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Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement

mit eLearning-Kurs. Grundlagen, Handlungsfelder, Beispiele

1016
2023
978-3-8385-5913-1
978-3-8252-5913-6
UTB 
Kristina Gruber
Christian Herzig
Martina Keller
10.36198/9783838559131

Weit mehr als ein Trend: nachhaltige Veranstaltungen! Das Münchner Tollwood-Festival, der Evangelische Kirchentag oder die documenta - immer mehr Veranstaltungen achten auf eine nachhaltige Organisation. Der Markt für nachhaltige Eventlösungen wächst. Kristina Gruber, Christian Herzig und Martina Keller bieten mit diesem Buch Orientierung. Sie erläutern zentrale Handlungsfelder und stellen neueste Erkenntnisse schnell und leicht verständlich vor. Das Buch ist anwendungsorientiert und enthält zahlreiche Abbildungen und Beispiele. Es richtet sich an Studierende sowie Praktiker:innen und vermittelt Schlüsselkompetenzen im nachhaltigen Veranstaltungsmanagement. Ein E-Learning-Kurs hilft beim Vertiefen des Wissens. utb+ Das Lehrwerk mit dem digitalen Plus

Gruber | Herzig | Keller Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement utb 5913 Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage Brill | Schöningh - Fink · Paderborn Brill | Vandenhoeck & Ruprecht · Göttingen - Böhlau · Wien · Köln Verlag Barbara Budrich · Opladen · Toronto facultas · Wien Haupt Verlag · Bern Verlag Julius Klinkhardt · Bad Heilbrunn Mohr Siebeck · Tübingen Narr Francke Attempto Verlag - expert verlag · Tübingen Psychiatrie Verlag · Köln Ernst Reinhardt Verlag · München transcript Verlag · Bielefeld Verlag Eugen Ulmer · Stuttgart UVK Verlag · München Waxmann · Münster · New York wbv Publikation · Bielefeld Wochenschau Verlag · Frankfurt am Main Kristina Gruber ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Sie forscht und lehrt zu nachhaltigem Veranstaltungsmanage‐ ment und transformativen Wirtschaftsformen. Ge‐ meinsam mit Christian Herzig und Martina Keller un‐ terstützt sie Veranstaltungen auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung. Prof. Dr. Christian Herzig ist Professor und Vor‐ standsvorsitzender des Zentrums für Nachhaltige Er‐ nährungssysteme der Justus-Liebig-Universität Gie‐ ßen. Er forscht und lehrt seit rund 25 Jahren zur Entwicklung und Implementierung von Nachhaltig‐ keitskonzepten und -strategien und berät hierzu Or‐ ganisationen (www.christian-herzig.com). Martina Keller ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Sie forscht und lehrt zu nachhaltigen Ernährungssystemen und nach‐ haltigem Veranstaltungsmanagement. Gemeinsam mit Kristina Gruber organisiert sie nachhaltige Veran‐ staltungen wie den Tag der Erde in Kassel und begleitet Veranstaltende bei ihren Nachhaltigkeitsprozessen. Kristina Gruber / Christian Herzig / Martina Keller Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement mit eLearning-Kurs Grundlagen, Handlungsfelder, Beispiele UVK Verlag · München DOI: https: / / doi.org/ 10.36198/ 9783838559131 © UVK Verlag 2023 ‒ ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Ver‐ vielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor: in‐ nen oder Herausgeber: innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor: innen oder Herausgeber: innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich. Internet: www.narr.de eMail: info@narr.de Einbandgestaltung: siegel konzeption | gestaltung CPI books GmbH, Leck utb-Nr. 5913 ISBN 978-3-8252-5913-6 (Print) ISBN 978-3-8385-5913-1 (ePDF) ISBN 978-3-8463-5913-6 (ePub) Umschlagabbildung: © LumenSt · iStockphoto Autorenbild Kristina Gruber: © privat Autorenbild Christian Herzig: © privat Autorenbild Martina Keller: © Christine Brinkmann Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. www.fsc.org MIX Papier aus verantwortungsvollen Quellen FSC ® C083411 ® 11 15 19 1 21 1.1 21 1.2 23 1.2.1 26 1.2.2 29 1.2.3 31 1.3 33 1.4 36 1.5 39 1.6 40 2 41 2.1 41 2.2 44 2.2.1 44 2.2.2 49 2.2.3 52 2.3 53 2.3.1 53 2.3.2 59 2.3.3 61 2.4 64 2.5 65 Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hinweise zum Buch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veranstaltungen und Events . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veranstaltungs- und Eventmanagement . . . . . . . . . . . . . Typisierung von Veranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veranstaltungsmarkt in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . Forschung und Trends . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung . . . . . . . . Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement . . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reflexionsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachhaltigkeitsmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Management nachhaltiger Veranstaltungen . . . . . . . . . . Messung der Nachhaltigkeit von Veranstaltungen . . . . Ganzheitliche Mess- und Bewertungsansätze . . . . . . . . . Messung der ökologischen Nachhaltigkeit von Veranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Messung der sozio-ökonomischen Nachhaltigkeit . . . . . Nachhaltigkeitsmanagement und Zertifizierung . . . . . . Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement . . . . . . . . . . Leitfäden und weitere Managementansätze . . . . . . . . . . Siegel, Selbstverpflichtungen und Gütezeichen . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reflexionsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 67 3.1 67 3.2 73 3.3 73 3.4 75 3.4.1 75 3.4.2 79 3.5 83 3.5.1 84 3.5.2 86 3.5.3 86 3.6 87 3.7 87 4 89 4.1 89 4.2 94 4.3 97 4.4 98 5 99 5.1 99 5.2 100 5.3 101 5.3.1 102 5.3.2 104 5.3.3 106 5.4 108 5.5 109 6 111 6.1 111 6.2 112 6.3 117 6.4 118 Kommunikation und Partnerschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachhaltigkeitskommunikation und Partizipation . . . . . Nachhaltige Eventkommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichterstattung . . . . . . . Stakeholderkommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stakeholdermanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kommunikation mit Anspruchsgruppen . . . . . . . . . . . . . Öffentlichkeitsarbeit und Ansprache der Gäste . . . . . . . Vor der Veranstaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Während der Veranstaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nach der Veranstaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reflexionsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Programm und Bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Exkurs: Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) . . . Kommunikation für Nachhaltigkeit: Programmgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reflexionsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Digitalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Digitalisierung und Nachhaltigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . Digitalisierung und Veranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . Nachhaltige Eventtechnologien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gestaltungsoptionen nachhaltiger Soft- und Hardware Potenziale durch Eventtechnologien . . . . . . . . . . . . . . . . Einsparpotenzial digitaler Veranstaltungen . . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reflexionsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klimaschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klimawandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klimabilanzierung von Veranstaltungen . . . . . . . . . . . . . Vermeidung und Reduzierung von THG-Emissionen . . CO 2 -Kompensation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Inhalt 6.5 121 6.6 121 7 123 7.1 123 7.2 125 7.3 129 7.3.1 130 7.3.2 130 7.3.3 131 7.3.4 133 7.3.5 134 7.3.6 134 7.4 135 7.5 136 8 137 8.1 137 8.2 140 8.3 143 8.3.1 144 8.3.2 153 8.3.3 157 8.4 161 8.5 161 9 163 9.1 163 9.2 165 9.3 168 9.3.1 168 9.3.2 170 9.3.3 173 9.4 176 9.5 176 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reflexionsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mobilität und Logistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mobilität und Nachhaltigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachhaltige Mobilität & Verkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachhaltige Mobilität bei Veranstaltungen . . . . . . . . . . . Mobilität der Mitarbeiter: innen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Logistik der Veranstaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An- und Abreise zum Veranstaltungsort . . . . . . . . . . . . . Mobilität am Veranstaltungsort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Infrastruktur am Veranstaltungsort . . . . . . . . . . . . . . . . . Verkehrsabwicklung am Veranstaltungsort . . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reflexionsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ressourcen, Beschaffung und Abfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ökosystem Erde und planetare Grenzen . . . . . . . . . . . . . Kreislaufwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beschaffung und Abfall bei Veranstaltungen . . . . . . . . . Nachhaltige Beschaffung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachhaltige Öffentliche Beschaffung . . . . . . . . . . . . . . . . Abfallvermeidung und -entsorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reflexionsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veranstaltungsort und Unterkunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gebäude und Nachhaltigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veranstaltungsort und Unterkunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachhaltigkeit am Veranstaltungsort/ Unterkunft . . . . . Auswahl und (Grund-)Ausstattung . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachhaltigkeitsbewertung von Veranstaltungsort und Unterkunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Natur- und Umweltschutz am Veranstaltungsort . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reflexionsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inhalt 7 10 177 10.1 177 10.2 180 10.3 182 10.3.1 183 10.3.2 185 10.3.3 189 10.4 190 10.5 190 11 191 11.1 191 11.1.1 192 11.1.2 193 11.2 195 11.3 196 11.3.1 196 11.3.2 197 11.3.3 200 11.4 201 11.5 204 11.6 205 12 207 12.1 207 12.2 213 12.3 216 12.3.1 217 12.3.2 217 12.3.3 224 12.3.4 225 12.3.5 228 12.3.6 230 12.4 231 12.4.1 231 12.4.2 232 Energie und Veranstaltungstechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Energie und Nachhaltigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veranstaltungs- und Produktionstechnik . . . . . . . . . . . . . Nachhaltige Energieversorgung und -nutzung . . . . . . . Energieversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Energieeffiziente Technik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Energiesparverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reflexionsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wasser, Sanitär und Reinigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wasser- und Sanitärversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wasserverbrauch, Wasserfußabdruck und Abwasser . . . Abwasser- und Sanitärversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wasser, Sanitär & Reinigung bei Veranstaltungen . . . . . Nachhaltige Wasser- und Sanitärversorgung . . . . . . . . . Effiziente Bewässerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachhaltige Sanitärsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Weitere Maßnahmen im Sanitärbereich . . . . . . . . . . . . . . Nachhaltige Reinigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reflexionsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gastronomie und Catering . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernährung und Nachhaltigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Außer-Haus-Verpflegung und Eventgastronomie . . . . . . Nachhaltige Eventgastronomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Speiseplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Produktauswahl und Beschaffung . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ressourcenschonende Produktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lebensmittel- und sonstige Abfälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ausgabe und Konsumverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Catering-Dienstleistungsunternehmen . . . . . . . . . . . . . . Rechtliche Aspekte, Labels und Zertifizierung . . . . . . . . Das Verpackungsgesetz und Einwegplastikverbot . . . . . Hygiene und Deklarationspflichten . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Inhalt 12.4.3 232 12.4.4 235 12.5 238 12.6 239 13 241 13.1 241 13.2 249 13.3 253 13.4 255 13.5 256 257 275 Bio-Zertifizierung von Veranstaltungen . . . . . . . . . . . . . Kennzeichnungen und Labels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reflexionsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inklusion, Sicherheit und Unternehmenskultur . . . . . . . . . . . . . . Inklusion und Barrierefreiheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sicherheit und Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Unternehmenskultur und Zusammenarbeit . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reflexionsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inhalt 9 Vorwort Das Potenzial einer nachhaltigen Veranstaltungsorganisation liegt auf der Hand: Über die nachhaltige Organisation im Sinne von Green Events kön‐ nen Ressourcenverbräuche reduziert, Treibhausgasemissionen eingespart, Kosten gesenkt und die Sicherheit und Gesundheit von Mitarbeiter: innen sowie Besucher: innen verbessert werden. Darüber hinaus können Veran‐ staltungen im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) die beteiligten Akteursgruppen sensibilisieren und zu mehr Engagement für eine nachhaltige Entwicklung aktivieren. Diese vielfältigen Möglichkeiten motivierten uns, das vorliegende Lehr- und Praxisbuch zu verfassen und die Bedeutung von Veranstaltungen für eine nachhaltige Entwicklung in der Lehre stärker zu verankern. Dabei greifen wir auf unsere langjährige Lehrerfahrung zu Nachhaltig‐ keitsmanagement und nachhaltigem Veranstaltungsmanagement an ver‐ schiedenen Universitäten zurück. Mit dem Seminar „Green Goal: Volltreffer oder Abseits? “ nahm Christian Herzig zur Fußballweltmeisterschaft in Deutschland in 2006 zum ersten Mal ein Green-Event-Konzept gemeinsam mit ehemaligen Kolleg: innen und Studierenden der Leuphana Universität Lüneburg kritisch unter die Lupe. An der Universität Kassel führten Mar‐ tina Keller und Kristina Gruber jedes Semester zwischen 2017 und 2021 das Projektseminar „Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement“ durch, in dessen Rahmen Studierende einen Leitfaden und ein Online-Tool für das Management nachhaltiger Veranstaltungen für die Mitarbeiter: innen der Universität entwickelten. Das Projektseminar wird gemeinsam mit anderen innovativen Konzepten für eine nachhaltige Lehre im Buch „Nachhaltigkeit auf dem Campus“ (Chrubasik et al. 2022) beschrieben. An der Fakultät für Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement der Jus‐ tus-Liebig-Universität Gießen, an der wir drei seit letztem Jahr gemeinsam lehren und forschen, bieten wir jedes Jahr das Lehrmodul „Nachhaltiges Gastronomie- und Veranstaltungsmanagement“ an. Die Vermittlung von Handlungskompetenzen für eine nachhaltige Entwicklung ist uns in all diesen Lernarrangements ein zentrales Anliegen. Eine praxisorientierte und selbstbestimmte Herangehensweise ist ein wichtiges Element unserer Bildungsangebote. Neben dem Lehrbezug haben uns auch unsere praktischen Erfahrungen mit der Konzeption, Organisation und Evaluation nachhaltiger Veranstal‐ tungen beim Verfassen des Buches geholfen. Seit 2019 richten Martina Keller und Kristina Gruber im Auftrag des UmweltHaus Kassel e. V. gemeinsam mit zahlreichen Ehrenamtlichen den „Tag der Erde“ in Kassel aus. Ein Umwelt- und Kulturfest mit über 30-jähriger Tradition, für das jedes Jahr eine viel befahrene Straße gesperrt und mit zahlreichen regionalen Ausstellenden sowie einem vielfältigen Programm für die über 15.000 Besucher: innen bespielt wird. Weiterhin haben wir drei an der Justus-Liebig-Universität Gießen zuletzt mehrere Projekte zum nachhaltigen Veranstaltungsmanage‐ ment durchgeführt. Für die documenta fifteen haben Kristina Gruber und Christian Herzig ein Konzept für ein nachhaltiges Veranstaltungsma‐ nagement erstellt und dessen Umsetzung wissenschaftlich begleitet. Zur Evaluation des Nachhaltigkeitskonzeptes wurde erstmals eine Online-Besu‐ cher: innen-Befragung von uns durchgeführt und die Ergebnisse in einem Bericht festgehalten. Im Auftrag des Forschungsinstituts für Biologischen Landbau (FiBL) haben wir die „Ökofeldtage 2022“, den deutschlandweiten Treffpunkt von Bio-Landwirt: innen mit über 11.000 Besucher: innen und 350 Ausstellenden, durch eine Vor-Ort-Befragung am Gladbacher Hof in Hessen evaluiert. Im Buch zeigen diese und weitere Beispiele, dass die Ansätze für ein nach‐ haltiges Veranstaltungsmanagement immer vielfältiger, professioneller und umfassender werden. Hierzu haben auch zahlreiche Leitfäden beigetragen, die in den letzten Jahren entwickelt wurden. Besonders hervorzuheben ist der „Leitfaden für ein Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement“ des Bun‐ desministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) und dem Umweltbundesamt (UBA), der mittlerweile von vielen Organisa‐ tionen als Grundlage herangezogen wird. Auch weitere branchenspezifische Leitfäden sind empfehlenswert und unterstützen bei der praktischen Um‐ setzung nachhaltiger Veranstaltungen. Während der Schwerpunkt einer nachhaltigen Veranstaltungsorganisation häufig auf der ökologischen und klimafreundlichen Ausrichtung dieser liegt, gewinnen wirtschaftliche und soziale Aspekte zunehmend an Bedeutung. Inhaltlich führt das Lehr- und Praxisbuch die Vielfalt an Maßnahmen zusammen, mit denen Schritt für Schritt nachhaltige Veranstaltungen um‐ gesetzt werden können. Dabei gehen wir über konkrete Handlungsansätze hinaus und zeigen Hintergründe sowie Zusammenhänge auf, die die Not‐ wendigkeit nachhaltigen Handelns bei Veranstaltungen verdeutlichen. In 12 Vorwort Hinweis zum Gendern | Für das Lehr- und Praxisbuch nutzen wir verschie‐ dene Genderformen. Im Wesentlichen nutzen wir den Genderdoppelpunkt (z. B. Besucher: innen) und, wo möglich, den geschlechterneutralen Plural (z. B. Mitarbeitende). Der Genderdoppelpunkt schließt alle mit ein und ist für Menschen mit Sehbeeinträchtigung besser vorlesbar. Der geschlechtsneu‐ trale Plural hingegen ist kürzer. Die Beachtung verschiedener Genderformen verändert den Lesefluss. Gendern hat jedoch eine inklusive Funktion, die wir im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung gerne unterstützen. diesem Rahmen wird auch die Komplexität einer nachhaltigen Entwicklung veranschaulicht. Ausgewählte Beispiele bieten den Leser: innen einen prak‐ tischen Zugang zum Thema. Der Schwerpunkt des Lehr- und Praxisbuchs liegt zunächst auf der ökologischen Dimension. Die Ausführung sozialer sowie betriebswirtschaftlicher und regional-ökonomischer Aspekte ist für kommende Auflagen geplant. Ganz herzlich möchten wir uns bei den studentischen Hilfskräften, Anja Bischof und Dominik Becker bedanken, die uns insbesondere bei der Erstellung und Koordination der Abbildungen sowie bei der Entwicklung des E-Learning Kurses unterstützt haben. Dieses Buch ist schließlich in enger Zusammenarbeit mit dem UVK Verlag (München) und insbesondere mit Rainer Berger entstanden. Bei ihm möchten wir uns herzlich für die angenehme und zielführende Betreuung bedanken. Nun wünschen wir viel Spaß bei der Lektüre und viel Erfolg bei der Umsetzung nachhaltiger Veranstaltungen! Vorwort 13 Abkürzungen Abb. | Abbildung AbwAG. | Abwasserabgabegesetz AirBnB. | Air Bed and Breakfast ArbSchG | Arbeitsschutzgesetz ARRL | Abfallrichtlinie BHKW | Blockheizkraftwerk BImSchG | Bundes-Immissionsschutzgesetz BMEL | Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft BMU | Bundesministerium für Umwelt BMUV | Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz BNatSchG | Bundesnaturschutzgesetz BWaldG | Bundeswaldgesetz BNE | Bildung für nachhaltige Entwicklung CC | Corporate Citizenship CO 2 | Kohlenstoffdioxid CO 2 e | Kohlenstoffdioxid-Äquivalente COP | Conference of the Parties CS | Corporate Sustainability CSR | Corporate Social Responsibility CSRD | Corporate Sustainability Reporting Directive DBU | Deutschen Bundesumweltstiftung DCGK | Deutsche Corporate Governance Kodex DEHOGA | Deutscher Hotel- und Gaststättenverband e. V. DGE | Deutsche Gesellschaft für Ernährung DGUV | Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung DNK | Deutscher Nachhaltigkeitskodex DSFT | Deutsches Seminar für Tourismus Berlin e.-V. DSGVO | Datenschutz-Grundverordnung DZT | Deutsche Zentrale für Tourismus EITW | Europäisches Institut für TagungsWirtschaft EMAS | Eco-Management and Audit Scheme EmoG | Elektromobilitätsgesetz ESG | Environmental, Social, Governance etc. | et cetera EU | Europäische Union EVVC | Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren FFP | Fair Flowers Fair Plants FSC | Forest Stewardship Council g | Gramm GCB | German Convention Bureau GEMIS | Globales Emissions-Modell Integrierter Systeme GGMBH | Gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung GHG | Greenhouse Gas GRI | Global Reporting Initiative GSTC | Global Sustainable Tourism Council GWB | Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen GWÖ | Gemeinwohlökonomie HACCP | Hazard Analysis Critical Control Point HBO | Hessische Bauordnung Hrsg. | Herausgegeben IfM | Initiativen für Materialkreisläufe IPCC | Intergovernmental Panel on Climate Change IRW | Lärm-Immissionsrichtwerte ISO | International Organization for Standardization IT | Informationstechnologien IWRM | Integriertes Wasserressourcen-Management KNB | Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung KrWG | Kreislaufwirtschaftsgesetz KSB | Kulturstiftung des Bundes KSG | Klimaschutzgesetz KVP | Kontinuierlicher Verbesserungsprozess kWh | Kilowatt pro Stunde 16 Abkürzungen LCA | Life Cycle Assessment LED | light-emitting diode (Leuchtdiode) LMHV | Lebensmittelhygiene-Verordnung LMIV | Lebensmittel-Informationsverordnung MÄq | Milchäquivalenten MBO | Musterbauordnung MDGs | Millennium Development Goals METER-Index | Measuring Events Through Environmental Research M-FlBauR | Muster-Richtlinie über den Bau und Betrieb Fliegender Bauten M-FlBauVwV | Muster-Verwaltungsvorschrift über Ausführungsgenehmi‐ gungen für Fliegende Bauten und deren Gebrauchsabnahmen MICE | Meetings, Incentives, Conventions, Exhibitions bzw. Events NASS | Neuartige Sanitärsysteme NGO | Nichtregierungsorganisation NVZ | Nationale Verzehrstudie ÖPNV | Öffentlicher Personennahverkehr PEFC | Programme for the Endorsement of Forest Certification PKW | Personenkraftwagen PLA | Polyactid PVC | Polyvinylchlorid REDD | Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation RNE | Rat für Nachhaltige Entwicklung SaubFahrzeugBeschG | Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetz SDG | Sustainable Development Goals SDN | Schuljahr der Nachhaltigkeit TCO | Swedish Confederation of Professional Employees THG | Treibhausgas TREMOD | Transport Emission Model u. a. | unter anderem UBA | Umweltbundesamt UMTS | Universal Mobile Telecommunications System UN | United Nations UNICEF | United Nations International Children's Emergency Fund UVgO | Unterschwellenvergabeordnung Abkürzungen 17 VCD | Verkehrsclub Deutschland e.-V. VgV | Vergabeverordnung VR | Virtual Reality VStättVO | Versammlungsstättenverordnung VV TB | Verwaltungsvorschriften Technischer Baubestimmungen WASH | Water, Sanitation and Hygiene WBCSD | World Business Council for Sustainable Development WBAE | Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und ge‐ sundheitlichen VerbraucherschutzBeirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz WHG | Wasserhaushaltsgesetz WHO | World Health Organization WLAN | Wireless Local Area Network WRI | World Resources Institute ZUK | Zentrum für Umweltkommunikation z.-B. | zum Beispiel 18 Abkürzungen Hinweise zum Buch Zu diesem Buch gibt es einen ergänzenden eLearning-Kurs Mithilfe des Kurses können Sie online überprüfen, inwieweit Sie die Themen des Buches verinner‐ licht haben. Gleichzeitig festigt die Wiederholung in Quiz-Form den Lernstoff. Der eLearning-Kurs kann Ihnen dabei helfen, sich gezielt auf Prüfungs‐ situationen vorzubereiten. Der eLearning-Kurs ist eng mit vorliegendem Buch verknüpft. Sie fin‐ den im Folgenden zu den wichtigen Kapiteln QR-Codes, die Sie direkt zum dazu gehörigen Fragenkomplex bringen. Andersherum erhalten Sie innerhalb des eLearning-Kurses am Ende eines Fragendurchlaufs neben der Auswertung der Lernstandskontrolle auch konkrete Hin‐ weise, wo Sie das Thema bei Bedarf genauer nachlesen bzw. vertiefen können. Diese enge Verzahnung von Buch und eLearning-Kurs soll Ihnen dabei helfen, unkompliziert zwischen den Medien zu wechseln, und unterstützt so einen gezielten Lernfortschritt. 1 Nach einem Urteil vom Oberlandesgericht Düsseldorf (2014). 2 Jäger (2021). 3 Jäger (2021: 15); Holzbaur et. al (2010). 1 Einführung 1.1 Veranstaltungen und Events Die Lernfragen zu diesem Kapitel finden Sie unter: 🔗 https: / / narr.kwaest.io/ s/ 1179 Wenn Menschen zu einem bestimmten Anlass zusammenkommen, dann häufig im Rahmen einer Veranstaltung oder eines Events. Was versteht man eigentlich unter diesen Begriffen? Eine Veranstaltung ist nach allgemei‐ nem Verständnis ein • zeitlich begrenztes und geplantes Ereignis mit • einer definierten Zielsetzung oder Absicht sowie • einer Programmfolge mit thematischer, inhaltlicher Bindung oder Zweckbestimmung, • in der abgegrenzten Verantwortung eines Veranstalters, einer Person, Organisation oder Institution und • an dem eine Gruppe von Menschen teilnimmt. 1 In Abgrenzung zu dem Begriff Veranstaltung handelt es sich bei einem Event um eine Veranstaltung mit besonderem Charakter. 2 Ein Event ist ein inszeniertes Ereignis in Form von geplanten Veranstaltungen, bei denen definierte Besuchergruppen zielgerichtet etwas Einmaliges oder zumindest Besonderes erleben sollen. Somit steht die Einzigartigkeit und Erlebnisori‐ entierung bei Events im Vordergrund. Wenngleich die Abgrenzung zu Veranstaltungen nicht immer trennscharf vorgenommen werden kann, besitzen Events bestimmte Merkmale. 3 • Sie sind Veranstaltungen, die planmäßig zum Ereignis werden, • sie unterliegen einer ausführlichen Planung, zielorientierten Durchfüh‐ rung und geplanten Inszenierung, • sie sind einzigartige und einmalige Erlebnisse in der Wahrnehmung der Besucher: innen, • sie sprechen alle Sinne der Teilnehmer: innen an und • sie führen zu einer positiven Wahrnehmung und Aktivierung der Besu‐ cher: innen. Beispiel | Differenzierung Veranstaltungen und Events Deutschlandweit finden in unseren Städten regelmäßig Veranstaltun‐ gen, wie z. B. Stadtverordnetenversammlungen statt. Stadtverordnete werden bei Kommunalwahlen gewählt und vertreten die Bürger: innen. Die Stadtverordnetenversammlung trifft wichtige Entscheidungen, überwacht die Stadtverwaltung und stellt den Haushaltsplan auf. In der Stadt Kassel findet die Versammlung einmal im Monat für ca. fünf Stun‐ den im Sitzungssaal der Stadtverordneten des Rathauses statt. Was eine Stadtverordnetenversammlung ist, zeigt ein Video der Stadt Kassel [OR-1.1] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 90v2n. Im Unterschied dazu finden in Kassel auch weitere Veranstaltungen statt, bei denen Einzigartigkeit und Erlebnisorientierung im Vorder‐ grund stehen und die damit als Event bezeichnet werden können. Das ist beispielsweise das Volksfest „Zissel“, ein Heimat- und Wasserfest, das seit 1926 am ersten Wochenende im August rund um die Fulda stattfin‐ det. Oder der „Tag der Erde“ in Kassel, ein Umwelt- und Kulturfest, das seit 30 Jahren Ende April zum Anlass des internationalen Earth Day, stattfindet. Die Umsetzung von Veranstaltungen erfolgt durch das Veranstaltungs- und Eventmanagement (→ Kapitel 1.2). Ergänzend grenzen Sakschew‐ ski/ Paul (2017) den Begriff des Eventmarketing als „Instrument der Kom‐ munikationspolitik“ ab. Beim Eventmarketing werden Events als Medium zur Kommunikation einer bestimmten Botschaft eines Unternehmens ein‐ gesetzt. Dabei erfüllt das Event „nicht nur die Funktion eines Mediums, 22 1 Einführung 4 Sakschewski/ Paul (2017: 8). sondern hat das besondere Erlebnis für die Besucher selbst zur Botschaft“. 4 Eventmanagement wiederrum dient zur Erreichung von Zielen, die im Rahmen des Eventmarketings definiert wurden. Im folgenden Kapitel wird das Praxis- und Forschungsfeld Veranstaltungs- und Eventmanagement näher betrachtet. Tipp Jäger, D. (2021): Grundwissen Eventmanagement. 4., überarbeitete und erweiterte Auflage. Konstanz, München: UTB; UVK. 1.2 Veranstaltungs- und Eventmanagement Veranstaltungen, wie auch Events, müssen konzipiert, geplant und organi‐ siert werden. Die darunterfallenden Aufgaben werden im Veranstaltungsbzw. Eventmanagement (im nachfolgenden Veranstaltungsmanagement genannt) zusammengefasst. Zur Klärung grundsätzlicher Fragen und der Konzeption von Veranstal‐ tungen können zunächst die 7-W-Fragen herangezogen werden: • Wer? Wer ist Veranstalter: in? Wer ist die Zielgruppe? • Was? Was ist der Anlass, Ziel bzw. Zweck der Veranstaltung? • Wo? Wo soll die Veranstaltung stattfinden? • Wann? Wann soll die Veranstaltung stattfinden? • Wie lange? Wie lange soll die Veranstaltung dauern? • Wie viel? Wie viel Budget steht zur Verfügung? • Was noch? Welche weiteren Leistungen sind zu erbringen? Konkrete Ideen für Veranstaltungskonzepte können u. a. mit Hilfe von Kre‐ ativitätstechniken entwickelt werden. Diese lassen sich nach unterschiedli‐ chen Ansätzen unterscheiden: Assoziationstechniken (z. B. Brainstorming, Mindmapping), Bild- und Analogietechniken (z. B. Visualisierung), Intuition und systematische Ideensuche (z. B. morphologische Matrix). Jäger (2021) geht beispielhaft auf einige Techniken ein, mit deren Hilfe Ideen für Veran‐ staltungen entwickelt werden können. Für zahlreiche Veranstaltungen gibt 1.2 Veranstaltungs- und Eventmanagement 23 5 Sakschewski/ Paul (2017). 6 Jäger (2021); Holzbaur et al. (2010). es Veranstaltungskonzepte, auf die aufgebaut und die individuell weiterent‐ wickelt werden können. In den letzten Jahren wurden insbesondere digitale Veranstaltungskonzepte professionalisiert und weiterentwickelt. Tipp Schmitt (2006) führt im Praxishandbuch Event Management zahlreiche Veranstaltungsbeispiele aus der Praxis auf (u. a. Informationsveranstal‐ tung, Jubiläum, Weihnachtsfeier, Konferenz und Tagung, Messeplanung, Pressekonferenz, Seminar, Tag der offenen Tür etc.). Dabei geht sie auf viele Details ein, z. B. mögliche Ziele der Veranstaltung, passende Ter‐ mine, Uhrzeiten und die Dauer, Besonderheiten beim Budget, geeignete Veranstaltungsorte, Zeitpunkt, Elemente und Form der Einladung, Ab‐ läufe und Hinweise für die Nachbereitung und zeigt konkrete Beispiele auf, wie z.-B. eine Mustereinladung zu einer Pressekonferenz. Anknüpfend an die Klärung grundsätzlicher Fragen und die Ideenfindung, lässt sich ein Veranstaltungskonzept ableiten, welches die Grundlage für die Planung und Umsetzung der Veranstaltung bildet. Veranstaltungsmanage‐ ment weist dabei einen projektspezifischen Charakter auf. Der Erfolg einer Veranstaltung hängt im Wesentlichen von einer eindeutigen Zielvorgabe und dem Einsatz von limitierten zeitlichen, personellen und finanziellen Ressourcen sowie räumlichen und technischen Ressourcen ab. 5 Jäger (2021) unterscheidet zwischen traditionellem und agilem Veranstal‐ tungsmanagement. Die traditionelle Planung und Umsetzung von Veranstal‐ tungen und Events lässt sich in unterschiedliche Projektphasen einteilen 6 : • Initialisierung; • Planung; • Vorbereitung; • Event; • Nachlauf; • Nachbereitung. 24 1 Einführung 7 Jäger (2021: 112). 8 Jäger (2021: 115). 9 Sakschewski/ Paul (2017). Beim Durchlaufen der verschiedenen Projektphasen sollten im Sinne eines nachhaltigen Veranstaltungsmanagements Nachhaltigkeitsaspekte frühzei‐ tig integriert werden, ihr Einbezug ist vor allem in der Planungs- und Vorbereitungsphase wichtig. Im Unterschied zum traditionellen Projektmanagement, mit welchem die Projektphasen der Veranstaltungsplanung Schritt für Schritt durchlaufen werden, kann mit agilen Methoden, Instrumenten und Vorgehensmodellen flexibler auf kurzfristige Änderungen reagiert werden. 7 Agiles Veranstal‐ tungsmanagement gewinnt insbesondere durch den Einfluss der Digitali‐ sierung zunehmend an Bedeutung, aber z. B. auch aufgrund von Heraus‐ forderungen wie pandemische Lagen. Die Projektplanung dreht sich bei agilen Projekten sprichwörtlich im Kreis. Ausgehend von der Idee, startet die Planung, gefolgt von der Ausarbeitung, dem Ergebnis und der Evaluierung. Die jeweiligen Erfahrungen fließen dann in weitere Planungsschritte mit ein. Methoden, die bereits in Unternehmen für die Entwicklung digitaler Anwendungen eingesetzt werden, können auf das Projektmanagement von Veranstaltungen und Events übertragen werden (z. B. Kanban, Scrum). Ein weiterer wesentlicher Unterschied zwischen dem traditionellen und dem agilen Projektmanagement ist der Weisungsgrad. Während im traditionel‐ len Projektmanagement Aufgaben durch den oder die Projektmanager: in zugewiesen werden (Push-Prinzip), können Teammitglieder im agilen Pro‐ jektmanagement Aufgaben selbst auswählen (Pull-Prinzip). 8 Sakschewski/ Paul (2017) betonen die besonderen Kompetenzanforde‐ rungen in der Veranstaltungsbranche, die sich aus dem projektbezogenen Charakter ergeben. Für Führungskräfte werden dazu vier wesentliche Kom‐ petenzgruppen zusammengefasst: 1. Persönlichkeits- und Organisationskompetenz; 2. fachlich-methodische Kompetenz; 3. Aktivitäts- und umsetzungsorientierte Kompetenzen; 4. sozial-kommunikative Kompetenzen. Wesentliche Aufgaben des Veranstaltungs- und Eventmanagements sind das Projektmanagement, die Veranstaltungstechnik, die Logistik, die Si‐ cherheitsplanung sowie die Finanzplanung und -kontrolle. 9 Der Fokus liegt 1.2 Veranstaltungs- und Eventmanagement 25 10 Holzbaur et al. (2010); Jäger (2021); Sakschewski/ Paul (2017); Schmitt (2006). auf der übergeordneten Aufgabe, viele verschiedene Menschen im Rahmen einer Veranstaltung zusammen zu bringen. Hinzu kommt die inhaltliche bzw. programmatische Ebene, die sich aus dem thematischen, inhaltlichen Ziel bzw. aus dem Zweck der Veranstaltung ergibt (z. B. Wissensaustausch, Produktpräsentation, Weiterbildung). Darüber hinaus ergeben sich weitere besondere Aufgaben in Anlehnung an verschiedene Teilmärkte. 1.2.1 Typisierung von Veranstaltungen In der Literatur gibt es unterschiedliche Herangehensweisen zur Unterschei‐ dung von Veranstaltungen, z. B. nach Inhalt, nach Ziel bzw. Zweck, nach Teilmärkten, nach Größe, nach Veranstaltungsort und -raum, nach Träger‐ schaft oder ob es sich um analoge, hybride oder digitale Veranstaltungen handelt. 10 Sakschewski/ Paul (2017) nehmen zur inhaltlichen Ausrichtung von Ver‐ anstaltungen Bezug zu sieben Teilmärkten: • Kulturveranstaltungen; • Fernsehproduktionen; • Messen und Ausstellungen; • Sportveranstaltungen; • MICE-Industrie (Meeting, Incentive, Conventions und Event); • Konzertveranstaltungen; • Volksfeste. Jäger (2021) unterscheidet nach Formaten aufgrund der inhaltlichen Zusam‐ mensetzung und Formaten aufgrund von Größe und Bedeutung. Inhaltlich unterscheidet er acht Gruppen: • Business-Events; • Bildungsevents; • Kulturevents; • Sportevents; • Freizeitevents; • gesellschaftliche Events; • private Events; • Naturevents. 26 1 Einführung 11 Holzbaur et al. (2010); Jäger (2021). 12 Jäger (2021). Veranstaltungen können dann weiter nach dem Ziel bzw. Zweck eingeteilt werden. 11 Beispielsweise, ob es darum geht, Entscheidungen zu treffen wäh‐ rend einer Besprechung, Informationen und Erfahrungen auszutauschen wie auf einer Konferenz, Wissen zu vermitteln wie in einem Seminar oder etwas gemeinsam zu erleben wie bei einem Betriebsausflug. Auf einen Veranstaltungstyp können auch mehrere Ziele zutreffen. Zudem kann die Zielsetzung von Veranstaltungen danach unterschieden werden, ob es sich um (a) direkt gewinnorientierte bzw. kommerzielle Veranstaltungen handelt, die wirtschaftliche Ziele verfolgen oder um (b) nicht direkt gewinn‐ orientierte bzw. nicht kommerzielle Veranstaltungen, die im Rahmen der Aufgaben und Ziele einer Organisation durchgeführt werden. In Bezug auf die Veranstaltungsgröße wird häufig auf die Besucher: in‐ nenbzw. Teilnehmer: innenzahlen verwiesen. Darüber hinaus spielen bei der Einteilung nach Größe auch der Aufwand, die Kosten, das Risiko, die Dauer, das Medieninteresse, die Infrastruktur und der Einfluss, z. B. auf die Wirtschaft oder Politik der Veranstaltungen eine Rolle. Eine Klassifizie‐ rung der Größe und Bedeutung einer Veranstaltung erfolgt oft in kleine Veranstaltung (bzw. local event), mittlere Veranstaltung (bzw. major event), Großveranstaltung (bzw. hallmark event) und Megaevents (→-Abb. 1). 12 Kapitel Einführung Abb. 1: Klassifizierung einer Veranstaltung (nach Jäger 2021) Abb. 1: Klassifizierung einer Veranstaltung (in Anlehnung an Jäger 2021) 1.2 Veranstaltungs- und Eventmanagement 27 Jäger (2021) beschreibt beispielhaft die Unterschiede von kleinen Veranstal‐ tungen bis hin zu Megaevents und nimmt dabei Bezug zur Bedeutung von Veranstaltungen, z. B. auf lokaler bzw. regionaler bis hin zur internationa‐ len Ebene. Sakschewski/ Paul (2017) erläutern die Herangehensweise zur Einteilung von Veranstaltungsformaten nach Größe und Veranstaltungsort und -raum ausführlich anhand geeigneter Kennzahlen wie z. B. Besucher: in‐ nenanzahl und Veranstaltungsdauer und nehmen dabei, auch Bezug zur Gesetzgebung in Deutschland, z. B. nach der Versammlungsstättenverord‐ nung (VStättVO) (→-Kapitel 13). Eine weitere Typisierung von Veranstaltungen kann nach den Anforderungen an die (digitale) Infrastruktur vorgenommen werden (→-Abb. 2). Bei einer Prä‐ senzveranstaltung können die Teilnehmer: innen vor Ort an der Veranstaltung teilnehmen. Für die Durchführung von Veranstaltungen in Präsenz bedarf es ei‐ nes Veranstaltungsorts. Eine Präsenzveranstaltung wird dann zu einer hybriden Veranstaltung, sobald Audiound/ oder Videoübertragungen oder Mitschnitte vorgenommen werden und die Teilnehmer: innen entscheiden können, ob sie vor Ort oder virtuell teilnehmen, z. B. über Live-Streams zu den Sessions oder über Teilnahme per Webinar-Funktion. Bei diesen Veranstaltungen werden Prä‐ senz-Veranstaltungen somit zeitgleich mit virtuellen Komponenten kombiniert. Kapitel Einführung Abb. 2: Grad der Digitalisierung und Anforderungen an die Infrastruktur (eigene Darstellung) Präsenzveranstaltung hybride Veranstaltung virtuelle Veranstaltung Innenräume Freigelände digitale Infrastruktur eigene Räumlichkeiten externe Räumlichkeiten Abb. 2: Typen von Veranstaltungen und Anforderungen an die digitale Infrastruktur (eigene Darstellung) Digitale bzw. virtuelle Veranstaltungen finden ausschließlich online statt. Unter digitaler Infrastruktur sind Onlinesysteme, z. B. für Stream/ -Vi‐ deokonferenzen, Webinar-Software oder virtuelle Messeauftritte sowie Au‐ dio- und Videosysteme für Live-Übertragungen zu verstehen. 28 1 Einführung 13 EITW (2022). 14 EITW (2022). Eine virtuelle Veranstaltung ist eine Veranstaltung, bei der die Teil‐ nehmer: innen nur via Stream-/ Videokonferenz- oder Webinar-Soft‐ ware teilnehmen können. Es gibt keine Teilnahmemöglichkeit vor Ort. Die Veranstaltung kann aus einem Studio oder einer Location mit Stu‐ dioeinrichtung (temporär oder fest verbaut) etc. heraus produziert und gesendet werden. Die Mitarbeitenden vor Ort sind dann jedoch keine Teilnehmer: innen im eigentlichen Sinn. Eine weitere Unterscheidung zwischen digitalen und virtuellen Veranstaltungen findet hier nicht statt, die Begriffe sind demzufolge synonym zu verstehen. 13 Weitere Ausführungen zu Nachhaltigkeit in Bezug auf Digitalisierung sowie den Veranstaltungsort werden in →-Kapitel 5 und →-Kapitel 9 behandelt. 1.2.2 Veranstaltungsmarkt in Deutschland Jedes Jahr führen das German Convention Bureau (GCB), der Europäische Verband der Veranstaltungs-Centren (EVVC) und die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) gemeinsam mit dem Europäischen Institut für Tagungs‐ Wirtschaft (EITW) eine Studie zum Veranstaltungsmarkt in Deutschland durch. Das sogenannte Meeting- und EventBarometer untersucht den Kon‐ gress- und Veranstaltungsmarkt und befragt dazu Anbietende und Veran‐ staltende sowie seit 2020/ 2021 auch Anbietende virtueller Veranstaltungen. Die Zahl der Veranstaltungen und die Teilnehmer: innenzahl ist von 2006 bis zu Beginn der Coronapandemie gestiegen. Während 2019 noch 2,9 Mio. Veranstaltungen mit über 400 Mio. Teilnehmer: innen stattfanden, ist die Zahl der Präsenzveranstaltungen 2020 coronabedingt um 71 % eingebrochen und die Zahl der Teilnehmer: innen in Präsenz um 86 %. Gleichzeitig ist das Angebot virtueller und hybrider Veranstaltungen stark gestiegen und so kommt das EITW (2021) trotz der Pandemie insgesamt auf ca. 2,3 Mio. Veranstaltungen (1,4 Mio. online/ 0,10 Mio. hybrid/ 0,84 Mio. Präsenz) und ca. 234 Mio. Teilnehmer: innen in Deutschland in 2020. In 2021 machten virtuelle Veranstaltungen mit 3 Mio. mit Abstand den größten Teil von den insgesamt 4,2 Mio. Veranstaltungen aus. Zudem fanden ca. 0,8 Mio. Präsenzveranstaltungen und 0,36 Mio. hybride Veranstaltungen statt. 14 1.2 Veranstaltungs- und Eventmanagement 29 Tipp EITW (2022): Meeting- & EventBarometer Deutschland 2021/ 2022. Die Deutschland-Studie des Kongress- und Veranstaltungsmarktes. Ma‐ nagement-Info. Unternehmen bilden die größte Gruppe von Veranstalter: innen (> 50 %), gefolgt von Verbänden (ca. 25 %), sonstigen Veranstalter: innen (ca. 16 %) und der Wissenschaft (ca. 8 %). Die Hälfte der Veranstaltungen sind beruflich motivierte Veranstaltungen („Business-Event“) wie Seminare, Tagungen und Kongresse. Eine weitere Einteilung erfolgt nach Kultur- und Sportver‐ anstaltungen, sonstige Veranstaltungen, Festivitäten (Bankette, Jubiläen), lokale Veranstaltungen, Social Events und Ausstellungen/ Präsentationen. Die → Abb.3 zeigt beispielhaft die Verteilung der Veranstaltungsarten sowie die Veränderung von 2019 auf 2020. Kapitel Einführung Abb. 3: Verteilung der Veranstaltungen in Deutschland in den Jahren 2019 und 2020 nach Veranstaltungsart (nach Statista 2022c) 57,7 11,7 6,2 8,8 4,9 6,1 4,6 47,9 14,3 12,4 8,7 7,9 3,9 3,9 Seminare, Tagungen, Kongresse Sport- und Kulturevents sonstige Veranstaltungen Festivitäten (Bankette, Jubiläen) lokale Veranstaltungen Social Events Ausstellungen, Präsentationen 2019 2020 Abb. 3: Verteilung der Veranstaltungen in Deutschland in den Jahren 2019 und 2020 nach Veranstaltungsart (in Anlehnung an Statista 2022c) Der Standort Deutschland ist nach den USA auf Platz zwei im Länder-Ran‐ king nach Anzahl der Messen und Kongresse im Jahr 2019. Dabei nahmen noch 423 Mio. Teilnehmer: innen an Präsenzveranstaltungen teil, über 43 30 1 Einführung 15 Statista (2018). 16 R.I.F.E.L (2020). 17 Sakschewski/ Paul (2017); Zanger (2019). Mio. davon waren internationale Teilnehmer: innen. 15 Die Veranstaltungs‐ branche ist die sechstgrößte Wirtschaftsbranche in Deutschland, mit etwa 1,5 Mio. Mitarbeiter: innen und knapp 130 Mrd. Euro Umsatz. 16 1.2.3 Forschung und Trends Das Forschungsfeld Event- und Veranstaltungsmanagement ist zwar eine junge, aber aufstrebende Disziplin. 17 Für die Praxis existieren mittler‐ weile zahlreiche Ratgeber, Lehr-, Hand- und Praxisbücher, die das Themen‐ feld beschreiben - insbesondere zu Rechtsthemen sowie zum Management von Events und Veranstaltungen insgesamt. Auch Nachhaltigkeit in Zusam‐ menhang mit Event- und Veranstaltungsmanagement wird vermehrt in der Praxis und Wissenschaft diskutiert und praktiziert. - Forschung zu Veranstaltungen und Events (beispielhaft, deutschsprachig) • Zanger, C. (2021): Events als Forschungsgegenstand. In: Ronft, S. (Hrsg.): Eventpsychologie. Veranstaltungen wirksam optimieren: Grundlagen, Konzepte, Praxisbeispiele. Wiesbaden, Heidelberg: Springer Gabler, S.-3-20. • Zanger, C. (Hrsg.) (2019): Eventforschung. Wiesbaden: Springer Fach‐ medien Wiesbaden. Tipp Zanger (2020) fasst mit 14 Konferenzbeiträgen ausgehend von der 11. Wissenschaftlichen Konferenz „Eventforschung“ den aktuellen Stand und Perspektiven von Events und Messen im digitalen Zeitalter zu‐ sammen. Neben den Möglichkeiten von Virtual (VR) und Augmented Realität (AR), z. B. für lebendige Messeauftritte wird auch der Einsatz von Social Media und Event-Apps diskutiert. Neben der Digitalisierung spielt auch Nachhaltigkeit bei Veranstaltungen im öffentlichen Raum und Nudging im Eventkontext eine Rolle. 1.2 Veranstaltungs- und Eventmanagement 31 Forschung zu Nachhaltigkeit bei Veranstaltungen und Events (beispielhaft, vorwiegend deutschsprachig) • Schneider, W.; Gruber, K.; Brocchi, D. (Hrsg.) (2021): Jetzt in Zukunft. Zur Nachhaltigkeit in der Soziokultur. München: oekom verlag. • Vogel, Jannis; Thomas, Oliver (2020): Digitalisierung als Enabler nach‐ haltiger Veranstaltungen: Potenziale und Handlungsfelder durch neue Technologien. In: Gernot Gehrke und Isabelle Thilo (Hrsg.): Trends in Event Education. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, S. 49- 71. • Bär, S.; Korrmann, L. (2020): Nudging im Eventkontext: Eine verglei‐ chende Analyse von Musikfestivals. In: Cornelia Zanger (Hrsg.): Events und Messen im digitalen Zeitalter. Wiesbaden: Springer Fachmedien, S.-129-156. • Holzbaur, U.; Neifer, E.; Vanini, V. (2020): Nachhaltige Events im öffentli‐ chen Raum. In: Cornelia Zanger (Hrsg.): Events und Messen im digitalen Zeitalter. Wiesbaden: Springer Fachmedien, S.-225-237. • Jung, B. (2019): Eventisierungsdruck. Nachhaltige Nutzung öffentlicher Freiräume als Veranstaltungsorte - am Beispiel Berlin. Berlin: Techni‐ sche Universität Berlin. • Boggia, Antonio; Massei, Gianluca; Paolotti, Luisa; Rocchi, Lucia; Schi‐ avi, Federico (2018): A model for measuring the environmental sustai‐ nability of events. In: Journal of environmental management 206, S. 836- 845. DOI: 10.1016/ j.jenvman.2017.11.057. • Drengner, Jan. (2016). Nachhaltige Veranstaltungen statt „Green Mee‐ tings“: Eine empirische Studie zur Bedeutung der ökologischen, sozialen und ökonomischen Dimension der Nachhaltigkeit aus Sicht von Veran‐ staltungsstätten. • Große Ophoff, Markus (Hrsg.) (2016): Nachhaltiges Veranstaltungsma‐ nagement. Green Meetings als Zukunftsprojekt für die Veranstaltungs‐ branche. München: oekom (DBU-Umweltkommunikation, Band-7). • Wall, A.; Behr, F. (2010): Ein Ansatz zur Messung der Nachhaltigkeit von Events. Kernziele eines Nachhaltigkeitsmanagements von Events und Indikatoren zur Messung der Nachhaltigkeit. Lüneburg: CSM Lehrstuhl für BWL. Der „Trend“ zu Green Events bzw. nachhaltigen Veranstaltungen gewinnt seit einigen Jahren zunehmend an Bedeutung. Im Jahr 2020 arbeiteten fast 32 1 Einführung 18 EITW (2020). 19 Meadows (1982). 20 Meadows (1982). 50 % der Veranstaltungsstätten mit einem Nachhaltigkeitsmanagementsys‐ tem und mehr als ein Drittel der Veranstalter: innen bevorzugte Anbietende mit einem nachhaltigen Zertifizierungssystem. 18 Woher kommt der Trend zur Nachhaltigkeit und was bedeutet eine nachhaltige Entwicklung? 1.3 Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung Der Begriff der Nachhaltigkeit tauchte im deutschen Sprachraum erst‐ malig im 18. Jahrhundert im Bereich der Forstwirtschaft auf. 1713 forderte Carl Carlowitz eine nachhaltige Nutzung des Waldes im Sinne, diesem nur so viel Holz zu entnehmen, wie auch wieder nachwachsen könne. Pufé (2017) beschreibt dieses Handeln als „ressourcenökonomisches Prinzip, das ermöglichte, eine Ressource dauerhaft ertragbringend zu nutzen“. Im 19. Jahrhundert wurde dieses Handlungsprinzip durch einen Para‐ digmenwechsel weg von der Naturgesetzmäßigkeit hin zur Gewinnmaxi‐ mierung des Kapitalismus zunächst entwertet. Mit der Veröffentlichung des Berichts Grenzen des Wachstums zeichnete der Club of Rome 1972 eine düstere Prognose für die weitere Entwicklung des Planeten und warnte davor „die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre“ 19 zu erreichen, insofern die „Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unverändert anhält“. 20 Diese und weitere Auseinandersetzungen führten zu dem uns heute ge‐ läufigen Nachhaltigkeitsbegriff, der ökologische, ökonomische und soziale Aspekte der Nachhaltigkeit miteinander verknüpft. Über den Zeitverlauf wurden dazu verschiedene Modelle zur Nachhaltigkeit entwickelt, vom Drei-Säulen-Modell bis hin zum Korridor-Modell (→-Abb. 4). 1.3 Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung 33 21 Raworth (2021). 22 Pufé (2017). Kapitel Einführung Abb. 4: Evolution von Modellen einer nachhaltigen Entwicklung (nach Fischer 2019) ökologisch ökologisch sozial wirtschaftlich NE ökonomisch sozial NE ökonomisch sozial ökologisch NE sozioökonomisch NE ökologisch drei Säulen triple bottom line eingebettet Korridor Abb. 4: Evolution von Modellen zur Nachhaltigkeit (in Anlehnung an Fischer 2019) Während in dem Drei-Säulen-Modell und der triple bottom line alle drei Di‐ mensionen gleichberechtigt zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen, nehmen das eingebettete und das Korridor-Modell eine Gewichtung bzw. Hierarchisierung vor. Demnach sind die soziale und ökonomische Dimen‐ sion bzw. die sozioökonomische von einem funktionierenden ökologischen System abhängig. Letzteres Modell ist auch bekannt als Donut-Ökonomie. 21 Es knüpft an das Konzept der planetaren Belastbarkeitsgrenzen (→ Kapitel 8.1) an und definiert einen sicheren und gerechten Raum für gesellschaftli‐ che Systeme. Mit Gründung der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (World Commission on Environment and Development) schafften die Vereinten Na‐ tionen 1983 erstmalig einen politischen Rahmen, um sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Ergebnis war der Brundtland-Bericht mit dem Titel „Our Common Futures“. Er beinhaltet die, bis heute global am weitesten verbreitete, Definition und Leitbildbeschreibung einer nachhaltigen Ent‐ wicklung. Im Vergleich zum Nachhaltigkeitsbegriff, der sich auf einen Zustand, Beständigkeit und Stabilität bezieht, impliziert nachhaltige Ent‐ wicklung einen dynamischen, voranschreitenden Prozess. 22 Hinzu kommt der Aspekt der intrasowie intergenerationelle Gerechtigkeit, welcher auf das global vorherrschende Nord-Südgefälle heutiger Generationen (intra) und auf die Bedürfnisse zukünftiger Generationen (inter) eingeht. 34 1 Einführung 23 World Commission on Environment and Development (1987). 24 Auch bekannt als Rio-Gipfel, Erd-Gipfel und Weltumweltkonferenz Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, „die den Bedürf‐ nissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen“. 23 Angestoßen durch den Brundtland-Bericht erfolgten über die letzten Jahre weitere Konferenzen und globale Abkommen, um eine Nachhaltige Ent‐ wicklung voranzutreiben und international zu verankern: • 1992 Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 24 . Aus der Rio-Konferenz gingen hervor die Rio-De‐ klaration mit Grundprinzipen der Umwelt- und Entwicklungspolitik, die Agenda 21 mit Handlungsempfehlungen zur Nachhaltigkeit sowie weitere Maßnahmen zum Schutz des Waldes, des Klimas und zum Schutz der Biodiversität. • 2000 Millenniumsgipfel der Vereinten Nationen in New York. Insge‐ samt 189 Mitgliedsstaaten der UN verabschiedeten einen Katalog mit acht Millenniumsentwicklungszielen (MDGs), welche es sich zum Hauptziel gemacht hatten, die weltweite Armut bis 2015 zu reduzieren. • 2002 UN-Konferenz über nachhaltige Entwicklung in Johannesburg. Als größte Nachfolgekonferenz von Rio diente sie zur Bestandsaufnahme und brachte neue Prioritäten, Zielsetzungen und Umsetzungsprogramme für den Aktionsplan einer nachhaltigen Entwicklung zustande. • 2012 UN-Konferenz über nachhaltige Entwicklung in Rio de Janeiro. Die dritte Folgekonferenz Rio+20 hatte die Entwicklung einer ökolo‐ gischen Wirtschaftsweise (Green Economy) sowie die Schaffung von institutionellen Rahmenbedingungen und Vernetzung von Organisatio‐ nen für eine nachhaltige Entwicklung als Themenschwerpunkte. • 2015 UN-Konferenz über nachhaltige Entwicklung in New York. Unter Teilnahme von insgesamt 193 Staatschef: innen wurde die Agenda 2030 mit ihrem Kernstück der 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz: SDGs) beschlossen. Im Gegensatz zu den MDGs, die sich insbesondere auf Entwicklungsländer bezogen, gelten die SDGs für alle Staaten und werden in nationalen Nachhaltig‐ 1.3 Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung 35 keitsstrategien, kommunalen Aktionsplänen sowie unternehmerischen Initiativen in die Praxis umgesetzt (→-Abb. 5). Abb. 5: 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (© Die Bundesregierung) 1.4 Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement Nachhaltigkeit und nachhaltiger Entwicklung kommt beim Management von Veranstaltungen eine wichtige Rolle zuteil. In Anlehnung an Holz‐ baur (2020) können zwei Herangehensweisen grundsätzlich unterschieden werden. Einerseits kann die Organisation und Durchführung einer Veran‐ staltung unter umweltfreundlichen Gesichtspunkten erfolgen. Hier wird häufig auch von green meetings oder green events gesprochen. Andererseits können sich Veranstaltungen inhaltlich mit Nachhaltigkeitsfragen ausein‐ andersetzen und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ganzheitlich integrieren. Sie vermitteln Information und Wissen, Sozialkompetenz und weitere Kompetenzen, fördern gezielt die Motivation und/ oder regen in ihrer Vorbildfunktion zu nachhaltigkeitsbewusstem Handeln an. Veranstal‐ tungen, die umweltfreundlich, sozialverträglich und wirtschaftlich tragbar - also nachhaltig - organisiert sind und Nachhaltigkeit inhaltlich aufgreifen, werden schließlich als Nachhaltige Events bzw. Nachhaltige Veranstaltun‐ gen bezeichnet (→-Abb. 6). 36 1 Einführung Kapitel Einführung Abb. 6: Nachhaltige Veranstaltung (eigene Darstellung nach Die nachhaltige bzw. umweltfreundliche, sozialverträgliche und wirtschaftlich tragbare Organisation und Durchführung einer Veranstaltung. Eine Veranstaltung, die sich inhaltlich mit Nachhaltigkeitsfragen auseinandersetzt und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) integriert. nachhaltiges Event bzw. nachhaltige Veranstaltung Abb. 6: Nachhaltige Veranstaltung (eigene Darstellung in Anlehnung an Holzbaur 2016) Die Planung und Organisation nachhaltiger Veranstaltungen erstreckt sich über verschiedene Handlungsfelder. Für das Lehrbuch wurden insgesamt 16 Handlungsfelder identifiziert (→ Abb. 7). Diese orientieren sich an Leitfäden, Richtlinien und Studien aus dem Bereich Nachhaltigkeit und Veranstaltungsmanagement, insbesondere • dem Ansatz zur Messung der Nachhaltigkeit von Veranstaltungen (vgl. Wall/ Behr 2010), • den Standards und Richtlinien ISO 20121 - Sustainable Events und dem Österreichischen Umweltzeichen (ZU 200), insbesondere „208 Museen und Ausstellungshäuser“ sowie • dem Leitfaden für die nachhaltige Organisation von Veranstaltungen vom Bundesumweltministerium und der Handreichung für nachhaltige Veranstaltungen von Green Events Hamburg. Je nach Ausprägung lassen sich die Handlungsfelder strategischen, ökolo‐ gischen oder sozioökonomischen Aspekten zuordnen. Ein Schwerpunkt des Lehrbuches liegt auf der ökologischen Dimension der Nachhaltigkeit von Veranstaltungen. Soziale Aspekte werden zusammengefasst thematisiert und ökonomische aus Platzgründen nicht weiter ausgeführt. Insbesondere die betriebliche Wirtschaftlichkeit von Veranstaltungen sowie deren Bedeu‐ tung für eine regional-wirtschaftliche Entwicklung haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Hierauf soll in zukünftigen Auflagen des Lehrbuchs verstärkt eingegangen werden. In den nachfolgenden 12 Kapiteln beleuchtet das Lehrbuch Hintergründe und Anforderungen an ein nachhaltiges Veranstaltungsmanagement. Die Wirkungen und Leistungen von Veranstaltungen auf Mensch und Umwelt werden in den jeweiligen Kapiteln thematisiert und schließlich Anforderun‐ gen an ein nachhaltiges Veranstaltungsmanagement zusammengefasst. 1.4 Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement 37 In → Kapitel 2 werden Ansätze und Methoden zur Messung und Steuerung von Nachhaltigkeitsleistungen und -wirkungen von Veranstal‐ tungen vorgestellt. Neben Mess- und Bewertungsinstrumenten werden zentrale Managementsystemen aufgeführt. In →-Kapitel 3 geht es um die Kommunikation mit Anspruchsgruppen und Ebenen der Partizipation. Die Gliederung in Kommunikation von Nachhaltigkeit, über Nachhaltigkeit und für Nachhaltigkeit wird vorgestellt und in den nachfolgenden Unterkapiteln weiter ausgeführt. In → Kapitel 4 wird das Konzept einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) eingeführt und dessen Bedeutung für die programmatische Gestaltung von Veranstaltungen erläutert. → Kapitel 5 beschäftigt sich mit nachhaltigen Eventtechnologien. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Veranstaltungen und die Möglichkeiten von Veran‐ staltungen einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, werden in → Kapitel 6 diskutiert. In → Kapitel 7 wird das Handlungsfeld Mobilität näher in den Blick genommen und Anforderungen an eine nachhaltige Mobilität anhand der Strategiefelder Vermeiden, Verlagern und Verringern bzw. Verbessern vorgestellt. Als übergreifendes Kapitel führt → Kapitel 8 in nachhaltiges Ressourcenmanagement von Veranstaltungen und Aspekte einer nachhal‐ tigen (öffentlichen) Beschaffung und eines Abfallmanagements im Sinne des Kreislaufgedankens ein. → Kapitel 9 widmet sich der Nachhaltigkeit des Veranstaltungsortes und der Unterkünfte anhand von Nachhaltigkeitsbe‐ wertungssystemen und besonderen Anforderungen des Natur- und Umwelt‐ schutzes. →-Kapitel 10 beleuchtet die Nachhaltigkeit von Veranstaltungs- und Produktionstechnik und thematisiert eine effiziente Energieversorgung und -nutzung. → Kapitel 11 beschäftigt sich mit Aspekten der Wasser- und Sanitärversorgung und erläutert Anforderungen an eine nachhaltige Reinigung. Anhand von sechs Kategorien (u. a. Speiseplanung, Produktaus‐ wahl etc.) erörtert → Kapitel 12 die Möglichkeiten einer nachhaltigen Gestaltung des Caterings und rechtliche Aspekte sowie wichtige Labels. Ergänzend zu vorherigen Kapiteln mit sozialgesellschaftlichem Fokus (z. B. Partizipation, Bildung) werden in einem abschließenden → Kapitel 13 Inklusion, Sicherheit und Unternehmenskultur als weitere zentrale soziale Aspekte diskutiert. 38 1 Einführung Kapitel Einführung Abb. 6: Nachhaltige Veranstaltung (eigene Darstellung nach HANDLUNGSFELDER EINES NACHHALTIGEN VERANSTALTUNGSMANAGEMENTS strategische Aspekte Nachhaltigkeitsmanagement Kommunikation und Partnerschaften Programm und Bildung Digitalisierung ökologische Aspekte Klimaschutz Mobilität und Logistik Ressourcen, Beschaffung und Abfall Veranstaltungsort und Unterkunft Energie und Veranstaltungstechnik Wasser, Sanitär und Reinigung Gastronomie und Catering sozioökonomische Aspekte Inklusion und Barrierefreiheit Sicherheit und Gesundheit Unternehmenskultur betriebliche Wirtschaftlichkeit regional-wirtschaftliche Entwicklung Abb. 7: Handlungsfelder eines nachhaltigen Veranstaltungsmanagements (eigene Dar‐ stellung) 1.5 Zusammenfassung In diesem Kapitel standen eine Begriffsbestimmung von Veranstaltungen und Events sowie eine Einführung in Veranstaltungs- und Eventmanage‐ ment im Vordergrund. Neben der Typisierung von Veranstaltungen wurde der Veranstaltungsmarkt in Deutschland näher in den Blick genommen sowie aktuelle Forschung und Trends vorgestellt. Anschließend wurden der Begriff der Nachhaltigkeit und das Leitbild einer nachhaltigen Entwick‐ 1.5 Zusammenfassung 39 lung erläutert. Das Kapitel endet mit dem Konzept und der Definition von nachhaltigen Veranstaltungen sowie einen Überblick über zentrale Handlungsfelder, die im weiteren Verlauf des Lehrbuches adressiert werden. 1.6 Reflexionsfragen 1. Was ist der Unterschied zwischen Veranstaltungen und Events? Nennen Sie beispielhaft Veranstaltungen, die Sie selbst kennen. 2. Konzipieren Sie, orientiert an den 7-W-Fragen, eine Veranstaltung zum Thema „Nachhaltigkeit an Hochschulen“. 3. Lesen Sie in Sakschewski/ Paul (2017, S. 131) zu den Kompetenzanforde‐ rungen in der Veranstaltungsbranche. Was macht diese im projektbezo‐ genen Kontext von Veranstaltungen so besonders? 4. Reflektieren Sie die Entwicklung der Modelle zur Nachhaltigkeit. Wie hat sich die Bedeutung der ökologischen Dimension verändert? 5. Wann ist eine Veranstaltung eine „nachhaltige Veranstaltung“? Recher‐ chieren Sie nach beispielhaften Veranstaltungen, nennen Sie entspre‐ chend Themen und Inhalte dieser und fassen Sie Aspekte einer nach‐ haltigen Veranstaltungsorganisation zusammen. 40 1 Einführung 2 Nachhaltigkeitsmanagement Die Lernfragen zu diesem Kapitel finden Sie unter: 🔗 https: / / narr.kwaest.io/ s/ 1180 2.1 Management nachhaltiger Veranstaltungen Für eine nachhaltige Organisation von Veranstaltungen ist eine Auseinan‐ dersetzung der Veranstalter: innen mit dem Nachhaltigkeitsmanagement der Veranstaltung bzw. der Organisation, die veranstaltet, notwendig. Dabei kann die nachhaltige Organisation einer Veranstaltung auch Ausgangs‐ punkt für weitere strukturelle und strategische Entwicklungsprozesse sein. Die Operationalisierung von Nachhaltigkeit in der Organisation erfordert die Entwicklung eines Leitbilds. Dies können Leitlinien, Prinzipien oder Werte sein, die für die Durchführung einer Veranstaltung bzw. die Orga‐ nisator: innen handlungsleitend sind. Mit Hilfe eines Leitbildes wird das Selbstverständnis der Organisation für eine nachhaltige Entwicklung festgelegt („Umwelt- oder Nachhaltigkeitspolitik“). Das Leitbild ist wegwei‐ send für die Integration von Nachhaltigkeit in Strukturen und Prozesse, um daraus Ziele und Steuerungsansätze abzuleiten. Es sollte zur Unternehmens‐ kultur passen und kann sich z. B. an global verankerten Leitbildern, wie den 17 SDGs oder an Nachhaltigkeitskodizes der Veranstaltungsbranche, wie z. B. fairpflichtet, orientieren. Mit der Formulierung und Veröffentlichung eines Leitbildes verpflichtet sich die Organisation, Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung zu übernehmen. In den Prozess der Entwicklung oder Überarbeitung eines Leitbildes sollten alle relevanten Anspruchsgruppen einbezogen werden. 25 Die Begriffe „Anspruchsgruppen“ und „Stakeholder“ werden im Folgenden synonym verwendet. 26 Baumast (2019); Baumast/ Pape (2022). Anspruchsgruppen oder Stakeholder 25 sind Personen bzw. Perso‐ nengruppen, die von den jeweiligen gesellschaftlichen, politischen bzw. organisationalen Prozessen und Entscheidungen gegenwärtig und in Zukunft direkt oder indirekt betroffen sind. Für die Gestaltung des weiteren Prozesses ist es wichtig, Verantwortlich‐ keiten innerhalb der Organisation zu klären (z. B. Umwelt- oder Nachhal‐ tigkeitsmanager: in, Referent: innen für Umwelt oder Nachhaltigkeit sowie Ansprechpersonen aus allen relevanten Arbeitsbereichen) und schließ‐ lich ein Nachhaltigkeitsteam aufzubauen. Nachhaltigkeitsmaßnahmen soll‐ ten sowohl von den höchsten Entscheidungsebenen mitgetragen werden (top-down) als auch alle Mitarbeitenden einbeziehen und die Möglichkeit zur Mitgestaltung geben (bottom-up). Der Blick von der Organisation von innen nach außen ins Organisationsumfeld (insight-out) sowie umgekehrt, von außen nach innen (outsight-in), ist wichtig, um die wechselseitigen Abhängigkeiten der Organisation und ihrem Umfeld (insb. Gesellschaft und Umwelt) abzubilden. Eine nachhaltige Entwicklung kann schließlich nur als partizipativer Prozess gestaltet werden, der alle beteiligten Akteure anspricht und mitnimmt. Die Einführung eines Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagements in Organisationen kann verschiedene Gründe haben, wie beispielsweise die: • Identifikation nachhaltigkeitsbezogener Verbesserungspotenziale für strategische Entscheidungen • Anforderungen von Anspruchsgruppen wie z. B. Geldgeber: innen, Be‐ sucher: innen, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) • Anforderungen von regulatorischen Instanzen (z. B. Corporate Social Responsibility (CSR) Berichtspflicht“). In der Diskussion um die Umsetzung eines betrieblichen Nachhaltig‐ keitsmanagements kursieren verschiedene Begriffe und damit verbun‐ dene Ansätze, wobei sich bisher noch keiner der Begriffe für die Nachhaltig‐ keitsaktivitäten von Organisationen durchgesetzt hat bzw. nur Teile hiervon abbildet: 26 42 2 Nachhaltigkeitsmanagement • Umweltmanagement: Das Begriffsverständnis von Umweltmanage‐ ment ist angelehnt an die Eco-Management and Audit Scheme (EMAS)-Verordnung (EG-Öko-Audit-Verordnung) und kann als Teilbe‐ reich des Managements einer Organisation verstanden werden, die sich mit dem Umweltschutz beschäftigt. Umweltmanagement kann als Vorläufer von Nachhaltigkeitsmanagement verstanden werden. • Nachhaltigkeitsmanagement/ Corporate Sustainability (CS): In Anlehnung an das Verständnis von Umweltmanagement wird darunter der Teilbereich des Managements verstanden, der sich mit Nachhaltig‐ keit beschäftigt - also mit den Auswirkungen der unternehmerischen Tätigkeit auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft. Unterstützung im Aufbau einer Nachhaltigkeitsstrategie und bei der Berichterstattung bietet z.-B. der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK). • Corporate Social Responsibility (CSR): Das Begriffsverständnis von CSR wird im Grünbuch der Europäischen Kommission („Europäische Rahmenbedingungen für die soziale Verantwortung der Unternehmen der EU (CSR)“) festgehalten. Es beschreibt die Verantwortung von Unter‐ nehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft. Das bezieht sich vor allem auf die Einhaltung von Gesetzen und auf die Integration sozialer, umweltbezogener, ethischer, Kunden- und Menschenrechtsanliegen in Geschäftsstrategie und -praktiken. Das Begriffsverständnis von Social Responsibility aus der ISO 26000 (Leitfaden für gesellschaftliche Verant‐ wortung) geht über die in der CSR-Definition festgelegten Forderungen zur Einhaltung von Gesetzen und Normen hinaus. • Corporate Governance: In Anlehnung an das “G” aus der Abkürzung ESG (Environmental, Social, Governance) bezieht sich Corporate Gover‐ nance auf die Belange einer „guten Unternehmensführung“. Kodizes, wie der Deutsche Corporate Governance Kodex (DCGK) beschreiben gesetzliche Regelungen, Empfehlungen und Anregungen. • Corporate Citizenship (CC)/ Gesellschaftliches Engagement: CC hat keinen konkreten Fokus auf nachhaltigkeitsbezogene Aktivitäten, sondern beschreibt Formen des Engagements für Unternehmen, wie beispielsweise Spenden- und Sponsoring-Maßnahmen, pro-bono-Akti‐ vitäten, die Einrichtung von Stiftungen oder Freistellung von Mitarbei‐ ter: innen für ehrenamtliche Zwecke sowie strategische Zusammenar‐ beit mit Regierungs- oder Nicht-Regierungs-Organisationen. • Corporate Accountability: Ausgehend von der Annahme einer ver‐ stärkten Rechenschaftspflicht von Organisationen, um einen breiteren 2.1 Management nachhaltiger Veranstaltungen 43 demokratischen Prozess des Diskurses und der Entscheidungsfindung zu ermöglichen, wird gefordert, dass jede Organisation prüft, wie sie sogenannte Anspruchsgruppen oder Stakeholder identifiziert, sich mit ihnen auseinandersetzt und auf ihre berechtigten Erwartungen und Interessen eingeht. Die Notwendigkeit von Rechenschaftspflicht und Transparenz haben ein zunehmendes Interesse an der Nachhaltigkeits‐ berichterstattung geweckt. Für Nachhaltigkeitsleistungen und -wirkungen von Veranstaltungen exis‐ tieren verschiedene Ansätze und Methoden. Prinzipiell ist zu beachten, dass die Ansätze und Methoden entweder auf einzelne Veranstaltungen und/ oder auf die Veranstaltungsorganisation bzw. Veranstaltungshäuser angewandt werden können bzw. sich hierauf beziehen. Entscheidend für die Umsetzung und den Erfolg ist, dass die gewählten Ansätze und Methoden zur Veranstaltung bzw. zum Veranstaltungshaus passen. In den folgenden Kapiteln wird zunächst auf die Messung und dann auf die Steuerung von Nachhaltigkeit bei Veranstaltungen bzw. Veranstaltungshäusern - sprich: dem Nachhaltigkeitsmanagement - eingegangen. 2.2 Messung der Nachhaltigkeit von Veranstaltungen 2.2.1 Ganzheitliche Mess- und Bewertungsansätze Die Etablierung eines Nachhaltigkeitsmanagements setzt die Erhebung von Daten und die damit einhergehende Messung der Nachhaltigkeitsleistung der Veranstaltung bzw. des Veranstaltungshauses voraus, denn für die Steuerung und Verbesserung der betrieblichen Nachhaltigkeit ist die Erfas‐ sung des aktuellen Standes der Nachhaltigkeitsleistung wesentlich. Jedoch erfordert dies umfassende Kenntnisse über die ökologischen, sozialen sowie ökonomischen Aspekte im Unternehmen bzw. auch über die Unternehmens‐ grenzen hinaus und wie diese Aspekte zu analysieren und zu bewerten sind. Für die Messung der Nachhaltigkeitsleistung von Veranstaltungen bzw. von Veranstaltungshäusern werden somit zunächst die Erhebungsbereiche und schließlich Erhebungsinstrumente aufgezeigt; sprich, welche Daten wie erhoben werden können. 44 2 Nachhaltigkeitsmanagement Einen Ansatz zur Messung der Nachhaltigkeit von Veranstaltungen zeigen Wall/ Behr (2010) auf. Aufbauend auf der Analyse einschlägiger Eventliteratur erfassen sie vier nachhaltigkeitsbezogene Bereiche nachhal‐ tiger Veranstaltungen sowie neun Kernziele mit 25 Themenfeldern. Die vier nachhaltigkeitsbezogenen Bereiche lauten: 1. physisch-funktionelle Herausforderungen an die Veranstaltungsorgani‐ sation, z.-B. bezüglich der Energie- oder Wasserversorgung; 2. Berücksichtigung von Stakeholderinteressen zur Legitimierung der Veranstaltung, z.-B. durch Inklusion von Anspruchsgruppen; 3. Events als Treiber sozio-ökonomischer und sozio-kultureller Kommu‐ nalentwicklung, z. B. durch die Steigerung des kommunalen Bruttoso‐ zialprodukts; 4. programmatische und inhaltliche Auseinandersetzung mit Themen nachhaltiger Entwicklung, z. B. durch die Umsetzung bildungsorientier‐ ter Konzepte auf Events. Die → Tab. 1 fasst die neun Kernziele und 25 Themenfelder zusammen. Zu den Themenfeldern zugeordnete Wirkungs- und Leistungsindikatoren erlauben es, Aussagen für die Nachhaltigkeitswirkung von Veranstaltungen zu treffen. Während die Wirkungsindikatoren Aussagen zur Wirkung der Veranstaltung treffen und einhergehen mit Zielen für die Nachhaltigkeit der Veranstaltung, kann die Nachhaltigkeit der Veranstaltung zunächst über die Leistungsindikatoren erfasst werden. Über verschiedene Erhebungsmetho‐ den (z. B. Umfragen, Bestandsaufnahmen, Rechnungswesen, Abrechnungen, Interviews, Dokumentationen, Beobachtungen etc.) werden quantitative und qualitative Daten zu den Indikatoren erhoben und ausgewertet. 2.2 Messung der Nachhaltigkeit von Veranstaltungen 45 Nr. Kernziele Themenfelder 1 Wirtschaftlichkeit - Finanzen Zufriedenstellung von Zielgruppen Perspektive des Events 2 Gewährleistung von Gesundheit und Sicherheit Sicherheit und Risiko Arbeitsbedingungen und -sicherheit 3 nachhaltige Wertschöpfungskette Produkte Dienstleistungen 4 nachhaltige Ressourcennutzung Energie Wasser Abfall Material 5 Emissionsreduzierung CO 2 Lärm sonstige Emissionen 6 Schutz des sozialen und natürlichen Umfelds Veranstaltungsfläche und Biodiversität Verkehr 7 Erfüllung der Ansprüche der Stakeholder Teilhabe der Anspruchsgruppen soziale Gemeinschaft lokale Kultur und Tradition 8 nachhaltige Kommunalentwicklung regionalwirtschaftliche Entwicklung Lebensqualität Infrastrukturentwicklung Perspektiven der Region 9 Bildung für nachhaltige Entwicklung Information über Nachhaltigkeit Nachhaltigkeitsbewusstsein und -werte Tabelle 1: Kernziele und Themenfelder (in Anlehnung an Wall/ Behr 2010) 46 2 Nachhaltigkeitsmanagement 27 vgl. Holzbaur et al. (2021); Köhler (2013). Eine weitere Herangehensweise ist die Betrachtung von Wirkungen bzw. Effekte der Veranstaltung. 27 Dies unterstützt insbesondere bei der Identifikation und Bewertung von Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekten (→ Kapitel 2.3.1). Holzbaur et al. (2021) nennen folgende Kategorien als wichtige Wirkungsbereiche von Veranstaltungen: • Ressourcenschonung und Energieverbrauch beim Event und im Umfeld (Anreise, Kommunikation), Schutz der natürlichen Umwelt und Erhal‐ tung der Biodiversität an den Veranstaltungsorten (Locations); • soziale und wirtschaftliche Aspekte bezüglich Mitarbeitenden und Teil‐ nehmenden, Partizipation durch Teilhabe in der Planung und beim Event, Rücksicht auf die Kultur; • „Event für alle“ im Sinne einer umfangreichen Partizipation (niedrig‐ schwelliges Angebot, Barrierefreiheit in jeglicher Hinsicht) und eines gesellschaftlichen Nutzens für alle Anspruchsgruppen; • Verantwortung für die Nachhaltigkeit bei der Beschaffung bezüglich der indirekten Auswirkungen (beispielsweise auf globale Gerechtigkeit, Ressourcenverbrauch, Umweltauswirkungen, regionale Wirtschaft); • Förderung von Maßnahmen zur nachhaltigen Entwicklung (im Rahmen des Events, durch Gewinnung von Akteuren oder durch aktives und passives Sponsoring); • Beitrag zur BNE (Sensibilisierung, Information). Köhler (2013) strukturiert die Wirkungen von Veranstaltungen durch die Einteilung in verschiedene Arten von Eventeffekten und beschreibt jeweils positive und negative Effekte. Folgende vier Effekte führt er auf: • ökonomische Effekte: Wirkungen auf die regionale Wirtschaft und den Tourismus, wie z. B. die Schaffung von Arbeitsplätzen oder die Steigerung des Bekanntheitsgrads (positiv) sowie Preissteigerungen (negativ); • soziale Effekte: Wirkungen auf die einheimische Bevölkerung, wie z. B. Unterhaltung und sozialer Austausch (positiv) sowie Störung der Lebensqualität der Einwohner: innen, z. B. durch Lärm oder ein erhöhtes Müllaufkommen (negativ); 2.2 Messung der Nachhaltigkeit von Veranstaltungen 47 28 Felber (2011). 29 Gruber/ Herzig (2022). • ökologische Effekte: Wirkungen auf die Umwelt, wie z.-B. Schaffung von Bewusstsein für umweltbezogene Themen (positiv) sowie Umwelt‐ belastungen, z.-B. durch CO 2 -Emissionen (negativ); • sonstige Effekte: strukturübergreifende Wirkungen, wie z.-B. Aufbau von Kooperationen (positiv) sowie Eventfolgekosten durch unausge‐ nutzte Infrastruktur und architektonische Verunstaltung (negativ). Neben der Priorisierung von Themenfeldern bzw. Nachhaltigkeitsaspekten mit einer hohen negativen Wirkung, ist zu betrachten, bei welchen Hand‐ lungsfeldern und mit welchen Maßnahmen Veranstalter: innen direkt bzw. indirekt Einfluss haben. Auch die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) zielt auf die Befriedigung der Bedürfnisse lebender und zukünftiger menschlicher Generationen, im Ein‐ klang mit demokratischen Grundwerten und innerhalb der ökologischen Grenzen des Planeten. 28 Als ein zukunftsweisendes Konzept für ein alterna‐ tives Wirtschaftssystem rückt sie die menschlichen Bedürfnisse ins Zentrum und versteht Geld nicht als Zweck von Wirtschaft, sondern viel mehr als Mittel zum Erreichen eines höheren Zweckes - dem Gemeinwohl. Ein wichtiges Instrument für die Etablierung einer GWÖ ist die Gemeinwohl‐ bilanzierung. Sie dient der Organisationsentwicklung und Bewertung von unternehmerischen wie auch gemeinnützigen Tätigkeiten. Damit eignet sie sich insbesondere für die Bilanzierung der gesamten Organisation, aber auch für die Bilanzierung von einzelnen Veranstaltungen. Beispiel | Gemeinwohlbilanz der ARGE Kultur Neben oft ökologisch ausgerichteten Beispielen, nutzen Veranstalter: in‐ nen und Veranstaltungshäuser jüngst auch ganzheitlichere und ethisch fundierte Vorhaben wie z. B. das Wirtschaftsmodell der Gemein‐ wohl-Ökonomie (GWÖ), der ein breites Spektrum von Bewertungs‐ kriterien und Werten zugrunde liegt. 29 Kulturbetriebe, wie die ARGE Kultur (Salzburg, Österreich) oder das Theater Salz und Pfeffer (Nürn‐ berg) orientieren sich an diesem Wirtschaftsmodell und haben jüngst Gemeinwohlbilanzen erstellt [OR-2.1] 🔗 http: / / s.narr.digital/ zslq2 [OR-2.2] 🔗 http: / / s.narr.digital/ wqfua. Der Sportverein St. Pauli 48 2 Nachhaltigkeitsmanagement 30 vgl. Mair/ Smith (2021). (Hamburg), der bereits Aspekte der Gemeinwohlökonomie und des Deutschen Nachhaltigkeitskodex in seiner Nachhaltigkeitsbewertung integriert, verkündete jüngst eine Gemeinwohlbilanz parallel zu seiner klassischen Bilanz erstellen zu wollen, um zu zeigen, dass ethisches Wirtschaften möglich und dringend geboten ist [OR-2.17] 🔗 http: / / s. narr.digital/ 3pa93. 2.2.2 Messung der ökologischen Nachhaltigkeit von Veranstaltungen Für die Messung der ökologischen Nachhaltigkeit von Veranstaltun‐ gen sind folgende Nachhaltigkeitsaspekte relevant: • Veranstaltungsort und Unterkunft sowie Flächennutzung; • Ressourcennutzung, insbesondere Energie, Wasser, Materialien, Abfall; • Mobilität und Transportdienstleistungen; • Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen, inkl. Verpflegung; • Treibhausgasemissionen und andere Emissionen wie z.-B. Lärm. Für die Messung der ökologischen Nachhaltigkeit von Veranstaltungen nach Wall/ Behr (2010) werden Indikatoren für die Nachhaltigkeit in der Wertschöpfungskette, nachhaltige Ressourcennutzung und Emissionsredu‐ zierung und Schutz des natürlichen und sozialen Umfelds herangezogen. Dazu zählen Wirkungs- und Leistungsindikatoren wie z. B. Anteil der Materialien und Produkte mit Label für ökologische und soziale Produktion, Energieverbrauch, Wasserverbrauch, Abfallmenge, direkte und indirekte Treibhausgasemissionen etc. Die Erhebung der meist quantitativen Daten erfolgt mit Hilfe verschiedener Instrumente, wie z. B. Analysen aus dem Rechnungswesen, Abrechnung der Energie- oder Wasserverbräuche oder Umfragen zur An- und Abreise der Besucher: innen. Ein weiterer Ansatz zur Messung der ökologischen Nachhaltigkeit von Events stammt von Boggia et al. (2018), wobei die Begriffe Nachhaltigkeit und ökologische Nachhaltigkeit teilweise synonym verwendet werden. 30 Der entwickelte METER-Index (Measuring Events Through Environmental Research) besteht aus neun Kategorien und dazugehörigen Subkategorien. 2.2 Messung der Nachhaltigkeit von Veranstaltungen 49 31 Die Webplattform ist nicht mehr öffentlich zugänglich. 32 Im Rahmen eines Life Cycle Sustainability Assessment (LCSA) werden neben ökologi‐ schen auch soziale Auswirkungen betrachtet. Das Life Cycle Costing (LCC) schaut sich wiederrum die wirtschaftlichen Auswirkungen, also die Lebenszykluskosten, an. Die Subkategorien können entweder mit ja/ nein oder nach prozentualem Anteil z. B. an eingesparter Energie, an fairen Produkten etc. beantwortet werden. Die Messung der ökologischen Nachhaltigkeit von Veranstaltungen erfolgt über die Erhebung von Daten zu den einzelnen Kategorien und Eingabe und Auswertung der Daten über eine Webplattform 31 , der ein eigens entwickeltes Messsystem zugrunde liegt. Pro Kategorie wird ein Index berechnet, mit dem Aussagen über die Nachhaltigkeit der einzelnen Kate‐ gorien und schließlich über die Nachhaltigkeit der gesamten Veranstaltung getroffen werden können. Das Ergebnis kann mittels eines Nachhaltigkeits‐ diagramms dargestellt werden. Je geringer der Index, desto geringer die ökologische Nachhaltigkeit der Veranstaltung; je höher der Index, desto ökologisch nachhaltiger ist die Veranstaltung. Schließlich können zur Messung der ökologischen Nachhaltigkeit von Veranstaltungen Umwelt-/ Öko- oder Klimabilanzen einzelner Veran‐ staltungen bzw. von Veranstaltungshäusern erstellt werden. Die Ökobilanz, auch Umweltbilanz genannt bzw. aus dem Englischen Life Cycle Assessment (LCA), ist ein Verfahren zur Erfassung und Bewertung von Umweltwirkungen von einzelnen Produkten oder sämtlicher Umwelt‐ auswirkungen von Organisationen bzw. Veranstaltungen. 32 Dabei werden die Umweltauswirkungen eines Produkts oder einer Dienstleistung entlang der gesamten Wertschöpfungskette bilanziert, d. h. Stoff- und Energieströme von der Ressourcenbereitstellung über die Herstellung, den Transport und die Nutzung bis hin zur Entsorgung betrachtet. Einerseits wird die Entnahme abiotischer und biotischer Ressourcen inklusive der Flächenin‐ anspruchnahme erfasst. Abiotische Ressourcen sind Mineralien oder fossile Energieträger, biotische Ressourcen sind pflanzliche und tierische Biomasse. Andererseits wird die Freisetzung von Schadstoffen in Luft, Wasser und Boden bilanziert. Die DIN EN ISO 14040 und die DIN EN ISO 14044 bieten ein standardisiertes Verfahren für die Durchführung einer Ökobilanz. Umweltbilanzen können des Weiteren in Form von Fußabdrücken abge‐ bildet werden. Fußabdrücke sind ein leicht verständlicher Indikator zur mengenmäßigen Erfassung von Stoff- und Energieströmen. Die Berechnung von Fußabdrücken kann pro Person oder Haushalt erfolgen, auf Produkt-, 50 2 Nachhaltigkeitsmanagement 33 Schnauss (2001). 34 Collins/ Flynn (2008). Dienstleistungs- oder Organisationsebene bis hin zur Berechnung von Fußabdrücken auf Stadt 33 -, Regional- oder Länderebene bzw. der Welt (Bsp.: Earth Overshoot Day). Der ökologische Fußabdruck gibt somit an, in wel‐ chem Ausmaß natürliche Ressourcen in Anspruch genommen werden. Der persönliche ökologische Fußabdruck lässt sich auf der Homepage des Global Footprint Network berechnen, indem verschiedene Auskünfte zur eigenen Lebensweise eingegeben werden. Das Ergebnis wird in globalen Hektaren ausgegeben und es wird aufgezeigt, welcher der betrachteten Bereiche (Lebensmittel, Unterkunft, Mobilität, Waren und Dienstleistungen) welchen Anteil am eigenen Fußabdruck hat. Da sich die Berechnung von Fußabdrü‐ cken je nach Branche unterscheiden kann, gibt es anwendungsbezogene Besonderheiten, z. B. für die Landwirtschaft, für die Industrie oder eben für die Veranstaltungsbranche. Je größer der Fußabdruck desto größer die Umweltauswirkung. Das Ziel ist daher, den Fußabdruck zu verkleinern und so die Umweltauswirkung zu verringern. Die vier relevantesten Methoden sind: • ökologischer Fußabdruck, auch Flächen-Fußabdruck (Ecological Foot‐ print oder Land Footprint, gemessen in: gha); • CO 2 -Fußabdruck (Carbon Footprint, gemessen in: kg, t); • Wasser-Fußabdruck (Water Footprint, gemessen in: cbm); • Material-Fußabdruck (Material Footprint, gemessen in: kg, t). Die Messung der ökologischen Nachhaltigkeit von Veranstaltungen über Fußabdrücke oder Input-Output-Analysen ist kompliziert und die Durch‐ führung wird als sehr schwierig eingestuft, insbesondere wenn keine Expert: innen involviert sind. 34 Veranstaltungsbzw. branchenspezifische Rechner und Datenblätter ermöglichen einen niedrigschwelligen Einstieg. In der Veranstaltungsbranche gibt es insbesondere Beispiele für: • Umwelt-/ Ökobilanzen, z. B. unter Einsatz von EMAS wie beim Evan‐ gelischer Kirchentag [OR-2.3] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 76w8f oder in Form von beauftragten Studien wie die Umweltbilanz von „Über Le‐ benskunst“ [OR-2.4] 🔗 http: / / s.narr.digital/ sdaz0 sowie 2.2 Messung der Nachhaltigkeit von Veranstaltungen 51 • Klimabilanzen, z. B. unter Einsatz von CO 2 -Rechnern wie der Klim‐ Aktiv CO 2 -Rechner für Veranstaltungen [OR-2.5] 🔗 http: / / s.narr.digita l/ hd24s oder mit Hilfe branchenspezifischer Datentabellen wie beispiels‐ weise die Tabelle aus dem Projekt Klimabilanzen in Kulturinstitutionen [OR-2.6] 🔗 http: / / s.narr.digital/ bkfjh, die bei der Erhebung unterstüt‐ zen. • Es gibt auch kombinierte Bilanzen wie beispielsweise die Klima- und Umweltbilanz der Gesellschaft für internationalen Zusammenarbeit (GIZ) [OR-2.7] 🔗 http: / / s.narr.digital/ bbwb1. Eine Umweltbilanzie‐ rung mittels EMAS bildet schließlich die Grundlage für ein integriertes Umweltmanagementsystem (→ Kapitel 2.3). Das Klimamanagement von Veranstaltungen und die damit einhergehende Klimabilanzierung wird in →-Kapitel 6 ausführlich erläutert. 2.2.3 Messung der sozio-ökonomischen Nachhaltigkeit Für die Messung der sozio-ökonomischen Nachhaltigkeit von Veranstaltun‐ gen sind folgende Nachhaltigkeitsaspekte besonders relevant: • Arbeitsbedingungen und Rechte von Arbeitnehmer: innen; • Qualifizierung, Aus- und Weiterbildung; • Gewährleistung von Gesundheit und Sicherheit; • Inklusion und Barrierefreiheit; • Erfüllung der Ansprüche der Stakeholder; • Förderung einer BNE; • Wirtschaftlichkeit und Entwicklungsmöglichkeiten; • nachhaltige Kommunalentwicklung. Während, wie bei der Messung der ökologischen Nachhaltigkeit, zunächst quantitative Daten Auskunft über die Nachhaltigkeit der Veranstaltung geben können, spielen hier zudem qualitative Erhebungsinstrumente eine wesentliche Rolle. Eine Besonderheit des METER-Index ist beispielsweise der partizipatorische Ansatz, mit dem eine Bewertung der (ökologischen) Nachhaltigkeit von Veranstaltungen über eine Befragung der Teilnehmer: in‐ nen bzw. Besucher: innen möglich gemacht wird. Das ermöglicht eine Ab‐ frage zur Erfüllung der Ansprüche der Stakeholder. 52 2 Nachhaltigkeitsmanagement 2.3 Nachhaltigkeitsmanagement und Zertifizierung 2.3.1 Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement Für das Umweltbzw. Nachhaltigkeitsmanagement bei Veranstaltungen kann auf existierende Standards zurückgegriffen werden. Die wichtigsten Managementsysteme und Berichterstattungsinstrumente für Veranstaltun‐ gen bzw. Veranstaltungsstätten auf europäischer und internationaler Ebene sind: • ISO 20121 Event Sustainability Management Systems • Eco-Management and Audit Scheme (EMAS) • Global Reporting Initiative (GRI) for Event Organizers Ein zentrales Managementsystem und ein internationaler, freiwilliger Stan‐ dard ist die ISO 20121 für Event sustainability management systems. Als internationaler Standard ist die ISO 20121 für alle Veranstaltungen, unab‐ hängig von der Größe, vom Veranstaltungsort oder dem Thema anwendbar. Beispiel | ISO 20121 zertifizierte Veranstaltungen • Olympische und paraolympische Spiele, London, 2012 • Microsoft Convergence, New Orleans, 2009 • UN-Klimakonferenz COP15, Kopenhagen, 2009 • FIS Alpine Skiweltmeisterschaft, Åre, 2019 • Expo Weltausstellung, Mailand, 2015 • Olympische Winterspiele, Pyeong Chang, 2018 • Sydney Festival, Australien • Tocatì Festival, Italien Als Managementsystem für die Organisation von Veranstaltungen empfeh‐ len BMU/ UBA (2020) die Anwendung des freiwilligen europäischen Um‐ weltmanagementsystems EMAS (Verordnung [EG] Nr. 1221/ 2009 vom 25. November 2009). EMAS „bietet Organisatorinnen und Organisatoren von Veranstaltungen den passenden Rahmen, um interne Verantwortlich‐ keiten der verschiedenen Ebenen und Umweltziele festzulegen, die Maß‐ nahmen kontrolliert umzusetzen und ihre Umweltleistungen mithilfe der 2.3 Nachhaltigkeitsmanagement und Zertifizierung 53 35 BMU/ UBA (2020: 50). 36 Herzig (2023). „Umwelterklärung“ für die interessierte Öffentlichkeit darzustellen.“ 35 Im Mittelpunkt steht dabei die Erreichung eines kontinuierlichen Verbesse‐ rungsprozesses (KVP). Dies wird durch die Definition und Beschreibung von Prozessen sowie Verantwortlichkeiten in der Organisation erzielt. Beispiel | EMAS zertifizierte Veranstaltungen Der evangelische Kirchentag hat sich 2002 im Rahmen einer Bundesför‐ derung erstmals mit dem systematischen Aufbau eines Kontrollsystems zu den Umweltwirkungen des Kirchentages befasst. Seit 2004 ist das zentrale Büro des Kirchentags in Fulda EMAS-zertifiziert. Seit 2007 werden die Geschäftsstellen der jeweiligen Kirchentagsstadt und die Veranstaltung selbst nach EMAS zertifiziert. Weitere Veranstaltungen bzw. Veranstaltungshäuser, die nach EMAS zertifiziert sind, sind: • 9. Vertragskonferenz des Übereinkommens über die biologische Vielfalt, 2018 • Zukunftsfestival (BMU), 2016 • 23. Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP23) • Allianz Arena, München • Frankenstadion, Nürnberg Ein weiterer wichtiger internationaler Standard wurde von der Global Reporting Initiative (GRI) mit dem sektorspezifischen Leitfaden für Event Organizers veröffentlicht. Die GRI ist eine internationale gemein‐ nützige Non-Profit-Organisation, die als Multi-Stakeholder-Initiative seit über zwanzig Jahren Unternehmen, Zivilgesellschaften, Hochschulen und öffentliche Einrichtungen an der Entwicklung eines Berichtsrahmenwerkes beteiligt. Dieser de-facto-Standard für die Nachhaltigkeitsberichterstattung enthält branchenspezifische Standards. Der Branchenleitfaden der GRI für Event Organizers wurde für das sogenannte GRI-G4-Rahmenwerk entwi‐ ckelt, das im Jahr 2018 von den GRI-Standards abgelöst wurde. 36 54 2 Nachhaltigkeitsmanagement Die Implementierung eines Managementsystems unterstützt Organisa‐ tionen dabei, alle wesentlichen Bereiche einer Veranstaltung unter Nach‐ haltigkeitsaspekten zu erfassen. Der Prozess von der Entscheidung bis zur Zertifizierung dauert bei EMAS z. B. ca. ein Jahr (→ Abb. 8) und kann sich je nach Unternehmensgröße verkürzen oder verlängern. Kapitel Nachhaltigkeitsmanagement Abb. 8: Der Projektplan zur EMAS (UGA 2020) Monate Schritte 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1. Planen und Vorbereiten 2. Leitbild festlegen 3. Umweltprogramm erarbeiten 4. Durchführen 5. intern prüfen 6. Umwelterklärung erstellen/ veröffentlichen 7. extern prüfen 8. Eintragung in das EMAS-Register Abb. 8: Der Projektplan zur EMAS-Zertifizierung (in Anlehnung an UGA 2020) In Anlehnung an die EMAS-Verordnung und die ISO 20121 sollte zunächst der Kontext der Organisation beschrieben, die Interessensgruppen erfasst und geltende Verpflichtungen ermittelt werden. Es folgt eine Identifikation und Bewertung von Umweltbzw. Nachhaltigkeitsaspekten und daran anknüpfend die Formulierung von Zielen und Maßnahmen. Aus diesen vier Bereichen können schließlich Chancen und Risiken für das Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagementsystem abgeleitet werden. All diese Schritte lassen sich der Planungsphase zuordnen und werden nachfolgend erläutert. Der Planungsphase folgt dann die Festlegung eines Leitbilds und/ oder Leitlinien, aus denen sich beispielsweise Kriterien bzw. Mindeststandards ableiten lassen, und die Erarbeitung eines Umweltbzw. 2.3 Nachhaltigkeitsmanagement und Zertifizierung 55 Nachhaltigkeitsprogramms, das schließlich durchgeführt und geprüft wer‐ den muss. Daran anknüpfend wird ein Umweltbzw. Nachhaltigkeitsbericht oder eine Umwelt- (bzw. Nachhaltigkeits)erklärung erstellt, die geprüft und wie beispielsweise bei EMAS in das EMAS-Register eingetragen wird. - Organisatorischer Kontext Bei der Bestimmung des organisatorischen Kontextes geht es um die strate‐ gisch relevanten Themen für die Organisation. Nach ISO 20121, A.3 werden diese nach internem und externem Kontext unterschieden. Der externe Kontext kann folgende Aspekte miteinbeziehen: • das kulturelle, soziale, politische, rechtliche, regulatorische, finanzielle, technologische, wirtschaftliche, natürliche und wettbewerbliche Umfeld auf internationaler, nationaler, regionaler oder lokaler Ebene; • die wichtigsten Triebkräfte und Trends, die sich auf die Ziele der Organisation auswirken; • Beziehungen zu externen Interessengruppen sowie deren Wahrneh‐ mungen und Werte. Der interne Kontext umfasst folgende Aspekte: • Governance, Organisationsstruktur, Rollen und Verantwortlichkeiten; • Richtlinien, Ziele und die Strategien, die zu deren Erreichung eingesetzt werden; • die Fähigkeiten, verstanden als Ressourcen und Wissen (z. B. Kapital, Zeit, Menschen, Prozesse, Systeme und Technologien); • Informationssysteme, Informationsflüsse und Entscheidungsprozesse (sowohl formell als auch informell); • Beziehungen zu den internen Interessengruppen sowie deren Wahrneh‐ mungen und Werte; • die Kultur der Organisation; • Standards, Richtlinien und Modelle, die von der Organisation angenom‐ men wurden; • Form und Umfang der vertraglichen Beziehungen. 56 2 Nachhaltigkeitsmanagement 37 Eisele (2021). Anspruchsgruppen und deren Erwartungshaltung (Stakeholdermanagement) Grundlage eines Nachhaltigkeitsmanagements ist die Identifikation von ge‐ sellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und künstlerischen Akteuren, also Unternehmen, kommunale Kräfte, politische Parteien und zivilgesell‐ schaftliche Gruppen die am Gesamtprozess mitwirken. - Beachtung geltender Verpflichtungen Ein wichtiger Grund für das Nachhaltigkeitsmanagement ist die Einhal‐ tung von Gesetzen und Verordnungen. Dazu zählen rechtliche Anforderun‐ gen, wie das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG), die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) oder die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sowie nor‐ mative Anforderungen an das Arbeits- und Gesundheitsmanagement (ISO 45001) oder das Umweltmanagement (ISO 14001). 37 Eine Übersicht über rechtliche und normative Anforderungen an Unternehmen für ein ganz‐ heitliches Nachhaltigkeitsmanagement befindet sich in (Eisele 2021: 11). Risch-Kerst/ Kerst (2011) fassen in dem Lehr- und Praxisbuch „Eventrecht kompakt“ die für die Veranstaltungsbranche wesentlichen rechtlichen An‐ forderungen zusammen. Im vorliegenden Lehrbuch wird an entsprechenden Stellen auf rechtliche Aspekte hingewiesen, wie z. B. in Zusammenhang mit dem Veranstaltungsort (z. B. Naturschutzgesetze), mit dem Catering (z. B. Verpackungsgesetz) oder der Barrierefreiheit (z. B. Behindertengleich‐ stellungsgesetz). - Identifikation und Bewertung von Nachhaltigkeitsaspekten Die Identifikation und Bewertung von Nachhaltigkeitsaspekten ist wich‐ tige Grundlage für die konzeptionelle Arbeit. Managementsysteme und Standards führen diese beispielhaft auf. Nicht alle Umwelt- und Nachhal‐ tigkeitsaspekte sind für jede Organisation gleichermaßen relevant. Zudem können Organisationen sich unterschiedliche Schwerpunkte setzen (z. B. klimafreundliche Veranstaltung oder barrierefreies Event). Die ISO 20121 führt eine Liste von Themen auf, die bei der Organisation von Veranstaltungen beachtet werden können. Die EMAS-Verordnung un‐ 2.3 Nachhaltigkeitsmanagement und Zertifizierung 57 terscheidet in direkte und indirekte Umweltaspekte, die bei der Organisation von Veranstaltungen zu betrachten sind. Das Verfahren zur Ermittlung re‐ levanter Nachhaltigkeitsaspekte erfolgt individuell durch die Veranstaltung, das Veranstaltungshaus oder anbindende Akteure (z. B. Künstler: innen) und muss dokumentiert werden. Nachhaltigkeitsaspekte mit bedeutenden Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft werden quantifiziert, wobei z. B. bei EMAS bestimmte Kernindikatoren als Kenngrößen in der abschlie‐ ßenden EMAS-Umwelterklärung veröffentlicht werden müssen und mit den Ergebnissen vorangegangener Erhebungen in Verbindung gesetzt werden. Wissen | Kernindikatoren der EMAS-Verordnung Diese betreffen … • Energieeffizienz, • Materialeffizienz, • Wasser, • Abfall, • biologische Vielfalt und • Emissionen. Begleitend zur Identifikation von Nachhaltigkeitsaspekten können Pro‐ zessanalysen (z. B. ABC-Analyse, Wesentlichkeitsanalyse), Befragungen (z. B. von Mitarbeiter: innen) und Dialoge (z. B. mit Interessensgruppen) durchgeführt werden. Damit kann die Wesentlichkeit der Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte bestimmt und Aussagen zur Handlungsrelevanz getroffen werden. Bei der ABC-Analyse, nach einem Verfahren des Um‐ weltbundesamtes (UBA), werden beispielsweise die Umweltaspekte in drei Kategorien eingeteilt. Die Relevanz bemisst sich dabei nach dem Ausmaß des Ressourcenverbrauchs: • A = besonders bedeutender Umweltaspekt von hoher Handlungsrele‐ vanz • B = Umweltaspekt mit durchschnittlicher Bedeutung und Handlungsre‐ levanz • C = Umweltaspekt mit geringer Bedeutung und Handlungsrelevanz Der Evangelische Kirchentag hat die in → Abb. 9 dargestellten Umweltas‐ pekte definiert und anhand der ABC-Analyse bewertet. 58 2 Nachhaltigkeitsmanagement Kapitel Nachhaltigkeitsmanagement Abb. 9: ABC-Analyse des Evangelischen Kirchentags (Deutscher Evangelischer Kirchentag 2019) Umweltrelevanz A hoch B mittel C gering III. gering II. mittel I. hoch Steuerungspotenzial Mobilität Verpflegung Energie Emission Beschaffung KIAnG Abfall Kommunikation Arbeits- und Gesundheitsschutz Flächennutzung Wasserverbrauch Abwasser Abb. 9: ABC-Analyse des Evangelischen Kirchentags (in Anlehnung an Deutscher Evange‐ lischer Kirchentag 2019) 2.3.2 Leitfäden und weitere Managementansätze Zentraler Leitfaden in Deutschland ist der Leitfaden für eine nachhaltige Organisation von Veranstaltungen, herausgegeben vom Bundesministe‐ rium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit in Zusammenarbeit mit dem UBA (BMU/ UBA 2020). Darüber hinaus gibt es: • unternehmensbzw. organisationsspezifische Leitfäden und Toolboxes wie z. B. der Guide - Sustainable Event Management der GIZ [OR-2.8] 🔗 http: / / s.narr.digital/ kbv5m, die Event N Toolbox der Freien Universität Berlin [OR-2.9] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 5gt92, die Plattform Nachhaltige Events der Migros Genossenschaft (Schweiz) [OR-2.10] 🔗 http: / / s.narr.digital/ ozlb5; • branchenbzw. kontextspezifische Leitfäden, wie z. B. der Green Events - Leitfaden der Deutscher Pfadfinderschaft Sankt Georg [OR-2.11] 🔗 http: / / s.narr.digital/ o6jdq, der Inspirador 1.3 - Interna‐ tionaler Leitfaden für ein nachhaltiges Kulturmanagement des Goethe-In‐ 2.3 Nachhaltigkeitsmanagement und Zertifizierung 59 38 Holzbaur et al. (2021). stituts [OR-2.12] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 2vleb, der Leitfaden für die umweltverträgliche Gestaltung von Open-Air-Veranstaltungen der Sounds of Nature Foundation e. V. [OR-2.13] 🔗 http: / / s.narr.digital/ a5kws, der Green Touring Guide für Musiker Künstler- und Tourmanager, Veran‐ stalter, Venues und Bookingagenturen [OR-2.14] 🔗 http: / / s.narr.digit al/ ze3v8; • länderspezifische bzw. regional verortete Leitfäden, wie z. B. Events: Das Gleiche in Grün der Stadt Hamburg [OR-2.15] 🔗 http: / / s.n arr.digital/ 0xdev, Green Event BW Leitfaden für nachhaltige Veranstal‐ tungen [OR-2.16] 🔗 http: / / s.narr.digital/ j5nvg; die Infothek Green Events der Bundesministerien und der Bundesländer Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark und Wien [OR-2.17] 🔗 http: / / s. narr.digital/ 0mt7a. Eine weitere Herangehensweise zur strategischen Planung nachhaltiger Veranstaltungen ist die Sustainable Event Design Matrix. 38 Fünf Ele‐ mente bzw. Aspekte nachhaltiger Veranstaltungen (strategy, event and experience, sustainability, education for sustainable development, safety) wer‐ den mit zwei Sichtweisen bzw. Phasen (Vision/ Stakeholder-Sicht, Mission/ Team-Sicht) kombiniert. Das resultiert in eine Matrix mit zehn Kernelemen‐ ten (→ Tab. 2). Die erste Phase ist bestimmt durch die Fragestellung „Was wollen wir erreichen? “ (Vision/ Stakeholder) und die zweite Phase durch die Fragestellung „Wie können wir es erreichen? “ (Mission/ Team). Sustainable Event Design Matrix Vision/ Stakeholder Was wollen wir er‐ reichen? Mission/ Team Wie wollen wir es erreichen? Strategy Make it succesful 1 6 Event and Experience Make it special 2 7 Sustainability Make it compatible with the future 3 8 60 2 Nachhaltigkeitsmanagement 39 EVVC Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.-V. (2023). Education for Sustainable Development Make and impact 4 9 Safety Make it safe and secure 5 10 Tabelle 2: Struktur der Sustainable Event Design Matrix (in Anlehnung an Holzbaur et al. 2021) Jedem dieser zehn Kernelemente liegen jeweils vier Entscheidungselemente zugrunde. Daraus ergibt sich eine Eventmatrix von 40 Elementen. Die Sustainable Event Design Matrix ebnet den Weg für die Entwicklung nachhaltiger Veranstaltungen - ausgehend von der Eventvision bis zur operativen Planung. Tipp Holzbaur, U., Brommer-Kern, E. (2021). Perspektiven der Veranstal‐ tungsplanung. In: Quick Guide Nachhaltige Business-Meetings und -Events. Quick Guide. Springer Gabler, Wiesbaden. 2.3.3 Siegel, Selbstverpflichtungen und Gütezeichen Es gibt eine Reihe an Zertifizierungsmöglichkeiten bzw. Siegel und Gütezei‐ chen, die genutzt werden können, um das nachhaltige Veranstaltungsma‐ nagement nach außen zu kommunizieren. Dazu zählen beispielhaft: - Green Globe Siegel Das Green-Globe-Siegel wurde ursprünglich für die Reise- und Touris‐ musindustrie entwickelt und anschließend an die Veranstaltungsbranche angepasst. Der Standard bietet den Unternehmen einen professionellen, branchengerechten Rahmen zur umfassenden Bewertung ihrer Leistung im Bereich der Nachhaltigkeit, basierend auf den drei Säulen Umweltfreund‐ lichkeit, soziale Verantwortung und wirtschaftliche Rentabilität. 39 2.3 Nachhaltigkeitsmanagement und Zertifizierung 61 40 A Greener Festival (2023). 41 fairpflichtet - Nachhaltigkeitskodex der Veranstaltungswirtschaft (2019). 42 Clubtopia (2021); clubliebe e.-V. (2023). A Greener Festival A Greener Festival ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Großbri‐ tannien. Ihr Ziel ist es die Veranstaltungsbranche dabei zu unterstützen, nachhaltiger zu werden. Dafür bieten sie neben einer unabhängigen Prüfung und Verifizierung von Veranstaltungen in Hinblick auf deren Nachhaltigkeit auch Schulungen, CO 2 -Analysen und Beratungen für Veranstaltende, Ver‐ anstaltungsorte, Tourneen, Künstler: innen, Festivals, Sportveranstaltungen, Lieferant: innen und lokale Behörden für alle Veranstaltungsarten weltweit an. 40 - Fairpflichtet Der EVVC Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e. V. und das GCB German Convention Bureau e. V. haben einen Nachhaltigkeitskodex für die Veranstaltungsbranche fairpflichtet entwickelt. Damit werden Leitlinien der unternehmerischen Verantwortung für Nachhaltigkeit bei der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen formuliert. 41 - Code of Conduct für eine nachhaltige Club- und Festivalkultur Seit Herbst 2021 können sich Veranstalter: innen und Festivalorganisator: in‐ nen in Form einer freiwilligen Selbstverpflichtung zum nachhaltigen Handeln im Clubbetrieb bekennen. Der Code of Conduct ist als Nachhal‐ tigkeitstool zu verstehen und Grundlage für die Ausarbeitung eines Nach‐ haltigkeitskonzeptes. Seit dem Frühjahr 2023 ist der Code of Conduct auch für Outdoor-Veranstaltungen anwendbar. 42 - Sound for Nature-Gütezeichen Seit 2003 können Festivals mit dem Sounds for Nature-Gütezeichen ausge‐ zeichnet werden. Damit erhalten die ausgezeichneten Festivals ein Aushän‐ geschild, mit dem sie sich als umweltverträgliche Veranstaltung von anderen 62 2 Nachhaltigkeitsmanagement 43 SfN - Sounds for Nature (2012). 44 Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft e.-V. (2023). 45 Bundesministerium Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Techno‐ logie (2023). 46 Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz Autonome Provinz Bozen - Südtirol (2023). abheben können. Die Vergabe erfolgt in Form einer Selbstverpflichtungser‐ klärung auf Basis des Leitfadens und ist für ein Jahr gültig. 43 - Sustainable Company fwd certified Das Label Sustainable Company wurde von der Bundesvereinigung für Veranstaltungswirtschaft entwickelt und zertifiziert Unternehmen aus dem Bereich der Live-Kommunikation zu ihren Nachhaltigkeitsleistungen. Der Kriterienkatalog umfasst dabei elf Bereiche und wird durch eine unabhän‐ gige Zertifizierung geprüft. 44 - Österreichisches Umweltzeichen für Green Events Das Umweltzeichen wird vom österreichischen Umweltministerium verge‐ ben und kennzeichnet Veranstaltungen, die in Bezug auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz besonders vorbildlich sind. 45 - GreenEvent - KlimaLand Südtirol Alto Adige Die Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz Autonome Provinz Bozen - Südtirol hat die Zertifizierung GreenEvent entwickelt. GreenEvents sind demnach Veranstaltungen, die nach Kriterien der Nachhaltigkeit geplant, organisiert und umgesetzt werden. Ein Leitfaden beschreibt den Zertifizie‐ rungsprozess und den Weg zur Vergabe der Auszeichnung GreenEvent. 46 - ClimatePartner „klimaneutral“ ClimatePartner ist ein führender internationaler Anbieter von Lösungen zur Erfassung und Berechnung von Emissionen und für Klimaschutz-Projekte. Im Rahmen von Events und Meetings berät ClimatePartner nicht nur zur klimafreundlichen Ausrichtung von Veranstaltungen, sondern übernimmt auch die Berechnung und Ausweisung der CO 2 -Emissionen. Eine Kommuni‐ kation des Engagements ist über ein vom TÜV-Austria-zertifziertes System, 2.3 Nachhaltigkeitsmanagement und Zertifizierung 63 47 ClimatePartner (2023). 48 TÜV NORD CERT GmbH . das Label „klimaneutral“ und auf Wunsch im Rahmen einer Urkunde möglich. 47 - TÜV NORD CERT - Zertifizierungen „Event Carbon Footprint“ und „Klimaneutrales Event“ Für Unternehmen, Vereine, Verbände und andere Organisator: innen von Veranstaltungen bietet die TÜV NORD CERT GmbH zwei Zertifizierungen zur Überprüfung von Veranstaltungen in Hinblick auf Aspekte des Klima‐ schutzes. Im Rahmen einer Zertifizierung des CO 2 -Fußabdrucks für Events wird die Berechnung der Treibhausgasemissionen einer Veranstaltung durch die TÜV NORD CERT GmbH verifiziert. Darüber hinaus bestätigt das Prüfzeichen „Klimaneutrales Event“ die Kompensation von CO 2 -Emissionen einer Veranstaltung durch den Kauf von Zertifikaten aus anerkannten Klimaschutzprojekten. 48 2.4 Zusammenfassung Im Kapitel Nachhaltigkeitsmanagement wurde zunächst die Erarbeitung eines gemeinsamen Leitbilds und die partizipative Zusammenarbeit mit An‐ spruchsgruppen in Zusammenhang mit dem Nachhaltigkeitsmanagement von Veranstaltungen hervorgehoben. Schließlich wurden unterschiedliche Begriffe und Ansätze, wie Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement, Cor‐ porate Governance und Corporate Accountability vorgestellt. Ein gutes Nach‐ haltigkeitsmanagement erfordert die Auseinandersetzung mit Kriterien und Indikatoren ökologischer und sozio-ökonomischer Aspekte. In → Kapitel 2.2 wurden daher zunächst Mess- und Bewertungssysteme und -instrumente erläutert. Anschließend wurde in → Kapitel 2.3 auf die Anforderungen und Möglichkeiten eines ganzheitlichen Nachhaltigkeitsmanagements, z. B. mittels EMAS, eingegangen. Wichtige Leitfäden und Siegel wurden abschlie‐ ßend zusammengefasst. 64 2 Nachhaltigkeitsmanagement 2.5 Reflexionsfragen 1. Recherchieren Sie nach Veranstaltungen, die Nachhaltigkeit im Leitbild integriert haben. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede können Sie feststellen? 2. Welche Wirkungs- und Leistungsfaktoren für die Messung der Nach‐ haltigkeit von Veranstaltungen nach Wall/ Behr (2010) werden zu den Themenfeldern aufgeführt? 3. Wurden Sie bereits einmal selbst vor, während oder nach dem Besuch einer Veranstaltung von den Veranstalter: innen befragt? Wenn ja, zu welchen Themen und auf welche Weise (digital, vor Ort etc.)? 4. Wie werden die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit (ökologisch, ökonomisch, sozial) in den Managementsystemen EMAS, ISO 20121 und GRI Event Organizers aufgegriffen? Benennen Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede. 5. Wählen Sie zwei der genannten Leitfäden für die nachhaltige Orga‐ nisation von Veranstaltungen aus (→ Kapitel 2.3.2). Lesen Sie sich die Leitfäden durch. Wie sind diese aufgebaut, welche wesentlichen Handlungsfelder werden dort benannt? 2.5 Reflexionsfragen 65 49 Godemann/ Michelsen (2007); Godemann (2021). 50 Godemann/ Michelsen (2011); zit. n.Fischer (2019). 3 Kommunikation und Partnerschaften Die Lernfragen zu diesem Kapitel finden Sie unter: 🔗 https: / / narr.kwaest.io/ s/ 1181 3.1 Nachhaltigkeitskommunikation und Partizipation „Es mögen Fische sterben oder Menschen, das Baden in Seen oder Flüssen mag Krankheiten erzeugen, es mag kein Öl mehr aus den Pumpen kommen und die Durchschnittstemperaturen mögen sinken oder steigen: solange darüber nicht kommuniziert wird, hat dies keine gesellschaftlichen Auswirkungen.“ (Luhmann 2004). Mit diesem Zitat wird häufig die Rolle der Kommunikation für eine ge‐ sellschaftliche Auseinandersetzung mit einer nachhaltigen Entwicklung eingeleitet. Es macht deutlich, dass die Probleme und Lösungsansätze einer nicht-nachhaltigen Entwicklung erst durch die Kommunikation darüber sichtbar werden und an Bedeutung gewinnen. Nachhaltigkeitskommu‐ nikation ist ein Verständigungsprozess über eine zukunftsgesicherte gesellschaftliche Entwicklung. 49 Die Aufgabe der Nachhaltigkeitskom‐ munikation besteht darin, „ein Verständnis vom Verhältnis von Mensch und Umwelt, in den gesellschaftlichen Diskurs einzubringen, ein kritisches Bewusstsein für die Probleme dieser Beziehung zu entwickeln und sie dann mit sozialen Werten und Normen in Beziehung zu setzen“. 50 Kommunika‐ tion über Nachhaltigkeit findet z. B. in den Bereichen Zivilgesellschaft, Bildung, Massenmedien, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft statt. Fischer (2019) unterscheidet zudem explizite und implizite Thematisierung von Nachhaltigkeit in der Kommunikation. Eine explizite Thematisierung findet sich z. B. in politischen Nachhaltigkeitsstrategien, Nachhaltigkeitsberichten von Organisationen oder Programmen zu BNE wieder. Bei der impliziten Thematisierung wird der Begriff nicht unbedingt direkt verwendet, aber Be‐ 51 Hoppe/ Wolling (2017). 52 Fischer (2019). 53 Stoltenberg/ Fischer (2017). züge zu den damit einhergehenden Herausforderungen (z. B. Klimawandel, Hunger) hergestellt. Forschung zur Nachhaltigkeitskommunikation geht bisher vor allem auf Fragen der strategischen Kommunikation, auf die Werbewirkungsforschung sowie die Medienforschung ein. 51 Eine weitere Differenzierung bezieht sich darauf, wie kommuniziert wird. 52 Unter Kommunikation von Nachhaltigkeit kann der Transfer von Informationen von einem Sender zu einem Empfänger verstanden werden (z. B. Nachhaltigkeitsberichte), bei Kommunikation über Nachhaltigkeit steht der Austausch und die gemeinsame Verständigung im Vordergrund (z. B. Dialogveranstaltungen) und Kommunikation für Nachhaltigkeit zielt darauf ab, den Wandel in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung zu unterstützen (z.-B. Bildungsprogramme im Sinne einer BNE). Beispiel | Nationale Plattform Bildung für nachhaltige Entwick‐ lung (BNE) Die nationale Plattform BNE ist das oberste Lenkungsgremium des nationalen BNE-Prozesses. Neun Partnernetzwerke arbeiten daran, BNE in die Breite zu tragen. Das Partnernetzwerk „Medien“ hat 2014 unter‐ schiedliche Beiträge zu den medialen Möglichkeiten für eine Nachhaltigkeitskommunikation in einem „open book“ zusammengetragen [OR-3.1] 🔗 http: / / s.narr.digital/ lna0z. Nachhaltigkeitskommunikation ist auch mit dem Anspruch verbunden, gesellschaftliche Such-, Lern- und Gestaltungsprozesse hin zu einer nach‐ haltigen Entwicklung zu unterstützen. Damit ist sie eng verknüpft mit dem Begriff der Partizipation. 53 Partizipation leitet sich vom lateinischen participatio ab und bedeutet „Beteiligung, Teilnahme, Mitwirkung, Mitbe‐ stimmung“. „Partizipation umfaßt alle Formen der Einflußnahme auf die Ausgestaltung kollektiv verbindlicher Vereinbarungen durch Personen und Organisationen, die nicht routinemäßig mit diesen Aufgaben betraut sind“ (Renn 2005: 227). 68 3 Kommunikation und Partnerschaften 54 Knolle (2011). Es geht um die Teilhabe bzw. die Einbeziehung der relevanten Anspruchs‐ gruppen an gesellschaftlichen, politischen und organisationalen Prozessen und Entscheidungen sowie Verfahren, mit denen relevante Anspruchsgrup‐ pen den Transformationsprozess hin zu einer nachhaltigen Entwicklung mitgestalten und Einfluss nehmen können. 54 Entscheidend ist, dass entspre‐ chende Verfahren genutzt werden, mit denen für die komplexen Probleme Lösungsmöglichkeiten entwickelt werden können. Partizipation lässt sich anhand von Partizipationsstufen beschreiben. Dazu gibt es unterschiedliche Darlegungen. Schönhuth/ Jerrentrup (2019) führen die Unterscheidung des österreichischen Nachhaltigkeitsministe‐ riums nach Information (I), Konsultation (K) und Mitbestimmung (M) auf. Knolle (2011) erläutert den Grad von Partizipation ebenso entlang der Bereiche Information („informative participation“), Konsultation („consul‐ tative participation“) und Mitbestimmung („decisional participation“). In beiden Fällen werden Information und Konsultation bereits als Stufen bzw. Grad der Partizipation dargestellt, während in anderen Darlegungen diese Bereiche als Vorstufe der Partizipation angesehen werden. Dazu ist vor allem die Partizipationspyramide von Straßburger/ Rieger (2019) zu nennen (→ Abb. 10). Aus institutionell-professioneller Perspektive wird wie folgt unterschieden: • Vorstufen der Partizipation: (1) Informieren, (2) Meinung erfragen bzw. Konsultation und (3) Lebensweltexpertise einholen bzw. Einbeziehung; • Stufen der Partizipation: (4) Mitbestimmung zulassen, (5) Entschei‐ dungskompetenz teilweise abgeben sowie (6) Entscheidungsmacht übertragen. Aus Perspektive der Bürger: innen (Anspruchsgruppen) wird eine weitere Stufe (7) zur Selbstorganisation ergänzt. 3.1 Nachhaltigkeitskommunikation und Partizipation 69 Kapitel Kommunikation Abb. 10: Die Partizipationspyramide (nach Straßburger/ Rieger 2019) Partizipation aus institutionellprofessioneller Perspektive Partizipation aus der Perspektive der Bürgerinnen und Bürger STUFEN DER PARTIZIPATON VORSTUFEN DER PARTIZIPATION 1 Informieren 2 Meinung erfragen 3 Lebensweltexpertise einholen 1 sich informieren 2 im Vorfeld von Entscheidungen Stellung nehmen 3 Verfahrenstechnisch vorgesehene Beiträge einbringen 4 Mitbestimmung zulassen 6 Entscheidungsmacht übertragen 5 Entscheidungskompetenz teilweise abgeben 7 zivilgesellschaftliche Eigenaktivitäten 5 Freiräume der Selbstverantwortung nutzen 6 Bürgerschaftliche Entscheidungsfreiheit ausüben 4 an Entscheidungen mitwirken Abb. 10: Die Partizipationspyramide (in Anlehnung an Straßburger/ Rieger 2019) Wittek (2002) fasst schließlich Konsultation, Kooperation und Partizipation als die drei Grundtypen diskursiver Verfahren zur Erstellung von Nachhal‐ tigkeitsindikatoren-Systemen (NI-Systemen) im Rahmen von prozessorien‐ tierten Nachhaltigkeitsstrategien zusammen. Mit Blick auf die Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien für Veranstaltungen werden diese Grundty‐ pen nun näher betrachtet, um die noch vorgelagerte Information ergänzt und mit der Differenzierung, wie man kommuniziert, in Verbindung gesetzt. Folgendes Beispiel veranschaulicht verschiedene Partizipationsstufen, insbesondere Information und Kooperation. Beispiel | Unterschiedliche Partizipationsstufen von Veranstal‐ tungen Die Wiener Theatergruppe toxic dreams hat 2011 den ökologischen Fußabdruck ihrer Produktion „The 100 % environmentally friendly show“ berechnet. Das Ergebnis der ressourcenbezogenen Folgen der Show wurden an das Publikum kommuniziert (Information) und dazu eingeladen, zu einer Reduzierung des Fußabdrucks beizutragen. Dafür sollte das Publikum angeben, welche Aktivitäten sie wie oft durchführen 70 3 Kommunikation und Partnerschaften wollten, um dem Fußabdruck der Theaterproduktion wieder auszuglei‐ chen. Zum Beispiel einen Tag auf Fleisch zu verzichten, einen Tag mit dem Fahrrad, statt mit dem Auto zu fahren etc. (Kooperation). Das Ergebnis: Der Fußabdruck wurde fast doppelt kompensiert. Bei Information und Konsultation geht es primär darum, Akzeptanz für vordefinierte Entscheidungen zu schaffen (Information) bzw. die Perspek‐ tive verschiedener Anspruchsgruppen einzuholen (Konsultation). Im Unter‐ schied dazu soll durch Kooperation eine wechselseitige und abgestimmte Zusammenarbeit zur Erreichung nachhaltigkeitsbezogener Ziele stattfin‐ den. Unter Kooperation kann die freiwillige, gleichrangige Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure (z. B. Unternehmen, Zivilgesellschaft, Verwal‐ tung) verstanden werden, mit der die Erreichung individueller, nachhaltig‐ keitsbezogener Ziele unterstützt wird. Partizipation soll schließlich den Anspruchsgruppen ermöglichen, von Beginn an bei Entscheidungsprozes‐ sen mitbestimmen und aktiv auf den Transformationsprozess Einfluss nehmen zu können. Hier setzt auch das Potenzial von Veranstaltungen an, BNE zu fördern. Die → Abb. 11 veranschaulicht die unterschiedlichen Stufen am Beispiel der Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie einer Veranstaltung. 