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Tourismusatlas Deutschland

1121
2016
978-3-7398-0176-6
978-3-8676-4661-1
UVK Verlag 
Bernd Eisenstein
Rebekka Schmudde
Julian Reif
Christian Eilzer

Ausgezeichnet mit dem ITB BuchAward 2018 in der Kategorie »Touristisches Fachbuch«. Deutschland und seine Regionen sind attraktive Reiseziele. Jahr für Jahr besuchen Millionen von Touristen die deutschen Küsten, Berge und Städte. Doch welche touristische Position hat Deutschland im globalen Vergleich, wie ist das Reiseverhalten der Deutschen und wie gestaltet sich das Angebot sowie die touristische Infrastruktur? Auf genau diese Fragen geben die Experten des Instituts für Management und Tourismus (IMT) der FH Westküste Antworten. Sie nehmen den Leser mit dem Tourismusatlas mit auf eine spannende Reise durch Deutschland und decken durch zahlreiche Karten, Graphiken und neue Kennzahlen Hintergründe und Zusammenhänge auf. Darüber hinaus verraten sie auch, welche Trends und Herausforderungen sich im Deutschlandtourismus derzeit abzeichnen.

<?page no="1"?> Bernd Eisenstein | Rebekka Schmudde | Julian Reif | Christian Eilzer (Hg.) Tourismusatlas Deutschland <?page no="3"?> Bernd Eisenstein | Rebekka Schmudde | Julian Reif | Christian Eilzer (Hg.) Tourismusatlas Deutschland mit Beiträgen von Christina Amann Christian Antz Wolfgang Georg Arlt Christian Eilzer Bernd Eisenstein Sonja Göttel Eric Horster Alexander Koch Anne Köchling Manon Krüger Carola May Sylvia Müller Julian Reif Lars Rettig Rebekka Schmudde Sabrina Seeler Frank Simoneit Patricia Thaden Anja Wollesen Infografiken von Georg Scheibe UVK Verlagsgesellschaft mbH · Konstanz mit UVK/ Lucius · München <?page no="4"?> Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http: / / dnb.ddb.de> abrufbar. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2017 Lektorat: Rainer Berger Einbandgestaltung: Susanne Fuellhaas, Konstanz Gestaltung: Claudia Rupp, Stuttgart Einbandmotiv und Motiv innen: © Juergen Sack - istockphoto.de Infografiken: Georg Scheibe, Düsseldorf · www.infografik.biz Einstiegsbilder: Teil 1: © Nadalina, Teil 2: © Lammlord, Teil 3: © Luftbildhamburg, Teil 4: © Björn Wylezich, Teil 5: © mRGB, Teil 6: © Dieter Hawlan, Teil 7: © Andrey Bandurenko - fotolia.com Druck und Bindung: Pustet, Regensburg UVK Verlagsgesellschaft mbH Schützenstr. 24 · 78462 Konstanz Tel. 07531-9053-0 · Fax 07531-9053-98 www.uvk.de <?page no="5"?> Vorwort Liebe Leserinnen, liebe Leser, D as Reiseland Deutschland verfügt über ein vielfältiges touristisches Angebot und ist ein beliebtes Urlaubsland für Gäste aus dem In- und Ausland. Im Jahr 2015 verzeichneten die deutschen Reiseziele ein Rekordjahr mit 436,2 Mio. Übernachtungen und 166,8 Mio. Ankünften. 1 Damit konnte das Reiseland Deutschland die positive Entwicklung aus den Vorjahren nochmals übertreffen und weiter fortführen. Durch den Tourismus in Deutschland entsteht darüber hinaus eine Bruttowertschöpfung von 97 Mrd. Euro und mit 2,9 Mio. direkt vom Tourismus abhängigen Arbeitsplätzen ist der Tourismus ein Jobgarant; etwa 7 % aller Erwerbstätigen in Deutschland sind direkt vom Tourismus abhängig. 2 Hinsichtlich seiner Beschäftigungswirkung hat der Tourismus somit eine höhere Bedeutung als bspw. das Baugewerbe oder der Maschinenbau. 3 Doch wie gestalten sich das Angebot und die touristische Infrastruktur in Deutschland? Wie ist das Reiseverhalten der Deutschen? Welche Themenvielfalt zeigt sich im Deutschlandtourismus? Auf diese und weitere Fragen gibt der vorliegende Tourismusatlas Deutschland Antworten und beleuchtet in gebündelter Form und mit räumlichem Bezug die vielen Facetten des Tourismus in Deutschland. Der Atlas zeigt die touristischen Räume von der Küste über die Städte bis ins Gebirge, stellt Segmente und Unterkunftsarten dar und ordnet die Position Deutschlands in das weltweite touristische Geschehen ein. Auch Herausforderungen wie Digitalisierung, Saisonalität oder Barrierefreiheit, vor denen die Akteure im Deutschlandtourismus stehen, werden durch aktuelle Daten dargestellt und visualisiert. Das Spektrum des Tourismusatlas reicht von Natur-, Kultur-, Wander- oder Shoppingtourismus bis hin zu Slow Tourism, Reiten im Urlaub oder dem Besuch von Freizeitparks und Zoos. Die Bandbreite zeigt, wie vielfältig Reisende Deutschland erleben können. Kommen Sie mit auf eine spannende Reise durch Deutschland. Der Tourismusatlas zeigt Ihnen auf dieser Reise anhand vieler Beispiele, was es bedeutet und wie es bereits gelingt, einen zukunftsfähigen und qualitätsvollen Tourismus in Deutschland zu schaffen. Ihre Claudia Gilles Hauptgeschäftsführung Deutscher Tourismusverband e. V. 5 <?page no="7"?> Vorwort der Herausgeber Liebe Leserinnen, liebe Leser, W ir freuen uns, Ihnen nach umfangreicher Datenrecherche und -aufbereitung, Visualisierung und Redaktion den Tourismusatlas Deutschland präsentieren zu können. Von den Bergen bis zur Küste, in den Städten oder in den ländlichen Räumen - in ganz Deutschland werden umfangreiche Möglichkeiten geboten, um touristischen Aktivitäten nachzugehen. Für viele Kommunen und Regionen ist der Tourismus mittlerweile von großer Relevanz. Mit dem Tourismusatlas Deutschland möchte das Institut für Management und Tourismus (IMT) der Fachhochschule Westküste die hohe Bedeutung des Tourismus in Deutschland würdigen und verschiedenste Aspekte des Deutschlandtourismus in prägnanter und anschaulicher Form beleuchten. Jedes der knapp 50 ausgewählten Themen wird auf einer Doppelseite in Text und Bild behandelt. Zahlreiche Karten, Abbildungen und Tabellen erklären Sachverhalte, verdeutlichen Zusammenhänge und decken Hintergründe auf. Der Atlas kann als Kombination aus Lehrbuch, Nachschlagewerk und Fachbuch verstanden werden; er soll aber insbesondere zum Stöbern und Entdecken einladen. Im ersten Teil des Atlas wird das Reiseland Deutschland in den internationalen touristischen Kontext eingeordnet. Dabei werden zunächst die internationalen Touristenströme betrachtet und sowohl die Reisen ausländischer Gäste nach Deutschland als auch die Reisen der Deutschen ins Ausland dargestellt. Zudem wird das Image, das im Ausland mit dem Reiseziel Deutschland verbunden ist, beleuchtet. Der anschließende Teil widmet sich den Grundreiseformen; den Tages- und Übernachtungsreisen sowie den Urlaubs- und Geschäftsreisen. So werden die gesamttouristische Bedeutung der Tagesreisen verdeutlicht und die Hotspots des Übernachtungstourismus in Deutschland vorgestellt. Bezüglich des Urlaubstourismus wird der Frage nachgegangen, welche deutschen Reiseziele besonders von der inländischen Urlaubsnachfrage profitieren, und schließlich wird die hohe Bedeutung des Messe- und Kongressgeschäfts in Deutschland dargelegt. Im Mittelpunkt des dritten Teils steht der Tourismus der unterschiedlichen Raumkategorien. Die deutschen Küsten- und Gebirgsräume gelten als die beliebtesten Urlaubsgebiete in Deutschland. Die ländlichen Räume Deutschlands bieten vielfältige touristische Aktivitätsmöglichkeiten und sind oftmals Gegenentwürfe zur Schnelllebigkeit und Rationalität der postmodernen Lebensweise. Der Städtetourismus wird als Wachstumssegment beschrieben, bei welchem es mancherorts zu Überlastungserscheinungen kommt, und altindustrielle Räume dienen als Beispiele dafür, wie der Tourismus eine wesentliche Rolle im regionalen Strukturwandel spielen kann. Im nächsten Teil werden Aspekte des touristischen Angebots in Deutschland erörtert. Neben dem Thema Verkehrsträger und Reisemobilität wird der deutsche Reiseveranstalter- und Reisebüromarkt beschrieben und es wird für verschiedene Unterkunftsformen aufgezeigt, wie deren Entwicklung verlief, wie sie derzeit aufgestellt sind und welchen Herausforderungen sie aktuell begegnen. Ein Schwerpunkt des Atlas liegt auf der touristischen Themenvielfalt Deutschlands. Diesbezüglich werden in einer ganzen Reihe von Darstellungen unterschiedliche Tourismusformen, Urlaubsarten und Urlaubsaktivitäten diskutiert. Dabei finden übergeordnete Themenbereiche wie Natur- und Kulturtourismus ebenso Berücksichtigung wie spezielle Themen, bspw. der Reittourismus oder Volksfeste und Brauchtumsveranstaltungen. Die gesamte Themenpalette dieses Teils reicht dabei vom Familienurlaub über bspw. das Wandern oder den Gartentourismus bis hin zu spirituellem Tourismus und Slow Tourism sowie Gesundheits- und Wellnesstourismus. Der folgende Part beleuchtet die Wirkungen des Tourismus. Messmethoden der ökonomischen Effekte werden ebenso erörtert wie ökologische Belastungen durch den Tourismus und soziokulturelle Auswirkungen in den Reisezielen. Im abschließenden Teil greift der Tourismusatlas aktuelle und zukünftige Herausforderungen auf. Es wird sich neben der Saisonalitätsproblematik der Markenbildung von Destinationen gewidmet. Darüber hinaus werden die Aus-, Fort- und Weiterbildung im Tourismus, der barrierefreie Tourismus und die Auswirkungen des demo- 7 <?page no="8"?> grafischen Wandels behandelt. Mit den Themen Digitalisierung im Tourismus und Klimawandel und Tourismus schließt der Tourismusatlas Deutschland. Danken möchten wir in erster Linie allen Autorinnen und Autoren für die engagierte Beteiligung und dem gesamtem Tourismus-Team der FH Westküste für die Unterstützung. Ein ganz besonderer Dank geht an Hanno Kirsch, Rüdiger Günther und Thomas Haack, die es den Herausgebern ermöglicht haben, diesen Atlas auf den Weg zu bringen. Für die Unterstützung bei der Datenrecherche danken wir Pablo Torras Piqué und Nele Nienstedt. Weiterhin danken wir Georg Scheibe für seine kreativen Lösungsvorschläge in der Kartengestaltung sowie Rainer Berger für die Publikation und Endredaktion dieses Werkes. Roland Gaßner und dem Team der GfK danken wir für die Bereitstellung vielfältiger Daten zum Deutschlandtourismus sowie Claudia Gilles und dem Team des DTV für das Vorwort und die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Der Tourismusatlas Deutschland besitzt eine relativ hohe Informationsdichte und stellt eine Vielzahl von Daten bereit. All diese wurden nach bestem Wissen und Gewissen von den Herausgebern und Autoren recherchiert und zusammengetragen bzw. anhand von vorliegenden Rohdatensätzen ausgewertet (Stichtag war der 20.7.2016). Trotz eines mehrstufigen Prozesses der Datenprüfung kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich ein Fehler eingeschlichen hat. Wir freuen uns über jeden diesbezüglichen Hinweis. Die Auswahl der Themenbereiche erfolgte nach Einschätzung und Erfahrung der Herausgeber. Weder wollen, noch könnten wir Ansprüche auf Vollständigkeit oder objektive Themenauswahl erheben. Sehr gerne nehmen wir Anregungen zu weiteren Themenfeldern und zu kreativen Visualisierungsmöglichkeiten auf. Wir freuen uns, wenn der Tourismusatlas Deutschland zu einem besseren Verständnis des „Systems Deutschlandtourismus“ mit seinen Strukturen, Prozessen und Wirkungen beiträgt. Viel Freude beim Lesen, Nachschlagen und Stöbern! Heide, im August 2016 Bernd Eisenstein, Rebekka Schmudde, Julian Reif und Christian Eilzer 8 <?page no="9"?> Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Vorwort der Herausgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Teil 1: Inbound - Outbound - Internationales 1 Internationaler Tourismus Weltweite Dynamik als Rahmenbedingung für den Deutschlandtourismus Bernd Eisenstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2 Inbound-Tourismus Wachstumsmarkt für Deutschland Wolfgang Georg Arlt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 3 Deutschlands Image als Reiseziel Von Gastfreundschaft, Bergen und Bier Julian Reif und Bernd Eisenstein . . . . . . . . . . . . 18 4 Outbound-Tourismus Der Traum von der weiten Welt Sonja Göttel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Teil 2: Tage - Nächte - Reiseanlässe 5 Übernachtungstourismus Die Tourismus-Hotspots der Deutschen in der Heimat Julian Reif . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 6 Urlaubstourismus Auf der Suche nach dem Zauberort Bernd Eisenstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 7 Tagestourismus „Kurz mal raus“-Gäste lohnen sich Manon Krüger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 8 Geschäftsreisetourismus Berufliche Mobilität im Wandel Manon Krüger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Teil 3: Stadt - Land - Räume 9 Tourismus auf dem Land Sommerfrische 2.0 Carola May . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 10 Tourismus an der Küste Badetourismus made in Germany Julian Reif und Bernd Eisenstein . . . . . . . . . . . . 36 11 Tourismus im Gebirge Sommer- und Wintertourismus in den Bergen Christian Eilzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 12 Tourismus in Städten Wachstum, Wachstum, Wachstum und an die Einwohner denken Julian Reif . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 13 Tourismus in altindustriellen Räumen Auf Kumpel folgt Kultur - Chancen im Industrietourismus Anne Köchling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Teil 4: Verkehr - Veranstalter - Beherbergung 14 Verkehrsträger und Reisemobilität Unterwegs in Deutschland Rebekka Schmudde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 15 Reiseveranstalter und Reisebüros Von Großkonzernen, Nischenanbietern - und der Renaissance der Reisebüros? Christina Amann und Bernd Eisenstein . . . . . . . 48 16 Beherbergungsbetriebe In welchen Beherbergungsbetrieben findet der Deutschlandtourismus statt? Rebekka Schmudde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 17 Die klassische Hotellerie in Deutschland Mit Beständigkeit zum Erfolg Patricia Thaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 18 Ferienhäuser und -wohnungen Zuhause auf Zeit Rebekka Schmudde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 19 Campingtourismus Auf die Plätze, fertig, los! Manon Krüger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Teil 5: Themen - Arten - Aktivitäten 20 Familienurlaub Volumenstarkes Urlaubssegment mit sich wandelnden Ansprüchen Anne Köchling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 9 <?page no="10"?> 21 Naturtourismus Wachstumsmarkt Naturtourismus Christian Eilzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 22 Wandertourismus Renaissance des Wanderns in Deutschland Christian Eilzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 23 Radtourismus Auf zwei Rädern in die Zukunft! Frank Simoneit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 24 Reittourismus Das Glück der Erde im Urlaub auf dem Rücken der Pferde erleben Rebekka Schmudde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 25 Tourismus am und auf dem Wasser Jeder zweite Deutsche will im Urlaub ans Wasser Anne Köchling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 26 Golftourismus Attraktiver Nischenmarkt mit Nachwuchssorgen Anne Köchling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 27 Gartentourismus Orte der Ruhe und Gelassenheit auf Reisen Christian Antz und Rebekka Schmudde . . . . . . . 74 28 Kulturtourismus Weiteres Wachstumspotenzial! Anja Wollesen, Bernd Eisenstein und Rebekka Schmudde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 29 Volksfeste und Brauchtumsveranstaltungen Ausbruch nach Maß Carola May . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 30 Themen-, Freizeit- und Erlebnisparks und Zoologische Gärten Phantasiewelten als Besuchermagnet Patricia Thaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 31 Eventtourismus Events als Profilgeber für Städte Frank Simoneit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 32 Shoppingtourismus Shop ‘till you drop! Julian Reif . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 33 Kulinarischer Tourismus Reisen auf den Spuren kulinarischer Genüsse Anne Köchling und Sylvia Müller . . . . . . . . . . . . 86 34 Wein und Tourismus Eine Win-win-Situation Julian Reif, Bernd Eisenstein und Sabrina Seeler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 35 Slow Tourism Die (Wieder-)Entdeckung der Langsamkeit Christian Antz und Julian Reif . . . . . . . . . . . . . . 90 36 Spiritueller Tourismus Reisen zu sich selbst Christian Antz und Carola May . . . . . . . . . . . . . 92 37 Gesundheitstourismus Erholung und Regeneration an der Schnittstelle zwischen Tourismus und Medizin Sonja Göttel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 38 Wellnesstourismus Vom Trend zum Ausdruck für ganzheitliche Lebensqualität Sonja Göttel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 Teil 6: Wirkungen - Effekte - Folgen 39 Ökonomische Auswirkungen des Tourismus Ansätze zur Messung der touristischen Wirtschaftsleistung Alexander Koch und Manon Krüger . . . . . . . . . 100 40 Ökologische Auswirkungen des Tourismus Der Ast, auf dem man sitzt… Bernd Eisenstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 41 Soziokulturelle Auswirkungen des Tourismus Ab wann ist zu viel zu viel? Julian Reif und Sylvia Müller . . . . . . . . . . . . . . . 104 Teil 7: Entwicklungen - Trends - Herausforderungen 42 Aus-, Fort- und Weiterbildung im Tourismus Durchlässigkeit und lebenslanges Lernen als zentrale Herausforderungen Lars Rettig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 43 Markenbildung von Destinationen Ein wichtiges Instrument im Angebotsdschungel Alexander Koch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 44 Saisonalität im Deutschlandtourismus Problemzone Küste Bernd Eisenstein und Julian Reif . . . . . . . . . . . . 112 45 Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Tourismus Weniger, älter, bunter? Rebekka Schmudde und Sylvia Müller . . . . . . . . 114 10 <?page no="11"?> 46 Barrierefreier Tourismus Reisen für alle Anja Wollesen und Julian Reif . . . . . . . . . . . . . . 116 47 Digitalisierung im Tourismus Das Internet revolutioniert das Reiseverhalten Eric Horster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 48 Klimawandel und Tourismus Tourismus: Opfer und Täter? ! Bernd Eisenstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 Stadt- und Landkreise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 Amtliche Reisegebiete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158 Autorenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 11 <?page no="13"?> Teil 1: Inbound - Outbound - Internationales <?page no="14"?> 1 Internationaler Tourismus Weltweite Dynamik als Rahmenbedingung für den Deutschlandtourismus Der weltweite Tourismus wird einerseits durch die Prozesse der Globalisierung beeinflusst, andererseits auch als ein Treiber der Globalisierung identifiziert. 1 Die dynamische Entwicklung des internationalen Tourismus ist dabei geprägt durch Marktanteilsverschiebungen und beeindruckende Wachstumsraten, von denen Deutschland ebenso profitiert, wie es dazu einen nicht unbeachtlichen Teil beiträgt. Bernd Eisenstein N ahezu Jahr für Jahr erreichen die internationalen Tourismusankünfte neue Rekordzahlen. Jährliche Zuwachsraten von vier oder mehr Prozent sind eher die Regel als die Ausnahme. Lediglich zu Beginn des 21. Jh. und in den Jahren 2008 und 2009 wurde das kontinuierliche Wachstum unterbrochen. Im Jahr 2015 betrugen die weltweit registrierten internationalen Gästeankünfte 2 nach Angabe der Welttourismusorganisation (UNWTO) rund 1,19 Mrd.; gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies ein Plus von 4,4 %. 3 Zum Vergleich: Zehn Jahre zuvor lag der Wert der Gästeankünfte bei 809, 4 im Jahr 1995 noch bei 527 Millionen. 5 Die UNWTO unterscheidet fünf Großregionen, auf die sich die Marktanteile 2015 folgendermaßen verteilen: Europa verzeichnete mit über 600 Millionen Gästen gut die Hälfte der internationalen Ankünfte (51,3 %), knapp ein Viertel entfiel auf die Region Asien-Pazifik (23,5 %), 16 % auf Amerika und jeweils knapp 5 % auf Afrika und den Mittleren Osten. Während die drei erstgenannten Regionen jeweils Steigerungsraten um ca. 5 % zum Jahr 2014 verbuchen konnten, lag der entsprechende Wert für den Mittleren Osten bei 1,6 %. Afrika verzeichnete einen Rückgang um knapp 3 %. Auffällig ist zudem, dass ein überdurchschnittlich hoher Anteil der Einnahmen aus dem internationalen Tourismus auf die Asien-Pazifik-Region (34 %) entfällt (zum Vergleich: 36,4 % für Europa). 6 Als langfristiger Trend erkennbar ist ein sich langsam aber stetig vollziehender Umverteilungsprozess bei den Relationen der internationalen Touristenströme: Europa verliert dabei kontinuierlich Marktanteile, während insbesondere die Asien-Pazifik-Region Anteile hinzugewinnt. Für das Jahr 2030 prognostiziert die UNWTO für Europa einen Marktanteil von nur noch gut 41 %, für die Asien-Pazifik-Region hingegen knapp 30 %. 7 Der wirtschaftliche Aufschwung von Schwellenländern und die daraus resultierende Zunahme der privaten und geschäftlichen Mobilität breiterer Bevölkerungsschichten führt gepaart mit einer aus demografischen oder ökonomischen Gründen einsetzenden Sättigungstendenz der touristischen Nachfrage in den traditionellen Quellmärkten 8 mittelbis langfristig zu einer Verschiebung der Marktanteile am internationalen touristischen Geschehen. Touristische Unternehmen, die der wachsenden Nachfrage aus den „Emerging Markets“ gerecht werden wollen, müssen sich auf diese (neuen) Zielgruppen und deren spezielle Erwartungen, Ansprüche und Verhaltensweisen einstellen. 9 Allerdings werden trotz der Marktanteilsverschiebungen auch für das Jahr 2030 die weltweit höchsten Tourismusintensitäten für Europa erwartet. 10 Rund 3 % der für 2015 von der UNWTO erfassten internationalen Ankünfte entfielen auf Deutschland (+ 6 % zum Vorjahr). 11 Gemessen an den internationalen Gästeankünften gehörte Deutschland damit wie die Jahre zuvor zu den weltweiten Top 10-Destinationen (2015: Rang 7). Mit im Vergleich zu Deutschland mehr als doppelt so vielen internationalen Ankünften wird dieses Ranking von Frankreich angeführt. Gemessen an den Einnahmen positionieren sich die USA, China und Spanien wiederum deutlich vor Frankreich. Deutschland belegt hier Rang 8. Auch wenn Deutschland den Titel des „Reiseweltmeisters“ nicht mehr für sich in Anspruch nehmen kann, haben die internationalen Ausgaben der deutschen Reisenden nach wie vor große Bedeutung. Diese betrugen 2015 rund 76 Mio. US$; lediglich bei zwei Staaten lag dieser Wert (deutlich) höher: Für die USA schlagen gut 120 Mio. US$ und für China sogar über 290 Mio. US$ zu Buche. Bei all diesen Fakten darf allerdings nicht aus den Augen verloren werden, dass der internationale Tourismus nur einen kleinen Part des weltweiten Tourismus abbildet. Beim weitaus größeren Teil handelt es sich um Binnentourismus innerhalb des jeweiligen Staates. Schätzungen gehen davon aus, dass die Ankunftszahlen des ‚domestic tourism‘ etwa das Fünffache der international registrierten Tourismusankünfte betragen. 12 Literaturtipps: Steinecke, A. (2014): Internationaler Tourismus. Konstanz / München. United Nations World Tourism Organization (UNWTO) (Hg.) (2015): UNWTO Tourism Highlights 2015. [pdf] Abrufbar unter: http: / / www.e-unwto.org/ doi/ pdf/ 10.18111/ 9789284416899. 14 <?page no="15"?> 1 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 10 9 8 7 6 5 4 3 2 Tatsächlicher Trend und Prognose zur Entwicklung der internationalen Gästeankünfte 1950-2030 1.800 Anzahl der empfangenen internationalen Ankünfte (in Mio.) 940 2010 1.800 2030 1.400 2020 Internationale Ankünfte Veränderungsrate in Prozent Internationale Ankünfte (in Mio.)* Einnahmen aus internationalem Tourismus (in Mrd. US$)* Ausgaben im internationalen Tourismus (in Mrd. US$)* Amerika 191 Mio. (16%) 272 Mrd. US$ (23%) Europa 608 Mio. (51%) 448 Mrd. US$ (36%) Asien & Pazifik 279 Mio. (24%) 419 Mrd. US$ (34%) Afrika Gesamt: 53 Mio. (5%) 33 Mrd. US$ (3%) 1.184 Mio. 6,4% 4,5% 2,7% 3,9% 7,8% 0,2% 3,0% Durchschnitt 10,4% 5,9% 5,7% 6,6% 1,9% -3,9% -0,6% 6,5% 4,6% 4,7% 4,6% 4,2% 4,4% 4,0% 1996 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 Prognose 1.232 Mrd. US$ Naher Osten 53 Mio. (5%) 55 Mrd. US$ (4%) Einnahmen aus internationalem Tourismus 1.600 1.400 1.200 1.000 800 600 400 200 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 Prognose 2030 0 Stand: 2015. Quelle: UNWTO 2015, S. 14. * Vorläufige Daten. Stand: Mai 2016. Quelle: UNWTO 2016, S. 4. * Vorläufige Daten. **Platzierung gemäß Quelle. Absolute Zahlen lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor. Stand: Mai 2016. Quelle: UNWTO 2016, Annex 9, 10, 12. Stand: Mai 2016. Quelle: UNWTO 2016, S. 22. Internationaler Tourismus: Ankünfte und Einnahmen 2015* Entwicklung der internationalen Gästeankünfte im Vergleich zum Vorjahr Top 10-Länder in Bezug auf Ankünfte, Einnahmen und Ausgaben im internationalen Tourismus im Jahr 2015 Afrika Naher Osten Amerika Asien & Pazifik Europa 84,5 178,3 114,1 56,5 45,9 44,6 42,4 39,7 36,9 35,9 31,3 292,2 120,5 76,3 63,5 38,4 34,9 29,3 25,0 24,5 23,5 68,2 _ _ _ 56,9 50,7 35,0 32,1 31,3 China USA Deutschland Großbritannien Frankreich Russland Kanada Südkorea Italien Australien USA China Spanien Frankreich Thailand Großbritannien Italien Deutschland Hong Kong Macao Frankreich USA** Spanien China Italien Türkei** Deutschland Großbritannien** Mexiko Russland 15 <?page no="16"?> 2 Inbound-Tourismus Wachstumsmarkt für Deutschland Deutschland ist Reiseziel zahlreicher internationaler Gäste, von denen viele nicht nur anreisen, um die kulturellen oder naturräumlichen Schönheiten des Landes zu besuchen. Vielmehr sorgen die ökonomische Bedeutung und die geografische Lage unseres Landes auch dafür, dass viele Gäste aus dem Ausland Deutschland als Messebesucher, Geschäftsreisende, Studierende oder zu Transitzwecken besuchen. Wolfgang Georg Arlt W eltweit wurden im Jahr 2015 fast 1,2 Mrd. internationale Ankünfte registriert, davon ca. die Hälfte nach und innerhalb Europas. 1 Innerhalb Europas ist Deutschland das zweitwichtigste Reiseziel für Europäer hinter Spanien. 2 Im Jahr 2015 wurden für Deutschland rund 35 Mio. internationale Gästeankünfte registriert, die insgesamt rund 80 Mio. Übernachtungen durchführten. 3 Knapp drei Viertel dieser Gäste waren in Europa beheimatet. 4 Inbound-Tourismus in Deutschland ist zum größeren Teil Städtetourismus: 55 % aller im Jahr 2014 amtlich erfassten ausländischen Übernachtungen fielen in Großstädten mit über 100.000 Einwohnern an, der Rest verteilte sich zu gleichen Teilen auf Städte zwischen 10.000 und 100.000 Einwohnern und Städte bzw. Gemeinden unter 10.000 Einwohnern. 5 Allein Berlin und die ‚Magic Cities‘ Dresden, Düsseldorf, Frankfurt/ Main, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, München, Nürnberg und Stuttgart verzeichnen 44 % der Ausländerübernachtungen in Deutschland. 6 Die Bedeutung Deutschlands als Geschäftsreise- und Transitland lässt sich auch daran ablesen, dass ca. 25 % der europäischen Gäste Geschäftsreisende sind 7 und die durchschnittliche Übernachtungsdauer bei weniger als drei Übernachtungen liegt. 8 Die Niederlande, Schweiz, Großbritannien und USA sind die vier wichtigsten Quellmärkte mit jeweils mehr als 5 % Marktanteil an den ausländischen Übernachtungen in Deutschland 2014. 9 Die Bedeutung dieser Quellmärkte wird bei Betrachtung der Top-Quellmärkte der einzelnen Bundesländer deutlich. Die Niederlande gehören in 13 der 16 Bundesländer zu den Top 5-Quellmärkten, für die Schweiz trifft dies als zweitwichtigster Quellmarkt in 11 von 16 Bundesländern zu. Zusammen mit den USA und Großbritannien gehören die Niederlande und die Schweiz in fast allen Bundesländern zu den Top 10-Herkunftsländern. 10 Zudem bezeugen die betrachteten Länder die Bedeutung grenznaher Reisen für Deutschland: Die skandinavischen Länder finden sich ausschließlich in Norddeutschland unter den Top 5, Polen ausschließlich in den östlichen, Frankreich und Belgien nur in den westlichen Bundesländern. Es gibt allerdings auch Ausnahmen: Für Italiener ist Berlin von so großer Anziehungskraft, dass sie dort zu den Top 5 gehören, während die meisten ostdeutschen Bundesländer Österreich zu den wichtigsten Ursprungsländern ihrer Besucher zählen. Dagegen gelang China in Hessen der Aufstieg in die Liga der Top 5-Quellmärkte, worin sich vor allem die Bedeutung von Frankfurt am Main zeigt. 11 In den Bundesländern verteilen sich die Übernachtungen überwiegend auf viele unterschiedliche Quellmärkte. Bemerkenswerte Ausnahmen, bei denen mehr als ein Fünftel der gesamten Ausländerübernachtungen auf einen Quellmarkt zurückzuführen sind, ergeben sich durch niederländische Gäste für die vier Bundesländer Niedersachsen (29 %), Rheinland-Pfalz (47 %), Nordrhein- Westfalen (24 %) und das Saarland (21 %). Schleswig- Holstein sticht durch seine Abhängigkeit vom Quellmarkt Dänemark hervor, der für 40 % aller Übernachtungen verantwortlich ist. Rheinland-Pfalz (Niederlande, Belgien) und Schleswig-Holstein (Dänemark, Schweden) sind die einzigen Bundesländer, die mehr als die Hälfte aller ausländischen Übernachtungen aus nur zwei Quellmärkten generieren. 12 Auf Ebene der Reisegebiete verzeichnen die städtischen Regionen sowie die südwestlichen Grenzgebiete mit mehr als 1 Mio. ausländische Übernachtungen die höchsten Werte. Mit Blick auf den prozentualen Anteil der Ausländerübernachtungen an allen Übernachtungen ragen neben den städtisch geprägten Reisegebieten Berlin, Düsseldorf und der Kreis Mettmann, Main und Taunus sowie die Städteregion Nürnberg auch einige freizeittouristisch geprägte Regionen in der Nähe der westlichen Landesgrenze hervor, nämlich die Reisegebiete Hunsrück, Mosel- Saar, Eifel und Romantisches Franken. München erzielt deutschlandweit den höchsten Wert: In der bayerischen Landeshauptstadt wird jede zweite Übernachtung durch einen ausländischen Gast generiert. Literaturtipps: Deutsche Zentrale für Tourismus e. V. (DZT) (Hg.) (2015): Incoming-Tourismus Deutschland. Zahlen, Daten, Fakten 2014. [pdf] Abrufbar unter: http: / / www.germany.travel/ media/ pdf/ dzt_marktforschung/ DZT_Incoming- Tourismus-Deutschland-2015.pdf. Statistisches Bundesamt (2015): Tourismus - Tourismus in Zahlen. Ausgabe 2014. Wiesbaden. 16 <?page no="17"?> Stand: 2014. Quelle: Statistisches Bundesamt 2015a. Stand: 2014. Quelle: Statistisches Bundesamt 2015a. SH MV HH HB NW BE SN BY BW BB ST NI TH HE RP SL Norwegen Niederlande Belgien Vereinigtes Königreich USA Frankreich Italien Schweden Dänemark Polen China* * einschl. Hongkong Schweiz Österreich 5,2 % 6,5 % 5,6 % 6,6 % 6,2 % 4,6 % 24,4 % 6,7 % 17,5 % 8,7 % 15,2 % 11,0 % 7,8 % 9,3 % 7,6 % 9,3 % 8,7 % 5,0 % 9,5 % 5,4 % 8,4 % 8,8 % 8,8 % 7,6 % 15,1 % 6,3 % 8,1 % 7,8 % 7,4 % 7,5 % 7,6 % 7,0 % 7,8 % 3,7 % 8,1 % 12,8 % 6,5 % 6,4 % 12,8 % 12,7 % 22,9 % 21,9 % 7,0 % 5,5 % 4,7 % 9,2 % 35,2 % 16,7 % 11,3 % 12,3 % 10,6 % 40,8 % 17,2 % 6,6 % 6,0 % 5,0 % 10,9 % 10,3 % 10,0 % 6,2 % 5,4 % 5,6 % 8,1 % 4,7 % 7,3 % 5,0 % 6,1 % 6,0 % 9,6 % 16,0 % 16,8 % 15,7 % 13,0 % 5,8 % 19,4 % 14,4 % 4,9 % 5,6 % 7,2 % 5,7 % Berlin: 12.496 Landeshauptstadt München: 6.651 Münchener Umland: 1.412 Allgäu: 1.411 Main und Taunus: 4.326 Städteregion Nürnberg: 1.188 Region Stuttgart: 2.098 Köln und Rhein- Erft-Kreis: 2.191 Mosel-Saar: 1.943 Eifel: 1.000 Nördliches Baden- Württemberg: 1.576 Südlicher Schwarzwald: 2.311 Mittlerer Schwarzwald: 1.357 Nördlicher Schwarzwald: 1.279 Düsseldorf und Kreis Mettmann: 2.094 Sauerland: 1.181 Ruhrgebiet: 1.070 Hamburg: 2.936 Ostsee: 1.085 Berlin: 43,6% Köln und Rhein- Erft-Kreis: 31,8% Düsseldorf und Kreis Mettmann: 38,6% Mosel-Saar: 37,7% Landeshauptstadt München: 49,5% Hunsrück: 39,8% Romantisches Franken: 31,0% Main und Taunus: 37,8% Münchener Umland: 30,4% Städteregion Nürnberg: 32,3% Eifel: 32,2% Anteile der jeweiligen Top 5-Herkunftsländer für statistisch erfasste Gästeankünfte durch Ausländer in den Bundesländern Stand: 2014. Quelle: Statistisches Bundesamt 2015a. Anzahl der statistisch erfassten Übernachtungen durch Ausländer in den amtlichen Reisegebieten ≤ ≤ ≤ ≤ ≤ > Anzahl in Tausend 50 100 500 1.000 5.000 5.000 ≤ ≤ ≤ ≤ ≤ 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % Anteil der statistisch erfassten Ausländerübernachtungen an allen statistisch erfassten Übernachtungen in den amtlichen Reisegebieten BW SN SH HH MV HB NI ST BE BB TH HE NW RP SL BY BW SN SH HH MV HB NI ST BE BB TH HE NW RP SL BY 17 <?page no="18"?> 3 Deutschlands Image als Reiseziel Von Gastfreundschaft, Bergen und Bier Image, Reputation und Qualitätswahrnehmung nehmen als wichtige Determinanten Einfluss auf das generelle Kaufverhalten. 1 Aufgrund der großen immateriellen Anteile gilt dies für touristische Produkte im besonderen Maße. 2 Auch Destinationen greifen mehr und mehr auf Maßnahmen zur Imageverbesserung zurück. Welches Bild besteht nun vom Produkt „Reiseziel Deutschland“ im Ausland? Julian Reif und Bernd Eisenstein B ei der Reisezielwahl nehmen zahlreiche Faktoren Einfluss: Der aus vielen Teilentscheidungen bestehende, 3 häufig mehrstufige Reiseentscheidungsprozess 4 wird ebenso durch kulturelle und soziale Umfelddeterminanten wie durch demografische und psychologische Charakteristika des potenziellen Touristen geleitet. 5 Zudem können Marketingaktivitäten der touristischen Angebotsseite und die mediale Darstellung 6 einen Einfluss ausüben. 7 Auch das jeweilige Image der im Rahmen des Selektionsprozesses berücksichtigten Destinationen dürfte bei der Auswahl des Urlaubsreiseziels eine Rolle spielen. 8 Vor diesem Hintergrund ist es interessant, wie Deutschland im Ausland als Reiseziel wahrgenommen und bewertet wird. Die Sympathiewerte von Bewohnern ausgewählter Länder zum Reiseziel Deutschland fallen sehr unterschiedlich aus. Während in den verschiedenen europäischen Staaten die Werte von 19 % (in Frankreich) bis maximal 34 % (in den Niederlanden) streuen, fallen die Sympathiewerte in außereuropäischen Staaten deutlich höher aus: Dem Reiseziel Deutschland wird insbesondere von den US- Amerikanern verhältnismäßig häufig Sympathie entgegengebracht (48 %). 9 Relativ hohe Sympathiegrade für die Destination Deutschland sind auch in China (46 %) und Brasilien (45 %) zu verzeichnen. Auch bei der Beurteilung des kulturellen Erbes Deutschlands durch die Bewohner verschiedener Quellmärkte werden Unterschiede erkennbar: Während bspw. Franzosen und Italiener dies eher als „neutral“ einstufen, wird das kulturelle und historische Angebot Deutschlands durch die russische und die brasilianische Bevölkerung deutlich positiver bewertet. 10 Die Absicht, Deutschland zu besuchen (sollte Geld kein Hinderungsgrund sein), ist insbesondere bei den Einwohnern der BRIC-Staaten 11 relativ hoch ausgeprägt. Ebenso interessant: Am wenigsten streuen die Einschätzungen in Bezug auf die Gastfreundlichkeit Deutschlands. Die deutsche Gastfreundschaft wurde auch im „Sommermärchen“ unter dem Slogan „Die Welt zu Gast bei Freunden“ als herausragende Eigenschaft genutzt, um für Deutschland im Ausland zu werben. Die FIFA-WM 2006 dient als Beispiel dafür, wie Großveranstaltungen das Image eines Landes verändern können: Über drei Viertel der ausländischen WM-Besucher 12 beurteilten anhand ihrer Erfahrungen während der WM Deutschland positiver als zuvor. 13 Neben solch empirischer Befunde können (analoge und digitale) ausländische Reiseführer als Untersuchungsobjekt für die Darstellung Deutschlands in der Welt dienen, kann doch das dort vermittelte Deutschlandbild maßgeblich zu den Vorstellungen der Reisenden 14 und somit einen Teil zur „imaginären Geographie“ 15 Deutschlands beitragen. In ausländischen Reiseführern wird Deutschland auf einige wenige Regionen reduziert, wobei sich eine „regionale Überbetonung Süddeutschlands“ 16 darin zeigt, dass „Bayern und der Schwarzwald stellvertretend“ 17 für die gesamte Republik stehen. Ein allgemeingültiges Bild der touristischen Destination Deutschland gibt es nicht. Vielmehr handelt es sich bei dem touristischen Blick von außen um subjektive Raumkonstruktionen vieler Einzelpersonen, welche in eine von Staat zu Staat unterschiedliche kollektive Historie mit Deutschland eingebettet sind, so dass eher von „Deutschlandbildern“ 18 als von einem Deutschlandbild gesprochen werden muss. In diese Richtung deutet auch die Gegenüberstellung von Ergebnissen zweier repräsentativer Quellmarktbefragungen in den Niederlanden 19 und in Polen 20 . Während bei den spontanen Assoziationen zum Reiseziel Deutschland von der niederländischen Bevölkerung Nennungen zum leckeren Essen, zur Schönheit der Natur, zu der abwechslungsreichen Landschaft und den Bergen dominierten, fielen die Ergebnisse bei der polnischen Bevölkerung deutlich anders aus: Hier konnten die Hauptstadt Berlin, das Bundesland Bayern und das Münchner Oktoberfest viele Nennungen auf sich vereinen. Allerdings: Unter den Top 3-Nennungen gibt es trotz aller Unterschiede der Ergebnisse auch eine Gemeinsamkeit: das deutsche „Bier“. Literaturtipps: Agreiter, M. (2003): “Mad King Ludwig”, «Père Rhin», “Foresta Nera”. Das Deutschlandbild in englisch-, französisch- und italienischsprachigen Reiseführern. Dissertation. [pdf] Abrufbar unter: https: / / epub.uni-bayreuth. de/ 975/ 1/ Dissertation_Mechtild_Agreiter.pdf. von Stetten, F. (2009): Imageänderung Deutschlands durch die FIFA-WM 2006™. Stereotypen, Interkulturelle Kommunikation, Erwartungs- und Wahrnehmungsabgleich, Einflussfaktoren. Bochum. 18 <?page no="19"?> Stand: 2015. Quelle: Anholt und GfK Public Affairs & Corporate Communications 2015, zitiert nach DZT 2016a-h. Image Deutschlands aus Sicht verschiedener Quellmärkte Sympathie für Reiseziele aus Sicht der Deutschen sowie für Deutschland Sympathieeinschätzung (sehr sympathisch) für ausgewählte Reiseziele aus Sicht der Deutschen Sympathieeinschätzung (sehr sympathisch) für Deutschland aus Sicht der Bewohner ausgewählter Staaten 51,9 % 48,4 % 42,4 % 36,4 % 33,8 % 30,5 % 30,4 % 24,9 % 23,7 % 11,0 % Spanien Italien Österreich USA Frankreich Niederlande Schweiz Großbritannien Brasilien China Stand: 2015. Quelle: IMT 2015. Reich an Kulturerbe Reich an natürlicher Schönheit Reich an historischen Gebäuden/ Denkmälern Gastfreundlich Absicht, Land zu besuchen, wenn Geld kein Hindernis Brasilien China Frankreich Großbritannien Indien Italien Russland USA 4 Benotungsschlüssel: 1 = niedrig, schlecht; 4 = neutral; 7 = am höchsten, am besten 4,5 5 5,5 6 6,5 47,9 % 45,7 % 45,2 % 34,4 % 29,4 % 28,2 % 25,9 % 24,0 % 22,9 % 18,8 % USA China Brasilien Niederlande Schweiz Österreich Großbritannien Italien Spanien Frankreich 19 <?page no="20"?> 4 Outbound-Tourismus Der Traum von der weiten Welt Ob zum Entspannen nach Mallorca oder zum Aktivurlaub nach Österreich - deutsche Reisende zieht es auf ihren Reisen gerne ins Ausland. Besonders bei ihren längeren Urlaubsreisen suchen die Deutschen oft Ziele außerhalb Deutschlands aus. Der Mittelmeerraum ist dabei besonders beliebt. Sonja Göttel I m Jahr 2014 führten über ein Drittel (35 %) aller Übernachtungsreisen der Deutschen ins Ausland. 1 Gemessen an den Übernachtungen der Deutschen auf Reisen insgesamt entfiel sogar mehr als jede zweite Übernachtung auf das Ausland. 2 Etwa 87 % aller Auslandsreisen mit Übernachtung der Deutschen fanden 2014 innerhalb Europas statt, mit großem Abstand folgten Asien, Nordamerika und Afrika. 3 Reisen nach Mittel- und Südamerika und Ozeanien spielten im Vergleich eine eher geringere Rolle. Österreich führte 2014 die Liste der Top-Auslandsziele für Übernachtungsreisen an, fast genauso beliebt waren Italien und Spanien. Mit einigem Abstand folgten Frankreich, die Türkei, die Niederlande und die Schweiz. Bei der durchschnittlichen Übernachtungsdauer gibt es eine große Spannbreite: Am kürzesten blieben die Gäste in Belgien, am längsten dauerten Reisen in die Vereinigten Staaten, in die Türkei und nach Griechenland. 4 Im Segment der Tagesreisen lag der Marktanteil der Auslandsreisen bei 3,5 %. 5 Zielländer für Auslandstagesreisen waren dabei vor allem die direkten europäischen Nachbarländer. 6 Werden nicht alle Reisen mit Übernachtung, sondern nur die Urlaubsreisen der Deutschen betrachtet, ist die Bedeutung des Auslandsmarktes noch ersichtlicher. Der Auslandsanteil bei längeren Urlaubsreisen (ab fünf Tagen) erreicht seit Jahren stabil über zwei Drittel Marktanteil, im Jahr 2015 führten 71 % aller Urlaubsreisen ab fünf Tagen ins Ausland. 7 Bei den Kurzurlaubsreisen (2-4 Tage) bezogen auf das Jahr 2014 betrug der Auslandsanteil 24 %. 8 Etwas mehr als die Hälfte der Urlaubsreisen ab fünf Tagen Dauer ins Ausland entfiel 2015 auf den Mittelmeerraum, der Anteil der Urlaubsfernreisen lag 2015 bei rund 8 %. 9 Bezogen auf die Haupturlaubsreise lagen 2015 bei Fernreisen die Regionen Asien-Fernost, Nordamerika, Nordafrika und Mittelamerika-Karibik vorn. 10 Je nach Reisemotiv werden im Urlaub unterschiedliche Reiseziele favorisiert. Bei „Strand-, Bade- und Sonnenurlauben“ ab fünf Tagen lagen im Jahr 2014 Spanien, Türkei, Italien, Griechenland und Kroatien an der Spitze, während Natururlauber oft nach Österreich, Italien, Spanien, Dänemark und Frankreich reisten. Bei „Rund-, Kultur- und Studienreisen“ fiel die Wahl besonders häufig auf Italien, USA / Kanada, Frankreich, Spanien und Großbritannien. „Aktivurlaube“ führten besonders oft nach Österreich, Italien, Spanien, Frankreich und in die Schweiz. 11 Neben den Reisemotiven ist die Lebensphase bei der Reisezielwahl entscheidend. So werden bspw. Fernreisen insbesondere von kinderlosen Paaren unternommen. 12 Die häufigste Unterkunftsart bei internationalen Urlaubsreisen ab fünf Tagen Dauer im Jahr 2014 waren Hotels, Gasthöfe, Pensionen und Privatzimmer (60 %). 13 Ein Fünftel führte in Ferienwohnungen bzw. Ferienhäuser, 11 % zu Verwandten oder Bekannten und 5 % wurden als Campingurlaub unternommen. 14 Im Vergleich zur Inlandsreise fällt besonders die hohe Bedeutung der Pauschalreise auf. Fast die Hälfte (47 %) aller Urlaubsreisen wurde pauschal gebucht (Inlandsreisen 16 %). 15 Besonders hoch waren die Pauschalreiseanteile bei Reisen auf die Kanaren (91 %), nach Nordafrika (90 %) und nach Mallorca (85 %). 16 Da Auslandsreisen in der Regel höhere Ausgaben für den Transport umfassen, fallen die Ausgaben im Vergleich zu einer Inlandsreise bedeutend höher aus. Im Jahr 2015 gaben die Deutschen für ihre Haupturlaubsreise nach Europa im Durchschnitt pro Person 1.100 € insgesamt und 87 € pro Tag aus (Inlandsreise 805 €; pro Tag 76 €); bei Fernreisen betrug dieser Wert 2.017 € insgesamt und 116 € pro Tag. 17 Das Verhältnis von Inlandszu Auslandsreisezielen der Deutschen variiert zwischen den Bundesländern. Besonders hoch war der Anteil der Auslandsübernachtungsreisen im Jahr 2013 in Bayern, Nordrhein-Westfalen und im Saarland mit jeweils über 33 %, während in Mecklenburg- Vorpommern nur ca. 18 % der Übernachtungsreisen ins Ausland führten. Für die Zukunft wird eine leicht steigende Bedeutung des Deutschlandtourismus prognostiziert, welche zu leichten Marktanteilsverlusten im Auslandsreisemarkt führen könnte. Zukünftig gute Chancen auf Wachstum im Hinblick auf die Reiseziele im Ausland haben insbesondere die Fernreiseziele (u. a. Asien). 18 Literaturtipps: Lohmann, M., Schmücker, D. und Sonntag, U. (2014): Urlaubsreisetrends 2025. Entwicklung der touristischen Nachfrage im Quellmarkt Deutschland (Die Reiseanalyse- Trendstudie). Kiel. Reinhardt, U. (2016): Tourismusanalyse 2016. Hamburg. 20 <?page no="21"?> Stand: 2014. Basis: Übernachtungsreisen ab 1 Übernachtung der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 50 km. Quelle: GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a. * in Deutschland gemeldete Personen. Stand: 2014. Quelle: Eurostat 2016a,b. Europa (exkl. Deutschland) Übernachtungen 1.300.138 Reisen 236.910 Inland 570.010 Inland 153.902 Ausland 83.008 Ausland 730.129 Nordamerika Mittel- und Südamerika Afrika Übernachtungen Reisen Asien Ozeanien (berechnet) 10.575 9.485 4.893 3.538 2.419 2.635 2.342 1.633 9.143 1.339 4.854 2.641 2.404 5.472 2.364 * in Deutschland gemeldete Personen. Stand: 2014. Quelle: Eurostat 2016a,b. Spanien Niederlande Belgien Vereinigtes Königreich USA Frankreich Italien Kroatien Griechenland Tschechien Dänemark Polen Türkei Schweiz Österreich 5,3 3,9 6,4 6,8 4,7 5,7 3,8 8,3 7,7 8,0 10,0 9,8 11,8 11,7 14,7 x,x NW RP BW BY HE TH SN ST HB HH NI BB BE SH MV SL 563.865 71.851 56.289 3.926 37.758 2.599 40.317 3.048 21.707 1.228 10.193 356 Top 15-Reiseziele der Deutschen Anzahl der statistisch erfassten Reisen der Deutschen*, in Tausend Durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Nächten je Reise (rechnerisch) Anteil der Übernachtungsreisen ins Ausland an allen Reisen der Deutschen des jeweiligen Bundeslands Anzahl der statistisch erfassten Übernachtungen und Reisen der Deutschen* weltweit in Tausend ≤ ≤ ≤ ≤ 20 % 25 % 30 % 35 % 21 <?page no="23"?> Teil 2: Tage - Nächte - Reiseanlässe <?page no="24"?> 5 Übernachtungstourismus Die Tourismus-Hotspots der Deutschen in der Heimat Zusammen mit den drei Stadtstaaten gibt es insgesamt 144 amtlich definierte Reisegebiete in Deutschland, die um Übernachtungsgäste werben. Eine Analyse über die Verteilung der amtlich erfassten Übernachtungszahlen der Inländer soll Aufschluss über die touristische Konzentration sowie über Wachstum und Rückgang im Deutschlandtourismus geben. Julian Reif D er Tourismus in Deutschland weist im Wesentlichen vier Destinationstypen bzw. touristische Großräume auf: die Städte, die Küstengebiete an der Nord- und Ostsee, die Mittelgebirge sowie die Alpen bzw. das Alpenvorland. 1 Dabei bestimmen sowohl harte (touristische Infrastrukturausstattung etc.) als auch weiche Standortfaktoren (subjektive Bewertung der Landschaft durch die Reisenden etc.) die unterschiedliche Frequentierung der einzelnen Reisegebiete und die damit verbundene Aufenthaltsdauer in einer Region. 2 Anhand der inländischen Übernachtungszahlen werden diese regionalen Unterschiede besonders deutlich. Im Jahr 2014 registrierte die amtliche Statistik insgesamt 348,5 Mio. Übernachtungen durch Inländer in gewerblichen Betrieben (inkl. Camping). 3 Mit 16,1 Mio. entfielen die meisten Übernachtungen auf Berlin (Marktanteil 4,6 %), gefolgt von Ostsee (3,1 %), Allgäu (2,8 %) und Hamburg (2,6 %) sowie den Küstendestinationen Vorpommern (2,5 %), Nordsee (2,5 %), Mecklenburgische Ostseeküste (2,2 %) und niedersächsische Nordseeküste (2,1 %). 4 Das Reisegebiet Main und Taunus, welches maßgeblich von der Stadt Frankfurt am Main profitiert, und der Südliche Schwarzwald (jeweils 2,0 %) vervollständigen die Top 10 der deutschen Reisegebiete. 5 Weitere Schwerpunkte mit Übernachtungszahlen zwischen 5 und 7 Mio. bilden im Norden die traditionsreichen Tourismusregionen mit einer hohen Aufenthaltsdauer im Sommer 6 (bspw. Rügen / Hiddensee), während im Süden neben der bayerischen Landeshauptstadt München und den Regionen um Stuttgart die ländlichen Mittelgebirgsregionen dominieren. Im Westen finden sich in den Gebirgszügen des Sauerlands und des Teutoburger Walds sowie in den urbanen Räumen des Ruhrgebiets die touristischen Hotspots. 7 Während zwischen 2012 und 2014 bundesweit eine Steigerung der inländischen Übernachtungen von 3 % zu verzeichnen war, entwickelten sich die Übernachtungen im regionalen Vergleich recht unterschiedlich. Rückläufige Übernachtungszahlen registrierten u. a. die Reisegebiete der Alpenregion und die Regionen im Südosten der Republik, Wachstum hingegen verzeichneten die meisten Reisegebiete an der Küste, die Gebiete um die Region Stuttgart sowie ein Band von der mecklenburgischen Seenplatte über die Lüneburger Heide bis nach Nordrhein-Westfalen. 8 Bei diesen kurzfristigen Entwicklungen auf kleinräumiger Ebene ist zu beachten, dass u. a. die Eröffnung oder Schließung einzelner großer Beherbergungsbetriebe ursächlich sein kann. Die Langzeitbetrachtung der Marktanteilsentwicklung ausgewählter Reisegebiete zeigt dagegen ein überdurchschnittliches Wachstum insbesondere für die Städte. 9 Demgegenüber mussten viele Mittelgebirgsregionen Marktanteilsverluste hinnehmen. Neben der regionalen Verteilung kann die Anzahl der Übernachtungen in Relation zur Einwohnerzahl Hinweise auf die Bedeutung des Tourismus geben. Die Küstenreiseziele Ostfriesische Inseln, Rügen / Hiddensee und Nordsee weisen mit jeweils über 80.000 inländischen Übernachtungen je 1.000 Einwohner deutschlandweit mit Abstand die höchste Tourismusintensität auf. 10 Eine ebenfalls hohe Bedeutung (über 20.000 Übernachtungen je 1.000 Einwohner) kommt dem Tourismus in den Alpenregionen sowie den Küstengebieten in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen zu. Verschiedene Entwicklungen könnten dafür sorgen, dass sich die räumliche Verteilung in Zukunft verändert: So wird der derzeitige Boom im Städtetourismus 11 voraussichtlich dazu führen, dass die Städte weiter Marktanteile gewinnen. Darüber hinaus führt der Klimawandel in den Gebirgen mittelbis langfristig zu einer erhöhten Schneeunsicherheit und damit zu einer Verkürzung der Wintersaison. 12 Die sich im Strukturwandel befindlichen Mittelgebirgsdestinationen müssen sich in Teilen neu erfinden, um weitere Marktanteilsverluste zu vermeiden. In den Küstengebieten hingegen kann es zu einer Verlängerung der Badesaison kommen. 13 Somit kann es tendenziell eine Verlagerung der Gäste von den Mittel- und Hochgebirgen zu den Küstengebieten geben. Literaturtipps: Kagermeier, A. (2015): Tourismusgeographie. Konstanz / München. Steinecke, A. (2011): Tourismus. Braunschweig. 24 <?page no="26"?> 6 Urlaubstourismus Auf der Suche nach dem Zauberort Nach wie vor nimmt die Urlaubsreise bei vielen Bundesbürgern einen hohen Stellenwert ein; viele sind sogar bereit, sich im Alltag einzuschränken, um das Verreisen in der Urlaubszeit sicherzustellen. 1 Fast zwei Drittel der deutschsprachigen Bevölkerung verreisen regelmäßig in Form einer Urlaubsreise ab fünf Tagen. 2 Die Suche nach dem Reiseziel - dem „Zauberort“, der die alltäglichen Ablauf- und Zeitstrukturen unterbrechen soll - führt dabei häufig zu Reisezielen in Deutschland. Bernd Eisenstein B ei Betrachtung der Urlaubsreisen wird in der Regel zwischen Kurzurlaubsreisen mit einer Dauer von ein bis drei Übernachtungen und längeren Urlaubsreisen ab vier Nächten bzw. fünf Tagen unterschieden. 3 Dabei wird die durchschnittliche Dauer der längeren Urlaubsreisen häufig auf rund 12 bis 13 Tage taxiert, 4 wobei längere Inlandsurlaubsreisen im Jahr 2015 eine durchschnittliche Dauer von gut 10 Tagen aufwiesen. 5 Bei drei von zehn der im Jahr 2015 durchgeführten inländischen Übernachtungsreisen (ab 50 km) handelte es sich um Urlaubsreisen. Der Marktanteil Deutschlands unter den Zielen der längeren Urlaubsreisen ab fünf Tagen verdeutlicht die große Bedeutung des Urlaubs-Binnenmarktes: Dieser liegt seit Anfang des Jahrtausends nahezu unverändert bei rund 30 %. Damit ist das Reiseziel Deutschland mit großem Abstand und seit geraumer Zeit das beliebteste Urlaubsreiseziel der Deutschen. Das auf Platz 2 rangierende Spanien kommt für 2015 auf 13,1 %; es folgen Italien (8,2 %), die Türkei (7,3 %) und Österreich (5,3 %). 6 Bei den Kurzurlaubsreisen 7 wird es noch eindeutiger: 2014 führten 76 % der Reisen zu inländischen, lediglich 24 % zu ausländischen Zielen. 8 Die inländischen Urlaubsreisen unterscheiden sich in einigen strukturellen Aspekten und bezüglich des Reiseverhaltens z. T. deutlich von den Urlaubsreisen ins Ausland. Zum einen wird für die Anreise zum Inlandsziel häufiger auf den Pkw zurückgegriffen, 9 zum anderen wird vergleichsweise oft in Ferienwohnungen und Ferienhäusern übernachtet; im Ausland wird hingegen häufiger das Hotel bevorzugt. 10 Zudem liegen die Reiseausgaben pro Person und Tag bei Urlaubsreisen ins Ausland höher 11 und der Anteil der als Pauschalreise organisierten Urlaube ist bei inländischen Reisezielen deutlich geringer. 12 Die Bundesländer profitieren in ganz unterschiedlichem Maße von der inländischen Urlaubsnachfrage. Sowohl in Bezug auf die inländischen Haupturlaubsreiseziele 13 als auch in Bezug auf alle inländischen Urlaubsreisen ab 5 Tagen weisen Mecklenburg-Vorpommern, Bayern, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Baden-Württemberg die größten Marktanteile auf. Bei den inländischen Kurzurlaubsreisen setzen sich die ‚Big Five‘ aus Bayern, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Sachsen zusammen. Bei einem vertiefenden Blick auf die von den Gästen während der Urlaubsreise (ab einer Übernachtung) vor Ort durchgeführten Aktivitäten wird augenscheinlich, dass in allen Bundesländern der Besuch kultureller und historischer Sehenswürdigkeiten zu den Top 3-Aktivitäten zählt. Zudem suchen viele Urlauber den Aufenthalt in der Natur, der in Schleswig-Holstein, Mecklenburg- Vorpommern, Niedersachsen, Brandenburg, Bayern und dem Saarland die am häufigsten durchgeführte Aktivität vor Ort darstellt. Es gibt jedoch auch deutliche Unterschiede: So ist das Wandern beim Urlaub in den Bundesländern Thüringen, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und Bayern unter den Top 3-Aktivitäten zu finden und die Kulinarik wird relativ häufig von Urlaubern im Saarland, Baden-Württemberg und Sachsen angeführt. Das Shoppen hingegen zählt vornehmlich in den drei Stadtstaaten zu den beliebtesten Aktivitäten vor Ort. Die Urlaubsreise ist für viele Bundesbürger ein Jahreshöhepunkt 14 und viele deutsche Destinationen profitieren von der Reiselust der Inländer. Im Jahr 2015 betrug die Urlaubsreiseintensität (Anteil der Bevölkerung ab 14 Jahren, der im Jahr mindestens eine Urlaubsreise von fünf oder mehr Tagen gemacht hat) 77 %. 15 Zudem erweist sich die Nachfrage nach (insbesondere längeren) Urlaubsreisen als relativ stabil. 16 Aus ökonomischer Perspektive geben auch die Aussichten für das nächste Jahrzehnt keinen Anlass, pessimistisch in die Zukunft zu blicken: Für den Zeitraum bis 2025 wird - bei einem im deutschen Quellmarkt nahezu beständigen Nachfragevolumen der längeren Urlaubsreisen ab 5 Tagen Dauer - eine die inländischen Reiseziele leicht begünstigende Entwicklung prognostiziert. 17 Literaturtipps: Schmücker, D., Grimm, B. und Wagner, P. (2015): Reiseanalyse 2015. Kurzfassung der Ergebnisse. Struktur und Entwicklung der Urlaubsreisenachfrage im Quellmarkt Deutschland. Kiel. Reinhardt, U. (2016): Tourismusanalyse 2016. Hamburg. 26 <?page no="27"?> 2. 3. 1. 2. 3. 1. 2. 