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Wissenschaftliches Arbeiten

... leicht verständlich!

0715
2024
978-3-8385-8832-2
978-3-8252-8832-7
UTB 
Rödiger Voss
10.36198/9783838588322

Wissenschaftlich arbeiten - wie geht das eigentlich in Zeiten von Wikipedia und KI? Diese zentrale Frage stellen sich Studierende mindestens einmal während ihres Studiums. Rödiger Voss geht auf die Herausforderungen ein, die sich vor, während und nach einer wissenschaftlichen Arbeit ergeben. Dazu zählen die Themenfindung, das Zeitmanagement, die Recherche, die Zitierweise, die Lese- und Schreibtechniken sowie die inhaltliche und formale Gestaltung von wissenschaftlichen Arbeiten. Durch aktuelle Beispiele, Tabellen und Merkhilfen vermittelt der Autor alles Wissenswerte und bietet einen leicht verständlichen Leitfaden. Auf den richtigen Umgang mit Künstlicher Intelligenz sowie auf das korrekte Zitieren von z. B. Wikipedia, Statista und YouTube geht er zudem ein. Das Buch, nun in der neunten Auflage, ist ein hilfreiches Must-have für Studierende der Wirtschafts-, Sozial- und Erziehungswissenschaften.

<?page no="0"?> Wissenschaftliches Arbeiten 9. A. Voss Wissenschaftlich arbeiten - wie geht das eigentlich in Zeiten von Wikipedia und KI? Diese zentrale Frage stellen sich Studierende mindestens einmal während ihres Studiums. Rödiger Voss geht auf die Herausforderungen ein, die sich vor, während und nach einer wissenschaftlichen Arbeit ergeben. Dazu zählen die Themenfindung, das Zeitmanagement, die Recherche, die Zitierweise, die Lese- und Schreibtechniken sowie die inhaltliche und formale Gestaltung von wissenschaftlichen Arbeiten. Durch aktuelle Beispiele, Tabellen und Merkhilfen vermittelt der Autor alles Wissenswerte und bietet einen leicht verständlichen Leitfaden. Auf den richtigen Umgang mit Künstlicher Intelligenz sowie auf das korrekte Zitieren von z. B. Wikipedia, Statista und YouTube geht er zudem ein. Das Buch, nun in der neunten Auflage, ist ein hilfreiches Musthave für Studierende der Wirtschafts-, Sozial- und Erziehungswissenschaften. Schlüsselkompetenzen ISBN 978-3-8252-8832-7 Dies ist ein utb-Band aus dem UVK Verlag. utb ist eine Kooperation von Verlagen mit einem gemeinsamen Ziel: Lehr- und Lernmedien für das erfolgreiche Studium zu veröffentlichen. utb.de QR-Code für mehr Infos und Bewertungen zu diesem Titel Mit Übungen und Lösungen Rödiger Voss Wissenschaftliches Arbeiten … leicht verständlich! 9. Auflage geht auf KÜNSTLICHE INTELLIGENZ ein 2024-06-12_8832-7_Voss_L_8447_PRINT.indd Alle Seiten 2024-06-12_8832-7_Voss_L_8447_PRINT.indd Alle Seiten 12.06.24 12: 54 12.06.24 12: 54 <?page no="1"?> utb 8447 Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage Brill | Schöningh - Fink · Paderborn Brill | Vandenhoeck & Ruprecht · Göttingen - Böhlau · Wien · Köln Verlag Barbara Budrich · Opladen · Toronto facultas · Wien Haupt Verlag · Bern Verlag Julius Klinkhardt · Bad Heilbrunn Mohr Siebeck · Tübingen Narr Francke Attempto Verlag - expert verlag · Tübingen Psychiatrie Verlag · Köln Ernst Reinhardt Verlag · München transcript Verlag · Bielefeld Verlag Eugen Ulmer · Stuttgart UVK Verlag · München Waxmann · Münster · New York wbv Publikation · Bielefeld Wochenschau Verlag · Frankfurt am Main <?page no="2"?> - - - - - - - - Prof. Dr. Rödiger Voss ist Wissenschaftscoach, Personal Coach und Geschäftsführer eines medizinischen Unterneh‐ mens. Er leitet zudem das Kompetenzcenter Wirtschaftspädagogik an der Kalaidos Fachhochschule Schweiz. <?page no="3"?> Rödiger Voss Wissenschaftliches Arbeiten … leicht verständlich! 9., überarbeitete und erweiterte Auflage UVK Verlag · München <?page no="4"?> 9., überarbeitete und erweiterte Auflage 2024 8., überarbeitete und erweiterte Auflage 2022 7., überarbeitete Auflage 2020 6., überarbeitete Auflage 2018 5., überarbeitete Auflage 2017 4., überarbeitete Auflage 2015 3., überarbeitete Auflage 2014 2., überarbeitete und korrigierte Auflage 2011 1. Auflage 2010 DOI: https: / / 10.36198/ 9783838588322 © UVK Verlag 2024 ‒ Ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor: innen oder Herausgeber: innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor: innen oder Herausgeber: innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich. Internet: www.narr.de eMail: info@narr.de Einbandgestaltung: siegel konzeption | gestaltung CPI books GmbH, Leck utb-Nr. 8447 ISBN 978-3-8252-8832-7 (Print) ISBN 978-3-8385-8832-2 (ePDF) ISBN 978-3-8643-8832-7 (ePub) Umschlagabbildung: © PeopleImages | iStock KI-Piktogramm: © Wenmei Zhou | iStock Autorenbild: © privat Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. www.fsc.org MIX Papier aus verantwortungsvollen Quellen FSC ® C083411 ® <?page no="5"?> 11 1 15 1.1 16 1.2 16 1.3 18 1.4 19 1.4.1 19 1.4.2 20 1.4.3 20 1.4.4 20 1.4.5 20 1.4.6 21 1.5 21 1.5.1 21 1.5.2 22 1.5.3 22 1.5.4 22 1.6 22 1.7 23 2 25 2.1 25 2.2 27 2.2.1 27 2.2.2 27 2.2.3 28 2.2.4 28 2.3 28 2.3.1 29 2.3.2 29 2.3.3 29 2.3.4 29 Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragen im wissenschaftlichen Prozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Struktur und Vorgehen des wissenschaftlichen Arbeitens . . . . . . . . . . Ziele wissenschaftlichen Arbeitens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arten von wissenschaftlichen Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Haus-, Seminar-, Studienarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Projektarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bachelorarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Masterarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dissertation (Doktorarbeit) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aufsatz in einer wissenschaftlichen Zeitschrift ( Journal) . . . . . . . . . . . Typen von wissenschaftlichen Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literaturarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Theoriearbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Empirische Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Praxisarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wissenschaftliche Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wissenschaft als Suche nach der Wahrheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Merkmale einer Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erfahrungs- und Erkenntnisobjekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Methodik und Systematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konvention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ansprüche an eine Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Objektiv und Transparent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Präzise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zuverlässig (Reliabel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vollständig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . <?page no="6"?> 2.3.5 30 2.3.6 32 2.4 32 2.5 33 2.5.1 34 2.5.2 36 2.5.3 36 2.5.4 37 2.6 38 2.6.1 38 2.6.2 39 2.6.3 43 2.6.4 43 2.7 45 2.8 45 2.9 47 3 49 3.1 50 3.2 51 3.2.1 51 3.2.2 53 3.2.3 57 3.3 58 3.4 60 3.4.1 60 3.4.2 60 3.4.3 60 3.4.4 61 3.5 63 3.6 63 3.7 63 4 65 4.1 68 4.1.1 69 4.1.2 69 4.1.3 69 4.1.4 70 4.1.5 71 Ehrlich und redlich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ethisch korrekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wissenschaftliches Wissen versus Alltagswissen . . . . . . . . . . . . . . . . . Begriffe in der Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hypothesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werturteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Empirische Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Qualitative Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quantitative Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quantitative versus qualitative Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der empirischen Forschung . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hinweise zur Vertiefung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeitmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeitfresser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Methoden zur Optimierung des Zeitmanagements . . . . . . . . . . . . . . . . Zielplanung mit der SMART-Regel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ALPEN-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eisenhower-Prinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Exposee als Strukturierungshilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sonstige Aspekte beim Zeitmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Planung von Interviews . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Belohnungen setzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Störungen minimieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Korrekturlesen der wissenschaftlichen Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hinweise zur Vertiefung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Themenfindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ideenquellen für ein Thema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . „Fertige“ Themen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hochschullehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Öffentlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Inhalt <?page no="7"?> 4.2 72 4.2.1 73 4.2.2 74 4.2.3 74 4.2.4 75 4.2.5 76 4.2.6 78 4.2.7 80 4.3 81 4.3.1 81 4.3.2 81 4.3.3 82 4.4 82 4.5 83 4.6 83 5 85 5.1 87 5.1.1 88 5.1.2 93 5.2 95 5.2.1 95 5.2.2 102 5.2.3 102 5.2.4 103 5.3 103 5.4 104 5.5 105 5.6 106 5.7 106 6 107 6.1 108 6.1.1 108 6.1.2 109 6.1.3 109 6.1.4 110 6.2 111 6.2.1 112 6.2.2 113 6.2.3 113 Methoden zur Themengenerierung, -strukturierung -und -prüfung . . Brainstorming . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . SSPS-Vorgehensweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walt-Disney-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . SWOT-Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fishbone-Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mind-Mapping . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einsatz einer Künstlichen Intelligenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anforderungen an wissenschaftliche Themen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Präzise und spezifisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Operationalisierbar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Forschungsrelevant . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hinweise zur Vertiefung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wissenschaft recherchieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quellensuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Suchhilfen für Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Suchvorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quellenbewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rezensionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Closed-Circle-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Delphi-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rechercheprotokoll . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quellenbeschaffung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hinweise zur Vertiefung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wissenschaftliches Lesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lesearten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kursorisches Lesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Selektives Lesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Studierendes Lesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vergleich der Lesearten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gelesenes festhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Im Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Traditionelle Hilfsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Word oder Excel-Datei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inhalt 7 <?page no="8"?> 6.2.4 113 6.2.5 114 6.3 115 6.4 116 6.5 116 6.6 116 7 117 7.1 118 7.1.1 118 7.1.2 128 7.1.3 128 7.1.4 129 7.1.5 133 7.1.6 134 7.2 139 7.2.1 140 7.2.2 145 7.2.3 149 7.3 159 7.4 161 7.5 161 7.6 164 8 165 8.1 166 8.1.1 166 8.1.2 169 8.2 171 8.2.1 171 8.2.2 172 8.2.3 173 8.3 177 8.3.1 178 8.3.2 178 8.3.3 181 8.3.4 182 8.3.5 183 8.3.6 184 8.4 187 8.4.1 187 Quellenverwaltungsprogramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vergleich verschiedener Erfassungsalternativen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einsatz von KI Chatbots . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hinweise zur Vertiefung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wissenschaftliches Schreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Allgemeine Ansprüche an wissenschaftliches Schreiben . . . . . . . . . . . Wissenschaftliche Zitate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wissenschaftliche Fußnoten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wissenschaftliche Satzlänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wissenschaftliche Formulierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wissenschaftliche Tabellen und Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wissenschaftliche Redlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vorspann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Textteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachspann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schreibblockaden und Aufschieberitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hinweise zur Vertiefung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wissenschaft präsentieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Präsentationsarten und -orte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Präsentationsart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Präsentationsanlässe und -orte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Präsentationsvorbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Auswahl der zu präsentierenden Textteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zielgruppenplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Allgemeine Tipps für eine Präsentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Medienauswahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tafel und Whiteboard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Flipchart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pinnwand und Karten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Overheadprojektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Visualizer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . PowerPoint Präsentation mit Beamer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Präsentationsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Inhalt <?page no="9"?> 8.4.2 188 8.4.3 188 8.4.4 189 8.5 190 8.6 191 8.7 192 8.8 193 9 195 9.1 195 9.2 197 9.3 198 9.4 202 9.5 202 10 203 10.1 204 10.2 205 10.3 205 10.4 206 10.5 207 10.6 207 10.7 208 209 213 213 213 216 216 218 219 219 222 225 229 Hauptteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schlussteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragephase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Präsentationsnachbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hinweise zur Vertiefung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Übersichtsgrafiken und Tipps . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tipps für Gruppensemesterarbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Checklisten für Schlusskorrektur und Vortrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zentrale Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hinweise zur Vertiefung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bewertung der wissenschaftlichen Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bewertungskriterien zur Form . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bewertungskriterien zu Einleitung und Schlussteil . . . . . . . . . . . . . . . . Bewertungskriterien zu Inhalt und Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bewertungskriterien zur Methodik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bewertungskriterien zur Literaturaufbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Latente Bewertung des Verhaltens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lösungshinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lösungshinweise zu Kapitel 1: Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lösungshinweise zu Kapitel 2: Wissenschaftliche Grundlagen . . . . . . . . . . . Lösungshinweise zu Kapitel 3: Zeitmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lösungshinweise zu Kapitel 4: Themenfindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lösungshinweise zu Kapitel 5: Wissenschaft Recherchieren . . . . . . . . . . . . . Lösungshinweise zu Kapitel 6: Wissenschaftliches Lesen . . . . . . . . . . . . . . . Lösungshinweise zu Kapitel 7: Wissenschaftliches Schreiben . . . . . . . . . . . . Lösungshinweise zu Kapitel 8: Wissenschaft Präsentieren . . . . . . . . . . . . . . Gesamtliteraturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inhalt 9 <?page no="10"?> 233 235 Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tabellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Inhalt <?page no="11"?> Vorwort Wissenschaftliches Arbeiten ist für ein Hochschulstudium unverzichtbar. Bei der Bear‐ beitung treten eine Vielzahl von Fragen auf, z. B. „Wie finde ich ein passendes Thema? “, „Wie kann ich am besten recherchieren? “ oder „Wie verarbeite ich meine Literatur in einem Vortrag darüber? “. Mit diesem Buch sollen diese und weitere Fragen beantwortet und damit eine umfassende Grundlage für die inhaltliche und formale Gestaltung einer wissenschaftlichen Arbeit sowie für wissenschaftliche Vorträge gelegt werden. Dies ist kein neuer Grundgedanke: Ähnliche Leitfäden gibt es viele. Dennoch unterscheidet sich dieses Werk durch eine besondere Schwerpunktsetzung von bestehenden Büchern zum wissenschaftlichen Arbeiten. Erstens wurde auf Lesbarkeit und Anwendungsbezug der dargebotenen Sachzusam‐ menhänge besonderer Wert gelegt - ganz dem Reihencharakter nach ist die leichte Verständlichkeit also im Blickpunkt. Daher unterstützen zahlreiche Beispiele, Merkhil‐ fen und auch Übungsaufgaben zur Reflexion die Bearbeitung. Viele Zusammenhänge werden durch Grafiken und Tabellen zusammengefasst, um den Lerneffekt zu steigern. Am Anfang eines jeden Kapitels ist zudem noch ein Überblick zu den folgenden Ausführungen zu finden. Zweitens basiert dieses Buch auf meiner langjährigen Lehr- und Forschungspraxis an Hochschulen (u. a. Universität zu Köln, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Pädago‐ gische Hochschule Ludwigsburg, Pädagogische Hochschule Bern) und aktuell an der Kalaidos Fachhochschule. Im Rahmen der genannten Tätigkeiten leitete ich Veranstal‐ tungen zum wissenschaftlichen Arbeiten und betreute mehr als 1.000 wissenschaftliche Arbeiten (Seminar-, Projekt-, Diplom-, Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten). Die hier vermittelten Inhalte sind also in der Hochschulpraxis sowohl in der Lehre als auch im Coachingprozess bewährt. Die typischen Qualifikationsanforderungen, Probleme und Wünsche der Studierenden wurden mir während der Betreuungsarbeit und den begleitenden Lehrveranstaltungen besonders bewusst. Da ich selbst in der wissen‐ schaftlichen Forschung aktiv bin, „durchlebe“ ich das wissenschaftliche Arbeiten selbst - und dies ist für Autoren vergleichbarer Werke keine Selbstverständlichkeit. Drittens finden sich in diesem Buch vertiefte Anregungen zu sinnvollen Lesetechniken, zur Themenfindung, zum Zeitmanagement sowie zum Vortrag der wissenschaftlichen Arbeit - elementare Fragen der wissenschaftlichen Arbeit. Ferner wird stets auf aktuelle Arbeitshilfen Bezug genommen, wie etwa bei einer Reihe von hilfreichen Websites. Eine vergleichbare Zusammensetzung dieser Inhalte bestand meiner Analyse nach bei der Erstauflage nicht. Um die Qualität des Werkes nicht nur beizubehalten, sondern zu verbessern, wurden in der vorliegenden neunten Auflage eine Reihe von Änderungen bzw. Anpassun‐ gen in allen bestehenden Kapiteln geleistet. Die Thematik „Künstliche Intelligenz <?page no="12"?> (KI) und wissenschaftliches Arbeiten“ war die Hauptantriebskraft für die zentralen Variationen und Zusätze. Es wird in vielen Fällen auf den populären KI Chatbot ChatGPT Bezug genommen, der in der Lage ist, kohärente und kontextrelevante Textantworten zu generieren. Mit seiner Fähigkeit, Benutzereingaben zu verstehen und darauf zu reagieren, hat ChatGPT auch neue Möglichkeiten für verschiedene Anwendungen im wissenschaftlichen Arbeiten geschaffen. Studierende können die Leistungsfähigkeit dieses hochentwickelten Sprachmodells nutzen, um ihre Arbeits‐ abläufe zu rationalisieren und zu verbessern, was zu einer höheren Effizienz und qualitativ hochwertigeren wissenschaftlichen Arbeit führen kann. Neben ChatGPT haben weitere KI-Anwendungsprogramme wie etwa Leximancer den Eingang ins wissenschaftliche Arbeiten gefunden. Der Prozess ist jedoch meiner Wahrnehmung nach erst am Anfang, das wissenschaftliche Arbeiten wird sich in Zukunft grundlegend ändern. Aus diesen Gründen war auch eine Umgestaltung dieses Fachbuches gefordert. Ein paar Beispiele mögen, die Relevanz veranschaulichen: Die Thematik „Künstliche Intelligenz“ wurde zusätzlich in die einzelnen Kapitel integriert, z. B. in Kapitel 3.4.4 im Zusammenhang mit KI gestützten Schreib-Tools oder unter Kapitel 7.3 zur Überwindung von Schreibblockaden. Zusätzlich wurden ganz neue Kapitel mit Fokus auf die Künstliche Intelligenz geschaffen (z. B. Kap. 2.6.4 Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der empirischen Forschung). In dieser Neuauflage sind Inhalte über künstliche Intelligenz (KI) durch ein Piktogramm hervorgehoben. Das Piktogramm ist systematisch neben entsprechenden Textpassagen platziert, die sich mit KI beschäftigen. Dies ermöglicht den Lesenden eine schnelle Identifizierung und thematische Zuordnung dieser Passagen. Der Piktogrammgestal‐ tung liegt ein minimalistischer Ansatz zugrunde, der sowohl prägnant als auch uni‐ versal verständlich ist. Die Verwendung des Piktogramms dient mehreren Zwecken: Zum einen erhöht sie die Übersichtlichkeit und Zugänglichkeit der Inhalte. Die visuelle Komponente schafft zudem eine klare Abgrenzung und wirkt als Orientierungshilfe im Text, da das Piktogramm Themenblöcke zu KI hervorhebt. Die Einführung des Pik‐ togramms unterstreicht das Bestreben, den didaktischen Wert des Buches weiter zu verbessern. Es wird Leser und Leserinnen ein Instrument an die Hand gegeben, das eine effiziente Erarbeitung und ein vertieftes Verständnis der Materie unterstützt. Auch der neue Themenschwerpunkt KI ist wieder mit vielen Beispielboxen ausge‐ stattet, um die Anwendung durch Praxisbeispiele zu veranschaulichen. Eine Reihe informativer Tipps, Fälle, Beispiele und Literaturverweise wurden in vielen weiteren Kapiteln aktualisiert und ergänzt. Ein Wandel in der digitalen Kommunikation war insbesondere die neue Firmierung des ehemaligen Twitter unter der Bezeichnung X. Damit hat auch die vormalige Bezeichnung für Twitter-Zitate der neuen, zeitgemäßen Nomenklatur X Platz gemacht. Alle weiteren Zitierbeispiele im Buch wurden ebenso sorgfältig überarbeitet, um Neuerungen Rechnung zu tragen und die präzise Doku‐ mentation von Quellen aus sozialen Medien sicherzustellen. Im Zuge der inhaltlichen Veränderungen wurden gleichwohl, Tabellen und Grafiken, soweit realisierbar, durch‐ 12 Vorwort <?page no="13"?> weg auf den aktuellen Stand gebracht und ergänzende Internetadressen aufgenommen. Die Reflexionsfragen wurden weiter ausgebaut. Dies mag den Übungs- und damit den Lerneffekt für die Leserinnen und Leser erhöhen. Dadurch wird die Leseerfahrung zu einer Art interaktivem Erlebnis, bei dem der Lerneffekt unterschwellig und unbewusst eintritt. Alle Studierenden, die sich in der Planung und Durchführung einer wissenschaftlichen Arbeit befinden, sind die zentrale Zielgruppe dieses Werkes. Dieses Buch ist bewusst allgemein gehalten, da sich zahlreiche Problemlagen in allen Disziplinen finden. Insbesondere Studierende der Geistes- und Sozialwissenschaften, wie angehende Pädagogen, Betriebs- oder Volkswirte erhalten wichtige Tipps. Aber auch andere, wie Wissenschaftler oder Betreuer wissenschaftlicher Arbeiten, die eine „Auffrischung“ in diesem Themenfeld wünschen, stellen eine Zielgruppe dar. Mein Dank gilt den vielen Studierenden und Lesern meines Buches, die durch sinnvolle Tipps und ihre Fragen das Niveau des Werkes steigern konnten. Im Besonderen danke den Studierenden Sebastian R. Gerich und Hannah C. Trenker, die im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit an der Universität Salzburg das Werk rezensiert haben, für sehr hilfreiche Hinweise zur weiteren Optimierung dieses Buches. Neue Anregungen sind selbstverständlich auch weiterhin herzlich Willkommen. Über die Mitteilung von Erfahrungen und kritischen Hinweisen von Leserinnen und Lesern dieses Werkes würde ich mich daher freuen. Schreiben Sie einfach an roediger.voss@gmail.com. Zürich im Frühjahr 2024 Rödiger Voss Vorwort 13 <?page no="15"?> 1 Einführung Ziele Typen Arten Wissenschaftliche Arbeit Methodenkompetenz Literaturarbeit Fachkompetenz empirische Arbeit Praxisarbeit Projektarbeit Seminararbeit Theoriearbeit Bachelorarbeit Doktorarbeit Masterarbeit Aufsatz Im Rahmen des wissenschaftlichen Arbeitens analysieren Studierende auf der Basis bestehender aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse eine selbstgewählte oder vor‐ gegebene Thematik. Diese wird nach wissenschaftlichen Standards unter Vorgaben seitens der Hochschule, der Dozierenden oder des Lehrstuhls mit wissenschaftlichen Verfahren und Techniken untersucht. Wissenschaftliches Arbeiten ist demnach ein Prozess. Dessen niedergeschriebenes Ergebnis ist in einer verständlichen Form darzu‐ stellen, um eine kritische Überprüfung zu ermöglichen. Es wird als „wissenschaftliche Arbeit“ bezeichnet und ist somit als Produkt ein direktes Resultat des wissenschaftli‐ <?page no="16"?> chen Arbeitens (vgl. Abb. 1.1). Gewöhnlich wird dieses Werk durch einen Vortrag einem (teils kleinem) Zielpublikum (z. B. Kommilitonen) vorgestellt. Die Arbeitsweise bei der Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten ist je nach wis‐ senschaftlicher Fachdisziplin sehr unterschiedlich: Naturwissenschaftliche Ansätze sind häufig sehr praxisnah und beschäftigen sich mit Experimenten zwecks Erkundung und Lösung naturwissenschaftlicher Phänomene. Geisteswissenschaftler hingegen studieren oft über Monate intensiv zahlreiche Literaturquellen, um in einer theoretisch angelegten Arbeit das Gelesene zu zitieren und zu reflektieren. Ergebnis daraus kann ein zentraler innovativer Gedanke sein. Angehende Ärzte oder Ärztinnen testen z. B. neue medizinische Geräte, um Versuchsergebnisse zu protokollieren und basierend darauf, medizinische Erkenntnisse zu gewinnen. 1.1 Fragen im wissenschaftlichen Prozess Eine studentische wissenschaftliche Studie beginnt nicht einfach mit einem Vergleich von Literaturquellen, dem Einsatz eines Fragebogens oder irgendeiner anderen Erhe‐ bungsmethode, sondern erfordert gezielte Planungs- und Durchführungsschritte bis zum Endergebnis. Folgende Fragen gilt es dabei zu klären: • Wie kann eine Forschungsfrage abgeleitet werden? • Wie ist die Forschungsfrage zu konkretisieren? • Wie ist die Zeitplanung anzugehen? • Wäre eine eigene Datenerhebung sinnvoll? Wie wäre eine geeignete Methode zur Datenerhebung zu identifizieren? • Welche Planungs- und Durchführungsschritte sind zu befolgen? • Welche Regeln sind bei wissenschaftlichen Arbeiten zu beachten? • Wie ist die Recherchearbeit am sinnvollsten zu realisieren? • Welche Strategien gilt es beim Lesen zu beachten? • Wie können wissenschaftliche Ansätze verschriftlicht werden? • Wie ist das Ergebnis am besten zu präsentieren? Dieses Buch soll diese Fragen beantworten und Studierende damit unterstützen, wissenschaftliche Arbeiten optimal anzufertigen. Ebenso werden Basisinformationen für empirische Arbeiten geleistet. Der Aufbau dieses Buches orientiert sich also an den zentralen Fragen für die Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit und hilft diese durch das Lesen und Bearbeiten der folgenden Kapitel inklusive der Arbeitsaufgaben sukzessive zu beantworten. 1.2 Struktur und Vorgehen des wissenschaftlichen Arbeitens Abb. 1.1 illustriert einen charakteristischen Verlauf einer wissenschaftlichen Arbeit. Sie startet mit der Themenfindung. Diese wird in Kapitel 4 vertieft, wobei ein Schwerpunkt 16 1 Einführung <?page no="17"?> auf Findung, Bewertung und Auswahl geeigneter Themen liegt. Elementare Grundla‐ gen für die wissenschaftliche Arbeit sind eine Wissensbasis zu wissenschaftlichen Begriffen und Vorgehensweisen (Kapitel 2) sowie ein gelungenes Zeitmanagement (Kapitel 3). Idealerweise besitzen Studierende diese Fähigkeiten und Kompetenzen, bevor die Bearbeitung beginnt. Aus diesem Grunde sind die entsprechenden Kapitel in diesem Werk vor dem Kapitel „Themenfindung“ platziert. Mit diesen Voraussetzungen ist ein solides Fundament für das wissenschaftliche Arbeiten gelegt. Bestandteile dieses Prozesses sind die wissenschaftliche Recherche (Kapitel 5), das wissenschaftliche Lesen (Kapitel 6) und das wissenschaftliche Schreiben (Kapitel 7). Ergebnis ist die vollendete wissenschaftliche Arbeit, die dann einem Zielpublikum im Rahmen eines wissenschaftlichen Vortrages (Kapitel 8) vorgestellt werden kann. In Kapitel 9 finden sich ergänzende Tipps sowie Checklisten, um den eigenen Fortschritt zu optimieren und zu kontrollieren. Dieses Buch endet mit Kapitel 10, indem Studierende Informa‐ tionen über Bewertungskriterien ihrer wissenschaftlichen Arbeit erhalten. Wissenschaftlicher Vortrag Wissenschaftlicher Vortrag Wissenschaftliche Arbeit Wissenschaftliche Arbeit Start: Themenfindung Start: Themenfindung Wissenschaftliches Wissenschaftliches Recherchieren, Recherchieren, Lesen, Schreiben Lesen, Schreiben ggf. Erhebung ggf. Erhebung Wissen und Verhalten Wissen und Verhalten des Studierenden, z. des Studierenden, z. B. B. − Forschungs- − Forschungsgrundlagen grundlagen − Zeitmanagement − Zeitmanagement Wissenschaftliches Arbeiten Abb. 1.1: Von der Idee zur wissenschaftlichen Arbeit Der Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens bei der Anfertigung einer wissenschaftli‐ chen Arbeit hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten durch technologische Fortschritte, die Digitalisierung von Informationen und die Entwicklung neuer Werkzeuge und Methoden signifikant verändert. Während früher beispielsweise der Zugang zu Fach‐ literatur größtenteils auf physische Bibliotheken beschränkt war, existieren heute Di‐ gitale Bibliotheken, Online-Datenbanken und Suchmaschinen. Studierende brauchen also nicht mehr ihre Zeit dafür aufbringen, sich durch Kataloge zu suchen oder Material vor Ort zu recherchieren. Ganz ausgestorben ist die Arbeit als Rechercheort in einer 1.2 Struktur und Vorgehen des wissenschaftlichen Arbeitens 17 <?page no="18"?> Bibliothek dennoch nicht, speziell für wissenschaftliche Fachbücher. Zudem ist sie ein Treffpunkt und ein Ort des Austauschs für Studierende. Vor 20 Jahre waren auch die Plagiatsprüfungen schwieriger durchzuführen und we‐ niger verbreitet, was vielleicht zu einer höheren Rate an unbeabsichtigtem Plagiat führte. Heute wird fortgeschrittene Software wie Turnitin zur Plagiatsprüfung (vgl. Kap. 7.1.6.1) eingesetzt. Die Software ist in der Lage, nicht nur identische, sondern auch paraphrasierte und auch KI-generierte Inhalte zu identifizieren. Mit der Thematik Künstliche Intelligenz wäre auch schon eine entscheidende Innovation angesprochen, die in zahlreichen Kapiteln dieses Werkes thematisiert wird. Es ist nützlich für den Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens, wenn Studierende ein grundlegendes Verständnis davon haben, was KI ist und wie sie funktioniert. Dazu helfen die Ausführungen in diesem Buch, aber Online-Kurse, Workshops oder Fachbücher zum Thema KI können dazu beitragen, die zugrunde liegenden Prinzipien und Technologien tiefer zu verstehen. In diesem Zusammenhang sollten Studierende üben, KI-gestützte Werkzeuge kritisch zu nutzen. Dazu gehört, die Grenzen und Möglichkeiten von KI-basierten Systemen wie Textgenerierung und Plagiatssoftware einzuschätzen und zu verinnerlichen. In aktuellen Debatten über die zukünftigen Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf die Studienwelt wird oft die positive Perspektive betont, dass die Technologie zu einem sogenannten Upskilling der Studierenden beitragen werde. Die Erwartung ist, dass die KI bestimmte Aufgaben wie etwa die Rechtschreib- und Grammatikprüfung über‐ nimmt und dadurch Studierende motiviert werden, sich in komplexeren und anspruchs‐ volleren Kompetenzbereichen einzuarbeiten. Sie können sich beim wissenschaftlichen Arbeiten beispielsweise auf Tätigkeiten wie Literatursuche und -analyse konzentrieren. Die Professorin und ausgewiesene Hochschuldidaktikerin Gabi Reinmann (2023) kritisiert, dass der Gegenpol, das Deskilling, also der Verlust von Fertigkeiten und das mögliche Absinken des Kompetenzniveaus aufgrund der Automatisierung durch KI, weniger intensiv diskutiert wird. Deskilling bezeichnet das Phänomen, dass Studierende infolge der Einführung neuer Technologien und der Automatisierung von Prozessen weniger gefordert sind und ihre bisherigen, oft mühevoll erworbenen Fertigkeiten nicht mehr anwenden, wodurch diese verloren gehen können. Hierzu könnten etwa auch die Schreibkompetenz im Sinne der Diskussion von wissenschaftlichen Texten gehören, wenn diese herausfordernde Aufgabe einem KI-generierten Chatbot übertragen würde. 1.3 Ziele wissenschaftlichen Arbeitens Grundlegendes Ziel einer Wissenschaft ist, neue Erkenntnisse zu gewinnen - die Forschung voranzubringen. Dies kann auf zwei Arten erfolgen: • Primäranalyse: Es werden neue Quellen, Daten oder Fragestellungen erschlossen. • Sekundäranalyse: Bereits bekannte Quellen oder Daten werden mit neuen Frage‐ stellungen oder anderen Methoden erforscht. 18 1 Einführung <?page no="19"?> Wissenschaftliches Arbeiten bedeutet also, Sachverhalte zu analysieren und damit die Wissenschaft voranzubringen. Es ist sowohl ein wichtiger Bestandteil eines Hoch‐ schulstudiums als auch durch die Dokumentation einer Abschlussarbeit ein Erfolgs‐ nachweis. Studierende lernen beim wissenschaftlichen Arbeiten, Probleme zu struktu‐ rieren, zu gliedern und methodisch und systematisch zu lösen. Solche Fähigkeiten sind im späteren beruflichen Alltag unabdingbar. Mit der Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten zeigen Studierende, dass sie eine Aufgabe nach wissenschaftlichen Methoden selbstständig bearbeiten können und dafür notwendige Methodenkompetenz besitzen. Daneben können Studierende Fachkompetenzen aufbauen und eine thematische Spe‐ zialisierung durch die vertiefte Beschäftigung mit einem Interessengebiet sowohl in Theorie als auch in Praxis erlangen. Bei späteren Bewerbungsgesprächen wird die wissenschaftliche Abschlussarbeit als Gesprächsthema gerne aufgegriffen und nach deren thematischen Schwerpunkt gefragt und darüber diskutiert. 1.4 Arten von wissenschaftlichen Arbeiten Während eines Hochschulstudiums sind wissenschaftliche Arbeiten ein elementarer Bestandteil. Sie werden während des Studiums (Haus-, Seminar-, Studien und Projekt‐ arbeit) oder zum Studienabschluss (Abschlussarbeiten: Bachelor- oder Masterarbeiten) abgelegt (vgl. Abb. 1.2). Nach einem gelungenen Hochschulstudium können Studie‐ rende zudem eine Dissertation anstreben. Im Zusammenhang damit werden auch wissenschaftliche Aufsätze in wissenschaftlichen Fachjournals angefertigt. Eher selte‐ ner werden diese bereits während eines Studiums geschrieben. Im Folgenden werden die angesprochenen Ausprägungen wissenschaftlicher Arbeiten tiefer vorgestellt. Arten wissenschaftlicher Arbeiten Seminararbeit Projektarbeit Bachelorarbeit Masterarbeit Doktorarbeit Aufsatz Abb. 1.2: Arten von wissenschaftlichen Arbeiten 1.4.1 Haus-, Seminar-, Studienarbeit Solche Arbeiten sind detaillierte schriftliche Formulierungen (meist mit anschließender Präsentation), bei denen wissenschaftlicher Inhalt, Thesen und Fragestellung vorge‐ stellt werden. Es erfolgt überwiegend eine deskriptive Ausarbeitung und Darstellung von Inhalten. Die studentische Leistung entsteht üblicherweise in Verbindung mit dem Besuch einer Lehrveranstaltung und dient dort Prüfungszwecken. Dozierende 1.4 Arten von wissenschaftlichen Arbeiten 19 <?page no="20"?> betreuen und begutachten die Arbeit. Durch das betreute Einüben der Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens soll bereits auf die Abschlussarbeit vorbereitet werden. 1.4.2 Projektarbeit Bei einer Projektarbeit arbeiten in der Regel vier bis sechs Studierende einen For‐ schungsgegenstand zusammen aus. Die Aufgaben innerhalb des Projektes sind so zahlreich, dass sie zwischen den Teilnehmern aufgeteilt und später wieder koordiniert zusammengeführt werden müssen. Bei der Projektarbeit wird die Fähigkeit erworben, an mehreren (Teil-) Aufgaben parallel zu arbeiten, Projekte abzustimmen und vernetzt zu denken. Hochschulen bieten zahlreiche Möglichkeiten für Projekt- und Gruppense‐ mesterarbeiten. Teilweise werden sie auch als Gruppen-, Haus- oder Seminararbeiten ausgewiesen. In einigen Studienfächern haben Studierende die Option, Bachelor- oder Masterarbeiten als gemeinschaftliches Projekt zu absolvieren. 1.4.3 Bachelorarbeit In Relation zu Haus-, Seminar- und Studienarbeiten zeichnet sich die Bachelorarbeit durch ein höheres Anspruchsniveau aus. Mit einem vorgegebenen Höchstumfang (20- 60 Seiten, je nach Studienrichtung) wird ein eingegrenztes Thema von einem (selten mehreren) Studierenden unter einer Zeitbegrenzung (meist drei bis sechs Monate) eigenständig bearbeitet. Bei Bachelorarbeiten ist oft ein hoher Praxisbezug gegeben. 1.4.4 Masterarbeit Es handelt sich um die komplexeste wissenschaftliche Arbeit innerhalb des Studiums mit einem sehr hohen Grad wissenschaftlicher Selbstständigkeit und Originalität. Ein Masterabschluss berechtigt zur Promotion. Ein wissenschaftliches Gebiet wird im Rahmen dieser Arbeit detailliert behandelt und dessen Problembereich nachhaltig durchdrungen, theoretisch aufgearbeitet und durch einen angemessenen Forschungs‐ ansatz bearbeitet. Idealerweise sollen Lösungen für aktuelle Probleme auf diesem Gebiet geboten werden. 1.4.5 Dissertation (Doktorarbeit) Eine Dissertation ist eine komplett eigenständige Beschäftigung mit einer wissen‐ schaftlichen Fragestellung, die veröffentlicht wird und einen klaren Erkenntnisfort‐ schritt in einer wissenschaftlichen Fragestellung sowie eine vertiefte wissenschaftliche Diskussion leisten muss. Zudem wird eine sehr intensive Analyse der bestehenden Literatur vollzogen. Bei empirischen Arbeiten handelt es sich um umfangreiche Studien mit einer (im Vergleich zu Masterarbeiten) tieferen Analyse. Aufgrund des hohen Anspruchsniveaus und dem Komplexitätsgrad kann eine Dissertation gut 500 und 20 1 Einführung <?page no="21"?> mehr Seiten umfassen. Sie wird entsprechend langjährig verfasst. In dieser Zeit erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit einer betreuenden Person (= Doktorvater oder Doktormutter), die einen großen Anteil am Prozess des Verfassens und Bewertens des Werkes hat (Burghardt 2021). Weitaus knapper sind allerdings Dissertationen im medizinischen und z. T. im naturwissenschaftlichen Bereich, besonders wenn es sich um experimentelle Studien handelt. Das Schreiben einer Dissertation ist ein Teil einer Promotion, d. h. der Verleihung des akademischen Grades eines Doktors oder einer Doktorin. In der Regel wird die Dissertation durch einen wissenschaftlichen Vortrag und eine Fragerunde im Anschluss ergänzt. 1.4.6 Aufsatz in einer wissenschaftlichen Zeitschrift (Journal) Zeitschriftenaufsätze geben einen aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung wieder, beziehen sich jedoch gewöhnlich auf einen selektiven Teilbereich. Daher vermitteln sie oftmals keinen Überblick über ein Forschungsfeld. Eine Reihe von Zeitschriften prüfen die Beiträge vorab, in dem sie den Aufsatz Fachwissenschaftlern des gleichen oder eines verwandten Gebietes zur Beurteilung (vgl. Kap. 5.2.1.2) senden (Peer-Review) und deren Feedback den einreichenden Forschern und Forscherinnen mitteilen (Domes, Ditzen & Barth 2019). Wissenschaftliche Aufsätze werden erst in späteren Studienabschnitten und insbesondere im und nach dem Dissertationsstudium angefertigt. 1.5 Typen von wissenschaftlichen Arbeiten In einem wissenschaftlichen Studium sind vornehmlich vier unterschiedliche Typen von wissenschaftlichen Arbeiten vorherrschend (vgl. Abb. 1.3). Typen wissenschaftlicher Arbeiten Literaturarbeit Theoriearbeit Empirische Arbeit Praxisarbeit Abb. 1.3: Typen von wissenschaftlichen Arbeiten 1.5.1 Literaturarbeit Eine Literaturarbeit umfasst die Auseinandersetzung mit wissenschaftlicher Fachlite‐ ratur. Dadurch sollen Studierende beweisen, dass sie in der Lage sind, selbstständig eine Literaturrecherche zu einer (vorgegebenen) Fragestellung in einer vorgegebenen Zeit durchzuführen. Die wissenschaftlichen Informationen aus verschiedenen Literatur‐ 1.5 Typen von wissenschaftlichen Arbeiten 21 <?page no="22"?> quellen und anderen Informationsquellen sollen zusammengefasst, gegenübergestellt und kritisch gewürdigt werden, so dass die vorgegebene Fragestellung beantwortet werden kann. 1.5.2 Theoriearbeit In einer solchen Arbeit erfolgen tiefe theoretische Überlegungen zu einer selbstge‐ wählten oder vorgegebenen Fragestellung. Die Beschäftigung mit der wissenschaft‐ lichen Literatur kann in einem Theorienvergleich enden, bei dem unterschiedliche wissenschaftliche Theorien verglichen und auf ihre Eignung geprüft werden. Daraus kann dann eventuell eine neue, verbesserte Theorie entwickelt werden. Verschiedene theoretische Ansätze (Gesetze, Hypothesen) können aber auch systematisiert und zu einer neuen Theorie geformt werden (vgl. Kap. 2.5.3). 1.5.3 Empirische Arbeit Bei empirischen wissenschaftlichen Untersuchungen werden aufgrund der Entde‐ ckung und Formulierung eines Problems theoretische Zusammenhänge erfasst und dann empirisch erforscht, d. h. es werden Daten erhoben, gesammelt, geordnet, geprüft und interpretiert. Je nach Forschungsthema empfiehlt sich eine qualitative oder quantitative Vorgehensweise bei der Erforschung der Thematik (vgl. Kap. 2.6). 1.5.4 Praxisarbeit Der Schwerpunkt einer Praxisarbeit liegt in der Darstellung von Erfahrungen aus einer praktischen Tätigkeit und ihrer Analyse. Praxisarbeiten können in verschiede‐ nen Organisationen durchgeführt werden, wie z. B. in der Optimierungsanalyse des Qualitätsmanagementsystems eines Wirtschaftsunternehmen. Eine Praxisarbeit kann aber auch die Analyse und Optimierung der Organisationstruktur einer Schule sein. In dieser Form der Arbeit werden oft Vorschläge für die Verbesserung von Prozessen in der Praxis abgeleitet oder anknüpfende Thesen erarbeitet, die in Zukunft erforscht werden sollen. Teils werden diese Arbeiten deshalb auch als Entwicklungsarbeiten bezeichnet. Studierende arbeiten während der Anfertigungsphase der wissenschaftlichen Arbeit oft in dem untersuchten Unternehmen. 1.6 Zusammenfassung • Sie lernten Fragen kennen, die im wissenschaftlichen Prozess auftreten. • Sie können die Primär- und die Sekundäranalyse als unterschiedliche wissenschaft‐ liche Vorgehensweisen differenzieren. • Sie wissen über den Charakter von Literatur-, Theorie-, Praxis- und empirischen Arbeiten. 22 1 Einführung <?page no="23"?> 1.7 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Setzen Sie bitte die Begriffe Bachelorarbeit, Produkt, Dissertation, Zielpublikum und Prozess in die Lücken des folgenden Textes ein: Im Rahmen des wissenschaftlichen Arbeitens analysieren Studierende auf der Basis bestehender aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse in einem bestimmten Zeitraum eine selbstgewählte oder vorgegebene Thematik. Wissenschaftliches Arbeiten ist demnach ein . Dessen niedergeschriebenes Ergebnis ist in einer ver‐ ständlichen Form darzustellen und damit als ein direktes Resultat des wissenschaftlichen Arbeitens. Gewöhnlich wird dieses Werk durch einen Vortrag ei‐ nem vorgestellt. Eine wissenschaftliche Arbeit zum Studienabschluss ist z. B. eine . Nach einem gelungenen Master-Hochschulstudium kann ein Studierender zudem eine anstreben. Aufgabe 2: Was ist allgemein unter einer empirischen Arbeit zu verstehen? Aufgabe 3: Um welchen Typ von wissenschaftlicher Arbeit handelt es sich in den folgenden Beispielen? 1) Ein Abteilungsleiter einer Personalabteilung möchte neue Mitarbeiter bei der Einarbeitung unterstützen. Die Hochschule schreibt dieses Thema für Studierende aus. Ein Ziel ist unter anderen, dass eine Studentin oder ein Student als Bachelor‐ arbeit einen Leitfaden und eine Checkliste verfassen soll. 2) Im Themenkatalog für Masterarbeiten finden Sie das Thema „Erwartungen an Klassenfahrten - Empirische Untersuchung zu Geschlechtsunterschieden in den Erwartungshaltungen der Schülerinnen und Schüler? “. 3) Es soll der Umgang und die Einstellung von unterschiedlichen Altersgruppen zum E-Learning untersucht werden. Dabei sollen wissenschaftlichen Informationen aus verschiedenen Literaturquellen und anderen Informationsquellen zusammen‐ gefasst, gegenübergestellt und kritisch gewürdigt werden. 4) Ein Studierender möchte einen revolutionären neuen Antrieb für ein Flugzeug entwickeln. In seiner wissenschaftlichen Arbeit erfolgen tiefe theoretische Über‐ legungen zu dieser Thematik. 5) Eine Studierende möchte eine Erhebung zu geschlechtstypischen Präferenzen hinsichtlich der Ansprüche an Lehrpersonen an zufällig ausgewählten Schulen durchführen. Aus diesem Grund schlägt die Studierende ihrem potenziellen Betreuer folgendes Thema vor: „Welche Ansprüche haben Schülerinnen und Schüler an Lehrpersonen der Sek. 1“. 1.7 Kontrollaufgaben 23 <?page no="25"?> 2 Wissenschaftliche Grundlagen Wissenschaft Empirische Forschung Definition Abgrenzung Qualitativ Quantitativ Merkmale Ansprüche Begrifflichkeiten In der heutigen Wissensgesellschaft wird täglich mit steigender Geschwindigkeit neues Wissen produziert - teilweise wird sogar von einem exponentiellen Wachstum des Wissens und seiner Verdopplung alle 20 Jahre gesprochen. Was bedeutet, dass vergangenen Generationen nur ein Bruchteil des heutigen Wissens zur Verfügung gestanden hätte. Viele dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse mögen zwar nur für einen auserwählten Kreis von Fachleuten interessant sein, einige Ergebnisse setzen sich jedoch auch im Alltag fort, wie etwa zahlreiche medizinische Innovationen. Unter einer Wissenschaft erfolgt die Sammlung dieser Erkenntnisse. Im Folgenden werden zentrale Merkmale einer Wissenschaft thematisiert, um die Frage zu beantworten: „Was macht eine Wissenschaft aus? “. Dazu werden im Folgenden die Wissenschaft als Wahrheitssuche, die Merkmale und Ansprüche einer Wissenschaft, eine Abgrenzung zum Alltagswissen, wichtige Begriffe in der Sprache der Wissenschaft sowie Grundla‐ gen zur empirischen Forschung erläutert. 2.1 Wissenschaft als Suche nach der Wahrheit Eine wissenschaftliche absolute Wahrheit ist nicht oder nur in seltenen Fällen, wie z. B. Fragen der Logik erreichbar. Die Subjektivität des Individuums muss immer berück‐ <?page no="26"?> sichtigt werden. Theoretische Ansätze finden sich zu dieser Betrachtungsweise im „Kon‐ struktivismus“. Nach Watzlawick (1986, S. 115) handelt es sich beim Konstruktivismus um eine „Untersuchung der Art und Weise, wie wir Menschen unsere eigenen Wirklichkeiten erschaffen“. Allgemein geht diese Theorie davon aus, dass ein erkannter Sachverhalt vom Betrachter selbst durch den Vorgang des Erkennens konstruiert wird. Nach einer radikalen Form des Konstruktivismus bedeutet dies, dass jede einzelne Person sich ihre Wirklichkeit im eigenen Kopf „konstruiert“. Der Schall eines fallenden Baumes wird so z. B. erst durch das Hören zum Geräusch. Für eine gemeinsame „Konstruktionsweise“ bei mehreren Individuen sprechen allerdings eine Menge von Faktoren wie z. B. der geteilte Sprachgebrauch, allgemeine gleichförmige methodische Vorgehensweisen. Beispiel | „Schelling bzw. Focal Points“ Der spätere Nobelpreisträger Thomas Schelling hatte als Studierender einen Treff‐ punkt mit einem Freund verpasst und ihn später nur mit Glück gefunden. Dies motivierte ihn zu einer Diskussionsrunde mit Studienkollegen, die sich der Frage widmeten, an welchem Ort Personen zusammentreffen könnten, ohne vorher einen Treffpunkt ausgemacht zu haben - eine Umfrage, die Schelling später, als Hochschul‐ professor, auch seinen Studierenden stellte: „Wo würden Sie hingehen, um jemanden in New York zu treffen, ohne vorher eine Zeit und einen Treffpunkt vereinbart zu haben? “ Die Meisten antworteten: „Um Punkt zwölf Uhr zum Informationstisch des Hauptbahnhofs“. Schelling zeigte damit, dass Menschen im Kommunikationsprozess und vergleichbaren kulturellen Hintergrund häufig ein gemeinsames Vorverständnis von einer Situation haben, das zur Problemlösung beiträgt. Diese vergleichbaren Grundansätze nannte Schelling (1976, S.-117) „focal points“. Eigene Erfahrungen Wahrheit Vorhandenes Datenmaterial (Sekundärdaten) Eigene Datensammlung (Primärdaten) Übergang von eigener Wahrnehmung und eigener Interpretationsleistung zur „objektivierten“, wissenschaftlichen Realität. Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens. Je strikter eine Orientierung an Kriterien der Wissenschaftlichkeit erfolgt, desto aussagekräftiger. Ein Hindernis zur „absoluten Wahrheit“ besteht aufgrund der Selbskonstruktion, nur eine Annäherung ist möglich. Abb. 2.1: Schranke zur absoluten Wahrheit Eine absolute Wahrheit ist in der wissenschaftlichen Forschung - außer den genannten Ausnahmen - nicht zu erreichen (vgl. Abb. 2.1). Basierend auf eigenen Erfahrungen 26 2 Wissenschaftliche Grundlagen <?page no="27"?> können sich forschende Personen durch ein Literaturstudium und eigene Erhebungen jedoch der Wahrheit annähern. Die eigenen Erfahrungen werden infolgedessen objek‐ tiviert. An dieser Stelle soll aber keine jahrtausendalte philosophische Diskussion über den Wahrheitsbegriff und dessen Quellen erfolgen, zumal diese bis heute noch nicht in aller Tiefe abgeschlossen ist. 2.2 Merkmale einer Wissenschaft Merkmale einer Wissenschaft beschreiben Kriterien, die alle wissenschaftlichen Dis‐ ziplinen gemein haben (vgl. Abb. 2.2). Welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit von einer Wissenschaft gesprochen wird? 2.2.1 Erfahrungs- und Erkenntnisobjekte Jede Wissenschaft besitzt Erfahrungsobjekte, d. h. einen zentralen Gegenstand bzw. übergreifendes Themengebiet, das als Realitätsausschnitt analysiert wird. Dieser Aus‐ schnitt wird auf bestimmte Weise thematisiert, womit das Spezifische einer Wissen‐ schaft ausgedrückt wird (Erkenntnisobjekt). Merkmale einer Wissenschaft Erfahrungsobjekt Erkenntnisobjekt Methodik Systematik Diskussion Konvention Abb. 2.2: Merkmale einer Wissenschaft Beispiel | Erfahrungsobjekte der Betriebswirtschaftslehre sind beispielsweise Unternehmen bzw. Organisationen sowie darin handelnde Individuen. Erkennt‐ nisobjekte sind die wirtschaftlichen Handlungen bzw. Entscheidungen, die dort getroffen werden und deren zugrunde liegende Regeln. Durch überlieferte Literatur und Forschungen auf dem jeweiligen Gebiet wird ein geordnetes und begründetes Wissen gebildet. 2.2.2 Methodik und Systematik Zur Analyse des Erfahrungsobjektes werden methodische Vorgehensweisen eingesetzt, z. B. experimentelle oder statistische Untersuchungen. In einem systematisch geplan‐ ten Prozess soll neues Wissen abgeleitet oder bestehendes Wissen fundiert werden. 2.2 Merkmale einer Wissenschaft 27 <?page no="28"?> 2.2.3 Diskussion Die gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse werden diskutiert. Dies kann in Fachzeitschriften, Büchern, in Vorträgen auf Tagungen oder Konferenzen von statten gehen. Durch die Diskussion soll ein weiterer wissenschaftlicher Fortschritt, aber auch eine Prüfung der Forschungsergebnisse erfolgen. Bachelor- und Seminararbeiten werden meist in kleinerem Kreise vorgestellt. 2.2.4 Konvention In jeder Wissenschaft haben sich bestimmte Sprach- und Verhaltensgewohnheiten etabliert, auf die sich Forscher und Forscherinnen im geschichtlichen Verlauf ihrer Wissenschaft geeinigt haben. Vor allem die Fachsprache ist für Außenstehende in der Regel schwer verständlich. Zur Fachsprache gehören Fachbegriffe und Fremdwörter (Fachvokabular), die entweder außerhalb des Fachgebietes sehr ungebräuchlich sind oder im Alltag eine andere Bedeutung haben. In diesem Zusammenhang wird der Begriff „Fachjargon“ genutzt oder abwertend von „Fachchinesisch“ gesprochen. Beispiel | Fachbegriffe Wer weiß als Nicht-Mediziner bzw. Medizinerin, was man unter Abdomen (Erklä‐ rung: Bauch, Bauchregion) oder „Mongolenfleck“ (Traupe & Hamm 2006, S. 13) (Erklärung: Pigmentfleck in der Kreuzbeingegend, der sich etwa ab dem vierten Lebensjahr zurückbildet) versteht? 2.3 Ansprüche an eine Wissenschaft Um wissenschaftlichen Ansprüchen zu genügen, müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein. Durch die Kennzeichnung dieser Kriterien lässt sich die Frage „Wie muss Wissenschaft beschaffen sein? “ leicht beantworten (vgl. Abb. 2.3). Ansprüche an die Wissenschaft Objektiv und Transparent Präzise Zuverlässig Vollständig Ehrlich Ethisch Abb. 2.3: Ansprüche an Wissenschaftlichkeit 28 2 Wissenschaftliche Grundlagen <?page no="29"?> 2.3.1 Objektiv und Transparent Objektivität bedeutet, dass die forschende Person eine möglichst neutrale und ana‐ lysierende Position zur wissenschaftlichen Thematik einnimmt. Die Forschung bzw. Erkenntnisgewinnung sollte dem Anspruch der Transparenz nach auch für Dritte nachvollziehbar sein, um die Meinung des Verfassers oder der Verfasserin prüfen zu können. Wenn z. B. eine eigene empirische Untersuchung erhoben wurde, müssen die methodischen Schritte und die Interpretation der Ergebnisse für unbeteiligte Dritte einsehbar sein. Nicht nur bei reinen Literaturarbeiten, sondern allgemein bei wissen‐ schaftlichen Arbeiten müssen die zugrundeliegenden Quellen angegeben werden, um bei Bedarf als Leser oder Leserin in diesen Quellen nachlesen zu können. 2.3.2 Präzise Die gewonnenen wissenschaftlichen Resultate sollten eindeutig und damit verständ‐ lich für Lesende sein, d. h. wissenschaftliche Fachbegriffe müssen definiert sein, Abkürzungen klar sein. Aus diesem Grunde existieren z. B. ein Abkürzungsverzeichnis oder auch ein Glossar in einer wissenschaftlichen Arbeit. Des Weiteren muss der untersuchte Gegenstand genau umrissen sein. 2.3.3 Zuverlässig (Reliabel) Das Kriterium der Reliabilität spricht die exakte Messung der Forschungsergebnisse an, d. h. wenn bei wiederholten Untersuchungen mit demselben Instrument die gleichen Ergebnisse erreicht werden. Um dies zu gewährleisten, kann etwa ein Test denselben Versuchsperso‐ nen zu zwei verschiedenen Zeitpunkten vorgelegt werden. Diese Anforderung ist gerade bei Seminararbeiten und Bachelorarbeiten schwer im vollen Umfang zu erfüllen. Dazu müsste jeweils eine Situation geschaffen werden, in der alle möglichen Einflussfaktoren auf den Untersuchungsgegenstand derart kontrolliert oder gar konstant gehalten werden können, dass keine unkontrollierten Einflüsse der Untersuchenden, der Untersuchungssituationen und der Reaktionen der Untersuchten auftritt. 2.3.4 Vollständig Informationsgrundlagen zur wissenschaftlichen Arbeit müssen umfangreich dargelegt werden, d. h. welche Forschungen auf dem Gebiet bereits geschehen und welche Schlussfolgerungen daraus geschlossen worden sind usw. Dieses Kriterium kann nicht immer gänzlich erfüllt werden, da schwerlich alle wissenschaftlichen Arbeiten auf der ganzen Welt recherchiert werden können. Nichts desto trotz müssen die wesentlichen Arbeiten möglichst vollständig erfasst werden. Je später die wissenschaftliche Arbeit im Studienleben angesiedelt ist, desto wichtiger wird dieses Kriterium. 2.3 Ansprüche an eine Wissenschaft 29 <?page no="30"?> 2.3.5 Ehrlich und redlich Schreibende müssen ihre Quellen, aus denen Erkenntnisse, Argumente und Anregun‐ gen gewonnen wurden, offenlegen. Nur so lässt sich der Innovationsgehalt einer wissenschaftlichen Arbeit prüfen. Downloading oder das Scanning von Textvorlagen gehören aber leider bei einigen Studierenden zu üblichen Arbeitstechniken. Ergebnis daraus ist ein wissenschaftlich uninteressantes Werk, das einen Betrugssachverhalt begründet und somit die mit der Arbeit abgegebenen eidesstattlichen Erklärung („Selbstständigkeit der Arbeit“) bricht (vgl. Kap. 7.1.6). Beispiel | Betrug durch erfundene/ abgeänderte Forschungsergebnisse Der in Forschungskreisen hochangesehene Sozialpsychologe Diederik Stapel gab zu, dass er Daten verändert und Forschung gefälscht hatte - allerdings erfolgte das Geständnis nicht ganz aus freien Stücken. Der Verdacht wurde vielmehr von drei Mitarbeitenden geweckt, die sich einem anderen Professor anvertrauten. Letzterer informierte den Rektor der Universität an der Stapel arbeitete. Bei 25 Veröffentli‐ chungen konnten Untersuchungskommissionen Manipulation nachweisen, in 30 Fällen waren Daten darüberhinaus völlig frei erfunden. Neben dem Verlust seiner wissenschaftlichen Karriere musste Stapel trotz eines umfassenden Geständnisses einige Wochen gemeinnützige Arbeit leisten (Rauner 2014). Die wissenschaftliche Redlichkeit kann durch Konkurrenz unter Forschenden und de‐ ren Narzissmus für eigene wissenschaftliche Studienergebnisse eingeschränkt werden. Gerne werden gerade innovative Forschungsergebnisse von Anderen abgelehnt, weil diese nicht konform mit der eigenen Meinung sind. Ein solches Vorgehen bremst den gesamten Forschungsprozess. Beispiel | Konkurrenz unter medizinischen Forschern Ein Streitfall mit weitgehender Wirkung stellten die Forschungsergebnisse von Semmelweis dar (Zankl 2012): Dem Mediziner fiel um das Jahr 1845 auf, dass in zwei benachbarten Abteilungen für Geburtshilfe in Wien ein sehr unterschiedlicher Pro‐ zentsatz von Kindbettfieberfällen auftrat. Die Analyse von Semmelweis offenbarte, dass die durch Obduktionen und Sezierübungen verunreinigten Hände der Ärzte und Medizinstudierenden den Schwangeren den Tod brachten. Eine ausreichende Desinfektion wurde schlicht unterlassen: Hygiene galt als Zeitverschwendung und in Fachkreisen inkompatibel mit geltenden Theorien über Krankheitsursa‐ chen. Semmelweis verordnete darauf vor jeder geburtshilflichen Untersuchung ein gezieltes Händewaschen mit wässriger Chlorkalklösung. Als Resultat dieser Maßnahme konnte die Infektionsrate in kurzer Zeit stark reduziert werden, was die Korrektheit seiner Vermutungen belegte. In der Fachwelt wurden seine Erkennt‐ 30 2 Wissenschaftliche Grundlagen <?page no="31"?> nisse jedoch zurückgewiesen. Erst Jahre später wurden die für das Kindbettfieber verantwortlichen Eiterbakterien gefunden. Darauf kamen die wissenschaftlichen Gegner von Semmelweis nicht umhin, seine Analyse anzuerkennen, da eine Desinfektion der Hände die Bakterien abtötet. Es existieren einige Forschungspraktiken, die in einem Graubereich zwischen Redlich‐ keit und Unredlichkeit liegen, sogenannte fragwürdige Forschungspraktiken (engl. questionable research practices, abgekürzt: QRPs). QRPs kennzeichnen alle Entschei‐ dungen im wissenschaftlichen Arbeitsprozess, die ein Forschungsergebnis besser aussehen lassen, ohne Daten zu manipulieren. Eine fragwürdige Vorgehensweise wäre das Missachten von methodischen Grundsätzen, z. B. der Ausschluss von Da‐ ten, die nicht mit einer theoretischen Hypothese übereinstimmen. Fragwürdige For‐ schungspraktiken schwächen die Belastbarkeit der durch ihren Einsatz gewonnenen Forschungsergebnisse. Zu der Thematik existiert eine Reihe von Untersuchungen, die sich vorwiegend auf die Psychologie als Fachgebiet konzentrieren. Dies steht in Zusammenhang mit der Aufdeckung einiger Betrugsfälle und dem damit verbundenen Vertrauensverlust in die psychologische Forschung. Beispiel | Hypothesenbildung und Beendigung der Datenerhebung Fragwürdige Forschungspraktiken liegen vor, wenn Hypothesen (vgl. Kap. 2.5.1) erst nach dem Forschungsergebnis gebildet werden und behauptet wird, dass von vornherein die formulierte Annahme bestand. Letztere Praktik wird auch als HARKing (= Hypothesizing after the Results are known) bezeichnet. Auch die Beendigung der Datenerhebung im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie, wenn die Forscherinnen und Forscher das erwartete und gewünschte Ergebnis als erreicht ansehen, ist ein fragwürdiges Vorgehen. Das gezielte Berichten von großen und das Unterschlagen von kleinen Effekten in Studien mit mehreren Fragestellungen lässt sich ebenfalls als fragwürdiges Vorgehen einordnen. Eine Reihe von wissenschaftlichen Studien konnte den Gebrauch von fragwürdigen Forschungspraktiken belegen: Fiedler und Schwarz (2016) konnten den Gebrauch von QRPs in der psychologischen Forschung aufzeigen. Agnoli et al. (2017) kamen zu einem vergleichbaren Ergebnis und stellten die Vermutung an, dass es sich um ein internationales Phänomen handle, das in zahlreichen wissenschaftlichen Disziplinen verbreitet sei. Brachem et al. (2022) stellten eine ähnliche Tendenz bei einer Befragung von 1397 Psychologie-Studierenden fest, wobei die Anwendung im Studienverlauf abnahm und in Masterarbeiten vergleichsweise selten anzutreffen war. 2.3 Ansprüche an eine Wissenschaft 31 <?page no="32"?