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Makroökonomie Schritt für Schritt

Lernbuch

0613
2022
978-3-8385-8807-0
978-3-8252-8807-5
UTB 
Thieß Petersen
10.36198/9783838588070

Die Makroökonomie einfach verstehen! Dieses Buch führt dich Schritt für Schritt in die makroökonomische Denkweise ein. Zu Beginn stellt dir Thieß Petersen methodische Grundlagen und Begriffe vor. Danach vermittelt er alles Wissenswerte über den Güter-, Geld-, Devisen- und Arbeitsmarkt. Auch auf die Wirtschaftspolitik in geschlossener Volkswirtschaft mit festem Preisniveau, in offener Volkswirtschaft mit festem Preisniveau und in geschlossener Volkswirtschaft mit flexiblem Preisniveau geht er ein. Abschließend stellt er die keynesianische und monetaristische Sichtweise vor. Neu: Diese Auflage geht auch auf die Modern Monetary Theory, die Inflation und die Neue Politische Ökonomie ein. Zahlreiche Abbildungen helfen dir beim Verständnis. Kapitelweise kannst du das Gelernte auf die Probe stellen. Die Lösungen findest du am Ende des Buches. Ein Glossar erklärt zudem die wichtigsten Schlagwörter. Das ideale Lehrbuch für Studierende der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre sowie angrenzender Studiengänge.

<?page no="0"?> Thieß Petersen Makroökonomie Schritt für Schritt 4. Auflage <?page no="1"?> utb 8724 Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage Brill | Schöningh - Fink · Paderborn Brill | Vandenhoeck & Ruprecht · Göttingen - Böhlau · Wien · Köln Verlag Barbara Budrich · Opladen · Toronto facultas · Wien Haupt Verlag · Bern Verlag Julius Klinkhardt · Bad Heilbrunn Mohr Siebeck · Tübingen Narr Francke Attempto Verlag - expert verlag · Tübingen Psychiatrie Verlag · Köln Ernst Reinhardt Verlag · München transcript Verlag · Bielefeld Verlag Eugen Ulmer · Stuttgart UVK Verlag · München Waxmann · Münster · New York wbv Publikation · Bielefeld Wochenschau Verlag · Frankfurt am Main UTB (XL) Impressum_03_22.indd 1 UTB (XL) Impressum_03_22.indd 1 23.03.2022 10: 25: 05 23.03.2022 10: 25: 05 <?page no="2"?> Dr. Thieß Petersen ist Dozent an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). <?page no="3"?> Thieß Petersen Makroökonomie Schritt für Schritt 4., überarbeitete und erweiterte Auflage UVK Verlag · München <?page no="4"?> Umschlagabbildung: © branchecarica · fotolia.com Autorenbild: © privat Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. 4., überarbeitete und erweiterte Auflage 2022 3., überarbeitete Auflage 2019 2., überarbeitete und erweiterte Auflage 2015 1. Auflage 2013 (unter dem Titel „Fit für die Prüfung: Makroökonomie“) DOI: https: doi.org/ 10.36198/ 9783838588070 © UVK Verlag 2022 - ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor: innen oder Herausgeber: innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor: innen oder Herausgeber: innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich. Internet: www.narr.de eMail: info@narr.de Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart CPI books GmbH, Leck utb-Nr. 8724 ISBN 978-3-8252-8807-5 (Print) ISBN 978-3-8385-8807-0 (ePDF) ISBN 978-3-8463-8807-5 (ePub) <?page no="5"?> Über das Buch In der Makroö konomie geht es um die Frage, wie es auf zentralen Mä rkten (Gü termarkt, Geldmarkt, Devisenmarkt, Arbeitsmarkt) zu einem Ausgleich von angebotenen und nachgefragten Mengen kommt und welche Wechselwirkungen zwischen den Mä rkten bestehen. Der vorliegende Text bietet einen Einblick in die theoretischen Grundlagen dieser Interdependenzen zwischen Mä rkten. Er wendet sich an Leser, die sich mit den Grundlagen der makroö konomischen Theorie vertraut machen mö chten. OÜ konomische Vorkenntnisse sind fü r das Verstä ndnis nicht erforderlich, alle relevanten Begriffe und Zusammenhä nge werden sukzessive erklä rt. Auch der Anspruch an die mathematischen Vorkenntnisse ist gering, lediglich einige grundlegende Zusammenhä nge zum Umgang mit Funktionen und zur Bildung der ersten Ableitung einer Funktion sollten vorhanden sein. Der Text ist bewusst knapp gehalten, um sich auf die wesentlichen ö konomischen Zusammenhä nge zu konzentrieren. Die Herleitung formaler Zusammenhä nge wird auf das notwendige Minimum beschrä nkt. Stattdessen werden die Ausfü hrungen mit zahlreichen Grafiken unterstü tzt. Da es sich in diesem Text um grundlegende ö konomische Zusammenhä nge handelt, die in der Zunft der OÜ konomen als bekannt anzusehen sind, wird auf die Angabe von Literaturquellen verzichtet. Ich mö chte jedoch ausdrü cklich darauf hinweisen, dass ich mich bei diesem Text sehr stark an einem meiner wichtigsten akademischen Lehrer, Herrn Professor Dr. Hans- Werner Wohltmann, und dessen Lehrbuch „Grundzü ge der makroö konomischen Theorie“ orientiert habe. Ziel dieses einfü hrenden Textes ist es, die grundlegenden Konzepte der makroö konomischen Theorie zu erklä ren. Im ersten Kapitel werden zentrale Begriffe und Konzepte der Makroö konomie kurz erlä utert. Das zweite Kapitel behandelt den Gü termarkt. In diesem Kapitel wird gezeigt, wie es in einer Volkswirtschaft zu einem Gü termarktgleichgewicht kommt und wie sich dieses Gleichgewicht verä ndert, wenn beispielsweise die Staatsausgaben erhö ht werden oder der Zinssatz sinkt. Das dritte Kapitel beschä ftigt sich mit dem Geldmarkt. Hier wird untersucht, welche ö konomischen Grö ßen die Hö he der Geldnachfrage und des Geldangebots beeinflussen und wie es auf diesem Markt zu einem Gleichgewicht kommt. Nachdem der Gü termarkt und der Geldmarkt zunä chst isoliert voneinander betrachtet wurden, kommt es im vierten Kapitel zu einer gemeinsamen Betrachtung beider Mä rkte. Es wird gezeigt, wie sich auf dem Gü ter- und dem Geldmarkt ein simultanes Gleichgewicht einstellt. Zudem wird untersucht, welche Konsequenzen sich fü r das Volkseinkommen ergeben, wenn die Geldmenge in einer Volkswirtschaft erhö ht wird oder wenn der Staat seine Ausgaben fü r Gü ter erhö ht. <?page no="6"?> 6 UÜ ber das Buch Wä hrend das zweite bis vierte Kapitel eine geschlossene Volkswirtschaft, d. h. eine Volkswirtschaft ohne außenwirtschaftliche Beziehungen, behandeln, untersucht das fünfte Kapitel Volkswirtschaften, die mit dem Ausland Handel treiben. Der Wechselkurs hat dabei eine entscheidende Bedeutung fü r das Volumen des grenzü berschreitenden Handels. In diesem Kapitel wird gezeigt, wie sich der Wechselkurs auf dem Devisenmarkt bildet, welche Auswirkungen Wechselkursä nderungen auf den grenzü berschreitenden Handel haben und welche Bedingungen erfü llt sein mü ssen, damit es ein außenwirtschaftliches Gleichgewicht gibt. Das sechste Kapitel untersucht, wie es in einer offenen Volkswirtschaft zu einem simultanen Gleichgewicht auf dem Gü termarkt, dem Geldmarkt und dem Devisenmarkt kommt. Hier wird auch analysiert, welche Konsequenzen sich aus einer Erhö hung der Geldmenge durch die Zentralbank und einer Steigerung der staatlichen Ausgaben fü r Gü ter und Dienstleistungen ergeben. Dabei wird jeweils zwischen den Konsequenzen im Fall fester Wechselkurse und im Fall flexibler Wechselkurse unterschieden. Das siebte Kapitel beschä ftigt sich mit dem Arbeitsmarkt. Hier wird untersucht, wie es durch das Zusammenspiel von Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage zu einem Arbeitsmarktgleichgewicht kommt. Betrachtet wird dabei neben dem Fall vollkommen flexibler Nominallö hne auch die Mö glichkeit, dass der nominale Lohnsatz ein einmal erreichtes Niveau nicht mehr unterschreitet. Wä hrend in den ersten sechs Kapiteln von einem konstanten gesamtwirtschaftlichen Preisniveau ausgegangen wurde, wird hier mit einem flexiblen Preisniveau gearbeitet. Im achten Kapitel wird dann untersucht, wie sich in einer geschlossenen Volkswirtschaft mit einem flexiblen Preisniveau ein gemeinsames Gleichgewicht auf dem Gü termarkt, dem Geldmarkt und dem Arbeitsmarkt einstellt. Anschließend wird analysiert, welche Auswirkungen eine expansive Geldpolitik und eine expansive Fiskalpolitik auf das Volkseinkommen und den Arbeitsmarkt haben. Im neunten Kapitel werden die grundlegenden Unterschiede zwischen den beiden großen makroö konomischen Denkschulen - dem Keynesianismus und dem Monetarismus - dargestellt sowie die damit verbundenen unterschiedlichen wirtschaftspolitischen UÜ berzeugungen skizziert. Zudem wird kurz auf die Grundzü ge der Neuen Politischen OÜ konomie eingegangen, die politische Prozesse mit Hilfe eines nutzenmaximierenden Verhaltens von Politikern, Wä hlern, Bü rokraten und Interessengruppen erklä rt. Den Abschluss bilden ein kurzes Fazit, ein Glossar mit den wichtigsten makroö konomischen Begriffen und eine kurze UÜ bersicht ü ber die wichtigsten deutschsprachigen makroö konomischen Lehrbü cher. <?page no="7"?> Inhaltsübersicht UÜ ber das Buch .....................................................................................................................................5 Schritt 1: Grundlegende Begriffe ......................................................................................... 15 Schritt 2: Der Gü termarkt ....................................................................................................... 29 Schritt 3: Der Geldmarkt.......................................................................................................... 51 Schritt 4: Wirtschaftspolitik in einer geschlossenen Volkswirtschaft mit festem Preisniveau (IS-LM-Modell) ......................................................65 Schritt 5: Devisenmarkt, Wechselkurse und Außenbeitrag.....................................77 Schritt 6: Wirtschaftspolitik in einer offenen Volkswirtschaft mit festem Preisniveau (IS-LM-Z-Modell) .................................................85 Schritt 7: Der Arbeitsmarkt................................................................................................. 115 Schritt 8: Wirtschaftspolitik in einer geschlossenen Volkswirtschaft mit flexiblem Preisniveau ................................................................................ 127 Schritt 9: Keynesianismus versus Monetarismus .................................................... 155 Schritt 10: Fazit und Ausblick ............................................................................................... 177 Lö sungen ......................................................................................................................................... 181 Glossar .............................................................................................................................................. 197 Wichtige Lehrbü cher und Literatur .................................................................................... 203 Stichwortverzeichnis.................................................................................................................. 207 <?page no="9"?> Inhaltsverzeichnis Über das Buch ...................................................................................................................................5 Abkürzungs- und Symbolverzeichnis ............................................................................... 13 Schritt 1: Grundlegende Begriffe ....................................................................................... 15 Lernfragen.......................................................................................................................................... 26 Prü fungstipp ..................................................................................................................................... 27 Schritt 2: Der Gütermarkt ...................................................................................................... 29 Das Gü termarktgleichgewicht................................................................................................... 31 Der Investitionsmultiplikator.................................................................................................... 36 Berü cksichtigung staatlicher Aktivitä ten.............................................................................39 Berü cksichtigung zinsabhä ngiger Investitionen ..............................................................41 Lernfragen.......................................................................................................................................... 47 Prü fungstipp ..................................................................................................................................... 49 Schritt 3: Der Geldmarkt ........................................................................................................ 51 Geldangebot und Geldnachfrage.............................................................................................. 52 Das Geldmarktgleichgewicht..................................................................................................... 55 Exkurs: Kryptowä hrungen und Modern Monetary Theory.........................................59 Lernfragen.......................................................................................................................................... 61 Prü fungstipp ..................................................................................................................................... 63 Schritt 4: Wirtschaftspolitik in einer geschlossenen Volkswirtschaft mit festem Preisniveau (IS-LM-Modell) ..................................................65 Simultanes Gleichgewicht auf dem Geld- und Gü termarkt..........................................67 Wirkungen einer expansiven Geldpolitik ............................................................................69 Wirkungen einer expansiven Fiskalpolitik..........................................................................71 Wirtschaftspolitische Konsequenzen .................................................................................... 74 Lernfragen.......................................................................................................................................... 75 Prü fungstipp ..................................................................................................................................... 75 <?page no="10"?> 10 Inhaltsverzeichnis Schritt 5: Devisenmarkt, Wechselkurse und Außenbeitrag ..............................77 Devisenmarkt und Wechselkurs...............................................................................................79 Zahlungsbilanz, Handelsbilanzsaldo und Außenbeitrag ...............................................81 Lernfragen..........................................................................................................................................83 Prü fungstipp......................................................................................................................................84 Schritt 6: Wirtschaftspolitik in einer offenen Volkswirtschaft mit festem Preisniveau (IS-LM-Z-Modell) .............................................85 Simultanes Gleichgewicht auf dem Geld-, Gü ter- und Devisenmarkt......................87 Gleichgewicht auf dem Geld-, Gü ter- und Devisenmarkt ..............................................87 Grundlegende Wirkungsmechanismen in einer offenen Volkswirtschaft.............96 Wirkungen einer expansiven Geld- und Fiskalpolitik bei festen Wechselkursen............................................................................................................98 Wirkungen einer expansiven Geld- und Fiskalpolitik bei flexiblen Wechselkursen....................................................................................................103 Wirtschaftspolitische Konsequenzen..................................................................................109 Lernfragen....................................................................................................................................... 111 Prü fungstipp................................................................................................................................... 113 Schritt 7: Der Arbeitsmarkt ...............................................................................................115 Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage................................................................................116 Das Arbeitsmarktgleichgewicht ............................................................................................118 Arbeitsmarktgleichgewicht und gesamtwirtschaftliches Gü terangebot.............120 Lernfragen....................................................................................................................................... 124 Prü fungstipp................................................................................................................................... 125 Schritt 8: Wirtschaftspolitik in einer geschlossenen Volkswirtschaft mit flexiblem Preisniveau ..............................................................................127 Die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage ......................................................................129 Das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht ........................................................................133 Wirkungen einer expansiven Geld- und Fiskalpolitik bei flexiblen Lohnsä tzen ...........................................................................................................136 Wirkungen einer expansiven Geld- und Fiskalpolitik bei nach unten starren Lohnsä tzen .....................................................................................140 <?page no="11"?> Inhaltsverzeichnis 11 Wirtschaftspolitische Konsequenzen ................................................................................. 148 Lernfragen....................................................................................................................................... 150 Prü fungstipp .................................................................................................................................. 153 Schritt 9: Keynesianismus versus Monetarismus ................................................ 155 Modelltheoretische Unterschiede zwischen Keynesianismus und Monetarismus ............................................................. 157 Unterschiede zwischen nachfrageorientierter und angebotsorientierter Wirtschaftspolitik................................................................. 163 Neue Politische OÜ konomie....................................................................................................... 166 Lernfragen....................................................................................................................................... 174 Prü fungstipp .................................................................................................................................. 176 Schritt 10: Fazit und Ausblick ........................................................................................... 177 Lösungen ........................................................................................................................................ 181 Glossar ............................................................................................................................................. 197 Wichtige Lehrbücher und Literatur ............................................................................... 203 Stichwortverzeichnis .............................................................................................................. 207 <?page no="13"?> Abkürzungs- und Symbolverzeichnis A gesamtwirtschaftliches Beschä ftigungsniveau A d Arbeitsnachfrage („d“ fü r demand) A s Arbeitsangebot („s“ fü r supply) AB realer Außenbeitrag (Differenz zwischen EX und IM) AK auslä ndische Komponente der Zentralbankmenge AUÜ Angebotsü berschuss B Basiskonsum c marginale Konsumneigung C reale Konsumgü ternachfrage des Haushaltssektors e Wechselkurs („e“ fü r exchange rate) E erw. erwarteter Ertrag aus dem Kauf eines festverzinsten Wertpapiers EX Exporte bzw. Exportgü ternachfrage G reale Ausgaben des Staates fü r Gü ter und Dienstleistungen („G“ fü r government) GDB Gold- und Devisenbilanz HK heimische Komponente der Zentralbankmenge i Zinssatz („i“ fü r interest rate), gleichzeitig effektive Verzinsung von Wertpapieren i a auslä ndischer Zinssatz I reale Investitionen bzw. Investitionsgü ternachfrage I a reale autonome (bzw. zinsunabhä ngige) Investitionen IM reale Importe bzw. Importgü ternachfrage IS IS-Gerade (i-Y-Kombinationen, die zu einem Gü termarktgleichgewicht fü hren) K gesamtwirtschaftlicher Kapitalstock K EX Kapitalexport K IM Kapitalimport K IMnet Nettokapitalimport (Differenz zwischen K IM und K EX ) KW Kurswert eines festverzinsten Wertpapiers <?page no="14"?> 14 Abkü rzungs- und Symbolverzeichnis LM LM-Kurve (i-Y-Kombinationen, die zu einem Geldmarktgleichgewicht fü hren) L gesamtwirtschaftliche Geldnachfrage L S Spekulationskasse L T Transaktionskasse M gesamtwirtschaftliches nominales Geldangebot bzw. Zentralbankgeldmenge NUÜ Nachfrageü berhang P gesamtwirtschaftliches Preisniveau P a auslä ndisches gesamtwirtschaftliches Preisniveau s marginale Sparquote S reale gesamtwirtschaftliche Ersparnisse t Steuersatz („t“ fü r taxes), ausgedrü ckt in Prozent des Volkseinkommens T Staatseinnahmen („T“ fü r taxes) Vollb. Vollbeschä ftigung w Nominallohnsatz („w“ fü r wage) WP Wertpapier(e) Y reales Volkseinkommen bzw. Inlandsprodukt Y d reale gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage („d“ fü r demand) Y s reales gesamtwirtschaftliches Gü terangebot („s“ fü r supply) Y v reales verfü gbares Einkommen Z Z-Gerade (i-Y-Kombinationen, die zu einem Devisenmarktgleichgewicht fü hren) ZB Zentralbank ZE Zinseinkommen $ A Devisenangebot $ N Devisennachfrage <?page no="15"?> Schritt 1: Grundlegende Begriffe Lernhinweise Was erwartet mich in diesem Kapitel? Zu Beginn erlä utern wir einige wenige grundlegende inhaltliche und methodische Begriffe der Makroö konomie, die du kennen musst, und geben einen kurzen dogmenhistorischen UÜ berblick ü ber die wesentlichen Theorien der Makroö konomie. Welche Schlagwörter lerne ich kennen? ■ Haushaltssektor ■ Unternehmenssektor ■ Staat ■ Ausland ■ offene Volkswirtschaft ■ geschlossene Volkswirtschaft ■ Markt ■ Gü termarkt ■ Geldmarkt ■ Wertpapiermarkt ■ Arbeitsmarkt ■ Devisenmarkt ■ theoretisches Gleichgewicht ■ methodisches Gleichgewicht ■ Volkseinkommen ■ Bruttoinlandsprodukt ■ Bruttonationaleinkommen ■ Nettoinlandsprodukt ■ Nettonationaleinkommen ■ Volkseinkommen ■ Realgrö ße ■ Nominalgrö ße ■ Modell ■ Verhaltensgleichung ■ Definitionsgleichung ■ Gleichgewichtsbedingung ■ Funktion ■ Konstante ■ Variable ■ endogene Grö ße ■ exogene Grö ße ■ statische Analyse ■ dynamische Analyse ■ komparativ-statische Analyse ■ Partialanalyse ■ Totalanalyse ■ klassische Theorie ■ neoklassische Theorie ■ Keynessche Theorie ■ (Neo-)Keynesianische Theorie ■ Monetarismus <?page no="16"?> 16 Makroö konomie Wofür benötige ich dieses Wissen? In den folgenden Kapiteln begegnen dir die hier vorgestellten Begriffe immer wieder. Zum ö konomischen Argumentieren in der Prü fung musst du diese Begriffe sicher beherrschen, um sie richtig zu verwenden. <?page no="17"?> Schritt fü r Schritt 17 Zu Beginn sollen einige wenige grundlegende inhaltliche und methodische Begriffe und Konzepte der Makroö konomie skizziert werden. Alle spezielleren Begriffe werden in den dafü r relevanten Abschnitten erlä utert. In der Mikroö konomie geht es um die Frage, wie einzelne wirtschaftliche Akteure (Konsumenten und Unternehmen) auf verschiedenen Mä rkten agieren. Ziel ist die Erklä rung der Preisbildung auf einzelnen Mä rkten. In der Makroö konomie geht es nicht mehr um einzelne Gü termä rkte, sondern nur noch um einen Gü termarkt, auf dem ein Universalgut gehandelt wird. Es geht auch nicht um das Verhalten von individuellen Wirtschaftsakteuren, sondern um das Verhalten von Aggregaten. Fü r die Makroö konomie sind vier Aggregate bzw. Sektoren relevant:  Der Haushaltssektor umfasst alle privaten Haushalte. Private Haushalte sind an erster Stelle private Konsumeinheiten. Zudem bieten private Haushalte ihre Produktionsfaktoren - vor allem Arbeit, aber auch Sachkapital und Boden - an und erzielen damit ein Faktoreinkommen (Lohn, Zinsen, Dividenden etc.), das gegebenenfalls noch durch staatliche Transferleistungen ergä nzt wird. Dieses Einkommen wird entweder fü r Konsumausgaben verwendet oder gespart.  Der Unternehmenssektor umfasst alle privaten Unternehmen. Unternehmen sind Produktionseinheiten, die ihren Gewinn maximieren wollen. Sie fragen die Produktionsfaktoren der Haushalte nach und stellen mit ihnen Gü ter her, die sie anschließend zum Verkauf anbieten. Der Unternehmenssektor ist daher fü r das Gü terangebot in einer Volkswirtschaft verantwortlich.  Der Staat umfasst neben den Gebietskö rperschaften (in Deutschland sind dies der Bund, die Bundeslä nder und die Kommunen) auch die Trä ger der sozialen Sicherung. Der Staat bietet Sachgü ter und Dienstleistungen an, die vom Unternehmenssektor erworben werden. Zudem leistet der Staat Subventionen an den Unternehmenssektor und Transferzahlungen an den Haushaltssektor. Finanziert werden die Staatsausgaben durch Steuern, Sozialbeiträ ge oder durch eine Kreditaufnahme. Zum Staat gehö rt in den makroö konomischen Modellen auch die Zentralbank, die die Volkswirtschaft mit Geld versorgt.  Das Ausland umfasst schließlich alle natü rlichen und juristischen Wirtschaftseinheiten, die ihren Wohnsitz bzw. ihren Unternehmensstandort nicht im Inland haben. Entscheidend fü r die Zuordnung zum Inland oder zum Ausland ist nicht die Nationalitä t, sondern ausschließlich der Wohnbzw. Standort. Die fü r die Makroö konomie relevanten wirtschaftlichen Aktivitä ten des Auslands sind ö konomische Transaktionen mit dem Inland, also vor allem der Export und der Import von Sachgü tern und Dienstleistungen. Wenn eine Volkswirtschaft mit dem Ausland Gü ter und Produktionsfaktoren austauscht, handelt es sich um eine offene Volkswirtschaft . Wenn derartige grenzü ber- <?page no="18"?> 18 Makroö konomie schreitende Aktivitä ten nicht stattfinden, liegt eine geschlossene Volkswirtschaft vor. Die Aktivitä ten dieser vier Sektoren werden auf Mä rkten koordiniert. Der Markt ist der Ort, an dem sich Angebot und Nachfrage eines Gutes treffen. Dabei bezeichnet das Angebot die Bereitschaft eines wirtschaftlichen Akteurs, eine bestimmte Menge eines Gutes zu einem bestimmten Preis zu verkaufen. Die Nachfrage bezeichnet hingegen die Bereitschaft eines wirtschaftlichen Akteurs, eine bestimmte Menge eines Gutes zu einem bestimmten Preis zu kaufen. In der Makroökonomie werden fü nf Mä rkte behandelt:  Der Gütermarkt betrifft den Austausch von Sachgü tern und Dienstleistungen. In der Makroö konomie wird mit nur einem Gü termarkt gearbeitet. Folglich gibt es auch nur ein einziges Gut. Dieses Universalgut kann sowohl fü r Konsumzwecke als auch fü r Investitionszwecke verwendet werden.  Der Geldmarkt ist ein Markt, der lediglich aus theoretischen Grü nden eingefü hrt wird, denn in der Realitä t wird Geld nicht auf einem eigenstä ndigen Markt gehandelt. Angeboten wird das Geld von der Zentralbank und den Geschä ftsbanken. Nachgefragt wird das Geld von allen Nichtbanken. Sie benö tigen das Geld vor allem zur Abwicklung von ö konomischen Aktivitä ten, d. h. zur Bezahlung von Konsum- und Investitionsaktivitä ten.  Der Wertpapiermarkt betrifft den Austausch von zinstragenden Vermö genstiteln. Angeboten werden zinstragende Wertpapiere von den Wirtschaftseinheiten, die durch ihre ö konomischen Aktivitä ten weniger Geld einnehmen als sie fü r den Erwerb von Gü tern ausgeben. Das damit auftretende Finanzierungsdefizit wird gedeckt, indem der fehlende Geldbetrag von einer Wirtschaftseinheit mit einem Finanzierungsü berschuss geliehen wird. Der so erhaltene Kredit wird zu einem spä teren Zeitpunkt zurü ckgezahlt, d. h. getilgt. Zudem muss der Kreditnehmer jä hrliche Zinsen zahlen.  Der Arbeitsmarkt betrifft den Produktionsfaktor Arbeit. Angeboten wird Arbeit vom Haushaltssektor, nachgefragt wird sie vom Unternehmenssektor. In der Makroö konomie ist der Arbeitsmarkt der einzige relevante Faktormarkt, weil der Kapitalbestand in der makroö konomischen Analyse als eine kurzfristig nicht verä nderbare Grö ße angesehen wird. Erst in der langen Frist ist der Kapitalbestand verä nderbar. Die Analyse der damit verknü pften Phä nomene erfolgt nicht mehr in der kurzfristigen Makroö konomie, sondern in der Wachstumstheorie.  Der Devisenmarkt betrifft auslä ndische Wä hrungen. Devisen sind auslä ndische Wä hrungseinheiten, aus Sicht der Europä er z. B. US-Dollar. Der Wechselkurs ist der Preis fü r eine Devise. Er wird auf dem Devisenmarkt bestimmt. Auf jedem dieser verschiedenen Mä rkte stellt sich in der Regel ein Gleichgewicht ein. Hierbei ist zwischen einem theoretischen und einem methodischen Gleich- <?page no="19"?> Schritt fü r Schritt 19 gewicht zu unterscheiden. In der Volkswirtschaftslehre wird von einem theoretischen Gleichgewicht gesprochen, wenn das Marktangebot mit der Marktnachfrage ü bereinstimmt und der betreffende Markt gerä umt ist. Ein methodisches Gleichgewicht beschreibt hingegen einen zeitlichen Ruhestand. Mit Blick auf einen Markt bedeutet dies, dass sich die relevanten Grö ßen auf dem Markt (angebotene Menge, nachgefragte Menge, Gleichgewichtspreis) im Zeitablauf nicht ä ndern, sondern konstant bleiben. In der Volkswirtschaftslehre ist normalerweise ein methodisches Gleichgewicht immer auch ein theoretisches Gleichgewicht und umgekehrt. Ein theoretisches Ungleichgewicht - also z. B. ein Angebotsü berschuss auf dem Gü termarkt - fü hrt auf Seiten der Anbieter zu einer Preissenkung, um so eine grö ßere Gü termenge verkaufen zu kö nnen. Erst wenn angebotene und nachgefragte Menge ü bereinstimmen, hat kein Marktteilnehmer mehr einen Anlass, sein Verhalten zu ä ndern, sodass sich der Markt dann auch in einem methodischen Gleichgewicht befindet. Die auf Keynes zurü ckgehenden makroö konomischen Untersuchungen kommen hingegen zu dem Ergebnis, dass ein theoretisches Marktungleichgewicht (z. B. ein Angebotsü berschuss auf dem Arbeitsmarkt, also Arbeitslosigkeit) durchaus dauerhaft sein kann. Fehlende Markträ umung und ein methodisches Marktgleichgewicht kö nnen daher gemeinsam auftreten. Ein zentrales Untersuchungsobjekt der Makroö konomie ist das Volkseinkommen , d. h. die Summe der gesamten Wertschö pfung aller Inlä nder (also aller natü rlichen und juristischen Wirtschaftseinheiten, die ihren Wohnsitz bzw. ihren Unternehmensstandort im Inland haben). Ausgangspunkt zur Berechnung des Volkseinkommens ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Dieses entspricht dem Wert aller Sachgü ter und Dienstleistungen, die von den Inlä ndern innerhalb eines Jahres hergestellt werden. Werden zum BIP die Einkommen hinzugezä hlt, die die Inlä nder aus dem Ausland beziehen (also z. B. das Arbeitseinkommen, das eine Person erhä lt, die in Deutschland wohnt, aber in Dä nemark arbeitet) und die Einkommen, die das Inland an Auslä nder zahlt (also z. B. das Arbeitseinkommen, das eine Person verdient, die in Dä nemark wohnt, aber in Deutschland arbeitet) abgezogen, so stellt diese Grö ße das Bruttonationaleinkommen (BNE) dar. Frü her wurde das Bruttonationaleinkommen „Bruttosozialprodukt“ genannt. Werden vom BIP bzw. vom BNE die Abschreibungen abgezogen, also der durch die Produktion hervorgerufene Wertverlust des Sachkapitals, so stellen die so berechneten Grö ßen das Nettoinlandsprodukt (NIP) bzw. das Nettonationaleinkommen (NNE) dar. Wenn anschließend die Differenz zwischen den indirekten Steuern und den vom Staat geleisteten Subventionen vom NIP bzw. vom NNE abgezogen werden, resultieren daraus das Nettoinlandsprodukt zu Faktorkosten bzw. das Nettonationaleinkommen zu Faktorkosten. Das Nettonationaleinkommen zu Faktorkosten wird schließlich auch Volkseinkommen genannt. Die Zusammenhä nge zwischen den verschiedenen Einkommenskonzepten sind in Abb. 1.1 dargestellt. <?page no="20"?> 20 Makroö konomie Abb. 1.1: Schematische Darstellung der Zusammenhänge verschiedener Einkommenskonzepte Die Verwendung dieser sechs Einkommensgrö ßen wü rde die Analyse außerordentlich kompliziert werden lassen. Da jedoch in der Realitä t der Unterschied zwischen der Hö he des BIP und des BNE sehr gering ist, entfä llt diese Unterscheidung in der makroö konomischen Analyse. Bei der Beschreibung des Arbeitsmarktes wurde darauf hingewiesen, dass der Kapitalbestand als konstant angesehen wird. Damit gibt es auch keine Abschreibungen, sodass die Unterscheidung zwischen Bruttogrö ßen und Nettogrö ßen entfä llt. Schließlich wird in den nachfolgenden Ausfü hrungen davon ausgegangen, dass es weder indirekte Steuern (dies sind vor allem Verbrauchssteuern, wie z. B. die Umsatzsteuer) noch Subventionen gibt. Dies hat die Konsequenz, dass alle im vorangehenden Absatz genannten Einkommensgrö ßen identisch sind. Die Begriffe Volkseinkommen, Inlandsprodukt oder Nationaleinkommen sind daher allesamt gleichbedeutend und werden hier synonym verwendet. Im Folgenden wird fü r alle diese Grö ßen das Symbol Y verwendet. Die Untersuchung ö konomischer Grö ßen kann sich auf reale oder auf nominale Grö ßen beziehen. Reale Größen beziehen sich auf Mengengrö ßen, z. B. auf die Menge der Gü ter und Dienstleistungen, die innerhalb eines Jahres in einer Volkswirtschaft produziert werden. Diese Grö ße ist das reale Bruttoinlandsprodukt. Nominale Größen sind hingegen das Produkt aus Mengeneinheiten und den dazu gehö renden Preisen. Ein Beispiel dafü r ist das nominale Bruttoinlands- <?page no="21"?> Schritt fü r Schritt 21 produkt. Hier werden die Mengen an Gü tern und Dienstleistungen mit ihren Preisen multipliziert und die daraus resultierenden Geldbeträ ge aufaddiert. Wä hrend reale Grö ßen also in Mengeneinheiten ausgedrü ckt werden, werden Nominalgrö ßen in Geldeinheiten (z. B. in Euro) ausgedrü ckt. Werden bei der Analyse von ö konomischen Phä nomenen Nominalgrö ßen verwendet, hat dies einen entscheidenden Nachteil: Wird beispielsweise ein Anstieg des nominalen Bruttoinlandsprodukts festgestellt, so ist dabei nicht bekannt, ob dieser Anstieg aus einer Erhö hung der Gü termenge resultiert oder aus einem Anstieg des Preisniveaus. Fü r analytische Zwecke ist die Verwendung von realen Grö ßen deshalb sinnvoller. Die Umrechnung von nominalen in reale Grö ßen erfolgt ü ber das Preisniveau. So ergibt beispielsweise die Division des nominalen Bruttoinlandsprodukts durch das gesamtgesellschaftliche Preisniveau das reale Bruttoinlandsprodukt. Wird das gesamtgesellschaftliche Preisniveau dann noch auf eins gesetzt und konstant gehalten, stimmen die nominalen und die realen Grö ßen vom Wert her ü berein, sie unterscheiden sich aber nach wie vor bezü glich ihrer Dimensionen (Mengeneinheiten versus Geldeinheiten). In den nachfolgenden Ausfü hrungen wird bis zum Kapitel sechs davon ausgegangen, dass das gesamtwirtschaftliche Preisniveau konstant ist und zudem auf eins normiert ist. Alle verwendeten Grö ßen, die sich auf den Gü termarkt beziehen, sind reale Größen , also z. B. das reale Volkseinkommen (Y), die realen Exporte (EX) oder der reale Konsum (C). Aus Platzgrü nden wird dabei auf den Zusatz ‚real‘ verzichtet. In der Makroö konomie wird mit Modellen gearbeitet. Ein Modell ist eine vereinfachte Abbildung der Realitä t. Es bildet vermutete Zusammenhä nge zwischen einzelnen ö konomischen Phä nomenen ab, vor allem vermutete Ursache-Wirkungs-Zusammenhä nge. Mit Hilfe dieser Zusammenhä nge lassen sich sozio-ö konomische Phä nomene, z. B. eine hohe Arbeitslosigkeit, erklä ren. Zudem kö nnen auf Basis der unterstellten Wirkungszusammenhä nge Prognosen ü ber die zukü nftige gesellschaftliche Entwicklung erstellt werden. Laufen die erwarteten Entwicklungen nicht in die gesamtgesellschaftlich gewü nschte Richtung, kö nnen schließlich politische Maßnahmen empfohlen werden, um die gewü nschte Entwicklung herbeizufü hren. In der makroö konomischen Modellbildung werden diese Zusammenhä nge durch Modellgleichungen abgebildet. Drei Arten von Gleichungen werden dabei verwendet:  Verhaltensgleichungen : Sie bilden die vermutete Reaktion eines Sektors auf eine ö konomische Grö ße ab. Wird z. B. vermutet, dass der Haushaltssektor bei jedem beliebigen Volkseinkommen (Y) 80 Prozent dieses Einkommens fü r Konsumzwecke (C) verwendet, so lautet die damit einhergehende Verhaltensgleichung: C = 0,8 . Y.  Definitionsgleichung : Sie stellt einen definitorischen Zusammenhang zwischen makroö konomischen Grö ßen dar. Wird beispielsweise festgelegt, dass <?page no="22"?> 22 Makroö konomie das gesamtgesellschaftliche Volkseinkommen (Y) entweder fü r Konsumzwecke (C) verwendet oder gespart werden kann (S), so ergibt sich daraus die Definitionsgleichung Y = C + S.  Gleichgewichtsbedingung : Diese Art von Gleichungen gibt an, welche Bedingung erfü llt sein muss, damit ein bestimmter Markt im Gleichgewicht ist, d. h. damit dieser Markt gerä umt ist. Auf dem Gü termarkt herrscht z. B. ein Gleichgewicht, wenn die angebotene Gü termenge (Y s ) mit der nachgefragten Gü termenge (Y d ) ü bereinstimmt. Die entsprechende Gleichgewichtsbedingung lautet: Y s = Y d . Ein weiteres Element von Modellen sind Funktionen. Eine Funktion stellt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen einer unabhä ngigen Variablen und einer abhä ngigen Variablen dar. Wird beispielsweise davon ausgegangen, dass die Hö he des Konsums des Haushaltssektors (C) von der Hö he des Volkseinkommens (Y) abhä ngt, so lautet die Konsumfunktion C = f(Y). Das f steht dabei fü r die Zuordnungsvorschrift, die jeder Einkommenshö he Y einen bestimmten Wert der Konsumhö he zuordnet. Alternativ lä sst sich diese Funktion auch durch C = C(Y) ausdrü cken. Wenn der Haushaltssektor - wie oben bereits angenommen - stets 80 Prozent des Volkseinkommens fü r Konsumzwecke verwendet, so lautet die Konsumfunktion: C = C(Y) = 0,8 . Y. Sofern der konkrete Prozentsatz nicht bekannt ist, aber dennoch vermutet wird, dass der Haushaltssektor unabhä ngig von der Hö he des Volkseinkommens immer den identischen Prozentsatz des Einkommens fü r Konsumzwecke verwendet, so lautet die Konsumfunktion: C = c . Y. Das kleine c steht dabei fü r den unbekannten Prozentsatz und wird auch marginale Konsumneigung genannt. Mit Hilfe dieser Konsumfunktion lassen sich einige weitere modelltheoretische Begriffe erlä utern:  Konstante und variable Grö ßen: In der Konsumfunktion C = c . Y ist das kleine c eine konstante Grö ße. Dies bedeutet, dass sich der numerische Wert nicht verä ndert. Die Hö he des Volkseinkommens Y und des daraus resultierenden Konsums C sind jedoch variabel. Das Volkseinkommen kann beliebige Werte zwischen Null und unendlich annehmen, gleiches gilt dann auch fü r die Hö he des Konsums.  Endogene und exogene Grö ßen: Eine endogene Grö ße ist eine Grö ße, die durch das betrachtete Modell erklä rt wird. Eine exogene Grö ße ist hingegen eine Grö ße, die nicht durch das betrachtete Modell erklä rt wird, sondern vorgegeben wird. Zur Verdeutlichung des Unterschieds zwischen exogenen und endogenen Grö ßen lä sst sich ein einfaches Modell heranziehen: Die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage (Y d ) resultiert aus der Konsumnachfrage des Haushaltssektors (C) und aus der Nachfrage des Unternehmenssektors nach Investitionsgü tern (I). Damit gilt folgende Definitionsgleichung: Y d = C + I. Fü r den Konsum wird die Verhaltensgleichung C = 0,8 . Y angenommen. Ein Marktgleichgewicht verlangt schließlich, dass die nachgefragte Gü termenge mit der angebotenen Gü termenge (Y s ) <?page no="23"?> Schritt fü r Schritt 23 und mit dem Volkseinkommen (Y) ü bereinstimmen muss. Es muss also gelten: Y d = Y s = Y. Die Hö he der Investitionen ist schließlich vorgegeben und beträ gt annahmegemä ß 100 Euro. Um die Hö he des Volkseinkommens zu berechnen, bei dem der Gü termarkt im Gleichgewicht ist, muss die Konsumfunktion in die Definitionsgleichung Y d = C + I mit I = 100 eingesetzt werden. Daraus ergibt sich Y d = 0,8 . Y + 100. Wegen der Gleichgewichtsbedingung (Y d = Y s = Y) lä sst sich dies auch schreiben als Y = 0,8 . Y + 100. Aufgelö st nach Y ergibt sich daraus 0,2 . Y = 100 bzw. Y = 500. Mit einem Volkseinkommen in Hö he von 500 Euro ist dann ein Konsum in Hö he von C = 0,8 . Y = 0,8 . 500 = 400 verbunden. Fü r die Unterscheidung in exogene und endogene Grö ßen lä sst sich Folgendes festhalten: Exogene Größen sind die Investitionen und der Wert von 0,8 fü r die marginale Konsumneigung. Endogene Größen sind die Werte fü r Y und C, weil diese Werte aus dem Modell heraus bestimmt werden. Die erste Ableitung einer Funktion gibt an, wie sich der Wert der zu erklä renden Grö ße (Wirkung) verä ndert, wenn sich der Wert der erklä renden Grö ße (Ursache) um eine Einheit verä ndert. Bei der oben verwendeten Konsumfunktion C = C(Y) = 0,8 . Y lautet die erste Ableitung dieser Funktion nach dem Volkseinkommen Y wie folgt: 𝑑𝑑C 𝑑𝑑Y = 0,8. Dies bedeutet: Wenn das Volkseinkommen Y um eine Einheit steigt (also z. B. um einen Euro), dann steigt der gesamtwirtschaftliche Konsum C um 0,8 Einheiten (also z. B. um 0,80 Euro). Bei modelltheoretischen Untersuchungen ist zwischen statischen und dynamischen Analysen zu unterscheiden. Bei einer statischen bzw. kurzfristigen Analyse beziehen sich alle Grö ßen auf eine einzige Periode, also z. B. auf das Jahr 2010. Eine dynamische bzw. langfristige Analyse bezieht sich hingegen auf mehrere Perioden, also beispielsweise auf den Zeitraum von 2000 bis 2010. Dynamische Untersuchungen werden in der makroö konomischen Analyse nicht durchgefü hrt, sie sind beispielsweise ein zentrales Thema der Wachstumstheorie. Schließlich gibt es noch die komparativ-statische Analyse. Hier werden verschiedene Marktgleichgewichte miteinander verglichen, die das Resultat unterschiedlicher exogener Variablen sind. In dem eben errechneten Marktgleichgewicht kö nnte z. B. ein zweites Gleichgewicht bestimmt werden, bei dem die exogen vorgegebenen Investitionen nicht 100, sondern 500 Euro betragen. Der Vergleich der daraus resultierenden Unterschiede bezü glich der Hö he des gleichgewichtigen Volkseinkommens und des Konsums wä re ein Beispiel fü r eine komparativ-statische Analyse. Eine weitere methodische Klä rung betrifft die Unterscheidung zwischen der Partialanalyse und der Totalanalyse. In den nachfolgenden Kapiteln wird zunä chst ein partialanalytisches Vorgehen angewendet. Dies bedeutet, dass die einzelnen Mä rkte isoliert voneinander untersucht werden. Die Analyse des Gü termarktes erlaubt Aussagen ü ber die Hö he des gesamtwirtschaftlichen Gü terangebots <?page no="24"?> 24 Makroö konomie und der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage. Die Partialanalyse des Geldmarktes fü hrt zu der Bestimmung des gleichgewichtigen Zinssatzes. Die Partialanalyse des Arbeitsmarktes erlaubt Aussagen ü ber die Hö he des Gleichgewichtslohns und das Beschä ftigungsniveau, und die Beschä ftigung mit dem Devisenmarkt fü hrt zur Bestimmung des gleichgewichtigen Wechselkurses. In der makroökonomischen Totalanalyse werden hingegen mehrere Mä rkte sowie die zwischen ihnen bestehenden Interdependenzen und Wechselwirkungen gleichzeitig betrachtet. Abb. 1.2: Schematische Darstellung möglicher Interdependenzen zwischen verschiedenen Märkten Ein Beispiel fü r derartige Marktinterdependenzen sind der Arbeits- und der Gü termarkt. Wenn beispielsweise die Beschä ftigung zurü ckgeht, bewirkt dies einen Einkommensverlust, also einen Rü ckgang des verfü gbaren Einkommens. Daraus resultiert eine Verringerung der Nachfrage nach Gü tern und Dienstleistungen. Die Unternehmen reagieren darauf mit einer Reduzierung der Produktion. Sie benö tigen daher auch weniger Arbeitskrä fte, was einen Rü ckgang der Nachfrage nach Arbeitskrä ften bedeutet und damit eine Rü ckwirkung auf den Arbeitsmarkt hat. Die Verringerung der Produktion und der Beschä ftigung haben fü r den Staat sinkende Staatseinnahmen zur Folge. Gleichzeitig hat der Staat hö here Ausgaben im Bereich des Arbeitslosengeldes. Sinkende Staatseinnahmen und steigende Staatsausgaben haben zur Folge, dass die staatlichen Handlungsspielrä ume zum Erwerb von Gü tern und Dienstleistungen kleiner werden, was eine weitere Rü ckwirkung auf den Gü termarkt bedeutet. Exemplarisch sind derartige Wechselwirkungen in Abb. 1.2 dargestellt. Aus dieser Form der gleichzeitigen Analyse mehrerer Mä rkte ergibt sich ein simultanes Gleichgewicht auf allen betrachteten Mä rkten. In den Kapiteln sechs und acht wird so eine makroö konomische Totalanalyse behandelt. <?page no="25"?> Schritt fü r Schritt 25 Eine letzte begriffliche Klä rung betrifft die verschiedenen dogmenhistorischen Theorien der Makroö konomie. Die bekanntesten Theorien sind die (neo-)klassische Theorie, die Keynessche Theorie bzw. deren Weiterentwicklung in Form der Keynesianischen Theorie und der Monetarismus:  Die klassische und die ihr zeitlich folgende neoklassische Theorie prä gen die volkswirtschaftlichen Analysen in dem Zeitraum von Adam Smith (1723- 1790) bis zum Ausbruch der Weltwirtschaftskrise 1929. Untersuchungsziel sind vor allem einzelne Mä rkte und weniger Marktinterdependenzen. Die Vertreter der klassischen und der neoklassischen Theorie sind von den Selbstheilungskrä ften des Marktes und des Wettbewerbs ü berzeugt: Bei nach oben und unten flexiblen Preisen kommt es automatisch zu einem Ausgleich von Angebot und Nachfrage, sodass alle Mä rkte preisgerä umt sind. Zentrales Ziel dieser Theorien ist die Beantwortung der Frage, wie durch eine optimale Nutzung der knappen Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital das Wirtschaftswachstum gefö rdert werden kann und so die Wohlfahrt der Bü rger erhö ht wird. Die UÜ berzeugung, dass Mä rkte automatisch zu einem Gleichgewicht tendieren, ist verbunden mit der Ansicht, dass staatliche Eingriffe in die Wirtschaft stö rend wirken und daher weitestgehend zu unterlassen sind. Wichtige Vertreter der klassischen Theorie sind - neben dem schon erwä hnten Adam Smith - Jean-Baptiste Say (1767-1832) und David Ricardo (1771-1823). Zu den Neoklassikern zä hlen u. a. Leon Walras (1834-1910), Alfred Marshall (1842-1924), Vilfredo Pareto (1848-1923), Irving Fisher (1867-1847) und Arthur C. Pigou (1877-1959).  Die Keynessche Theorie geht auf das 1936 erschienene Buch „The General Theory of Employment, Interest and Money“ von John Maynard Keynes (1883- 1946) zurü ck. Die Erfahrungen der 1929 ausgebrochenen Weltwirtschaftskrise - also der weltweite Einbruch der Gü terproduktion und die damit verbundene Massenarbeitslosigkeit - ließen ihn an den Selbstheilungskrä ften des Marktes zweifeln. Die Feststellung, dass Preise in der Realitä t nicht vollkommen flexibel sind - d. h. vor allem, dass sowohl Gü terpreise als auch Faktorpreise nach unten hin starr sein kö nnen - und dass zudem pessimistische Erwartungen negative Einflü sse auf das Investitionsverhalten der Unternehmen haben kö nnen, brachten ihn zu der UÜ berzeugung, dass in bestimmten ö konomischen Situationen staatliche Eingriffe in das Wirtschaftsleben erforderlich sind. Keynes war dabei der Ansicht, dass in vielen ö konomischen Problemlagen eine Erhö hung der staatlichen Ausgaben fü r Gü ter und Dienstleistungen wesentlich besser zur Ankurbelung der Wirtschaft geeignet ist als eine Reduzierung der Zinsen durch eine Ausweitung der Geldmenge. In einer wirtschaftlichen Abschwungsphase sollte der Staat deshalb seine Ausgaben erhö hen, dafü r aber in einer wirtschaftlichen Aufschwungsphase wieder reduzieren (antizyklische Wirtschaftspolitik). Die UÜ berlegungen von Keynes wurden von seinen <?page no="26"?> 26 Makroö konomie Nachfolgern weiterentwickelt zur Keynesianischen bzw. Neokeynesianischen Theorie. Wichtige Vertreter dieser Weiterentwicklungen sind John R. Hicks (1904-1989), Paul A. Samuelson (1915-2009), Alvin H. Hansen (1887- 1975) und Edmond Malinvaud (1923-2015).  Die Antwort auf die UÜ berlegungen zu antizyklischen wirtschaftspolitischen Maßnahmen lieferten die Monetaristen , deren prominentester Vertreter Milton Friedman (1912-2006) ist. Der Monetarismus geht - so wie die klassische und neoklassische Theorie - davon aus, dass Mä rkte stabil sind. Geldpolitische Maßnahmen haben bestenfalls einen kurzfristigen Erfolg, weil sich die Preise sehr schnell an eine grö ßere nominale Geldmenge anpassen. Eine Erhö hung der Geldmenge fü hrt daher nur zu inflationä ren Tendenzen. Die Geldpolitik sollte deshalb ausschließlich das Ziel der Preisniveaustabilitä t verfolgen, aber nicht zur Steigerung der Beschä ftigung oder des Volkseinkommens eingesetzt werden. Weitere Vertreter des Monetarismus sind Karl Brunner (1916-1989), Allan H. Meltzer (1928-2017) und Edmund S. Phelps (geb. 1933). Lernfragen In der Makroökonomie besteht die wichtigste ökonomische Aktivität von privaten Haushalten darin, …  Wertpapiere zu kaufen.  Konsumgü ter zu erwerben.  Investitionen zu tä tigen. In der Volkswirtschaftslehre zeichnet sich ein theoretisches Gleichgewicht dadurch aus, dass …  es in der Realitä t niemals erreicht werden kann.  es die Verä nderungen im Zeitablauf beschreibt.  Marktangebot und Marktnachfrage ü bereinstimmen. Welche der folgenden Größen ist entscheidend für den Unterschied zwischen Bruttoinlandsprodukt und Bruttonationaleinkommen?  Aus dem Ausland bezogene Einkommenszahlungen.  Die vom Staat geleisteten Subventionen.  Die gesamtwirtschaftlichen Abschreibungen. <?page no="27"?> Schritt fü r Schritt 27 Welche Dimension haben reale Größen?  Mengeneinheiten.  Geldeinheiten pro Mengeneinheit.  Geldeinheiten. Die Gleichung S = 0,25 . Y mit S = Ersparnisse und Y = Volkseinkommen ist eine …  Definitionsgleichung.  Verhaltensgleichung.  alternative Formulierung fü r die gesamtwirtschaftliche Investitionsnachfrage. Eine exogene Größe ist eine Größe, die von dem betrachteten Modell …  erklä rt wird.  nicht erklä rt wird.  nur erklä rt wird, wenn das Modell ein Gleichgewicht im methodischen Sinne besitzt. Eine komparativ-statische Analyse vergleicht Marktgleichgewichte …  zu unterschiedlichen Zeitpunkten.  in unterschiedlichen Volkswirtschaften.  mit unterschiedlichen exogenen Variablen. Monetaristen sind davon überzeugt, dass eine Erhöhung der Geldmenge …  das Preisniveau erhö ht.  die Beschä ftigung erhö ht.  die Steuerbelastung verringert. Prüfungstipp Zentrales Untersuchungsobjekt der Makroö konomie ist das Volkseinkommen. Wegen der hier vorgenommenen Annahmen stimmt das Volkseinkommen mit einer Reihe ä hnlicher Konzepte - Bruttoinlandsprodukt, Bruttonationaleinkommen, Nettoinlandsprodukt, Nettonationaleinkommen und Nationaleinkommen - <?page no="28"?