3. 1. 2. 3. 1. 2. 3. 1. 2. 3. 1. 2. 3. 1. 2. 3. 1. 2. 3. 1. 2. 3. 1. 2. 3. 1. 2. 3. 1. 2. 3. 1. 2. 3. 1. 2. 3. 1. 2. 3. 1. BW BY BE SN MV TH HE RP SL BB HB HH NI NW ST SH Zeit mit der Familie verbringen Aufenthalt in der Natur Besuch von kulturellen / historischen Sehenswürdigkeiten Einkaufen / Shopping Besuch von Events / Veranstaltungen (z.B. Konzerte, Sportevents) Spazieren gehen Typische Speisen / Getränke genießen Wandern Reiseanlass bei inländischen Übernachtungsreisen Entwicklung der Urlaubsreiseziele der Deutschen Geschäftsreisen Ausland Inland 20 % 80 % 29% 47% 4 % Privatreisen 1954 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2014 69,5 % 30,5 % 30,0% 70,0% 85,0% 15,0% Urlaubsreisen Verwandten- und Bekanntenbesuche Sonstige davon Stand: 2015. Basis: Übernachtungsreisen ab 1 Übernachtung der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 50 km. Quelle: GfK SE, Shopper und Eisenstein 2016. Stand: 2014. Basis: Deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 14 Jahre. Quelle: Eigene Berechnung auf Basis von Schmücker, Grimm und Wagner 2015, S. 30. Stand: 2014. Basis: Urlaubsreisen ab 5 Tagen Dauer der deutschen / deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 14 Jahre (bis 1989 nur Westdeutschland, ab 2010 inkl. Ausländer). Quelle: Schmücker, Grimm und Wagner 2015, S. 25. Stand: 2014. Basis: Urlaubsreisen ab 1 Übernachtung der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 50 km. Quelle: GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a. Top 3-Aktivitäten bei inländischen Urlaubsreisen je Bundesland Marktanteile der Bundesländer bei inländischen längeren Urlaubsreisen (ab 4 Übernachtungen) ≤ ≤ ≤ ≤ 2,5 % 5,0 % 10,0 % 20,0 % NW RP BW BY HE TH SN ST HB HH NI BB BE SH MV SL NW RP BW BY HE TH SN ST HB HH NI BB BE SH MV SL Stand: 2014. Basis: Deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 14 Jahre. Quelle: Eigene Berechnung auf Basis von Schmücker, Grimm und Wagner 2015, S. 30. Marktanteile der Bundesländer bei inländischen kurzen Urlaubsreisen (1 bis 3 Übernachtungen) ≤ ≤ ≤ ≤ 2,5 % 5,0 % 10,0 % 20,0 % 27 <?page no="28"?> 7 Tagestourismus „Kurz mal raus“-Gäste lohnen sich Im Vergleich zum Übernachtungstourismus ein Vielfaches an Aufenthaltstagen, Umsatzbringer vor allem im Handel und Gastgewerbe, wichtiges Nachfragesegment zur ganzjährigen Infrastrukturauslastung - die Tagesreisen der Inländer haben eine hohe gesamttouristische Bedeutung in Deutschland. Wenngleich sich viele Deutsche wünschen, in ihrer Freizeit noch mehr Tagesausflüge zu unternehmen, sind der Entwicklung des Tagesreiseaufkommens möglicherweise Grenzen gesetzt. Manon Krüger D ie Deutschen unternehmen jährlich rund 2,8 Mrd. Tagesreisen im eigenen Land. 1 Zwei Drittel der Reisen empfangen die einwohnerreichsten Bundesländer 2 Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden- Württemberg, Niedersachsen und Hessen. Großstädte zählen dabei zu den beliebtesten Tagesreisezielen der Deutschen, wenngleich in einigen Bundesländern wie bspw. Schleswig-Holstein oder Brandenburg auch die ländlich geprägten Räume - darunter häufig beliebte Ferienregionen - große Teile der Tagesreisenden anziehen. 3 Etwa 70 % der Tagesreisen haben das eigene Bundesland zum Ziel; 4 die fünf Länder mit dem größten Volumen empfangener Tagesreisen sind entsprechend zugleich mengenmäßig die wichtigsten Quellgebiete für Tagesreisen. Die meisten Tagesreisen pro Einwohner unternehmen die Bewohner von Schleswig-Holstein (43,6), Rheinland-Pfalz (41,9) und Hessen (40,8). 5 Auf jede inländische Übernachtung in Deutschland entfallen 4,1 Tagesreisen von Inländern. Der Tagesreiseverkehr generiert im Vergleich zum Übernachtungstourismus somit deutlich mehr touristische Aufenthaltstage. 6 Mit 8,5 Tagesreisen je Übernachtung übersteigt das Tagesreiseaufkommen das Übernachtungsvolumen am deutlichsten in Nordrhein-Westfalen. An der Einwohnerzahl bemessen (Tourismusintensität 7 ) hat der Tagestourismus für Bremen und Hamburg den höchsten Stellenwert. Im Durchschnitt unternimmt jeder Deutsche 8 jährlich 30,3 privat motivierte Tagesausflüge und 7,4 Tagesgeschäftsreisen. Mehr als vier von fünf Tagesreisen der Bundesbürger sind entsprechend privat veranlasst. 9 Hinter dem privaten und geschäftlichen Grundmotiv stehen vielfältige Reiseanlässe und Aktivitäten während der Tagesreise. So sind neben dem Verwandten- und Bekanntenbesuch der Einkaufsbummel und der Besuch gastronomischer Einrichtungen wichtige Bestandteile privater Tagesreisen. Der Tagesgeschäftsreisemarkt wird von klassischen Geschäftsbesuchen bestimmt. Der Handel und die Gastronomie gehören zu den größten Profiteuren des inländischen Tagestourismus in Deutschland. Im Durchschnitt gibt ein Tagesgast 27,70 € 10 für seine Reise aus. Die Stadtstaaten erzielen dank einer hohen Dichte an freizeitrelevanter Infrastruktur die höchsten Ausgaben durch Tagesgäste. 11 Insgesamt können dem Tagestourismus ein Bruttoumsatz von 79 Mrd. € und eine Einkommenswirkung von 35 Mrd. € zugerechnet werden, die einem Beitrag zum Volkseinkommen von 1,8 % und einem Äquivalent von etwa 1,4 Mio. Beziehern eines durchschnittlichen Volkseinkommens pro Kopf entspricht. 12 Der Tagesreiseverkehr ist insbesondere aufgrund des durch ihn generierten hohen Reiseaufkommens ein bedeutender Wirtschaftsfaktor im Deutschlandtourismus. Zugleich kann er durch eine relativ gleichmäßige Verteilung der Reisen im Jahresverlauf zu einer ganzjährigen Auslastung der in den Reiseregionen vorgehaltenen Freizeitinfrastruktur beitragen. 13 Zwar würden sechs von zehn Deutschen ab 14 Jahre in ihrer Freizeit gerne mehr Tagesausflüge unternehmen, 14 hinsichtlich der (anzunehmenden) Entwicklung des Tagesreiseaufkommens finden sich jedoch unterschiedliche Einschätzungen. So prognostiziert eine Untersuchung zu den Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Tourismus u. a. aufgrund der zunehmenden Mobilität der Gesellschaft insgesamt und insbesondere in den höheren Altersgruppen steigende Tagesausflugstätigkeiten und -volumen. 15 Demgegenüber wird die rückläufige Bevölkerungszahl und die Verschiebung der Altersstruktur zugunsten der höheren Altersgruppen mit einer weiterhin unterdurchschnittlichen Ausflugshäufigkeit als eine anzunehmende Ursache eines rückläufigen Tagesreiseaufkommens angeführt. 16 Zudem bleibt offen, wie sich aktuelle Diskussionen über die zunehmende Touristifizierung 17 von Städten als beliebte Tagesreiseziele auf die Tagesreisetätigkeit auswirken werden. Literaturtipps: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) (Hg.) (2012): Wirtschaftsfaktor Tourismus Deutschland - Kennzahlen einer umsatzstarken Querschnittsbranche. Langfassung. Berlin. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) (Hg.) (2014): Tagesreisen der Deutschen. Grundlagenuntersuchung. Berlin. 28 <?page no="29"?> x,x 23,10 28,30 26,40 27,90 28,40 26,10 29,00 23,80 27,10 33,10 38,30 24,10 32,00 25,00 24,20 26,70 1 z. B. Freizeitpark, Zoo, Kirche, Schloss, Museum, Landschafts- und Naturattraktionen. 2 z. B. Konzert, Theater, Fest, Ausstellung. 3 z. B. Betriebs-, Schul-, Vereinsausflug, Busreise usw. Stand: 2014. Basis: Tagesreisen der Inländer ins In- und Ausland. Quelle: BMWi 2014. Durchschnittliche Ausgaben pro Tag und Person in Euro für ... Durchschnittliche Gesamtausgaben pro Tag und Person in Euro xx Hauptanlässe privater Tagesreisen, Anteile in Prozent Hauptanlässe geschäftlicher Tagesreisen, Anteile in Prozent NW BW BY BB BE SN ST TH NI RP SL HE SH HH HB MV NW BW BY BB BE SN ST TH NI RP SL HE SH HH HB MV Besuch von Verwandten und Bekannten 33,7 % 28,7 % 25,0 % 17,0 % 16,3 % 15,1 % 4,4 % 19,3 % 12,8 % 12,0 % Besuch von Restaurants, Cafés, Kneipen, Bars, Discotheken etc. Einkaufen Besuch von Sehenswürdigkeiten / Vergnügungs- / Freizeiteinrichtungen Besuch von Veranstaltungen / Vorführungen Wandern / Bergsteigen Baden / Schwimmen / Sonnenbaden Erholungs- / Spazierfahrt, „Nichts Bestimmtes“ Besuch von Landschafts- / Naturattraktionen Sonstige sportliche und andere Aktivitäten Verpflegung im Gastgewerbe Lebensmitteleinkäufe sonstiger Einkauf Freizeit/ Unterhaltung Sonstiges Besuch von Verwandten, Bekannten, Freunden 31,4% Einkaufsfahrt (nicht täglicher Bedarf) 13,5% 71,1% 14,3% 9,8% 4,8% Ausübung einer speziellen Aktivität (z. B. Skilauf, Baden, Wandern, Surfen) 12,4% Besuch von Sehenswürdigkeiten / Attraktionen1 12,1% Spazierfahrt/ Fahrt ins Blaue 11,4% Besuch einer speziellen Veranstaltung2 10,4% Insgesamt 2.432 Mio. Insgesamt 516 Mio. Essen gehen / Lokalbesuche 6,8% Organisierte Fahrt3 2,0% Klassischer Geschäftsbesuch Teilnahme an Seminaren, Schulungen usw. Teilnahme an Kongressen, Tagungen, Konferenzen usw. Besuch von Messen, Ausstellungen usw. Anzahl empfangener und produzierter Tagesreisen Tages-Tourismusintensität und Verhältnis von Tagesreisen zu Übernachtungen Top 10-Aktivitäten während des Tagesausfluges Anzahl der empfangenen inländischen Tagesreisen, in Mio. Anteile in Prozent (Mehrfachnennungen möglich) Anzahl der produzierten Tagesreisen ins In- und Ausland, in Mio. ≤ ≤ ≤ > 100 150 300 300 x,x Anzahl der inländischen empfangenen Tagesreisen je inländischer Übernachtung Tourismusintensität: Anzahl der empfangenen inländischen Tagesreisen je 1.000 Einwohner ≤ ≤ ≤ ≤ 30.000 40.000 50.000 60.000 574 451 376 254 227 166 149 109 106 92 86 66 65 59 38 28 Stand: 2014. Quelle: BMWi 2014. Stand: 2014. Basis: Inländische Tagesreisen, während der Tagesreise getätigte Ausgaben (ohne Ausgaben für Fahrt zwischen Wohn- und Zielort und Reisevor- und -nachbereitung). Quelle: BMWi 2014. Stand: 2014. Basis: Tagesreisen der Inländer ins In- und Ausland. Quelle: BMWi 2014. Tagesreisen: Empfangene inländische Tagesreisen ab 0 km; Übernachtungen: Inländische Übernachtungen der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 50 km. Stand: 2014. Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis BMWi 2014, GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a. Stand: 2014. Quelle: Eigene Berechnung auf Basis BMWi 2014, Statistisches Bundesamt 2015b. 8,5 7,7 7,0 6,1 5,4 5,3 5,3 3,8 3,4 3,4 3,3 3,3 3,0 2,8 1,7 1,3 Ausgaben für Tagesreisen Hauptanlässe für Tagesreisen BW SN SH HH MV HB NI ST BE BB TH HE NW RP SL BY 29 <?page no="30"?> 8 Geschäftsreisetourismus Berufliche Mobilität im Wandel Zum Kundentermin nach Stuttgart oder zur Branchenmesse nach Berlin: Die Anlässe von Geschäftsreisen sind vielfältig. Der persönliche Kontakt als wichtiger Erfolgsfaktor von Geschäftsbeziehungen gilt als ein Grund dafür, dass die fortschreitende Digitalisierung Geschäftsreisen wohl auch in Zukunft nicht ersetzen, jedoch bisherige Reiseformen und Angebotsformate ergänzen wird. Manon Krüger D ie Erscheinungsformen des Geschäftsreisetourismus sind vielfältig und reichen von klassischen Geschäftsreisen z. B. zur Wahrnehmung eines Kundentermins über den Besuch von Messen und Ausstellungen bis zur Teilnahme an Kongressen, Tagungen, Konferenzen, Seminaren, Incentives und Events - auch als „MICE-Segment“ 1 oder „Veranstaltungsmarkt“ 2 bezeichnet. 3 Während sieben von zehn Tagesgeschäftsreisen der Deutschen einen klassischen Reiseanlass haben, 4 werden Übernachtungsgeschäftsreisen vielfach auch zum Zweck des Veranstaltungsbzw. Messebesuchs unternommen. Als wichtigste Gründe zur Durchführung geschäftlicher Reisen werden von Führungs- und Fachkräften nach wie vor das bessere Kennenlernen bzw. das persönliche Zusammentreffen mit Geschäftspartnern genannt - noch vor der Förderung von Geschäftsabschlüssen. 5 Mit Konsumausgaben in Höhe von 42,5 Mrd. € entfallen auf den Geschäftstourismus etwa 19 % der touristischen Gesamtausgaben der Inländer in Deutschland, zwei Drittel davon auf Tagesgeschäftsreisen. Jeweils etwa ein Fünftel ihrer Ausgaben tätigen die Geschäftsreisenden in der Gastronomie, im Handel und für den Transport. 6 Die Deutschen verbrachten im Jahr 2014 im Rahmen von Geschäftsreisen ab 50 km 96,3 Mio. Übernachtungen im eigenen Land. 7 Hinzu kommen rund 515,9 Mio. Tagesgeschäftsreisen (ermittelt für Mai 2012 bis April 2013). 8 Bayern, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen können im Vergleich der Bundesländer die meisten geschäftlichen Übernachtungen verbuchen. 9 Deutschlandweit kommt Geschäftsreisen mit einem Anteil von 14 % am gesamten Übernachtungsaufkommen durch Inländer das deutlich geringere Gewicht gegenüber privaten Reisen 10 zu. Insbesondere für städtische Räume ist der Geschäftsreisetourismus jedoch ein wichtiges Nachfragesegment. So ist in Hamburg und Nordrhein-Westfalen mehr als jede fünfte, in Hessen, Bremen und Berlin mehr als jede vierte Übernachtung geschäftlich motiviert. Bezogen auf die Einwohnerzahl erreichen Berlin und Hamburg die höchste Intensität 11 geschäftlicher Übernachtungen. Im Markt der promotablen Geschäftsreisen 12 wird Deutschland häufig die Position als weltweiter „Messeplatz Nr. 1“ und weltweites „Kongressland Nr. 2“ zugeschrieben. 13 Im Jahr 2014 registrierte der Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e. V. 330 (inter-)nationale und regionale Messen mit rund 15,6 Mio. Besuchern. 14 Die meisten Messebesucher verzeichneten die Standorte Hannover, Düsseldorf und Stuttgart. 15 Im Veranstaltungs- und Eventbereich wurden deutschlandweit im Jahr 2014 rund 3 Mio. Veranstaltungen mit 383 Mio. Teilnehmern (darunter rund 357 Mio. aus dem Inland) durchgeführt. 16 Mit 659 internationalen Verbandskongressen ist Deutschland europaweit in diesem Segment führend, weltweit veranstalten nur die USA mehr Kongresse. 17 Unter (inter-)nationalen Veranstaltern von Kongressen, Tagungen und Events sind Bayern und Nordrhein-Westfalen die bevorzugten Bundesländer für die Durchführung von Veranstaltungen, Berlin und München die beliebtesten Großstädte. Geschäftsreisen sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für das Reiseland Deutschland und werden es aus Sicht der handelnden Akteure trotz der Möglichkeiten der digitalen Kommunikation auch zukünftig bleiben: 18 „Das persönliche Gespräch bleibt der wichtigste Treiber für geschäftliche Kontakte.“ 19 Gleichwohl sind Anbieter im Geschäftstourismus gefordert, ihre Konzepte und Angebote entsprechend der technischen Möglichkeiten weiterzuentwickeln (z. B. mobiles Arbeiten, Verbindung realer Veranstaltungen mit virtuellen Elementen). Als weitere Herausforderungen, denen sich z. B. Verkehrsträger oder Veranstaltungsstätten zu stellen haben, werden u. a. die Schaffung multimodaler Mobilitätsangebote, die Verstärkung der Bemühungen um eine umweltgerechte und sozial verträgliche Gestaltung von Veranstaltungen und die Einstellung auf eine wachsende Zahl älterer und soziokulturell unterschiedlicher Teilnehmer bzw. Kunden genannt. 20 Literaturtipps: Europäisches Institut für TagungsWirtschaft GmbH (EITW) (Hg.) (2015): Meeting- & EventBarometer Deutschland 2014/ 2015. [pdf] Abrufbar unter: https: / / dl.dropboxusercontent.com/ u/ 11298347/ EITW_oeffentliche_downloads/ ManagementInfo_MEBa_2015.pdf. Verband Deutsches Reisemanagement e. V. (VDR) (Hg.) (2015): VDR-Geschäftsreiseanalyse 2015. [pdf] Abrufbar unter: https: / / www.vdr-service.de/ fileadmin/ der-verband/ fachmedien/ geschaeftsreiseanalyse/ VDR-Geschaeftsreiseanalyse_2015.pdf. 30 <?page no="31"?> Hannover 1.607 Hamburg 470 Husum 15 Bremen 229 Berlin 885 Rostock 21 Leipzig 341 Chemnitz 14 Erfurt 104 Mainz 77 Offenburg 70 Karlsruhe 43 Idar-Oberstein 3 Frankfurt a.M. 851 Offenbach 10 Wächtersbach 59 Hof 37 Magdeburg 29 Bernburg 23 Düsseldorf 1.584 Essen 214 Dortmund 23 Bad Salzuflen 18 Köln 529 Stuttgart 1.507 München 799 Augsburg 15 Passau 66 Kempten 110 Nürnberg 671 Feuchtwangen 4 NW BW BY BB SN ST TH NI RP SL HE SH MV NW BW BY 1. 3. 5. 3. 2. x. HE BB Berlin 1. x. Hannover 8. Nürnberg 9. Stuttgart 7. Frankfurt a. M. 3. Düsseldorf 6. Köln 4. Dresden 10. München 2. Hamburg 5. Stand: 2013. Basis: Reisen ab 1 Übernachtung der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 50 km. Quelle: GfK SE Consumer Panels 2014. Basis: 203 FKM-zertifizierte Messen im Jahr 2014. Quelle: FKM 2015. Basis: Veranstalterbefragung 2015. Quelle: EITW 2015, S. 24f. Stand: 2014. Basis: Übernachtungen auf Reisen ab 1 Übernachtung der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 50 km. Quelle: GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a. Stand: 2014. Basis: Übernachtungen auf Reisen ab 1 Übernachtung der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 50 km. Quelle GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a, Statistisches Bundesamt 2015b. Anteil der inländischen Übernachtungen durch Geschäftsreisen an allen inländischen Übernachtungen, in Prozent Anzahl der inländischen Übernachtungen durch Geschäftsreisen, in Mio. Anzahl der Besucher je Messestandort, in Tausend Von (inter-)nationalen Veranstaltern als Veranstaltungsdestination bevorzugte... Flächenbundesländer Großstädte Anzahl der Besucher ausgewählter Messen Als Veranstaltungsdestination bevorzugte Top 5-Flächenbundesländer und Top 10- Großstädte NW BW 10,7 10,4 15,5 17,6 8,2 3,9 2,8 5,1 6,7 5,0 2,3 BY BY BE BB BB BE SN SN ST ST TH TH NI NI RP RP SL SL HE HE SH HB HH 1,3 1,7 2,4 0,5 2,2 SH HH HB MV MV NW BW Anzahl und Anteil von inländischen Übernachtungen durch Geschäftsreisen Übernachtungen durch Geschäftsreisen der Inländer: Tourismusintensität ≤ ≤ ≤ ≤ 5 % 10 % 20 % 30 % Tourismusintensität: Anzahl der inländischen Übernachtungen durch Geschäftsreisen je 1.000 Einwohner ≤ ≤ ≤ ≤ 1.000 1.500 2.000 2.500 Hauptanlässe inländischer Geschäftsreisen mit Übernachtung, Anteile in Prozent Kongress, Tagung, Konferenz 20 % 18 % 16 % 14 % 13 % 4 % 4 % 10 % Besuch eines Kunden / Lieferanten Weiterbildung Besuch einer Niederlassung Montage, Arbeit an wechselnden Einsatzorten Event Messe, Ausstellung Sonstiges 31 <?page no="33"?> Teil 3: Stadt - Land - Räume <?page no="34"?> 9 Tourismus auf dem Land Sommerfrische 2.0 Der zeitgenössische Tourismus ist von ländlichen Räumen kaum zu trennen. Eine Vielzahl touristischer Aktivitäten, von Wandern und Wassersport über Radfahren bis hin zu Wein- und Naturtourismus, findet überwiegend in ländlich geprägten Räumen statt. 1 Darüber hinaus wächst die Beliebtheit ländlicher Räume als temporärer Gegenentwurf zur Enge, Schnelllebigkeit und Rationalität postmoderner Urbanität. Carola May L aut aktueller Prognosen wird der Anteil der in urbanen Räumen lebenden Weltbevölkerung bis zum Jahre 2050 auf 70 % angestiegen sein. 2 Die bis dato zahlenmäßig stets überlegene rurale Bevölkerung wird somit in Zukunft kontinuierlich abnehmen. 3 Wird diese Entwicklung mit der Annahme in Zusammenhang gesetzt, dass touristischen Räumen immer auch ein Komplementär- und Ausbruchscharakter anhaftet, indem sie abseits gewohnter Alltagsstrukturen die Möglichkeit bieten, anderes zu erfahren, kann davon ausgegangen werden, dass die Faszination an ländlichen Räumen angesichts der Lebensverhältnisse der urbanen Mehrheitsgesellschaft weiterhin anwachsen wird. 4 Die vor dem Hintergrund der Industrialisierung und Urbanisierung in West- und Mitteleuropa bereits zu Beginn des 20. Jh. einsetzende Entwicklung ländlicher Regionen und Mittelgebirge zu touristischen Räumen beliebter Sommerfrischen 5 erscheint damit ungebrochen. Sie unterstreicht die touristische Relevanz des ländlichen Raumes, der als „naturnaher, von der Land- und Forstwirtschaft geprägter Siedlungs- und Landschaftsraum mit geringer Bevölkerung- und Bebauungsdichte sowie niedriger Wirtschaftskraft und Zentralität der Orte, aber höherer Dichte der zwischenmenschlichen Bindungen“ 6 definiert wird. Die Beliebtheit ländlicher Räume spiegelt sich im Interesse deutscher Urlauber an dem Thema „Landurlaub / Urlaub auf dem Bauernbzw. Winzerhof“ wider, welches sich 2013 auf Rang 28 von 53 untersuchten Urlaubsthemen wiederfand. Insgesamt können sich 17,7 Mio. 7 und damit 31 % der Deutschen vorstellen, ihren Urlaub auf dem Land zu verbringen. Das Interesse ist dabei in den ostdeutschen Bundesländern (außer Mecklenburg- Vorpommern) sowie Berlin, dem Saarland und Rheinland- Pfalz überdurchschnittlich ausgeprägt, während im norddeutschen Raum ein geringeres Interesse am Landurlaub vorliegt. 8 Die faktischen Anteile der Urlaubsart „Urlaub auf dem Land / in den Bergen“ bei Urlaubsreisen der Deutschen ab einer Übernachtung reflektieren deren naturräumliche Strukturen. Am stärksten fällt dieser Anteil im Jahr 2014 in Bayern (35 %) aus, gefolgt vom vergleichsweise dünn besiedelten Sachsen-Anhalt (25 %), Baden-Württemberg (22 %) und Thüringen (21 %). 9 Die wirtschaftliche Bedeutung des ländlichen Tourismus in Bayern lässt sich zudem an der Anzahl (3,4 Tsd.) der landwirtschaftlichen Betriebe ablesen, die Nebeneinkünfte aus Fremdenverkehr, Beherbergung und Freizeitaktivitäten beziehen. Vergleichsweise hoch sind diese außerdem im ähnlich strukturierten Baden-Württemberg (1,6 Tsd.) und dem durch Weinbau geprägten Rheinland-Pfalz (1,1 Tsd.). Die Bedeutung des Bauernhofurlaubs gemessen am Anteil der Betriebe mit touristischen Nebeneinkünften an allen landwirtschaftlichen Betrieben ist jedoch in Schleswig- Holstein (6 %) und Rheinland-Pfalz (5,8 %) deutlich höher als in Bayern (3,6 %) und Baden-Württemberg (3,8 %) und unterstreicht dessen dortige wirtschaftliche Bedeutung. 10 Gerade an Bayern und Rheinland-Pfalz, deren ländlichtraditionelle Strukturen sich u. a. in der überdurchschnittlichen Bereitschaft zur Fortführung kleinerer und mittlerer Familienbetriebe manifestieren, 11 wird das Potenzial des Tourismus zur wirtschaftlichen Inwertsetzung strukturschwacher Regionen deutlich. Durch die Vermietung von Ferienwohnungen und durch zielgruppenspezifische Angebote für Familien mit Kindern 12 wie „Ferien auf dem Bauernhof“ 13 oder Reiterurlaub bietet der Tourismus aus Sicht der Landwirtschaft nicht nur eine zusätzliche Einnahmequelle, sondern es ergibt sich auch die Chance der Direktvermarktung bäuerlicher Produkte. 14 Die hohe Anzahl zertifizierter Landurlaub-Unterkunftsanbieter 15 gerade in peripher gelegenen Grenz- und Küstenregionen deutet gleichfalls darauf hin, dass neben politischen Akteuren auch Landwirte und Touristiker in einem qualitativ hochwertigen Tourismus das geeignete Instrument sehen, dem ländlichen Strukturwandel konstruktiv zu begegnen. Literaturtipps: Rein, H. und Schuler, A. (Hg.) (2012): Tourismus im ländlichen Raum. Wiesbaden. Henkel, G. (2004): Der Ländliche Raum. Stuttgart. 34 <?page no="35"?> Stand: 2013. Quelle: Statistisches Bundesamt 2014c. Stand: 2014. Quelle: GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a. Stand: Juli 2015. Quelle: Eigene Zusammenstellung basierend auf Bundesarbeitsgemeinschaft für Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus in Deutschland e.V. 2015 und LV digital GmbH 2015. Landw. Betriebe: * keine Betriebe mit dieser Einkommenskombination. ** Wert geheimgehalten, aber unter 0,1 Tsd. zu schätzen. Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. Anzahl ausgewählter zertifizierter Landurlaub- Unterkunftsanbieter in einzelnen Gemeinden Fehmarn 27 Kappeln 6 Norden-Norddeich 7 Esens 6 Eiderstedt 6 Pellworm 6 Waltenhofen 14 Rettenberg 11 Ofterschwang 6 Seeg 10 Hopferau 10 Roßhaupten 7 Marktoberdorf 7 Wertach 8 Buchenberg 6 Immenstadt 11 Oberstaufen 8 Stiefenhofen 9 Deggenhausertal 8 Samerberg 13 Bad Feilnbach 6 Schmallenberg 13 Lennestadt 6 Ernst 7 Longuich 6 Oberwolfach 7 Elzach 6 Horben 6 Titisee-Neustadt 6 Tettnang 6 MV SH HH HB NI ST BE BB SN TH HE NW RP SL BW BY Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe mit touristischen Nebeneinkünften und Anteil der inländischen Landurlaubsreisen je Bundesland Allgemeines Interesse der Bevölkerung des jeweiligen Bundeslandes an einem Landurlaub / Urlaub auf dem Bauernbzw. Winzerhof ≤ ≤ ≤ > 0,50 Tsd. 0,75 Tsd. 1,00 Tsd. 1,00 Tsd. ≤ ≤ ≤ ≤ > 28 % 30 % 32 % 34 % 34 % ≤ ≤ ≤ ≤ > 1 5 10 20 20 Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe mit Nebeneinkünften aus Fremdenverkehr, Beherbergung, Freizeitaktivitäten in Tausend Anteil der Urlaubsart Urlaub auf dem Land/ in den Bergen an allen inländischen Urlaubsreisen je Bundesland NW RP BW BY HE TH SN ST** HB* HH* NI BB BE* SH 9 % 9 % 10 % 16 % 9 % 0 % 14 % 13 % 13 % 13 % 21 % 22 % 35 % 25 % 0 % 1 % % MV SL* NW RP BW BY HE TH SN ST HB HH NI BB BE SH MV SL 35 <?page no="36"?> 10 Tourismus an der Küste Badetourismus made in Germany Die Reiseziele an Deutschlands über zweitausend Kilometer langer Küste gehören zu den beliebtesten Urlaubsregionen der Deutschen. Die Küstendestinationen können dabei z. T. auf eine lange touristische Historie verweisen und der seit Jahren spürbare Wachstumstrend hält vielerorts weiter an. Der Blick in die Zukunft zeigt, dass der Tourismus an den deutschen Küsten einerseits zu den Gewinnern des Klimawandels zählen könnte; 1 andererseits können mancherorts Fragen nach den Grenzen des Wachstums und der Tragfähigkeit aufgeworfen werden. Julian Reif und Bernd Eisenstein D er Küstentourismus ist eine der bedeutendsten Tourismusformen weltweit. Er spielt u. a. am Mittelmeer, 2 in der Karibik und am Golf von Mexiko, 3 auf den Inselgruppen und an den Küsten des Indischen Ozeans, 4 im Südpazifik 5 sowie in Australien 6 eine dominierende Rolle. 7 Auch die deutschen Küsten gehören seit Jahrzehnten zu den favorisierten Reisezielen der Deutschen. Der Ursprung des Küstentourismus ist im England des 18. Jh. zu finden: Hier führte eine gesellschaftliche Neubewertung des bis dahin eher als unangenehm und feindselig empfundenen Küstenraums zu einer Nutzung der Küste zunächst in Form therapeutischer Badeorte und alsbald als ein gesellschaftlicher Treffpunkt der Oberschicht. 8 Etwas später beginnend zeigte sich eine ähnliche Entwicklung in Deutschland und nach dem Zweiten Weltkrieg setzte schließlich ein bis heute anhaltender Boom des Küsten- und Badetourismus ein. 9 Im Jahr 2015 war der „Sonne & Strand“-Urlaub mit einem Anteil von 46 % bei den längeren Urlaubsreisen (ab 5 Tagen Dauer) die beliebteste Urlaubsart der Deutschen. 10 Der Anteil der Badeurlaube 11 an den Urlaubsreisen (ab einer Übernachtung und ab 50 km), die die Deutschen in Schleswig-Holstein im Jahr 2015 machten, liegt bei 49 %; die entsprechenden Werte für Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen liegen bei 46 % bzw. 34 %. 12 Auf Basis der sieben Küstenreisegebiete macht die Entwicklung der amtlich erfassten Übernachtungen von 2005 bis 2015 deutlich, dass vor allem in den letzten drei Jahren ein klarer Wachstumstrend zu erkennen ist. Dabei entfielen 2015 die meisten Übernachtungen auf die drei Reisegebiete Ostsee, Vorpommern und Nordsee, deren Anteile an den Gesamtübernachtungen die Bedeutung des Küstentourismus für das jeweilige Bundesland widerspiegeln. Mit rund 58 Mio. amtlich erfassten Übernachtungen im Jahr 2015 können die sieben Küstenreisegebiete 13 % aller amtlich erfassten Übernachtungen im Deutschlandtourismus auf sich vereinen. 13 Hinzu kommen zahlreiche nicht erfasste Übernachtungen in Unterkünften mit weniger als zehn Betten, bei Verwandten- und Bekannten bzw. in privaten Unterkünften sowie mehr als 138 Mio. Tagesreisen. 14 Innerhalb der an der Küste gelegenen Reisegebiete und im Hinblick auf die vorgelagerten Inseln liegt z. T. eine starke räumliche Konzentration des Tourismus vor. Einige Küstengemeinden erreichen Tourismusintensitäten von über 250.000 Übernachtungen je 1.000 Einwohner. Neben der räumlichen Konzentration der touristischen Nachfrage auf die Inseln und auf die Hotspots auf dem Festland kann die zeitliche Konzentration der Nachfrage als ein weiterer Problemfaktor im Küstentourismus identifiziert werden. Die ausgeprägte Saisonalität - verdeutlicht durch Gini-Koeffizienten, die teilweise über 0,4 liegen 15 - weist auf die besondere Klima- und „Wetterabhängigkeit des Küstentourismus“ 16 hin. Nicht zuletzt deshalb kann der maritime Tourismus als besonders sensibel für die Auswirkungen des Klimawandels angesehen werden. Der Meeresspiegelanstieg und Küstenschutz wird dabei als ein besonders empfindlicher Bereich eingeschätzt. 17 Touristisch betrachtet wird der Einfluss des Klimawandels auf die deutsche Küste vorwiegend als positiv angesehen, da die Erhöhung der Luft- und Wassertemperaturen Möglichkeiten zur Saisonausweitung bieten könnten. 18 Aufgrund der gegenwärtigen räumlichen und zeitlichen Konzentration der Touristenströme und die z. T. hoch intensive touristische Inwertsetzung stellen sich auch Fragen nach den Grenzen des Wachstums bzw. der Tragfähigkeit. Diese begrenzen sich dabei nicht mehr nur auf ökologische Aspekte, sondern berücksichtigen auch die soziale Tragfähigkeit aus Sicht der Bevölkerung und qualitative Aspekte, wie z. B. das Crowding bzw. die perzeptuelle Tragfähigkeit (Touristenmenge, ab der sich die Touristen durch Touristen gestört fühlen). 19 Die bereits 1980 von Robert Jungk gestellte Frage „Wieviel Touristen pro Hektar Strand? “ 20 könnte mancherorts aktueller denn je werden. Literaturtipps: Dowling, R. und Pforr, C. (Hg.) (2009): Coastal tourism development. New York. Schmücker, D. (2014): Klimawandel und Küstentourismus in Norddeutschland. Geographische Rundschau (3), S. 40-45. 36 <?page no="37"?> Ückeritz Breege Trassenheide Karlshagen Zinnowitz Zempin Baabe Middelhagen Göhren Loddin Binz Boltenhagen Sellin Ahrenshoop Zingst Prerow Thiessow Wustrow Heringsdorf Dierhagen Graal-Müritz Kühlungsborn Dranske Rerik Ummanz Am Salzhaff Born a. Darß Putgarten Altenkirchen Gager Wiek Lütow Insel Hiddensee Zierow Insel Poel Sagard Lohme Glowe Putbus Sassnitz Ueckermünde Rostock Stralsund Wismar Bad Doberan Greifswald Spiekeroog Langeoog Baltrum Neuharlingersiel Wangerooge, Nordseebad Juist Borkum Norderney Wangerland Butjadingen Esens Dornum Otterndorf Norden Cuxhaven Krummhörn Wittmund Varel Wilhelmshaven Emden Gästeübernachtungen Gästeankünfte 2.000.000 800.000 200.000 Norddorf auf Amrum Hörnum (Sylt) Kampen (Sylt) Sankt Peter-Ording Hallig Hooge Nebel Utersum Brodersby Wenningstedt-Braderup (Sylt) Kronsgaard Kellenhusen (Ostsee) Wittdün auf Amrum Tümlauer Koog Dahme Westerhever Büsum Helgoland List Hohwacht (Ostsee) Langeneß Sylt Vollerwiek Wyk auf Föhr Grömitz Timmendorfer Strand Fehmarn Großenbrode Friedrichskoog Sierksdorf Bordelum Schönberg (Holstein) Laboe Glücksburg (Ostsee) Heiligenhafen Neustadt in Holstein Harrislee Husum Lübeck Bad Schwartau Eckernförde Flensburg Kiel Stand: 2014. Quelle: Statistisches Bundesamt 2016b, 2016c. Stand: 2015. Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis Statistisches Bundesamt 2016a. Ab 2012 werden alle Beherbergungsbetriebe mit 10 und mehr Betten erfasst (vorher mind. 9) sowie alle Campingplätze mit 10 und mehr Schlafgelegenheiten (vorher mind. 3). Stand: 2005-2015. Quelle: Statistisches Bundesamt 2006a, 2007, 2008a, 2009a, 2010a, 2011a, 2012a, 2014a,d, 2015a, 2016a. Übernachtungen in statistisch erfassten Beherbergungsbetrieben in den amtlichen Reisegebieten an der Küste ≤ ≤ ≤ ≤ ≤ ≤ > 5.000 10.000 25.000 50.000 100.000 250.000 250.000 Tourismusintensität (Übernachtungen je 1.000 Einwohner) Statistisch erfasste Ankünfte und Übernachtungen sowie Tourismusintensität in ausgewählten Küstengemeinden Entwicklung der Übernachtungen 2005-2015 in den amtlichen Reisegebieten an der Küste (Indexdarstellung) SCHLESWIG-HOLSTEIN NIEDERSACHSEN HH SH SH NL Ostsee Nordsee Nordsee Ostsee Ostsee PL MECKLENBURG-VORPOMMERN MV Ostsee Vorpommern Nordsee Mecklenburgische Ostseeküste Mecklenburgische Ostseeküste Nordseeküste Rügen/ Hiddensee Ostfriesische Inseln Ostsee Vorpommern Nordsee Nordseeküste Rügen/ Hiddensee Ostfriesische Inseln 12,5 Mio. 9,3 Mio. 9,0 Mio. 8,0 Mio. Anteil der Übernachtungen je Reisegebiet am jeweiligen Übernachtungsvolumen des Bundeslandes 46,3% 31,7% 33,1% 27,0% 15,3% 21,5% 12,7% 7,6 Mio. 6,3 Mio. 5,3 Mio. 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 90 100 110 120 130 140 2005 = 100 37 <?page no="38"?> 11 Tourismus im Gebirge Sommer- und Wintertourismus in den Bergen Die Natur der Bergwelt mit Attraktionspunkten wie Gletschern, Wasserfällen oder Aussichtspunkten 1 ist Grundlage für die touristische Attraktivität vieler Hoch- und Mittelgebirge. Hügel und Berge ermöglichen Aktivitäten wie Skifahren, Bergsteigen, Wandern oder Klettern in attraktiven Landschaften abseits von Städten und Agglomerationsräumen. So hat sich der Tourismus bspw. in vielen alpinen Gemeinden zu einem wichtigen wirtschaftlichen Standbein entwickelt. 2 Christian Eilzer M it einer veränderten Naturwahrnehmung begann im 19. Jh. die touristische Erschließung der Hochgebirge, 3 die mit wachsender Bedeutung des Wintersports in einen massenhaften Wintertourismus mündete. 4 Die Mittelgebirgsregionen sind seit Beginn des kommerziellen Tourismus vor allem „zu beliebten Sommerfrischen“ 5 entwickelt worden. 6 Die Hoch- und Mittelgebirge in Deutschland sind somit Reiseziele für den Sommer- und Wintertourismus. Grundsätzlich ist der Deutschlandtourismus von einer höheren Bedeutung des Sommerhalbjahres geprägt. In den Stadt- und Landkreisen mit einer Reliefenergie (Differenz zwischen maximalem und minimalem Höhenwert) von mehr als 500 m ist der Sommertourismus im Jahr 2014 gemessen an der Anzahl an Übernachtungen in gewerblichen Betrieben besonders stark in den Landkreisen Cochem-Zell (75 %) sowie Lindau am Bodensee und Bernkastel-Wittlich (je 73 %) ausgeprägt, während der Wintertourismus im Landkreis Esslingen und im Hochtaunuskreis (je 47 %), gefolgt vom Erzgebirgskreis (46 %), eine verhältnismäßig hohe Bedeutung hat. Obwohl in der Summe der Anteil an Übernachtungen in der Sommersaison höher ausfällt, erzielt der Wintertourismus z. B. in vielen Regionen im Alpenraum eine höhere Wertschöpfung als der Sommertourismus und ist dort aus ökonomischer Sicht als bedeutsamer einzuschätzen. 7 Für den Wintertourismus ist der Klimawandel mit Auswirkungen wie Abnahme der Schneedecke oder Abschmelzen von Gletschern eine große Herausforderung, da die „finanzielle Überlebensfähigkeit der Wintertourismusindustrie […] in großem Maße von günstigen Schneeverhältnissen und der Schneesicherheit der Skigebiete“ 8 abhängt. So sind vor allem die Mittelgebirge einem erheblichen Veränderungsdruck ausgesetzt; insbesondere Höhenlagen zwischen 700 m N. N. und 900 m N. N. gelten als besonders verwundbar. 9 Eine Alternative zum Wintertourismus, insbesondere zum Skisport, mit ähnlich hohem Einnahmepotenzial wird derzeit nicht gesehen, 10 wodurch Anpassungsmaßnahmen erschwert werden. Die Hoch- und Mittelgebirge in Deutschland halten die Deutschen besonders geeignet für „Wandern“ (57 %), „Mountainbike fahren“ (49 %) und „Wintersport“ (48 %), gefolgt von den Urlaubsaktivitäten bzw. -arten „Motorrad fahren“ und „Informationen über die Natur erhalten“ (je 38 %), „Natururlaub“ (37 %) und „Nordic Walking“ (31 %). Die Einschätzung der Themeneignung der Gebirgsregionen weist dabei z. T. starke regionale Unterschiede auf. So wird z. B. der Harz für die Aktivität „Märchen und Sagen erleben“ als Mittelgebirge am meisten genannt (15 %), der Schwarzwald für „Wandern“ (23 %), die Alpen für „Wintersport“ (20 %). 11 Trotz der Diskussion um den Klimawandel „stehen Wintersport und Wintersporturlaub bei der deutschen Bevölkerung nach wie vor hoch im Kurs.“ 12 In Deutschland sind die Mittelgebirge und das Alpenvorland besonders bedeutsam für den Wintersport; bei den Ausflugszielen dominieren bei den deutschen Wintersportlern das Sauerland (insbesondere Winterberg), der Harz und der Schwarzwald. 13 In Gebirgsregionen stellt die Landschaft die zentrale Grundlage der touristischen Wertschöpfung dar. 14 Dies gilt nicht nur für Hochgebirge wie die Alpen, sondern ebenso für Mittelgebirge, auch wenn diese aufgrund fehlender spektakulärer Landschaftselemente einer gewissen Beliebigkeit bzw. Austauschbarkeit unterliegen. 15 Die Sensibilität der Gebirgslandschaften wird gegenwärtig insbesondere durch den Klimawandel offenkundig 16 - mit Auswirkungen auf den Winter- und auch auf den Sommertourismus. Für den Tourismus in den deutschen Gebirgen werden im Zuge des Klimawandels u. a. Anpassungsmaßnahmen im Wintertourismus, 17 Entwicklung eines Ganzjahreszeiten-Tourismus 18 oder Nutzung von Chancen für Mittelgebirgsregionen im Zusammenhang mit steigenden Sommertemperaturen, 19 etwa im Natur- und Aktivtourismus, 20 als zukunftsweisende Strategien angesehen. Literaturtipps: Agrawala, S. (Hg.) (2007): Klimawandel in den Alpen. Anpassungen des Wintertourismus und des Naturgefahrmanagements. Paris. Roth, R., Krämer, A. und Görtz, M. (2012): Grundlagenstudie Wintersport Deutschland. Köln. 38 <?page no="39"?> LK Deggendorf LK Freyung-Grafenau LK Passau LK Straubing-Bogen LK Regen LK Cham LK Schwandorf LK Rosenheim LK Miesbach LK Traunstein LK Berchtesgadener Land LK Bad Tölz-Wolfratshausen LK Garmisch-Partenkirchen LK Neustadt a.d.Waldnaab LK Tirschenreuth LK Bayreuth LK Wunsiedel i.Fichtelgebirge LK Vogtlandkreis LK Erzgebirgskreis LK Mittelsachsen LK Sächsische Schweiz- Osterzgebirge LK Bautzen LK Görlitz LK Saale-Orla-Kreis LK Saalfeld-Rudolstadt LK Sonneberg LK Hildburghausen LK Ilm-Kreis LK Gotha SK Suhl LK Schmalkalden-Meiningen LK Rhön-Grabfeld LK Bad Kissingen LK Fulda LK Wartburgkreis LK Werra-Meißner LK Vogelsbergkreis LK Schwalm-Eder LK Kassel LK Marburg-Biedenkopf LK Waldeck- Frankenberg LK Hochsauerlandkreis LK Soest LK Märkischer Kreis LK Olpe LK Siegen-Wittgenstein LK Altenkirchen (Westerwald) LK Westerwaldkreis Städteregion Aachen LK Lahn-Dill LK Düren LK Euskirchen LK Ahrweiler LK Eifelkreis Bitburg-Prüm LK Mayen-Koblenz LK Cochem-Zell LK Rhein- Hunsrück LK Bernkastel-Wittlich LK Mainz-Bingen LK Birkenfeld LK Bad Kreuznach LK Donnersbergkreis LK Trier-Saarburg LK Merzig-Wadern SK Wiesbaden LK Hochtaunuskreis LK Rheingau-Taunus LK Darmstadt-Dieburg LK Bergstraße SK Neustadt an der Weinstraße LK Südliche Weinstraße LK Karlsruhe LK Enzkreis LK Ostalbkreis LK Göppingen LK Esslingen LK Reutlingen LK Lörrach LK Waldshut LK Breisgau-Hochschwarzwald SK Freiburg im Breisgau LK Emmendingen LK Ortenaukreis SK Baden-Baden LK Weilheim- Schongau LK Harz LK Mansfeld-Südharz LK Goslar LK Osterode am Harz LK Ravensburg LK Lindau (Bodensee) LK Oberallgäu LK Ostallgäu LK Rastatt LK Freudenstadt LK Schwarzwald-Baar LK Rottweil LK Zollernalbkreis LK Tübingen LK Calw Stand: 2014. Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik 2015, Hessisches Statistisches Landesamt 2014-2015, IT.NRW 2015, LSKN 2015, Statistisches Amt Saarland 2015, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2015, Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen 2014-2015, Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz 2014-2015, Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt 2015, Thüringer Landesamt für Statistik 2015. Stand: 2012. Quelle: IÖR-Monitor des Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung, Datengrundlage: DGM10 © GeoBasis-DE / BKG (2013). Reliefernergie und statistisch erfasste Übernachtungen je Stadt- / Landkreis Eignungszuspruch für verschiedene Urlaubsarten und -aktivitäten für ausgewählte Gebirgsregionen1 Natururlaub Allgäu 7,7 % 9,5 % 14,7 % 3,6 % 4,4 % 9,1 % 1,0 % 5,6 % 1,6 % 25,2 % 4,2 % 36,6 % 35,0 % 45,0 % 27,0 % 27,0 % 37,0 % 37,0 % 34,0 % 29,0 % 28,0 % 28,0 % 38,1 % 49,3 % 57,1 % 47,6 % 19,4 % 17,1 % 24,9 % 16,2 % 31,0 % 8,9 % 17,5 % 10,9 % 7,0 % 5,0 % 12,9 % 1,7 % 3,6 % 4,3 % 16,2 % 4,3 % 7,5 % 5,9 % 8,7 % 4,0 % 2,2 % 12,1 % 1,6 % 3,1 % 4,7 % 17,7 % 3,1 % 12,9 % 12,1 % 17,1 % 5,1 % 5,7 % 21,1 % 3,2 % 8,2 % 4,4 % 22,8 % 6,3 % 11,9 % 20,3 % 9,1 % 2,0 % 8,4 % 14,8 % 1,8 % 5,1 % 11,7 % 4,6 % 4,7 % 3,8 % 5,3 % 1,3 % 1,5 % 7,1 % 3,6 % 1,5 % 11,8 % 7,1 % 12,1 % 5,9 % 13,0 % 2,1 % 10,5 % 2,1 % 2,1 % 5,9 % 19,2 % 2,1 % 3,0 % 3,0 % 5,4 % 14,8 % 2,0 % 9,7 % 2,0 % 6,7 % 4,2 % 7,7 % 1,6 % 5,1 % 2,0 % 10,7 % 1,4 % 7,1 % 3,1 % 9,5 % 1,7 % 5,0 % 1,4 % 2,1 % 15,0 % 1,2 % Alpen Bayerischer Wald Eifel Erzgebirge Harz Rhön Sauerland Schwarzwald Thüringer Wald Ungestützte Themenkompetenz: Summe der Nennungen für alle Mittelgebirge2 Gestützte Themeneignung: Ø über alle untersuchten Reiseziele3 Sächsische Schweiz- Elbsandsteingebirge Wellnessurlaub Familienurlaub Märchen und Sagen erleben Motorrad fahren Mountainbike fahren Nordic Walking Wandern Wintersport Angebote i. d. Nebensaison nutzen ≤ ≤ ≤ ≤ ≤ 100 m 250 m 500 m 1.000 m 2.500 m Reliefenergie (Differenz zwischen maximalem und minimalem Höhenwert einer Gebietseinheit) Statistisch erfasste Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben / Beherbergungsstätten Sommer (Mai-Oktober) Winter (November-April) 3.000.000 1.000.000 100.000 112,9% der Befragten nennen das Allgäu als geeignetes Reiseziel für einen Wanderurlaub (Frage ohne vorgegebene Antworten). 2Wird nach geeigneten Wanderurlaubsreisezielen gefragt (ohne vorgegebene Antworten), entfallen 57 % der Nennungen auf Mittelgebirgsregionen (mit mind. 5 Nennungen). 3Wird nach der Eignung eines konkreten Reiseziels für eine Urlaubsart oder -aktivität gefragt, fällt der Zuspruch meist höher aus. Im Durchschnitt halten 37% der Befragten die erhobenen Reiseziele für einen Wanderurlaub geeignet. Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. 39 <?page no="40"?> 12 Tourismus in Städten Wachstum, Wachstum, Wachstum und an die Einwohner denken Deutschlands Städte sind Touristenmagneten und in den letzten Jahren Wachstumstreiber im Deutschlandtourismus. Die Reisezielauswahl ist vielfältig und reicht von großen Metropolen bis hin zu lebenswerten Kleinstädten. In jüngster Zeit kommt es jedoch gerade in Großstädten auch zu Belastungserscheinungen. Julian Reif E in Grund für den Besuch der deutschen Städte kann in der Multioptionalität des Angebotes gesehen werden. Neben vielfältigen Möglichkeiten zur Ausübung von Aktivitäten bei privat motivierten Reisen sind die Städte Reiseziel vieler Geschäftsreisender. Eine Definition des Städtetourismus gestaltet sich aufgrund dieser Vielfältigkeit und den unterschiedlichen Aktivitäten der Touristen in der Stadt als schwierig und erfolgt, wenn nicht die Einwohnerzahl als Referenzgröße dient, meist in allgemeiner Form: „Städtetourismus umfasst jede erdenkliche Form eines Aufenthalts von nicht-ortsansässigen Menschen, die eine Stadt aus geschäftlichem oder privatem Interesse - sei es mit oder ohne Übernachtung - besuchen.“ 1 Aufgrund der Heterogenität des Angebotes und dem damit verbundenen unterschiedlichen Verhalten der Touristen innerhalb der Stadt wird der Städtetourismus als Paradebeispiel des postmodernen Tourismus beschrieben. 2 Während deutschlandweit die amtlich erfassten Gästeankünfte zwischen 2004 und 2014 um 38 % gestiegen sind, konnten die Gemeinden über 100.000 Einwohner ein Wachstum von 61 % erzielen und verzeichneten im Jahr 2014 über 64 Mio. Ankünfte. 3 Der Tourismus in Gemeinden über 100.000 Einwohnern trägt somit mit 40 % zum gesamten amtlich erfassten Gästeaufkommen in Deutschland bei. 4 Zwölf Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern verzeichneten über eine Million Ankünfte: Deutlich an der Spitze liegt Berlin mit knapp 11,9 Mio. Ankünften, gefolgt von den Metropolen München (6,6 Mio.) und Hamburg (6,1 Mio.). 5 Zudem ist das Interesse der Deutschen an einem Urlaub in der Stadt hoch. Über 37 Mio. Deutsche hatten im Jahr 2013 großes oder sehr großes Interesse an einer Städtereise. Bei einem Vergleich von über 50 touristischen Themen erreicht der Städtetourismus damit das viertgrößte Interessentenpotenzial unter der deutschen Bevölkerung. 6 Den Städten Hamburg, Berlin, München, Köln und Leipzig wird bei einer gestützten Abfrage dabei die höchste Themeneignung für eine Städtereise innerhalb Deutschlands zugesprochen. 7 Bei Betrachtung der Urlaubsreisen der Deutschen ab einer Übernachtung innerhalb der Republik ist die „Städtereise“ darüber hinaus mit 19 % auch der beliebteste Reiseanlass der Deutschen. 8 Beim Vergleich der Bundesländer erreichen die Stadtstaaten dabei erwartungsgemäß die höchsten Werte. Neben den statistischen Rekordmeldungen rückt aktuell ein weiterer Aspekt in den Vordergrund des städtetouristischen Diskurses. Erscheinungsformen einer Share Economy wie das Gastfreundschaftsnetzwerk Couchsurfing 9 oder das Buchungsportal Airbnb stellen städtische und ländliche Destinationen gleichermaßen vor neue Herausforderungen. Über Onlineplattformen können Einheimische kostenfreien bzw. günstigen Wohnraum für Touristen bereitstellen. Die Suche nach authentischen Reiseerlebnissen, u. a. durch soziale Interaktion zwischen Touristen und Einheimischen, 10 kombiniert mit einer rasanten technischen Entwicklung im Internet, führt zu einer neuen Raumaneignung in den Städten. 11 So werden verstärkt die Gebiete besucht, die bislang eher als Wohngebiete der lokalen Bevölkerung dienten und dadurch über wenig etablierte Sehenswürdigkeiten verfügen. 12 Das Verlassen der so genannten ‚Tourist Bubble‘ 13 und damit das Eindringen in die Alltagswelt der Einheimischen führt dazu, dass die Debatte um eine soziale Tragfähigkeit des Tourismus in Städten auch in der deutschsprachigen Stadtbzw. Tourismusforschung angekommen ist. 14 Bezogen auf die deutsche Hauptstadt kommt es insbesondere in den Szenevierteln 15 wie Prenzlauer Berg und Friedrichshain-Kreuzberg zu einer für die Einwohner gefühlt erhöhten Belastung durch Lärm, Müll und Crowding. 16 Die Folge sind Proteste der Einheimischen gegen eine zunehmende Touristifizierung Berlins. 17 Zukünftig wird es für die verantwortlichen Tourismusakteure verstärkt darauf ankommen, innovative Konzepte für einen nachhaltigen Tourismus in den Städten zu erarbeiten, die neben der Berücksichtigung des ökomischen Stellenwertes auch vermehrt Aspekte der Lebensqualität und der Zufriedenheit der Einheimischen in den Fokus rücken. Literaturtipps: Freytag, T. und Popp, M. (2009): Der Erfolg des europäischen Städtetourismus. Geographische Rundschau (2), S. 4-11. Novy, J. (2013): Städtetourismus, Stadtteiltourismus und der Mythos Städtischer Steuerung. Das Beispiel Berlin. In: Wöhler, K.-H. (Hg.): Governance von Destinationen. Neue Ansätze für die erfolgreiche Steuerung touristischer Zielgebiete. Berlin, S. 265-286. 40 <?page no="41"?> Stuttgart Frankfurt a. M. Lübeck Hannover Münster Essen Düsseldorf Köln Bonn Nürnberg Leipzig Dresden Rostock München Zwei Städte sind aufgrund von Datenanonymität nicht dargestellt. Stand: 2014. Quelle: Statistisches Bundesamt 2015a. Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. 1. 4. Köln Hamburg Lübeck 2. Berlin 3. x. München 5. 6. 7. Leipzig Nürnberg Dresden 8. 9. 10. Stuttgart Düsseldorf Bayern Sachsen Brandenburg Sachsen-Anhalt Baden-Württemberg Saarland Rheinland-Pfalz Hessen Thüringen Berlin Nordrhein-Westfalen Niedersachsen Bremen Schleswig-Holstein Hamburg Mecklenburg-Vorpommern Top 50-Städte ab 100.000 Einwohnern nach statistisch erfassten Ankünften in Beherbergungsbetrieben Top 10 geeignete Städte für eine Städtereise aus Sicht der Deutschen Rangplätze basierend auf der Bewertung der erhobenen Gemeinden anhand der Top-2-Box auf einer Skala von „5 = sehr gut geeignet“ bis „1 = gar nicht geeignet“ Urlaubsreisen ab 1 Übernachtung der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 50 km ≤ ≤ > 500.000 1.000.000 1.000.000 ≤ ≤ 10 % 15 % ≤ > 25 % 25 % Stand: 2014. Quelle: GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a. Anteil der inländischen Städteurlaubsreisen an allen inländischen Urlaubsreisen je Bundesland Dortmund Heidelberg Karlsruhe Mainz Wiesbaden Mannheim Würzburg Aachen Kassel Trier Koblenz Bochum Ulm Darmstadt Braunschweig Saarbrücken Bielefeld Neuss Göttingen Wuppertal Duisburg Oberhausen Regensburg Potsdam Augsburg Magdeburg Wolfsburg Ingolstadt Chemnitz Erlangen Freiburg im Breisgau 41 <?page no="42"?> 13 Tourismus in altindustriellen Räumen Auf Kumpel folgt Kultur - Chancen im Industrietourismus Zahlreiche ehemalige Industrieregionen in Deutschland versuchen das touristische Potenzial ihres industriekulturellen Erbes auszuschöpfen und damit den Strukturwandel zu unterstützen. Besonders das Ruhrgebiet konnte sich in den letzten 25 Jahren mit dem Thema Industriekultur touristisch profilieren. Anne Köchling D ie Mehrheit der Deutschen (66 %) verfolgt im Urlaub das Motiv, Abstand zum Alltag und damit zur Arbeit zu gewinnen. 1 Dennoch hat fast jeder vierte Deutsche (23 %) Interesse, im Urlaub industriekulturelle Einrichtungen zu besuchen, 2 und kommt somit auch im Urlaub im weitesten Sinne mit dem Thema Arbeit in Kontakt. Populär wurde der Tourismus in altindustriellen Räumen in Deutschland erst im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts. Im Zuge der Internationalen Bauausstellung Emscher Park (IBA) (1988-1999), welche sich zum Ziel machte, das industriekulturelle Erbe für den Tourismus zu nutzen, gewann das Thema im Ruhrgebiet an Bedeutung. 3 Die Industriekultur befasst sich dabei mit „allen gesellschaftlichen Phänomenen der Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Industriezeitalters.“ 4 Unter Industrietourismus werden „solche Formen der räumlichen Mobilität verstanden, die durch die Anziehungskraft ehemaliger oder in Betrieb befindlicher Industrien auf externe Besucher ausgelöst werden (ausgenommen sind also solche Personen, die für das Funktionieren der Betriebe erforderlich sind).“ 5 Dabei stellt der Industrietourismus eine Sonderform des Kulturtourismus dar. 6 Das Bundesland Nordrhein-Westfalen und besonders das Ruhrgebiet nehmen aufgrund der durch die IBA hervorgegangenen „Route der Industriekultur im Ruhrgebiet“ eine Vorreiterrolle im deutschen Industrietourismus ein. Durch die Route werden industriekulturelle Orte von besonderer Erlebnisqualität miteinander verbunden und als Alleinstellungsmerkmal der Region vermarktet. 7 Neben der Route stellen die Ernennung der Zeche Zollverein zum UNESCO-Weltkulturerbe im Jahr 2001 und die Nominierung des Ruhrgebietes mit der Stadt Essen als Europas „Kulturhauptstadt 2010“ wichtige Meilensteine für die touristische Entwicklung des Ruhrgebietes dar. 8 Aufgrund dieser Vorreiterrolle ist es nicht verwunderlich, dass von den Deutschen auf die offen gestellte Frage, welche Urlaubsziele in Deutschland sie für eine Reise zur Industriekultur besonders geeignet finden, von 52 % das Ruhrgebiet genannt wird. 9 Zudem finden sich unter den Top 10-Nennungen vier Städte des Ruhrgebietes sowie das Bundesland Nordrhein-Westfalen wieder. Auch das Saarland, das mit der Völklinger Hütte ebenfalls bereits seit 1994 eine industriekulturelle UNESCO- Welterbestätte besitzt, 10 wird mit dem Thema Industriekultur assoziiert (Rang 4). Durch die in Anlehnung an die Ruhrgebietsroute initiierte 11 und seit 2003 im Rahmen einer EU-Förderung aufgebaute „Europäische Route der Industriekultur“ (ERIH) erfuhr das Thema auch überregional einen Aufschwung. 12 Das Ziel dieses europaweiten Netzwerkes ist der Schutz der europäischen Industriekulturstandorte und deren Erhalt als Antrieb für die Entwicklung der oftmals vom wirtschaftlichen Verfall bedrohten Regionen. Dabei wurde bis heute ein europaweites Netzwerk von 90 sogenannten Ankerpunkten, die über eine gut entwickelte Tourismusinfrastruktur verfügen, aufgebaut und vermarktet. In Deutschland befinden sich derzeit 27 Ankerpunkte, von denen wiederum acht regionale Routen ausgehen, die kleinere industriekulturelle Standorte einbinden. Die regionalen Routen spiegeln die hohe Dichte an industriekulturellen Objekten in den Regionen wider, die für die touristische Vermarktung des Themas erfolgsentscheidend ist. 13 Angebotsseitig erfolgt, wie die „Europäische Route der Industriekultur“ zeigt, eine immer stärkere touristische Inszenierung 14 der altindustriellen Räume. Das nachfrageseitige Interesse ist dabei unter den Bewohnern Nordrhein-Westfalens am größten. Auch die Saarländer weisen ein überdurchschnittliches Interesse an diesem Urlaubsthema auf. Diese Zahlen lassen vermuten, dass das Besucherpotenzial alter Industrieregionen insbesondere in der regionalen Bevölkerung liegt, da die touristische Inwertsetzung des Angebotes dazu führt, dass sich die Bewohner wieder mit der Region beschäftigen und identifizieren. 15 Literaturtipps: Baumgartner, C. und Biedenkapp, A. (Hg.) (2001): Landschaften aus Menschenhand: Die touristische Nutzung von (Industrie-)Kulturräumen. Hannover Congress Centrum. Schwark, J. (Hg.) (2004): Tourismus und Industriekultur. Vermarktung von Technik und Arbeit. Berlin. 42 <?page no="43"?> IBA-Terrassen Besucherzentrum Lausitzer Seenland Großräschen Besucherbergwerk F60 Lichterfeld Erlebnis-Kraftwerk Plessa Brikettfabrik Louise, Uebigau- Wahrenbrück Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus Sächsisches Industriemuseum Energiefabrik Knappenrode Hoyerswerda Biotürme Lauchhammer Gartenstadt Marga Senftenberg Kraftwerk Schwarze Pumpe, Spremberg Braunkohle Tagebau Welzow-Süd IIIIBBA T IBB I AA T rraaaasssssen Be mmmmmm Lausitzer schen en chen chen che hhe c r s mm r ee e r Be B r e r Be Besucheeeerer Seeeeenland Be er Se ddddd museuumm DD m DD s u m DDDDi l DDDie elk 00000 d Kunstmmmus Cottbusss 00 d mmmus IBBBBAAAA-Terr zenttrrruuuu Großräsc Besucher Lichterfe IBBBBA T rr uuum Großräsc her Lichterfe Allgemeines Interesse der Bevölkerung des jeweiligen Bundeslandes am Besuch von Stätten der Industriekultur Europäische Route der Industriekultur Top 10 geeignete Reiseziele zum Besuch von Stätten der Industriekultur aus Sicht der Deutschen Stand: Jan. 2016. Quelle: ERIH 2015, 2016. Nordwest Ruhrgebiet Täler Maas Saar Main Lausitz Sachsen- Anhalt Energie-Route Lausitzer Industriekultur Sachsen-Anhalt. Die Mitteldeutsche Innovationsregion Route der Industriekultur Rhein-Main Route der Industriekultur im Nordwesten Regionale Route Ruhrgebiet Ankerpunkte der Europäischen Route der Industriekultur Täler der Industriekultur Euregio Maas-Rhein Regionale Route Saar-Lor-Lux Moor- und Fehnmuseum Elisabethfehn, Barßel Hafenmuseum Speicher XI Bremen Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven Meyer Werft Papenburg Tuchmachermuseum Bramsche Nordwolle Delmenhorst Emsland Moormuseum Geeste Museum Industriekultur Osnabrück - Landschaftspark Duisburg-Nord - Museum der Deutschen Binnenschifffahrt - Innenhafen Villa Hügel Essen Nordsternpark Gelsenkirchen Hohenhof Hagen LWL-Freilichtmuseum Hagen LWL-Industriemuseum Henrichshütte Zeche Ewald Herten Chemiepark Marl Gasometer Oberh. Schauplatz Oberh.