Vox Romanica
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0042-899X
2941-0916
Francke Verlag Tübingen
10.8357/VOX-2018-014
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Kristol De StefaniLaura Baranzini (ed.), Le futur dans les langues romanes, Bern (Peter Lang) 2017, 361 p. (Sciences pour la communication 121)
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Andreas Schorhttps://orcid.org/https://orcid.org/0000-0003-0380-5616
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268 Besprechungen - Comptes rendus Vox Romanica 77 (2018): 268-271 DOI 10.8357/ VOX-2018-014 de celui de Leonardi: il explique les enjeux, les difficultés mais surtout les résultats optimaux qu’une lexicographie de «second degré» tels que le LEI peut obtenir grâce au croisement des forces différentes. Enfin, l’article de Pagan/ De Wilde (107-16) met en garde face aux problèmes posés aux rédacteurs de dictionnaires par la philologie, notamment anglaise, qui se veut trop conservatrice ou trop interventionniste: on revient donc sur la qualité essentielle sur laquelle Tittel a insisté: la responsabilité des éditeurs et l’honnêteté nécessaire dans leur travail. Pour conclure, nous tenons à signaler que l’élément tacitement souligné par son importance est sans doute la régionalité lexicale, surtout lorsque le régionalisme représente un «facteur dynamique à l’origine d’une diffraction» (cf. F. Zufferey, «Les régionalismes dans les textes littéraires: une contribution à leur tradition manuscrite et à l’histoire culturelle», dans M. Glessgen/ D. Trotter (ed.), La régionalité lexicale du français au Moyen Âge, Strasbourg 2016: 289-300 (289)). Ce concept ressort de plusieurs contributions et pour plusieurs domaines linguistiques, pour l’ancien français (Baker), l’occitan (Perugi), l’italien (Wilhelm). Certes, pour compléter le cadre de l’entière Romania il aurait été intéressant d’écouter également la voix de l’Ibéroromania, absence regrettable dans plusieurs ouvrages récents de philologie et/ ou linguistique romanes. Comme l’éditeur Greub le souhaite au début de son introduction, «nous ne désespérons pas, cependant, de l’applicabilité de certaines de nos conclusions à d’autres domaines» (1). Un volume à venir, dont on envisage la réalisation à partir de cette étape fondatrice fondamentale, quel que soit le domaine d’étude concernant les textes médiévaux et non. Marco Robecchi https: / / orcid.org/ 0000-0002-7599-8878 ★ Laura Baranzini (ed.), Le futur dans les langues romanes, Bern (Peter Lang) 2017, 361 p. (Sciences pour la communication 121) Das Futur in den Romanischen Sprachen wird in diesem Band in 12 Beiträgen behandelt. In einem davon wird im Vergleich mit dem Italienischen außerdem das Futur im Neugriechischen untersucht. Zum formalen Aspekt des Futurs gibt es nicht viel zu sagen, denn in fast allen Hauptsprachen der Romania (Portugiesisch, Spanisch, Katalanisch, Französisch und Italienisch) ist das Futur aus einer Periphrase aus dem Infinitiv und den Formen des lateinischen Verbes habere entstanden: cantare habeo > cantarei, cantaré, cantaré, chanterai, cantarò. Im Portugiesischen kommt in der Stellung des Objektpronomens noch heute zum Vorschein, dass das sogenannt einfache Futur ursprünglich eine Periphrase war: dar-lho-ei. Auch im Spanischen habe ich (von einer ungebildeten Person) schon gehört ¿Cuándo la has de freir? [la sardina]. Hier scheint also die alte Periphrase in umgekehrter Reihenfolge noch weiterzuleben. Daneben haben einige romanische Sprachen neue Periphrasen gebildet, z. B. Französisch je vais parler oder Spanisch voy a hablar, die beide eine sogenannte «nahe Zukunft», d.h. ein Ereignis bezeichnen, dessen Anzeichen bereits in der Gegenwart erkennbar sind. Im Rumänischen sind die Formen des