Wirtschaft und IT
12 Kernfächer mit Aufgaben, Lösungen und Glossar
0115
2018
978-3-7398-0315-9
978-3-8676-4800-4
UVK Verlag
Franz Xaver Bea
Marcus Deininger
Birgit Friedl
Alexander Hennig
Thomas Kessel
Gerald Pilz
Marcus Vogt
Jörg Wöltje
Verständliche Einführung in die Themenfelder Wirtschaft und Informationstechnologie: Dieses Buch erklärt die wichtigsten Grundlagen inklusive wissenschaftlicher Methodik.
Dies umfasst die betriebswirtschaftlichen Themen Kosten- und Leistungsrechnung, Controlling, Finanzierung, Marketing und Personalwirtschaft sowie die dazugehörigen Themenfelder Projektmanagement und Wirtschaftsinformatik. Darüber hinaus die fünf IT-Fächer Informatik, Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN, Systemanalyse und -entwurf mit UML, Java sowie Linux. Alle Kapitel beinhalten Fragen und Aufgaben mit Lösungen. Ein Glossar mit zentralen Begriffserklärungen ist ebenfalls Bestandteil.
Ein Buch, das jeder Student eines technisch orientierten Wirtschaftsstudienganges oder eines wirtschaftsorientierten IT-Studienganges zum Studieneinstieg lesen sollte. Auch für Quereinsteiger geeignet.
<?page no="1"?> Wirtschaft und IT <?page no="3"?> Franz Xaver Bea, Marcus Deininger, Birgit Friedl, Alexander Hennig, Thomas Kessel, Gerald Pilz, Marcus Vogt, Jörg Wöltje WWirtschaft und IT 12 Kernfächer mit Aufgaben, Lösungen und Glossar z <?page no="4"?> Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten <http: / / dnb.ddb.de> abrufbar. ISBN 978-3-86764-800-4 (Print) ISBN 978-3-7398-0314-2 (EPUB) ISBN 978-3-7398-0315-9 (EPDF) Das Werk einschließlich aller seiner Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbeson Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 201 Einbandgestaltung: Susanne Fuellhaas, Konstanz Printed in Germany UVK Verlagsgesellschaft mbH Tel. 07531-9053- -9053-98 www.uvk.de <?page no="5"?> Vorwort Wirtschaft und IT intensivieren kontinuierlich ihre gegenseitige Wechselbeziehung - sowohl in Ausbildung und Hochschulbildung als auch in der alltäglichen Berufspraxis. So zielt dieses Buch darauf ab, grundlegende Wissensinhalte in 12 Kernfächern in aller gebotenen Kürze darzustellen. Für wen ist das Buch gedacht? Angehende Studierende der technikorientierten BWL oder wirtschaftsorientierten IT-Studiengänge haben mit diesem Buch die Sicherheit, dass es das Kernwissen umfasst, das in einem Bachelorstudium behandelt wird - und zu einem gewissen Anteil oftmals gar vorausgesetzt wird. Immer beliebter werden Fernstudiengänge in diesen Disziplinen. Das Buch ist eine ideale Ergänzung zu den spezifischen Lehrbriefen und Online-Lern-Angeboten. Vor allem betriebswirtschaftliche Kenntnisse werden zunehmend in IT-Studiengängen vorausgesetzt und vermittelt, die auf den ersten Blick gar nicht erkennen lassen, dass BWL im Nebenfach Bestandteil des Hochschulabschlusses ist. Gerade hierfür eignet sich dieses Werk außerordentlich gut. Das Buch eignet sich darüber hinaus hervorragend für kaufmännisch-technische Ausbildungswege und eine duale Ausbildung: begleitend oder als Lernergänzung. Und schließlich profitieren berufliche Quereinsteiger von diesem Buch. Wer weder in Ausbildung noch im Studium oder in der bisherigen Berufspraxis keine Begegnung mit <?page no="6"?> 6 Vorwort betriebs- oder informationstechnischen Themen bzw. Fragestellungen hatte, kann mit diesem Werk die Sicherheit gewinnen, grundlegende Zusammenhänge zu verstehen. <?page no="7"?> Inhaltsübersicht Birgit Friedl A Kosten- und Leistungsrechnung ...................................... Gerald Pilz B Controlling ....................................................................... Jörg Wöltje C Finanzierung .................................................................... Alexander Hennig D Marketing ...................................................................... Gerald Pilz E Personalwirtschaft ........................................................ Franz Xaver Bea F Projektmanagement...................................................... Thomas Kessel und Marcus Vogt G Wirtschaftsinformatik ................................................... Marcus Deininger und Thomas Kessel H Informatik...................................................................... Marcus Deininger und Thomas Kessel I Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN.................... Marcus Deininger und Thomas Kessel J Systemanalyse und -entwurf mit UML .......................... Marcus Deininger und Thomas Kessel K Java ................................................................................ L Linux .............................................................................. Glossar ................................................................................ Lösungen........................................................................... <?page no="9"?> Inhaltsverzeichnis AA Kosten- und Leistungsrechnung ......................... 13 1 Zwecke der Kosten- und Leistungsrechnung .......15 2 Gliederung der Kosten- und Leistungsrechnung ...18 3 Gegenstand der Kosten- und Leistungsrechnung ..21 4 Kostenartenrechnung ................................................2 5 Kostenstellenrechnung..............................................3 6 Kalkulation..................................................................4 7 Betriebsergebnisrechnung ........................................4 B Controlling .......................................................... .. 5 1 Aufgaben und Funktionen .......................................57 2 Kosten- und Leistungsrechnung .............................65 3 Kalkulation..................................................................75 4 Teilkostenrechnung ...................................................81 5 Die Investitionsrechnung .........................................85 6 Das strategische Controlling ....................................89 7 Das operative Controlling ........................................94 C Finanzierung ........................................................ 99 1 Systematik der Finanzierung ..................................101 2 Finanzierungsarten im Überblick ..........................104 3 Kreditfinanzierung ...................................................108 4 Mezzanine Finanzinstrumente ...............................12 5 Beteiligungsfinanzierung .........................................127 6 Innenfinanzierung....................................................131 7 Finanzkennzahlen ....................................................134 8 Derivate .....................................................................139 D Marketing .......................................................... 145 1 Grundbegriffe des Marketings ...............................147 2 Strategisches Marketing ...........................................154 3 Produkt- und Programmpolitik .............................161 4 Markenpolitik ............................................................166 <?page no="10"?> 5 Preis- und Konditionenpolitik ...............................17 6 Distributionspolitik ..................................................17 7 Kommunikationspolitik ..........................................18 EE Personalwirtschaft......................................... ... 19 1 Einordnung und Ziele der Personalwirtschaft...193 2 Personalplanung......................................................197 3 Personalbeschaffung ..............................................201 4 Personaleinsatz........................................................205 5 Personalentwicklung ..............................................210 6 Personalführung......................................................213 7 Personalvergütung ..................................................220 8 Personalverwaltung ................................................224 9 Personalfreisetzung ................................................227 10 Personalcontrolling ................................................231 F Projektmanagement......................................... 237 1 Zunehmende Bedeutung der Projektwirtschaft....239 2 Projektmanagement als Führungskonzeption .....241 3 Management von Projekten ...................................243 4 Machbarkeitsstudie ..................................................249 5 Die Phasen ................................................................250 6 Management durch Projekte ..................................259 G Wirtschaftsinformatik ....................................... 269 1 Grundlagen und Begriffe ........................................271 2 Informationssysteme und Unternehmensorganisation/ -strategie ....................................................276 3 Betriebliche Informationssysteme .........................283 4 E-Business & E-Commerce ...................................295 5 Informationstechnik: Infrastruktur und Tendenzen ..............................................................................305 6 Softwareentwicklung ...............................................311 <?page no="11"?> HH Informatik.......................................................... 319 Einführung ....................................................................321 1 Rechneraufbau und Gebiete der Informatik .......322 2 Rechnertypen............................................................330 3 Interne Darstellung von Informationen...............333 4 Rechnerarchitekturen ..............................................346 5 Rechnerkomponenten.............................................351 6 Programmiersprachen .............................................358 I Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN ... .. 36 1 Einführung..............................................................3 2 Geschäftsprozesse .................................................3 3 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN.......37 4 BPMN: Pools, Aktivitäten und Sequenzflüsse ...37 5 BPMN: Kollaboration und Nachrichtenflüsse ...3 6 BPMN: Bahnen und Gateways ...........................3 7 BPMN: Ereignisse .................................................3 8 BPMN: Ereignisbehandlung ................................3 9 Modellierung, Analyse und Optimierung von Geschäftsprozessen............................................... 10 Service: Weiterführende Literatur / Links......... J Systemanalyse und -entwurf mit UML....... ... ... 1 Einführung ................................................................4 2 Vorgehen ...................................................................4 3 Objektorientierte Analyse ....................................... 4 Objektorientierter Entwurf: Systemarchitektur .. 5 Objektorientierter Entwurf: Klassen .................... 6 Objektorientierter Entwurf: Verhalten................. 7 Weiterführende Literatur ........................................ K Java.....................................................................4 1 Einführung ................................................................ 7 2 Variablen und Datentypen ..................................... 3 Kontrollstrukturen................................................... 9 4 Methoden ............................................................... .. 7 <?page no="12"?> 5 Sichtbarkeit / Gültigkeit ......................................... 3 6 Objektorientierte Programmierung............ ....... ....4 1 7 Ausnahmen / Exceptions.......................................5 6 L L Linux .................................................................. . 1 1 Einführung ................. ........ ..................................... 3 2 Grundlagen ....................................... ....... ................ 3 3 Benutzeroberfläche und Kommandozeile........... 4 Hierarchie der Verzeichnisse ................................. 5 Interne Handbücher und Dokumentation .......... 6 Dateien ................................................. ...... .............. 7 Texteditor vi .................. ........ ............. ....... .............. 8 Kommando-Interpreter bash .. ............. ................5 9 Zusätzliche Dateioperationen................................ 10 Glossar ...................................................... ............... 11 Tipps .......................................................................... Glossar................................................................ ... Lösungen ................................................................. .......................................................................... .......................................................................... .......................................................................... .......................................................................... .......................................................................... .......................................................................... ......................................................................... ......................................................................... .............................................. ............................ .................................... ...................................... ......................................................................... .......................................................................... <?page no="13"?> Birgit Friedl Kosten- und Leistungsrechnung <?page no="15"?> Kosten- und Leistungsrechnung 1 Zwecke der Kosten- und Leistungsrechnung Das Rechnungswesen dient der Erfassung, Verarbeitung und Auswertung mengen- und wertmäßiger Informationen über die wirtschaftlichen Aktivitäten einer Periode. Nach den Empfängern dieser Informationen wird es in das externe und das interne Rechnungswesen gegliedert. Das externe Rechnungswesen umfasst die Bilanz- und die GuV-Rechnung. Es stellt Informationen für unternehmungsexterne Interessierte bereit, wie z. B. Anteilseigner und Gläubiger. Die Kosten- und Leistungsrechnung ist ein Teilsystem des internen Rechnungswesens . Es erfasst den bewerteten Einsatzgüterverbrauch für die Erstellung und Verwertung des Leistungsprogramms der Unternehmung und bereitet diese Daten für die Zwecke unternehmungsinterner Informationsempfänger auf. ff Zu den Zwecken der Kosten- und Leistungsrechnung gehören die Ermittlung von Herstellungskosten für die Bewertung selbst erstellter Anlagen sowie der Bestände fertiger und unfertiger Erzeugnisse in der Bilanz, die Unterstützung von Entscheidungen über das Leistungsprogramm der Unternehmung, die Erfolgskontrolle sowie die Wirtschaftlichkeitskontrolle. <?page no="16"?> Kosten- und Leistungsrechnung Extern Intern Rechnungswesen Bilanz Gewinn- und Verlustrechnung … Kosten- und Leistungsrechnung … Ermittlung der Herstellungskosten Unterstützung von Entscheidungen Erfolgskontrolle Wirtschaftlichkeitskontrolle Kosten der Produkte Kosten der Periode Kosten der Kostenstellen Für die Bewertung in der Bilanz und die Unterstützung von Entscheidungen über das Leistungsprogramm sind die Kosten der Produkte zu ermitteln. Um den Erfolg kontrollieren zu können, sind die Kosten der Periode zu bestimmen und den e Erlösen gegenüberzustellen. Zur Kontrolle der Wirtschaftlichkeit der Leistungserstellung und -verwertung werden die Kosten der Periode mit einer Normgröße verglichen. Bei dieser Normgröße kann es sich um die Kosten der Vorperiode (Zeitvergleich) oder einer anderen Unternehmung (Betriebsvergleich) handeln. Als Normgröße können auch die Kosten geplant werden, die bei wirtschaftlicher Leistungserstellung und -verwertung unter den gegebenen Bedingungen angefallen wären. Um die Verantwortlichkeit für Abweichungen der realisierten Kosten von der Normgröße feststellen zu können, wird dieser Vergleich nicht auf Unternehmungsebene, sondern auf Kostenstellenebene durchgeführt. Für diesen Zweck sind deshalb auch die Kosten einzelner Kostenstellen zu ermitteln. <?page no="17"?> Kosten- und Leistungsrechnung Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Die Ermittlung der Kosten einer Rechnungsperiode ist die Aufgabe der … AA Wirtschaftlichkeitskontrolle Erfolgskontrolle ff Bilanz Gewinn- und Verlustrechnung Ermittlung der Herstellungskosten 2. Erläutern Sie die Einordnung der Kosten- und Leistungsrechnung in das Rechnungswesen. 3. Die Zwecke der Kosten- und Leistungsrechnung werden ww auch als Rechnungsziele der Kosten- und Leistungsrechnung bezeichnet. Nennen Sie die Rechnungsziele der Kosten- und Leistungsrechnung. 4. Wie kann die Wirtschaftlichkeit kontrolliert werden? <?page no="18"?> Kosten- und Leistungsrechnung 2 Gliederung der Kosten- und Leistungsrechnung Die Informationen über die Kosten der Periode, der Kostenstellen und der Produkte werden in den drei Teilrechnungen der Kostenrechnung ermittelt: der Kostenartenrechnung, der Kostenstellenrechnung und der Kostenträgerrechnung mit der Kalkulation und der Betriebsergebnisrechnung. Die Kostenartenrechnung ist eine reine Erfassungsrechnung und gibt Auskunft über die Höhe der Kosten, die während der Periode entstanden sind. Die Kostenstellenrechnung informiert über die Höhe der g Kosten, die in den einzelnen Kostenstellen angefallen sind. Kostenstellen sind Teilbereiche der Unternehmung, für die Kosten gesondert erfasst, geplant, kontrolliert und verrechnet werden. In der Kostenträgerrechnung werden die Kosten den Kostenträgern zugerechnet, die sie verursacht haben. Kostenträger sind alle End- und Zwischenprodukte sowie die selbst erstellten Anlagegüter. Die Kostenträgerrechnung informiert darüber, wofür die Kosten der Periode angefallen sind. Die Kostenträgerrechnung umfasst die Kalkulation (Kostenträgerstückrechnung) und die Betriebsergebnisrechnung (Kostenträgerzeitrechnung). In der Kalkulation aa werden die Kosten einem einzelnen Kostenträger zugerechnet. Ermittelt werden die Selbstkosten, d. h. die Gesamtkosten eines Kostenträgers. In der Betriebsergebnisrechnung werden die Kosten g <?page no="19"?> Kosten- und Leistungsrechnung für die in der Periode abgesetzten Mengen aller Kostenträger ermittelt und den Periodenerlösen gegenübergestellt, um den Periodenerfolg zu bestimmen. In den Teilrechnungen der Kostenrechnung wird angestrebt, die Kosten bei den Leistungen auszuweisen, für die sie angefallen sind. Die Kostenrechnung wird deshalb um eine Leistungsrechnung ergänzt. Diese weist die Leistungen der Unternehmung und der einzelnen Kostenstellen aus. Kostenartenrechnung Kostenstellenrechnung Kostenträgerrechnung - Kalkulation - Betriebsergebnisrechnung <?page no="20"?> Kosten- und Leistungsrechnung Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Die Kostenträgerrechnung enthält … Kalkulation und Spesenrechnung Kalkulation und Betriebsergebnisrechnung Kalkulation und Stellenrechnung Kostenartenrechnung und Abrechnung Kostenstellenrechnung und Betriebsergebnisrechnung 2. In welche Teilrechnungen ist die Kostenrechnung gegliedert? 3. Warum wird die Kostenrechnung durch eine Leistungsrechnung ergänzt? <?page no="21"?> Kosten- und Leistungsrechnung 3 Gegenstand der Kosten- und Leistungsrechnung Kosten sind der bewertete sachzielbezogene Güterverbrauch einer Periode. Mit dem Merkmal „sachzielbezogen“ wird zum Ausdruck gebracht, dass nur derjenige Güterverbrauch zu Kosten führt, der mit dem Leistungsprogramm der Unternehmung im Zusammenhang steht, d. h. mit den am Markt abzusetzenden Produkten. Um den Erfolg zu ermitteln, werden den Kosten die Erlöse gegenübergestellt. Sie sind die bewertete, sachzielbezogene Güterentstehung einer Periode. Unter der Leistung wird die art- und mengenmäßige Ausbringung einer Kostenstelle verstanden. Werden in einer Kostenstelle verschiedenartige Leistungen erbracht, wird die Leistung mit Hilfe einer Maßgröße gemessen, die diese Leistungsarten gleichnamig macht. Diese Maßgröße wird als Bezugsgröße bezeichnet. Als Bezugsgröße zur Messung der Leistung einer Mehrproduktfertigung kann z. B. die Fertigungszeit herangezogen werden. In der Beschaffung kann die Leistung z. B. über die Anzahl der Bestellungen erfasst werden. Im externen Rechnungswesen wird der Güterverbrauch über den Aufwand erfasst. Das ist der entsprechend den gesetzlichen Regeln meist mit Ausgaben bewertete gesamte Güterverbrauch einer Periode. <?page no="22"?> Kosten- und Leistungsrechnung Aufwand Neutraler Aufwand Sachzielfremder Aufwand Außerordentlicher Aufwand Bewertungsbedingter Aufwand ... Zweckaufwand Grundkosten Kalkulatorische Kosten Anderskosten Zusatzkosten Kosten Gesetzliche Regelungen legen die Art, den Umfang und die Bewertung des Güterverbrauchs fest, der als Aufwand erfasst werden darf. ff Der als Aufwand abgebildete wertmäßige Güterverbrauch kann sich deshalb von dem unterscheiden, der als Kosten in die Kostenrechnung eingeht. Der neutrale Aufff wand ist der Teil des Aufwandes, dem keine Kosten oder Kosten in anderer Höhe gegenüberstehen. Nach seinen Ursachen werden u. a. der sachzielfremde, der außerordentliche und der bewertungsbedingte Aufwand unterschieden. Kalkulatorischen Kosten steht kein Aufwand (Zusatzkosten) oder ein Aufwand in anderer Höhe (Anderskosten) gegenüber. Für die Teile des Aufwandes (Kosten), die mit den Kosten (Aufwand) übereinstimmen, haben sich die Bezeichnungen „Zweckaufwand“ und „Grundkosten“ durchgesetzt. Neutraler Aufwand Als Aufwand wird der gesamte Güterverbrauch der Periode erfasst. Dagegen wird nur der Güterverbrauch, der durch <?page no="23"?> Kosten- und Leistungsrechnung die Realisation des Leistungsprogramms ausgelöst worden ist, als Kosten berücksichtigt. Hinter dem sachzielfremden Aufwand verbirgt sich der Güterverbrauch, der nicht für die d Realisation des Sachziels der Unternehmung angefallen ist. Als Beispiel für den neutralen Aufwand können Spenden für karitative Zwecke genannt werden. Der außerordentliche Aufwand ist ein Güterverbrauch, der nach Art oder Umfang im Rahmen der betrieblichen Tätigkeit ungewöhnlich ist, wie z. B. Schäden durch Brand. In die Kostenrechnung wird dieser Güterverbrauch nicht einbezogen, da er zu stark schwankenden Kosten im Zeitablauf führen würde. Diese würden schwankende Produktkosten ergeben, die Erfolgsinformationen der Betriebsergebnisrechnung verzerren, eine Analyse der Erfolgsentwicklung erschweren und unter Umständen sogar zu Fehlentscheidungen führen. An die Stelle des außerordentlichen Güterverbrauchs treten in der Kostenrechnung deshalb kalkulatorische Wagnisse . Durch sie werden in der Kostenrechnung nicht versicherte Einzelwagnisse in einer Höhe berücksichtigt, von der erwartet werden kann, dass die erfassten Kosten über einen längeren Zeitraum hinweg mit dem außerordentlichen Aufwand übereinstimmen. Dem bewertungsbedingten Aufwand liegt ein mengenmäßiger Güterverbrauch zugrunde, der im gleichen Umfang auch zu Kosten führt. Dieser Güterverbrauch wird im externen und internen Rechnungswesen jedoch unterschiedlich bewertet. Bewertungsunterschiede gibt es z. B. bei den Abschreibungen. Der Wertansatz bilanzieller Abschreibungen unterliegt han WW dels- und steuerrechtlichen Vorschriften. Diese werden nicht zwingend in die Kostenrechnung übernommen, da über die Abschreibungen in der Kostenrechnung (kalkulatorische Abschreibungen) der auf die Periode entfallende Werteverzehr der Anlagegüter möglichst exakt erfasst werden sollte. <?page no="24"?> Kosten- und Leistungsrechnung Kalkulatorische Kosten Zusatzkosten liegt der Verbrauch und die Nutzung von Gütern zugrunde, die nicht mit Ausgaben verbunden sind und damit auch nicht zu Aufwand führen. Zu den Zusatzkosten zählen der kalkulatorische Unternehmerlohn und die kalkulatorischen Mieten. Anderskosten steht ein Aufwand in anderer Höhe gegenüber, d. h. ein außerordentlicher oder ein bewertungsbedingter Aufwand. Anderskosten sind die kalkulatorischen Abschreibungen, die kalkulatorischen Wagnisse und die kalkulatorischen Zinsen. Der kalkulatorische Unternehmerlohn findet in Einzelunternehmen und Personengesellschaften Eingang in die Kostenrechnung. Bei diesen Rechtsformen ist der Wert der Arbeitsleistung, die der Eigentümer, ein Gesellschafter oder die ohne feste Entlohnung mitarbeitenden Angehörigen erbringen, über den Gewinn zu entgelten und darf im externen Rechnungswesen nicht als Aufwand erfasst werden. Durch die Erfassung des kalkulatorischen Unternehmerlohns in der Kostenrechnung soll zum einen die Vergleichbarkeit der Kosten von Unternehmungen verschiedener Rechtsformen herbeigeführt werden. Zum anderen wird damit die vollständige Erfassung des Güterverzehrs einer Periode angestrebt. Aus diesem Grund werden in der Kostenrechnung für Anlagegüter, die der Unternehmung unentgeltlich oder zu Mieten unterhalb der üblichen Höhe zur Verfügung stehen, kalkulatorische Mieten erfasst. Im externen Rechnungswesen werden die tatsächlich gezahlten Fremdkapitalzinsen als Aufwand berücksichtigt. Die Erfassung nur dieser Fremdkapitalzinsen wird für die Kostenrechnung überwiegend abgelehnt, da dadurch die Höhe der Kosten vom Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdkapital abhängig wäre. <?page no="25"?> Kosten- und Leistungsrechnung In der Kostenrechnung werden deshalb kalkulatorische Zinsen erfasst, d. h. Zinsen auf das Eigen- und das Fremdkapital der Unternehmung auf der Basis eines einheitlichen Zinssatzes. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Die Teile des Aufwandes (Kosten), die mit den Kosten (Aufwand) übereinstimmen, sind … Zeitaufwand und Zusatzkosten Investition und Anderskosten Zweckaufwand und Grundkosten Zweckaufwand und kalkulatorische Kosten Außerordentlicher Aufwand und Grundkosten 2. Nach der Ursache können verschiedene Arten des neutralen Aufwands unterschieden werden. Erläutern Sie diese verschiedenen Formen des neutralen Aufwands. 3. Was wird unter den kalkulatorischen Kosten verstanden? 4. Nennen Sie Beispiele für Zusatz- und Anderskosten. 5. Was wird unter dem kalkulatorischen Unternehmerlohn verstanden? Aus welchen Gründen wird er in der Kostenrechnung erfasst? <?page no="26"?> Kosten- und Leistungsrechnung 6. Führen die folgenden Geschäftsvorfälle in einer Unternehmung, die Fahrräder produziert, zu neutralem Aufw ff and, Zweckaufwand / Grundkosten, Anderskosten oder Zusatzkosten? Die Zinsen für einen Bankkk kredit werden bezahlt. Die Rechnung für Reifen wird beglichen. Eine Maschine ist für 100.000 € angeschafft worden. Bilanziell wird sie mit 10 % pro Jahr abgeschrieben. In der Kostenrechnung wird sie mit 7,5 % pro Jahr abgeschrieben. Ein Kunde hat Insolvenz angemeldet. Die Unternehmung wird informiert, dass 25 % der Forderung gegenüber dem Kunden in Höhe von 50.000 € beglichen werden. Für das betriebsnotwendige Kapital sind 12.000.000 € ermittelt worden. Der kalkulatorische Zinssatz liegt bei 8,5 %. <?page no="27"?> Kosten- und Leistungsrechnung Zu ihrem 350. Geburtstag werden einer Universität 50 Fahrräder in den Universitätsfarben für die Aktion „campusrad“ auf Dauer zur Verfügung gestellt. <?page no="28"?> Kosten- und Leistungsrechnung 4 Kostenartenrechnung Aufgabe der Kostenartenrechnung ist es, die Kosten einer Periode kostenartenweise zu erfassen, die Kostenhöhe festzustellen und die Kosten nach ihrer Zurechenbarkeit zu den Kostenträgern zu gliedern. Kostenarten werden durch die Art des verbrauchten Einsatzgutes abgegrenzt. Beispiele für Kostenarten sind Materialkosten, Personalkosten, Abschreibungen und Zinsen. Nach ihrer Zurechenbarkeit zu den Kostenträgern werden die Kosten in der Kostenartenrechnung in Einzel- und Gemeinkosten gegliedert. Einzelkosten fallen ausschließlich für einen Kostenträger an und können bei diesem erfasst werden. Sie können diesem Kostenträger deshalb direkt zugeordnet werden. Gemeinkosten sind die Kosten, die entweder für mehrere Kostenträger gemeinsam anfallen oder für mehrere Kostenträger gemeinsam erfasst werden. Sie können einem Kostenträger nicht direkt zugeordnet, sondern nur indirekt über Hilfsgrößen zugerechnet werden. Einzel- und Gemeinkosten werden in der Kostenrechnung nach unterschiedlichen Verfahren auf die Kostenträger verrechnet. <?page no="29"?> Kosten- und Leistungsrechnung Kostenartenrechnung Gemeinkosten Einzelkosten Sondereinzelkosten Kostenstellenrechnung Kostenstelle Kostenart Materialstelle Fertigungsstelle Verwaltungsstelle Vertriebsstelle Gehälter Hilfslöhne … Kostenstellenkosten Gemeinkostenzuschlagssatz Kalkulation Betriebsergebnisrechnung Produkt Kostenart 1 … N Kosten Erlöse Produkt 1 … Produkt N (Periodenverlust) Produkt 1 … Produkt N Periodengewinn Materialeinzelkosten Materialgemeinkosten … Produktkosten (1) (2) (3) Die Einzelkosten werden aus der Kostenartenrechnung unmittelbar in die Kostenträgerrechnung übernommen und den Kostenträgern direkt zugeordnet (1). Nach diesem Verfahren werden Materialeinzelkosten und Fertigungslöhne auf die Kostenträger verrechnet. Materialeinzelkosten sind der direkt bei den Kostenträgern erfasste bewertete Materialverbrauch. Sie fallen für Rohstoffe, Einzelteile und Baugruppen an ff . Fertigungslöhne sind die Summe aus den Entgelten für unmittelbar an den Kostenträgern erbrachte Arbeitsleistungen und den zugehörigen Sozialkosten. <?page no="30"?> Kosten- und Leistungsrechnung Die Gemeinkosten stehen nur in einer mittelbaren Beziehung zu den Kostenträgern. Sie fallen für die Leistungen an, die ff in den Kostenstellen erbracht werden (z. B. Bereitstellung von Einsatzgütern, Montageleistungen). Eine Beziehung zu den Kostenträgern entsteht erst, wenn diese Leistungen von den verschiedenen Kostenträgern in Anspruch genommen werden. Die Gemeinkosten werden deshalb aus der Kostenartenrechnung in die Kostenstellenrechnung übernommen und den Kostenstellen zugerechnet (2). Die in den Kostenstellen ausgewiesenen Kosten werden anschließend in der Kostenträgerrechnung im Verhältnis der beanspruchten Kostenstellenleistung auf die Kostenträger verrechnet (3). Neben den Einzel- und Gemeinkosten werden noch Sonderkosten abgegrenzt. Das sind Einzel- oder Gemeinkosten, die aufff grund eines speziellen Informationsbedarfs gesondert ausgewiesen werden. Als Sondereinzelkosten werden meist Kosten ausgewiesen, die einem Produkt oder einem Auftrag direkt zugerechnet werden können. Nach dem Ort ihrer Entstehung werden Sondereinzelkosten der Fertigung (z. B. Kosten für Spezialwerkzeuge) und Sondereinzelkosten des Vertriebs (u. a. Zölle, Frachten, Provisionen) unterschieden. Diese werden aus der Kostenartenrechnung unmittelbar in die Kostenträgerrechnung übernommen und dem jeweiligen Kostenträger direkt zugeordnet. Erfassung der Kosten Kosten werden nach der Mengen- und Wertkomponente ge e trennt erfasst. Das setzt jedoch voraus, dass der mengenmäßige Güterverbrauch feststellbar und der Preis pro Mengeneinheit definiert ist. Erfüllt sind diese Voraussetzungen u ff . a. <?page no="31"?> Kosten- und Leistungsrechnung beim Verbrauch von Rohstoffen, Einzelteilen, Baugruppen und Hilfsstoffen und bei den kalkulatorischen Zinsen. Als Mengenkomponente der kalkulatorischen Zinsen wird das betriebsnotwendige Kapital herangezogen, d. h. das um das Abzugskapital verminderte betriebsnotwendige Vermögen. Zum betriebsnotwendigen Vermögen zählen alle Teile des Anlage- und Umlaufvermögens, die der Erfüllung des Sachziels der Unternehmung dienen. Das Abzugskapital umfasst den Teil des Fremdkapitals, dessen Überlassung nicht über Fremdkapitalzinsen, sondern in anderer Form entgolten wird, und dessen Überlassungskosten in der Kostenrechnung deshalb bereits erfasst sind. Zum Abzugskapital zählen Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, deren Überlassung über erhöhte Einstandspreise entgolten wird, und Kundenanzahlungen, wenn sie mit einer Reduzierung der Verkaufspreise verbunden sind. Durch die Multiplikation des betriebsnotwendigen Kapitals mit einem kalkulatorischen Zinssatz ergeben sich die kalkulatorischen Zinsen. Als kalkulatorischer Zinssatz kann u z . a. der landesübliche Zinssatz für sichere Kapitalanlagen zuzüglich einer Risikoprämie herangezogen werden. Wenn die Voraussetzungen der getrennten Erfassung nicht vorliegen, wird der gesamte Kostenbetrag erfasst, ohne dass g auf die Mengen- oder die Wertkomponente zurückgegriffen wird. Bei Steuern, Abgaben, Beiträgen und Dienstleistungen, für die Globalentgelte entrichtet werden, kann als Kostenbetrag der in der Finanzbuchhaltung erfasste Aufwand direkt in die Kostenartenrechnung übernommen werden. Für kalkulatorische Kosten, denen kein messbarer Einsatzgüterverbrauch zugrunde liegt, wie z. B. für kalkulatorische Abschreibungen und kalkulatorische Wagnisse, wird der in der Kostenrechnung zu berücksichtigende Betrag zweckbezogen festgelegt. <?page no="32"?> Kosten- und Leistungsrechnung Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Kostenarten sind z. B. … Gehälter Materialeinzelkosten Vertriebskosten Verwaltungskosten kalkulatorische Kosten 2. Welche Aufgabe hat die Kostenartenrechnung? 3. In einer Unternehmung werden Fahrräder produziert. r Nennen Sie Beispiele für Einzel- und Gemeinkosten. 4. Wie werden die Einzelkosten auf die Kostenträger verrr rechnet? 5. Wie werden die Gemeinkosten auf die Kostenträger verrr rechnet? 6. Welche Zinsen gehen als kalkulatorische Zinsen in die Kostenrechnung ein? <?page no="33"?> Kosten- und Leistungsrechnung 5 Kostenstellenrechnung Für die Kostenstellenrechnung wird die Unternehmung in Kostenstellen gegliedert, auf welche anschließend die Gemeinkosten verrechnet werden. Für eine verursachungsgerechte Verrechnung der Gemeinkosten auf die Kostenträger sollten die Kostenstellen so abgegrenzt werden, dass sich jeweils eine Maßgröße der Kostenstellenleistung (Bezugsgröße) finden lässt, die in einem ursächlichen Zusammenhang mit den Kosten der jeweiligen Kostenstelle steht. Sind die Kostenstellen gebildet, werden in der Kostenstellenrechnung die folgenden Aufgaben ausgeführt: Verrechnung der Gemeinkosten auf die Kostenstellen, innerbetriebliche Leistungsverrechnung sowie Berechnung der Gemeinkostenzuschlagssätze für die Kostenträgerrechnung. Verrechnung der Gemeinkosten auf Kostenstellen Nach der Zurechenbarkeit der Gemeinkosten zu den Kostenstellen werden Kostenstelleneinzel- und Kostenstellengemeinkosten unterschieden. Kostenstelleneinzelkosten fallen ausschließlich für eine Kostenstelle an und können auch bei dieser erfasst werden. Ist in einem Gebäude nur eine Kostenstelle untergebracht, stellen die Kosten für die Miete des Gebäudes Kostenstelleneinzelkosten dar. Kostenstelleneinzelkosten werden den Kostenstellen direkt zugerechnet. Kostenstellengemeinkosten fallen entweder für mehrere Kostenstellen gemeinsam an oder werden für mehrere Kostenstellen gemeinsam erfasst. Bei den Mietkosten handelt es sich um Kostenstellengemeinkosten, wenn in dem Gebäude mehrere Kostenstellen untergebracht sind. Kostenstellengemeinkosten <?page no="34"?> Kosten- und Leistungsrechnung können den Kostenstellen nicht direkt, sondern nur über Kostenschlüssel zugerechnet werden. Für die Verrechnung der Miete auf die Kostenstellen in einem Gebäude kann z. B. die Fläche als Kostenschlüssel herangezogen werden. Weitere Beispiele für Kostenschlüssel sind die Lohn- und Gehaltskosten für die Verrechnung der Sozialkosten und der Wert des Anlagenbestandes in der Kostenstelle für die Verrechnung der kalkulatorischen Zinsen. Innerbetriebliche Leistungsverrechnung Als „innerbetrieblich“ werden Leistungen bezeichnet, die Kostenstellen für andere Kostenstellen erstellen, wie z. B. Reparaturleistungen, welche die Kostenstelle „Werkstatt“ für eine Fertigungskostenstelle erbringt. Mit der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung wird angestrebt, die Kosten der inner g betrieblichen Leistungen bei den Kostenstellen auszuweisen, die sie verursacht haben, d. h. die innerbetriebliche Leistung verbraucht haben. In der Kostenstellenrechnung werden deshalb liefernde Kostenstellen von den Kosten der innerbetrieblichen Leistungen entlastet, empfangende Kostenstellen werden mit diesen Kosten belastet. Nach den zu erbringenden Leistungen werden in der Kostenstellenrechnung Vor- und Endkostenstellen unterschieden. Vorkostenstellen erbringen ausschließlich innerbetriebliche Leistungen, während Endkostenstellen primär Absatzleistungen erstellen. Die Kosten von Vorkostenstellen werden deshalb vollständig auf andere Kostenstellen verrechnet. Nach Abschluss der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung weisen damit nur die Endkostenstellen Kosten aus. Es werden in der Regel folgende Arten von Endkostenstellen abgegrenzt: Material-, Fertigungs- und Verwaltungs- und Vertriebsstellen. <?page no="35"?> Kosten- und Leistungsrechnung Die Kosten, die nach der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung für diese Endkostenstellen ausgewiesen werden, sind die Material-, Fertigungs-, Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten . Ermittlung der Gemeinkostenzuschlagssätze Die für die Endkostenstellen ermittelten Gemeinkosten werden in der Kostenträgerrechnung entsprechend der in Anspruch genommenen Kostenstellenleistungen auf die Kostenträger verrechnet. Für diese Verrechnung werden für die Endkostenstellen Gemeinkostenzuschlagssätze berechnet e . Der Gemeinkostenzuschlagssatz einer Endkostenstelle wird ermittelt, indem die ihr zugerechneten Gemeinkosten durch die von ihr erbrachte Leistung dividiert wird. Es ist üblich, für die Messung der Leistungen der Endkostenstellen die Materialeinzelkosten, die Fertigungslöhne und die Herstellkosten heranzuziehen. Die Herstellkosten sind die Summe aus den Materialeinzel- und -gemeinkosten, den Fertigungslöhnen und den Fertigungsgemeinkosten. Die Gemeinkostenzuschlagssätze der Endkostenstellen werden damit wie folgt berechnet: Materialstelle: Materialgemeinkostenzuschlagssatz = Materialgemeinkosten ____ Materialeinzelkosten Fertigungsstelle: Fertigungsgemeinkostenzuschlagssatz = Fertigungsgemeinkosten ____ Fertigungslöhne Die Leistung von Fertigungsstellen kann auch über die erbrachten Maschinenstunden erfasst werden. In diesem Fall wird ein Maschinenstundensatz als Quotient aus Fertigungsgemeinkosten und geleisteten Maschinenstunden berechnet. <?page no="36"?> Kosten- und Leistungsrechnung Verwaltungs- / Vertriebsstelle: Verwaltungs- / Vertriebsgemeinkostenzuschlagssatz = Verwaltungs- / Vertriebsgemeinkosten ______ Herstellkosten Betriebsabrechnungsbogen als Instrument Der Betriebsabrechnungsbogen ist die tabellarische Übersicht über die Verteilung der Gemeinkosten auf die Kostenstellen, die innerbetriebliche Leistungsverrechnung sowie die Berechnung der Gemeinkostenzuschlagssätze. Die Struktur eines r Betriebsabrechnungsbogens kann durch die Spalten- und Zeilengliederung beschrieben werden. Die Spalten enthalten die Kostenstellen. In den ersten Zeilen werden die Gemeinkosten, die aus der Kostenartenrechnung übernommen werden, auf die Kostenstellen verrechnet. Die zweite Gruppe von Zeilen ist der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung gewidmet. Die letzte Zeile des Betriebsabrechnungsbogens enthält die Berechnung der Gemeinkostenzuschlagssätze. Die Struktur des Betriebsabrechnungsbogens soll an einem Beispiel veranschaulicht werden. Beispiel In einer Unternehmung sind in einer Periode die folgenden Kosten angefallen: Kostenart Kostenbetrag Einzelkosten Materialeinzelkosten 291.000 € Fertigungslöhne 219.280 € Gemeinkosten Kostenstelleneinzelkosten Gehälter 90.000 € Stromkosten 25.200 € Kostenstellengemeinkosten Sozialkosten 45.000 € Heizungsenergie 18.000 € Miete 28.800 € <?page no="37"?> Kosten- und Leistungsrechnung Die Unternehmung ist in folgende Kostenstellen gegliedert worden: Gebäudereinigung (Vorkostenstelle), Materialstelle, Fertigungsstelle, Verwaltungs- / Vertriebsstelle (Endkostenstellen). Die nachfolgende Tabelle informiert über die Kostenschlüssel zur Verrechnung der Kostenstellengemeinkosten auf die Kostenstellen. Kostenstelle Gemeinkostenart Kostenschlüssel Summe der Schlüsselwerte Schlüsselwerte der Kostenstellen Gebäudereinigung Materialstelle Fertigungsstelle Verwaltungs- / Vertriebsstelle Sozialkosten Gehälter 90.000 € 8.000 € 4.000 € 63.000 € 15.000 € Heizungsenergie Raummaß 9.000 m³ 900 m³ 900 m³ 6.900 m³ 300 m³ Fläche Miete nmaß 3.000 m² 300 m² 300 m² 2.300 m² 100 m² Die Gebäudereinigung erbringt in der Periode 180 Arbeitsstunden. Davon entfallen 120 auf die Fertigungsstelle und jeweils 30 Arbeitsstunden auf die Material- und die Verwaltungs- / Vertriebsstelle. Aus diesen Angaben ergibt sich der folgende Betriebsabrechnungsbogen: <?page no="38"?> Kosten- und Leistungsrechnung Kosten stelle Kostenart Summe Gemeinkosten Gebäudereinigung Materialstelle Fertigungsstelle Verwaltungs- / Vertriebsstelle Gehälter 90.000 € 8.000 € 4.000 € 63.000 € 15.000 € Sozialkosten 45.000 € 4.000 € 2.000 € 31.500 € 7.500 € Heizungsenergie 18.000 € 1.800 € 1.800 € 13.800 € 600 € Stromkosten 25.200 € 240 € 1.080 € 22.800 € 1.080 € Miete 28.800 € 2.880 € 2.880 € 22.080 € 960 € Summe 207.000 € 16.920 € 11.760 € 153.180 € 25.140 € Innerbetriebliche Leistungsverrechnung 2.820 € 11.280 € 2.820 € Summe nach Umlage 207.000 € 14.580 € 164.460 € 27.960 € Bezugsgröße Materialeinzelkosten Fertigungslöhne Herstellkosten1) Gemeinkostenzuschlagssätze 14.580 € _ 291.000 € · 164.460 € _ 291.280 € · 27.960 € _ 689.320 € · 1) Berechnung der Herstellkosten: 291.000 € (Materialeinzelkosten) + 14.580-€ (Materialgemeinkosten) + 219.280 € (Fertigungslöhne) + 164.460 € (Fertigungsgemeinkosten) = 689.320 € <?page no="39"?> Kosten- und Leistungsrechnung Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was ist ein geeignetes Instrument für die Kostenstellenrechnung? Kalkulation Betriebsergebnisrechnung Deckungsbeitragsrechnung Leistungsrechnung Betriebsabrechnungsbogen 2. Erläutern Sie den Aufbau aa eines Betriebsabrechnungsgens. 3. Welchen Zweck hat die innerbetriebliche Leistungsverrr rechnung? 4. Was sind Kostenstellengemeinkosten? Nennen Sie Beispiele für diese Kostenkategorie. 5. Wie unterscheiden sich Vor- und Endkostenstellen? kk 6. Welche Arten von Endkostenstellen werden unterschieden? 7. Welchem Zweck dienen die Gemeinkostenzuschlagssättt ze, die im BAB berechnet werden? <?page no="40"?> Kosten- und Leistungsrechnung 8. In einer Unternehmung, die Fahrräder produziert, sind in einer Periode die folgenden Kosten angefallen: Kostenbetrag Materialeinzelkosten 3.137.500 € Fertigungslöhne 351.210 € Gehälter 240.000 € Hilfslöhne 40.000 € Sozialkosten 48.000 € Kosten für Hilfs- und Betriebsstoffe 26.000 € Mieten 120.000 € Kalkulatorische Abschreibungen 150.000 € Kalkulatorische Zinsen 96.000 € <?page no="41"?> Kosten- und Leistungsrechnung Gemeinkosten Kostenstelle Sozialkosten Mieten Kalkulatorische Abschreibung und Kalkulatorische Zinsen Kostenschlüssel Gehälter Fläche Gebundenes Kapital Schlüsselwerte Gebäudereinigung 20.000 € 300 m2 80.000 € Reparaturwerkstatt 40.000 € 1.000 m2 100.000 € Materialstelle 60.000 € 1.200 m2 20.000 € Fertigungsstelle 60.000 € 8.500 m2 800.000 € Verwaltungs- und Vertriebsstelle 60.000 € 1.000 m2 200.000 € Die Gebäudereinigung und die Reparaturwerkstatt errr bringen für die anderen Kostenstellen Leistungen. Folgende Tabelle fasst die Daten über die Leistungsverflechtungen zusammen: Liefernde Kostenstelle Empfangende Kostenstelle Gebäudereinigung Reparaturwerkstatt Gesamtleistung 327 St. 350 Std. Gebäudereinigung − − Reparaturwerkstatt 25 Std. − Materialstelle 62 Std. 100 Std. Fertigungsstelle 140 Std. 200 Std. Verwaltungs- und Vertriebsstelle 100 Std. 50 Std. Erstellen Sie den Betriebsabrechnungsbogen in folgenden Schritten: a) Verrechnen Sie die Kostenstellengemeinkosten auf die Kostenstellen und ermitteln Sie die Summe der Gemeinkosten, die in jeder der fünf Kostenstellen angefallen ist. <?page no="42"?> Kosten- und Leistungsrechnung b) Führen Sie die innerbetriebliche Leistungsverrechnung durch. c) Berechnen Sie die Gemeinkostenzuschlagssätze der Endkostenstellen. Die Kosten der Materialstelle sollen über die Materialeinzelkosten, die der Fertigungsstelle über die Fertigungslöhne und die Kosten der Verwaltungs- und Vertriebsstelle über die Herrr stellkosten verrechnet werden. <?page no="43"?> Kosten- und Leistungsrechnung 6 Kalkulation Mit der Kalkulation werden die Kosten eines Kostenträgers ermittelt. Da jede Erscheinungsform der Produktion andere Anforderungen an die Berechnung der Kosten eines Kostenträgers stellt, haben sich in der Unternehmungspraxis mehrere Kalkulationsverfahren herausgebildet. Ein sehr vielseitig einsetzbares Verfahren ist die Zuschlagskalkulation. Zuschlagskalkulation Die Materialeinzelkosten und die Fertigungslöhne werden als Einzelkosten direkt auf die Kostenträger verrechnet. Die Gemeinkosten der Endkostenstellen, die der jeweilige Kostenträger durchlaufen hat, werden in der Zuschlagskalkulation über die Gemeinkostenzuschlagssätze verrechnet. Wenn für ein Produkt Materialeinzelkosten von 840 € ff / St. und Fertigungslöhne von 680 € / St. anfallen, können mit den ff Gemeinkostenzuschlagssätzen aus dem Betriebsabrechnungsbogen die Selbstkosten pro Stück des Produkts wie folgt berechnet werden: Materialeinzelkosten 840,00 € + Materialgemeinkosten (5 %) 42,00 € + Fertigungslöhne 680,00 € + Fertigungsgemeinkosten (75 %) 510,00 € = Herstellkosten 2.072,00 € + Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten (4 %) 82,88 € = Selbstkosten 2.154,88 € <?page no="44"?> Kosten- und Leistungsrechnung Eine Sonderform der Zuschlagskalkulation ist die Maschinenstundensatzkalkulation . Die Kosten der Fertigungsstellen werden bei diesem Kalkulationsverfahren über Maschinenstundensätze auf die Kostenträger verrechnet. Weitere Kalkulationsverfahren Es gibt einfache Produktionsstrukturen , bei denen hinreichend genaue Informationen über die Kosten eines Kostenträgers mit Kalkulationsverfahren ermittelt werden können, welche auf eine getrennte Verrechnung von Einzel- und Gemeinkosten verzichten. Zu diesen Verfahren zählen die Divisions- und die Äquivalenzziffernkalkulation. Die Divisionskalkulation ist anwendbar, wenn ein Produkt in großen Mengen hergestellt wird. Bei diesem Kalkulationsverfahren werden zur Ermittlung der Stückkosten dieses Produktes die Gesamtkosten durch die Produktionsmenge dividiert. Der Anwendungsbereich der Äquivalenzziffernkalkulation ist die Sortenfer ff tigung, bei der mehrere Produkte aus den gleichen Ausgangsstoffen nach weitgehend identischen Produkkk tionsverfahren produziert werden. Die Produkte unterscheiden sich nur geringfügig in Abmessung, Gestalt, Qualität oder Format (z. B. verschiedene Abmessungen von Blechen oder Papier). Das Grundprinzip der Äquivalenzziffernkalkulation besteht darin, die Produktionsmenge jedes Produktes über Äquivalenzziffern in die Menge eines Einheitsprodukts umzurechnen, die zu Kosten in identischer Höhe führen würde. Äquivalenzziffern bringen zum Ausdruck, in welchem Verhältnis die Kosten des Produktes zu den Kosten des Einheitsproduktes stehen. Aus den über alle Produkte ermittelten Mengen werden die Stückkosten des Einheitsproduktes ermit- <?page no="45"?> Kosten- und Leistungsrechnung telt. Die Stückkosten eines Produktes können anschließend durch die Multiplikation der Stückkosten des Einheitsproduktes mit der jeweiligen Äquivalenzziffer berechnet werden. Dieses Kalkulationsverfahren soll an einem Beispiel veran ff schaulicht werden. Beispiel: Es werden drei Varianten einer Kunststoffplane hergestellt, die sich in der Stärke und der Größe unterscheiden. Die Äquivalenzziffern sollen aus dem Gewicht der Plane ermittelt werden. Die Kosten der Periode betragen 191.250 €. Es liegen weiterhin die folgenden Daten vor: Variante Produktionsmenge Gewicht A 1.200 St. 4 kg / St. B 800 St. 3 kg / St. C 600 St. 5 kg / St. Wird Variante A als Einheitsprodukt gewählt, werden die Kosten der Varianten wie folgt berechnet: Variante Äquivalenzziffer Produktionsmenge Kostenidentische Menge des Einheitsproduktes Stückherstellkosten Periodenherstellkosten A 1,0 1.200 St. 1.200 St. · 1 = 1.200 St. 1,0 · 75 € = 75 € 90.000 € B 3/ 4 = 0,75 800 St. 800 St. · 0,75 = 600 St. 0,75 · 75 € = 56,25 € 45.000 € C 5/ 4 = 1,25 600 St. 600 St. · 1,25 = 750 St. 1,25 · 75 € = 93,75 € 56.250 € Kostenidentische Gesamtmenge des Einheitsproduktes 2.550 St. Stückherstellkosten des Einheitsproduktes = 191.250 __ 2.550 St. = 75 € _ / St. <?page no="46"?> Kosten- und Leistungsrechnung Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche Kosten können direkt auf die Kostenträger verrr rechnet werden? Fertigungslöhne Verwaltungskosten Selbstkosten Materialeinzelkosten Gemeinkosten 2. Welche Aufgabe hat die Kalkulation? 3. Wie unterscheiden sich die Divisions- und die Äquivaaa lenzziffernkalkulation von der Zuschlagskalkulation? 4. Kalkulieren Sie mit den in Kapitel 5, Aufgabe 8 berechneten Gemeinkostenzuschlagssätzen die Selbstkosten eines Auftrags über 120 Fahrräder des Typs „Unirad“. Für ein Fahrrad dieses Typs entstehen Materialeinzelkosten in Höhe von 550 € und Fertigungslöhne in Höhe von 85 €. Zudem entstehen für den Auftrag Verpackungs- und Transportkosten in Höhe von 1.200 €. <?page no="47"?> Kosten- und Leistungsrechnung 5. Eine Unternehmung stellt vier verschiedene Arten von Stumpenkerzen her, die sich in der Höhe und im Durchmesser unterscheiden. Es liegen die folgenden Daten vor: Variante Produktionsmenge Höhe × Ø (in cm) A 12.000 St. 10 × 7 B 8.000 St. 20 × 7 C 20.000 St. 8 × 5 D 5.000 St. 10 × 10 Selbstkosten der Periode 102.080 € Berechnen Sie mit einer Äquivalenzziffernkalkulation die Stückselbstkosten jeder Kerzenart. <?page no="48"?> Kosten- und Leistungsrechnung 7 Betriebsergebnisrechnung Aufgabe der Betriebsergebnisrechnung ist die Bereitstellung von Informationen über den Erfolg einer Periode. Um Erfolgsentwicklungen frühzeitig erkennen zu können, wird die Betriebsergebnisrechnung mehrfach im Jahr durchgeführt. Als Abrechnungszeitraum werden Quartale, Monate oder Wochen gewählt. Zur Berechnung des Periodenerfolgs werden in der Betriebsergebnisrechnung die Kosten und Erlöse der Periode gegenübergestellt. In der Kostenrechnung werden die Kosten der während der Periode produzierten Produktmengen erfasst. Die Erlöse der Periode beziehen sich dagegen auf die Absatzmengen. Sind Bestände an fertigen oder unfertigen Erzeugnissen auf- oder abgebaut oder Anlagegüter selbst erstellt worden, stimmen die Produktions- und Absatzmengen nicht überein. Die Kosten und Erlöse einer Periode sind damit nicht unmittelbar vergleichbar und müssen um die Bestandsverrr änderungen oder selbst erstellten Anlagen korrigiert werden. Nach dieser Korrektur werden das Gesamtkosten- und das Umsatzkostenverfahren unterschieden. Beide Verfahren führen zu identischen Periodenerfolgen. Gesamtkostenverfahren Beim Gesamtkostenverfahren werden die Erlöse korrigiert. Zur Ermittlung des Periodenerfolges werden die nach Kostenarten gegliederten Gesamtkosten der Periode, d. h. die Kosten der produzierten Produktmengen, den um den Wert der Bestands r veränderungen oder selbst erstellte Anlagen korrigierten Erlöse der Periode gegenübergest r ellt. <?page no="49"?> Kosten- und Leistungsrechnung Umsatzkostenverfahren Das Umsatzkostenverfahren nutzt die Kostenkorrektur. Zur Ermittlung des Periodenerfolges werden die Erlöse der Absatzmengen den nach Produkten gegliederten Selbstkosten der Absatzmengen gegenübergestellt. Ermittelt werden diese Kosten, indem die Stückherstellkosten aus der Kalkulation mit den Absatzmengen multipliziert werden. Da Vertriebskosten nur für abgesetzte Erzeugnisse anfallen und dies auch für die Verwaltungskosten angenommen wird, gehen die Verwaltungs- und Vertriebskosten der Periode in vollem Umfang in die Betriebsergebnisrechnung nach dem Umsatzkostenverfahren ein. Das Umsatzkostenverfahren weist den Vorteil auf, dass sowohl die Kosten als auch die Erlöse nach Produktarten gegliedert sind, so dass Informationen über die Erfolgsbeiträge der verschiedenen Produkte für Gewinn- und Verlustquellenanalysen hergeleitet werden können. Betriebsergebnisrechnung nach dem Gesamtkostenverfahren Kosten Erlöse Selbstkosten der Periode Materialeinzelkosten Fertigungslöhne Hilfslöhne Herstellkosten der Bestandsminderungen Saldo: Betriebsgewinn Erlöse der Periode Produkt 1 Produkt 2 Produkt N Herstellkosten der Bestandsmehrungen Saldo: Betriebsverlust Summe Summe <?page no="50"?> Kosten- und Leistungsrechnung Betriebsergebnisrechnung nach dem Umsatzkostenverfahren Kosten Erlöse Herstellkosten der abgesetzten Produktmengen Produkt 1 Produkt 2 Produkt N Verwaltungs- und Vertriebskosten der Periode Saldo: Betriebsgewinn Erlöse der Periode Produkt 1 Produkt 2 Produkt N Saldo: Betriebsverlust Summe Summe Im folgenden Beispiel wird auf der Grundlage der Daten aus dem Betriebsabrechnungsbogen und der Zuschlagskalkulation der Betriebserfolg nach dem Gesamtkosten- und dem Umsatzkostenverfahren berechnet. Die Abweichung zwischen dem Betriebsgewinn nach dem Gesamtkosten- und dem Umsatzkostenverfahren folgt aus Rundungsfehlern bei der Berechnung der Gemeinkostenzuschlagssätze. <?page no="51"?> Kosten- und Leistungsrechnung Beispiel: Zu den beiden Produkten der Unternehmung liegen folgende Daten vor: Produkt 1 Produkt 2 Absatzmengen 180 St. 170 St. Absatzpreis 2.500 € / St. 2.200 € / St. Erlöse 2.500 € / St. · 180 St. = 450.000 € 2.200 € / St. · 170 St. = 374.000 € 77 Produktionsmengen 172 St. 179 St. Herstellkosten pro Stück 2.072 € / St. 1.860 € / St. Bestandsveränderung - 8 St. + 9 St. Herstellkosten der Bestandsveränderung 2.072 € / St. · 8 St. = 16.576 € 1.860 € / St. · 9 St. = 16.740 € Herstellkosten der abgesetzten Menge der Produkte 2.072 € / St. · 180 St. = 372.960 € 1.860 €/ St. · 170 St. = 316.200 € Betriebsergebnisrechnung nach dem Gesamtkostenverfahren Kosten Erlöse Materialeinzelkosten 291.000 € Fertigungslöhne 219.280 € Gehälter 90.000 € Stromkosten 25.200 € Sozialkosten 45.000 € Heizungsenergie 18.000 € Miete 28.800 € Herstellkosten der Bestandsminderung 16.576 € Betriebsgewinn 106.884 € Erlöse Produkt 1 450.000 € Erlöse Produkt 2 374.000 € Herstellkosten der Bestandserhöhung 16.740 € 840.740 € 840.740 € <?page no="52"?> Kosten- und Leistungsrechnung Betriebsergebnisrechnung nach dem Umsatzkostenverfahren Kosten Erlöse Herstellkosten Produkt 1 372.960 € Herstellkosten Produkt 2 316.200 € Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten 27.960 € Betriebsgewinn 106.880 € Erlöse Produkt 1 450.000 € Erlöse Produkt 2 374.000 € 824.000 € 824.000 € Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche Aussagen treffen auf das Umsatzkostenverfahren zu? Die Erlöse werden korrigiert. Die Kosten werden korrigiert. Die Stückherstellkosten werden mit den Absatzmengen multipliziert. Vertriebskosten fallen nur für abgesetzte Erzeugnisse an. 2. Welche Aufgaben hat die Betriebsergebnisrechnung? 3. Wie unterscheiden sich das Gesamt- und das Umsatzkostenverfahren? 4. Welchen Vorteil hat das Umsatzkostenverfahren gegenüber dem Gesamtkostenverfahren? <?page no="53"?> Kosten- und Leistungsrechnung 5. In der Unternehmung aus Kapitel 5, Aufgabe 8 werden drei Typen von Fahrrädern produziert und verkauft. Für TT die letzte Abrechnungsperiode liegen die folgenden Daaa ten vor. Unirad Cityrad Ausflugsrad Materialeinzelkosten 550,00 € / St. 400,00 € / St. 630,00 € / St. Fertigungslöhne 85,00 € / St. 40,00 € / St. 71,98 € / St. Produktionsmengen 650 St. 3.800 St. 2.000 St. Absatzmengen 680 St. 3.000 St. 2.200 St. Absatzpreis pro Stück 800 € / St. 630 € / St. 850 € / St. Ermitteln Sie das Betriebsergebnis nach dem Gesamttt kosten- und dem Umsatzkostenverfahren. Da es sich um eine Quartalsabrechnung handelt, kann davon ausgegangen werden, dass sich die Herstellkosten der Produkte, die sich auf Lager befinden, nicht verändert haaa ben. <?page no="55"?> Gerald Pilz Controlling <?page no="57"?> Controlling 1 Aufgaben und Funktionen Das Controlling gewinnt zunehmend an Bedeutung, denn durch die fortschreitende Globalisierung und den stärkeren g internationalen Wettbewerbsdruck müssen Unternehmen die k angestrebten Ziele optimal und in einem überschaubaren Zeitraum erreichen. Hinzu kommen staatliche Regulierungen , der technologische Fortschritt und eine weitgehende t Markttt sättigung in den entwickelten Ländern, die es für die Unter g nehmen erforderlich macht, alle Prozesse zu optimieren. Das Controlling trägt maßgeblich dazu bei, die Ressourcen in einem Unternehmen optimal zu nutzen und ein efff fizientes Planungs- und Steuerungssystem zu etablieren. Das moderne Controlling stützt sich nicht nur auf Kenn g zahlen und Informationen aus dem Rechnungswesen, sondern bezieht auch zusätzliche Daten mit ein, die durch systematische empirische Erhebungen gewonnen werden und auch qualitativen Charakter haben können. Charakteristische Aufgaben des Controlling sind beispielsweise: Die Umsetzung, Entwicklung und Steuerung einer Unternehmensstrategie die Operationalisierung von Zielen, so dass sie in der Praxis konkret anwendbar und anhand von Kriterien intersubjektiv überprüfbar sind die systematische Beschaffung und Auswertung von Informationen die Entscheidungsfindung anhand von Kennzahlen die Steuerung und Optimierung von Unternehmensprozessen. <?page no="58"?> Controlling Das Controlling lässt sich in einzelne Grundfunktionen auf n ff fächern: die Ermittlungs- und Dokumentationsfunktion die Planungs-, Prognose- und Beratungsfunktion die Steuerungsfunktion die Kontrollfunktion Der Begriff „ ff Controlling“ muss eindeutig vom umgangssprachlichen Wort „Kontrolle“ abgegrenzt werden. „Kontrolle“ im Sinne von Überwachung und Revision stellt nur einen nebensächlichen und untergeordneten Teilaspekt des Controlling dar. Das Controlling ist primär gegenwarts- und zukunftsbezogen und rückt die innovative Weiterentwicklung und Optimierung der Unternehmensziele in den Vordergrund. Das externe Rechnungswesen, das unter anderem als Datenbasis dient, ist hingegen vorwiegend vergangenheitsorientiert. Die Aufgabe des Controlling besteht auch darin, die vergangenheitsbezogene Perspektive des Rechnungswesens in eine zukunftsorientierte Vision zu übersetzen, die es dem Unternehmen ermöglicht, sich neue Märkte zu erschließen und zu expandieren. Das Rechnungswesen beruht auf einer Ex-post-Betrachtung , während das Controlling eine Ex-ante-Betrachtung vornimmt, die die Innovationsfähigkeit und das Entwickkk lungspotenzial des Unternehmens akzentuiert. <?page no="59"?> Controlling Es wird differenziert zwischen strategischem und operaaa tivem Controlling . Das strategische Controlling fokussiert sich auf den langfristigen Erfolg des Unternehmens und versucht, das Gesamtpotenzial, die adäquate Positionierung auf den Absatzmärkten und die strategische Ausrichtung zu fördern. Das operative Controlling befasst sich mit der Sicherung der Rentabilität, des unternehmerischen Erfolgs und der Produktivität auf den einzelnen Unternehmensebenen bis hin zu den verschiedenen Ablaufprozessen. Strategisches Controlling Operatives Controlling langfristig kurzfristig Gesamtunternehmen im Blickfeld einzelne Abteilungen, Maßnahmen, Prozesse Gesamtpotenzial Optimierung einzelner Abläufe Stärken-Schwächen-Analyse, Marktpotenzial Kosten und Leistungen, Prozessorganisation primär qualitative Analyse primäre quantitative Analyse zusätzliche Erhebungen als Datenquelle vorrangig Rechnungswesen als Datenquelle <?page no="60"?> Controlling kurzfristig einzelne Abteilungen, Maßnahmen, Prozesse Optimierung einzelner Abläufe Vorrangig Rechnungswesen als Datenquelle primäre quantitative Analyse Kosten und Leistungen, Prozessorganisation langfristig Gesamtunternehmen im Blick Gesamtpotenzial zusätzliche Erhebungen als Datenquelle primäre qualitative Analyse Stärken- Schwächen- Analyse, Marktpotenzial Controlling operatives strategisches Das strategische Controlling hat eine unterstützende und beg ratende Funktion für das Management und trägt dazu bei, das Erfolgspotenzial eines Unternehmens zu realisieren. Diese Zielsetzung erfolgt durch eine systematische Prozessoptimierung, durch eine umfassende Koordination und eine gezielte Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen. Dabei werden verschiedene Etappenziele definiert und entsprechende Kennzahlen e festgelegt, die bei der Analyse von Soll-Ist-Abweichungen behilflich sind und eine präzise Auswertung gestatten. Beim operativen Controlling geht es um die einzelnen Unternehmensebenen, -bereiche und -prozesse, die optimiert werden sollen. <?page no="61"?> Controlling Das operative Controlling bezieht die wichtigsten Kennzah g len aus dem internen und externen Rechnungswesen (Finanzbuchhaltung, Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung). Diese Größen beleuchten den Aufwand und den Ertrag sowie Kosten und Leistungen, die im Unternehmen anfallen. Das operative Controlling ermöglicht eine systematische Koordination der einzelnen Maßnahmen im Rahmen des Gesamtplans. Dabei werden die vorab definierten Ziele einem Controlling unterzogen und überprüft. Eine zentrale Aufgabe des operativen Controlling besteht auch in der Budgetierung , bei der einzelne Bereiche anhand von Kennzahlen bewertet werden. Bei Abweichungen von den festgelegten Budgetwerten werden neue Ziele ins Visier genommen und ausgearbeitet. Eine weitere Funktion des operativen Controlling ergibt sich aus der Budgetkontrolle , die anhand von verschiedenen Informationen erfolgt. Die genaue Analyse ergibt sich bei dem Vergleich zwischen Plan- und Ist-Werten sowie durch die Ermittlung von Plan-Ist-Abweichungen , die sich als Leistungs- oder Verbrauchsabweichungen manifestieren können. Darüber hinaus trägt das operative Controlling die Verantwortung für die Informationsversorgung im Unterrr nehmen . Durch die Rückmeldungen in den einzelnen Unternehmensbereichen und -sparten wird es ermöglicht, die Unternehmenssteuerung genauer zu justieren und zu verfeinern. Das operative und das strategische Controlling sind miteinander vernetzt und ergänzen sich im unternehmerischen Alltag. <?page no="62"?> Controlling Die Controllingabteilung Die Aufgaben einer Controllingabteilung sind: g Erstellung, Ausarbeitung und Umsetzung von Unternehmenszielen und -strategien, Berichterstattung, Auswertung und Interpretation von Kennzahlen-Kontrolle und Revision von Zielvorgaben strategische und operative Unternehmensentwicklung Planung, Implementierung und Steuerung der Budgetierung Beratung des Managements und Unterstützung bei der Entscheidungsfindung Die Controllingabteilung kann hinsichtlich der Organisaaa tionsstruktur weiter aufgefächert werden, um ein höheres r Maß an Differenzierung und Arbeitsteilung zu erzielen. Hierbei unterscheidet man zwischen der Spezialisierung nach Verrichtungen, nach Funktionen und nach Adressaten. Ein weiteres Kriterium der Systematik in Controllingbereichen ist die Divergenz zwischen einem dezentralen und einem zentralen Controlling . Beim dezentralen Controlling wird häufig das Projektmanagement als ein autonomer Bereich angesehen. Auch die Implementierung eines regionalen Controlling spielt beim dezentralen Controlling eine gewisse Rolle. In kleinen und mittelständischen Unternehmen wird häufig keine eigene Controllerstelle bereitgestellt, um Kosten zu sparen. In diesen Fällen werden die unterschiedlichen Controllingaufgaben vom Rechnungswesen wahrgenommen, was jedoch in der Praxis zur Überforderung führen kann. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Controllingaufgaben ausgewählten Führungsstellen zuzuordnen, die dann für die <?page no="63"?