lendemains
ldm
0170-3803
2941-0843
Narr Verlag Tübingen
10.24053/ldm-2024-0003-01
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ldm49193/ldm49193.pdf0922
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lendemains: Vergangene Zukunft – Wegmarken der Jahre 2013 bis heute
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Andreas Gelz
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DOI 10.24053/ ldm-2024-0003-01 21 50 Jahre lendemains Andreas Gelz lendemains: Vergangene Zukunft - Wegmarken der Jahre 2013 bis heute Als Wolfgang Asholt mich fragte, ob ich 2012 Mitherausgeber von lendemains und 2013 alleiniger für die Literaturwissenschaft verantwortlicher Herausgeber werden wollte, und ich gerne zugesagt habe, übergaben er und Hans Manfred Bock mir eine hervorragend geführte und im deutsch-französischen Feld renommierte Zeitschrift. Die Übernahme der Herausgeberschaft zum damaligen Zeitpunkt stellte deshalb eine verantwortungsvolle Aufgabe dar. Und sie ist es auch heute noch, in einem gänzlich anderen akademischen und gesellschaftlichen Umfeld, in dem nicht nur die Literatur-, sondern die Geisteswissenschaften insgesamt, aber auch deutschfranzösische Perspektiven und Horizonte, die diese Zeitschrift auszeichnen, in die Defensive geraten sind. Mein besonderer Dank gilt daher Wolfgang Asholt, der dem Freiburger Team in der Zeit des Übergangs und weit darüber hinaus mit großem Engagement beratend zur Seite gestanden hat und der auch heute immer noch ein offenes Ohr hat, wenn wir uns an ihn wenden. Es freut uns sehr, dass er seit nunmehr über 10 Jahren als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats lendemains auch institutionell eng und sichtbar verbunden geblieben ist. Nachdem Hans Manfred Bock, Politikwissenschaftler an der Universität Kassel, gemeinsam mit Wolfgang Asholt die Mitherausgeberschaft der Zeitschrift niedergelegt hatte, ging es zum damaligen Zeitpunkt zunächst darum, die sozialwissenschaftliche Kompetenz im Herausgebergespann zu sichern, die neben der literatur- und kulturwissenschaftlichen Ausrichtung traditionell das Profil von lendemains prägt. Wir konnten den Soziologen Christian Papilloud von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg für diese Aufgabe gewinnen, der von 2013 bis 2020 als Mitherausgeber fungierte und in dieser Zeit grundlegende Dossiers insbesondere wissenschaftsgeschichtlicher Natur zur Soziologie in Deutschland und Frankreich (zu Max Weber und Gaston Richard) eingeworben hat. Auch den wissenschaftlichen Beirat, in dem noch Mitglieder aus den Gründungsjahren der Zeitschrift vertreten waren, galt es, im Zuge des Generationswechsels in der Herausgeberfunktion zu reorganisieren und dabei insbesondere die Vielfalt des disziplinären Spektrums der Beiratsmitglieder im Auge zu behalten, zu dem nun neben der romanistischen Literaturwissenschaft mit Wolfgang Asholt und Friedrich Wolfzettel die Geschichtswissenschaft mit Dietmar Hüser (Universität des Saarlandes) und Corine Defrance ( CNRS , Paris) sowie die Soziologie mit Clemens Albrecht (seinerzeit Universität Koblenz-Landau, heute Universität Bonn) und die Medienwissenschaft mit Beate Ochsner (Universität Konstanz) gehören. Französische Kollegen wie Alexandre Gefen (CNRS, Paris) und Alain Montandon (Universität Clermont-Ferrand) sind ebenfalls im Beirat vertreten. Insbesondere Alain Montandon hat in den letzten Jahren mehrere eigene Beiträge sowie ein Dossier veröffentlicht und uns darüber hinaus eine ganze Reihe weiterer Dossiers französischer Kolleg: innen vermittelt. Hierfür sind wir ihm zu großem Dank 22 DOI 10.24053/ ldm-2024-0003-01 50 Jahre lendemains verpflichtet wie auch Joachim Umlauf, der aufgrund seiner kulturvermittelnden Tätigkeit in der Leitung verschiedener Goethe-Institute in Paris, Lyon, Bordeaux und Marseille ein wichtiger Akteur und Praktiker deutsch-französischer