Futurs etwas komplizierter. Mit ihnen befasst sich V. Codita in ihrem Artikel (337-61). Die Besonderheit des Rumänischen liegt zunächst einmal darin, dass das Futur keine synthetische Form (wie z. B. spanisch cantaré) hat, sondern eine 268 271 014 269 Besprechungen - Comptes rendus Vox Romanica 77 (2018): 268-271 DOI 10.2357/ VOX-2018-014 zusammengesetzte Form geblieben ist: voi cânta. Außerdem stammt das Hilfsverb nicht vom lateinischen habere, sondern von volere ab. Damit gleicht das Rumänische den slawischen Sprachen, die das Futur auch mit der Entsprechung von volere bilden: z. B. serbisch ću učiti. Das muss nicht heißen, dass das Rumänische das Futur den slawischen Sprachen nachgebildet hat; es kann sich dabei durchaus um eine eigene Entwicklung handeln, denn es gibt romanische Mundarten, die das Futur auch so bilden. Die Nachbarschaft zur slawischen Welt hat aber vielleicht dazu beigetragen, dass diese Form sich erhalten hat. Daneben gibt es im Rumänischen noch weitere Formen des Futurs: oi cânta, o sǎ cânt, am sǎ cânt. Die rein zeitliche Funktion des Futurs besteht in der Beschreibung einer Handlung, die nach dem Sprechakt stattfindet, also auf der Zeitachse irgendwo rechts vom Zeitpunkt des Sprechakts angesiedelt ist. Daneben hat das Futur (nicht nur in den romanischen Sprachen) noch eine weitere Bedeutung erlangt: den Ausdruck der Spekulation oder der Wahrscheinlichkeit: Où est-il? Il sera en vacances. Man vergleiche dazu auch das Deutsche: Wo ist er? Er wird in den Ferien sein. Das Futur ist hier Ausdruck einer Vermutung, einer Wahrscheinlichkeit, einer Spekulation. Diese Bedeutung scheint mit der zeitlichen Funktion des Futurs zusammenzuhängen. Weil mit dieser Zeitform Handlungen in der Zukunft beschrieben werden und es nicht ganz sicher ist, ob und wie diese Handlungen stattfinden werden, hat diese Zeitform als solche etwas Spekulatives in sich. L. Baranzini und L. de Saussure lassen diese Begründung für die sogenannt epistemische Funktion des Futurs aber so nicht ganz gelten: «… il faut surtout rester attentif au fait que les énoncés forment des représentations qui ne sont pas de simples tenantlieu de ce qu’elles représentent. Autrement dit, ce qui n’est pas possible d’un point de vue métaphysique (les licornes, ou la certitude envers les évènements futurs) n’est pas pour autant impossible à représenter linguistiquement» (310). Aber auch sie leiten diese Funktion des Futurs letztlich davon ab, dass es etwas beschreibt, das noch nicht geschehen ist. Fast alle Beiträge im Buch sind denn auch dieser epistemischen Funktion gewidmet. A. Patard, W. de Mulder und N. Grabar fragen sich: «Le futur synthétique français a-t-il eu un sens intentionnel? » und kommen zum Schluss, dass die Entwicklung direkt von der Vorbestimmung zur Vorhersage, ohne Zwischenetappe über die Absicht, verlief (15-47). C. Rossari, C. Ricci und E. Siminiciuc vergleichen den modalen Gebrauch des Futurs im Französischen, Italienischen und Rumänischen (49-77). Dabei zeigen sich verschiedene Unterschiede zwischen diesen nah verwandten Sprachen. Die konzessive Funktion des Futurs etwa existiert im Italienischen (Lavorerà molto, ma guadagna poco) und im Rumänischen (O fi el de ş tept, tot cade de prost), aber nicht im Französischen. S. Azzopardi untersucht in ihrem Beitrag (79-104) die Frage «Le futur est-il un marqueur modal? » und vergleicht dazu das Französische und das Spanische. Es zeigt sich, dass in letzterer Sprache die Wahrscheinlichkeit öfter mit Futur ausgedrückt wird als im Französischen. Die Autorin führt dies darauf zurück, dass es im Französischen mit der Wendung devoir + Infinitiv (il doit être en vacances) für diesen Gebrauch eine Variante zum Futur gibt. Diese existiert zwar auch im Spanischen (debe [de] estar de