> 2.3.6 Ethisch korrekt Wissenschaftliche Forschungen sollten sich an allgemeinen ethischen Standards ori‐ entieren, z. B. der Menschlichkeit, der Würde von Individuen oder der Erhaltung der Umwelt (Eisend & Kuß 2023). Dieser Anspruch steht in enger Verbindung zur Objektivi‐ tät sowie zur Ehrlich- und Redlichkeit. Allgemein hat jeder respektive jede Forschende die Verantwortung für das eigene Handeln. An zahlreichen Hochschulen besteht zudem eine Ethikkommission, die umfangreichere Forschungsprojekte hinsichtlich ethischer Fragen prüft und über die Zulässigkeit von kritischen Studien mit Personen und Tieren sowie Untersuchungen mit personen- oder organisationsbezogenen Daten entscheidet. Betroffen können etwa Projekte sein, in denen Probanden aufgrund von Geschlecht, Ethnie, Religion, sexueller Orientierungen oder politischer Einstellungen diskriminiert werden könnten. Beispiel | Medizinische Forschung Bei medizinischen Studien sollten etwa nicht unnötige Schmerzen für Patientinnen oder Patienten in Kauf genommen werden, nur um ein optimales Forschungsergeb‐ nis zu erzielen. Ebenso stellt „Informed Consent“ (Einwilligung nach erfolgter Auf‐ klärung) eine allgemein anerkannte ethische Voraussetzung für die Durchführung von Forschung am Menschen dar (Fässler & Biller-Andorno 2010). Einschränkun‐ gen dieses Grundsatzes können jedoch z. B. in mangelnder Einwilligungsfähigkeit mancher Patientengruppen (wie z. B. von Kleinkindern) liegen 2.4 Wissenschaftliches Wissen versus Alltagswissen Wissenschaftswissen ist nicht gleich Alltagswissen (vgl. Tab. 2.1). Zwar helfen erfah‐ rene Handlungsanleitungen den Individuen, ihren Alltag befriedigend zu strukturieren und zu bewältigen. Allerdings reichen individuelle Alltagstheorien nicht zur Bewäl‐ tigung unübersichtlicherer Handlungssituationen, kollektive Alltagstheorien tragen zudem nicht hinreichend zur Lösung gesellschaftlicher Aufgaben bei. Wissenschaftli‐ ches Arbeiten hingegen ist auf das Finden von Alternativen zur Lösung von komplexen Problemsituationen angelegt. Merkmale des wissenschaftlichen Prozesses sind dabei ein methodisches Vorgehen, eine Theoriebildung usw. Es ist jedoch zu bemerken, dass alltagsförmige Erkenntnis und wissenschaftliche Erkenntnis keine gegenseitigen Pole darstellen, da beide aufeinander einwirken. So bildet etwa die Alltagssprache die Grundlage für die wissenschaftliche Sprache. Zudem kann wissenschaftliches Wissen in Alltagswissen übergehen. 32 2 Wissenschaftliche Grundlagen <?page no="33"?> Beispiel | Erkenntnisse aus der Ernährungswissenschaft Viele Vitamine kann der menschliche Körper nicht selbst produzieren. Deswegen müssen sie über die Nahrung eingenommen werden. Durch die Einnahme von Vitamintabletten sollte nicht nur die Krebsrate gesenkt, sondern auch eine positive Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System und viele andere Effekte erzielt werden. Eine Studie von Lee, Folsom, Harnack, Halliwell & Jacobs (2004) beweist z. B. die negative Wirkung von Vitamin C-Konzentraten - zumindest was Zuckerkranke angeht. 281 der 1923 Diabetiker und Diabetikerinnen, die an der Untersuchung teilgenommen hatten, starben während der 15-jährigen Studiendauer durch Herz‐ tod. Durch weitere Studien hat sich mittlerweile die Erkenntnis durchgesetzt, dass Vitamintabletten den positiven Nutzeffekt von Obst und Gemüse nicht oder nur eingeschränkt imitieren können, da sie nur einen beschränkten Anteil ihrer wirksamen Substanzen aufweisen. Eine komplette Frucht ist aus diesem Grund wirkungsvoller als die Summe all ihrer Inhaltstoffe. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse werden durch die Medien weitergegeben und somit zu Alltagswissen. - Alltagswissen Wissenschaftliches Wissen Entstehung des Wissens Durch Erfahrungen (Lebenserfah‐ rungen, learning by doing usw). Kommt auf Grundlage von nach‐ vollziehbaren Studien zustande, Er‐ gebnisse sind transparent. Objektivität des Wissens Direkte Verknüpfung von Wissen und Person; Wissen ist für Indivi‐ duum hilfreich; subjektiv geprägt. Trennung von Wissen und Person; Wissen ist intersubjektiv, d. h. spie‐ gelt mehr als die Werte und Interes‐ sen des Forschers wider. Weitergabe bzw. Vermittlung des Wissens Mündlich überlieferte Alltagsspra‐ che und Handlungsroutinen. Veröf‐ fentlichung, z. B. in Zeitungen. Wissenschaftssprache mit sprach‐ lichen Eigenheiten und Spezifika‐ tionen. Veröffentlichung als Bücher oder Aufsätze in Fachjournals. Tab. 2.1: Unterscheidung von Alltags- und wissenschaftlichem Wissen 2.5 Begriffe in der Wissenschaft Die Wissenschaft ist geprägt von Fachbegriffen und wissenschaftlichen Vorgehens‐ weisen. Die folgenden Ausführungen dienen dazu, diese Welt zu erschließen und Begriffe wie Theorie, Hypothesen und Gesetze greifbar zu machen und mit Beispielen zu unterlegen. 2.5 Begriffe in der Wissenschaft 33 <?page no="34"?> Merke Alle Begriffe, die in Theorien, Hypothesen oder Gesetzen enthal‐ ten sind und deren Bedeutung nicht zweifelsfrei feststeht, müs‐ sen definiert werden. Dies kann z. B. in einem Glossar geschehen. 2.5.1 Hypothesen Wissenschaftliche Hypothesen sind Annahmen über reale Sachverhalte in Form von Konditionalsätzen. Sie leisten eine Erklärung über einen Sachverhalt, wodurch sie sich von einer Prognose unterscheidet, die keine erklärende Funktion besitzt. Hypothesen • weisen über den Einzelfall hinaus, d. h. sie sind generalisierbar, • sind durch Erfahrungsdaten widerlegbar, was auch Falsifizierbarkeit genannt wird, • haben einen empirischen Gehalt, d. h. sie sind empirisch untersuchbar. Insbesondere die Falsifizierbarkeit von Hypothesen basiert auf Gedanken von Karl Popper (2005), der erstmalig im Jahre 1934 in seinem Buch „Logik der Forschung“ diese Fehlbarkeitstheorie beschrieb. Er forderte von jeder wissenschaftlichen Hypothese und Theorie, dass sie falsifizierbar sei. Popper führte das Kriterium der Falsifizierbarkeit ein, um wissenschaftliche Aussagen von anderen, metaphysischen oder pseudowissen‐ schaftlichen zu differenzieren. Neben dieser zentralen Forderung sind folgende Punkte bei der Formulierung von Hypothesen zu beachten: Eine Hypothese • enthält mindestens zwei semantisch gehaltvolle Begriffe, die durch den logischen Operator wie „wenn-dann“ oder „je-desto“ verbunden sein können. • muss Geltungsbedingungen enthalten. • muss widerspruchsfrei sein Beispiel | Formulierung einer Hypothese 1. Schritt: Annahme über einen realen Sachverhalt: „Mädchen erzielen bessere Noten in Klassenarbeiten als Jungen.“ 2. Schritt: Hypothese formulieren: „Wenn ein Individuum ein Mädchen ist, dann erzielt sie in einer Klassenarbeit eine bessere Note als ein Individuum, das ein Junge ist“. 3. Schritt: Eingrenzung der Hypothese: „Wenn ein weibliches Individuum im Alter von 6-14 Jahren eine gemeinsame Prüfung mit einem männlichen Individuum im gleichen Alter schreibt, dann erzielt es eine bessere Note in der Prüfung“. 34 2 Wissenschaftliche Grundlagen <?page no="35"?> Fazit | Diese Aussage ist erstens empirisch untersuchbar, z. B. durch Untersu‐ chungen in verschiedenen Schultypen, besitzt zweitens Allgemeingültigkeit für Individuen im Alter zwischen 6-14 und ist drittens falsifizierbar, z. B. durch einen Jungen, der ein besseres Prüfungsergebnis als ein Mädchen erzielt. Das Formulieren von Hypothesen ist nicht einfach, hier werden zahlreiche logische Fehler gemacht. Folgende Erläuterungen mögen beim Ableiten von Hypothesen helfen. Keine Hypothesen sind a) „Kann-Sätze“ „Kann-Sätze“ sind nicht falsifizierbar und laufen dadurch einem wesentlichen Krite‐ rium einer Hypothese zu wider. Beispiel | „Nur intensives Lernen zwei Wochen vor einer Prüfung kann zu besseren Prüfungsergebnissen führen“. Fazit | Dieser Satz ist nicht falsifizierbar, weil jedes Ereignis, also sowohl ein besseres Prüfungsergebnis als auch ein schlechterer Ausgang mit dem Kann-Satz übereinstimmt. b) Tautologien Tautologie bezeichnet eine wiederholende Häufung gleichbedeutender Wörter dersel‐ ben Wortart (Sätze, die einen Sachverhalt doppelt wiedergeben), z. B. „eine Biografie über sein Leben“. Solche Sätze sind nicht falsifizierbar. Beispiel | „Wenn Manager ihre finanzielle Vergütung steigern, dann verdienen sie mehr Geld.“ c) „Es gibt-Sätze“ „Es gibt-Sätze“ können keine Hypothesen sein, weil sie nicht allgemeingültig sind und praktisch nicht falsifizierbar sind. Beispiel | „Es gibt männliche Individuen, die niemals arbeiten“. Fazit | Eine Interpretation des Satzes und seiner Sinnhaftigkeit wäre wie folgt zu leisten: Männliche Individuen arbeiten zwar (prinzipiell schon), es gibt aber mindestens einen Mann, der niemals arbeitet. Erstens erhebt dieser Satz keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Zweitens ist er praktisch nicht falsifizierbar. Es wäre bei allen Männern dieser Erde zu beweisen, dass sie niemals arbeiten. 2.5 Begriffe in der Wissenschaft 35 <?page no="36"?> Je nach Form der wissenschaftlichen Arbeit wird mehr oder weniger mit Hypothesen gearbeitet. Empirische Forschungen sind vor allem von Hypothesen geleitet, was auch die Erkundung von der Hypothese zugrunde liegenden Sachverhalten beinhaltet. Das kann eine Hausarbeit oder Projektarbeit normalerweise nicht leisten. Hier können so genannte Arbeitshypothesen formuliert werden, die auch subjektive Vermutun‐ gen beinhalten und damit Grundlage für (Vor-)Untersuchungen und weiterführende Forschungen sind. Eine Forschungshypothese hingegen resultiert aus intensiven Re‐ cherchen. Dissertationsarbeiten, aber auch schon Master- oder auch Bachelorarbeiten können aufgrund des längeren Bearbeitungszeitraums solches leisten. 2.5.2 Gesetz Gesetze sind prinzipiell mit Hypothesen gleichzusetzen. Jedoch wird der Begriff „Gesetz“ vor allem dann verwendet, wenn sich eine Aussage in der Realität schon „bewährt“ hat. Ein naturwissenschaftliches Gesetz ist beispielsweise eine experimentell überprüfte Hypothese. Beispiel | „Das Ertragsgesetz“ aus der Volkswirtschaftslehre Nach Turgot führt nicht jede Erhöhung des Einsatzes eines Produktionsfaktors zu einer gleich hohen Zunahme des Ertrags (Voss 2018). Im Gegenteil, die Stei‐ gerung eines Produktionsfaktors führt unter der Bedingung, dass alle anderen Produktionsbedingungen gleich bleiben, zwar zunächst zu einer Ertragserhöhung. Diese fällt jedoch mit jeder weiteren Erhöhung des Produktionsfaktors von Mal zu Mal geringer aus und wird ab einem bestimmten Zeitpunkt sogar gleich Null oder negativ. Auf einen Fall konkretisiert: Durch eine kontinuierliche Steigerung der Arbeitskräfte auf einem Acker (bei sonst gleich bleibenden Ressourcen / Be‐ dingungen, also z. B. gleichbleibender Fläche) wächst die Erntegeschwindigkeit zunächst stetig an. Ab einer bestimmten Anzahl nimmt sie ab, da sich die Arbeiter auf den „Füßen rumstehen“. Das Gesetz lässt sich auch auf den Gebrauch von Düngemitteln usw. übertragen. 2.5.3 Theorie Je nach wissenschaftstheoretischem Standpunkt wird das Wort „Theorie“ unterschied‐ lich beschrieben. Allgemein kann eine Theorie als ein grundlegendes Ideengebilde oder gedanklicher Entwurf eines Sachverhaltes gekennzeichnet werden. Damit bietet sie einen (spezifischen) Ausschnitt aus der Realität. Eine Theorie entsteht im Erkenntnis‐ prozess nach Sichtung des Stands der Forschung. Sie enthält in der Regel Hypothesen und Gesetze über den Gegenstandsbereich (vgl. Abb. 2.4), d. h. Hypothesen und Gesetze gehen in Theorien ein. Durch die Untersuchung ihrer zugrundeliegenden Hypothesen kann eine Theorie daher widerlegt werden. 36 2 Wissenschaftliche Grundlagen <?page no="37"?> Hypothese 1 Gesetz 1 Theorie Hypothese 2 Gesetz 2 Abb. 2.4: Zusammenhang zwischen Hypothese, Gesetz und Theorie Beispiel | Theorie der Reaktanz nach Brehm (1966) Reaktanz ist mit Einengung der eigenen Handlungsfreiheit verbunden. Reaktanz‐ verhalten tritt allgemein auf, wenn äußere Einflussversuche zur Änderung oder Prüfung von Einstellungen erfolgen, Barrieren (erschweren es, einen bestimmten Zustand zu erreichen) errichtet werden oder ein Zwang zur Auswahl zwischen verschiedenen Alternativen besteht. Reaktanz ist also die Motivation zur Wieder‐ herstellung der verlorenen Freiheitsräume. Z. B. Eltern sagen in der Erziehung Jugendlicher gerne den Satz „Bier trinken ist nichts für dich, das ist nur etwas für Erwachsene“. Die Aussage führt in vielen Fällen zu einem „jetzt will ich es aber doch trinken“. Veröffentlichte Theorien werden oft als Quellen zitiert und fließen somit direkt in andere wissenschaftliche Arbeiten ein. Selbst hergeleitet werden Theorien eher in wissenschaftlichen Arbeiten höherer Stufen wie Doktorarbeiten. 2.5.4 Werturteil Ein Werturteil beinhaltet als Form einer persönlichen Einstellung eine Stellungnahme eines Individuums bezüglich eines mehr oder minder genau bestimmten Objekts mit einer positiven oder negativen Note (Brühl 2021). Es ist meist mit einer ausdrücklichen Erwartung bzw. einer Aufforderung an Dritte verbunden, die bekundete Wertung zu teilen bzw. zu bestätigen. Beispiel | Werturteile „Die Sozialhilfesätze sind einfach zu hoch.“ „Die Regierung versagt wieder in allen Punkten.“ „Mädchen werden in der Schule doch immer bevorzugt.“ 2.5 Begriffe in der Wissenschaft 37 <?page no="38"?> Wissenschaft sollte Werturteile ausschließen (vgl. Kap. 2.3.1), da diese nicht überprüf‐ bar sind - sie drücken persönliche Meinungen aus und können deswegen weder wahr noch falsch sein. Teilweise wird auch die Meinung vertreten, dass Werturteile auch in der Forschung bestehen können, aber als solche kenntlich gemacht werden müssen. Eins ist allerdings zu bedenken: Wissenschaftliche Forschung besitzt immer einen Wertanteil, da aus einer unendlichen Menge denkbarer Fragen einige vom Forscher ausgewählt und damit Bearbeitungsgegenstand werden. Eine solche Wertung ist allerdings unvermeidlich - sie muss allerdings im Forschungsprozess transparent ge‐ macht werden. Es gilt, möglichst vorurteilsfrei an die ausgewählten wissenschaftlichen Fragestellungen heranzugehen. 2.6 Empirische Forschung Eine empirische Untersuchung ist „a system for collecting information from or about people to describe, compare, or explain knowledge, attitudes and behavior“ (Fink 2003, S. 1). Sie startet nicht einfach mit dem Einsatz einer Erhebungsmethode, eine Untersuchung ist vielmehr „a system“ und besteht aus mehreren Planungs- und Durchführungsschritten. Diese Schritte orientieren sich nicht zuletzt daran, welche Bearbeitungsmöglichkeiten ein wissenschaftliches Thema zulässt, innerhalb welcher Forschungsrichtung (qualitative und quantitative Forschung) die Forschungsarbeit basierend darauf entwickelt wird, welche Ziele durch die empirische Untersuchung erreicht werden sollen und welche Daten dafür erhoben werden müssen. Im Folgenden werden qualitative und quantitative Forschungsansätze in ihren Grundzügen beschrie‐ ben. Dabei wird problematisiert, für welche Forschungsfragen welcher Weg gangbar ist und welche Schritte die Planung und Durchführung der Untersuchung zu beinhalten hat. Qualitative und quantitative Forschung gehen mit einem vollständig verschiedenen Verständnis an empirische Studien heran und stellen andere Ansprüche an die der Forschung zugrundeliegende Theorie, die Qualität der Daten, den Aufbau und das Resultat einer Analyse. 2.6.1 Qualitative Forschung Bei qualitativer Forschung steht das „Verstehen“ und „Deuten“ wissenschaftlicher Zusammenhänge im Mittelpunkt, weshalb ein Forschungsdesign offen, flexibel und umfassend angelegt ist. Der Untersuchungsprozess ist eher als eine Form der Kom‐ munikation und der Interaktion zwischen dem Forscher und dem zu Erforschenden zu interpretieren. Durch den Prozess entstehen ununterbrochen neue Fragen, die wie‐ derum an den Forschungsgegenstand herangetragen werden, um weitere Einsichten abzuleiten. Daraus folgt, dass das Forschungsfeld noch zu erkunden oder tiefer zu hinterfragen ist. Es ist ein explorativer Ansatz, der eine grundsätzliche Erkundung einer Thematik unterstützen soll. Die Forschung ist also eher „hypothesensuchend“ 38 2 Wissenschaftliche Grundlagen <?page no="39"?> und versucht schrittweise eine Theoriebildung und -weiterentwicklung („rolling hy‐ pothesis“). Im Rahmen des Forschungsvorgehens wird oft eine kleinere Stichprobe mit einer „typischen“, gezielten Stichprobenauswahl („theoretical sampling“) gewählt. In der qualitativen Forschung existiert eine Vielzahl unterschiedlicher Forschungstechniken und -methoden. An dieser Stelle werden lediglich drei Varianten exemplarisch erläutert, um den Charakter der qualitativen Forschung zu veranschau‐ lichen. Narratives Interview Diese Methode weist einen hohen Grad an Hörerorientierung auf und wird vornehm‐ lich im Zusammenhang mit biografischen Fragestellungen angewandt. Die gebrauchte Eingangsfrage ist schlicht eine Erzählaufforderung. Sein Einsatzgebiet findet diese Form des Interviews bei explorativen Fragestellungen, vor allem wenn es um schwer erfragbare subjektive Sinnstrukturen geht. Leitfadeninterview Das Interview wird mit Rückgriff auf einen mehr oder weniger strukturierten Leitfaden (teilstandardisiertes, standardisiertes Leitfadeninterview) geführt. Die Probanden kön‐ nen dabei je nach Offenheitsgrad das Gespräch selbst steuern oder durch Interviewende gelenkt werden. Bei der offeneren Version müssen Interviewende nur darauf achten, dass alle anvisierten Themen im Gespräch behandelt werden. Focus Groups Es ist eine moderierte Form der Gruppendiskussion zu einem festgelegten Thema, bei der in der Regel 6-12 Teilnehmende vorhanden sind. In Gruppendiskussionen werden nicht nur Fakten, sondern im Diskussionsprozess die dahinterliegenden Einstellungen, Erwartungen und Motive sichtbar. Durch die Gruppendynamik können auch stark emotional gefärbte Äußerungen entstehen und starke Reaktion und Gegenreaktion der Teilnehmer oder Teilnehmenden zustande kommen. Gruppendiskussionen sind speziell zur Analyse von komplexen Verhaltensweisen und den zugrunde liegenden Motiven brauchbar, da erforscht werden kann, wie unterschiedliche Individuen die gleichen Situationen angehen und lösen. 2.6.2 Quantitative Forschung Bei der quantitativen Forschung steht das standardisierte, strukturierte „Messen“ festgelegter Inhalte im Vordergrund der Erhebung, um Hypothesen zu prüfen. Verhal‐ ten wird durch Modelle und Zusammenhänge möglichst exakt beschrieben. Hierbei wird eine große, repräsentative Stichprobe („statistical sampling“) gewählt. Abb. 2.5 illustriert den charakteristischen Prozess einer quantitativen Studie. 2.6 Empirische Forschung 39 <?page no="40"?> • Theorie - Studium der theoretischen Grundlagen • Hypothesenbildung - Formulierung von falsifizierbaren Hypothesen • Methoden- und Stichprobenauswahl - zur Untersuchung zweckmäßiger Bestimmung • Datenerhebung - Durchführung der Untersuchung • Auswertung und statistische Prüfung - Anwendung statistischer Methoden zur Hypothesenprüfung 1 2 3 4 5 Abb. 2.5: Prozess einer quantitativen Studie. Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Schnell, Hill & Esser-Weckmann (2023) In der quantitativen Forschung bestehen ebenso wie in der qualitativen Forschung un‐ terschiedliche Forschungstechniken und -methoden. Es existieren jedoch drei zentrale Erhebungsmethoden, die sich immer wieder in anderen Varianten in der quantitativen Forschung zeigen (vgl. Abb. 2.6). Erhebungsmethoden quantitativer Forschung Beobachtung Befragung Experiment Abb. 2.6: Methoden quantitativer Forschung 2.6.2.1 Befragung Quantitative Befragungen werden anhand eines fix vorgegebenen Frageschemas aus‐ geführt, d. h. Fragen und Antworten sind festgelegt und dürfen nicht verändert werden, um eine Vergleichbarkeit der Daten zu gewährleisten. Ziel ist dabei, exakte Aussagen über die Verteilung der abgefragten Eigenschaften innerhalb des Samples zu erhalten. Um allgemeingültige Aussagen treffen zu können, muss eine möglichst große und repräsentative Stichprobe befragt werden. Im Wesentlichen sind die schriftliche und mündliche Befragung zu differenzieren (vgl. Abb. 2.7). 40 2 Wissenschaftliche Grundlagen <?page no="41"?> mündliche Befragung z. B. schriftliche Befragung z. B. • telefonisch durchgeführte standardisierte Interviews • standardisierte Face to Face Interviews • Online-Fragebögen • postalische Briefbefragung Abb. 2.7: Beispiele für mündliche und schriftliche Befragung 2.6.2.2 Beobachtung Bei einer Beobachtung erfolgt ein spezifischer Zugang zu sozialen Phänomenen, bei dem Da‐ ten über die Untersuchungsobjekte nicht durch deren direkte Angaben entstehen, sondern indirekt durch Forschende oder durch von ihnen angewiesene Personen erhoben werden. Im Rahmen der Beobachtung werden Verhaltensweisen, Vorgänge oder Ereignisse in Bezug auf bestimmte Situationen aufgezeichnet, wie z. B. das Kauf- und Verkaufsverhalten, die Reaktion auf Reize durch physiologische Messung psychischer Variablen (Pulsschlag, Haut‐ widerstand, Pupillenweite) oder der Blickregistrierung zur Analyse von Aufmerksamkeits‐ wirkungen. Zur Aufzeichnung der Gegebenheiten bestehen standardisierte Codierschemata. Darin werden die Aufzeichnungen des beobachtenden Individuums eingetragen. Vor dem Studienbeginn muss also eindeutig definiert sein, was beobachtet werden soll, d. h. was im Hinblick auf die Forschungsfragestellung zu kategorisieren ist. Varianten der Beobachtung werden in der folgenden Tabelle illustriert. Arten der Beobachtung Beschreibung verdeckte Beobachtung beobachtete Personen wissen nicht, dass sie beobachtet werden offene Beobachtung beobachtete Individuen wissen, dass sie beobachtet werden, es kommt aber zu keinem Kontakt mit dem Beobachter strukturierte Beobachtung Beobachtung liegt ein ausführliches Beobachtungsschema zugrunde unstrukturierte Beobachtung Beobachtung liegt kein ausführliches Beobachtungsschema zu‐ grunde (eher qualitative Erfassung) Feldbeobachtung Verhalten wird in einem natürlichen Umfeld beobachtet Laborbeobachtung Verhalten wird in einer standardisierten Situation erhoben Selbstbeobachtung Selbstaufzeichnung, d. h. Beobachtungsziel und -zweck sind be‐ kannt (eher kritisch in quantitativer Forschung) Fremdbeobachtung Fremdaufzeichnung, d. h. Beobachtungsziel und -zweck sind unbe‐ kannt Tab. 2.2: Klassifizierung unterschiedlicher Beobachtungsformen 2.6 Empirische Forschung 41 <?page no="42"?> 2.6.2.3 Experiment Ein Experiment ist ein kontrollierter, wiederholbarer Versuch zwecks Messung von Ursache-Wirkungs-Beziehungen unter vorher festgelegten Umweltbedingungen. Da‐ mit handelt es sich um keine selbstständige Methode, sondern um eine Kombination aus Befragung und Beobachtung. Einsatzgebiete finden sich vor allem in den Natur‐ wissenschaften, aber auch in den Sozialwissenschaften. In der Öffentlichkeit haben vor allem einige psychologische Experimente einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt. Beispiel | Stanford Prison Experiment Das Experiment wurde im Jahr 1971 vom amerikanischen Psychologen Philip Zimbardo an der Stanford University durchgeführt, wobei ein umgebauter Flur im Keller der Universität als Gefängnis diente. Studienziel war die Erkundung des menschlichen Verhaltens im Rahmen eines Rollenspiels (Zimbardo 2016; Kühl 2005): Es wurden 24 freiwillige Probanden zufällig in die Gruppen „Gefangene“ oder „Wärter“ aufgeteilt, die sie zwei Wochen einnehmen sollten. Die Gefangenen mussten vorab Dokumente unterschreiben, in denen sie eine Einschränkung ihrer Grundrechte während des Experimentes in Kauf nahmen. Einige Wärter nutzen bereits nach kurzer Dauer ihre Machtposition aus und leiteten drastische Maß‐ nahmen gegen Gefangene ein. Die Repressionen führten zu einem Gefangenen‐ aufstand, der niedergeschlagen wurde. Die Sanktionen gegenüber den Häftlingen wurden darauf immer härter, wie z. B. Ausziehen der Kleidung mit anschließendem Abspritzen mit einem Feuerlöscher. Bevor die erste Versuchswoche abgelaufen war, musste das auf zwei Wochen terminierte Experiment abgebrochen werden. In modifizierter Form bildet das „Stanford Prison Experiment“ die Grundlage für einen Roman und mehrere Verfilmungen. Im Fokus eines Experimentes steht das Beobachtungsobjekt, dessen Eigenschaften in Form von formulierten Hypothesen getestet werden. Der Test kann unter künstlichen (Laborexperiment) oder natürlichen (Feldexperiment) Rahmenbedingungen erfolgen. Bei Laborexperimenten können die Versuchsbedingungen vollständig kontrolliert werden. Dieser Vorteil fehlt bei den Feldexperimenten, die allerdings aufgrund der natürlichen Testumgebung eine hohe Allgemeingültigkeit aufweisen können. 42 2 Wissenschaftliche Grundlagen <?page no="43"?> 2.6.3 Quantitative versus qualitative Forschung Zentrale Merkmale qualitativer und quantitativer Forschung werden in Tabelle 2.3 verglichen. - Qualitative Forschung Quantitative Forschung Theorie liegt nur in Form von implizierten Annahmen vor kann entwickelt bzw. weiterentwi‐ ckelt werden Forschungsfrage ist grob umrissen ist konkret formuliert Erkenntnisobjekt noch relativ unbekannt bereits tiefer erforscht Hypothesen sollen entwickelt werden sollen geprüft werden Forschungsansatz explorative Fragen, Einsatz von Tiefen-Interviews Datenquantifizierung, statistische Methoden Tab. 2.3: Gegenüberstellung von qualitativer und quantitativer Forschung Bei qualitativen und quantitativen Forschungsstudien setzten Studierende immer wie‐ der gerne Facebook-Umfragen oder andere Umfragen aus dem Social-Media-Umfeld in wissenschaftlichen Arbeiten relativ unreflektiert ein. Das birgt allerdings Risiken: In quantitativer Hinsicht ist etwa zu beachten, dass Hochrechnungen auf die gesamte Bevölkerung, sprich die Repräsentativität, daraus nicht abzuleiten ist. Facebook filtert die Beiträge, die jeden einzelnen erreichen, über einen Algorithmus. Auch die quali‐ tative Forschung läuft hier nicht so reibungsfrei. Facebook-Beiträge sind schließlich genauso zu kodieren und zu analysieren wie ein „normales“ qualitatives Interview. X (ehemals Twitter) oder Facebook sind aber sehr gut geeignet, um Stimmungsbilder einzufangen. Daraus kann beispielsweise eine Forschungsfrage entstehen oder eine Hypohese für ein quantitatives Projekt abgeleitet werden. 2.6.4 Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der empirischen Forschung Bei der Erstellung empirischer wissenschaftlicher Arbeiten können KI-gestützte Werkzeuge einen signifikanten Beitrag leisten. Sie können den Forschungsprozess unterstützen, indem sie anspruchsvolle Aufgaben der Datenanalyse und -verarbeitung mit Hilfe von Maschinellem Lernen, Deep Learning oder Natural Language Processing übernehmen. KI-Systeme, insbesondere solche, die auf Maschinellem Lernen basieren, sind zu‐ nehmend in der Lage, große und vielfältige Datenmengen zu analysieren. Maschinelles Lernen beschäftigt sich mit der Entwicklung von Algorithmen und statistischen Modellen, welche es Computern ermöglichen, Aufgaben auszuführen, ohne explizit dafür programmiert worden zu sein. Stattdessen „lernen“ diese Systeme aus Erfah‐ rungen in Form von Daten. Der Fokus liegt darauf, Muster und Strukturen in den 2.6 Empirische Forschung 43 <?page no="44"?> Daten zu erkennen und daraus Vorhersagen oder Entscheidungen abzuleiten. Diese Programme unterstützen Studierende bei der Identifikation relevanter Muster und Zusammenhänge, die für ihre Forschungsfragen von Bedeutung sind. Studien und Erhebungen, die früher Monate der manuellen Arbeit erforderten, können mit dieser Unterstützung in kürzerer Zeit und mit erhöhter Präzision durchgeführt werden. Beispiel | KI-System Leximancer Leximancer (https: / / www.leximancer.com/ ) ist ein Textanalyse-Programm, wel‐ ches Maschinelles Lernen nutzt, um in großen Textmengen automatisch die Hauptthemen zu extrahieren und diese in einer interaktiven, visuellen Landkarte darzustellen. Ursprünglich wurde das System für die Verarbeitung von Texten in englischer Sprache entwickelt, aber es verfügt über Funktionen, die auch die Analyse von Texten in anderen Sprachen, einschließlich Deutsch, ermöglichen. Deep Learning, ein fortschrittliches maschinelles Lernverfahren, ermöglicht es, komplexe Daten, wie Bilder oder gesprochene Sprache, für die Forschung nutzbar zu machen. Dies kann insbesondere in Disziplinen wie den Sozialwissenschaften von großer Bedeutung sein, wo die Analyse von Sprachmustern zu den Kernelementen zählt. Beispiel | Deep Learning Google Cloud Speech-to-Text Bei Google Cloud Speech-to-Text (https: / / cloud.google.com/ speech-to-text/ ) han‐ delt es sich um einen Service, der Deep Learning verwendet, um Audio in über 120 Sprachen und Varianten in Text umzuwandeln. Die Technologie wird in sozialwissenschaftlichen Studien beispielsweise genutzt, um Interviews und Gruppendiskussionen zu transkribieren. Ein weiterer Vorteil ergibt sich aus dem Einsatz von Natural Language Processing (NLP), das die Analyse und Synthese von Textdaten revolutioniert. NLP-Tools können wesentlich dazu beitragen, Literatur zu sichten, zu klassifizieren und Zusammenfas‐ sungen zu extrahieren, wodurch die Effizienz der Literaturrecherche und -analyse im Rahmen wissenschaftlicher Arbeiten deutlich gesteigert werden kann. Grundlage dafür sind sowohl linguistische Regeln als auch maschinelle Lernmodelle, um Bedeutungen aus der komplexen Struktur der natürlichen Sprache zu entnehmen. Beispiel | Natural Language Processing Scholarcy Scholarcy (https: / / www.scholarcy.com/ ) ist ein Online-Tool, das Natural Language Processing und Maschinelles Lernen verwendet, um wissenschaftliche Artikel, Buchkapitel und andere akademische Dokumente zu analysieren. Es zielt darauf 44 2 Wissenschaftliche Grundlagen <?page no="45"?> ab, Forschenden, Akademikern und Studierenden die Literaturrecherche und -aufarbeitung zu erleichtern, indem es aus einem umfangreichen Text schnell verständliche Zusammenfassungen und umrissene Ansichten schafft. Für jeden bearbeiteten Artikel erstellt Scholarcy sogenannte „Flashcards“, die eine schnelle Übersicht über die wichtigsten Punkte des Artikels bieten. Diese Flashcards ent‐ halten Informationen über die Studienziele, Methoden, die wichtigsten Ergebnisse und die Erkenntnisse der Studie. Es ist wichtig, dass Studierende, die KI-Werkzeuge in ihrer Forschung einsetzen, ein grundlegendes Verständnis der zugrunde liegenden Algorithmen haben und auf die Qualität der verwendeten Daten achten. Die kritische Auseinandersetzung mit der Va‐ lidität und Reliabilität von KI-gestützten Forschungsergebnissen gehört zum wissen‐ schaftlichen Standard. 2.7 Zusammenfassung • Sie können die „Schranke“ auf dem Weg zur wissenschaftlichen Wahrheit erken‐ nen. • Sie sind fähig, das Erfahrungs- und Erkenntnisobjekt, Methodik und Systematik, Diskussion, Konvention als zentrale Merkmale einer Wissenschaft abzuleiten. • Sie wissen, die Ansprüche an eine Wissenschaft zu unterscheiden. • Sie lernten, wissenschaftliches Wissen und Alltagswissen abzugrenzen. • Hypothesen, Gesetze, Werturteil und Theorie wissen Sie zu definieren. • Sie sind in der Lage, die beiden Ausprägungen der empirischen Forschung (qua‐ litative und quantitative Forschung) mit ihren unterschiedlichen Forschungstech‐ niken kennzuzeichnen. 2.8 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: In einer Gastwirtschaft diskutieren Sie mit einem Freund, der nach einigen Bieren abfällig folgende Aussage trifft: „Business Administration ist doch überhaupt keine Wissenschaft! Was soll das Ganze denn? “ Gehen Sie darauf ein! Widerlegen Sie erstere Aussage anhand von drei prägnanten Beispielen! Aufgabe 2: Ein wichtiger Anspruch an wissenschaftliche Forschung ist die Objektivität der Forschenden und der wissenschaftlichen Darstellung. Begründen Sie, warum dieser Anspruch eine hohe Relevanz besitzt. Mit welchem anderen Anspruch besteht eine enge Verbindung? 2.7 Zusammenfassung 45 <?page no="46"?> Aufgabe 3: Kann Ihre Forschung eine absolute Wahrheit hervorbringen? Aufgabe 4: Was unterscheidet wissenschaftliches Wissen und Alltagswissen? Kreuzen Sie die falschen Aussagen zum Alltagswissen an. ☐ Alltagswissen wird durch persönliche Erfahrungen gebildet. ☐ Alltagswissen wird in Fachjournals veröffentlicht. ☐ Alltagswissen ist subjektiv. ☐ Alltagswissen trägt zur Lösung tiefgehender gesellschaftlicher Probleme bei. Aufgabe 5: Beurteilen Sie mit Hilfe von Abb. 2.8 die Hypothese: „Je älter Mann und Frau beim Eheschluss sind, desto niedriger liegt die Scheidungsrate.“ Stellen Sie auch Vermutun‐ gen über Gründe für den Verlauf der Kurve an. Anzahl Scheidungen Heiratsalter Abb. 2.8: Abhängigkeit der Scheidungen vom Heiratsalter Aufgabe 6: Beurteilen Sie folgende zwei Aussagen: Liegt eine Hypothese oder ein Werturteil vor? Warum? a) Der Einsatz von Atomkraft ist abzulehnen. b) Je mehr Hausaufgaben Schüler im Fach Deutsch erhalten, umso weniger kreative Eigenleistungen leisten sie in ihrer Freizeit in sprachlicher Richtung. Aufgabe 7: Kreuzen Sie die richtigen Aussagen an: Wissenschaftliche Hypothesen müssen ☐ zur absoluten Wahrheit führen. ☐ von diversen Forschern wiederholt überprüft werden können. ☐ einen empirischen Gehalt aufweisen. ☐ zur Lösung praktischer Probleme nützlich sein. 46 2 Wissenschaftliche Grundlagen <?page no="47"?> Aufgabe 8: Bei der folgenden Aufzählung finden Sie Problembereiche, die eher mit qualitativen Methoden, andere, die eher mit quantitativen Methoden anzugehen sind. Ordnen Sie die Fälle zu. Quantitative Methode Innerhalb der Prozesskette z. B. ______________ (Nummer) - - Qualitative Methode Innerhalb der Prozesskette z. B. ______________ (Nummer) - 1) bei der Beurteilung eines Produktes im Rahmen eines Produkt- oder Markttests 2) bei der Generierung neuer Produktideen 3) bei immer wiederkehrenden Fragestellungen, bei denen die Ergebnisse über die Zeit verglichen werden sollen 4) bei der Sammlung von Verbesserungsvorschlägen für bereits vorhandene Pro‐ dukte Aufgabe 9: Ordnen Sie bei folgenden Aussagen bitte zu, ob qualitative (a) oder quantitative (b) Forschung angesprochen ist: 1) exakt quantifizierbare Ergebnisse 2) Ermittlung von genauen statistischen Zusammenhängen möglich 3) Offenheit des Vorgehens ermöglicht Entdeckung bisher unbekannter Sachver‐ halte 4) Möglichkeit, eine große Stichprobe zu untersuchen und damit repräsentative Ergebnisse zu erhalten 5) Informationen über subjektive Sicht der Gesprächspartner, da keine oder wenige Vorgaben 6) Möglichkeit, Hintergründe zu erfragen und Unklarheiten zu beseitigen 7) tieferer Informationsgehalt durch offene Befragung möglich 2.9 Hinweise zur Vertiefung Lamnek, S. & Krell, C. (2024): Qualitative Sozialforschung. 7. Auflage, Weinheim: Beltz Marshall, C., Rossman, G. & Blanco, G. (2021): Designing Qualitative Research - International Student Edition. 7. Auflage, Thousand Oaks: SAGE Publications Wichmann, A. (2019): Quantitative und Qualitative Forschung im Vergleich: Denkweisen, Zielsetzungen und Arbeitsprozesse. Berlin: Springer Verlag 2.9 Hinweise zur Vertiefung 47 <?page no="49"?> 3 Zeitmanagement Zeitfresser sonstige Aspekte Optimierungsmethoden Zeitmanagement Ablaufplanung ALPEN- Methode Belohnungssetzung Eisenhower- Prinzip Korrekturlesen Zeitmanagement beschreibt Vorgehensweisen, die sich mit der Einhaltung von anstehenden Aufgaben und Terminen innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums beschäf‐ tigen. Gerade, wenn eine Reihe von Aktivitäten synchron zu planen ist, ist durch einen gezielten Einsatz von entsprechenden Methoden ein effizientes Management dieser Auf‐ gaben möglich. Studierende, die es schaffen, mit ihrer Zeit „gut umzugehen“, setzen schnell eine Kette von positiven Entwicklungen in Gang: Je organisierter ein Studierender arbeitet, desto mehr Zeit wird zur freien Verfügung stehen. Und resultierend daraus: je mehr Zeit zur freien Verfügung vorhanden ist, desto entspannter wird die Herangehensweise an bestehende Aufgaben. Schlechtes Zeitmanagement hingegen, z. B. hervorgerufen durch Zeitdruck infolge von schlecht gesetzten Deadlines, kann die Neigung zum Plagiat stark erhöhen (Sattler 2007). Ein wichtiger Faktor dabei ist auch die Erwerbstätigkeit neben dem Studium richtig einzuplanen. Von einem Tag können abzüglich mindestens sechs Stunden Schlaf und drei Stunden Ruhepausen maximal 15 Stunden für Arbeit, Studium, Sport usw. genutzt werden. Zeitmanagement ist die Optimierung des individuellen Umgangs mit dieser Konstante und damit zusätzlich ein „Selbstmanagement“. Bevor Methoden zum effektiven Zeitmanagement vorgestellt werden, wird auf „Zeitfresser“ eingegangen, die eine Bearbeitung einer wissenschaftlichen Arbeit ver‐ langsamen. Zum Ende des Kapitels werden spezielle Fragen des Zeitmanagements thematisiert, wie z. B. Belohnungen als Motivationshilfe oder die Interviewplanung. <?page no="50"?> 3.1 Zeitfresser Wissenschaftliche Hausarbeiten wie Seminar-, Bachelor- oder Masterarbeiten haben unterschiedlich lange Bearbeitungszeiten. Die Gründe (schlechte Eigenarten, nutzlose Tätigkeiten), warum Studierende von ihrer wissenschaftlichen Arbeit abgehalten wer‐ den, sind aber immer ähnlich gelagert. Erst, wenn diese Gründe eindeutig identifiziert sind, können sie beseitigt werden. Bei der Selbstanalyse kann ein Durchgehen und Beantworten der Fragen in Tab. 3.1 helfen. Falls anfangs mehr als drei „Zeitfresser“ auf der Liste stehen, sollte nur für die drei besonders relevanten Hemmfaktoren Verhaltensänderungen, Zeitvorgaben und Ziele formuliert und Verbesserungen ange‐ gangen werden. Nachdem diese gelöst wurden, können sich Studierende anderen Ablenkungsfaktoren zu widmen. Womit vertrödele ich gerne meine Zeit beim wissenschaftlichen Arbeiten? _____________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________ - Welche drei Faktoren sind dabei für mich sehr relevant? _____________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________ - Wie kann ich jeweils mein Verhalten ändern? _____________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________ - Wann kann ich jeweils mit den Änderungen beginnen? _____________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________ - Wie könnte ich mein Ziel zu den anvisierten Änderungen formulieren? _____________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________ - Wie konnte ich das Ziel umsetzen? (Beantwortung drei Wochen nach der Zielformulierung) _____________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________ - Was habe ich daraus für folgende Arbeiten gelernt? _____________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________ - Tab. 3.1: Liste zur Identifikation und Beseitigung von Zeitfressern: 50 3 Zeitmanagement <?page no="51"?> Nach einer Umfrage unter 189 Studierenden einer Züricher Hochschule ist der größte Zeitfresser, der das wissenschaftliche Arbeiten erschwert, der Job (vgl. Abb. 3.1). Vor allem Überstunden erschweren die Planung. Es ist allerdings zu bemerken, dass die Studierenden aktiv im Arbeitsleben sind und ihr Studium neben dem Beruf absolvieren. Sie arbeiten teilweise mit einem 80 %-Pensum. Nur geringfügig weniger ist die selbstgewählte Ablenkung in Communities wie „Facebook“. Hier vergessen die Studierenden schnell ihre Zeit, was das Fertigstellen einer wissenschaftlichen Arbeit einschränken kann. Telefonieren und simsen sind auf einer ähnlichen Stufe. Nur etwas mehr als 20 % der Studierenden sehen hingegen Computerspiele als großen Zeitfresser. Darunter sind zudem nur wenige weibliche Studierende zu finden. Zeitfresser 0 Job Community telefonieren, simsen Freunde treffen Computerspiele Computerprobleme 10 20 30 40 50 60 70 80 Quelle: eigene Befragung, Mehrfachnennungen erlaubt Abb. 3.1: Zeitfresser von Studierenden 3.2 Methoden zur Optimierung des Zeitmanagements In der Literatur findet sich eine Vielzahl von Zeitoptimierungsmethoden. Sie haben gemeinsam, dass die Ablaufstruktur des Zeitmanagements und Prioritäten-Listen im Vordergrund stehen. Die ALPEN-Methode und das Eisenhower-Prinzip veranschauli‐ chen beide Ansätze gut. Sie werden im Folgenden vorgestellt. Vorab erfolgen wichtige Grundlagen zur Zielformulierung. 3.2.1 Zielplanung mit der SMART-Regel Das Setzen von Zielen ist für ein effizientes Zeitmanagement sehr relevant, denn Ziele zeigen auf, wohin Handlungen führen und bilden somit einen besonderen Impuls 3.2 Methoden zur Optimierung des Zeitmanagements 51 <?page no="52"?> für alle Tätigkeiten im Rahmen des wissenschaftlichen Arbeitens. Ziele werde damit zu Motivatoren: Je größer und wichtiger ein persönlich formuliertes Ziel ist, desto mehr Energie wird für dessen Umsetzung eingesetzt. Gute Ziele sind attraktiv und wünschenswert und motivieren zu weiteren Erfolgen. Die Realisierung von Zielfor‐ mulierungen scheitert allerdings immer wieder, weil die Ziele schlicht unzureichend formuliert sind. Ein Instrument zur Formulierung von Zielen, welches gleichzeitig auf Grund seines Namens als Gedankenstütze dient, ist die SMART-Regel: S Ziele müssen speziell und simpel sein. Beide Aspekte sollen die Klarheit gewährleisten. Spezielle Ziele machen den Zielfokus klar, einfache Ziele erleichtern die Nachvollzieh‐ barkeit. M Ziele müssen messbar, d. h. überprüfbar sein. Einige Ziele lassen sich direkt quantitativ messen, wie z. B. „Anzahl der Seiten“ oder „geschriebene Worte“. Für andere Ziele gilt ein „erledigt“ als Messkriterium, wie z. B. „Theorieteil geschrieben“. A Ziele sind anspruchsvoll niederzuschreiben. Sind sie zu leicht zu erreichen, dann werden Ziele nicht zu Motivatoren. In einer Woche nur einen Aufsatz zur wissenschaftlichen Recherche zu lesen oder eine Seite der wissenschaftlichen Arbeit zu schreiben, wäre etwa wenig herausfordernd. R Ziele müssen realistisch sein. Auch, wenn ein gewisser Anspruch wichtig ist, müssen Ziele erreicht werden können und dürfen nicht überambitioniert sein. T Ziele müssen terminiert sein, damit sie verbindlich sind und dann auch gemessen werden können, z. B. Kapitel 2 der Arbeit ist bis zum 30.6 abzuschließen. Beispiel | Formulierung einer Disposition Am 12.4. ist meine Disposition (= Struktur der Arbeit) so formuliert, dass ich sie mit meinem Betreuer besprechen kann. In der zweibis dreiseitigen Disposition stelle ich die Hauptaspekte (Motivation, Inhalt, Forschungslücke, mögliche Methodik) sowie Gliederungsprinzipien und mindestens zehn bis dahin gelesene Literatur‐ quellen dar. Um die Ziele im Sinne der SMART-Regel zu konkretisieren, gilt es alle nötigen Informationen zur wissenschaftlichen Arbeit zu sammeln, damit das Ziel klar definiert und der Weg dahin erfassbar ist. Zu Beginn ist das Ziel sicher wenig eindeutig, z. B. „Ich muss demnächst meine Bachelor-Thesis schreiben“. Folgende Informationen können zur Konkretisierung der Ziele hilfreich sein: • Voraussetzungen für die wissenschaftliche Arbeit (eigene Themensuche, Betreuer‐ suche, Zugangsvoraussetzung etc.) • offiziell einzuhaltende Termine (Antragstellung, Abgabe etc.) • Regeln der Hochschule (Richtlinien etc.) • Abgabeformalitäten (Wo? Bis wann? etc.) 52 3 Zeitmanagement <?page no="53"?> Wenn die grundsätzliche Zielplanung abgeschlossen ist, können die in den folgenden Kapiteln dargestellten Methoden helfen, Maßnahmen aus den Zielformulierungen zu bilden und umzusetzen. 3.2.2 ALPEN-Methode Die ALPEN-Methode ist eine simple Methode des Zeitmanagements, die bei konse‐ quenter Umsetzung den Ablauf einer wissenschaftlichen Arbeit zu strukturieren hilft (vgl. Abb. 3.2). Aufgaben notieren Länge schätzen Pufferzeiten berücksichtigen Entscheidung fällen Nachkontrolle A L P E N Abb. 3.2: Struktur der ALPEN-Methode 3.2.2.1 Aufgaben notieren Im ersten Schritt wird eine Art „To-do-Liste“ erstellt. Es sollten alle Aufgaben, die im Rahmen der wissenschaftlichen Arbeit zu erledigen sind, notiert werden. Unterstüt‐ zung kann beim Erfassen der Aufgaben dieses Buch, die Vorgaben von Lehrstühlen, bisherige Erfahrungen oder Informationen von Studienkollegen geben. Die Aufgaben sollten nach Art der Tätigkeit und dem Ort, wo die Tätigkeit ausgeführt wird, sortiert werden. Merke Die Aufgaben sollten genau und mit einer gewissen Tiefe formuliert werden. Z. B. „Wissenschaftliche Arbeit schreiben“ ist eine viel zu grobe Formulierung, die in einzelne Schritte gegliedert werden sollte. Wenn die Aufgabe zu groß ist, schreckt sie den Bearbeiter zudem ab. 3.2.2.2 Länge schätzen Im nächsten Schritt ist ein geschätzter, realistischer Zeitplan zu erstellen. Der voraus‐ sichtliche Zeitaufwand mit einem Zeitlimit sollte nicht allzu knapp bemessen sein, da dies bei Nichteinhaltung demotivierend wirken kann. 3.2 Methoden zur Optimierung des Zeitmanagements 53 <?page no="54"?> 3.2.2.3 Pufferzeiten berücksichtigen Im wissenschaftlichen Arbeiten ist es wie im realen Leben: Es geschehen Dinge, die nicht in der Form geplant oder nicht vorherzusehen waren. Gerade am Beginn des wissenschaftlichen Arbeitsprozesses wird ein Zeitaufwand gerne falsch eingeschätzt. Für die einzelnen Arbeitsschritte ist vorab eine Zeitraumschätzung festzulegen zuzüg‐ lich einer gewissen Pufferzeit für nicht kalkulierbare Probleme. Diese helfen, Stress zu vermeiden und führen zu mehr Gelassenheit. 60-70 % des Tages sollten verplant und 30-40 % als Puffer eingeräumt werden. Zeitdruck wird durch diese Maßnahme verringert. 3.2.2.4 Entscheidung fällen In diesem vierten Schritt sind die Aufgaben angemessen zu sortieren und nach Dring‐ lichkeit zu ordnen und in einem Zeitplan zu strukturieren. So ist z. B. zweckmäßig, dass erst eine gründliche Literaturrecherche vollzogen werden muss, bevor der Schreibpro‐ zess begonnen werden kann. Ergebnis dieses Schrittes sollte ein grober Zeitplan bis zum Abgabetermin der Arbeit sein sowie tägliche Zeitpläne als Feingliederung. Wichtig ist es, den Arbeitsplan als Ergebnis schriftlich festzuhalten. Hier soll die Zeit für Themenfindung, Literaturrecherche, wissenschaftliches Lesen und Schreiben sowie die Zeit für die Abgabe notiert sein. Meilensteine sollten zeitlich erfasst werden, wie z. B. wichtige Absprachen mit dem Dozenten (vgl. Abb. 3.3). Meilensteine zeigen das Vorankommen im Arbeitsprozess und dienen als Maßeinheiten, um kritische Punkte zu kennzeichnen. Falls ein Meilenstein nicht eingehalten werden kann, muss der Bearbeiter sich unverzüglich an die Korrektur begeben. Problemstellung Woche 2 Anmeldung Woche 2 Literatursuche und Lesen Woche 2-5 Schreiben Woche 4-8 Korrekturlesen Woche 8-9 Binden/ Abgabe Woche 10 Themenabsprache Woche 1 Gliederungsabsprache Woche 4 Abb. 3.3: Einfacher Zeitplan für eine Literaturarbeit in einem Seminar 54 3 Zeitmanagement <?page no="55"?> Merke Eine sehr schöne Hilfe für die Detailplanung findet sich im Assignment Calculator der University of Minnesota (http: / / www.lib.umn.edu/ help/ calcu lator/ ). Dort kann ein Schreiber oder eine Schreiberin das wissenschaftli‐ che Fachgebiet sowie Start- und Abgabetag seiner wissenschaftlichen Ar‐ beit eingeben. Das Programm kalkuliert dann die auszuführenden Schritte in einer genauen zeitlichen Reihenfolge bis zum Abgabetag. Ergänzt wer‐ den zu den einzelnen Phasen zahlreiche Links zu relevanten Websites. Im täglichen Arbeitsplan sollten mit der Arbeitszeit variierende Pausen nicht vergessen werden (vgl. Tab. 3.2). In den Pausen sollten Studierende möglichst Tätigkeiten verrichten, die weit von der wissenschaftlichen Arbeit abweichen, um den „Kopf frei zu kriegen“. Surfen oder Zeitung lesen garantieren dabei nicht immer eine perfekte Erholung, da diese Tätigkeiten keine wirkliche Pause für das Gehirn leisten. Blumen gießen, mit dem Hund spielen oder einen Tee trinken erscheinen sinnvoller zum wirklichen „Abschalten“. Bei längeren Erholungspausen erweist sich Schlaf als gute Alternative, da wissenschaftliche Inhalte in das Langzeitgedächtnis übertragen und im Schlaf sogar neu strukturiert werden. Besonders in stressintensiven Phasen während des wissenschaftlichen Arbeitsprozesses, wäre es anzuraten, den täglichen Schlaf um 90 Minuten (= etwa ein Schlafzyklus) auszudehnen. Pausenart Arbeitsdauer Pausendauer Tätigkeit Minipause ca. 45 Min. ca. 5 Min. Bewegung, frische Luft, Erledigung dring‐ licher Bedürfnisse Maxipause ca. 90 Min. 15-20 Min. etwas Essen und Trinken, Raum verlassen Erholungs‐ pause ca. 180 Min. 60-90 Min. Spaziergang, Mittagspause mit Essen oder Abendessen Tab. 3.2: Vorgeschlagene Pausen. Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Luxem, Runggaldier & Kühn (2010) Da die meisten Studierenden nebenher noch ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, sollte der Jobarbeitsplan Teil des Arbeitskalenders für das wissenschaftliche Arbeiten sein. Bei der Ausarbeitung sollte der eigene Tagesablauf und die Arbeitsfähigkeit sinnvoll eingeschätzt und geeignete Arbeitsorte identifiziert werden. Folgende Fragen sind dabei zu beantworten: • „Kann ich besser morgens oder abends arbeiten? “ • „Wann ist meine Konzentration am höchsten? “ 3.2 Methoden zur Optimierung des Zeitmanagements 55 <?page no="56"?> • „Wie lange bin ich bei einer Aufgabe (Recherche, Lesen, Schreiben) wirklich konzentriert dabei? “ • „Wo lerne ich am effektivsten? “ Jeder Studierende hat ein unterschiedliches Arbeitstempo und eine unterschiedliche Leistungsfähigkeit am Tag. Dies variiert mit den Lebensgewohnheiten, bestimmte Phasen lassen sich jedoch verallgemeinern (vgl. Abb. 3.4), wie etwa ein Leistungshoch am Vormittag und ein Absinken der Leistungsfähigkeit nach dem Mittagessen. Am Nachmittag wird dann ein zweites Leistungshoch erreicht, um dann kontinuierlich wieder abzusinken. Je nachdem, ob eine Person „Frühaufsteher“ oder „Nachtarbeiter“ ist, muss die Leistungskurve verschoben werden. 6 0% 50% Leistung 100% 8 10 12 14 16 Uhrzeit 18 20 22 24 2 4 6 Quelle: Eigene Darstellung Abb. 3.4: Leistungsvermögen im Tagesrhythmus eines Menschen. 3.2.2.5 Nachkontrolle Dieser im vergangenen Schritt erstellte Ablaufplan sollte im Prozessablauf kontrolliert und das IST mit dem SOLL verglichen werden. Der Zeitablauf ist bei Bedarf zu revidieren, d. h. es muss eine Kontrolle der Planung erfolgen. Wichtig ist es, einen Schlussstrich zu ziehen und gesetzte Deadlines zu respektieren. An einem fixierten Datum sollte etwa die Literaturrecherche geschlossen werden. Geeignete Quellen kön‐ nen zwar auch danach noch gefunden werden, aber nicht mehr in aktiver Erarbeitung, sondern als Ergänzung. Beispiel | Der Studierende Klaus M. hat seine Literaturrecherche termingerecht erledigt und intensiviert seine Lesephase. Dabei stößt er in einem fremden Litera‐ turverzeichnis auf einen interessant klingenden Artikel, den er sich noch besorgt. 56 3 Zeitmanagement <?page no="57"?> Die ergänzenden Artikel sollen aber nur eine Ausnahme bilden, da ein Studierender sonst Gefahr läuft, semesterlang an einem einzigen Thema zu sitzen. Leider gibt es eine Reihe von Studierenden, die an dieser Aufgabe scheitern, nicht mit Deadlines zurechtkommen und im Endeffekt keine Arbeit abgeben können. Gerade bei erstmaliger Anwendung der ALPEN-Methode ist ein reibungsloser Ablauf nicht garantiert. Aus diesem Grund sollte die Methode schon bei den ersten wissenschaftlichen Arbeiten eingesetzt werden, um die methodische Vorgehensweise von Anwendung zu Anwendung zu perfektionieren. Es sollte auch nicht nur das Endergebnis, sondern stets die einzelnen Teilschritte kontrolliert werden. 3.2.3 Eisenhower-Prinzip Bei einer Vielzahl von wissenschaftlichen Arbeiten orientiert sich der Bearbeiter nicht an der Wichtigkeit einer Aufgabe, sondern an seinen Vorlieben - das Unbekannte und Unangenehme wird z. B. gescheut. Kurz: Das Wichtigste wird nicht zuerst erledigt. Das Eisenhower-Prinzip setzt diese Thematik in das Zentrum der Analyse. Bei dieser ein‐ fachen Methode werden anstehende Aufgaben in Kategorien (A-, B-, C-, D-Kategorie) verteilt, um sich den relevanten Aufgaben zuerst zu widmen und unwichtige Aspekte auszusortieren (vgl. Abb. 3.5). Eine Prioritätenliste kann leicht von dem Bearbeiter einer wissenschaftlichen Arbeit angefertigt werden, wobei Tab.-3.3 als Vorbild dienen kann. A- Aufgaben Bearbeiten C- Aufgaben B- Aufgaben Abb. 3.5: Vorgehensweise beim Eisenhower-Prinzip A-Aufgaben Sind wichtig und dringend und schnellstmöglich zu erledigen. Es kann sich um wichtige Recherchearbeiten und Ausleihen handeln, die noch erledigt werden müssen, bevor die Universitätsbibliothek zwei Wochen geschlossen wird. 3.2 Methoden zur Optimierung des Zeitmanagements 57 <?page no="58"?> B-Aufgaben Sind wichtig aber nicht dringend. Sie müssen sauber notiert und am besten auf einer Liste nach Daten sortiert werden. Sie dürfen auf gar keinen Fall vergessen werden, wie z. B. der Abgabetermin der wissenschaftlichen Arbeit oder die Durchführung von Zwischenkontrollen der Arbeit. C-Aufgaben Sind wenig wichtig, dafür dringend. Eine Rückgabe eines ausgeliehenen Buches nach Ablauf der Leihfrist ist zwar dringend, aber wenig wichtig. Es sei denn, es fehlt die Bereitschaft, die Mahngebühren zu bezahlen. Viele der C-Aufgaben müssen nicht vom Schreiber der wissenschaftlichen Arbeit selbst erledigt werden, sondern lassen sich gut delegieren. Z. B. kann ein Freund die Bücher zurückbringen. D-Aufgaben Sind weder wichtig noch dringend. Die Aufgaben kommen gar nicht in den Trichter zur Bearbeitung (vgl. Abb. 3.5), sie erledigen sich von selbst oder müssen nicht angegangen werden, z. B. Grünpflanzen für das Arbeitszimmer anschaffen oder Werbematerial lesen. A: Wichtig und dringend _____________________________________ _____________________________________ - B: Wichtig und nicht dringend _____________________________________ _____________________________________ - C: Nicht wichtig und dringend _____________________________________ _____________________________________ - D: Nicht wichtig und nicht dringend _____________________________________ _____________________________________ - Tab. 3.3: Prioritätenliste als Matrix 3.3 Exposee als Strukturierungshilfe Ein wichtiges Element zur Strukturierung und damit auch zum Optimieren des Zeitmana‐ gements stellt ein Exposee (= Exposé) dar. Es handelt sich um ein Dokument, in dem zentrale Aspekte der wissenschaftlichen Arbeit thematisiert werden. Aufgrund seines Nutzens werden Exposees an vielen Hochschulen eingefordert. Sie müssen mit der betreuenden Person abgesprochen werden, bevor die Arbeit offiziell genehmigt wird. Im Exposee wird die geplante wissenschaftlichen Arbeit kurz (5 bis 10 Seiten) vorgestellt. Es ist nutzbar als Entscheidungsgrundlage, ob die wissenschaftliche Arbeit innerhalb der formalen Vorgaben (z. B. Bearbeitungsdauer, Seitenumfang) realisierbar ist. Aus diesem Grund ist die Erstellung eines Exposees sinnvoll, auch wenn keine Pflichtvorgabe existiert. Studierende können zeigen, dass sie sich mit der Thematik intensiv befasst und mögliche Probleme und Risiken frühzeitig identifiziert haben. Als Skizze der späteren Arbeit ist es eine gute Gesprächs‐ 58 3 Zeitmanagement <?page no="59"?> grundlage für Diskussionen mit der Betreuungsperson, um sich im weiteren Arbeitsprozess abzusichern. Die Ansichten darüber, wie die Arbeit gestaltet sein sollte, können zu einem frühen Zeitpunkt im Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens zwischen Studierenden und Betreuenden abgestimmt werden. Ein Exposee stellt keinen Mehraufwand dar, da die gewonnen Erkenntnisse in das Endprodukt der wissenschaftlichen Arbeit einfließen. Das Exposee sollte folgende Elemente beinhalten: • das Thema der Arbeit • eine erste (Grob-)Gliederung • die Problemstellung (aktuelle Entwicklungen, Bedeutung des Themas für Wissen‐ schaft und Praxis, Abgrenzung) • die Zielsetzung und Fragestellung • Literatur-Review mit dem Stand der aktuellen Forschung • die methodische Vorgehensweise • zu erwartende Ergebnisse • zu erwartende Probleme • einen detaillierten Zeit- und Arbeitsplan (evtl. mit Meilensteinen) • evtl. einen Finanzierungsbzw. Ressourcenplan, z. B. bei empirischen Arbeiten könnten Ressourcen benötigt werden und daraus Kosten entstehen. • die für das Thema relevante Literatur (Quellenverzeichnis) Falls Hochschulvorgaben bestehen, ist es denkbar, diese um die oben genannten Elemente zu erweitern. Es ist zu beachten, dass das Exposee eine Momentaufnahme darstellt, zumal in vielen Bereichen nur Vermutungen angestellt werden können. Die Erkenntnisse können im Prozess verändert werden: Die Literaturbasis wird sich erweitern, das methodische Vorgehen wird womöglich angepasst oder die Datenanalyse hat in der gedachten Form nicht funktioniert. Das Exposee kann während des gesamten wissenschaftlichen Arbeitsprozesses überarbeitet und aktualisiert werden. So bleibt es stets ein wichtiger Orientierungspunkt. Fünf Tipps für die Gestaltung eines Exposees 1) Am besten bereits die offizielle Formatvorlage und die Formatvorschriften für die spätere Arbeit verwenden. 2) Bei der Zeitplanung kann die ALPEN-Methode (vgl. Kap. 3.2.2) eine wertvolle Hilfe sein. 3) Unvollständigkeit und Imperfektion sind zu akzeptieren. Es geht beispiels‐ weise nicht darum, das gesamte Quellenverzeichnis der späteren wissen‐ schaftlichen Arbeit aufzulisten. 4) Das Exposee von anderen Personen (z. B. Mitstudierenden) hinsichtlich Schlüssigkeit und Klarheit gegenlesen lassen. 5) Dis sprachliche und grammatische Korrektheit sollte insbesondere bei Ab‐ sprache des Dokuments mit Betreuungspersonen gegeben sein. 3.3 Exposee als Strukturierungshilfe 59 <?page no="60"?> 3.4 Sonstige Aspekte beim Zeitmanagement 3.4.1 Planung von Interviews Bei der Planung der Interviews empfiehlt sich eine frühe Kontaktaufnahme mit den Interviewpartnern, wobei am besten bereits detaillierte Vorinformationen zu den Ambitionen gesandt werden. Auch bei der Verwertung der Interviews ist gewisse Zeit einzuplanen: Die Ge‐ sprächssituation sollte idealerweise aufgezeichnet und in schriftlicher Form als Anhang in der Arbeit beigefügt werden. Wenn Aussagen des Befragten in der Arbeit verwendet werden, sollte ihm sowohl der Interviewtext als auch der entsprechende Textabschnitt zur Bestätigung gesandt werden. Falls die Interviews anonymisiert in der Arbeit Verwendung finden, ist dieser Schritt unnötig. 3.4.2 Belohnungen setzen Für den Tag nach der Abgabe ist es ratsam, eine Belohnung in der Kalender-App zu vermerken, um die Motivation zu steigern. Auch bei Abschluss eines bestimmten Arbeitsabschnitts sollte eine Belohnung erfolgen. Diese kann aus einem Spaziergang im Zoo, einem Kaffee mit Freunden oder einem Kinobesuch bestehen. Die Festlegung von solchen angenehmen Aktivitäten als Belohnungen trägt als effektive Strategie zur Motivationssteigerung bei. Beim Erreichen besonderer Meilensteine empfiehlt es sich, sich selbst mit „Highlights“ zu belohnen, beispielsweise mit einem Städte-Trip. 3.4.3 Störungen minimieren Ohne einen hohen Konzentrationsgrad ist es schwierig, eine wissenschaftliche Ar‐ beit anzufertigen, z. B. braucht das Lesen und Verarbeiten wissenschaftlicher Texte besondere Aufmerksamkeit. Störungen sollten also strikt vermieden werden, denn diese schränken die Konzentration ein (vgl. auch Kap. 3.1). In Folge dessen kann das wissenschaftliche Arbeiten nicht planvoll und konzentriert vollzogen werden, Zeitnöte sind ein übliches Resultat. Zudem können Unlustgefühle oder psychosomatische Nebenerscheinungen weitere Folgeerscheinungen permanenter Störungen sein. Gute Arbeitsbedingungen ohne Störungen steigern hingegen die Konzentrationsfähigkeit. Folgende Aspekte sollten beim Management von Störungen bedacht werden: • Das Schreiben von E-Mails, Treffen mit Freunden, Telefongespräche sollten in einem fixen Zeitfenster angegangen werden, um die Arbeitsphasen nicht zu unterbrechen. • Das Smartphone mit all seinen Funktionen ist für viele sicher die Hauptablenkung. Die Nutzung des Flugmodus und das sichere Deponieren in einer Schublade kann Abhilfe schaffen. Das Herunterladen von Anti-Prokrastinations-Apps wie z. B. 60 3 Zeitmanagement <?page no="61"?> Forest (iOS und Android), Freedom (iOS, Mac, Windows) oder Selfcontrol (Mac) kann hilfreich sein. • Lärmquellen sollten minimiert werden. Störende Kommilitonen können beim Lesen in der Bibliothek auch einmal „zur Ruhe“ gebeten werden. Wenn es trotzdem zu laut erscheint, ist eine Alternative, sich mit Ohrenstöpseln (z. B. „Ohropax“) zu behelfen. • Bücher und Material sollten für einen geplanten Zeitrahmen bereitgelegt werden, damit die Suche den Arbeitsprozess nicht immer wieder unterbricht. • Pausen sollten unbedingt gemacht werden, aber im geplanten zeitlichen Rahmen. Beispiel | Wirkung von Störungen Gloria Mark, Victor M. Gonzalez & Justin Harris (2005) untersuchten die Auswir‐ kungen von Störungen im Arbeitsprozess indem sie mit Hilfe einer Stoppuhr die Arbeitsabläufe von 24 Mitarbeitern (sieben Manager, acht Programmierer und neun Analysten) über mehrere Tage hinweg auswerteten. Im Schnitt konnte an einer Aufgabe nur 11 Minuten am Stück gearbeitet werden, bevor eine Unterbrechung durch Mails, Anrufe, Kollegen usw. erfolgte. Ein weiteres Beobachtungsergebnis war, dass sich ein Mitarbeiter nach einer Unterbrechung im Durchschnitt mindes‐ tens zwei anderen Aufgaben widmete - bevor er zur ursprünglichen Tätigkeit zurückkehrte. Die Ablenkung tat also ihre Wirkung. Bis der Angestellte wieder den ehemaligen Konzentrationsgrad erreichte, vergingen rund acht Minuten. Es blieben noch drei Minuten faktische Arbeitszeit bis zur nächsten Unterbrechung. 