> 28 Makroö konomie ü berein. Diese Annahmen werden getroffen, um die nachfolgenden Analysen nicht unnö tig zu erschweren. In anderen ö konomischen Kontexten sind die Unterschiede zwischen diesen Konzepten jedoch durchaus relevant. Eine intensivere Auseinandersetzung mit den Unterschieden und Zusammenhä ngen zwischen diesen verschiedenen Konzepten erfolgt im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR). Wer sich hierfü r interessiert, sollte sich die entsprechenden Lehrbü cher zur VGR anschauen. <?page no="29"?> Schritt 2: Der Gütermarkt Lernhinweise Was erwartet mich in diesem Kapitel? Dieses Kapitel stellt die einzelnen Komponenten der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage dar und erlä utert, wie sich das Gü terangebot des Unternehmenssektors an die Gü ternachfrage anpasst. Aus Grü nden der Vereinfachung wird hier zunä chst nur eine geschlossene Volkswirtschaft betrachtet, also eine Volkswirtschaft, die keinen Außenhandel betreibt. Welche Schlagwörter lerne ich kennen? ■ Universalgut ■ Fixpreisannahme ■ gesamtwirtschaftliches Gü terangebot ■ gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage ■ Konsumnachfrage ■ Basiskonsum ■ marginale Konsumneigung ■ fundamental psychologisches Gesetz ■ marginale Sparquote ■ Investitionsnachfrage ■ autonome Investitionen ■ Gleichgewichtseinkommen ■ Gü termarktgleichgewicht ■ Lagerinvestitionen ■ Nachfrageausfall ■ I=S-Bedingung ■ Multiplikatoranalyse ■ Investitionsmultiplikator ■ Primä reffekt ■ Sekundä reffekt ■ Erstrundeneffekt ■ Zweitrundeneffekt ■ Staatsausgabenmultiplikator ■ zinsabhä ngige Investitionsnachfrage ■ Einkommenseffekt ■ Kapazitä tseffekt ■ Renditeerwartung ■ IS-Gerade ■ Investitionsfalle <?page no="30"?> 30 Makroö konomie Wofür benötige ich dieses Wissen? Die Untersuchung des Gü termarktes gibt einen ersten Einblick in die Wechselwirkungen, die zwischen einzelnen ö konomischen Entscheidungen bzw. volkswirtschaftlichen Variablen bestehen. Diese Wechselwirkungen sind entscheidend fü r das Verstä ndnis makroö konomischer Zusammenhä nge. Im weiteren Verlauf der Argumentation kommen zusä tzliche volkswirtschaftliche Variablen hinzu, die weitere Wechselwirkungen zur Folge haben. Um in der zunehmend komplexer werdenden Modellwelt nicht den UÜ berblick zu verlieren, ist es wichtig, schon am Anfang ein sicheres Gefü hl fü r das Zusammenspiel verschiedener ö konomischer Grö ßen zu bekommen. <?page no="31"?> Schritt fü r Schritt 31 Auf dem Gü termarkt wird entschieden, wie hoch die Menge der produzierten Gü ter einer Volkswirtschaft ist und wie hoch das Volkseinkommen dieser Gesellschaft ist. In diesem Kapitel wird gezeigt, wie es zu einem Gü termarktgleichgewicht kommt und wie sich dieses Gleichgewicht verä ndert, wenn beispielsweise die Staatsausgaben erhö ht werden oder der Zinssatz sinkt. Das Gütermarktgleichgewicht Auf dem Gü termarkt wird ein Universalgut gehandelt, das sowohl fü r Konsumals auch fü r Investitionszwecke verwendet werden kann. Anders als in der Mikroö konomie wird in der Makroö konomie angenommen, dass die Preise - bzw. genauer das gesamtwirtschaftliche Preisniveau (P) - kurzfristig konstant sind. Diese Annahme lä sst sich rechtfertigen, denn in der Realitä t erweisen sich die Preise in der kurzen Frist als relativ fix. Anpassungen an Marktungleichgewichte erfolgen daher nicht ü ber Preisä nderungen, sondern ü ber Mengenanpassungen. Die Fixpreisannahme hat den Vorteil, dass die AÜ nderung einer nominalen Grö ße immer auch eine gleichgerichtete AÜ nderung einer realen Grö ße darstellt. Wird das Preisniveau zudem noch auf eins normiert, stimmen reale und nominale Grö ßen - also beispielsweise das reale und das nominale Inlandsprodukt - wertmä ßig ü berein. Wenn also in den nachfolgenden Ausfü hrungen von Konsum, Volkseinkommen etc. gesprochen wird, ist stets der Zusatz ‚real‘ mitzudenken. Mit Blick auf das gesamtwirtschaftliche Gü terangebot spielen drei Grö ßen eine zentrale Rolle: Das realisierte Inlandsprodukt (Y), das gesamtwirtschaftliche Gü terangebot (Y s ) und die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage (Y d ). Die Menge an Sachgü tern und Dienstleistungen, die der Gesellschaft zur Verfü gung steht (also das Inlandsprodukt Y), wird bestimmt durch die Menge an Gü tern, die der Unternehmenssektor produziert (also das gesamtwirtschaftliche Gü terangebot Y s ). Damit gilt die Definitionsgleichung Y = Y s . Der Unternehmenssektor produziert die Gü termenge, von der er erwartet, dass genau diese Menge von den Konsumenten nachgefragt wird. Damit gilt die Verhaltensgleichung Y s = Y d,erw. (mit erw. = erwartet). Nur wenn die Unternehmen die Gü ternachfrage korrekt vorhersagen, produzieren sie genau die Menge, die sie am Markt absetzen kö nnen. Sofern die Erwartungen korrekt sind (Y d,erw. = Y d ), produziert der Unternehmenssektor auch die Gü termenge, die in der Volkswirtschaft nachgefragt wird (Y d = Y s ). <?page no="32"?> 32 Makroö konomie Werden diese Gleichungen zusammengefasst, so lä sst sich das Gü termarktgleichgewicht durch die Gleichgewichtsbedingung Y = Y s = Y d beschreiben. Im Fall eines Gü termarktungleichgewichts passen sich die Unternehmen an die gesamtwirtschaftliche Nachfrage an und ä ndern ihr Gü terangebot. Im Fall von Y = Y s > Y d stellen die Unternehmen fest, dass sie zu viel produziert haben. Folglich werden sie das Gü terangebot (und damit auch das Inlandsprodukt) reduzieren. In der Makroö konomie passt sich also das gesamtwirtschaftliche Gü terangebot an die gesamtwirtschaftliche Nachfrage an. Die makroö konomische Herangehensweise unterscheidet sich damit fundamental von der mikroö konomischen Herangehensweise. In der Mikroö konomie erfolgt die Beseitigung eines Marktungleichgewichts durch eine Preisä nderung, auf die dann sowohl die Nachfrager als auch die Anbieter reagieren. Die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage hat verschiedene Komponenten. In einem ersten einfachen Modell wird angenommen, dass es lediglich zwei Nachfragekomponenten gibt: die Konsumnachfrage der privaten Haushalte (C) und die Investitionen der Unternehmen (I). Die Konsumnachfrage hä ngt vom gesamtwirtschaftlich verfü gbaren Einkommen ab, also vom Inlandsprodukt. Daher gilt: C = C(Y). Die gesamtwirtschaftliche Konsumnachfrage setzt sich annahmegemä ß wiederum aus zwei Komponenten zusammen. Zum einen gibt es einen Basiskonsum , der unabhä ngig von der Hö he des Inlandsprodukts besteht. Der Basiskonsum, der auch autonomer Konsum genannt wird, kann als eine Art physisches und kulturelles Existenzminimum angesehen werden. Dieser Konsum wird selbst bei einem Volkseinkommen in Hö he von Null getä tigt. Daneben gibt es eine zweite Konsumnachfragekomponente, die in positiver Weise von der Hö he des Volkseinkommens abhä ngt. Eine Steigerung des Volkseinkommens fü hrt jedoch nur zu einer unterproportionalen Steigerung der Konsumnachfrage. Dies bedeutet, dass die Konsumenten nicht mehr das gesamte Einkommen fü r Konsumzwecke ausgeben, sondern nur einen prozentualen Anteil dieses Einkommens. Wird dieser Anteil mit c bezeichnet und der Basiskonsum mit B, so resultiert daraus folgende Verhaltensgleichung zum gesamtwirtschaftlichen Konsum: C = B + c . Y mit 0 < c < 1. Werden beispielsweise nur 80 Prozent der Einkommenszuwä chse fü r Konsumausgaben verwendet, so hat c den Wert 0,8. Formal ist c daher die erste Ableitung der Konsumfunktion nach dem Volkseinkommen bzw. Inlandsprodukt, d. h. es gilt: 𝑑𝑑C 𝑑𝑑Y = c. Dieser Ausdruck - und damit auch das c - wird marginale Konsumneigung bzw. marginale Konsumquote genannt. Der Umstand, dass eine Erhö hung des Einkommens nur zu einer unterproportionalen Erhö hung der Konsumausgaben fü hrt und die marginale Konsum- <?page no="33"?> Schritt fü r Schritt 33 neigung somit kleiner als eins ist, wird als das fundamental psychologische Gesetz bezeichnet. Diese Annahme zum Konsumverhalten geht auf John Maynard Keynes zurü ck. Die nachfolgenden Ausfü hrungen werden zeigen, dass sich aus dieser empirisch belegbaren Annahme weit reichende ö konomische Konsequenzen ergeben. Eine dieser Konsequenzen ist der Umstand, dass es zur Bildung von privaten Ersparnissen (S) im Haushaltssektor kommt. Da Ersparnisse die Differenz zwischen dem verfü gbaren Einkommen und den Konsumausgaben sind, gilt folgender Zusammenhang: S = Y - C bzw. S = Y - (B + c . Y) bzw. S = - B + (1 - c) . Y. Der Ausdruck (1 - c) ist die marginale Sparquote und wird im Folgenden mit s bezeichnet. Weil bei der Spezifizierung der Konsumfunktion die Annahme 0 < c < 1 getroffen wurde, gilt auch 0 < (1 - c) < 1 bzw. 0 < s < 1. Die zweite Nachfragekomponente in dem einfachen Gü termarktmodell sind die Investitionen (I). Investitionen, also eine Erhö hung des Bestands an Produktionsmitteln und damit eine Vergrö ßerung des Produktionsapparates, werden vom Unternehmenssektor getä tigt. Sie bedeuten eine Investitionsgü ternachfrage bzw. kü rzer: eine Investitionsnachfrage. Da annahmegemä ß keine Abschreibungen stattfinden, sind sä mtliche Investitionen Nettoinvestitionen. Bezü glich der Hö he der Investitionen wird in einem ersten Schritt vereinfachend angenommen, dass die Nettoinvestitionen der Unternehmen eine exogene Grö ße sind. Die Annahme von autonomen Investitionen (I a ) dient der Vereinfachung und wird im weiteren Verlauf der Analysen aufgegeben. Autonom bedeutet dabei, dass die betreffenden makroö konomischen Grö ßen - hier also der Basiskonsum und die Investitionen - nicht von anderen Grö ßen des vorliegenden Modells abhä ngen. Die autonomen Grö ßen kö nnen durchaus von anderen ö konomischen Grö ßen beeinflusst werden. Diese Grö ßen spielen aber in dem verwendeten Modell keine Rolle. Auf der Basis dieser UÜ berlegungen lä sst sich folgendes einfaches Gü termarktmodell erstellen: (2.1) Y d = Y s = Y (Gleichgewichtsbedingung fü r Gü termarkt) (2.2) Y d = C + I (Definitionsgleichung fü r Gü ternachfrage) (2.3) C = B + c . Y (Verhaltensgleichung fü r Konsumverhalten) (2.4) I = I a (Verhaltensgleichung fü r Investitionsverhalten) Werden die Gleichungen zusammengefasst, so ergibt sich daraus Y = B + c . Y + I a bzw. Y - c . Y = B + I a bzw. Y . (1 - c) = B + I a . Aufgelö st nach Y ergibt sich daraus die Bestimmungsgleichung zur Berechnung des gleichgewichtigen Inlandsprodukts Y*: (2.5) Y* = 1 1−c . (B + I a ) <?page no="34"?> 34 Makroö konomie Das Inlandsprodukt bzw. Volkseinkommen, das unter den getroffenen Modellannahmen zu einem Gleichgewicht auf dem Gü termarkt fü hrt, wird also durch die exogenen Grö ßen I a , B und c bestimmt. Wenn beispielsweise der Basiskonsum bei 400 liegt (wegen der getroffenen Annahme eines konstanten und auf eins normierten Preisniveaus hat dieser Basiskonsum sowohl die Dimension ‚Mengeneinheiten an Gü tern‘ als auch die Dimension ‚Geldeinheiten‘, sodass im Folgenden auf die Nennung der Dimension verzichtet wird), die autonomen Investitionen eine Hö he von 100 haben und die marginale Konsumneigung bei 80 Prozent liegt, so resultiert daraus ein gleichgewichtiges Inlandsprodukt in Hö he von Y* = 1 1− c . (B + I a ) = 1 1− 0,8 . (400 + 100) = 1 0,2 . 500 = 2.500. Der Konsum hat dabei eine Hö he von C = B + c . Y = 400 + 0,8 . 2.500 = 400 + 2.000 = 2.400. Zusammen mit den autonomen Investitionen in Hö he von 100 resultiert daraus eine gesamtwirtschaftliche Nachfrage in Hö he von 2.500, die mit der angebotenen Gü termenge ü bereinstimmt. Abb. 2.1: Gütermarktgleichgewicht mit exogenen Investitionen Das Gü termarktgleichgewicht lä sst sich auch grafisch bestimmen (siehe Abb. 2.1). Hierzu wird in einem Diagramm auf der Abszisse das Inlandsprodukt Y abgebildet. Die Grö ßen Y s , Y d , C und I werden auf der Ordinate abgebildet. Das Gü termarktgleichgewicht verlangt die Identitä t von Y s und Y d . Diese Identitä t wird durch die 45-Grad-Linie dargestellt (Y s = Y d ). Die autonomen Investitionen sind eine Parallele zur Abszisse: Unabhä ngig von der Hö he des Inlandsprodukts Y werden stets Investitionen in Hö he von I a durchgefü hrt. Die Konsumfunktion beginnt auf der Ordinate in Hö he des Basiskonsums B, denn auch bei einem Inlandsprodukt von Null wird diese Menge an Konsumgü tern nachgefragt, um die Existenz der Haushalte zu sichern. Anschließend fü hrt eine Erhö hung des Inlandsprodukts bzw. des Volkseinkommens zu einer unterproportionalen Steige- <?page no="35"?> Schritt fü r Schritt 35 rung der Konsumnachfrage. Die Steigerung der Konsumnachfragegeraden wird durch die marginale Konsumneigung c festgelegt. Dabei gilt: Je grö ßer der Wert der marginalen Konsumneigung ist, desto steiler verlä uft die Konsumnachfragegeraden. Die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfragegerade Y d ergibt sich aus der Addition von Konsum und Investitionen. Grafisch bedeutet dies eine Parallelverschiebung der Konsumgerade nach oben. Der Abstand zwischen der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfragegeraden und der Konsumnachfragegeraden entspricht der Hö he der autonomen Investitionen. Das Gü termarktgleichgewicht ergibt sich aus dem Schnittpunkt der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfragegeraden (Y d -Grade) und der 45-Grad-Linie. Das so gefundene Inlandsprodukt bzw. Volkseinkommen Y* ist das Inlandsprodukt, bei dem die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage mit dem gesamtwirtschaftlichen Gü terangebot ü bereinstimmt und der Gü termarkt gerä umt ist. Bei jedem anderen Inlandsprodukt als Y* liegt ein Gü termarktungleichgewicht vor. Wü rde das Inlandsprodukt in Abb. 2.1 beispielsweise den Wert Y 0 annehmen, so wä re das damit verbundene Gü terangebot (Y 0s ) grö ßer als die Gü ternachfrage (Y 0d ): Y 0s > Y 0d . Die Unternehmen mü ssten feststellen, dass sie nicht alle produzierten Gü ter verkaufen kö nnen. Da ein Abbau dieses Angebotsü berschusses ü ber eine Preissenkung annahmegemä ß ausgeschlossen ist, bleibt den Unternehmen nur eine Reduzierung der angebotenen Gü termenge. Weil die Gü ter in dem betrachteten Jahr jedoch bereits produziert sind (Y s = Y), das Inlandsprodukt also grö ßer ist als die nachgefragte Gü termenge, ä ußert sich dieses Ungleichgewicht in Form von ungeplanten Investitionen (I ungepl ). Hierbei handelt es sich um so genannte Lagerinvestitionen , d. h. die nicht verkauften Gü ter erhö hen den Lagerbestand der Unternehmen. Die Hö he dieser nicht geplanten Investitionen entspricht der Differenz zwischen dem realisierten Inlandsprodukt (Y 0 ) und der nachgefragten Gü termenge (Y 0d ): I ungepl = Y 0 - Y 0d . Die Anpassung des Unternehmenssektors an die geringere gesamtwirtschaftliche Nachfrage erfolgt also erst im Folgejahr. Wie weiter oben bereits erlä utert, passt sich das Gü terangebot an die Gü ternachfrage an. Fü r das Gü termarktgleichgewicht gibt es neben der „Y s = Y d -Bedingung“ noch eine alternative bzw. ä quivalente Gleichgewichtsbedingung, die sich wie folgt herleiten lä sst: Wegen der hier getroffenen Annahmen ist das Inlandsprodukt mit dem Volkseinkommen identisch. Das Inlandsprodukt lä sst sich fü r Konsumzwecke und Investitionszwecke verwenden: Y = C + I. Das Volkseinkommen kann entweder fü r Konsumzwecke verwendet oder gespart werden: Y = C + S. Da Volkseinkommen und Inlandsprodukt identisch sind, gilt also: C + I = C + S bzw. I = S. Dies bedeutet: Wenn die Ersparnisse des Haushaltssektors mit den geplanten Investitionen des Unternehmenssektors ü bereinstimmen, liegt ein Gü termarktgleichgewicht vor. Dies lä sst sich wie folgt erklä ren: Ersparnisse bedeuten den Verzicht auf Konsum. Ersparnisse fü hren also aus Sicht der Unternehmen zu einem <?page no="36"?> 36 Makroö konomie Nachfrageausfall . Wenn die Hö he des Nachfrageausfalls auf Seiten der Konsumenten durch eine zusä tzliche Gü ternachfrage auf Seiten der Unternehmen ausgeglichen wird, kompensiert diese Investitionsgü ternachfrage den Konsumgü ternachfrageausfall und der Gü termarkt ist gerä umt. Da auf dem Gü termarkt annahmegemä ß nur ein universell verwendbares Gut gehandelt wird, ist dieses Gut auch problemlos fü r Konsum- oder Investitionszwecke verwendbar. Wü rde in dem Modell hingegen mit zwei Gü tern, also einem Konsumgut und einem Investitionsgut gearbeitet werden, so wä re eine Kompensation einer geringeren Konsumnachfrage durch eine hö here Investitionsnachfrage nicht ohne weiteres mö glich. Sobald die Ersparnisse grö ßer oder kleiner als die geplanten Investitionen sind, kommt es zu einem Ungleichgewicht auf dem Gü termarkt:  S > I: Der Nachfrageausfall der Konsumenten ist grö ßer als die zusä tzliche Gü ternachfrage der Unternehmen fü r Investitionszwecke. Per Saldo werden weniger Gü ter nachgefragt als angeboten (Y d < Y s ). Die Unternehmen mü ssen ungeplante Investitionen in Form einer Lagerbestanderhö hung tä tigen, weil sie gemessen an der tatsä chlichen Gü ternachfrage zu viele Gü ter produziert haben.  S < I: Der Nachfrageausfall der Konsumenten ist geringer als die zusä tzliche Gü ternachfrage der Unternehmen fü r Investitionszwecke. Per Saldo werden mehr Gü ter nachgefragt als angeboten (Y d > Y s ). Die Unternehmen kö nnen nicht alle geplanten Investitionen durchfü hren bzw. sie mü ssen ihre Lagerbestä nde stä rker als geplant reduzieren. Die I=S-Bedingung ist folglich eine alternative bzw. gleichwertige Formulierung fü r ein Gü termarktgleichgewicht (Y d = Y s ). Der Investitionsmultiplikator Im Rahmen der so genannten Multiplikatoranalyse geht es um die Frage, wie sich ein gleichgewichtiges Inlandsprodukt Y verä ndert, wenn es bei den autonomen Nachfragekomponenten zu einer AÜ nderung kommt. Konkret geht es also beispielsweise um die Frage, wie sich ein Gü termarktgleichgewicht verä ndert, wenn die autonomen Investitionen um einen bestimmten Betrag zunehmen. Um die Auswirkungen einer Investitionserhö hung zu berechnen, muss Gleichung (2.5), also die Gleichung zur Bestimmung des gleichgewichtigen Inlandsprodukts, nach I a abgeleitet werden. (2.5‘) 𝑑𝑑Y 𝑑𝑑Ia = 1 1− c Der Ausdruck 1 1− c ist der Investitionsmultiplikator . Er gibt an, wie sich das Inlandsprodukt Y verä ndert, wenn die Investitionsnachfrage um einen bestimmten <?page no="37"?> Schritt fü r Schritt 37 Betrag steigt. Bei einer marginalen Konsumneigung von 80 Prozent (c = 0,8) nimmt der Investitionsmultiplikator den Wert 5 an. Dies bedeutet: Eine Erhö hung der autonomen Investitionen um 10 Einheiten fü hrt dazu, dass das gleichgewichtige Inlandsprodukt bzw. Volkseinkommen um 50 Einheiten steigt. Da die marginale Konsumneigung annahmegemä ß zwischen Null und eins liegt, ist der Investitionsmultiplikator stets grö ßer als eins. Dies bedeutet wiederum, dass die Erhö hung einer autonomen Nachfragekomponente - neben den autonomen Investitionen kann dies auch der Basiskonsum sein oder der spä ter noch hinzukommende Staatskonsum - zu einer Einkommenserhö hung fü hrt, die ein Mehrfaches der ursprü nglichen Nachfrageerhö hung ausmacht. Dies lä sst sich wie folgt erklä ren:  Zunä chst einmal fü hrt die Erhö hung der autonomen Investitionen um 10 Einheiten dazu, dass die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage um 10 Einheiten steigt (ΔY d = ΔI a = 10, das Symbol Δ steht hier fü r die absolute Verä nderung einer Grö ße). Da sich die Unternehmen mit ihrem Angebot an die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anpassen, steigt auch das Gü terangebot Y s und damit das Inlandsprodukt bzw. Volkseinkommen Y um 10 Einheiten (ΔY d = ΔY = ΔI a = 10). Dieser Effekt auf das Volkseinkommen ist der primäre Einkommenseffekt . Er erfolgt im gleichen Jahr, in dem auch die Erhö hung der Investitionen stattfindet.  Die Erhö hung des Volkseinkommens um 10 Einheiten hat zur Folge, dass nun auch die einkommensabhä ngige Konsumnachfrage steigt. Da die marginale Konsumneigung kleiner als eins ist, fü hrt ein Anstieg des Volkseinkommens um 10 Einheiten zu einer Konsumsteigerung, die kleiner als 10 ist. Im Fall einer marginalen Konsumneigung von 80 Prozent (c = 0,8) steigt die Konsumnachfrage um 8 Einheiten (ΔC = 0,8 . ΔY = 0,8 . 10 = 8). Die Unternehmen passen sich an diese Nachfragesteigerung annahmegemä ß an und erhö hen das Inlandsprodukt bzw. Volkseinkommen Y um 8 Einheiten (ΔY d = ΔY = ΔC = 8). Dieser Effekt auf das Volkseinkommen ist ein induzierter bzw. ein sekundärer Einkommenseffekt . Dieser Effekt erfolgt im Jahr nach der Investitionserhö hung, denn im Jahr der Investitionserhö hung selbst orientieren sich die Konsumenten noch am alten Volkseinkommen. Eine Erhö hung des Volkseinkommens im Jahr t=0 fü hrt also erst im Folgejahr t=1 zu einer erhö hten Konsumnachfrage.  Die konsumbedingte Erhö hung des Volkseinkommens im Jahr t=1 fü hrt wiederum dazu, dass die Konsumenten im Folgejahr t=2 ihre Konsumnachfrage nochmals erhö hen. Sie orientieren sich bei ihrer Konsumplanung fü r das Jahr t=2 an dem Volkseinkommen des Jahres t=1. Dies bedeutet, dass die Konsumnachfrage im Jahr t=2 nun um 6,4 Einheiten steigt (ΔC t=2 = 0,8 . ΔY t=1 = 0,8 . 8 = 6,4). Die Unternehmen reagieren darauf wiederum mit einer entsprechenden Angebotserhö hung, aus der dann erneut ein hö heres Volkseinkommen resultiert. <?page no="38"?> 38 Makroö konomie  Die Zuwä chse der Konsumnachfrage werden von Jahr zu Jahr geringer, weil ein Teil der Einkommenszuwä chse gespart wird. Irgendwann konvergieren die Konsumzuwä chse gegen Null und die Volkswirtschaft hat ihr neues Gü termarktgleichgewicht erreicht. Dieses zeichnet sich dadurch aus, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und mit ihr das Volkseinkommen um 50 Einheiten gestiegen ist. Diese Steigerung setzt sich zusammen aus dem primä ren Einkommenseffekt (er wird auch Erstrundeneffekt genannt) in Hö he der Investitionserhö hung um 10 Einheiten und der Summe aller sekundä ren Einkommenseffekte (diese werden auch Zweitrundeneffekte genannt). Die konsumindizierten Einkommenseffekte summieren sich zu einem Wert von 40 Einheiten auf. Im Fall einer geringeren marginalen Konsumneigung von beispielsweise nur 75 Prozent hat der Investitionsmultiplikator mit 𝑑𝑑Y 𝑑𝑑Ia = 1 1− c = 1 1− 0,75 = 1 0,25 = 4 einen geringeren Wert. Eine Erhö hung der autonomen Investitionen um 10 Einheiten fü hrt dann auch nur zu einer Einkommenserhö hung von insgesamt 40 Einheiten. Verantwortlich dafü r ist der Umstand, dass die geringere Konsumneigung zu geringeren Zuwä chsen der Konsumnachfrage fü hrt. Daher sind auch die konsuminduzierten Zweitrundeneffekte der Investitionserhö hung geringer. Abb. 2.2: Gütermarktgleichgewicht bei einer Erhöhung der autonomen Investitionen (ΔIa > 0) Die Konsequenzen einer Erhö hung der autonomen Investitionen lassen sich wiederum grafisch analysieren (siehe Abb. 2.2). Ausgehend von einem gleichgewichtigen Inlandsprodukt bzw. Volkseinkommen Y 0 * fü hrt eine Erhö hung der auto- <?page no="39"?> Schritt fü r Schritt 39 nomen Investitionen von I 0a auf I 1a zu einem neuen gleichgewichtigen Volkseinkommen Y 1 *. Die Differenz zwischen den alten und den neuen Investitionen (I 1a - I 0a = ΔI a ) ist wegen des Investitionsmultiplikators, der grö ßer als eins ist, kleiner als die Differenz zwischen dem alten und dem neuen Volkseinkommen. Es gilt also: (Y 1 * - Y 0 *) > (I 1a - I 0a ). Wie beschrieben, dauert die Anpassung an das neue Gü termarktgleichgewicht mehrere Runden. Da es hier jedoch lediglich um eine komparativ-statische Analyse geht, die verschiedene Gleichgewichte miteinander vergleicht, werden die zeitlichen Anpassungsprozesse an dieser Stelle und auch im weiteren Verlauf der Argumentation vernachlä ssigt. Berücksichtigung staatlicher Aktivitäten In der Makroö konomie werden dem Staat verschiedene Aktivitä ten zugeordnet. Zum einen fragt der Staat Sachgü ter und Dienstleistungen nach, die er selbst nicht produziert, sondern vom Unternehmenssektor bezieht. Die damit verbundenen Staatsausgaben werden mit G bezeichnet (G fü r „government“). Der Staat finanziert seine Ausgaben durch die Erhebung von Steuern und Sozialbeiträ gen. Zudem zahlt er Transferleistungen an private Haushalte. Zur Vereinfachung werden diese Transferleistungen mit den staatlichen Einnahmen verrechnet. Die Staatseinnahmen (T fü r „taxes“) sind daher wie folgt definiert: Staatseinnahmen = T = Steuern + Sozialversicherungsbeiträ ge - Transferleistungen. Vereinfachend wird - wie in Schritt 1 bereits erwä hnt - von indirekten Steuern abgesehen, d. h. es gibt nur einkommensbezogene Steuern. Die Steuereinnahmen sind daher direkt proportional zum Volkseinkommen Y, der Steuersatz (t) ist dabei konstant. Folglich gilt: T = t . Y mit 0 < t < 1. Fü r das einfache Gü termarktmodell mit den Gleichungen (2.1) bis (2.4) ergeben sich daraus zwei Modifikationen. Zum einen kommt bei der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage Y d mit der Staatsnachfrage G eine zusä tzliche Nachfragekomponente hinzu. Zum anderen hä ngt die Konsumnachfrage nicht mehr vom Volkseinkommen ab, sondern vom verfü gbaren Einkommen (Y v = Y - T = Y - t . Y = (1 - t) . Y). Fü r die Konsumnachfrage bedeutet dies: C = B + c . Y v = B + c . (1 - t) . Y. Auf der Basis dieser UÜ berlegungen lä sst sich folgendes modifizierte Gü termarktmodell erstellen: (2.1a) Y d = Y s = Y (Gleichgewichtsbedingung fü r Gü termarkt) (2.2a) Y d = C + I + G (Definitionsgleichung fü r Gü ternachfrage) (2.3a) C = B + c . (1 - t) . Y (Verhaltensgleichung fü r Konsumverhalten) (2.4a) I = I a (Verhaltensgleichung fü r Investitionsverhalten) <?page no="40"?> 40 Makroö konomie Werden die Gleichungen zusammengefasst, so ergibt sich daraus Y = B + c . (1 - t) . Y + I a + G bzw. Y - c . (1 - t) . Y = B + I a + G bzw. Y . (1 - c . (1 - t)) = B + I a + G. Aufgelö st nach Y ergibt sich daraus die Bestimmungsgleichung zur Berechnung des gleichgewichtigen Inlandsprodukts Y*: (2.5a) Y* = 1 1− c . (1−t) . (B + I a + G) Aus der Gleichung (2.5a) lä sst sich wiederum der Investitionsmultiplikator bzw. nun auch der Staatsausgabenmultiplikator berechnen. Die Gleichung muss dafü r nach I a oder nach G abgeleitet werden. Der Zahlenwert des Multiplikators ist dabei in beiden Fä llen identisch: (2.5a‘) 𝑑𝑑Y 𝑑𝑑Ia = 𝑑𝑑Y 𝑑𝑑G = 1 1− c . (1−t) Der Vergleich mit Gleichung (2.5‘) zeigt, dass der Investitionsmultiplikator unter Berü cksichtigung des Staates und der damit verbundenen Steuern geringer ist als im Gü termarktmodell ohne Staat. Der Grund dafü r ist einfach: Wenn der Staat Steuern erhebt, reduziert er dadurch das verfü gbare Einkommen der Konsumenten. Eine Erhö hung des Volkseinkommens fü hrt daher zu einem geringeren Konsumnachfragezuwachs. Bei einer marginalen Konsumneigung von 80 Prozent und einem Steuersatz von 25 Prozent lä sst sich der Unterschied zwischen der Hö he der Investitionsmultiplikatoren mit und ohne Staat wie folgt berechnen: (2.6) 𝑑𝑑Y 𝑑𝑑Ia = 1 1− c = 1 1− 0,8 = 1 0,2 = 5 > 1 1− c . (1−t) = 1 1− 0,8 . 0,75 = 1 0,4 = 2,5 Abb. 2.3: Gütermarktgleichgewicht mit autonomen Investitionen und staatlichen Aktivitäten <?page no="41"?> Schritt fü r Schritt 41 Das Gü termarktgleichgewicht lä sst sich wiederum grafisch bestimmen (siehe Abb. 2.3). Im Vergleich zur Situation ohne den Staat (siehe Abb. 2.1) ergeben sich zwei Modifikationen. Erstens verlä uft die Konsumnachfragegerade flacher als ohne staatliche Aktivitä ten, weil die Steigung der Konsumnachfragegeraden nun nicht mehr den Wert c hat, sondern den Wert c . (1 - t). Weil der Steuersatz t kleiner als eins ist, gilt: c > c . (1 - t). Zweitens gibt es jetzt durch die Staatsnachfrage (G) noch eine zusä tzliche Gü ternachfragekomponente. Die Staatsnachfrage wird dabei nicht notwendigerweise durch die Hö he der Steuereinnahmen begrenzt, denn der Staat kann durch kreditfinanzierte Ausgaben hö here Staatsausgaben tä tigen, als er an Steuern einnimmt. Schließlich fü hrt die Berü cksichtigung des Staates in makroö konomischen Modellen zu einer Modifikation der I=S-Bedingung als ä quivalente Gleichgewichtsbedingung fü r den Gü termarkt. Das Inlandsprodukt lä sst sich im Fall staatlicher Aktivitä ten fü r Konsumzwecke, Investitionszwecke und fü r Staatsausgaben verwenden: Y = C + I + G. Das Volkseinkommen wird vom Haushaltssektor fü r die Zahlung der Steuern und fü r Konsumzwecke verwendet oder gespart: Y = C + S + T. Da Volkseinkommen und Inlandsprodukt nach wie vor identisch sind, gilt: C + I + G = C + S + T bzw. I + G = S + T. Durch die Berü cksichtigung des Staates wird die Gü ternachfrage verringert, weil die Haushalte ihre Konsummö glichkeiten nicht nur durch die Bildung von Ersparnissen verringern, sondern auch durch die erzwungenen Steuerzahlungen. Die Nachfrageausfä lle bestehen folglich aus Ersparnissen und Steuern (S + T). Kompensiert werden diese Nachfrageausfä lle durch die Investitionsnachfrage der Unternehmen und die Ausgaben des Staates fü r Sachgü ter und Dienstleistungen (I + G). Eine ä quivalente Formulierung des Gü termarktgleichgewichts lautet daher: I + G = S + T. Berücksichtigung zinsabhängiger Investitionen Bisher wurde von autonomen Investitionen ausgegangen. Diese Annahme wird nun aufgehoben und durch eine zinsabhä ngige Investitionsnachfrage ersetzt. Investitionen werden als eine Erhö hung des Kapitalbestands angesehen, also als eine Vergrö ßerung der Produktionsanlagen (im Wesentlichen Maschinen und Gebä ude). Da, wie weiter oben bereits erwä hnt, von Abschreibungen abgesehen wird, stellt jede Investition eine Erhö hung des Kapitalbestands dar. Eine Unterscheidung zwischen Brutto- und Nettoinvestitionen ist daher nicht erforderlich. Investitionen haben zwei Effekte. Zum einen sind sie Teil der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage. Eine Erhö hung der Investitionen fü hrt zu einer Steigerung von Inlandsprodukt und Volkseinkommen. Dies ist der Einkommenseffekt der Investitionen. Zum anderen bewirkt die Erhö hung des Kapitalbestands eine Vergrö ßerung der Produktionskapazitä ten. Dies ist der Kapazitätseffekt der In- <?page no="42"?> 42 Makroö konomie vestitionen. In der kurzfristigen makroö konomischen Analyse, die hier durchgefü hrt wird, wird nur der Einkommenseffekt betrachtet. Bezü glich des Kapazitä tseffekts wird angenommen, dass Investitionen erst im Jahr nach ihrer Fertigstellung kapazitä tswirksam werden und der Kapitalbestand somit kurzfristig trotz der Investitionen konstant ist. Die Kapazitä tseffekte von Investitionen werden in der Wachstumstheorie betrachtet. Um zu einer zinsabhä ngigen Investitionsnachfrage zu gelangen, wird folgendes Investitionsverhalten angenommen: Es gibt in jedem Jahr eine Reihe von Investitionsprojekten, die unterschiedliche erwartete Renditen abwerfen. Die Hö he der Rendite hä ngt von zwei zentralen Grö ßen ab: Zum einen von der Technologie und der damit verbundenen Produktivitä t und zum anderen von den Absatzerwartungen der Unternehmen. Unter der Berü cksichtigung der technologischen Gegebenheiten und der Absatzerwartungen kö nnen die verschiedenen Investitionsobjekte entsprechend ihrer erwarteten Rendite - beginnend mit dem Objekt der hö chsten Renditeerwartung - angeordnet werden. Ein Beispiel dafü r ist Abb. 2.4 zu entnehmen. Investitionsprojekt Volumen des Projekts erwartete Rendite 1. 5.000,- Euro 9,0 % 2. 8.000,- Euro 8,0 % 3. 2.000,- Euro 7,5 % 4. 12.000,- Euro 6,0 % 5. 6.000,- Euro 5,0 % Abb. 2.4: Investitionsobjekte und erwartete Rendite Die Entscheidung, welche dieser mö glichen Investitionsprojekte tatsä chlich durchgefü hrt werden, hä ngt vom herrschenden Marktzinssatz ab. Vereinfachend wird davon ausgegangen, dass der Zinssatz fü r Kredite bzw. Verbindlichkeiten mit dem Zinssatz fü r Guthaben bzw. Forderungen identisch ist. Daher gibt es nur einen Marktzinssatz bzw. kü rzer nur einen Zinssatz (i) in diesem Modell. Um zu entscheiden, ob das erste Investitionsprojekt durchgefü hrt werden soll oder nicht, vergleicht der potenzielle Investor den Zinssatz mit der erwarteten Rendite. Wenn der Zinssatz geringer ist als die erwartete Rendite, ist das Investitionsprojekt lohnend und wird daher durchgefü hrt. Bei einem Zinssatz, der hö her ist als die erwartete Rendite, lohnt sich die Investition nicht. Stimmt die erwartete Rendite mit dem Zinssatz ü berein, ist der Investor indifferent. In diesem Fall wird die Annahme getroffen, dass das Projekt durchgefü hrt wird. Diese UÜ berlegungen gelten unabhä ngig davon, ob der Investor das Projekt mit Eigenkapital oder Fremdkapital finan- <?page no="43"?> Schritt fü r Schritt 43 ziert: Wenn der Investor ü ber die 5.000,- Euro fü r das erste Investitionsprojekt verfü gt und der Zinssatz bei 8 % liegt, ist die Durchfü hrung der Investition lohnend, denn das damit verbundene jä hrliche Einkommen beträ gt 450,- Euro (9 % auf 5.000,- Euro). Eine Geldanlage fü hrt hingegen nur zu einem jä hrlichen Zinseinkommen in Hö he von 400,- Euro. Auch wenn der Investor nicht ü ber die 5.000,- Euro fü r das erste Investitionsprojekt verfü gt, ist diese Investition bei einem Zinssatz von 8 % lohnend: Der Investor leiht sich das Geld zur Finanzierung des Investitionsprojekts und muss dafü r jä hrlich 400,- Euro Zinsen zahlen. Er erzielt jedoch jedes Jahr eine Rendite in Hö he von 450,- Euro, was ihm einen Nettoertrag in Hö he von 50,- Euro bringt. Die Hö he der gesamtwirtschaftlichen Investitionsnachfrage hä ngt somit von der Hö he des Zinssatzes ab. Bei einem Zinssatz von 9 % wird lediglich das erste Investitionsprojekt durchgefü hrt, sodass die gesamtwirtschaftliche Investitionsnachfrage 5.000 beträ gt. Sinkt der Zinssatz auf 8 %, so wird auch das zweite Investitionsprojekt lohnend. Die gesamtwirtschaftliche Investitionsnachfrage liegt dann bei 5.000 + 8.000 = 13.000. Generell gilt daher: Eine Verringerung des Zinssatzes fü hrt zu einem Anstieg der Investitionsnachfrage. Die zinsabhä ngige Investitionsnachfragefunktion lautet daher I = I(i). Die erste Ableitung dieser Investitionsfunktion nach dem Zinssatz i ist negativ, d. h. ein Anstieg des Zinssatzes fü hrt zu einem Rü ckgang der Investitionsnachfrage. Die bisherigen UÜ berlegungen lassen sich wiederum zu einem modifizierten Gü termarktmodell zusammenfassen, das nun sowohl staatliche Aktivitä ten als auch eine zinsabhä ngige Investitionsnachfrage enthä lt: (2.1b) Y d = Y s = Y (Gleichgewichtsbedingung fü r Gü termarkt) (2.2b) Y d = C + I(i) + G (Definitionsgleichung fü r Gü ternachfrage) (2.3b) C = B + c . (1 - t) . Y (Verhaltensgleichung fü r Konsumverhalten) (2.4b) I = I(i) (Verhaltensgleichung fü r Investitionsverhalten) Die daraus abgeleitete Bestimmungsgleichung zur Berechnung des gleichgewichtigen Inlandsprodukts Y* lautet: (2.5b) Y* = 1 1− c . (1−t) . (B + I(i) + G) Diese Gleichung unterscheidet sich zwar nur marginal von der Gleichung (2.5a), denn hier steht I(i) anstatt I a . Aus diesem Unterschied ergeben sich jedoch weit reichende Konsequenzen. Gleichung (2.5a) hat lediglich eine unbekannte Grö ße, nä mlich Y. Alle anderen Grö ßen sind exogen vorgegeben und daher bekannt. In <?page no="44"?> 44 Makroö konomie Gleichung (2.5b) ist hingegen neben dem Y auch der Wert fü r die Investitionsnachfrage unbekannt. Da die Hö he der Investitionen vom Zinssatz abhä ngt, hat Gleichung (2.5b) zwei Unbekannte: Y und i. Eine Gleichung mit zwei Unbekannten lä sst sich jedoch nicht lö sen. Dies bedeutet: Gleichung (2.5b) gibt nicht eine eindeutige Lö sung fü r den Gü termarkt an, sondern viele Kombinationen von Zinssatz und Inlandsprodukt, bei denen der Gü termarkt gerä umt ist. Unter Vernachlä ssigung staatlicher Aktivitä ten gelten folgende Zusammenhä nge:  Wenn der Zinssatz hoch ist (i 0 , siehe Abb. 2.5), sind die zinsabhä ngigen Investitionen gering. Damit ist auch die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage gering. Ein Gü termarktgleichgewicht verlangt nach der I=S-Bedingung, dass die Ersparnisse bei geringen Investitionen ebenfalls gering sind. Da die Hö he der Ersparnisse in positiver Weise von der Hö he des Volkseinkommens abhä ngt, sind die Ersparnisse nur dann gering, wenn auch das Volkseinkommen gering ist. Fü r ein Gleichgewicht auf dem Gü termarkt muss deshalb bei einem hohen Zinssatz (i 0 ) das Volkseinkommen bzw. Inlandsprodukt gering sein (Y 0 ).  Wenn der Zinssatz hingegen gering ist (i 1 ), ist die Investitionsnachfrage hoch. Hohe Investitionen verlangen nach der I=S-Bedingung hohe Ersparnisse. Hohe Ersparnisse setzen wiederum ein hohes Volkseinkommen voraus. Bei einem niedrigen Zinssatz (i 1 ) muss das Volkseinkommen daher hoch sein (Y 1 ) um ein Gleichgewicht auf dem Gü termarkt zu erreichen.  Die Kombination aus einem hohen Zinssatz (i 0 ) und einem hohen Volkseinkommen (Y 1 ), also der Punkt Q‘ in Abb. 2.5, fü hrt auf dem Gü termarkt zu einem Angebotsüberschuss (Y s > Y d ): Ein hohes Volkseinkommen hat hohe Ersparnisse zur Folge. Hohe Ersparnisse bedeuten hohe Nachfragausfä lle. Zur Kompensation dieser Nachfrageausfä lle mü sste die Investitionsnachfrage ebenfalls hoch sein. Bei einem hohen Zinssatz sind die zinsabhä ngigen Investitionen jedoch gering. Die Konsumnachfrageausfä lle infolge der hohen Ersparnisse sind folglich grö ßer als die zusä tzliche Gü ternachfrage in Form von Investitionen, sodass das Inlandsprodukt - und damit auch die angebotene Gü termenge - grö ßer ist als die Gü ternachfrage. Um auf dem Gü termarkt ein Gleichgewicht zu erreichen, mü sste entweder bei einem unverä nderten Volkseinkommen der Zins sinken, damit es hö here Investitionen gibt, oder bei einem unverä nderten Zinssatz mü sste das Volkseinkommen sinken, damit es geringere Ersparnisse gibt.  Die Kombination aus einem geringen Zinssatz (i 1 ) und einem geringen Volkseinkommen (Y 0 ), also der Punkt Q‘‘, fü hrt auf dem Gü termarkt zu einem Nachfrageüberhang (Y d > Y s ): Ein geringer Zinssatz hat hohe Investitionen zur Folge, also eine hohe Gü ternachfrage. Um auf dem Gü termarkt ein Gleichgewicht zu erreichen, wä re ein hoher Nachfrageausfall seitens der Konsumenten erforderlich, also hohe Ersparnisse. Hohe Ersparnisse setzen jedoch ein hohes Volkseinkommen voraus. Dies ist bei Y 0 nicht der Fall. Der Nachfrageausfall ist <?page no="45"?> Schritt fü r Schritt 45 angesichts der hohen Investitionen also zu gering, sodass ein Nachfrageü berhang auf dem Gü termarkt auftritt. Um einen Ausgleich von Gü terangebot und Gü ternachfrage zu erreichen, mü ssten fü r ein unverä ndertes Volkseinkommen entweder die Investitionen zurü ckgehen (also der Zinssatz steigen) oder die Ersparnisse grö ßer werden (also das Volkseinkommen steigen). Abb. 2.5: IS-Gerade als Gleichgewichtsbedingung für den Gütermarkt Zusammenfassend lä sst sich somit festhalten: Bei einer zinsabhä ngigen Investitionsnachfrage gibt es nicht nur ein gleichgewichtiges Volkseinkommen, sondern eine ganze Reihe von Zinssatz-Volkseinkommen-Kombinationen, die zu einem Gü termarktgleichgewicht fü hren. In einem Zins-Volkseinkommen-Diagramm (im Folgenden i-Y-Diagramm) lassen sich diese Kombinationen durch eine Gerade, die so genannte IS-Gerade (Kurzform fü r I=S-Gerade) darstellen (siehe Abb. 2.5). Die IS-Gerade stellt daher alle Kombinationen von Volkseinkommen Y und Zinssä tzen i dar, die auf dem Gü termarkt fü r ein Gleichgewicht sorgen. Jede Kombination ü ber der IS-Geraden fü hrt zu einem Angebotsü berschuss auf dem Gü termarkt. Jede Kombination unter der IS-Geraden ist mit einem Nachfrageü berhang auf dem Gü termarkt verbunden. Die IS-Gerade stellt keine funktionalen Zusammenhä nge dar, d. h. sie besagt nicht, dass ein hoher Zinssatz kausal mit einem geringeren Volkseinkommen verbunden ist. Sie ist stattdessen eine Gleichgewichtskurve, die aussagt, wie hoch der Zinssatz bei einem bestimmten Volkseinkommen sein muss, damit die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage mit dem gesamtwirtschaftlichen Gü terangebot ü bereinstimmt und der Gü termarkt somit gerä umt ist. Der Verlauf der IS-Geraden hä ngt auch von den unternehmerischen Erwartungen ab. Wenn die Unternehmen optimistisch in die Zukunft blicken und glauben, dass <?page no="46"?> 46 Makroö konomie die Konsumenten eine hö here Gü termenge nachfragen, fü hrt schon eine geringe Zinssenkung zu einer großen Zunahme der Investitionen. Die IS-Gerade verlä uft daher sehr flach. Wenn die Unternehmen hingegen pessimistisch sind und befü rchten, dass sie eine grö ßere Gü termenge nur schwer auf dem Markt verkaufen kö nnen, werden sie wenige Investitionsvorhaben realisieren. Eine Zinssenkung hat daher nur einen geringen Anstieg der Investitionen zur Folge. Die IS-Gerade verlä uft daher relativ steil. Im Extremfall verlä uft die IS-Gerade vollkommen zinsunelastisch, d. h. die Unternehmen reagieren ü berhaupt nicht auf eine Zinssenkung. Die Ursache fü r dieses Verhalten ist darin zu sehen, dass die Unternehmen extrem pessimistisch sind und befü rchten, dass die Konsumenten nicht bereit sind, eine grö ßere Gü termenge nachzufragen. In diesem Fall verlä uft die IS-Gerade parallel zur Zinsachse. Die Volkswirtschaft befindet sich in der so genannten Investitionsfalle . Die Lage der IS-Geraden verä ndert sich, wenn sich die autonomen Komponenten der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage ä ndern. Wenn z. B. zusä tzlich zu den Investitionen noch die Staatsausgaben betrachtet werden, fü hrt eine Erhö hung der Staatsausgaben zu einer Verschiebung der IS-Geraden nach rechts (siehe Abb. 2.6). Abb. 2.6: Veränderung der Lage der IS-Geraden bei einer Staatsausgabenerhöhung (G↑) Ausgehend von der IS-Geraden 0 lä sst sich diese Verschiebung wie folgt erklä ren: Die Zinssatz-Volkseinkommen-Kombination i 0 -Y 0 stellt ein mö gliches Gü termarktgleichgewicht dar. Wenn nun die exogenen Staatsausgaben erhö ht werden, bedeutet dies unter sonst gleichen Bedingungen eine hö here Gü ternachfrage. Damit kommt es zu einem Nachfrageü berhang auf dem Gü termarkt. Zum Ausgleich dieses Ungleichgewichts muss eine andere Gü ternachfragekomponente geringer werden. Dies kann bei unverä ndertem Volkseinkommen (Y=Y 0 ) - und damit einer unverä nderter Konsumnachfrage - nur durch eine Reduzierung der Investitionsnachfrage geschehen. Eine Reduzierung der Investitionsnachfrage verlangt im Fall zinsabhä ngiger Investitionen einen Anstieg der Zinsen, weil steigende Zinsen zu sinkenden Investitionen fü hren. Denkbar wä re beispielsweise, dass der Zinssatz <?page no="47"?> Schritt fü r Schritt 47 auf i=i 1 steigen muss, damit die Investitionen so weit zurü ckgehen, dass der Gü termarkt wieder ausgeglichen ist. Die Erhö hung der Staatsausgaben hat also zur Folge, dass nun die Kombination i 1 -Y 0 ein Gü termarktgleichgewicht darstellt. Generell verschieben sich alle i-Y-Kombinationen, die ein Gü termarktgleichgewicht implizieren, in dieser Weise. Die Staatsausgabenerhö hung bewirkt so eine Rechtsverschiebung der IS-Geraden in einem i-Y-Diagramm. Auch andere Steigerungen von Nachfragekomponenten - also z. B. dem autonomen Konsum oder den spä ter noch zu berü cksichtigenden Exporten - haben eine Verschiebung der IS-Geraden nach rechts zur Folge. Umgekehrt fü hren Nachfragereduzierungen bei den Staatsausgaben oder den Exporten zu einer Linksverschiebung der IS-Geraden. Lernfragen In der Makroökonomie passt sich …  die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage an das gesamtwirtschaftliche Gü terangebot an.  das gesamtwirtschaftliche Gü terangebot an die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage an. Der Basiskonsum ist eine …  exogene Grö ße.  endogene Grö ße. Das fundamental psychologische Gesetz von Keynes besagt, dass eine Einkommenssteigerung zu einer …  proportionalen Erhö hung der Konsumausgaben fü hrt.  unterproportionalen Erhö hung der Konsumausgaben fü hrt.  ü berproportionalen Erhö hung der Konsumausgaben fü hrt. Bei einer gesamtwirtschaftlichen marginalen Konsumneigung von 0,75 führt eine Erhöhung des Volkseinkommens um 100 Euro dazu, dass …  die Investitionen um 75 Euro steigen.  die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage um 75 Euro steigt.  die Ersparnisse um 25 Euro steigen. <?page no="48"?> 48 Makroö konomie Wenn die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage geringer ist als das gesamtwirtschaftliche Güterangebot, kommt es zu …  ungeplanten Ersparnissen.  ungeplanten Investitionen.  ungeplanten Steuermindereinnahmen. In einer geschlossenen Volkswirtschaft ohne staatliche Aktivitäten lässt sich ein Gütermarktgleichgewicht durch folgende Bedingung beschreiben:  Investitionen = Ersparnisse.  Investitionen = Basiskonsum + einkommensabhä ngiger Konsum.  Exporte = Importe. Bei einer marginalen Konsumneigung von 50 Prozent hat der Investitionsmultiplikator in einer geschlossenen Volkswirtschaft ohne staatliche Aktivitäten folgenden Wert:  1,5  2,0  4,0 Wenn der Staat Steuern erhebt, wirkt dies wie …  eine zusä tzliche Nachfragesteigerung.  ein zusä tzlicher Nachfrageausfall. In einer geschlossenen Volkswirtschaft mit staatlichen Aktivitäten führt eine kreditfinanzierte Staatsausgabenerhöhung um 100 Euro zu einer gesamtwirtschaftlichen Güternachfragesteigerung von …  weniger als 100 Euro.  genau 100 Euro.  mehr als 100 Euro. Bei zinsabhängigen Investitionen führt eine Erhöhung des Zinssatzes zu einer …  Erhö hung der Investitionsnachfrage.  Verringerung der Investitionsnachfrage. <?page no="49"?> Schritt fü r Schritt 49 Wenn der Zinssatz steigt, verlangt ein Gütermarktgleichgewicht, dass …  das Volkseinkommen geringer wird.  das Volkseinkommen grö ßer wird. In einem Zins-Volkseinkommen-Diagramm bedeutet ein Punkt über der IS-Geraden einen …  Angebotsü berschuss auf dem Gü termarkt.  Nachfrageü berhang auf dem Gü termarkt. Wenn sich eine Volkswirtschaft in der Investitionsfalle befindet, verläuft die IS-Gerade in einem Zins-Volkseinkommen-Diagramm …  parallel zur Zins-Achse.  parallel zur Volkseinkommens-Achse. Eine Verringerung der Staatsausgaben führt in einem Zins-Volkseinkommen-Diagramm dazu, dass die IS-Gerade …  nach links verschoben wird.  nach rechts verschoben wird.  unverä ndert bleibt, weil der Zinssatz unverä ndert ist. Prüfungstipp Die hier vorgestellten Modellzusammenhä nge und Multiplikatoren wirken auf den ersten Blick sehr abstrakt. Um ein besseres Gefü hl fü r die Zusammenhä nge zu erhalten, solltest du ein bis zwei Zahlenbeispiele selbst entwickeln und die entsprechenden Gleichgewichte berechnen. Anschließend empfiehlt es sich, die von dir entwickelten Beispiele auch in eine Grafik einzuzeichnen und so zu ü berprü fen, ob die berechneten Gleichgewichtseinkommen korrekt sind. <?page no="51"?> Schritt 3: Der Geldmarkt Lernhinweise Was erwartet mich in diesem Kapitel? Dieses Kapitel stellt die wichtigsten Motive fü r die Nachfrage nach Geld dar. Anschließend wird gezeigt, wie sich aus der Geldnachfrage in Kombination mit dem Geldangebot der Zentralbank ein gleichgewichtiger Zinssatz auf dem Geldmarkt ergibt. Zudem wird der Begriff der Liquiditä tsfalle erlä utert. Welche Schlagwörter lerne ich kennen? ■ Geldangebot ■ Geldnachfrage ■ Geldmenge ■ Transaktionskasse ■ Spekulationskasse ■ effektive Verzinsung ■ kritischer Zinssatz ■ Zinsuntergrenze ■ Liquiditä tsfalle ■ Geldmarktgleichgewicht ■ LM-Kurve ■ Kryptowährungen ■ Modern Monetary Theory Wofür benötige ich dieses Wissen? In diesem Kapitel wird gezeigt, wie sich auf dem Geldmarkt ein gleichgewichtiger Zinssatz ergibt. Zudem wird dargestellt, wie sich der Zinssatz durch geldpolitische Maßnahmen - z. B. eine Erhö hung der Geldmenge durch die Zentralbank - verä ndern lä sst. Die Kenntnisse dieser Zusammenhä nge sind notwendig, um im weiteren Verlauf dieses Buches zu verstehen, wie der Staat durch eine Erhö hung der Geldmenge das Volkseinkommen und die Beschä ftigung steigern kann. <?page no="52"?> 52 Makroö konomie In jeder Gesellschaft benö tigen die Menschen Geld, um die Kä ufe von Gü tern oder Vermö genswerten, wie z. B. festverzinsten Wertpapieren, zu finanzieren. In diesem Kapitel wird gezeigt, wie sich auf dem Geldmarkt einer Volkswirtschaft ein Gleichgewicht ergibt. Geldangebot und Geldnachfrage Geld wird in einer Volkswirtschaft vor allem fü r den Kauf von Gü tern und Dienstleistungen sowie Vermö gensgegenstä nden (Aktien, Wertpapieren etc.) verwendet. Ein Markt, auf dem Geld angeboten und nachgefragt wird, gibt es in der Realitä t nicht, es handelt sich beim Geldmarkt daher um ein Hilfskonstrukt. Eine Betrachtung des Geldmarktes macht dennoch Sinn, weil sich damit die Hö he des Zinssatzes in einer Volkswirtschaft erklä ren lä sst. Der Zinssatz ergibt sich dabei aus dem Zusammenspiel von Geldangebot und Geldnachfrage. Geld erfü llt in einer Gesellschaft drei grundlegende Funktionen. Erstens ist Geld ein allgemein akzeptiertes Tauschmittel, das den Austausch von Gü tern und Vermö gensgegenstä nden erheblich erleichtert. Zweitens ist Geld eine Recheneinheit, die eine einheitliche Bewertung aller Gü ter und Vermö gensgegenstä nde ermö glicht. Drittens hat Geld eine Wertaufbewahrungsfunktion, die es erlaubt, zwischen dem Einkommenserwerb und der Verausgabung dieses Einkommens einen gewissen Zeitraum verstreichen zu lassen und so z. B. Vermö gen aufzubauen. Jedes Objekt, das diese drei Funktionen erfü llt, ist im ö konomischen Sinne Geld. Angeboten wird Geld in der makroö konomischen Theorie von der Zentralbank. Der Prozess der Geldschö pfung ist ein relativ komplizierter Prozess, bei dem neben der Zentralbank auch die Geschä ftsbanken eine Rolle spielen, und bei dem es verschiedene Geldmengenkonzepte gibt. Diese Aspekte werden in der Geldtheorie behandelt. In der Makroö konomie wird vereinfachend davon ausgegangen, dass das gesamtwirtschaftliche Geldangebot von der Zentralbank direkt kontrolliert und bestimmt werden kann. Das gesamtwirtschaftliche Geldangebot (M) wird daher im Folgenden als eine exogene Größe angesehen, die von der Zentralbank vollkommen gesteuert werden kann. Neben der nominalen Geldmenge (M) spielt spä ter auch die reale Geldmenge ( MP ) eine Rolle. Fü r die Nachfrage nach Geld gibt es in der Makroö konomie zwei zentrale Grü nde: Das Transaktionsmotiv und das Spekulationsmotiv. Beim Transaktionsmotiv fragen Wirtschaftssubjekte Geld nach, weil sie das Geld zur Abwicklung von Gü terkä ufen benö tigen. Die Hö he der fü r diese Transaktionszwecke benö tigten Geldmittel hä ngt letztendlich von dem Gü tervolumen ab, das die Gesellschaft bewegen muss. Das Gü tervolumen entspricht vereinfachend dem Inlandsprodukt Y. Die <?page no="53"?