vacaciones), scheint aber weniger gefestigt zu sein (mit oder ohne de), weshalb die Sprecherinnen und Sprecher das Futur bevorzugen. N. Cartagena Rondinelli untersucht in seinem posthum veröffentlichten Artikel (105-32) den Ausdruck des Futurs im Spanischen. Dabei zeigt er, wie sich die nachträglich entwickelte Konstruktion ir + a + Infinitiv neben das vom Lateinischen geerbte Futur (das ursprünglich auch eine Periphrase war) gestellt hat, ohne aller- 270 Besprechungen - Comptes rendus Vox Romanica 77 (2018): 268-271 DOI 10.8357/ VOX-2018-014 dings dessen modale Funktionen zu übernehmen. J. Martines («L’émergence des futurs épistémiques romans») zeigt, dass diese Funktion des Futurs im Katalanischen seit dem 13. Jahrhundert dokumentiert ist (133-67). In ihrem Beitrag (169-97) listet L. Baranzini neben der rein zeitlichen weitere fünf Funktionen des Futurs im Italienischen auf: «l’emploi d’atténuation» (Ti dirò que questo libro non mi è piaciuto affatto), «l’emploi polémique ou d’affirmation» (Avrò il diritto di dire no, cf. dt. Man wird doch wohl noch Nein sagen dürfen), «l’emploi miratif ou exclamatif» (Quanto sarà grande quella casa? ), «l’emploi dit ‹épistémique›» ([A quest’ora] Giovanna farà la spesa), «l’emploi concessif» (Sarà bello, ma non mi piace). Die grammatikalische, lexikale und textuelle Markierung der Zukunft in der italienischen Wirtschaftspresse untersucht J. Miecznikowski (199-232). A. Giannakidou und A. Mari öffnen die Analyse des Futurs über die romanischen Sprachen hinaus, indem sie die beurteilende Dimension des Futurs im Italienischen und im Griechischen und dabei die Rollen der Adverbien studieren (233-61). Es geht um Sätze wie Sarà forse/ probabilmente/ certamente malato. Sie kommen zu folgendem Schluss: «Nous avons proposé que dans la lecture prédictive sont présentes à la fois une dimension métaphysique, épistémique et évaluative, et que celle-ci est révélée par les adverbes. Dans les deux usages (épistémique et prédictif) les adverbes sont des modulateurs de la confiance du locuteur, ce qui semble être un ingrédient transversal aux emplois du futur, et probablement aux modalités épistémiques plus généralement» (258). R. Gnomi fügt der Liste der Funktionen des Futurs im Italienischen von L. Baranzini noch weitere an und vergleicht sie mit dem Futur im Portugiesischen (263-322): «futur impératif»: pt. Honrarás pai e m-e 1 , it. Domani gli andrai a chiedere scusa, siamo intesi? , «futur volitif»: pt. Gostariamos de ver o Sol - redarguiu Frodo -, mas também ficaremos aqui, it. Domani vincerò un terno al lotto; «futur gnomique»: pt. Na economia real, se for possível tributar um consumidor, este será sempre tributado, it. Si può dividere il Gran Casino Generale in qualunque modo si voglia, e si otterrà sempre qualcosa che qualcuno chiamerà casa; «futur historique»: pt. Posteriormente, uma segunda experiência de Tesla permitiu o estabelecimento de uma transmiss-o eléctrica … Anos mais tarde, ele será o mentor da histórica Torre Wardencliyffe, it. Il ragazzo partì all’improvviso. Tornerà solo dopo tre anni; «futur hypothétique»: it. Se verrai, ci farai piacere. Im Portugiesischen ist das Futur im Bedingungssatz nicht erlaubt, es müsste heißen Gostarei muito, se vieres (vieres = 2. Person Singular des Konjunktivs Futur); «futur de l’information rapportée»: pt. O ensino público do Português estará ameaçado no Canadá (a partir do próximo ano). Diese Funktion existiert nur im europäischen Portugiesisch; «futur déontique»: it. D’ora innanzi i trasgressori pagheranno il doppio della penale fissata in precedenza. Diese Funktion hat das Futur im Portugiesischen nicht. In beiden Sprachen hat das Futur also zwei grammatikalische Funktionen: Einerseits die zeitliche, die darin besteht, die Zukunft auszudrücken, und andererseits die epistemische, die sich aus dem Kontext ergibt. Als Spezialität des europäischen Portugiesisch kann man das «futur de l’information rapportée» bezeichnen. L. Baranzini und L. de Saussure vergleichen das Futur im Französischen und im Italienischen (305-22). Dabei kommen sie zu folgendem Schluss: «… il est possible d’envisager le 1 Ich verwende hier bewusst die Beispiele des Autors, um zu zeigen, wie er die von ihm vorgeschlagenen Funktionen des Futurs illustriert. 