> Controlling Koordination und für die Umsetzung des Controlling in den verschiedenen Unternehmensbereichen verantwortlich zeichnen. Eine grundlegende Systematik der Controllingorganisation kann nach den jeweiligen Organisationstypen vorgenommen werden. Organisationstypen Linienorganisation Stab-Linien-Organisation Matrixorganisation Spartenorganisation Tensororganisation Projektorganisation Darüber hinaus kann das Controlling auch ein Costcenter oder ein Profitcenter umfassen r . Controlling wird auch zunehmend in der staatlichen Verwaltung und im öffentlichen Dienst praktiziert, um die einzelnen Prozesse und Abläufe weiter zu optimieren und Einsparungspotenziale zu realisieren. Im Zusammenhang mit dem öffentlichen Dienst spricht man von Public Management . Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was sind Aufgaben des Controlling? Steuerung des Unternehmens Kontrolle Dokumentation und Beratung <?page no="64"?> Controlling 2. Wie kann eine Controlling-Abteilung organisiert sein? Spartenorganisation Nichtregierungsorganisation Matrixorganisation Ablauforganisation Tensororganisation 3. Welche Aufgaben hat das Controlling? Kontrolle und Revision von Zielvorgaben mehr Effizienz und Effektivität ff höhere Innovationsfähigkeit strategische Unternehmensentwicklung 4. Welche Formen des Controlling können unterschieden werden? strategisches Controlling temporäres Controlling operatives Controlling <?page no="65"?> Controlling 2 Kosten- und Leistungsrechnung Aufgaben der Kosten- und Leistungsrechnung Kalkulation von Waren und Dienstleistungen Preiskalkulation Wirtschaftlichkeitskontrolle (Soll-Ist-Analyse) Kostenvergleichsrechnung (alternative Produktions- und Absatzprogramme) Erfolgsermittlung Gewinnschwellenanalyse Die Kostenrechnung ist ein Bereich des betrieblichen Rechnungswesens und wird aufgegliedert in Kosten- und Leistungsrechnung Kostenartenrechnung Kostenstellenrechnung Kostenträgerrechnung Die Kosten- und Leistungsrechnung ermöglicht eine systematische und effiziente Kontrolle der Wirtschaftlichkeit des Unternehmens, indem die einzelnen Kostenarten systematisiert und verschiedenen Kostenstellen im Rahmen der Kostenstellenrechnung zugeordnet werden. Hierzu verwendet man einen Betriebsabrechnungsbogen (BAB) , der die Verrechnung der angefallenen Kosten zwischen verschiedenen Kostenstellen ermöglichen soll. Darüber hinaus dient die Kosten- und Leistungsrechnung als Grundlage für die systematische Preiskalkulation bei der Ermittlung von Verkaufs- und Absatzpreisen. Dieses Verfahren wird im Rahmen der Kostenträgerrechnung angewendet, wobei die Zuschlagskalkulation in der Praxis eine herausragende Stellung einnimmt. <?page no="66"?> Controlling Bei der Kostenzurechnung werden bestimmte Prinzipien an g gewandt. Eines der wichtigsten ist das Verursachungsprinzip , dem zufolge die entstandenen Kosten nur einen bestimmten Kostenträger zugeschrieben werden sollen. Darüber hinaus gibt es noch andere Kriterien wie beispielsweise das Tragfähigkeitsprinzip oder das Beanspruchungsprinzip , das bei der Zuordnung von Kostenstellen maßgeblich ist. Auch das Kostenüberwälzungsprinzip , das in der Vollkostenrechnung zum Tragen kommt, spielt bei der Analyse eine entscheidende Rolle. Die Kostenrechnung kann entweder als Vollkostenrechnung praktiziert werden oder als Teilkostenrechnung. Die Kostenartenrechnung Die Kostenartenrechnung unterscheidet nach einer Systematik die verschiedenen im Unternehmen angefallenen Kosten. Dabei werden verschiedene Kriterien zur Kategorisierung herangezogen. Kostenartenrechnung Aspekt Kostenart Produktionsfaktor Materialkosten Personalkosten Dienstleistungskosten Unternehmensfunktion Fertigungskosten Beschaffungskosten Lagerkosten Verwaltungskosten Vertriebskosten <?page no="67"?> Controlling Verrechnung Einzelkosten Gemeinkosten Erfassung Aufwandsgleiche Kosten Zusatzkosten Anderskosten Variabilität Fixe Kosten Variable Kosten Gemischte Kosten Kalkulatorische Kosten Zusatzkosten Anderskosten kalkulatorische Miete kalkulatorische Abschreibung kalkulatorische Eigenkapitalzinsen kalkulatorische Wagnisse kalkulatorischer Unternehmerlohn Nach Art der betrieblichen Funktionen gliedert man die Kosten in Beschaffungskosten, Lagerkosten, Vertriebskosten, Verwaltungskosten und Fertigungskosten. Hinsichtlich der Art der Verrechnung wird differenziert zwischen Einzelkosten , die dem Kostenträger unmittelbar zugeordnet werden können wie beispielsweise Fertigungsmaterial und Fertigungslöhne, Sondereinzelkosten der Fertigung, die für Spezialwerkzeuge oder für einzelne Modelle anfallen, oder Sondereinzelkosten des Vertriebs, wie sie für Sonderfrachten oder Spezialverpackungen erforderlich sind. <?page no="68"?> Controlling Neben den Einzelkosten und den Sondereinzelkosten gibt es noch die Gemeinkosten, die mehr oder weniger direkt einen Kostenträger zugeordnet werden können. Hierzu zählen Mietkosten, Kosten für Energie und Wasser sowie die Gehälter von Angestellten in Verwaltungspositionen. Wichtige Kennzahl: Gemeinkostenzuschlagssatz = Gemeinkosten ___ Zuschlagsbasis Es wird weiter differenziert in echte und unechte Gemeinkosten . Von unechten Gemeinkosten spricht man, wenn die Gemeinkosten zwar im Prinzip aufgegliedert werden können, aber der Aufwand für eine solche Kostenerfassung zu hoch wäre. Ein weiteres Kriterium für die Systematisierung der Kosten ist die Art der Erfassung . Hierbei gibt es zwei grundlegende Kategorien, nämlich aufwandsgleiche Kosten, die direkt aus dem externen Rechnungswesen und der Finanzbuchhaltung entnommen werden können, und kalkulatorische Kosten, die in Zusatzkosten und Anderskosten aufgeschlüsselt werden. Die Zusatzkosten stellen keinen Aufwand dar, es handelt sich beispielsweise um den kalkulatorischen Unternehmerlohn, kalkulatorische Eigenkapitalzinsen, die kalkulatorische Miete. Anderskosten sind aufwandsungleiche Kosten, die sich von dem erfassten Aufwand in der Finanzbuchhaltung unterscheiden. Beispiele dafür sind kalkulatorische Wagnisse und kalkulatorische Abschreibungen. <?page no="69"?> Controlling Eine weitere Systematik bezieht sich auf die Variabilität der Kosten , die durch Beschäftigungsänderungen entstehen. Hierbei wird grundlegend unterschieden zwischen fixen Kosten und variablen Kosten, die weiterhin in proportionale, degressive oder progressive Kosten untergliedert werden. Die Kostenstellenrechnung In der Kostenstellenrechnung erfolgt die innerbetriebliche Verrechnung, bei der anhand innerbetrieblich festgelegter Bezugsgrößen die Kosten auf die einzelnen Kostenstellen verteilt werden. Hierfür ist der Betriebsabrechnungsbogen (BAB) zuständig, ff der monatlich erstellt wird. Die Aufgaben der Kostenstellenrechnung sind: die Verteilung der Gemeinkosten aus der Kostenartenrechnung die Durchführung der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung die Vorbereitung einer verursachungsgerechten Kalkulation die Kontrolle und sorgfältige Überprüfung der Wirtschaftlichkeit Kostenstellen gelten als Teilbereiche im Unternehmen, in denen Dienstleistungen und Produkte verbraucht werden. Die Kostenstellen können weiter aufgefächert werden in Hauptkostenstellen und Hilfskostenstellen sowie Vor- und Endkostenstellen. <?page no="70"?> Controlling Kostenstellenplan Vorkostenstelle Endkostenstelle Hilfskostenstelle Hauptkostenstelle Die Verrechnung der Kosten erfolgt mithilfe von Zuschlagssätzen , um die Gemeinkosten genauer zuzuweisen. Als Schlüssel für die Verteilung der Gemeinkosten dienen Leistungseinheiten, Äquivalenzziffern oder vorgegebene Ersatzschlüssel. Die Kriterien für einen optimalen Kostenstellenplan: Genaue, objektive und eindeutige Maßstäbe der Kostenverursachung festlegen systematische und konsistente Zuordnung aller vorhandenen Kostenbelege ermöglichen selbstständige und sinnvolle Verantwortungsbereiche definieren. Bedeutsam ist, dass die Kostenverursachung genau für eine Kostenstelle definiert wird. Systematik der Kostenstellen funktionsorientiert Allgemeiner Bereich Materialbereich Fertigungsbereich Vertriebsbereich raumorientiert Niederlassung Zweigwerk Zentrale organisationsorientiert Costcenter Servicecenter Sparte rechnungsorientiert versachungsgerechte Einheiten <?page no="71"?> Controlling Damit die Kosten auch sinnvoll verwaltet und verringert werden können, ist es unerlässlich, dass jede Kostenstelle eigenständig über die Kosten zumindest bis zu einem gewissen Ausmaß bestimmen kann. Nur dann lässt sich das Wirtschaftlichkeitsprinzip durch den Kostenstellenplan realisieren. Die Berechnung der Gemeinkostenzuschläge geschieht wie folgt: Wichtige Kennzahlen: Ist-Materialgemeinkostenzuschlag = Materialgemeinkosten ____ Fertigungsmaterial Ist-Fertigungsgemeinkostenzuschlag = Fertigungsgemeinkosten ____ Fertigungslöhne Ist-Verwaltungsgemeinkostenzuschlag = Verwaltungsgemeinkosten _____ Herstellkosten des Umsatzes Ist-Vertriebsgemeinkostenzuschlag = Vertriebsgemeinkosten _____ Herstellkosten des Umsatzes Bei der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung kommen unterschiedliche Verfahren zum Einsatz, die entweder einseitig oder reziprok (gegenseitig) erfolgen. Eine bekannte Methode der gegenseitigen Leistungsverrechnung ist das Verrechnungspreisverfahren . Einseitige Leistungsverrechnung Kostenartenverfahren Kostenstellenausgleichsverfahren Kostenträgerverfahren <?page no="72"?> Controlling Gegenseitige Leistungsverrechnung Verrechnungspreisverfahren Beim Kostenartenverfahren werden nur die Einzelkosten, die auf der Kostenstelle angefallen sind, der empfangenden Kostenstelle zugewiesen; die Gemeinkosten bleiben unberücksichtigt. Dadurch werden die Gemeinkostenzuschläge beträchtlich erhöht. Beim Kostenstellenausgleichsverrr fahren werden die Gemeinkosten zusätzlich der empfangenden Kostenstelle zugerechnet. Bei dem komplexeren Kostenträää gerverfahren werden die entstan n denen Einzel- und Gemeinkosten einer Ausgliederungsstelle zugeordnet. Dies dient der Ermittlung der Kosten aktivierbarer Eigenleistungen und dem Vergleich von Eigen- und Fremdfertigung im Sinne einer Make or Buy Decision. Beim Verrechnungspreisverfahren , das auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit beruht, werden unternehmensinterne Wertansätze oder Marktpreise mit einbezogen, um die Verrechnung vornehmen zu können. In der daran anschließenden Kostenträgerrechnung werden die Einzelkosten der Kostenartenrechnung und die Gemeinkosten der Kos- Phasen der Kostenstellenrechnung Phase 1 Erhebung der Einzelkosten Phase 2 Erhebung der Gemeinkosten Phase 3.1 Verteilung der primären Gemeinkosten Phase 3.2 Verteilung der sekundären Gemeinkosten Phase 4 Ermittlung der Gemeinkostenzuschläge Phase 5 Ermittlung der Normal-Gemeinkosten Phase 6 Feststellung von Über- oder Unterdeckungen <?page no="73"?> Controlling tenstellenrechnung berücksichtigt. Die zentrale Aufgabe der Kostenträgerrechnung besteht darin, die einzelnen Kosten auf die Kostenträger, das sind in der Regel Waren oder Dienstleistungen, die das Unternehmen erstellt, umzulegen. Die Kostenträgerrechnung Die Kostenträgerrechnung spielt eine wichtige Rolle bei der Kosten- und Erfolgsermittlung des Unternehmens. Sie ist zeit- und auch stückbezogen. Die Verrechnung auf einzelne Kos VV tenträger erfolgt nach dem Prinzip der Kostenverursachung. Die Kostenträgerrechnung wird untergliedert in die Kostenträgerstückrechnung und die Kostenträgerzeitrechnung. Entscheidende Aufgaben der Kostenträgerrechnung sind: die stück- und zeitbezogene Ermittlung der Kosten der Kostenträger die stück- und zeitbezogene Erhebung des Erfolges der Kostenträger die Zurverfügungstellung von exakten Informationen für die Programmpolitik, die Beschaffungswirtschaft, die Bewertung der Bestände und die verschiedenen Planungsrechnungen. Bei der Kostenträgerstückrechnung geht es um die Prinzipien der Kalkulation, wobei man zwischen Vorkalkulation, Zwischenkalkulation und der eigentlichen Kalkulation unterscheidet. <?page no="74"?> Controlling Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was sind Teilbereiche der Kosten- und Leistungsrechnung? Kostenstellenrechnung Gewinn- und Verlustrechnung Kostenträgerzeitrechnung Kalkulation Kostenartenrechnung 2. Welche Kostenarten werden unter dem Kriterium der Verrechnung unterschieden? Fixkosten Fertigungskosten Gemeinkosten Prozesskosten 3. Was sind Kostenträger? soziale Einrichtungen Produkte und Dienstleistungen Abteilungen 4. Welches Kalkulationsverfahren wird vorwiegend in Rohstoffunternehmen mit nur einem Produkt verwendet? Zuschlagskalkulation Kuppelkalkulation Äquivalenzziffernkalkulation Divisionskalkulation <?page no="75"?> Controlling 3 Kalkulation Die Kostenträgerstückrechnung (Kalkulation) ermittelt die Herstellkosten und die Selbstkosten des Unternehmens für eine Kostenträgereinheit. Kalkulation der Selbstkosten Kosten Zuschlagsbasis Materialeinzelkosten (MEK) + Materialgemeinkosten (MGK) = MEK Materialkosten (MK) Fertigungseinzelkosten (FEK) + Fertigungsgemeinkosten (FGK) + FEK Sondereinzelkosten d. Fertigung (SEF) = Fertigungskosten (FK) Herstellkosten (HK) = MK + FK Verwaltungsgemeinkosten (VwGK) HK Vertriebsgemeinkosten (VtGK) HK Sondereinzelkosten des Vertriebs (SEV) Selbstkosten = HK + VwGK + VtGK + SEV Die Vorkalkulation dient als Vorschaurechnung vor der Annahme eines Auftrags und vor dem Beginn der eigentlichen Produktion und fungiert daher als Angebotskalkulation; sie beinhaltet die Schätzung der zu erwartenden Herstellkosten und Selbstkosten. Bei Produkten, die eine längere Herstellungszeit haben wird eine Zwischenkalkulation angefertigt. Die Nachkalkulation erfolgt nach der Herstellung der Erzeugnisse und umfasst die angefallenen Herstell- und Selbstkosten. <?page no="76"?> Controlling Die Anwendung dieser Kalkulationsansätze richtet sich nach der Art des Fertigungsverfahrens. Kalkulation Zuschlagskalkulation Einzel- und Serienfertigung, auch Dienstleistungen Divisionskalkulation Massenfertigung (auch Rohstoffsektor) Äquivalenzziffernkalkulation artverwandte Produkte, Sortenfertigung Kuppelkalkulation gleichzeitig entstehende Maschinenstundensatzrechnung maschinelle Einzel- und Serienfertigung Die Anwendung dieser Kalkulationsansätze richtet sich nach der Art des Fertigungsverfahrens. Die Divisionskalkulation beispielsweise wird in der Massenfertigung eingesetzt. Die Divisionskalkulation lässt sich unterteilen in eine einstufige Divisionskalkulation (summarische Divisionskalkulation) und eine mehrstufige Rechnung, bei der Lagerbestandsveränderungen in die Kalkulation mit einfließen. Bei der einstufigen Variante geht es um einfache Massen e produkte wie beispielsweise die Zementherstellung. Bei der mehrstufigen Divisionskalkulation liegt eine mehrstufige Produktionsweise zugrunde. Bei der einstufigen Divisionskalkulation werden die Stückselbstkosten durch Division ermittelt, und zwar aus dem Quotienten der Gesamtkosten des Abrechnungszeitraums und der entsprechenden Produktionsmenge. <?page no="77"?> Controlling Das Äquivalenzziffernkalkulationsverfahren wird verwendet bei Produktionsweisen, bei denen verschiedene Varianten unterschieden werden können. Beispielsweise sind dies anspruchsvollere Produkte, die in der Fertigung nur geringfügig von der Standardproduktionsweise abweichen. Um nun die Kosten zu ermitteln, werden die jeweiligen Produkte mit einer Äquivalenzziffer multipliziert, die den Unterschied zum Standard widerspiegelt. Ein häufig verwendetes Kalkulationsverfahren ist die Zuschlagskalkulation , bei der die Einzelkosten unmittelbar dem Erzeugnis zugeordnet werden können und die Gemeinkosten durch den Betriebsabrechnungsbogen und den darin enthaltenen Zuschlagsätzen auf die jeweiligen Zuschlagsgrundlagen bezogen werden. Speziell für Maschinen wird die so genannte Maschinenstundensatzkalkulation verwendet. Bei ihr erfolgt die Gemeinkostenrechnung auf der Basis der Kostenträger, die Maschinenzeit benötigen. Der Maschinenstundensatz errechnet sich, indem die maschinenabhängigen Gemeinkosten durch die geleisteten Maschinenstunden dividiert werden. Die Maschinenstundensatzrechnung weicht lediglich bei der Berechnung der Fertigungskosten von der Zuschlagskalkulation ab. Die Gemeinkosten werden nach der Maschinenabhängigkeit differenziert: <?page no="78"?> Controlling Maschinenabhängige Gemeinkosten Energiekosten, Instandhaltungskosten, Werkzeugkosten, kalkulatorische Abschreibungen, kalkulatorische Zinsen, Raumkosten Maschinenunabhängige Gemeinkosten Hilfslöhne, Gehälter, Sozialkosten, Heizungskosten, Hilfsstoffe, Umlagen von Hilfskostenstellen Die Maschinenlaufzeit setzt sich aus den Faktoren gesamte Maschinenlaufzeit, Stillstandszeit und Instandhaltungszeit zusammen. Ein weiteres wichtiges Verfahren ist die Kalkulation von Kuppelprodukten . Die Kuppelproduktion spielt vor allem in der Chemiebranche eine wichtige Rolle, wenn beispielsweise aus einem Ausgangsstoff wie Rohöl verschiedene Zwischen- oder Endprodukte entstehen. Bei Rohöl könnte man als Beispiel Benzin, Diesel, Kerosin und Heizöl anführen. Für solche Produkte gibt es spezielle Berechnungsverfahren, wobei die Produktionsmenge des jeweiligen Kuppelprodukts berücksichtigt wird und dadurch die Äquivalenzziffern, die Recheneinheiten und die Gesamtkosten ermittelt werden. Bei der Kuppelkalkulation gibt es zwei Ansätze, nämlich die Restwertrechnung (bei der ein Hauptprodukt vor g liegt, aber mehrere Nebenprodukte vorhanden sind) und die Verteilungsrechnung (mehrere Hauptprodukte) g . Die Berechnung stützt sich auf Marktpreise (Marktpreismethode) oder auf Verrechnungspreise. <?page no="79"?> Controlling Ein weiteres Teilgebiet der Kostenträgerrechnung ist die Kostenträgerzeitrechnung , die die angefallenen Kosten und die Erlöse eines Zeitabschnitts erfasst. Ihre Hauptaufgabe besteht in der Berechnung der Selbstkosten , die auf einzelne Erzeugnisgruppen herunter gebrochen werden können. Im Mittelpunkt stehen auch die Wirtschaftlichkeitskontrolle und die kurzfristige Erfolgsrechnung. Der Erfolg kann nach unterschiedlichen Aspekten ausgewertet werden wie beispielsweise nach den verschiedenen Absatzgebieten, den Kundengruppen, den Fertigungsbereichen und den Absatzwegen. Bei der Kostenträgerzeitrechnung werden in der Praxis zwei verschiedene Verfahren verwendet, und zwar das Gesamt- und das Umsatzkostenverfahren . Umsatzkostenverfahren Umsatzerlöse (bereinigt um Erlösschmälerungen) - Herstellungskosten der absetzten Leistungen = Bruttoergebnis vom Umsatz - Vertriebskosten - allgemeine Verwaltungskosten - sonstige betriebliche Aufwendungen = Betriebsergebnis Gesamtkostenverfahren Umsatzerlöse abzüglich Erlösschmälerung +/ - Bestandsveränderungen an un- und fertigen Erzeugnissen + andere aktivierte Eigenleistungen = Gesamtleistungen - betriebliche Aufwendungen = Betriebsergebnis <?page no="80"?> Controlling Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was ist eine retrograde Kalkulation? Prozesskostenrechnung Break-Even-Analyse Zielkostenrechnung Zuschlagskalkulation Äquivalenzziffernkalkulation 2. Was entspricht einer Aktivität in der Vollkostenrechnung? gar nichts Zuschlagsbasis Unterkostenstelle 3. Was sind die Verwaltungskosten in einer Bestellabteilung? leistungsmengeninduziert leistungsmengenneutral keines von beiden 4. Wie wird die Break-Even-Analyse noch bezeichnet? Gemeinkostenmanagement Activity Based Costing Gewinnschwellenanalyse Prozesswertanalyse <?page no="81"?> Controlling 4 Teilkostenrechnung Bei der Teilkostenrechnung werden verschiedene Ansätze unterschieden. Die Teilkostenrechnung ist ein eigenständiges Kostenrechnungssystem , das die Kosten in fixe und variable Bestandteile aufspaltet. Bei gemischten (semivariablen) Kosten, die sowohl fixe als auch variable Bestandteile enthalten, kann es erforderlich sein, sie durch ein mathematisches Verfahren, nämlich die Regressionsrechnung, zu trennen. Folgende Systeme der Teilkostenrechnung werden differen g ziert: die einstufige Rechnung, die mehrstufige Rechnung, die auch Fixkostendeckungsrechnung genannt wird, und die Rechnung mit relativen Einzelkosten, die auch relative Einzelkostenrechnung genannt wird. Dies sind Kostenrechnungssysteme auf Teilkostenbasis. Teilkostenrechnung Deckungsbeitragsrechnung (Direct Costing) (Fixkostendeckungsrechnung) mit relativen Einzelkosten Bei der einstufigen Rechnung, die auch als Direct Costing be g zeichnet wird, werden lediglich die variablen Kosten berückkk sichtigt und die Fixkosten ausgeklammert. <?page no="82"?> Controlling Bruttoerlös - Erlösschmälerungen = Nettoerlös - variable Erzeugniskosten = Bruttoergebnis = Deckungsbeitrag I = Deckungsbeitrag II = Deckungsbeitrag III = Deckungsbeitrag IV = Nettoergebnis Die einstufige Rechnung findet vor allem bei der Optimierung des kurzfristigen Produktionsprogramms in einem Unternehmen Anwendung. Hierbei wird die kurzfristige Preisuntergrenze ermittelt, indem festgestellt wird, ob der Preis e größer oder gleich den variablen Stückkosten ist. Die langfristige Preisuntergrenze ergibt sich, wenn man vergleicht, ob der Preis größer oder gleich den gesamten Stückkosten zusätzlich der Fixkosten ist. Ist ein Unternehmen nach dieser Berechnung nicht vollständig ausgelastet, so können zusätzliche Aufträge angenommen werden. Die Entscheidung über die Aufträge erfolgt mithilfe der einstufigen Rechnung und der Ermittlung der Preisuntergrenzen. Durch dieses Verfahren kann das kurzfristige Produktionsprogramm optimiert werden. Kostenrechnungssysteme Kostenrechnungssysteme gehen von einer unterschiedlichen Basis der Kosten aus. Hierbei wird differenziert zwischen der Istkosten-, der Normalkosten- und der Plankostenrechnung. <?page no="83"?> Controlling Bei der Istkostenrechnung werden nur die g tatsächlich vorhandenen Kosten berücksichtigt. Die Normalkostenrechnung hingegen geht von Durch g schnittskosten aus, die aus den Vergang r enheitswerten abgeleitet werden. Kostenrechnungssysteme Vollkostenrechnung Normalkostenrechnung Plankostenrechnung Istkostenrechnung Teilkostenrechnung Normalkostenrechnung Plankostenrechnung Istkostenrechnung Die Plankostenrechnung hingegen berücksichtigt erwartete g oder zukünftige Kosten, die durch eine Schätzung ermittelt werden. Bei der Normalkostenrechnung kann von Verrechnungspreisen ausgegangen werden oder von normalisierten Kostensätzen oder Kalkulationsätzen. Die Plankostenrechnung wird untergliedert in eine starre Plankostenrechnung, eine flexible Plankostenrechnung und eine Grenzplankostenrechnung. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Durch welche Kosten unterscheiden sich Deckungsbeitrag III und IV? durch erzeugnisfixe Kosten durch Kostenstellenfixkosten durch bereichsfixe Kosten durch Unternehmensfixkosten <?page no="84"?> Controlling 2. Was ist ein Synonym für Fixkostendeckungsrechnung? Prozesskostenrechnung Direct Costing mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung Gewinnschwellenanalyse 3. Welche Größen liegen der Normalkostenrechnung zugrunde? Ist-Werte Planwerte Durchschnittswerte Soll-Werte <?page no="85"?> Controlling 5 Die Investitionsrechnung Die Investitionsrechnung ermöglicht es, den Nutzen und die Rentabilität einer Investition zu ermitteln. Sie dient zudem der Entscheidungsunterstützung. Neben ökonomischen Faktoren kommen auch andere Aspekte wie rechtliche, technologische und ökologische Gesichtspunkte zum Tragen, die die Entscheidung für oder gegen eine Investition beeinflussen. Eine Investition ist eine Umwandlung von Kapital in Sach- oder Finanzvermögen. Finanzmathematisch gilt eine Investition als der gesamte Zahlungsstrom von Ein- und Auszahlungen. Grundsätzlich wird zwischen statischen und dynamischen Verfahren der Investitionsrechnung differenziert. Statische Ansätze beruhen auf den Erfolgs e größen der Kostenrechnung, wobei Durchschnittswerte zugrunde gelegt werden. In der betrieblichen Praxis führt diese Vereinfachung zu Ungenauigkeiten. Bei den dynamischen Verfahren erfolgt eine stärkere Difff ferenzierung, bei der einzelne Perioden betrachtet werden. Der Barwert einer Investition wird mit dem Barwert der Einnahmen verglichen. Hierfür verwendet man die Ver ff fahren der Auf- und Abzinsung. <?page no="86"?> Controlling Investitionsarten: Investitionen Immaterielle Investitionen Finanzinvestitionen Sachinvestitionen Ersatzinvestition Rationalisierungsinvestition Erweiterungsinvestition sonstige Investitionen Bei den Ersatzinvestitionen kommt es nur darauf an, ein bereits vorhandenes Objekt durch Investitionen zu ersetzen. Eine solche neue Investition kann unter Umständen kostengünstiger sein, als das alte Objekt beizubehalten. Darüber hinaus kann der technologische Fortschritt erfordern, dass einzelne Maschinen oder Anlagen durch technologisch neuere ersetzt werden. Bei den Rationalisierungsinvestitionen steht die Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Unternehmens im Mittelpunkt. Der Rationalisierungseffekt wird meist durch Ersatzinvestitionen bewerkstelligt. Erweiterungsinvestitionen dienen dazu, das Potenzial des Unternehmens und die Produktionskapazitäten zu erhöhen, um Engpässe zu vermeiden. Durch zusätzliche Investitionsobjekte wird die Effektivität und Effizienz der Fertigung und der Dienstleistungen beträchtlich erhöht. Die Investitionsrechnung selbst wird untergliedert in Verfahren der Wirtschaftlichkeitsrechnung und jene der Unternehmensbewertung. <?page no="87"?> Controlling Die Verfahren der Wirtschaftlichkeitsrechnung werden wei g ter aufgeschlüsselt in statische Verfahren und dynamische Verfahren. Zu den statischen Verfahren zählen die Gewinnvergleichsrechnung, die Kostenvergleichsrechnung, die Rentabilitätsrechnung und die Amortisationsrechnung. Die dynamischen Verfahren werden systematisiert in die Kapitalwertmethode, die interne Zinsfußmethode und die Annuitätenmethode. Im Rahmen des Controlling kann auch eine Bewertung des Unternehmens vorgenommen werden, um dessen Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit zu bestimmen. Hierfür gibt es ver ff schiedene Verfahren in der Betriebswirtschaftslehre, die weit verbreitet sind. Eine dieser Methoden ist der Zukunftserfolgswert , der auf einem subjektivem Bewertungsansatz basiert. Dabei wird der zukünftige Erfolg als Zukunftserfolgswert zusammengefasst. Traditionelle Verfahren der Unternehmensbewertung sind das Ertragswertverfahren , das Substanzwertverfahren und das Mittelwertverfahren. Beim Ertragswertverfahren werten die Zinsgewinne des Unternehmens ermittelt. Als Zukunftserfolgswert wird der Kalkulationszinsfuß für risikofreie Anlagen zugrunde gelegt. Dieser Ansatz ist abhängig von der jeweiligen Rechtsform des Unternehmens, der Größenklasse sowie der Branche. <?page no="88"?> Controlling Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was sind Ansätze in der dynamischen Investitionsrechnung? Kapitalwertmethode Amortisationsrechnung Annuitätenmethode 2. Wie sind Beispiele für Sachinvestitionen? Erweiterungsinvestitionen Rationalisierungsinvestitionen Finanzinvestitionen immaterielle Investitionen Ersatzinvestitionen 3. Welcher Ansatz der Unternehmensbewertung beruht auf dem Reproduktionswert? Ertragswertverfahren Substanzwertverfahren Mittelwertverfahren <?page no="89"?> Controlling 6 Das strategische Controlling Ein wichtiger Gesichtspunkt bei der Umsetzung ist die Strategiedefinition, die für jedes Unternehmen unerlässlich ist. Beim Strategieprozess geht es darum, eine Strategie zu entwickeln, die differenziert den Rahmenbedingungen und den spezifischen Charakteristika des Unternehmens entspricht. Funktionen von Zielen Steuerungsfunktion Orientierungsfunktion Motivationsfunktion Beurteilungsfunktion Kontrollfunktion Filterfunktion Magnetfunktion Rückkopplungsfunktion Die SWOT-Analyse Die SWOT-Analyse ist eine Methode, um bei Unternehmen die Stärken und Schwächen zu ermitteln. Sie dient als Instrument zur Strategieentwicklung. Das Akronym SWOT steht für die englischen Begriffe S trengths (Stärken), W eaknesses (Schwächen), WW O pportunities (Chancen) und T hreats (Risiken). Das Life Cycle Costing Aus dem Lebenszyklusmodell wurde ein eigenes Controlling- Instrument entwickelt, das als Life Cycle Costing (LCC) oder auf Deutsch als Lebenszykluskostenrechnung bezeichnet wird. <?page no="90"?> Controlling Dabei wird der gesamte Prozess bei der Herstellung eines Produkts beleuchtet und die Kosten, die in den einzelnen Phasen anfallen, werden umfassend analysiert. Bei den Kosten wird zwischen zeitlichen und sachlichen Aspekten differenziert. Die sachlichen Kriterien thematisieren das herzustellende Objekt, während die zeitlichen Aspekte die Struktur der Phasen e und die Dauer untersuchen. Neben den Produktionskosten (auch Produktentwicklung, Design, Verpackung, Logistik, Kundenservice) werden auch Kosten für das Recycling und die Entsorgung berücksichtigt. Die Portfolioanalyse Bei der Portfolioanalyse erfolgt eine Positionierung innerhalb eines Quadrantensystems. Berücksichtigt werden Aspekte wie der Produktlebenszyklus sowie der Marktlebenszyklus. Die Portfolioanalyse unterscheidet bestimmte Bereiche, in denen das Unternehmen eingeordnet wird. Hierfür gibt es so genannte Matrizen, die der Veranschaulichung dienen. Die Vier-Felder-Matrix betrachtet vorwiegend das Markt x wachstum und den relativen Marktanteil, der sich aus dem Quotienten von dem Marktanteil des Unternehmens und dem Marktanteil des stärksten Wettbewerbers ergibt. Ein weiteres Instrument des strategischen Controlling ist die Produkt-Markt-Matrix , die nach dem Erfinder auch Ansoff- Matrix oder Z-Matrix genannt wird x . Sie dient der Strategieselektion. Die Ansoff-Matrix differenziert zwischen vorhandenen und neuen Produkten. In einer zweiten Dimension <?page no="91"?> Controlling berücksichtigt sie die Märkte und die Intensität der Marktdurchdringung. Ein weiteres Hilfsmittel der Portfolioanalyse im Rahmen des strategischen Controlling ist das McKinsey-Portfolio, das auch den Namen Marktattraktivitäts-Wettbewerbsstärken- Portfolio oder Neun-Felder-Portfolio trägt. Die Balanced Scorecard Die Balanced Scorecard (auf Deutsch: „Ausgewogenes Kennzahlensystem“) ist ein Controllinginstrument, das für verschiedene Bereiche zur Steuerung des Unternehmens komplexe Kennzahlen zur Verfügung stellt. Dabei werden verschiedene Bereiche des Unternehmens mit einbezogen, die auch qualitative Aspekte wie Kundenzufriedenheit widerspiegeln. Durch einen Soll-Ist-Vergleich soll festgestellt werden, wie hoch der Zielerreichungsgrad ist. Die Kennzahlen fungieren als Indikatoren für den Erfolg eines Unternehmens und stellen eine Rückmeldung für das Management dar. Shareholder Value und Stakeholder Value Der Shareholder Value betrachtet das Unternehmen aus der Sicht des Kapitalmarktes und strebt eine Erhöhung des Wertes für den Anteilseigner an. Im Vordergrund stehen daher Rentabilitätskennzahlen. Besonders häufig zum Einsatz gelangen der Discounted Cashflow ( DCF ) und das Konzept des Economic Value Added ( EVA ) AA . <?page no="92"?> Controlling Der Stakeholder-Value-Ansatz fokussiert sich auf die so genannten Anspruchsgruppen. Hierzu gehören neben den Mitarbeitern und Führungskräften auch Kunden, Anteilseigner, Lieferanten und Geschäftspartner. Wissensmanagement und Wissensbilanz Eine Wissensbilanz (im Englischen: intellectual capital statement) ist eine Methode, um das Wissenspotenzial eines Unternehmens zu erfassen und zu bewerten. Das Wissen der Mitarbeiter wird als eine strategisch äußerst bedeutsame Ressource aufgefasst, die maßgeblich zum Unternehmenserfolg beiträgt. Das Wissensmanagement ist auf der operativen Ebene angesiedelt, während die Wissensbilanz die strategische Dimension beleuchtet. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Wofür steht das „s“ in der Abkürzung SWOT? Strengths Strategy Sign 2. Welcher Aspekt wird vom Lebenszyklusmodell vorwiegend berücksichtigt? Marketingaspekte Organisationsaspekte ökologische Aspekte <?page no="93"?> Controlling 3. Wofür stehen die Quadranten in der BCG-Matrix? Stars, Question Marks, Wild Dogs, Slow Cats Stars, Question Marks, Poor Dogs, Cash Cows Stars, Question Marks, Poor Dogs, Money Foxes 4. Welche Determinanten beeinflussen die Marktattraktivität? ää Marktwachstum Marktgröße Markteintrittsbarrieren 5. Welche Perspektiven umfasst die Balanced Scorecard? Finanzperspektive Kundenperspektive Mitarbeiterperspektive <?page no="94"?> Controlling 7 Das operative Controlling Das operative Controlling hat einen mittelfristigen und kurzfristigen Zeithorizont und dient vor allem dazu, die Liquidität im Unternehmen zu sichern und die Produktivität zu erhöhen und das Unternehmen insgesamt zu optimieren und Kostensenkungsprogramme zu implementieren. Budgetierungsverfahren Ein wichtiges Instrument im Bereich des operativen Controlling sind die Budgetierungsverfahren. Die Budgetierung ist die Planung des Einsatzes von Finanzmitteln. Für einzelne Pläne wie den Absatz-, Umsatz-, Personal-, Liquiditäts- oder Marketingplan werden eigene Budgets definiert. Das Zero Base Budgeting (die Nullbasis-Budgetierung) ist g eine Controllingmetheode, die im Rahmen des Kostenmanagements erfolgt. Bei diesem Budgetansatz wird in einer Fikkk tion so gehandelt, als ob das Unternehmen von Grund auf neu gegründet und das Budget entsprechend geplant würde. Sinn und Zweck dieser Vorstellung ist es, alle bisherigen Budgetplanungen und die Routinen, die dadurch entstanden sind, zu durchbrechen. Benchmarking Unter Benchmarking versteht man den Vergleich mit den besten innerhalb der Branche. Das Benchmarking ermöglicht eine Optimierung der Ausrichtung des Unternehmens und eine Verbesserung der operativen Abläufe. Benchmarking kann intern erfolgen, wobei ein Vergleich innerhalb des Unternehmens oder einer Unternehmensgruppe angestellt wird, <?page no="95"?> Controlling sowie extern, wenn andere Unternehmen in den Vergleich mit einbezogen werden. Hauptziel des Benchmarking ist die Leistungsoptimierung durch die Best Practices anderer Unternehmen oder Branchen. Die Effizienz („die Dinge richtig tun“) und die Effektivität („die richtigen Dinge tun“) sollen gesteigert werden. Berichtswesen und Reporting Das betriebliche Berichtswesen (Reporting) umfasst alle Mittel, Ressourcen und Maßnahmen eines Unternehmens, die der Informationsversorgung und -verarbeitung im Unternehmen dienen. Berichte sind systematisch aufbereitete Informationen. Kennzahlensysteme Ein Kennzahlensystem ist eine Anzahl von aufeinander abgestimmten Kennzahlen, die den gesamten Erfolg eines Unternehmens anschaulich und nachvollziehbar abbilden sollen. Kennzahlensysteme berücksichtigen verschiedene Kriterien, die bei ihrer Zusammensetzung zur Anwendung kommen. Eines der wichtigsten Kriterien ist die Quantifizierbarkeit der Kennzahlen; denn sie müssen sich mengenmäßig erfassen lassen. Darüber hinaus ist es erforderlich, dass die Kennzahlen nur einen begrenzten Umfang von Daten widerspiegeln, denn die Beschaffung von einer hohen Menge von Informationen wäre im Unternehmen zu aufwändig und würde die Wirtschaftlichkeit des Controlling beein- <?page no="96"?> Controlling trächtigen. Zudem sollten die Kennzahlen eine hohe Prognosequalität enthalten, die auch einen Zukunftsbezug ermöglicht. Früherkennungssysteme Durch Früherkennungssysteme wird es möglich, sich schneller an die Umwelt- und Unternehmensveränderungen anzupassen und auch mögliche Gefahren frühzeitig zu identifizieren. Darüber hinaus geht es darum, auch Chancen rechtzeitig wahrzunehmen und zu nutzen. Zu den strategischen Früherkennungssystemen zählt beispielsweise die Gap-Analyse. Die Gap-Analyse ermöglicht es, Lü e cken, die bei der Zielerreichung auftreten, zu identifizieren. Die Gap-Analyse gestattet somit eine sachliche und eine zeit a liche Kontrolle. Diese Kontrolle erstreckt sich auch auf die Implementierung und potenzielle Prognosefehler. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was ist eine andere Bezeichnung für Zero Base Budgettt ing? Grundbu getierung Nullbasis-Budgetierung Nullgrundlagen-Budgetierung <?page no="97"?> Controlling 2. Welche Budgetformen gibt es im Zero Base Budgeting? Minimalbudget Normalbudget Standardbudget Spezialbudget 3. Wie findet der Vergleich beim Best-Practice-Benchmarkkk ing statt? zwischen Abteilungen zwischen Unternehmen derselben Branche zwischen Unternehmen aus verschiedenen Branchen zwischen Unternehmen in einem Konzern 4. Was wird mit der Gap-Analyse ermittelt? der Zielerreichungsgrad die Aufbauorganisation die Divergenz zwischen Soll- und Ist-Werten die Wettbewerbslücke WW der Cashflow <?page no="98"?> Controlling Literaturtipps Friedl, Birgit (2013): Controlling. 2. Auf. ff Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Friedl, Birgit (2012): Fit für die Prüfung: Kosten- und Leistungsrechnung (Lerntafel). Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Horváth, Peter (2009): Controlling. 11. Aufl. München: Vahlen. Jung, Hans (2011): Controlling. 3., überarb. Aufl. München: Oldenbourg. Nagel, Michael; Mieke, Christian (2014): BWL-Methoden. Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Schmeisser, Wilhelm u. a. (2014): Personalcontrolling. Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Weber, J.; Schäffler, U. (2010): Einführung in das Controlling. 12.-Aufl. Stuttgart: Schäffer-Poeschel <?page no="99"?> Jörg Wöltje Finanzierung <?page no="101"?> 1 Finanzierung 1 Systematik der Finanzierung Unter Finanzierung versteht man die g Kapitalbeschaffung (einschließlich der Kapitaltilgung) und die Kapitalverwendung . Den Kapitalnehmern steht eine große Anzahl an Finanzierungsinstrumenten zur Verfügung. Die Systematik der Finanzierungsformen zeigt Abbildung 1. Finanzierungsregeln Die goldene Finanzierungsregel besagt, dass die Fristigkeit des Kapitals der Fristigkeit des finanzierten Vermögens entsprechen soll, d. h. langfristige Investitionen sollen auch langfristig finanziert werden: Daraus lässt sich ableiten: Wichtige Kennzahl: langfristiges Vermögen ____ langfristiges Kapital ≤ 1 _ bzw. kurzfristiges Vermögen ____ kurzfristiges Kapital ≥ 1 _ Gemäß der goldenen Bilanzregel (im engeren Sinne) soll das Anlagevermögen durch dauerhaft zu Verfügung stehendes Eigenkapital (EK) oder durch langfristiges Fremdkapital (FK) finanziert werden. Somit gilt: EK + langfristiges FK ≥ Anlagevermögen Bei der goldenen Bilanzregel (im weiteren Sinne) sollte neben dem Anlagevermögen auch das langfristige Umlaufvermögen langfristig finanziert werden. Somit gilt: EK + langfristiges FK ≥ Anlagevermögen + langfristiges Umlaufvermögen <?page no="102"?> Finanzierung Systematisierung der Finanzierung Finanzierungsanlass Kapitalüberlassungsdauer Rechtsstellung der Kapitalgeber Kapitalherkunft Erfüllungszeitpunkt laufende Finanzierung einmalige Finanzierung bei Gründung Wachstum, Erweiterung Übernahme Sanierung Umfinanzierung unbefristete Finanzierung befristete Finanzierung kurzfristig (bis 1 Jahr) mittelfristig (1 bis 5 Jahre) langfristig (ab 5 Jahre) Eigenfinanzierung Beteiligungsfinanzierung Selbstfinanzierung (einbehaltene Gewinne) Fremdfinanzierung Kreditfinanzierung Rückstellungen Mezzanine Finanzierung (Hybridkapital = Mischung aus Eigen- und Fremdkapital) Außenfinanzierung Beteiligungsfinanzierung (z. B. Gesellschaftereinlagen) Fremdfinanzierung (z. B. Kredite) Innenfinanzierung aus Umsätzen aus Kapitalfreisetzung Kassamarkt Geldmarkt Kapitalmarkt Terminmarkt (Derivate) Abb. 1: Systematisierung der Finanzierung <?page no="103"?> Finanzierung Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Marrr kieren Sie bitte durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch a) Zur Außenfinanzierung zählt die Beteiligungsfinanzierung. b) Zur Innenfinanzierung zählt die Finanzierung über Rückstellungen. c) Zur kurzfristigen Fremdfinanzierung gehört die Kundenanzahlung. d) Kundenanzahlungen sind Kundenkredite, die oft Finanzierungshilfen für Hersteller darstellen. e) Die Beteiligungsfinanzierung ist eine Form der Innenfinanzierung. f) Unter dem Begriff „Finanzierung“ versteht man die Beschaffung finanzieller Mittel und die Vermeidung von Auszahlungen. 2. Beschreiben und erklären Sie kurz die zwei verschiedenen Formen der „goldenen Bilanzregel“. <?page no="104"?> Finanzierung 2 Finanzierungsarten im Überblick Die Finanzierungsalternativen können zum einen nach der Rechtsstellung der Kapitalgeber in r Eigen- und Fremdfinanzierung und zum anderen nach der g Kapitalherkunft in t Außen- und Innenfinanzierung unterschieden werden g . Finanzierungsarten Eigenfinanzierung Mezzanine Finanzierung Fremdfinanzierung Beteiligungs- und Einlagenfinanzierung Selbstfinanzierung aus Gewinnen und Abschreibungen durch Kapitalfreisetzung aus Krediten und aus Kreditsurrogaten (z. B. Leasing, Factoring) durch Bildung von Rückstellungen Innenfinanzierung Außenfinanzierung Abb. 2: Finanzierungsarten Eine Mischform aus Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung ist die Mezzanine Finanzierung . Das Mezzanine Kapital ist nachrangig gegenüber dem Fremdkapital aber vorrangig gegenüber dem Eigenkapital. Die folgende Tabelle grenzt die Finanzierungsformen nach der Rechtsstellung der Kapitalgeber ab r . <?page no="105"?> Finanzierung Tab. 1: Finanzierungsformen nach der Rechtsstellung der Kapitalgeber Unterschiede zwischen Eigen-, Fremd- und Mezzanine-Kapital Kriterien Eigenkapital Mezzanine-Kapital Fremdkapital Finanzierungsart Beteiligungs- Hybrid-Kapital, d. h. Mischung aus Eigen- und Fremdkapital Rechtsverhältnis Beteiligungsverhältnis es dominiert der Fremdkapitalcharakter Schuldverhältnis Beispiel für Kapitalgeber Stammaktionär, GmbH-Gesellschafter Genussscheininhaber, Stiller Gesellschafter Kreditgeber (Bank), Leasinggesellschaft Haftung für Verluste (Mit-)Eigentümerstellung, mindestens in Höhe der Einlage Rangrücktritt gegenüber erstrangigem Fremdkapital Gläubigerstellung, keine Haftung Ertragsanteil volle Teilhabe an Gewinn und Verlust (variable Vergütung), Teilnahme am Wertzuwachs feste und / oder erfolgsabhängige Verzinsungsanteile i. d. R. fester Verzinsungsanspruch, kein Anteil an Gewinn oder Verlust und keine Teilnahme am Wertzuwachs Verfügbarkeit i. d. R. unbefristet befristet i. d. R. befristet Vermögensanspruch Quotenanspruch bei Unternehmensverkauf, wenn Liquidationserlös größer als Schulden optionale Beteiligung an Wertsteigerung Rückzahlungsanspruch in Höhe der Gläubigerforderung Unternehmensleitung i. d. R. volle Informations-, Kontroll- und Stimmrechte Informations- und Kontrollrechte möglich grundsätzlich ausgeschlossen, aber teilweise faktisch möglich, keine Leitungsrechte, wenig Informations-, Kontroll- und Mitwirkungsrechte steuerliche Behandlung Gewinn voll belastet durch ESt, KSt, GewSt (variiert nach Rechtsform) Zinsen als Aufwand steuerlich absetzbar (Einschränkung bei der Gewerbesteuer) Zinsen als Aufwand steuerlich absetzbar (Einschränkung bei der Gewerbesteuer) Kapazität begrenzt durch das private Vermögen und die Bereitschaft der Kapitalgeber orientiert sich primär an zukünftig erwarabhängig vom Rating, d. h. der Bonität und dem Vorliegen von Sicherheiten <?page no="106"?> Finanzierung Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. ff Aussagen richtig falsch a) Die Kreditfinanzierung ist eine Form der Innenfinanzierung. b) Zur Innenfinanzierung zählt die Subventionsfinanzierung. c) Die Selbstfinanzierung ist eine Form der Fremdfinanzierung. d) Die Beteiligungsfinanzierung zählt zur Innenfinanzierung. f) Zur Fremdfinanzierung gehört auch die Finanzierung aus Gewinnen und Rücklagen. g) Zur Fremdfinanzierung zählt man die Inanspruchnahme von Kontokorrent- und Lieferantenkrediten. h) Unter der Außenfinanzierung versteht man die Finanzierung von Objekten außerhalb des Unternehmens (z. B. Finanzierung der Kunden). i) Zur Außenfinanzierung zählt die Beteiligungsfinanzierung. j) Zur Innenfinanzierung zählt die Finanzierung über Rückstellungen. k) Zur kurzfristigen Fremdfinanzierung gehört die Kundenanzahlung. <?page no="107"?> Finanzierung 2. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. ff richtig falsch Welche der folgenden Finanzierungsarten gehören zur Innenfinanzierung ? Finanzierung aus Abschreibungen, Inanspruchnahme des Kontokorrentkredits, Finanzierung durch Einlagen der Anteilseigner, Ausgabe einer Schuldverschreibung, Gewinne thesaurieren, anstatt auszuschütten. 3. Nennen Sie bitte die Unterschiede zwischen Eigen-, Fremd- und Mezzanine Kapital in Bezug auf drei unterrr schiedliche Kriterien. 4. Nennen und erläutern Sie die folgenden Finanzierungsarten: Außenfinanzierung, Beteiligungsfinanzierung, Kreditfinanzierung, Innenfinanzierung. <?page no="108"?> Finanzierung Sie stellt eine bedeutende Form der Außenfinanzierung dar. Bei der Kreditfinanzierung steht dem Kreditnehmer das Fremdkapital nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung. Für die Überlassung des Fremdkapitals hat der Kreditgeber einen vertraglichen Anspruch auf Rückzahlung des nominalen Kreditbetrags und Anspruch auf eine laufende Verzinsung zu einem variablen oder festen Zinssatz. Vor einer Kreditvergabe überprüft der Fremdkapitalgeber die Kreditwürdigkeit des Kreditnehmers. Die Kreditwürdiggg keitsprüfung / Bonitätsprüfung umfasst mindestens die rechtliche Kreditfähigkeit des Schuldners, persönliche Kreditwürdigkeit (Vertrauen), wirtschaftliche Kreditwürdigkeit (z. B. Jahresabschlussanalyse, aktueller Kreditstatus, Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA), Finanz-/ Businessplan, Kreditsicherheiten etc.) und Kapitaldienstfähigkeit. Kurzfristige Kreditfinanzierung Bei den kurzfristigen Krediten (Laufzeit bis zu 12 Monaten) unterscheidet man zwischen Handels- und Bankkrediten . Die Bankkredite lassen sich unterteilen in e Geldkredite (Bank e stellt finanzielle Mittel zur Verfügung) und Kreditleihen (Bank verbürgt sich für den Kunden). Die folgende Abbildung ff zeigt die wesentlichen Arten kurzfristiger Kredite ohne Außenhandelskredite. <?page no="109"?> Finanzierung Kurzfristige Kredite Handelskredite Bankkredite Geldkredite Kreditleihe K ontokorrentkredit L ombardkredit Wechseldiskontkredit Avalkredit Akzeptkredit L ieferantenkredit K undenkredit (K undenanzahlung) Abb. 3: kurzfristige Kredite Lieferantenkredit Beim Lieferantenkredit gewährt der Verkäufer dem Käufer einer Ware oder Dienstleistung ein Zahlungsziel (z. B. 30 Tage) und räumt in der Regel eine Skontofrist (z. B. 10 Tage) ein. Die Kosten des Lieferantenkredits werden durch den Skontosatz ausgedrückt. Der Skontosatz entspricht dem prozentualen Preisabzug, der dem Käufer gewährt wird, wenn er innerhalb der Skontofrist bezahlt. Wird die Skontofrist nicht genutzt, geht der Skonto verloren. Der entgangene Skonto entspricht rechnerisch dem Jahreszinskostensatz des Lieferantenkredits. Den Jahreszinssatz (i appr ) kann man mit der folgenden praxisüblichen Faustformel berechnen: Wichtige Kennzahl: i appr = Skontosatz _____ Zahlungsziel - Skontofrist × 360 Tage _ <?page no="110"?> Finanzierung Beispiel: Berechnung des Jahreszinssatzes eines Lieferantenkredits Die Zahlungsbedingungen des Lieferanten lauten: 2 % Skonto bei Zahlung innerhalb von 10 Tagen, sonst rein netto innerhalb von 30 Tagen. Bei Nichtinanspruchnahme des Skontos bedeutet dies einen Jahreszinssatz in Höhe von: Wichtige Kennzahl: i appr = 2 % ___ 30 Tage - 10 Tage × 360 Tage = 36 _ % Der Jahreszinssatz (approximativer Effektivzinssatz) für die Inanspruchnahme des Lieferantenkredits beträgt 36 % p. a. Merke : Der Lieferantenkredit ist in der Regel sehr teuer. Kundenanzahlung Kunden können in Form von Anzahlungen dem Verkäufer einen direkten Kredit gewähren (Vorauszahlungskredit). Üblich ist diese Form der Kreditfinanzierung bei Auftragsproduktionen, z. B. im Großanlagenbau. Durch die Anzahlung wird das Risiko reduziert, dass der Kunde die bestellte Ware nicht abnimmt oder keine Zahlung leistet. Kundenanzahlungen werden entweder bei Vertragsabschluss (Erteilung des Auftrags) oder nach teilweiser Fertigstellung bezahlt. Kontokorrentkredit Bei einem Kontokorrentkredit wird dem Unternehmen von einer Bank auf dem Kontokorrentkonto (Girokonto) nach <?page no="111"?> Finanzierung einer Kreditwürdigkeitsprüfung eine Kontokorrentkreditlinie eingeräumt, die das Unternehmen je nach Bedarf in flexibler Höhe ausschöpfen kann. Für die Inanspruchnahme des Kontokorrentkredits sind variable Zinsen zu zahlen. Die Kreditkosten setzen sich zusammen aus den Sollzinsen, der Kreditprovision, der Bereitstellungsprovision, den Kontoführungsgebühren, und bei der Überschreitung der Kontokorrentkreditlinie wird eine Überziehungsprovision fällig. Der Kontokorrentkredit sollte nicht dauerhaft in Anspruch genommen werden, da die Zinskonditionen regelmäßig über den Kosten eines Festkredits liegen. Wechseldiskontkredit Die Grundlage für einen Diskontkredit ist ein Wechselgeschäft. Der gezogene Wechsel enthält die unbedingte Anweisung des Wechselausstellers (Gläubigers, Trassant) an den Bezogenen (Schuldner, Trassat) eine bestimmte Geldsumme an ihn oder einen Dritten (Wechselnehmer, Remittent) zu zahlen. Der Bezogene wird zur Zahlung aus dem Wechsel verpflichtet, wenn er den Wechsel durch seine Unterschrift angenommen und akzeptiert hat. Der Besitzer eines Wechsels kann diesen vor Fälligkeit als Zahlungsmittel auch an eigene Gläubiger weitergeben, damit begleicht er seine Verbindlichkeit, oder ihn bis zur Fälligkeit selbst behalten bzw. ihn bei einem Kreditinstitut diskontieren lassen. Unter der Diskontierung eines Wechsels versteht man den Ankauf einer noch nicht fälligen Wechselforderung von einer Bank, unter Abzug der Zinsen (Diskont), für die Zeit vom Ankaufstag bis zum Fälligkeitstag. Es handelt sich hierbei um ein Kreditgeschäft, da der Wechseleinreicher der <?page no="112"?> Finanzierung Bank gegenüber solange verpflichtet bleibt, bis der Bezogene die Zahlung geleistet hat. Die Kosten des Diskontkredites setzen sich aus dem Diskont und den Diskontspesen zusammen. Wechselaussteller / Trassant / Lieferant / Gläubiger z. B. Großhändler Wechselbezogener / Trassat / Schuldner / Akzeptant z. B. Einzelhändler Beim Solawechsel identisch Kreditinstitut / Wechselnehmer / Remittent (3) Diskontierung (Bank kauft Wechsel auf) (6) Zahlung bei Fälligkeit (5) Vorlage bei Fälligkeit Wechselnehmer z. B. Hersteller oder Weitergabe Vorlage und Zahlung (4) Bevorschussung (1) Ausstellung des Wechsels durch Trassant (2) Bezogener akzeptiert Wechsel durch Unterschrift (Akzept) Beispiel zur Effektivzinsberechnung eines Wechsels Ein Händler liefert einem Handwerker Waren für 100.000 €. Der Handwerker befindet sich zum Zeitpunkt der Lieferung in einem finanziellen Engpass und bittet um Zahlungsaufschub um 90 Tage. Der Händler ist einverstanden, verlangt aber einen Wechsel, den er bei seiner Hausbank zum Diskont einreichen möchte. Den Aufwand trägt der Handwerker. Die Hausbank verlangt für 90 Tage 1,6 % und pauschal 0,15 % Diskontspesen. Ermitteln Sie den Ausstellungsbetrag für den Wechsel und den effektiven Jahreszins des Diskontkredits. <?page no="113"?> Finanzierung Ermittlung Ausstellungsbetrags: - - Wechselsumme Diskontspesen 100.000,00 € -1.600,00 € -150,00 € = Auszahlungsbetrag (Prozentsatz) = 98.250,00 € Gesamtforderung 100.000,00 € Wechselsumme (100.000 : 0,9825) = 101.781,17 € 100,00 % Ermittlung des effektiven Jahreszinssatzes (i eff ): Wichtige Kennzahl: i eff = Kosten der Diskontierung _____ Kredit × _ 360 Tage __ Laufzeit × 100 = 1.781,17 __ 100.000 × _ 360 _ 90 × 100 = 7,12468 % Lombardkredit Unter einem Lombardkredit versteht man die Ausreichung eines kurzfristigen Darlehens durch eine Bank gegen Verpfändung von Wertpapieren, Waren, Wechseln, Forderungen oder Edelmetallen. Die verpfändeten Güter werden jedoch nicht in voller Höhe ihres Wertes beliehen. Akzeptkredit Beim Akzeptkredit handelt es sich um eine Kreditleihe , d. h. das Unternehmen erhält von der Bank kein Geld, sondern die Bank stellt lediglich als Bezogener eines Wechsels ihre Kreditwürdigkeit zur Verfügung. Das Unternehmen (Aussteller des Wechsels) muss jedoch den Wechselbetrag bei Fälligkeit <?page no="114"?> Finanzierung zur Verfügung stellen, damit der Wechsel zu dessen Lasten eingelöst werden kann. Avalkredit Unter einem Avalkredit versteht man die Übernahme einer t Bürgschaft oder Garantie durch eine Bank im Auftrag eines Kunden (Avalkreditnehmer) gegenüber einem Dritten (Avalbegünstigter). Das bedeutet, dass die Bank eine Garantie dafür abgibt, dass der Avalkreditnehmer einer bestimmten Verpflichtung nachkommen wird. Langfristige Kreditfinanzierung Langfristige Kredite haben eine Laufzeit von mehr als fünf Jahren. Langfristige Kredite Darlehen verbrieft Schuldscheindarlehen Anleihe unverbrieft fristenkongruentes Schuldscheindarlehen revolvierendes Schuldscheindarlehen Festzinsanleihe Wandelanleihe Optionsanleihe Nullkuponanleihe (Zero Bonds) Floating Rate Notes Gewinnanleihe Annuitätendarlehen Ratendarlehen Endfälliges Darlehen Abb. 5: Langfristige Kredite Die Tilgungsmodalitäten von (langfristigen) Darlehen können unterschiedlich ausgestaltet sein. Zu unterscheiden sind im Wesentlichen drei Varianten. <?page no="115"?> Finanzierung Annuitätendarlehen Ratendarlehen Endfälligkeitsdarlehen Tilgung steigende Tilgung während der Laufzeit immer gleich hohe Tilgungsraten einmalige Rückzahlung am Ende der Laufzeit Zinsen langsam sinkende Zinszahlungen schneller sinkende Zinszahlungen konstante Zinszahlungen Liquidität konstante Liquiditätsbelastung, da Summe aus Zins und Tilgung bei jeder Zahlung identisch zunächst hohe, dann niedrigere Liquiditätsbelastung geringe laufende Liquiditätsbelastung während der Laufzeit Kosten mittlere Finanzierungskosten geringere Finanzierungskosten höhere Finanzierungskosten Beispiel: Tilgungsmodalitäten der verschiedenen Darlehensarten Es wird ein Darlehen in Höhe von 100.000 € mit einer Laufff zeit von vier Jahren und einem Zinssatz von 8 % vergeben. Annuitätendarlehen Beim Annuitätsdarlehen zahlt der Kreditnehmer über die gesamte Laufzeit eine konstante Kreditrate, bestehend aus Zinsen und Tilgung. Zunächst wird die Annuität mithilfe des Kapitalwiedergewinnungsfaktors (KWF) berechnet. Wichtige Kennzahl: KWF = (1 + i) n × i __ (1 + i) n - 1 Annuität = Darlehensbetrag × KWF Annuität = 100.000 € × (1 + 0,08) 4 × 0,08 ___ (1 + 0,08) 4 - 1 = 30.192,08 € <?page no="116"?> Finanzierung Tilgungsplan Annuitätendarlehen Jahr Restschuld Jahresanfang Zinsen (8 %) Tilgung Annuität Restschuld Jahresende a b = (a x 0,08) c = (d - b) d e = (a - c) 1 100.000,00 € 8.000,00 € 22.192,08 € 30.192,08 € 77.807,92 € 2 77.807,92 € 6.224,63 € 23.967,45 € 30.192,08 € 53.840,47 € 3 53.840,47 € 4.307,24 € 25.884,84 € 30.192,08 € 27.955,63 € 4 27.955,63 € 2.236,45 € 27.955,63 € 30.192,08 € 0,00 € Summe 20.768,32 € 100.000,00 € 120.768,32 € Ratendarlehen Bei einem Ratendarlehen nimmt die Kreditrate im Zeitverlauf ab. Die Tilgungshöhe bleibt immer gleich, aber die Zinsen sinken, da sie sich nur auf die Restschuld beziehen. Tilgungsplan Ratendarlehen Jahr Restschuld Jahresanfang Zinsen Tilgung Kapitaldienst Restschuld Jahresende a b = (a x 0,08) c d = (b + c) e = (a - c) 1 100.000 € 8.000 € 25.000 € 33.000 € 75.000 € 2 75.000 € 6.000 € 25.000 € 31.000 € 50.000 € 3 50.000 € 4.000 € 25.000 € 29.000 € 25.000 € 4 25.000 € 2.000 € 25.000 € 27.000 € 0 € Summe 20.000 € 100.000 € 120.000 € Endfälliges Darlehen Beim endfälligen Darlehen erfolgen über die Laufzeit nur Zinszahlungen, während die Tilgung des Kredits in voller Höhe erst zum Vertragsende erfolgt. Zunächst werden die jährlichen Zinsen berechnet: 100.000 € × 0,08 = 8.000 € <?page no="117"?> Finanzierung Tilgungsplan endfälliges Darlehen Jahr Restschuld Jahresanfang Zinsen Tilgung Kapitaldienst Restschuld Jahresende a b = (a x 0,08) c d = (b + c) e = (a - c) 1 100.000 € 8.000 € 0 € 8.000 € 100.000 € 2 100.000 € 8.000 € 0 € 8.000 € 100.000 € 3 100.000 € 8.000 € 0 € 8.000 € 100.000 € 4 100.000 € 8.000 € 100.000 € 108.000 € 0 € Summe 32.000 € 100.000 € 132.000 € Effektivverzinsung bei endfälligem Darlehen mit Disagio Die Effektivverzinsung gibt Auskunft über die tatsächlichen Finanzierungskosten eines Darlehens. Der Effektivzinssatz (i eff ) kann mit folgender Näherungsformel berechnet werden: Wichtige Kennzahl: i eff = i nom + R - A _ n __ A × 100 _ i eff = Effektivzinssatz i nom = Nominalzinssatz (dezimal) R = Rückzahlungskurs (dezimal) A = Auszahlungskurs (dezimal) n = Laufzeit (Jahre) ff Beispiel: Effektivverzinsung eines endfälligen Darlehens Es wird ein Darlehen von 100.000 € zu einem Nominalzinssatz von 6 % bei einer Auszahlung von 98 % über 4 Jahre gewährt. Das Darlehen wird zum Ende des 4. Jahres zurückgezahlt . <?page no="118"?> Finanzierung Wichtige Kennzahl: i eff = f 0,06 + 1,00 - 0,98 __ 4 ___ 0,98 × 100 = 6,63 _ % Der approximativ berechnete effektive Jahreszinssatz be a trägt ca. 6,63 %. Schuldscheindarlehen Schuldscheindarlehen sind große Kredite, die von Kapitalsammelstellen (z. B. Lebensversicherungen, Pensionsfonds) an große Industrie- oder Dienstleistungsunternehmen, Banken oder die öffentliche Hand vergeben werden. Die Rückzahlung erfolgt in der Regel am Ende der Laufzeit. Anleihen (Schuldverschreibungen) Anleihen sind Forderungspapiere, durch die ein Kredit am Kapitalmarkt aufgenommen wird. Im Unterschied zu Privatkrediten werden Anleihen öffentlich und nur von juristischen Personen herausgegeben. Anleihen sind verzinsliche Wertpapiere, durch die ein Kredit am Kapitalmarkt aufgenommen wird. Sie werden an der Börse gehandelt und lauten auf einen bestimmten Nennwert. Die Laufzeit liegt i. d. R. zwischen 5 und 10 Jahren. Sie sind meistens mit einem festen Nominalzins ausgestattet. Die Rückkk zahlung erfolgt am Ende der Laufzeit. Anleihen können als: Festzinsanleihen haben über die Laufzeit einen festen Zinssatz, <?page no="119"?> Finanzierung Wandelanleihen (Convertible Bonds) gewähren zusätzlich zu den Rechten normaler Anleihen das Recht beziehungsweise die Option auf Umtausch der Schuldverschreibungen in Aktien, also der Umwandlung von Fremdkapital in Eigenkapital, Optionsanleihen (Bond Warrants) gewähren dem Gläubiger über seine normalen Rechte wie Zinszahlung und Rückzahlung des Kredites zusätzlich das Recht zur Anleihe Aktien zu vorab festgelegten Bedingungen während einer bestimmten Frist zu beziehen, Zero Bonds gewähren keine laufenden Zinszahlungen. Erst am Ende der Laufzeit zahlt der Emittent die Zinsen, Zinseszinsen und den Emissionsbetrag, Floating Rate Notes sind variable verzinste Anleihen und Gewinnanleihen verbriefen neben dem Verzinsungs- und Tilgungsanspruch zusätzlich einen mit der Dividende gekoppelten Gewinnanspruch. herausgegeben werden. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. a) Mit was ist ein entgangener Skonto vergleichbar? b) Nennen Sie die wichtigsten Faktoren eines Lieferantensowie eines Kundenkredites. c) Durch welche Besonderheit zeichnet sich der Zinssatz bei einem Kontokorrentkredit aus? Nennen Sie einen wesentlichen Unterschied zwischen Kontokorrent- und Lombardkredit. <?page no="120"?> Finanzierung d) Unterscheiden Sie kurz den Akzeptkredit von dem Avalkredit. e) Beschreiben Sie die „Möglichkeit zur Weitergabe“ bei einem Wechsel. Gehen Sie insbesondere auf die Diskontierung ein. f) Ein Hersteller für Bürobedarf beliefert ein kleines Waaa renversandhaus mit Waren im Wert von 79.000 €. Aufff grund eines finanziellen Engpasses seitens des Warenverrr sandhauses, wird ein Zahlungsaufschub um 90 Tage in Form eines Wechsels vereinbart. Der Wechsel wird von dem Hersteller für Bürobedarf bei seiner Hausbank zum Diskont eingereicht. Einvernehmlich wird der entstehende Aufwand von dem Warenversandhaus getragen. Für 90 Tage verlangt die Hausbank 1,73 TT % und pauschal 0,17 % Diskontspesen. Bitte ermitteln Sie zuerst den Ausstellungsbetrag für den Wechsel und anschließend den effektiven Jahreszins des Diskontkredits. g) Beschreiben Sie die unterschiedlichen Tilgungs- und Zinsverläufe für alle drei Formen der langfristigen Kreditfinanzierung. h) Nennen und beschreiben Sie drei verschiedenen Formen einer Anleihe. 2. Tilgungsformen von Darlehen Eine Bank bietet für ein Darlehen folgende Konditionen an: Nennbetrag: 100 T€ Disagio: 2 T€ Laufzeit: 8 Jahre Tilgungsfreie Jahre: 3 Jahre Nominalzinssatz: 8 % <?page no="121"?> Finanzierung Tragen Sie aus Kundensicht für die drei bekannten Tilgungsformen die Einzahlungen (+) - und Auszahlungen (-) für jedes Jahr in die folgenden Tabellen ein: a) Ratendarlehen Jahr 01 02 03 04 05 06 07 08 Einzahlung Zinsen Tilgung Zins + Tilgung b) Festdarlehen Jahr 01 02 03 04 05 06 07 08 Einzahlung Zinsen Tilgung Zins + Tilgung c) Annuitätendarlehen Jahr 01 02 03 04 05 06 07 08 Einzahlung Zinsen Tilgung Zins + Tilgung 3. Vergleich von Darlehensangeboten Die IM AG möchte im Januar des nächsten Geschäftsjahrs in Ihrem Werk in Karlsruhe eine neue Produktionsanlage (Anschaffungskosten = 3 Mio. €) mit einem Bankdarlehen finanzieren. Das Bankdarlehen soll nach fünf Jahren voll- <?page no="122"?> Finanzierung ständig getilgt sein. Der IM AG liegen zwei Darlehensangebote vor: Angebot der Volksbank eG Abzahlungsdarlehen: Darlehensbetrag = 3.125.000 €, Auszahlung = 96 %, Nominalzinssatz = 6,5 %, Zins und Tilgung erfolgen immer am Jahresende [Hinweis: das Disagio würde die IM AG aktivieren (ak nn kk tiver RAP) und über die Laufzeit gleichmäßig verteilen (abschreiben)]. Angebot der Baden Bank AG Annuitätendarlehen: Darlehensbetrag = 3.000.000 €, Auszahlung 100 %, Nominalzinssatz = 7,0 %, die Zahlung der Annuitäten erfolgt immer am Jahresende. a) Ermitteln Sie den Effektivzinssatz für das für das Abzahlungsdarlehen der Volksbank e. G. mit der Faustformel. b) Ermitteln Sie für beide Darlehen die Aufwands- und die Liquiditätsbelastungen für die gesamte Darlehenslaufff zeit. Steuern sind nicht zu berücksichtigen. Nutzen Sie bitte für die Lösungen die beiden folgenden Tabellen. e Abzahlungsdarlehen der Volksbank e. G. Jahr Darlehensbetrag Tilgung Zinsen Disagio Aufwand Liquiditätsbelastung 1 2 3 4 5 Summe <?page no="123"?> Finanzierung Annuitätendarlehen der Baden Bank AG Berechnung der Annuität Jahr Darlehensbetrag Annuität Tilgung Zinsen Aufwand Liquiditätsbelastung 1 2 3 4 5 Summe 4. Die Formenbau KG bezieht von der Chemie AG ihre Rohstoffe. Die Rechnungsstellung erfolgt monatlich. Der Rechnungsbetrag beträgt pro Monat durchschnitttt lich 45.000 EUR, wobei die Zahlung innerhalb 14 Tage abzüglich 2 % Skonto bzw. innerhalb von 30 Tagen netto Kasse zu erfolgen hat. Ermitteln Sie den effektiven Zinssatz für den Fall, dass die Formenbau KG das Zahlungsziel ausnutzt, mithilfe der praxisüblichen Faustformel. 5. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. ff Aussagen richtig falsch a) Eine Sonderform der Anleihe ist das Schuldscheindarlehen. b) Beim Annuitätendarlehen nimmt im Zeitablauf der Zins zu und die Tilgung ab. c) Beim Ratendarlehen nimmt im Zeitablauf der Zins ab und die Tilgung zu. <?page no="124"?> Finanzierung richtig falsch d) Beim Endfälligkeitsdarlehen nimmt im Zeitablauf die Tilgung ab. e) Beim Ratendarlehen kann eine Tilgungsaussetzung vereinbart werden. f) Beim Endfälligkeitsdarlehen erfolgt die Tilgung immer am Jahresende. g) Der Kontokorrentkredit ist ein kurzfristiger Kredit, kann aber durch Prolongation langfristigen Charakter haben. h) Ein Kontokorrentkredit ist im Vergleich zum Ratendarlehen in der Regel teurer. i) Beim Annuitätendarlehen bleibt während der Kreditlaufzeit die Summe aus Zinsen und Tilgungen immer gleich hoch. j) Der Effektivzinssatz eines Annuitätendarlehens mit Disagio, erhöht sich, wenn unter sonst gleichen Bedingungen die Halbjahresraten statt bisher nachträglich im Voraus fällig sind. k) Beim Annuitätendarlehen ist während der Gesamtlaufzeit die Summe aus Zinsen und Tilgungen in jeder Periode gleich groß. l) Beim Tilgungsdarlehen sinkt im Zeitablauf die absolute Höhe der in den Raten enthaltenen Zinszahlungen. m) Beim endfälligen Darlehen ist die mittlere Laufzeit des Darlehens identisch mit der Gesamtlaufzeit des Darlehens. <?page no="125"?