Kulturvermittlung ist und seit 2013 gleich drei eigene Dossiers publiziert hat. Eine nur scheinbar nebensächliche Entscheidung hat das neue Team gleich zu Beginn getroffen, die für die Wahrnehmung der Zeitschrift jedoch nicht unwesentlich ist, nämlich, die für lendemains charakteristische Schriftart Arial beizubehalten, deren Schriftbild die frühen Jahre der Zeitschrift sowie des Personal Computer heraufbeschwört, die späten 70er und 80er Jahre nämlich, als diese Schrift auf den damals noch nicht hochauflösenden Bildschirmen bessere Lesbarkeit versprach. Auf diese Weise bleibt allein schon auf einer materiellen und medialen Ebene die Vergangenheit von lendemains in Gegenwart und Zukunft präsent. Ansonsten hat sich in den Jahren einiges an der Ausstattung der Zeitschrift geändert, vom Papier bis zur Umschlaggestaltung, wobei insbesondere eine technische Neuerung sich sehr positiv und produktiv ausgewirkt hat, die Tatsache nämlich, dass der Abdruck von Bildern, auch in Farbe, inzwischen kostenneutral möglich ist und somit visuell ausgerichtete Themen sowie ganz allgemein neue Präsentationsformen stärker in den Vordergrund gerückt sind. Diese und andere Entwicklungen (z. B. die Tatsache, dass die einzelnen Ausgaben der Zeitschrift nach zwei Jahren open access und damit kostenlos zugänglich sind) hat in den letzten 12 Jahren der Narr-Verlag ganz wesentlich mitgestaltet: Kathrin Heyng als der Verlagslektorin, die die Zeitschrift betreut und immer aktiv gefördert hat, sei an dieser Stelle für ihr Interesse, ihre Gesprächsbereitschaft und auch ihr Entgegenkommen, etwa bei Sonderwünschen des Herausgeberteams (wenn z. B. ein Dossier umfangreicher ausgefallen ist als üblich…) ganz herzlich gedankt. Wenn ich ‚Herausgeberteam‘ sage, meine ich neben meiner Person vor allem Frank Reiser, Akademischer Oberrat am Romanischen Seminar der Universität Freiburg, bei dem ich mich für seine jahrelange Tätigkeit ebenfalls sehr herzlich bedanken möchte. Seine Bedeutung als verantwortlicher Redakteur für den Erfolg von lendemains kann nicht hoch genug veranschlagt werden, vom Lektorat über den Satz, die Korrespondenz mit Autor: innen bis hin zur Fertigstellung des druckfertigen Manuskripts (die ersten Jahre half ihm Cécile Rol dankenswerterweise bei diesen Aufgaben, insbesondere bei der Korrektur französischsprachiger Aufsätze). Sein Einsatz ist gerade angesichts seiner vielen Aufgaben in Lehre und Verwaltung des Romanischen Seminars umso beeindruckender und alles andere als selbstverständlich. Wenn im Folgenden von der inhaltlichen Entwicklung der Zeitschrift im zurückliegenden Zeitabschnitt von 2013 bis 2025 die Rede ist, dann stützt sich diese Darstellung auf thematische Dossiers, die seit Gründung der Zeitschrift im Zentrum der einzelnen Hefte stehen und eines ihrer wesentlichen Strukturelemente darstellen. Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind dabei nur bis zu einem bestimmten Grad das Ergebnis programmatischer Entscheidungen der Redaktion, sondern vielmehr das Resultat DOI 10.24053/ ldm-2024-0003-01 23 50 Jahre lendemains von Entscheidungen, die im Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen getroffen wurden, welche mit Blick auf die Ausrichtung der Zeitschrift Dossier-Vorschläge eingereicht und insofern die Entwicklung von lendemains wesentlich mitgeprägt haben. Den Dossier-Verantwortlichen und den Beiträgerinnen und Beiträgern - im Folgenden können der konzisen inhaltlichen Darstellung halber leider nur die Titel einzelner Dossiers, nicht jedoch die Namen der Dossier-Verantwortlichen genannt werden - gilt unser ausdrücklicher Dank für ihr Interesse und Engagement, den Dossier- Verantwortlichen insbesondere auch deshalb, weil ihre verantwortungsvolle Arbeit eine erste wichtige Stufe im Prozess der mehrstufigen Qualitätskontrolle der Beiträge darstellt. Schon zu Beginn der 