271 Besprechungen - Comptes rendus Vox Romanica 77 (2018): 271-282 DOI 10.2357/ VOX-2018-015 futur non temporel de l’italien comme une variante diachroniquement plus avancée par rapport au futur épistémique du français» (320). Tatsächlich hat das italienische Futur Funktionen wie der Ausdruck des Konzessiven, die es im Französischen nicht hat. Schliesslich untersucht G. J. Barceló das Futur im Okzitanischen (323-36). Dort verhält es sich meistens so, wie in der Sprache mit der die langue d’oc im engsten Kontakt steht, dem Französischen. Alle Beiträge zusammen zeigen die Vielfalt der Funktionen des Futurs in den romanischen Sprachen. Dabei sind gewisse Überschneidungen und Wiederholungen natürlich nicht zu vermeiden. Nach jedem Beitrag findet sich außerdem eine Bibliographie für Leserinnen und Leser, die sich mit einem der behandelten Aspekte vertieft auseinandersetzen wollen. Andreas Schor https: / / orcid.org/ 0000-0003-0380-5616 ★ Johannes Funk, Sprachkritik und Lexikographie. Eine vergleichende Untersuchung französischer und spanischer Wörterbücher mit dem Schwerpunkt auf den Akademiewörterbüchern, Heidelberg (Universitätsverlag Winter) 2017, ii + 220 p. (Studia Romanica 207) Die vorliegende Arbeit Sprachkritik und Lexikographie entspricht, in geringfügig veränderter Form, der 2016 eingereichten Dissertation des Autors, welche im Rahmen des Projekts «Europäische Sprachkritik Online» (ESO) der Universität Heidelberg unter der Betreuung von Sybille Große entstand (7). Ausschlaggebend für Funks Fragestellung ist das Spannungsverhältnis zwischen der einflussreichen Stellung von Wörterbüchern einerseits und dem sprachbewertenden Urteil, das von ihrem Diskurs, aber auch von ihrem Erstellungsprozess ausgehen kann. Dass weder Wörterbuchbenutzer noch -autoren solche «mitgelieferten» Werturteile bewusst wahrnehmen müssen, ändert für Funk nichts am grundsätzlichen Wirkpotential und insofern stellt sich ihm die Frage, wie Wörterbuchautoren als Sprachkritiker konkret agieren, um die Sprecherwahrnehmung innerhalb der Dichotomie richtig vs. falsch zu lenken. Dazu untersucht das Buch allgemeinsprachliche spanische und französische Wörterbücher insbesondere der Akademien. Die Hispano- und die Frankophonie scheinen für eine Fallstudie prädestiniert, da hier sowohl die traditionell gefestigte Autorität von Sprachpflege-Institutionen als auch das öffentliche Interesse an sprachlichen Debatten besonders ausgeprägt sind. Funk stellt seine Betrachtungen aus zwei quasi entgegengesetzten Blickwinkeln an, indem er die Diskursanalyse innerhalb der WB 1 (87-148) mit Untersuchungen zu den Gegebenheiten ihrer Erstellung (148-222) kombiniert. Schließlich gelangt er zu der Behauptung, dass alle WB in gewisser Hinsicht sprachkritisch seien, wobei dies dahingehend differenziert werden müsse, dass sprachkritische Wertung ein Kontinuum darstelle und es gleichzeitig unmöglich sei, jegliche Subjektivität auszuschließen (229). Um zu untersuchen, «inwiefern dem Benutzer durch die Wörterbuchautoren und besonders durch die Akademien für das Französische und Spanische ein bereits bewerteter und wertender Ausschnitt aus der Sprachwirklichkeit vorgelegt wird und woran dies festgemacht werden 1 Abkürzungsverzeichnis am Ende des Beitrags. 271 282 015