3.1 Nachhaltigkeitskommunikation und Partizipation 71 Kapitel Kommunikation Abb. 11: Vereinfachte Darstellung der Partizipationsstufen mit Blick auf nachhaltigkeitsbezogene Zielsetzungen (nach Wittek 2002; Fischer 2019) Information Akzeptanz zu einer bereits entwickelten Nachhaltigkeitsstrategie der Veranstaltung schaffen. Kommunikation von Nachhaltigkeit Konsultation Einholung einer Einschätzung oder einer Beratung zu einer bereits entwickelten Nachhaltigkeitsstrategie der Veranstaltung. Kommunikation über Nachhaltigkeit Kooperation Arbeitsteilige, wechselseitig abgestimmte Entwicklung und Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie durch Partner: innen mit verschiedenen, definierten Aufgabenbereichen. Kommunikation für Nachhaltigkeit Partizipation Reicht von der Mitbestimmung über die tlw. Entscheidungskompetenz bis hin zur Entscheidungsmacht und bezieht sich z. B. auf:  Die Entwicklung und Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie der Veranstaltung.  Die Programmgestaltung im Sinne einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Abb. 11: Partizipationsstufen mit Blick auf nachhaltigkeitsbezogene Zielsetzungen (eigene Darstellung in Anlehnung an Wittek 2002; Fischer 2019) Bei der Kommunikation mit den verschiedenen Anspruchsgruppen von Veranstaltungen gibt es verschiedene Handlungsmaxime, Methoden und Instrumente, mit denen die Nachhaltigkeit der Veranstaltung gefördert werden kann. Diese werden im nächsten Kapitel behandelt. Tipp Fischer, Daniel (2019): Nachhaltigkeitskommunikation. In: Ursula Klu‐ wick und Evi Zemanek (Hrsg.): Nachhaltigkeit interdisziplinär. Kon‐ 72 3 Kommunikation und Partnerschaften zepte, Diskurse, Praktiken: ein Kompendium. Wien, Köln, Weimar: Böhlau Verlag (UTB Kulturwissenschaft, 5227), S.-51-69. 3.2 Nachhaltige Eventkommunikation Für die Kommunikation im Rahmen der nachhaltigen Organisation von Veranstaltungen können drei Arten von Nachhaltigkeitskommunikation unterschieden werden: • Die Kommunikation bzw. Information von Nachhaltigkeit der Veran‐ staltung, z. B. über umfassende Nachhaltigkeitsberichte, Umwelterklä‐ rungen oder Informationen zu den Nachhaltigkeitsaktivitäten auf der Website (→ Kapitel 3.3). Aber insbesondere auch im Sinne der Öffent‐ lichkeitsarbeit der Veranstaltung und der Ansprache der Besucher: innen zur Nachhaltigkeit der Veranstaltung vor, während und nach der Ver‐ anstaltung. • Die Kommunikation über die Nachhaltigkeit der Veranstaltung, z. B. im direkten und persönlichen Austausch mit den unterschiedlichen Anspruchsgruppen im Sinne von Konsultation, Kooperation und Parti‐ zipation, mit dem Ziel Partnerschaften aufzubauen und gemeinsam ein Nachhaltigkeitskonzept zu entwickeln (→ Kapitel 3.4 und → Kapitel 3.5). • Die Kommunikation für Nachhaltigkeit durch Veranstaltungen, z. B. Programme und Angebote im Sinne einer BNE. Diese ist für die Programmgestaltung ein leitendes Instrument und wird in Kapitel Programm und Bildung (→-Kapitel 4) ausführlicher behandelt. 3.3 Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichterstattung Die nachhaltige Organisation von Veranstaltungen basiert auf der Über‐ nahme von Verantwortung für die Auswirkungen des organisationalen Handelns auf die Gesellschaft und die Umwelt. Die verschiedenen An‐ spruchsgruppen erwarten von den Veranstalter: innen jedoch nicht nur, dass sie die Verantwortung dafür übernehmen, soziales Wohlergehen sowie ökologische Nachhaltigkeit zu fördern und negative externe Effekte zu 3.2 Nachhaltige Eventkommunikation 73 55 Gruber/ Herzig (2022). 56 DNK (2021); Herzig (2023). 57 Herzig/ Pianowski (2022). vermeiden, zu verringern oder bestenfalls auszugleichen, sondern auch, dass sie ihre Auswirkungen transparent darlegen (und entsprechend handeln). Die Anforderungen an Transparenz und Rechenschaftspflichten hat das Interesse an der Nachhaltigkeitsberichterstattung erheblich erhöht. Sie ist einer der sich am dynamischsten entwickelnden Bereiche unternehmeri‐ scher Nachhaltigkeitskommunikation, zunehmend auch für die Veranstal‐ tungsbranche. 55 Ein Grund hierfür ist auch, dass Umwelt- und Nachhaltigkeitsbe‐ richte vermehrt Gegenstand von Regulierungen sind. Mit der derzeiti‐ gen Weiterentwicklung der nachhaltigkeitsbezogenen Berichtspflicht in Europa in Form der sogenannten Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) werden zukünftig (stufenweise ab 2025) alle großen Unternehmen, die mindestens zwei von drei Merkmale erfüllen (Bilanzsumme von über 20 Mio. Euro, Nettoumsatzerlös von über 40 Mio. Euro und/ oder mehr als 250 Beschäftige) bzw. alle an der Börse gelisteten Unternehmen (ausgenommen Kleinstunternehmen) dazu angehalten sein, einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen 56 . Auch mit dem Einsatz von Managementsystemen ist die Berichterstattung in Form von Umwelt- oder Nachhaltigkeitsberichten teilweise vorgegeben. Eine Umwelterklärung ist beispielsweise ein verpflichtender Bestandteil des ansonsten freiwilligen Umweltmanagementsystems gemäß EMAS. Be‐ richterstattungsinstrumente unterstützen außerdem beim Aufbau und der Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie (wie z. B. beim DNK). 57 Insgesamt dient die Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichterstattung zum einen der internen Dokumentation und zum anderen der Berichterstattung gegen‐ über Anspruchsgruppen (z. B. Besucher: innen, Förderpartner: innen etc.). Schließlich kann auch die Entwicklung der Nachhaltigkeit der Veranstaltung über einen Zeitverlauf sichtbar gemacht werden. Die Berichterstattung (print oder online) kann sich an etablierten Standards, wie z. B. dem DNK oder den Standards der GRI für Event Organizers orientieren. Die Berichterstattung kann aber auch unabhängig davon erfolgen, z. B. in Form von individuell erstellten Nachhaltigkeitsberichten. In jedem Fall sollte sie in eine dialogorientierte Nachhaltigkeitskommunikation sinnvoll eingebettet sein. 74 3 Kommunikation und Partnerschaften 58 RNE (2020). Beispiele für eine gelungene Nachhaltigkeitsberichterstattung und deren Einbettung in das Umweltbzw. Nachhaltigkeitsmanagement sind die Teil‐ nahme von verschiedenen Kulturbetrieben am Umweltkooperationsprojekt ÖKOPROFIT [OR-3.2] 🔗 http: / / s.narr.digital/ ly2vp oder die Zertifizierung der Kulturstiftung des Bundes und der Allianz Arena in München gemäß EMAS [OR-3.3] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 3agsg. Seit 2020 müssen das Deut‐ sche Schauspielhaus, das Thalia-Theater und die Staatsoper Hamburg (sowie weitere öffentliche Einrichtungen der Hansestadt) einen Nachhaltigkeits‐ bericht veröffentlichen. 58 Damit folgt die Hamburger Finanzbehörde ande‐ ren Ländern und Kommunen wie Berlin und Freiburg und fordert öffentlich finanzierte Betriebe dazu auf, sich mit den Nachhaltigkeitszielen der Ver‐ einten Nationen auseinandersetzen. Eine Berichterstattung soll mindestens nach dem DNK erfolgen, wobei weitergehende Standards, wie die der GRI, ebenfalls zulässig sind. Gegenstand dieser Berichterstattung ist in vielen Fällen auch die Organisation von Veranstaltungen und die Kommunikation von Nachhaltigkeit der Veranstaltungen. Die Schaffung einer gemeinsamen Informationsbasis in Form von Berich‐ ten ist zudem eine wesentliche Grundlage für eine gelingende Kommuni‐ kation über Nachhaltigkeit (Konsultation, Kooperation und Partizipation). Die Programmgestaltung im Sinne einer BNE steht für Kommunikation für Nachhaltigkeit und ermöglicht es schließlich v. a. Gäste und Besucher: innen von Veranstaltungen für eine nachhaltige Entwicklung zu sensibilisieren, Handlungskompetenzen und die Selbstwirksamkeit zur Gestaltung des Wandels zu fördern. 3.4 Stakeholderkommunikation 3.4.1 Stakeholdermanagement Kommunikation und Partizipation in den unterschiedlichen Ausprägungen findet sowohl vor, während und nach der Planung und Durchführung einer Veranstaltung statt. Wie bereits im vorherigen Absatz aufgezeigt, werden die verschiedenen Anspruchsgruppen dabei in den unterschiedlichen Phasen der Veranstaltung unterschiedlich involviert. Der erste Schritt ist 3.4 Stakeholderkommunikation 75 59 GIZ/ Helpdesk (o.-J.). die Identifikation der Anspruchsgruppen. Folgende Fragen können dabei leitend sein: 59 • Welche Abteilungen und beruflich qualifizierten Mitarbeiter: innen (z. B. Techniker, Veranstaltungskaufleute) gibt es innerhalb des Unterneh‐ mens? • Welche Interessen vertreten die jeweiligen Abteilungen und Mitarbei‐ ter: innen bzw. vertreten sie gemeinsame Interessen? • Welche externen Dienstleister: innen und Partner: innen sind bei der Veranstaltung involviert? • Welche externen Personen oder Personengruppen sind durch die Ver‐ anstaltung bzw. das Veranstaltungshaus betroffen? • Sind diese Personen oder Personengruppen in Initiativen organisiert oder werden sie von bestimmten Organisationen vertreten? Die im Wesentlichen zu adressierenden Anspruchsgruppen für Veranstal‐ tungen lassen sich in folgende Gruppen grob untergliedern: • Leitungsebene, Team bzw. Mitarbeiter: innen; • Dienstleister: innen, z. B. externe Dienstleistenden, wie Energie-, Was‐ ser- und Abfallversorger, Druckereien, Catering, Veranstaltungsort, digitale Infrastruktur, Polizei, Rettungsdienste; Programmbeitragende, wie Referent: innen, Ausstellende, Künstler: innen; • Finanzpartner: innen, auch solche die ggf. entstehende Mehrkosten durch Nachhaltigkeit (mit) finanzieren; • weitere Partner: innen im Bereich Nachhaltigkeit, z. B. Verbündete, im Sinne von weiteren Veranstaltenden, die eine nachhaltige Entwicklung angehen (wollen); Fachberater: innen, die Veranstaltende bei dem Pro‐ zess begleiten; Fachverbände und andere Organisationen, die branchen‐ spezifische Informationen, Beratung und Bildung anbieten; Presse und Medien; • Anwohner: innen, die Kommune bzw. Gemeinde; • Gäste, Besucher: innen und/ oder Teilnehmer: innen; • Medien, z.-B. Presse, Radio; • weitere Interessensgruppen wie z. B. NGOs, weitere Verbände, politi‐ sche Parteien. 76 3 Kommunikation und Partnerschaften Beispielhaft skizziert Brennan (2021) die wesentlichen Akteur: innen von Musikveranstaltungen in einer vereinfachten Darstellung → Abb. 12. Er betont zugleich, dass die Verbindungen in der Realität deutlich komplexer sind. Die offensichtlichsten Akteur: innen sind die Künstler: innen und das Publikum, die am Veranstaltungsort zusammenkommen. Darüber hinaus gibt es Akteure, die verstärkt „hinter den Kulissen“ wirken. So kümmert sich ein: e Manager: in im Namen der Künstler: innen um geschäftliche Verhandlungen und stellt die Verbindung zur Agentur, dem: der Veranstal‐ ter: in und dem Veranstaltungsort her, die wiederrum Spezialisten in ihren Bereichen sind. In einer erweiterten Darstellung hebt Brennan (2021) her‐ vor, dass alle Akteur: innen mit ökologischen Fragestellungen konfrontiert sind und eine entsprechende Auseinandersetzung erfolgen sollte. So hat das Publikum über die Wahl des Verkehrsmittel zum Veranstaltungsort Einfluss, die Tourplanungen können hier ebenfalls nach entsprechender Abstimmung zwischen Künstler: in, Manager: in und Agent: in optimiert und Wegstrecken reduziert werden und der Veranstaltungsort sowie die veranstaltende Organisation hat Einfluss auf ihren eigenen Fuhrpark und die Ressourcennutzung am Standort. Kapitel Kommunikation Abb. 12: Akteure und Verbindungen am Beispiel eines Musikfestivals (eigene Darstellung) ergänzen Veranstaltungsort Künstler: in Manager: in Agentur bzw. Agent: in Publikum Veranstalter: in Abb. 12: Akteure und Verbindungen am Beispiel eines Musikfestivals (in Anlehnung an Brennan 2021) Anspruchsgruppen lassen sich in interne und externe oder in primäre und sekundäre Anspruchsgruppen unterscheiden. Interne Anspruchsgrup‐ 3.4 Stakeholderkommunikation 77 pen agieren innerhalb der Organisation (z. B. Mitarbeitende), während externe außerhalb der Organisation mit ihr interagieren (z. B. Kund: innen). Primäre Anspruchsgruppen sind für die Organisation von existenzieller Bedeutung (z. B. Mitarbeitende), während sekundäre nicht von existenzieller Bedeutung (z. B. NGO) sind. Des Weiteren können Anspruchsgruppen danach unterschieden werden, ob es sich um marktlich (z. B. Dienstleisende) bzw. nicht-marktliche Anspruchsgruppen (z. B. Polizei) handelt. Wichtig ist auch, zu beschreiben, welche Rolle die Anspruchsgruppe spielt bzw. welche Ressourcen (z. B. Arbeitskraft, Material, Geld) sie für den Erfolg einer Veranstaltung einbringt. Anhand dieser Einteilungen lassen sich die Einstellung, der Einfluss und die Betroffenheit der Anspruchsgruppen er‐ mitteln. Mit der resultierenden Bewertung der Anspruchsgruppen, können dann im Anschluss geeignete Wege und Strategien der Kommunikation und Partizipation abgeleitet werden. Es gibt verschiedene Methoden zur Iden‐ tifikation von Anspruchsgruppen und Bewertung der Erwartungshaltung (z.-B. Stakeholdermapping, Stakeholderanalyse). Beispiel | Stakeholdermapping Walker (2013) führt eine praxiserprobte Vorgehensweise für das Stake‐ holdermapping auf. Ein ausdifferenziertes Stakeholdermapping ist vor allem für Großveranstaltungen und Veranstaltungen mittlerer Größen‐ ordnung relevant, insbesondere, wenn diese wiederkehrend geplant werden. Bei kleineren Veranstaltungen ist z. B. die Teilhabe an der Gestaltung der Veranstaltung durch verschiedene Anspruchsgruppen von größerer Bedeutung. Diese bilden schließlich die Grundlage für die Ermittlung von Maßnahmen, mit denen Anspruchsgruppen über die Nachhaltigkeit der Veranstaltung informiert werden bzw. zur Entwicklung der Nachhaltigkeit der Veranstal‐ tung beitragen können. 78 3 Kommunikation und Partnerschaften 60 Walter (2017). 3.4.2 Kommunikation mit Anspruchsgruppen - Mitarbeiter: innen und Mitwirkende Im Team (Leitung, Mitarbeiter: innen in Haupt- und Ehrenamt) sollten früh Zuständigkeiten geklärt und Schulungen ermöglicht werden. Maßgeblich für die interne Kommunikationsstrategie ist die Organisationsstruktur der Veranstaltung bzw. des Veranstaltungshauses. Mitarbeiter: innen und Mitwirkende sind vor Ort für die Umsetzung des Nachhaltigkeitskonzeptes zuständig und vertreten dieses nach außen, z. B. gegenüber den Teilnehmer: innen, Partner: innen. Bei einer nachhaltigen Veranstaltung sollten Mitarbeiter: innen und Mitwirkende daher nicht nur informiert, sondern am Veränderungs- und Entwicklungsprozess beteiligt sein bzw. ihn gemeinsam gestalten. Kooperation und die verstärkte Zu‐ sammenarbeit aller Beteiligten bilden den Schlüssel für die erfolgreiche Umsetzung nachhaltiger Veranstaltungen. Dabei gilt es auch gegebenenfalls aufkommende Widerstände anzunehmen und einen an den Bedarfen der Mitarbeiter: innen orientierten Umgang damit zu finden. Für die Organisa‐ tion von Veranstaltungen unter Nachhaltigkeitsaspekten ist es wichtig, dass alle Beteiligten ein Gefühl der Dringlichkeit und Notwendigkeit erkennen und sich daraus Vision und Strategie entwickeln lassen. 60 Beispiel | Stakeholder-Dialog Nachhaltigkeit 2018, GIZ Der Ergebnisbericht vom Sustainability Office der GIZ zum Stakehol‐ der-Dialog Nachhaltigkeit 2018 fasst die Ergebnisse der Onlinebefra‐ gung sowie des Stakeholder-Tags zur Nachhaltigkeit zusammen [OR-3.4] 🔗 http: / / s.narr.digital/ ktz25. Eine von Beginn an abgestimmte Planung des Nachhaltigkeitskonzeptes der Veranstaltung sowie die Dokumentation von Fortschritten bzw. Hindernis‐ sen unterstützen eine transparente Kommunikation. Je nach Organisations‐ größe dient dafür der direkte Austausch, z. B. in Form von regelmäßigen Arbeitstreffen. Bei größeren Organisationen können zunächst Befragungen und Workshops initiiert und weitere Schritte z. B. über die Bildung von 3.4 Stakeholderkommunikation 79 61 Mast (2020). Arbeitsgruppen bzw. -kreisen organisiert werden. Schließlich sollte ein regelmäßiger Informationsfluss zu den weiteren Entwicklungen obligato‐ risch sein und an die üblichen Kommunikationskanäle der Organisation angegliedert werden. Drei Arten von interner Kommunikation in Unternehmen können im Wesentlichen unterschieden werden 61 : 1. persönliche Kommunikation (zw. Leitung und Team, aber auch zwischen Kolleg: innen in Form von Arbeitstreffen, Workshops etc.); 2. gedruckte Medien (z.-B. Handreichungen, Zeitschriften, Broschüren); 3. elektronisch gestützte Kommunikation (z. B. E-Mail, Intranet, Blogs, Social Media). - Dienstleister: innen und Finanzpartner: innen Bei Veranstaltungen sind zahlreiche externe Dienstleister: innen, wie z. B. Energie-, Wasser- und Abfallversorgungsbetriebe, Druckereien, Cateringbe‐ triebe, Feuerwehr, Polizei, Sicherheitsdienste sowie Programmbeitragende, wie Referent: innen, Moderator: innen, Künstler: innen, Aussteller: innen und viele mehr beteiligt. Zunächst muss definiert werden, mit wem man zu‐ sammenarbeiten möchte - also welche Anforderungen und Kriterien die Dienstleister: innen erfüllen sollten (z. B. Bio-Zertifizierung des Cateringbet‐ riebs) bzw. welche Eigenschaften ausgeschlossen werden können (z. B. keine Zusammenarbeit mit Finanzpartner: innen, die in die Rüstungsindustrie investieren). Den Anforderungen können die Dienstleister: innen z. B. im Rahmen eines Verhaltenskodex („Code of Conduct“) zustimmen. Nachhal‐ tigkeitskriterien können auch mit den Vertragsvereinbarungen konkreti‐ siert und schriftlich festgehalten werden. Beispiel | Nachhaltigkeitskriterien für Aussteller: innen Nachhaltigkeitskriterien für Aussteller: innen, die auch vertraglich fest‐ gehalten werden sollten, können z.-B. sein: • Aussteller: innen verpflichten sich zu der Einhaltung anti‐diskrimi‐ nierender Leitbilder. 80 3 Kommunikation und Partnerschaften 62 Green Events Hamburg (2021). 63 RNE (2020). • Aussteller: innen verpflichten sich zu der Einhaltung der Arbeits‐ schutzbestimmungen. • Aussteller: innen verpflichten sich zu der Reduktion von Abfall und fachgerechter Entsorgung nicht‐vermeidbaren Abfalls gemäß des Abfallkonzepts. • Aussteller: innen verpflichten sich zu einem sparsamen und effizien‐ ten Umgang mit natürlichen Ressourcen, z. B. Energie und Wasser. 62 Dienstleister: innen müssen mindestens über das Vorgehen und die Erwar‐ tungen im Zuge der Nachhaltigkeitsstrategie informiert werden. Idealer‐ weise und besonders bei langjährigen Partnerschaften werden sie bereits in die Entwicklung involviert. Je höher die Stufe der Partizipation, desto zeitaufwendiger. Formate betreffen z. B. Interviews mit Stakeholdern, Work‐ shops und weitere Dialogveranstaltungen. Wenngleich auch der Prozess großzügig geplant werden muss, führt er jedoch in der Regel zu einer erhöh‐ ten Akzeptanz und sorgt für eine bessere Wahrnehmung der Anforderungen durch die Dienstleister: innen im Zuge des Nachhaltigkeitskonzeptes (z. B. Umstellung auf vegetarisches Catering). Einzelne Maßnahmen werden dann in Ausschreibungsunterlagen und Vertragsvereinbarungen festgehalten. Fördergeber: innen und Finanzpartner: innen fordern zunehmend die Be‐ achtung von Nachhaltigkeitskriterien ein. Sie können auch potenzielle Mehrkosten durch Nachhaltigkeitsmaßnahmen mitfinanzieren. Beispiel | Forderung nach Nachhaltigkeitskriterien Die Finanzbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg fordert Unter‐ nehmen der öffentlichen Hand beispielsweise dazu auf, einen Nachhal‐ tigkeitsbericht zu veröffentlichen. 63 Betroffen von diesem Schritt sind rund 30 öffentliche Unternehmen, die entweder eine Bilanzsumme von über 20 Mio. Euro aufweisen, über 40 Mio. Euro Umsatzerlöse erzielen oder mehr als 250 Beschäftigte haben. Dazu zählen auch Kul‐ turinstitutionen wie das Deutsche Schauspielhaus, das Thalia-Theater und die Staatsoper Hamburg. Die Berichterstattung reflektiert die Er‐ 3.4 Stakeholderkommunikation 81 64 Senatsverwaltung für Finanzen (2020). wartungshaltung der Behörde, dass sich öffentlich finanzierte Betriebe mit den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (Sustainable De‐ velopment Goals - SGDs) auseinandersetzen. Die Berichterstattung soll mindestens nach dem DNK erfolgen, wobei weitergehende Standards (z. B. GRI) ebenfalls zulässig sind. Auch die Berliner Senatsverwaltung für Finanzen fordert von den Berliner Landesunternehmen seit dem Berichtsjahr 2018 Nachhaltigkeitsberichte ein 64 ; zunächst von den gro‐ ßen Beteiligungsunternehmen, während kleine und mittlere Unterneh‐ men ab dem Berichtsjahr 2022 in die zweijährliche Berichterstattung aufgenommen werden. Es ist zu erwarten, dass weitere Länder und Kommunen folgen. - Kooperationspartner: innen Austausch und Dialog über die Nachhaltigkeit von Veranstaltungen mit anderen Veranstalter: innen, Fachberater: innen sowie Verbänden und Bünd‐ nissen können motivierend und handlungsleitend sein. Kollegiale Beratung unter Veranstalter: innen und Fachveranstaltungen zeigen einerseits die Prozesse und Good Practices anderer auf und ermöglichen andererseits fachspezifische Impulse von außen. Beispiel | Kollegiale Vernetzungsgruppen Das Forum Nachhaltige Wissenschaft diskutiert über Möglichkeiten, den akademischen Alltag nachhaltiger zu gestalten. Angesprochen sind Wis‐ senschaftler: innen, Verwaltungsfachleute, Studierende, Aktivist: innen und Umweltexpert: innen sowie ein breiteres umweltpolitisch interes‐ siertes Publikum [OR-3.5] 🔗 http: / / s.narr.digital/ noy7m. Hessische soziokulturelle Zentren, die Mitglied in der Landesarbeitsge‐ meinschaft der Kulturinitiativen und soziokulturellen Zentren in Hessen e. V. (LAKS) sind, treffen sich zu regelmäßigen Fachaustauschen im Rah‐ 82 3 Kommunikation und Partnerschaften 65 Schneider et al. (2021). men des Forum Nachhaltigkeit LAKS Hessen. Neben Fachimpulsen wird v.-a. der gegenseitige Austausch und Vernetzung unterstützt. Seit Januar 2021 gibt es eine Vernetzungsgruppe Theater und Nach‐ haltigkeit, die sich über ein Wiki, eine Telegram sowie Signal-Gruppe und auf Facebook organisiert [OR-3.6] 🔗 http: / / s.narr.digital/ gkw0v. Darüber hinaus finden alle paar Monate Vernetzungstreffen statt. Branchenspezifische Verbände verfügen über handlungsleitende Informa‐ tionen und Visionen, wie z. B. der Kodex für Nachhaltigkeit fairpflichtet vom German Convention Bureau (GCB), der in Kooperation mit dem Euro‐ päischen Verband der Veranstaltungs-Centren (EVVC) erarbeitet wurde. Ko‐ operationen zwischen Wissenschaft und Praxis können Prozesse begleiten, unterstützen und Handlungsleitfäden entwickeln, wie z. B. den Nachhaltig‐ keitskodex in der Soziokultur, der ein Ergebnis des Forschungsprojektes „Jetzt in Zukunft“ des Instituts für Kulturpolitik der Universität Hildesheim in Kooperation mit dem Bundesverband Soziokultur darstellt. 65 3.5 Öffentlichkeitsarbeit und Ansprache der Gäste Das Ziel, die Veranstaltung nachhaltig durchzuführen, sollte frühzeitig öffentlich kommuniziert werden. Bereits mit der Bekanntmachung und Ein‐ ladung kann darauf hingewiesen werden. Maßnahmen zur Kommunikation von Nachhaltigkeit für die Öffentlichkeit und Besucher: innen werden in die Phasen vor, während und nach der Veranstaltung eingeteilt. Neben der zielgruppengerechten, barrierefreien und inklusiven Ansprache, spielt bei der Kommunikation der Einsatz von Print- und Merchandise-Produkten sowie die digitale Strategie eine entscheidende Rolle für die Nachhaltigkeit der Veranstaltung. 3.5 Öffentlichkeitsarbeit und Ansprache der Gäste 83 66 Zanger (2021). 3.5.1 Vor der Veranstaltung Informationen zur Veranstaltung (z. B. Bekanntmachungen, Einladungen, Anmeldung etc.) erfolgen • digital (z.-B. E-Mail, Website, soziale Medien); • in Print (z.-B. postalisch, Zeitschriften, Flyer); • durch persönliche Ansprache (z. B. 1: 1 Gespräche, Bewerbung auf anderen Veranstaltungen). Für eine ideale Kommunikation ist eine zielgruppengerechte Ansprache unter Einsatz passender Kommunikationskanäle entscheidend. Die Veran‐ stalter: innen sollten sich daher in einem ersten Schritt mit den Zielgruppen (→ Kapitel 3.4.1), deren Bedürfnissen und Kommunikationskanälen ausein‐ andersetzen. Eine grundsätzliche Abwägung ist der Einsatz einer digitalen Strategie bei der Kommunikation. Eine abgestimmte Online- und Offline‐ kommunikation, auch crossmediale Kommunikation genannt, sowie der Einsatz digitaler Tools in Zusammenhang mit dem Kommunikationskonzept gewinnen zunehmend an Bedeutung. 66 So haben zahlreiche Veranstaltungen mittlerweile eine eigene Website, nutzen soziale Medien (v. a. Facebook, Instagram, Twitter, YouTube, Google+, LinkedIn, Xing) für die zielgruppenfo‐ kussierte Bewerbung und Software für das Teilnehmer: innenmanagement. Worauf im Hinblick auf eine nachhaltige IT-Infrastruktur zu achten ist, wird im →-Kapitel 8.3 näher betrachtet. Bei gedruckten und postalisch versendeten Einladungen sowie Bekannt‐ machungen über Plakate und Flyer ist darauf zu achten, dass Druckprodukte aus nachwachsenden Rohstoffen mit entsprechenden Siegeln verwendet werden (→ Kapitel 8.3). Eine papiersparende und trotzdem persönliche Variante ist eine direkte Ansprache via E-Mail. Der E-Mail kann eine Datei (z. B. Einladungsschreiben, Flyer) angehängt werden und/ oder ein Hinweis zu einem Link auf eine Website mit aktuellen Informationen zur Veranstaltung. 84 3 Kommunikation und Partnerschaften 67 Statista (2022b). 68 Statista (2015). 69 Statista (2019). 70 Dorner (2019). Beispiel | CO 2 -Emissionen von Brief- und E-Mail-Versand Im Jahr 2020 wurden weltweit täglich 300 Mrd. E-Mails versendet und empfangen. Diese Anzahl soll bis 2025 auf ca. 375 Mrd. E-Mails pro Tag wachsen 67 , während es 2015 noch ca. 205 Mrd. E-Mails waren 68 . In Deutschland wurden im gesamten Jahr 2018 848,1 Mrd. E-Mails versendet, 2015 waren es noch 544,2 Mrd. E-Mails. 69 Im Durchschnitt entstehen durch den Versand einer Standard E-Mail 4 g CO 2 e, mit einem angehängten Bild ca. 50 g CO 2 e. Durch den Versand eines Briefes entstehen durchschnittlich 26 CO 2 e. Auch wenn bei einer Standard E-Mail im Vergleich zu einem Brief weniger CO 2 -Emissionen entstehen, kommt die Studie von Wohllebe (2019) beim Vergleich der ökologischen Nachhaltigkeit von Brief- und E-Mail-Versand im Dialogmarketing zu dem Ergebnis, dass der Versand von E-Mails 50 mal mehr CO 2 -Emis‐ sionen verursacht als der Briefversand. Grund dafür ist, dass E-Mails praktisch nichts kosten und die Menge an E-Mails insgesamt zunimmt. Man spricht hier auch von einem Rebound-Effekt. 70 Mit der Einladung wird in der Regel auch das Anmeldeverfahren kommu‐ niziert (z. B. öffentliche Veranstaltung ohne Anmeldung, vorherige Anmel‐ dung erforderlich, begrenzte Anzahl an Plätzen etc.). Anmeldungen sind insbesondere für eine bedarfsgerechte Planung wichtig, z. B. zur Abfrage von Essensgewohnheiten und Unverträglichkeiten (→ Kapitel 12.3) oder für die Anzahl an Tagungsunterlagen (→ Kapitel 8.3). Das Anmeldeverfahren kann mit Online-Tools ermöglicht werden, wobei hier je nach Zielgruppen sowie im Sinne von Barrierefreiheit und Inklusion zusätzlich weitere Varianten in Betracht gezogen werden sollten. Ein digitales Einladungs- und Veranstaltungsmanagement unter‐ stützt die Reduzierung von Printmaterialien und den damit oftmals verbun‐ denen Versand per Post. Bereits der erste Kontakt zur Zielgruppe, die Ankündigung und Einladung zur Veranstaltung, erfolgt digital über die Website, Social-Media-Kanäle oder persönlich via E-Mail. Dasselbe gilt für Anmeldung und Registrierung zur Veranstaltung. Weitere Materialien wie 3.5 Öffentlichkeitsarbeit und Ansprache der Gäste 85 71 Zanger (2021). z. B. Plakate, Programme, Broschüren und Anreiseinformationen können ebenso online kommuniziert und über QR-Codes zugänglich gemacht wer‐ den. Bei größeren Events ist es sinnvoll mit einer umfassenden digitalen Lösung, wie z. B. einer App zu arbeiten, die alle Funktionen und Informa‐ tionen vereint. Für digitale Anmeldungen und das Teilnehmer: innenmanagement kön‐ nen Anwendungen von kommerziellen Anbieter: innen (z. B. ticketmaster, eventbrite), Open-Source-Anwendungen (z. B. attendize, pretix) oder ei‐ gens entwickelte Anwendungen eingesetzt werden. In Zusammenhang mit der Digitalisierung von Events im Sinne der Verbindung von Online und Offline Kommunikation spielt der Datenschutz und die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) eine große Rolle. 71 3.5.2 Während der Veranstaltung Während der Veranstaltung sollten Ansprechperson(en) für Nachhaltigkeit vor Ort vertreten sein. Unterstützt wird nachhaltiges Handeln der Teilneh‐ mer: innen, Gäste und Besucher: innen durch eine klare und einheitliche Beschilderung und Informationen zu Nachhaltigkeitsaspekten (z. B. über Banner, mündliche Ansagen etc.). Bei Veranstaltungen auf Freiflächen (z. B. Festivals) sollten die Interessen der Anwohner: innen bereits im Vorfeld an die Gäste kommuniziert werden, aber auch während der Veranstaltung auf Rücksichtnahme hingewiesen werden (z. B. Lautstärke zu vorgesehen Zeiten, Abfallentsorgung, Beachtung von Wegen). Auch Kooperationspart‐ ner: innen können Raum bekommen, um über ihre Nachhaltigkeitsmaßnah‐ men zu informieren. 3.5.3 Nach der Veranstaltung Die Wahrnehmung und Zufriedenheit von Mitarbeiter: innen, Partner: innen und Besucher: innen kann analog (z. B. Ansprechperson vor Ort, Briefkasten) oder digital (z. B. mittels Onlinebewertungsbögen, E-Mail Adresse für Feedback, Umfragen) während und nach der Veranstaltung erfasst werden. Wie in den vorherigen Kapiteln dargestellt, spielt die Mitwirkung der Anspruchsgruppen bei der Umsetzung und Evaluierung der Nachhaltigkeit von Veranstaltungen eine zentrale Rolle. 86 3 Kommunikation und Partnerschaften 3.6 Zusammenfassung Nachhaltigkeitskommunikation ist ein Verständigungsprozess über eine zukunftsfähige, gesellschaftliche Entwicklung. Nachhaltigkeitskommuni‐ kation ist auch mit dem Anspruch verbunden, gesellschaftliche Such-, Lern- und Gestaltungsprozesse hin zu einer nachhaltigen Entwicklung zu unterstützen. Damit ist sie eng verknüpft mit den Begriffen der Partizipation. Drei Arten der Nachhaltigkeitskommunikation wurden unterschieden und in den jeweiligen Kapiteln erläutert. Die drei Arten sind: 1. Die Kommunikation von Nachhaltigkeit der Veranstaltung durch Um‐ welt- und Nachhaltigkeitsberichterstattung, aber auch durch Zertifikate und Siegel. 2. Die Kommunikation über die Nachhaltigkeit der Veranstaltung mit Anspruchsgruppen, wie Mitarbeiter: innen, Dienstleister: innen und ins‐ besondere mit Gästen. In diesem Zusammenhang wurde auch das Stakeholdermanagement als übergreifender Ansatz vorgestellt. 3. Die Kommunikation für die Nachhaltigkeit durch Veranstaltungen, insbesondere durch das Bildungskonzept BNE. Die Kommunikation von Nachhaltigkeit wurde über die Einführung in Um‐ welt- und Nachhaltigkeitsberichterstattung erläutert. Die Kommunikation über Nachhaltigkeit wurde zunächst über Ausführungen zum Management und der Kommunikation mit Anspruchsgruppen eingeleitet. Abgerundet wurde das Kapitel mit einem Einblick in die Öffentlichkeitsarbeit und Ansprache der Gäste, wobei zwischen den Phasen vor, während und nach der Veranstaltung unterschieden wurde. 3.7 Reflexionsfragen 1. Welche Arten von Nachhaltigkeitskommunikation lassen sich vonein‐ ander unterscheiden? Erläutern Sie die jeweilige Art und nennen Sie einschlägige Beispiele. 2. Welche unterschiedlichen Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichterstat‐ tungsinstrumente gibt es? Nennen Sie Beispiele von ökologischen, öko‐ nomischen und sozialen Aspekten, die zu Transparenz der nachhaltigen Veranstaltungsorganisation beitragen. 3.6 Zusammenfassung 87 3. Recherchieren Sie auf Websites von Veranstaltungen und Veranstal‐ tungshäusern nach der Kommunikation von Nachhaltigkeit. Wie wird das Engagement dargestellt? Nennen Sie Unterschiede und Gemeinsam‐ keiten von 2-3 verschiedenen Darstellungen. 4. Was sind Anspruchsgruppen bzw. Stakeholder? Listen Sie relevante Anspruchsgruppen von Veranstaltungen auf und halten Sie unterschied‐ liche Bedürfnisse stichwortartig fest. 5. Welche Veranstaltung haben Sie zuletzt besucht (z. B. Konzert, Ab‐ schlussfeier etc.). a. Wie wurde vor, während und nach der Veranstaltung mit Ihnen kommuniziert? b. Inwiefern wurden nachhaltigkeitsbezogene Aspekte an Sie kom‐ muniziert? c. Fassen Sie Empfehlungen für weitere nachhaltigkeitsbezogene Kommunikationsmaßnahmen an den oder die Veranstalter: in zu‐ sammen. 88 3 Kommunikation und Partnerschaften 72 Bamberg/ Schmitt (2018). 4 Programm und Bildung Die Lernfragen zu diesem Kapitel finden Sie unter: 🔗 https: / / narr.kwaest.io/ s/ 1182 4.1 Exkurs: Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) Seit vielen Jahrzehnten, und spätestens seit den Veröffentlichungen der Werke Silent Spring durch Rachel Carson im Jahr 1962 und Grenzen des Wachstums durch den Club of Rome im Jahr 1972, wissen wir von den Aus‐ wirkungen menschlichen Handelns und Wirtschaftens auf die Umwelt. Die negativen Auswirkungen sind in den letzten Jahrzehnten jedoch vielmehr gestiegen als das wir sie reduzieren konnten. Wieso verändern wir unser Handeln nicht, obwohl wir damit der Umwelt und auch dem Menschen schaden? Die Umweltpsychologie versucht Antworten darauf zu finden. 72 Sie ver‐ weist auf die Möglichkeit gezielter Interventionsprogramme (z. B. Informa‐ tionsprogramme zum Energiesparen). Interventionsmethoden reichen von Information über Instruktion bis hin zu Trainings oder Workshops, wobei insbesondere beteiligungsorientierten Verfahren eine hohe Wirksamkeit zugewiesen wird. Auch sollten Bedingungen so gestaltet werden, dass nach‐ haltiges Handeln unterstützt wird. Letztlich zielen Interventionen darauf ab, dass Menschen ihre Einstellungen und/ oder das Verhalten ändern. Tipp Schmitt, C. T., & Bamberg, E. (2018). Psychologie und Nachhaltigkeit. Springer Fachmedien Wiesbaden. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist ein Bildungskonzept, das es Menschen ermöglichen möchte, an einer gerechten Gestaltung der 73 Michelsen/ Fischer (2015); Stoltenberg/ Fischer (2017). 74 BNE Portal (2022). Gesellschaft engagiert und verantwortungsbewusst mitwirken zu können. Denn Bildung ist eine wesentliche Voraussetzung für die Fähigkeit, sich mit Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen auseinanderzusetzen. BNE will daher Bewusstsein für nachhaltigkeitsrelevante Probleme schaffen, den Erwerb von Wissen über diese Probleme ermöglichen und die erforderlichen Kompetenzen im Umgang mit diesen erschließen. 73 Die Entwicklung von BNE reicht zurück in die 1970er-Jahre, in denen erste Ansätze zur Umwelterziehung und -bildung entwickelt wurden. Mit der Agenda 21 wurde die Rolle der Bildung in Hinblick auf eine nachhal‐ tige Entwicklung gestärkt und im Zuge der UN-Weltdekade (2005-2014) „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ damit begonnen, BNE weltweit in nationale Bildungssysteme zu verankern. Mittlerweile bezieht sich BNE auf Lerninhalte sowie auf die Pädagogik und die Lernumgebungen, was z. B. im Begriff des Whole Institution Approach zum Ausdruck kommt. „Wenn ein Lernort, beispielsweise eine Schule oder ein Verein, einen Whole Institution Approach verfolgt, ist Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) nicht nur ein Querschnittsthema im Unterricht - auch die Lernprozesse und Me‐ thoden werden auf BNE ausgerichtet. Der Lernort orientiert die Bewirtschaftung der eigenen Institution an Prinzipien der Nachhaltigkeit, indem beispielsweise Lernende, Lehrende und Verwaltungsmitarbeitende bewusst mit Energie und Ressourcen umgehen, einen Schulgarten pflegen oder für die Verpflegung regio‐ nale und fair erzeugte Bio-Produkte bevorzugen.“ 74 Fest verankert ist BNE in den 17 SDGs. Ziel 4 (Hochwertige Bildung) fordert eine inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung sowie Möglichkeiten für Lebenslanges Lernen für alle - als Voraussetzung zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele. Soziale und ökologische Verantwortung sowie globale Gerechtigkeit sind die zentralen Werte einer BNE. In zivilgesellschaftlichen Prozessen können und sollten diese Werte auch immer wieder (neu) ausgehandelt und reflektiert werden. Ein Beispiel dafür ist die Erd-Charta, für die in einem mehr als zehnjährigen Prozess vier Grundsätze erarbeitet und damit eine Vision für eine nachhaltige Entwicklung geschaffen wurde. Auch der Verabschiedung der 17 SDGs liegt ein langjähriger Aushandlungs- und Re‐ flexionsprozess zwischen den Staaten der Vereinten Nationen zugrunde. Die 90 4 Programm und Bildung 75 Michelsen/ Fischer (2015); Stoltenberg/ Burandt (2014). 17 Nachhaltigkeitsziele fassen schließlich auch Kernprobleme zusammen, die die Themen und Inhalte einer BNE ausmachen. Beispiele für Themen und Inhalte sind Welternährung (SDG 2), Geschlechtergerechtigkeit (SDG 5), Klimawandel (SDG 13) oder Biodiversität (SDG 15). Tipp • Michelsen, Gerd; Fischer, Daniel (2015): Bildung für nachhaltige Entwicklung. Wiesbaden: Hessische Landeszentrale für politische Bildung. • Nationale Plattform Bildung für nachhaltige Entwicklung (2017): Nationaler Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung. Der deutsche Beitrag zum UNESCO-Weltaktionsprogramm. Berlin. • BNE-Portal des Bundesministeriums für Bildung und Forschung [OR-4.1] 🔗 http: / / s.narr.digital/ r0jwq. • Erklärfilm der Deutschen UNESCO-Kommission [OR-4.2] 🔗 http : / / s.narr.digital/ g9wx9. BNE geht dabei über die reine Vermittlung von Faktenwissen hinaus. Es geht vielmehr um System-, Ziel- und Handlungswissen, das mittels partizi‐ pativer und kollaborativer Methoden und Formen erarbeitet und Kompetenz zur Mitgestaltung erworben wird. Die sogenannte Gestaltungskompetenz zeichnet sich durch zwölf Teilkompetenzen aus, die in → Abb. 13 aufgezeigt und erläutert werden. 75 4.1 Exkurs: Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) 91 Kapitel Programm Abb. 13: Teilkompetenzen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (nach Michelsen/ Fischer 2015; Stoltenberg/ Burandt 2014) [Querformat] utb-M-Format, Satzspiegelbreite 11 cm Kompetenz für vorausschauendes Denken und Handeln (Antizipation) Entwicklungen für die Zukunft gilt es zu bedenken sowie Chancen und Risiken von aktuellen und künftigen, auch unerwarteten Entwicklungen zu thematisieren. Kompetenz zur Perspektivübernahme Phänomene sollen in ihrem weltweiten Bindungs- und Wirkungszusammenhang erfasst und lokalisiert werden, Lösungen für globale Probleme in weltweiten Kooperationen gesucht werden. Kompetenz, interdisziplinär zu arbeiten Ein angemessener Umgang mit Komplexität erfordert das Erkennen und Verstehen von Systemzusammenhängen. Das Verstehen des Prinzips der Retinität, der „Gesamtvernetzung” aller menschlichen Tätigkeiten und Erzeugnisse mit der sie tragenden Natur, ist von fundamentaler Bedeutung. Partizipationskompetenz Von zentraler Bedeutung für eine zukunftsfähige Bildung ist die Fähigkeit zur Beteiligung an nachhaltigen Entwicklungs- und Gestaltungsprozessen. Kompetenz zum Umgang mit unvollständigen und überkomplexen Informationen Risiken, Gefahren und Unsicherheiten sollen erkannt und abgewogen werden können. Kompetenz zur Kooperation Hierbei geht es darum, gemeinsam mit anderen planen und handeln zu können. Kompetenz zur Bewältigung individueller Entscheidungsdilemmata Zielkonflikte bei der Reflexion über Handlungsstrategien berücksichtigen zu können, ist von Bedeutung, um mit Entscheidungsdilemmata umgehen zu können. Fähigkeit zur Empathie und zur Solidarität Das Konzept der Nachhaltigkeit ist eng mit dem Ziel verbunden, mehr Gerechtigkeit zu fördern. Sich in diesem Sinne engagieren zu können, macht es erforderlich, individuelle und kollektive Handlungs- und Kommunikationskompetenzen im Zeichen weltweiter Solidarität auszubilden. Kompetenz, sich und andere motivieren zu können Sich mit Nachhaltigkeit zu befassen und Zukunft in ihrem Sinne zu gestalten, erfordert ein hohes Maß an Motivation. Kompetenz zur Reflexion über individuelle wie kulturelle Leitbilder Es geht darum, das eigene Verhalten als kulturell bedingt wahrzunehmen und sich mit gesellschaftlichen Leitbildern auseinandersetzen zu können. Kompetenz zum moralischen Handeln Vorstellungen von Gerechtigkeit als Entscheidungs- und Handlungsgrundlage nutzen können, ist eine wichtige Voraussetzung, um das eigene Handeln im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung gestalten zu können. Kompetenz zum eigenständigen Handeln Selbständig planen und handeln können steht im Mittelpunkt dieser Teilkompetenz. Abb. 13: Teilkompetenzen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (eigene Dar‐ stellung in Anlehnung an Michelsen/ Fischer 2015; Stoltenberg/ Burandt 2014) 92 4 Programm und Bildung 76 Michelsen/ Fischer (2015). 77 Michelsen/ Fischer (2015). Die wesentliche Herausforderung besteht in der Einbindung der Lernen‐ den. 76 Dies bezieht sich sowohl auf die Form des Lernens und die Methoden, die Beteiligung und Partizipation ermöglichen, als auch auf die Gestaltung der Lernorte und -umgebungen (Stichwort: Whole Institution Approach bzw. Practice what you preach). Lernorte lassen sich nach Bildungsbereichen unterscheiden in die: • formale Bildung (z.-B. an Schulen, Berufsschulen oder Universitäten); • non-formale Bildung bzw. außerschulische Bildung (z. B. an Umweltbil‐ dungszentren, Jugend- oder Kulturzentren); • informelle Bildung und lebenslange Lernprozesse als Teil der Alltagser‐ fahrung in der Familie, Freizeit, Ausbildung, Beruf oder Ehrenamt. Der Whole Institution Approach ist auch für Organisationen ohne expliziten Bildungsauftrag relevant. In diesem Zusammenhang wird auch von der Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien und -konzepten in und durch Unternehmen, Agenturen sowie Vereine oder eben auch für Veran‐ staltungen gesprochen. Die Strategien können in Anlehnung an Standards und Normen entwickelt werden (→ Kapitel 2). Neben dem Potenzial, BNE in die (Rahmen-)Programme von Veranstaltungen zu integrieren (→ Kapitel 4.2), werden bei Nachhaltigkeitsstrategien und -konzepten alle Handlungs‐ felder einer nachhaltigen Veranstaltungsorganisation strategisch betrachtet und organisatorisch verankert. Wenn beide Aspekte berücksichtigt werden handelt es sich um eine „nachhaltige Veranstaltung“. BNE kann schließlich auch strukturell in den Bildungslandschaften ganzer Kommunen verankert sein und so auf lokaler Ebene einen Beitrag zur Erreichung der 17 SDGs leisten. Für den Erwerb von Gestaltungskompetenzen braucht es neue Formen des Lernens - weg vom passiven Erwerb von präsentiertem Wissen hin zu einer aktiven Wissenskonstruktion. 77 Ausschlaggebend dafür sind die Methoden und Arbeitsweisen sowie die Lernumgebungen und -orte, mit denen der Kompetenzerwerb gefördert werden kann. Die Methodenviel‐ falt reicht von Projektarbeiten, Partner- und Teamarbeit, Umweltpraktika, Rollen- und Planspielen, künstlerischen Projekten, Computersimulationen, Zukunftswerkstätten bis hin zum Philosophieren sowie Methoden der Ge‐ sprächsführung und Mediation. Mit Blick auf Methoden und Arbeitsweisen 4.1 Exkurs: Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) 93 78 HMUKLV (2023). kann BNE einerseits Teil des Unterrichts in formalen Bildungseinrichtungen sein, wie z.-B. das Schuljahr der Nachhaltigkeit in Hessen. Beispiel | Schuljahr der Nachhaltigkeit (SdN) Das SdN verbindet interdisziplinären Unterricht mit Aktivitäten zur nachhaltigen Entwicklung in der gesamten Schule, dem sog. Whole School Approach: In den Bildungsmaterialien des SdN werden zentrale Nachhaltigkeitsthemen auf der Grundlage des Hessischen Kerncurricu‐ lums für den Sachunterricht anschlussfähig aufbereitet. Außerschuli‐ sche Multiplikatorinnen und Multiplikatoren bieten mit den Materialien interaktive Lernwerkstätten in den Schulklassen an. Sie beraten Lehr‐ kräfte und Schulleitungen, bilden sie fort und aktivieren die gesamte Schulgemeinde für nachhaltiges Handeln. 78 BNE kann andererseits durch non-formales und informelles Lernen prakti‐ ziert werden. Über ein breites Spektrum an Lernorten und -umgebungen, Themen sowie Methoden kann BNE unterstützt und angeregt werden, z. B. über die Kommunikation für Nachhaltigkeit durch Veranstaltungen. 4.2 Kommunikation für Nachhaltigkeit: Programmgestaltung In diesem Kapitel beschäftigen wir uns mit der Kommunikation für Nach‐ haltigkeit durch Veranstaltungen. Im Vordergrund steht die Programmge‐ staltung im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Bei Veranstaltungen für Nachhaltigkeit findet sich BNE überwiegend im Haupt‐ programm wieder. Nachhaltig organisierte Veranstaltungen kommunizieren ihre Nachhaltigkeitsbestrebungen eher anhand des Rahmenprogramms. Eine ganzheitlich nachhaltige Veranstaltung ergibt sich sowohl aus einem inhaltlichen als auch organisatorischem Nachhaltigkeitsfokus (→ Kapitel 1.4). Folgende Systematik (→ Abb. 14) gibt einen Überblick, wie Nachhal‐ tigkeit bzw. BNE bei Veranstaltungen aufgegriffen werden kann: 94 4 Programm und Bildung Kapitel Programm Abb. 14: Möglichkeiten der Programmgestaltung im Sinne von BNE (eigene Darstellung) Programm Hauptprogramm Rahmenprogramm 1 Themen und Inhalte mit Nachhaltigkeitsbezug ohne Nachhaltigkeitsbezug 2 Bildungsauftrag Bildungsauftrag im Sinne einer BNE kein Bildungsauftrag im Sinne einer BNE 3 Abb. 14: Möglichkeiten der Programmgestaltung im Sinne von BNE (eigene Darstellung) Für das Hauptprogramm sind die inhaltliche Zusammensetzung und das Ziel der Veranstaltung richtungweisend. Bei Veranstaltungen mit in‐ haltlichem Nachhaltigkeitsbezug ist das gesamte Hauptprogramm darauf ausgerichtet. Nachhaltigkeitsaspekte werden hier in Form von Workshops, Diskussionsbeiträgen, Dialogen, Weiterbildungen, Ausstellungen, Auftrit‐ ten, Produktpräsentationen etc. aufgegriffen. Daraus ergibt sich oftmals automatisch ein Bildungsauftrag im Sinne einer BNE und eine Veranstaltung für Nachhaltigkeit. Zahlreiche dieser Beispiel-Veranstaltungen sind auch nachhaltig organisiert - also „Nachhaltige Veranstaltungen“. Beispiel | Öko-Feldtage als „Nachhaltige Veranstaltung“ • Veranstaltungstyp: Business-Event, Bildungsevent • Veranstaltungsgröße: 11.500 Besucher: innen im Jahr 2022 • Anlass: Förderung ökologischer Landwirtschaft Die Öko-Feldtage bieten seit 2017 deutschlandweit einen zentralen Treffpunkt für Öko-Landwirt: innen sowie allen, die an ökologischer und nachhaltiger Landwirtschaft interessiert sind. Thematisch ist die Ver‐ anstaltung eindeutig unterschiedlichen Zielen einer nachhaltigen Ent‐ wicklung zuzuordnen und greift diese durchgängig im Rahmen des 4.2 Kommunikation für Nachhaltigkeit: Programmgestaltung 95 Hauptals auch Rahmenprogrammes auf. Darüber hinaus bieten die Öko-Feldtage eine Plattform für Innovationen und Diskussionen rund um eine zukunftsfähige, umweltfreundliche Landwirtschaft. Besu‐ cher: innen werden zum Handeln angeregt, ein Bildungsauftrag im Sinne einer BNE ist gegeben. Schließlich legen die Veranstalter: innen Wert auf Umwelt- und Ressourcenschutz, was sich in einer nachhaltigen Veran‐ staltungsorganisation wiederspiegelt. Neben Komposttoiletten gibt es ein vielfältiges vegetarisches und veganes Angebot in Bio-Qualität. Die Kombination aus Themen und Inhalten mit Nachhaltigkeitsbezug (hier: ökologischer Landbau) und einer nachhaltigen Veranstaltungsorgani‐ sation macht die Ökofeldtage zu einer „nachhaltigen Veranstaltung“. [OR-4.3] 🔗 http: / / s.narr.digital/ unsa5 Auch Rahmenprogramme können mit Nachhaltigkeitsbezug bzw. im Sinne einer BNE umgesetzt werden. Dabei spielt es zunächst keine Rolle, ob die Veranstaltung einen inhaltlichen Nachhaltigkeitsbezug z. B. im Hauptprogramm hat oder nicht. Die Veranstaltenden können beispielsweise gemeinnützigen Projekten und Initiativen eine Plattform (z. B. Informati‐ onsstände, Markt der Möglichkeiten) für die Kommunikation ihrer Anliegen bieten, so dass diese in den Dialog mit Gästen treten können. Zudem können Besucher: innen im Zuge des Rahmenprogramms zu Aspekten einer nachhaltigen Veranstaltungsorganisation informiert werden, z. B. zu einem ökologischen Verpflegungsangebot. Einen guten Überblick über die Einordnung von Themen und Inhalten mit Nachhaltigkeitsbezug liefern beispielsweise die 17 Nachhaltigkeitsziele. Die Zuordnung kann für das Haupt- und Rahmenprogramm erfolgen und inhaltlich (z. B. zu bestimmten Workshop-Themen) als auch organisatorisch (z. B. zur Gestaltung des Verpflegungsangebots, Engagement von regionalen Aussteller: innen, Referent: innen, Künstler: innen) umgesetzt werden. Die weitere Ausgestaltung ist von dem Veranstaltungstyp, dem Ziel der Veran‐ staltung sowie von dem oder der Veranstalter: in abhängig. Immer dann, wenn Veranstaltungen einen inhaltlichen Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit setzen, findet eine weitere Sensibilisierung unterschied‐ lichster Akteure statt. Veranstaltungen können dabei einen dezidierten Bildungsauftrag verfolgen. Zentral sind dann die Methoden und Arbeits‐ weisen, auf die zurückgegriffen und mit denen eine gute BNE-Praxis gelebt 96 4 Programm und Bildung wird. Eine Weiterbildung (z. B. der Zertifikatslehrgang „CSR-Manager (IHK)“) kann folglich passiv Nachhaltigkeitswissen vermitteln (kein Bil‐ dungsauftrag im Sinne einer BNE) oder eine aktive Wissenskonstruktion mit Nachhaltigkeitsbezug (Bildungsauftrag im Sinne einer BNE) ermöglichen. Veranstaltungen können somit rein informativer Natur sein oder über partizipative Formate zur Mitgestaltung und zum Handeln ermutigen, z. B. in Kooperation bzw. durch Einbindung und gemeinsame Gestaltung mit den Adressat: innen (z. B. Student: innen, Besucher: innen, Bürger: innen). Bei‐ spiele hierfür sind partizipative Theaterstücke, Bürgerbeteiligungsformate oder Projektstudien an Universitäten die allesamt Themen und Inhalte einer nachhaltigen Entwicklung aufgreifen (→ Beispiel). Beispiel | Klimawandel - Wandelklima Seit 2013 gibt es das Transition Theater in Marburg, dass mit seinen in‐ teraktiven Theaterabenden Zuschauende zum Nachdenken über gesell‐ schaftliche Fragen bringt. „Klimawandel - Wandelklima“ ist ein Thea‐ terworkshop mit anschließenden Aufführungen, das sich an junge Menschen ab 12 Jahren richtet (Hauptprogramm mit Nachhaltigkeits‐ bezug). Im Forumtheater werden gemeinsam Ideen gesammelt, Hand‐ lungen ausgedacht, Textpassagen festgelegt und Szenen erprobt. Das beginnt mit einem mehrtägigen Workshop. Neben der Aufführung am Ende zum Abschluss des Workshops sind weitere Aufführungen vorge‐ sehen, um möglichst viele Menschen zu erreichen, denn ein Forumthe‐ ater regt gesellschaftliche Diskussions- und Veränderungsprozesse an. Auch das Publikum kann und soll sich einmischen (Bildungsauftrag im Sinne einer BNE). [OR-4.4] 🔗 http: / / s.narr.digital/ oww6t 4.3 Zusammenfassung Das → Kapitel 4 erläuterte in einem Exkurs zunächst das Konzept und die Bedeutung einer BNE für Veranstaltungen. Schließlich wurde der Bildungs‐ auftrag von Veranstaltungen in diesem Zusammenhang konkretisiert und Beispiele für nachhaltige Veranstaltungen vorgestellt. 4.3 Zusammenfassung 97 4.4 Reflexionsfragen 1. Widmen Sie sich den Gestaltungskompetenzen. Sie sind Veranstalter: in einer Workshopreihe auf einer Streuobstwiese mit dem Titel „Streuobst‐ wiese im Wandel der Jahreszeiten“. An vier Tagen, verteilt über das Jahr, finden ganztägige Workshops statt. Wie und mit welchen Aktivitäten können Sie die Gestaltungskompetenzen in Ihre Veranstaltung einbin‐ den? 2. Recherchieren Sie nach geeigneten Methoden und Formate, um BNE bei einer Messeveranstaltung (z.-B. BioFach) zu integrieren. 3. Welches Thema im Zuge der Nachhaltigkeitsdebatte ist Ihnen ein besonderes Anliegen? Konzipieren Sie vor diesem Hintergrund eine Veranstaltung für Nachhaltigkeit. 98 4 Programm und Bildung 79 , Kapitel 5.2.6.3 WBGU (2019). 80 WBGU (2019); Randhahn et al. (2020). 81 WBGU (2019), →-Kapitel 2.2.2. 82 Lange/ Santarius (2018). 5 Digitalisierung Die Lernfragen zu diesem Kapitel finden Sie unter: 🔗 https: / / narr.kwaest.io/ s/ 1183 5.1 Digitalisierung und Nachhaltigkeit Die Digitalisierung unserer Lebens- und Arbeitswelt schreitet zügig voran. Sie hat dabei Einfluss auf den globalen Energie- und Ressourcenverbrauch und Auswirkungen auf das Klima. Die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Energieverbrauch sind schwierig abzuschätzen. 79 Die Effekte können je nach Szenario positiv oder negativ sein und somit entweder in einer Reduzierung oder einer Erhöhung des Energie- und Ressourcenverbrauchs resultieren. 80 Mit Blick auf die soziale Nachhaltigkeit werden Fragestellung zur sozialen Teilhabe diskutiert. Dies betrifft z. B. den gleichberechtigten Ausbau und Zugang zu digitalen Infrastrukturen oder datenschutzrechtliche Aspekte. 81 Unter Digitalisierung versteht man den „Einzug unzähliger Geräte und Anwendungen der Informations- und Kommunikationstechno‐ logien (Hard- und Software) in unterschiedliche Lebens- und Wirt‐ schaftsbereiche.“ 82 Ansätze einer „zukunftsfähigen“ Digitalisierung finden sich laut Lange/ Santarius (2018) in den Leitprinzipen „Digitale Suffizienz“, „Konsequenter Datenschutz“ und „Gemeinwohlorientierung“ wieder. Mit der digitalen Suf‐ fizienz ist die Frage verbunden, wie viel Digitalisierung nötig ist. Der kon‐ sequente Datenschutz verfolgt Fragestellungen zum Dateneigentum und der Privatsphäre. Das Leitprinzip der Gemeinwohlorientierung beschäftigt sich 83 Brězan (2020). 84 Brězan (2020). mit kooperativen Plattformen und Open Source. Die Forschungsgruppe „Di‐ gitalisierung und sozial-ökologische Transformation“ untersucht beispiels‐ weise verschiedene Auswirkungen digitaler Dienstleistungen. Die Projekt‐ ergebnisse sind in einer Videoreihe zusammengefasst [OR-5.1] 🔗 http: / / s .narr.digital/ bolad. 5.2 Digitalisierung und Veranstaltungen In der Event- und Veranstaltungswirtschaft werden unzählige Geräte und Anwendungen, auch Eventtechnologien genannt, eingesetzt. Entspre‐ chende Technologien finden sich z. B. im Ticketing oder zur Förderung der Interaktion zwischen Teilnehmer: innen wieder. Sogenannte Event-Apps stellen veranstaltungsbezogene Informationen mobil und in digitaler Form bereit. Sie haben sich mittlerweile zu umfassenden Eventmanagementsyste‐ men weiterentwickelt und erfüllen verschiedene Funktionen. 83 Dazu zählen: • Bereitstellung von Informationen wie die Tagungs-Agenda oder Lage‐ pläne; • Interaktionen wie Live-Abstimmungen oder Q&A-Sessions; • Aufbau von Netzwerken wie Nutzer: innenprofile, Teilnehmer: innenlis‐ ten, Chats oder die Vereinbarung von Meetings; • Teilnehmer: innenmanagement und Kommunikation zwischen Veran‐ stalter: innen und Teilnehmer: innen • Kontakt- und Informationsaustausch über Lead-Retrieval-Systeme; • Event-App-Plattformen, die ein langfristiges Beziehungsmanagement, insbesondere bei wiederkehrenden Veranstaltungen, ermöglichen. 84 Basierend auf einer Marktanalyse haben Vogel/ Thomas (2020) mehr als 100 EventTech-Lösungen kategorisiert. In einer Matrix unterscheiden sie Tech‐ nologien in z. B. Technologien für das Ticketing, Event-Apps, Technologien für virtuelle oder hybride Events, jene für Interaktionen, Übersetzung und VR-Erlebnisse, bis hin zu Technologien für die Gesichtserkennung. Während der Coronapandemie wurden schließlich zahlreiche Veranstal‐ tungen in Präsenz abgesagt und in den digitalen Raum verlegt. Dies hat das Angebot virtueller und hybrider Veranstaltungen stark befördert und 100 5 Digitalisierung 85 Vogel/ Thomas (2020); Große Ophoff (2022). insgesamt den Einsatz digitaler Technologien in der Veranstaltungsbranche verstärkt. Insbesondere hybride Veranstaltungen, die sowohl eine analoge als auch virtuelle Teilnahme ermöglichen, gewinnen zunehmend an Bedeu‐ tung. Große Ophoff (2022) fasst beispielsweise Vor- und Nachteile von Onlineveranstaltungsformaten zusammen (→-Abb. 15). Kapitel Digitalisierung Abb. 15: Vor- und Nachteile von Online (nach Ophoff 2022) Vorteile Nachteile ONLINE  preiswert  zeiteffektiv für die Teilnehmer: innen  zeiteffektiv für Redner: innen (da der Aufwand reduziert ist, können hochrangige Redner: innen gewonnen werden)  gut geeignet für Teilnehmer: innen mit wenig Zeit  schneller planbar und umsetzbar  Teilnahme unabhängig vom Ort möglich  geringe Umweltbelastungen  kurze Aufmerksamkeitsspanne im digitalen Format  hohe Konkurrenz verschiedener digitaler Angebote  wenig direkter persönlicher Austausch  Erwartung: kostenlos PRÄSENZ  mit allen Sinnen erleben ist möglich  Eintauchen in das Thema der Veranstaltung  Networking gut möglich, Anlässe für Networking, Catering, Pausen  etablierte Finanzierungsmodelle  Ausstellungen, hands on  teuer  zeitaufwändig  großer Planungsaufwand  Umweltbelastungen durch Anreise und Unterkunft Abb. 15: Vor- und Nachteile von Onlineveranstaltungsformaten (in Anlehnung an Große Ophoff 2022) 5.3 Nachhaltige Eventtechnologien Wie sollten Eventtechnologien vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit gestaltet sein? Wie und wofür werden diese genutzt, um Nachhaltigkeit bei Veranstaltungen zu unterstützen bzw. wo tun sie dies nicht? Bisher finden Nachhaltigkeitsaspekte in Zusammenhang mit Eventtechnologien jedoch wenig Beachtung. 