2000er Jahre, aber erst recht nach der ersten Dekade und damit zu dem Zeitpunkt, als der Herausgeberwechsel stattfand, hatte sich mit Blick auf die Dynamik von Globalisierungsprozessen gezeigt, dass das deutsch-französische Binom stärker in seinen europäischen, wenn nicht sogar globalen Kontexten und Bezügen und damit verstärkt unter transnationaler Perspektive betrachtet werden müsste. Dieser Entwicklung sollte lendemains nach dem Willen der neuen Herausgeber nach 2013 vermehrt Rechnung tragen, was nicht heißt, dass genuin auf Frankreich oder Deutschland bezogene Beiträge bzw. solche, die deutsch-französische Perspektiven oder Beziehungen thematisieren, an Bedeutung verloren hätten. Im Gegenteil: sie präsentieren ein reiches Spektrum an Fragestellungen, Theorien und Methoden, von denen im Folgenden nur einige angeführt werden können. Interdisziplinäre Ansätze, etwa die Verknüpfung von geschichts- und literaturwissenschaftlichen Perspektiven (Deutsche und französische Schriftsteller und der Erste Weltkrieg, 154-155, 2014) wechseln mit komparatistischen Fragestellungen (Transkulturalität sur scène: Zum Theater in Frankreich und Deutschland um die Jahrtausendwende, 160, 2015); wechselseitige Einflüsse werden neu perspektiviert, indem die Beiträgerinnen und Beiträger z. B. auf durchaus originelle Weise die übliche Betrachtung der (west-)deutsch-französischen Beziehung triangulieren und die komplexen Beziehungen beider Staaten mit der DDR ins Kalkül einbeziehen (Die deutsch-deutsch-französischen Beziehungen und ihre Bedeutung für die europäische Integration nach 1990, 186-187, 2023) oder indem sie prominente Autor: innen betrachten, die man bislang eher selten in einer solch transnationalen Perspektive betrachtete (Die ‚deutsche Seite‘ von Hélène Cixous, 166-167, 2017; Walter Benjamins französische Konstellationen, 184, 2021). Auch stehen historische ebenso wie zeitgenössische transnationale Beobachtungen (Entre indétermination et surdétermination. L’Allemagne vue par des écrivains francophones contemporains, 176, 2020) und Rezeptionsprozesse im Vordergrund einiger Nummern von lendemains (Les contes des frères Grimm: réception, traduction, reconfigurations, 166-167, 2017; Transfuge, transfert, traduction: la réception de Didier Eribon dans les pays germanophones, 180, 2020). Die Bearbeitung konkreter Themen wird dabei in den letzten Jahren - und hierin scheint mir eine wichtige Rolle von lendemains als ‚Plattform‘ zu liegen - des öfteren durch übergeordnete theoretische, teilweise disziplinäre 24 DOI 10.24053/ ldm-2024-0003-01 50 Jahre lendemains Überlegungen zu grundlegenden Kategorien von Interbeziehungsweise Transkulturalität, von Kulturvergleich und Kulturtransfer ergänzt (Literatur- und Kulturwissenschaften im deutsch-französischen Feld der Gegenwart, 153, 2014; Histoire des traductions et histoire littéraire, 158-159, 2015; Science(s) de l’éducation et interdisciplinarités: regards croisés entre France et Allemagne, 165, 2017; Apostrophe - Konflikt - Dialog: Poetiken der Freundschaft, 166-167, 2017; Ähnlichkeit/ Similitude, 173, 2019; Écriture hétérolingue et traduction, 177, 2020). Aber zugleich und immer stärker rückten vor dem Hintergrund der oben aufgeworfenen Globalisierungsdynamiken sowie angesichts einer immer größeren Sensibilität der Beiträger: innen für eine postbzw. dekoloniale Kritik am Eurozentrismus Fragen nach Europas Rolle und Grenzen auch jenseits des europäischen Kontinents in den Vordergrund - Fragen, die gerade auch frankophone Staatsgebiete und Kulturräume tangieren (Europa als Archipel? , 154-155, 2014; Les Antilles et les littératures du monde, 168, 2017; Les frontières d’Europe dans l’océan Indien: Interventions culturelles autour de Mayotte, 178-179, 2020). Diese Problematisierung nationaler, binationaler und europäischer Kategorien und Perspektiven ist in den