> Schritt fü r Schritt 53 Geldmenge, die fü r die Abwicklung der Gü terkä ufe benö tigt wird und von den Wirtschaftssubjekten nachgefragt wird, heißt Transaktionskasse (L T ). Dabei wird ein proportionaler Zusammenhang zwischen dem Inlandsprodukt und der Transaktionskasse angenommen. Die Hö he der Geldnachfrage fü r Transaktionszwecke lä sst sich wie folgt ausdrü cken: L T = λ . Y mit λ > 0. Das Spekulationsmotiv der Geldnachfrage hä ngt mit dem Kauf von Wertpapieren zusammen. Ausgangspunkt ist die UÜ berlegung, dass Wirtschaftssubjekte einen Teil ihres Einkommens sparen, um damit Vermö gen zu bilden. In der makroö konomischen Analyse wird davon ausgegangen, dass es zwei Handlungsalternativen fü r die Sparer gibt: Entweder kann das gesparte Geld fü r den Kauf von festverzinsten Wertpapieren (WP) verwendet werden oder die Sparer halten Geld. Der Erwerb von Wertpapieren ist mit Zinseinnahmen (ZE) verbunden. Gleichzeitig besteht aber auch die Gefahr, dass es infolge von Kursschwankungen zu Kursverlusten kommen kann. Wird stattdessen Geld gehalten, verzichtet das Wirtschaftssubjekt auf Zinseinkü nfte. Gleichzeitig wird aber auch die Gefahr von Kursverlusten verhindert. Ob ein Wirtschaftssubjekt sich fü r den Kauf eines Wertpapiers entscheidet, hä ngt von der erwarteten Kursentwicklung ab. Wenn der Kurs eines Wertpapiers zu Beginn einer Anlageperiode - beispielsweise am Anfang eines Jahres - den Wert KW 0 hat, der Anleger am Ende der Anlageperiode den Kurswert KW 1erw. erwartet und der Zinsbetrag, der innerhalb des Jahres eingenommen wird, die Hö he ZE hat, lä sst sich mit dem Kauf eines Wertpapiers der folgende erwartete Ertrag (E erw. ) erzielen: (3.1) E erw. = KW 1erw. - KW 0 + ZE Wenn Gleichung 3.1 positiv ist (KW 1erw. - KW 0 + ZE > 0), lohnt sich der Kauf des Wertpapiers. Ein Sparer mit dieser Erwartungshaltung wird sein gesamtes erspartes Geld fü r den Kauf von Wertpapieren verwenden und kein Geld halten. Seine so genannte Spekulationskasse (L s ) ist gleich Null. Sofern der erwartete Ertrag eines Wertpapierkaufs hingegen negativ ist (KW 1erw. - KW 0 + ZE < 0), lohnt sich der Kauf des Wertpapiers nicht, weil der erwartete Kursverlust nicht mehr durch die Zinseinkü nfte kompensiert werden kann. In diesem Fall ist es sinnvoll, die Ersparnisse nicht fü r den Kauf von Wertpapieren zu verwenden. Stattdessen ist es rational, das Ersparte in Form von Geld zu halten und auf fallende Wertpapierkurse zu hoffen, um dann Wertpapiere zu erwerben. Die Frage, ob eine Person ihr Geld fü r den Kauf von Wertpapieren ausgibt oder Geld in Form einer Spekulationskasse hä lt, ist folglich eine Alles-oder-Nichts-Entscheidung. Die Entscheidung fü r oder gegen das Halten einer Spekulationskasse lä sst sich nicht nur in Abhä ngigkeit vom Kurswert fä llen, sondern alternativ auch in Abhä ngigkeit vom herrschenden Marktzins. Hierzu ist auf den definitorischen Zusammenhang zwischen dem Kurswert eines festverzinsten Wertpapiers und dem Zinssatz (i) zu achten: Angenommen, der Nominalwert eines Wertpapiers <?page no="54"?> 54 Makroö konomie beträ gt 100,- Euro und die in dem Wertpapier festgelegte jä hrliche Verzinsung beträ gt 5 %, also 5,- Euro. Unabhä ngig vom schwankenden Kurswert des Wertpapiers werden dem Eigentü mer dieses Papiers also jedes Jahr exakt 5,- Euro Zinsen gezahlt. Die Rendite bzw. die effektive Verzinsung des Wertpapiers hä ngt jedoch vom jeweiligen Kurswert ab. Wenn der Kurs des Wertpapiers auf 50,- Euro sinkt, ergibt sich aus der unverä nderten Zinszahlung in Hö he von 5,- Euro eine effektive Verzinsung von 10 %. Bei einem Kurswert von 200,- Euro erzielt der Halter dieses Papiers hingegen nur eine Rendite von 2,5 %. Die effektive Verzinsung eines Wertpapiers (i) ergibt sich folglich aus der Division der festen Zinszahlung in Euro (ZE) durch den Kurswert (KW): i = ZE KW . Ein Anstieg des Kurswerts (KW↑) ist folglich mit einem Zinsrü ckgang (i↓) verbunden. Wird nun davon ausgegangen, dass es in der Volkswirtschaft nur einen einheitlichen Zinssatz (i) gibt, so stimmt die effektive Verzinsung der Wertpapiere mit diesem Zinssatz ü berein. Die Annahme eines einheitlichen Zinssatzes fü r Wertpapiere und Spareinlagen lä sst sich damit erklä ren, dass es im Fall von Zinsunterschieden zu Umschichtungen der Geldanlagen kommen wü rde. Wü rden die Sparer beispielsweise fü r eine Spareinlage bei ihrer Bank 4 % Zinsen erhalten, wä hrend sie fü r eine festverzinste Staatsanleihe 5 % erhalten, wü rden die Sparer ihr Geld vom Sparbuch abziehen und dafü r Wertpapiere kaufen. Die Nachfrage nach Wertpapieren wü rde steigen, sodass auch der Kurs des Wertpapiers steigen wü rde. Dies hä tte eine Verringerung der effektiven Verzinsung zur Folge. Erst wenn Sparzinsen und Wertpapierrendite identisch sind, wü rden derartige Umschichtungsprozesse zum Erliegen kommen. Die Frage, ob ein Wirtschaftssubjekt sich fü r den Kauf eines Wertpapiers entscheidet oder lieber Geld hä lt, hä ngt, so betrachtet, vom zukü nftigen erwarteten Zinssatz und vom tatsä chlichen Zinssatz ab:  Wenn die Person glaubt, dass der Kurs des Wertpapiers gegenwä rtig relativ niedrig ist und daher in der Zukunft Kursgewinne zu erwarten sind, die fü r den Kauf eines Wertpapiers sprechen, bedeutet dies gleichzeitig: Die Person glaubt, dass der gegenwä rtige Zinssatz relativ hoch ist und zukü nftig sinken wird. Das bedeutet: Bei einem relativ hohen Zinssatz entscheidet sich die Person fü r den Kauf des Wertpapiers, sodass die Spekulationskasse gleich Null ist (L s = 0). Dies gilt sowohl fü r einzelne Wirtschaftssubjekte als auch fü r die Gesellschaft als Ganzes.  Wenn die Person hingegen einen Kursrü ckgang erwartet, der so hoch ist, dass die Kursverluste grö ßer sind als die Zinszahlung, entscheidet sich die Person gegen den Kauf des Wertpapiers. Die Person ist also der Ansicht, dass der aktuelle Wertpapierkurs relativ hoch ist. Der aktuelle Zinssatz ist daher relativ niedrig, sodass fü r die Zukunft Zinssteigerungen erwartet werden. Bei einem relativ niedrigen Zinssatz entscheidet sich die Person daher fü r das Halten von Spekulationskasse. Dies gilt dann auch fü r die gesamte Gesellschaft: Wenn der <?page no="55"?> Schritt fü r Schritt 55 Zinssatz niedrig ist, erwarten viele Wirtschaftssubjekte einen Zinsanstieg - und damit einen Kursrü ckgang der auf dem Wertpapiermarkt gehandelten Papiere. Viele Wirtschaftssubjekte verzichten aus Angst vor Kursverlusten auf den Kauf von Wertpapieren. Die gesamtgesellschaftliche Spekulationskasse ist daher groß.  Aus beiden Zusammenhä ngen ergibt sich ein weiterer Zusammenhang: Wenn der Zinssatz sinkt, nimmt die Nachfrage nach Spekulationskasse zu.  Schließlich gibt es noch einen Kurswert, bei dem der erwartete Ertrag, der sich aus dem Kauf eines Wertpapiers ergibt, gleich Null ist (E erw. = KW 1erw. - KW 0 + ZE = 0). Damit gibt es zugleich einen aktuellen Zinssatz, bei dem dieser Ertrag gleich Null ist. Der aktuelle Zinssatz, bei dem der erwartete Ertrag aus dem Kauf eines Wertpapiers den Wert Null annimmt, ist der so genannte kritische Zinssatz . Da Erwartungshaltungen von persö nlichen Meinungen abhä ngen, haben alle Wirtschaftssubjekte unterschiedliche Vorstellungen davon, welche Kursä nderungen mö glich sind. Damit haben die Wirtschaftssubjekte auch unterschiedliche kritische Zinssä tze. Der geringste kritische Zinssatz, der in einer Volkswirtschaft anzutreffen ist, ist die Zinsuntergrenze dieser Gesellschaft. Diese Zinsuntergrenze kann nicht mehr unterschritten werden, weil die Wertpapierkurse bereits so hoch sind, dass kein Wirtschaftssubjekt bereit ist, einen hö heren Kurs zu bezahlen. Ohne einen Anstieg des Wertpapierkurses ist jedoch eine Reduzierung der effektiven Verzinsung - also des Zinssatzes - nicht mö glich. Dieser Bereich wird Keynessche Liquiditä tsfalle bzw. kurz Liquiditätsfalle genannt. Das Geldmarktgleichgewicht Aus den bisher skizzierten Zusammenhä ngen lä sst sich nun die gesamtgesellschaftliche Geldnachfrage in Abhä ngigkeit vom Inlandsprodukt und vom Zinssatz ableiten. Die gesamtwirtschaftliche Geldnachfrage (L) setzt sich zusammen aus der vom Inlandsprodukt abhä ngigen Transaktionskasse (L T = λ . Y) und der zinsabhä ngigen Spekulationskasse (L S = L S (i)). Ein Anstieg des Volkseinkommens hat eine Zunahme der Geldnachfrage zur Folge. Ein Anstieg des Zinssatzes hat hingegen einen Rü ckgang der Geldnachfrage zur Folge. (3.2) L = L(Y,i) = λ . Y + L S (i) mit 𝑑𝑑LT 𝑑𝑑Y = λ > 0 und 𝑑𝑑LS 𝑑𝑑i < 0. In Kombination mit dem exogen vorgegebenen Geldangebot (M) lä sst sich der Geldmarkt in Abhä ngigkeit vom Zinssatz in einer Grafik abbilden. Die Geldnachfrage aus Transaktionsgrü nden ist zinsunabhä ngig und fest an die Hö he des Inlandsprodukts gekoppelt. Bei einem sehr hohen Zinssatz ist die zusä tzliche Geld- <?page no="56"?> 56 Makroö konomie nachfrage in Form der Spekulationskasse gleich Null: Ein hoher Zins impliziert niedrige Wertpapierkurse, d. h. alle Wirtschaftssubjekte erwarten Kursanstiege, die einen Wertpapierkauf lohnend machen, sodass alle Wirtschaftssubjekte Wertpapiere an Stelle von Geld halten (L S = 0). Mit sinkendem Zins steigt die Nachfrage nach Spekulationskasse (i↓ ⇒ L s ↑ ⇒ L↑). Wenn die Zinsuntergrenze (i u ) erreicht ist, befindet sich die Volkswirtschaft in der Liquiditä tsfalle und eine weitere Verringerung des Zinssatzes ist nicht mehr mö glich. Die gesamtwirtschaftliche Geldnachfragekurve hat somit drei Teile: einen ersten zinsunabhä ngigen Teil (Geldnachfrage ausschließlich in Form von Transaktionskassen, d. h. die Geldnachfragekurve verlä uft parallel zur i-Achse), einen zweiten zinsunabhä ngigen Teil (die Geldnachfragekurve verlä uft parallel zur M,L-Achse, die Volkswirtschaft befindet sich in der Liquiditä tsfalle) und dazwischen einen zinsabhä ngigen Teil (siehe Abb. 3.1). Abb. 3.1: Geldmarktgleichgewicht bei exogenem Geldangebot Wird das exogene - und damit zinsunabhä ngige - Geldangebot hinzugenommen, ergibt sich aus dem Schnittpunkt beider Geraden das Geldmarktgleichgewicht. Entscheidend fü r dieses Gleichgewicht ist der gleichgewichtige Zinssatz i*. Bei einem hö heren Zinssatz (i‘ > i*) gibt es auf dem Geldmarkt einen Angebotsü berschuss (AUÜ ). Dies lä sst sich wie folgt erklä ren: Ein hoher Zinssatz impliziert einen geringen Wertpapierkurs. Bei einem geringen Wertpapierkurs erwarten viele Wirtschaftssubjekte Kursanstiege, die einen Wertpapierkauf attraktiv machen. Die Nachfrage nach Spekulationskasse ist daher gering. Damit ist die gesamte Geldnachfrage gering, sodass das Geldangebot grö ßer ist als die Geldnachfrage (M > L T + L s ). Wenn nun das Inlandsprodukt steigt, nimmt die Nachfrage nach Transaktionskasse zu. Grafisch bedeutet dies eine Verschiebung der Geldnachfragekurve nach rechts (von L 0 nach L 1 in Abb. 3.2). Der Geldmarkt ist bei einem hö heren Inlandsprodukt nur im Gleichgewicht, wenn der Zinssatz steigt. Dies lä sst sich wie folgt begrü nden: Ein hö heres Inlandsprodukt bewirkt eine hö here Nachfrage nach <?page no="57"?> Schritt fü r Schritt 57 Transaktionskasse (L T ↑). Da das Geldangebot unverä ndert geblieben ist, muss die Nachfrage nach Spekulationskasse sinken. Dies geschieht bei sinkenden Wertpapierkursen, weil dann die Nachfrage nach Wertpapieren steigt und die Nachfrage nach Spekulationskasse zurü ckgeht. Die sinkenden Wertpapierkurse gehen mit einem steigenden Zinssatz einher. Abb. 3.2: Geldmarktgleichgewicht bei einer Erhöhung des Inlandsprodukts (Y↑) Werden nun die Kombinationen aus den Zinssä tzen und Inlandsprodukten identifiziert, bei denen die Geldnachfrage mit dem Geldangebot ü bereinstimmt, stellt dies die Geldmarktgleichgewichte der Volkswirtschaft dar. So wie auf dem Gü termarkt gibt es auch auf dem Geldmarkt nicht nur eine einzige Zinssatz-Volkseinkommen-Kombination, die zu einem Geldmarktgleichgewicht fü hrt, sondern eine ganze Reihe von Zinssatz-Volkseinkommen-Kombinationen, denn die Gleichung zur Bestimmung des Geldmarktgleichgewichts (Gleichung 3.2) hat zwei Unbekannte: i und Y. In einem i-Y-Diagramm lassen sich diese Kombinationen durch eine Kurve, die so genannte LM-Kurve (Kurzform fü r L=M-Kurve) darstellen. Der Verlauf dieser Kurve ist in Abb. 3.3 dargestellt. Die LM-Kurve hat erneut drei Bereiche: Abb. 3.3: LM-Kurve als Gleichgewichtsbedingung für den Geldmarkt <?page no="58"?> 58 Makroö konomie  In dem Bereich zwischen den Punkten a und b verlangt ein steigendes Inlandsprodukt einen steigenden Zinssatz, um einen Ausgleich von Geldangebot und Geldnachfrage zu erreichen. Das steigende Inlandsprodukt impliziert eine steigende Nachfrage nach Transaktionskasse. Die Nachfrage nach Spekulationskasse muss zurü ckgehen, um bei dem unverä nderten Geldangebot ein Geldmarktgleichgewicht zu erreichen. Eine sinkende Nachfrage nach Spekulationskasse verlangt sinkende Wertpapierkurse, damit das Geld fü r den Kauf von Wertpapieren verwendet wird. Ein sinkender Wertpapierkurs hat einen Anstieg der effektiven Verzinsung zur Folge, also auch einen Anstieg des Zinssatzes.  Ab dem Punkt b wird die gesamte Geldmenge fü r die Finanzierung der Gü terkä ufe benö tigt. Die Spekulationskasse ist gleich Null und die Transaktionskasse stimmt mit dem Geldangebot ü berein (L T = M). Ein hö heres Inlandsprodukt kann wegen der konstanten Geldmenge nicht realisiert werden. Dieser Bereich ist der so genannte klassische Bereich der LM-Kurve.  Der Bereich i u bis a entspricht der Liquiditä tsfalle. Eine Reduzierung des Zinses unter den geringsten kritischen Zinssatz ist nicht mehr mö glich: Eine Zinssenkung ist unter den getroffenen Modellannahmen nur mö glich, wenn der Wertpapierkurs steigt. Da der Wertpapierkurs aber bereits so hoch ist, dass alle Wirtschaftssubjekte Kursrü ckgä nge erwarten, ist kein Wirtschaftssubjekt bereit, einen hö heren Kurs zu bezahlen. Ohne eine Erhö hung des Wertpapierkurses findet jedoch auch keine Zinssenkung statt. Die Volkswirtschaft kann den Zins also nicht unter das Niveau von i u absenken. Oberhalb der LM-Kurve (z. B. im Punkt Q‘) herrscht auf dem Geldmarkt ein Angebotsüberschuss . Dieser lä sst sich wie folgt erklä ren: Bei einem Inlandsprodukt in Hö he von Y 0 ergibt sich ein Geldmarktgleichgewicht, wenn der Zinssatz bei i 0 liegt. In Q‘ ist der Zinssatz jedoch hö her (i‘ > i 0 ). Ein hoher Zinssatz impliziert geringe Wertpapierkurse. Bei einem geringen Wertpapierkurs erwarten viele Anleger Kurssteigerungen, sodass sich der Kauf des Wertpapiers fü r sie lohnt. Die Nachfrage nach Spekulationskasse ist daher gering. Damit ist auch die gesamte Geldnachfrage fü r ein Geldmarktgleichgewicht zu gering (L T + L S < M), d. h. das Geldangebot ist grö ßer als die Geldnachfrage. Fü r ein Geldmarktgleichgewicht mü sste daher entweder bei einem unverä nderten Zinssatz das Volkseinkommen steigen, damit die Nachfrage nach Transaktionskasse grö ßer wird, oder bei einem unverä nderten Volkseinkommen der Zinssatz sinken, damit die Nachfrage nach Spekulationskasse grö ßer wird. Die LM-Kurve stellt folglich alle Kombinationen von Volkseinkommen Y und Zinssä tzen i dar, die auf dem Geldmarkt fü r ein Gleichgewicht sorgen. Jede Kombination ü ber der LM-Geraden stellt einen Angebotsü berschuss auf dem Geldmarkt dar. Jede Kombination unter der LM-Geraden bedeutet einen Nachfrageü berhang. <?page no="59"?> Schritt fü r Schritt 59 Auch die LM-Kurve stellt keine funktionalen Zusammenhä nge dar. Sie ist stattdessen eine Gleichgewichtskurve, die aussagt, wie hoch der Zinssatz bei einem bestimmten Volkseinkommen sein muss, damit die gesamtwirtschaftliche Geldnachfrage mit dem gesamtwirtschaftlichen Geldangebot ü bereinstimmt. Die Lage der LM-Kurve verä ndert sich, wenn sich die Hö he des Geldangebots ä ndert. Eine Erhö hung des Geldangebots durch die Zentralbank fü hrt zu einer Verschiebung der LM-Kurve nach rechts. Der Bereich der Liquiditä tsfalle der LM- Kurve bleibt dabei unverä ndert (siehe Abb. 3.4). Dies lä sst sich wie folgt erklä ren: Wenn das Geldangebot erhö ht wird und der Zinssatz unverä ndert bleibt, ä ndert sich die Hö he der Nachfrage nach Spekulationskasse nicht. Damit das ü berschü ssige Geldangebot nachgefragt wird, muss das Volkseinkommen steigen, denn nur dann kommt es ü ber eine Steigerung der Nachfrage nach Transaktionskasse zu einer hö heren Geldnachfrage, die das hö here Geldangebot aufnimmt. Abb. 3.4: Auswirkungen einer Geldmengenerhöhung (M↑) auf die Lage der LM-Kurve Exkurs: Kryptowährungen und Modern Monetary Theory Eine Grundannahme der bisherigen Ausfü hrungen zum Geldmarkt ist, dass die Zentralbank das Geldangebot der Volkswirtschaft steuern kann. An dieser Annahme wird in den nachfolgenden Ausfü hrungen dieses Buches festgehalten. Dennoch soll kurz auf zwei alternative Annahmen zur Steuerung der gesamtwirtschaftlichen Geldmenge eingegangen werden. Eine Alternative zum Konzept des Zentralbankgeldes sind virtuelle Wä hrungen bzw. Kryptowährungen wie der Bitcoin. Einzelne Stimmen sehen darin eine Alternative zum traditionellen Geldsystem, das dieses perspektivisch sogar ersetzen kö nnte. Kryptowä hrungen basieren darauf, dass Guthaben in Form eines Computercodes von einem Teilnehmer an einen anderen transferiert werden. Die Transaktionen werden mit Hilfe zahlreicher Computer gespeichert und sind daher schwer manipulierbar. Die Schö pfung dieses digitalen Geldes erfolgt durch <?page no="60"?> 60 Makroö konomie private Wirtschaftsakteure. Banken und Behö rden sind daran nicht beteiligt. Daher entzieht sich die Steuerung der Menge an digitalen Wä hrungseinheiten der Zentralbank. Auch wenn das Interesse an virtuellen Wä hrungen relativ groß ist, ist es sehr unwahrscheinlich, dass Kryptowä hrungen bestehende Wä hrungen ablö sen. Hierfü r gibt es drei zentrale Grü nde. Sie hä ngen alle damit zusammen, dass eine Kryptowä hrung, wie der Bitcoin, die zu Beginn dieses Kapitels genannten Eigenschaften von Geld nicht erfü llt: Der Wert eines Bitcoins, der momentan bekanntesten virtuellen Wä hrung, ist hohen Schwankungen unterworfen. Dies macht diese Wä hrung eher zu einem Spekulationsobjekt als zu einer wertstabilen Anlage. Eine der zentralen Funktionen von Geld - die Wertaufbewahrungsfunktion - wird damit nicht erfü llt. Auch als Zahlungsmittel sind virtuelle Wä hrungen gegenwä rtig nicht geeignet. Dies liegt nicht nur an der komplizierten technischen Aufbewahrung und den teuren Transaktionen, sondern auch an der geringen Akzeptanz und dem in weiten Teilen der Bevö lkerung fehlenden Vertrauen in diese Wä hrungen. Zudem fehlt es an der gesetzlichen Anerkennung virtueller Wä hrungen als gesetzliches Zahlungsmittel. Selbst als Recheneinheit sind Kryptowä hrungen wenig geeignet. Damit Menschen Preise tatsä chlich in Bitcoin ausdrü cken, mü ssen sie Euro-Preise in Bitcoin-Preise umrechnen. Wie schwer dies den Menschen fä llt, zeigte sich bei der Ablö sung der DM durch den Euro. Zudem erschweren die bereits erwä hnten hohen Kursschwankungen bei virtuellen Wä hrungen diese Umrechnung. Selbst wenn sich viele der genannten Kritikpunkte in den nä chsten Jahren und Jahrzehnten entschä rfen dü rften, ist auch auf Dauer nicht davon auszugehen, dass Kryptowä hrungen die bestehenden Wä hrungen ablö sen und ersetzen kö nnen. Virtuelle Wä hrungen sind eher ein Spekulationsobjekt als eine Wä hrung. Eine zweite Alternative zum traditionellen Geldangebot durch die Zentralbank ist der Geldschö pfungsprozess im Rahmen der Modern Monetary Theory (die nachfolgenden Ausfü hrungen basieren auf Ehnts und Paetz 2021). Sie geht auf Warren Mosler zurü ckgeht und wurde von ihm in den 1990er Jahren publiziert. Ein zentraler Baustein dieser Theorie ist, dass ein Staat seine Ausgaben stets mit Hilfe der Zentralbank finanzieren kann, ohne dass er dafü r vorab eine Finanzierung in Form von Steuereinnahmen oder einer Kreditaufnahme benö tigt. Der Staat muss also nicht erst finanzielle Mittel ansammeln, wenn er Ausgaben tä tigen will. Die Geldschö pfung findet dabei wie folgt statt: Wenn der Staat fü r eine Milliarde Euro Computer fü r Schulen und die staatliche Verwaltung erwirbt, weist er die Zentralbank an, dieses Geld zu ü berweisen. Die Zentralbank belastet das Konto des Staates. Der Staat gleicht diesen Betrag spä ter durch seine Einnahmen aus. Dazu gehö ren Steuereinnahmen, erhobene Gebü hren und auch Einnahmen aus dem Verkauf von Staatsanleihen. Die gesamtwirtschaftliche Geldmenge wird somit nicht von der Zentralbank bestimmt, sondern vom Staat: Er sorgt mit <?page no="61"?> Schritt fü r Schritt 61 seinen Ausgaben dafü r, das neues Geld geschö pft wird. Je hö her diese Ausgaben sind, desto mehr Geld wird von der Zentralbank in das Wirtschaftssystem gepumpt. Das hat weitgehende Konsequenzen fü r die Wirtschaftspolitik. Besonders relevant ist dabei, dass der Staat keine Einnahmen benö tigt, um Staatsausgaben zu tä tigen. Solange die Zentralbank die vom Staat gewü nschten UÜ berweisungen ausfü hrt, kann der Staat seine Ausgaben tä tigen. Es gibt also keine staatlichen Finanzierungsprobleme - wenn sich die Zentralbank kooperativ verhä lt, kann der Staat nicht zahlungsunfä hig werden. Auch die Steuerung der Inflationsrate liegt dann maßgeblich in der Hand des Staates und seiner Ausgabenpolitik. Wenn die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage sehr hoch ist und die Produktionskapazitä ten der Volkswirtschaft ausgelastet sind, wü rde eine staatliche Nachfrage nach Gü tern zu einem gesamtwirtschaftlichen Nachfrageü berhang fü hren, der die Gü terpreise steigen lä sst. Der Staat kann diesen Inflationsdruck abmildern, indem er seine Ausgaben zurü ckschraubt. Die Modern Monetary Theory stellt somit sowohl die traditionelle Sichtweise der Geldschö pfung als auch die der Staatsfinanzierung infrage. Vor allem die These, dass Staaten ohne Rü cksicht auf ihren Schuldenstand Ausgaben tä tigen kö nnen, ist hoch umstritten. Mehr zu dieser Theorie ist in dem Werk „Modern Monetary Theory and European Macroeconomics“ von Dirk Ehnts nachzulesen. Lernfragen Bei der Geldnachfrage aus Transaktionszwecken besteht zwischen dem Inlandsprodukt und der Transaktionskasse ein …  proportionaler Zusammenhang.  unterproportionaler Zusammenhang.  ü berproportionaler Zusammenhang. Wenn der Zinssatz steigt, hat dies für die gesamtwirtschaftliche Geldnachfrage aus Spekulationszwecken im Normalfall folgende Konsequenz: Die Nachfrage nach Spekulationskasse …  geht zurü ck.  bleibt konstant.  nimmt zu. <?page no="62"?> 62 Makroö konomie Wenn der Wertpapierkurs steigt, hat dies für die gesamtwirtschaftliche Geldnachfrage aus Spekulationszwecken im Normalfall folgende Konsequenz: Die Nachfrage nach Spekulationskasse …  geht zurü ck.  bleibt konstant.  nimmt zu. Eine Volkswirtschaft befindet sich in der Liquiditätsfalle, wenn der Zinssatz …  besonders niedrig ist.  besonders hoch ist. Wenn der Zinssatz steigt, verlangt ein Geldmarktgleichgewicht, dass …  das Volkseinkommen geringer wird.  das Volkseinkommen grö ßer wird. In einem Zins-Volkseinkommen-Diagramm bedeutet ein Punkt über der LM-Geraden einen …  Angebotsü berschuss auf dem Geldmarkt.  Nachfrageü berhang auf dem Geldmarkt. Wenn sich eine Volkswirtschaft in der Liquiditätsfalle befindet, verläuft die LM-Gerade in einem Zins-Volkseinkommen-Diagramm …  parallel zur Zins-Achse.  parallel zur Volkseinkommens-Achse. Eine Verringerung der Geldmenge führt in einem Zins-Volkseinkommen-Diagramm dazu, dass die LM-Gerade …  nach links verschoben wird.  nach rechts verschoben wird.  unverä ndert bleibt, weil der Zinssatz unverä ndert ist. Nach der Modern Monetary Theory wird Geld dadurch geschaffen, dass …  ein Sparer eine Staatsanleihe erwirbt.  die Zentralbank ihren Leitzins reduziert.  der Staat eine Ausgabe tä tigt und diese durch eine UÜ berweisung der Zentralbank bezahlt. <?page no="63"?> Schritt fü r Schritt 63 Prüfungstipp Der Begriff der Liquiditä tsfalle ist ein entscheidender Aspekt des Geldmarktes in makroö konomischen Modellen und der gesamten makroö konomischen Theorie. Fü r das Verstä ndnis der Liquiditä tsfalle und des Geldmarktes ist es wichtig, den Zusammenhang zwischen dem flexiblen Kurs der Wertpapiere, der festen Nominalverzinsung und der daraus resultierenden effektiven Verzinsung der Wertpapiere zu verstehen. Du solltest daher die Ausfü hrungen zu diesen Zusammenhä ngen besonders intensiv studieren. <?page no="65"?> Schritt 4: Wirtschaftspolitik in einer geschlossenen Volkswirtschaft mit festem Preisniveau (IS-LM-Modell) Lernhinweise Was erwartet mich in diesem Kapitel? Dieses Kapitel stellt dar, wie der Staat durch eine expansive Geldpolitik (d. h. eine Erhö hung der Geldmenge) oder durch eine expansive Fiskalpolitik (d. h. eine Steigerung der staatlichen Ausgaben fü r Gü ter und Dienstleistungen) das Volkseinkommen in einer geschlossenen Volkswirtschaft erhö hen kann. Dabei werden auch die Grenzen der Geldpolitik deutlich, denn es gibt bestimmte gesamtwirtschaftliche Konstellationen, in denen eine Erhö hung der Geldmenge nicht in der Lage ist, die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage und mit ihr das Volkseinkommen zu steigern. Welche Schlagwörter lerne ich kennen? ■ IS-LM-Modell ■ Multiplikatoreffekt ■ expansive Geldpolitik ■ expansive Fiskalpolitik ■ kreditfinanzierte Staatsausgabenerhö hung ■ Crowding-out- Effekt ■ totales Crowding-out Wofür benötige ich dieses Wissen? Die hier vorgestellten Auswirkungen einer expansiven Geldbzw. Fiskalpolitik sind die Grundlage jeder Wirtschaftspolitik, die versucht, ü ber eine Steigerung der Gü ternachfrage das Volkseinkommen und die Beschä ftigung zu <?page no="66"?> 66 Makroö konomie erhö hen. Fü r das Verstä ndnis der politischen und wissenschaftlichen Diskussionen ü ber die Mö glichkeiten und Grenzen derartiger wirtschaftspolitischer Maßnahmen ist es zwingend notwendig, die genauen Wirkungsmechanismen einer expansiven Geld- und Fiskalpolitik zu kennen. <?page no="67"?> Schritt fü r Schritt 67 Wä hrend bisher der Gü termarkt und der Geldmarkt isoliert voneinander betrachtet wurden, kommt es jetzt zu einer gemeinsamen Betrachtung beider Mä rkte. Dieses Kapitel zeigt, wie sich auf dem Gü ter- und dem Geldmarkt ein simultanes Gleichgewicht einstellt. Zudem wird untersucht, welche Konsequenzen sich ergeben, wenn die Geldmenge in einer Volkswirtschaft erhö ht wird oder wenn der Staat seine Ausgaben fü r Gü ter erhö ht. Simultanes Gleichgewicht auf dem Geld- und Gütermarkt Um auf dem Gü termarkt und dem Geldmarkt gleichzeitig ein Gleichgewicht zu erreichen, mü ssen die UÜ berlegungen der beiden vorangegangenen Schritte zusammengefasst werden. Grafisch ergibt sich das simultane Gü ter- und Geldmarktgleichgewicht, indem die IS-Gerade und die LM-Kurve in ein i-Y-Diagramm eingezeichnet werden (siehe Abb. 4.1). Abb. 4.1: Simultanes Gütermarkt- und Geldmarktgleichgewicht (Q*) Der Schnittpunkt beider Kurven ergibt die Zins-Volkseinkommen-Kombination, die sowohl ein Gü termarktgleichgewicht hervorruft als auch ein Geldmarktgleichgewicht. Jede andere Kombination fü hrt auf mindestens einem der beiden Mä rkte zu einem Ungleichgewicht. Eine Zins-Volkseinkommen-Kombination, die beispielsweise sowohl oberhalb der IS-Geraden als auch oberhalb der LM- Kurve liegt, ist mit einem Angebotsü berschuss auf beiden Mä rkten verbunden. Sollte sich die Volkswirtschaft jedoch in einer Situation mit Ungleichgewichten auf einem oder beiden Mä rkten befinden, gibt es Anpassungskrä fte, die die Volkswirtschaft zu einem Gü ter- und Geldmarktgleichgewicht fü hren. Dabei wird im Folgenden davon ausgegangen, dass der Geldmarkt schneller reagiert als der Gü termarkt. Es kommt daher zunä chst zu einer AÜ nderung des Zinssatzes. Auf diese Zinsä nderung reagieren die Investitionsnachfrage und die damit verbundenen Multiplikatoreffekte, also der Gü termarkt. <?page no="68"?> 68 Makroö konomie Abb. 4.2: Anpassung an das simultane Gütermarkt- und Geldmarktgleichgewicht Bei einem Zins i‘, der grö ßer ist als der gleichgewichtige Zinssatz i* (i‘ > i*), und einem Inlandsprodukt Y‘, das kleiner ist als das gleichgewichtige Inlandsprodukt Y* (Y‘ < Y*) - also einer Kombination, die in Abb. 4.2. durch den Punkt Q‘ beschrieben wird - ergeben sich folgende Anpassungsprozesse:  Auf dem Geldmarkt gibt es im Punkt Q‘ einen Angebotsü berschuss. Das ü berschü ssige Geld wird fü r den Kauf von Wertpapieren verwendet. Die steigende Wertpapiernachfrage fü hrt zu einem Kursanstieg bei den Wertpapieren und damit zu einem Rü ckgang der effektiven Verzinsung, also zu einem Zinsrückgang (Bewegung von Q‘ nach Q‘‘).  Der Zinsrü ckgang fü hrt zu einer steigenden Investitionsnachfrage, also zu einer steigenden Gü ternachfrage. Die steigende Investitionsnachfrage bewirkt zudem ü ber die bereits beschriebenen Multiplikatoreffekte eine weitere Steigerung der Gü ternachfrage. Die Unternehmen passen sich an die hö here Gü ternachfrage an, d. h. das Inlandsprodukt und das Volkseinkommen steigen (Bewegung von Q‘‘ nach Q‘‘‘).  Das steigende Inlandsprodukt erhö ht die Nachfrage nach Transaktionskasse, um das mit einer grö ßeren Gü termenge gestiegenen Transaktionsvolumen finanzieren zu kö nnen. Der grö ßere Bedarf an Transaktionskasse fü hrt dazu, dass die Wirtschaftssubjekte Wertpapiere verkaufen, um das mit dem Verkaufserlö s erzielte Geld zur Finanzierung der Gü terkä ufe zu verwenden. Der Verkauf der Wertpapiere bewirkt einen Kursrü ckgang und damit einen Zinsanstieg. Der Zinsanstieg fü hrt zu einem Rü ckgang der Investitionsnachfrage und damit der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage (von Y‘‘‘ nach Y*). Beides fü hrt zu einer Bewegung von Q‘‘‘ nach Q*, sodass die Volkswirtschaft ihr Gü ter- und Geldmarktgleichgewicht erreicht. Analoge Anpassungsprozesse ergeben sich auch bei anderen Marktungleichgewichten, sodass die Volkswirtschaft stets ein simultanes Gü ter- und Geldmarktgleichgewicht realisieren kann. <?page no="69"?> Schritt fü r Schritt 69 Wirkungen einer expansiven Geldpolitik Eine expansive Geldpolitik, also eine Erhö hung der nominalen Geldmenge (M) durch die Zentralbank, hat in einem i-Y-Diagramm eine Rechtsverschiebung der LM-Kurve zur Folge. Abb. 4.3: Konsequenzen einer expansiven Geldpolitik (M↑) Wie in Abb. 4.3 zu erkennen ist, bewirkt dies eine Erhö hung des Volkseinkommens (von Y 0 auf Y 2 ) und eine Verringerung des Zinssatzes (von i 0 auf i 2 ). Der Anpassungsprozess vom alten Gleichgewicht Q 0 zum neuen Gleichgewicht Q 2 lä sst sich wie folgt erklä ren: Die Erhö hung der Geldmenge hat zur Folge, dass die Wirtschaftssubjekte nun zu viel Geld halten. Das ü berschü ssige Geld wird fü r den Kauf von Wertpapieren (WP) verwendet. Damit steigt die Nachfrage nach Wertpapieren, was einen Anstieg der Wertpapierkurse und einen sinkenden Zins zur Folge hat (Bewegung von Q 0 nach Q 0‘ ). Der sinkende Zins bewirkt einen Anstieg der Investitionsnachfrage. Die hö here Investitionsnachfrage und die mit dem Investitionsmultiplikator verbundenen Nachfrageeffekte fü hren zu einem Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage. Der Unternehmenssektor passt sich daran an, sodass das Inlandsprodukt bzw. das Volkseinkommen steigt (Bewegung von Y 0 nach Y 1 ). Das steigende Inlandsprodukt hat wiederum die Konsequenz, dass das Geldvolumen zur Abwicklung der Gü terkä ufe steigt. Der Bedarf an Transaktionskasse nimmt zu. Die Wirtschaftssubjekte verkaufen nun Wertpapiere, um das benö tigte Geld zu erhalten. Das steigende Wertpapierangebot fü hrt zu einem Rü ckgang der Wertpapierkurse, was einen Zinsanstieg zur Folge hat (Bewegung von i 1 auf i 2 ). Der Zinsanstieg bewirkt schließlich eine Verringerung der Investitionen. Der Investitionsrü ckgang fü hrt zu einer Verringerung der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage, woraus dann auch eine Verringerung des Inlandsprodukts resultiert (Bewegung von Y 1 nach Y 2 ). Mit Hilfe der bisher verwendeten Abkü rzungen lassen sich diese Wirkungszusammenhä nge ü berblicksartig wie in Abb. 4.4 darstellen. <?page no="70"?> 70 Makroö konomie Abb. 4.4: Schematische Darstellung der Wirkungsweise einer expansiven Geldpolitik (M↑) Abb. 4.5: Ineffektivität einer expansiven Geldpolitik (M↑) im Fall der Liquiditäts- und der Investitionsfalle Es gibt allerdings auch Situationen, in denen eine expansive Geldpolitik keine Erhö hung des Volkseinkommens bewirkt (siehe Abb. 4.5). Wenn sich die Volkswirtschaft in der Liquiditätsfalle befindet, kann die Geldmengenerhö hung keine Zinssenkung hervorrufen. Ohne eine Zinsreduzierung unterbleiben die Investitionszuwä chse, sodass das Volkseinkommen unverä ndert bleibt. Auch wenn sich die Gesellschaft in der Investitionsfalle befindet, kann eine Geldmengenerhö hung keine Steigerung des Volkseinkommens bewirken. Es kommt zwar zu einer Zinssenkung (von i 0 auf i 1 ), aber die Erwartungshaltung der Investoren ist so pessimistisch, dass sie ihre Investitionen selbst bei sinkenden Zinsen nicht erhö hen. Im Ergebnis fü hrt eine expansive Geldpolitik ü ber sinkende Zinsen zu einer Erhö hung des Volkseinkommens. Eine Geldmengenerhö hung bewirkt allerdings keine Steigerung des Volkseinkommens, wenn sich die Volkswirtschaft in der Liquiditä tsfalle oder der Investitionsfalle befindet. WP Käufe ↑ M ↑ WP-Kurs ↑ Y d ↑,Y s ↑,Y↑ i ↓ I ↑ WP Verkäufe ↑ L T ↑ WP-Kurs ↓ i ↑ I ↓ Y d ↓,Y s ↓,Y↓ Gesamtergebnis: Y ↑ und i ↓ Y i Y 0 =Y 1 i 0 = i 1 LM 0 ■ LM 1 M ↑ Y IS M ↑ LM 0 LM 1 i Y 0 =Y 1 ■ ■ i 0 i 1 IS Q 1 Q 0 = Q 1 Q 0 Liquiditätsfalle Investitionsfalle <?page no="71"?> Schritt fü r Schritt 71 Wirkungen einer expansiven Fiskalpolitik Eine expansive Fiskalpolitik liegt vor, wenn der Staat seine Ausgaben fü r Sachgü ter und Dienstleistungen erhö ht. Eine kreditfinanzierte Staatsausgabenerhö hung ist dabei wirksamer als eine steuerfinanzierte Erhö hung der Staatsausgaben, aber selbst eine Steigerung der Staatsausgaben bei gleichzeitigen Steuererhö hungen hat positive Auswirkungen auf das Volkseinkommen:  Wenn der Staat seine Ausgaben fü r Gü ter um 100,- Euro erhö ht und dies durch eine gleichzeitige Steuererhö hung finanziert, sinkt das verfü gbare Einkommen des Haushaltssektors um 100,- Euro. Der Rü ckgang der Konsumnachfrage des Haushaltssektors ist jedoch geringer als 100,- Euro, weil die Haushalte annahmegemä ß einen Teil ihres verfü gbaren Einkommens sparen. Bei einer marginalen Sparquote von 20 Prozent wü rde die Konsumnachfrage also nur um 80,- Euro sinken. Per Saldo steigt die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage damit um 20,- Euro.  Sofern der Staat eine Erhö hung seiner Ausgaben fü r Gü ter nicht durch eine Steuererhö hung finanziert, sondern durch eine Kreditaufnahme, resultiert daraus keine Verringerung der Konsumnachfrage. Der Staat greift bei einer Kreditfinanzierung auf die Ersparnisse der privaten Haushalte zurü ck und lä sst deren verfü gbares Einkommen unverä ndert. Eine Erhö hung der staatlichen Ausgaben fü r Gü ter um 100,- Euro wird somit in vollem Umfang nachfragewirksam und nicht durch eine Einschrä nkung der privaten Konsumnachfrage konterkariert. Abb. 4.6: Konsequenzen einer expansiven Fiskalpolitik (G↑) Da eine kreditfinanzierte Staatsausgabenerhö hung eine grö ßere Auswirkung auf die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage hat, wird unter einer expansiven Fiskalpolitik im Folgenden stets eine kreditfinanzierte Staatsausgabenerhöhung verstanden. Diese Staatsausgabenerhö hung ist unmittelbar nachfragewirksam, weil der Staat als Nachfrager am Gü termarkt auftaucht. Die Nachfrageerhö hung und die mit dem Staatsausgabenmultiplikator verbundenen Nachfragesteigerungen fü h- <?page no="72"?> 72 Makroö konomie ren zu einer hö heren Gü ternachfrage. In einem i-Y-Diagramm bedeutet dies eine Rechtsverschiebung der IS-Geraden (siehe Abb. 4.6). Die Erhö hung der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage infolge einer hö heren staatlichen Gü ternachfrage wird durch die Bewegung von Q 0 nach Q 1 dargestellt. Der Unternehmenssektor passt sich annahmegemä ß an die hö here Gü ternachfrage an, sodass das Inlandsprodukt - und mit ihm das Volkseinkommen - steigt (von Y 0 auf Y 1 ). Ein hö heres Inlandsprodukt hat zur Folge, dass der Bedarf an Transaktionskasse zunimmt. Der Haushaltssektor verkauft Wertpapiere, um das benö tigte Geld zu erhalten. Damit sinkt der Kurs der Wertpapiere, sodass deren effektive Verzinsung steigt. Es kommt zu einer Zinssteigerung. Die Zinssteigerung hat negative Auswirkungen auf die Investitionsnachfrage. Es kommt daher zu einer zinsinduzierten Verringerung der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage. Diese Wirkungszusammenhä nge sind schematisch in Abb. 4.7 skizziert. Abb. 4.7: Schematische Darstellung der Wirkungsweise einer expansiven Fiskalpolitik (G↑) Diese negative Rü ckwirkung des Geldmarktes auf den Gü termarkt - also die Reduzierung der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage infolge einer Zinserhö hung - wird Crowding-out-Effekt genannt (Bewegung von Q 1 nach Q 2 in Abb. 4.6). Trotz des Rü ckgangs der Investitionsnachfrage ü berwiegen jedoch die positiven Nachfrageeffekte der Staatsausgabenerhö hung und der damit verbundenen Multiplikatoreffekte, sodass per Saldo das Inlandsprodukt bzw. das Volkseinkommen steigt (von Y 0 auf Y 2 ). Ein Crowding-out-Effekt beschreibt Fä lle, in denen eine wirtschaftspolitische Maßnahme, die die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage steigern soll, Nebenwirkungen hat, die zu einer Reduzierung der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage fü hren. Wenn diese Nebenwirkungen die ursprü ngliche Nachfragesteigerung komplett ausgleichen, liegt ein totales Crowding-out vor. Anders als die Geldpolitik hat eine expansive Fiskalpolitik auch dann eine Steigerung des Inlandsprodukts bzw. des Volkseinkommens zur Folge, wenn sich die Y d ↑,Y s ↑,Y↑ WP Verkäufe ↑ L T ↑ WP-Kurs ↓ i ↑ I ↓ Y d ↓,Y s ↓,Y↓ G ↑ Gesamtergebnis: Y ↑ und i ↑ <?page no="73"?> Schritt fü r Schritt 73 Volkswirtschaft in der Liquiditä tsfalle oder der Investitionsfalle befindet (siehe Abb. 4.8). Abb. 4.8: Expansive Fiskalpolitik (G↑) im Fall der Liquiditäts- und der Investitionsfalle Abb. 4.9: Ineffektivität der expansiven Fiskalpolitik (G↑) im klassischen Bereich der LM-Kurve Allerdings ist eine expansive Fiskalpolitik nicht in allen Fä llen wirksam. Wenn sich die Gesellschaft mit ihrem simultanen Gü ter- und Geldmarktgleichgewicht im klassischen Bereich der LM-Kurve befindet, ist eine expansive Fiskalpolitik unwirksam, weil keine Steigerung des Volkseinkommens stattfindet (siehe Abb. 4.9). Die Ineffektivitä t der Fiskalpolitik lä sst sich wie folgt erklä ren: Das Volkseinkommen ist bereits so groß, dass das gesamte Geldangebot zur Finanzierung der Gü tertransaktionen benö tigt wird. Wä re das Volkseinkommen hö her, wü rde es zu einer Erhö hung des Wertpapierangebots kommen. Der damit verbundene Kursrü ckgang wü rde zu einem Zinsanstieg fü hren. Dieser Zinsanstieg hä tte eine Reduzierung der Investitionsnachfrage zur Folge. Damit sinkt dann auch die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage und mit ihr das Inlandsprodukt. Erst wenn das Inlandsprodukt sein Ausgangsniveau erreicht, ist der Geldmarkt wieder im Gleichgewicht. Im Ergebnis bleibt das Inlandsprodukt bzw. Volks- Y i Y 0 i 0 = i 1 ■ LM G ↑ Y IS 0 LM i Y 0 ■ ■ i 1 i 0 IS 0 IS 1 Y 1 ■ Y 1 IS 1 G ↑ Q 1 Q 0 Q 0 Q 1 Liquiditätsfalle Investitionsfalle <?page no="74"?> 74 Makroö konomie einkommen unverä ndert (Y 0 = Y 1 ). Es kommt folglich zu einem totalen Crowding-out infolge des gestiegenen Zinssatzes (zinsinduziertes Crowding-out). Im Ergebnis fü hrt eine expansive Fiskalpolitik ü ber die hö here Gü ternachfrage und die damit ausgelö sten Multiplikatoreffekte zu einer Erhö hung des Volkseinkommens. Eine Staatsausgabenerhö hung bewirkt auch dann eine Steigerung des Volkseinkommens, wenn sich die Volkswirtschaft in der Liquiditä tsfalle oder in der Investitionsfalle befindet. Falls sich die Volkswirtschaft jedoch im klassischen Bereich der LM-Kurve befindet, kommt es zu einem totalen Crowding-out, sodass das Volkseinkommen unverä ndert bleibt. Wirtschaftspolitische Konsequenzen Wenn der Staat das Inlandsprodukt bzw. Volkseinkommen in einer geschlossenen Volkswirtschaft bei festen Preisen erhö hen will, hä ngt der Erfolg einer entsprechenden geld- oder fiskalpolitischen Maßnahme von den ö konomischen Rahmenbedingungen ab: Falls sich die Volkswirtschaft in der Liquiditä tsfalle oder in der Investitionsfalle befindet, kann eine Erhö hung der Geldmenge keine Steigerung des Volkseinkommens bewirken. In beiden Fä llen hilft nur eine expansive Fiskalpolitik. Sofern sich die Volkswirtschaft im klassischen Bereich der LM-Kurve befindet, kann nur eine expansive Geldpolitik das Volkseinkommen steigern. Wenn in der Gesellschaft hingegen keiner dieser drei Sonderfä lle anzutreffen ist, lä sst sich eine Erhö hung des Volkseinkommens sowohl ü ber eine expansive Geldpolitik als auch ü ber eine expansive Fiskalpolitik erreichen. Die Auswirkungen beider wirtschaftspolitischer Maßnahmen auf das Inlandsprodukt und den Zinssatz sind in Abb. 4.10 dargestellt. Abb. 4.10: Auswirkungen einer expansiven Geld- oder Fiskalpolitik in einer geschlossenen Volkswirtschaft bei konstantem Preisniveau <?page no="75"?> Schritt fü r Schritt 75 Lernfragen Bei einer normal verlaufenden IS-Geraden und LM-Geraden führt eine Geldmengenerhöhung dazu, dass …  der Zinssatz und das Volkseinkommen steigen.  der Zinssatz steigt und das Volkseinkommen sinkt.  der Zinssatz sinkt und das Volkseinkommen steigt. Bei einer normal verlaufenden IS-Geraden und LM-Geraden führt eine Staatsausgabenerhöhung dazu, dass …  der Zinssatz und das Volkseinkommen steigen.  der Zinssatz steigt und das Volkseinkommen sinkt.  der Zinssatz sinkt und das Volkseinkommen steigt. Wenn sich die Volkswirtschaft in der Liquiditätsfalle befindet, führt eine Geldmengenerhöhung dazu, dass …  der Zinssatz steigt.  der Zinssatz sinkt.  der Zinssatz konstant bleibt. Wenn sich die Volkswirtschaft in der Liquiditätsfalle befindet, führt eine Staatsausgabenerhöhung dazu, dass …  der Zinssatz und das Volkseinkommen konstant bleiben.  der Zinssatz konstant bleibt und das Volkseinkommen steigt.  der Zinssatz steigt und das Volkseinkommen konstant bleibt. Welche wirtschaftspolitische Maßnahme sollte der Staat ergreifen, wenn sich die Volkswirtschaft in der Investitionsfalle befindet?  Eine expansive Geldpolitik.  Eine expansive Fiskalpolitik. Prüfungstipp Bei der Frage nach den makroö konomischen Konsequenzen bestimmter wirtschaftspolitischer Maßnahmen solltest du zunä chst ü berlegen, welche Resultate du fü r den Zinssatz und das Volkseinkommen wegen der ö konomischen Wir- <?page no="76"?> 76 Makroö konomie kungszusammenhä nge erwartest. Anschließend empfiehlt sich die Anfertigung einer Grafik, also die Untersuchung der Wirkungsweise der betreffenden wirtschaftspolitischen Maßnahme in einem Zins-Volkseinkommen-Diagramm mit einer IS- und einer LM-Kurve und den notwendigen Verschiebungen der Kurven. Wenn die Resultate der grafischen Analyse und der ö konomischen UÜ berlegungen identisch sind, hast du mit hoher Wahrscheinlichkeit die richtige Antwort gegeben. <?page no="77"?> Schritt 5: Devisenmarkt, Wechselkurse und Außenbeitrag Lernhinweise Was erwartet mich in diesem Kapitel? In diesem Kapitel wird die Analyse makroö konomischer Zusammenhä nge nicht mehr nur auf eine geschlossene Volkswirtschaft beschrä nkt, sondern erstmals auf eine Gesellschaft, die ö konomische Transaktionen mit dem Ausland durchfü hrt. Es werden die entscheidenden makroö konomischen Grö ßen dargestellt, die zu einer Verä nderung der Nachfrage nach auslä ndischen Wä hrungseinheiten bzw. des Angebots dieser Wä hrungseinheiten fü hren. AÜ nderungen der Nachfrage bzw. des Angebots auslä ndischer Wä hrungseinheiten haben eine AÜ nderung des Preises fü r diese Wä hrungseinheiten - den Wechselkurs - zur Folge. Dieses Kapitel zeigt, wann es zu einer Aufwertung oder einer Abwertung einer bestimmten Wä hrung kommt. Welche Schlagwörter lerne ich kennen? ■ Wechselkurs ■ Devisen ■ Devisenangebot ■ Devisennachfrage ■ Importe ■ Exporte ■ Kapitalimport ■ Kapitalexport ■ Lageparameter ■ Aufwertung ■ Abwertung ■ Zahlungsbilanz ■ Handelsbilanz ■ Außenbeitrag ■ Kapitalbilanz ■ Gold- und Devisenbilanz ■ Normalreaktion der Handelsbilanz <?page no="78"?> 78 Makroö konomie Wofür benötige ich dieses Wissen? AÜ nderungen des Preises fü r auslä ndische Wä hrungseinheiten haben gravierende Konsequenzen fü r die internationale Wettbewerbsfä higkeit einer Volkswirtschaft und damit fü r die Hö he der Exporte dieser Volkswirtschaft. Eine Abwertung der heimischen Wä hrung fü hrt im Normalfall dazu, dass die Exporte des Landes zunehmen, das Volkseinkommen steigt und mit ihm die Beschä ftigung. Der sichere Umgang mit den Begriffen „Aufwertung“ und „Abwertung“ sowie den daraus resultierenden Konsequenzen fü r Produktion, Inlandsprodukt und Beschä ftigung ist die Voraussetzung fü r die sichere makroö konomische Argumentation im Kontext einer offenen Volkswirtschaft. <?page no="79"?> Schritt fü r Schritt 79 Dieses Kapitel befasst sich mit dem Austausch von Gü tern zwischen verschiedenen Volkswirtschaften. Der Wechselkurs hat dabei eine entscheidende Bedeutung fü r die Hö he der Exporte und Importe eines Landes. Es wird gezeigt, wie sich der Wechselkurs auf dem Devisenmarkt bildet, welche Auswirkungen Wechselkursä nderungen auf den grenzü berschreitenden Handel haben und welche Bedingungen erfü llt sein mü ssen, damit es ein außenwirtschaftliches Gleichgewicht gibt. Devisenmarkt und Wechselkurs Der Wechselkurs ist der Preis fü r Devisen. Devisen sind auslä ndische Wä hrungseinheiten, aus Sicht der Europä er z. B. US-Dollar. Der Wechselkurs (e) als Preis fü r einen US-Dollar wird auf dem Devisenmarkt bestimmt. Die nachfolgenden Ausfü hrungen behandeln Europa als das Inland, die USA als das Ausland und den Preis fü r einen US-Dollar in Euro als Wechselkurs. Der US-Dollar wird dabei als eine Devise angesehen. Nachgefragt werden US-Dollar von inlä ndischen bzw. europä ischen Wirtschaftseinheiten, die amerikanische Gü ter und Dienstleistungen kaufen (aus Sicht des Inlands Importe = IM) oder amerikanische Wertpapiere und Aktien erwerben und damit aus Sicht des Inlands einen Kapitalexport (K EX ) tä tigen. Wie bei allen Gü tern wird auch bei Devisen davon ausgegangen, dass die Nachfrage nach einer Devise zurü ckgeht, wenn der Preis fü r die Devise steigt. Angeboten werden US- Dollar von auslä ndischen bzw. amerikanischen Wirtschaftseinheiten, die deutsche Gü ter, Dienstleistungen, Wertpapiere und Aktien kaufen, die sie in Euro bezahlen mü ssen. Um die dafü r notwendigen Euro zu erhalten, mü ssen US-Dollar angeboten und gegen Euro eingetauscht werden. Aus Sicht des Inlands entspricht das Devisenangebot damit den Exporten (EX) und den Kapitalimporten (K IM ). Wie bei allen Gü tern wird auch bei Devisen davon ausgegangen, dass das Devisenangebot mit einem steigenden Preis fü r die Devise zunimmt. Zu den Lageparametern der Angebots- und Nachfragekurven des US-Dollars gehö ren u. a. der Zins im Inland (i), das inlä ndische Preisniveau (P) und das inlä ndische Volkseinkommen (Y). Europa wird dabei als das Inland angesehen.  Ein Zinsanstieg im Inland (i↑) erhö ht die Rendite inlä ndischer Wertpapiere. Dies erhö ht die Nachfrage der Amerikaner nach europä ischen Wertpapieren. Damit nehmen die Kapitalimporte und die Euro-Nachfrage zu. Um die erhö hte Euro-Nachfrage zu finanzieren, bieten die Amerikaner verstä rkt US-Dollar an. Die Dollar-Angebotskurve wird folglich nach rechts verschoben. <?page no="80"?> 80 Makroö konomie  Ein geringeres inlä ndisches Preisniveau (P↓) erhö ht die Exportchancen des Inlands, sodass die Gü terexporte und mit ihnen das Dollar-Angebot zunehmen. Die Dollar-Angebotskurve wird folglich nach rechts verschoben.  Ein Anstieg des inlä ndischen Volkseinkommens (Y↑) impliziert ein hö heres verfü gbares Einkommen. Damit nimmt die Nachfrage nach inlä ndischen und auslä ndischen Gü tern zu, also auch die Importnachfrage, was die Nachfrage nach Dollar erhö ht. Die Dollar-Nachfragekurve wird folglich nach rechts verschoben. Das Gleichgewicht auf einem Devisenmarkt inklusive der genannten Lageparameter ist in Abb. 5.1 dargestellt. Abb 5.1: Gleichgewicht auf einem Devisenmarkt Die AÜ nderungen der drei genannten makroö konomischen Grö ßen fü hren somit auch zu Wechselkursä nderungen. Ein hö heres inlä ndisches Volkseinkommen (Y↑) bewirkt beispielsweise eine grö ßere Nachfrage der Inlä nder nach Produkten aus dem Ausland, also der Importe. Da die auslä ndischen Produkte in US- Dollar bezahlt werden mü ssen, erhö ht die grö ßere Importnachfrage die Nachfrage nach US-Dollar. Es kommt zu einer Rechtsverschiebung der US-Dollar- Nachfragekurve auf dem Devisenmarkt (siehe Abb. 5.2). Die grö ßere Nachfrage nach US-Dollar fü hrt zu einem Nachfrageü berhang (NUÜ ) auf dem Devisenmarkt. Dadurch steigt der Preis fü r einen US-Dollar (von e 0 auf e 1 ), d. h. es kommt zu einem Anstieg des Wechselkurses. Gleichzeitig steigt das Volumen der auf dem Markt umgesetzten Devisen (von $ 0 auf $ 1 ). Ein hö herer Preis fü r den US-Dollar bedeutet, dass ein Dollar nun mehr wert ist. Es wird daher auch von einer Aufwertung des US-Dollar gesprochen. Das Spiegelbild eines teureren US-Dollar ist ein weniger wertvoller Euro, also eine Abwertung des Euro. Der Anstieg des Wechselkurses e stellt folglich eine Aufwertung der auslä ndischen Wä hrung bzw. eine Abwertung der heimischen Währung dar. <?page no="81"?> Schritt fü r Schritt 81 Abb. 5.2: Konsequenzen eines Anstiegs des i nländischen Volkseinkommens (Y↑) für den Devisenmarkt Zahlungsbilanz, Handelsbilanzsaldo und Außenbeitrag Die Zahlungsbilanz erfasst sä mtliche ö konomischen Transaktionen zwischen den inlä ndischen und auslä ndischen Wirtschaftseinheiten, die innerhalb eines Jahres stattfinden. Auf der Aktivseite werden die Aktivitä ten aufgefü hrt, die einen Zahlungseingang fü r das Inland darstellen: der Export von Gü tern und Dienstleistungen (EX), Kapitalimporte wie beispielsweise der Verkauf von Aktien und Wertpapieren an auslä ndische Wirtschaftseinheiten oder eine Kreditaufnahme im Ausland (K IM ) und schließlich der Verkauf von Gold- und Devisenbestä nden der Zentralbank, was eine Gold- und Devisenbestandsverminderung bedeutet (GDB Ver ). Die Passivseite erfasst die Aktivitä ten, die zu einem Zahlungsausgang fü r das Inland fü hren: der Import von Gü tern und Dienstleistungen (IM), Kapitalexporte, wie beispielsweise der Kauf von Aktien und Wertpapieren im Ausland oder eine Kreditgewä hrung an auslä ndische Wirtschaftseinheiten (K EX ), und schließlich der Kauf von Gold- und Devisenbestä nden der Zentralbank im Ausland, der eine Erhö hung des Gold- und Devisenbestands bedeutet (GDB Erh ). Die Grundstruktur einer Zahlungsbilanz kann Tabelle 5.1 entnommen werden. Zahlungseingänge Zahlungsausgänge EX IM } Handelsbilanz K IM K EX } Kapitalbilanz GDB Ver GDB Erh } Gold- und Devisenbilanz Tab. 5.1: Grundstruktur einer Zahlungsbilanz und ihre Teilbilanzen <?page no="82"?