3.4.4 Korrekturlesen der wissenschaftlichen Arbeit Kaum eine wissenschaftliche Arbeit ist nach der ersten Niederschrift fehlerfrei, es können Gliederungs-, Rechtschreib- oder Zitationsfehler vorhanden sein. Daher sollte ein angemessener Zeitrahmen für Korrekturen eingeplant werden, wozu auch ein Gegenlesen von Dritten gehören müsste. Oft ist die Schreiberin bzw. der Schreiber „blind“ für die eigene Fehleranalyse und stellt auch die Nachvollziehbarkeit der Arbeit nicht in Frage, ob dies aber wirklich der Fall ist, ist eine andere Frage. Deswegen wäre ein permanentes Nachlesen von dritter Seite (Fachfremden und Fachleuten) positiv, denn bei einem stetigen Korrekturprozess können Änderungen am besten eingebaut werden. Besonders Fachfremde können sehr inspirierend wirken und innovative Anregungen geben. Zur Motivation können die Korrektoren aktiv in eine Belohnung (vgl. Kap. 3.3.2) eingebunden werden. 3.4 Sonstige Aspekte beim Zeitmanagement 61 <?page no="62"?> Beispiel | Die wissenschaftliche Arbeit von Theo S. wird von zwei Freunden korrekturgelesen. Theo hat sich zur Beendigung der Arbeit ein vier Gänge Menü in einem guten Restaurant als Belohnung gesetzt. Die Korrekturleser werden von ihm nach der Korrektur dazu eingeladen. Falls keine geeigneten Dritten für das Lesen der Arbeit zu finden sind, wäre zumindest eine gewisse Distanz zu den eigenen Ausführungen nötig, d. h. zwischen dem letzten geschriebenen Satz und dem ersten Lesen, sollten ein paar Tage liegen. Neben dem zeitlichen Abstand kann ein Typo-Test helfen, um die Distanz zum Text zu erhöhen. Hierbei wird der eigene Text wieder „unvertraut“ gemacht, indem die Textgestalt ge‐ ändert wird. Dies kann z. B. Schriftstil, Schriftgröße oder Zeilenabstand betreffen. Dies weckt neue Aufmerksamkeit und Fehler werden wieder leichter erkannt - insbeson‐ dere, wenn mehrere Korrekturschleifen mit unterschiedlichen Formaten durchlaufen werden. Die Korrektur einer wissenschaftlichen Arbeit lässt sich bei Unternehmen wie etwa Scribbr einkaufen. Dort können verschiedene Leistungen wie ein Lektorat oder eine Plagiatsprüfung kostenpflichtig bezogen werden. Die günstigste Lösung liegt hingegen in der Nutzung von Künstlicher Intelligenz. Diese erweitert die Funktionalität von herkömmlichen Autokorrektur- und Recht‐ schreibprüfungswerkzeugen in modernen Textverarbeitungsprogrammen und On‐ line-Plattformen. Standardmäßig integrierte KI-basierte Systeme analysieren Texte an‐ hand von elaborierten Sprachmodellen und umfangreichem Trainingsmaterial, um orthografische Fehler zu identifizieren und entsprechende Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten. Ebenso leisten diese KI-Systeme Unterstützung bei der Prüfung von Grammatik und Stil, indem sie unter anderem fehlerhafte Satzstrukturen, den inkor‐ rekten Einsatz von Interpunktion und Unstimmigkeiten im Sprachgebrauch aufdecken. Hoch entwickelte KI-basierte Methoden der Texterkennung bieten sogar die Fähigkeit, den Kontext eines gesamten Textes zu begreifen. Dies ermöglicht eine präzisere Beur‐ teilung der Angemessenheit von Ausdrücken und Formulierungen und gibt Hinweise auf notwendige Anpassungen im Text. Die Entwicklung dieser Programme ist weiter im Prozess: Moderne KI-Systeme lernen ständig dazu, indem sie mit neuen Texten gefüttert werden und Feedback von nutzenden Personen verarbeitet. Diese Analyse ermöglicht den Programmen, sich kontinuierlich zu verbessern und angepasster auf die Bedürfnisse der Anwender und Anwenderinnen einzugehen. Beispiel | KI-Schreibhilfen: DeepL Write, grammarly und ChatGPT Eine KI gestützte Schreibhilfe ist zum Beispiel DeepL Write (https: / / www.deepl.co m/ de/ write). Hier wird die Korrektur von Grammatik- und Rechtschreibfehler oder die Umformulierung ganzer Sätze geleistet. Den gleichen Service bietet auch gram‐ 62 3 Zeitmanagement <?page no="63"?> marly (https: / / www.grammarly.com/ de-de/ features) sowie der multifunktionale ChatGPT (https: / / openai.com/ chatgpt). 3.5 Zusammenfassung • Sie können eine Liste zur Erkennung und Beseitigung von Zeitfressern erstellen. • Sie sind fähig, die ALPEN-Methode und das Eisenhower-Prinzip zur Optimierung ihres Zeitmanagements einzusetzen. • Sie erkennen die Relevanz, sich Belohnungen für einzelne Teilschritte des wissen‐ schaftlichen Arbeitens zur Motivation zu setzen. • Sie unterschätzen nicht die Zeit, die für die Korrektur einer wissenschaftlichen Arbeit anzusetzen ist. • Sie wissen um die Wichtigkeit einer genauen zeitlichen Planung von Interviews. 3.6 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Was ist unter so genannten D-Aufgaben beim Eisenhower-Prinzip zu verstehen? Nennen Sie auch Beispiele für diesen Aufgabentyp. Aufgabe 2: Warum kann es sinnvoll sein, beim Korrekturlesen Dritte hinzuzuziehen? Aufgabe 3: Kennzeichnen Sie eine „Minipause“. 3.7 Hinweise zur Vertiefung Nussbaum, C. (2017): Organisieren Sie noch oder leben Sie schon? Zeitmanagement für kreative Chaoten. 3. Auflage, Frankfurt am Main: Campus Verlag Stritzelberger, R. (2020): Dauerhafte Selbstmotivation. 2. Auflage, Freiburg: Haufe-Lexware Wurster, M. (2021): 30 Minuten - Für immer aufgeräumt. Offenbach: GABAL Verlag 3.5 Zusammenfassung 63 <?page no="65"?> 4 Themenfindung Ideenquellen Methoden Anforderungen Blockaden Themenfindung • „fertige“ Themen • Praxis • Hochschullehre • Öffentlichkeit • Forschung • Themengenerierung • Themenstrukturierung • Themenprüfung • präzise und spezifisch • operationalisierbar • forschungsrelevant • soziologische • psychologische Die Themenfindung und die daraus resultierende Fragestellung der wissenschaftlichen Arbeit stellen die entscheidenden Faktoren für Erfolg oder Scheitern dar, da hiermit der Grundstein für die vertiefte Bearbeitung und eine sinnvolle Richtung eingeschlagen werden soll. Aus diesem Grund sollte diese Phase nicht voreilig abgeschlossen sein. Vielmehr sollte das Thema und die Forschungsfrage so klar und eindeutig wie möglich formuliert und im weiteren Forschungsprozess wiederholt überdacht, fokussiert und revidiert werden können. Mit der Themenformulierung beantwortet der Bearbeiter oder die Bearbeiterin die Frage „Worum geht es in der wissenschaftlichen Arbeit? “. Aus dem Thema leitet sich eine beantwortbare Forschungsfrage ab (Bui 2019). Mit deren Hilfe soll sich eine Antwort auf die Frage „Was will ich aufzeigen? “ finden. Verbunden ist die Forschungsfrage in der Regel mit einer Begründung ihrer Relevanz („Warum ist dies wichtig? “) oder einem Ziel („Was will ich damit erreichen? “). Zu diesem Zeitpunkt ist es sinnvoll zu überdenken, welche Haltung zu der Frage eingenommen wird. Durch die genannten Fokussierungen kann eine „schwammige“ Arbeit, in der sich undeutliche Fragestellungen und zahlreichen Fragmente finden, vermieden werden. Beispiel | Thema und Forschungsfrage Ich untersuche den Zusammenhang zwischen Studienzufriedenheit und Prüfungsleis‐ tungen bei angehenden Absolventen [Thema]. Damit will ich herausfinden, wie sich <?page no="66"?> die Zufriedenheit auf die Leistungen von Studierenden in dem letzten Studiensemester bei verschiedenen Prüfungsformen auswirkt [Forschungsfrage]. Daraus sollen konkrete Maßnahmen für Studierende und Absolventen abgeleitet werden, um die Prüfungsleis‐ tung zu optimieren [Ziel oder Berechtigung der Forschungsfrage]. Forschungsfragen können unterschiedlich ausgeprägt sein, sie können etwa Sachzu‐ sammenhänge beschreiben oder erklären (vgl. Tab. 4.1). Vielfach werden die unter‐ schiedlichen Ausprägungen bei der Formulierung von Forschungsfragen verbunden oder neben einer oder zwei zentralen Hauptfragen werden Unterfragen abgeleitet. Beispiel | Aufgliederung von Forschungsfragen Die zentrale Forschungsfrage: „Welche Aspekte der Studienorganisation wirken sich auf den Studienerfolg von Studierenden der Pädagogik an der Hochschule XY posi‐ tiv aus? “ (Erklärung). Alternative Unterfragen können sein: „Wie ist die derzeitige Situation an Hochschule XY zu beschreiben? “ (Beschreibung); „Wie ist die derzeitige Studienorganisation an Hochschule XY vor dem Hintergrund der Ansprüche an eine qualitätsorientierte Hochschulentwicklung zu bewerten? “ (Bewertung). Art Leitfrage(n) Beispiel Beschreibung Wie geschieht etwas? Wie wird etwas bewältigt? Wie vereinbaren Studierende einen Neben‐ job mit ihrem Studium? Erklärung Aus welchen Gründen ge‐ schieht etwas? Warum brechen alleinerziehende Studie‐ rende ihr Studium im ersten Semester ab? Gestaltung Welche Massnahmen können ergriffen werden, um ein Ziel zu erreichen? Welche Unterstützungsleistungen können Hochschulen bieten, damit alleinerziehende Studierende ihr Studium erfolgreich absol‐ vieren können? Bewertung Wie ist eine Gegebenheit an‐ hand von bestimmten Kriterien zu beurteilen? Wie ist eine Quotenregelung für das Ge‐ schlechterverhältnis in Unternehmensvor‐ ständen hinsichtlich des Kriteriums Unter‐ nehmensperformance zu bewerten? Prognose Welche Entwicklungen sind zu erwarten? Welche Resultate werden wahrscheinlich eintre‐ ten? Wie wird sich das Lernverhalten von Schü‐ lerinnen und Schülern in den nächsten 10-Jahren durch die zunehmende Digitali‐ sierung ändern? Tab. 4.1: Arten von Forschungsfragen In einer Masterarbeit liegt der Untersuchungsfokus meist auf der Klärung einer oder zweier zentraler Fragestellungen, die teils Unterfragen beinhalten. In einer Bachelor‐ arbeit findet sich selten mehr als eine zentrale Fragestellung. Durch die Konzentration 66 4 Themenfindung <?page no="67"?> kann die Recherche zielgeführter erfolgen - ähnlich wie ein Weg auf unbekanntem Gelände, der nur mit Unterstützung von einem Kompass zu bewältigen ist. Alles, was die Forschungsfrage(n) nicht oder nur unzureichend beantwortet, wird nicht in der wissenschaftlichen Arbeit aufgegriffen. Einer effektiven Themenfindung stehen soziologische und psychologische Blocka‐ den entgegen (vgl. Tab. 4.2). Wenn sich Studierende dieser Blockaden bewusst sind, können sie versuchen, sie unter Rückgriff auf kreative Verfahren für die Themenfin‐ dung aufzubrechen. Soziologische Blockaden Psychologische Blockaden • Interessenkonflikte und Rivalitäten zwi‐ schen Studierenden • zu wenig Teamarbeit, dadurch zu wenig Impulse • Kritik und Zweifel durch Dozierende und Kommilitonen • mangelnde Anerkennung innovativer Themen durch die Hochschule • Neigung zu gewohnten Vorgehenswei‐ sen • Hemmungen, neue Ideen für die wissen‐ schaftliche Arbeit zu entwickeln • schnelle Resignation • zu leichte Zufriedenheit mit dem Er‐ reichten • mangelndes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten • Suche nach dem absolut Richtigen Tab. 4.2: Soziologische und psychologische Blockaden bei der Themenfindung Der Ablauf der Themenfindung lässt sich in vier Schritte unterteilen (vgl. Abb. 4.1). In der ersten Phase, der Ideenfindung, ist ein Thema zu suchen. Ideenquellen werden in Kapitel 4.1 diskutiert. Das zentrale Kapitel ist Kapitel 4.2, da hier geeignete Methoden vorgestellt werden, die während sämtlicher in Abbildung 4.1 dargestellten Phasen eingesetzt werden können. Das Abschlusskapitel 4.3 erläutert darauf aufbauend An‐ forderungen an ein Thema. Mit Rückgriff auf dieses Kapitel lassen sich die abgeleiteten Themen kontrollieren. • Ideenfindung - Kreative Suche • Themenprüfung - Abwägung und Bewertung • Themenstrukturierung - Gliederung des Themas • Themenauswahl - Entscheid für ein Thema 1 2 3 4 Abb. 4.1: Ablauf der Themenfindung 4 Themenfindung 67 <?page no="68"?> 4.1 Ideenquellen für ein Thema Bei Bachelor-, Master-, und Doktorarbeiten befinden sich Studierenden oft in der glücklichen Lage, ein Thema frei nach ihren Interessen wählen zu können. Besonders das Eigeninteresse an einem Thema kann eine sehr wichtige Motivationsquelle für den weiteren Verlauf der Arbeit sein. Bei Seminararbeiten und Projektarbeiten stehen in der Regel mehrere Themen zur Auswahl, die an den eigenen Interessen orientiert werden können. Bevor die Bearbeitung begonnen wird, lohnt es sich allerdings, die eigenen Begabungen und Fähigkeiten genau abzuschätzen (vgl. Kap. 4.2.4 SWOT-Analyse), denn bestimmte Themen und deren Bearbeitung sind nicht für jeden geeignet. Beispiel | Fähigkeiten einschätzen Der Studierende Thomas M. hat im Laufe seines Betriebsökonomie-Studiums durchwegs mäßige Erfolge in Prüfungen mit mathematischem Hintergrund erzielt und zeigt auch wenig Interesse an der Thematik. Ein Bachelorthema mit starkem statistischem Bezug ist für ihn aus diesem Grund womöglich eher ungeeignet, da Motivation und Kompetenzen wenig ausgeprägt erscheinen. Vor allem bei Abschlussarbeiten sollten Studierende den späteren Berufswunsch im Auge haben. Es ist von Vorteil, ein Thema zu bearbeiten, das im Wunscharbeitsfeld liegt. Gerade Abschlussarbeiten sind in den ersten Jahren nach dem Studium oftmals Diskussionspunkt in Vorstellungsgesprächen. Motivation und Leistung können dabei vom potenziellen Arbeitgebenden angesprochen werden. Wenn ein Bewerber oder eine Bewerbende in einer solchen Situation mit einem innovativen Thema glänzen kann, ist dies ein Plus-Punkt, der ihn / sie aus der Masse der Wettbewerber abheben kann. Nachdem die eigenen Fähigkeiten und Ambitionen abgesteckt sind, können unter‐ schiedliche Wege der Themenfindung und Hilfsmittel sondiert werden (vgl. Abb. 4.2). Es gilt also die Frage zu beantworten: „Wo finde ich Themen für meine wissenschaft‐ liche Arbeit? “ Themenquellen für die wissenschaftliche Arbeit Fertige Themen Praxis Hochschullehre Öffentlichkeit Forschung Abb. 4.2: Themenquellen für die wissenschaftliche Arbeit 68 4 Themenfindung <?page no="69"?> 4.1.1 „Fertige“ Themen Es handelt sich um von Dozierenden oder Lehrstühlen vorgegebene Fragestellungen sowie mit feststehender Durchführung oder Auswertung der Untersuchung. Solche Themen mögen auf den ersten Blick leichter zu bearbeiten sein, gleichzeitig sind sie aber weniger motivierend. Die Anpassung eigener Interessen an solche vorgegebenen Bedingungen öffnet wenig Spielraum für Eigenideen und kann daraus resultierend Motivations-Probleme bedingen. Häufig existieren solche strengen Themenvorgaben für Seminar- oder Gruppensemesterarbeiten. 4.1.2 Praxis Wenn Studierende ein Praktikum absolviert haben oder neben dem Studium in einem Unternehmen arbeiten, lassen sich oft eine Reihe von möglichen Themen aus dieser Tätigkeit ableiten. Es kann sein, dass Arbeitgebende auf Studierende direkt mit Themenvorschlägen zukommen. Andererseits schadet es nicht, selbst aktiv zu werden und dem Arbeitgeber eigene Themenvorschläge zu offerieren. Ein weiterer Weg zur Themenfindung wäre eine ausgeschriebene Auftragsarbeit über ein Unternehmen, was sogar zu einem kleinen finanziellen Verdienst führen kann. Zu bedenken ist, dass in diesem Fall ein stark beschränkter Rahmen vorgegeben ist und meist ein sehr eingeschränkter Zeithorizont für die Fertigstellung zur Verfügung steht. Auftragsar‐ beiten finden sich vielfach in Ausschreibungen oder Internetbekanntmachungen von Unternehmen, Lehrstühlen bzw. Hochschulen oder klassisch am Schwarzen Brett einer Hochschule. Für die Betreuung eines solchen Themas muss sich im nächsten Schritt dann ein Dozierender oder eine Dozierende finden, wenn nicht bereits ein Vorschlag auf der Bekanntmachung zu finden ist. 4.1.3 Hochschullehre In Lehrveranstaltungen wie Seminaren bearbeiten Studierende überwiegend Themen‐ bereiche in kleinen Gruppen, was eine gute Ausganglage für spätere Bachelor- oder Masterarbeiten zu einer affinen Fragestellung bilden kann. Hier finden Studierende zudem die geeignete Motivation, indem sie sich mit Anleitung und gegenseitiger Hilfe Basiswissen erarbeiten, Literatur zusammentragen oder Praktisches wie Fragebogen‐ konstruktion und statistische Analysen gemeinsam durchführen. Aber auch andere Veranstaltungstypen bieten gute Gelegenheit, um Anregungen für Themen zu finden: Durch eine aktive Teilnahme an Vorlesungen (Vorbereitung der Thematik, Fragen stellen usw.) etwa gewinnen Studierende einen guten Einblick in Themengebiete und können daraus selbst Themen generieren. Indem Studierende diese Ideen dann mit Mitstudierenden und später auch mit Dozierenden diskutieren, ergeben sich konkretisierte Themenbereiche. Optimal lässt sich diese Ideenquelle nutzen, wenn die Beobachtungen schon früh im Studium systematisch auf einer Liste erfasst werden und später für ein frei zu wählendes Thema zu nutzen wären (vgl. Tab. 4.3). 4.1 Ideenquellen für ein Thema 69 <?page no="70"?> Lehrveranstaltung (Titel) _____________________________________________________________________________ - Dozent / Dozentin _____________________________________________________________________________ - Themen _____________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________ - Wichtige Begriffe _____________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________ - Interessante Themen für eine wissenschaftliche Arbeit (z. B. Bachelor-Arbeit) _____________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________ - Tab. 4.3: Erfassung von Anregungen aus Lehrveranstaltungen 4.1.4 Öffentlichkeit Manchmal finden sich Themen durch individuelle Alltagserfahrungen und Beobach‐ tungen. Dabei können etwa bekannte Prinzipien auf einen anderen Bereich übertragen werden und somit einen interessanten Forschungsansatz bilden. Merke Notieren Sie alles, was Ihnen am Verhalten von Mitarbei‐ tern Ihres Arbeitgebers im Praktikum widersprüchlich erscheint. Was kann sich daraus für ein Forschungsbedarf ergeben? Zudem finden sich in der momentanen Tagespresse sowie in den wöchentlichen Nachrichtenmagazinen aktuelle Ereignisse aus der Umwelt, die Anlass zu einer wis‐ senschaftlichen Weiterbeschäftigung mit einem Thema bieten können. Für den Fall, dass nur ein Stichwort aus dem öffentlichen Leben im Kopf ist, hilft ein Wikimindmap zur Konkretisierung der Idee. Es handelt sich um ein Tool, das Wikipedia durchforscht und die Ergebnisse als Mind-Mapping präsentiert. Dieses Vorgehen ermöglicht einen Überblick über den Kontext und bietet zudem einen guten Ansatz, die bisherigen Erkenntnisse zu vertiefen. Ein Mind-Map zum Begriff „Stalking“ findet sich in Abbildung 4.3. Durch ein Anklicken eines Pluszeichenes öffnet sich ein weiterer Zweig. Ein Klick auf einen Pfeil generiert eine neue Map (z. B. zum Begriff 70 4 Themenfindung <?page no="71"?> „Straftat“). Diese Form des Mind-Mappings ist in mehreren Sprachversion realisierbar. Die englischsprachige Wikipedia-Version besitzt jedoch die umfassendste Datenbasis. Abb. 4.3: Wikimindmap zum Begriff „Stalking“. Quelle: http: / / www.wikimindmap.org/ (abgerufen am 4. 3. 2022) 4.1.5 Forschung Indem entsprechende Fachliteratur zu einem Fachgebiet gelesen, wissenschaftliche Handbücher angeschaut oder Schlagwortkataloge einer Bibliothek analysiert werden, können interessante Anregungen für ein Thema gefunden werden. Fachzeitschriften können leicht per Internet durchgesehen werden (vgl. Kap. 5.1.1.2). Themen können auch in Wissenschafts-Blogs im Internet gefunden werden. An die‐ ser Stelle werden innovative Forschungsansätze und -themen schneller diskutiert als in klassischen Veröffentlichungen (z. B. Büchern oder Journals), weil der Publikationsweg weit direkter ist. Tiefere Erkenntnisse können durch die Kommentarfunktion der Blogs, die eine Diskussion unterschiedlicher Ansichten ermöglichen, gewonnen werden. Bei Science Blogs (http: / / scienceblogs.com/ ) handelt es sich um ein internationales Portal in englischer Sprache für Blogs und Blogger oder Bloggerinnen aus diversen wissenschaftlichen Disziplinen. Unter der Adresse http: / / scienceblogs.de/ findet sich die deutschsprachige Variante der Blogging-Plattform. Abbildung 4.4 illustriert einen 4.1 Ideenquellen für ein Thema 71 <?page no="72"?> Screenshot von dieser Website. An dieser Stelle werden die englischsprachigen Themen nicht einfach übersetzt, sondern es finden sich andere Themenschwerpunkte sowie viele Themen, die Europa und Deutschland speziell betreffen. Abb. 4.4: Deutsche Version des globalen Portals „Science Blogs“. Quelle: http: / / scienceblogs.de/ abgerufen am 12.11.2023 4.2 Methoden zur Themengenerierung, -strukturierung und -prüfung Trotz aller Impulse aus dem Hochschul- und Arbeitsumfeld ist ein Thema nicht immer schnell und leicht gefunden. Speziell bei frei wählbaren Themen fehlt damit jeglicher Ansatz, um im wissenschaftlichen Arbeitsprozess weitergehen zu können. Kreativitäts‐ methoden können diese Blockade lösen indem sie bewusst mit Assoziationen arbeiten, Analogien einsetzen oder sich mit Hilfe unterschiedlicher Sichtweisen einem Ansatz nähern. Forschungsthemen sind dann schnell geboren. So begeistert der Finder oder die Finderin von ihnen ist, sollten doch weitere Überlegungen angestrengt werden, bevor ein geeignetes Thema in die Tat umgesetzt wird. Dazu gehört z. B. die Frage, ob er selbst über notwendige Fähigkeiten verfügt und wie die Rahmenbedingungen aussehen. 72 4 Themenfindung <?page no="73"?> Geeignete Methoden zur Themenfindung, -strukurierung und -prüfung werden im weiteren Verlauf dargestellt. 4.2.1 Brainstorming Brainstorming ist eine Kreativitätstechnik, die sich eher für die Ideenfindung und -entwicklung und weniger für die Prüfung der Ideen eignet. Als geistiger Vater des Brainstormings gilt Osborn (1966). Sein Anliegen war, Quantität und Qualität der Ideenproduktion zu steigern. Das Verfahren basiert auf zwei Grundprinzipien, die Osborn als deferment of judgement (Bewertungsaufschub) und quantity breeds quality (Quantität führt zu Qualität) bezeichnet. Abgeleitet daraus ergeben sich vier Brainstorming-Grundregeln: 1) Kritik ist untersagt 2) Wilde Ideen sind willkommen 3) Quantität vor Qualität 4) Ideen aufgreifen, weiterentwickeln und neu kombinieren Beim Brainstorming setzen sich 4-8 Studierende zusammen, um spontan innerhalb von 20 bis 30 Minuten durch freie Assoziationen möglichst viele Themenideen für die wissenschaftliche Arbeit zu finden. Ein von allen Gruppenteilnehmern akzeptiertes Mitglied kann eine Moderatorenrolle einnehmen. Er sollte die Technik des Brainstor‐ mings und das wissenschaftliche Fachgebiet gut kennen, um Impulse geben zu können, wenn die Ideenproduktion ins Stocken gerät. Zudem sollten Moderierende auf eine Einhaltung der Brainstorming-Regeln und des Zeitlimits achten. Nachdem ausreichend Ideen gewonnen wurden, können diese diskutiert und geeignete ausgewählt werden. Für ein Brainstorming lassen sich gut die neuen Medien nutzen, im Netz ist eine Person sehr schnell mit den Freunden verbunden (z. B. Facebook) und kann innerhalb kürzester Zeit Ideen gewinnen, ohne am gleichen Ort zu sein. Neben Facebook bestehen zusätzlich noch Websites, die sich ganz auf die Ideengewinnung durch Brainstorming spezialisiert haben. Beispiel | Brainstorming im World Wide Web (https: / / bubbl.us/ ) Bei dieser webbasierten Mind-Mapping-App kann ein Gratis-Abo genutzt und bis zu drei Mind-Maps erstellt werden. Diese Maps können gespeichert und mit anderen Interessierten geteilt werden. Die Brainstorming-Sitzungen können von nahezu jedem Gerät aus gestartet werden, weil bubble webbased ist und deshalb nichts heruntergeladen werden muss. Es handelt sich damit um ein benut‐ zerfreundliches und schön gestaltetes Tool für Mind-Mapping. Ähnlich hilfreich können die Programme Mind42 (https: / / mind42.com/ ) oder Mindmeister (https: / / www.mindmeister.com/ de) sein. 4.2 Methoden zur Themengenerierung, -strukturierung und -prüfung 73 <?page no="74"?> 4.2.2 SSPS-Vorgehensweise Helfferich (2022) konzipierte die SSPS (Sammeln, Sortieren, Prüfen, Segmentieren) Vor‐ gehensweise zur Generierung von Fragebogen-Leitfragen, die sich auf die Ableitung von Forschungsthemen übertragen lässt - insbesondere, wenn noch keine klare Vor‐ stellung zum Thema und nur eine grobe Vorstellung zu einem Themengebiet besteht (vgl. Tab. 4.4). Die Anwendung der Methode eignet sich ausgezeichnet für Gruppense‐ mesterarbeiten oder für Einzelthemen, die mit Kommilitoninnen und Kommilitonen abgestimmt werden. SSPS stellt eine Abwandlung und Vertiefung des Brainstormings dar. Da die Ideen auch hinsichtlich der Umsetzbarkeit beurteilt werden, weist die Methode ein breiteres Einsatzgebiet auf und eignet sich auch zur Themenprüfung und -strukturierung. Sammeln Im ersten Schritt, ist es sinnvoll, in einem offenen Brainstorming möglichst viele Forschungsfragen zu generieren. Dabei sollte ein zentrales Gebiet vorge‐ geben werden. Die Sammlung kann gut in einer Gruppe von 4-6 Forschenden von statten gehen, die sich fragen, „was interessiert mich? “. Idealerweise leitet jeder Teilnehmende mindestens 20 Fragen ab, wobei jeder Ansatz willkommen ist. Fragen von anderen können im Prozess aufgenommen und ergänzt werden. Sortieren Die gewonnenen Themen sind im nächsten Schritt nach Themengebieten zu ordnen. Eine oder mehrere Kernfragen kristallisieren sich in diesem Schritt bereits heraus. Prüfen Nun wird geprüft, ob die Fragen wirklich geeignet sind. Ähnliche Fragen können zusammengefasst, nicht passende Fragen gestrichen werden. Segmentieren Im letzten Schritt wird eine Eingrenzung vorgenommen. Die Themenfelder, die die Gruppe bearbeiten will, treten in den Vordergrund, die anderen in den Hintergrund. Tab. 4.4: SSPS-Vorgehensweise 4.2.3 Walt-Disney-Methode Die Walt-Disney-Methode bzw. Walt-Disney-Strategie wurde vom gleichnamigen US-amerikanischen Filmproduzenten entwickelt (Brunner 2008). Hierbei handelt es sich um eine Kreativitäts-Technik auf der Basis eines Rollenspiels. Eine oder mehrere Personen betrachten dabei ein Problem aus drei Blickwinkeln (vgl. Tab. 4.5): einer vi‐ sionären, realistischen und kritischen Person. In diesen Rollen werden Ideen generiert und auf ihre Realisierbarkeit geprüft, womit die Methode die Schritte der Ideensuche und -prüfung verbindet (vgl. Abb. 4.5). 74 4 Themenfindung <?page no="75"?> Rolle Beschreibung Visionär Er ist ideenreich, sehr enthusiastisch und lässt Chaos zu. Verrückte, völlig unlogische und bizarre Einfälle und Verbindungen sind willkommen. Es darf also geträumt werden - Regeln oder praktische Bewertungen einer Idee werden außen vor gelassen. Realist In dieser Rolle nimmt eine Person eine pragmatisch-praktische Sicht ein, entwickelt Vorgehenspläne und durchleuchtet dazu die nötigen Arbeitsschritte, Meilensteine und Voraussetzungen. Der Realist oder die Realistin stellt sich also die Fragen: Was benötige ich zur Umsetzung? , „Was ist bereits vorhanden? “ und „In welcher Reihenfolge kann ich es angehen? “. Kritiker Die kritische Sichtweise fordert heraus und wägt die Ideen genau ab. Durch konstruktive Kritik sollen potenzielle Fehlerquellen identifiziert werden. Die Fragen „Was sind die Chancen und Risiken der Idee? “ oder „Was wurde übersehen? “ sind typisch für den Kritiker. Tab. 4.5: Rollen bei der Walt-Disney-Methode Rolle 1 Visionär/ in Rolle 2 Realist/ in Rolle 3 Kritiker/ in Abb. 4.5: Ablauf der Walt-Disney-Methode Einladend gestaltete Umfeld-Bedingungen können die Identifikation mit den einzelnen Rollen erleichtern. Der Platz der visionären Person kann etwa mit einem gut gepolster‐ ten Drehstuhl ausgestattet und einigen Pflanzen angereichert werden. Eine entspannte und animierende Atmosphäre kann durch entsprechende Hintergrundmusik hervor‐ gerufen werden. Der „Sitz“ der realistischen Person kann mit einem Tisch, einem Stuhl und Büromaterial ausgestattet sein. Im kritischen Bereich können Flipcharts mit Tabellen und ein ungepolsterter Holzstuhl die Rollenidentifikation erleichtern. Die Bedingungen sind jedoch nicht ohne Mühe zu arrangieren: Im Alltag gilt es daher, effektive Methoden zu finden, um verschiedene Rollen zu verdeutlichen. Dies kann durch den Einsatz unterschiedlicher Notizblätter erreicht werden, beispielsweise durch an den Stühlen befestigte, grün beschriebene Blätter mit der Aufschrift ‚Träumer: in‘ oder rot beschriebene Blätter mit ‚Kritiker: in‘. In jedem Fall ist darauf zu achten, dass die zentralen Gedanken erfasst werden, z. B. auf einem Notizblock. 4.2.4 SWOT-Analyse Die SWOT-Analyse ist ursprünglich ein Management-Werkzeug, wird aber auch für formative Evaluationen und Qualitätsentwicklung von Programmen (z. B. im Bildungsbereich) eingesetzt. Die Methode lässt sich ebenso für die Beurteilung von 4.2 Methoden zur Themengenerierung, -strukturierung und -prüfung 75 <?page no="76"?> Themen nutzen, da sie hilft, die derzeitige Situation und damit die Bedingungen für eine Themenbearbeitung zu erfassen. Mit dieser einfachen und flexiblen Methode werden die eigenen Stärken (engl. Strength) und Schwächen (engl. Weakness) des Themenfinders analysiert. Es wird die Frage beantwortet: „Welche Stärken und Schwächen bringe ich für die Bearbeitung des Themas ein? “ Zudem werden externe Chancen (engl. Opportunities) und Gefahren (engl. Threats) betrachtet, welche die Handlungsfelder bei der Themenbearbeitung fördern bzw. einschränken könnten. Tabelle 4.6 illustriert einige Fragen, die Studierende sich bei einer SWOT-Analyse stellen können. Aus der Kombination der Stärken / Schwächen-Analyse und der Chancen/ Gefahren-Analyse kann ein Vorgehen für die weitere Bearbeitung abgeleitet werden, denn eigene Schwächen können gut vermindert werden. Wenn eindeutig die Stärken und Chancen überwiegen, fällt die Auswahl leicht. Aber auch Themenbearbei‐ tungen, die große Risiken bergen, können ein außergewöhnliches Ergebnis bringen. In diesem Fall kann nach persönlicher Risikoneigung entschieden werden. S Strengths Stärken Welche Fähigkeiten kann ich bei der Bearbeitung nutzen? Welche starke Motivation kann ich aktivieren? Welche Mittel habe ich, um das Thema zu bearbeiten? Welches Praxiswissen kann ich einbringen? W Weaknesses Schwächen Kann ich die Literaturbasis ausreichend verarbeiten? Wo liegen meine Fallen, Barrieren? Welche Störungen können mich behindern? Reicht die Bearbeitungszeit für mich bzw. das Thema? O Opportunities Chancen Welche Zukunftschancen bietet mir das Thema (z. B. im gewünsch‐ ten Berufsfeld)? Was ist im Umfeld nützlich (z. B. Hilfsmittel)? Mit wem kann ich mich zum Thema austauschen? Welche Unterstützung kann ich noch aktivieren? T Threats Gefahren Wo lauern künftig Gefahren von Seiten der betreuenden Person? Was kommt an extremen Schwierigkeiten bei der Recherche auf ? Was sind mögliche Risiken, kritische Faktoren (finden sich z. B. ausreichend Probanden? )? Welche rechtlichen Probleme könnten bestehen? Tab. 4.6: SWOT-Analyse zum Thema 4.2.5 Fishbone-Analyse Die Fishbone- oder auch Ishikawa-Analyse stellt eine Methode zur Prüfung eines Arbeitsthemas dar, die ihren Ursprung im Quality Management findet (Voss 2004). Der Grundidee nach geht es um die Identifizierung von Hauptursachen für ein Problem. Aufgrund ihrer leichten Anwendbarkeit wurde die Methode schnell auf andere Analysefelder übertragen und hat so eine weltweite Verbreitung auf vielen Gebieten gefunden. Im Folgenden wird die Methode zur Prüfung und Konkretisierung 76 4 Themenfindung <?page no="77"?> eines Themas vorgestellt. Sinnvoll ist es, vom folgenden Diagramm (vgl. Abb. 4.6) auszugehen und drei Schritte nacheinander zu vollziehen: 1. Schritt: Thema kennzeichnen Schreiben Sie Ihr gewähltes Thema an den Kopf des Fisches. Hiermit wird gesichert, dass das Thema eine zentrale Rolle besitzt. Ein mögliches Thema wäre die „Analyse der arbeitsfördernden Umfeldbedingungen von Google Schweiz“ Mitwelt Thema Methode Management Mittel Mensch Abb. 4.6: Fishbone-Abbildung 2. Schritt: Gräten prüfen Im zweiten Schritt werden die einzelnen Gräten (Abb. 4.7) mit spezifischen Fragen geprüft (vgl. Tab. 4.7). Startpunkt kann z. B. der Faktor Mensch sein: Beim Thema „Analyse der arbeitsfördernden Umfeldbedingungen von Google Schweiz“ könnte in der Prüfung dieser Gräte etwa Ergebnis sein, dass die eigenen Vorkenntnisse des Personalmanagements zu gering sind, um sich der Frage zu stellen. Beim Element „Mittel“ könnte das Problem identifiziert werden, dass eine Genehmigung von Google nötig ist, um Mitarbeitende zu befragen oder zu beobachten. Die einzelnen Gräten müssen nicht abschließend beurteilt werden, vielmehr kann zwischen den Gräten direkt hin und her gesprungen werden, wenn bei der Analyse einer Gräte erkannt wurde, dass eine enge Verbindung zu einem anderen Aspekt besteht. Zweckmäßig ist, alle potenziellen Problembereiche zumindest einmal zu durchdenken. Mitwelt Thema Methode Management Mittel Mensch Abb. 4.7: Entwicklung der Fishbone-Abbildung 4.2 Methoden zur Themengenerierung, -strukturierung und -prüfung 77 <?page no="78"?> Gräte Fragen Mensch • Bestehen die grundlegenden Fähigkeiten, um das Thema zu bearbeiten? • Ist die Motivation ausreichend? • Was muss noch gelernt werden? Mittel • Reichen finanzielle Mittel aus? • Sind Finanzierungsquellen nötig? • Spielt meine Technik mit (muss etwas angeschafft werden)? Mitwelt • Kann mit Unterstützung aus dem zu untersuchenden Unternehmen ge‐ rechnet werden? • Hilft meine Familie mir, helfen Freunde? • Gibt es Konkurrierende (z. B. bearbeitet jemand das gleiche Thema)? Methode • Welche empirische Herangehensweise ist die Beste? • Eignet sich die ausgewählte Methode? • Findet sich Literatur zur Problematik? Manage‐ ment • Was ist beim Zeitmanagement zu beachten? • Was ist alles zu organisieren, klappt dieses? • Welches sind Meilensteine der Bearbeitung? Tab. 4.7: Mögliche Fragen zur Themenprüfung bei den einzelnen Gräten 3. Schritt: Thema modifizieren oder verwerfen Nach der Prüfung kann eine Anpassung des Themas vorgenommen werden. Wenn die negativen Punkte in der Überzahl sind, wäre eine Verwerfung des Themas anzudenken. Die Fishbone-Analyse ermöglicht eine ganzheitliche Betrachtung zahlreicher poten‐ zieller Problemaspekte einer wissenschaftlichen Arbeit. Allein die Erarbeitung des Diagramms bringt wertvolle Lerneffekte, z. B. durch das Aufzeigen von Kenntnislü‐ cken. Die Methode kann auch einen Rahmen für Gruppendiskussion bieten. Mit Hilfsmitteln wie Pinnwand, Kärtchen und Nadeln lässt sich eine Durcharbeitung der einzelnen Gräten gut steuern. Bei sehr komplexen Themenformulierungen kann die Darstellung allerdings leicht unübersichtlich und umfangreich werden. 4.2.6 Mind-Mapping Mind-Mapping ist eine Notiz- und Merktechnik, die durch bildliche, farbliche und vernetzte Darstellung von Inhalten beide Gehirnhälften anregen soll. Durch die Verbindung von sprachlich-logischem und intuitiv-bildhaftem Denken soll ein effizi‐ enteres Arbeiten sowie schnelleres Erfassen von Querbezügen realisiert werden. Die Methode eignet sich ausgezeichnet, um Themen eine Struktur zu geben, die in späteren Bearbeitungsschritten immer weiter vertieft werden kann. Mind-Maps können frei Hand (im DIN-A3 oder DIN-A-Querformat) gezeichnet oder mit Hilfe entsprechender Software erstellt werden. 78 4 Themenfindung <?page no="79"?> Beispiel | FreeMind Im Netz findet sich eine Reihe von kostenfreien Tools für Mind-Mapping. Ei‐ nes davon ist FreeMind (http: / / freemind.softonic.de/ ). Mit der Software können Ideen, Gedankengänge und Lösungswege grafisch schnell direkt am Computer anschaulich fest gehalten werden. Ein Ordnen der Brainstorming-Ergebnisse und -Besprechungen ist mit Rückgriff auf die Software gut gewährleistet. 1. Schritt: Thema kennzeichnen In der Blattmitte bzw. Bildmitte wird das wissenschaftliche Thema in knappen Worten in Groß- und Druckbuchstaben platziert und zum Hervorheben eingekreist. Es kann zusätzlich durch eine Zeichnung oder die Farbgestaltung akzentuiert werden, damit ein sofortiges Erkennen des Themas garantiert wird (vgl. Abb. 4.8). Studienzufriedenheit Abb. 4.8: Zentrales Thema platzieren 2. Schritt: Äste ergänzen Auf Ästen werden untergeordnete Schlüsselwörter um das Hauptthema ergänzt, die ebenfalls farbig oder als Bilddarstellung betont werden können. Die Bezeichnungen werden neben die Äste gesetzt (vgl. Abb. 4.9). Mit Hilfe dieses Schrittes werden Assoziationsketten erzeugt. Zum Thema können so Unterpunkte gebildet werden, die in späteren Bearbeitungsschritten einzelne Kapitel der wissenschaftlichen Arbeit sein können. Studienzufriedenheit Studierende Lehrende Gesellschaft Abb. 4.9: Äste bilden 4.2 Methoden zur Themengenerierung, -strukturierung und -prüfung 79 <?page no="80"?> 3. Schritt: Unteräste hinzufügen In weiteren, dünneren Ästen können von den Hauptästen abzweigend weitere Un‐ terthemen gefasst werden, womit die Vernetzungsstruktur ständig durch weitere Hierarchieebenen ausbaufähig ist. Vorteilhaft ist, dass das wissenschaftliche Thema schnell erfasst und Grundgedanken und Querbezüge mit Beschränkung auf wesentliche Gesichtspunkte gezeichnet werden können. Dies führt im Gegensatz zu einer umfangreichen Dokumentation in Textform zu einer Zeitersparnis, sowohl bei Schreiben als auch bei späteren Lesen. Bei der bild‐ lichen Betrachtung können zudem Forschungs- oder Gliederungs- Lücken erkennbar werden. Die Unübersichtlichkeit auf den ersten Blick sollte nicht unerwähnt bleiben, ist bei intensiveren Erfahrungen mit Mind-Mapping jedoch leicht zu überwinden. Bei Gruppenarbeiten können Mind-Maps u. U. zu Problemen führen, da ein Mind-Map immer ein individuelles Werk ist und somit kein allgemeingültiges Verständnis durch persönliche Darstellungsweise (mit persönlichen Symbolen und Bildern) gewährleistet wird. 4.2.7 Einsatz einer Künstlichen Intelligenz Künstliche Intelligenz kann eine wichtige Unterstützung für die Themenfindung im wissenschaftlichen Kontext bilden, indem sie komplexe Datenmengen analysiert (vgl. Kap. 2.6.4). Aus diesem Prozess können Forschungslücken und Trends identifiziert werden. Durch das Durchsuchen ihrer Daten kann ein KI Chatbot etwa Schlüsselwör‐ ter, um unerforschte respektive wenig erforschte Gebiete, aufdecken. Allerdings hat ein KI Chatbot (wie etwa ChatGPT) keinen direkten Zugriff auf aktuelle wissenschaftliche Fachliteratur. Auch die Fähigkeit für eine tiefgehende fachspezifische Analyse ist zum jetzigen Zeitpunkt begrenzt. Eine KI wie ChatGPT kann als eine Form von Brainstorming bei der Findung eines Themas unterstützen, es bedarf aber trotzdem einer erheblichen Bearbeitung durch einen Menschen. Wichtig ist bei der Diskussion mit einem KI Chatbot, einen zweckmässigen „Prompt“ einzugeben. Ein Prompt ist eine instruktive Aufforderung oder ein Auslöser, der in einer KI-Anwendung oder einem Dialogsystem dazu dient, eine bestimmte Antwort oder Aktion der Künstlichen Intelligenz zu initiieren. User geben also einen Prompt ein, um die KI zu veranlassen, auf Basis der bereitgestellten Informationen oder der gestellten Frage eine Aufgabe auszuführen oder Informationen zu generieren. Prompts sind entscheidend, um den Chat auf das Ziel der gewünschten Informationsbeschaffung oder -verarbeitung zu steuern. 80 4 Themenfindung <?page no="81"?> Beispiel | Mögliche Prompts zur Themenfindung Prompt 1 allgemein: Identifiziere bedeutende Wendepunkte und Durchbrüche in [gewähltes Forschungsfeld] während der letzten zwei Jahrzehnte. Prompt 1 speziell: Identifiziere bedeutende Wendepunkte und Durchbrüche in der Pädagogik während der letzten zwei Jahrzehnte. Prompt 2 allgemein: Diskutiere potenzielle Forschungsrichtungen in Hinblick auf [soziale, ökonomische, technologische oder ökologische Aspekt] im Kontext von [gewähltem Forschungsfeld]. Prompt 2 speziell: Diskutiere potenzielle Forschungsrichtungen in Hinblick auf ökologische Aspekte im Kontext des Themenkreises Marketing. 4.3 Anforderungen an wissenschaftliche Themen Die Themenformulierung muss bestimmten Anforderungen genügen, da sonst Themen z. B. unklar formuliert sind und in alle Richtungen interpretiert werden können. Deshalb ist eine Orientierung an Kriterien für Themenformulierungen sinnig (vgl. Abb. 4.10). Ansprüche an die Themenformulierung Präzise und spezifisch Operationalisierbar Forschungsrelevant Abb. 4.10: Ansprüche an die Themenfindung 4.3.1 Präzise und spezifisch Präzisierung bedeutet die Festlegung, was unter den einzelnen Aspekten der For‐ schungsfrage zu verstehen ist. Es sollte ein erkennbarer Gegenstand definiert sein, der so genau umrissen ist, dass er auch für Dritte erkennbar ist. 4.3.2 Operationalisierbar Hier geht es um die Machbarkeit bzw. Umsetzbarkeit des Themas. Wenn z. B. die SWOT-Analyse oder die Fishbone-Analyse vorab für die Themenprüfung angewandt wurden, ist die Operationalisierbarkeit meist gewährleistet. Es ist jedoch wichtig, erneut folgende Fragen zu klären: „Ist eine anvisierte wissenschaftliche Erhebung auch durchzuführen? “ oder „Werden die potenziellen Probanden auskunftsbereit sein? “. 4.3 Anforderungen an wissenschaftliche Themen 81 <?page no="82"?> Ansonsten kann zwar ein gut formuliertes Thema vorliegen, eine Datenerhebung ist dennoch unmöglich. Ebenso wäre zu klären, ob genügend Literatur vorhanden ist, um das Thema auch theoretisch zu erschließen. Studierende formulieren ihre Themen gerne einmal sehr ehrgeizig und sehr anspruchsvoll. Dies kann zwar eine besondere Herausforderung sein, aber ebenso eine Arbeit zum Scheitern bringen. 4.3.3 Forschungsrelevant Nach Eco (2020) muss ein Thema Bearbeitende in die Lage versetzen können, wissen‐ schaftliche Bereiche zu analysieren, die noch nicht ausreichend erforscht sind. Das Thema sollte also einen gewissen Grad an Originalität besitzen. In diesem Fall wird ein wissenschaftlicher Wert durch die Arbeit geschaffen. Wenn eine oder mehrere der folgenden Fragen beantwortet werden, kann von Originalität gesprochen werden: • die Forschungsfrage wurde bislang noch überhaupt nicht beantwortet • bereits geklärte Forschungsfragen werden aus einem neuen Blickwinkel metho‐ disch (neue Forschungstechnik) betrachtet • ein Forschungsergebnis oder eine Methode wird erstmalig für eine neue Zielgruppe oder einem anderen Land angewendet • bisherige Forschungsergebnisse zur Thematik (von unterschiedlichen Autoren) werden erstmalig zusammengefügt • bestehende Materialien werden neu interpretiert • eine unvollendete Forschungsarbeit wird fortgeführt • es erfolgt ein bisher unbekannter Transfer von anderen wissenschaftlichen Diszi‐ plinen 4.4 Zusammenfassung • Sie lernten Blockaden kennen, die eine Themenfindung für eine wissenschaftliche Arbeit erschweren können. • Sie wissen über unterschiedliche Quellen aus denen Sie ein Thema für eine wissenschaftliche Arbeit ableiten können. • Bei der Themengenerierung können Sie geschickt Techniken wie z. B. Brainstor‐ ming einsetzen. • Sie erkennen, dass wissenschaftliche Themen zu strukturieren (z. B. durch Mind-Maps) und hinsichtlich ihrer Eignung zu bewerten (z. B. mit der SWOT-Ana‐ lyse) sind. • Sie sind fähig und bereit, Anforderungen an die Themenformulierung (präzise, operationalisierbar, forschungsrelevant) einzuhalten. 82 4 Themenfindung <?page no="83"?> 4.5 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Beurteilen Sie bitte kurz folgende Themenvorschläge für Bachelorarbeiten: a) „Vorstadtzerfall und Steuereinnahmen“ b) „Was haben Kinder aus reichen Familien anderes als Kinder aus armen Familien? “ c) „Aktuelles Verhalten von Kindern auf dem Spielplatz im Vergleich zu früher“ d) „Wie Fachhochschulen ihre Masterstudiengänge im Bereich Kommunikation bewerben. Eine empirische kommunikationsanalytische Studie zur Gestaltung und Optimierung der Werbemaßnahmen“. Aufgabe 2: Ein beliebtes Hilfsmittel bei der Themenfindung von wissenschaftlichen Arbeiten ist der Einsatz von Kreativitätstechniken. Viele Studierenden stehen den Verfahren kritisch gegenüber. Beurteilen Sie bitte zwei Aussagen dazu: a) „Kreativität entsteht aus Chaos“ b) „Kreativ bin ich selber, dazu brauche ich keine Technik“ Aufgabe 3: Eignet sich die SWOT-Analyse eher zur Themenfindung oder -bewertung? Aufgabe 4: Sie besprechen mit einem Kommilitonen mögliche Themen einer Bachelor-Arbeit. Ihm schwebt eine Arbeit mit dem Thema „Social-Media-Marketing“ vor. Er möchte aus einer Literaturarbeit eine Art „Grundlagenwerk“ schaffen. Wie würden Sie die Forschungsrelevanz dieses Themas einschätzen? Begründen Sie Ihre Meinung. 4.6 Hinweise zur Vertiefung Nöllke, M. (2020): Kreativitätstechniken. 8. Auflage, Freiburg: Haufe-Lexware Patzner, H. (2014): Creative Explosion: Neue Sprengkraft für Ideen, Innovationen und Krea‐ tivprozesse. Frankfurt am Main: Campus Verlag Poschauko, M. & Poschauko, T. (2018): Nea Machina: Die Kreativmaschine. 2. Auflage, Mainz: Verlag Hermann Schmidt 4.5 Kontrollaufgaben 83 <?page no="85"?> 5 Wissenschaft recherchieren Quellensuche Quellenbewertung Quellenbeschaffung Wissenschaft recherchieren Es ist entscheidender Bestandteil eines jeden Studiums, zu lernen, sich mit fach‐ wissenschaftlicher Literatur passend auseinander zu setzen. Eine durchdachte Auswahl und Gebrauch von Literatur ist unerlässlich, wenn eine wissenschaftliche Arbeit angefertigt wird. Ein intensives Literaturstudium hilft, sich über ein Thema kundig zu machen, Ergebnisse argumentativ zu untermauern und auf Basis des analysierten Materials zu eigenen Thesen zu finden. Die Literaturauswahl soll zudem helfen, nicht den Überblick zu verlieren und stattdessen themenorientiert die Literaturliste einzugrenzen, um einen umfassenden theoretischen Bezugsrahmen zu entwickeln. Die Recherchemöglichkeiten haben sich in den letzten 20 Jahren vor allem durch tech‐ nologische Fortschritte und die Digitalisierung dramatisch verändert. Während anfangs der 2000er-Jahre zahlreiche Gänge in die Hochschulbibliothek obligatorisch waren, sind in der heutigen Zeit viele Quellen direkt über eine Internet-Suche in Datenbanken oder direkt über Google zu finden. Hochschulen und Forschungseinrichtungen bieten vermehrt digitale Repositorien an, wo Dissertationen, Preprints und andere Forschungsarbeiten für die Öffentlichkeit frei zugänglich gemacht werden. Plattformen wie JSTOR sind zu wesentlichen Ressourcen geworden. Das Gefundene kann nach erfolgreicher Suche bequem am heimischen Drucker ausgedruckt werden. Inspiriert werden kann die Suche am heimischen Schreibtisch durch einen frischen Kaffee und eine leckere Schokolade. <?page no="86"?> Das Wissen ist auch viel freier an sich geworden: Die Open Access Bewegung hat dazu beigetragen, dass wissenschaftliche Informationen zunehmend ohne Zugangsbe‐ schränkungen verfügbar sind. Dies hat die Barrieren für den Zugang zu neuesten Forschungsergebnissen verringert und fördert die breite Dissemination von Wissen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nutzen zudem Plattformen wie Research‐ Gate, LinkedIn oder X (ehemals Twitter), um sich zu vernetzen, Forschungsergebnisse zu teilen und fachlichen Austausch zu betreiben. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz werden neue Methoden entwickelt, um Literatur systematisch zu analysieren, Trends zu identifizieren oder umfangreiche Literaturre‐ views in kürzerer Zeit zu erstellen und zu aktualisieren (vgl. Kap. 2.6.4). Aber speziell bei der Literaturrecherche besteht eine begrenzte Einsatzmöglichkeit (Biswas 2023). KI Chatbots wie ChatGPT können zwar bei der Erstellung einer Literaturrecherche helfen. Es gilt dennoch zu beachten, dass sie einen eingeschränkten Zugriff auf viele Daten‐ banken und die dort abgelegten Zeitschriften haben. Die Urheberrechte bieten diesen einen Schutz. Auch auf viele der aktuellen Forschungsartikel und Studien besteht kein Zugriff. Zudem neigen die Chatbots dazu, Quellen einfach frei zu erfinden. Merke Die Literaturrecherche mit ChatGPT führt in vielen Fällen zu feh‐ lerhaften Quellenangaben. Quellen werden ganz einfach frei erfunden und sind somit für die wissenschaftliche Arbeit nicht verwendbar. Dennoch kann die Künstliche Intelligenz in Form von Chatbots bei der Bereitstellung einer grundlegenden thematischen Literaturübersicht zu einem bestimmten Thema hilfreich sein, für deren Ergänzung und Bearbeitung menschliche Autoren und Auto‐ rinnen erforderlich sind. Aufgrund der begrenzten Anwendbarkeit wird die KI aber im Weiteren Aspekten zur Recherche nicht tiefer thematisiert. Letztlich lebt jede Wissenschaft von Informationsbeschaffung und -austausch. Daher müssen sich auch lang arrivierte Forscher und Forscherinnen stets informieren, was aktuell in ihrem Forschungsschwerpunkt publiziert wird. Eine Literaturrecherche gliedert sich im Wesentlichen in folgende Arbeitsschritte: • Quellensuche (Frage: „Welche Literatur ist recherchierbar? “), • Quellenbewertung (Frage: „Welche Quellen sind wichtig? “), • Quellenbeschaffung (Frage: „Wie ist die jeweilige Literatur zu beschaffen? “), Auf diese drei Fragen werden in den nächsten Kapiteln Antworten gefunden. Dabei begegnen dem Leser Fachbegriffe, die im Zusammenhang mit der Literatursuche auftauchen. In der folgenden Abbildung werden diese Fachbegriffe illustriert. 86 5 Wissenschaft recherchieren <?page no="87"?> Begriff Beschreibung Aufsatz bzw. Artikel Kürzere wissenschaftliche Arbeit, die im Rahmen von Zeitschriften, Sammelwerken usw. veröffentlicht wird. Fachzeitschrift Journal Zeitschrift, in der Aufsätze zu einem bestimmten Wissenschaftsgebiet publiziert werden. Handapparat Sammlung ausgewählter Literatur eines gewissen Wissensbereiches in einer Bibliothek, die mehreren Personen zur zeitnahen Benutzung bereit steht. Diese Literatur kann nicht ausgeliehen werden. Handapparate finden sich oft auch direkt bei einzelnen Lehrstühlen. Monographie Eine Einzelschrift eines Autors, in der ein einzelnes, begrenztes Thema umfassend behandelt wird. Präsenzbibliothek Bibliothek bzw. Bibliotheksbestandteil, deren Medienbestände im Regel‐ fall nicht ausgeliehen werden können. Sammelwerk Publikation mit Beiträgen mehrerer Autoren, die sich auf das Thema bzw. den Titel des Sammelwerkes beziehen. Sie werden von einem oder mehreren Herausgebern veröffentlicht, die die Beiträge thematisch aufeinander abgestimmt haben. Sammelwerke sind z. B. Handbücher, Enzyklopädien, Kongress- und Festschriften. selbstständig erschienene Literatur Veröffentlichungen, die inhaltlich und physisch, eine abgeschlossene Einheit bilden, also Bücher, Zeitschriften oder elektronische Medien. unselbstständig erschienene Literatur Publikationen, die Teil eines selbstständig erschienenen Werkes (Bücher, Zeitschriften) sind, d. h. Aufsätze in Zeitschriften und Sammelbänden. Tab. 5.1: Wichtige Begriffe zur Literaturrecherche 5.1 Quellensuche Die Quellensuche ist der erste themenbezogene Schritt zur Konkretisierung des wissenschaftlichen Arbeitsprozesses. Hiermit kann das Thema eingegrenzt werden. Wenn diverse Themen zur Auswahl stehen, sollte der Schritt für jedes Thema separat erledigt werden. Erst anschließend ist eine endgültige Entscheidung für ein Thema nützlich. Dadurch wird sichergestellt, das Thema umfassend bearbeiten zu können und allenfalls auftauchende Bedenken der Themenwahl zerstreut werden können. Es ist nicht für allzu viele Themen eine Recherche anzustreben, denn dies birgt das Risiko einer „Verzettelung“. Das „Ertrinken“ in der Literatur ist jedoch nur ein Extrem, das andere ist, zu kurz zu recherchieren und die Literatursuche viel zu früh abzubrechen. Suchhilfen und Suchvorgehen können helfen, einen gewinnbringenden Weg einzuschlagen. Beides wird in den nächsten Unterkapitel analysiert. 5.1 Quellensuche 87 <?page no="88"?> 5.1.1 Suchhilfen für Quellen Folgende Frage und deren Beantwortung wird in diesem Kapitel beantwortet: „Wie kann die Verfasserin oder der Verfasser der wissenschaftlichen Arbeit einen Überblick über die Themenstellung und die vorhandene Literatur erlangen? “ Kurz: Es werden Suchhilfen beurteilt, die die Recherche erleichtern (vgl. Abb. 5.1). Suchhilfen bei der Quellenrecherche Bibliothekskataloge Literaturdatenbanken Elektronische Volltextausgaben Internet- Suchmaschinen Abb. 5.1: Suchhifen bei der Quellenrecherche 5.1.1.1 Bibliothekskataloge Hier finden sich selbstständig erschienene Literatur, die in einer oder mehreren Biblio‐ theken vorliegen. Bibliothekskataloge informieren über den jeweiligen Standort dieser Medien und über die Ausleihbedingungen (Heimausleihe, Präsenzbestand usw.). Durch Eingabe von bestimmten Schlagworten ist zudem ein Überblick über die veröffentlichte Literatur auf diesem Gebiet zu gewinnen. Die Kataloge sind überwiegend über das Internet frei zugänglich. Es handelt sich um einen Verbundkatalog, wenn die Bestände mehrerer Bibliotheken in einer Datenbank bzw. unter einer Oberfläche verzeichnet sind. Es existieren regio‐ nale, überregionale und fachliche Verbundkataloge. Metakataloge wie der Karlsruher Virtuelle Katalog (KVK) können sogar einen weltweiten Überblick geben. Beispiel | Der Karlsruher Virtuelle Katalog (KVK) Dies ist ein Meta-Katalog für Bibliotheks- und Buchhandelskataloge ohne eigene Datenbank (https: / / kvk.bibliothek.kit.edu/ ). Die eingegebenen Suchanfragen wer‐ den an diverse Bibliothekskataloge gleichzeitig weitergereicht und die jeweiligen Trefferlisten angezeigt. Deswegen kann er nicht mehr Funktionalität bei der Recherche gestatten als die einzelnen Zielsysteme selbst. Insgesamt steht ein Datenbestand von mehr als 500 Millionen Buchtiteln in den verbundenen interna‐ tionalen Bibliothekskatalogen und Buchhandelsverzeichnissen aus Ländern wie Australien, Kanada oder den USA zur Verfügung. 88 5 Wissenschaft recherchieren <?page no="89"?> 5.1.1.2 Literaturdatenbanken Literaturdatenbanken geben Aufschluss über erhältliche Literatur zu einem bestimm‐ ten Fachgebiet - unabhängig vom einzelnen Bibliotheksbestand. Die Datenbanken sind in der Regel lizenziert, weshalb auf sie nur über ein Hochschulnetz zugegriffen werden kann. Sie verzeichnen neben Büchern, Dissertationen in erster Linie unselbstständig erschienene Literatur. Literaturdatenbanken weisen meistens bibliographischen Anga‐ ben (Autor / Autorin, Titel, Quelle), teilweise kurze Zusammenfassungen der Arbeiten (Summary, Abstract) und selten Volltexte aus. Aus diesem Grund sind die gewonnenen Treffer häufig mit einem Link versehen, der eine unmittelbare Verbindung von der Datenbank auf den Volltext des recherchierten Artikels oder auf den Bestand einer Bi‐ bliothek herstellt. Die jeweiligen „Hilfe-Funktionen“ einer Datenbank können übrigens die Suche wesentlich vereinfachen, da sie wertvolle Angaben zu den verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten und zu den verwendeten Suchoperaoren macht. Folgende Datenbanken liefern in ihren Fachgebieten zahlreiche Recherchealterna‐ tiven und sind über das universitäre Netz in vielen Bibliotheken zugänglich: Datenbank Beschreibung DigiZeitschriften DigiZeitschriften ist ein elektronisches Archiv deutschsprachiger Zeitschriften von großer wissenschaftlicher Bedeutung. Die Daten‐ bank soll ein deutsches Gegenstück zu JSTOR sein. Eine kleine Open-Access-Sektion enthält vor allem Zeitschriftenjahrgänge aus dem 19.-Jahrhundert, die kostenfrei eingesehen werden können. Die letzten Jahrgänge sind - ähnlich wie bei JSTOR - zum Schutz der laufenden Abonnements nicht enthalten. EBSCO - Electronic Journals Service EBSCO ist die weltweit größte Zeitschriftenagentur und offeriert seinen Kunden den Zugang zu einer umfangreichen Zeitschriftentitel- und Aufsatzdatenbank; mit Abstracts und darüber hinaus teilweise mit Zugriff auf die Volltexte elektronischer Zeitschriften. EBSCOhost ist als Online-Referenzsystem bei akademischen, schulischen, öffent‐ lichen und medizinischen Bibliotheken weltweit verbreitet. Emerald Emerald Group Publishing Limited (www.emeraldinsight.com/ ) ist ein wissenschaftlicher Verlag, der Journals und Bücher publiziert. Un‐ ter der Adresse finden sich die Fachgebiete Betriebswirtschaftslehre, Bildung, Bibliothekar- und Gesundheitswesen sowie Maschinenbau. Viele Hochschulen besitzen Zugriffsrechte für die dort vorhandenen Volltexte. JSTOR - Journal Storage Zeitschriftenarchiv mit Volltexten elektronischer und digitalisierter Zeitschriften. Die gescannten Zeitschriften liegen als Volltext und Voll‐ bild im PDF, TIFF oder Postscript-Format vor. Die jeweils aktuellsten Jahrgänge sind bei JSTOR nicht zugänglich; erfasst sind Zeitschriften von ihrem ersten Jahrgang an bis zu einer sogenannten „moving wall“ (je nach Titel 2-5 Jahre vor dem aktuellen Jahrgang). Die Zeitschriften sind in einzelnen fachlichen Abteilungen strukturiert. 5.1 Quellensuche 89 <?page no="90"?> SSCI - Social Sciences Citation Index Aufsatzdatenbank, die alle Gebiete der Gesellschafts- und Sozialwis‐ senschaften unter Einschluss der naturwissenschaftlich orientierten Nachbardisziplinen Sozialmedizin und Psychologie umfasst (über 50 sozialwissenschaftlichen Disziplinen); Art der Nachweise sind biblio‐ graphische Angaben mit in den nachgewiesenen Veröffentlichungen zitierten Fundstellen. 60-Prozent der Nachweise enthalten Abstracts. Taylor & Francis - an informa business Taylor & Francis besteht aus Taylor & Francis Online, Taylor & Francis E-Books und F1000Research. Ersteres bietet Zugriff auf mehr als 2.700 fächerübergreifende Zeitschriften aus den Bereichen Geistes- und So‐ zialwissenschaften, Wissenschaft und Technologie, Ingenieurwesen, Medizin und Gesundheitswesen. Taylor & Francis E-Books ist eine Sammlung von E-Books zu ähnlichen Gebieten. F1000Research ist eine Open-Research-Plattform, die eine schnelle Veröffentlichung von Forschungsartikeln ohne redaktionelle Bearbeitung bietet. Wiso Umfassende deutschsprachige Datenbank für Wirtschafts- und Sozi‐ alwissenschaften mit E-Books, Fachzeitschriften (Volltexte nationaler und internationaler Quellen), Literaturnachweisen (Bibliographische Angaben zu wissenschaftlicher Literatur), Presseerzeugnissen (Voll‐ texte aus nationalen und internationalen Tageszeitungen), Firmenda‐ ten (beinhalten Firmenprofile, Handelsregister-Bekanntmachungen und Jahresabschlüsse) und Marktdaten (Ausschreibungen, Produktin‐ formationen, Statistiken und Marktstudien). Tab. 5.2: Literaturdatenbanken Hochschulen stellen für ihre Studierenden eine Reihe dieser Datenbanken (vgl. Tab. 5.2) zu Recherchezwecken zur Verfügung. Eine pdf-Datei eines wissenschaftlichen Artikels kann schnell und mühelos heruntergeladen werden. Anschließend sollte aus lizenzrechtlichen Gründen darauf geachtet werden, dass die Datei nicht an andere, unberechtigte Personen weitergegeben wird. Beispielz | Der Fall Aaron Swartz Am 19. Juli 2011 wurde der Student Swartz angeklagt, mehrere Millionen wissenschaft‐ licher Artikel von dem Onlinearchiv JSTOR illegal heruntergeladen zu haben (Müller 2013). Swartz war nicht nur Student, sondern auch Programmierer, Hacker und Aktivist der Open-Source-Bewegung. Er hat sich monatelang in die Datenbank der Hochschule „Massachusetts Institute of Technology“ (MIT) eingeloggt, um kostenpflichtig zugäng‐ liche wissenschaftliche Artikel herunterzuladen und frei verfügbar zu machen. JSTOR verzichtete zwar auf zivilrechtliche Ansprüche gegen Swartz und machte darüber hinaus viele Artikel für begrenzte Zeit kostenlos zugänglich. Dennoch wurde der Fall von der Staatsanwaltschaft strafrechtlich verfolgt. Swartz drohten im Fall seiner Verurteilung eine bis zu 35-jährige Haftsowie eine hohe Geldstrafe. Vor Prozessbeginn ging Aaron Swartz jedoch den Weg des Freitodes. Inwieweit die zu erwartende Strafe ihn dazu bewog, ist nicht eindeutig, da er seit einem längerem Zeitraum immer wieder unter depressive Phasen litt (Müller 2013). 90 5 Wissenschaft recherchieren <?page no="91"?> 5.1.1.3 Elektronische Volltextausgaben Vor allem Zeitschriften- und Zeitungsartikel, aber auch Nachschlagewerke, Wörterbü‐ cher oder Bücher finden sich nicht nur in gedruckter, sondern in ansteigendem Maße auch in elektronischer Form als Volltextausgaben. Ein solcher Zugang enthält alle Artikel des gedruckten Heftes, alle dazugehörenden Graphiken und Fotos sowie die Seitenanordnung des Druckexemplars. Beispiel | Wikisource---http: / / de.wikisource.org/ wiki/ Hauptseite Wikisource ist eine Sammlung von Quellentexten, die entweder urheberrechtsfrei sind oder unter einer freien Lizenz stehen. Wikisource versteht sich als Qualitäts‐ projekt, das mit Scans einer jeweils zuverlässigen Textgrundlage arbeitet. Beispiel | Google Books---http: / / books.google.com/ Mit Google Books können weltweit Millionen von Büchern von Bibliotheken und Verlagen erforscht und die entsprechenden Textseiten angezeigt werden. Zudem kann sich der User ein Google-Konto einrichten, um persönliche Bücherregale anzufertigen und zu verwalten, Bücher an Mitstudierende weiterzugeben und zu sehen, was diese gerade lesen. Elektronischen Volltextausgaben sind allerdings in einigen Fällen kostenpflichtig, kostenfrei kann der Zugriff vielfach über das Netz einer Hochschule erfolgen. Ein‐ schränkend ist allerdings zu bemerken, dass sich in vielen Fällen lediglich relativ aktuelle Veröffentlichungen hier finden - vermehrt diejenigen, die nach 1980 publiziert wurden. Eine Ausnahme bildet e-rara. Beispiel | www.e-rara.ch Die Web-Plattform www.e-rara.ch ist spezialisiert auf Bücher, Karten und Drucke aus dem 15. bis 19. Jahrhundert, die als pdf-Dokumente kostenfrei zur Verfügung. Große Schweizer Bibliotheken verfolgen damit das Ziel, bibliophile Kostbarkeiten online vorliegend zu machen und so einen neuen Weg zum herausgegebenen Kulturerbe zu schaffen. Von dem Angebot profitieren vor allem Wissenschaftler, die auf die seltenen Werke angewiesen sind. In der Sammlung finden sich z. B. Basler Drucke zu Themen wie Humanismus und Medizin von Gelehrten wie Vesal oder Paracelsus. 