> Finanzierung richtig falsch n) Endfällige Darlehen wurden in der Vergangenheit oft in Verbindung mit der Ablaufleistung einer Kapitallebensversicherung getilgt. o) Beim Ratendarlehen nimmt die Gesamtrate aus Zins und Tilgung während der Kreditlaufzeit grundsätzlich progressiv ab. p) Der Effektivzinssatz eines Annuitätendarlehens erhöht sich, wenn die Bearbeitungsgebühr erhöht wird. r) Ein Avalkredit ist für einen Kunden so lange kostenlos, so lange an den Begünstigten keine Zahlung erfolgt. s) Schuldscheindarlehen und Industriebligationen gehören zur langfristigen Fremdfinanzierung. <?page no="126"?> Finanzierung 4 Mezzanine Finanzinstrumente Eine Form der Außenfinanzierung. Mezzanine-Kapital umfassen alle Finanzierungsarten, die in ihren rechtlichen und wirtschaftlichen Ausgestaltungen eine Mischform zwischen Eigen- und Fremdkapital darstellen. Das Mezzanine-Kapital kann in Form von Genussrechten, wertpapierverbrieften Genussscheinen, stillen Beteiligungen, Wandel- oder Optionsanleihen, Nachrangdarlehen oder Gesellschafterdarlehen begeben werden. Bei der Jahresabschlussanalyse wird das Mezzanine Kapital i. d. R. dem wirtschaftlichen Eigenkapital zugeordnet. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was versteht man unter der „Mezzanine Finanzierung“? 2. Erläutern Sie je zwei Vor- und zwei Nachteile von Mezzaaa nine-Kapital gegenüber einem traditionellen Bankdarlehen. <?page no="127"?> Finanzierung Eine Form der Außenfinanzierung. Die Rechtsform des Unternehmens hat einen starken Einfluss auf die Möglichkeiten der Beteiligungsfinanzierung. Generell ist bei der Beteiligungsfinanzierung zu unterscheiden zwischen: ohne Börsenzugang (Gesellschaftereinlagen, GmbH-An g teile) Erhöhung der Kapitalanteile bisheriger Gesellschafter Aufnahme neuer Gesellschafter oder stiller Gesellschafter Kapitalbeteiligungs- oder Venture Capital Gesellschafff ten mit Börsenzugang (Emission von Aktien bei Aktienge g sellschaften) Formen der Kapitalerhöhung bei Aktiengesellschaften Voraussetzung. : Zustimmung mit 75 % Mehrheit der Hauptversammlung. Ordentliche Kapitalerhöhung : Ausgabe neuer Aktien gegen Einlagen bei Gewährung des Bezugsrechtes an die Altaktionäre. Bedingte Kapitalerhöhung : Zulässig zur Abdeckung der Umtauschrechte bei Wandel-/ Optionsanleihen, zur Vorbereitung von Unternehmenszusammenschlüssen sowie zur Gewährung von Bezugsrechten an Arbeitnehmer und die Mitglieder der Geschäftsführung im Rahmen von Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen. <?page no="128"?> Finanzierung Genehmigte Kapitalerhöhung : Vollmacht der Hauptversammlung an den Vorstand zur Erhöhung des Grundkapitals (max. für fünf Jahre, max ff . 50 % des bisherigen Grundkapitals). Der Vorstand kann dann mit Zustimmung des VV Aufsichtsrats flexibel entscheiden. Nominelle Kapitalerhöhung : Erhöhung des Grundkapitals aus Gesellschaftsmitteln durch Umwandlung von offenen Gewinn- und Kapitalrücklagen in Grundkapital, d. h. es fließen keine zusätzlichen Finanzmittel zu. Bezugsrecht bei Kapitalerhöhung Das Bezugsrecht ist ein Recht der Altaktionäre auf den Bezug neuer Aktien im Rahmen einer Kapitalerhöhung. Das Bezugsrecht schützt den Altaktionär vor einer Kapitalverwässerung. Berechnung des Bezugsverhältnisses. Wichtige Kennzahl: Bezugsverhältnis = bisheriges Grundkapital ____ Grundkapitalerhöhung oder Anzahl alter Aktien ____ Anzahl neuer Aktien <?page no="129"?> Finanzierung Rechnerischer Wert des Bezugsrechts mit Dividendennachteil Wichtige Kennzahl: Rechnerischer Wert des Bezugsrechts = Kurs alte Aktien - (Kurs neue Aktien + Dividendennachteil) ________ Bezugsverhältnis + 1 Ermittlung des rechnerischen Mischkurses Wichtige Kennzahl: Neuer Mittelkurs = Kurswert alte Aktien + Kurswert neue Aktien ________ Anzahl Altaktien + Anzahl Jungaktien Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. a) Erklären Sie die unterschiedlichen Arten der Kapitalerrr höhung und zwar: ordentliche Kapitalerhöhung bedingte Kapitalerhöhung genehmigte Kapitalerhöhung nominelle Kapitalerhöhung <?page no="130"?> Finanzierung b) Von welchen Faktoren ist der rechnerische Wert des Bezugsrechts abhängig? c) Ein kleines Warenversandhaus plant eine Kapitalerhöhung um 2.000.000 € auf 12.000.000 €. Der bisherige r Kurs der Aktien beträgt 40 €/ Aktie und die jungen Akkk tien werden für 25 €/ Aktie herausgegeben. Berechnen Sie das Bezugsrecht und den neuen Mittelkurs. d) Nennen Sie den wesentlichen Unterschied zwischen Überschuss- und Umschichtungsfinanzierung. Nennen und erläutern Sie zusätzlich zwei Bestandteile der Überrr schussfinanzierung. 2. Ist die folgende Aussage richtig oder falsch? Markieren ff Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussage richtig oder falsch sind. Aussage richtig falsch Der Umfang des Mittelzuflusses bei einer Neuemission von Aktien wird ausschließlich durch die Höhe des Ausgabekurses der emittierten Aktie bestimmt. <?page no="131"?> Finanzierung Die Innenfinanzierung besteht im Wesentlichen aus der Überschussfinanzierung und g Umschichtungsfinanzierung . Zur Überschussfinanzierung gehören: Die offene Selbstfinanzierung (Gewinneinbehaltung aus g versteuerten Gewinnen) ist aus dem Jahresabschluss ersichtlich. Die stille Selbstfinanzierung ist aufgrund der Bildung-von g stillen Reserven aus dem Jahresabschluss nicht erkennbar. Stille Reserven entstehen durch Unterbewertung von Akkk tiva (z a . B. Unterlassung von Aktivierungen bzw. Verrechnung von zu hohen Abschreibungen) oder Überbewertung von Passiva : (durch die Bildung von zu hohen Rückstellungen, z. B. Gewährleistungs- oder Prozesskostenrückkk stellungen). Der Finanzierungseffekt aus Abschreibungen entsteht dadurch, dass Abschreibungen zwar Aufwendungen, aber keine Auszahlungen bewirken und die Ersatzinvestitionen erst zu einem späteren Zeitpunkt, d. h. nach Ablauf der Nutzungsdauer getätigt werden müssen. Der Finanzierungseffekt entsteht dadurch, dass Aufwand und Auszahlung auseinanderfallen. Die Abschreibungen verringern den Jahresgewinn, ohne dass der Gewinnminderung im gleichen Jahr eine Auszahlung gegenübersteht. Bei der Finanzierung aus Abschreibungen lassen sich zwei Formen unterscheiden: der Kapitalfreisetzungseffekt und der t Kaaa pazitätserweiterungseffekt . Den Kapazitätserweiterungseffekt können Sie mit folgender Formel berechnen: <?page no="132"?> Finanzierung Wichtige Kennzahl: Kapazitätsmultiplikator = 2 ____ 1 + 1 ___ Nutzungsdauer Der Finanzierungseffekt aus Rückstellungen entsteht, da n die Bildung einer Rückstellung sofort als Aufwand verrechnet wird, während die korrespondierende Auszahlung erst zu einem späteren Zeitpunkt entsteht. Umschichtungsfinanzierung Sie erfolgt durch die Finanzierung aus sonstigen Kapitalfreisetzungen, d. h. aus dem Verkauf von Gütern und Finanztiteln sowie dem Finanzierungseffekt durch Rationalisierung. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. ff Aussagen richtig falsch Zur Innenfinanzierung zählt man: a) die Bildung von Rückstellungen; b) eine weitere Kapitaleinlage eines Personengesellschafters aus seinem Privatvermögen; <?page no="133"?> Finanzierung c) die Finanzierung zusätzlicher Periodenkapazitäten aus Abschreibungsgegenwerten. 2. Zeigen Sie die Unterschiede zwischen stiller und offener Selbstfinanzierung auf. 3. Die M-Metall AG möchte zur Finanzierung des Kaufs einer neuen Lackieranlage in Höhe von 36 Mio. € eine ordentliche Kapitalerhöhung durchführen. Der Kurs der M-Metall Aktie wird vor der Kapitalerhöhung mit 220 €/ Aktie notiert, der Bezugskurs der jungen Aktie beträgt 180 €/ Aktie. Das Grundkapital der M-Metal AG vor der kk Kapitalerhöhung betrug 3 Mio. €. Dabei ist jede Aktie mit einem Nennwert von 5 € je Aktie ausgestattet. Die Jahresdividende soll 6 € pro Aktie betragen, wobei die kk jungen Aktien nur zur Hälfte dividendenberechtigt sind. Ermitteln Sie den rechnerischen Kurs der M-Metall Akkk tie nach Durchführung der Kapitalerhöhung. <?page no="134"?> Finanzierung 7 Finanzkennzahlen Liquiditätskennziffern Cashflow Beim Cashflow handelt es sich um die Summe aller Ein- und Auszahlungen eines Unternehmens innerhalb eines Geschäftsjahres. Direkt wird der Cashflow wie folgt ermittelt: - zahlungswirksame Erträge zahlungswirksame Aufwendungen = Indirekte Ermittlung des Cashflows nach dem Umsatzkostenverfahren - Umsatzerlöse Herstellungskosten des Umsatzes = - - - + +/ - Bruttoergebnis vom Umsatz Vertriebskosten Allgemeine Verwaltungskosten Sonstige betriebliche Aufwendungen Sonstige betriebliche Erträge Ergebnis aus Beteiligungen, Wertpapieren etc. (ohne Zinsaufwendungen) = - EBITDA (Earnings before Interest, Tax, Depreciation and Amortization = operatives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) Abschreibungen = - EBIT (Earnings before Interest and Tax = operatives Ergebnis T vor Zinsen und Steuern) Ertragsteuern auf EBIT = +/ - +/ - NOPAT vor Zinsen und nach Steuern Abschreibungen/ Zuschreibungen Erhöhung/ Minderung langfristiger Rückstellungen <?page no="135"?> Finanzierung = -/ + +/ - Investitionen/ Desinvestitionen im Anlagevermögen Verminderung/ Erhöhung des Nettoumlaufvermögens (Net Working Capital) = Der Brutto-Cashflow kann für Investitionen, Erhöhung des w Nettoumlaufvermögens, Schuldentilgungen, Zinszahlungen und Gewinnausschüttungen genutzt werden. Der freie Cashflow steht für Schuldentilgungen, Zinszahlungen und Ge w winnausschüttungen zur Verfügung. Liquiditätsgrade Die Liquidität ist die Fähigkeit eines Unternehmens, jederzeit seine fälligen Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Wichtige Kennzahlen: Liquidität 1. Grades = liquide Mittel ____ kurzfristiges Fremdkapital × 100 _ Liquidität 2. Grades = monetäres Umlaufverm. (= liquide Mittel + kurzfr. Forder.) _____ kurzfr. Fremdkapital × 100 _ Liquidität 3. Grades = kurzfr. Umlaufverm. (= monetäres Umlaufverm. + Vorräte) _____ kurzfr. Fremdkapital × 100 _ <?page no="136"?> Finanzierung Deckungsgrade Wichtige Kennzahlen: Deckungsgrad A = Eigenkapital ___ Anlagevermögen × 100 _ Deckungsgrad B = Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital ______ Anlagevermögen × 100 _ Deckungsgrad C = Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital _______ Anlagevermögen + langfristiges Umlaufvermögen × 100 _ Rentabilitätskennziffern Wichtige Kennzahlen: Eigenkapitalrentabilität (EKR) = Gewinn __ Eigenkapital × 100 _ Gesamtkapitalrentabilität (GKR) = Gewinn + Fremdkapitalzinsen _____ Gesamtkapital × 100 _ Betriebskapitalrentabilität (BKR) = Betriebsergebnis ____ betriebsnotwendiges Kapital × 100 _ Cashflow-Rate = Cashflow __ Umsatz × 100 _ Leverage-Faktor = Eigenkapitalrendite ____ Gesamtkapitalrendite × 100 _ <?page no="137"?> Finanzierung Leverage-Effekt (= Hebel-Effekt) Als Leverage-Effekt bezeichnet man den Fall, dass sich die Eigenkapitalrentabilität (EKR) durch die Aufnahme von zusätzlichem Fremdkapital (FK), d. h. mit einem zunehmendem Verschuldungsgrad (FK : EK), erhöhen lässt, solange der Fremdkapitalzinssatz (FKZ) niedriger ist als die Gesamtkapitalrentabilität (GKR). Die Leverage-Formel lautet: Wichtige Kennzahl: Eigenkapitalrentabilität (EKR) = GKR + (GKR - FKZ) × FK _ EK Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. a) Nennen Sie die direkte Formel zur Berechnung des Cashflows. b) Nennen Sie jeweils zwei Verwendungszwecke des Brutto- Cashflows sowie des freien Cashflows. c) Was beschreibt der EBIT? d) Wie drückt sich der Unterschied der Berechnung von der Liquidität 1. und 2. Grades aus? e) Wie drückt sich der Unterschied der Berechnung von Deckungsgrad B und C aus? <?page no="138"?> Finanzierung f) Beschreiben Sie kurz den Leverage-Effekt und nennen Sie die Formel. e 2. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder fa ff lsch sind. Aussagen richtig falsch a) Als Leverage-Effekt bezeichnet man die Steigerung der Eigenkapitalrentabilität durch die zusätzliche Aufnahme von Fremdkapital, wobei der Fremdkapitalzinssatz niedriger sein muss als die Gesamtkapitalrentabilität. b) Als Leverage-Effekt bezeichnet man die Zunahme der Gesamtkapitalrentabilität bei zusätzlicher Aufnahme von Fremdkapital. c) Bei Verringerung der Verschuldung steigt die Eigenkapitalrentabilität, wenn der Fremdkapitalzinssatz größer als die Gesamtkapitalrentabilität ist. <?page no="139"?> Finanzierung 8 Derivate Finanzgeschäfte können nach dem Zeitpunkt der Konditionenfestlegung in Kassageschäfte und in e Termingeschäfte untergliedert werden. Bei Termingeschäften fallen im Gegensatz zu den Kassageschäften der Geschäftsabschluss und die Erfüllung zeitlich auseinander. Termingeschäfte sind in bedingte und unbedingte Termingeschäfte zu unterteilen e . Bei letzterem verpflichten sich die Vertragspartner zur unbedingten Zahlung und Lieferung. Bei bedingten Termingeschäften besteht für einen Kontraktpartner ein Wahlrecht bezüglich Rücktritt oder Erfüllung. Die folgende Abbildung zeigt eine Systematisierung der Termin ff geschäfte (Derivate). Abb. 6: Derivate und ihre Basiswerte Basiswerte Aktien, Zinstitel, Indizes, Währungen, Rohstoffe, Edelmetalle, Waren etc. Caps, Floors, Collars Termingeschäfte (Derivate) Unbedingte Termingeschäfte Bedingte Termingeschäfte außerbörslich börslich außerbörslich börslich Optionen Forwards Swaps Futures Derivate sind Wertpapiere, die in der Zukunft fällig werden und deren Preis von einem Basiswert (Underlying), z. B. Rohstoffe, Aktien, Indizes etc. abhängt. <?page no="140"?> Finanzierung Bedingte Termingeschäfte Bei bedingten Termingeschäften hat eine der beiden Vertragspartner das Wahlrecht (Option), zu einem späteren Zeitpunkt nachdem bessere Informationen vorliegen entweder die Vertragserfüllung zu verlangen oder das Geschäft verfallen zu lassen. Im letzteren Fall wird auf einen Austausch des Basiswertes (Underlyings) und die Zahlung des vereinbarten Preises verzichtet. Im Folgenden werden die Zinsoptionen erläutert n . Zins-Cap: Dies ist die Vereinbarung einer Zinsobergrenze (Basispreis, Strike), d. h., der Käufer eines Caps hat das Recht, vom Verkäufer die Zinsdifferenz aus dem vereinbarten nominellen Kapitalbetrag für den vereinbarten Zeitraum zu verlangen, die sich daraus ergibt, falls der Marktzinssatz die vereinbarte Zinsobergrenze überschreitet. Zins-Floor: Dies ist die Vereinbarung einer Zinsuntergrenze (Basispreis, Strike). Entsprechend verpflichtet sich der Verkäufer eines Floors dem Käufer die Zinsdifferenz zu erstatten, die sich ergibt, wenn der Marktzinssatz die vereinbarte Zinsuntergrenze unterschreitet. Zins-Collars: Sie stellen eine Kombination aus Cap und Floor dar. Die zwei Parteien vereinbaren sowohl eine Zinsobergrenze als auch eine Zinsuntergrenze und einen Referenzzinssatz. Der Käufer hat dann das Recht, eine Ausgleichszahlung zu verlangen, wenn der Marktzins die Zinsobergrenze überschreitet. Er muss aber seinerseits eine Ausgleichszahlung leisten, wenn der Marktzins die vereinbarte Zinsuntergrenze unterschreitet. Optionen Eine Option wird zwischen Käufer und Verkäufer vertraglich geregelt. Daraus ergeben sich unterschiedliche Rechte <?page no="141"?> Finanzierung und Pflichten für beide Positionen. Der Käufer , auch Inhaber genannt, erwirbt gegen Zahlung des Optionspreises (die Optionsprämie) das Recht, einen festgelegten Gegenstand (Basiswert oder Underlying) in einer festgelegten Menge (Kontraktgröße) innerhalb eines bestimmten Zeitraumes (amerikanischer Typ) oder zu einem bestimmten Zeitpunkt (europäischer Typ) zu einem festgelegten Preis (Basispreis) zu kaufen (Kaufoption Call) oder zu verkaufen (Verkaufsoption Put). Der Verkäufer einer Option, auch Stillhalter genannt, hat nach Erhalt der Optionsprämie die Pflicht, den Basiswert zum Basispreis zu liefern (Call) oder zu kaufen (Put), wenn der Käufer von seinem Wahlrecht gebraucht macht, d. h. seine Option ausübt. Die Optionstypen Aufgrund der Ausgestaltung von Optionen ergeben sich vier Grundpositionen. Als Käufer einer Option nimmt man die r Position „Long“ und als Verkäufer einer Option die „ r Short-“ Position ein n . Des Weiteren wird eine Kaufoption als „Call“ und eine Verkaufsoption als „Put“ bezeichnet. Somit ergeben sich die folgenden vier Grundpositionen: Käufer einer Kaufoption ( Long-Call ), Verkäufer einer Kaufoption ( Short-Call ), Käufer einer Verkaufsoption ( Long-Put ) und tt Verkäufer einer Verkaufsoption ( Short-Put ) t . <?page no="142"?> Finanzierung Die folgende Tabelle veranschaulicht die vier Grundpositionen. Käufer / Long zahlt Optionsprämie, aktives Entscheidungsrecht Verkäufer / Short erhält Optionsprämie, passive Ver- Kaufoption / Call Recht zum Kauf Erwartungshaltung steigender Preis des Basiswertes fallender Preis des Basiswertes maximaler Gewinn unbegrenzt Optionsprämie maximaler Verlust Optionsprämie unbegrenzt Verkaufsoption / Put Recht zum Verkauf Erwartungshaltung sinkender Preis des Basiswertes steigender Preis des Basiswertes maximaler Gewinn Basispreis ./ . Optionsprämie Optionsprämie maximaler Verlust Optionsprämie Basispreis ./ . Optionsprämie Abb. 7: Grundpositionen von Optionen Unbedingte Termingeschäfte Unbedingte Termingeschäfte sind charakterisiert durch die Verpflichtung der beiden Vertragsparteien, die vertraglich vereinbarten Leistungen unabhängig vom Eintritt weiterer Bedingungen - also „unbedingt“ - nachzukommen. Als unbedingte Termingeschäfte sind e Future , das Forward Rate Agreement und t Swaps zu nennen. Swaps Bei einem Swap einigen sich zwei Parteien auf den Austausch von Zahlungsströmen zu einem fest vereinbarten Zeitpunkt in <?page no="143"?> Finanzierung der Zukunft, um Zins- und / oder Währungsrisiken zu reduzieren oder sogar zu eliminieren. Die beiden Vertragspartner tauschen bspw. bei einem Zins-Swap gegenseitig Zinszahlungen aus. Es findet diesbezüglich ein Austausch von variablem und fixem Zinssatz statt. Beim Währungs-Swap werden Kapitalbeträge unterschiedlicher Währungen auf Basis des aktuellen Kassakurses getauscht. Futures Bei den Futures handelt es sich um standardisierte Finanzterminkontrakte, die an Börsen gehandelt werden. Im Voraus werden die Erfüllungskriterien wie z. B. die Menge, der Preis, der Zeitpunkt oder der Erfüllungsort festgelegt, die verpflichtend abzunehmen (Käufer des Futures) oder zu liefern (Verkäufer des Futures) sind. Forward Rate Agreements (FRA) Der Käufer eines FRA sichert sich den Zins für eine Geldaufff nahme in der Zukunft. Mit diesem Termingeschäft können Zinsänderungsrisiken für aktuelle oder zukünftig geplante Geldanlagen und Kreditaufnahmen abgesichert werden. Bei einem FRA legen zwei Parteien zum heutigen Zeitpunkt (t 0 ) einen Zinssatz (FRA-Satz) fest, der nach einer bestimmten Vorlaufperiode (t 0 bis t 1 ) für die Dauer einer bestimmten FRA-Periode (abgesicherte Referenzperiode t 1 bis t 2 ) für einen bestimmten Nominalbetrag gelten soll. Außerdem wird ein variabler Referenzzins vereinbart, mit dem der FRA-Satz am Fixingtag verglichen wird. An diesem Tag kann es zu folgenden Szenarien kommen: Szenario 1: Referenzzins > FR A-Satz In diesem Fall muss der Verkäufer des FRA einen Ausgleich an den Käufer zahlen. <?page no="144"?> Finanzierung Szenario 2: Referenzzins < FR A-Satz Hier muss der Ausgleichsbetrag vom Käufer an den Verkäufer gezahlt werden. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. a) Wie lassen sich die Derivate unterteilen? b) Nennen Sie mindestens drei verschiedene Basiswerte für Derivate. c) Erläutern Sie eine der drei Zinsoptionen. d) Nennen Sie drei Rechte, die ein Käufer einer Option errr wirbt, sowie zwei Pflichten, die der Verkäufer einer Option innehat. e) Beschreiben Sie Erwartungshaltung, maximalen Gewinn und maximalen Verlust für zwei der Grundpositionen von Optionen. f) Wodurch zeichnet sich ein Swap aus? <?page no="145"?> Alexander Hennig Marketing <?page no="147"?> Marketing 1 Grundbegriffe des Marketings Definition Marketing ist in enger Definition alles das, was ein Unternehmen tut, damit der Kunde dessen Produkte kauft. Diese absatzwirtschaftliche Definition des Marketings ( Ab (( satzmarketing ) hat in den letzten Jahrzehnten eine Erweiterung erfahren, weil nicht mehr nur Unternehmen Marketing betreiben, und weil auch andere Handlungen als der Kauf von Produkten durch Marketing erreicht werden sollen. Marketing ist g in weiter Definition alles das, was jemand tut, damit jemand anderes etwas tut. Beim Beschaffungsmarketing geht es um die Entscheidungen und Maßnahmen eines Unternehmens, die einen begehrten Lieferanten dazu bewegen sollen, an das Unternehmen und vielleicht nicht an andere zu liefern. Das Personalmarketing umfasst alle Entscheidungen und g Maßnahmen eines Unternehmens, die dazu dienen, gute neue Mitarbeiter zu gewinnen. Das B-to-B-Marketing (Business-to-Business-Marketing) g ist das Marketing von Unternehmen gegenüber anderen Organisationen wie Herstellern, Handelsunternehmen und öffentliche Institutionen. Nicht gewinnorientierte Institutionen wie Behörden und Nichtregierungsorganisationen betreiben Non-Profit-Marketing , um Bürger oder Unternehmen zu einem bestimmten Handeln zu bringen. <?page no="148"?> Marketing Doppelfunktion des Marketings Das moderne Marketing hat in Unternehmen eine Doppelfunktion zu übernehmen, die sich in zwei Aufgaben äußert: Unter dem Marketing als Leitkonzept der Unternehmensführung versteht man die Grundhaltung, dass sämtliche g Unternehmensaktivitäten konsequent an den Anforderungen der Märkte und hier insbesondere der Kunden und der Wettbewerber auszurichten sind. Das Marketing als Unternehmensfunktion hingegen be n trifft die konkrete Ausgestaltung der Absatzfunktion und entspricht damit weitgehend dem Einsatz von absatzwirtschaftlichen Instrumenten, wie sie das operative Marketing im Marketing-Mix kennt x . Marketing in der Unternehmensführung Das Marketing wird in den Regelkreis der Unternehmensführung integriert, so dass auch von einem Marketing-Regelkreis gesprochen werden kann. <?page no="149"?> Marketing Preis- und Konditionenpolitik Produkt- und Programmpolitik Distributionspolitik Kommunikationspolitik Operatives Marketing (Marketing-Mix) Marketing-Controlling Kaufverhalten von Personen und Organisationen Marketing-Ziele Marktforschung Strategisches Marketing Makro- und Mikroumwelt Markenpolitik Abb. 1: Marketing-Regelkreis Am Anfang stehen die Marketing-Ziele als angestrebte Soll e zustände in der Zukunft, die mittels Marketing erreicht werden sollen: Beispiele : Umsatz, Deckungsbeitrag, Marktanteil, Zahl der Neukunden, Bekanntheit, Image, Kundenzufriedenheit, Kundenbindung Abgeleitet von den festgelegten Marketing-Zielen, die auch Teil des gesamten Zielkatalogs eines Unternehmens sind, wird im strategischen Marketing festgelegt, mit Hilfe welcher g Potenziale das Unternehmen die Ziele erreichen möchte. <?page no="150"?> Marketing Um die Frage beantworten zu können, mit welchen Strategien die gewünschten Ziele erreicht werden können, braucht es die Marktforschung . Die konkrete Umsetzung der Marketing-Strategien wird im Operativen Marketing geplant und umgesetzt g . Hierzu gehören alle Instrumente, die zum Zwecke des Marketings von Unternehmen eingesetzt werden können, und in ihrer „Mischung“ als Marketing-Mix bezeichnet werden x . Der letzte Schritt, das Marketing-Controlling , ist die Gesamtheit der Aktivitäten, die den Prozess sowie das Ergebnis von Marketingentscheidungen überprüfen. Marktforschung Unter dem Begriff Marktforschung werden alle unterneh g merischen Aktivitäten zusammengefasst, die dazu dienen, Informationen über alle marketingrelevanten Bereiche des Unternehmens sowie der Unternehmensumwelt zu gewinnen und aufzubereiten. Zwei Arten der Marktforschung können unterschieden werden: Primärforschung ist die Gewinnung von Wissen durch g eigene Erhebung von Informationen (Befragung, Beobachtung, Experiment, Meta-Analyse). Sekundärforschung ist die Gewinnung von Wissen g durch Übernahme oder Auswertung bereits vorhandener Informationsquellen. <?page no="151"?> Marketing Kundenzufriedenheit und Kundenbindung Kundenzufriedenheit Kundenzufriedenheit ist das Ergebnis eines psychischen t Vorgangs, bei dem der Kunde zwischen der von ihm wahrgenommenen Leistung eines Unternehmens (Ist-Leistung) und seinen Erwartungen (Soll-Leistung) vergleicht. Ausgangspunkt sind die Erwartungen , die der Kunde an ein Unternehmen und die Nutzung eines Produktes hat. Diese Erwartungen sind bestimmt durch die Bedürfnisse des Kunden, die bisherigen Erfahrungen mit dem Unternehmen und den Produkten und die Erfahrungen mit Wettbewerbsprodukten . Das Unternehmen nimmt nun die Erwartungen der Kunden unvollständig und fehlerhaft wahr. Daraufhin gestaltet das Unternehmen nun seine Leistung . Sie besteht in den angebotenen Produkten und den ergänzenden Dienstleistungen . Zur Leistung gehören aber auch die Prozesse , mit denen das Angebot des Unternehmens erstellt wird. Ebenfalls zur Leistung eines Unternehmens gehört das Verhalten des Unternehmens in der direkten Interaktion mit n dem Kunden. Diese Leistung des Unternehmens wird nun wieder vom Kunden wahrgenommen. Aus dem Vergleich der Kundenerwartungen und der vom Kunden wahrgenommenen Leistung entsteht nun Zufriedenheit oder Unzufriedenheit . Zufriedenheit kann dazu führen, dass sich der Kunde an das Unternehmen gebunden fühlt ( Kundenbindung ). Sie führt nicht zur Kundenbindung, wenn der Kunde zwar zufrieden ist, aber trotzdem andere Produkte ausprobieren möchten ( Abwechslungs (( - <?page no="152"?> Marketing neigung , Variety Seeking). Bei Unzufriedenheit reagieren die Kunden mit Beschwerde oder mit e Abwanderung . Kundenbindung Unter dem Begriff Kundenbindung versteht man das Ge g bundensein eines Kunden an einen bestimmten Anbieter in der Hinsicht, dass innerhalb eines Zeitraums Geschäftsabschlüsse getätigt und wiederholt werden. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Das strategische Marketing wird auch Marketing-Mix genannt. richtig falsch 2. Der Marketing-Mix besteht aus drei Feldern. richtig falsch 3. Marketing in der weiten Definition ist alles, was jemand tut, damit jemand anderes etwas tut. richtig falsch <?page no="153"?> Marketing 4. Marketing meint heute nur die Unternehmensfunktion des Absatzes (Absatzwirtschaft). richtig falsch 5. Marketing richtet sich immer nur an Kunden. richtig falsch 6. Marketing-Ziele können nur quantitative Zielgrößen sein. richtig falsch <?page no="154"?> Marketing 2 Strategisches Marketing Wettbewerbsvorteile Ein Wettbewerbsvorteil ist ein für den Kunden wichtiger Vorteil, den ein Unternehmen und seine Produkte aus Sicht der Kunden dauerhaft gegenüber den Wettbewerbern haben. In der Praxis des Strategischen Marketings hat sich gezeigt, dass es zwei Arten von Wettbewerbsvorteilen gibt, die erfolgversprechend sind: Um aus Sicht der Kunden Leistungsvorteile zu haben, e muss das Unternehmen etwas anbieten, das nach Meinung der Kunden einzigartig und besonders ist und von den Kunden wertgeschätzt wird. ( Differenzierungsstrategie ) ee . Um aus Sicht der Kunden Preisvorteile zu haben, muss e das Unternehmen in der Wahrnehmung der Kunden die Produkte mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten. Um dauerhaft die geringsten Preise verlangen zu können, muss das anbietende Unternehmen im Vergleich zu den Wettbewerbern die geringsten Kosten haben ( Kostenführerschaftsstrategie ) ee . Genauso wie bei den Leistungsvorteilen gilt auch bei den Kos aa tenvorteilen, dass sie im Laufe der Zeit verlorengehen können. Marktbearbeitungsstrategien Ein wichtiges strategisches Marketing-Werkzeug ist die Produkt-Markt-Matrix (Ansoff-Matrix). <?page no="155"?> Marketing Bestehende Produkte Marktdurchdringung Produktentwicklung Marktentwicklung Diversifikation Neue Produkte Bestehende Märkte Neue Märkte Abb. 2: Produkt-Markt-Matrix Bei der Marktdurchdringungsstrategie hat das Unterneh e men das Ziel, mit den derzeitig angebotenen Produkten mehr Erfolg auf den derzeit bearbeiteten Märkten zu haben (Erhöhung der Verwendungsintensität oder Gewinnung neuer Kunden). Bei der Marktentwicklungsstrategie hat das Unterneh e men das Ziel, mit den derzeitig angebotenen Produkten auf den neuen, derzeit noch nicht bearbeiteten Märkten Erfolg zu haben (neue Verwendungszwecke oder neue Verwender, z. B. Internationalisierung). Bei der Produktentwicklungsstrategie hat das Unterneh e men das Ziel, auf den derzeit bearbeiteten Märkten mit neuen Produkten mehr Erfolg zu haben (Produktvariation oder Produktinnovation). Bei der Diversifikationsstrategie hat das Unternehmen e das Ziel, mit neuen, bislang nicht angebotenen Produkten neue, derzeit nicht bearbeitete Märkte zu erschließen. Lebenszyklus-Analyse Die Lebenszyklus-Analyse basiert auf der Annahme, dass Produkte - wie auch biologisches Leben - einen Lebenszyklus durchlaufen, der von der Markteinführung des Produktes bis zum Verschwinden des Produktes vom Markt reicht. Statt eines Produkts können auch Marken und Märkte in ihrer Entwickkk lung mit Hilfe der Lebenszyklus-Analyse eingeschätzt werden. <?page no="156"?> Marketing Absatz und Gewinn Entwicklung Einführung Wachstum Reife Lebenszyklus Absatz Degeneration Verluste Gewinn Zeit Abb. 3: Lebenszyklus-Analyse Die Einführungsphase ist durch geringe Umsätze und e langsames Wachstum gekennzeichnet. Aufgabe des Un ff ternehmens ist es, auftretende Produktmängel („Kinderkrankheiten“) abzustellen und durch Marketingmaßnahmen die Bekanntheit des Produktes zu vergrößern und Kunden zum Erstkauf zu motivieren. In der Wachstumsphase wird das Produkt bekannter und e beliebter, so dass die Umsätze kräftig anwachsen. Zu Beginn der Wachstumsphase wird die Gewinnschwelle erreicht. In der Reifephase (Sättigungsphase) sinken die Wachs e tumsraten der Umsätze ab, bis schließlich kein Wachstum mehr erreicht werden kann. Am Ende der Reifephase kommt es oft vor, dass das Unternehmen mit preisgünstigen Modellen des Produktes dessen Bekanntheit nochmals für Abverkäufe nutzt. Die Degenerationsphase ist die letzte Phase des Produkts, e die im Verschwinden des Produktes vom Markt mündet. Die Umsätze gehen zurück, bevor das Unternehmen entscheidet, das Produkt vom Markt zu nehmen. <?page no="157"?> Marketing Einzelne Produkte haben unterschiedliche Lebenszyklen, die sich durch verschieden große Verweildauern in den einzelnen Phasen und durch unterschiedliche Umsatzniveaus ergeben. Portfolio-Analyse Die Portfolio-Analyse dient dazu, einzelne strategische Geschäftseinheiten und Geschäftsfelder, Produkte, Marken oder Kunden zu betrachten und sie bezüglich ihrer Bedeutung für das Unternehmen und ihrer zukünftigen Chancen und Risiken einzuordnen In der BCG-Portfolio-Analyse werden e zwei Kriterien herangezogen, in denen die betrachteten Objekte bewertet werden: Das reale Marktwachstum gibt an, wie attraktiv der Markt ist, in dem das Unternehmen mit den betrachteten Produkten tätig ist. Der relative Marktanteil gibt an, wie erfolgreich das l Unternehmen mit den betrachteten Produkten im betrachteten Markt ist, wie gut also seine Wettbewerbsposition ist. Relativer Marktanteil Reales Marktwachstum Question Marks hoch niedrig hoch niedrig Poor Dogs Stars Cash Cows Abb. 4: BCG-Portfolio-Analyse <?page no="158"?> Marketing Question Marks (Fragezeichen) sind strategische Geschäftseinheiten oder Produkte, die auf attraktiven, wachsenden Märkten nur eine schwache Wettbewerbsposition haben. Meist handelt es sich dabei um Neuheiten auf vergleichsweise jungen Märkten. Als Stars (Sterne) werden strategische Geschäftseinheiten oder Produkte bezeichnet, die auf attraktiven, wachsenden Märkten eine starke Wettbewerbsposition haben. Das Unternehmen erzielt mit den Stars hohe Umsätze, die stabil sind und mitunter sogar wachsen. Cash Cows (Geldkühe) sind strategische Geschäftseinheiten oder Produkte, die auf nicht mehr sonderlich attrakkk tiven Märkten eine starke Wettbewerbsposition haben. Die noch hohen Umsätze wachsen nicht mehr, sondern bleiben bestenfalls stabil oder gehen zurück. Poor Dogs (arme Hunde) sind strategische Geschäftseinheiten oder Produkte, die auf nicht mehr attraktiven Märkkk ten nur eine schwache Wettbewerbsposition haben. Der Cashflow ist hier bestenfalls neutral, da die Umsätze nur noch gering und zudem instabil sind. SWOT-Analyse Die SWOT-Analyse verbindet als strategisches Marketing- Werkzeug zwei Informationsmengen : die Erkenntnisse aus der Umweltanalyse , die dem Unternehmen Auskunft über den Status und die Veränderungen in der Unternehmensumwelt sowie die daraus resultierenden Chancen und Risiken gibt die Erkenntnisse- aus der Unternehmensanalyse , die dem Unternehmen Auskunft über die eigenen Stärken und Schwächen gibt. <?page no="159"?> Marketing Dabei stehen die Buchstaben für die entsprechenden englischen n Begriffe: S für Strengths (Stärken), W für Weaknesses (Schwächen), O für Opportunities (Chancen, Gelegenheiten) und T für Threats (Risiken, Gefahren). Es ergeben sich vier Fragestellungen: Welche Chancen kann das Unternehmen mit seinen Stärken nutzen? Welche Risiken sind für das Unternehmen wegen dessen Stärken nicht so gefährlich? Welche Chancen verpasst das Unternehmen wegen seiner Schwächen? Welchen Risiken ist das Unternehmen wegen seiner Schwächen ausgesetzt? Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Bei der BCG-Portfolio-Analyse werden das reale Markttt wachstum und der absolute Marktanteil betrachtet. richtig falsch 2. Bei der Differenzierungsstrategie versucht das Unternehmen, etwas Besonderes, vielleicht Einzigartiges anzubieten, das die Kunden wertschätzen. richtig falsch <?page no="160"?> Marketing 3. Bei der Marktentwicklungsstrategie hat das Unternehmen das Ziel, mit den derzeitig angebotenen Produkten auf neuen Märkten Erfolg zu haben. richtig falsch 4. Fixkostendegression meint den Effekt, dass bei höherer Produktionsmenge die Fixkosten sinken. richtig falsch 5. In der BCG-Portfolio-Analyse sind Question Marks Produkte, die auf attraktiven Märkten eine starke Wettbewerbsposition haben. richtig falsch 6. Marktdurchdringung heißt, den Absatz bestehender Produkte auf bestehenden Märkten zu verstärken. richtig falsch 7. Skaleneffekte sind ein Grund, warum viele Unternehmen ihren Marktanteil erhöhen möchten. richtig falsch <?page no="161"?> Marketing 3 Produkt- und Programmpolitik Die Produktpolitik als Teil des Marketing-Mixes umfasst k alle Entscheidungen und Maßnahmen, welche die Gestaltung des Leistungsprogramms umfassen. Der produktpolitische Gestaltungsspielraum erstreckt sich auf drei Ebenen, deren Abgrenzung nicht immer möglich ist: Der substanzielle Produktbegriff (auch Grundleistung ff oder Kernleistung) umfasst jene Leistungsbestandteile eines Produkts, die für den Kunden selbstverständlich sind und beim Kunden den Grundnutzen stiften. Der erweiterte Produktbegriffbeinhaltet zusätzlich auch ffnoch den Zusatznutzen, der über die Befriedigung des Grundnutzens hinausgeht, z. B. durch Verpackung und produktbegleitende Dienstleistungen. Der generische Produktbegriffenthält den gesamten von ff Kunden empfundenen Nutzen eines Produkts und damit zusätzlich zum erweiterten Produktbegriff auch noch den emotionalen Zusatznutzen (Erbauungsnutzen) sowie den sozialen Zusatznutzen (Geltungsnutzen). Produktvariation und Produktdifferenzierung Produktvariation bezeichnet die Veränderung von bereits im Produktprogramm enthaltenen Produkten im Laufe der Zeit, wobei das bisherige Produkt durch das neue Produkt ersetzt wird. Anlass für eine Produktvariation ist die Veränderung von Kundenbedürfnissen, die technische oder ästhetische Alte- <?page no="162"?> Marketing rung der bisherigen Produkte, die Markteinführung neuer Konkurrenzprodukte oder die Bestimmung neuer gesetzlicher Anforderungen an die Produkte. Produktdifferenzierung ist die Schaffung einer weiteren g Produktvariante als zusätzliches Angebot. Anlass für eine Produktdifferenzierung kann der Wunsch nach einer besseren Bedürfnisbefriedigung für ein Kundensegment (höhere Zielgruppenadäquanz) oder die Realisierung von Mengeneffekten durch den Verkauf weiterer Produktvarianten sein. Der Extremfall der Produktdifferenzierung ist die Mass- Customization (kundenindividuelle Massenproduktion). Servicepolitik Die Servicepolitik als Teil der Produkt- und Programm k politik umfasst alle Maßnahmen und Entscheidungen, welche die Gestaltung von ergänzenden Dienstleistungen betreffen. Ob ein Unternehmen zu den eigentlichen Produkten ergänzende Dienstleistungen anbietet, hängt vom Produkt sowie vom Bedarf und der Zahlungsbereitschaft der Kunden ab. Die ergänzenden Dienstleistungen können danach unterschieden r werden, ob sie für die Zeit vor dem Kauf (Pre-Sales-Services) oder nach dem Kauf (After-Sales-Service), und ob sie im kaufff männischen Bereich oder im technischen Bereich angeboten werden. <?page no="163"?> Marketing Verpackungspolitik Die Verpackungspolitik als Teil der Produkt- und Pro k grammpolitik umfasst alle Maßnahmen und Entscheidungen, welche die Gestaltung der Verpackungen betreffen. Die Verpackung kann so gestaltet werden, dass dadurch auch VV das verpackte Produkt attraktiver erscheint. Die Verpackung VV dient dazu, Informationen über das verpackte Produkt darzubieten. Außerdem können Kommunikationswege angegeben sein. Die Verpackung kann das Produkt besonders gut und VV mehr als aus logistischen Gründen nötig schützen, um den besonderen Wert des verpackten Gutes deutlich zu machen. Sie kann so gestaltet sein, dass die Verwendung der Verpackung oder des Produkts für den Kunden besonders vorteilhaft und bequem ist (Conveniencefunktion). Die Verpackung VV kann auch so gestaltet sein, dass auch sie dabei hilft, dass das Produkt vom Kunden als Markenprodukt identifiziert wird. Programmpolitik Die Programmpolitik als Teil der Produkt- und Pro k grammpolitik umfasst alle Maßnahmen und Entscheidungen, welche die Gestaltung der gesamten Angebotspalette eines Unternehmens betreffen. Die Programmpolitik ist also nicht für die Gestaltung einzelner Produkte verantwortlich, sondern bestimmt über Umfang und Struktur des gesamten Angebots sowie den Zusammenhang der einzelnen Produkte. Dieser Zusammenhang kann hergestellt werden durch Dachmarken, aufeinander bezogene Produktnamen und gemeinsame Designelemente. <?page no="164"?> Marketing Programmbreite ist die Anzahl der Produktlinien e . Programmtiefe ist die Anzahl der Varianten innerhalb ei e ner Produktlinie. Bei der Gestaltung des Programms orientieren sich Unternehmen meist als Produktspezialist an der Kompetenz des Unterneh t mens mit größerer Programmtiefe und geringerer Programmbreite als Kundenspezialist am Bedarf der Kundengruppe mit t größerer Programmbreite und geringerer Programmtiefe. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Bei der Produktdifferenzierung besteht die Gefahr der Image-Verwässerung. richtig falsch 2. Die eigenen Mitarbeiter sind keine geeignete Quelle bei Produktinnovationen. richtig falsch 3. Ein Nutzentreiber ist eine Produkteigenschaft, die wichtig ist, weil sie beim Kunden dessen Nutzen bei der Produktnutzung stark beeinflusst. richtig falsch <?page no="165"?> Marketing 4. Ein Unternehmen, das Kundenspezialist ist, hat meist eine größere Programmbreite und eine geringere Pro e grammtiefe. richtig falsch 5. Ergänzende Dienstleistungen können vom Unternehmen nur vor dem Kauf angeboten werden. richtig falsch 6. Mass-Customization ist eine extreme Form der Produktvariation. richtig falsch 7. Produktvariation ist die Veränderung des Produkts im Zeitablauf bei Ersatz des bisherigen Produkts. richtig falsch 8. Wenn ein Kunde die Verpackung besonders bequem benutzen kann, spricht man von der Consequencefunktion der Ver VV packung. richtig falsch <?page no="166"?> Marketing 4 Markenpolitik Eine Marke (Brand) ist die Gesamtheit aller Eigenschaften e , die der Kunde mit einem Unternehmen oder einem Produkt verbinden soll, um es von anderen zu unterscheiden. Innerhalb einer Markenfamilie gibt es unter meist einer Dachmarke mehrere e Familienmarken , zu denen dann die Monomarken der einzelnen Produkte sortiert sind. Die Konstellation verschiedener Marken in einem Unternehmen wird auch als Markenarchitektur bezeichnet r . Neben Produktmarken gestalten die meisten Unternehmen heute auch ihre Unternehmensmarke (Corporate e Brand) mit Blick auf potenzielle und aktuelle Kunden und ihre Arbeitgebermarke (Employer Brand) mit Blick auf e potenzielle und aktuelle Mitarbeiter. Die Markenpolitik als Teil des Marketing-Mixes umfasst k alle Entscheidungen und Maßnahmen, welche die Gestaltung einer Marke umfassen. Der Markenname und e / oder das Markenzeichen sind die sichtbarsten Zeichen der Markenpolitik. Oft kommen ff noch rechtliche geschützte Markenfarben und Markenschriftarten hinzu. Eine Marke kann mit bestimmten Produkteigenschaften und einer bestimmten Verpackung verbunden sein, die g dabei helfen sollen, dass das Produkt vom Kunden als eben jenes Markenprodukt identifiziert wird. Eine Marke kann mit einer bestimmten Preis- und Konditionenpolitik , Distributionspolitik und Kommunikaaa tionspolitik verbunden sei, die für die Marke typisch ist. <?page no="167"?> Marketing Die Bestandteile der Markenpolitik haben in Gesamtheit zum Ziel, die Markenbotschaft an den Kunden zu vermit t teln. Die Markenbotschaft kann aufgefasst werden als alles das, was die Kunden nach den Vorstellungen des Unternehmens mit einer Marke verbinden sollen. Das, was der Kunde tatsächlich mit einer Marke verbindet, wird als Markenimage bezeichnet e . Funktionen einer Marke Aus Sicht der Kunden kann eine Marke drei Funktionen er n füllen: Informationseffizienz : Der Kunde kann mit einer Marke spezielle Eigenschaften eines Produkts verbinden, die er dann nicht mehr zu überprüfen braucht. Risikoreduktion : Der Kunde verbindet mit einer Marke, dass er ein niedrigeres Risiko bei der Nutzung des Produktes eingeht. Risikoreduktion bedeutet also, dass der Kunde bei einer Marke zu wissen glaubt, was er an negativen Eigenschaften nicht bekommt. Ideeller Nutzen : Eine Marke bedeutet für den Kunden einen ideellen Nutzen, da die Marke mit Tradition, gesellschaftlichem Status, Prestige im Bekanntenkreis oder Akzeptanz in einer sozialen Gruppe verbunden sein kann. In unterschiedlichen Produktbereichen ist die Wichtigkeit der Markenfunktionen unterschiedlich ausgeprägt. Die Markenrelevanz gibt an, wie wichtig das Produktmerkmal der Marke insgesamt ist. <?page no="168"?> Marketing Markenstrategien Es gibt vier Markenstrategien , die sich daraus ergeben, dass ein Unternehmen bestehende und / oder neue Produkte sowie bestehende und / oder neue Marke anbieten kann. Bei der Erweiterung der Produktlinie setzt das Unterneh e men eine etablierte Marke für eine etablierte Produktlinie ein, erweitert sein Angebot aber nicht um gänzlich neue Produkte und neue Marken. Bei der Markenerweiterung (Markentransfer) überträgt g ein Unternehmen eine etablierte Marke und deren Bekanntheit und Image auf neue Produkte oder Produkte, die ursprünglich nicht mit der etablierten Marke ausgezeichnet waren. Bei der Mehrmarkenstrategie vermarktet ein Unterneh e men seine etablierten Produkte unter mehreren Marken. Unterschiedliche Marken werden dabei z. B. für unterschiedliche Länder und für unterschiedliche Preislagen genutzt. Bei der Diversifikation (Produkt- und Markeninnovation) entscheidet sich ein Unternehmen, neue Produkte mit neuen Marken zu versehen. Beim Co-Branding wird im Rahmen einer Kooperation g ein Produkt mit zwei Marken gleichzeitig markiert, die meist von unterschiedlichen Unternehmen stammen, deren Ziel es ist, die Bekanntheit und das Image zweier Marken für den Vertrieb eines Produktes zu nutzen. <?page no="169"?> Marketing Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Bei einer Mehrmarkenstrategie vermarktet ein Unternehmen seine bestehende Marke mit mehreren Produkten. richtig falsch 2. Die beiden einzigen Funktionen einer Marke sind Inforrr mationseffizienz und ideeller Nutzen. richtig falsch 3. Die Markenpolitik beeinflusst alle vier übrigen Bereiche des Marketing-Mixes. richtig falsch 4. Die Verpackung von Markenprodukten kann nichts zur Markenbildung beitragen. richtig falsch 5 Beim Co-Branding wird im Rahmen einer Kooperation ein Produkt mit zwei Marken gleichzeitig markiert. richtig falsch <?page no="170"?> Marketing 5 Preisun d Konditionenpolitik Die Preis- und Konditionenpolitik als Teil des Marketing- Mixes umfasst alle Entscheidungen und Maßnahmen, welche die Gestaltung des Preises ( Preispolitik ) und aller wei kk teren Vertragsbedingungen ( Konditionenpolitik ) betreffen kk . Die Preispolitik hat starke Absatzwirkungen , weil Kunden meist deutlich mit ihrer Nachfrage auf den Preis reagieren, erfordert im Gegensatz zu den anderen Feldern des Marketing-Mixes vorab keine Investitionen , bietet im Vergleich zu den anderen Feldern des Marketing-Mixes eine schnelle und kostengünstige Umsettt zung und g schnelle Reaktionsmöglichkeiten auf Nachfrageverrr änderungen und Konkurrenzverhalten . Preisbestimmung Wichtigste Aufgabe der Preispolitik ist die Bestimmung eines Preises für das angebotene Produkt. Dies geschieht bei der Neueinführung eines Produktes und bei g Veränderung einer Bestimmungsgröße des Preises e . Bei der kostenorientierten Preisbestimmung dienen die g Gesamtkosten des Produkts als Ausgangspunkt der Preisfindung. Bei der progressiven Kalkulation ergibt sich der Angebotspreis aus der Addition der Kosten und eines Gewinnzuschlags. Bei der retrograden Kalkulation (Target Costing) geht das Unternehmen von dem am Markt durchsetzbaren Preis aus und ermittelt unter Abzug eines Gewinnabschlags die gewünschten Zielkosten. n Bei der konkurrenzorientierten Preisbestimmung orien g tiert sich das Unternehmen an den von den Konkurrenzunternehmen verlangten und am Markt durchgesetzten Preisen. <?page no="171"?> Marketing Bei der kundenorientierten Preisbestimmung orientiert g sich die Preisfindung an der Nutzenwahrnehmung der Kunden und deren Zahlungsbereitschaft. Im Zentrum steht hier also die Frage, wie groß der Nutzen des Produkts in der Wahrnehmung des Kunden ist und welchen Preis er deswegen zu zahlen bereit ist. Preisstrategien Bei einer Produktinnovation gibt es zwei mögliche Preisstrategien: Bei der Abschöpfungsstrategie (Skimmingstrategie) e wird das Produkt zu einem vergleichsweise hohen Preis eingeführt. Mit zunehmender Markterschließung und aufkommendem Wettbewerbsdruck wird der Produktpreis dann sukzessive abgesenkt, so dass neue Kunden gewonnen werden können und deren Zahlungsbereitschaft nach und nach abgeschöpft werden kann. Bei der Penetrationsstrategie (Durchdringungsstrate e gie) wird das Produkt zu einem vergleichsweise niedrigen Preis eingeführt. Das Ziel dieser Preisstrategie ist es, mit dem attraktiv niedrigen Preis schnell viele Kunden und einen hohen Marktanteil zu gewinnen und so große Absatzmengen und niedrige Stückkosten zu erreichen. Preisdifferenzierung Von Preisdifferenzierung wird gesprochen, wenn dasselbe g Unternehmen für dasselbe Produkt unterschiedliche Preise verlangt. <?page no="172"?> Marketing Bei der zeitlichen Preisdifferenzierung verlangt dasselbe g Unternehmen für dasselbe Produkt zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Preise. Grund ist die Ausschöpfung von zeitlich unterschiedlichen Zahlungsbereitschaften und / oder die gleichmäßigere Kapazitätsauslastung durch Verschiebung der Nachfrage von nachfragestärkeren zu nachfrageschwächeren Zeiten. Bei der räumlichen Preisdifferenzierung verlangt dasselbe g Unternehmen für dasselbe Produkt an unterschiedlichen Orten unterschiedliche Preise. Gründe können regional oder situativ unterschiedliche Zahlungsbereitschaften, Kostensituationen, Konkurrenzsituationen an unterschiedlichen Orten sein. Bei der personenbezogenen Preisdifferenzierung ver g langt dasselbe Unternehmen für dasselbe Produkt von unterschiedlichen Personengruppen unterschiedliche Preise. Gründe können die Ausschöpfung unterschiedlicher Zahlungsbereitschaften, die Schaffung von Kundenbindung, unterschiedliche Kosten in Abhängigkeit vom Kunden und die Ausnutzung von Meinungs- und Nutzerführerschaft sein. Bei der vertriebswegbezogenen Preisdifferenzierung verlangt dasselbe Unternehmen für dasselbe Produkt in unterschiedlichen Vertriebswegen unterschiedliche Preise. e Grund sind unterschiedliche Kosten der verschiedenen Vertriebswege, die ganz oder teilweise an die Kunden weitergegeben werden sollen. Bei der mengenbezogenen Preisdifferenzierung verlangt g dasselbe Unternehmen für dasselbe Produkt bei unterschiedlichen Verkaufsmengen unterschiedliche Preise. Mit größeren Verkaufs- und folglich Herstellungsmengen sind Kosteneinsparungen (Skaleneffekte) verbunden, die mittels Mengenrabatt an den Kunden weitergegeben werden. <?page no="173"?> Marketing Konditionenpolitik Zu den Konditionen gehören die Preisermäßigungen , die eine Variation der Listenpreise darstellen und entweder als Geldleistung oder Naturalleistung angeboten werden. Das Skonto ist eine Preisermäßigung, die bei Einhaltung einer vorgegebenen Zahlungsfrist gewährt wird. Ziel des Unternehmens bei Gewährung von Skonto ist es, die Rechnungsbeträge früher zu erhalten. Ein Rabatt ist eine Preisermäßigung, die relativ zum Ab t satz oder Umsatz gewährt wird. Ein Bonus ist ein einmaliger Preisabschlag, der bei Erreichen eines Absatz- oder Umsatzzieles gewährt wird. Die Zahlungsbedingungen regeln, wann der Kunde welche Zahlungen zu leisten hat. Dabei können Anzahlungen, Vorauszahlungen, Abschlagszahlungen, Teilzahlungen und Zahlungsfristen (Zahlungsziele) vereinbart werden. Das Unternehmen kann den Kunden mit mangelnder Kaufkraft Finanzierungsbedingungen anbieten. Das Unternehmen kann freiwillig Garantiebedingungen anbieten, die in der Gültigkeitsdauer oder dem abgesicherten Mängelumfang über die gesetzliche Gewährleistung hinausreichen. Auch sonstige Vertragsbedingungen wie Transport- und Lieferbedingungen oder das n Angebot von Versicherungen gehören zu den Maßnahmen der Konditionenpolitik. <?page no="174"?> Marketing Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Bei Gütern, die nicht aufbewahrt werden können, ist der Konsumdruck höher, je kürzer der Zeitpunkt der Zahlung zurückliegt. richtig falsch 2. Der Preis hat als Erfolgsfaktor in den letzten Jahren an Bedeutung verloren. richtig falsch 3. Die Höhe der Preiselastizität ist auch davon abhängig, wie transport- und lagerfähig das betrachtete Produkt ist. richtig falsch 4. Die Preis- und Konditionenpolitik wird auch als Leistungspolitik bezeichnet. richtig falsch 5. Die Preiselastizität zeigt an, wie stark die Nachfrage auf Preisveränderungen reagiert. richtig falsch <?page no="175"?> Marketing 6. Einzige Einflussgrößen auf die Preisfestlegung sind die Kosten und das Wertempfinden der Kunden. richtig falsch 7. Es kann sinnvoll sein, dass ein Unternehmen einen Preis anbietet, der unter der kurzfristigen Preisuntergrenze liegt. richtig falsch 8. Mittels der Penetrationsstrategie ist es möglich, die Preisbereitschaft des Kunden graduell abzuschöpfen. richtig falsch 9. Nur wenn das Produkt neu eingeführt wird, muss ein Preis festgelegt werden. richtig falsch <?page no="176"?> Marketing 6 Distributionspolitik Die Distributionspolitik als Teil des Marketing-Mixes um k fasst alle Entscheidungen und Maßnahmen, die der akquisitorischen und physischen Verteilung der hergestellten Güter dienen. Bei der akquisitorischen Distribution bearbeiten die Distributionsorgane zwei Aufgabenfelder: Im Rahmen der Informationsaufgaben gibt das Distributionsorgan Informationen über das Unternehmen und die Produkte an den potenziellen Kunden weiter ( aktive Informationsaufgabe ) ee . Daneben kann es auch Aufgabe sein, Marktforschung zu betreiben und Informationen über den Kunden und seine Nachfrage zu erlangen ( passive Informationsaufgabe ) ee . Bei der kontrahierungswirksamen Aufgabe geht es e um die Vorbereitung und konkrete Durchführung von Kaufabschlüssen. Die physische Distribution umfasst die körperliche Transformation der Güter zwischen Anbietern und Nachfragern. Sie betrifft Entscheidungen zur Lagerhaltung, zum Transport und zur Lieferung der Produkte und ist eine Aufgabe für Betriebswirte, weil die physische Distribution eine absatzbeeinflussende Wirkung entfaltet g . Sie kann sowohl aktuelle als auch zukünftige Kaufentscheidungen beeinflussen. Besonders die Liefergeschwindigkeit, Pünktlichkeit, Lieferbeschaffenheit und Lieferflexibilität haben einen Einfluss auf die Kundenzufriedenheit. Das Unternehmen muss entscheiden, welche Personen und Organisationen mit den distributionspolitischen Aufgaben <?page no="177"?> Marketing betraut werden ( Distributionsorgane ), auf welchen Wegen ee die Produkte an die Nutzer gelangen ( Absatzwege (( ) und ee welche Verkaufsmethoden eingesetzt werden sollen ( Verrr kaufstypologien ) nn . Distributionsorgane Interne Distributionsorgane sind Distributionsorgane, die rechtlich zum Unternehmen gehören. Dies können Personen (Mitarbeiter) und Organisationen (Abteilungen, Filialen, Tochtergesellschaften) sein. Die Geschäftsführung selbst kann Distributionsorgan eines g Unternehmens sein. In der Organisation des Unternehmens kann es eine Verkaufsabteilung oder g Vertriebsabteilung geben, die Aufgaben der akquisitorischen Distribution übernimmt. Ein Unternehmen kann auch eigene Verkaufsorgane haben, die als selbstständige Verkaufsstandorte rechtlich und wirtschaftlich in die Organisation des Herstellers eingebunden ( Verkaufsniederlassung, Filiale ) e . Viele Unternehmen, die an gewerbliche Kunden verkaufen, haben einen eigenen Außendienst , eine Organisation von Mitarbeitern, welche die Kunden besuchen. Externe Distributionsorgane sind unternehmensfremde e Personen und Institutionen, die von dem distribuierenden Unternehmen mit distributionspolitischen Aufgaben beauftragt werden. Sie sind prinzipiell rechtlich und wirtschaftlich vom dem beauftragenden Unternehmen unabhängig. <?page no="178"?> Marketing Franchising und Vertragshändler sind externe Distributionsorgane, die zwar rechtlich unabhängig sind, aber wirtschaftlich in starker Abhängigkeit zu dem distribuierenden Unternehmen stehen. Beim Franchising schließt das distribuierende Unter g nehmen (Franchisegeber) einen Vertrag mit einem selbstständigen Unternehmen (Franchisenehmer). Vertragshändler sind r rechtlich selbstständige Handelsunternehmen, die durch einen Händlervertrag an den distribuierenden Hersteller gebunden sind. Absatzhelfer sind externe Distributionsorgane, die (im r Gegensatz zu den Absatzmittlern) kein Eigentum an der zu distribuierenden Ware erwerben. Als Absatzhelfer im engeren Sinne bezeichnet man Handels e vertreter, Makler und Kommissionäre. Handelsvertreter sind selbstständige Distributionsorgane, die ähnliche Aufgaben wie ein Außendienstmitarbeiter übernehmen. Makler ver r mitteln im Auftrag von Anbietern oder Nachfragern einen Kaufvertrag. Kommissionäre handeln in eigenem Namen für e fremde Rechnung, indem sie Ware des distribuierenden Unternehmens an Kunden verkaufen. Absatzhelfer im weiteren Sinne sind sonstige absatzunterstützende Dienstleister wie e Warenlogistik- und Finanzdienstleister. Absatzmittler sind externe Distributionsorgane, die Ei r gentum an der zu distribuierenden Ware erwerben. Das Verkaufsrisiko geht also auf die Absatzmittler über. Absatzmittler sind Handelsunternehmen, die in Großhandel und Einzelhandel unterschieden werden. Der Begriff Großhandel kommt daher, dass in diesen Handelsunternehmen üblicher- <?page no="179"?> Marketing weise große Mengen gehandelt werden. Der Einzelhandel verkauft (im Unterschied zum Großhandel) vorwiegend an Endverbraucher. In der Praxis haben sich viele Formen des Einzelhandels herausgebildet. Marktveranstaltungen sind institutionalisierte Gelegenheiten zur Gewinnung von Informationen, zur Herstellung und Pflege von Kontakten und zu der Anbahnung und dem Abschluss von Geschäften (z. B. Wochenmärkte, Großmärkte, Messen, Ausstellungen, Auktionen, Warenbörsen). Absatzwegepolitik Die Absatzwegepolitik beschäftigt sich mit der Gestal k tung der Absatzwege vom Unternehmen zum Kunden. Beim direkten Absatz verkauft das Unternehmen direkt z an die Verwender und hat einen großen Einfluss auf den Vertriebskanal sowie unmittelbaren Zugang zu den Kunden. Beim indirekten Absatz verkauft das Unternehmen z seine Produkte nur an Absatzhelfer und Absatzmittler, so dass mit geringerem Kapitalaufwand ein großer Anteil der relevanten Kundengruppe erreicht werden kann. Beim exklusiven Absatz verkauft das Unternehmen seine z Produkte über wenige Absatzwege und nur an wenige, ausgewählte Absatzmittler. Beim selektiven Absatz verkauft z das Unternehmen an alle Absatzmittler, welche die Kriterien des Handelsunternehmens erfüllen. Beim intensiven Absatz verkauft das Unternehmen an alle Absatzmittler, z die das Produkt kaufen und weiterverkaufen möchten. <?page no="180"?> Marketing Beim ubiquitären Absatz (Überallerhältlichkeit) verkauft z das Unternehmen an möglichst viele Absatzmittler, und dies selbst dann, wenn es aus wirtschaftlichen Gründen eigentlich nicht sinnvoll ist. Beim eingleisigen Absatz hat das Unternehmen nur ei z nen einzigen Absatzweg, über den die Produkte vertrieben werden. Beim mehrgleisigen Absatz ( z Multi-Channeling ) verkauft das Unternehmen seine Produkte über mehrere Absatzkanäle. In den letzten Jahren ist ein Trend zum Multi-Channeling festzustellen, und dies vor allem deswegen, weil viele Hersteller zusätzlich zu den bisherigen Vertriebswegen das Internet als Absatzkanal entwickelt haben. Verkaufstypologie Die Verkaufstypologie bezeichnet die Form des Kontakts e zum Kunden. Das Unternehmen muss entscheiden, wie es mit dem Kunden in Kontakt tritt und kommuniziert. Beim persönlichen Verkauf , bei dem sich der Anbieter und ff der Kunde (bzw. bei Institutionen wie Unternehmen oder staatlichen Stellen deren Mitarbeiter) persönlich begegnen, gibt es drei Formen: Beim Domizilprinzip treffen sich Unternehmen und Kunde beim Kunden. Beim Residenzprinzip treffen sich Unternehmen und Kunde beim Unternehmen. Beim Treffprinzip treffen sich Unternehmen und Kunden an einem dritten Ort. <?page no="181"?> Marketing Heute haben sich viele Verkaufsformen herausgebildet: Beim Haustürverkauf wird Privathaushalten etwas an f deren Haustür angeboten. Beim Filialverkauf kommen Kunden in die Zweigstel f len des Anbieters. Beim Fahrverkauf werden Produkte mit einer mobilen Verkaufsstätte verkauft. Beim Party- oder Eventverkauf werden die Produkte f im Rahmen einer Veranstaltung verkauft, die meist auch Produktvorführungen und Produktproben beinhaltet. Beim Telefonverkauf oder Telefonkonferenzverkauf findet der Kontakt distanzpersönlich statt. Beim Teleshopping wird das Fernsehen in Verkaufssen g dern oder Dauerwerbesendungen als Präsentationsmedium genutzt. Beim E-Commerce (Electronic Commerce) wird das In e ternet als Verkaufsplattform genutzt. Beim M-Commerce (Mobile Commerce) findet e der Verkauf mittels einer Softwareanwendung auf einem Smartphone statt. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Absatzhelfer erwerben Eigentum an der Ware, Absatzmittler nicht. richtig falsch <?page no="182"?> Marketing 2. Bei vielen kleinen Abnehmern empfiehlt sich der direkte Absatz. richtig falsch 3. Beim exklusiven Absatz setzt ein Hersteller alle Händler ein, die festgelegte Kriterien erfüllen. richtig falsch 4. Beim Vertrieb erklärungsbedürftiger Produkte empfiehlt sich der indirekte Absatz. richtig falsch 5. Die physische Distribution kann den Absatz nicht beeinflussen. richtig falsch 6. Franchising kann wegen der hohen wirtschaftlichen Abhängigkeit auch als quasi-internes Distributionsorgan gesehen werden. richtig falsch 7. Im Rahmen der passiven Informationsaufgabe gibt ein Distributionsorgan Informationen an den Kunden. richtig falsch <?page no="183"?> Marketing 7 Kommunikationspolitik Die Kommunikationspolitik als Teil des Marketingk Mixes umfasst alle Entscheidungen und Maßnahmen, die der Gestaltung von Informationen dienen, die auf die Umwelt und die Mitarbeiter des Unternehmens gerichtet sind. Wichtig ist beim Einsatz der Kommunikationsinstrumente, dass sie aufeinander abgestimmt sind. In dieser integrierten Marketing-Kommunikation umfasst eine kommunikationspolitische Kampagne meist mehrere Kommunikationsinstrumente, die inhaltlich und grafisch einen deutlichen Bezug zueinander haben. Kommunikationspolitische Maßnahmen dienen häufig einer Push-Strategie und / oder einer Pull-Strategie: Bei der Push-Strategie (Angebotsdruckstrategie) wer e den die Produkte mit Marketingaktivitäten gegenüber der nächsten Absatzstufe, den Absatzhelfern und Absatzmittlern (Handelsunternehmen), attraktiv gemacht. Bei der Pull-Strategie (Nachfragesogstrategie) richten e sich die Marketing-Aktivitäten unter Umgehung der Absatzmittler und Absatzhelfer an die Endverbraucher. Sie sollen dann infolgedessen die Produkte bei den Handelsunternehmen nachfragen und diese Wertschöpfungsstufe dadurch gleichsam zwingen, die Produkte beim Hersteller zu kaufen. <?page no="184"?> Marketing Kommunikationspolitische Instrumente Werbung (Advertising) als Teil der Kommunikationspoli g tik umfasst die Gestaltung und den Einsatz von Mitteln, die Aufmerksamkeit erzeugen, über Produkte und Marken informieren und Anreize zu deren Kauf setzen sollen. 1. Ein systematischer Werbeprozess beginnt mit der Definition der Werbeziele , die mit den Werbemaßnahmen erreicht werden sollen. 2. Im zweiten Schritt muss das Werbebudget festgelegt wer t den, das für die Werbung verausgabt werden soll. 3. Der dritte Schritt ist die Festlegung der Werbestrategie . Dazu wird zunächst die Werbebotschaft entwickelt, vorab t getestet und dann praktisch umgesetzt, indem Werbemittel konkret gestaltet werden. Danach wird die Medienauswahl getroffen und dabei entschieden, welche Medien für die Werbemaßnahmen genutzt werden und wie die Kampagne zeitlich ablaufen soll. 4. Im vierten Schritt wird dann während und nach der Werbekampagne der Werbeerfolg der Maßnahmen gemessen g . Um Aufmerksamkeit für Werbung zu erregen, wird von den t werbetreibenden Unternehmen mit physischen, emotionalen oder kognitiven Reizen gearbeitet. Die Verkaufsförderung (Sales Promotion) als Teil der g Kommunikationspolitik umfasst alle Maßnahmen und Instrumente, die der kurzfristigen Absatzsteigerung dienen. Bei Außendienstpromotions richtet sich das Unternehmen mit seiner Verkaufsförderungsaktion an die eigenen <?page no="185"?> Marketing Außendienstmitarbeiter, die angereizt werden sollen, alle oder bestimmte Produkte verstärkt zu verkaufen. Bei Händlerpromotions richten sich die Verkaufsförderungsmaßnahmen an die Handelsunternehmen, welche die Produkte weiterverkaufen. Bei Verbraucherpromotions wenden sich die verkaufsförderungsmaßnahmen an den Konsumenten und finden häufig direkt im Ladengeschäft (Point of Sale) statt. In der Praxis hat sich eine Vielzahl von Verkaufsförderungsinstrumente etabliert, z. B. Stammkundenbonus, Coupons, „Geld zurück“-Angebote, Sonderpreispackungen, Muster, Gewinnspiele und Werbegeschenke. Die Öffentlichkeitsarbeit (Public Relations) als Teil der t Kommunikationspolitik umfasst alle Maßnahmen und Entscheidungen, welche die Gestaltung der Beziehungen zur Öffentlichkeit betreffen und nicht der konkreten Absatzsteigerung dienen. Ziel der Öffentlichkeitsarbeit ist, gute Beziehungen zu allen Ansprechpartnern des Unternehmens herzustellen und zu erhalten, bei diesen Ansprechpartnern eine vorteilhafte Meinung zugunsten des Unternehmens zu erzielen und einen positiven Gesamteindruck über das Unternehmen in der Öffentlichkeit zu erreichen. Beim Sponsoring unterstützt ein Unternehmen (Sponsor) g Einzelpersonen, Institutionen oder Veranstaltungen mit Geld, Sachgütern oder Dienstleistungen und erhält im Gegenzug dafür vorher klar definierte Leistungen. <?page no="186"?