> 82 Makroö konomie In der Zahlungsbilanz werden alle Transaktionen doppelt gebucht. Der Export von Gü tern gegen die Gewä hrung eines Kredits wird beispielsweise als Gü terexport auf der Aktivseite und als Kapitalexport auf der Passivseite erfasst. Die Kreditgewä hrung entspricht einem Kapitalexport, weil das Inland dem Ausland mit dem Kredit Geld zur Verfü gung stellt, und dies bedeutet fü r das Inland einen Geldabfluss. Sollte der auslä ndische Importeur die Produkte in seiner eigenen Wä hrung bezahlen - z. B. mit US-Dollar -, so bedeutet dies fü r das Inland eine Zunahme des Devisenbestands der auf der Passivseite der Zahlungsbilanz gebucht wird. Sieht man von statistisch nicht aufgliederbaren Transaktionen ab, so ist die Zahlungsbilanz definitionsgemä ß stets ausgeglichen. (5.1) EX + K IM + GDB Ver = IM + K EX + GDB Erh Die Umformung der Gleichung (5.1) stellt die definitorischen Zusammenhä nge zwischen dem Handelsbilanzsaldo (EX - IM), dem Kapitalbilanzsaldo (K EX - K IM ) und dem Saldo der Gold- und Devisenbilanz (GDB Erh - GDB Ver ) bzw. dem Devisenbilanzsaldo dar. Der Handelsbilanzsaldo wird auch als Außenbeitrag bezeichnet. Geht man von einem Devisenbilanzsaldo von Null aus, dann entspricht ein Exportü berschuss (EX > IM) einem Nettokapitalexport (K EX > K IM ). (5.2) (EX - IM) = (K EX - K IM ) + (GDB Erh - GDB Ver ) Die Hö he der Exporte und der Importe hä ngt maßgeblich von der Hö he des Wechselkurses bzw. von Wechselkursä nderungen ab. Die Konsequenzen einer Wechselkursä nderung kö nnen exemplarisch an einer Euro-Abwertung verdeutlicht werden. Eine Euro-Abwertung bedeutet, dass ein Euro an Wert verliert und beispielsweise statt 1,00 US-Dollar nur noch 0,80 US-Dollar kostet. Ein PKW im Wert von 20.000 Euro kostet in den USA vor der Abwertung 20.000 US-Dollar, danach jedoch nur noch 16.000 US-Dollar. Fü r den deutschen Exportgü termarkt, der in Euro rechnet, bedeutet dies, dass der in Euro ausgedrü ckte Preis konstant bleibt, die verkaufte Menge jedoch steigt. Der in Euro ausgedrü ckte Exportwert nimmt daher zu. Fü r die Anbieter amerikanischer Gü ter stellt die Euro-Abwertung eine Dollar-Aufwertung dar. Dies hat zur Folge, dass ein Produkt im Wert von 10.000 US-Dollar in Deutschland vor der Euro-Abwertung 10.000 Euro kostet, nach der Euro-Abwertung jedoch 12.500 Euro. Auf dem deutschen Importgü termarkt, auf dem sich Angebot und Nachfrage an dem Preis des Importgutes in Euro orientieren, hat dies einen steigenden Preis der Importgü ter und einen Rü ckgang der Importmenge zur Folge. Die Auswirkungen auf die Handelsbilanz bzw. den Außenbeitrag (AB = EX - IM) sind nicht eindeutig. Der in Euro berechnete Exportwert nimmt zu, weil der Preis des Exportguts konstant bleibt und die Menge der verkauften Exportgü ter steigt. Bei einem steigenden Importgü terpreis, aber einer reduzierten Verkaufsmenge von Importgü tern ist die Entwicklung des in Euro gerechneten Importwertes <?page no="83"?> Schritt fü r Schritt 83 unklar. Dieser kann abnehmen, konstant bleiben oder zunehmen. Damit ist auch unklar, wie sich der Außenbeitrag entwickelt. Der Handelsbilanzsaldo kann also infolge einer Euro-Abwertung zunehmen, zurü ckgehen oder konstant bleiben. Im Normalfall wird davon ausgegangen, dass eine Abwertung der heimischen Wä hrung zu einer Verbesserung des Handelsbilanzsaldos fü hrt, weil der Exportwert eindeutig steigt und der Importwert sinkt bzw. nur geringfü gig zunimmt. Diese Entwicklung wird Normalreaktion der Handelsbilanz bzw. des Außenbeitrags genannt. In den nachfolgenden Ausfü hrungen wird stets von einer Normalreaktion des Außenbeitrags auf eine Wechselkursä nderung ausgegangen. Die Entwicklung des Außenbeitrags hä ngt neben dem Wechselkurs noch vom inlä ndischen und auslä ndischen Volkseinkommen ab. Ein Anstieg des inlä ndischen Volkseinkommens (Y) fü hrt zu einer verstä rkten Nachfrage der Inlä nder nach auslä ndischen Produkten, also zu einem Anstieg der Importe und damit zu einer Verringerung des Außenbeitrags. Ein Anstieg des auslä ndischen Volkseinkommens (Y a ) fü hrt zu einer verstä rkten Nachfrage der Auslä nder nach inlä ndischen Produkten, aus Sicht des Inlands also zu einem Anstieg der Exporte und damit zu einer Erhö hung des Außenbeitrags. Damit gelten folgende funktionale Zusammenhä nge: (5.3) AB = AB (e, Y, Y a ) mit 𝑑𝑑AB 𝑑𝑑e > 0, 𝑑𝑑AB 𝑑𝑑Y < 0 und 𝑑𝑑AB 𝑑𝑑Ya > 0. Lernfragen Welche der folgenden Aktivitäten führt zu einem Angebot von US-Dollar?  Ein europä ischer Konsument erwirbt einen PKW aus den USA.  Ein amerikanischer Importeur erwirbt einen PKW aus Deutschland.  Ein deutscher Sparer erwirbt eine US-Staatsanleihe. Eine Abwertung des Euro bedeutet, dass der in Euro ausgedrückte Preis für einen US-Dollar …  sinkt.  steigt. Bei einem Devisenbilanzsaldo von Null hat ein Importüberschuss folgende Konsequenz:  Es kommt zu einem Nettokapitalexport. <?page no="84"?> 84 Makroö konomie  Es kommt zu einem Nettokapitalimport.  Es kommt zu einem Leistungsbilanzü berschuss. Eine Normalreaktion des Außenbeitrags bedeutet, dass die Aufwertung der heimischen Währung zu einer …  Verbesserung des heimischen Handelsbilanzsaldos fü hrt.  Verschlechterung des heimischen Handelsbilanzsaldos fü hrt. Prüfungstipp Entscheidend fü r das richtige Verstä ndnis des Devisenmarktes ist die Frage, fü r welche Zwecke du auslä ndische Wä hrungen, also z. B. US-Dollar, nachfragst, und wie sich deine Nachfrage nach US-Dollar verä ndert, wenn sich makroö konomische Grö ßen (z. B. der Zinssatz in den USA oder das inlä ndische Preisniveau) verä ndern. Wenn du diese Fragen sicher beantworten kannst, wird auch deutlich, welche Konsequenzen die AÜ nderung einer makroö konomischen Grö ße auf den Wechselkurs hat. Ein Beispiel: Du fragst US-Dollar nach, wenn du amerikanische festverzinste Wertpapiere erwerben willst. Eine Verringerung des Zinssatzes in den USA reduziert deine Nachfrage nach amerikanischen Wertpapieren, also sinkt deine Nachfrage nach US-Dollar. Es kommt somit zu einem generellen Rü ckgang der Nachfrage nach US-Dollar, also sinkt der Preis fü r einen US-Dollar, d. h. der Dollar wird abgewertet. Wenn du einige weitere Fä lle durchspielst, beherrschst du den Devisenmarkt. <?page no="85"?> Schritt 6: Wirtschaftspolitik in einer offenen Volkswirtschaft mit festem Preisniveau (IS-LM-Z-Modell) Lernhinweise Was erwartet mich in diesem Kapitel? Dieses Kapitel bringt den Gü termarkt, den Geldmarkt und den Devisenmarkt zusammen und untersucht, wie sich aus dem Zusammenspiel aller drei Mä rkte ein gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht ergibt. Das Kapitel analysiert die verschiedenen Wechselwirkungen, die sich zwischen den einzelnen Mä rkten ergeben und verdeutlicht damit die Komplexitä t makroö konomischer Interdependenzen. Welche Schlagwörter lerne ich kennen? ■ IS-LM-Z-Modell ■ kleines Land ■ heimische Komponente der Geldmenge ■ auslä ndische Komponente der Geldmenge ■ Devisenmarktgleichgewicht ■ flexibler Wechselkurs ■ fester Wechselkurs ■ Neutralisierungspolitik ■ Nettokapitalimport ■ Z-Gerade ■ internationale Kapitalmobilitä t ■ vollkommene Kapitalmobilitä t ■ Devisenmarktintervention ■ wechselkursbedingtes Crowding-out <?page no="86"?> 86 Makroö konomie Wofür benötige ich dieses Wissen? Wä hrend die Mikroö konomie lediglich einen einzelnen Markt untersucht, beschä ftigt sich die Makroö konomie mit den Wechselwirkungen, die sich zwischen verschiedenen Mä rkten abspielen. Der Komplexitä tsgrad der Makroö konomie ist so gesehen grö ßer, weil in der makroö konomischen Diskussion die Rü ckwirkungen eines Marktes auf die restlichen Mä rkte berü cksichtigt werden. Derartige Interdependenzen zeichnen letztendlich alle volkswirtschaftlichen Fragestellungen aus. Der sichere Umgang mit den Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Mä rkten und den daraus resultierenden Auswirkungen auf eine Volkswirtschaft ist daher Voraussetzung fü r das Verstä ndnis ö konomischer Zusammenhä nge. Nur wer die grundlegenden Zusammenhä nge und Rü ckkoppelungen zwischen verschiedenen Mä rkten verstanden hat, kann volkswirtschaftlichen Diskussionen folgen und sattelfest argumentieren. <?page no="87"?> Schritt fü r Schritt 87 In diesem Kapitel wird untersucht, wie es in einer Volkswirtschaft zu einem simultanen Gleichgewicht auf dem Gü termarkt, dem Geldmarkt und dem Devisenmarkt kommt. Zudem wird analysiert, welche Konsequenzen sich aus einer expansiven Geldpolitik und einer expansiven Fiskalpolitik ergeben. Dabei wird jeweils zwischen den Konsequenzen im Fall fester Wechselkurse und im Fall flexibler Wechselkurse unterschieden. Simultanes Gleichgewicht auf dem Geld-, Güter- und Devisenmarkt Gleichgewicht auf dem Geld-, Güter- und Devisenmarkt Das im vierten Schritt entwickelte Modell zu Bestimmung eines simultanen Gü ter-Geldmarktgleichgewichts (IS-LM-Modell) wird durch die Berü cksichtigung des Auslands komplexer. Die Berü cksichtigung von Exporten und Importen hat Konsequenzen fü r den Gü termarkt (IS-Gerade) und im Fall von festen Wechselkursen auch fü r den Geldmarkt (LM-Kurve). Zudem muss die Gleichgewichtsbedingung fü r den Devisenmarkt (Z-Gerade) hinzugefü gt werden. Das daraus resultierende IS-LM-Z-Modell, das ein wirtschaftliches Gleichgewicht in einer offenen Volkswirtschaft beschreibt, zeichnet sich durch folgende Annahmen aus:  Wie bisher wird davon ausgegangen, dass das gesamtwirtschaftliche Preisniveau konstant ist und auf eins normiert wird.  Das Inland wird als sogenanntes kleines Land angesehen. Dies bedeutet, dass die ö konomischen Entwicklungen im Inland keinen Einfluss auf die ö konomischen Grö ßen im Rest der Welt haben. Im Inland fü hrt beispielsweise ein hö heres Inlandsprodukt ü ber den hö heren Bedarf an Transaktionskasse zu einem Wertpapierverkauf, der den Wertpapierkurs sinken und den Zinssatz steigen lä sst. Die Erhö hung des Inlandsprodukts hat jedoch keinen Einfluss auf den Zinssatz im Ausland. Umgekehrt kö nnen ö konomische Entwicklungen im Ausland sehr wohl Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Grö ßen des Inlands haben.  Das Inland und das Ausland stellen jeweils ein Universalgut her. Beide Gü ter stehen in einem Konkurrenzverhä ltnis zueinander. Eine Verbilligung des Importgutes - sei es durch eine Abwertung der Wä hrung des Auslands oder eine Lohnsenkung im Ausland - fü hrt beispielsweise zu einem Rü ckgang der inlä ndischen Exporte und zu einem Anstieg der Importe des Inlands. Auf dem inländischen Gütermarkt hat die Berü cksichtigung des Auslands also vor allem zur Folge, dass die Exporte (EX) eine zusä tzliche Nachfragekomponente darstellen. Gleichzeitig werden die Konsummö glichkeiten des Inlands <?page no="88"?> 88 Makroö konomie durch den Import von Sachgü tern und Dienstleistungen aus dem Ausland (IM) erweitert. Damit gelten folgende Zusammenhä nge: (6.1) Y + IM = C + I + G + EX bzw. Y = C + I + G + (EX - IM) bzw. Y = C + I + G + AB Bei einer zinsabhä ngigen Investitionsnachfrage hat die IS-Gerade nach wie vor einen fallenden Verlauf in einem i-Y-Diagramm. Im Vergleich zu einer geschlossenen Volkswirtschaft gibt es in der offenen Volkswirtschaft einen zusä tzlichen Nachfrageausfall in Form der Importe. Importe bedeuten, dass die inlä ndischen Konsumenten Gü ter aus dem Ausland kaufen. Dies geht zu Lasten der Nachfrage nach inlä ndischen Gü tern. Um diesen Nachfrageausfall zu kompensieren und ein Gü termarktgleichgewicht zu erreichen, muss jetzt die Investitionsnachfrage grö ßer sein. Eine grö ßere Investitionsnachfrage verlangt einen stä rkeren Rü ckgang der Zinsen, also einen steileren Verlauf der IS-Graden. Darü ber hinaus hat die IS- Gerade mit dem Wechselkurs einen zusä tzlichen Lageparameter (siehe Abb. 6.1 links): Der Anstieg des Preises fü r die auslä ndische Wä hrung - also ein Anstieg des Wechselkurses (e↑) und damit eine Abwertung der inlä ndischen Wä hrung - hat zur Folge, dass der Außenbeitrag, wegen der angenommenen Normalreaktion des Außenbeitrags auf eine Wechselkursä nderung, zunimmt (AB = (EX - IM)↑ wegen 𝑑𝑑AB 𝑑𝑑e > 0). Abb. 6.1: Die IS-Gerade und die LM-Kurve im Fall einer offenen Volkswirtschaft Dies bedeutet einen Anstieg der Nachfrage nach inlä ndischen Gü tern. Um die zusä tzliche Gü ternachfrage zu kompensieren und dadurch bei einem konstanten Inlandsprodukt ein Gü termarktgleichgewicht zu erreichen, muss die Investitionsnachfrage sinken. Dies setzt einen hö heren Zinssatz voraus. Ein Anstieg des Wechselkurses hat folglich eine Verschiebung der IS-Geraden nach oben bzw. nach rechts zur Folge. <?page no="89"?> Schritt fü r Schritt 89 Fü r den inländischen Geldmarkt hat die Berü cksichtigung von wirtschaftlichen Transaktionen mit dem Ausland einen Einfluss auf das gesamtgesellschaftliche Geldangebot (M). In einer geschlossenen Volkswirtschaft ergibt sich die Zentralbankgeldmenge ausschließlich aus den Forderungen der Zentralbank gegenü ber inlä ndischen Wirtschaftssubjekten. Die Zentralbank teilt den Geschä ftsbanken ü ber zwei grundsä tzliche Wege Zentralbankgeld zu: Entweder erhalten die Geschä ftsbanken dieses Geld, weil sie der Zentralbank Wertpapiere verkaufen, oder die Geschä ftsbanken nehmen bei der Zentralbank einen Kredit auf. In beiden Fä llen erwirbt die Zentralbank Forderungen gegenü ber Wirtschaftseinheiten aus dem Inland. In einer offenen Volkswirtschaft kann die Zentralbank auch auslä ndischen Wirtschaftseinheiten Zentralbankgeld zur Verfü gung stellen. Im Normalfall gibt die Zentralbank dann Zentralbankgeld ab und erhä lt dafü r auslä ndische Devisen, also z. B. US-Dollar. Diese US-Dollar sind Forderungen gegenü ber der US-Zentralbank. Die gesamte Menge an Zentralbankgeld setzt sich somit aus zwei Komponenten zusammen: der heimischen Komponente (HK), die sich aus Forderungen gegenü ber inlä ndischen Wirtschaftseinheiten zusammensetzt, und der ausländischen Komponente (AK), die den Forderungen der Zentralbank gegenü ber auslä ndischen Wirtschaftseinheiten entspricht und mit den Wä hrungsreserven der Zentralbank ü bereinstimmt. Daher gilt: M = HK + AK. Wenn die Zentralbank Devisen kauft und dadurch die auslä ndische Komponente erhö ht (AK↑), bezahlt sie diese Devisen mit Zentralbankgeld und erhö ht so die in der Volkswirtschaft zur Verfü gung stehende Menge an Zentralbankgeld, also das Geldangebot (M↑). Ein Zufluss an Devisen aus dem Ausland bedeutet somit eine Erhö hung der Wä hrungsreserven (AK↑) und damit auch einen Anstieg des Geldangebots (M↑). Eine Verschiebung der LM-Kurve in einem i-Y-Diagramm nach rechts resultiert folglich sowohl aus einer Erhö hung der inlä ndischen Komponente als auch aus einer Erhö hung der auslä ndischen Komponente (siehe Abb. 6.1 rechts). Ein gesamtwirtschaftliches makroö konomisches Gleichgewicht muss im Fall einer offenen Volkswirtschaft neben dem Gü ter- und Geldmarktgleichgewicht auch noch ein Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt erreichen. Ein Devisenmarktgleichgewicht verlangt eine UÜ bereinstimmung des Devisenangebots (im Folgenden: $ A ) und der Devisennachfrage ($ N ). Wie in Schritt 5 gezeigt wurde, setzt sich das Devisenangebot aus den Exporten und den Kapitalimporten des Inlands zusammen ($ A = EX + K IM ), wä hrend sich die Devisennachfrage aus den Importen und dem Kapitalexport des Inlands zusammensetzt ($ N = IM + K EX ). Ein Devisenmarktgleichgewicht verlangt also die Einhaltung folgender Gleichung: EX + K IM = IM + K EX . Die Art und Weise, wie dieser Ausgleich von Devisenangebot und Devisennachfrage erreicht wird, hä ngt maßgeblich davon ab, ob die Wechselkurse flexibel oder fest sind. Bei einem flexiblen Wechselkurs bildet sich der Preis fü r eine Devise auf dem Devisenmarkt. Der Wechselkurs ist dabei vollkommen <?page no="90"?> 90 Makroö konomie flexibel, kann also beliebig steigen oder fallen. Im Fall eines festen Wechselkurses wird der Preis fü r eine Devise hingegen auf einen bestimmten Wert fixiert und dann nicht mehr verä ndert. Hieraus ergeben sich weit reichende Konsequenzen bezü glich der Realisierung eines Devisenmarktgleichgewichts:  Eine Stö rung des Devisenmarktgleichgewichts, also z. B. eine Zunahme der Devisennachfrage (siehe Abb. 5.2 in Schritt 5), hat einen Nachfrageü berhang auf dem Devisenmarkt zur Folge. Im Fall flexibler Wechselkurse bewirkt dieser Nachfrageü berhang einen Preisanstieg, also einen hö heren Preis fü r die auf dem Markt gehandelte Devise. Dieser Preisanstieg baut den Nachfrageü berhang durch einen Anstieg des Devisenangebots und einen Rü ckgang der Devisennachfrage ab. Der Devisenmarkt erreicht sein neues Gleichgewicht also ü ber eine AÜ nderung des Wechselkurses, konkret durch eine Aufwertung der auslä ndischen Wä hrung.  Bei einem festen Wechselkurs kann der Wechselkurs nicht steigen, sodass ein Nachfrageü berhang auf dem Devisenmarkt nicht durch eine Wechselkursanpassung abgebaut werden kann. In diesem Fall muss die Zentralbank eingreifen. Sie muss das Angebot an Devisen so lange erhö hen, bis das zusä tzliche Devisenangebot mit der zusä tzlichen Devisennachfrage ü bereinstimmt und der Nachfrageü berhang abgebaut ist. In Abb. 5.2 bedeutet dies eine Verschiebung der $-Angebotsgeraden nach rechts, sodass die neue $-Angebotsgerade die neue $-Nachfragegerade dort schneidet, wo der Wechselkurs e 0 liegt. Diese Devisenmarktintervention hat wiederum Rü ckwirkungen auf das Geldangebot der Zentralbank: Der Verkauf von Devisen bedeutet eine Reduzierung der auslä ndischen Komponente (AK↓) des Geldangebots. Wenn die Zentralbank keine weiteren Aktivitä ten durchfü hrt, hat diese Reduzierung des Geldangebots auf dem Geldmarkt eine Verschiebung der LM-Kurve nach links zur Folge. Die Zentralbank kann jedoch auch die Reduzierung der auslä ndischen Komponente kompensieren und die heimische Komponente des Geldangebots erhö hen. In diesem Fall bleibt die gesamtwirtschaftlich zur Verfü gung stehende Geldmenge (M) konstant, sodass auch die LM-Kurve unverä ndert bleibt. Diese Reaktion der Zentralbank auf eine Verä nderung des Devisenbestands wird Neutralisierungspolitik genannt. Unabhä ngig davon, ob der Wechselkurs nun flexibel oder fest ist, verlangt ein Devisenmarktgleichgewicht den Ausgleich von Devisenangebot und Devisennachfrage, d. h. Gleichung 6.2 muss erfü llt sein. Sofern diese Gleichung nicht erfü llt ist, herrscht auf dem Devisenmarkt ein Angebotsü berschuss oder ein Nachfrageü berhang. (6.2) EX + K IM = IM + K EX (6.2a) EX + K IM > IM + K EX : Angebotsü berschuss auf dem Devisenmarkt (6.2b) EX + K IM < IM + K EX : Nachfrageü berhang auf dem Devisenmarkt <?page no="91"?> Schritt fü r Schritt 91 Wird die Differenz zwischen dem Devisenangebot und der Devisennachfrage mit Z bezeichnet, so gelten folgende Zusammenhä nge: (6.3a) Z = (EX + K IM ) - (IM + K EX ) > 0: Angebotsü berschuss auf dem Devisenmarkt (6.3b) Z = (EX + K IM ) - (IM + K EX ) < 0: Nachfrageü berhang auf dem Devisenmarkt Ein Devisenmarktgleichgewicht liegt folglich nur vor, wenn Z = (EX + K IM ) - (IM + K EX ) = 0 gilt. Wird diese Bedingung leicht umgeformt, ergibt sich fü r ein Devisenmarktgleichgewicht schließlich folgende Gleichung: (6.4) Z = (EX - IM) + (K IM - K EX ) = 0 Ein Devisenmarktgleichgewicht (Z = 0) hä ngt folglich vom Außenbeitrag eines Landes (AB = EX - IM) und dem Nettokapitalimport des Landes (K IMnet = K IM - K EX ) ab. OÜ konomisch lä sst sich Gleichung 6.4. wie folgt erklä ren: Die Exporte des Inlands rufen ein Devisenangebot hervor, die Importe hingegen eine Devisennachfrage. Bei einem positiven Außenbeitrag (EX > IM) ü berwiegt das Devisenangebot. Die Kapitalimporte des Inlands stellen ein Devisenangebot dar, die Kapitalexporte des Inlands implizieren eine Devisennachfrage. Ein positiver Nettokapitalimport (K IM > K EX ) bedeutet daher per Saldo ebenfalls einen Angebotsü berschuss auf dem Devisenmarkt. Ein Devisenmarktgleichgewicht verlangt, dass das Devisenangebot der Devisennachfrage entspricht. Damit dies gilt, muss im Fall eines positiven Außenbeitrags (Gü terhandel zwischen den Lä ndern bewirkt fü r sich genommen einen Angebotsü berschuss auf dem Devisenmarkt) ein negativer Nettokapitalimport vorliegen (Kapitalverkehr sorgt fü r sich genommen fü r einen Nachfrageü berhang auf dem Devisenmarkt). Und nur wenn der positive Außenbeitrag vom Betrag her dem negativen Nettokapitalimport entspricht, sind Devisenangebot und -nachfrage ausgeglichen. Wird schließlich noch berü cksichtigt, dass ein negativer Nettokapitalimport ein Nettokapitalexport ist, ergibt sich hier die Verknü pfung zur Zahlungsbilanz . In Schritt 5 sagte Gleichung (5.2) Folgendes aus: Wenn der Devisenbilanzsaldo gleich Null ist, entspricht die Hö he des Exportü berschusses der Hö he des Nettokapitalexports. Gleichung (6.4) sagt das Gleiche aus. Daraus folgt: Wenn der Devisenmarkt im Gleichgewicht ist, ist auch die Zahlungsbilanz in dem Sinne ausgeglichen, dass keine Verä nderung der Gold- und Devisenbestä nde stattfindet. Ein Devisenmarktgleichgewicht hä ngt damit im Wesentlichen von drei makroö konomischen Variablen ab:  Dem inlä ndischen Volkseinkommen (Y): Ein Anstieg des inlä ndischen Volkseinkommens fü hrt zu einem generellen Anstieg der Nachfrage nach Gü tern. <?page no="92"?> 92 Makroö konomie Damit steigt auch die Nachfrage nach auslä ndischen Gü tern, d. h. die Importe des Inlands nehmen zu. Eine Zunahme der Importe verschlechtert den inlä ndischen Außenbeitrag, d. h. der Außenbeitrag des Inlands geht zurü ck wenn das inlä ndische Volkseinkommen steigt (Y↑ ⇒ AB↓).  Dem Wechselkurs (e): Ein Anstieg des Wechselkurses bedeutet, dass das Inland fü r eine Einheit einer auslä ndischen Wä hrung einen hö heren Preis zahlen muss. Die heimische Wä hrung wird also abgewertet. Eine Abwertung der heimischen Wä hrung fü hrt im Fall einer Normalreaktion des Außenbeitrags zu einer Verbesserung des Außenbeitrags, weil die Exporte des Inlands steigen und die Importe zurü ckgehen oder allenfalls geringfü gig zunehmen (e↑ ⇒ AB↑).  Dem inlä ndischen Zinssatz (i): Ein Anstieg des inlä ndischen Zinssatzes macht es fü r auslä ndische Sparer attraktiver, inlä ndische Wertpapiere zu kaufen und damit ihr Geld im Inland anzulegen. Der Erwerb heimischer Wertpapiere durch auslä ndische Anleger ist aus Sicht des Inlands ein Geldzufluss, also ein Kapitalimport. Infolge eines Zinsanstiegs im Inland nehmen daher die Nettokapitalimporte des Inlands zu (i↑ ⇒ K IMnet ↑). Unter Berü cksichtigung dieser Zusammenhä nge lassen sich nun in einem i-Y-Diagramm alle Kombinationen des inlä ndischen Volkseinkommens und des inlä ndischen Zinssatzes angeben, bei denen ein Devisenmarktgleichgewicht erreicht wird: Wenn das Volkseinkommen des Inlands niedrig ist, sind auch die Importe des Inlands niedrig. Geringe Importe bedeuten, dass die Nachfrage des Inlands nach Devisen ebenfalls gering ist. Um ein Devisenmarktgleichgewicht zu erreichen, muss auch das Devisenangebot gering sein. Dies ist der Fall, wenn der inlä ndische Zinssatz niedrig ist: Bei einem niedrigen Zinssatz ist es fü r auslä ndische Anleger unattraktiv, die Wertpapiere des Inlands zu erwerben. Ein geringes Interesse an inlä ndischen Wertpapieren seitens auslä ndischer Anleger impliziert ein geringes Devisenangebot - es gibt nur wenige Anleger im Ausland, die ihre Wä hrung auf dem Devisenmarkt anbieten, um dadurch die inlä ndische Wä hrung zu erhalten, die sie zum Kauf der inlä ndischen Wertpapiere benö tigen. Sollte nun das inlä ndische Volkseinkommen steigen, nehmen die Importe des Inlands zu. Damit steigt auch die Devisennachfrage. Um erneut ein Devisenmarktgleichgewicht zu erreichen, muss nun auch das Devisenangebot steigen. Dies setzt einen steigenden Zinssatz im Inland voraus, denn nur dann wä chst das Interesse auslä ndischer Anleger an den Wertpapieren des Inlands. Die hö here Nachfrage nach inlä ndischen Wertpapieren durch auslä ndische Anleger ist wiederum die Voraussetzung dafü r, dass das Devisenangebot der auslä ndischen Anleger steigt. In einem i-Y-Diagramm hat die Gerade, auf der alle i-Y-Kombinationen liegen, die zu einem Devisenmarktgleichgewicht fü hren, daher einen steigenden Verlauf (siehe Abb. 6.2). Diese Gerade wird auch Z-Gerade (Kurzform fü r Z=0-Gerade bzw. fü r die Gerade der Zins-Volkseinkommen-Kombinationen, bei der die Zahlungsbilanz ausgeglichen ist) genannt. <?page no="93"?> Schritt fü r Schritt 93 Abb. 6.2: Die Z-Gerade als Bedingung für ein außenwirtschaftliches Gleichgewicht Oberhalb der Z-Geraden (z. B. im Punkt Q‘) herrscht auf dem Devisenmarkt ein Angebotsü berschuss. Dieser lä sst sich wie folgt erklä ren: Bei einem Inlandsprodukt in Hö he von Y 0 ergibt sich ein Devisenmarktgleichgewicht, wenn der Zinssatz bei i 0 liegt. In Q‘ ist der Zinssatz jedoch hö her (i‘ > i 0 ). Ein hoher Zinssatz impliziert eine hohe Nachfrage inlä ndischer Wertpapiere durch auslä ndische Anleger. Da die auslä ndischen Anleger die inlä ndischen Wertpapiere in der Wä hrung des Inlands bezahlen mü ssen, bieten sie ihre Wä hrung auf dem Devisenmarkt an. Der hohe inlä ndische Zinssatz impliziert also ein hohes Devisenangebot. Damit ist das Devisenangebot grö ßer als die Devisennachfrage ($ A = EX + K IM > IM + K EX = $ N ), d. h. es herrscht ein Angebotsüberschuss auf dem Devisenmarkt. Fü r ein Devisenmarktgleichgewicht mü sste entweder bei einem unverä nderten Zinssatz das Volkseinkommen grö ßer sein (damit ü ber eine hö here Importnachfrage auch die Devisennachfrage grö ßer wird) oder bei einem unverä nderten Volkseinkommen der Zinssatz geringer sein (damit die Wertpapiernachfrage des Auslands geringer wird und damit das Devisenangebot zurü ckgeht). Die Z-Gerade stellt folglich alle Kombinationen von Volkseinkommen Y und Zinssä tzen i dar, die auf dem Devisenmarkt fü r ein Gleichgewicht sorgen. Jede Kombination ü ber der Z-Geraden stellt einem Angebotsü berschuss auf dem Devisenmarkt dar. Jede Kombination unter der Z-Geraden bedeutet einen Nachfrageü berhang. So wie bereits die IS-Gerade und die LM-Kurve stellt auch die Z-Gerade keine funktionalen Zusammenhä nge dar. Auch sie ist eine Gleichgewichtskurve, die aussagt, wie hoch der Zinssatz bei einem bestimmten Volkseinkommen sein muss, damit die Devisennachfrage mit dem Devisenangebot ü bereinstimmt. Die Lage der Z-Geraden verä ndert sich, wenn sich der Wechselkurs ä ndert. Ein Anstieg des Wechselkurses (e↑) bedeutet eine Abwertung der heimischen Wä hrung. Dies fü hrt zu einem Anstieg der Exporte und damit zu einer Erhö hung des Außenbeitrags. Die hö heren Exporte bzw. der grö ßere Außenbeitrag hat einen <?page no="94"?> 94 Makroö konomie Anstieg des Devisenangebots zur Folge: Um die hö heren Exporte bezahlen zu kö nnen, bieten die auslä ndischen Wirtschaftseinheiten eine grö ßere Devisenmenge an. Fü r ein Devisenmarktgleichgewicht muss nun auch die Devisennachfrage steigen. Dies ist z. B. der Fall, wenn das inlä ndische Volkseinkommen steigt: Ein grö ßeres Volkseinkommen impliziert eine grö ßere Gü ternachfrage der inlä ndischen Wirtschaftseinheiten, also auch eine grö ßere Importnachfrage. Zur Bezahlung dieser Importe fragen die inlä ndischen Wirtschaftssubjekte eine grö ßere Menge an Devisen nach. Eine Abwertung der heimischen Wä hrung (e↑) hat folglich im i-Y-Diagramm eine Verschiebung der Z-Geraden nach rechts zu Folge (siehe Abb. 6.2). Eine letzte Anmerkung zur Z-Geraden betrifft das Ausmaß der internationalen Kapitalmobilitä t. Die Hö he der Kapitalmobilität gibt an, wie stark die Anleger auf Zinsä nderungen im In- und Ausland reagieren. Wenn inlä ndische und auslä ndische Wertpapiere von allen Anlegern als perfekte Substitute angesehen werden, reagieren die Anleger weltweit auf kleinste Zinsunterschiede und kaufen die Wertpapiere des Landes, das den hö chsten Zins bietet. Dort steigt die Wertpapiernachfrage stark an, sodass es zu einem Nachfrageü berhang auf dem Wertpapiermarkt dieses Landes kommt. Der Nachfrageü berhang fü hrt zu einem entsprechenden Anstieg des Wertpapierkurses. Dies reduziert wiederum die effektive Verzinsung, sodass der Zinssatz sinkt. In allen anderen Lä ndern kommt es hingegen zu Wertpapierverkä ufen, also zu Kursrü ckgä ngen und Zinssteigerungen. Erst wenn die Zinsen in allen Lä ndern identisch sind, finden keine weiteren Kapitalwanderungen mehr statt. Bei einer geringen Kapitalmobilitä t sind inlä ndische und auslä ndische Wertpapiere hingegen keine guten Substitute. Selbst wenn der Zins im Ausland etwas grö ßer ist als im Inland, hat dies nicht zur Folge, dass die inlä ndischen Anleger ihre heimischen Wertpapiere verkaufen und stattdessen auslä ndische Wertpapiere erwerben. Die Ursachen dafü r sind u. a. Kosten, die mit dem Verkauf heimischer und dem anschießenden Erwerb auslä ndischer Wertpapiere verbunden sind (Umtauschgebü hren, Kosten fü r die Absicherung gegen Wechselkursschwankungen, Umsatzsteuern beim Wertpapierhandel, Bankgebü hren etc.). In diesem Fall reagieren Anleger erst bei grö ßeren Zinsunterschieden mit Kapitalwanderungen. Die Hö he der Kapitalmobilitä t ist entscheidend fü r den Verlauf der Z-Geraden in einem i-Y-Diagramm. Bei einer hohen Kapitalmobilität fü hrt bereits eine geringe Erhö hung des inlä ndischen Zinssatzes zu einem großen Zufluss von Kapital aus dem Ausland. Dies bedeutet einen großen Anstieg des Devisenangebots. Zum Ausgleich muss dann auch die Devisennachfrage stark ansteigen. Dies setzt wiederum einen starken Anstieg der Importe voraus, also eine große Zunahme des inlä ndischen Volkseinkommens. Die Z-Gerade verlä uft daher relativ flach (siehe Abb. 6.3 links). Bei einer geringen Kapitalmobilität fü hrt eine geringe Erhö hung des inlä ndischen Zinssatzes nur zu einem geringen Zufluss an Kapital. Das <?page no="95"?> Schritt fü r Schritt 95 Devisenangebot nimmt daher nur in geringem Ausmaß zu. Folglich ist auch nur eine geringe Steigerung der Importe erforderlich und damit wiederum nur ein geringer Zuwachs des inlä ndischen Volkseinkommens. Die Z-Gerade verlä uft daher relativ steil (siehe Abb. 6.3 Mitte). Im Fall einer vollkommenen Kapitalmobilität verlä uft die Z-Gerade hingegen waagerecht. Wie weiter oben dargestellt wurde, bedeutet eine vollkommene Kapitalmobilitä t, dass der Zinssatz im Inland und im Ausland identisch ist. Da das Inland annahmegemä ß ein kleines Land ist, hat es selbst keinen Einfluss auf die makroö konomischen Grö ßen des Auslands. Stattdessen wird der inlä ndische Zinssatz durch den auslä ndischen Zinssatz bestimmt, d. h. der inlä ndische Zinssatz (i) stimmt mit dem auslä ndischen Zinssatz (i a ) ü berein. Fü r das Inland ist der Zinssatz damit eine exogene Grö ße. Abb. 6.3: Verlauf der Z-Geraden in Abhängigkeit vom Ausmaß der Kapitalmobilität Abb. 6.4: Das IS-LM-Z-Modell bei hoher und geringer internationaler Kapitalmobilität Nach diesen Vorarbeiten lä sst sich nun das simultane Gleichgewicht auf dem Gü ter-, dem Geld- und dem Devisenmarkt bestimmen. Hierzu mü ssen die IS-Gerade, die LM-Kurve und die Z-Gerade in ein gemeinsames i-Y-Diagramm eingetragen Y i Z-Gerade Y Y Z-Gerade Z-Gerade i i hohe Kapitalmobilität geringe Kapitalmobilität vollkommene Kapitalmobilität Y i Y IS LM i IS LM Z Z ■ ■ ■ Q‘ Q* Q* i* i* Y* Y* Y‘ i‘ hohe internationale Kapitalmobilität geringe internationale Kapitalmobilität <?page no="96"?> 96 Makroö konomie werden. Der Schnittpunkt aller drei Geraden bzw. Kurven ergibt die Zins-Volkseinkommen-Kombination, bei der alle drei Mä rkte im Gleichgewicht sind (siehe Q* in Abb. 6.4). Jede andere Kombination hat auf mindestens einem der drei Mä rkte ein Marktungleichgewicht zur Folge. Es werden jedoch stets Anpassungsmechanismen wirksam, die die Volkswirtschaft zu ihrem simultanen Gleichgewicht bringen. Sollte sich die Volkswirtschaft beispielsweise in Abb. 6.4 (links) im Punkt Q‘ befinden, hä tte dies auf allen drei Mä rkten einen Angebotsü berschuss zur Folge. Dies wü rde folgende Anpassungsprozesse auslö sen: Als erstes erfolgt eine Reaktion des Geldmarktes. Der Angebotsü berschuss auf dem Geldmarkt fü hrt dazu, dass die Wirtschaftssubjekte vermehrt Wertpapiere nachfragen, um sich von dem ü berschü ssigen Geld zu trennen. Dies baut den Angebotsü berschuss auf dem Geldmarkt ab. Der damit verbundene Anstieg der Wertpapierkurse bewirkt einen Zinsrü ckgang. Darauf reagiert der Gü termarkt mit einer steigenden Investitionsnachfrage, d. h. der Angebotsü berschuss auf dem Gü termarkt verringert sich. Da sich die Unternehmen annahmegemä ß an eine hö here Gü ternachfrage anpassen, steigt das Inlandsprodukt bzw. das Volkseinkommen. Auch der Devisenmarkt reagiert auf den Zinsrü ckgang im Inland. Der sinkende inlä ndische Zinssatz reduziert die Nachfrage der auslä ndischen Anleger nach inlä ndischen Wertpapieren. Wenn die auslä ndischen Anleger weniger inlä ndische Wertpapiere nachfragen, bieten sie auch weniger Devisen an, weil ihr Bedarf an inlä ndischer Wä hrung zur Bezahlung der inlä ndischen Wertpapiere zurü ckgeht. Damit wird der Angebotsü berschuss auf dem Devisenmarkt abgebaut. Der Angebotsü berschuss auf dem Devisenmarkt wird darü ber hinaus durch das steigende Volkseinkommen im Inland abgebaut: Ein hö heres Volkseinkommen hat eine hö here Importnachfrage zur Folge. Damit steigt die Devisennachfrage der Inlä nder, was den Angebotsü berschuss auf dem Devisenmarkt weiter reduziert. Diese Anpassungsprozesse dauern so lange an, bis alle drei Mä rkte ihr Gleichgewicht erreicht haben. Grundlegende Wirkungsmechanismen in einer offenen Volkswirtschaft Die Primäreffekte einer Geldmengenerhö hung bzw. einer Staatsausgabenerhö hung sind in einer offenen Volkswirtschaft und in einer geschlossenen Volkswirtschaft identisch: Eine Geldmengenerhö hung fü hrt zu einer Zinssenkung, die wiederum zu einer Erhö hung der Investitionsnachfrage fü hrt, und eine Staatsausgabenerhö hung bewirkt eine Steigerung der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage sowie einen Zinsanstieg. In einer offenen Volkswirtschaft haben beide wirtschaftspolitischen Maßnahmen aber noch zusä tzliche Auswirkungen auf den <?page no="97"?> Schritt fü r Schritt 97 Devisenmarkt. Diese Auswirkungen haben wiederum Rü ckwirkungen auf den inlä ndischen Gü ter- und Geldmarkt. Fü r die Anpassungsprozesse, die durch eine staatliche Maßnahme ausgelö st werden, gelten folgende Annahmen:  Als erstes reagiert der Markt, auf dem der Staat interveniert. Im Fall einer Geldmengenerhö hung kommt es also zunä chst zu einer Reaktion auf dem Geldmarkt in Form einer Zinsä nderung.  Anschließend reagiert der zweite inlä ndische Markt. Im Fall einer Geldmengenerhö hung kommt es also nach der Reaktion auf dem Geldmarkt zu einer Reaktion auf dem inlä ndischen Gü termarkt, d. h. der Gü termarkt reagiert auf die Zinsä nderung.  Nachdem der inlä ndische Geld- und Gü termarkt reagiert haben, kommt es zu Anpassungsprozessen auf dem Devisenmarkt.  In einem letzten Schritt wirkt die auf dem Devisenmarkt ausgelö ste Verä nderung dann auf den inlä ndischen Geldmarkt sowie den inlä ndischen Gü termarkt zurü ck. Die exakten Auswirkungen einer Geldmengenerhö hung bzw. einer Staatsausgabenerhö hung hä ngen im Fall einer offenen Volkswirtschaft vom Wechselkurssystem ab (feste oder flexible Wechselkurse) und vom Ausmaß der Kapitalmobilitä t.  Bei flexiblen Wechselkursen fü hren wirtschaftspolitische Maßnahmen im Inland zu einer Verä nderung des Wechselkurses. Diese hat Konsequenzen fü r die Exporte und Importe des Inlands. In einem i-Y-Diagramm bedeutet dies auch eine Verschiebung der Z-Geraden.  Bei festen Wechselkursen bewirken wirtschaftspolitische Maßnahmen im Inland AÜ nderungen bei der Devisennachfrage und/ oder beim Devisenangebot. Diese kö nnen jedoch nicht zu einer AÜ nderung des Wechselkurses fü hren. Stattdessen verlangen Angebotsü berschü sse oder Nachfrageü berhä nge auf dem Devisenmarkt ein Eingreifen der Zentralbank, was zu einer AÜ nderung der auslä ndischen Komponente der inlä ndischen Zentralbankgeldmenge fü hrt und damit das Geldangebot verä ndert. Die Z-Gerade bleibt im Fall fester Wechselkurse unverä ndert. Fü r die nachfolgenden Ausfü hrungen wird dabei angenommen, dass die Zentralbank einen Zufluss von Devisen aus dem Ausland nicht durch eine Reduzierung der heimischen Komponente des Zentralbankgelds ausgleicht. Es wird also davon ausgegangen, dass die Zentralbank keine Neutralisierungspolitik betreibt.  Die Hö he der Kapitalmobilitä t entscheidet schließlich darü ber, ob die Z-Gerade steiler oder flacher als die LM-Gerade verlä uft. Im Folgenden werden die unterschiedlichen Konsequenzen einer expansiven Geldbzw. Fiskalpolitik im Fall fester und im Fall flexibler Wechselkurse untersucht. Um die Analyse nicht ü bermä ßig kompliziert zu machen, wird bei der Dar- <?page no="98"?> 98 Makroö konomie stellung der IS-Geraden auf den Bereich der Investitionsfalle verzichtet und bei der Behandlung des Geldmarktes wird sowohl auf den Bereich der Liquiditä tsfalle als auch auf den klassischen Bereich verzichtet. Auch der Fall einer waagerecht verlaufenden Z-Kurve (vollkommene internationale Kapitalmobilitä t mit einem exogen bestimmten Zinssatz im Inland: i = i a ) bleibt unberü cksichtigt. Die Folgen einer restriktiven Wirtschaftspolitik, also einer Geldmengenverringerung oder einer Staatsausgabensenkung, werden ebenfalls nicht behandelt. Sie ergeben sich jedoch implizit aus einer Umkehrung der Argumentation und einer jeweils umgekehrten Verschiebung der betroffenen Marktgleichgewichtskurven. Wirkungen einer expansiven Geld- und Fiskalpolitik bei festen Wechselkursen Eine expansive Geldpolitik bedeutet, dass die Zentralbank die heimische Komponente der Zentralbankgeldmenge erhö ht (M↑ via HK↑). Grafisch ergibt sich daraus eine Verschiebung der LM-Geraden nach rechts (von LM 0 hin zu LM 1 , siehe Abb. 6.5). Dies fü hrt zunä chst zu einem Angebotsü berschuss auf dem Geldmarkt. Die Wirtschaftssubjekte fragen zusä tzliche Wertpapiere nach, weil sie sich von dem ü berschü ssigen Geld trennen wollen. Die hö here Wertpapiernachfrage erhö ht den Wertpapierkurs und verringert so die effektive Verzinsung. Damit sinkt der Zins (von i 0 auf i 1 ). Die Reduzierung des Zinssatzes wirkt sich positiv auf die Investitionsnachfrage aus. Es kommt zu einer hö heren gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage. Die Unternehmen passen sich an diese Gü ternachfrage an, sodass sowohl das Inlandsprodukt als auch das Volkseinkommen grö ßer werden (Steigerung von Y 0 auf Y 1 ). Die AÜ nderungen auf dem inlä ndischen Gü termarkt und dem inlä ndischen Geldmarkt haben dann Auswirkungen auf den Devisenmarkt:  Das hö here Volkseinkommen fü hrt zu einer hö heren Gü ternachfrage, die sich auch auf auslä ndische Gü ter bezieht. Es kommt zu einer Steigerung der Importe. Damit nimmt die Devisennachfrage zu ($ N ↑). Abb. 6.5: Konsequenzen einer expansiven Geldpolitik (M↑ via HK↑) bei festen Wechselkursen <?page no="99"?> Schritt fü r Schritt 99  Der geringere Zins im Inland hat zur Folge, dass auslä ndische Anleger nun ein geringeres Interesse an den Wertpapieren des Inlands haben. Die Nettokapitalimporte des Inlands gehen daher zurü ck (K IMnet ↓). Die auslä ndischen Anleger reduzieren ihr Devisenangebot ($ A ↓), weil sie weniger Einheiten der inlä ndischen Wä hrung fü r den Kauf inlä ndischer Wertpapiere benö tigen.  Die steigende Devisennachfrage trifft auf ein sinkendes Devisenangebot. Damit kommt es auf dem Devisenmarkt - unabhä ngig davon, ob die Kapitalmobilitä t hoch oder gering ist - zu einem Nachfrageü berhang. In einem System fester Wechselkurse kann dieser Nachfrageü berhang nur durch einen Eingriff der Zentralbank beseitigt werden. Die Zentralbank muss zusä tzliche Devisen anbieten, um den Nachfrageü berhang auf dem Devisenmarkt abzubauen. Die Abgabe von Devisen reduziert jedoch die auslä ndische Komponente der inlä ndischen Zentralbankmenge (AK↓). Damit sinkt die inlä ndische Geldmenge. Die positiven Wirkungen der ursprü nglichen Geldmengenerhö hung werden dadurch wieder rü ckgä ngig gemacht: Der Zinssatz steigt, die Investitionsnachfrage geht zurü ck und mit ihr sinken das Inlandsprodukt und das Volkseinkommen. Der Nachfrageü berhang auf dem Devisenmarkt ist erst dann abgebaut, wenn das Volumen der von der Zentralbank zusä tzlich auf dem Markt angebotenen Devisen genauso groß ist wie das Volumen der vorherigen Erhö hung der heimischen Komponente der Zentralbankgeldmenge. Die Notwendigkeit einer Verringerung der inlä ndischen Geldmenge lä sst sich auch wie folgt erklä ren: Falls die inlä ndische Zentralbank die Geldmenge erhö ht und dies zu einem Nachfrageü berhang auf dem Devisenmarkt - also dem Markt fü r US-Dollar - fü hrt, ist dies gleichbedeutend mit einem Angebotsü berschuss auf dem Markt fü r Euro. Wenn die inlä ndische Zentralbank diesen Angebotsü berschuss abbauen will, muss sie das Euroangebot reduzieren und die ursprü nglich auf den Markt geworfenen Eurobestä nde wieder einsammeln. Durch den Verkauf von Devisen (AK↓) sammelt die Zentralbank das Zentralbankgeld wieder ein und reduziert so das inlä ndische Geldangebot (M↓). Grafisch bedeutet dies, dass die LM-Gerade soweit nach links verschoben wird, bis sie mit der ursprü nglichen LM-Geraden ü bereinstimmt (von LM 1 hin zu LM 2 = LM 0 ). Damit hat der Zinssatz genau die Hö he erreicht, die er vor der expansiven Geldpolitik hatte. Die Devisenmarktintervention der Zentralbank fü hrt also dazu, dass der Zinssatz wieder steigt (von i 1 auf i 2 = i 0 ) und dass das Volkseinkommen auf das ursprü ngliche Ausgangsniveau zurü ckgeht (von Y 1 auf Y 2 = Y 0 ). Diese Wirkungszusammenhä nge sind ü berblicksartig in Abb. 6.6 skizziert. <?page no="100"?> 100 Makroö konomie Abb. 6.6: Schematische Darstellung der Wirkungsweise einer expansiven Geldpolitik (M↑ via HK↑) im Fall fester Wechselkurse Im Fall von festen Wechselkursen hat eine expansive Geldpolitik somit negative Sekundä reffekte, deren Wirkungen auf den Zinssatz und das Volkseinkommen vom Betrag her genauso groß sind wie die positiven Primä reffekte der ursprü nglichen Geldmengenerhö hung. Bei festen Wechselkursen ist die Geldpolitik daher vollkommen unwirksam, weil die Geldmengenerhö hung durch die erforderliche Devisenmarktintervention der Zentralbank komplett kompensiert wird. Eine expansive Fiskalpolitik fü hrt zunä chst einmal zu einer Steigerung der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage, also auch zu einer Steigerung des Inlandsprodukts und des Volkseinkommens (Verschiebung der IS-Geraden nach rechts). Auf dem Geldmarkt kommt es zu einer hö heren Nachfrage nach Transaktionskasse. Der Nachfrageü berhang auf dem Geldmarkt fü hrt zu einem verstä rkten Verkauf von Wertpapieren, um so das benö tigte Geld zu erhalten. Der damit verbundene Angebotsü berschuss auf dem Wertpapiermarkt bewirkt einen Rü ckgang der Wertpapierkurse. Dies lä sst die effektive Verzinsung der Wertpapiere steigen und damit auch den inlä ndischen Zinssatz. Der steigende Zins reduziert zwar die Investitionsnachfrage, aber per Saldo ü berwiegt die Steigerung der Gü ternachfrage. Unabhä ngig vom Ausmaß der Kapitalmobilitä t kommt es also zu einer Steigerung des Volkseinkommens (von Y 0 auf Y 1 ) und zu einer Steigerung des Zinssatzes (von i 0 auf i 1 , siehe Abb. 6.7 und 6.8). Diese Entwicklung hat Konsequenzen fü r den Devisenmarkt: HK ↑ WP Käufe ↑ WP-Kurs ↑ i ↓ I ↑ Y d ↑,Y s ↑,Y↑ K IMnet ↓ $ A ↓ IM ↑ $ N ↑ $ A der ZB↑ $ N > $ A AK ↓ = M ↓ i ↑ I ↓ Y d ↓,Y s ↓,Y↓ Gesamtergebnis: Y und i konstant <?page no="101"?> Schritt fü r Schritt 101  Das hö here Volkseinkommen bewirkt eine hö here Gü ternachfrage, die sich auch auf auslä ndische Gü ter bezieht. Es kommt daher zu einer Steigerung der Importe. Dies hat eine Steigerung der Devisennachfrage zur Folge ($ N ↑).  Der hö here Zins im Inland hat zur Folge, dass auslä ndische Anleger nun in grö ßerem Maße die Wertpapiere des Inlands nachfragen und die Nettokapitalimporte des Inlands zunehmen (K IMnet ↑). Die auslä ndischen Anleger erhö hen ihr Devisenangebot ($ A ↑), um dafü r die inlä ndische Wä hrung zu erhalten, die sie fü r den Kauf inlä ndischer Wertpapiere benö tigen. Damit nehmen also sowohl die Devisennachfrage als auch das Devisenangebot zu. Ob nun die Zunahme der Devisennachfrage grö ßer ist als die Zunahme des Devisenangebots oder umgekehrt, hä ngt von der Kapitalmobilitä t ab. Bei einer hohen Kapitalmobilität (siehe Abb. 6.7) reagieren die auslä ndischen Anleger sehr stark auf den gestiegenen inlä ndischen Zinssatz. Schon ein geringer Zinsanstieg lä sst ihre Nachfrage nach inlä ndischen Wertpapieren - und damit auch ihr Devisenangebot - stark ansteigen. Die Z-Gerade verlä uft im i-Y-Diagramm relativ flach und ist dabei flacher als die LM-Gerade. Fü r den Devisenmarkt bedeutet dies, dass das Volumen des zusä tzlichen Devisenangebots grö ßer ist als das Volumen der zusä tzlichen Devisennachfrage. Es kommt also zu einem Angebotsüberschuss auf dem Devisenmarkt ($ A > $ N ). Im Fall fester Wechselkurse verlangt dies ein Eingreifen der Zentralbank. Wenn sie den Angebotsü berschuss auf dem Devisenmarkt aufkauft, erhö ht sie damit ihren Devisenbestand (AK↑) und somit die auslä ndische Komponente der Zentralbankgeldmenge. Dies fü hrt zu einer Erhöhung der Geldmenge im Inland (M↑ infolge von AK↑), sodass die LM-Gerade nach rechts verschoben wird. Die hö here Geldmenge fü hrt wiederum zu einer Reduzierung des Zinssatzes (von i 1 auf i 2 ), woraus sich eine Steigerung der Investitionsnachfrage ergibt. Die damit verbundene hö here Gü ternachfrage bewirkt einen weiteren Anstieg von Inlandsprodukt und Volkseinkommen (von Y 1 auf Y 2 ). Abb. 6.7: Konsequenzen einer expansiven Fiskalpolitik (G↑) bei hoher internationaler Kapitalmobilität und festen Wechselkursen <?page no="102"?> 102 Makroö konomie Im Fall einer hohen Kapitalmobilitä t hat die Staatsausgabenerhö hung in einem System mit festen Wechselkursen also noch einen positiven Sekundäreffekt , der sich aus der Geldmengenerhö hung und der damit verbundenen Zinssenkung ergibt. Bei einer geringen Kapitalmobilität (siehe Abb. 6.8) reagieren die auslä ndischen Anleger hingegen nur schwach auf den gestiegenen inlä ndischen Zinssatz. Die Z-Gerade verlä uft im i-Y-Diagramm steiler als die LM-Gerade. Ein Zinsanstieg im Inland fü hrt nur zu einer geringen Steigerung der Wertpapiernachfrage durch auslä ndische Anleger. Fü r den Devisenmarkt bedeutet dies, dass das Volumen des zusä tzlichen Devisenangebots kleiner ist als das Volumen der zusä tzlichen Devisennachfrage. Es kommt daher zu einem Nachfrageüberhang auf dem Devisenmarkt . Die Zentralbank erhö ht das Devisenangebot, um die hö here Devisennachfrage zu bedienen und so den Nachfrageü berhang abzubauen. Damit verringert sich die auslä ndische Komponente der Zentralbankgeldmenge. Es kommt zu einer Verringerung der Geldmenge im Inland (M↓ infolge von AK↓), sodass sich die LM-Gerade nach links verschiebt. Die geringere Geldmenge fü hrt zu einer Erhö hung des Zinssatzes (von i 1 auf i 2 ). Der hö here Zinssatz bewirkt einen Rü ckgang der Investitionsnachfrage. Dies fü hrt zu einer Verringerung des Inlandsprodukts und des Volkseinkommens (von Y 1 auf Y 2 ), also zu einem partiellen zinsinduzierten Crowding-out. Abb. 6.8: Konsequenzen einer expansiven Fiskalpolitik (G↑) bei geringer internationaler Kapitalmobilität und festen Wechselkursen Im Fall einer geringen Kapitalmobilitä t hat die Staatsausgabenerhö hung in einem System mit festen Wechselkursen somit einen negativen Sekundäreffekt , der sich aus der Geldmengenverringerung und dem damit verbundenen Zinsanstieg ergibt. Per Saldo kommt es aber dennoch zu einer Erhö hung des Volkseinkommens. Die Wirkungsmechanismen einer expansiven Geldpolitik in Abhä ngigkeit einer hohen bzw. einer geringen internationalen Kapitalmobilitä t sind in Abb. 6.9 dargestellt. <?page no="103"?> Schritt fü r Schritt 103 Abb. 6.9: Schematische Darstellung der Wirkungsweise einer expansiven Fiskalpolitik (G↑) im Fall fester Wechselkurse bei hoher und geringer Kapitalmobilität Wirkungen einer expansiven Geld- und Fiskalpolitik bei flexiblen Wechselkursen Eine expansive Geldpolitik fü hrt auch im Fall flexibler Wechselkurse in einem i-Y-Diagramm zu einer Verschiebung der LM-Kurve nach rechts (von LM 0 nach LM 1 , siehe Abb. 6.10 und 6.11). Die Erhö hung der Geldmenge bewirkt einen Zinsrückgang (von i 0 nach i 1 ). Der geringere Zinssatz erhö ht die Investitionsnachfrage. Damit steigen die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage, das Inlandsprodukt und das Volkseinkommen (von Y 0 nach Y 1 ). Der gesunkene Zinssatz macht es fü r auslä ndische Anleger weniger attraktiv, inlä ndische Wertpapiere zu erwerben, sodass die Nettokapitalimporte des Inlands sinken (K IMnet ↓). Damit sinkt das Devisenangebot der auslä ndischen Anleger, denn sie benö tigen nun weniger Ein- WP Verkäufe ↑ i ↑ $ N der ZB↑ $ A ↑ AK ↑ = M ↑ Y d ↑, Y s ↑, Y↑ i ↓ I ↑ Y d ↓, Y s ↓, Y↓ G ↑ Y d ↑,Y s ↑,Y↑ L T ↑ WP-Kurs ↓ K IMnet ↑ IM ↑ $ N ↑ hohe Kapitalmobilität: $ A > $ N geringe Kapitalmobilität: $ N > $ A $ A der ZB↑ AK ↓ = M ↓ i ↑ I ↓ Gesamtergebnis: Y ↑ und i ↑ Gesamtergebnis: Y ↑ und i ↑ <?page no="104"?> 104 Makroö konomie heiten der inlä ndischen Wä hrung ($ A ↓). Das hö here Volkseinkommen fü hrt zudem zu einer hö heren Importnachfrage. Damit kommt es zu einer Erhö hung der Devisennachfrage ($ N ↑). Wenn eine steigende Devisennachfrage auf ein sinkendes Devisenangebot trifft, bedeutet dies - unabhä ngig davon, ob die internationale Kapitalmobilitä t hoch oder gering ist - einen Nachfrageü berhang auf dem Devisenmarkt. Abb. 6.10: Konsequenzen einer expansiven Geldpolitik (M↑ via HK↑) bei hoher internationaler Kapitalmobilität und flexiblen Wechselkursen Abb. 6.11: Konsequenzen einer expansiven Geldpolitik (M↑ via HK↑) bei geringer internationaler Kapitalmobilität und flexiblen Wechselkursen Der Preis fü r eine auslä ndische Wä hrungseinheit steigt, d. h. es kommt zu einer Aufwertung der auslä ndischen Wä hrung und damit zu einer Abwertung der heimischen Währung (e↑). Die Abwertung der heimischen Wä hrung hat wiederum Rü ckwirkungen auf den Gü termarkt (IS-Gerade) und die Z-Gerade: <?page no="105"?> Schritt fü r Schritt 105  Auf dem Gütermarkt bewirkt die Abwertung der heimischen Wä hrung eine Erhö hung der Exporte, weil die inlä ndischen Gü ter infolge der Abwertung im Ausland billiger werden. Damit es trotz der gestiegenen gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage auf dem inlä ndischen Gü termarkt zu einem Gleichgewicht kommt, muss nun auch das Gü terangebot und mit ihm das Inlandsprodukt bzw. das Volkseinkommen steigen. Grafisch bedeutet dies eine Verschiebung der IS-Geraden nach rechts (von IS 0 nach IS 1 ).  