- Zinkhütte Altenb. Museum Strom und Leben, Recklingh. Lindenbrauerei Unna Altes Schiffshebewerk Henrichenburg Zeche Nachtigall Witten 1) Welterbe Zollverein Essen 2) Eisenbahnmuseum Bochum 3) Jahrhunderthalle Bochum 4) LWL-Industriemuseum Zeche Zollern Dortmund 5) Aquarius Wassermuseum Mülheim an der Ruhr 6) Deutsches Bergbaumuseum Bochum 7) DASA Dortmund 8) Kokerei Hansa Dortmund 9) Maximilianpark Hamm 1) 5) 2) 7) 8) 9) 3) 6) 4) Selfkantbahn Gangelt Zinkhütter Hof, Stolberg Papiermuseum, Düren Braunkohletagebau Inden Rotes Haus Monschau Radioobservatorium Effelsberg, Bad Münstereifel Tuchfabrik Müller Euskirchen Wasser-Info-Zentrum Eifel, Heimbach Besucherbergwerk Grube Wohlfahrt, Hellenthal 1) Bergbaumuseum Mechernich 1) 1) Dt. Drahtmuseum, Altena Luisenhütte Balve Papiermühle Alte Dombach Bergisch Gladbach Bergische Museum Bergisch Gladbach Kraftwerk Ermen & Engels, Engelskirchen Dampf Land Leute Museum Eslohe LWL-Freilichtmuseum, Hagen Historische Fabrikanlage Maste-Barendorf, Iserlohn Sensenhammer Leverkusen Schmiedemuseum Bremecker Hammer Lüdenscheid 3) Johann Wülfing & Sohn Museum Radevormwald 2) Dt. Werkzeugmuseum Remscheid Dt. Roentgen-Museum Remscheid LVR-Industriemuseum Schauplatz Solingen Textilfabrik Cromford Ratingen - Historisches Zentrum Wuppertal: Duisburg: Klingenmuseum Solingen Müngstener Brücke Wendener Hütte Museum Achse, Rad und Wagen, Wiehl - Schwebebahn - Bergische Museumsbahnen 1) 2) 3) Erlebniszentrum The House of Villeroy & Boch, Mettlach Historisches Kupferbergwerk Beckingen- Düppenweiler Saarländisches Bergbaumuseum Bexbach Museumsbahn und Eisenbahnmuseum Losheim Handwerks- und Industriemuseum Fellenbergmühle Bergwerk und Siedlung Göttelborn Erlebnisbergwerk Velsen, Saarbrücken Besucherbergwerk Rischbachstollen Weltkulturerbe Völklinger Hütte Wasserstraßenkreuz / Schiffshebewerk, Magdeburg Technikmuseum Magdeburg Mansfelder Bergwerksbahn Benndorf Zentralwerkstatt Pfännerhall Braunsbedra Technisches Halloren und Salinemuseum, Halle Deutsches Chemie-Museum Merseburg Schaubergwerk und Bergbaumuseum „Röhrigschacht“ Sangerhausen Gradierwerk und Borlach Museum Bad Dürrenberg Industrie- und Filmmuseum Bitterfeld Stahlhaus | Siedlung Törten Technikmuseum „Hugo Junkers“ Dessau Ferropolis-Stadt aus Eisen Gräfenhainichen Werkssiedlung Piesteritz Landschaftspark Goitzsche, Pouch Kraftwerk und Werkssiedlung Zschornewitz Höchster Porzellan-Museum im Kronberger Haus, Frankfurt a. M. Peter Behrens Bau, Frankfurt a. M. Museum für Kommunikation Frankfurt am Main Deutsches Ledermuseum Offenbach Stadt- und Industriemuseum, Rüsselsheim Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. Fagus-Werk Leine tim Augsburg Zeppelin Museum Friedrichshafen Deutsches Uhrenmuseum Furtwangen Weltkulturerbe Rammelsberg Goslar 1. 1. LWL-Industriemuseum Ziegelei Lage Museum der Arbeit Hamburg Deutsches Technikmuseum Berlin Historisch-Technisches Museum Peenemünde Industriemuseum Chemnitz August Horch Museum Zwickau Ziegeleipark Mildenberg, Zehdenick LWL-Industriemuseum TextilWerk Bocholt Nordrhein-Westfalen Bremen Saarland Thüringen Hessen Brandenburg Bayern Berlin Niedersachsen Mecklenburg-Vorpommern Schleswig-Holstein Sachsen Rheinland-Pfalz Sachsen-Anhalt Hamburg Baden-Württemberg Ruhrgebiet Essen Bochum Saarland Nordrhein-Westfalen Dortmund Berlin Duisburg Hamburg Erzgebirge Harz 27 % 27 % 26 % 25 % 25 % 24 % 23 % 22 % 21 % 21 % 21 % 52 % 18 % 12 % 11 % 9 % 7 % 5 % 5 % 4,8 % 3 % 3 % 20 % 20 % 20 % 19 % 19 % „Stellen Sie sich bitte vor, Sie wollen eine Reise zur Industriekultur (z.B. Besuch von Fabriken, Zechen, Industriekulturmuseen) machen. Welche Urlaubsziele (Orte, Regionen usw.) in Deutschland halten Sie hierfür für besonders geeignet? (max. 3 Nennungen)“ Ankerpunkt der europäischen Route der Industriekultur Standort auf einer regionalen Route der Industriekultur 43 <?page no="45"?> Teil 4: Verkehr - Veranstalter - Beherbergung <?page no="46"?> 14 Verkehrsträger und Reisemobilität Unterwegs in Deutschland Der touristische Verkehr wird in Deutschland vom Pkw als Hauptverkehrsmittel dominiert, in den Stadtstaaten hat die Bahn als Anreisemittel jedoch ebenfalls hohe Anteile. Autobahnen sowie ICE- und IC / EC-Bahnhöfe sind in vielen Teilen Deutschlands schnell erreichbar. Aufgrund der mit dem Individualverkehr einhergehenden Umweltbelastungen wird vielfach die Erhöhung des Anteils der öffentlichen Verkehrsmittel im touristischen Verkehr empfohlen. Rebekka Schmudde V erkehrsträger übernehmen mit der Beförderungsleistung von Personen eine Hauptkomponente von Reisen. 1 Grundsätzlich kann der Transport an Land (Straßen- und Schienenverkehr), auf dem Wasser oder in der Luft erfolgen. 2 Touristischer Verkehr ist dabei nicht-alltäglich und kann privat motivierter Freizeit- oder beruflich motivierter Geschäftsreiseverkehr sein. 3 Die touristische Transportleistung umfasst die Beförderung von Personen und Gepäck zwischen Abreise- und Zielort, teilweise inklusive Nebenleistungen wie Verpflegung oder Unterhaltung, sowie die Beförderung am Zielort während des Aufenthalts. 4 Häufig steht die Erreichung des Zielorts bei der touristischen Transportleistung im Vordergrund, jedoch kann die Beförderung auch als Gesamterlebnis angesehen werden (Caravaning, Kreuzfahrt). 5 Deutschlandweit wird der Pkw als Hauptverkehrsmittel zur Anreise bei 74 % der inländischen Urlaubsreisen genutzt, gefolgt von Bahn (11 %) und Bus (7 %). 6 In allen Bundesländern ist der Pkw das am meisten genutzte Anreisemittel, jedoch hat die Bahn in Bremen, Hamburg (je 32 %) und Berlin (27 %) ebenfalls eine hohe Bedeutung als Hauptverkehrsmittel. 7 Daneben wird zur innerdeutschen Anreise nach Berlin überdurchschnittlich häufig der Bus (16 %) und das Flugzeug (12 %) genutzt, während für Hamburg-Reisen das Flugzeug (16 %) häufiger als der Bus (7 %) gewählt wird. Erwartungsgemäß unternehmen Autobesitzer häufiger als Personen aus autofreien Haushalten ihre Urlaubsreise mit dem Pkw. 8 Im Jahr 2013 standen den Autofahrern 230,4 Tsd. km Straßen des überörtlichen Verkehrs zur Verfügung, davon 6 % als Bundesautobahnen, 17 % als Bundesstraßen und 77 % als Landes- und Kreisstraßen. 9 Mit einer Streckenlänge von 33,4 Tsd. km 10 ist das Schienennetz deutlich kürzer. Zudem stehen den Reisewilligen in Deutschland 27 Hauptverkehrsflughäfen zur Verfügung, 11 die in regionale und internationale Flughäfen unterteilt werden. Mit 22,7 Mio. von insgesamt 104,3 Mio. Einsteigern flogen 2014 jedoch nur rund ein Fünftel aller Passagiere zu einem Ziel innerhalb Deutschlands; die meisten Einsteiger mit Inlandsziel wurden für die Flughäfen München, Berlin-Tegel und Frankfurt/ Main sowie Hamburg und Düsseldorf verzeichnet. 12 Dagegen beförderte die Bahn im Jahr 2013 ca. 116 Mio. Personen im Fernverkehr innerhalb Deutschlands (131,1 Mio. insgesamt) und registrierte somit einen Inlandsanteil von 88 %. 13 Für die Nutzung der verschiedenen Verkehrsmittel spielt jedoch auch die Erreichbarkeit eine Rolle - sowohl hinsichtlich des Startals auch des Zielortes. Die Erreichbarkeit der Autobahnen per Pkw liegt dabei in 87 % der Stadtkreise bei durchschnittlich maximal zehn Minuten, während in 69 % der Landkreise die Pkw-Fahrtzeit bis zur nächsten Autobahn-Anschlussstelle durchschnittlich mehr als zehn Minuten dauert. Auch die Erreichbarkeit der Fernverkehrsbahnhöfe und internationalen Flughäfen ist regional unterschiedlich ausgeprägt: Während die Fernverkehrsbahnhöfe von den Mittelgebirgen aus nur mit längeren Anfahrtszeiten zu erreichen sind, trifft dies für die internationalen Flughäfen für die Grenzregionen sowie die Mitte Deutschlands zu. Sehr lange Anfahrtszeiten für alle drei Verkehrsstationen Autobahn- Anschlussstelle, Bahnhof und Flughafen müssen für die Landkreise Regen, Donau-Ries, Cham (Bayerischer Wald) sowie Freyung-Grafenau, Altmarkkreis Salzwedel und Lüchow-Dannenberg in Kauf genommen werden. 14 Diese Regionen sind demnach auch für Reisende schwerer erreichbar. Auf lokaler Ebene führt vor allem der Pkw-Verkehr zu Lärm, Abgasen, Flächenversiegelung und -zerschneidung, was gesundheitliche Belastungen der Einwohner sowie die Entwertung von Immobilien und Erholungsräumen zur Folge haben kann. 15 Angebote zu umweltfreundlicheren Alternativen wie die Anreise mit Bus und Bahn, längere Aufenthalte sowie die Nutzung des ÖPNV am Zielort rücken neben nicht-motorisierten Freizeitaktivitäten oder neuen Angeboten im Bereich ‚Shared Mobility‘ daher zunehmend in den Verantwortungsbereich der touristischen Leistungsträger am Zielort. 16 Literaturtipps: Groß, S. (2011): Tourismus und Verkehr. Grundlagen, Marktanalyse und Strategien von Verkehrsunternehmen. München. Strasdas, W. und von Bischopinck, L. (2016): Tourismus und nachhaltige Mobilität. Geographische Rundschau (5), S. 48-53. 46 <?page no="48"?> 15 Reiseveranstalter und Reisebüros Von Großkonzernen, Nischenanbietern - und der Renaissance der Reisebüros? Die über 2.500 Reiseveranstalter in Deutschland 1 bündeln eigene und fremde touristische Dienst- und Sachleistungen zu neuen (Pauschalreise-)Produkten, um diese unter eigenem Namen und auf eigenes Risiko am Markt anzubieten. 2 Häufig werden sie dabei von Reisemittlern unterstützt, 3 die als Handelsbetriebe Pauschal- und Einzelleistungen an Endkunden vermitteln. 4 Christina Amann und Bernd Eisenstein M it rund 45 Mio. Teilnehmern im Touristikjahr 2014 / 15 5 konnte der deutsche Reiseveranstaltermarkt einen erneuten Rekordwert ausweisen. Damit nahm die Zahl der Teilnehmer im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2 % und im Zehnjahresvergleich um 22 % zu. 6 Im gleichen Zeitraum wurde ein Gesamtumsatz von 27,2 Mrd. Euro erzielt. 7 Auch hier weisen die Zeitvergleiche Zuwächse aus: beim Vorjahresvergleich ein Plus von 5 %; beim Zehnjahresvergleich sogar eine Steigerung von 40 %. 8 Das im Vergleich zum Vorjahr ausgewiesene Wachstum des Umsatzes lag damit auch im Touristikjahr 2014 / 15 über dem vergleichbaren Wachstum der Teilnehmerzahl. Ursache sind Veränderungen im Produktmix der Veranstalter (hin zu Kreuzfahrten und Fernreisen) sowie Steigerungen bei Anbietern von Studien-, Erlebnis- und Luxusreisen. 9 Bereits seit dem letzten Drittel des 20. Jh. kam es innerhalb der deutschen Reiseveranstalterbranche zu Fusionen. 10 Starke horizontale und vertikale Konzentrationsprozesse, die darauf abzielten, Umsätze und Marktanteile zu steigern, führten zur Entstehung großer Konzerne. 11 Neben der horizontalen Konzentrationsstrategie, bei der Fusionen und Übernahmen innerhalb der gleichen Wertschöpfungsstufe im Mittelpunkt stehen (bspw. Fusion von TUI AG und FirstChoice Holidays Plc. zu TUI TRAVEL Plc.), führen vertikale Integrationsprozesse zur Ausweitung des unternehmerischen Engagements auf die vorbzw. nachgelagerten Wertschöpfungsstufen - wie bspw. Transport- und Beherbergungsbetriebe. 12 Der stark mittelständisch geprägte deutsche Markt der Reiseveranstalter 13 wird daher zunehmend von sieben großen Konzernen dominiert. Bemessen am Gesamtumsatz im Touristikjahr 2014 / 15 können diese zwei Drittel der Marktanteile auf sich vereinigen: Die TUI (TUI Deutschland und TUI AG) erwirtschaftete mit 19,8 % den größten Umsatzanteil, gefolgt von Thomas Cook (12,9 %) und der DER Touristik (11,4 %), der FTI Group (7,9 %), Alltours (5,5 %), AIDA Cruises (5 %) und Schauinsland- Reisen (4 %). 14 Das restliche Drittel setzt sich aus sehr vielen kleineren Anbietern zusammen, 15 die Nischen besetzen bzw. als Spezialisten am Markt agieren und teilweise nur regional tätig sind. 16 Der Vertrieb der Reiseveranstalterprodukte erfolgt häufig über Reisebüros, die dafür eine Provisionsvergütung erhalten. 17 Durch Zusammenschlüsse ehemals unabhängiger Reisebüros kann u. a. die Position bei Provisionsverhandlungen mit Reiseveranstaltern verbessert werden. 18 Die weitaus meisten Vertriebsstellen in Deutschland sind deshalb inzwischen dem systemgebundenen Vertrieb zuzuordnen, d. h. sie gehören einer Reisebürokette, einem Franchise-System oder einer Kooperation an. Der Anteil ungebundener Reisebüros liegt deutlich unter 10 Prozent. 19 Der Gesamtumsatz lag 2015 bei 23,7 Mrd. Euro, wovon ca. zwei Drittel auf das Privatkundengeschäft und ein Drittel auf den Business-Travel-Bereich entfielen. 20 Über Jahre hinweg sank die Anzahl der stationären Reisebüros in Deutschland. Als ein Grund für die Rückgänge gilt die verstärkte Verlagerung der Informationssuche und Buchungen von Reisen ins Internet. 21 Durch die zunehmende Digitalisierung verfügen nahezu alle Reiseveranstalter, Leistungsträger (und auch stationäre Reisebüros) über Buchungsmöglichkeiten auf einer eigenen Website. 22 Auch im Jahr 2015 war die Pauschalreise die häufigste Organisationsform 23 und „das persönliche Gespräch, vor allem im Reisebüro, der wichtigste Buchungsweg.“ 24 Gleichzeitig nimmt jedoch bspw. der Anteil der Personen, die das Internet zur Buchung von Urlaubsreisen nutzt, stetig zu, und es ist davon auszugehen, dass sich diese Entwicklung in den nächsten Jahren weiterhin fortsetzt. 25 In den Jahren 2014 und 2015 stieg die Anzahl der Reisebüros entgegen dem Vorjahrestrend leicht an. Inwiefern dies auf eine Trendumkehr hinweist, weil sich einige Kunden mit der zunehmenden Digitalisierung und dem steigenden Onlineangebot überfordert fühlen, 26 bleibt kritisch abzuwarten. Insgesamt gab es 2015 über 9.880 stationäre Reisebüros in Deutschland. Zehn Jahre zuvor lag der Wert allerdings noch deutlich über 12.000. 27 Literaturtipps: DRV Deutscher ReiseVerband e. V. (Hg.) (2016): Der Deutsche Reisemarkt. Zahlen und Fakten 2015. [pdf] Abrufbar unter: https: / / www.drv.de/ fileadmin/ user_upload/ Fachbereiche/ Statistik_und_Marktforschung/ Fakten_und_Zahlen/ 16-03-07_Zahlen_Fakten_2016.pdf. fvw Dossier (2015): Deutsche Veranstalter 2015. Hamburg. 48 <?page no="49"?> Der Gesamtumsatz der aufgeführten 56 Reiseveranstalter umfasst 78% des Gesamtumsatzes aller Reiseveranstalter in Deutschland. * Schätzung der fvw. ** Umsatz von der fvw geschätzt. *** im TUI-Umsatz erhalten. Stand: 2015. Quelle: Hildebrand 2015a, S. 5 und Hildebrand 2015b, S. 27. Stand: 2015. Quelle: Hildebrand 2015a, S. 6. Stand: 2015. Quelle: DRV 2015, S. 20 und DRV 2016, S. 13. Entwicklung der Reisebüros Umsatz und Teilnehmerzahlen ausgewählter Reiseveranstalter sowie Anzahl der Vertriebsstellen und durchschnittlicher Umsatz je Vertriebsstelle Umsatz in Mio. Euro Teilnehmer in Tsd. Anzahl Vertriebsstellen 4.500 TUI Deutschland* 6.307 9.200 489 1.315 AIDA Cruises** 823 k.A. k.A. 3.520 Thomas Cook* 6.140 9.600 279 2.150 FTI Touristik 3.850 9.906 217 3.237 DER Touristik 6.430 9.900 213 74 Olimar 124 7.780 10 37 Travel Trex 106 390 96 21 1A Vista Reisen 24 3.200 3 1.502 Alltours** 1.870 9.500 158 62 Ferien Touristik 132 5.816 11 13 SE-Tours 16 630 18 1.100 Schauinsland Reisen 1.370 11.600 95 35 Erlebe Fernreisen 17 k.A. k.A. 630 TUI Cruises 331 9.650 56 317 Phoenix Reisen 165 8.054 36 267 Hapag-Lloyd Kreuzfahrten 29 8.169 33 258 Studiosus Reis./ Marco Polo 104 6.428 31 25 I.D. Riva Tours 70 3.980 11 20 Attika Reisen 24 6.511 3 20 Vamos Eltern-Kind-Reisen 36 11 15 7 Asian Dreams Touristik 6 3.572 2 17 Tischler Reisen 13 2.045 8 22 Hauser Exkursionen 9 2.220 3 176 Vtours 447 6.800 26 175 JT Touristik 330 10.000 16 36 Chamäleon Reisen 9 1.785 15 35 Lernidee Erlebnisreisen 9 838 24 27 Windrose Finest Travel 6 350 39 13 Welcome Berlin Tours 73 130 13 34 RVA Interhome (Sitz Glattburg, CH) 141 5.800 5 136 LMX Touristik 279 4.846 26 133 Inter Chalet 804 6.294 5 44 Spar mit Reisen (Sitz Basel,CH) 218 E E 68 H & H Touristik 108 4.000 0,6 11 Neue Wege Seminare&Reisen 5 200 5 107 Ameropa-Reisen 500 7.400 9 91 Wikinger Reisen 56 2.834 12 21 DBKlassenfahrt./ Gruppenreis. 89 3.000 1 40 RUF Reisen 75 2.800 9 22 Hafermann Reisen 44 1.373 16 26 Frosch Sportreisen 29 362 5 40 Plantours & Partner 20 2.705 4 39 Eberhardt Gruppe 41 1.173 33 26 Diamir Erlebnisreisen 9 1.654 5 27 Herolé-Reisen 90 E E 30 Ikarus Tours 9 3.489 8 53 CTS Gruppenu. Studienreis. 176 E E = Eigenvertrieb E 86 Bentour (Hauptsitz Zürich, CH) 100 8.500 10 82 Tropo 149 6.300 13 70 Canusa Touristik 49 5.200 9 21 JAM Reisen 47 E E 81 Arosa Flussschiffe 86 9.663 10 80 Mediplus Gruppe 232 4.800 17 77 Alpetour 302 278 13 116 Gebeco / Dr. Tigges*** 59 k.A. k.A. 177 Costa Kreuzfahrten** 166 k.A. k.A. Umsatz pro Vertriebsstelle in Tsd. Euro Entwicklung des Gesamtumsatzes des Reiseveranstaltermarktes SN SH MV NI Hannover Berlin Leipzig Kesselsdorf Dresden Königstein Hamburg Bremen Norddeich Bremerhaven Kiel Rostock Oberursel Frankfurt a. M. Bad Homburg Aschaffenburg Freiburg Weil am Rhein Karlsruhe München Starnberg Garmisch-Partenkirchen Wolfschlugen Köln Bonn Rheinbach Düsseldorf Hagen Witten Lemgo Duisburg Weeze Bielefeld Münster ST BB TH HE NW RP SL BW BY 2005 2006 2007 2008 2009 Gesamtumsatz des Marktes in Mrd. Euro Umsatz in Mrd. Euro Anzahl der Reisebüros Zahl der Teilnehmer in Mio. 2010 2011 2012 2013 2014 2015 19,4 19,6 20,3 21,4 20,8 21,3 23,3 24,4 25,3 26,0 27,2 36,9 37,6 39,3 39,3 38,5 40,4 42,4 43,6 43,6 44,2 44,9 2005 2004 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 20,5 20,7 20,8 21,4 21,8 19,0 20,4 22,4 22,5 22,7 23,0 23,7 9.829 9.880 9.729 9.986 10.240 10.370 10.717 11.046 11.404 11.986 12.639 13.753 E = Eigenvertrieb E = Eigenvertrieb E = Eigenvertrieb 49 <?page no="50"?> 16 Beherbergungsbetriebe In welchen Beherbergungsbetrieben findet der Deutschlandtourismus statt? Die Zahlen der amtlichen Statistik zu Betrieben und Schlafgelegenheiten, Ankünften und Übernachtungen zeigen ein differenziertes Bild des Übernachtungstourismus in Deutschland. Während die Hotellerie in den Stadtstaaten hinsichtlich des Angebots und der Übernachtungen überwiegt, zeichnen sich die Flächenbundesländer durch ein vielfältigeres Beherbergungsangebot aus, das jedoch unterschiedlich stark genutzt wird. Rebekka Schmudde A ufgrund der unterschiedlichen Ansprüche der Reisenden nach Unterkunft und Verpflegung entwickelte sich ein vielfältiges Gastgewerbe, 1 welches das Beherbergungsgewerbe und das Gaststättengewerbe umfasst. 2 Zur Gesamtleistung eines Beherbergungsbetriebes können neben der Beherbergung an sich die Verpflegungsleistung und sonstige Leistungen wie das Angebot von Tagungsräumen, Sport- oder Wellnessmöglichkeiten gehören. 3 Zudem ist der Standort des Beherbergungsbetriebs zusammen mit weiteren Aspekten wie Klima, Landschaft, Verkehrsanbindung und Attraktionen der Destination ein Entscheidungskriterium für die Besucher und zählt daher zur Standortleistung des Betriebs. 4 Die unterschiedliche Ausgestaltung dieser Leistungen charakterisiert die verschiedenen Formen der Beherbergungsbetriebe und ihre Zuordnung zur klassischen Hotellerie oder zur Parahotellerie. 5 Zur klassischen Hotellerie gehören dabei Hotels, Hotels garnis, Pensionen und Gaststätten, während Ferienwohnungen und -häuser, Jugendherbergen oder Campingplätze zur Parahotellerie gezählt werden. 6 In ähnlicher Form erfolgt die Einordnung der Betriebe in der Wirtschaftszweigklassifikation, 7 die die Grundlage für die Berichterstattung der amtlichen Statistik bildet. 8 So erfasst die amtliche Statistik die (klassische) Hotellerie, Ferienunterkünfte und ähnliche Beherbergungsstätten, 9 Campingplätze (ohne Dauercamping) 10 sowie Vorsorge- und Rehabilitationskliniken und Schulungsheime (hier: sonstige tourismusrelevante Unterkünfte). 11 Jedoch berücksichtigt die amtliche Statistik in Deutschland nur Betriebe mit einer Mindestgröße von zehn Schlafgelegenheiten bzw. zehn Stellplätzen auf Campingplätzen. 12 Anderen Hochrechnungen zufolge wurden deutschlandweit im Jahr 2015 weitere 274 Mio. Übernachtungen von Inländern in Privatwohnungen 13 generiert. 14 2014 ist Bayern Marktführer mit 23 % aller amtlich erfassten Betriebe in Deutschland und bietet 696 Tsd. Schlafgelegenheiten in 12.000 Betrieben an. Deutlich dahinter folgen Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen mit je ca. 400 Tsd. Schlafgelegenheiten in 5.500 bis 7.000 Betrieben. 15 Im Vergleich der amtlichen Reisegebiete und Stadtstaaten hält Berlin mit mehr als 140.000 Schlafgelegenheiten die Spitzenposition. Die Hotellerie stellt in den Stadtstaaten den Großteil der Betriebe, auch in den Flächenbundesländern ist ihr Anteil hoch und fällt nur in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein unter 50 %. Campingplätze spielen mit 5 % im Bundesschnitt eine untergeordnete Rolle, jedoch bieten sie deutschlandweit 25 % der Schlafgelegenheiten an und damit mehr als die Ferienunterkünfte und ähnliche Beherbergungsstätten (19 %). 16 In Thüringen (38 %), Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz (jeweils 37 %) ist der Anteil der Schlafgelegenheiten auf Campingplätzen besonders hoch. 17 Mit 28,7 Mio. Übernachtungen in allen Unterkünften führt Berlin den Vergleich der Reisegebiete und Stadtstaaten vor München (13,4 Mio.), der Ostsee und Hamburg (jeweils 12,0 Mio.) 2014 an. In allen Bundesländern außer Schleswig-Holstein verbucht die Hotellerie dabei den größten Übernachtungsanteil, am höchsten ist ihr Anteil in den Stadtstaaten sowie in Bayern, Sachsen und Hessen. Größere Nachfrage nach anderen Unterkunftsarten besteht dagegen in Schleswig-Holstein, dem Saarland und Niedersachsen. 18 Die mittelständisch geprägte Beherbergungsbranche in Deutschland unterliegt seit mehreren Jahrzehnten einem Strukturwandel, der eine zunehmende Konzentration auf größere Betriebe und Betriebe der Kettenhotellerie bewirkt. 19 Seit 2009 verringerte sich die Anzahl der Beherbergungsbetriebe in Deutschland um 6 %, während gleichzeitig die Anzahl der angebotenen Schlafgelegenheiten um 3 % stieg. Besonders stark fiel die Entwicklung in der Hotellerie aus (-7 % Betriebe, +4 % Schlafgelegenheiten). 20 Daneben zeichnet sich eine zunehmende Professionalisierung, Standardisierung und Internationalisierung der Leistungen sowie eine Spezialisierung und Thematisierung der Beherbergungsbetriebe ab. 21 Literaturtipps: Freyer, W. (2015): Tourismus: Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie. Berlin / München / Boston. Statistisches Bundesamt (2015): Tourismus - Tourismus in Zahlen. Ausgabe 2014. Wiesbaden. 50 <?page no="51"?> 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Ankünfte und Übernachtungen in statistisch erfassten Beherbergungsbetrieben Anzahl der statistisch erfassten Beherbergungsbetriebe und Schlafgelegenheiten Übernachtungen in statistisch erfassten Beherbergungsbetrieben Anzahl der Schlafgelegenheiten in allen statistisch erfassten Beherbergungsbetrieben Stand: 2014. Quelle: Statistisches Bundesamt 2015a. Ab 2012 werden alle Beherbergungsbetriebe mit 10 und mehr Betten erfasst (vorher mind. 9) sowie alle Campingplätze mit 10 und mehr Stellplätzen (vorher mind. 3). Stand: 2014. Quelle: Statistisches Bundesamt 2015a. * Werte für Camping und sonstige tourismusrelevante Unterkünfte geheim gehalten. Quelle: Statistisches Bundesamt 2010b, 2011b, 2012b, 2014a,d, 2015a. Stand: 2014. Quelle: Statistisches Bundesamt 2015a. Anzahl der Betriebe Angebotene Schlafgelegenheiten Insgesamt Hotels, Gasthöfe, Pensionen Ferienunterkünfte u. ähnliche Behebergungsstätten Hotels, Gasthöfe, Pensionen Ferienunterkünfte u. ähnliche Behebergungsstätten Campingplätze Sonstige ≤ ≤ ≤ ≤ ≤ k.A. 1,0 2,5 5,0 10,0 30,0 SN SH HH MV HB NI ST BE BB TH TH ST 106 72 140 BE BB 125 HE HE HB* NI HH SH 260 SN NW RP RP SL SL* BW BW 396 24 234 252 385 NW 373 BY BY 696 TH ST 9,8 7,4 28,7 BE* BB 11,9 HE HB* NI HH SH 26,4 SN RP SL BW 49,1 2,9 21,1 31,2 40,4 NW 47,9 BY 85,2 Ostsee Nordseeküste Ostfriesische Inseln Mosel-Saar Vorpommern Vorpommern Mecklenb. Schweiz Rügen/ Hiddensee Rügen/ Hiddensee Bayerischer Wald Bayerischer Wald Bayerisches Golf- und Thermenland Landeshauptstadt München Main und Taunus Hamburg Hamburg Nördliches BW Sauerland Teutoburger Wald Teutoburger Wald Ruhrgebiet Sauerland Lüneburger Heide Lüneburger Heide Thüringer Wald Berlin Landeshauptstadt München Berlin Südlicher Schwarzwald Südlicher Schwarzwald Mosel-Saar Region Stuttgart Allgäu Main und Taunus Allgäu Indexentwicklung von ausgewählten statistisch erfassten Beherbergungsbetrieben und angebotenen Schlafgelegenheiten BW SN SH HH MV HB NI ST BE BB TH HE NW RP SL BY Anzahl der Betriebe Amtliche Reisegebiete Schlafgelegenheiten in Tausend ≤ ≤ ≤ ≤ > 1.000 2.500 5.000 10.000 10.000 ≤ ≤ ≤ ≤ ≤ 10.000 25.000 50.000 75.000 150.000 2009 2010 2011 2012 2013 2014 100 102 104 106 108 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 90 92 94 96 98 149 14 56 MV 280 * Werte für Ferienunterkünfte und ähnliche Beherbergungsstätten sowie sonstige tourismusrelevante Unterkünfte geheim gehalten. Stand: 2014. Quelle: Statistisches Bundesamt 2015a. Hotels, Gasthöfe, Pensionen Ferienunterkünfte u. ähnliche Behebergungsstätten Campingplätze Sonstige Ankünfte in Mio. Amtliche Reisegebiete in Mio. Übernachtungen in Mio. ≤ ≤ ≤ ≤ > 2,5 5,0 10,0 20,0 20,0 18,9 2,3 12,0 MV* 28,7 Ostsee Mecklenb. Ostseeküste Region Stuttgart Nördlicher Schwarzwald Mittlerer Schwarzwald Köln und Rhein- Erft-Kreis Düsseldorf u. Kreis Mettmann Mecklenb. Ostseeküste Nordseeküste Nordsee Nördliches BW Nordsee 51 <?page no="52"?> 17 Die klassische Hotellerie in Deutschland Mit Beständigkeit zum Erfolg Der Reisemarkt Deutschland verbucht kontinuierlich steigende Übernachtungszahlen. Diese Entwicklung führt auch in der Hotellerie zu einer Steigerung der Nachfrage. Einen wichtigen Anteil an der Beherbergung der Gäste trägt dabei die klassische Hotellerie Deutschlands. Patricia Thaden I m Jahr 2014 belief sich die Anzahl an amtlich erfassten Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben mit 10 und mehr Schlafgelegenheiten bzw. auf Campingplätzen mit 10 und mehr Stellplätzen in Deutschland auf 424,1 Mio. 1 Daran trägt die klassische Hotellerie mit 62 % den größten Anteil. 2 Auf Bundeslandebene betrachtet weisen die drei Stadtstaaten mit jeweils über 80 % deutlich die höchsten Anteile an den Übernachtungen auf, bei den Flächenbundesländern liegen Bayern, Sachsen und Hessen (jeweils 69 %) vorn. 3 Bezogen auf die amtlichen Reisegebiete wird deutlich, dass Städte oder urban geprägte Regionen die höchsten Anteile auf sich vereinen; konkret Düsseldorf mit dem Kreis Mettmann (96 %), die Städteregion Nürnberg (95 %) und Dresden (94 %). Der steigenden Nachfrage steht eine rückläufige Anzahl geöffneter Betriebe 4 der Hotellerie gegenüber. Waren es 2011 noch 34,9 Tsd., so fiel die Zahl auf 33,4 Tsd. im Jahr 2014. 5 Dagegen ist das Angebot an Schlafgelegenheiten seit 2011 kontinuierlich gestiegen und liegt mit rund 1,76 Mio. auf dem bis dato höchsten Niveau. 6 Die höchste Anzahl angebotener Schlafgelegenheiten in der Hotellerie entfällt auf Bayern (397 Tsd.), es folgen Baden-Württemberg (220 Tsd.) und Nordrhein-Westfalen (218 Tsd.). 7 Die Verteilung der angebotenen Schlafgelegenheiten auf Ebene der amtlichen Reisegebiete zeigt eine starke Bündelung des Angebots im Süden sowie auf einem Band von Mitte-West bis Nord-Ost innerhalb der Bundesrepublik. Die sinkende Anzahl geöffneter Betriebe verbunden mit dem Anstieg der angebotenen Schlafgelegenheiten und damit der Gästezimmer verdeutlicht einen seit längerem bestehenden Trend, 8 in dem kleinere Betriebe schließen und dafür größere Hotelleriebetriebe, die vermehrt der Markenhotellerie 9 angehören, Marktanteile gewinnen. 10 Obwohl der Anteil der Markenhotellerie in Deutschland gemessen an allen Betrieben der Hotellerie noch immer sehr gering ist (12 %), 11 kann sie seit Jahren ihren Marktanteil kontinuierlich steigern. Gemessen an der Gesamtanzahl angebotener Gästezimmer vereint die Markenhotellerie bereits rund 40 % auf sich. 12 Das beständige Wachstum an Übernachtungen in Deutschland führt in den Betrieben der klassischen Hotellerie zu einem stetig wachsenden Umsatzplus. Dieser erfuhr im Jahr 2014 einen Anstieg um nominal 3 % gegenüber dem Vorjahr auf 22,1 Mrd. Euro. 13 Die Analyse des durchschnittlichen Zimmerertrags (RevPAR) 14 über Deutschland weist eine Steigerung um 4 % zum Vorjahr auf und beläuft sich im Jahr 2014 auf 61 Euro. 15 Ein Anstieg des RevPAR konnte 2014 in allen Bundesländern verzeichnet werden, dabei liegt Brandenburg mit +11,4 % vorn, gefolgt von Baden-Württemberg (+6,4 %) und Schleswig-Holstein (+6,1 %). 16 Um für den Gast ein einprägsames Qualitätsmerkmal für die klassische Hotellerie zu schaffen, gibt es seit 1996 die Deutsche Sterne-Klassifizierung 17 des DEHOGA. 18 Insgesamt sind dort 8.779 Hotelleriebetriebe klassifiziert, wobei Bayern mit 1.864 die höchste Dichte an Klassifizierungen aufweist. Es folgen die Bundesländer Baden- Württemberg (1.407) und Nordrhein-Westfalen (1.193). Ein weiteres Qualitätsmerkmal bietet die Initiative „ServiceQualität Deutschland.“ 19 Über Deutschland verteilt gibt es 904 Q-zertifizierte Hotelleriebetriebe. 20 Bezogen auf die Bundesländer finden sich die meisten zertifizierten Betriebe in Rheinland-Pfalz (170 Betriebe), Bayern (164) und Niedersachsen (112). Auch die Hotellerie ist von der Globalisierung, dem demografischen Wandel oder dem Trend zur Nachhaltigkeit betroffen. 21 Die zunehmende Digitalisierung stellt ebenfalls eine herausfordernde Entwicklung dar, wobei es hier vor allem die Buchungs- und Bewertungsplattformen im Internet sowie das steigende Angebot an Privatvermietungsportalen sind, die die Hoteliers vor Herausforderungen stellen. 22 Andererseits bietet das zunehmende Angebot an Online-Buchungs- und Bewertungsplattformen die Chance, eine direkte Kundenkommunikation einzuführen und zu pflegen. Literaturtipps: Eisenstein, B. und Gruner, A. (2007): Der Hotelmarkt in Deutschland: Struktur - Entwicklung - Trends. In: Becker, C., Hopfinger, H. und Steinecke, A. (Hg.): Geographie der Freizeit und des Tourismus. Bilanz und Ausblick. München, S. 371-380. Hotelverband Deutschland (IHA) (Hg.) (2015): Hotelmarkt Deutschland 2015. Berlin. 52 <?page no="53"?> Main und Taunus Rheinhessen Hannover- Hildesheim Städte Eisenach, Erfurt, Jena, Weimar Stadt Leipzig Stadt Dresden Oberbayerns Städte Düsseldorf und Kreis Mettmann Braunschweiger Land Hamburg Bremen Berlin Stadt Chemnitz Thüringer Vogtland Ostbayerische Städte Region Stuttgart Münchener Umland Städteregion Nürnberg Landeshauptstadt München Köln und Rhein- Erft-Kreis Vorpommern Hamburg Hannover-Hildesheim Berlin Köln und Rhein-Erft-Kreis Nördliches Baden-Württemberg Ruhrgebiet Düsseldorf und Kreis Mettmann Main und Taunus Region Stuttgart Nördlicher Schwarzwald Südlicher Schwarzwald Allgäu Münchener Umland Landeshauptstadt München Bayerischer Wald Stand: 2014. Quelle: Statistisches Bundesamt 2015f. Doppelbetten zählen als zwei Schlafgelegenheiten, für Camping wird ein Stellplatz in vier Schlafgelegenheiten umgerechnet. Stand: 2014. Quelle: Statistisches Bundesamt 2015f. Anteil der Übernachtungen in der Hotellerie an allen statistisch erfassten Übernachtungen in den amtlichen Reisegebieten Anzahl der Sterne-klassifizierten Hotelbetriebe und Verteilung nach Art der Klassifizierung Anzahl Service-Q-zertifizierter Hotelbetriebe Anzahl der Schlafgelegenheiten in statistisch erfassten Hotelleriebetrieben in den amtlichen Reisegebieten RP 678 NI 871 HE 584 BW 1.407 BY 1.864 NW 1.193 TH 245 326 1*-Klassifizierung 2*-Klassifizierung 3*-Klassifizierung 4*-Klassifizierung 5*-Klassifizierung 199 240 278 319 290 ST HB 61 BB BE SH HH 144 MV SL 80 SN ≤ ≤ ≤ ≤ 40 % 60 % 80 % 100 % Werte geheim gehalten Werte geheim gehalten ≤ ≤ ≤ ≤ > 2.500 5.000 10.000 25.000 25.000 Stand: Juli 2015. Quelle: DEHOGA 2015. Stand: Juli 2015. Quelle: SQD 2016b. ≤ ≤ ≤ ≤ 25 50 100 200 SN 50 SH 27 HH 4 MV 25 HB 5 NI 112 ST 34 BE 10 BB 78 TH 33 HE 26 NW 92 RP 170 SL 37 BW 73 BY 164 53 <?page no="54"?> 18 Ferienhäuser und -wohnungen Zuhause auf Zeit Ferienhäuser und -wohnungen sind in vielen Regionen wichtige Unterkunftsangebote neben der klassischen Hotellerie. Die nebengewerblich vermieteten Ferienimmobilien stellen in allen Bundesländern dabei den größeren Teil des Angebots, stehen durch Diskussionen über rechtliche Grundlagen jedoch vor neuen Herausforderungen. Rebekka Schmudde D er Aufenthalt in Ferienhäusern und -wohnungen bietet aus Sicht der Reisenden neben dem Gefühl, auch im Urlaub zu Hause zu sein, vor allem gegenüber dem Hotelaufenthalt die Vorteile der größeren Unabhängigkeit und Flexibilität, des größeren Platzangebots und der Möglichkeit der Selbstverpflegung. 1 Das fehlende Bewirtungsangebot ist dabei die charakteristische Eigenschaft dieser Unterkunftsform, die neben der privaten und meist nebengewerblichen Vermietung einzelner Ferienhäuser oder -wohnungen auch hauptgewerblich z. B. in Ferienanlagen oder -zentren angeboten wird. 2 Die hauptgewerblichen Betriebe zählen dabei oft zu Feriengroßprojekten mit mehr als 400 Betten und sind als Feriendörfer mit Einzel- oder Doppelbungalows, Appartementanlagen mit wenigen oder keinen Freizeiteinrichtungen oder Ferienparks angelegt, wobei letztere neben einem Hotel-, Appartement- und Bungalowteil vielfältige Freizeiteinrichtungen sowie mindestens ein Restaurant und ein Geschäft aufweisen. 3 Da die amtliche Statistik nur Betriebe ab einer Mindestgröße von zehn Schlafgelegenheiten erfasst, 4 unterliegen viele Kleinvermieter von Ferienwohnungen nicht der Berichtspflicht, so dass die dort stattfindenden Übernachtungen nicht statistisch registriert werden. 5 Basierend auf den statistisch erfassten Betrieben und einer bundesweiten Hochrechnung der Betten im privaten Ferienhausmarkt werden in Deutschland geschätzt 1,0 Mio. Schlafgelegenheiten im Ferienhausmarkt angeboten. 6 Bayern erreicht dabei mit 65,6 Tsd. Schlafgelegenheiten in statistisch erfassten Betrieben und 136 Tsd. Betten in privaten Betrieben in Summe den ersten Rang, gefolgt von Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Die größten Anteile privater Ferienbetten finden sich in Bremen und im Saarland, da dort keine (Bremen) oder nur sehr wenige (Saarland) Schlafgelegenheiten in der amtlichen Statistik erfasst werden. 7 Der Blick auf die Reisegebiete belegt die herausragende Rolle der Ferienwohnungen innerhalb der amtlich erfassten Betriebe für Norddeutschland. So stellen bspw. die Ferienwohnungsbetriebe im Reisegebiet Nordsee 72 % aller amtlich erfassten Betriebe und 42 % aller amtlich erfassten Schlafgelegenheiten. Im Vergleich zu den angebotenen Schlafgelegenheiten konzentrieren sich die amtlich registrierten Übernachtungen noch stärker auf die Reisegebiete an Nord- und Ostsee sowie einige Reisegebiete in Bayern und Niedersachsen. Im Bundeslandvergleich finden die meisten Übernachtungen in Bayern (21,2 Mio.) statt, gefolgt von Niedersachsen (17,2 Mio.) und Schleswig-Holstein (16,1 Mio.). Mehr als 60 % der Übernachtungen finden dabei jeweils außerhalb der statistisch erfassten Betriebe statt. 8 Die Lage eines Ferienobjektes wird als wichtigstes Auswahlkriterium von Ferienhausurlaubern genannt, besonders nachgefragt sind eine ruhige Lage sowie die Nähe zum Meer. 9 Die Preise für Ferienunterkünfte spiegeln diese Vorlieben wider: So steigt der Mietpreis einer Ferienimmobilie bei abnehmender Distanz zum Meer sowie bei einem hohen Anteil Wasserflächen in der näheren Umgebung, während viele landwirtschaftlich geprägte Flächen in der Nähe einer Ferienwohnung den Mietpreis negativ beeinflussen. 10 Für mehr als 90 % der Ferienhausurlauber ist der Mietpreis ein ausschlaggebendes Buchungskriterium neben der Urlaubsregion, Optik und Ausstattung der Unterkunft. 11 Auch für viele Vermieter ist die Qualität der Ausstattung wichtig, wie die große Zahl der Sterne-klassifizierten Ferienhäuser und -wohnungen zeigt. Laut Baunutzungsverordnung ist die Vermietung von Wohnraum als Ferienwohnung in Wohngebieten jedoch nicht ausdrücklich erlaubt, was insbesondere für nebengewerbliche Vermieter eine grundsätzliche rechtliche Unsicherheit bedeutet. 12 Auch durch das Aufkommen neuer Vermittlungsportale wie Airbnb oder Wimdu wurde der Vorwurf laut, die Vermietung von Ferienwohnungen als Zweckentfremdung von Wohnraum verstärke die kommunale Wohnraumknappheit, was seit 2007 u. a. in Berlin, Hamburg und München zum Vermietungsverbot von Ferienwohnungen führte. 13 Die Tourismusbranche steht damit vor der Herausforderung, das bestehende Nebeneinander von Ferien- und Dauerwohnen in Wohngebieten durch eine gesetzliche Regelung zu sichern und zu erhalten. 14 Literaturtipps: FeWo-direkt (Hg.) (2015): 10. Deutsche Ferienhaus-Urlaubsanalyse. Daten, Fakten und Trends zum Ferienhaustourismus in Deutschland. [pdf] Abrufbar unter: https: / / www. fewo-direkt.de/ info/ files/ shared/ PDF/ FeWo-direkt_10te- Deutsche-Ferienhaus-Urlaubsanalyse.pdf. Zeiner, M., Feige, M., Neumann, A. und Schröder, A. (2015): Der Ferienhausmarkt in Deutschland - Volumen und ökonomische Bedeutung. [pdf] Abrufbar unter: https: / / www. fewo-direkt.de/ info/ files/ shared/ PDF/ Studie_Ferienhaus markt_in_Deutschland_FeWo-direkt_2015-final.pdf. 54 <?page no="56"?> 19 Campingtourismus Auf die Plätze, fertig, los! Die Ausprägungen des Campingtourismus sind aufgrund zahlreicher ihm zugerechneter Unterkunftsarten und der mit einer Campingreise verbundenen unterschiedlichen Mobilitätsgrade sehr vielfältig. Das Wohnen in Zelt, Wohnwagen, Reisemobil oder Mietunterkunft wird bei den Deutschen immer beliebter und entwickelt sich zu einer zunehmend vielschichtigen Tourismusform. Manon Krüger I m Jahr 2013 hatten 13,3 Mio. der 14bis 74-jährigen Deutschen (23 %) großes bis sehr großes Interesse an einem Campingbzw. Caravaningurlaub. 1 Der Ost- und Nordsee, Bayern, dem Bodensee und der Mecklenburgischen Seenplatte wird dabei die höchste Eignung für einen Campingurlaub innerhalb Deutschlands zugesprochen. Von den 51,9 Mio. inländischen Urlaubsreisen ab einer Übernachtung der Deutschen im Jahr 2014 wurden etwa 7 % als Campingreise realisiert. 2 Der auf die Campingbranche zurückzuführende Gesamtbruttoumsatz (Ausgaben vor Ort, Fahrtkosten, Investitionen in die Ausrüstung) wurde im Jahr 2009 auf knapp 11,6 Mrd. Euro geschätzt. 3 Unter Camping oder Campingtourismus wird allgemein der Aufenthalt in Zelten, Wohnwagen oder Wohnmobilen zum Zweck der Freizeitbzw. Urlaubsgestaltung verstanden. 4 Neben den häufig vom Benutzer mitgeführten Unterkünften besteht ein wachsendes Angebot an mobilen und festen Mietobjekten auf den Campingplätzen (z. B. Mietcaravans, Mietmobilheime oder Hütten). 5 Die amtliche Beherbergungsstatistik weist für den Juli 2014 deutschlandweit 2.857 geöffnete Campingplätze mit 220.079 angebotenen touristischen Standplätzen aus. 6 Über das größte Standplatzangebot verfügt das Reisegebiet Ostsee (Schleswig-Holstein). Unter Berücksichtigung von nicht statistisch erfassten Kleincampingplätzen sowie Campingbzw. Standplätzen mit reiner Dauervermietung ist von noch höheren Zahlen auszugehen. 7 Neben Campingplätzen werden Reisemobilstellplätze außerhalb von Campingplätzen - auch dank eines wachsenden Wohnmobilbestandes in Deutschland (392 Tsd. zu Jahresbeginn 2015 8 ) - ein zunehmend wichtigeres Angebotselement im Campingtourismus. 9 Im Touristikcamping zählten deutsche Campingplätze im Jahr 2014 knapp 8,1 Mio. Ankünfte von in- und ausländischen Gästen mit rund 27,9 Mio. Übernachtungen. 10 Ein Schwerpunkt der Nachfrage liegt auf den Küstenreiseregionen, darunter die Reisegebiete Ostsee (Schleswig-Holstein), Nordseeküste (Niedersachsen), Vorpommern und Mecklenburgische Ostseeküste mit den deutschlandweit meisten Campingübernachtungen. Im Süden sind das Allgäu, der Südliche Schwarzwald und die Region Bodensee die am stärksten für das touristische Camping nachgefragten Reisegebiete. Hohe Anteile am gesamten gewerblichen Übernachtungsaufkommen hat das Touristikcamping auffallend häufig in am Wasser gelegenen Regionen, darunter auch kleinere Reisegebiete wie das Lausitzer Seenland (Brandenburg), das Fränkische Seenland (Bayern), Haßberge (Bayern) und Hegau (Baden-Württemberg). Das mengenmäßig bedeutendste Segment der Campingnachfrage in Deutschland ist das Dauercamping, 11 dessen Übernachtungsaufkommen sich im Jahr 2009 auf rund 62,4 Mio. belief. Mehr als zwei Drittel der Übernachtungen entfielen dabei auf Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Bayern und Baden-Württemberg. Die Anzahl an Übernachtungen durch Reisemobilisten auf Wohnmobilplätzen außerhalb von Campingplätzen wurde im selben Jahr auf 11,7 Mio. geschätzt. 12 Während für das Touristikcamping eine Fortsetzung der positiven Übernachtungsentwicklung der vergangenen Jahre erwartet wird (+30,2 % zwischen 2004 und 2014 13 ), hat sich im Rahmen der zuletzt für das Jahr 2009 durchgeführten Ermittlung des bundesweiten Dauerstandplatzangebotes eine leicht rückläufige Tendenz in der Nachfrage nach Standplätzen für das Dauercamping gezeigt. 14 Megatrends wie „Individualität“ und „flexible „Mobilität“ lassen erwarten, dass das Interesse an Wohnwagen- und insbesondere Wohnmobilreisen weiter steigen wird. 15 Insgesamt werden sich die Anbieter im Campingmarkt auf steigende Qualitätsansprüche der Campingreisenden einstellen müssen, die sich z. B. im wachsenden Wunsch nach (Miet-)Wohnmobilen und -wagen mit höchstem Komfort oder einem steigenden Interesse an luxuriösen und ausgefallenen Mietunterkünften (Glamping 16 ) äußern. 17 Literaturtipps: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) (Hg.) (2010): Der Campingmarkt in Deutschland 2009 / 2010. Berlin. Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern (Hg.) (2014): Entwicklungschancen des Campingtourismus in Mecklenburg-Vorpommern. [online] Abrufbar unter: www.regierung-mv.de/ serviceassistent/ download? id=120645. 56 <?page no="59"?> Teil 5: Themen - Arten - Aktivitäten <?page no="60"?> 20 Familienurlaub Volumenstarkes Urlaubssegment mit sich wandelnden Ansprüchen Der Familienurlaub hat volumenmäßig einen hohen Stellenwert für viele deutsche Bundesländer, 1 obwohl die Zahl der Familien in Deutschland seit Jahren schrumpft. 2 Die demografischen Veränderungen führen bisher zwar noch nicht zu einem Nachfragerückgang, aber Anbieter müssen sich auf veränderte Familienkonstellationen auf Reisen einstellen. 3 Anne Köchling I m Jahr 2014 war knapp jede vierte Urlaubsreise der Deutschen ins In- und Ausland (24 %) eine Familienreise (entspricht 25,2 Mio.). 4 Unter „Familienreisen“ werden dabei Urlaubsreisen ab einer Übernachtung verstanden, bei denen mindestens eine begleitende Person aus dem Haushalt mit einem Kind unter 14 Jahren Reiseteilnehmer war. 5 Die Hälfte (12,5 Mio.) dieser Familienreisen fanden im Inland statt. Dabei zieht es Familien in erster Linie nach Bayern und an die Küste. 6 Der Stellenwert des Familienreisesegmentes für die Bundesländer wird bei Betrachtung des Anteils der Familienreisen an allen Urlaubsreisen in das jeweilige Bundesland deutlich: Dieser variiert von 34 % in Brandenburg bis zu 9 % in Bremen. Die Top-Aktivitäten während des Familienurlaubs unterscheiden sich erwartungsgemäß je nach Bundesland und der dortigen Angebotsstruktur: In den Stadtstaaten stehen Aktivitäten wie der Besuch von kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten im Vordergrund. In den Küstenbundesländern und Bayern wiederum dominiert der Aufenthalt in der Natur. In allen Flächenbundesländern findet sich zudem die Aktivität „Zeit mit der Familie verbringen“ unter den Top 3-Aktivitäten der Familien wieder. Da den Familien im Alltag häufig wenig Zeit füreinander bleibt, nimmt dies im gemeinsamen Urlaub einen besonders wichtigen Stellenwert ein. 7 Um das gesamte Nachfragepotenzial abschätzen zu können, ist das allgemeine Interesse der Deutschen an der Urlaubsart Familienurlaub aufschlussreich. Im Jahr 2013 war fast die Hälfte (49 %) der 14-74-Jährigen am Familienurlaub interessiert - im Vergleich zu 2010 blieb das Interesse damit konstant. 8 Auffällig ist, dass es im Osten Deutschlands größer als im Westen ist. Für besonders geeignet für einen Familienurlaub halten die Deutschen die beiden Küsten, gefolgt von Bayern und dem Schwarzwald. Eine Gegenüberstellung der Eignungsbeurteilung mit der regionalen Verteilung ausgewählter Beherbergungsanbieter für Familienurlaub zeigt, dass die unter den Top 10 genannten Urlaubsziele überwiegend auch diese auf Familienurlaub spezialisierte Anbieter vor Ort haben (Ausnahme: Berlin). Gleichzeitig ist aber eine Häufung der betrachteten Anbieter im Westen Deutschlands (Nordrhein-Westfalen, Rheinland- Pfalz) feststellbar. Trotz der zahlreichen Angebote für Familien scheinen diese Regionen gemessen an der Eignungszuschreibung als Familienurlaubsziele bisher noch weniger in den Vorstellungen der Deutschen verankert zu sein. Mittelbis langfristig sind im Familienurlaubssegment aufgrund demografischer Entwicklungen Veränderungen zu erwarten. Auch wenn im Jahr 2014 die Geburtenziffer wieder leicht gestiegen ist, 9 sinkt die Anzahl an Kindern und Familien in Deutschland seit Jahren. 10 Gleichzeitig werden gravierende Änderungen der Haushaltsstrukturen und Lebensformen (z. B. mehr Ein-Kind-Haushalte sowie mehr Alleinerziehende) beobachtet. 11 Gemäß aktueller Prognosen wird trotz rückläufiger Kinderzahlen bis 2025 mit einem gleichbleibenden Volumen von Urlaubsreisen mit Kindern gerechnet, wobei Urlaubsreisen von in Deutschland lebenden Ausländern in dem Segment eine relativ größere Bedeutung zuteilwerden wird. 12 Durch die strukturellen Veränderungen ergeben sich zudem Verschiebungen in den Konstellationen, in denen mit Kindern gereist wird. So ist zu erwarten, dass es deutlich mehr Ein-Kind-Reisen geben wird und, wenn auch auf quantitativ insgesamt niedrigem Niveau, die Bedeutung von Großeltern mit Enkeln und Alleinerziehenden auf Reisen zunehmen wird. 13 Aufgrund der Tatsache, dass Familien immer häufiger geografisch getrennt voneinander leben, wird zudem vermutet, dass auch Mehrgenerationenurlaube zunehmen werden. 14 Die Tourismusbranche sollte sich folglich auf die vielfältiger werdenden Familienkonstellationen im Urlaub und damit verbundene Ansprüche einstellen. 15 Bspw. werden mit Blick auf die zunehmende Anzahl von Ein-Kind- Familien auf Reisen Angebote für soziale Kontakte mit anderen Kindern immer relevanter. 16 Literaturtipps: Grimm, B., Lohmann, M., Heinsohn, K., Richter, C. und Metzler, D. (2009): Auswirkungen des demographischen Wandels auf den Tourismus und Schlussfolgerungen für die Tourismuspolitik. Kurzfassung. [pdf] Abrufbar unter: http: / / www.bmwi.de/ BMWi/ Redaktion/ PDF/ Publikationen/ Studien/ auswirkungen-demographischerwandel-tourismus-kurzfassung-deutsch,property=pdf, bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf. Schänzel, H. A. und Yeoman, I. (2015): Trends in family tourism. Journal of Tourism Futures (1) 2. S. 141-147. 60 <?page no="62"?> 21 Naturtourismus Wachstumsmarkt Naturtourismus Der Natur kommt „in Freizeit und Tourismus vor allem wegen ihrer Wohlfahrts- oder Erholungsfunktion“ 1 hohe Bedeutung zu. „Schöne Natur“ bezeichnen 73 % der deutschen Bevölkerung als „ganz wichtig“ für das persönliche Urlaubsglück. 2 Unter den wichtigsten Urlaubsmotiven der deutschsprachigen Wohnbevölkerung steht „Natur erleben“ auf Rang 6, 3 der „Natur-Urlaub“ auf Rang 3 der bedeutsamsten Urlaubsreisearten. 4 Christian Eilzer D ie Natur mit ihrem hohen Erholungswert ist Grundlage und Kulisse für eine Vielzahl an Aktivitäten wie z. B. Bergsteigen, Mountainbiken, Paragliden, Schwimmen, Skifahren oder Wandern. 5 Zusammenfassen lassen sich die verschiedenen naturbezogenen Reiseformen unter dem Begriff Naturtourismus als „Form des Reisens in naturnahe Gebiete, bei dem das Erleben von Natur im Mittelpunkt steht.“ 6 Gekennzeichnet ist die Nachfrage im Naturtourismus durch ein breites Spektrum an Aktivitäten und einen unterschiedlich ausgeprägten Grad des Interesses an der Natur. 7 Dies spiegelt sich in einer vielfältigen Nachfrage von „engagierten Naturtouristen“ bis zum naturbezogenen Massentourismus wider 8 und führt zu Überschneidungen des Naturtourismus mit anderen Tourismusformen wie dem Landtourismus oder dem Sport- und Abenteuertourismus. 9 So wird z. B. beim Sporttourismus die überwiegende Mehrzahl der Sportarten in der Natur ausgeübt. 10 Trotz der Betonung der Natur ist mit Naturtourismus nicht zwangsläufig ein Schutz- oder Erhaltungsziel verbunden, „weshalb die Kritik an dieser Tourismusform als einer bloßen Vermarktung von Natur sicherlich nicht unbegründet ist.“ 11 In Deutschland besteht das höchste Interesse für das Thema Natururlaub in den Bundesländern Thüringen (75 %), Sachsen und Brandenburg (je 73 %); das geringste Interesse in Niedersachsen (68 %) und Bremen (56 %). Für einen Natururlaub innerhalb Deutschlands besonders geeignet halten die Deutschen den Schwarzwald (25,2 %), gefolgt von Bayern und der Nordsee (je 19,8 %), der Ostsee (19,6 %) und dem Bayerischen Wald (14,7 %). 12 Der höchste Anteil an Reisen mit dieser Aktivität ist bei den Urlaubsreisen der Deutschen ab einer Übernachtung in den beiden Küstenbundesländern Mecklenburg-Vorpommern (75 %) und Schleswig- Holstein (71 %) sowie in Brandenburg und Niedersachsen (je 66 %) zu verzeichnen. Unter die Top 10 aller Urlaubsaktivitäten fallen mit „Aufenthalt in der Natur“ (56 %), „Spazieren gehen“ (38 %), „Wandern“ (29 %) und „Aktivitäten am / im / auf dem Wasser“ (19 %) eine Reihe naturbezogener Aktivitäten. 13 Schutzgebiete gelten häufig als Garant für naturnahe Landschaften und möglichst intakte Natur. 14 Vielfach sind sie wichtige Attraktionen für den Naturtourismus. 15 Insbesondere die Nationalen Naturlandschaften (Nationalparks, Biosphärenreservate, Naturparks) stehen für „intakte Natur“, „schöne Naturlandschaften“, „besondere Naturphänomene“ oder „Natur erleben“. 16 Insgesamt umfassen die Nationalen Naturlandschaften etwa 31 % der terrestrischen Landesfläche Deutschlands, 27 % entfallen auf die 104 Naturparks, 17 3,5 % auf die 16 Biosphärenreservate, 18 0,6 % auf die 16 Nationalparks. 19 Für die touristische Attraktivität einer Region sind neben Faktoren wie z. B. Erreichbarkeit und Infrastruktur 20 Erlebnispotenzial und Abwechslungsreichtum der Landschaft ausschlaggebend - so werden z. B. Wäldchen, Baumgruppen und Baumreihen als positive Landschaftselemente bewertet. 21 Über den höchsten Anteil naturnaher Waldfläche an der gesamten Waldfläche verfügt Baden- Württemberg (49 %), gefolgt von Hessen (42 %) und Bayern (41 %). Um das „Fundament des Naturtourismus“ 22 zu bewahren, werden verschiedene Maßnahmen ergriffen, z. B. Angebote für nachhaltiges Reisen, 23 Maßnahmen zur Besucherlenkung 24 oder umweltbezogene Zertifizierungen. So ist bspw. in peripheren Gebieten sowie Landschaften mit naturnahen Waldflächen eine hohe Anzahl an Unterkünften und Campingplätzen mit umweltbezogenen Zertifizierungen wie Viabono oder Blaue Schwalbe zu finden. Prognosen deuten darauf hin, dass Reisezielen mit intakter Natur und sauberer Landschaft die Zukunft gehören wird. 25 „Je mehr der Mensch in seinem Alltag die Begrenztheit der natürlichen Ressourcen spürt […] und je weniger er am Arbeitsplatz direkt mitgestalten kann, desto mehr will er seine Ferien aktiv, naturnah und möglichst frei erleben.“ 26 Herausforderung wird es dabei sein, die Natur als Basis des (Natur-)Tourismus zu erhalten, dabei positive Effekte auf Natur und Landschaft zu generieren 27 sowie negative Umweltauswirkungen zu reduzieren. 28 Literaturtipps: Danielli, G. und Sonderegger, R. (2009): Kompaktwissen Naturtourismus. Zürich / Chur. Müller, H. (2007): Tourismus und Ökologie. Wechselwirkungen und Handlungsfelder. München / Wien. 62 <?page no="64"?> 22 Wandertourismus Renaissance des Wanderns in Deutschland Das Wandern hat ein Comeback erlebt und wird als die beliebteste Freizeitaktivität in Deutschland gesehen. 1 Viele Experten sprechen sogar von einem „Wanderboom“, 2 der seit Ende der 1990er-Jahre eingesetzt hat. Dabei hat das Wandern einen positiven Imagewandel erfahren 3 und es hat eine zunehmende „Segmentierung und Ausdifferenzierung auf dem Wandermarkt“ 4 stattgefunden. Christian Eilzer D ie gestiegene Beliebtheit des Wanderns lässt sich u. a. erklären durch den gestiegenen Stellenwert eines gesundheits- und bewegungsorientierten Lebensstils, 5 den Trend eines „mußeorientierten Tourismus“ 6 , die gesamtgesellschaftliche Bedeutung des Themas Natur 7 und den damit verbundenen Wunsch nach Bewegung in der Natur als Gegenwelt zum Alltagsleben und als „Element der Kompensation überhandnehmender Stressfaktoren in der globalisierten Hightech- Gesellschaft.“ 8 69 % der deutschsprachigen Onlinehaushalte können als aktive Wanderer bezeichnet werden, 11 % wandern regelmäßig, 23 % gelegentlich. Dabei wandern ältere Menschen tendenziell regelmäßiger als jüngere, wenngleich der insgesamt zu verzeichnende Zuwachs der Wandernachfrage seit dem Jahr 2010 eher in den jüngeren Altersklassen stattgefunden hat. 9 Die Gesamtzahl der von den aktiven Wanderern durchgeführten Wanderungen beträgt ca. 390 Mio. pro Jahr. 10 Mengenmäßig werden die meisten Wanderungen von den Einwohnern der bevölkerungsstarken Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz durchgeführt. 11 Bezogen auf die Einwohnerzahl ist die Wanderintensität 12 der Thüringer mit 9,4 Wanderungen je Einwohner am höchsten, gefolgt von Sachsen (8,1), Rheinland-Pfalz (7,7) und Mecklenburg-Vorpommern (7,4); die wenigsten Wanderungen je Einwohner entfallen auf Schleswig-Holstein (2,6) und Hamburg (3,3). Ein Bereich des Wanderns ist das Wandern im Rahmen von Urlauben - als Wanderurlaub oder als Urlaub, in dem auch gewandert wird. Das höchste Interesse an der Aktivität „Wandern im Urlaub“ besteht in Bayern und Sachsen (je 48 %), das geringste Interesse in Bremen (33 %), Schleswig-Holstein (34 %) und Niedersachsen (35 %). Bezogen auf das Reiseziel haben 54 % der aktiven Wanderer aus Deutschland einen Wanderurlaub im Inland durchgeführt, 58 % waren (auch) im Ausland. 13 Die beliebtesten Bundesländer als Ziele für mehrtägige, inländische Wanderurlaube sowie Urlaube, in denen auch gewandert wird, sind Bayern und Baden-Württemberg, gefolgt von Sachsen, Niedersachsen, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern. Für einen inländischen Wanderurlaub besonders geeignet halten die Deutschen den Schwarzwald, den Harz und Bayern. Neben Reisezielen in den Alpen und Mittelgebirgen wird auch der Ostsee eine hohe Kompetenz für einen Wanderurlaub zugeschrieben. 