> Marketing Das Prinzip von Leistung und Gegenleistung unterscheidet das Sponsoring von einer Spende. Es gibt Sportsponsoring, Kultursponsoring, Umweltsponsoring, Soziosponsoring und Wissenschaftssponsoring. In der Praxis haben sich viele weitere Instrumente herausgebildet: Beim Direkt-Marketing wird ein direkter Kontakt zwi g schen dem verkaufenden Unternehmen und dem potenziellen Kunden hergestellt, wobei auch versucht wird, auf die persönlichen Präferenzen des jeweiligen Kunden einzugehen. Beim Product Placement wird ein Produkt optisch oder t textlich in einem Spielfilm oder im redaktionellen Teil eines Beitrags in Zeitung, Hörfunk oder Fernsehen platziert. Beim Event-Marketing organisiert das Unternehmen be g sondere Ereignisse, die nicht nur große Aufmerksamkeit erzeugen, sondern auch die Markenbotschaft des Produkts oder des Unternehmens transportieren und so zur Imagebildung beitragen sollen. Beim Online-Marketing wird das Internet als kommuni g kationspolitische Informations- und Kommunikationsplatttt form eingesetzt. Beim viralen Marketing nutzt das Unternehmen soziag le Netzwerke und Medien (z. B. E-Mails, Blogs, Twitter, Youtube, Facebook), um Kunden zu animieren, eine meist ungewöhnlich verpackte Werbebotschaft selbst weiterzuverbreiten. Beim Ambush Marketing nutzt das Unternehmen die me g diale Aufmerksamkeit einer Großveranstaltung, ohne allerdings selbst offizieller Sponsor dieses Ereignisses zu sein. Beim Ambient Marketing versucht das Unternehmen, mit g seinen Werbemitteln in das Lebens- und Freizeitumfeld (Ambiente) von Zielgruppen zu kommen. <?page no="187"?> Marketing Beim Social Media Marketing nutzen Unternehmen g Social-Media-Plattformen (z. B. Facebook, Twitter, Xing, Google+), um über Produkte zu informieren, mit dem Kunden zu kommunizieren, Weiterempfehlungen anzureizen, Kundenbeschwerden aufzunehmen und öffentlich darauf reagieren zu können. Corporate Identity Corporate Identity ist die Unternehmenspersönlichkeit, y also alle Merkmale eines Unternehmens. Corporate Behavior ist das Verhalten des Unternehmens r und seiner Mitarbeiter nach innen (gegenüber anderen Mitarbeitern) und nach außen (gegenüber Kunden, Lieferanten, Anwohnern, Öffentlichkeit). Dazu gehören z. B. das Verhalten gegenüber Journalisten und die Art der per VV sönlichen Ansprache. Corporate Communication ist der abgestimmte Einsatz aller Kommunikationsinstrumente mit dem Ziel, eine einheitliche Vorstellung von dem Unternehmen bei Außenstehenden und Mitarbeitern zu erreichen. Corporate Design ist die abgestimmte Gestaltung aller visuellen Elemente, mit denen das Unternehmen bei Außenstehenden und Mitarbeitern wahrgenommen wird. In Corporate-Design-Richtlinien werden die Nutzung von Markenzeichen, Markenname und Schriftarten geregelt sowie die Gestaltung von Homepage, Briefbögen, Visitenkarten, Folienpräsentationen, Mitarbeiterkleidung, Broschüren, Werbemitteln und Architektur vorgeschrieben. <?page no="188"?> Marketing Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Bei der Push-Strategie adressiert ein Hersteller sein Marrr keting an Endkunden, die dann beim Händler das Produkt kaufen möchten. richtig falsch 2. Beim Product Placement wird ein direkter Kontakt zwischen dem verkaufenden Unternehmen und dem potenziellen Kunden hergestellt. richtig falsch 3. Bekanntheit und Image sollten sich immer auf die relevante Zielgruppe beziehen. richtig falsch 4. Das Instrument der Öffentlichkeitsarbeit dient der kurzfristigen Absatzsteigerung. richtig falsch 5. Das Instrument der Verkaufsförderung dient der kurzfristigen Absatzsteigerung. richtig falsch <?page no="189"?> Marketing 6. Die Glaubwürdigkeit der Werbung aus Sicht der Kunden hat in den letzten Jahrzehnten abgenommen. richtig falsch 7. Die Kommunikationspolitik richtet sich nur an die Kunden des Unternehmens. richtig falsch 8. Kommunikationspolitische Maßnahmen können die Aufgabe haben, den Kunden nach dem Kauf in seiner ff Kaufentscheidung zu bestätigen. richtig falsch 9. Nur positive emotionale Reize können in der Werbung Aufmerksamkeit erregen. ff richtig falsch <?page no="190"?> Marketing Literaturtipps Becker, Jochen (2012): Marketing-Konzeption: Grundlagen des ziel-strategischen und operativen Marketing-Managements, Vahlen. Bruhn, Manfred (2007): Marketing - Grundlagen für Studium und Praxis, Gabler. Meffert, Heribert; Burmann, Christoph; Kirchgeorg, Manfred (2011): Mar ff keting: Grundlagen marktorientierter Unternehmensführung. Konzepte - Instrumente - Praxisbeispiele, Gabler. Hennig, Alexander (2013): Fit für die Prüfung: Marketing (Lernbuch). Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Hennig, Alexander; Schneider, Willy (2008): Lexikon Kennzahlen für Marketing und Vertrieb: Das Marketing-Cockpit von A-Z, Springer. Kotler, Philip; Armstrong, Gary; Saunders, John; Wong, Veronica (2010): Grundlagen des Marketing, Pearson. Nagel, Michael; Mieke, Christian (2014): BWL-Methoden. Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Pechtl, Hans (2014): Preispolitik. 2.A. Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Sander, Matthias (2011): Marketing-Management. 2. A. Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Schweiger, Günter; Schrattenecker, Gertraud (2012): Werbung. 8.-A. Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Schneider, Willy (2013): Operatives Marketing, Oldenbourg <?page no="191"?> Gerald Pilz E Personalwirtschaft <?page no="193"?> 193 Personalwirtschaft 1 Einordnung und Ziele der Personalwirtschaft Definition: Die Personalwirtschaft ist ein für die Ertragssituation und die Innovationsfähigkeit maßgeblicher Funktionsbereich im Unternehmen. Die Personalwirtschaft umfasst das gesamte unternehmensinterne System der Dienstleistungen, die mitarbeiterrelevant sind. Ohne ein hoch qualifiziertes und engagiertes Personal kann ein Unternehmen die optimale Position auf den Weltmärkkk ten und die Wettbewerbsfähigkeit langfristig nicht aufrecht erhalten. Daher haben die Personalwirtschaft und das Personalmanagement einen herausragenden, primären Stellenwert für die Effizienz , die Effektivität und die t Produktivität des t Unternehmens. Definition Das Personal lässt sich definieren als die Belegschaft, die in einer Organisation arbeitet und gegen Entgelt Arbeit leistet, um die Unternehmensziele zu erreichen. Das Personal ist für die Umsetzung der Geschäftsprozesse zuständig. Begriffsabgrenzungen Der Begriff der Personalwirtschaft ist eng verwandt mit dem des Personalmanagements , der das Konzept der Führung und der Leitung des Personals in den Vordergrund stellt. Darüber hinaus wird auch der Terminus des Human Resource Managements verwendet, der vor allem in den USA etabliert ist. Das HRM hat in seinem Bedeutungsumfang eine ganzheitliche Sichtweise der Personalwirtschaft hervorgehoben. <?page no="194"?> 194 Personalwirtschaft Wissenschaftliche Einordnung Die Personalwirtschaftslehre fungiert als eine Teildisziplin der Betriebswirtschaftslehre, die in verschiedene Einzelbereiche unterteilt werden kann. Diese Einzeldisziplinen sind beispielsweise das Personalcontrolling, die Personalpolitik, die Personalentwicklung, der Personaleinsatz, die Personalplanung, die Personalverwaltung und andere. Die Personalwirtschaft beruht auf einer interdisziplinären Perspektive, die auf verschiedene andere Sozialwissenschaften wie beispielsweise die Psychologie, die Soziologie, die Rechtswissenschaft, die Volkswirtschaftslehre und die Berufspädagogik zurückgreift. Aktueller T r rend Eine zunehmende Bedeutung in der Personalwirtschaft gewinnt der Begriff des Personalmarketings , der sich vorrangig auf die Personalbeschaffung und auf die Platzierung des Unternehmens am Arbeitsmarkt bezieht. Bei diesem Ansatz wird zwischen einem internen und einem externen Personalmarketing unterschieden. Das interne Marketing stützt sich auf Maßnahmen wie g eine aktive Karriereförderung, ein wettbewerbsfähiges Vergütungssystem, Erfolgsbeteiligungen und umfassen- <?page no="195"?> 195 Personalwirtschaft de Sozialleistungen. Entscheidend ist auch das Ansehen (Employer Branding) des Unternehmens als Arbeitgeber. Beim externen Personalmarketing nimmt die Perso g nalabteilung aktiven Einfluss auf die Positionierung im Arbeitsmarkt. Gängige Maßnahmen sind die Teilnahme an Jobmessen, ein differenziertes Hochschulrecruiting, Praktika für Absolventen, finanzielle Förderung von Abschlussarbeiten, Kooperationen im Forschungssektor sowie Bewerbertage und eine auf das Personalmarketing fokussierte Öffentlichkeitsarbeit. Weitere Ziele sind die langfristige Sicherung der Arbeitsplätze und die Einführung einer sinnvollen und effizienten Führungskultur, die die Implementierung von modernen und adäquaten Führungsstilen ermöglicht. Zielsetzung Die Ziele der Personalwirtschaft lassen sich in organisatorische, wirtschaftliche und soziale Ziele auffächern. Die organisatorischen Ziele beziehen sich auf die organi e satorische Struktur des Unternehmens. Die wirtschaftlichen Ziele der Personalwirtschaft beste e hen in dem optimalen Einsatz der menschlichen Arbeit und der Minimierung der dabei entstehenden Kosten, die nach dem ökonomischen Effizienzprinzip des Personalcontrolling und nach differenzierten Kennzahlensystemen bewertet werden. Zudem definiert die Personalwirtschaft soziale Ziele , die der Verbesserung der sozialen Lage der Belegschaft dienen sollen. Hierzu gehören die ergonomische Arbeitsplatzgestaltung, der umfassende Arbeitsschutz, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, <?page no="196"?> 196 Personalwirtschaft eine optimale Personalführung, eine innovative und zukunftsorientierte Personalentwicklung und eine moderne Form der Mitbestimmung, die dazu beitragen soll, das Arbeitsklima erheblich zu verbessern und die Eigenverantwortung zu stärken. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche Ziele strebt die Personalwirtschaft an? Kostenreduzierung mehr Effizienz und Effektivität ff höhere Innovationsfähigkeit Abbau der Personalfluktuation 2. Was beinhaltet das Personalmarketing? besserer Verkauf von Gütern optimale Positionierung auf dem Arbeitsmarkt Verbesserung der Attraktivität als Arbeitgeber 3. Was gehört zum externen Personalmarketing? Jobmessen Unternehmensbeteiligungsmodelle Bewerbertag Praktika für Studierende Diversity Management Hochschulrecruiting <?page no="197"?> 197 Personalwirtschaft 2 Personalplanung Definition Die Personalplanung ist eine umfassende Konzeption zur Steuerung des Personalbestandes. Die Personalplanung bezieht sich auf einzelne personalwirtschaftliche Funktionen, zu denen die Personalbeschaffung, der Personaleinsatz und die Personalfreistellung gehören. Personalplanung personenbezogen unternehmensbezogen Karriereplanung Personalbestandsplanung Laufbahnplanung Personalbedarfsplanung individuelle Personalentwicklungsplanung Personaleinsatzplanung Einsatzplanung Personalentwicklungsplanung Besetzungsplanung Personalkostenplanung Förderplanung Personalfreistellungsplanung Bei der Personalplanung unterscheidet man je nach Zeithorizont eine kurzfristige Personalplanung, eine mittelfristige Personalplanung, eine langfristige Personalplanung. Die übergreifende Aufgabe der Personalplanung ist die Sicherung der vorhandenen Arbeitskräfte und der effiziente Personaleinsatz. Die Ziele des Unternehmens im personalwirtschaftlichen Bereich bestehen in einer Personalkostensenkung, <?page no="198"?> 198 Personalwirtschaft einer Verbesserung der Effizienz beim Einsatz des Personals, einer Ausweitung des Marktanteils und einer Verbesserung des Personalmarketings. Darüber hinaus impliziert die Personalplanung auch eine Steigerung der Arbeitsleistung und eine Verbesserung der Rentabilität des Unternehmens. Phasen der Zielentwicklung Phase 1: Zielsuche Phase 3: Zielentscheidung Phase 4: Zielkonkretisierung und -operationalisierung Phase 5: Zielimplementierung Phase 6: Zielkontrolle Aus mitarbeiterbezogener Sicht hat die Personalplanung zum t Ziel, die Arbeitsbedingungen erheblich zu verbessern, Handlungsspielräume zu erweitern und Befugnisse zu vergrößern, die Arbeitsinhalte zu verbessern und anzureichern, die Arbeitszeiten zu optimieren und den Erhalt der Arbeitsplätze zu sichern. Hinsichtlich der Organisation wird zwischen einer dezentralen Personalplanung und einer zentralen Personalplanung differenziert, die unmittelbar von der Personalabteilung ausgeht. Bei der zentralen Personalplanung fokussieren sich die gesamten organisatorischen Aufgaben auf eine bestimmte Ab- <?page no="199"?> 199 Personalwirtschaft teilung. Bei beiden Arten der Personalplanung wird differenziert und systematisiert zwischen einer gegenstandsbezogenen Personalplanung, einer umfangbezogenen Personalplanung, einer fristbezogenen Personalplanung und einer inhaltsbezogenen Personalplanung. Bei der gegenstandsbezogenen Personalplanung geht man g von einem Personalbestand aus, der nach verschiedenen quantitativen und qualitativen Kriterien bewertet wird, um eine zuverlässige und zielgenaue Prognose für die Zukunft vornehmen zu können. Bei der eigentlichen Personalbedarfsplanung werden un g terschiedliche Verfahren eingesetzt, die es ermöglichen, den erforderlichen Personalbedarf genauer einzugrenzen. Hierbei spielt als weiterer Aspekt die Personaleinsatzplanung eine primäre und ausschlaggebende Rolle. Bei der Personalbeschafff fung muss zusätzlich berücksichtigt werden, ob eine interne oder externe Personalbeschaffung vorgenommen wird. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche Zeithorizonte werden bei der Personalplanung unterschieden? mittelfristig kurzfristig langfristig <?page no="200"?> 200 Personalwirtschaft 2. Was sind Beispiele für eine unternehmensbezogene Perrr sonalplanung? Personalbedarfsplanung Karriereplanung Laufbahnplanung Personalentwicklungsplanung Personaleinsatzplanung 3. Was bedeutet Zieloperationalisierung? verschiedene Operationen des Ziels konkrete Zieldefinition Auffächerung des Ziels nach messbaren Kriterien <?page no="201"?> 201 Personalwirtschaft 3 Personalbeschaffung Definition Die Personalbeschaffung umfasst die Bereitstellung der erforderlichen Beschäftigten im Unternehmen. Dabei muss sie den Personalbedarf sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht berücksichtigen und das notwendige Personal am Arbeitsmarkt beschaffen. ntern Extern Innerbetriebliche Stellenausschreibung Versetzung Stellenanzeige Internet Mehrarbeit Arbeitsvermittlung Arbeitnehmerüberlassung Personalentwicklung Personalberatung Direktansprache Executive Search Die externe Personalbeschaffung fokussiert sich auf externe g Beschaffungswege wie beispielsweise elektronische Jobbörsen, Recruitingmessen, Personalvermittler, Arbeitsagenturen und die anzeigengestützte Suche sowie Personalberatungen. <?page no="202"?> 202 Personalwirtschaft Aktuelle Trends Eine immer größere Bedeutung gewinnt die Stellensuche im Internet , die vor allem durch eine Vielzahl von verschiedenen Jobportalen erfolgt. Solche Jobbörsen ermöglichen es, die Stellensuche anhand vieler Kriterien einzugrenzen und intelligent zu gestalten. Darüber hinaus bieten diese Jobbörsen vielfältige Dienstleistungen an, die zusätzlich genutzt werden können. Heutzutage nimmt auch die Stellenanzeige auf der Unternehmenswebsite eine immer größere Bedeutung ein und hat in e ihrem Stellenwert bei großen Unternehmen bereits die Jobportale überholt. Eine weitere Methode, um kurzfristig Personal zu beschaffen, besteht darin, eine Arbeitnehmerüberlassung mit einzubeziehen. Diese Zeitarbeit ist gewissen gesetz t lichen Rahmenbedingungen unterworfen. In der Praxis wird Personal auch dadurch beschafft, dass Mitarbeiter gebeten werden, Vorschläge zu unterbreiten oder in ihrem Bekannten- und Verwandtenkreis nach geeigneten Personen zu suchen. Auch der Kontakt mit Bildungseinrichtungen wie Hochschulen oder die Teilnahme an entsprechenden Tagungen und Messen kann dazu beitragen, Personal leichter und zielge n richteter für einzelne Aufgaben zu rekrutieren. Die Reputation eines Unternehmens und dessen Attraktivität bestimmt die Positionierung auf dem Arbeitsmarkt und t beeinflusst die Kosten für die Personalbeschaffung. Unternehmen mit einem hohen Ansehen haben es wesentlich leichter, interessante Bewerber zu finden. <?page no="203"?> 203 Personalwirtschaft Das Assessmentcenter ist ein in der Praxis häufig angewandtes r Auswahlverfahren. Methoden im Assessmentcenter Interviews Intelligenztest Gruppendiskussion Fragebogen Postkorbübung Präsentationsübung Fallstudie Simulation Interaktionsübung Psychologische Tests Essen („Gabeltest“) Die interne Personalbeschaffung erfolgt über innerbetrieb g liche Beschaffungswege, zu denen die innerbetriebliche Stellenausschreibung, die Beförderung, die Versetzung, die Mehrarbeit sowie die Personal- und Organisationsentwicklung gezählt werden. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche internen Beschaffungswege gibt es? interne Stellenausschreibung Versetzung Direct Search <?page no="204"?> 204 Personalwirtschaft 2. Welche Methoden kommen in einem Assessmentcenter zum Einsatz? Gruppendiskussion psychologische Tests Postkorbübung grafologische Verfahren <?page no="205"?> 205 Personalwirtschaft 4 Personaleinsatz Der optimale und zielgerichtete Personaleinsatz hat im Unternehmen einen herausragenden Stellenwert; um Ressourcenengpässe und Produktionsschwierigkeiten zu vermeiden. Es wird differenziert zwischen 1. einer zeitpunkt p bezogenen Personaleinsatzplanung und g 2. einer zeitraumbezogenen Personaleinsatzplanung . Ad 1: Bei der zeitpunkt p bezogenen Personaleinsatzplanung wird unterschieden zwischen einer qualitativen zeitlichen Personaleinsatzplanung und einer quantitativen zeitlichen Personaleinsatzplanung. Bei der qualitativen Personaleinsatzplanung wird festgelegt, g ob die jeweilige Person für die Aufgaben und Anforderungen der Tätigkeit infrage kommt. Bei der quantitativen Personaleinsatzplanung aa geht es vorrangig darum sicherzustellen, dass g genügend Personen verfügbar sind, um den Ablauf eines betrieblichen Prozesses zu gewährleisten. Die zeitliche Personaleinsatzplanung beschäftigt sich damit, einen angemessenen Zeitplan für den Mitarbeitereinsatz und z eventuelle Schichtmodelle zu erstellen e . Ad 2: Bei der zeitraumbezogenen Einsatzplanung geht es vor allem darum festzulegen, in welchem Zeitraum ein Personalzugang oder g -abgang erfolgt g . Bei der Arbeitszeit gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, sie t effektiv und effizient zu organisieren. Man differenziert zwischen den herkömmlichen Formen der Arbeitszeitorganisation, modernen Zeitflexibilisierungssystemen und komplexen Systemen, die auch eine Gleitzeitregelung einschließen. <?page no="206"?> 206 Personalwirtschaft Bei der Arbeitszeitflexibilisierung gab es in den vergangenen g Jahren eine merkliche Veränderung und die Zahl der Modelle und Ansätze hat stark zugenommen. Es wird zwischen Teilzeitarbeit, gleitender Arbeitszeit, kapazitätsorientierter variabler Arbeitszeit (KAPOVAZ), Jahresarbeitszeit und Vertrauensarbeitszeit differenziert. Am weitesten verbreitet ist die Teilzeitarbeit , die sich besonders hoher Beliebtheit erfreut und die Möglichkeit eröffnet, Familie und Beruf zu vereinbaren. Diese Organisationsform ermöglicht es, dass ein Arbeitsplatz von zwei Mitarbeitern geteilt wird. In diesem Zusammenhang spricht man auch von Jobsharing. Problematisch ist es in der Praxis häufig, die Arbeitsaufgaben gerecht zu verteilen und entsprechende Arbeitszeitregelungen zu finden, die sich mit den Wünschen der betroffenen Arbeitnehmer vereinbaren lassen. Immer stärkere Zuwendung erfährt auch die gleitende Arrr beitszeit , die die Arbeitszeitflexibilisierung in der heutigen Zeit vorantreibt. Dabei wird differenziert zwischen einer Gleitzeit ohne Ausgleich und einer Gleitzeit mit Ausgleich. Gleitende Arbeitszeit beinhaltet meist eine Rahmenarbeitszeit, die festlegt, wann die Arbeit generell frühestens beginnt und wann sie spätestens endet. Innerhalb dieses Rahmens können die Beschäftigten individuell ihre Arbeitszeit festlegen. Ergänzend wird eine Kernarbeitszeit bestimmt, in der die Belegschaft anwesend sein soll, damit Projekte und Einzelaufgaben sinnvoll koordiniert werden können. Die Mitarbeiter müssen sich jedoch an die geltende Wochenarbeitszeit halten t . Bei einfachen Zeitmodellen kann der Mit- <?page no="207"?> 207 Personalwirtschaft arbeiter nur den Beginn der Arbeit individuell wählen. Bei flexiblen Gleitzeitsystemen kann der Einzelne sowohl den Beginn als auch das Ende des Arbeitstags selbst festsetzen. Häufig wird das Modell der Gleitzeit mit einem Arbeitszeittt konto verknüpft, bei dem ein Zeitguthaben erworben werden kann. Wurden zu wenige Arbeitsstunden geleistet, resultiert daraus eine Zeitschuld. Viele Ansätze in der Praxis sehen nur Zeitguthaben vor. Dieses kann dann durch zusätzliche freie Tage verringert werden oder - sofern ein Arbeitsvertrag oder ein Tarifvertrag dies versieht - vergütet werden. Im Regelfall werden Zeitwertkonten aber über Betriebsvereinbarungen eingeführt. Zeitwertkonten Eine immer größere Verbreitung finden Zeitwertkonten, bei denen Zeitguthaben angesammelt werden können. Das vorhandene Wertguthaben kann in Form von freien Tagen genutzt werden. Problematisch sind solche Zeitwertkonten,-wenn das Arbeitsverhältnis endet und das Guthaben noch nicht aufff gebraucht wurde. In einem solchen Fall wird das Guthaben monetär ausbezahlt. Personen, die die Altersgrenzen für den Ruhestand erreicht haben, können das Guthaben auf ihre betriebliche Altersversorgung transferieren lassen. Bei der Kontoführung in Zeit wird das Wertguthaben in Zeiteinheiten, beispielsweise in Stunden, festgehalten. Eine Stunde während der Arbeitsphase bleibt auch in anderen arbeitsfreien Perioden (Freistellung, Elternzeit) erhalten. Eine Kontoführung ist in Geld- oder in Zeiteinheiten mög g lich, wobei sich die pekuniäre Berechnung eher durchsetzt, da die Kalkulation in Geldeinheiten einfacher und flexibler ist und eine Verzinsung eingeführt werden kann. <?page no="208"?> 208 Personalwirtschaft Das Zeitwertkonto wird geführt, um dem Arbeitnehmer freie Tage zu ermöglichen, die dazu genutzt werden können, um sich einer Fortbildung zu widmen, früher in den Ruhestand zu gehen oder Elternzeiten zu verlängern. Gleitende Übergänge sind auch durch eine Verringerung der Arbeitszeit machbar. Bisweilen gibt es für solche Arbeitszeitkonten Restriktionen, dass beispielsweise die Freistellung nur für einen vorgezogenen Ruhestand verwendet werden kann. Moderne Ansätze, die in der Praxis bislang selten vorkommen, sehen auch eine Kreditgewährung auf ein Zeitkonto vor. So könnte beispielsweise für eine Umschulung das Zeitkonto überzogen werden, während der Arbeitgeber weiterhin das Gehalt bezahlt. Das Defizit wird dann durch eine höhere Arbeitsstundenzahl wieder allmählich ausgeglichen. In sehr gefragten Berufen könnte auf diese Weise eine Finanzierung der Umschulung oder Weiterbildung durch das jeweilige Un g ternehmen erfolgen. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. In welche Kategorien wird die Personaleinsatzplanung eingeteilt? zeitraumbezogen zeitpunktbezogen unternehmensbezogen <?page no="209"?> 209 Personalwirtschaft 2. Welche Methoden gibt es bei der Personaleinführung? Patensystem Coaching Mentoring Supervision 3. Hat der Betriebsrat beim Personaleinsatz ein Mitwirrr kungsrecht? ja nein 4. Was sind Beispiele für Formen der Arbeitszeitflexibilisierung? Teilzeitarbeit Sabbatical Job Sharing Gleitzeit <?page no="210"?> 210 Personalwirtschaft 5 Personalentwicklung Definition Die Personalentwicklung umfasst alle Maßnahmen, um die Qualifikation der Mitarbeiter zu erhalten, auszubauen und kontinuierlich zu verbessern. Personalentwicklung Externe Personalentwicklung Interne Personalentwicklung Seminare Training on the job, near the job, off the job Trainings Job rotation, Job enlargement, Job enrichment Coaching Supervision Führungs- und Nachwuchskräfteentwicklung, Mentoring Die Personalentwicklungsmaßnahmen erstrecken sich auf n ein ganzes Spektrum verschiedener Formen. Beispielsweise rechnet man auch die Ausbildung, die Weiterbildung, die Umschulung und das Training am Arbeitsplatz zu den Personalentwicklungsmaßnahmen. Darüber hinaus werden in einzelnen Unternehmen Supervision und zunehmend Coaching für Führungs- und Fachkräfte angeboten. Die Aufgaben der Personalentwicklung bestehen darin, die Kompetenzen und Fertigkeiten der Mitarbeiter zu verbessern und zu erweitern. Die Personalentwicklung wird ergänzt durch die Organisations- und die Teamentwicklung, die eine <?page no="211"?> 211 Personalwirtschaft Gesamtheit bilden. Zu den zu fördernden Kompetenzen gehören die Fachkompetenz, Sozialkompetenz und Methodenkompetenz. Darüber hinaus sollen Fachkenntnisse und Fertigkeiten vermittelt werden, damit die Mitarbeiter die Anforderungen im Unternehmen angemessen bewältigen können. Beim Training unterscheidet man beispielsweise: Training on the job, Training off the job und Training near the job. Supervision wurde ursprünglich aus der Psychotherapie entlehnt und kommt heute überwiegend in der Führungskräfff teentwicklung zum Einsatz. Insbesondere das Coaching von g Fach- und Führungskräften hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Beim Coaching geht es darum, individuelle Probleme in Praxisfeldern zu lösen. Die strategische Personalentwicklung in einem Unternehmen g trägt maßgeblich zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit bei. Denn in einem rohstoffarmen Land wie Deutschland sind Schlüsselqualifikationen und hohe Kompetenzen die entscheidende Basis für eine weiter steigende Wettbewerbsfähigkeit in einer wachsenden Weltwirtschaft. <?page no="212"?> 212 Personalwirtschaft Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche Formen des Trainings werden unterschieden? Training on the job Training off the job Training around the job Training near the job 2. Was ist Coaching? eine Seminarmethode eine Form des Controlling ein Ansatz in der Psychotherapie eine konstruktive Führungskräfteentwicklung 3. Welche Kompetenzen können unterschieden werden? Führungskompetenz Fachkompetenz Sozialkompetenz Methodenkompetenz Amtskompetenz <?page no="213"?> 213 Personalwirtschaft 6 Personalführung Die Personalführung und das Management haben die Aufff gabe, die Arbeitsorganisation und die Führung der Mitarbeiter zu optimieren. Die Vorgesetzten sind daher gehalten, zur VV Motivation und zur Verbesserung der Leistungen beizutragen. Hierfür haben sie bestimmte Mittel, die sie situationsspezifisch einsetzen können. Bei der Personalführung differenziert g man zwischen Führungsmitteln, Führungsstilen und dem jeweiligen Führungskonzept. Der Führungsprozess enthält jeweils einen sachlichen und einen personellen Aspekt. Die Ziele sollten innerhalb eines Führungsmodells genau definiert werden. Man unterscheidet hier zwischen einem Top-down-Modell , bei dem von den obersten Zielen Unterziele abgeleitet werden. Das Gegenteil ist das Bottom-up-Modell , bei dem von unten nach oben Ziele definiert werden. Bei den Zielen wird weiter n systematisiert : in Formal- und Sachziele sowie in Haupt- und Nebenziele, aber auch in der vertikalen Dimension in Ober- und Unterziele. Ziele können des Weiteren dahingehend analysiert werden, ob sie sich komplementär verhalten oder als konkurrierende Ziele auftreten, die miteinander unvereinbar sind. Es gibt in der Praxis komplexe Führungsmodelle , die verschiedene Dimensionen vorsehen. Sehr weit verbreitet sind die so genannten Management-by-Ansätze . <?page no="214"?> 214 Personalwirtschaft Ein wichtiges Modell in diesem Zusammenhang ist das Management by Objectives , bei dem eine Personalführung anhand vorgegebener Ziele und Vereinbarungen erfolgt. Für das Unternehmen ist es von entscheidender Bedeutung, ein sinnvolles Führungsmodell zu wählen, das zu den spezifischen Anforderungen der Organisation passt und die Ablauforganisationen weiter optimiert. Führungssysteme erfordern umfassende Informationen und einen Ausbau der Kommunikation. Anhand von Förder- und Beratungsgesprächen soll eine Optimierung der Zielerreichung im Unternehmen ermöglicht werden. Ein weiteres komplexes Managementmodell ist das Maaa nagement by Delegation , bei dem Aufgaben an die einzelnen Mitarbeiter delegiert werden und deren Handlungsbereitschaft und Unternehmensverantwortung gestärkt wird. Weitere komplexe Führungsmodelle sind das Management by Exception , bei dem lediglich in seltenen Ausnahmefällen in die Befugnisse und die Arbeit des Mitarbeiters eingegriffen wird. Eine solche Intervention muss sorgfältig geplant und objektiv begründet sein. Sie ist nur statthaft, wenn der einzelne Mitarbeiter mit den Aufgaben überfordert ist und nicht vorankommt. Sie folgt dem Gedanken ff der Subsidiarität. Darüber hinaus gibt es weitere komplexe Ansätze wie beispielsweise das Management by Systems , bei dem das gesamte Systemumfeld in die Managementaufgaben und die Führungsverantwortung mit einbezogen werden. Weitere gängige Modelle sind das Harzburger Modell, bei dem gewisse Befugnisse klar definiert sind. Für das Unternehmen ist es von entscheidender Bedeutung, ein sinnvolles Führungsmodell zu wählen, das zu den spezi- <?page no="215"?> 215 Personalwirtschaft fischen Anforderungen der Organisation passt und die Ablaufff organisationen weiter optimiert. Führungssysteme erfordern umfassende Informationen und einen Ausbau der Kommunikation. Dabei sollte man vor allem auf moderne Kommunikationsmöglichkeiten setzen, die von Systemen und den organisatorischen Strukturen vorgegeben werden. Kommunikation kann etabliert werden in Form von n Gesprächen, Besprechungen und Konferenzen, die der Koordination von Aufgaben und Zielen dienen. Bei den Gesprächen differenziert man verschiedene Arten, die einzelne Aufgaben erfüllen. Am weitesten verbreitet ist das Mitarbeitergespräch, das der Information, aber auch der Beratung dient. Mitarbeitergespräche können in Zielvereinbarungssysteme eingebettet werden, die bei der Vergütung als Richtlinie für die Höhe des Entgelts und eventueller Gratifikationen und Prämiensysteme dienen. Daneben gibt es Beurteilungsgespräche etwa im Rahmen e der Personalbeurteilung und der Personalförderung sowie Kritikgespräche und e Vorgesetzten- und Beförderungsgespräche . Bei den Besprechungen unterscheidet man zwischen einer Mitarbeiterbesprechung , bei der einzelne Aufgaben geklärt oder Zuständigkeiten erörtert werden, und Expertenbesprechungen , bei denen Fachleute zur Lösung eines Problems herangezogen werden. Ein wichtiger Aspekt bei der Führung ist auch die Kooperaaa tion und die Delegation . Delegation stellt im betrieblichen Alltag eine erhebliche Arbeitserleichterung dar, wobei ein- <?page no="216"?> 216 Personalwirtschaft zelne Aufgaben an die Mitarbeiter weitergegeben werden, die diese eigenverantwortlich bearbeiten und lösen. Durch dieses Verfahren werden die Handlungsverantwortung, das unternehmerische Denken und die Problemlösungskompetenz des einzelnen Mitarbeiters gestärkt. Man differenziert beispielsweise zwischen einem aufgabenorientierten Führungsstil , der die Erledigung einer Sache in den Vordergrund rückt, und einen personenbezogenen Stil , der sich auf die Person fokussiert. Bei den Führungsstilen wird unterschieden zwischen einem autoritären Führungsstil und einem kooperativen Führungsstil . Aktueller T r rend Beim autoritären Führungsstil steht die Kontrolle und Disziplinierung des jeweiligen Mitarbeiters im Vorder g grund. Aufgrund des autoritären Führungsstils werden die Innovationsfähigkeit und die Leistungsfähigkeit des Mitarbeiters eingeschränkt. In modernen Unternehmen hat der autoritäre Führungsstil kaum noch eine Chance. Stattdessen dominiert der kooperative Führungsstil, bei dem die Delegation von Aufgaben und die Mitwirkung des Mitarrr beiters im Vordergrund steht. Dies setzt ein hohes Maß an Kooperationsfähigkeit, Teamfähigkeit und Kommunikationsvermögen voraus. Es wurden in den vergangenen Jahren diverse moderne Ansätze für Führungsstile konzipiert; am weitesten verbreitet ist beispielsweise das so genannte Mangerial Grid . Dieses Modell <?page no="217"?> 217 Personalwirtschaft umfasst zwei Dimensionen, wobei eine Dimension die personenorientierte Führung und die andere Dimension die aufgabenorientierte Führung beschreibt. Darüber hinaus wurden weitere Konzeptionen entwickelt, die ein dreidimensionales Modell vorsehen. Entscheidend für den Führungserfolg ist die jeweilige Autorität des Vorgesetzten, die auf einer formalen, personalen oder funktionalen Autorität beruhen kann. Die funktionale Autorität resultiert aus dem hohen Anse t hen und dem Expertenwissen des einzelnen, wohingegen die personale Autorität auf der persönlichen t Ausstrahlung, der Integrität und dem Charisma beruht. Die formale Autorität hingegen leitet sich aus der Position t und dem Status im Unternehmen ab. Führung ist ein komplexes Merkmal und erfordert bestimmte Eigenschaften der Persönlichkeit . Der Erfolg bemisst sich an der Effektivität und Effizienz der Führung und inwieweit im Unternehmen Arbeitszufriedenheit erzeugt wird und die t Mitarbeiter auf Dauer motiviert werden können. Auch das Betriebsklima spielt als Determinante beim Führungserfolg eine primäre Rolle. Der Begriff der Partizipation beschreibt die Mitbestimmung im Unternehmen, bei der Mitarbeiter die Chance bekommen, sich aktiv an den Entscheidungen beteiligen zu können. Partizipation ist ein wichtiges Gütekriterium für die Unternehmensorganisation, denn es stärkt die innerbetriebliche Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und g einen Konsens anzustreben, der von allen getragen wird. <?page no="218"?> 218 Personalwirtschaft Rechte des Betriebsrats Mitbestimmungsrechte Informationsrechte Festlegung Arbeitszeit, Pausen, Mehrarbeit Einstellung, Versetzung, Kündigung, Umgruppierung Betriebsordnung Personalplanung Verhalten der Mitarbeiter (Parkplatz-, Kleiderordnung) Arbeitsschutz Arbeitsschutz Unfallschutz Vergütungssystem, Akkordlöhne, Prämien Umweltschutz Urlaub und Urlaubsplan Arbeitsgestaltung, Arbeitsverfahren betriebliches Vorschlagswesen Umbauten Sozialeinrichtungen Berufsbildung Weiterbildung, Personalentwicklung Soziale Angelegenheiten Arbeitsmethoden, Fertigungsverfahren Beschäftigung von Subunternehmern, Honorarkräften, freien Mitarbeitern, Leiharbeitnehmern Betriebsänderungen (Fusion, Stilllegung, Verlegung) Einstellung, Versetzung, Kündigung <?page no="219"?> 219 Personalwirtschaft Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche Management-by-Ansätze gibt es? Management by Systems Management by Turtle Management by Exception Management by Objectives 2. Was ist ein Managerial Grid? ein Raster zur Darstellung von Führungsstildimensionen ein Ansatz für mehrdimensionale Führungsstile ein Führungskennzahlensystem eine Form des Führungscontrolling 3. Was sind Charakteristika des Managments by Exception? Intervention nur in Ausnahmefällen Prinzip der Subsidiarität Delegation von Aufgaben 4. Womit können Zielvereinbarungssysteme gekoppelt werden? Arbeitszeitkonten Prämiensysteme Vergütungssysteme r <?page no="220"?> 220 Personalwirtschaft 7 Personalvergütung Definition Die Personalvergütung umfasst alle Formen der Vergütung der Arbeitsleistung der Arbeitnehmer. Hierzu gehören neben Leistungen in Geld wie beispielsweise Gehälter, Löhne, Zulagen und Gratifikationen auch geldwerte Leistungen wie etwa die Nutzung von Handys, Notebooks, Smartphones, Dienstfahrzeugen und anderen Vergünstigungen. Das Entgelt ist häufig der Überbegriff für die Vergütung. Aus der Sicht der Kostenrechnung spielen vor allem die Personalkosten eine wichtige Rolle. Man differenziert zwischen Personalbasiskosten wie beispielsweise Löhnen und Gehältern auf der einen Seite und Personalzusatzkosten , die gesetzlich, tarifvertraglich oder freiwillig gewährt werden. Das Gehalt oder der t Lohn des jeweiligen Arbeitnehmers orientiert sich an den verfügbaren Qualifikationen und Kompetenzen sowie an den bisherigen Berufserfahrungen und an den Leistungen und den Anforderungen, die ein spezieller Arbeitsplatz stellt. Die Lohnfindung kann anhand der Qualifikationen erfolgen, g aber auch sich primär an den Anforderungen des Arbeitsplatzes orientieren. Vor allem im Bereich der Fertigung beruht eine gängige Systematik auf der summarischen oder der analytischen Arbeitsbewertung. Bei der summarischen Arbeitsbewertung wird wiederum unterschieden in das Rangfolge- und das Lohngruppenverfahren: <?page no="221"?> 221 Personalwirtschaft Beim Rangfolgeverfahren werden alle Tätigkeiten, die in einer Arbeitsbeschreibung enthalten sind, aufgelistet und dann analysiert. Bei dieser Analyse wird eine Rangfolge hergestellt. Aus dieser Abstufung ergibt sich dann der Schwierigkeitsgrad, der dem einzelnen Mitarbeiter zugeordnet wird. Beim Lohngruppenverfahren indes werden Lohn und Gehaltsgruppen formiert, bei denen eine Lohngruppendefinition erfolgt. Bei der Lohngruppendefinition ist eine Staffelung nach dem Schwierigkeitsgrad möglich, der in Prozent ausgedrückt wird. Je höher der Anforderungsgrad ausfällt, desto höher ist auch die Vergütung des einzelnen Mitarbeiters. Bei der analytischen Arbeitsbewertung wird die jeweilige Anforderung genauer definiert und eingegrenzt. Diesem Verfahren liegt das so genannte Genfer Schema zugrunde, das die Anforderungsarten in verschiedene Kategorien aufgegliedert. Diese Kategorien sind Können, Verantwortung, Belastung und Arbeitsbedingungen. Die bereits erwähnten Kategorien werden weiter aufgefächert in ergonomische Aspekte . So kann zum Beispiel aufgeschlüsselt werden in eine Tätigkeit, die vorwiegend körperlich belastend ist oder eine Tätigkeit, die den Körper nicht zu sehr belastet. Darüber hinaus werden Umgebungseinflüsse mit einbezogen. Das Modell differenziert dann weiter die beiden Anforderungsarten anhand dieses Schemas und untergliedert in Kenntnisse, Geschicklichkeit, Verantwortung, geistige Belastung, <?page no="222"?> 222 Personalwirtschaft körperliche Belastung und Umgebungseinflüsse. Die analytische Arbeitsplatzbewertung wird unterteilt in das Rangreihenverfahren und das Stufenwertzahlverfahren: Beim Rangreihenverfahren werden die Tätigkeiten von der einfachsten bis zur komplexesten Tätigkeit aufgefächert und mit einer Prozentzahl bewertet die von 0 % bis 100 % reicht. Dabei gibt es Rangreihenverfahren, die getrennt gewichtet oder die insgesamt eine Gewichtung vornehmen und dabei einen absoluten Arbeitswert ermitteln. Das Stufenwertzahlverfahren teilt die Tätigkeiten in Kategorien ein und verknüpft damit eine Zahl. So können einfache Tätigkeiten mit einer geringen Zahl versehen werden und komplexe und vielschichtige Tätigkeiten mit einer höheren Zahl, was Einfluss auf die entsprechende Vergütung hat. Auch hierbei ist es möglich, Gewichtungsfaktoren zu benennen oder einzelne Faktoren zusammenzufassen. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was sind Beispiele für geldwerte Vorteile? Zurverfügungstellung eines Dienstwagens Belegschaftsrabatt Provision <?page no="223"?> 223 Personalwirtschaft 2. Was sind Personalbasiskosten? Gratifikationen Leistungsprämien Lohn Gehalt 3. Welche zwei Hauptkategorien gibt es bei der Arbeitsbewertung? summarisch kumulativ analytisch synthetisch <?page no="224"?> 224 Personalwirtschaft 8 Personalverwaltung Definition Die Personalverwaltung umfasst eine Vielzahl von Aufgaben wie beispielsweise die gesamte Abwicklung der Korrespondenz, die Erstellung von Stellenausschreibungen, die Verwaltung von Bewerbungsunterlagen, die Entgeltabrechnung, die Lohnsteueranmeldung und andere Aufgaben. Unterstützend sind in der Personalverwaltung Informationssysteme , die die Administration und Verarbeitung der Personaldaten erheblich erleichtern und systematisieren. Moderne Personalinformationssysteme ermöglichen eine elektronische und systematische Organisation von Personalakten und die Verwaltung von Abrechnungsdaten, wie sie für die Personalentlohnung erforderlich sind. Zu den Basisaufgaben von Personalinformationssystemen gehören neben der Personalabrechnung und der Zeitermittlung (Fehlzeitenverwaltung), die allgemeine Personalverwaltung, die Personalplanung, die Administration der Stammdaten der Belegschaft und die Personalberichterstattung in Form von automatisierten Auswertungen und Personalstatistiken. Personalakten werden heutzutage überwiegend elektronisch geführt. Vor allem in Großunternehmen bietet die elektronische Personalakte erhebliche Vorteile, da diese in das vorhandene Dokumentenmanagementsystem und Workflow-Managementsysteme eingefügt werden kann, was Ablaufprozesse beträchtlich vereinfacht und beschleunigt. Elektronische Akkk <?page no="225"?> 225 Personalwirtschaft ten können kostengünstig archiviert und nach Schlüsselbegriffen durchsucht werden. Personalakten enthalten die Bewerbungsunterlagen, den Arbeitsvertrag, Sozialversicherungsunterlagen, Bescheinigungen und Zertifikate (bei Qualifizierungsmaßnahmen), andere Unterlagen und Korrespondenz, aber auch Abmahnungen und Gegendarstellungen Aktueller T r rend Einige Unternehmen haben den so genannten Employee Self Service (ESS) eingeführt, bei dem der Mitarbeiter Da e ten selbstständig in das System eintragen und aktualisieren kann. Dieses Verfahren entlastet die Personalabteilung, da der Beschäftigte auf diese Weise selbst Adressänderungen, Urlaubsanträge oder Anmeldungen für Seminare oder Bewerbungen für innerbetriebliche Stellenausschreibungen eingeben kann. Der Employee Self Service ist vom Intranet des Unternehmens zugänglich oder über eine Schnittstelle im Internet, die von Zuhause aus erreicht werden kann. Solche Systeme sehen Zugriffsbeschränkungen vor und unterziehen die eingegebenen Daten einer Plausbilitätsprüfung, um zu verhindern, dass Formularfelder irrtümlich falsch ausgefüllt werden. <?page no="226"?> 226 Personalwirtschaft Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was sind Beispiele für die Aufgaben in der Personalverrr waltung? Erfassung der Daten für die gesetzliche Krankenversicherung Verwaltung der Personalakten Erstellung von Controlling-Kennzahlen 2. Was ist ein Personalinformationssystem? ein System zur Verwaltung von Personaldaten eine Datenbank im Internet häufig ein Modul in einem Gesamtpaket <?page no="227"?> 227 Personalwirtschaft 9 Personalfreisetzung Der Abbau von Arbeitsplätzen ist stets eine schwierige und für alle Beteiligte unangenehme Aufgabe . Die Personalabteilung kann durch eine umsichtige Organisation solche Prozesse gestalten und soziale Härten abfedern. Wichtig sind dabei auch die Beachtung aller rechtlichen Aspekte beispielsweise bei e der Ausgestaltung von Aufhebungsverträgen, Abfindungen und Sozialplänen. Hierzu gehören Aspekte wie die Altersrente, die Altersteilzeit, der Vorruhestand sowie die Organisation von Kurzarbeit bei Problemen auf dem Arbeitsmarkt. Bei der Kündigung wird zwischen g fristgemäßen (ordentlichen) Kündigungen und fristlosen (außerordentlichen) Kündigungen unterschieden, die aus wichtigem Grund erfolgen können. Ein wichtiger Grund ist dann gegeben, wenn eine Fortsetzung des Vertrags d verhältnisses aufgrund eines schwerwiegenden Vorfalls bis zum Ablauf einer Kündigungsfrist für den Arbeitgeber unzumutbar ist. Hierbei handelt es sich um gravierende Vorkommnisse (wie Spionage, Sabotage, Gewalt, Unterschlagung, andere strafff bare Handlungen), die eine fristlose Kündigung rechtfertigen. Eine solche außerordentliche Kündigung ist nur dann statthaft, wenn sie innerhalb von zwei Wochen nach dem Vorfall ergeht. Das Arbeitsgericht kann die Kündigung, wenn es den Vorfall als nicht gravierend betrachtet, die Kündigung in einer fristgemäße umwandeln oder für unzulässig erklären. <?page no="228"?> 228 Personalwirtschaft Bei einem Aufhebungsvertrag einigen sich der Mitarbei g ter und der Arbeitgeber darauf, das Arbeitsverhältnis einvernehmlich aufzuheben. In der Praxis wird dieses Verfahren verwendet, um einen Stellenbau ohne Prozesse vor dem Arbeitsgericht durchzuführen. Dafür werden bei Aufhebungsverträgen höhere Abfindungen zugesagt, wenn der Mitarbeiter sich verpflichtet, auf eine Kündigungsschutzklage zu verzichten. Der Kündigungsschutz wird nur auf Arbeitsverhältnisse an z gewandt, die länger als sechs Monate bestehen. Diese Frist ist unabhängig von einer Probezeit, da diese nur die Kündigungsfrist, aber nicht den Kündigungsschutz beeinflusst. Die Kündigung muss immer schriftlich erfolgen. Ein mündliche Kündigung oder eine Kündigung per E-Mail ist unwirksam. Gesetzlich sind nur drei Kündigungsgründe anerkannt: Betriebsbedingte Kündigung Verhaltensbedingte Kündigung Personenbedingte Kündigung Eine verhaltensbedingte Kündigung kann bei einem Fehlver g halten ausgesprochen werden. Bei einem weniger gravierenden Fehlverhalten (häufiges Zuspätkommen und ähnliches) kann eine ordentliche Kündigung nur dann erfolgen, wenn zuvor abgemahnt wurde. Einige Mitarbeiter klagen daher bereits gegen eine Abmahnung , da eine Aufhebung der Abmahnung vor Gericht eine Kündigung erschwert. Bei einer verhaltensbedingten Kündigung kann die Arbeitsagentur eine Sperrfrist für die Auszahlung des Arbeitslosengeldes verhängen. <?page no="229"?> 229 Personalwirtschaft Eine betriebsbedingte Kündigung beruht auf einer Werks g schließung, der Umorganisation einer Abteilung oder anderen betrieblichen Änderungen, die durch Wirtschaftskrisen und Umsatzeinbrüche verursacht werden können. Bei einer betriebsbedingten Kündigung muss der Arbeitgeber eine Sozialauswahl vornehmen, die sich an den Kriterien der Dauer der Betriebszugehörigkeit, dem Lebensalter, und möglichen Unterhaltspflichten sowie einer Schwerbehinderung orientiert. Eine personenbedingte Kündigung bezieht sich auf Grün g de, die in der Person des Betreffenden liegen und von ihm nicht beeinflusst oder unmittelbar verändert werden können (Krankheit, Sucht). Aktueller T r rend Um Streitigkeiten vor dem Arbeitsgericht zu vermeiden, beauftragen Unternehmen eine Outplacementberatung . Diese berät bei der Gestaltung des Aufhebungsvertrags, ist den Gekündigten bei der Entwicklung einer Bewerbungsstrategie und bei der Platzierung in einem neuen Unternehmen behilflich. Die Outplacementberatung kann auch als Zusatz in einem Sozialplan vereinbart werden. Während früher Outplacementberatungen fast ausschließlich für Führungskräfte herangezogen wurden, denen dann für die Bewerbungsphase ein eigenes Büro in der Outplacementberatung zustand, werden heute auch die Mitarbeiter anderer Hierarchieebenen professionell betreut. <?page no="230"?> 230 Personalwirtschaft Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche Kündigungsgründe gibt es? betriebsbedingte Kündigung verhaltensbedingte Kündigung personenbedingte Kündigung altersbedingte Kündigung 2. Wann ist eine außerordentliche Kündigung möglich? aus schwerem Grund Sabotage häufiges Zuspätkommen häufige Erkrankung Werksspionage 3. Unter welchen Bedingungen ist eine Abmahnung möggg lich? genauer Zeitpunkt und Datum genaue Beschreibung des Verhaltens abmahnbares Verhalten Zeugen Abmahnung innerhalb von 2 Monaten Abmahnung innerhalb von 2 Wochen eine Gegendarstellung ist möglich eine Gegendarstellung ist nicht möglich gegen die Abmahnung kann geklagt werden <?page no="231"?> 231 Personalwirtschaft 10 Personalcontrolling Personalcontrolling ermöglicht die systematische Kontrolle und Weiterentwicklung des personalwirtschaftlichen Ein g satzes anhand von Kennzahlen und wird je nach Zeithorizont in ein operatives, taktisches und strategisches Personalcontrolling untergliedert. Im Mittelpunkt steht die Steigerung der Arbeitsproduktivität und der Arbeitsleistungen durch einen zielgerechten und adäquaten Einsatz des Personals. Dabei werden unterschiedliche Kennzahlen ermittelt, um die Effektivität und Effizienz des Personaleinsatzes sicher zu messen. zeitlich inhaltlich strategisch Effektivitätscontrolling taktisch Effizienzcontrolling operativ Kostencontrolling Das Personalcontrolling nimmt eine Koordinationsfunktion wahr und dient der Steuerung des Personaleinsatzes g . In der Fachliteratur unterscheidet man eine Aufbau- und eine Ablauforganisation, die sich in der Prozessorganisation widerspiegelt. Das Controlling hat die Aufgabe, diese Prozess- und Aufbauorganisation systematisch zu optimieren und weiter zu entwickeln. Auch die Organisation von Projekten wird maßgeblich begleitet von der Personalorganisation, und man spricht daher vom Personalmanagement in Einzelprojekten. Die optimale Organisation der Arbeitsprozesse setzt eine Systematisierung <?page no="232"?> 232 Personalwirtschaft voraus, die zwischen primären und sekundären Prozessen difff ferenziert. Definition Primäre Prozesse in der Arbeitsorganisation sind jene Abläufe, die vorrangig zum Wertschöpfungsprozess Unternehmens beitragen. Als sekundäre Prozesse werden hingegen Abläufe betrachtet, die vor allem der Verwaltung des Unternehmens zugute kommen und in erster Linie als Kostenfaktor wahrgenommen werden. Aktueller T r rend In modernen Unternehmen kommt es darauf an, sekundäre Prozesse in primäre Prozesse umzuwandeln oder zumindest deren Kosten zu senken, damit der Wertschöpfungsprozess des Unternehmens im Mittelpunkt aller Bemühungen steht. Zur weiteren Verfeinerung der Controllinginstrumente werden Szenariotechniken herangezogen, die Personaltrends im Unternehmen unter bestimmten Hypothesen simulieren können. Auf diese Weise kann die strategische Unternehmensentwickkk lung unterstützt werden. Das Personalcontrolling bedient sich sowohl quantitativer als auch qualitativer Personaldaten, um einen umfassenden Überblick über den Stand der personalwirtschaftlichen Funktionen zu erhalten und die Wertschöpfung zu optimieren. Quantitative Daten , die in aggregierter Form oder als Einzeldaten vorliegen können, beziehen sich beispielsweise auf die Personalkosten, die nach der Kosten- und Leistungsrechnung weiter systematisiert und aufgeschlüsselt werden können, auf die Produktivität, Leistungskennziffern, den Personalbestand und andere Größen. <?page no="233"?> 233 Personalwirtschaft Qualitative Personaldaten erfassen die Motivationshöhe, die Mitarbeiterzufriedenheit, das Betriebsklima und die vorhandenen Kompentenzen sowie andere qualitative Parameter, die die Ertragskraft eines Unternehmens beeinflussen. Das Personalcontrolling veranschaulicht die Aufgaben ähnlich wie das Vier-Quadranten-Modell im Marketing anhand eines Human-Resources-Portfolios. Das Humanressourcenportfolio besteht aus zwei Dimensionen, bei denen es sich um das Verhalten und das Entwicklungspotenzial der Mitarbeiter handelt. Das Diagramm wird in vier Quadranten untergliedert. Dabei unterscheidet man als Kategorien „leistungsschwache Mitarbeiter“, „Arbeitstiere“, „Stars“ und „Problemfälle“. Arbeitstiere Stars leistungsschwache Mitarbeiter Leistung Problemfälle Potenzial hoch hoch gering planung für den einzelnen Mitarbeiter zu optimieren und die Effizienz und Effektivität des Personalmanagements zu verbessern. Leistungsschwache Mitarbeiter müssen stärker gefördert und in die Personalentwicklung mit einbezogen werden. Arbeitstiere hingegen werden durch ein besseres Führungsmodell vorrangig angespornt, während Problemfälle eine umfassende Einzelbetreuung benötigen. Spitzenkräfte und High Potentials hingegen werden in das Nachwuchskräfteprogramm mit <?page no="234"?> 234 Personalwirtschaft einbezogen und sollten eine besondere Förderung erhalten, die ihren Fähigkeiten, ihren Qualifikationen und Kompetenzen gerecht wird. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was bedeutet Controlling? die Kontrolle der Beschäftigten die Optimierung anhand von Kennzahlen die Analyse von Kennzahlen 2. Was bedeutet Effektivität? die Dinge richtig tun die richtigen Dinge tun 3. Ein Human-Resources-Portfolio ist ein …? Arbeitsplatzmodell ein Vergütungssystem ein Vier-Quadranten-Modell <?page no="235"?> 235 Personalwirtschaft Literaturtipps Albert, Günther (2011): Betriebliche Personalwirtschaft. 11., aktualisierte u. erw. Aufl. Herne: Kiehl. Becker, Manfred (2010): Personalwirtschaft. Lehrbuch für Studium und Praxis. Stuttgart: Schäffer-Poeschel. Drumm, Hans Jürgen (2008): Personalwirtschaft. 6., überarb. Aufl. Berlin: Springer. Eisele, Daniela (2010): Praxisorientierte Personalwirtschaftslehre. 7.,-vollst. überarb. Aufl. Stuttgart: Kohlhammer. Herrfurth, Nadin; Schmeisser, Wilhelm (2014): Familienfreundliche Personalpolitik. Konstanz/ München: UVK. Link, Jörg (2011): Führungssysteme. Strategische Herausforderung für Organisation, Controlling und Personalwesen. 6., überarb. u. erw. Aufl. München: Vahlen. Nagel, Michael; Mieke, Christian (2014): BWL-Methoden. Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Nicolai, Christiana (2014): Personalmanagement. 3. A. Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Oechsler, Walter A. (2011): Personal und Arbeit. Grundlagen des Human- Resource-Management und der Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen 9., akt. u. überarb. Aufl. München: Oldenbourg. Schmeisser, Wilhelm; Andresen, Maike; Kaiser Stephan (2012): Personalmanagement. Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Schmeisser, Wilhelm; Sobierajzyk, Patrick; Zinn, Anastasia (2012): Personalcontrolling. Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Vahs, Dietmar (2011): Personalentwicklung für die Praxis. Stuttgart: Schäffer-Poeschel. <?page no="237"?> Franz Xaver Bea Projektmanagement <?page no="239"?> Projektmanagement 1 Zunehmende Bedeutung der Projektwirtschaft o Empirische Untersuchungen zeigen, dass die Wertschöpfung in Unternehmen mehr und mehr über Projekte g stattfindet. Der Grund für die zunehmende Bedeutung der Projektwirtschaft ist darin zu sehen, dass die volkswirtschaftlichen, gesellschaftlichen und technologischen Trends eine zunehmende Dynamik des Wandels begünstigen. Diese Entwicklungen führen zu bedeutenden Anforderungen an die Unternehmen: Frühzeitige Wahrnehmung von sowie g gesteigerte Flexibilität gegenüber Umweltveränderun t gen. Die durch Globalisierung, weltweite Vernetzung und wachsenden Wettbewerbsdruck gesteigerte Dynamik der k Umweltveränderungen werden diese Anforderungen in der Zukunft noch verstärken. Das Projektmanagement stellt eine ideale Basis für die Bewältigung dieser Herausforderungen dar, denn es findet in dezentralen Projektteams statt, die nahe am Markt und an den Kunden agieren. Projektteams sind somit geradezu prädestiniert für eine frühzeitige Wahrnehmung und Bewältigung von Veränderungen, sie tragen zur Steigerung der organisationalen Lernfähigkeit und der Fähigkeit des Unternehmens zur gezielten Generierung und Nutzung von Wissen bei. Die wachsende Bedeutung von Projekten ist in der Betriebswirtschaftslehre bislang wenig beachtet, sondern weitgehend den Ingenieuren überlassen worden. Diese wiederum sehen im <?page no="240"?> Projektmanagement Projektmanagement hauptsächlich eine Abwicklungstechnik, bei der die Netzplantechnik eine dominierende Rolle spielt. In diesem Brückenkurs werden die Grundzüge eines betriebswirtschaftlich ausgerichteten Projektmanagements dargelegt. Detaillierte Ausführungen zu den skizzierten Themen finden sich im Buch F. X. Bea / S. Scheurer / S. Hesselmann: Projektmanagement, 2. A., Konstanz / München 2011. <?page no="241"?> Projektmanagement 2 Projektmanagement als Führungskonzeption Bei der Interpretation des Projektmanagements als reine Abwicklungsmethodik geht man davon aus, dass Projekte k vorhanden sind und die Aufgabe des Projektmanagements im Wesentlichen darin besteht, für eine effiziente Durchführung von Projekten zu sorgen. Aufgrund der in der ersten Box skizzierten Entwicklungen gewinnt das Projektmanagement allerdings einen zunehmend strategischen Charakter : Wenn das Projektmanagement als Mittel der strategischen Unternehmensführung begriffen wird, können bei der zunehmenden Komplexität und Dynamik des unternehmerischen Umfelds besonders nachhaltige Wettbewerbsvorteile erzielt werden e . Dazu müssen die Ziele, Aufgaben und Methoden des Projektmanagements unmittelbar mit der strategischen Entwicklung des Unternehmens verknüpft werden. Wir unterscheiden daher 2 Ebenen des Projektmanagements: Die operative Ebene : Hauptziel ist eine möglichst effiziente Abwicklung eines Projektes. Die strategische Ebene : Hier stehen die Auswahl von zieladäquaten Projekten und ihre erfolgreiche Umsetzung mit Hilfe eines systematischen Multiprojektmanagements im Vordergrund. <?page no="242"?> Projektmanagement Beide Ebenen des Projektmanagements können mit ihren jeweiligen Managementaufgaben in Führungsregelkreisen er n fasst werden. Auf der operativen Ebene findet das Management von Projekten (management of projects) statt, auf der strategischen ss Ebene das Management durch Projekte (management by projects) ss . Umsetzung der Projektplanung Erfassung von Ist-Projektdaten Durchführung eines Soll-Ist-Vergleichs (Abweichungsanalyse) Konsequenzen aus den Abweichungen Korrigierende Steuerungsmaßnahmen Gesamtunternehmensplanung Planung der Unternehmensentwicklung Planung der Wertentwicklung Entscheidung für ein Projektportfeuille Änderung der Gesamtunternehmensplanung, evtl. Projektabbruch Einzelprojektplanungen (Vorgabe von Soll-Daten) Änderung der Einzelprojektplanung Sukzessiver Planungsfortschritt Durchführung eines Soll-Wird-Vergleichs (Planfortschrittskontrolle) Strategische Überwachung Strategische Überwachung Strategische Prämissenkontrolle Umsetzung der Multiprojektplanung Korrigierende Steuerungsmaßnahmen Strategische Ebene Operative Ebene Strategische Durchführungskontrolle Abb. 1: Die Führungsregelkreise des Projektmanagements <?page no="243"?> Projektmanagement 3 Management von Projekten Definition „Projekt“ Ein Projekt ist ein Vorhaben, das zeitlich befristet ist, sich durch Neuartigkeit und Einmaligkeit auszeichnet sowie eine beachtliche Größe und einen hohen Grad an Komplexität aufweist. Mit dieser Definition sind die Merkmale und damit auch die wichtigsten Herausforderungen des Managements von Projekten angesprochen: Zeitliche Befristung : Für ein Projekt ist von Anfang an ein Endtermin vorgesehen, somit ist die Dimension „Zeit“ in Projekten ein bedeutendes Zielkriterium. Das „Magische Dreieck des Projektmanagements“ verdeutlicht anschaulich die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Zieldimensionen in einem Projekt: Zwischen den Kosten des Projektes, der Zeit, die für das Projekt notwendig ist, und der zu erbringenden Leistung herrschen erhebliche Interdependenzen. Muss beispielsweise die Projektdauer verkürzt werden, e so kann dies eine Steigerung der Kosten (z. B. durch vermehrten Arbeitseinsatz) und / oder eine Verkürzung des Leistungsumfangs und eine Verschlechterung der Leistungsqualität zur Folge haben. <?page no="244"?> Projektmanagement Kosten Zeit Leistung Quantität Qualität Abb. 2: „Magisches Dreieck des Projektmanagements“ Einmaligkeit und Neuartigkeit : Die mit einem Projekt verbundene Innovation ist i. d. R. mit einem beachtlichen Risiko verbunden. Dies unterscheidet ein Projekt von einer Routineaufgabe, für die eine beachtliche Erfahrung vorliegt. Komplexität und Größe : Ein Projekt setzt sich aus einer Reihe von Teilaufgaben zusammen. Zur Erstellung des gewünschten Projektergebnisses ist es i. d. R. notwendig, dass Mitarbeiter aus verschiedenen Fachgebieten miteinander arbeiten. So entsteht ein größerer Komplex mit Schwierigkeiten bei der Koordination zu einem abgestimmten und zielorientierten Vorhaben. Projektorganisation Voraussetzung für das Gelingen der Koordinationsaufgabe in einem Projekt ist die Etablierung einer auf die Eigenschaften des Projektes zugeschnittenen Projektorganisation. Die Lösung dieser Aufgabe bewegt sich im Spannungsfeld von Dauerhafff <?page no="245"?> Projektmanagement tigkeit des Unternehmens und dem Grad der Selbständigkeit des Projektes. Im Folgenden werden behandelt: Organisationseinheiten Modelle der Projektorganisation (1) Organisationseinheiten Die Aufgaben im Rahmen der Projektorganisation werden von Organisationseinheiten wahrgenommen. Die wichtigsten Organisationseinheiten sind: Projektauftraggeber Projektleiter Projektcontoller Projektteam Der Projektauftraggeber : Bei externen Projekten bestimmt der externe Auftraggeber die Anforderungen an das Projekt, i. d. R. in einem sog. Lastenheft. Interne Auftraggeber sind für jedes Projekt unverzichtbar r . Mindestens ein (Top-)Manager des eigenen Unternehmens initiiert das Projekt und erteilt den Projektauftrag. Mit ihm werden die wichtigsten Ziele abgesteckt und die finanziellen Mittel für das Projekt freigegeben. Bei sehr großen Projekten wird ein Projektlenkungsausschuss (Steering Committee, Steuerungsgruppe) eingerichtet, in dem mehrere Entscheidungsträger als Gremium die Rolle des Aufff traggebers wahrnehmen. Der Projektleiter konkretisiert, führt und steuert das Projekt r . Er ist verantwortlich für die Erfüllung des Projektauftrags und damit für die Erreichung der Projektziele unter den gegebenen Rahmenbedingungen. <?page no="246"?> Projektmanagement Dem Projektcontroller kommt neben der Planung und Kon r trolle von Kosten auch eine besondere Dienstleistungs- und Unterstützungsfunktion für alle Projektmanagementaufgaben, wie etwa die Informationsversorgung und die Koordination der verschiedenen Führungssubsysteme zu. Zur Erfüllung der Projektaufgabe ist ein Projektteam erforderlich. Meist fungieren Teammitglieder als Vertreter ihrer Abteilung in der Stammorganisation, wie dem Einkauf, der Produktion oder dem Vertrieb. Sie übernehmen dann die Aufgaben, die zu ihrem Kompetenzprofil passen (2) Modelle der Projektorganisation Für die Gestaltung der Projektaufbauorganisation stehen unterschiedliche Modelle der Projektorganisation zur Verfügung: Stabsprojektorganisation Matrixorganisation Reine Projektorganisation Bei der Stabsprojektorganisation übernehmen Stäbe die Projektleitung im Rahmen der ansonsten unveränderten Stammorganisation eines Unternehmens. Der für das Projekt verantwortliche Stab besitzt keine Weisungsbefugnis gegenüber den Linienstellen; seine Aufgaben bestehen vielmehr aus der Informationsbeschaffung und Informationsweitergabe, der Koordination und der Entscheidungsvorbereitung. Bei der Matrixorganisation werden die Kompetenzen zwischen einem funktionalen und einem projektorientierten Leitungssystem aufgeteilt. Auf diese Weise ist dafür gesorgt, dass <?page no="247"?> Projektmanagement der Projektleiter Verantwortung für das Projekt übernimmt und die Linieninstanzen eine auf ihr Spezialwissen zugeschnittene Aufgabenbearbeitung ermöglichen. Mit der zweidimensionalen Konstruktion der Matrix-Organisation entsteht ein Konfliktpotenzial , das eine Matrixkultur verlangt, die für eine Kompromissbereitschaft im Dienste des Projektes sorgt. Unternehmensleitung Beschaffung Produktion Absatz Vorteile Nachteile Projekt A Projekt B + Mehr Verantwortungsgefühl + Keine Unsicherheit für Mitarbeiter + Gezielte Übertragung von Spezialwissen + Flexibler Personaleinsatz − Konfliktpotenzial wegen Doppelunterstellung − Übergenaue Dokumentation − Herumreichen des „Schwarzen Peters“ Abb. 3: Matrix-Projektorganisation Bei der Reinen Projektorganisation werden die Projektmitarbeiter für die Dauer des Projektes aus der Linienorganisation ausgegliedert und dem Projekt zugeteilt. Die Reine Projektorganisation ist am stärksten auf die Anforderungen eines Projektes ausgerichtet. Die weitest gehende Ausprägung der Reinen Projektorganisation besteht in der Gründung eines eigenständigen Unternehmens für die Durchführung eines (Groß-)Projektes, etwa in Form einer Projekt-GmbH. <?page no="248"?