letzten Jahren auch Gegenstand der historischen Beiträge in lendemains gewesen, interessanterweise häufig mit einem Fokus auf die gesellschaftskritische, gar revolutionäre Dimension gesellschaftlicher Auseinandersetzungen, von Arbeiten zur Französischen Revolution (1789: les premiers temps de la Révolution française, 176, 2019) über solche zur Geschichte der Kommune, deren 150. Gedenkjahr lendemains ein eigenes Dossier gewidmet hat (Spectres de l’insurrection. Les 150 ans de la Commune de Paris, 181, 2021), bis hin zu einem Dossier aus Anlass der 50. Wiederkehr von Mai 68 (Adieu à Mai 68? , 169, 2018) - Rückblicke auf historische Krisenmomente und Fragen nach der Aktualität und Relevanz der durch sie aufgeworfenen gesellschaftlichen Problematiken gehen hier eine interessante Verbindung ein. Wissensbzw. wissenschaftsgeschichtliche Dossiers komplettieren diese somit nur auf den ersten Blick rein historisch ausgerichteten Arbeiten (Wozu noch Weber? , 156, 2014; Gaston Richard (1860-1945): un sociologue en rébellion, 158-159, 2015; Ernst Haeckel - ein kreativer Denker am Schnittpunkt der Disziplinen, 162-163, 2016). Es hat sich gezeigt, dass mit Ausnahme der gerade erwähnten monographischen Dossiers, in denen bedeutende Vertreter der Fachgeschichte und ihr Werk zumindest implizit auf ihre Relevanz für die Gegenwart befragt wurden, genuin sozialwissenschaftliche Arbeiten in den letzten Jahren seltener in lendemains vertreten sind (etwa in Gestalt eines Dossiers zu Fußball und Diversität in Frankreich und Deutschland, 161, 2016), als dies unter der Herausgeberschaft von Wolfgang Asholt und Hans Manfred Bock der Fall gewesen war. Andererseits ist die interdisziplinäre Schnittstelle zwischen Literatur- und Kulturwissenschaft sowie anderen Disziplinen größer geworden, so dass sozialwissenschaftliche Perspektiven in neuer Gestalt wieder auftauchen. Gleich mehrere Dossiers thematisieren etwa die Verbindungen von Literatur und anderen Medien zur Gesellschaft. Dabei stehen institutionelle Aspekte, z. B. die Analyse der Frankfurter Buchmesse als Rahmen transkultureller DOI 10.24053/ ldm-2024-0003-01 25 50 Jahre lendemains Vermittlung (Buchmesseschwerpunkt Francfort en français, 170-171, 2018), aber auch gegenwartsdiagnostische Fragestellungen im Vordergrund, nicht zuletzt zur Gender-Problematik (Du genre de la littérature, 162-163, 2016; Les ‚combattantes du quotidien‘ dans les romans subsahariens, 174-175, 2019), zur Problematik gesellschaftlicher Randgruppen (La popularité des classes populaires - entre sociologie et littérature, 189, 2024; À bout de souffle? Historicités du cinéma populaire, 190-191, 2025, Enfants de la honte - enfants de l’amour. Textes littéraires et témoignages, 192, 2025) und ethnischer Minderheiten (Fremd- und Selbstbilder von Roma in Literatur und Film der französischen Gegenwart, 182-183, 2021) oder zum Thema Ökonomie (L’argent en littérature contemporaine: De ‚l’état gazeux‘ au ‚référent majeur‘, 158-159, 2015). Die Diagnose einer (französischen) Gesellschaft in der Krise ist gerade in den letzten Jahren Ausgangspunkt der Überlegungen und Analysen gleich mehrerer Dossiers (Panoramen, Mosaike, Reihen und Serien - aktuelle Formen des Gesellschaftsporträts in Literatur, TV, Radio und Internet, 170-171, 2018; La France en crise, 172, 2018; Le Malaise contemporain. Société et subjectivité dans la littérature française de 1990-2020, 186-187, 2023). Vor diesem Hintergrund bemerkenswert ist die Tatsache, dass lendemains nicht nur der Ort wissenschaftlicher Analyse, sondern zugleich auch manifestartiger Interventionen ist, die auf die genannten, in den jeweiligen lendemains-Nummern thematisierten krisenhafte Zustände, seien sie nun im politischen, sozio-ökonomischen oder kulturellen bzw. literarischen Bereich angesiedelt, reagieren. Dazu gehören in der Zeit des Übergangs zur neuen