14 Unter den Top 10 finden sich dabei nicht nur flächenmäßig große Destinationen wie Bayern, sondern im Vergleich dazu auch kleinere Regionen wie die Sächsische Schweiz oder das Allgäu. Wandern ist nicht nur ein wichtiger Teil des Deutschlandtourismus, sondern auch ein bedeutsamer Wirtschaftsfaktor. 15 Der wandernde Tagesgast bzw. Tagesausflügler gibt ca. 15,50 € pro Tag / Ausflug aus, die Ausgaben der übernachtenden Wanderer liegen (ohne An- und Abreise) bei ca. 57 € pro Tag. 16 Insgesamt ergeben sich durch Ausgaben der Wanderer vor Ort ein Bruttoumsatz von 7,2 bis 7,8 Mrd. € - davon werden ca. 5,7 Mrd. € durch Tagesausflügler generiert - und eine Wertschöpfung von 3,6 Mrd. €. 17 Dies entspricht einer Einkommenswirkung von ca. 144.000 Arbeitsplatzäquivalenten. 18 Die Wandernachfrage in Deutschland wird bis zum Jahr 2040 als stabil angesehen; ab dem Jahr 2040 wird aufgrund einer prognostizierten rückläufigen Bevölkerungsentwicklung quantitativ mit einem leichten Rückgang gerechnet. 19 Für Reiseziele besteht bereits heute ein starker Konkurrenzdruck 20 - nicht nur innerdeutsch, sondern auch international. Um sich den zukünftigen Herausforderungen stellen zu können, werden u. a. Marktsegmentierung und bedürfnisgerechte Produktgestaltung, 21 zielgruppenspezifische Differenzierung der Wanderangebote, 22 Beachtung künftiger Wandertrends 23 sowie ein qualitativ hochwertiges Angebot als „Wanderqualität im ganzheitlich-regionalen Sinn“ 24 als Wege für Reiseziele aufgezeigt. Maßnahmen sind z. B. eine verbesserte angebotsseitige Vernetzung mit dem Fokus auf Ausschöpfung vorhandener Potenziale im Tagestourismus, 25 eine Optimierung der Qualität der Wegenetze 26 oder die Kommunikation von Leuchtturmwanderwegen zur Profilierung einer Region. 27 Literaturtipps: Dreyer, A., Menzel, A. und Endreß, M. (2010): Wandertourismus. Kundengruppen, Destinationsmarketing, Gesundheitsaspekte. München. PROJECT M GmbH und Quack, H.-D. (Hg.) (2014): Wanderstudie. Der Deutsche Wandermarkt 2014. Berlin. 64 <?page no="65"?> „Stellen Sie sich bitte vor, Sie wollen einen Wanderurlaub machen. Welche Urlaubsziele (Orte, Regionen usw.) in Deutschland halten Sie hierfür für besonders geeignet? (max. 3 Nennungen)“ Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. Stand: 2009. Quelle: BMWi 2010b. Stand: 2009. Basis: Inländische Wanderurlaube. Quelle: BMWi 2010b. Top 10 geeignete Reiseziele zum Wandern aus Sicht der Deutschen Allgemeines Interesse der Bevölkerung des jeweiligen Bundeslandes am Wandern im Urlaub Wandernachfrage in Deutschland Anteil der Einwohner des jeweiligen Landes, die mindestens selten wandern Anzahl der Wanderungen pro Einwohner des jeweiligen Landes Wanderintensität regelmäßig gelegentlich eher selten nie k.A. NW NW RP RP BW BW BY BY HE HE TH TH SN SN ST ST HB HB HH HH NI NI BB BB BE BE SH SH MV MV SL SL 2,6 4,5 4,6 4,8 4,7 5,0 5,2 5,2 x,x 5,2 5,4 5,6 7,4 8,1 9,4 7,7 3,3 Reiseziele: Anteil der mehrtägigen Wanderreisen je Bundesland NW BW BY BE BB SN ST TH HB NI RP SL HE HH SH MV 11 % 2 % 23 % 35 % 29 % 6. Alpen 2. Harz Thüringen 8. 9.Thüringer Wald 3. Bayern 9. Ostsee 1. Schwarzwald Allgäu 5. 4. Bayerischer Wald 7. Sächsische Schweiz (Elbsandsteingebirge) ≤ ≤ ≤ ≤ 35 % 40 % 45 % 50 % ≥ ≥ ≥ ≥ 0,0 % 50,0 % 56,5 % 58,7 % ≥ ≥ ≥ ≥ 0 % 4 % 8 % 12 % Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. Stand: 2013. Basis: Deutschprachige Online-Haushalte. Quelle: GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015b. 65 <?page no="66"?> 23 Radtourismus Auf zwei Rädern in die Zukunft! Das Fahrrad wird als Fortbewegungsmittel im Urlaub immer beliebter. 1 Der Trend zu „Lifetime-Sportarten“ 2 und das Bedürfnis, im Urlaub etwas für die Gesundheit tun zu wollen, 3 sorgen dafür, dass der Radtourismus sich dynamisch entwickelt. Besonders im Norden bzw. Nordosten Deutschlands wird während des Urlaubs häufig Rad gefahren und auch das Interesse am Radtourismus ist unter der Bevölkerung dort besonders hoch. Frank Simoneit Z um Fahrradtourismus im engeren Sinne zählen alle Reisen, bei denen Radfahren als Hauptmotiv für die touristische Aktivität gelten kann; Fahrradtourismus im weiteren Sinne bezeichnet Reisen, bei denen das Radfahren als Nebenmotiv andere Hauptreisemotive (z. B. Erholungsurlaub, Kultururlaub) ergänzt. 4 Grundsätzlich wird unterschieden zwischen „Radausflüglern“ (ohne Übernachtung) und „Radurlaubern“ (mit Übernachtung). 5 Bei den Radurlaubern lassen sich anhand der Art des unternommenen Radurlaubes fünf unterschiedliche Urlaubertypen unterscheiden. Radurlauber und Radausflügler generierten im Jahr 2008 insgesamt rund 175 Mio. Aufenthaltstage, die sich in 153 Mio. Radausflüge und 22 Mio. Übernachtungen durch Radurlauber aufgliedern lassen. 6 Generiert wurde vor Ort ein Gesamtumsatz von 3,9 Mrd. €; damit hat der Fahrradtourismus als Umsatzbringer vor Ort eine größere Bedeutung als bspw. der Campingtourismus in Deutschland. 7 Der Radtourismus stellt somit einen erheblichen Wirtschaftsfaktor im deutschen Tourismus dar. Bei Betrachtung der Reiseziele, die spontan als geeignete Ziele für die Urlaubsaktivität Rad fahren genannt werden, liegen die klassischen Urlaubsregionen auf den vorderen Plätzen. Der Nordsee (18,4 % aller Befragten), der Ostsee (17,2 %) und Bayern (11,6 %) wird durch die deutsche Bevölkerung die größte Eignung als radtouristische Region zugeschrieben. Bei der Betrachtung des Anteils, den Radfahren als Urlaubsaktivität bei innerdeutschen Urlaubsreisen ab einer Übernachtung in den einzelnen Bundesländern erreicht, ergibt sich ein anderes Bild. Hier liegt Bayern z. B. nur auf dem siebten Rang; bei 9 % aller Urlaubsreisen in Bayern wird Rad gefahren. 8 Spitzenreiter in diesem Ranking ist Brandenburg: Hier wird bei über einem Viertel (26 %) der Urlaubsreisen Rad gefahren. Auf den weiteren Plätzen folgen Schleswig-Holstein (23 %) und Niedersachsen (22 %). Werden die absoluten Zahlen betrachtet, ist Schleswig-Holstein Spitzenreiter mit 1,3 Mio. Rad fahrenden Gästen, gefolgt von Niedersachsen (1,2 Mio.), Mecklenburg-Vorpommern (1,0 Mio.), Bayern (0,8 Mio.) und Baden-Württemberg (0,4 Mio.). 9 Damit liegen die flachen Regionen im Norden Deutschlands bei beiden Betrachtungsweisen an der Spitze. Auch das Interesse an der Urlaubsaktivität Rad fahren ist im nördlichen Teil Deutschlands stark ausgeprägt. In Brandenburg (50 % der Bevölkerung), Hamburg und Berlin sowie Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig- Holstein (je 43 %) ist das Interesse am größten, daneben erreicht nur Sachsen mit 44 % einen ähnlich hohen Wert. Mit einem Anteil von 41 % verfügt Nordrhein-Westfalen über die größte absolute Zahl an Interessenten für das Urlaubsthema Rad fahren. Mit der weiterhin steigenden Beliebtheit des Rades als Fortbewegungsmittel im Urlaub hat sich auch das radtouristische Angebot entwickelt. 10 So werden im Jahr 2015 mittlerweile 5.500 zertifizierte Bett & Bike-Betriebe gezählt (bei der ersten Erfassung 1995 waren es 216 Betriebe) und 34 ADFC-Qualitätsrouten in Deutschland gelistet. 11 Auch die Zahl der Anbieter radtouristischer Angebote und das Angebot an Radtouren steigen stetig und führen zu einer permanenten Erhöhung des Wettbewerbsdrucks. Qualität ist damit zum Erfolgsfaktor bei der Entwicklung und im Management des Radtourismus geworden. 12 Erkennbar ist diese Entwicklung am Bestreben seitens der im Markt agierenden Akteure, den Bedürfnissen der Radtouristen immer gerechter zu werden und die eigene Leistungsfähigkeit durch Zertifizierung zu dokumentieren. 13 Gute Beispiele diesbezüglich sind die Wegweisung nach FGSV-Standard und die ADFC- Zertifizierung als fahrradfreundlicher Betrieb. 14 Analog zur Bewertung von Unterkunftsbetrieben im Internet wird auch die Bewertung von Routenangeboten durch Nutzer im Wettbewerb um potenzielle Gäste immer wichtiger. Exemplarisch genannt sei hier die jährliche Wahl des beliebtesten Radfernweges Deutschlands, den der ADFC durch Befragung von Radtouristen ermittelt. Als Top 3 listet die Radreiseanalyse 2016 den Elberadweg, gefolgt von Weserradweg und RuhrtalRadweg. 15 Literaturtipps: Allgemeiner Deutscher Fahrradclub (ADFC) (Hg.) (2016): Radreiseanalyse 2016. [pdf] Abrufbar unter: http: / / www. adfc.de/ radreiseanalyse/ die-adfc-radreiseanalyse-2016. Dreyer, A., Mühlnickel, R. und Miglbauer, E.: (2012): Radtourismus: Entwicklungen, Potenziale, Perspektiven. München. 66 <?page no="67"?> Nordsee 18,4 % Ostsee 17,2 % Bayern Schwarzwald Bodensee Donau MV SH Elbe-Radweg Lüneburger Heide 11,6 % 9,0 % 7,5 % 7,3 % 6,8 % 6,5 % 6,3 % 5,8 % 1 10 9 8 7 6 5 4 3 2 BW SN SH HH MV HB NI ST BE BB TH HE NW RP SL BY BW SN SH HH MV HB NI ST BE BB TH HE NW RP SL BY Stand: 2010. Quelle: Dreyer, Mühlnickel und Miglbauer 2012, S. 39f. Top 10 geeignete Reiseziele für einen Fahrradurlaub (nicht Mountainbike-Urlaub) aus Sicht der Deutschen Allgemeines Interesse der Bevölkerung des jeweiligen Bundeslandes am Rad fahren (nicht Mountainbike fahren) im Urlaub Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. Stand: 2014. Basis: Urlaubsreisen ab 1 Übernachtung der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 50 km. Quelle: GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a. „Stellen Sie sich bitte vor, Sie wollen einen Fahrradurlaub (nicht Mountainbike-Urlaub) machen. Welche Urlaubsziele (Orte, Regionen usw.) in Deutschland halten Sie hierfür für besonders geeignet? (max. 3 Nennungen)“ ≤ ≤ ≤ ≤ 35 % 40 % 45 % 50 % Anteil der inländischen Urlaubsreisen mit der Aktivität Rad fahren an allen inländischen Urlaubsreisen je Bundesland ≤ ≤ ≤ ≤ > 6 % 8 % 10 % 12 % 12 % Typologie der Radtouristen Strecken-Radler Bei Strecken-Radlern handelt es sich um Raddurchzugstouristen, die ihren Radurlaub nicht an einem Ort verbringen, sondern vielmehr von einem Startzu einem Zielort fahren. Im Gegensatz zu Regio- und Urlaubsradlern nutzen sie das Fahrrad als Reiseverkehrsmittel. Für sie stellt das Radfahren das Hauptmotiv ihrer Reise dar. Regio-Radler Regio-Radler sind Radaufenthaltstouristen, die sich eine feste Unterkunft suchen, um von dort aus Tagestouren zu unternehmen. Für sie stellt das Radfahren das Hauptmotiv ihrer Reise dar. Mountainbike-Urlauber Mountainbike-Urlauber werden weniger dadurch definiert, dass sie feste oder wechselnde Unterkünfte (z.B. Alpencross) bevorzugen, sondern vielmehr durch die Art des Fahrrads, das sie während des Urlaubs nutzen. Für sie stellt das Radfahren das Hauptmotiv ihrer Reise dar. Rennrad-Urlauber Auch Rennrad-Urlauber zeichnen sich durch die Art des genutzten Fahrrads aus, wobei der Großteil von ihnen feste Unterkünfte bevorzugt, von denen Tagestouren (Trainingsausfahrten) unternommen werden. Für sie stellt das Radfahren das Hauptmotiv ihrer Reise dar. Urlaubsradler Urlaubsradler 50% Strecken-Radler 27 % Regio-Radler 23 % Im Gegensatz zu den vier zuvor dargestellten Radurlaubertypen zeichnen sich Urlaubsradler dadurch aus, dass das Radfahren nicht das Hauptmotiv ihrer Reise darstellt. Sie unternehmen im Laufe ihres Urlaubs jedoch mindestens einen Radausflug und nutzen die vor Ort vorhandene radtouristische Infrastruktur. Wenn man einmal von den Mountainbike- und Rennrad- Spezialisten absieht, teilen sich die übrigen Gruppen wie folgt auf (vgl. Tendscope 2010): 67 <?page no="68"?> 24 Reittourismus Das Glück der Erde im Urlaub auf dem Rücken der Pferde erleben Der Reittourismus ist ein Nischensegment und dennoch durch die Vielzahl an pferdesportlichen Veranstaltungen, Reitern und Reitbetrieben nicht aus Deutschland wegzudenken. Neben den Reitern können Pferdeinteressierte als weitere Zielgruppe im Reittourismus identifiziert werden, die vor allem Turniere oder Messen besuchen sowie an Kutschfahrten teilnehmen möchten. Rebekka Schmudde R eittourismus umfasst in Deutschland alle „nichtalltäglichen Aktivitäten mit dem Pferd“ 1 , die nach einem Verlassen des gewöhnlichen Wohnumfeldes stattfinden, und damit neben dem Reiturlaub im engeren Sinn (Reiterreisen, Reiterferien, Wanderritte) auch das Reiten während einer anderweitig motivierten Urlaubsreise sowie Tagesreisen anlässlich von Reitsportveranstaltungen (Turniere, Messen). 2 Neben der aktiven Tätigkeit gehört die passive Teilnahme als Zuschauer oder Kutschfahrtteilnehmer zum Reittourismus. 3 Die Zahl der Reiter in Deutschland ist unbekannt. Schätzungen gehen von knapp 4 Mio. Personen ab 14 Jahren aus, von denen 1,2 Mio. häufig und weitere 2,7 Mio. mindestens gelegentlich reiten. 4 Ca. 0,9 Mio. Personen besitzen ein oder mehrere Pferde. 5 Mit 0,7 Mio. Mitgliedern ist ein Teil der Reitsportler über die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) und ihre angeschlossenen Mitgliedsvereine organisiert. 6 Da in Reitvereinen auch Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre Mitglied sind (22 % der Mitglieder 7 ), dürfte die absolute Zahl der Pferdesportler in Deutschland somit höher sein. Die größte Anzahl an Reitvereinen und Mitgliedern ist in Nordrhein- Westfalen zu finden, gefolgt von Niedersachsen, Baden- Württemberg und Bayern. Unabhängig davon, ob sie selber reiten oder nicht, haben 13 % der Deutschen im Alter zwischen 14-74 Jahren (7,7 Mio. Personen) Interesse am Reiten während des Urlaubs. 8 Besonders hoch ist das Interesse bei Hamburgern (19 %) und Saarländern (18 %). Die potenziellen Reittouristen können dabei in Reiter, Pferdeinteressierte und sonstige Personen unterteilt werden. Dabei sind Pferdeinteressierte „alle Personen, die sich prinzipiell in ihrer Freizeit oder im Urlaub vorstellen können, einer Aktivität nachzugehen, die mit Pferden verbunden ist oder einer Aktivität dieser Art bereits nachgegangen sind“ 9 (bspw. Besuch von Reitsportveranstaltungen oder Teilnahme an Kutschfahrten), 10 während sonstige Personen sich selbst weder als Reiter noch als Pferdeinteressierte bezeichnen. 11 Hinsichtlich des Reiseverhaltens sind alle Reiter unabhängig von der ausgeübten Reitweise potenzielle Reiturlauber. 12 Pferdebesitzer machen tendenziell häufiger Reiturlaube im In- und Ausland als Nicht-Pferdebesitzer, während Vereinsmitglieder und Nichtmitglieder sich hinsichtlich der Reisehäufigkeit nicht unterscheiden, Vereinsmitglieder jedoch ihren Reiturlaub eher in Deutschland verbringen. 13 Die Liste der durch die deutsche Bevölkerung als geeignet eingeschätzten Reiturlaubsdestinationen führen Bayern und die Ostsee gemeinsam an (18,5 % der Befragten), dicht gefolgt von der Nordsee (17,3 %). 14 Besonders qualifizierte Reiturlaubsbetriebe wie die FN-geprüften Wanderreitstationen und Ferienbetriebe sowie die Reiturlaubshöfe mit DLG-Gütezeichen oder der Auszeichnung als qualitätsgeprüfte „UrlaubsReiterhöfe“ finden sich ebenfalls gehäuft in diesen Regionen. Für den Reittourismus bilden zudem die Straßenverkehrsgesetzgebung, das Bundesnaturschutzgesetz, das Bundeswaldgesetz sowie verschiedene Gesetze und Erlasse der einzelnen Länder wichtige Rahmenbedingungen für das Reiten und Kutschfahren in Wald und Flur, die die Möglichkeiten zum Ausreiten und -fahren für Pferdesportler zum Teil stark einschränken. 15 Eine liberale Gesetzgebung zeichnet neben Bayern und Hessen auch das Saarland und Sachsen-Anhalt aus, während in Ländern mit hoher Pferdedichte 16 die Reiter und Fahrer durch die Gesetzgebung stärker eingeschränkt werden. Als wichtigster Aspekt für einen Reiturlaub steht bei Reittouristen jedoch ein gutes Reitwegenetz an zweiter Stelle nach einer schönen Landschaft, 17 so dass eine weitere Liberalisierung des Reitrechts zur Schaffung attraktiver reittouristischer Angebote gewünscht wird. 18 Potenziale zum Ausbau des Reittourismus ergeben sich durch Angebote für Pferdeinteressierte wie Schnuppertage oder Tage der offenen Tür, die die Hemmschwelle der Teilnahme niedrig setzen. 19 Die bessere Vernetzung der Reitbetriebe mit den Tourismusorganisationen ist dabei insbesondere hinsichtlich des Marketings entscheidend. 20 Literaturtipps: BTE Tourismusmanagement, Regionalentwicklung (Hg.) (2009): Tourismus rund ums Pferd - Marktanalyse. Warendorf. Deutsche Reiterliche Vereinigung e. V. (FN) (Hg.) (2015): Jahresbericht 2014. Warendorf. 68 <?page no="70"?> 25 Tourismus am und auf dem Wasser Jeder zweite Deutsche will im Urlaub ans Wasser Wasserbezogene Urlaubsaktivitäten erfreuen sich besonders in den Küstenbundesländern sowie im wasserreichen Brandenburg großer Beliebtheit. Dort, aber auch an anderen Gewässern, wird das Angebotsniveau zahlreicher Häfen und Kanu-Stationen durch Teilnahme an Qualitätssystemen wie z. B. den ADAC Steuerrädern bescheinigt. Anne Köchling E in rund 7.300 km langes Wasserwegenetz, zahlreiche Seen sowie ca. 23.000 km² Seewasserstraßen an Nord- und Ostsee bilden die natürlichen Voraussetzungen für den Wassertourismus in Deutschland. 1 Zum Wassertourismus im engeren Sinne, auf den sich dieser Beitrag konzentriert, gehören Aktivitäten, bei welchen der Aufenthalt im oder auf dem Wasser Hauptmotiv von Tages- oder Übernachtungsreisen ist. 2 Eine konkrete Nachfrageschätzung wird durch die Vielfalt und Komplexität des Segments erschwert. Besonders die Abgrenzung zwischen Freizeit- und Tourismusaktivitäten am bzw. auf dem Wasser ist weit schwerer trennscharf vorzunehmen als für andere Teile des Tourismus. 3 Grundsätzliche Einigkeit besteht allerdings darüber, dass der Wassertourismus ein Wachstumsmarkt ist. 4 Im Jahr 2013 hatte mehr als die Hälfte der Deutschen (58 %) Interesse, sich im Urlaub „aktiv im und am Wasser aufzuhalten“. Am „Wassersport“ 5 im Urlaub hat jeder Vierte (27 %) Interesse. Bei Betrachtung spezifischer Wassersportarten wie „Segeln“ (15 %), „Surfen und Kiten“ (12 %) oder auch „Angeln“ (9 %) ist das Nachfragepotenzial deutlich geringer. 6 Dabei haben die Hamburger überdurchschnittlich großes Interesse am „Wassersport“ (32 %) und am „Segeln“ (22 %), während die Berliner und Nordrhein-Westfalen (je 15 %) besonders hohes Interesse am „Surfen / Kiten“ im Deutschlandurlaub haben. Die Urlaubszeit wird von den Deutschen gerne zum Ausprobieren neuer Sportarten genutzt. 7 Um dieses Potenzial für den Wassertourismus auszuschöpfen, gilt es, die Barrieren im Angebot so gering wie möglich zu halten (z. B. vereinsungebundene Aktivitäten). 8 Die Relevanz des Wassertourismus als Urlaubsthema für die einzelnen Bundesländer kann am Anteil der Urlaubsgäste, die „Aktivitäten am / im / auf dem Wasser (inkl. Baden, Segeln, Surfen, Tauchen, Schnorcheln)“ vor Ort durchgeführt haben, gemessen werden. 9 Demnach hat der Wassertourismus im Jahr 2014 für die Küstenanrainer Mecklenburg-Vorpommern (41 %) und Schleswig- Holstein (35 %) sowie für Brandenburg (33 %) eine enorme Bedeutung - hier liegt der Anteil sogar leicht über dem des dritten Küstenbundeslandes Niedersachsen (32 %). Neben der naturräumlichen Ausstattung ist die Qualität der geschaffenen Infrastruktur im Wassertourismus erfolgsentscheidend. Da die entstandene Vielzahl an Qualitätssystemen bei den Nachfragern zu Intransparenz führte, haben wassertouristische Träger und Organisationen 2013 gemeinsame Mindeststandards sowie das Dachsiegel „Wassertourismus Deutschland“ eingeführt. Dieses kann genutzt werden, wenn eine Auszeichnung durch eines der anerkannten Qualitätssysteme „Steuerräder“ 10 , „Qualitätssiegel maritim“ 11 , „DKV-Kanustation“ 12 oder „Qualitätsmanagement Wassertourismus Kanu“ 13 besteht. 14 Vor allem in den wassertouristisch bedeutsamen Regionen an der Küste und in Brandenburg, aber auch entlang des Rheins, der Weser und des Mains, weisen zahlreiche Betriebe eines der genannten Qualitätslabels auf. Daneben hat sich das touristische Leitsystem „Gelbe Welle“ etabliert. 15 Die Beschilderung gibt Auskunft darüber, ob ein Anlegen für Gäste möglich ist. 16 Besonders Betriebe im Nordosten sowie entlang der Weser und des Mains machen von diesem Leitsystem Gebrauch. Hinsichtlich der ausbildenden Wassersportbetriebe kristallisieren sich regionale Schwerpunkte in den städtischen Agglomerationen in Küstennähe bzw. in der Nähe zum wasserreichen Brandenburg heraus: Die meisten Ausbildungsbetriebe liegen in Berlin (88), gefolgt von Hamburg (56) und der Region Hannover (30). Um die Nachfrage im Wassertourismus aufrechtzuerhalten, spielen neben der Qualität der einzelnen Anbieter auch vielfältige politische, rechtliche und ökologische Rahmenbedingungen eine Rolle. 17 Erwähnt seien die bereits teilweise erfolgte Lockerung der Führerscheinpflicht für die Nutzung von Sportbooten, 18 der Naturschutz 19 oder Diskussionen um Investitionen zur Aufrechterhaltung des Wasserwegenetzes. 20 Literaturtipps: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) (Hg.) (2012): Wassertourismus in Deutschland - Praxisleitfaden für wassertouristische Unternehmen, Kommunen und Vereine. Berlin. Maschewski, A., Rein, H., Richter, C. und Feige, M. (2003): Grundlagenuntersuchung Wassertourismus in Deutschland - Ist-Zustand und Entwicklungsmöglichkeiten. Berlin. 70 <?page no="71"?> … mit dem Qualitätssiegel „maritim“ = 1 = 2 = 1 = 2 = 1 = 2 ≥ 5 ≥ 10 = 1 = 2 ≥ 5 ≥ 10 Anzahl der Häfen je PLZ … … Kanu-Stationen mit DKV Gütesiegel … Standorte „Gelbe Welle“ … ADAC geprüfte Sportboothäfen (mind. 2 Steuerräder in beiden Kategorien) Rhein Mosel Rhein Neckar Donau Donau Iller Bodensee Lech Isar Inn Main Fulda Werra Ems Weser Elbe Elbe Elbe Oder Saale Stand: Juli 2015. Quelle: DMYV 2015a. Stand: Juli 2015. Quelle: DKV 2015. Stand: Jan. 2016. Quelle: ADAC Touring GmbH 2016. Stand: Okt. 2015. Quelle: DTV 2015b. … sich aktiv im und am Wasser aufhalten … Wassersport ausüben (nicht Segeln) … Segeln … Surfen / Kiten … Angeln SH SH % % % % % % % % % % % % % % % % 27 57 14 13 18 HH HH 32 58 14 12 22 MV MV 23 51 612 HB HB 21 57 12 12 5 NI NI 22 58 11 11 13 ST ST 23 57 9 9 11 BE BE 26 61 1517 BB BB 30 63 SK Berlin: 88 Region Hannover: 30 SK Hamburg: 56 LK Rendsburg-Eckernförde: 20 SK Bremen: 20 LK Recklinghausen: 27 SK Düsseldorf: 25 11 11 17 17 SN SN 26 61 1011 TH TH 24 63 1115 15 10 HE HE 27 59 12 8 15 NW NW 29 57 15 9 9 5 7 8 16 16 RP RP 25 60 1215 SL SL 19 50 910 BW BW 25 55 1214 BY BY 30 59 1115 Qualitäts- und Informationssysteme im Wassertourismus in Deutschland Inländische Urlaubsreisen mit Aktivitäten am / im / auf dem Wasser und Interesse an wassersportlichen Aktivitäten während des Urlaubs Anzahl der ausbildenden Wassersportvereine und -schulen je Stadt-/ Landkreis Anteil der inländischen Urlaubsreisen mit Aktivitäten am / im / auf dem Wasser an allen inländischen Urlaubsreisen je Bundesland Allgemeines Interesse der Bevölkerung des jeweiligen Bundeslandes an … im Urlaub, Angaben in % ≤ ≤ ≤ ≤ > 10 % 20 % 30 % 40 % 40 % ≥ ≥ ≥ ≥ ≥ 0 1 5 10 25 50 Stand: 2014. Basis: Urlaubsreisen ab 1 Übernachtung der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 50 km. Quelle: GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a. Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. Stand: Juli 2015. Basis: Eigene Zusammenstellung basierend auf Recherchen von Wassersportvereinen, die ausbilden. Quelle: DMYV 2015c; DSV 2015a,b; Kitesurf and Snowkite Association e.V. 2015; VDS 2015; VDST 2015a,b; WWS & WWC e.V. 2015a-c. 71 <?page no="72"?> 26 Golftourismus Attraktiver Nischenmarkt mit Nachwuchssorgen Trotz deutlicher Zuwächse zwischen 2004 und 2014 gehört Golf in Deutschland nicht zu den Breitensportarten - zumal das Nachfragewachstum zuletzt deutlich nachließ. Da die deutschen Golfer aber überwiegend finanziell gut situiert und reisefreudig sind, stellen sie eine attraktive Zielgruppe dar. In Bezug auf Golfplatzdichte und Golfverbreitung kristallisieren sich Hochburgen im Norden und Süden Deutschlands heraus. Anne Köchling R und 616 Tsd. in Golfclubs organisierte Golfer (Clubgolfer) zählte der Deutsche Golf Verband Ende 2014. 1 Von 2004 bis 2014 wurde ein Nachfragezuwachs von 32 % verzeichnet, allerdings fiel das Wachstum in den letzten Jahren nur noch sehr gering aus (2014: +0,2 %). 2 Der Anteil der über 50-Jährigen ist mit 58,9 % unter den Golfern deutlich überdurchschnittlich (Gesamtbevölkerung: 40,7 %). Zudem fand das geringe Wachstum im Jahr 2014 nahezu ausschließlich in dieser Altersgruppe statt. 3 Zu den Clubgolfern kommen ca. 23 Tsd. in der Vereinigung clubfreier Golfspieler organisierte 4 sowie eine unbekannte Zahl nicht organisierter Golfer. 5 Als Indikator für den Entwicklungsstand eines Golfmarktes kann die Golfverbreitung, d. h. der Anteil der Clubgolfer an der Bevölkerung, herangezogen werden. 6 Dieser betrug im Jahr 2014 in Deutschland 0,79 % (13. Rang in Europa). Unter den Bundesländern wird das Ranking zwar von Hamburg mit einem Golferanteil von 1,82 % angeführt, auf Ebene der Land- und Stadtkreise liegen die Golfhochburgen jedoch vor allem in Bayern und Schleswig-Holstein. Außerdem ist der Markt von einem deutlichen West-Ost-Gefälle geprägt, 7 was ggf. daran liegen mag, dass Golf in der ehemaligen DDR als unerwünscht galt. 8 Das Angebot an Golfplätzen ist zwischen 2004 und 2014 mit einer Wachstumsrate von 12 % langsamer gestiegen als die Nachfrage. 9 Ende 2014 standen bundesweit 728 Golfanlagen zur Verfügung, 10 welche als private Plätze der Nutzung durch Clubmitglieder vorbehalten sind. Die mit Abstand größten Angebote weisen Bayern (174 Anlagen) und Nordrhein-Westfalen (158 Anlagen) auf. 11 Über die privaten Plätze hinaus existieren ca. 380 öffentliche Golfplätze, die auch für Einsteiger und Anfänger ohne Clubmitgliedschaft nutzbar sind. 12 Bei Betrachtung der Golfplatzdichte (theoretische 18-Löcher Einheiten je 1 Mio. Einwohner) fallen erneut die Hochburgen im Norden und Süden auf. Der Golftourismus beinhaltet „alle Formen der vorübergehenden Abwesenheit vom Wohnort, die in der Beschäftigung mit dem Sport einen wesentlichen Zweck besitzen.“ 13 Unter den Golftouristen können drei Kategorien unterschieden werden: Touristen, bei denen das Golfspielen wesentlicher Urlaubsanlass ist, Touristen, die während ihres Urlaubs oder ihrer Geschäftsreise Golf spielen, dies aber nicht als Haupturlaubsanlass betrachten, sowie Touristen, die an Turnieren als Zuschauer teilnehmen bzw. Golfattraktionen besuchen. 14 Um Aussagen über das Potenzial des Golfsports als Urlaubsthema zu treffen, ist eine Analyse des Interesses der deutschen Bevölkerung an dieser Urlaubsaktivität aufschlussreich. 4,8 Millionen Deutsche zwischen 14 und 74 Jahren (8 %) haben Interesse daran, im Urlaub Golf zu spielen - unabhängig davon, ob sie selbst aktive Golfer sind oder nicht. Im Vergleich zum Interesse an anderen sportlichen Urlaubsthemen wie z. B. Wandern (43 %) oder Segeln (15 %) bilden die Golfinteressierten in Deutschland damit nur einen kleinen Markt. Aufgeschlüsselt nach Bundesländern besteht das größte Interesse am Golf im Urlaub bei den Hamburgern (12 %). Die Golfurlaubsinteressenten verfügen dabei wie die Golfer über ein hohes Haushaltsnettoeinkommen, 15 die aktiven Golfer sind zudem überwiegend eine sehr mobile, reisefreudige Klientel 16 mit hoher Ausgabebereitschaft und damit eine äußerst attraktive Zielgruppe. 17 Um am Markt erfolgreich zu sein, stellt ferner die Bekanntheit als Golfregion einen wichtigen Faktor für Golfdestinationen dar. Die Deutschen assoziierten bei einer repräsentativen Befragung im Jahr 2013 mit dem Thema Golfurlaub in erster Linie die Destination Bayern (20,5 %). Zukünftig gilt es auch im Sinne einer Nachwuchsförderung, jüngere Menschen für den Golfsport zu begeistern. 18 Allerdings kann Golf als Lifetime-Sportart bis ins hohe Alter ausgeführt werden, so dass mit Blick auf den demografischen Wandel die Anbieter von golftouristischen Produkten grundsätzlich positiv in die Zukunft blicken können. 19 Literaturtipps: Deutscher Golf Verband e. V. (DGV) (Hg.) (2015): Der deutsche Golfmarkt 2014. [pdf] Abrufbar unter: http: / / www. golf.de/ publish/ binarydata/ DGV-Golfmarktbericht_2014_ final.pdf. Hudson, S. und Hudson, L. (2014): Golf Tourism. Oxford. 72 <?page no="74"?> 27 Gartentourismus Orte der Ruhe und Gelassenheit auf Reisen In einer globalen und virtuellen Gesellschaft werden Gärten zur Antipode des iPads. Während das eine nur noch zart mit den Fingerspitzen berührt werden darf, braucht das andere ganzen Körpereinsatz und verspricht geistige und seelische Erholung. Die gesellschaftlichen wie auch die wirtschaftlich-touristischen Rahmenbedingungen stellen sich positiv für den Gartentourismus dar und lassen ein weiteres Wachstum dieses Nischensegments erwarten. Christian Antz und Rebekka Schmudde D ie Suche des „Homo urbanus“ 1 nach greifbarer Natur, gesunder Ernährung und Bewegung bescherte dem Gärtnern eine gesellschaftliche, soziale und ökologische Aufwertung und ließ den Garten zum erweiterten Lebens- und Wohnbereich werden. 2 Im Jahr 2014 besitzen 36,4 Mio. Deutsche einen Garten, 3 neben verheirateten Personen 4 sind auch Haushalte mit Kindern überdurchschnittlich häufig unter den Gartenbesitzern vertreten. 5 Magazine wie die „Landlust“, die mit 1,04 Mio. insgesamt abgesetzten Exemplaren im vierten Quartal 2015 den fünften Platz unter den am Kiosk erhältlichen Zeitschriften belegt, gewinnen kontinuierlich weitere Leser und überflügeln „Focus“, „Bunte“ oder „Gala“. 6 Mit einem authentischen Dreiklang aus Natur, Produkten und Kultur sowie menschenleeren Fotostrecken setzt die „Landlust“ auf Entschleunigung und bietet ihren Lesern mit der zweimonatigen Erscheinungsweise die Zeit, komplett gelesen zu werden. 7 Auch auf Reisen sind Gärten und Parks idealerweise „Orte der Ruhe und Langsamkeit“ 8 und können so in die aktuellen touristischen Trends Entspannung, Entschleunigung, Wohlbefinden und Wellness eingebunden werden. 9 Ein Besuch von Gärten und Parks während des Urlaubs ist für 48 % der Deutschen interessant; 10 neben den Berlinern zeigen die Einwohner der neuen Bundesländer und des Saarlands überdurchschnittliches Interesse. Der Garten stellt auf Reisen jedoch zumeist ein Ziel unter vielen dar und nur 15 % der Gartenbesucher benötigen vor Ort touristische Leistungen. 11 Interesse an ergänzenden Angeboten besteht vor allem für Cafés und Restaurants sowie Theateraufführungen in historischen Gärten, gefolgt von Picknicks, Kleinkunst oder klassischen Konzerten. 12 Für den Besuch von historischen Gärten lassen sich die Besuchsmotive den Themen Erholung, Kultur und Erlebnis zuordnen, 13 wobei für mehr als 70 % der Deutschen die Motive „Ruhe, Erholung und Entspannung“ sowie „Spazieren gehen, Wandern, Natur erleben“ im Vordergrund stehen. 14 Basierend auf der Besuchshäufigkeit sowie den Motiven und Einstellungen zu historischen Gärten können Naturliebhaber, Kulturbesucher und Erlebnisorientierte neben Stammkunden als mögliche Besuchersegmente identifiziert werden. 15 Den Gartentouristen stehen in Deutschland eine große Vielfalt historischer, botanischer, öffentlicher oder privater Gärten und Parks offen: Alleine 1.500 verzeichnet das Standardwerk des deutschen Gartenreiseführers 2011, von denen die meisten in Niedersachsen, Nordrhein- Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg zu finden sind. Als geeignete Reiseziele für den Besuch von Gärten und Parks werden bei einer Spontanabfrage neben Bayern Städte wie Potsdam, München, Berlin und Hamburg genannt, die über herausragende Gartenanlagen verfügen und in jüngerer Zeit Bundesgartenschauen (BUGA) oder Internationale Gartenschauen (IGA) ausrichteten. Nach der Sanierung von kriegszerstörten Geländen dienten die Gartenschauen vor allem der Neu- und Umgestaltung von städtischen Parks, Brachflächen oder Stadträndern. 16 Neben den quantitativen und qualitativen Leistungen der Gartenschauen (Besucherzahlen, Erhöhung der Lebensqualität) 17 werden Gartenschauen zunehmend auch als „Motor für touristische Impulse und Zielsetzungen verstanden.“ 18 Während die Besucherzahlen der BUGAs und IGAs bekannt sind, gibt es für die meisten Parks und Gärten nur Schätzungen, die von mehreren Hunderttausenden bis Millionen Besuchern reichen, da sie öffentlich zugänglich sind und eine Zählung, bspw. anhand von Eintrittskarten, somit nur schwer möglich ist. 19 Um die Besucher der großen Anlagen auch zu den kleineren, unbekannteren Gärten zu bringen, wurden in den letzten Jahrzehnten zahlreiche regionale Gartennetzwerke mit dem Ziel der gemeinsamen touristischen Vermarktung gegründet, 20 denen 2007 die bundesweite Initiative Gartennetz Deutschland e. V. folgte. 21 Auch in Zukunft werden die Gartenanlagen dabei im Spannungsfeld von Besuchern, Denkmalpflegern und (Tourismus-)Wirtschaft liegen, deren unterschiedliche Ansprüche bei der Vermarktung zu berücksichtigen sind. 22 Literaturtipps: Antz, C. und Hlavac, C. (2006): Vorwärts in‘s Paradies. Gartentourismus in Europa. München / Wien. Brandt, A., von Bothmer, W. und Rohde, M. (2004): Marketing für Gärten und Schlösser. Touristische Nutzungskonzepte für Gärten, Parks, Herrenhäuser und Schlösser. Rostock. 74 <?page no="75"?> 3. Bayern Botanischer Garten Rhododendron-Park, Botanika GmbH Institut für Botanik und Botanischer Garten der Universität - Botanischer Garten der Universität Botanischer Garten der Universität, Schlossgarten Oldenburg Botanischer Garten der Universität, Forstbotan.Gart. Göttingen Tropisch.Gewächshaus, Bot. Lehranlagen Witzenhausen Botanische Garten der Stadt Bad Langensalza BUGA 1957 BUGA 1971 Flora, Botanische Garten Botanische Gärten Uni. Köln BUGA 1977 BUGA 1961 IGA 1993 Botanischer Garten der Universität Zoologisch-Botanischer Garten Wilhelma Stuttgart Palmengarten BUGA 1989 Wissenschaftsgarten Campus Riedberg, Botanischer Garten der Stadt Frankfurt am Main BUGA 1987 Botanische Garten Uni. Düsseldorf BUGA 1975 Luisenpark der Stadt Mannheim BUGA 1967 KIT Botanischer Garten Karlsruhe BUGA 1959 BUGA 1991 BUGA 1969 Botanische Garten Rombergpark Dortmund BUGA 1965 Botanische Garten Essen Gelsenkirchen, BUGA 1997 BUGA 1979 Bonn Bremen Arzneipflanzengarten der TU, Botanischer Garten der TU Braunschweig BUGA 1951 Botanischer Schulgarten, Herrenhäuser Gärten der Stadt Hannover BUGA 1999 Gruson-Gewächshäuser der Stadt Magdeburg BUGA 1955 BUGA 1981 Freundeskreis Botanischer Garten Kassel IGA 1983 BUGA 2005 Botanischer Garten Nymphenburg München IGA 2003, Botanischer Garten der Universität Rostock BUGA 1985 BUGA Havelregion 2015 BUGA 2001 Berlin Potsdam BUGA 1995 Cottbus Botanischer Blindengarten Storchennest Ökologisch-Botanischer Garten der Universität Bayreuth Botanischer Garten der Universität Leipzig Halle-Wittenberg, Botanischer Garten der Uni. Gatersleben, Leibnitz-Institut Sangerhausen, Europa-Rosarium Jena, Institut für Spezielle Botanik Oberhof, Rennsteiggarten Thüringer Wald Adorf, Botanischer Garten/ Museum Würzburg, Botanischer Garten der Uni. Darmstadt, Botanischer Garten der TU Mainz, Botanischer Garten der Uni. Heidelberg Botanischer Garten der Uni. Weinheim, Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof e.V. Saarbrücken, Botan. Garten der Uni. Tübingen, Botan. Garten der Uni. Ulm, Botan. Garten der Uni. Freiburg, Botanischer Garten der Uni. Dennenlohe Schlosspark & Rhododendronpark Augsburg Botanischer Garten der Stadt Regensburg Botanischer Garten der Universität Konstanz Botanischer Garten der Universität Gießen, Botan.Gart.Uni Koblenz, BUGA 2011 Marburg, Botan.Gart.Uni Aachen, Botan.Gart.RWTH Mönchenglad., Botan.Gart. Wuppertal Botan.Garten Krefeld, Botanische Garten Duisburg-Hamborn, Bot. Gart. Bochum, Bot. Gart. der Uni. Osnabrück Botan.Gart.Uni. Bielefeld Botan.Gart. Münster, Botan.Gart.Uni. Botanischer Garten der TU Dresden Botanischer Garten der Universität Greifswald IGA 1963 IGA 1973 IGA 1953 igs 2013 Hamburg Kiel Schwerin, BUGA 2009 Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem (FU-Berlin) Späth Arboretum, Institut für Biologie der Humboldt-Universität Botanischer Garten der Universität Forstbotanischer Garten Tharandt TU BUGA 2007 Gera und Ronneburg Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. Geeignete Reiseziele, botanische Gärten sowie Besucher von Bundesgartenschauen und Internationalen Gartenschauen Gärten und Parks Allgemeines Interesse der Bevölkerung des jeweiligen Bundeslandes am Besuch von Gärten und Parks im Urlaub RP NI HE BW BY NW155 37 9 9 23 93 140 75 71 4 86 14 17 98 113 50 30 70 TH ST 52 6 HB 16 18 22 24 5 4 BB BE 65 46 19 4 SH HH MV 40 16 SL SN Stand: Dez. 2010. Quelle: Eigene Zusammenstellung basierend auf Clark 2011. Stand: 2015. Quelle: DBG 2015. Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. Stand: 2015. Quelle: Verband botanischer Gärten e.V. 2015. ≤ ≤ ≤ > 45 % 50 % 55 % 55 % ≤ ≤ ≤ > 50 100 200 200 SN SH HH MV HB NI ST BE BB TH HE NW RP SL BW BY ≤ ≤ ≤ ≤ > 2.000.000 4.000.000 6.000.000 8.000.000 8.000.000 öffentlich Anzahl der im Gartenreiseführer gelisteten Garten- und Parkanlagen je Bundesland Anzahl der Besucher auf bisherigen Bundesgartenschauen (BUGAs) und Internationalen Gartenschauen (IGA, igs) Botantische Gärten Top 10 geeignete Destinationen für eine Reise zu Gärten und Parks aus Sicht der Deutschen Anzahl der Gärten / Parks in öffentlichem oder privatem Besitz privat „Stellen Sie sich bitte vor, Sie wollen eine Reise zu Gärten und Parks machen. Welche Urlaubsziele (Orte, Regionen usw.) in Deutschland halten Sie hierfür für besonders geeignet? (max. 3 Nennungen)“ x. 1. 4. Potsdam 6. Dresden Berlin 5. Hamburg 9. Dessau-Wörlitz 10.Brandenburg 7. Insel Mainau 7. Hannover 2. München SN SH MV HB NI ST TH HE NW RP SL BW 75 <?page no="76"?> 28 Kulturtourismus Weiteres Wachstumspotenzial! Die touristische Inwertsetzung des kulturellen Angebots gilt vermehrt als eine vielversprechende Möglichkeit, ein deutlicheres Profil und eine klarere Differenzierung im Wettbewerb der Destinationen zu erzielen. Zudem wird dem Kulturtourismus angesichts der demografischen Entwicklungen und des steigenden Bildungsniveaus weiteres Wachstum prognostiziert. Der Vielfalt des Kulturangebots steht dabei bereits gegenwärtig ein hohes Interessentenpotenzial auf der touristischen Nachfrageseite gegenüber. Anja Wollesen, Bernd Eisenstein und Rebekka Schmudde K ultur ist definiert als „die Gesamtheit der zahlreichen Sitten und Gebräuche, die in allen Bereichen des täglichen Lebens ihren Ausdruck finden. In der Kultur spiegeln sich unser jeweiliger Lebensstil, unsere Traditionen und Ideale wider.“ 1 Das Kulturverständnis unterlag allerdings immer wieder Wandlungen: War Kultur noch in den 1970er-Jahren assoziativ mit der sogenannten „Elite- und Unterhaltungskultur“ oder der „Hochkultur“ verbunden, die sich durch Ernsthaftigkeit und Anstrengung auszeichnete, darf Kultur heute durchaus auch leicht zugänglich sein. 2 Die Vielfalt kultureller Angebote umfasst kulturelle Sehenswürdigkeiten ebenso wie kulturlandschaftliche Besonderheiten, Kultureinrichtungen und Kulturveranstaltungen verschiedenster Art. 3 Die Höhe der Kulturausgaben der Bundesländer, die die Ausgaben für Theater und Musik beinhalten, fallen dabei sehr unterschiedlich aus. Ähnlich zur Höhe der Ausgaben für Theater und Musik wird das Ranking der Besucherzahlen in öffentlichen Theatern von Nordrhein- Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg angeführt. 4 Die kulturtouristische Angebotspalette reicht von kulturellen Relikten (z. B. Burgen, Kirchen, Museen etc.) über Räume als kulturtouristische Attraktion (z. B. Städte, ländlicher Raum, Industrieregionen) bis zu Studienreisen, Gästeführungen und Kulturreiseführern. 5 Von besonderer Attraktivität sind die von der UNESCO auf der Welterbeliste geführten Kulturstätten mit „außergewöhnlich universellem Wert.“ 6 Die fünf deutschen Welterbestätten mit dem höchsten Bekanntheitsgrad im Inland waren 2013 (in absteigender Reihenfolge) der Kölner Dom, das Wattenmeer, die Wartburg, die Altstadt von Bamberg und die Hansestadt Lübeck. 7 Bedingt durch die dortige Vielfalt und Konzentration kultureller Attraktionen zählen Städte zu den bevorzugten Kulturreisezielen 8 und erwartungsgemäß sind diese unter den Top 10 der den Deutschen für eine Kulturreise spontan in den Sinn kommenden Reiseziele prominent vertreten. Das Interesse der Bevölkerung, im Urlaub Kulturangebote zu nutzen, ist (bezogen auf das Jahr 2013) mit bundesweiten 44 % als hoch einzustufen. In den Großstädten Berlin und Hamburg zeigen sogar 50 % der Bevölkerung Interesse an dieser Urlaubsaktivität. Zudem lässt sich feststellen, dass in der Altersgruppe ab 45 Jahren sowie bei Personen mit höherem Bildungsabschluss bzw. höherem Haushaltsnettoeinkommen ein überdurchschnittlich hohes Interesse vorliegt. 9 Bemerkenswert ist, dass das Interesse auf Reisen offensichtlich zunimmt: „Das Interesse von Personen, die bereits im Alltag regelmäßig Kulturangebote wahrnehmen, verstärkt sich. Vor allem aber werden aus Nicht-Besuchern temporäre Besucher.“ 10 Für Destinationen werden große Chancen bei den „Gelegenheits-“ bzw. „Auch-Kultururlauber“ gesehen. Charakteristisch für diese Zielgruppe ist, dass sie ihre kulturbezogenen Aktivitäten mit anderen touristischen Angeboten vor Ort verknüpfen, wie bspw. Rad fahren, Wandern oder dem Gastronomiebesuch. 11 Der Anteil der Urlaubsgäste, die im Urlaub kulturelle Sehenswürdigkeiten besuchen, liegt in den meisten Bundesländern zwischen 55 % und 70 % - in Berlin, Sachsen und Bremen sogar bei über 75 %. Der Besuch von kulturellen Sehenswürdigkeiten ist damit die am häufigsten genannte Aktivität der Deutschen beim Urlaub im eigenen Land. 12 Die Ambitionen der touristischen und kulturellen Akteure, den Kulturtourismus zu entwickeln und zur Profilierung und Differenzierung ihrer Zielgebiete zu nutzen, sind sehr groß. 13 Ein qualitativ hochwertiges Angebot unterstützt den Erfolg der kulturtouristischen Entwicklung. Darüber hinaus ist es entscheidend, tragfähige Kooperationen und Netzwerke von Akteuren 14 aus Kultur und Tourismus aufzubauen, die sich der Entwicklung marktfähiger Produkte annehmen und zukunftsfähige Kommunikationsstrukturen schaffen. 15 Literaturtipps: Hausmann, A. und Murzik, L. (Hg.) (2011): Neue Impulse im Kulturtourismus. Wiesbaden. Quack, H.-D. und Klemm, K. (Hg.) (2013): Kulturtourismus zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Festschrift für Albrecht Steinecke. München. 76 <?page no="77"?> Öffentliche Kulturausgaben 7. Ostsee 5. Bayern 6. Köln X. 2. München 3. Dresden 9. Weimar5 Potsdam2 10. 1. Berlin1 7. Sachsen 4. Hamburg 10. Nordsee „Stellen Sie sich bitte vor, Sie wollen einen Kultururlaub / eine Kulturreise machen. Welche Urlaubsziele (Orte, Regionen usw.) in Deutschland halten Sie hierfür für besonders geeignet? (max. 3 Nennungen)“ NW Muskauer Park (Park Muzakowski) Gartenreich Dessau-Wörlitz Hamburger Speicherstadt und Kontorhausviertel mit Chilehaus Das Bauhaus und seine Stätten in Weimar und Dessau Luthergedenkstätten in Wittenberg Clausthal- Zellerfeld3 Goslar3 Stiftskirche, Schloss und Altstadt von Quedlinburg Buchenurwälder- der Karpaten und alte Buchenwälder- Deutschlands 1Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin; Museumsinsel Berlin; Siedlungen der Berliner Moderne. 2Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin. 3Bergwerk Rammelsberg, -Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft. 4Obergermanisch-raetischer Limes-deutscher Teil der grenzüberschreitenden Welterbestätte „Grenzen des Römischen Reiches“. 5Das Bauhaus und seine Stätten in Weimar und Dessau; Klassisches Weimar. 6Buchenurwälder- der Karpaten und alte Buchenwälder Deutschlands. Rathaus und Roland in Bremen Fagus-Werk in Alfeld Karolingisches Westwerk und Civitas Corvey Bergpark Wilhelmshöhe Bad Wildungen6 Dom und Michaeliskirche in Hildesheim Wattenmeer / Wilhelmshaven Hansestadt Lübeck Wattenmeer / Tönning Altstädte von Stralsund und Wismar Luthergedenkstätten in Eisleben Bad Langensalza6 Wartburg Würzburger Residenz und Hofgarten Kloster Lorsch Grube Messel Oberes Mittelrheintal Altstadt von Bamberg Markgräfliches Opernhaus Bayreuth Bad Homburg4 Altstadt von Regensburg mit Stadtamhof Klosteranlage Maulbronn Speyerer Dom Völklinger Hütte Römische Baudenkmäler, Dom und Liebfrauenkirche in Trier Industriekomplex Zeche Zollverein (Essen) Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl Kölner Dom Aachener Dom Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen Klosterinsel Reichenau Wallfahrtskirche „Die Wies“ 3,2 BW HH HB 2,3 BY 2,7 1,8 SN 1,9 NI 1,4 HE 1,4 0,3 SH 0,6 0,8 RP 0,6 SL 0,2 MV 0,6 BB BE 0,5 ST 0,7 TH 0,8 xx 44 45 50 48 46 41 49 40 38 41 42 40 47 50 41 NW BW BY BE BB SN ST TH HB NI RP SL HE HH SH MV 43 NW BW BY BE BB SN ST TH HB NI RP SL HE HH SH MV Besucher in öffentlichen Theatern nach Veranstaltungsart Top 10 geeignete Reiseziele für einen Kultururlaub aus Sicht der Deutschen Deutsche UNESCO Welterbestätten Summe der Besucher in Millionen Oper Tanz Operetten Musical Schauspiel Kinder-/ Jugendtheater Konzert Sonstige Theaternahes Rahmenprogramm x,x Inländische Urlaubsreisen mit Besuch von kulturellen / historischen Sehenswürdigkeiten und Interesse an Kulturangeboten im Urlaub ≥ ≥ ≥ ≥ Anteil der inländischen Urlaubsreisen mit Besuch von kulturellen / historischen Sehenswürdigkeiten an allen inländischen Urlaubsreisen je Bundesland Allgemeines Interesse der Bevölkerung des jeweiligen Bundeslandes an der Nutzung von Kulturangeboten / dem Besuch von kulturellen Einrichtungen 45 % 55 % 65 % 75 % ≤ ≤ ≤ > Öffentliche Ausgaben für Kultur in den Bundesländern in Mio. Euro 250 500 1.000 1.000 Stand: 2014. Basis: Urlaubsreisen ab 1 Übernachtung der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 50 km. Quelle: GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a. Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. Stand: Aug. 2015. Quelle: Deutsche UNESCO- Kommision e.V. 2015. Stand: Spielzeit 2012/ 2013. Quelle: Deutscher Bühnenverein 2014, S. 256. Stand: 2012. Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2015. UNESCO Welterbestätten, Besucher in öffentlichen Theatern nach Veranstaltungsart und Top 10 geeignete Reiseziele für einen Kultururlaub 77 <?page no="78"?> 29 Volksfeste und Brauchtumsveranstaltungen Ausbruch nach Maß Volksfeste dienen der Identifikation mit regionalen Bräuchen ebenso wie dem sozialen Zusammenhalt durch das gemeinsame Erleben nicht-alltäglicher Situationen und sind damit ein wichtiger Bestandteil deutscher Kultur und Identität. 1 Heutzutage sind sie auch aus touristischer Perspektive relevant. Carola May G erade in ländlichen Regionen generieren Volksfeste als Reisebzw. Ausflugsanlass wirtschaftliche Effekte, die sich auf den Einzelhandel sowie auf die gesamte touristische Dienstleistungskette positiv auswirken. 2 Jeder fünfte Deutsche (22 %) bekundet 2013 Interesse am Besuch von Brauchtumsveranstaltungen während des Urlaubs. 3. 2012 zog es über 110 Mio. Besucher 4 auf 9.900 deutsche Jahrmärkte, Karnevalsveranstaltungen und Schützenfeste 5 sowie weitere 85 Mio. Besucher auf 1.450 Weihnachtmärkte. 6 Durchschnittlich können die als „durch Schaustellerunternehmen beschickte Veranstaltungen“ 7 definierten deutschen Volksfeste (inkl. Wein- oder Winzerfeste, Waren-, Pferde- oder Flohmärkte) ca. 233 Mio. Besucher pro Jahr verzeichnen. 8 Indem Menschen sich verkleiden, über alle Statusunterschiede hinaus feiern, auf den Straßen tanzen und sich in die Arme fallen, werden soziale Zwänge temporär aufgehoben und eine symbolische Gemeinschaft der Gleichheit und des Miteinanders geschaffen. 9 Die antistrukturellen, 10 in Opposition zu den Strukturen des Alltags stehenden Volksfeste dienten aus soziohistorischer Sicht der Entkräftung potenzieller Krisenherde, indem sie einen sozialen Raum bereitstellten, in welchem unterprivilegierte Schichten der Bevölkerung Hierarchien lockerten und politische Verhältnisse - wie heute noch üblich - öffentlich parodierten. 11 Da mit dem Ablegen der Kostüme und Verkleidungen nach Abschluss der Feierlichkeiten i. d. R. auch die gewohnte Alltagsrolle wieder eingenommen wird, dient das Volksfest der Stabilisierung der Gesellschaft. 12 Die große Beliebtheit deutscher Volksfeste in religiös geprägten Gegenden mit eher traditionell-konservativem, volkstümlichem und gemeinschaftsorientiertem Weltbild veranschaulicht darüber hinaus deren Charakter als Ausbruchsstrategie aus stark reglementierten Alltagsstrukturen. 13 Mit der „Mutter aller Volksfeste“ 14 , dem international bekannten Oktoberfest in München (6,4 Mio. Besucher / 16 Tage), den Cannstatter Wasen (3 Mio. / 16 Tage) und dem Frühlingsfest in Stuttgart (1,9 Mio. / 17 Tage), dem Herbstvolksfest in Nürnberg (1,6 Mio. / 17 Tage) sowie der Michaeliskirchweih in Fürth (1,5 Mio. / 12 Tage) findet ein Großteil der größten deutschen Volksfeste im Süden der Republik statt. Wird darüber hinaus deren absolute Anzahl mit der Einwohnerzahl (Volksfestdichte) in Beziehung gesetzt, wird neben der Präsenz in Bayern auch die große Bedeutung im Westen Deutschlands deutlich. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Betrachtung der Anzahl der Besuche von Volksfesten: Fast 31 % der Bayern besuchten 2012 an durchschnittlich vier Tagen ein Volksfest. Eine ähnliche Intensität lässt sich in Rheinland-Pfalz, Hessen und Thüringen (30-33 %; ca. 3,5 Tage) mit der dort etablierten Weinfestkultur sowie im ländlich strukturierten Sachsen (32 %; 3,7 Tage) feststellen. In den Besucherzahlen der drei saisonalen Hamburger Dom- Veranstaltungen (jeweils 3 Mio.), des Bremer Freimarktes (4 Mio.) und des Schützenfests in Hannover (1,6 Mio.) spiegelt sich insbesondere die Bedeutung regional fest etablierter Volksfeste wider. 15 Die Präsenz von Volksfesten in süd- und westdeutschen Bundesländern wirkt sich auf deren touristisches Image und Attraktionspotenzial aus. Mit 48,9 % betrachtet fast die Hälfte aller Deutschen Köln als besonders geeignet für den Besuch von Brauchtumsveranstaltungen, gefolgt von 35,3 %, die München, vermutlich mit dem Oktoberfest, einen hohen Stellenwert einräumen. Trotz ihrer Bedeutung im ländlichen Bereich ist gerade bei kleineren Märkten der Besuchertrend rückläufig. 16 Dies ist u. a. auf deren Orientierung an Fahrgeschäften zurückzuführen, 17 die auf eine sich verändernde Kernzielgruppe trifft. Während das Interesse an Marktbesuchen unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen aufgrund veränderter Freizeitgewohnheiten eher schrumpft, 18 steigt neben dem Interesse von Familien insbesondere jenes der über 40-Jährigen ohne Kinder an qualitativ hochwertigen Volksfesten mit regionalem Bezug. Kleine Volksfeste bieten mit einer gewachsenen Tradition gute Ansätze als sozialer, regionaler Treffpunkt. 19 Literaturtipps: Schrahe, C., Rast, C., Baltin, J., Neef, S. und Pfeiffer, M. (2013): Wirtschaftliche Bedeutung der Volksfeste in Deutschland. Aktuelle Situation, Entwicklungen, Trends. Köln. Szabo, S.-R. (2005): Rausch und Rummel. Attraktionen auf Jahrmärkten und in Vergnügungsparks. Eine soziologische Kulturgeschichte. Bielefeld. 78 <?page no="79"?> Freimarkt Cannstatter Wasen Stuttgart Frühlingsfest Deutsch-Fr. Volksfest Oktoberfest München Herbstplärrer Augsburg Frühjahrsplärrer Bürger- Schützenfest Neuss Kilianivolksfest Würzburg Steglitzer Festwoche Annakirmes Düren Gallimarkt Leer Frühjahrsmarkt Flensburg Wiesenmarkt Eisleben Sommersend Münster Herbstsend Annentag Brakel Martinimarkt Neuruppin Jahrmarkt Bad Kreuznach Kirmes Bocholt Großkirmes Ibbenbüren Dortmund Osterkirmes RE Palmkirmes Maimarkt Kaiserslautern Oktobermarkt Frühlingsvolksfest Köln Gäubodenvolksfest Straubing Hafengeburtstag Hamburg Hannover Bremen Oster-Bend Aachen Frühjahrssend Pützchens Markt Bonn Fronleichnamskirmes Oberhausen Allerheiligenkirmes Soest Hanse Sail Rostock Oktoberfest Schützenfest Herbstvolksfest Frühlingsfest Nürnberg Kramermarkt Oldenburg Libori Paderborn Stoppelmarkt Vechta Cranger Kirmes Herne Frühjahrs-Dippemess Frankfurt Schützen- und Heimatfest Düsseldorf Frühlingsfest Osterwiese Michaeliskirchweih Fürth Sommerdom Frühjahrsdom Winterdom 76 77 72 73 70 71 75 69 68 64 74 97 63 60 61 56 65 67 66 55 54 53 24 25 21 20 22 30 31 32 27 28 26 48 49 59 45 44 46 47 40 41 52 50 51 42 58 57 35 36 34 33 37 89 91 90 96 98 23 29 38 99 07 06 04 03 01 09 02 16 1013 12 15 14 39 19 18 17 08 95 92 94 93 84 85 79 78 88 87 86 80 81 82 83 1. Köln 4. Düsseldorf 6. Hamburg 7. Hannover x. 7. Berlin 5. Mainz 9. Stuttgart 2. München 3. Bayern 10. Baden- Württemberg 5,5 4,4 4,0 3,7 3,7 3,7 x,x 3,6 3,4 3,4 3,4 3,1 3,1 2,7 2,5 2,0 600 250 60 Top 10 geeignete Reiseziele für den Besuch von Brauchtumsveranstaltungen aus Sicht der Deutschen* Stand: 2012. Quelle: Schrahe et al. 2013, S. 30f. Stand: 2012. Quelle: Schrahe et al. 2013, S. 43. Lesebeispiel: 26% der befragten Deutschen besuchten ihr letztes Volksfest in Bayern. Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. Stand: 2012. Quelle: Eigene Berechnung basierend auf Schrahe et al. 2013, S. 33 und Statistisches Bundesamt 2014b. Stand: 2012. Quelle: Schrahe et al. 2013, S. 33. xx Nummer der PLZ-Region * Wegen geringer Stichprobengröße keine Angabe möglich. Stand: 2012. Quelle: Schrahe et al. 2013, S. 38. 50 größte Volksfeste in Deutschland nach Dauer und Anzahl der Fahrgeschäfte Zuletzt besuchtes Volksfest nach Bundesländern und Top 10 geeignete Reiseziele für den Besuch von Brauchtumsveranstaltungen Besuchsintensität von Volksfesten der Bevölkerung des jeweiligen Bundeslandes Volksfeste nach zweistelligen PLZ-Regionen ≤ ≤ 1.000 1.500 ≤ ≤ 2.000 2.500 ≤ ≤ 5.000 10.000 Dauer in Tagen multipliziert mit der Anzahl der Fahrgeschäfte ≤ ≤ ≤ ≤ ≤ k.A. 0,10 0,25 0,50 0,75 3,00 Volksfeste pro 10.000 Einwohner Anzahl der Volksfeste *„Stellen Sie sich bitte vor, Sie wollen eine Brauchtumsveranstaltung (z.B. Schützenfeste, Karneval, Kirmes) besuchen. Welche Urlaubsziele (Orte, Regionen usw.) in Deutschland halten Sie hierfür für besonders geeignet? (max. 3 Nennungen)“ ≤ ≤ ≤ 25 % 30 % 35 % ≤ ≤ ≤ ≤ 5 % 10 % 15 % 30 % Zuletzt besuchtes Volksfest nach Ziel-Bundesland Anteil der Bevölkerung des jeweiligen Bundeslandes, der in den letzten 12 Monaten Volksfeste besuchte Durchschnittliche Anzahl der Volksfestbesuche in den letzten 12 Monaten SN SH HH MV HB* NI ST BE BB TH HE NW RP SL BW BY Berlin SN SH HH MV HB NI ST BE BB TH HE NW RP SL BW BY SN SH MV HB NI ST BB TH HE NW RP SL 79 <?page no="80"?