85 5.3 Nachhaltige Eventtechnologien 101 86 in Abgrenzung zu weiteren digitalen Tools, wie z. B. für Social Media, Bürokommuni‐ kation etc. 87 Gröger et al. (2018); Blauer Engel (2020). Folgende Aspekte werden in den nachfolgenden Kapiteln diskutiert: 1. Um virtuelle und hybride Veranstaltungen durchführen zu können, ist eine entsprechende Infrastruktur erforderlich, die den Teilnehmer: innen den Zugang zur Veranstaltung ermöglicht - also Soft- und Hardware, mit denen Videokonferenzen, virtuelle Messeauftritte oder Life-Übertra‐ gungen umsetzbar sind. 86 Gestaltungsoptionen für nachhaltige Soft- und Hardware werden in →-Kapitel 4.2.1 betrachtet. 2. Eventtechnologien können die Umsetzung nachhaltiger Veranstaltun‐ gen unterstützen. Das Potenzial von Eventtechnologien für nachhal‐ tige Veranstaltungen wird anhand von Handlungsfeldern in →-Kapitel 4.2.2 betrachtet. 3. Virtuelle und hybride Veranstaltungen können die Auswirkungen von Veranstaltungen auf Umwelt und Klima reduzieren. Daher werden Einsparpotenziale, insb. von CO 2 -Emissionen, durch virtuelle (und hybride) Veranstaltungen, in →-Kapitel 4.2.3 erörtert. 5.3.1 Gestaltungsoptionen nachhaltiger Soft- und Hardware Im Mittelpunkt der folgenden Betrachtung steht die Sensibilisierung für Anforderungen an Soft- und Hardwareprodukte sowie deren Nutzung. Zudem werden einzelne nachhaltige Eventtechnologien vorgestellt. Ein Bewertungsinstrument für Softwareprodukte ist das Umweltzei‐ chen Blauer Engel für ressourcen- und energieeffiziente Softwareprodukte (DE-ZU 215). 87 Die Nachhaltigkeit von Softwareprodukten wird anhand von 11 Kriterien in drei Bereichen bewertet: 1. Ressourcen- und Energieeffizienz: Softwareprodukte sollen ihre Funktionalität mit einem minimalen Ressourcenaufwand und Energie‐ bedarf erbringen. 2. Potenzielle Hardware-Nutzungsdauer: Software darf nicht dazu beitragen, dass bestehende Hardware vorzeitig durch eine leistungsstär‐ kere ersetzt werden muss, weil sie den Leistungsanforderungen der Software nicht gerecht wird. 102 5 Digitalisierung 88 Pohl et al. (2021). 3. Nutzungsautonomie: Ein Softwareprodukt soll die Autonomie des Nutzer: innen im Umgang mit dem Produkt nicht einschränken und keine Abhängigkeit schaffen. Tipp Gröger, J. (2019): Leitfaden zur umweltfreundlichen öffentlichen Be‐ schaffung von Software. Hrsg. v. UBA. Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung geht über die Ressourcen- und Energieeffizienz von Produkten hinaus und benennt Gestaltungsoptio‐ nen für nachhaltige Soft- und Hardware (→-Abb. 16). 88 Abb. 16: Gestaltungsoptionen für nachhaltige Hard- und Software (IÖW o.-J.) 5.3 Nachhaltige Eventtechnologien 103 89 nachhaltig.digital.agieren (2021). 90 Vogel/ Thomas (2020); Fukas et al. (2022). Weitere Kriterienkataloge benennen zudem als Anforderung die Barrie‐ refreiheit von Softwareprodukten. 89 Außerdem vertiefen Hoffmann-Wag‐ ner/ Jostes (2021) wichtige Aspekte für die Konzeption von virtuellen und inklusiven Eventformaten anhand von drei Anforderungen: 1. Planerische Anforderungen: Dazu zählen u. a. die verbindliche Aus‐ sage darüber, dass die Veranstaltung prinzipiell barrierefrei sein soll, Anforderungen an Barrierefreiheit für die Räumlichkeiten, z. B. im Zuge der Produktion und bei der Aufzeichnung sowie in der Eventkommuni‐ kation sowie Schulungen des Personals zur Barrierefreiheit virtueller Veranstaltungen. 2. Technische Anforderungen: Bei der Suche und Auswahl von Tech‐ nik-Tools sollten bestimmte Aspekte beachtet werden, wie z. B. Navi‐ gierbarkeit über die Tastatur über Tastaturkombinationen, Untertitel für ein (Live-)Schriftdolmetschen etc. 3. Dramaturgische Anforderungen: Dazu zählen u. a. Briefing der Moderation und Referent: innen zur Barrierefreiheit, gutes Setting (z. B. gut sichtbare Gesichter, ablenkungsfreier Hintergrund); die Kleidung aller Personen, die am Event teilnehmen, sollte möglichst einfarbig sein oder ruhige Muster haben. Gleiches gilt für einen etwaigen virtuellen Hintergrund. Tipp Hoffmann-Wagner, K., Jostes, G. (2021). Virtuelle Eventformate. In: Barrierefreie Events. Springer Gabler, Wiesbaden. 5.3.2 Potenziale durch Eventtechnologien Die ökologischen, ökonomischen und sozialen Potenziale von Eventtechno‐ logien für die Nachhaltigkeit von Veranstaltungen wurden im Forschungs‐ projekt IT 4 Green Events 90 nach sieben Handlungsfeldern untergliedert (→-Abb. 17). 104 5 Digitalisierung Kapitel Digitalisierung Abb. 17: Potenziale von Eventtechnologien nach Handlungsfeldern (nach Vogel/ Thomas 2020) Handlungsfeld EventTech-Lösung Erläuterung ÖL ÖN S O Mobilität virtuelle Messen Vermeidung von An- und Abfahrten • • • hybride Veranstaltungen • • • mehrseitige Konferenzen • • • Verkehrsmanagementsysteme Reduktion des Verkehrs bzw. Lenkung auf umweltfreundliche Verkehrsmittel • • Ressourcen Digitalisierung sämtlicher Printprodukte Reduktion des Papierverbrauches • • • • digitale Give-aways digitale Visitenkarten • • Catering digitale Planung der Essen Reduktion der Entsorgungsmengen • • Veranstaltungsmanagement Eventmanagement- Lösungen Reduktion von Papier, Zeitersparnisse & Verbesserung der Prozesse • • Kommunikation Event-Apps Kommunikation der digitalen und nachhaltigen Maßnahmen • RFID, NFC, iBeacon - Kontextspezifische Kommunikation Tracking des Ortes erlaubt die kontextspezifische Kommunikation • Interaktion Networking/ Matchmaking Apps Verbesserung der Teilnehmer: inneninteraktionen und der Wertschätzung realer Events • Q&A, Umfragen Integration der Teilnehmer: innen • Abb_ Abb. 17: Potenziale von Eventtechnologien nach Handlungsfeldern (in Anlehnung an Vogel/ Thomas 2020) Fukas et al. (2022) betonen jedoch auch, dass zahlreiche Potenziale digitaler Eventtechnologien nicht ausgeschöpft werden. Gründe hierfür sind: • mangelnde Erfahrungen und Kenntnisse, wie digitale Technologien im Sinne einer ressourcenschonenden Tagung eingesetzt werden können; • fehlendes Know-how zur Nutzung digitaler Technologien bei Fach- und Führungskräften der Eventbranche; 5.3 Nachhaltige Eventtechnologien 105 91 Fukas et al. (2022). 92 RNE (2022). 93 UBA (2020a). • mangelnde Einbindung des Themas Digitales Tagen in der Aus-, Fort- und Weiterbildung für die Veranstaltungsbranche. Im Projekt Green Meeting Know-how Box hat die Universität Osnabrück eine Wissensmanagement- und Lernplattform entwickelt, die Aus- und Weiterbildung im Veranstaltungs- und Eventmanagement unterstützen und Nachhaltigkeitsinhalte mit Hilfe digitaler Tools vermitteln kann. 91 5.3.3 Einsparpotenzial digitaler Veranstaltungen Der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) (2022) nennt Vorteile virtueller Veranstaltungen: „Offensichtlich ist, dass eine digitale oder hybride Veranstaltung weniger Treib‐ hausgasemissionen verursacht und Ressourcen verbraucht als eine analoge. So reisen keine oder weniger Gäste an, und der ökologische Fußabdruck durch die genutzten Verkehrsmittel und Hotels verringert sich. Da der Transport Expertenschätzungen zufolge für 70 bis 95 Prozent der von Veranstaltungen verursachten Emissionen verantwortlich ist, fällt diese Einsparung stark ins Gewicht.“ Der gesamte Einspareffekt von Umweltressourcen und CO 2 -Emissionen ist schwer zu berechnen, da weitere Faktoren hinzukommen, die häufig nicht beeinflusst und nur geschätzt werden können. Beispiel | Onlinejahreskonferenz RNE Der RNE arbeitet mit Schätzungen und hat z. B. seine Onlinekonferenz 2020, die rein virtuell stattfand, in Zusammenarbeit mit ClimatePartner auf Basis solcher Näherungswerte bilanziert und kompensiert. 92 Weitere Studien, wie die des UBA zu Klimawirkungen von Cloud-Diens‐ ten wie Video-Streaming oder Onlinedatenspeicherung, geben weiteren Einblick in den Einfluss von Eventtechnologien auf Klima- und Ressourcen‐ schutz. 93 Ein Ergebnis der Studie ist, dass beim Video-Streaming über einen 106 5 Digitalisierung Glasfaser-Anschluss die geringste (2 g CO 2 ) und bei einer Datenübertragung mit UMTS (3G) die höchste CO 2 -Belastung (90 g CO 2 ) entsteht, wobei die Datenverarbeitung im Rechenzentrum mit jeweils 1,45 g CO 2 pro Stunde für alle Übertragungstechniken relativ gering ist. Beispiel | Einsparmöglichkeiten beim Videostreaming für Ver‐ braucher: innen In einem Factsheet nennt das UBA (2020) Einsparmöglichkeiten für Verbraucher: innen beim Videostreaming. So können beispielsweise: • Datenmengen von Videoinhalten über Einstellungen einer geringe‐ ren Videoqualität reduziert; • die Autoplay-Funktion, insbesondere von Werbevideos, deaktiviert; • bevorzugt über kabelgebundene Breitbandnetze oder WLAN-Netze (statt Mobilfunk) gestreamt werden. Weitere Einsparpotenziale sind die Verpflegung der Teilnehmer: innen am jeweiligen Ort der Teilnahme, veränderte Bedingungen an den Veranstal‐ tungs- und Teilnahmeorten (u. a. Heizbedarf, Stromverbrauch, Sanitäranla‐ gen etc.) und die technischen Ausstattungen der Teilnehmer: innen (u. a. Computer, Webcam, Headset etc.). Veranstalter: innen können grundsätzlich nur bedingt beeinflussen, wie sich die Teilnehmer: innen während der Veranstaltung ernähren, wie sie heizen oder welche technischen Geräte sie nutzen. Eine Möglichkeit ist, den Teilnehmer: innen im Vorfeld Vorschläge und Handlungsempfehlungen zu kommunizieren. Beispiel | Digital Lunchbreak Das Abschlusssymposium des Forschungsprojektes Nachhaltigkeitskul‐ tur entwickeln. Praxis und Perspektiven soziokultureller Zentren ( Jetzt in Zukunft) der Universität Hildesheim fand virtuell statt. Das Symposium dauert von 10: 15 bis ca. 14: 30 Uhr. Neben einer digitalen Kaffeepause war eine halbstündige Mittagspause (Digital Lunchbreak) vorgesehen. Dafür wurden den Teilnehmer: innen im Vorfeld drei klimafreundliche Rezepte per Mail zugesendet. Je nach Gericht gab es dann drei virtuelle Pausenräume, in denen sich die Teilnehmer: innen treffen konnten: 5.3 Nachhaltige Eventtechnologien 107 • Raum 1: Kürbis-Curry Suppe (170-g CO 2 ) • Raum 2: Linsen-Möhren-Salat (110-g CO 2 ) • Raum 3: Karotten-Chinakohl-Pfanne (210-g CO 2 ) Im Gegensatz zu Präsenzveranstaltungen, zu denen die Teilnehmer: innen an den Veranstaltungsort anreisen, spielt bei virtuellen und hybriden Veranstal‐ tungen der Veranstaltungsort eine untergeordnete Rolle. Für die Produktion und Aufzeichnung virtueller Veranstaltungen können zwar Studios oder Veranstaltungsstätten gebucht werden. Dort treffen dann höchstens die Veranstalter: innen und weitere Beitragende (z. B. Referent: innen, Künst‐ ler: innen) zusammen. Gleiches gilt für hybride Veranstaltungen, wobei hier den Teilnehmer: innen zudem die Möglichkeit geboten wird, auch vor Ort teilzunehmen. Es handelt sich dann meist um einen begrenzteren Teilnehmer: innenkreis. 5.4 Zusammenfassung Das Kapitel beginnt mit der Bedeutung der Digitalisierung für eine nachhal‐ tige Entwicklung bzw. umgekehrt. Die Digitalisierung kann eine nachhaltige Entwicklung einerseits unterstützen (z. B. Verfügbarkeit von Umwelt- und Nachhaltigkeitsdaten), andererseits kann sie nicht-nachhaltige Entwicklun‐ gen, z. B. zunehmender Energie- und Ressourcenverbrauch, befördern. Eine Auseinandersetzung mit nachhaltigen Eventtechnologien ist noch jung und wurde in diesem Kapitel anhand von drei Aspekten diskutiert: • Gestaltungsoptionen nachhaltiger Soft- und Hardware; • Potenziale durch Eventtechnologien; • Einsparpotenzial digitaler Veranstaltungen. Die Digitalisierung spielt für Veranstaltungen zunehmend eine Rolle, ob in Verbindung mit der Kommunikation, der Umsetzung virtueller Event‐ formate, der Steuerung technischer Geräte oder der digitalen Erfassung von Umwelt- und Nachhaltigkeitsdaten. Entsprechende Zusammenhänge werden in den jeweiligen Kapiteln dazu hergestellt. 108 5 Digitalisierung 5.5 Reflexionsfragen 1. Diskutieren Sie die Vor- und Nachteile von Onlineveranstaltungsforma‐ ten nach Große Ophoff (2022) unter sozialen Aspekten. 2. Wie lauten die 11 Kriterien des Blauen Engel für ressourcen- und ener‐ gieeffiziente Softwareprodukte. Schätzen Sie ein, wie diese in der Praxis bereits umgesetzt werden können. Kennen Sie Anbieter nachhaltiger Softwareprodukte? 3. Welchen Beitrag können Sie als Teilnehmer: in für die Nachhaltigkeit einer Onlineveranstaltung leisten? Bennen Sie mögliche Beiträge vor, während und nach der Veranstaltung. 4. Welche Potenziale von Eventtechnologien erläutern Vogel/ Thomas (2020) für die einzelnen Handlungsfelder? Nennen Sie weitere Poten‐ ziale. 5. Off-Topic: Das Data Detox Kit (https: / / datadetoxkit.org/ de/ privacy/ ess entials/ ) zeigt alltägliche Schritte auf, mit denen digitale Privatsphäre, Sicherheit und Wohlbefinden kontrolliert werden können. Schauen Sie sich die Maßnahmen zur Durchführung eines Daten-Detox mit dem Smartphone an und wenn Sie mutig sind, führen Sie den Detox durch. 5.5 Reflexionsfragen 109 6 Klimaschutz Die Lernfragen zu diesem Kapitel finden Sie unter: 🔗 https: / / narr.kwaest.io/ s/ 1184 6.1 Klimawandel Das Klima unserer Erde verändert sich. Grund dafür sind der natürliche und der menschengemachte Treibhauseffekt. Letzterer führt zu einem zunehmenden Ausstoß von Treibhausgasen - auch Treibhausgasemissionen genannt (nachfolgend „THG-Emissionen“ oder CO 2 -Emissionen), beispiels‐ weise durch • die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas für den weltweiten Heiz-, Kühl- und Energiebedarf, • die energieintensive Herstellung von Waren wie Transportmittel, Tex‐ tilien oder Möbel, • die landwirtschaftliche Produktion und Verarbeitung oder • Personen- und Gütertransporte. Ein Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre führt wiederrum zur Erderwärmung, also zu einer Erhöhung der durchschnittlichen Tempera‐ tur an der Erdoberfläche (→-Abb. 18). Je höher die Temperatur steigt, desto gefährdeter ist unser Klima und somit unser Ökosystem Erde. Daher empfiehlt der Weltklimarat (engl. Intergovernmental Panel on Climate Change, kurz: IPCC), die Erwärmung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen. Das Ziel, Maßnahmen zum Klimaschutz zu treffen ist auch im 13. Nachhaltigkeitsziel der Vereinten Nationen reflektiert. Zur Erreichung des 1,5 Grad Ziels müssen THG-Emissionen vermieden, reduziert und nicht vermeidbare THG-Emissionen kompensiert werden. Das Kyoto-Protokoll führt sechs Treibhausgase auf, die maßgeblich zum menschengemachten Treibhausgaseffekt beitragen: Kohlendioxid (CO 2 ), Methan (CH 4 ), Lachgas (N 2 O), wasserstoffhaltige Fluorkohlenwasserstoffe (HFKW), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (FKW) und Schwefelhexafluorid 94 CO 2 e ist die Abkürzung für „CO 2 -Äquivalente“, einer Maßeinheit, die die Klimawirkung der unterschiedlichen Treibhausgase (neben Kohlendioxid zählen dazu Methan, Lach‐ gas und weitere) vergleichbar macht. 95 BMUV (2002). (SF 6 ). Den größten Anteil haben CO 2 -Emissionen, daher spricht man häufig von CO 2 bzw. CO 2 e 94 . Kapitel Klimaschutz Abb. 18: Einfache Darstellung des Treibhauseffekts (nach Klimatopia o. J.) Treibhausgase Sonnenlicht Abstrahlung von der Erdoberfläche ein Teil des Sonnenlichts trifft auf der Erde ein, der Rest strahlt zurück ins All ein stetig steigender Teil wird von Treibhausgasen absorbiert und erwärmt die Erde weiter Abb. 18: Einfache Darstellung des Treibhauseffekts (eigene Darstellung in Anlehnung an Klimatopia o.-J.) Das Kyoto-Protokoll ist ein Vertrag der Vereinten Nationen zur Be‐ grenzung der THG-Emissionen. Der rechtlich bindende Vertrag wurde 1997 auf der dritten Klimakonferenz (COP3) in Kyoto verabschiedet. 95 6.2 Klimabilanzierung von Veranstaltungen Bei der Durchführung von Veranstaltungen entstehen einerseits THG-Emis‐ sionen und andererseits sind Veranstaltungen von Veränderungen, die mit dem Klimawandel einhergehen, zunehmend betroffen. Fritz et al. (2021) erläutern z. B., dass der Einfluss des Klimawandels sich in zunehmenden Risiken durch Unwetterereignisse wie Starkregen, lokale Gewitter oder Hitzeperioden ausdrückt. Dies führt zu Abbrüchen von Veranstaltungen, er‐ höhten notärztlichen Einsätzen wegen Kreislaufkollaps und Dehydrierung 112 6 Klimaschutz 96 WRI/ WBCSD (2022). 97 WBCSD/ WRI (2004). oder hitzebedingten Gesundheitsproblemen. Bei Veranstaltungen im Win‐ ter, insbesondere bei Sportveranstaltungen, bestehen Risiken im Hinblick auf „termingerechten“ Schnee und für den Kongress- und Tagungstourismus liegen mögliche Risiken in zukünftigen Mobilitätseinschränkungen durch steigende Energiepreise oder einer sinkenden Attraktivität des Standorts aufgrund von Überhitzung der Städte. Tipp Fritz, O.; Pröbstl-Haider, U.; Ginner, K.; Formayer, H. (2021): Festivals, kulturelle Events, Großveranstaltungen, Sportgroßveranstaltungen und Lifestyle Events. In: Pröbstl-Haider, U.; Lund-Durlacher, D.; Olefs, M.; Prettenthaler F. (Hrsg.): Tourismus und Klimawandel. Berlin, Heidel‐ berg: Springer Berlin Heidelberg, S.-179-191. Eine Klimabzw. CO 2 -Bilanz erfasst die THG-Emissionen einer Veranstal‐ tung. Aus ihr lassen sich Haupt-Emissionsfaktoren, wie z. B. An- und Abreise der Besucher: innen sowie Maßnahmen zur Vermeidung und Reduzierung ableiten. Schließlich wird die Menge an unvermeidbaren THG-Emissionen bilanziert, die dann z. B. kompensiert werden können. Die Erstellung einer Klimabzw. CO 2 -Bilanz kann sich an das Greenhouse Gas Protocol (GHG-Protocol) anlehnen. 96 Das GHG-Protocol ist ein Methodenstandard, der dabei unterstützt wesentliche Emissionsquellen zu identifizieren. Dabei wird zwischen direkten und indirekten Emissionen unterschieden, die durch die Einteilung in Scope 1, Scope 2 und Scope 3 näher definiert und im Folgenden kurz erläutert werden. 97 Scope 1: Direkte THG-Emissionen Direkte THG-Emissionen aus Quellen, die sich im Besitz oder unter der Kontrolle des Unternehmens befinden (z. B. Kraftstoffverbrauch des Fuhrparks, Energieeinsatz für Wärmeerzeugung). 6.2 Klimabilanzierung von Veranstaltungen 113 98 Die Handlungsfelder und Emissionsquellen basieren auf der Zusammenführung der Handlungsfelder aus eventspezifischen CO 2 -Rechnern (insb. KlimAktiv, Energieagen‐ tur.NRW, Julie's Bicycle) mit der Muster-Datenerhebung aus dem Projekt der Kultur‐ stiftung des Bundes „Klimabilanzen in Kulturinstitutionen“ sowie Themenfeldern und Indikatoren zur Messung der Nachhaltigkeit von Veranstaltungen nach Wall und Behr (2010). Scope 2: Indirekte energiebedingte THG-Emissionen THG-Emissionen, die indirekt durch den Bezug und Verbrauch von Energie durch das Unternehmen verursacht werden (z. B. gekaufter Strom und Fernwärme). Scope 3: Andere indirekte THG-Emissionen Alle indirekten THG-Emissionen, die nicht dem Unternehmen gehören bzw. von ihm kontrolliert werden können. Sprich: THG-Emissionen aus vorbzw. nachgelagerten Prozessen, die in Verbindung mit eingekauften bzw. verkauften Waren und Dienstleistungen stehen (z. B. Gastronomie, Abfall, Wasser oder Papier). In einem ersten Schritt werden die Systemgrenzen festgelegt. Sprich, ob eine Klimabilanz für das gesamte Veranstaltungshaus, für eine einzelne veranstaltende Organisation (z. B. Eventagentur) oder für eine spezifische Veranstaltung erstellt werden soll. Es folgt die Definition von THG-Emis‐ sionsquellen. Je nach Handlungsfeld (z. B. Veranstaltungshaus/ -ort, Mobi‐ lität, Beschaffung, Catering) können dann verschiedene Emissionsquellen definiert werden. Folgende Emissionsquellen (z. B. Strom) und Erfassungs‐ größen (z. B. Ökostrom, Bundesmix, eigenerzeugt) sind wesentlich für Veran‐ staltungen: 98 • Strom (Ökostrom, Bundesmix, eigenerzeugt); • Wärme (Erdgas, Heizöl, Fernwärme); • Notstromversorgung (Diesel, Erdgas, Wasserstoff); • Kältemittel (Nachfüllmengen); • Abfall (Entsorgung nach Abfallart in Restabfall, organisches Material, Altpapier, Kunststoff, Holz, Metall, weitere Fraktionen); • Wasser (Trink- und Abwasser); • Unterkunft (Hotelübernachtungen); 114 6 Klimaschutz 99 Die Auflistung möglicher Erhebungsarten sind auf Wall und Behr (2010) sowie der Dokumentation des Projektes „Klimaneutrales BMZ 2020 und Umweltmanagement“ (BMZ 2019) zurückzuführen. • Beschaffung (Verbrauch von Druckerpapier, Hygienepapier, fremd‐ bedruckten Publikationen); • Catering (verbrauchte Lebensmittel und Getränke, Becher und andere Einwegmaterialien); • Fuhrpark (Kraftstoffverbrauch je nach Verbrauchsart, z. B. Bio-Etha‐ nol, Diesel, Erdgas, Flüssiggas, Benzin, Strom, Wasserstoff); • Anreise Mitarbeiter: innen zum Dienstort (Reisestrecken mit ÖPNV, Pkw, Fahrrad); • Dienstreisen Mitarbeiter: innen und Künstler: innen (Reisestre‐ cken mit Flugzeug, ÖPNV, Bahn Nah/ Fern, Mietwagen); • An- und Abreise externer Liefer- und Dienstleistungsunterneh‐ men (Flugzeug, ÖPNV, Bahn Nah/ Fern, Mietwagen); • Mobilität der Besucher: innen (Flugzeug, ÖPNV, Bahn Nah/ Fern, Mietwagen). Für jede einzelne Emissionsquelle müssen Einheiten (z. B. kWh, km, Blatt A4, kg, m³, Anzahl) festgelegt und Bilanzgrenzen (z.-B. mit der Bahn zurückge‐ legte Strecken bis 50 km für Nahverkehr oder über 50 km für Fernverkehr) definiert werden. In einem zweiten Schritt werden Daten zu den einzelnen Emissionsquellen erhoben. Erhebungsarten sind beispielsweise 99 : • Ablesungen der Strom- und Heizzähler (vor und nach der Veranstal‐ tung); • Abrechnungen der Versorgungsbetriebe (insbesondere Strom, Gas, Was‐ ser, Abfall, Kantine/ Cateringbetrieb); • Rechnungswesen; • Betriebstagebücher; • Auswertung der Materialwirtschaft; • Angaben von Dienstleistungsunternehmen; • Tankkarten; • Fahrtenbücher; • Auslesung von Ladesäulen; • Reisekostenstelle; • Annahmen und Schätzungen; • Umfragen, Interviews und Befragungen z.-B. der Teilnehmer: innen. 6.2 Klimabilanzierung von Veranstaltungen 115 100 KSB (2021). Die ermittelten Daten können mit Hilfe von unterschiedlichen Werkzeugen bilanziert werden, beispielsweise mit eventspezifischen CO 2 -Rechnern oder individuell angepassten Datentabellen. Bei ersterem sind die Um‐ rechnungsfaktoren in kg CO 2 meist integriert, bei letzterem müssen weitere Quellen zur Ermittlung der CO 2 -Faktoren herangezogen werden. Mögliche Quellen sind Bilanzierungsmodelle und Datenbanken wie GEMIS, TREMOD (Transport Emission Model) oder wissenschaftliche Studien zu Lebensmittel oder Betriebsmittel. Veranstalter: innen können dazu mit Instituten oder Kompensationsanbietern zusammenarbeiten, die die Bilanzierung durch‐ führen bzw. dabei unterstützen (→-Kapitel 6.4). Beispiel | CO 2 -Rechner für Veranstaltungen Ein vom UBA kostenlos bereitgestellter CO 2 -Rechner wurde von der KlimAktiv gGmbH entwickelt [OR-6.1] 🔗 http: / / s.narr.digital/ er1ub. Über ein Online-Tool können allgemeine Angaben zur Veranstaltung sowie Daten zu den Bereichen „Veranstaltungsort“, „Mobilität“, „Sons‐ tiges“ und „Mahlzeit & Übernachtungen“ eingegeben werden. Der Rech‐ ner ermittelt die Summe aller erfassten klimarelevanten Aktivitäten, die CO 2 -Bilanz oder den CO 2 -Fußabdruck und berücksichtigt alle Treib‐ hausgase des Kyoto-Protokolls. Zur besseren Vergleichbarkeit werden diese entsprechend ihres globalen Erwärmungspotenzials im Verhältnis zu CO 2 in CO 2 -Äquivalente (CO 2 e) umgerechnet. Beispiel | CO 2 -Datentabelle für Kulturinstitutionen Die Kulturstiftung des Bundes (KSB) führte ein Pilotprojekt zur Ermitt‐ lung von Klimabilanzen in Kulturinstitutionen durch. 100 19 Kulturinsti‐ tutionen beteiligten sich am Projekt und ermittelten ihren CO 2 -Fußab‐ druck. Eine aus dem Projekt heraus entwickelte Datentabelle unterstützt bei der Bilanzierung und kann von der Website der KSB heruntergeladen werden [OR-6.2] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 7tif8. Im Unterschied zum CO 2 -Rechner für Veranstaltungen werden Klimabilanzen für die ge‐ samte Institution erstellt. 116 6 Klimaschutz 101 Steimer/ Arnold (2020). 102 Warland/ Hilty (2016). 103 Bieser/ Hilty (2020). Fritz et al. (2021) betonen, „dass zu den ökologischen und klimarelevanten Wirkungen von Veranstaltungen wenig neutrale Informationen, Daten und wissenschaftliche Ergebnisse vorliegen.“. Es besteht hier noch ein erhebli‐ cher Forschungsbedarf. 6.3 Vermeidung und Reduzierung von THG-Emissionen Oberstes Ziel bei der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen ist die Vermeidung und Reduzierung von THG-Emissionen. Am Bei‐ spiel Mobilität kann dies verdeutlicht werden. Mobilität ist grundsätzlich für den größten Teil der CO 2 -Emissionen verantwortlich. Je nach Berechnungs‐ grundlage umfassen diese bei Veranstaltungen 40 bis 70 % der gesamten CO₂-Emissionen. 101 Beispielhafte Maßnahmen zur Vermeidung, Verlagerung oder Verringerung von THG-Emissionen sind: • Durchführung von virtuellen oder hybriden Veranstaltungen (Vermei‐ dung von Emissionen durch entfallene Wegstrecken); • Präferenzen für Zugreisen statt Flugreisen (Verlagerung); • Reduzierung von Wegstrecken durch die Zusammenarbeit mit regiona‐ len Dienstleistenden (Verringerung). Eine Berechnung der Universität Zürich aus dem Jahr 2016 102 , bei der die THG-Emissionen einer Dienstreise von Zürich nach Paris (jeweils mit dem Flugzeug, Zug und Auto) mit denen einer Videokonferenz verglichen werden, zeigt dass: • eine Flugreise 366 kg CO 2 e; • eine Fahrt mit dem Auto 387 kg CO 2 e; • eine Bahnfahrt 35 kg CO 2 e; • eine Videokonferenz für vier Stunden 1,2 kg CO 2 e verursacht. 103 Weitere Maßnahmen zur Einsparung von THG-Emissionen im Handlungs‐ feld Mobilität werden in → Kapitel 7.3 (Nachhaltige Mobilität bei Veranstal‐ tungen) behandelt. Darüber hinaus zielen die dargestellten Anforderungen und Maßnahmen für nachhaltige Veranstaltungen in den weiteren Kapiteln 6.3 Vermeidung und Reduzierung von THG-Emissionen 117 104 Wolters et al. (2018). auch darauf ab THG-Emissionen einzusparen. In manchen Fällen ist eine Vermeidung- oder Reduzierungsstrategie nicht möglich oder ausreichend. Daher sind alternative oder ergänzende Maßnahmen zur Klimaanpassung empfehlenswert. Schutzflächen und ‐räume können z. B. vor Unwettern und extremer Hitze eingerichtet, kostenlose Trinkwasserspender bereitgestellt oder die aktuelle Wetterlage und damit einhergehende Risiken sichtbar gemacht und vor Ort an die Gäste kommuniziert werden. 6.4 CO 2 -Kompensation Unvermeidbare THG-Emissionen können durch eine freiwillige Kompen‐ sation ausgeglichen werden. Grundlage dafür bildet die zuvor ermittelte CO 2 bzw. Klimabilanz der Veranstaltung, des Veranstaltungsortes bzw. der veranstaltenden Organisation. Die ermittelte Emissionsmenge kann über Klimaschutzprojekte ausgeglichen werden. Dafür werden Emissionszertifi‐ kate, auch Emissionsminderungsgutschriften genannt, erworben. Über den Kauf der Zertifikate werden dann Klimaschutzprojekte finanziert. Diese Projekte tragen z. B. zur Vermeidung oder Bindung von CO 2 , bei und würden ohne den Mechanismus der Kompensation nicht existieren bzw. finanziert werden. „Das Prinzip der Kompensation beruht auf dem Gedanken, dass es für das Klima nicht entscheidend ist, an welcher Stelle Treibhausgase ausgestoßen oder vermieden werden. Daher lassen sich an einer Stelle verursachte Emissionen auch an einer weit entfernten Stelle einsparen.“ 104 Es gibt verschiedene Anbieter, die eine CO 2 -Kompensation ermöglichen. Anbieter entwickeln eigene Klimaschutzprojekte und/ oder erwerben Zerti‐ fikate am Markt. Drittanbieter, wie beispielsweise Druckereien oder Reise‐ portale, binden die Möglichkeit zur CO 2 -Kompensation auch immer häufiger in ihre Angebote mit ein. Die Stiftung Warentest (2018) hat verschiedene Anbieter von CO 2 -Kompensationen verglichen. Mit einem „sehr gut“ wur‐ den die Anbieter Atmosfair, Klima-Kollekte und Primaklima ausgezeichnet. Bei entsprechenden Anbieter: innen können Emissionszertifikate für Klima‐ schutzprojekte erworben werden. Bei der Auswahl der Zertifikate und 118 6 Klimaschutz somit der Finanzierung bestimmter Projekte gibt es Qualitätsunterschiede. Wolters et al. (2018) empfehlen, bei der Auswahl auf drei Aspekte zu achten: 1. Qualitätssicherung durch Standards; 2. Qualität der Klimaschutzprojekte; 3. eigene Präferenzen wie beispielsweise Herkunftsland oder Projekttyp. Beispiel | CO 2 -Kompensation durch Veranstalter (Open Air St. Gallen) Das Open Air Festival St. Gallen berechnet mit Unterstützung eines ex‐ ternen Anbieters die CO 2 -Emissionen des Festivals. Seit 2019 kompen‐ siert das Festival unvermeidbare CO 2 -Emissionen in einem Mix aus Schweizer sowie internationalen Klimaschutzprojekten. [OR-6.3] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 1l403 Beispiel | CO 2 -Kompensation durch Besucher: innen (Melt Festival) Das Melt Festival bietet Besucher: innen über einen Spendenbeitrag an, die eigene Klimabelastung auszugleichen - der sogenannte Green Pass. In Zusammenarbeit mit einem Kompensationsanbieter wird in Wald‐ schutzprojekte in Mittel- und Südamerika investiert. [OR-6.4] 🔗 http: / / s.narr.digital/ i4t3s Qualitätsstandards lassen sich nach internationalen Standards, Zusatzstan‐ dards sowie nationalen bzw. regionalen Standards unterteilen. Einige der wichtigsten Standards sind in →-Tab. 3 aufgeführt. international • Clean Development Mechanism (CDM) • Verified Carbon Standard (VCS) • Gold Standard CER, Gold Standard VER • ISO 14064 • Plan Vivo • Fairtrade-Klima-Standard, Fairtrade Carbon Credits (FCCs) • Gold Standard for the Global Goals (GS4GG) Zusatzstandard (nur in Kombination mit einem klassischen Standard) • Social Carbon Standard • Climate, Community and Biodiversity (CCB) Standards 6.4 CO 2 -Kompensation 119 105 Wolters et al. (2018). nationale bzw. regionale Standards • MoorFutures (DE) • Moorland (DE) • Woodland Carbon Code (GB) • Peatland Code (GB) Tabelle 3: Qualitätsstandards zur CO 2 -Kompensation (in Anlehnung an Wolters et al. 2018) Für die Qualität der Klimaschutzprojekte und vor dem Hintergrund eige‐ ner Präferenzen (z. B. Projekttyp) ist die Prüfung der Klimaschutzprojekte wesentlich. Klimaschutzprojekte lassen sich beispielsweise nach folgenden Projekttypen einteilen: 105 • Energieprojekte, z. B. zum Ausbau erneuerbarer Energien und zur Energieeffizienz; • Projekte zur Reduzierung oder zur Einbindung von CO 2 , z. B. zur Aufforstung oder Renaturierung von Moorlandschaften; • Projekte zur Verringerung von Emissionen aus Entwaldung und Wald‐ schädigung, insbesondere zum Schutz bedrohter Waldflächen - auch REDD (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation) genannt; • weitere Emissionsminderungsprojekte z. B. in der Industrie oder dem Transportwesen. Beispiel | Klimaschutz in Mooren Moore sind ein idealer CO 2 -Speicher. Mehr als 90 % der Moorflächen in Deutschland sind trockengelegt. Über Beteiligungen an Projekten über MoorFutures [OR-6.5] 🔗 http: / / s.narr.digital/ kjb3y können Moore re‐ naturiert werden, wie z. B. die Rehwiese bei Oranienburg in Branden‐ burg. Über entsprechende Beteiligungen konnten so insgesamt 6.744 Tonnen CO 2 e stillgelegt werden. Welches Potenzial hinter der Renatu‐ rierung von Mooren wie die Rehwiese liegt, veranschaulicht ein Beitrag der Tagesschau [OR-6.6] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 8076o. 120 6 Klimaschutz Zahlreiche Projekte sind in Schwellen- und Entwicklungsländern angesie‐ delt. Klimaschutzprojekte können neben ihrem Beitrag zum Klimaschutz auch einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung am jeweiligen Projektstandort leisten. Zusammenfassend können folgende Schritte zum Ausgleich unvermeidbarer THG-Emissionen empfohlen werden: 1. Emissionen berechnen; 2. Anbieter prüfen; 3. Zertifikate auswählen; 4. Standard und Projekte prüfen; 5. Zertifikate erwerben und damit unvermeidbare THG-Emissionen kom‐ pensieren; 6. CO 2 -Kompensation kommunizieren. 6.5 Zusammenfassung In diesem Kapitel stand die Klimawirkung von Veranstaltungen, die Mög‐ lichkeiten zur Vermeidung und Reduzierung von THG-Emissionen sowie die Kompensation unvermeidbarer Emissionen bei der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen im Vordergrund. Praktisch abgerundet wurde das Thema „Klima“ mit einem Überblick an CO 2 -Rechnern, Kompen‐ sationsdienstleister: innen und Ratgebern. Abschließend: Die Messung und das Management von THG-Emissionen sind wichtige Maßnahmen zum Schutz des Klimas. Die Fokussierung auf THG-Emissionen und Klimaschutz ist jedoch eindimensional und wird den Anforderungen an eine nachhaltige Entwicklung nicht gerecht. Weiterge‐ hende Analysen, Ziele und Maßnahmen sind daher erforderlich, mit denen alle Umweltwirkungen (nicht nur Klimawirkungen) und schließlich die Nachhaltigkeitswirkungen der Veranstaltung bzw. der gesamten Organisa‐ tion insgesamt betrachtet werden. 6.6 Reflexionsfragen 1. Berechnen Sie Ihren persönlichen CO 2 -Fußabdruck mit dem CO 2 -Rech‐ ner vom UBA: https: / / uba.co2-rechner.de/ de_DE/ . Was fällt Ihnen bei der Berechnung auf ? 6.5 Zusammenfassung 121 2. Erläutern Sie, welche Maßnahmen Sie zur Vermeidung und Reduzierung Ihres CO 2 -Fußabdrucks treffen können? 3. Recherchieren Sie nach bereits erstellten CO 2 -Bilanzen von Veranstal‐ tungen. Vergleichen Sie die CO 2 -Bilanzen der Veranstaltungen mitein‐ ander. Welche Unterschiede und Potenziale erkennen Sie? 4. Wo liegt das größte Einsparpotenzial an THG-Emissionen bei Veran‐ staltungen? Diskutieren Sie diesen Aspekt vor dem Hintergrund der sozialen Nachhaltigkeit. 5. CO 2 -Kompensation ist eine Option unvermeidbare CO 2 -Emissionen auszugleichen. Wolters et al. (2018) entwickelten für das UBA einen Leit‐ faden zur freiwilligen Kompensation. Schauen Sie sich die Steckbriefe zu den Qualitätsstandards und die Zusammenfassung ab Seite 33 an. Für welchen Standard würde Sie sich entscheiden und warum? 122 6 Klimaschutz 106 In 2021 stiegen die Gesamt-Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor gegenüber dem Vorjahr um ein Prozent auf 147 Mio. Tonnen CO 2 -Äquivalente (UBA (2023b). 107 Steimer/ Arnold (2020). 7 Mobilität und Logistik Die Lernfragen zu diesem Kapitel finden Sie unter: 🔗 https: / / narr.kwaest.io/ s/ 1185 7.1 Mobilität und Nachhaltigkeit Mobilität und die damit verbunden unterschiedlichen Verkehrsträger (Stra‐ ßen-, Schienen-, Luft- und Schiffverkehr) ermöglichen Erreichbarkeit, Flexi‐ bilität und Unabhängigkeit. Positive Folgeeffekte sind Teilhabe, wirtschaft‐ licher Austausch, Beschäftigung und Wohlstand in unserer Gesellschaft. Dem gegenüber steht ein Verkehrssystem, welches durch starke Umweltbe‐ lastungen gekennzeichnet ist. Laut UBA (2020) hat sich die Verkehrsleistung seit 1960 im Güterverkehr mehr als verdreifacht, im Personenverkehr sogar vervierfacht. Mobilität ist für rund ein Fünftel der gesamten THG-Emis‐ sionen 106 in Deutschland verantwortlich, bei Veranstaltungen liegt dieser Anteil bei 40 bis 70 % der THG-Emissionen. 107 Hinzu kommen negative Aspekte wie Lärmbelastung, Luftschadstoffe, Flächeninanspruchnahme, Ressourcenverbrauch sowie soziale und wirtschaftliche Schäden, die durch unterschiedliche Verkehrsmittel verursacht werden. Abb. 19: Auswirkungen des Verkehrs auf die Umwelt (UBA/ BMDV 2022) 124 7 Mobilität und Logistik → Abb. 19 verdeutlicht den akuten Handlungsbedarf im Verkehrssektor hin zu einer nachhaltigen Entwicklung und zur Erreichung der Ziele des Pariser Übereinkommens, welches die Dekarbonisierung der Wirtschaft und Lebensweise bis Mitte des 21. Jahrhunderts fordert. Unterstützt wird dieses Vorhaben auf nationaler Ebene durch das Klimaschutzgesetz (KSG) sowie durch die Strategie für ein klimaneutrales Deutschland - zwei Initiativen, die sich bis 2045 bzw. 2050 ein treibhausgasneutrales Mobilitätssystems zum Ziel gesetzt haben. Auf Bundesebene bedarf es zudem einer Verankerung von Nachhaltigkeitszielen im Straßenverkehrsgesetz und der Straßenver‐ kehrsordnung. In ihrer aktuellen Form steht bei beiden die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs im Fokus mit einer starken Priorisierung des mo‐ torisierten Individualverkehrs. Soziale, Umweltals auch Klimaaspekte sind bisher nicht berücksichtigt. Hier setzt die in den 1980er-Jahren entstandene Verkehrswende an, welche Reformen hin zu einer sozial gerechteren und zugleich klimaschonenden Mobilität fordert. Beispiel | Verkehrswende für Alle Erste Ansätze und Ideen einer Verkehrswende stammen bereits aus den 1980er-Jahren, wobei alternative Verkehrskonzepte und der ökologische Umbau der Automobilindustrie miteinander verknüpft wurden (Kraus 1987). Dies hat sich bis heute nicht geändert. Laut dem Verkehrsclub Deutschland (2021) soll die Verkehrswende „zu einem grundlegenden Umbau des Verkehrssystems und einem Umstieg der Gesellschaft auf umweltfreundliche Mobilität führen“. Frey et al. (2020) fordern in ihrem Positionspapier „Verkehrswende für Alle“ „Lösungen für eine sozial ge‐ rechte und zugleich ökologisch wirksame Ausgestaltung der Verkehrs‐ wende“ und schlagen unterschiedliche Strategien und Instrumente für eine nachhaltigere Mobilität vor. 7.2 Nachhaltige Mobilität & Verkehr Mobilität beschreibt mitunter die Möglichkeit, Bedürfnisse und Lebens‐ tätigkeiten wie Wohnen, Ausbilden, Arbeiten, Versorgen und Erholen mittels zeitlich-räumlicher Ortsveränderung erreichen bzw. miteinander verknüpfen zu können. Verkehr hingegen ist realisierte Mobilität wobei 7.2 Nachhaltige Mobilität & Verkehr 125 108 Bertram/ Bongard (2014). Verkehrsträger und Verkehrsmittel als Instrumente zur Erfüllung der Mobi‐ litätsbedürfnisse dienen. 108 Spricht man also von einer Verkehrswende, so sind zwei Aspekte für einen langfristigen Wandel zu beachten. Einerseits die nachhaltige Gestaltung von Mobilitätsverhalten, Prozessen und Konzep‐ ten (Mobilitätswende), andererseits die umweltverträgliche Entwicklung und Verbesserung der Technik vorherrschender Verkehrsmittel (Antriebs‐ wende). Zusammengefasst lassen sich daraus die Strategiefelder Vermei‐ den, Verlagern und Verringern bzw. Verbessern ableiten, die oftmals auch als Pyramide dargestellt werden (→-Abb. 20). Kapitel Mobilität Abb. 20: Pyramide der nachhaltigen Mobilität (nach Green Mobility Südtirol - Alto Adige 2023) . . . vermeiden verlagern verbessern Abb. 20: Pyramide der nachhaltigen Mobilität (in Anlehnung an Green Mobility Südtirol - Alto Adige 2023) Die Basis einer Verkehrswende bildet die Vermeidungsstrategie. Unnöti‐ ges Verkehrsaufkommen kann durch alternative Strukturen und Angebote vermieden werden. Dazu gehört einerseits eine integrative Planung von Siedlungsgebieten und Wirtschaftsstrukturen, die Grundbedürfnisse im Alltag wie z. B. Einkäufe von Lebensmitteln und Medikamenten auch ohne motorisierte Verkehrsmittel ermöglichen. Andererseits bedarf es eines Kulturwandels und damit einhergehende Verhaltensänderungen in der Nutzung von Verkehrsmitteln - weg vom Individualverkehr und hin zu 126 7 Mobilität und Logistik öffentlichen und gemeinschaftlichen Verkehrsmitteln z. B. durch die Bildung von Fahrgemeinschaften oder Homeoffice-Arbeit. Verlagerung betrifft den Güter- und Personenverkehr, der nicht vermie‐ den werden kann. Dieser ist so ökologisch und sozial wie möglich zu gestalten. Anstatt Auto, Schiff, Motorrad und Flugzeug kommen Bus, Bahn, Fahrrad, Lastenrad, Roller oder die eigenen Beine zum Einsatz. Unterstützt wird ein nachhaltiges Verkehrsverhalten durch Verkehrskonzepte und Mo‐ bilitätsformen, die die Nutzenden und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen, multi- und intermodal kombinierbar sind und teils einen hohen Vernetzungs- und Digitalisierungsgrad aufweisen. Dazu gehören beispiels‐ weise: • Car- oder Bikesharing; • öffentliche Fahrradverleihsysteme; • Fahrradstraßen; • Fernbusse; • Nachtzugverbindungen; • Elektrofahrzeuge und flächendeckende Ladeinfrastruktur; • onlinebasierte Mitfahrzentralen; • Shuttle Angebote; • Mobilitätstationen [OR-7.1] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 3g3ig; • Mobilitäts-Apps von Verkehrsverbünden etc. Darüber hinaus ist der Ausbau des Nah- und Fernverkehrs sowie die Erwei‐ terung von Fuß- und Radwegenetzen zielführend für eine Mobilitätswende. Laut dem Deutschen Institut für Urbanistik (2018) werden Verkehrs‐ mittel bei intermodalem Verkehr für einen Weg so kombiniert, dass aus individueller Sicht eine optimale Lösung erreicht wird. Z. B. wird der Weg zum Bahnhof mit dem eigenen Fahrrad zurückgelegt, nach Ausstieg aus dem Zug wird ein E-Scooter für den letzten Abschnitt ge‐ mietet. Multimodaler Verkehr beschreibt die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel für unterschiedliche Wege. So wird beispielsweise für Wege in die nächstgrößere Stadt der ÖPNV gewählt und der Weg zur Arbeit wird mit dem E-Auto zurückgelegt. Beide ermöglichen Flexibi‐ lität, tragen zur Senkung des Endenergieverbrauchs im Verkehrssektor bei und sind Schlüssel für eine nachhaltige Mobilitätswende. 7.2 Nachhaltige Mobilität & Verkehr 127 109 Kampker et al. (2018). 110 Bundesumweltministeriums (2020). 111 Unter Elektroautos sind laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (2023) folgende Fahrzeuge zur verstehen: rein elektrisch betriebene Fahrzeuge (Battery Electric Vehicle - BEV, Fuel Cell Electric Vehicle - FCEV), eine Kombination von E-Motor und kleinem Verbrennungsmotor (Range Extender, REEV) und am Stromnetz aufladbare Fahrzeuge mit Verbrennungs- und Elektromotor (Plug-in-Hybride - PHEV). 112 Statista (2022a). In Hinblick auf die Verringerung bzw. Verbesserung des Verkehrs sind seit einigen Jahren Entwicklungen hin zu Effizienzsteigerungen von Ver‐ brennungsmotoren und nachhaltigen Technologien wie der E-Mobilität zu beobachten. Die Ursprünge der Elektromobilität reichen zurück ins 19. Jahrhundert, als sich die ersten Fahrzeuge mit Elektromotoren auf Straße, Schiene und über Wasser bewegten. Mit Erfindung des elektrischen Anlassers wurden sie verdrängt und zu einem Nischenprodukt. Seit den 1990er-Jahren gewinnen Elektromotoren in ihren unterschiedlichen techno‐ logischen Ausprägungen an Relevanz und sind Baustein einer nachhaltigen Verkehrswende und Klimapolitik. 109 Laut UBA (2019a) wird unter Elektromobilität „die direkte Nutzung von Strom durch batterie-elektrische Fahrzeuge, Plug-in-Hybride oder netzgebundene Lkw in Form von Oberleitungshybrid-Fahrzeugen“ verstanden. Zu E-Fahrzeugen zählen neben Elektroautos, Bussen und Trucks auch E-Bikes, Pedelecs, Elektro-Motorräder und E-Scooter. Elektromobilität er‐ möglicht in der Nutzungsphase einen emissionsfreien, leiseren und nahezu klimaneutralen Betrieb, wenn dabei 100 % erneuerbare Energiequellen zum Einsatz kommen. 110 In 2022 betrug der Anteil an Elektroautos 111 am Gesamt‐ bestand der PKWs in Deutschland bereits 2,6 % was einer Menge von ca. 1,6 Mio. Fahrzeugen entspricht. 112 Gefördert wird diese Entwicklung durch das Elektromobilitätsgesetz (EmoG), welches 2015 in Kraft trat. Kommunen und Städte können demnach elektrisch betriebenen Fahrzeugen unterschiedliche Vorzüge einzuräumen, wie z. B. die Bereitstellung kostenloser oder beson‐ derer Parkplätze mit Ladestationen im öffentlichen Raum. Neben alternativen Antriebstechnologien helfen intelligente Verkehrs‐ leitsysteme und Infrastruktur, die beispielsweise zum Lärmschutz beitragen, die negativen Begleiterscheinungen des Verkehrs zu reduzieren. 128 7 Mobilität und Logistik Beispiel | Intelligente Transportsysteme Projekte wie INTEGREEN zeigen wie intelligente Transportsysteme zur Verringerung der Verkehrsemissionen beitragen können [OR-7.2] 🔗 h ttp: / / s.narr.digital/ 53yix. Zur erfolgreichen Umsetzung der drei aufgeführten Strategiefelder wurden auf unterschiedlichen Ebenen politische Rahmenbedingungen geschaffen. Bereits 2013 verabschiedete die deutsche Bundesregierung die Mobilitäts- und Kraft‐ stoffstrategie. Diese beschäftigt sich mit der Entwicklung alternativer Antriebe und den Verlagerungspotenzialen auf klimafreundliche Verkehrsträger wie Binnenschiff und Schiene. 2020 legte die EU-Kommission eine Strategie für nachhaltige und intelligente Mobilität vor, um den Verkehr in Europa auf Zukunftskurs zu bringen. Zudem existieren auf Ländersowie Kommunalebene unterschiedliche Mobilitätsstrategien, wie z. B. hessische Strategie „Mobilität 2035“ oder die „Mobilitätsstrategie 2035“ der Stadt München. 7.3 Nachhaltige Mobilität bei Veranstaltungen Der größte CO 2 -Ausstoß bei Veranstaltungen entsteht bereits bei der An- und Abreise. Hinzu kommen der Transport der Teilnehmenden am Ver‐ anstaltungsort, Fahrten des Veranstaltungsteams, sowie die Logistik von Dienstleistungsunternehmen und Partner: innen. Als oberste Priorität gilt auch hier die Vermeidung und Reduzierung von Mobilität und damit verbundenen THG-Emissionen. So ist bei der initialen Planung einer Veranstaltung zu prüfen, ob eine Ausrichtung in Präsenz notwendig ist. Oftmals ist es möglich, Konferenzen und Seminare in den digitalen Raum zu legen und Live-Streams oder Videoaufzeichnungen anzubieten. Die soziale Komponente (→ Kapitel 13.1) darf dabei nicht vergessen werden und ein Zugang zur Veranstaltung sollte für alle Interessensgruppen gewährleistet sein. Ist die Ausrichtung einer virtuellen Veranstaltung nicht möglich, dann ist darauf zu achten An- und Abreise sowie Fahrten und Transporte vor Ort so emissionsarm wie möglich zu gestalten und alternative Verkehrskonzepte zu nutzen. 7.3 Nachhaltige Mobilität bei Veranstaltungen 129 7.3.1 Mobilität der Mitarbeiter: innen Das Veranstaltungsteam ist vor, während und nach einer Veranstaltung unterwegs. Unterschiedliche Maßnahmen für klimafreundliches Reisen können dafür in Angriff genommen und anhand interner Reiserichtlinien langfristig verankert werden. • Mitarbeiter: innen reisen mit emissionssparenden oder -neutralen Ver‐ kehrsmitteln, z.-B. ÖPNV, Fahrrad, E-Scooter, zu Fuß; • Teammitglieder bilden Fahrgemeinschaften oder nutzen Ride-Sha‐ ring-Angebote; • Verzicht auf Inlandsflüge; • bei Auslandsreisen wird geprüft, ob eine virtuelle Teilnahme möglich ist und ob die An- und Abreise auch mit dem Zug erfolgen kann. Ist dennoch ein Auslandflug notwendig, so wird dieser kompensiert (→ Kapitel 6.4). Beispiel | Dienstradleasing Veranstaltungshäuser können ihren Mitarbeiter: innen für die umwelt‐ freundliche Anreise zum Arbeitsort ein (E-)Bike zur Verfügung stellen. Unterschiedliche Unternehmen bieten dafür entsprechende Leasingan‐ gebote an (z.-B. JobRad) 7.3.2 Logistik der Veranstaltung Während der gesamten Veranstaltungsorganisation sind Transporte zur Materialbeschaffung- und Lieferung sowie Fahrten des Veranstaltungsteams auf dem Gelände notwendig. Diese sollten effizient und unter dem Einsatz klimafreundlicher Fahrzeuge gestaltet werden. • Anfahrtswege und Anzahl der Waren- und Materiallieferungen werden durch Bündelung und kurze Wege optimiert; • Transportfahrzeuge sind ausgelastet, es erfolgen keine Leerfahrten; • es existiert ein eigener Fuhrpark mit Elektro- und Hybridfahrzeugen. Neben PKWs werden E-Bikes und (E-)Lastenräder genutzt; • kommen Transportfahrzeuge nur selten zum Einsatz, so werden diese regional gemietet, mit Vorzug für Elektro- und Hybridfahrzeuge; 130 7 Mobilität und Logistik 113 VCD (2010). • bei der Zusammenarbeit mit Dienstleister: innen kann darauf geachtet werden, dass diese regional ansässig und somit kürzere An- und Ab‐ fahrtswege haben; • in der Zusammenarbeit mit Dienstleister: innen können zudem Verein‐ barungen getroffen werden, wie diese Fahrtwege vermeiden, verlagern oder verbessern können. Tipp | VCD-Leitfaden „Effizienter Fuhrpark“ Der Leitfaden des VCD „Effizienter Fuhrpark“ unterstützt bei der Optimierung von Fuhrparks. Er widmet sich den Handlungsfeldern Fahrzeugkauf, Effizienzmaßnahmen und zeigt alternative Maßnahmen wie Car-Sharing und mögliche Nutzungen des ÖPNV auf. 113 7.3.3 An- und Abreise zum Veranstaltungsort Inwieweit die An- und Abreise zum Veranstaltungsort klimafreundlich gestaltet werden kann, ist vom Veranstaltungsformat und dem Teilneh‐ mer: innenkreis abhängig. Handelt es sich um internationale Treffen, so ist eine Reise mit dem Flugzeug oft unvermeidbar. Bei regionalen Veranstaltun‐ gen können emissionsarme Verkehrsmittel zum Einsatz kommen. Beispiel | mainova Frankfurt Marathon Jährlich bestreiten rund 20.000 Läufer: innen aus aller Welt den mainova Frankfurt Marathon, unter ihnen auch viele, die aus aller Welt anreisen. Der CO 2 -Ausstoß für An- und Abfahrt der Läufer: innen ist laut Veran‐ stalter sehr groß. Hinzu kommen die Emissionen der Besucher: innen. Bereits seit 2005 wird deshalb an verschiedenen Maßnahmen gearbeitet. Auf der Website steht ein CO 2 -Rechner zur Verfügung, der den Ausstoß des gewählten Verkehrsmittels anzeigt und eine Kompensationsmög‐ lichkeit bietet. Eine Kooperation mit dem ansässigen ÖPNV ermöglicht Teilnehmer: innen und Helfer: innen am Veranstaltungstag kostenfreies Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Veranstaltungsort „Messe Frankfurt“ wurde mitunter aufgrund der Infrastruktur und der hervor‐ 7.3 Nachhaltige Mobilität bei Veranstaltungen 131 114 documenta fifteen (2022). ragenden Anbindung an den Fern- und Regionalverkehr ausgewählt [OR-7.3] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 43gbb. Bereits die Wahl des Veranstaltungsortes sollte sich an dessen Erreich‐ barkeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln orientieren. Eine unmittelbare Nähe zu Bahn- und Bushaltestellen empfiehlt sich, sowie die Abstim‐ mung der Veranstaltungszeiten mit den Fahrtzeiten des ÖPNV. Je nach Veranstaltungsformat kann auch die Taktung des ÖPNV erhöht werden, wie es bei großen Konzerten oftmals der Fall ist. Für eine umweltverträgliche Planung ihrer An- und Abreise erhalten alle Teilnehmenden rechtzeitig, z. B. mit der Bestätigung zur Teilnahme an einer Veranstaltung, entsprechende Informationen. Bei einem überregionalen Spektrum an Teilnehmer: innen ist das Angebot eines Veranstaltungsticket in Kooperation mit der Deut‐ schen Bahn sinnvoll [OR-7.4] 🔗 http: / / s.narr.digital/ tcira. Dieses eignet sich besonders für Geschäftsreisende zu Kongressbesuchen oder Messen und kann beim Ticketerwerb für eine Veranstaltung direkt mitgebucht wer‐ den. Eine weitere Alternative ist die Kooperation mit dem jeweiligen öf‐ fentlichen Verkehrsverbund und Inkludierung einer Fahrtkarte für den ÖPNV in den Ticketpreis. Dies kann insbesondere Teilnehmer: innen aus der Region motivieren, vom Auto auf Bus und Bahn umzusteigen. Beispiel | documenta fifteen 2022 fand in Kassel die 15. documenta-Kunstausstellung, die documenta fifteen statt. Nachhaltigkeit war sowohl im künstlerischen Konzept als auch im Veranstaltungsmanagement verankert. 114 Zum ersten Mal gal‐ ten z. B. alle Tickets - mit Ausnahme der Dauertickets - gleichzeitig als Fahrkarten für den ÖPNV im Tarifgebiet KasselPlus. [OR-7.5] 🔗 http : / / s.narr.digital/ ov071 Weitere Anreize für eine umweltfreundliche Anreise sind vergünstigte Eintritte oder Give-aways bei einer Veranstaltung (auf Nachweis), die Unterstützung von Teilnehmer: innen bei der Bildung von Fahrgemein‐ schaften, die Erhebung von Parkgebühren und eine begrenzte Anzahl 132 7 Mobilität und Logistik 115 VCD (2008). an PKW-Stellplätzen. Darüber hinaus können zusätzliche Angebote ge‐ schaffen werden, die das Verkehrsaufkommen bei einer Veranstaltung min‐ dern. Hierzu zählen z. B. die Kooperation der Veranstalter: innen mit privaten Nahverkehrsunternehmen und die Einrichtung eines Sammel-Shuttles, bestenfalls mit E-Fahrzeugen. Dies ist sinnvoll, wenn Anbindungen an den ÖPNV nur vereinzelt bestehen, oder Teilnehmer: innen außerhalb der Fahrplanzeiten anreisen. Ist eine Reise zur Veranstaltung mit einem hohen Ausstoß an Emissionen verbunden, z.-B. Flugzeug oder PKW, dann können diese über unterschiedliche Anbieter: innen kompensiert werden (→ Ka‐ pitel 6.4). Schließlich ist die Auswahl der Aussteller: innen, Künstler: innen, Referent: innen und Dienstleistungsunternehmen zu beachten. Werden diese nach dem Prinzip der „kurzen Wege“ engagiert, ermöglicht dies nicht nur CO 2 -Einsparungen, sondern wirkt sich auch ökonomisch positiv auf die regionale Wertschöpfung aus. Beispiel | Nachhaltige Geschäftsreisen Mit dem Leitfaden Geschäftsreisen erfolgreich, effizient, umweltverträg‐ lich unterstützt der VCD seit 2008 Geschäftsreisende bei der klima‐ freundlichen Gestaltung von Reisen, indem er nach den drei Leitstrate‐ gien „Vermeiden, verlagern, verringern“ unterschiedliche Maßnahmen aufführt. 115 Das Forschungsprojekt CO 2 -Meet - klimafreundliche Alter‐ nativen zu Geschäftsreisen untersucht die Veränderungen der Dienstrei‐ sepraxis seit Frühjahr 2020 und dadurch bedingte Klimaeffekte. Daraus abgeleitet werden positive Maßnahmen und Handlungsempfehlungen für Unternehmen, welche im Rahmen von Fallstudien erprobt und do‐ kumentiert [OR-7.6] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 2q2rl. 7.3.4 Mobilität am Veranstaltungsort Insbesondere für Veranstaltungen, die mehrere Tage dauern oder sich lokal auf unterschiedliche Orte erstrecken, ist die Bereitstellung passender Mobi‐ litätsoptionen während der Veranstaltung notwendig. An erster Stelle gilt hier, die Wege so kurz wie möglich und in fußläufiger Distanz zu halten. Bei weiteren Strecken, z. B. zwischen Unterkunft und Veranstaltungsort, 7.3 Nachhaltige Mobilität bei Veranstaltungen 133 können Fahrräder oder E-Scooter zur Verfügung gestellt werden. Je nach Größenordnung der Veranstaltung empfiehlt sich die Kooperation mit einem lokalen Fahrrad- oder E-Scooterverleihsystem. Eine andere Option, die auch im Kontext eines barrierefreien Personentransports nützlich ist, ist der Einsatz von emissionsarmen oder emissionsfreien Fahrzeugen (wie z. B. E-Shuttles), die zwischen den unterschiedlichen Standorten einer Veranstaltung und Unterkünften verkehren. Fahrzeugführende sollten hier vorab eine Schulung zum „kraftstoffsparenden Fahren“ erhalten. Erfolgt eine Fortbewegung mit dem ÖPNV, so müssen den Teilnehmenden Infor‐ mationen zu Fahrplänen und Fahrtzeiten vorliegen. Diese können an den Veranstaltungsorten zentral ausgehangen oder digital über eine Veranstal‐ tungsplattform oder Fahrplan-Apps zur Verfügung gestellt werden. 7.3.5 Infrastruktur am Veranstaltungsort Eine gut geplante Infrastruktur am Veranstaltungsort kann klima‐ freundlichen (Individual-)Verkehr fördern und sich positiv auf die Redu‐ zierung von Treibhausgasemissionen auswirken. Beispiele hierfür sind: • es werden ausreichend und sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder angeboten; • Bike- und Car-Sharing Stationen sowie Ladesäulen für Elektroautos befinden sich in Nähe des Veranstaltungsortes; • auf ÖPNV-Haltestellen wird durch ausreichende Beschilderungen hin‐ gewiesen; • es wird mit einem Verkehrsleitsystem für PKW und Busse gearbeitet, um Störungen der Anwohner: innen durch ein erhöhtes Verkehrsaufkom‐ men zu vermeiden (→-Kapitel 7.3.6). Über die zur Verfügung stehenden Optionen sollten alle Teilnehmer: innen vor der Veranstaltung informiert werden. 7.3.6 Verkehrsabwicklung am Veranstaltungsort Ein Teil der Teilnehmer: innen wird mit eigenen Verkehrsmitteln wie dem PKW oder Fahrrad zur Veranstaltung anreisen. Ein gut organisiertes Verkehrs- und Parkleitsystem kann bei der Vermeidung von zu hohem Verkehrsaufkommen und damit verbundener THG-Emissionen unterstüt‐ zen. Nichtsdestotrotz sollten Veranstaltungsorganisator: innen in Erwägung 134 7 Mobilität und Logistik ziehen, die Anzahl an Parkplätzen zu verringern und Anreize für die Nutzung klimafreundlicher Verkehrsmittel zur An- und Abreise zu schaffen (→ Kapitel 7.3.3). Laut BMU/ UBA (2020) sind folgende Maßnahmen für eine erfolgreiche Verkehrsabwicklung vor und während der Veranstaltung empfehlenswert: • ausreichend Stellplätze unter Abschätzung der Gäste- und Verkehrs‐ ströme; • Nutzung bestehender Stellflächen; • Aufteilung der Stellplätze auf unterschiedliche Nutzergruppen (z. B. Menschen mit Behinderung, Elektrofahrzeuge etc.); • Auffangparkplätze für Teilnehmende und emissionsarmer Shuttledienst zum Veranstaltungsort; • gebührenpflichtige Parkplätze; • gesonderte Routenführung für Einsatzfahrzeuge, Presse oder besondere Gäste; • Ausschilderung des Verkehrs- und Parkleitsystems, Geschwindigkeits‐ begrenzungen, Parkverbote, Sperren und Zufahrtsbeschränkungen. 7.4 Zusammenfassung In diesem Kapitel wurde ein wesentliches Problem von Veranstaltungen angesprochen: der hohe Ausstoß der durch Verkehr und Mobilität verur‐ sachten THG-Emissionen. Zunächst wurde der Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und Mobilität deutlich gemacht, indem die Ausmaße des vorherrschenden Verkehrssystems auf Mensch und Umwelt erläutert und auf Entwicklungen hin zu einer Verkehrswende verwiesen wurde. Wie sich Mobilität und Verkehr unterscheiden und welche nachhaltigen Ansätze es bereits gibt, wurde anhand der drei Leitstrategien Vermeiden, Verlagern, Verringern erklärt. Schließlich wurde die nachhaltige Mobilität bei Veran‐ staltungen betrachtet und Handlungsansätze zur An- und Abreise sowie zu Fahrten und Transport vor Ort aufgezeigt. 7.4 Zusammenfassung 135 7.5 Reflexionsfragen 1. Wie hat sich die Verkehrswende seit den ersten Diskussionen in den 1980er-Jahren weiterentwickelt und welche Strategien werden aktuell verfolgt? Nehmen Sie das Positionspapier von Frey et al. (2020) als Grundlage. 