Auf dem Devisenmarkt hat die Abwertung der heimischen Wä hrung wegen der hö heren Exporte eine Verbesserung des Außenbeitrags zur Folge und damit eine Erhö hung des Devisenangebots durch das Ausland. Damit auf dem Devisenmarkt ein Gleichgewicht herrscht, muss zum Ausgleich der Nettokapitalimport sinken, weil dadurch das Devisenangebot sinkt. Dies verlangt einen Rü ckgang des inlä ndischen Zinses. Die Abwertung der heimischen Wä hrung hat daher die Konsequenz, dass ein Devisenmarktgleichgewicht fü r jedes beliebige Volkseinkommen einen geringeren Zinssatz erfordert. Grafisch bedeutet dies eine Verschiebung der Z-Geraden nach unten bzw. nach rechts (von Z 0 nach Z 1 ). Die Abwertung der heimischen Wä hrung bewirkt also eine Steigerung der Exporte bzw. des Außenbeitrags. Wegen dieser zusä tzlichen Gü ternachfrage steigen das Inlandsprodukt und das Volkseinkommen (von Y 1 auf Y 1 ‘). Das hö here Inlandsprodukt hat einen steigenden Bedarf an Transaktionskasse zur Folge (L T ↑), weil die Wirtschafssubjekte fü r den Kauf der zusä tzlichen Gü ter mehr Geld benö tigen. Um das benö tigte zusä tzliche Geld zu erhalten, verkaufen die Wirtschaftssubjekte Wertpapiere. Der Angebotsü berschuss auf dem Wertpapiermarkt fü hrt zu einem Rü ckgang des Wertpapierkurses. Damit steigt die effektive Verzinsung und mit ihr auch der Zinssatz (von i 1 nach i 2 ). Der hö here Zins bewirkt einen Rü ckgang der Investitionsnachfrage. Per Saldo aber ü berwiegt der einkommenserhö hende Effekt der Abwertung, sodass das Volkseinkommen steigt (von Y 1 nach Y 2 ). Der zinsbedingte Rü ckgang der Investitionsnachfrage stellt daher nur ein partielles Crowding-out dar (von Y 1 ‘ nach Y 2 ). Die skizzierten Wirkungszusammenhä nge gelten sowohl im Fall einer hohen internationalen Kapitalmobilitä t (Abb. 6.10) als auch im Fall einer geringen Kapitalmobilitä t (Abb. 6.11). Bei einem flexiblen Wechselkurs fü hrt eine expansive Geldpolitik somit - unabhä ngig vom Ausmaß der Kapitalmobilitä t - zu einer Abwertung der heimischen Wä hrung, einem Rü ckgang des Zinssatzes und einer Steigerung des Inlandsprodukts bzw. des Volkseinkommens. Die Abwertung der heimischen Wä hrung hat einen positiven Sekundäreffekt , der zu einer weiteren Steigerung des Volkseinkommens fü hrt. <?page no="106"?> 106 Makroö konomie Abb. 6.12: Schematische Darstellung der Wirkungsweise einer expansiven Geldpolitik (M↑ via HK↑) im Fall flexibler Wechselkurse Eine expansive Fiskalpolitik fü hrt in einem i-Y-Diagramm zu einer Verschiebung der IS-Kurve nach rechts (von IS 0 nach IS 1 , siehe Abb. 6.13 und 6.14). Die hö here Nachfrage nach Gü tern durch den Staat bewirkt einen Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage, an den sich die Unternehmen mit ihrem Angebot anpassen. Es kommt daher zu einer Erhö hung des Inlandsprodukts bzw. des Volkseinkommens (von Y 0 nach Y 1 ). Der damit verbundene Anstieg des Bedarfs an Transaktionskasse fü hrt ü ber einen verstä rkten Verkauf von Wertpapieren zu einem Rü ckgang der Wertpapierkurse, also zu einem Anstieg der effektiven Verzinsung und damit zu einer Erhöhung des Zinssatzes (von i 0 nach i 1 ). Der Anstieg des Volkseinkommens und des Zinssatzes hat darü ber hinaus Auswirkungen auf den Devisenmarkt: Das gestiegene Volkseinkommen fü hrt zu einer Steigerung der Importnachfrage des Inlands und damit zu einer hö heren Devisennachfrage ($ N ↑). Der gestiegene Zinssatz macht es fü r auslä ndische Anleger attraktiver, die inlä ndischen Wertpapiere zu kaufen, sodass die Nettokapitalimporte des Inlands grö ßer werden (K IMnet ↑). Damit steigt der Bedarf der auslä ndischen Anleger an der heimischen Wä hrung. Dies fü hrt dazu, dass die auslä ndischen Anleger ihr Devisenangebot erhö hen ($ A ↑). Auf dem Devisenmarkt kommt es somit zu einem Anstieg der Devisennachfrage und zu einem Anstieg des Devisenangebots. Ob daraus ein Angebotsü berschuss oder ein Nachfrageü berhang resultiert, hä ngt von der Kapitalmobilitä t ab. HK ↑ WP Käufe ↑ WP-Kurs ↑ i ↓ I ↑ Y d ↑,Y s ↑,Y↑ K IMnet ↓ $ A ↓ IM ↑ $ N ↑ e ↑ $ N > $ A EX↑,IM↓,AB↑ Y d ↑,Y s ↑,Y↑ L T ↑ WP Verkäufe ↑ WP-Kurs ↓ i ↑ I ↓ Y d ↓,Y s ↓,Y↓ Gesamtergebnis: Y ↑ und i ↓ <?page no="107"?> Schritt fü r Schritt 107 Abb. 6.13: Konsequenzen einer expansiven Fiskalpolitik (G↑) bei hoher internationaler Kapitalmobilität und flexiblen Wechselkursen Abb. 6.14: Konsequenzen einer expansiven Fiskalpolitik (G↑) bei geringer internationaler Kapitalmobilität und flexiblen Wechselkursen Im Fall einer hohen Kapitalmobilität verlä uft die Z-Gerade flach (siehe Abb. 6.13). Eine hohe Kapitalmobilitä t bedeutet, dass eine geringe Zinssteigerung im Inland zu einem relativ starken Anstieg der Wertpapiernachfrage durch auslä ndische Anleger fü hrt. Dies hat einen relativ starken Anstieg des Devisenangebots zur Folge. Daraus resultiert dann per Saldo ein Angebotsüberschuss auf dem Devisenmarkt. Dieser Angebotsü berschuss fü hrt zu einer Abwertung der auslä ndischen Wä hrung und damit zu einer Aufwertung der heimischen Währung (e↓). Diese Aufwertung hat wiederum Rü ckwirkungen auf den inlä ndischen Gü termarkt (IS-Gerade) und die Z-Gerade:  Auf dem Gütermarkt bewirkt die Aufwertung der heimischen Wä hrung eine Verringerung der Exporte. Fü r ein Gü termarktgleichgewicht muss dann auch das gesamtwirtschaftliche Gü terangebot zurü ckgehen, d. h. das Volkseinkom- <?page no="108"?> 108 Makroö konomie men muss sinken. Grafisch bedeutet dies eine Verschiebung der IS-Geraden nach links (von IS 1 nach IS 2 ).  Auf dem Devisenmarkt hat die Aufwertung der heimischen Wä hrung wegen der geringeren Exporte eine Verringerung des Außenbeitrags zur Folge. Damit auf dem Devisenmarkt ein Gleichgewicht herrscht, muss zum Ausgleich der Nettokapitalimport steigen. Dies verlangt einen Anstieg des inlä ndischen Zinses. Die Aufwertung der heimischen Wä hrung hat deshalb die Konsequenz, dass ein Devisenmarktgleichgewicht fü r jedes beliebige Volkseinkommen einen hö heren Zinssatz erfordert. Grafisch bedeutet dies eine Verschiebung der IS-Geraden nach oben bzw. nach links (von Z 0 nach Z 1 ).  Die Aufwertung der heimischen Wä hrung fü hrt ü ber die Verschlechterung des Außenbeitrags zu einem Rü ckgang des inlä ndischen Inlandsprodukts bzw. Volkseinkommens. Es kommt daher zu einem wechselkursbedingten Crowding-out (Bewegung von Y 1 nach Y 2 ). Dabei handelt es sich allerdings nur um ein partielles Crowding-out, denn im Vergleich zur Ausgangssituation ist das Volkseinkommen letztendlich gestiegen (Y 2 > Y 0 ). Im Ergebnis hat eine expansive Fiskalpolitik im Fall einer hohen Kapitalmobilitä t einen negativen Sekundä reffekt, der aus einer Aufwertung der heimischen Wä hrung resultiert. Dennoch kommt es per Saldo zu einer Steigerung des Volkseinkommens. Im Fall einer geringen Kapitalmobilität verlä uft die Z-Gerade hingegen steiler als die LM-Gerade (siehe Abb. 6.14). Eine geringe Kapitalmobilitä t bedeutet, dass eine Zinssteigerung im Inland zu einem relativ schwachen Anstieg der Wertpapiernachfrage durch auslä ndische Anleger fü hrt. Dies hat einen relativ schwachen Anstieg des Devisenangebots zur Folge. Daraus resultiert per Saldo ein Nachfrageüberhang auf dem Devisenmarkt. Dieser Nachfrageü berhang fü hrt zu einer Aufwertung der auslä ndischen Wä hrung und damit zu einer Abwertung der heimischen Währung (e↑). Die Abwertung hat erneut Rü ckwirkungen auf die IS-Gerade und die Z-Gerade:  Auf dem Gütermarkt bewirkt die Abwertung der heimischen Wä hrung eine Steigerung der Exporte. Fü r ein Gü termarktgleichgewicht muss dann auch das gesamtwirtschaftliche Gü terangebot grö ßer werden, d. h. das Volkseinkommen muss steigen. Grafisch bedeutet dies eine zweite Verschiebung der IS-Geraden nach rechts (von IS 1 nach IS 2 ).  Auf dem Devisenmarkt hat die Abwertung der heimischen Wä hrung wegen der hö heren Exporte eine Steigerung des Außenbeitrags zur Folge. Damit auf dem Devisenmarkt ein Gleichgewicht herrscht, muss zum Ausgleich der Nettokapitalimport sinken. Dies verlangt eine Verringerung des inlä ndischen Zinses. Die Abwertung der heimischen Wä hrung hat deshalb die Konsequenz, dass ein Devisenmarktgleichgewicht fü r jedes beliebige Volkseinkommen <?page no="109"?> Schritt fü r Schritt 109 einen geringeren Zinssatz erfordert. Grafisch bedeutet dies eine Verschiebung der Z-Geraden nach unten bzw. nach rechts (von Z 0 nach Z 1 ).  Die Abwertung der heimischen Wä hrung fü hrt ü ber die Verbesserung des Außenbeitrags zu einem weiteren Anstieg des inlä ndischen Inlandsprodukts bzw. Volkeinkommens (von Y 1 nach Y 2 ). Die expansive Fiskalpolitik hat daher bei einer geringen Kapitalmobilitä t wegen der Abwertung der heimischen Wä hrung einen positiven Sekundä reffekt, der zu einer zusä tzlichen Steigerung des Volkseinkommens fü hrt. Die Wirkungsmechanismen einer expansiven Fiskalpolitik bei flexiblen Wechselkursen sind in Abhä ngigkeit einer hohen bzw. einer geringen internationalen Kapitalmobilitä t in Abb. 6.15 dargestellt. Abb. 6.15: Schematische Darstellung der Wirkungsweise einer expansiven Fiskalpolitik (G↑) im Fall flexibler Wechselkurse bei hoher und geringer Kapitalmobilität Wirtschaftspolitische Konsequenzen Die Frage, ob der Staat durch eine Geldmengenerhö hung oder eine expansive Fiskalpolitik das Volkseinkommen steigern kann, hä ngt in einer offenen Volkswirtschaft vom vorherrschenden Wechselkurssystem (feste oder flexible Wechsel- WP Verkäufe ↑ i ↑ e ↓ $ A ↑ EX↓,IM↑,AB↓ Y d ↓,Y s ↓,Y↓ G ↑ Y d ↑,Y s ↑,Y↑ L T ↑ WP-Kurs ↓ K IMnet ↑ IM ↑ $ N ↑ hohe Kapitalmobilität: $ A > $ N geringe Kapitalmobilität: $ N > $ A e↑ EX↑,IM↓,AB↑ Y d ↑,Y s ↑,Y↑ Gesamtergebnis: Y ↑ und i ↑ Gesamtergebnis: Y ↑ und i ↑ <?page no="110"?> 110 Makroö konomie kurse) und vom Ausmaß der internationalen Kapitalmobilitä t ab. Die Auswirkungen beider wirtschaftspolitischen Maßnahmen auf den Zinssatz und das Volkseinkommen werden in Abb. 6.16 ü bersichtsartig zusammengefasst. Abb. 6.16: Auswirkungen einer expansiven Geld- oder Fiskalpolitik in einer offenen Volkswirtschaft Die Geldpolitik ist in einer offenen Volkwirtschaft bei festen Wechselkursen vollkommen unwirksam. Bei festen Wechselkursen kann daher nur eine expansive Fiskalpolitik eine Steigerung des Volkseinkommens bewirken. Im Fall flexibler Wechselkurse hat eine expansive Geldpolitik wegen der durch die Zinssenkung hervorgerufenen Abwertung der heimischen Wä hrung - unabhä ngig vom Ausmaß der Kapitalmobilitä t - einen positiven Sekundä reffekt, der das Volkseinkommen weiter steigert. Die Effektivitä t einer expansiven Fiskalpolitik hä ngt maßgeblich von der Kapitalmobilitä t ab. Bei einer geringen Kapitalmobilitä t kommt es zu einer Abwertung der heimischen Wä hrung, die das Volkseinkom- M↑ bzw. HK↑ hohe Kapitalmobilität geringe Kapitalmobilität Primäreffekt Y↑ und i↓ Sekundäreffekt AK↓ (und damit M↓) mit i↑ und Y↓ Gesamteffekt Y und i erreichen wieder ihr Ausgangsniveau G↑ Primäreffekt Y↑ und i↑ Sekundäreffekt AK↑ (= M↑) mit i↓ und Y↑ AK↓ (= M↓) mit i↑ und Y↓ Gesamteffekt Y↑ und i↑ Y↑ und i↑ M↑ bzw. HK↑ hohe Kapitalmobilität geringe Kapitalmobilität Primäreffekt Y↑ und i↓ Sekundäreffekt Abwertung (e↑) mit Y↑ und i↑ Gesamteffekt Y↑ und i↓ G↑ Primäreffekt Y↑ und i↑ Sekundäreffekt Aufwertung (e↓) mit Y↓ und i↓ Abwertung (e↑) mit Y↑ und i↑ Gesamteffekt Y↑ und i↑ Y↑ und i↑ fester Wechselkurs flexibler Wechselkurs <?page no="111"?> Schritt fü r Schritt 111 men weiter steigert. Bei einer hohen Kapitalmobilitä t kommt es zu einer Aufwertung, die die Exporte reduziert und damit ein wechselkursbedingtes Crowdingout hervorruft. Dennoch fü hrt eine expansive Fiskalpolitik auch in diesem Fall per Saldo zu einer Steigerung des Volkseinkommens. Lernfragen Das Inland wird als kleines Land angesehen, wenn …  makroö konomische Verä nderungen im Inland keinen Einfluss auf ö konomische Variablen im Ausland haben.  makroö konomische Verä nderungen im Ausland keinen Einfluss auf ö konomische Variablen im Inland haben.  das inlä ndische Bruttoinlandsprodukt weniger als zehn Prozent des auslä ndischen Bruttoinlandsprodukts beträ gt. Die Zentralbank eines Landes betreibt eine Neutralisierungspolitik, wenn …  das gesamtwirtschaftliche Preisniveau im Zeitablauf konstant bleibt.  die Erhö hung der auslä ndischen Komponente der Geldmenge durch eine Reduzierung der inlä ndischen Komponente kompensiert wird.  die Wachstumsrate der heimischen Geldmenge mit der Wachstumsrate des nominalen Bruttoinlandsprodukts ü bereinstimmt. Wenn die Nettokapitalimporte des Inlands zunehmen, bedeutet dies ceteris paribus …  einen Angebotsü berschuss auf dem Devisenmarkt.  einen Nachfrageü berhang auf dem Devisenmarkt.  ein Zahlungsbilanzdefizit. Wenn der inländische Zinssatz steigt, verlangt ein Devisenmarktgleichgewicht, dass …  das inlä ndische Volkseinkommen steigt.  das inlä ndische Volkseinkommen sinkt. In einem Zins-Volkseinkommen-Diagramm bedeutet ein Punkt unter der Z-Geraden einen …  Angebotsü berschuss auf dem Devisenmarkt.  Nachfrageü berhang auf dem Devisenmarkt. <?page no="112"?> 112 Makroö konomie Eine Abwertung der heimischen Währung führt in einem Zins-Volkseinkommen-Diagramm dazu, dass die Z-Gerade …  nach links verschoben wird.  nach rechts verschoben wird.  unverä ndert bleibt, weil der Zinssatz unverä ndert ist. Bei einer vollkommenen Kapitalmobilität verläuft die Z-Gerade in einem Zins-Volkseinkommen-Diagramm …  parallel zur Zins-Achse.  parallel zur Volkseinkommens-Achse. Bei festen Wechselkursen führt eine expansive Geldpolitik dazu, dass das inländische Volkseinkommen …  grö ßer wird.  konstant bleibt.  nur dann steigt, wenn die internationale Kapitalmobilitä t relativ groß ist. Bei festen Wechselkursen und einer hohen Kapitalmobilität hat eine expansive Fiskalpolitik einen …  positiven Sekundä reffekt.  negativen Sekundä reffekt.  vollstä ndigen Crowding-out-Effekt. Bei festen Wechselkursen und einer geringen Kapitalmobilität kommt es im Fall einer expansiven Fiskalpolitik zu …  einer Erhö hung der inlä ndischen Geldmenge.  einer Verringerung der inlä ndischen Geldmenge. Bei flexiblen Wechselkursen kommt es im Fall einer expansiven Geldpolitik im Gesamtergebnis zu …  einem Zinsanstieg und einer Aufwertung der heimischen Wä hrung.  einem Zinsanstieg und einer Abwertung der heimischen Wä hrung.  einem Zinsrü ckgang und einer Abwertung der heimischen Wä hrung. <?page no="113"?> Schritt fü r Schritt 113 Bei flexiblen Wechselkursen und einer hohen Kapitalmobilität hat eine expansive Fiskalpolitik zur Folge, dass die heimische Währung …  aufgewertet wird.  abgewertet wird. Bei flexiblen Wechselkursen und einer hohen Kapitalmobilität hat eine expansive Fiskalpolitik zur Folge, dass die LM-Gerade …  nach links verschoben wird.  nach rechts verschoben wird.  nicht verschoben wird. Bei flexiblen Wechselkursen und einer geringen Kapitalmobilität hat eine expansive Fiskalpolitik zur Folge, dass erst die IS-Gerade nach rechts verschoben wird und dann …  die Z-Gerade nach rechts und die IS-Gerade ein zweites Mal nach rechts.  die Z-Gerade nach rechts und die IS-Gerade nach links.  die Z-Gerade nach links und die IS-Gerade nach links. Prüfungstipp In einer offenen Volkswirtschaft hat eine wirtschaftspolitische Maßnahme Auswirkungen auf drei Mä rkte (inlä ndischer Gü termarkt, inlä ndischer Geldmarkt und Devisenmarkt), wobei es Interdependenzen und damit Wechselwirkungen zwischen diesen Mä rkten gibt. Damit du dabei nicht den UÜ berblick verlierst, solltest du dir folgende Regel merken: Als erstes reagiert der inlä ndische Markt, auf dem der Staat durch eine wirtschaftspolitische Maßnahme eingreift. Dann reagiert der zweite inlä ndische Markt. AÜ nderungen auf dem inlä ndischen Geld- und Gü termarkt haben Auswirkungen auf den Devisenmarkt, der als drittes reagiert. Die AÜ nderungen auf dem Devisenmarkt haben schließlich wieder Rü ckwirkungen auf den inlä ndischen Geld- und Gü termarkt. Weitere Rü ckkoppelungen werden dann nicht mehr verfolgt, d. h. die Analyse der makroö konomischen Konsequenzen einer wirtschaftspolitischen Maßnahme ist beendet. <?page no="115"?> Schritt 7: Der Arbeitsmarkt Lernhinweise Was erwartet mich in diesem Kapitel? Auf dem Arbeitsmarkt trifft das Arbeitsangebot der privaten Haushalte auf die Arbeitsnachfrage der Unternehmen. Die Hö he des Arbeitsangebots und der Arbeitsnachfrage hä ngen vom Preis fü r den Faktor Arbeit - also dem Lohn bzw. noch genauer dem realen Lohnsatz - ab. Du lernst hier, wie das Arbeitsangebot und die Arbeitsnachfrage auf Lohnsatzä nderungen reagieren, wie es zur Vollbeschä ftigung kommt und unter welchen Umstä nden Arbeitslosigkeit auftreten kann. Welche Schlagwörter lerne ich kennen? ■ Arbeitsangebot ■ Arbeitsnachfrage ■ Nominallohnsatz ■ Reallohnsatz ■ Wertgrenzprodukt ■ neoklassische Produktionsfunktion ■ Arbeitsmarktgleichgewicht ■ Gleichgewichtslohnsatz ■ Vollbeschä ftigung ■ Lohnuntergrenze ■ Arbeitslosigkeit ■ gesamtwirtschaftliches Preisniveau ■ starrer Nominallohnsatz ■ Sperrklinken-Effekt Wofür benötige ich dieses Wissen? Arbeitslosigkeit ist nach wie vor eines der Hauptprobleme aller Volkswirtschaften. Die Unterscheidung zwischen dem nominalen Lohnsatz und dem realen Lohnsatz kann in Kombination mit einem nach unten hin starren Lohnsatz erklä ren, warum es zur Arbeitslosigkeit kommt. Die Kenntnis der Ursache von Arbeitslosigkeit erlaubt Rü ckschlü sse auf geeignete Maßnahmen zum Abbau der Arbeitslosigkeit. <?page no="116"?> 116 Makroö konomie In diesem Kapitel wird untersucht, wie es auf dem Arbeitsmarkt durch das Zusammenspiel von Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage zu einem Gleichgewicht kommt. Betrachtet wird dabei neben dem Fall vollkommen flexibler Nominallö hne auch die Mö glichkeit eines nach unten hin starren Nominallohnsatzes. Aus dem jeweiligen Beschä ftigungsniveau wird das Inlandsprodukt abgeleitet, das aus dem Arbeitsmarktgleichgewicht resultiert. Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage Das Arbeitsangebot einer Volkswirtschaft resultiert aus der Bereitschaft der privaten Haushalte, ihre Arbeitskraft gegen die Zahlung eines Lohnsatzes auf dem Arbeitsmarkt anzubieten. Das optimale Arbeitsangebot eines einzelnen Haushalts ergibt sich aus der Maximierung des Nutzens dieses Haushalts unter gegebenen Restriktionen. Diese Restriktionen bestehen aus den - aus Sicht eines einzelnen Haushalts - exogen vorgegebenen Preisen fü r Konsumgü ter und fü r den Faktor Arbeit, also dem Nominallohnsatz (w). Der Lohn pro Stunde stellt die Alternativkosten einer Stunde Freizeit dar. Die nutzenstiftenden Elemente sind die Menge an Konsumgü tern und die Menge an Freizeit (gemessen in Stunden). Ausgehend von der zusä tzlichen zeitlichen Restriktion eines Tages (24 Stunden), sucht der Haushalt die Kombination aus Konsumgü termengen und Freizeit, die seinen Nutzen unter den gegebenen Restriktionen maximiert. Die Differenz zwischen den tä glich zur Verfü gung stehenden 24 Stunden und der optimalen Freizeitmenge ist dann die von dem Haushalt pro Tag angebotene Arbeitsmenge. Wenn der Haushalt seine nutzenmaximierende Freizeitmenge bestimmt hat und sich anschließend der Lohnsatz verä ndert, bedeutet dies auch eine AÜ nderung der optimalen nachgefragten Freizeitmenge. Eine Senkung des Lohnsatzes fü r eine Stunde Arbeit hat beispielsweise zur Folge, dass der Preis fü r eine Stunde Freizeit sinkt, weil die Alternativkosten einer Stunde Freizeit geringer geworden sind. Wird davon ausgegangen, dass Freizeit ein normales Gut ist, so hat der Rü ckgang des Lohnsatzes - also der Rü ckgang des Preises fü r eine Stunde Freizeit - einen Anstieg der Nachfrage nach Freizeit zur Folge. Dies bedeutet zugleich, dass die Zeit, die der Haushalt fü r eine Beschä ftigung bei einem Arbeitgeber aufwenden kann, zurü ckgeht. Im Normalfall bedeutet der Rü ckgang des Lohnsatzes somit eine Zunahme der Freizeitnachfrage und damit eine Verringerung des Arbeitsangebots. Die bisher beschriebenen Zusammenhä nge gelten nicht nur fü r einzelne Haushalte, sondern auch fü r die Gesamtheit aller Haushalte und damit fü r das gesamte Arbeitsangebot einer Volkswirtschaft. In den nachfolgenden Ausfü hrungen wird davon ausgegangen, dass das Arbeitsangebot einen normalen Verlauf hat. Es wird also angenommen, dass das Arbeitsangebot auf dem Arbeitsmarkt mit steigendem Lohnsatz zunimmt. <?page no="117"?> Schritt fü r Schritt 117 Die Arbeitsnachfrage resultiert aus der Faktornachfrage der Unternehmen. Unternehmen fragen Produktionsfaktoren (z. B. Arbeitskrä fte) nach, um mit ihnen Gü ter (z. B. Bleistifte) zu produzieren, die sie anschließend auf dem Gü termarkt anbieten. Die Nachfrage nach einer zusä tzlichen Mengeneinheit eines Produktionsfaktors (z. B. einer Stunde Arbeit) ist fü r ein gewinnmaximierendes Unternehmen immer dann lohnend, wenn die zusä tzlichen Ausgaben fü r diese Mengeneinheit (Grenzausgaben) geringer sind als die zusä tzlichen Erlö se, die sich mit dem Einsatz dieser Mengeneinheit des Faktors in der Produktion erzielen lassen. Formal lohnt sich die Nachfrage nach einer zusä tzlichen Mengeneinheit eines Produktionsfaktors immer dann, wenn die Grenzausgaben fü r den Produktionsfaktor geringer sind als das Wertgrenzprodukt dieses Faktors. Das Wertgrenzprodukt eines Produktionsfaktors ist wiederum das Produkt aus dem physischen Grenzprodukt des Faktors (z. B. die Menge an zusä tzlichen Bleistiften, die produziert wird, wenn eine zusä tzliche Stunde Arbeit nachgefragt und in der Produktion von Bleistiften eingesetzt wird) und dem Preis, der fü r die zusä tzlich produzierten Gü tereinheiten erzielt werden kann. Im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz dehnt ein gewinnmaximierendes Unternehmen seine Nachfrage nach einem bestimmten Produktionsfaktor daher so lange aus, bis folgende Gleichheit gilt: Faktorpreis = Wertgrenzprodukt des Produktionsfaktors. Die Arbeitsnachfragekurve eines Unternehmens auf einem Markt mit vollstä ndiger Konkurrenz entspricht folglich dem Wertgrenzprodukt des Faktors Arbeit. Im Fall einer neoklassischen Produktionsfunktion mit positiven, aber abnehmenden Grenzerträ gen eines Produktionsfaktors hat dies fü r den Verlauf der Arbeitsnachfragekurve in einem Preis-Mengen-Diagramm folgende Konsequenzen: Wenn vom Faktor Arbeit nur sehr wenige Mengeneinheiten eingesetzt werden, ist die Grenzproduktivitä t des Faktors Arbeit sehr hoch. Daher kann auch ein relativ hoher Lohnsatz gezahlt werden. Daraus folgt umgekehrt: Wenn der Lohnsatz sehr hoch ist, wird nur eine geringe Menge an Arbeit nachgefragt, weil nur dann eine Grenzproduktivitä t erreicht werden kann, die dem hohen Lohnsatz entspricht. Wenn vom Faktor Arbeit sehr viele Mengeneinheiten eingesetzt werden, ist die Grenzproduktivitä t des Faktors Arbeit gering. Daher kann auch nur ein relativ geringer Lohnsatz gezahlt werden. Daraus folgt umgekehrt: Eine große Menge an Arbeit wird nur nachgefragt, wenn der Lohnsatz sehr niedrig ist, weil mit der großen Arbeitsmenge nur eine geringe Grenzproduktivitä t verbunden ist. Eine steigende Menge an Arbeit wird folglich nur nachgefragt, wenn der Lohnsatz sinkt, weil der zunehmende Einsatz des Faktors Arbeit in der Produktion mit einer sinkenden Grenzproduktivitä t verbunden ist. Im Ergebnis resultiert somit eine gesamtwirtschaftliche Arbeitsnachfragekurve, die in einem Preis-Mengen-Diagramm einen fallenden Verlauf hat. Dies bedeutet, dass die Arbeitsnachfrage mit steigendem Lohnsatz abnimmt. <?page no="118"?> 118 Makroö konomie Das Arbeitsmarktgleichgewicht Ein Markt mit vollstä ndiger Konkurrenz zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es eine Vielzahl von Anbietern und Nachfragern gibt, die alle als Mengenanpasser agieren, und dass der Preis fü r den Faktor Arbeit - also der Lohnsatz - nach oben und unten vollkommen flexibel ist. Das Marktgleichgewicht ergibt sich dann aus dem Schnittpunkt der gesamtgesellschaftlichen Arbeitsangebots- und Arbeitsnachfragekurve. Dieser Schnittpunkt bestimmt die gleichgewichtige Arbeitsmenge und den Gleichgewichtslohnsatz. Da die Arbeitsnachfragekurve im Fall der vollstä ndigen Konkurrenz mit der gesamtwirtschaftlichen Wertgrenzproduktkurve des Faktors Arbeit ü bereinstimmt, entspricht der Gleichgewichtslohnsatz dem gesamtwirtschaftlichen Wertgrenzprodukt des Faktors Arbeit. Abb. 7.1: Konsequenzen einer Zunahme des Arbeitsangebots bei flexiblem Lohnsatz Durch die AÜ nderung der Arbeitsnachfrage (A d ) oder des Arbeitsangebots (A s ) kommt es zu einem neuen Gleichgewicht. Wenn es beispielsweise zu einer Erhö hung des Arbeitsangebots kommt, so bedeutet dies eine Rechtsverschiebung der Arbeitsangebotskurve (siehe Abb. 7.1). Die Erhö hung des Arbeitsangebots hat zur Folge, dass beim alten Gleichgewichtslohn (w 0 ) ein Angebotsü berschuss besteht. Dieser bewirkt einen Lohnrü ckgang. Der geringere Lohn hat zur Folge, dass die von den Unternehmen nachgefragte Arbeitsmenge steigt, wä hrend die Haushalte ihr Arbeitsangebot reduzieren. Der Lohnrü ckgang dauert so lange an, bis der Angebotsü berschuss abgebaut ist. Das neue Arbeitsmarktgleichgewicht zeichnet sich also durch einen niedrigeren Gleichgewichtslohn (w 1 ) und eine hö here gleichgewichtige Arbeitsmenge (A 1 ) aus. Sowohl das ursprü ngliche als auch das neue Arbeitsmarktgleichgewicht zeichnen sich zudem dadurch aus, dass auf dem Arbeitsmarkt Vollbeschäftigung herrscht: Jeder Haushalt, der zum herrschenden Marktlohn seine Arbeitskraft anbietet, findet ein Unterneh- <?page no="119"?> Schritt fü r Schritt 119 men, das diese Arbeitskraft nachfragt. Es gibt daher keine Arbeitslosigkeit, die sich in Form eines Angebotsü berschusses ä ußern wü rde. Gleichzeitig kann jedes Unternehmen zum herrschenden Marktlohn die Arbeitsmenge erwerben, die es zum Zwecke der Gewinnmaximierung benö tigt. Es gibt also auch keinen Arbeitskrä ftemangel, der sich in Form eines Nachfrageü berhangs ä ußern wü rde. Abb. 7.2: Konsequenzen einer Zunahme des Arbeitsangebots (As↑) bei einem nach unten starren Lohnsatz Sollte der Lohnsatz allerdings nach unten hin starr sein, sodass Lohnsenkungen nicht mö glich sind, kommt es zur Arbeitslosigkeit. Dieser Fall ist in Abb. 7.2 dargestellt. Wenn es zu einer Erhö hung des Arbeitsangebots kommt, stellt sich beim ursprü nglichen Gleichgewichtslohn (w 0 ) ein Angebotsü berschuss ein. Wenn nun der Lohnsatz nach unten hin nicht flexibel ist - z. B. weil es tarifliche Lö hne gibt, die nicht unterschritten werden, oder weil staatliche Transferleistungen eine faktische Lohnuntergrenze darstellen -, so bleibt der aus der Arbeitsangebotserhö hung resultierende Angebotsü berschuss dauerhaft bestehen. Damit kommt es zur Arbeitslosigkeit. Zum unverä nderten Lohnsatz (w 0 = w 1 ) bieten die Haushalte nach der Erhö hung des Arbeitsangebots eine Arbeitsmenge an (A s1 ), die grö ßer ist als die von den Unternehmen nachgefragte Arbeitsmenge (A d1 ). Dies hat zur Folge, dass sich das neue Arbeitsmarktgleichgewicht durch einen unverä nderten Gleichgewichtslohn (w 0 = w 1 ) und eine ebenfalls unverä nderte gleichgewichtige Arbeitsmenge (A 0 = A 1 ) auszeichnet. Damit gibt es Haushalte, die zu diesem Lohnsatz bereit sind, ihre Arbeitskraft anzubieten, aber keinen Arbeitsplatz finden. Dies bedeutet Arbeitslosigkeit . Die Hö he der Arbeitslosigkeit ist dabei die Differenz zwischen der zum Lohnsatz w 0 bzw. w 1 angebotenen Arbeitsmenge und der zu diesem Lohnsatz nachgefragten Arbeitsmenge, also (A s1 - A d1 ). <?page no="120"?> 120 Makroö konomie Im Rahmen von makroö konomischen Modellen wird der Arbeitsmarkt in einer leicht modifizierten Form dargestellt, indem das Arbeitsangebot und die Arbeitsnachfrage vom realen Lohnsatz abhä ngen. Der Reallohnsatz ergibt sich aus der Division des Nominallohnsatzes (w) durch das gesamtwirtschaftliche Preisniveau (P). Diese Modifikation basiert auf der UÜ berlegung, dass das Arbeitsangebot der privaten Haushalte nicht nur vom Nominallohnsatz abhä ngt, sondern auch von der damit verbundenen Kaufkraft. Wenn beispielsweise der Nominallohnsatz um 10 Prozent steigt, fü hrt dies unter sonst gleichen Bedingungen zu einer Erhö hung des Arbeitsangebots, weil der reale Preis fü r Freizeit steigt und deshalb weniger Freizeit nachgefragt wird. Falls aber gleichzeitig das gesamtwirtschaftliche Preisniveau um 20 Prozent steigt, ist der reale Preis einer Stunde Freizeit gesunken. Ein nutzenmaximierender Haushalt wird daher mehr Freizeit nachfragen. Damit geht sein Arbeitsangebot automatisch zurü ck. Fü r gewinnmaximierende Unternehmen gelten analoge UÜ berlegungen, sodass die Unternehmen ihre Arbeitsnachfrage ebenfalls an der Hö he des Reallohnsatzes ausrichten. So lange das Preisniveau auf eins normiert ist und zudem konstant ist, stimmen Nominallohnsatz und Reallohnsatz vom Wert her ü berein. Da in den nachfolgenden Ausfü hrungen jedoch mit einem variablen Preisniveau gearbeitet wird, ist es erforderlich, den Arbeitsmarkt in Abhä ngigkeit vom Reallohnsatz abzubilden (siehe Abb. 7.3). Abb. 7.3: Das Arbeitsmarktgleichgewicht in Abhängigkeit vom realen Lohnsatz (w/ P) Arbeitsmarktgleichgewicht und gesamtwirtschaftliches Güterangebot Das gesamtwirtschaftliche Gü terangebot wird in den Modellen der kurzfristigen Makroö konomie mit Hilfe der Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital hergestellt. Der Bestand an Kapital ist dabei annahmegemä ß konstant. Damit hä ngt <?page no="121"?> Schritt fü r Schritt 121 das Volumen der produzierten Gü termenge - also das gesamtwirtschaftliche Gü terangebot (Y s ) und damit auch das Inlandsprodukt (Y) - von der eingesetzten Arbeitsmenge (A) ab, d. h. es gilt: Y s = Y = Y(A). Diese Arbeitsmenge ergibt sich wiederum aus dem Beschä ftigungsniveau, das mit dem Arbeitsmarktgleichgewicht verbunden ist. Um daraus das gesamtwirtschaftliche Gü terangebot zu bestimmen, muss diese Arbeitsmenge in die gesamtwirtschaftliche Produktionsfunktion eingesetzt werden. Dabei wird eine neoklassische Produktionsfunktion angenommen. Dies bedeutet, dass jeder Mehreinsatz von Arbeit zu einer Erhö hung der produzierten Gü termenge fü hrt. Die Zuwä chse der Produktionsmenge werden jedoch mit steigendem Arbeitseinsatz immer geringer. Wä hrend also ausgehend von einem beliebigen Beschä ftigungsniveau der Einsatz eines zusä tzlichen Arbeiters z. B. eine Steigerung der Gü terproduktion von 15 Einheiten nach sich zieht, bringt der Einsatz eines weiteren Arbeiters nur noch eine Mehrproduktion von 14 Einheiten, der nä chste Arbeiter steigert die Produktion um 13 Einheiten usw. Formal bedeutet dies: Die gesamtwirtschaftliche Produktionsfunktion hat positive, aber abnehmende Grenzerträ ge. Der daraus resultierende Zusammenhang zwischen Arbeitseinsatzmenge (A) und Output (Y) ist in Abb. 7.4 in den beiden unteren Y-A-Diagrammen dargestellt. Abb. 7.4: Auswirkungen einer Preisniveausenkung auf Beschäftigungsniveau und Güterangebot bei flexiblen und bei nach unten hin starren Lohnsätzen Wird nun die Annahme eines fixierten und auf eines normierten Preisniveaus aufgegeben, so lä sst sich die Hö he des gesamtwirtschaftlichen Gü terangebots in A w/ P A w/ P w 0 / P 0 = w 1 / P 1 ■ Q 0 =Q 1 A 0 w 0 / P 1 w 0 / P 0 A d A s A s A d ■ Q 0 ■ Q 1 A 1 P↓ A A A 0 A 1 A 0 =A 1 A 0 =A 1 Y = Y(A) Y = Y(A) Y(P 0 ) = Y(P 1 ) Y Y ■ ■ ■ Q 0 =Q 1 Q 0 Q 1 Y(P 0 ) Y(P 1 ) volle Nominallohnsatzflexibilität Nominallohnsatzstarrheit nach unten <?page no="122"?> 122 Makroö konomie Abhä ngigkeit vom Preisniveau (P) bestimmen. Diese Abhä ngigkeit ergibt sich ü ber den Arbeitsmarkt, genauer ü ber den Reallohnsatz ( wP ). Wenn ausgehend von einem Arbeitsmarktgleichgewicht mit w 0 und P 0 das Preisniveau auf P 1 sinkt (mit P 1 < P 0 ), hat diese Preisniveausenkung eine Steigerung des Reallohnsatzes zur Folge, d. h. es gilt ( wP ) 1 > ( wP ) 0 bzw. w0 P1 > w0 P0 . Bei einem steigenden Reallohn geht die Arbeitsnachfrage des Unternehmenssektors zurü ck, wä hrend das Arbeitsangebot des Haushaltssektors steigt. Es kommt also zu einem Angebotsü berschuss auf dem Arbeitsmarkt. Bei der Reaktion des Arbeitsmarktes auf dieses Marktungleichgewicht ist zwischen einem vollkommen flexiblen und einem nach unten hin starren Nominallohnsatz (w) zu unterscheiden:  Wenn der Nominallohnsatz vollkommen flexibel ist, wird der Angebotsü berschuss durch eine Reduzierung des Nominallohnsatzes abgebaut. Ein Angebotsü berschuss ä ußert sich auf dem Arbeitsmarkt in Form von Arbeitslosigkeit. Einzelne Haushalte sind daher bereit, zu einem geringeren als dem herrschenden Nominallohnsatz zu arbeiten. Die Unternehmen bemerken dies und sind nun ihrerseits nur noch bereit, einen geringeren Nominallohn zu zahlen. Die Nominallohnsenkung dauert so lange an, bis der Angebotsü berschuss abgebaut ist. Dies ist der Fall, wenn der Reallohnsatz wieder sein ursprü ngliches Niveau erreicht hat, d. h. wenn gilt: ( wP ) 1 = ( wP ) 0 bzw. w1 P1 = w0 P0 . Auf dem Arbeitsmarkt mit vollkommen flexiblen Nominallö hnen herrscht daher stets Vollbeschä ftigung (siehe Abb. 7.4 links). Dies bedeutet wiederum, dass unabhä ngig von der Hö he des Preisniveaus stets die zum Vollbeschä ftigungsniveau gehö rende Gü termenge (Y Vollb. = Y max ) produziert und angeboten wird. Die gesamtwirtschaftliche Gü terangebotskurve (Y s ) verlä uft daher in einem Preis-Mengen-Diagramm parallel zur Preis-Achse (siehe Abb. 7.5 links). Abb. 7.5: Güterangebot in Abhängigkeit vom Preisniveau bei flexiblen und bei nach unten hin starren Lohnsätzen Y P Y P 0 Y s P Y s ■ P 1 ■ ■ ■ Y 1 Q 0 Q 1 Y max =Y 0 =Y 1 Y max =Y 0 P 0 P 1 Q 0 Q 1 volle Nominallohnflexibilität Nominallohnstarrheit nach unten <?page no="123"?> Schritt fü r Schritt 123  Bei einem nach unten hin starren Nominallohnsatz kann der Angebotsü berschuss nicht durch eine Reduzierung des Nominallohns erreicht werden, weil diese Reduzierung explizit ausgeschlossen ist. Der Angebotsü berschuss ist daher dauerhaft. Damit ist auch das Beschä ftigungsniveau geringer als im Fall der Vollbeschä ftigung (A 1 < A 0 , siehe Abb. 7.4 rechts). Ein geringeres Beschä ftigungsniveau hat wiederum eine geringere Gü terproduktion und damit ein geringeres Gü terangebot zur Folge (Y s (P 1 ) < Y s (P 0 )). Ausgehend von dem Preisniveau P 0 hat jede Preisniveausenkung daher eine Reduzierung des Güterangebots zur Folge, sodass die gesamtwirtschaftliche Gü terangebotskurve unterhalb von P 0 preiselastisch verlä uft (siehe Abb. 7.5 rechts). Fü r das Beschä ftigungsniveau und das daraus abgeleitete gesamtwirtschaftliche Gü terangebot ergibt sich damit fü r die auf Keynes zurü ckgehende Makroö konomie eine entscheidende Konsequenz: Wenn die Nominallö hne in einer Volkswirtschaft nach unten hin starr sind, fü hrt die Reduzierung eines einmal erreichten Preisniveaus dazu, dass es auf dem Arbeitsmarkt zu einem dauerhaften Angebotsü berschuss - also zu Arbeitslosigkeit - kommt. Die gesamtwirtschaftliche Gü terangebotskurve verlä uft dann nicht mehr parallel zur Preis-Achse, sondern sie bekommt in einem Preis- Mengen-Diagramm in Hö he des einmal erreichten Preisniveaus einen Knick. Dieser Effekt wird Sperrklinken-Effekt genannt. Abb. 7.6: Der Sperrklinken-Effekt eines nach unten hin starren Nominallohnsatzes Der Knickpunkt wandert mit dem Preisniveau nach oben (siehe Abb. 7.6). Wenn das Preisniveau der Gesellschaft den Wert P 0 erreicht hat, fü hrt jede Preisniveausenkung zu Arbeitslosigkeit und damit zu einem Rü ckgang des gesamtwirtschaftlichen Gü terangebots. Sollte das Preisniveau auf P 1 steigen, so bedeutet dies eine Verringerung des Reallohnsatzes. Dies hat eine hö here Nachfrage nach Arbeit zur Folge und einen Rü ckgang des Arbeitsangebots. Der damit verbundene Nachfrageü berhang nach Arbeit fü hrt zu einem Anstieg des Nominallohn- <?page no="124"?> 124 Makroö konomie satzes. Dieser Anstieg dauert so lange, bis der alte Reallohnsatz erreicht ist und Vollbeschä ftigung herrscht. Wenn das Preisniveau jetzt wieder auf das ursprü ngliche Preisniveau P 0 absinkt, kommt es wegen des Sperrklinken-Effekts zur Arbeitslosigkeit. Die Volkswirtschaft konnte vor der Preisniveauerhö hung mit dem Preisniveau P 0 den Zustand der Vollbeschä ftigung mit dem entsprechenden Vollbeschä ftigungseinkommen (Y Vollb. ) erreichen. Nach UÜ berschreitung dieses Preisniveaus und anschließender Verringerung des Preisniveaus ist das jedoch nicht mehr mö glich. Lernfragen Die Arbeitsnachfrage eines gewinnmaximierenden Unternehmens entspricht …  dem Grenzprodukt des Faktors Arbeit.  dem Wertgrenzprodukt des Faktors Arbeit.  dem Grenzleid der Arbeitnehmer. Ein Rückgang des Arbeitsangebots führt auf dem Arbeitsmarkt im Fall eines vollkommen flexiblen Nominallohnsatzes zu …  einer Zunahme der Beschä ftigung und einem Anstieg des Lohnsatzes.  einem Rü ckgang der Beschä ftigung und einem Rü ckgang des Lohnsatzes.  einem Rü ckgang der Beschä ftigung und einem Anstieg des Lohnsatzes. Bei einem nach unten hin starren Nominallohnsatz führt der Rückgang des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus auf dem Arbeitsmarkt …  zu einem dauerhaften Nachfrageü berhang.  zu einem dauerhaften Angebotsü berschuss.  zur Vollbeschä ftigung. Bei einer neoklassischen Produktionsfunktion hat der Faktor Arbeit …  positive und steigende Grenzerträ ge.  positive und konstante Grenzerträ ge.  positive und abnehmende Grenzerträ ge. <?page no="125"?> Schritt fü r Schritt 125 Bei einem vollkommen flexiblen Nominallohnsatz verläuft die gesamtwirtschaftliche Güterangebotskurve in einem Preisniveau- Volkseinkommen-Diagramm …  parallel zur Achse des Preisniveaus.  parallel zur Achse des Volkseinkommens. Bei einem nach unten hin starren Nominallohnsatz verläuft die gesamtwirtschaftliche Güterangebotskurve in einem Preisniveau- Volkseinkommen-Diagramm …  vollkommen preisunelastisch.  teilweise preiselastisch.  vollkommen preiselastisch. Bei einem nach unten hin starren Nominallohnsatz kommt es zu …  einem partiellen Crowding-Out.  einem Sperrklinken-Effekt.  einem Gleichgewichtslohn, der grö ßer ist als das Wertgrenzprodukt des Faktors Arbeit. Prüfungstipp Der Arbeitsmarkt funktioniert so wie jeder Markt: Wenn die angebotene Gü termenge grö ßer ist als die nachgefragte Gü termenge, liegt ein Angebotsü berschuss vor. Angebotsü berschü sse fü hren zu einem Preisrü ckgang, Nachfrageü berhä nge zu einem Preisanstieg. Falls der Preis fü r das betreffende Gut nicht unterschritten werden darf, sind auftretende Angebotsü berschü sse dauerhaft. Wenn du in dieser Argumentation das Wort ‚Gü termenge‘ durch ‚Arbeitsmenge‘ ersetzt, ‚Preis‘ durch ‚Lohn‘, und ‚dauerhafter Angebotsü berschuss‘ durch ‚Arbeitslosigkeit‘, hast du anstelle eines Gü termarktes den Arbeitsmarkt beschrieben. <?page no="127"?> Schritt 8: Wirtschaftspolitik in einer geschlossenen Volkswirtschaft mit flexiblem Preisniveau Lernhinweise Was erwartet mich in diesem Kapitel? In den bisherigen Ausfü hrungen wurde stets von einem konstanten gesamtwirtschaftlichen Preisniveau ausgegangen. Diese Annahme wird nun aufgehoben. Mit der Flexibilisierung des Preisniveaus erhö ht sich die Komplexitä t der makroö konomischen Analysen: Eine Reduzierung des Preisniveaus hat u. a. eine Erhö hung der realen Geldmenge inklusive einer damit verbundenen Zinssenkung zur Folge sowie eine Erhö hung des realen Lohnsatzes, die wiederum Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt hat. Um die Komplexitä t ü berschaubar zu halten, wird hier lediglich im Rahmen einer geschlossenen Volkswirtschaft argumentiert. Welche Schlagwörter lerne ich kennen? ■ reale Geldmenge ■ Keynes-Effekt ■ Nachfragedefekt ■ Unterbeschä ftigungsgleichgewicht ■ neoklassische Variante des makroö konomischen Totalmodells ■ Keynessche Variante des makroö konomischen Totalmodells ■ Vollbeschä ftigungseinkommen ■ Inflation ■ Deflation ■ Inflationsrate ■ Hyperinflation ■ wirtschaftspolitischer Zielkonflikt ■ Phillips-Kurve <?page no="128"?> 128 Makroö konomie Wofür benötige ich dieses Wissen? Mit der Flexibilisierung des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus nä hern sich die theoretischen UÜ berlegungen immer mehr der ö konomischen Realitä t an. Das Verstä ndnis realer Phä nomene verlangt diesen Schritt, denn flexible Preise und das damit verbundene flexible Preisniveau sind ein Kernelement marktwirtschaftlicher Systeme. Aktuelle wirtschaftspolitische Diskussionen kö nnen deshalb nur richtig verfolgt werden, wenn die Annahme eines konstanten Preisniveaus aufgehoben wird. Auch wenn die makroö konomische Analyse damit noch komplizierter wird, als sie ohnehin schon ist, ist diese Modifikation der Modellannahmen erforderlich, um reale wirtschaftliche Probleme richtig zu verstehen. <?page no="129"?> Schritt fü r Schritt 129 In diesem Kapitel wird untersucht, wie sich in einer geschlossenen Volkswirtschaft mit einem flexiblen Preisniveau ein simultanes Gleichgewicht auf dem Gü termarkt, dem Geldmarkt und dem Arbeitsmarkt einstellt. Anschließend wird analysiert, welche Auswirkungen eine expansive Geldpolitik und eine expansive Fiskalpolitik auf das Volkseinkommen und den Arbeitsmarkt haben. Die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage Die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage (Y d ) wurde bereits in dem 2. Schritt behandelt. Sie setzt sich zusammen aus der Konsumnachfrage (C), der zinsabhä ngigen Investitionsnachfrage (I) und dem Staatskonsum (G). Unter Berü cksichtigung eines durchschnittlichen Steuersatzes (t) und bei einer Vernachlä ssigung des Basiskonsums lautet die entsprechende Definitionsgleichung: Y d = c . (1 - t) . Y + I(i) + G. Im Fall eines flexiblen Preisniveaus stellt die Gleichung aber nicht mehr nur die definitorischen Zusammenhä nge zwischen den einzelnen Nachfragekomponenten dar. Stattdessen stellt die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfragekurve alle Kombinationen von Preisniveau (P) und Volkseinkommen (Y) dar, bei denen sowohl der Gü termarkt als auch der Geldmarkt im Gleichgewicht ist. Da das gesamtwirtschaftliche Preisniveau in der Definitionsgleichung der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage aber gar nicht auftaucht, gibt es keinen direkten Einfluss des Preisniveaus auf die Gü ternachfrage. Das Preisniveau wirkt jedoch indirekt ü ber den Geldmarkt auf die Gü ternachfrage: Im Fall eines flexiblen Preisniveaus stimmen die nominale und die reale Geldmenge nicht mehr ü berein. Auf dem Geldmarkt ist stattdessen die reale Geldmenge ( MP ) relevant. Fü r ein Geldmarktgleichgewicht gilt daher folgende Gleichgewichtsbedingung: MP = L(Y,i) = L T (Y) + L s (i). Unter diesen Modellannahmen ergibt sich folgender Zusammenhang zwischen dem Preisniveau und dem simultanen Gü termarkt- und Geldmarktgleichgewicht: Ausgehend von einem Preisniveau P 0 ergibt sich aus dem Schnittpunkt der IS- Geraden und der LM-Kurve in einem i-Y-Diagramm eine Zins-Volkseinkommen- Kombination, bei der der Gü termarkt und der Geldmarkt gleichzeitig im Gleichgewicht sind (siehe die Kombination i 0 und Y 0 in Abb. 8.1). Wenn nun das Preisniveau auf P 1 steigt (P 1 > P 0 ), bedeutet dies eine Verringerung der realen <?page no="130"?> 130 Makroö konomie Geldmenge ( M P1 < M P0 ). Grafisch folgt daraus eine Verschiebung der LM-Kurve nach links. Im neuen Gü termarkt- und Geldmarktgleichgewicht ist das Volkseinkommen kleiner (Y 1 < Y 0 ). OÜ konomisch lä sst sich dies wie folgt erklä ren: Die aus dem Anstieg des Preisniveaus resultierende Verringerung der realen Geldmenge - also des realen Geldangebots - fü hrt zu einem Nachfrageü berhang auf dem Geldmarkt. Die Wirtschaftssubjekte verkaufen Wertpapiere, um Geld zu erhalten, das sie fü r die Abwicklung der Gü terkä ufe benö tigen. Das steigende Angebot an Wertpapieren fü hrt zu einem Rü ckgang des Wertpapierkurses. Der Kursrü ckgang bewirkt einen Anstieg der effektiven Verzinsung, also auch einen Zinsanstieg. Auf diesen Zinsanstieg reagiert die Investitionsnachfrage mit einer Verringerung der Investitionen. Damit sinkt die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage, an die sich die Unternehmen anpassen. Im Fall einer Verringerung des Preisniveaus ergeben sich analoge Effekte (Erhö hung der realen Geldmenge, Zinssenkung und Investitionsanstieg), sodass als Resultat die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage und das Volkseinkommen grö ßer werden (siehe die Kombination i 2 und Y 2 in Abb. 8.1). Abb. 8.1: Auswirkungen von Preisniveauänderungen auf das gleichgewichtige Volkseinkommen Der Umstand, dass eine Preisniveauverä nderung nicht direkt auf die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage wirkt, sondern nur indirekt ü ber Zinsä nderungen und daraus resultierende AÜ nderungen der Investitionsnachfrage, wird Keynes-Effekt genannt. Sofern es weder eine Liquiditä tsfalle noch eine Investitionsfalle gibt, fü hrt der Keynes-Effekt dazu, dass eine Verringerung des Preisniveaus zu einer Erhö hung der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage fü hrt. Die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfragekurve (Y d ) hat daher in einem Preisniveau-Volkseinkommen-Diagramm (P-Y-Diagramm) einen fallenden Verlauf (siehe Abb. 8.3 links). <?page no="131"?> Schritt fü r Schritt 131 Wenn sich die Volkswirtschaft jedoch in der Investitionsfalle oder der Liquiditä tsfalle befindet, versagt der Keynes-Effekt: Im Fall der Investitionsfalle fü hrt eine Preisniveausenkung zwar zu einer Erhö hung der realen Geldmenge und zu einer Zinssenkung. Die Investitionen reagieren aber nicht auf die Verringerung der Zinsen. Die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage und damit auch das Volkseinkommen bleiben somit unverä ndert. Die Y d -Kurve hat daher in einem P-Y-Diagramm einen senkrechten Verlauf (siehe Abb. 8.2 links und Abb. 8.3 Mitte). Abb. 8.2: Die gesamtwirtschaftliche Güternachfragekurve im Fall der Investitionsfalle und der Liquiditätsfalle Im Fall der Liquiditätsfalle fü hrt eine Preisniveausenkung zwar zu einer Erhö hung der realen Geldmenge, aber nicht zu einer Verringerung der Zinsen. Bis zum Erreichen der Liquiditä tsfalle (in Abb. 8.2 rechts: bis zum Erreichen des Volkseinkommens Y 1 und dem Preisniveau P 1 ) bewirkt eine Preisniveausenkung ü ber den Keynes-Effekt eine Steigerung des Volkseinkommens. Sobald jedoch das Preisniveau P 1 unterschritten wird, ist die reale Geldmenge so groß, dass der Schnittpunkt der IS-Geraden und der LM-Kurve in der Liquiditä tsfalle liegt. Weitere Preisniveausenkungen bewirken keine Nachfragesteigerungen mehr, sodass die Y d -Kurve ab P 1 im P-Y-Diagramm senkrecht verlä uft (siehe Abb. 8.2 rechts und Abb. 8.3 rechts). Insgesamt ergeben sich damit drei mö gliche Verlä ufe der Y d - Kurve in einem P-Y-Diagramm (siehe Abb. 8.3). Die Fä lle, in denen der Keynes-Effekt versagt und die Y d -Kurve vollstä ndig oder zumindest teilweise senkrecht verlä uft, stellen einen Nachfragedefekt dar. Y i Y i ■ Y 1 =Y 2 LM(P 0 ) ■ ■ Y 0 Y Y Y 1 =Y 2 Y 0 Y 0 = Y 1 =Y 2 Y 0 =Y 1 =Y 2 P P ■ ■ ■ LM(P 1 ) LM(P 2 ) ■ ■ P↓ P↓ Y d P 1 P 2 P 0 ■ ■ IS IS LM(P 0 ) LM(P 1 ) LM(P 2 ) P↓ P↓ P 0 P 1 P 2 Y d Investitionsfalle Liquiditätsfalle ■ <?page no="132"?> 132 Makroö konomie Abb. 8.3: Denkbare Verläufe der gesamtwirtschaftlichen Güternachfragekurve (Yd) bei einem flexiblen Preisniveau Abb. 8.4: Auswirkungen einer expansiven Geldpolitik (M↑) und einer expansiven Fiskalpolitik (G↑) bei einem flexiblen Preisniveau Die Lage der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfragekurve kann durch geldpolitische und fiskalpolitische Maßnahmen verä ndert werden. Eine expansive Geldpolitik , also eine Erhö hung der nominalen Geldmenge (M↑), wirkt genauso wie eine Verringerung des Preisniveaus. Beide Maßnahmen erhö hen die reale Geldmenge. Ob sich daraus auch eine Erhö hung des Volkseinkommens ergibt, hä ngt wiederum davon ab, ob es Nachfrageeffekte gibt. Im Fall der Investitionsfalle ist eine expansive Geldpolitik mit Blick auf das Volkseinkommen vollkommen wirkungslos, weil Zinssenkungen keine Erhö hung der Investitionsnachfrage nach Y P Y Y Y d P P Y d Y d Investitionsfalle Liquiditätsfalle keine Nachfragedefekte Y i Y i ■ Y 2 LM 0 (P 0 ) ■ ■ Y 0 Y Y Y 1 Y 0 Y 1 =Y dmax P P ■ ■ ■ ■ Y d0 P 0 ■ IS 0 IS P 0 P 1 LM 0 (P 1 ) LM 1 (P 0 ) LM 0 (P 0 ) M↑ Y 0 Y 1 =Y dmax Y 0 Y d1 M↑ ■ IS 1 G↑ P↓ Y 1 Y 2 Y d0 Y d1 ■ Q 0 Q 1 Q 0 Q 1 Q 1 Q 2 Q 0 Q 0 Q 2 Q 1 G↑ expansive Geldpolitik expansive Fiskalpolitik <?page no="133"?> Schritt fü r Schritt 133 sich ziehen. Sofern eine Liquiditä tsfalle vorliegt, kann eine expansive Geldpolitik bis zum Erreichen der Liquiditä tsfalle eine Steigerung der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage - und damit auch des Volkseinkommens - hervorrufen. Nach dem Erreichen der Liquiditä tsfalle lä sst sich der Zinssatz aber nicht mehr senken. Der Keynes-Effekt versagt, und die Gü ternachfrage sowie das Volkseinkommen bleiben unverä ndert. In einem P-Y-Diagramm fü hrt die expansive Geldpolitik folglich dazu, dass die Y d -Kurve nach oben verschoben wird, ohne dass dabei die maximale Gü ternachfrage (Y dmax ) gesteigert werden kann (siehe Abb. 8.4 links). Falls keine Nachfrageeffekte vorliegen, wirkt der Keynes-Effekt uneingeschrä nkt, sodass eine expansive Geldpolitik die Y d -Kurve in einem P-Y-Diagramm nach rechts verschiebt. Eine expansive Fiskalpolitik , also eine Erhö hung der Staatsausgaben fü r den Gü terkauf (G↑), bedeutet einer Verschiebung der IS-Geraden nach rechts (siehe Abb. 8.4 rechts oben). Die Staatsausgaben erhö hen die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage unmittelbar, sodass auch das Volkseinkommen steigt. Die Auswirkungen auf die Lage der Y d -Kurve in einem P-Y-Diagramm hä ngen wiederum davon ab, ob es Nachfragedefekte gibt. Im Fall der Liquiditä tsfalle fü hrt eine expansive Fiskalpolitik die Volkswirtschaft zunä chst aus der Liquiditä tsfalle heraus (Bewegung von Q 0 nach Q 1 in Abb. 8.4 rechts). Eine Preisniveausenkung kann dann ü ber eine Erhö hung der realen Geldmenge (LM-Kurve wird nach rechts verschoben) eine Zinssenkung hervorrufen. Auf die Zinssenkung reagiert die Investitionsnachfrage mit einer Steigerung, sodass die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage und das Volkseinkommen grö ßer werden. Die Y d -Kurve hat daher im P-Y-Diagramm einen fallenden Verlauf (siehe Abb. 8.4 rechts unten). Weitere Preisniveausenkungen bringen die Volkswirtschaft jedoch wieder in die Liquiditä tsfalle (ab Punkt Q 2 ). Wird das Preisniveau dann weiter gesenkt, kommt es nicht mehr zu einer Reduzierung der Zinsen. Die Y d -Kurve verlä uft parallel zur P- Achse. Das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht In einer geschlossenen Volkswirtschaft mit einem flexiblen Preisniveau ergibt sich das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht aus dem Schnittpunkt der preisniveauabhä ngigen gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfragekurve (Y d ) und der preisniveauabhä ngigen gesamtwirtschaftlichen Gü terangebotskurve (Y s ). Wie in den vorherigen Ausfü hrungen gezeigt, gibt es fü r beide Kurven mehrere mö gliche Verlä ufe in einem Preis-Volkseinkommen-Diagramm. Werden die beiden Varianten des gesamtwirtschaftlichen Gü terangebots (vollkommenen Flexibilitä t des Nominallohnsatzes oder ein nach unten hin starrer Nominallohnsatz) und die drei Varianten der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage (Investitionsfalle, <?page no="134"?