5.1.1.4 Internet-Suchmaschinen Internet-Suchmaschinen wie Google oder Bing können ebenfalls für das wissenschaft‐ liche Recherchieren genutzt werden. Gerade beim Einstieg in ein Thema bietet sich diese Suche an, auch um auf Wikipedia-Artikel und andere Wissensbasen zu geraten. 5.1 Quellensuche 91 <?page no="92"?> Besonders Google bietet mit „google scholar“ (http: / / scholar.google.de/ ) eine breite Basis an wissenschaftlicher Fachliteratur an, die auch zahlreiche Volltextausgaben beinhaltet. Zudem wird je Suchergebnis auch eine Angabe geleistet, wie oft die Quelle (im Internet auffindbar) zitiert wurde. Es handelt sich trotzdem nicht um eine umfassende Wissenschaftssuchmaschine. Eine Reihe von Informationen bleibt wie bei anderen Suchmaschinen unerkannt. Wissenschaftliche Institute dagegen bieten fachlich spezialisierte Suchmaschinen und Webverzeichnisse an, die sich aufgrund ihres hohen Qualitätsstandards für die Recherche nach fachspezifischen Informationen und wissenschaftlich fundierter Literatur im Internet eignen. Beispiel | EconBiz EconBiz (http: / / www.econbiz.de/ ) ist ein Recherche-Fachportal speziell für den Bereich Wirtschaftswissenschaften. Das Portal wurde von der Deutschen Zentral‐ bibliothek für Wirtschaftswissenschaften und der Universitäts- und Stadtbiblio‐ thek Köln gemeinsam geschaffen. Ziel ist es, einen zentralen Einstiegspunkt für alle Arten wirtschaftswissenschaftlicher Fachinformation und direkten Zu‐ gang zu Volltexten anzubieten. Der Suchraum umfasst wichtige deutsche und internationale wirtschaftswissenschaftliche Datenbanken. Durch Einbezug unter‐ schiedlicher Webservices wie z. B. die elektronische Zeitschriftenbibliothek und Zeitschriftendatenbanken kann geprüft werden, wo eine Quelle verfügbar ist. Den Suchservice gibt es auch als iPhone, iPad und Android Smartphone App, z. B. gratis im App Store. Automatischen Suchmaschinen fällt es oftmals schwer, nützliche Resultate anzubieten. Die kleine Anzahl bezahlter Editoren kommerzieller Verzeichnisse kann nicht mit der immensen Anzahl täglich neu vorgeschlagener Links mithalten. Hier setzen Internetverzeichnisse an unter denen Links zu wissenschaftlich relevanter Literatur oder wissenschaftlichen Foren gesammelt werden. Beispiel | http: / / curlie.org/ und http: / / odp.org/ (Web Directory of High-quality Resources) Beide Projekte sind Nachfolger von www.dmoz.org. Letzteres war das weltweit größte Internetverzeichnis, das mit Hilfe freiwilliger Editoren erstellt wurde. Auf dieser Website fand sich eine Übersicht zu einer Reihe von Verzeichnissen und Links mit wissenschaftsrelevantem Inhalt. Die Daten des Open Directory standen jedem kostenlos zur Verfügung. Am 17. März 2017 wurde das Verzeichnis vom Betreiber AOL geschlossen. Curlie deckt das vormalige dmoz-Angebot jedoch weitgehend ab. 92 5 Wissenschaft recherchieren <?page no="93"?> 5.1.2 Suchvorgehen Für die Recherche stehen unterschiedliche Suchfelder und Suchinstrumente in Da‐ tenbank-Katalogen, aber auch bei Internetsuchmaschinen bereit, die eine effiziente Gestaltung des Suchvorgangs ermöglichen sollen: Stichwortsuche (keyword search) Es erfolgt eine freie Suche nach Begriffen in der ganzen Titelaufnahme („alle Felder“) oder in einzelnen Kategorien (z. B. Titelfeld, Autorenfeld usw.). Die Stichwortsuche mit Hilfe von opac ist in Abbildung 5.2 illustriert. Boolesche Operatoren ermöglichen eine Verknüpfung von Begriffen, Trunkierung eine Abkürzung derselben. Mit booleschen Operatoren (vgl. Tab. 5.3) können zwei oder mehrere Begriffe kombiniert werden. Operatoren sind die Begriffe „AND“ bzw. „UND“ (Schnittmenge), „OR“ bzw. „ODER“ (Vereinigungsmenge) oder „NOT“ bzw. „NICHT“ (Differenzmenge). Bei der Trunkie‐ rung wird die Wortstammsuche durch Abkürzung eines Suchbegriffs durch spezielle Zeichen (wildcards) wie $ oder # abgekürzt. Beispiel: Wirtschaft$ sucht: Wirtschafts‐ geschehen, Wirtschaftswachstum, Wirtschaftsgeschichte, Wirtschaften usw. Abb. 5.2: Stichwortsuche bei opac. Quelle: http: / / help.opac.rero.ch/ de/ cc/ o/ keyword.html (abgerufen am 4.3.2024) 5.1 Quellensuche 93 <?page no="94"?> Operator Beispiel Erklärung UND Begriffssuche nach: Wirtschaft „UND“ Schweiz Das Programm findet alle Doku‐ mente, in denen „Wirtschaft“ und „Schweiz“ gemeinsam vorkommen. Alle eingegebenen Suchbegriffe kommen in den gesuchten Doku‐ menten vor. Die Suche ist damit sehr exakt durchzuführen und die Anzahl der Resultate stark einzu‐ schränken. - ODER Begriffssuche nach: Wirtschaft „ODER“ Schweiz Das Programm findet alle Doku‐ mente, in denen „Wirtschaft“ oder „Schweiz“ einzeln vorkommen. In den Dokumenten kommt mindes‐ tens einer der eingegebenen Such‐ begriffe vor. Die Suche ist hierdurch auszudehnen und die Anzahl der Resultate zu erweitern. NICHT Begriffssuche nach: Wirtschaft „NICHT“ Schweiz Das Programm findet alle Doku‐ mente, in denen „Wirtschaft“, nicht aber „Schweiz“ in der Suche vor‐ kommt In den Dokumenten kommt ledig‐ lich der erste, nicht aber der zweite Begriff vor. Der Operator „NICHT“ erlaubt es, gewisse Begriffe von der Suche auszuschließen. Wenn z. B. Informationen über die Stadt „Es‐ sen“ gesucht werden, kann durch die Eingabe „Essen NICHT Mahl‐ zeit“ ein guter Ausschluss erfolgen. Tab. 5.3: Boolesche Operatoren Ein gutes Hilfsmittel für eine tiefe Schlagwort-Recherche ist ein Einsatz von Thesauri, d. h. ein systematisches Vokabular für ein bestimmtes Fachgebiet, bei dem Unter- und Nebenbegriffe identifiziert werden. Die verwandten Fachbegriffe können für den weiteren Suchprozess genutzt werden. Der Einsatz eines Thesaurus kann besonders bei Recherchen helfen, bei denen der Schreiber oder die Schreibende noch kein fundiertes Wissen im Fachgebiet besitzt: Gefundene Synonyme und verwandte Begriffe machen den Begriff für den Sucher wesentlich konkreter. Dies kann auch für Internet-Recher‐ chen nützlich sein, wenn sich bei der ersten Anfrage wenig Treffer ergaben. Bei einer Reihe von Fachdatenbanken ist ein Thesaurus übrigens integriert. Indexsuche (browse) Eine Indexsuche gestattet eine Nachforschung in einer alphabetischen Liste. Der Index enthält alle Begriffe und Namen, die im Katalog enthalten sind. Dies dient insbesondere der gezielten Suche nach Autoren, (Zeitschriften-)Titeln, vor allem aber nach Schlagwörtern. Eine Indexsuche ist anzuwenden, wenn die richtige Schreibweise eines Suchbegriffes unsicher ist oder das Wissen fehlt, ob der Suchbegriff wirklich existiert. 94 5 Wissenschaft recherchieren <?page no="95"?> Beispiel | Gesucht wird ein Buch von Autor Vöss (? ), Rüdiger (? ) Da die Suche keine Treffer ergibt, empfiehlt es sich, die Schreibweise im Auto‐ ren-Index zu überprüfen. Dort findet sich die korrekte Form „Voss, Rödiger“. 5.2 Quellenbewertung Eine gewissenhafte Sichtung der recherchierten Literatur ist für wissenschaftliche Arbeiten unverzichtbar. Die Verfahren der Quellenbewertung werden in den nachfol‐ genden Kapiteln aufgegriffen (vgl. Abb. 5.3). Es empfiehlt sich, die Materialsichtung vor dem vertieften Literaturstudium zu beginnen, da sonst viel Lesezeit verschwendet werden kann. Eine Grobbeurteilung der Quellen kann schon bei der Materialrecherche erfolgen. Die Genauigkeit der Materialbeurteilung variiert mit der gegebenen Bearbei‐ tungszeit sowie mit Umfang und Verfügbarkeit des Materials. Beispiel | Zeithorizont bei wissenschaftlichen Arbeiten Die Literaturbewertung für eine auf sechs Monate angesetzte Bachelorarbeit kann aufgrund des größeren Zeithorizontes weit intensiver erfolgen als für eine auf drei Wochen terminierte Hausarbeit. Verfahren der Quellenbewertung Anlesen Rezensionen Closed-circle- System Delphi-Methode Abb. 5.3: Verfahren der Quellenbewertung 5.2.1 Anlesen 5.2.1.1 Bewertungscheckliste Im Rahmen des Anlesens (vgl. auch kursorisches Lesen in Kap. 6.1.1) ist es zweckmäßig, die Bewertung unter Rückgriff auf ein Prüfschema zu realisieren und die Ergebnisse der Wertung auf einer Karteikarte, in einer Datenbank oder auf der Rückseite des Titelblatts eines Artikels stichwortartig zu erfassen. Studierende kreieren hiermit ihre eigene themenbezogene und kritische Quellenbewertung, die für den weiteren wissenschaftlichen Arbeitsprozess sehr wichtig sein kann. Eine mögliche Checkliste 5.2 Quellenbewertung 95 <?page no="96"?> ist in Tabelle 5.4 illustriert. Je mehr der Checkkriterien angekreuzt werden können, desto höher treffender ist die Quelle - vor allem auch in wissenschaftlicher Hinsicht. Zeitschrift ist übrigens nicht gleich Zeitschrift - Tabelle 5.5 dokumentiert feine Abstufungen im Grad der Wissenschaftlichkeit in diesem Medium. Ja Fragen ☑ Hat der Titel bzw. der Untertitel der Quelle etwas mit ihrem zu bearbeitenden Thema gemein? ☑ Befinden sich im Titel, Untertitel oder Inhaltsverzeichnis wissenschaftliche Schlüssel‐ wörter (z. B. Theorie, Methode, Studie, Untersuchung)? ☑ Lässt sich im Vorwort, Abstract oder der Einleitung ein direkter Bezug zur anvisierten wissenschaftlichen Arbeit ziehen? ☑ Ist der / die Autor / Autorin oder Herausgeber / Herausgeberin wissenschaftlich sach‐ verständig (akademische Titel, Mitarbeit an einer wissenschaftlichen Institution)? ☑ Wird der / die Autor / Autorin in verschiedenen Werken zum Thema öfters zitiert? ☑ Handelt es sich um eine Doktorarbeit, ein ausgewiesenes wissenschaftliches Fachbuch, einen Aufsatz in einem wissenschaftlichen Buch oder einer Fachzeitschrift? ☑ Ist das Buch oder das Sammelwerk in einem wissenschaftlichen Verlag erschienen? ☑ Erfolgt eine Bezugnahme auf Forschung bzw. Forschungsergebnisse? ☑ Ist die Quelle aktuell? Liegt die letzte Auflage vor? ☑ Erfolgen Zitate, sind Abbildungen und Tabellen nachgewiesen? ☑ Ist ein umfangreiches Literaturverzeichnis dokumentiert? Tab. 5.4: Checkliste für die Auswahl wissenschaftlicher Quellen Bei der Literaturauswahl ist zu beachten, dass nicht jeder Verlag, der sich wissenschaft‐ licher Verlag nennt, auch hochwertige Literatur anbietet. Sehr provokativ bezeichnet Kirchherr (2012) zum Beispiel das Angebot einiger Verlage als „akademische Müll‐ halde“. Der Autor spricht damit Verlage an, die nur an einer hohen Anzahl von Publikationen im Verlagsprogramm und weniger an redaktioneller Prüfung interessiert sind. Die Produktion der Bücher erfolgt dann meist im Print-to-Order-Verfahren, d. h. nur bei Bestellung wird das nachgefragte Buch auch gedruckt. Hierbei kommt es dann oft zu sehr hohen Buchpreisen (teils über 100 Euro). So ist garantiert, dass der Verlag auch bei wenigen oder im Extrem sogar bei nur einer einzigen Bestellung Gewinn macht. Beworben werden die wissenschaftlichen Arbeiten in der Regel als einschlägige Fachliteratur. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass einfache Hausarbeiten oder sehr schlecht bewertete Bachelor-Thesen darunter sind. Als Vertreter dieser zweifelhaften Praxis nennt Kirchherr (2012) VDM und seine zahlreichen Verlagstöchter. Kirchherr betont, dass der GRIN Verlag oder der Shaker Verlag mit ähnlichen Geschäftsmodellen 96 5 Wissenschaft recherchieren <?page no="97"?> am wissenschaftlichen Buchmarkt agieren. International verfolgt Books LLC eine vergleichbare Strategie. Zeitungen Publikumszeitschriften Fachzeitschriften Wissenschaftliche Fachzeitschriften Kennzeichen: Knappe, aktuelle Be‐ richte, teils mit kur‐ zen Zitaten von Experten oder Ex‐ pertinnen. Autoren‐ schaft ist aus dem journalistischen Be‐ reich. Kennzeichen: Vergleichbar zu Zei‐ tungen, aber mit reichlich Informatio‐ nen zum Hinter‐ grund. Autorenschaft ist aus dem journalis‐ tischen Bereich. Kennzeichen: Geschrieben für Praktiker mit Wis‐ sen zum Berufsge‐ biet. Autorenschaft liegt bei Fachjourna‐ listen oder Fachjour‐ nalistinnen, Personen aus der Wissenschaft oder aus der Unter‐ nehmenspraxis. Kennzeichen: Berichte aus der Forschung für ein wissenschaftliches Zielpublikum. Auto‐ renschaft kommt in der Regel aus der Wissenschaft und sel‐ ten aus der Praxis. Beispiel: Tagesanzeiger, NZZ, Die Welt, Süddeut‐ sche Zeitung Beispiel: Filmzeitschriften (z. B. Cinema), Reise‐ magazine, (z. B. Out‐ door) Beispiel: Deutsches Ärzteblatt, Werben & Verkaufen Beispiel: Journal of Marketing, The American Econo‐ mic Review nicht wissenschaftlich wissenschaftlich Tab. 5.5: Grad der Wissenschaftlichkeit unterschiedlicher Zeitschriften Suchmaschinen, wie Google, führen im wissenschaftlichen Rechercheprozess meist zu einer großen Ansammlung von Internetseiten. Einige davon sind als Quelle unver‐ zichtbar, weil sich die wissenschaftliche Arbeit selbst mit der Analyse von Websites beschäftigt: Im Rahmen einer qualitativen Studie wird z. B. die Diskussion in einem bestimmten Forum untersucht. Es können zudem Websites von Forscherinnen und Forschern als Informationsquelle für wissenschaftliche Zwecke geeignet sein. Der folgende Kriterienkatalog kann genutzt werden, um Internetquellen auf ihre Eignung für wissenschaftliche Arbeiten zu evaluieren. Je öfters das Wort „Ja“ angekreuzt wird, desto gehaltvoller erscheint die Website. 5.2 Quellenbewertung 97 <?page no="98"?> Ja Fragen ☑ Haben die Herausgebenden der Website etwas mit dem zu bearbeiteten Thema gemein? ☑ Ist der Autor bzw. die Autorin oder sind die Herausgebenden der Website wissen‐ schaftlich sachverständig (akademische Titel, Mitarbeit an einer wissenschaftlichen Institution)? Oder ist das Unternehmen ein wichtiger Vertreter der Branche? ☑ Sind die Herausgebenden der Website als kompetente Instanz auf dem betreffenden Gebiet anerkannt? ☑ Ist die Website für die empirische Analyse relevant? ☑ Wurde aktuell ein Update erstellt (letzte 1-2 Jahre, d. h., werden Informationen aktualisiert)? ☑ Sind die vorhandenen Links auf der Website noch aktuell (hat sich die Zieladresse nicht geändert)? ☑ Wird die zuständige Organisation respektive Person deutlich benannt (z. B. im Impres‐ sum)? ☑ Sind die Texte in angemessener Sprache niedergeschrieben (Ausdruck, Grammatik, Rechtschreibung)? ☑ Erfolgt eine Bezugnahme auf Forschung bzw. Forschungsergebnisse? ☑ Falls Pressemeldungen oder wissenschaftliche Texte publiziert werden: Weisen diese ein Erstellungsdatum auf ? Tab. 5.6: Checkliste für Internet-Quellen 5.2.1.2 Journal Impact Factor Beispiel | Journal Impact Factor Unter der Internetadresse http: / / www.sciencegateway.org/ rank/ index.html findet sich für zahlreiche wissenschaftliche Fachbereiche eine Übersicht. An dieser Stelle sind je nach Fachgebiet Journals mit einem besonders hohem JIF angegeben. Da‐ neben finden sich z. B. Rankings zu Ländern, die den höchsten wissenschaftlichen Output besitzen. Für wissenschaftliche Arbeiten in Master of Science oder Doktorprogrammen kann zur qualitativen Abgrenzung unterschiedlicher Fachjournals ein Blick auf den Journal Impact Factor ( JIF) interessant sein. Dieser Faktor gibt an, wie oft die zitierbaren Aufsätze der beiden vorangehenden Jahre einer Zeitschrift durchschnittlich zitiert wurden. Je höher der Impact Factor, desto angesehener ist eine Fachzeitschrift. Eine wissenschaftliche Veröffentlichung in Journals mit hohem JIF ist besonders begehrt. 98 5 Wissenschaft recherchieren <?page no="99"?> Top-Journals haben ein strenges Review-Verfahren, welches teils zu einer Ablehnungs‐ quote von 90 % und mehr der eingereichten Arbeiten führt. Bei einem solchen Verfahren bewerten unabhängige Gutachtende aus dem gleichen Fachgebiet die Qualität des eingereichten Artikels. Der Prüfungsprozess beginnt damit, dass ein Artikel bei einem Verantwortlichen (z. B. dem Editor) eines Journals eingereicht wird. Dieser prüft zunächst die allgemeine Eignung für das Journal. Danach werden gutachtende Personen mit diesem wissenschaftlichen Schwerpunkt ausgewählt, die nach inhaltlicher Prüfung entscheiden, ob der Artikel in der eingereich‐ ten Form veröffentlicht, zur Überarbeitung zurückgeschickt oder endgültig abgelehnt werden sollte. Besonders Prestigeträchtig sind so genannte Doppelblindgutachten (engl. double-blind review). Dabei werden zwei Personen als Gutachtende bestellt, denen der Name der Autorenschaft verschwiegen wird. Die Gutachternamen bleiben in den meisten Fällen ebenso geheim. Ein Kritikpunkt des Verfahrens liegt darin, dass der Editor / die Editorin die Gutachter und Gutachterinnen auswählt und Artikel auch ohne Prüfung durch Reviewer direkt ablehnen kann. Er hat also eine gewisse „Machtposition“ und kann den Review-Prozess in seinem Sinne respektive im Sinne der Autoren und Autorinnen steuern. Helmer, Schottdorf, Neef und Battaglia (2017) konnten aus einer Untersuchung von 40.000 Fachartikeln mit 9.000 Editoren und 43.000 Reviewern ableiten, dass sowohl Editorinnen als auch Editoren vermehrt Reviewer des gleichen Geschlechts auswählen. Bei den Editoren ist dieses Verhalten aber stärker ausgeprägt als bei den Editorinnen. An sich sollte die Auswahl geschlechtsneutral erfolgen. Beispiel | Mängel im Peer-Review-Prozess Peters und Ceci (1982) wählten aus zwölf bekannten psychologischen Journals je einen in den letzten 18-32 Monaten erschienen Artikel von angesehenen Autoren und Autorinnen aus. Deren Namen wurden durch in der Forschungs-Community unbekannte Namen ersetzt. Auch den Titel, Abstract und Einleitungsabschnitt eines jeden Artikels variierten sie. Der Kerntext blieb allerdings in allen Fällen unverändert. Die Aufsätze wurden anschließend bei den gleichen Zeitschriften eingereicht, die sie bereits publiziert hatten. Im Ergebnis wurden lediglich drei der zwölf Manuskripte als bereits veröffentlicht erkannt, acht der neun übrigen wurden hingegen abgelehnt. Dieses Resultat spricht dafür, dass „prominente“ Autoren und Autorinnen bevorzugt behandelt und ihnen „wohlgesonnene“ Gutachtende zugeteilt werden. Calcagno et al. (2012) stellten ebenfalls das Peer Review-System und damit die Scientific-Community auf die Probe. Die Forscher untersuchten die Qualität von abgewiesenen Aufsätzen. Interessanterweise können diese eine hohe wissenschaftliche Aufmerksamkeit erlangen, wenn die Autoren oder die Autorinnen nicht aufgeben und den Aufsatz nach der Ablehnung bei einer weiteren Zeitschrift einreichen. Diejenigen, die dann zur Veröffentlichung kamen, wurden tendenziell öfter zitiert als andere Aufsätze in dieser Zeitschrift. Gerade bei kontro‐ 5.2 Quellenbewertung 99 <?page no="100"?> versen Aufsatzthemen oder sehr innovativen Methoden können die beschriebenen Fälle vorkommen: Dem Ersteditor oder den Erstgutachtenden waren die Artikel ganz einfach zu kritisch und nicht „Mainstream“ tauglich. 5.2.1.3 Wikipedia Viele Studierende machen sich das Anlesen und die Quellenbewertung einfach und greifen auf Wikipedia zurück. Daraus bauen sie Textteile in die eigene wissenschaftli‐ che Arbeit ein. Dieses Vorgehen ist aber sehr umstritten, auch wenn die Quellen korrekt als Zitat angegeben sind. Zunächst zum Positiven: Wikipedia bietet eine einfache Möglichkeit für den Einstieg in ein Thema und ist damit für viele Studierende erste Anlaufstelle bei wissenschaftlichen Recherchen. Unter den Stichwörtern ist zudem eine Reihe von aufschlussreichen Literaturquellen angegeben. Im Vergleich zu einem Wörterbuch sind die Quellen in der Regel schneller aktualisiert (vgl. Tab. 5.7). Die Zitierfähigkeit von Wikipedia ist allerdings sehr fragwürdig, weil viele Artikel eher überblicksartig gehalten und somit nur eine grobe Kurzfassung eines Themas bieten. Gerade umfangreiches Lesen von wissenschaftlicher Fachliteratur und damit eine Vielzahl von Meinungen und Denkrichtungen zu einem Thema kennenzulernen und abzuwägen, ist ein elementarer Anspruch eines Studiums. Problematisch ist auch, dass die Autoren der Wikipedia-Texte meist unbekannt sind. Deren Fachkompetenz, Glaubwürdigkeit und Motive sind deshalb schwer feststellbar. Letzter Kritikpunkt ist, dass sich die Texte unter Wikipedia schnell verändern können und darin eine Fülle von fachlichen Fehlern enthalten ist. Beispiel | Fehler in Wikipedia Kennen Sie den Bicholim-Konflikt? Diese kriegerische Auseinandersetzung (1640- 1641) zwischen Portugal und dem Reich der Marathen wurde in einem englisch‐ sprachigen Wikipedia-Eintrag beschrieben. Laut dem Eintrag wurde der Konflikt mit einem Friedensvertrag beendet, der den Grundstein für den indischen Bundes‐ staat Goa legte. Das Problem ist aber, dass dieser Konflikt niemals existierte. Von Publikationsbeginn an war auffällig, dass der Autor nur eine einzige Buchquelle zitierte, die ebenfalls fiktiv war. Trotzdem stand der „Fake-Artikel“ fünf Jahre unter der freien Online-Enzyklopädie. Es handelt sich leider nicht um einen Einzelfall: In der von „List_of_hoaxes_on_Wikipedia“ findet sich eine von Wikipedia selbst geführte Liste mit solchen „Scherzen“, die einen längeren Zeitraum online waren, bis sie aufgespürt wurden. Wikipedia bezeichnet das Erfinden derartiger Artikel als „Vandalismus“. Aber lesen Sie selbst einige interessante Beispiele unter: http: / / en.wikipedia.org/ wiki/ Wikipedia: List_of_hoaxes_on_Wikipedia (abgerufen am 12. 2. 2024) 100 5 Wissenschaft recherchieren <?page no="101"?> Kriterium Wikipedia Wörterbuch Kosten kostenlos über das Internet, nö‐ tig ist nur ein Netzzugang in der Regel kostenlos über eine Biblio‐ thek zu leihen, beim Kauf mit teils hohen Kosten verbunden Zugänglich‐ keit jederzeit über das Netz beim Kauf jederzeit, ansonsten Zugriff nur während der Öffnungszeiten der Bi‐ bliothek und der Leihfrist Aktualität sehr aktuell, wenn die Autoren den Beitrag gut ergänzen und pflegen nicht topaktuell, der Publikationsprozess dauert einige Zeit, eine Neuauflage braucht ebenso Zeit Qualität hängt stark von den jeweiligen Autoren ab meist hoch, da von Fachleuten geprüft Zitierbarkeit fraglich, da Autoren in der Re‐ gel unbekannt sind problemlos, insbesondere, wenn der Her‐ ausgeber ein bekannter Wissenschaftler ist und die Veröffentlichung in einem Fachverlag erfolgt Tab. 5.7: Vergleich zwischen Wikipedia und einem Wörterbuch 5.2.1.4 Statista Bei Statista handelt es sich um eine „Vermarktungsplattform“ von Statistiken. Das Unternehmen trägt statistische Daten aus unterschiedlichsten Themengebieten zusam‐ men und visualisiert die Inhalte. Es werden also keine Daten selbst generiert, sondern Analysen anderer Institute und Unternehmen verwendet. Unter den Abbildungen von Statista werden die Originalquellen angegeben (z. B. Statistisches Bundesamt). Aus dem Grund ist Statista als Sekundärquelle einzuordnen, die Ausgangspunkt (ähnlich wie Wikipedia) für tiefere Recherchen von anderen Quellen sein kann. Die Originalquellen enthalten meist umfangreichere Informationen und Zusammenhänge als Statista, auch wenn Statista noch weitere Zusatzinformationen zur Abbildung beifügt. Im Fall, dass die Originalquelle genutzt wird, kann diese zitiert werden. Ein Problem kann sich ergeben, wenn keine Primärliteratur einsehbar oder die Grafik dort unbrauchbar ist. In diesem Fall kann die exakte Abbildung von Statista in der wissenschaftlichen Arbeit verwendet werden. Nötig ist, dass der Quellenangabe die Ergänzung „zitiert nach de.statista.com“ hinzugefügt wird (vgl.-Kap. 7.1.1.4). Häufig ist ein direkter Zugang zum Statistikangebot von Statista über den Account einer Hochschule möglich. Es lässt sich aber auch leicht ein Account bei Statista anlegen, der die Nutzung einiger Daten ermöglicht. Viele der Daten sind jedoch nicht kostenfrei, insbesondere wenn zahlreiche Grafiken unter einem Hauptthema zusammengefasst werden. Ein Dokument zu „Bibliotheken“ umfasst z. B. mehr als 25-Seiten und somit zahlreiche Grafiken. 5.2 Quellenbewertung 101 <?page no="102"?> 5.2.2 Rezensionen Bei Rezensionen bzw. Buchbesprechungen handelt es sich um eine schriftlich niederge‐ legte und veröffentlichte Form einer Kritik von Fachpersonen zu einem wissenschaftli‐ chen Fachbuch oder -aufsatz. Es erfolgt eine Vorstellung der Fragestellung des Autors / der Autorin, seiner zentralen Argumentationsschritte und des Forschungsergebnisses. Daneben wird meist eine Einordnung des Werkes in die wissenschaftliche Diskussion vollzogen sowie Gegenpositionen diskutiert und bewertet. Aus dem Blickwinkel der re‐ zensierenden Person wird dem rezensierten Buch dann ein gewisser Stellenwert für die Wissenschaft zugeordnet. Rezensionen sind häufig mit ein bis zu drei Seiten eher knapp bemessen und können somit schnell einen guten Überblick über ein wissenschaftliches Werk bieten. Sie finden sich in vielen Fachzeitschriften, wobei ein und dasselbe Werk in unterschiedlichen Fachzeitschriften von verschiedenen Rezensierenden eingeschätzt werden kann. Die Güte solcher Rezension kann an Kriterien festgestellt werden wie • dem Rezensent oder der Rezensentin (renommierte Fachperson), • der Fachzeitschrift, in der die Rezension aufgelegt wird sowie • der erkennbaren Qualität der Rezension aus Sicht der Lesenden. Beispiel | Rezensionen im Netz Unter H-Soz-Kult finden sich um die 18.500 Rezensionen. Es ist zwar primär ein Fachforum und eine moderierte Informations- und Kommunikationsplattform für Historikerinnen und Historiker. Neben historischen werden aber auch politik‐ wissenschaftliche, soziologische, pädagogische, philosophische und kulturwissen‐ schaftliche Fachbücher rezensiert. Socialnet ist eine deutschsprachige Plattform für Fachinformationen aus Sozial‐ wirtschaft und Nonprofit-Management. Unter dieser Adresse können um die 23.000 Rezensionen aus den Themengebieten Gesundheit, Ökonomie, Politik, Recht, Psychologie und Pädagogik gelesen werden. 5.2.3 Closed-Circle-System Hier wird die Recherchearbeit anderer genutzt, denn in wissenschaftlichen Arbeiten - Büchern wie Aufsätzen gleichermassen - findet sich am Ende der Arbeit ein Abriss über die verwendete und / oder über die für diesen Themenbereich vorhandene Literatur. Nun kann bei mehreren Literaturverzeichnissen am Stück geprüft werden, ob ein bestimmter, mehrfach verwendeter Literaturkern besteht. Ein derartiges Cluster deutet dann auf eine themenrelevante Kernliteratur hin. Bei diesem Vorgehen sollten aller‐ dings ausreichend Quellen mit samt Literaturverzeichnis betrachtet werden und nicht von der ersten Arbeit auf ein Cluster geschlossen werden. Recherchierende sollten auch sicher sein, sich genau im „richtigen Themengebiet“ zu befinden, ein Literaturcluster in einem verwandten, aber doch anders strukturierten Themenkreis nutzt wenig. 102 5 Wissenschaft recherchieren <?page no="103"?> Problematisch kann auch sein, dass neue, innovative Quellen zum Themengebiet gänzlich außer Acht gelassen werden könnten, worunter der Innovationsgrad der eigenen Arbeit sehr leiden kann. 5.2.4 Delphi-Methode Nach erster Sichtung und Auswahl relevanter Fachliteratur können Studierende noch Rücksprache mit ihrem Dozierenden nehmen und ihm ihre Literaturliste zeigen. Er kann die Auswahl meist schnell beurteilen und bei Bedarf ergänzende Tipps für Folgerecherchen geben. Die Delphi-Methode geht noch einen Schritt weiter und bezieht Fachleute schon bei der Vorabbewertung ein. Dabei sucht man fünf weitere Fachleute im Themengebiet und konfrontiert diese mit folgenden Fragen: • Was sind die relevanten wissenschaftlichen Erkenntnisse oder Thesen? • Welche wichtigen Autoren sehen Sie aktuell? • Welche Publikationen sehen Sie als zentrale Werke an? • Wo sehen Sie eventuell Forschungslücken? Wenn sich Antworten überschneiden ist eine gute Grundorientierung und -bewertung über das Thema und die vorliegenden Quellen sowie deren Autorenschaft vorhanden. Die Befragungen können schriftlich per Mail oder als Interview (Face-to-Face oder telefonisch) geführt werden. Problematisch ist sicher die Auskunftsbereitschaft der Experten oder Expertinnen. Angehörige der eigenen Hochschule sollten daher erste Ansprechpartner sein, da der Offenheitsgrad hier sicher am höchsten sein wird. 5.3 Rechercheprotokoll Die Ergebnisse der Quellenrecherche und -suche lassen sich gut in einem Recher‐ cheprotokoll zusammenfassen. Dort sollten verschiedene Suchbegriffe, der Suchweg, die gefundenen Ergebnisse, die Bewertung der Quellen sowie wichtige Bemerkungen vorhanden sein (vgl. Tab. 5.8). Besonders bei geringen Erfahrungen mit dem wissen‐ schaftlichen Arbeitsprozess kann das Protokoll gute Hilfeleistungen bieten. Bei der Anfertigung von Bachelor- und Masterarbeiten erfolgt die Erfassung meist direkt in Zusammenhang mit Quellenverwaltungsprogrammen (vgl. Kap. 6.2.4). Bei den Quellenverwaltungsprogrammen kommt die KI-Technologie zu Hilfe, um die Ef‐ fizienz und Genauigkeit zu steigern. Durch die Verwendung eines Literaturverwal‐ tungstools wie etwa Zotero (vgl. Kap. 6.2.4), das über KI-gestützte Funktionen verfügt, können Studierende einen erheblichen Teil des Prozesses automatisieren. Zotero bietet Browser-Erweiterungen für gängige Webbrowser wie Chrome, Firefox oder Edge. So‐ bald Artikel gefunden werden, klickt der Autor oder die Autorin auf das Zotero-Icon in seiner Browserleiste. Die KI-Funktion des Tools scannt daraufhin die Webseite und erkennt die bibliografischen Daten des Artikels - darunter die Autoren, den Titel, die Publikation, das Erscheinungsjahr und die Seitenzahlen. Diese Informationen werden 5.3 Rechercheprotokoll 103 <?page no="104"?> automatisch in Zotero importiert, wo sie in einer organisierten Datenbank gespeichert werden. Dort haben Studierende die Möglichkeit, die Literaturquellen zu verwalten, Notizen hinzuzufügen oder diese nach Themen, Projekten oder anderen Kriterien zu sortieren. Der eigentliche Wert des KI-gestützten Prozesses wird deutlich, wenn es um die Erstellung eines Rechercheprotokolls geht. Studierenden können in Zotero indivi‐ duelle Ordner für verschiedene Aspekte der Forschungsarbeit anlegen und die gesam‐ melten Ressourcen entsprechend zuordnen. Nicht nur, dass dies hilft, das Material sys‐ tematisch zu kategorisieren, es ermöglicht Studierenden auch, jederzeit eine klare Übersicht über die Recherchen zu behalten und diese zu bewerten. Zudem kann die KI eingebettete Metadaten erkennen, die manchmal in PDF-Dokumenten enthalten sind. Wird ein solches PDF in Zotero importiert, erfolgt automatisch eine Extraktion der relevanten Daten und deren Ergänzung in der Literaturdatenbank. Suchbe‐ griff Such‐ weg Ergebnisse Einschätzung Bemer‐ kung Student sa‐ tisfaction & Laddering Emerald Fünf gute Treffer, z. B. The desired teaching qualities of lectures in higher education: a means end analysis Type: Research paper Author(s): Roediger Voss, Thors‐ ten Gruber Source: Quality Assurance in edu‐ cation Volume: 14 Issue: 3 2006 Hoher Grad der Wissenschaft‐ lichkeit, passt nicht ganz ge‐ nau zum Thema, da Lehramtsstu‐ dierende be‐ fragt wurden, Methodik passt Download in Ordner satisfaction Tab. 5.8: Auszug aus einem klassischen Rechercheprotokoll 5.4 Quellenbeschaffung Zentrale Fundorte für wissenschaftliche Literatur sind wissenschaftliche Bibliotheken. Nach der Literaturrecherche kann man ein Buch hier entleihen. Auch in größeren Stadt‐ bibliotheken sind oft gute wissenschaftliche Buchbestände zu finden. Ist das gesuchte Werk in der besuchten Bibliothek selbst nicht verfügbar, kann es wahrscheinlich über eine Fernleihe beschafft werden. Nachteilig ist anzumerken, dass Neuerscheinungen von der Bibliothek angeschafft und dann registriert werden müssen. Dieser Vorgang kann sich über einen längeren Zeitraum erstrecken. Bei zahlreich nachgefragten Büchern kann es schon einmal zu Vormerkzeiten von mehreren Monaten kommen - ein Zeitraum in dem die wissenschaftliche Arbeit vielleicht schon abgegeben werden muss. Im Extremfall müsste die Literatur über den Buchhandel selbst bezogen werden, was bei den Fachbuchpreisen sehr kostenintensiv (teilweise kosten Fachbücher 100 und mehr Euro) werden kann. Die bereits angesprochenen Literaturdatenbanken (vgl. Kap. 5.1.1.2) erlauben ein direktes Ausdrucken und sind damit eine ausgezeichnete Alternative. Monographien und Sammelwerke finden sich dort jedoch weniger. 104 5 Wissenschaft recherchieren <?page no="105"?> Merke Kurz vor Beginn einer größeren wissenschaftlichen Arbeit (Ab‐ schlussarbeit) sollte eine der Bibliotheksführungen genutzt wer‐ den. Bei diesem Besuch kann man sich auch gleich über neue Datenbanken, neue Zugriffswege usw. informieren. Neben dem traditionellen Abholen der Literatur der Bücher besteht für Studierende auch die Möglichkeit, sich die Literatur liefern zu lassen - eine Alternative, die kostenpflichtig ist. Subito stellt ein solches Angebot dar. Es ist der Markenname für den Dokumentlieferdienst wissenschaftlicher Bibliotheken aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Subito bietet einen schnellen und unkomplizierten Dienst, über den die Studierenden durch die Bibliothe‐ ken Kopien von Aufsätzen aus gedruckten Zeitschriften oder Kopien aus Büchern herstellen lassen und diese zugesendet bekommen. Diese Bestände werden durch subito-Kataloge umfassend und unkompliziert zugänglich gemacht. Eine Lieferung ist für den Besteller sehr schnell erhältlich: Eine Normalbestellung wird von einer Lieferbibliothek innerhalb von maximal 72 Stunden bearbeitet. Eine Eilbestellung wird sogar innerhalb von maximal 24 Stunden ausgeführt. Dabei ist allerdings zu beachten, dass sich die Bearbeitungszeit anhand von Werktagen errechnet, d. h. ohne Samstage, Sonn- und Feiertage. Die Dauer des Versandes muss noch dazu addiert werden. 5.5 Zusammenfassung Arbeitsschritte der Literaturrecherche Quellensuche Quellenbewertung Quellenbeschaffung Welche Literatur ist bekannt und recherchierbar? Welche Quellen sind wichtig? Auf welchen Wegen ist die jeweilige Literatur erhältlich? • Sie lernten Bibliothekskataloge, Literaturdatenbanken, elektronische Volltextausgaben und Internet-Suchmaschinen als Suchhilfen für die Quellenrecherche kennen. • Sie können Anlesen, Rezensionen, Closed-circle-System und die Delphi-Methode als Verfahren der Quellensichtung differenzieren. • Sie erkennen Bibliotheken als zentrale Orte der Quellenbeschaffung. 5.5 Zusammenfassung 105 <?page no="106"?> 5.6 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Ein Forscher publiziert in einer Tageszeitung einen polemischen Artikel, der weder wissenschaftliche Quellen noch ein Literaturverzeichnis enthält. Handelt es sich um eine wissenschaftliche Quelle? Aufgabe 2: Kreuzen Sie die richtige Antwort an. Der Begriff „closed circle system“ bezeichnet: ☐ Bei der Literaturrecherche werden die Literaturverzeichnisse anderer Arbeiten analysiert und daraus themenrelevante Literatur analysiert. ☐ Ein geschlossenes elektronisches Recherchesystem in einer Hochschulbibliothek. ☐ Eine Befragung, bei der nur bestimmte Experten oder Expertinnen interviewt werden und Anregungen zu themenrelevanter Literatur geben sollen. Aufgabe 3: Sie suchen im Bibliothekskatalog Ihrer Hochschule im dem Titelangaben von Monogra‐ phien nach Literatur und geben „Niederlage$ NOT Krieg$“ ein. Welches der folgenden (erfundenen) Buchtitel wird als Ergebnis des Suchprozesses erscheinen. ☐ Der Niedergang der Volkswirtschaften. ☐ Analyse kriegerischer Handlungen als Kontextfaktoren für militärische Niederla‐ gen. ☐ Wirtschaftliche Niederlagen großer Aktienkonzerne. ☐ Krieg als Übel. Aufgabe 4: Nehmen Sie an, dass Sie eine wissenschaftliche Arbeit zur Thematik „Gründe für den Verfall einer Autokratie“ schreiben wollen und nach geeigneter Literatur zur Konkretisierung der Forschungsfrage und für den Theorieteil suchen. Beurteilen Sie folgende Optionen als Hilfe bei der Recherche: a) Bibliothekkatalog Ihrer Stadtbibliothek b) Befragung Ihrer älteren Schwester zur Thematik c) Unter Wikipedia nach Beiträgen suchen d) Einfach googeln und „Autokratie und Verfall“ eingeben 5.7 Hinweise zur Vertiefung Niedermair, K. (2023): Recherchieren, Dokumentieren, Zitieren. Die Arbeit mit wissenschaftli‐ chen Quellen. 2. Auflage, Konstanz und München: UVK 106 5 Wissenschaft recherchieren <?page no="107"?> 6 Wissenschaftliches Lesen Lesearten Gelesenes festhalten kursorisches Lesen im Text auf traditionellen Hilfsmitteln selektives Lesen studierendes Lesen in Computer- Dateien Studierende verbringen sehr viel Zeit mit Lesen - ein Drittel bis die Hälfte ihres Studiums ist wohl zu veranschlagen. Im Folgenden geht es um Ziele und Prozess des wissenschaftlichen Lesens - kurz um den Umgang mit Fachliteratur. Dieser Prozess hat eine enge Verbindung zur wissenschaftlichen Recherche und überschneidet sich damit. Bevor recherchierte Texte ausgewählt werden, müssen sie angelesen werden. Bevor das Lesen wissenschaftlicher Texte begonnen wird, sollten sich Lesende best‐ möglich darauf einstellen und optimale Lesebedingungen ermöglichen (vgl. Kap. 3.3). Dazu gehört die Wahl eines geeigneten Leseortes und einer passenden Lesezeit. Letztere ist relevant, weil nicht jeder Zeitpunkt die beste Konzentrationsfähigkeit garantiert. Ebenso sollte ein gewisser Leseumfang in einer bestimmten Zeit eingeplant werden, wie z. B. das Lesen von zehn Journal-Aufsätzen in drei Stunden. Mit dieser Festlegung soll ein Rahmen geschaffen werden, der beim Auftreten von Leseproblemen flexibel zu handhaben wäre. Nicht zu vergessen ist eine aufrechte Körperhaltung einzunehmen. Fehlt diese können mangelnde Konzentration oder Schmerzen die Folgen sein. Zu guter Letzt können kleine Rituale eine gute Lesestimmung bedingen, z. B. zum Lesestart seinen Lieblings-Cappuccino zu trinken. Wissenschaftliche Texte sind eine besondere Art von Literatur: Sie sind gewöhnlich weit schwerer zu lesen und zu verstehen als Trivialliteratur. Aus diesem Grund eignen sich herkömmliche Lesetechniken weniger gut, um diese Texte ausreichend zu erschließen. <?page no="108"?> Im Folgenden werden Lesearten differenziert, die bei der Bearbeitung von Fachliteratur angewandt werden. Danach werden Möglichkeiten des Festhaltens von Texten vorgestellt. 6.1 Lesearten Im Wesentlichen sind drei grundlegende Lesearten zu differenzieren (vgl. Abb. 6.1). Lesearten kursorisches Lesen selektives Lesen studierendes Lesen Abb. 6.1: Darstellung unterschiedlicher Lesearten 6.1.1 Kursorisches Lesen Kursorisches Lesen dient dazu, einen Überblick bzw. eine Orientierung über eine Quelle zu gewinnen. Der Text sollte also nur überflogen werden, um zu erfahren, wovon die Lektüre handelt. Eine tiefere Analyse der Argumentationslinie bleibt aus. Lesende schauen dafür etwas genauer auf den Autor respektive die Autorin und den Titel der Arbeit, um zu sehen, ob der Text relevant ist (vgl. auch Anlesen in Kap. 5.2.1). Der Konzentrationsgrad kann aufgrund der oberflächlichen Analyse im mittleren Bereich liegen. Eine grundlegende Einschätzung des Textes kann mit Hilfe von folgenden Fragen geschehen: Ist der Text für mich • verständlich geschrieben? • interessant und damit verwendbar? • zu ergänzen? Speed Reading als Form des kursorischen Lesens Beim Speed Reading versucht das Individuum, wissenschaftliche Aufsätze mit hoher Geschwindigkeit zu verstehen. Die in den Siebzigerjahren von Tony Buzan entworfe Methode beruht auf der Erkenntnis, dass das Gehirn den aufgenommenen Text bei höheren Geschwindigkeiten (ab 400 Wörter pro Minute) wesentlich besser verarbeitet als bei normaler Lesegeschwindigkeit (ca. 200 Wörter pro Minute) (Buzan 2018). Dabei soll versucht werden, die Augenbewegung so zu trainieren, dass eine Quelle schneller verstanden werden kann - ohne ein ständiges Zurückkehren zu Wörtern, Sätzen oder Absätzen. Unterstützend wirken kann eine Lesehilfe, die das Vorankommen im Text lenkt und somit förderlich für Konzentration und Aufmerksamkeit ist. 108 6 Wissenschaftliches Lesen <?page no="109"?> Beispiel | Lesehilfe Ein Bleistift, ein Finger, eine Stricknadel oder ein Essstäbchen können Lesehilfen darstellen. Chinesische Essstäbchen eignen sich besonders, da sie gut in der Hand liegen, günstig sind und keine Spuren auf dem gelesenen Papier hinterlassen. 6.1.2 Selektives Lesen Beim selektiven Lesen erfolgt ein kriterienorientiertes Vorgehen, d. h. es wird nach demjenigen gesucht, was interessiert. Alles andere wird bei dieser sehr rationellen Leseweise beiseite gelassen. Dieses Vorgehen empfiehlt sich nach der Literaturrecher‐ che und dem kursorischen Lesen. Der bekannte Text wird z. B. nach quantitativen Informationen abgesucht. Logischerweise variiert das Lesetempo bei der Suche sehr, da Unwichtiges überflogen werden kann, bei Relevantem muss die Geschwindigkeit dann stark reduziert und genauestens gelesen werden. Um diese Arbeit zu leisten, ist ein hoher Konzentrationsgrad wichtig. Ein Fragenkatalog kann eine grundlegende Orientierung für das selektive Lesen leisten: Fragen, die vor dem Lesen zu beantworten sind: • Was weiß ich schon? (eigenes Vorwissen) • Was suche ich genau? (Einschränkung der Suche) • Welcher Aspekt ist mir wichtig? (eigenes Lesemotiv) Fragen, die während des Lesens zu beantworten sind: • Wovon handelt der Text, entspricht er den Suchkriterien? (Thema / Problemstellung) • Was sagt der Text über das Gesuchte aus? (Aussage) • Welche Absicht verfolgt der Text dabei? (Ziel / Intention) 6.1.3 Studierendes Lesen Studierendes Lesen beinhaltet eine systematische und vertiefte Analyse von wissen‐ schaftlichen Texten. So werden etwa Textausschnitte (einzelne Kapitel) zur gleichen Thematik aus verschiedenen Büchern gelesen und miteinander verglichen. PQ4R-Methode als Form des studierenden Lesens Thomas und Robinson (1972) schlagen die PQ4R-Methode als Lesemethode für komplexe wissenschaftliche Texte vor, wobei sich der Name der Methode aus den (englischen) Anfangsbuchstaben ihrer sechs Phasen ableitet: Preview, Question, Read, Reflect, Recite, Review (vgl. Tab. 6.1). Zentrales Merkmal von PQ4R ist das Generieren und Beantworten von Fragen zum Text als Voraussetzung für das Textverständnis. Wissenschaftliche Studien belegen, dass das eigenständige Fragenstellen an den Text die Behaltensquote bei der Texterfassung am deutlichsten unterstützte (Anderson 2013). 6.1 Lesearten 109 <?page no="110"?> Phase Bezeich‐ nung Beschreibung 1 Preview (Vorprü‐ fung) Der Text wird „quergelesen“, d. h. alle Kapitel werden überflogen. Es soll einen Überblick über das Thema des Textes, die Gliederung der Kapitel bzw. die Abschnitte und Überschriften gewähren. Falls noch keine Überschriften vorhanden sind, sollen Lesende selbst Über‐ schriften für die einzelnen Abschnitte formulieren. Bei dem Vorgehen ist schnell erkennbar, ob ein Text den grundlegenden Erwartungen genügt. 2 Questions (Fragen) Nun sollen Fragen zu den kategorisierten Abschnitten formulieret werden. Häufig reicht eine Umformulierung der Abschnittsüber‐ schriften, um eine passende Frage zu stellen. 3 Read (Lesen) Im dritten Schritt wird der Text sorgfältig gelesen, die Fragen werden beantwortet. Zudem werden wichtige Passagen markiert und zusätz‐ liche auftretende Fragen zum Text notiert. Prägnante Zeichen können unterstützend wirken (vgl. Tab. 6.3). 4 Reflect (Nach‐ denken) Hierbei wird der Text gedanklich noch einmal durchgegangen und analysiert, um ihn richtig zu verstehen. Die Suche nach zusätzlichen nützlichen Beispielen für bestimmte Zusammenhänge kann helfen, bessere Bezüge zum Text herzustellen. 5 Recite (Wieder‐ geben) Danach kann man den Text beiseitelegen und sich an die Informatio‐ nen erinnern. Es wird versucht, die gestellten Fragen ohne Rückgriff auf den vorliegenden Text zu lösen. Nur, wenn Probleme bei der Beantwortung entstehen, sollten die entsprechenden Abschnitte noch einmal durchgelesen werden. Ein schriftliches Festhalten kann die Behaltensquote nochmals steigern. 6 Review (Rück‐ blick) Im letzten Schritt werden die zentralen Gesichtspunkte noch einmal in Erinnerung gerufen. Eventuell können auch die gestellten Fragen erneut beantwortet werden. Es sollte auch beurteilt werden, ob wei‐ tere wissenschaftliche Texte zu recherchieren sind oder ob bestehende Lücken geschlossen werden konnten. Tab. 6.1: Schritte der PQ4R-Methode Vorteilhaft an der PQ4R-Methode ist, dass sie sich leicht erlernen lässt und die einzelnen Schritte klar und verständlich formuliert sind. Die auf den ersten Blick sehr mühsam erscheinende Methode ermöglicht eine deutliche Verbesserung der Lese-Effizienz von wissenschaftlichen Texten. Dies bedarf allerdings der konsequenten Anwendung und Übung. Eine einmalige Anwendung führt wohl eher nicht zu einem Effizienzvorteil. Neben der PQ4R-Methode existiert übrigens eine Vielzahl vergleichbarer Ansätze, die sich leicht über Google-Recherche finden lassen. 6.1.4 Vergleich der Lesearten In Tabelle 6.2 werden die unterschiedlichen Lesearten anhand von Kriterien wie „Dauer“, „Vorwissen“, „Leseinteresse“ und „Konzentrationsgrad“ verglichen. 110 6 Wissenschaftliches Lesen <?page no="111"?> Kriterium/ Leseart kursorisch selektiv studierend Dauer Schnelllesen variabel, schnell und intensiv intensiv Vorwissen gering bis mittel mittel bis hoch mittel bis hoch Leseinteresse egal mittel bis hoch hoch Konzentrationsgrad mittel hoch sehr hoch Tab. 6.2: Vergleich der Lesearten 6.2 Gelesenes festhalten Ein immer wiederkehrendes Problem bei wissenschaftlichen Arbeiten liegt im Lite‐ ratur-Management. Zwar sind viele gut geeignete wissenschaftliche Quellen zügig gefunden, aber schon ein paar Tage nach dem Durchlesen ist sowohl die Erinnerung über den Inhalt als auch über den Standort der Quellen verblasst. Die gelesenen Quellen müssen also in irgendeiner Form bearbeitet und erfasst werden. Hierfür bieten sich eine sprachliche Fixierung und eine Visualisierung der grundlegenden Informationen an. Als Visualisierungshilfe eignen sich z. B. Mind-Maps (vgl. Kap. 4.2.6). Fraglich ist im nächsten Schritt, wo das Gelesene festgehalten wird und welche Hilfsmittel dabei zum Einsatz kommen (vgl. Abb. 6.2). Festhalten des Gelesenen im Text auf traditionellen Hilfsmitteln in Computer-Dateien Abb. 6.2: Alternativen zur Festhaltung des Gelesenen Merke Oft sind die eigenen Aufzeichnungen über einen gelesenen Aufsatz oder ein gelesenes Buch so schlecht gestaltet, dass sie im Nachhinein unbrauchbar sind. Dies kann an unleserlicher Schrift oder stark abgekürzten Sätzen und Sachverhalten liegen. Um solche Unannehmlichkeiten zu vermeiden, reicht oft die Vorstellung, dass die Kernaussagen und die Struktur der Quelle Mitstudieren‐ den vorgestellt wird, die selbst eine wissenschaftliche Arbeit zu einer vergleich‐ baren Thematik schreiben. Nehmen Sie zudem an, dass diese Personen eine vorbildliche Quellenaufzeichnung auszeichnet und Sie deren Niveau anstreben. 6.2 Gelesenes festhalten 111 <?page no="112"?> 6.2.1 Im Text Als einfachste Lösung erscheint, die Zusammenfassung im Text oder am Ende der (ausgedruckten) Quelle zu leisten. Wenn die Quellen nicht beidseitig ausgedruckt wurden, kann zudem die Rückseite einer jeden Textseite genutzt werden. Dies ist beim Management von wenigen Quellen sicher eine gute Lösung, je mehr Quellen jedoch existieren, umso mühsamer wird das Management dieser Quellen. Sie lassen sich auch in einzelnen Themenordner u. U. nicht mehr einfach finden. Textkennzeichnungen können bei der Strukturierung des Gelesenen helfen. Beson‐ ders gut anwendbar sind sie beim studierenden Lesen. Zur besseren Aufbereitung des Textes können die wertvollsten Passagen farbig hervorgehoben und mit Randbe‐ merkungen versehen werden, um eine schnellere Orientierung beim nächsten Lesen zu finden. Zudem steigert eine visuelle Hervorhebung das Behalten, allerdings nur, wenn mit Randbemerkungen und Unterstreichungen sparsam umgegangen wurde. Ein fast gänzlich markierter Text ist kontraproduktiv. Solche Fehler werden vornehmlich beim ersten Lesen und Entdecken eines Themenfeldes vielfach gemacht: es wird zu viel an den Rand geschrieben und unterstrichen, da dem Leser sämtliche Sätze und Begriffe relevant erscheinen. In Tabelle 6.3 findet sich eine Auswahl möglicher Randbemerkungen, wie Abkürzungen, Symbole und besondere Kennzeichen: Zeichen Anwendung B Wenn im Text ein gutes Beispiel zur Erklärung gefunden wird, hilft ein „B“ am Rande zum Wiederfinden. ? Unklare oder zweifelhafte Textpassagen können gut mit einem Fragezeichen markiert werden. → Zur Prüfung eines Sachverhalts oder zur weiteren Reflexion eines Gedankens bietet der Seitenpfeil eine geeignete Methode der Kennzeichnung. ! Als wichtig identifizierte Textteile können mit einem Ausrufezeichen ange‐ zeigt werden. Z Ein kleiner (farbiger) Kreis oder ein „Z“ kann eine gelungene Alternative sein, um eine Zusammenfassung innerhalb des Textes herauszustellen. + Ein Plus- oder Minuszeichen dient dazu, zu dokumentieren, ob die Meinung des Autors geteilt oder abgelehnt wird. T Thesen aus gelesener wissenschaftlicher Literatur können für die eigene Studie meist gut genutzt werden, eine „T“-Kennzeichnung lohnt daher. = Definitionen eignen sich gut für Zitate. Daher sollten sie mit einem „D“ oder „=“ unbedingt markiert werden. Tab. 6.3: Zeichen zur schnellen Identifikation besonderer Textpassagen 112 6 Wissenschaftliches Lesen <?page no="113"?> 6.2.2 Traditionelle Hilfsmittel Traditionelle Hilfsmittel stellen Karteikarten oder Arbeitsblöcke dar. Beide gehen aber gerne einmal verloren. Allerdings sind diese Mittel in der Regel stets in der Tasche und damit nutzbar. Die Karteikarten erlauben nachträglich sogar eine Sortierung der Quellen und können übersichtlicher gestaltet werden als der Arbeitsblock. Letzterer bietet jedoch mehr Schreibfläche für die Informationen und eignet sich daher auch gut für Visualisierungen des Textes. Auf beiden Medien müsste jeweils notiert werden, wo der Standort der Quelle ist, da sonst spätere Suchprozesse sehr umständlich sein könnten. 6.2.3 Word oder Excel-Datei In Dateien lassen sich die gewonnenen Informationen aus dem Text eingeben und auch sortieren. Auch eine Visualisierung des Textes kann gut eingebaut werden. Dafür stehen in Word Diagramme, SmartArt oder Textfelder zur Verfügung. 6.2.4 Quellenverwaltungsprogramme In der heutigen Zeit ist die Literaturverwaltung leicht zu regeln, da eine Reihe von Verwaltungsprogrammen bestehen, die auf solche Aufgaben spezialisiert sind. Es handelt sich dabei um Computerprogramme, die manchmal auch als Freeware leicht aus dem Internet downzuloaden sind. Die Programme bestehen normalerweise aus einer oder mehreren Datenbanken, in die Inhalte bzw. Aspekte von Originalquellen gestellt werden. Moderne Quellenverwaltungsprogramme können meist in Textverar‐ beitungsprogramme integriert werden, so dass eine Referenzliste ohne weiteres in einem entsprechenden Format generiert werden kann und die Gefahr des Fehlens von zitierten Texten im Quellenverzeichnis vermindert wird. Beispiel 1 | Zotero Dieses Programm stellt eine weitgehend deutschsprachige Erweiterung für den Webbrowser Firefox dar. Zotero ist nutzbar zum Sammeln, Verwalten und Zitieren verschiedener Online- und Offline-Quellen. Als Literaturverwaltungsprogramm hilft es bei der Bearbeitung von bibliografischen Angaben und Literaturlisten. Beispiel 2 | Citavi Es handelt sich um eine komplexere Software zur Literaturverwaltung, die präzise und leicht bedienbar ist. Citavi ist ideal für Forschung und Studium geeignet, da Literatur-, Zitate- und Ideensammlungen zweckmäßig verwaltet und strukturiert werden können. Von Citavi ist eine Freeware Version und eine umfangreiche Bezahlversion erhältlich. Für letztere existieren oft auch Campuslizenzen, d. h. über die Hochschule kann die Version beschafft werden. 6.2 Gelesenes festhalten 113 <?page no="114"?> Beispiel 3 | Mendeley Mendeley ist der jüngste Anbieter unter den Literaturverwaltungsprogrammen. Dort werden die in wissenschaftlichen PDF-Dokumenten vorhandenen Metadaten und Quellenangaben gelesen. Aus den gesammelten Daten kann eine eigene Bibliothek mit allen Quellen angefertigt werden. Mendeley hilft zudem beim Entdecken relevanter Literatur per RSS-Web-Feed basierend auf der Datenbank von Mendeley. Das Programm unterstützt Windows, OSx, Linux, iOS und Android. Mit Mendeley können eigene wissenschaftliche Arbeiten geteilt werden, was Mendeley zu einem akademischen Netzwerk macht. Wie bei den anderen Programmen wird auch von Mendeley Maschinelles Lernen eingesetzt und damit Künstliche Intelligenz, um die Qualität zu verbessern. Folgende Schritte ermöglichen eine Optimierung der Quellenverwaltung beim Einsatz von Programmen: 1) Bestellte, gelesene und zu bestellende Literatur sollte mit Datumsangabe unver‐ züglich in eine Datenbank oder ein Verzeichnis registriert werden. 2) Gelesene Quellen sollten in dem Verwaltungsprogramm kurz - zumindest in Stichworten - beschrieben werden. 3) Am besten sollten während des Lesens Schlagworte vergeben werden - inklusive genauer Seitenangaben - in das Verwaltungsprogramm. 4) Neben den Stichworten sind alle Daten zu erfassen, die für ein späteres Literatur‐ verzeichnis benötigt werden (Autor, Titel der Quelle, Erscheinungsjahr usw.). 5) Zitatstellen sollten unbedingt direkt vermerkt werden, um eine (fast) hoffnungs‐ lose Suche zum Abschluss der Arbeit zu vermeiden. Dieser Schritt läuft in vielen Verwaltungsprogrammen automatisiert. 6) Falls ein ausgedruckter Text besteht, bieten farbige Markierungen wichtiger Passagen eine wichtige Hilfe für das spätere Finden. 7) Kopien (falls ausgedruckt) so abheften oder in Ordnern ablegen (falls Datei), dass sie leicht wiederzufinden sind, z. B. nach Autoren und Autorinnen alphabetisch. Hier bieten die Verwaltungsprogramme direkte Unterstützung. 8) Es sollte nicht vergessen werden, den Standort der Quelle (z. B. Ordner Nr.-12) bei der Erfassung im Verwaltungsprogramm zu nennen, insbesondere, wenn zahlreiche Quellen vorliegen. 6.2.5 Vergleich verschiedener Erfassungsalternativen Tabelle 6.4 vermittelt eine schnelle Vergleichsmöglichkeit der in diesem Kapitel vorgestellten Erfassungsalternativen des Gelesenen. 114 6 Wissenschaftliches Lesen <?page no="115"?> Erfassungsort Vorteile Nachteile In der Quelle Kann direkt geschehen als Verbin‐ dung zum Lesen, mit Markierun‐ gen zu kombinieren Nicht möglich bei digitalen Quellen, Managementprobleme bei einer gro‐ ßen Quellenzahl, Sortierung schwer, Probleme mit Handschrift Karteikarte Katalogisierung leicht, klein und leicht transportierbar geht schnell verloren, evtl. zu klein, Visualisierungen darauf schwer möglich, Probleme mit Handschrift, sehr schwer zu erweitern Arbeitsblock groß, Visualisierungen darauf möglich, leicht transportierbar Probleme mit Handschrift, geht leicht verloren, schwer zu erweitern Word-, Excel- Datei Visualisierungen und Texteingabe möglich, leichte Suche, keine Pro‐ bleme mit Handschrift Erfordert Mitnahme eines PC, evtl. Probleme bei Sortierung, oft Ge‐ fahr zu viel abzuschreiben und zu kopieren (Plagiat) Verwaltungsprogramm Texteingabe nach klaren Ord‐ nungskriterien möglich, leichte Suche, keine Probleme mit Hand‐ schrift, Transfer in Textverarbei‐ tungsprogramme realisierbar Erfordert Mitnahme eines PC, Gefahr zu viel abzuschreiben und zu kopieren (Plagiat) Tab. 6.4: Pro und Contra verschiedener Erfassungsalternativen 6.3 Einsatz von KI Chatbots Ein KI-basierter Chatbot kann Studierenden beim Lesen und Verarbeiten wissenschaft‐ licher Quellen helfen. Wenn ein wissenschaftlicher Text im Chat eingegeben wird, können verschiedene Leistungen zur Verarbeitung und Analyse des Inhalts abgerufen werden. Ein Chatbot kann eine kurze Zusammenfassung des Textes anfertigen, die die Hauptpunkte und Schlussfolgerungen hervorhebt. Komplexe wissenschaftliche Kon‐ zepte und Studienergebnisse können auch in einfacher und verständlicher Sprache paraphrasiert werden. Diese Schritte können zudem direkt mit der Übersetzung eines fremdsprachigen Textes verbunden werden. Schlüsselkonzepte und -termini können im Text erkannt und bei Bedarf weitere Informationen oder Erläuterungen dazu abgerufen werden. Studierende haben ebenfalls die Möglichkeit, dem Chatbot gezielte Fragen zum Text zu stellen, welche auf Grundlage der verfügbaren Informationen vom Chatbot beantwortet werden. Das Programm kann auch eine grundlegende Bewertung der im Text dargestellten Forschungsmethoden leisten und Hinweise zu deren Stärken und Schwächen geben. Falls der Text Daten und Statistiken enthält, können diese interpretiert und erläutert werden. 6.3 Einsatz von KI Chatbots 115 <?page no="116"?> 6.4 Zusammenfassung • Sie lernten als zentrale Lesearten das kursorische, das selektive und das studierende Lesen kennen. • Sie können die PQ4R-Methode als Form des studierenden Lesens einsetzen. • Sie kennen Zeichen zur schnellen Identifikation besonderer Textpassagen und setzen diese beim Studium von wissenschaftlichen Texten ein. • Sie sind fähig unterschiedliche Alternativen zum Festhalten des Gelesenen ausein‐ ander zu halten, einzusetzen und deren Vor- und Nachteile abzugrenzen. 6.5 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Klaus M. recherchiert eifrig für seine Masterarbeit. Er druckt sich entsprechende Aufsätze aus und bewertet diese im Text auf ihren wissenschaftlichen Gehalt. Zudem markiert er wichtige Textstellen. Die passenden Quellen heftet er danach sorgsam ab, um sie später wieder aufzugreifen. Welchen entscheidenden Schritt hat der Studierende vergessen? Welche Probleme könnten daraus später resultieren? Aufgabe 2: Was sehen Sie als zentrales Merkmal der PQ4R-Methode? Was ist daran so besonders? Aufgabe 3: Setzen Sie bitte den fehlenden Fachbegriff ein, der diese Leseform kennzeichnet: Beim versucht das Individuum, wissenschaftliche Aufsätze mit hoher Geschwindigkeit zu verstehen. Die Methode beruht auf der Erkenntnis, dass das Gehirn den aufgenommenen Text bei höheren Geschwindigkeiten (ab 400 Wörter pro Minute) wesentlich besser verarbeitet als bei normaler Lesegeschwindigkeit (ca. 200 Wörter pro Minute). Aufgabe 4: Welche Art von Unterstützung bietet ein KI-basierter Chatbot Studierenden bei der Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Texten? 6.6 Hinweise zur Vertiefung Brandt, M. (2019): Speed Reading. Hamburg: JS Buchvertrieb Buzan, T. (2018): Speed Reading: Schneller lesen - mehr verstehen - besser behalten. Landsberg a. L.: mvg Verlag Koch, G. (2015): Speed Reading fürs Studium, Paderborn: UTB - Schöningh 116 6 Wissenschaftliches Lesen <?page no="117"?> 7 Wissenschaftliches Schreiben • Vorspann • Textteil • Nachspann • Zitate • Fußnoten • Satzlänge • Formulierungen • Tabellen und Abbildungen • Redlichkeit Wissenschaftliches Schreiben Allgemeine Ansprüche Gliederung Das wissenschaftliche Schreiben stellt den eigentlichen Verwertungsprozess aller Vor‐ arbeiten dar. Beim Schreibprozess kommt es anfangs nicht bereits auf eine exakte und gleichzeitig stilistisch ansprechende Niederschrift an. Wertvoll ist vielmehr, erst einmal einen Start zu finden und erste Gedanken, Ideen und Anregungen aus anderen Quellen frühzeitig aufzuschreiben. Mit zähem Formulieren einzelner Sätze zu beginnen, wirkt dagegen eher demotivierend. Merke An vielen Hochschulen bestehen so genannte „Schreibzentren“. Dort werden Angebote wie Schreibsprechstunden, Workshops, Seminare oder Schreibgruppen offeriert. Es finden sich teilweise ganz spezi‐ elle Themenangebote, z. B. an der Europa-Universität Viadrina Frank‐ furt (Oder) die „lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten“. Er‐ kundigen Sie sich also nach dem genauen Angebot Ihrer Hochschule. Bevor die Gliederung wissenschaftlicher Texte im Detail problematisiert wird und Ansprüche an die einzelnen Gliederungspunkte erläutert werden, wird auf allgemeine Ansprüche an das wissenschaftliche Schreiben eingegangen. Dabei ist zu beachten, dass eine Vielzahl weiterer Vorgaben existieren kann, die nach Fachbereich, Lehrstuhl oder Betreuer respektive Betreuerin etwas variieren können. Deshalb empfiehlt sich, auch diese Regeln genau zu studieren. <?page no="118"?> 7.1 Allgemeine Ansprüche an wissenschaftliches Schreiben In wissenschaftlichen Texten finden sich immer wieder gewisse Gestaltungskriterien, die zentrale Merkmale für wissenschaftliches Schreiben sind. Diese Kriterien (vgl. Abb. 7.1) werden in den folgenden Kapiteln vertieft erläutert. Gestaltung wissenschaftlicher Texte Zitate Fußnoten Satzlänge Formulierungen Tab. und Abb. Redlichkeit Abb. 7.1: Gestaltungskriterien für wissenschaftliche Texte 7.1.1 Wissenschaftliche Zitate Ein Zitat ist eine wortgetreu oder sinngemäß übernommene Passage aus einem Text oder ein Hinweis auf eine bestimmte Textstelle. Es enthält daneben einen ausdrückli‐ chen Hinweis auf eine andere Quelle bzw. deren verfassende Personen. Auch geführte Interviews können als Zitat verwendet werden. Merke Eine wissenschaftliche Arbeit soll eine Eigenleistung sein. Eine „Anein‐ anderreihung von Zitaten“ in einer wissenschaftlichen Arbeit verbietet sich daher. Zitate sollten vor allem dann zum Einsatz kommen, wenn sie zur weiteren Entwicklung der Argumentationskette unverzichtbar sind. Zitate sind ein Kernelement des wissenschaftlichen Arbeitens: Im Rahmen des wissen‐ schaftlichen Arbeitsprozesses besitzen Zitate eine hohe Relevanz, da einerseits bereits vorhandenes Wissen nicht unnötigerweise repliziert werden sollte. Hier hilft ein Zitat der bereits vorhandenen Quelle. Andererseits muss auch die erbrachte Eigenleistung in Form der wissenschaftliche Arbeit nachprüfbar sein. Aus diesem Grund müssen Quellen belegt werden, damit Lesende wissen, worauf sich der Autor oder die Autorin beruft. Durch Zitate können Ansichten gestützt, Expertenmeinungen wortgetreu verglichen und treffende Passagen in der „Sprache des Originals“ dargeboten werden. Idealerweise sollte der Verfasser oder die Verfasserin einer wissenschaftlichen Arbeit die themenrelevante Literatur kennen und sich mit den bisherigen Erkenntnissen auseinandergesetzt haben und eben dieses zeigen sie durch Zitationen. Aufgrund des Umfangs der Recherchearbeit und der notwendigen Sorgfalt beim Zitieren sieht Becker (2020, S. 136) die Autoren und Autorinnen wissenschaftlicher Arbeiten „terrorized by 118 7 Wissenschaftliches Schreiben <?page no="119"?