2. Wie lauten die drei wesentlichen Strategiefelder einer nachhaltigen Mobilität? Mit Blick auf Ihren nächsten Veranstaltungsbesuch: Welche Strategiefelder können Sie bei der An- und Abreise zu der Veranstaltung wie verfolgen bzw. was wird von den Veranstalter: innen angeboten? 3. Wie kommen Sie in der Regel zu den Vorlesungen an der Universität? Berechnen Sie die CO 2 -Emissionen ihrer An- und Abreise mit Hilfe des CO 2 -Rechners vom UBA. Sofern diese höher als der Durchschnitt ist, überlegen Sie sich eine Strategie zur Reduzierung der Emissionen. 4. Im Lehrbuch werden Aspekte einer nachhaltigen Logistik genannt. Welche Möglichkeiten haben die Veranstalter: innen zur Optimierung ihres Fuhrparks und in der Zusammenarbeit mit Dienstleister: innen? Nutzen Sie hierfür auch den VCD-Leitfaden „Effizienter Fuhrpark“. 5. Welche Anreize können Veranstalter: innen schaffen, damit Besucher: in‐ nen klima- und umweltfreundlich an- und abreisen können? 136 7 Mobilität und Logistik 116 Bringezu et al. (2002). 8 Ressourcen, Beschaffung und Abfall Die Lernfragen zu diesem Kapitel finden Sie unter: 🔗 https: / / narr.kwaest.io/ s/ 1186 8.1 Ökosystem Erde und planetare Grenzen Alle Lebewesen - so auch wir Menschen - sind in die uns umgebende Umwelt eingebunden und über Stoff- und Energieströme mit ihr verbunden. Die Gesamtheit dieser Wechselbeziehungen wird auch Ökosystem Erde bzw. Biosphäre genannt. Stoffwechselbeziehungen zwischen Mensch und Umwelt zeichnen sich einerseits durch die Entnahme (Extraktion) von Rohstoffen sowie deren Umwandlung in Produkte und Dienstleistungen aus und andererseits durch die Abbzw. Rückgabe in Form von Emissionen und Abfall. Diese Stoffwechselvorgänge werden durch Energie angetrieben. 116 Wissen | SGDs mit Fokus auf Ökologie Für die Stabilität und den Erhalt des Ökosystems Erde sind folgende der 17 SDGs besonders relevant: • SDG 6: sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen • SDG 13: Maßnahmen zum Klimaschutz • SDG 14: Leben unter Wasser • SDG 15: Leben an Land Menschlich verursachte Stoffströme können zu Umweltveränderungen füh‐ ren und das Ökosystem Erde gefährden. Die Möglichkeiten der Umwelt, mit solchen Veränderungen umzugehen, sind begrenzt. Dies verdeutlicht das 117 Rockström et al. (2009). Konzept der planetaren Belastbarkeitsgrenzen. 117 Das Konzept identifi‐ ziert neun zentrale natürliche Systeme und Prozesse des Ökosystems Erde: 1. Klimawandel (climate change); 2. Neue Substanzen und modifizierte Lebensformen (novel entities); 3. Ozonverlust in der Stratosphäre (stratospheric ozone depletion); 4. Aerosolgehalt der Atmosphäre (atmospheric aerosol loading); 5. Versauerung der Meere (ocean acidification); 6. Biochemische Flüsse (biochemical flows); 7. Süßwassernutzung (freshwater change); 8. Landnutzungswandel (land-system change); 9. Intaktheit der Biosphäre (biosphere integrity). Sechs der neun planetaren Grenzen sind nach derzeitigem Stand bereits überschritten (→ Abb. 21). Klima- und Landnutzungswandel befinden sich in einem unsicheren Handlungsraum mit erhöhtem Risiko unumkehr‐ barer Folgen (gelblich), ebenso die Süßwassernutzung. Bereits in der Hochrisikozone befinden sich die Intaktheit der Biosphäre, die einen Rückgang der biologischen Vielfalt verzeichnet, biochemische Flüsse, insbesondere aufgrund von Änderungen der Stickstoff- und Phosphorflüsse, sowie der Eintrag durch neue Substanzen (rötlich). 138 8 Ressourcen, Beschaffung und Abfall Abb. 21: Aktualisierte planetare Belastbarkeitsgrenzen (Wang-Erlandsson et al. 2022) Die derzeitige Inanspruchnahme natürlicher Ressourcen und das daraus resultierende Überschreiten der planetaren Grenzen führt die neoklassische Umweltökonomie auf eine fehlerhafte Verwendung der natürlichen Ressourcen zurück. Natürliche Ressourcen sind Tiere und Pflanzen, Kohle, Erdöl oder Erdgas, Sonne, Wind oder Erdwärme, Boden, Wasser oder Luft. Fehlerhaft bedeutet, dass diese Ressourcen übernutzt bzw. zu sehr nachgefragt werden. Das passiert, wenn bei der Produktion von Gütern ökologische und soziale Kosten nicht ausreichend einkalkuliert werden. Die Kosten werden sozusagen auf Dritte ausgelagert bzw. externalisiert. Nicht die Verursacher: innen, sondern zukünftige Generationen, andere Staaten und Länder, die Natur oder die Steuerzahler: innen tragen dann diese Kosten. 8.1 Ökosystem Erde und planetare Grenzen 139 118 Wilts (2021); Schally (2020). Die Effekte der Externalisierung können negativ sein und Kosten verursachen oder positiv sein und einen Nutzen bringen. Bei negativen externen Effekten entstehen Kosten, für die andere aufkommen müssen und die letztlich zum Überschreiten der planetaren Grenzen führen, z. B. bei der Eutrophierung von Gewässern und erhöhten Grundwasserbelastung mit Ni‐ trat in Folge von Überdüngung in der intensiven Landwirtschaft und hohen Tierhaltungsdichte. Dies führt zu hohen gesellschaftlichen Kosten z. B. bei der Wasseraufbereitung oder im Gesundheitssystem. Bei positiven externen Effekten kann ein zusätzlicher Nutzen für die Gesellschaft entstehen, z. B. im Zuge der Vermittlung von traditionellem Wissen wie die Zubereitung von Speisen oder dem Schutz von Ökosystemen durch biodiversitätsfreundliche Maßnahmen. Beispiel | Externalisierung von Kosten Ein Küchentextilunternehmen leitet bei der Herstellung von Schürzen und Geschirrtücher Abwasser in einen Fluss. Dieser dient eigentlich zur Trinkwasserversorgung der Bevölkerung und muss nun gereinigt werden. Die Kosten für die Reinigung tragen die Kommune bzw. die Steuerzahler: innen und nicht das Unternehmen. Wären die Kosten für die Reinigung einkalkuliert bzw. die Kosten für eine umweltschonende Herstellung, wäre das Produkt teurer oder würde erst gar nicht herge‐ stellt werden. Die Produktionskosten für die Schürzen und Geschirrtü‐ cher spiegeln somit nicht die realen Kosten wider. 8.2 Kreislaufwirtschaft Eine intakte Umwelt und ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen bilden die Grundlage für unser Gesellschafts- und Wirtschaftssystem. Das aktuelle System der Linearwirtschaft ist längst an seine Grenzen gestoßen. 118 In einer Linearwirtschaft werden Ressourcen entnommen, um Produkte zu produzieren, die nach ihrer Nutzung entsorgt werden. Das Konzept der Kreislaufwirtschaft ist ein zentraler Lösungsansatz, um die ressourcenin‐ 140 8 Ressourcen, Beschaffung und Abfall 119 Europäisches Parlament (2021). tensive Linearwirtschaft zu überwinden. → Abb. 22 veranschaulicht die unterschiedlichen Prinzipien einer Linearsowie eine Kreislaufwirtschaft. Kapitel Ressourcen, Beschaffung, Abfall Abb. 22: Die Prinzipien der Linearwirtschaft und der Kreislaufwirtschaft (modifiziert nach Walcher/ Leube 2017; Pro Abb Linerarwirtschaft nehmen herstellen entsorgen nutzen Kreislaufwirtschaft nehmen herstellen nutzen recyceln Abb. 22: Die Prinzipien der Linearwirtschaft und der Kreislaufwirtschaft (eigene Darstel‐ lung in Anlehnung an Walcher/ Leube 2017; Pro Carton 2023) Zur Förderung einer Kreislaufwirtschaft veröffentlichte die Europäische Kommission 2011 beispielsweise ihren Fahrplan für ein ressourcenschonendes Europa (KOM(2011) 571). Mit dem Paket zur Kreislaufwirtschaft von 2018 und dem neuen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft im Rahmen des europäischen Grünen Deals 119 soll darüber hinaus die nachhaltige Gestal‐ tung der EU-Wirtschaft bis 2050 umgesetzt werden. Parallel beschäftigen sich auch weitere Institutionen verstärkt mit Übergängen, Konzepten und 8.2 Kreislaufwirtschaft 141 120 RNE (2022). 121 eurostat (o.-J.). Indikatoren hin zu einer Kreislaufwirtschaft (u. a. Ellen McArthur Stiftung, Cradle to Cradle, Blue Economy, Ökologischer Fußabdruck und Rucksack). Lange Zeit wurde die Kreislaufwirtschaft in der Abfallwirtschaft veror‐ tet, mit dem Ziel Abfall zu vermeiden. Das heutige Verständnis von Kreislaufwirtschaft geht darüber hinaus und betrachtet die gesamte Wertschöpfungskette - von der intelligenten Produktgestaltung und ressourcensparenden Produktion bis hin zur Abfallvermeidung. Materialien und Stoffe werden dabei so eingesetzt, dass sie über einen möglichst langen Zeitraum in Produkten Nutzen stiften, für zukünftige Produktionsprozesse zurückgewonnen werden können und als Abfälle nicht unwiederbringlich verloren gehen 120 . Dieser Ansatz wird auch unter den Begriffen Circular Economy (CE) oder „Zirkuläre Wertschöpfung“ diskutiert. 121 Beispiel | Zirkuläre Eventproduktion, Elektrofestival DGTL DGTL ist ein mehrtägiges Elektro-Festival, das seit 2015 in Amsterdam und mittlerweile auch in anderen Städten auf der Welt (u. a. Tel Aviv, Barcelona, Neu Delhi) stattfindet. Bereits 2019 wurde DGTL von A Greener Festival für seine nachhaltige Veranstaltungsorganisation aus‐ gezeichnet. Für das Jahr 2022 strebt DGTL eine vollständig zirkuläre Eventproduktion an. Dabei stehen fünf Kernbereiche im Mittelpunkt: Ressourcen (bzw. Materialien), Energie, Mobilität, Sanitär (bzw. Wasser) und Lebensmittel. Für jeden Bereich werden auf Zielen basierend Ma‐ terialflussanalysen erstellt und Daten gesammelt. • Ressourcen: Materialien werden mit dem höchstmöglichen Wert recycelt, Restmüll gibt es nicht. • Energie: Die gesamte Energie stammt aus erneuerbaren Energie‐ quellen. • Mobilität: THG-Emissionen aus dem Verkehr (von Künstler: innen, Lieferant: innen, Personal und Besucher: innen) werden vermieden. • Abwasserentsorgung: Der Verbrauch von Süßwasser wird so weit wie möglich reduziert und Nährstoffe werden aus dem Abwasser zurückgewonnen. 142 8 Ressourcen, Beschaffung und Abfall • Lebensmittel: Natürliche Ressourcen werden verantwortungsbe‐ wusst genutzt, Lebensmittelabfälle werden vermieden und Rest‐ ströme werden so gut wie möglich wiederverwendet. Auf der Website erläutert DGTL die Maßnahmen zu den jeweiligen Kernbereichen, wie z. B. die Einführung von Mehrwegbechern, den Be‐ zug von 100 % erneuerbaren Energien, die Möglichkeit zur Berechnung der CO 2 -Emissionen durch die An- und Abreise der Besucher: innen, der Einsatz von Trockentoiletten sowie einer komplett veganen Speisekarte. [OR-8.1] 🔗 http: / / s.narr.digital/ a39kq 8.3 Beschaffung und Abfall bei Veranstaltungen Nachhaltiges Ressourcenmanagement beschäftigt sich mit der Frage, wie menschlich verursachte Stoff- und Energieströme nachhaltig gestaltet werden können, denn die Produktion und der Konsum von Produkten und Dienstleistungen sind einerseits wesentliche Treiber für wirtschaftliches Wachstums. Andererseits sind sie verantwortlich für übermäßigen Ressour‐ cenverbrauch, Umweltverschmutzung und steigende CO 2 -Emissionen. Die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt werden zum Teil verlagert bzw. externalisiert. Ein nachhaltiger Umgang mit unseren Ressourcen bei Veran‐ staltungen ist eine Herausforderung, die sich über mehrere Handlungsfelder hinweg erstreckt und in den jeweiligen Kapiteln thematisiert wird. Für jede Veranstaltung werden Produkte und Dienstleistungen beschafft und nicht vermeidbarer Abfall entsorgt. Wenn bereits bei der Beschaffung Nachhaltigkeitskriterien beachtet werden, kann Abfall vermieden oder zu‐ mindest deutlich reduziert werden. Die nachfolgenden Kapitel beschäftigen sich daher mit einer nachhaltigen Beschaffung (→ Kapitel 8.3.1) sowie der Besonderheit einer nachhaltigen öffentlichen Beschaffung (→ Kapitel 8.3.2) und schließlich mit Aspekten der Abfallvermeidung und -entsorgung bei Veranstaltungen (→-Kapitel 8.3.3). 8.3 Beschaffung und Abfall bei Veranstaltungen 143 122 BWL-Lexikon (2022). 8.3.1 Nachhaltige Beschaffung Unter Beschaffung versteht man den Einkauf und die Besorgung von Produkten und Dienstleistungen, die zur Erreichung von bestimmten Zielen dienen. 122 Personen, die für die Beschaffung bei Veranstaltungen oder in einem Unternehmen zuständig sind, holen Angebote für das gewünschte Objekt ein, vergleichen diese und treffen eine Kaufentscheidung anhand vorab definierter Vergabekriterien. Oftmals stehen die Wirtschaftlichkeit und der Preis im Vordergrund und das günstigste Angebot wird befürwortet. Bei einer nachhaltigen Beschaffung hingegen kommen neben den ökono‐ mischen auch soziale und ökologische Aspekte zum Tragen. Leitfäden und Informationshilfen können bei der Entscheidungsfindung unterstützen (→ Kapitel 8.3.2). Für Veranstaltungshäuser und Organisator: innen emp‐ fiehlt sich die Erarbeitung eigener Mindeststandards oder eines Kriterien- und Vergabekatalogs für eine nachhaltige Beschaffung als Teil des Nachhal‐ tigkeitsmanagements. Die Einbindung nicht nur an Beschaffungsprozessen beteiligter Teammitglieder, sondern aller Mitarbeiter: innen ist wichtig, um notwendiges Wissen zu vermitteln, Bewusstsein und Akzeptanz zu schaffen und die Umsetzung sicher zu stellen. Bevor eine Beschaffung erfolgt, sollten folgende Aspekte und Fragen beachtet bzw. beantwortet werden: • Besteht überhaupt Bedarf ? • Kann der Bedarf durch die Wiederverwendung von bereits angeschaff‐ ten Produkten erfüllt werden? • Kann der Bedarf durch Mieten oder den Erwerb von gebrauchten Produkten gedeckt werden? Sollte eine Neuanschaffung notwendig sein, erfolgt diese unter den folgen‐ den Gesichtspunkten: • Beachtung von unterschiedlichen Zertifizierungen und Labels, wie z. B. Zertifizierungen für den ökologischen Landbau bei Lebensmitteln (→ Kapitel 12), Umweltzeichen wie der Blaue Engel und das EU Ecolabel bei Geräten und Papier, Labels für Produkte aus fairem Handel (z. B. Fairtrade) und Branchenstandards (z.-B. GOTS im Textilbereich); • sollten keine Informationen zur Nachhaltigkeitsleistung der Produkte oder der Dienstleistung öffentlich vorliegen, sind diese anderweitig zu 144 8 Ressourcen, Beschaffung und Abfall recherchieren, z. B. durch direkte Gespräche mit den Anbieter: innen oder durch das Ausfüllen eines Steckbriefs; • Berücksichtigung der Lebenszykluskosten und Wiederverwendbarkeit bei neuangeschafften Materialien und Produkten; • Berücksichtigung der Kompetenz zum nachhaltigkeitsorientierten Ma‐ nagement seitens der Anbieter: innen. Lebenszykluskosten beschreiben die tatsächlichen Kosten, die direkt oder indirekt während der Lebensdauer eines Produkts oder einer Dienstleistung entstehen. Dazu gehören aus der Nutzer: innen-Perspektive neben den Anschaffungskosten auch Kosten für Betrieb, Installation und Instandhal‐ tung, sowie Abholungs-, Entsorgungs- und Recyclingkosten. Elektrogeräte können z. B. in der Anschaffung günstig erscheinen, aber hohe Folgekosten nach sich ziehen (z.-B. hoher Stromverbrauch oder kurze Lebensdauer). Eine nachhaltige Beschaffung bei Veranstaltungen ist in den folgenden vier Bereichen besonders relevant: 1. Kommunikation und Werbematerialien; 2. Ausstellungsmaterialien und Merchandise; 3. Infrastruktur am Veranstaltungsort; 4. Verpflegung und Catering. Die nachhaltige Beschaffung im Bereich [1] Kommunikation und Wer‐ bematerialen umfasst neben den klassischen Printprodukten wie Flyer und Tagungsunterlagen auch Give-aways und die digitale Infrastruktur, die zur Kommunikation vor, während und nach der Veranstaltung zum Einsatz kommt. Die digitale Infrastruktur umfasst einerseits die für die Veranstal‐ tung eingesetzte Hardware, andererseits auch Softwareprodukte wie z. B. Veranstaltungsapps. Bei einer nachhaltigen Beschaffung von Hardware stehen Auswahlkriterien wie Energieeffizienz, Reparierbarkeit und eine lange Nutzungsdauer der Geräte im Vordergrund. Gütezeichen wie TCO, Blauer Engel, und EU Ecolabel bewerten darüber hinaus auch soziale Aspekte die im Rahmen der Produktion von Bürogeräten wie Drucker, Laptops, Smartphones, Monitore, Tablets, Headsets, Netzwerkgeräte und Server, entlang der Wertschöpfungskette entstehen. Weitere wichtige Umweltlabel sind EU Nordic Ecolabel, Epeat oder TÜV Rheinland Green Product. Für die nachhaltige Beschaffung von Software hat das UBA einen Leitfaden 8.3 Beschaffung und Abfall bei Veranstaltungen 145 123 Gröger (2019). mit Anforderungen an eine umweltfreundliche Beschaffung von Software veröffentlicht. 123 Wissen | Label für digitale Tools Die wichtigsten Label für digitale Tools im Überblick: • Blauer Engel für Softwareprodukte • EU Ecolabel • TCO • Nordic Ecolabel • Epeat • TÜV Rheinland Green Product Durch den Einsatz digitaler Tools (z. B. E-Mails, Social Media, Event-Apps) kann der Einsatz von Druckprodukten reduziert werden. Die genaue Menge ist letztendlich an der Zahl der Teilnehmer: innen festzumachen. Ein Ab‐ fragen bei den zu erwarteten Gästen kann eine weitere Reduzierung der benötigten Printprodukte unterstützen. Auch die Verkleinerung von For‐ maten und mehrseitiger und doppelseitiger Druck z. B. bei Handouts ver‐ ringern den Papierverbrauch. Ist der Einsatz von Druckprodukten dennoch erforderlich, so können diese so gestaltet werden, dass eine mehrmalige Verwendung für weitere Veranstaltungen möglich ist. Auch die individu‐ elle Zusammenstellung von Printmaterialien durch die Gäste selbst hilft dabei, dass nur das genommen wird, was auch wirklich von Interesse ist. Zudem kann eine Rücknahme von nicht benötigten Materialien im Rahmen der Veranstaltung angeboten werden. Für das Produkt an sich gilt es, Recyclingpapier zu verwenden, welches den Anforderungen des Blauen Engels oder vergleichbaren Gütesiegeln entspricht. Beim Weißegrad des Papiers sollte eine Orientierung an der DIN ISO 2470 und ISO Norm 11475 erfolgen. Druckfarben basieren auf Pflanzenöl und sollten frei von Palmöl und anderen schadhaften Stoffen sein. Bei Druckaufträgen an eine Druckerei kann zusätzlich auf die Klimaneutralität des Betriebes geachtet werden. 146 8 Ressourcen, Beschaffung und Abfall Beispiel | Umweltsiegel Blauer Engel Der Blaue Engel ist das Umweltzeichen der Bundesregierung [OR-8.2] 🔗 http: / / s.narr.digital/ ay2aw. Seit über 40 Jahren kennzeichnet er mehr als 20.000 umweltschonende Produkte und Dienstleistungen von über 1.600 Unternehmen in den Kategorien Haushalt/ Drogerie, Einrichtun‐ gen/ Textilien, Green-IT/ Elektrogeräte, Bauprodukte, Heizen/ Energie, Papier/ Schreibwaren, Fahrzeuge/ Mobilität und Gewerbe/ Kommune. Für eine nachhaltige öffentliche Beschaffung (→ Kapitel 8.3.2) ist er neben weiteren Siegeln wie das EU Ecolabel, das Österreichische Um‐ weltzeichen und das Nordische Umweltzeichen Nordic Swan als Güte‐ zeichen richtungsweisend. Für weitere Werbematerialien wie Give-aways sollten sich Veranstal‐ tungsorganistor: innen die Frage stellen, ob diese wirklich benötigt und welche Ziele damit verfolgt werden. Grundsätzlich ist der Verzicht von Gastgeschenken und Give-aways am nachhaltigsten. Ist eine Beschaffung dennoch gewünscht, dann sollte diese in reduziertem Maß und anhand ökologischer und sozialer Kriterien möglichst unverpackt bei regionalen Anbieter: innen erfolgen. Auch hier können Siegel wie der Blaue Engel, das Europäische Umweltzeichen, der Textilstandard GOTS oder Kennzeichnun‐ gen des fairen Handels beim Einkauf unterstützen. Auf Artikel, die nicht recyclebar sind oder schädlichen Abfall erzeugen, wie z. B. kleinteilige Elek‐ tronik, sollte verzichtet werden. Um die Wiederverwendung der Produkte über eine Veranstaltung hinaus zu ermöglichen, sollten diese möglichst neutral ohne spezifischen Veranstaltungsbezug gestaltet werden. Vielmehr bietet sich ein thematischer Nachhaltigkeitsbezug an. Beispiele für nachhaltige Give-aways sind: • regionale Spezialitäten aus biologischem und fairem Anbau, z. B. Tee oder Gewürze eines ökologisch und fair wirtschaftenden Betriebs; • Textilien aus umweltfreundlichen Materialien, z. B. Obst- und Gemüse‐ netze oder Kochschürzen, hergestellt durch eine regional verankerte soziale Initiative; • Saatgut oder saisonale Schnittblumen von regionalen Gärtnereien; • Kugelschreiber aus Pappe/ Pappmaschee, Bleistifte aus unlackiertem, nachhaltigem Holz. 8.3 Beschaffung und Abfall bei Veranstaltungen 147 [2] Ausstellungsmaterialien und Merchandise kommen insbesondere bei Messen, Tagungen oder Festivals zum Einsatz. Auch hier gilt es Ma‐ terialien entweder gebraucht oder so zu beschaffen, dass sie langlebig, modular und erweiterbar sind und eine Wiederverwendung gegeben ist. Bei Neuanschaffungen sind auf Seiten der Veranstaltungsorganisation sowie auf Seiten der Ausstellenden folgende Kriterien zu beachten: • Holzbauten stammen aus zertifizierter Forstwirtschaft (z. B. Blauer Engel, Forest Stewardship Council - FSC, Programme for the Endorsement of Forest Certification - PEFC, Holz von Hier). Auf einen möglichst sparsamen Einsatz wird geachtet. • Ausstellungsprodukte wie Banner und Planen sind so gestaltet, dass eine mehrjährige Verwendung möglich ist. Die genutzten Materialien sind frei von Polyvinylchlorid (PVC) und recyclebar. Auch für Flipcharts und Moderationsmaterialen gibt es Alternativen aus Holz, Pappe oder zertifizierten Kompositmaterialien. • Schnittblumen sind ein beliebtes Dekorationselemente bei Veran‐ staltungen. Aus einer sozial-ökologischen Perspektive sollte darauf allerdings verzichtet werden. Alternativen sind Blumen und Topf‐ pflanzen in torffreier Erde aus heimischem Bio-Anbau und Naturma‐ terialien. • Textilien wie Arbeitskleidung und Merchandise sollten aus ökologisch zertifizierten Naturfasern wie z. B. Bio-Baumwolle hergestellt, fair gehandelt und recyclebar sein. Siegel und Standards wie GOTS, Fair Wear Foundation, Blauer Engel oder Cradle to Cradle können bei der Be‐ schaffung unterstützen. Außerdem sind Kooperationen mit regionalen Textilanbietenden, wo möglich, zu bevorzugen. Beispiel | Nachhaltigkeit von Schnittblumen Ca. 85-% der in Deutschland verkauften Schnittblumen stammen aus Ländern des „globalen Südens“ wie Kenia, Simbabwe und Kolumbien. Fair gehandelte Schnittblumen kommt dabei ein vergleichsweise geringer Marktanteil zu Teil. Der Anbau von Schnittblumen geht oft mit einem hohen Wasserverbrauch und dem Einbringen von Düngemitteln und Pestiziden einher. Neben den negativen Umwelt‐ auswirkungen sind die Arbeitsbedingungen der Menschen auf den Blumenfeldern durch niedrige Löhne und mangelnde Arbeitssicher‐ 148 8 Ressourcen, Beschaffung und Abfall 124 Fairtrade Deutschland (2023). 125 UBA (2019b). heit gekennzeichnet. 124 Standards für fairen Handel wie das Fairt‐ rade-Siegel oder das niederländische Label Fair Flowers Fair Plants - FFP setzen für Verbesserungen auf sozialer sowie ökologischer Ebene an. Bei der [3] Infrastruktur am Veranstaltungsort sind aus der Perspektive einer nachhaltigen Beschaffung mehrere Aspekte zu beachten. Je nachdem ob man die Veranstaltungslocation mietet oder in den eigenen Räumlich‐ keiten veranstaltet, ergeben sich unterschiedliche Handlungsspielräume. In eigenen Räumlichkeiten kann unmittelbar Einfluss auf Beschaffungsaspekte in den Bereichen Energie und Technik, Möbel sowie Sanitär und Reinigung genommen werden. Veranstaltungsorte verfügen in der Regel über eine Grundausstattung (u.-a. Tische, Stühle, Veranstaltungstechnik, Bühne). Die genauen Bedarfe müssen ermittelt und ggf. weitere Ausstattung organisiert werden (z.-B. Geschirr, Veranstaltungstechnik). Zu einer nachhaltigen Energiebeschaffung zählen Ökostrom sowie die Eigenenergieerzeugung aus erneuerbaren Energien (→ Kapitel 10.3.1). Das UBA (2019) definiert Ökostrom in der Umgangssprache als elek‐ trische Energie, „die auf eine als „ökologisch vertretbar“ eingestufte, d. h. auf eine klima- und umweltschonende Weise, gewonnen wird. Ökostrom grenzt sich ab von konventioneller Stromerzeugung aus fossilen oder atomaren, nicht regenerativen Energiequellen, die keinen ökologischen Mehrwert aufweisen“. Da sich Stromsystem und -markt komplex gestalten und eine große Anzahl an Ökostromprodukten existiert, helfen Ökostromlabels bei der Entschei‐ dung für ein nachhaltiges Produkt und ermöglichen eine qualitative Einord‐ nung. 125 → Abb. 23 bietet eine Übersicht über die wichtigsten am Markt existierenden Ökostromlabels. 8.3 Beschaffung und Abfall bei Veranstaltungen 149 Kapitel Ressourcen, Beschaffung, Abfall Abb. 23: Übersicht über unterschiedliche Siegel für Ökostrom Grüner Strom Label ok-power Grüner Strom Label e. V. ist ein Verein zur Zertifizierung von Ökostrom und Biogas. Er wurde im Dezember 1998 auf Initiative von Eurosolar gegründet. Ziel der Zertifizierung ist, durch die Kennzeichnung empfehlenswerter Produkte für mehr Transparenz im Ökostrom- und Biogasmarkt zu sorgen und eine ökologische Energieversorgung zu fördern. Das ok-power-Label ist ein unabhängiges Label für Ökostrom-Tarife. Es signalisiert, dass der zertifizierte Stromtarif garantiert zum Ausbau regenerativer Energien und zu ihrer Integration in das Stromversorgungssystem beiträgt. Dass die Zertifizierungskriterien eingehalten werden, wird jährlich durch unabhängige Gutachterinnen und Gutachter geprüft. TÜV NORD TÜV SÜD Das Prüfzeichen TÜV NORD Geprüfter Ökostrom trägt wesentlich zu ökologischen Ver besserungen im Bereich der Stromproduktion und des Stromhandels bei. Die Kriterien für die Vergabe des Labels werden u. a über den Einbezug der Richtlinien der EU zu Erneuer baren Energien von unabhängigen Stellen mitentwickelt. Das Prüfzeichen TÜV S ÜD Erneuerbare Energien trägt wesentlich zu ökologischen Verbesserungen im Bereich der Stromproduktion und des Stromhandels bei. Die Kriterien für die Vergabe des Labels werden von unabhängigen Stellen mitentwickelt, der Vergabeprozess ist transparent. EKOenergy Das EKOenergie-Label ist ein international anerkanntes Qualitätszeichen für erneuerbare Energie, das von Verbrauchern weltweit verwendet wird. Strom, Gas und Wärme oder Kälte aus erneuerbaren Energien erfüllen zusätzliche Nachhaltigkeitskriterien, um minimale Auswirkungen auf die umliegenden Ökosysteme sicherzustellen und tragen zu Projekten bei, die Energiearmut bekämpfen. Abb. 23: Übersicht über unterschiedliche Siegel für Ökostrom 150 8 Ressourcen, Beschaffung und Abfall 126 Verbraucherzentrale (2023): Defekte Lampen richtig entsorgen. Online verfügbar un‐ ter https: / / www.verbraucherzentrale.de/ wissen/ umwelt-haushalt/ abfall/ defekte-lamp en-richtig-entsorgen-6580, zuletzt aktualisiert am 15.08.2023, zuletzt geprüft am 15.08.2023. Bei der Veranstaltungstechnik kommen in den Bereichen Heizung, Lüf‐ tung und Klimatisierung je nach Bedarf und örtlichen Gegebenheiten ener‐ gieeffiziente Lösungen zum Einsatz (→ Kapitel 10.3.2). Für die Beleuch‐ tung gilt es energiesparende und langlebige LED-Beleuchtung einzusetzen. Von Energiesparlampen ist abzusehen, da diese schädliche Bestandteile wie Quecksilber enthalten und u. a. bei der Entsorgung eine Umweltbelastung darstellen. 126 Die Energieverbrauchskennzeichnung der EU ist seit Septem‐ ber 2021 neu geregelt. Sie unterteilt Leuchtmittel in Energieklassen von A (hohe Effizienz) bis G (geringe Effizienz) und gibt Auskunft zum Energie‐ verbrauch des jeweiligen Leuchtmittels (UBA 2023a). Bei der Beschaffung spezieller Eventtechnik ist zunächst der genaue Bedarf zu prüfen. Wenn möglich werden Geräte wie Displays, Soundsysteme und Lichtmaschinen von lokalen Technikdienstleister: innen gemietet. Diese verfügen bestenfalls über ein eigenes Nachhaltigkeitskonzept und ihre Geräte sind durch ent‐ sprechende Gütesiegel zertifiziert. Alternativ können gemeinsam mit dem Dienstleistungsunternehmen Standards entwickelt und Schritt für Schritt umgesetzt werden. Mobiliar wie Tische und Stühle kann für Veranstaltungen von ortsan‐ sässigen Dienstleistungsunternehmen gemietet werden. Dabei gelten die gleichen Beschaffungskriterien wie bei der Eventtechnik. Erfolgt eine Neu‐ anschaffung für die eigenen Räumlichkeiten, so gilt es auf Langlebigkeit, Robustheit, Modularität, Reparaturfreundlichkeit, nachhaltige Materialien (z. B. GOTS zertifizierte Textilien und FSC zertifiziertes Holz) und deren Wiederaufbereitung zu achten. Anforderungen an eine nachhaltige Beschaffung für Sanitär und Rei‐ nigung beziehen sich auf die Sanitäranlagen und die Ausstattung dieser, sowie auf Reinigungsmaterialien, die zur Instandhaltung der Anlagen verwendet werden. Bei Ausstattung und Reinigung sind Gütezeichen wie das EU Ecolabel, ECOCERT und der Blaue Engel (z.-B. Seife, Papiertücher, Reiniger) und Standards wie GOTS oder Cradle to Cradle (z.-B. Putztücher, Schwämme) zu beachten. Da im Handlungsfeld Sanitär und Reinigung oftmals mit Dienstleistungsunternehmen zusammengearbeitet wird, emp‐ fiehlt es sich bereits bei der Auswahl entsprechende Nachhaltigkeitskrite‐ 8.3 Beschaffung und Abfall bei Veranstaltungen 151 127 Bagasse wird aus einem Nebenprodukt der Zuckerproduktion gewonnen. Die faserigen Rückstände vermischt mit Wasser lassen sich mitunter zu nachhaltigen Verpackungen und Geschirr verarbeiten. rien abzufragen bzw. zu vereinbaren. → Kapitel 11 geht auf diese Aspekte vertieft ein und beschäftigt sich darüber hinaus mit den Anforderungen an Sanitäranlagen. Weitere Aspekte einer nachhaltigen Beschaffung können über die eigenen Räumlichkeiten hinaus auch in angemieteten Locations umgesetzt werden: • Abstandshalter und Trennschütze werden aus bereits vorhandener Ausstattung und natürlichen Dekorationsmaterialien genutzt; • zur Absperrung und für Bodenmarkierungen werden nachhaltige Op‐ tionen wie z.-B. umweltfreundliches Absperr-/ Klebeband verwendet; • bei Veranstaltungen mit gastronomischem Angebot kommen mobile und wiederverwendbare Spuckschutzfolien und Scheiben zum Einsatz; • elektronische Geräte, wie Übersetzungsanlagen, Pointer etc. werden mit wiederaufladbaren Batterien (Achtung: keine Nickel-Cadmium-Bat‐ terien verwenden! ) betrieben. Nach Ablauf der Lebensdauer sind diese einem Sammelsystem zuzuführen. Der Bereich [4] Verpflegung und Catering betrachtet zum einen die Beschaffung des Speiseangebots und die damit verbundenen Lebensmittel (→ Kapitel 12), zum anderen die Verpackung bzw. Darreichungsform der Speisen. Bei der Darreichungsform sollte entweder komplett auf Geschirr verzichtet und Getränke in Flaschen und Speisen direkt auf die Hand ausgegeben, oder auf ein Mehrwegsystem zurückgriffen werden. Veranstal‐ tungsorte, die in Gebäuden untergebracht sind, verfügen oft über eine Küche und Spülmöglichkeiten. Ist Geschirr nicht vorhanden, so kann dieses bei einem örtlichen Geschirrverleih ausgeliehen werden. Schwieriger gestaltet es sich bei Veranstaltungen im Freien wie z. B. großen Festivals mit un‐ terschiedlichen Speiseanbieter: innen. Verfügen diese über keine direkten Spülmöglichkeiten an ihrem Stand, dann ist der Einsatz eines Spülmobils oder einer Spülstraße sinnvoll. Je nach Geschirrmenge kann auch ein Aus‐ tausch von Geschirr durch eine Geschirrvermietung erfolgen. Ist die Bereit‐ stellung eines Mehrwegsystems nicht möglich, dann kann Einweg-Geschirr und Besteck aus nachwachsenden Rohstoffen eingesetzt werden. In den letzten Jahren ist das Angebot an nachhaltigen Alternativen wie z. B. Teller aus Bagasse 127 , Palmblättern oder essbares Geschirr stark gewachsen. Der 152 8 Ressourcen, Beschaffung und Abfall 128 Entspricht 13-% des Bruttoinlandprodukts 129 Beschaffungsamt des BMI (2023). Einsatz dieser ist dann besonders sinnvoll, wenn die kompostierbaren Ein‐ weg-Alternativen nach der Nutzung kompostiert werden und nicht über den Restmüll entsorgt werden. Wichtig ist die Umsetzung eines ganzheitliches Recyclingkonzept, um den angestrebten Kreislaufgedanken fortzuführen (→-Kapitel 8.2). Beispiel | Verpackungsalternativen Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. hat in 2020 ein Themen‐ heft zu Nachwachsenden Rohstoffen im Einkauf veröffentlicht. Darin führt sie mögliche Verpackungsalternativen bei Veranstaltungen & Ca‐ tering auf und geht auf die Problematik biobasierter Kunststoffe ein. Bis auf Einweg-Geschirr und Besteck aus dem pflanzenbasierten Stoff Po‐ lyactid (PLA) sind seit Juli 2021 in Deutschland biobasierte Kunststoffe nicht mehr zugelassen [OR-8.3] 🔗 http: / / s.narr.digital/ e1w9k. 8.3.2 Nachhaltige Öffentliche Beschaffung Mit einem Beschaffungsvolumen von über 350 Mrd. EUR im Jahr 128 kommt der öffentlichen Hand eine maßgebliche Rolle als Treiber nachhaltigen Konsums zuteil. Dazu zählen auch Produkte und Dienstleistungen, die für Veranstaltungen der öffentlichen Einrichtungen in den rund 30.000 Vergabe‐ stellen deutschlandweit getätigt werden. 129 Den Rahmen der öffentlichen Beschaffung bilden die Regelungen des europäischen Vergaberechts. Diese wurden 2016 mit dem Ziel, Vergabeverfahren effizienter, einfacher und flexibler zu gestalten und soziale, umweltbezogene und innovative Aspekte einzubinden, modernisiert. Folglich legt das europäische Vergaberecht fest, inwiefern Nachhaltigkeitsaspekte bei der öffentlichen Beschaffung einflie‐ ßen können. Die Umsetzung der neuen EU-Vergaberichtlinien in nationales Recht und damit einhergehende Möglichkeiten einer nachhaltigen Beschaffung sind für die folgenden drei Gesetzgebungen wesentlich: 1. Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB): In den Grund‐ sätzen (§ 97), den Ausschlussgründen im Rahmen der Eignung (§ 124), 8.3 Beschaffung und Abfall bei Veranstaltungen 153 bei der Festlegung von Zuschlagskriterien (§ 127) und bei den Auftrags‐ ausführungsbestimmungen (§ 128) werden Qualität, Innovation sowie umweltbezogene und soziale Aspekte berücksichtigt. Zudem wird nach § 118 die Vergabe an Werkstätten für Menschen mit Behinderung und die Vergabe an Sozialunternehmen ermöglicht. 2. Verordnung über die Vergabe öffentlicher Aufträge (Vergabever‐ ordnung (VgV)): Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien für das Verfahren zur Vergabe von Liefer- und Dienstleistungen in den Be‐ reichen Leistungsbeschreibung, Nachweisführung durch Gütezeichen, Eignungs- und Zuschlagkriterien. ○ Leistungsbeschreibung: Beschreibungsmerkmale dürfen As‐ pekte der Qualität, Innovation sowie soziale und umweltbezogene Aspekte beinhalten. Dabei können sie sich auf unterschiedliche Stadien des Lebenszyklus beziehen, wobei eine Verbindung zum Auftragsgegenstand in gewisser Verhältnismäßigkeit stets gege‐ ben sein muss (§ 31). ○ Nachweisführung durch Gütezeichen: Um die in der Leis‐ tungsbeschreibung geforderten Merkmale sicherzustellen, kann die Vorlage von Gütezeichen wie das EU Ecolabel, der Blaue Engel, das Österreichische Umweltzeichen, das nordische Umweltzeichen Nordic Swan oder gleichwertige Siegel eingefordert werden (§ 34). ○ Eignungskriterien: Forderung der Einhaltung von Systemen oder Normen des Umweltmanagements, z.-B. EMAS (§ 49). ○ Zuschlagskriterien: Bei der Ermittlung des wirtschaftlichsten Angebots und der Zuschlagserteilung können neben dem Preis „auch qualitative, umweltbezogene oder soziale Aspekte berück‐ sichtigt werden“ (§ 58). Des Weiteren kann das Zuschlagskriterium „Preis“ auf Grundlage der Berechnung der Lebenszykluskosten einer Leistung unter Vorgabe einer rechtlich geeigneten Methode eingefordert werden (§ 59). 3. Verfahrensordnung für die Vergabe öffentlicher Liefer- und Dienstleistungsaufträge unterhalb der EU-Schwellenwerte (Un‐ terschwellenvergabeordnung (UVgO)): Die UVgO gleicht im Wesentli‐ chen der VgV, bezieht sich aber auf die Vergabe öffentlicher Liefer- und Dienstleistungsaufträge ausschließlich auf nationaler Ebene. Der vorab geschätzte Auftragsumfang liegt dabei unterhalb der EU-Schwel‐ lenwerte. Diese werden alle zwei Jahre neu festgesetzt und liegen für 154 8 Ressourcen, Beschaffung und Abfall 130 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie 2021. 131 Bundesregierung (2021). 132 Hier setzt auch das Konzept des Circular Procurements an, bei welchem bei Ausschrei‐ bungen in allen Phasen des Einkaufs, von der Bedarfsanalyse bis zum Zuschlag, in Kreisläufen gedacht wird (FNR (2020). 2022/ 2023 für Liefer- und Dienstleistungen für öffentliche Auftraggeber bei 215.000 EUR. 130 Neben dem europäischem Vergaberecht sind nationale Vorschriften und Gesetze bei der öffentlichen Beschaffung nachhaltiger Dienstleistungen und Produkte zu beachten. Dazu zählen in Deutschland insbesondere fol‐ gende: • Maßnahmenprogramm Nachhaltigkeit der Bundesregierung 2021: Festlegung von acht Maßnahmen zur weiteren Ausrichtung der öffentlichen Beschaffung am Leitprinzip einer nachhaltigen Entwick‐ lung; 131 • Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG): Bevorzugung rohstoffschonen‐ der, abfallarmer, reparierbarer, schadstoffarmer und recyclingfähiger Produkte; 132 • Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetz (SaubFahrzeugBeschG): Prozentuale Mindestziele bei der Beschaffung bestimmter Straßenfahr‐ zeuge und Dienstleistungen; • Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG): Prüfung, inwiefern das Produkt oder die Dienstleistung zum Erreichen der nationalen Klimaschutzziele nach § 3 KSG beiträgt; • AVV Klima: Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Beschaffung klima‐ freundlicher Leistungen durch die öffentliche Hand. Eine nachhaltige Beschaffung bei Veranstaltungen öffentlicher Auftragge‐ ber wird folglich durch den europäischen als auch nationalen Gesetzesrah‐ men ermöglicht. In der Praxis bedeutet dies, dass nachdem eine Bedarfsprü‐ fung erfolgt ist (→ Kapitel 8.3.1), Produkte und Dienstleistungen unter Beachtung der gesetzlichen Regelungen ausgeschrieben, bewertet und ver‐ geben werden können. Veranstaltungsorganisator: innen werden dabei von der Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung (KNB) unterstützt, welche einen Überblick über Gesetze und Regelungen gibt sowie Leitfäden und Beispiele aus Bund, Ländern und Kommunen zusammenführt. 8.3 Beschaffung und Abfall bei Veranstaltungen 155 133 BMEL/ BÖLN (o.-J.). 134 Europäische Kommission (2019). 135 Fülles et al. (2017). Beispiel | Nachhaltige öffentlichen Beschaffung im Catering Wenn Veranstalter: innen an das Vergaberecht gebunden sind, sind „bei der Vergabe […] Aspekte der Qualität und der Innovation sowie soziale und umweltbezogene Aspekte zu berücksichtigen (vgl. § 97 Abs. 3 GWB). Dies kann z. B. durch die Festlegung solcher Aspekte als Zuschlagskriterien erfolgen (vgl.§ 127 Abs. 1 GWB). Zum Nachweis können Gütezeichen (i. S. v. § 34 VgV bzw. § 24 UVgO) wie z. B. das EU-Bio-Logo dienen.“ 133 Die Europäische Kommission hat in diesem Zusammenhang Kriterien für eine umweltorientierte öffentliche Beschaffung im Bereich Lebens‐ mittel, Verpflegungsdienstleistungen und Verkaufsautomaten formu‐ liert. 134 Diese können über Auswahlkriterien, technische Spezifikationen sowie über Zuschlagskriterien im Ausschreibeverfahren berücksichtigt werden. Neben dem Preis können Zuschlagskriterien zur Bewertung der Angebote hinzugezogen werden. Beispielsweise kann positiv gewertet werden, wenn der Anteil bio-zertifizierter Lebensmittel der Bieter: innen über dem festgelegten Mindestanteil liegt. Empfehlenswert ist es, bei der Nutzwertanalyse die Angebote anhand von Punkten zu bewerten und Rechenbeispiele anzuführen. Diese Empfehlung sowie weitere Strategien und Konzepte zur Einführung von Bio-Lebensmitteln im Verpflegungsbereich führt der Leitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ auf. 135 Anknüpfend an die Formulierung von Zielen und Kriterien können Beschaffungs- oder Einkaufsrichtlinien festgehalten, Mindeststandards definiert und/ oder interne Leitfäden ausgearbeitet werden. Dies ist ins‐ besondere für privatwirtschaftliche Unternehmen, Vereine und andere Institutionen relevant, die nicht an das Vergaberecht gebunden sind und sich ihre Ziele und Kriterien, wenn nicht gesetzlich geregelt, selbst setzen. 156 8 Ressourcen, Beschaffung und Abfall 136 s. Richtlinie 2008/ 98/ EG über Abfälle und zur Aufhebung bestimmter Richtlinien 8.3.3 Abfallvermeidung und -entsorgung Bereits im Zuge einer nachhaltigen (öffentlichen) Beschaffung können Aspekte zur Abfallvermeidung und -entsorgung mitbedacht werden. Die europäische Abfallrichtlinie (ARRL) regelt schließlich den Rechtsrahmen für den Umgang mit Abfällen in der EU und legt folgende Abfallhierarchie fest: 136 1. Prävention; 2. Wiederverwendung; 3. Recycling; 4. Verwertung für andere Zwecke, wie z.-B. Energie; 5. Entsorgung. In Deutschland werden die Vorgaben der Richtlinie durch das Kreislauf‐ wirtschaftsgesetz (KrWG) umgesetzt, dessen Ziel eine noch stärkere Ausrichtung an Ressourcen-, Klima- und Umweltschutz ist. Die Vermeidung von Abfall wird dabei z. B. im „Abfallvermeidungsprogramm des Bundes unter Beteiligung der Länder“ (§ 33 KrWG) geregelt. Spezifische Produktab‐ fälle wie Verpackungen, Altfahrzeuge, Batterien oder Elektrogeräte sind in einzelnen Gesetzen wie dem Verpackungsgesetz oder dem Batteriegesetz geregelt. Laut Janz (2022) sind die Steuerungsmöglichkeiten der klassischen Abfallwirtschaft allerdings begrenzt. Maßnahmen müssen demnach die komplette Wertschöpfungskette eines Produkts mit einbeziehen und nicht erst am Ende seines Lebenswegs ansetzen. Langfristig erfordert dies eine Weiterentwicklung der überwiegend noch linearen hin zu einer zirkulären Wirtschaftsweise und geschlossenen Stoffkreisläufen (→ Kapitel 8.2). Erste Ansätze im Produktbereich sind das von McDonough und Braungart entwi‐ ckelte Cradle to Cradle-Konzept. Beispiel | Cradle to Cradle Cradle to Cradle ist ein Ansatz für eine konsequent geschlossene Kreis‐ laufwirtschaft, die darauf abzielt, die Klima- und Ressourcenprobleme ganzheitlich und langfristig zu lösen. Produkte werden bereits während der Herstellungsphase so gestaltet, dass die verwendeten Rohstoffe 8.3 Beschaffung und Abfall bei Veranstaltungen 157 137 C2C NGO (2023). 138 Spiegel 2014. nach Ablauf der Nutzungszeit aufbereitet und erneut verwendet wer‐ den können. Alle Inhaltstoffe sind dabei chemisch unbedenklich und kreislauffähig. Der Cradle to Cradle Certified Produktstandard bewertet Produkte nicht nur hinsichtlich ihrer Kreislauffähigkeit, sondern auch Einhaltung sozialer Standards, Materialgesundheit, verantwortungsvol‐ les Wassermanagement und der Nutzung erneuerbarer Energien. Im Jahr 2023 existierten weltweit 8.000 zertifizierte Produkte. 137 Bei Veranstaltungen ist Abfallmanagement ein zentrales Thema und erfordert die Erarbeitung von Konzepten, die sich am Kreislaufgedanken ori‐ entieren. Veranstaltungen, die im öffentlichen Raum stattfinden, bedürfen oftmals einer Genehmigung, an die wiederum eine sachgerechte Entsorgung des Müllaufkommens gebunden ist. Darüber hinaus gibt es unterschiedliche Berührungsgruppen, wie Kommunen, Anwohner: innen, Umweltverbände und Besucher: innen, die an einer sauberen Veranstaltung interessiert sind. Insbesondere bei großen Veranstaltungen wie Festivals werden die Ausmaße der Wegwerfgesellschaft und das damit einhergehende Abfallaufkommen deutlich. Hinterließen Besucher: innen des Hurricane Festivals in Scheeßel im Jahr 2006 laut dem Veranstalter noch vier Kilo Abfall, so lag die Menge in 2013 bereits bei durchschnittlich 15 Kilo pro Kopf. Bei 70.000 Besucher: innen macht das insgesamt 1.000 Tonnen Müll über einen Zeitraum von drei Tagen. 138 Beispiel | Circular Festival, Roskilde Dänemark Nachdem das Abfallaufkommen beim Roskilde Festival in Dänemark über die vergangenen Jahre jährlich um 76 Tonnen gestiegen war, ent‐ schied die Veranstaltungsorganisation neue Wege zu gehen, mit dem Ziel das Abfallaufkommen zu reduzieren und sortenrein zu recyceln [OR-8.4] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 31z7k. Als Circular Festival wurden erste Schritte zur Konzeption und Umsetzung eines Ressource and Waste Management Plan 2020-2024 unternommen. Der Plan umfasst: 158 8 Ressourcen, Beschaffung und Abfall • Design & Consumption, z. B. neue Lösungen für Camping-Ausstat‐ tungen, Langlebigkeit von Baumaterialien; • Waste Management for Recycling, z. B. einfache Recyclinglösungen für alle, Ausbau der Kooperationen mit Lieferant: innen und Entsor‐ gungsunternehmen; • Transverse Focus Areas, z. B. klare Kennzeichnung der Abfallsys‐ teme durch allgemein anerkannte Piktogramme, Informationskam‐ pagnen zur Sensibilisierung von Besucher: innen. Im Rahmen eines nachhaltigen Veranstaltungsmanagements ist Abfall ein wesentliches Handlungsfeld. Im Veranstaltungsbetrieb kommt dabei die oben aufgeführte Abfallhierarchie zum Tragen. An erster Stelle steht die Abfallvermeidung, welche durch folgende Maßnahmen angestrebt wird: • Beschaffung langlebiger, reparaturfreundlicher, modularer Produkte; • Rücknahmesysteme und Wiederverwendung von Produkten, z. B. Na‐ mensschilder; • Einsatz von Produkten in Mehrwegverpackungen und Großgebinden, z. B. Lebensmittel des gastronomischen Angebots wie Zucker in Zucker‐ streuern und Milch in Glasflaschen; • Einsatz von recycelfähigen Produkten und Verpackungen, z. B. Karton‐ verpackungen; • Kommunikation mit Lieferant: innen und Aussteller: innen über den Verzicht von unnötigen Verpackungen. Fällt Abfall an, dann gilt es diesen während der Veranstaltung sinnvoll zu trennen und anschließend dem Recycling zuzuführen. Folgende Maßnah‐ men können für eine sachgerechte Abfalltrennung ergriffen werden: • Während der Veranstaltung steht ein Abfalltrennsystem z. B. in Form von Wertstoffinseln zur Verfügung. Dieses ist einheitlich, klar und einfach verständlich beschildert, z. B. mehrere Sprachen, Piktogramme; • Lieferant: innen und Ausstellende kennen das Trennsystem und sind zur Rücknahme und zum Recycling von Verpackungen verpflichtet; • Abfalltrennung wird durch personelle Betreuung der Wertstoffinseln und durch begleitende Aufklärungsangebote gefördert; • Sensibilisierung von Gästen am Veranstaltungstag durch gemeinsame Müllsammelaktionen. 8.3 Beschaffung und Abfall bei Veranstaltungen 159 Als letzter Schritt bleibt die Abfallentsorgung, wobei folgende Schritte zu beachten sind: • Entsorgung verbleibender Verpackungsabfälle nach dem Verpackungs‐ gesetz; • Entsorgung von separat gesammelten Wertstoffen wie Glas, Bioabfall, Karton nach den Vorgaben der Gewerbeabfallverordnung und des Kreis‐ laufwirtschaftsgesetzes; • Entsorgung aller restlichen Abfälle über den jeweiligen öffentlich-recht‐ lichen Entsorgungsträger. Zusammengefasst und gesteuert werden alle drei Schritte in einem Ab‐ fallkonzept. Insbesondere bei Großveranstaltungen hilft ein solches Kon‐ zept dabei den Veranstaltungsort sauber zu halten und das Abfallsaufkom‐ men von Beginn an auf ein Minimales zu reduzieren. Darüber hinaus dient es dazu, die ergriffenen Maßnahmen intern wie extern an unterschiedliche Berührungsgruppen wie Mitarbeiter: innen, Aussteller: innen, Besucher: in‐ nen und Anwohner: innen zu kommunizieren. Bereits die Planung sollte unter Einbezug lokaler Entsorgungsunternehmen erfolgen. Dabei werden Standorte für Wertstoffinseln, die potenziellen Abfallarten, deren ungefähre Menge und Entstehungsorte, sowie der Verbleib des Abfalls nach der Veranstaltung festgelegt. Die Möglichkeit zur Sammlung und Entsorgung von Zigaretten darf dabei nicht vergessen werden. Bei Veranstaltungen wie Festivals, Weihnachtsmärkten oder Konzerten ist es sinnvoll, zwischen Abfallbehältern im Publikumsbereich und Backstage-/ Aussteller: innenbe‐ reich zu unterscheiden und diese zielgruppenspezifisch zu gestalten. Zur besseren Übersicht ist es hilfreich Entsorgungsmöglichkeiten auf dem Ver‐ anstaltungsgelände in Lageplänen zu kennzeichnen. Abschließend können entstandene Abfallmengen nach der Veranstaltung quantifiziert und Reduk‐ tionsziele für kommende Veranstaltungen definiert werden. Beispiel | Abfallkonzept der Stadt Wien Laut dem Wiener Veranstaltungsgesetz müssen Veranstaltungen mit mehr als 2.000 Personen verpflichtend ein Abfallkonzept erstellen und gemeinsam mit der Veranstaltungsanmeldung einreichen. Hierfür kann eine Vorlage online von der Website der Stadt Wien heruntergeladen werden [OR-8.5] 🔗 http: / / s.narr.digital/ t0u6p. Zur Unterstützung ei‐ 160 8 Ressourcen, Beschaffung und Abfall 139 Stadt Wien (2010). ner umweltfreundlichen Veranstaltungsorganisation bietet die Stadt Wien eine kostenfreie Ökoevent-Beratung an. Darüber hinaus fördert sie den Einsatz des Wiener Mehrweggeschirrs, ein Geschirrsystem, wel‐ ches über die Stadt angemietet werden kann. 139 8.4 Zusammenfassung In diesem Kapitel stand die Relevanz eines nachhaltigen Ressourcenmana‐ gements im Fokus. Als Grundlage wurde das Ökosystem Erde und die planetaren Belastbarkeitsgrenzen beschrieben. Welche Möglichkeiten und Konzepte es gibt, um die negativen anthropogenen Auswirkungen auf die Biosphäre zu vermeiden bzw. so gering wie möglich zu halten, wurde anschließend anhand des Kreislaufwirtschaftsgedanken erläutert und an‐ hand einer Veranstaltung beispielhaft aufgezeigt. Schließlich wurden die möglichen Maßnahmen eines nachhaltigen Ressourcenmanagements bei Veranstaltungen anhand folgender Handlungsbereiche vertieft: „Nachhal‐ tige Beschaffung“, „Nachhaltige Öffentliche Beschaffung“ und „Abfallver‐ meidung und -entsorgung“. 8.5 Reflexionsfragen 1. Das Konzept der planetaren Belastbarkeitsgrenzen macht die Dringlich‐ keiten von Umwelt- und Klimaschutz deutlich. Wang-Erlandsson et al. (2022) haben die jüngsten Veränderungen aktualisiert. Was hat sich seit der ersten Veröffentlichung des Konzeptes durch Rockström et al. (2009) verändert? 2. Suchen Sie sich eine der vier Aufgaben aus Broll (2019) aus und führen Sie das Experiment durch. Bevor Sie nachlesen „Was dahinter steckt“, machen Sie sich selbst Notizen dazu. 3. Auf fast jeder Veranstaltung bekommen Sie Give-aways, z. B. Kugel‐ schreiber, Süßigkeiten etc. Welche Give-aways sind aus Ihrer Sicht unnötig bzw. unbrauchbar? Wenn Sie Give-aways als nützlich erachten, 8.4 Zusammenfassung 161 welche Kriterien einer nachhaltigen Beschaffung sollten beachtet wer‐ den? 4. Das Portal www.nachhaltige-beschaffung.de listet für verschiedene Produktgruppen (z. B. Papierprodukte) Produktgruppenblätter. Welche Anforderungen werden an Papierprodukte gestellt? 5. Recherchieren Sie nach weiteren Beispielen von Veranstaltungen (wie z. B. Roskilde Festival), die den Kreislaufwirtschaftsgedanken verfolgen. Welche Abfallkonzepte liegen den Veranstaltungen zu Grunde? Inwie‐ fern sind Veranstalter: innen an kommunale Richtlinien gebunden? 162 8 Ressourcen, Beschaffung und Abfall 140 Bauer et al. (2013). 141 Bauer et al. (2013); BMWI (2018). 142 BMU (2021). 9 Veranstaltungsort und Unterkunft Die Lernfragen zu diesem Kapitel finden Sie unter: 🔗 https: / / narr.kwaest.io/ s/ 1187 9.1 Gebäude und Nachhaltigkeit Mit dem Bau und dem Betrieb von Gebäuden geht ein erheblicher Energie- und Ressourcenverbrauch einher. Weltweit werden 17 % des Wasserverbrauchs, 33 % der CO 2 -Emissionen, 30-40 % des Energie- und 40-50 % des Rohstoffverbrauchs durch den Bau und Betrieb von Gebäuden verursacht. 140 Bis zu 40 % des Primärenergie- und ein wesentlicher Teil des Trinkwasserverbrauchs werden in Deutschland von Gebäuden verursacht und über die Hälfte des deutschen Abfallaufkommens stammt aus dem Baubereich. 141 Im Jahr 2020 verursachte der Gebäudebereich in Deutschland zudem etwa 120 Mio. Tonnen CO 2 e, das entspricht 16 % der gesamten CO 2 -Emissionen. 142 Diese entstehen an verschiedenen Stellen entlang des Lebenszyklus von Gebäuden, von der Planung über die Herstellung und den Transport von Baustoffen, den Bau und Betrieb von Gebäuden bis zu deren Lebensende (→-Abb. 24). 143 Bauer et al. (2013). Kapitel Veranstaltungsort und Unterkunft Abb. 24: CO 2 -Emissionen im Lebenszyklus von Gebäuden (nach DGNB 2023) CO 2 -Emissionen der verschiedenen Sektoren Atmosphäre Energie Industrie Energie Energie Verkehr Gebäude Gebäude Abfall Planung Bau/ Transport Herstellung Betrieb Lebensende Abb. 24: CO 2 -Emissionen im Lebenszyklus von Gebäuden (eigene Darstellung in Anleh‐ nung an DGNB 2023) Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, den Energie- und Ressourcenbedarf deutlich zu reduzieren und den Gebäudebereich bis zum Jahr 2050 nahezu klimaneutral zu gestalten. Die Potenziale hierfür lassen sich in den folgenden drei Bereichen verorten: 1. Bauen, Baustoffe und Bausysteme; 2. Bestandsgebäude und Gebäudesanierung; 3. Betrieb von Gebäuden. Bei Bauprojekten kann ein ganzheitlicher Planungsansatz, z. B. in Rich‐ tung eines Life Cycle Engineering, herangezogen werden. Bei diesem Planungs- und Beratungsansatz wird der gesamte Lebenszyklus von Ge‐ bäuden betrachtet und unter Nachhaltigkeitsaspekten bewertet. 143 Neben dem bedarfsgerechten Design kann bei Neubauten auch z. B. auf Wieder‐ verwendung und Recycling von Baustoffen zurückgegriffen werden. Im 164 9 Veranstaltungsort und Unterkunft 144 BMU (2021). 145 EITW (2022). Gebäudebestand können Einsparpotenziale durch energetische Sanierun‐ gen realisiert werden. Dazu zählen bauliche Sanierungsmaßnahmen, wie z. B. an den Außenwänden oder der Verglasung sowie anlagentechnische Sanierungsmaßnahmen, wie bei der Lüftung oder der Beleuchtung. Die künftige Anlagentechnik sollte sich zudem nach der Verfügbarkeit von Strom aus erneuerbaren Quellen richten. Das Informationsportal „Nachhal‐ tiges Bauen“ des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen zählt Maßnahmen für den Bau bzw. die Modernisierung von Gebäuden auf, die sich charakterisieren lassen als: • umweltschonend und energieeffizient; • wirtschaftlich und langlebig; • funktional und komfortabel; • angemessen und robust; • materialgerecht und aufwandsarm. Ein Großteil der Emissionen von Gebäuden ist auf die Verbrennung fossiler Energieträger durch den Betrieb der Gebäude zurückzuführen, insbeson‐ dere von Gas für Raumwärme und Warmwasser. 144 Konsequente Energieein‐ sparungen können hier zu einer Reduzierung der CO 2 -Emissionen beitragen. Für den Betrieb von Gebäuden sind weitere Handlungsfelder, z. B. Energie- und Wassermanagement sowie die Beschaffung und das Abfallmanagement relevant. Die Art von Veranstaltungsorten und Unterkünfte ist sehr vielfältig und abhängig von der Veranstaltungsform. Eine Übersicht und Beispiele werden im nächsten Kapitel behandelt. 9.2 Veranstaltungsort und Unterkunft Bis Anfang 2020 fand ein Großteil der Veranstaltungen in Präsenz, also vor Ort, statt. Mit Beginn der Coronapandemie hat die Anzahl an virtuellen Veranstal‐ tungen schlagartig zugenommen und sich von 1,4 Mio. in 2020 auf 3,0 Mio. in 2021 sogar mehr als verdoppelt. 145 Virtuelle Veranstaltungen werden via Livestream übertragen oder mit Hilfe von Videokonferenz- oder Webinar-Tools (z.-B. Zoom oder Cisco Webex) abgehalten. Weiterhin gibt es digitale Messeplattformen und Messestände, die mit VR-Brillen begehbar sind. Zahlreiche Veranstaltungen 9.2 Veranstaltungsort und Unterkunft 165 werden auch hybrid durchgeführt, d. h. die Teilnehmer: innen können sowohl in Präsenz am Veranstaltungsort und/ oder digital, z. B. über Livestreams oder Workshops, teilnehmen. Diese Entwicklung hat Einfluss auf Nachfrage nach bzw. den Bedarf an Veranstaltungsorten sowie deren Ausstattung und verändert die Anforderungen an Veranstaltungskonzepte, die mit virtuellen und hybriden Veranstaltungen einhergehen. Es existieren drei Kategorien für Veranstaltungsformen: • Präsenzveranstaltung; • hybride Veranstaltung; • virtuelle Veranstaltung. Bei allen Veranstaltungsformen wird eine (digitale) Infrastruktur benötigt und Ressourcen in Anspruch genommen. Es können entweder eigene Räumlichkeiten oder externe Räumlichkeiten als Veranstaltungsort ge‐ nutzt werden. Dies können feste und überdachte Veranstaltungsorte (z. B. Messehalle, Theater, Konzerthaus), mobile Orte (z. B. Bus, Fahrrad, Zelt) oder Freiflächen (z. B. Wiesen, Plätze, Straßen) sein. Bei virtuellen und hy‐ briden Veranstaltungen wird ein virtueller Raum mit Hilfe entsprechender Software realisiert (digitale Orte). Die Arten von Veranstaltungsorten sind vielfältig. Syhre/ Luppold (2018b) unterscheiden beispielsweise zwischen: • Messegelände/ Messehallen; • Mehrzweckhallen/ Arenen/ Hangar; • Open Air/ Stadien; • Kultur- und Konzerthallen/ Kongresshäuser/ Stadthallen; • Bühnen/ Theater/ Museen; • Diskotheken/ Clubs/ Restaurants/ Ballsäle (Hotels); • Zelte/ Zirkusse/ Jahrmärkte/ Fliegende Bauten; • Fernsehstudios; • Special Event Locations/ außergewöhnliche Veranstaltungsorte/ Schlös‐ ser/ Burgen. Eine allgemeinere Unterscheidung nimmt das EITW (2022) vor: • Tagungshotels; • Eventlocations (z. B. Burg/ Schloss, Museum, Bildungseinrichtung/ ‐ Hochschule); • Kongress- und Veranstaltungszentren. 166 9 Veranstaltungsort und Unterkunft Bei längeren Veranstaltungen oder Veranstaltungen mit bundes- oder welt‐ weitem Publikum werden Unterkünfte für die Mitarbeiter: innen, Künst‐ ler: innen, Referent: innen, Besucher: innen und Teilnehmer: innen benötigt. Folgende Unterkunftstypen können beispielsweise unterschieden werden: • Tagungs- und Bildungshaus; • Kongress- und Tagungshotel; • Jugendherberge; • Camping- oder Zeltplatz; • Hotel, Pension, Bed & Breakfast; • Kostenpflichtiges Privatzimmer (z.-B. über Plattformen wie AirBnB); • bei Freunden, bei Bekannten, bei Verwandten. Bei Tagungs- und Bildungshäusern sowie Kongress- und Tagungshotels ist die Unterkunft unmittelbar in den Veranstaltungsort integriert. Auch bei Zeltplätzen und Jugendherbergen kann eine Kombination von Veran‐ staltungsort und Unterkunft vorkommen. Hat der Veranstaltungsort keine Möglichkeiten zur Übernachtung, werden externe Unterkünfte (z. B. Hotels, kostenpflichtige Privatzimmer oder private Unterkünfte) gebucht. Die Anfrage bis hin zur Buchung kann direkt über die Veranstaltungsorte und Unterkünfte erfolgen. Des Weiteren gibt es Marketingbzw. Tourismus‐ agenturen, die bei der Suche und Buchung von Veranstaltungsorten bis hin zur vollständigen Eventplanung unterstützen. Auch Onlineportale (z. B. www.eventlocations.com) dienen als Anlaufstelle für Veranstaltungsorte und Unterkünfte. Bei der Nutzung von öffentlichen und privaten Freiflächen müssen Genehmigungen eingeholt und rechtliche Aspekte (z. B. Versamm‐ lungsrecht oder Naturschutzrecht) beachtet werden. Der Veranstaltungsort ist häufig Ausgangspunkt für weitere Handlungs‐ felder des nachhaltigen Veranstaltungsmanagements. Der Fokus dieses Kapitels liegt auf folgenden Aspekten: • Auswahl und (Grund-)Ausstattung des Veranstaltungsortes bzw. der Unterkunft; • Nachhaltigkeitsbewertung; • Aspekten des Natur- und Umweltschutzes am Veranstaltungsort. 