> 134 Makroö konomie Liquiditä tsfalle oder keine Nachfragedefekte) miteinander kombiniert, so ergeben sich daraus sechs grundsä tzliche Varianten mit unterschiedlichen Konsequenzen fü r das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht (siehe Abb. 8.5). Abb. 8.5: Gesamtwirtschaftliche Gleichgewichte bei unterschiedlichen Verläufen der Güternachfragekurve und der Güterangebotskurve Wie in Abb. 8.5 erkennbar wird, gibt es in den meisten Fä llen einen Schnittpunkt der Y d - und der Y s -Kurve. Diese Schnittpunkte bestimmen das gleichgewichte Volkseinkommen (Y*), bei dem neben dem Gü ter- und Geldmarkt auch der Arbeitsmarkt im Gleichgewicht ist - wobei das Arbeitsmarktgleichgewicht aber auch ein Unterbeschäftigungsgleichgewicht sein kann. Sofern ein Schnittpunkt existiert, wird dieser stets erreicht. Sollte es beispielsweise eine Ausgangssituation geben, in der das gesamtwirtschaftliche Gü terangebot grö ßer ist als die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage (Y s > Y d ), so fü hrt dieser Angebotsü berschuss zu einer Senkung der Preise durch die Unternehmen, also zu einer Reduzierung des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus. Der Rü ckgang des Preisniveaus erhö ht ü ber den Keynes-Effekt (sinkendes Preisniveau, also steigende reale Y P Y Y Y d P P Y s Y*=Y Vollb. Y s Y d Y s Y d0 Y d1 ■ ■ Y 0 * Y* Y Vollb. Y 1 *=Y Vollb. P P P Y Y Y Y s Y s Y s Y Vollb. Y* Y d Y d0 Y d1 ■ ■ ■ Q* Q 1 * AÜ Q 1 * Q 0 * Q* Y 1 *=Y Vollb. Y 0 * Y d1 Y d0 Y 0 * Y 1 *=Y Vollb. ■ ■ Q 0 * Q 1 * keine Nachfragedefekte und vollkommene Lohnflexibilität Investitionsfalle und vollkommene Lohnflexibilität Liquiditätsfalle und vollkommene Lohnflexibilität keine Nachfragedefekte und Nominallohnstarrheit Investitionsfalle und Nominallohnstarrheit Liquiditätsfalle und Nominallohnstarrheit <?page no="135"?> Schritt fü r Schritt 135 Geldmenge, Zinssenkung und Anstieg der Investitionsnachfrage) die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage. Die Verringerung des Preisniveaus dauert so lange an, bis die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage mit dem gesamtwirtschaftlichen Gü terangebot ü bereinstimmt und der Angebotsü berschuss abgebaut ist. Es sind aber auch Situationen mö glich, in denen es zwischen der Y d -Kuve und der Y s -Kurve keinen Schnittpunkt gibt. Dies kann der Fall sein, wenn der Lohnsatz vollkommen flexibel ist und die Gesellschaft sich in der Investitions- oder der Liquiditä tsfalle befindet (siehe Abb. 8.5 oben Mitte und oben rechts im Fall von Y d0 ). In diesen Fä llen versagt der Keynes-Effekt, weil es entweder keine Zinssenkung gibt oder weil die Zinssenkung keine Investitionssteigerung zur Folge hat. Tritt dies ein, wird das Volkseinkommen nachfrageseitig bestimmt. Der Unternehmenssektor passt sich an die Gü ternachfrage an und reduziert das Gü terangebot so lange, bis es mit der Gü ternachfrage ü bereinstimmt. Das Beschä ftigungsniveau der Gesellschaft liegt unter dem Beschä ftigungsniveau, das sich einstellen wü rde, wenn das maximal herstellbare Inlandsprodukt hergestellt wird, also das Vollbeschä ftigungseinkommen (Y Vollb. ). Auf dem Arbeitsmarkt kommt es zur dauerhaften Arbeitslosigkeit - und dies, obwohl das Preisniveau und der Nominallohn vollkommen flexibel sind. Dies waren die Situationen, an die Keynes bei der Formulierung seiner wirtschaftspolitischen Empfehlungen dachte: Wenn die Zinsen bereits sehr niedrig sind und weitere Zinssenkungen nicht mehr mö glich sind, oder wenn die Erwartungshaltung der Unternehmen sehr pessimistisch ist und die Unternehmen selbst bei sinkenden Zinsen ihre Investitionen nicht erhö hen, kommt es zu Nachfrageausfällen . Auch Preis- und Lohnsenkungen kö nnen dann keine Steigerung der Produktion und der Beschä ftigung bewirken, weil die produzierten Gü ter keine Kä ufer finden. In diesen Fä llen muss der Staat eingreifen, wenn eine Steigerung von Inlandsprodukt, Volkseinkommen und Beschä ftigung erreicht werden soll. Wie bereits erwä hnt, kann sich aus dem Schnittpunkt der Gü ternachfragekurve und der Gü terangebotskurve auch ein Unterbeschäftigungsgleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt ergeben. Dies bedeutet, dass der Arbeitsmarkt sich zwar in einem Ruhezustand befindet, in dem keine Anpassungsprozesse mehr stattfinden (methodisches Gleichgewicht), dass aber gleichzeitig ein dauerhafter Angebotsü berschuss auf dem Arbeitsmarkt vorliegt (kein theoretisches Gleichgewicht). Wie Abb. 8.5 zu entnehmen ist, gibt es nur einen Fall, in dem garantiert ist, dass es einen Schnittpunkt zwischen der Y d -Kurve und der Y s -Kurve gibt, bei dem das damit verbundene gleichgewichtige Volkseinkommen auch immer das Vollbeschä ftigungseinkommen ist. Dieser Fall liegt vor, wenn es keine Nachfragedefekte gibt und vollkommene Lohnflexibilitä t herrscht (siehe Abb. 8.5 oben links). Dies ist die Situation, die den Vorstellungen der (Neo-)Klassiker und der Monetaristen entspricht, und in denen wirtschaftspolitische Eingriffe des Staates ü berflü ssig sind. In allen anderen Fä llen kann der Schnittpunkt der gesamt- <?page no="136"?> 136 Makroö konomie wirtschaftlichen Gü ternachfragekurve und der Gü terangebotskurve zu einem gleichgewichtigen Volkseinkommen fü hren, das geringer ist als jenes Volkseinkommen, das sich bei einem Zustand der Vollbeschä ftigung auf dem Arbeitsmarkt ergeben wü rde (Y vollb. in Abb. 8.5). Ein gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht mit Unterbeschä ftigung bzw. Arbeitslosigkeit kann sich selbst im Fall flexibler Preise ergeben, wenn der Keynes-Effekt nicht funktioniert (Investitionsfalle und Liquiditä tsfalle) oder wenn die nominalen Lohnsä tze nach unten hin starr sind. Sofern die Gesellschaft den Zustand der Vollbeschä ftigung anstrebt, sind wirtschaftspolitische Maßnahmen seitens des Staates erforderlich, denn von alleine erreicht die Volkswirtschaft den Zustand der Vollbeschä ftigung nicht. Wirkungen einer expansiven Geld- und Fiskalpolitik bei flexiblen Lohnsätzen Wenn sowohl die Preise als auch die Nominallö hne vollkommen flexibel sind, lieg die neoklassische Variante des makroökonomischen Totalmodells vor. Sofern es darü ber hinaus keine Nachfragedefekte gibt (siehe Abb. 8.6 links), ist sowohl eine expansive Geldpolitik als auch eine expansive Fiskalpolitik mit Blick auf die Hö he des Volkseinkommens vollkommen wirkungslos. Beide wirtschaftspolitischen Maßnahmen fü hren zwar zu einer Verschiebung der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfragekurve nach rechts. Da aber bereits Vollbeschä ftigung herrscht, unterbleibt eine Steigerung des Volkseinkommens. OÜ konomisch lä sst sich dies wie folgt erklä ren:  Die Geldmengenerhöhung - genauer die Erhö hung der nominalen Geldmenge (M↑) - fü hrt bei einem zunä chst noch unverä nderten Preisniveau zu einer Erhö hung der realen Geldmenge und einer Zinssenkung. Der geringere Zinssatz erhö ht die Investitionsnachfrage und damit die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage. Damit kommt es auf dem Gü termarkt zu einem Nachfrageü berhang, der einen Anstieg des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus hervorruft. Da die Unternehmen bereits alle vorhandenen Produktionsfaktoren eingesetzt haben, ist eine Steigerung des Gü terangebots nicht mehr mö glich. Der Anstieg des Preisniveaus ist daher so groß, dass die reale Geldmenge trotz der Erhö hung der nominalen Geldmenge genauso hoch ist wie vor dieser geldpolitischen Maßnahme. Damit bleibt der Zinssatz letztendlich unverä ndert. Ohne eine Zinssenkung kommt es zu keiner Erhö hung der Investitionsnachfrage. Die Erhö hung der nominalen Geldmenge hat daher nur eine Steigerung des Preisniveaus und des Nominallohnsatzes zur Folge. Die realwirtschaftlichen Grö ßen (Beschä ftigung, Investitionsnachfrage, Konsumnachfrage, Zinssatz, gesamte Gü ternachfrage) bleiben allesamt unverä ndert. <?page no="137"?> Schritt fü r Schritt 137 Abb. 8.6: Wirkungen einer expansiven Geld- und Fiskalpolitik bei der neoklassischen Variante des makroökonomischen Totalmodells  Auch eine Erhöhung der staatlichen Ausgaben fü r Gü ter (G↑) bewirkt zunä chst eine Erhö hung der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage. Damit steigt der Bedarf an Transaktionskasse. Einzelne Wirtschaftseinheiten verkaufen Wertpapiere, um das erforderliche Geld zum Kauf von Gü tern zu erhalten. Der Verkauf der Wertpapiere hat einen Rü ckgang der Wertpapierkurse zur Folge. Daraus resultiert ein Anstieg der effektiven Verzinsung bzw. ein Zinsanstieg. Die hö heren Zinsen haben eine Verringerung der Investitionsnachfrage zur Folge. Zudem fü hrt der Nachfrageü berhang auf dem Gü termarkt zu einem Anstieg des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus. Daraus resultiert ein Rü ckgang der realen Geldmenge inklusive eines Anstiegs des Zinssatzes. Im Ergebnis ist die Zunahme der staatlichen Gü ternachfrage vom Betrag her genauso groß wie der Rü ckgang der Investitionsnachfrage. Es kommt daher zu einem totalen Crowding-out . Die Erhö hung der staatlichen Gü ternachfrage ist vom Betrag her genau so groß wie der Rü ckgang der privaten Investitionen, der sich aus dem Zinsanstieg ergibt. Das Volkseinkommen und die Beschä ftigung bleiben daher per Saldo unverä ndert. Im Ergebnis kommt es somit in einer Situation ohne Nachfragedefekte und bei vollkommener Flexibilitä t des Nominallohnsatzes sowohl durch eine expansive geldpolitische Maßnahme als auch durch eine expansive Fiskalpolitik nur zu einem Anstieg des Preisniveaus, aber nicht zu einer Erhö hung des realen Volkseinkommens und der Beschä ftigung. Die entscheidende Ursache dafü r ist der Umstand, dass es auf dem Arbeitsmarkt wegen der angenommenen Preis- und Nominallohnflexibilitä t stets zu einer Vollbeschä ftigung kommt. Weder die Geldpolitik noch die Fiskalpolitik ist in der Lage, auf dem Arbeitsmarkt eine Steigerung der Beschä ftigung hervorzurufen. Damit wird das reale Volkseinkommen angebotsseitig determiniert. Wie im 1. Schritt skizziert, ist eine Situation mit diesen Annahmen kennzeichnend fü r das Denken der Klassiker bzw. der Neo- Y P Y Y Y d0 P P Y s =Y d1 Y 0 = Y 1 Y s Y d1 Y d0 Y s Y d0 Y d1 Y d2 ■ ■ ■ G↑ G↑ G↑, M ↑ Y 0 = Y 1 Y 0 Y 1 Y 2 M↑ keine Nachfragedefekte und vollkommene Lohnflexibilität Investitionsfalle und vollkommene Lohnflexibilität Liquiditätsfalle und vollkommene Lohnflexibilität <?page no="138"?> 138 Makroö konomie klassiker . Und die aus diesen Annahmen resultierende Ineffektivitä t der Geld- und Fiskalpolitik ist fü r die (Neo-)Klassiker der entscheidende Grund fü r die Ablehnung von staatlichen Interventionen auf dem Gü termarkt. Dass aber selbst im Fall von vollkommen flexiblen Preisen und Nominallö hnen wirtschaftspolitische Maßnahmen notwendig sein kö nnen, um die Beschä ftigung und das Volkseinkommen einer Gesellschaft zu erhö hen, zeigen die mittlere und die rechte Variante in Abb. 8.6. Wenn sich die Volkswirtschaft in der Investitionsfalle befindet und die Y d -Kurve links von der Y s -Kurve liegt (siehe Abb. 8.6 Mitte mit der Y d0 -Gerade), gibt es einen dauerhaften Angebotsü berschuss auf dem Arbeitsmarkt, also Unterbeschä ftigung bzw. Arbeitslosigkeit. Eine expansive Geldpolitik ist hier wirkungslos, weil die Investitionsnachfrage nicht auf Zinssenkungen reagiert. Nur eine expansive Fiskalpolitik ist in der Lage, die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage zu steigern. Die Erhö hung der staatlichen Ausgaben fü r Gü ter ist direkt nachfragewirksam. Es kommt dann zwar auch zu einer Erhö hung des Zinssatzes. Diese Erhö hung bleibt aber ohne Folgen fü r die Investitionsnachfrage, weil die Hö he der Investitionen in der Investitionsfalle definitionsgemä ß vollkommen zinsunabhä ngig ist. Deshalb findet kein zinsinduziertes Crowding-out statt. Auch im Fall der Liquiditätsfalle kann sich ein Unterbeschä ftigungsgleichgewicht einstellen, wenn der preisniveauunelastische Teil der Y d -Kurve links von der Y s -Kurve liegt (siehe Y d0 in Abb. 8.6 rechts). Eine Erhö hung der nominalen Geldmenge hat in diesem Fall keine positiven Auswirkungen auf das Volkseinkommen und das Beschä ftigungsniveau, weil der Zinssatz bereits so niedrig ist, dass eine weitere Verringerung des Zinssatzes nicht mö glich ist. In einem P-Y- Diagramm bewirkt die expansive Geldpolitik lediglich eine Verschiebung der Y d - Kurve nach oben (von Y d0 nach Y d1 ), ohne dass damit ein Schnittpunkt mit der Y s - Kurve erreicht werden kann. Auch in der Liquiditä tsfalle kann eine Steigerung des Volkseinkommens nur durch eine expansive Fiskalpolitik erreicht werden (Verschiebung der Y d -Kurve von Y d0 nach Y d2 ). Die Staatsausgabensteigerung ist erneut direkt nachfragewirksam und erhö ht so die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage. Eine Zinssteigerung findet nicht statt, weil die gesamtwirtschaftliche Geldnachfrage vollkommen zinsunelastisch ist. Dies bedeutet: Die LM-Kurve verlä uft in einem i-Y-Diagramm horizontal, sodass selbst bei einer Verschiebung der IS-Kurve nach rechts keine Zinssteigerung stattfindet. Die Staatsausgabenerhö hung hat daher wiederum keine Crowding-out-Effekte. Zusammenfassend gelten somit fü r die Geld- und Fiskalpolitik in einer Volkswirtschaft mit vollkommen flexiblen Preisen und Nominallö hnen folgende Zusammenhä nge: Wenn keine Nachfragedefekte vorliegen, haben sowohl die Geldpolitik als auch die Fiskalpolitik keine Auswirkungen auf realwirtschaftliche Grö ßen wie das Volkseinkommen und die Beschä ftigung. <?page no="139"?> Schritt fü r Schritt 139 Auch ohne staatliche Eingriffe erreicht die Gesellschaft stets den Zustand der Vollbeschä ftigung inklusive des damit verbundenen Vollbeschä ftigungseinkommens. Wenn sich die Volkswirtschaft hingegen in der Investitionsfalle oder der Liquiditä tsfalle befindet, kann es ein gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht mit Unterbeschä ftigung geben. In beiden Fä llen ist die Geldpolitik unwirksam, weil sie entweder die Zinsen gar nicht senken kann oder weil die Investitionsnachfrage nicht auf eine Zinssenkung reagiert. Beim Vorliegen von Nachfragedefekten ist nur eine expansive Fiskalpolitik in der Lage, das Volkseinkommen und die Beschä ftigung zu steigern. Crowding-out-Effekte finden dabei nicht statt, weil es entweder gar keine Zinssteigerungen gibt (im Fall der Liquiditä tsfalle) oder weil die Investitionsnachfrage auf Zinssteigerungen nicht reagiert (im Fall der Investitionsfalle). Die grundlegenden Wirkungszusammenhä nge einer expansiven Geldpolitik bzw. einer expansiven Fiskalpolitik und deren Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage (Y d ) im Fall flexibler Nominallö hne sind in Abb. 8.7 und 8.8 skizziert. Abb. 8.7: Schematische Darstellung der Wirkungsweise einer expansiven Geldpolitik (M↑) im Fall flexibler Nominallöhne I ↑ (+ ΔI 1 ) Y d > Y s M ↑ i konstant I konstant Y d konst. I konstant Y d konst. falls Investitionsfalle: falls Liquiditätsfalle: sonst: sonst: i ↓ Y d ↑ P ↑ (M/ P) ↓ i ↑ I ↓ (- ΔI 2 ) Y d konst. +ΔI 1 = -ΔI 2 <?page no="140"?> 140 Makroö konomie Abb. 8.8: Schematische Darstellung der Wirkungsweise einer expansiven Fiskalpolitik (G↑) im Fall flexibler Nominallöhne Wirkungen einer expansiven Geld- und Fiskalpolitik bei nach unten starren Lohnsätzen Den Fall eines nach unten starren Nominallohnsatzes beschreibt die Keynessche Variante des makroökonomischen Totalmodells . Bei einem Nominallohnsatz, der nicht unterschritten werden kann, sind Unterbeschä ftigungsgleichgewichte noch wahrscheinlicher als in der neoklassischen Variante. Selbst wenn es keine Nachfragedefekte gibt, kann der Schnittpunkt der preiselastischen Y d -Kurve und der Y s -Kurve links vom Vollbeschä ftigungseinkommen (Y vollb ) liegen (siehe Abb. 8.5 unten links). Verantwortlich fü r ein solches Unterbeschäftigungsgleichgewicht ist der nach unten hin starre Nominallohnsatz: Wenn die Volkswirtschaft ein bestimmtes Niveau des nominalen Lohnsatzes erreicht hat und das einmal erreichte Niveau nicht mehr unterschreiten kann, stellt dieser Nominallohnsatz eine Lohnuntergrenze dar (w u ). Falls dann das gesamtwirtschaftliche Preisniveau sinkt (z. B. von P 0 auf P 1 mit P 1 < P 0 , siehe Abb. 8.9), bewirkt der Preisniveaurü ckgang bei einem unverä nderten Lohnsatz w u einen Anstieg des Reallohnsatzes ( w0 P1 > w0 P0 ). Sofern die Volkswirtschaft vor dem Preisniveauanstieg ein Arbeitsmarktgleichwicht hatte (mit dem Beschä ftigungsniveau A 0 ), kommt es nun zu einem Angebotsü berschuss auf dem Arbeitsmarkt: Der Anstieg des Reallohnsatzes infolge der Preisniveaureduzierung fü hrt dazu, dass das Arbeitsangebot des Haushaltssektors zunimmt, wä hrend die Arbeitsnachfrage des Unternehmenssektors <?page no="141"?> Schritt fü r Schritt 141 zurü ckgeht. Das gesamtwirtschaftliche Beschä ftigungsniveau wird durch die Arbeitsnachfrage der Unternehmen determiniert und liegt bei A 1 . Bei dem neuen Reallohnsatz w0 P1 ist das Arbeitsangebot jedoch grö ßer als die von den Unternehmen nachgefragte Arbeitsmenge. Die Differenz zwischen der angebotenen und der nachgefragten Arbeitsmenge stellt die Hö he der Arbeitslosigkeit dar. Eine Steigerung der Beschä ftigung - und damit dann auch des von den Beschä ftigten hergestellten Inlandsprodukts bzw. Volkseinkommens - lä sst sich in dieser Situation nur erreichen, wenn der Reallohnsatz sinkt und den Angebotsü berschuss auf dem Arbeitsmarkt abbaut. Abb. 8.9: Unterbeschäftigungsgleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt bei einem nach unten hin starren Nominallohnsatz (wu) mit P2 = P0 > P1 Sowohl eine expansive Geldpolitik als auch eine expansive Fiskalpolitik kö nnen daher nur dann eine Steigerung des Volkseinkommens erreichen, wenn neben der Erhö hung der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage gleichzeitig auch das Preisniveau steigt. Der Anstieg des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus bewirkt dann die erforderliche Reduzierung des Reallohns. Sofern der Preisniveauanstieg ausreichend hoch ist - also mindestens so hoch, dass das ursprü ngliche Preisniveau P 0 wieder erreicht wird -, kann die Volkswirtschaft wieder den Zustand der Vollbeschä ftigung erreichen ( w0 P2 = w0 P0 bzw. P 2 = P 0 ). Sofern der Preisniveauanstieg ü ber das ursprü ngliche Niveau von P 0 hinausgeht, wü rde auch der Nominallohnsatz ansteigen, bis w2 P2 = w0 P0 gilt und der Zustand der Vollbeschä ftigung erreicht ist. Ausgehend von diesen Vorü berlegungen, kö nnen nun die Konsequenzen expansiver wirtschaftspolitischer Maßnahmen im Fall eines nach unten hin starren Nominallohnsatzes untersucht werden. Auch wenn keine Nachfragedefekte vorliegen, kann sich wegen der fehlenden Lohnflexibilitä t nach unten ein Unterbeschä ftigungsgleichgewicht einstellen (siehe Abb. 8.10 mit Y = Y 0 ). In diesem Fall ist sowohl die Geldals auch die Fiskalpolitik in der Lage, eine Erhö hung des Volkseinkommens und der Beschä ftigung zu erreichen. Eine Erhö hung der Arbeitsmenge (A) Lohnsatz (w/ P) (w u / P 0 ) = (w u / P 2 ) A 0 = A 2 ■ A s A d (w u / P 1 ) ■ A 1 1.) P↓ 2.) P↑ Q 0 = Q 2 Q 1 Q‘ 1 ■ Arbeitslosigkeit <?page no="142"?> 142 Makroö konomie nominalen Geldmenge fü hrt ebenso wie eine Erhö hung der Staatsausgaben fü r den Kauf von Gü tern zu einer Verschiebung der Y d -Kurve nach rechts. Wenn die Geldmengenausweitung bzw. die Staatsausgabenerhö hung ausreichend groß sind, kann die Volkswirtschaft damit das Vollbeschä ftigungseinkommen (Y Vollb. ) erreichen (Verschiebung der Y d -Kurve von Y d0 nach Y d1 in Abb. 8.10). Nach dem Erreichen des Vollbeschä ftigungseinkommens ist eine weitere Erhö hung der Geldmenge oder der Staatsausgaben (z. B. Verschiebung der Y d -Kurve von Y d1 nach Y d2 ) hingegen wirkungslos in Bezug auf eine Erhö hung des Volkseinkommens. Stattdessen haben beide Maßnahmen nur eine Erhö hung des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus zur Folge (von P 1 auf P 2 ). Abb. 8.10: Wirkungen einer expansiven Geldpolitik (M↑) und einer expansiven Fiskalpolitik (G↑) bei der Keynesschen Variante des makroökonomischen Totalmodells ohne Nachfragedefekte OÜ konomisch lassen sich diese Effekte am Beispiel der expansiven Geldpolitik wie folgt erklä ren: Eine Erhö hung der nominalen Geldmenge hat eine Zinssenkung zur Folge. Diese fü hrt zu einer Steigerung der Investitionsnachfrage und damit zu einer Zunahme der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage (auf „Y d (P 0 )“ bei Q 0 ‘ in Abb. 8.11). Da das gesamtwirtschaftliche Gü terangebot zunä chst noch unverä ndert ist, fü hrt die Zunahme der Gü ternachfrage zu einem Nachfrageü berhang (NUÜ ) auf dem Gü termarkt, d. h. bei dem Preisniveau P 0 ist die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage nach der Geldmengenerhö hung grö ßer als das gesamtwirtschaftliche Gü terangebot. Der Nachfrageü berhang fü hrt zu einem Preisniveauanstieg. Der Preisniveauanstieg fü hrt zwar zu einer Reduzierung der realen Geldmenge und damit zu einem Zinsanstieg. Dieser reduziert die Investitionsnachfrage. Der zinsinduzierte Investitionsrü ckgang ist jedoch geringer als der ursprü ngliche Anstieg der Investitionsnachfrage, sodass es nur zu einem partiellen Crowding-out kommt. Der Anstieg des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus hat auf dem Arbeitsmarkt eine Verringerung des Reallohnsatzes zur Folge (P↑ ⇒ wP ↓). Die Reallohnsatzsenkung baut den Angebotsü berhang auf dem Arbeitsmarkt ab, sodass es zu einer Steigerung der Beschäftigung kommt. Mit <?page no="143"?> Schritt fü r Schritt 143 der hö heren Beschä ftigung steigen dann auch das Inlandsprodukt und das Volkseinkommen. Auch bei einer expansiven Fiskalpolitik kommt es zu einem Nachfrageü berhang auf dem Gü termarkt, der zu einem Anstieg des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus fü hrt und somit den Reallohnsatz verringert. Abb. 8.11: Anpassungsprozesse im Fall einer expansiven Geldpolitik (M↑) bei der Keynesschen Variante des makroökonomischen Totalmodells Wenn sich die Volkswirtschaft in der Investitionsfalle befindet, gelten bezü glich der Wirksamkeit von geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen die bisherigen Erkenntnisse: Die Geldpolitik kann keine Steigerung des Volkseinkommens bewirken, weil eine Zinssenkung keinen Anstieg der Investitionsnachfrage bewirken kann. In der Investitionsfalle kann nur die Fiskalpolitik zu einer Erhö hung des Volkseinkommens und der Beschä ftigung fü hren. Die Staatsausgabenerhö hung stellt eine direkte Erhö hung der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage dar. Die hö here Gü ternachfrage hat einen Nachfrageü berhang auf dem Gü termarkt zur Folge. Dieser Nachfrageü berhang fü hrt zu einem Anstieg des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus. Das hö here Preisniveau verringert den Reallohnsatz, sodass es zu einer hö heren Beschä ftigung kommt und damit auch zu einer Steigerung des Inlandsprodukts und des Volkseinkommens. In der Liquiditätsfalle kann die Fiskalpolitik in jedem Fall zu einer Steigerung des Volkseinkommens und der Beschä ftigung fü hren. Die Erhö hung der staatlichen Gü ternachfrage fü hrt zu einem Nachfrageü berhang auf dem Gü termarkt und damit zu einem Anstieg des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus. Dadurch wird der Reallohn geringer, sodass die Beschä ftigung steigt. Mit einer steigenden Arbeitsmenge wird ein grö ßeres Inlandsprodukt produziert, sodass neben der Beschä ftigung auch das Inlandsprodukt bzw. das Volkseinkommen grö ßer werden. Die Geldpolitik kann diese positiven Effekte nur unter bestimmten Bedingungen hervorrufen: Wenn der preisunelastische Teil der Y d -Kurve links von der Y P P 0 Y 1 ■ Y s Y d1 P 1 ■ Q 0 Y d0 M ↑ Q 1 Y 0 ■ Q 0 ‘ NÜ Y d (P 0 ) partielles Crowding-out <?page no="144"?> 144 Makroö konomie Y s -Kurve verlä uft, kann eine expansive Geldpolitik das Vollbeschä ftigungsgleichgewicht nicht erreichen (siehe Abb. 8.12 links). Die Erhö hung der nominalen Geldmenge fü hrt dann nur zu einer Verschiebung der Y d -Kurve nach oben (von Y d0 nach Y d1 ). In diesem Fall hilft nur eine Staatsausgabenerhö hung. Sofern der preisunelastische Teil der Y d -Kurve hingegen rechts von der Y s -Kurve verlä uft (siehe Abb. 8.12 rechts), fü hrt neben einer Staatsausgabenerhö hung (G↑ mit Verschiebung der Y d -Kurve von Y d0 nach Y d2 ) auch eine Erhö hung der nominalen Geldmenge (M↑ mit Verschiebung der Y d -Kurve von Y d0 nach Y d1 ) dazu, dass das Volkseinkommen steigt und mit ihm die Beschä ftigung. Abb. 8.12: Auswirkungen einer expansiven Geldpolitik (M↑) und einer expansiven Fiskalpolitik (G↑) bei der Keynesschen Variante des makroökonomischen Totalmodells im Fall der Liquiditätsfalle Zusammenfassend gelten somit fü r die Geld- und Fiskalpolitik in einer Volkswirtschaft mit vollkommen flexiblen Preisen und nach unten hin starren Nominallö hnen folgende Zusammenhä nge: Wenn sich die Volkswirtschaft in einem Unterbeschä ftigungsgleichgewicht befindet, kann mit einer expansiven Fiskalpolitik in allen hier behandelten Fä llen (Investitionsfalle, Liquiditä tsfalle und eine Volkswirtschaft ohne Nachfragedefekte) eine Steigerung des Volkseinkommens und der Beschä ftigung erreicht werden. Die Geldpolitik ist dazu hingegen nicht in allen Situationen fä hig. Nur wenn die expansive Geldpolitik eine Zinssenkung erreichen kann und die Unternehmen darauf mit einer hö heren Investitionsnachfrage reagieren, kann die Geldpolitik zu einer Erhö hung des Volkseinkommens fü hren. In der Investitionsfalle ist die Geldpolitik daher in jedem Fall wirkungslos. Im Fall einer Liquiditä tsfalle ist die Geldpolitik wirksam, wenn sich die Volkswirtschaft noch nicht in dieser Liquiditä tsfalle befindet, d. h. wenn der Schnittpunkt der IS-Geraden und der LM-Kurve noch nicht im horizontal verlaufenden Teil der LM-Kurve liegt. <?page no="145"?> Schritt fü r Schritt 145 Sowohl bei der Geldpolitik als auch bei der Fiskalpolitik beruht der wirtschaftliche Erfolg dieser Maßnahmen im Fall eines nach unten hin starren Nominallohnsatzes zudem darauf, dass es zu einer Steigerung des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus kommt. Das hö here Preisniveau verringert den Reallohnsatz und fü hrt damit zu einer grö ßeren Arbeitsnachfrage, die dann auch eine hö here Beschä ftigung zur Folge hat. Die grundlegenden Wirkungszusammenhä nge einer expansiven Geldpolitik bzw. einer expansiven Fiskalpolitik und deren Auswirkungen auf das gesamtwirtschaftliche Beschä ftigungsniveau (A) im Fall von nach unten hin starren Nominallö hnen sind in Abb. 8.13 und 8.14 skizziert. Ein steigendes Beschä ftigungsniveau ist dann auch mit einer Steigerung des gesamtwirtschaftlichen Gü terangebots (Y s ) bzw. des Inlandsprodukts (Y) verbunden. Abb. 8.13: Schematische Darstellung der Wirkungsweise einer expansiven Geldpolitik (M↑) im Fall nach unten hin starrer Nominallöhne Abb. 8.14: Schematische Darstellung der Wirkungsweise einer expansiven Fiskalpolitik (G↑) im Fall nach unten hin starrer Nominallöhne I ↑ M ↑ (w/ P) konst. I konstant Y d konst. I konstant Y d konst. falls Investitionsfalle: falls Liquiditätsfalle: sonst: sonst: i ↓ Y d ↑: Y d >Y s (w/ P) ↓ A d ↑ A ↑ i konstant P konstant A d ,A konst. Y s ,Y konst. P konstant P ↑ Y s ↑,Y ↑ Y d ↑: Y d >Y s G ↑ P ↑ (w/ P) ↓ Y s ↑, Y ↑ A d ↑ A ↑ <?page no="146"?> 146 Makroö konomie Inflation: Fluch oder Segen? In den vorangegangenen Ausfü hrungen zeigte sich, dass ein Anstieg des Preisniveaus den Reallohn reduziert und der geringere Reallohn zu einem hö heren Beschä ftigungsniveau fü hrt. Das gesteigerte Beschä ftigungsniveau erlaubt die Produktion von mehr Gü tern, sodass das Bruttoinlandsprodukt und die Beschä ftigung steigen. So gesehen, kö nnen hö here bzw. steigende Preise als eine Entwicklung mit positiven realwirtschaftlichen Effekten angesehen werden. Hierbei sind jedoch Grenzen zu beachten. Inflation beschreibt einen Zustand, in dem die Preise fü r Gü ter - allen voran fü r Konsumgü ter - im Laufe der Zeit steigen. In marktwirtschaftlich organisierten Volkswirtschaften kommt es zu einem Anstieg der Preise, wenn die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nach Gü tern grö ßer ist als deren Angebot, d. h. wenn ein Nachfrageüberhang vorliegt. Wenn die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage hingegen geringer ist als das gesamtwirtschaftliche Gü terangebot, kommt es zu sinkenden Preisen. Dies wird als Deflation bezeichnet. Neben diesen nachfrageseitigen Inflationstendenzen gibt es auch angebotsseitige Inflationsursachen. Sie resultieren aus steigenden Produktionskosten. Sofern diese am Markt durchgesetzt werden kö nnen, steigen die zu zahlenden Gü terpreise, was eine inflationä re Wirkung hat. Wichtig ist in diesem Kontext der Hinweis, dass sich die Begriffe Inflation und Deflation nicht auf die Preisentwicklung einzelner Produkte beziehen, sondern auf die Verä nderung des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus. Die Inflationsrate gibt an, um wie viele Prozent sich das gesamtwirtschaftliche Preisniveau verä ndert. Sie wird sowohl jä hrlich als auch monatlich gemessen. Eine moderate Inflationsrate hat einen wachstumsfö rdernden Effekt. Neben dem Wachstumseffekt, der sich aus einem sinkenden Reallohn ergibt, hat ein steigendes Preisniveau in einer Volkswirtschaft eine zweite wachstumserhö hende Konsequenz: Wenn die Verbraucherpreise steigen, steigen die Umsatzerlö se der Unternehmen. Kurzfristig sind die Preise fü r die meisten Produktionsfaktoren fix, d. h. sie passen sich nicht sofort den hö heren Gü terpreise an: Die Lohnhö he wird durch Tarifverträ ge festgelegt. Diese Verträ ge haben normalerweise eine Laufzeit von einem Jahr. So bleiben die Nominallö hne wä hrend der Laufzeit der Tarifverträ ge konstant. Gleiches gilt fü r Miet-, Pacht- und Kreditverträ ge, die auch lä ngere Laufzeiten als ein Jahr haben kö nnen. Zumindest kurzfristig bedeutet eine hö here Inflationsrate daher hö here Gewinne fü r die Unternehmen. Das erhö ht die Rendite von Investitionsprojekten. Die Folge ist ein Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Investitionen. Diese erhö hen direkt und ü ber Multiplikatoreffekte die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage, an die sich die Unternehmen anpassen. Die Wirtschaft wä chst daher, sodass Beschä ftigung und Einkommen steigen. <?page no="147"?> Schritt fü r Schritt 147 Hö here Gü terpreise haben jedoch auch den Nachteil, dass sie die preisliche Wettbewerbsfä higkeit der inlä ndischen Unternehmen im Rest der Welt verschlechtern. Das wirkt sich negativ auf die Exporte des Inlands aus. Wenn die einheimischen Unternehmen weniger exportieren kö nnen, passen sie ihre Produktion an. Im Inland kommt es folglich zu einem Rü ckgang von Produktion und Beschä ftigung - das Wirtschaftswachstum lä sst nach. Allerdings bewirken hö here Preise im Inland im Fall flexibler Wechselkurse eine Abwertung der einheimischen Wä hrung. Das verbessert die preisliche Wettbewerbsfä higkeit der Unternehmen im Inland. Im modelltheoretischen Idealfall gleicht die Abwertung der heimischen Wä hrung den Nachteil der hö heren Preise aus, sodass die Exporte unverä ndert bleiben. In der Realitä t gibt es jedoch Rigiditä ten, sodass der Wechselkurs sich nicht so flexibel anpasst - die Folge sind dann moderate Exportrü ckgä nge, die sich negativ auf das Bruttoinlandsprodukt bzw. Volkseinkommen auswirken. Ein moderater Anstieg der Gü terpreise im Zeitablauf ist daher per Saldo wachstumsfö rderlich. Allerdings darf der Preisniveauanstieg nicht zu stark ausfallen. Hohe Inflationsraten haben zur Folge, dass die Kaufkraft der Einkommen der privaten Haushalte sinkt. Damit geht die mengenmä ßige Nachfrage nach Konsumgü tern zurü ck. Fü r die Unternehmen, die diese Produkte herstellen, bedeutet das Umsatzeinbußen, an die sie ihre Produktion anpassen. Damit gehen Produktion, Beschä ftigung und Einkommen zurü ck. Noch stä rker werden die Wachstumsrü ckgä nge, wenn Sparer wegen der inflationsbedingten Vermö gensverluste von Ersparnissen ihr Geld aus dem eigenen Land abziehen und es stattdessen in Lä ndern mit einer grö ßeren Geldwertstabilitä t anlegen. Im Fall einer Kapitalflucht fehlen im Inland die finanziellen Mittel, um Investitionen zu tä tigen. Dadurch wird das Wirtschaftswachstum zusä tzlich geschwä cht. Wenn schließlich wegen der Kapitalflucht auch noch die finanziellen Mittel fü r Kredite an den Staat fehlen, kommt es im schlimmsten Fall zu einem Staatsbankrott - mit einer erheblichen Einschrä nkung der wirtschaftlichen Aktivitä ten im Inland, also einer schweren Rezession . Die Zentralbank kann durch ihre Geldpolitik auch eine Deflation bewirken, also einen Rü ckgang der Verbraucherpreise im Zeitablauf. Diese Entwicklung wirkt sich negativ auf das Wirtschaftswachstum aus, weil es die weiter oben skizzierten Effekte eines moderat steigenden Preisniveaus umkehrt: Die Reallö hne, die die Unternehmen zahlen, steigen, was in der Regel mit einem Rü ckgang der Beschä ftigung einhergeht. Wenn die Preise fü r alle Produkte sinken, verschieben viele Verbraucher den Kauf von langlebigen Konsumgü tern in die Zukunft: Falls ein hochwertiges Elektrogerä t, das jetzt noch einen Preis von 1.000,- Euro hat, im nä chsten Jahr nur noch 950,- Euro kostet, lassen sich durch einen spä teren Kauf 50,- Euro einsparen. Damit geht jedoch in der Gegenwart die mengenmä ßige Nachfrage nach langlebigen Konsumgü tern zurü ck - mit den schon be- <?page no="148"?> 148 Makroö konomie schriebenen negativen Auswirkungen auf Produktion, Beschä ftigung und Bruttoinlandsprodukt bzw. Volkseinkommen. Diese Zusammenhä nge erklä ren, warum beispielsweise die Europä ische Zentralbank (EZB) keine vollstä ndige Preisniveaustabilitä t anstrebt - das wä re eine Inflationsrate von null. In einer solchen Situation droht ein Abdriften in die Deflation mit den negativen Auswirkungen auf Produktion und Beschä ftigung. Gleichzeitig gilt es, einen zu starken Anstieg der Inflationsrate zu verhindern. Die Grenze dafü r liegt nach Auffassung der EZB bei einer jä hrlichen Inflationsrate von zwei Prozent. Auch in den USA, Japan, dem Vereinigten Kö nigreich und Schweden betragen die Inflationsziele der Zentralbanken zwei Prozent. Das bedeutet nicht, dass bei einer Inflationsrate von mehr als zwei Prozent bereits ein Szenario mit massiven Kaufkraftverlusten, Kapitalflucht und Staatsbankrott droht. Eine derartige Entwicklung ist erst zu erwarten, wenn die monatlichen Inflationsraten einen zweistelligen Wert annehmen und dabei von Monat zu Monat grö ßer werden - in diesem Fall liegt eine Hyperinflation vor. In der Literatur wird von einer Hyperinflation gesprochen, wenn die monatliche Inflationsrate bei 50 Prozent und mehr liegt. Wirtschaftspolitische Konsequenzen In einer geschlossenen Volkswirtschaft mit einem flexiblen gesamtwirtschaftlichen Preisniveau hä ngt die Wirksamkeit der Geld- und Fiskalpolitik entscheidend davon ab, ob Nachfragedefekte vorliegen (Investitionsfalle oder Liquiditä tsfalle) und ob der Nominallohnsatz nach unten hin flexibel ist oder nicht. In einer Situation ohne Nachfragedefekte und einer vollkommenen Flexibilitä t des Nominallohnsatzes nach oben und nach unten kann weder eine expansive Geldpolitik noch eine expansive Fiskalpolitik das Volkseinkommen und die Beschä ftigung steigern. Die Geld- und die Fiskalpolitik sind mit Blick auf die realwirtschaftlichen Grö ßen (Gü ternachfrage, Gü terangebot, Volkseinkommen, Reallohnsatz, Beschä ftigung) vollkommen wirkungslos. Es kommt lediglich zu einer Erhö hung des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus und des Nominallohnsatzes. Die Wirkungslosigkeit staatlicher Eingriffe in die Wirtschaft ist jedoch unproblematisch, weil die Volkswirtschaft von selbst den Zustand der Vollbeschä ftigung erreicht und damit auch das Vollbeschä ftigungseinkommen. Wirtschaftspolitische Maßnahmen seitens des Staates sind daher gar nicht notwendig. Diese Modellannahmen entsprechen den Vorstellungen der klassischen bzw. neoklassischen Denkrichtung . Sofern die Realitä t durch diese Annahmen zutreffend abgebildet wird, sollten geld- und fiskalpolitische Maßnahmen unterbleiben. Sobald jedoch Nachfragedefekte vorliegen, kann es passieren, dass die Volkswirtschaft ein Volkseinkommen produziert, bei dem es selbst im Fall vollkom- <?page no="149"?> Schritt fü r Schritt 149 men flexibler Preise und Nominallö hne zu Arbeitslosigkeit kommt ( neoklassischen Variante des makroö konomischen Totalmodells mit Nachfragedefekten). Wenn sich die Volkswirtschaft in der Investitionsfalle oder der Liquiditä tsfalle befindet, kann sie nur mit Hilfe einer Staatsausgabenerhö hung fü r Gü ter die Beschä ftigung und das Volkseinkommen steigern. Die Geldpolitik ist in beiden Fä llen wirkungslos, weil sie entweder gar nicht in der Lage ist den Zinssatz zu verringern (Liquiditä tsfalle) oder weil die Unternehmen auf niedrigere Zinsen nicht mit einer Erhö hung der Investitionsnachfrage reagieren (Investitionsfalle). Im Fall eines nach unten hin starren Nominallohnsatzes ( Keynesschen Variante des makroö konomischen Totalmodells) kann es sowohl beim Vorliegen von Nachfrageeffekten als auch in einer Situation ohne einen Nachfragedefekt zu einem dauerhaften Unterbeschä ftigungseinkommen mit Arbeitslosigkeit kommen. Eine expansive Fiskalpolitik kann in jedem Fall zu einer Steigerung von Volkseinkommen und Beschä ftigung fü hren. Die Geldpolitik erreicht dies nur, wenn eine Erhö hung der nominalen Geldmenge zu einer Zinssenkung fü hrt und die Unternehmen darauf mit einer Erhö hung der Investitionsnachfrage reagieren. Insgesamt lä sst sich damit festhalten: In einer geschlossenen Volkswirtschaft mit einem flexiblen gesamtwirtschaftlichen Preisniveau kann eine Erhö hung der staatlichen Ausgaben fü r Gü ter in allen hier behandelten Fä llen der Unterbeschäftigung (Investitionsfalle, Liquiditä tsfalle, nach unten hin starre Nominallö hne) eine Steigerung der Beschä ftigung und des Volkseinkommens bewirken. Die Geldpolitik erreicht dies hingegen nur dann, wenn sich die Volkswirtschaft weder in der Liquiditä tsfalle noch in der Investitionsfalle befindet. Abschließend ist noch auf einen Zielkonflikt hinzuweisen: Wie in diesem Kapitel gezeigt wurde, sind wirtschaftspolitische Maßnahmen, die im Fall eines flexiblen gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus zu einer Erhö hung des Volkseinkommens und der Beschä ftigung fü hren, stets mit einem Anstieg dieses Preisniveaus verbunden. Im Fall eines nach unten hin starren Nominallohnsatzes ist diese Steigerung sogar zwingend erforderlich, denn nur so lä sst sich eine Verringerung des Reallohnsatzes erreichen, die wiederum die Voraussetzung fü r eine hö here Arbeitsnachfrage und fü r eine hö here Beschä ftigung ist. Daraus ergibt sich ein Konflikt zwischen dem Ziel eines hohen Beschä ftigungsgrades bzw. eines hohen Volkseinkommens und dem Ziel der Preisniveaustabilitä t. Die Gesellschaft muss sich daher entscheiden, ob ihr die Bekä mpfung der Arbeitslosigkeit wichtiger ist oder ob sie lieber Preisniveaustabilitä t - also eine geringe Inflationsrate oder sogar eine Inflationsrate von Null - haben mö chte. Unter den hier getroffenen Modellannahmen stehen beide wirtschaftspolitischen Ziele in einem konfliktä ren Verhä ltnis. <?page no="150"?> 150 Makroö konomie Abb. 8.15: Zielkonflikt zwischen Preisniveaustabilität und hoher Beschäftigung Dieser Zielkonflikt lä sst sich grafisch mit Hilfe einer Abbildung darstellen, an deren Achsen die Inflationsrate und die Arbeitslosenquote abgetragen werden (siehe Abb. 8.15). In dieser Abbildung werden verschiedene Kombinationsmö glichkeiten von Inflationsrate und Arbeitslosenquote eingetragen, die angesichts der dargestellten Zusammenhä nge zwischen Preisniveau und Beschä ftigungsniveau mö glich sind. Im Fall eines steigenden Preisniveaus - also einer hohen Inflationsrate - kann ein hohes Beschä ftigungsniveau erreicht werden, also eine geringe Arbeitslosenquote. Bei einem sinkenden Preisniveau - also einer negativen Inflationsrate - fü hrt der damit verbundene Anstieg des Reallohnsatzes zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit, also zu einer hohen Arbeitslosenquote. Werden die daraus resultierenden Kombinationen von Inflationsrate und Arbeitslosenquote miteinander verbunden, ergibt sich daraus die so genannte Phillips- Kurve . Der Name dieser Kurve geht auf den OÜ konomen Alban W. Phillips zurü ck, der bei seiner Analyse der britischen Arbeitslosenquoten und Inflationsraten der Jahre 1861 bis 1957 eine Punktwolke herausfand, die diesem stilisierten Verlauf entsprach. Lernfragen Welches Phänomen beschreibt der Keynes-Effekt?  Eine Nominallohnsenkung wird durch eine Preisniveausenkung vollstä ndig kompensiert.  In der Investitionsfalle ist eine Geldmengenerhö hung wirkungslos.  Eine Preisniveausenkung wirkt nicht direkt auf die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage, sondern nur indirekt ü ber eine Zinssenkung. Arbeitslosenquote Inflationsrate 0 Phillipskurve <?page no="151"?> Schritt fü r Schritt 151 Eine Preisniveauerhöhung führt in einem Zins-Volkseinkommen-Diagramm dazu, dass die LM-Gerade …  nach links verschoben wird.  nach rechts verschoben wird. Wenn sich eine geschlossene Volkswirtschaft in der Investitionsfalle befindet, verläuft die gesamtgesellschaftliche Güternachfragekurve in einem Preisniveau-Volkseinkommen-Diagramm …  parallel zur Preisniveau-Achse.  parallel zur Volkseinkommens-Achse. Zu einem Unterbeschäftigungsgleichgewicht kann es kommen, wenn …  der Nominallohnsatz vollkommen flexibel ist.  der Wechselkurs fest ist.  sich die Volkswirtschaft in der Liquiditä tsfalle befindet. In einer geschlossenen Volkswirtschaft mit einem flexiblen Preisniveau und flexiblen Nominallöhnen ohne Nachfragedefekte führt eine Geldmengenerhöhung dazu, dass …  der Zinssatz sinkt.  das Volkseinkommen steigt.  das Preisniveau steigt. Wie kann eine geschlossene Volkswirtschaft, die sich in der Investitionsfalle befindet, im Fall eines flexiblen Preisniveaus und flexiblen Nominallöhnen das Volkseinkommen erhöhen?  Durch eine expansive Fiskalpolitik.  Durch eine expansive Geldpolitik. In einer geschlossenen Volkswirtschaft mit einem flexiblen Preisniveau, flexiblen Nominallöhnen und einem Nachfragedefekt führt eine expansive Fiskalpolitik zu …  einem totalen zinsinduzierten Crowding-out.  einem partiellen zinsinduzierten Crowding-out.  gar keinem zinsinduzierten Crowding-out. <?page no="152"?> 152 Makroö konomie In einer geschlossenen Volkswirtschaft mit einem flexiblen Preisniveau, nach unten hin starren Nominallöhnen und ohne Nachfragedefekte führt eine expansive Geldpolitik zu …  einer Verringerung des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus.  einem partiellen zinsinduzierten Crowding-out.  einer Erhö hung des Reallohnsatzes. In einer geschlossenen Volkswirtschaft mit einem flexiblen Preisniveau und nach unten hin starren Nominallöhnen führt eine expansive Fiskalpolitik für den Fall, dass sich die Volkswirtschaft in der Investitionsfalle befindet dazu, dass …  das Preisniveau und der Reallohnsatz steigen.  das Preisniveau und die Beschä ftigung steigen.  die Investitionen und das Volkseinkommen steigen. In einer geschlossenen Volkswirtschaft mit einem flexiblen Preisniveau und nach unten hin starren Nominallöhnen führt eine expansive Geldpolitik für den Fall, dass sich die Volkswirtschaft in der Liquiditätsfalle befindet dazu, dass …  das Preisniveau und das Volkseinkommen steigen.  das Preisniveau konstant bleibt und das Volkseinkommen steigt.  das Preisniveau und das Volkseinkommen konstant bleiben. Welchen grundsätzlichen Zielkonflikt gibt es in einer geschlossenen Volkswirtschaft mit einem flexiblen Preisniveau?  Eine Erhö hung der Beschä ftigung ist mit einem Anstieg der Reallö hne verbunden.  Eine Erhö hung der Beschä ftigung ist mit einem Anstieg des Preisniveaus verbunden.  Eine Erhö hung des Volkseinkommens ist mit einer Erhö hung der Geldmenge verbunden. Die Phillips-Kurve beschreibt den Zusammenhang zwischen …  Wirtschaftswachstum und Inflationsrate.  Inflationsrate und Arbeitslosenquote.  Arbeitslosenquote und Wirtschaftswachstum. <?page no="153"?> Schritt fü r Schritt 153 Prüfungstipp Entscheidend fü r das Verstä ndnis wirtschaftspolitischer Maßnahmen in einer geschlossenen Volkswirtschaft mit einem flexiblen Preisniveau ist der Umstand, dass Preisniveauä nderungen in diesem Modell keinen direkten Einfluss auf die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage haben. Eine Verringerung des Preisniveaus hat nur indirekt einen Einfluss auf die Gü ternachfrage, weil eine Preisniveauverringerung die reale Geldmenge erhö ht, was zu einer Zinssenkung fü hrt, die dann zu einer Erhö hung der Investitionsnachfrage fü hrt. Du darfst deshalb hier nicht mikroö konomisch argumentieren. <?page no="155"?> Schritt 9: Keynesianismus versus Monetarismus Lernhinweise Was erwartet mich in diesem Kapitel? In der Makroö konomie gibt es zwei große Denkschulen, die die theoretischen Grundlagen fü r wirtschaftspolitische Maßnahmen bilden: den Keynesianismus und den Monetarismus. Die Modelle beider Schulen basieren auf unterschiedlichen Annahmen und UÜ berlegungen zu theoretischen Zusammenhä ngen. Da die Anhä nger der beiden Denkschulen zum Teil komplett divergierende Vorstellungen von makroö konomischen Zusammenhä ngen haben, gelangen sie auch zu sehr unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Empfehlungen. In diesem Kapitel werden die wesentlichen Unterschiede bezü glich der Modellannahmen des Keynesianismus und des Monetarismus dargestellt. Anschließend werden die Grundzü ge der daraus resultierenden unterschiedlichen Vorstellungen einer erfolgversprechenden beschä ftigungs- und wachstumsfö rdernden Wirtschaftspolitik skizziert. Am Ende des Kapitels werden einige Grundlagen der Neuen Politischen OÜ konomie vorgestellt. Zentrale Annahme dieser UÜ berlegungen ist die UÜ berzeugung, dass politische Akteure mit ihren Entscheidungen nicht die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt ihres Landes maximieren wollen, sondern danach streben, ihren eignen Nutzen zu maximieren. Das hat u. a. zur Folge, dass in der Geld- und Fiskalpolitik nicht zwingend die wirtschaftspolitischen Ent- <?page no="156"?> 156 Makroö konomie scheidungen getroffen werden, die aus Sicht der Volkswirtschaft geboten sind, um die Wohlfahrt zu steigern. Welche Schlagwörter lerne ich kennen? █ Saysches Theorem █ Quantitä tsgleichung █ sä kulare Stagnation █ Nachfragepolitik █ Angebotspolitik █ Two-Handed Approach █ Neue Politische OÜ konomie █ homo oeconomicus █ Politiker █ Stimmenmaximierer █ Wä hler █ Wahlhelfer █ Lobbyisten █ regelgebundene Fiskalpolitik █ Niskanen- Modell █ Chefbü rokrat Wofür benötige ich dieses Wissen? In aktuellen Diskussionen bezü glich der Wahl von geeigneten Instrumenten zur Bekä mpfung der Arbeitslosigkeit bzw. zur Steigerung von Wachstum und Beschä ftigung herrscht große Uneinigkeit ü ber die richtige Ausgestaltung wirtschaftspolitischer Maßnahmen. Wä hrend z. B. angebotsorientierte Wirtschaftspolitiker im Fall einer hohen Arbeitslosigkeit fü r Lohnsenkungen plä dieren, um so die Beschä ftigung zu steigern, sind nachfrageorientierte OÜ konomen der Ansicht, dass eine Lohnsenkung die Lage am Arbeitsmarkt weiter verschlechtert. Sie fordern stattdessen Lohnsteigerungen, um ü ber daraus resultierende Einkommenszuwä chse die Gü ternachfrage zu erhö hen und so ü ber eine wachsende Nachfrage nach Arbeitskrä ften auch die Beschä ftigung zu steigern. Um zu verstehen, wie OÜ konomen zu derart widersprü chlichen Empfehlungen kommen kö nnen, ist es notwendig, die unterschiedlichen Modellannahmen zu kennen, auf deren Grundlage diese Empfehlungen basieren. <?page no="157"?> Schritt fü r Schritt 157 Dieses Kapitel stellt die grundlegenden Unterschiede zwischen der keynesianisch geprä gten und der monetaristisch geprä gten Makroö konomie dar sowie die daraus resultierenden Unterschiede zwischen einer nachfrageorientierten und einer angebotsorientierten Wirtschaftspolitik. Modelltheoretische Unterschiede zwischen Keynesianismus und Monetarismus Zwischen den modelltheoretischen Grundlagen der keynesianisch und der monetaristisch geprä gten Makroö konomie gibt es eine Vielzahl von Unterschieden. Diese beziehen sich vor allem auf die Funktionsweise einzelner Mä rkte und Marktinterdependenzen, die Bedeutung von Preisen und die Rolle von Erwartungen. Ein erstes Unterscheidungsmerkmal zwischen Keynesianern und Monetaristen betrifft die Rolle von Preisen . Monetaristen gehen davon aus, dass das Angebot und die Nachfrage auf jedem Markt vom Preis des gehandelten Gutes abhä ngen. Sofern der Preis vollkommen flexibel ist, kommt es stets zu einem Ausgleich von Angebot und Nachfrage. Sä mtliche Mä rkte befinden sich daher in den Modellen des Monetarismus im Gleichgewicht, d. h. sie sind preisgerä umt. Keynesianer sind hingegen der Ansicht, dass die Preise fü r Gü ter und fü r Produktionsfaktoren, also z. B. der Lohnsatz, zumindest kurzfristig konstant bzw. nach unten hin starr sind. Dies hat zur Folge, dass es zu dauerhaften Angebotsü berschü ssen kommen kann. Auf dem Arbeitsmarkt ä ußert sich der Umstand eines nicht hinreichend flexiblen Preises fü r den Faktor Arbeit dann in einer Arbeitslosigkeit. Marktungleichgewichte in Form eines Nachfrageü berhangs oder eines Angebotsü berschusses kö nnen sich in keynesianisch geprä gten Modellen auch dadurch ergeben, dass die Nachfrage oder das Angebot nicht von den Preisen des betreffenden Gutes abhä ngen. Ein Beispiel dafü r ist der Ausgleich von Ersparnissen und Investitionen. Wie bei den Ausfü hrungen zum Gü termarkt gezeigt, hä ngt die Hö he der Investitionen in der keynesianischen Makroö konomie vom Zinssatz ab [I = I(i)], wä hrend die Hö he der Ersparnisse vom Volkseinkommen abhä ngt [S = S(Y)]. Damit ist nicht unmittelbar garantiert, dass die Hö he der Investitionen mit der Hö he der Ersparnisse ü bereinstimmt. Bei Monetaristen hä ngen hingegen nicht nur die Investitionen, sondern auch die Ersparnisse von der Hö he des Zinssatzes ab. Dabei gilt: Mit steigendem Zinssatz nimmt die Hö he der Ersparnisse zu, weil der steigende Zinssatz den Anreiz zur Bildung von Ersparnissen erhö ht. Damit lä sst sich ein Kapitalmarkt abbilden, bei dem das zinsabhä ngige Kapitalangebot [S = S(i)] auf die zinsabhä ngigen Investitionen trifft [I = I(i)]. Diese <?page no="158"?