> 30 Themen-, Freizeit- und Erlebnisparks und Zoologische Gärten Phantasiewelten als Besuchermagnet Das Disneyland im kalifornischen Anaheim gilt als die Mutter aller Themenparks. 1 Aber auch in Deutschland hat sich nach einer Gründungsphase in den 1970er-Jahren 2 eine breit gefächerte Vergnügungslandschaft aus den unterschiedlichsten Parks und Zoologischen Gärten (Zoos) etabliert. Heutzutage bilden insbesondere die Freizeitparks einen attraktiven Anziehungspunkt für ländliche Regionen und gelten als „potenzielle Leuchttürme der touristischen Entwicklung.“ 3 Patricia Thaden T hemenparks unterscheiden sich von Freizeitparks zumeist durch eine konsequente Einbindung der Attraktionen in eine landschaftlich und architektonisch einheitlich gestaltete Themenwelt, meist nach den bereits in den 1950er-Jahren entstandenen US-amerikanischen Vorbildern. 4 Freizeitparks hingegen haben ihren historischen Ursprung in mittelalterlichen Volksfesten sowie den Gärten und Parks des Adels des 18. Jh., während Zoos sogar auf eine 4.000-jährige Geschichte zurückblicken können. 5 Heutzutage steht bei vielen derartigen Einrichtungen das Freizeit- und Vergnügungserlebnis im Vordergrund, wobei Zoos daneben noch Ziele des Natur- und Artenschutzes verfolgen. 6 Das Angebot der Erlebniseinrichtungen erstreckt sich über ganz Deutschland, wobei ein durch die Trennung der Republik bedingtes West-Ost-Gefälle 7 erkennbar ist. Durch den hohen Flächenverbrauch und die durch die Raumordnung vorgegebenen Rahmenbedingungen nehmen die Freizeitparks dabei Standorte im ländlichen Raum mit guter Verkehrsanbindung ein, oft in der Nähe zu Ballungsgebieten bzw. auf Konversionsflächen. 8 Die meisten Einrichtungen 9 liegen in Nordrhein-Westfalen, so dass hier im Schnitt auf einen Freizeitpark etwa 1,1 Mio. Einwohner entfallen. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den ca. 350 deutschlandweit verteilt liegenden Zoos und Tierparks 10 , wobei eine Häufung der Angebote im Westen bzw. Südwesten der Republik vorliegt. Das Besuchsverhalten im Jahr 2015 zeigt, dass 29 % der Deutschen mindestens einmal im Jahr einen Freizeitpark besuchen, wobei insbesondere Jugendliche und Familien mit Kindern zur Klientel zählen. 11 Ein Freizeitparkbesuch steht dabei insbesondere in Niedersachsen, dem Saarland, Baden-Württemberg und Brandenburg bei mehr als jeder fünften Urlaubsreise der Deutschen ab einer Übernachtung auf dem Programm. Insgesamt kommen die deutschen Freizeitparks im Jahr 2015 auf 45,6 Mio. Besucher. 12 Der meistbesuchte deutsche Freizeitpark ist der Europa-Park in Rust mit 6,2 Mio. Besuchern, gefolgt vom Heide Park und dem Phantasialand mit jeweils 5,3 Mio. Besuchern. 13 Das identische Ranking zeigt sich auch in den von der deutschen Bevölkerung spontan für den Besuch eines Freizeitparks genannten Zielen. Im Jahr 2015 besuchten 30 % der Deutschen ab 14 Jahre mindestens einmal im Jahr einen Zoo / Tierpark, wobei mit Abstand die Familien dominierten. 14 Die besucherstärksten Zoos und Tierparks in Deutschland sind der Zoologische Garten in Berlin mit 3,3 Mio. Besuchern, der Zoo Wilhelma Stuttgart (2,4 Mio. Besucher) und der Tierpark Hellabrunn in München (2,3 Mio. Besucher). 15 Auch hier deckt sich das Ranking weitestgehend mit den Reisezielen, die im Jahr 2013 für einen Besuch von Zoos als geeignet identifiziert wurden. Für die Zoos besteht die zukünftige Herausforderung u. a. darin, den gewachsenen Ansprüchen der Besucher zu genügen: So möchte der Zoobesucher die Tiere nicht mehr nur sehen, sondern im besten Fall in direkten Kontakt mit den Tieren treten. 16 Zudem spielt der Ausbau des Edutainment-Faktors, also der Verbindung zwischen Unterhaltung und Lernen, bei allen Vergnügungseinrichtungen eine gewichtige Rolle. 17 In Bezug auf die Freizeitparks wird sich zeigen, inwieweit die im innerdeutschen Wettbewerb als stabil bezeichnete Marktlage 18 durch die Errichtung neuer, zum Teil öffentlich subventionierter Anlagen beeinflusst wird. 19 Im Hinblick auf eine älter werdende Gesellschaft wird der Wettbewerbsdruck in der Branche allerdings weiter zunehmen, so dass bereits heute gezielt Angebote für ein älteres Klientel geschaffen werden. 20 Um zukünftig das „Leuchtturmpotenzial“ 21 der Freizeitparks im ländlichen Raum voll ausschöpfen zu können, soll u. a. ein Fokus gelegt werden auf die Inszenierung regional-authentischer Themen, die nachhaltigkeitsorientierte Profilierung sowie die Fachkräftesicherung in einem besonders vom Saisonalitätsproblem gekennzeichneten Angebotssegment. 22 Literaturtipps: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) (Hg.) (2013): Tourismusperspektiven in ländlichen Räumen. Sonderstudie Freizeitparks, Märkte und Volksfeste. Berlin. Steinecke, A. (2009): Themenwelten im Tourismus. München. 80 <?page no="81"?> Stand: 2014. Basis: Urlaubsreisen ab 1 Übernachtung der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 50 km. Quelle: GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a. Stand: 2015. Quelle: Deutsche Tierpark-Gesellschaft e.V. 2015; Deutscher-Wildgehege-Verband e.V. 2015; Parkteam Aktiengesellschaft 2015a,b; Verband der Zoologischen Gärten e.V. 2015. „Stellen Sie sich bitte vor, Sie wollen einen Freizeitpark besuchen. Welche Urlaubsziele (Orte, Regionen usw.) in Deutschland halten Sie hierfür für besonders geeignet? (max. 3 Nennungen)“ Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. „Stellen Sie sich bitte vor, Sie wollen einen Zoo besuchen. Welche Urlaubsziele (Orte, Regionen usw.) in Deutschland halten Sie hierfür für besonders geeignet? (max. 3 Nennungen)“ Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. Top 10 geeignete Reiseziele für den Besuch eines Zoos Inländische Urlaubsreisen mit Besuch von Erlebniseinrichtungen sowie Standorte ausgewählter Freizeitparks und Zoos Europa-Park Rust 35,2 % 26,5 % 20,6 % 7,2 % 6,7 % 6,7 % 5,8 % 5,2 % 4,5 % 4,5 % 40,2 % 33,9 % 24,7 % 17,3 % 16,8 % 12,2 % 10,0 % 8,8 % 7,8 % 7,4 % ≤ ≤ ≤ ≤ 10 % 15 % 20 % 25 % Freizeit- und Erlebnisparks Anteil der inländischen Urlaubsreisen mit einem Besuch von Erlebniseinrichtungen (z.B. Freizeitparks) an allen inländischen Urlaubsreisen je Bundesland Standorte von ausgewählten Freizeitparks und Zoos Freizeit- und Tierparks Zoos und Tierparks Top 10 geeignete Reiseziele für den Besuch eines Freizeitparks 1 1 Heide Park Resort 2 2 Phantasialand Brühl 3 3 Movie Park Germany 4 4 Hansa-Park Sierksdorf 5 5 5 Köln 5 Legoland Günzburg 7 7 Belantis Leipzig 8 8 Bayern 9 Nordrhein-Westfalen Berlin Hamburg Leipzig Stuttgart München Köln Hannover Frankfurt Duisburg Nürnberg 9 1 1 10 10 9 9 8 8 7 7 6 6 5 5 4 4 3 3 2 2 SN SH HH MV HB NI ST BE BB TH HE NW RP SL BW BY 81 <?page no="82"?> 31 Eventtourismus Events als Profilgeber für Städte Events und Veranstaltungen als touristisches Segment spielen insbesondere für Städte eine große Rolle. 1 Sie leisten nicht nur einen bedeutenden Beitrag zur Auslastung der für Besucher vorgehaltenen Kapazitäten, sondern verleihen der Angebotslandschaft oftmals ein prägnantes Profil und können so zu einer wettbewerbsfähigen Positionierung der Destination beitragen. Frank Simoneit E vent- und Veranstaltungsreisen werden häufig dem Städte- und / oder Kulturtourismus zugerechnet und stellen einen Ausdruck des gestiegenen Erlebniskonsums und der zunehmenden kulturbezogenen Reisegestaltung der Besucher in Destinationen dar. 2 Destinationen nutzen Events als Mittel zur Vermarktung und Positionierung im touristischen Markt und damit zur Stimulierung der Tourismus- und Regionalentwicklung. 3 Im Jahr 2013 hatten 22,9 Mio. Deutsche zwischen 14 und 74 Jahren (bzw. 40 %) großes bis sehr großes Interesse daran, innerhalb ihres Urlaubs in Deutschland Events zu besuchen. 4 Das große Interesse an Events im Urlaub zeigt sich auch im tatsächlichen Reiseverhalten: Bei Betrachtung der inländischen Urlaubsreisen der Deutschen ab einer Übernachtung im Jahr 2014 werden 6,2 Mio. Urlaubsreisen (12 %) als „Event-, Veranstaltungsreise“ deklariert und bei 14,5 Mio. Urlaubsreisen werden während des Urlaubs Events und Veranstaltungen besucht. 5 Damit sind Events (z. B. Konzerte, Sportevents) mit 29 % eine der beliebtesten Urlaubsaktivitäten der Deutschen und insbesondere bei Kurzreisen bis drei Nächten sogar mit 37 % die zweitwichtigste Aktivität. 6 Bei regionalisierter Betrachtung liegen Städte und urban geprägte Bundesländer an der Spitze: In Hamburg ist jede dritte Urlaubsreise ab einer Übernachtung (34 %) der Urlaubsart „Event-, Veranstaltungsreise“ zuzurechnen, in Nordrhein-Westfalen (27 %) und in Hessen (25 %) fällt jede vierte Reise in dieses Segment. Der Eventbesuch als Aktivität während des Urlaubs spielt insbesondere in Berlin (53 %) und Hamburg (68 %) eine überdurchschnittliche Rolle, den beiden Städten wird auch bei spontaner Abfrage die höchste Eignung für einen Eventbesuch innerhalb Deutschlands zugesprochen, gefolgt von München. Damit Events als Mittel zur Vermarktung und Positionierung im touristischen Markt funktionieren, müssen sie sich positiv auf das Image einer Destination auswirken. Notwendige Bedingung für das Zustandekommen eines Imagetransfers vom Event auf die Destination ist dabei ein einheitlicher Wahrnehmungszusammenhang: Erlebniswerte des Events und Informationen über die Destination müssen parallel aufgenommen werden. 7 Dieser Aufgabe müssen sich Destinationen stellen, wenn das Event auf das Image der Destination einzahlen soll. Ein Beispiel, in dem dieser Transfer gut gelingt und welches zudem als Beispiel für die zum Teil hohe regionalökonomische Bedeutung von Evens stehen kann, ist das seit 1990 stattfindende Wacken Open Air (WOA) in Wacken (Schleswig-Holstein). Das kleine Dorf mit knapp 2000 Einwohnern im Kreis Steinburg, der mit 848 amtlich erfassten Übernachtungen je 1.000 Einwohner 8 über keine hohe Tourismusintensität verfügt, dient einmal im Jahr als Reiseziel vieler Heavy-Metal-Fans. Das WOA ist mittlerweile mit 80.000 Besuchern das weltweit größte Heavy-Metal-Festival 9 - der Destinationsname ist unwiderruflich mit dem Event verbunden. Auffällig: Obwohl es beim WOA möglich ist, den eigenen Pkw - mit dem der Großteil der Besucher anreist - mit auf das Campinggelände zu nehmen, und damit die Möglichkeit der Selbstversorgung mit Hilfe von mitgebrachten Nahrungsmitteln gegeben ist, wurde 2012 deutlich mehr Geld für Catering auf dem Festival (80 €) vor Ort als für Vorräte am Heimatort (50 €) ausgegeben. 10 Im Jahr 2012 wurde durch die Besucher des Events insgesamt eine regionale Wertschöpfung von 25,4 Mio. € bzw. eine globale Wertschöpfung von 30,4 Mio. € generiert. 11 Die dadurch entstehende Einkommenswirkung entspricht 76 rechnerischen Vollzeitstellen in der Region und 141 Vollzeitstellen weltweit. Nicht nur im Wettbewerb um Touristen, sondern auch in Bezug auf die Ansprache von Fachkräften und Investoren stellen Events ein geeignetes Instrument dar, um die Positionierung von Regionen zu verbessern und langfristig Wettbewerbsvorteile zu erzielen. 12 Vor diesem Hintergrund ist damit zu rechnen, dass die Bedeutung von Events für das Regionalmarketing zunehmen wird. Literaturtipps: Köhler, J. (2014): Events als Instrumente des Regionalmarketing. Wiesbaden. Zanger, C. (2010): Stand und Perspektiven der Eventforschung. Heidelberg. 82 <?page no="83"?> NW SL RP HE SN ST MV SH HH HB NI TH BB BE BW BY 1. Berlin 7. Dresden 9. Frankfurt a. M. 10. Ruhrgebiet 6. Ostsee 7. Bayern 4. Köln 5. Stuttgart 3. München 2. Hamburg Stand: 2012. Quelle: ICS 2012, S. 9. Ausgaben für Catering auf dem Festivalgelände: 80 € Stand: 2012. Quelle: ICS 2012, S. 9. Wertschöpfung des Wacken Open Air (WOA) in Schleswig-Holstein 75.000 zahlende Besucher Wertschöpfung außerhalb des Festivalgeländes Wertschöpfung innerhalb des Festivalgeländes 20,4 Mio. € Wertschöpfung 3,82 Mio.€ regionale Wertschöpfung 76 rechnerische Vollzeitstellen in der Region 141 Vollzeitstellen international 8,22 Mio.€ globale Wertschöpfung Wacken Bedeutung von Events bei inländischen Urlaubsreisen der Deutschen Der typische Wacken-Fan Herkunft: Außerhalb Schleswig-Holsteins 150 € regulärer Ticketpreis Anreise mit dem Pkw Durchschnittliche Gruppengröße: 3,9 Personen 4,4 Tage durchschnittlicher Aufenthalt Vorräte im Wert von 50 € 40 % verpflegen sich auch in der Umgebung - für 10 € am Tag Ausgaben für Fanartikel: 30 € Top 10 geeignete Reiseziele für den Besuch von Events aus Sicht der Deutschen „Stellen Sie sich bitte vor, Sie wollen eine Eventreise machen. Welche Urlaubsziele (Orte, Regionen usw.) in Deutschland halten Sie hierfür für besonders geeignet? (max. 3 Nennungen)“ Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. Stand: 2014. Basis: Urlaubsreisen ab 1 Übernachtung der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 50 km. Quelle: GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a. ≤ ≤ > 10 % 20 % 20 % ≤ ≤ ≤ 20 % 30 % 40 % > 40 % Anteil der inländischen Event-/ Veranstaltungsreisen (Haupturlaubsart) an allen inländischen Urlaubsreisen je Bundesland Anteil der inländischen Urlaubsreisen mit einem Besuch von Events / Veranstaltungen (z.B. Konzerte, Sportevents) an allen inländischen Urlaubsreisen je Bundesland 83 <?page no="84"?> 32 Shoppingtourismus Shop ‘till you drop! Deutschland, ein Einkaufsparadies! So wirbt die Deutsche Zentrale für Tourismus auf ihrer Website für das Thema Shopping in Deutschland. 1 Dies nicht ohne Grund: Trägt der Wirtschaftsfaktor Tourismus doch umfassend zu den Einnahmen im Einzelhandel bei. 2 Neben den klassischen Shoppingzielen in den deutschen Innenstädten entstehen auch neue Orte des Shoppingtourismus. 3 Julian Reif S hopping ist eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Deutschen. Knapp jeder zweite Bundesbürger ab 14 Jahre (46 %) geht mindestens einmal im Monat shoppen bzw. unternimmt einen Einkaufsbummel. Shopping unterscheidet sich im Wesentlichen vom Einkaufen darin, dass der Erwerb eines Guts eine Freizeit- und Erlebniskomponente beinhaltet. 4 Shoppingtourismus ist demnach „die Gesamtheit aller Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus den während der Reise und dem Aufenthalt von Personen, für die der Aufenthaltsort weder hauptsächlicher noch dauernder Wohnort noch Arbeitsort ist, vorgenommenen Aktivitäten zum Zweck des erlebnisbzw. freizeitorientierten Einkaufs von Gütern des nicht-alltäglichen Gebrauchs ergeben.“ 5 Der Freizeit- und Erlebnisfaktor ist jedoch schwierig abzugrenzen. So können bspw. Versorgungs- und Erlebniseinkauf auch an einem Ort zusammenfallen. 6 Unterteilen lassen sich die Nachfrager in Shoppingtouristen im engeren Sinne, bei denen das hauptsächliche Motiv das erlebnisorientierte Einkaufen ist, und Shoppingtouristen im weiteren Sinne, bei denen das erlebnisorientierte Einkaufen lediglich ein Bestandteil des Aufenthaltes in einer Destination ist. 7 Bei ungestützter Abfrage sprechen zwei Drittel (67 %) der Deutschen der Stadt Berlin mit Abstand die höchste Kompetenz für das Thema Shopping zu. Beim Bundeslandvergleich der Aktivität Shopping während des Urlaubs erreichen zudem die Stadtstaaten erwartungsgemäß die höchsten Werte. In Berlin spielte „Shopping, Einkaufen“ für knapp jeden zweiten deutschen Urlaubsgast (45 %) eine wichtige Rolle, unter den Flächenbundesländern erreicht Schleswig-Holstein mit knapp 23 % den höchsten Wert. 8 Die Bedeutung der Shoppingaktivitäten während des Urlaubs wird bei Betrachtung der wirtschaftlichen Effekte unterstrichen. Bezogen auf die gesamten Konsumausgaben aller Touristen in Deutschland im Jahr 2010 entfiel ein Viertel aller Ausgaben (60,5 Mrd. €) auf Konsumgüter des Einzelhandels. 9 Besonders bei Tagesreisen wird gern geshoppt: Bei jedem vierten Tagesausflug wird der Aktivität nachgegangen, wobei die Einkaufsmeilen der Innenstädte dabei beliebter sind als Shoppingmalls und Factory-Outlet-Center (FOC). 10 Letztere, zunächst Ende der 1970er-Jahre in den USA entstanden, 11 sind seit Mitte der 1990er-Jahre auch in Deutschland vorzufinden. 12 Bei den Fabrikverkaufszentren handelt es sich um einen „großflächigen Zusammenschluss vieler Hersteller mit einer Gesamtverkaufsfläche über 3.000 m 2 . “13 Sie sind in der Lage, eigene touristische Nachfrage zu generieren und bieten damit Potenzial für die regionale Tourismuswirtschaft. 14 2015 gab es dreizehn solcher neuen Orte des Shoppingtourismus 15 in Deutschland; weitere sind im Bau bzw. stehen zur Diskussion. 16 Im Gegensatz dazu stehen klassische Orte des Shoppingtourismus wie Shoppingcenter, welche bereits seit Mitte der 1960er-Jahre in Deutschland bestehen. Ihre Anzahl ist seitdem kontinuierlich gestiegen und lag im Jahr 2015 bei 463. 17 Die meisten Shoppingcenter (17 %) haben ihren Standort in Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Bayern (10 %) und Sachsen (9 %). 18 Bezogen auf die Mietfläche liegen sechs der zehn größten Shoppingcenter im Osten Deutschlands. Spitzenreiter und damit im Jahr 2015 das größte deutsche Shoppingcenter mit einer Mietfläche von 120.000 Quadratmetern ist das CentrO in der „Neuen Mitte Oberhausen“. 19 Durch einen Angebotsmix aus Shops, Restaurants und Freizeitmöglichkeiten (Multiplex-Kino etc.) wird das CentrO auch als „einzelhandelsorientiertes Urban Entertainment Center“ 20 bezeichnet. Gebaut nach amerikanischen Vorbildern wird hier versucht, eine idealtypische Innenstadt nachzubilden, 21 womit Shoppingcenter als „Bühne der Gesellschaft“ 22 auch eine gesellschaftliche Funktion innehaben können. 23 Weitere Einflüsse aus Nordamerika lassen sich in sogenannten Transiträumen wie Bahnhöfen und Flughäfen beobachten. Sie entwickeln sich ebenfalls zu erlebnisorientierten Einkaufskomplexen 24 und treten in einen Wettbewerb mit den klassischen Einkaufsmeilen in den Innenstädten. Literaturtipps: Hüttner, T. (2005): Factory Outlet Center - Destination im Shoppingtourismus und Potential für die regionale Tourismuswirtschaft. Regensburg. Widman, T. (2006): Shoppingtourismus. Wachstumsimpulse für Tourismus und Einzelhandel in Deutschland. Trier. 84 <?page no="85"?> Abgrenzung von shoppingtouristischen Destinationen Motivbzw. Aktivitätenbündel Shoppingtouristische Tradition x. 1. 2. 10. 3. 4. 6. 7. 8. 9. 5. „Stellen Sie sich bitte vor, Sie wollen eine Shoppingreise machen. Welche Urlaubsziele (Orte, Regionen usw.) in Deutschland halten Sie hierfür für besonders geeignet? (max. 3 Nennungen)“ Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. BW BY BE HB HE RP SL SN ST SH TH MV NI NW HH BB Top 10-Shoppingcenter Factory-Outlet-Center Ochtum Park Outlet Center Designer Outlet Wolfsburg Designer Outlet Soltau FOC Ochtrup Eifel City Outlet Wertheim Village myland outlet The Style Outlet DOC Neumünster Ingolstadt Village Fashion In Outlet Center Selb Outlet City Metzingen CentrO, Oberhausen Ostseepark, Schwentinental Main-Taunus-Zentrum Sulzbach NordWestZentrum, F. am Main Paunsdorf Center, Leipzig Chemnitz Center nova eventis Leuna Designer Outlet Berlin Gropius Passagen LP 12 Mall of Berlin Boulevard Berlin Berlin München Hamburg Düsseldorf Köln Frankfurt Dresden Stuttgart Leipzig Bayern Neue Orte des Shoppingtourismus Shoppingtourismus im engeren Sinn Shoppingmalls Factory-Outlet-Center Tourist-Shopping-Village Shoppingcenter Cross-Border-Shopping Cities (Innenstädte) Ländlicher Raum UEC/ UED Brand Land/ Flagship Store Themepark-Shopping moderne Verkehrsknotenpunkte Shoppingtourismus im weiteren Sinn Klassische Orte des Shoppingtourismus 67% 49% 45% 18% 14% 10% 5% 4% 4% 3% Gesamt Lebensphasen Jugendliche Junge Erwachsene Singles Paare Familien Jungsenioren Ruheständler Bildung Formal niedrig Gebildete Formal höher Gebildete Wohnort Land Stadt 42% 53% 35% 55% 47% 46% 57% 47% 44% 46% 42% 48% „Shopping/ Einkaufbummel“ als Freizeitaktivität Top 10 geeignete Reiseziele für eine Shoppingreise aus Sicht der Deutschen Repräsentativbefragung unter 2.000 Personen ab 14 Jahren in Deutschland. Stand: 2014. Basis: Deutsche Bevölkerung ab 14 Jahre. Quelle: Stiftung für Zukunftsfragen 2015. Stand: 2014. Basis: Urlaubsreisen ab 1 Übernachtung der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 50 km. Quelle: GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a. Stand: 2015. Quelle: GMA 2015 und EHI Retail Institute 2015c. Quelle: Widmann 2008, S. 50. Anteil der inländischen Urlaubsreisen mit der Urlaubsaktivität „Einkaufen / Shopping“ an allen inländischen Urlaubsreisen je Bundesland ≤ ≤ > 15 % 30 % 30 % Factory-Outlet-Center und Top 10-Shoppingcenter (nach Mietfläche) in Deutschland 85 <?page no="86"?> 33 Kulinarischer Tourismus Reisen auf den Spuren kulinarischer Genüsse Immer mehr Deutsche wollen im Urlaub die bereiste Region (auch) durch lukullische Erlebnisse kennenlernen. Gleichzeitig versuchen viele Destinationen, ihre kulinarischen Produkte in Szene zu setzen. Die genüssliche Angebotsdichte ist in Süddeutschland besonders groß. Anne Köchling und Sylvia Müller I m System Tourismus ist die Verpflegung eine Basisleistung des Angebots und elementarer Teil des touristischen Erlebnisses. 1 Sofern das Angebot an Speisen und / oder Getränken bzw. die Kochkunst der bereisten Region einen wesentlichen Reiseanlass darstellt, wird von „gastronomischem Kulturtourismus“ 2 oder „kulinarischem Tourismus“ 3 , der dem Kulturtourismus zuzuordnen ist, 4 gesprochen. Dabei wird der Erlebnischarakter der kulinarischen Erfahrung sowie die Reflexion des Erlebten durch den Reisenden betont. 5 Zu den Produktvarianten gehören u. a. kulinarische Reisen (z. B. Gourmet- / Schlemmerwochenenden), Erlebnisgastronomie, kulinarische Routen oder Betriebsbesichtigungen bei Produzenten. 6 Unser Ess- und Trinkverhalten unterliegt aufgrund gesellschaftlicher Entwicklungen einem stetigen Wandel. 7 Der Trend zum nachhaltigen Konsum ist hierfür ein aktuelles Beispiel. 8 Im Jahr 2014 spielte für mehr als ein Drittel der Deutschen (34 %) gutes Essen und Trinken eine große Rolle. 9 Auch das Interesse der Deutschen, im Urlaub kulinarische / gastronomische Spezialitäten zu genießen, ist von 2010 auf 2013 um acht Prozentpunkte gestiegen (2013: 62 %). 10 Mit Blick auf das Interesse der Einwohner je Bundesland fällt insbesondere das Süd-Nord-Gefälle auf (Ausnahme: Berlin). Anders verhält es sich hinsichtlich der Bedeutung des Urlaubsthemas für die Bundesländer gemessen am Anteil der Urlaubsaktivität „Typische Speisen / Getränke genießen“ der deutschen Gäste. Demnach kommt dem Thema im Saarland die mit Abstand größte Bedeutung zu. Das kleinste Flächenbundesland setzt gemeinsam mit den Nachbarregionen Lothringen und Luxemburg in der Vermarktung einen Schwerpunkt im Bereich Kulinarik und betont die französisch geprägte Küchenkultur. 11 Fragt man die Deutschen, welche Reiseziele sie im Inland besonders geeignet für eine kulinarische Reise halten, fällt die Wahl auf Bayern (32 %), mit deutlichem Abstand gefolgt von Hamburg, Berlin (je 15 %) und München (12 %). 12 Als weiteres Flächenbundesland findet sich Baden-Württemberg (8 %) unter den meistgenannten Destinationen. 13 Das schmackhafte Image der beiden südlichsten Bundesländer hat vermutlich u. a. mit der großen Anzahl ansässiger, hochklassiger Gastronomie zu tun. Hinsichtlich der Sternerestaurants liegt Baden- Württemberg (66 Restaurants) noch deutlich vor Bayern (39) und Nordrhein-Westfalen (38). 14 Das gestiegene Interesse an Kulinarik im Urlaub, 15 aber auch das schon seit Jahren vorhandene Interesse von Einheimischen und Touristen gleichermaßen an regionalen Produkten, Esskultur und Handwerkstechniken, 16 d. h. an Aspekten, die zur Erfahrung und zum Erleben der alltagskulturellen Identität beitragen, 17 stellen einen Gegentrend zur Globalisierung und Zentralisierung dar. 18 Hatten regionale Nahrungsmittel nach dem zweiten Weltkrieg ein „Arme-Leute-Image“ 19 , führen heute u. a. der Wunsch nach Nachvollziehbarkeit der Lebensmittelherkunft sowie ökologische Motive zu einer hohen Sympathie für lokale Produkte. 20 Besonderen Ausdruck findet dies in der Slow-Food-Bewegung, einer Vereinigung, die die Kultur des Essens und Trinkens pflegt und die regionale Geschmacksvielfalt bewahren möchte. 21 Aus der Bewegung heraus entstand das internationale Projekt „Arche des Geschmacks“, in dem regional wertvolle Lebensmittel, Nutztierarten und Kulturpflanzen vor dem Vergessen und Verschwinden bewahrt werden. In Deutschland gibt es derzeit 56 sogenannte „Arche- Passagiere“, wobei diese primär in Süddeutschland zu finden sind. Die Megatrends Nachhaltigkeit 22 und Gesundheit 23 können dafür sprechen, dass der kulinarische Tourismus auch weiterhin ein Wachstumsmarkt bleibt. Viele Reisegebiete kommunizieren ihre Genusskultur, 24 da kulinarische Produkte häufig eine gute Basis für die touristische Inszenierung der Region bieten. 25 Wie bei anderen thematischen Inszenierungen sind auch hier Glaubwürdigkeit, Verständlichkeit, Ziel- und Zielgruppenorientierung sowie die Aktualität der Inszenierung entscheidend. 26 Mit Blick auf die multioptionalen Ansprüche der Nachfrager 27 bietet sich eine Kombination mit anderen touristischen Angeboten wie bspw. Kulturevents 28 an. Literaturtipps: Groß, M. S. (2004): Tourismus und Gastronomie - ein sinnliches Erlebnis. In: Groß, M. S. und Dreyer, A. (Hg.): Tourismus 2015. Tatsachen und Trends im Tourismusmanagement. Hamburg. Ottenbacher, M. C. und Harrington, R. J. (2013): A case study of a culinary tourism campaign in Germany: implications for strategy making and successful implementation. Journal of Hospitality & Tourism Research 37 (1), S. 3-28. 86 <?page no="87"?> Stand: 2014. Basis: Urlaubsreisen ab 1 Übernachtung der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 50 km. Quelle: GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a. Stand: Feb. 2016. Quelle: Slow Food Deutschland e.V. 2016. Arche des Geschmacks - Arche-Passagiere in Deutschland Apfel Bier Birne Bohne Brezel Brötchen Erbse Getreide Getreideprodukt Grünkern Huhn Kartoffel Käse Kirsche Knoblauch Leberkäse Linsen Raps Rettich Rind Salat Schaf Schwein Speiserübe Spitzkraut Trockenbohnen Weinbergschnecke Weinrebe Wirsing Wurst Zwiebel Allgemeines Interesse der Bevölkerung des jeweiligen Bundeslandes am Genuss von kulinarischen / gastronomischen Spezialitäten während des Urlaubs Anteil der inländischen Urlaubsreisen mit der Aktivität „Typische Speisen/ Getränke genießen“ an allen inländischen Urlaubsreisen je Bundesland Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. SN SH HH MV HB NI ST BE BB TH HE NW RP SL BW BY SN SH HH MV HB NI ST BE BB TH HE NW RP SL BW BY Birkenfelder Rotapfel Glanrind Paas Lintorfer Frühe (SK Düsseldorf) Weiße gehörnte Heidschnucke Buntes Bentheimer Schwein Ahrtaler Köksje Blauer Frühburgunder (LK Ahrweiler) Burger Brezel Schwäbischer Dickkopf-Landweizen (ganz Baden-Württemberg und Schwaben) Sundheimer Huhn Hinterwäldler Rind Champagner Bratbirnen, Schwarze Birne Filder-Spitzkraut, Stuttgarter Geißhirtle, Stuttgarter Leberkäs (SK Stuttgart) Ermstäler Knorpelkirsche Alblinse Albschnecke Musmehl Weideochse v. Limpurger Rind Schwäbisch- Hällisches Landschwein Tauberschwarz Augsburger Huhn Fränkischer Grünkern Maiwirsing Kesselheimer Zuckererbse SK Koblenz Lausitzer Nelkenapfel (LK Bautzen, LK Görlitz) Rotes Höhenvieh Rotes Höhenvieh Bamberger Hörnla Alter fränkischer Satz (Franken) Angler Rind alter Zuchtrichtung, Angler Sattelschwein Bamberger Knoblauch Bamberger Rettich Bamberger Spitzwirsing Schwarzblaue Frankenwälder Kartoffel Ostheimer Leberkäs Berliner Weiße Teltower Rübchen Jakob-Fischer-Apfel Original Braunvieh im Allgäu Murnau-Werdenfelser Rind Weißlacker Münchener Brotzeitsemmeln (SK München) Alpines Steinschaf Höri Bülle Finkenwerder Herbstprinz als Hochstamm Nieheimer Käse Kasseler Strünkchen Rhönschaf Nordhessische Ahle Wurscht Bremer Scheerkohl Moorschnucke (Diepholzer) Würchwitzer Milbenkäse Ramelsloher Huhn ≤ ≤ ≤ ≤ > 58 % 60 % 62 % 64 % 64 % ≥ ≥ ≥ ≥ ≥ ≥ 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % 40 % 87 <?page no="88"?> 34 Wein und Tourismus Eine Win-win-Situation Wein und Tourismus können ein Traumpaar bilden. In ähnlicher Weise ist dies für den Tourismus mit kaum einem anderen Agrarprodukt möglich. Der Weintourismus, der als spezielle Form des gastronomischen Kulturtourismus 1 verstanden werden kann, bietet im kooperativen Zusammenspiel zwischen Weinbau und Tourismus große Chancen für beide Wirtschaftszweige. Julian Reif, Bernd Eisenstein und Sabrina Seeler D ie meisten der 102.000 ha deutscher Rebfläche 2 befinden sich in den südwestlich gelegenen Regionen der Republik. Lediglich die Weinregion Saale- Unstrut und die Anbaugebiete in Sachsen bilden hier eine Ausnahme. Das Weinbau-Bundesland Nummer 1 ist Rheinland-Pfalz: Es vereint sechs der dreizehn deutschen Anbaugebiete für Qualitätswein mit einem Gesamtanteil von nahezu zwei Drittel der deutschen Anbaufläche 3 auf sich. Rheinhessen und die Pfalz sind flächenmäßig die mit Abstand größten Anbaugebiete Deutschlands, wobei Rheinhessen zudem hinsichtlich der jährlichen Weinerzeugung auch ertragsmäßig das größte deutsche Anbaugebiet ist. 4 Die dreizehn deutschen Weinbauregionen bieten mit ihren besonderen natur- und kulturräumlichen Voraussetzungen gute Bedingungen für eine touristische Entwicklung. Hierzu trägt zudem ein breites weinbauspezifisches Angebotsportfolio - bspw. Weinproben, Weinfeste, Weinstuben, Weinkeller- und Weingutsbesichtigungen sowie Weinlehrpfade und Weinbergsführungen - bei. Die Beziehung zwischen Weinbau und Tourismus kann als „klassische Win-win-Situation“ 5 charakterisiert werden. Der Tourismus kann dem Weinbau neue Perspektiven der Neukundengewinnung und Kundenbindung eröffnen, er kann zu einer Erhöhung des Bekanntheitsgrades der Weinbauregion bzw. der betriebseigenen Produkte beitragen und er kann den Direktvertrieb und die Absatzchancen steigern. 6 Dass Touristen in den Weinbaugebieten in großer Zahl Wein vor Ort konsumieren 7 und für den späteren Konsum einkaufen, ist hinlänglich belegt. 8 Auch werden der Kauf und der erhöhte Konsum der Weine der besuchten Region durch einen Teil der Touristen nach der Rückkehr an den Heimatort angenommen 9 oder sind dokumentiert. 10 Die Weinwirtschaft kann für den Tourismus regionaltypische Angebotselemente vorhalten, die reiseanlassstiftend wirken können und gleichzeitig großes Differenzierungspotenzial gegenüber weinbaulosen Reisezielen aufweisen. 11 Zudem ist es von Vorteil, dass sich die durch den Weinbau charakteristisch geprägten Ortsbilder in hohem Maße von der Alltagswelt vieler touristischer Besucher unterscheiden. 12 Aufgrund des schwer imitierbaren Attraktivitätsbündels rund um das Thema Wein (inkl. der typischen Kulturlandschaften, Ortsbilder, Events etc.) besteht die Möglichkeit, ein Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerb unter den Reisezielen zu erreichen. 13 Sowohl das Authentizitätsstreben der touristischen Nachfrage als auch der allgemeine Trend zu regionalen Produkten wirken begünstigend für den Weintourismus. Der in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnene Stellenwert eines gesunden Essverhaltens geht mit einem Rückgang des Konsums von alkoholhaltigen Getränken der Deutschen einher. Der Bierkonsum (2013: 106,6 l pro Kopf) ist am stärksten von diesem Rückgang betroffen. Gehobene Genussgetränke und somit auch qualitativ hochwertige Weine gewinnen hingegen zunehmend an Bedeutung. 14 Folglich nahm der Weinkonsum der Deutschen in den vergangenen Jahren stetig zu. Durchschnittlich werden pro Kopf jährlich 20,7 l Wein getrunken, 15 wobei die Baden-Württemberger mit 27,6 l überdurchschnittlich viel Wein konsumieren. Mehr als ein Fünftel der Deutschen bekundete im Jahr 2013 Interesse an einer Weinreise - mit einigen stereotypischen Merkmalen. Bei ungestützter Abfrage nach der Eignung deutscher Reiseziele für eine Weinreise decken sich die spontanen Nennungen weitestgehend mit den Anbaugebieten; allerdings rangiert die Moselregion hier auf dem ersten Platz. Problemfelder der Zusammenarbeit im Weintourismus können sich aufgrund der Annahme ergeben, dass der Tourismus in einem höheren Grad von der Verknüpfung profitiert als die Weinwirtschaft, 16 oder dass Touristen weniger Interesse am Weinkauf als vielmehr an Möglichkeiten des unentgeltlichen Weinkonsums haben. 17 Eine intensive Kooperation zwischen Wein- und Tourismuswirtschaft, die die regionalen Eigenarten betont und zielgruppenspezifisch in Wert setzt, kann dafür Sorge tragen, dass letzten Endes beide Wirtschaftszweige umfassend profitieren. Literaturtipps: Dreyer, A. (Hg.) (2011): Wein und Tourismus. Erfolg durch Synergien und Kooperationen. Berlin. Eisenstein, B. und Eilzer, C. (2006): Wein und Tourismus. Deidesheim. 88 <?page no="89"?> Nielsen 1 20,8 l - Weinbeherbergung und -gastronomie (z.B. Vinothek, eigene Weine, weinorientierte Gastronomie) - Weintouristische Aktivitäten (z.B. Weinwandern) - Weintouristische Veranstaltungen - Weinstraßen - Weinerlebniswelten (interaktives Weinerlebnis) Synergieeffekte von Wein und Tourismus Weinbau Winzer, Weinbauverbände, Winzervereinigungen Weinregion, Weinberg, Terroir Tourismus Weintourismus Das weintouristische Angebot Das weintouristische Erlebnis des Gastes Synergieeffekte TMO, touristische Leistungsträger - Stärkung Direktvertrieb / Zusatzeinkommen - Gewinnung neuer Kundengruppen - Kundenbindung / Loyale Kunden - Markenaufbau - Erhöhung des Bekanntheitsgrades - Attraktives Landschaftsbild - Wein als zentrales Reisemotiv - Weintouristisches Angebot - Ergänzung der Infrastruktur - Wein als Imageträger Landschaft, touristische Attraktionen, Infrastruktur Das Profil des Weinreise-Interessierten Der typisch „Weinreise-Interessierte“… … ist männlich oder weiblich … ist über 45 Jahre alt … verfügt über einen höheren Bildungsabschluss … lebt in einem Zweipersonenhaushalt … lebt in einem Haushalt ohne Kinder … hat ein hohes Haushaltsnettoeinkommen … ist in den meisten deutschen Nielsen-Gebieten zu Hause (kommt vermehrt aus Bayern) „Stellen Sie sich bitte vor, Sie wollen eine Weinreise (z.B. Weinproben, Weinfeste besuchen, Weinbergwanderungen, Teilnahme an der Weinlese) machen. Welche Urlaubsziele (Orte, Regionen usw.) in Deutschland halten Sie hierfür für besonders geeignet? (max. 3 Nennungen)“ Quelle: Leicht verändert nach Müller und Dreyer 2010, S. 16. Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. Stand: 2016. Quelle: DIW 2016. Stand: 2014. Quelle: BSI 2015. Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. Weinkonsum pro Person / Kopf in Litern Allgemeines Interesse der jeweiligen Bevölkerung an einer Weinreise Deutsche Weinanbaugebiete und Top 10 geeignete Reiseziele für eine Weinreise aus Sicht der Deutschen Hessen 4,6 % Baden-Württemberg 5,2 % Rheinland-Pfalz 5,9 % Mosel / Moselgebiet 41,6 % Pfalz 15,6 % Rhein / Rheingebiet 15,4 % Franken / Frankenland 10,6 % Baden 8,9 % Rheingau / Rheintal 8,2 % Rheinhessen 6,3 % Franken Saale-Unstrut Sachsen Württemberg Hess.Bergstr. Rheinhessen Rheingau Mittelrhein Ahr Mosel Baden Pfalz Nahe Weinkonsum und Interesse an einer Weinreise nach Nielsen-Gebieten HE ST Nielsen 2 Nielsen 3a Nielsen 3b Nielsen 4 Nielsen 5 Nielsen 6 20,5 20,1 l 20,6 l 20,6 l l 20,9 l 27,6 l 17,1 l Nielsen 7 SN RP BW 1 1 4 6 7 5 2 2 3 4 5 6 7 8 9 10 ≤ ≤ > 22 % 24 % 24 % 89 <?page no="90"?> 35 Slow Tourism Die (Wieder-)Entdeckung der Langsamkeit Unter dem Begriff Slow Tourism lassen sich Themen und Trends der Mobilität zwischen Langsamkeit, Geborgenheit, Sinnhaftigkeit und Sinnlichkeit zusammenfassen, die ein ursprüngliches und authentisches Reiseerlebnis beinhalten. 1 Ausgehend vom Wellnesstrend am Ende des 20. Jh. wird den Reisethemen des Slow Tourism im 21. Jh. weiteres Wachstum vorausgesagt. 2 Christian Antz und Julian Reif S low Tourism als eine „andere Form des Reisens“ 3 kam in Folge der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung in den westlichen Industrienationen auf: Globalisierung, Individualisierung, Fortschrittsgläubigkeit, Schnelllebigkeit und politische oder wirtschaftliche Krisen haben um die Jahrtausendwende grundlegende Wandlungen bei Individuen und Gesellschaft und damit auch in der Freizeit- und Arbeitswelt hervorgebracht. Zwar arbeiten die Arbeitnehmer heutzutage in Deutschland im Schnitt etwa 31 Stunden in der Woche, allerdings geht bereits jeder fünfte Erwerbstätige 41 bis über 70 Stunden pro Woche seiner beruflichen Tätigkeit nach. 4 Ruheständler verfügen mit über fünf Stunden über die meiste freie Zeit pro Werktag, gleichzeitig haben Familien mit Kindern weniger als drei Stunden freie Zeit. Die im Durchschnitt jedem zur Verfügung stehenden knapp vier Stunden Freizeit pro Werktag füllen die Deutschen zudem mit immer mehr Freizeitaktivitäten, 5 was zu mehr Stress auch in der Freizeit und folglich zu einer „Temporalinsolvenz“ 6 , einer zeitlichen Bankrotterklärung, führen kann. Durch die herrschende Zeitknappheit und die damit einhergehende Beschleunigung 7 dehnt sich der Slow- Trend als eine Art kompensatorische Gegenbewegung in Deutschland weiter aus. 8 Mittlerweile hat sich der Trend zur Muße 9 auch auf viele Tourismussegmente ausgedehnt, wobei es dabei vor allem um die Qualität weniger, dafür intensiver Reiseerfahrungen geht. 10 Langsamkeit, Sinnhaftigkeit, Sinnlichkeit und Geborgenheit finden sich sowohl beim Wander-, Gesundheits-, Kulinarik-, Kultur- und Naturtourismus als auch im spirituellen Tourismus wieder, 11 so dass sich unterschiedliche Urlaubsaktivitäten und -arten unter dem Begriff des Slow Tourism zusammenfassen lassen. 12 Diese „Mehrdimensionalität“ 13 führt dazu, dass Slow Tourism als Oberbegriff für Reisearten und Aktivitäten verstanden wird, bei denen ein „ursprüngliches und authentisches Reiseerlebnis“ 14 im Vordergrund steht. 15 Ausgehend von der internationalen Slow-Food-Bewegung zur Bewahrung einer regionalen Genusskultur haben sich weltweit auch Städte einer nachhaltigen und entschleunigten Entwicklung verschrieben. 16 In mittlerweile 15 deutschen Cittaslow-Entschleunigungsoasen 17 wird den Aktivitäten, die u. a. dem Slow Tourism zugerechnet werden, überdurchschnittlich häufig nachgegangen: 18 76 % der deutschen Cittaslow-Urlauber (54 % der Deutschland-Urlauber insgesamt) besuchen kulturelle bzw. historische Sehenswürdigkeiten, bei 64 % (50 %) spielt der Aufenthalt in der Natur eine große Rolle, 36 % (27 %) gehen wandern. Klassische städtetouristische Themen (wie bspw. Events, Shopping) sind hingegen in den deutschen Cittaslow-Städten unterrepräsentiert. Das Thema Entschleunigung spielt insbesondere für die Bayern eine gewichtige Rolle im Urlaub 19 und auch die Hessen suchen im Urlaub viel Ruhe, Erholung und Entspannung. 20 Für die Menschen in Sachsen-Anhalt trägt „Zeit für sich selbst“ zu haben bzw. die „Ursprünglichkeit“ und der „Verzicht auf Massentourismus“ insbesondere zum individuellen Urlaubsglück bei. Auf diese Nachfragebedürfnisse reagieren die Marketingorganisationen der Bundesländer, was sich bspw. in Angeboten wie dem „Müßiggang“ in den schleswig-holsteinischen Städten, der „Ich-Zeit“ in Rheinland-Pfalz oder Bayerns „Stade Zeiten“ zeigt. Der Trend von der Erlebniszur Sinngesellschaft findet sich nahezu in allen Lebensbereichen wieder. 21 Nach Zeiten der „Zuvielisation“ 22 führt nun der Weg zum „Age of Less“ 23 . Der neue Luxus von morgen könnte somit für einige die Einfachheit werden. So sind die Reisearten des Slow Tourism nicht als kurzfristige Moden anzusehen, sondern langfristige Megatrends, 24 welche die gesamte Reiseindustrie nachhaltig beeinflussen werden. Bisher suchte der Kunde auf Reisen das Fremde im Eigenen, künftig wohl mehr das Eigene im Fremden bzw. im Eigenen - die innere Reise zu sich selbst. Die Kunden werden künftig wohl weiterhin global denken, aber wieder häufiger lokal reisen. 25 Literaturtipps: Antz, C., Eisenstein, B. und Eilzer, C. (Hg.) (2011): Slow Tourism. Reisen zwischen Langsamkeit und Sinnlichkeit. München. Heitmann, S., Robinson, P. und Povey, G. (2011): Slow Food, Slow Cities and Slow Tourism. In: Robinson, P., Heitmann, S. und Dieke, P. (Hg.): Research Themes for Tourism. Wallingford / Cambridge, S. 114-127. 90 <?page no="91"?> Besuch von kulturellen / historischen Sehenswürdigkeiten Aufenthalt in der Natur Wandern Zeit mit der Familie verbringen Spazieren gehen Typische Speisen / Getränke genießen Wellnessangebote nutzen Radfahren Aktivitäten am / im / auf dem Wasser (inkl. Segeln, Surfen) 76% 54% 64% 50% 36% 27% 30% 28% 30%33% 26% 27% 16% 8% 15% 11% 11% 18% Einkaufen / Shopping Besuch von Museen / Ausstellungen Besuch von Events / Veranstaltungen (z.B. Konzerte, Sportevents) Sonstiger Aktivsport (z.B. Klettern, Mountainbike) Besuch von Erlebniseinrichtungen (z.B. Freizeitparks) Wintersportaktivitäten Nachtleben genießen (z.B. Disco, Bar) Sonstige Aktivitäten 8% 16% 7% 15% 6% 27% 5% 6% 5% 15% 0%2% 0% 3% 1% 1% Viel Ruhe, Erholung, Entspannung Nielsen 3b Nielsen 4 Nielsen 3a Nielsen 2 Nielsen 1 Nielsen 7 Nielsen 6 Nielsen 5 Urlauber in deutschen Cittaslow-Städten Mitgliedsgemeinden von Cittaslow e.V. - Vereinigung der lebenswerten Städte in Deutschland Bedeutung des Trends der „Entschleunigung bzw. Langsamkeit“ im Urlaub für die jeweilige Bevölkerung Bedeutung ausgewählter Komponenten für das persönliche Urlaubsglück der Bevölkerung des jeweiligen Bundeslandes Urlauber in Deutschland insgesamt Gesamtbevölkerung Jugendliche Junge Erwachsene Singles Paare Familien mit Kindern Jungsenioren Ruheständler 3: 56 Zeit für mich persönlich Ursprünglichkeit , kein Massentourismus Blieskastel Deidesheim Lüdinghausen Bad Essen Meldorf Berching Spalt Hersbruck Penzlin Nördlingen Wirsberg Bischofsheim a.d. Rhön Bad Schussenried Überlingen Waldkirch SH 59 61 28 HH 62 60 66 64 45 MV 59 40 HB* NI 50 34 65 ST 74 49 68 BE 65 34 68 BB 57 36 66 SN 59 34 61 TH 65 39 77 HE 73 42 70 NW 63 44 63 RP 53 36 72 SL 54 44 71 BW 67 39 69 BY 64 41 Durchschnittliche Freizeit pro Werktag in Stunden und Minuten Aktivitäten der inländischen Cittaslow-Urlauber im Vergleich zum Bundesschnitt Stand: 2013. Quelle: Stiftung für Zukunftsfragen 2014b. Stand: 2013. Basis: Urlaubsreisen ab 1 Übernachtung der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 50 km. Quelle: Reif 2015a auf Basis von Daten von GfK SE und Eisenstein 2014. Stand: Juli 2016. Quelle: Cittaslow e.V. 2016. Stand: 2013. Quelle: IMT 2013d. *Aufgrund geringer Stichprobengröße keine Angabe möglich. Stand: 2013. Quelle: Stiftung für Zukunftsfragen 2014a. „Inwiefern spielt der Trend der „Entschleunigung bzw. Langsamkeit“ für Sie in Ihrem Urlaub eine Rolle? “ Top-2-Box auf einer Skala von „1 = Spielt eine sehr wichtige Rolle“ bis „5 = Spielt gar keine Rolle“ in Prozent der Befragten „Wenn Sie an Ihren eigenen Urlaub denken, was ist Ihnen dann ganz wichtig, was ist schön, aber nicht entscheidend und was ist eher unwichtig für Ihr persönliches Urlaubsglück? “ Top-Wert „Ist mir ganz wichtig“ 4: 13 3: 52 3: 17 2: 54 3: 45 5: 10 3: 43 Cittaslow-Städte und die Bedeutung von „Entschleunigung“ sowie „Ruhe“, „Zeit für mich“ und „Ursprünglichkeit“ im Urlaub ≤ ≤ ≤ ≤ 25 % 30 % 35 % 40 % 91 <?page no="92"?> 36 Spiritueller Tourismus Reisen zu sich selbst Ob Jakobs-, Martins- oder Elisabethpfade - Pilgern bringt Menschen des 21. Jahrhunderts in Bewegung. 1 Unter dem Motto „Atem holen“ bündeln die Ordensgemeinschaften die vielfältigen Übernachtungsangebote ihrer Klöster. 2 Doch was ist über die Motive der modernen Pilger und den wachsenden Markt des spirituellen Reisens bisher bekannt? Christian Antz und Carola May G eschätzte 200 Mio. Pilger sind in allen Religionen jedes Jahr weltweit unterwegs und generieren ca. 80 Bio. US$ Umsatz. 3 Auch in Europa ließen sich 2015 bspw. über 260.000 Pilger in Santiago de Compostela registrieren. 4 Neben den registrierten religiösen Pilgern sind jedoch noch unzählige nicht erfasste spirituelle Wanderer 5 auf vielen Wegen in Europa und Deutschland unterwegs. Der spirituelle Tourismus bettet sich einerseits in Reisetendenzen ein, die durch Individualisierung, Hybridität und Markenorientierung geprägt sind, andererseits spielt die Sinnorientierung u. a. vor dem Hintergrund globaler Krisen eine bedeutende Rolle. 6 Gleichzeitig kommt es zu divergierenden gesellschaftlichen Entwicklungen, was sich u. a. anhand der seit Jahren anhaltenden Kirchenaustritte der christlichen Kirchen zeigt. 7 Die Kirchenabstinenz beruht auf dem Wunsch, sich nicht mehr längerfristig in Organisationen zu binden, sowie auf der Unzufriedenheit mit der Institution Kirche. 8 Insgesamt bezeichnen sich zwar 70 % aller Deutschen als religiös 9 und in Bayern gab es im Jahr 2014 noch 71 % kirchengebundene Christen, in Sachsen-Anhalt jedoch nur noch 17 %. Dennoch war Hape Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg“ im Jahr 2007 im säkularen Ostwie im christlichen Süddeutschland das meistverkaufte Sachbuch 10 und erlebte deshalb einen großen Erfolg, weil es als Zielgruppe nicht Kirchenmitglieder, sondern die größere Gruppe der Suchenden ansprach. 11 Zwar hatte der Hamburger Zukunftsforscher Opaschowski bereits Anfang des Jahrtausends eine Sinnorientierung vorhergesagt, 12 Kerkeling gab jedoch mit Vorlage seines Buches der Sinnorientierung in der Reisebranche einen neuen Anstoß. Auch der Urlaub wird zu einer Zeit der Suche nach Sinn in einer immer schneller werdenden Alltagswelt. 13 Zwar wollten im christlichen Bayern im Jahr 2010 nur 13 % der Menschen im Urlaub Gott und Glauben neu erfahren und 17 % spirituelle Erfahrungen machen, aber bereits 36 % über sich selbst und das Leben nachdenken. 14 In Sachsen-Anhalt sehen noch 16 % im Urlaub eine Zeit für Gott, 29 % für spirituelle Erfahrungen und sogar 62 % für Sinnsuche. Die unterschiedlichen Suchbewegungen der heutigen Menschen in Urlaub und Freizeit können begrifflich unter dem Dach des spirituellen Tourismus gebündelt werden. 15 Der Gast von heute ist zwar immer noch unterwegs zu heiligen Orten, viel mehr jedoch zu sich selbst. Der in fünf Bereiche aufgegliederte klassische religiöse Tourismusmarkt 16 von Kirchen- und Klosterbesichtigung über Pilgern / Wallfahrten, Klosterurlaub und Studienreisen bis zum Besuch religiöser Stätten und Feste wird künftig nicht kleiner, sondern kann sich mit anderen Wachstumsmärkten des Tourismus vernetzen und so innovative und passgenaue Angebote entwickeln. Dazu gehört vor allem der Reisemarkt des Gesundheits-, Wander-, Natur- oder Mußetourismus. 17 Selbst im Eventbereich entfaltet sich der spirituelle Reisemarkt, wie die hohen Besucherzahlen der Kirchentage in Deutschland verdeutlichen. Wenn am Anfang des 21. Jh. Weltjugendtage aus Sicht der Besucher zu „geilen Events“ werden, so könnte die Kirche den Nerv der Reise-Zeit treffen. 18 In Freizeit und Urlaub sind die Menschen offen für sinnstiftende Angebote, die Qualität der Reiseangebote muss sich jedoch in touristischer wie spiritueller Hinsicht an den wachsenden Ansprüchen der Reisenden orientieren, auch wenn sie wie beim Pilgern von scheinbarer Einfachheit geprägt sind. 19 Der Beliebigkeit müssen die Kirchen mit unveränderlichen Botschaften, aber mit zeitgemäßen kundenorientierten Marketingmitteln begegnen. Die Kirchen besitzen das spirituelle Original; authentische und gelebte Gastfreundschaft können sie mit Hilfe von Qualitätsstandards des Tourismus wieder erlernen. 20 Literaturtipps: Antz, C. (2011): Spirituelles Reisen. Kirche und Tourismus auf dem Weg zu einer gemeinsamen Emotionalität. In: Antz, C., Eisenstein, B. und Eilzer, C. (Hg.): Slow Tourism. Reisen zwischen Langsamkeit und Sinnlichkeit. München, S. 257-276. Hopfinger, H., Pechlaner, H., Schön, S. und Antz, C. (2012) (Hg.): Kulturfaktor Spiritualität und Tourismus. Sinnorientierung als Strategie für Destinationen. Berlin. 92 <?page no="93"?> 1989 151.422 15.337 1990 131.000 - 2011 118.843 32.677 Stand: Juli 2015. Quelle: DOK 2016a,b. Stand: 2016. Quelle: Steger 2016. noch nicht final festgelegte Route eines Jakobswegs Stand: Dez. 2014. Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis EKD 2016, S. 7. * Aufgrund geringer Stichprobengröße keine Angabe möglich. Stand: 2010. Quelle: Stiftung für Zukunftsfragen 2011. „Bitte sagen Sie mir, inwieweit Sie den folgenden Aussagen mit Blick auf Ihren Urlaub zustimmen.“ Top-2-Box auf einer Skala von „1 = trifft voll und ganz zu“ bis „5 = trifft überhaupt nicht zu“ in Prozent der Befragten Teilnehmerzahlen: In den Jahren 1996 und 2002 fand kein Deutscher Katholikentag statt. Keine Angabe zu Tagesteilnehmern für die Katholikentage 1990 und 1992 sowie den evangelischen Kirchentag 2015. Stand: Juli / Aug. 2015. Quelle: Katholikentage: Statistisches Bundesamt 2010d, Statistisches Bundesamt 2010c, S. 71; 100. Deutscher Katholikentag Leipzig 2016 e.V. 2015. Evangelische und ökumenische Kirchentage: EKD 2015a. Übernachtungsangebote in Klöstern und katholischen Einrichtungen Teilnehmerzahlen deutscher Katholiken- und Kirchentage Jakobswege in Deutschland Katholikentage Evangelische Kirchentage Ökumenische Kirchentage Dauerteilnehmer Tagesteilnehmer Jahr xxxx xxxx xxxx 2014 Regensburg München Mannheim Frankfurt/ Main Mainz Saarbrücken Karlsruhe Stuttgart Ulm Osnabrück Hannover Dresden Leipzig Bremen Hamburg Berlin Ruhrgebiet Düsseldorf Köln Aachen 33.000 33.000 47.000 20.000 2010 127.000 40.000 2003 191.349 39.415 2012 1984 55.000 120.000 2008 35.875 29.790 1994 33.000 30.000 2000 40.000 70.000 2006 27.476 12.500 2004 25.000 30.000 19% 61% … um über sich selbst und das Leben nachzudenken Anteil der Bevölkerung des jeweiligen Bundeslandes, die den Aussagen (sehr) stark zustimmen: Urlaub ist auch eine Zeit, ... … um Gott und Glauben neu zu erfahren … um spirituell neue Erfahrungen zu machen. HE RP SL BW BY TH SN BB BE ST MV HH SH HB NI NW 31% 35% 29% 43% 37% 23% 8% 4% 3% 4% 19% 16% 47% 17% 28% 11% 6% 49% 16% 3% 37% 12% 26% 40% 13% 18% 10% 24% 19% 52% 1992 40.000 - - 1998 26.000 80.000 1986 39.800 100.000 1982 60.000 140.000 1993 124.338 15.168 2015 97.127 1999 98.099 31.958 2009 99.440 40.284 2013 117.484 40.345 1995 125.012 31.994 1991 104.492 18.905 2007 103.726 35.898 1987 125.094 38.081 2005 102.428 43.937 1997 98.658 23.301 2001 92.947 38.675 SH 40% 8% 14% HH 36% 34% 36% 7% 10% MV 9% 18% HB* NI 9% 15% 62% ST 16% 29% 34% BE 5% 20% 32% BB 5% 23% 38% SN 10% 14% 31% TH 12% 16% 48% HE 25% 26% 36% NW 7% 16% 34% RP 17% 21% 47% SL 15% 31% 42% BW 13% 24% 36% BY 13% 17% BW BY HE RP SL SN ST SH TH MV NI NW BB Angebote und Bestandteile des spirituellen Tourismus in Deutschland Anteil der Protestanten und Katholiken je Bundesland Zustimmung zur Relevanz spiritueller Erfahrungen im Urlaub Protestanten Katholiken 93 <?page no="94"?> 37 Gesundheitstourismus Erholung und Regeneration an der Schnittstelle zwischen Tourismus und Medizin Der Gesundheitstourismus hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Vorbei sind die Zeiten, als mit dem Begriff hauptsächlich Kuren für ältere Menschen assoziiert wurden. Der „neue Gesundheitstourismus“ entspricht den aktuellen Bedürfnissen von Muße über Entschleunigung und Slow Tourism bis hin zu Digital Detox. Sonja Göttel Z iel des Gesundheitstourismus ist die Wiederherstellung oder Erhaltung des physischen und psychischen Wohlbefindens durch Inanspruchnahme gesundheitstouristischer Dienstleistungen in der Destination. 1 Die Bandbreite gesundheitstouristischer Angebote und Formen reicht von eher medizinisch bzw. auf Heilung gerichteten Formen für bereits erkrankte Gäste (z. B. Medizintourismus, Kurtourismus, Rehabilitationstourismus) bis hin zu auf touristische Aktivitäten und Gesunderhaltung fokussierte Angebote für gesunde Gäste (z. B. Wellnesstourismus, gesundheitsorientierter Urlaub). 2 Im Gegensatz zu vielen anderen Tourismusformen erfolgt Gesundheitstourismus relativ saisonunabhängig und bietet für Destinationen daher gute Chancen für eine ganzjährige Angebotsnutzung. 3 Zudem haben etwa ein Drittel aller Deutschen ein generelles Interesse an „einem Gesundheitsurlaub / einer Gesundheitsreise“. 4 Oftmals ist das Gesundheitsmotiv jedoch nicht Hauptzweck einer Reise, sondern wird im Rahmen von anderen Urlaubsformen mit erfüllt. Im Jahr 2014 wurden 2 % aller Urlaubsreisen von Deutschen ab fünf Tage Dauer dem Hauptzweck „Gesundheitsurlaub“ zugeordnet. 5 Bei möglichen Reisezielen für „einen Gesundheitsurlaub / eine Gesundheitsreise“ liegen Nordsee und Ostsee klar an der Spitze. 6 Unter den Top 10 sind außerdem viele Destinationen in den Alpen- und Küstenregionen. Die meisten Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen gibt es deutschlandweit in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. 7 Die meisten Betten im Verhältnis zur Einwohnerzahl stehen in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Eine kleinteiligere Aufschlüsselung bietet die Betrachtung des Anteils inländischer Übernachtungen in Vorsorge- und Rehabilitationskliniken an allen inländischen Übernachtungen in gewerblichen Betrieben. Zu den Regionen mit dem höchsten Anteil gehören demzufolge der thüringische und bayerische Teil der Rhön und das Saaleland. Orte mit besonderer gesundheitlicher Eignung können sich durch den Deutschen Heilbäderverband e. V. als Kurorte und Heilbäder prädikatisieren lassen. Deutschlandweit gibt es aktuell über 350 Kurorte und Heilbäder. 8 Gemäß der Klassifizierung des Deutschen Heilbäderverbandes können die deutschen Heilbäder dabei in Mineral- / Moorheilbäder, Heilklimatische Kurorte, Kneippheilbäder / Kneippkurorte, Seebäder / Seeheilbäder und sonstige Heilbäder eingeteilt werden. Im Bundesländervergleich erreichten Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern den höchsten Anteil an Übernachtungen in Heilbädern an allen statistisch erfassten Übernachtungen im Jahr 2014. 9 Mit Ausnahme von Niedersachsen ist der Anteil der Übernachtungen in Heilbädern in den letzten Jahren in allen Bundesländern (teils stark) gestiegen. Zu den vier hauptsächlichen Markttreibern für die dynamische Entwicklung des Gesundheitstourismus gehören der Wertewandel und das damit verbundene gestiegene Gesundheitsbewusstsein, der demografische Wandel und die daraus resultierenden neuen Zielgruppen, der Wandel der Rahmenbedingungen im Gesundheitssystem und die dadurch entstandene offene Marktstruktur sowie das Aufkommen von innovativen Angeboten, Netzwerken und Kooperationen auf der Angebotsseite. 