Herausgeberschaft der in einem gemeinsamen Editorial von Wolfgang Asholt, Hans Manfred Bock und mir begründete Wiederabdruck des von Wolfgang Asholt initiierten Plädoyers für eine Erneuerung der deutsch-französischen Beziehungen (Statt eines Editorials. Für eine Wiederbelebung des deutsch-französischen Verhältnisses, 146- 147, 2012) oder auch im Jahr darauf der Aufruf, angesichts der Krise des europäischen Bewusstseins Europa vom Süden her neu zu denken (Die Krise Europas. Von Gide bis Godard: Denken der Méditerranée und europäische Kultur, 150-151, 2013). Zu dieser facettenreichen Beschäftigung mit Entwicklungen in der Gegenwart zählt natürlich und insbesondere auch das Interesse der Zeitschrift an Gegenwartsliteratur und -kultur. Im Berichtszeitraum finden sich Dossiers zum Realismus in der französischen Gegenwartsliteratur (Problèmes du réalisme dans la littérature française contemporaine, 150-151, 2013), zu Roland Barthes (Centen/ Aire de Roland Barthes, 158-159, 2015), Hélène Cixous (Die ‚deutsche Seite‘ von Hélène Cixous, 166-167, 2017), Michel Houellebecq (Michel Houllebecq: Soumission, 162-163, 2016), zur Rolle des Sports in der Gegenwartsliteratur (Les athlètes en toutes lettres. Sport et fictions biographiques, 178-179, 2020), was historische Untersuchungen nicht ausschließt. Literaturgeschichtliche Dossiers zu Montaigne (Montaigne en corps: relectures intempestives des Essais, 190-191, 2025), Flaubert (Flaubert et la scène de l’écriture, 188, 2024), zur epischen Versdichtung im Frankreich des 19. Jhs. (Epische Versdichtung im Frankreich des 19. Jahrhunderts zwischen Oralität, Auralität und Literalität, 164, 2016), Mirbeau (Mirbeau, enfant terrible de la Belle 26 DOI 10.24053/ ldm-2024-0003-01 50 Jahre lendemains Époque, 170-171, 2018), Colette (Lendemains de Colette, Colette pour nos lendemains, 174-175, 2019) und Bataille (ABC Bataille, 157, 2015) ergänzen und ‚fundieren‘ die Gegenwartsorientierung der Zeitschrift und ihre nicht zuletzt auch theoretisch angelegten Analysen wie etwa zur Poetik des Minimalen (Emprise du minuscule. À propos des insectes, 182-183, 2021) oder zu übergreifenden Konzepten wie dem des storytelling. Dieser Begriff stand bereits im Fokus der ersten von uns publizierten Nummer von lendemains (Storytelling, 149, 2013) als Grundbegriff einer Kulturtheorie des Erzählens und zugleich Ausgangspunkt einer kritischen Analyse der Rolle von Text und Narration in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Eine Sensibilität für mediale und intermediale Artikulationsformen im gesellschaftlichen Raum belegen historisch ausgerichtete Dossiers zu theatralen Formen wie der féerie (La Féerie autour de 1900 - une figure de la modernité? , 152, 2013) oder allgemein und vergleichend zur Rolle der Medien in Deutschland und Frankreich (Médialités francoallemandes - Deutsch-französische Medialitäten, 154-155, 2014), zum Comic, nicht zuletzt unter Genderperspektive (La bande dessinée au féminin: tendances, thèmes, styles, 185, 2022), oder zum Kino (cf. das oben erwähnte Dossier zum cinéma populaire von 2025). Dies ist nun bereits das zweite Jubiläum, das wir in der Zeit unserer Herausgeberschaft feiern dürfen; das 40-jährige Jubiläum hat der Narr-Verlag mit einem gelungenen kleinen Festakt im Rahmen des Romanistentags in Mannheim 2015 mit ausgerichtet. Nun liegt diese Nummer zum 50-jährigen Jubiläum von lendemains pünktlich zum Romanistiktag 2025 in Konstanz vor, mit einem Dossier zum Werk des Schriftstellers und Geographen Emmanuel Ruben, dessen Schreibweise von seinem europäischen, interwie transnationalen Blickwinkel geprägt ist, von seiner Beschäftigung mit unterschiedlichen Kulturen, imaginären und medialen Räumen, von einem explorierenden, bisweilen utopischen Gestus. Sie steht somit exemplarisch für eine Haltung, mit der auch lendemains die Zukunft bestreiten möchte.