> 158 Makroö konomie Investitionsnachfrage stellt die Kapitalnachfrage dar. In Kombination mit der Annahme, dass der Zinssatz als Preis fü r Kapital vollkommen flexibel ist, ergibt sich damit automatisch ein Ausgleich von Investitionen und Ersparnissen (siehe Abb. 9.1). Eine Situation, bei der die gesamtwirtschaftlichen Ersparnisse grö ßer sind als die Investitionen, ist daher fü r Monetaristen nicht denkbar. Auch die damit verbundenen Nachfrageprobleme, die in einem keynesianischen makroö konomischen Modell auftauchen kö nnen, sind im Monetarismus annahmegemä ß ausgeschlossen. Abb. 9.1: Der Kapitalmarkt in der monetaristisch geprägten Makroökonomie Die unterschiedliche Bedeutung, die Preisen zugeschrieben wird, zeigt sich auch auf dem Gü termarkt. In keynesianischen Modellen hä ngt die Hö he der Konsumnachfrage von der Hö he des Einkommens ab. Damit hä ngt auch die Gü ternachfrage vom Einkommen ab. Fü r Monetaristen ist hingegen die Hö he des Preises entscheidend fü r die Konsumnachfrage. Das Einkommen spielt nur eine untergeordnete Rolle. Wä hrend fü r die Keynesianer dabei das laufende Einkommen eines bestimmten Jahres relevant ist, orientieren sich die Konsumenten in der monetaristischen Theorie an ihrem Lebenszeiteinkommen , also an dem Einkommen, das sie wä hrend ihrer gesamten Lebenszeit voraussichtlich erzielen werden. Dies fü hrt dann zu einer Konsumglä ttung: Selbst wenn das aktuelle Einkommen eines bestimmten Jahres abrupt sinken sollte, reagieren die Konsumenten nur mit einem moderaten Rü ckgang der Konsumnachfrage in diesem Jahr, weil das Lebenszeiteinkommen davon kaum beeinträ chtigt wird. Dies hat zur Folge, dass die Konsumnachfrage im Zeitablauf fü r Monetaristen wesentlich stabiler ist als fü r Keynesianer. Die Stabilitä t des Gü termarktes bzw. die Realisierung des Gü termarktgleichgewichts ergibt sich zudem aus dem so genannten Sayschen Theorem . Das Saysche Theorem lä sst sich kurz gefasst durch die These „Jedes Angebot schafft sich seine Nachfrage“ beschreiben. Dieses Theorem basiert auf dem Umstand, dass der Unternehmenssektor mit einer bestimmten Gü termenge immer auch ein entsprechend hohes Faktoreinkommen generiert. Wenn beispielsweise neue Gü ter <?page no="159"?> Schritt fü r Schritt 159 im Wert von 10.000 Euro produziert werden, entstehen gleichzeitig Faktoreinkommen - also Lohneinkommen, Zinseinkommen, Gewinne, Miet- und Pachteinkommen - in Hö he von 10.000 Euro. Diese Einkommen werden vollstä ndig fü r den Kauf von Gü tern verwendet - entweder direkt fü r den Erwerb von Konsumgü tern oder indirekt ü ber die Bildung von Ersparnissen fü r den Kauf von Investitionsgü tern. Angebotsü berschü sse kö nnen somit nicht entstehen, weil das in Geldeinheiten ausgedrü ckte Gü terangebot genauso groß ist wie das in Geldeinheiten ausgedrü ckte Einkommen, und Letzteres stets fü r den Erwerb von Gü tern verwendet wird. Auch die Investitionsnachfrage ist nach Ansicht der Monetaristen wesentlich stabiler als bei den Keynesianern. Fü r beide Theorien spielen die Produktivitä t des Faktors Kapital und die damit verbundenen Renditeerwartungen eine entscheidende Rolle fü r die Beantwortung der Frage, ob eine Investition durchgefü hrt werden soll oder nicht. Das Entscheidungskalkü l ist dabei identisch: Eine bestimmte Investition lohnt sich immer dann, wenn die erwartete Rendite grö ßer ist als der herrschende Marktzinssatz. Der entscheidende Unterschied zwischen Monetaristen und Keynesianern betrifft jedoch die Faktoren, die die erwartete Rendite beeinflussen. Fü r die Monetaristen wird die erwartete Rendite letztendlich durch die Produktionstechnologie bestimmt. Diese Technologie determiniert die Menge der zusä tzlichen Gü ter, die hergestellt werden kö nnen, wenn ein Investitionsprojekt durchgefü hrt wird. In Kombination mit dem Marktpreis fü r dieses Gut lä sst sich der zusä tzliche Erlö s ermitteln. Nach Abzug der Produktionskosten verbleibt ein Gewinn, aus dem sich die Rendite berechnen lä sst. Wird zudem davon ausgegangen, dass die Produktionstechnologien zumindest kurzfristig konstant sind, so ist auch die erwartete Rendite einer Investition konstant. Die Investitionsfunktion [I = I(i)] ist folglich kurzfristig konstant, d. h. es besteht ein stabiler Zusammenhang zwischen der Hö he des Zinssatzes und der Hö he der Investitionen. In der keynesianisch geprä gten Theorie wird die erwartete Rendite nicht nur von der Produktionstechnologie bestimmt, sondern auch von den Absatzerwartungen . Diese kö nnen sich abrupt ä ndern. Im Fall einer kurzfristigen Verschlechterung der Erwartungen ü ber die zukü nftige gesamtwirtschaftliche Entwicklung und die damit verknü pften Absatzerwartungen kommt es zu einer abrupten Reduzierung der Investitionsnachfrage, weil die Unternehmen befü rchten, dass sie die mit der Investition zusä tzlich produzierbaren Gü ter nicht verkaufen kö nnen. Der Zusammenhang zwischen der Hö he der Investitionen und der Hö he des Zinssatzes ist daher instabil, weil kurzfristig verä nderte Zukunftserwartungen zu einer abrupten Verä nderung der Investitionsnachfrage fü hren. Ein weiterer zentraler Unterschied betrifft die Bedeutung der Geldpolitik fü r die reale Wirtschaft. In der keynesianischen Makroö konomie kann eine expansive Geldpolitik, wie in den vorangehenden Kapiteln gezeigt, ü ber eine Zinssenkung <?page no="160"?> 160 Makroö konomie und eine damit verbundene Investitionssteigerung zu einer dauerhaften Erhö hung des Volkseinkommens und der Beschä ftigung fü hren. In der monetaristischen Makroö konomie hat eine Erhö hung der Geldmenge hingegen keine dauerhaften realwirtschaftlichen Effekte. Hintergrund dieser Ansicht ist die so genannte Quantitätsgleichung . Diese Gleichung stellt den Zusammenhang zwischen dem Geldangebot und der Geldnachfrage zur Finanzierung der gesamtwirtschaftlichen Tauschaktivitä ten dar. Das Geldangebot wird dabei mit M bezeichnet. Das Volumen der gesamtwirtschaftlichen Tauschaktivitä ten setzt sich zusammen aus der gehandelten Gü termenge und dem Preisniveau (P). Aus Grü nden der Vereinfachung wird das Volkseinkommen (Y) dabei als Grö ße fü r das mengenmä ßige Tauschbzw. Handelsvolumen herangezogen. Schließlich gibt es in der Quantitä tsgleichung noch die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (U). Sie gibt an, wie hä ufig eine Geldeinheit innerhalb eines Jahres fü r den Kauf von Gü tern verwendet wird. Wenn also beispielsweise das reale Volkseinkommen 10.000 Gü tereinheiten beträ gt (Y = 10.000), das Preisniveau gleich eins ist (P = 1) und jede Geldeinheit viermal im Jahr fü r die Finanzierung eines Gü terkaufs verwendet wird (U = 4), dann benö tigt die Volkswirtschaft eine Geldmenge in Hö he von 2.500 Geldeinheiten (M = 2.500), um die insgesamt anfallenden Gü tertransaktionen zu finanzieren. Die Quantitä tsgleichung stellt diesen Zusammenhang zwischen der erforderlichen Geldmenge und den Tauschbzw. Handelsaktivitä ten dar und lautet: M . U = Y . P. Wird nun angenommen, dass die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes konstant ist und das Volkseinkommen unabhä ngig vom Geldmarkt ist - also aus Sicht des Geldmarktes eine exogene und damit ebenfalls konstante Grö ße ist -, so hat eine Erhö hung der Geldmenge um beispielsweise 10 % eine Erhö hung des Preisniveaus um ebenfalls 10 % zur Folge. Die Erhö hung der Geldmenge hat somit nur eine inflationserhö hende Wirkung. Selbst wenn die Geldmengenerhö hung kurzfristig eine Steigerung der Gü ternachfrage zur Folge hat, bewirkt die hö here Nachfrage einen Preisniveauanstieg. Dieser reduziert den Reallohn der Beschä ftigten, sodass diese hö here Nominallö hne fordern. Mit dem steigenden Preisniveau sinkt die Gü ternachfrage, und mit dem steigenden Nominallohn die Arbeitsnachfrage. Im Ergebnis fü hrt dies dazu, dass die anfä ngliche Steigerung von Produktion und Beschä ftigung wieder zurü ckgeht und die Beschä ftigung und das Gü terangebot letztendlich unverä ndert bleiben. Eine Steigerung von Volkseinkommen und Beschä ftigung lä sst sich daher nicht erreichen. Die hö here Inflationsrate hat somit keinen Rü ckgang der Arbeitslosigkeit zur Folge. Die Phillips-Kurve verlä uft daher in der monetaristischen Makroö konomie in einem Inflationsraten-Arbeitslosenquoten-Diagramm parallel zur Achse der Inflationsrate. Aus der Umformung der Quantitä tsgleichung resultiert zudem eine Aussage ü ber die Geldnachfrage in der monetaristischen Makroö konomie: M = 1 U . Y . P. Geld wird folglich nur zur Finanzierung von ö konomischen Transaktionen nachge- <?page no="161"?> Schritt fü r Schritt 161 fragt. Die monetaristische Makroö konomie kennt somit lediglich das Transaktionsmotiv der Geldnachfrage. Eine zinsabhä ngige Geldnachfrage gibt es hingegen nicht. Wird nun noch davon ausgegangen, dass es bei der Hö he des Volkseinkommens keine kurzfristigen abrupten Schwankungen gibt, so erweist sich die Geldnachfrage als stabil. In der keynesianischen Makroö konomie gibt es hingegen auch eine zinsabhä ngige Geldnachfrage, die aus der Unsicherheit ü ber die zukü nftige Entwicklung der Wertpapierkurse resultiert. Dies hat zur Folge, dass die Geldnachfrage in der keynesianischen Makroö konomie nicht stabil ist, denn die Erwartungen ü ber die Hö he der zukü nftigen Wertpapierkurse kö nnen sich schlagartig ä ndern, was dann auch eine abrupte Verä nderung der gesamtwirtschaftlichen Geldnachfrage zur Folge hat. Die Bedeutung der bereits mehrfach angesprochenen Erwartungen stellt einen weiteren Unterschied zwischen Keynesianern und Monetaristen dar. Monetaristen gehen davon aus, dass die wirtschaftlichen Akteure - also vor allem die Konsumenten und die Unternehmer - relativ stabile Erwartungen bezü glich der zukü nftigen wirtschaftlichen Entwicklungen haben. Sie kennen die relevanten wirtschaftlichen Zusammenhä nge und kö nnen daher auch die zukü nftigen wirtschaftlichen Entwicklungen relativ gut einschä tzen. Daher gibt es bezü glich der zukü nftigen Wirtschaftsentwicklung keine abrupten Erwartungsä nderungen. In der keynesianischen Makroö konomie kann es hingegen sehr plö tzlich zu erheblichen AÜ nderungen bezü glich der zukü nftigen Entwicklungen von Absatzchancen, Wertpapierkursen und Beschä ftigungschancen kommen. Hieraus resultieren abrupte Verhaltensä nderungen, die zu einer instabilen Entwicklung der makroö konomischen Grö ßen fü hren kö nnen. Diese unterschiedlichen Annahmen zur Erwartungsbildung haben dann auch Auswirkungen auf den Erfolg einzelner wirtschaftspolitischen Maßnahmen. In der monetaristischen Makroö konomie hat eine expansive Geldpolitik keine realwirtschaftlichen Effekte, weil die Wirtschaftsakteure die Quantitä tsgleichung kennen und deshalb wissen, dass eine fü nfprozentige Geldmengenerhö hung zu einer Erhö hung des Preisniveaus um fü nf Prozent fü hrt. Sie passen daher ihre Nominallohnforderungen an, sodass der Reallohn unverä ndert bleibt. Damit bleibt das Beschä ftigungsniveau konstant. In der keynesianischen Makroö konomie kann die Geldmengenerhö hung hingegen eine Steigerung von Volkseinkommen und Beschä ftigung erreichen, sofern sich die Volkswirtschaft weder in der Investitionsnoch in der Liquiditä tsfalle befindet. Ein weiterer Unterschied in monetaristischen und keynesianischen gesamtwirtschaftlichen Modellen betrifft die Bedeutung von Marktinterdependenzen . Bei Monetaristen ist jeder einzelne Markt im Gleichgewicht, sofern der Preis vollkommen flexibel ist. Fü r den Arbeitsmarkt bedeutet dies, dass eine Lohnsatzflexibilitä t automatisch fü r Vollbeschä ftigung sorgt - unabhä ngig davon, was auf anderen Mä rkten geschieht. Keynesianer berü cksichtigen hingegen Marktinter- <?page no="162"?> 162 Makroö konomie dependenzen: Wenn es auf dem Arbeitsmarkt wegen eines Angebotsü berschusses zu einer Lohnsenkung kommt, hat dies eine Verringerung der Einkommen der privaten Haushalte zur Folge. Ein Rü ckgang des verfü gbaren Einkommens der Haushalte bewirkt eine Verringerung der privaten Konsumnachfrage. Damit sinkt der Anreiz der Unternehmen, Gü ter herzustellen und anschließend auf dem Markt anzubieten. Folglich sinkt die Produktion, was dann auch die Nachfrage nach Arbeitskrä ften einschrä nkt. Dies fü hrt auf dem Arbeitsmarkt zu einem weiteren Beschä ftigungsrü ckgang, also zur Arbeitslosigkeit. Wä hrend die Hö he des Beschä ftigungsniveaus bei den Monetaristen also von der Hö he des Lohnsatzes anhä ngt, ist das Ausmaß der Beschä ftigung bei den Keynesianern auch von der effektiven Gü ternachfrage abhä ngig. Ein letzter relevanter Unterschied betrifft die Frage, ob die menschlichen Bedü rfnisse begrenzt oder unbegrenzt sind. Monetaristen gehen, so wie auch die neoklassische Haushaltstheorie, davon aus, dass die Bedü rfnisse des Menschen unbegrenzt sind. In der keynesianischen Theorie sind die menschlichen Bedü rfnisse hingegen begrenzt, d. h. bei steigendem Einkommen kommt es zu Sättigungstendenzen . Dies hat weitreichende Konsequenzen fü r den Ausgleich von Gü terangebot und Gü ternachfrage in hoch entwickelten Volkswirtschaften. Wenn es im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklung zu einem Anstieg von Produktivitä t und Volkseinkommen kommt, erhö ht sich damit auch der materielle Wohlstand der Menschen. Sofern Sä ttigungstendenzen bestehen, hat dies zur Folge, dass ein immer grö ßerer Teil des Volkseinkommens gespart wird. In einer wenig entwickelten Volkswirtschaft wä re dies unproblematisch, weil der gesamtgesellschaftliche Produktionsapparat relativ klein ist, sodass es noch hinreichend viele Investitionsmö glichkeiten gibt. Der durch die Bildung von Ersparnissen hervorgerufene Nachfrageausfall kann dann durch eine Investitionstä tigkeit der Unternehmen kompensiert werden. Wenn jedoch in einer hoch entwickelten Volkswirtschaft hohe Ersparnisse auf einen bereits umfangreichen Produktionsapparat treffen, gibt es weniger lohnende Investitionsmö glichkeiten. Zudem mü ssen die Unternehmen damit rechnen, dass es ihnen wegen der bestehenden Sä ttigungstendenzen nicht mehr gelingt, ihr Gü terangebot zu einem kostendeckenden Marktpreis verkaufen zu kö nnen. Auch dies wirkt sich negativ auf die Investitionsbereitschaft aus. Im Ergebnis besteht somit die Gefahr, dass das Investitionsvolumen geringer ist als die Hö he der Ersparnisse. Damit fä llt die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage geringer aus als das Gü terangebot. Die Unternehmen reagieren darauf mit einer Reduzierung des Produktionsniveaus. Der wirtschaftliche Wachstumsprozess kommt somit zum Erliegen. Ende der 1930er Jahre prä gte der OÜ konom Alvin Hansen fü r dieses Phä nomen den Begriff „ säkulare Stagnation “. In den monetaristischen UÜ berlegungen taucht dieses Phä nomen nicht auf, weil die Bedü rfnisse der Menschen annahmegemä ß unbegrenzt sind. Sofern es wegen einer hohen Sparneigung zu einem hohen Sparvolumen kommt, <?page no="163"?> Schritt fü r Schritt 163 erhö ht dies das Kreditangebot und senkt somit den Zinssatz. Darauf reagieren die Unternehmen mit hö heren Investitionen. Absatzgrenzen gibt es dabei nicht. Hohe Ersparnisse sind folglich fü r die monetaristische Makroö konomie kein Problem. Im Gegenteil: Hohe Ersparnisse erlauben hohe Investitionen, sodass der Kapitalbestand der Volkswirtschaft wä chst. Damit werden die Produktionsmö glichkeiten der Gesellschaft grö ßer. Fü r die Bü rger bedeutet dies ceteris paribus ein hö heres Bruttoinlandsprodukt und damit einen hö heren individuellen Wohlstand. Insgesamt geht die monetaristische Makroö konomie von einer hohen Stabilitä t des privaten Sektors aus. Zudem kommt es ü ber die bereits skizzierten Annahmen zur Flexibilitä t der Preise auf allen Mä rkten zu einer Markträ umung und damit auch zu einer Vollbeschä ftigung. Angesichts der Stabilitä t der Mä rkte sehen Monetaristen keine Veranlassung fü r staatliche Eingriffe in die Wirtschaftsablä ufe. In der keynesianischen Makroö konomie gibt es auf den Mä rkten hingegen eine Reihe von Defekten: nach unten hin starre Nominallö hne, eine Investitions- und eine Liquiditä tsfalle sowie abrupte AÜ nderungen der Erwartungen. Mä rkte sind somit instabil und tendieren auch nicht automatisch zu einem Vollbeschä ftigungsgleichgewicht. Aus diesen Unterschieden in der Theoriebildung resultieren unterschiedliche wirtschaftspolitische Empfehlungen. Unterschiede zwischen nachfrageorientierter und angebotsorientierter Wirtschaftspolitik Aus den divergierenden Modellrahmen, innerhalb derer sich die Keynesianer und die Monetaristen bewegen, ergeben sich weit reichende Unterschiede bezü glich der Maßnahmen zur Bekä mpfung der Arbeitslosigkeit und zur Steigerung des Wirtschaftswachstums. Fü r die Keynesianer ist die Ursache fü r eine wirtschaftliche Schwä che mit einer entsprechend hohen Arbeitslosigkeit eine zu geringe gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage. Der durch die Bildung von Ersparnissen hervorgerufene Nachfrageausfall wird nicht durch entsprechend hohe Investitionen kompensiert. Die geringe Gü ternachfrage ä ußert sich dann in einem geringen Beschä ftigungsniveau. Arbeitslosigkeit ist folglich auf eine zu geringe Gü ternachfrage zurü ckzufü hren. Wenn das Bruttoinlandsprodukt und die Beschä ftigung erhö ht werden sollen, muss die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage gesteigert werden. Der Staat kann dies z. B. ü ber eine Verbesserung der Anreize zur Durchfü hrung von Investitionen erreichen und zu diesem Zweck die Zinsen senken. Alternativ kann der Staat selbst die Nachfrage nach Gü tern erhö hen, indem er direkt Sachgü ter und Dienstleistungen nachfragt. Eine hö here Gü ternachfrage lä sst sich auch indirekt erreichen, wenn der Staat seine Transferleistungen an einkommens- <?page no="164"?> 164 Makroö konomie schwache Personen erhö ht, sodass diese Personen ihre Nachfrage nach Konsumgü tern steigern. Eine Erhö hung der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage lä sst sich zudem durch AÜ nderungen im Steuerrecht erreichen, indem die steuerliche Belastung von Personen mit geringen Einkommen - und einer hohen Konsumquote - verringert wird. Wenn das verfü gbare Einkommen dieser Personen durch hö here Freibeträ ge und andere Steuererleichterungen erhö ht wird, ist wegen der geringen Sparquote von einkommensschwachen Personen mit einer hö heren Konsumnachfrage zu rechnen. Eine Wirtschaftspolitik, die derartige Maßnahmen zur Steigerung der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage durchfü hrt, wird als Nachfragepolitik bezeichnet. Lohnsenkungen werden dabei als kontraproduktiv angesehen, weil sie die Einkommen der Konsumenten verringern und somit ü ber eine nachlassende Gü ternachfrage einen wirtschaftlichen Abschwung weiter beschleunigen. Fü r die Monetaristen stellt sich das Problem eines Nachfragemangels nicht, weil annahmegemä ß alle Mä rkte stets preisgerä umt sind. Wenn es dauerhafte Angebotsü berschü sse geben sollte, die sich beispielsweise auf dem Arbeitsmarkt in Form von Arbeitslosigkeit ä ußern, so sind diese Angebotsü berschü sse darauf zurü ckzufü hren, dass der Preis fü r das betreffende Gut nicht hinreichend flexibel ist, also nicht stark genug sinken kann. Arbeitslosigkeit ist keine Konsequenz einer zu geringen Gü ternachfrage, sondern Ursache von Tarif- und Mindestlö hnen, die nicht unterschritten werden dü rfen. Wenn das Bruttoinlandsprodukt und die Beschä ftigung erhö ht werden sollen, muss nicht an der Nachfrageseite angesetzt werden, sondern an der Angebotsseite. Dabei ist es notwendig, die Produktions- und Angebotsbedingungen fü r die Unternehmen zu verbessern, damit diese mehr investieren und mehr Beschä ftigte einstellen. Konkrete Ansatzpunkte dafü r sind eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes (z. B. eine Lockerung des Kü ndigungsschutzes, ein Ausbau der Leiharbeit und der Verzicht auf tarifliche oder gesetzliche Mindestlö hne), eine zurü ckhaltende Lohnpolitik der Tarifparteien, der generelle Abbau staatlicher Vorschriften sowie Steuersenkungen fü r Unternehmen (z. B. die Reduzierung von Sozialversicherungsbeiträ gen, eine Verbesserung der steuerlichen Absetzbarkeit von Investitionen und der Verzicht auf eine Vermö gensteuer). Auch die Erleichterung und Fö rderung von Unternehmens- und Existenzgrü ndungen kann Produktion und Beschä ftigung steigern. Zudem wird die Privatisierung staatlicher Unternehmen empfohlen, weil den privaten Wirtschaftsakteuren eine hö here Effizienz zugetraut wird als staatlichen Akteuren. Generell plä dieren Monetaristen fü r eine Reduzierung staatlicher Eingriffe in das Wirtschaftsleben. Der Staat soll sich auf wenige Kernaufgaben konzentrieren (z. B. Setzung eines rechtlichen Rahmens, Garantie der inneren und ä ußeren Sicherheit, Bereitstellung reiner ö ffentlicher Gü ter) und ansonsten wirtschaftliche Aktivitä ten den Mä rkten ü berlassen. <?page no="165"?> Schritt fü r Schritt 165 Eine Wirtschaftspolitik, die derartige Maßnahmen zur Verbesserung der Angebotsbedingungen der Unternehmen und zur Steigerung des gesamtwirtschaftlichen Gü terangebots durchfü hrt, wird als Angebotspolitik bezeichnet. Die Bewertung der Fiskal- und der Geldpolitik unterscheidet sich in beiden wirtschaftspolitischen Grundü berzeugungen fundamental.  In der Nachfragepolitik der Keynesianer spielt eine expansive Fiskalpolitik die entscheidende Rolle. Sie wirkt unmittelbar nachfrageerhö hend und ist vor allem in Zeiten pessimistischer Zukunftserwartungen (Investitionsfalle) ein wirksames Instrument zur Steigerung von Volkseinkommen und Beschä ftigung. In Zeiten eines wirtschaftlichen Abschwungs soll der Staat daher kreditfinanzierte Staatsausgabenerhö hungen durchfü hren. Die damit verbundenen Schulden sollen in der Phase eines wirtschaftlichen Aufschwungs zurü ckgezahlt werden. Eine expansive Geldpolitik kann ebenfalls das Volkseinkommen und die Beschä ftigung erhö hen. Sie versagt jedoch, wenn sich die Volkswirtschaft in der Liquiditä ts- oder der Investitionsfalle befindet. Zudem wirkt sie - anders als die Erhö hung der staatlichen Gü ternachfrage - nicht sofort, sondern erst mit einer gewissen zeitlichen Verzö gerung, weil die Unternehmen nicht unmittelbar mit hö heren Investitionen auf eine Zinssenkung reagieren. Das wirksamste Instrument der nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik ist somit die expansive Fiskalpolitik.  Die Angebotspolitik der Monetaristen spricht sich gegen einen konjunkturabhä ngigen Einsatz der Fiskal- und Geldpolitik aus. Eine expansive Fiskalpolitik hat keinen realwirtschaftlichen Effekt, weil der Gü termarkt ebenso wie der Kapitalmarkt stets preisgerä umt ist. Wenn der Staat auf private Ersparnisse zugreift, verdrä ngt er damit private Investitionen, sodass die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage per Saldo konstant bleibt. Langfristig ist eine kreditfinanzierte Staatsausgabenerhö hung sogar wachstumsdä mpfend, weil sie private Investitionen reduziert und damit den Kapitalbestand der Volkswirtschaft langsamer wachsen lä sst. Monetaristen sprechen sich daher fü r eine Reduzierung der Staatsausgaben aus, weil die damit verbundenen Steuersenkungen die Angebotsbedingungen der Unternehmen verbessern. Zudem plä dieren sie fü r einen Abbau der staatlichen Verschuldung. Dies reduziert die staatlichen Zinsausgaben und damit auch die notwendigen Steuereinnahmen. Zudem fü hrt eine geringere staatliche Kreditaufnahme zu einem Rü ckgang der Kapitalnachfrage, was zu einem sinkenden Zinssatz und zu steigenden Investitionen fü hrt. Die zentrale Steuerungsgrö ße der staatlichen Wirtschaftspolitik ist folglich die Geldmenge - daher auch die Bezeichnung Monetarismus fü r diese makroö konomische Denkschule. Die Geldpolitik sollte jedoch nicht konjunkturabhä ngig (also diskretionä r bzw. kurzfristig) eingesetzt werden, sondern sich an der langfristigen Entwicklung des realen Bruttoinlandsprodukts bzw. Volkseinkommens orientieren. Dadurch lassen sich inflationä re Tendenzen verhindern. <?page no="166"?> 166 Makroö konomie Insgesamt zeigt sich also, dass sich die Nachfrage- und die Angebotspolitik in den meisten Detailfragen der Wirtschaftspolitik diametral gegenü berstehen. Dies erklä rt dann auch die Schä rfe, die sich in wirtschaftspolitischen Diskussionen ergibt, wenn Vertreter beider Denkschulen aufeinander treffen. In der Wirtschaftspolitik wird dieser Konflikt dadurch entschä rft, dass hä ufig ein Mix aus Nachfrage- und Angebotspolitik angewendet wird. Die UÜ berlegung, dass letztendlich sowohl Maßnahmen zur Stä rkung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage als auch zur Verbesserung der Angebotsbedingungen erforderlich sind, wird auch als „ Two-Handed-Approach “ bezeichnet. Dieser Ansatz trä gt dem Umstand Rechnung, dass viele Maßnahmen zur Verbesserung der Angebotsbedingungen Zeit benö tigen. Beispiele sind eine Verbesserung des Bildungsniveaus der Arbeitskrä fte durch Weiterbildungsmaßnahmen, die Umsetzung langfristiger Investitionsvorhaben in Unternehmen und der Strukturwandel hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft. Zur Abmilderung der damit einhergehenden Nachfrageschwä chen sind flankierende Maßnahmen zur Stabilisierung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage notwendig. Im Two-Handed-Approach stehen die Nachfrage- und Angebotspolitik somit nicht in einem unversö hnlichen Widerspruch zueinander, sondern sie ergä nzen sich gegenseitig. Neue Politische Ökonomie In den bisherigen Ausfü hrungen wurde implizit davon ausgegangen, dass die fü r die Wirtschaftspolitik verantwortlichen Akteure das Ziel verfolgen, die wirtschaftspolitischen Maßnahmen zu ergreifen, die das Bruttoinlandsprodukt bzw. Volkseinkommen und die Beschä ftigung so weit wie mö glich steigern. Auch wenn ü ber den Weg zur Erreichung dieses Zieles gestritten wird - vor allem zwischen Keynesianern und Monetaristen -, herrscht ü ber das Ziel Einigkeit. Die fü r die Wirtschaftspolitik verantwortlichen Akteure - allen voran die Politiker, aber auch die in der Verwaltung tä tigen Bü rokraten - verfolgen mit ihren Entscheidungen also annahmegemä ß die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt und keine eigenen Interessen. Sie handeln so gesehen altruistisch. Die Annahme eines altruistischen Verhaltens ist jedoch in der Volkswirtschaft eine sehr ungewö hnliche Verhaltensannahme. Von Konsumenten bzw. privaten Haushalten wird angenommen, dass sie mit allen ihren Entscheidungen danach streben, den eigenen Nutzen zu maximieren. Unternehmen agieren als Gewinnmaximierer, weil sie so ihr Einkommen maximieren kö nnen, was den Unternehmenseigentü mern wiederum ein grö ßeres Konsumniveau erlaubt und damit einen hö heren Nutzen generiert. Wenn also private Wirtschaftsakteure stets ihre eigenen Interessen verfolgen, wä re zu erwarten, dass sie dieses Verhalten auch an den Tag legen, wenn sie als Politiker tä tig werden. Tatsä chlich ü bernahm An- <?page no="167"?> Schritt fü r Schritt 167 thony Downs Ende der 1950er Jahren diese UÜ berlegungen und untersuchte, welche Konsequenzen sich ergeben, wenn fü r politische Akteure angenommen wird, dass sie mit ihren Entscheidungen den eigenen Nutzen maximieren wollen. Dazu wird das Verhaltensmodell des homo oeconomicus , das ein Kernelement der ö konomischen Theorie ist, auf politische Entscheidungsprozesse ü bertragen. Zentrale Annahme dieses Verhaltensmodells ist, dass Menschen unter Berü cksichtigung aller Vor- und Nachteile unter verschiedenen Handlungsalternativen die Handlungsoption auswä hlen, die ihnen persö nlich den grö ßten Nettonutzen erbringt. Handlungen werden daher nur durchgefü hrt, wenn deren zusä tzlicher Nutzen (Grenznutzen) grö ßer ist als die damit verbundenen Kosten (Grenzkosten). Bei Anwendung dieser Entscheidungsregel maximiert der homo oeconomicus seinen Nutzen. Alle individuellen Entscheidungen und Handlungen basieren somit auf rein privaten Motivationen. Die Neue Politische OÜ konomie geht davon aus, dass dieses Entscheidungskalkü l auch fü r Politiker und Wä hler gilt. Fü r die Politiker wird angenommen, dass sie mit ihren politischen Aktivitä ten Einkommen, Macht und Prestige anstreben. Es geht Politikern somit nicht um die Maximierung der gesellschaftlichen Wohlfahrt oder zumindest darum, die Wohlfahrt der Gesellschaft zu erhö hen, sondern einzig und allein darum, ihren eigenen Nutzen zu maximieren. Um diese Ziele zu erreichen, mü ssen Politiker in das Parlament gewä hlt werden und am besten auch die Regierung ü bernehmen - sie streben also politische AÜ mter an. Downs geht deshalb davon aus, dass Politiker bzw. Parteien das Verhalten eines Stimmenmaximierers an den Tag legen: „Um ihre privaten Ziele zu erreichen, treten sie mit jenen politischen Programmen hervor, von denen sie sich den grö ßten Gewinn an Stimmen versprechen, so wie die Unternehmer aus dem entsprechenden Beweggrund diejenigen Waren produzieren, von denen sie sich den hö chsten Gewinn versprechen“ (Downs 1968, S. 289). UÜ blicherweise wird angenommen, dass das Streben nach politischen AÜ mtern und nach Stimmenmaximierung identisch sind. Daher steht die Stimmenmaximierung im Zentrum der Modelle der Neuen Politischen OÜ konomie. Auch die Wähler sind Akteure, die durch politisches Handeln ihren individuellen Nutzen maximieren wollen. Dies bedeutet, dass ein Wä hler der Partei seine Stimme gibt, von der er im Fall einer Regierungsü bernahme den grö ßten Nettonutzen erwartet. Der Nettonutzen ergibt sich aus den Maßnahmen, die eine Partei verspricht und von der ein individueller Wä hler profitiert (also z. B. die Hö he der Ausgaben fü r Straßen, Gesundheit, Bildung und eine digitale Infrastruktur), sowie von der Steuerbelastung, die sich fü r diesen Wä hler ergibt, wenn eine bestimmte Partei gewä hlt wird und ihr Wahlprogramm umsetzt. Fü r alle politischen Akteure wird folglich angenommen, dass sie die Maximierung ihres eigenen Nutzens anstreben. Dies hat zur Folge, dass die politischen Akteure das ö konomische Prinzip anwenden und sich in dem Sinne rational <?page no="168"?> 168 Makroö konomie verhalten, dass sie versuchen, mit einer gegebenen Menge an Mitteln einen mö glichst hohen Grad der individuellen Bedü rfnisbefriedigung zu erreichen. In einer Welt mit vollkommenen Informationen ist davon auszugehen, dass Parteien gewä hlt werden, die den Willen der Mehrheit der Bevö lkerung berü cksichtigen: Im Fall vollkommener Informationen kennen die Politiker annahmegemä ß alle Wü nsche und Ziele der Wä hler. Die Wä hler wissen ihrerseits ganz genau, welche individuellen Kosten und Nutzen ihnen entstehen, wenn eine bestimmte Partei die Regierung ü bernimmt. Unter diesen Annahmen erreicht die Partei, deren Programm von mindestens 50 Prozent der Wahlberechtigten als vorteilhaft eingestuft wird, die Regierungsmehrheit - und ihre Mitglieder erhalten die mit der Regierungsü bernahme verbundenen Vorteile (also politische AÜ mter, die ihnen Einkommen, Macht und Prestige bescheren). Die Annahme der vollkommenen Information ist fü r die Analyse realer politischer Prozesse jedoch nicht realistisch. In realen politischen Prozessen kennen die Politiker nicht die Wü nsche der Wä hler, und die Wä hler haben ihrerseits keine vollstä ndige Kenntnis darü ber, welche Vor- und Nachteile sie durch die Entscheidung fü r eine bestimmte Partei haben werden. Aus diesen Informationsdefiziten ergeben sich eine Reihe von Konsequenzen, von denen hier nur zwei kurz skizziert werden sollen: die Existenz von Wahlhelfern und von Lobbyisten. Im Fall von unvollständigen Informationen sind sich viele Wä hler nicht darü ber im Klaren, von welcher Partei sie persö nlich den grö ßten Nettonutzen zu erwarten haben. Dies macht es fü r die Politiker attraktiv, Wahlhelfer einzusetzen. Deren erste Aufgabe ist es, andere Wä hler davon zu ü berzeugen, dass die Entscheidung fü r die Partei des betreffenden Politikers den grö ßten Nettonutzen fü r den Wä hler zur Folge hat. Außerdem kennen die Politiker nicht die Wü nsche der Wä hler. Die zweite Aufgabe der Wahlhelfer besteht deshalb darin, Informationen ü ber die Wä hlerwü nsche zu gewinnen und diese den Politikern mitzuteilen. Der Einsatz von Wahlhelfern ist jedoch fü r die Politiker mit Kosten verbunden. Angesichts knapper Ressourcen mü ssen sich Politiker auf eine begrenzte Zahl von Wahlhelfern beschrä nken. Dies hat zur Folge, dass nicht alle Personen politisch gleich wichtig sind. Personen, die andere Wä hler im Sinne eines Politikers beeinflussen kö nnen, sind fü r den Politiker wichtiger als die Personen, die keine oder nur wenige Wä hler beeinflussen kö nnen. Gleiches gilt fü r die Berü cksichtigung der Informationen ü ber die Wä hlerwü nsche. Politiker werden eher auf die Personen hö ren, von denen sie glauben, dass sie die Interessen vieler Wä hler kennen als auf Personen, die nur die Wü nsche weniger Wä hler reprä sentieren. Der Umstand, dass die Beschaffung und Verarbeitung von Informationen mit Kosten verbunden sind, hat darü ber hinaus zur Folge, dass der Einfluss auf politische Entscheidungen von der Fä higkeit abhä ngt, diese Kosten zu tragen. Politiker und Wahlhelfer, die ü ber ein hohes Einkommen bzw. Vermö gen verfü gen, <?page no="169"?> Schritt fü r Schritt 169 kö nnen durch die ressourcenintensive UÜ berzeugungsarbeit mehr Wä hler auf ihre Seite bringen. Die Einflussmö glichkeiten auf politische Entscheidungen sind daher von Bü rger zu Bü rger unterschiedlich. Und das bedeutet wiederum, dass sich politische Entscheidungen nicht automatisch an den Prä ferenzen aller Wahlberechtigten orientieren, sondern primä r an den Prä ferenzen derjenigen, die ü ber hohe Einkommen verfü gen und bereit sind, die Kosten einer Beeinflussung von Politikern zu tragen. Wahlhelfer sind dabei von Lobbyisten zu unterscheiden. Auch Lobbyisten beeinflussen politische Entscheidungen. Wä hrend die Wahlhelfer von den Politikern eingesetzt und gegebenenfalls auch von ihnen bezahlt werden, sind Lobbyisten aus Eigeninteresse aktiv. Sie versuchen durch ihre Beeinflussung der Politiker eine Entscheidung herbeizurufen, die ihnen selbst nutzt. Dieses Ziel erreichen sie, indem sie die Politiker davon ü berzeugen, dass eine bestimmte Maßnahme von mehr Wä hlern gewü nscht als abgelehnt wird, sodass die Maßnahme fü r den Politiker einen Zugewinn an Stimmen zur Folge hat. Eine Aktivitä t als Lobbyist verlangt dabei den Einsatz knapper Ressourcen. Der ö konomische Anreiz, sich als Lobbyist zu betä tigen, hä ngt wiederum von dem zu erwartenden Nettonutzen ab, der mit einer Beeinflussung der Politik verbunden ist. Wenn es eine kleine Gruppe von Menschen gibt, die im Fall einer erfolgreichen Beeinflussung einer politischen Entscheidung einen relativ hohen Einkommenszuwachs erwarten kann, lohnt sich die Finanzierung von Lobbyisten fü r die Mitglieder dieser Gruppe. Wenn es sich hingegen um eine große Gruppe von wirtschaftlichen Akteuren handelt, fü r die eine Einflussnahme auf politische Entscheidungen nur einen geringen finanziellen Vorteil nach sich zieht, ist nicht zu erwarten, dass sich diese Gruppe zusammenschließt und Lobbyaktivitä ten finanziert. Ein Beispiel dafü r sind die Subventionen der Landwirtschaft. Von ihr profitieren die in der Landwirtschaft tä tigen Personen. In entwickelten Volkswirtschaften wie Deutschland macht die Landwirtschaft jedoch nur einen sehr geringen Anteil aller Beschä ftigten aus. Die finanziellen Lasten dieser Subventionen werden von den Steuerzahlern getragen. Sie mü ssen mit ihren Steuern die Subventionen der Landwirtschaft finanzieren. Sinnvoller wä re es fü r sie, wenn preiswertere Agrarprodukte aus dem Ausland importiert werden und dafü r die heimische Landwirtschaft nicht mehr subventioniert werden mü sste. Dies wü rde jedoch fü r die in der Landwirtschaft beschä ftigten Personen einen Arbeitsplatz- und Einkommensverlust bedeuten. Das von der Neuen Politischen OÜ konomie vorhersehbare Ergebnis sieht daher wie folgt aus: Diejenigen, die ihr Einkommen in der Landwirtschaft verdienen, sind bereit, Lobbyisten zu finanzieren, die sich fü r den Erhalt oder sogar Ausbau von Agrarsubventionen einsetzen. Da diese Personengruppe relativ klein ist, wü rde es auffallen, wenn sich einzelne Personen nicht an der Finanzierung der Lobbyaktivitä ten beteiligen und sich stattdessen als Trittbrettfahrer verhalten - also von den Lobbyaktivitä ten profitieren, sich aber nicht <?page no="170"?> 170 Makroö konomie an deren Finanzierung beteiligen. Fü r den einzelnen Steuerzahler ist der finanzielle Vorteil, der sich aus der Abschaffung der Subventionen in Kombination mit einer Marktö ffnung fü r auslä ndische Anbieter ergibt, hingegen nur gering. Also ist auch die Bereitschaft, sich an der Finanzierung einer entsprechenden Lobbyaktivitä t zu beteiligen, gering. Im Ergebnis kommt es zu Agrarsubventionen, obwohl sie nur einer kleinen Minderheit der Bevö lkerung nü tzen. Wenn Wahlhelfer und Lobbyisten Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen, ist die Gefahr groß, dass die daraus resultierenden (wirtschafts)politischen Entscheidungen nicht mehr der Wohlfahrt der gesamten Gesellschaft dienen, sondern den Partialinteressen einzelner Personengruppen. Die Gefahr, dass an der Wiederwahl interessierte Politiker Entscheidungen treffen, die aus Sicht der Volkswirtschaft nicht optimal sind, wird in der praktischen Ausgestaltung der Wirtschaftspolitik zumindest teilweise berü cksichtigt. Dazu nur zwei Beispiele. Mit Bick auf die Geldpolitik besteht die Gefahr, dass politische Entscheider im Vorfeld einer Wahl eine expansive Geldpolitik betreiben, um so die Produktion, die Beschä ftigung und die Einkommen der Bevö lkerung zu steigern. Kurzfristig ist zu erwarten, dass der wirtschaftspolitisch induzierte Wachstumsschub die Wiederwahlchancen der amtierenden Regierung erhö ht. Mittel- und langfristig droht jedoch eine hö here Inflationsrate mit den am Ende des 8. Kapitels beschriebenen ö konomischen Nachteilen. Um dies zu verhindern, haben die entwickelten Industrienationen unabhängige Zentralbanken . Das bedeutet: Die Zentralbank eines Landes hat einen klaren politischen Auftrag, z. B. die Inflationsrate auf zwei Prozent zu begrenzen. Die Politik - also die Regierung und das Parlament - haben keine Einflussmö glichkeiten auf die geldpolitischen Maßnahmen der Zentralbank. Mit Blick auf die Fiskalpolitik besteht die Gefahr, dass eine amtierende Regierung zur Sicherung ihrer Wiederwahl Wahlgeschenke verteilt. So kö nnte sie beispielsweise die Renten und das Arbeitslosengeld vor einer Wahl erhö hen, Schulen bauen lassen und gleichzeitig die Steuersä tze bei der Einkommensteuer senken. Fü r die Wahlberechtigten bedeutet dies eine Erhö hung ihres verfü gbaren Einkommens. Das erlaubt ein hö heres Konsumniveau und damit auch einen hö heren Nutzen, was die Chancen einer Wiederwahl der amtierenden Regierung erhö ht. Allerdings resultiert daraus ein Anstieg der Staatsverschuldung. Die in der Zukunft lebenden Menschen, die jetzt noch gar nicht als Wä hler existieren, mü ssen diese Wahlgeschenke bezahlen, d. h. sie mü ssen die Zins- und Tilgungszahlungen spä ter durch hö here Steuern finanzieren. Um zu hohe jä hrliche staatliche Finanzierungsdefizite und die daraus resultierenden staatlichen Schulden zu verhindern, haben viele Lä nder fiskalpolitische Regeln eingefü hrt. Ein Beispiel fü r eine solche regelgebundene Fiskalpolitik ist z. B. die Vorgabe, dass die jä hrliche staatliche Kreditaufnahme nur so hoch sein darf wie die Investitionen des Staates oder dass der Staatshaushalt ohne Einnahmen aus Krediten aus- <?page no="171"?> Schritt fü r Schritt 171 zugleichen ist - letzteres gilt beispielsweise in Deutschland im Rahmen der grundgesetzlichen Schuldenbremse . Ein anderes Beispiel sind die so genannten Maastricht-Kriterien . Danach darf das gesamtstaatliche Finanzierungsdefizit eines Staates nicht hö her sein als 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Der staatliche Schuldenstand darf 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts nicht ü berschreiten. Es gibt also institutionelle Regelungen, die mö glichen Fehlentwicklungen entgegenwirken, die sich aus den Entscheidungen von stimmenmaximierenden Politikern ergeben. Doch selbst wenn die politischen Entscheidungen sich durch derartige institutionelle Rahmenbedingungen stä rker an der gesamtgesellschaftlichen Wohlfahrt orientieren, ist noch zu berü cksichtigen, dass auch in der Verwaltung, die die politischen Entscheidungen umsetzt, eigeninteressierte Akteure tä tig sind. Die Konsequenzen, die sich ergeben, wenn bei den in der Bü rokratie tä tigen Personen die Annahme des homo oeconomicus unterstellt wird, zeigt sich beispielhaft im sogenannten Niskanen-Modell (vgl. Niskanen 1971). In diesem Modell wird davon ausgegangen, dass die Politik Leistungen von der Bü rokratie erhä lt. Politiker fragen dabei eine bestimmte Leistung bei der Bü rokratie nach, also z. B. eine jä hrliche Menge an neu zu bauenden Kilometern Straße. Jeder Kilometer Straße stiftet der Gesellschaft einen bestimmten Nutzen. Entsprechend dem aus der Mikroö konomie bekannten Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen gilt jedoch, dass der zusä tzliche Nutzen, den ein neuer Kilometer stiftet, mit jedem Kilometer geringer wird. Wenn also z. B. der erste neu zu bauende Straßenkilometer einen gesellschaftlichen Zusatznutzen in Hö he von 100.000 Euro stiftet, sind es beim zweiten Kilometer nur noch 95.000 Euro, beim dritten 90.000 Euro und so weiter. Die Politiker sind bereit, fü r jeden Kilometer Straße einen bestimmten maximalen Geldbetrag zu bezahlen. Annahmegemä ß stimmt diese maximale Zahlungsbereitschaft mit dem Grenznutzen des Outputs ü berein. Die Politik kennt also den in Geldeinheiten ausgedrü ckten gesamtgesellschaftlichen Nutzen eines zusä tzlichen Straßenkilometers und sie ist bereit, einen Preis zu zahlen, der diesem Nutzen entspricht. Die Politiker streben somit im Niskanen-Modell die Optimierung der gesamtgesellschaftlichen Wohlfahrt an. Den Politikern steht eine Bü rokratie gegenü ber, die diese Leistung anbietet. An der Spitze einer ö ffentlichen Behö rde steht der Chefbürokrat . Er bietet die von den Politikern gewü nschte Leistung an. Ziel des Chefbü rokraten ist die Maximierung seines eigenen Nutzens. Der Nutzen hä ngt dabei in positiver Weise von der Hö he des Budgets ab, ü ber das der Chefbü rokrat verfü gt. Dies lä sst sich u. a. damit begrü nden, dass ein hohes Budget viel Macht und Ansehen bedeutet und dass mit der Verantwortung fü r ein grö ßeres Budget das persö nliche Einkommen wä chst. Ziel des Chefbü rokraten ist daher ein mö glichst hohes Budget. Daraus ergibt sich ein Optimierungsproblem: das dem Chefbü rokraten zur Verfü gung gestellte Budget ist zu maximieren unter der Nebenbedingung, dass die Zahlungs- <?page no="172"?> 172 Makroö konomie bereitschaft der Politiker dieses Budget finanzieren kann. In dem Modell gibt es zwei weitere zentrale Annahmen. Zum einen kennt nur der Chefbü rokrat die tatsä chlichen Kosten, die mit dem Bau von Straßen verbunden sind. Den Politikern sind diese Kosten nicht bekannt. Zum anderen bietet die Bü rokratie stets eine Alles-oder-Nichts-Entscheidung an. Das bedeutet: Wenn der Chefbü rokat der Politik anbietet, 10 Kilometer Straße zu bauen, kann die Politik dieses Angebot annehmen und finanzieren oder ablehnen. Unter den getroffenen Annahmen fü hrt die individuelle Nutzenmaximierung des Chefbü rokraten dazu, dass das Budget der Verwaltung - gemessen an den anfallenden Kosten und dem gesamtgesellschaftlichen Nutzen - zu groß ausfä llt. Dies lä sst sich mit Hilfe eines Beispiels zeigen. Die Politik wü nscht den Bau von Straßen. Die Hö he der Grenzkosten der Produktion und des gesellschaftlichen Grenznutzens - und damit auch der Hö he der maximalen Zahlungsbereitschaft der Politiker - sind in Abb. 9.2 dargestellt. Die Bü rokratie produziert ihre Leistung zu den geringsten mö glichen (Grenz)Kosten, es gibt also keine Ineffizienzen durch unproduktive Produktionsverfahren. Kilometer Straße Grenznutzen Gesamtnutzen Grenzkosten Gesamtkosten gesell. Nettonutzen 1. 100.000 100.000 70.000 70.000 + 30.000 2. 95.000 195.000 75.000 145.000 + 50.000 3. 90.000 285.000 80.000 225.000 + 60.000 4. 85.000 370.000 85.000 310.000 + 60.000 5. 80.000 450.000 90.000 400.000 + 50.000 6. 75.000 525.000 95.000 495.000 + 30.000 7. 70.000 595.000 100.000 595.000 0 8. 65.000 660.000 105.000 700.000 - 40.000 Abb. 9.2: Bestimmung des optimalen Budgets der Bürokratie, Angaben in Euro Der aus gesamtgesellschaftlicher Sicht optimale Umfang der neu zu bauenden Straßen liegt bei vier Kilometern. Dieser vierte Kilometer verursacht Grenzkosten in Hö he von 85.000 Euro und er stiftet einen gesellschaftlichen Grenznutzen in Hö he von 85.000 Euro. Der gesamtgesellschaftliche Nettonutzen dieser vier Kilometer beträ gt 60.000 Euro - ein hö herer Wert ist unter den getroffenen Annahmen nicht mö glich. Der Bau des fü nften Kilometers ist aus Sicht der Gesellschaft nicht mehr sinnvoll. Er verursacht zusä tzliche Kosten in Hö he von 90.000 Euro, stiftet aber nur einen zusä tzlichen Nutzen in Hö he von 80.000 Euro. Dennoch weitet ein nutzenmaximierender Chefbü rokrat sein Angebot weiter aus. Die aus seiner Sicht optimale Menge liegt dort, wo die Gesamtkosten (und damit die <?page no="173"?> Schritt fü r Schritt 173 Hö he des Budgets) am hö chsten sind und gerade noch durch die gesamte Zahlungsbereitschaft der Politiker gedeckt werden. Dies ist bei sieben Kilometern der Fall, denn die Politik ist bereit, die damit verbundenen Gesamtkosten in Hö he von 595.000 Euro zu bezahlen, weil der gesamte Bruttonutzen dieses Straßenangebots 595.000 Euro beträ gt. Die Gesellschaft bezahlt die daraus resultierende Nutzenmaximierung des Chefbü rokraten mit einer gesamtgesellschaftlichen Nutzeneinbuße: Anstelle eines gesellschaftlichen Nettonutzens in Hö he von 60.000 Euro im Fall von vier Kilometern Straße liegt der in Geldeinheiten ausgedrü ckte Nettonutzen der Gesellschaft nun bei null Euro. Bei einer nutzenmaximierenden Bü rokratie und Politikern, die die Kosten der Produktion einer ö ffentlichen Leistung nicht kennen, entscheidet sich die Bü rokratie somit fü r ein Leistungsangebot, das gemessen an den gesellschaftlichen Prä ferenzen und den tatsä chlichen Produktionskosten zu groß ist. Es gibt jedoch Lösungsansätze , die diese Problematik entschä rfen. Mö gliche Instrumente sind eine Steigerung der Transparenz ü ber die Kosten der Produktion durch ein leistungsfä higes Controlling oder Benchmark-Vergleiche (was geben andere Lä nder bzw. Regionen fü r die ö ffentliche Leistung aus), eine stä rkere Kontrolle der Bü rokratie durch Landesbzw. Bundesrechnungshö fe oder durch unabhä ngige Stellen, wie z. B. dem Bund der Steuerzahler, oder schließlich das Aufbrechen des Monopols der Bü rokratie durch eine Vergabe der Leistungserbringung durch private Anbieter. Im Ergebnis ist somit Folgendes festzuhalten: Wenn die fü r die Wirtschaftspolitik eines Landes zustä ndigen Akteure nicht die Maximierung der gesamtgesellschaftlichen Wohlfahrt anstreben, sondern ihren eigenen Nutzen maximieren wollen, ergeben sich fü r die Geld- und Fiskalpolitik zusä tzliche Herausforderungen. Von zentraler Bedeutung ist es, die Anreize fü r die handelnden Akteure - also vor allem fü r die Politiker und die Bü rokraten - so auszugestalten, dass das individuelle Interesse von Politikern und Bü rokraten mit dem Interesse der gesamten Gesellschaft mö glichst weitgehend ü bereinstimmt. Wenn dies nicht mö glich ist, mü ssen institutionelle Vorkehrungen getroffen werden, die die Entscheidungs- und Einflussmö glichkeiten von Politik und Bü rokratie begrenzen - z. B. durch eine Geldpolitik in den Hä nden einer unabhä ngigen Zentralbank oder eine regelgebundene Fiskalpolitik. <?page no="174"?> 174 Makroö konomie Lernfragen Welche Gleichung beschreibt ein Kapitalmarktgleichgewicht in der monetaristischen Makroökonomie?  I(i) = S(Y)  I(i) = S(P)  I(i) = S(i) Wie lautet die Kernaussage des Sayschen Theorems?  Jedes Angebot schafft sich seine Nachfrage.  Jede Nachfrage schafft sich ihr Angebot.  Jede Geldmengensteigerung fü hrt nur zu einer hö heren Inflationsrate. Was ist der zentrale Unterschied zwischen der keynesianischen und der monetaristischen Investitionsnachfrage? Bei der keynesianischen Investitionsnachfrage gibt es …  abrupte technologische Sprü nge.  abrupte AÜ nderungen der Absatzerwartungen.  Spekulationsblasen mit hohen Schwankungen der Preise fü r Kapitalbestä nde. Wie lautet die Quantitätsgleichung im Rahmen der monetaristischen Makroökonomie?  M . P = L S + L T  Y . P = M  M . U = Y . P Das Phänomen der „säkularen Stagnation“ gehört zur …  keynesianischen Makroö konomie.  monetaristischen Makroö konomie. Die Aufhebung von gesetzlichen oder tariflichen Mindestlöhnen ist eine Forderung, die zur …  Nachfragepolitik gehö rt.  Angebotspolitik gehö rt. <?page no="175"?> Schritt fü r Schritt 175 Welche der folgenden Maßnahmen gehört nicht zur Nachfragepolitik?  Eine Erhö hung des Steuerfreibetrags fü r kinderreiche Familien.  Eine Erhö hung des Kindergeldes.  Eine Privatisierung staatlicher Unternehmen. Welche der folgenden Maßnahmen gehört nicht zur Angebotspolitik?  Eine Senkung der Besteuerung von Unternehmen.  Eine Erhö hung der staatlichen Ausgaben fü r Sachgü ter und Dienstleistungen.  Eine Lockerung des Kü ndigungsschutzes. Welche der folgenden Kombinationen von wirtschaftspolitischen Maßnahmen gehört am ehesten zum „Two-Handed-Approach“?  Steuererleichterungen fü r Investitionen und staatlich finanzierte Beschä ftigungsprogramme.  Erhö hung der Transferleistungen an einkommensschwache Personen und ein kreditfinanziertes Konjunkturprogramm.  Senkung der Unternehmenssteuern und Lockerung des Kü ndigungsschutzes. Die Neue Politische Ökonomie geht davon aus, dass Politiker mit ihren Entscheidungen …  das Bruttoinlandsprodukt der Volkswirtschaft maximieren wollen.  ihren eigenen Nutzen maximieren wollen.  die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt maximieren wollen. Im Niskanen-Modell wird die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt nicht maximiert, weil …  die Bü rokratie ihre Leistung nicht zu den geringstmö glichen Produktionskosten anbietet.  die Politiker sich als Stimmenmaximierer verhalten.  Lobbyisten ihre Partialinteressen durchsetzen kö nnen.  der Chefbü rokrat das Budget, das ihm die Politik bewilligt, maximieren will. <?page no="176"?