> Projektmanagement Die Bedeutung der Projektkultur Die Projektkultur ist die Gesamtheit der in einem Projekt entstandenen Werte und Normen, die über bestimmte Wahrnehmungsmuster, Denkmuster und Verhaltensmuster das Entscheiden und Handeln des Projektteams prägen. Als positive Wirkungen der Projektkultur sind zu nennen: Koordination (gemeinsames Orientierungsmuster) Integration (Wir-Gefühl) Motivation (Engagement für das Projekt) Repräsentation (Positives Erscheinungsbild eines Projektes) Als negative Wirkung ist insbesondere der hohe Grup g pendruck hervorzuheben: Gruppenkonformes Verhalten wird gefördert, abweichende Problemsichten werden unterdrückt. In der Praxis des Projektmanagements hat sich eine grundlegende Vorgehensweise herausgebildet, mit der sich die Vielzahl von Aufgaben rund um das Projekt strukturieren lässt. Die einzelnen Projektphasen vom Projektstart bis zum Projektabschluss sind unten dargestellt. <?page no="249"?> Projektmanagement 4 Machbarkeitsstudie Im Rahmen der Machbarkeitsstudie, auch als Durchführungsstudie oder als feasibility study bezeichnet, ist zu y klären, ob ein Projekt aus heutiger Sicht grundsätzlich machbar erscheint. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn das Projekt aus technischen wirtschaftlichen rechtlichen ökologischen sozialen risikobezogenen Aspekten als durchführbar einzustufen ist. Grundlage für die Überprüfung dieser Erfordernisse ist eine genaue Beschreibung des Projektes. Ergänzend hierzu ist eine Marktanalyse vorzunehmen, die e über die Abschätzung von Preisen, Absatzmengen, Kosten sowie weiterer prognostizierter Rahmenbedingungen wie Zinsentwicklungen, Währungsentwicklungen und Inflationsentwicklungen eine erste grobe Bestimmung der Projekteinzahlungen zulässt. <?page no="250"?> Projektmanagement 5 Die Phasen Um ein Projekt möglichst effizient abwickeln zu können, hat es sich als zweckmäßig erwiesen, für das Management einen systematischen Prozess , also eine logische Abfolge verschiedener Aktivitäten, festzulegen. Die Phasen des Managementprozesses sind: Projektstart Zielpräzisierung Projektplanung Projektumsetzung Projektkontrolle mit Projektsteuerung Projektabschluss Der Projektmanagementprozess wird von zwei Querschnittsaktivitäten begleitet: dem Qualitätsmanagement sowie dem Chancen- und Risikomanagement <?page no="251"?> Projektmanagement Projektplanung Projektumsetzung Zielpräzisierung Projektkontrolle Projektstart Projektabschluss Qualitätsmanagement Chancen- und Risikomanagement Abb. 4: Die Phasen des Projektmanagementprozesses (1) Ein gelungener Projektstart stellt eine wichtige Grundla t ge für alle weiteren Phasen und somit für den Gesamterfolg des Projektes dar. Er benötigt daher eine sorgfältige Vorbereitung, in der die wichtigsten Rahmenbedingungen für das Projekt geklärt werden, wie beispielsweise die Konkretisierung des Projektauftrages, die Zusammenstellung des Projektteams und die Durchführung einer ersten grundlegenden Projektumfeldanalyse. <?page no="252"?> Projektmanagement (2) Vor dem eigentlichen Projektbeginn steht die strategisch sinnvolle Auswahl von Projekten im Mittelpunkt. In der Projektstartphase arbeitet der Projektleiter konsequent daran, die strategischen Ziele zu präzisieren. Die einzelnen Schritte der Zielpräzisierung sind: Erste Zielanalyse im Rahmen der Vorbereitung des Pro e jektes durch den Projektleiter: Analyse der Zielinterdependenzen Analyse der Präferenzen durch Gewichtung Analyse der Ziel-Mittel-Verhältnisse, also Operationalisierung der stategischen Zielsetzungen Möglichst vollständige und motivierende Formulierung der Ziele Gemeinsame Zielanalyse mit dem Projektteam e Einigung auf ein gemeinsames Zielsystem Grundlage für die Zielpräzisierung sind das Lastenheft und das Pflichtenheft. Das Lastenheft ist nach DIN die vom Auftraggeber festgelegte Gesamtheit der Forderungen eines Auftragnehmers an die Lieferungen und Leistungen innerhalb eines Projektauftrages. Das Pflichtenheft umfasst nach DIN die vom Auftrag t nehmer erarbeiteten Realisierungsvorgaben auf der Basis des vom Auftraggeber vorgegebenen Lastenheftes. (3) Von herausragender Bedeutung im Rahmen des Projektmanagementprozesses ist die Projektplanung . Sie zielt darauf ab, die Unsicherheit zu reduzieren, die Effizienz zu steigern, die Ziele genauer zu verstehen und somit den Anforderungen des Auftraggebers bessere gerecht zu werden sowie <?page no="253"?> Projektmanagement eine Grundlage für die Projektumsetzung und -kontrolle zu schaffen. Die Projektplanung besteht aus verschiedenen Teilprozessen : (a) Strukturplanung: Zerlegung der gesamten Projektaufgabe in einzelne Arbeitspakete mit Hilfe von Projektstrukkk turplänen. (b) Arbeitsaufwandsplanung: Abschätzung des Arbeitsaufff wands und der notwendigen Zeitdauer zur Erledigung der jeweiligen Arbeitspakete. Der Arbeitsaufwand wird gewöhnlich in Manntagen, Mannwochen usw. gemessen. Nicht nur die Arbeitszeit spielt bei dieser Planung eine Rolle, sondern auch die Dauer, also der Zeitraum, über den sich diese Leistungserbringung erstrecken wird. Dies hängt zum Großteil von der Art und Weise ab, wie die Arbeit erbracht werden kann: Arbeitspakete, deren Aktivitäten von mehreren Personen parallel erledigt werden können, sind von kürzerer Dauer als Vorgänge mit gleichem Aufwand, deren Arbeitsschritte sich nur sequenziell abarbeiten lassen. Will man eine Antwort auf die Frage, was das Projekt kosten wird, so muss der Arbeitsaufwand mit Preisen bewertet werden. (c) Ablaufplanung: Erstellung eines zeitlichen und logischen Ablaufs der Aufgaben. n Im Vordergrund steht die Untersuchung der Abhängigkeiten zwischen den Aktivitäten, n von Möglichkeiten zur Parallelisierung von Aktivitäten, g der notwendigen Zeitabstände zwischen den Aktivi e täten sowie der Schnittstellen zwischen den Aktivitäten. <?page no="254"?> Projektmanagement Die Projektablaufplanung bildet die Grundlage für die Planung der Termine, der Ressourcen und der Kosten. Eine bewährte Methode zur Analyse, Beschreibung, Planung, Kontrolle und Steuerung von komplexen Projektabläufen stellt die Netzplantechnik dar k . Grundgedanke der Netzplantechnik ist die Darstellung der Vorgänge und ihrer sinnvollen Reihenfolge. Meist wird diese Methode auch für die Zeitplanung und Terminplanung genutzt. Der Name „Netzplantechnik“ geht auf die Darstellungsform dieser Methode zurück. Bei Projekten mit vielen Vorgängen ähnelt die graphische Darstellung einem Netz. (d) Terminplanung: Im Rahmen der Projektablaufplanung wird die Anordnung der Aufgaben festgelegt, die im Projektverlauf erledigt werden müssen. Der nächste Schritt besteht nun in der Ermittlung der Zeit für die in der Ablaufplanung beschriebene Aktivitätenfolge. Die wichtigste Methode für die Terminplanung ist die Netzplantechnik . Für die Terminplanung müssen die Ergebnisse der Zeitanalyse noch in Kalendertermine umgerechnet werden. Die meisten Projektmanagement-Softwarepakete bieten die Möglichkeit, diese Umrechnung vorzunehmen. Sie berücksichtigen dabei Sonn- und Feiertage sowie andere arbeitsfreie Tage. (e) Ressourcenplanung: Ermittlung der notwendigen Ressourcen in quantitativer und qualitativer Hinsicht: Personal, Sachmittel, Material, Finanzen <?page no="255"?> Projektmanagement (f) Kostenplanung: Die Projektkostenplanung muss folgende Aufgaben erfüllen: Bei Kundenprojekten Bereitstellung von Informationen für die Pro n jektkalkulation Sicherung der Wirtschaftlichkeit durch Bereitstellung t von Daten für die laufende Kostenkontrolle Bereitstellung von Daten für die Berechnung des Projektwertbeitrages Bereitstellung von Daten für die Finanzplanung Soll die Kostenplanung speziell auf Projekte zugeschnitten werden, ist eine Reihe von Besonderheiten zu beachten: Bei vielen Projekten finden große Teile der Wertschöpfung in indirekten Leistungsbereichen, wie der Forschung und Entwicklung statt. Für die verursachungsgerechte Zuordnung der Kosten der indirekten Leistungsbereiche eignet sich die Prozesskostenrechnung . Eine weitere Besonderheit ergibt sich aus der Tatsache, dass Projekte gewöhnlich einen längeren Betrachtungszeitraum aufweisen und typischerweise über mehrere Perioden abgewickelt werden. Diese Eigenschaft von Projekten lässt sich im Rahmen des Life Cycle Costing berücksichtigen g Ein wichtiger Erfolgsfaktor für ein Projekt ist die Einbeziehung des Kunden und seiner Vorstellungen bezüglich Preis und Funktionalität. Im Rahmen des Target Costing lassen sich die Preisvorstellungen g des Kunden für bestimmte Funktionen als Grundlage der Produktentwicklung berücksichtigen. <?page no="256"?> Projektmanagement In folgender Übersicht sind einzelne Planungstechniken aufgeführt, die zur Unterstützung der genannten Teilprozesse herangezogen werden können. Teilprozesse der Projektplanung Planungstechniken Strukturplanung Projektstrukturpläne Arbeitsaufwandsplanung Expertenschätzungen Multiplikatormethode Parametrische Methode Beispiele für spezielle Techniken in der Softwareentwicklung: COCOMO II, Function Point Analysis Ablaufplanung Listen zur Ablaufplanung Balkenpläne Netzpläne Terminplanung Geschwindigkeitsdiagramm Terminliste Vernetzter Balkenplan Netzplan Ressourcenplanung Personal Sachmittel Material Finanzen Ermittlung des Ressourcenbedarfs auf Arbeitspaketebene und aggregiert pro Mitarbeiterdiagramm) Detaillierte oder pauschale Kapazitätsermittlung Ressourcenvergleich und -optimierung Sachmittelplanung auf Arbeitspaketebene und aggregiert Kapazitätsermittlung (z. B. mit Belegungsplan) Ressourcenvergleich und -optimierung Materialplanung auf Arbeitspaketebene und aggregiert Materialplanung und -optimierung für den gesamten Produktlebenszyklus planung Kostenplanung Prozesskostenrechnung Life Cycle Costing Target Costing Integrierte Projektkostenplanung <?page no="257"?> Projektmanagement (4) Projektumsetzung: Die Pläne dienen als Grundlage für die Projektumsetzung. Beim Vergleich von Planwerten und Istwerten treten Probleme auf, die im Rahmen eines Änderungsmanagements und eines Vertrags- und Nachforderungsmanagements zu lösen sind. Das Änderungsmanagement befasst sich mit der Festlegung und Einhaltung einer systematischen Vorgehensweise zur Freigabe und Überwachung von Änderungen. Es besteht aus folgenden Schritten: Erstellung eines Änderungsantrages (change request) Genehmigung oder Ablehnung des Änderungsantrages Durchführung der Änderung Rückmeldung der erfolgreichen Änderung. Das Nachforderungsmanagement ( t Claim Management) umfasst die Überwachung der Verträge auf Ansprüche hinsichtlich Mehr-, Minder- oder Andersleistungen sowie den Abschluss von Vertragsänderungen, die eine angemessene Entschädigung vorsehen. Die Bedeutung des Claim Management ist nicht zu unterschätzen, denn hohe Nachforderungen wirken sich i. d. R. stark auf den wirtschaftlichen Erfolg aus. (5) Projektkontrolle: Die Kontrolle ist eine Folge der Planung: Planung ohne Kontrolle ist sinnlos, Kontrolle ohne Planung unmöglich. <?page no="258"?> Projektmanagement Die Projektkontrolle besteht aus der Leistungskontrolle . Um den Leistungsfortschritt des gesamten Projektes beurteilen zu können, wird für jedes Arbeitspaket der Fortschrittsgrad in Prozent erhoben. der Terminkontrolle . Ausgangspunkt ist die Schätzung des zeitlichen Fortschrittsgrades. Er stellt das Verhältnis von Ist-Dauer zur voraussichtlichen Gesamtdauer dar. Die voraussichtliche Gesamtdauer ergibt sich aus der Ist-Dauer und der realistisch geschätzten voraussichtlichen Restdauer, die auch „Time-to-Completion“ genannt wird. der Kostenkontrolle . Ein wesentlicher Bestandteil der Kostenkontrolle ist die Gegenüberstellung der tatsächlichen Kosten (Istkosten) mit den geplanten Kosten (Plankosten). Abweichungen vom Plan sollten möglichst frühzeitig erkannt werden, um Gegenmaßnahmen einleiten zu können. (6) Projektabschluss : Zu einem systematischen Projektabschluss gehören folgende Teilprozesse: Endabnahme der Projektergebnisse Projektauswertung Projektinterne Abschlussbesprechung im Team Abschlussgespräche mit den wichtigsten Stakeholdern Abschlussbericht und Fertigstellung der Projektdokumentation (7) Das Qualitätsmanagement und das t Management von Chancen und Risiken begleiten die Prozesse des Managements von Projekten. Für beide Bereiche werden unternehmensweite Ziele festgelegt, die jeweils den Ausgangspunkt für das systematische Management von qualitätsrelevanten Themen sowie von Chancen und Risiken darstellen. <?page no="259"?> Projektmanagement 6 Management durch Projekte Ziele des Managements durch Projekte Ist ein einzelnes, bereits definiertes Projekt zu realisieren, bewegt man sich auf der operativen Ebene. Dabei geht es-- wie bisher beschrieben - um das Management eines Einzelprojektes. Der Erfolg eines Unternehmens hängt jedoch i. d. R. nicht nur von der effizienten Abwicklung eines bestimmten Projektes ab, sondern vielmehr von der Auswahl der „richtigen“ Projekte . In der ersten Box wurde bereits dargelegt, dass das Projektmanagement in einer Zeit mit zunehmender Dynamik und Komplexität auch an strategischer Bedeutung gewinnt: In den meisten Unternehmen werden immer größere Anteile des Umsatzes über Projekte erwirtschaftet e . Im Management durch Projekte bewegen wir uns auf der straaa tegischen Ebene der Führungsregelkreise e . Ausgangspunkt ist die Gesamtunternehmensplanung, die i. d. R. vorrangig zwei Ziele verfolgt: Die Unternehmensentwicklung und g die Wertsteigerung des Unternehmens g . Beiden Zielen soll die Zusammenstellung eines entsprechenden Projektportefeuilles und dessen Umsetzung im Rahmen eines systematischen Multiprojektmanagements dienen. <?page no="260"?> Projektmanagement Multiprojektmanagement Das Multiprojektmanagement besteht aus 3 Phasen: Strategische Multiprojektplanung Operative Multiprojektplanung Multiprojektplanung Multiprojektumsetzung Multiprojektkontrolle Multiprojektmanagement Schaffung der organisatorischen Voraussetzungen Konkrete Umsetzungsmaßnahmen, wie z.B. Koordination der operativen Projektumsetzung Strategische Multiprojektkontrolle Strategische Überwachung Strategische Prämissenkontrolle Strategische Durchführungskontrolle auf der Grundlage der operativen Multiprojektkontrolle Operative Multiprojektkontrolle Abb. 5: Phasen des Multiprojektmanagements (1) Im Zentrum der Multiprojektplanung steht die Auswahl g jener Projekte, die den strategischen Zielen des Unternehmens entsprechen, d. h. zur gewünschten Unternehmensentwickkk lung und zur Wertsteigerung des Unternehmens beitragen. Ein wichtiges quantitatives Kriterium zur Messung des Beitrages eines einzelnen Projektes zur Wertsteigerung des gesamten Unternehmens ist der Projektwertbeitrag , der auf Basis der geplanten Projekt-Free Cash-flows (FCF) mit Hilfe der folgenden Formel berechnet werden kann: <?page no="261"?> Projektmanagement Projektwertbeitrag (PWB) = ; t = 0 T Projekt FCF t ___ (1 + WACC) t mit WACC Weighted Average Cost of Capital Die Analyse der strategischen Eignung eines Projektes für die gewünschte Unternehmensentwicklung kann mit Hilfe der Balanced Scorecard erfolgen: Für die einzelnen Felder der d Balanced Scorecard werden strategische Ziele definiert. Den Feldern werden dann Projekte zugeordnet. Schließlich lässt sich feststellen, welche Projekte zur Verwirklichung der strategischen Ziele beitragen können. Beispiel: Im Balanced Scorecard-Feld „Finanzen“ wird u. a. folgendes Projekt eingetragen: Projekt zur Senkung der eingesetzten Kapitals durch Entwicklung eines neuen Logistiksystems (z. B. Just-in-time-Bestellstrategie). Auf diese Weise wird das Ziel einer Senkung der Kapitalbindungskosten angesteuert. Die Auswahl der einzelnen Projekte kann mit Hilfe der Nutzwertanalyse erfolgen, die sowohl quan e titative (z. B. Projektwertbeitrag) als auch qualitative Kriterien (z. B. Projektkomplexität, Projektrisiken) verarbeiten kann. Sie liefert eine Anordnung der untersuchten Projekte nach der Höhe der Nutzwerte. Sind die richtigen Projekte ausgewählt, gilt es im nächsten Schritt der Multiprojektplanung die zur Verfügung stehenden Ressourcen über alle Projekte hinweg möglichst sinnvoll einzusetzen und Synergieeffekte zu realisieren e . <?page no="262"?> Projektmanagement (2) Wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Multiprojektumsetzung ist die Schaffung der organisatorischen Voraussetzung. Es müssen zusätzliche Organisationseinheiten eingerichtet werden: Der Multiprojektlenkungsausschuss und das Projektmanagementoffice. Beide Organisationseinheiten stellen eine Brücke zwischen e der Stammorganisation und der sekundären Projektorganisation her. Unternehmensleitung Betriebsleiter Bereichsleiter Hauptabteilungsleiter Abteilungsleiter Meister Mitarbeiter Projektmanagementoffice Multiprojektlenkungsausschuss Primärorganisation (Linienorganisation) Sekundäre Organisation (Projektorganisation) Projekt A Projekt B Projekt D Projekt C zeitlich unbegrenzt vorhandene Organisationseinheiten und dauerhafte Koordinationsverbindungen temporär begrenzt vorhandene Organisationseinheiten und Koordinationsverbindungen Abb. 6: Multiprojektorganisation Der Multiprojektlenkungsausschuss besteht aus einer Arbeitsgruppe, die Fragen der inhaltlichen Abstimmung <?page no="263"?> Projektmanagement zwischen den Projekten klärt, die die strategische Ausrichtung der ganzen Unternehmung betreffen. Das Projektmanagementoffice (PMO) übernimmt ins e besondere die Koordination zwischen den verschiedenen Projekten, ist aber auch für die Entwicklung einheitlicher Projektmanagementstandards für alle Projekte und den Aufbau von Projektmanagement-Know-how im Unternehmen zuständig. (3) Die Multiprojektkontrolle überprüft insbesondere, ob ein strategischer Handlungsbedarf zur Überarbeitung des Projektportefeuilles im Lichte neuer Erkenntnisse besteht. Der Multiprojektlenkungsausschuss besteht aus einer Arbeitsgruppe, die Fragen der inhaltlichen Abstimmung zwischen den Projekten klärt, die die strategische Ausrichtung der ganzen Unternehmung betreffen. Er sollte sich zusammensetzen aus Mitgliedern der Unternehmensleitung Mitgliedern des PMO Dem Leiter des Fachbereichs „Strategieentwicklung“ Dem Leiter des Fachbereichs „Unternehmenscontrolling“ Im Falle besonders wichtiger strategischer Projekte auch aus Projektleitern. Das Projektmanagementoffice (PMO) übernimmt ins e besondere die Koordination zwischen den verschiedenen Projekten, ist aber auch für die Entwicklung einheitlicher Projektmanagementstandards für alle Projekte und den Aufbau von Projektmanagement-Know-how im Unternehmen zuständig. <?page no="264"?> Projektmanagement Dies gilt insbesondere dann, wenn zwischen Projekten und Linienmanagement Ressourcenkonflikte auftreten. Zudem kommt dem PMO im Hinblick auf den Einsatz von Ressourcen die Aufgabe eines systematischen Synergiemanagements zu. <?page no="265"?> Projektmanagement 7 Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Ein Projekt ist ein Vorhaben, das zeitlich befristet ist ständig wiederholt wird als Routineaufgabe verstanden werden kann 2. Ein typisches Modell der Organisation von Projekten stellt die Funktionale Organisation die Matrixorganisation die Stabsprojektorganisation dar 3. Nachteile der Matrixprojektorganisation sind Konflikte wegen Doppelunterstellung Herumreichen des „Schwarzen Peters“ flexibler Personaleinsatz 4. Die Projektkultur ist die Gesamtheit der in einem Projekt gültigen Werte und Normen, die über bestimmte kk Verhaltensmuster Denkmuster Leistungsprozesse das Entscheiden und Handeln des Projektteams prägen. 5. Positive Wirkungen der Projektkultur: gemeinsames Orientierungsmuster Wir-Gefühl Gruppendruck <?page no="266"?> Projektmanagement 6. Die Machbarkeitsstudie steht am Anfang eines Projektes bei einzelnen Meilensteinen eines Projektes am Abschluss eines Projektes 7. Das Lastenheft enthält die vom Auftraggeber eines Projektes formulierten Forderungen bezüglich der Leistungen des Auftragnehmers ff genannten finanziellen Belastungen zur Durchführung des Projektes fixierten Vorschläge des Kunden bezüglich der Merkmale des Projektes 8. Die Projektablaufplanung befasst sich mit der Planung der Termine der Kosten der Anforderungen an die Ressourcen ff 9. Das Nachforderungsmanagement (claim management) umfasst die Überwachung der Verträge in Bezug auf die erbrachten Leistungen die Beschreibung der einzelnen Meilensteine die Bemessung der Entschädigung für Vertragsverletzungen 10. Die Arbeitsaufwandsplanung lässt sich mit Hilfe folgender Planungstechniken unterstützen: Balkenpläne Netzpläne Multiplikatormethode <?page no="267"?> Projektmanagement 11. Die Prozesskostenrechnung eignet sich insbesondere zur verursachungsgerechten Zurechnung der indirekten Leistungsbereiche zur Ermittlung der Preisuntergrenze für ein Projekt 12. Die Earned Value Technik eignet sich insbesondere für die Terminkontrolle ermöglicht ein Bild vom aktuellen Stand eines Projektes 13. Projektstrukturpläne lassen sich bilden durch eine funktionsorientierte Gliederung eine objektorientierte Gliederung eine kostenorientierte Gliederung 14. Quality Gates stellen Meilensteine der Erreichung bestimmter Qualitätsanforderungen im Rahmen des Projektverlaufs dar Voraussetzungen für die Fortsetzung der Realisation eines Projektplanes dar 15. Das Management durch Projekte befasst sich mit der Planung und Realisation eines einzelnen Projekkk tes mit der Auswahl der „richtigen“ Projekte 16. Ein Balkenplan ist die graphische Darstellung von Terminen und Dauern für die einzelnen Arbeitspakete der Kostenentwicklung im Rahmen eines Projektverlaufes <?page no="268"?> Projektmanagement 17. Die Kosten von Projekten fallen i. d. R. deshalb höher aus als geplant, weil zur Durchsetzung eines Projektvorhabens bei den Entscheidungsträgern von idealen Bedingungen ausgegangen wird im Laufe des Projektvollzugs ständig neue Ideen vorgebracht werden keine geeigneten Methoden der Projektkontrolle zur Verfügung stehen 18. Ein Projektcontroller nimmt folgende Aufgaben wahr: die Planung und Kontrolle von Kosten die Zusammenstellung des Projektteams die Beschaffung und Aufbereitung von Informationen für die Projektleitung 19. Die Portfolio-Analyse ist eine Methode zur Optimierung der Multiprojektplanung Überwachung des Projektfortschrittes 20. Ein projektorientiertes Unternehmen zeichnet sich dadurch aus, dass das Projektmanagement in die Entwicklung des gesamten Unternehmens integriert ist. nimmt nur dann Projekte in Angriff, wenn eine Ausnahmesituation zu b u ewältigen ist <?page no="271"?> Wirtschaftsinformatik 1 Grundlagen und Begriffe 1.1 Definition Die Wirtschaftsinformatik (WI) ist als ein interdisziplinäres Wissensgebiet angelegt, bei dem die Betriebswirtschaftslehre und die Informatik, neben weiteren Wissenschaften, die wesentlichen Begriffe, Ansätze und Methodologien zur Problemlösung beitragen. Abstrakt formuliert geht es darum, die Bedürfnisse eines Unternehmens nach Informationen zu unterstützen, indem ITbasierte Anwendungen die verschiedenen Geschäftsabläufe entlang der betrieblichen Wertschöpfungskette begleiten und die gewünschten Daten und Informationen. zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, in der richtigen Menge und in der erforderlichen Qualität bereitstellen (sog. informationslogistische Prinzipien). Die fachlichen Anforderungen, die aus den unterschiedlichen Unternehmensbereichen kommen, werden auf ein formales Modell abgebildet, das wiederum in Form eines IT-Systems umgesetzt wird. Aus diesem Grund ist ein tiefergehendes Verständnis für die betrieblichen Abläufe und die Implementierung in Form einer maschinellen Informationsverarbeitung notwendig. Die Besonderheit der Wirtschaftsinformatik besteht also in einem ganzheitlichen Ansatz, d.h. der Berücksichtigung der technologischen und der betriebswirtschaftlichen <?page no="272"?> Randbedingungen beim Entwurf, der Implementierung und dem Einsatz von IT-Systemen. Die wesentlichen Gründe für die deutlich ansteigende Bedeutung der Wirtschaftsinformatik liegen darin begründet, dass zum einen der Faktor Information bzw. Kommunikation immer wichtiger und damit geschäftskritischer wird und zum anderen gibt es keine Alternativen zu den betrieblichen IT-Systemen, da die Komplexität, der Umfang und die räumliche Verteilung von Informationen innerhalb der Firmen immer stärker zunehmen. Unternehmen lassen sich also nur noch durch betriebliche Informationssysteme steuern und führen, wobei sie kein Selbstzweck sind, sondern sie müssen ihren Beitrag zur Wertschöpfung täglich leisten. 1.2 Arbeitsgebiete Typische Betätigungsfelder der Wirtschaftsinformatik befinden sich an den Schnittstellen zwischen den einzelnen Fachabteilungen der Unternehmensbereiche (z.B. Controlling, Logistik, Vertrieb, Produktion) und der IT-Abteilung, so dass das Problem ggf. durch ein entsprechendes Informationssystem gelöst wird. Hier werden also die besonderen interdisziplinären Kompetenzen der Wirtschaftsinformatik in erhöhtem Maß gefordert. Alle Tätigkeiten, die zum Entwurf, zur Implementierung oder zum Betrieb solcher betrieblichen Informationssysteme gehören, z.B. die Beratung oder Schulung der Anwender, <?page no="273"?> Wirtschaftsinformatik die Erfassung der fachlichen Anforderungen, die Modellierung der IT-Systeme, die effiziente Integration von Anwendungen in den betrieblichen Geschäftsablauf sind typische Bestandteile des Aufgabengebiets der Wirtschaftsinformatik. Konsequenterweise finden sich Absolventen der Wirtschaftsinformatik auf beiden Seiten der Schnittstellen wieder, d.h. sowohl bei den jeweiligen Fachabteilungen als auch bei der IT-Abteilung. Als Arbeitsgebiete seien hier beispielhaft aufgeführt: Business Intelligence (BI) Geschäftsprozessmodellierung (GPM) IT-Projektmanagement Enterprise Ressource Planning (ERP) Customer Relationship Management (CRM) Supply Chain Management (SCM) E-Business/ E-Commerce Die Wirtschaftsinformatik beschäftigt sich also damit, wie die Unternehmensziele mittels einer geeigneten IT- Strategie und adäquaten Informationssystemen umgesetzt werden können und so wesentlich zur Wertschöpfung beitragen. Die IT ist hierbei kein Selbstzweck, sondern wird als differenzierender Faktor für den Unternehmenserfolg angesehen, der entscheidend für die Steigerung der Produktivität der Mitarbeiter verantwortlich ist. <?page no="274"?> 1.3 Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Bitte ergänzen Sie: Die informationslogistischen Prinzipien bestehen in der Bereitstellung von Daten und Informationen ... am richtigen Ort für den Anwender zur richtigen Zeit in der richtigen Menge in der erforderlichen Qualität 2. Was ist eine Besonderheit der Wirtschaftsinformatik? die Übernahme betriebswirtschaftlicher Ansätze die Anwendung von Verfahren aus der IT der interdisziplinäre Ansatz, der Methodiken aus BWL und IT vereint der mathematisch-formale Ansatz die maschinelle Informationsverarbeitung 3. Welche Faktoren sind für die zunehmende Bedeutung der Wirtschaftsinformatik verantwortlich? IT wird immer billiger. Der Faktor Information wird immer geschäftskritischer. IT wird immer schneller. die Abhängigkeit der Firmen von IT bzw. Informationssystemen nimmt zu. 4. Wo befinden sind typische Betätigungsfelder der Wirtschaftsinformatik? Modellierung von IT-Systemen <?page no="275"?> Wirtschaftsinformatik Vermarktung von Produkten Fertigung von Produkten Erfassung der betrieblichen Anforderungen Beratung oder Schulung von Anwendern 5. Welche Tätigkeiten gehören typischerweise zur Wirtschaftsinformatik? der Einkauf betrieblicher Informationssysteme der Betrieb betrieblicher Informationssysteme die Implementierung betrieblicher Informationssysteme der Entwurf betrieblicher Informationssysteme der Verkauf betrieblicher Informationssysteme 6. In welchen Arbeitsgebieten sind Absolventen der Wirtschaftsinformatik normalerweise zu finden? Geschäftsprozessmodellierung IT-Projektmanagement Enterprise Resource Planning (ERP) Customer Relationship Management (CRM) Supply Chain Management (SCM) 7. Was ist das Ziel der Wirtschaftsinformatik? IT als Selbstzweck Unterstützung für den Unternehmenserfolg Steigerung der Mitarbeiteranzahl Umsetzung der Unternehmensziele mittels IT und Informationssystemen <?page no="276"?> 2 Informationssysteme und Unternehmensorganisation/ -strategie 2.1 Unternehmensziele bestimmen die IT Prinzipiell können sich die Technologien für betriebliche Informationssysteme und die umzusetzende Unternehmensorganisation bzw. -strategie gegenseitig beeinflussen. Beispielsweise ermöglichte das Web erst eine durchgehende globale, kontinuierliche Kundenansprache, die dann auch vom Management aufgegriffen wurde. In der Praxis bestimmen aber die Unternehmensorganisation, -kultur und -ziele durch ihre Vorgaben, z.B. in Form des Budgets, wesentlich die Ausprägung und Umsetzung der internen IT. Es herrscht also klar das Primat der Unternehmensstrategie, dem sich die IT-Abteilung als Teil des Unternehmens und als interner Dienstleister unterzuordnen hat. Entscheidend ist hierbei, dass die allgemeinen Unternehmensziele, wie z.B. die Steigerung des Umsatzes, die Gewinnung weiterer Marktanteile oder die Reduzierung der Kosten auf konkreten Kenngrößen für die betrieblichen Informationssysteme (und die IT- Abteilung) abgebildet werden und mit Hilfe des Controllings überwacht werden. <?page no="277"?> Wirtschaftsinformatik Dieses Primat lässt sich mit Hilfe der IT-Governance entsprechend im Unternehmen umsetzen, damit man hier ein „Alignment“ der IT und ein „Enablement“ durch IT erreicht. Das „Enterprise Wide Information Management Modell“ (EWIM) verdeutlicht diese Zusammenhänge. EWIM (Mit Änderungen übernommen aus Krcmar, H. (2009)) Ein möglicher Indikator für die Gewichtung der IT innerhalb des Unternehmens ist übrigens die Präsenz in der Geschäftsführung oder im Vorstand durch einen Chief Information Officer (CIO), der sich ausschließlich um die IT-Belange kümmert. <?page no="278"?> Eine der wichtigsten strategischen Unternehmensentscheidungen ist dabei, ob die firmeneigene IT in Teilen oder vollständig an Drittanbieter ausgelagert (Outsourcing) oder beibehalten wird. Weiterhin ist relevant, ob und inwieweit die interne IT einen Beitrag zur Wertschöpfung leisten kann, der die Differenzierung zum Wettbewerb z.B. in Form von technologischen Innovationen, erhöhtem Kundenservice oder Kostenreduzierungen ermöglicht. 2.2 Zunehmende Bedeutung der Unternehmens-IT In vielen Branchen (z.B. bei Banken, Versicherungen, Fertigungsunternehmen und Handel) hat sich die Bedeutung der IT in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht, da sich die typischen Unternehmensziele, wie z.B. die Erhöhung der Produktivität, die Intensivierung der Kundenbeziehung oder der Aufbau einer globalen Präsenz, in der Regel nur durch den zunehmenden Einsatz von betrieblichen Informationssystemen umsetzen lassen. Dies war und ist möglich, da zum einen die eingesetzten Informationssysteme einerseits aufgrund des technologischen Fortschritts immer leistungsfähiger werden: Prozessoren, Datenspeicher, neue Funktionen, effizientere Implementierungen/ Algorithmen <?page no="279"?> Wirtschaftsinformatik und andererseits die internen Geschäftsprozesse zunehmend formalisiert, automatisiert und anschließend optimiert werden. Gleichzeitig folgt die Unternehmens-IT dem Trend zu flach(er)en Hierarchien, zur weltweiten Präsenz, der erhöhten Agilität, aber auch der zunehmenden Komplexität von Entscheidungsprozessen, in dem die betreffenden Leitungsstrukturen durch spezifische Informationssysteme unterstützt werden. Es zeigt sich aber auch, dass die Herausforderung im Entwurf von Informationssystemen darin besteht, den zunehmend komplexen und wachsenden Informationsfluss auf die Aufnahmebereitschaft und die Verfügbarkeit der menschlichen Anwender genau abzustimmen, ohne diese zu über- oder unterfordern. Nur in diesem Fall können IT-Systeme eine echte Orientierung und damit einen Beitrag zu den Unternehmenszielen leisten. 2.3 Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche Einflussfaktoren sind für die erfolgreiche Implementierung einer Unternehmens-IT ausschlaggebend? <?page no="280"?> wie das Unternehmen organisiert ist wie viel Budget für IT-Investitionen zur Verfügung steht welche der neuesten Technologien verwendet werden welche Unternehmensziele verfolgt werden (z.B. Gewinnsteigerung, Marktanteile erhöhen etc.) welche Projektmanagementmethode verwendet wird 2. Was versteht man unter dem Primat der Unternehmensstrategie? Die IT-Strategie bestimmt die Unternehmensstrategie. Die IT-Strategie ist unabhängig von anderen Vorgaben. Die Unternehmensstrategie gilt als Leitbild für die IT-Strategie. dass die Unternehmensstrategie noch zu primitiv ist 3. Nennen Sie typische Unternehmensziele, welche durch die IT-Strategie unterstützt werden. Umsatzsteigerung Erhöhung der IT-Personalkosten Gewinnung weiterer Marktanteile Kostensenkung Einführung von Call-Centern 4. Was erklärt bzw. beschreibt das Enterprise Wide Information Management Model (EWIM)? Es beschreibt exakt den Einsatz von neuen Informationssystemen. <?page no="281"?> Wirtschaftsinformatik Es beschreibt den Zusammenhang zwischen der Strategischen Planung, der Geschäftsplanung, der Informationssystemarchitektur und der Informationstechnologie. Man kann damit die Beeinflussung der Strategischen Planung durch die IT erklären (Enablement). Man kann damit die Ausrichtung von Informationssystemarchitekturen und Informationstechnologien an die Unternehmensziele erklären (Alignment). Es beschreibt genau, wie neue Informationssysteme implementiert werden müssen. 5. Was ist unter IT Outsourcing zu verstehen? die (Teil-)Auslagerung von IT-Systemen und -Prozessen an Drittanbieter der Verkauf der IT-Abteilung an die Konkurrenz der Verkauf von Informationssystemen an den Endkunden die Verschiebung von IT-Systemen in ein zweites Rechenzentrum, um den Datenzugriff zu sichern 6. Warum werden Informationssysteme immer bedeutender für Unternehmen? Weil die technische Leistungsfähigkeit der Systeme immer weiter zunimmt und sich damit neue Möglichkeiten für ein Unternehmen eröffnen können. Weil immer mehr Geschäftsprozesse durch Informationssysteme formalisiert und damit automatisiert werden. Weil Informationssysteme immer einfacher werden und weniger vernetzt sind. Weil Informationssysteme immer günstiger werden. <?page no="282"?> 7. Was sind die Konsequenzen eines verstärkten IT- Einsatzes auf die Unternehmensorganisation? flache Hierarchien erhöhte Agilität weniger IT-Personal neue Geschäftsmodelle (z.B. weltweiter Vertrieb über das Internet) weniger Flexibilität 8. Durch wen werden die Belange der IT in der Regel im Vorstand oder in der Geschäftsführung vertreten? COO CFO CEO CIO CSI 9. Was ist die primäre Herausforderung beim Entwurf von Informationssystemen? die Auswahl von Programmiersprachen die Abstimmung des Informationsflusses auf die Bedürfnisse der Anwender die Implementierung der Systeme in ein Netzwerk die Dokumentation der nötigen Änderungen an der Informationssystemarchitektur die Verschlüsselung der benötigten Informationen <?page no="283"?> 3 Betriebliche Informationssysteme 3.1 Vom Anwendungssystem zum betrieblichen Informationssystem Betriebliche Informationssysteme unterstützen Unternehmen und Organisationen bei der Verarbeitung großer Datenmengen (z.B. Big Data) und können zu besseren unternehmerischen Entscheidungen führen. Die Aufgabe der Wirtschaftsinformatik ist es, geeignete betriebliche Informationssysteme zu entwerfen, zu verbessern und diese in die operativen Prozesse des Unternehmens zu implementieren. Ziel ist es, die Ver- und Bearbeitung von Informationen in einem betrieblichen Umfeld zu systematisieren. Ein solches betriebliches Informationssystem besteht im Wesentlichen aus drei Kernelementen, welche sich gegenseitig beeinflussen: Organisation, Management und Anwendungssystem Das Anwendungssystem verarbeitet die für die betrieblichen Aufgaben und Geschäftsprozesse relevanten Daten mit Hilfe von Software, welche die logische Ebene darstellt, und der IT-Infrastruktur, welche die Information auf elektronischem Wege verbreitet. Wirtschaftsinformatik <?page no="284"?> IS versus AS (mit Änderungen übernommen aus Krcmar, H. (2009)) Ein Anwendungssystem ist somit nur als der technische Teil eines Informationssystems anzusehen. Um effektiv die betrieblichen Informationen zu systematisieren und damit bessere betriebliche Entscheidungen treffen zu können, müssen auch die Faktoren Organisationsstruktur und die Managementziele berücksichtigt werden. Da diese Faktoren sich von Betrieb zu Betrieb unterscheiden, ist ein Informationssystem immer individuell. Die Einführung eines von der Stange gekauften Anwendungssystems verlangt daher immer eine gewisse prozessorientierte oder technische Anpassung (sog. Customizing). <?page no="285"?> Wirtschaftsinformatik 3.2 Einteilung der IS aus hierarchischer und funktionaler Sicht Informationssysteme lassen sich auf den unterschiedlichsten Hierarchieebenen eines Unternehmens finden. Die klassische Einteilung erfolgt in drei aufeinander aufbauende Ebenen: operativ, taktisch und strategisch. Betriebliche IS (mit Änderungen übernommen aus Laudon et al. (2011)) Auf der operativen Ebene werden Rohdaten anhand von Transaktionen erfasst (sog. Transaction Processing Systems (TPS)). Ein Beispiel für ein solches Informationssystem wäre die Lagerverwaltung, wobei jede Ein- und Auslagerung eine Transaktion darstellt und damit neue Daten generiert. <?page no="286"?> Darauf aufbauend finden wir taktische Informationssysteme, welche oft als Management Information Systems (MIS) und Decision Support Systems (DSS) bezeichnet werden. Hier werden die Rohdaten aus den operativen Systemen aggregiert und bieten somit Informationen für das mittlere Management (z.B. Abteilungsleiter). Diese Systeme schaffen wiederum die Grundlage für die Informationssysteme der strategischen Ebene und sollen die Unternehmensführung unterstützen (sog. Executive Support Systems (ESS)). Eine weitere Unterteilung der betrieblichen Informationssysteme kann anhand der Funktionen oder Abteilungen stattfinden. Die folgende Funktionen und Anwendungen lassen sich in den meisten Betrieben wieder finden: Vertrieb & Marketing Systeme zur Auftragsbearbeitung und Kundenverwaltung Fertigung & Produktion Materialwirtschaft- und Produktionsplanungssysteme Finanz- & Rechnungswesen Lohnbuchhaltung, Kreditoren- und Debitorenverwaltung Personalwesen Personalverwaltung- und Zeiterfassungssysteme Im Gegensatz zu früheren Informationssystemen, welche hauptsächlich die einzelnen betrieblichen Funktionen unterstützt haben, wird heute darauf geachtet, dass die Informationssysteme auch funktionsübergreifend integriert sind, um eine Wertschöpfung über den gesamten Prozess zu gewährleisten und um Medienbrüche und damit einhergehende Informationsverluste bzw. Fehlerquellen zu vermeiden. <?page no="287"?> Wirtschaftsinformatik 3.3 Häufige vorkommende Informationssysteme in Unternehmen Um diese vertikale und horizontale Integration in den Betrieben zu schaffen, haben sich drei Arten von Anwendungssystemen als Kernelemente der betrieblichen Informationssysteme etabliert: Enterprise Resource Planning (ERP): Unterstützung aller betrieblichen Funktionen durch ein umfassendes IT- System, das den Einsatz der wirtschaftlichen und technischen Ressourcen plant, steuert, überwacht und dokumentiert. Customer Relationship Management (CRM): Kundendaten und -beziehungen werden in einer zentralen Anwendung erfasst, verarbeitet und ausgewertet, so dass sie dem Vertrieb und dem Marketing anschließend für die Kundenansprache und -betreuung zur Verfügung stehen. Supply Chain Management (SCM): Management der Lieferantenbeziehung und der Lieferkette zur Erhöhung der Wertschöpfung innerhalb des gesamten Wertschöpfungsnetzes mit Hilfe von verlinkten Informationssystemen. Dreh- und Angelpunkt in den meisten Unternehmen bildet das ERP-System. Es kann die wichtigsten internen Geschäftsprozesse über die verschiedenen hierarchischen und funktionalen Ebenen unterstützen und bietet in der Regel Schnittstellen zu CRM- und SCM-Systemen, welche die externen Geschäftsprozesse unterstützen. Das CRM-System erweitert das ERP-System auf Kundenseite und hilft, die Beziehungen zum Kunden zu pflegen sowie diesen zu analysieren, um besser auf dessen Wünsche <?page no="288"?> eingehen zu können. Das SCM-System bildet die Schnittstelle zum Lieferanten und hilft, die Kommunikation mit den Lieferanten zu verbessern und die Lieferkette zu optimieren, z.B. durch Just-in-time-Lieferungen und die Erhöhung der Transparenz bis hin zu sekundären und tertiären Lieferanten, als auch in Richtung Endkunde. Diese drei Kernelemente können in größeren Unternehmen durch weitere betriebliche Informationssystemen ergänzt und erweitert werden. Beispielhaft hierfür sollten folgende Systeme genannt werden: Workflow-Management-Systeme (WfMS) Dokumenten-Management-Systeme (DMS) Knowledge-Management-Systeme (KMS) Business Intelligence (BI) eShops / Webshops eProcurement / elektronischer Einkauf Computer Supported Collaborative Work (CSCW) 3.4 Entwicklung betrieblicher Informationssysteme Während bei vielen große Unternehmen, die bereits über eine Vielzahl von unterschiedlichen IT-Systemen verfügen, eine Integration und Konsolidierung der vorhandenen Anwendungen im Vordergrund steht (Enterprise Application Integration (EAI)), führ(t)en viele kleine und mittelständische Unternehmen erst eine durchgehende, einheitliche IT-Infrastruktur <?page no="289"?> Wirtschaftsinformatik ein (z.B. durch die Implementierung eines umfassenden ERP Systems). Ziele sind aber in beiden Fällen eine vereinfachte Administration der IT-Systeme, eine Reduzierung der damit verbundenen Unternehmensressourcen und eine Konsolidierung der darauf basierenden Geschäfts- und Entscheidungsprozesse. Aufbauend auf den bereits vorhandenen betrieblichen Anwendungen ergeben sich dann in der Regel IT-Projekte, in denen es um die gezielte Verbesserung einzelner Funktionsbereiche des Unternehmens geht, wie z.B. die Abstimmung weltweiter Liefer- und Produktionsketten (SCM), die Verbesserung des Berichtswesens oder die Intensivierung des Kundenmanagements (CRM). Jedoch werden die betrieblichen Informationssysteme nicht nur auf funktionaler Ebene erweitert, sondern sie werden auch entlang der hierarchischen Strukturen integriert. Viele dieser Systeme bauen auf den operativen Datenbeständen der operativen Systeme (vgl. TPS) auf und werden als Business Intelligence (BI)-Lösungen implementiert (vgl. DSS und ESS). Hinzu kommt oft die Implementierung von elektronischen Kommunikations- und Vertriebswegen zu Kunden und Lieferanten (E-Business / E-Commerce / CSCW), z.B. in Form von Portalen, Webshops oder sogar die Unterstützung mobiler Endgeräte. Daraus ergibt sich in der Wirtschaftsinformatik, und speziell bei der Entwicklung der betrieblichen Informationssysteme, <?page no="290"?> die Herausforderung, dass einzelne Informationssysteme sauber und nahtlos ineinander greifen und so eine durchgängige Digitalisierung der Geschäftsprozesse entlang der Wertschöpfungskette erreicht werden kann. Dies lässt sich jedoch meist nur durch eine entsprechende Planung der Enterprise Architecture (EA) umsetzten. Mit zunehmender Unternehmensgröße wird diese Aufgabe immer komplexer, da immer mehr organisatorische und technische Anforderungen beachtet werde müssen (vergleichbar mit einem großen Bauvorhaben). Hierzu werden von den Unternehmen entsprechende Frameworks und Methoden eingesetzt, damit eine durchgängige und wertschöpfende Unternehmensarchitektur gewährleistet werden kann. Beispiele für entsprechende Rahmenwerke sind aktuell „TOGAF“ und aus klassischer Sicht das „Zachman Framework“. Entsprechende Modellierungstools (z.B. ARIS, ADOit etc.) unterstützen dabei das Unternehmen bei diesen planerischen Aktivitäten. 3.5 Umsetzung betrieblicher Informationssysteme Die Erfassung und Modellierung der Anforderungen an das zu erstellende Informationssystem sowie der aktuellen betrieblichen Abläufe stellen somit die erste Phase in der Einführung betrieblicher Informationssysteme dar. Obwohl häufig gewünscht wird, die aktuelle Unternehmensorganisation genau eins zu eins auf die neue Anwendung zu übertragen, ergibt sich hier die Gelegenheit und Notwendig- <?page no="291"?> Wirtschaftsinformatik keit, die bestehenden Abläufe und Organisationen innerhalb des Unternehmens anzupassen, um sie so effizienter gestalten zu können. Dieses fachliche Verständnis ist erforderlich, damit auch das richtige Problem gelöst wird. Erst im nächsten Schritt erfolgt die Umsetzung in ein IT- System, wobei die Optionen für die konkrete Implementierung normalerweise sehr vielfältig sind. Sie reichen vom Einsatz von Standardsoftware oder der Entwicklung einer Individualsoftware, über die Nutzung einzelner Dienste (IT-Services) bis hin zur vollständigen Auslagerung an einen Drittanbieter (Outsourcing). Die Entscheidung wird dabei maßgeblich beeinflusst von dem vorhandenen Zeit- und Finanzbudget und inwieweit Standardlösungen bereits verfügbar sind bzw. angepasst werden müssen. Der Überführung in den produktiven Betrieb geht normalerweise eine intensive Testphase voraus, anschließend geht es vor allem darum, die gewünschte Verfügbarkeit und Leistung der Anwendung sicher zu stellen und damit einen möglichst reibungslosen Betrieb zu gewährleisten. 3.6 Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche technischen Komponenten kann ein Anwendungssystem haben? Datenbank <?page no="292"?> Speicher Prozessoren Netzwerk 2. Was sind die drei Kernelemente eines betrieblichen Informationssystems? Zahlenreihen Organisation Internet Management Anwendungssystem 3. Was ist unter dem Customizing eines Anwendungssystems zu verstehen? die Einführung eines Anwendungssystems die Implementierung eines Anwendungssystems die Anpassung eines Anwendungssystems der Entwurf eines Anwendungssystems 4. Nennen Sie die drei Hierarchieebenen eines Unternehmens, nach denen sich Informationssysteme kategorisieren lassen. operativ relational taktisch synergetisch strategisch 5. Nach welchen weiteren Kriterien könnte eine Unterteilung der Informationssysteme erfolgen? funktional <?page no="293"?> Wirtschaftsinformatik formal rational sequenziell bilateral 6. Was sind häufig vorkommende Informationssysteme im Unternehmen? Enterprise Relation Chain (ERC) Enterprise Resource Planning (ERP) Customer Relationship Management (CRM) Supply Customer Planning (SCP) Supply Chain Management (SCM) 7. Welche(s) Informationssystem(e) kann/ können als strategisch bezeichnet werden? Executive Support Systems (ESS) Decision Transaction Systems (DTS) Transaction Processing Systems (TPS) Decision Support Systems (DSS) Management Information Systems (MIS) 8. Was ist unter „durchgängiger Digitalisierung der Geschäftsprozesse entlang der Wertschöpfungskette“ zu verstehen? Dass einzelne Informationssysteme nahtlos ineinander greifen und keine Medienbrüche entstehen. Dass alle Informationssysteme digitale Übertragungswege nutzen. Dass einzelne Informationen digitalisiert werden. Dass alle Informationen digitalisiert werden. Dass nur Standardsoftware eingesetzt wird. <?page no="294"?> 9. Wie heißen bekannte Rahmenwerke/ Frameworks für das Enterprise Architecture Management? AFAP (Architecture for Advanced Programming) TOGAF (The Open Group Architecture Framework) Zachman Prince 2 PMBOK <?page no="295"?> 4 E-Business & E-Commerce 4.1 Neue Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsmöglichkeiten Das Internet verhalf der „Digitalen Revolution“, welche in den 1980er Jahren mit der Einführung der ersten Computer im privaten Bereich begann, in den 1990er Jahren zum Durchbruch. Die Entscheidung, das Internet für die kommerzielle Nutzung zu öffnen, schuf völlig neue Möglichkeiten der Informationsbeschaffung und der Kommunikation. Das Internet bietet Privatpersonen und Unternehmen eine universelle und standardisierte Technikplattform und ermöglichte damit die Vernetzung von Informationssystemen über betriebliche Grenzen hinweg, was entsprechende Auswirkungen auf die Informationsbeschaffung, Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsprozesse hat. Es ermöglicht, Geschäftsprozesse vollständig zu digitalisieren und Waren sowie Dienstleistungen weltweit anzubieten. Der Begriff des E-Business umfasst dabei die Digitalisierung von allen Geschäftsprozessen und kann in weitere Teilbereiche aufgespalten werden: E-Procurement: Befasst sich mit der elektronischen Beschaffung von Waren und Dienstleistungen, was idealerweise über ein Supply Chain Management Wirtschaftsinformatik <?page no="296"?> (SCM)-System und ein automatisches Bestellsystem (E-Procurement) erfolgt. Intranet-Service: Beschäftigt sich mit der Digitalisierung interner Geschäftsprozesse. Ziel ist es, die Informationsbeschaffung, -verarbeitung und -verbreitung zu verbessern und damit die Geschäftsprozesse zu optimieren. E-Commerce: Befasst sich mit dem elektronischen Handel von Waren und Dienstleistungen und bildet die digitale Schnittstelle zum Kunden. In der Regel wird dies mit Portalen, Webshops und Customer Relationship Management (CRM)-Systemen umgesetzt. Die Einführung von E-Business und E-Commerce stellt ein Unternehmen jedoch vor eine gewisse Herausforderung, da sich mitunter die Unternehmensstrategie erheblich ändern kann und Managementsowie Geschäftsprozesse überprüft und angepasst werden müssen. Dies hat zur Folge, dass sich das Geschäftsmodell eines Unternehmens entsprechend ändern muss, um auch im digitalen Zeitalter zu bestehen. Die Wirtschaftsinformatik spielt dabei eine tragende Rolle, da die betrieblichen Informationssysteme entsprechend angepasst und eingesetzt werden müssen, um das neue Geschäftsmodell zu unterstützen. Ein Geschäftsmodell wird oft auch als „Geschäftskonzept“ oder „Business Model“ bezeichnet, es beschreibt daher, was ein Unternehmen an Waren oder Dienstleitungen anbietet. wie diese Waren oder Dienstleistungen geschaffen werden. <?page no="297"?> Wirtschaftsinformatik wie diese Waren oder Dienstleistungen vermarktet werden. wie dadurch entstehenden Erträge realisiert werden. wie diese Erträge verteilt oder reinvestiert werden. wie die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells sichergestellt werden kann. 4.2 Kategorien des E-Commerce E-Commerce, als Teil von E-Business, nimmt in vielen Unternehmen eine wichtige Stellung ein und hat damit auch einen großen Einfluss auf das Geschäftsmodell eines Unternehmens. Die folgenden Kategorien des E-Commerce haben sich hierbei etabliert: Business-to-Consumer (B2C): Als B2C wird der elektronische Vertrieb von Waren und Dienstleistungen vom Unternehmen an den Endverbraucher bezeichnet. Dies geschieht zumeist über Webshops, welche eine Art virtuellen Verkaufsraum abbilden und so dem Endverbraucher den Onlineeinkauf ermöglichen. Business-to-Business (B2B): Die Kategorie B2B beschreibt den elektronischen Vertrieb von Waren und Dienstleistungen von Unternehmen zu Unternehmen. Auch in diesem Bereich werden Webshops eingesetzt, jedoch sind diese für die Bedürfnisse auf Unternehmen zugeschnitten und sind nicht jedem zugänglich. Business-to-Administration (B2A): Das B2A bezeichnet den elektronischen Vertrieb von Waren und Dienstleistungen von Unternehmen an öffentliche Einrichtun- <?page no="298"?> Endverbraucher Einzelhändler Großhändler Öffentliche Verwaltung B2C B2B B2A gen, Behörden und den Staat. Der Staat tritt hier quasi als „spezieller“ Kunde mit sehr spezifischen Anforderungen auf. Das B2A ist ein wichtiger Bestandteil der aktuellen „E-Government“-Initiativen, welche die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung vorantreiben sollen. Consumer-to-Consumer (C2C): Unter der Kategorie C2C versteht man den elektronischen Handel von Produkten zwischen Endverbrauchern, d.h. die Endverbraucher treten als Verkäufer sowie als Käufer in Erscheinung. Ein typisches Beispiel für C2C-Modelle sind Auktionshäuser oder An- und Verkaufsportale. Neben diesen vier Hauptkategorien des E-Commerce, welche klassischerweise Webshops und Online-Handelsplätze einsetzen, etablieren sich aktuell weitere Trends bzw. Geschäftsmodelle, welche verstärkt den Einsatz von passenden Informationssystemen fordern. Beispielhaft soll hier „Mobile Commerce“ (M-Commerce) genannt werden, welches dem zunehmenden Trend von portablen Internetgeräten folgt. Der Einsatz von Tablets und Smartphones im privaten und geschäftlichen Bereich eröffnet Unternehmen völlig neue Wege des Vertriebs. So können z.B. über Barcodes und QR-Codes weitere Informationen zu Produkten eingeholt werden oder über die GPS-Daten (Global Positioning System) des mobilen Endgerätes dem Ver- <?page no="299"?> Wirtschaftsinformatik braucher gezielt Angebote aus dessen direkter Umgebung unterbreitet werden. Weitere nennenswerte Internet-Geschäftsmodelle wären z.B.: Information Broker, wie z.B. Preisvergleichsportale Content Provider, wie z.B. Video- und Musikstreaming Web-Portale, welche diverse Ressourcen zusammenfassen virtuelle Gemeinschaften / SocialMedia-Plattformen, welche Verbrauchern erlauben, direkt zu bestimmten Themen zu kommunizieren und sich zu vernetzen. Die meisten dieser Geschäftsmodelle werden als sog. „Pure- Play“-Geschäftsmodelle umgesetzt, was bedeutet, dass die Unternehmen ihre Produkte ausschließlich über das Internet vertreiben. Manche Geschäftsmodelle basieren jedoch auch auf dem sog. „Click-and-Mortar“-Prinzip, was bedeutet, dass ein Unternehmen seine Produkte sowohl auf dem klassischen Wege über Verkaufsstellen (Bricks = engl. Mauerstein) als auch über virtuelle Kanäle (Clicks) vertreibt. Die letztere Variante stellt die Wirtschaftsinformatik vor die Herausforderung, dass die Informationssysteme beide Vertriebskanäle unterstützen müssen, was in der Regel die Komplexität der Systeme erhöht. Die Findung und Umsetzung von Internetgeschäftsmodellen ist daher nicht trivial und erfordert, dass die Unternehmensführung und die IT-Verantwortlichen entsprechende Kosten und Nutzen von passenden Informationssystemen für das E-Commerce abwägen. <?page no="300"?> Als Negativbeispiel ist hier die „Dot-Com-Ära“ Ende der 1990er Jahre zu nennen. Zu dieser Zeit wurden nicht überlebensfähige Geschäftsmodelle einfach nur „digitalisiert“, was zum Scheitern vieler E-Commerce-Projekte oder sogar zum Konkurs des Unternehmens führte. Es ist daher die Aufgabe der Wirtschaftsinformatik, funktionierende E-Commerce-Geschäftsmodelle mit den entsprechend geeigneten Informationssystemen zu unterstützen und der Unternehmensführung neue Möglichkeiten des E- Commerce aufzuzeigen, um weiterhin konkurrenzfähig zu sein. 4.3 Weitere Auswirkungen des E-Business und E- Commerce Die Einführung von E-Business und E-Commerce in die Unternehmenslandschaft hat nicht nur entsprechende Auswirkungen auf die internen Geschäftsprozesse sowie die Art und Weise, wie das Unternehmen Waren und Dienstleistungen verkauft, sondern konfrontiert das Unternehmen auch mit Fragen wie Datenschutz und internationales Recht. Gerade die Themen Datenschutz und Datensicherheit spielen dabei für die Wirtschaftsinformatik eine zentrale Rolle: Zum einen möchte das Unternehmen so viele Daten wie möglich sammeln, um z.B. ein interaktives Marketing zu betreiben und um angebotene Waren und Dienstleistungen bestmöglich zu personalisieren (hier werden z.B. CRM- und BI-Systeme eingesetzt). <?page no="301"?> Wirtschaftsinformatik Zum anderen hat das Unternehmen jedoch die Pflicht, diese Daten auch entsprechend vor unbefugten Zugriffen zu schützen, was bei öffentlich zugänglichen Webshops eine Herausforderung darstellt. 4.4 Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was ist der Unterschied zwischen E-Business und E- Commerce? E-Commerce ist Teil des E-Business. E-Commerce bezieht sich nur auf den elektronischen Handel von Waren und Dienstleistungen. E-Business umfasst alle digitalen Geschäftsprozesse. Es gibt keinen Unterschied. E-Commerce und E- Business sind identisch. E-Business bezieht sich nur auf den Handel von digitalen Waren und Dienstleistungen, aber E-Commerce umfasst alle digitalen Geschäftsprozesse. 2. Was sind Intranet-Services? Es umfasst alles, was im WWW steht. Es handelt sich hierbei um ein besonders schnelle Art des Internet. Es geht dabei um die Digitalisierung interner Geschäftsprozesse. Es dient zur Verbesserung der internen Informationsbeschaffung und -verarbeitung. Es handelt sich um einen internen IT-Dienstleister, welchen man nicht outsourcen kann. <?page no="302"?> 3. Was löste die „Digitale Revolution“ aus? das Intranet das Darknet das Deep-Web das ARPANET das Internet 4. Was wird durch ein Geschäftsmodell beschrieben? Was ein Unternehmen an Waren und Dienstleistungen anbietet. Wie Waren und Dienstleistungen geschaffen werden. Wie Waren und Dienstleistungen vermarktet werden. Wie Erträge realisiert und reinvestiert werden. Wie die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells sichergestellt werden kann. 5. Wie nennt man die Kategorie des E-Commerce, welche den Handel zwischen Unternehmen beschreibt? B2B B2C R2D2 C2C C2B 6. Was beschreibt das „Pure-Play“-Geschäftsmodell? reiner Vertrieb über klassische Vertriebskanäle reiner Vertrieb über digitale Vertriebskanäle Testumgebung eines Geschäftsmodells Vertrieb über klassische und digitale Vertriebskanäle Handel mit Spielekonsolen <?page no="303"?> Wirtschaftsinformatik 7. Was lief in der „Dot-Com-Ära“ schief? Es wurden nicht überlebensfähige Geschäftsmodelle einfach nur digitalisiert. Es wurden nicht genug „Pure-Play“-Geschäftsmodelle geschaffen. Es wurden zu viele „Click-and-Mortar“-Geschäftsmodelle geschaffen Das Internet wurde durch falsche Geschäftsmodelle analogisiert. 8. Was ist im E-Business beim Thema Datenerhebung, Datenschutz und Datensicherheit zu beachten? Möglichst viele und für unser Unternehmen relevante Daten sammeln, damit man besser auf den Kunden eingehen kann. Alle kundenbezogenen Daten an alle Zulieferer und Vertriebspartner weiterleiten, auch wenn diese nicht überprüft und gesichert sind. Nur so kann man Wettbewerbsvorteile sichern. Kundendaten möglichst sicher verschlüsseln, sodass Dritte keinen unbefugten Zugriff bekommen können und die Kundendaten nicht missbraucht werden können. Möglichst die Kontaktdaten aller Kunden ins Internet stellen, sodass sich Kunden auch gegenseitig kontaktieren können. 9. Was ist speziell am Mobile-Commerce? Es handelt sich dabei um eine Web-Portal zum Autokauf. Waren und Dienstleistungen werden mittels eines mobilen Kiosks vertrieben. <?page no="304"?> Es werden dabei spezielle Vertriebs- und Servicewege für mobile Endgeräte entwickelt. Es können über QR-Codes und GPS-Daten individualisierte Angebote gemacht werden. Mobile-Commerce ist eine spezialisierte Form des E- Commerce. 10. Welches sind bekannte Internet-Geschäftsmodelle? Information Broker Content Provider Web-Portale Virtuelle Gemeinschaften Social Media-Plattformen <?page no="305"?> Wirtschaftsinformatik 5 Informationstechnik: Infrastruktur und Tendenzen 5.1 Allgemeine Trends Die Informationstechnik wurde in den letzten Jahrzehnten durch einen stetigen Fortschritt geprägt, der dazu führte, dass die Leistung und die Speicherkapazität von IT-Systemen (bei gleichen oder fallenden Kosten) erheblich erhöht wurden. Die wesentlichen Faktoren für diese Entwicklung sind hierbei die permanente Steigerung der Performance der zugrundeliegenden Prozessoren sowie die Ausweitung des Fassungsvermögens von Haupt- und Massenspeichern. Begleitet wurde dieser Trend von einer gleichzeitigen Miniaturisierung und Vernetzung aller Komponenten, was insbesondere den Trend zu mobilen Geräten (z.B. Notebooks, Tablets, Smartphones) begünstigt. Als IT-Infrastruktur wird hierbei die Kombination von Hardware (z.B. Prozessorarchitektur) und Software (z.B. Betriebssystem) bezeichnet, die eine standardisierte Plattform für Anwendungen anbietet. Beispiele für solche Plattformen sind z.B. die Intel-basierende x86-Prozessorarchitektur mit Microsoft Windows, Apple MacOS oder Linux, oder die typische ARM-basierenden Prozessoren mit Android im Handybereich. <?page no="306"?> Die Java-Plattform weicht ein wenig von diesem Schema ab, denn sie ist vor allem eine Festlegung seitens der Software und stellt dadurch eine Abstraktion von der Hardware dar. Das Web und die zugrundeliegenden offenen Technologien bzw. Standards (z.B. HTML, http) führten ebenfalls zu einer eigenen Plattform, die ebenso hardwareunabhängig ist. Das Konzept solcher IT-Infrastrukturen ermöglicht - trotz der rasanten technologischen Entwicklung einzelner Komponenten - die erforderliche Kontinuität zur Umsetzung großer unternehmensweiter Applikationen, wie z.B. SAP oder Oracle, welche über viele Jahre in Firmen betrieben werden. Erst diese Standardisierung und Konzentration auf wenige Plattformen ermöglichte die entsprechende Vielfalt an Anwendungen und damit gleichzeitig auch die Reduzierung der Kosten. Im Bereich der Software gibt es zwei gegenläufige Trends zu beobachten. Auf der einen Seite werden immer mächtigere, komplexere Produktsuiten entwickelt, die recht teuer sind, aber sehr viele Funktionalitäten anbieten, und auf der anderen Seite werden - insbesondere im Umfeld mobiler Geräte - kleine, günstige Apps angeboten, die nur eine sehr spezielle Funktion anbieten bzw. ein spezifisches Problem lösen (z.B. die Fahrzeiten von Busse und Bahnen oder die Suche nach dem nächsten verfügbaren Taxi). Aufgrund des großen Angebots an Standardsoftware lohnt sich die Entwicklung von Individualsoftware nur noch in <?page no="307"?> Wirtschaftsinformatik sehr wenigen Fällen, da diese zeitlich und finanziell deutlich aufwändiger und riskanter ist. Daneben hat sich Open Source-Software sowohl für Unternehmen als auch für Privatanwender als Alternative zu kommerziellen Lösungen etabliert, da sie in der Regel günstigere Lizenz- und Supportkosten, die Unabhängigkeit von einem Hersteller sowie die individuelle Anpassung bietet. 5.2 Reduzierung der Komplexität durch Auslagerung Das Konzept der „Fokussierung auf die eigenen Kernkompetenzen“ führt bei vielen Unternehmen zunehmend dazu, dass Teile des eigenen IT-Portfolios ausgelagert bzw. extern eingekauft werden. Die drei am häufigsten genannten Schlagwörter in diesem Kontext dürften dabei Outsourcing, Cloud Computing und Service-Orientierte Architekturen (SOA) sein. Beim Outsourcing geht es darum, bestimmte IT-Services, die bislang intern erbracht wurden, an einen externen Drittanbieter zu vergeben, wobei der Umfang, die Qualität und die zeitliche Dauer vertraglich festgelegt werden. Beim Cloud Computing werden standardisierte Anwendungen oder IT-Ressourcen (wie z.B. Prozessor- oder Speicherkapazitäten) von einem oder mehreren Anbietern eingekauft, wobei die Erbringung dieser Leistungen (in)transparent bleibt, d.h. man weiß in der Regel nicht, wo die eigenen Daten gespeichert sind oder wo die verwendeten Server stehen. <?page no="308"?> Service-orientierte Architekturen zeichnen sich dadurch aus, dass sie aus verschiedenen, abgeschlossenen Diensten bestehen, die aufeinander abgestimmt werden müssen und die von externen Anbietern stammen können. 5.3 Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was ist eine IT-Infrastruktur? eine Gruppe von Anwendungen eine Kategorie von Computern eine Kombination von Hardware und Software, die eine Plattform bildet ein betriebliches Rechenzentrum 2. Welche der folgenden Faktoren tragen zur Leistungssteigerung von IT-Systemen bei? Verbesserung der Performance von Prozessoren Preise Erhöhung der Kapazität von Haupt- und Massenspeicher Ausweitung des Angebots an Programmiersprachen 3. Welche der folgenden Technologien werden als Plattformen angesehen? Web Java Tablets Handys <?page no="309"?