10 Durch die gesunkene Zahlungsbereitschaft der Krankenkassen und Sozialversicherungsträger (z. B. Kostenübernahme bei Kuren) wurden in den letzten Jahren immer mehr Leistungen direkt vom Gast selbst übernommen (zweiter Gesundheitsmarkt). 11 Für Destinationen bedeutet dies Herausforderung und Chance zugleich; einerseits müssen Rückgänge in vormals etablierten Marktsegmenten ausgeglichen werden, andererseits ergeben sich Möglichkeiten für individuelle und innovative Angebote. Beispiele für aktuelle gesundheitstouristische Angebote sind z. B. Seminare zu Stressmanagement und Burn-out- Prophylaxe, Urlaub ohne Smartphone bzw. Laptop (z. B. Digital Detox Camps) oder Angebote im Bereich Slow Tourism. Literaturtipps: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) (Hg.) (2011): Innovativer Gesundheitstourismus in Deutschland. Leitfaden. [pdf] Abrufbar unter: http: / / www.innovativer-gesundheitstourismus.de/ leitfaden-undbranchenreports.html. Lohmann, M. und Schmücker, D. (2015): Nachfrage nach gesundheitstouristischen Urlaubsformen in Deutschland. Zeitschrift für Tourismuswissenschaft 7 (1), S. 5-18. 94 <?page no="96"?> 38 Wellnesstourismus Vom Trend zum Ausdruck für ganzheitliche Lebensqualität Wellnessurlaub bietet eine „kleine Auszeit“ in der zunehmend beschleunigten Welt und hat sich vom Trend für einzelne Zielgruppen mittlerweile zum Markt für breite Bevölkerungsgruppen entwickelt. Die Vielfalt der Wellnessangebote reicht von traditionellen Schlammpackungen über orientalische Massagen bis zu innovativ-futuristischen Angeboten wie Balance Floating. Sonja Göttel W ellnesstourismus ist ein Teilsegment des Gesundheitstourismus. 1 Die Nachfrage nach einem Wellnessurlaub ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen und der Wellnessurlaub ist aktuell die meistgefragte gesundheitsorientierte Urlaubsform. 2 Im Gegensatz zu anderen Formen des Gesundheitstourismus steht bei Wellness weniger die Heilung einer bestehenden Krankheit als vielmehr Vorsorge und ganzheitliche Erholung im Vordergrund. Zentrales Element ganzheitlicher Wellness ist die Selbstverantwortung des Einzelnen in Balance mit Körper, Seele, Geist, Umwelt und Gesellschaft. 3 Zu den Motiven für einen Wellnessurlaub zählen u. a. Entspannung und Stressbekämpfung, Work-Life-Balance, Verwöhnung und Zuwendung, Harmonie und sinnliche Wahrnehmung, aktive Gesundheitskontrolle und die Erhöhung der Lebensenergie. 4 Wellness eignet sich für viele Zielgruppen, von jungen Menschen über Familien bis zu Senioren. 5 Vermehrt gibt es am Markt daher auch zielgruppenspezifische Angebote wie Men Spa, Kinder Spa oder Thermen mit spezieller Eignung für Kleinkinder. 6 Eine stärker medizinische Ausrichtung von Wellness ist Medical Wellness. Medical Wellness verknüpft Wellnesselemente mit fundierten medizinisch-therapeutischen Anwendungen in einer Atmosphäre des Wohlfühlens. 7 Medical-Wellness-Angebote richten sich vornehmlich an Menschen mit bereits eingetretenen Erkrankungen und finden unter ärztlicher Aufsicht u. a. in spezialisierten Hotels, Rehabilitationskliniken, Gesundheits- und Kurmittelzentren statt. 8 Etwa die Hälfte aller Deutschen hat Interesse, während des Urlaubs Wellnessangebote zu nutzen. 9 Besonders hoch ist das Interesse bei der Bevölkerung in Brandenburg und Thüringen. Im Wellnessurlaub zieht es die Menschen vor allem ans Meer und in die Berge. Bei möglichen Reisezielen für „einen Wellnessurlaub / eine Wellnessreise“ ist die Ostsee klarer Spitzenreiter, knapp gefolgt von der Nordsee und Bayern. 10 Unter den Top 10 sind außerdem viele weitere Destinationen in den Alpen- und Küstenregionen. Dies spiegelt sich auch in der Kompetenzzuschreibung wider: Im Bundesländervergleich wird Bayern die höchste Kompetenz für das Thema „Wellnessurlaub / Wellnessreise“ zugeschrieben. 11 Weitere Bundesländer mit hoher Kompetenzzuschreibung sind Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg- Vorpommern, Niedersachsen und Thüringen. Im Jahr 2014 führten die meisten „Wellnessurlaube / Wellnessreisen“ der Deutschen ab einer Übernachtung nach Bayern, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg- Vorpommern. 12 Der Anteil von Wellnessreisen in Relation zu allen Urlaubsreisen war dabei in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Bayern, Hessen und Brandenburg am höchsten. 13 Viele Gäste kombinieren im Urlaub Wellnessangebote mit anderen Aktivitäten. Der Anteil derer, die im Urlaub Wellnessangebote nutzen, ist daher in allen Bundesländern höher als der Anteil für reine Wellnessreisen. Die Marktbedeutung innerhalb der einzelnen Bundesländer zeigt sich auch in der Anzahl der zertifizierten Wellnessbetriebe. Bei der Übersicht der durch den Deutschen Wellnessverband bzw. dem Deutschen Medical Wellness Verband e. V. zertifizierten Einrichtungen ist u. a. die hohe Dichte zertifizierter Betriebe an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns auffällig. Gesellschaftliche Entwicklungen und Megatrends wie der demografische Wandel, Multioptionalität, Individualismus, steigender Leistungsdruck, technologischer Fortschritt und Digitalisierung begünstigen den Bedarf nach Wellness und werden ihrerseits Wellness und Wellnessangebote weiter verändern (z. B. mehr individuelle Angebote, Kombination unterschiedlicher Produktbausteine und neue Leistungen im Bereich Vital Aging). 14 Beispiele für aktuelle Wellnesstrends sind Wellness in der Natur (z. B. Forest Bathing) und die Einbindung regionaler Produkte (z. B. Vinotherapie, Heubäder). 15 Literaturtipps: Krczal, A. und Weiermair, K. (Hg.) (2006): Wellness und Produktentwicklung. Erfolgreiche Gesundheitsangebote im Tourismus. Berlin. Wiesner, K. A. (2007): Wellnessmanagement. Angebote, Anforderungen, Erfolgsfaktoren. Berlin. 96 <?page no="97"?> 1. Ostsee 3. Bayern 4. Schwarzwald 9. Berlin 7. Rügen 10. Sylt 2. Nordsee „Stellen Sie sich bitte vor, Sie wollen einen Wellnessurlaub / eine Wellnessreise machen. Welche Urlaubsziele (Orte, Regionen usw.) in Deutschland halten Sie hierfür für besonders geeignet? (max. 3 Nennungen)“ Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. Stand: Aug. 2015. Quelle: Eigene Zusammenstellung basierend auf Deutscher Medical Wellness Verband e.V. 2015, Deutscher Wellnessverband e.V. 2015. Stand: 2014. Basis: Urlaubsreisen ab 1 Übernachtung der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 50 km. Quelle: GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a. Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. NW RP BW BY HE TH SN ST HB HH NI BB BE SH MV SL NW RP BW BY HE TH SN ST HB HH NI BB BE SH MV SL NW RP BW BY HE TH SN ST HB HH NI BB BE SH MV SL NW RP BW BY HE TH SN ST HB HH NI BB BE SH MV SL Medical Wellness Hotel Spa / Day Spa Therme / Bad Wellnesshotel Allgemeines Interesse der Bevölkerung des jeweiligen Bundeslandes an Wellnessangeboten im Urlaub Top 10 geeignete Reiseziele für einen Wellnessurlaub aus Sicht der Deutschen Bedeutung von Wellness im Urlaub nach Bundesländern Standorte von ausgewählten zertifizierten Wellnessangeboten Eignung des jeweiligen Bundeslandes für einen Wellnessurlaub aus Sicht der Deutschen ≤ ≤ ≤ ≤ ≤ ≤ ≤ ≤ ≤ 45 % 50 % 55 % 60 % 25 % 35 % 45 % 55 % 65 % Top-2-Box auf einer Skala von „5 = sehr gut geeignet“ bis „1 = gar nicht geeignet“ (Angabe in % der Fälle) Anteil der inländischen Urlaubsreisen, bei denen Wellnessangebote genutzt wurden, an allen inländischen Urlaubsreisen je Bundesland Anteil der inländischen Wellnessurlaubsreisen an allen inländischen Urlaubsreisen je Bundesland 6. Allgäu 5. Bayerischer Wald 8. Harz ≤ ≤ ≤ > 2,5 % 5,0 % 7,5 % 7,5 % 14% 12% 12% x% 11% 11% 11% 11% 11% 11% 8% 8% 7% 7% 6% 3% 2% 97 <?page no="99"?> Teil 6: Wirkungen - Effekte - Folgen <?page no="100"?> 39 Ökonomische Auswirkungen des Tourismus Ansätze zur Messung der touristischen Wirtschaftsleistung Für zahlreiche Reiseziele in Deutschland stellt der Tourismus aufgrund der durch ihn erzeugten Beschäftigungs- und Einkommenseffekte einen erheblichen Wirtschaftsfaktor dar. Allerdings ist die Quantifizierung der wirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus durch seinen Charakter als nachfrageseitig definierte „Querschnittsbranche“ schwierig. Alexander Koch und Manon Krüger D ie ökonomischen Effekte des Tourismus lassen sich über eine Vielzahl positiver (z. B. Devisen-, Beschäftigungs-, Ausgleichseffekte) sowie auch möglicher negativer Effekte (z. B. Preissteigerungseffekte) beschreiben. 1 Für einzelne Destinationen stehen dabei häufig die regionale Beschäftigungsförderung und die Einkommensbildung im Fokus der Diskussion um die wirtschaftlichen Vorteile des Tourismus. 2 Ein erster Eindruck zu den touristischen Beschäftigungseffekten lässt sich über die amtlichen Angaben zum Beherbergungs- und Gaststättengewerbe gewinnen. Deutschlandweit bestanden 2014 etwa 1,85 Mio. sozialversicherungspflichtige bzw. geringfügig entlohnte Beschäftigungsverhältnisse im Gastgewerbe, was einem Anteil von 4,9 % an der Gesamtbeschäftigung entspricht. 3 Eine überdurchschnittliche Bedeutung als Beschäftigungsgeber hat das Gastgewerbe vielfach in typischen Urlaubsregionen wie der Nord- und Ostseeküste oder dem Alpenvorland. Da jedoch nur der von Touristen konsumierte Anteil der gastgewerblichen Leistungen dem Tourismus zugeordnet werden kann 4 und zugleich an der Erstellung des touristischen Produktes auch Leistungsträger anderer Wirtschaftsbereiche beteiligt sind, lässt sich die gesamtvolkswirtschaftliche Relevanz des Tourismus nicht unmittelbar aus der angebotsseitig aufgebauten amtlichen Wirtschaftsstatistik ableiten. 5 Eine seit vielen Jahren in Deutschland etablierte Herangehensweise zur Bestimmung der ökonomischen Bedeutung des touristischen Geschehens in einer Destination ist der nachfrageseitige Berechnungsansatz. 6 Dieser ermittelt ausgehend vom Bruttoumsatz, 7 den die Gäste durch ihre Ausgaben vor Ort generieren, mittels Wertschöpfungsquoten 8 die (in-)direkten Einkommenswirkungen 9 des Tourismus, aus denen ein gesamtwirtschaftlicher Einkommensbeitrag sowie ein Äquivalent an Beziehern eines Durchschnittseinkommens 10 abgeleitet werden. 11 So liegt gemäß dieser Methode der aus den Ausgaben 12 der in- und ausländischen Übernachtungsgäste in gewerblichen und privaten Beherbergungsbetrieben in Deutschland resultierende Einkommenseffekt bei 26,1 Mrd. €, was einem Beitrag zum Volkseinkommen von 1,4 % und einem Äquivalent von knapp 1,2 Mio. Beziehern eines durchschnittlichen Volkseinkommens pro Kopf entspricht. 13 Demgegenüber leistet der inländische Tagestourismus trotz einer deutlich geringeren Wertschöpfung je Aufenthaltstag aufgrund des größeren Nachfrageaufkommens einen höheren Einkommensbeitrag (1,8 %); das Äquivalent an Beziehern eines durchschnittlichen Volkseinkommens pro Kopf liegt bei 1,4 Mio. Personen. 14 Während Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen jeweils die höchsten absoluten Einkommenswirkungen erzielen, ist die Wertschöpfung je Übernachtung bzw. Tagesreise in den drei Stadtstaaten am höchsten. 15 Eine zur amtlichen Wirtschaftsstatistik und der Gesamtwirtschaftsleistung Deutschlands konsistente sowie zu anderen Ländern 16 weitestgehend vergleichbare Herleitung der wirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus 17 wird jedoch erst durch die Erstellung eines Tourismus-Satellitenkontos (TSA) ermöglicht. 18 Bei dieser auf internationalen Standards 19 beruhenden Methode wird der durch Touristen konsumierte Anteil an dem je Wirtschaftszweig insgesamt produzierten Güteraufkommen abgeleitet. 20 Auf dieser Grundlage können die je Wirtschaftszweig generierte Bruttowertschöpfung 21 und Erwerbstätigenzahl anteilig dem Tourismus zugerechnet werden. 22 In Summe löst der Tourismus gemäß der TSA-Berechnung für das Jahr 2010 deutschlandweit eine Bruttowertschöpfung von 214,1 Mrd. € (9,7 % an gesamt) sowie eine Beschäftigung von 4,87 Mio. Erwerbstätigen (12,0 % an gesamt) aus (direkte, indirekte und induzierte Effekte 23 ). Zukünftig wird die Quantifizierung der Beschäftigungs- und Einkommenseffekte als Innenmarketinginstrument für viele Tourismusorganisationen weiterhin an Bedeutung gewinnen, um dadurch angesichts knapper werdender öffentlicher Mittel zur Tourismusförderung 24 und des daraus resultierenden Legitimationsdrucks 25 die ökonomische Relevanz des Tourismus gegenüber verschiedenen Anspruchsgruppen wie Politik und Bevölkerung transparenter machen zu können. Als ein Beispiel hierfür kann die im Jahr 2015 für Nordrhein-Westfalen erstmalige Erstellung eines TSA auf Ebene eines deutschen Bundeslandes angeführt werden, mit der die Grundlage für eine weitere regionalisierte Anwendung dieser Berechnungsmethodik geschaffen worden ist. Für Nordrhein-Westfalen ergab sich daraus für das Jahr 2013, dass 573.000 Erwerbstätige direkt und indirekt in der Tourismuswirtschaft beschäftigt sind (6,34 % an gesamt) und der Tourismus direkt und indirekt mit 4,6 % zur gesamten Wirtschaftsleistung des Bundeslandes beiträgt. 26 Literaturtipps: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) (Hg.) (2012): Wirtschaftsfaktor Tourismus Deutschland - Kennzahlen einer umsatzstarken Querschnittsbranche. Langfassung. Berlin. Harrer, B. und Scherr, S. (2010): Ausgaben der Übernachtungsgäste in Deutschland. München. 100 <?page no="102"?> 40 Ökologische Auswirkungen des Tourismus Der Ast, auf dem man sitzt… Tourismus und ökologische Umwelt stehen in einem engen Verhältnis zueinander. Dabei profitiert der Tourismus weit mehr von der ökologischen Umwelt als umgekehrt. 1 Eine attraktive Umwelt ist Reiseanlass für den Touristen und Alleinstellungsmerkmal für das Reiseziel. Der Tourismus entfaltet allerdings eine ganze Reihe negativer Wirkungen auf die Umwelt, die es - im tourismuseigenen Interesse - zu begrenzen gilt. Bernd Eisenstein E inerseits stellt die ökologische Umwelt für viele Reiseziele eine zentrale Basis der touristischen Attraktivität dar. Andererseits löst der Tourismus vielfältige Effekte auf die ökologische Umwelt aus. Dabei stehen einigen positiven Effekten 2 zahlreiche Risiken der Umweltbelastung gegenüber. Gleichzeitig ist eine intakte Umwelt für viele Touristen wichtiger Bestandteil des „Urlaubsglücks“ und wahrnehmbare Umweltbelastungen vermindern die Attraktivität des Reiseziels. 3 Der dauerhafte ökonomische Erfolg der Destination hängt von der Gästezufriedenheit ab, die wiederum oftmals maßgeblich von der Umweltqualität in der Destination bestimmt wird. 4 Neben der ökologischen Perspektive, nach der die Umwelt vor dem Tourismus zu schützen ist, gilt somit die ökonomisch-strategische Perspektive, nach der die Umwelt für den Tourismus 5 zu schützen ist. Bei touristischen Teilsegmenten kann die Natur als Attraktionspunkt in ganz unterschiedlichem Maße von Bedeutung sein. Diese reicht von einem beiläufigen Interesse über Sport / Abenteuer und Naturerlebnis bis hin zum Naturschutz. Die Funktion der ökologischen Umwelt erschöpft sich nicht mehr in der klassischen Erholungsfunktion; mittlerweile ist sie oftmals Voraussetzung und Kulisse für Freizeitaktivitäten sowie unterstützende Dekoration für Erlebnisinszenierungen. 6 Im vermeintlichen Gegensatz stehen die Bedürfnisse der Touristen nach Naturbelassenheit im Sinne von Authentizität der ökologischen Umwelt einerseits und nach Komfort und Annehmlichkeiten (Kommodifizierung) andererseits. 7 Widersprüchlich scheinen auch die Erkenntnisse zu Einstellungen der Nachfrager: Zum einen hält sich die Bereitschaft, zusätzliche Zahlungen für umweltfreundlicheres Reisen zu tätigen, in Grenzen. 8 Zum anderen würden 61 % die Urlaubsreise gerne nachhaltig gestalten und weitere 21 % achten bereits sehr auf die Nachhaltigkeit bei Urlaubsreisen. 9 Eindeutigkeit hingegen besteht hinsichtlich der 2013 bevorzugten Inlandsreiseziele der „Ökologisch Interessierten“, die noch stärker als die Gesamtbevölkerung die Küstenziele Mecklenburg- Vorpommern und Niedersachsen präferierten. Zu den zentralen ökologischen Problemfeldern des Tourismus in Deutschland zählen Biodiversitätsverlust, Flächenverbrauch und Primärenergieverbrauch (Treibhauseffekte); auf regionaler Ebene können zahlreiche weitere Problemfelder hinzukommen. 10 Generell kann zwischen ökologischen Belastungen durch den touristischen Verkehr, durch die vorzuhaltende Infrastruktur und durch die Freizeitaktivitäten der Touristen unterschieden werden. 11 Ökonomisch betrachtet liegt im Grunde ein Allokationsproblem mit Marktversagen vor. 12 Aus dem öffentlichen Gut 13 der ökologischen Umwelt der Destination wird ein Allmende-Gut, das zwar für jeden zugänglich, aber dessen Nutzung endlich ist, womit die Gefahr der Übernutzung entsteht („Tragödie der Allmende“ 14 ). In diesem Fall erreicht die Nutzung die Grenze der ökologischen Belastbarkeit. Die ökologische Kapazitätsgrenze eines touristischen Raums liegt bei der Anzahl von Touristen, die dieses Reiseziel besuchen können, ohne die dortige ökologische Umwelt zu schädigen. 15 Wo diese Grenze im Einzelfall genau liegt, hängt von der Tragfähigkeit des jeweiligen Ökosystems ab. 16 Zur Verminderung der negativen Folgen stehen Steuerungsinstrumente zur Verfügung, die im Rahmen einer nachhaltigen Tourismusstrategie Anwendung finden können. Zielsetzung einer solchen Strategie ist es, die ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Aspekte des Tourismus im gleichen Maße zu berücksichtigen und möglichst miteinander in Einklang 17 zu bringen. Dabei soll das Gestaltungsrecht zukünftiger Generationen ebenso berücksichtigt werden wie der Ansatz, Ressourcen langfristig für die Nutzung zu erhalten. Der Ressourcenverbrauch richtet sich demnach nach der Regenerationsfähigkeit des Ökosystems. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten wird lediglich der Zins verbraucht, das Kapital jedoch erhalten und geschützt. 18 Die ökologische Stabilität ist letztendlich Grundvoraussetzung einer touristischen Entwicklung. 19 Literaturtipps: Balaš, M. und Rein, H. (2016): Nachhaltigkeit im Deutschlandtourismus. Anforderungen, Empfehlungen, Umsetzungshilfen. Berlin. Holden, A. (2006): Managing the environmental impacts of tourism. In: Beech, J. G. und Chadwick, S. (Hg.): The business of tourism management. Harlow, England / New York, S. 359-375. 102 <?page no="103"?> 3. Bayern 18 % 19% 22% 4% 3% 2% 2% 3% 13% 2% 15% 8% 2% xx % 6. Thüringen 4 % 7. Brandenburg 3 % 8. Berlin 2 % 9. Sachsen 1 % 1. Mecklenburg- Vorpommern 25% 22 % Niedersachsen 2. 2 % Hamburg 8. 2 % Hessen 8. 4 % NRW 6. Schleswig- 10 % Holstein Baden- 5 % Württemberg Stand: 2013. Basis: Haupturlaubsreisen innerhalb Deutschlands der "Ökologisch- Interessierten" (hartes Potenzial) im Jahr 2013. Quelle: Günther et al. 2014, S. 33 auf Basis der Daten der RA 2014 face-to-face. Vergleichswert Gesamtbevölkerung 4. 5. Die Natur als touristischer Attraktionspunkt Ausgewählte Beispiele negativer ökologischer Effekte des Tourismus in der Destination Maß an Individualität einer Reise Bedeutung der Natur als Attraktionspunkt der Reise Ökologische Belastungen durch… Belastungsbeispiele Steuerungsinstrumente Messinstrumente Lenkungs- und Kontrollinstrumente Ökonomische, fiskalische Instrumente Freiwillige Selbstverpflichtungen Unterstützende Instrumente Maßnahmen niedrig niedrig hoch hoch Wissenschaftliche Expedition insbesondere motorisierter Individualverkehr für An- und Abreise sowie in der Destination und für Ausflüge • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Schadstoffausstoß / Luftverschmutzung / Beitrag zum Treibhauseffekt Lärmbelastung Energieverbrauch Nachhaltigkeitsindikatoren und Monitoring Definition von Grenzen der Tourismusentwicklung (Carrying Capacity, Limits of Acceptable Change) Schutz von Natur und Landschaft Gemeinwohl und Lebensqualität Kultur und Identität Ökonomische Sicherung • • • • • • • • • • • • • • • Gesetze, Verordnungen, Lizenzen Planerische Instrumente und Entwicklungskontrollen - Raum- und Landschaftsplanung - Zonierung - Umweltverträglichkeitsprüfung Steuern und Abgaben - Gewerbesteuer - Touristensteuer - Steuern auf ausgewählte Inputs und Outputs - Steuern für die Nutzung von Infrastruktur und Einrichtungen Finanzielle Anreize und Vereinbarungen Richtlinien und Verhaltenskodexe Freiwillige Rechenschaftsberichte und Auditierungen Freiwillige Beiträge Infrastrukturausstattung, -management Verkehrsinfrastrukturentwicklung Öffentliche Einrichtungen und Dienstleistungen Sicherheits- und Notfalleinrichtungen Capacity building / Weiterbildung, Hilfe zur Selbsthilfe Marketing und Informationsservice Flächenverbrauch und -versiegelung, Zerschneidungs- und Zersiedlungseffekte, Gewässerbelastung Verminderung der Landschaftsästhetik, Beeinträchtigung/ Zerstörung des Landschaftsbildes aufgrund unangepasster Bauweisen Energieverbrauch für Aufbau und Unterhaltung; Abfall- und Abwasserentsorgung Verminderung der Biodiversität Reduktion des Wild-, Fisch- und Korallenbestandes etc. (Souvenir- und Ernährungsindustrie) in starker Abhängigkeit von der Freizeitaktivität und dem individuellen Touristenverhalten Umweltverschmutzung durch Müll, Abgase etc.; Trittschäden, Bodenverdichtung; Vertreibung und Schädigung störungsempfindlicher Tierarten (z.B. durch Personenansammlungen); Artenverschiebung; Vegetationsschäden; Verminderung der Biodiversität für Beherbergunginfrastruktur Ver- und Entsorgungsinfrastruktur Verkehrsinfrastruktur (Anfahrtswege, Umgehungsstraßen, Parkplätze, Anlegeplätze) Freizeitinfrastruktur (Skipisten, Radwege, Sportanlagen, Golfplätze, Sportboothäfen), Souvenirindustrie etc. z.B. Wandern, Bergsteigen, Klettern z.B. Radfahren (Touring, Moutainbiking) z.B. Drachenfliegen, Motorflug z.B. Schwimmen, Tauchen, Rudern, Rafting, Surfen, Segeln, Motorbootfahren z.B. Ski Alpin, Ski Langlauf, Rodeln auf biotischen Bereich: Fauna und Vegetation abiotischen Bereich: z.B. Boden, Wasser, Luft, Klima ästhetischen Bereich: z.B. Landschaft/ Topografie sowie allgemeiner Ressourcenverbrauch und allgemeine Entsorgungsproblematik Mögliche Effekte Von Parkverwaltungen organisierte Exkursion für Gastwissenschaftler Freiwilligenarbeit für NRO in Schutzgebieten Freiwilligenarbeit in Schutzgebieten, gebucht als Pauschalangebot bei kommerziellen Veranstaltern Standardisierter Tagesausflug in Schutzgebiete als Element einer Pauschalreise (z.B. Strandurlaub) Pauschal- Wander-/ Trekkingurlaub Pauschalreise in größeren Gruppen zu natürlichen und kulturellen Attraktionen Mit Spezialreiseveranstalter geplante Reise für Hobby- Ornithologen Mit Spezialreiseveranstalter geplante kundenspezifische Trekkingtour Maßgeschneiderte Studienreise in Kleingruppen zu natürlichen und kulturellen Attraktionen Vor Ort gebuchte, geführte Wanderungen zur Vogelbeobachtung Vor Ort gebuchte geführte Klettersteigtour Kombinierter Natur-/ Kultur- Tagesausflug gebucht bei lokalem Veranstalter Klassischer Alpinismus Individuell geplante Vogelbeobachtung Besuch von Schutzgebieten und nahe gelegenen kulturellen Attraktionen durch Rucksackreisende Naturschutz … den touristischen Verkehr: … den Aufbau und die Unterhaltung tourismusinduzierter Infrastruktur: … die Freizeitaktivitäten der Touristen: Individuell À la carte Kundenspezifisch Pauschal Naturerlebnis Sport und Abenteuer Hedonismus (beiläufiges Naturinteresse) „À la-carte-Produkte sind Zusatzprodukte, die während der Reise spontan gebucht bzw. in Anspruch genommen werden können.“ Job, Schamel und Butzmann 2016, S. 33. Quelle: Job, Schamel und Butzmann 2016, S. 33 nach Arnegger, Woltering und Job 2010. Quelle: Rein 2009, S. 47 mit Bezug auf UNWTO 2005, S. 71. Quelle: Balaš und Rein 2016, S. 11. Quelle: Eisenstein 2014, S. 51 auf Basis von Kahlenborn, Kraack und Carius 1999, S. 2; Müller 2007, S. 87ff.; Müller 2008, S. 80f.; Krug 2000, S. 17; Revermann und Petermann 2002, S. 90ff.; Bieger 2010, S. 240; Job und Vogt 2004, S. 852ff.; Bieger und Beritelli 2013, S. 29ff. mit Bezug auf Müller 1994, S. 169; Freyer 2011, S. 504f. Top 12-Inlandsziele der „Ökologisch Interessierten“ Steuerungsinstrumente für einen nachhaltigen Tourismus Handlungsfelder für nachhaltige Tourismusdestinationen Ökologie Ökonomie Soziales Management Strategie und Planung Angebotsgestaltung Ressourcenmanagement Lokaler Wohlstand 103 <?page no="104"?> 41 Soziokulturelle Auswirkungen des Tourismus Ab wann ist zu viel zu viel? Volle Strände und überfüllte Gassen - neben ökonomischen und ökologischen Effekten hat der Tourismus auch Auswirkungen auf soziokulturelle Bereiche. So kann es nicht nur zu Konflikten zwischen Einheimischen und Touristen kommen, sondern zu viele Besucher können auch zur Beeinträchtigung des Urlaubserlebnisses für die Touristen selbst führen. Julian Reif und Sylvia Müller D ie Frage, ab wann es „zu viel Tourismus“ an einem Ort gibt, lässt sich schwer beantworten. Mit Hilfe des Konzepts der touristischen Tragfähigkeit soll „die maximale Nutzung eines beliebigen Ortes [bestimmt werden], ohne jedoch dass negative Einflüsse zum Tragen kommen.“ 1 In Bezug auf die soziokulturellen Auswirkungen wird dabei zwischen sozialer Tragfähigkeit (Menge, ab der die soziokulturellen Veränderungen für die Bevölkerung nicht mehr tragbar sind) und perzeptueller Tragfähigkeit (Menge, ab wann sich Touristen selbst gestört fühlen) unterschieden. 2 Bei beiden Dimensionen handelt es sich demnach um subjektive Größen, so dass die Bestimmung eines generalisierenden ‚tipping points‘ unmöglich erscheint. Während sich bspw. manche Urlauber Vermeidungsstrategien überlegen, um mit einem erhöhten Tourismusaufkommen (Crowding) umzugehen, wird für andere gerade durch die Anwesenheit vieler Urlauber und Straßenkünstler eine besondere Atmosphäre am Urlaubsort kreiert. 3 Die soziokulturellen Auswirkungen lassen sich im Vergleich zu den ökonomischen Effekten somit deutlich schwerer messen. 4 Viele Untersuchungen zu soziokulturellen Auswirkungen befassen sich schwerpunktmäßig mit den Folgen des Tourismus in Entwicklungsländern. 5 Dabei kommt es im Zielgebiet meist nicht zu einer Begegnung zwischen echten Kulturen, sondern es trifft eine auf die Bedürfnisse der Besucher eingestellte Dienstleistungskultur auf eine sich bspw. durch einen zwangloseren Kleidungsstil auszeichnende Ferienkultur. Dies kann „realitätsferne Vorstellungen“ 6 bei den Touristen über die Kultur im Zielgebiet und umgekehrt zur Folge haben. Der insbesondere durch das Zusammentreffen stark unterschiedlicher Kulturkreise ausgelöste Akkulturationsprozess 7 spielt für den Binnentourismus in Industriestaaten jedoch eine geringere Rolle. Gleichwohl stellt sich zunehmend auch für den Tourismus in Deutschland die Frage nach den Wirkungen auf die lokale Bevölkerung. Wie in Entwicklungsländern können die Effekte dabei grundsätzlich positiv wie negativ sein: So kann es in vielen Ferienregionen zu einer Verbesserung der Lebenssituation für die Einheimischen bei gleichzeitigen, zum Teil saisonbedingten Belastungen durch Touristenmassen kommen. Auch wenn das rein zahlenmäßige Verhältnis zwischen Touristen und Einheimischen keinen Aufschluss über die Art der sozialen Effekte gibt, liefert die Tourismusintensität zumindest einen Indikator für mögliche touristische Belastungen. Die Landkreise mit den meisten Übernachtungen von Touristen je Einwohner liegen an Küste und Alpen. Um mögliche antitouristische Stimmungen auf Seiten der Einheimischen zu vermeiden, ist deren Einbezug in touristische Entwicklungsprozesse zu einer zentralen Aufgabe im Destinationsmanagement geworden. 8 Insbesondere die Erhöhung des so genannten Tourismusbewusstseins, welches als Voraussetzung für eine umfassende Angebotsqualität der Destination gilt, 9 rückt dabei in den Fokus. Durch den Blickwinkel auf die gesamte Lebensqualität der Einwohner 10 und die Kenntnis über die (Un-) Zufriedenheit der Ansässigen 11 kann dabei die Grundlage für eine (sozial) nachhaltige Tourismusentwicklung geschaffen werden. Besonders für die deutschen Großstädte ist dies vor dem Hintergrund der zum Teil rasant voranschreitenden Tourismusentwicklung relevant: „Neue (Städte-)Touristen“ 12 suchen mittlerweile (auch) die ‚off the beaten track‘ gelegenen einheimischen Wohnviertel auf, so dass es tendenziell zu einem erhöhten Konfliktpotenzial zwischen Einheimischen und Touristen kommen kann. Zwar registrierten 79 % der Hamburger im Jahr 2014 ein gestiegenes Tourismusaufkommen, empfinden aber die Begegnungen mit Touristen größtenteils (69 %) als (eher) positiv. 13 Jedoch ist der Anteil derjenigen, die sich durch die Urlauber gestört fühlen, seit 2012 leicht angestiegen. 14 In den touristisch stark frequentierten Vierteln (u. a. St. Pauli) fühlt sich bereits jeder Siebte von Urlaubern gestört - Hauptstörfaktor sind dabei mit Abstand überfüllte „Innenstadt, Restaurants und Verkehrsmittel“. 15 Literaturtipps: Eisenstein (2014): Grundlagen des Destinationsmanagement. München. Popp, M. (2012): Positive and Negative Urban Tourist Crowding: Florence, Italy. Tourism Geographies: An International Journal of Tourism Space, Place and Environment 14 (1), S. 50-72. 104 <?page no="107"?> Teil 7: Entwicklungen - Trends - Herausforderungen <?page no="108"?> 42 Aus-, Fort- und Weiterbildung im Tourismus Durchlässigkeit und lebenslanges Lernen als zentrale Herausforderungen Gemeinsam stehen Unternehmen in der Tourismusbranche und Bildungsinstitutionen mit touristischen Aus-, Fort- und Weiterbildungsangeboten vor der Herausforderung, das Fachkräfteangebot im Tourismus dauerhaft zu sichern. Aber was unterscheidet Aus-, Fort- und Weiterbildung? Lars Rettig U m den immer neuen Anforderungen der Touristen zu entsprechen, werden aktuelles Wissen und Können 1 zum entscheidenden Produktionsfaktor Humankapital. 2 „Immer kürzere Innovationszyklen, neue technische Entwicklungen und eine stärkere Globalisierung der Märkte erfordern, dass die Erwachsenen jeden Alters sich lebensbegleitend weiterbilden und die Anforderungen einer sich rasch entwickelnden Berufs- und Lebenswelt bewältigen.“ 3 Die Ausbildung im Sinne einer Berufsausbildung vermittelt die für die Ausübung einer qualifizierten beruflichen Tätigkeit notwendigen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten und ermöglicht den Erwerb der erforderlichen Berufserfahrungen. 4 Allerdings wird auch bei einem grundständigen und einem direkt an einen Bachelorabschluss anschließenden Studium von einer Erstausbildung gesprochen. 5 Im Studienfach „Tourismuswirtschaft“ waren im Wintersemester 2014 / 15 insgesamt 8.794 Studierende (rund 81 % weiblich) 6 eingeschriebenen, 7 5,9 % davon auf Masterniveau. 8 Im längeren Betrachtungszeitraum von 2007 bis 2014 wird deutlich, dass sich die Universitäten aus dem Fach Tourismuswirtschaft zurückziehen, gleichzeitig aber die Zahl der Studierenden im Tourismus - durch den Zuwachs an den Fachhochschulen - stetig steigt. Allerdings geschieht dies mit abnehmenden Zuwachsraten. Während der Zuwachs der eingeschriebenen Studierenden von 2007 auf 2008 noch bei 34,6 % lag, lag er von 2013 auf 2014 bei 5,6 %. 9 Die erste Bildungsphase endet in der Regel durch den Eintritt in die volle Erwerbstätigkeit. Diese kennzeichnet den Beginn möglicher Weiterbildung, die als „Fortsetzung oder Wiederaufnahme organisierten Lernens nach Abschluss einer unterschiedlich ausgedehnten ersten Bildungsphase“ 10 definiert wird. Das kurzfristige Anlernen oder Einarbeiten am Arbeitsplatz gehört nicht in den Rahmen der Weiterbildung. 11 Umfassender und unabhängig von der Erwerbstätigkeit ist der Begriff des lebenslangen Lernens. Er bezeichnet „alles Lernen, das der Verbesserung von Wissen, Qualifikationen und Kompetenzen dient und im Rahmen einer persönlichen, bürgergesellschaftlichen, sozialen bzw. beschäftigungsbezogenen Perspektive erfolgt.“ 12 Die berufliche Fortbildung hingegen ist eine spezifische, zweckgebundene Form der Weiterbildung. Sie „soll es ermöglichen, die berufliche Handlungsfähigkeit zu erhalten und anzupassen oder zu erweitern und beruflich aufzusteigen.“ 13 Dazu regelt das Berufsbildungsgesetz 14 detailliert die Rahmenbedingungen für Fortbildungsabschlüsse wie bspw. Tourismusfachwirt / in oder Fachwirt/ in im Gastgewerbe. 15 Weiterbildungen in Deutschland werden zu 30,1 % von privatwirtschaftlichen Betrieben angeboten, während staatliche Fachhochschulen und Hochschulen einen Anteil von 4,3 % an der deutschen Weiterbildungslandschaft einnehmen. 16 Durch weiterführende Masterstudiengänge und Zertifikatsangebote wird dabei lebensbegleitendes Lernen in der Tourismusbranche ermöglicht. Im Bereich der akademischen Weiterbildung gibt es in Deutschland insgesamt 35 Standorte mit weiterführenden Masterangeboten. Davon wird bei zehn Institutionen die Möglichkeit des berufsbegleitenden Studiums, bei acht Anbietern die Option Teilzeitstudium und ebenfalls bei acht Einrichtungen das Studienformat Fernstudium ausgewiesen. Für Beschäftige in der deutschen Tourismuswirtschaft ist somit ein breites Spektrum an Weiterbildungsaktivitäten vorhanden. Es reicht von den beruflichen Fortbildungen über privatwirtschaftliche Angebote u. a. von Hotelfachschulen oder Weiterbildungseinrichtungen der Industrie- und Handelskammern (IHK) bis hin zu den akademischen Weiterbildungszertifikaten und -studiengängen. Eine Herausforderung für Bildungsinstitutionen ist es, gemeinsam mit den Unternehmen eine stärkere Durchlässigkeit der Bildungswege zu erreichen und das lebenslange Lernen zu fördern. So können den touristischen Fachkräften von morgen Bildungswege eröffnet werden, die keine Einbahnstraßen sind, sondern Kreuzungen und Einfädelspuren bieten. Literaturtipps: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (Hg.) (2011): Deutscher Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen. Verabschiedet vom Arbeitskreis Deutscher Qualifikationsrahmen (AK DQR) am 22. März 2011. [pdf] Abrufbar unter: http: / / www.dqr.de/ media/ content/ Der_ Deutsche_Qualifikationsrahmen_fue_lebenslanges_ Lernen.pdf. Koch, G. (2015): Studieren als Nebenjob. Das Wichtigste zu einem berufsbegleitenden Studium. Konstanz / München. 108 <?page no="109"?> Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Saarbrücken Hochschule für Internationales Management Heidelberg APOLLON Hochschule der Gesundheitswirtschaft DIPLOMA Hochschule Nordhessen, Bad Sooden-Allendorf DIPLOMA Hochschule Nordhessen, Kassel Fachhochschule der Wirtschaft Cologne Business School Internationale Hochschule Bad Honnef Hochschule Bremen Fachhochschule Westküste, Heide Hochschule Bremerhaven Jade Hochschule, Wilhelmshaven Hochschule Heilbronn Internationale Karlshochschule Hochschule Osnabrück Hochschule Koblenz Hochschule Geisenheim Hochschule Fresenius, Idstein4 Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg SRH FernHochschule Riedlingen Hochschule Furtwangen Duale Hochschule Baden-W., Lörrach Duale Hochschule Baden-W., Ravensburg Hochschule Konstanz Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen1 AKAD Hochschule Stuttgart Hochschule Worms Frankfurt University of Applied Sciences accadis Hochschule, Bad Homburg Hochschule Coburg Hochschule Hof Hochschule Schmalkalden Deutsche Sporthochschule Köln Hochschule Rhein-Waal, Kleve Westfälische Hochschule, Bocholt Fachhochschule des Mittelstands, Bielefeld3 Hochschule Niederrhein, Mönchengladbach Leuphana Universität, Lüneburg SRH Hochschule Berlin10 TU Dresden Fachhochschule Dresden SRH Hochschule Berlin, Standort Dresden Hochschule Zittau / Görlitz Fachhochschule Stralsund Universität Greifswald Hochschule Harz, Wernigerode Ostfalia Hochschule, Salzgitter Hochschule Hildesheim / Holzminden / Göttingen Fachhochschule Südwestfalen, Meschede Europa-Universität Frankfurt (Oder) Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin bbw Hochschule BEST-Sabel-Fachhochschule Hochschule für Wirtschaft, Technik und Kultur Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde Hochschule Neubrandenburg Fachhochschule des Mittelstands, Schwerin EBC Hochschule, HH2 Northern Business School, Hamburg Universität Passau Technische Hochschule Deggendorf Katholische Universität Eichstätt - Ingolstadt Hochschule für angewandtes Management, Erding6 Universität Rostock Hochschule Kempten Hochschule Ravensburg-Weingarten Hochschule München Universität Art der Hochschule Angebotene Studienformen VZ VZ VZ VZ VZ VZ VZ VZ VZ VZ Staatliche Fachhochschule Private Fachhochschule Staatliche Duale Hochschule Nicht staatliche Universität Staatliche Hochschule neuen Typs Vollzeit TZ Teilzeit Servicekräfte im Personenverkehr Kaufmann/ -frau für Verkehrsservice bzw. im Luftverkehr Veranstaltungsservice und -management Veranstaltungskaufmann/ -kauffrau Tourismus und Sport Kaufmann/ Kauffrau für Tourismus und Freizeit Tourismuskaufmann/ -kauffrau Gastronomie Fachkraft im Gastgewerbe Fachpraktiker/ in im Gastgewerbe Helfer/ in im Gastgewerbe Restaurantfachmann/ -fachfrau Fachmann/ -frau für Systemgastronomie Hotellerie Hotelkaufmann / -kauffrau Hotelfachmann / -frau BB Berufsbegleitend FS Fernstudium INT FS VZ VZ TZ VZ TZ VZ TZ VZ VZ VZ TZ TZ BB BB VZ VZ DS DS DS VZ DS VZ VZ DS VZ VZ DS VZ DS VZ BB VZ BB VZ VZ DS VZ DS FS TZ BB BB TZ VZ VZ VZ VZ FS BB INT VZ INT VZ TZ INT VZ VZ VZ FS VZ VZ VZ VZ VZ VZ VZ VZ VZ VZ VZ VZ INT BB FS VZ INT VZ VZ INT VZ INT VZ INT VZ TZ FS VZ INT DS VZ VZ DS VZ DS BB VZ DS DS VZ DS VZ DS VZ VZ INT VZ INT VZ INT VZ INT VZ DS 8 VZ INT VZ VZ VZ INT VZ INT VZ INT INT VZ TZ BB FS TZ BB DS FS TZ BB FS TZ BB FS TZ BB FS VZ TZ FS VZ TZ BB FS VZ TZ BB FS INT VZ DS VZ DS INT VZ DS INT VZ VZ INT VZ INT Internationaler Studiengang DS Duales Studium Art des Studienabschlusses xx Bachelor xx Master xx MBA International School Of Management, Dortmund7 BiTS - Business and Information Technology School Hochschulen mit Studiengängen mit touristischem Schwerpunkt VZ VZ TZ BB BB FS Weitere Standorte: 1 Konstanz 2 Berlin, Düsseldorf 3 Schwerin 4 Düsseldorf, Hamburg, Köln, München 5 Düsseldorf, Hamburg, München 6 Berlin, Treuchtlingen, Unna 7 Frankfurt, München, Hamburg, Köln, Stuttgart 8 Hamburg, Bremen, Frankfurt, Berlin, Bad Reichenhall, Düsseldorf, Erfurt, München 9 Stade 10 Dresden Stand: Jan. 2016. Basis: Eigene Recherche nach Studiengängen mit dem Schlagwort „Tourismus“ auf www.hochschulkompass.de. Quelle: Stiftung zur Förderung der Hochschulrektorenkonferenz 2016. Quelle: Eigene Darstellung 2016. Stand: 2014. Quelle: Statistisches Bundesamt 2015m. VZ 1) 2) 3) 1) Hochschule Fresenius, Köln5 VZ 3) Private Hochschule Göttingen9 2) IST-Hochschule für Management, Düsseldorf System der Aus-, Fort- und Weiterbildung in Deutschland Ausbildung Eintritt in die volle Erwerbstätigkeit Ausbildungsberufe im Bereich Tourismus 1.338 4.491 10.254 14.835 22.935 Fortbildung Weiterbildung Lebenslanges Lernen Anzahl der Auszubildenden 109 <?page no="110"?> 43 Markenbildung von Destinationen Ein wichtiges Instrument im Angebotsdschungel Angesichts der großen touristischen Angebotsvielfalt besteht für das einzelne Urlaubsziel die Herausforderung, überhaupt am Markt wahrgenommen zu werden und sich mit einem positiven Image in den Köpfen der potenziellen Gäste zu positionieren. Um dies zu erreichen, verfolgen mehr und mehr Destinationen den Prozess der Markenbildung. 1 Alexander Koch T äglich sind Verbraucher einer Informationsflut von rund 4.000 Werbebotschaften ausgesetzt. 2 Mit alleine über 5.000 Tourismusorganisationen, die in Deutschland für ihre Destination werben, 3 stehen die Konsumenten auch bei der Reiseentscheidung vor unzähligen Möglichkeiten. In diesem Angebotsdschungel stellen Destinationsmarken ein Instrument dar, um ein klares und möglichst einzigartiges Bild zu transportieren und damit definierte Zielgruppen emotional zu binden. 4 Durch die erzielte Ankerwirkung im Bewusstsein des Reisewilligen erleichtern Marken der Nachfrageseite die Entscheidung für ein Urlaubsziel 5 und bieten Destinationen ein Mittel, sich von den Wettbewerbern abzuheben. 6 Der Wert einer Marke kann sowohl monetär als auch konsumentenorientiert gemessen werden. 7 Bei der konsumentenorientierten Methode kann die Markenstärke einer Destination u. a. durch das sogenannte „Markenvierklang“-Modell 8 ermittelt werden, das bereits für eine Vielzahl unterschiedlicher Branchen angewendet wird. 9 Demnach müssen die potenziellen Kunden die Marke nicht nur kennen (1. Stufe), sondern auch eine positive Einstellung zu ihr haben bzw. sie als sympathisch einstufen (2. Stufe). 10 So sollte eine Destination zunächst beim Nachfrager bekannt sein, um in das Bewusstsein der potenziellen Gäste gelangen zu können. Basierend auf einer bevölkerungsrepräsentativen Befragung im Jahr 2015 wird das Ranking deutscher Inlandsdestinationen zur ungestützten Bekanntheit (d. h. ohne Antwortvorgaben) als Reiseziele für eine Urlaubsreise ab vier Übernachtungen von Berlin (37 %) angeführt, gefolgt von der Ostsee (33 %), Hamburg (30 %) und der Nordsee (29 %). Hinsichtlich der Sympathieeinschätzung finden die Deutschen unter insgesamt 171 bewerteten Inlandsreisezielen die Nordsee (84 %), die Ostsee (81 %) und Hamburg (80 %) am sympathischsten. Komplettiert wird der destinationsspezifische Markenvierklang in der 3. und 4. Stufe durch die Besuchsbereitschaft für kurze und längere Urlaubsreisen sowie durch den Besuch des Reiseziels. 11 Für die Nordsee lassen sich die ersten drei Stufen - jeweils basierend auf einer gestützten Abfrage (d. h. mit Antwortvorgabe) - in Form eines „Markentrichters“ exemplarisch zusammenfassen. Um eine erfolgreiche Markenstrategie zu entwickeln, ist ergänzend eine genaue Kenntnis des Images der Destination bei den unterschiedlichen Zielgruppen notwendig. 12 Hierzu können neben den Spontanassoziationen der (potenziellen) Gäste bspw. auch deren Beurteilungen von zentralen Profileigenschaften erhoben werden. Ein exemplarischer Profilvergleich aus Sicht der deutschen Bevölkerung zwischen Baden-Württemberg, Bayern sowie der Nord- und Ostsee offenbart Vorteile Bayerns u. a. in den Bereichen „Gastronomie“, „Landschaft“ und „Sehenswürdigkeiten“, während die beiden Küstenreiseziele hinsichtlich der „Bademöglichkeiten“ und „Sauberkeit“ punkten. Im Rahmen eines identitätsorientierten Markenbildungsprozesses kann das mit Hilfe von Markenstatus- und Imageanalysen ermittelte nachfrageseitige Fremdbild zudem mit einer eigenen angebotsorientierten Bewertung der Kernkompetenzen der Destination (Selbstbild) gegenübergestellt werden. 13 Die Stärke der Markenidentität bzw. -persönlichkeit ist dabei maßgeblich von dem Grad der Übereinstimmung zwischen Selbst- und Fremdbild abhängig. 14 Als beispielhaftes Ergebnis eines solchen ganzheitlichen Entwicklungsprozesses lässt sich die seitens der Nordsee-Tourismus-Service GmbH für das Reiseziel Nordsee Schleswig-Holstein abgeleitete Markenpersönlichkeit darstellen. Schließlich ist die Sicherstellung einer einheitlichen und schlagkräftigen Führung und Weiterentwicklung von Destinationsmarken aufgrund der Vielzahl der an der Tourismusentwicklung beteiligten Leistungsträger und Anspruchsgruppen gegenüber Unternehmensmarken mit besonderen Herausforderungen verbunden. So bedarf es im Destinationskontext zusätzlich einer koordinationsaufwändigen und kommunikationsintensiven Einbindung der verschiedenen Akteure, 15 welche trotz einer Vielzahl möglicher Hemmschwellen 16 von möglichst langfristigen und verbindlichen Kooperationsbeziehungen getragen werden sollte. 17 Literaturtipps: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) (Hg.) (2013): Tourismusperspektiven in ländlichen Räumen. Band 1: Kurzreport Markenbildung. [pdf] Abrufbar unter: http: / / www.bmwi-unternehmensportal. de/ SharedDocs/ Downloads/ DE/ Broschueren/ Tourismus perspektiven-1.pdf? __blob=publicationFile. United Nations World Tourism Organization (UNWTO) und European Travel Commission (ETC) (Hg.) (2009): Handbook on Tourism Destination Branding. With an introduction by Simon Anholt. Madrid / Brüssel. 110 <?page no="111"?> 10. 7. Bademöglichkeiten Familien- und Kinderfreundlichkeit Gute ärztliche Versorgung Gute, schnelle Erreichbarkeit Gutes Essen / vielfältige Gastronomie Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis Gutes Wetter / Klima (z.B. Sonnengarantie) Gastfreundschaft/ Freundlichkeit / Atmosphäre Hohe Sicherheit Keine Sprachprobleme / -barrieren Schöne Landschaft / Natur Viel Abwechslung / Kontrast zum Alltag Viel Ruhe, Erholung und Entspannungsmöglichkeiten Viele Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele Gute Möglichkeiten, Leute kennenzulernen Spaß, Party, Unterhaltung 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Nordsee Ostsee Bayern Baden-Württemberg Markenessenz Markenwerte Markenstil Ungestützte Bekanntheit von innerdeutschen Reisezielen für längere Urlaubsreisen aus Sicht der Deutschen Sympathie für (vorgegebene) innerdeutsche Reiseziele aus Sicht der Deutschen „Welche Reiseziele innerhalb Deutschlands fallen Ihnen spontan für eine Urlaubsreise (mit 4 oder mehr Übernachtungen) ein? Mit Reisezielen sind z. B. Städte, Regionen, Bundesländer gemeint. Bitte geben Sie maximal 5 Reiseziele an.“ Stand: 2015. Quelle: inspektour GmbH 2015. „So wie man Menschen sympathisch oder unsympathisch findet, kann man Reiseziele sympathisch oder unsympathisch finden. Bitte geben Sie an, inwieweit Ihnen die folgenden Reiseziele in Deutschland sympathisch sind." Ergebnisse basierend auf der Top-2-Box auf einer Skala von „4 = sehr sympathisch“ bis „1 = überhaupt nicht sympathisch“. Stand: 2015. Quelle: inspektour GmbH 2015. Anzahl der Befragten: 1.000. Basis: Alle Befragten. Repräsentativ für in Privathaushalten lebende deutschsprachige Bevölkerung im Alter von 14-74 Jahren. * TR = Transferrate. ** K = Besuchsbereitschaft für Kurzurlaube mit 1-3 Übernachtungen; L = Besuchsbereitschaft für längere Urlaubsreisen ab 4 Übernachtungen. Stand: 2015. Quelle: inspektour GmbH 2015. „Sie sehen hier eine Reihe von Merkmalen. Bitte sagen Sie mir, ob die Merkmale auf das Reiseziel zutreffen.“ Stand: 2011. Quelle: Stiftung für Zukunftsfragen 2012. Stand: 2014. Quelle: NTS 2014, S. 19. 4. Nordsee 2. Ostsee 7. Bayern 9. Bodensee 1. Berlin 5. München Schwarzwald 6. 3. Hamburg Insel Rügen 8. Harz 1. Nordsee 10. Nordsee Schleswig-Holstein 2. Ostsee 4. Bayern 5. Bodensee 8. Berlin 9. München Schwarzwald 6. 3. Hamburg Insel Rügen Markentrichter des Reiseziels Nordsee Bekanntheit als Reiseziel TR*1 89% TR*2K 71% K L 94 % Sympathie (Top-2-Box) Besuchsbereitschaft** (Top-2-Box) 84 % 60 % 51 % TR*2L 61% Zustimmung zu Merkmalen von innerdeutschen Reisezielen aus Sicht der Deutschen Markenpersönlichkeit des Reiseziels Nordsee natürlich-klar rau und herb befreiend gesund-vitalisierend Wir sind die Nordsee. Urlaub bei uns stärkt Körper, Kopf und Seele. aktivierend lebendig dickköpfig-stolzehrlich bewegend frisch kraftvoll Umweltfreundlichkeit (dort wird viel für den Umweltschutz getan) Sauberkeit (z.B. keine verschmutzen Strände, Plätze) 111 <?page no="112"?> 44 Saisonalität im Deutschlandtourismus Problemzone Küste Die Ferienzeiten in den Sommermonaten und die klimatischen Bedingungen in den Reisezielen üben einen maßgeblichen Einfluss auf das Reiseverhalten vieler Bundesbürger aus. Infolgedessen kommt es in Deutschland vielerorts zu einem typischen Verlauf der Übernachtungszahlen mit einem Maximum in den Sommermonaten. Die schwankende, saisonale Nachfrage stellt dabei viele Reiseziele vor große Herausforderungen. Bernd Eisenstein und Julian Reif D er ökonomische Kern des „Saisonalitätsproblems“ liegt darin, dass sich die Volumina von Angebot und Nachfrage zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht entsprechen. Auslöser ist zwar die im Jahresverlauf schwankende Nachfrage, ein Problem entsteht jedoch erst dadurch, dass die Angebotskapazitäten (z. B. Hotelbetten) meist nur bedingt variabel sind, und gleichzeitig - aufgrund ihrer Dienstleistungsanteile - in Zeiten geringer Nachfrage nicht „auf Lager“ produziert werden können. Die Kapazitäten der Anbieter werden zwar kostenauslösend vorgehalten, bewirken aber keine Wertschöpfung. Im umgekehrten Fall, einer stark erhöhten Nachfrage, kann es hingegen zu Angebotsengpässen und Qualitätseinbußen kommen. Für viele Destinationen ist daher die Verringerung der Saisonalität ein strategisches Ziel; insbesondere geht es dabei um eine verbesserte Auslastung der Betriebe in der Nebensaison. 1 In der Praxis kommen im Rahmen einer „saisonalen Ausgleichspolitik“ 2 u. a. Maßnahmen zur Erhöhung der Destinationsattraktivität in Nebensaisonzeiten (bspw. durch Events), 3 Instrumente der zeitlichen Preisdifferenzierung 4 sowie die Möglichkeiten der Flexibilisierung von Kontingenten (bspw. Personal) 5 zum Einsatz. Im theoretischen Idealfall entsprechen sich Angebot und Nachfrage dauerhaft, d. h. die Destination erfährt über das Jahr eine gleichmäßig verteilte Nachfrage und Auslastung. Hierfür müsste es nicht nur eine ausreichende Anzahl an Personen geben, die vereisen können und wollen, sondern die Destination müsste über das ganze Jahr hinweg für eine gleichbleibend große Anzahl potenzieller Besucher attraktiv sein. In der Praxis ist dies in der Regel nicht der Fall. Die „saisonale Qualität“ 6 einer Destination hängt insbesondere von den saisonspezifischen klimatischen Bedingungen ab. Hieraus ergeben sich für bestimmte Ferienziele unterschiedliche saisonale Verläufe: Das Reisegebiet Rügen / Hiddensee weist bspw. ein Übernachtungsmaximum in den Sommermonaten auf, während z. B. die Mittelgebirge Harz und Erzgebirge sowohl eine Sommerals auch eine Wintersaison vorweisen können. Neben der grafischen Darstellungsart des monatlichen Nachfrageverlaufs ist die Betrachtung des Gini-Koeffizienten 7 eine weitere Möglichkeit, um die Saisonalität einer Destination zu verdeutlichen. Beim Gini-Koeffizienten handelt es sich um ein auf der Lorenzkurve basierendes Konzentrationsmaß, welches insbesondere bei der Ermittlung regionaler Disparitäten eine hohe Relevanz besitzt. 8 Bezogen auf die amtlich erfassten Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben gibt der Koeffizient Aufschluss über eine Gleichbzw. Ungleichverteilung der Übernachtungen über die Monate. Die Maßzahl schwankt dabei zwischen 0 (die Übernachtungen sind über alle Monate gleich verteilt) und 1 (alle Übernachtungen finden in einem Monat statt). Bei einem Gini- Koeffizienten größer 0,4 kann von einer sehr hohen Saisonalität gesprochen werden. 9 Auf Landkreisebene liegen fünf ländlich geprägte Kreise über dem Wert von 0,4, während städtisch geprägte Kreise einen sehr ausgeglichenen Jahresgang der Übernachtungen aufweisen. Auf Ebene der Reisegebiete haben Regionen im Nordosten der Republik - u. a. das Lausitzer Seenland (0,49), Rügen / Hiddensee (0,39) und die Ostsee (0,38) - die höchsten Saisonalitäten inne, während die geringsten Werte wiederum für urbane Reisegebiete vorliegen. Tendenziell lassen sich Zusammenhänge zwischen Küste (bzw. einer Region am Wasser) und ausgeprägter Saisonalität sowie zwischen Urbanität und geringer Saisonalität erkennen - wobei es hierbei auch Ausnahmen gibt. Unter den Bundesländern weisen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern die höchsten Gini-Koeffizienten auf. Beiden Küstenbundesländern ist es in den letzten beiden Dekaden jedoch gelungen, die touristische Saisonalität zu verringern. So lag im Jahr 1994 der Gini- Koeffizient für Schleswig-Holstein noch bei 0,40, im Jahr 2014 nur noch bei 0,34. Noch deutlicher verlief die Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern (von 0,47 auf 0,35). Literaturtipps: Baum, T. und Lundtorp, S. (Hg.) (2001): Seasonality in Tourism. Amsterdam / London / New York / Oxford / Paris / Shannon / Tokyo. von Böventer, E. (1989): Ökonomische Theorie des Tourismus. Frankfurt am Main / New York. 112 <?page no="113"?> Stand: 2014. Basis: Statistisch erfasste Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben. Quelle: LSKN 2015, Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern 2014-2015, Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen 2014-2015. Übernachtungen im Jahresverlauf ausgewählter Reisegebiete Sommerreiseziel: Rügen/ Hiddensee Amtliche Reisegebiete: Gini-Koeffizient der Saisonalität Stadt- und Landkreise: Gini-Koeffizient der Saisonalität Stand: 2014. Basis: Statistisch erfasste Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben. Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von Statistisches Bundesamt 2015g. Stand: 2014. Basis: Statistisch erfasste Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben. Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von Statistisches Bundesamt 2015g. Mecklenburg-Vorpommern Brandenburg Bayern Berlin 0,50 0,45 0,40 0,35 0,30 0,25 0,20 0,15 0,10 0,05 0,00 1994 J F M A M J J A S O N D 2014 153 204 257 415 492 701 1.048 1.237 642 516 188 195 2000 2005 2010 Schleswig-Holstein Niedersachsen Rheinland-Pfalz Sachsen-Anhalt Nordrhein-Westfalen Stand: 2014. Basis: Statistisch erfasste Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben / Beherbergungsstätten. Eigene Berechnung auf Basis: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 2014-2015, Bayerisches Landesamt für Statistik 2014-2015, Hessisches Statistisches Landesamt 2014-2015, IT.NRW 2015, LSKN 2015, Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2014-2015, Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern 2014-2015, Statistisches Amt Saarland 2015, Statistisches Bundesamt 2015g, Statistisches Landesamt Baden- Württemberg 2015, Statistisches Landesamt Bremen 2014-2015, Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen 2014-2015, Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz 2014-2015, Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt 2015, Thüringer Landesamt für Statistik 2015. Anmerkung: Bei einem Gini-Koeffzienten von 0 sind alle Übernachtungen über die Monate in einem Jahr gleichverteilt. Bei einem Gini-Koeffzienten von 1 finden alle Übernachtungen in einem Monat statt. Übernachtungen in Tausend Sommerreiseziel: Ostfriesische Inseln J F M A M J J A S O N D 110 117 255 492 531 618 741 852 613 496 184 129 Übernachtungen in Tausend Sommer- und Winterreiseziel: Erzgebirge J F M A M J J A S O N D 205 278 183 212 260 264 274 306 272 285 200 272 Übernachtungen in Tausend Sommer- und Winterreiseziel: Harz J F M A M J J A S O N D 216 258 200 267 292 302 354 387 320 361 200 249 Übernachtungen in Tausend ≤ ≤ ≤ > 0,1 0,2 0,3 0,3 ≤ ≤ ≤ > 0,1 0,2 0,3 0,3 Entwicklung der Saisonalität (Gini- Koeffizient) in ausgewählten Bundesländern Lausitzer Seenland LK Weißenburg- Gunzenhausen LK Traunstein LK Bodenseekreis LK Lindau (Bodensee) LK Ostallgäu LK Günzburg LK Oberspreewald- Lausitz LK Mecklenburgische Seenplatte LK Uckermark SK Brandenburg an der Havel LK Havelland LK Vorpommern- Greifswald LK Vorpommern- Rügen LK Friesland LK Holzminden LK Dithmarschen LK Nordfriesland LK Plön LK Ostholstein LK Nordwestmecklenburg LK Lüchow- Dannenberg LK Schleswig-Flensburg LK Wittmund LK Cuxhaven LK Aurich LK Leer LK Emsland LK Cochem-Zell LK Bernkastel-Wittlich Niederlausitz Fränkisches Seenland Chiemgau Rügen/ Hiddensee Mecklenburgische Schweiz Uckermark Havelland Vorpommern Ostsee Holsteinische Schweiz Bodensee Mosel-Saar Ostfriesische Inseln Nordseeküste Nordsee 113 <?page no="114"?