9.2 Veranstaltungsort und Unterkunft 167 9.3 Nachhaltigkeit am Veranstaltungsort/ Unterkunft 9.3.1 Auswahl und (Grund-)Ausstattung Ein wesentlicher Aspekt bei der Auswahl des Veranstaltungsortes und der Unterkünfte ist die Erreichbarkeit - in Bezug auf die An- und Abreise so‐ wie in Bezug auf die Mobilität vor Ort. Idealerweise ist der Veranstaltungsort mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar oder andere Maßnahmen für eine klimafreundliche Mobilität werden getroffen. Insgesamt sollte das Prin‐ zip der „kurzen Wege“ verwirklicht werden, sowohl für Mitarbeiter: innen, die vor- und nachgelagerte Logistik, Besucher: innen oder Teilnehmer: innen sowie weitere Dienstleister: innen und Involvierte. Dieser Aspekt wird im →-Kapitel 7 ausführlich behandelt. Bewertungs- und Managementsysteme können zudem als Grundlage für die Auswahl des Veranstaltungsortes bzw. der Unterkunft herangezogen werden. Welche Systeme und Standards sich hierfür eignen, wird weiter unten näher betrachtet. Zunächst sollte geprüft werden, ob ein Veranstal‐ tungsort bzw. eine Unterkunft • über ein zertifiziertes Umwelt- oder Nachhaltigkeitsmanagement bzw. entsprechende Bewertungssysteme verfügt (→-Kapitel 2.3) oder • nachweislich umwelt- oder nachhaltigkeitsbezogene Maßnahmen trifft. Nachweise können z. B. über die transparente Kommunikation von Kon‐ zepten, inklusive Zielen und Maßnahmen erbracht werden (z. B. in einem Nachhaltigkeitsbericht). Bei der Auswahl des Veranstaltungsortes sollte darüber hinaus darauf ge‐ achtet werden, ob dieser bereits über die erforderliche Infrastruktur verfügt. Bei Freiflächen bezieht sich das u. a. auf eine vorinstallierte Infrastruktur für Wasser und Abwasser sowie für Strom. Für einige Veranstaltungen werden zudem temporäre Bauten benötigt (z. B. Bühnen, Sanitäranlagen, Kunstinstallationen, Stände etc.). Idealerweise wird ein Standort gewählt, an dem möglichst keine oder nur wenige temporäre Bauten neu errichtet werden müssen (s. Abfallhierarchie: Prävention). Für temporäre Bauten und die weitere Ausstattung können die weiteren Schritte der Abfallhierarchie als Orientierung herangezogen werden. An zweiter Stelle steht demnach die Wiederverwendung. Zahlreiche Veran‐ staltungsorte verfügen bereits über eine Grundausstattung, z. B. an Tischen, 168 9 Veranstaltungsort und Unterkunft Stühlen, Leinwänden etc. Falls keine Ausstattung vorhanden ist oder weitere erforderlich ist, wird häufig mit Dienstleister: innen zusammengearbeitet, über die eine Ausstattung geliehen werden kann (z. B. für Technik, Catering, Messebau, Sanitäranlagen etc.). Beispiel | Materiallager und Fundus für Kunst und Kultur Jeder Fundus und jedes Materiallager zeigt beispielhaft, wie eine Kreis‐ laufwirtschaft funktionieren kann. Dort können z. B. für Theaterpro‐ duktionen Kulissen, Requisiten oder Kostüme bis hin zu Technik gelie‐ hen oder gekauft werden. Seit 2013 gibt es z. B. die Hanseatische Materialverwaltung [OR-9.1] 🔗 http: / / s.narr.digital/ dfkpq, bei der Ma‐ terialien und Gegenstände in einem zentrumsnahen Lager gesammelt und verkauft oder verliehen werden. 2019 hat sich das Netzwerk Initia‐ tiven für Materialkreisläufe (IfM) gegründet [OR-9.2] 🔗 http: / / s.narr. digital/ kvv1z. Es möchte einzelne Materialinitiativen sichtbarer machen und die Zusammenarbeit untereinander stärken. Für neue Anschaffungen oder Neubauten, z. B. von Messeständen, sollte v. a. auf das Recycling geachtet werden. Der Leitfaden des BMU/ UBA (2020) empfiehlt langlebige, recyclebare, ökologisch und gesundheitlich unbedenk‐ liche Materialien zu verwenden. Modulare Systembauweisen ermöglichen zudem einen vielfältigen Einsatz, statt einmaliger Nutzung. Vor Ort sollte schließlich (hier: insbesondere für den Auf- und Abbau) eine getrennte Abfallsammlung und -entsorgung ermöglicht werden. Bereits bei der Planung der Transporte kann z. B. auf wiederverwendbare oder min‐ destens recyclebare Transportverpackungen geachtet werden. Um Abfall systematisch zu vermeiden, kann ein Abfallkonzept hilfreich sein. Darin kann zusammenfassend festgehalten werden, dass temporäre Bauten und die weitere Ausstattung • über Materiallager o. ä. eingelagert und für spätere Veranstaltungen wiederverwendet werden, • gemietet oder geliehen werden oder • aus langlebigen, recyclebaren, ökologisch und gesundheitlich unbe‐ denklichen Materialien hergestellt werden. 9.3 Nachhaltigkeit am Veranstaltungsort/ Unterkunft 169 146 Die ISO 14001 ist ein international anerkannter Standard für Umweltmanagementsys‐ teme Mittels eines Konzepts kann auch das Abfallmanagement beschrieben und auf einen sorgsamen Umgang mit den temporären Bauten und der Ausstat‐ tung hingewiesen werden. Nach Bedarf können auch Handreichungen zur richtigen Anwendung ausgegeben werden. Die weiteren Möglichkeiten einer nachhaltigen Beschaffung und eines nachhaltigen Abfallmanagements werden in →-Kapitel 8.3 detailliert dargestellt. 9.3.2 Nachhaltigkeitsbewertung von Veranstaltungsort und Unterkunft Für Veranstaltungsorte und Unterkünfte gibt es verschiedene Bewertungs‐ systeme, die eine Einschätzung zur Nachhaltigkeit geben können. Bereits in der Bauphase können Methoden wie Life Cycle Engineering oder Ökobilanzen die Nachhaltigkeit des Gebäudes beeinflussen. Das Zertifizie‐ rungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen bewertet seit 2019 die Nachhaltigkeit von Gebäuden und Quartieren über den Gebäu‐ delebenszyklus hinweg und kann auf unterschiedliche Gebäudetypen (z.-B. Neubau, Bestand, Betrieb, Rückbau) angewendet werden. Seit 2021 gibt es zudem ein staatliches Qualitätssiegel für Gebäude, das „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude“. Weltweit gibt es weitere vergleichbare Systeme. Dazu zählen BREEAM (Großbritannien), LEED (USA), Green Star (Australien) und CASBEE ( Japan). Umweltmanagementsysteme wie Ökoprofit und EMAS oder eine Zertifizierung nach der ISO 14001 146 eignen sich für Betriebe jeder Art und unterstützen diese bei der Einführung und Umsetzung eines Umweltmana‐ gements - auch über gebäudespezifische Aspekte hinaus. Zudem können Nachhaltigkeitsberichte Informationen zur Nachhaltigkeit der Betriebe lie‐ fern. Relevante Managementsysteme und Berichterstattungsinstrumente bis hin zu Siegeln sind in → Kapitel 2.3 und → Kapitel 3.3 zu finden. Darüber hinaus gibt es branchenspezifische Zertifizierungssysteme für Veranstaltungsorte und Unterkünfte. Dazu zählen zum Beispiel: • internationale Standards wie Green Globe oder Green Key; • europäische Standards wie das EU Ecolabel für Beherbergungsbetriebe; 170 9 Veranstaltungsort und Unterkunft 147 Global Sustainable Tourism Council (2022). 148 Green Globe (2022). 149 Green Globe (2023). 150 EVVC (2022). 151 Europäische Union (2017). • nationale Standards wie Viabono (Deutschland) oder das Österreichische Umweltzeichen für Tourismus (Richtlinie UZ 200). Der Global Sustainable Tourism Council (GSTC) erstellt und verwaltet globale Standards für nachhaltiges Reisen und Tourismus. 147 Die sogenann‐ ten GSTC-Kriterien existieren sowohl für politische Entscheidungsträger und Reisezielmanager als auch für Hotels und Reiseveranstalter. Sie sind in vier Säulen untergliedert: 1. Nachhaltigkeitsmanagement (sustainable management); 2. sozioökonomische Auswirkungen (socioeconomic impacts); 3. kulturelle Auswirkungen (cultural impacts); 4. Umweltauswirkungen (environmental impacts). Der Green Globe Standard for Sustainable Travel & Tourism ist vom GSTC anerkannt. Er umfasst 44 Kriterien und über 385 Indikatoren, untergliedert nach vier Schwerpunkten. Demnach müssen Mitglieder [1] ein wirkungsvolles Nachhaltigkeitsmanagement vorweisen, [2] den sozialen und ökonomischen Nutzen für die lokale Bevölkerung erhöhen bzw. nega‐ tive Auswirkungen verhindern, [3] das kulturelle Erbe bewahren und [4] die Umwelt schonen. 148 Es gibt drei Zertifizierungsstufen, vom Certified Member über den Gold Member bis zum Platinum Member, wobei für Stufe 1 mehr als 50 % der mit den Kriterien verbundenen Indikatoren erreicht sein müssen. 149 Der Europäische Verband der Veranstaltungs-Centren e. V. (EVVC) und das German Convention Bureau e. V. (GCB) verankern als Kooperationspartner von Green Globe den Standard in der Kongress-, Tagungs- und Eventbranche. 150 Das EU Ecolabel für Beherbergungsbetriebe 151 benennt insgesamt 67 Kriterien. Diese sind untergliedert in obligatorische und fakultative Krite‐ rien. Zur Vergabe des EU-Umweltzeichens muss eine Mindestpunktanzahl erreicht werden. Die Kriterien lassen sich jeweils in folgende Kategorien einordnen: • Kriterien für die allgemeine Verwaltung; • Kriterien für Energie; 9.3 Nachhaltigkeit am Veranstaltungsort/ Unterkunft 171 152 Österreichisches Umweltzeichen (2018). 153 Hechenblaikner (2019). • Kriterien für Wasser; • Kriterien für Abfall und Abwasser; • weitere Kriterien. Mit dem Österreichischen Umweltzeichen können sich verschiedene Betriebstypen zertifizieren lassen: Beherbergungsbetriebe, Tagungs- und Eventlokalitäten sowie Gastronomiebetriebe, Betriebe der Gemeinschafts‐ verpflegung und Eventsowie Party-Caterer und seit 2018 auch Museen und Ausstellungshäuser. 152 Zu nachfolgenden Kriterien müssen Anforderungen erfüllt werden, wobei zwischen verpflichtenden Muss-Kriterien und wähl‐ baren Soll-Kriterien unterschieden wird. Die Kriterien betreffen: • Management und Kommunikation; • Energie; • Wasser; • Abfall; • Luft/ Lärm; • Büro/ Druck; • Reinigung/ Chemie/ Hygiene; • Gebäude/ Bauen und Wohnen/ Ausstattung; • Lebensmittel/ Küche; • Verkehr/ Mobilität; • Außenbereich/ Freiflächen; • museumsspezifische Anforderungen. Beispiel | Congress Centrum Alpach Das Congress Centrum Alpbach in Tirol setzt beispielhaft Green Meetings und Green-Event-Management in Österreich um. Das Centrum ist sowohl mit dem Österreichischen Umweltzeichen für Green Meetings & Green Events als auch nach dem Green Globe Certification Standard zer‐ tifiziert. Der erste mit dem österreichischen Umweltzeichen zertifizierte Kongress war das Europäische Forum Alpach in 2010. Die wesentlichen Handlungsfelder des Centrums sind Mobilität, Energieeffizienz, Be‐ schaffung und Entsorgung sowie ein übergreifendes Green-Event-Ma‐ nagement. 153 172 9 Veranstaltungsort und Unterkunft 154 Behr et al. (2013). 155 Abschnitt III, § 14 - § 20, VersammlG. 9.3.3 Natur- und Umweltschutz am Veranstaltungsort Veranstaltungen nehmen je nach Veranstaltungsort öffentliche oder private Freiflächen in Anspruch. Beispiele dafür sind Open-Air-Festivals oder Stra‐ ßenfeste. Insbesondere bei der Inanspruchnahme von Freiflächen spielen Natur- und Umweltschutz eine wichtige Rolle. Veranstaltungen auf öf‐ fentlichen Freiflächen müssen zwar nicht genehmigt werden, sie unterliegen jedoch dem Gebot der Kooperation (mit der Versammlungsbehörde, z. B. dem kommunalen Ordnungsamt) und der Anmeldepflicht (mind. 48 Std. vorher). 154 Das Gesetz über Versammlungen und Aufzüge (Versammlungs‐ gesetz, kurz: VersammlG) stellt spezifische Anforderungen an öffentliche Versammlungen unter freiem Himmel und Aufzüge. 155 Weitere Grundlagen bilden insbesondere folgende Gesetze: • das Naturschutzgesetz des Bundes (BNatSchG) und besonders • das Waldgesetz des Bundes (BWaldG), • das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) sowie • das Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) und zwar insbesondere § 22. Unabhängig davon, ob Freiflächen genutzt werden oder nicht, gelten diverse Abfallgesetze. Demnach sind Veranstalter: innen für die rechtlich korrekte Sammlung und Abgabe von Abfall an die entsprechenden Abfallentsor‐ ger: innen verantwortlich. Die damit verbundenen gesetzlichen Regelungen werden in → Kapitel 8.3 näher behandelt. In Anlehnung an die oben genannten Gesetze führt der Sound of Nature-Leitfaden Grundsätze und Schutzziele sowie Auswirkungen auf die Beurteilung von Veranstaltungen auf. Zusammenfassend gilt Folgendes für die Veranstalter: innen: 9.3 Nachhaltigkeit am Veranstaltungsort/ Unterkunft 173 rechtliche Auswirkungen und Anforderungen gesetzliche Grundlage Natur- und Landschaftsschutzgebiete sind ungeeignet als Veranstaltungsort. BNatSchG Die mutwillige Beunruhigung wild lebender Tiere, die Ent‐ nahme von Pflanzen oder die Zerstörungen von Lebensräu‐ men sowie Störungen streng geschützter Arten sind verboten. BNatSchG Der Baumschutz ist bei bestimmten Bäumen zu beachten. BNatSchG BWaldG Das Betretungsrecht oder anderweitige Nutzungen von Wald können eingeschränkt werden bzw. erfordern Ausnahmege‐ nehmigungen. BWaldG Direkteinleitungen in Gewässer (auch Grundwasser) sind erlaubnispflichtig. WHG Die Einleitung von Abwasser in die Kanalisation muss bean‐ tragt werden. WHG Wasserbehörden sind zu beteiligen, falls Auswirkungen auf Gewässer (z. B. Grundwasser, Wasserschutzgebiete etc.) nicht ausgeschlossen werden können. WHG Bestimmte Handlungen, die zu einer Beeinträchtigung der Ge‐ wässer führen könnten sind verboten oder nur eingeschränkt zulässig. WHG Die Lärm-Immissionsrichtwerte (IRW) sind einzuhalten; die Benennung eines Lärmschutzbeauftragten und ggf. messtech‐ nische Überwachung erforderlich. BImSchG Tabelle 4: Rechtliche Aspekte und gesetzliche Grundlagen für Veranstalter: innen am Veranstaltungsort (in Anlehnung an Behr et al. 2013) Darüber hinaus sind die entsprechenden Behörden (z. B. Ordnungsamt) dazu angehalten, die Einhaltungen der Naturschutzziele zu überwachen und ggf. geeignete Auflagen bzw. Anordnungen aufzuerlegen. Beispiel | Sounds of Nature Die Sounds for Nature Foundation ist aus einem Projekt des Bundesamtes für Naturschutz entstanden [OR-9.3] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 676ey. Ziel ist, die Auseinandersetzung mit „Natur und Umwelt“ im Kontext 174 9 Veranstaltungsort und Unterkunft 156 Behr et al. (2013). 157 Wall/ Behr (2010). 158 u. a. Behr et al. (2013); GEHH (2022); BMU/ UBA (2020). von (Live-)Musik und Events. Sounds of Nature hat dafür bereits 2005 einen „Leitfaden für Open-Air-Festivals“ entwickelt, der 2013 in einer zweiten Auflage überarbeitet und als „Leitfaden für die umweltverträgliche Gestaltung von Open-Air-Veranstaltungen“ veröffentlicht wurde. 156 In Form einer Selbstverpflichtungserklärung können Festivals mit dem Sound-for-Nature-Gütezeichen ausgezeichnet werden. Zur Bewertung des Schutzes des natürlichen Umfelds spielt der Zustand der genutzten Flächen eine Rolle, die Flächeninstandsetzung und damit einhergehende Kosten sowie der Bestand der Artenvielfalt. 157 So kann beispielsweise die Flächenqualität und der Bestand der Artenvielfalt vor und nach der Veranstaltung erfasst werden, um die Auswirkungen zu messen. Vorbeugend empfehlen verschiedene Leitfäden weitere wesentliche umwelt- und naturschützende Maßnahmen, wie z.-B.: 158 • Installation von Bodenschutzsystemen für Wege und Flächen; • Installation von Parkplätzen bevorzugt auf befestigtem Grund; • Schwerlastenfahrten bevorzugt auf befestigtem Grund; • reduziertes Rasenmähen oder der Verzicht darauf; • Schutz der Grasnarbe und des Baumbestands; • kein Feuer in waldbrandgefährdeten Umgebungen; • Verzicht auf Feuerwerk und Skybeamer zum Schutz wildlebender Tiere und Insekten; • keine Verwendung von mit Gas gefüllten Luftballons; • aktive Verhinderung von Wildpinkeln; • Vermeidung von Schäden durch den Einsatz umweltschädlicher Chemi‐ kalien, Farben oder Konfetti; • Vermeidung von temporären Ausstreuungen (Streu oder Kiesel) bzw. bodenschonender Einsatz; • Einrichtung von Licht auf dem Boden. Darüber hinaus können auch aufbauende Maßnahmen getroffen werden, wie z. B. die Förderung von Hecken und Blühstreifen aus heimischen Arten oder das Anbringen von Nistmöglichkeiten für Tiere. 9.3 Nachhaltigkeit am Veranstaltungsort/ Unterkunft 175 9.4 Zusammenfassung In diesem Kapitel stand der Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und dem Veranstaltungsort bzw. der Unterkunft im Vordergrund. Der Einfluss von Gebäuden und die entsprechende Infrastruktur auf Klima- und Ressour‐ censchutz wurden diskutiert. Anschließend wurde die Vielfalt an Veranstal‐ tungsorten und Unterkünften beleuchtet. Ansätze für die Nachhaltigkeit am Veranstaltungsort und in der Unterkunft wurden schließlich anhand der Handlungsbereiche (1) Auswahl und (Grund-)Ausstattung des Veranstal‐ tungsortes bzw. der Unterkunft, (2) Nachhaltigkeitsbewertung ebendieser sowie (3) Aspekte des Natur- und Umweltschutzes am Veranstaltungsort erörtert. 9.5 Reflexionsfragen 1. Welche Arten von Veranstaltungsorten gibt es? Welche weiteren Hand‐ lungsfelder stehen in Zusammenhang mit dem Veranstaltungsort und welche Abhängigkeiten ergeben sich daraus? 2. Recherchieren Sie nach aktuellen Entwicklungen und Beispielen von Lagern bzw. Sammelstellen für Material und Ausstattung von Veranstal‐ tungen. 3. Welche Bewertungssysteme für die Nachhaltigkeit am Veranstaltungs‐ ort gibt es? Arbeiten Sie Unterschiede und Gemeinsamkeiten von mindestens zwei unterschiedlichen Systemen heraus. 4. Suchen Sie im Internet nach Zeitungsartikeln über Müll bei Open-Air-Festivals. Worin liegt das Problem und wie gehen Veranstal‐ ter: innen dieses an? 176 9 Veranstaltungsort und Unterkunft 159 UBA (2022a). 160 UBA (2022a). 10 Energie und Veranstaltungstechnik Die Lernfragen zu diesem Kapitel finden Sie unter: 🔗 https: / / narr.kwaest.io/ s/ 1188 10.1 Energie und Nachhaltigkeit Energie ist wesentlicher Treiber gesellschaftlicher Entwicklung. Wir brau‐ chen sie zum Kommunizieren, zum Heizen/ Kühlen oder zum Fortbewegen. Damit Strom verfügbar ist, wird Energie aus verschiedenen Energiequellen in für den Menschen nutzbare Energieformen umgewandelt. Die wesentli‐ chen Energiequellen (Primärenergie/ -träger) sind: • Uran (Kernenergie); • Stein- und Braunkohle, Erdgas und Erdöl (fossile Energieträger); • Solarenergie, Wasserkraft, Windkraft, Holz, weitere Biomasse sowie Geothermie (erneuerbare Energieträger). Die Bereitstellung von Energie über Kernspaltung in Atombzw. Kern‐ kraftwerken ist umstritten. Die Umwandlung von Energie aus fossilen Energieträgern (z. B. über Verbrennung von Kohle in Kohlekraftwerken oder Dieselgeneratoren) führt einerseits zur Freisetzung von CO 2 -Emissionen und andererseits wird mehr von den fossilen Energieträgern abgebaut als sich neubilden kann; sie sind daher erschöpflich. Der Endenergiever‐ brauch in Deutschland ist seit den 1990er-Jahren kaum gesunken. 159 „Endenergie ist die Energie, die aus Primärenergieträgern wie z. B. Braunkohlen, Steinkohlen, Erdöl, Erdgas, Wasser oder Wind durch Umwandlung gewonnen wird. Dabei wird die Primärenergie in eine Form umgewandelt, die der Verbrau‐ cher nutzen kann, z.-B. Strom, Wärme oder Kraftstoffe.“ 160 Abb. 25: Endenergieverbrauch 2021 nach Sektoren und Energieträgern (Umweltbundes‐ amt auf Basis AG Energiebilanzen, 2022) 178 10 Energie und Veranstaltungstechnik 161 Lüdeke-Freund/ Opel (2014). 162 UBA (2022a). Die → Abb. 25 zeigt den Endenergieverbrauch 2020 nach Sektoren und Energieträger. Fast 40 % der THG-Emissionen, die in Deutschland jährlich emittiert werden, sind auf die Energiewirtschaft zurückzuführen. 161 Eine Alterna‐ tive zu konventioneller Energie (fossil, Kernenergie) sind erneuerbare Energien. Diese sind unerschöpflich und es entstehen keine oder geringe THG-Emissionen. Die Energie aus erneuerbaren Energien wird z. B. durch die Aufnahme von Solarenergie über Photovoltaikanlagen oder der Nutzung von Wasser über Speicher- oder Pumpspeicherkraftwerke umgewandelt. Der Anteil an erneuerbaren Energien am Bruttoendenergieverbrauch steigt seit 2000 stetig und lag 2021 bei 19,7 % (→ Abb. 26). Ziel der Bundesregierung ist, den Anteil bis zum Jahr 2030 auf 30-% zu steigern. 162 Abb. 26: Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch und am Bruttoendener‐ gieverbrauch (Umweltbundesamt auf Basis Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik, 2022) 10.1 Energie und Nachhaltigkeit 179 Damit Primärenergie besser nutzbar ist, wird sie in Sekundärenergie bzw. Sekundärenergieträger umgewandelt. Dazu zählen elektrische Ener‐ gie („Strom“), künstliches Licht zur Beleuchtung oder thermische Energie („Wärme“), wie sie zur Raumheizung genutzt wird, Benzin und Diesel für den motorisierten Individualverkehr oder Heizöl. Neben dem Bezug von erneuerbaren Energien sind Energieeffizienzmaßnahmen so‐ wie Energiesparmaßnahmen wesentliche Maßnahmen zur Reduzierung des Endenergieverbrauchs sowie zur Senkung der damit einhergehenden THG-Emissionen. Ein Großteil des Energieverbrauchs ist auf den Verkehr zurückzuführen. Mobilität und Logistik bei Veranstaltungen werden in → Kapitel 7 behandelt. Im vorliegenden Kapitel stehen Anforderungen an eine nachhaltige Veranstaltungs- und Produktionstechnik im Vordergrund. Welche Bausteine dazu zählen, welche Rolle diese spielt sowie Maßnahmen zur Reduzierung werden im weiteren Verlauf diskutiert. 10.2 Veranstaltungs- und Produktionstechnik Die eingesetzte Energie sorgt bei Veranstaltungen für angemessene Raum‐ temperaturen der Veranstaltungsorte, eine passende Beleuchtung (Licht‐ technik), qualitative Ton- und Videoübertragungen, die Kühlung der Ge‐ tränke oder das Wärmen von Speisen. Im Wesentlichen fallen diese Aspekte in den Bereich der Veranstaltungs- und Produktionstechnik. Syhre/ Luppold (2018a) unterscheiden zwei Kategorien: 1. Technik zur Durchführung von Veranstaltungen wie Gebäude- oder Messetechnik und Technik für fliegende Bauten; 2. Technik zur Gestaltung von Veranstaltungen wie z. B. Beleuchtung, Ton, Bild, Bühnentechnik. Im Weiteren unterscheiden sie verschiedene Bausteine der Eventtechnik. Zur Technik zur Durchführung von Veranstaltungen zählen die Haus- und Gebäudetechnik und die Messetechnik, Technik für Fliegende Bauten. Ersteres meint die Grundausstattung eines Gebäudes - auch Technische Gebäude Ausrüstung genannt. Unterscheidet man die Haus- und Gebäudetechnik nach der Nutzung, so lassen sich folgende Nutzungs‐ bereiche unterscheiden: Heizung, Lüftung, Beleuchtung, Strom und Sanitär. Letzteres bezieht sich auf das technisches Equipment für Messestände, Baukastensysteme und fliegende Bauten. 180 10 Energie und Veranstaltungstechnik 163 Bauministerkonferenz (2020). 164 Bauministerkonferenz (2022). Nach § 76 der Musterbauordnung (MBO) sind fliegende Bauten bauliche Anlagen, die geeignet und bestimmt sind, an verschiedenen Orten wieder‐ holt aufgestellt und zerlegt zu werden. 163 Beispiele sind Zelte, Tribünen oder Karussells. Die Muster-Richtlinie über den Bau und Betrieb Fliegender Bauten (M-FlBauR) sowie die Muster-Verwaltungsvorschrift über Ausfüh‐ rungsgenehmigungen für Fliegende Bauten und deren Gebrauchsabnahmen (M-FlBauVwV) dienen als Grundlage für länderspezifische Bestimmungen. Wissen | Musterbauordnung (MBO) Die MBO bildet die Grundlage für die Bauordnungen der Bundesländer. Die Landesbauordnungen werden in den jeweiligen Ländern verab‐ schiedet (z. B. Hessische Bauordnung, HBO) und können sich vonein‐ ander unterscheiden. Die MBO wird von der Bauministerkonferenz gemeinsam abgestimmt. Die Konferenz ist die Arbeitsgemeinschaft der für Städtebau, Bau- und Wohnungswesen zuständigen Minister: innen und Senator: innen der 16 Länder der Bundesrepublik Deutschland. Sie stimmt sich auch zu weiteren Richtlinien und Vorschriften ab wie z. B. zur M-FlBauR. 164 Technik-Bausteine zur Gestaltung von Veranstaltungen sind: • Beleuchtungstechnik: Fest installierte beleuchtungstechnische Anla‐ gen sowie zusätzlich installierte Showbeleuchtungsanlagen wie z. B. Scheinwerfer; • Effekttechnik: Pyrotechnik, Laser und sonstige Effekte; • Bühnentechnik: Fest eingebaute oder flexible/ mobile Bühnen inkl. technischer Ausstattung; • Medientechnik: Audiotechnik, Video- und Projektionstechnik sowie Kongresstechnik. Für die Technik zur Durchführung und Gestaltung von Veranstaltungen wird vor allem Energie und Personal zur Bedienung der Technik benötigt. Es gibt spezifische Ausbildungen in der Veranstaltungstechnik wie z. B. Bühnen-/ Veranstaltungs- oder Tontechniker: in oder Lichtdesigner: in. 10.2 Veranstaltungs- und Produktionstechnik 181 165 Motschall et al. (2012). Eine ergänzende Unterscheidung von Technik-Bausteinen erfolgt in Bü‐ rotechnik, wie Handy, Laptops/ Computer oder Drucker und Gastrono‐ mietechnik, wie Gefrier- und Kühlgeräte oder Zapfanlagen. 10.3 Nachhaltige Energieversorgung und -nutzung Wie hoch der Energieverbrauch einer Veranstaltung ist und sich verändert, kann über die Erhebung und Dokumentation des Energieverbrauchs, z. B. im Rahmen einer EMAS-Umwelterklärung, erfasst werden. Der tatsächliche Verbrauch variiert je nach Größe der Veranstaltung und Berechnungsart erheblich. Für den Evangelischen Kirchentag wurde beispielsweise der Stromverbrauch (ohne Wärme) über mehrere Jahre hinweg erfasst und zuletzt mit 364.500 kWh bilanziert (→-Tab. 5). - Hamburg 2013 Stuttgart 2015 Berlin 2017 Dortmund 2019 Stromverbrauch in kWh der reinen Veranstaltung 569.000 399.400 842.800 364.500 Stromverbrauch pro Teilnehmer: in in kWh 2,2 1,8 3,7 1,9 Tabelle 5: Stromverbrauch einer Veranstaltung am Beispiel des Evangelischen Kirchentags (in Anlehnung an Deutscher Evangelischer Kirchentag 2019) Beim Festival Über Lebenskunst wurden beispielsweise 61.000 kWh elektri‐ sche Energie verbraucht (6 kWh pro Besucher: in). 165 Bei den Klimakonferen‐ zen der Vereinten Nationen werden in der EMAS-Erklärung folgende Werte für den Energieverbrauch festgehalten, wobei unter den Energieverbrauch sowohl Strom als auch Wärme fallen: • 15. UN-Klimakonferenz (COP15) in 2009 in Kopenhagen, Dänemark: insgesamt 954.204 bzw. 28 kWh pro Person; • 21. UN-Klimakonferenz (COP21) in 2015 in Paris, Frankreich: insgesamt 11.2000.000 bzw. 166 kWh pro Person; 182 10 Energie und Veranstaltungstechnik 166 BMU (2018). • 23. UN-Klimakonferenz (COP23) in 2017 in Bonn, Deutschland: insgesamt 1.453.609 bzw. 65 kWh pro Person. 166 Bestandteil einer EMAS-Umwelterklärung sind in der Regel Zielsetzun‐ gen und die Überprüfung der Zielerreichung. Der Evangelische Kirchentag 2019 hat sich beispielsweise zum Ziel gesetzt, Energie durch den Einsatz energieschonender Technik einzusparen. Für die Großbühnen wurden daher erstmalig LED-Beleuchtungen ausgeschrieben und alle Open-Air-Bühnen schließlich damit ausgestattet. Nach eigenen Berechnungen wurden mit dieser Maßnahme rund 50 % weniger Energie verbraucht als bei konven‐ tioneller Beleuchtung. Die COP23 hatte sich u. a. zum Ziel gesetzt, 80 % der Energie aus erneuerbaren Energien zu beziehen. Für die COP15 wurde erreicht, 68 % des Energiebedarfs mit erneuerbaren Energien zu decken, für die COP23 in Deutschland wurden lediglich 17 % der gesamten Energiever‐ sorgung mit erneuerbaren Energien gedeckt. Die Möglichkeiten, den Energiebedarf mit erneuerbaren Energien zu decken oder auf LED umzustellen, hängen eng mit den Handlungsfeldern „Veranstaltungsort und Unterkunft“ sowie „Nachhaltiges Ressourcenma‐ nagement“ zusammen. Einige Aspekte werden daher in diesen Kapiteln bereits aufgeführt. Aspekte einer nachhaltigen (öffentlichen) Beschaffung, die die Infrastruktur am Veranstaltungsort gewährleistet, werden zudem in → Kapitel 8.3.1 bzw. 8.3.2 erläutert. Für das Handlungsfeld „Energie und Technik“ werden im Folgenden diese Kategorien näher betrachtet: • Energieversorgung; • energiesparende Technik; • Energiesparverhalten. 10.3.1 Energieversorgung Die Versorgung mit Energie bei Veranstaltungen kann über erneuerbaren Energien abgedeckt werden. Das erfolgt entweder über den Bezug von zertifiziertem Ökostrom oder über Eigenenergieerzeugung aus erneu‐ erbaren Energien, wie z. B. einer PV-Anlage oder einem Blockheizkraftwerk (BHKW) (→ Beispiel „Erneuerbare Energie in der ufaFabrik“). Bei festen Bauten ist die Beschaffung von Ökostrom oder die Eigenenergieerzeugung in der Regel von den Inhaber: innen des Veranstaltungsorts abhängig. Han‐ 10.3 Nachhaltige Energieversorgung und -nutzung 183 delt es sich um eigene Räumlichkeiten ist die Auswahl des Energieanbie‐ ters leichter beeinflussbar. Bei Pachtverhältnissen oder der Miete externer Räumlichkeiten, können solche ausgewählt werden, die bereits Ökostrom beziehen oder Gespräche geführt werden, um die Veranstaltungsorte von einem Wechsel zu überzeugen. Beispiel | Erneuerbare Energie in der ufaFabrik Die ufaFabrik in Berlin ist ein interkulturelles Kulturzentrum mit zwei Theatersälen, Probestudios und einer überdachten Sommerbühne, die für Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Bereits seit den 1980er-Jahren verfügt die ufaFabrik über ein eigenes BHKW, seit 1997 über Solaranla‐ gen sowie über zwei Windkraftanlagen. Ein Großteil des Energiebedarfs wird über erneuerbare Energien gedeckt, für den Rest wird zertifizierter Ökostrom bezogen. [OR-10.2] 🔗 http: / / s.narr.digital/ f6rze Für Veranstaltungen auf Freiflächen kann im Vorfeld eine Abfrage der Strom‐ bedarfe der Verbraucher: innen erfolgen und dieser dann bedarfsgerecht be‐ reitgestellt werden. Beim Straßenfest „Tag der Erde“ in Kassel wird der Bedarf für einen Stromanschluss aller Stände im Vorfeld beispielsweise abgefragt und darauf hingewiesen, soweit wie möglich darauf zu verzichten. Darüber hinaus wird über den städtischen Energieversorger Ökostrom bezogen. Bei Veranstaltungen auf Freiflächen, z. B. Musikfestivals oder Straßenfes‐ ten, steigt auch der Einsatz von Generatoren, da ein direkter Zugang zu Versorgungsleitungen nicht immer gewährleistet ist. Wenn möglich sollte auf Generatoren verzichtet werden. Wenn Generatoren benötigt werden, dann sollte der Einsatz von emissionsarmen Treibstoffen geprüft werden. Beispiel | emissionsarme Generatoren Im Rahmen des EU-Projektes EVERYWH2ERE [OR-10.3] 🔗 http: / / s .narr.digital/ w1job wird beispielsweise an portablen H2-Generatoren (Wasserstoff-Brennstoffzellen) gearbeitet, die zukünftig auf Festivals eingesetzt und Dieselgeneratoren ersetzen könnten. Neben dem Einsatz von innovativen Energietechniken kann die nachhal‐ tige Energieerzeugung auch eng mit dem Anlass des Events oder dem 184 10 Energie und Veranstaltungstechnik Veranstaltungskonzept verknüpft werden. Ein Beispiel ist die dezentrale Energiegewinnung auf Tiermessen durch Biogasanlagen, die tierischen Festmist in wertvolle Energie (Strom und Wärme) umwandeln können. Beispiel | Helsinki Pferdeschau Die viertägige Pferdeschau in Helsinki ist das größte Indoor-Sport-Event in Finnland. Unter dem Titel Horse Show Jumps Green wird der gesamte Strombedarf der Pferdeschau durch Mist gedeckt, den die teilnehmen‐ den Pferde des Wettbewerbs produzieren und den das Energieunter‐ nehmen Fortum in Biogasanlagen in Energie umwandelt. In 2019 wurden die 100 Tonnen Mist, die die 370 Wettbewerbspferde in vier Tagen pro‐ duziert haben, in 150 MWh umgewandelt, um Strom für z. B. Anzeige‐ tafeln, Smartphone-Ladestationen und die gesamte Beleuchtung bereit‐ zustellen. Gemäß des HorsePower-Konzepts von Fortnum wird die übrige Energie in das nationale Stromnetz eingespeist. [OR-10.4] 🔗 http: / / s. narr.digital/ 2idpq Eine weitere Alternative ist die Energiegewinnung mittels Bewegungs‐ energie. Beispiele dafür sind Fahrradkinos [OR-10.5] 🔗 http: / / s.narr.digi tal/ 9riba oder Tanzböden zur Energiegewinnung (auch Kinetic flooring ge‐ nannt). Visconti et al. (2022) erfassen den aktuellen Stand der Technik in‐ telligenter Böden zur Energiegewinnung und kommen zu dem Schluss, dass die Energieumwandlung durch den piezoelektrischen Effekt (Erzeugung ei‐ ner elektrischen Spannung an Festkörpern durch elastische Verformung) aktuell die optimale Lösung zur Entwicklung von Energieböden darstellt. Sun et al. (2021) testen schließlich Verfahren zur Behandlung von Holz, um Piezo-Holzböden zur Stromerzeugung einzusetzen. Die Studie eröffnet da‐ mit Möglichkeiten zur Verwendung erneuerbarer und nachhaltig verarbei‐ teter Materialien für die zukünftige Gestaltung von energieeffizienteren Ge‐ bäuden. 10.3.2 Energieeffiziente Technik Die Förderung einer nachhaltigen Energieversorgung und -nutzung ist auch maßgeblich durch die Verwendung von energieeffizienter Technik 10.3 Nachhaltige Energieversorgung und -nutzung 185 167 Wosnitza/ Hilgers (2012). 168 BAFA (2022). 169 UBA (2022b). bestimmt. Das Unterkapitel fokussiert auf die Bereiche Heizung/ Klima/ Lüf‐ tung, Beleuchtung und weitere Geräte der Event- und Bürotechnik. - Heizung/ Klima/ Lüftung Zahlreiche Heizungsanlagen werden mit Gas und Öl betrieben. Das Heizen erzeugt damit einen Großteil der THG-Emissionen, die im Betrieb von Gebäuden entstehen. Eine Alternative sind Heizungsanlagen, die mittels erneuerbaren Energien wie z. B. Holz, Solarwärme oder Erdwärme betrieben werden. 167 Beispiele dafür sind Solarthermie-Anlagen auf Dächern, Wärme‐ pumpen oder BHKW. Insbesondere bei Neubauten sollte die Wärmeversor‐ gung mittels erneuerbaren Energien und hohen Energieeffizienzklassen erfolgen. Eine Umstellung auf ein anderes Heizungssystem ist in der Regel mit großen Investitionskosten verbunden. Das UBA (2022c) empfiehlt, individuelle Sanierungspläne auszuarbeiten, mit denen der Wärmebedarf stufenweise gesenkt und gleichzeitig die Umstellung auf nachhaltige Hei‐ zungssysteme vorbereitet wird. Förderprogramme vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle unterstützen Gebäudebesitzer: innen bei der Umstellung. 168 Für Außenbereiche sollte auf Heizpilze und Klimaanla‐ gen/ -geräte verzichtet werden. Energieeffizienzklassen kennzeichnen den Energieverbrauch tech‐ nischer Geräte. Im Jahr 2021 erfolgte eine Überarbeitung der EU-Ener‐ gieverbrauchskennzeichnung (auch EU-Label oder Energieetikett ge‐ nannt). Eine Einteilung in die Klassen A bis G geben Aussagen zum Energieverbrauch der Geräte, wobei die Klasse A den geringsten Verbrauch aufweist. 169 Neben dem Heizen von Innenräumen spielt die Klimatisierung eine zentrale Rolle. Es gibt eine Vielzahl von technischen Konzepten für Klima- und Lüftungsanlagen. Eine effiziente Lösung für ein angenehmes Raumklima stellen Außenrollläden oder Vorhänge dar. Die automatisierte Gebäudekli‐ matisierung gewinnt mit steigenden Temperaturen jedoch an Bedeutung. Die Studie von Heinrich et al. (2014) vergleicht die Klimawirkung von 186 10 Energie und Veranstaltungstechnik 170 Schleicher et al. (2020). 171 Arbeitskreis Lüftung (2017). 172 BMWI (2021). 173 Arbeitskreis Lüftung (2017); Große Ophoff (2017). 174 Rennecke (2022). 175 Hehl (2022). Kältesystemen. Im Rahmen eines Projektes des UBA wurden schließlich Kriterien für den Blauen Engel für Klimageräte zur umweltfreundlichen Raumklimatisierung entwickelt. 170 Um eine gute Raumluftqualität zu erreichen muss richtig gelüftet werden. Das setzt in den meisten Fällen ein „aktives“ Lüften der Nutzer: innen voraus. Befinden sich viele Menschen auf einmal in Innenräumen, reicht eine Lüftung über Fenster manchmal nicht aus. 171 Lüftungssysteme unterstützen das Erreichen einer guten Raumluftqualität. Eine Optimierung bestehender Anlagen kann bereits dazu beitragen, den Energieverbrauch und damit auch die Kosten zu senken. 172 Die Lüftungstechnik sollte über Wärme- und Feuchtrückgewinnung verfügen und bedarfsgerecht regelbar sein. 173 Eine hohe Lüftungseffizienz wird auch über den Einsatz von Quelllüftung in der Lüftungs- und Klimatechnik erzielt. 174 Die Erstellung eines Lüftungskonzep‐ tes verschafft Überblick und sollte klare Handlungsempfehlungen für die Nutzer: innen enthalten. (Zentral) Gesteuerte Temperaturregler können die Raumtemperaturen bedarfsgerecht einstellen und z. B. dafür sorgen, dass Heizkörper automa‐ tisch abgestellt werden, wenn gelüftet wird. Das BMU/ UBA (2020) empfiehlt, in allen Tagungs- und Konferenzräumen nicht über 20 Grad zu heizen und die Temperatur über Nacht abzusenken. Eine gute Raumluft bietet neben der Einsparung von Energie auch Sicherheits- und Gesundheitsvorteile wie z.-B. die Reduzierung der Ausbreitung von Krankheiten. - Beleuchtung Veranstaltungen, die tagsüber stattfinden, können und sollten nach Mög‐ lichkeit Tageslicht nutzen. Für die Umsetzung einer energieeffizienten Beleuchtung werden heute meist LED-Leuchtmittel eingesetzt, die eine höhere Energieeffizienz im Vergleich zu konventionellen Lösungen (z. B. Glühbirnen, Halogenen) aufweisen. LED-Leuchten verbrauchen weniger Strom als Glühbirnen, liefern zehn Mal mehr Licht pro Watt als Glühbirnen und haben eine deutlich längere Lebensdauer (zwanzigfach). 175 LED-Leucht‐ 10.3 Nachhaltige Energieversorgung und -nutzung 187 176 Große Ophoff (2022). mittel sollten sowohl für die Innen- und Außenbeleuchtung als auch im Zuge der Bühnentechnik Standard sein. Ausnahmen gelten für denkmalge‐ schützte Gebäude. Über das Lichtmanagement kann eine automatisierte Beleuchtung in Räumen realisiert werden, wie z. B. der sanitären Anlagen. Der Einsatz energieintensiver Beleuchtungseffekte, wie z. B. Skybeamer, sollte möglichst vermieden werden. Beispiel | Projekt SUMATRA Das Forschungsprojekt SUMATRA möchte die Ressourceneffizienz von Beleuchtungslösungen verbessern [OR-10.6] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 0 vhd6. In einem ersten Schritt werden neue Nutzungssysteme wie „Mie‐ ten statt Kaufen“ betrachtet, in einem zweiten Schritt wird nach Ver‐ wertungsmöglichkeiten der Leuchten am Ende ihrer Nutzungsphase gesucht und in einem dritten Schritt der Produktlebenszyklus insgesamt betrachtet. - Event- und Bürotechnik Weitere Beispiele zur Reduzierung des Energieverbrauchs sind der Einsatz von Bewegungsmeldern, schaltbaren Steckdosenleisten, energieeffizienten Handtrocknern oder Zapfanlagen mit Trockenkühlung. Zentrales Kriterium für alle technischen Geräte ist eine hohe Energieeffizienzklasse. Zertifizie‐ rungssysteme wie der Blaue Engel oder das EU Ecolabel bewerten die Umweltverträglichkeit von Produkten, wozu auch der Energieverbrauch von technischen Geräten zählt. Beispiel | Nachhaltige Veranstaltungstechnik bei der DBU Im Zuge der Erneuerung der Veranstaltungstechnik des Zentrums für Umweltkommunikation (ZUK) der Deutschen Bundesumweltstiftung (DBU) wurden sechs Ziele für eine nachhaltige Veranstaltungstechnik formuliert und bei der Erneuerung beachtet: 176 188 10 Energie und Veranstaltungstechnik • Alle Komponenten sollen höchste Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllen; • die Technik sollte so konzipiert sein, dass sie für viele Jahre nach‐ haltig nutzbar ist; • die Bedienung soll weitgehend durch die Nutzer selber (ohne einen Veranstaltungstechniker) möglich sein; • die Ausstellungsflächen sollten in das Konzept integriert werden; • Schnittstellen für hybride und online Events sollten fest integriert und einfach nutzbar sein; • eine Videoaufzeichnung der Veranstaltungen sollte einfach ermög‐ licht werden. Die nachhaltige Beschaffung der genannten Beispiele wird insbesondere in → Kapitel 8 Nachhaltiges Ressourcenmanagement im Detail, aber auch in den Kapiteln entsprechender Handlungsfelder (v. a. Gastronomie/ Catering, Wasser/ Sanitär) behandelt. Dabei werden auch weitere Aspekte wie Bedarfe sowie Beschaffungs- und Abfallvermeidungsstrategien betrachtet. 10.3.3 Energiesparverhalten Energieeffiziente Geräte können den Energieverbrauch reduzieren. Jedoch wird bei energieeffizienten Geräten häufig ein Rebound-Effekt beobach‐ tet. Demnach führen z. B. geringere Kosten für LED-Leuchten dazu, dass die Beleuchtung ausgeweitet wird und die Beleuchtung der Welt - einschließ‐ lich Veranstaltungen - insgesamt zunimmt. In diesem Zusammenhang spricht man auch von Lichtverschmutzung. Diese Entwicklung macht deut‐ lich, wie wichtig der sparsame Einsatz und der Umgang mit energieeffizi‐ enter Technik ist. Energiesparendes Verhalten auf Veranstaltungen sowie in der Vor- und Nachbereitung geht einher mit einer entsprechenden Schulung der Mitar‐ beitenden, insbesondere zur energieeffizienten Bedienung entsprechender Technik sowie zum richtigen/ energieeffizienten Lüften. Technische Geräte sollten bei Nichtnutzung abgeschaltet werden, was z. B. über abschaltbare Steckdosenleisten vereinfacht wird. Richtiges Stoßlüften ist wichtig für das Raumklima und zur Vermeidung von Schimmel. 10.3 Nachhaltige Energieversorgung und -nutzung 189 10.4 Zusammenfassung In diesem Kapitel wurde der Zusammenhang von Nachhaltigkeit und Energie bzw. der Veranstaltungstechnik betrachtet. Zunächst wurde das Themenfeld Energie vor dem Hintergrund des weltweit hohen Energie‐ verbrauchs behandelt und Alternativen zur fossilen Energieerzeugung be‐ trachtet. Anschließend wurden die verschiedenen Technik-Bausteine einer Veranstaltungs- und Produktionstechnik erläutert. Ansätze zur Reduzierung des Energieverbrauchs von Veranstaltungen wurden entlang von drei Handlungsbereichen erläutert: • Energieversorgung; • energieeffiziente Technik; • Energiesparverhalten. 10.5 Reflexionsfragen 1. Erneuerbare Energien sorgen mitunter für Konflikte, weil sie angeblich zu teuer und zu unzuverlässig sind. Doch setzt man Windkraft und Wasserkraft richtig ein, sind sie verlässliche Energiequellen. Schauen Sie sich die ARTE-Dokumentation „Gute Nachrichten vom Planeten: Saubere Energie“ [OR-10.1] 🔗 http: / / s.narr.digital/ ebz5u und machen Sie sich selbst ein Bild. 2. Welche Labels für Ökostrom und welche Kriterien werden zu Grunde gelegt? Beziehen Sie sich hierfür auch auf die Ausführungen zu einer nachhaltigen Beschaffung (→-Abb. 23). 3. Energietechnische Optimierungen an Anlagen wie Heizung, Klimaan‐ lage oder Beleuchtung sind häufig mit großen Kosten verbunden. Recherchieren Sie im Internet nach Fördermöglichkeiten für Veranstal‐ tungshäuser, um energieeffiziente Maßnahmen umzusetzen. Was wird gefördert und in welchem Umfang? 4. Recherchieren Sie nach Beispielveranstaltungen im Internet und benen‐ nen Sie häufige Maßnahmen zur Energieeinsparung. 190 10 Energie und Veranstaltungstechnik 177 Nützmann/ Moser (2016). 178 Maniak (2016). 179 UN-Water (2021); World Economic Forum (2015). 11 Wasser, Sanitär und Reinigung Die Lernfragen zu diesem Kapitel finden Sie unter: 🔗 https: / / narr.kwaest.io/ s/ 1189 11.1 Wasser- und Sanitärversorgung Wasser ist eine der wichtigsten natürlichen Ressourcen unserer Erde und essenzielles Nahrungsmittel für Tier und Mensch. Etwa ein Drittel (ca. 29 %) der Erdoberfläche ist von Kontinenten und zwei Drittel (ca. 71 %) von Wasser bedeckt. Der Großteil davon ist Salzwasser (ca. 96,5 %) und lediglich ca. 3,5 % ist Süßwasser, das größtenteils in Gletschern, Eis und Schnee gebunden ist (ca. 1,77 %). Der Rest ist Grundwasser und verteilt sich auf Flüsse, Seen, Bodenfeuchte und das Wasser in der Atmosphäre. 177 Ein Großteil der Süßwasserressourcen fließt in die Landwirtschaft. „Agriculture uses the major share (69-%) of global freshwater resources.“ 178 Der Klimawandel, steigende Bevölkerungszahlen und die wirtschaftliche Entwicklung üben zunehmend Druck auf die Ressource Wasser aus. Es wird vor einer globalen Wasserkrise mit gravierenden Auswirkungen gewarnt. 179 Der Weltwasserbericht 2021 schlussfolgert, dass die Welt bis 2030 mit einem globalen Wasserdefizit von 40 % zu rechnen hat (Business-as-usual-Szenario). Die Nachfrage nach Wasser steigt jährlich um ein Prozent, während die Verfügbarkeit von Süßwasser saisonal schwankt und die Wasservorräte (z. B. Grundwasser) sinken. Ziel 6 der UN-Nachhaltigkeitsziele hat sich zum Ziel gesetzt, die Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser sowie eine angemessene und gerechte Sanitärversorgung und Hygiene für alle zu gewährleisten. 180 BMZ (2022). 181 UBA (2020b). 182 UBA (2020b). 2010 wurde das Recht auf sauberes Trinkwasser und eine angemessene Sanitärversorgung als Menschenrechte anerkannt. Der Zugang zu Wasser ist weltweit ungleich verteilt. 2,2 Mrd. Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser und 4,5 Mrd. Menschen keine angemessene Sanitärver‐ sorgung. 180 Die Versorgung mit Trinkwasser, Sanitäranlagen und Hygiene‐ produkten wird auch mit der Bezeichnung WASH (Water, Sanitation and Hygiene) abgekürzt und von zahlreichen NGOs unterstützt. Ein nachhaltiger Umgang mit Wasser wird auf europäischer und nationaler Ebene im Rahmen eines Integrierten Wasserressourcen-Managements (IWRM) unter Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie umgesetzt. 11.1.1 Wasserverbrauch, Wasserfußabdruck und Abwasser Der tatsächliche Wasserverbrauch bzw. die tatsächliche Menge an Was‐ ser, die durch den Menschen entnommen bzw. genutzt wird, variiert. Deutschland ist ein wasserreiches Land und hat ein durchschnittliches Wasserdargebot von ca. 188 Mrd. Kubikmeter (Mrd. m³) pro Jahr. 181 Im Jahr 2016 blieben rund 87 % des Wasserdargebots ungenutzt; knapp 13 % (rund 24 Mrd. m³) wurden entnommen. 182 Wasser kann entweder über einen Zugang zur öffentlichen Wasserversorgung (insb. private Haushalte und kommunale Institutionen) oder selbst entnommen werden, z. B. dem Grundwasser. Die größte Menge an Wasser entnehmen die Energieversorger für Kühlwasser. Der Wasserverbrauch pro Kopf liegt etwa bei 120-130 Liter pro Tag. Wenn die Entnahme das Wasserdargebot übersteigt, kann es zu Wasserstress kommen. Zusammen mit sinkenden Grundwasservorräten kann es regional und insbesondere saisonal (z. B. in regenarmen Monaten) zu Wasserstress kommen. Insgesamt ist Deutschland jedoch nicht von Wasserstress gefährdet. Jedoch wird auch indirekt Wasser genutzt. Das sogenannte virtuelle Wasser steckt insbesondere in Lebensmitteln. Dabei wird zwischen grü‐ nem (Regenwasser), blauem (Grundwasser, Wasser aus Fließgewässern und Seen) und grauem Wasser (verschmutztes Wasser) unterschieden. Beim Anbau von Kaffee, Reis oder Baumwolle wird beispielsweise Wasser genutzt und durch den Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln kann es 192 11 Wasser, Sanitär und Reinigung 183 UBA (2022d). zur Verschmutzung von Wasser kommen. Deutschland importiert diese Produkte in der Regel aus dem Ausland und das für den Anbau benötigte Wasser wird somit der jeweiligen Herstellungsregion entnommen bzw. in der Herstellungsregion verschmutzt. Dieses Wasser steht dann z. B. nicht mehr als Trinkwasser zur Verfügung. In Regionen mit Wasserstress führt dies zu negativen ökologischen und sozialen Folgen. Das Konzept des virtuellen Wassers wurde in den 1990er-Jahre von dem britischen Wissenschaftler John Anthony Allan (1937-2021) ent‐ wickelt. Damit ist die Menge an Wasser gemeint, die tatsächlich für die Herstellung eines Produktes benötigt wird. Aus dem direkten und dem indirekten Wasserverbrauch lässt sich für Länder, Unternehmen oder einzelne Produkte der Wasserfußabdruck berechnen. Der Wasserfußabdruck für Kaffee liegt beispielsweise bei ca. 140 Litern. Wird Kaffee aus regenreichen Ländern importiert, hat dies in der Regel keine negativen Auswirkungen auf den Wasserhaushalt des jeweiligen Landes. Bei der Betrachtung der direkten und der indirekten Wassernutzung liegt der Wasserverbrauch in Deutschland letztlich bei 7.200 Litern Wasser pro Kopf am Tag, wovon 86 % aus dem Ausland (indirekt) und 14 % aus Deutschland (direkt) stammen. 183 11.1.2 Abwasser- und Sanitärversorgung Bei der Nutzung von Wasser entsteht Abwasser, z. B. beim Duschen, bei Benutzung der Toilettenspülung oder beim Reinigen. Darüber hinaus gibt es Abwässer aus der industriellen Produktion oder direktem Eintrag insb. durch die Landwirtschaft. Dabei werden Schadstoffe, z. B. über Kör‐ perpflege- und Reinigungsmitteln, Chemikalien aus Produkten oder der Industrie sowie über Pflanzenschutzmitteln ins Wasser eingetragen. Die Einleitung von Abwasser in Gewässer wird über das Abwasserabgabege‐ setz (AbwAG) geregelt. Häusliches Abwasser und Produktionsabwässer werden in der Regel über die öffentliche Kanalisation abgeleitet und von Ab‐ wasserentsorgungsunternehmen in Kläranlagen behandelt, bevor es wieder in Gewässer eingeleitet wird. In Deutschland erfolgt die Abwasserableitung über Trenn- oder Mischsysteme. Wenn Schmutz- und Niederschlagswasser 11.1 Wasser- und Sanitärversorgung 193 184 WHO/ UNICEF (o.-J.). 185 UN-Water (2021). 186 BMZ (2022). 187 Krause et al. (2021). getrennt abgeleitet werden, spricht man von Trennsystemen; werden sie zusammen abgeleitet, spricht man von Mischsystemen. Der Anschluss an die öffentliche Kanalisation und das damit einherge‐ hende Sammeln und Ableiten von Spülwasser/ Abwasser hat in Deutschland zu einer gesicherten Sanitärversorgung über konventionelle, also mit Spülwasser funktionierende Toiletten geführt. Weltweit weist die Sanitär‐ versorgung große Unterschiede auf. WHO und UNICEF unterscheiden fünf Stufen der Sanitärversorgung (→ Abb. 27). 184 Im Vergleich zum Jahr 2000 hatten im Jahr 2017 deutlich mehr Menschen Zugang zu einer gesicherten bzw. Grundversorgung: knapp über 50 % im Jahr 2000 und knapp 75 % im Jahr 2017. 185 Trotzdem haben rund 4,5 Mrd. Menschen nach wie vor keine angemessene Sanitärversorgung. 186 Kapitel Wasser, Sanitär und Reinigung Abb. 27: Stufen der Sanitärversorgung (nach WHO/ UNICEF o. J.) gesicherte Sanitärversorgung | safely managed sanitäre Grundversorgung | basic eingeschränkte Sanitärversorgung | limited ungenügende Sanitärversorgung | unimproved keine Sanitärversorgung | open defecation Abb. 27: Stufen der Sanitärversorgung (eigene Darstellung in Anlehnung an WHO/ UNICEF o.-J.) Neuartige Sanitärsysteme (NASS) sind eine Alternative, die keinen Zu‐ gang zur Kanalisation erfordern. Die Nutzung und Wiederverwendung von Wasser und die Verwertung von Abwasser steht dabei im Vordergrund. Da‐ bei kommen häufig Trenn- oder Trockentoiletten zum Einsatz. Das Netz‐ werk für Nachhaltige Sanitärsysteme (NetSan e. V.) setzt sich für eine Sanitärwende ein [OR-11.1] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 1mzy0. Ein Diskus‐ sionspapiermit weiteren Akteuren benennt wesentliche Gründe für ihre Notwendigkeit: 187 • Grund 1: Statt der Beseitigung unserer Fäkalien muss eine Wiederver‐ wertung der darin enthaltenen Wertstoffe im Sinne der Kreislaufwirt‐ schaft im Fokus stehen. 194 11 Wasser, Sanitär und Reinigung • Grund 2: Vor dem Hintergrund von Klimawandel und Wasserknappheit müssen der Wasserbedarf zum Transport von Fäkalien reduziert und die Verschmutzung der Gewässer mit Nähr- und Schadstoffen verhindert werden. • Grund 3: Ein Nährstoff-Recycling aus menschlichen Fäkalien mit gleichzeitiger Schadstoffausschleusung ist möglich, und somit im Ein‐ klang mit der Gesundheit von Mensch und Umwelt. 11.2 Wasser, Sanitär & Reinigung bei Veranstaltungen Eine direkte Nutzung von Wasser bei Veranstaltungen fällt in folgenden Bereichen an: • Bewässerung von Grünflächen; • Sanitärbereich (Toiletten, Waschbereiche); • Reinigung; • Bereitstellung von Trinkwasser; • Catering. Indirekt wird Wasser beispielsweise bei der Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln für das Catering oder anderen Produkten sowie über die Nutzung von Energie (Kühlwasser) genutzt. Überall dort, wo Wasser genutzt wird, fällt auch Abwasser an. Veranstaltungen in Innenräumen verfügen in der Regel über einen Zugang zur öffentlichen Wasserversorgung und Abwasserentsorgung. Der Zugang wird hier z. B. über das Facility Management geregelt. Einige Veranstaltungen (z. B. Open-Air-Festivals, Straßenfeste) finden auf Freiflächen statt und benötigen häufig einen Zu‐ gang zu Wasser und Abwasser über das Verlegen entsprechender Leitungen oder zusätzliche Toilettenanlagen. Die Reinigung vor, während und nach der Veranstaltung ist eine wichtige Dienstleistung. Ihre Bedeutung hat insbesondere durch die Co‐ ronapandemie zugenommen. Für die Reinigung von Veranstaltungen wird entweder eigenes Reinigungspersonal angestellt oder es wird mit einem Reinigungs-Dienstleistungsunternehmen zusammengearbeitet. Die Koordi‐ nation der Reinigung obliegt dem Veranstaltenden, dem Facility Manage‐ ment der Veranstaltungsorte oder wird im Rahmen von zusätzlichen Ser‐ vice-Dienstleistungen z.-B. zusammen mit der Bereitstellung von Toiletten, dem Küchen- oder Servicepersonal mit angeboten. Neben der Bereitstellung 11.2 Wasser, Sanitär & Reinigung bei Veranstaltungen 195 der Reinigungsdienstleistung werden Reinigungsgeräte und -textilien sowie Reinigungs-, Wasch- und Geschirrspülmittel benötigt. Für infrastrukturellen Planungen, insbesondere bei Veranstaltungen auf Freiflächen, ist die Lokalisation von Hydranten bzw. die Erfassung der Wasserquellen/ Gewässer, aus denen ggf. direkt Wasser entnommen sowie die Lokalisation von Zugängen zur Kanalisation bzw. die Erfassung der Wasserquellen/ Gewässer in die Abwässer eingeleitet werden, erforderlich. Gemeinsam mit ver- und entsorgenden Unternehmen sowie weiteren Part‐ ner: innen können Strategien für einen nachhaltigen Umgang mit Wasser getroffen werden. In → Kapitel 11.3 werden Aspekte einer nachhaltigen Wasser- und Sanitärversorgung aufgeführt und in → Kapitel 11.4 Aspekte für eine nachhaltige Reinigung. 11.3 Nachhaltige Wasser- und Sanitärversorgung Ein Umweltbzw. Nachhaltigkeitsmanagementsystem, das auch die Erfas‐ sung der Mengen an Trinkwasser sowie Abwasser vorsieht, kann hier unterstützen. Für einen nachhaltigen Umgang mit Wasser und einer gesi‐ cherten Sanitärversorgung auf Veranstaltungen werden im Folgenden diese Kategorien behandelt: • effiziente Bewässerung; • nachhaltige Sanitärsysteme; • weitere Maßnahmen im Sanitärbereich. Weitere Maßnahmen in Zusammenhang mit dem Catering (v. a. Bereitstel‐ lung von Trinkwasser) werden in →-Kapitel 12 aufgegriffen. 11.3.1 Effiziente Bewässerung Angesichts der klimatischen Veränderungen erhöht sich einerseits der Bedarf für die Bewässerung von Grünflächen und anderseits übt die zuneh‐ mende Bewässerung weiter Druck auf knapper werdende Süßwasserres‐ sourcen aus. Falls eine Bewässerung von Grünflächen auf dem Veranstal‐ tungsgelände erforderlich ist, sollte diese sparsam und effizient erfolgen. Häufig wird Wasser aus der Leitung für die Bewässerung genutzt - also 196 11 Wasser, Sanitär und Reinigung 188 Leinauer (2020). Trinkwasser. Nachfolgend werden vier Maßnahmen zur Reduktion bzw. für den Ersatz von Trinkwasser für die Bewässerung vorgestellt. 188 1. Verwendung von Regenwasser oder aufbereitetes Graubzw. Brauch‐ wasser (→-Beispiel); 2. Verwendung von Gräsern mit geringem Wasserverbrauch, die an die örtlichen Bedingungen angepasst sind; 3. Einsatz effizienter Bewässerungsmethoden und Bewässerungssteuerun‐ gen zur Maximierung der Beregnungseffizienz; 4. Kombination der zuvor genannten Maßnahmen. Beispiel | Regen- und Brauchwassernutzung auf dem Gelände der ufaFabrik Die ufaFabrik benötigt pro Jahr etwa 3.000 Kubikmeter Brauchwasser für die Toilettenspülung und zur Grünflächenbewässerung. Vor Ein‐ richtung der Regenwassernutzung stand hierfür nur kostbares, durch die Wasserwerke aufwendig gereinigtes Trinkwasser zur Verfügung. Seit Anfang der 1990er-Jahre fließt das Regenwasser von ca. 8.000 qm Dachflächen, asphaltierten Wegen und Plätzen durch die Kanalisation in den Wasserspeicher, der früher das Wasserwerk der Filmbetriebe be‐ herbergte. Bei einem durchschnittlichen jährlichen Niederschlag von etwa 500-mm lassen sich rein rechnerisch von 8.000 m 2 Fläche pro Jahr 4000 Kubikmeter Regenwasser auffangen - genug für den Brauchwas‐ serbedarf der ufaFabrik. [OR-11.2] 🔗 http: / / s.narr.digital/ eb4xo 11.3.2 Nachhaltige Sanitärsysteme Die Situation der Toilettenanlagen ist abhängig vom Veranstaltungsort. Bei Veranstaltungen, die in Innenräumen stattfinden, sind Toiletten in der Regel vorhanden. Insbesondere bei Veranstaltungen, die auf Freiflächen stattfin‐ den, wie Festivals oder Straßenfeste, sind Toiletten zusätzlich zu installieren. Dafür gibt es verschiedene mobile Toilettensysteme, von Toilettenkabinen über Toilettenwagen bis hin zu Sanitärcontainern: 1. Spültoiletten mit Anschluss an die Kanalisation oder mit Abwasser‐ tank (insb. Toilettenwagen, Sanitärcontainer); 11.3 Nachhaltige Wasser- und Sanitärversorgung 197 189 TOI TOI & DIXI GROUP GmbH (2022). 2. Chemie-Toiletten mit Abwassertank (häufig auch „Dixi-Klo“ genannt) (insb. Toilettenkabine); 3. Kompostbzw. Trockentoiletten (insb. Toilettenkabine). Bei fest installierten Toiletten, bei mobilen Systemen mit Anschluss an die Kanalisation oder über Abwassertanks ist auf eine umweltverträgliche und regelmäßige Reinigung (→ Kapitel 11.4) sowie auf wassersparende Maßnahmen wie z. B. Spülstopptasten (→ Kapitel 11.3.3) zu achten. Wenn möglich sollte der Einsatz von Chemie-Toiletten vermieden werden. Beispiel | Nachhaltigkeit bei der TOI TOI & DIXIE Group Ein Kurzbericht von 2022 189 gibt einen Einblick in die Nachhaltigkeitsak‐ tivitäten des Unternehmens TOI TOI & DIXIE Group. Neben klassischen Elementen wie einer Stakeholder- und Wesentlichkeitsanalyse nennt der Bericht drei strategische Säulen und entsprechende Handlungsfel‐ der: • Services & Produkte: Hygiene; Produktion; Forschung & Entwick‐ lung; • Umwelt: Energie, CO 2 , Abfall, Wasser; Chemikalien; Abwasserent‐ sorgung; • Mitarbeitende: Health & Safety Management; Aus- & Weiterbil‐ dung; Vielfalt, Respekt & Integration. Über eine Stabstelle für Nachhaltigkeit sollen die Aktivitäten gemanagt werden. Im ersten Halbjahr 2023 ist die Veröffentlichung eines ersten Nachhaltigkeitsberichts nach den Standards der GRI geplant. Ist ein Anschluss an die Kanalisation nicht möglich, werden zunehmend Kompostbzw. Trockentoiletten eingesetzt. Als Neuartige Sanitärsys‐ teme stellen sie eine wassersparende und zukunftsweisende Alternative dar. Wie das klassische Dixie-Klo oder der Sanitärcontainer, können Kompost‐ toiletten mehrfach benutzt und überall hin transportiert werden. Kompost‐ toiletten kommen mit wenig oder ganz ohne Wasser und Chemie aus. Statt‐ dessen werden die Ausscheidungen zusammen mit anderen organischen Materialien im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgedankens kompostiert und 198 11 Wasser, Sanitär und Reinigung 190 DIN SPEC 91421 (2020). können wiederverwendet werden. Dazu laufen Modellprojekte und Feld‐ versuche für die Verwertung von Trockentoiletteninhalten [OR-11.3] 🔗 h ttp: / / s.narr.digital/ 1u7ri [OR-11.4] 🔗 http: / / s.narr.digital/ pewnx und Ende 2020 ist die DIN SPEC 91421 erschienen, ein Qualitätssicherung von Recyc‐ lingprodukten aus Trockentoiletten zur Anwendung im Gartenbau. 