> Wirtschaftsinformatik 4. Was sind die wesentlichen Vorteile einer Plattform? Standardisierung Einfachheit Kontinuität für die Entwicklung großer Anwendungen Ermöglicht die Reduzierung von Entwicklungskosten durch die Konzentration auf wenige Plattformen. 5. Welche gegenläufigen Trends sind bei der Entwicklung von Softwareprodukten zu beobachten? Mobile Apps, die einfach zu installieren und zu bedienen sind. immer billigere Software komplexe und teure Produktsuiten Große Softwarepakete, die einfach einzusetzen sind. 6. Wann lohnt sich der Einsatz von Individualsoftware? Wenn keine Standardsoftware verfügbar ist. Wenn der zu erwartende Nutzen die möglichen Risiken und Aufwendungen deutlich überwiegt. Immer, weil Individualsoftware immer besser ist. Überall, wo Individualsoftware billiger als Standardsoftware ist. 7. Warum ist Open Source-Software eine interessante Alternative zu kommerzieller Software? wegen besserer Technologien wegen geringerer Lizenzkosten wegen günstiger Supportkosten wegen der Unabhängigkeit von einem Hersteller wegen der individuellen Anpassbarkeit <?page no="310"?> 8. Was ist Outsourcing? Verkauf von Rechnern an einen Dritten Verkauf von Software an einen Dritten Versteigerung von Dienstleistungen in Form einer Auktion Auslagerung von Dienstleistungen an einen externen Drittanbieter Einkauf von IT-Dienstleistungen 9. Was ist Cloud Computing? die Bereitstellung von IT-Diensten die Bereitstellung von IT-Diensten durch einen Drittanbieter über das Internet die Bereitstellung von Wetterdiensten der Kauf von Hard- oder Software über das Internet 10. Was ist eine Service-orientierte Architektur? eine normale Softwarearchitektur eine Architektur von aufeinander abgestimmten externen Services eine Architektur beliebiger Dienste eine Zusammenstellung eines Softwarepakets <?page no="311"?> 6 Softwareentwicklung Die wissenschaftliche Disziplin zur systematischen Entwicklung von Software und der Untersuchung der damit zusammenhängenden Phänomene, Probleme und Lösungen wird als Software Engineering bezeichnet. Der Bereich der Softwareentwicklung wird normalerweise als Dreiklang von Prozessen, Menschen und Werkzeugen gesehen. Durch den spezifischen Fokus der Wirtschaftsinformatik auf betriebliche Informationssysteme bzw. auf die betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen (z.B. die Entwicklungszeit und -kosten, Integration in die Unternehmensorganisation) geht hier eine weitere betriebswirtschaftliche Dimension mit ein, die die bisherigen ergänzt. Deshalb wird hier, im Kontext der Wirtschaftsinformatik, auf einige ausgewählte Aspekte der Softwareentwicklung besonders eingegangen werden. Es gibt eine große Vielfalt an Vorgehensmodellen für die Softwareentwicklung, von dem Wasserfallmodell über das V-Modell bis hin zu den agilen Modellen. Alle diese Ansätze decken den gesamten Zyklus der Softwareentwicklung ab, der aus Wirtschaftsinformatik <?page no="312"?> den Anforderungen, dem Entwurf, der Codierung, dem Test und der abschließenden Wartung besteht. Die agilen Vorgehensweisen dominieren allerdings zurzeit. Sie sind geprägt durch kleine Teams, kurze Implementierungszyklen, der kontinuierlichen Integration des Codes (dies bedeutet, aus dem vorliegenden Code wird automatisch eine Anwendung gebaut, die dann getestet wird) und der frühzeitigen Einbeziehung der Benutzer. Die Vorteile dieses Verfahrens liegen in der größeren Flexibilität, im schnelleren Feedback durch die Benutzer bzw. Tests, in einem stärkeren Fokus auf den nächsten Realisierungsschritt und somit in einer verbesserten Einschätzung und Handhabbarkeit des Projekts (dank der kürzeren Feedback-Zyklen). Anforderungen Entwurf Codierung Test Wartung <?page no="313"?> Wirtschaftsinformatik Bei der Codierung ergibt sich auf der technologischen Seite ein klarer Trend zu immer mächtigeren und ausdrucksstärkeren Programmiersprachen bzw. Formalismen für die algorithmische Beschreibung der Lösungen. Einzelne Programmsprachen, wie z.B. Java, bieten hierbei auch insbesondere für den Bereich der unternehmensweiten Anwendungen eigene Versionen, z.B. die Java Enterprise Edition (JEE), oder es existieren hierfür eigene Frameworks (z.B. Spring, Grails). Andere Paradigmen setzen (statt generischer Programmiersprachen) auf die Verwendung domänenspezifischer Sprachen oder auf die allgemeine Notation für Geschäftsprozesse (Business Process Modeling Notation (BPMN)), mit deren Hilfe die Anwender eigenständig ihre Problemstellung als auch deren Lösung formalisieren und modellieren sollen. Bei den Werkzeugen für die Softwareentwicklung zeichnet sich eine deutliche Bewegung weg von der Unterstützung einzelner Phasen (Entwurf, Codierung, Test) hin zur Abdeckung des gesamten Produktlebenszyklus (Product Management Life Cycle) ab. Weiterhin setzen sich zunehmend Open Source-basierende Entwicklungsumgebungen durch, die durch weitere Komponenten ergänzt und auf die Bedürfnisse der Entwickler angepasst werden. Neben diesem Angebot werden verstärkt Frameworks oder Komponentenmodelle eingesetzt, die die Entwicklungszeit und -kosten reduzieren, da immer wiederkehrende Probleme durch entsprechende Standardlösungen abgedeckt werden. <?page no="314"?> In eine vergleichbare Richtung geht auch die Idee der Service-Orientierten Architektur, die eine gezielte Nutzung externer Dienste für bestimmte Funktionalitäten propagiert. Die Dienste können dabei sowohl intern als auch extern genutzt werden. Bei der Softwarearchitektur rückt neben der Erstellung völlig neuer IT-Systeme („green field“) auch zunehmend die Aktualisierung bereits existierender Anwendungen („brown field“) in den Vordergrund, da dies die typische Ausgangssituation in der industriellen Praxis ist. Auch hier werden die Verfahren durch agile Ansätze geprägt, welche ein kontinuierliches Refactoring (d.h. der Überarbeitung des aktuellen Codes), begleitet durch automatische Tests, betonen. 6.1 Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche drei Faktoren sind bei der Softwareentwicklung relevant? Hardware, Prozesse, Werkzeuge Hardware, Software, Menschen Hardware, Software, Prozesse Prozesse, Menschen, Werkzeuge 2. Welche zusätzlichen Aspekte bringt die Wirtschaftsinformatik bei der Softwareentwicklung mit ein? Technologien Entwicklungszeit und -kosten <?page no="315"?> Wirtschaftsinformatik Prozessabläufe Unternehmensintegration 3. Welche der folgenden Namen sind Vorgehensmodelle für die Softwareentwicklung? Wasserfallmodell Try-and-error V-Modell X-Modell Agile Modelle 4. Welche der folgenden Phasen sind Bestandteile des Zyklus der Softwareentwicklung? Wartung Codierung Entwurf Test Anforderungen 5. Wodurch zeichnen sich die agilen Vorgehensmodelle aus? lange Implementierungszyklen kurze Implementierungszyklen kontinuierliche Integration des Codes konsequente Ausgrenzung der Nutzer frühzeitige Einbindung der Nutzer 6. Was sind die Vorteile agiler Verfahren? Einfachheit Flexibilität Zuverlässigkeit <?page no="316"?> schnelles Feedback Fokus auf die nächsten Umsetzungsschritte 7. Welche Konzepte gibt es auf der Ebene der Programmiersprachen, um die Entwicklung komplexer Anwendungen zu unterstützen? unternehmensweite Version einer Programmiersprache Frameworks zur Ergänzung der Programmiersprache Skriptsprachen Einbettung in Entwicklungsumgebungen Kommandozeile 8. Welche Trends sind bei den Werkzeugen für die Softwareentwicklung zu sehen? zunehmender Open Source-Einsatz Abdeckung des gesamten Produktlebenszyklus Fokussierung auf eine bestimmte Technologie Nutzung von Frameworks oder Komponentenmodellen Integration verschiedener Hersteller 9. Was versteht man unter „green field“-Anwendungen? ökologische Anwendungen Anwendungen mit Fokus auf die Landschaftsarchitektur und Parks völlig neu zu entwickelnde Anwendungen zu überarbeitende, alte Anwendungen 10. Was sind Methoden bei agilen Verfahren zur Bearbeitung existierender Anwendungen? manuelle Tests <?page no="317"?> Wirtschaftsinformatik automatische Tests Refactoring Wiederverwendung Objektorientierung <?page no="318"?> LLiteraturempfehlungen Wirtschaftsinformatik 1: Grundlagen und Anwendungen (2009); H. R. Hansen, G. Neumann; UTB Stuttgart Wirtschaftsinformatik 2: Informationstechnik (2005); H. R. Hansen, G. Neumann; UTB Stuttgart Wirtschaftsinformatik: Eine Einführung (2011); K. C. Laudon, J. P. Laudon, D. Schoder; Pearson Deutschland Informationsmanagement (2009); H. Krcmar; Springer Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik; K. Kurbel, J. Becker, N. Gronau, E. Sinz, L. Suhl; Oldenbourg Wissenschaftsverlag; http: / / www.enzyklopaedie-der-wirtschafts informatik.de/ <?page no="321"?> Informatik Einführung Die Informatik durchdringt unsere tägliches Leben immer schneller und immer tiefgreifender: Computer sind in allen Lebensbereichen präsent und aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Hinzu kommt, dass nahezu alle Medien inzwischen digitalisiert verfügbar sind, die Informationen sind, insbesondere durch mobile Endgeräte, praktisch überall und jederzeit zugreifbar. Die Informatik als die Wissenschaft von der automatisierten, maschinellen Verarbeitung von Informationen, ist dabei der Wegbereiter und Schrittmacher dieser digitalen Revolution und wird auch zukünftig für zahlreiche Innovationen sorgen. Dieser Text ist so aufgebaut, dass zuerst die wesentlichen Grundbegriffe eingeführt werden und dann ein kurzer Abriss der technologischen Trends der letzten Jahrzehnte gegeben wird. Anschließend wird - vergleichbar mit dem Aufbau eines Rechners - mit der Erläuterung der Hardware begonnen, wobei der Fokus auf der internen Darstellung von Informationen (in Form des Binärsystems) und den Rechnerarchitekturen und -komponenten liegt. Aufbauend auf der Hardware, werden die systemnahen Softwareebenen, Betriebssysteme und Übersetzer von Programmiersprachen, vorgestellt und erläutert. Aus systematischer Sicht handelt es sich dabei jeweils um kurze Einführung in die Informatik (Grundbegriffe, Historie), die Technische Informatik (Interne Darstellung, Rechnerarchitekturen und -komponenten) und die Praktische Informatik (Betriebssysteme und Programmiersprachen), so dass Sie als Leser einen kompakten Überblick erlangen können. <?page no="322"?> 1 Rechneraufbau und Gebiete der Informatik Grundsätzlich ist ein Rechner wie in Abb. 1 aufgebaut. CPU ROM RAM I/ O Datenbus Adressbus Andere Rechner Ein-/ Ausgabe- Geräte Anwendungsprogramme Grafische Benutzeroberfläche Betriebssystem Treiber Systemnahe Programme Hardware-Ebene Software-Ebene Abb. 1: Aufbau eines Rechners Die wichtigsten Elemente sind dabei: e Die Hardware: alle physischen Komponenten, die zu einem Rechner gehören Die Software: alle Programme (aber auch alle weiteren Dokumente), die zur Nutzung eines Rechners notwendig sind. Die Hardware eines Rechners kann weiter unterteilt werden in: e CPU (Central Processing Unit): die eigentliche Recheneinheit. ROM (Read Only Memory) / RAM (Random Access Memory): die Speichereinheiten des Rechners. I/ O (Input/ Output): Ein-/ Ausgabesteuerung des Rechners Datenbus: Verteilung der Daten von und zu den Komponenten <?page no="323"?> Informatik Adressbus: Verteilung der Adressen (Speicherorte) der Daten von und zu den Komponenten Die Software eines Rechners kann weiter unterteilt werden in: e Betriebssystem: das Programm, das alle Ressourcen des Rechners verwaltet und evtl. mehreren Prozessen oder Benutzern zuteilt. Die Treiber sind dabei spezielle Programme, die die Nutzung einzelner Geräte steuern. Systemnahe Programme sind Programme, die Dienste und Funktionen für andere Programme zur Verfügung stellen, aber nicht eigenständig genutzt werden (z. B. Compiler, Datenbanken). Die grafische Benutzeroberfläche, die heutzutage auf nahezu allen Rechnern Standard ist, erlaubt die vereinfachte Bedienung der darunter liegenden Elemente. Die Anwendungsprogramme schließlich sind die Programme, die für einen Anwender den eigentlichen Nutzen bringen (z. B. Browser, Textverarbeitungsprogramm). An den Rechner angeschlossen sind üblicherweise Ein-/ Ausgabegeräte („Peripherie“), z. B. Bildschirm, Tastatur, Maus, Drucker Evtl. andere Rechner über Netzwerke Entsprechend diesem Aufbau lassen sich die einzelnen Kategorien der Informatik identifizieren: k Technische Informatik: sie beschäftigt sich vorwiegend mit der (Weiter-)Entwicklung neuer Hardware, wie z. B. neuen Prozessoren, schnelleren und größeren Festplatten usw. Aber auch weitere technische Bereiche, wie z. B. die Robotik oder die Bild- und Mustererkennung, werden hier abgedeckt. <?page no="324"?> Praktische/ Angewandte Informatik: sie betrachtet systemnahe Software, z. B. Programmiersprachen/ Compiler, Datenbanken, Betriebssysteme, oder die direkt darauf aufbauenden Anwendungssysteme. Theoretische Informatik: sie untersucht, z. B. welche Kategorien von Problemen prinzipiell durch Maschinen lösbar sind, wie hoch dabei die zu lösende Komplexität ist oder welche sinnvolle Formalismen es zur Darstellung bzw. Berechnung von Informationen gibt. Es ist vor allem eine Grundlagenwissenschaft. Mithilfe der Methoden und Verfahren der Informatik werden Lösungen gesucht, die einen Mehrwert in dem jeweiligen Anwendungsgebiet erzielen. In der Regel ergeben sich durch die automatisierte, maschinelle Informationsverarbeitung: Kostenvorteile Geschwindigkeitsgewinne (gegenüber einer manuellen Lösung) Komplexitätsreduktion (durch die Beherrschbarkeit großer Datenmengen) Bekannte Anwendungsgebiete sind z. e B. die Wirtschaftsinformatik oder die Medizin- und Bioinformatik Eingabe, Verarbeitung, Ausgabe (EVA) Ein weit verbreitetes Modell das zur Beschreibung von Computern dient ist das „Eingabe, Verarbeitung, Ausgabe (EVA)“- Prinzip. <?page no="325"?> Informatik Das EVA-Prinzip besteht darin, dass jedes informationstechnische System eine Eingabe-, eine Verarbeitungs- und eine Ausgabekomponente benötigt. Dieser Ansatz lässt sich analog auf verschiedene Probleme anwenden. Algorithmus, Komplexität, Entscheidbarkeit Ein zentraler Begriff ist der Algorithmus der einen Ablauf von endlichen Lösungsschritten beschreibt, die (immer) das zugrundeliegende Problem lösen. Erst also wenn ein Algorithmus existiert, kann ein Problem durch einen Computer gelöst werden. Der erste Schritt zu einer maschinellen Problemlösung besteht also darin, dass das bestehende Problem modelliert wird. Im zweiten Schritt wird dann nach einem Lösungsverfahren, dem Algorithmus, gesucht. Anschließend wird dieser in Form von passender Soft- oder Hardware implementiert. Analog zu den Algorithmen können auch die Probleme selbst in bestimmte Kategorien aufgeteilt werden, z. B. in Abhängigkeit von dem theoretischen Aufwand, der sog. Komplexität, mit dem sie gelöst werden können. Insbesondere gibt es Probleme, die prinzipiell nicht von einer Maschine gelöst werden können oder nur mit einem sehr hohen Aufwand bewältigt werden können. <?page no="326"?> Daten, Dateien, Betriebssystem, Programm, Software, Hardware Zahlen, Zeichen oder Texte werden allgemein als Daten bezeichnet. Eine Datei ist eine Ansammlung von Daten, die auf Medien, der Festplatte oder im Hauptspeicher abgelegt werden können. Ein Programm setzt den Algorithmus in für den Computer ausführbare Anweisungen um. Als Software bezeichnet man die Gesamtmenge der für e einen Computer verfügbaren Programme, Daten und zugehörige Dokumentation. Typische Beispiele für Software sind Betriebssysteme, Datene banken, Textverarbeitungen oder Tabellenkalkulationen. Als Hardware kann man die Gesamtheit aller oder die e einzelnen Komponenten eines Computersystems ansehen. Vereinfacht gesagt, umfasst die Software die immateriellen und die Hardware die materiellen Bestandteile. <?page no="327"?> Informatik Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche Elemente gehören zur Software-Ebene? Anwendungsprogramme Central Processing Unit Grafische Benutzeroberfläche Systemnahe Programme Datenbus 2. Welche Ein- und Ausgabegeräte („Peripherie“) werden normalerweise an einen Rechner angeschlossen? Adressbus Bildschirm Central Processing Unit RAM Drucker 3. Wofür steht das EVA-Prinzip? Einarbeitung, Verarbeitung, Anzeige Einordnung, Verwaltung, Ausgabe Eingabe, Verarbeitung, Ausgabe Eingang, Verknüpfung, Ausgang <?page no="328"?> 4. Welche der folgenden Aussagen ist richtig? Falls ein Problem gelöst werden kann, dann existiert auch ein Algorithmus. Falls ein effizienter Algorithmus existiert, dann kann das entsprechende Problem maschinell gelöst werden. Falls der Algorithmus nicht in Lösungsschritten beschrieben werden kann, ist es durch Computer berechenbar. Falls das Problem beschrieben werden kann, kann es auch gelöst werden. 5. Die Hardware besteht aus … allem was man anfassen kann dem Computer und der Software dem Rechner und den Programmen aus den physischen Rechnerkomponenten 6. Die Software besteht aus … Programmen Programmen und Dokumenten Zubehör, Programmen und Dokumenten 7. Mit welchen Begriffen befasst sich die Angewandte Informatik? Datenbanken Robotik Betriebssysteme Programmiersprachen Bild- und Mustererkennung <?page no="329"?> Informatik 8. Was ist die Aufgabe des Datenbusses? Speicherung der Daten Ein- und Ausgabesteuerung des Rechners Verarbeitung der Daten Transport der Daten 9. Wo werden Dateien abgelegt? Auf Medien Auf der Festplatte Im Drucker Im Bildschirm Im Hauptspeicher 10. Was ist ein Programm? Eine andere Bezeichnung für den Algorithmus Anweisungen für den Algorithmus Algorithmen für Computer Umsetzung des Algorithmus in Anweisungen, die vom Computer ausgeführt werden können 11. Was ist die Komplexität eines Algorithmus? Anzahl der Programmzeilen Indikator wie aufwändig die Problemlösung ist Theoretischer Aufwand eines Algorithmus Laufzeit des Programms <?page no="330"?> 2 Rechnertypen Trends : kontinuierliche Erhöhung der Verarbeitungsgeschwindigkeit und Speicherkapazität und Integration von Sensoren, Digitalisierung von Fotos n / Filmen / Musik / Sprache, Verständnis von Bildern / Sprache, durchgehende digitale Verarbeitungslinien Historie Die Geschichte der Informatik in der Neuzeit ist am Anfang geprägt durch die Ära der Großrechner , die nur im professionellen Umfeld von spezialisierten Fachkräften eingesetzt werden konnten. Im Laufe der folgenden Jahre und Jahrzehnte wurden die Computer zum einen immer leistungsfähiger und zum anderen immer kleiner und günstiger, was zu Abteilungsrechnern, Servern und PCs führte und sie somit einem größeren Publikum zugänglich machte. In den darauffolgenden Dekaden wurden die Rechner weiterhin performanter und günstiger, aber gleichzeitig auch mobiler und vernetzt, was die heutigen Generationen von Notebooks, Tablets und Smartphones hervorbrachte. Rückblickend gab es dabei in den vergangenen Jahrzehnten einen permanenten Wechsel zwischen Aktivitäten, die die IT Infrastruktur zentralisieren (z. B. auf Server) oder dezentralisieren (z. B. auf verteilte Rechner, als Client / Server-Installationen) möchten. Heutzutage können im Wesentlichen zwei Kategorien von IT unterschieden werden: T professionelle IT: Einsatz in Unternehmen private IT: Einsatz bei Privatpersonen / Endverbrauchern <?page no="331"?> Informatik Beide Bereiche beeinflussen sich dabei gegenseitig: z. B. Technologien aus dem professionellen Server-oder Speicherbereich werden zunehmend im privaten Kontext übernommen, Benutzer professioneller Anwendungen erwarten im Gegenzug zunehmend eine vergleichbare Benutzbarkeit bei Anwendungen, wie sie dies bereits aus dem privaten Umfeld kennen. Ein interessanter Indikator für die Vermischung beider Welten ist die wachsende Nutzung und Integration privater IT-Geräte im professionellen Bereich. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was sind die aktuellen Trends bei Computern? Erhöhungen der Preise Erhöhung der Verarbeitungsgeschwindigkeit Erhöhung der Speichermenge Erhöhung der Speicherkapazität 2. Welcher Rechnertyp wurde zeitlich gesehen zuerst eingesetzt? PC Großrechner Abteilungsrechner Server <?page no="332"?> 3. Welche Eigenschaften zeichnen heutige Rechner, wie z. B. Tablets, Smartphones, oder Notebooks, aus? performant komplex schwer mobil vernetzt 4. Wieviele Kategorien von IT können unterschieden werrr den? es gibt nur eine IT private und professionelle IT private, berufliche und gewerbliche IT private, professionelle, persönliche und praktische IT <?page no="333"?> Informatik 3 Interne Darstellung von Informationen Grundlagen digitaler Verarbeitung Um die Informationen dieser Welt adäquat zu verarbeiten, bedarf es eines Modells , um diese auf die digitalen Speicher eines Computers abzubilden. Anschließend können die Informationen im Computer automatisch bearbeitet und später wieder ausgegeben werden ( EVA-Prinzip ). Diese Umwandlung verpp schiedener Informationskategorien, wie z. B. Text, Grafik oder Zahlen, wird in den folgenden Abschnitten genauer erörtert, wobei der Fokus auf den verschiedenen Zahlensystemen liegt. (Digitale) Daten werden erst zu Informationen, wenn ie eine geeignete Semantik erhalten. Dies hat zur Konsequenz, dass dieselben digitalen Daten, je nach Semantik eine völlig verschiedene Interpretation erhalten können und so z. B. als Text, Grafik, Zahlen oder Programmcode aufgefasst werden können. Dies wird durch die folgende „Gleichung“ formuliert: Information = Daten + Semantik Bit, Bitfolgen, Byte, Wort Die kleinste Speicherzelle eines Computers kann nur die Werte 0 oder 1 enthalten. Aus diesem Grund basiert die gesamte Verarbeitungslogik darauf. Ein Bit ist somit die Darstellung t dieser elementaren Speicherzelle, sie bedeutet die Unterscheidung zwischen 0 und 1, somit kann sie 2 Zustände (0 oder 1) darstellen und speichern. Eine Folge von n Bits kann somit 2 n Zustände abbilden. <?page no="334"?> Die gebräuchlichste Bitfolge umfasst 8 Bits, sie deckt also 2 8 =256 Möglichkeiten ab, und wird ein Byte genannt. Zwei e Bytes, also 16 Bits, bilden ein Wort , und 4 Bytes, also 32 Bits, formen ein Doppelwort . Zahlensysteme: Oktal- und Hexadezimalsystem Wenn eine Bitfolge in 4-er-Paketen zusammengefasst wird, dann ergibt sich der Übergang zum Hexadezimalsystem , denn die 4 Bits entsprechen 16 Kombinationen und können durch entsprechende Hexziffern (0, 1, … 9, A, B, C, D, E, F) dargestellt werden. Zum Beispiel sei die folgende Bitfolge gegeben: 101010110110. Als 4er-Pakete zusammengefasst, führt dies zu: 1010 1011 0110, diese können wiederum als Hexziffern aufgefasst werden: AB6 16 (zur besseren Unterscheidung vom Zehnersystem wird üblicherweise die Basis als Index hinzugefügt). Die Besonderheit bei den Hexziffern ist, dass die Ziffern, die größer als 9 sind, d. h. 10 - 15, durch die entsprechenden fortlaufenden Buchstaben (A - F) repräsentiert werden. Analog lassen sich die Oktalzahlen darstellen - in diesem Fall wird die Bitfolge zu 3er-Paketen zusammengefasst, die dann als Oktalziffern interpretiert werden können. Im oberen Beispiel wären das die Pakete 101 010 110 110 mit der Oktalzahl 5266 8 . Daten, Datei Der Begriff Daten umfasst so unterschiedliche Kategorien wie <?page no="335"?> Informatik Programmcode, Text, Zahlen, Bilder, Musik oder Videos. Daten werden in der Regel nicht vereinzelt abgelegt, sondern als Blöcke einer gemeinsamen Kategorie, z. B. Text oder Grafik, gespeichert und verarbeitet. Diese Datenblöcke nennt man auch Dateien , sie unterscheiden sich in der Typkennung, die zum Dateinamen hinzugefügt wird, so dass das Betriebssystem automatisch erkennen kann, um welchen Datentyp es sich handelt und welches Programm damit umgehen kann. Interne Darstellung von Text, Bild und Zahlen Im Folgenden wird untersucht, wie die vier großen Datenkategorien: Text, Bild, Audio und Zahlen intern im Rechner dargestellt werden, wobei von den konkreten technischen Details abstrahiert wird. Text, Zeichen Ein Text kann als eine Abfolge von Zeichen (Buchstaben, Ziffern und Sonderzeichen) aufgefasst werden. Jedes Zeichen kann wiederum mittels eines Zeichensatzes oder Codes in eine Zahl umgewandelt und so auf eine Bitfolge abgebildet werden. Das Leerzeichen hat z. B. in Unicode den Zahlenwert 32. Unicode ist der wichtigste universelle Zeichensatz, der auch Zeichen und Symbole aus Alphabeten zahlreicher Sprachen abdeckt (im Gegensatz zum ASCII-Code). <?page no="336"?> Ausführbare Programme (sog. Executables) Ausführbare Programme sind Zeichendateien, die - im Gegensatz zu Texten - nicht vom Menschen gelesen werden können. Sie enthalten Anweisungen in Maschinensprache oder einem Zwischencode, der von einem Rechner interpretiert werden kann. Bild / Video In einem ersten Ansatz wird jeder Punkt einer Grafik einzeln abgespeichert, wobei die zugehörige Farbinformation des Punktes in einem oder mehreren Bytes abgelegt wird. Der daraus resultierende Speicherumfang hängt also von der Auflösung, d. h. der Anzahl der Bildpunkte, multipliziert mit der Länge der Farbinformation zusammen. Dieses direkte Abbild der Grafik im Speicher wird auch als Bitmap bezeichnet. Moderne Grafikformate verwenden aber Komprimiee rungsverfahren, so dass mehrere Punkte, die dieselbe Farbe haben, gemeinsam abgespeichert werden, was zu einer Reduzierung des Speicherumfangs führt. Analog können bei Videos auch nur die Unterschiede von einem Bild zum anderen gespeichert werden. Audio Audio-Informationen werden in einzelne Teile („Samples“) zerlegt, die dann in mehreren Bytes abgelegt werden. Wie bei Bildern hängt der Speicherumfang vom Umfang der Samples und der Menge der Samples über die Zeit ab. Komprimierungsverfahren (wie z. B. mp3) optimieren den Speicherbedarf, indem für den Menschen nicht oder kaum hörbare Teile herausgefiltert werden. <?page no="337"?> Informatik Zahlen Die Verarbeitung von Zahlen, gehört neben der Verwaltung von Texten oder Bildern, zu den primären Aufgaben eines Computers. Natürliche Zahlen Die Menge der natürlichen Zahlen, d. h. der positiven ganzen Zahlen, lässt sich relativ leicht auf das binäre Format abbilden, da sich jede natürliche Zahl k in eine binäre Zahl umwandeln lässt, in dem die Koeffizienten (a n , a n - 1 , …, a 1 , a 0 ) der entsprechenden Zweierpotenzen verwendet werden, wobei die Koeffizienten nur den Wert 0 oder 1 haben dürfen: k = a n *2 n + a n - 1 *2 n - 1 + … + a 1 *2 1 + a 0 *2 0 → Binärzahl ist: a n a n - 1 … a 1 a 0 Soll zum Beispiel die 6 in eine Binärzahl umgewandelt werden, dann entspricht diese den folgenden Koeffizienten von Zweierpotenzen: 1*2 2 +1*2 1 +0*2 0 , so dass daraus die Binärzahl 110 2 resultiert. Analog kann man jede natürliche Zahl auch in Hexadezimalzahlen umwandeln, wobei es sich dann um Koeffizienten der entsprechenden Sechszehnerpotenzen handelt: k = c n *16 n + c n - 1 *16 n - 1 +…+ c 1 *16 1 + c 0 *16 0 → Hexadezimalzahl ist: c n c n-1 … c 1 c 0 Diese Umwandlung wird dabei prinzipiell nur durch die verfügbare Länge an Bits begrenzt. Dies bedeutet, dass z. B. bei einer maximalen Länge einer Bitfolge von 32, nur 2 32 Zahlen dargestellt werden können, von denen die größte 2 32 - 1 und die kleinste 0 ist. Die Umwandlung von Dezimalzahlen in Binär- und Hexadezimalzahlen <?page no="338"?> kann durch das Divisions- oder Subtraktions verfahren berechnet werden. Wenn eine Zahl erst einmal als Binärzahl vorliegt, dann kann diese ganz einfach in eine Hexadezimalzahl umgewandelt werden, in dem die Binärziffern zu 4er-Paketen zusammengefasst werden. Umgekehrt können Hexadezimalzahlen einfach in Binärzahlen umgewandelt werden, indem jede Ziffer der Hexadezimalzahl direkt durch die entsprechende Binärzahl ersetzt wird. Die Umwandlung von Binär- und Hexadezimalzahlen in Deg zimalzahlen ist dadurch möglich, dass die Koeffizienten mit den entsprechenden Zweier- oder Sechszehnerpotenzen multipliziert und dann aufsummiert werden müssen. Analog lassen sich die Oktalzahlen auf der Basis 8 erstellen. Negative Zahlen Die Addition und Multiplikation von Binärzahlen erfolgt analog zu den Operationen auf Dezimalzahlen und wird auch so im Prozessor umgesetzt. Grundsätzlich ist eine Übertragung der Subtraktion ebenfalls möglich, allerdings würde dies zusätzliche Hardware verlangen. Aus diesem Grund wurden negative Zahlen eingeführt. Negative Zahlen haben den Vorteil, dass sie mit der bestehenden Additionslogik erzeugt und verwendet werden können. Negative Zahlen werden im Rechner üblicherweise als Zweierkomplement dargestellt: t Das Zweierkomplement muss mit einer festen Stellenzahl berechnet werden. Nicht benötigte Stellen werden dabei von links mit 0 aufgefüllt. Das linke Bit wird dabei als Vorzeichen <?page no="339"?> Informatik interpretiert (0 für +, 1 für -). Das Zweierkomplement berechnet sich wie folgt: 1. Berechnung des Komplements der zugrundeliegenden Binärzahl, indem man 0 bzw. 1 durch sein Komplement, also 1 bzw. 0, ersetzt. 2. Anschließend addiert man 1 - ein evtl. Überlauf wird dabei ignoriert. Beispiel : Berechnung des Zweierkomplements von 6 (0110 2 ) bei 4 Bits 1. Das Komplement von 0110 2 ist 1001 2 2. Addition von 1 Das Ergebnis ist 1010 2, die Kontrollrechnung, die Addition von -6 (1010 2, ) und 6 (0110 2 ) ergibt 0, sofern wenn man das resultierende Overflow-Bit ignoriert. Gleitkommazahlen Rationale oder reelle Zahlen werden durch Gleitkommazahlen dargestellt, wobei hier ein prinzipielles Problem der Rechenungenauigkeit vorliegt, sowohl was die Umwandlung der Zahl in das interne Format des Computers als auch was die weitere Verarbeitung, in den folgenden Rechenschritten, betrifft. Abb. 2 zeigt das Beispiel einer 32-Bit Gleitkommazahl. 1. 2. 9. 10. 32. Vorzeichen Exponent (+127) Mantisse „hidden bit = 1“ … 0 1 0 0 0 0 0 1 1 0 0 1 0 0 1 0 0 0 0 0 Abb. 2: Format einer Gleitkommazahl Gleitkommazahlen haben die Eigenschaft, dass sie vor der Codierung „normalisiert“ werden müssen, d. h. sie müssen immer auf die Form 1,… * 2 Exponent gebracht werden. Die Gleitkommazahl in Abb. 2 kann folgendermaßen interpretiert werden: <?page no="340"?> Bit 1: Vorzeichen; 0 für plus, 1 für minus (Achtung es gibt hier kein Zweierkomplement) Bit 2 - 9: Exponent als Binärzahl. Der Exponent ist vor der Umwandlung mit 127 addiert worden (dem sog. „Bias“) - dies hat den Vorteil, dass der Exponent direkt mit anderen verglichen werden kann, was bei einer Gleitkommazahl oft notwendig ist. Zwischen Bit 9 und 10 ist (gedanklich) das „hidden bit“ - dies ist der Wert „1,“. Da der Wert immer 1 ist, kann er aus Speichergründen weggelassen werden. Bit 10 - 32: Die Nachkommastellen der Zahl (die „Mantisse“) In dem Beispiel oben wäre also die Zahl: +1,0010 0100 0000 0000 0000 000 * 2 4 dargestellt. Wobei sich die 4 des Exponenten folgendermaßen errechnet: 1000 0011 2 = 131 10 . 131 - Bias 127 = 4. Die arithmetischen Operationen auf Gleitkommazahlen sind deutlich komplexer und werden deshalb in der Regel von spezialisierten Prozessorkomponenten übernommen. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche der folgenden Gleichungen ist korrekt? Daten = Semantik + Information Semantik = Daten + Information Information = Daten + Semantik Information = Daten <?page no="341"?> Informatik 2. Was ist ein Bit? Darstellung einer elementaren Speicherzelle Darstellung mehrerer Speicherzellen Darstellung von 0 oder 1 Darstellung von 1 oder 2 Darstellung vieler Zustände 3. Wie wird eine Folge von 8 Bits genannt? Byte Wort DoppelWort DoppelByte 4. Wieviele Zustände kann ein Byte darstellen? 8 16 64 128 256 5. Was ist das Hexadezimalsystem? Ein Zahlensystem auf der Basis 16. Ein Zahlensystem dessen Ziffern aus 0, 1, … 9, A, … F bestehen. Alle Ziffern bestehen aus Bits. Beliebige Kombination von Zahlen und Buchstaben. 6. Wieviele Bits benötigt die binäre Darstellung der Oktalzahl 6? 3 4 8 16 <?page no="342"?> 7. Wie werden Dateien vom Betriebssystem richtig errr kannt? anhand des Inhalts anhand der Typkennung anhand des Dateinamens gar nicht, alle Dateien werden gleich behandelt dank des Benutzers 8. Wie wird ein Zeichen auf eine Zahl abgebildet? gar nicht mit Hilfe eines Codes mit Hilfe eines Satzzeichens mit Hilfe eines Zeichensatzes 9. Woraus bestehen Dateien ausführbarer Programme? aus natürlichen Zahlen aus beliebigen Symbolen aus Maschinensprache aus Text 10. Wie wird ein Bild als Datei dargestellt? als Folge von Text als Folge von Zahlen und Zeichen als Folge von Bits, die Punkte darstellen als Abbild der Grafik 11. Von welchen Faktoren hängt der Umfang unkomprimierter Audio-Informationen ab? von der Musik vom Umfang eines Samples von der Anzahl der Samples über die Zeit von der Qualität <?page no="343"?> Informatik 12. Wie werden ganze negative Zahlen binär dargestellt? mit einer vorangestellten 0 mit einer vorangestellten 1 mit einem vorangestellten Minus über das Zweierkomplement über das Komplement von Binärzahlen 13. Was stellen Gleitkommazahlen dar? alle Zahlen ganze Zahlen reale oder rationale Zahlen komplexe Zahlen 14. Was wird Mantisse genannt? Vorzeichen Exponent Nachkommastellen Gleitkommazahl 15. Welche Rechnerkomponenten berechnen die arithmetischen Operationen mit Gleitkommazahlen? Central Processing Unit spezialisierte Prozessorkomponenten Ein- und Ausgabeeinheiten I/ O-Komponenten <?page no="344"?> 3 16. Welche der folgenden Begriffe werden als Daten bezeichnet? Bilder Musik Text Hardware Zahlen 17. Wodurch können dieselben Daten unterschiedlich interpretiert werden und so zu Informationen werden? Semantik Wert der Daten Datentyp 18. Wozu dienen Binär-, Oktal- und Hexadezimalzahlen? Modelle der theoretischen Informatik Verarbeitung und Darstellung von Zahlen im Computer Erweiterung der Theorie über Zahlen Keine praktische Anwendung 19. Wovon hängt die Auflösung eines Bildes ab? Anzahl der Bildpunkte Anzahl der Bilder Anzahl der Bildpunkte und Umfang der Farbinformation Bildschirm <?page no="345"?> 3 Informatik 20. Welches prinzipielle Problem besteht bei Gleitkommaaa zahlen? Komplexität Umfang der Zahlen Anzahl der Zahlen Unendlichkeit Rechenungenauigkeit 21. In welche andere Zahlen kann eine Dezimalzahl umgewandelt werden? Binärzahl Oktalzahl Hexadezimalzahl Gleitkommazahl 22. Ein Text ist … eine Folge von Zeichen eine Folge von Buchstaben eine Folge von Buchstaben, Ziffern und Sonderzeichen eine Folge von Ziffern und Sonderzeichen <?page no="346"?> 3 4 Rechnerarchitekturen Die meisten Computer basieren auf der von-Neumann- Architektur , die sich dadurch auszeichnet, dass sowohl die Programme als auch die zugehörigen Daten im gemeinsamen Hauptspeicher (Read-Only Memory, ROM; Random Access Memory, RAM) liegen. Der Zugriff des Prozessors auf den Hauptspeicher erfolgt über einen Adress- und Datenbus. Bei der Abarbeitung eines Programms müssen sowohl der Programmcode als auch die damit verbundenen Daten aus dem Hauptspeicher gelesen werden, was zu häufigen Zugriffen führt. Aufgrund der relativ hohen Verarbeitungsgeschwindigkeit des Prozessors und vergleichsweise geringen Lese-/ Schreibgeschwindigkeit des Hauptspeichers ergibt sich die Problematik, dass der Prozessor vom Hauptspeicher ausgebremst wird, was als von-Neumann-Flaschenhals bezeichnet wird und den Schwachpunkt der von-Neumann-Architektur t darstellt. CPU ROM RAM I/ O Datenbus Adressbus Hauptspeicher Abb. 3: Prinzipieller Aufbau einer von-Neumann-Architektur In der Abbildung sieht man die CPU , die mit dem Hauptspeicher verbunden ist, der aber in zwei Bereiche unterteilt ist: <?page no="347"?> 3 Informatik Read-Only Memory (ROM): Speicher, der nur gelesen werden kann und in dem z. B. geschützte Bereiche des Betriebssystems liegen Random Access Memory (RAM): Speicher, der sowohl beschrieben als auch gelesen werden kann Ein Prozessor besteht in der Regel aus zwei Teilen: r dem Steuerwerk und dem Rechenwerk. Das Steuerwerk weist mehrere Komponenten für die Ausfühk rung des Programmcodes und der daraus resultierenden Verarbeitung einzelner Befehle auf: den Programmzähler , der auf den nächsten auszuführenden Befehl zeigt das Speicheradressregister , das die Adresse der nächsten zu ladenden Speicherzelle enthält das Instruktionsregister umfasst den aktuellen Befehl, r der Decodierer ermittelt aus dem Befehl die Anweisungen r und die ggf. benötigten Operanden Das Rechenwerk umfasst die einzelnen Bestandteile für die k Ausführung arithmetischer oder logischer Operationen: den Akkumulator , der die Zwischenergebnisse enthält, die Register , die Operanden laden oder speichern, die arithmetisch-logische Einheit , die die Berechnungen durchführt und ein Statusregister , das die Ergebnisse der aktuellen Operation anzeigt, z. B. beim Überlauf Beide Komponenten werden in dem nachfolgenden Befehlsausführungszyklus (Fetch-Execute-Zyklus) beschrieben, der erklärt wie ein Befehl geladen und anschließend ausgeführt wird. <?page no="348"?> 34 Fetch-Phase: Laden des Programzählers in das Speicheradressregister Zugriff auf die Speicherzelle, die durch das Speicheradressregister adressiert wird, Laden der Speicherzelle ins das Instruktionsregister abhängig vom Befehl(styp) das Laden weiterer Operanden Aktualisierung des Programmzählers (in der Regel wird er um 1 erhöht) Execute-Phase: Ausführung des Befehls bei arithmetischen Berechnungen: Laden / Speichern von Daten oder Operanden aus / im Register Durchführung der Operation in der arithmetischlogischen Einheit Ergebnis ist im Akkumulator evtl. Anzeige des Ergebnisse im Statusregister durch Flags Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Charakteristik der von-Neumann-Architektur? Ablage von Daten und Programmen in demselben Speicher Speichern von Daten Speichern von Programmen Ablage von Daten <?page no="349"?> 3 Informatik 2. Wie greift der Prozessor auf den Hauptspeicher zu? über Bussysteme über ein Transportsystem über den Adressbus und den Datenbus 3. Was ist der Engpass der von-Neumann-Architektur? Geschwindigkeitsunterschied der Speicher RAM und ROM Geschwindigkeitsunterschied von CPU und Speicher die CPU die Anbindung der I/ O-Geräte 4. Welche Komponenten gehören zum Steuerwerk? Akkumulator Programmzähler Register Decodierer 5. Welche Schritte gehören zur Fetch-Phase? Laden des Programmzählers in das Speicheradressregister Ausführung des Befehls Aktualisierung des Programmzählers Laden der Speicherzelle in das Instruktionsregister 6. Welche Arten von Hauptspeicher gibt es? Random Access Memory (RAM) Really Awesome Memory (RAM) Read Original Memory (ROM) Read-Only Memory (ROM) Memory <?page no="350"?> 3 7. Welche Komponenten gehören zum Rechnerwerk? Akkumulator Speicheradressregister Arithmetisch-logische Einheit Statusregister Decodierer 8. Welche einzelnen Phasen umfasst der Befehlsausführungszyklus? Fetch-Phase Execute-Phase Store-Phase Compute-Phase 9. In welcher Reihenfolge werden die Aktionen der Fetch- Phase ausgeführt? Laden der Speicherzelle in das Instruktionsregister Abhängig vom Befehl(styp) das Laden weiterer Operanden Aktualisierung des Programmszählers Zugriff auf die Speicherzelle, die durch das Speicheradressregister adressiert wird Laden des Programmzählers in das Speicheradressregister <?page no="351"?> 3 Informatik 5 Rechnerkomponenten Während es im vorhergehenden Abschnitt um den prinzipiellen Aufbau von Rechnersystemen und den schematischen Ablauf bei der Befehlsverarbeitung ging, stehen in diesem Abschnitt die einzelnen Komponenten eines Computers im Vordergrund. CPU, Grafikprozessor Der zentrale Baustein eines Computers ist die CPU (Central Processing Unit), die die Verarbeitung der Befehle übernimmt und einen entscheidenden Einfluss auf die Performance des Gesamtsystems hat. Der Grafikprozessor übernimmt in der Regel die aufwändigen Berechnungen und das Rendering von Bildern, z. B. bei Computerspielen oder 3D-Darstellungen. Ein Ansatz zur Erhöhung der Prozessorleistung besteht in der Einführung mehrerer Prozessorkerne und in der Parallelisierung der Abläufe in den einzelnen Prozessorkernen (Mehrkernarchitektur). I/ O-Einheiten Der Prozessor ist über den Datenbus mit weiteren I/ O- Einheiten verbunden, z. B. mit der Festplatte, dem Netzwerk oder weiteren Ein-/ Ausgabegeräten, wie der Tastatur oder dem Monitor. Auch hier ergibt sich eine ähnliche Problematik wie beim von- Neumann-Flaschenhals: die einzelnen Ein-/ Ausgabegeräte sind <?page no="352"?> 3 normalerweise einige Größenordnungen langsamer als der Prozessor und übertragen deshalb die konsolidierten Datenblöcke nur während bestimmter Zeitfenster an die CPU. Festplatte Die Festplatte hat normalerweise eine erheblich größere Kapazität als der Hauptspeicher, dafür ist sie aber auch deutlich langsamer. Die Festplatte enthält - analog zum Hauptspeicher - sowohl Programmcode als auch Daten, aber im Unterschied zum Hauptspeicher sind sie dort permanent gespeichert und gehen auch nach dem Ausschalten nicht verloren. Oft wird sie auch vom Betriebssystem verwendet, um Programmcode oder Daten vom Hauptspeicher ausbzw. einzulagern. Durch die aufkommende SSD (Solid State Drive)- Technologie ist mit weiteren erheblichen Geschwindigkeitsverbesserungen zu rechnen. Optische Laufwerke Im Vergleich zu Festplatten sind die Kapazitäten und die Zugriffsgeschwindigkeiten optischer Laufwerke (nochmals) deutlich geringer, aber sie erlauben es, die Medien (Discs) auszutauschen und die Inhalte auf den externen Medien dauerhaft zu archivieren. Wichtig ist hierbei auch die Lebensdauer der einzelnen Medien. Außerdem werden bestimmte Softwarepakete vorwiegend auf Medien für optische Laufwerke ausgeliefert. <?page no="353"?> 3 Informatik Schnittstellen: USB, HDMI Eine der wichtigsten Schnittstellen ist der Universal Serial Bus (USB) , der den großen Vorteil hat, dass er ganz unterschiedliche Geräte (z. B. Speicher, Festplatten Drucker) durch einfaches Einstecken des Verbindungskabels einbinden kann (sog. plug and play), was die Integration für alle Benutzer sehr einfach gestaltet. Neben USB ist HDMI , das sowohl Audioals auch Videosignale überträgt, mittlerweile eine unverzichtbare Technologie geworden. Netzwerk Die meisten Rechner unterstützen sowohl eine kabelgebundene ( LAN = Local Area Network) als auch eine kabellose ( N WLAN , Wireless LAN) Netzwerkverbindung. Hinzu kommt, dass viele Rechner mittlerweile für mobilen Datenfunk ausgerüstet sind, so dass eine permanente Internetverbindung besteht. Betriebssystem Betriebssysteme ermöglichen erst die Arbeit mit Computern und sind deshalb zum Verständnis der Informatik unabdingbar. Sie gehören zu den wichtigsten systemnahen Softwareprodukten und befähigen deshalb den Benutzer, die einzelnen Hardware- und Softwarekomponenten zu nutzen. Das vorrangige Ziel eines Betriebssystems ist es, alle zum Rechner gehörenden Ressourcen, z. B. die CPU, die Hauptspeicher- und Festplattenkapazität, zu verwalten und die Ausführung der Anwendungen so abzustimmen, dass diese möglichst schnell und zuverlässig ablaufen. <?page no="354"?> Die Herausforderung ergibt sich aus der Tatsache, dass in der Regel gleichzeitig mehrere Anwendungen parallel ablaufen ( Multitasking ) und ggf. auch mehrere Benutzer bedient werden müssen ( Mehrbenutzersystem ). mm Multitasking findet normalerweise schon bei Privatnutzern statt, die gleichzeitig einen Text eintippen, ihre Emails bearbeiten und Musik hören. Ein Mehrbenutzersystem ist insbesondere für Betriebssysteme von Servern wichtig, auf die gleichzeitig Hunderte oder Tausende Benutzer zugreifen. Moderne Betriebssysteme verfügen über eine grafische Bee nutzerschnittstelle, so dass die Bedienung leicht erlernbar ist, daneben gibt es aber in der Regel auch eine Kommandozeile, um „direkt“ auf das System zugreifen zu können. Typische, relevante Aufgaben eines Betriebssystems sind: die Prozessverwaltung , d. h. die Zuweisung von CPU- Kapazitäten zu einzelnen Prozessen die Hauptspeicherverwaltung , d. h. die Zuordnung von Hauptspeicher zu Prozessen Für jede Anwendung gibt es einen oder mehrere Prozesse, denen sowohl CPU-Zeit als auch Hauptspeicherbereiche zugeteilt werden müssen. Dies ist insbesondere wichtig, da die Anwendungen jeweils scheinbar parallel laufen müssen (Multitasking), es aber weniger CPUs als Anwendungen oder Prozesse gibt. Dies führt dann dazu, dass jeder Prozess immer nur für ein kurzes Zeitfenster von einer CPU ausgeführt wird, bevor dann die CPU zum nächsten Prozess wechselt. Aufgrund der großen Geschwindigkeit bzw. hohen Frequenz der CPUs ergibt sich hier aber der Eindruck einer Parallelverarbeitung. Die Tatsache, dass die meisten Anwendungen deutlich mehr Platz im Hauptspeicher be- <?page no="355"?> Informatik nötigen als dort vorhanden ist, führt dazu, dass nur die wichtigsten, aktuell häufig aufgerufenen Programmteile im Hauptspeicher vorgehalten werden und andere Code-Teile nur bei Bedarf nachgeladen werden. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Weshalb beschleunigen mehrere Prozessorkerne die Verrr arbeitung? Mögliche Parallelisierung Höhere Ausfallsicherheit 2. I/ O-Einheiten sind verbunden mit? Festplatte Netzwerk Monitor 3. Optische Laufwerke haben geringere Speicherkapazitäten als Festplatten enthalten Medien die ausgetauscht werden können haben höhere Zugriffsgeschwindigkeiten als Festplatten 4. Was ist Multitasking? Mehrere Benutzer können gleichzeitig arbeiten Mehrere Aufgaben können gleichzeitig eingegeben werden Mehrere Aufgaben können gleichzeitig bearbeitet werden <?page no="356"?> 5. Ein Grafikprozessor ist ein zusätzlicher Prozessor, um die CPU zu entlasten Grafiken zu berechnen Grafiken aus dem aus dem Speicher zu laden oder zu speichern 6. Welche typischen Netzwerke werden von den meisten Rechner unterstützt? Super Area network (SAN) Local Area Network (LAN) Wired Local Area Network (WLAN) Wireless Local Area Network (WLAN) 7. Welche Festplattentechnologie wird die Zugriffsgeschwindigkeiten beschleunigen? Super Speed Drive (SSD) Speed Disks (SD) Solid State Drive (SSD) 8. Was sind typische Aufgaben eines Betriebssystems? Aufgabenverwaltung Prozessverwaltung Hauptspeicherverwaltung Datenverwaltung 9. Was sind die Ziele eines Betriebssystems? Interaktion mit den Benutzern Verwaltung Abstimmung der Ausführung der Anwendungen Verwaltung aller Ressourcen des Rechners <?page no="357"?> Informatik 10. Über welche Komponenten verfügt ein Betriebssystem um mit Benutzern zu interagieren? Grafische Benutzeroberfläche Tastatur Bildschirm Kommandozeile <?page no="358"?> 6 Programmiersprachen Die Ingenieurs-Disziplin für die systematische und methodische Entwicklung von Software nennt sich Software Engineering . Neben der Frage nach dem geeigneten Vorgehensmodell steht auch die Frage nach einer passenden Programmiersprache im Vordergrund, weil sie das primäre Werkzeug darstellt, um einen Algorithmus zu implementieren. Das Ziel ist dabei zum einen den Softwareentwickler bei der Umsetzung immer komplexer werdender Programme zu unterstützen , indem ausdrucksstarke, performante und zuverlässige Programmiersprachen angeboten werden und zum anderen indem die Programmiersprachen leicht(er) errr lernbar und bedienbar sind. r In den vergangenen Jahrzehnten wurde eine Vielzahl von Programmiersprachen entwickelt, denen unterschiedliche Konzepte oder Entwurfsprinzipien zugrunde liegen. Prozedurale Programmiersprachen , wie z. B. C, Cobol, Pascal oder Fortran, wurden durch die objektorientierten Programmiersprachen, wie C++, C# oder Java abgelöst. Daneben existieren aber weiterhin Vertreter funktionaler oder logischer Programmiersprachen, wie Haskell oder Prolog, ebenso wie für bestimmte Anwendungsbereiche oder Technologien spezialisierte Programmiersprachen, wie ABAP, Javascript oder PHP. Die aktuelle Dominanz der objektorientierten Programmiersprachen beruht vor allem auf den Prinzipien der Vererbung und des Polymorphismus, die die Wiederverwen- <?page no="359"?> Informatik dung großer Klassenbibliotheken, eine erhöhte Modularität der Anwendungen und damit einhergehend eine Reduzierung der Entwicklungskosten und -zeiten erlauben. Neben diesen Faktoren sind aber auch die Unterstützung durch Entwicklungsumgebungen, wie z. B. Eclipse, und die leichte Bedienbarkeit entscheidend. Jede Programmiersprache lässt sich - trotz hoher Ausdrucksstärke - prinzipiell auf wenige grundlegende Sprachkonstrukte reduzieren, dazu zählen neben den Kontrollstrukturen Sequenz, Verzweigung und Iteration, auch die grundlegenden, elementaren Anweisungen wie, z. B. der Aufruf einer Methode, die Zuweisung eines Wertes oder eine Berechnung. Übersetzer Einer der wichtigsten Komponenten einer Programmiersprache ist der Übersetzer, der den Quelltext in den ablauffähigen Maschinencode des Zielrechners überführt. Dieser Maschinencode stellt die eigentliche Anwendung dar. Für einen solchen Übersetzer gibt es zwei Ausprägungen: den Compiler und den Interpreter, welche sich voneinander unterscheiden. Compiler Der Compiler übersetzt den Quelltext nur einmal und generiert daraus einen Code, der immer wieder aufgerufen wird, wenn die Anwendung gestartet wird. <?page no="360"?> Der Vorteil ist hierbei, dass die aufwändige Übersetzung nur einmal erfolgt, der erzeugte Code optimiert werden kann und an sich lauffähig ist, nachteilig ist dass, normalerweise keine Entscheidungen mehr zur Laufzeit getroffen werden können. C und C++ sind Beispiele für Programmiersprachen, die auf einem Compiler basieren. (1) Übersetzung des Programms in den ablauffähigen Code: Programm »» Compiler »» Code (2) Ausführung des Codes, der die Benutzereingaben entgegen nimmt bzw. Ausgaben anzeigt: Eingabe »» Code »» Ausgabe Interpreter Ein Interpreter nimmt die Benutzereingaben und den Quelltext entgegen und übersetzt bei jedem Durchlauf den Quelltext in Code und führt diesen dann aus. Anders als beim Compiler wird also hier - zur Laufzeit - bei jeder Ausführung der Code immer wieder (neu) generiert. Der Vorteil ist, dass Entscheidungen zur Laufzeit getroffen werden können, es flexibel ist und es sich somit sehr gut für die Fehlersuche eignet, der wesentliche Nachteil ist offensichtlich der zu erwartende Geschwindigkeitsbzw. Leistungsverlust (im Vergleich zum Compiler). Beispiele für interpretierte Programmiersprachen sind Python und Lisp. (3) Programm, Eingabe »» Interpreter »» Ausgabe Heutzutage verwenden moderne Programmiersprachen , wie z. B. Java, durchaus eine Kombination von Compilern und In- <?page no="361"?> Informatik terpretern. Bei Java wird für die Übersetzung des Quelltextes in ein plattformunabhängiges Format (Bytecode) ein Compiler eingesetzt und für die Ausführung dieses Codes auf der Zielmaschine kann dann ein Interpreter verwendet werden, der z. B. den Code für die Zielplattform ggf. noch optimiert. Phasen bei der Übersetzung des Quelltextes Bei der Übersetzung des Quelltextes in den Code können prinzipiell die folgenden Phasen auftreten, die im Folgenden genauer erörtert werden (1) Lexikalische Analyse (2) Syntaktische Analyse (3) Semantische Analyse (4) Zwischencodegenerierung (5) Optimierung (6) Zielcodegenerierung Bei der lexikalischen Analyse , die durch einen Scanner ausgeführt wird, wird der Quelltext als eine Zeichenfolge von der Datei eingelesen. Reservierte Wörter bzw. Zeichen, wie z. B. int, {, }, / , +, *, werden erkannt und in Marken (engl. Tokens) umgewandelt, die die Basis für die nachfolgende syntaktische Analyse bilden. <?page no="362"?> Aufbauend auf der zugrundeliegenden Sprach-Grammatik, überprüft die syntaktische Analyse mittels Parsebäumen und e anhand der Marken, die in der vorhergehenden Phase identifiziert wurden, ob die eingegebenen Anweisungen syntaktisch richtig sind. Für jede sich öffnende Klammer, {, in Java muss es zum Beispiel eine entsprechende, schließende Klammer, }, geben. Die semantische Analyse untersucht, ob die syntaktisch kore rekten Anweisungen auch sinnvoll und erlaubt sind. Dies erfolgt anhand von Regeln über die logischen Zusammenhänge und Bedeutungen von Sprachkonstrukten: z. B. ob ein Datentyp nur einmal definiert ist oder dass die Variable vor ihrem Gebrauch deklariert wird. Eine Methode kann zum Beispiel syntaktisch richtig definiert sein, aber bei der semantischen Überprüfung könnte sich herausstellen, dass der deklarierte Rückgabewert im Methodenrumpf nicht vorhanden ist. Die Generierung von Zwischencode ermöglicht zum einen e eine höhere Abstraktion und Entkopplung von der möglichen Zielplattform oder -sprache und zum anderen stellt sie einen notwendigen Schritt für die nachfolgende Phase dar. Es ist aber zu beachten, dass bei der Umwandlung in den Zwischencode die zugrundeliegende Semantik und auch die Ausdrucksstärke bewahrt bleiben. Die Optimierung von Code ist eine gängige und notwendige e Praxis. Es ist insbesondere sinnvoll, Codeteile die sehr häufig aufgerufen werden, z. B. weil sie in einem Schleifenrumpf liegen, oder zeitlich aufwändig sind, z. B. die Erzeugung von Objekten oder die Erstellung von Datenbankverbindungen, in effizientere Konstrukte oder Anweisungen zu überführen, trotz des Aufwands für die Analyse des Laufzeitverhaltens und der Berechnung der Code-Verbesserungen. <?page no="363"?> Informatik Die Zielcodegenerierung übersetzt den (optimierten) Zwig schencode in den entsprechenden Maschinencode unter Berücksichtigung des vorhandenen Betriebssystems, z. B. Linux, und der zugehörigen Klassenbibliotheken. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was sind die Ziele einer Programmiersprache? Softwareentwickler bei der Umsetzung von Programmen zu unterstützen möglichst komplex zu sein einfach erlernbar und bedienbar zu sein möglichst viele Funktionen a 2. Welche der folgenden Programmiersprachen ist eine ob WW jektorientierte Programmiersprache? C Java C# Pascal 3. Was sind typische Eigenschaften einer objektorientierten Programmiersprache? Prozeduren Funktionen Vererbung Polymorphismus <?page no="364"?> 4. Welche Phasen werden bei der Übersetzung des Quelltextes benötigt? Lexikalische Analyse Semantische Analyse Intelligente Analyse Optimierung Zielcodegenerierung 5. Wie häufig übersetzt der Compiler den Quelltext? einmal mehrfach, bei jedem Ablauf der Anwendung abhängig vom Benutzer 6. Was ist die Aufgabe der lexikalischen Analyse? Einlesen des Textes Suche nach reservierten Wörtern bzw. Zeichen Verständnis des Textes 7. Was prüft die syntaktische Analyse? Den Sinn des Programms Die Ausführbarkeit des Programms Die sprachliche Richtigkeit des Programms 8. Was prüft die semantische Analyse? Die sprachliche Richtigkeit des Programms Den Sinn des Programms Die Ausführbarkeit des Programms <?page no="365"?> Informatik 9. Wie nennt sich die Disziplin zur systematischen Enttt wicklung von Software? Software Development Software Building Software Coding Software Engineering 10. Welche der folgenden Elemente gehört zu den Kontrollstrukturen einer Programmiersprache? Sequenz Folge Iteration elementare Aweisung 11. Nennen Sie ein Beispiel für eine elementare Anweisung. Berechnung Verzweigung Methodenaufruf Wertzuweisung Schleife 12. Ordnen Sie die verschiedenen Phasen bei der Übersettt zung des Quelltextes in der richtigen Ausführungsreihenfolge an. Semantische Analyse Zielcodegenerierung Lexikalische Analyse Zwischencodegenerierung Syntaktische Analyse <?page no="369"?> 1 Einführung In einer Zeit des zunehmenden Wettbewerbs und steigenden Kostendrucks, versuchen Unternehmen ihre Marktposition u.a. dadurch zu verbessern, dass sie kontinuierlich ihre internen betrieblichen Abläufe verbessern. Ein Beispiel wäre eine Reduzierung von Durchlaufzeiten bei der Bearbeitung eines Produkts und der damit verbundenen Kosten durch eine möglichst weitgehende Automatisierung. Diese systematische Erfassung, Bewertung und Verbesserung wird als Geschäftsprozessmodellierung, -analyse und -optimierung bezeichnet. Im Folgenden wird zunächst der Begriff Geschäftsprozess definiert und die beteiligten Elemente werden näher betrachtet. Darauf aufbauend wird mit BPMN (Business Model and Notation) eine Notation vorgestellt, die es erlaubt, Geschäftsprozesse zu modellieren. Im Anschluss wird gezeigt, wie mit Hilfe des Modells Geschäftsprozesse analysiert und schließlich verbessert werden können. Dieses Themengebiet ist einerseits ein wichtiger Antriebsfaktor für den Einsatz von betrieblichen Informationssystemen und andererseits eines der entscheidenden Handlungsfelder der Wirtschaftsinformatik, bei dem sich informationstechnische und betriebswirtschaftliche Aspekte miteinander verbinden. 2 Geschäftsprozesse Der Begriff „Geschäftsprozess“ ist nicht scharf definiert, vielmehr findet sich in der wissenschaftlichen Literatur eine Reihe von Definitionen. Als historisch erste kann die von Michael Hammer und James A. Champy gesehen werden: <?page no="370"?> 370 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN „Ein Geschäftsprozess ist eine Menge von Aktivitäten, für die eine oder mehrere Eingaben benötigt werden und die für den Kunden ein Ergebnis von Wert erzeugen.“ (aus: Reengineering the Corporation: A Manifesto for Business Revolution, 1993) Abb. 1: Schematische Darstellung eines Geschäftsprozesses nach Hammer und Champy Josef L. Staud erweitert die Definition um die beteiligte Organisation und definiert einen Geschäftsprozess als „zusammenhängende abgeschlossene Folge von Tätigkeiten, die zur Erfüllung einer betrieblichen Aufgabe notwendig sind. Die Tätigkeiten werden von Aufgabenträgern in organisatorischen Einheiten mit ihrer Aufbau- und Ablauforganisation unter Nutzung der benötigten Produktionsfaktoren geleistet.“ (aus: Geschäftsprozessanalyse, 2006). Andreas Gadatsch schließlich ergänzt die Definition um die eingesetzte Technologie und die Ableitung aus der Strategie. Er sieht den Geschäftsprozess damit als „eine zielgerichtete, zeitlich-logische Abfolge von Aufgaben, die arbeitsteilig von mehreren Organisationen oder Organisationseinheiten unter Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien ausgeführt werden können. Er dient der Erstellung von Leistungen entsprechend den vorgegebenen, aus der Unternehmensstrategie abgeleiteten Prozesszielen.“ (aus: Grundkurs Geschäftsprozess-Management: Methoden und Werkzeuge für die IT-Praxis: Eine Einführung für Studenten und Praktiker, 2012) <?page no="371"?> Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 371 Auf Basis dieser Definitionen zeichnet sich ein Geschäftsprozess durch folgende Elemente aus: Eingaben und Ergebnisse: z.B. (materielle) Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen, Erzeugnisse und Handelswaren sowie alle Arten von (immateriellen) Informationen. Bearbeitungsschritte: Betriebliche Funktionen. Eine Funktion transformiert eine Eingabe in ein Ergebnis. Diese Funktionen können dabei elementar und nicht weiter unterteilbar sein oder aus anderen Funktionen oder Geschäftsprozessen zusammengesetzt sein. Aufbau und Ablauforganisation: Die Aufbauorganisation definiert die Weisungsbefugnis und Berichtspflicht der Organisationseinheiten und Individuen eines Unternehmens. Die Aufbauorganisation ist üblicherweise eine stabile, hierarchische Struktur. Die Ablauforganisation legt das Vorgehen der Organisationseinheiten und Individuen fest, um ein Ergebnis zu produzieren. Prinzipiell beschreiben Geschäftsprozesse dieses Vorgehen. IT-Systeme: Alle Arten von datenverarbeitenden, automatisierten Systemen, die die Bearbeitungsschritte unterstützen. Dies umfasst sowohl Software als auch Hardware. Sie führen in der Regel Teile der Bearbeitungsschritte aus und erlauben den organisatorischen Einheiten, miteinander Daten auszutauschen. Ableitung der Prozessziele aus der Unternehmensstrategie: In einem Unternehmen werden die geschäftlichen Visionen oder strategischen Ziele durch die Geschäftsführung festgelegt. Diese strategischen Ziele werden vom untergeordneten Management auf konkrete operative Ziele abgebildet, die dann wiederum von den Referenten auf Prozesse für das Tagesgeschäft umgesetzt werden müssen. Auf Ebene der Sachbearbeiter schließlich unterstützen geeignete IT-Systeme die Prozesse. <?page no="372"?> 372 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN Abb. 2 zeigt diese sog. Unternehmenspyramide und den Transformationsprozess von der Vision zum konkreten System. Abb. 2: „Unternehmenspyramide“ Während die Geschäftsführung also die langfristige Ausrichtung vorgibt, definiert und überwacht das Management den konkreten Umsetzungsrahmen für die Geschäftsprozesse, die diese Ziele erfüllen, die dann von den Mitarbeitern mittels IT- Systemen implementiert werden. Jede Ebene verfügt dabei zwar über einen Entscheidungsspielraum, wie die Ziele der übergeordneten Unternehmensebene durchgeführt werden kann, der aber von oben nach unten abnimmt. Es liegt hier in der Regel ein „top-down“-Vorgehen vor. Wichtig ist dabei eine Abstimmung zwischen allen beteiligten Personen, Organisationen und IT-Systemen, damit die implementierten Prozesse auch den ursprünglichen Geschäftszielen entsprechen. Die Geschäftsprozessmodellierung im Unternehmen nimmt einerseits die bestehenden Geschäftsprozesse auf und stellt sie formalisiert als ein Modell dar. Ein solches Abbild kann vielfältigen Zielen dienen, z.B. der Ermittlung der Kosten für be- <?page no="373"?> Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 373 stimmte Prozesse, als Nachweis für die Zertifizierungen im Bereich der Qualitätssicherung, zur Dokumentation der Abläufe oder zur Schulung aktueller oder neuer Mitarbeiter o.ä. Darauf aufbauend erlaubt das Modell die Analyse und somit eine Verbesserung der aktuellen Prozesse durch eine Identifizierung von Schwachstellen, die typischerweise aufgrund von Medienbrüchen oder wegen des Übergangs zwischen zwei Abteilungen entstehen. In jedem Fall geht es aber um die Ausrichtung der IT-Systeme auf die Geschäftsstrategie, damit das Unternehmen seine Ziele schneller und kostengünstiger erreichen kann. Diese fachliche Ausrichtung der IT-Systeme auf die geschäftlichen Ziele wird als Business Alignment bezeichnet und ist eine wichtige Voraussetzung um die vorgegebene Unternehmensstrategie erfolgreich umzusetzen. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche der folgenden Elemente werden für die klassische Definition eines Geschäftsprozesses benötigt? Ein Geschäftsprozess ist eine Menge von Aktivitäten, die hintereinander ausgeführt werden für die eine oder mehrere Eingaben benötigt werden 2. Was sind die typischen Elemente eines Geschäftsprozesses? Eingaben und Ergebnisse, Bearbeitungsschritte Aufbau und Ablauforganisation, IT-Systeme <?page no="374"?> 374 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN Eingaben und Ergebnisse, IT-Systeme Eingaben und Ergebnisse, Bearbeitungsschritte, Aufbau und Ablauforganisation, IT-Systeme 3. Woher werden die Prozessziele abgeleitet? IT-Strategie Unternehmensstrategie Prozessstrategie Gesamtstrategie 4. Was ist notwendig, damit die implementierten Geschäftsprozesse auch den ursprünglichen Geschäftszielen entsprechen? Abstimmung zwischen den Entwicklern Abstimmung mit den Kunden Abstimmung zwischen allen Beteiligten Abstimmung zwischen allen Beteiligten, Organisationen und IT-Systemen Abstimmung zwischen allen Beteiligten und Organisationen 5. Was ist eine Geschäftsprozessmodellierung? Formalisierung eines bestehenden Geschäftsablaufs in einem Modell Modell für mögliche Abläufe informelle Ablaufbeschreibung Ablaufmodell Implementierung eines Programms <?page no="375"?> Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 375 6. Was sind typische Ziele einer Geschäftsprozessmodellierung? Kostenermittlung Dokumentation der Abläufe Zertifizierung für Qualitätssicherung Darstellung der Abläufe für die Öffentlichkeit Schulung von Mitarbeitern 7. Was ist Business Alignment? Ausrichtung der Geschäftsziele auf die Ziele der IT-Strategie Ausrichtung der IT-Systeme auf die Geschäftsziele Ausrichtung der Geschäftsprozesse auf die IT-Systeme gegenseitige Abstimmung von Geschäftszielen und IT- Systemen 3 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN Die Modellierung von Geschäftsprozessen wird üblicherweise durch geeignete Notationen unterstützt, die nach folgenden Aspekten unterschieden werden können: Form: textuell oder grafisch. Textuelle Formate sind informale Texte oder auch formale Sprachen wie z.B. BPEL (Business Process Execution Language). Grafische Formate erlauben eine Modellierung mit Hilfe grafischer Symbole (z.B. die Ereignis-gesteuerten Prozessketten in ARIS). <?page no="376"?> 376 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN Definition: informell oder formell mit einer klar definierten Syntax und Semantik. Zielsetzung: fachlich deskriptiv oder operativ. Fachliche Modelle dienen hauptsächlich der Analyse und sind typischerweise gröber modelliert. Operative Modelle werden üblicherweise auf einer sog. Process Engine ausgeführt und benötigen deshalb eine definierte Syntax und Semantik (vergleichbar einer Programmiersprache). Sie sind feiner modelliert. Werkzeuge: für die Notation wird in der Regel ein spezifischer Editor oder ein entsprechendes Werkzeug, das das Modell ausführen kann („Process Engine“), benötigt. Im Folgenden wird BPMN 2.0 (Business Process Model and Notation) als Modellierungssprache vorgestellt. BPMN ist eine grafische Modellierungssprache mit definierter Syntax und Semantik. BPMN kann fachlich deskriptiv oder operativ eingesetzt werden. BPMN wurde 2001 ursprünglich durch die IBM entwickelt und von der Business Process Management Initiative (BPMI) 2004 veröffentlicht. Im Folgenden wird der Schwerpunkt auf den fachlich deskriptiven Einsatz gelegt. Unterstützende Werkzeuge sind z.B. Microsoft Visio. Als durchgängiges Beispiel sollen Bestellprozesse in einem Unternehmen modelliert werden. Anhand dieses Modells werden die wesentlichen BPMN-Elemente vorgestellt. Die Elemente der Diagramme werden durch ff gekennzeichnet und anhand der entsprechenden Nummer erläutert. Die Nummerierung ist kein Teil von BPMN. <?page no="377"?> Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 377 Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Nach welchen Kriterien wird die Geschäftsprozessmodellierung generell unterschieden? Zielen Formen Problemen Werkzeugen Definitionen 2. Was bedeutet BPMN? Basic Process Modeling Name Business Profile Method Notation Business Process Method Name Basic Process Modeling Notation Business Process Modeling Notation 3. Was zeichnet BPMN aus? Modellierungssprache mit undefinierter Syntax und Semantik Modellierungssprache mit definierter Syntax und Semantik Modellierungssprache mit definierter Syntax Modellierungssprache mit definierter Semantik Modellierungssprache <?page no="378"?> 378 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 4. Was zeichnet fachliche Modelle aus? Sie dienen hauptsächlich der Analyse. Sie können auf einer Process Engine ausgeführt werden. Sie benötigen eine definierte Syntax und Semantik. Sie sind eher grob formuliert. Sie sind eher fein formuliert. 5. Was zeichnet operative Modelle aus? Sie dienen hauptsächlich der Analyse. Sie können auf einer Process Engine ausgeführt werden. Sie benötigen eine definierte Syntax und Semantik. Sie sind eher grob formuliert. Sie sind eher fein formuliert. 4 BPMN: Pools, Aktivitäten und Sequenzflüsse Kern von BPMN (und anderen Modellierungsnotationen) ist die Darstellung von Aktivitätsabläufen. Abb. 3 zeigt ein einfaches Prozessdiagramm, das sehr abstrakt den Bestellvorgang eines Unternehmens darstellt. Abb. 3: Ein einfaches Prozessdiagramm für „Bestellung“ Die wichtigsten Darstellungselemente sind dabei: <?page no="379"?> Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 379 Der „Pool“ (dargestellt durch einen Rahmen): Der Pool umfasst den Prozess und grenzt ihn ggfs. gegen andere Prozesse ab. Gibt es nur einen Pool, kann er auch weggelassen werden. Der Name des Pools (dargestellt durch einen Text am Poolanfang): in unserem Fall beschreibt er eine organisatorische Einheit, üblich ist aber auch ein Prozessname (z.B. „Bestellvorgang“ oder „Bestellung verarbeiten“). Das Startereignis („Start Event“; dargestellt durch einen Kreis mit dünnem Rand): initiiert den Prozess. Üblicherweise beginnt jeder Prozess mit nur einem (einzigen) Startereignis. Der Sequenzfluss („Sequence Flow“, dargestellt durch einen Pfeil mit geschlossener Pfeilspitze): Der Sequenzfluss verbindet Ereignisse, Aktivitäten (s.u.) und Gateways. Er gibt die Reihenfolge an, in der die Elemente bearbeitet werden. Eine Aktivität („Activity“, dargestellt durch ein beschriftetes Rechteck mit abgerundeten Ecken): Die Aktivität ist eine Aufgabe des Geschäftsprozesses. Eine nicht weiter unterteilte Aufgabe ist eine „Task“. Eine Aktivität, die einen Teilprozess umfasst, der weiter detailliert werden muss (dargestellt durch ein beschriftetes Rechteck mit abgerundeten Ecken und einem „+“-Zeichen). Das Endereignis („End Event“; dargestellt durch einen Kreis mit dickem Rand): Das Endereignis beendet den Prozess. Prozesse können mehrere Endereignisse besitzen. Abb. 4 detailliert die „Auslieferung der Ware“ weiter. <?page no="380"?> 380 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN Abb. 4: Der Unterprozess zu „Ware ausliefern“ Eine Anmerkung (dargestellt durch eine eckige Klammer mit Text und gestrichelter Linie). Prinzipiell können alle BPMN-Elemente mit Anmerkungen versehen werden. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Wie wird ein Pool dargestellt? Kreis Quadrat Dreieck Rahmen Gerade 2. Was wird durch einen Pool definiert? ein Schritt ein Prozess der Beginn des Ablaufs das Ende des Ablaufs der Name der Einheit <?page no="381"?> Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 381 3. Was ist ein Sequenzfluss? Verbindung von Ereignissen Verbindung von Ereignissen und Aktivitäten Verbindung von Aktivitäten Verbindung von Ereignissen, Aktivitäten und Gateways 4. Durch was wird ein Sequenzfluss dargestellt? Pfeil Gerade Rahmen Doppelpfeil Dreieck 5. Was ist eine Aktivität? eine Sequenz von Ereignissen ein vollständiger Geschäftsprozess eine Aufgabe des Geschäftsprozesses 6. Was begrenzt einen Sequenzfluss? ein Start- und ein Endpunkt ein Start- und ein Endereignis Prozessrahmen 7. Wie werden Anmerkungen dargestellt? runde Klammer mit Bemerkungen Kreis mit Bemerkungen gestrichelte Linie mit Bemerkungen eckige Klammer mit Bemerkungen <?page no="382"?> 382 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 8. Wie wird ein elementarer Schritt genannt, der nicht weiter unterteilt werden kann? Task Step Atom Element 5 BPMN: Kollaboration und Nachrichtenflüsse Üblicherweise arbeiten mehrere Prozesse miteinander. Diese Prozesse senden und empfangen Nachrichten, um sich wechselseitig zu synchronisieren. Kollaborationsdiagramme beschreiben die Abstimmung zwischen den Prozessen. Abb. 5 zeigt ein solches Kollaborationsdiagramm. Abb. 5: Kollaborationsdiagramm Das wichtigste Darstellungselement ist dabei: Der Nachrichtenfluss („Message Flow“, dargestellt durch einen gestrichelten Pfeil): Eine Nachricht wird in Pfeilrichtung vom Sender zum Empfänger geschickt. <?page no="383"?> Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 383 Nachrichten können nur von einem Pool zu einem andern geschickt werden, nicht innerhalb eines Prozesses. Umgekehrt können keine Sequenzflüsse über Poolgrenzen hinweg stattfinden. Nachrichten können auch von Pool zu Pool oder zwischen Pool und Aktivität stattfinden. In diesem Fall kann ein Pool als „Black Box“ verstanden werden. Dies ist z.B. der Fall, wenn der eigene Prozess mit einem externen Prozess kollaboriert, von dem keine Interna, sondern nur die externen Schnittstellen bekannt sind. Zusätzlich können Nachrichtenflüsse weiter detailliert werden. Die weiteren Darstellungselemente sind dabei: Eine initiale Nachricht (dargestellt durch ein nicht ausgefülltes Briefsymbol, das durch eine gestrichelte Linie mit dem Nachrichtenfluss verbunden ist). Die Nachricht kann zusätzlich mit einer Anmerkung versehen werden. Eine Antwortnachricht (dargestellt durch ein ausgefülltes Briefsymbol). Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Wie synchronisieren sich Prozesse, die parallel ablaufen? durch den Versand und den Empfang von Ereignissen durch den Versand und den Empfang von Nachrichten durch den Versand und den Empfang von Informationen durch den Versand und den Empfang von Dateien <?page no="384"?> 384 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 2. Was beschreibt ein Kollaborationsdiagramm? Nachrichtenflüsse Prozessablauf Abstimmung zwischen zwei Prozessen Austausch von Dateien 3. Was ist in diesem Kontext die wichtigste Darstellungsform? Ereignis Information Datei Nachricht 4. Was bedeutet ein ausgefülltes Briefsymbol? Anfragenachricht initiale Nachricht finale Nachricht Antwortnachricht 5. Welche der folgenden Aussagen ist richtig? Pools werden durch Sequenzflüsse synchronisiert. Pools werden durch Nachrichten synchronisiert. Sequenzflüsse werden durch Nachrichten synchronisiert. <?page no="385"?> Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 385 6 BPMN: Bahnen und Gateways Komplexere Prozesse sind dadurch gekennzeichnet, dass meist mehrere Rollen, die einen Prozessteil verantworten, beteiligt sind und dass situationsabhängige, z.T. parallele Abläufe stattfinden. Dies kann mit Hilfe von Bahnen und Gateways modelliert werden. Abb. 6 zeigt ein solches Diagramm. Abb. 6: Prozessdiagramm mit Bahnen und Gateways Die wichtigsten Darstellungselemente (neben den bereits vorgestellten) sind dabei: Die Bahn („Swimlane“, dargestellt durch einen Rahmen mit Namen innerhalb eines Pools): Eine Bahn repräsentiert typischerweise eine Rolle. Oft repräsentieren Bahnen Organisationseinheiten, diese könnten aber auch z.B. Maschinen sein. Sequenzflüsse dürfen Bahnen überschreiten - nicht aber den Pool verlassen. Ein verzweigendes, paralleles Gateway (dargestellt durch eine Raute mit „+“, mit einem eingehenden Sequenzfluss und mehreren abgehenden Sequenzflüssen): Dieses Gateway teilt den Ablauf in parallele Prozesse auf. <?page no="386"?> 386 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN Ein zusammenfassendes, paralleles Gateway (dargestellt durch eine Raute mit „+“, mit mehreren eingehenden Sequenzflüssen und einem ausgehenden Sequenzfluss): Dieses Gateway fasst parallele Flüsse zusammen - der Prozess wird erst fortgesetzt, wenn alle eingehenden Abläufe am Gateway „angekommen“ sind. Ein verzweigendes, exklusives Gateway (dargestellt durch eine leere Raute mit einem eingehenden Sequenzfluss und mehreren ausgehenden Sequenzflüssen): Dieses Gateway führt den Sequenzfluss in genau einem der abgehenden Flüsse fort. Bedingungen („Conditions“, dargestellt durch Texte an verzweigenden Gateway-Ausgängen): sie entscheiden, welcher der nachfolgenden Sequenzflüsse ausgewählt werden soll. Bedingungen führen keine Aktion aus, sondern entscheiden lediglich auf Basis der vorliegenden Informationen. Die Bedingungen müssen dabei überschneidungsfrei sein. (Ein paralleles Gateway hat keine Bedingung, da alle Pfade ausgeführt werden.) Ein zusammenfassendes, exklusives Gateway (dargestellt durch eine leere Raute, mehreren eingehenden Sequenzflüssen und einem ausgehenden Sequenzfluss): Dieses Gateway führt die aufgeteilten Flüsse wieder zusammen - da nur in einen der Abläufe verzweigt wurde, wird der Prozess fortgesetzt, sobald der verzweigte Ablauf am Gateway angekommen ist. Tab. 1 zeigt eine Übersicht über die zur Verfügung stehenden, bedingungsbasierten Gateway-Typen. <?page no="387"?> Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 387 exklusives Gateway (mit und ohne Symbol) Eindeutige Verzweigung gemäß einer Bedingung oder Zusammenführung (s.o.) Die Darstellung ist mit oder ohne „X“ möglich - sie sollte allerdings einheitlich sein. inklusives Gateway Mehrfache Verzweigung gemäß einer Bedingung oder Zusammenführung. Die Bedingungen dürfen sich überschneiden. Alle der Bedingung entsprechenden Flüsse werden parallel ausgeführt. Die Zusammenführung wartet, bis alle ausgeführten Flüsse angekommen sind. paralleles Gateway Parallele Verzeigung oder Zusammenführung. Der Sequenzfluss wird in mehrere parallele Flüsse aufgeteilt oder parallele Flüsse werden zusammengefasst. komplexes Gateway Verzweigung oder Zusammenführung mit Hilfe einer komplexen Bedingung, die separat formuliert werden muss. Tab. 1: Bedingungsbasierte Gatewaytypen Häufig wird ein verzweigendes Gateway durch ein entsprechendes zusammenfassendes wieder beendet. Allerdings sind auch komplexere Strukturen mit beliebigen (sinnvollen) Kombinationen möglich. BPMN erlaubt eine vereinfachte Darstellung von Gateways, wie in Abb. 7 dargestellt: <?page no="388"?> 388 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN Abb. 7: Vereinfachte Gateways Die zugehörigen Darstellungselemente (neben den bereits vorgestellten) sind dabei: Ein verzweigendes, exklusives oder inklusives Gateway (dargestellt durch eine kleine leere Raute mit einem ausgehenden Sequenzfluss für jede Bedingung mit zugehöriger Bedingung): Dieses Gateway führt den Sequenzfluss abhängig von der Bedingung fort. Ob es sich um eine exklusive oder inklusive Verzeigung handelt, ist nur aus den Bedingungen erkennbar. Standardverzweigung (dargestellt durch einen Schrägstrich im Sequenzfluss): Dieses Gateway führt den Sequenzfluss fort, wenn keine der anderen Bedingungen erfüllt ist. Standardverzeigungen können auch von einem Gateway wie zuvor abgehen - sie besitzen keine Beschriftung. Zusammenfassung des verzweigenden Gateways. Eine parallele Verzweigung (entspricht einem verzweigenden, parallelen Gateway, dargestellt durch mehrere ausgehende Sequenzflüsse). Zusammenfassung eines parallelen Sequenzflusses. <?page no="389"?> Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 389 Diese vereinfachte Darstellung erlaubt übersichtlichere Diagramme - allerdings ist die Semantik manchmal schwieriger nachzuvollziehen. Grundsätzlich sind auch Mischungen der ausführlichen und der verkürzten Darstellung möglich. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was repräsentiert eine Bahn? Aufgabe Ablauf Rolle Kategorie von Aktivitäten 2. Was ist ein Gateway? Es verzweigt in parallele Sequenzflüsse. Es fasst parallele Sequenzflüsse zu einem Prozess zusammen. Es beendet einen Sequenzfluss. Es startet einen Sequenzfluss. 3. Was ist die Darstellungsform eines Gateways? Dreieck Quadrat Trapez Raute <?page no="390"?> 390 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 4. Was ist die Aufgabe einer Bedingung? Ausführung einer Aktion Auslösung eines Ereignisses Auswahl eines Sequenzflusses Überprüfung einer Bahn 5. Welche der folgenden Gateway-Typen gibt es in BPMN? exklusiv obskur inklusiv parallel beschränkt 6. Was erlaubt ein exklusives Gateway? parallele Verzweigung keine Verzweigung eindeutige Verzweigung beliebige Verzweigung mehrfache Verzweigungen 7. Was erlaubt ein inklusives Gateway? parallele Verzweigung keine Verzweigung eindeutige Verzweigung beliebige Verzweigung mehrfache Verzweigungen <?page no="391"?> Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 391 8. Was erlaubt ein ereignisbasiertes Gateway? Abbruch der Verarbeitung zufällige Verzweigung Verzweigung bei Eintreffen eines Ereignisses mehrfache Verzweigungen 7 BPMN: Ereignisse Die bisher vorgestellten Prozesse waren Sequenzflüsse, die ggfs. durch Nachrichten gesteuert wurden. Tatsächlich sind viele Prozesse ereignisgesteuert und über Ereignisse („Events“) synchronisiert. Normalerweise lösen Ereignisse Aktivitäten aus oder Aktivitäten warten auf Ereignisse. BPMN verfügt deshalb über ein umfangreiches Ereigniskonzept. Typische Ereignisse sind: Eintreffen einer Nachricht (z.B. e-Mail) Erreichen eines Zeitpunkts oder Ablauf einer Zeitdauer Eintreten eines Zustands oder einer Bedingung Eintreten eines Fehlers Ereignisse werden allgemein durch einen Kreis dargestellt. Ereignisse können durch Symbole konkretisiert werden. Das Briefsymbol beschreibt z.B. eine Nachricht. Abb. 8 zeigt ein solches konkrete Ereignis. Abb. 8: Ein konkretes Ereignis <?page no="392"?> 392 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN Ereignisse werden in den Sequenzfluss eingebunden, d.h. auf eine Aktivität oder Gateway kann ein Ereignis folgen, auf ein Ereignis kann wiederum eine Aktivität oder Gateway folgen. Ereignisse können an Aktivitäten „angeheftet“ werden. Dies drückt aus, dass ein Ereignis während der Aktivität eintreten kann - ohne dass genau modelliert werden muss, wie das Ereignis eintritt. Abb. 9 zeigt ein solches angeheftete Ereignis. Abb. 9: Ein angeheftetes Ereignis Ereignisse werden zunächst nach der Art des Vorkommens unterschieden (wo es kein allgemeines Ereignis gibt, wird als Beispiel ein Nachrichtenereignis verwendet). Tab. 2 gibt eine Übersicht über die möglichen Ereignistypen. Startereignis: initiiert einen Prozess. Ausgelöstes Zwischenereignis: Der Prozess erzeugt ein Ereignis, das an anderer Stelle gefangen werden kann. Die Symbole für auslösende Ereignisse werden dunkel hinterlegt. Allgemeine Zwischenereignisse werden lediglich dazu benutzt einen erreichten Zustand zu zeigen - eine Reaktion (also empfangendes Ereignis) darauf ist in BPMN nicht vorgesehen. <?page no="393"?> Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 393 Nicht-unterbrechendes Startereignis: Startereignis eines Unterprozesses. Der Hauptprozess läuft parallel weiter, wenn das auslösende Ereignis eingetreten ist. Empfangendes Zwischenereignis: Der Prozess reagiert auf ein ausgelöstes Ereignis. Üblicherweise wartet ein Prozess, bis das auslösende Ereignis eingetreten ist. Angeheftetes, abbrechendes Zwischenereignis: Das Ereignis unterbricht die laufende Aufgabe. Der Prozess wird an dem vom Ereignis abgehenden Sequenzfluss fortgesetzt. Angeheftetes, nicht unterbrechendes Zwischenereignis: Die laufende Aufgabe erzeugt ein Ereignis, dabei wird aber die Aufgabe weiter (bis zum Ende) ausgeführt. Der Prozess teilt sich hier auf und wird am Ende der Aufgabe und an dem vom Ereignis abgehenden Sequenz-fluss fortgesetzt. Endereignis: beendet den Prozess. Tab. 2: Ereignistypen Neben der oben bereits vorgestellten Nachricht sind u.a. die folgenden konkreten Ereignisse vorgesehen. Allerdings sind dabei nicht immer alle Ereignistypen für die Konkretisierungen sinnvoll. <?page no="394"?> 394 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN Folgende konkrete Ereignisse sind in BPMN vorgesehen. Dabei sind aber nicht alle Typen sind für die Konkretisierungen sinnvoll und deshalb in BPMN nicht vorgesehen. Konkretisierung Symbol Auslösung Behandlung Timer Zeitbezogenes Ereignis: Zeitpunkt oder Zeitspanne erreicht kann nur implizit durch die Zeit ausgelöst werden. Reaktion auf das Eintreten Eskalation Meldung an eine entscheidende Instanz Entscheidung der Instanz Fehler Ein Fehler: kann nur implizit durch das Eintreten des Fehlers ausgelöst werden Behandlung des Fehlers Abbruch Abbruch durch einen Unterprozess: kann nur implizit durch das Eintreten des Abbruchs ausgelöst werden. angeheftet: Behandlung des Abbruchs oder als Ende Kompensation Auslösen einer Kompensation (Zurücksetzen) angeheftet: Durchführung der Kompensation oder Ende Signal Auslösung eines prozessweiten Signals Behandlung eines empfangenen Signals Tab. 3: Konkrete Ereignisse in BPMN <?page no="395"?> Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 395 Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was sind typische Ereignisse? Zeitdauer Eintreffen einer Nachricht Erreichen eines Zeitpunkts Eintreten eines Zustands Erreichen eines Fehlers 2. Was sind die drei Kategorien von Ereignistypen? Start-, Zwischen- und Endereignis Start-, Mittel- und Endereignis Fehler-, Zwischen- und Nachrichtenereignis Fehler-, Zustands- und Nachrichtenereignis 3. Was sind Beispiele für konkrete Ereignisse in BPMN? Abbruch Eskalation Wecker Timer Signal 4. Wozu dienen angeheftete Ereignisse? Merker, dass ein Ereignis im Detail modelliert werden soll <?page no="396"?> 396 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN Kennzeichnung, dass ein Ereignis gelöscht werden Kennzeichnung, dass eine Aktivität ein Ereignis auslösen kann als Platzhalter 5. Welche Aufgabe hat die Kompensation? Ausgleich verbrauchter Ressourcen Zurücksetzen einer Aktion Modellierung der Bezahlung Löschen einer Aktion 6. Welche Funktion hat ein ausgelöstes Zwischenereignis? Es informiert den Benutzer. Es beendet den Prozess. Es modelliert den Warenausgang. Es kann an anderer Stelle gefangen werden. 7. Welche Funktion hat ein empfangendes Zwischenereignis? Es modelliert den Wareneingang. Reaktion auf ein ausgelöstes Zwischenereignis Es informiert die Prozessbetreiber. Es führt eine Kompensation aus. <?page no="397"?> Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 397 8 BPMN: Ereignisbehandlung 8.1 Allgemeine Ereignisbehandlung Prinzipiell werden auslösende Ereignisse ohne Unterbrechung durchlaufen. Bei empfangenden Ereignissen stockt der Sequenzfluss und wartet bis ein passendes Ereignis ausgelöst worden ist. Abb. 10: Zusammenspiel von auslösendem und empfangendem Ereignis Abb. 10 zeigt wie durch diesen Mechanismus sichergestellt wird, dass eine Rechnung immer erst verschickt wird, wenn der Versand stattfindet: Versand ( ) und Rechnung ( ) werden parallel oder zeitversetzt vorbereitet. Ist der Versand vorbereitet, wird ein Signal („fertig“, ) abgesetzt und ohne weitere Verzögerung der Versand durchgeführt ( ). Der Rechnungsprozess wartet an der Stelle auf das Eintreffen des Signals. Wenn es eingetroffen ist (d.h. der Versand durchgeführt wird), wird auch die Rechnung verschickt ( ). Ist das Signal bereits abgesetzt, bevor die Stelle erreicht ist, konsumiert die Rechnungsstelle das Ereignis unmittelbar und macht ohne Unterbrechung weiter. <?page no="398"?> 398 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN Bei angehefteten Ereignissen wird nur die Reaktion auf das Ereignis modelliert - ausgelöst wird es, von außen unsichtbar, im Inneren der Aktivität. Abb. 11: Angeheftete Ereignisse Abb. 11 zeigt die Reaktion auf angeheftete Ereignisse: Im Fall werden der Bestellvorgang nach einer gewissen Zeit abgebrochen (z.B. weil die Ware nicht geliefert wurde) und eine Stornierung eingeleitet. Im Fall wird nach einer gewissen Zeit, ohne dass der Bestellvorgang abgebrochen wird, eine Information über eine Bestellverzögerung erstellt. Grundsätzlich ist es natürlich auch möglich, ein Ereignis in einem Unterprozess auszulösen und dann über ein angeheftetes Ereignis zu behandeln. Abb. 12 zeigt einen erweiterten Teilprozess mit angehefteter Behandlung. Der innere Teilprozess erzeugt ein Signal ( ). Sobald das Signal eingetreten ist, wird ein empfangendes (nicht unterbrechendes) Ereignis ( ) ausgelöst, das einen äußeren Teilprozess anstößt. Die Semantik des Fehlerereignisses sieht vor, dass nach dem Auslösen des Fehlers keine Aktion im Teilprozess mehr möglich ist - der Fehler ist also ein Endereignis. Die <?page no="399"?> Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 399 angeheftete Behandlung des Fehlers ist demzufolge unterbrechend. Bei der Eskalation ist sowohl eine unterbrechendes als auch eine nicht-unterbrechende Variante erlaubt. Abb. 12: Erweiterter Teilprozess mit angehefteter Behandlung 8.2 Kompensation Im Verlauf des Prozesses kann es vorkommen, dass bestimmte Aktionen zurückgenommen werden müssen. Für diesen Fall sieht BPMN das Ereignis „Kompensation“ vor. Die kompensierende Aktion wird durch einen gepunkteten Pfeil angebunden. Abb. 13: Kompensation von Aufgaben <?page no="400"?> 400 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN Abb. 13 zeigt die Kompensation von Aufgaben: Nach der Vorbereitung der Bestellung ( ) wird zunächst die Rechnung verschickt ( ) und dann die Ware versandt ( ). Findet während des Rechnungsversands eine Stornierung statt, wird eine Kompensation ausgelöst ( ): Aufgabe wird abgebrochen, die Rechnung und die Bestellung annulliert ( ). Findet die Stornierung während des Versands statt ( ), wird der Versand zurückgenommen ( ) und anschließend auch die vorgelagerte Kompensation ( ) durchgeführt. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welchen Effekt hat ein ausgelöstes Zwischenereignis auf den auslösenden Prozess? Der Prozess unterbricht an dieser Stelle und wartet. Der Prozess wird zurückgesetzt. Der Prozess läuft weiter. Der Prozess wird beendet. 2. Welchen Effekt hat ein empfangendes Zwischenereignis auf den empfangenden Prozess? Der Prozess unterbricht an dieser Stelle und wartet. Der Prozess wird zurückgesetzt. Der Prozess läuft weiter. Der Prozess wird beendet. <?page no="401"?> Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 401 3. Mit welchem Ereignis kann ein Prozessschritt zurückgesetzt werden? Abbruch Eskalation Kompensation Fehler Nachricht 4. Welches Merkmal haben unterbrechende Ereignisse? Der Prozess läuft weiter und kann einen parallelen Prozess starten. Der Prozess wird neu gestartet. Der Prozess unterbricht an dieser Stelle und wartet. Der Prozess gibt eine Unterbrechungsmeldung aus. 5. Welches Merkmal haben nicht-unterbrechende Ereignisse? Der Prozess läuft weiter und kann einen parallelen Prozess starten. Der Prozess wird neu gestartet. Der Prozess unterbricht an dieser Stelle und wartet. Der Prozess gibt eine Startmeldung aus. 6. Welche Ereignisse können implizit ausgelöst werden? Timer Eskalation Fehler Nachricht Kompensation <?page no="402"?> 402 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 9 Modellierung, Analyse und Optimierung von Geschäftsprozessen Im Folgenden wird eine mögliche Vorgehensweise zur Modellierung vorgeschlagen. Die Modellierung kann entweder einen neuen Prozess vorstellen, der dann Implementiert wird, oder einen bestehenden Prozess darstellen, der dann üblicherweise analysiert und optimiert wird. In beiden Fällen ergibt sich meist eine bewusste Entscheidung für neue IT-Projekte, die die neuen Prozesse unterstützen sollen. Entscheidend ist hierbei, wie gut die fachlichen Anforderungen auf die IT-Infrastruktur abgebildet oder erfüllt werden können. 9.1 Modellierung Im ersten Schritt sollten die im Prozess verwendeten Begriffe gesammelt und definiert werden. Eine einheitliche Definition der Begrifflichkeiten und deren Verschriftlichung in Form eines Glossars erleichtert die Kommunikation über organisatorische und fachliche Grenzen hinweg. Außerdem ist so sichergestellt, dass inhaltliche Missverständnisse vermieden werden und ein einheitliches, gemeinsames Verständnis der Sachverhalte erzielt wird. Im zweiten Schritt sollten die eigentlichen betrieblichen Abläufe, d.h. die Prozesse aufgenommen werden. Abhängig von der Struktur der Ablauforganisation sollten bei einer funktionalen Organisation zunächst die Bearbeitungsschritte modelliert werden. Bei einer ergebnisorientierten Organisation sollten zunächst die Daten modelliert werden. Funktionale Zusammenhänge in Bearbeitungsschritten können einerseits in Form mathematischer Ausdrücke (z.B. in Form einer Gleichung mit mehreren Variablen oder eines prädikaten- <?page no="403"?> Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 403 logischen Terms) oder in rein textueller Form dargestellt werden. Leider lassen sich viele Zusammenhänge so nur schwer aufschreiben oder sie benötigen einen deutlich komplexeren Formalismus, was wiederum die Verständlichkeit beeinträchtigt. Insofern wird üblicherweise der einfacheren, textuellen Darstellung der Vorzug gegeben. Diese birgt aber das deutlich größere Risiko der Mehrdeutigkeiten und einer fehlenden Exaktheit. Dabei sollten die folgenden Fragen geklärt werden: Welche Ein- und Ausgabedaten hat die Funktion eines Prozesses? Welches Format haben die Daten? Welche Daten oder Datentypen der Ein- oder Ausgabe sind verpflichtend, welche sind optional? Welche Form haben die Daten: elementar oder zusammengesetzt? Wie können die Daten adäquat formalisiert werden? Im dritten Schritt sollten die Rollen identifiziert werden, die in den Prozessen involviert sind. Dabei sollten die folgenden Punkte aufgenommen werden: Welche Rolle hat welche Aufgabe? Welche Rolle hat welche Verantwortung? Welche Informationsflüsse zwischen den Rollen gibt es? Welche Rolle darf auf welche Daten oder Funktionen zugreifen? Welche Rolle darf Daten ändern oder Funktionen anstoßen oder anhalten? Üblicherweise ist die Aufbauorganisation eines Unternehmens dokumentiert und sollte hier angefügt werden - fehlt diese <?page no="404"?> 404 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN Dokumentation, so sollte sie hier ebenfalls in Form eines Organigramms ergänzt werden. Alle zuvor identifizierten halb-automatischen oder automatischen Bearbeitungsschritte werden von IT-Systemen unterstützt oder vollständig ausgeführt. Deshalb sollten im vierten Schritt die involvierten IT-Systeme in einer „IT- Landkarte“ erfasst werden. Dokumentiert werden sollten mindestens die folgenden Informationen: Name des Systems Aufgabe: Bearbeitungsschritte, die unterstützt oder abgedeckt werden Schnittstellen zu anderen (sowohl firmenintern als auch -externen) Systemen: Daten oder Services, die importiert oder exportiert werden. Historie des Systems: proprietäres, selbstentwickeltes System, (oder konfigurierte Standardsoftware) Nicht-funktionale Eigenschaften: z.B. Zuverlässigkeit, Skalierbarkeit, Leistung, Benutzerfreundlichkeit, Sicherheit, Kosten vor allem auf technischer Ebene Sind die Begriffe, Bearbeitungsschritte, Daten, beteiligte Rollen und IT-Systeme definiert, können sie mit Hilfe von BPMN modelliert werden. 9.2 Analyse Im vorherigen Abschnitt wurde der jeweils aktuelle Sachverhalt nur aufgenommen, ohne jedoch bewertet oder genauer untersucht zu werden. Im Rahmen der Analyse findet jedoch genau das statt. Die folgende Tabelle (Tab. 4) zeigt die typischen Probleme und Schwachstellen von Prozessen, die in der Analyse aufgedeckt werden. <?page no="405"?> Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 405 Aspekt typische Probleme typische Anzeichen typische Konsequenzen Bearbeitungsschritte fehlende Transparenz, keine Nachvollziehbarkeit unzureichende oder keine Dokumentation unzureichende Kommunikation, schwer änderbar viele Schnittstellen und Medienbrüche zahlreiche beteiligte Rollen hohe Komplexität, schwerfällig zahlreiche Varianten komplexe oder uneinheitliche Beschreibungen Schnittstellen zwischen Prozessen keine Abstimmung erneute Validierung der Eingabedaten Verzögerungen keine oder unzureichende Informationsweitergabe zahlreiche Rückfragen Funktionsorientierte Ablauforganisationen hohe (tayloristische) Arbeitsteilung ungleichmäßiger Arbeitsverteilung ineffiziente Verarbeitung Bürokratie und überflüssige Hierarchien personelle Überausstattung fehlende Kundenorientierung arbeitsorientierte Abläufe nur lokale Optimierungen IT-Systeme historisch gewachsene Systeme heterogene Technologien keine oder schwierige Integration inkonsistente Datendefinitionen ähnliche, im Detail aber abweichende Stammdatendefinitionen (am auffälligsten <?page no="406"?> 406 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN meist bei Kunden- und Auftragsdaten) „Not invented here“-Syndrom (meist undokumentierte) Individual-Software teure Weiterentwicklung / Wartung Tab. 4: Probleme und Schwachstellen von Prozessen Wenn die Geschäftsprozesse in einem Unternehmen modelliert, formalisiert und implementiert wurden, ist das nachfolgende Ziel meist die Verbesserung oder Optimierung der bestehenden Prozesse, um die existierenden Kosten weiter zu reduzieren. Bei der Verbesserung von Geschäftsprozessen existieren zwei gegensätzliche Ansätze: das Business Process Reengineering (BPR) und die Geschäftsprozessoptimierung: Die Idee des BPR, das in den 1990er Jahren eingeführt wurde, zielt auf einen radikalen Neubeginn oder Neudenken ab, das alle Geschäftsbereiche und -prozesse eines Unternehmens umfasst. Die Geschäftsprozessoptimierung konzentriert sich dagegen auf einzelne, ausgewählte Geschäftsprozesse. Es ist sicherlich stark vom Anwendungskontext abhängig, welcher Ansatz zu verfolgen ist. Ein radikaler Neubeginn bietet sicherlich größere Chancen, aber impliziert auch größere Risiken und Kosten, als eine Fokussierung auf wenige Geschäftsprozesse, die zu verbessern bzw. optimieren sind. Bei der Optimierung von Geschäftsprozessen ist es entscheidend zu wissen, welcher Parameter verändert, d.h. optimiert, werden sollte. Dies setzt wiederum voraus, dass alle relevanten Kenngrößen erfasst und bekannt sind. Typische Parameter sind dabei die Durchlaufzeit, die Kosten pro Bearbeitungsschritt, der Einsatz von Ressourcen usw. Dabei <?page no="407"?> Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 407 ist zu beachten, dass Kenngrößen gegensätzlich oder komplementär sein können, d.h. die Verbesserung einer Größe führt zu einer Verschlechterung einer anderen Größe oder bleibt davon unabhängig. Sofern ein vollständiges theoretisches Modell vorhanden ist, bei dem alle Parameter und die funktionalen Zusammenhänge bekannt sind, kann man durch Verfahren des Operation Research oder anhand einer Simulation die optimale Belegung der ausgewählten Parameter rechnerisch bestimmen. Dieser Ansatz ist aber in der Praxis selten möglich. Wenn ein theoretisches Modell fehlt, ist man darauf angewiesen, das Verhalten des Gesamtsystems zu messen und sich auf ein empirisches Vorgehen zu verlassen. Dies bedeutet, dass die relevanten Parameter ausgewählt und so eingestellt bzw. abgeschätzt werden, dass sich daraus die gewünschten Effekte ergeben müssten. Aufgrund der unbekannten kausalen Auswirkungen auf die anderen Parameter ist es hier immer wieder erforderlich, alle relevanten Parameter zu messen, um zu sehen, ob die gewünschten Werte erreicht werden. Üblicherweise gilt auch für Unternehmensprozesse die Pareto- Verteilung, d.h. wenige Prozesse sind für einen Großteil der Wertschöpfung verantwortlich. In diesem Fall ist ein pragmatischer Kompromiss zwischen Business Reengineering und Geschäftsprozessoptimierung, sich auf diese Kernprozesse zu konzentrieren. Eine Optimierung dieser Kernprozesse ist normalerweise auch ökonomisch sinnvoll und bietet eine sehr gute Kosten-Nutzen-Relation, da sich die Investitionen bald und unmittelbar auszahlen. Typischerweise führen die in Tab. 5 aufgeführten Maßnahmen zu einem signifikanten Effekt: <?page no="408"?> 408 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN Aspekt Änderung Ziele Umstellung einer funktionsorientierten Ablauforganisationen auf Ergebnisorientierung Ausrichtung auf Produkte und Kunden; Einsetzung eines Prozessverantwortlichen Bearbeitung in Teams mit geringer Arbeitsteilung und wenigen Schnittstellen Bereitstellung von Gütern und Informationen erst bei tatsächlichem Bedarf (Just-in-Time) Minimierung von Liege- und Wartezeiten Beibehaltung einer funktionsorientierten Ablauforganisation Information, wer welchen Vorgang zur Zeit bearbeitet Verbesserung der Transparenz Einführung von Teams, die die einzelnen Schritte ganzheitlich bearbeiten Reduzierung der nichtwertschöpfenden Schritte, Prüffunktionen und Entscheidungswege Vorverlagerung und Limitierung von Verantwortlichkeiten Bearbeitungsschritte Standardisierung von Prozessen höherer Automatisierungsgrad Automatisierung von Kontrollen, Belegverarbeitung und Informationsverteilung erhöhter Durchsatz (automatisierte) Plausibilitätsprüfungen Information zum Abarbeitungsgrad (automatisierte) Ermittlung von statistischen Kennzahlen Informationen für weitere Optimierungen IT-Systeme Enterprise Application Integration (EAI) Systemintegration <?page no="409"?> Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 409 Reduzierung der Datenredundanz einheitliche Datendefinitionen über die Systeme hinweg einheitliche Datenbasis für alle Prozessbeteiligten aktuelle und schnelle Verfügbarkeit aller relevanten Daten (z.B. durch Business Intelligence-Lösungen) Tab. 5. Mögliche Prozessoptimierungsmaßnahmen Bei den IT-Systemen ist zu beachten, dass eine Neugestaltung der IT-Landschaft üblicherweise nicht möglich ist. Grundsätzlich sollte - da die Änderungen hier meist sehr teuer werden - immer der Wirtschaftlichkeitsaspekt oder das Kosten-Nutzungs-Verhältnis im Vordergrund stehen. Dies ist üblicherweise mit einer sehr gründlichen Geschäftsprozessanalyse zu ermitteln. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Woraus besteht der erste Schritt bei der Modellierung? Normierung der Einheiten Normalisierung der Daten Vereinheitlichung der Formate Sammlung und Vereinheitlichung der Begriffe <?page no="410"?> 410 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 2. Woraus besteht der zweite Schritt bei der Modellierung? Optimierung der Prozesse Dokumentation der Prozesse Umgestaltung der Prozesse Diskussion der Prozesse 3. Wie werden normalerweise funktionale Zusammenhänge in Bearbeitungsschritten dargestellt? als informelle Ausdrücke als mathematische Ausdrücke als semiformale Ausdrücke in textueller Form 4. Welche Formen der Ablauforganisation gibt es? funktionsorientiert datenorientiert ergebnisorientiert ereignisorientiert 5. Was ist der Ansatz des Business Process Reengineerings? Umgestaltung der IT-Landschaft radikale Änderung aller Prozesse eines Unternehmens Änderung ausgewählter Prozesse eines Unternehmens Liquidierung eines Unternehmens <?page no="411"?> Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 411 6. Was ist der Ansatz der Geschäftsprozessoptimierung? Umgestaltung der IT-Landschaft radikale Änderung aller Prozesse eines Unternehmens Änderung ausgewählter Prozesse eines Unternehmens Liquidierung eines Unternehmens 7. Was sind typische Anzeichen für Probleme zwischen Schnittstellen von Prozessen? hohe Telefonrechnungen zahlreiche Rückfragen hoher Papierverbrauch mehrfache Validierung der Eingabedaten 8. Welches sind Möglichkeiten der Optimierung von IT-Systemen? Einsatz von Enterprise Application Integration-Lösungen (EAI) Installation neuer Datenbanken einheitliche Datenbasis für alle Prozessbeteiligten Neuinstallation der Rechner <?page no="412"?> 412 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 10 Service: Weiterführende Literatur / Links Allweyer, T.: BPMN 2.0 Business Process Model and Notation, Books on Demand, 2009. Vollständige Übersicht über BPMN 2.0. Berliner BPM-Offensive: BPMN 2.0 Poster, www.bpmb.de/ images/ BPMN2_0_Poster_DE.pdf , 2011. Vollständige Übersicht über alle BPMN-Elemente. E. Best, M. Weth: Geschäftsprozesse optimieren. Gabler Verlag, Wiesbaden, 2003. BPR-Berater beschreiben eine pragmatische Vorgehensweise für BPR-Projekte. Das Buch enthält zahlreiche Praxisbeispiele u. a. aus Beratungsprojekten. A. Gadatsch: Grundkurs Geschäftsprozess-Management: Methoden und Werkzeuge für die IT-Praxis: Eine Einführung für Studenten und Praktiker. 7. Auflage, Vieweg Verlag, Wiesbaden, 2012. Ausführliche Einführung mit Schwerpunkt auf ARIS. M. Hammer, J. Champy: Business Reengineering: Die Radikalkur für das Unternehmen. Campus Verlag, Frankfurt, 1994. Klassiker mit überzeugendem Plädoyer für BPR. Object Management Group: Business Process Model & Notation (BPMN) Resource Page. www.omg.org/ bpmn, 2014. Offizielle BPMN-Seite. D. U. Palleduhn, H. Neuendorf: Geschäftsprozessmanagement und Integrierte Informationsverarbeitung. Oldenbourg Verlag, München, 2013. Einführung mit Schwerpunkt auf ARIS. S. L. Staud: Geschäftsprozessanalyse. Ereignisgesteuerte Prozessketten und objektorientierte Geschäftsprozessmodellierung für Betriebswirtschaftliche Standardsoftware. Springer Verlag, Luxemburg, Berlin, 2006. Ausführliche Einführung mit Schwerpunkt auf ARIS. <?page no="415"?> 1 Einführung Ein Aspekt der Software-Technik ist die Definition von Vorgehensmodellen. Vorgehensmodelle zerlegen die Software-Entwicklung in Teilschritte und legen die Aktivitäten und Ergebnisse fest, die in diesen Teilschritten stattfinden sollen. Am Anfang steht dabei üblicherweise die Analyse (Festlegung, was umgesetzt werden soll) und darauf folgend der Entwurf (Festlegung, wie es umgesetzt werden soll). Daran schließt sich die eigentliche Implementierung an. Am Ende werden die entwickelten Artefakte getestet. Unterschiedliche Vorgehensmodelle variieren dabei die Intensität und Wiederholung dieser Teilschritte: Während frühere Vorgehensmodelle (z.B. das Wasserfallmodell) versuchten, diese Schritte immer möglichst vollständig und starr sequenziell anzuordnen, erlauben neuere Vorgehensmodelle (z.B. agile Modelle) einen flexibleren, iterativen Ansatz. Die Analyse soll die Anforderungen an das zukünftige System ermitteln. Typischerweise wird zwischen funktionalen und nicht-funktionalen Anforderungen unterschieden: Funktionale Anforderungen bestimmen die Abläufe des Systems. Nicht-funktionale Anforderungen die Qualität des Systems. Analysemethoden versuchen, Analytiker bei der systematischen Ermittlung der Anforderungen zu unterstützen und die <?page no="416"?> 4 Systemanalyse und -entwurf mit UML Überführung in einen Entwurf zu erleichtern. Der Schwerpunkt der Methoden liegt dabei auf den funktionalen Anforderungen. Frühe Analysemethoden (z.B. Structured Analysis) setzen dabei auf die Identifikation der Prozesse und Funktionen eines Systems. Mit der Einführung der objektorientierten Technologie rücken auch in diesen frühen Phasen die Objekte in den Mittelpunkt. Die objektorientierte Analyse (Object Oriented Analysis, OOA) hat das Ziel, die Begriffe des Anwendungsbereichs („Domänenklassen“) zu identifizieren und das zugehörige Verhalten in Anwendungsfällen („Use Cases“) zu beschreiben. Der objektorientierte Entwurf (Object Oriented Design, OOD) überführt die Analyse in eine Lösungsstruktur. Dabei stehen die Systemklassen im Mittelpunkt. Zur Unterstützung und Darstellung von OOA und OOD hat sich die Unified Method Language (UML) durchgesetzt. UML wurde ursprünglich 1995 von Grady Booch, Ivar Jacobson und James Rumbaugh entwickelt. 1997 wurde UML der Object Management Group (OMG) übergeben, die seitdem die Weiterentwicklung betreut. 1 Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was ist ein Vorgehensmodell? Es beschreibt ein möglichst allgemeines Verfahren. 1 „UML“ ist ein eingetragenes Warenzeichen der Object Management Group. Alle UML-Spezifikationen sind frei verfügbar unter www.uml.org. <?page no="417"?> Systemanalyse und -entwurf mit UML 4 Es zerlegt die Softwareentwicklung in Teilschritte und legt deren Aktivitäten und Ergebnisse fest. Es beschreibt allgemeine Aktivitäten und Ergebnisse. 2. Was ist die übliche Reihenfolge der Schritte? Entwurf, Analyse, Implementierung Implementierung, Entwurf, Analyse Analyse, Implementierung, Entwurf Analyse, Entwurf, Implementierung 3. Was ist das Charakteristikum neuer Vorgehensmodelle? vollständige und sequenzielle Abläufe sequenzielle Abläufe flexible und iterative Abläufe iterative Abläufe 4. Was legen die funktionalen Anforderungen fest? die Qualität des Systems die Zuverlässigkeit des Systems die Leistung des Systems die funktionalen Abläufe des Systems 5. Was definiert die Qualität des Systems? die funktionalen Anforderungen die allgemeinen Anforderungen die nicht-funktionalen Anforderungen die hochwertigen Anforderungen <?page no="418"?> 4 Systemanalyse und -entwurf mit UML 2 Vorgehen Im Folgenden werden die wesentlichen Schritte von der objektorientierten Analyse zum objektorientierten Entwurf und die zugehörigen UML-Elemente vorgestellt. Als durchgängiges Beispiel soll eine Autovermietung analysiert und entworfen werden: Die Autovermietung soll die Autos des Fuhrparks verwalten. Die Verwaltung soll neue Fahrzeuge aufnehmen können und eine Übersicht über die aktuell freien und ausgeliehenen Autos ausgeben können. Kunden sollen Fahrzeuge ausleihen und wieder zurückgeben können. Die Autovermietung soll Kleinwagen, Mittelklassemodelle und Transporter verwalten. Die Analyse und der Entwurf sind die erfolgskritischen und schwierigsten Phasen der Software-Entwicklung. Die Analyse ist die Sammlung der Anforderungen in einer bestimmten Struktur - der Übergang zum Entwurf ist die eigentliche kreative Leistung in einem Software- Projekt und kann nur unterstützt werden, denn es gibt kein Verfahren, das dies automatisch durchführt. Allerdings erlaubt - anders als frühere Verfahren - der objektorientierte Entwurf einen einfacheren Übergang von den Domänenobjekten der Analyse zu den Systemobjekten des Entwurfs. Wir werden für das Beispiel die folgende Vorgehensweise wählen: Objektorientierte Analyse mit Hilfe eines Domänenwörterbuchs, Anwendungsfällen und Aktivitätsdiagrammen. <?page no="419"?> Systemanalyse und -entwurf mit UML 4 Auswahl und Definition einer geeigneten Systemarchitektur mit Hilfe von Paketdiagrammen. Verfeinerung der Architektur mit Hilfe von Klassen- und Sequenzdiagrammen. UML kennt zwei unterschiedliche Diagrammgruppen mit insgesamt 13 verschiedenen Diagrammtypen: Die Strukturdiagramme, die die Statik des Systems beschreiben: die in der Praxis wichtigsten sind die Paket- und Klassendiagramme. Die Verhaltensdiagramme, die die Dynamik des Systems beschreiben: die in der Praxis maßgeblichen sind die Anwendungsfall-, Aktivitäts- und Sequenzdiagramme. Die UML-Diagramme werden anhand des Beispiels vorgestellt. Oberstes Prinzip von UML sollte eine möglichst einfache und übersichtliche Notation sein, Abwandlungen/ Vereinfachungen sind deshalb möglich und durchaus sinnvoll. UML-Diagramme sind Graphen mit Knoten und Kanten. Knoten und Kanten können weiter beschriftet sein. Knoten oder Kanten können durch sog. Stereotypen genauer spezifiziert werden. Stereotypen werden in «…». gesetzt: z.B. «use». Die Elemente der Diagramme werden durch ff gekennzeichnet und anhand der entsprechenden Nummer erläutert. Die Nummerierung ist kein Teil von UML. Alle Anmerkungen zur Umsetzung in eine Programmiersprache beziehen sich auf die Sprache Java. Möglicher Java-Code oder Code-Teile werden in der Schriftart Courier dargestellt. Grundsätzlich gilt für alle objektorientierten Ansätze: Die in der Analyse entdeckten Objekte stellen keine selbstverständliche Sicht der Welt dar - die Welt ist nicht objektorientiert, die <?page no="420"?> 4 Systemanalyse und -entwurf mit UML objektorientierte Analyse erstellt lediglich eine Objektsicht auf die Welt. D.h. alle Probleme sind im Prinzip auch mit herkömmlichen Mitteln zu analysieren, allerdings hat die OOA die folgenden Vorteile: Obwohl dem Menschen offensichtlich eine prozedurale Denkweise eher entgegen kommt, erlaubt eine objektorientierte Modellierung komplexere Sachverhalte zu erfassen, da eine dynamische/ prozedurale Darstellung schnell an die Grenzen des Denkens stößt, während eine statische Sicht (die bei Objekten im Mittelpunkt steht) eher überblickt werden kann. Der Übergang von den Domänenobjekten der Analyse zu den Systemobjekten des Entwurfs geht einfacher von statten. Nichts desto trotz kann man nicht einfach die Objekte ineinander überführen. Vor Beginn des Entwurfs steht deshalb die Frage nach dem grundsätzlichen Systemaufbau. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Wodurch zeichnet sich die Analyse aus? Sammlung der Anforderungen Sammlung der Überlegungen Sammlung der Lösungsvorschläge Sammlung der Meinungen 2. Was ermöglicht der objektorientierte Entwurf? den direkten Weg zur Codierung die Analyse der Domänenobjekte <?page no="421"?> Systemanalyse und -entwurf mit UML 4 den Übergang vom Entwurf zur Codierung den einfacheren Übergang von den Domänenobjekten der Analyse zu den Systemobjekten des Entwurfs 3. Welche der vorgeschlagenen Aktivitäten wird beim Vorgehen für das zentrale Beispiel benötigt? objektorientierte Analyse mit Hilfe eines Domänenwörterbuchs Codierung der Algorithmen in Java Auswahl und Definition einer geeigneten Systemarchitektur mit Hilfe von Paketdiagrammen Verfeinerung der Architektur mit Hilfe von Klassen- und Sequenzdiagrammen Auswahl und Durchführung der Tests in Java 4. Wozu dienen UML-Strukturdiagramme? Beschreibung der Dynamik des Systems Beschreibung der Statik des Systems Beschreibung der Aufteilung des Systems . Woraus bestehen UML-Diagramme? aus Punkten und Bildern aus Knoten und Kanten aus Linien und Abbildungen aus Pfeilen und Knoten . Wozu dienen UMLdiagramme? Beschreibung der Dynamik des Systems Beschreibung der Statik des Systems Beschreibung der Aufteilung des Systems <?page no="422"?> 4 Systemanalyse und -entwurf mit UML 3 Objektorientierte Analyse Die objektorientierte Analyse hat das Ziel, die Anforderungen an das zukünftige System in Form von Domänenobjekten (Objekte aus dem Anwendungsbereich) und ihren Beziehungen zu ermitteln. Um diese Domänenobjekte zu ermitteln, werden die folgenden Hilfsmittel vorgeschlagen: das Domänenwörterbuch und die Anwendungsfallanalyse 3.1 Das Domänenwörterbuch Das Domänenwörterbuch (domain dictionary) ist eine Sammlung und Definition aller zentralen Begriffe des Anwendungsgebiets. Es sollte in zwei Schritten erstellt werden: 1. Im ersten Schritt sollten die fünf zentralen Begriffe der Anwendung festgelegt und mit jeweils ein oder zwei Sätzen positiv beschrieben werden. 2. Im zweiten Schritt sollten diese und alle weiteren Begriffe der Anwendung ausführlicher definiert. Abb. 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Domänenwörterbuch unseres Beispiels. Zentrale Begriffe Autovermietung: Die Autovermietung verwaltet Fahrzeuge, die an Kunden verliehen werden. <?page no="423"?> Systemanalyse und -entwurf mit UML 4 Fahrzeug: Fahrzeuge werden an Kunden vermietet. Nach Ende der Vermietung werden sie zurückgegeben. Es werden folgende Typen unterschieden: Kleinwagen, Mittelklassefahrzeuge und Transporter. Abhängig von dem Typ werden unterschiedliche Preise pro Tag fällig. … Weitere Begriffe … Transporter: Transporter kosten 10 € am Tag plus Kilometergeld. Wird der Transporter nicht nach dem vereinbarten Rückgabedatum zurückgegeben, verdoppelt sich ab diesem Tag das Kilometergeld. … Abb. 1: Domänenwörterbuch 3.2 Anwendungsfallanalyse (Use Case Analysis) Die Anwendungsfallanalyse ordnet die Begriffe der Domäne und stellt sie in Beziehung. Ein Anwendungsfall ist eine sinnvolle Funktion die für den Anwender erbracht wird. Anwender werden dabei üblicherweise als „Akteure“ bezeichnet. Grafisch werden die Anwendungsfälle durch Anwendungsfalldiagramme repräsentiert - diese werden aber nur durch eine Anwendungsfallbeschreibung vollständig. <?page no="424"?> 4 Systemanalyse und -entwurf mit UML 3.2.1 Anwendungsfalldiagramm Das Anwendungsfalldiagramm repräsentiert Anwendungsfälle mit Hilfe von Systemgrenzen, Akteuren und den eigentlichen Anwendungsfällen. Abb. 2 zeigt das Anwendungsfalldiagramm für unser Beispiel: die Autovermietung. Abb. 2: Anwendungsfalldiagramm Die wichtigsten Darstellungselemente sind dabei: 1. System mit Systemgrenze (dargestellt durch einen Rahmen): Das System hat einen Namen („Autovermietung“) und schließt alle für die Aufgabe notwendigen Anwendungsfälle ein. 2. Anwendungsfall (dargestellt durch ein beschriftetes Oval): eine für den Akteur sinnvolle Systemfunktion. Der Anwendungsfall wird üblicherweise durch eine Ver- <?page no="425"?> Systemanalyse und -entwurf mit UML 4 balphrase beschrieben („Fuhrpark verwalten“). Die Anwendungsfälle liegen immer innerhalb der Systemgrenzen. 3. Die include-Beziehung zwischen zwei Anwendungsfällen (dargestellt durch einen gestrichelten Pfeil mit dem Stereotyp «include»): Ein Anwendungsfall kann weitere Anwendungsfälle umfassen - vergleichbar einem Unterprogrammaufruf. Achtung: Es ist nicht möglich, eine Aufrufreihenfolge zu definieren. 4. Akteur: Ein Akteur ist ein Element, für das das System eine Leistung erbringt. Akteure stehen immer außerhalb der Systemgrenzen. Akteure werden üblicherweise als Strichmännchen dargestellt, müssen aber keine Menschen sein. UML erlaubt hier auch beliebige andere Symbole (z.B. Firmenlogos). 5. Beteiligungsbeziehung zwischen Akteur und Anwendungsfall (dargestellt durch einen Strich oder Pfeil zwischen Akteuren und Anwendungsfall): Eine Beteiligung kann gerichtet oder ungerichtet sein. Die Richtung vom Akteur zum Anwendungsfall bedeutet, dass der Akteur den Anwendungsfall initiieren kann, die umgekehrte Richtung bedeutet, dass der Akteur vom Anwendungsfall informiert wird. Darüber hinaus gibt es noch eine „extend“-Beziehung zwischen Anwendungsfällen. Sie ist wie „include“ gerichtet und mit dem Stereotyp «extend» versehen. Sie erweitert einen Anwendungsfall mit Hilfe von Bedingungen. Die „extend“-Beziehung wird nicht empfohlen, da sie (für ungeübte Anwender - und das sind Kunden sehr oft) zu schwer verständlichen Diagrammen führt. <?page no="426"?> 4 Systemanalyse und -entwurf mit UML 3.2.2 Anwendungsfallbeschreibung Die Anwendungsfallbeschreibung ist eine Erläuterung der im Diagramm dargestellten Elemente. Hier besteht insbesondere die Möglichkeit, Abläufe und Reihenfolgen zu beschreiben. Dazu können z.B. Aktivitätsdiagramme (s.u.) herangezogen werden. Beschrieben werden sollten: Vorbedingungen / Auslöser / Nachbedingungen des Anwendungsfalls Das Standardszenario, bei regulärem Verlauf Die Alternativ-/ Fehlerszenarien, bei Ausnahmen. Anwendungsfallbeschreibung „Fahrzeug ausleihen“ Vorbedingungen: Autovermietung ist geöffnet. Auslöser: Kunde möchte ein Fahrzeug ausleihen. Nachbedingung: (bei Erfolg) ein Fahrzeug ist an den Kunden verliehen. Standardszenario: Kunde wählt ein Fahrzeug aus und entleiht es für eine vereinbarte Frist; die Daten des Kunden werden aufgenommen; der Kunde leistet eine Anzahlung. Alternativ-/ Fehlerszenario: Der gewünschte Fahrzeugtyp ist nicht vorhanden der Vorgang wird abgebrochen. … Abb. 3 zeigt die Beschreibung für den Anwendungsfall „Fahrzeug ausleihen“: <?page no="427"?> Systemanalyse und -entwurf mit UML 4 Anwendungsfallbeschreibung „Fahrzeug ausleihen“ Vorbedingungen: Autovermietung ist geöffnet. Auslöser: Kunde möchte ein Fahrzeug ausleihen. Nachbedingung: (bei Erfolg) ein Fahrzeug ist an den Kunden verliehen. Standardszenario: Kunde wählt ein Fahrzeug aus und entleiht es für eine vereinbarte Frist; die Daten des Kunden werden aufgenommen; der Kunde leistet eine Anzahlung. Alternativ-/ Fehlerszenario: Der gewünschte Fahrzeugtyp ist nicht vorhanden der Vorgang wird abgebrochen. … Abb. 3: Anwendungsfallbeschreibung 3.2.3 Aktivitätsdiagramm Um einen Anwendungsfall genauer zu spezifizieren können Aktivitätsdiagramme eingesetzt werden. Im Rahmen der Analyse beschreiben sie die Prozesse aus Sicht der Anwender. Sie können aber (mit der gleichen Notation) auch im Entwurf genutzt werden, um die internen Prozesse des Systems zu modellieren. Das Aktivitätsdiagramm besteht aus verschiedenen Knoten, z.B. Start-, End-, Objekt-, Kontrollknoten oder Aktionen, und den gerichteten Kanten, d.h. Pfeilen, die sie miteinander verbinden. Diese visuelle Darstellung ist in der Regel besser verständlich und nachvollziehbar als ein vorwiegend textuelles Format. <?page no="428"?> 4 Systemanalyse und -entwurf mit UML Abb. 4 zeigt das Aktivitätsdiagramm, das den Fahrzeugverleih und -rückgabe genauer spezifiziert. Die wichtigsten Darstellungselemente sind dabei: 1. Aktivitätsbereiche („Swimlanes“, dargestellt als Rahmen) gruppieren die Aktivitäten und ordnen sie den Rollen zu - in diesem Fall den Rollen „Kunde“ und „Verwaltung“. Die Aktivitätsbereiche sind optional. Sie können horizontal oder vertikal dargestellt werden - horizontale Bereiche beschreiben üblicherweise Geschäftsprozesse, vertikale üblicherweise Systemabläufe. Abb. 4: Aktivitätsdiagramm 2. Startknoten (dargestellt als gefüllter Kreis und optional mit dem Wort „Start“). Hier beginnt der Prozess. 3. Aktion oder Aktivitäten (dargestellt durch ein abgerundetes Rechteck mit einem Text): Aktionen sind atomare Einheiten, die eine grundlegende Funktion bereitstellen - in diesem Fall „Fahrzeug bestellen“. Die Beschriftung sollte eine prägnante Verbalphrase sein. Aktivitäten fassen den Ablauf mehrerer Aktionen zusammen und erlauben so eine größere Abstraktion oder die einfachere Wiederverwendung. Sie sind mit einem <?page no="429"?> Systemanalyse und -entwurf mit UML 4 Unterprogramm vergleichbar. Die Aktivität muss durch ein weiteres Aktivitätsdiagramm beschrieben sein. 4. Übergang von einem Knoten zum nächsten (dargestellt als Pfeil). Die Richtung des Pfeils gibt die Richtung des Kontrollflusses an. 5. Entscheidungsknoten (dargestellt als Raute mit Überwachungsbedingungen in eckigen Klammern). Entscheidungsknoten erlauben eine exklusive Verzweigung des Kontrollflusses, abhängig von den Überwachungsbedingungen („guards“). 6. Gabelung („fork“, dargestellt durch einen schwarzen Balken): Gabelungen teilen den Kontrollfluss in parallele Zweige auf, die gleichzeitig ablaufen können. 7. Objektknoten (dargestellt als Rechtecke, hier die „Rechnung“). Objektknoten können Daten speichern. Der Pfeil in einen Objektknoten liefert Daten für den Knoten. Der Pfeil aus dem Objektknoten liefert die Daten (als Kopie) an den folgenden Knoten. 8. Vereinigung („join“, dargestellt durch einen schwarzen Balken): Vereinigungen fassen parallele Kontrollflüsse zusammen. Der Kontrollfluss wird erst fortgesetzt, wenn alle eingehenden Aktivitäten abgeschlossen sind. Hinweis: forks und joins können auch unabhängig voneinander vorkommen. Nicht alle Kontrollflüsse eines forks müssen auch wieder im join zusammenkommen (und umgekehrt). 9. Aktivitätsendknoten (dargestellt als Kreis mit einem Punkt und optional mit dem Wort „Ende“). Hier endet der Prozess. Ein weiterer Endknotentyp ist der Kontrollflussendknoten (dargestellt durch einen Kreis mit liegendem Kreuz). Er beendet nur den aktuellen Kontrollfluss, nicht aber den ganzen Prozess. <?page no="430"?> 4 Systemanalyse und -entwurf mit UML Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was ist das Ziel der objektorientierten Analyse? Ermittlung der Anforderungen Ermittlung aller Begriffe und deren Beziehungen Ermittlung der Anforderungen in Form von Domänenobjekten und deren Beziehungen Ermittlung aller Kunden Ermittlung der Domänenobjekte 2. Was ist ein Domänenwörterbuch? Übersetzung von Kundenanforderungen Sammlung und Definition aller zentralen Begriffe Sammlung und Definition aller objektorientierten Begriffe 3. Was ist die Aufgabe der Anwendungsfallanalyse? Sie ordnet die Begriffe und stellt sie zueinander in Beziehung. Sie definiert die Begriffe. Sie ordnet die Beziehungen zwischen den Begriffen. Sie definiert die Beziehungen. 4. Was sind typische Elemente eines Anwendungsfalldiagramms? System, Anwendungsfall, Beziehungen, Akteure System, Beziehungen, Akteure System, Anwendungsfall, Akteure <?page no="431"?> Systemanalyse und -entwurf mit UML 4 System, Anwendungsfall, Beziehungen, Akteure, Domänenobjekte 5. Welche der folgenden Antworten sind Komponenten einer Anwendungsfallbeschreibung? Vor-/ Nachbedingungen/ Auslöser des Anwendungsfalls Standardszenario Alternativ-/ Fehlszenarien Benennungen und Begriffe Domänenobjekte 6. Was umfasst ein Aktivitätsdiagramm? Aktionen und deren Verbindungen Start- und Endknoten oder Aktionen und deren Verbindungen Objekt- und Kontrollknoten oder Aktionen und deren Verbindungen Start-, End-, Objekt- und Kontrollknoten oder Aktionen und deren Verbindungen <?page no="432"?> 4 Systemanalyse und -entwurf mit UML 4 Objektorientierter Entwurf: Systemarchitektur Zu Beginn des Entwurfs sollte zunächst ein grundsätzliches Architekturmuster festgelegt oder gewählt werden. Ein Architekturmuster („Architectural Pattern“) beschreibt die grundlegenden Komponenten der Anwendung, ihren Aufbau und ihre Interaktion. Die Komponenten der Architektur werden in den folgenden Schritten weiter detailliert. Als Mittel zum Architekturentwurf dienen Paketdiagramme. Pakete repräsentieren die oberste Abstraktionsebene in einem Programm. Ein Paketdiagramm soll das System logisch in seine wesentlichen Komponenten zerlegen. Pakete werden in den folgenden Entwurfsschritten weiter verfeinert und können andere Pakete oder Klassen enthalten. Abb. 5 zeigt die logische 4-Schichten-Architektur unseres Beispiels mit Hilfe eines Paketdiagramms. Die wichtigsten Darstellungselemente sind dabei: 1. Paket (dargestellt durch ein außerhalb beschriftetes Rechteck): Das Paket hat einen Namen („Benutzungsoberfläche“). Auf oberster Entwurfsebene wird das Paket üblicherweise leer gelassen. In späteren Entwurfsschritten werden Unterpakete oder Klassen eingefügt werden. 2. Zugriffsbeziehung von einem Paket zu einem anderen (dargestellt durch einen gestrichelten Pfeil mit dem Stereotyp «access»): Das Paket „Benutzungsoberfläche“ greift auf Elemente aus dem Paket „Anwendungslogik“ zu. Die Pfeilspitze zeigt die Verwendungsrichtung an. Verwendet <?page no="433"?> Systemanalyse und -entwurf mit UML 4 werden können alle Elemente, die in der Anwendungslogik mit public freigegeben sind. Abb. 5: Paketdiagramm Für das Beispiel wurde eine typische n-Schichten-Architektur gewählt (in diesem Fall vier Schichten). Jede Schicht greift auf die darunterliegende Schicht zu - aber nicht umgekehrt; evtl. können auch Schichten übersprungen werden, d.h. z.B. ein direkter Zugriff von der Applikationslogik auf die Infrastruktur. <?page no="434"?> 4 Systemanalyse und -entwurf mit UML Jede Schicht hat einen klaren Aufgabenbereich: Die Benutzungsoberfläche nimmt Anwendereingaben entgegen, gibt Befehle an die darunterliegende Schicht weiter und präsentiert die Resultate der Verarbeitung. Die Anwendungslogik koordiniert die Verarbeitung und registriert den Verarbeitungsstand. Die Domäne umfasst das umgesetzte Domänenmodell und die Verarbeitungsregeln der Domäne. Die Infrastruktur liefert unterstützende Funktionen und insbesondere den Zugriff auf die Datenbank oder Backend- Systeme. Die Namensgebung (und die Architektur selbst) für dieses Beispiel ist so allgemein, dass das dargestellte Paketdiagramm als generische Vorlage für 4-Schichten-Architekturen dienen kann. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was beschreibt ein Architekturmuster? Es beschreibt den Aufbau der Anwendung und die zugehörigen Klassen. Es beschreibt die Komponenten der Anwendung, ihren Aufbau und ihre Interaktionen. Es beschreibt die Komponenten der Anwendung und ihre Interaktionen. Es beschreibt die Anwendung und ihre Interaktionen. <?page no="435"?> Systemanalyse und -entwurf mit UML 4 2. Welcher Diagrammtyp wird hierfür vorzugsweise verwendet? Klassendiagramm Aktivitätsdiagramm Anwendungsdiagramm Paketdiagramm 3. Was sind die typischen Elemente dieses Diagrammtyps? Aktivitäten Klassen Pakete Zugriffsbeziehungen Aktionen 5 Objektorientierter Entwurf: Klassen Im Klassenentwurf werden die Klassen und Schnittstellen definiert, die durch Assoziationen und Vererbung / Implementierung in Beziehung gesetzt werden. 5.1 Klassen Im Klassenentwurf werden die Komponenten innerhalb der Pakete verfeinert. Die Klasse ist das zentrale Element der objektorientierten Programmierung. Ein Klasse besteht aus Attributen und Operationen. Die Klasse hat zwei Aspekte: <?page no="436"?