> the literature“. Doch gerade diese Sorgfalt besitzt auch eine Schutzfunktion: Werden unwahre wissenschaftliche Studienergebnisse zitiert, so wird durch die Quellenangabe deutlich, dass der oder die Schreibende selbst nicht dafür verantwortlich ist. Die Ausführungen machen die Wichtigkeit von Zitaten deutlich. Sie sollten deshalb durchdacht und sorgsam ausgewählt werden. Leider gehen viele Schreibende bei der Anfertigung ihrer wissenschaftlichen Arbeiten nicht mit der nötigen Sorgfalt vor. Da in jeder wissenschaftlichen Arbeit (speziell bei Doktorarbeiten und wissenschaftlichen Fachaufsätzen) eine enorme Anzahl von Zitaten vorzufinden ist, können diese schnell kopiert und in den eigenen Text eingearbeitet werden und als selbstständige Recherche ausgewiesen werden. Dies stellt ein unredliches Vorgehen dar (vgl. Kap. 2.3.5 und Kap.-7.1.6). Beispiel | Verwendung von nicht gelesenen Quellen als Zitat Simkin und Roychowdhury (2003) fiel bei der Analyse veröffentlichter naturwis‐ senschaftlicher Studien auf, dass deren dokumentierte Literaturverweise häufig fehlerhaft waren. Die Fehler waren erstaunlich oft bei verschiedenen Autoren, die auf die gleiche Quelle zurückgriffen, identisch. Die Wahrscheinlichkeit, dass genau der gleiche Schreibfehler (Buchstabendreher beim Namen, falsche Jahres‐ zahl, falscher Vorname usw.) beim Zitieren einer Quelle von unterschiedlichen Forschern, mehrfach auftritt, ist jedoch denkbar gering. Daraus lässt sich ableiten, dass zahlreiche Autoren zitierte Literatur nicht gelesen, sondern aus der beste‐ henden Bibliographie einer anderen Arbeit abgeschrieben hatten. Dieser Fehler potenziert sich, wenn weitere Wissenschaftler das gleiche Vorgehen anwenden. Das alarmierende Untersuchungsergebnis von Simkin und Roychowdhury war, dass rund 80 Prozent der Forscher aus wissenschaftlichen Arbeiten zitierten, die sie wahrscheinlich nie gelesen hatten. In Folge ihrer Untersuchung zogen Simkin und Roychowdhury (2006) das Fazit, dass durch die fragwürdige und unreflektierte Übernahme von Zitaten auch Studien ohne großen Gehalt gewisse Prominenz in der Scientific Community erlangen könnten. Der Grund dafür liegt einfach darin begründet, dass nur eine Minderzahl der Forscher den Originaltext gelesen und damit richtig geprüft hätten. Generative KI-Modelle, die durch Algorithmen zur Erstellung von Texten eingesetzt werden, werden in der wissenschaftlichen Praxis nicht als zitierfähige Quellen aner‐ kannt. Infolgedessen ist es nicht zulässig, Inhalte, welche durch solche Modelle gene‐ riert wurden, in schriftlichen akademischen Arbeiten zu verwenden, sei es ohne An‐ gabe einer Quelle oder durch Angabe als Referenz. Dies liegt darin begründet, dass die von KI-Modellen produzierten Texte originäres Wissen und menschliches Urteilsver‐ mögen nicht ersetzen können und dem Anspruch der Nachvollziehbarkeit und Verifi‐ zierbarkeit in der Forschung nicht genügen. Generative KI-Modelle können jedoch da‐ bei unterstützend wirken, z. B. durch das Zusammenführen und Aufbereiten von 7.1 Allgemeine Ansprüche an wissenschaftliches Schreiben 119 <?page no="120"?> Informationen (vgl. Kap. 6.3), jedoch sind die Endprodukte solcher Modelle als eigen‐ ständige Informationsgrundlage nicht ausreichend. Die Verwendung generativer KI-Modelle zur Texterstellung in der Wissenschaft erfordert somit eine kritische Aus‐ einandersetzung und eine eindeutige Kenntlichmachung der Herkunft der gewonnen Informationen, um die wissenschaftliche Integrität und das Vertrauen in die Forschung zu bewahren. Die Nutzung von KI für die Erstellung von schriftlichen Arbeiten wird in der Regel im Anhang mittels eines Verzeichnisses der verwendeten KI-Instrumente dokumentiert (vgl. Kap. 7.1.1.7). Für Verfasser und Verfasserinnen von zitierter Literatur spielen Zitate ihrer Arbeit in anderen wissenschaftlichen Werken eine wertvolle Rolle zur Bildung von wissenschaft‐ licher Anerkennung. Zur Recherche und Auswertung von Zitationen existieren daher spezielle Zitationsdatenbanken. Unter etablierten Wissenschaftlern ist das gegensei‐ tige Zitieren häufig zu finden. Zitierende bekunden damit gegenüber Fachkollegen und -kolleginnen Hochachtung oder hoffen im Rahmen der akademischen Kollegialität auch von ihnen zitiert zu werden. Im Extrem können sich so genannte Zitierkartelle bilden, die ihre Aufgabe darin sehen, ihre Forschung durch gegenseitiges Zitieren als gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse zu fundamentieren. Es lassen sich zwei Arten von Zitaten unterscheiden: direkte und indirekte Zitate. Zitatarten direkte Zitate indirekte Zitate Abb. 7.2: Arten von Zitaten 7.1.1.1 Direkte Zitate Direkte Zitate sind wortwörtliche Übernahmen aus fremden Texten, d. h. nicht einmal ein Wort oder ein Buchstabe darf verändert werden. Falls im fremden Text Recht‐ schreibfehler vorliegen, sind diese ebenso zu übertragen. Sie dürfen aber beim Zitat als solche gekennzeichnet werden, damit dem Leser klar wird, dass der Fehler beim Originalautor lag. Die Benennung erfolgt am Ende des Zitates durch den lateinischen Begriff sic in eckigen Klammern und einem Ausrufzeichen [sic! ], was so viel bedeutet wie „wirklich so“. Direkte Zitate müssen grundsätzlich in Anführungszeichen gesetzt werden. Falls der Autor an von ihm zitierten Literaturstellen Kürzungen vornimmt, so ist die Stelle der Weglassung durch Punkte (…) zu benennen. Fügt er zum besseren Verständnis einige Wörter ein, so sind diese in [eckige] Klammern zu setzen und mit „d. h.“ oder „gemeint ist“ zu versehen. Am Ende des Einschubes steht „Anmerkung von“ mit den Initialen des Zitierenden. 120 7 Wissenschaftliches Schreiben <?page no="121"?> Beispiel | „Jenes Instrument [gemeint ist ein Instrument des Marketing-Mixes, Anmerkung von R. V.] wird zielgesteuert eingesetzt.“ Wörtliche Zitate sollten gewählt werden, wenn der getreue Wortlaut oder der Begriff sehr wertvoll sind oder mit der Verwendung besondere Authentizität zum Ausdruck gebracht werden soll. Allgemein werden direkte Zitaten eher spärlich gebraucht, da durch die direkte Übernahme aus einem fremden Text der Eindruck entstehen kann, dass die Informationen nicht ausreichend verstanden wurden, um sie in die eigenen Überlegungen einzubauen. Das Handeln könnte auch den Eindruck einer Arbeitsersparnis vermitteln. Fremdsprachige Zitate werden im Originaltext wiedergegeben, wenn die Kenntnis der Sprache beim Leser vorausgesetzt werden kann. Wenn eine Übersetzung des Textes nötig ist, muss dies kenntlich gemacht werden (z. B. durch die Worte „Übersetzung des Autors“). Zusätzlich kann der Originaltext in einer Fußnote angegeben werden. 7.1.1.2 Indirekte Zitate Es handelt sich um eine sinnentsprechende Wiedergabe fremder Äußerungen. Der übernommene Inhalt wird ohne Anführungs- und Schlusszeichen markiert. Eine Kennzeichnung erfolgt durch den Namen der Verfassenden und einer Anmerkung, z. B. „in Anlehnung an“ oder „vgl.“. Normalerweise wird die letztere Abkürzung („vgl.“ = vergleiche) verwendet. Da ein direktes Zitat durch die Anführungszeichen gekennzeichnet ist, findet sich in einer Reihe von Leitfäden für die Erstellung von wissenschaftlichen Arbeiten ein Hinweis, dass selbst auf diese Abkürzung verzichtet werden kann. Dem wird in diesem Buch gefolgt. 7.1.1.3 Quellenangabe bei Zitierweise Sowohl direkte als auch indirekte Zitierweise müssen durch exakte Quellenangaben ergänzt werden. Hierbei sind der „Chicago Style“ (auch deutschsprachige Zitierweise genannt) und der „Harvard Style“ (auch angloamerikanische Zitierweise genannt) zu unterscheiden. a) Chicago Regel Eine hochgestellte Zahl (Fußnote) oder ein hochgestelltes Zeichen am Ende des Zitats verweist auf eine Fuß- oder Endnote, in der dann die Quelle genannt wird. Beispiel | Die Deutsche Bank geht von einem stetigen Wachstum in dieser Branche aus. 1) 7.1 Allgemeine Ansprüche an wissenschaftliches Schreiben 121 <?page no="122"?> b) Harvard Regel In diesem Fall erfolgt direkt nach dem Zitat in Klammern gesetzt eine Verfasserangabe, Erscheinungsjahr und ggf. Seite. Auf Letztere wird in der Regel verzichtet. Beispiel | Die Deutsche Bank geht von einem stetigen Wachstum in dieser Branche aus (vgl. Schmitz 2023, S.-18). Die Quellenangabe wird meist als Kurzbeleg in der Klammer, Fußnote oder am Schluss der gesamten Arbeit genannt. Beim Kurzbeleg sind unterschiedlichste Alternativen denkbar, die wohl schon alleine ein Buch füllen würden. Hier gilt es sich genauestens bei betreuenden Dozierenden über die Vorgaben zu informieren. Wohl am weitesten verbreitet ist der vollständige Nachname der verfassenden Person mit Erscheinungs‐ jahr und Seitenzahl. Beispiel | Direktes und indirektes Zitat Direktes Zitat: Muster (Name) 2024 ( Jahr), S.-112 (Seite). Indirektes Zitat: vgl. Muster (Name) 2024 ( Jahr). Im Text nach Harvard Regel: Nach Expertenmeinung wird das Wirtschaftswachs‐ tum in den nächsten fünf Jahren um 5 % steigen (vgl. Muster 2024). Merke Jede Hochschule und selbst einzelne Lehrstühle innerhalb derselben Hoch‐ schule wenden unterschiedliche Zitierregeln an. Besorgen Sie sich die Zitierregel des Lehrstuhls oder des Instituts, bei dem Sie Ihre Arbeit schreiben wollen. Wenden Sie diese genau an. Führen Sie am besten noch eine Kontrolle vor Beendigung ihrer wissenschaftlichen Arbeit durch. Egal, ob die Wahl der Zitierweise dem Autor oder der Autorin freigestellt ist oder eine Vorgabe existiert, ist darauf zu achten, dass im gesamten wissenschaftlichen Werk diese Zitierweise verfolgt wird. Bei zahlreichen Arbeiten werden diese Fehler leider oftmals gemacht, so dass sich zahlreiche Kombinationsformen in ein und derselben wissenschaftlichen Arbeit finden. Beispiel | Es ist für Lesende schnell zu ersehen, wenn in einer wissenschaftlichen Arbeit keine durchgängige einheitliche Zitierweise angewandt wurde, wie die Verwendung der indirekten Zitation zeigt: 122 7 Wissenschaftliches Schreiben <?page no="123"?> • Vgl. Schmitz 2022, S.-19 • Vgl. Meier, 2020, S.-45 • Vgl. Hinz 2024. • Vgl. Krause (2014), S.-2 • Vgl. Sander 2022, 4 • Klauser 2024, S.-12 Da es sich bei den direkten Zitaten um wörtliche Übernahmen aus fremden Texten handelt, werden sie anders in den Text eingebaut als die indirekten Zitate: Entweder direkt in den Text als Übertrag eines oder mehrerer Sätze oder in Verbindung mit Signalwörtern, die Bezug auf den Autor oder die Autorin nehmen. Diese Signalwörter können variieren (siehe auch Tab. 7.1). Beispiel | Signalwörter in Verbindung mit direkten Zitaten (zitiert wurde direkt nach der Harvard Regel aus einer fiktiven Quelle von Meiner und Schmitz 2024, S.-56) Meiner und Schmitz (2024, S.-56) vertreten folgende Auffassung: „direktes Zitat“. Meiner und Schmitz (2024, S.-56) glauben hingegen: „direktes Zitat“. Meiner und Schmitz (2024, S.-56) schließen daraus: „direktes Zitat“. Meiner und Schmitz (2024, S.-56) vermuten, dass „direktes Zitat“. „Direktes Zitat“, fordern Meiner und Schmitz (2024, S.-56). „Direktes Zitat“, postulieren Meiner und Schmitz (2024, S.-56). 7.1.1.4 Quellenangaben bei Online-Quellen von Websites Die Nutzung von Internetquellen als Quellen in wissenschaftlichen Arbeiten hat sich in den letzten Jahren schnell verbreitet. Speziell für praxisorientierte wissenschaftliche Arbeiten finden sich aktuellste Unternehmens-Informationen oft nur im Netz. Diese Internetquellen sind zitierfähig. Die Qualität der Website ist allerdings zu prüfen, da die wissenschaftliche Seriosität nicht in jedem Fall im gleichen Maße wie bei Printquellen gegeben ist. Achten Sie auch wiederum auf die Richtlinien Ihrer Hochschule. Zur Internet-Zitierweise: Journals aus Literaturdatenbanken und Bücher unter Google Books können in der Regel in gleicher Form wie die materielle Ausgabe zitiert werden. „Reine“ Online-Journals bieten meist Hinweise zur Zitationsmöglichkeit als Service auf ihrer Website an. Schwieriger sind Unternehmens-Websites zu zitieren, weil oft keine verfassende Person zu identifizieren ist. 7.1 Allgemeine Ansprüche an wissenschaftliches Schreiben 123 <?page no="124"?> Beispiel | Zitat einer Unternehmens-Website Zitatform: Webadresse (Abfragedatum) Zitation der Unternehmens-Website von Mercedes: www.mercedes-benz.de/ (ab‐ gerufen am 12. 2. 2024) Bei Verwendung der Harvard-Zitierweise sieht diese Angabe im Text etwas „unfein“ aus, speziell bei einer sehr langen Webadresse. Aus dem Grunde wäre auch die Angabe „Mercedes, abgerufen 12. 2. 2024“ möglich und einer genauen Angabe Webadresse im Literaturverzeichnis. Beachten Sie allerdings, dass bei Vorliegen eines konkreten Veröffentlichungsdatum dieses anzugeben ist. In der Regel gilt es, in der wissenschaftlichen Arbeit Primärliteratur zu recherchieren und diese zu zitieren. Es kann allerdings der Fall sein, dass eine Grafik nur unter Statista respektive einer vergleichbaren Website auffindbar ist. Es bietet sich also keine andere Option, als die exakte Abbildung von Statista in die wissenschaftliche Arbeit zu integrieren. Ist eine solche Zitation angezeigt, wird es nötig, dass der Quellenangabe die Ergänzung „zitiert nach de.statista.com“ hinzugefügt wird. Beispiel | Zitat einer Statista-Grafik Statista fasst Daten zur Migration in der Schweiz in einer Abbildung zusammen. Dafür werden im Jahr 2021 veröffentlichte Daten des Schweizer Staatssekretaria‐ tes für Migration vom Unternehmen in einer Grafik zusammengeführt. Diese Informationen sind bei Statista einsehbar. Sie recherchieren, finden aber nur die öffentlich publizierten „blanken“ Daten und keine zusammenfassende Grafik des Staatssekretariates. Aus diesem Grunde nutzen Sie die Grafik von Statista. Angabe der Quelle unterhalb der Grafik oder im Text: Staatssekretariat für Migra‐ tion (2021), zitiert nach de.statista.com Die Deklaration im Quellenverzeichnis finden Sie unter Kap. 7.2.3.3.10. 7.1.1.5 Zitieren von Social Media Die Relevanz von sozialen Medien wie X (ehemals Twitter), Instagram, Facebook oder LinkedIn ist nicht zu verleugnen (Tuten 2023). Zudem werden über diese Plattformen permanent neue Inhalte produziert. Darunter finden sich Inhalte von hoher Qualität, sei es zu Politik, Wissenschaft oder Umweltschutz. Die genannten Inhalte sind für wis‐ senschaftliche Arbeiten analysier- und nutzbar - je nach zu untersuchendem Thema und wissenschaftlicher Fragestellung. X (ehemals Twitter) beispielsweise liefert zwar aufgrund begrenzter Inhalte keine tiefgründigen Erkenntnisse oder wissenschaftliche Hintergrundinformationen, dafür aber Orientierungswissen zu aktuellen Geschehnis‐ 124 7 Wissenschaftliches Schreiben <?page no="125"?> sen (Prexl 2019). Die Zitate lassen sich leicht in den Text der wissenschaftlichen Arbeit aufnehmen, wie im Folgenden Beispiel ersichtlich ist. Beispiel | X (ehemals Twitter) Text in der Arbeit Beispiel A: Aus einem veröffentlichen Tweet des CEO von Tesla, Musk (2022), geht hervor, dass … Text in der Arbeit Beispiel B: Musk, der CEO von Tesla, gibt seine Ansicht über Bitcoins in einem Tweet auf X (ehemals Twitter) preis (2022: https: / / twitter.com/ e lonmusk/ status/ 1484456594775678976). Beide Beispiele wären entsprechend der Harvard Regel - je nach Vorgabe der Hochschule - denkbar. Informieren Sie sich hierzu. Es gilt einige (lösbare) Probleme bei der Nutzung der Social-Media-Plattformen zu berücksichtigen. Die Autorenschaft präsentiert sich z. B. oft nicht unter einem realen Namen, sondern unter einem Benutzernamen. Im Zweifelsfall ist aus Mangel an Alternativen, nur dieser angegeben. Blogbeiträge oder Profilbeschreibungen sind zudem häufig ohne Datum. In diesem Fall wäre ein o. D. (ohne Datum) anstelle des korrekten Datums anzugeben. Beispiel | Namenswechsel bei Twitter - es firmiert neu unter X Es kann sein, dass Social-Media-Kanäle ihre Bezeichnung wechseln. Solche Um‐ stände sind in akademischen Arbeiten zu berücksichtigen. Die Notwendigkeit, sich auf einen Namenswechsel einer sozialen Medienplattform wie Twitter in Zitierungen korrekt zu beziehen, resultiert aus dem Anliegen, die Authentizität und Nachvollziehbarkeit von Quellen zu gewährleisten. Im Zuge des Namenswechsels von Twitter zu X sollten Publikationen sich auf die aktuelle Benennung der Plattform beziehen, um die Relevanz und Aktualität der Arbeit sicherzustellen. Dabei kann eine Klammerbezeichnung (z. B. ehemals Twitter) hinzugefügt werden, um auf den Namenswechsel hinzuweisen, insbesondere wenn der Inhalt vor der Umbenennung veröffentlicht wurde. Diese Information kann für die Lesenden von Nutzen sein, die möglicherweise mit dem früheren Namen der Plattform vertrauter sind, oder wenn es darum geht, die Historie des Inhalts zu dokumentieren. Die ursprünglichen HTTP-Seiten von Twitter sind weiterhin zugänglich und können in Referenzierungen berücksichtigt werden. 7.1 Allgemeine Ansprüche an wissenschaftliches Schreiben 125 <?page no="126"?> 7.1.1.6 Quellenangaben bei Videos Im Zeitalter globaler Verfügbar- und Abrufbarkeit digitaler und multimedialer Infor‐ mationen sind Videos als wissenschaftliche Quellen mehrheitlich anerkannt. Die Zitierwürdigkeit einer Quelle wird nicht aus dem Medienformat ableitet. Relevant ist vielmehr deren Glaubwürdigkeit und die unter einem akademischen Fokus geprüfte wissenschaftliche Güte. Teils bestehen jedoch (oft unverständliche) Vorurteile gegen diese Quellen. Aus dem Grund ist eine Rücksprache mit der betreuenden Person empfehlenswert, um deren Ansicht zu erfragen. Bei der Zitation von Beiträgen aus audiovisuellen Medien wird ähnlich verfahren wie bei Kurzbelegen aus Printmedien, die Seitenzahl wird allerdings durch eine Minutenangabe ersetzt. Dies ist vor allem wichtig, wenn ein wörtliches Zitat aus einem Videobeitrag übernommen wird. Beispiel | Zitat eines Clips Tagesschau 2024: min.: 3,05-3,18 7.1.1.7 Zitieren von Diskussionen mit KI Es ist zulässig, KI generierte Chatbots im weiteren Schreibprozess als eine Art digitalen Diskussionspartner zu nutzen, um Einsichten oder Anregungen zu erhalten, die die Argumentation oder Überlegungen der Arbeit beeinflussen und die Arbeit im Flow halten können. Dies kann auch Schreibblockaden lösen (vgl. Kap. 7.3). In diesem Zusammenhang ist es aber in der Regel an wissenschaftlichen Hochschulen nicht gestattet, diesen digitalen Diskussionspartner als Quelle in der wissenschaftlichen Arbeit zu zitieren. AI-basierter Programme generieren Informationen, die auf dem öffentlich zugänglichen Wissen und Daten bis zu einem gewissen Update-Zeitraum beruhen. Es sind also keine Experten und Expertinnen oder Primärquellen. Sie genügen nicht den strengen Zitierstandards wissenschaftlicher Arbeiten. In der Wissenschaft ist es üblich, dass Originalquellen, Studien und Peer-Review-Artikel als Referenzen verwendet werden. Diese Quellen haben eine Reihe von Qualitätssicherungsprozessen durchlaufen, die AI-basierter Programme nicht durchlaufen. Es ist grundsätzlich empfehlenswert, Informationen von einem AI-Assistenten zu überprüfen und durch akkurate wissenschaftliche Literatur zu bestätigen. Teils werden auch nie existente Quellenangaben frei von den Programmen erfunden. Die Verwendung von KI zum Zwecke der Forschungsunterstützung verlangt Trans‐ parenz über die Einbeziehung und den Umfang, in dem KI-basierte Hilfsmittel genutzt wurden, um die Glaubwürdigkeit und Authentizität der Forschungsergebnisse zu wahren. Die Nutzung von KI für die Erstellung von schriftlichen Arbeiten sollte deshalb im Anhang mittels eines Verzeichnisses (vgl. Tab. 7.1) der verwendeten KI-Instrumente dokumentiert werden. Dazu sollten die Vorgaben der Hochschule gelesen werden. 126 7 Wissenschaftliches Schreiben <?page no="127"?> KI-Instrument Verwendung Betroffene Kapitel/ Seiten BingChat (GPT-4), im Microsoft Edge Brow‐ ser integriert Konzeption des Theorieteils: Entwickeln von Vorschlägen zur Gliederung. Inhaltsverzeichnis, Kapitel 2 Theorie, S.-12-45. ChatGPT (GPT-4) https: / / chat.openai.com/ Ableiten von Diskussionspunkten. Dazu auch Übersetzung und Zusammenfas‐ sung von Aufsatz: Weber-Wulff, D. et al. (2023): Testing of detection tools for AI-generated text. In: International Jour‐ nal for Educational Integrity, Vol. 19, 26 https: / / doi.org/ 10.1007/ s40979-023-00 146-z Kapitel 5.2 Diskus‐ sion der Ergebnisse, Einbezug des zusam‐ mengefassten Textes. -- … … … Tab. 7.1: Beispiel für eine Kennzeichnung von genutzter KI 7.1.1.8 Zusammenfassung: Fehler bei Zitationen Im Folgenden werden einige Zitations-Fehler und Mängel zusammengefasst, die bei Studierenden sehr „beliebt“ sind und sich deshalb immer wieder in wissenschaftlichen Arbeiten finden. Diese lassen sich leicht vermeiden: • Es wird zu oft und zu lang direkt zitiert (vgl. Kap. 7.1.1.1), im Extrem erstrecken sich wörtliche Zitate sogar über eine ganze Textseite oder es finden sich zehn oder mehr einbis zweizeilige Zitate auf einer Textseite. Direkte Zitate sollten jedoch sehr dosiert eingesetzt werden. • Am Ende eines Absatzes oder eines Kapitels findet sich eine Referenz, die den gesamten davor niedergeschriebenen Inhalt abdecken soll. Ein solches Vorgehen ist nicht erlaubt: In einer wissenschaftlichen Arbeit muss eine Zitation für Lesende einwandfrei zuzuweisen sein. • Zitierte Quellen werden nicht bewertet und dadurch hinterfragt. Gerne werden Texte aus Online-Blogs zitiert, die keinen wissenschaftlichen oder zumindest Fachautor haben. • Studierende forschen teils nicht ausreichend tief nach Quellen, sondern verwenden vornehmlich Einführungs- oder Lehrbücher. In wissenschaftlichen Arbeiten sollte eine Recherche in Fach-Datenbanken erfolgen. • Indirekte Zitate (mit vgl.) werden ihrem Charakter oft nicht gerecht, weil nur einzelne Wörter umformuliert oder Sätze „gedreht“ wurden. Kommt diese Verhal‐ tensweise gehäuft vor, kann die wissenschaftliche Arbeit als Plagiat (vgl. Kap. 7.1.6) behandelt werden. 7.1 Allgemeine Ansprüche an wissenschaftliches Schreiben 127 <?page no="128"?> 7.1.2 Wissenschaftliche Fußnoten Die Fußnote erscheint hinter dem relevanten Begriff, Satzteil oder Satz, der mit einer Anmerkung versehen wird. Es handelt sich in der Regel um eine hochgestellte Zahl („so genannte Anmerkungsziffer“), die auf eine mit der gleichen Zahl ausgewiesene Stelle im unteren Abschnitt der Seite verweist in dem sich ein (kleingedruckter) Anmerkungs‐ text befindet. Bei Verweisen auf Stellen, die sich am Ende eines Kapitels oder eines gesamten Buches befinden, handelt es sich um Endnoten. Fuß- und Endnoten werden fortlaufend nummeriert. Falls der Verfasser oder die Verfasserin der wissenschaftlichen Arbeit der Chicago Zitierweise folgt, enthalten Fußnoten außerdem Quellenangaben. In den Fußnoten ist alles an Informationen zu verarbeiten, was direkt im Text stören würde und nicht zwingend zum Verständnis des Textes erforderlich ist. Es handelt sich also um Zusatzinformationen, die dem interessierten Leser ein tieferes Verständnis des Textes vermitteln können. Dem können z. B. Herleitungen von Formeln, Zusatzin‐ formationen (Kurzlebenslauf) von erwähnten Personen, geschichtliche Hintergründe oder auch genauere Beschreibungen dienen. Gerade bei Doktorarbeiten nehmen Fußnoten oft einen breiten Raum ein und können leicht einmal den Hauptumfang einer Textseite oder gar mehr als die Hälfte der gesamten Textfläche ausmachen. Teilweise wird der Irrglaube vertreten, dass Fußnoten ein wichtiger Ausdruck wissenschaftlicher Tätigkeit sind und sich wissenschaftliche Abhandlungen von anderer Literatur gerade durch Fußnoten unterscheiden müssen. Von Lesenden einer wissenschaftlichen Arbeit werden Fußnoten meist wenig ge‐ würdigt oder sogar schlicht völlig ignoriert. Wird allerdings die wissenschaftliche Kompetenz des Verfassers oder der Verfasserin der wissenschaftlichen Arbeit in Frage gezogen, werden Fußnoten gerne genauer analysiert. 7.1.3 Wissenschaftliche Satzlänge Wissenschaftliche Sätze sind oft viel zu lang und mit Füllwörtern und Phrasen übersät. Solche Ausschweifungen entstehen leicht, wenn Schreibende nicht genau wisen, worüber sie eigentlich schreiben. Auch, wenn gerade am Beginn der Arbeit das zügige Niederschreiben sehr relevant ist, sollte nicht „alles“ aus gelesenen Quellen blind niedergeschrieben werden. Die beste Vorgabe ist die Gliederung, die dann sinnvoll zu füllen ist. Die Satzlänge sollte den späteren Leser respektive die Lesende jedoch in keinem Fall überfordern. Sanders (1986) schlägt z. B. eine maximale Satzlänge von 30 Wörtern vor. Für wissenschaftliche Fachtexte können jedoch auch bis zu 40 Wörter erlaubt sein, die Nachvollziehbarkeit der Zusammenhänge kann dadurch allerdings eingeschränkt sein (vgl. Abb. 7.3). 128 7 Wissenschaftliches Schreiben <?page no="129"?> bis 10 Wörter bis 20 Wörter bis 30 Wörter bis 40 Wörter • leicht verständlich • Lesbarkeit nicht gefährdet • leicht verständlich • Obergrenze des Erwünschten • schwer verständlich • Obergrenze des Erlaubten • sehr schwer verständlich • Nachvollziehbarkeit eingeschränkt Abb. 7.3: Verständlichkeit von wissenschaftlichen Sätzen 7.1.4 Wissenschaftliche Formulierungen Die wissenschaftliche Fachsprache baut auf die allgemeine Umgangssprache auf und steht mit ihr in einer Wechselbeziehung. Es hat sich geschichtlich mit Wurzeln im siebzehnten Jahrhundert ein wissenschaftliches Fachvokabular etabliert, das je nach wissenschaftlicher Teildisziplin variiert (Kretzenbacher 1994). Einige übergreifende Begriffe werden im Folgenden vorgestellt, ebenso Wörter, die in wissenschaftlichen Texten zu vermeiden sind. Die wissenschaftliche Fachterminologie ist leicht zu erlernen, indem Studierende selbst wissenschaftliche Schriften lesen und sich den dort gebrauchten Sprachstil bewusst machen. Merke Es ist ratsam, Masterarbeiten und wissenschaftliche Fachartikel zu analysie‐ ren und dabei oft genutzte wissenschaftliche Phrasen herauszuschreiben. Aus dieser Grundlage lassen sich eigenständige Formulierungen ableiten, die dazu dienen, wissenschaftliche Zusammenhänge adäquat zu vermitteln. 7.1.4.1 Umgangssprache vermeiden Allgemein zu vermeiden sind umgangssprachliche Formulierungen, wie z. B. „die Begründung ist • enorm oder unglaublich wichtig.“ • wahnsinnig.“ • die Optimalste.“ • tipp-top oder cool oder klasse oder spitze.“ Eine Begründung ist in der wissenschaftlichen Sprache vielmehr „plausibel“, „nach‐ vollziehbar“ oder „stichhaltig“. Weniger geeignet erscheinen auch folgende Aussagen für Meinungsbekundungen von Forschenden wie: 7.1 Allgemeine Ansprüche an wissenschaftliches Schreiben 129 <?page no="130"?> • „Mustermann meint“, • „Mustermann denkt“ oder • „Mustermann behauptet“. Eher sind Formulierungen wie „Mustermann vertritt die Auffassung“, „Mustermann ist der Auffassung, dass“ oder „Mustermann hebt hervor, dass“ in wissenschaftlichen Fachtexten sinnvoll. Adverbien wie „selbstverständlich“ oder „natürlich“ sind in einer wissenschaftlichen Arbeit stets zu vermeiden. Wörter wie „fast“, „irgendwie“, „wohl“ oder „an und für sich“ drücken Unsicherheit aus und verbieten sich ebenso. Merke Übertriebener Einsatz von Fremdwörtern ist nicht gleich ein Mehr an Wissenschaftlichkeit. Zwar muss die Terminologie des jeweiligen Fachge‐ biets in wissenschaftlichen Arbeiten genutzt werden, aber durch überflüs‐ sige bzw. unübliche Fremdwörter wird Pseudowissenschaftlichkeit vorge‐ täuscht und damit die Verständlichkeit des Textes wesentlich erschwert. 7.1.4.2 Bevorzugte Verben Bei der Analyse der Verwendung von Verben in wissenschaftlichen Arbeiten, fallen einige typisch gebrauchte Verben auf, die in Tabelle 7.1 veranschaulicht werden. Ersichtlich wird bei der Durchsicht der Verben, dass die deutsche Wissenschaftssprache durch viele bildlich gebrauchte Ausdrücke geprägt wird. Eine umfassende empirische Untersuchung zur Verteilung der Anteile dieser Verben besteht bislang allerdings noch nicht (Meißner 2009). Verb Erklärung/ Anwendung sich bewähren Ein wissenschaftlicher Ansatz bzw. eine Hypothese, die gewisse Tests und Evaluationen bestanden hat. deuten Eine Einschätzung, die auf Überlegungen beruht, aber gegenwärtig ohne hinreichende Datenbasis oder nicht allgemein anerkannt ist. heranziehen Ein Beispiel oder eine Erklärung heranziehen. hinweisen auf Wesentlicher Zusammenhang, der in der wissenschaftlichen Diskussion außer Acht gelassen wurde. illustriert, beschreibt Inhalt, der in einer Abbildung oder Tabelle dargestellt wird. nachgehen Einer wissenschaftlichen Frage oder einer Argumentationskette. rechnen zu Etwas in einer Kategorie klassifizieren. 130 7 Wissenschaftliches Schreiben <?page no="131"?> sich stützen auf Ein Wissenschaftler stützt sich auf X. Oder es wird sich auf eine Hypo‐ these gestützt. übergehen Eine Schwierigkeit wird vom Verfasser der wissenschaftlichen Arbeit als relevant erachtet. Die Nichtbeachtung wird so beanstandet. vorlegen Resultate der eigenen Forschung der Scientific Community zwecks Diskussion mitteilen. zeigen, aufzeigen Sachverhalte veranschaulichen, z. B. in einer Abbildung oder im Sinn von „nachweisen“. Tab. 7.2: Wissenschaftliche Begriffe 7.1.4.3 Verwendete Person Eine beliebte Frage der Studierenden ist, in welcher Person soll die Arbeit geschrieben werden - „Ich“, „Wir“ oder „Man“? Eine eindeutige Antwort auf diese Frage existiert nicht. Die „Ich“ und „Wir-Form“ ist bei qualitativen Interpretationen von Studien angebracht oder wenn die Autorenschaft sich bewusst und unzweifelhaft von etwas abgrenzen will, da beide Alternativen einen starken Bezug zum Text ausdrücken. Ist dies nicht der Fall, wäre eine neutrale Formulierung vorzuziehen. Dies muss nicht immer mit dem Wort „man“ ausgedrückt werden. Besser denkbar wäre • „nach Ansicht des Verfassers“, • „hierzu ist festzuhalten“ oder • „mit Nachdruck ist der Feststellung zuzustimmen“. Sinnvoll wäre es, die Meinung des Betreuers oder der Betreuerin der Arbeit einzuholen, um Vorlieben zu kennen und sich bei Bedarf anzupassen. Beispiel | Textauszug aus dem Theorieteil einer wissenschaftlichen Arbeit „Um ein ganzheitliches Forschungsresultat gewinnen zu können, sollte jedoch beachtet werden, dass uns das Glück oft Streiche spielt. Wir stufen etwas als viel zu positiv oder auch viel zu negativ ein (vgl. von Hirschhausen, 2012).“ Urteil: In diesem Fall ist unklar, warum der Autor dem eher neutralen Theorieteil die persönliche Ebene mit Formulierungen wie „uns“ oder „wir“ anspricht. Das „wir“ wäre z. B. leicht durch das Wort „Individuen“ ersetzbar. Daneben wirkt der Text durch Satzteile wie „Glück oft Streiche spielt“ sehr umgangssprachlich. 7.1 Allgemeine Ansprüche an wissenschaftliches Schreiben 131 <?page no="132"?> 7.1.4.4 Geschlechtergerechte Sprache Sprache ist weit mehr als ein reines Kommunikationsmittel. Sie spiegelt unsere An‐ sichten und Erfahrungen wider und formt das Denken und die Identität der Individuen. Sprache kreiert damit auch die Realität mit. Wenn das Vorbild eine Gleichberechtigung der Geschlechter ist, muss dieses Anliegen somit auch in der wissenschaftlichen Sprache berücksichtigt werden, um der Bildung von stereotypischen Rollen von Männern und Frauen entgegenzuwirken. Viele Hochschulen haben sich der Thematik angenommen und stellen Leitfäden für geschlechtergerechte Formulierungen im wissenschaftlichen Prozess bereit. Beispiel | LMU München Der Leitfaden der LMU soll die praktische Umsetzung einer gendersensiblen Sprache erleichtern und gibt eine Vielzahl von Beispielen für geschlechtergerechtes Formulieren. (https: / / www.frauenbeauftragte.uni-muenchen.de/ genderkompetenz/ sprache/ ind ex.html, abgerufen am 15. 1. 2022). Um eine geschlechtergerechte Schreibweise zu umgehen, findet sich in vielen wissen‐ schaftlichen Arbeiten direkt im Einleitungskapitel oder als Fußnote bei der ersten Verwendung der männlichen Form eine Art Generalklausel. Es werden unterschiedli‐ che Formulierungen für diese Klausel angewendet. Beispiel | Formulierungen im Rahmen der Generalklausel Beispiel 1: „Zur besseren Lesbarkeit der Thesis wird durchgängig die männliche Form verwendet, in der zugleich immer auch die weibliche Form impliziert ist.“ Beispiel 2: „Alle personenbezogenen Formulierungen dieser Ausarbeitung sind als geschlechtsneutral zu betrachten.“ Beispiel 3: „Um eine leichte Lesbarkeit in der vorliegenden Thesis zu gewährleisten wird die gewohnte männliche Sprachform bei personenbezogenen Substantiven und Pronomen gebraucht. Die Anwendung impliziert ausdrücklich keine Diskriminierung des weiblichen Geschlechts, sondern soll im Sinne der sprachlichen Vereinfachung als geschlechtsneutral zu verstehen sein.“ Mit der Betreuungsperson der wissenschaftlichen Arbeit wäre abzuklären, wie deren Meinung zur Thematik ist. Tatsache ist, dass die oben genannten Formulierungen nicht umfassend und damit nicht gendergerecht sind, da die Leserschaft ausschließlich mit der männlichen Form konfrontiert wird und nicht erwartet werden kann, dass automatisch mit an die weibliche oder intersexuelle Form gedacht wird. Die Begrün‐ 132 7 Wissenschaftliches Schreiben <?page no="133"?> dung, dass eine Menge von Vollformen (wie Schülerinnen und Schüler) die Lesbar- und Verständlichkeit eines Textes behindert, ist zudem in der Regel vorgeschoben und vereinfacht nur den Schreibprozess für Schreibende - eine geschlechtergerechte Lösung stellen diese Ansätze nicht dar. Lösungen der Problematik sind auffindbar: Ein Ansatz ist z. B. auf geschlechtsneu‐ trale Formen im Schreibprozess zurückzugreifen, die alle Geschlechter umfassen. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass eine Ansammlung von neutralen Formulierungen unpersönlich und distanzierend wirkt - was in wissenschaftlicher Hinsicht nicht negativ sein muss. Gerade diese Distanz ist in wissenschaftlichen Abhandlungen mit dem Kriterium der Objektivität gefordert (vgl. Kap. 2.3.1). Beispiel | Geschlechtsneutrale Formen Immer die Bezeichnung „Lehrerinnen und Lehrer“ in einer wissenschaftlichen Arbeit zu nutzen ist nicht nötig. Es findet sich aber mit dem Begriff „Lehrpersonen“ oder „Lehrkräfte“ Begriffe, die alle Geschlechter umfassen. In affiner Weise kann aus „Fachfrau“ oder „Fachmann“ dann „Fachperson“ oder „Fachkraft“ werden. „Student“ und „Studentin“ wären geschlechtsneutral „Studierende“. Dieses Vorgehen lässt sich auch auf zusammengesetzte Wörter anwenden, aus „Teilnehmerliste“ etwa wird „Liste der Teilnehmenden“ oder aus „Anwaltskos‐ ten“ wird „Kosten für die Rechtsvertretung“. Umformulierungen und damit ein kreativer Umgang mit Sprache verhelfen in vielen Fällen zum Vermeiden umständlicher und schwerfälliger Formulierungen. Das Um‐ schreiben zu Passivformen stellt oft eine leicht brauchbare Möglichkeit dar. Eine große Häufigkeit passiver Formulierungen können Texte unklar und unbestimmt erscheinen lassen. Es gilt ein geeignetes Maß zu finden. Beispiel | Umschreiben mit Passivformen „Die Mitarbeiter des Unternehmens X erhalten für Kinder eine Lohnzulage.“ Ist eine, auf das männliche Geschlecht fokussierte Form. Dieser Satz kann in eine neutrale Form transferiert werden; eine mögliche geschlechtsneutrale Passivfor‐ mulierung in diesem Kontext wäre: „Die Kinderzulagen des Unternehmens X werden mit dem Lohn ausbezahlt.“ 7.1.5 Wissenschaftliche Tabellen und Abbildungen Tabellen und Abbildungen erleichtern das Lesen und die Verständlichkeit der Arbeit. Deshalb sollten Studierende davon reichhaltig Gebrauch machen, immer vorausge‐ 7.1 Allgemeine Ansprüche an wissenschaftliches Schreiben 133 <?page no="134"?> setzt, dass die Tabellen oder Abbildungen auch tatsächlich informationshaltig sind und Verständlichkeit garantieren. Tabellen müssen in wissenschaftlichen Arbeiten zwingend im Text erklärt werden. Sie ersetzen also niemals Text. Ausnahmen können lediglich Übersichtstabellen in Lehrbüchern darstellen. Diese können auch ohne direkten Textbezug ihren Platz in dem Werk haben. Tabellen und Abbildungen sind in der Regel durchzunummerieren. Einen Überblick über gebräuchliche Symbole in Tabellen und Abbildungen leistet Tabelle 7.2. Symbol Bedeutung - Kein Wert oder Bezeichnung vorhanden ⇒ Daraus folgt … Angaben sind noch nicht verfügbar . Angaben nicht möglich P Prognose, d. h. Angaben sind geschätzt (oft hochgestelltes p) Tab. 7.3: Gebräuchliche Symbole in Tabellen und Abbildungen Abbildungen können mit der Abkürzung „Abb.“, Tabellen mit der Abkürzung „Tab.“ und den entsprechenden Nummern abgekürzt werden. Die Kennzeichnung erfolgt entweder oberhalb oder unterhalb der Tabelle oder Abbildung. Merke Falls die Nummerierung der Tabellen und Abbildungen „von Hand“ erle‐ digt wird, ist genauestens zu kontrollieren, dass die Reihenfolge stimmt und jeweils die Erfassung im Rahmen der Durchnummerierung erfolgt ist. 7.1.6 Wissenschaftliche Redlichkeit 7.1.6.1 Plagiate und Ghostwriting in wissenschaftlichen Arbeiten Bei der Verwendung fremder Literatur im eigenen Text ist das Gebot der wissenschaft‐ lichen Redlichkeit und des Urheberrechtes (vgl. Kap. 2.3.5) zu beachten. Falls Teile anderer Arbeiten übernommen werden, müssen die Ursprungsquelle und gegebenen‐ falls die Art der Übernahme unmissverständlich sein. Wer dessen ungeachtet eine andere wissenschaftliche Arbeit schlicht kopiert, fremde Gedankengänge als seine eigenen präsentiert oder im Extrem andere Personen die Arbeit ganz für sich schreiben lässt, verzichtet auf eigenständige Erkenntnisse und erworbenen Wissens, um sich Arbeitszeit zu ersparen. Das Internet hat es sehr viel einfacher gemacht, sich am geistigen Eigentum anderer zu bedienen. Wird dieser Weg gewählt, kommt es zu einem 134 7 Wissenschaftliches Schreiben <?page no="135"?> so genannten Plagiat. Ein Plagiat ist also die Wiedergabe eines anderen Textes oder Gedankens ohne die Anzeige der zugrunde liegenden Quelle(n), die den Anschein weckt, der Gedanke sei vom Autor oder der Autorin der Arbeit selbst. Grober geistiger Diebstahl wird von der titelvergebenden Hochschule mit ungenügenden Noten bestraft und kann zudem zum Schadensersatz gegenüber dem Urheber führen. Beispiel | Originaltext (Quelle: Voss & Gruber 2006, S.-313): „Studienanfänger sollten über Abläufe und Arbeitsformen in ihrem Studium informiert werden, damit sie realistische Anforderungen an das Studium haben. Dies kann in so genannten „student satisfaction guarantees“ erfolgen.“ Verwendung in der wissenschaftlichen Arbeit: Fall 1: Plagiat. Wörtliches Zitat ohne Quellenangabe Studienanfänger sollten über Abläufe und Arbeitsformen in ihrem Studium infor‐ miert werden, damit sie realistische Anforderungen an das Studium haben. Dies kann in so genannten „student satisfaction guarantees“ erfolgen. Fall 2: Plagiat. Umstellen des Textes und Wortänderungen ohne Quellen‐ angabe Studienbeginner sollten in ihrem Studium über Abläufe und Arbeitsformen aufge‐ klärt werden, damit sie wirklichkeitsnahe Ansprüche an das Studium haben. Dies ist mit so genannten „student satisfaction guarantees“ zu erreichen. Fall 3: Plagiat. Vortäuschung falscher Tatsachen Studienanfänger sollten über Abläufe und Arbeitsformen in ihrem Studium infor‐ miert werden, damit sie realistische Anforderungen an das Studium haben. Dies kann in so genannten „student satisfaction guarantees“ erfolgen (vgl. Voss & Gruber 2006). Urteil zu Fall 3: In diesem Fall wurde ein direktes Zitat als ein indirektes Zitat bezeichnet. Da es sich jedoch um ein wörtliches Zitat handelt, müsste die Passage in Anführungszeichen gesetzt werden. Plagiate liegen nicht vor, wenn nur wenige Sätze aus fremden Texten in der wissen‐ schaftlichen Arbeit ohne Kennzeichnung „übernommen“ wurden - zumal durchaus ein ähnlicher Satz in einer fremden Quelle existieren könnte, ohne dass der Autor oder die Autorin eines wissenschaftlichen Textes davon Kenntnis haben. Wenige nicht als Zitat gekennzeichnete Passagen können in wissenschaftlichen Arbeiten leicht vorkommen, wenn das Quellenmanagement nicht effizient gestaltet wird. Gerade bei umfangreiche‐ ren Arbeiten können diese Fehler auch vermehrt auftreten. Solche Vergehen stellen allerdings noch keinen systematischen Betrug dar. Dieser liegt vor, wenn zentrale Aussagen aus anderen Arbeiten gezielt übernommen wurden, ohne diese als wissen‐ 7.1 Allgemeine Ansprüche an wissenschaftliches Schreiben 135 <?page no="136"?> schaftliche Quellen anzugeben. Fraglich ist, wann das „Versehen“ endet und der gezielte Betrug anfängt. Ein solches Urteil fällen meist bei Grenzfällen Prüfungskommissionen. Problematisch ist zudem, dass Plagiatoren oft nicht wortgetreu kopieren, sondern Gedankengänge von anderen Personen übernehmen. Geschickte Fälscher formulieren diese sprachlich um und präsentieren sie als eigene Entwicklung. In vielen Fällen bleiben solche Täuschungsfälle unentdeckt und damit ungeahndet. Erschwert wird die Auffindung von Plagiatsfällen, wenn es sich beim übernommenen Gedankengut um Übersetzungen fremdsprachiger wissenschaftlicher Aufsätze oder ältere Fachliteratur handelt. In solchen Fällen versagt die Prüfsoftware bei der Erkennung der Plagiate. Als weltweiter Marktführer gilt nach eigenen Angaben des Unternehmens die ameri‐ kanische Software „Turnitin“ (http: / / turnitin.com), die in wenigen Minuten der Prüfung verdächtige Passagen farbig kennzeichnet und einen Wert von Übereinstimmungen errechnet. Sie greift bei der Suche auf mehr als eine Milliarde studentische Arbeiten und mehr als 70 Milliarden aktuelle und archivierte Internetseiten zurück. Nach der Prüfung bedarf es teilweise noch etwas Zeit von einem Experten oder einer Expertin, um die markierten Stellen als faktische Missachtungen des Zitiergebots einzuordnen. Es handelt sich aber um einen geringen Zeitbedarf, der nicht einen gänzlichen Verzicht auf die Software rechtfertigt. Eine abschreckende Wirkung auf Täuschungsversuche kann schon die Aufforderung haben, die Arbeit digital abzugeben. Aus den digitalen Vorlagen können dann zumindest stichprobenmäßige Check-ups unter Rückgriff auf die Prüfsoftware erfolgen. Seit mehr als 20 Jahren dominiert das amerikanische Unternehmen Turnitin (http: / / turnitin.com) den Markt für Plagiatssoftware. Turnitin führte in jüngster Zeit „iThen‐ ticate 2.0“ ein, um mithilfe von KI-Schrifterkennung die Integrität von wissenschaftli‐ chen Inhalten aufrechtzuerhalten. Aus den KI-Schreibindikatoren wird ein KI-Bericht angefertigt, der Aufschluss darüber gibt, ob die Einreichung KI-generierte Inhalte ent‐ hält. Die Plagiatssoftware prüft also gezielt die Verwendung von KI bei der Erstellung des wissenschaftlichen Textes und damit die Eigenleistung. Ein nicht deklarierter Ein‐ satz von KI-Textgeneratoren bleibt allerdings vorerst schwer nachweisbar, auch mit Turnitin. Dies zeigte eine wissenschaftliche Studie, in der im akademischen Umfeld weit verbreitete KI-Detektoren getestet wurden (Weber-Wulff, Anohina-Naumeca, Bjelobaba et al. 2023). Geprüft wurden zwölf öffentlich verfügbare Tools und zwei kommerzielle Systeme (Turnitin und PlagiarismCheck). Zentrales Ergebnis der Studie ist, dass die verfügbaren KI-Erkennungs-Tools weder genau noch zuverlässig sind. Sie zielen im Wesentlichen darauf ab, die Ausgabe als von Menschen selbst geschrieben zu klassifizieren, anstatt KI-generierten Text konkret zu erkennen. Rund jeder fünfte mit KI erzeugte Text wurde demnach nicht als solcher erkannt. Zudem existieren KI-Text‐ generatoren, die selbst den Text so verschleiern können, dass die Prüfung weiter er‐ schwert wird. 136 7 Wissenschaftliches Schreiben <?page no="137"?> Beispiel | Neuroflash Unter Neuroflash haben die Anwender und Anwenderinnen der KI die Möglichkeit, eine eigene Persönlichkeit zu erstellen (Hennig 2023). Dazu müssen lediglich einige bisher erstellte eigene Texte hochgeladen werden, die von der KI gelesen werden, um den dort praktizierten Schreibstil im weiteren Prozess nachzuahmen. Alle wissenschaftlichen Texte können dann im Stil der eigenen Persönlichkeit verfasst werden. Ebenso können andere Persönlichkeiten nachgeahmt und entwickelt werden, wenn deren Texte hochgeladen werden. Neben der KI-Prüfung wird der wissenschaftliche Text bei Turnitin mit mehr als 47 Milliarden aktuellen und archivierten Websites sowie Premium-Inhalten von Verlagen aller wichtigen Disziplinen und Dutzenden von Sprachen mit über 190 Millionen Zeitschriftenartikeln verglichen. In wenigen Minuten werden selbst längste Texte geprüft und verdächtige Passagen farbig in einem Ähnlichkeitsbericht gekennzeichnet. Daraus werden Werte von Übereinstimmungen zu bereits im vorher existierenden Texten errechnet. Nach der Prüfung mithilfe der Software bedarf es teilweise noch etwas Zeit von einem Experten oder einer Expertin, um die markierten Stellen als faktische Missachtungen des Zitiergebots einzuordnen und die Schwere des Plagiats zu beurteilen. Es handelt sich aber um einen geringen Zeitbedarf, der speziell durch die KI der Software bereits minimiert wird. Viele Studierende fürchten die Ergebnisse der Plagiatsprüfung. Aber auch in diesem Zusammenhang bieten KI-Tools bereits vor Abgabe der wissenschaftlichen Arbeit Unterstützung, indem sie den erstellten Text mit einer umfangreichen Datenbank von wissenschaftlichen Arbeiten vergleichen. Diese Plagiat-Checker bieten teils kostenfrei oder gegen relative geringe Gebühren die Prüfung der studentischen Texte an. Viele Hochschulen bieten Studierenden sogar einen freien Zugang zur Selbstprüfung. Es lohnt sich, dieses Angebot einmal zu erkunden. Ansonsten können breit aufgestellte Anbieter wie Grammarly (https: / / www.grammarly.com/ ) oder Scribbr (https: / / www.s cribbr.de/ plagiatspruefung/ ) genutzt werden. Scribbr ist ein autorisierter Partner von Turnitin und greift daher bei der Plagiatsprüfung auf deren Software zurück. Beispiel | Plagiatsaffären um Dissertation von Politikerinnen und Politikern Personen im politischen Leben sind vermehrt in Plagiatsaffären verstrickt, was unter anderem durch deren Präsenz in der Öffentlichkeit zu erklären ist. Dies weckt auch das Interesse sogenannter Plagiatsjäger. Aus der Vielzahl der Fälle seien drei prominente Beispiele genannt: Ein besonders stark diskutierter Plagiatsfall betraf den ehemaligen deutschen Verteidigungsminister zu Guttenberg im Jahr 2011. In seiner Doktorarbeit erstreckten sich übernommene Textstellen teilweise über mehrere Seiten und betrafen eine Reihe von Fremdautoren. Unter http: / / de.g 7.1 Allgemeine Ansprüche an wissenschaftliches Schreiben 137 <?page no="138"?> uttenplag.wikia.com erfolgte die tiefgehende Diskussion der Arbeit. Aufgrund der offensichtlichen Unzulänglichkeiten wurde ihm der Doktortitel aberkannt. Auch der ehemaligen Bundesministerin für Bildung und Forschung, Annette Schavan, wurde der Doktortitel in Folge eines Plagiatsfalls im Jahr 2013 genommen. Im Jahr 2021 wurde Franziska Giffey, der ehemaligen Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, ihr Doktortitel aberkannt. In ihrer Arbeit wurden ebenfalls Texte und Literaturnachweise anderer Autorinnen und Autoren ohne hinreichende Kennzeichnung verwendet. Bei der Bestrafung von Wissenschaftsplagiaten wird oft mit zweierlei Maß gemessen (Rieble 2010): Während Plagiate bei Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten mit dem Titelentzug und teilweise sogar mit Geldstrafen geahndet werden, kommt es bei einem des Betruges überführten Professors oder Professorin in der Regel aufgrund „kollegialer Rücksichtnahme“ oft nur zu einer Rüge - ohne weitere Auswirkungen auf die Weiterbeschäftigung oder Gehaltszahlungen. Das umfangreichste Plagiat wäre, den ganzen Prozess des wissenschaftlichen Arbei‐ tens inklusive der gesamten Schreibleistung gegen Bezahlung von einer dritten Person realisieren zu lassen, d. h., eine fremde Arbeit wird unter eigenem Namen einreicht. Hierbei handelt es sich um sogenanntes Ghostwriting, das illegal ist und straf- und zivilrechtlich verfolgt werden kann. Resultat eines bewiesenen Ghostwriting kann etwa eine Anzeige wegen Täuschung oder Betrugs sowie Urkundenfälschung sein. Die Hochschule wird den erworbenen Abschluss zudem aberkennen. Unterstützung von Dritten, die reine Hilfsarbeiten darstellen, sind in wissenschaft‐ lichen Arbeiten weniger problematisch. Darunter fallen etwa professionelle Recher‐ chedienste bei der Literaturbeschaffung. Auch Hilfe bei der Dateneingabe (z. B. Abtip‐ pen von mündlichen Interviews) stellt kein Problem dar, zumal für Interviews optional Software genutzt werden kann, die das mühsame Abtippen ersetzt. Ein professionelles Layout der wissenschaftlichen Arbeit durch einen entsprechenden Dienstleister stellt eine vergleichbare Hilfstätigkeit dar. Ebenso ist ein Lektorat oder eine KI zulässig, das die wissenschaftliche Arbeit auf einwandfreie Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik kontrolliert. Ein Grenzbereich stellen Vorschläge für sprachlich-stilistische Verbesserungen durch ein Lektorat oder eine KI dar. Zu fragen wäre in diesem Fall, inwieweit die selbständige Leistung durch diese Tätigkeit eingeschränkt wird, d. h., wie weit diese Vorschläge gehen. Wichtig für die Einordnung als Hilfsleistung ist, dass am wesentlichen Inhalt der Studienarbeit nichts verändert wird. Die zentrale wissen‐ schaftliche Leistung, die von bewertenden Personen eingeschätzt wird, muss eigen‐ ständig erbracht werden. Dies muss in der Regel auch durch eine unterschriebene Ei‐ genständigkeitserklärung als Bestandteil der wissenschaftlichen Arbeit von den Studierenden bestätigt werden. 138 7 Wissenschaftliches Schreiben <?page no="139"?> 7.1.6.2 Datenschutz in wissenschaftlichen Arbeiten In vielen Forschungsgebieten ist die Arbeit mit personenbezogenen Daten, wie z. B. bei wissenschaftlichen Erhebungen im Rahmen einer Studie, zwingend. In Fächern wie Pädagogik, Psychologie, Medizin oder Betriebswirtschaftslehre beinhalten zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten solche Befragungen. Die wissenschaftliche Redlichkeit verlangt von jeher, dass mit den Daten von Probanden im Rahmen wissenschaftlicher Forschung sorgsam umgegangen wird und die Daten möglichst anonymisiert werden. Seit Mai 2018 gilt zudem die Europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Durch diese Bestimmung werden die Da‐ tenschutzbestimmungen in Europa vereinheitlicht. Im Fall eines Verstoßes dagegen drohen empfindliche Strafen. Generell ist bei Forschungsvorhaben das Prinzip der Datensparsamkeit anzuwen‐ den, d. h. es sollten nur diejenigen Daten erhoben und analysiert werden, die ab‐ solut entscheidend für das Forschungsvorhaben sind. Ein weiteres Prinzip ist die Zweckbindung, d. h. Daten dürfen für das Ziel genutzt werden, das der wissenschaft‐ lichen Erhebung zugrunde lag. Zum Datenschutz müssen sinnvolle technische und organisatorische Maßnahmen geplant und ausgeführt werden. Dies umfasst beispielsweise Zugriffsbeschränkungen, das Anwenden von sicheren Programmen oder passender Hardware. Probleme hinsichtlich der Datenschutzregeln können vermieden werden, wenn eine Einwilligung der Betroffenen zur Verwendung der Daten vorliegt. Eine weitere Option, die Informationen zu nutzen, ist durch eine vorherige Anonymisierung denkbar. Infolgedessen entfallen der Personenbezug und damit auch der Datenschutz. Die betroffene Person darf aber dann nicht mehr identifizierbar sein. Sehr problematisch sind daher Audioaufzeichnungen (Tonband, MP3 usw.) von Interviews, denn die Stimme eines Menschen wird als einzigartig eingeschätzt. Ein zuverlässiges Verfahren zur unerkennbaren Verfremdung von Stimmen existiert derzeit nicht. 7.2 Gliederung Die Gliederung kann als Verbindungsglied zwischen Quellensammlung und dem wissenschaftlichen Schreiben gesehen werden. Der Gliederungsprozess sollte vor dem eigentlichen Niederschreiben vollzogen werden, denn die Gliederung stellt den wich‐ tigen roten Faden und das „Rückgrat“ einer wissenschaftlichen Arbeit dar. Hiermit wird die Arbeit sowohl für Schreibende selbst als auch für Lesende logisch nachvollziehbar. Merke Mit dem Gliedern sollte frühestmöglich begonnen werden, um an‐ schließend den Gliederungsentwurf sukzessive zu vertiefen. Die Glie‐ derung ist schließlich Basis für eine systematische Quellenablage. 7.2 Gliederung 139 <?page no="140"?> Eine allgemein bindende Darstellung des formalen Aufbaus einer Gliederung existiert nicht. Daher wird im Folgenden ein Grundgerüst für den Aufbau einer schriftlichen wissenschaftlichen Arbeit vorgestellt. Im Wesentlichen bestehen drei Teile (vgl. Abb. 7.4): Vorspann („frontmatter“), Textteil („mainmatter“) und Nachspann („backmatter“). Vorspann Textteil Nachspann • Titelblatt • Management Summary • Inhaltsverzeichnis • Vorwort • Abbildungs- und Tabellenverzeichnis • Einleitung • Unterkapitel • Hauptteil • Unterkapitel • Schlussteil • Unterkapitel • Quellenverzeichnis • Abkürzungsverzeichnis • Glossar • diverse Unterlagen • Ehrenwörtliche Erklärung Abb. 7.4: Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit Merke Es gibt nicht die „absolut richtige und zweckmä‐ ßige“ formale Gliederung einer wissenschaftlichen Arbeit, son‐ dern eine Reihe von alternativen wissenschaftlichen Schemata. 7.2.1 Vorspann Der Vorspann einer wissenschaftlichen Arbeit besteht aus dem Titelblatt, der Manage‐ ment Summary, dem Inhaltsverzeichnis, dem Vorwort. Hinzu kommen bei Bedarf das Abbildungs- und Tabellenverzeichnis. Beide können auch dem Nachspann zugeordnet werden. Die Nummerierung der Vorspannseiten erfolgt meist durch römische Ziffern beginnend bei der Management Summary mit „- II -“. Das Titelblatt („- I -“) wird nicht explizit nummeriert. Die jeweiligen Vorgaben seitens der Hochschule sind jedoch genau zu studieren. 7.2.1.1 Titelblatt Die Form des Titelblatts wird in der Regel von der Hochschule durch die Prüfungsord‐ nung vorgegeben. Es beinhaltet mindestens den genauen Titel der wissenschaftlichen Arbeit, den vollständigen Namen des Autors oder der Autorin, den Namen der betreu‐ enden Person, sowie Ort und Abgabedatum (vgl. Abb. 7.5). Gestalterische Elemente wie Bilder gehören nicht auf das Titelblatt, aber auch hier können Ausnahmen bestehen. 140 7 Wissenschaftliches Schreiben <?page no="141"?> Titelblatt Titel der Arbeit Kontext (Universität XY, Lehrstuhl) Autor (Vor- und Nachname) Betreuer (Titel, Vor- und Nachname) Ort und Datum Abb. 7.5: Grundelemente des Titelblattes 7.2.1.2 Management Summary Für Management Summary finden sich auch die Bezeichnungen Abstract, Zusammen‐ fassung oder Summary. Dieser Bestandteil der wissenschaftlichen Arbeit steht allen anderen Teilen voran und wird deswegen in der Regel als erstes gelesen, d. h., er muss in sich geschlossen sein und sollte ein grundlegendes Verständnis garantieren und zum Weiterlesen motivieren (vgl. Abb. 7.6). Wer auf die Arbeit stößt, sollte durch das Durchlesen dieses Teils schlicht schnell erkennen, ob die wissenschaftliche Arbeit für ihn relevant ist. Daher sollten an dieser Stelle Fragestellung und Ziel, Methoden und Vorgehen, die zentralen Ergebnisse und deren (Praxis-)Bedeutung kurz vermittelt werden. Die zentralen Ergebnisse sind so zu erläutern, dass deren Verständlichkeit ge‐ währleistet ist, ohne den gesamten Text lesen zu müssen. In dem Summary dürfen keine „neuen“ Inhalte vorkommen, sondern diejenigen, die im Hauptteil der Arbeit enthalten sind. Der Summary kann zudem einen gewissen Kontrolleffekt besitzen. Durch die Zusammenfassung werden vielleicht weitschweifige Darstellungen, Inkonsequenzen oder Gedankensprünge erkannt. Das Summary hat sich mittlerweile in wissenschaftlichen Arbeiten etabliert, wobei einige Ausnahmen je nach Hochschule bestehen werden. Fragestellung und Ziel Methoden und Vorgehen zentrale Ergebnisse Praxis-(Bedeutung) Abb. 7.6: Summary-Elemente auf einen Blick Beispiel | Kurzsummary eines wissenschaftlichen Artikels im Fachjournal „Jour‐ nal of Marketing for Higher Education“ zur Thematik „Understanding the charac‐ teristics of effective professors: the student‘s Perspective“ (Gruber, Reppel & Voss 2010, S.-175) 7.2 Gliederung 141 <?page no="142"?> „Increasingly, higher education institutions are realising that higher education could be regarded as a business-like service industry and they are beginning to focus more on meeting or even exceeding the needs of their students. Recent research findings suggest that the factors that create student satisfaction with teaching (‘teaching satisfiers’) may be qualitatively different from the factors that create dissatisfaction with teaching. Thus, this research uses the Kano methodology to reveal the characteristics of professors that students take for granted (‘Must-be factors’) and that have the potential to delight them (‘Excitement factors’). Kano questionnaires containing 19 attributes of effective professors taken from previous studies and focus group discussions were handed out in two marketing courses to 63 postgraduate students enrolled in a service marketing course. The Kano results corroborate previous US findings that revealed the importance of personality in general and support studies that stress the importance of professors creating rapport with their students in particular.“ 7.2.1.3 Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis gibt den Aufbau der Arbeit wieder, damit Lesende leicht einen Überblick über abgedeckte Inhalte und die Struktur des Herangehens erhalten. Es muss also daraus hervorgehen, wie das Thema verstanden, bearbeitet und umgesetzt wurde, d. h. der „Rote Faden“ muss erkennbar sein. Zusammen mit der Durchsicht des Summarys entscheidet sich für Lesende, ob die wissenschaftliche Schrift interessant und damit gelesen wird. Die Gliederung ist also ein wichtiges „Werbeelement“ für die wissenschaftliche Arbeit. Die formale Ordnung der Gliederung ermöglicht das Nachvollziehen der logischen Aufbaustruktur der gesamten Arbeit. Bedeutendstes Element des Inhaltsverzeichnisses ist die systematische Gliederung des Hauptteiles. Gängig ist die numerische (dezimale) Gliederung, die eine übersichtliche Struktur vermittelt (vgl. Tab. 7.3). Numerische Gliederung Verwendung von arabischen Ziffern und keinen Buchstaben, z. B. - 1 Problemstellung Beachte, Punkte dienen nur zur Trennung von Unterkapiteln - Fortlaufende Nummerierung, z. B - 1 Problemstellung 1.1 Hintergrund 1.2 Forschungslücke - Gliederungstiefe ist beliebig, sollte aber nicht zu fein, mit unzähligen Unterkapiteln sein, z. B. 4.1.1.1.1.1 Unterunterunterpunkt Tab. 7.4: Numerische Gliederung 142 7 Wissenschaftliches Schreiben <?page no="143"?> 1. Merke: Übereinstimmung | Gliederungspunkte im Inhaltsverzeichnis und Kapitelüberschriften im Hauptteil müssen formal übereinstimmen. Am besten man erledigt die Gliederung gleich im Textverarbeitungsprogramm. 2. Merke: Nachdenken | Die Ordnung in der Gliederung ist wichtig: Gleich‐ gewichtige Kapitel müssen auch auf gleichen Gliederungsebenen stehen. 3. Merke: Absichern | Legen Sie die Gliederung dem Betreuer zur Stellungnahme vor, um sicher zu stellen, dass sich die Arbeit in die „richtige Richtung“ entwickelt. Die Zustimmung bedeutet aber nicht, dass automatisch eine „gute“ Bewertung der Arbeit zu erwarten ist. Der Betreuer kann lediglich prüfen, ob sich die Arbeit im themenrelevanten Bereich bewegt oder ob eine Themenverfehlung vorliegt. Wird ein Haupt- oder Unterpunkt (weiter) untergliedert, müssen mindestens zwei Unterpunkte gebildet werden! Beispiel | Wenn Kapitel 3 untergliedert werden soll, dann sind mindestens die Abschnitte 3.1 und 3.2 geboten. Für die Untergliederung von Abschnitt 3.1 wiederum sind mindestens die Abschnitte 3.1.1 und 3.1.2 erforderlich. Bei den Kapitelbezeichnungen schleichen sich immer wieder Unzulänglichkeiten ein: Überschriften sollten möglichst kurz, prägnant und ausdrucksstark sein. Es ist dabei auf einen einheitlichen Stil zu achten, der in der gesamten Arbeit verfolgt wird. Gerne werden z. B. Nominal- (d. h. viele Substantivierungen) und Verbalstil (d. h. durch Verwendung relativ vieler Verben) in den Überschriften abgewechselt. Beispiel | In einer wissenschaftlichen Arbeit finden sich in Kapitel 3 und 4 folgende Überschriften: Nominalstil: 3 Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens Verbalstil: 4 Was sind die zentralen Fehler beim wissenschaftlichen Arbeiten? Die Überschrift im Nominalstil bietet sich meist an, da sie die geforderte kurze und prägnante Beschreibung am besten zulässt. Deshalb befindet sich hinter den Gliederungspunkten (Überschriften) auch kein Punkt. Wenn die Gliederung allerdings als Frage formuliert wird, ist ein Fragezeichen auszuweisen. Die verlangte Prägnanz der Überschrift darf nicht zu einer zu starken Minderung des Informationsgehaltes führen. Vielmehr ist die Formulierung so zu gestalten, dass entnommen werden kann, was der kommende Text beinhaltet. Ein einzelner Begriff als Überschrift ist daher in den meisten Fällen ungeeignet. 7.2 Gliederung 143 <?page no="144"?