190 Immer mehr Unternehmen bieten Komposttoiletten insbesondere für Open-Air-Veranstaltungen (z. B. Goldeimer) oder auch zum Kauf oder zur Miete an öffentlichen Plätzen (z. B. nowato) an. Häufig bestehen die Kabinen aus Holz (nachwachsenden Rohstoffen) und der logistische Aufwand ist nicht unerheblich. Daher gibt es mittlerweile auch Trockentoiletten aus falt- und stapelbarer Leichtbauweise (z. B. finizio). In jedem Fall kann die Option der Zusammenarbeit mit regionalen Partner: innen geprüft werden, um Transportwege zu vermeiden. Beispiel | Goldeimer Das gemeinnützige Unternehmen Goldeimer bietet Komposttoiletten für Open-Air-Veranstaltungen, Kleingärten und Camper an. 2016 ha‐ ben sie das erste soziale Klopapier auf den Markt gebracht, u. a. um Sanitärprojekte der Welthungerhilfe zu unterstützen. Mit Bildungs- und Forschungsprojekten treiben sie als Mitglied des Netzwerks für nachhaltige Sanitärsysteme (NetSan e. V.) die Sanitärwende voran. Seit 2018 ist Goldeimer GWÖ-bilanziert und seit 2022 ein Unternehmen in Verantwortungseigentum (Purpose). 11.3 Nachhaltige Wasser- und Sanitärversorgung 199 191 U&D (2023). Abb. 28: Komposttoiletten der Firma Goldeimer auf einem Festival (Till Brüggemann) Die Verfügbarkeit von ausreichend Toiletten hilft bei der Reduzierung von „Wildpinkeln“ , was bei Open-Air-Veranstaltungen häufig vorkommt. Weitere Maßnahmen sind die Beleuchtung von üblichen Orten oder das Aufstellen von wasserlosen Urinalen. Mittlerweile gibt es auch Damen-Uri‐ nale (z. B. Lapee). Auf dem Würzburger Umsonst & Draussen Festival 2022 wurde das Urinal für Frauen beispielsweise angeboten. 191 11.3.3 Weitere Maßnahmen im Sanitärbereich Weitere wassersparende Maßnahmen im Sanitär- und Hygienebereich sind der Einsatz von Spülstopptasten bei Toiletten und automatisiert gesteu‐ erte Wasserhähne, z. B. mit Hilfe eines Sensors, oder mit Druckknöpfen. Umweltfreundliche Maßnahmen sind eine automatische Dosierung von Seife und Desinfektionsmitteln sowie die Verwendung von nachfüllbaren Spendern. Die Umweltverträglichkeit von Seife kann mittels eines Gütezei‐ 200 11 Wasser, Sanitär und Reinigung chens (z. B. Blauer Engel, EU Ecolabel) nachgewiesen werden. Aus hygieni‐ schen Gründen wird empfohlen, Papierhandtücher zu verwenden. Diese sollten aus Recyclingbzw. Altpapier und mit einem Gütezeichen zertifiziert sein. Einrollende Handtücher oder elektrische Handtrockengeräte stellen eine Alternative dar. Je nach Besucher: innenzahl können auch wiederver‐ wendbare und waschbare Handtücher angeboten werden. Anforderungen an eine nachhaltige Beschaffung werden in → Kapitel 8.3 weiter ausge‐ führt. Schulungs- und Informationsangebote für Mitarbeiter: innen, Partner: innen und Gäste sind wichtig, um nachhaltiges Verhalten zu fördern. Workshops, Handouts oder Schilder können über Maßnahmen informieren und zum Handeln auffordern. 11.4 Nachhaltige Reinigung Mögliche Ziele für eine nachhaltige Reinigung können sich an den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit (Ökologie, Ökonomie und Soziales) orientieren. Beispiele dafür werden in →-Tab. 6 aufgeführt. Dimension der Nachhaltigkeit Ziele für Reinigungsdienstleistungen Ökologie Schonung von Ressourcen durch möglichst geringem Mate‐ rial-, Energie- und Wasserverbrauch, Einbezug des Lebens‐ zyklus von der Planung bis zur Entsorgung von Maschinen und Material Ökonomie Kosteneinsparungen durch Senkung Wasser- und Material‐ verbrauch, Stromreduzierung Soziales Stärkung der sozioökonomischen Situation der Mitarbei‐ ter: innen durch optimale Anstellungs- und Arbeitsbedin‐ gungen, Umsetzung von Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung und Arbeitssicherheit, Aus- und Wei‐ terbildungskonzept und fördernde Mitarbeiterführung. Tabelle 6: Beispielhafte Ziele für eine nachhaltige Reinigung (in Anlehnung an Häflinger 2011) Häflinger (2011) empfiehlt die Orientierung an den Aufgaben im Manage‐ mentkreislauf: Ziele setzen, Planen, Umsetzen, Kontrollieren und Kommuni‐ 11.4 Nachhaltige Reinigung 201 zieren. Dafür hat sie eine Checkliste erstellt, die Reinigungsdienstleister: in‐ nen bei der Umsetzung unterstützt. Beispiel | Biber Service - Nachhaltige Eventreinigung Der Reinigungsdienstleister Biber Service kombiniert den Anspruch ei‐ nes sozial- und umweltbewussten Unternehmens. Ziel ist es, Veranstal‐ tungen möglichst nachhaltig zu reinigen und hygienisch zu gestalten. Auf ihrer Website führen sie Maßnahmen auf und nennen Beispiele [OR-11.5] 🔗 http: / / s.narr.digital/ dz0ef: • die Verwendung nachhaltiger Reinigungsmittel, die entspre‐ chend zertifiziert oder prämiert sind sowie biologisch abbaubar und ohne Mikroplastik; • nachhaltige Verfahren und Prozesse, u. a. nachhaltige Kleidung und Textilien, nachhaltige Logistik, ökologische Betriebsstätten, faire Arbeitsbedingungen und angemessene Preise; • Unterstützung verschiedener Projekte, wie die Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung. Otterbein (2017) nennt als wichtige Parameter für eine nachhaltige Reini‐ gung die vier Faktoren Chemie, Zeit, Mechanik und Temperatur, ergänzt um die Parameter Motivation, Mensch und Sicherheit (→ Abb. 29). Demnach sollte die Reinigung bereits bei der Planung mitbedacht werden. Wichtig ist, eine regelmäßige Reinigung während der Veranstaltung sicherzustellen. Ins‐ besondere im Sanitärbereich sollte dafür ausreichend Reinigungspersonal eingeplant werden. Effiziente Reinigungsverfahren, z. B. durch die richtige Dosierung von Reinigungsmitteln helfen dabei die Umwelt zu schonen und Kosten zu sparen. Die richtige Anwendung der Reinigungsverfahren erfordert Schulung und das Aufstellen von Reinigungs- und Desinfektions‐ plänen. Schließlich erleichtert die Reduzierung auf wenige Produkte die Anwendung. Die Umweltfreundlichkeit der Produkte kann wiederrum über die Nutzung von Reinigungsmitteln aus nachwachsenden und biologisch abbaubaren Rohstoffen, z.-B. pflanzliche Tenside aus europäischem Anbau, und idealerweise in Kombination mit entsprechenden Zertifizierungen (z. B. EU Ecolabel, Cradle to Cradle). 202 11 Wasser, Sanitär und Reinigung 192 UBA (2012). Kapitel Wasser, Sanitär und Reinigung Abb. 29: Faktoren für eine nachhaltige Reinigung (nach Otterbein 2017) Mechanik Zeit Temperatur Chemie Sicherheit Mensch Motivation Abb. 29: Faktoren für eine nachhaltige Reinigung (in Anlehnung an Otterbein 2017) Der Leitfaden zur nachhaltigen öffentlichen Beschaffung von Reini‐ gungsdienstleistungen und -mitteln 192 unterscheidet zwischen Anforde‐ rungen an den Auftragsgegenstand (u. a. Reinigungsmittel) und Anforde‐ rungen an die Auftragsausführung (u.-a. Reinigungspersonal). Zu den Anforderungen an den Auftragsgegenstand zählen zwei Aspekte: 1. Umweltbezogene Einzelanforderungen an Reinigungsmittel, die durch die Vorlage von Gütezeichen (z. B. Blauer Engel oder EU Ecolabel) nachgewiesen werden können. 2. Ausschluss stark umweltbelastender Reinigungsmittel und -methoden, wozu Spülkastenzusatzstoffe, WC-/ Spülkasteneinhänger, WC-Steine, Duft-/ Reinigungssteine für Urinale, Lufterfrischer/ Duftspender für WC und Waschräume und chemische Abflussreiniger zählen. 11.4 Nachhaltige Reinigung 203 Zu den Anforderungen an die Auftragsausführung zählen vier Aspekte: 1. Produktinformationen, Gebrauchs- und ggf. betriebliche Betriebsanwei‐ sung von verwendeten Reinigungsmitteln; 2. Verwendung von Dosierhilfen; 3. Verzicht auf Desinfektionsreiniger; 4. Schulungen zum sach- und fachgerechten Umgang mit Reinigungsmit‐ teln und -geräten und Dokumentation. Für die nachhaltige Reinigung bei Veranstaltungen lassen sich Maß‐ nahmen unterteilt nach zwei Anforderungsbereichen zusammenfassen: 1. Anforderungen an die Zusammenarbeit mit dem Reinigungspersonal bzw. dem Dienstleistungsunternehmen: ○ Formulierung von Zielen einer nachhaltigen Reinigung anhand der Dimensionen der Nachhaltigkeit (Ökologie, Ökonomie und Soziales); ○ das Reinigungspersonal bzw. das Dienstleistungsunternehmen ist über die Ziele informiert und stimmt diesen zu; ○ sparsamer Einsatz von Reinigungsmittel, z.-B. mit Dosierhilfen; ○ Wahrnehmung von Schulungsangeboten zur nachhaltigen Reini‐ gung. 2. Anforderungen an die nachhaltige Beschaffung von Reinigungsmitteln und -textilien: ○ Beschaffung von Reinigungsmitteln, die umweltbezogene Krite‐ rien erfüllen und dies mit entsprechenden Gütezeichen nachwei‐ sen können; ○ Verzicht auf Lösungsmittel und auf Reinigungsmittel mit Gefahrs‐ toffkennzeichnung; ○ Verwendung nachhaltiger Reinigungstextilien, z. B. Upcycling, aus nachwachsenden und biologisch abbaubaren Materialien und/ oder zertifizierte Textilien (z. B. nach GOTS, Cradle to Cradle, Nordic Ecolabel). 11.5 Zusammenfassung In diesem Kapitel wurde zunächst die Problematik rund um die Ressource Wasser und eine gerechte Sanitärversorgung thematisiert. Dies wird insbe‐ 204 11 Wasser, Sanitär und Reinigung sondere mit Ziel 6 der 17 SDGs (Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen) aufgegriffen und weltweit weiterentwickelt. Dann wurden die Bedeutung und Einsatzbereiche von Wasser, Sanitär und Reinigung bei Veranstaltungen aufgezeigt. Eine nachhaltige Wasser- und Sanitärversorgung wurde anhand von drei Kategorien vertieft: • effiziente Bewässerung; • nachhaltige Sanitärsysteme; • weitere Maßnahmen im Sanitärbereich. Anschließend wurden Aspekte einer nachhaltigen Reinigung anhand von zwei Anforderungsbereichen zusammengefasst: • Anforderungen an die Zusammenarbeit mit dem Reinigungspersonal bzw. dem Dienstleistungsunternehmen; • Anforderungen an die nachhaltige Beschaffung von Reinigungsmitteln und -textilien. 11.6 Reflexionsfragen 1. Auf jeder Veranstaltung gibt es Kaffee und Tee für Besucher: innen. Diese benötigen bereits bei der Herstellung eine große Menge an Wasser. Recherchieren Sie die Wasserfußabdrücke von Kaffee und Tee. 2. Was verbirgt sich hinter dem Kürzel WASH, was sind Nachhaltige Sanitärsysteme und welche Anbieter: innen von Nachhaltigen Sanitär‐ systemen auf Veranstaltungen gibt es im deutschsprachigen Raum? 3. Welche Anforderungen an eine nachhaltige Reinigung gibt es? Unter‐ scheiden Sie nach Anforderungen für Reinigungsmittel und Reinigungs‐ dienstleister: innen. 11.6 Reflexionsfragen 205 193 Renner et al. (2021). 194 Gerber et al. (2013). 195 Europäische Kommission (2011). 196 Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (2020). 197 Europäische Umweltagentur (2017). 198 RKI (2014). 12 Gastronomie und Catering Die Lernfragen zu diesem Kapitel finden Sie unter: 🔗 https: / / narr.kwaest.io/ s/ 1190 12.1 Ernährung und Nachhaltigkeit Unser globales Ernährungssystem produziert weltweit mehr als ein Viertel der direkten Treibhausgasemissionen. 193 Die Hälfte dieser ernährungsbe‐ dingten Treibhausgasemissionen verursacht allein die Tierhaltung und somit unser Fleischkonsum. 194 Neben dem direkten Einfluss auf unser Klima sind Landwirtschaft und Ernährung auch für knapp 30 % des Res‐ sourcenverbrauchs in Europa verantwortlich 195 sowie für 70 % des globalen Wasserverbrauchs - bei zunehmender Wasserknappheit. Die Erzeugung von einem Kilo Rindfleisch verbraucht über 15.000 Liter, das sind 50-mal mehr als für die Erzeugung von einem Kilogramm Kartoffeln gebraucht wird (durchschnittlich 290 Liter Wasser). 196 Unsere Ernährung hat dadurch einen wesentlichen Einfluss auf den globalen Ressourcenverbrauch, den Verlust von Biodiversität und den vom Menschen verursachten Klimawandel. Hinzu kommt, dass mehr als die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung Europas als übergewichtig eingestuft wird, darunter 20 % als fettleibig. 197 In Deutschland sind zwei Drittel der Männer sowie die Hälfte der Frauen „übergewichtig“, ein Viertel der Erwachsenen ist „stark übergewichtig“. 198 Diese Entwicklung verläuft parallel zu einem stetig steigenden Verzehr von Nahrungsmitteln in Europa, wobei sich insbesondere der Verzehr von Fleisch und Milcherzeugnissen in den letzten 50 Jahren verdoppelt hat. Gleichzeitig liegt die Lebensmittelverschwendung allein in der EU bei 88 199 FAO (2021). 200 Rockström/ Sukhdev (2016). 201 EAT-Lancet Commission (2019). Mio. Tonnen Lebensmittel jährlich (das entspricht 178 kg pro Person pro Jahr), während Millionen von Menschen weltweit unterernährt sind oder nicht in der Lage sind, sich qualitativ hochwertige Mahlzeiten zu leisten. Im Bericht zum Stand der Ernährungssicherheit und Ernährung in der Welt (engl. The State of the Food Security and Nutrition in the World), heraus‐ gegeben von den fünf internationalen Organisationen FAO, IFAD, UNICEF, WFP und WHO, wird jährlich über die Fortschritte bei der Beendigung des Hungers, der Erreichung der Ernährungssicherheit und der Verbesserung der Ernährung im Sinne der 17 SDGs informiert. Faktoren, die notwendige Veränderungen und Entwicklungen bislang hemmen, sind Konflikte, Klima‐ änderungen und -extreme sowie Konjunkturabschwünge bzw. -einbrüche. Die Missstände unseres globalen Ernährungssystems wurden außerdem durch die Coronapandemie weiter verstärkt. 199 Mit der Art und Weise, wie wir Lebensmittel produzieren und uns ernähren, beeinflussen wir eine nachhaltige Entwicklung. Insbesondere zwei der 17 SDGs - Ziel 2 (Kein Hunger) und Ziel 12 (Nachhaltige/ r Konsum und Produktion) - verbinden Ernährung direkt mit einer nachhaltigen Ent‐ wicklung, wobei letztlich alle Nachhaltigkeitsziele direkt oder indirekt mit Ernährung in Verbindung stehen. 200 Dies betont auch die EAT-Lancet-Kom‐ mission in ihren Arbeiten zur Transformation unseres Ernährungssystems. Die Kommission ist ein Zusammenschluss von über 30 Wissenschaftler: in‐ nen aus 16 Ländern und verschiedenen Forschungsfeldern, wie Gesundheit, Landwirtschaft, Politik und ökologischer Nachhaltigkeit, die auch die Pla‐ netary Health Diet entwickelt haben. Tipp Keynote von Johann Rockström und Pavan Sukhdev auf dem EAT Stock‐ holm Food Forum 2016 [OR-12.1] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 46ghf Als wesentliche Ziele und Strategien für eine nachhaltige Transformation unseres Ernährungssystems werden genannt: 201 208 12 Gastronomie und Catering 202 WBAE (2020). Ziele • gesunde Ernährung (engl. healthy diet); • nachhaltige Ernährungsproduktion (engl. Sustainable Food Production). Strategien • internationale und nationale Verpflichtungen zur Umstellung auf ge‐ sunde Ernährung; • Neuausrichtung der landwirtschaftlichen Produktion von großen Men‐ gen hin zur Erzeugung gesunder Lebensmittel; • nachhaltige Intensivierung zur Steigerung hochwertiger Nahrungsmit‐ telproduktion; • starke und koordinierte Regulierung für Land und Ozeane; • Lebensmittelverluste und -abfälle mindestens halbieren. Für eine Politik für eine nachhaltigere Ernährung benennt der Wissenschaft‐ liche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucher‐ schutz (WBAE) beim deutschen Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vier Dimensionen, die in → Abb. 30 dargestellt sind. In diesen Dimensionen - Gesundheit, Tierwohl, Umwelt und Soziales - werden Ziele formuliert, die die Befriedigung von Grundbedürfnissen heu‐ tiger und künftiger Generationen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung im Fokus haben. 202 12.1 Ernährung und Nachhaltigkeit 209 Kapitel Gastronomie und Catering Abb. 30: Ziele einer nachhaltigeren Ernährung (nach Renner et al. 2021) NACHHALTIGE ERNÄHRUNG Gesundheit Eine gesundheitsfördernde Ernährung, die zu einer höheren Lebenserwartung, mehr gesunden Lebensjahren und mehr Wohlbefinden für alle beiträgt. Tierwohl Eine Ernährung, die mehr Tierwohl unterstützt und damit den sich wandelnden ethischen Ansprüchen der Gesellschaft gerecht wird. Umwelt Eine umwelt- und klimaschützende Ernährung, die zu den mittel- und langfristigen Nachhaltigkeitszielen Deutschlands passt. Soziales Eine Ernährung, die soziale Mindeststandards entlang von Wertschöpfungsketten gewährleistet. Abb. 30: Ziele einer nachhaltigeren Ernährung (in Anlehnung an Renner et al. 2021) Für eine nachhaltige Ernährung sind laut Koerber (2016) fünf Dimensionen re‐ levant. Neben den drei bekannten Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung - Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft - sind sowohl die Gesundheit als auch unsere Ernährungskultur von großer Bedeutung (→-Abb. 31). Kapitel Gastronomie und Catering Abb. 31: Die fünf Dimensionen einer nachhaltigen Ernährung (nach Koerber 2016) nachhaltige Ernährung Individuum/ Gesundheit gesundheitsverträglich Gesellschaft sozialverträglich Wirtschaft wirtschaftsverträglich Umwelt umweltverträglich Kultur kulturverträglich Abb_31_ Abb. 31: Die fünf Dimensionen einer nachhaltigen Ernährung (eigene Darstellung in Anlehnung an Koerber 2016) 210 12 Gastronomie und Catering 203 Willett et al. (2019). Konkret schlägt Koerber sieben Grundsätze vor, die einen nachhaltigen Er‐ nährungsstil prägen. Sie werden in einem Onlinevideokurs erläutert, der von der Münchener Arbeitsgruppe Nachhaltige Ernährung e. V. entwickelt wurde [OR-12.2] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 0ol0m. Die sieben Grundsätze eines nachhaltigen Ernährungsstils sind: 1. Bevorzugung pflanzlicher Lebensmittel (überwiegend lakto-vegetabile Kost); 2. ökologisch erzeugte Lebensmittel; 3. regionale und saisonale Erzeugnisse; 4. Bevorzugung gering verarbeiteter Lebensmittel; 5. fair gehandelte Lebensmittel; 6. ressourcenschonendes Haushalten; 7. genussvolle und bekömmliche Speisen. Tipp Koerber, Karl von (2016): Nachhaltigkeit im Lebensmittelbereich. In: Peinelt, Volker; Wetterau, Jens (Hrsg.): Handbuch der Gemeinschafts‐ gastronomie. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Berlin: Rhombos Verlag, 261-299. Die EAT-Lancet-Kommission beschreibt einen globalen Referenzrahmen für eine nachhaltige Ernährung, die Planetary Health Diet. 203 Demnach müsste der weltweite Konsum von Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten und Nüssen mehr als verdoppelt und der Verzehr von Fleisch und Zucker mehr als halbiert werden. Auf der linken Seite von → Tab. 7 sind die empfohlenen Verzehrmengen der Planetary Health Diet aufgelistet. 12.1 Ernährung und Nachhaltigkeit 211 Planetary Health Diet, EAT-Lancet-Kom‐ mission vollwertige Ernährung nach DGE nationale Verzehrstudie (NVS) Lebens‐ mittel‐ gruppe Menge (g/ Tag) (bei einer Energiezu‐ fuhr von 2.500 kcal/ Tag) Lebens‐ mittel‐ gruppe Orientie‐ rungswert (g/ Tag) (bei einer Energiezu‐ fuhr von 1.600-2.400 kcal/ Tag) Lebens‐ mittel‐ gruppe mittlere Verzehr‐ menge von Lebensmit‐ teln (g/ Tag) (Energiezu‐ fuhr von 1.968 kcal/ Tag) Gemüse Hülsen‐ früchte 300 (200-600) 100 (100-225) Gemüse und Salat inkl. Hülsen‐ früchte ≥ 400 Gemüse inkl. Hülsen‐ früchte 124 Obst Nüsse 200 (100-300) 25 Obst inkl. Nüsse ≥ 250 Obst inkl. Nüsse 166 Vollmilch oder dar‐ aus herge‐ stellte Produkte in Milchäqui‐ valenten (g MÄq) 250 (0-500) Milch und Milchpro‐ dukte in MÄq 596-728* Milch und Milchpro‐ dukte in MÄq 443* Rind-, Lamm- oder Schweine‐ fleisch Geflügel 14 (0-58) 29 (0-58) Fleisch, Wurst 43/ 86** Fleisch, Fleischer‐ zeugnisse und Wurstwa‐ ren 120 * Für die Berechnung von Milchäquivalenten (MÄq) wurde das Verhältnis von Milch zu Milchprodukten der NVS II zugrunde gelegt (55 % zu 45 %) sowie folgende Umrechnungsfaktoren von Milchprodukten zu MÄq: Milch, Milchmischgetränke: 1,0; Joghurt, Milchmischerzeugnisse: 1,4; Käse und Quark mit durchschnittlicher Trockenmasse: 7,2 212 12 Gastronomie und Catering ** Für Menschen, die Fleisch essen, beträgt der Orientierungswert für Fleisch und Wurst insgesamt 300-g pro Woche für Erwachsene mit niedrigem Energiebedarf und bis zu 600-g pro Woche für Erwachsene mit hohem Energiebedarf.- Tabelle 7: Vergleich der empfohlenen Verzehrmengen gemäß der Planetary Health Diet und der vollwertigen Ernährung nach der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) mit den Ergebnissen der Nationalen Verzehrstudie II (in Anlehnung an Renner et al. 2021) Die Gegenüberstellung mit den Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) (mittlere Spalten) macht deutlich, dass beide Ernährungsformen eine überwiegend pflanzliche Ernährung empfeh‐ len. Vergleicht man die Anforderungen bzw. Empfehlungen beider Ansätze mit dem tatsächlichen Verzehr, der im Rahmen der Nationalen Verzehrstudie ermittelt wurde (rechte Seite), zeigt sich eine deutliche Diskrepanz und somit ein hoher Handlungsbedarf, dem sich auch die Eventgastronomie bzw. das Eventcatering nicht entziehen kann. Mögliche Beiträge der Au‐ ßer-Haus-Verpflegung (AHV) und Eventgastronomie werden daher im nächsten Abschnitt erläutert. 12.2 Außer-Haus-Verpflegung und Eventgastronomie Die Außer-Haus-Verpflegung (AHV) hat eine große gesellschaftliche Bedeu‐ tung, denn der Großteil der Menschen isst lieber gemeinsam mit anderen als alleine. Diesem sozialen Aspekt einer nachhaltigen Ernährung - das gemein‐ same Essen und Kochen, das auch unter dem Begriff Kommensalität ge‐ fasst wird - wird noch verhältnismäßig wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Bevor wir in → Kapitel 12.3 näher erläutern, was eine nachhaltige Event‐ gastronomie ausmacht, wird im Folgenden zunächst der Außer-Haus-Markt beschrieben und insbesondere Verpflegungsdienstleistungen bei Veranstal‐ tungen, also die Eventgastronomie. Der Außer-Haus-Markt ist insgesamt sehr heterogen und komplex. Bis‐ lang fehlen eine einheitliche Beschreibung und Unterteilung des Marktes. Göbel et al. (2017) schlagen vor, den Außer-Haus-Markt in die Segmente Individualgastronomie, Gemeinschaftsgastronomie (von Hettler/ Luppold (2019) auch als Care Catering bezeichnet) sowie sonstige Lebensmit‐ tel-Dienstleistungen zu unterteilen (→ Abb. 32). Letzterem werden hier die Eventgastronomie und Cateringdienstleistungen, die sowohl als Business to 12.2 Außer-Haus-Verpflegung und Eventgastronomie 213 204 Statistisches Bundesamt (2008). Business (B2B) oder Business to Consumer (B2C) erfolgen können, zugeordnet. Grundsätzlich bestehen vielfältige Mischformen zwischen den Bereichen, die unterschiedliche organisationale Formen einnehmen können, die von kommerziell ausgerichteten Einzelunternehmen, über nicht-kommerzielle Kooperativen und Initiativen bis hin zu öffentlichen Einrichtungen reichen. Kapitel Gastronomie und Catering Abb. 32: Struktur des Außer-Haus-Marktes (nach Göbel et al. 2017; Einteilung des Außer-Haus-Marktes Individualgastronomie Gemeinschaftsgastronomie bzw. Care Catering sonstige Lebensmitteldienstleistungen Fast Food, z. B. Imbiss, Lieferdienste Small Food, z. B. Café/ Eiscafé Restaurants Drink, z. B. Kneipe, Club Hotellerie/ Hotel Para-Hotellerie, z. B. Pension, Jugendherberge Transport mit Verpflegung, z. B. Flugzeug, Bahn, Schiff Betriebsverpflegung Krankenhaus-/ Heimverpflegung, z. B. Krankenhaus, Kinder- und Jugendheime Verpflegung in Bildung, z. B. Schule, Kindergarten, Universität Andere, z. B. Justizvollzugsanstalt, Bundeswehr Eventgastronomie, z. B. Catering, Menüservice, Partyservice businessorientiert (MICE*) sportorientiert freizeitorientiert kulturorientiert Lebensmittelhandwerk, z. B. Bäckerei, Metzgerei Tankstelle Kiosk Automaten *MICE ist die Abkürzung für Meetings, Incentives, Conventions, Exhibitions bzw. Events Abb. 32: Struktur des Außer-Haus-Marktes (eigene Darstellung in Anlehnung an Göbel et al. 2017; Hettler/ Luppold 2019) In der Klassifikation der Wirtschaftszweige des Statistischen Bundesamtes 204 gibt es einen eigenen Wirtschaftszweig „Caterer und Erbringung sonstiger Verpflegungsdienstleistungen“, wobei neben klassischen Catering-Dienst‐ leistungsunternehmen auch Restaurants, Cafés und der Ausschank von Getränken sowie Hotels eine Rolle spielen. Schließlich bieten auch Metzge‐ reien und Bäckereien - also der Einzelhandel - Catering für Veranstaltungen an und über die Gemeinschaftsgastronomie werden zahlreiche Veranstal‐ tungen, wie z.-B. Betriebsfeiern, Schulfeiern etc. abgedeckt. 214 12 Gastronomie und Catering 205 Hettler/ Luppold (2019). 206 Hettler/ Luppold (2019). Catering kommt vom Englischen to cater und bedeutet sinngemäß ‚je‐ manden verpflegen‘. Catering-Unternehmen stellen Speisen und Getränke als Dienstleistung an einem beliebigen Ort und für den unmittelbaren Verzehr durch Endverbrauchende bereit. Neben der Bereitstellung von Speisen und Getränken gehören dazu auch Nebenleistungen, wie die Aus‐ stattung der Events mit Geschirr, Besteck, Gläsern bis hin zu Buffetflächen oder Front-Cooking-Installationen sowie Personaldienstleistungen zu den Elementen des Eventcaterings. 205 Traditionelle, moderne und gemischte Organisationsmodelle können im Eventcatering unterschieden werden 206 . Während traditionelle Caterer komplett über eigenes Personal und eigenes Equipment verfügen, wird bei modernen Betrieben nur ein kleiner Teil als Eigenleistung erbracht (z. B. Personal nur im Verkauf) und bei letzterem, dem häufigsten Modell, handelt es sich um eine Mischform zwischen traditionell und modern. Veranstalter: innen und Dienstleister: innen der AHV können in ihrer strategischen Ausrichtung Ziele für eine nachhaltige Verpflegung festlegen und Maßnahmen planen und umsetzen. Dabei stellt sich zunächst die Frage, wer für die Verpflegung zuständig. Es können grundsätzlich zwei Wege zur Organisation der Verpflegung im Veranstaltungsbereich unterschieden werden: Wissen | Zwei Wege des Caterings Das Catering erfolgt über eine: n Veranstalter: in bzw. einen Veranstal‐ tungsort direkt: • Einkauf und/ oder Zubereitung erfolgen durch Veranstalter: in; • Veranstaltungsort verfügt über eigengeführte Gastronomie. Das Catering erfolgt über ein externes Dienstleistungsunternehmen: • externe Gastronomie am Veranstaltungsort; • ein Gastronomie- oder Cateringunternehmen, welches beliefert; • mehrere Gastronomie- oder Cateringunternehmen. 12.2 Außer-Haus-Verpflegung und Eventgastronomie 215 207 Europäische Union (o.-J.). 208 Göbel et al. (2017). 209 BMEL (2021a). 210 Die Kategorien basieren auf einer Zusammenführung der fünf Prozesse, Speiseplanung, Beschaffung, Produktion, Ausgabe und Entsorgung, aus dem Forschungsprojekt NAH‐ GAST (2021), den zu treffenden Maßnahmen aus dem Leitfaden für die nachhaltige Organisation von Veranstaltungen vom BMU/ UBA (2020) und der Handreichung des Vereins Green Events Hamburg (2021). In Abhängigkeit von der Verantwortlichkeit können z. B. Ziele gesetzt und Maßnahmen formuliert oder Forderungen an die Dienstleister: innen gestellt bzw. gemeinsam ausgearbeitet werden. Öffentliche Einrichtungen, die an das Vergaberecht gebunden sind, können sich z. B. an den Krite‐ rien der Europäischen Kommission für eine umweltorientierte öffentliche Beschaffung im Bereich Lebensmittel, Verpflegungsdienstleistungen und Verkaufsautomaten orientieren. 207 Eindeutige Ziele und die klare Ausrichtung der Catering-Dienstleistungen an nachhaltigen Kriterien, z.-B. im Rahmen von Einkaufs- oder Beschaffungsricht‐ linien, können Besucher: innen für eine nachhaltige Ernährung sensibilisieren und die Nachhaltigkeit der AHV verbessern. Das Wirkungspotenzial ist sehr groß, denn der Außer-Haus-Markt ist einer der am stärksten wachsenden Wirtschaftssektoren und hinter dem Lebensmitteleinzelhandel der zweitgrößte Absatzweg für Lebensmittel. 208 Trotz oder gerade wegen der Coronapandemie ist in den letzten Jahren die Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln unver‐ ändert hoch. Zudem ist die Erwartung an eine artgerechte Tierhaltung vor allem bei Jugendlichen und die Erwartung an Kennzeichnungen für eine umweltfreundliche Produktion über alle Altersgruppen hinweg gestiegen. 209 12.3 Nachhaltige Eventgastronomie In diesem Kapitel werden sechs Kategorien behandelt, die für die Gestaltung eines nachhaltigen Caterings relevant sind. 210 • Speiseplanung; • Produktauswahl und Beschaffung; • ressourcenschonende Produktion; • Lebensmittelabfälle und sonstige Abfälle; • Ausgabe und Konsumverhalten; • Catering-Dienstleistungsunternehmen. 216 12 Gastronomie und Catering 12.3.1 Speiseplanung Die Planung des Verpflegungsangebots ist der erste Schritt zur Beachtung nachhaltiger Aspekte. Zunächst kann der aktuelle Speiseplan auf Nachhal‐ tigkeit überprüft und angepasst werden. Neben der Orientierung an den DGE-Qualitätsstandards wird empfohlen, die vegetarischen und veganen Angebote auszuweiten sowie auf Saisonalität und Regionalität zu achten (→ Kapitel 12.3.2). Darüber hinaus sollte das Speiseangebot sozio-kulturelle Vielfalt (z. B. halal) sowie Lebensmittelallergene (z. B. glutenfrei, laktosefrei) berücksichtigen - dies in Abhängigkeit von der Zielgruppe der Veranstal‐ tung und nach Möglichkeit unter vorheriger Abfrage der Essgewohnheiten von Besucher: innen und Gästen. Eine Checkliste, wie vom NAHGAST-Projekt in Anlehnung an die DGE-Qualitätsstandards entwickelt, kann bei der Überprüfung und Weiter‐ entwicklung des Speiseplans auf und zur Nachhaltigkeit nützlich sein [OR-12.3] 🔗 http: / / s.narr.digital/ njoyw. Bestehen große Abweichungen zu den Kriterien, empfiehlt sich eine Neuentwicklung des Speiseplans. 12.3.2 Produktauswahl und Beschaffung Bei der Produktauswahl und Beschaffung der Lebensmittel lassen sich im Wesentlichen folgende Leitlinien zusammenfassen: • Bezug von regionalen Lebensmitteln und Getränken (oft wird hier eine Wertschöpfung im Umkreis von etwa 100-250 km angegeben); Verzicht auf Flugware; • Bezug von saisonalen Lebensmitteln und Getränken und Verzicht auf Ware aus beheizten Treibhäusern; • bevorzugte Wahl von frischen, unverarbeiteten oder gering verarbeite‐ ten Lebensmitteln; • Produkte aus ökologischem Anbau, Beachtung entsprechender Kenn‐ zeichnungen; • Produkte aus fairem Handel mit entsprechenden Kennzeichen; • Angebot an pflanzlichen Speisen (vegetarisch/ vegan); • reduzierter Einsatz von tierischen Produkten; Fleisch in Ausnahmefällen (z. B. aus Gründen der Gastfreundschaft) und generell tierische Produkte aus artgerechter Tierhaltung; • Bezug von zertifiziertem Fisch und Verzicht auf Fisch aus gefährdeten Beständen. 12.3 Nachhaltige Eventgastronomie 217 211 Reinhardt et al. (2020). Produkte aus der Region haben tendenziell eine bessere Umwelt- und Klimabilanz als jene aus Übersee. Dies liegt an den langen Transportwegen mit unterschiedlichen Transportmitteln, wie Hochseeschiffen, Binnenschif‐ fen, Bahn, LKW oder Flugzeug. Transportwege von regionalen Produkten sind wesentlich kürzer und innerstädtisch kann z. B. auf klimaschädliche Transportmittel verzichtet und stattdessen (E-)Lastenfahrräder eingesetzt werden. Jedoch können auch regionale Lebensmittel klimaschädlich sein, insbesondere, wenn sie außerhalb der Saison angeboten werden und so‐ mit meist aus beheizten Gewächshäusern kommen oder ein motorisierter Transport von geringen Mengen an Lebensmittel stattfindet (geringe Aus‐ lastung der Transportmittel). Daher ist bei der Auswahl der Lebensmittel auch auf einen umweltgerechten Transport zu achten. Die beste Umwelt- und Klimabilanz wird frischen, saisonalen Lebensmitteln aus der Region zugesprochen. Regionales und saisonales Obst und Gemüse ist in der Regel klimaschonender als importiertes oder jenes, das außerhalb der Saison in beheizten Gewächshäusern angebaut wird. Eine Ananas, die mit dem Flugzeug nach Deutschland transportiert wird, hat eine erheblich höhere Klimabilanz als eine Ananas, die mit dem Schiff importiert wird. Butter und Rindfleisch sind aufgrund des höheren Bedarfs an Acker- und Weidefläche, insbesondere auch für Futtermittel, klimaschädlicher als Halbfettmargarine und Hähnchenfleisch. Außerdem haben frische, unverarbeitete Lebensmit‐ tel oftmals einen geringeren CO 2 -Fußabdruck als aufwändig verarbeitete Lebensmittel wie Tomatenmark oder haltbar gemachtes Obst und Gemüse wie Dosenpfirsiche. Die → Abb. 33 stellt den CO 2 -Fußabdruck ausgewählter Lebensmittel dar, basierend auf Berechnungen des Instituts für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg zum ökologischen Fußabdruck von Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland. 211 218 12 Gastronomie und Catering Kapitel Gastronomie und Catering Abb. 33: Der CO2-Fußabdruck ausgewählter Lebensmittel (nach Reinhardt et al. 2020) 0 2 4 6 8 10 12 14 16 CO 2 -Fußabdruck ausgewählter Lebensmittel (CO 2 -Äquivalente in Kilogramm je Kilogramm Lebensmittel) Abb. 33: Der CO 2 -Fußabdruck ausgewählter Lebensmittel (in Anlehnung an Reinhardt et al. 2020) Beispiel | Nachhaltiges Catering Deutscher Evangelischer Kir‐ chentag Alle zwei Jahre findet der Deutsche Evangelische Kirchentag in einer anderen deutschen Großstadt statt. Im Rahmen der Nationalen Klima‐ schutzinitiative hat der Kirchentag 2013 das Projekt KleVer - Klimaef‐ fiziente Verpflegung bei Großveranstaltungen initiiert und entwickelt es seitdem stetig weiter. Ziel ist, eine klimafreundliche Verpflegung 12.3 Nachhaltige Eventgastronomie 219 212 Schmid/ Hertel (2021). bei Großveranstaltungen zu entwickeln und zu erproben. Pro Mahlzeit sollen 30 % der durch die Verpflegung entstehenden CO 2 -Emissionen eingespart werden bzw. 480 g CO 2 e. Bei den Futur 2 NachhaltigkeitsTalks des Vereins Green Events stellte der Projektleiter Christof Hertel das Projekt und die Fortschritte vor. 212 Als innovatives Herzstück beschreibt er die Orientierung an den ökologischen und sozialen Prinzipien „re‐ gional, saisonal, bio und fair“. Zudem werden klimaeffiziente Aspekte ergänzt, die auf einer Übertragung und Weiterentwicklung der Ansätze einer klimafreundlichen Ernährung von Koerber/ Kretschmer (2009) und Machtverhältnissen in globalen Lieferketten durch Gereffi/ Lee (2009) beruhen. Bei der Entwicklung wurden über die Jahre hinweg alle Ver‐ pflegungsbereiche (Sitzungsbetreuung, Helfer: innen, Teilnehmer: innen und Besucher: innen, Hotels etc.) einbezogen und alle Einflussebenen betrachtet. Die Einflussebenen und Beispiele: • Einkauf von Waren und eigene Umsetzung z. B. beim Helfer: innen‐ frühstück; • Einkauf von Leistungen z. B. bei Catering/ Helfer: innenverpflegung; • Budget und Informationen für Ehrenamtliche z. B. beim Quartiers‐ frühstück; • Bereitstellung von Infrastruktur und Informationen z. B. beim Abend der Begegnung; • Vermietung von Flächen z.-B. beim Naturkostmarkt; • Information von Gastgeber: innen z.-B. Privatquartiere; • Information von Teilnehmer: innen und Öffentlichkeit. Neben dem Fokus auf die ökologischen und sozialen Prinzipien sind klimaspezifische Aspekte bei der Verpflegungsorganisation relevant: Optimierte Getränke- und Speisegestaltung, z. B. weniger und andere Wurst- und Fleischsorten; Milchfettreduktion (z. B. Frischkäse, Margarine, vegane Aufstriche); hoher Anteil an Rohkost und Salaten; Leitungswasser als Getränk. 220 12 Gastronomie und Catering Mengenkalkulation und Resteverwertung, z. B. Empfehlungen im Rahmen allgemeiner Schulungen und Informationsbroschüren kommu‐ nizieren (auch im Gespräch mit dem Cateringunternehmen); Vorher überlegen, was hinterher mit Resten und Überschüssen passiert (Zu‐ sammenarbeit mit Tafeln, Foodsharing etc.); Zubereitung zu möglichst spätem Zeitpunkt; hohe Qualität der Speisen. Planung und Gestaltung der Essensausgaben, z.-B. „Vegetarisch ist das Essen Nr. 1“ (in den Vordergrund stellen); Vielfalt im vegetarischen Essen abbilden; Angebote wie die App Gläsernes Restaurant und das Kochbuch der Nordkirche; Beschluss zu Tagungshaus-Kriterien des Kir‐ chentagspräsidiums „Uns ist es wichtig, dass unsere Tagungsgäste nach den folgenden Grundsätzen versorgt werden: 1. …“. Die Grundsätze und Anforderungen werden im Vorfeld in Form einer Broschüre versendet. Klimafreundliche technische Ausrüstung, z. B. Schulungen für das Personal zur Nutzung der Ausrüstung; Einsatz von Geräten, die z. B. den Anforderungen des Blauen Engels entsprechen. Klimafreundliche Materialien, z. B. Mehrwegsysteme; Verzicht auf Aluminium-Produkte; Recycling-Produkte (z. B. Servietten); Zusam‐ menarbeit mit einem Geschirrverleih und darüber hinaus auch Spül‐ möglichkeiten. Kommunikative Begleitinstrumente, z. B. Erfolgsmessung: Flip‐ chart aufstellen: „Wie hat es Euch geschmeckt? “; Kommunizieren, wie viel Prozent sich für was entscheiden (bspw. 60 % der Helfer: innen entscheiden sich für vegetarisch oder fleischarm). Mit der schrittweisen Umsetzung des KleVer-Konzeptes konnten statt der angestrebten 30 % CO 2 e pro Mahlzeit 45,7 % CO 2 e eingespart werden. Der Projektleiter hielt als Fazit fest, dass Saisonalität und Regionalität nicht überall möglich sind. Wichtig ist, dass die Zuliefer: innen mit einbezogen werden und in der Zusammenarbeit eine ausreichende Vor‐ bereitungs- und Planungszeit einkalkuliert wird. Betont wird auch, dass über die Formulierung der Ausschreibungen Nachfrage erzeugt werden kann. Eine Zusammenarbeit mit Gesundheitsämtern und dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband e. V. (DEHOGA) wird empfohlen. Bei wie‐ derkehrenden Veranstaltungen sind ein gutes Wissensmanagement und 12.3 Nachhaltige Eventgastronomie 221 213 UBA (2018). 214 Keil (2013). die interne Kommunikation angestrebter und erreichter Veränderungen wichtig. Neben der Klimawirkung von Lebensmitteln spielt der Wasserverbrauch im Zuge des Anbaus und der Verarbeitung von Lebensmitteln eine zunehmend wichtige Rolle. Die Landwirtschaft ist mit knapp 70 % der jährlichen Wasserentnahme weltweit bei weitem die Branche mit dem höchsten Was‐ serverbrauch (→ Kapitel 11.1). Insbesondere tierische Produkte haben im Vergleich zu pflanzlichen Lebensmitteln einen hohen Wasserfußabdruck. Der Wasserfußabdruck ist ein Indikator für die Nutzung der Ressource Wasser. Als Konzept beschreiben der grüne und der blaue Wasserfußab‐ druck quantitative Aspekte, der graue Wasserfußabdruck stellt einen Indikator für die Wasserqualität dar. 213 Es wird zudem zwischen direktem und indirektem Wasserverbrauch unterschieden. Direkt verbrauchen wir Wasser z. B. beim Spülen oder Duschen. Der Wasserfußabdruck gibt aber auch Aufschluss darüber, wie viel indirektes bzw. virtuelles Wasser wir verbrauchen. Virtuelles Wasser ist die Gesamtmenge an Wasser, die z. B. während des Herstellungsprozesses landwirtschaftlicher Produkte an einem Ort verbraucht und dort somit nicht mehr für andere Zwecke verfügbar ist - weil es entweder verschmutzt wurde oder verdunstet ist. Direkt verbrauchen wir also „nur“ ca. 250 ml Wasser, wenn wir eine Tasse Kaffee aufkochen; indirekt hat Kaffee hingegen den zweitgrößten Anteil am ge‐ samten landwirtschaftlichen Wasserfußabdruck Deutschlands. Das Wasser wird somit nicht vor Ort, sondern in den Anbauländern, insbesondere für die Bewässerung, benötigt. 214 Eine Orientierung an Kennzeichnungen und Siegeln, die für Um‐ weltschutz, Nachhaltigkeit und Fairness stehen, ist bei der Auswahl von Produkten hilfreich (→ Kapitel 12.4.4). Dazu zählen Produkte aus ökologi‐ schem Landbau (z. B. EU-Bio-Logo oder Kennzeichen der ökologischen Anbauverbände, wie z. B. demeter oder Bioland), fair gehandelte Produkte (z. B. Fairtrade, GEPA) oder Kennzeichen für bestimmte Produktgruppen, wie Fisch, Wein oder Kaffee (z.-B. MSC-zertifizierter Fisch). Grundsätzlich ist veganes und vegetarisches Catering empfehlens‐ wert, also ein Catering, das keine oder nur wenig tierische Produkte, 222 12 Gastronomie und Catering 215 Ökolandbau (2020). 216 Pauly/ Zeller (2016); Froese et al. (2020) 217 Opitz et al. (2016). sondern vorwiegend pflanzliche Lebensmittel im Speiseangebot enthält (siehe auch die Empfehlungen im Rahmen der Planetary Health Diet sowie die Empfehlungen der DGE). Bei einigen Veranstaltungen, insbesondere internationalen, wird Fleisch aus Gründen der Gastfreundschaft angeboten. Insofern Fleisch im Verpflegungsangebot vorgesehen ist, ist bevorzugt Fleisch mit Kennzeichen der ökologischen Anbauverbände zu wählen. Die Richtlinien der Öko-Anbauverbände haben strenge Anforderungen und hohe Tierwohlstandards (→-Tab. 8). Rinder mit demeter-Siegel dürfen z.-B. nicht enthornt werden, die höchstzulässige Anzahl an Tieren je Hektar bei Geflügel ist bei Biokreis, Bioland, demeter und Naturland statt 230 Legehennen und 580 Masthühner auf 140 Legehennen und 280 Masthühner begrenzt. Auch Eier sollten mindestens aus Freilandhaltung bestenfalls aus ökologischer Haltung stammen. 215 - EU-Bio-Siegel Bioland, Naturland, demeter, Biokreis höchstzulässige Anzahl Tiere je Hektar 230 Legehennen, 580 Masthühner 140 Legehennen, 280 Masthühner Tabelle 8: Kennzeichen im Vergleich am Beispiel der höchstzulässigen Anzahl an Tieren je Hektar für Geflügel (in Anlehnung an Ökolandbau 2020) Bei der Auswahl von Fisch und Fischprodukten ist besonders darauf zu achten, dass keine Produkte aus gefährdeten Beständen gewählt werden, denn zahlreiche Fischbestände sind überfischt. 216 Zwar sollte daher auf Kennzeichen auch für zertifizierten Fisch geachtet werden. Doch selbst hier stammen mittlerweile fast zwei Drittel aus zu kleinen Fischbeständen, wer‐ den zu intensiv oder mit nicht-nachhaltigen Methoden befischt. 217 Schließ‐ lich kann darauf geachtet werden, dass keine bedenklichen Lebensmittel, wie z. B. Gänsestopfleber, Kaviar, Hau oder Blauflossenthunfisch angeboten werden. 12.3 Nachhaltige Eventgastronomie 223 218 Deutsches Studierendenwerk (2023). 219 NAHGAST (2021). Beispiel | Produktauswahl und Beschaffung, Deutsches Studie‐ rendenwerk Tagtäglich besuchen mehr als 400.000 Gäste die hochschulgastronomi‐ schen Einrichtungen der Studierendenwerke. Das Deutsche Studieren‐ denwerk hat folgende neun Einkaufsrichtlinien für einen nachhaltigen Lebensmitteleinkauf verabschiedet: 218 • Bevorzugung regional und saisonal hergestellter Produkte; • Einkauf von Produkten aus ökologischer Erzeugung; • Fleisch und Geflügel bevorzugt aus artgerechter Tierhaltung; • Fisch bevorzugt aus Bestand schonender Fischerei; • Bevorzugung von Produkten aus fairem Handel; • keine kennzeichnungspflichtig gentechnisch veränderten Produkte; • kein Fleisch von geklonten Tieren; • möglichst keine deklarationspflichtigen Zusatzstoffe; • bei Auftragsvergabe bevorzugt Mehrwegverpackungen und Mehr‐ wegsysteme bzw. sortenreine Verpackungen. 12.3.3 Ressourcenschonende Produktion Bei der Produktion der Speisen spielt der Energie- und Wasserverbrauch eine große Rolle. Energie wird zum Zubereiten, Kühlen und ggf. zum Warmhalten von Zutaten und Speisen benötigt. In Küchen wird die meiste Energie für folgende Bereiche verbraucht: 219 • Lagerung (Kühlung oder Tiefkühlung); • Zubereitung (Kochen, Backen, Braten usw.); • Warmhalten; • Geschirr spülen; • Lüftung; • Heizung sowie Beleuchtung, wenn der Speisesaal mitberücksichtigt wird. 224 12 Gastronomie und Catering 220 Fink et al. (2016). 221 Schmidt et al. (2019). Der Bezug von Ökostrom des Cateringunternehmens (insbesondere für die Küchen, Spülmöglichkeiten etc.) sowie die Infrastruktur der Küche sind ausschlaggebend für eine ressourcenschonende Produktion. Mindestens ge‐ nauso wichtig ist die Produktionsplanung und das alltägliche energiespa‐ rende Handeln der Mitarbeiter: innen, wie z. B. das Kochen mit einem Deckel oder das sofortige Schließen der Türen beim Verlassen der Kühl- und Tief‐ kühlräume. Eine Checkliste des NAHGAST-Projektes mit Tipps und Tricks zum Energiesparen im Küchenalltag gibt Aufschluss über Maßnahmen [OR-12.4] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 1i7ci. Bei Veranstaltungen ohne feste Küche und Spülmöglichkeit sollte auch darauf geachtet werden, dass diese an Ökostrom oder selbsterzeugten Strom der Veranstaltung angeschlossen werden, um hier möglichst emissionsarm zu produzieren. Insbesondere auf den Einsatz fossiler Brennstoffe (z. B. Benzingeneratoren oder Propangasflaschen) sollte - nicht nur aus Gründen der Lärmbelastung - verzichtet werden. Stattdessen gibt es Möglichkeiten, z. B. einen Food Truck mittels Solarpanels auf dem Dach selbst zu versorgen. Für Spülmobile ist zudem auf einen Anschluss an feste Abwassersysteme zu achten und auf die Verwendung umweltfreundlicher Reinigungsmittel. Neben dem Energie- und Wasserverbrauch verweist das NAHGAST-Pro‐ jekt auch auf eine gesundheitsfördernde Produktion, die durch die Rezeptu‐ ren bereits beeinflusst wird (z. B. Mengenangaben von Salz, Zucker und Öl), jedoch bei der tatsächlichen Zubereitung und Ausgabe auch entsprechend umgesetzt werden sollte. 12.3.4 Lebensmittel- und sonstige Abfälle Lebensmittel- und Verpackungsabfälle entstehen insbesondere bei Veran‐ staltungscatering, wo ohne fest installierte Koch- und Kühlmöglichkeiten vor Ort gearbeitet wird. 220 Dabei wird dem Außer-Haus-Markt insgesamt das größte Potenzial bei der Vermeidung von Lebensmittelabfällen zugespro‐ chen. 221 Ein wesentlicher Ansatz zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen ist das Angebot bedarfsgerechter Mengen von Speisen. Dafür können z. B. im Vorfeld, je nach Veranstaltungsart, die Essgewohnheiten der Veranstal‐ tungsgäste abgefragt werden oder eine verbindliche Anmeldung der Gäste 12.3 Nachhaltige Eventgastronomie 225 222 BMEL (2021b). 223 UBA (2016). 224 BLE (2021). 225 NAHGAST (2021). zu den Mahlzeiten eingefordert werden. Bei der Kalkulation des Caterings ist ein Sicherheitszuschlag von bis zu 30-% üblich. Es kann geprüft werden, ob eine Reduzierung des Sicherheitszuschlags z. B. auf 10-20 % möglich ist. Auch die weitere Verwertung von möglichen Resten (z. B. Fruchtsoße aus Fruchtsalat) oder die Verteilung von übrig gebliebenen Speisen an Gäste und Mitarbeitende oder an gemeinnützige Organisationen sollte frühzeitig mit eingeplant werden. Die Weitergabe an gemeinnützige Organisationen, wie z. B. an Tafeln, ist unter geltenden Hygienevorschriften zugelassen. Lokale Projekte, wie Food‐ sharing, unterstützen die Verteilung von übrig gebliebenen Lebensmitteln und Speisen. Ein Leitfaden des BMEL für die Weitergabe von Lebensmitteln gibt Auskunft über rechtliche Aspekte. 222 Der Leitfaden zur „Vermeidung von Lebensmittelabfällen beim Catering“ des UBA führt systematisch die wichtigsten Schritte zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen auf. 223 Auch die Handlungsempfehlungen ausgehend vom „Dialog zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen in der AHV“ zeigen Maßnahmen zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen in der Gastronomie auf, wobei nicht Eventcatering sondern Betriebsrestaurant, Hotellerie sowie Krankenhaus- und Senioren‐ verpflegung im Vordergrund stehen. 224 Grundsätzlich regeln die Hygiene‐ richtlinien auch die Entsorgung von Lebensmittelabfällen in Küchen. Die Vermeidung von Lebensmittelabfällen geht mit der Erfassung von Lebensmittelabfällen und Produktionsmengen einher. Dafür wird ein par‐ tizipatives Vorgehen, bei dem das gesamte Team eingebunden und ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess eingeleitet werden kann, empfohlen. Im NAHGAST-Praxishandbuch finden sich unter „Entsorgung“ Hinweise zur Organisation eines Beteiligungsprozesses, zu den Phasen der Analyse und Messung der Lebensmittelabfälle sowie zur Maßnahmenentwicklung. 225 226 12 Gastronomie und Catering 226 Europäische Union (2019). Beispiel | Lebensmittelabfälle und sonstige Abfälle, Jahreskonferenz RNE Auf der Jahreskonferenz des RNE werden folgende Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen getroffen [OR-12.5] 🔗 http: / / s .narr.digital/ jgv6c: • Für die fachgerechte Entsorgung von Essensresten werden in der Küche Sammelbehälter bereitgestellt. • Unverarbeitete Speisen spendet der das Cateringunternehmen ge‐ meinnützigen Organisationen (z.-B. Berliner Tafel e.-V.) - sofern die Hygienevorschriften eingehalten werden. • Zur Mitnahme von Essensresten vom Buffet werden den Gästen Beste-Reste-Boxen angeboten. Statt Einweg sollten Mehrweggeschirr, Mehrwegbesteck und Gläser Ver‐ wendung finden. Seit Juli 2021 sind ohnehin zahlreiche Einwegplastikpro‐ dukte, wie z. B. To-go-Becher und Einweg-Verpackungen aus Styropor, in der EU verboten. 226 Neben Einwegbehältern müssen Cateringbetriebe, Lieferdienste und Restaurants ab 2023 auch Mehrwegbehälter für Essen und Getränke zum Mitnehmen anbieten. Mehrweg-Becher und Geschirr können während der Veranstaltung gekennzeichnet werden, so dass diese von der gleichen Person über den Veranstaltungstag hinweg wiederverwendet werden. Seit einigen Jahren gibt es auch einen wachsenden Markt an Anbietenden für Pfandsysteme. Leitungswasser kann aufgrund der hohen Trinkwasserqualität in Deutschland grundsätzlich angeboten werden. Leitungswasser kann in Karaffen serviert werden und z. B. mit Früchten oder Kräutern verfeinert werden. Das regelmäßige Befüllen sowie zeitgerechte Abräumen und Spü‐ len der Karaffen (idealerweise aus Glas) ist wichtig. Durch die Nutzung von Leitungswasser fallen weder Verpackungen an noch sind zusätzliche Transporte erforderlich, außerdem ist es eine preiswertere Variante. 12.3 Nachhaltige Eventgastronomie 227 Beispiel | Nachhaltige Verpackungen, COP23 (Bonn) Bei der Weltklimakonferenz (COP23) in Bonn 2017 wurden an alle Teilnehmer: innen persönliche Trinkflaschen herausgegeben. Diese wa‐ ren an zahlreichen Wasserspendern wieder auffüllbar. Darüber hinaus können Verpackungen gewählt werden, durch die Abfälle vermieden oder verringert werden, wie beispielsweise: • Fingerfood in essbaren Behältnissen; • kompostierbares Geschirr, welches fachgerecht entsorgt und ggf. bepfandet wird; • Verzicht auf den Einsatz von Kaffeekapseln; • Verzicht auf Kaffee, Milch, Zucker und Tee in Einzelverpackungen; • Einwegstrohhalme nur auf Nachfrage. Menschen mit Behinderung sind ggf. auf Strohhalme angewiesen. Es ist daher keine Lösung, Strohhalme komplett aus dem Sortiment zu nehmen. Stattdessen kann auf Strohhalme aus nachwachsenden Rohstoffen zurück‐ gegriffen und auf die sortenreine Entsorgung geachtet werden. Zudem können Besucher: innen schon bei der Ausgabe auf die Entsorgungsmöglich‐ keiten hingewiesen werden. Die in diesem Kapitel behandelten Aspekte der Abfalltrennung und -entsorgung sind für eine nachhaltige Eventgastronomie spezifisch und bedeutsam. In → Kapitel 8.3.3 sind weitere Aspekte der Abfalltrennung und -entsorgung aufgeführt. 12.3.5 Ausgabe und Konsumverhalten Bei der Ausgabe von Essen und Getränken kann bereits durch oben dargestellte Maßnahmen, wie z. B. der Wahl der Verpackung, auf das Nachhaltigkeitskonzept hingewiesen und für ein möglichst nachhaltiges Konsumverhalten sensibilisiert werden. Darüber hinaus können die Nach‐ haltigkeitsbemühungen der Veranstaltung noch bestärkt werden, indem z. B. nachhaltige Speisen am Buffet prominent platziert oder vegetarische und vegane Speisen als Hauptgericht bzw. preisgünstiger als Fleischgerichte angeboten werden. Beschreibende und ansprechende Namen, wie z. B. Spaghetti mit bunter Gemüsesoße à la nonna (statt Spaghetti mit Gemüse‐ 228 12 Gastronomie und Catering 227 NAHGAST (2021). 228 Ohlhausen et al. (2018). soße), können die Wahl der nachhaltigsten Speise darüber hinaus fördern. 227 Die Beschriftung von Speisen, z. B. mit Informationen zu Allergenen und Inhaltsstoffen, kann auch Fehlgriffe und damit Lebensmittelverschwendung verringern. Die Nachfrage in Richtung einer nachhaltigen Lebensmittelwahl kann mit Hilfe unterschiedlicher Maßnahmen, auch Nudges genannt, verändert werden. Um die Wirksamkeit von Maßnahmen herauszufinden, kann die Anzahl der verkauften nachhaltigsten Gerichte vor und nach der Änderung verglichen werden. Werden die nachhaltigsten Speisen nachher häufiger gewählt als vorher, war die Maßnahme wirksam. Die Wirksamkeit von drei Maßnahmen (1) Änderung der Ausgabeposition, (2) Änderung der Speiseplanposition und (3) beschreibende Namen wurde im NAHGAST-Pro‐ jekt über den Zeitraum Herbst 2016 bis Frühjahr 2017 in drei Reallaboren (zwei Betriebskantinen, eine Krankenhauskantine, eine Schul- und eine Universitätskantine) getestet. 228 Ein deutlicher Anstieg der Wahl der nach‐ haltigsten Speise zeigt sich, wenn die nachhaltigste Speise an der besten und beliebtesten Ausgabeposition der Kantine angeboten wird. Die zwei anderen Maßnahmen zeigten keinen eindeutigen Effekt auf das Konsumverhalten der Kantinenbesucher: innen. Schließlich sind Größe bzw. Menge von Speisen ausschlaggebend dafür, wie viel Gäste essen. Bedarfsgerechte Portionen belasten die Um‐ welt weniger und sind gesünder, denn insgesamt tendieren viele von uns dazu, mehr zu essen als verträglich bzw. notwendig wäre. Angemessene Portionsgrößen können sich an Richtlinien der DGE orientieren sowie das individuelle Empfinden der Gäste berücksichtigen. Wichtig ist, das Ausgabepersonal entsprechend zu schulen, z. B. hinsichtlich der Ausgabe kleinerer Mengen oder dem gezielten Nachlegen von Speisen. Das Personal sollte die wesentlichen Argumente für das nachhaltige Speisenangebot kennen und Auskunft über Allergene oder sozio-kulturelle Anforderungen (z.-B. halal) geben können. Weitere Informationen zu den Nachhaltigkeitskriterien auf z. B. Ange‐ botstafeln oder Flyern können die Gäste und Besucher: innen aufklären und Bewusstsein z. B. für die Herkunft der Lebensmittel schaffen. Für die Auswahl einer nachhaltigen Speise können Labels und Kennzeichen eine Orientierungshilfe geben. Neben der Kommunikation von Produktlabels 12.3 Nachhaltige Eventgastronomie 229 229 DGE (2019). 230 Neuendorff/ Roehl (2007). (z. B. Bioland, Fairtrade) kann auch auf existierende Ansätze zurückgegrif‐ fen werden, die es ermöglichen, Nachhaltigkeitsbewertungen von Speisen durchzuführen und deren Ergebnisse abzubilden bzw. zu kommunizieren oder es können eigene Labels entwickelt werden. Insgesamt ist das Catering ein zentrales Handlungsfeld, um Gäste und Besucher: innen einer Veranstaltung für das Nachhaltigkeitskonzept zu sensibilisieren und kommunikativ abzuholen (→ Kapitel 3.5). Unter Einsatz verschiedener Medien, wie z. B. Poster, Postkarten, Aufsteller oder Newslet‐ ter, können Hintergrundinformationen zu den verschiedenen Aspekten von Nachhaltigkeit beim Catering kommuniziert (z. B. die CO 2 -Emissionen eines bestimmten Lebensmittels) und/ oder Denkanregungen gegeben werden (z. B. „Wussten Sie, dass jede: r Deutsche etwa 85,2 kg Lebensmittel pro Jahr wegwirft? “). Erwünschtes Verhalten kann durch Verhaltenshinweise gefördert werden (z. B. „Mit einer kleineren Portion beim Mittagessen starten Sie fitter in den Nachmittag“) und/ oder aufgezeigt werden, wie sich andere Gäste verhalten (z. B. „80 % unserer Gäste haben sich bei einer ähnlichen Veranstaltung für das nachhaltige Gericht entschieden“). Schließlich können über den Einsatz diverser Medien Wünsche eingeholt und Kritik geäußert werden. 12.3.6 Catering-Dienstleistungsunternehmen Arbeiten die Veranstalter: innen mit einem Catering-Dienstleistungsunter‐ nehmen zusammen, können Zertifizierungen die Auswahl von Anbieter: in‐ nen unterstützen. Dies betrifft: • Einhaltung der DGE-Qualitätsstandards: Die DGE bietet für die Zertifizierung von Gästehäusern, Akademien, Tagungseinrichtungen usw. eine Inhouse-Checkliste zur Eigenkontrolle der Einhaltung der Qualitätsstandards an. 229 Diese wird bei der Auditierung vor Ort vom Auditor oder der Auditorin überprüft. • Bio-Zertifizierung von Unternehmen der AHV: Die Gesellschaft für Ressourcenschutz (GfRS) bietet angepasste Kontrollkonzepte für die Eventgastronomie an. 230 230 12 Gastronomie und Catering 231 s. Richtlinie (EU) 2019/ 904 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 5. Juni 2019 über die Verringerung der Auswirkungen bestimmter Kunststoffprodukte auf die Umwelt. • Systemaudits für das Nachhaltigkeitsmanagement: Catering-Dienst‐ leistungsunternehmen können Umwelt-/ Nachhaltigkeitsmanagementsys‐ teme implementieren, die z. B. nach der privatrechtlichen Norm ISO 14001ff. oder EMAS zertifiziert werden können (→-Kapitel 2.3). Beispiel | Nachhaltige Catering-Dienstleistungsunternehmen „Im Rahmen der Einführung des Umweltmanagements nach EMAS wurden wir als erstes Berliner Eventcatering Unternehmen ISO 14001 zertifiziert und haben eine Registrierung im Europäischen Eco-Manage‐ ment and Audit Scheme (EMAS) erhalten. Zusätzlich können wir uns auch seit ein paar Wochen nun offiziell als klimaneutral bezeichnen! Heißt: Wir als Unternehmen und all unsere Produkte sind klimaneutral. Über unser ClimatePartner-Label mit ID-Nummer: 16697-2108-1001 können unsere Kunden also ab jetzt nachvollziehen, wie und wo der CO 2 -Ausgleich stattgefunden hat.“ erläutert der Geschäftsführer von Berlin Cuisine, Max Jensen im Interview mit dem Online Magazin. [OR-12.6] 🔗 http: / / s.narr.digital/ ujno5 12.4 Rechtliche Aspekte, Labels und Zertifizierung 12.4.1 Das Verpackungsgesetz und Einwegplastikverbot Der zunehmende Außer-Haus Konsum von Lebensmitteln sowie die Liefe‐ rung von Essen geht mit einem erhöhten Verpackungsabfall einher. Laut dem UBA stieg die Menge an Kunststoffabfällen in Deutschland zwischen 2015 und 2017 um 3,9 % auf 6,15 Mio. Tonnen. Seit Juli 2021 sind zahl‐ reiche Einwegplastikprodukte in der EU verboten. 231 Dazu gehören Trink‐ halme, Einweg-Geschirr aus konventionellem Plastik und aus „Bioplastik“, To-go-Becher und Einweg-Behälter aus Styropor. Grundlage bildet die Novelle des Verpackungsgesetzes, welches die EU-Vorschriften umsetzt. 