> 45 Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Tourismus Weniger, älter, bunter? Die Folgen des demografischen Wandels sind in der tourismuswissenschaftlichen Diskussion seit längerem präsent, werden doch tief greifende Veränderungen der Reisezahlen erwartet. Aus dem Wandel der Gesellschaftsstruktur ergeben sich dabei regional unterschiedliche Aussichten für den Tourismus. Rebekka Schmudde und Sylvia Müller M it dem Begriff demografischer Wandel wird neben der Entwicklung der absoluten Bevölkerungszahlen die Veränderung der Zusammensetzung der Gesellschaft und insbesondere der Altersstruktur beschrieben. 1 Die Entwicklungen können dabei auf verschiedene Ursachen zurückgeführt werden wie den medizinischen und technischen Fortschritt sowie die ökonomischen und politischen Entwicklungen in den Heimatländern der Zugezogenen. 2 Vor allem zeigt sich darin in Deutschland der soziale Wandel der Gesellschaft bezüglich Ehe und Familie, der durch die bessere schulische und berufliche Ausbildung der Frauen, ihre zunehmende Erwerbstätigkeit, den allgemein späteren Beginn der Berufstätigkeit sowie die Veränderung der Rollenbilder und die Individualisierung der Lebensformen ausgelöst wurde. 3 Die demografische Entwicklung in Deutschland ist durch eine niedrige Geburtenziffer von 1,4 Kindern pro Frau, 4 eine steigende Lebenserwartung (z. B. männlicher Neugeborener von 67,4 Jahren 1970 auf 78,1 Jahre 2014) 5 sowie einen positiven Wanderungssaldo von 550 Tsd. Zuzügen aus dem Ausland 2014 gekennzeichnet. 6 Zusammen resultieren daraus eine langfristig sinkende Bevölkerungszahl, ein Wandel der Altersstruktur zugunsten der älteren Bevölkerung sowie eine ethnisch heterogene Gesellschaft. 7 Die regionalen Unterschiede sind dabei folgenreicher als die gesamtdeutsche Entwicklung. 8 So wird mittelfristig insbesondere für Ostdeutschland ein deutlicher Bevölkerungsrückgang prognostiziert, während für Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen Steigerungsraten erwartet werden. Die langfristige Bevölkerungsprognose bis 2060 geht bei ihrer Variante 2 (Kontinuität bei stärkerer Zuwanderung) 9 davon aus, dass die Bevölkerungszahl für Sachsen-Anhalt um ein Drittel sinken wird; Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern liegen mit einem Rückgang um 28 % nur wenig darüber. Der Bevölkerungsanteil der Altersgruppe 60+ wird dabei in allen ostdeutschen Flächenbundesländern bereits 2035 bei 40 % oder höher liegen (8-14 Prozentpunkte mehr als 2012). In den ostdeutschen Bundesländern ist historisch bedingt der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund außerdem deutlich geringer, zudem ist die Zuwanderungsrate aus dem Ausland auch heute noch niedriger. Auf den Tourismus wirkt sich der demografische Wandel direkt durch die Veränderung der absoluten Bevölkerungszahl bzw. einzelner Bevölkerungssegmente aus, die neben dem Urlaubsreiseverhalten die Nachfrage nach touristischen Leistungen bestimmen, 10 aber auch indirekt durch politische Maßnahmen wie die Anhebung des Rentenalters, welche das verfügbare Einkommen und damit die Ausgabebereitschaft für Reisen beeinflusst. 11 Bereits heute sind die Altersgruppen der Reisenden in den Ziel-Bundesländern unterschiedlich stark vertreten. Einen stark überdurchschnittlichen Anteil an Kindern und Jugendlichen bis 19 Jahren unter den Urlaubsreisenden verzeichnen das Saarland, Niedersachsen und Brandenburg, während der Anteil der Reisenden ab 65 Jahren in Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und Hessen am höchsten ausfällt. Durch gute medizinische Versorgung, eine aktive Lebensweise sowie ein erhöhtes Zeitbudget werden ältere Bevölkerungsgruppen weiterhin reisen, da sie ihr im Laufe des Lebens entwickeltes Konsumverhalten nicht aufgeben (Kohortenregel), 12 jedoch werden die finanziellen Mittel unterschiedlich vorhanden sein. 13 Im höheren Alter stellen sich zudem durch gesundheitliche oder körperliche Behinderungen zunehmende Mobilitäts-, Reise- und Zugangsbeschränkungen ein, denen die Tourismusakteure z. B. mit barrierefreien Angeboten begegnen sollten. 14 Daneben ist Migration - gleich welcher Art - insbesondere für das Marktsegment Verwandten- und Bekanntenbesuche relevant, da sowohl Orte mit hohen Zuzugsals auch Abwanderungsraten hiervon profitieren. 15 Der Einfluss des demografischen Wandels in den Heimatländern ausländischer Reisender auf den Inbound-Tourismus in Deutschland wird dagegen als gering eingestuft, da das Deutschland-Image, Geschäftsreisen und damit die wirtschaftliche Gesamtsituation stärker auf die Bevölkerung der Quellmärkte wirken. 16 Literaturtipps: Gans, P. und Schmitz-Veltin, A. (Hg.) (2006): Demographische Trends in Deutschland - Folgen für Städte und Regionen. Hannover. Haehling von Lanzenauer, C. und Klemm, K. (Hg.) (2007): Demographischer Wandel und Tourismus. Zukünftige Grundlagen und Chancen für touristischen Märkte. Berlin. 114 <?page no="115"?> -5.255 27% 20% 26% 5% 29% 28% 28% 4% 17% 25% 20% 18% 5% 4% 13% 4% -13.887 -11 -236 -239 -804 -1.581 -283 +3.364 -3.802 -972 -286 -936 -360 -657 -496 +95.259 +99.917 +34.452 +9.329 +7.219 +14.844 +57.381 +8.431 +50.679 +111.642 +28.417 +5.209 +18.089 +9.952 +15.231 +10.873 Prognose der Bevölkerungsentwicklung in den Bundesländern bis 2060 (Index) 113 107 98 98 95 95 88 86 85 80 75 85 75 72 66 72 Bevölkerungsentwicklung in den Stadt- und Landkreisen von 2012-2035 Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund und Wanderungssaldo von Deutschen und Nichtdeutschen Entwicklung der Altersgruppen in den Bundesländern 2012-2035 Stand: 2012. Quelle: BBSR 2016b. Stand: 2014. Basis: Urlaubsreisen ab 1 Übernachtung der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 50 km. Quelle: GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a. Jahresstichtag jeweils 31.12. Stand 2015. Quelle: Statistisches Bundesamt 2015n. Stand 2014. Quelle: Statistisches Bundesamt 2015p,q. Stand: 2012. Quelle: BBSR 2016b. Veränderungsrate <20J. 20-34J. 35-49J. 50-64J. ≥ 65J. Altersgruppen und Durchschnittsalter bei inländischen Urlaubsreisen in den Bundesländern ≤ ≤ ≤ ≤ > -15 % -5 % 0 % 5 % 5 % Bevölkerungszahl nach Altersgruppen Verteilung der Altersgruppen bei inländischen Urlaubsreisen in den Bundesländern Migrantenanteil Bundesland Bundesland Saldo von Deutschen Saldo von Nicht-Deutschen Gesamt in Mio. <20J. 20-39J. 2035 2012 40-59J. 60-79J. >80J. 16,9 16,9 17,6 10,9 10,6 12,8 12,5 x,x 3,5 3,4 2,3 2,5 1,8 1,8 2,3 2,3 3,5 4,1 1,8 1,8 2,2 2,2 0,6 0,7 1,8 1,7 1,7 2,8 2,8 1,3 1,6 5,9 5,9 6,0 6,0 3,9 3,9 4,0 4,0 0,9 1,0 7,6 7,6 7,8 7,8 Durchschnittsalter ≤ ≤ ≤ ≤ ≤ 44J. 46J. 48J. 50J. 52J. 60 2014 2020 2030 2040 2050 2060 70 80 90 100 110 120 2014=100 BW SN SH HH MV HB NI ST BE BB TH HE NW RP SL BY BW SN SH HH MV HB NI ST BE BB TH HE NW RP SL BY BW BY BE BW BY BE BB HB HH HE MV NI NW RP SL SN ST SH TH BW BY BE BB HB HH HE MV NI NW RP SL SN ST SH TH HB HH HE NW NI RP BB SH SL TH MV ST SN 115 <?page no="116"?> 46 Barrierefreier Tourismus Reisen für alle Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung gewinnt das Thema Barrierefreiheit im Deutschlandtourismus sichtbar an Zugkraft. Viele Destinationen haben sich in den letzten Jahren auf den Weg begeben und verstärkt barrierefreie Angebote geschaffen. Für eine selbstbestimmte Gestaltung des Urlaubs bedarf es jedoch lückenloser Serviceketten - davon sind viele Destinationen jedoch noch weit entfernt. Anja Wollesen und Julian Reif A uch wenn das Interesse an der Urlaubsart „Barrierefreier Urlaub / Barrierefreie Reise“ mit durchschnittlich 20 % der befragten Bevölkerung im Vergleich zu anderen Urlaubsthemen relativ gering ist, ist die barrierefreie Zugänglichkeit und Nutzbarkeit von touristischen Dienstleistungen und Infrastruktur mittlerweile dennoch zu einer Basisanforderung geworden, von der viele Menschen profitieren können. 1 „Insofern ist Barrierefreiheit für 10 % der Bevölkerung zwingend erforderlich, für über 30 % hilfreich, für 100 % komfortabel.“ 2 Denn: Zu den Menschen mit eingeschränkter Mobilität gehört keinesfalls nur die Gruppe der Gehbehinderten; vielmehr zählen Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung und eingeschränktem Seh- oder Hörvermögen ebenso wie Personen mit vorübergehenden Unfallfolgen, ältere Menschen, werdende Mütter und Familien mit Kinderwagen dazu. 3 Für viele in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen sind barrierefreie Angebote daher eine zwingende Voraussetzung, um aktiv am Tourismus teilhaben zu können. Wie wichtig an den Bedürfnissen der Reisenden ausgerichtete barrierefreie Angebote sind, zeigen bereits Studienergebnisse 4 aus dem Jahr 2003: 37 % der Menschen mit Mobilitäts- und Aktivitätsbeschränkungen äußerten, dass sie schon einmal auf eine Reise verzichtet hätten, weil es keine passenden Leistungen aus ihrer Sicht gab. Knapp die Hälfte gab an, dass sie häufiger verreisen würden, wenn es mehr barrierefreie Angebote gäbe und über 60 % wären sogar bereit, für die von ihnen gewünschten zusätzlichen Angebote ein entsprechendes Entgelt zu zahlen. Zwar sind Reisemotive und Reiseverhalten von mobilitätseingeschränkten Personen durchaus mit dem Verhalten der Gesamtbevölkerung vergleichbar, Unterschiede bestehen aber dennoch: Mobilitäts- und aktivitätseingeschränkte Menschen verreisen weniger als Personen ohne Einschränkung 5 - wenn verreist wird, ist der Gesundheitsaspekt des Urlaubs wesentlich wichtiger, was sich insbesondere in der deutlich häufigeren Wahl von „Gesundheitsurlauben“ niederschlägt (20 % gegenüber 7,8 % in der Gesamtbevölkerung). 6 Barrierefreie Angebote werden seit 2013 mit Hilfe des einheitlichen Kennzeichnungssystems „Reisen für Alle“ ausgezeichnet. Im Jahr 2016 sind bereits 1.500 Betriebe anhand branchenübergreifender Qualitätsstandards in elf Bundesländern zertifiziert bzw. im Zertifizierungsprozess, 7 die meisten hiervon in Thüringen und Rheinland-Pfalz. Trotz der in vielen Kommunen bereits umgesetzten positiven Beispiele zum barrierefreien bzw. barrierereduzierten Tourismus gibt es immer noch viele Herausforderungen, insbesondere für die Beherbergungsbetriebe. Viele Betriebe konzentrieren sich auf die Umsetzung baulicher Maßnahmen wie die barrierefreie Gestaltung von Parkplätzen, sanitären Anlagen sowie die Errichtung breiterer Türen und Korridore. Aber auch die Sensibilisierung der Mitarbeiter sowie die Bereitstellung von Informationsmaterialien sind wichtige Maßnahmen. Während eine Ausweitung des Angebots und der demografische Wandel als Hauptgründe für die Umsetzung dieser Maßnahmen genannt werden, sind finanzielle Herausforderungen die mit Abstand größte Hemmschwelle. Neben barrierefreien baulichen Basisangeboten gilt es für den Gast jedoch Erlebniswerte zu schaffen: „Allein für ein barrierefreies Badezimmer fährt kein Gast in eine Region.“ 8 Für eine Reise ohne Einschränkungen ist es daher notwendig, ganzheitliche barrierefreie Angebote entlang der gesamten touristischen Servicekette zu schaffen und diese über ein professionelles Marketing zu kommunizieren - selten steht dabei die Barrierefreiheit an sich im Vordergrund. 9 Bei der Kommunikation der Barrierefreiheit gilt es daher einen schmalen Grat zu begehen: So kann es bei einem verstärkten Ausbau und der damit einhergehenden Vermarktung von Barrierefreiheit zu ungewollten Stigmatisierungen eines Reiseortes durch die Nachfrage kommen. Bspw. deuten mancherorts die Aussagen von Touristen bei der Frage nach einem möglichen Ausbau von Barrierefreiheit darauf hin, dass bei einer Zunahme von barrierefreien Angeboten Einschränkungen in der Urlaubsqualität befürchtet werden bzw. es zu einem Verlust des charakteristischen Ortsbildes kommen kann. 10 Hier gilt es, über Aufklärung und Bewusstseinsbildung Barrieren in den Köpfen aller abzubauen. Literaturtipps: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) (Hg.) (2008): Barrierefreier Tourismus für Alle in Deutschland - Erfolgsfaktoren und Maßnahmen zur Qualitätssteigerung. Berlin. [pdf] Abrufbar unter: http: / / www.fur.de/ fileadmin/ user_upload/ externe_Inhalte/ Publikationen/ BMWi-Studie_Barrierefreier_Tourismus.pdf. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) (Hg.) (2013): Tourismusperspektiven in ländlichen Räumen. Band 5: Kurzreport Barrierefreiheit. [pdf] Abrufbar unter: https: / / www.bmwi.de/ BMWi/ Redaktion/ PDF/ Publikationen/ tourismusperspektiven-barrierefreiheit,prop erty=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf. 116 <?page no="117"?> NW BW BY BE BB SN ST TH HB NI RP SL HE HH SH MV Allgemeines Interesse der Bevölkerung des jeweiligen Bundeslandes an einem barrierefreien Urlaub/ einer barrierefreien Reise Anzahl zertifizierte Anbieter für barrierefreie Reisen und Reiseziele mobilitäts- oder aktivitätseingeschränkter Reisender Aktivität von Service Q-zertifizierten Unterkunfsbetrieben hinsichtlich barrierefreier Maßnahmen Umgesetzte Maßnahmen zur Barrierefreiheit und Gründe für die Umsetzung Reiseziele der letzten Haupturlaubsreise mobilitäts- oder aktivitätseingeschränkter Reisender 58 % 2% 31 % 9 % 228 322 120 550 15 22 0* 51 75 70 34 Anzahl Betriebe für barrierefreie Reisen (zertifiziert oder im Zertifizierungsprozess) „Hat Ihr Unternehmen bislang bereits Maßnahmen zur Gestaltung barrierefreier Produkte und Dienstleistungen ergriffen? “ Top 10 umgesetzte Informations- und Servicemaßnahmen sowie bauliche Maßnahmen zur Barrierefreiheit „Aus welchen Gründen ist Ihr Unternehmen (bisher) nicht im Bereich Barrierefreiheit aktiv geworden? “ Top 5-Gründe für die Umsetzung barrierefreier Maßnahmen im Unternehmen Ja, wir haben bereits Maßnahmen in diesem Bereich ergriffen Nein, bislang noch nicht Ja, in Planung, jedoch noch nicht realisiert weiß nicht Stand: 2013. Quelle: IMT 2013a. Stand: 2006. Quelle: FUR 2007 zitiert nach BMWi 2008, S. 60f. Stand: Juli 2016. Quelle: Schrader 2016, S. 25. * Das Zertifizierungssystem ist in Mecklenburg- Vorpommern seit April 2016 im Einsatz. Stand: 2016. Basis: n=278 von insgesamt 1.097 angefragten mit dem Service-Q zertifizierten Unterkunftsbetrieben. Quelle: Fazel et al. 2016. Quelle der Piktogramme: reisen-fuer-alle.de Stand: 2016. Basis: n=160 bzw. 158 mit dem Service-Q zertifizierte Unterkunftsbetriebe, die bereits Maßnahmen zur Gestaltung barrierefreier Produkte und Dienstleistungen umgesetzt haben (Mehrfachantworten möglich). Quelle: Fazel et al. 2016. Stand: 2016. Basis: n=85 mit dem Service-Q zertifizierte Unterkunftsbetriebe, die bislang keine Maßnahmen zur Gestaltung barrierefreier Produkte und Dienstleistungen umgesetzt haben (Mehrfachantworten möglich). Quelle: Fazel et al. 2016. ≤ ≤ ≤ > 16 % 18 % 20 % 20 % NW BW BY BE BB SN ST TH HB NI RP+SL HE HH SH MV ≤ ≤ ≤ > 1 % 4 % 8 % 8 % Hemmschwellen der Umsetzung barrierefreier Maßnahmen barrierefreie Parkmöglichkeiten in Unternehmensnähe barrierefreie Sanitäranlagen breite Türen und Korridore allgemeine Sensibilisierung der Mitarbeiter zum Thema Barrierefreiheit detaillierte und realistische Informationen über Zugänglichkeit und Barrierefreiheit Vermarktung bestehender barrierefreier Angebote im Rahmen der Marketingaktivitäten unterfahrbare Tische Einrichtung einer Notrufnummer 84 % finanzielle Herausforderungen 55 % zu geringes Nachfragepotenzial 47 % hohe Komplexität des Themas 33 % Zeitmangel 21 % fehlende staatliche Fördermaßnahmen 15 % Maßnahmen in diesem Bereich sind für unser Unternehmen generell nicht relevant 14 % hohe Sensibilität des Themas 11 % Personalmangel 9 % Informationsmangel 8 % das wurde in unserem Unternehmen noch nicht erörtert 6 % rechtliche Hindernisse 5 % Sonstiges 16 % weiß nicht 2% zur Erweiterung des Angebots 60 % aufgrund des demografischen Wandels 54 % zur Erholung der Nachfrage 51 % zur Verbesserung des Images 40 % zur Spezialisierung/ Erschließung weiterer Zielgruppen 49 % 81 % 74 % 58 % barrierefreie Empfangsbereiche (z.B. abgesenkte Counter, stufenloser Zugang) 66 % 45 % 38 % 38 % 28 % vergrößerte Bewegungsflächen in den Räumlichkeiten 55 % 117 <?page no="118"?> 47 Digitalisierung im Tourismus Das Internet revolutioniert das Reiseverhalten Das Internet ist aus dem alltäglichen Leben, aber auch im Tourismus nicht mehr wegzudenken. Zunehmend verschwimmen die Grenzen zwischen digitaler und realer Welt. Das Smartphone ist für viele zum ständigen (Urlaubs-) Begleiter geworden, wodurch sich das Verhalten der Reisenden nachhaltig verändert hat. Diese Entwicklung hat weitreichende Konsequenzen für die touristischen Akteure. Eric Horster D ie gesellschaftliche Relevanz des Internets hat sich in den vergangenen Dekaden rasant entwickelt. Es gilt als universelles Trägermedium, welches den Informationszugriff durch mobile Endgeräte ubiquitär ermöglicht. 1 Der Trend, dass reiserelevante Informationen zunehmend im Internet recherchiert werden, ist ungebrochen. Während sich im Jahr 2000 lediglich 10 % der deutschen Bevölkerung im Internet über eine Reise informierten, wuchs diese Zahl bis 2016 auf 61 % an. 2 Ähnlich verhält es sich mit Onlinereisebuchungen, bei denen ein Wachstum um rund 41 Prozentpunkte innerhalb der letzten 16 Jahre zu verzeichnen ist. Trotz dieser steigenden Zahlen kann die Reiseentscheidung nicht auf den virtuellen Raum beschränkt werden. Denn im Entscheidungsfindungsprozess hat der potenzielle Gast sowohl digitale als auch immer noch viele analoge Kontaktpunkte. Das sogenannte ROPO-Verhalten spiegelt dies entsprechend deutlich wider: Es besagt, dass eine Reisesuche, die im Internet (Research Online) beginnt, durchaus auch im Reisebüro abgeschlossen werden kann (Purchase Offline). Doch nicht nur bei der Reiseentscheidung verschwimmt die Grenze zwischen online und offline zunehmend. Die gesamte Customer Journey ist mittlerweile durch das Internet geprägt. 3 Mittels Smartphones expandiert das Internet auf die Straße und findet sich somit auch in den Reisedestinationen wieder. Eine gut funktionierende digitale Infrastruktur wird somit auch für das Destinationsmanagement relevant. Allem voran gehört zu dieser der Zugang zum sowie die Geschwindigkeit im Internet, die deutschlandweit noch sehr unterschiedlich entwickelt ist. In Großstädten wie Hamburg und Berlin liegen die Übertragungsgeschwindigkeiten bereits bei über 90 Mbit/ s. Entwicklungspotenzial besitzen in diesem Bereich derzeit noch die neuen Bundesländer. 4 Neben dem Internetzugang, welcher seitens der Destination zur Verfügung gestellt werden kann, bietet sich ein immenser Vorteil dadurch, dass Gäste leistungsfähige Hardwarekomponenten in Form ihres Smartphones selbst in die Destination mitbringen. Hierdurch ergeben sich erweiterte Möglichkeiten der Destinationsentwicklung, bspw. durch digitale Gästekarten. Daneben entwickeln sich aber auch die Softwarekomponenten - insbesondere in Form von ortsbezogenen Diensten (sogenannte Location Based Services) - weiter, die das Reiseverhalten nachhaltig verändern. Über mobile Applikationen werden Bewertungen zunehmend auch vor Ort eingesehen. Destinationen sind hier gefordert, ihre Leistungsträger für diese Veränderungen zu sensibilisieren, damit möglichst viele Hotels bspw. auf Tripadvisor mit qualitativ hochwertigen Informationen sowie sehr guten Bewertungen gelistet sind und die Destination entsprechend repräsentieren können. Diese „Vor-Ort-Suche“ wird neben mobilen Applikationen auch hardwareseitig durch Datenbrillen, bargeldlose Bezahlsysteme (bspw. Near Field Communication (NFC)) oder auch digitale Armbänder (sogenannte „Wearables“) getrieben, welche immer komplexere Technologien in immer kleinere Bausteine integrieren können. 5 Digitale Serviceleistungen werden somit zum ständigen Begleiter des Gastes entlang der Customer Journey, angefangen bei der Informationssuche, über die Buchung und am Aufenthaltsort selbst bis hin zur Urlaubsnachbereitung, die sich dann bspw. bei Tripadvisor in einem „Travellers’ Choice Award“ manifestiert. Die Digitalisierung im Tourismus entwickelt sich somit kontinuierlich und rasant weiter. Dabei wird die Mobilität der digitalen Hardware ebenso zunehmen wie deren Vernetzungsgrad (Internet der Dinge). All das setzt bei touristischen Akteuren das Know-how voraus, mit diesen technologischen Entwicklungen umzugehen und sie in das Tourismusmanagement zu integrieren. Hier steht die gesamte Branche aktuell und auch in Zukunft vor großen Herausforderungen. Literaturtipps: Horster, E. (2013): Reputation und Reiseentscheidung im Internet. Grundlagen, Messung und Praxis. Wiesbaden. Schulz, A., Weithöner, U., Egger, R. und Goecke, R. (Hg.) (2014): eTourismus Prozesse und Systeme: Informationsmanagement im Tourismus. München. 118 <?page no="119"?> H Hamburg Köln Frankfurt am Main Stuttgart Düsseldorf Dortmund Bremen Hannover DuisburgEssen Bielefeld Bonn Münster Karlsruhe Pforzheim Mannheim Heidelberg Aachen Mainz Kassel Hagen Saarbrücken Hamm Osnabrück Oldenburg Darmstadt Paderborn Würzburg Heilbronn Göttingen Reutlingen Ulm Koblenz Bremerhaven Trier Berlin 667 125 103 165 317 282 243 268 151 131 390 Leipzig Dresden Nürnberg Augsburg Braunschweig Chemnitz Kiel Halle (Saale) Magdeburg Lübeck Erfurt Rostock Potsdam Regensburg Ingolstadt Wolfsburg Jena Erlangen Freiburg München NW RP BW BY HE TH ST NI BB SH MV SL SN Schönau am Königssee Rothenburg ob der Tauber 7. 8. 2. München 4. Dresden 9. Leipzig Frankfurt a.M. 6. 1. Berlin 9. 5. Köln 10. Berchtesgaden Hamburg 3. Reiseziele Wahrzeichen NW BW BY BE BB SN ST TH HB NI RP SL HE HH SH MV ≤ 25 ≤ 50 ≤ 75 ≤ 100 ≤ 500 ≤ 700 1. Reichtagsgebäude 2. Kölner Dom Brandenburger Tor 4. Holocaust-Mahnmal Berliner Mauer 6. 7. Schloss Neuschwanstein Marienplatz 3. 5. Schloss Heidelberg 10. Zwinger Frauenkirche 8. 9. Seebad Heringsdorf Versorgungsanteil mit Breitbandtechnologien mit einer Mindestgeschwindigkeit von 30 Mbit/ s. in den Bundesländern ≤ ≤ > 60 % 80 % 80 % Internet zur Information genutzt in den letzten 12 Monaten Internet zur Buchung genutzt in den letzten 12 Monaten 2000 10% 2% 21% 7% 29% 11% 38% 17% 45% 51% 55% 58% 61% 24% 39% 29% 16% 45% 33% 23% 47% 37% 27% 49% 43% 29% 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 Stand: 2014. Quelle: TÜV Rheinland Consulting GmbH 2014, S. 10-18. * Research online purchase offline. Stand: 2016. Basis: Deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahre. Quelle: VIR 2016, S. 28 auf Basis von FUR Reiseanalyse 2001-2016. Stand: 2014. Basis: Ausgaben bei innerdeutschen Privatreisen mit Übernachtung der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 50 km, bei denen mindestens eine Teilleistung im Vorfeld der Reise gebucht wurde (9,5 Mrd. €). Quelle: Eisenstein und Gaßner 2015. Lesebeispiel: 43% der Ausgaben von 9,5 Mrd. € für vorabgebuchte Reiseleistungen bei privaten Reisen der Deutschen innerhalb Deutschlands werden rein offline recherchiert und gebucht (Tendenz zum Vorjahr abnehmend). Stand: Aug. 2015. Quelle: TripAdvisor LLC 2015a. Stand: Aug. 2015. Quelle: TripAdvisor LLC 2015 b,c. Internetnutzung für Urlaubsreisen der Deutschen ROPO*-Verhalten der Deutschen BUCHUNG 21 % 16% 19 % 43 % Reisebuchung Online Online Offine Offline SUCHE Informationssuche Anzahl der auf Tripadvisor gelisteten Hotels in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern Traveller's Choice Awards 2015 119 <?page no="120"?> 48 Klimawandel und Tourismus Tourismus: Opfer und Täter? ! Das Klima hat sich weltweit erwärmt - das weisen die Daten aus, die seit Beginn des 20. Jahrhunderts vorliegen. 1 Es ist dabei äußerst wahrscheinlich, dass mehr als die Hälfte der seit 1950 beobachtbaren Erwärmung anthropogen verursacht ist. 2 Der Tourismus nimmt beim Klimawandel eine Doppelrolle ein: Er ist ebenso Opfer wie Verursacher. Bernd Eisenstein D ie Relevanz für den Tourismus ist unverkennbar: Für viele Destinationen stellen Wetter und Klima zentrale Angebotselemente dar, 3 die gleichzeitig eine hohe Relevanz für die Nachfrage innehaben. 4 Eine ganze Reihe touristischer Aktivitäten können als „klima- und wettersensibel“ 5 bezeichnet werden, da deren Ausübung eng an bestimmte klimatische Bedingungen geknüpft ist (z. B. Bade- oder Wintersporturlaube). Informationen über das bevorstehende Wetter oder das vorherrschende Klima beeinflussen die Entscheidungen und das Verhalten der Touristen in vielfältiger Weise. 6 Somit ist offenkundig, dass eine Veränderung des Klimas Auswirkungen auf den Tourismus haben wird - global ebenso wie national oder regional. Die Folgen des Klimawandels reichen von Wasser- und Schneeknappheit, Gletscherschmelzen und Biodiversitätsverlusten über eine Zunahme von Krankheitsausbrüchen und Extremwetterereignissen bis zur Küstenerosion und existenziellen Bedrohung ganzer Inselstaaten. 7 Werden zudem indirekte Effekte - wie z. B. Kostensteigerungen aufgrund von Gegen- und Anpassungsmaßnahmen oder Transportkostensteigerungen 8 - berücksichtigt, lassen sich aus globaler Perspektive fünf Hotspots ausmachen, deren Tourismus voraussichtlich besonders stark vom Klimawandel betroffen sein wird. Für Europa wird insbesondere aufgrund der deutlichen Zunahme von Hitzewellen am Mittelmeer eine Verschiebung der Touristenströme in Richtung Norden vorausgesagt. 9 Auch für Deutschland sind Temperaturanstiege absehbar; zudem wird eine Niederschlagsverlagerung vom Sommer in den Winter und eine Zunahme sowohl der „Heißen Tage“ mit mindestens 30 ° C als auch der Extremwetterereignisse prognostiziert. 10 All dies hat sehr unterschiedlichen Folgen für den Tourismus: Während sich für den Strand- und Badetourismus an der Nord- und Ostsee und an Badeseen sowie für Aktivitäten wie Wandern, Radfahren und Bergsteigen neue Möglichkeiten zur Saisonverlängerung ergeben, 11 werden für den Skitourismus aufgrund einer signifikanten Verminderung schneesicherer Wintersportgebiete negative Auswirkungen erwartet. 12 Der Tourismus trägt nun andererseits nicht unbedeutend zum Klimawandel bei. Bezogen auf das Jahr 2005 wurden knapp 5 % der globalen CO 2 -Emissionen direkt durch den Tourismus ausgelöst. 13 Werden weitere Treibhausgase berücksichtigt, erreichen Hochrechnungen für die Klimawirkung des Tourismus Größenordnungen von bis zu 9 % 14 bzw. bis zu 12,5 %. 15 Dabei entfallen innerhalb des Tourismus die weitaus größten Anteile auf den Verkehr zur An- und Abreise sowie in der Destination. Bezogen auf die CO 2 -Emissionen waren dies im Jahr 2005 in Summe 72 %; allein 43 % waren durch den Luftverkehr verursacht. 16 Prognosen für 2035 gehen von einer weiteren Gesamtzunahme von über 160 % aus, wobei mehr als die Hälfte der touristischen CO 2 -Emissionen durch den Luftverkehr bedingt sein werden. 17 Es ist evident, dass der Weg zur nachhaltigen Mobilität im Tourismus nicht einfach zu finden sein wird; dies gilt nicht nur für den Ferntourismus, sondern auch hinsichtlich des Tourismus in den ländlichen Räumen Deutschlands, deren Erreichbarkeit mehr und mehr nur noch mittels des motorisierten Individualverkehrs möglich scheint. 18 Zukünftige Strategien der Anpassung (Adaptionsstrategien), die für die Wettbewerbsfähigkeit der vom Klimawandel betroffenen Destinationen große Bedeutung erhalten, müssen verstärkt durch Mitigationsstrategien ergänzt werden, die auf die Abschwächung der Treibhauswirkung des Tourismus abzielen. Wie im Hinblick auf das prognostizierte Wachstum des Welttourismus - und in Anbetracht der Tatsache, dass gegenwärtig erst ein Bruchteil der Weltbevölkerung am Flugverkehr teilnimmt - eine global bedeutsame Mitigation der klimarelevanten Folgen des Tourismus erreicht werden soll, bleibt indes zunächst unklar. Es zeichnet sich ab: Der Klimawandel wird für den Tourismus zur zentralen Herausforderung der Zukunft. Literaturtipps: Matzarakis, A. und Tinz, B. (2014): Tourismus an der Küste sowie in Mittel- und Hochgebirge: Gewinner und Verlierer. In: Lozán, J. L., Grassl, H., Karbe, L. und Jendritzky, G. (Hg.): Warnsignal Klima: Gefahren für Pflanzen, Tiere und Menschen. [pdf] Abrufbar unter: http: / / www.klimawarnsignale.uni-hamburg.de/ wp-content/ uploads/ 2013/ 12/ matzarakis&tinz.pdf. Scott, D., Hall, C. M., Gössling, S. (2012): Tourism and climate change. Impacts, adaptation and mitigation. London / New York. 120 <?page no="121"?> Geografische Verteilung der Folgen des Klimawandels für touristische Destinationen Nordamerika Pazifischer Ozean kleine Inselstaaten Indischer Ozean, kleine Inselstaaten Nordeuropa Südostasien Mittelmeer Naher Osten Afrika Südamerika Karibik Australien/ Neuseeland Gegenwart Nahe Zukunft Ferne Zukunft Entwicklung der Klimaraumtypen ähnlich betroffener Räume in Deutschland Stand: 2008. Quelle: In Anlehnung an UNWTO und UNEP 2008, S. 101. Stand: 2013. Quelle: UBA 2015, S. 54. Auf Basis des "business-as-usual"-Szenarios der UNWTO, welches von einem durchschnittlich 4% jährlichen Wachstum der internationalen Touristenankünfte bis zum Jahr 2020 ausgeht. Stand: 2005. Quelle: In Anlehnung an UNWTO und UNEP 2008, S. 36. (Werte gerundet) Vergleich weltweiter touristischer CO 2 -Emissionen des Jahres 2005 (bei internationalen Touristenankünften mit min. einer Übernachtung) mit einer Prognose der Emissionen des Jahres 2035 bei Annahme einer gleichbleibenden Entwicklung Wärmere Sommer Warmes Klima Trockeneres Klima Kühleres Klima Mittelgebirgsklima Gebirgsvorlandklima Gebirgsklima Luftverkehr Autoverkehr Anderer Transport Unterkunft Aktivitäten Wärmere Winter Zunahme von Extremereignissen Meeresspiegelanstieg Biodiversitätsverlust (Land) Biodiversitätsverlust (See) Wasserknappheit Politische Destabilisierung Zunahme von Krankheitsausbrüchen Anstieg der Reisekosten durch Klimaschutzmaßnahmen Hotspot Regionale Informationslücke SN SH HH MV HB NI ST BE BB TH HE NW RP SL BW BY 2005 Gesamt: 1.190 Mio. t. Gesamt: 3.110 Mio. t. Veränderung: +161 % 43 % 53 % 15 % 1 % 24 % 6 % 26 % 3 % 23 % 4 % 2035 121 <?page no="122"?> Anmerkungen Vorwort 1 Statistisches Bundesamt 2016a 2 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) 2012a, S. 4 3 BMWi 2012a, S. 4 1 Internationaler Tourismus 1 Hopfinger 2016, S. 4 f. 2 Ankünfte von nicht inländischen Gästen ab einer Übernachtung 3 United Nations World Tourism Organization (UNWTO) 2016, S. 4 4 UNWTO 2016, S. 4 5 UNWTO 2016, S. 7 6 UNWTO 2016, S. 4 7 UNWTO 2015, S. 15 8 Fugmann und Hopfinger 2009, S. 12 9 Arlt 2008, S. 21; Steinecke 2014, S. 167 ff. 10 Dies gilt sowohl für Incomingals auch für Outgoing-Intensitäten (gemessen je 100 Einwohner); Hall und Page 2014, S. 3 11 UNWTO 2016, Annex 9 12 Hall und Page 2014, S. 7 2 Inbound-Tourismus 1 United Nations World Tourism Organization (UNWTO) 2016, S. 3 f. 2 Deutsche Zentrale für Tourismus e.V. (DZT) 2015a, S. 5 und DZT 2015b, S. 26 3 Statistisches Bundesamt 2016a 4 eigene Berechnung basierend auf Statistisches Bundesamt 2016a 5 DZT 2015a, S. 12 6 DZT 2015a, S. 12 7 DZT 2015a, S. 16 und DZT 2015b, S. 26 8 eigene Berechnung basierend auf Statistisches Bundesamt 2015a 9 eigene Berechnung basierend auf Statistisches Bundesamt 2015a 10 eigene Berechnung basierend auf Statistisches Bundesamt 2015a 11 Arlt 2015 12 eigene Berechnung basierend auf Statistisches Bundesamt 2015a 3 Deutschlands Image als Reiseziel 1 Meffert, Bruhn und Hadwich 2015, S. 97 2 Eisenstein 2014, S. 102 ff.; Horster 2013, S. 12 ff. 3 Braun 1993, S. 304 4 Jeng und Fesenmaier 2002 5 Woodside und King 2005, S. 67 6 vgl. hierzu Steinecke 2016 7 Woodside und Lysonski 1989, S. 9 8 Um und Crompton 1999, S. 93 ff.; Moscardo et al. 1996, S. 112 9 Institut für Management und Tourismus (IMT) 2015 10 Anholt und GfK Public Affairs & Corporate Communications 2015 zitiert nach DZT 2016a-h 11 BRIC-Staaten: Brasilien, Russland, Indien und China 12 Befragt wurden 2.032 ausländische Besucher aus 31 teilnehmenden Gastnationen während der WM in Deutschland über das Bild von Deutschland und den Deutschen vor und nach dem Aufenthalt in Deutschland (von Stetten 2009, S. 26, 217, 377) 13 von Stetten 2009, S. 274 f. 14 Agreiter 2006, S. 118 15 Henning 1999, S. 94 16 Agreiter 2003, S. 2013 17 Agreiter 2003, S. 2013 18 Haubrich 2005, S. 30 19 IMT 2014 20 IMT 2013b 4 Outbound-Tourismus 1 Statistisches Amt der Europäische Kommission (Eurostat) 2016a 2 Eurostat 2016b 3 Eurostat 2016a 4 Eigene Berechnung basierend auf Euostat 2016a,b 5 Zeitraum Mai 2012 bis April 2013. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) 2014, S. 42 6 BMWi 2014, S. 43 7 Sonntag, Schrader und Lohmann 2016, S. 3 8 Schmücker, Grimm und Wagner 2015, S. 69 9 Sonntag, Schrader und Lohmann 2016, S. 3 10 Reinhardt 2016, S. 22 11 Schmücker, Grimm und Wagner 2015, S. 49 12 Reinhardt 2016, S. 23 13 Schmücker, Grimm und Wagner 2015, S. 65 14 Schmücker, Grimm und Wagner 2015, S. 65 15 Schmücker, Grimm und Wagner 2015, S. 35 16 Schmücker, Grimm und Wagner 2015, S. 36 17 Reinhardt 2016, S. 31 18 Lohmann, Schmücker und Sonntag 2014, S. 142 5 Übernachtungstourismus 1 Kagermeier 2015, S. 194 2 Reuber 2013, S. 1 3 Statistisches Bundesamt 2015a 4 Statistisches Bundesamt 2015a 5 Statistisches Bundesamt 2015a 6 Reuber 2013, S. 1 7 Statistisches Bundesamt 2015a 8 eigene Berechnung auf Basis von Statistisches Bundesamt 2015a und Statistisches Bundesamt 2014a 9 eigene Berechnung auf Basis von Statistisches Bundesamt 2015a und Statistisches Bundesamt 2004 10 eigene Berechnung auf Basis von Statistisches Bundesamt 2015a und Statistisches Bundesamt 2014b 11 Steinecke 2011a, S. 293 12 Matzarakis und Tinz 2014, S. 6 13 Matzarakis und Tinz 2014, S. 6 6 Urlaubstourismus 1 Popp und Reinhardt 2015, S. 139 2 Schmücker, Grimm und Wagner 2015, S. 8. Als „regelmäßig Reisende“ werden Reisende bezeichnet, die in den letzten drei Jahren jährlich mindestens eine Urlaubsreise von mindestens fünf Tagen Dauer gemacht haben. 3 Kiefl und Bachleitner 2005 122 <?page no="123"?> 4 Reinhardt 2016, S. 28; Sonntag, Schrader und Lohmann 2016, S. 4 5 Sonntag, Schrader und Lohmann 2016, S. 4 6 Sonntag, Schrader und Lohmann 2016, S. 3 (Urlaubsreisen ab 5 Tagen der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre) 7 der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren 8 Schmücker, Grimm und Wagner 2015, S. 69 9 Sonntag, Schrader und Lohmann 2016, S. 4 10 GfK SE, Shopper und Eisenstein 2016; Sonntag, Schrader und Lohmann 2016, S. 4 11 GfK SE, Shopper und Eisenstein 2016; Sonntag, Schrader und Lohmann 2016, S. 4; Reinhardt 2016, S. 31 12 Schmücker, Grimm und Wagner 2015, S. 35 13 Reinhardt 2016, S. 28 14 Stiftung für Zukunftsfragen 2012 15 Sonntag, Schrader und Lohmann 2016, S. 2 16 Schmücker, Grimm und Wagner 2015, S. 15 17 Lohmann, Schmücker und Sonntag 2014, S. 58 und S. 83 7 Tagestourismus 1 Ermittelt für Mai 2012 bis April 2013. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) 2014, S. 43. Die Quantifizierung der Tagesreisen der Inländer erfolgt in Deutschland außerhalb der amtlichen Tourismusstatistik über Bevölkerungsbefragungen. Federführend unter den bundesweiten Erhebungen ist die Grundlagenuntersuchung „Tagesreisen der Deutschen“. In Anlehnung an die Tourismusdefinition der Welttourismusorganisation (UNWTO) erfasst sie als Tagesreise jedes Verlassen des gewöhnlichen Wohnumfeldes, mit dem keine Übernachtung verbunden ist und das nicht als Fahrt zur Ausbildungsstätte bzw. zum Arbeitsplatz (ausgeschlossen sind auch Fahrten zu wechselnden Arbeitsplätzen wie z. B. Montage oder innerhalb der Arbeitsplatzgemeinde wie z. B. Dienstgänge) oder als Einkaufsfahrt zur Deckung des täglichen Bedarfs unternommen wird und auch sonst nicht einer gewissen Routine/ Regelmäßigkeit (z. B. regelmäßige Vereinsaktivitäten im Nachbarort, tägliche Krankenhausbesuche, Arztbesuche oder Behördengänge) folgt (BMWi 2014, S. 5 f.; United Nations - Department of Economic and Social Affairs - Statistics Division (UNSD) und UNWTO 2010, S. 10). 2 Statistisches Bundesamt 2015b, S. 7 3 BMWi 2014, S. 46 f. 4 BMWi 2014, S. 44 5 Die Angaben zu den je Bundesland (je Einwohner) produzierten Tagesreisen umfassen neben Tagesreisen mit Zielen im Inland auch Tagesreisen ins Ausland, die jedoch nur etwa 3,5 % des gesamten Tagesreiseaufkommens der Deutschen ausmachen (BMWi 2014, S. 44; Statistisches Bundesamt 2015b, S. 7. Tw. eigene Berechnungen auf Basis der angegebenen Quellen). 6 BMWi 2014, S. 43; GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a. Tw. eigene Berechnungen auf Basis der angegebenen Quellen. 7 Die Tourismusintensität gilt als Maßzahl für die Bedeutung des Tourismus für eine Region und setzt üblicherweise „die Anzahl der Gästeübernachtungen eines Zielgebietes in Beziehung zu der entsprechenden Einwohnerzahl (Übernachtungen im Zielgebiet je 1.000 Einwohner im Zielgebiet).“ (Eisenstein 2014, S. 90). In diesem Fall erfolgt die Anwendung der Maßzahl auf die vom jeweiligen Bundesland empfangenen Tagesreisen von Inländern. 8 Die Angaben zu Tagesausflügen beziehen sich auf die deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahre, die Angaben zu Tagesgeschäftsreisen auf die deutschsprachige Bevölkerung ab 15 Jahre. 9 Sämtliche Angaben in diesem Absatz umfassen neben Tagesreisen mit Zielen im Inland auch Tagesreisen ins Ausland, die jedoch nur etwa 3,5 % des gesamten Tagesreiseaufkommens der Deutschen ausmachen (BMWi 2014, S. 16, 23 f., 44. Tw. eigene Berechnungen auf Basis der angegebenen Quelle). 10 Bei den angegebenen Ausgaben handelt es sich um die während der Tagesreise getätigten Ausgaben. Ausgaben für die Fahrt zwischen Wohn- und Zielort der Tagesreise sowie Aufwendungen für die Reisevor- und -nachbereitung am Wohnort sind nicht eingeschlossen (BMWi 2014, S. 52, 61). 11 BMWi 2014, S. 61 ff. 12 BMWi 2014, S. 71, 82 f., 87. Ergebnisse zur wirtschaftlichen Bedeutung des inländischen Tagestourismus finden sich auch in dem für Deutschland für das Jahr 2010 erstellten Tourismus-Satellitenkonto (TSA) (Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) 2012a). 13 BMWi 2014, S. 26 f., 83 14 Stiftung für Zukunftsfragen 2015, S. 143 15 Grimm et al. 2009a, S. 74 ff. 16 BMWi 2014, S. 16 ff., 24 f. 17 siehe Artikel zum Städtetourismus in diesem Sammelband 8 Geschäftsreisetourismus 1 Die Abkürzung „MICE“ steht für „Meeting“, „Incentive“, „Convention“ und „Event“ und ist eine Sammelbezeichnung für die Veranstaltungsbranche (Schreiber 2012a). 2 Schreiber 2012b, S. 6 f. 3 Freyer 2015, S. 108 f.; Schreiber 2012b, S. 6 ff. 4 siehe Artikel zum Tagestourismus in diesem Sammelband 5 DRV Deutscher ReiseVerband e. V. (DRV) 2014a, S. 10 6 Transport ohne Ausgaben für Treibstoff. Der für das Jahr 2010 geltende Anteilswert bezieht sich auf den touristischen Gesamtkonsum der Deutschen im Inland, der sich aus den Gesamtausgaben der Tagesreisenden, der Übernachtungsreisenden sowie den Ausgaben der Deutschen für Auslandsreisen, die im Inland anfallen, zusammensetzt. Die genannten Gesamtausgaben umfassen sämtliche im Zusammenhang mit den Reisen der Deutschen im Inland angefallenen Ausgaben, auch für die An- und Abreise zum Zielort sowie für die Reisevor- und -nachbereitung (Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) 2012a, S. 87. Tw. eigene Berechnungen auf Basis der angegebenen Quelle). 7 GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a 8 Die Angabe umfasst neben Tagesreisen mit Zielen im Inland auch Tagesreisen ins Ausland, die jedoch mit 3,5 % nur einen geringen Anteil am gesamten privaten und geschäftlichen Tagesreiseaufkommen der Deutschen ausmachen (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) 2014, S. 23, 44). 9 Für Geschäftsreisen mit Übernachtung hier und auch im Folgenden immer bezogen auf Reisen ab 50 km. 10 Hierzu zählen Urlaubsreisen, Verwandten- und Bekanntenbesuche und sonstige private Übernachtungsreisen wie z. B. Kuraufenthalte. 11 Die Tourismusintensität gilt als Maßzahl für die Bedeutung des Tourismus für eine Region und setzt „die Anzahl der Gästeübernachtungen eines Zielgebietes in Beziehung zu der entsprechenden Einwohnerzahl (Übernachtungen im Zielgebiet je 1.000 Einwohner im Zielgebiet).“ (Eisenstein 2014, S. 90). 12 Freyer 2015, S. 109; Tödter 2012, S. 54 13 Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V. (AUMA) 2013, S. 5; Deutsche Zentrale für Tourismus e.V. (DZT) 2012, S. 9; Schreiber 2012a 123 <?page no="124"?> 13 eigene Berechnungen auf Basis von Statistisches Bundesamt 2016a 14 Tagesreisen der Deutschen im Zeitraum Mai 2012 bis März 2013 in den Reisegebieten Ostsee, Nordsee, Rügen/ Hiddensee, Vorpommern, Mecklenburgische Ostseeküste, Nordseeküste, Ostfriesische Inseln (zzgl. Ostfriesland). Eigene Berechnung auf Basis Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) 2014, S. 49 ff. 15 siehe den Artikel zur Saisonalität in diesem Sammelband. 16 Feige, Kirchhoff und Seidel 1998, S. 58 17 Matzarakis und Tinz 2014, S. 3 18 Matzarakis und Tinz 2014, S. 6; Schmücker 2014, S. 45 19 Swarbrooke 1999, S. 29 20 Jungk 1980, S. 154 11 Tourismus im Gebirge 1 Bieger, Laesser und Bischof 2003, S. 22 2 Raich und Alber 2012, S. 125 3 Steinecke 2006, S. 113 4 Steinecke 2006, S. 173; Roth, Krämer und Görtz 2012, S. 7 5 Steinecke 2006, S. 113 6 Kagermeier und Willms 2010, S. 9 7 Roth, Krämer und Görtz 2012, S. 7; Jülg 2004, S. 252 8 Abegg et al. 2007, S. 28 f. 9 Schneider und Schönbein 2006, S. 28 10 Abegg et al. 2007, S. 55 11 Angabe in Prozent der Befragten. Institut für Management und Tourismus (IMT) 2013a 12 Roth, Krämer und Görtz 2012, S. 76 13 Roth, Krämer und Görtz 2012, S. 77 14 Müller et al. 2012, S. 229 15 Steinecke 2006, S. 208 f. 16 Müller et al. 2012, S. 229; Pröbstl-Haider und Pütz 2016, S. 15 17 vgl. z. B. Abegg et al. 2007, S. 37 ff.; Rein und Strasdas 2015, S. 70; Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg 2005, S. 70; Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Technologie und Arbeit 2008, S. 31 f. 18 vgl. z. B. Abegg et al. 2007, S. 56; Pröbstl-Haider und Pütz 2016, S. 16; Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg 2005, S. 70 19 Serquet und Rebetez 2011, S. 299; Matzarakis und Tinz 2014, S. 1 20 Lumma und Groß 2010, S. 116 12 Tourismus in Städten 1 Freytag und Popp 2009, S. 7 2 Hopfinger 2007, S. 106 3 eigene Berechnung basierend auf Statistisches Bundesamt 2015c 4 eigene Berechnungen basierend auf Statistisches Bundesamt 2015a und Statistisches Bundesamt 2015c 5 Statistisches Bundesamt 2015a 6 Institut für Management und Tourismus (IMT) 2013a 7 IMT 2013a 8 GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a 9 Hartmann und Pasel 2014 10 Kagermeier, Köller und Stors 2015, S. 141 11 Kagermeier 2015, S. 213 12 Kagermeier 2015, S. 214; Novy 2013, S. 270 13 vgl. Judd 1999 14 Novy 2013 15 vgl. hierzu Glatter und Weber 2010 16 Novy 2013, S. 270 f. 17 o. V. 2011 14 AUMA 2015, S. 15 f. 15 Die Angaben beziehen sich auf 203 von der Gesellschaft zur Freiwilligen Kontrolle von Messe- und Ausstellungsdaten (FKM) zertifizierte Messen. Zielsetzung der FKM-Zertifizierung ist die Erfassung objektiver, auf der Basis einheitlicher Definitionen und Kriterien erhobener Messe- und Ausstellungszahlen z. B. zu Ausstellern, Standflächen und Besucherzahlen (FKM 2012, S. 8; FKM 2015, S. 2, 10 ff.). 16 Die Angaben beziehen sich auf 7.152 Veranstaltungszentren, Tagungshotels und Event-Locations mit mindestens 100 Sitzplätzen im größten Saal bei Reihenbestuhlung (Europäisches Institut für TagungsWirtschaft GmbH (EITW) 2015, S. 9). 17 Die Angaben beziehen sich auf von Verbänden oder anderen nicht staatlichen Institutionen initiierte internationale Kongresse mit mindestens 50 Teilnehmern, die regelmäßig stattfinden und zwischen mindestens drei Ländern rotieren (International Congress and Convention Association (ICCA) 2015, S. 10 f., 13). 18 DB Vertrieb GmbH 2015, S. 6, 11; DRV 2014b, S. 63; EITW 2015, S. 36 19 Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (VDR) 2015, S. 4 20 DB Vertrieb GmbH 2015, S. 9, 12, 14 f.; German Convention Bureau e. V. (GCB) 2013, S. 16 ff.; GCB 2014, S. 21 ff. 9 Tourismus auf dem Land 1 Henkel 2004, S. 208 ff. 2 Birch und Wachter 2011, S. 3 3 Cohen 2011, S. 24 4 Wöhler, Pott und Denzer 2010, S. 11 f. 5 Steinecke 2011a, S. 201 6 Henkel 2004, S. 33 7 Institut für Management und Tourismus (IMT) 2013a, vgl. auch Grimm, Schmücker und Ziesemer 2012, S. 32 8 IMT 2013a 9 GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a 10 eigene Berechnung basierend auf Statistisches Bundesamt 2014c 11 Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2011, S. 16 12 Steinecke 2011a, S. 206 ff. 13 Kaiser 2009, S. 58; Grimm, Schmücker und Ziesemer 2012, S. 37 14 Steinecke 2011a, S. 202 15 eigene Zusammenstellung basierend auf LV digital GmbH 2015 und Bundesarbeitsgemeinschaft für Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus in Deutschland e.V. 2015 10 Tourismus an der Küste 1 Matzarakis und Tinz 2014, S. 6; siehe auch Artikel zum Klimawandel in diesem Sammelband. 2 Kagermeier 2016, S. 10 3 z. B. Agarwal und Shaw 2007; Teal und Sheridan 2009 4 z. B. Wong 2009 5 z. B. Pearce 2009 6 z. B. King 2007; Moscardo 2009 7 Bundesamt für Naturschutz (BfN) 1997, S. 44 8 Steinecke 2011a, S. 143 f. 9 Steinecke 2011a, S. 150 10 Sonntag, Schrader und Lohmann 2016, S. 4 11 Einfachnennung des Hauptreiseanlasses: „Badeurlaub/ Urlaub am Meer/ an einem See“ 12 Urlaubsreisen der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 1 Übernachtung und ab 50 km vom Wohnort (GfK SE, Shopper und Eisenstein 2016) 124 <?page no="125"?> 13 Tourismus in altindustriellen Räumen 1 Schmücker, Grimm und Wagner 2015 2 Institut für Management und Tourismus (IMT) 2013a 3 Ebert 2004, S. 27 f. 4 Ebert 1999, S. 59 5 Soyez 1993a, S. 41 6 Soyez 1993b, S. 43 7 Ebert 2004, S. 27 f. 8 Neumann, Trettin und Zakrzewski 2012, S. 9 9 IMT 2013a 10 UNESCO-Welterbestätten Deutschland e. V. 2015 11 Ebert 2001, S. 125 12 Klenner 2014, S. 164 f. 13 Ebert 2004, S. 35 14 zur Inszenierung im Tourismus vgl. u. a. Steinecke und Treinen 1997 15 Baumgartner und Biedenkapp 2001, S. 211 14 Verkehrsträger und Reisemobilität 1 Groß 2011a, S. 1; Mundt 2013, S. 253 2 Page 2009, S. 14 3 Freyer und Groß 2003, S. 12 4 Freyer und Groß 2003, S. 8; Groß 2011a, S. 1; Schulz 2014, S. 6 5 Freyer und Groß 2003, S. 8; Schulz 2014, S. 6 6 ab 50 km Entfernung zum Wohnort und mindestens einer Übernachtung, GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a 7 GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a 8 Urlaubsreisen ab 5 Tagen Dauer der deutschen/ deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 14 Jahren ins In- und Ausland, Frick et al. 2014, S. 28 9 Radke 2014, S. 101 10 Im Besitz der Deutschen Bahn AG, vgl. Radke 2014, S. 53 11 Statistisches Bundesamt 2015d 12 Statistisches Bundesamt 2015d 13 Statistisches Bundesamt 2015e 14 eigene Berechnung basierend auf Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) 2016a 15 Strasdas und von Bischopinck 2016, S. 48 f. 16 Strasdas und von Bischopinck 2016, S. 50 15 Reiseveranstalter und Reisebüros 1 DRV Deutscher ReiseVerband e.V. (DRV) 2016, S. 6 2 Pompl 1996, S. 3 3 Bastian 2008, S. 583 4 Pompl 2008, S. 536 5 Touristikjahr 2014/ 15: 1.11.2014 - 31.10.2015 6 eigene Berechnung in Anlehnung an Hildebrandt 2015a, S. 6 7 Hildebrandt 2015a, S. 6 8 eigene Berechnung in Anlehnung an Hildebrandt 2015a, S. 6 9 Hildebrandt 2015a, S. 6 f. 10 Steinecke 2011a, S. 88 11 Berg 2012, S. 73 12 Mundt 2011, S. 18 f.; Berg 2012, S. 75 13 Berg 2012, S. 72 14 Hildebrandt 2015a, S. 6 15 Hildebrandt 2015a, S. 6 16 Voigt 2012, S. 62; Hildebrandt 2015a, S. 7 17 Freyer und Pompl 2008, S. 11; Berg 2012, S. 171 18 Mundt 2011, S. 303 19 DRV 2016, S. 15 20 DRV 2016, S. 12 21 Steinecke 2011, S. 94 22 von Dörnberg, Freyer und Sülberg 2013, S. 246 23 bezogen auf Urlaubsreisen ab fünf Tagen Dauer und mit Vorausbuchung 24 Sonntag, Schrader und Lohmann 2016, S. 5 25 Schmücker, Grimm und Wagner 2015, S. 15; Sonntag, Schrader und Lohmann 2016, S. 5 26 Deutsche Presse-Agentur GmbH (dpa) 2016 27 DRV 2016, S. 13 16 Beherbergungsbetriebe 1 Mundt 2013, S. 370 2 Freyer 2015, S. 165 3 Freyer 2015, S. 167 f. 4 Freyer 2015, S. 168 5 Steinecke 2011a, S. 72 6 Freyer 2015, S. 171 ff. 7 Statistisches Bundesamt 2008b, S. 122 und 418 ff. 8 Statistisches Bundesamt 2016d, S. 4 9 Hierzu zählen Erholungs- und Ferienheime, Ferienzentren, Ferienhäuser und -wohnungen, Jugendherbergen und Hütten. Vgl. dazu ebenfalls Statistisches Bundesamt 2008b, S. 122, 418 ff. sowie Statistisches Bundesamt 2016d, S. 4 ff. 10 Statistisches Bundesamt 2016d, S. 5 11 Statistisches Bundesamt 2016d, S. 4 ff. sowie Statistisches Bundesamt 2008b, S. 122, S. 418 ff., S. 515 f., S. 520 12 Statistisches Bundesamt 2016d, S. 4 13 privat bei Verwandten, Freunden oder Bekannten; eigenes Appartement, Ferienwohnung oder Ferienhaus; Privatunterkunft (gegen Entgelt) 14 GfK SE, Shopper und Eisenstein 2016 15 Statistisches Bundesamt 2015a 16 eigene Berechnung basierend auf Statistisches Bundesamt 2015a 17 eigene Berechnung basierend auf Statistisches Bundesamt 2015a 18 eigene Berechnung basierend auf Statistisches Bundesamt 2015a 19 Freyer 2015, S. 180; Steinecke 2011a, S. 73 20 eigene Berechnung basierend auf Statistisches Bundesamt 2010b, 2011b, 2012b, 2014a,d, 2015a 21 Steinecke 2011a, S. 73 17 Die klassische Hotellerie in Deutschland 1 Statistisches Bundesamt 2015a 2 eigene Berechnung basierend auf Statistisches Bundesamt 2015a 3 eigene Berechnung basierend auf Statistisches Bundesamt 2015a 4 geöffnete Betriebe: Betriebe, die über das Jahr gesehen ganz oder teilweise geöffnet sind. 5 Statistisches Bundesamt 2012b, 2014a,d, 2015a 6 Statistisches Bundesamt 2012b, 2014a,d, 2015a 7 Statistisches Bundesamt 2015a 8 Eisenstein und Gruner 2007, S. 375 9 Markenhotellerie: Kette, Kooperation oder Franchiseorganisation, die mindestens vier Hotelleriebetriebe führt, mindestens einen Standort in Deutschland hat und mit einer Markenstrategie am Markt arbeitet. 10 Hotelverband Deutschland (IHA) 2015a, S. 219 11 IHA 2015a, S. 226 12 IHA 2015a, S. 226 13 IHA 2015a, S. 19 14 Der RevPAR setzt sich zusammen aus der Zimmerauslastung und dem durchschnittlichen Netto-Zimmerpreis. 15 IHA 2015a, S. 27 16 IHA 2015a, S. 32 125 <?page no="126"?> plätze (für Wohnmobile ausgewiesene Stellflächen, häufig mit Ver- und Entsorgungseinrichtungen) und Wohnmobilhäfen (Stellflächen mit gehobener Ausstattung ausschließlich für Wohnmobile) (DTV 2014a, S. 2). Europas größtes Reisemobil-Magazin promobil weist in seiner Onlinedatenbank für Deutschland rund 3.500 solcher Reisemobilstellplätze aus (Stand: 25.04.2016). Neben reinen Wohnmobilstellplätzen umfasst die Datenbank allerdings auch Stellplätze auf bzw. vor der Schranke von Campingplätzen (Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG 2016.). 10 Die Angaben beziehen sich auf die von der amtlichen Beherbergungsstatistik erfassten Campingplätze mit zehn und mehr Standplätzen, das touristische Aufkommen auf Kleincampingplätzen ist nicht berücksichtigt. Das Nachfrageaufkommen im Touristikcamping ist somit insgesamt höher anzunehmen als von der amtlichen Statistik ausgewiesen. 11 Beim Dauercamping wird in der Regel keine Mobilität, sondern das Festmachen einer eigentlich beweglichen Unterkunft an einem Ort angestrebt, so dass es fallweise als Form des immobilen bzw. teilmobilen Freizeitwohnens beschrieben wird (Luft 2007, S. 36; Newig 2000, S. 68 f.). Da sich Dauercamper auf ihren Dauerstellplätzen ähnlich wie Besitzer von Ferienhäusern außerhalb ihrer gewohnten Umgebung aufhalten und während ihres Aufenthaltes auf und außerhalb des Campingplatz touristische Angebote konsumieren und dafür entsprechende Ausgaben tätigen, finden sie in touristischen Studien in der Regel als relevantes Marktsegment Berücksichtigung (vgl. z. B. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) 2012a, S. 44). Elementares Differenzierungskriterium des Dauercampings gegenüber dem Touristikcamping ist die Nutzungsdauer des Standplatzes. Während im Touristikcamping der Stellplatz in der Regel für die Dauer von Tagen oder Wochen gemietet wird, erfolgt die Stellplatzmiete im Dauercamping zumeist auf Monats- oder Jahresbasis (Statistisches Bundesamt 2016d, S. 5). 12 BMWi 2010a, S. 17, 27 13 eigene Berechnung auf Basis von Statistisches Bundesamt 2005 und Statistisches Bundesamt 2015g; 2004 sind Campingplätze ab drei Standplätzen berücksichtigt, 2014 Campingplätze ab 10 Standplätzen. 14 BMWi 2010a, S. 10, 16 15 Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern 2014, S. 47 f. 16 „Glamping“ ist eine Verbindung der Wörter „Glamorous“ und „Camping“ und beschreibt eine Art von Campingurlaub, die Stil und Glamour mit Naturnähe und Unkompliziertheit verbindet (Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern 2014, S. 50). 17 DTV 2015a, S. 16; Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern 2014, S. 49 ff. 20 Familienurlaub 1 GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a 2 Statistisches Bundesamt 2016e; Statistisches Bundesamt 2014e, S. 58 3 Lohmann, Schmücker und Sonntag 2014, S. 121; Grimm et al. 2009b, S. 9 ff.; Schänzel und Yeoman 2015, S. 145 4 GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a 5 GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a 6 GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a 7 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) 2014 8 Institut für Management und Tourismus (IMT) 2010, 2013a 9 Statistisches Bundesamt 2015h 10 Statistisches Bundesamt 2014e, S. 31, 49, 58 17 In der DEHOGA-Sterne-Klassifizierung werden die Betriebe anhand eines festgelegten Kriterienkatalogs in unterschiedliche Sterne-Kategorien (1 bis 5 Sterne) eingeordnet. Es stehen die Zimmer und die jeweilige Ausstattung im Vordergrund. 