> 7.2.1.4 Vorwort Das Vorwort ist ein „freiwilliger“ Bestandteil einer wissenschaftlichen Arbeit. Vor‐ schriften hierzu existieren keine. Zu finden sind dort oft Danksagungen, z. B. an • eine dritte Person, die wichtige Anregungen geliefert hat, • Autoren und Autorinnen, die in einem Sammelwerk veröffentlichen, • die Familie für die entgegengebrachte Geduld und den Verzicht gemeinsamer Zeit, • ein Unternehmen, das die Arbeit unterstützt hat, • Korrekturlesende oder Layout-Gestaltende oder • andere Personen, die bei der empirischen Studie unterstützend gewirkt haben. Teilweise wird in einem Vorwort auch in kürzester Form der Inhalt des ganzen Werkes ausgefüllt. Dies ist aber eine Vorwegnahme der Einleitung. Bei Sammelwerken hingegen, die kein allgemeines Einleitungskapitel haben, kann eine Übersicht über die einzelnen Aufsätze durchaus im Vorwort erfolgen. Sinnvoll sind Informationen über die Entstehungsbedingungen des Werkes oder den Werdegang des Autors respektive der Autorin, die eine besondere Motivation aufzeigen und deren Darstellung in der Einleitung zu ausführlich wäre. Beispiel | Erfahrungen nennen Jemand, der seit 15 Jahren aktives Mitglied eines Taubenzuchtvereins ist, be‐ schließt, eine Studie zur Erforschung des Verhaltens von Tauben durchzuführen. Im Vorwort kann er seine tiefgehende Motivation perfekt „ausleben“ und über bisherige Erfahrungen berichten. Auch besondere Schwierigkeiten bei der Herausgabe des Werkes, z. B. der Verlags‐ suche, können im Vorwort enthalten sein. Falls das Buch in einer neuen Auflage herausgegeben wird, erfolgen im Vorwort in der Regel Informationen über Erweite‐ rungen des Umfangs, Aktualisierungen oder andere Änderungen. Eher unüblich sind Entschuldigungen in einem Vorwort. Beispiel | Entschuldigen ist nicht gefragt Die Bitte um Nachsicht für das Werk, weil es z. B. die erste eigene Veröffentlichung darstellt, sollte in einem Vorwort vermieden werden. Lesende werden in diesem Fall wohl weniger Vertrauen entgegenbringen. Das Vorwort endet in der Regel mit einer Ortsangabe, einem Zeitraum (z. B. „im Frühjahr“) oder konkreten Datum und dem Namen der verfassenden Person. Werfen Sie einmal einen Blick auf das Vorwort dieses Buches. 144 7 Wissenschaftliches Schreiben <?page no="145"?> 7.2.1.5 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Für Abbildungen, Tabellen usw. muss jeweils ein eigenes Verzeichnis angelegt werden, das einen schnellen Einblick in alle gezeigten Abbildungen und Tabellen der gesamten wissenschaftlichen Arbeit leisten soll (vgl. Tab. 7.4). Das jeweilige Verzeichnis startet mit der ersten Abbildung und gibt deren Titel und die Seitenzahl an, auf der sich die Abbildung bzw. Tabelle befindet. Beginnend bei eins werden die folgenden Abbildun‐ gen laufend durchnummeriert. Abbildung Titel Seite 123 Kontextfaktoren der Zufriedenheit Elemente des Marketing-Mixes Dimensionen der Preispolitik 4 15 33 Tab. 7.5: Beispiel für ein Abbildungsverzeichnis Merke Abbildungsbzw. Tabellenverzeichnisse können in Textverarbeitungs‐ programmen wie Word automatisiert erstellt werden. Dazu müs‐ sen zunächst die entsprechenden Beschriftungen erstellt werden. 7.2.2 Textteil Der Textteil stellt den Kern der wissenschaftlichen Arbeit dar, da hier die ganze Bearbeitung des Themas in Worten erläutert wird. Merke Ein Textteil, der einen eigenen Gliederungspunkt darstellt, sollte mehr als nur einen Satz enthalten. Zur Länge existieren allerdings keine allgemein‐ gültigen Vorschriften. Brink (2013) nennt als absolutes Minimum drei Sätze und drei bis vier Seiten im Maximum pro Gliederungspunkt, wobei er von einem absoluten Maximum spricht. Als Faustregel kann gelten, dass ein Ab‐ schnitt mindestens eine viertel Seite bis maximal drei Seiten lang sein sollte. Der Aufbau des Textteils (vgl. Abb. 7.7) wird im Folgenden vorgestellt. 7.2 Gliederung 145 <?page no="146"?> Aufbau des Textteils Einleitung Hauptteil Schlussteil Abb. 7.7: Aufbau des Textteils 7.2.2.1 Einleitung Hier werden die Problemstellung, grundsätzliche Zielsetzungen bzw. Forschungsfra‐ gen, inhaltliche Abgrenzungen sowie der Aufbau der Arbeit erläutert. Ergebnisse der eigenen Studie werden also nicht bereits in der Einleitung dokumentiert. In der Problemstellung sind nur die zu behandelnden Fragen zu kennzeichnen und in ihrer Bedeutung und ihrem Umfang verständlich zu machen sowie die Relevanz der Thematik zu verdeutlichen. In diesem Zusammenhang kann es förderlich sein, Ein- und Abgrenzungen des Themas explizit vorzunehmen und dadurch Teilprobleme, die nicht in der Arbeit behandelt werden sollen, auszuschließen. Merke Einleitungen werden von Studierenden gerne zu lange gestaltet. Bei einer Seminararbeit reichen 1 bis 1,5 Seiten, bei einer Bachelorar‐ beit 2 bis 3 Seiten und bei einer Masterarbeit 3 bis 4 Seiten. Weitschweifende Einordnungen des Themas in den wissenschaftlichen oder histori‐ schen Kontext sind ebenso wie eine Aneinanderreihung von Definitionen zu vermei‐ den. Letztere gehören in den Theorieteil des Hauptteils der wissenschaftlichen Arbeit. Übersichtsabbildungen zum Vorgehen oder den Basiszielen der Arbeit sind erlaubt, ansonsten finden sich keine Abbildungen oder Tabellen in der Einleitung. Einleitende Zitate oder Geschichten sind dagegen in diesem Anfangskapitel zu finden. Voraus‐ setzung ist, dass die Ausführungen einen unmittelbaren Bezug zur anschließenden Thematik haben. In der Regel wird in der Einleitung der weitere Aufbau der Arbeit beschrieben, wobei meist ein oder zwei Sätze pro Kapitel ausreichen, um kurz deren Inhalt zu bezeichnen. Bei empirischen Arbeiten kann die Nennung der zu analysierenden Variablen bei der Beschreibung eingeschlossen werden. 7.2.2.2 Hauptteil Der Hauptteil ist der Kern des Textteils. Hier finden sich die zentralen Kapitel, die wie durch einen roten Faden verbunden sein sollten. Der Hauptteil behandelt 146 7 Wissenschaftliches Schreiben <?page no="147"?> die Thematik „trichterförmig“, d. h. vom Allgemeinen zum Speziellen. Er wird in mehrere Teilbereiche untergliedert. Größere Abschnitte im Hauptteil sollten auch eine Hinführung besitzen, wenn der Zusammenhang zu den Vorkapiteln nur gering ist. Die genaue Struktur des Hauptteils hängt sehr vom Typ der wissenschaftlichen Arbeit ab (vgl. Kap.-1.5). Im Kern finden sich folgende Punkte in den Arbeiten wieder • Theoretischer Teil: Darstellung des Forschungsstands, z. B. Erläuterung der fach‐ lichen Diskussion im Themengebiet mit allen nötigen Hintergrundinformationen, die der Fachleser für das Verständnis benötigt, Definition von Begriffen, bisherige Studien (mit empirischen Daten), ggf. (Hypo-)Thesen bilden • Methodischer Teil: Vorstellen der Untersuchung, bei empirischen Arbeiten des Forschungsdesigns, z. B. Setting (Durchführungsort), Teilnehmer (Anzahl und Auswahl), Interventionsmaterialien (z. B. Fragebogen), Messinstrument (Methode, die angewandt wurde), Datensammlung (z. B. Art der Durchführung), Datenana‐ lyse (z. B. eingesetzte statistische Software) • Auswertung und Resultate: Darstellung der Ergebnisse mit der Information, was in Bezug auf das Messinstrument entdeckt wurde, inklusive Tabellen und Abbildungen • Interpretation der Ergebnisse: Diskussion der Ergebnisse in Bezug auf die in Kapitel 1 aufgezeigte(n) Forschungsfrage(n), Interpretation durch den Forscher und Rückschlüsse daraus Merke Gerade beim umfangreichen Hauptteil der Arbeit können sich Studierende leicht „verzetteln“. Beispielsweise besteht die Gefahr, Kapitel mit Text zu überfrachten, weil viel Literatur zur Thematik recherchiert und gelesen wurde. Dies lässt sich vermeiden, wenn vorab in der Gliederung unter jedem Kapitel und Unterkapitel eine ungefähre Seitenzahl geschrieben wird. Wird diese dann überschritten, wird schneller das Nachdenken angeregt, ob der Text überhaupt gerechtfertigt ist. Im Hauptteil können eine Reihe von Problemen in der wissenschaftlichen Arbeit ent‐ stehen. Als zentrale Aspekte sind das Missverstehen der Bedeutung von Definitionen, unzusammenhängende Kapitel oder das Vernachlässigen des theoretischen Teils zu klassifizieren. a) Missverstehen der Bedeutung von Definitionen Definitionen finden sich vorwiegend im theoretischen Teil der Arbeit. Um eine eindeutige und zweckmäßige Definition zu entwickeln, lohnt es, sich am Sprachgebrauch der Wissen‐ schaftsdisziplin zu orientieren. Meist reichen einige renommierte Fachbücher und Texte aus, um eine Definition zu entwickeln. Sie werden von Studierenden oft als langweiliges „Muss“ eingeordnet und dementsprechend mit geringfügiger Wertschätzung behandelt. Aus diesem Verhalten resultiert, dass Definitionen nicht eindeutig und zweckmäßig formuliert 7.2 Gliederung 147 <?page no="148"?> werden. Die wissenschaftliche Relevanz von Definitionen ist jedoch unabdingbar, denn in Definitionen wird die Bedeutung eines Begriffs durch andere oder ähnliche Begriffe festge‐ legt. Durch diese Festsetzungen wird ein wichtiger Grundstein für die wissenschaftliche Kommunikation und damit für die gesamte wissenschaftliche Arbeit gelegt. Nachdem dies im theoretischen Teil der Arbeit vollzogen wurde, gilt es, den Fehler zu vermeiden, auf den definierten Begriff nicht durchgehend Bezug zu nehmen. Teils finden sich vier oder fünf unterschiedliche Definitionsansätze in verschiedenen Kapiteln der wissenschaftlichen Arbeit. Es ist auch zu beachten, dass nur die zentralen Begriffe der wissenschaftlichen Arbeit zu definieren sind. Aus Furcht, die Seitenvorgaben nicht auszufüllen, neigen Studierende gerade zu Beginn des Schreibprozesses zu überfüssigen Definitionen und Begründungen sowie zu überdetaillierten Darstellungen von Sachverhalten. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, in jeder Phase des Erstellungsprozesses fokussiert zu sein und sich auf die Kernaspekte zu konzentrieren. b) Unzusammenhängende Kapitel Teils sind die Kapitel des Hauptteils unverknüpft und stehen deshalb isoliert nach‐ einander. Im Hauptteil müssen die einzelnen Kapitel jedoch vielmehr aufeinander aufbauen, d. h., die theoretischen Inhalte sind als Basis für alle weiteren Teile zu sehen. Sie werden im weiteren Verlauf ergänzt oder überprüft. Dabei sollte es z. B. bei der Interpretation der Ergebnisse zu einem Rückgriff auf ausgewählte theoretische Grundlagen kommen. c) Vernachlässigen des theoretischen Teils In Kapitel 1.5 wurden einzelne Typen von wissenschaftlichen Arbeiten vorgestellt. Eine empirische Arbeit kann z. B. eine Datenerhebung beinhalten. Dies bedeutet allerdings nicht, dass der theoretische Teil nur sehr gering gewichtet oder fast nicht existent sein darf. Im studentischen Vorgehen scheint leider teilweise der Gedanke verankert, dass der theoretische Teil irrelevant sei. Dies kann zu starken Abzügen in der Bewertung der wissenschaftlichen Arbeit (vgl. Kap.-10) führen. 7.2.2.3 Schlussteil Der Schlussteil dient zur Abrundung der wissenschaftlichen Arbeit. Dort erfolgt eine kurze Zusammenfassung der Kernaspekte, ein Resümee, aber auch ein Rück- oder Ausblick. Entschuldigungen für nicht berücksichtigte Teilaspekte sind bei der Betrachtung nicht angebracht. Des Weiteren ist wenig sinnvoll, neue Daten einfließen zu lassen, die die Forschungsfrage tiefer beantworten sollen. Solche Anliegen müssten zwingend im Hauptteil der Arbeit realisiert werden. Vielmehr sind im Schlussteil Hinweise auf folgende Entwick‐ lungen, weiterführende Fragestellungen oder Forschungsperspektiven zu geben. Es sollte nicht die Chance verpasst werden, die Leser der Arbeit mit einem guten Ausklang zu verabschieden. Positiv kann wirken, einen Kreis zur Einleitung zu schließen oder ein passendes Zitat einer bekannten Persönlichkeit zu gebrauchen. Der Schlussteil unterstützt auch das Qualitätsmanagement des Autors respektive der Autorin: Er / Sie denkt beim 148 7 Wissenschaftliches Schreiben <?page no="149"?> Schreiben nochmals über den gesamten Kontext nach, was auch ein gutes Prüfelement darstellt. Inkonsequenzen oder Gedankensprünge können ihm bei diesem Schritt auffallen. 7.2.3 Nachspann Der Nachspann ergänzt den Hauptteil. In diesem Teil finden sich je nach Vorgaben der Hochschule unterschiedliche Bestandteile (vgl. Abb. 7.8). Einige könnten auch dem Vorspann zugeordnet werden, wie z. B. das Abkürzungsverzeichnis. Elemente des Nachspanns Abkürzungsverzeichnis Glossar Quellenverzeichnis Ehrenwörtl. Erklärung Diverse Anhänge Abb. 7.8: Elemente des Nachspanns 7.2.3.1 Abkürzungsverzeichnis In wissenschaftlichen Arbeiten sollten möglichst wenige Abkürzungen verwendet werden - vermeiden lassen sie sich meist nicht. Abkürzungen sind im Text bei der ers‐ ten Nennung zuerst auszuschreiben, anschließend folgt die Abkürzung in Klammern. Fachbegriffe dürfen generell übernommen werden. Abkürzungen aus Bequemlichkeit sind dagegen unzulässig. Beispiel | Keine Abkürzungen aus Bequemlichkeit Ein Studierender verwendet in seiner wissenschaftlichen Arbeit oft den Begriff Manager. Aus Bequemlichkeit kürzt er diesen nach der ersten Verwendung nur noch mit M. ab. Eine solche selbstgewählte Abkürzung ist unzulässig. Die verwendeten Abkürzungen müssen im Abkürzungsverzeichnis erläutert werden - sofern sie nicht allgemeinsprachlich bekannt sind, d. h. die nicht im Duden stehen. Im Verzeichnis selbst erfolgt eine Gegenüberstellung von Abkürzung und abgekürztem Begriff in alphabetischer Sortierung (vgl. Tab. 7.5). 7.2 Gliederung 149 <?page no="150"?> AMA American Marketing Association FINMA Finanzmarktaufsicht NAV Net Asset Value SEC Securities and Exchange Comission SRI Social Responsible Investments ZKB Zürcher Kantonalbank Tab. 7.6: Beispiel für ein Abkürzungsverzeichnis (Auszug) Merke Schreiben Sie die Abkürzungen sofort nach der Verwendung alphabetisch ins Ab‐ kürzungsverzeichnis. Eine andere Alternative wäre das Markieren von Abkürzun‐ gen mittels Leuchtstift beim Lesen oder Korrigieren zu einem späteren Zeitpunkt. 7.2.3.2 Glossar Bei einem Glossar handelt es sich um eine alphabetisch geordnete Liste von Begriffen mit genauen Beschreibungen zu jedem einzelnen Wort. Hier sind alle Begriffe (z. B. wenig bekannte Fachbegriffe, ungeläufige Begriffe und Fremdwörter) aufzuführen, die zum Verständnis des Textes zweckdienlich sind. Ein Glossar wird an manchen Hochschulen mit dem Abkürzungsverzeichnis zusammengefasst. 7.2.3.3 Quellenverzeichnis Synonyme Begriffe für das Kapitel Quellenverzeichnis sind „Literaturverzeichnis“, „verwendete Literatur“, „Literatur“, „Literatursammlung“ oder ähnliche. Es ist das Spiegelbild der verwendeten Zitate, d. h. zitierte Quellen müssen dort zwangsläufig aufgeführt werden. Wichtig ist, dass alle Medien angegeben werden, die für die Erstellung der Arbeit gebraucht wurden. Sinnlos ist es hingegen, die wissenschaftliche Arbeit mit einer langen Literaturliste „aufzublähen“ und Quellen aufzulisten, die der Autor vielleicht noch nicht einmal in der Hand gehabt hat. Quellen können Texte, Bücher, Aufsätze, Zeitschriftenbeiträge, Gesetzestexte etc. sein. Die einzelnen Quellen können im Verzeichnis unter unterschiedlichen Rubriken untereinander abgegrenzt werden, z. B. • Archivquellen • Literatur aus Büchern oder Zeitschriften • Gesetze, Verordnungen • Gerichtsurteile 150 7 Wissenschaftliches Schreiben <?page no="151"?> • Internetquellen • Statistiken, Karten • Interviews (evtl. unterteilt in schriftliche und mündliche) • Nichtpublizierte Datenquellen Die Reihenfolge der aufgeführten Literatur richtet sich nach dem Alphabet, bezogen auf den Nachnamen der Verfassenden. Recht unterschiedliche Möglichkeiten bestehen allerdings für die Ausgestaltung der entsprechenden Angabe. Im Folgenden wird jeweils eine mögliche Form für unterschiedliche Quellenangaben dargestellt. Merke Ähnlich wie bei Zitaten finden sich auch bei dem Literaturver‐ zeichnis unzählige unterschiedliche Schreibweisen. Aus diesem Grund sollten Sie sich die Richtlinien des Lehrstuhls oder des Insti‐ tuts, an dem Sie schreiben besorgen und ganz genau studieren. 7.2.3.3.1 Gängige Abkürzungen im Quellenverzeichnis Im Quellenverzeichnis finden sich viele Abkürzungen. Einige besonders geläufige Abkürzungen werden in Tabelle 7.6 illustriert. Abkürzung Bedeutung Bd. Band, für Band einer wissenschaftlichen Reihe f., ff. folgende Seite(n), Seitennennungen bei Aufsätzen oder Zeitschriftenartikeln, z. B. S.-14 f. Hg. oder Hrsg. Herausgeber/ Herausgeberin, Verfasser/ Verfasserin eines Sammelban‐ des/ Herausgeberwerkes hrsg. v. herausgegeben von - gleiche Bedeutung wie Hg. oder Hrsg. Jg. Jahrgang, für die Jahre, die eine Zeitschrift bereits aufgelegt wird, gleiche Bedeutung wie „Volume“ N. N. Nomen nescio - ich kenne den Namen nicht, gleiche Bedeutung wie „o. V.“ o. J. ohne Jahr, wenn die Angabe zum Jahr der Herausgabe in-der Quelle fehlt o. O. ohne Ortsangabe, falls keine Ortsangabe in der Quelle vorhanden ist, diese aber zu nennen wäre o. S. ohne Seitenangabe, wenn keine Seitennummerierung in der Quelle vorhan‐ den ist o. V. ohne Verfassende, wenn die Angabe zur Autorenschaft in der Quelle fehlt, z. B. bei Zeitungsartikeln. Gleiche Bedeutung wie N. N. S. Seite, bei unselbstständiger Literatur anzugeben 7.2 Gliederung 151 <?page no="152"?> Sp. Spalte, bei unselbstständiger Literatur, oft bei Lexika, vorhanden Übers. Übersetzer, Übersetzung, bei Übersetzungen von Romanen werden Überset‐ zende in der Regel erwähnt, bei wissenschaftlichen Lehrbüchern hingegen meist nicht. Es sind die Hinweise der Hochschule zu beachten. unv. Man. unveröffentlichtes Manuskript Vol. Volume, für die Jahre, die eine Zeitschrift bereits aufgelegt wird, gleiche Bedeutung wie „Jahrgang“ Tab. 7.7: Gängige Abkürzungen im Quellenverzeichnis 7.2.3.3.2 Monographien Im Quellenverzeichnis wird die Quelle wie folgt angelegt: • Name der Autorenschaft vollständig ausgeschrieben, der Vorname(n) wird nur mit dem ersten Buchstaben angegeben (Meier, P. & Schmitz, H.) • Das Erscheinungsjahr in Klammern (2022) danach Doppelpunkt • die Titelangabe, evtl. auch der Untertitel des Werkes (wissenschaftliches Arbeiten) danach Punkt • bei mehreren Auflagen die Auflagenummer danach Komma • der Erscheinungsort danach Doppelpunkt • der Erscheinungsverlag Zeichenanwendung im Überblick: [Autorenname], [Vornamensabkürzung] & [Auto‐ renname], [Vornamensabkürzung] [(Erscheinungsjahr)]: [Haupttitel] - [Untertitel]. [Auflage], [Verlagsort]: [Verlag] Beispiele | Voss, R. (2018): BWL kompakt - Grundwissen Betriebswirtschaftslehre. 8. Auflage, Rinteln: Merkur Verlag Watzlawick, P., Beawin, J. & Jackson, D. (1982): Menschliche Kommunikation - Formen, Störungen, Paradoxien. 6. Auflage, Bern, Stuttgart, Wien: Huber 7.2.3.3.3 Sammelwerke / Herausgeberwerke Im Quellenverzeichnis werden Sammelwerk-Quellen bis auf den Zusatz Hrsg. genauso zitiert wie Monographien. Es ist zu beachten, dass Sammelwerke so gut wie nie alleine als Quellenangabe existieren: Der zitierte Aufsatz innerhalb des Herausgeberwerkes muss als Quelle angegeben werden (vgl. Kap. 7.2.3.3.4). In diesem Fall wird das Sammelwerk nicht extra ins Quellenverzeichnis eingegliedert. 152 7 Wissenschaftliches Schreiben <?page no="153"?> Zeichenanwendung im Überblick: [Name der Herausgebenden], [Vornamensabkür‐ zung.] [(Hrsg.)] [(Erscheinungsjahr)]: [Haupttitel] - [Untertitel]. [Auflage], [Verlags‐ ort]: [Verlag] 7.2.3.3.4 Beiträge in Sammelwerken Im Quellenverzeichnis wird die Quelle wie folgt angelegt: • der Name der Autorenschaft des Aufsatzes vollständig ausgeschrieben, der Vor‐ name(n) wird nur mit dem ersten Buchstaben angegeben (Hansen, P. & Klauser, W.) • Das Erscheinungsjahr in Klammern (2022) danach Doppelpunkt • Der Aufsatztitel (Analyse von Kundenwünschen), evtl. auch der Untertitel des Werkes danach Punkt • die Einfügung von „In: “ • der Name der Herausgebenden des Buches, in dem der Aufsatz veröffentlicht wurde, vollständig ausgeschrieben. Der Vorname(n) wird nur mit dem ersten Buchstaben angegeben (Weber, P. & Lust, V.) • die Einfügung von „Hrsg.“: • die Titelangabe, evtl. auch der Untertitel des Werkes, in dem der Aufsatz erschienen ist (z. B. wissenschaftliches Arbeiten) danach Punkt • bei mehreren Auflagen die Auflagenummer, danach Komma • der Erscheinungsort, danach Doppelpunkt • der Erscheinungsverlag • die Seitenzahlen, von der ersten bis zur letzten Seite, die der Aufsatz in dem Werk einnimmt Zeichenanwendung im Überblick: [Autorenname], [Vornamensabkürzung] & [Auto‐ renname], [Vornamensabkürzung] [(Erscheinungsjahr)]: [Haupttitel] - [Untertitel]. [In]: [Name des Herausgebers], [Vornamensabkürzung.] [(Hrsg.)]: [Haupttitel] - [Untertitel]. [Auflage], [Verlagsort]: [Verlag], [Seiten] 7.2.3.3.5 Beiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften (Journals) Im Quellenverzeichnis wird die Quelle wie folgt angelegt: • der Name der Autorenschaft des Aufsatzes vollständig ausgeschrieben, der Vor‐ name(n) wird nur mit dem ersten Buchstaben angegeben (Hirte, S. & Alber, L.) • Das jeweilige Erscheinungsjahr in Klammern (2022), danach Doppelpunkt • Der Aufsatztitel (Erwartungen von Studierenden), evtl. auch der Untertitel des Werkes danach Punkt • die Einfügung von „In: “ • der Name der wissenschaftlichen Zeitschrift, danach Komma • Index Volume (Vol.) oder Jahrgang ( Jg.), danach Komma 7.2 Gliederung 153 <?page no="154"?> • die Heftnummer (unbedingt nötig, wenn die Heftnummer nicht fortlaufend num‐ meriert sind) • die Seitenzahlen, von der ersten bis zur letzten Seite, die der Aufsatz in der Zeitschrift ausfüllt Zeichenanwendung im Überblick: [Autorenname], [Vornamensabkürzung] & [Auto‐ renname], [Vornamensabkürzung] [(Erscheinungsjahr)]: [Haupttitel] - [Untertitel]. [In]: [Name der Zeitschrift], [Volume], [Heftnummer], [Seiten] Beispiel | Redding, P. (2005): The evolving interpretations of customers in higher education - empowering the elusive. In: International Journal of Consumer Studies, Vol. 29, Heft 5, S.-409-417 7.2.3.3.6 Angabe von Internetquellen von Websites Die Angabe von Internetquellen stellt einen Sonderfall dar. Im Gegensatz zu Büchern oder Zeitschriften sind Onlinequellen möglicherweise nicht immer oder nicht mehr zugänglich. Trotzdem muss die verwendete Quelle mit der URL im Quellenverzeichnis belegt werden. Dies empfiehlt sich unter einer eigenen Rubrik „Internetquellen“. Internetveröffentlichungen können in Anlehnung an die oben beschriebenen Muster (Autor / Autorin, Jahr, Titel) aufgeführt werden. Zusätzlich ist die Internetadresse und Tagesdatum des Abrufs des Bearbeiters anzugeben. Beispiel | Ulrich, G. (2006): Die Qual der Wahl bei den Master-Ausbildungen. http: / / www.fh-hwz.ch/ display.cfm/ id/ 100360 (abgerufen am 22.5.2024) Bei einem Großteil der Internetpublikationen sind allerdings weder Autorenschaft, noch irgendein Datum angegeben, so dass diese Zusatzinformationen sich erübrigen. Dies ist etwa bei Websites von Unternehmen im Internet der Fall. Beispiel | Ein Studierender übernimmt Informationen von der Website des Phar‐ maunternehmens „Novartis“. Es ist weder ein Autor noch ein Datum erkennbar. In diesem Fall wäre nur folgende Angabe erforderlich: Novartis (2024): http: / / www.novartis.ch/ (abgerufen am 22.5.2024) Problematisch ist beim Referenzieren von Websites, dass manchmal zeilenlange URLs existieren, die in wissenschaftlichen Arbeiten nicht besonders stilvoll erscheinen. URL-Shortener könnten in diesen Fällen verwendet werden, um Kurz-URLs (= Kurz‐ links) zu generieren. Diese verlinken zwar auf die gleiche Website wie die entspre‐ chende lange URL, sind jedoch wesentlich überschaubarer. Es gibt verschiedene Tools, 154 7 Wissenschaftliches Schreiben <?page no="155"?> mit denen Sie Ihren Link umwandeln können. Es ist jedoch sinnvoll, die Richtlinien der Hochschule zum wissenschaftlichen Arbeiten zu dieser Thematik genau zu lesen. Die Kurz-URLs sind nicht immer erlaubt. Falls die Richtlinien keine Informationen bereitstellen, könnten betreuende Personen befragt werden, ob die Verwendung eines URL-Shorteners erwünscht ist. Beispiele | URL-Shorteners Bekannte Anbieter zur URL-Kürzung sind bitly (https: / / bitly.com/ ) oder TinyURL (https: / / tinyurl.com/ app). Die Tools sind für jede URL geeignet. Bei TinyURL muss beispielsweise lediglich der Link in das dafür vorgesehene Feld eingesetzt und auf „Make TinyURL“ geklickt werden. Es wird sogleich ein meist aus wenigen Buchstaben oder Zahlen gebildeter Kurzlink generiert. 7.2.3.3.7 Angaben von Social-Media-Quellen Das Vorgehen zum Anlegen der Quellen im Literaturverzeichnis ist sehr affin zu dem der im vorangegangenen Kapitel dokumentierten Websites. Eine Quelle unter X (ehemals Twitter) wird wie folgt angelegt: • Name der Autorenschaft [Twittername respektive neu X-Name] • Jahr, Tag Monat, evtl. Uhrzeit • Inhalt/ Tweet [Tweet] • http: / / WebSite • Abrufdatum Hat ein Online-Posting keinen konkreten Titel, dann sind die ersten fünf bis zehn Worte des Beitrags zur Kennzeichnung zu wählen. Bei Forenbeiträgen hingegen ist der Forendiskussionstitel verwendbar. Wenn es sich um ein Bild ohne Bildunterschrift handelt, ist der Bildinhalt kurz zu kennzeichnen. Beispiel | X (ehemals Twitter) Musk, E. (2022, 22.1. um 10: 23): Twitter is spending engineering resources … [Tweet]. https: / / twitter.com/ elonmusk/ status/ 1484456594775678976 (abgerufen am 26.01.2024) 7.2.3.3.8 Angabe von Interviewquellen Selbst durchgeführte Interviews müssen im Quellenverzeichnis belegt werden. Teil‐ weise fordern Lehrstühle die Offenlegung, d. h. ein abgetipptes Interview im Anhang beizulegen. In der Regel reicht aber die Angabe der interviewten Person, ihrer Position, der Ort, der Zeitraum und das Datum. Beim schriftlichen Interview oder 7.2 Gliederung 155 <?page no="156"?> Online-Interview (z. B. Chat) müssen die Angaben modifiziert werden. So reicht bei einem schriftlichen Interview eine Angabe des Poststempels oder der Eingang beim Verfassenden der Arbeit. Beim Online-Interview muss keine Nennung des Ortes erfolgen, da Interviewer: in und Befragte räumlich getrennt sind. Beispiel | Face-to-Face-Interview Mustermann, T. (2024): CEO von XYZ-Management, Münster, geführt von 12: 15- 12: 56 am 26.05.2024 Schriftliches Interview Mustermann, T. (2024): CEO von XYZ-Management vom 11.05.2024 Online Interview Mustermann, T. (2024): CEO von XYZ-Management, geführt von 12: 15-12: 56 am 22.03.2024 7.2.3.3.9 Angabe von Videoquellen Für das Zitieren von Fernseh- und Hörfunkbeiträgen gilt selbiges wie bei wissenschaft‐ lichen Quellen aus dem Internet. Im Quellenverzeichnis wird die Quelle wie folgt angelegt: • Sendung • das Sendejahr in Klammern (2024) danach Doppelpunkt • die Sendeanstalt/ Kanal danach Komma • das Sendedatum (23.01.2024), gegebenenfalls mit Sendezeitfenster (20.00-20.15 Uhr) Für Fernseh- und Hörfunkbeiträge, die online verfügbar sind, gilt selbiges, allerdings mit Zusatz der Quelle (URL). Zeichenanwendung im Überblick: [Titel] [( Jahr) ]: [Sendeanstalt/ Kanal], [Sendeda‐ tum und -zeit], gegebenfalls [Sendereihe]. Wenn bekannt: [Name/ n der RedakteurIn‐ nen/ GestalterInnen]; falls verfügbar [Website] [Abrufdatum] Beispiel | Fernseh- und Hörfunkbeiträge Tagesschau (2024): ARD, 22.04.2024, 20.00-20.15 Uhr, https: / / www.tagesschau.de/ multimedia/ sendung/ tagesschau_20_uhr/ ts-63848.ht ml (abgerufen am 12.05.2024) 156 7 Wissenschaftliches Schreiben <?page no="157"?> Videoclips von Videoplattformen wie YouTube sind ebenfalls zitierbar, wenn eine wissenschaftliche Güte nachweisbar ist. Sie müssen alle korrekten bibliografischen Angaben enthalten, um die Nachverfolgbarkeit zu gewährleisten. Clips von Videoplatt‐ formen werden demnach wie folgt im Quellenverzeichnis angelegt • Username • das Datum der Aufschaltung des Videos in Klammern (2022) danach Doppelpunkt • Titel des Clips • URL • das Abrufdatum des Clips Zusätzlich kann die Internet-Plattform, z. B. YouTube als veröffentlichende Plattform (ähnlich eines Verlages bei Monografien) angeführt werden. Zeichenanwendung im Überblick: [Username] [(Aufschatungsjahr)]: [Titel des Clips], [Datum der Veröffentlichung], [Website] [Abrufdatum] Beispiel | Beiträge auf einer Plattform Toulouse School of Economics (2014): Jean Tirole - Nobel Prize Lecture, 08.12.2014 https: / / www.youtube.com/ watch? v=nT_OhtNf9JE (abgerufen am 10.02.2024) 7.2.3.3.10 Verbindung von Zitat und Quellenverzeichnis Eine beliebte studentische Frage ist, wie die Verbindung zwischen Zitation und Quellenver‐ zeichnis konkret gestaltet wird. In Tab. 7.7 werden Verbindungen aufgezeigt, wobei auf die Harvard-Regel Bezug genommen wird. Ferner wird aus einer Menge von Darstellungs‐ möglichkeiten (z. B. hinsichtlich der Zitationsvarianten) je eine Alternative ausgewählt. 7.2 Gliederung 157 <?page no="158"?> Quelle Zitat Quellenverzeichnis Monographie Die von Universitäten so gern gese‐ hene akademische Orientierung (vgl. Holland 1985) ist wenig ausgeprägt. Holland, J. (1985): Making vocational choices: A theory of careers. Englewood Cliffs: Prentice Hall Sammel‐ werk- Beitrag Aus diesem Grund werden Studie‐ rende auch des Öfteren in der Li‐ teratur vereinfachend als „Kunde“ der Leistung „Lehre“ bezeichnet (vgl. Hansen, Henning-Thurau & Woch‐ nowski 2000). Hansen, U., Hennig-Thurau, T. & Wochnowski, H. (2000): TEACH-Q: Ein valides und handhabbares Instrument zur Bewertung von Vorlesungen. In: Stauss, B., Balderjahn, I. & Wimmer, F. (Hrsg.): Dienstleistungsorientierung in der uni‐ versitären Ausbildung, Stuttgart: Schäf‐ fer-Poeschel, S.-311-345 Journal- Beitrag Die resultierende HVM ist „a mass of links and concepts that usually is unintelligible“ (Christensen & Olson 2002, S.-484). Christensen, G. & Olson, J. (2002): Map‐ ping consumers’ mental models with ZMET. In: Psychology and Marketing, Vol. 19, Heft 6, S.-477-502 Internet- Quellen Website Das Pharmaunternehmen Novartis verbindet Forschung und Entwick‐ lung geschickt, um innovative Me‐ dikamente zu entwickeln (Novartis, abgerufen 22.05.2024). Novartis (2024): http: / / www.novartis.ch/ research/ researc h-areas.shtml (abgerufen am 22.05.2024) Inter‐ view- Quelle Aus dem Interview mit Mustermann (2024) wird deutlich, dass sich für die Social-Media-Branche ein großes Marktpotenzial ableiten lässt. Mustermann, T. (2024): CEO von XYZ-Management, Münster, geführt von 8.00-9.00 Uhr am 16.03.2024 Video- Quelle In der Tagesschau vom 22.04.2024 (min. 05: 20 bis 05: 55) wurde berich‐ tet, dass die Cum-Ex-Ermittlerin Anne Brorhilker den Justizdienst verlässt. Es wurde betont, dass die Ermittlerin Kritik an der deutschen Justiz übe, die ihrer Einschätzung nach vermögende Steuersünder be‐ vorzuge. Tagesschau (2024): ARD, 22.04.2024, 20.00-20.15 Uhr, https: / / www.tagessc hau.de/ multimedia/ sendung/ tagesschau_ 20_uhr/ ts-63848.html (abgerufen am 12.05.2024) Statista- Grafik Aus Abbildung 4 lässt sich der Ver‐ lauf der Migration in der Schweiz ab‐ lesen (Staatssekretariat für Migration 2021, zitiert nach de.statista.com). Staatssekretariat für Migration (2021): An‐ zahl der ausländischen Einwanderer in die Schweiz nach Einwanderungsgrund im Jahr 2020, zitiert nach de.statista.com; http: / / de. statista.com/ statistik/ daten/ studie/ 369328/ u mfrage/ in-die-schweiz-eingereiste-auslaend er-nach-einwanderungsgrund (abgerufen am 12. 02. 2024) Tab. 7.8: Verbindung von Zitat und Quellenverzeichnis 7.2.3.4 Ehrenwörtliche Erklärung Jede umfangreichere wissenschaftliche Arbeit muss mit einem besonderen Vermerk („Ehrenwörtliche Erklärung“) beginnen oder abschließen. Über den Standort (Vorspann 158 7 Wissenschaftliches Schreiben <?page no="159"?> oder Nachspann) und den genauen Wortlaut gibt die jeweilige Prüfungsordnung Aufschluss. Mit der Erklärung wird die selbstständige Anfertigung der Arbeit versi‐ chert, die handschriftlich mit Orts- und Datumsangabe zu versehen und mit Vor- und Zunamen zu unterschreiben ist. 7.2.3.5 Diverse Unterlagen, Anhänge Hier können vertiefte statistische Auswertungen, erweiterte Tabellen, Abbildungen oder sonstige Unterlagen platziert werden, welche den Lesefluss hemmen und im Text nicht ausführlich kommentiert werden. 7.3 Schreibblockaden und Aufschieberitis In wissenschaftlichen Arbeiten entwickeln Personen immer wieder das Gefühl „Schrei‐ ben bringt heute eh nichts“. Teils wird auch die Bezeichnung „Aufschieberitis“ ge‐ braucht, die kennzeichnet, dass Aufgaben immer wieder verschoben werden und so einer Art Krankheitsbild entsprechen. Viele wichtige Hinweise, um diese Gefahren zu überwinden, finden sich bereits in Kapitel 3 zur Thematik des Zeitmanagements. An dieser Stelle erfolgen weitere Anregungen, die über das reine Zeitmanagement hinausgehen. Angst ist oft ein Auslöser der „Aufschieberitis“. Durch Versagens- und Bewertungs‐ angst fehlt das Vertrauen in die eigene Schreibleistung. Hinter den negativen Gefühlen stecken in vielen Fällen Ängste, wie z. B. nicht die sinnvollen Texte oder zu wenige Texte bei der Recherche zu finden oder ein Plagiat zu erstellen. Wichtig in solchen Phasen ist, sich Ängste zu nehmen. Es kann schon helfen, Textteile mit Mitstudierenden durchzusprechen. Ein lebendiges Diskutieren kann zu neuen Ideen und Formulierun‐ gen anregen, die einen Motivationsschub erzeugen können. Auch das Ansehen von YouTube-Videos mag eine solche Ablenkung leisten. Wichtig ist auch Selbstdisziplin, z. B. sich trotz der offensichtlichen Demotivation an den Schreibtisch zu setzen oder in eine Bibliothek zu gehen und dort nach Literatur zu suchen. Ein Fokus auf leichte Aufgaben kann den Schreibprozess anregen. Es eröffnet die Möglichkeit, in den Arbeitsprozess langsam und geordnet „reinzukommen“. Eine weniger produktive Stunde ist besser als permanent rumzusitzen und den Schreibpro‐ zess aufzuschieben. Solche Aufgaben können sein: • jeden Tag wenigstens eine Zeile zu schreiben • Ideen und Inhalte zunächst ohne Verwendung wissenschaftlicher Fachsprache niederzuschreiben • nach Beendigung eines Kapitels oder Abschnitts bereits Stichwörter zum nächsten zu formulieren Auch Abwechslung im Schreiballtag kann für neue Impulse sorgen. Eine Verlagerung des Schreibortes wäre eine Alternative, z. B. in ein Café. Auch ein Diktieren des 7.3 Schreibblockaden und Aufschieberitis 159 <?page no="160"?> Textes könnte zu neuem Antrieb führen. Denn Reden fällt meistens leichter als Schreiben. Mit der entsprechenden Software kann der Text direkt in ein Word-Doku‐ ment eingefügt werden. Die Quellenangaben sollten bei dieser Schreibform nicht vergessen werden, sonst droht ein Plagiat (vgl. Kap. 7.1.6.1). Falls die genannten Ratschläge nicht fruchten, finden sich an vielen Hochschulen Servicestellen mit Namen wie „Kompetenzzentrum Schreiben“, „Schreibbüro“ oder „Schreibzentrum“. Dort sind Referentinnen und Referenten anzutreffen, die Studierende oder auch Lehrende beim wissenschaftlichen Schreiben unterstützen. In Einzel- oder Gruppencoachings können z. B. Schreibblockaden thematisiert und aufgearbeitet werden. Die Angebote reichen bis hin zu Gesundheitstipps während der Schreibzeit. Daneben können spezielle Beraterinnen und Berater einer Hochschule bei mentalen Gesundheitsproblemen Unterstützung geben, wie etwa die psychologische Beratungsstelle einer Hochschule. KI-generierte Chatbots haben das Potenzial, Studierenden bei Schreibblockaden zu helfen, indem sie den Schreibprozess unterstützen und Inspiration bieten. Eine Schreibblockade kann z. B. durch Unsicherheit bei der Strukturierung eines Textes verursacht werden. KI-Tools können einen strukturierten Rahmen vorschlagen, der Orientierung gibt und dabei hilft, den Schreibprozess zu organisieren. Oft bereiten bereits einfachste Sätze ein Problem und gerade die ersten Einführungsworte in eine neue Thematik können ein besonders hohes Hindernis sein. Mithilfe von KI kann Studierenden z. B. ein Einstiegssatz oder ganzer Absatz vorgeschlagen werden. Dieser könnte als Sprungbrett dienen, um den Schreibfluss in Gang zu setzen und über das schwierige Anfangsstadium hinwegzuhelfen. Bespiel | Prompt für die Formulierung eines Einstiegsatzes Prompt allgemein: Erstelle einen einleitenden Absatz für eine wissenschaftliche Arbeit, die sich mit den Auswirkungen von [spezifischem Thema] auf [spezifischen Bereich] befasst, und beginne mit einem Aspekt, der die Aufmerksamkeit auf die Relevanz des Themas lenkt. Prompt speziell: Erstelle einen einleitenden Absatz für eine wissenschaftliche Arbeit, der sich mit den Auswirkungen von Werbung für Kinder auf deren Kaufverhalten befasst, und beginne mit einem Aspekt, der die Aufmerksamkeit auf die Relevanz des Themas lenkt. Es ist auch zulässig, KI generierte Chatbots im weiteren Schreibprozess als eine Art digitalen Diskussionspartner zu nutzen, um Einsichten oder Anregungen zu erhalten, die die Argumentation oder Überlegungen der Arbeit beeinflussen und die Arbeit im Flow halten können. Im Rahmen der wissenschaftlichen Redlichkeit sollten besonderes relevante Diskussionsaspekte, die die Ausarbeitung der wissenschaftlichen Arbeit direkt betreffen, kenntlich gemacht werden (vgl. Kap. 7.1.1.7). 160 7 Wissenschaftliches Schreiben <?page no="161"?> 7.4 Zusammenfassung Bestandteile einer Einleitung Einleitung Problemstellung grundsätzliche Zielsetzungen bzw. Forschungsfragen kurze inhaltliche Abgrenzung Aufbau der Arbeit • Sie lernen grundlegende Gestaltungskriterien für wissenschaftliche Texte kennen. • Sie wissen, direkte und indirekte Zitate in wissenschaftlichen Texten einzufügen. • Wissenschaftliche Formulierungen können Sie anwenden und von Umgangsspra‐ che abgrenzen • Sie erkennen, dass wissenschaftliche Redlichkeit ein Grundpfeiler einer wissen‐ schaftlichen Arbeit ist und Verstöße (Plagiate) hiergegen geahndet werden. • Sie sind fähig und bereit, Ihre wissenschaftliche Abhandlung nach gebräuchlichen Gliederungskriterien aufzubauen. • Sie können ein zweckmäßiges Quellenverzeichnis anlegen. 7.5 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: In einer wissenschaftlichen Arbeit finden sich im theoretischen Teil folgende Passagen: Mit Rechtsform werden all diejenigen Regelungen rechtlicher Art bezeichnet, die ein Unternehmen nicht nur als Wirtschaftseinheit, sondern es darüber hinaus auch als rechtliche Einheit kennzeichnen (Schierenbeck: 28). „Für die verschiedenen Rechtsformen sieht der Gesetzgeber unterschiedliche Rechte vor“ (vgl. Voss 2018, S.-319 ff.). Wie beurteilen Sie die Zitiertechnik in diesem Text? Zeigen und beschreiben Sie etwaige Mängel. Aufgabe 2: Die folgenden Zitate stammen aus einem wissenschaftlichen Aufsatz von R. Voss mit dem Titel „Studying critical Classroom encounters: The experiences of students in German college education“. Versuchen Sie, die Auszüge ihrem jeweiligen „Standort“ (Einleitung, Hauptteil, Schlussteil) im Text zuzuordnen. Achten Sie dabei auf Formu‐ lierungen, die darauf hindeuten, in welchem Teil eines Textes die Aussagen stehen könnten. 7.4 Zusammenfassung 161 <?page no="162"?> a) The total of 429 incidents were provided by 225 (mean of 1.91 per student) students who took part in the study. Each student wrote down between one and four incidents. The length of the mentioned anecdotes varied from 8 to 56 words per anecdote. b) This study shows that the CIT is a useful tool in examining the issue of student-lecturer encounters in higher education. Future research should be able to develop further studies to test the online application of the CIT method in their investigations of higher education services. c) The paper begins by reviewing the literature on service quality in higher educa‐ tion and the role of lecturers. It then describes a study that uses a questionnaire version of the critical incident technique to categorise positive and negative student-lecturer encounters, reveal quality dimensions of lecturers, and examine which attributes of lecturers are likely to breed satisfaction and which dimensions mainly give rise to dissatisfaction. d) Applied to the context of higher education, Voss and Gruber (2006, p. 220) defined service quality as „the difference between what a student expects to receive and his / her perceptions of actual delivery“. Browne et al. (1998) pointed out that students’ perceived service quality is an antecedent to student satisfaction. The academic literature postulates that positive perceptions of service quality can result in student satisfaction and satisfied students may help attract new students through engaging in positive word-of-mouth communication and may return themselves to the university to take further courses. Aufgabe 3: Folgendes Quellenverzeichnis findet sich in einer wissenschaftlichen Arbeit. Was fällt Ihnen auf den ersten Blick auf ? Welche Struktur sehen Sie? Verbessern Sie die Darstellung. Ausschnitt aus einem Literaturverzeichnis Dennis, M. (1998): A Practical Guide to Enrollment and Retention Management in Higher Education. London: Bergin & Garvey. Diller, H. 1994. State of the Art: Kundenmanagement, Arbeitspapier No. 30, Universität Nürnberg-Erlangen, Nürnberg Dwyer, F. R.; Schurr, P. H. & Oh, S. 1987. Developing Buyer-Seller Relationships. In: Journal of Marketing, Vol. 51, S.-11-27. 162 7 Wissenschaftliches Schreiben <?page no="163"?> Aufgabe 4: Kreuzen Sie die fachgemäße Aussage zur Harvard Zitierweise an: ☐ Die Zitatangabe findet sich in einer Fußnote am unteren Ende der Textseite. ☐ Die Zitatangabe findet sich direkt nach dem Zitat in Klammern. ☐ Die Zitatangabe findet sich in einer Kopfzeile im oberen Teil der Textseite. ☐ Die Zitatangabe findet sich in einem gesonderten Buch, das die wissenschaftliche Arbeit ergänzt. Aufgabe 5: Beurteilen Sie bitte folgenden Auszug aus einer studentischen Gliederung indem Sie die Fehler nennen und anschließend Änderungsanregungen geben: 1. Einleitung - - 1.1.Problemhintergrund 2. Wissenschaftliches Arbeiten - - 2.1.Arbeitsort - - - 2.a Bibiliotheksbenutzung - - - 2.b Hochschule - - 2.2.Arbeitsmittel - - - 2.a PC oder Notebook - - 2.2.Zeichenblock Aufgabe 6: In einem Abkürzungsverzeichnis finden sich die folgenden Abkürzungen. Welche passt nicht hierein? Warum? AMA American Marketing Association etc. und so weiter NAV Net Asset Value SEC Securities and Exchange Comission SRI Social Responsible Investments ZKB Zürcher Kantonalbank Aufgabe 7: Lesen Sie bitte die folgende Passage einer wissenschaftlichen Hausarbeit und beant‐ worten Sie anschließend die darauffolgenden Fragen zum Text. 7.5 Kontrollaufgaben 163 <?page no="164"?> „Die Glücksforschung nimmt zahlreiche Situationen unter die Lupe, in der Men‐ schen Glück empfinden und gewinnt dabei interessante Erkenntnisse. Zum Beispiel wird untersucht, wie sich das Glück in Bezug auf das soziale Umfeld eines Menschen verhält, oder wie es sich bei und nach einem Lottogewinn verhält. Für beide dieser Sachverhalte brauchen wir dasselbe Wort, nämlich Glück. Es sind jedoch zwei sehr unterschiedliche Situationen. Die eine bezieht sich auf das Glück in der Gemeinschaft, die andere auf das Glück des Zufalls (vgl. von Hirschhausen, 2012).“ 1) In welchem Teil einer wissenschaftlichen Arbeit findet sich diese Passage ver‐ mutlich? 2) Beurteilen Sie den Text hinsichtlich seines wissenschaftlichen Schreibstils. 3) Was vermuten Sie als Grund für den verwendeten Schreibstil? 4) Welche Ratschläge würden Sie dem Studierenden geben? Aufgabe 8: Beurteilen Sie folgende Aussagen über den Einsatz von direkten Zitaten in Ihrer wissenschaftlichen Arbeit: „Direkte Zitate sollten in wissenschaftlichen Arbeiten möglichst umfangreich eingesetzt und breit gestreut werden. Dies zeigt, dass der Autor oder die Autorin viel gelesen hat.“ Aufgabe 9: In einer wissenschaftlichen Arbeit finden sich folgende Aussagen, die einer geschlech‐ tergerechten Sprache nicht entsprechen: „Jeder sollte einen Nachweis erbringen“ sowie „Der Auszubildende hat folgende Aufgabe“. Bilden Sie jeweils eine geschlechtsneutrale Formulierung. 7.6 Hinweise zur Vertiefung Kühtz, S. (2020): Wissenschaftlich formulieren: Tipps und Textbausteine für Studium und Schule, 6. Auflage, Paderborn: utb - Schöningh Pyerin, B. (2019): Kreatives wissenschaftliches Schreiben: Tipps und Tricks gegen Schreibbloc‐ kaden. 5. Auflage, Weinheim: Juventa 164 7 Wissenschaftliches Schreiben <?page no="165"?> 8 Wissenschaft präsentieren Präsentationsvorbereitung Medienauswahl Präsentationsaufbau Präsentationsnachbereitung Präsentationsarten und -orte Wissenschaft präsentieren Ein Anspruch an wissenschaftliche Arbeiten im Allgemeinen ist eine Vorstellung und Verteidigung des Forschungsergebnisses vor einem (Fach)Publikum. Die Vermittlung der Ergebnisse ist daher ein entscheidendes Qualifikationsmerkmal für Studierende, das häufig auch direkt mit einem bestimmten Anteil in die Notenfindung eingeht. Dies erfüllt die berufliche Anforderung, sich klar zu artikulieren und Fakten vor Kolleginnen und Kollegen vortragen zu können. Die Präsentation einer wissenschaftlichen Arbeit bietet in diesem Zusammenhang eine gelungene Übung. Je früher im Studienabschnitt die Möglichkeit gegeben wird, etwas vor einem Auditorium zu präsentieren, desto aus‐ geprägter kann der Lerneffekt sein. Erfolgt die Präsentation durch eine Gruppe, wird zudem noch die Teamfähigkeit der Studierenden gefördert. Einen wissenschaftlichen Vortrag vor Mitstudierenden und Dozierenden zu absolvieren, stellt trotzdem für viele Studierende eine unangenehme Pflicht dar, die oft mit „Lampenfieber“ verbunden ist. Mit Hilfe einer gelungenen Vorbereitung lassen sich die Ängste allerdings minimieren. Ehe in Kapitel 8.2 Ansprüche an die Präsentationsvorbereitung aufgegliedert wer‐ den, erfolgt eine Erläuterung möglicher Präsentationsarten und -orte. Kapitel 8.3 betrifft die Medienauswahl und wäre thematisch auch unter 8.2 einzugliedern, auf‐ grund der Relevanz dieses Aspektes wird diesem ein autonomes Kapitel gewidmet. Darauf folgt der Aufbau der Präsentation und damit ein wesentlicher Punkt der Präsentationsdurchführung. Abschließend werden Fragen der Nachbereitung von Präsentationen geklärt. <?page no="166"?> 8.1 Präsentationsarten und -orte 8.1.1 Präsentationsart Je freier Vortragende während der wissenschaftlichen Präsentation sprechen, desto abwechslungsreicher und souveräner wirkt die Gestaltung. Ebenso gilt, je öfter die Chance zum Vortragen genutzt wird, desto mehr stellt sich auch ein Übungseffekt mit entsprechenden Fortschritten ein. Gelungene Vorträge klappen freilich nur, wenn ein entsprechendes Fachwissen und eine gute Planung zu Grunde liegen, wie etwa durch ein Manuskript. Ein Redemanuskript dient als ein Sicherheitsnetz, das genutzt werden kann, wenn die vortragende Person etwas ins Stocken gerät. Im Wesentlichen sind zwei Arten von Redemanuskripten denkbar: ein ausformuliertes oder ein stich‐ wortartiges Manuskript (vgl. Abb. 8.1). Bei beiden Formen ist es zweckmäßig, die Seiten durchzunummerieren, da Blätter in der Aufregung leicht vertauscht werden können. Wenn eine Nummerierung fehlt, braucht eine Neusortierung weit mehr Zeit. Ebenso ist ein Sonderblatt mit Namen von Zuhörern, die eine besondere Rolle bei der wissenschaftlichen Arbeit oder für die Hochschule darstellen, hilfreich. Die Namen könnten sonst leicht vergessen werden. Beispiel | Gäste aus China Während des wissenschaftlichen Vortrages sind fünf Gäste aus China anwesend, die eine Woche das Lehrgeschehen an einer Hochschule in der Fremde beobachten. Diese können besonders begrüßt und verabschiedet werden. Am besten gelingt dies, wenn ihre Namen und vielleicht auch Funktion auf einem separaten Blatt dokumentiert werden. Nicht zu vergessen ist, im Redemanuskript die Zeitplanung einzutragen. Dies sichert eine sorgsame Einhaltung des vorgegebenen Zeitbudgets. Ein 30-minütiger Vortrag kann so gut auf die einzelnen Abschnitte aufgeteilt werden (z. B. Abschnitt A: 5 Minuten, Abschnitt B: 20 Minuten, Abschnitt C: 5 Minuten). Vortragsarten ausformuliertes Manuskript Mischformen freier Vortrag Abb. 8.1: Alternativen der Vortragsgestaltung 166 8 Wissenschaft präsentieren <?page no="167"?> 8.1.1.1 Ausformuliertes Manuskript Die größte Sicherheit mag ein ausformuliertes Manuskript bringen, auf dem der Vortrag Wort für Wort niedergeschrieben ist. Ein ausformuliertes Manuskript bietet sich z. B. bei Vorträgen an, die in einer wenig sicheren Fremdsprache vorzutragen sind. Schriftsprache ist allerdings nicht gleich Vortragssprache. Bei der Ausformulierung sollte daher an die allgemeinen Regeln der Schriftsprache gedacht werden (vgl. Kap. 7). Bei vollständig ausformulierten Manuskripten kann zudem leicht der vorgesehene Zeitrahmen vergessen werden. Besonders ungeübte und nervöse Sprecher neigen dazu, schneller zu sprechen als mit normaler Redegeschwindigkeit. Durch gezielte Übung lässt sich dieses Verhalten allerdings sehr leicht vermeiden. Und eben dort liegt ein besonderer Vorteil dieser Vortragsweise: Mit einem ausformulierten Skript lässt sich vorzüglich üben. Um den Vortrag etwas freier erscheinen zu lassen, kann bei wichtigen Passagen wie etwa Einleitung und Schluss oder besonders zentralen Aussagen versucht werden, Blickkontakt mit den Zuhörern herzustellen. In diesem Fall liegt bereits eine Mischform zwischen ausformuliertem Manuskript und freier Rede vor. Zehn Tipps für die Gestaltung von ausformulierten Manuskripten - 1) DIN-A4-Blätter sind bei einer großen Textmenge angebracht. 2) Ein voll beschriebenes Blatt kann erdrückend wirken; 2/ 3 beschriebene Blätter sind besser geeignet. 3) Einseitige Beschriftung der Blätter verhindert ein Umschlagen und Durch‐ einanderkommen. 4) Größere Zeilenabstände (zweizeilig) verbessern die Leseorientierung. 5) Die Schriftgröße (ab Schriftgröße 16 bei Times New Roman) muss ausrei‐ chend sein. 6) Ausreichend Absätze bringen Struktur in die Rede. 7) Durch Unterstreichungen von Worten mit Textmarker in unterschiedlicher Farbe können besonders zu betonende Zusammenhänge für den Vortragen‐ den besser erkennbar sein. 8) Zu viele Unterstreichungen können verwirren und der Strukturierungseffekt geht verloren. 9) Eine Zeile sollte mit einem Blick gut zu übersehen sein - Ränder links und rechts können dies ermöglichen. 10) Ein Rand für „Regieanweisungen“ (z. B. „auf die Abbildung zeigen“) ist sinnvoll. 8.1 Präsentationsarten und -orte 167 <?page no="168"?> 8.1.1.2 Stichwortmanuskript Hier werden nur Stichworte auf einem Handzettel gebraucht, was dem Konzept des Sprechdenkens gerecht wird: Nach Drach (1932) ist davon auszugehen, dass während der Rede die enge, jederzeitige Verknüpfung von Sprechen und Denken dazu führt, dass Stichworte als Gedankenstütze ausreichen, um Denkimpulse zu geben. Die Denkimpulse können leicht verbal umgesetzt werden, denn im Kopf des Vortragenden ist schließlich weit mehr abrufbares und verbalisierbares Wissen zur vorzutragenden Thematik verfügbar als auf dem Manuskriptpapier steht. Wichtige Stellen wie Einleitung und Zitate können auch vollständig aufgeschrieben werden, um Unsicherheiten zu minimieren. In diesem Fall handelt es sich um eine Mischform zwischen ausformulierten Manuskript und freier Rede. Zehn Tipps für die Gestaltung von Stichwortmanuskripten - 1) DIN-A5-Blätter sind bei Stichworten eine gute Alternative. 2) Karteikarten sind robuster. Sie knicken nicht so leicht ein und knistern weniger. 3) Handbeschriftung der Karteikarten ist oft schneller als Vorbereitungen mit Word. 4) Einseitige Beschriftung der Blätter verhindert ein Umschlagen und Durch‐ einanderkommen. 5) Größere Abstände zwischen den Stichwörtern verbessern die Leseorientie‐ rung, wobei 6-8 Zeilen auf einer Karte genügen. 6) Auf jeder Karte sollte nur ein Oberpunkt vertieft werden. 7) Die Schriftgröße muss eine gute Lesbarkeit garantieren. 8) Durch Unterstreichungen von Stichworten mit Textmarker in unterschied‐ licher Farbe können die Stichworte nach Relevanz getrennt werden oder diejenigen gekennzeichnet werden, die unbedingt zu erläutern sind. 9) Zu viele unterschiedliche Farben verwirren. 10) „Regieanweisungen“ am linken Rand oder gegebenenfalls auch neben bzw. unter den Stichwörtern (z. B. „jetzt Zuhörer zwei Minuten nachdenken lassen“) platzieren. 8.1.1.3 Gegenüberstellung der beiden Vortragsarten Folgende Tabelle illustriert die Vor- und Nachteile der Vortragsarten ausformuliertes Manuskript und Stichwortmanuskript. 168 8 Wissenschaft präsentieren <?page no="169"?> Ausformuliertes Manuskript Stichwortmanuskript • leichter zu üben, da völlig vorformuliert • Text kann Zuhörern gegeben werden • es kommt nicht zu Sprachlosigkeit • wirkt lebendiger • spannender für den Hörer • Sprechsprache wird angewandt • mehr Spontanität • Blickkontakt zu Zuhörern • Medien sind leichter einzubeziehen Tab. 8.1: Vorteile eines ausformulierten und eines Stichwortmanuskripts 8.1.2 Präsentationsanlässe und -orte Es bietet sich eine Vielzahl alternativer Präsentationsanlässe und -orte (vgl. Abb. 8.2). Präsentationsorte und -anlässe Veranstaltung Abschlussarbeit Disputation Konferenz Science Slam Unternehmen Abb. 8.2: Präsentationsorte und -anlässe 8.1.2.1 Veranstaltung Seminar- und Projektarbeiten werden in einer Veranstaltung vorgetragen und benotet. Anwesend sind die Teilnehmenden des Kurses und bei Projektarbeiten eventuell externe Auftraggeber. Für Seminararbeiten besteht meist ein begrenzter Vortragszeit‐ raum zur Verfügung (15-30 Minuten). Projektarbeiten, speziell solche, die in Gruppen absolviert wurden, können auch eine Stunde Vortragszeit in Anspruch nehmen. Falls eine Diskussionsrunde nach Vortragsende erfolgt, werden dort unter Umständen die Seminarinhalte reflektiert. Es erfolgt zwar meist eine Vortragsbewertung, im Vordergrund stehen aber eher Übungseffekte für die Studierenden. 8.1.2.2 Abschlussarbeit Abschlussarbeiten (Bachelor- und Masterarbeiten) werden von Studierenden an vielen Hochschulen vor ihren Mitstudierenden und ein bis zwei beurteilenden Dozierenden dargestellt. In der Fragerunde werden vielfach allgemeine Fragen zum Aufbau und Struktur der Arbeit angesprochen. Die anwesenden Prüfer stellen ggf. auch Fachfragen aus dem Themenkreis der Arbeit oder verwandten Themengebieten. Studierende sollen die Fähigkeit einüben, fachliche Themen brauchbar aufzuarbeiten und verständlich zu präsentieren. Im Anschluss an die Präsentation werden Stärken und Schwächen beim Vortragen benannt und Verbesserungsvorschläge gemacht. Beurteilt werden 8.1 Präsentationsarten und -orte 169 <?page no="170"?> die inhaltliche Aufbereitung, die Darstellung mit Hilfe visueller Hilfsmitteln (z. B. Folien), die rhetorischen Begabungen sowie die Fähigkeit, mit kritischen Fragen umzugehen. Die Bewertung fließt häufig in einem gewissen Anteil in die Bachelor- oder Master-Note ein. Die Vortragszeitdauer variiert zwischen 30 und 60 Minuten. Der Vortrag der Master-Arbeit wird übrigens gelegentlich auch als Disputation bezeichnet. 8.1.2.3 Disputation Disputation meint die mündliche Doktorprüfung zum Thema der Dissertation oder Habilitation. Sie soll als wissenschaftliches „Streitgespräch“ dienen, das eine Einschät‐ zung der Pro- und Contra-Argumente der Arbeit einschließt. Die Disputation ist prinzipiell öffentlich und wird an der Hochschule einige Wochen vor dem Vortrags‐ anlass ausgeschrieben. Die Bewertung fließt in einem festgelegten Anteil in die Promotionsnote ein. Nachdem Fragen zur Arbeit gestellt wurden, stellen meist mehr als vier Fachvertreter oder -vertreterinnen breite Fragen zum Fachgebiet. Diese werden von einer vorsitzenden Person des Promotionsausschusses moderiert. Die exakten Vorgaben zur Disputation sind gewöhnlich in der Promotionsordnung der jeweiligen Fakultät bzw. Hochschule dokumentiert. Diese variieren in den Detailanforderungen (z. B. Vorlage eines Thesenpapiers, Zeitvorgaben für die einzelnen Prüfungsteile) teils erheblich. 8.1.2.4 Konferenz / Science Slam Eine wissenschaftliche Konferenz ist ein Zusammenkommen für Forschende. Hier werden ihre wissenschaftlichen Arbeiten und Erkenntnisse in kurzen, sachlich gehal‐ tenen Vorträgen von etwa 10 bis 30 Minuten Länge vorgestellt und anschließend diskutiert. Wissenschaftliche Konferenzen stellen somit eine der zentralen Kommu‐ nikationsmöglichkeiten zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern dar. Gewöhnlich haben diese Arbeiten zuvor einen Peer-Review durchlaufen, bei dem ein eingereichter Abstract von 1-2 Reviewern begutachtet wurde. Besonders sehr renommierte Konferenzen rühmen sich mit sehr hohen Ablehungsquoten der einge‐ reichten Papers. Auf Konferenzen werden nicht nur fertige Ergebnisse, sondern auch Zwischenergebnisse zu Forschungsprojekten dargestellt. Eine weniger restriktive Alternative ist, an einem Science Slam teilzunehmen, um seine Forschungsergebnisse zu präsentieren. Ähnlich wie bei seinem Vorbild, dem Poetry Slam, ist es ein Wettbewerb im Vortragen. Anstelle selbstgeschriebener Texte präsentieren die Teilnehmer ihre eigenen Forschungsergebnisse vor einem Publikum mit sehr unterschiedlichem Fachwissen. Ebenso bietet es sich an, dort Anregungen für die Gestaltung eines Vortrags zu sammeln und Wissenswertes über die Ausarbeitung von Präsentationen zu erfahren. Beim Science Slam handelt es sich um eine innovative Form der Wissenschaftskommunikation, die in Städten wie Berlin, Hamburg oder Köln veranstaltet wird. Höchstens zehn Minuten stehen jedem Referenten zur Verfügung, 170 8 Wissenschaft präsentieren <?page no="171"?> um sein Forschungsthema in einem populärwissenschaftlichen Vortrag darzubieten und die Zuhörer zu begeistern. Das anwesende Publikum beurteilt die einzelnen Vorträge und wählt einen „Slam-Champion“. Kriterien sind Vortragsverständlichkeit und -stil. Beispiel | Science Slam Ein vertiefendes Verständnis für die Welt des Science Slams erschließt sich durch einen Besuch der Webseite www.scienceslam.de. Auf dieser Plattform lassen sich detaillierte Überblicke und Zusammenfassungen zu zahlreichen Veranstaltungsor‐ ten entdecken. 8.1.2.5 Unternehmen Falls Studierende Auftragsarbeiten im Rahmen ihrer Forschungsarbeit geleistet haben, erfolgen in vielen Fällen neben dem Vortrag an der Hochschule auch Vorträge im Unternehmen selbst. Diese werden üblicherweise nicht benotet, können aber sehr nützlich für eine spätere Anstellung in diesem Unternehmen sein. Hier steht nicht Wissenschaft und wissenschaftlicher Hintergrund im Kern des Vortrages, sondern eine prägnante Darstellung der zentralen Ergebnisse. 8.2 Präsentationsvorbereitung Eine wichtige Frage der Vorbereitung ist, welche Inhalte aus dem wissenschaftlichen Text ausgewählt werden sollten. Ebenso wichtig ist die Zielgruppenplanung. Nachdem beide Elemente abgehandelt wurden, sollen allgemeine Tipps die Präsentationsvorbe‐ reitung optimieren helfen. 8.2.1 Auswahl der zu präsentierenden Textteile Die wissenschaftliche Präsentation kann nicht das Lesen der schriftlichen wissen‐ schaftlichen Arbeit ersetzen. Der Auftrag ist vielmehr, die wesentlichen Zwischen‐ schritte und Ergebnisse für das Publikum zusammenfassen. Damit bietet die schriftlich fixierte wissenschaftliche Arbeit lediglich die inhaltliche Grundlage für einen Vor‐ trag. Die Frage ist nur, welche Informationen sollen aus der schriftlichen Arbeit ausgewählt werden? Eine Hilfestellung bei der Beantwortung dieser Frage kann die „Muss-Soll-Kann-Methode“ leisten. Nach dieser Methode können Informationen in drei Kategorien gegliedert werden (vgl. Tab. 8.2): 8.2 Präsentationsvorbereitung 171 <?page no="172"?> Kategorie Beschreibung Muss Es handelt sich um Informationen, ohne die der Zuschauer die Zusammen‐ hänge nicht begreifen würden. Deshalb müssen diese Daten unbedingt enthal‐ ten sein. Hierzu gehören eine Einleitung, grundlegende theoretische Ansätze, Informationen zur Erhebung und Fragetechnik (wenn empirisch gearbeitet wurde), zentrale Ergebnisse und Ableitungen daraus. Soll Solche Informationen sind nicht unter allen Umständen notwendig, aber für ein besseres Verständnis wichtig. Dies sind z. B. erklärende Abbildungen, Hin‐ tergrundinformationen, tiefere theoretische Darstellungen, Vergleiche oder Beispiele. Kann Diese Informationen können bereitgehalten werden als Zeitpuffer, d. h. Zu‐ satz-Charts mit weiteren statistischen Informationen, tiefere Beispiele oder Erklärungen des Vortragenden. Kann-Informationen sind auch gut bei einer anschließenden Vortragsrunde als Impulsgeber zu nutzen oder können bereit liegen, wenn eine Frage zu einer speziellen Thematik kommt. Tab. 8.2: Kategorien der „Muss-Soll-Kann-Methode“ Die drei Kategorien können gut während des Durchlesens der Arbeit unterschieden werden. Eine effektive Methode zur Klassifizierung von Informationen ist die Auswahl von drei Textmarkern in klar unterscheidbaren Farben und deren gezielte Verwendung. Wenn es sich bei der wissenschaftlichen Arbeit um eine Gruppenarbeit gehandelt hat, können sich mehrere Bearbeiter dieser Aufgabe widmen und sich bei ungleichen Ergebnissen absprechen. 8.2.2 Zielgruppenplanung Das Publikum stellt einen kritischen und bedeutenden Faktor bei der Präsentations‐ vorbereitung dar. Im Vorbereitungsprozess müssen daher intensive Überlegungen über Teilnehmerzahl, deren Vorwissen und Ansprüche geschätzt werden. Solche Überlegungen lassen sich bei wissenschaftlichen Vorträgen leicht steuern, da die Zielgruppe in der Regel bekannt ist. Ideal sind homogene Gruppen, denn hier ist das Vortragsniveau leicht zu taxieren, da alle anwesenden Zuhörer auf einem Stand sind und die innovativen wissenschaftlichen Resultate auf diesem Stand vermittelt werden können. Bei einer inhomogenen Zielgruppe hingegen ist es sehr schwer, den Vortrag passend zu gestalten, da das Vorwissen der Teilnehmenden sehr differieren würde. Wenn es zu realisieren ist, sollte der Vortrag für den großen Teil der Zuhörenden verständlich sein. Es ist nicht sinnvoll, sich an wenige Teilnehmenden anzupassen, wenn die Mehrzahl dadurch sehr gelangweilt würde. Bei Verständnisproblemen könnte auf die Fragerunde verwiesen werden. 172 8 Wissenschaft präsentieren <?page no="173"?