> 176 Makroö konomie Welche Maßnahme bietet sich an, damit wirtschaftspolitische Entscheidungen, die von an ihrer Wiederwahl interessierten Politikern getroffen werden, sich stärker an den volkswirtschaftlichen Notwendigkeiten orientieren? Die Einführung …  einer regelgebundenen Fiskalpolitik.  eines Mindestlohns.  von Importzö llen. Prüfungstipp Die theoretischen Grundlagen des Keynesianismus - und damit der nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik - wurden in den vorangehenden Kapiteln ausfü hrlich dargestellt. Die Grundlagen des Monetarismus - und damit der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik - basieren sehr stark auf der Funktionsweise einzelner Mä rkte. Zur Vertiefung der Kenntnisse der monetaristisch geprä gten Makroö konomie lohnt sich deshalb der Blick in die einschlä gigen Lehrbü cher der Mikroö konomie. <?page no="177"?> Schritt 10: Fazit und Ausblick <?page no="178"?> 178 Makroö konomie Die Makroö konomie zeichnet sich dadurch aus, dass sie nicht nur einzelne Mä rkte isoliert voneinander betrachtet, sondern das Zusammenspiel verschiedener Mä rkte aufgreift und Marktinterdependenzen berü cksichtigt. Die hier vorgestellten makroö konomischen Zusammenhä nge haben eine Reihe solcher Interdependenzen und deren Auswirkungen auf die gesamte Volkswirtschaft behandelt. Wenn sich der Geldmarkt beispielsweise in der Liquiditä tsfalle befindet, hat die damit verbundene Unmö glichkeit, den Zinssatz weiter zu senken, Auswirkungen auf die Investitionen bzw. die Investitionsnachfrage und damit auf den Gü termarkt. Sofern die Investitionsnachfrage fü r ein Gü termarkgleichgewicht zu gering ist, die Investitionen also geringer sind als gesamtwirtschaftliche Ersparnisse (I < S), fü hrt dies seitens der Unternehmen zu einer Verringerung der Gü terproduktion und damit auch zu einer Reduzierung der Nachfrage nach Arbeitskrä ften, sodass es zur Arbeitslosigkeit kommt. Ein »Defekt« auf dem Geldmarkt hat somit ü ber den Gü termarkt auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Ein weiteres Beispiel fü r derartige Interdependenzen ergibt sich im Fall einer offenen Volkswirtschaft. Dort hat eine Abwertung der heimischen Wä hrung (Devisenmarkt) Auswirkungen auf die Exporte und Importe der heimischen Volkswirtschaft (Gü termarkt). Die damit verbundene AÜ nderung der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage hat dann wiederum Konsequenzen fü r die Nachfrage nach Arbeitskrä ften (Arbeitsmarkt). Die auf Keynes zurü ckgehende Makroö konomie berü cksichtigt diese Interdependenzen. Sie unterscheidet sich damit von den Modellen der (Neo-)Klassiker, die sich lediglich auf einzelne Mä rkte konzentrieren. Darü ber hinaus gehen (neo- )klassische Modelle von vollkommen flexiblen Preisen fü r Gü ter und Produktionsfaktoren aus. Alle Mä rkte sind dadurch preisgerä umt, d. h. die Preisflexibilitä t sorgt dafü r, dass das Angebot auf einem Markt stets mit der Nachfrage auf diesem Markt ü bereinstimmt. Geprä gt von den Geschehnissen rund um die 1929 ausgebrochene Weltwirtschaftskrise hielt Keynes eine Modifizierung der (neo-)klassischen Modellannahmen fü r erforderlich. Seine entscheidenden AÜ nderungen der Modellannahmen waren die Mö glichkeit einer Liquiditä tsfalle (die Zinsen sind nicht vollkommen flexibel, weil sie nicht weiter gesenkt werden kö nnen), die Mö glichkeit einer Investitionsfalle (die Investitionsnachfrage reagiert nicht auf eine Zinssenkung, also auf eine Preisä nderung fü r den Faktor Kapital) und schließlich nach unten hin starre Nominallö hne. Unter diesen geä nderten Modellannahmen kann es zu einem dauerhaften Unterbeschäftigungsgleichgewicht kommen, also zu einem Gleichgewicht auf dem Geld- und dem Gü termarkt, bei dem es auf dem Arbeitsmarkt zu Arbeitslosigkeit kommt. Arbeitslosigkeit resultiert vor allem aus dem Umstand, dass die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage geringer ist als das Gü terangebot, das sich im Fall einer Vollbeschä ftigung herstellen lä sst (Y d < Y sVollb. ). <?page no="179"?> Schritt fü r Schritt 179 Um aus einem Unterbeschä ftigungsgleichgewicht herauszukommen, ist es erforderlich, die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage zu steigern. Zentraler Ansatzpunkt dafü r sind die Investitionen . Wenn es dem Staat gelingt, durch eine Erhö hung der nominalen Geldmenge den Zinssatz zu verringern, kommt es zu einer Steigerung der Investitionsnachfrage. Dies bedeutet eine Erhö hung der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage. Wenn die Zinssenkung groß genug ist, kann die Volkswirtschaft die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage ü ber eine Erhö hung der Investitionsnachfrage soweit steigern, dass sie das Vollbeschä ftigungseinkommen erreicht. Die Geldpolitik versagt jedoch, wenn eine weitere Zinssenkung nicht mehr mö glich ist (die Volkswirtschaft befindet sich in der Liquiditä tsfalle) oder wenn die Unternehmen so pessimistisch sind, dass sie selbst bei einer Senkung der Zinsen ihre Investitionen nicht erhö hen (die Volkswirtschaft befindet sich in der Investitionsfalle). In beiden Fä llen kann der Staat das Volkseinkommen und die Beschä ftigung nur durch eine expansive Fiskalpolitik steigern. Dies gilt sowohl in einem Modell mit einem festen gesamtwirtschaftlichen Preisniveau als auch in einem gesamtwirtschaftlichen Modell mit einem flexiblen Preisniveau. In einer offenen Volkswirtschaft kann die Volkswirtschaft die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage darü ber hinaus durch eine Steigerung der Exporte erhö hen. Dies setzt eine Abwertung der heimischen Wä hrung voraus, die sich z. B. durch eine Senkung der Zinsen im Inland - also eine expansive Geldpolitik - erreichen lä sst. Die Kernaussage der auf Keynes zurü ckgehenden Makroö konomie lautet also wie folgt: Wenn es in einer Volkswirtschaft Nachfragedefekte gibt und/ oder wenn der Nominallohnsatz nach unten hin starr ist, kann sich ein dauerhaftes Unterbeschä ftigungsgleichgewicht ergeben, aus dem die Volkswirtschaft ohne ein staatliches Eingreifen nicht herauskommt. Die Geldpolitik entfaltet dabei nur eine begrenzte Wirksamkeit und versagt in den Fä llen der Investitionsfalle sowie der Liquiditä tsfalle. Die Fiskalpolitik ist hingegen auch bei diesen Nachfragedefekten in der Lage, das Volkseinkommen und die Beschä ftigung zu erhö hen. Die hier vorgestellten Ausfü hrungen zu den Grundlagen der Makroö konomie haben so einen relativ weitreichenden UÜ berblick ü ber das Zusammenspiel von Geld-, Gü ter-, Arbeits- und Devisenmä rkten vermittelt. Makroö konomische Modelle decken jedoch noch eine ganze Menge weiterer Fragestellungen ab, die hier aus Platzgrü nden nicht behandelt werden konnten. Hierzu zä hlt z. B. die Frage, welche Konsequenzen eine expansive Fiskalpolitik auf die Staatsfinanzen hat - vor allem auf das jä hrliche Staatsdefizit - und welche realwirtschaftlichen Konsequenzen sich bei unterschiedlichen Finanzierungsformen (Steuerfinanzierung oder Kreditfinanzierung) ergeben. Nicht behandelt wurde hier eine expansive Fiskalpolitik in Form einer Steuersenkung. Ebenfalls unberü cksichtigt musste die Frage bleiben, welche realwirtschaftlichen Konsequenzen aus einer restrikti- <?page no="180"?> 180 Makroö konomie ven Geldpolitik (also einer Verringerung der nominalen Geldmenge) und einer restriktiven Fiskalpolitik (also einer Reduzierung der staatlichen Ausgaben fü r Gü ter oder auch einer Erhö hung der Steuersä tze) resultieren. Die Berechnung einzelner Multiplikatoren, die die Auswirkungen einer Staatsausgaben- oder auch Geldmengenerhö hung berechnen, wurde nur rudimentä r im 2. Schritt durchgefü hrt. Schließlich konnte hier im Rahmen eines Modells mit einem flexiblen gesamtwirtschaftlichen Preisniveau nur der Fall einer geschlossenen Volkswirtschaft behandelt werden. Selbstverstä ndlich lassen sich die Analysen auch auf eine offene Volkswirtschaft ausweiten, wobei dann noch zwischen einem kleinen Land (AÜ nderungen von wirtschaftlichen Grö ßen des Landes haben keinen Einfluss auf die wirtschaftlichen Variablen in anderen Lä ndern) und einem großen Land (AÜ nderungen von wirtschaftlichen Grö ßen des Landes fü hren zu AÜ nderungen der ö konomischen Variablen im Ausland) zu unterscheiden ist. Den Lesern, die sich mit diesen Themen intensiver beschä ftigen mö chten, sei dafü r das Lehrbuch von Hans-Werner Wohltmann empfohlen. Dort werden auf rund 565 Seiten alle angesprochenen, aber hier nicht behandelten Aspekte ausfü hrlich diskutiert. <?page no="181"?> Lösungen Schritt 1: Grundlegende Begriffe In der Makroökonomie besteht die wichtigste ökonomische Aktivität von privaten Haushalten darin, …  Wertpapiere zu kaufen.  Konsumgü ter zu erwerben.  Investitionen zu tä tigen. In der Volkswirtschaftslehre zeichnet sich ein theoretisches Gleichgewicht dadurch aus, dass …  es in der Realitä t niemals erreicht werden kann.  es die Verä nderungen im Zeitablauf beschreibt.  Marktangebot und Marktnachfrage ü bereinstimmen. Welche der folgenden Größen ist entscheidend für den Unterschied zwischen Bruttoinlandsprodukt und Bruttonationaleinkommen?  Aus dem Ausland bezogene Einkommenszahlungen.  Die vom Staat geleisteten Subventionen.  Die gesamtwirtschaftlichen Abschreibungen. Welche Dimension haben reale Größen?  Mengeneinheiten.  Geldeinheiten pro Mengeneinheit.  Geldeinheiten. Die Gleichung S = 0,25 . Y mit S = Ersparnisse und Y = Volkseinkommen ist eine …  Definitionsgleichung.  Verhaltensgleichung.  alternative Formulierung fü r die gesamtwirtschaftliche Investitionsnachfrage. <?page no="182"?> 182 Lö sungen Eine exogene Größe ist eine Größe, die von dem betrachteten Modell …  erklä rt wird.  nicht erklä rt wird.  nur erklä rt wird, wenn das Modell ein Gleichgewicht im methodischen Sinne besitzt. Eine komparativ-statische Analyse vergleicht Marktgleichgewichte …  zu unterschiedlichen Zeitpunkten.  in unterschiedlichen Volkswirtschaften.  mit unterschiedlichen exogenen Variablen. Monetaristen sind davon überzeugt, dass eine Erhöhung der Geldmenge …  das Preisniveau erhö ht.  die Beschä ftigung erhö ht.  die Steuerbelastung verringert. Schritt 2: Der Gütermarkt In der Makroökonomie passt sich …  die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage an das gesamtwirtschaftliche Gü terangebot an.  das gesamtwirtschaftliche Gü terangebot an die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage an. Der Basiskonsum ist eine …  exogene Grö ße.  endogene Grö ße. Das fundamental psychologische Gesetz von Keynes besagt, dass eine Einkommenssteigerung zu einer …  proportionalen Erhö hung der Konsumausgaben fü hrt.  unterproportionalen Erhö hung der Konsumausgaben fü hrt.  ü berproportionalen Erhö hung der Konsumausgaben fü hrt. <?page no="183"?> Lö sungen 183 Bei einer gesamtwirtschaftlichen marginalen Konsumneigung von 0,75 führt eine Erhöhung des Volkseinkommens um 100 Euro dazu, dass …  die Investitionen um 75 Euro steigen.  die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage um 75 Euro steigt.  die Ersparnisse um 25 Euro steigen. Wenn die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage geringer ist als das gesamtwirtschaftliche Güterangebot, kommt es zu …  ungeplanten Ersparnissen.  ungeplanten Investitionen.  ungeplanten Steuermindereinnahmen. In einer geschlossenen Volkswirtschaft ohne staatliche Aktivitäten lässt sich ein Gütermarktgleichgewicht durch folgende Bedingung beschreiben:  Investitionen = Ersparnisse.  Investitionen = Basiskonsum + einkommensabhä ngiger Konsum.  Exporte = Importe. Bei einer marginalen Konsumneigung von 50 Prozent hat der Investitionsmultiplikator in einer geschlossenen Volkswirtschaft ohne staatliche Aktivitäten folgenden Wert:  1,5  2,0  4,0 Wenn der Staat Steuern erhebt, wirkt dies wie …  eine zusä tzliche Nachfragesteigerung.  ein zusä tzlicher Nachfrageausfall. In einer geschlossenen Volkswirtschaft mit staatlichen Aktivitäten führt eine kreditfinanzierte Staatsausgabenerhöhung um 100 Euro zu einer gesamtwirtschaftlichen Güternachfragesteigerung von …  weniger als 100 Euro.  genau 100 Euro.  mehr als 100 Euro. <?page no="184"?> 184 Lö sungen Bei zinsabhängigen Investitionen führt eine Erhöhung des Zinssatzes zu einer …  Erhö hung der Investitionsnachfrage.  Verringerung der Investitionsnachfrage. Wenn der Zinssatz steigt, verlangt ein Gütermarktgleichgewicht, dass …  das Volkseinkommen geringer wird.  das Volkseinkommen grö ßer wird. In einem Zins-Volkseinkommen-Diagramm bedeutet ein Punkt über der IS-Geraden einen …  Angebotsü berschuss auf dem Gü termarkt.  Nachfrageü berhang auf dem Gü termarkt. Wenn sich eine Volkswirtschaft in der Investitionsfalle befindet, verläuft die IS-Gerade in einem Zins-Volkseinkommen-Diagramm …  parallel zur Zins-Achse.  parallel zur Volkseinkommens-Achse. Eine Verringerung der Staatsausgaben führt in einem Zins-Volkseinkommen-Diagramm dazu, dass die IS-Gerade …  nach links verschoben wird.  nach rechts verschoben wird.  unverä ndert bleibt, weil der Zinssatz unverä ndert ist. Schritt 3: Der Geldmarkt Bei der Geldnachfrage aus Transaktionszwecken besteht zwischen dem Inlandsprodukt und der Transaktionskasse ein …  proportionaler Zusammenhang.  unterproportionaler Zusammenhang.  ü berproportionaler Zusammenhang. <?page no="185"?> Lö sungen 185 Wenn der Zinssatz steigt, hat dies für die gesamtwirtschaftliche Geldnachfrage aus Spekulationszwecken im Normalfall folgende Konsequenz: Die Nachfrage nach Spekulationskasse …  geht zurü ck.  bleibt konstant.  nimmt zu. Wenn der Wertpapierkurs steigt, hat dies für die gesamtwirtschaftliche Geldnachfrage aus Spekulationszwecken im Normalfall folgende Konsequenz: Die Nachfrage nach Spekulationskasse …  geht zurü ck.  bleibt konstant.  nimmt zu. Eine Volkswirtschaft befindet sich in der Liquiditätsfalle, wenn der Zinssatz …  besonders niedrig ist.  besonders hoch ist. Wenn der Zinssatz steigt, verlangt ein Geldmarktgleichgewicht, dass …  das Volkseinkommen geringer wird.  das Volkseinkommen grö ßer wird. In einem Zins-Volkseinkommen-Diagramm bedeutet ein Punkt über der LM-Geraden einen …  Angebotsü berschuss auf dem Geldmarkt.  Nachfrageü berhang auf dem Geldmarkt. Wenn sich eine Volkswirtschaft in der Liquiditätsfalle befindet, verläuft die LM-Gerade in einem Zins-Volkseinkommen-Diagramm …  parallel zur Zins-Achse.  parallel zur Volkseinkommens-Achse. <?page no="186"?> 186 Lö sungen Eine Verringerung der Geldmenge führt in einem Zins-Volkseinkommen- Diagramm dazu, dass die LM-Gerade …  nach links verschoben wird.  nach rechts verschoben wird.  unverä ndert bleibt, weil der Zinssatz unverä ndert ist. Nach der Modern Monetary Theory wird Geld dadurch geschaffen, dass …  ein Sparer eine Staatsanleihe erwirbt.  die Zentralbank ihren Leitzins reduziert.  der Staat eine Ausgabe tä tigt und diese durch eine UÜ berweisung der Zentralbank bezahlt. Schritt 4: Wirtschaftspolitik in einer geschlossenen Volkswirtschaft mit festem Preisniveau (IS-LM-Modell) Bei einer normal verlaufenden IS-Geraden und LM-Geraden führt eine Geldmengenerhöhung dazu, dass …  der Zinssatz und das Volkseinkommen steigen.  der Zinssatz steigt und das Volkseinkommen sinkt.  der Zinssatz sinkt und das Volkseinkommen steigt. Bei einer normal verlaufenden IS-Geraden und LM-Geraden führt eine Staatsausgabenerhöhung dazu, dass …  der Zinssatz und das Volkseinkommen steigen.  der Zinssatz steigt und das Volkseinkommen sinkt.  der Zinssatz sinkt und das Volkseinkommen steigt. Wenn sich die Volkswirtschaft in der Liquiditätsfalle befindet, führt eine Geldmengenerhöhung dazu, dass …  der Zinssatz steigt.  der Zinssatz sinkt.  der Zinssatz konstant bleibt. Wenn sich die Volkswirtschaft in der Liquiditätsfalle befindet, führt eine Staatsausgabenerhöhung dazu, dass …  der Zinssatz und das Volkseinkommen konstant bleiben. <?page no="187"?> Lö sungen 187  der Zinssatz konstant bleibt und das Volkseinkommen steigt.  der Zinssatz steigt und das Volkseinkommen konstant bleibt. Welche wirtschaftspolitische Maßnahme sollte der Staat ergreifen, wenn sich die Volkswirtschaft in der Investitionsfalle befindet?  Eine expansive Geldpolitik.  Eine expansive Fiskalpolitik Schritt 5: Devisenmarkt, Wechselkurse und Außenbeitrag Welche der folgenden Aktivitäten führt zu einem Angebot von US-Dollar?  Ein europä ischer Konsument erwirbt einen PKW aus den USA.  Ein amerikanischer Importeur erwirbt einen PKW aus Deutschland.  Ein deutscher Sparer erwirbt eine US-Staatsanleihe. Eine Abwertung des Euros bedeutet, dass der in Euro ausgedrückte Preis für einen US-Dollar …  sinkt.  steigt. Bei einem Devisenbilanzsaldo von Null hat ein Importüberschuss folgende Konsequenz:  Es kommt zu einem Nettokapitalexport.  Es kommt zu einem Nettokapitalimport.  Es kommt zu einem Leistungsbilanzü berschuss. Eine Normalreaktion des Außenbeitrags bedeutet, dass die Aufwertung der heimischen Währung zu einer …  Verbesserung des heimischen Handelsbilanzsaldos fü hrt.  Verschlechterung des heimischen Handelsbilanzsaldos fü hrt. <?page no="188"?> 188 Lö sungen Schritt 6: Wirtschaftspolitik in einer offenen Volkswirtschaft mit festem Preisniveau (IS-LM-Z-Modell) Das Inland wird als kleines Land angesehen, wenn …  makroö konomische Verä nderungen im Inland keinen Einfluss auf ö konomische Variablen im Ausland haben.  makroö konomische Verä nderungen im Ausland keinen Einfluss auf ö konomische Variablen im Inland haben.  das inlä ndische Bruttoinlandsprodukt weniger als zehn Prozent des auslä ndischen Bruttoinlandsprodukts beträ gt. Die Zentralbank eines Landes betreibt eine Neutralisierungspolitik, wenn …  das gesamtwirtschaftliche Preisniveau im Zeitablauf konstant bleibt.  die Erhö hung der auslä ndischen Komponente der Geldmenge durch eine Reduzierung der inlä ndischen Komponente kompensiert wird.  die Wachstumsrate der heimischen Geldmenge mit der Wachstumsrate des nominalen Bruttoinlandsprodukts ü bereinstimmt. Wenn die Nettokapitalimporte des Inlands zunehmen, bedeutet dies ceteris paribus …  einen Angebotsü berschuss auf dem Devisenmarkt.  einen Nachfrageü berhang auf dem Devisenmarkt.  ein Zahlungsbilanzdefizit. Wenn der inländische Zinssatz steigt, verlangt ein Devisenmarktgleichgewicht, dass …  das inlä ndische Volkseinkommen steigt.  das inlä ndische Volkseinkommen sinkt. In einem Zins-Volkseinkommen-Diagramm bedeutet ein Punkt unter der Z-Geraden einen …  Angebotsü berschuss auf dem Devisenmarkt.  Nachfrageü berhang auf dem Devisenmarkt. <?page no="189"?> Lö sungen 189 Eine Abwertung der heimischen Währung führt in einem Zins-Volkseinkommen-Diagramm dazu, dass die Z-Gerade …  nach links verschoben wird.  nach rechts verschoben wird.  unverä ndert bleibt, weil der Zinssatz unverä ndert ist. Bei einer vollkommenen Kapitalmobilität verläuft die Z-Gerade in einem Zins-Volkseinkommen-Diagramm …  parallel zur Zins-Achse.  parallel zur Volkseinkommens-Achse. Bei festen Wechselkursen führt eine expansive Geldpolitik dazu, dass das inländische Volkseinkommen …  grö ßer wird.  konstant bleibt.  nur dann steigt, wenn die internationale Kapitalmobilitä t relativ groß ist. Bei festen Wechselkursen und einer hohen Kapitalmobilität hat eine expansive Fiskalpolitik einen …  positiven Sekundä reffekt.  negativen Sekundä reffekt.  vollstä ndigen Crowding-out-Effekt. Bei festen Wechselkursen und einer geringen Kapitalmobilität kommt es im Fall einer expansiven Fiskalpolitik zu …  einer Erhö hung der inlä ndischen Geldmenge.  einer Verringerung der inlä ndischen Geldmenge. Bei flexiblen Wechselkursen kommt es im Fall einer expansiven Geldpolitik im Gesamtergebnis zu …  einem Zinsanstieg und einer Aufwertung der heimischen Wä hrung.  einem Zinsanstieg und einer Abwertung der heimischen Wä hrung.  einem Zinsrü ckgang und einer Abwertung der heimischen Wä hrung. <?page no="190"?> 190 Lö sungen Bei flexiblen Wechselkursen und einer hohen Kapitalmobilität hat eine expansive Fiskalpolitik zur Folge, dass die heimische Währung …  aufgewertet wird.  abgewertet wird. Bei flexiblen Wechselkursen und einer hohen Kapitalmobilität hat eine expansive Fiskalpolitik zur Folge, dass die LM-Gerade …  nach links verschoben wird.  nach rechts verschoben wird.  nicht verschoben wird. Bei flexiblen Wechselkursen und einer geringen Kapitalmobilität hat eine expansive Fiskalpolitik zur Folge, dass erst die IS-Gerade nach rechts verschoben wird und dann …  die Z-Gerade nach rechts und die IS-Gerade ein zweites Mal nach rechts.  die Z-Gerade nach rechts und die IS-Gerade nach links.  die Z-Gerade nach links und die IS-Gerade nach links. Schritt 7: Der Arbeitsmarkt Die Arbeitsnachfrage eines gewinnmaximierenden Unternehmens entspricht …  dem Grenzprodukt des Faktors Arbeit.  dem Wertgrenzprodukt des Faktors Arbeit.  dem Grenzleid der Arbeitnehmer. Ein Rückgang des Arbeitsangebots führt auf dem Arbeitsmarkt im Fall eines vollkommen flexiblen Nominallohnsatzes zu …  einer Zunahme der Beschä ftigung und einem Anstieg des Lohnsatzes.  einem Rü ckgang der Beschä ftigung und einem Rü ckgang des Lohnsatzes.  einem Rü ckgang der Beschä ftigung und einem Anstieg des Lohnsatzes. <?page no="191"?> Lö sungen 191 Bei einem nach unten hin starren Nominallohnsatz führt der Rückgang des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus auf dem Arbeitsmarkt …  zu einem dauerhaften Nachfrageü berhang.  zu einem dauerhaften Angebotsü berschuss.  zur Vollbeschä ftigung. Bei einer neoklassischen Produktionsfunktion hat der Faktor Arbeit …  positive und steigende Grenzerträ ge.  positive und konstante Grenzerträ ge.  positive und abnehmende Grenzerträ ge. Bei einem vollkommen flexiblen Nominallohnsatz verläuft die gesamtwirtschaftliche Güterangebotskurve in einem Preisniveau-Volkseinkommen-Diagramm …  parallel zur Achse des Preisniveaus.  parallel zur Achse des Volkseinkommens. Bei einem nach unten hin starren Nominallohnsatz verläuft die gesamtwirtschaftliche Güterangebotskurve in einem Preisniveau-Volkseinkommen-Diagramm …  vollkommen preisunelastisch.  teilweise preiselastisch.  vollkommen preiselastisch. Bei einem nach unten hin starren Nominallohnsatz kommt es zu …  einem partiellen Crowding-Out.  einem Sperrklinken-Effekt.  einem Gleichgewichtslohn, der grö ßer ist als das Wertgrenzprodukt des Faktors Arbeit. <?page no="192"?> 192 Lö sungen Schritt 8: Wirtschaftspolitik in einer geschlossenen Volkswirtschaft mit flexiblem Preisniveau Welches Phänomen beschreibt der Keynes-Effekt?  Eine Nominallohnsenkung wird durch eine Preisniveausenkung vollstä ndig kompensiert.  In der Investitionsfalle ist eine Geldmengenerhö hung wirkungslos.  Eine Preisniveausenkung wirkt nicht direkt auf die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage, sondern nur indirekt ü ber eine Zinssenkung. Eine Preisniveauerhöhung führt in einem Zins-Volkseinkommen-Diagramm dazu, dass die LM-Gerade …  nach links verschoben wird.  nach rechts verschoben wird. Wenn sich eine geschlossene Volkswirtschaft in der Investitionsfalle befindet, verläuft die gesamtgesellschaftliche Güternachfragekurve in einem Preisniveau-Volkseinkommen-Diagramm …  parallel zur Preisniveau-Achse.  parallel zur Volkseinkommens-Achse. Zu einem Unterbeschäftigungsgleichgewicht kann es kommen, wenn …  der Nominallohnsatz vollkommen flexibel ist.  der Wechselkurs fest ist.  sich die Volkswirtschaft in der Liquiditä tsfalle befindet. In einer geschlossenen Volkswirtschaft mit einem flexiblen Preisniveau und flexiblen Nominallöhnen ohne Nachfragedefekte führt eine Geldmengenerhöhung dazu, dass …  der Zinssatz sinkt.  das Volkseinkommen steigt.  das Preisniveau steigt. <?page no="193"?> Lö sungen 193 Wie kann eine geschlossene Volkswirtschaft, die sich in der Investitionsfalle befindet, im Fall eines flexiblen Preisniveaus und flexiblen Nominallöhnen das Volkseinkommen erhöhen?  Durch eine expansive Fiskalpolitik.  Durch eine expansive Geldpolitik. In einer geschlossenen Volkswirtschaft mit einem flexiblen Preisniveau, flexiblen Nominallöhnen und einem Nachfragedefekt führt eine expansive Fiskalpolitik zu …  einem totalen zinsinduzierten Crowding-out.  einem partiellen zinsinduzierten Crowding-out.  gar keinem zinsinduzierten Crowding-out. In einer geschlossenen Volkswirtschaft mit einem flexiblen Preisniveau, nach unten hin starren Nominallöhnen und ohne Nachfragedefekte führt eine expansive Geldpolitik zu …  einer Verringerung des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus.  einem partiellen zinsinduzierten Crowding-out.  einer Erhö hung des Reallohnsatzes. In einer geschlossenen Volkswirtschaft mit einem flexiblen Preisniveau und nach unten hin starren Nominallöhnen führt eine expansive Fiskalpolitik für den Fall, dass sich die Volkswirtschaft in der Investitionsfalle befindet dazu, dass …  das Preisniveau und der Reallohnsatz steigen.  das Preisniveau und die Beschä ftigung steigen.  die Investitionen und das Volkseinkommen steigen. In einer geschlossenen Volkswirtschaft mit einem flexiblen Preisniveau und nach unten hin starren Nominallöhnen führt eine expansive Geldpolitik für den Fall, dass sich die Volkswirtschaft in der Liquiditätsfalle befindet dazu, dass …  das Preisniveau und das Volkseinkommen steigen.  das Preisniveau konstant bleibt und das Volkseinkommen steigt.  das Preisniveau und das Volkseinkommen konstant bleiben. <?page no="194"?> 194 Lö sungen Welchen grundsätzlichen Zielkonflikt gibt es in einer geschlossenen Volkswirtschaft mit einem flexiblen Preisniveau?  Eine Erhö hung der Beschä ftigung ist mit einem Anstieg der Reallö hne verbunden.  Eine Erhö hung der Beschä ftigung ist mit einem Anstieg des Preisniveaus verbunden.  Eine Erhö hung des Volkseinkommens ist mit einer Erhö hung der Geldmenge verbunden. Die Phillips-Kurve beschreibt den Zusammenhang zwischen …  Wirtschaftswachstum und Inflationsrate.  Inflationsrate und Arbeitslosenquote.  Arbeitslosenquote und Wirtschaftswachstum. Schritt 9: Keynesianismus versus Monetarismus Welche Gleichung beschreibt ein Kapitalmarktgleichgewicht in der monetaristischen Makroökonomie?  I(i) = S(Y)  I(i) = S(P)  I(i) = S(i) Wie lautet die Kernaussage des Sayschen Theorems?  Jedes Angebot schafft sich seine Nachfrage.  Jede Nachfrage schafft sich ihr Angebot.  Jede Geldmengensteigerung fü hrt nur zu einer hö heren Inflationsrate. Was ist der zentrale Unterschied zwischen der keynesianischen und der monetaristischen Investitionsnachfrage? Bei der keynesianischen Investitionsnachfrage gibt es …  abrupte technologische Sprü nge.  abrupte AÜ nderungen der Absatzerwartungen.  Spekulationsblasen mit hohen Schwankungen der Preise fü r Kapitalbestä nde. <?page no="195"?> Lö sungen 195 Wie lautet die Quantitätsgleichung im Rahmen der monetaristischen Makroökonomie?  M . P = L S + L T  Y . P = M  M . U = Y . P Das Phänomen der „säkularen Stagnation“ gehört zur …  keynesianischen Makroö konomie.  monetaristischen Makroö konomie. Die Aufhebung von gesetzlichen oder tariflichen Mindestlöhnen ist eine Forderung, die zur …  Nachfragepolitik gehö rt.  Angebotspolitik gehö rt. Welche der folgenden Maßnahmen gehört nicht zur Nachfragepolitik?  Eine Erhö hung des Steuerfreibetrags fü r kinderreiche Familien.  Eine Erhö hung des Kindergeldes.  Eine Privatisierung staatlicher Unternehmen. Welche der folgenden Maßnahmen gehört nicht zur Angebotspolitik?  Eine Senkung der Besteuerung von Unternehmen.  Eine Erhö hung der staatlichen Ausgaben fü r Sachgü ter und Dienstleistungen.  Eine Lockerung des Kü ndigungsschutzes. Welche der folgenden Kombinationen von wirtschaftspolitischen Maßnahmen gehört am ehesten zum „Two-Handed-Approach“?  Steuererleichterungen fü r Investitionen und staatlich finanzierte Beschä ftigungsprogramme.  Erhö hung der Transferleistungen an einkommensschwache Personen und ein kreditfinanziertes Konjunkturprogramm.  Senkung der Unternehmenssteuern und Lockerung des Kü ndigungsschutzes Die Neue Politische Ökonomie geht davon aus, dass Politiker mit ihren Entscheidungen …  das Bruttoinlandsprodukt der Volkswirtschaft maximieren wollen. <?page no="196"?> 196 Lö sungen █ ihren eigenen Nutzen maximieren wollen.  die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt maximieren wollen. Im Niskanen-Modell wird die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt nicht maximiert, weil …  die Bü rokratie ihre Leistung nicht zu den geringstmö glichen Produktionskosten anbietet.  die Politiker sich als Stimmenmaximierer verhalten.  Lobbyisten ihre Partialinteressen durchsetzen kö nnen. █ der Chefbü rokrat das Budget, das ihm die Politik bewilligt, maximieren will. Welche Maßnahme bietet sich an, damit wirtschaftspolitische Entscheidungen, die von an ihrer Wiederwahl interessierten Politikern getroffen werden, sich stärker an den volkswirtschaftlichen Notwendigkeiten orientieren? Die Einführung … █ einer regelgebundenen Fiskalpolitik.  eines Mindestlohns.  von Importzö llen. <?page no="197"?> Glossar Abwertung Ein niedrigerer Preis fü r eine Einheit einer auslä ndischen Wä hrung - aus Sicht Europas z. B. einem US-Dollar - bedeutet, dass ein Dollar weniger wert ist. Es wird daher von einer Abwertung des US-Dollar gesprochen. Aufwertung Ein hö herer Preis fü r eine Einheit einer auslä ndischen Wä hrung - aus Sicht Europas z. B. einem US-Dollar - bedeutet, dass ein Dollar mehr wert ist. Es wird daher von einer Aufwertung des US-Dollar gesprochen. Das Spiegelbild eines teureren US-Dollar ist ein weniger wertvoller Euro, also eine Abwertung des Euro. Ausland Das Ausland umfasst in der Sprache der OÜ konomen alle natü rlichen und juristischen Wirtschaftseinheiten, die ihren Wohnsitz bzw. ihren Unternehmensstandort nicht im Inland haben. Entscheidend fü r die Zuordnung zum Inland oder zum Ausland ist nicht die Nationalitä t, sondern ausschließlich der Wohnbzw. Standort. Außenbeitrag Der Außenbeitrag eines Landes ist definiert als die Differenz zwischen den Exporten und Importen des Landes. Bei einem positiven Außenbeitrag liegt ein Exportü berschuss vor, d. h. der Wert der Exporte ist grö ßer als der Wert der Importe. Basiskonsum Der Basiskonsum ist der Konsum, der unabhä ngig von der Hö he des Volkseinkommens besteht. Der Basiskonsum, der auch autonomer Konsum genannt wird, kann als eine Art physisches und kulturelles Existenzminimum angesehen werden. Crowding-out-Effekt Der Crowding-out-Effekt beschreibt Fä lle, in denen eine wirtschaftspolitische Maßnahme, die die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfrage steigern soll, Nebenwirkungen hat, die zu einer Reduzierung der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage fü hren. Wenn diese Nebenwirkungen die ursprü ngliche Nachfragesteigerung komplett ausgleichen, liegt ein totales Crowding-out vor, ansonsten wird von einem partiellen Crowding-out gesprochen. Deflation Eine Deflation liegt vor, wenn das gesamtwirtschaftliche Preisniveau im Zeitablauf geringer wird. <?page no="198"?> 198 Glossar Devisen Devisen sind auslä ndische Wä hrungseinheiten, aus Sicht der Europä er z. B. US-Dollar. Einkommenseffekt, primärer Der primä re Einkommenseffekt beschreibt die direkten Auswirkungen, die eine wirtschaftspolitische Maßnahme auf das Volkseinkommen hat. Einkommenseffekt, sekundärer Der sekundä re Einkommenseffekt beschreibt die Folgewirkungen, die eine wirtschaftspolitische Maßnahme zusä tzlich zu dem primä ren Einkommenseffekt auf das Volkseinkommen hat. Fiskalpolitik Die Fiskalpolitik bezeichnet Verä nderungen der gesamtwirtschaftlichen Gü ternachfrage durch den Staat. Eine Erhö hung der Staatsausgaben fü r Gü ter und Dienstleistungen wird als expansive Fiskalpolitik bezeichnet. fundamental psychologisches Gesetz Das fundamental psychologische Gesetz bezeichnet den Umstand, dass eine Erhö hung des verfü gbaren Einkommens nur zu einer unterproportionalen Erhö hung der Konsumausgaben fü hrt. Geldpolitik Die Geldpolitik bezeichnet Verä nderungen der gesamtwirtschaftlichen Geldmenge durch die Zentralbank eines Landes. Eine Erhö hung der nominalen Geldmenge wird als expansive Geldpolitik bezeichnet. Güternachfragekurve, gesamtwirtschaftliche Die gesamtwirtschaftliche Gü ternachfragekurve gibt im Fall eines flexiblen Preisniveaus alle Kombinationen des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus und des Volkseinkommens an, bei denen der Geldmarkt und der Gü termarkt gleichzeitig im Gleichgewicht sind. Inflation Eine Inflation liegt vor, wenn das gesamtwirtschaftliche Preisniveau im Zeitablauf steigt. Das bedeutet vor allem, dass die Verbraucherpreise auf gesamtwirtschaftlicher Ebene steigen. Inlandsprodukt Das Inlandsprodukt entspricht dem Wert aller Sachgü ter und Dienstleistungen, die von den Inlä ndern innerhalb eines Jahres hergestellt werden. Unter den hier getroffenen Annahmen stimmt das Inlandsprodukt mit dem Volkseinkommen ü berein. <?page no="199"?> Glossar 199 Investitionen Investitionen stellen eine Erhö hung des gesamtwirtschaftlichen Kapitalbestands dar. Investitionsfalle Eine Volkswirtschaft befindet sich in der Investitionsfalle, wenn eine Zinssenkung nicht zu einer Erhö hung der Investitionen fü hrt, weil die Unternehmen extrem pessimistische Erwartungen bezü glich der zukü nftigen Absatzchancen haben. Investitionsmultiplikator Der Investitionsmultiplikator gibt an, um wie viele Einheiten sich das Inlandsprodukt erhö ht, wenn die Investitionsnachfrage um eine Einheit steigt. IS-Gerade Die IS-Gerade stellt alle Kombinationen von Volkseinkommen und Zinssä tzen dar, die auf dem Gü termarkt fü r ein Gleichgewicht sorgen. Kapitalbilanz Die Kapitalbilanz ist eine Teilbilanz der Zahlungsbilanz eines Landes und erfasst dessen Kapitalimporte und Kapitalexporte, also Direktinvestitionen, Wertpapierkä ufe und die Kreditvergabe zwischen Lä ndern. Keynes-Effekt Der Keynes-Effekt besagt, dass eine Verä nderung des Preisniveaus keinen direkten Einfluss auf die gesamtgesellschaftliche Gü ternachfrage hat, sondern nur einen indirekten Effekt. Dieser resultiert aus einer Verä nderung der realen Geldmenge, die zu einer Zinsä nderung fü hrt und damit die Investitionsnachfrage verä ndert. Liquiditätsfalle Die Liquiditä tsfalle beschreibt den Umstand, dass die Zinsen in einer Volkswirtschaft ein Niveau erreicht haben, das nicht mehr weiter gesenkt werden kann. LM-Kurve Die LM-Kurve stellt alle Kombinationen von Volkseinkommen und Zinssä tzen dar, die auf dem Geldmarkt fü r ein Gleichgewicht sorgen. marginale Konsumneigung Die marginale Konsumneigung gibt an, wie viel Prozent einer Einkommenserhö hung fü r Konsumausgaben verwendet werden. Nachfragedefekt Im Fall eines flexiblen Preisniveaus wird von einem Nachfragedefekt gesprochen, wenn der Keynes-Effekt versagt. Dies ist der Fall, wenn sich die Volkswirtschaft in der <?page no="200"?> 200 Glossar Investitionsfalle oder der Liquiditä tsfalle befindet. Nettokapitalimport Der Nettokapitalimport ist die Differenz zwischen dem gesamten Kapitalimport und dem gesamten Kapitalexport einer Volkswirtschaft. Neutralisierungspolitik Wenn die Zentralbank eine Verä nderung ihres Devisenbestands (auslä ndische Komponente der Zentralbankgeldmenge) vollstä ndig durch eine Verä nderung der inlä ndischen Komponente der Zentralbankgeldmenge kompensiert, wird diese Maßnahme als Neutralisierungspolitik bezeichnet. Normalreaktion des Außenbeitrags Von einer Normalreaktion des Außenbeitrags wird gesprochen, wenn eine Abwertung der heimischen Wä hrung zu einer Verbesserung des Außenbeitrags fü hrt, weil der Exportwert steigt und der Importwert sinkt bzw. nur geringfü gig zunimmt. Spekulationskasse Die Geldmenge, die die Wirtschaftssubjekte gespart haben, aber aus Angst vor Kursverlusten in Form von Geld halten, heißt Spekulationskasse. Sperrklinken-Effekt Der Sperrklinken-Effekt beschreibt den Umstand, dass ein einmal erreichtes Nominallohnniveau nicht mehr unterschritten wird. Im Fall einer Verringerung des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus fü hrt dies zu einem „Knick“ in der gesamtwirtschaftlichen Gü terangebotsfunktion. Staatsausgabenmultiplikator Der Staatsausgabenmultiplikator gibt an, um wie viele Einheiten sich das Inlandsprodukt erhö ht, wenn die staatliche Gü ternachfrage um eine Einheit steigt. Transaktionskasse Die Geldmenge, die fü r die Abwicklung der Gü terkä ufe benö tigt wird, heißt Transaktionskasse. Volkseinkommen Das Volkseinkommen ist die Summe der gesamten Wertschö pfung aller Inlä nder (also aller natü rlichen und juristischen Wirtschaftseinheiten, die ihren Wohnsitz bzw. ihren Unternehmensstandort im Inland haben). Unter den hier getroffenen Annahmen stimmt das Volkseinkommen mit dem Inlandsprodukt ü berein. Vollkommene Kapitalmobilität Vollkommene Kapitalmobilitä t bedeutet, dass inlä ndische und auslä ndische Wertpapiere vollkommene Substitute darstellen. Damit wird <?page no="201"?> Glossar 201 der inlä ndische Zinssatz vollstä ndig durch den Zins im Ausland determiniert. Wechselkurs Der Wechselkurs ist der Preis fü r eine Devise. Er wird auf dem Devisenmarkt bestimmt. Zahlungsbilanz Die Zahlungsbilanz erfasst sä mtliche ö konomischen Transaktionen zwischen den inlä ndischen und auslä ndischen Wirtschaftseinheiten, die innerhalb eines Jahres stattfinden. Z-Gerade Die Z-Gerade stellt alle Kombinationen von Volkseinkommen und Zinssä tzen dar, die auf dem Devisenmarkt fü r ein Gleichgewicht sorgen. <?page no="203"?> Wichtige Lehrbücher und Literatur Lehrbücher, die ich kennen sollte Aus der großen Zahl vertiefender Lehrbü cher sei auf fü nf Werke hingewiesen. Die optimale Ergä nzung des hier vorliegenden Textes ist das Lehrbuch von Hans-Werner Wohltmann . Wie bereits in der Einfü hrung erwä hnt, hat mich dieses Lehrbuch maßgeblich geprä gt, sodass auch die Ausfü hrungen dieses einfü hrenden Textes auf den Darstellungen von Wohltmann basieren. Auf rund 565 Seiten finden die Leser dort vertiefende Ausfü hrungen zu sä mtlichen hier behandelten Themen. Zudem behandelt Wohltmann makroö konomische Zusammenhä nge bei flexiblen Preisen in der offenen Volkswirtschaft und geht dabei sowohl auf den Fall des kleinen als auch des großen Landes ein. Die Darstellungen von Wohltmann eignen sich zudem hervorragend zum Selbststudium. Ein Standardwerk aus Deutschland, das mittlerweile auch in andere Sprachen ü bersetzt wurde, ist das Lehrbuch von Bernhard Felderer und Stefan Homburg . Bereits in der 9. Auflage erschienen, wird dieses Lehrbuch an vielen Universitä ten eingesetzt. Felderer und Homburg gehen auf die verschiedenen makroö konomischen Theorien ein (klassisch-neoklassisch, Keynesianisch, neokeynesianisch, neukeynesianisch und neuklassisch) und arbeiten die damit verbundenen wirtschaftspolitischen Implikationen heraus. Besonders empfehlenswert fü r die mathematisch interessierten Leser ist der knapp 100 Seiten umfassende mathematische Anhang. Bereits in der 8. Auflage erschienen und damit ebenfalls ein Standardwerk, ist das Lehrbuch von Lothar Funk , Dieter Voggenreiter und Carsten Wesselmann . Behandelt wird dort das makroö konomische Grundmodell einer geschlossenen Volkswirtschaft. Dieses Lehrbuch zeichnet sich dadurch aus, dass es die grundlegenden Konzepte, die der Makroö konomie quasi vorgelagert sind (kreislauftheoretische Zusammenhä nge bzw. volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, gesamtwirtschaftliche Produktionsfunktionen, Produktivitä tsfortschritte und Arbeitsmarkt), ausfü hrlich darstellt. Leser, denen diese Aspekte in dem hier vorliegenden Text fehlen, kö nnen diese Lü cke mit dem Lehrbuch von Funk, Voggenreiter und Wesselmann schließen. <?page no="204"?> 204 Wichtige Lehrbü cher und Literatur Schließlich sind noch zwei internationale Standardwerke zu erwä hnen, die seit Jahren auch auf Deutsch vorliegen. Bei dem ersten Werk handelt es sich um das zu Recht als internationales Standardwerk der Makro- und Mikroö konomie untertitelte Lehrbuch von Paul Samuelson und William D. Nordhaus . Die Makroö konomie wird in der zweiten Hä lfte ihres mehr als 1.000 Seiten umfassenden Einfü hrungsbuches in die Volkswirtschaftslehre behandelt. Verstä ndlich geschrieben, prä sentieren Samuelson und Nordhaus eine Einfü hrung in die Makroö konomie, die auch Themen wie Konjunkturzyklen und Wirtschaftswachstum abdeckt. Als internationaler Klassiker der Makroö konomie gilt das Lehrbuch von N. Gregory Mankiw , das in zahlreiche Sprachen ü bersetzt worden ist. Auf rund 750 Seiten wird ein umfassender UÜ berblick ü ber alle relevanten makroö konomischen Themen gegeben. Zahlreiche Fallstudien und aktuelle Daten unterstü tzen die Ausfü hrungen, bei denen auch auf die letzte Finanz- und Wirtschaftskrise eingegangen wird. Arnold, Lutz: Makroö konomik, 6. Aufl., Tü bingen 2020. Blanchard, Olivier/ Illing, Gerhard: Makroö konomie, 8. Aufl., Mü nchen u.a. 2021. Downs, Anthony: OÜ konomische Theorie der Demokratie, Tü bingen 1968. Ehnts, Dirk: Modern Monetary Theory and European Macroeconomics, London 2016 Ehnts, Dirk, und Michael Paetz: Wie finanzieren wir die Corona-Schulden? , in: Wirtschaftsdienst, 101. Jg., 2021, S. 200-206. Felderer, Bernhard/ Homburg, Stefan: Makroö konomik und neue Makroö konomik, 9. Aufl., Berlin u.a. 2005. Flaschel, Peter et al: Keynesianische Makroö konomik - Zins, Beschä ftigung, Inflation und Wachstum, 3. Aufl., Berlin u.a. 2012. Funk, Lothar/ Voggenreiter, Dieter/ Wesselmann, Carsten: Makroö konomik, 8. Aufl., Stuttgart 2008. Gä rtner, Manfred/ Lutz, Matthias: Makroö konomik flexibler und fester Wechselkurse, 4. Aufl., Berlin u.a. 2009. Gö rgens, Egon/ Ruckriegel, Karlheinz: Makroö konomik, 10. Aufl., Stuttgart 2007. Krompardt, Jü rgen: Grundlagen der Makroö konomie, 3. Aufl., Mü nchen 2006. Mankiw, N. Greory: Makroö konomik, 7. Aufl., Stuttgart 2017. Mussel, Gerhard: Einfü hrung in die Makroö konomik, 11. Aufl., Mü nchen 2013. Niskanen, William A.: Bureaucracy and Representative Government, Chicago 1971. <?page no="205"?> Wichtige Lehrbü cher und Literatur 205 Samuelson, Paul A./ Nordhaus, William D.: Volkswirtschaftslehre, 5. Aufl., Mü nchen 2016. Stiglitz, Joseph E./ Walsh, Carl E.: Makroö konomie - Band II zur Volkswirtschaftslehre, 4. Aufl., Mü nchen 2013. Trautwein, Hans-Michael: Makroö konomik, 4. Aufl., Edewecht 2018. Wohltmann, Hans-Werner: Grundzü ge der makroö konomischen Theorie, 7. Aufl., Mü nchen 2016 <?page no="207"?> Stichwortverzeichnis AAbwertung 88 der heimischen Wä hrung 80, 104 Angebotsü berschuss 44, 58, 101, 107 Anpassungsprozesse 96 Arbeitslosigkeit 119 Arbeitsmarkt 18 -gleichgewicht 118 Arbeitsnachfragekurve 117 Aufwertung der heimischen Wä hrung 107 des US-Dollar 80 Außenbeitrag 81, 82, 91 autonome Investitionen 33 BBasiskonsum 32 Beschä ftigung 142 CChefbü rokrat 171 Crowding-out 74, 108, 137, 142 wechselkursbedingt 108 Crowding-out-Effekt 72 DDefinitionsgleichung 21 Deflation 146, 147 Devisenmarkt 18, 77, 79, 101, 102, 105, 108 Devisenmarktgleichgewicht 89, 92 EEinkommenseffekt 37, 41 endogene Grö ßen 23 Erstrundeneffekt 38 Erwartungen 161 Euro-Abwertung 82 exogene Grö ßen 23 expansive Fiskalpolitik 71, 74, 100, 106, 133, 143, 179 Geldpolitik 69, 74, 98, 103, 133 FFiskalpolitik 165, 170 expansive 71, 74, 100, 106, 133, 143, 179 Fixpreisannahme 31 fundamental psychologisches Gesetz 33 Funktion 22 GGeldangebot 52 Geldmarkt 18 <?page no="208"?> 208 Stichwortverzeichnis Geldmenge Erhö hung 101 Verringerung 102 Geldnachfrage 52, 160 Geldpolitik 142, 170 expansive 69, 74, 98, 103, 133 geschlossene Volkswirtschaft 18 Gleichgewicht methodisches 19 simultanes 67, 87 theoretisches 19 gleichgewichtiges Inlandsprodukt 33 Gleichgewichtsbedingung 22 Grö ßen endogene 23 exogene 23 nominale 20 reale 20, 21 Gü termarkt 18, 105, 107, 108 Gleichgewicht 31 Gü ternachfragekurve, gesamtwirtschaftliche 129 HHandelsbilanzsaldo 81, 82 Haushaltssektor 17 homo oeconomicus 167 Hyperinflation 148 II=S-Bedingung 41 Inflation 146 Rate 146 Informationen 168 Inlandsprodukt 20, 35 gleichgewichtiges 33 Interdependenzen 178 Investition, ungeplante 35 Investitionen 179 autonome 33 zinsabhä ngige 41 Investitionsfalle 70, 73, 131, 138, 143, 144, 179 Investitionsmultiplikator 36 Investitionsnachfrage 43, 159 IS-Gerade 45, 88 KKapazitä tseffekt 41 Kapitalflucht 147 Kapitalmobilitä t 94, 95, 101, 102, 107, 108 Keynes 179 Keynes-Effekt 130 Keynesianer 26 Keynesianismus 157, 165 Keynessche Theorie 25 Klassik 25 kleines Land 87 Konsumnachfrage 32 Konsumneigung, marginale 32 kreditfinanzierte Staatsausgabenerhö hung 71 Kryptowä hrungen 59 <?page no="209"?> Stichwortverzeichnis 209 LLageparameter 79 Lagerinvestitionen 35 Lebenszeiteinkommen 158 Liquiditä tsfalle 55, 70, 73, 131, 138, 143, 144, 179 LM-Kurve 57, 58, 74, 88 Lobbyisten 169 Lö hne flexibel 122 starr 123 Lohnsatz, realer 120 MMaastricht-Kriterien 171 Makroö konomie 179 makroö konomische Totalanalyse 24 marginale Konsumneigung 32 Sparquote 33 Markt 18 Marktinterdependenzen 161 methodisches Gleichgewicht 19 Mikroö konomie 17 Modell 21 Modern Monetary Theory 60 Monetarismus 157 Monetaristen 26, 164, 165 Multiplikatoreffekte 74 NNachfrage -ausfall 36, 163 -defekt 131, 138, 144, 148 -politik 164 -ü berhang 44, 99, 102 Nationaleinkommen 20 Neokeynesianer 26 Neoklassik 25 Nettokapitalimport 91 Neue Politische OÜ konomie 166 Neutralisierungspolitik 90, 97 Niskanen-Modell 171 nominale Grö ßen 20 Normalfall 83 Normalreaktion 83, 88 Ooffene Volkswirtschaft 17, 87 Ppartialanalytisches Vorgehen 23 Phillips-Kurve 160 Produktionsfunktion, gesamtwirtschaftliche 121 QQuantitä tsgleichung 160 Rreale Grö ßen 20, 21 Rezession 147 <?page no="210"?> 210 Stichwortverzeichnis Ssä kulare Stagnation 162 Sä ttigungstendenzen 162 Saysches Theorem 158 Schuldenbremse 171 Sekundä reffekt 100, 102, 105 simultanes Gleichgewicht 87 Sparquote, marginale 33 Spekulationskasse 53 Sperrklinken-Effekt 123 Staat 17 staatliche Aktivitä ten 39 Staatsausgabenerhö hung 74 Staatsausgabenerhö hung, kreditfinanzierte 71 Staatsausgabenmultiplikator 40 Staatsbankrott 147 Stagnation, sä kulare 162 Stimmenmaximierer 167 Ttheoretisches Gleichgewicht 19 Totalanalyse, makroö konomische 24 Totalmodell 136, 140 Transaktionskasse 53 Two-Handed-Approach 166 Uungeplante Investitionen 35 Unterbeschä ftigung 149 Unterbeschä ftigungsgleichgewicht 134, 140, 144, 178 Unternehmenssektor 17 VVerhaltensgleichungen 21 Verzinsung, effektive 54 Volkseinkommen 19, 20, 35 Volkswirtschaft geschlossene 18 offene 17, 87 Vollbeschä ftigung 118 WWä hler 167 Wahlhelfer 168 Wechselkurs 79 fest 90, 110 flexibel 89, 110 Wechselkurse 77 Wertpapiermarkt 18 wirtschaftspolitische Konsequenzen 74, 109 ZZahlungsausgang 81 Zahlungsbilanz 81, 91 Zahlungseingang 81 Z-Gerade 92, 93 Zielkonflikt 149 Zinsrü ckgang 103 Zinssatz, kritischer 55 Zinsuntergrenze 55 Zweitrundeneffekt 38 <?page no="211"?> BUCHTIPP Thieß Petersen Mikroökonomie Schritt für Schritt 4., überarbeitete und erweiterte Auflage 2021, 201 Seiten €[D] 19,90 ISBN 978-3-8252-8794-8 eISBN 978-3-8385-8794-3 Die Mikroökonomie einfach verstehen! Dieses Buch macht es dir leicht: Es führt dich Schritt für Schritt in die mikroökonomische Denkweise ein. Es erklärt dir wichtige inhaltliche und methodische Grundlagen auf eine verständliche Art und Weise. Danach tauchst du in die Haushalts-, Produktions- und Kostentheorie ein. Auch das Konzept der Konsumenten- und Produzentenrente lernst du kennen, ebenso alles Wissenswerte zur Preisbildung auf Märkten. Zudem erfährst du, wo Märkte versagen und welche Markteingriffe dann Sinn ergeben. Neu: In dieser Auflage erfährst du zudem mehr über die Entscheidungs- und Spieltheorie sowie die Verhaltensökonomik, die auch Behavioral Economics genannt wird. Zahlreiche Abbildungen helfen dir beim Verständnis. Kapitelweise kannst du das Gelernte auf die Probe stellen. Die Lösungen findest du hinten im Buch. Das ideale Lehrbuch für Studierende der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre sowie angrenzender Studiengänge. UVK Verlag - Ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 \ 72070 Tübingen \ Germany Tel. +49 (0)7071 97 97 0 \ Fax +49 (0)7071 97 97 11 \ info@narr.de \ www.narr.de <?page no="212"?> BUCHTIPP Dirk Linowski Herausforderungen der Wirtschaftspolitik 2., vollständig überarbeitete Auflage 2022, 426 Seiten €[D] 39,90 ISBN 978-3-8252-5791-0 eISBN 978-3-8385-5791-5 In unserer Zeit der Umbrüche ein nützliches Buch: Diese Umbrüche wurden ausgelöst, weil wieder einmal in unserer Geschichte wissenschaftliche und technologische Entwicklungen den natürlichen und gesellschaftlichen Verhältnissen so stürmisch vorauseilen, dass nicht nur viele Menschen, sondern auch Staaten und die Natur außer Atem geraten. Das hier vorliegende Buch fordert uns dazu auf, die eingefahrenen Denkpfade der Einzelwissenschaften für wenige Stunden zu verlassen und uns wieder bewusst zu werden, dass alles mit allem zusammenhängt. Der Autor lädt uns ein zu einer Weltreise, die vor unserer Haustür beginnt und dort wieder endet. Wie sieht es bei uns und in der Welt aus? Bei Demografie, Bildung, Arbeit, und Migration, die die Wirtschaft beeinflussen? Wie sind die Staaten in der Welt verfasst, wie werden sie regiert, droht ein Rückfall in die Welt der Konfrontationen, gar ein Ende der Demokratien? Der Autor macht uns auf dieser Reise Mut, die fälligen Veränderungen mitzugestalten, und liefert uns klüger vor unserer Haustür wieder ab. UVK Verlag - Ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 \ 72070 Tübingen \ Germany Tel. +49 (0)7071 97 97 0 \ Fax +49 (0)7071 97 97 11 \ info@narr.de \ www.narr.de <?page no="213"?> Die Makroökonomie einfach verstehen! Dieses Buch führt dich Schritt für Schritt in die makroökonomische Denkweise ein. Zu Beginn stellt dir Thieß Petersen methodische Grundlagen und Begriffe vor. Danach vermittelt er alles Wissenswerte über den Güter-, Geld-, Devisen- und Arbeitsmarkt. Auch auf die Wirtschaftspolitik in geschlossener Volkswirtschaft mit festem Preisniveau, in offener Volkswirtschaft mit festem Preisniveau und in geschlossener Volkswirtschaft mit flexiblem Preisniveau geht er ein. Abschließend stellt er die keynesianische und monetaristische Sichtweise vor. Neu: Diese Auflage geht auch auf die Modern Monetary Theory, die Inflation und die Neue Politische Ökonomie (NPÖ) ein. Zahlreiche Abbildungen helfen dir beim Verständnis. Kapitelweise kannst du das Gelernte auf die Probe stellen. Die Lösungen findest du am Ende des Buches. Ein Glossar erklärt zudem die wichtigsten Schlagwörter. Das ideale Lehrbuch für Studierende der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre sowie angrenzender Studiengänge. Betriebs- und Volkswirtschaftslehre Mit Aufgaben und Lösungen ISBN 978-3-8252-8807-5 utb.de QR-Code für mehr Infos und Bewertungen zu diesem Titel Dies ist ein utb-Band aus dem UKV Verlag. utb ist eine Kooperation von Verlagen mit einem gemeinsamen Ziel: Lehr- und Lernmedien für das erfolgreiche Studium zu veröffentlichen.