18 IHA 2015a, S. 282 19 Service-Q beschäftigt sich mit Maßnahmen zur stetigen Verbesserung des Services und der Qualität. Vgl. auch ServiceQualität Deutschland (SQD) e. V. 2016a 20 SQD 2016b 21 IHA 2015a, S. 74 ff. 22 IHA 2015b 18 Ferienhäuser und -wohnungen 1 FeWo-direkt 2015, S. 8 2 Freyer 2015, S. 174 f. 3 Becker 2000, S. 72 4 Beherbergungsstatistikgesetz (BeherbStatG) 2002 5 Zeiner et al. 2015, S. 4 6 eigene Berechnung basierend auf Zeiner et al. 2015, S. 16 und Statistisches Bundesamt 2015a 7 eigene Berechnung basierend auf Zeiner et al. 2015, S. 16 und Statistisches Bundesamt 2015a 8 eigene Berechnung basierend auf Zeiner et al. 2015, S. 18 und Statistisches Bundesamt 2015a 9 FeWo-direkt 2015, S. 10 10 Wüstemann, Coppel und Masin 2015, S. 54 ff. 11 FeWo-direkt 2015, S. 10 12 Deutscher Tourismusverband e.V. (DTV) 2016b 13 o. V. 2016, vgl. auch Zweckentfremdungsverbot-Gesetz (ZwVbG) 2013 und Wohnraum-Zweckentfremdungsverbots-Gesetz (ZwEWG) 2007 14 Deutscher Tourismusverband e. V. (DTV) und Deutscher Ferienhausverband e. V. (DFV) 2016, S. 2 f. 19 Campingtourismus 1 Institut für Management und Tourismus (IMT) 2013a 2 GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a 3 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) 2010a, S. 28 4 Luft 2007, S. 36 5 BMWi 2010a, S. 10 6 Die amtliche Beherbergungsstatistik erfasst Campingplätze mit zehn und mehr Standplätzen, die zumindest zum Teil für die touristische Nutzung zur Verfügung stehen. Ein Standplatz entspricht dabei vier Schlafgelegenheiten (Statistisches Bundesamt 2016d, S. 4 ff.). Campingplätze sind ferner definiert als „abgegrenzte Gelände, die jedermann zum vorübergehenden Aufstellen von mitgebrachten Wohnwagen, Reisebzw. Wohnmobilen oder Zelten zugänglich sind.“ (Statistisches Bundesamt 2016d, S. 5). 7 BMWi 2010a, S. 9 f. 8 In der Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes finden Wohnmobile, die während des Jahres vorübergehend stillgelegt werden bzw. die als Pkw, Lkw oder Büromobil angemeldet sind, keine Berücksichtigung. Der Caravaning Industrie Verband e.V. (CIVD) schätzt daher die tatsächliche Anzahl der deutschlandweit in Gebrauch befindlichen Wohnmobile auf rund 450.000 (CIVD 2016, S. 12.). 9 „Wohnmobilstellplätze sind eigens für die spezifischen Anforderungen von Wohnmobilen und ihren Nutzern ausgestattete Übernachtungsplätze, deren Benutzung rund um die Uhr möglich sein muss.“ (Deutscher Tourismusverband e. V. (DTV) 2014a, S. 2). Unterschieden werden Transitplätze (einfacher Übernachtungsplatz, oft ohne Komfort), Kurzzeit- 126 <?page no="127"?> 11 Statistisches Bundesamt 2014e, S. 52 12 Lohmann, Schmücker und Sonntag 2014, S. 121 13 Lohmann, Schmücker und Sonntag 2014, S. 121 f.; Grimm et al. 2009b, S. 9 ff. 14 Schänzel und Yeoman 2015, S. 142 f. 15 Schänzel und Yeoman 2015, S. 145 16 Lohmann, Schmücker und Sonntag 2014, S. 121 21 Naturtourismus 1 Müller 2007, S. 4 2 Stiftung für Zukunftsfragen 2014a 3 Schmücker und Koch 2014, S. 82 4 Schmücker und Koch 2014, S. 46 5 Müller 2007, S. 4 6 Strasdas 2001, S. 6 7 Rein und Strasdas 2015, S. 107 8 Rein und Strasdas 2015, S. 119. U. a. in Anlehnung an: Lindberg 1991, S. 3 9 Strasdas und Zeppenfeld 2011, S. 55 10 Dreyer 1995, S. 15 11 Bundesamt für Naturschutz (BfN) 2015c 12 Institut für Management und Tourismus (IMT) 2013a 13 GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a 14 Rein und Strasdas 2015, S. 109 15 Job 2016, S. 1 16 Job et al. 2013, S. 15 17 BfN 2016a 18 BfN 2016b 19 BfN 2016c 20 Rein und Strasdas 2015, S. 109 21 Wöbse 2002, S. 248 22 Danielli und Sonderegger 2009, S. 39 23 vgl. z. B. forum anders reisen e. V. 2015 24 vgl. u. a. Job et al. 1993, S. 5; Becker, Job und Witzel 1996, S. 104 ff.; Eilzer 2007, S. 16 ff.; Rein und Strasdas 2015, S. 111 ff. 25 Müller 2007, S. 5 26 Bieger und Beritelli 2013, S. 8 27 Engels und Job-Hoben 2009, S. 8 28 Eisenstein 2014, S. 53 22 Wandertourismus 1 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) 2010b, S. 57 2 Dreyer und Menzel 2009, S. 74 3 BMWi 2010b, S. 32 4 Dreyer, Menzel und Endreß 2010, S. 275 5 BMWi 2010b, S. 32 6 Leder 2011, S. 128 7 BMWi 2010b, S. 34 8 Brämer 2008, S. 1 9 PROJECT M GmbH und Quack 2014, S. 11 10 BMWi 2010b, S. 28 11 BMWi 2010b, S. 29 12 Die Wanderintensität stellt die Zahl der von der Bevölkerung einer Region insgesamt durchgeführten Wanderungen bezogen auf die Einwohnerzahl der Region dar. 13 BMWi 2010b, S. 54 14 Institut für Management und Tourismus 2013a 15 Stiebitz und Behrens-Egge 2012, S. 17 16 BMWi 2010b, S. 62 f. 17 BMWi 2010b, S. 67 f. 18 [sic! ] BMWi 2010b, S. 68 19 BMWi 2010b, S. 129 20 Stiebitz und Behrens-Egge 2012, S. 18 21 Dreyer, Menzel und Endreß 2010, S. 282 22 Brämer 2006, S. 70 23 Menzel und Dreyer 2009, S. 276 24 PROJECT M GmbH und Quack 2014, S. 43 25 PROJECT M GmbH und Quack 2014, S. 40 26 BMWi 2010b, S. 75 27 BMWi 2010b, S. 133 23 Radtourismus 1 Dreyer, Mühlnickel und Miglbauer 2012, S. 1 2 Dreyer, Mühlnickel und Miglbauer 2012, S. 16 3 Egger und Luger 2015, S. 420 4 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) 2009, S. 14 5 BMWi 2009, S. 14 6 BMWi 2009, S. 25 7 Unter Berücksichtigung der Fahrtkosten der Touristen und der Ausrüstungsinvestitionen liegen beide Tourismussegmente jedoch in etwa auf gleicher Höhe; vgl. BMWi 2009, S. 36 und BMWi 2010a bzw. Artikel zum Campingtourismus in diesem Sammelband. 8 GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a 9 GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a 10 Dreyer, Mühlnickel und Miglbauer 2012, S. 20 11 Allgemeiner Deutscher Fahrradclub (ADFC) 2016 12 Dreyer, Mühlnickel und Miglbauer 2012, S. 20 13 Dreyer, Mühlnickel und Miglbauer 2012, S. 21 14 BMWi 2009, S. 66 f. 15 ADFC 2016 24 Reittourismus 1 BTE Tourismusmanagement, Regionalentwicklung (BTE) 2009, S. 21 2 BTE 2009, S. 21 f., S. 32 f. 3 BTE 2009, S. 21 4 Ikinger, Wiegand und Spiller 2014, S. 7 5 Ikinger, Wiegand und Spiller 2014, S. 7 6 Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN) 2015, S. 152 7 FN 2015, S. 158 8 Institut für Management und Tourismus (IMT) 2013a 9 BTE 2009, S. 31 10 BTE 2009, S. 47 11 BTE 2009, S. 31 12 BTE 2009, S. 45 f. 13 BTE 2009, S. 46 14 IMT 2013a 15 FN 2015, S. 119 ff.; FN 2016 16 eigene Berechnung auf Basis von FN 2009, S. 102 ff. und Statistisches Bundesamt 2010c 17 BTE 2009, S. 98 18 BTE 2009, S. 192 19 BTE 2009, S. 178 20 BTE 2009, S. 179 25 Tourismus am und auf dem Wasser 1 Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) 2015 2 Daneben werden dem Wassertourismus im weiteren Sinne auch Aktivitäten zugeordnet, bei denen das Wasser nur eine Nebenrolle spielt (wasserbezogener Tourismus, z. B. Strand- und Badetourismus). Des Weiteren gehören die Schifffahrt (z. B. Fahrgastschifffahrt) sowie mit dem Wassertourismus verbundene Segmente (z. B. maritime Großveranstaltungen) zum ganzheitlichen Wassertourismusbegriff (Maschewski et al. 2003, S. 6 f.). Für eine allumfassende Betrachtung des 127 <?page no="128"?> 27 Gartentourismus 1 Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e. V. (DGG) 2015 2 DGG 2015 3 VuMA (Arbeitsgemeinschaft Verbrauchs- und Medienanalyse) 2015a 4 VuMA 2014a 5 VuMA 2014b 6 Schröder 2016; Winterbauer 2015 7 Winterbauer 2015 8 Hlavac 2011, S. 171 9 Brittner-Widmann 2013, S. 253 10 Institut für Management und Tourismus (IMT) 2013a 11 Hlavac 2011, S. 171 12 Brandt 2004, S. 19 13 Brandt 2004, S. 23 14 Brandt 2004, S. 19 15 Brandt 2004, S. 22 f. 16 Benesch und Doblhammer 2006, S. 67 ff. 17 Benesch und Doblhammer 2006, S. 76 ff. 18 Benesch und Doblhammer 2006, S. 85 19 Hlavac 2002, S. 20 und Antz 2006, S. 109 ff. 20 Hlavac 2002, S. 23 f. 21 Ringkamp 2007, S. 53 22 Hlavac 2002, S. 25 28 Kulturtourismus 1 Schwencke 2004, S. 21 2 Hartmann 2010, S. 67 3 Steinecke 2007, S. 6 ff. 4 eigene Berechnung basierend auf Deutscher Bühnenverein 2014, S. 256 und Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2015 5 Steinecke 2007. S. 9 6 Generalkonferenz der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur 1972 7 Institut für Management und Tourismus (IMT) 2013c 8 Bratl und Bartos 2011, S. 199; Organisation for Economic Cooperation and Development (OECD) 2009, S. 1 9 IMT 2013a 10 Pröbstle 2014, S. 341 11 Hausmann 2011, S. 116 und Steinecke 2011b, S. 11 ff. 12 GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a 13 Hausmann 2011, S. 110 ff. 14 zu Kooperationen im Destinationsmanagement siehe z. B. Eisenstein, Eilzer und Dörr 2015 15 Föhl und Pröbstle 2011; IMT 2007 29 Volksfeste und Brauchtumsveranstaltungen 1 Szabo 2007, S. 2 2 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) 2013a, S. 11 3 Institut für Management und Tourismus (IMT) 2013a 4 Schrahe et al. 2013, S. 43 5 Schrahe et al. 2013, S. 10 6 Schrahe et al. 2013, S. 10 7 Schrahe et al. 2013, S. 10 8 Schrahe et al. 2013, S. 10 9 Turner 2005, S. 94 ff. 10 Turner 2005 11 May 2012, S. 226 ff. 12 May 2012, S. 226; Kuper 1987, S. 146 13 Szabo 2007, S. 70 14 Helena 2015 15 Schrahe et al. 2013, S. 42 Wassertourismus vgl. bspw. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) 2012b 3 Maschewski et al. 2003, S. 3 4 BMWi 2012b, S. 16 ff.; BMVi 2015; Haass 2011, S. 23 f.; Maschewski et al. 2003, S. 66; Industrie- und Handelskammer Potsdam (IHK Potsdam) 2015 5 Abgefragt wurde „Wassersport (nicht Segeln)“. 6 Institut für Management und Tourismus (IMT) 2013a. Basis: deutschsprachige Wohnbevölkerung zwischen 14 und 74 Jahren. Für andere Wassersportarten wie Rudern oder Tauchen liegen keine vergleichbaren Daten vor. 7 Zukunftsinstitut GmbH 2014, S. 30 8 Haass 2011, S. 39 9 GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a 10 Die „Steuerräder“ des ADAC sind eine europaweit einheitliche Klassifikation von Sportboothäfen. Die Prüfung erfolgt ohne Auftragsverfahren und Kosten für die Betriebe. Die wichtigsten Stärken eines Hafens werden herausgestellt und dem Leser transparent vermittelt. In zwei Leistungsskalen gibt die Klassifikation Auskunft über das Angebot in den zentralen Bereichen Technik und Service sowie Verpflegung und Freizeit (ADAC Touring GmbH 2015). 11 Das Qualitätssiegel „maritim“ ist ein Informationssystem mit Qualitätsversprechen. Die Qualität der Häfen wird alle drei Jahre überprüft (Deutscher Motoryachtverband e. V. (DMYV) 2015b). 12 Die Kanu-Stationen verschreiben sich festen Qualitätskriterien (Deutscher Kanu-Verband e. V. (DKV) 2015). 13 Das Qualitätslabel „Qualitätsmanagement Wassertourismus Kanu“ wurde erst 2014 eingeführt. Derzeit liegt noch keine aktuelle Übersicht der zertifizierten Betriebe vor, daher ist dieses Label nicht in der Karte enthalten (Deutscher Tourismusverband e. V. (DTV) 2015c). 14 BMWi 2012b, S. 38 ff.; DTV 2015d 15 Maschewski et al. 2003, S. 35 16 BMWi 2012b, S. 38 17 BMVi 2015; Maschewski et al. 2003, S. 22 ff. 18 BMVi 2015; Maschewski et al. 2003, S. 22 ff. 19 Maschewski et al. 2003, S. 27 ff. 20 vgl. bspw. DTV 2014b 26 Golftourismus 1 Deutscher Golf Verband e. V. (DGV) 2015, S. 7 2 eigene Berechnung auf Basis von DGV 2015, S. 4 3 DGV 2015, S. 5 f. 4 Vereinigung clubfreier Golfspieler im DGV e. V. 2014a 5 Mit nicht organisierten Golfern sind Golfer ohne anerkannten Mitgliedsausweis sowie deutsche Mitglieder anerkannter ausländischer Golf-Clubs gemeint. 6 GTC - Golf & Tourism Consulting GbR 2005, S. 17 7 DGV 2015, S. 8 ff. 8 Mursch 2000, S. 94 9 eigene Berechnung auf Basis von DGV 2015, S. 13 10 DGV 2015, S. 13 11 DGV 2015, S. 15 12 Vereinigung clubfreier Golfspieler im DGV e. V. 2014b 13 Dreyer 2004, S. 330 f. 14 Hudson und Hudson 2014, S. 6 15 Institut für Management und Tourismus (IMT) 2013a 16 Golf Tourism Development & Services 2009, S. 73 ff. 17 Hudson und Hudson 2014, S. 42; GTC - Golf & Tourism Consulting GbR 2005, S. 53; Dreyer 2004, S. 368 18 DGV 2015, S. 7 19 GTC - Golf & Tourism Consulting GbR 2005, S. 35; Dreyer 2004, S. 353 f.; DGV 2015, S. 7 128 <?page no="129"?> 16 BMWi 2013a, S. 11 17 Szabo 2007, S. 1. Über Informationen zur gesellschaftspsychologischen Funktion von Fahrgeschäften im Wandel der Zeit siehe Szabo 2005. 18 Lischke Consulting GmbH 2005, S. 4 19 Lischke Consulting GmbH 2005, S. 4 30 Themen-, Freizeit- und Erlebnisparks und Zoologische Gärten 1 Steinecke 2009, S. 61 2 Fichtner 2000, S. 82 3 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) 2013a, S. 4 4 Steinecke 2011a, S. 258 5 Steinecke 2009, S. 64 f., S. 210 6 Steinecke 2009, S. 206 7 Fichtner 2000, S. 82 8 bspw. das Phantasialand auf einem ehemaligen Tagebaugebiet in Brühl oder die Nutzung ehemaliger Schlossanlagen beim Europa-Park in Rust; Fichtner 2000, S. 82; Steinecke 2011a, S. 260. 9 Aufgenommen wurden Freizeit- und Erlebnisparks, die auf der Seite www.parkscout.de gelistet sind. 10 Aufgenommen wurden Zoos und Tierparks, die Mitglied in mind. einem der folgenden Verbände sind: Deutsche Tierparkgesellschaft, Deutscher Wildgehege-Verband e. V., Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) e. V. Weiterhin wurden Zoos und Tierparks aufgenommen, die auf der Seite www. parkscout.de gelistet sind. 11 Stiftung für Zukunftsfragen 2015 12 VuMA (Arbeitsgemeinschaft Verbrauchs- und Medienanalyse) 2015b 13 VuMA 2015b 14 Stiftung für Zukunftsfragen 2015 15 Im aufgeführten Ranking wurden ausschließlich Zoos und Tierparks berücksichtigt, die im Verband Deutscher Zoodirektoren (VDZ) Mitglied sind und eine Besucherzahl von 1 Mio. Besuchern vorweisen können. Die Zoos und Tierparks ermitteln ihre Besucher nach dem sogenannten VDZ- Schlüssel: Verkaufte Tageskarten + 5 Prozent für Freikarten + Anzahl der Jahreskarten * 20 = Besucherzahl (VDZ 2015) 16 Steinecke 2009, S. 220 17 Stiftung für Zukunftsfragen 2013 18 BMWi 2013a, S. 4 19 BMWi 2013a, S. 4 20 Herrmann 2013, S. 199 21 BMWi 2013a, S. 5 22 BMWi 2013a, S. 5 ff. 31 Eventtourismus 1 Landgrebe und Schnell 2005, S. 290 2 Freyer 2011, S. 637 3 Zanger 2013, S. 8 4 Institut für Management und Tourismus (IMT) 2013a 5 GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a 6 GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a 7 in Anlehnung an Zanger 2010, S. 110 8 eigene Berechnung auf Basis von Statistisches Bundesamt 2016f,g 9 Schütte 2015 10 ICS Festival Service GmbH (ICS) 2012, S. 11 11 ICS 2012, S. 9 12 Köhler 2014, S. 1 32 Shoppingtourismus 1 Deutsche Zentrale für Tourismus e. V. (DZT) 2015c 2 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) 2012a 3 Widman 2008, S. 49 f. 4 Widman 2006, S. 15 5 Widman 2006, S. 21 6 Widman 2008, S. 48 7 Widman 2008, S. 49 8 GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a 9 BMWi 2012a 10 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) 2014 11 Hahn 2011, S. 21 12 Fürst und Kujath 2004, S. 51 13 Vogels 1999, S. 12 14 Hüttner 2005 15 Widmann 2008, S. 50 16 Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH (GMA) 2015 17 EHI Retail Institute 2015a 18 EHI Retail Institute 2015b 19 EHI Retail Institute 2015c 20 Steinecke 2009, S. 143 21 Quack 2000, S. 190 22 Steinecke 2009, S. 142 23 Steinecke 2009, S. 142 24 Korn 2006 33 Kulinarischer Tourismus 1 Freyer 2015, S. 65; Groß 2011b, S. 217 2 Jätzold 1993, S. 138 3 Ottenbacher und Harrington 2013, S. 4 4 Jätzold 1993, S. 138; Linne 2008, S. 62 f. 5 Groß 2011b, S. 230; Long 2004, S. 35 6 Groß 2004, S. 126 f. 7 Brunner 2011, S. 39 8 Presse- und Informationsamt der Bundesregierung 2013 9 VuMA (Arbeitsgemeinschaft Verbrauchs- und Medienanalyse) 2015c: Top 2-Wert auf einer 6er-Skala von „trifft voll und ganz zu“ bis „trifft überhaupt nicht zu“. Basis: deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahre. 10 Institut für Management und Tourismus (IMT) 2010, 2013a 11 Tourismus Zentrale Saarland GmbH (TZS) 2016 12 IMT 2013a 13 IMT 2013a 14 Michelin Travel Partner 2016 15 IMT 2013a 16 Götz 2006; Steinecke 2007, S. 223 17 Steinecke 2007, S. 237 18 Dreyer et al. 2012, S. 169; DLG e. V. 2011, S. 3; Hayn, Empacher und Halbes 2005, S. 17 f.; Kagermeier 2011a, S. 64 19 Steinecke 2007, S. 236 20 Hayn, Empacher und Halbes 2005, S. 18; Groß 2009, S. 248 f. 21 Brittner-Widmann und Huhn 2010, S. 241 f.; Groß 2011b, S. 222 22 Presse- und Informationsamt der Bundesregierung 2013; Zukunftsinstitut GmbH 2014, S. 15 f.; Lohmann, Schmücker und Sonntag 2014, S. 46 f. 23 Zukunftsinstitut GmbH 2016 24 Groß 2011b, S. 231 ff.; Ottenbacher und Harrington 2013, S. 4 25 Kagermeier 2011a, S. 61; Stolpmann 2008, S. 34 26 Stolpmann 2008, S. 41 und S. 55 ff. 129 <?page no="130"?> 4 Oficina del Peregrino 2016, S. 2 5 zur Unterscheidung zwischen Wanderer, Pilger und spirituellem Wanderer siehe Kürzinger 2012, S. 205 6 Lenoir 2003, S. 92 ff. 7 2013 verlor in Deutschland die Evangelische Kirche 176.551 Mitglieder (Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) 2015b, S. 12), 2014 zählte die Katholische Kirche 217.716 Kirchenaustritte (Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz 2015, S. 42). 8 Hoburg 2009 9 Rieger, Bawidamann und Jäger 2008 10 o. V. 2008, S. 135 11 Kürzinger 2012, S. 198 ff. 12 Opaschowski 2000, 2003, 2013 13 siehe dazu auch den Artikel zu Slow Tourism in diesem Sammelband 14 Stiftung für Zukunftsfragen 2011 15 Sommer 2012, S. 22; Melchers 2006, S. 78; Antz 2012, S. 227 16 Sommer 2012, S. 28 f.; Melchers 2006, S. 78 17 zur Vielfalt der spirituellen Kombinationsmöglichkeiten siehe Antz 2011c, S. 260 ff. 18 Friesl und Polak 1999; Stausberg 2010 19 Melchers 2006, S. 80; Sommer 2012, S. 45 20 Antz 2011c, S. 271 37 Gesundheitstourismus 1 Rulle, Hoffmann und Kraft 2010, S. 5 2 Berg 2008, S. 38; Nahrstedt 2008, S. 36; Rulle, Hoffmann und Kraft 2010, S. 6 3 Rulle, Hoffmann und Kraft 2010, S. 89 4 Lohmann und Schmücker 2015, S. 12 5 Schmücker, Grimm und Wagner 2015, S. 49 6 Institut für Management und Tourismus (IMT) 2013a 7 Statistisches Bundesamt 2014g 8 Deutscher Heilbäderverband 2015a, S. 7 9 Statistisches Bundesamt 2015a 10 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) 2011, S. 9 11 Illing 2009, S. 26 38 Wellnesstourismus 1 Nahrstedt 2008, S. 36 2 Lohmann und Schmücker 2015, S. 11 f. 3 Nahrstedt 2008, S. 36; Wiesner 2007, S. 20 f. 4 Berg 2008, S. 23 5 Kyrer und Populorum 2008, S. 74 ff. 6 Lill 2008; Bette-Wenngatz 2010; Fleesensee SPAWorld GmbH 2016, Cavallino Bianco 2016, FMTG Services GmbH 2016; Sonnentherme Betriebsges.m.b.H 2016 7 Rulle, Hoffmann und Kraft 2010, S. 11 8 Rulle, Hoffmann und Kraft 2010, S. 11 ff. 9 Institut für Management und Tourismus (IMT) 2013a 10 IMT 2013a 11 IMT 2013a 12 GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a 13 GfK Travel & Logistics und Eisenstein 2015a 14 Pikkemaat und Weiermair 2006, S. 13 ff. 15 Leder 2015; Spafinder Wellness, Inc. 2015 39 Ökonomische Auswirkungen des Tourismus 1 Eisenstein 1995, S. 22 ff.; Eisenstein und Rosinski 2004, S. 805 ff.; Eisenstein 2014, S. 24 ff. 2 Eisenstein 2014, S. 30 27 Lohmann, Schmücker und Sonntag 2014, S. 10; Smeral 2013, S. 39 28 Kagermeier 2011a, S. 60 ff.; Ottenbacher und Harrington 2013, S. 22 34 Wein und Tourismus 1 Jätzold 1993, S. 138 2 bezogen auf das Jahr 2014; Statistisches Bundesamt 2015i, S. 8 3 Statistisches Bundesamt 2015i, S. 8 4 Fläche bezogen auf das Jahr 2014, Ertrag bezogen auf das Jahr 2015; Statistisches Bundesamt 2015i, S. 8 und Statistisches Bundesamt 2016h, S. 6 5 Kagermeier 2011b, S. 70; vgl. dazu auch Eisenstein 1996; Eisenstein und Eilzer 2006; Getz 2000 6 Dreyer, Antz und Linne 2011, S. 18; Eisenstein und Eilzer 2006, S. 27 ff. 7 z. B. Becker 1984, S. 395; Pioth 1986, S. 93; Senn 1988, S. 68; Steinbach 1988, S. 149; Eisenstein 1996, S. 148 8 z. B. Oettinger 1984, S. 191; Hammes 1988, S. 76; Eisenstein 1996, S. 236. 9 Becker 1984, S. 400; Aster 2003, S. 4 10 Eisenstein 1996, S. 192 ff. 11 Eisenstein 1996, S. 198 12 Eisenstein und Eilzer 2006, S. 12 13 Eisenstein und Eilzer 2006, S. 33 f. 14 Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) 2014 15 Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure e. V. (BSI) 2015 16 Macionis 1999 17 Carlsen 2004, S. 6 35 Slow Tourism 1 Antz 2011a, S. 15, 24 2 Antz 2015, S. 423 3 Antz 2011b, S. 5 4 Statistisches Bundesamt 2014f 5 Stiftung für Zukunftsfragen 2015 6 Rosa 2012a, S. 1 7 Rosa 2012b 8 Koch, Eisenstein und Eilzer 2011, S. 42; Eisenstein 2013; Institut für Management und Tourismus (IMT) 2013d 9 Leder 2007 10 Heitmann, Robinson und Povey 2011, S. 117 11 Reif 2015a, S. 157 f.; Antz 2011a, S. 17 ff. 12 Reif 2015a, S. 157 f. 13 Eisenstein 2013 14 Antz 2011a, S. 31 15 Reif 2015a, S. 158 16 vgl. dazu exemplarisch für die Stadt Deidesheim Dörr und Wemhoener 2015 17 Reif 2015a, S. 166 f. 18 Reif 2015a, S. 167 19 IMT 2013d 20 Stiftung für Zukunftsfragen 2014a 21 Opaschowski 2003, S. 10 22 Carbonaro 2013 23 Bosshart 2011 24 Kirig und Gatterer 2011, S. 14 f. 25 Antz 2015, S. 424 36 Spiritueller Tourismus 1 Wöhler 2011, S. 227 2 DOK Deutsche Ordensobernkonferenz e. V. (DOK) 2016a,b 3 Stausberg 2010 130 <?page no="131"?> 3 Stichtag 30.6.2014; Bundesagentur für Arbeit 2015a. Tw. eigene Berechnungen auf Basis der angegebenen Quelle. 4 „Allgemein wird also ein Gut erst dadurch touristisch, dass es von Touristen konsumiert wird. Tourismus ist somit nachfrageseitig definiert.“ (Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) 2012a, S. 14). 5 BMWi 2012a, S. 14 6 Harrer 2004, S. 153 7 Der Bruttoumsatz ergibt sich als Produkt aus dem Nachfrageumfang (Übernachtungen bzw. Tagesreisen) einer Destination und den im Zielgebiet getätigten durchschnittlichen Tagesausgaben pro Person (Harrer und Scherr 2010, S. 97; Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) 2014, S. 70). 8 Wertschöpfungsquoten „beschreiben den Anteil des Nettoumsatzes, welcher unmittelbar zu Löhnen, Gehältern […] und Gewinnen, also zu Einkommen wird.“ (Harrer und Scherr 2010, S. 114). Der verbleibende Nettoumsatzanteil wird für Vorleistungen verausgabt, die zur Erstellung des touristischen Endproduktes notwendig sind (Harrer und Scherr 2010, S. 114; BMWi 2014, S. 78). 9 Die direkten Einkommenswirkungen umfassen sämtliche Einkommen (Löhne, Gehälter, Gewinne), die unmittelbar von den Ausgaben der Touristen ausgehen. Als indirekte Einkommenswirkungen werden diejenigen Einkommen erfasst, die durch die Nachfrage touristischer Unternehmen nach Vorleistungsgütern und -dienstleistungen zur Erstellung des touristischen Endproduktes ausgelöst werden (Harrer und Scherr 2010, S. 115, 117; BMWi 2014, S. 79 f.; Eisenstein 2014, S. 30). 10 Hierbei handelt es sich um ein theoretisches Äquivalent (rechnerischer Wert) von - in Abhängigkeit des gewählten Berechnungsansatzes - z. B. Beziehern eines durchschnittlichen Volkseinkommens pro Kopf. Die tatsächliche Zahl an Personen, deren Einkommen (direkt oder indirekt, vollständig oder teilweise) vom Tourismus abhängen, wird häufig höher geschätzt, ohne dass diese im Rahmen des nachfrageseitigen Berechnungsansatzes genau quantifiziert werden könnte (Harrer und Scherr 2010, S. 136 f.; BMWi 2014, S. 87). 11 Eisenstein (2014, S. 32) weist darauf hin, dass eine Berechnungsmethode in ihrer Anwendung aufgrund unterschiedlich gewählter Abgrenzungen der Tourismuswirtschaft sowie auch unterschiedlich verwendeter Erhebungsverfahren zu abweichenden Ergebnissen für identische Betrachtungsräume führen kann. So gibt auch der nachfrageseitige Berechnungsansatz einen Algorithmus vor, dessen vielfache Anwendung aus den genannten Gründen nicht zwangsläufig zu vergleichbaren Ergebnissen führt. 12 ohne Kosten für An- und Abreise sowie Reisevor- und -nachbereitung 13 Harrer und Scherr 2010, S. 120, 123, 136 f. 14 Harrer und Scherr 2010, S. 25 ff., 120; BMWi 2014, S. 82 f., 87. Tw. eigene Berechnungen auf Basis der angegebenen Quellen. Die in mehrjährigen Perioden durchgeführten Grundlagenstudien „Ausgaben der Übernachtungsgäste in Deutschland“ und „Tagesreisen der Deutschen“ werden vielfach als Basis für weiterführende destinations- oder auch themenspezifische Untersuchungen zum Wirtschaftsfaktor Tourismus (tw. unter Einbindung weiterer Datenquellen) genutzt (z. B. BMWi 2010a; Hamburg Tourismus GmbH 2015). Aus Gründen der Datenvergleichbarkeit auf Ebene der Bundesländer werden in den Karten 4 und 5 die Ergebnisse der Grundlagenstudien herangezogen. 15 Harrer und Scherr 2010, S. 120, 131; BMWi 2014, S. 44, 82. Tw. eigene Berechnungen auf Basis der angegebenen Quellen. 16 z. B. Laimer, Ostertag-Sydler und Smeral 2010; Bundesamt für Statistik (BSF) 2015; VisitDenmark 2015 17 Die Publikation „TSA Data around the World. Wordwide Summary” gibt einen weltweiten Gesamtüberblick, wonach zu Beginn des Jahres 2010 bereits in 60 Ländern eine TSA- Berechnung vorgenommen wurde bzw. sich in der Umsetzung befunden hatte (United Nations World Tourism Organization (UNWTO) 2010). 18 BMWi 2012a, S. 14 f. 19 Im Rahmen der Veröffentlichung „International Recommendations for Tourism Statistics 2008“ erfolgt eine international vereinheitlichte Festlegung aller grundlegenden Definitionen und Verfahren zur Messung für zentrale Begrifflichkeiten wie Tourismus, Touristen, touristische Güter und Dienstleistungen sowie touristische Ausgaben (United Nations - Department of Economic and Social Affairs - Statistics Division (UNSD) und UNWTO 2010). In der Publikation „Tourism Satellite Account: Recommended Methodological Framework 2008” wird das Konzept eines Tourismus-Satellitenkontos detailliert dargestellt (UNSD, Commission of the European Communities - Eurostat, Organization for Economic Co-operation and Development (OECD) und UNWTO 2010). Die Übertragbarkeit der Methodik von nationaler Ebene auf regionale Gebietskörperschaften wird darüber hinaus in der Publikation „Regional Tourism Satellite Account“ diskutiert (UNWTO 2013). 20 Im Vergleich zum nachfrageseitigen Berechnungsansatz wird die touristische Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen umfassender erfasst und bspw. zusätzlich die Ausgaben für die Reisevor- und -nachbereitung, für die An- und Abreise, für Reisebüroleistungen sowie die im Inland anfallenden Ausgaben bei Auslandsreisen berücksichtigt (BMWi 2012a, S. 24 ff., 39). 21 Die Bruttowertschöpfung entspricht „dem Gesamtwert (Gesamtumsatz) aller erzeugten Waren und Dienstleistungen abzüglich des Werts aller Vorleistungsgüter und -dienstleistungen.“ (BMWi 2012a, S. 19). 22 BMWi 2012a, S. 16 f. 23 Induzierte Effekte „entstehen […] durch die Verausgabung (Verkonsumierung) der aus den direkten und indirekten Effekten resultierenden zusätzlichen Einkommen. Die Abschätzung dieser Effekte erfolgt auf Basis einer Multiplikator-Analyse.“ (BMWi 2012a, S. 107). 24 Ostdeutscher Sparkassenverband (OSV) 2011, S. 112; Sparkassen- und Giroverband für Schleswig-Holstein (SGVSH) und Tourismusverband Schleswig-Holstein (TVSH) 2011, S. 99; OSV 2013, S. 5; Eisenstein 2014, S. 136 25 Eisenstein 2014, S. 136 26 Tourismus NRW e. V. 2015 40 Ökologische Auswirkungen des Tourismus 1 Müller 2008, S. 80 2 bspw. Einnahmen für Schutzgebiete, Finanzierung von Umweltschutzmaßnahmen, Steigerung des Umweltbewusstseins 3 z. B. Wöhler und Saretzki 1999, S. 1 4 Holden 2006, S. 364 5 Wöhler und Saretzki 1999, S. 1 6 in Anlehnung an Müller 2007, S. 4 und Tschurtschenthaler 2007, S. 165 7 Tschurtschenthaler 2007, S. 165; Opaschowski 2013, S. 388: „Demonstriertes Umweltbewusstsein droht zum reinen Lippenbekenntnis zu werden, wenn es an die Substanz der Urlaubsqualität geht, der Ferienort also reich an intakter Natur, aber arm an Abwechslung und Unterhaltung ist.“ 131 <?page no="132"?> Bachelor (meist nach drei Jahren Regelstudienzeit) und Master (meist nach zwei Jahren Regelstudienzeit) sein, die im Rahmen der europäischen Studienreform (Bologna- Prozess) vorgenommen wurde. Mehr zum Bologna-Prozess siehe BMBF 2014 und BMBF 2015b. 10 Deutscher Bildungsrat, Bildungskommission 1970, S. 197 zitiert nach Bilger, Behringer und Kuper 2013, S. 16 11 Deutscher Bildungsrat, Bildungskommission 1970, S. 197 zitiert nach Bilger, Behringer und Kuper 2013, S. 16 12 Europäische Kommission 2001, S. 9 13 BBiG § 1, Abs. 4 14 BBiG § 53 bis § 57 15 Für Zahlen zu Teilnahmen an diesen Fortbildungsprüfungen und für zugehörige Prüfungserfolge siehe Statistisches Bundesamt 2015l, S. 19 16 Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) 2015, S. 326 43 Markenbildung von Destinationen 1 Eisenstein, Müller und Heubeck 2009, S. 7 2 Penquitt 2015 3 Baur, Volle und Quack 2004, S. 12 4 Eisenstein, Müller und Heubeck 2009, S. 7 5 Eisenstein, Müller und Heubeck 2009, S. 7; Schmaus 2013, S. 21 6 United Nations World Tourism Organization (UNWTO) und European Travel Commission (ETC) 2009, S. 8 7 Dehm 2010, S. 98; Raum 2011, S. 22 ff. 8 Eisenstein, Müller und Heubeck 2009, S. 10 f.; Ramme 2009, S. 81 ff.; Eisenstein und Koch 2011, S. 86 f.; Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) 2013b, S. 9 9 z. B. Stern 2007 10 Ramme 2009, S. 81, 83 11 Eisenstein, Müller und Heubeck 2009, S. 10 f. 12 Scherhag 2003, S. 132; UNWTO und ETC 2009, S. 39 13 Scherhag 2003, S. 99 f. 14 Meffert 2002, S. 93; Meffert und Burmann 2002, S. 47; Adjouri und Büttner 2008, S. 101 15 Scherhag 2003, S. 98 f. 16 Eisenstein und Koch 2015, S. 9 ff. 17 BMWi 2013b, S. 6 44 Saisonalität im Deutschlandtourismus 1 Butler 2001, S. 12 2 von Böventer 1989, S. 162 f. 3 Butler 2001, S. 12 4 von Böventer 1989, S. 163 5 Eisenstein 2014, S. 103 6 von Böventer 1989, S. 157 7 Benannt nach dem italienischen Soziologen Corrado Gini. 8 Lundtorp 2001, S. 30 9 vgl. auch Zimmermann-Janschitz 2014, S. 181 45 Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Tourismus 1 Schubert und Klein 2011 2 Laux 2012, S. 38 3 Laux 2012, S. 38 4 Laux 2012, S. 39. Das sogenannte Bestandserhaltungsniveau liegt bei 2,1 Geburten pro Frau. 5 Statistisches Bundesamt 2012d, 2016i 6 Statistisches Bundesamt 2015q 7 Bundesministerium des Inneren 2011, S. 12; Laux 2012, S. 38, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) 2016b 8 57 % der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahre war 2014 nicht bereit, bei einer Urlaubsreise ab fünf Tagen mehr Geld für umweltfreundlicheres Reisen auszugeben (Stiftung für Zukunftsfragen 2014a) 9 bezogen auf die deutschsprachige Wohnbevölkerung (Onliner) von 14 bis 70 Jahren im Jahr 2013 (Günther et al. 2014, S. 8) 10 Schmied, Buchert, Hochfeld und Schmitt 2002, S. 39 11 in Anlehnung an Job und Vogt 2004, S. 852 ff. mit Bezug auf Hasse 1988, S. 15 ff. 12 Tschurtschenthaler 2007, S. 166 13 Bei öffentlichen Gütern liegt weder ein Ausschlussprinzip noch eine Rivalität im Konsum vor. 14 Letzner 2010, S. 78 15 Manning 2007, S. 21 16 Bei Ökosystemen mit relativ geringer Regenerationsfähigkeit, z. B. Korallenriffe, Feuchtgebiete, Hochgebirge etc. ist die Tragfähigkeitsgrenze entsprechend niedrig. Tschurtschenthaler (1986, S. 170) weist darauf hin, dass es nicht möglich sei, die Vielzahl der Beziehungen mittels eines Kriteriums und einer Grenze zu berücksichtigen. 17 „Nachhaltigkeitstrias“ (Pforr 2008, S. 474) 18 Müller 2008, S. 80 19 Tschurtschenthaler 2007, S. 164 41 Soziokulturelle Auswirkungen des Tourismus 1 Wahab und Ingram 1997, S. 281 zitiert nach Namberger 2010, S. 137 2 Swarbrooke unterscheidet grundsätzlich zwischen physischer, ökologischer, ökonomischer, infrastruktureller, sozialer und perzeptueller Tragfähigkeit (Swarbrooke 1999, S. 29 f.) 3 Popp 2012, S. 57 ff. 4 Schmude und Namberger 2015, S. 105; Faust und Kreisel 2000, S. 130 5 Eisenstein 2014, S. 36 6 Eisenstein 2014, S. 38 7 Lüem 1985, S. 68 8 Steinecke 2013, S. 134 ff. 9 Müller und Boess 1995, S. 73 10 Ferrante 1994, S. 130 ff. 11 Feige, Berndt und Heinsohn 2015, S. 36 f. 12 Stors 2014, S. 98 13 Hamburg Tourismus GmbH (HHT) und Tourismusverband Hamburg e. V. (TVH) 2015, S. 6 14 HHT und TVH 2015, S. 6 15 HHT und TVH 2015, S. 6 42 Aus-, Fort- und Weiterbildung im Tourismus 1 zu den Begriffen „Wissen“ und „Können“ siehe Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 2011 2 Schultz 1963; Becker 1993 sowie Drucker 1993, S. 66 und Picot, Reichwald und Wigand 2003, S. 472 ff. 3 BMBF 2015a, S. 89 4 Berufsbildungsgesetz (BBiG) § 1, Abs. 3 5 Bundesfinanzhof 2015 6 eigene Berechnungen auf Basis von Statistisches Bundesamt 2015k, S. 179 7 Statistisches Bundesamt 2015k, S. 179 8 Statistisches Bundesamt 2015k, S. 345 9 eigene Berechnungen auf Basis von Statistisches Bundesamt 2008c, S. 344; 2009b, S. 350; 2010e, S. 340; 2011c, S. 340; 2012c, S. 341; 2013, S. 338; 2014h, S. 344; 2015k, S. 345. Ein Grund dafür kann die Umstellung der Studienverläufe auf die zeitlich schneller erreichbaren Studienabschlüsse 132 <?page no="133"?> 8 Laux 2012, S. 39 9 Statistisches Bundesamt 2015o, Parameter: Geburtenrate 1,4 Kinder je Frau, Lebenserwartung bei Geburt 2060 für Jungen 84,8 Jahre/ Mädchen 88,8 Jahre, langfristiger Wanderungssaldo 200.000 (G1-L1-W2) 10 Haehling von Lanzenauer und Belousow 2007, S. 10; Grimm et al. 2009a, S. 10 11 Haehling von Lanzenauer und Belousow 2007, S. 17; Grimm et al. 2009a, S. 10 12 Grimm et al. 2009a, S. 21 13 Schröder, Widmann und Brittner-Widmann 2007, S. 77 14 Reuber und Wolkersdorfer 2006, S. 232 ff. 15 Foertsch 2007, S. 254 16 Grimm et al. 2009a, S. 95, Deutsche Zentrale für Tourismus e. V. (DZT) 2015b, S. 32 ff. 46 Barrierefreier Tourismus 1 vgl. dazu Neumann und Pagenkopf 2011, S. 6 2 Tourismus für Alle Deutschland e. V. (NatKo) 2016 3 Deutscher Tourismusverband (DTV) 2004, S. 2 4 FUR 2003 zitiert nach Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) 2003, S. 10 f. 5 FUR 2007 zitiert nach BMWi 2008, S. 57 6 bei Haupturlaubsreisen mit mindestens 5 Tagen Dauer im Jahr 2006. Vgl. FUR 2007 zitiert nach BMWi 2008, S. 68 7 Schrader 2016, S. 25 ff. 8 BMWi 2013c, S. 5 9 Neumann und Pagenkopf 2011, S. 7 10 qualitative Befragung von Touristen in Deidesheim (Pfalz) zu einem möglichen Ausbau von Barrierefreiheit. Vgl. Reif 2015b 47 Digitalisierung im Tourismus 1 Horster 2013, S. 1 sowie Egger und Horster 2014, S. 166 2 Verband Internet Reisevertrieb e. V. (VIR) 2016, S. 28 3 Horster 2014, S. 102-113 4 TÜV Rheinland Consulting GmbH 2014, S. 10-18 5 Egger und Horster 2014, S. 171-180 48 Klimawandel und Tourismus 1 Becker et al. 2014, S. 23 2 Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) 2015, S. 5 3 Eisenstein 2014, S. 122 f. 4 siehe z. B. für die deutsche Bevölkerung die Urlaubsmotive 2015 „Sonne, Wärme, schönes Wetter“, „gesundes Klima“, „Natur erleben“ u. a. in Schmücker, Grimm und Wagner 2015, S. 80 ff. 5 Kreilkamp 2011, S. 207 6 Scott, Hall und Gössling 2012, S. 57 7 Heinrichs und Bartels 2011, S. 199; IPCC 2015, S. 7; Gössling und Hall 2006, S. 5 ff.; United Nations World Tourism Organization (UNWTO) und United Nations Environment Programme (UNEP) 2008, S. 61 ff. 8 zur ökonomischen Relevanz der Klimaanpassung im Tourismus am Beispiel der Alpen siehe insbesondere Lehmann Friedli 2013 9 Heinrichs und Bartels 2011, S. 199 und Matzarakis und Tinz 2014, S. 6 10 Umweltbundesamt (UBA) 2015, S. 10 ff. 11 Matzarakis und Tinz 2014, S. 6 12 Abegg und Steiger 2016, S. 16 ff.; Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMUB) 2008. S. 67 13 UNWTO 2007, S. 13 14 UNWTO und UNEP 2008, S. 144 15 Gössling und Freytag 2012, S. 38 (mit Verweis auf unterschiedliche Quellen) 16 Werte für alle Übernachtungsreisen. Inkl. der Tagesreisen werden 75 % der CO 2 -Emmissionen dem Verkehr zugeschrieben (davon 40 % dem Luftverkehr) (vgl. UNWTO und UNEP 2008, S. 33 f.). Unter Berücksichtigung möglicher Treibhauswirkungen weiterer (Nicht-CO 2 -)Emissionen könnten zwei Drittel des tourismusinduzierten Treibhauseffektes auf den Flugverkehr entfallen (Strasdas 2015, S. 62 f.). 17 UNWTO und UNEP 2008, S. 36 18 Strasdas und von Bischopinck 2016, S. 50 133 <?page no="134"?> Literaturverzeichnis 100. Deutscher Katholikentag Leipzig 2016 e. V. (Hg.) (2015): Besucherzahlen der Katholikentage 2012 in Mannheim und 2014 in München. [email vom 12.08.2015]. Abegg, B. und Steiger, R. (2016): Herausforderung Klimawandel: Alpiner Skitourismus unter Anpassungsdruck. Geographische Rundschau (5), S. 16-21. 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Bevölkerung in Deutschland nach Besuch verschiedener Freizeitparks in den letzten 2 Jahren von 2011 bis 2015 (Personen in Millionen). [online] Abrufbar unter: http: / / de.statista. com/ statistik/ daten/ studie/ 171453/ umfrage/ in-den-letzten- 2-jahren-besuchte-freizeitparks/ (Letzter Zugriff 26.05.2016). 154 <?page no="155"?> WWS & WWC e. V. (Hg.) (2015b): WWS National Sailing Schools. [online] Abrufbar unter: http: / / www.wws-wwc.de/ wwscenter/ sailing-national.html (Letzter Zugriff 10.07.2015). WWS & WWC e. V. (Hg.) (2015c): WWS National Windsurfing Schools. [online] Abrufbar unter: http: / / www.wws-wwc.de/ wwscenter/ windsurf-national.html (Letzter Zugriff 10.07.2015). Zanger, C. (2010): Stand und Perspektiven der Eventforschung. Wiesbaden. Zanger, C. (2013): Events im Zeitalter von Social Media. Wiesbaden. Zeiner, M., Feige, M., Neumann, A. und Schröder, A. (2015): Der Ferienhausmarkt in Deutschland - Volumen und ökonomische Bedeutung. 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Winzerhof 34 Landwirtschaft 34 längere Urlaubsreise 20, 26 Lebenserwartung 114 lebenslanges Lernen 108 Lifetime-Sportart 66, 72 M Magic Cities 16 Markenbildung 110 Markenhotellerie 52 Markenpersönlichkeit 110 Markenstärke 110 Markenstrategie 110 Markenvierklang-Modell 110 Medical Wellness 96 Medizintourismus 94 Messebesucher 16, 30 MICE-Segment 30 Migration 114 Mineral-/ Moorheilbäder 94 Mitigationsstrategie 120 Mittelgebirge 24, 34, 38, 64, 112 mobile Applikationen 118 mobile Endgeräte 118 Mobilitätsangebote 30, 46, 56 Mobilitätsbeschränkungen 114, 116 Multioptionalität 40, 96 Muße 90, 92, 94 N nachfrageseitiger Berechnungsansatz 100 nachhaltige Entwicklung 80, 102, 104 nachhaltige Mobilität 120 nachhaltiger Konsum 86 nachhaltiger Tourismus 40 nachhaltiges Reisen 62, 102 Nachhaltigkeit 86, 102 Nationale Naturlandschaften 62 Nationalparks 62 Naturerlebnis 102 Naturparks 62 Freizeitaktivität 64, 84, 90, 102 Freizeitinfrastruktur 28, 54, 80 Freizeitparks 80 G Ganzjahreszeiten-Tourismus 38 Gärten 74 Gartenbesucher 74 Gastgewerbe 28, 50, 100, 108 Gastronomie 86, 88, 110 gastronomischer Kulturtourismus 86, 88 Gaststättengewerbe 50, 100 Geburtenziffer 60, 114 Genusskultur 86, 90 Gesamtumsatz 28, 48, 52, 56, 64, 66, 92 Geschäftsreisen 16, 28, 30 gesundheitsorientierter Urlaub 94, 96 Gesundheitstourismus 90, 92, 94, 96 Gesundheitsurlaub 94, 116 Gini-Koeffizient 36, 112 Glamping 56 Golf 72 Golfplatzdichte 72 Golftourismus 72 Golfverbreitung 72 H Haupturlaubsreise 20, 26 Hauptverkehrsflughafen 46 Hauptverkehrsmittel 46 Heavy-Metal-Festival 82 Heilbäder 94 Heilklimatische Kurorte 94 Herkunftsländer 16 historische Gärten 74 Hitzewelle 120 Hochgebirge 24, 38 Hochkultur 76 Hotel 20, 26, 50, 54, 96, 118 Hotellerie 50, 52 Humankapital 108 I Image 18, 78, 82, 110, 114 Inbound-Tourismus 16, 114 Industriekultur 42 Industrietourismus 42 Informationssuche 48, 118 Inszenierung 42, 80, 86, 102 internationale Ankünfte 14, 16 internationale Flughäfen 46 Internationale Gartenschau (IGA) 74 Internet 48, 52, 66, 118 J Jahrmärkte 78 K Kapazitätsgrenze 102 Karnevalsveranstaltung 78 Kirchenbesichtigung 92 Kirchentag 92 Kiten 70 klassische Hotellerie 50, 52, 54 Kleinvermieter 54 klimasensibel 120 159 <?page no="160"?> Seebäder/ Seeheilbäder 94 Segeln 70 Sehenswürdigkeiten 26, 40, 60, 76, 90, 110 Selbstverpflegung 54 ServiceQualität Deutschland 52 Share Economy 40 Shopping 26, 28, 84, 90 Shoppingcenter 84 Shoppingmall 84 Shoppingtourismus 84 Sinngesellschaft 90 Sinnorientierung 90, 92 Skitourismus 38, 120 Slow Food 86, 90 Slow Tourism 90, 94 Smartphone 94, 118 Sommerfrische 34, 38 Sommersaison 38, 112 Sommertourismus 38 sozialer Wandel 114 soziale Tragfähigkeit 36, 40, 104 soziokulturelle Auswirkungen 104 spiritueller Tourismus 90, 92 spirituelle Wanderer 92 Spontanassoziationen 18, 110 Sporttourismus 62 Städtetourismus 16, 24, 40, 82, 90, 104 Standortleistung 50 stationäre Reisebüros 48 Sternerestaurant 86 Strandurlaub 20, 36, 120 Strukturwandel 24, 34, 40, 50 Studienreisen 20, 76, 92 Studium 108 Surfen 70 Sympathieeinschätzung 18, 110 T Tagesausflüge 28, 64, 84 Tagesgeschäftsreisen 28, 30 Tagesreisen 20, 28, 36, 64, 84, 100 Tagungen 30 Teilzeitstudium 108 Themeneignung 38, 40 Themenparks 80 Tierparks 80 Tourismusaufkommen 104 Tourismusbewusstsein 104 Tourismusintensität 14, 24, 28, 30, 36, 82, 104 Tourismus-Satellitenkonto (TSA) 100 Tourismuswirtschaft 74, 84, 88, 100, 108 Touristifizierung 28, 40 Touristikcamping 50, 56 touristische Attraktivität 38, 62, 76, 88, 102, 112 touristische Belastungen 40, 46, 104 touristische Großräume 14, 24 touristische Hotspots 24, 36, 120 touristische Infrastruktur 24, 42, 70, 102, 116 touristische Inwertsetzung 36, 42, 76 Tragfähigkeit 36, 102, 104 Transitland 16 Transportleistung 46 Travellers’ Choice Award 118 Treibhauseffekt 102 Treibhausgase 120 Tripadvisor 118 Naturtourismus 38, 62, 90, 92 Natururlaub 38, 62 nebengewerbliche Vermietung 54 Nebensaison 112 O ökologische Aspekte 36, 102 ökologische Auswirkungen 102 ökologische Motive 86 ökonomische Bedeutung 38, 82, 100 ökonomische Effekte 100 Oktoberfest 18, 78 Onlinereisebuchungen 48, 118 P Parahotellerie 50 Parks 74, 80 Pauschalreise 20, 26, 48 perzeptuelle Tragfähigkeit 36, 104 Pferdeinteressierte 68 Pferdesportler 68 Pilger 92 Pkw 26, 46 Primärenergieverbrauch 102 privater Ferienhausmarkt 54 Privatvermietungsportal 52 Q Qualitätssystem 52, 70, 116 Quellmärkte 14, 16, 18, 114 R Radausflügler 66 Rad fahren 66 Radurlauber 66 Raumaneignung 40 Rebfläche 88 Regenerationsfähigkeit 102 Rehabilitationskliniken 50, 94, 96 Rehabilitationstourismus 94 Reiseanlass 26, 28, 30, 40, 86, 88, 102 Reisebüro 48, 118 Reiseentscheidung 18, 110, 118 Reiseerlebnisse 40, 90, 104 Reisemobilstellplätze 56 Reisemotiv 20, 66, 116 Reisen für Alle 116 Reiseveranstaltermarkt 48 Reiseverhalten 26, 68, 112, 116, 118 Reisezielwahl 18, 20 Reittourismus 68 Reiturlaub 34, 68 Reliefenergie 38 religiöser Tourismusmarkt 92 Ressourcenverbrauch 102 Restaurant 54, 74, 84, 86 RevPAR 52 ROPO-Verhalten 118 S Saisonalität 36, 112 Saisonverlängerung 36, 112, 120 Schienennetz 46 Schneeknappheit 120 Schneesicherheit 24, 38, 120 Schützenfeste 78 160 <?page no="161"?> Wasserknappheit 120 Wassersport 34, 70 Wassertourismus 70 wearables 118 Weihnachtmärkte 78 Weinbau 34, 88 Weinfeste 78, 88 Weinkonsum 88 Weinregion 88 Weintourismus 34, 88 Weinwirtschaft 88 Weiterbildung 108 Wellness 74, 96 Wellnesstourismus 94, 96 Wellnessurlaub 96 Welterbestätte 42, 76 Welttourismusorganisation 14 Wertschöpfung 38, 64, 82, 100 Wertschöpfungsquoten 100 wettersensibel 120 Wimdu 54 Wintersaison 24, 112 Wintersporturlaub 38, 120 Wintertourismus 38 wirtschaftliche Bedeutung 34, 78, 100 wirtschaftliche Effekte 84 Wirtschaftsfaktor 28, 30, 64, 66, 84, 100 Wirtschaftszweigklassifikation 50 Wohnmobile 56 Wohnwagen 56 Work-Life-Balance 96 Z Zertifikatsangebote 108 Zertifizierung 62, 66 Zoos 80 Zuwanderungsrate 114 Zweckentfremdung von Wohnraum 54 U Umweltbelastung 46, 62, 102 umweltbezogene Zertifizierung 62 umweltfreundlicheres Reisen 46, 102 umweltgerechte Gestaltung 30 Umweltqualität 102 UNESCO Weltkulturerbe 42, 76 Universität 108 Unterhaltungskultur 76 Unterkunftsanbieter 34, 56, 60, 62, 66 Unterkunftsart 20, 50, 56 UNWTO 14 Urban Entertainment Center 84 Urlaub auf dem Land / in den Bergen 34 Urlaubsreise 20, 26, 56, 60 Urlaubsreiseintensität 26 V Veranstaltungsmarkt 30 Veranstaltungsreisen 30, 82 Verkehrsanbindung 46, 50, 80 Verkehrsträger 30, 46 Vermietungsverbot von Ferienwohnungen 54 Verpflegung 50, 86 Verpflegungsleistung 50 Verwandten- und Bekanntenbesuche 20, 28, 36, 114 Volkseinkommen 28, 100 Volksfeste 78, 80 Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen 50, 94 W Wacken Open Air (WOA) 82 Wallfahrten 92 Wanderintensität 64 Wandernachfrage 64 Wanderreiten 68 Wandertourismus 64, 90, 92 Wanderungssaldo 114 Wanderurlaub 64 161 <?page no="162"?> Autorenverzeichnis Christina Amann (B. A.), Studium International Tourism Management an der FH Westküste. Mehrjährige nationale und internationale Erfahrung als Produktmanagerin und Teamleitung Touristik im Tour Operator Management. Seit 2015 Mitarbeiterin am Institut für Management und Tourismus (IMT) im Bereich Marktforschung, Business Intelligence sowie Nachhaltigkeits- und EE-Scouts. Prof. Dr. Christian Antz (Dr. phil.), Referatsleiter im Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt und Honorarprofessor für Slow Tourism an der FH Westküste. Bundesweite Vortrags-, Jury- und Beiratstätigkeit, u. a. wissenschaftlicher Beirat des Zentrums für Mittelalterausstellungen Magdeburg, Expertengremium Kultur und Tourismus und Fachbeirat Tourismusperspektiven in ländlichen Räumen des Bundesministeriums für Wirtschaft (BMWi). Zahlreiche Buch- und Aufsatzveröffentlichungen in den Bereichen Kulturgeschichte, -tourismus und -marketing, Spiritueller Tourismus sowie Slow Tourism. Prof. Dr. Wolfgang Georg Arlt (FRGS, Sinologe und Politikwissenschaftler), Professor für Internationales Tourismusmanagement an der FH Westküste, Gastprofessor an Hochschulen in Großbritannien, China und Neuseeland, Gründer und Direktor des COTRI China Outbound Tourism Research Institute (Hamburg / Beijing). Christian Eilzer (M. A., Dipl.-Kfm. (FH)), Studium International Tourism Management, BWL-Studium, Projekttätigkeit für die inspektour GmbH, von 2004 bis 2006 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Studiengang International Tourism Management (ITM) der FH Westküste, ab 2006 an der Hochschule leitender Mitarbeiter am Institut für Management und Tourismus (IMT) sowie seit 2009 Geschäftsführer des Fachbereichs Wirtschaft der FH Westküste. Prof. Dr. Bernd Eisenstein (Dipl.-Kfm., Dipl.-Geogr., Dr. phil.) ist seit 1997 Professor für Internationales Tourismusmanagement an der FH Westküste und seit 2006 Direktor des dort ansässigen Instituts für Management und Tourismus (IMT). Er forscht schwerpunktmäßig zur touristischen Nachfrage, zur strategischen und kooperativen Destinationsentwicklung und zu touristischen Effekten. Er hat zahlreiche Marktforschungsprojekte mit Praxispartnern umgesetzt, bisher zehn Bücher herausgegeben und ist Mitglied bei der DGT und der AIEST. Sonja Göttel (M. A., MBA), Studium Bachelor of Business Administration (BBA hons) in Leisure and Tourism Management in Stralsund und M. A. in International Management and Intercultural Communication und Master of Business Administration (MBA) in Köln, Warschau, Dalian und Jacksonville. Mehrjährige Erfahrung als Managerin und Consultant in internationalen Projekten. Seit 2012 Dozentin im Fachbereich Wirtschaft an der FH Westküste und seit 2014 Mitarbeiterin am Institut für Management und Tourismus (IMT). Forschungsschwerpunkte: Interkulturelles Management, Netzwerk- und Kooperationsmanagement und grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Prof. Dr. Eric Horster (M. A. und Dr. rer. pol.), Studium der angewandten Kulturwissenschaften. Studiengangsleiter der B. A.- und M. A.-Studiengänge International Tourism Management (ITM) und des Online-Masterstudiengangs Tourismusmanagement sowie Professor für Internationales Tourismusmanagement an der FH Westküste. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte realisiert er am Institut für Management und Tourismus (IMT) in den Bereichen digitale Marktforschung und digitales Monitoring im Tourismus. Alexander Koch (M. A.), Studium Bachelor of Business Administration (BBA hons) in Leisure and Tourism Management in Stralsund und M. A. in International Tourism Management. Seit 2009 Projektmitarbeiter am Institut für Management und Tourismus (IMT) im Bereich Markt- und Auftragsforschung. Seit 2015 Übernahme von Lehrveranstaltungen in den B. A.- und M. A.-Studiengängen International Tourism Management (ITM). Forschungsschwerpunkte: quantitative und qualitative Marktforschungsmethoden im Tourismus, Netzwerk- und Kooperationsmanagement sowie Markenstatus- und Imageanalysen. Anne Köchling (Dipl.-Kffr., MTM), Studium International Business Studies an der Universität Paderborn sowie Tourismusmanagement am Willy Scharnow Institut für Tourismus der FU Berlin. Von 2005 bis 2007 Referentin Marketingmanagement bei der Deutschen Zentrale für Tourismus e. V. in Frankfurt am Main, anschließend Projektmanagerin bei der Tourismus-Agentur Schleswig- Holstein GmbH in Kiel. Seit 2010 Projektleiterin am Institut für Management und Tourismus (IMT) mit Tätigkeitsschwerpunkten in der Auftragsforschung und Business Intelligence-Projekten. Manon Krüger (Dipl.-Kffr. (FH)), betriebswirtschaftliches Studium mit Scherpunkten Controlling und Tourismus. Seit 2006 Projektleiterin am Institut für Management und Tourismus (IMT). Bis 2008 inhaltliche Schwerpunktsetzung im Bereich Qualität und Qualifizierung im Tourismus, seit 2009 in den Bereichen Marktforschung, Controlling und Business Intelligence im Destinationsmanagement. Dr. Carola May (M. A., Dr. phil), Studium der Ethnologie, Geschichte und Religionswissenschaften in Hamburg und Bordeaux. 2006 / 07 ethnologische Feldforschungsarbeiten zu Weltkulturerbestätten auf Madagaskar. 2011 Promotion an der Leuphana Universität Lüneburg. Seit 2012 Dozentin für Raum, Tourismus und Kultur an der FH Westküste. Forschungsschwerpunkte: Produktion 162 <?page no="163"?> soziokultureller (Tourismus-)Räume, (Welt-)Kulturerbetourismus, Segel- / Outdoortourismus, nachhaltiger Tourismus, qualitative Forschungsmethoden. Sylvia Müller (M. A., Dipl.-Kffr. (FH)), Studium International Tourism Management und BWL-Studium an der FH Westküste. Seit 2007 Mitarbeiterin am Institut für Management und Tourismus (IMT). Projektleiterin für Primärmarktforschung, u. a. Entwicklung und Implementierung der DestinationBrand-Studienreihe und der reiseverhaltensbasierten Zielgruppensegmentierung des IMT. Von 2008 bis 2015 Dozentin im Studiengang International Tourism Management an der FH Westküste. Forschungsschwerpunkte: Touristische Nachfrage, Tourismusbewusstsein, quantitative Befragungsmethoden. Julian Reif (Dipl.-Geogr.), Studium der Geographie mit den Nebenfächern Soziologie und Ethnologie an den Universitäten Bonn und Fribourg. Seit 2012 Projektleiter im Bereich touristische Marktforschung am Institut für Management und Tourismus (IMT) und Referent der Institutsleitung. Von 2012 bis 2015 Dozent für Tourismus an der FH Westküste u. a. für Destinationsmanagement, Tourismusmarktforschung und qualitative Methodenlehre. Von 2009 bis 2011 Travel Consultant bei der moveo Studienreisen GmbH. Forschungsinteressen: Touristische Nachfrage, Städtetourismus, Auswirkungen des Tourismus. Lars Rettig (M. A.), Studium Tourismusmanagement, Betriebswirtschaftslehre und Musik an der Universität Lüneburg mit zwei halbjährigen Auslandsaufenthalten in Spanien und Peru. Leitung des hochschulübergreifenden Teams „Öffentlichkeitsarbeit und Beratung“ für die im Rahmen eines Forschungs- und Entwicklungsprojekts („Offene Hochschulen in Schleswig-Holstein: Lernen im Netz, Aufstieg vor Ort“) geschaffenen weiterbildenden Studiengänge. Vor seiner Tätigkeit an der FH Westküste u. a. als Referent Marktforschung für den nordrheinwestfälischen Landesverband Tourismus NRW tätig. Rebekka Schmudde (M. A.), Studium International Tourism Management (ITM). Seit 2012 Projektmitarbeiterin am Institut für Management und Tourismus (IMT) mit Schwerpunkt in den Marktforschungsprojekten DestinationBrand und DestinationMonitor sowie Bearbeitung verschiedener Auftragsforschungsprojekte u. a. zu den UNESCO Welterbestätten in Deutschland. Interessensschwerpunkte: quantitative Marktforschungsmethoden im Tourismus, Natur- und Abenteuertourismus sowie Reittourismus. Sabrina Seeler (M. A.), Studium EMA Diplom Tourismus- und Eventmanagement Ostasien in Hamburg und Shanghai, BA-Fernstudium Business Management in Sunderland sowie Master of Arts International Tourism Management (ITM). Von 2011 bis 2015 Projektmitarbeiterin am Institut für Management und Tourismus (IMT) im Bereich Markt- und Auftragsforschung. Seit 2015 Promotion (PhD) an der Auckland University of Technology (AUT) in Auckland (Neuseeland) mit den Schwerpunkten touristische Konsumentenforschung und Destinationsmanagement. Lehrtätigkeiten an der AUT in den Bereichen International Tourism Management and Hospitality Management. Frank Simoneit (Dipl.-Geogr.), Studium der Geographie an der Westfälischen Wilhelms Universität in Münster / Westfalen mit den Nebenfächern Psychologie und Soziologie. Langjährige Erfahrung als Projektmanager in den Destinationen Münsterland und Ruhrgebiet sowie als Consultant im Geschäftsfeld Tourismus mit den Beratungsschwerpunkten Organisationsstrukturen in Kooperationen und Marketingkonzeption. Seit 2008 Dozent an der FH Westküste und Projektleiter am Institut für Management und Tourismus (IMT). Leitung zahlreicher Projekte, die sich mit der Konzeption, Initiierung und Umsetzung interkommunaler Kooperationen beschäftigen. Patricia Thaden (Dipl.-Kffr. (FH)), Studium der Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Controlling und Wirtschaftsinformatik. Seit 2010 Projektmitarbeiterin am Institut für Management und Tourismus (IMT) in den Bereichen Business Intelligence und Marktforschung. Seit 2016 zudem Studiengangskoordinatorin der B. A.- und M. A.-Studiengänge International Tourism Management (ITM). Interessenschwerpunkte: Business Intelligence, quantitative Primärmarktforschung und Datenanalyse. Prof. Dr. Anja Wollesen, (Dipl.-Ing., Dr. rer. pol.) seit 24 Jahren in der Tourismus- und Regionalentwicklung tätig, seit 2005 wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin am Institut für Management und Tourismus (IMT). Promotion an der Universität Kassel. Seit 2012 Professorin für Tourismus an der FH Westküste mit den Schwerpunkten Nachhaltigkeit, Destinationsmanagement sowie Leisure-, Culture- und Eventmanagement. Seit 2016 Vizepräsidentin der FH Westküste für Lehre, Weiterbildung und Qualität. 163