> 8.2.3 Allgemeine Tipps für eine Präsentation In den folgenden Unterkapitel sind eine Reihe von allgemeinen Tipps gesammelt (vgl. Abb. 8.3), die die Vortragsplanung erleichtern sollen. Vortragssituation Aufmerksamkeit Zeitlimit Leseverhalten Proben Lampenfieber Abb. 8.3: Planungspunkte einer Präsentation 8.2.3.1 Vortragssituation Ein Vortrag kann nicht gleichgesetzt werden mit der geschriebenen Form der wissen‐ schaftlichen Arbeit. Im Gegensatz zum geschriebenen Material kann dieser nicht mehrfach gelesen werden, sondern sollte während der Vortragszeit verstanden werden. In dieser Zeit soll das Wesentliche der wissenschaftlichen Arbeit klar und übersichtlich vermittelt werden. Im Vergleich zum Geschriebenen bestehen • kürzere Sätze, • mehr Verben, • oft mehr Bilder, • mehr Erklärungen, • nur wissenschaftlich eindeutige und bekannte Abkürzungen sowie • mehr Redundanz (Wiederholung der Grundinformationen, um die Verständlich‐ keit zu steigern). In der Kürze liegt die Würze: Diese Alltagsweisheit gilt besonders für die Gestaltung von Präsentationen. Auf einen Nenner gebracht: Kiss Plus (vgl. Abb. 8.4). Diese Formel sollte im Hinterkopf sein, wenn die sehr komplexen Sachverhalte der wissenschaftli‐ chen Ausarbeitung in einen Vortrag transferiert werden. Er muss schlicht kurz gehalten und einfach sein, wobei starke Beispiele die Verständlichkeit gewährleisten. 8.2 Präsentationsvorbereitung 173 <?page no="174"?> K eep I t S hort S imple + S trong Abb. 8.4: Die Kiss Plus-Formel Die Prägnanz der Aussagen kann im Vortrag (insbesondere im Theorie- und Interpre‐ tations-Teil) durch Namedropping verstärkt werden. Hierbei handelt es sich um das Nennen von bekannten Forschenden, die exzellente Studien oder bekannte Aufsätze zur Thematik verfasst haben. Durch den Verweis soll der eigene Standpunkt respektive die Argumentationskette durch die Fachkompetenz Dritter gestärkt werden. Die Schriften der genannten Wissenschaftler sollten vorab genau gelesen werden, um eventuelle Fragen in der Diskussionsrunde dazu beantworten zu können. Namedropping darf nicht übertrieben werden. Denn ein solches Verhalten kann als „Imponiergehabe“ wirken, quasi als wollten Studierende bekunden, die gesamte Fachliteratur in aller Tiefe zu kennen. 8.2.3.2 Aufmerksamkeitsgrad der Zuhörer Während der Präsentationsdauer nehmen Aufmerksamkeit und Konzentration der Zuhörenden immer weiter ab, um bis kurz vor Präsentationsende nochmals sprunghaft zu steigen. Der Verlauf variiert mit dem Involvement des Publikums, aber ein in Abb. 8.5 gezeichneter Aufmerksamkeitsgrad lässt sich bei zahlreichen Zuhörern und Zuhörerinnen feststellen. 100% Einleitung Schluss Zeit Abb. 8.5: Aufmerksamkeitsgrad während einer Präsentation Es empfiehlt sich deswegen, im Verlauf einer Präsentation immer wieder Aufmerk‐ samkeitserreger einzubauen, um das Interesse der Zuhörer und Zuhörerinnen zu gewinnen. Dies kann durch einen aktiven Einbezug der Teilnehmenden, durch verbale 174 8 Wissenschaft präsentieren <?page no="175"?> Aufmerksamkeitserreger, rhetorische Verstärker oder technische Tricks mit Hilfe von PowerPoint-Präsentationen geschehen. Beispiel | Rhetorische Verstärker Wenn das menschliche Ohr bestimmte Sätze hört, wird ein besonderer Grad von Aufmerksamkeit erzeugt - Erkenntnisse, die sich ein Vortragender zunutze ma‐ chen kann. Folgende Satzanfänge können die besondere Beachtung des Publikums wecken: • Stellen sie sich vor, … • Sie werden es nicht glauben, aber … • Der Schwachpunkt ist, … • Das Entscheidende ist … 8.2.3.3 Leseverhalten Bei allen Präsentationsmöglichkeiten ist allgemein das menschliche Leseverhalten zu berücksichtigen: das menschliche Auge wandert aufgrund der antrainierten Seh‐ gewohnheiten von links oben nach rechts unten. Die wichtigsten Informationen sollten also oben links (z. B. Überschriften) und die unwichtigsten unten rechts (z. B. Seitenzahl, Datum) stehen. 8.2.3.4 Zeitlimit Es ist darauf zu achten, dass für einen wissenschaftlichen Vortrag eine beschränkte Zeit zur Verfügung steht, z. B. 15, 20, 30 oder 45 Minuten. Auf die Einhaltung der Zeitplanung ist genauestens zu achten, da sonst der Eindruck einer unprofessionellen Vorbereitung entsteht. Beispiel | Aussage eines Studierenden während seines Vortrages „Ich hätte Euch gerne noch mehr vorgestellt. Und etwas mehr erklärt, aber dafür fehlt jetzt die Zeit.” Es handelt sich um ein Zeichen für eine ausgesprochen schlechte Vorbereitung und zugleich eine Unfähigkeitsbekundung. Die Vortragszeit gilt es, nützlich auszufüllen und gut gewählte Schwerpunkte zu bilden. Zwischenfragen und Diskussionen sollten auf die Fragephase verwiesen werden. Wenn keine extra Fragephase eingeplant ist, wäre für die Fragen während des Vortrages ein Zeitpuffer einzuplanen. 8.2 Präsentationsvorbereitung 175 <?page no="176"?> 8.2.3.5 Proben „Übung macht den Meister“: Notenrelevante bzw. sehr wichtige wissenschaftliche Vor‐ träge bedürfen daher einer besonderen Planung. Ein Höchstmaß an Planungssicherheit wird durch eine Probepräsentation garantiert. Je ungeübter der Redner ist, desto rele‐ vanter wird die Probe. Sie kann vor Mitstudierenden oder Freunden und Freundinnen stattfinden, um Inhalt, Verständnis, Hilfsmitteleinsatz und Zeitbudget zu testen. Gleich‐ zeitig wird geprüft, ob die gewünschten Botschaften den Zuhörenden ausreichend vermittelt und klar wurden. Idealerweise wird der Vortrag mit einer Kamera festgehalten, um anschließend die Gestik, Mimik und Aussprache genauer zu studieren und dadurch den Vortragsstil durch Nachbesserungen an den entsprechenden Schwach‐ stellen zu optimieren. Eins ist nicht zu vergessen: Vortragende sind auch nur Menschen und Fehler kommen immer wieder vor. Ein in allen Belangen perfekter Vortrag wird sehr selten präsentiert. Kleine „Hänger“ in einem Vortrag (z. B. nicht vollendete Sätze, Wortsuche) sind alltäglich und werden von den Zuhörenden respektiert. Präsentationen müssen besonders geprobt werden, wenn sie im Team vorgetragen werden. Die Feinabstimmungen und Übergänge sind in diesem Fall sehr relevant, damit der Vortrag aus einem Guss wirkt. Auch sollte die gesamte Präsentationszeit annähernd ausgeglichen auf die Vortragenden übertragen werden. Darauf abgestimmt müssen die vorgetragenen Themenkomplexe sein, denn sonst wirkt der Wechsel unnatürlich. Beispiel | Zeitmanagement in der Gruppenpräsentation Von einem Viererteam werden die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus einer Pro‐ jektarbeit vorgestellt. Den Einstieg von einer Minute übernimmt ein Studierender. Er stellt lediglich die weiteren Teilnehmer vor, die dann in etwa acht Minuten präsentieren. 8.2.3.6 Lampenfieber Trotz aller Vortragsvorbereitungen und reiflicher Vortragsübung verschwindet das Gefühl des „Lampenfiebers“ wohl nie, wobei etwas Aufregung durchaus sehr motivie‐ rend wirken kann. Stärkere Belastungen hingegen sind sehr hinderlich. Sie machen sich individuell sehr unterschiedlich bemerkbar (etwa Schweiß, Atemnot, Herzklopfen oder Zittern der Muskeln) und sind meist normale körperliche Reaktionen auf großen Stress. Eine leichte Lösung kann Entspannung sein, d. h. etwas Ruhe am Abend vor der Präsentation und vielleicht etwas Freizeitspass. Ein größter Fehler wäre es, in der Vortragssituation zu viel von sich zu verlangen. Das Ergründen der Ängste und Lösungsansätze zu deren Reduktion können bei der Problembewältigung helfen. Einige hilfreiche Methoden werden in Tab. 8.3 illustriert. 176 8 Wissenschaft präsentieren <?page no="177"?> Art der Angst Mögliche Lösung „schlecht gehört zu werden“ Gezielte Stimmübungen können helfen. Dies kann auch in einem leeren Hörsaal am Abend geschehen. Ein Studienkollege, der sich in eine hintere Reihe setzt, kann berichten, wie er den Vortrag akustisch verstanden hat. „inhaltlich wenig oder gar nicht ver‐ standen zu werden“ Gute Notizen (Manuskript mit Stichwörtern), eine deutliche und einfa‐ che Präsentation können dieses Problem gut mindern. Auch Fachfrem‐ den die Präsentation vorab darzustellen, kann die Angst mindern. „vor dem Unbe‐ kannten“ Durch ein gutes Verstehen der Präsentationstechniken und Medien ist das Problem zu minimieren. Die gesamten Ausführungen in diesem Kapitel sollen dabei helfen. Auch bekannte Gesichter in den ersten Reihen des Vortragsraums lassen diese Angst schwinden. Die besten Studienkollegen können sehr beruhigen, wobei aber darauf geachtet werden sollte, nicht permanent deren Blickkontakt zu suchen. „vor einer erwarte‐ ten physischen Reaktion“ (z. B. Atemnot) Oft hilft ganz einfach tiefes Einatmen. Die psychotherapeutische Me‐ thode der paradoxen Intention (Watzlawick, Beawin, Jackson 1982) kann weiteren Nutzen bringen. Sie besagt, dass Vortragende sich vor dem Redestart auf das erwartete Unwohlseins Gefühl konzentrieren sollen, mit dem Zweck, dies zu intensivieren. Als Folge tritt der umge‐ kehrte Effekt ein: Die physische Reaktion vermindert sich. „vor jemandem aus dem Publikum“ Durch das Konzentrieren der Gedanken auf ein aussichtsreiches Ende der Präsentation kann die Person schnell in Vergessenheit geraten. „mitten im Satz stecken zu bleiben“ Eine Wiederholung der letztgenannten Aussage kann Zeit verschaffen. Sollte dann kein weiterführender Gedanke auftauchen, ist ein Überge‐ hen des Themas möglich. Wird dieser Schritt geschickt vollzogen, bleibt der Auslass oftmals unbemerkt. Im äußersten Fall gesteht die vortra‐ gende Person besser offen ein, an diesem Punkt den argumentativen Faden verloren zu haben. Dies ist in der Regel sinnvoller, als krampfhaft nach Verknüpfungen zum nächsten Thema zu suchen. Tab. 8.3: Ängste vor Präsentationen und mögliche Lösungen 8.3 Medienauswahl Ein Einsatz von visuellen Hilfsmitteln ist für einen Vortrag grundlegend, da sie die Nachvollziehbarkeit wesentlich erleichtern. In heutiger Zeit werden die meisten wissenschaftlichen Präsentationen mit Unterstützung von PowerPoint an einem Bea‐ mer vorgeführt. Gut damit kombinieren lassen sich die Medien Tafel, Whiteboard, Flipchart und Pinnwände. Sie wirken sehr lebendig, da die Informationen direkt und simultan angeschrieben werden können. Das Publikum kann den Entstehungsprozess der Visualisierung direkt beobachten. Studierende haben bei der Präsentationsvorbereitung üblicherweise gewisse Frei‐ heitsgerade bei der Auswahl eines geeigneten Medien-Mixes (vgl. Abb. 8.6). Bei der Planung des Hilfsmitteleinsatzes wäre jedoch vorab zu klären, welche Hilfsmittel 8.3 Medienauswahl 177 <?page no="178"?> überhaupt zur Verfügung stehen. Nachfolgende Erläuterungen und Vergleich der Medien helfen bei der Auswahl. Arten von Präsentationsmedien Tafel (Whiteboard) Flipchart Pinnwand Overhead- Projektor Beamer Visualizer Abb. 8.6: Auswahl der Präsentationsmedien 8.3.1 Tafel und Whiteboard Die alte Tafel und die dazugehörige Kreide werden immer häufiger durch Whitebo‐ ards ersetzt, die eine spezielle, glatte Oberfläche aus meist weißem Kunststoff oder weiß emailliertem Metallblech haben. Hierauf wird mit speziellen Whiteboard-Filz‐ markern geschrieben. Das Geschriebene lässt sich mit einem trockenen Schwamm leicht abwischen. Sie sind ebenso wie viele Tafeln meist magnethaftend, dazu noch kratzfest und säurebeständig. Probleme können aufkommen, wenn fälschlicherweise Permanent-Marker beim Schreiben verwendet werden. Die Beschriftung ist in diesen Fällen nicht oder nur sehr schwer abwischbar. Alkohol (Brennspiritus) hilft in solchen Situationen, um das Whiteboard zu reinigen. Ein kurzer Vorabtest der Stifte, hilft dieses Problem zu vermeiden. Vor- und Nachteile werden in folgender Tabelle zusammenge‐ fasst. Vorteile Nachteile • einfach zu handhaben • schrittweiser Informationsaufbau (z. B. mathematische Formeln ableiten) • komplexe Materie kann erarbeitet wer‐ den • kaum störanfällig, da wenig technischer Aufwand • schnell einsetzbar, z. B. für Sammlung von Fragen • Löschen und Korrigieren leicht • leserliches Schriftbild unbedingt nötig • Tafelaufschrieb ist flüchtig (für Folgever‐ anstaltung wären z. B. Photographien nö‐ tig) • Vortragender verliert Kontakt zu Publi‐ kum beim Schreiben • Schreiben ist zeitaufwendig • Wischen ist zeitraubend • in der Regel nicht transportierbar und flexibel aufstellbar Tab. 8.4: Präsentationsmedium Tafel oder Whiteboard 8.3.2 Flipchart Einfach ausgedrückt handelt es sich bei einem Flipchart um einen DIN A1 großen Block auf einem Gestell. Vorab sollte sich der Vortragende mit dem Papierwechsel vertraut 178 8 Wissenschaft präsentieren <?page no="179"?> machen, da Flipcharts unterschiedlich konstruiert sein können. Es gilt ähnlich wie beim Tafeleinsatz, die Schrift zu prüfen und deren Größe, damit das Geschriebene auch aus den hinteren Reihen noch gelesen werden kann. Vor Beginn der Veranstaltung ist ebenso zu kontrollieren, ob genug Papier und nicht eingetrocknete Stifte vorhanden sind. Um dem Problem zu entgehen, sind eigene Reservestifte ein guter Ausweg. Vor- und Nachteile werden in folgender Tabelle gegenübergestellt. Vorteile Nachteile • einfach zu handhaben • schrittweiser Informationsaufbau (z. B. mathematische Formeln ableiten) • transportierbar und flexibel aufstellbar • nicht flüchtig (Blätter können mitge‐ nommen bzw. umplatziert werden) • vorgefertigte Flipchartblätter möglich • kaum störanfällig, da wenig technischer Aufwand • leserliches Schriftbild unbedingt nötig • relativ kleine Fläche zum Beschriften, da‐ her schlecht geeignet für große Räume und Gruppen und komplexe Informationen • erarbeitete Ergebnisse nur beschränkt wiederverwendbar • Platzbedarf beim Transport • Vortragender verliert Kontakt zu Publi‐ kum beim Schreiben Tab. 8.5: Präsentationsmedium Flipchart Für das Medium Flipchart existieren zahlreiche Hilfsmittel, wie z. B. farbige Streifen für Tabellen oder breitere Streifen als Grundlage für Überschriften. Selbsthaftende Moderationskarten und Post-its in entsprechender Größe sind für den gelungenen Präsentationsaufbau elementar. Zur Grundausstattung gehören zudem so genannte „Stattys“. Dabei handelt es sich um beschreibbare, selbsthaftende Folien, die durch die elektrostatische Aufladung auf nahezu allen glatten Oberflächen haften und auf dem Flipchart-Papier leicht zu verschieben sind. „Stattys“ sind in der Regel mit einer speziellen Beschichtung versehen, auf der mit wasserfestem Permanentmarker, Kugelschreiber, Bleistift oder Boardmarker geschrieben werden kann. Die klassischen Flipchart-Marker sind weniger für Stattys geeignet, da die Tinte auf Wasserbasis nicht schnell genug trocknet. Der Einsatz der genannten Hilfsmittel sollte gut geplant werden, wobei zu beachten ist, dass Flipchart-Bögen nicht überladen wirken sollten. In Folge dessen sinkt die Aufmerksamkeit der Zuhörenden. Rachow und Sauer (2022) schlagen beispielsweise aus ihren Praxiserfahrungen maximal 15 Zeilen Text pro Plakat vor. Ein positiver Aspekt ist, dass erarbeitete Charts im Raum aufgehängt werden kön‐ nen und somit eine gute Gedankenstütze für darauf aufbauende Präsentationsinhalte bilden. Zwölf Tipps für die Gestaltung von Flipcharts - 1) Stifte und Farben: Breite Stifte erleichtern die Lesbarkeit. 2) Farbwahl: Unterschiedliche Farben steigern die Aufmerksamkeit. Die Grenze bei der Farbwahl sollte bei drei verschiedenen Farben liegen. Orange und 8.3 Medienauswahl 179 <?page no="180"?> hellgrün und gelb sollten gemieden werden, da diese bei ungünstigen Lichtverhältnissen schwer lesbar sind. Optimal dagegen sind kräftige Farben wie Schwarz, Rot, Grün oder Blau. 3) Papier: Flipchart-Papier mit Gitterlinien erleichtert das Schreiben, Perforie‐ rungen an der Oberseite das Abreißen der Blätter. Wenn aber gezeichnet bzw. skizziert wird, können Linien störend wirken. 4) Vorzeichnen: Schwierige Bilder sollten mit einem feinen Bleistift vorgezeich‐ net werden, bevor die Filzstifte zum Einsatz kommen. So sind Veränderungen leichter möglich und Abstände zwischen Bildelementen besser abzuschätzen. 5) Buchstaben: Groß- und Kleinbuchstaben erhöhen die Verständlichkeit. Druckbuchstaben sind besonders dienlich, wenn die Handschrift schlecht ist. 6) Aufbau: Rechtshänder sollten das Flipchart links von sich aufbauen, damit sie beim Schreiben mit der rechten Hand nicht die Sicht verdecken. Linkshänder machen es umgekehrt. 7) Index: Durch eine Überschrift auf jeder Seite bekommt der Vortrag automa‐ tisch Struktur. 8) Schriftgröße: Groß und deutlich sollte die Darstellung sein, wobei die „Fünf-Finger-Faustregel“ Hilfestellung gibt: Buchstaben sollten nicht kleiner als der kleine Finger sein und mehr als fünf Worte pro Zeile sollten nicht geschrieben werden. 9) Zwei Flipcharts: Bei Bedarf sind zwei Flipcharts in Gebrauch ein hilfreiches Element, z. B. wenn es auf der einen Seite um die Sammlung kreativer Arbeit (Brainstorming) und andererseits um Ergebnisdokumentation geht. 10) Technisches Zubehör: Durch eine Digitalkamera oder ein Smartphone ist die Dokumentation von Flipcharts leicht geworden. Den Zuhörern kann die Dokumentation dann gesendet werden. 11) Korrekturpads: Fehler können nicht gänzlich vermieden werden. Selbstkle‐ bende Korrekturpads aus weißem oder beigem Papier helfen den Fehler zu überdecken und dann auf dem Pad zu korrigieren. Es empfiehlt sich die Pads entweder griffbereit auf einem nahen Tisch oder direkt auf einem Klemmbrett vorrätig zu haben, damit der Fluss der Präsentation nicht gestört wird. 12) Abdecken: Sie können bestimmte Passagen bereits vorab auf dem Flipchart notieren. Um Dynamik in den Vortrag zu bringen, kann etwa ein Plakat mit Kreppband einen Teil des Textes abdecken. Er wird erst freigelegt, wenn die Thematik in der Präsentation problematisiert wird. 180 8 Wissenschaft präsentieren <?page no="181"?> 8.3.3 Pinnwand und Karten Bei einer Pinnwand handelt es sich meist um eine Weichfaser-, Hartschaum- oder Korkplatte in einem 150 × 120 cm großen Metallrahmen. Mobile, zusammenklappbare Pinnwände sind mit 70 × 120 cm etwas kleiner, aber dadurch leichter in einer Tragta‐ sche zu transportieren. Die Visualisierungsfläche ist mit Packpapier bespannt und eig‐ net sich sowohl zur Präsentation vorbereiteter Charts als auch zur prozessbegleitenden Entwicklung von Gedanken der Teilnehmer. Dabei kommen Moderationskarten zum Einsatz, die von ihnen beschriftet und geordnet werden können. Es handelt sich um Karteikarten, Kreise, Ovale und Wolken in verschiedenen Größen (vgl. Abb. 8.7). Sie finden sich meist in einem Moderationskoffer, der daneben noch mit einem Set mit verschiedenen Titelstreifen und Klebepunkten für Bewertungen angereichert ist. Ohne einen Moderationskoffer oder seine Tools ist die Arbeit mit der Pinnwand eingeschränkt. Vor- und Nachteile werden in folgender Tabelle charakterisiert. Vorteile Nachteile • einfach zu handhaben • schrittweiser Informationsaufbau mit flexiblem Umhängen von Karten mög‐ lich • transportierbar und flexibel aufstellbar • Vorab-Gestaltung der Pinnwände mög‐ lich • kaum störanfällig, da wenig technischer Aufwand • sehr starke Einbindung der Teilnehmen‐ den realisierbar • leserliches Schriftbild unbedingt nötig • erarbeitete Ergebnisse nur beschränkt wiederverwendbar • Platzbedarf beim Transport, sehr sperrig mit scharfen Kanten (Ausweg: zusam‐ menklappbare Wände) • Moderationskoffer nötig Tab. 8.6: Präsentationsmedium Pinnwand und Karten Die meisten Tipps, die für den Einsatz eines Flipcharts ratsam sind, eignen sich auch für Pinnwände. Ergänzend sind Karteikarten zu sehen, die an den Pinnwänden angebracht werden können. Die Einsatzmöglichkeiten von unterschiedlichen Kartenformen zeigt Tabelle 8.7. Karteikarten Dienen zum Beschriften, wobei nur ein Gedanke pro Karte in höchstens drei Zeilen und insgesamt sieben Worten zu gebrauchen ist. Kreise Sind zum Zuordnen oder Betonen gedacht. Ovale Eignen sich besonders für Überschriften. Wolken Kommen in der Regel zur Visualisierung eines (zentralen) Themas zum Einsatz. Tab. 8.7: Einsatzmöglichkeiten von unterschiedlichen Kartenformen 8.3 Medienauswahl 181 <?page no="182"?> Abb. 8.7: Kartenauswahl für eine Pinnwand 8.3.4 Overheadprojektor Ein Overheadprojektor (OHP) dient dazu, die Darstellungen von einer durchsichtigen Folie vergrößert auf einer Projektionsfläche (helle Wand oder Leinwand) wiederzuge‐ ben. Overheadvorträge werden am Computer meist mit PowerPoint oder Word erstellt und auf Folien ausgedruckt. Eine OHP-Präsentation ist - abhängig von der Größe der weißen Projektionsfläche - auch für einen Einsatz vor großen Gruppen geeignet. OHP-Präsentationen können auch bei 300 und mehr Zuhörern und Zuhörerinnen zum Einsatz kommen. Beim Einsatz einer Overheadfolie oder einer ganze Präsentation gilt es - wie bei den anderen Vortragsvarianten - sich professionell vorzubereiten. Vortragende sollten sich bereits vor dem Vortrag aus verschiedenen Sitzpositionen vergewissern, dass die Folie deutlich erkennbar ist und eventuell die Schärfe korrigieren. Der Projektor sollte auf der Auflagefläche auch auf Sauberkeit geprüft werden. Geeignete Stehplätze der vortragenden Person, bei denen sie nicht das Projektionsbild verdeckt, sollten identifiziert werden. Idealerweise wäre zudem eine Ersatzbirne mitzunehmen und vorab auf Funktionsfähigkeit zu testen. Vor- und Nachteile werden in folgender Tabelle gegenübergestellt. Vorteile Nachteile • Folien sind wiederverwendbar • Visualisierungen können vorbereitet werden (z. B. bereits vollendete Tabelle) • Vortragender kann Grafiken und Tabel‐ len entwickeln (z. B. Formeln herleiten) • Einsatz schwarzweißer oder farbiger Texte und Grafiken • Folienreihenfolge ist flexibel und damit spontan zu ändern • man muss Zuhörern und Zuhörerinnen nicht den Rücken zudrehen • Folien können auch in Form einer Hard‐ copy als Handout ausgegeben werden • leserliches Schriftbild unbedingt nötig, wenn selbst geschrieben wird • weiße Projektionsfläche, Strom und Er‐ satzbirnen notwendig • Nebengeräusche vorhanden (Luftfilter) • je nach Lichtstärke bestehen Verdun‐ klungsprobleme • Folien / -schreiber stellen nicht die beste ökologische Lösung dar • Gefahr der Unordnung bei der Ablage der Folien; bei Rückfragen wird dann die gesuchte Folie nicht gefunden Tab. 8.8: Präsentationsmedium Overheadprojektor 182 8 Wissenschaft präsentieren <?page no="183"?> Während der Präsentation gilt es, nicht mit dem Finger auf dem OHP herum zu deuten, da die Projektion dann schlechter zu lesen ist. In diesem Fall empfiehlt sich ein Zeiger (kann auch ein Stift sein). Die vorab geprüften Aspekte, wie etwa die besten Standorte des Vortragenden während der Präsentation, sollten nicht „vergessen“ werden. Falls Korrekturen oder Lösungen bei der Beantwortung von Fragen nötig werden, ist es sinnvoll, an Leerfolien zu denken, wenn diese nicht bereits im Raum als Reserve vorhanden sind. Beim Arbeiten mit Overheadfolien ist es empfehlenswert folgende Reihenfolge zu beachten: Tipps für das Arbeiten mit Overheadfolien - 1) Folie ankündigen 2) Folie auflegen (prüfen, ob gerade aufgelegt und scharf) 3) Position nahe dem Publikum einnehmen 4) Kurze Zeit zur Betrachtung lassen (Vortragender schweigt 1 bis 2 Sekunden) 5) Folieninhalt erläutern 6) Bei Bedarf abschnittsweise Aufdecken der Folie, um die Aufmerksamkeit nicht unnötig abzulenken 7) Folie herunter nehmen, sobald die Darstellung ihren Zweck erfüllt hat 8) OHP ausschalten bei längeren Pausen oder am Ende der Präsentation 8.3.5 Visualizer Bei einen Visualizer tastet ein Kamera-System Vorlagen wie Textblätter, Bilder, Formeln und 3D-Objekte ab und erzeugt scharfe Bilder, die mit Hilfe eines Beamers auf eine weiße Fläche in Großformat projiziert werden. Sämtliche Darstellungselemente kön‐ nen aus verschiedensten Perspektiven detail- und farbgetreu wiedergegeben werden. Ein Visualizer wird in seinen Funktionen gerne mit einem Tagelslichtprojektor verglichen (vgl. 8.3.4). Die Einsatzpalette ist jedoch weit breiter und damit ist der Visualizer eine gelungene Weiterentwicklung. Es können vorbereitete (bedruckte) Blätter eingesetzt werden. Blätter können simultan beschrieben werden. Die Schreib‐ bewegungen werden unverzögert wiedergegeben. Folien und Folienstifte werden dabei nicht benötigt - ein Blatt Papier und ein Bleistift reichen aus. Mit einem Zoom-Drehtaster kann in der Regel ein bestimmter Bildausschnitt gewählt werden und über eine Freeze-Taste besteht die Möglichkeit, ein Standbild zu erzeugen und auch abzufotografieren. Die Fotografie kann anschließend über einen USB-Anschluss gespeichert oder andersherum Bilder darüber eingespielt werden. Beim Vortrag ist darauf zu achten, mit maximal drei bis vier Farben auf dem Blatt zu spielen. Auf den Einsatz der Farben gelb, orange und grün sollte verzichtet werden, da sie für die Teilnehmer schlecht lesbar sind. Eine ähnliche Wirkung haben hellrote oder -blaue Farben. Falls das Blatt handschriftlich beschrieben wird, empfiehlt es sich, in 8.3 Medienauswahl 183 <?page no="184"?> Druckbuchstaben zu schreiben - möglichst in der Größe von Kästchen und folglich am besten auf kariertes Papier. Vorteile Nachteile • Visualisierungen können vorbereitet werden (z. B. Blätter) • Vortragender kann Grafiken und Tabellen entwickeln (z. B. Formeln herleiten) • vielfältige Präsentationsmöglichkeiten (z. B. Textblätter, Bilder oder 3D-Objekte) • den Zuhörern muss nicht der Rücken zuge‐ dreht werden • Folien / -schreiber sind nicht nötig. Damit bessere ökologische Lösung als OHP • gezeigte Objekte können fotografiert werden und Handout oder Datei ausgegeben werden • leserliches Schriftbild unbedingt nötig, wenn selbst geschrieben wird • weiße Projektionsfläche und Strom notwendig • je nach Lichtstärke bestehen Ver‐ dunklungsprobleme • Gefahr der Unordnung- bei Ablage der Präsentationsgegenstände und Blätter; bei Rückfragen wird dann das gesuchte Objekt nicht gefunden • Farben gelb, orange und grün sind schlecht lesbar Tab. 8.9: Präsentationsmedium Visualizer 8.3.6 PowerPoint Präsentation mit Beamer PowerPoint Vorträge werden am Computer mit den entsprechenden Softwareprogrammen erstellt und mit Hilfe eines Beamers präsentiert. Vor- und Nachteile dieses Mediums werden in Tabelle 8.10 gegenübergestellt. Bevor Beamer und Laptop im Vortragsraum angeschlossen werden, sollte ein Funktionstest erfolgen oder wahlweise genügend Zeit vor Beginn der Präsentation eingeplant werden, um technische Probleme zu vermeiden. Kritische Fragen lassen sich leicht mit Hilfe einer Checkliste klären (vgl. Tab. 8.11). Vorteile Nachteile • Einbindung von Layout, (bewegten) Bildern, Ton • wirkt „up to date“ • speicherbar - einmal gemacht, immer vor‐ handen • Visualisierungen können vorbereitet werden (z. B. bereits vollendete Tabelle) • man muss Zuhörenden nicht den Rücken zudrehen • Folien können auch in Form einer Hardcopy als Handout ausgegeben werden • kurzfristig aktualisierbar (Problem aber, wenn Handout verteilt) • direkter Zugriff auf das Internet während der Präsentation • Vortrag unflexibel, da Reihenfolge festliegt • störanfällig • weiße Projektionsflächen und Strom nötig • je nach Lichtstärke bestehen Ver‐ dunklungsprobleme • fördert Konsumhaltung beim Zuhö‐ rer • Nebengeräusche (Beamer und Computer) Tab. 8.10: Präsentationsmedium ppt und Beamer 184 8 Wissenschaft präsentieren <?page no="185"?> Ja Fragen ☑ Sind Verbindungskabel vorhanden und wo sind diese anzuschließen? ☑ Stromkabel für Beamer und Laptop dabei bzw. vorhanden? ☑ Wo sind die Steckdosen im Raum? Ist notfalls eine Kabeltrommel greifbar? ☑ Sind die Batterien für die Fernbedienung des Beamers einsatzbereit, d. h. aufgeladen? ☑ Wenn ein fremder Rechner gewählt wird: Ist PowerPoint auf dem Präsentationsrechner installiert? ☑ Kann die Scharfeinstellung des Beamerbildes wie bei einem Diaprojektor über einen Ring vorne an der Linse geregelt werden? ☑ Ansonsten: Ist ein Autofocus vorhanden? Kann ich eventuelle Korrekturen über ein Menü vornehmen? Tab. 8.11: Checkliste für technische Fragen bei Beamer-Präsentationen Vorteile von Beamer und Tafel lassen sich durch ein „interaktives Whiteboard“ verbinden. Es handelt sich um Whiteboards, die mittels Beamer, PC und Sensorik / Stift zu einem großen Touchscreen gemacht werden, d. h. die elektronische Tafel ist an einen Computer angeschlossen. Dabei ist eine „Tafelsoftware“ notwendig, um das Whiteboard möglichst einfach bedienen zu können. Das Bild wird im Regelfall von einem Beamer projiziert. Die Computersteuerung erfolgt je nach Modell per Fingerdruck oder mit einem batterie- und kabellosen Stift. Auf dem interaktiven Whiteboard werden die Menüs wie mit einer Maus bedient und mit einem Stift oder mit dem bloßen Finger beschrieben. Beamer-, Visualizer- und OHP-Präsentationen haben vieles gemein. Beamer- und OHP-Präsentationen beispielsweise wurden in der Regel mit dem Programm Power‐ Point erstellt, wobei bei OHP-Einsätzen mehr Handgeschriebenes ergänzt wird. Trotz‐ dem lassen sich viele Tipps für alle drei Präsentationsmedien zusammenfassen. Zehn Tipps für die Gestaltung von OHP-Folien und Visualizersowie ppt-Präsentationen - 1) Farbwahl: Manche Farbkombinationen sollten gemieden werden: „Rot auf Blau“ oder „Blau auf Rot“, die Farbe „Gelb“ ist schlecht erkennbar. Testen Sie immer die Farbgestaltung, denn auf dem Bildschirm kann es anders aussehen als bei der Projektion. Allgemein sind Farben sparsam zu verwenden. 2) Aussagen: Höchstens fünf bis sieben Kernaussagen pro Chart mit einer zentralen Botschaft verwenden. Als Faustformel gilt zudem im Querformat maximal sieben Zeilen und pro Zeile nicht mehr als 5 bis 6 Wörter. 3) Reihenfolge: Erst projizieren, dann vorlesen, ist zu vermeiden. In diesem Fall wird niemand genau zuhören, weil das Publikum erst selbst liest. Ein Chart 8.3 Medienauswahl 185 <?page no="186"?> sollte erst eingeblendet werden, wenn der Inhalt im Vortrag wiedergegeben wird. Ein wortwörtliches Ablesen ist zudem zu verhindern. 4) Buchstaben: Groß- und Kleinbuchstaben erhöhen die Verständlichkeit. 5) Schriftauswahl: Auf Papier sind Serifenschriften besser lesbar (Times New Roman, Garamond); für den Bildschirm eignen sich eher serifenlose Schriften (Verdana, Tahoma, Arial). 6) Grafiken: Grafiken sollten großflächig sein, wobei das Wichtigste in der Bildmitte zu finden ist. Pfeile und Linien dürfen dabei nicht zu schmal sein, d. h. mindestens 2pt. 7) Schriftgröße: Sie sollte für Texte 16 bis 20 Punkte und für Überschriften 28 bis 36 Punkte betragen (je nach Raumgröße). Auf einer Folie sollten höchstens drei verschiedene Schriftgrößen gebraucht werden, da sonst die Verwirrung steigt. 8) Folien kennzeichnen: Folien sind mit einer Überschrift (Titel) zu versehen. Eine Nummerierung ist positiv, aber nicht in jedem Fall nötig. 9) Fläche reduzieren: Weniger ist mehr. Freiflächen und Ränder sollten ein Drit‐ tel der Folie ausmachen. Das entspannt die Wahrnehmung des Publikums. 10) Orientierung: Diese wird für Zuhörende erleichtert, wenn von Zeit zu Zeit die Inhaltbzw. Gliederungscharts eingebaut werden. Gerade dieses allgemeine Qualitätskriterium wird bei Einsatz von technischen Hilfsmitteln schnell vergessen. Fraglich ist bei allen positiven Aspekten von PowerPoint-Präsentationen, ob diese auch geeignet erscheinen, komplexe Sachverhalte für ein Publikum verständlich zu machen. Hier liegt sicher eine besondere Herausforderung für den Vortragenden, das Publikum nicht nur durch eine gute Struktur oder besondere Effekte zu „blenden“, sondern die Informationen gut nachvollziehbar aufzubereiten. Eine Diskussion der zentralen Thesen der Forschungsarbeit sollte auf jeden Fall gewährleistet sein. Beispiel | Verdummung durch den Einsatz von PowerPoint-Präsentationen? Der US-amerikanische Informationstheoretiker Edward Tufte (2006) stellt die These auf, dass PowerPoint durch seine Art der Informationsaufbereitung tenden‐ ziell zur Verdummung der Menschen führt. Tufte kritisiert, dass Informationen in ihrer ganzen Breite und mit allen relevanten Einzelheiten nicht präsentiert werden können. Die standartmäßige PowerPoint-Seite beinhaltet Tufte zufolge durchschnittlich nur noch vierzig Worte. Komplexe Sachverhalte wären daher auf vielen einzelnen Seiten vermittelt, was dem Publikum das Verstehen stark erschwert. Für Tuftes These finden sich Belege im offiziellen Untersuchungsbericht der NASA zu den Absturzursachen der Weltraumfähre Columbia, die am 1. 2. 2003 wenige Minuten vor ihrer Landung über dem US-Bundesstaat Texas verunglückt 186 8 Wissenschaft präsentieren <?page no="187"?> war. Neben der defekten Außenhülle sei auch ein Grund darin zu sehen, dass komplexe Informationen bei der NASA nur noch per PowerPoint-Präsentationen weitergeleitet würden, so auch ein interner Schadensbericht während des Co‐ lumbia-Flugs. Die Untersuchungskommission „Columbia Accident Investigation Board“ bemängelte, dass durch die Überladung mit „Bullet Points“ der Bericht im Ganzen völlig unverständlich sei und von den Kollegen demzufolge nicht verstan‐ den wurde. Eine Datenweitergabe auf traditionellen Schreibmaschinenseiten wäre in diesem Fall sinnvoller gewesen. 8.4 Präsentationsaufbau Der typische Aufbau einer wissenschaftlichen Präsentation gliedert sich in vier zentrale Phasen: Einleitung, Hauptteil, Schluss und Fragerunde (vgl. Abb. 8.8). Auf letztere wird teilweise verzichtet. Wenn eine Fragephase besteht, wird diese oft mit einem separaten Zeitlimit ausgewiesen. Beispiel | Im Rahmen einer Gruppensemesterarbeit sollen Studierende ihre For‐ schungsergebnisse in 45 Minuten vorstellen mit einer anschließenden 15-minüti‐ gen Fragerunde. Begrüßung Information Zusammenfassung Zur Präsentation Thema und Ziele Argumente Kernaussagen Zur Forschung Ablauf (Chrono-) Logik Schlussbotschaft Zur Vertiefung Einleitung Hauptteil Schluss Fragephase Abb. 8.8: Gliederung einer Präsentation 8.4.1 Einleitung Die Einleitung nimmt in der Regel 10 bis 15 % der Gesamtzeit des Vortrages ein. Wenn der Vortragende noch nicht allen Zuhörern bekannt ist, sollte er sich nach der Begrüßung kurz vorstellen. Idealerweise folgt ein motivierender Einstieg, der das Interesse der Zuhörer in besonderem Maße weckt. Dies kann z. B. • eine provokante These, 8.4 Präsentationsaufbau 187 <?page no="188"?> • ein widersprüchlicher Zusammenhang, • ein originelles Zitat oder eine Anekdote, • ein aktuelles Ereignis zum Thema oder • eine einfache Eröffnungsfrage sein. Danach kann sich die vortragende Person der tieferen Einführung seiner wissenschaft‐ lichen Arbeit widmen. Durch Bekanntgabe des Themas, der Ziele und des Ablaufs der Präsentation wird eine Orientierung gegeben. Nichts ist frustrierender als ein Vortrag, bei dem keiner weiß, worum es geht. In diesem Zusammenhang sollte das Forschungsproblem benannt werden. „Wieso ist eine Bearbeitung des Themas von Interesse? “ oder „Bestehen Forschungslücken? “ können Fragen sein, die erläutert werden können. Häufig wird in dieser Phase der Fehler gemacht, dass eine sehr langatmige Inhaltsangabe erfolgt. Hierdurch wird erreicht, dass sich das Publikum schon am Anfang sehr langweilt und die Konzentration verliert. Besondere Spannung kann hingegen die Bekanntgabe der Motivation für das Thema bringen, damit können Zuhörende den Bezug des Bearbeiters oder der Bearbeiterin zum Thema erkennen. Beispiel | Persönliche Motivation bekunden Ein Studierender hat als Bachelor-Arbeit das Thema „Werbestrategien von ausge‐ wählten Fonds - Wahrnehmung von Kundenseite“ bearbeitet. Ein Praktikum bei einem Fondsanbieter hat ihn dazu motiviert. Danach sieht er auch sein Arbeitsfeld in diesem Bereich. Diese persönliche Motivation kann während der Einleitung bekundet werden. 8.4.2 Hauptteil Der Hauptteil hat den größten Anteil an der Präsentation und nimmt 70 bis 80 % der Gesamtzeit des Vortrages ein. Er hat drei bis höchstens fünf Unterteile wobei jeder dieser Unterteile einen kurzen Einstieg und einen kurzen Schluss mit Überleitung zum folgenden Teil besitzen sollte. Am Beginn steht eine kurze Darstellung des theoreti‐ schen Hintergrundes, der einen umfangreicheren Anteil einnimmt, wenn eine reine Literaturarbeit vorzustellen ist. Falls eine wissenschaftliche Studie erhoben wurde, wird diese im nächsten Schritt dargestellt. Begonnen wird mit einigen Grundinforma‐ tionen zur Erhebung (Anzahl der Befragten, Geschlechterverhältnis usw.), um dann zentrale Ergebnisse der Studie vorzustellen. Daraus können dann Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen hergeleitet werden. 8.4.3 Schlussteil Der Schlussteil nimmt in der Regel 10 bis 15 % der Gesamtzeit des Vortrages ein. Eine kurze Gesamtzusammenfassung bildet einen guten Einstieg in diese Phase. Kernaussa‐ 188 8 Wissenschaft präsentieren <?page no="189"?> gen und ein Ausblick können weitere Komponenten des Schlussteils sein. Insbesondere der Ausblick kann eine gute Überleitung zur Fragephase sein und dort weiter diskutiert werden. Besonders gelungene Schlussteile greifen die Einstiegsgedanken und -fragen der Einleitung nochmals auf, um ein rundes Gesamtbild des Vortrages zu vermitteln. Es sollte ein positiver Abschluss zur Thematik geäußert werden. Am Ende der Phase sind ein Blick in die Runde, ein Dank an das Publikum sowie ein Abschiedsgruß empfehlenswert, um den Abschluss zu bekunden. Beispiel | Negative Formulierungen vermeiden Immer wieder kommen leider negative Abschlussworte auf wie „ich würde das Thema nicht noch mal wählen“, „leider waren alle anderen Themen schon verge‐ ben“ oder „hatte ein bisschen wenig Zeit, um mich vorzubereiten“. Dies hinterlässt beim Publikum einen sehr negativen Eindruck. 8.4.4 Fragephase In der Fragephase stehen Vortragende für Kritik, Fragen und Anregungen des Pub‐ likums zur Verfügung. Die Diskussionsleitung wird manchmal von einem Moderator oder einer Moderatorin übernommen. Hierbei kann es sich um Dozierende oder ausge‐ wählte Mitstudierende handeln, die mit der Thematik vertraut sind. Die moderierende Person achtet darauf, dass die Fragen des Publikums der Reihe nach berücksichtigt werden und die Zeit eingehalten wird. Je nach Bedarf macht er/ sie auch eine kurze Zusammenfassung zum Vortrag, gibt ergänzende Kommentare und zieht ein Fazit. Für den Fall, dass Vortragende selbst die Diskussion leiten, sollten sie die Diskussion schon in der Einleitung ankündigen und direkt als Bestandteil des Vortrags darstellen. Auch Vorgedanken über mögliche Diskussionspunkte sind ratsam, wie z. B. „Was kann man selbst als Impulse setzen? “. Ein schwieriger Punkt ist sicher, gleichzeitig auf Fragen und die Reihenfolge von Wortmeldungen zu achten. Vor allem die Wortmeldungen sind zu notieren, um eine geordnete Diskussion zu ermöglichen. Das Fazit aus der Diskussion vollziehen Vortragende dann auch selbst, damit die geäußerten Gedanken gesammelt werden können. Die Prognose und Vorbereitung von Fragen bilden bei einer Sonderform der wis‐ senschaftlichen Präsentation eine große Relevanz, der Poster-Präsentation. Hier wird die wissenschaftliche Arbeit, wie es das Wort ausdrückt, auf einem Poster mit in der Regel DIN-A0-Format (= Fläche von 16 DIN-A4-Seiten) präsentiert. Auf dem Poster finden sich komprimiert zentrale Inhalte einer wissenschaftlichen Arbeit. Poster ermöglichen die Vorstellung einer Vielzahl von wissenschaftlichen Arbeiten zum gleichen Zeitpunkt. Sie sind bei der Präsentation von Bachelor- und Masterarbeiten, aber vor allem auf wissenschaftlichen Kongressen bei sogenannten Postersessions weit verbreitet (Domes und Christe 2020). Interessierte Personen (z. B. Dozierende und Studierende einer Hochschule) wandern an einem bestimmten Präsentationstag 8.4 Präsentationsaufbau 189 <?page no="190"?> durch einen Wald von Poster-Präsentationen und studieren die jeweiligen Poster. An Postern, die dem eigenen Forschungsinteresse entsprechen, kann Halt gemacht und eine Diskussion mit den Autorinnen oder Autoren begonnen werden. Offene Fragen können in diesen Augenblicken geklärt werden. In wissenschaftlicher Hinsicht kann sich durch die Fragerunde eine Verbesserung der Forschungsleistungen ergeben - insbesondere, wenn der Vortragende ausgezeich‐ nete Impulse von einem sehr fachkundigen Publikum erhält. Andererseits kann das Publikum Anregungen für eigene Forschungsfragen finden. Es ist sehr wichtig, dass Vortragende sicher und sachkundig auf seinem Gebiet sind. Sehr blamabel wäre, auf Fachfragen keine Antwort zu wissen. Falls der Vortrag bewertet wird, ist die Souveränität ein wichtiges Beurteilungskriterium. Sich folgende Fragen vorab zu stellen, kann helfen, die Situation gut zu meistern: • Welche Fragen könne das Publikum vermutlich stellen? • Wo werden die schwer zu beantwortenden Fragen liegen? • Welche Argumente können gegen meine Forschung vorgebracht werden? Wenn aus dem Publikum sehr komplexe Fragen oder von mehreren Seiten Fragen unmittelbar nacheinander erfolgen, ist es sehr sinnvoll, sich die Fragen auf einem Blatt aufzuschreiben, um sie dann Schritt für Schritt zu beantworten. Zudem kann zweck‐ mäßig sein, die gesamte Diskussionsrunde zu protokollieren, damit die gewonnenen Anregungen für die weitere Forschung Verwendung finden können. Ein Schreibmittel und ein kleiner Block sollten daher bereit gelegt werden. 8.5 Präsentationsnachbereitung Bei der Präsentationskompetenz handelt es sich um eine Fähigkeit, die im Studiensowie Berufsleben und allgemein zur Persönlichkeitsentwicklung sehr wichtig ist. Aus diesem Grund sollten Vortragende an stetiger Verbesserung der Qualität bemüht sein. Eine Präsentation endet also nicht, wenn der letzte Satz gesprochen wurde. Der Folgeschritt liegt in einer umfassenden Nachbereitung mit einer Reihe von Fragen (vgl. Tab. 8.12), um das Vortragsverhalten zu reflektieren und zu optimieren. Kriterium Optionale Fragen Ziele Wurden die Ziele erreicht, die ich mir gesetzt habe? Wenn nein: Waren meine Ziele zu wenig realistisch? Was wäre ein realistisches Ziel? Organisation Stimmte die Organisation? Was habe ich vergessen? Woran muss ich beim nächsten Mal unbedingt denken? Waren die Präsentationsmedien optimal gewählt? Zeitplanung Passte der zeitliche Ablauf ? Welcher Vortragsteil war zu lang? War meine Vorplanung schuld an zeitlichen Problemen? Wie kann ich mein Zeitmanage‐ ment optimieren? 190 8 Wissenschaft präsentieren <?page no="191"?> Reaktionen Wirkte das Publikum interessiert? Worin könnte Desinteresse begründet liegen? Welche Handlung meinerseits könnte das Publikum abgeschreckt haben? Diskussion Wie konnte ich auf anschließende Fragen reagieren? Konnte ich die Fragen gut antizipieren? Wie könnte ich mögliche Fragen noch besser abschätzen? Tab. 8.12: Prüfkriterien zur Verbesserung der Präsentationskompetenz Ideal wäre es, ein Feedback von anwesenden Personen zu erhalten, da die Selbstwahr‐ nehmung nicht alles erfassen kann und sich eine Nachbereitung generell am Publikum orientieren sollte. Bei Präsentationen vor Mitstudierenden sollte also deren Meinung eingeholt werden. Daneben wären die zuhörenden Dozierenden gute Interviewpartner, um Verbesserungsanregungen zu gewinnen. Nicht zu vergessen ist, die Action Items (während der Präsentation definierten Arbeitspakete), abzuarbeiten. Insbesondere in einer Diskussionsrunde ergeben sich noch Wünsche, wie z. B. das Präsentationsmaterial als pdf-Datei zu senden oder noch ausstehende Fragen zu beantworten. Falls die vortragende Person ein Erfüllungsver‐ sprechen gegeben hatte, muss sie dies auch leisten. Wird dies vergessen, kann auch ein besonders gelungener Vortrag im Nachhinein noch negativ gesehen werden. Beispiel | Wissenslücken im Vortrag schließen In einer Diskussionsrunde zu einem Seminar-Vortrag zur Thematik des Völker‐ rechts von Martin M. kam es zu einigen Fragen, die Martin nicht direkt beantworten konnte, weil er einige zentrale Tabellen im Vortrag vergessen hatte. Sinnigerweise erklärte er den Teilnehmern, dass er die Informationen innerhalb der nächsten zwei Tage über den E-Mail-Verteiler senden würde. 8.6 Zusammenfassung • Sie wissen um die Vor- und Nachteile eines freien Vortrages der wissenschaftlichen Arbeit. • Sie lernen die Muss-Soll-Kann-Methode kennen, um wichtige Vortragsinhalte aus der schriftlichen wissenschaftlichen Arbeit zu identifizieren. • Sie können mit Ihrem Lampenfieber besser umgehen. • Sie sind fähig und bereit, die Medien entsprechend der Vortragsgestaltung auszu‐ wählen und deren Vor- und Nachteile abzuwägen. • Sie können eine wissenschaftliche Präsentation sinnvoll gliedern. 8.6 Zusammenfassung 191 <?page no="192"?> 8.7 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Ein Studierender hat im Rahmen seiner wissenschaftlichen Forschung die Zufrieden‐ heit von Mitarbeitenden eines Unternehmens ermittelt. Während seines Vortrages zeigt er folgende Abbildung und erklärt diese kurz. Wie würden Sie dieses Vorgehen beurteilen? Zufriedenheit mit der Unternehmensentwicklung „Nein“ 48% 0% 0% Ja 52% Aufgabe 2: Bei Präsentationen ist es wichtig, die Aufmerksamkeit des Publikums zu gewinnen. Zeichnen Sie bitte in die folgende Grafik einen typischen Verlauf für den Aufmerk‐ samkeitsgrad des Publikums während einer Präsentation ein, wenn keine besonderen Aufmerksamkeitserreger eingesetzt werden. Wie kann man die Aufmerksamkeit in den Tiefphasen steigern? 100% Einleitung Schluss Zeit 192 8 Wissenschaft präsentieren <?page no="193"?> Aufgabe 3: Kreuzen Sie die richtigen Aussagen an: Vorträge mit Hilfe des Overheadprojektors sind vorteilhaft, weil ☐ der Vortragende Grafiken und Tabellen selbst entwickeln (z. B. Formeln herleiten) kann. ☐ Folien / -schreiber die beste ökologische Lösung darstellen. ☐ die Folienreihenfolge flexibel und damit spontan zu ändern ist. ☐ keine Nebengeräusche vorhanden sind. ☐ man muss Zuhörern nicht den Rücken zu drehen. Aufgabe 4: Beurteilen Sie die Aussage: PowerPoint Vorträge eignen sich gut, um einen Vortrag strukturiert und die Kerninformationen zu vermitteln. Aufgabe 5: Ein Studierender präsentiert seine wissenschaftliche Arbeit an seiner Hochschule. Für die Vorbereitung des Vortrages bestand seiner Meinung nach nur unzureichend Zeit. Er beginnt seine Präsentation aus diesem Grund mit den Worten: „Es war mir leider nicht möglich, mich richtig vorzubereiten. In der Regel habe ich mehr Zeit, mich auf einen Vortrag vorzubereiten. Außerdem war ich leider noch drei Tage krank letzte Woche“. Wie beurteilen Sie diese Äußerungen? 8.8 Hinweise zur Vertiefung Hartmann, M., Funk, R. & Nietmann, H. (2018): Präsentieren: Präsentationen: zielgerichtet und adressatenorientiert. 10. Auflage, Weinheim und Basel: Beltz Verlag Jachtchenko, W. (2022): Redest du noch oder überzeugst du schon? Vom Anfänger zum Rhetoriker, Ratgeber über Rhetorik und Schlagfertigkeit. Oakland Park: Remote Verlag Seven, K. (2021): Auftrittskompetenz: Wie Sie (sich) öffentlich erfolgreich präsentieren. Wies‐ baden: Springer Gabler 8.8 Hinweise zur Vertiefung 193 <?page no="195"?> 9 Übersichtsgrafiken und Tipps Tipps für Gruppensemesterarbeiten Checklisten für die Schlusskorrektur Zentrale Probleme Im Rahmen der Schlussempfehlung werden Fehler, Tipps und Tricks sowie Checklisten präsentiert, die Studierende bzw. eine Arbeitsgruppe bei der Erstellung einer wissen‐ schaftlichen Arbeit zu beachten haben. 9.1 Tipps für Gruppensemesterarbeiten Bei Gruppensemesterarbeiten kommen in der Regel 4-6 Teilnehmende in einer Gruppe zusammen und bearbeiten gemeinsam eine wissenschaftliche Thematik. Aufgrund des Umfangs haben solche Arbeiten Projektcharakter, da einzelne Bearbeitungsschritte aufgeteilt werden müssen. In einer Umfrage an einer Schweizer Hochschule identifi‐ zierten Arbeitsgruppen (144 Befragte) folgende Faktoren als besonders relevant (vgl. Abb. 9.1): <?page no="196"?> Ziele formulieren Sachlich Beziehung Periodisch Stand prüfen klare Aufgabenverteilung Meilensteine setzen Probleme rasch ansprechen Stimmung hochhalten Leiter wählen Abb. 9.1: Ansprüche an Mitglieder in der Gruppensemesterarbeit Sachliche Faktoren überwogen bei den Nennungen die Faktoren auf Beziehungsebene, wobei keine Gewichtung einzelner Faktoren erfolgte. Auf der sachlichen Bearbeitungs‐ ebene wurden vier zentrale Elemente identifiziert: Probleme entstanden vor allem, wenn Aufgaben nicht klar verteilt oder Meilensteine nicht gesetzt wurden. Daher sollte ein fixierter Zeitraum für eine Abstimmung der einzelnen Ergebnisse formuliert werden. Gruppen, die dies missachteten, hatten speziell kurz vor Abgabetermin große Koordinierungsprobleme. Ähnlich wichtig war ein aktueller Austausch der Ergebnisse, da so Doppelarbeiten vermieden werden konnten. Auf der Beziehungsebene war ein Gruppensprecher bzw. -leiter sehr relevant, der die Schritte koordinierte und bei Problemen der Gruppenmitglieder untereinander vermitteln konnte. Diese Person sollte von allen akzeptiert sein und kann darauf achten, dass alle ihre Pflichten einhalten, z. B. sollte jeder Studierende mit den vom Lehrstuhl publizierten Richtlinien für das wissenschaftliche Arbeiten vertraut sein. Relevant erschien bei der Befragung zudem, dass die Stimmung in den Gruppen auf einem guten Niveau gehalten wurde, da dies motivierend für alle wirkte. Immer wieder stellen der Austausch und die Aktualisierung von Dokumenten bei Gruppenarbeiten ein Problem dar. Unter der Adresse https: / / www.dropbox.com/ findet sich eine gute Problemhilfe. Bei der Online-Festplatte „Dropbox“ handelt es sich um einen der führenden Anbieter weltweit. Für Gruppenarbeiten sind wichtige Funktionen vorhanden: Daten zu teilen und automatisch zu synchronisieren. Ein vergleichbarer Online-Cloud-Speicher ist „Tresorit“ (https: / / tresorit.com/ de). 196 9 Übersichtsgrafiken und Tipps <?page no="197"?> 9.2 Checklisten für Schlusskorrektur und Vortrag Folgende Checklisten sollen die Schlusskorrektur und den Vortrag vereinfachen. Sie können aber auch während des Arbeitsprozesses dienlich sein, denn hier sind die kritische Faktoren auf einen Blick zu identifizieren. - Frage Abhaken ✓ 1) Titelblatt mit allen Informationen - 2) Lehrstuhlvorgaben beachtet wie Seitenabstände, Kopf- und Fusszeile - 3) Abbildungen und Tabellen richtig nummeriert - 4) Abbildungen und Tabellen mit Überschriften versehen - 5) Abbildungs- und Tabellenverzeichnis erstellt - 6) Abkürzungsverzeichnis erstellt und alle Abkürzungen enthalten - 7) Glossar ausgearbeitet - 8) Ehrenwörtliche Erklärung eingefügt und unterschrieben (meist un‐ nötig bei Seminar- und Hausarbeiten) - Tab. 9.1: Checkliste für Formalia - Frage Abhaken ✓ 1) Text verständlich, Satzlänge usw. - 2) Umgangssprache vermieden - 3) Rechtschreibung und Interpunktion geprüft - 4) Kapitel zusammenhängend - 5) Abbildungen und Tabellen ausgedruckt lesbar - 6) Abbildungen und Tabellen sind im Text eingebunden - 7) Quellenangaben bei übernommenen Abbildungen und Tabellen - 8) Zitationsschreibweise einheitlich - 9) Direkte und indirekte Zitate richtig gekennzeichnet - 10) Keine fremden Texte ohne Hinweis übernommen (Plagiatsgefahr) - 11) Summary am Ende mit allen Punkten gestaltet - Tab. 9.2: Checkliste für Textgestaltung 9.2 Checklisten für Schlusskorrektur und Vortrag 197 <?page no="198"?> Frage Abhaken ✓ 1) Spiegeln sich alle Zitate im Literaturverzeichnis wider - 2) Nur Quellen im Literaturverzeichnis, die auch verwendet wurden (Check mit Zitaten) - 3) Einheitliche Gestaltung der Literaturangaben - 4) Quellen alphabetisch geordnet - Tab. 9.3: Checkliste für das Literaturverzeichnis - Frage Abhaken ✓ 1) Rahmen wurde mit Betreuer/ Beurteiler abgesprochen? - 2) Präsentation wurde getestet (Zeit, freie Sprache usw.)? - 3) Passendes Präsentationsmedium überlegt und ausgewählt? - 4) Klassischer Präsentationsaufbau beachtet (Einleitung, Hauptteil, Schluss, Fragephase)? - 5) Einstieg weckt Interesse und zeigt Motivation? - 6) Hauptteil veranschaulicht wesentliche Aspekte der Forschung (Hin‐ tergrund, Entwicklung usw.)? - 7) Bisherige Forschungen (Namedropping) erwähnt? - 8) Wissenschaftliche Fachsprache und grundlegende Fachbegriffe wer‐ den gebraucht? 9) Methodik und Ergebnisse ausreichend berücksichtigt? - 10) Fazit und Ausblick im Schlussteil integriert? - 11) Überleitung zur Diskussion ist vorhanden? - Tab. 9.4: Checkliste für Vortrag 9.3 Zentrale Probleme Probleme, die bei wissenschaftlichen Arbeiten gemacht werden, weisen gewisse Muster auf. Schreibende sollten nicht vergessen, sich den Fehlerquellen bereits vorher bewusst zu sein, um im gesamten Arbeitsprozess Strategien zu ergreifen, um die Fehlerquellen zu vermeiden. Die folgende Grafik illustriert diese. 198 9 Übersichtsgrafiken und Tipps <?page no="199"?> Probleme unklare Ziele schlechte Methodik Fachkompetenz Zeitmanagement soziale Isolation Abb. 9.2: Zentrale Probleme bei wissenschaftlichen Arbeiten Unklare Ziele Unklare Vorstellungen können in vielerlei Richtungen aufkommen. So wird z. B. kein Thema gefunden. Im Fall, dass ein Thema gefunden wird, mangelt es an der Hypo‐ thesenformulierung usw. Hier kann helfen, das Kapitel zur Themen- und Hypothe‐ senfindung intensiv zu analysieren. Auch Unterstützung von Seiten der betreuenden Person sollten bei großen Problemen eingefordert werden. Deren Anregungen sollten dokumentiert werden, da sie für den weiteren Erstellungsprozess wichtig sind. Hierfür reicht schon ein einfaches Formular aus (vgl. Tab. 9.5). Betreuer: in: Datum: _____________________________________ _____________________________________ - Zeit: Vorschlag für Folgetreffen: _____________________________________ _____________________________________ - Thema der Besprechung: _____________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________ - Schlüsselergebnisse und Kommentare: _____________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________ - Nächste geplante Schritte _____________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________ - Tab. 9.5: Sammlung von Anregungen des Betreuers der wissenschaftlichen Arbeit 9.3 Zentrale Probleme 199 <?page no="200"?> Schlechte Methodik Wie sind Hypothesen zu bestätigen oder zu widerlegen? Die Auswahl der richtigen Methoden zur Prüfung der eigenen Ideen scheitert oft an elementaren Grundlagen. An Hochschulen werden in der Regel Kurse angeboten, die das methodische Wissen der Studierenden schulen kann. Es lohnt sich, diese Kurse zu besuchen, auch wenn es hierfür keinen separaten Leistungsnachweis gibt. Fachkompetenz Auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Arbeit müssen Bearbeitende absolute Fachper‐ sonen sein: Wissenslücken über den Forschungsstand dürfen nur im geringen Umfang bestehen. Der Stand der Forschung (welche Arbeiten zu dem eigenen Thema schon vorliegen) ist also bei einer Literaturrecherche und dem anschließenden Lesen tief zu erkunden. Zeitmanagement Unklare Auffassungen zur Herangehensweise und Zeitbedarf gehören nicht zur pro‐ fessionellen Planung einer wissenschaftlichen Arbeit. Meilensteine werden oft nicht gesetzt und es wird einfach wochenlang vor sich hingearbeitet - ohne zeitliche Orientierung. Das Kapitel zum Zeitmanagement (vgl. Kap. 3) in diesem Werk ist beherzt zu lesen und vor allem auch anzuwenden. Soziale Isolation Leider konzentrieren sich Studierende gerne so stark auf ihre wissenschaftliche Arbeit, dass sie sich sozial isolieren: Geburtstage werden vergessen, Treffen verschoben usw. Solche Verhaltensweisen können schnell zu einem „mentalen Tief “ führen, das wieder sehr negative Rückwirkung auf die Bearbeitung der wissenschaftlichen Arbeit hat. Es ist sinnvoll, einen passenden Mix aus sozialen Kontakten und Arbeitsmoral zu finden. Dazu gehört, angemessen und ausreichend mit Freunden und Familie zu kommunizieren. Gesprächsthema sollte die wissenschaftliche Arbeit und die daraus entstehenden Probleme nur am Rande sein. Vernachlässigung der gesunden Ernährung Wissenschaftliches Arbeiten bedeutet vielfach, in der Literatur zu versinken. Aus Bequemlichkeit ist ungesundes Fastfood eine Ernährungsvariante in dieser Zeit. Dies kann die wissenschaftliche Arbeitsleistung negativ beeinflussen. Eine interessante Studie zur Wirkung von Nahrungsmitteln veröffentlichte Gómez-Pinilla (2008) im Fachjournal „Nature Reviews Neuroscience“. Der Forscher analysierte über 160 Studien und kommt zu dem Ergebnis, dass eine ausgewogene Ernährung sowie regelmäßige Bewegung das Gehirn vor Vergesslichkeit und psychischen Krankheiten schützen können. Gut dokumentiert ist etwa der Einfluss der Omega-3-Fettsäuren auf das Gehirn. Die Fettsäuren sind vor allem in fettreichen Fischsorten wie Lachs, Thunfisch 200 9 Übersichtsgrafiken und Tipps <?page no="201"?> oder Makrele enthalten, außerdem in Lein-, Hanf-, Raps- und Walnussöl. Dunkle Früchte und Kakao schützen durch sogenannte Flavonoide vor oxidativen Schäden, die durch einige Umwelteinflüsse ausgelöst werden und z. B. den Alterungsprozess verstärken - auch die Gehirnfunktionen betreffend. Zur Unterstützung der Gehirnleis‐ tung ist eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen wichtig. Nach Gomez-Pinilla führt ein Mangel an Folsäure zu einem erhöhten Risiko für Depressionen und einer Beeinträchtigung des Gedächtnisses. Folsäure findet sich in grünem Gemüse wie Spinat oder Brokkoli, aber auch in Orangensaft oder Hefe. Ein Mangel an B-Vitaminen oder Eisen schwächt ebenfalls die Gehirnleistung, was das wissenschaftliche Arbeiten negativ beeinflussen-kann. Im Prozess der wissenschaftlichen Arbeit ist ausreichendes Trinken wichtig, an‐ sonsten können Konzentrationsprobleme und Vergesslichkeit durch den Flüssigkeits‐ mangel drohen. Eine gefüllte Wasserflasche in Griffnähe auf dem Schreibtisch kann gewährleisten, dass das Trinken nicht vergessen wird. Nach kurzer Zeit wird es zur Angewohnheit, regelmäßig einen Schluck zu nehmen. Nützlich ist es auch, das Trinken mit bestimmten Anlässen zu verbinden, z. B. ein großes Wasserglas vor dem Mittag- und Abendessen zu trinken. Welche Trinkmenge sollten Sie zu sich nehmen? Die empfohlene Trinkmenge für Erwachsene und Senioren liegt bei um die 1,5 Liter (am besten Wasser, Saftschorlen oder Früchtetees). Bei körperlich erhöhten Belastungen werden daraus 2 bis 3 Liter täglich. Auch Kaffeetrinken kann im Schreibprozess zu einem positiven Effekt führen. Beim Kaffeegenuss wird als normal verträgliche Menge ein Konsum von bis zu vier Tassen am Tag angesehen (Voss 2021). Aus höheren Trinkmengen resultieren ein Koffeinüberschuss sowie ein Abhängigkeits- und Gewöhnungseffekt, was die Konzentrationsfähigkeit negativ beeinflussen kann. Hoher Koffeinkonsum kann ebenso zu Spannungskopfschmerzen führen, die migräneähnlich auf den Körper wirken. Rein biochemisch gesehen, haben Koffein und Thein, das in vielen Teesorten enthalten ist, übrigens die gleiche Wirkung. Sechs Stunden vor dem Schlafengehen sollten keine koffein- oder theinhaltigen Getränke mehr zu sich genommen werden, damit die Schlafruhe bestens gewährleistet ist. Eine gesunde Lösung verspricht in Werbeslogans sogenanntes Functional Food (= Nutraceutical). Es handelt sich um Nahrungsmittel, denen bestimmte Inhaltsstoffe beigefügt wurden, z. B. bestimmte Vitamine oder Mineralstoffe. Diese können beim Einkauf im Lebensmittelhandel etwa mit Calcium angereicherte Getränke oder pro‐ biotische Joghurts sein. In vielen Fällen handelt es sich bei der angepriesenen Wirkung und dem abgeleiteten Nutzen allerdings eher um Spekulationen meist kombiniert mit schwer nachprüfbaren Erfolgsversprechungen (Rabast 2022). Die Versprechungen sollen vornehmlich den höheren Preis rechtfertigen und einen Kaufanreiz setzen. Augen werden „aus den Augen gelassen“ Die Augen sind im Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens extrem viel im Einsatz und damit in dieser Zeit ein sehr wichtiges Organ - sei es durch das Lesen von wis‐ senschaftlichen Texten oder das Erstellen der Arbeit am Bildschirm. Aufmerksamkeit 9.3 Zentrale Probleme 201 <?page no="202"?> und Pflege geraten leicht ins Hintertreffen. Auch zusätzliches Fernsehen oder Gamen trägt nicht zur Entspannung der Augen bei. Entlastungsübungen für die Augen sind sehr leicht durchzuführen, wie etwa die Fixierung. Dabei wird mit beiden Augen auf einen kleinen Punkt geschaut. Dieser kann in einem der wissenschaftlichen Texte oder schlicht einem Nagel an der Wand bestehen. Dort wird mit dem Blick innegehalten und mit beiden Augen mindestens eine Minute dieser Punkt fixiert. Es sollte sich nur darauf konzentriert und alle weiteren Gedanken und Ablenkungen ausgeblendet werden. Augen und Geist sind es oft gar nicht mehr gewöhnt, ruhig zu verweilen. 9.4 Zusammenfassung • Sie wissen, welche Faktoren die Produktivität von Gruppensemesterarbeiten negativ beeinflussen, und können positive Impulse zur Gegensteuerung in die Gruppe einbringen. • Sie sind mit Checklisten für die Vorbereitung eines Vortrages und den Abschluss Ihrer wissenschaftlichen Arbeit vertraut. • Sie wissen um die Gefahr der sozialen Isolation während Ihrer wissenschaftlichen Arbeit und können Gegenmaßnahmen ableiten. • Sie können Übungen zur Entlastung Ihrer Augen durchführen. 9.5 Hinweise zur Vertiefung Brewer, S. & Kellow, J. (2020): Richtig essen, gesund leben: Der ultimative Ernährungsratgeber für ein langes Leben. München: Random House Group Kast, B. (2022): Der Ernährungskompass: Das Fazit aller wissenschaftlichen Studien zum Thema Ernährung - Mit den 12 wichtigsten Regeln der gesunden Ernährung, einem neuen Kapitel und Beispielrezepten. München: Penguin Verlag Ziegelbauer, K. (2022): Superkraft Immunsystem: Mit den Hausmitteln der TCM zu neuer Power. Wien: Kneip Verlag 202 9 Übersichtsgrafiken und Tipps <?page no="203"?