12.4 Rechtliche Aspekte, Labels und Zertifizierung 231 232 Bundesministerium der Justiz und Verbraucherschutz/ Bundesamt für Justiz (2007). 233 s. VERORDNUNG (EU) Nr. 1169/ 2011 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES 234 Neuendorff/ Roehl (2007). • Das Gesetz über das Inverkehrbringen, die Rücknahme und die hoch‐ wertige Verwertung von Verpackungen (Verpackungsgesetz - Ver‐ packG); • Änderungen im Verpackungsgesetz ab Juli 2021 [OR-12.7] 🔗 http: / / s. narr.digital/ 7kxm5; • Fragen und Antworten zum Verpackungsgesetz [OR-12.8] 🔗 http: / / s. narr.digital/ fdmbz. 12.4.2 Hygiene und Deklarationspflichten Die Hygienerichtlinien sind in der EU-Lebensmittelhygiene-Verordnung (VO 852/ 2004) klar definiert. Für Deutschland sind die Anforderungen an die Hygiene beim Herstellen, Behandeln und Inverkehrbringen von Lebensmitteln im Rahmen der Lebensmittelhygiene-Verordnung (LMHV) festgehalten. 232 Die LMHV legt hygienische Mindestanforderungen im Umgang mit Lebensmitteln fest. Ein Bestandteil ist die Gewährleistung eines betrieblichen Eigenkontrollsystems in Anlehnung an HACCP (Hazard Analysis Critical Control Point) um Gesundheitsgefahren zu vermeiden. Darüber hinaus sind Betriebe zur Qualitätssicherung und zur regelmäßigen Schulung der Mitarbeiter: innen verpflichtet. Für die Schulung liefert die DIN 10514 „Lebensmittelhygiene-Lebensmittelschulung“ Vorgaben über die Inhalte. Darüber hinaus gibt es EU-weit eine einheitliche Lebensmit‐ tel-Kennzeichnungspflicht. Die Grundlage dafür bildet die Lebensmittel-In‐ formationsverordnung (LMIV). 233 Für Gastronomie und Catering sind vor allem deklarationspflichtige Allergene und Zusatzstoffe relevant. 12.4.3 Bio-Zertifizierung von Veranstaltungen Mit Blick auf das gastronomische Angebot bei Veranstaltungen ist die Durchführung des Kontrollverfahrens nach EG-Öko-Verordnung bei Event‐ veranstaltungen in der Öko-Gastronomie möglich 234 (nicht zu verwechseln mit der EG-Öko-Audit-Verordnung EMAS, → Kapitel 2.3). Das heißt, um Bio auf der Speisekarte deklarieren zu dürfen, muss entweder der Catering‐ 232 12 Gastronomie und Catering betrieb als zertifizierter Betrieb am Kontrollsystem teilnehmen oder das verwendete Gericht bzw. die Komponenten sind gemäß den Bestimmungen der EU-Rechtsvorschriften hergestellt und zertifiziert. Cateringbetriebe, die Bio-Produkte einsetzen und ausloben wollen, sind verpflichtet, am Öko-Kontrollverfahren teilzunehmen. Dann kann das eu‐ ropäische bzw. das deutsche Bio-Siegel verwendet werden, wobei darauf geachtet werden muss, dass das Bio-Siegel nicht irreführend eingesetzt wird. Das Bio-Siegel muss daher immer in unmittelbarer Nähe zu den Gerichten oder Komponenten angegeben werden. Folgende Bio-Einsätze und Auslobungen sind möglich: • Bio-Speise (ein komplettes Gericht), z.-B. Bio-Lasagne; • Bio-Komponente, z.-B. Biobratkartoffeln; • Bio-Zutaten (Austausch einzelner Rohstoffe). Darüber hinaus muss die Codenummer der Kontrollstelle ausgewiesen werden. Dann erst ist die Verwendung von Begriffen wie „bio“, „öko“ oder „aus kontrolliert biologischem Anbau“ erlaubt. Beispiel | Bio-Zertifizierung von Veranstaltungen Die Festivalgastronomie des Tollwood Festivals ist seit 2003 bio-zertifi‐ ziert. Das Festival findet zweimal im Jahr mit insgesamt 55 Festivaltagen statt. Die Festivalgastronomie arbeitet mit über 50 Gastronomiebetrie‐ ben zusammen, die über 1,3 Mio Gerichte ausgeben (zwischen 30.000 und 60.000 pro Tag). Von Beginn an hat das Festival ein Signal an den Markt gesendet und dieser hat darauf reagiert. Mittlerweile ist die Gas‐ tronomie nahezu 100 % bio-regional. Zentral ist eine kontinuierliche und langfristige Zusammenarbeit mit regionalen Händlern. Nur im Ge‐ tränke- und Gewürzsegment kann der Markt nicht zu 100 % die Nach‐ frage bedienen. Auf der Informationsseite des Festivals zur Bewerbung für Gastronom: innen wird als Voraussetzung für das Betreiben eines Gastronomie-Standes auf dem Festival eine Bio-Zertifizierung des Betriebes und eine grundsätzliche Verwendung von zertifizierten Bio-Lebensmitteln sowie fair gehandelten Produkten (Bananen, Zucker, Kaffee, Tee, Kakao, Reis und Wein) genannt. Für den Zertifizierungs- und Kontrollprozess arbeitet das Tollwood Festival mit einer offiziellen Öko-Kontrollstelle zusammen. Die Gastronomiebetriebe können sich 12.4 Rechtliche Aspekte, Labels und Zertifizierung 233 235 Schmid/ Hertel (2021). aber auch selbstständig zertifizieren lassen. Zur Unterstützung der Gas‐ tronomiebetriebe hat das Tollwood eine eigene Gastronomieleitung so‐ wie eine Mitarbeiter: innenstelle für das Qualitätsmanagement. Diese unterstützen die Gastronomiestände bei der Einhaltung der Anforde‐ rungen an ein nachhaltiges Catering. Bei den Futur 2 Nachhaltigkeits‐ Talks des Vereins Green Events stellte Daniela Schmid das Tollwood Fes‐ tival und insbesondere die oben zusammen gefassten Schwerpunkte vor. 235 [OR-12.9] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 2m8qh Auch in Bezug auf die zeitliche Dauer einer Zertifizierung kann unterschie‐ den werden. Entweder ist die Gastronomie bereits bio-zertifiziert oder sie lässt sich für eine bestimmte Veranstaltung tage- oder wochenweise zerti‐ fizieren. Wobei eine tagesabhängige Umstellung nur bedingt ihren Zweck erfüllt, wenn stattdessen an den anderen Tagen weiterhin konventionelle Lebensmittel verwendet werden. Die Nachfrage seitens der Veranstalter: in‐ nen kann, wie das Beispiel Tollwood Festival zeigt, Gastronomiebetriebe an‐ regen, sich zertifizieren zu lassen und das Angebot von bio-zertifizierten Produkten zu erhöhen. Das Informationsportal oekolandbau.de [OR-12.10] 🔗 http: / / s.narr.digital/ klj2b klärt über die Möglichkeiten der Bio-Zertifi‐ zierung in der Außer-Haus-Verpflegung auf. Die neue Bio-AHV-Verordnung (Bio-AHVV), die voraussichtlich im Herbst 2023 in Kraft tritt, sieht dafür ein dreistufiges Modell vor: • Bronze für Bio-Anteile ab 20 Prozent, • Silber ab 50 Prozent und • Gold ab 90 Prozent. Je nach Größe, Unternehmensstruktur und Art des Bioeinsatzes kostet die Bio-Zertifizierung zwischen 200 und 800 Euro. Zusätzlich zur EU-Bio-Zer‐ tifizierung können auch privatrechtliche Standards ausgelobt werden. Öko-Anbauverbände, wie Biokreis, Bioland, demeter und Naturland, haben dafür eigene Richtlinien und Konzepte entwickelt. Im nachfolgenden Kapitel werden die einzelnen Kennzeichnungen, Pflichtkennzeichnungen (gesetzlich geregelt) sowie freiwillige Kennzeich‐ nungen bzw. Labels privatrechtlicher Akteure aufgeführt. 234 12 Gastronomie und Catering 236 Wall/ Behr (2010); Lamberti et al. (2009) 237 Hermann et al. (2013). 12.4.4 Kennzeichnungen und Labels Nachweise wie Labels und Zertifizierungen können als Auswahlhilfe herange‐ zogen werden und Hinweise auf soziale und ökologische Kriterien geben. 236 Für die Produktgruppe Lebensmittel gibt es verschiedene Siegel. Neben den Online‐ portalen Siegelklarheit [OR-12.11] 🔗 http: / / s.narr.digital/ hwb0n und Label-On‐ line [OR-12.12] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 9m29k stellt für die die angesprochene Produktgruppe insbesondere das Informationsportal Ökolandbau [OR-12.13] 🔗 http: / / s.narr.digital/ luba7 eine Übersicht dar. Grundsätzlich lassen sich zwei Arten von Kennzeichnungen unterscheiden: 237 1. obligatorische Produktkennzeichnungen (Pflichtkennzeichen), wie z. B. das gesetzlich geregelte EU-Bio-Siegel; 2. freiwillige Produktkennzeichnungen (Labelling). Die EG-Öko-Verordnung (EU) 2018/ 848 regelt, wann sich ein Lebensmittel Bio oder Öko nennen darf (Pflichtkennzeichnung). Das EU-Bio-Siegel und das dem EU-Siegel gleichgestellte staatlich deutsche Bio-Siegel kennzeich‐ nen Produkte aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA): Kapitel Gastronomie und Catering Abb. 34: Die Pflichtkennzeichen der EG-Öko-Verordnung EU-Bio-Siegel staatliche Bio-Siegel (Deutschland) Die Kennzeichnung vorverpackter Bio- Lebensmittel mit dem EU-Bio-Siegel ist seit dem 1. Juli 2012 verbindlich vorgeschrieben. Unternehmen können das Siegel verwenden, wenn sie durch eine Kontrollstelle gemäß den EU- Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau zertifiziert wurden. Das Bio-Siegel wurde im Jahr 2001 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) eingeführt und kann zusätzlich zum EU-Bio-Logo verwendet werden. Abb. 34: Die Pflichtkennzeichen der EG-Öko-Verordnung 12.4 Rechtliche Aspekte, Labels und Zertifizierung 235 Aus dem Bereich der freiwilligen Produktkennzeichnung sind insbesondere die Bio-Kennzeichen der ökologischen Anbauverbände zu nennen, die über die Vorgaben der EU-Öko-Verordnung hinausgehen und sich für eine verantwortungsvolle Land- und Lebensmittelwirtschaft einsetzen. Darüber hinaus gibt es verschiedene Kennzeichen für spezielle Produktuntergrup‐ pen, wie Fisch, Kaffee oder Wein sowie Kennzeichen, die die Fairness entlang der Lieferkette kennzeichnen. Die Markenzeichen der Anbauverbände des ökologischen Landbaus so‐ wie weitere Gütezeichen erfüllen die Mindeststandards der EU-ÖKO-Ver‐ ordnung und gehen in vielen Punkten deutlich darüber hinaus. Dazu zählen folgende Zeichen: Kapitel Gastronomie und Catering Abb. 35: Siegel der Anbauverbände des ökologischen Landbaus demeter Gäa e. V. Bioland Naturland Biokreis-Siegel Biokreis - regional & fair Biopark Ecoland Verbund Ökohöfe EcoVeg Biozyklisch-Veganer Anbau Abb. 35: Markenzeichen der Anbauverbände und weitere Gütezeichen des ökologischen Landbaus 236 12 Gastronomie und Catering Folgende Siegel stehen für Fairness entlang der Lieferkette: Fair For Life Programme FairChoice Naturland Fair - Lebensmittel Fairtrade Gepa fair+ Kapitel Gastronomie und Catering Abb. 36: Siegel, die für Fairness entlang der Lieferkette stehen Rainforest Alliance Abb. 36: Siegel, die für Fairness entlang der Lieferkette stehen Folgende Siegel stehen für bestimmte Produktgruppen, wie Kaffee, Wein, Zucker und Palmöl: Roundtable on Sustainable Palm Oil (Palmöl) Ecovin (Wein) Bonsucro (Zucker) 4C - Common Code for the Coffee Community (Kaffee) Kapitel Gastronomie und Catering Abb. 37: Siegel, die für bestimmte Produktgruppen stehen Abb. 37: Siegel, die für bestimmte Produktgruppen stehen 12.4 Rechtliche Aspekte, Labels und Zertifizierung 237 Folgende Siegel stehen für Fisch aus nachhaltiger Fischerei: Kapitel Gastronomie und Catering Abb. 38: Siegel, die für Fisch aus nachhaltiger Fischerei stehen Aquaculture Stewardship Council (Fisch) Naturland - Wildfisch (Fisch) Marine Stewardship Council (Fisch) Abb. 38: Siegel, die für Fisch aus nachhaltiger Fischerei stehen Praxishandbücher für die AHV und betriebliche Nachhaltigkeit sowie Leitfäden zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen und abfallarmen Cate‐ ring geben Aufschluss über die Umsetzung eines nachhaltigen Caterings. CO 2 -Rechner und andere Analysetools können dabei unterstützen, die Auswirkungen der Gerichte auf Klima und im Sinne der Nachhaltigkeit zu berechnen. Weitere Anwendungen und Anregungen zeigen beispielhaft weitere Umsetzungsmöglichkeiten auf. Schließlich unterstützen Netzwerke und Organisationen den Wandel zu einer nachhaltigen Ernährung, von denen einige in den Onlineressourcen beispielhaft aufgeführt werden. 12.5 Zusammenfassung In diesem Kapitel stand der Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und Ernährung im Vordergrund. Neben dem Einfluss unseres Landwirt‐ schafts- und Ernährungssystems auf eine nachhaltige Entwicklung, wurden Grundsätze und Empfehlungen für eine nachhaltige Ernährung vorgestellt. Schließlich wurde eine kurze Kategorisierung des Außer-Haus-Marktes vorgenommen, um das Eventcatering einordnen zu können. Ansätze zur Planung und Umsetzung eines nachhaltigen Eventcaterings wurden in diesem Kapitel entlang von sechs Handlungsbereichen erläutert: • Speiseplanung; • Produktauswahl und Beschaffung; • ressourcenschonende Produktion; 238 12 Gastronomie und Catering • Lebensmittelabfälle und sonstige Abfälle; • Ausgabe und Konsumverhalten; • Catering-Dienstleistungsunternehmen. Abschließend wurden rechtliche Aspekte einer nachhaltigen öffentlichen Beschaffung, das Verpackungsgesetz sowie Hygiene- und Deklarations‐ pflichten betrachtet und die Möglichkeiten einer Bio-Zertifizierung von Veranstaltungen sowie Kennzeichnungen und Labels für Produkte aus biologischem Anbau, fairer Produktion und nachhaltigen Bedingungen dargestellt. Praktisch abgerundet wurde das Thema „Catering“ mit einem Überblick zu Werkzeugen, wie Leitfäden zur Vermeidung von Lebensmit‐ telverschwendung und digitalen Tools zur Nachhaltigkeitsbewertung von Speisen sowie Praxisakteuren, die sich in Politik und Gesellschaft für eine nachhaltige Ernährung im weiteren Sinne und für nachhaltiges Catering im engeren Sinne einsetzen. 12.6 Reflexionsfragen 1. Inwiefern beeinflusst eine nicht-nachhaltige Ernährung Mensch und Umwelt? 2. Wie unterscheiden sich die Empfehlungen der DGE von der Planetary Health Diet? 3. Recherchieren Sie nach Beispielen für nachhaltiges Catering bei Veran‐ staltungen. Stellen Sie Überlegungen dazu an, welche Maßnahmen sich leicht umsetzen lassen und wo umfassendere, strukturelle Veränderun‐ gen notwendig sind. Welche wesentlichen Maßnahmen wurden z. B. bei der Produktauswahl und Beschaffung beachtet? 4. Was ist nachhaltige öffentliche Beschaffung und welche Möglichkeiten gibt es in diesem Zusammenhang für Cateringdienstleistungen? Wo liegen Herausforderungen und Probleme? 5. Welche Maßnahmen trifft die Politik bereits für eine nachhaltige AHV, insbesondere für das Catering von Veranstaltungen? Wo sehen Sie Nachholbedarf ? 12.6 Reflexionsfragen 239 238 Statistisches Bundesamt (2022). 239 Bundeministerium für Arbeit und Soziales (2023). 13 Inklusion, Sicherheit und Unternehmenskultur Die Lernfragen zu diesem Kapitel finden Sie unter: 🔗 https: / / narr.kwaest.io/ s/ 1191 Werden Veranstaltungen unter Nachhaltigkeitsaspekten und für eine nach‐ haltige Entwicklung ausgerichtet, so sind neben ökologischen auch soziale Aspekte zu beachten. Oftmals ist dabei von Barrierefreiheit die Rede, welche z. B. den Zugang für Menschen mit Beeinträchtigungen zu einer Veranstaltung umfasst oder Familien mit Kindern die Teilnahme an einer Veranstaltung ermöglicht. In den letzten Jahren hat sich das Handlungs‐ feld jedoch stark weiterentwickelt. Laut Hoffmann-Wagner (2020) sind nachhaltige Events ohne Inklusion, also die Teilhabe aller und der daraus resultierenden Barrierefreiheit, nicht mehr denkbar. Neben Inklusion und Barrierefreiheit werden in diesem Kapitel auch unterschiedliche Anforde‐ rungen an Gesundheit und Sicherheit sowie an die Organisationskultur und Zusammenarbeit betrachtet. Letztere werden häufig mit gesellschaftlicher Verantwortung oder auch der Corporate Social Responsibility (CSR) in Ver‐ bindung gebracht (→-Kapitel 2.1). 13.1 Inklusion und Barrierefreiheit Mit 9,4 % entspricht die Anzahl der Schwerbehinderten in 2022 knapp einem Zehntel der deutschen Bevölkerung. 238 Bis zum Jahr 2009, als in Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft trat, wurden Menschen mit Behinderung nicht ausreichend vor Diskriminierung und Ausgrenzung geschützt. Barrierefreie Veranstaltungen waren eine Seltenheit und eine Teilnahme beeinträchtigter Personen an Events oftmals ausgeschlossen. Mit der neuen Gesetzgebung wird der ehemals integrative durch einen inklusi‐ ven Ansatz abgelöst, der mitunter das Recht auf Teilhabe am kulturellen Leben sicherstellen soll. 239 240 Aktion Mensch (2023). Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch ganz natürlich dazu gehört, egal wie er aussiehst, welche Sprache er spricht, wie alt er ist oder ob er eine Behinderung hat. 240 Für Veranstaltungen bedeutet dies, dass sich nicht die Teilnehmer: innen mit Behinderung an eine Veranstaltung anpassen müssen (Integration), sondern dass Veranstaltungen so konzipiert sind, dass alle Menschen, mit oder ohne Behinderung, daran teilnehmen können (Inklusion). Ist dies nicht gegeben, dann kann es zur Exklusion von Menschen kommen. Die → Abb. 40 veranschaulicht den Unterschied zwischen Inklusion, Integration und Exklusion. Tipp Hoffmann-Wagner, Kerstin; Jostes, Gudrun (2021): Barrierefreie Events. Grundlagen und praktische Tipps zur Planung und Durchführung. Wiesbaden, Heidelberg: Springer Gabler. Kapitel Inklusion, Sicherheit und Unternehmenskultur Abb. 40: Unterschied zwischen Exklusion, Integration und Inklusion (nach Aktion Mensch 2023) Exklusion Integration Inklusion Abb. 39: Unterschied zwischen Exklusion, Integration und Inklusion (in Anlehnung an Aktion Mensch 2023) Wie die Definition von Inklusion erkennen lässt, gilt diese nicht nur für be‐ einträchtigte Menschen. Übertragen auf den Veranstaltungssektor bedeutet 242 13 Inklusion, Sicherheit und Unternehmenskultur dies, dass Personen jeglichen Alters, jeglicher Kultur, jeglichen Geschlechts und jeglichen Aussehens die Teilnahme an einer Veranstaltung ermöglicht werden muss. Beispielhaft kann hier auf den demographischen Wandel und der damit einhergehenden alternden Gesellschaft hingewiesen werden, die sich überwiegend als aktiv und bunt charakterisiert. Ihre Bedürfnisse unterscheiden sich zu denen einer jüngeren Zielgruppe und erfordern ebenso Beachtung bei der Konzeption von Events. Eine inklusive Veranstaltungsplanung lässt sich in der Praxis mitunter durch eine barrierefreie Gestaltung umsetzen. Barrierefreiheit ist dabei nach dem Behindertengleichstellungsgesetz §4 geregelt. „Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für behinderte Menschen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind.“ (Behindertengleichstellungsgesetz § 4) Unter Anbetracht diverser Zielgruppen und damit einhergehender unter‐ schiedlicher Bedarfe ergeben sich für eine inklusive und barrierefreie Ver‐ anstaltung die folgenden Anforderungen: 1. Zugänglichkeit für unterschiedliche Zielgruppen; 2. Barrierefreiheit am Veranstaltungsort; 3. Barrierefreiheit in der Kommunikation und Programmplanung. Der Zugang unterschiedlicher Zielgruppen zu einer Veranstaltung be‐ darf einer antidiskriminierenden und inklusiven Gestaltung. Alle Teilneh‐ mer: innen sollen sich durch eine gendergerechte und antidiskriminierende Sprache angesprochen fühlen. Beschilderungen werden z. B. mit wiederkeh‐ renden Piktogrammen versehen. Zudem sind Sanitäreinrichtungen entspre‐ chend gestaltet und verfügen über barrierefreie und Uni-Sex Toiletten sowie Wickelmöglichkeiten. Teilnehmer: innen mit Behinderung ist es möglich alle eventbezogenen Strukturen zu erreichen. Dies schließt eine zentrale Ortslage und barrierefreie Erreichbarkeit des Veranstaltungsorts mit öffent‐ lichen Verkehrsmitteln, ausreichend Behindertenparkplätze im Nahbereich der Eingänge, sowie den uneingeschränkten Einsatz von Assistenzhunden auf dem Veranstaltungsgelände mit ein. Barrierefreie Installationen aber auch Hindernisse am Veranstaltungsort werden vorab angekündigt. Zudem kann der Bedarf an Unterstützung bereits mit der Einladung zu einer Ver‐ 13.1 Inklusion und Barrierefreiheit 243 241 Bauministerkonferenz (2020). anstaltung abgefragt werden. Während der Veranstaltung stehen integrierte Plätze für Menschen mit Beeinträchtigung sowie weitere Unterstützungs‐ angebote zur Verfügung. Um die Teilnahme an einer Veranstaltung auch finanziell eingeschränkten Gästen zu ermöglichen, bedarf es entsprechender Vorüberlegungen bzgl. konkreter Maßnahmen. Veranstaltungen können beispielsweise kostenfrei angeboten werden oder solidarische Preismodelle verfolgen, wie z. B. Solitickets, flexible oder gestaffelte Eintrittspreise sowie Patenschaften für Tickets durch Privatpersonen oder Firmen. Beispiel | HausDrei, Hamburg Das Stadtteilkulturzentrum HausDrei in Hamburg Altona entschied sich für das Sommerprogramm 2022 für ein solidarisches Preissystem mit einer Staffelung von 2 EUR (Mini), 5 EUR (Midi) und 8 EUR (Maxi). Somit konnte jede Person den für sie jeweils möglichen Preis zahlen. Darüber hinaus wurde mit Kauf eines Maxi-Tickets einem anderen Menschen ermöglicht, auch mit wenig Geld am Kulturleben teilzunehmen. [OR-13.1] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 2wfsf Barrierefreiheit am Veranstaltungsort bezieht sich zum einen auf bauli‐ che Gegebenheiten der Eventlocation, zum anderen auf eine veranstaltungs‐ spezifische Infrastruktur und Ausstattung. Ersteres ist gesetzlich nach der Musterbauordnung (MBO) in § 50 Abs. 2 geregelt, wonach bauliche Anlagen, die öffentlich zugänglich sind, in den dem allgemeinen Besucher: innen und Benutzer: innen dienenden Teilen barrierefrei sein müssen 241 . Die MBO gilt als Vorlage für die Bauordnungen der Bundesländer und den länderbezoge‐ nen Verwaltungsvorschriften Technischer Baubestimmungen (VV TB) (→ Kapitel 10.2). Barrierefreies Bauen in öffentlichen Gebäuden ist in den VV TB in allen Bundesländern durch die DIN 18040-1 verankert. Diese stellt Mindestanforderungen und Maße zur Barrierefreiheit und regelt mitunter die barrierefreie Gestaltung von Wegen, Treppen, Türen, Aufzugsanlagen, Sanitäranlagen und Veranstaltungsräumen. Eine weitere Verordnung, wel‐ che Aspekte der Barrierefreiheit von Veranstaltungsorten regelt, ist die Versammlungsstättenverordnung (VStättVO). Wie bei der VV TB wird auch diese durch die einzelnen Bundesländer in Landesrecht umgesetzt und 244 13 Inklusion, Sicherheit und Unternehmenskultur 242 Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (2018). Anforderungen an die Barrierefreiheit können sich je nach Bundesland unterscheiden. Wissen | DIN 18040 - Barrierefreies Bauen Die Norm baut auf dem Behindertengleichstellungsgesetz (nach §4 BGG) auf. Ihr Ziel ist die Barrierefreiheit baulicher Anlagen, damit diese für beeinträchtigte Menschen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind. Berücksichtigt werden Bedürfnisse von Menschen mit Seh- oder Hörbehinderung, mit motorischen Einschränkungen, die Mobilitätshilfen und Rollstühle benutzen, die großwüchsig oder kleinwüchsig sind, mit kognitiven Einschränkungen, ältere Menschen, Kinder, sowie Menschen mit Kinderwagen oder Gepäck. 242 Für Veranstaltungsplanende ist es letztendlich wichtig, dass sie neben der Gesetzgebung des Bundeslandes, in welchem die Veranstaltung stattfindet, die DIN 18040-1 kennen und diese zur Auswahl einer barrierefreien Lo‐ cation hinzuziehen. Frühzeitige Überlegungen in der Anfangsphase der Veranstaltungsplanung sind wichtig, um Barrierefreiheit ganzheitlich und erfolgreich umsetzen zu können. Eine barrierefreie, veranstaltungsspezifi‐ sche Infrastruktur wie z. B. die Ausstattung von Versammlungs-, Schulungs-, und Seminarräumen während einer Veranstaltung, findet sich teilweise auch in der DIN 18040-1 wieder. So sieht die Norm Maßnahmen für gehbehinderte Menschen bei der Bestuhlung von Räumlichkeiten vor (z. B. Platzbedarf, Bewegungsflächen, Ausstattungselemente). Für Menschen mit Hörbzw. Sehbehinderung werden Angaben zur taktilen, optischen und akustischen Gestaltung und Ausstattung gemacht. Folgende Siegel kennzeichnen barrierefreie Veranstaltungsorte: • EURECERT - Das Gütesiegel des Euregio Kompetenzzentrum für Barrie‐ refreiheit e. V. steht für barrierefreie Produkte, Objekte und Dienstleis‐ tungen. • Reisen für Alle - Informations- und Bewertungssystem des Deutschen Seminar für Tourismus Berlin e.-V. (DSFT) kennzeichnet neben barriere‐ freien touristischen Angeboten auch Aktivitäten aus Freizeit, Sport, 13.1 Inklusion und Barrierefreiheit 245 Unterhaltung und Kultur. Dabei wird zwischen „Informationen zur Bar‐ rierefreiheit“ und „Barrierefreiheit geprüft“ unterschieden. Letzteres ist durch Piktogramme der betroffenen Personengruppen ergänzt (→ Abb. 41). Kapitel Inklusion, Sicherheit und Unternehmenskultur Abb. 41: Musterkennzeichnung Barrierefreiheit geprüft ergänzt durch Piktogramme (Deutsches Seminar für Tourismus Berlin e. V. 2018) Abb. 40: Musterkennzeichnung „Barrierefreiheit geprüft“ veranschaulicht durch Pikto‐ gramme (Deutsches Seminar für Tourismus Berlin e.-V. 2018) Die folgende Liste gibt einen Überblick über die wesentlich zu beachtenden Maßnahmen bei der Planung einer barrierefreien Veranstaltungsinfrastruk‐ tur in Gebäuden sowie im Außenbereich bzw. auf Freiflächen: Für Menschen im Rollstuhl/ mit Gehbehinderung: • geeignete Sitz- und Stellplätze mit ausreichend Bewegungsfläche für Rollstühle in Veranstaltungsräumen; • bequem erreichbare Bedienelemente; • Unterfahrmöglichkeiten bei Tischen, Waschbecken, Buffetpulten; • niedrigere Tische bei Stehtischen; • rollstuhlgängige WC-Anlagen; • geeignete Fluchtwege; • kurze Wege zwischen den Räumlichkeiten einer Veranstaltung; • Sitzmöglichkeiten im Innensowie Außenbereich in regelmäßigen Ab‐ ständen; • sicherer Untergrund, z. B. kein Kiesel, unebenes Gelände, Gegenstände mit Rutschgefahr (z.-B. Fußmatten); Für Menschen mit Sehbehinderung: • Vermeidung von Stolperfallen im Innensowie Außenbereich, z. B. offenliegende Wasserschläuche; 246 13 Inklusion, Sicherheit und Unternehmenskultur • kontrastreiche Wegeführung und Kennzeichnung von nicht vermeidba‐ ren Hindernissen (z. B. Markierung von Stufenkanten, seitliche Abgren‐ zung von Zugangswegen); • ausreichende Lichtquellen; • gut erkennbare Leit- und Orientierungssysteme und -hilfen, z. B. ertast‐ bare Bodenleitlinien, große, gut sichtbare und ertastbare Symbole und Aufschriften bei der Beschilderung (z.-B. im Aufzug); • verständliche akustische Informationen. Für Menschen mit Hörbehinderung und Gehörlose: • Bereitstellung geeigneter Höranlagen und -geräte; • Bereitstellung von Gebärdendolmetscher: innen; • Blinkanlagen für Gefahrenfälle und deren Erkennbarkeit. Barrierefreiheit in der Kommunikation und Programmplanung er‐ streckt sich über alle Phasen eines nachhaltigen Eventmanagements. Grund‐ sätzlich sind inklusive und antidiskriminierende Kommunikationsregeln für alle Kommunikationskanäle festzulegen. Alle an der Veranstaltung beteilig‐ ten Stakeholder sollten diese kennen und sie gewissenhaft umsetzen. Do‐ kumente und Informationsmaterialien bedürfen einer barrierefreien Gestal‐ tung. Dies umfasst angelehnt an die jeweilige Zielgruppe die Mehrsprachigkeit der Informationen sowie deren Bereitstellung in leichter Sprache oder Brailleschrift. Zudem ist auf Schrift- und Farbegestaltung zu achten, da Personen mit Sehbehinderung beispielsweise bestimmte Farben nur schwer erkennen können [OR-13.2] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 1jhbt. Auch die Lesbarkeit via Screenreader sollte gegeben sein. Sind die Materia‐ lien erst einmal erstellt, gilt es zu prüfen, auf welchem Weg sie ihre Ziel‐ gruppe erreichen. Beispiel | Digitale vs. analoge Kommunikation Bei der Kommunikation und den damit verbundenen Werbematerialien stellt sich aus Nachhaltigkeitsperspektive die Frage, was ressourcen‐ schonender und zugleich auch inklusiv ist. Auch wenn E-Mails heute ein wichtiges Medium in der Kommunikation mit Gästen und weiteren Anspruchsgruppen sind, so sollen im Rahmen einer inklusiven Veran‐ staltungsorganisation auch Zielgruppen und Personen erreicht und miteingeschlossen werden, die digitale Medien nicht oder nur wenig 13.1 Inklusion und Barrierefreiheit 247 nutzen. Je nach Veranstaltungsformat empfiehlt es sich daher, neben einer digitalen auch eine analoge Variante anzubieten. Bei der Programmgestaltung sind ebenso inklusive und diversitätssen‐ sible Aspekte zu beachten: • Schaffung von Angeboten für Familien mit Kindern, Senior: innen, Menschen mit Migrationshintergrund oder mit Behinderung; • ethnische und geschlechtliche Diversität bei der Auswahl von Künst‐ ler: innen, Referent: innen und weiteren Personen mit aktiver Rolle, z. B. unterschiedliche Geschlechteridentitäten, marginalisierte Gruppen, Frauen; • mehrsprachige Programmpunkte, ggf. mit Simultanübersetzung; • Untertitelung/ Audiodeskription von audiovisuellen Inhalten, ggf. Ge‐ bärdensprach- und Schriftverdolmetschung. Gebärdensprachdolmetscher: innen sind z. B. über den Berufsverband pro‐ fessioneller Dolmetscher und Übersetzer in Deutschland gelistet [OR-13.3] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 9r32w. Schriftdolmetscher: innen findet man über den Bundesverband der Schriftdolmetscher Deutschlands [OR-13.4] 🔗 ht tp: / / s.narr.digital/ r48jr. Wichtig ist, Dolmetscher: innen rechtzeitig anzufra‐ gen und zu buchen. Beispiel | Live-Audiodeskription und simultane Übersetzung, Mecklenburgisches Staatstheater (Schwerin) Im Laufe der Spielzeit bietet das Mecklenburgische Staatstheater regel‐ mäßig zu ausgewählten Vorstellungen eine Live-Audiodeskription und simultane Übersetzung in die Deutsche Gebärdensprache an. Zudem stellt das Kulturhaus kabellose Empfänger, Kopfhörer sowie Indukti‐ onsschleifen für die Hörverstärkung für Menschen mit Hörbehinderung zur Verfügung. [OR-13.5] 🔗 http: / / s.narr.digital/ lbl0n Wird eine Veranstaltung hybrid oder ausschließlich online geplant, ergeben sich für die technische Umsetzung weitere Anforderungen an die Barrierefreiheit (→-Kapitel 5.2): 248 13 Inklusion, Sicherheit und Unternehmenskultur 243 BITV 2.0: Verordnung zur Schaffung barrierefreier Informationstechnik nach dem Behindertengleichstellungsgesetz 244 WCAG 2.1: Web Content Accessibility Guidelines • Die Website der Onlineveranstaltung sollte nach der Barrierefreie-Infor‐ mationstechnik-Verordnung 243 und nach dem internationalen Standard zur barrierefreien Gestaltung von Internetangeboten 244 gestaltet sein und sich an den vier Prinzipien wahrnehmbar, bedienbar, verständlich und robust orientieren. • Informationen, die über Onlinekanäle veröffentlicht und geteilt werden, sollten in unterschiedlichen Formen (Audio, Video, Text, einfache Spra‐ che) vorliegen. • Onlinetools wie Streaming- und Austauschplattformen sind barrierefrei zu gestalten. • (Live-)Streams sollten über Untertitel und Audiodeskription verfügen und nach Bedarf eine Verdolmetschung erfolgen. • Möglichkeiten der Interaktion für Onlineteilnehmer: innen sind z. B. über Chat-Funktion oder Videozuschaltung bereitzustellen. Abschließend soll auf die Barrierefreiheit des Cateringangebots hingewie‐ sen werden. Beispielsweise sollten keine Holzspieße oder anderen spitzen Gegenstände zum Einsatz kommen, da sie eine Verletzungsgefahr für sehbe‐ hinderte Menschen darstellen. Des Weiteren empfiehlt sich die Verwendung von kippsicheren Gläsern, sowie je nach Bedarf die Bereitstellung von Be‐ steck (auch bei Fingerfood) und Trinkhalmen. Speiseangebote bei Allergien, Vegetarismus oder Veganismus sollten angeboten werden sowie Wasser für Blindenhunde. 13.2 Sicherheit und Gesundheit Vergangene Unglücksfälle und Fehlmanagement bei Groß- und Kleinverans‐ taltungen (z. B. Loveparade-Tragödie) haben gezeigt, wie wichtig Sicherheit und Gesundheit für alle an der Veranstaltung beteiligten Akteur: innen sind. Denn jede Veranstaltung stellt auch ein potenzielles Risiko für die Besucher: innen und Mitarbeiter: innen dar. Richtlinien und Gesetze bieten Veranstaltungsplaner: innen einen rechtlichen Grundrahmen um Gesund‐ heit und Sicherheit in der Praxis zu gewährleisten. Darüber hinaus können weitere vorbeugende Maßnahmen die Sicherheit einer Veranstaltung 13.2 Sicherheit und Gesundheit 249 245 TÜV NORD AG (2021). 246 Betroffen sind Versammlungsstätten im Freien, welche über Szenenflächen und Tribü‐ nen verfügen, die keine Fliegenden Bauten sind und mehr als 1.000 Besucher: innen fassen. 247 Ein Sicherheitskonzept ist für Versammlungskonzepte mit mehr als 5.000 Besucherplät‐ zen aufzustellen. 248 TÜV NORD AG (2021). 249 Fachkommission Bauaufsicht der Bauministerkonferenz (2014). verbessern. Für einen Überblick über die wichtigsten Rechtsnormen wird zunächst nach den folgenden drei Veranstaltungsarten unterschieden: • Veranstaltungen in Gebäuden, z. B. Seminarhäuser, Stadthallen, Gemeinderäume, Sportstadien, Diskotheken; • Open-Air-Veranstaltungen in Anlagen, z. B. Outdoorfestivals auf einer eingezäunten offenen Fläche; • Veranstaltungen im öffentlichen Raum, z. B. Park, Straße, größere Plätze. 245 Die VStättVO, welche auch im Bereich der Barrierefreiheit Anwendung fin‐ det, ist insbesondere für Veranstaltungen in Gebäuden und Open-Air Veran‐ staltungen relevant, in Teilen gilt sie auch für Veranstaltungen im Freien 246 . Ziele der VStättVO sind der Schutz und sichere Aufenthalt aller Personen einer Veranstaltung, sowie deren sichere und schnelle Evakuierung im Gefahrenfall. Dies wird beispielsweise durch Rettungswege und Flächen für die Feuerwehr (§ 31) sowie einem Sicherheitskonzept 247 (§ 43) umgesetzt. Weitere gesetzliche Regelungen ergeben sich aus der Muster-Richtlinie für den Bau und Betrieb Fliegender Bauten, dem Brandschutzbzw. Feu‐ erwehrgesetze, Polizei-/ Ordnungsbehördengesetze der Länder sowie dem Sprengstoffgesetz 248 . Für eine rechtskonforme Umsetzung der gesetzlichen Sicherheitsanforderungen legt die VStättVO (Abschnitt 4) verantwortliche Personen und besondere Betriebsvorschriften fest. Dazu gehört die Veran‐ staltungsleitung (§38) sowie Verantwortliche für die Veranstaltungstechnik (§39). Beide Personen gelten als Pflichtenträger und haben während der gesamten Veranstaltung Anwesenheitspflicht. Darüber hinaus gilt es, je nach Veranstaltungsart, eine Ordnungsdienstleitung (§43), eine: n Brand‐ schutzbeauftragte: n (§42) sowie eine Brandsicherheitswache und einen Sanitäts- und Rettungsdienst (§41) über den Zeitraum der Veranstaltung hinzuzuziehen. Mitarbeiter: innen an der Veranstaltung kommen im Sinne der Sicherheit eine Mitwirkungspflicht zu 249 . Alle an der Veranstaltung 250 13 Inklusion, Sicherheit und Unternehmenskultur 250 Hierzu zählen mitunter das Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG), die Arbeitsstätten‐ verordnung (ArbStättV), das Arbeitszeitgesetz (ArbZG), Jugendarbeitsschutzge‐ setz ( JArbSchG), Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung (LärmVibrations‐ ArbSchV) Mitwirkenden müssen über die Sicherheitslage ausreichend informiert sein. Beispielsweise über die Einberufung von Briefings vor der Veranstaltung, sowie die Verteilung von Handreichungen mit allen für die Veranstaltung wichtigen Sicherheitshinweisen. Tipp | Erste-Hilfe-Kurs Um sicher zu stellen, dass Mitarbeiter: innen in der Lage sind ihre Mitwirkungspflicht wahrzunehmen, bietet sich ein regelmäßiges Ange‐ bot betrieblicher Erste-Hilfe-Kurse an. Gemeinsam im Team werden unterschiedliche praktische Situationen geübt und der Ernstfall erprobt. Ein weiterer wichtiger Aspekt im Sinne der Sicherheit und Gesundheit von Teilnehmer: innen und Mitwirkenden ist die Beachtung von Witterungsein‐ flüssen und damit verbundenen Extremwetterereignissen. Dazu gehören Niederschläge wie Regen, Schnee und Hagel, Wind, Sonneneinstrahlung, Hitze, Kälte, Eis- und Schneeglätte sowie Gewitter. Insbesondere für Veranstaltungen im Freien sind je nach Jahreszeit unterschiedliche Schutzmaßnahmen erforderlich, wie z. B. geeignete Klei‐ dung, Schutzflächen und -räume bei Gewitter, Niederschlag, Kälte und Sonneneinstrahlung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und geeignete Son‐ nenschutzcremes bei Hitze und Aufbringen von Streusand im Winter. Zudem gilt es vorab festzulegen, ab wann eine Veranstaltung aufgrund der Wettersituation abzubrechen und zu evakuieren ist. Bei Großveranstaltun‐ gen ab 5.000 Besucherplätze ist dies im Sicherheitskonzept hinterlegt. Die hier erwähnten Maßnahmen stellen nur einen Teil des Arbeitsschutzes zur Gewährleistung der Sicherheit und Gesundheit von Mitwirkenden an einer Veranstaltung dar. Den rechtlichen Rahmen für grundlegende Pflichten der Arbeitgeber: innen sowie Rechte und Pflichten der Beschäftigten bildet das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG), welches durch eine Vielzahl von speziellen Gesetzen und Rechtsverordnungen ergänzt und konkretisiert wird. 250 Ver‐ anstalter: innen sollten sich ihrer rechtlichen Verantwortung bewusst sein und für eine betriebliche Arbeitsschutzorganisation sorgen. 13.2 Sicherheit und Gesundheit 251 251 Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (2016). 252 Laut Jugendschutzgesetz ( JuSchG) §9 ist ein Ausschank von branntweinhaltigen Getränken für Jugendliche unter 18 Jahren untersagt. An Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren gilt ein Ausschankverbot von Bier, Wein, weinähnliche Getränke und Schaumwein. Tipp | Leitfaden zur Sicherheit bei Veranstaltungen Der Leitfaden „Sicherheit bei Veranstaltungen und Produktionen“ der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) gibt einen Über‐ blick über Informationen und Praxishilfen für die erfolgreiche und sicherheitsgerechte Organisation und Durchführung von Veranstaltun‐ gen und Produktionen. Er richtet sich an alle, die am Entstehungsprozess von Veranstaltungen und Produktionen beteiligt sind. 251 Zu den vorbeugenden Maßnahmen einer nachhaltigen Veranstaltungsorga‐ nisation gehört die Bereitstellung sicherheits- und gesundheitsrelevanter Informationen für alle Teilnehmer: innen, z. B. zu vermeidbaren Gesund‐ heitsrisiken wie Sonneneinstrahlung, Passivrauchen und der Konsum von Alkohol oder zur sich entwickelnden Wetterlage am Veranstaltungstag. Dies kann vorab über Websites, Social-Media und Pressemitteilungen, sowie am Veranstaltungstag selbst über Plakate, Durchsagen oder Mitarbeiter: innen organisiert werden. Des Weiteren können gesundheitliche Folgen durch Lärm, Rauch, Überreizung und unzureichende Hygiene durch Maßnahmen wie das Angebot von Gehörschutz, abgegrenzte Raucherbereiche, reizarme Ruhezonen und Möglichkeiten zum Händewaschen und zur Desinfektion vermieden werden. Zur Alkoholprävention ist ein abwechslungsreiches Ge‐ tränkeangebot mit preiswerten alkoholfreien Getränken und kostenfreiem Leitungswasser zielführend. Das Jugendschutzgesetz ist bei Ausschank von alkoholischen Getränken stets einzuhalten 252 . Um Sexismus, Gewalt, Rassismus und Diskriminierung bei Veranstaltun‐ gen entgegen zu wirken und sichere Events zu kreieren, empfiehlt sich die Einführung eines Awareness Konzepts. Dieses ist allen Mitarbeiter: innen bekannt, wird öffentlich kommuniziert und dient zur Aufklärung aller Besuchenden einer Veranstaltung. Interne Schulungen unterstützen Mitar‐ beiter: innen zudem im Umgang mit gefährlichen Situationen und bei der Umsetzung von Bewusstseinsmaßnahmen. 252 13 Inklusion, Sicherheit und Unternehmenskultur 253 Bungard (2018). Beispiel | Auf dem Weg zu Safer Spaces Die Initiative Safe the Dance und die Feierwerk Fachstelle Pop haben 2021 gemeinsam einen Awareness Leitfaden entwickelt, der das Nachtleben der Stadt München zu einem sichereren Ort machen soll. Er zeigt Ver‐ anstalter: innen, warum Awareness-Arbeit wichtig ist und welche Schritte sie unternehmen können, damit sich alle Besucher: innen wohl‐ fühlen. Lesenswert ist der Leitfaden auch für alle, die auf Veranstaltun‐ gen unterwegs sind. Denn er stärkt das Bewusstsein dafür, was getan werden muss, um allen eine gute Zeit zu ermöglichen. [OR-13.6] 🔗 h ttp: / / s.narr.digital/ wgh9e [OR-13.7] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 4pj02 13.3 Unternehmenskultur und Zusammenarbeit Eine auf nachhaltige Entwicklung ausgerichtete Unternehmenskultur und daraus abgeleitete Strukturen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit werden bereits in den → Kapiteln 2.1 und 3.4 angesprochen. Oftmals geht sie über die Organisation einer Veranstaltung hinaus und betrifft die Ausrichtung einer Organisation bzw. des gesamten Unternehmens, welches die Veranstaltung organisiert. Werteverständnisse, Kodex, Prinzi‐ pien, Führungsregeln oder Leitbilder helfen, sie in Worte zu fassen und allen Mitarbeiter: innen eines Unternehmens bzw. Mitwirkenden an einer Veranstaltung, intern als auch extern, zugänglich zu machen. Als Unternehmenskultur gilt die Summe an von allen Mitarbeiter: in‐ nen gelebtem Verhalten, bestehend aus dem schlimmsten Verhalten, dass das Unternehmen toleriert, und dem besten Verhalten, dass das Unternehmen fördert. 253 Ihre Umsetzung auf operationeller Ebene kann mitunter durch das Nachhal‐ tigkeitsmanagement erfolgen. Aspekte einer nachhaltigen Unternehmens‐ kultur sind dabei sozialer, ökologischer und ökonomischer Natur und umfassen beispielsweise eine mitarbeiter: innenorientierte Personalpolitik, 13.3 Unternehmenskultur und Zusammenarbeit 253 faire Geschäftspraktiken auf Augenhöhe sowie die Möglichkeit zu sozialem und gesellschaftlichem Engagement. Im Sinne einer nachhaltigen Veranstaltungsorganisation sollten aus un‐ ternehmenskultureller Perspektive folgende Aspekte berücksichtigt wer‐ den: 1. arbeitsrechtliche Anforderungen; 2. Antidiskriminierung; 3. Förderung der Mitarbeiter: innen; 4. Vielfalt im Team. Arbeitsrechtliche Anforderungen sind grundsätzlich gesetzlich geregelt, ihre Einhaltung aber nicht immer gewährleistet. In einer Branche, in der es häufig zu Überstunden und hohen Stresspegeln kommt, ist es umso wichtiger Arbeits- und Pausenzeiten einzuhalten. Alle Mitarbeiter: innen sollten über einen offiziellen Arbeitsvertrag verfügen und gesetzlichen Mindestlohn erhalten. Bei Überstunden oder Extraschichten erfolgt eine zeitnahe Information zur außerordentlichen Belastung. Die Gründung eines Betriebsrats oder vergleichbaren Gremiums sollte erlaubt sein. Antidiskriminierung sollte strategisch als Leitbild z. B. als Teil des Werteverständnisses einer Organisation, sowie operativ durch unterschied‐ liche Maßnahmen verankert sein. Zur konsequenten Umsetzung empfiehlt sich die Berufung einer: eines Antidiskriminierungsbeauftragter: n. Vielfalt wird als Mehrwert gelebt, wobei unterschiedliche Fähigkeiten und Erfah‐ rungen, z. B. durch marginalisierte Personen, in der Veranstaltungsplanung- und Durchführung praktisch eingesetzt werden. Dies kann sich wiederum positiv auf den Grad der Inklusion im Veranstaltungskontext auswirken. Um Mitarbeiter: innen im Umgang mit Vielfalt zu sensibilisieren, gibt es Informations- und Beratungsangebote sowie themenbezogene Schulungen, z. B. zum Umgang mit Gästen mit Behinderung. Im Team selbst sollte es möglich sein, Herausforderungen und Probleme offen anzusprechen und eine Feedbackkultur zu etablieren. Beispiel | Forum Freies Theater e.-V., Düsseldorf In seiner Selbstverpflichtung zur Antidiskriminierung verpflichtet sich das Forum Freies Theater e. V. zu aktivem und präventivem Vorgehen gegen jegliche Form von Diskriminierung. Dabei möchte es Mitarbei‐ 254 13 Inklusion, Sicherheit und Unternehmenskultur ter: innen, Kooperationspartner: innen, künstlerische, technische und ad‐ ministrative Produktionsteams, Gäste und das Publikum dazu bestärken, stets zu einer Kultur und Atmosphäre des gegenseitigen Respekts und der Akzeptanz im Sinne eines solidarischen Miteinanders beizutragen. [OR-13.8] 🔗 http: / / s.narr.digital/ 6bizv Um Mitarbeiter: innen lebenslanges Lernen, fachlich als auch persönlich, zu ermöglichen (Förderung der Mitarbeiter: innen), bieten sich regelmäßige Weiterbildungen und Schulungen an. Dadurch lässt sich nicht nur die Mo‐ tivation der Mitarbeiter: innen steigern, sondern auch die Attraktivität eines Unternehmens z. B. bei der Neubesetzung einer Stelle. Alle Mitarbeiter: innen erhalten hierbei den gleichen Zugang zu Leistungen und Angeboten. Wie bereits beschrieben wird Vielfalt im Team als Mehrwert gelebt und spiegelt sich auch in der Zusammenstellung des Teams wider. Hierzu ist es hilfreich Stellenausschreibungen so zu formulieren, dass verschiedene Zielgruppen angesprochen werden. Bei gleicher Eignung werden Bewer‐ ber: innen mit Behinderung bevorzugt. Quereinsteiger: innen werden durch Schulungen in eine nachhaltige Veranstaltungsorganisation eingeführt und durch andere Teammitglieder thematisch abgeholt. 13.4 Zusammenfassung Das Kapitel hat soziale Aspekte einer nachhaltigen Veranstaltungsorganisa‐ tion aufgegriffen und ist dabei auf Inklusion und Barrierefreiheit, Sicherheit und Gesundheit sowie Unternehmenskultur und Zusammenarbeit einge‐ gangen. Für die Umsetzung inklusiver und barrierefreier Veranstaltungen wurden mitunter die Zugänglichkeit unterschiedlicher Zielgruppen, Bar‐ rierefreiheit am Veranstaltungsort und Barrierefreiheit in der Kommunika‐ tions- und Programmplanung als relevante Handlungsbereiche erläutert. Weiterhin wurden Sicherheit und Gesundheit als gesetzlich festgelegte Bestimmungen und präventive Maßnahmen und Initiativen, die zur sozia‐ len Nachhaltigkeit einer Veranstaltung beitragen, erläutert. Im Rahmen der Unternehmenskultur und Zusammenarbeit wurden arbeitsrechtliche Anforderungen, Antidiskriminierung, die Förderung von Mitarbeitenden und Vielfalt im Team dargelegt. 13.4 Zusammenfassung 255 13.5 Reflexionsfragen 1. Erläutern Sie den Unterschied zwischen Exklusion, Integration und Inklusion. Orientieren Sie sich dabei an → Abb. 40. Wie können Veranstaltungen inklusiv gestaltet werden? 2. Reflektieren Sie bei ihrem nächsten Besuch einer Veranstaltung fol‐ gende Fragen: Wie wird Barrierefreiheit umgesetzt? Was könnte aus Sicht einer auf Barrierefreiheit angewiesene Person wichtig sein? 3. Recherchieren Sie nach beispielhaften Awareness-Konzepten von Ver‐ anstaltungen. Für welche Veranstaltungen existieren diese bereits und wie werden wichtige Themen (z. B. Sexismus, Rassismus, Gewalt) aufgegriffen? 4. Welche Aspekte sollten aus unternehmenskultureller Perspektive im Rahmen einer nachhaltigen Veranstaltungsorganisation beachtet wer‐ den? Erläutern Sie diese anhand von Beispielen. 5. Vielleicht sind Sie zukünftig Teil eines Veranstaltungsteams. Welche Anforderungen haben Sie an gute Arbeit und wie lässt sich das mit ggf. widersprüchlichen Anforderungen anderer Teammitglieder verein‐ baren? 256 13 Inklusion, Sicherheit und Unternehmenskultur Literaturverzeichnis A Greener Festival (2023): A Greener Festival, https: / / www.agreenerfestival.com/ (Stand: 05.04.2023). Aktion Mensch (2023): Was ist Inklusion? , https: / / www.aktion-mensch.de/ dafuer-s tehen-wir/ was-ist-inklusion (Stand: 12.01.2023). Arbeitskreis Lüftung (2017): Anforderungen an Lüftungskonzeptionen in Gebäuden. Teil I: Bildungsreinrichtungen, Empfehlungen des Arbeitskreis Lüftung (AK Lüftung) am Umweltbundesamt, Dessau-Roßlau. 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Bauen, barrierefrei-245 Behinderte-241 Beleuchtung-151, 187 Beleuchtungstechnik-181 Berlin Cuisine-231 Beschaffung-115, 144 Beschaffung, nachhaltige-145 Bewässerung-196 Bewegungsmelder-188 Bewertungssysteme-170 Biber Service-202 Bilanzen, kombinierte-52 Bildungsauftrag-96 Bildungsevents-26 Bildungskonzepte-89 Bio-Siegel-235 Biosphäre-137 bottom-up-42 Brundtland-Bericht-34f. Bühnentechnik-181 Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG)-173 Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG)-155 Bürotechnik-182 Business-Events-26 Carson, Rachel-89 Catering-115, 152, 215 Catering, Dienstleistende-230 Catering, nachhaltig-216 Chemie-Toiletten-198 Circular Economy-142 Circular Festival-158 ClimatePartner-63 Club of Rome-33, 89 CO 2 -112, 116 CO 2 , Ausstoß bei Veranstaltungen-129 CO 2 , Bilanz-113 CO 2 , Emissionen-85, 102, 111f. CO 2 , Kompensation (freiwillig)-118 CO 2 , Rechner-52, 116, 238 CO 2 , Speicher-120 CO 2 e-112 Code of Conduct-62 Coronapandemie-29, 100, 165, 195, 208, 216 Corporate Accountability-43, 64 Corporate Citizenship (CC)-43 Corporate Governance-43, 64 Corporate Social Responsibility (CSR)-42f., 241 Corporate Sustainability (CS)-43 Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)-74 Cradle to Cradle-142, 157 Deutsches Seminar für Tourismus Berlin e.-V. (DSFT)-245 Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT)-29 Dienstleistende-80 Dienstleistungsunternehmen-115 Dienstradleasing-130 Dienstreisen-115 Digitalisierung-99 Digital Lunchbreak-107 DIN 18040-245 DIN 18040-1-245 Dixie-Klo-198 Earth Overshoot Day-51 Eco-Management and Audit Scheme (EMAS)-43, 53f. Effekt, Technik-181 Effekte, ökologische-48 Effekte, ökonomische-47 Effekte, soziale-47 EG-ÖKO-Verordnung-236 Eigenenergieerzeugung-149, 183 Einladungen-85 Einladungsmanagement-85 Einsparpotenziale-102 Einwegplastikprodukte-227 Elektromobilität-128 EMAS-53f., 58 EMAS, Umwelterklärung-183 Emission, Quellen (THG)-114 Emissionen-117 Emissionen, THG-114 Endenergie-177 Energieeffizienz-102 Energieeffizienz, Geräte-189 Energieeffizienz, Klassen-186 Energiequellen-177 energiesparendes Verhalten-189 Energiesparmaßnahmen-180 Entwicklung einer ökologischen Wirtschaftsweise (Green Economy)-35 Erderwärmung-111 Ernährungskultur-210 Ernährungssicherheit-208 erneuerbare Energien-180 Erste-Hilfe-Kurse-251 ESG (Environmental, Social, Governance)-43 EU Ecolabel-170 EU Ecolabel, Beherbergung-171 276 Register EURECERT-245 Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren (EVVC)-29 EU-Siegel-235 EU-Wasserrahmenrichtlinie-192 Event Carbon Footprint-64 Eventmarketing-22 Event Organizer-74 Events-22 Events, Apps-100 Events, Forschung-31 Events, Management-22f., 25 Events, Nachhaltigkeit-32 Events, Technik-151 Events, Technologie-100 Events, Technologien-101f., 104 Externalisierung-140 fairpflichtet-62 Fehlmanagement-249 fleischarm-221 Freizeitevents-26 Fuhrpark-115 Gastronomietechnik-182 Gebäude-163 Gebäude, Bestand-165 Gebäude, Betrieb-165 Gebäude, Lebenszyklus-164 Gebäude, Technik-180 Gehbehinderung-246 Gemeinwohlbilanzierung-48 Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ)-48 Generatoren-184 German Convention Bureau (GCB)-29 gesellschaftliche Events-26 gesellschaftliches Engagement-43 Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB)-153 Gestaltungsoptionen-102 Give-aways-132, 145, 147, 161 Give-aways, nachhaltig-147 Gliederung“-129 Global Footprint Network-51 Global Reporting Initiative (GRI)-53f. Global Sustainable Tourism Council (GSTC)-171 Goldeimer-199 Green Economy-35 GreenEvent-63 Green Events-63 Green Globe-61, 170f. Greenhouse Gas Protocol (GHG-Protocol)-113 Green Key-170 Green Meeting Know-how Box-106 Grenzen des Wachstums-33 Hallmark Events-27 Hardware-102 HausDrei-244 Hazard Analysis Critical Control Point (HACCP)-232 Hygienerichtlinien-232 Information-70 Infrastruktur-149 Infrastruktur, digitale-145 Inklusion-242 insight-out-42 Integration-242 ISO 11475-146 ISO 14001-57, 170 ISO 14040-50 ISO 14044-50 Register 277 ISO 20121-53 ISO 2470-146 ISO 26000-43 ISO 45001-57 Kältemittel-114 Kanban-25 KleVer-221 Klimabilanz-50, 52, 113, 218 KlimAktiv CO 2 -Rechner-52 Klimaschutzprojekte-120 Klimawandel-97, 138 Kohlendioxid (CO 2 )-111 Kommensalität-213 Kommunikation-67, 73 Kommunikation, barrierefrei-247 Kommunikation, digital vs. analog-247 Kommunikation, interne-80 Kommunikation, Strategie-79 Kompensation, Prinzip-118 Kompensation von CO 2 -118 Kompetenzanforderungen-25 Komposttoiletten-198 Kontext, externer-56 Kontext, interner-56 Kooperation-71 Kreislaufwirtschaft-140 Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) 155, 157 Kulturevents-26 Kulturstiftung des Bundes-116 kurze Wege-133 Kyoto-Protokoll-112 Labels-235 Lachgas (N2O)-111 Lead-Retrieval-Systeme-100 Lebensmittel, Abfälle-225 Lebensmittel, nachhaltige-229 Lebensmittel, Speisengröße-229 Lebensmittelhygiene-Verordnung (LMHV)-232 Lebensmittel-Informationsverordnung (LMIV)-232 Lebenszykluskosten-145 LED-Leuchtmittel-187 Leistungsindikatoren-45 Leitbildentwicklung-41 Leitfäden-59 Leitfaden für nachhaltige Organisation-59 Leitungswasser-227 Lernen, neue Formen-93 Lernorte-93 Life Cycle Assessment (LCA)-50 Life Cycle Engineering-164, 170 Life-Übertragungen-28 Local Events-27 Lüftungsanlagen-186 mainova Frankfurt Marathon-131 Major Events-27 Medientechnik-181 Meeting- & EventBarometer-30 Meeting- und EventBarometer-29 Melt Festival-119 Merchandise-148 Messung, ökologische Nachhaltigkeit-49 Messung, sozio-ökonomische-52 METER-Index-49, 52 Methan (CH4)-111 Methodenvielfalt-93 MICE-Industrie-26 Millenniumsentwicklungszielen (MDGs)-35 278 Register Mitarbeitende-79 Mitarbeiter- innen, Anreise-115 Mitwirkende-79 Mobiliar-151 Mobilität-123 Mobilität, Besuchende-115 Mobilität, Optionen-133 Mobilität, Verringerung-129 Mobilitätswende-126 Moore-120 nachhaltige Entwicklung-34f., 208 Nachhaltigkeit, Begriff-33 Nachhaltigkeit, Berichterstattung-74 Nachhaltigkeit, Forschung-32 Nachhaltigkeit, Indikatorensystem-70 Nachhaltigkeit, Kommunikation-68 Nachhaltigkeit, Konzepte-93 Nachhaltigkeit, Kriterien für Ausstellende-80 Nachhaltigkeit, Messung-45, 49, 52 Nachhaltigkeit, Modelle-33 Nachhaltigkeit, Strategien-93 Nachhaltigkeitsaspekte, identifizieren-57 Nachhaltigkeitsberichte-74 Nachhaltigkeitsmanagement-41, 43 Nachhaltigkeitsmanagement, betriebliches-42 Nationale Plattform Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)-68 Naturevents-26 Naturschutz-173 Naturschutzgesetz des Bundes (BNatSchG)-173 Notstromversorgung-114 Nudges-229 Nutzungsautonomie-103 öffentliche Beschaffung-153 öffentliche Beschaffung, Vorschriften-155 Ökobilanz-50f. Öko-Feldtage-95 ökologischer Fußabdruck-51 Ökostrom-149, 183 Ökosystem Erde-137 Onlinesysteme-28 Open Air Festival St. Gallen-119 ÖPNV-132, 134 Österreichische Umweltzeichen-172 outsight-in-42 Partizipation-68, 72 Partizipation, Pyramide-70 Partizipation, Stufen-69 Pflichtkennzeichen-235 PKW-Stellplätzen-133 planetare Belastbarkeitsgrenzen-138 Planetary Health Diet-208, 223 Polyactid (PLA)-153 Practice what you preach-93 Präsenzveranstaltungen-28 Printprodukte-146 Private Events-26 Produktionstechnik-180 Programmgestaltung-248 Projektmanagement-25 Pull-Prinzip-25 Push-Prinzip-25 Rahmenprogramme-96 Raumtemperaturen-187 Rebound-Effekt-189 Recht auf Teilhabe-241 Register 279 Recycling-157, 169 Reinigung-151, 195, 201, 204 Reisen für Alle-245 Reiserichtlinien-130 Ressourcen, fehlerhafte Verwendung-139 Ressourceneffizienz-102 Ressourcenverbrauch-58 Rio-Deklaration-35 Risiken-249 Rollstuhl-246 Sanierungspläne-186 Sanitär-151, 193 Sanitär, nachhaltige Systeme-197 Sanitär, Nachhaltigkeit-196 Sanitär, Systeme-194 Sanitär, Versorgung-194 Sanitärwende-194 Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetz (SaubFahrzeugBeschG)-155 Schulungsangebote-201 Schwefelhexafluorid (SF6)-112 Scrum-25 Selbstverständnis der Organisation-41 Shuttles-133 Shuttles, E-Shuttles-134 Sicherheit-249 Silent Spring-89 Social Responsibility-43 Software-102 Sounds for Nature-62, 174 Speiseplanung-217 Sportevents-26 Spültoiletten-197 Stakeholder-42, 45, 78f. Stakeholder, Management-57 Stakeholder, Mapping-78 Standards-53 Strom-114 Strom, Bedarf-184 SUMATRA (Forschungprojekt)-188 Sustainable Company-63 Sustainable Development Goals (SDGs)-35 Sustainable Event Design Matrix-60 Technik-151, 181 Technik, energieeffizient-185 Toiletten-197 TOI TOI & DIXIE Group-198 Toolboxen-59 top-down-42 Treibhauseffekt-111 Trockentoiletten-198 TÜV NORD CERT-64 Umwelt, Berichte-74 Umwelt, Berichterstattung-74 Umwelt, Bilanz-50f. Umwelt, Management-42f. Umwelt, Managementsysteme-53, 170 Umwelt, Psychologie-89 Umwelt, Schutz-173 Unterkünfte-114, 167 Unternehmenskultur-253 Unterschwellenvergabeordnung (UVgO)-154 vegan-217 vegetarisch-217, 221 Veranstaltungen-21f. Veranstaltungen, digitale und virtuelle-28 Veranstaltungen, Formen-166 Veranstaltungen, Forschung-31 280 Register Veranstaltungen, Größe-27 Veranstaltungen, hybride-28, 102, 166 Veranstaltungen, Infrastruktur-134 Veranstaltungen, inhaltliche Ausrichtung-26 Veranstaltungen, in Präsenz-166 Veranstaltungen, Management-22f., 25, 85 Veranstaltungen, nachhaltige-95 Veranstaltungen, Nachhaltigkeit-32 Veranstaltungen, Ort-165f., 168 Veranstaltungen, Ortswahl-132 Veranstaltungen, Studien-29 Veranstaltungen, Technik-151, 180f. Veranstaltungen, Typen-26 Veranstaltungen, virtuelle-29, 102, 166 Veranstaltungen, Wirkungen und Effekte-47 Veranstaltungen, Ziel und Zweck-27 Verbesserungsprozesse-54 Vergabeverordnung (VgV)-154 Verkehr, multimodal-127 Verkehr, Verringerung-128 Verkehrswende-125 Verlagerung-127 Vermeidungsstrategie-126 Verpflegung-152 Verpflegungsangebot-217 Viabono-171 Videosysteme-28 Waldgesetz des Bundes (BWaldG)-173 Wärme-114 WASH (Water, Sanitation and Hygiene)-192 Wasser-114 Wasser, Fußabdruck-193 Wasser, Nutzung-195 Wasser, virtuell-192 Wasserfußabdruck-222 Wasserfußabdruck, grauer-222 Wasserressourcen-Management (IWRM)-192 wassersparende Maßnahmen-200 wasserstoffhaltige Fluorkohlenwasserstoffe (HFKW)-111 Wasserstress-192 Wasserverbrauch-192 Weltkommission für Umwelt und Entwicklung-34 Werbematerialen-145 Whole Institution Approach-90, 93 Wiederverwendung-168 Wirkungsindikatoren-45 World Commission on Environment and Development-34 Zertifizierungen-61, 235 zirkuläre Wertschöpfung-142 Register 281 ISBN 978-3-8252-5913-6 Weit mehr als ein Trend: nachhaltige Veranstaltungen! Das Münchner Tollwood-Festival, der Evangelische Kirchentag oder die documenta - immer mehr Veranstaltungen achten auf eine nachhaltige Organisation. Der Markt für nachhaltige Eventlösungen wächst. Kristina Gruber, Christian Herzig und Martina Keller bieten mit diesem Buch Orientierung. Sie erläutern zentrale Handlungsfelder und stellen neueste Erkenntnisse schnell und leicht verständlich vor. Das Buch ist anwendungsorientiert und enthält zahlreiche Abbildungen sowie Beispiele. Es richtet sich an Studierende und Praktiker: innen. Es vermittelt Schlüsselkompetenzen im nachhaltigen Veranstaltungsmanagement. Ein eLearning-Kurs hilft beim Vertiefen des Wissens. utb+ Das Lehrwerk mit dem digitalen Plus Wirtschafts- und Kommunikationswissenschaften | Tourismus Dies ist ein utb-Band aus dem UVK Verlag. utb ist eine Kooperation von Verlagen mit einem gemeinsamen Ziel: Lehr- und Lernmedien für das erfolgreiche Studium zu veröffentlichen. utb.de QR-Code für mehr Infos und Bewertungen zu diesem Titel mit eLearning- Kurs