> 10 Bewertung der wissenschaftlichen Arbeit Bewertungskriterien Form Einleitung Schluss Inhalt Sprache Methodik Literatur Die folgenden Hinweise spiegeln Anregungen aus bisher vorgestellten Themen dieses Buches wider. In den einzelnen Kapiteln wurden Hinweise zum Erstellen der Arbeit gegeben, die eine optimale Bewertung unterstützen sollen. Die vorgestellten Elemente finden sich in Evaluationsbögen von wissenschaftlichen Arbeiten. Somit stellt dieses Kapitel ein Schlusskapitel dar, das zahlreiche Bewertungsaspekte von wissenschaftlichen Arbeiten zusammenfasst. Die Benotung einer wissenschaftlichen Arbeit obliegt den prüfungsberechtigten Dozierenden (z. B. Professorinnen und Professoren, Lehrbeauftragte). Bewertung und Betreuung einer wissenschaftlichen Arbeit sind nicht immer in einer Hand, so über‐ nehmen an Universitäten oft wissenschaftliche Mitarbeitende die Betreuung. Sie leisten dann eine Vorkorrektur und die Endnote gibt ein Professor oder eine Professorin. Beim Erstellen der wissenschaftlichen Arbeit werden Studierende mit verschiedensten Ansichten dieser Dozierenden konfrontiert, was eine „gute“ wissenschaftliche Arbeit ausmache. Ein einheitlicher Weg ist aber nicht ohne Weiteres abzuleiten, denn über eine Reihe von Detailfragen debattieren auch Dozierende: Ein Dozierender gewichtet die Praxis höher, einer anderen Dozierenden ist hingegen eine tiefe theoretische <?page no="204"?> Verankerung wichtig. Voneinander abweichende Standpunkte können des Weiteren bei der Eingrenzung des zitierwürdigen Materials (ist z. B. das Zitieren von Wikipedia erlaubt) bestehen. Ebenso sind der „Mindestumfang“ von Zitaten und damit des Literaturverzeichnisses strittige Themen zwischen Dozierenden. An Hochschulen existieren zwar vielfach Bewertungsvorlagen mit gewichteten Kriterien, aber speziell im inhaltlichen Bereich sind diese weit gefasst und lassen viel Bewertungsfreiraum zu. In der Hochschulpraxis sind daher bei zwei benotenden Dozierende in vielen Fällen Notenunterschiede zu finden, die bis zu einer Note und mehr reichen können. Zudem bestehen unterschiedliche Auffassungen zwischen den wissenschaftlichen Fachbereichen. Lediglich einige formale Vorgaben können eindeu‐ tig ohne oder mit wenigen Unstimmigkeiten evaluiert werden. Falls ein fundierter Verdacht besteht, dass die wissenschaftliche Leistung nicht einwandfrei bewertet wurde, sollte um Klärung und weitere Informationen gebeten werden. In der Regel ist auch ein Widerspruch möglich. In der jeweiligen Prüfungsordnung findet sich zumeist der offizielle Weg dokumentiert. Es kann z. B. sein, dass in solch einem Fall vorgesehen ist, das Anliegen im Prüfungsausschuss der Hochschule zu diskutieren. Vorab wäre es sinnvoll, bei der Fachschaft, einem Studiensprecher oder einer Studiensprecherin nach gleichartigen Erfahrungen zu fragen. Bei sehr problematischen Fällen kann gegebenenfalls auch eine etwaige Rechtsberatung des Studentenwerks Hilfe leisten. Im Folgenden werden gängige Bewertungskriterien zu Form, Inhalt, Methodik und Literaturaufbereitung vorgestellt, die damit eine gute Orientierung für die Anfertigung der wissenschaftlichen Arbeit bieten. Bei dem Kriterienkatalog handelt es sich aus den oben genannten Gründen nicht um ein homogenes und eindimensionales Konstrukt. Vielmehr sind zahlreiche Einzel- und Teilkriterien aufgelistet, die nicht komplett überscheidungsfrei sind. Erfolgt ein klares Verfehlen der Anforderungen bei einem der Einzelkriterien, kann dies eine negative Beurteilung der gesamten wissenschaftlichen Arbeit bedingen. Zum Beispiel ist eine wissenschaftliche Arbeit ohne Zitate oder Quellenverzeichnis in den Sozialwissenschaften oder der Pädagogik undenkbar. 10.1 Bewertungskriterien zur Form Die Bewertungskriterien zur Form sind meist klar und nachvollziehbar durch eine Hochschule oder einen Lehrstuhl vorgegeben. Aus diesem Grund sind die Aspekte auch eindeutig bewertbar. Zu diesen Kriterien gehören das Einhalten der Vorgaben • zur Gestaltung des Titelblattes respektive Deckblattes, • zur Gliederung, z. B. ob alle Teile (Einleitung, Hauptteil, Schlussteil), vorhanden sind und ob die Systematik der Gliederung nachvollziehbar, logisch und ausgewo‐ gen ist, • zur Formatierung (Schriftart, -größen, Zeilenabstände, Beschriftungen von Tabel‐ len oder Abbildungen, Seitennummerierungen usw.), • zur Wortanzahl, zur Zeichenanzahl oder zum Seitenumfang, 204 10 Bewertung der wissenschaftlichen Arbeit <?page no="205"?> • zu allen nötigen Verzeichnissen (Beilagen im Anhang, Abbildungs-, Tabellen-, Abkürzungs-, Inhalts- und Literaturverzeichnis), • zur Zitierweise, • zum Quellenverzeichnis (vollständig und formal korrekt). 10.2 Bewertungskriterien zu Einleitung und Schlussteil Die Einleitung einer wissenschaftlichen Arbeit ist sehr wichtig, da hier die Grundlagen gelegt werden. Deshalb ist es angebracht, hierfür separate Bewertungsaspekte anzule‐ gen. Diese wären: • das Wecken der Aufmerksamkeit des Lesers / der Leserin, • die Einführung und Relevanz des Forschungsthemas, • die Eingrenzung und Abgrenzung des Themenbereichs, • das Darlegen der Ziele, • die Plausibilität der Forschungsfragen, • die Kongruenz zwischen Titel und Fragestellung, • die Erläuterung der weiteren Vorgehensweise (Gliederung). Das Schlusskapitel rundet die wissenschaftliche Arbeit ab. Es gerät teils bei Studieren‐ den etwas in Vergessenheit, ist aber in vielen Evaluationsbögen zu wissenschaftlichen Arbeiten als Element enthalten. Folgende Kriterien sind bewertbar: • die Zusammenfassung der Forschungsfrage, des Forschungsziels sowie der zentra‐ len Resultate der Arbeit, • das Herausstellen der innovativen Erkenntnisse, • das Diskutieren von Limitationen im Forschungsprozess, • das Schildern von Problemlösungen und der persönlichen Erfahrung, • das Aufzeigen eines Ausblickes auf zukünftige Forschungsansätze. 10.3 Bewertungskriterien zu Inhalt und Sprache Die inhaltliche Bewertung einer wissenschaftlichen Arbeit bietet einen weiten Dis‐ kussionsraum mit teils unterschiedlichsten Meinungen der Dozierenden. Genormte Bewertungsbögen können nur teilweise zur Minderung der Problematik dienen. Elemente der inhaltlichen Bewertung sind: • das Erreichen der beschriebenen Zielsetzung, • das Beantworten der beschriebenen Forschungsfragen, • das Erläutern der wichtigen Themenbereiche in der Theorie, • die Klärung der relevanten Begriffe und Definitionen, • die Plausibilität der Argumentationslinien (roter Faden), d. h. Übergänge und Querverbindungen zwischen den einzelnen Überlegungen, 10.2 Bewertungskriterien zu Einleitung und Schlussteil 205 <?page no="206"?> • die Plausibilität der Ergebnisse, • der Erkenntnisfortschritt, d. h., ob durch die wissenschaftliche Arbeit neue Er‐ kenntnisse hervorgebracht wurden. • die zweckmäßige schriftliche und/ oder grafische Darstellung der Ergebnisse, • der Vergleich der neuen Erkenntnisse mit bestehenden Daten, • die Trennung von Fakten und Interpretation, • (evtl.) die Verdeutlichung des Nutzens der gewonnenen Erkenntnisse für die Praxis, • (evtl.) das Demonstrieren von ethischem und sozialem Bewusstsein und Verant‐ wortung, • (evtl.) die Diskussion moralisch verwerflicher Problemlösungen. Die sprachliche Bewertung wird teils auch der Bewertung der Form zugeordnet. Es besteht aber ein starker Zusammenhang zum Inhalt, denn sprachliche Fehler und Ungenauigkeiten lenken die prüfenden Personen womöglich von einer (guten) inhaltlichen Darstellung ab. Folgende Kriterien sind bei der sprachlichen Bewertung zu beachten: • die Anwendung einer orthographisch und grammatikalisch richtigen Sprache, • der Einsatz einer wissenschaftlichen Fachsprache, • die Verwendung einer geschlechtergerechten Sprache, • die sprachliche Neutralität, • die sprachliche Einbindung von Visualisierungen durch Tabellen oder Abbildun‐ gen in den Text. 10.4 Bewertungskriterien zur Methodik In einigen Bewertungskatalogen finden sich die Bewertungskriterien zur Methodik unter den inhaltlichen Kriterien. Sie werden zur Übersicht an dieser Stelle präsentiert. Es bestehen einige thematische Überscheidungen zum Vorkapitel. Bewertungskriterien zur Methodik haben ein besonders starkes Gewicht in empirischen Arbeiten. Unter die Kriterien fallen: • die Nutzung und der Vergleich passender wissenschaftlicher Methoden zur Beant‐ wortung der Forschungsfrage, • die theoretische Fundierung und Plausibilität zugrunde liegender Modelle und abgeleiteter Hypothesen, • die angemessene Beschreibung und Begründung des methodischen Vorgehens (z. B. die Auswahl der Probandinnen und Probanden), • die Diskussion der Gütekriterien der Forschung, • die Nachvollziehbarkeit der methodischen Lösungswege, • die Beschreibung der Stärken und Beschränkungen der eigenen Studie unter Berücksichtigung des methodischen Ansatzes. 206 10 Bewertung der wissenschaftlichen Arbeit <?page no="207"?> 10.5 Bewertungskriterien zur Literaturaufbereitung Die Literaturaufarbeitung wird in allen Kapiteln einer wissenschaftlichen Arbeit voll‐ zogen - besonders intensiv im theoretischen Teil. Somit stellt sie einen sehr wichtigen Teil der wissenschaftlichen Arbeit dar. Folgende Aspekte gehen in die Bewertung zur Literaturaufbereitung ein: • das Finden und Verwenden der relevanten theoretischen Ansätze und empirischen Studienergebnisse zu dem spezifischen Forschungsfeld in entsprechendem Um‐ fang, • die Wiedergabe des aktuellen Forschungsstandes, • der Ausweis einer hohen Qualität der eingearbeiteten Literatur (z. B. die Verwen‐ dung von nationalen und internationalen wissenschaftlichen Journals sowie von Konferenzbeiträgen mit Peer Review). • das kritische Hinterfragen und Bewerten der Literatur. • die Prüfung, ob die wissenschaftliche Arbeit oder Teile davon mithilfe einer KI erstellt wurden, um akademisches Fehlverhalten auszuschließen. 10.6 Latente Bewertung des Verhaltens Es gilt zu beachten, dass die betreuenden Dozierenden einer wissenschaftlichen Arbeit auch nur Menschen sind, die unbewusst Verhaltensaspekte der Studierenden in ihre Benotung einbeziehen können. Offizielle Kontakte zu den Dozierenden verlangen daher ein gewisses Niveau. Studierende sollten sich genauso höflich und freundlich verhalten, wie sie es auch von Kommunikationspartnerinnen und -partnern erwarten. Wenn Wertschätzung seitens der Dozierenden vermisst wird, sollten Studierende nicht in negative Verhaltensmuster verfallen. Falls Studierende ein sehr schlechtes Verhältnis zur betreuenden Person verspüren, ist es zweckmäßig, eine andere Betreuung zu suchen. Ansonsten könnte in jeder Phase der Arbeit, inklusive der Benotung, ein Gefühl der Unsicherheit entstehen. In diesem Zusammenhang ist es allerdings sinnvoll, die Erfahrungen von anderen Studierenden einzuholen. Dies mag ein „normales Verhalten“ der Betreuungsperson sein und die Bewertung der wissenschaftlichen Arbeit kann trotzdem fair erfolgen. Bei der E-Mail-Kommunikation mit Angehörigen der Hochschule sind neben all‐ gemeinen Regeln der Wertschätzung etwa auch die Verwendung einer passenden E-Mail-Adresskennung zu beachten, denn sie gibt einen gewichtigen Eindruck. Durch eine verwirrende Absenderadresse kann sich eine E-Mail schnell im Spam-Ordner wiederfinden. Fantasienamen wie z. B. „sexystudent123@gmail.com“ oder „heissesflu mmi1@gmx.de“ können bei Kommunikationspartnerinnen und -partnern Verwirrung erzeugen und insbesondere bei konservativen Dozierenden einen negativen Eindruck hinterlassen. Am besten ist es, im Schriftverkehr mit Hochschulangehörigen eine of‐ fiziell von der Hochschule zugeteilte E-Mail-Adresse zu verwenden. Auch auf Aspekte wie grammatikalische und orthographische Fehlerfreiheit in jedem Schriftkontakt 10.5 Bewertungskriterien zur Literaturaufbereitung 207 <?page no="208"?> sollte Wert gelegt werden. Ebenso sollte die Betreffzeile nicht vergessen werden. Diese gehört mit der Absenderadresse zu den ersten Angaben, die der Empfänger oder die Empfängerin einer E-Mail sieht. Es ist eine kurze und prägnante Aussage gefragt, die den Inhalt der E-Mail einordnet. Leere Betreffzeilen können ein Kriterium dafür sein, die E-Mail als unwichtig anzusehen und zu löschen. Allgemein sollten sich die Fragen, ob face to face oder per E-Mail, auf wichtige Elemente konzentrieren. Probleme, die sich unter Rückgriff auf wissenschaftliche Ratgeber, wie diesem hier, lösen lassen, sind nicht angebracht und könnten als mangelnde Selbständigkeit der Studierenden ausgelegt werden. Verständlich ist der Wunsch von Studierenden, schnellstmöglich das Ergebnis einer wissenschaftlichen Arbeit zu erhalten. Falls der Zeithorizont für die Begutachtung überschritten wurde, wäre es aber sinnvoll, noch einige Tage bis zu einer Woche zu warten. Erfolgt in diesem Zeitraum keine Meldung, ist es an der Zeit, sich nach dem aktuellen Stand zu erkundigen. Falls danach immer noch keine Antwort eintrifft, wäre es erneut sinnvoll, etwas abzuwarten. Studierende mögen mit ihrer Frage zwar völlig im Recht sein. Leider existieren einige prüfungsberechtigte Personen, die nicht in jedem Fall zuverlässig sind und sich durch die Fragen unter Druck gesetzt fühlen könnten. Unbewusst könnten sie dieses Gefühl negativ in die Benotung einfließen lassen. 10.7 Zusammenfassung • Sie kennen grundlegende Kriterien, die in die Bewertung von wissenschaftlichen Arbeiten eingehen. • Sie wissen, dass auch eine empirische Arbeit einen guten theoretischen Unterbau haben muss. • Sie sind sich bewusst, dass auch Dozierende Menschen sind und in deren mentalen Mustern eine latente Bewertung des Verhaltens von Studierenden erfolgen kann. 208 10 Bewertung der wissenschaftlichen Arbeit <?page no="209"?> Glossar Anekdote Eine literarische Gattung, die eine beachtenswerte oder charakteris‐ tische Begebenheit, meist im Leben einer Person, als Basis hat. In der Alltagssprache bezeichnet Anekdote die (meist mündliche) Schil‐ derung eines skurrilen oder komischen Erlebnisses einer Person ohne literarischen Anspruch. Bachelor Akademischer Hochschulgrad, mit dem ein erster berufsqualifizier‐ ender Abschluss erworben werden kann. Beobachtungsobjekt Objekt des Interesses bei einer wissenschaftlichen Untersuchung. Disposition Eine Disposition gibt die Struktur der Arbeit wieder. Darin sind in der Regel Hauptaspekte (Motivation, Inhalt, Forschungslücke, mögliche Methodik), Gliederungsprinzipien und Literaturquellen der Arbeit dargestellt. Speziell bei umfangreichen Arbeiten ist es sinnvoll, die Disposition dem Betreuer am Beginn der Schreibarbeit vorzulegen und genau zu besprechen. Doktormutter bzw. Doktorvater Inoffizielle Bezeichnung für den Betreuer oder Betreuerin eines Dok‐ toranden während der Zeit, in der dieser eine Doktorarbeit anfertigt. Als habilitiertes Mitglied einer Universität hat er/ sie starken Anteil an der Bewertung der wissenschaftlichen Arbeit. Exzerpt Kurze Zusammenstellung der wichtigsten Gedanken eines bestehen‐ den Textes, d. h. dort werden Argumente, Gedankengänge und Lite‐ raturhinweise aus dem gelesenen Text gesammelt und um eigene Ideen und Querverweise ergänzt. Fußnote Es handelt sich in der Regel um eine hochgestellte Zahl, die auf eine mit der gleichen Zahl ausgewiesene Stelle im unteren Abschnitt der Seite verweist, in dem sich ein (kleingedruckter) Anmerkungstext befindet. Habilitation Die Habilitation ist die hochrangigste Hochschulprüfung in vielen Ländern (z. B. Deutschland, Österreich oder Schweiz), mit der im Rahmen eines akademischen Prüfungsverfahrens die Lehrbefähigung in einem wissenschaftlichen Fach festgestellt wird. Mit der Habilita‐ tion soll geprüft werden, ob bereits promovierte Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftler das Fach in voller Breite in Forschung und Lehre vertreten können. Dazu benötigt er/ sie eine Habilitationsschrift (Art zweite Doktorarbeit), sonstige wissenschaftliche Veröffentlichungen und Erfahrung in der wissenschaftlichen Lehre. Von kumulativer Ha‐ bilitation wird gesprochen, wenn die Habilitationsschrift durch eine bestimmte Anzahl von Fachpublikationen ersetzt wird. Habilitierte können auf Universitätsprofessuren berufen werden. Interview Eine Face-to-Face- oder telefonische Befragung durch einen Frage‐ steller oder eine Fragestellerin (Interviewer / Interviewerin) mit der Absicht, persönliche Informationen oder Sachverhalte aus der Sicht der Befragten zu ermitteln. <?page no="210"?> KI Chatbot Ein KI Chatbot ist ein Software-Programm, das Künstliche Intelligenz nutzt, um menschenähnliche Konversationen zu führen. Es versteht und verarbeitet Nutzereingaben mittels Natürlicher Sprachverarbei‐ tung (NLP) und generiert entsprechende Antworten. Chatbots werden häufig für Kundenservice-Aufgaben, Online-Beratung und als Schnittstelle für Informationsabfragen (auch im wissenschaftlichen Bereich) eingesetzt. Künstliche Intelligenz (KI) Künstliche Intelligenz (KI) bezieht sich auf die Entwicklung von Computern und Systemen, die in der Lage sind, menschenähnliche kognitive Fähigkeiten nachzuahmen und komplexe Aufgaben zu bewältigen. KI basiert auf dem Konzept des Maschinellen Lernens und der Verarbeitung großer Datenmengen, um Muster und Zusammen‐ hänge zu erkennen und darauf basierend Entscheidungen zu treffen. Die Einsatzmöglichkeiten von KI sind vielfältig und haben einen erheblichen Einfluss auf das wissenschaftliche Arbeiten. Master Akademischen Hochschulgrad, mit dem ein zweiter (weiterer) berufsqualifizierender Abschluss erworben werden kann. Mas‐ ter-Studiengänge bieten eine vertiefende Spezialisierung (entweder anwendungsorientiert oder stärker forschungsorientiert) oder inter‐ disziplinäre Weiterqualifikationen an. Meilenstein Markiert den Abschluss eines bzw. mehrerer simultaner Vorgänge und dient damit der Projektkontrolle. Narzissmus Selbstbewunderung oder Selbstverliebtheit und übersteigerte Eitel‐ keit gegenüber der eigenen Person. „Positiver Narzissmus“ als beja‐ hende Einstellung zu sich selbst bewirkt ein stabiles Selbstwertgefühl. „Negativer Narzissmus“ bedeutet, dass Individuen hauptsächlich sich selbst zugewandt sind und ein eher inaktives Liebesbedürfnis haben und nur lieben, um geliebt zu werden. Plagiatsjäger Plagiatsjäger sind Individuen oder Gruppen, die sich darauf speziali‐ siert haben, Übereinstimmungen zwischen verschiedenen Texten zu identifizieren und nachzuweisen, um Fälle von Plagiat aufzudecken. Dies kann akademische Arbeiten, journalistische Artikel, literarische Werke oder andere veröffentlichte Materialien betreffen. Die Metho‐ dik von Plagiatsjägern besteht in der Regel aus einer Kombination aus manuellen Recherchen und dem Einsatz von spezialisierter Plagi‐ atserkennungssoftware. Plagiatsjäger können aus verschiedenen Gründen tätig werden. Au‐ toren können sie zum Beispiel einsetzen, um sicherzustellen, dass ihre Arbeiten keine unbeabsichtigten Plagiate enthalten. Spezialisierte Plagiatsjäger bieten ihre Dienstleistungen an, um auf dem Markt der wissenschaftlichen Publikationen und Bildung für mehr Fairness und Ehrlichkeit zu sorgen. Teils handeln sie auch aus Eigenmotivation und werden selbstständig tätig. Populärwissenschaft Es handelt sich um wissenschaftliche Erkenntnisse und Zusammen‐ hänge, die für einen großen Personenkreis (d. h. vor allem interes‐ sierte Laien) klar und unterhaltsam vermittelt werden. Populärwis‐ senschaftliche Literatur kann daher auch als Massenauflage einen breiten Absatz generieren. 210 Glossar <?page no="211"?> Projekt Ein einmaliger Prozess, der aus einem Satz von abgestimmten, ge‐ lenkten Tätigkeiten mit Anfangs- und Endtermin besteht. Unter Berücksichtigung von Faktoren wie Zeit, Kosten und Ressourcen soll ein Ziel erreicht werden. Quelle Material, auf das im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit zur Ver‐ anschaulichung bzw. zum Beleg zurückgegriffen wird, z. B. Bücher, Interviews. Rezension Kritische Besprechung von einzelnen oder mehreren Publikationen (Sammelrezension), die meist in Fachzeitschriften veröffentlicht wer‐ den. Schreibende der Rezension sind in der Regel Fachpersonen auf dem entsprechenden Gebiet. Seminar Klassische Form der Lehrveranstaltung an Hochschulen. Sie dienen der Festigung und Anwendung des in einer Vorlesung erworbenen Wissens und finden regelmäßig ein- oder mehrmals pro Woche statt (Seminarreihe) oder werden am Stück einmal im Semester ausgeführt (Blockseminare). Simsen Versenden von SMS-Nachrichten. Thesaurus Es handelt sich um ein kontrolliertes Vokabular als systematisch geordneter Sammlung von Begriffen, die in thematischer Beziehung zueinander stehen. Für ein Schlagwort werden dann Synonyme, Oberbegriffe, Unterbegriffe oder verwandte Wörter angezeigt. Trivialliteratur Literatur, die für jedermann als einfach verständlich und leicht zu erfassen identifiziert wird (z. B. Liebes- und Abenteuergeschichten). Zitat Eine wortgetreu oder sinngemäß übernommene Passage aus einem Text oder ein Hinweis auf eine bestimmte Textstelle. Es enthält daneben einen ausdrücklichen Hinweis auf eine andere Quelle bzw. deren Verfasser. Auch geführte Interviews können als Zitat verwendet werden. Glossar 211 <?page no="213"?> Lösungshinweise Lösungshinweise zu Kapitel 1: Einführung Lösungshinweise zu den Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Im Rahmen des wissenschaftlichen Arbeitens analysieren Studierende auf der Basis bestehender aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse in einem bestimmten Zeitraum eine selbstgewählte oder vorgegebene Thematik. Wissenschaftliches Arbeiten ist dem‐ nach ein Prozess. Dessen niedergeschriebenes Ergebnis ist in einer verständlichen Form darzustellen und damit als Produkt ein direktes Resultat des wissenschaftlichen Arbei‐ tens. Gewöhnlich wird dieses Werk durch einen Vortrag einem Zielpublikum vorge‐ stellt. Eine wissenschaftliche Arbeit zum Studienabschluss ist z. B. eine Bachelorarbeit. Nach einem gelungenen Master-Hochschulstudium können Studierende zudem eine Dissertation anstreben. Aufgabe 2: Bei empirischen wissenschaftlichen Untersuchungen wird aufgrund der Entdeckung und Formulierung eines Problems theoretische Zusammenhänge erfasst und dann empirisch erforscht, d. h. es werden Daten erhoben, gesammelt, geordnet, geprüft und interpretiert. Je nach Forschungsthema empfiehlt sich eine qualitative oder quantitative Vorgehensweise bei der Erforschung der Thematik. Aufgabe 3: 1) Praxisarbeit 2) Empirische Arbeit 3) Literaturarbeit 4) Theoriearbeit 5) Empirische Arbeit Lösungshinweise zu Kapitel 2: Wissenschaftliche Grundlagen Lösungshinweise zu den Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Sie können seine Aussage widerlegen indem sie die Merkmale einer Wissenschaft auf‐ greifen: Erfahrungs- und Erkenntnisobjekt, Methodik und Systematik, wissenschaftli‐ che Diskussion und Konvention. Erfahrungsobjekte der Betriebswirtschaftslehre sind beispielsweise Unternehmen sowie die darin handelnden Individuen. Erkenntnisob‐ <?page no="214"?> jekte sind die wirtschaftlichen Handlungen bzw. Entscheidungen, die dort getroffen werden und deren zugrunde liegende Regeln. Die Zusammenhänge werden unter Rückgriff auf anerkannte wissenschaftliche Methoden untersucht. Die Forschungser‐ gebnisse werden auf wissenschaftlichen Konferenzen diskutiert und reflektiert. Es haben sich gewisse Konventionen wie etwa die Fachsprache ausgeprägt mit Begriffen wie „Marketing-Mix oder Gap-Modell“. Aufgabe 2: Objektivität bedeutet, dass Forschende eine möglichst neutrale und analysierende Position zur wissenschaftlichen Thematik einnehmen. Die Forschung bzw. Erkennt‐ nisgewinnung sollte auch für Dritte nachvollziehbar sein, um die Meinung des Verfas‐ sers oder der Verfasserin prüfen zu können. Wenn z. B. eine eigene empirische Unter‐ suchung erhoben wurde, müssen die methodischen Schritte und die Interpretation der Ergebnisse für unbeteiligte Dritte einsehbar sein. Hierdurch sollen wissenschaftliche Fälschungen aufgedeckt werden können. Nicht nur bei reinen Literaturarbeiten, sondern allgemein bei wissenschaftlichen Arbeiten müssen die zugrundeliegenden Quellen angegeben sein, um dort unter Umständen von Lesern der Arbeit nachgelesen werden zu können. Auch hier steht der Prüfgesichtspunkt im Vordergrund. Ähnliche Gedankengänge finden sich im Anspruch der „Ehrlichkeit“. Aufgabe 3: Eine absolute Wahrheit ist in der wissenschaftlichen Forschung unerreichbar. Möglich ist jedoch - basierend auf eigenen Erfahrungen - durch ein gründliches Literatur‐ studium und eigene Erhebungen eine Annäherung an die Wahrheit. Die eigenen Erfahrungen werden infolge dieses Prozesses objektiviert. Sie sind solange „wahr“, bis sie widerlegt sind. Aufgabe 4: Anzukreuzen sind zwei Antworten: Alltagswissen wird in Fachjournals veröffentlicht, weil sich dieses in Zeitschriftpublikationen findet und Alltagswissen trägt zur Lösung tiefgehender gesellschaftlicher Probleme bei. Aufgabe 5: Diese Hypothese ist im anfänglichen Kurvenverlauf zunächst korrekt. Das Scheidungs‐ risiko sinkt mit dem Heiratsalter. Das liegt vielleicht daran, dass eine junge Person in der Regel noch keine ausgeprägte Persönlichkeit besitzt und noch zahlreiche Erfahrungen machen will. Vielleicht sind auch zahlreiche junge Ehen ohne große Überlegung geschlossen. Daher sinkt das Scheidungsrisiko, um in späteren Jahren wieder anzusteigen. Es kann sein, dass in höherem Alter schwerer auf Partner eingegangen werden kann - speziell, wenn die Person bereits lange Zeit ohne Partner war. Ebenso schließt in höherem Alter bereits eine Menge von Ehepartnern ihre zweite oder dritte Ehe, der Weg zu einer weiteren Scheidung fällt da unter Umständen 214 Lösungshinweise <?page no="215"?> leichter. Fazit: Die Hypothese lässt sich mit der vorliegenden Abbildung widerlegen. Die Forschungsergebnisse, die zur Erstellung dieser Grafik geführt haben, müssen eine wissenschaftliche Basis haben. Aufgabe 6: a) Es liegt eine Wertung vor, die zwar begründet sein kann, aber als Urteil nicht empirisch überprüfbar ist. b) Es liegt eine Hypothese vor, die falsifizierbar ist. „Kreative Eigenleistungen“ sind allerdings sehr weit zu interpretieren. Die Hypothese wäre also noch zu spezifizieren. Aufgabe 7: Nach Karl Popper können Hypothesen nie völlig verifiziert (wahr sein), da sie durch ein Gegenbeispiel widerlegt werden könnten. Wissenschaftliche Erkenntnisse können also gar nicht zur absoluten Wahrheit führen. Richtig ist, dass Hypothesen von diversen Forschern wiederholt überprüft werden können. Das bedeutet, dass sie auch einen empirischen Gehalt haben müssen. Praktischer Nutzen einer Hypothese wäre zwar zu wünschen. Es handelt sich jedoch um kein hinreichendes Kriterium für eine Hypothese. Aufgabe 8: Quantitative Methoden: 1 und 3 (hier können standardisierte Analyseinstrumente gebraucht werden) Qualitative Methoden: 2 (für Neuprodukte lohnt sich eine explorative Erkundung), 4 (Verbesserungsvorschläge können oft mit qualitativen Fra‐ gestellungen gut ermittelt werden) Aufgabe 9: 1) Exakt quantifizierbare Ergebnisse (b quantitative Forschung) 2) Ermittlung von genauen statistischen Zusammenhängen möglich (b quantitative Forschung) 3) Offenheit des Vorgehens ermöglicht Entdeckung bisher unbekannter Sachver‐ halte (a qualitative Forschung) 4) Möglichkeit, eine große Stichprobe zu untersuchen und damit repräsentative Ergebnisse zu erhalten (b quantitative Forschung) 5) Informationen über subjektive Sicht der Gesprächspartner, da keine oder wenige Vorgaben (a qualitative Forschung) 6) Möglichkeit, Hintergründe zu erfragen und Unklarheiten zu beseitigen (a quali‐ tative Forschung) 7) tieferer Informationsgehalt durch offene Befragung möglich (a qualitative For‐ schung) Lösungshinweise zu Kapitel 2: Wissenschaftliche Grundlagen 215 <?page no="216"?> Lösungshinweise zu Kapitel 3: Zeitmanagement Lösungshinweise zu den Kontrollaufgaben Aufgabe 1: D-Aufgaben sind weder wichtig noch dringend, sie erledigen sich von selbst oder müssen nicht angegangen werden. Beispiele: Grünpflanzen für das Arbeitszimmer anschaffen oder Werbematerial lesen. Aufgabe 2: Oft ist man „blind“ für die eigene Fehleranalyse und stellt auch die Nachvollziehbarkeit der Arbeit nicht in Frage. Besonders Fachfremde können sehr inspirierend wirken und innovative Anregungen geben. Aufgabe 3: Minipausen sollten nach etwa 45 Minuten Arbeit mit etwas Bewegung, frischer Luft, und der Erledigung dringlicher Bedürfnisse ausgeführt werden. Um den Kopf kurz frei zu bekommen, reichen meist schon 5 Minuten Pause aus. Lösungshinweise zu Kapitel 4: Themenfindung Lösungshinweise zu den Kontrollaufgaben Aufgabe 1: a) Das Thema „Vorstadtzerfall und Steuereinnahmen“ ist sehr allgemein und vage gehalten. Es bleibt völlig unklar, was überhaupt untersucht werden soll. Eine Neigung zur Schwarzarbeit und dadurch verminderte Steuereinnahmen oder ein zeitlicher Zusammenhang? b) Das Thema „Was haben Kinder aus reichen Familien anderes als Kinder aus armen Familien? “ ist zu unspezifisch formuliert. Besonders störend ist das Wort „anderes“. Es kann schlicht alles bedeuten: unterschiedliche Kleidung, Verhalten oder Alter? c) Das dritte Thema „Aktuelles Verhalten von Kindern auf dem Spielplatz im Vergleich zu früher“ ist kritisch zu sehen. Zwar wird auf eine Untersuchung des Verhaltens abgezielt und damit im Vergleich zu den vorangegangenen Formulie‐ rungen ein präziserer Rahmen gesetzt. Der Zeitraum ist jedoch sehr unklar fixiert. Was meint „früher“? Sinnvoll wäre, einen Zeitraum anzugeben (z. B. von 1999 bis 2010 oder 1990 und 2010). Im nächsten Schritt wäre die Operationalisierbarkeit zu prüfen: Verwertbare Daten aus den Jahren müssten also vorliegen. d) Der Titel ist präzise und spezifisch formuliert. Fraglich wäre nur, in welchem Land die Untersuchung vollzogen wird, z. B. „wie deutsche Fachhochschulen ihre Mas‐ terstudiengänge im Bereich Kommunikation bewerben“. Zur Forschungsrelevanz 216 Lösungshinweise <?page no="217"?> wäre zu prüfen, ob eine ähnliche Untersuchung bereits besteht. Im Rahmen der Operationalisierbarkeit wäre zu bestimmen, ob die für die Studie erforderlichen Materialien zu beschaffen sind. Aufgabe 2: Zu a) Sicher ist eine anfängliche Loslösung von Ordnung unbedingt notwendig, aber dabei muss in den folgenden Analyse-Schritten konzentriert und systematisch vorgegangen werden. Die Ideen müssen schließlich gebündelt, sortiert und ausgewertet werden. Zu b) Das einzelne Individuum hat einen entscheidenden Anteil am Output, das ist unzweifelhaft. Kreativitätstechniken stellen jedoch wichtige Hilfsmittel beim Ideengewinnungsvorgang dar. Eine kreative Veranlagung kann noch weiter gefördert werden, um gelungene Ideen zu produzieren. Aufgabe 3: Die Methode ist eher für die Beurteilung von Themen zu nutzen, da sie hilft, die derzeitige Situation und damit die Bedingungen für eine Themenbearbeitung zu erfassen. Mit dieser einfachen und flexiblen Methode können die eigenen Stärken und Schwächen analysiert werden. Es wird die Frage beantwortet: „Welche Stärken und Schwächen bringe ich für die Bearbeitung des Themas ein? “ Zudem werden externe Chancen betrachtet, welche die Handlungsfelder bei der Themenbearbeitung fördern bzw. einschränken könnten. Aufgabe 4: Das Thema wirkt sehr allgemein gehalten. Aus dem Grunde erscheint es sehr un‐ wahrscheinlich, dass noch kein „Grundlagenwerk“ zu der Thematik existiert. Nach einer kurzen Suche in einem Rechercheportal einer Hochschulbibliothek lassen sich mehr als 30 Werke zum Themengebiet identifizieren. Vermutlich wäre es keine große wissenschaftliche Leistung, aus den bestehenden Werken ein neues zu kreieren. Zudem wäre der Umfang der Arbeit aufgrund des allgemeinen Themas sehr groß. Studierende sollten sich daher einem weniger erforschten Teilgebiet zu „Social Media“ widmen und eine konkrete Forschungsfrage ableiten. Lösungshinweise zu Kapitel 4: Themenfindung 217 <?page no="218"?> Lösungshinweise zu Kapitel 5: Wissenschaft Recherchieren Lösungshinweise zu den Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Die Wissenschaftlichkeit ist in diesem Fall nicht gewährleistet, da kein Rückgriff auf wissenschaftliche Fachliteratur erfolgt. Zudem wird der Artikel in einer Tageszeitung veröffentlicht. Aufgabe 2: Richtig ist folgende Antwort: Bei der Literaturrecherche werden die Literaturverzeich‐ nisse anderer Arbeiten analysiert und daraus themenrelevante Literatur analysiert. Aufgabe 3: Sie werden finden „Wirtschaftliche Niederlagen großer Aktienkonzerne“. Aufgabe 4: Zu a) Stadtbibliotheken haben eher einen öffentlichen Bildungsauftrag. Sicher wer‐ den sich an diesem Ort einige relevante Treffer ergeben. In einer Universitätsbi‐ bliothek und deren Katalog werden jedoch weit mehr wissenschaftliche Quellen zu finden sein. Zu b) Wenn die ältere Schwester Fachfrau (z. B. Mitarbeiterin an einem Lehrstuhl zur Geschichte oder VWL) in der Thematik ist, handelt es sich um eine gute Hilfe. Sie könnte Ihnen einige Quellen oder auch die besten Recherchemöglichkeiten nennen. Falls Sie keine Fachfrau ist, aber eine wissenschaftliche Ausbildung absolviert hat, kann sie immerhin bei der Recherche helfen. In anderen Fällen wird die Ansprache in der Regel weniger positive Effekt haben. Zu c) Wikipedia ist sicher geeignet, um einen Überblick zum Begriff zu gewinnen. Hier findet sich auch oft eine Reihe von Literaturhinweisen. Aktuell ist speziell zu der anvisierten Thematik die angegebene Literaturbasis allerdings eher beschränkt. Zu d) Mit dieser Recherchemaßnahme erzielen sie sehr viele Treffer, die weit weg von dem Forschungsthema sein können. Für einen Einblick in den Sachverhalt kön‐ nen sich allerdings auch gute, wissenschaftliche Quellen identifizieren lassen. Viele weitere, wie wissenschaftliche Fachartikel, bleiben jedoch verborgen. Die Suche in einem Katalog einer Hochschulbibliothek und einer wissenschaftlichen Fachdatenbank ist zwingend anzuraten. Zu e) Die Literaturrecherche mit ChatGPT führt in vielen Fällen zu fehlerhaften Quellenangaben. Quellen werden ganz einfach frei erfunden und sind somit für die wissenschaftliche Arbeit nicht verwendbar. Dennoch kann CatGPT bei der Bereitstellung einer grundlegenden thematischen Literaturübersicht zu einem 218 Lösungshinweise <?page no="219"?> bestimmten Thema hilfreich sein, für deren Ergänzung und Bearbeitung aber zur Zeit menschliche Autoren und Autorinnen erforderlich sind. Lösungshinweise zu Kapitel 6: Wissenschaftliches Lesen Lösungshinweise zu den Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Klaus sollte sich um eine bessere Quellenverwaltung bemühen. Dazu gehört es, die Texte mit Hilfe eines Literaturverwaltungsprogramms zu erfassen. Das Literaturma‐ nagement mag bei einer Seminar- oder Hausarbeit noch auf die beschriebene Art und Weise zu erledigen sein, doch bei einer Masterarbeit ist viel Literatur zu verwalten. Dazu gehört auch die Eingabe von Zitaten oder der Standort der Quellen. Mit dieser Datenmenge umzugehen, könnte für den Studierenden zu einem späteren Zeitpunkt problematisch werden. Aufgabe 2: Zentrales Merkmal von PQ4R ist das Generieren und Beantworten von Fragen zum Text als Voraussetzung für das Textverständnis. Nach einer kurzen Vorprüfung des Textes wird bereits in einer frühen Phase mit der Fragenkonstruktion begonnen. Dies ist ein besonderes Element, da Texte in traditioneller Hinsicht markiert und zusammengefasst werden. Eigene Fragen zur Beantwortung mit Hilfe des Textes zu stellen, ist eher unüblich. Aufgabe 3: Speed Reading wäre einzusetzen. Aufgabe 4: Ein KI-basierter Chatbot bietet Studierenden Unterstützung beim Lesen und Verarbei‐ ten wissenschaftlicher Texte, indem er unter anderem Zusammenfassungen erstellt, die Hauptpunkte und Schlussfolgerungen des Textes hervorhebt, komplexe Konzepte verständlich paraphrasiert und spezifische Fragen zum Textinhalt beantwortet. Lösungshinweise zu Kapitel 7: Wissenschaftliches Schreiben Lösungshinweise zu den Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Erstens findet sich im Text keine einheitliche Zitierweise, einmal wird z. B. ein S. vor die Seitenzahl geschrieben, im anderen Fall nicht. Zweitens sollte von Schierenbeck ein direktes Zitat sein, ist aber nicht in Anführungszeichen. Genauso kann der Bearbeiter Lösungshinweise zu Kapitel 6: Wissenschaftliches Lesen 219 <?page no="220"?> einfach das „vgl.“ vergessen haben. Drittens verhält es sich bei der Zitation von Voss genau umgekehrt. Wenn es ein direktes Zitat ist, wäre es auch sehr ungewöhnlich, wenn dieses über mehrere Seiten ginge (beachte: ff.). Aufgabe 2: a) Der Satz ist klar im Hauptteil der wissenschaftlichen Arbeit angesiedelt. Die Pro‐ bandengruppe wird beschrieben, womit die Grundlagen der Erhebung dargestellt sind. b) Hier erfolgen eine Zusammenfassung und ein Ausblick. Aus diesem Grund kann dieser Teil nur im Schlussteil der Arbeit seinen Standort besitzen. c) In diesem Teil wird der weitere Verlauf des Aufsatzes beschrieben, d. h. die Vorgehensweise. Dies ist bezeichnend für den Einleitungsteil einer Arbeit. d) In diesem Fall wird eindeutig der Stand der Forschung erläutert. Dies ist klas‐ sisch für den theoretischen Teil einer wissenschaftlichen Arbeit. Eben dieser ist Bestandteil des Hauptteils. Aufgabe 3: Es ist keine Einheitlichkeit vorhanden. Eine grundlegende Struktur aus Autorenschaft, Jahresangabe, Titel wurde allerdings eingehalten. Es mangelt jedoch in der Feinab‐ stimmung: Einmal wird etwa die Jahresangabe in Klammern gesetzt, im anderen Fall nicht. Danach erfolgt bei der ersten Quelle ein Doppelpunkt, danach jeweils ein Punkt. Nach der Titelangabe erfolgt einmal ein Komma in den anderen Fällen ein Punkt. Zwei Quellenbezeichnungen enden mit einem Punkt, eine nicht. Je nach Vorgaben des Lehrstuhls wäre das Verzeichnis zu verbessern. Eine mögliche Lösung wäre: Dennis, M. (1998): A Practical Guide to Enrollment and Retention Management in Higher Education. London: Bergin & Garvey Diller, H. (1994): State of the Art: Kundenmanagement. Arbeitspapier Nr. 30, Nürn‐ berg: Universität Nürnberg-Erlangen Dwyer, F. R.; Schurr, P. H. & Oh, S. (1987): Developing Buyer-Seller Relationships. In: Journal of Marketing, Vol. 51, S.-11-27 Aufgabe 4: Korrekt ist folgende Aussage: „Die Zitatangabe findet direkt nach dem Zitat in Klammern“. Aufgabe 5: 1 Einleitung (keinen Punkt) - 1.1 Problemhintergrund (keinen Punkt) - 1.2 Vorgehensweise (nur 1.1, wenn auch 1.2) 2 Wissenschaftliches Arbeiten (keinen Punkt) 220 Lösungshinweise <?page no="221"?> 2.1 Arbeitsort (keinen Punkt) - - 2.1.1 Bibliotheksbenutzung (Rechtschreibfehler, nummerische Gliederung) - - 2.1.2 Hochschule (nummerische Gliederung) - 2.2 Arbeitsmittel (keinen Punkt) - - 2.2.1 PC oder Notebook (nummerische Gliederung) - - 2.2.2 Zeichenblock (falsch zugeordnet, Gliederungsebene falsch) Aufgabe 6: Etc. passt nicht, denn die verwendeten Abkürzungen müssen nur dann im Abkürzungs‐ verzeichnis erläutert werden, sie nicht allgemeinsprachlich bekannt sind, d. h. die nicht im Duden stehen. Aufgabe 7: 1) Vermutlich im Theorieteil, da hier ein theoretischer Hintergrund erläutert wird. 2) Der Text wirkt sehr umgangssprachlich geschrieben. Es ist nicht nötig, die „Wir-Form“ zu verwenden („Für beide dieser Sachverhalte brauchen wir dasselbe Wort, nämlich Glück.“). Auch Formulierungen wie „unter die Lupe nehmen“ sind in wissenschaftlichen Arbeiten eher unüblich. 3) Der Studierende kann sich an den Schreibstil des Autors „von Hirschhausen“ angepasst haben. Dessen Bücher sind nach meiner Ansicht zwar sehr lesenswert, aber nicht unbedingt an ein wissenschaftliches Fachpublikum gerichtet. Ferner könnte es sein, dass sich der Studierende allgemein nur unzureichend mit wissenschaftlicher Fachliteratur auseinandergesetzt hat. 4) Der kleine Textauszug lässt bereits größere Mängel im wissenschaftlichen Stil erkennen. Um den Schreibstil zu perfektionieren, ist das Lesen bestehender wissenschaftlicher Werke sehr nützlich, z. B. Master- oder Doktorarbeiten aus dem Studienfachgebiet. Einige zweckmäßige Formulierungen können dabei aus dem jeweiligen Text herausgeschrieben werden. Auch der Austausch mit anderen Studierenden könnte wertvoll sein, z. B. durch gegenseitiges „Kontrolllesen“. Bei großer Unsicherheit kann auch Rücksprache mit dem Betreuer einer wissen‐ schaftlichen Arbeit gesucht werden. Falls an der Hochschule ein „Schreibcenter“ besteht, könnte auch das dortige Angebot wertvolle Hilfe leisten. Aufgabe 8: Aussage 1: „Direkte Zitate sollten in wissenschaftlichen Arbeiten möglichst umfang‐ reich eingesetzt und breit gestreut werden.“ Beurteilung: Diese Aussage ist auf wissenschaftliche Arbeiten nicht anwendbar und unzweckmäßig. Direkte Zitate sollten vielmehr selten und so gezielt wie möglich eingesetzt werden, z. B. wenn wichtige Kernaussagen oder Definitionen treffend Lösungshinweise zu Kapitel 7: Wissenschaftliches Schreiben 221 <?page no="222"?> darzustellen sind. Der getreue Wortlaut, der durch ein wörtliches Zitat ausgedrückt wird, sollte also sehr wertvoll für die Arbeit sein. Aussage 2: „Dies zeigt, dass der Autor oder die Autorin viel gelesen hat.“ Beurteilung: Diese Aussage ist richtig, aber unzweckmäßig. Ein Aneinanderreihen von direkten Zitaten drückt nur eine eingeschränkte Eigenleistung der Studierenden aus. Zudem kann durch eine direkte Übernahme aus einem fremden Text der Eindruck entstehen, dass die Informationen nicht ausreichend verstanden wurden, um sie verknüpft in die eigenen Überlegungen einzubauen. Das Handeln könnte ferner den Anschein einer intendierten Arbeitsersparnis vermitteln. Aufgabe 9: Nicht geschlechtsneutral: „Jeder sollte einen Nachweis erbringen“ Besser wäre: „Jede Person sollte einen Nachweis erbringen“ oder „Alle Mitarbeitenden sollten einen Nachweis erbringen“ oder „Sämtliche Studierende sollten einen Nachweis erbringen“ Nicht geschlechtsneutral: „Der Auszubildende hat folgende Aufgabe“ Besser wäre: „Lernende haben folgende Aufgabe“ oder „Auszubildende haben folgende Aufgabe“ Lösungshinweise zu Kapitel 8: Wissenschaft Präsentieren Lösungshinweise zu den Kontrollaufgaben Aufgabe 1: In einem Vortrag sollten aussagekräftige Abbildungen gezeigt und erklärt werden. Eine solche Aussagekraft ist dieser Abbildung nur schwerlich zu attestieren. Vielmehr handelt es sich um einen Sachverhalt, der kurz verbal erwähnt werden kann. Falls man beim Zielpublikum allerdings Betroffenheit erzeugen will, könnte ein Zeigen dieser Abbildung durchaus angemessen sein. Es ist zu beachten, dass die Quellenbezeichnung fehlt (wenn es sich um eine eigene Erhebung gehandelt hat, reicht eine kurze verbale Andeutung darauf). Zudem müssten die Farbkontraste geprüft werden, eine unlesbare Grafik stimmt das Publikum unzufrieden. Die zweifache 0 %-Angabe erscheint sinnlos. 222 Lösungshinweise <?page no="223"?> Aufgabe 2: 100% Einleitung Schluss Zeit In den „Tiefphasen“ können eine Reihe von Alternativen genutzt werden, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu aktivieren, z. B.: • Zuschauende brauchen immer wieder einen Hinweis, in welchem Teil des Vortrags sie sich zur Zeit befinden und wie alles verbunden ist. Deshalb sollte auf die Gliederung - speziell bei längeren Vorträgen - immer wieder Bezug genommen werden. Dies steigert die Aufmerksamkeit. • Der Einsatz von rhetorische Verstärkern wie „Stellen sie sich vor, …“ oder „das Entscheidende ist.“ kann die Zuhörer aktivieren. • Zuhörende in den Vortrag einzubeziehen weckt viel Aufmerksamkeit. Entweder durch aktive Ansprache oder durch aktuelle Beispiele aus ihrem eigenem Le‐ bensumfeld. Zuschauenden kann erklärt werden, warum die Forschung für sie besonders relevant ist. • PowerPoint bietet ausgezeichnete Möglichkeiten für Animation. Diese sollten genutzt werden, wobei dieser Einsatz nicht als Übertrieben wirken darf. Aufgabe 3: Lediglich zwei Aussagen kann man nicht uneingeschränkt teilen: a) Folien / -schreiber stellen nicht die beste ökologische Lösung dar. b) Nebengeräusche können durchaus infolge des Luftfilters des OHP vorhanden sein. Meist stören diese nicht. Dies variiert jedoch mit dem Alter und Zustand des Gerätes. Aufgabe 4: Diskussionspunkte wären: Die Aussage kann man sicher teilen. Gut gestaltete Power‐ Point-Vorträge können eine ausgezeichnete Struktur in einen Vortrag bringen. Auch Kerninformationen können sicher ausgezeichnet herausgestellt werden. Edward Tufte Lösungshinweise zu Kapitel 8: Wissenschaft Präsentieren 223 <?page no="224"?> (2006) kritisiert in diesem Zusammenhang aber, dass Informationen in ihrer ganzen Breite und mit allen relevanten Einzelheiten nicht präsentiert werden können. Die standartmäßige PowerPoint-Seite beinhaltet Tufte zufolge durchschnittlich nur noch vierzig Worte. Komplexe Sachverhalte werden deswegen auf vielen einzelnen Seiten vermittelt, was dem Publikum das Verstehen stark erschwert. Fraglich ist also, ob die Kerninformationen den Zuhörern noch sinnvoll vermittelt werden können. Dies schwankt sicher auch mit dem Fachgebiet. Naturwissenschaftliche Zusammenhänge etwa, die im Team erarbeitet werden sollten, eignen sich wahrscheinlich weniger für einen PowerPoint-Vortrag. Aufgabe 5: Die Aussage ist ein Zeichen für eine ausgesprochen schlechte Vorbereitung und zugleich eine Unfähigkeitsbekundung. Der Versuch Mitleid zu erzeugen, ist kein guter Ratgeber. Beim Zuhörer werden vielmehr von Beginn an negative Emotionen geweckt. Wenn die Vorbereitungszeit wirklich aus gesundheitlichen Gründen enorm eingeschränkt war, sollte man den Vortrag vermeiden und sich ein solches Misserfolgs‐ erlebnis ersparen. Falls der Dozent trotz Krankheit zu einem Vortrag rät, kann er ein paar lobende (oder auch entschuldigende) Worte am Ende des Vortrages formulieren. Der Vortragende sollte jedoch auch in diesem Fall positiv an die Präsentation heran‐ gehen und das Beste aus der Situation machen - und dazu sind Entschuldigungen in jedem Fall hinderlich. 224 Lösungshinweise <?page no="225"?> Gesamtliteraturverzeichnis Agnoli, F., Wicherts, J., Veldkamp, C., Albiero, P., & Cubelli, R. (2017): Questionable research practices among Italian research psychologists. In: PloS one, Vol. 12, Heft 3, o. S. DOI: 10.1371/ journal.pone.0172792 Anderson, J. (2013): Kognitive Psychologie. 7. Auflage, Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag Becker, H. 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Buchbesprechungen-102 C-Aufgaben-58 Chatbot-12, 18, 80, 115 ChatGPT-12, 62f., 86 Chicago Regel-121 Chicago Style-121 Citavi-113 Closed-Circle-System-102 Curlie-92 Datenschutz-139 Datensparsamkeit-139 D-Aufgaben-58 Deep Learning-44 DeepL Write-62 Definitionen-147 Delphi-Methode-103 Deskilling-18 Digitale Bibliotheken-17 Digitalisierung-85 DigiZeitschriften-89 Direkte Zitate-120 Diskussionspartner-126 Disposition-52 Disputation-170 Dissertation-20 Doktorarbeit-20 Doktormutter-21 Doktorvater-21 Doppelblindgutachten-99 double-blind review-99 Dropbox-196 EBSCO - Electronic Journals Service-89 EconBiz-92 Ehrenwörtliche Erklärung-158 Einleitung-146 Eisenhower-Prinzip-57 Elektronische Volltextausgaben-91 Empirische Arbeit-22 Endnoten-128 Entspannung-176 Erfahrungsobjekte-27 Erkenntnisobjekte-27 Ertragsgesetz-36 Ethikkommission-32 Ethisch-32 Europäische Datenschutz-Grundverordnung-139 <?page no="230"?> Experiment-42 Exposee-58 Facebook-Umfragen-43 Fachzeitschriften-87, 97 Falsifizierbarkeit-34 Fehlbarkeitstheorie-34 Feldexperiment-42 Fernseh- und Hörfunkbeiträge-156 Fishbone-Analyse-76 Flashcards-45 Flipchart-178 Focal Points-26 Focus Groups-39 Forschungsfrage-65 Forschungshypothese-36 Forschungsmethoden-40 Forschungstechniken-40 Fragwürdige Forschungspraktiken-31 FreeMind-79 Fußnoten-128 Gendersensible Sprache-132 Generative KI-Modelle-119 Geschlechtergerechtes Schreiben-132 Ghostwriting-134, 138 Gliederung-139 Glossar-150 Google Scholar-92 Grammarly-62f., 137 Gruppensemesterarbeiten-195 Handapparat-87 HARKing-31 Harvard Regel-122 Harvard Style-121 Hauptteil-146 Hausarbeit-19 Herausgeberwerke-152 H-Soz-Kult-102 Hypothese-34, 36 Ideenquellen-68 Indexsuche (browse)-94 Indirekte Zitate-121 Inhaltsverzeichnis-142 Internetquellen-123 Internet-Suchmaschinen-91 Internet-Zitierweise-123 Interviewplanung-60 Ishikawa-Analyse-76 Journal-153 Journal Impact Factor ( JIF)-98 JSTOR-85, 89 Karlsruher Virtueller Katalog (KVK)-88 Karteikarten-113, 181 Keyword Search-93 KI-Modelle-119 Kiss Plus-173 Konferenz-170 Konstruktivismus-26 Korrekturlesen-61 Korrekturpads-179 Künstliche Intelligenz-11, 18, 62, 80, 86, 103, 114 Kursorisches Lesen-95, 108 Kurzlink-154f. Laborexperiment-42 Lampenfieber-176 Leitfadeninterview-39 Lektorat-62 Lesearten-108 Leseverhalten-175 Leximancer-12, 44 LinkedIn-86 Literatur-150 Literaturarbeit-21 Literaturauswahl-96 Literaturdatenbanken-89 Literaturrecherche-86f. Literatursammlung-150 230 Register <?page no="231"?> Literaturverzeichnis-150 Management Summary-141 Manipulation-30 Maschinelles Lernen-43 Masterarbeit-20 Medienauswahl-177 Meilensteine-54, 60, 196 Mendeley-114 Mind-Mapping-78f. Monographien-87, 152 Nachkontrolle-56 Nachspann-149 Namedropping-174 Narratives Interview-39 Natural Language Processing-44 Neuroflash-137 Nummerische Gliederung-142 Online-Datenbanken-17 Open Access-86 Operationalisierbar-81 Originalität-82 Overheadprojektor-182 Pausen-55 Peer Review-21, 170 Peer-Review-Prozess-99 Pinnwand-181 Plagiat-18, 49, 62, 127, 134-137 Plagiat-Checker-137 Plagiatsjäger-137 Poster-Präsentation-189 Postersessions-189 PowerPoint Vorträge-184 PQ4R-Methode-109 Präsentationsart-166 Präsentationsaufbau-187 Präsentationsvorbereitung-171 Präsenzbibliothek-87 Praxisarbeit-22 Primäranalyse-18 Print-to-Order-Verfahren-96 Prioritätenliste-57 Proben-176 Projektarbeit-20 Promotion-21 Prompt-80, 160 Prüfungsprozess-99 Psychologische Blockaden-67 Publikumszeitschriften-97 Pufferzeit-54 Qualitative Forschung-38 Quantitative Befragung-40 Quellenbeschaffung-104 Quellenbewertung-95 Quellensuche-87 Quellenverwaltungsprogramme-103, 113 Quellenverzeichnis-150, 157 questionable research practices-31 Rechercheprotokoll-103 Redemanuskript-166 Redlichkeit-134 ResearchGate,-86 Rezensionen-102 Rhetorische Verstärker-175 Sammelwerke-87, 152 Satzlänge-128 Schlussteil-148 Scholarcy-44 Schreibblockaden-159f. Schreibbüro-160 Schreibzentrum-160 Science Slam-170f. Scribbr-62, 137 Sekundäranalyse-18 Selbstständig erschienene Literatur-87 Selektives Lesen-109 Seminararbeit-19 SMART-Regel-51 Register 231 <?page no="232"?> Social-Media-Quellen-155 Social-Media-Umfragen-43 Socialnet-102 Soziologische Blockaden-67 Speed Reading-108 SSCI - Social Sciences Citation Index-90 SSPS-Vorgehensweise-74 Statista-101, 124 Statistical Sampling-39 Stattys-179 Stichwortmanuskript-168 Stichwortsuche-93 Störungen-60 Studienarbeit-19 Studierendes Lesen-109 Subito-105 Summary-141 SWOT-Analyse-75 Tabellen-133 Tabellenverzeichnis-145 Tafel-178 Tagelslichtprojektor-183 Tagesrhythmus-56 Taylor & Francis - an informa business-90 Textkennzeichnungen-112 Themenfindung-65 theoretical sampling-39 Theorie-36 Theoriearbeit-22 Thesauri-94 Titelblatt-140 Transparenz-29 Trunkierung-93 Turnitin-18, 136f. Twitter-43, 86, 124f., 155 Typo-Test-62 Umgangssprache-129 Unselbstständig erschienene Literatur-87 Upskilling-18 URL-Shortener-154 Verbundkatalog-88 Videoquellen-156 Videos-126 Visualizer-183 Vorspann-140 Vortragssituation-173 Vorwort-144 Wahrheit-27 Walt-Disney-Methode-74 Werturteil-37 Whiteboard-178 Wikimindmap-70 Wikipedia-100 Wildcards-93 Wiso-90 Wissenschaft-27 Wissenschaftliche Fachzeitschriften-97 Wissenschaftliche Konvention-28 Wissenschaftliches Arbeiten-15 Wissenschaftliches Schreiben-117 Wissenschafts-Blogs-71 X-43, 86, 124f., 155 YouTube-157, 159 Zeitfresser-50 Zeitlimit-175 Zeitmanagement-49 Zeitschriftenaufsätze-21 Zeitungen-97 Zielgruppenplanung-172 Zitatarten-120 Zitate-118 Zitation-157 Zitationsfehler-127 Zitierkartelle-120 Zotero-103, 113 Zusammenfassung-115 Zweckbindung-139 232 Register <?page no="233"?> Abbildungsverzeichnis Abb. 1.1: Von der Idee zur wissenschaftlichen Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Abb. 1.2: Arten von wissenschaftlichen Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Abb. 1.3: Typen von wissenschaftlichen Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Abb. 2.1: Schranke zur absoluten Wahrheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Abb. 2.2: Merkmale einer Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Abb. 2.3: Ansprüche an Wissenschaftlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Abb. 2.4: Zusammenhang zwischen Hypothese, Gesetz und Theorie . . . . 37 Abb. 2.5: Prozess einer quantitativen Studie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Abb. 2.6: Methoden quantitativer Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Abb. 2.7: Beispiele für mündliche und schriftliche Befragung . . . . . . . . . . 41 Abb. 2.8: Abhängigkeit der Scheidungen vom Heiratsalter . . . . . . . . . . . . 46 Abb. 3.1: Zeitfresser von Studierenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Abb. 3.2: Struktur der ALPEN-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Abb. 3.3: Einfacher Zeitplan für eine Literaturarbeit in einem Seminar . . 54 Abb. 3.4: Leistungsvermögen im Tagesrhythmus eines Menschen. . . . . . . 56 Abb. 3.5: Vorgehensweise beim Eisenhower-Prinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Abb. 4.1: Ablauf der Themenfindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 Abb. 4.2: Themenquellen für die wissenschaftliche Arbeit . . . . . . . . . . . . . 68 Abb. 4.3: Wikimindmap zum Begriff „Stalking“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 Abb. 4.4: Deutsche Version des globalen Portals „Science Blogs“. . . . . . . . 72 Abb. 4.5: Ablauf der Walt-Disney-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Abb. 4.6: Fishbone-Abbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Abb. 4.7: Entwicklung der Fishbone-Abbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Abb. 4.8: Zentrales Thema platzieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 Abb. 4.9: Äste bilden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 Abb. 4.10: Ansprüche an die Themenfindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Abb. 5.1: Suchhifen bei der Quellenrecherche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 Abb. 5.2: Stichwortsuche bei opac. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 Abb. 5.3: Verfahren der Quellenbewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Abb. 6.1: Darstellung unterschiedlicher Lesearten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 Abb. 6.2: Alternativen zur Festhaltung des Gelesenen . . . . . . . . . . . . . . . . 111 Abb. 7.1: Gestaltungskriterien für wissenschaftliche Texte . . . . . . . . . . . . 118 Abb. 7.2: Arten von Zitaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 Abb. 7.3: Verständlichkeit von wissenschaftlichen Sätzen . . . . . . . . . . . . . 129 Abb. 7.4: Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 Abb. 7.5: Grundelemente des Titelblattes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 Abb. 7.6: Summary-Elemente auf einen Blick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 Abb. 7.7: Aufbau des Textteils . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 Abb. 7.8: Elemente des Nachspanns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 <?page no="234"?> Abb. 8.1: Alternativen der Vortragsgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 Abb. 8.2: Präsentationsorte und -anlässe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 Abb. 8.3: Planungspunkte einer Präsentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 Abb. 8.4: Die Kiss Plus-Formel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 Abb. 8.5: Aufmerksamkeitsgrad während einer Präsentation . . . . . . . . . . . 174 Abb. 8.6: Auswahl der Präsentationsmedien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178 Abb. 8.7: Kartenauswahl für eine Pinnwand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182 Abb. 8.8: Gliederung einer Präsentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 Abb. 9.1: Ansprüche an Mitglieder in der Gruppensemesterarbeit . . . . . . 196 Abb. 9.2: Zentrale Probleme bei wissenschaftlichen Arbeiten . . . . . . . . . . 199 234 Abbildungsverzeichnis <?page no="235"?> Tabellenverzeichnis Tab. 2.1: Unterscheidung von Alltags- und wissenschaftlichem Wissen . . . . 33 Tab. 2.2: Klassifizierung unterschiedlicher Beobachtungsformen . . . . . . . . . 41 Tab. 2.3: Gegenüberstellung von qualitativer und quantitativer Forschung . 43 Tab. 3.1: Liste zur Identifikation und Beseitigung von Zeitfressern: . . . . . . . 50 Tab. 3.2: Vorgeschlagene Pausen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Tab. 3.3: Prioritätenliste als Matrix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Tab. 4.1: Arten von Forschungsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 Tab. 4.2: Soziologische und psychologische Blockaden bei der Themenfindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 Tab. 4.3: Erfassung von Anregungen aus Lehrveranstaltungen . . . . . . . . . . . 70 Tab. 4.4: SSPS-Vorgehensweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 Tab. 4.5: Rollen bei der Walt-Disney-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Tab. 4.6: SWOT-Analyse zum Thema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 Tab. 4.7: Mögliche Fragen zur Themenprüfung bei den einzelnen Gräten . . 78 Tab. 5.1: Wichtige Begriffe zur Literaturrecherche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 Tab. 5.2: Literaturdatenbanken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Tab. 5.3: Boolesche Operatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 Tab. 5.4: Checkliste für die Auswahl wissenschaftlicher Quellen . . . . . . . . . . 96 Tab. 5.5: Grad der Wissenschaftlichkeit unterschiedlicher Zeitschriften . . . 97 Tab. 5.6: Checkliste für Internet-Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 Tab. 5.7: Vergleich zwischen Wikipedia und einem Wörterbuch . . . . . . . . . 101 Tab. 5.8: Auszug aus einem klassischen Rechercheprotokoll . . . . . . . . . . . . . 104 Tab. 6.1: Schritte der PQ4R-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 Tab. 6.2: Vergleich der Lesearten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 Tab. 6.3: Zeichen zur schnellen Identifikation besonderer Textpassagen . . . 112 Tab. 6.4: Pro und Contra verschiedener Erfassungsalternativen . . . . . . . . . . 115 Tab. 7.1: Beispiel für eine Kennzeichnung von genutzter KI . . . . . . . . . . . . . . 127 Tab. 7.2: Wissenschaftliche Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 Tab. 7.3: Gebräuchliche Symbole in Tabellen und Abbildungen . . . . . . . . . . . 134 Tab. 7.4: Numerische Gliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 Tab. 7.5: Beispiel für ein Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 Tab. 7.6: Beispiel für ein Abkürzungsverzeichnis (Auszug) . . . . . . . . . . . . . . . 150 Tab. 7.7: Gängige Abkürzungen im Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 Tab. 7.8: Verbindung von Zitat und Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . 158 Tab. 8.1: Vorteile eines ausformulierten und eines Stichwortmanuskripts . . 169 Tab. 8.2: Kategorien der „Muss-Soll-Kann-Methode“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 Tab. 8.3: Ängste vor Präsentationen und mögliche Lösungen . . . . . . . . . . . . 177 Tab. 8.4: Präsentationsmedium Tafel oder Whiteboard . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178 Tab. 8.5: Präsentationsmedium Flipchart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 <?page no="236"?> Tab. 8.6: Präsentationsmedium Pinnwand und Karten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 Tab. 8.7: Einsatzmöglichkeiten von unterschiedlichen Kartenformen . . . . . . 181 Tab. 8.8: Präsentationsmedium Overheadprojektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182 Tab. 8.9: Präsentationsmedium Visualizer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 Tab. 8.10: Präsentationsmedium ppt und Beamer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 Tab. 8.11: Checkliste für technische Fragen bei Beamer-Präsentationen . . . . 185 Tab. 8.12: Prüfkriterien zur Verbesserung der Präsentationskompetenz . . . . . 190 Tab. 9.1: Checkliste für Formalia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 Tab. 9.2: Checkliste für Textgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 Tab. 9.3: Checkliste für das Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 Tab. 9.4: Checkliste für Vortrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 Tab. 9.5: Sammlung von Anregungen des Betreuers der wissenschaftlichen Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 236 Tabellenverzeichnis <?page no="237"?> Wissenschaftliches Arbeiten 9. A. Voss Wissenschaftlich arbeiten - wie geht das eigentlich in Zeiten von Wikipedia und KI? Diese zentrale Frage stellen sich Studierende mindestens einmal während ihres Studiums. Rödiger Voss geht auf die Herausforderungen ein, die sich vor, während und nach einer wissenschaftlichen Arbeit ergeben. Dazu zählen die Themenfindung, das Zeitmanagement, die Recherche, die Zitierweise, die Lese- und Schreibtechniken sowie die inhaltliche und formale Gestaltung von wissenschaftlichen Arbeiten. Durch aktuelle Beispiele, Tabellen und Merkhilfen vermittelt der Autor alles Wissenswerte und bietet einen leicht verständlichen Leitfaden. Auf den richtigen Umgang mit Künstlicher Intelligenz sowie auf das korrekte Zitieren von z. B. Wikipedia, Statista und YouTube geht er zudem ein. Das Buch, nun in der neunten Auflage, ist ein hilfreiches Musthave für Studierende der Wirtschafts-, Sozial- und Erziehungswissenschaften. Schlüsselkompetenzen ISBN 978-3-8252-8832-7 Dies ist ein utb-Band aus dem UVK Verlag. utb ist eine Kooperation von Verlagen mit einem gemeinsamen Ziel: Lehr- und Lernmedien für das erfolgreiche Studium zu veröffentlichen. utb.de QR-Code für mehr Infos und Bewertungen zu diesem Titel Mit Übungen und Lösungen Rödiger Voss Wissenschaftliches Arbeiten … leicht verständlich! 9. Auflage geht auf KÜNSTLICHE INTELLIGENZ ein 2024-06-12_8832-7_Voss_L_8447_PRINT.indd Alle Seiten 2024-06-12_8832-7_Voss_L_8447_PRINT.indd Alle Seiten 12.06.24 12: 54 12.06.24 12: 54