> 4 Systemanalyse und -entwurf mit UML Sie kann eigene Attribute und Operationen zur Verfügung besitzen - dies sind die statischen („static“) Eigenschaften einer Klasse. Sie ist ein „Bauplan“ für Objekte (auch „Instanzen“ oder „Exemplare“). Die Klasse beschreibt die Attribute und das Verhalten der zukünftigen Objekte - dies sind die nicht-statischen („non-static“) Eigenschaften einer Klasse. Programmiert man objektorientiert, sollten die nicht-statischen Aspekte einer Klasse im Mittelpunkt stehen, denn nur sie erlauben das vollständige Potenzial der objektorientierten Programmierung auszuschöpfen. Abb. 6 zeigt das denkbar einfachste mögliche Klassendiagramm. Abb. 6: Einfaches Klassendiagramm Das wichtigste Darstellungselement ist dabei: Die Klasse „Fahrzeug“ (dargestellt durch ein zweigeteiltes Rechteck mit dem Klassennamen): Diese Klasse repräsentiert die Domänenklasse „Fahrzeug“ im System. Sie wird später im Domänenpaket angesiedelt sein. Die Klasse besteht lediglich aus einem Klassennamen. Von dieser Klasse können neue Objekte erzeugt werden. Alle später eingeführten Nutzungsbeziehungen zwischen Klassen beziehen sich tatsächlich auf die Objekte, die von dieser Klasse erzeugt werden. Abstrakte Klassen werden durch einen kursiven Namen dargestellt. <?page no="437"?> Systemanalyse und -entwurf mit UML 4 Abb. 7 zeigt demgegenüber ein vollständiges Klassendiagramm mit Attributen und Operationen. Abb. 7: Vollständiges Klassendiagramm Die wichtigsten Darstellungselemente sind dabei: 1. Die Klasse „Fahrzeug“ (dargestellt durch ein dreigeteiltes Rechteck mit dem Klassennamen, Attributen und Operationen). 2. Attribute der Klasse. In diesem Fall die Attribute mit den Namen „kennzeichen“ und „entliehen“. Attribute haben allgemein die Form: Modifier Name : Typ = Initialwert. Dabei sind Modifier, : Typ und =Initialwert optional. Als Modifier gibt es die folgenden Möglichkeiten: + public, private, # protected, ~ default. Statische Attribute werden unterstrichen. 3. Operationen der Klasse. In diesem Fall die Operationen mit den Namen „mieten“ und „zurückgeben“. Operationen haben allgemein die Form: Modifier Name(Parameterliste) : Rückgabetyp. Dabei sind Modifier, Parameterliste und : Rückgabetyp optional. Statische Operationen werden unterstrichen. Abstrakte Operationen werden kursiv dargestellt. Abb. 8 zeigt dem gegenüber ein verkürztes Klassendiagramm, bei dem einige optionale Teile weggelassen sind. <?page no="438"?> 4 Systemanalyse und -entwurf mit UML Abb. 8: Verkürztes Klassendiagramm Oberstes Ziel beim Entwurf und bei der Modellierung mit UML sollte die Übersicht sein. Aus diesem Grund wird man zu Beginn zunächst mit sehr einfachen Klassendiagrammen arbeiten, die erst später ausführlichere Attribute und Operationen enthalten. Typischerweise werden alle Informationen zunächst weggelassen, die für das Verständnis des Systems unnötig sind, das sind z.B. Konstruktoren, Getter, Setter, toString-Methoden usw. Dargestellt werden hingegen alle fachlichen Attribute und Operationen (z.B. „kennzeichen“ und „mieten“). 5.2 Schnittstellen Die Schnittstelle (Interface) erlaubt es, die Spezifikation einer Klasse von ihrer Implementierung zu entkoppeln. Dazu legt sie nur fest, welche Funktionalitäten angeboten werden, aber nicht, wie diese implementiert werden. Abb. 9 zeigt eine mögliche Schnittstelle für unser Beispiel. Abb. 9: Schnittstellendiagramm <?page no="439"?> Systemanalyse und -entwurf mit UML 4 Die wichtigsten Darstellungselemente sind dabei: 1. Das Interface „Entleihbar“ (dargestellt durch ein zweigeteiltes Rechteck mit dem Stereotyp «interface», dem Interfacenamen und Operationen) 2. Die vom Interface definierten Signaturen. Es gelten die gleichen Regeln wie für die Methoden der Klassendiagramme; es sind aber keine statischen Signaturen zugelassen. Schnittstellen definieren üblicherweise Aspekte einer Anwendung, aber nicht die vollständige Funktion einer Klasse. Schnittstellennamen sind deshalb meist keine Substantive, sondern oft Adjektive die aus Verben mit dem Suffix „-bar“ gebildet werden (im Englischen mit dem Suffix „-able“). 5.3 Assoziationen Eine Assoziation etabliert eine Beziehung zwischen Klassen oder Interfaces. Die Beziehung wird im später laufenden Programm durch die Objekte der Klassen etabliert werden. Damit drücken Assoziationen eigentlich die Möglichkeit einer späteren Objektbeziehung aus. Unterschieden wird dabei zwischen „Membership“-, „ist Teil von“- und allgemeine Abhängigkeitsbeziehungen. Die gebräuchlichste Form ist die binäre Assoziation, die zwischen zwei Klassen oder Interfaces besteht. UML sieht zwar auch n-äre und hierarchische Assoziationen vor, diese werden aber für die Modellierung nicht empfohlen und hier auch nicht weiter betrachtet. Assoziationen können, vergleichbar den Klassen ( Vererbung), ebenfalls untereinander in Hierarchien angeordnet werden - auch dies wird hier nicht mehr weiter betrachtet. <?page no="440"?> 4 Systemanalyse und -entwurf mit UML 5.3.1 Membership-Beziehungen Die Membership-Beziehung ist die wichtigste Assoziation zwischen Klassen oder Interfaces. Sie definiert Attributwerte, die Instanzen der Klssen aufnehmen können. Abb. 10 zeigt eine Membership-Beziehung für die Autovermietung. Abb. 10: Membership-Beziehung Die wichtigsten Darstellungselemente sind dabei: 1. Die Assoziation (dargestellt durch eine Linie zwischen zwei Klassen oder Interfaces); hier wird eine Assoziation zwischen Kunde und Fahrzeug etabliert; beschrieben werden mögliche Beziehungen, die Objekte von Typ Kunde und Typ Fahrzeug eingehen können. Die Assoziation kann auch die Klasse mit sich selbst in Beziehung setzen -die Assoziation wird dann als reflexiv bezeichnet. Die Assoziation selbst ist verbindlich - alle anderen Elemente sind optional. 2. Der Assoziationsname (ein Text in der Mitte der Assoziation); hier die Assoziation „leihen“. 3. Die Leserichtung der Assoziation (dargestellt durch eine geschlossene Pfeilspitze); hier: „ein Kunde leiht ein Fahrzeug“. 4. Rolle der Klasse in dieser Assoziation (dargestellt durch einen Text am Anfang/ Ende der Assoziation); Ein Rollen- <?page no="441"?> Systemanalyse und -entwurf mit UML 4 name bezeichnet dabei die Aufgabe, die eine Klasse in dieser Assoziation, übernimmt. In diesem Fall hat ein Fahrzeug die Rolle „Leihfahrzeug“ für den Kunden. Fehlt ein Rollenname, wird der Name der assoziierten Klasse angenommen - bei Multiplizität * (s.u.) der Name im Plural. 5. Rolle der Klasse: Ein Kunde hat für ein Fahrzeug die Rolle „Fahrer“. 6. Multiplizität der Klasse (dargestellt durch Zahlen, Zahlbereiche oder * am Anfang/ Ende der Assoziation). Sie gibt an, wie viele Objekte jeweils miteinander in Beziehung stehen. In diesem Fall („0,1“) hat ein Objekt vom Typ Fahrzeug keinen („0“) oder einen („1“) Fahrer - dies drückt aus, dass ein Fahrzeug entweder nicht verliehen ist oder genau an einen Kunden. Ein Bereich z.B. 0...2 bedeutet 0, 1 oder 2; ein * bedeutet beliebig viele (auch 0). Fehlt die Multiplizität, wird üblicherweise 0,1 angenommen. 7. Multiplizität der Klasse: In diesem Fall („1“) kann ein Kunde genau ein („1“) Fahrzeug als Leihfahrzeug entleihen - dies drückt aus, dass ein Kunde auch gleichzeitig immer ein Fahrzeug entleiht (ansonsten wäre er kein Kunde). Insgesamt drückt die Assoziation also aus, dass ein Kunde ein Leihfahrzeug entleihen kann und ein Fahrzeug in diesem Fall einen Fahrer hat. Falls es nicht entliehen ist, hat es auch keinen Fahrer. Membership-Beziehungen können unmittelbar in Java umgesetzt werden: Rollen liefern die Namen der Instanzvariablen. Die Multiplizität bestimmt zusammen mit der Klasse den Typ der Variablen: 0, 1 bedeutet dabei ein Referenztyp; Bereiche werden durch Felder umgesetzt, * wird als List umgesetzt. <?page no="442"?> 4 Systemanalyse und -entwurf mit UML Das Beispiel aus Abb. 10 würde in Java folgendermaßen umgesetzt werden (Listing 1): public class Kunde{ private Fahrzeug leihfahrzeug; … } public class Fahrzeug{ private Kunde fahrer; … } Listing 1: Umsetzung einer Assoziation in Java Assoziationsname und Leserichtung finden keine Entsprechung in Java. Eine Multiplizität von „1“ (also ohne „0“) muss programmtechnisch garantiert werden. Die Membership-Beziehung erlaubt zusätzlich eine Navigationsrichtung wie im folgenden Beispiel unserer Anwendung in Abb. 11: Abb. 11: Membership-Beziehung mit Navigationsrichtung Die wichtigsten Darstellungselemente sind dabei: 1. Die Assoziation - s.o. 2. Ein Rollenname - s.o. 3. Die Navigationsrichtung (dargestellt durch eine offene Pfeilspitze): Die Navigationsrichtung gibt an, dass ein Objekt der Klasse Verwaltung auf die Objekte der anderen Klasse Fahrzeug zugreifen kann. Die Richtung kann auch bidirektional sein, d.h. die Objekte können wechselseitig zugreifen. Fehlt die Navigationsrichtung (wie in Abb. 10) ist der Zugriff unspezifiziert - d.h. Umsetzung wie in Listing 1 ist angenommen. <?page no="443"?> Systemanalyse und -entwurf mit UML 4 4. Die Multiplizität - s.o.; in diesem Fall („*“) kann die Verwaltung beliebig viele Fahrzeuge aufnehmen. Das Beispiel aus Abb. 11 würde in Java folgendermaßen umgesetzt werden (Listing 2): public class Verwaltung{ private List<Fahrzeug> fuhrpark; … } public class Fahrzeug{ / / keine Variable / / auf Verwaltung … } Listing 2: Umsetzung einer Assoziation mit Navigationsrichtung in Java 5.3.2 „ist Teil von“-Beziehung Die „ist Teil von“-Beziehung ist ein Spezialfall der Membership-Beziehung mit der zusätzlichen Semantik, dass die Objekte einer Klasse Teil eines anderen Objekts sind. Die „Aggregation“ erlaubt Teile, die auch gleichzeitig in anderen Objekten verwendet werden können (Abb. 12). Die „Komposition“ ist wiederrum ein Spezialfall der Aggregation, die Objekte sind dann exklusiv dem Ganzen zugeordnet (Abb. 13). Abb. 12: Aggregation Die wichtigsten Darstellungselemente sind dabei: 1. Die Assoziation - s.o. 2. Die Aggregatklasse (gekennzeichnet durch eine offene Raute am Anfang der Assoziation). <?page no="444"?> 4 Systemanalyse und -entwurf mit UML 3. Eine Navigationsrichtung - s.o.; da das Ganze aus seinen Teilen besteht ist auch aus der Semantik heraus klar, dass das Ganze auf seine Teile zugreifen kann - die Pfeilspitze ist also optional. UML sieht keine Navigationsrichtung vom Teil zum Ganzen vor. 4. Die Multiplizität - s.o. Alle übrigen Assoziationselemente (Name, Rolle) sind natürlich auch noch möglich. Die Umsetzung nach Java unterscheidet sich nicht von der allgemeinen Assoziation. Abb. 13: Komposition Die wichtigsten Darstellungselemente sind dabei: 1. Die Assoziation - s.o. 2. Die Kompositionsklasse (gekennzeichnet durch eine geschlossene Raute am Anfang der Assoziation). 3. Die Multiplizität ist auf genau 4 festgelegt; d.h. das „Ganze“ besteht aus 4 „Teilen“ Alle übrigen Assoziationselemente (Name, Rolle, Navigationsrichtung) sind natürlich auch noch möglich. Die Umsetzung nach Java unterscheidet sich nicht von der allgemeinen Assoziation. 5.3.3 Allgemeine Abhängigkeitsbeziehung Die allgemeine Abhängigkeitsbeziehung drückt aus, dass eine Klasse eine andere Klasse zur Erfüllung ihrer Aufgabe benötigt. <?page no="445"?> Systemanalyse und -entwurf mit UML 4 Die Beziehung ist deshalb üblicherweise gerichtet und weist auf die benötigte Klasse. Die Semantik durch einen Stereotyp genauer definiert. Von UML vordefiniert ist der Stereotyp «access» ( Paketdiagramm). Weitere Stereotypen können bei Bedarf erstellt werden, sinnvoll sind u.a. «use» für eine Nutzung einer Klasse (z.B. deren static-Methoden) oder «create» für Klassen, die neue Objekte erzeugen. Abb. 14 zeigt ein Beispiel für eine allgemeine Abhängigkeitsbeziehung. Abb. 14: Allgemeine Abhängigkeitsbeziehung Die wichtigsten Darstellungselemente sind dabei: 1. Die Assoziation (dargestellt durch einen gestrichelten Pfeil): Die Klasse Main benötigt die Klasse GUI 2. Der Stereotyp «create» zeigt an, dass ein Objekt der Klasse GUI erzeugt wird. 3. Die Assoziation: Die Klasse Main benötigt die Klasse Modell. 4. Der Stereotyp «use» zeigt an, dass ein Objekt der Klasse Modell genutzt wird. <?page no="446"?> 4 Systemanalyse und -entwurf mit UML 5.4 Vererbung und Implementierung Vererbung und Implementierung sind zentrale Konzepte der Objektorientierung: Vererbung: Definition einer gerichteten Beziehung von der erbenden Klasse („der Unterklasse“) zur vererbenden Klasse („der Oberklasse“). Alle Attribute und alle public- oder protected-Operationen der Oberklasse werden an die Unterklasse vererbt. Geerbte Operationen können von der Unterklasse redefiniert werden. Die Klasse erstellt dazu eine Operation mit derselben Signatur (oder eine Signatur mit Unterklassen der ursprünglichen Signatur- Klasse). Mit Hilfe des Schlüsselworts super kann auf die redefinierte Methode zugegriffen werden. (Wird eine andere Operation gleichen Namens aber mit einer anderen Signatur erstellt, wird dies „Überladen“ bezeichnet - dies ist auch in nicht-objektorientierten Sprachen möglich). Implementierung (synonym auch „Realisierung“): Definition einer gerichteten Beziehung von der implementierenden Klasse zu einer Schnittstelle (Interface). Wenn die Klasse eine konkrete (also nicht abstrakte) Klasse ist, muss sie alle Operationen, die von der Schnittstelle definiert sind, implementieren. Abb. 15 zeigt die Implementierung und Vererbung für die Autovermietung. Die einzigen Darstellungselemente sind dabei: 1. Implementierung (dargestellt durch einen gestrichelten Pfeil mit geschlossener Pfeilspitze): Die (jetzt abstrakte) Klasse „Fahrzeug“ implementiert die Schnittstelle „Entleihbar“. 2. Vererbung (dargestellt durch einen Pfeil mit geschlossener Pfeilspitze): Die Klasse „Kleinwagen“ ist eine Unterklasse der Klasse „Fahrzeug“. <?page no="447"?> Systemanalyse und -entwurf mit UML 4 Abb. 15: Implementierung und Vererbung Die geerbten oder implementierten Operationen oder Attribute werden nicht mehr explizit in den Klassen aufgelistet. Weitere Elemente, wie Stereotypen, Beschriftungen oder Multiplizitäten, sind nicht erlaubt. Manche objektorientierten Programmiersprachen (z.B. C++) erlauben Mehrfachvererbung von Klassen. In diesem Fall darf eine Unterklasse mehrere direkte Oberklassen besitzen - dies ist in Java nicht möglich. Java erlaubt aber, dass eine Klasse mehrere Schnittstellen implementieren kann. Schnittstellen können keine anderen Schnittstellen implementieren, sie können aber von anderen Schnittstellen erben; insbesondere (auch in Java) können Sie von mehreren Schnittstellen erben. <?page no="448"?> 4 Systemanalyse und -entwurf mit UML Ziel der objektorientierten Modellierung sollte sein, dass eine Oberklasse immer ein generelles Konzept darstellt, die Unterklasse die Spezialisierung dieses Konzepts. Abweichungen davon führen zu unklaren Klassenhierarchien. Eine bequeme Nutzung von Methoden oder Attributen sollte nie die Motivation für Vererbung sein - in diesem Fall sollte eine geeignete Assoziation gewählt werden. Auf dem Konzept der Vererbung und Implementierung basiert der Polymorphismus der Objektorientierung: Der Polymorphismus erlaubt, dass Variablen vom Typ einer Klasse oder einer Schnittstelle definiert werden können und diese Variablen alle Objekte einer Klasse aufnehmen können die von der Klasse, der Unterklasse oder einer implementierenden Klasse stammen. Dies führt dazu, dass man nicht wissen muss, ob ein Objekt ein verändertes Verhalten hat (oder nicht), sondern nur noch, ob die aufzurufende Operation angeboten wird (oder nicht). In Kombination mit der Nutzung der Vererbung im Sinne von „Spezialisierung“ erlaubt dies, eine abstrakte Definition der Klassen ohne sich zunächst um Details der Spezialisierung kümmern zu müssen. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was sind die beiden Eigenschaftstypen einer Klasse? statische und nicht-statische Eigenschaften dynamische und nicht-dynamische Eigenschaften objektorientierte und funktionale Eigenschaften objektorientierte und prozedurale Eigenschaften <?page no="449"?> Systemanalyse und -entwurf mit UML 4 2. Was sind die Darstellungselemente eines Klassendiagramms? Klasse und Instanzen Attribute, Operationen, Instanzen Klasse, Attribute, Operationen Klasse, Operationen, Instanzen 3. Wozu dienen die Schnittstellen einer Klasse? Sie erlauben, die Beschreibung von der Implementierung zu entkoppeln. Sie erlauben, die Spezifikation von der Implementierung zu entkoppeln. Sie beschreiben die Beziehungen zwischen den Klassen. Sie erlauben, den Entwurf von der Implementierung zu entkoppeln. 4. Was sind die typischen Elemente eines Schnittstellendiagramms? Interface und Methoden Interface und Attribute Interface, Attribute und Methoden Interfaces und Signaturen 5. Was versteht man unter einer Assoziation? eine Beziehung zwischen Klassen oder Interfaces eine Beziehung zwischen Klassen und Methoden eine Beziehung zwischen Interfaces eine Beziehung zwischen Attributen eine Beziehung zwischen Instanzen <?page no="450"?> 4 Systemanalyse und -entwurf mit UML 6. Was ist eine Membership-Beziehung? Sie definiert Attributwerte, die Instanzen der Klassen aufnehmen können. Sie definiert Klassen. Sie definiert die Attribute einer Klasse. Sie definiert das Verhalten der Klasse. 7. Was sind die wesentlichen Darstellungselemente einer Membership-Beziehung? Assoziation, Rolle der Klasse, Multiplizität Assoziation, Multiplizität Assoziation, Rolle der Klasse Assoziation, Assoziationsname, Rolle der Klasse, Multiplizität 8. In welcher Beziehung steht die „ist Teil von“-Beziehung zur Membership-Beziehung? Verallgemeinerung Spezialisierung keine Äquivalenz Vererbung 9. Was sind übliche Darstellungselemente einer Membership-Beziehung? Assoziation, Aggregatklasse, Navigationsrichtung, Multiplizität Assoziation, Navigationsrichtung, Multiplizität Assoziation, Aggregatklasse, Multiplizität Assoziation, Aggregatklasse, Navigationsrichtung <?page no="451"?> Systemanalyse und -entwurf mit UML 4 6 Objektorientierter Entwurf: Verhalten Im letzten Schritt des objektorientierten Entwurfs werden die dynamischen Abläufe beschrieben. Dazu können Aktivitäts- oder Sequenzdiagramme genutzt werden. Aktivitätsdiagramme werden üblicherweise zur Beschreibung größerer, komplexer Abläufe eingesetzt. Sie wurden bereits im oben beschrieben. Sequenzdiagramme sind tiefer angesiedelt: Es beschreibt die Interaktion zwischen verschiedenen Kommunikationsteilnehmern und stellt dagegen den zeitlichen Verlauf des Aufrufs von mehreren Operationen und die Übergabe von Parametern dar. Dies setzt bereits einen objektorientierten Entwurf mit Klassen und Methoden voraus. Sequenzdiagramme erlauben jeden einzelnen Teilnehmer und die Reihenfolge der einzelnen Aufrufe darzustellen. Damit können die Abläufe besser nachvollzogen werden. Abb. 16 zeigt ein Sequenzdiagramm für den Ausleih-/ Rückgabevorgang der Autovermietung. Die wichtigsten Darstellungselemente sind dabei: 1. Sequenzdiagrammrahmen; der Name des Sequenzdiagramms wird links oben (mit dem Kürzel „sd“) eingetragen. 2. Kopf des Kommunikationspartners (dargestellt durch ein Rechteck mit Doppelpunkt und Klassenname - dies repräsentiert ein Objekt der Klasse): Ein Objekt der Klasse Kunde. 3. Passive Lebenslinie des Kommunikationspartners (dargestellt durch eine gestrichelte Linie). Die Lebenslinie stellt den zeitlichen Verlauf von oben nach unten dar. Wenn der Partner passiv ist, tut er nichts. 4. Aktive Lebenslinie des Kommunikationspartners (dargestellt durch einen Balken). Wenn der Partner aktiv ist, sendet oder empfängt er Nachrichten. <?page no="452"?> 4 Systemanalyse und -entwurf mit UML Abb. 16: Sequenzdiagramm 5. Asynchrone Nachricht an einen Kommunikationspartner (dargestellt durch einen Pfeil mit offener Pfeilspitze; der Pfeil ist mit dem Nachrichtennamen versehen). Der Kunde verschickt die Nachricht „Fahrzeug bestellen“ an die Verwaltung. Bei einer asynchronen Nachricht wartet er nicht, sondern kann danach andere Dinge tun (z.B. mit seinem Smartphone die Verkehrsmeldungen abfragen). 6. Synchrone Nachricht an einen Kommunikationspartner (dargestellt durch einen Pfeil mit geschlossener Pfeilspitze). Die Verwaltung sucht ein geeignetes Fahrzeug. Bei einer synchronen Nachricht wartet das Objekt auf eine Antwort. 7. Antwortnachricht (dargestellt durch einen gestrichelten Pfeil mit offener Pfeilspitze; der Pfeil ist mit dem Namen <?page no="453"?> Systemanalyse und -entwurf mit UML 4 der ursprünglichen Nachricht und einem Ergebnis versehen). Das Fahrzeug liefert sich selbst als Resultat zurück. 8. Synchrone Nachricht an einen Kommunikationspartner mit einem Parameter (dargestellt in Klammern nach dem Nachrichtennamen). Der Kunde nutzt das Fahrzeug mehrere Tage. 9. Ende der Lebenslinie eines Kommunikationspartners (dargestellt durch ein „X“): Der Kunde wird nach Ende der Transaktion wieder gelöscht. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche Diagrammtypen beschreiben die dynamischen Abläufe? Aktivitäts-, Klassen- und Sequenzdiagramme Aktivitäts- und Klassendiagramme Aktivitäts- und Sequenzdiagramme Ablauf- und Aktivitätsdiagramme 2. Welche Nachrichtentypen können in diesen Diagrammtypen dargestellt werden? synchrone asynchrone keine synchrone und asynchrone <?page no="454"?> 4 Systemanalyse und -entwurf mit UML 3. Was zeichnet synchrone Nachrichten aus? Die Nachricht kommt immer rechtzeitig an. Der Aufrufer wartet auf das Ergebnis. Die Nachricht wird rückverfolgt. Der Aufrufer wartet nicht auf das Ergebnis. 4. Was zeichnet asynchrone Nachrichten aus? Die Nachricht kommt immer rechtzeitig an. Der Aufrufer wartet auf das Ergebnis. Die Nachricht wird rückverfolgt. Der Aufrufer wartet nicht auf das Ergebnis. 7 Weiterführende Literatur Grady Booch: Objektorientierte Analyse und Design. Addison Wesley, 1995. Heide Balzert: Lehrbuch der Objektmodellierung: Analyse und Entwurf mit der UML 2, Spektrum Akademischer Verlag, 2. Auflage, 2004. Heide Balzert: UML 2 kompakt: mit Checklisten, Spektrum Akademischer Verlag, 2010. Christoph Kecher: UML 2: Das umfassende Handbuch, Galileo Press, 2011. OMG (Object Management Group): Unified Modeling Language (UML) Resource Page, hwww.uml.org, zuletzt besucht 2014. Bernd Oestereich: Analyse und Design mit der UML 2.5: Objektorientierte Softwareentwicklung, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2013. Chris Rupp, Stefan Queins und die SOPHISTen: UML 2 glasklar: Praxiswissen für die UML-Modellierung, Hanser, 2013. <?page no="457"?> Java 1 Einführung Java ist eine typisierte, objektorientierte Programmierrr sprache , die von einem Compiler in den sogenannten Java-Byte-Code übersetzt wird. Der Java-Byte-Code wird durch eine virtuelle Maschine („JVM“) interpretiert. Dieses Vorgehen erlaubt, dass ein Java-Programm überall dort laufen (und zu den gleichen Ergebnissen kommen) kann, wo eine virtuelle Maschine installiert ist. e Java besitzt eine umfangreiche Klassenbibliothek , die Teil der Sprache ist und regelmäßig erweitert wird. Es gibt 3 Ausgaben von Java , die unterschiedliche Ziele verfolgen und sich im Wesentlichen durch die Klassenbibliotheken unterscheiden: JSE JEE JME Java Standard Edition (JSE): orientiert sich am PC und bietet grundlegende Funktionalitäten (inkl. Benutzeroberfläche, Datenbank) an. Java Enterprise Edition (JEE): ausgelegt für die Entwickkk lung unternehmenskritischer Anwendungen, es basiert auf der JSE und erweitert diese um weitere Technologien z. B. für verteilte Komponenten, Internet-Programmierung. JSE und JEE nutzen dieselbe JVM. Java Micro Edition (JME): entworfen für den Einsatz in mobilen und eingebetteten Systemen - die JME nutzt eine andere JVM, die nicht mit der von JSE kompatibel ist. <?page no="458"?> Java gehört der Firma Oracle. Das Java Development Kit (JDK), das den Java-Compiler und die virtuelle Maschine enthält, kann für alle üblichen Plattformen kostenlos unter www.oracle.com/ java heruntergeladen und genutzt werden. Notation Die folgenden Abschnitte stellen die wesentlichen Konzepte und die dazugehörige Syntax der Programmiersprache Java x zusammen. Zur Beschreibung der Syntax wird die folgende Notation ge n nutzt: Programmcode wird in der Schriftart Courier dargestellt. Schlüsselwörter werden fett dargestellt. Platzhalter für konkrete Namen, Schlüsselwörter oder Codeteile werden kursiv dargestellt. v Mehrfache Wiederholungen werden durch einen Stern am Ende * dargestellt. Optionen werden durch eckige Klammern dargestellt [] . Alternativen werden durch einen Strich abgetrennt | . Analoge Fortsetzungen werden durch … dargestellt. Aufbau, Übersetzung und Ausführung eines Java-Programms Das zentrale Element von Java ist die Klasse. Eine Klasse hat die Form public class Klassenname { Anweisungen } und muss in einer Datei gleichen Namens mit der Endung java abgelegt sein. Die Methode, mit der ein <?page no="459"?> Java Java-Programm gestartet wird, ist die Methode namens main , die immer die Form public static void main(String[] args) haben muss. Ein einfaches Java-Programm , das einen Text am Bildschirm ausgibt, hat die Form: public class Hello{ public static void main(String[] args){ System.out.println("Hello World"); } } Das Programm wird mit dem Befehl javac Hello.java in die Datei Hello.class übersetzt und mit dem Befehl java Hello ausgeführt. Als Resultat erscheint die Ausgabe Hello World am Bildschirm. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche Versionen von Java gibt es? Java Super Edition (JSE) Java Standard Edition (JSE) Java Community Edition (JCE) Java Company Edition (JCE) Java Enterprise Edition (JEE) <?page no="460"?> 2. Was gehört alles zu Java? Javas Virtuelle Maschine (JVM) Java Development Kit (JDK) Java Tutorial Kit (JTK) Java Virtual Accelerator (JAVA) Java Deveopment Tools (JDT) 3. Was ist die ausführbare Definition einer Java-Klasse? public class Klassenname { Anweisungen } class Klassenname { Anweisungen } ; class ; class Klassenname { Anweisungen } Klassenname class { Anweisungen } class { Anweisungen } 4. Welche der folgenden Klassendefinitionen von Summe ist ausführbar? public class Summe { int i=4; int j=5; int summe = i + j; } Summe class { int i=4; int j=5; int summe = i + j; } ; public class Summe { } public class { } 5. Unter welchem Dateinamen muss die Klasse Summe abgespeichert werden? Summe.class Summe.java Summe.exe Summe.txt Summe.source <?page no="461"?> Java 6. Mit welchem Kommando wird die Quelltextdatei mit der Java-Klasse Summe übersetzt? aa java Summe.java java Summe.class javac Summe.class java Summe.java javac Summe.java 7. Wie lautet die Datei der übersetzten Java-Klasse Summe? Summe.java Summe Summe.exe Summe.binary Summe.class 8. Wie lautet die Eingabe um das übersetzte Java-Programm Summe auszuführen? Summe java Summe.class java Summe javac Summe.class run Summe 9. Wie heißt der Code in den das Java-Programm durch den Compiler übersetzt wird? Quellcode Javacode Java-Byte-Code Ausführbarer Code Binary <?page no="462"?> 2 10. Was sind die typischen Merkmale von Java? objektorientiert prozedural logisch plattformunabhängig typisiert <?page no="463"?> 3 Java 2 Variablen und Datentypen Datentypen beschreiben einen Wertebereich und Operaaa tionen , die auf den Daten des Wertebereichs ausgeführt werden können. Java unterscheidet einfache (oder primitive) Typen und Referenztypen. Einfache Datentypen, z. B. int , double , sind durch die Programmiersprache vorgegeben. Referenztypen sind teilweise vorgegeben, ein Programmierer kann aber auch eigene Referenztypen über die Einführung von Klassen definieren und verwenden. Einfache Datentypen Einfache Datentypen haben einen fest vorge r gebenen Speicherplatz. Sie sind in Java vordefiniert und können auch nicht ergänzt werden. Es gibt die folgenden einfachen Typen: Java-Typen Datenart Operationen Anmerkung byte , short , int , long Ganze Zahlen Mathematische Operationen: +, -, *, / , % (Divisionsrest), … Unterschiedliche Zahlenbereiche float , double Fließkommazahlen Mathematische Operationen: +, -, *, / , … Unterschiedliche Genauigkeiten boolean Wahrheitswerte Logische Operationen && (und), || (oder) ! (nicht) Besitzt die beiden Werte true (wahr) oder false (falsch). <?page no="464"?> 4 Java-Typen Datenart Operationen Anmerkung char Zeichen Mathematische Operationen, da Buchstaben intern als Zahlen codiert werden. Hat den Umfang des Datentyps short Die Datentypen sind in aufsteigender Reihenfolge (gemäß ihren Wertebereichen) wie folgt angeordnet: byte short int long float double Dabei kann eine Variable eines Datentyps mit kleinem Wertebereich automatisch in einen Datentyp mit größerem Wertebereich konvertiert wer-den. Das Umgekehrte gilt aber nicht, da hier ggf. Informationen verloren gehen würden. Variablen können Werte eines Typs aufnehmen. Sie werden in e der folgenden Form deklariert: Typ Variablenname; z. B. int x; Variablen beginnen üblicherweise mit einem Kleinbuchstaben. Variablen werden mittels des Zuweisungsoperators = mit einem Wert belegt. Eine Zuweisung hat die allgemeine Form g Variablenname = Ausdruck; Ein Ausdruck kann dabei k ein einfacher Wert (z. B. x = 10; ) oder ein arithmetischer Ausdruck oder logischer Ausdruck mit weiteren Variablen und Methodenaufrufen (z. B. x = 5 + 10 * y; ) sein. <?page no="465"?> 5 Java Variablen können bei der Deklaration bereits mit einem Ausdruck initialisiert werden, z. B. int x = 10; Konstanten stellen eine besondere Kategorie von Variablen dar: Hier wird der Wert bei der ersten Zuweisung festgelegt und kann danach nicht mehr geändert werden. Dies wird durch die Präfix final bei der Deklaration angezeigt. Konstanten werden üblicherweise in Großbuchstaben gesetzt, z. B. final int ANZAHL = 10; Referenztypen und Felder Referenztypen zeichnen sich dadurch aus, dass Variablen dieser Typen nur eine Referenz auf den Wert haben, nicht aber den Wert selbst enthalten. Referenztypen sind einerseits der vordefinierte Feldtyp „Array“ sowie alle in Java definierten Klassen. Mit neuen Klassen definiert ein Programmierer neue Referenztypen. Felder sind ein Referenztyp, der syntaktisch besonders r formuliert wird. Felder umfassen eine Reihe von Elementen desselben Datentyps, auf die über einen evtl. mehrdimensionalen Index zugegriffen wird. Beim Feld muss bei der Deklaration festgelegt werden, um welchen Datentypen, wie viele Dimensionen und um wie viele Elemente es sich hierbei handelt. <?page no="466"?> 6 Die syntaktische Deklaration eines eindimensionalen Feldes erfolgt durch ein dem Typ nachgestelltes „ [] “. Initialisiert wird das Feld mit dem Operator new und der Angabe der Größe in w der Form Typ[] Variablenname = new Typ[Größe]; z. B. int[] f = new int[10]; Mehrdimensionale Felder haben entsprechend mehr Klammerpaare. Auf die einzelnen Feldelemente kann über den Index zuge x griffen werden. Indizes beginnen bei 0, so liefert z. B. f[0] das erste Element des Felds und f[2] das dritte Element. Die Größe eines Feldes kann mit dem Attribut length ermittelt e werden, so liefert z. B. f.length den Wert 10. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche beiden Kategorien von Datentypen werden unterschieden? elementare und referenzierte Typen elementare und komplexe Typen einfache Typen und Referenztypen direkte und Referenztypen einfache und schwierige Typen 2. Welche der aufgeführten Datentypen werden in Java angeboten? short integer complex long float <?page no="467"?> 7 Java 3. Welche Aufgabe hat eine Variable? Speicherung eines Wertes Überprüfung des Wertes ff Flexibilität bei der Berechnung Anzeige des Wertes Löschung des Wertes 4. Wie erfolgt die Deklaration einer Variablen? Variablenname; Variablenname Typ; Typ Variablenname; Typ: Variablenname; Typ; Variablenname; 5. Welche der folgenden Variablendeklarationen und weisungen ist k t orrekt? kk i int ; int i,j; int i = 10; i int = 10; i: int = 10; 6. Welche der folgenden Konvertierungen kann automaaa tisch vorgenommen werden? short int double byte long double float long int float <?page no="468"?> 8 7. Welche der folgenden Ausdrucke ist gültig? i = 10 * j++; i++; i = ! (&a); i = a && b; +i 8. Was ist eine Konstante? ein Wert der Name für eine besondere Variable eine Kategorie von Datentypen ein unveränderlicher Wert eine Zahl 9. Was wird bei der folgenden Deklaration eines Feldes alles festgelegt? int [] feld = new int[4]; die Werte der Datentyp die Dimension die Anzahl der Elemente die Nutzung 10. Wie kann die Länge eines Feldes festgestellt werden? Bei der Deklaration des Feldes. Durch das Attribut length. Durch die Methode length(). Gar nicht. <?page no="469"?> 9 Java 3 Kontrollstrukturen Als Kontrollstrukturen bezeichnet man die Sprachelemente einer Programmiersprache, die den Ablauf eines Programms steuern. Es gibt dabei im Wesentlichen drei Kategorien von Kontrollstrukturen in Java: Sequenz Auswahl: if-else oder switch-case Schleife (Wiederholung, Iteration): for , while oder dowhile Sequenz Eine Sequenz ist eine Gruppe von Anweisungen hinter- oder untereinander geschrieben. Diese Anweisungen werden in dieser Reihenfolge auch ausgeführt. Sequenzen können mit geschweiften Klammern zu einem Block zusammengefasst werden. Z. B. { System.out.println ("Dies ist eine Anweisung"); System.out.println ("Dies ist eine weitere Anweisung"); } <?page no="470"?> 0 Auswahl Eine Auswahl kann durch zwei Konstrukte realisiert werden: zum einen die if-else-Verzweigung und zum anderen die switch-Anweisung. Der syntaktische Aufbau der if-Anweisung sieht wie folgt g aus: if(Bedingung) Anweisung _ 1; else Anweisung _ 2; Bei der if-else-Abfrage wird geprüft, ob die angegebene Be e dingung logisch wahr oder falsch ist. Ist die Bedingung wahr, wird die Anweisung 1 ausgeführt, ansonsten wird die Anweisung 2 ausgeführt. Die Anweisungen sind entweder eine einzelne Anweisung oder ein Block mit mehreren Anweisungen. Der else-Teil mit der zweiten Anweisung ist optional. In diesem Fall wird nur die erste Anweisung ausgeführt, wenn die Bedingung wahr ist. Die Syntax der switch-case-Abfrage ist: e switch(Ausdruck){ case Alternative _ 1: Anweisungen _ 11; Anweisungen _ 12; …; case Alternative _ 2: Anweisungen _ 21; Anweisungen _ 22; …; … default: Anweisungen; } <?page no="471"?> 1 Java Die Alternativen des Ausdrucks in switch dürfen lediglich konstante Werte vom Typ char , byte , short , und int (sowie vom Typ String seit Java 7) sein. Die Anweisungen eines case sollten mit break; beendet werden, da ansonsten die nachfolgenden Anweisungsblöcke ebenfalls ausgeführt werden. Der default-Zweig wird ausgeführt, wenn keine der vorherigen Alternativen ausgeführt wird. Schleifen Bei den Schleifen (Wiederholungen, Iterationen) gibt es 3 Typen: for while do-while Die for-Schleife erlaubt es, die Schleifenparameter, die e Abbruchbedingung und Änderung direkt zu definieren. Der prinzipielle Aufbau sieht wie folgt aus: for(Initialisierung; Bedingung; Update) Anweisung Im ersten Teil wird üblicherweise die Schleifenkontrollvariable deklariert und initialisiert und anschließend wird diese auf eine Bedingung hin getestet. <?page no="472"?> 2 Im positiven Fall werden die Anweisungen des Schleifenrumpfs und ein Update der Schleifenkontrollvariable (typischerweise Erhöhung oder Reduzierung um 1) ausgeführt. Im negativen Fall wird die Schleife verlassen. Die Anweisung ist entweder eine einzelne Anweisung oder ein Block mit Anweisungen. Beispiel für eine for-Schleife: for (int i = 1; i < 5; i++) Der Schleifenzähler i wird deklariert und mit dem Wert 1 belegt. Die Schleife wird fortgeführt, solange i < 5 gilt, ansonsten wird die Schleife gestoppt und verlassen. Im positiven Fall wird der Schleifenzähler (bei jedem Durchgang) jeweils um eins erhöht. System.out.println ("Durchlauf: " + i); Ausgabe des Texts, inklusive des Werts des Schleifenzählers Eine typische Anwendung der for-Schleife ist die Durchwanderung eines Felds, z. B. eines Felds f: for(int i = 0; i < f.length; i++) System.out.println((i + 1) + " Element: " + f[i]); Die while-Schleife und die e do-Schleife bietet im Gegen e satz zur for-Schleife nur die Möglichkeit, die Abbruchbedingung zu prüfen. Evtl. Schleifenparameter und deren Änderung muss ein Programmierer an anderer Stelle (vor der Schleife und im Rumpf) vorsehen. <?page no="473"?> 3 Java Der prinzipielle Aufbau der while-Schleife sieht folgendermaßen aus: while(Bedingung) Anweisung Analog zur for-Schleife testet die while-Schleife zuerst, ob die Bedingung erfüllt ist, und erst danach werden die Anweisung(en) des Schleifenrumpfs ausgeführt. Beispiel für eine while-Schleife: int i = 1; Der Schleifenzähler i wird deklariert und mit dem Wert 1 belegt. while (i < 5){ Es wird geprüft, ob die Schleifenbedingung (noch) erfüllt ist. System.out.println ("Durchlauf: " + i); i++ } Ausgabe des Texts, inklusive des Werts des Schleifenzählers. Hochzählen des Schleifenzählers. Im Gegensatz zu den vorhergehenden Schleifen, testet die dowhile-Schleife erst am Ende, ob die Bedingung zum weiteren Durchlauf der Schleife noch erfüllt ist. Sie ist syntaktisch wie folgt strukturiert: do Anweisung while(Bedingung) Die do-while-Schleife wird mindestens einmal ausgeführt, der Rumpf der while-Schleife wird ggfs. gar nicht ausgeführt. <?page no="474"?> 4 Beispiel für eine do-while-Schleife: int i = 1; Der Schleifenzähler i wird deklariert und mit dem Wert belegt. do{ Beginn der Schleife System.out.println ("Durchlauf: " + i); i++; Ausgabe des Texts, inklusive des Werts des Schleifenzählers. Hochzählen des Schleifenzählers. }while(i< 5); Es wird geprüft, ob die Schleifenbedingung (noch) erfüllt ist. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was ist eine Sequenz? eine einzelne Anweisung arithmetische Anweisungen, die inhaltlich zusammengehören eine Abfolge von Anweisungen eine Verzweigung des Programmflusses eine Schleife 2. Welche der folgenden Konstrukte setzt eine Auswahl um? if-then-else if-else case switch switch-case <?page no="475"?> 5 Java 3. Welche Schleifen sind in Java vorhanden? repeat-until for while while-do do-while 4. Welches der folgenden Code-Beispiele stellt eine ausführbare Sequenz dar? i = 10; j++; k = 20; i = 10; if (i < j) { j++; } for(int i=1; i++); { i = 10; j++; k = 20; } i++; ; ++j; 5. Welcher der folgenden Ausdrücke zur Auswahl ist korrr rekt? if (true) { i = 1; } if (true) then { i = 1; } if (i < j) i = 1; if (i < j) then { i = 1; } if (i < j) { i = 1; } else { i=2; } 6. Welcher der folgenden for-Schleifenausdrücke ist ausführbar? for(; ; ); for(int i=1; i++); for(i = 1; i++; ); for(i=1; true; ) { j++; }; <?page no="476"?> 6 7. Welcher while-Schleifenausdruck ist korrekt? while (i > 0) {i++; } while (i > 0) i++; while (true) i++; while (i++) {j++; } 8. Welcher der folgenden for-Schleifenausdrücke führt zu einer Endlosschleife? for(; true; ); for(int i=-1; true; ); for(int i=-1; i <0; i++); for(int i=1; i >0; i--); for(int i=-1; i >0; i--); 9. Weche drei Arten von Kontrollstrukturen gibt es? Sequenz Addition Auswahl Schleife Subtraktion 10. Was bedeutet das Update in der for-Scheife? Eine Änderung der Scheifenkontrollvariable. Abbruch der Schleife. Eine Auswertung der Bedingung. Eine Aktualisierung aller Variablen. <?page no="477"?> 7 Java 4 Methoden Grundlagen Methoden werden in der Form definiert: Modifier * (Rückgabetyp | void) Methodenname (Parameterliste){ Methodenkörper } r Methoden fassen Anweisungen unter einem n symbolischen Methodennamen zusammen. Die Methode kann unter diesem Namen aufgerufen werden und führt dann die enthaltenen Anweisungen aus. Methoden können Werte durch Parameter übergeben bekom r men. Formale Parameter sind symbolische Namen, die zur Deklaration der Methode genutzt werden. Aktuelle Parameter sind die tatsächlichen Werte, die wäh r rend der Ausführung genutzt werden. Die formalen Parameter werden in der Parameterliste zu r sammen mit ihrem Typ in der Form Parametertyp Parameter, … deklariert. Die Parameterliste kann auch leer sein. Aktuelle Parameter werden in der Reihenfolge der Deklaration an die formalen Parameter gebunden. Der Methodenkörper ist eine Sequenz von Java-Anwei r sungen. Methoden können einen Rückgabetyp besitzen. In diesem Fall muss die Methode einen Wert vom entsprechenden Typ zurückgeben. Dem Rückgabewert wird das Schlüsselwort t <?page no="478"?> 8 return vorangestellt. Mit return wird die Ausführung der Methode beendet und die Kontrolle an den aufrufenden Programmteil zurückgegeben. Gibt die Methode kein Ergebnis zurück, hat sie den Rückkk gabetyp void . In diesem Fall ist auch return ohne Rückkk gabewert möglich. Modifier legen die Sichtbarkeit r / Gültigkeit der Methode fest ((( Sichtbarkeit / Gültigkeit). Methoden können sich selbst aufrufen - in diesem Fall spricht man von Rekursion. Beispiel: Die folgende Methode schneidet Zahlen oberhalb von 7 ab: Die Methode float hoehenFilter(float x){ hat keine Modifier (und hat r damit default -Sichtbarkeit, hat den Rückgabetyp float hat den Namen hoehen- Filter hat einen formalen Parameter x vom Typ float if(x > 7.0f) return 7.0f; else return x; } gibt per return 7 oder x (falls x größer als 7 war) zurück Beispiel: Aufruf der Methode in einem anderen Programmteil: Der Aufruf System.out. prinln(hoehenFilter(8)); bindet den aktuellen Parameter 8 an den formalen Parameter x gibt das Ergebnis 7.0f zurück. <?page no="479"?> 9 Java Signatur und überladen Als Signatur einer Methode werden der Name und die Para r metertypen (in der Reihenfolge der Deklaration) bezeichnet. Modifier, Ergebnistyp und Parameternamen gehören nicht zur Signatur. Innerhalb einer Klasse ((( Sichtbarkeit / Gültigkeit) dürfen nur Methoden unterschiedlicher Signatur vorkommen. Die Signatur der Methode hoehenFilter ist hoehenFilter(float). Eine Klasse kann mehrere Methoden mit gleichem Namen und unterschiedlichen Parametertypen besitzen - die Methode ist in diesem Fall überladen. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was ist eine Methode? eine Reihe von Anweisungen eine Zusammenfassung von Anweisungen unter einem Methodennamen eine Anweisung die auf eine andere folgt 2. Welches Element gehört nicht zur Definition einer Methode? Rückgabetyp Methodenname Methodenaufruf Parameternamen Parametertypen <?page no="480"?> 0 3. Was ist als Rückgabetyp zu deklarieren, wenn die Methode keinen Rückgabewert liefert? null default nothing void Object 4. Aus welchen Elementen setzt sich die Signatur der Methode zusammen? Modifier Methodenname Rückgabetyp Parametertypen Parameternamen 5. Gegeben ist der folgende Programmausschnitt public int summe(int a, int b){ return a + b; } public static void main(String[] args){ int c = summe(2, 3); } Welche der folgenden Aussagen ist richtig? a ist ein formaler Parameter der Methode summe a ist ein aktueller Parameter der Methode summe 2 ist ein formaler Parameter der Methode summe 2 ist ein aktueller Parameter der Methode summe c ist ein formaler Parameter der Methode main <?page no="481"?> 1 Java 6. Gegeben ist die folgende Methode public int summe(int n){ if(n == 0) return 0; else return summe(n-1) + n; } Welche der folgenden Aussagen ist richtig? summe ist eine iterative Methode summe liefert ein Resultat für Werte < 0 summe ist eine rekursive Methode summe ist nicht lauffähig summe liefert die Summe von 0 bis n 7. Welches Verhalten hat das return in einer Methode? Es gibt ein Ergebnis am Bildschirm aus. Es gibt ein Ergebnis zurück. Es beendet die Abarbeitung der Methode. Es beendet die Abarbeitung des Programms. Es wiederholt die Abarbeitung der Methode. 8. Was regelt der Zugriffsmodifier? Die Geschwindigkeit der Methode. Die Zugriffszeit auf die Methode. ff Die Sichtbarkeit einer Methode Den Speicherbedarf einer Methode. Von welcher Stelle die Methode ausgeführt werden kann. <?page no="482"?> 2 9. Gegeben ist die folgende Methode public int summe(int a, int b){ return a + b; } Welches ist die Signatur der Methode? public int summe(int a, int b) int summe(int a, int b) summe(int a, int b) int summe(int, int) summe(int, int) 10. Welche der folgenden Aussagen sind richtig? Statische Methoden sind der Klasse zugeordnet. Rekursive Methoden müssen immer public sein. Abstrakte Methoden haben keinen Methodenkörper. Private Methoden dürfen keine formalen Parameter besitzen. Finale Methoden können nur einmal ausgeführt werden. <?page no="483"?> 3 Java 5 Sichtbarkeit / Gültigkeit Ein Programmsystem wird in Teile oder Komponenten zerlegt, um diese Komponenten möglichst unabhängig behandeln zu können. In dieser Situation bekommt das Thema „Sichtbarkeit / Gültigkeit“ eine zentrale Rolle. Komponenten in Java sind Methoden, Klassen und Pakete. Klassen: Klassen sind die zentrale Komponente in Java (und allen objektorientierten Sprachen). Eine Klasse besteht aus Variablen und Methoden und ggfs. weiteren inneren Klassen. Klassen werden in der Form definiert: Modifier* class Klassename { Klassenkörper } r Klassennamen beginnen üblicherweise mit einem Großbuchstaben Methoden ((( Methoden): die kleinste Einheit, in die ein Programm zerlegt werden kann. Methoden müssen innerhalb einer Klasse definiert werden. Methodennamen beginnen üblicherweise mit einem Kleinbuchstaben. Pakete: Pakete enthalten Klassen und ggfs. weitere Pakete. Klassen werden mit dem Schlüsselwort package einem Paket zugeordnet. Dies geschieht in der Form: package Paketname.(Paketname)*; am Anfang einer Klassendeklaration, z. B. package aussen.innen; Dabei ist aussen das äußere Paket, das das Paket innen enthält, das wiederum die Klasse enthält. public class Klasse{ … } <?page no="484"?> 4 Pakete können ein- oder mehrstufig sein. Eine Klasse kann immer nur einem Paket zugeordnet sein. Pakete werden auf Betriebssystemebene als Verzeichnisse um e gesetzt - der Paketname muss dabei genau dem Verzeichnisnamen entsprechen. Paketnamen sind üblicherweise in Kleinbuchstaben. Enthält ein Paket ein anderes Paket, so ist es auch im entsprechenden Verzeichnis. Enthält ein Paket eine Klasse, so ist die Klasse auch im entsprechenden Verzeichnis des Pakets. Das Geheimnisprinzip und Modifier Das zentrale Prinzip, um die Unabhängigkeit zwischen Komponenten zu erreichen, ist das Geheimnisprinzip („Information Hiding“), das auf David Parnas (1974) zurückgeht. Dieses Prinzip bezieht sich im Wesentlichen auf die Zerlegung in Klassen und Pakete. Die zentralen Ideen sind, dass Komponenten nur die Informationen, die tatsächlich nötig sind, zur Verfügung stellen - alle übrigen Informationen werden verborgen und dass auf diese Informationen von außerhalb nur über Methoden zugegriffen werden darf - der direkte Zugriff auf Variablen von außerhalb ist verboten. Java kontrolliert den Zugriff (und realisiert damit das Geheimnisprinzip) mit Hilfe der Modifier <?page no="485"?> 5 Java public , private , protected und default . default ist kein eigenes Schlüsselwort, sondern ist dann festgelegt, wenn keines der anderen drei Schlüsselwörter verwendet wird. Diese Modifier können auf Variablen, Methoden oder (eingeschränkt) auf Klassen angewandt werden. Eine Variable x oder eine Methode m einer Klasse public class A { Modifier EinTyp x; r Modifier void m( r …){ … } } kann verwendet werden von … public protected - (default) private der Klasse A selbst ja ja ja ja einer Klasse B im gleichen Paket ja ja ja nein einer Unterklasse von A in einem anderen Paket ja ja nein nein einer Klasse B in einem anderen Paket; wobei B keine Unterklasse von A sein muss ja nein nein nein <?page no="486"?> 6 Die Klasse Modifier class A kann verwendet werden von … public protected - (default) private einer Klasse B im gleichen Paket ja nur für innere Klassen verwendbar ja nur für innere Klassen verwendbar einer Klasse B in einem anderen Paket ja nein Hinweise: Üblicherweise sollten Variablen immer private sein. Methoden können je nach Verwendung private (Hilfsmethoden), ff public (öffentliche Methoden) oder protected (auf Pakete oder Unterklassen beschränkte Methoden) sein. default wird eher selten eingesetzt. Qualifikation und Import Elemente aus anderen Klassen können nicht direkt verwendet werden - sie müssen über eine Qualifikation identifiziert werden. Eine Qualifikation besteht aus den Paketnamen, dem Klassennamen und schließlich dem Elementnamen, jeweils getrennt durch einen Punkt, also: (Paketname.)*Klassenname.Elementname Die Qualifikation kann durch einen Import ersetzt wer t den - in diesem Fall werden zu Beginn der Klasse (nach der <?page no="487"?> 7 Java Paketdeklaration) durch den Import die Klassen angegeben, von denen Elemente verwendet werden sollen. In diesem Fall kann die Qualifikation durch die Paketnamen weg gelassen werden, also: import (Paketname.)*Klassenname; Gültige und sichtbare Elemente Informationen, die von einer Komponente verwendet werden können, bezeichnet man als (für diese Komponente) gültig. gg Wenn Sie darüber hinaus direkt (d. h. ohne Qualifikation) verwendet werden können, bezeichnet man sie als sichtbar. rr Eine Besonderheit stellen überdeckte Elemente dar: e Das sind Elemente, die denselben Namen haben z. B. eine Variable in einer Klasse und in einer Methode (z. B. ein Parameter). In diesem Fall ist in der Methode der Parameter sichtbar, die Variable der Klasse ist aber für die Methode nur gültig, aber nicht sichtbar. Um auf diese Variable zuzugreifen, muss sie über den Klassennamen (bei statischen Elementen, Objektorientierung) oder this (bei Instanzelementen, Objektorientierung) qualifiziert werden. Im folgenden Beispiel wird die Variable n durch den Parameter n in der Methode m überdeckt. Die Methode qualifiziert die Variable der Klasse durch this.n . public class A{ private int n; public int m(int n){ this.n = n; } } <?page no="488"?> 8 Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Aus welchen Elementen besteht eine Klasse? Variablen Methoden Objekten Paketen 2. Was ist das Java-Schlüsselwort für ein Paket? paket box package pack 3. Was ist das Geheimnisprinzip? Alle Informationen werden vor externen Zugriffen versteckt. Nur die benötigten Informationen werden sichtbar gemacht. Der externe Zugriff erfolgt einfach durch die Variablen. Der externe Zugriff ist in Form spezieller Methoden implementiert. 4. Welches der folgenden Schlüsselwörter bezeichnet keinen Modifier? public protected private secure closed <?page no="489"?> 9 Java 5. Was wird für den Import von Java-Klassen, der sog. Quaaa lifikation, benötigt? Verzeichnispfad Paketnamen Klassennamen Methodennamen Variablennamen 6. Gegeben ist die folgende Klasse public class K{ private int n; public void m( d int n){ System.out.println(n); } } Welche der folgenden Aussagen ist richtig? Die Instanzvariable n ist in der Methode m sichtbar. Die Instanzvariable n ist in der Methode m gültig. Die doppelte Verwendung von Variablennamen führt zu einem Fehler. Die Instanzvariable n ist in der Methode m nicht erreichbar. Die Instanzvariable n ist in der Methode m überdeckt. 7. Welchen Effekt hat der private-Modifier bei einer Vaaa riablen? Die Variable ist nur innerhalb der Methode sichtbar. Die Variable ist nur innerhalb des Pakets sichtbar. Die Variable ist nur innerhalb der Klasse sichtbar. Die Variable kann nicht verändert werden. Die Variable verschlüsselt die gespeicherten Daten. <?page no="490"?> 4 0 8. Welchen Effekt hat der public-Modifier bei einer Methode? Die Methode kann nur public-Variablen bearbeiten. Die Methode kann von überall aufgerufen werden. Die Methode kann nur von außerhalb der Klasse aufgerufen werden. Die Methode darf nur den Rückgabetyp void haben. Die Methode muss einen sinnvollen Namen haben. 9. Welchen Effekt hat eine Import-Deklaration? Die importierende Klasse kann alle privaten Elemente der importierten Klasse verwenden. Die importierte Klasse wird kopiert. Die importierte Klasse muss eine export-Deklaration haben. Die importierende Klasse kann alle öffentlichen Elemente der importierten Klasse ohne Qualifikation verwenden. Keinen. 10. Sollte ein Import per Wildcard (*) durchgeführt werden? Ja, da er Schreibarbeit spart. Nein, da das Geheimnisprinzip verletzt ist. Ja, da das Programm dadurch schneller wird. Nein, da die Abhängigkeiten verschleiert werden. Nein, da das Programm dadurch langsamer wird. <?page no="491"?> 4 1 Java 6 Objektorientierte Programmierung Gegenüber der herkömmlichen, prozeduralen Programmierung, die die Methoden in den Mittelpunkt stellt, stehen bei der objektorientierten Programmierung die Daten (die „Objekte“) im Mittelpunkt. Die objektorientierte Programmierung setzt konsequent auf das Geheimnisprinzip ( (( Sichtbarkeit / Gültigkeit). Klassen und Objekte Die Klasse hat zwei Aspekte: e Sie kann eigene Daten und Methoden zur Verfügung besitzen - dies sind die statischen („static“) Eigenschaften einer Klasse. Sie ist ein „Bauplan“ für Objekte (auch „Instanzen“ oder „Exemplare“). Die Klasse beschreibt die Daten und das Verhalten der zukünftigen Objekte - dies sind die nichtstatischen („non-static“) Eigenschaften einer Klasse. Die Daten und Methoden der Klasse selbst werden definiert durch: Klassenvariablen in der Form Modifier* static Typ Variablenname . Klassenmethoden in der Form Modifier* static (Rückgabetyp yy | void) Methodenname (Parameterliste) { Methodenkörper } r Klassenvariablen und -methoden sind für die Klasse selbst und alle ihre Objekte gültig. <?page no="492"?> 4 2 Die Daten und das Verhalten der Objekte einer Klasse wer e den definiert durch: Instanzvariablen in der Form Modifier* Typ Variablenname . Instanzvariablen sollten private sein. Instanzmethoden in der Form Modifier* (Rückgabetyp | void) Methodenname (Parameterliste){ Methodenkörper } r . Instanzvariablen und -methoden sind nur für die Objekte der Klasse selbst gültig - nicht aber für die Klasse. Methoden, die ausschließlich zum Lesen oder Schreiben von Variablen dienen, werden Getter oder r Setter genannt. r Das Objekt kann auf sich selbst (als Ganzes) mit dem Schlüsselwort this zugreifen. Mit this.Elementname kann ein Element des Objekts (z. B. eine Variable oder Methode) durch das Objekt qualifiziert angesprochen werden (z. B. wenn es durch einen Parameter verdeckt ist). Hinweise: Klassen und Objekte sollten immer logisch / fachlich zusammengehörige Elemente zusammenfassen. Funktionen sollten immer dort ausgeführt werden, wo sie auch fachlich angesiedelt sind - ggfs. müssen aufrufende Objekte die Aufrufe delegieren. Der direkte Zugriff auf Daten sollte auf keinen Fall möglich sein, der Zugriff über Getter und Setter sollten soweit wie möglich vermieden werden - ein Objekt sollte vor allem fachliche Funktionen zur Verfügung stellen. Klassen, die nur Getter und Setter zur Verfügung stellen, sind reine Datencontainer ohne fachliche Funktion. <?page no="493"?> 4 3 Java Eine besondere Instanzmethode (mit abweichender Syntax) e ist der Konstruktor: Ein Konstruktor kann ausschließlich bei der Erzeugung eines Objekts verwendet werden. Der Konstruktor muss denselben Namen wie die zugehörige Klasse haben und besitzt keinen Rückgabetyp, kann aber Parameter besitzen. Der Konstruktor dient zur Initialisierung des gerade erzeugten Objekts. Der Konstruktor kann überladen werden: Es kann mehrere Konstruktoren mit unterschiedlichen Parametern geben. Java stellt automatisch für jede Klasse einen parameterlosen Standardkonstruktor zur Verfügung - wird ein eigener Konstruktor realisiert, steht der Standardkonstruktor nicht mehr zur Verfügung. Ein neues Objekt wird mit Hilfe des Ausdrucks new Konstruktorname(Parameter) erzeugt. Der new -Operator erzeugt das Objekt, der Konstruktor initialisiert es. Das neu erzeugte Objekt ist vom Typ seiner Klasse. Es kann deshalb einer Variablen vom Typ der Klasse zugewiesen werden. <?page no="494"?> 4 4 Beispiel zur Nutzung der Klasse und Erzeugung von Objekten: public class Nutzung{ public static void main (String[] args){ Beispiel b1 = new Beispiel(5); w Beispiel b2 = new Beispiel(8); w b1.verdoppeln(); System.out.println(b1.getWert()); System.out.println( Beispiel.anzahlObjekte ()); } } Beispiel zur Deklaration einer Klasse: public class Beispiel{ private static int n = 0; private int wert; public Beispiel(int wert){ n++; this.wert = wert; } public static int anzahlObjekte(){ return n; } public int getWert(){ return wert; } public void setWert(int wert){ this.wert = wert; } public void verdoppeln(){ wert = wert * 2; } } <?page no="495"?> 4 5 Java Erzeugt zwei neue Objekte vom Typ Beispiel und initialisiert sie. Verdoppelt den Wert des ersten Objekts. Klassenvariable Instanzvariable Konstruktor: zählt die erzeugten Instanzen und initialisiert jedes Objekt mit einem Wert. Klassenmethode: liefert die Anzahl der erzeugten Objekte zurück. Getter-Instanzmethode: liefert den Wert der Variablen wert zurück. Setter-Instanzmethode: setzt den Wert der Variablen wert auf den Wert des übergebenen Parameters. Instanzmethode: verdoppelt den Wert des Objekts. <?page no="496"?> 4 6 Erweiterung / Vererbung Klassen können durch andere Klassen erweitert werden. Dieser Mechanismus wird üblicherweise Vererbung genannt. In g Java wird dies durch das Schlüsselwort extends angezeigt. Vererbung wird in der Form definiert: g Modifier class Klassenname extends Oberklassenname { Klassenkörper } r Die erbende oder erweiternde Klasse wird Unterklasse genannt, die vererbende oder erweiterte Klasse wird e Oberklasse genannt. Im Rahmen der Vererbung ist der default -Modifier nicht sinnvoll und wird im Folgenden nicht mehr betrachtet. Eine Unterklasse in Java kann immer nur von einer Klasse e erben. Eine Unterklasse erbt alle Instanzvariablen und alle nicht-privaten Instanzmethoden der Oberklasse. Statische Elemente und Konstruktoren werden nicht vererbt. Unterklassen können neue Daten und Methoden hinzufügen n oder geerbte Methoden überschreiben oder redefinieren: Eine Unterklasse kann neue Daten oder Methoden anlegen. Eine Unterklasse kann nur auf public - oder protected - Daten direkt zugreifen. private -Daten werden für die Unterklasse zwar angelegt, können aber nicht direkt von der Unterklasse verwendet werden. In diesem Fall benötigt die Unterklasse einen public - / protected -Getter von der Oberklasse. public - / protected -Methoden der Oberklasse können durch Methoden mit der gleichen Signatur in der Unterklasse überschrieben werden („Overriding“). Auf die ur- <?page no="497"?> 4 7 Java sprüngliche Methode der Oberklasse kann mit super. Methodenname(Parameter) zugegriffen werden. Konstruktoren werden nicht vererbt, der Konstruktor der Oberklasse kann mit super(Parameter) aufgerufen werden - dieser Aufruf muss als erste Anweisung im Konstruktor der Unterklasse stehen. Die oberste Klasse ist Object . Falls extends in der Klassendefinition weg gelassen wird, erbt die Klasse automatisch von Object . Hinweise: Unterklassen, die gebildet werden, um auf die Daten oder Methoden der Oberklasse geschickt zuzugreifen, sind technisch möglich, sollten aber vermieden werden. Unterklassen sollten immer fachlich / logisch spezieller als ihre Oberklassen sein. Sind Unterklassen eine Spezialisierung der Oberklassen sollte es möglich sein, auf den direkten Zugriff von Daten der Oberklassen zu verzichten - dies sollten die fachlichen Methoden der Oberklasse machen. Unterklassen sollten dann die fachlichen Methoden der Oberklasse redefinieren, die ursprüngliche Methode mit super aufrufen und dann den speziellen Teil anschließen, wie in dem folgenden Beispiel: Oberklasse mit der allgemeinen fachMethode public class AllgemeineKlasse { private int n; … public void fachMethode(){ n = n* 2; } } <?page no="498"?> 4 8 Spezielle Unterklasse public class SpezielleKlasse extends AllgemeineKlasse { private float x; … fachMethode . public void fachMethode(){ Aufruf der ursprünglichen Implementierung. super.fachMethode() Zusätzliche, spezielle Aktionen. x = x / 2; } } Abstrakte Klasse und Methoden Abstrakte Klassen sind Klassen, von denen keine Instanzen erzeugt werden können. Abstrakte Klassen werden durch den Modifier abstract gekennzeichnet und werden in der folgenden Form definiert: Modifier abstract class Klassenname { Klassenkörper } r . Abstrakte Klassen dienen zur Darstellung allgemeiner Sachverhalte, die z. T. noch unvollst nn ändig sein können und die dann durch Unterklassen konkretisiert und vervollständigt werden. Abstrakte Methoden sind Methoden, die keinen Körper haben. <?page no="499"?> 4 9 Java Abstrakte Methoden werden durch den Modifier abstract gekennzeichnet und werden in der folgenden Form definiert: Modifier abstract (Rückgabetyp | void) Methodenname (Parameterliste); Abstrakte Methoden können nur in abstrakten Klassen definiert werden. Ist die Unterklasse einer solchen Klasse nicht abstrakt, müssen alle in der Oberklasse definierten, abstrakten Methoden in dieser Klasse implementiert werden, d. h. es müssen Methoden mit der durch die abstrakte Klasse vorgegebenen Signatur und Rückgabetyp programmiert werden. Schnittstellen / Interfaces Interfaces sind Komponenten, die ausschließlich abstrakkk te Methoden definieren. Sie werden durch das Schlüsselwort interface gekennzeichnet und in der folgenden Form definiert Modifier interface Interfacename { Methodendeklarationen } . Das Schlüsselwort abstract für die definierten Methoden ist optional und wird üblicherweise weggelassen. Anders als Klassen können Interfaces von mehreren anderen Interfaces erben. Klassen können ein Interface implementieren. Anders als bei der Vererbung können Klassen auch mehrere Interfaces implementieren. Dies wird durch das Schlüsselwort implements angezeigt. In diesem Fall muss die implementierende Klasse alle Methoden mit der durch das Interface vorgegebenen Signatur und Rückgabetyp programmieren, wie in dem folgenden, allgemeinen <?page no="500"?> 0 Beispiel : public interface EinInterface { public void fachMethode(); } public class ImplementierendeKlasse implements EinInterface { public void fachMethode(){ … } } Interfaces können, wie Klassen auch, als Typ zur Variablen- oder Parameterdeklaration verwendet werden. Objekte einer Klasse, die ein Interface implementieren, können auch einer Variablen vom Typ des Interfaces zugewiesen werden - in diesem Fall sind für die Variable nur die im Interface definierten Methoden gültig. Interfaces dienen vor allem dazu, auf der einen Seite eine Implementierungsvorgabe zu machen (durch die abstrakten Methoden) und auf der anderen Seite bereits Programmteile zu schreiben, die Objekte von diesem Interface-Typ nutzen. Dieses Vorgehen wird oft „Design by Contract“ (Bertrand Meyer, 1986) genannt: das Interface stellt einen Vertrag dar, gegen den programmiert wird. Polymorphismus Polymorphismus in objektorientierten Programmiersprachen bedeutet, dass ein Objekt nicht unbedingt unter seinem eigenen Typ auftreten muss, sondern auch als ein anderer Typ auftreten kann. <?page no="501"?> 1 Java In Java kann das der Typ eines implementierten Interfaces oder einer Oberklasse sein. In diesen Fällen wird das Objekt einer Variablen zugewiesen oder an einen Parameter gebunden, der nicht gleich dem Objekttyp ist, sondern eine Oberklasse oder ein implementiertes Interface des Objekts ist, wie in dem folgenden Beispiel: public class Klasse implements EinInterface extends EineOberklasse{ …} EinInterface k1 = new K w lasse(); Das Objekt vom Typ Klasse tritt als EinInterface auf. EineOberklasse k2 = new Klasse(); w Das Objekt vom Typ Klasse tritt als EineOberklasse auf. Polymorphismus erlaubt die Programmierung eines allgemeinen Verhaltens (z. B. auf Basis eines Interfaces), das dann von konkreten oder implementierenden Klassen genutzt wird- - diese Klassen müssen zur Zeit der Formulierung des allgemeinen Verhaltens noch nicht bekannt sein. <?page no="502"?> 5 2 Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche der folgenden Variablendeklarationen ist korrr rekt? private static zahl int ; public static int zahl; protected zahl int ; private zahl; int zahl; 2. Welche der folgenden Methodendeklarationen ist korrr rekt? private int getNull(){ return 0; ) public getEins(): int { return 1; ) public final int getZwei(){ return 2; ) public private int getDrei(){ return 3; ) static int getVier(){ return 4; ) 3. Was ist ein Getter? Methode zum Setzen des Wertes einer Variablen Methode zum Lesen des Wertes einer Variablen Zugriffsmethode zum Lesen und Setzen einer Variablen ff 4. Wie lautet das Java-Schlüsselwort für die Deklaration der Vererbung (von einer Klasse)? inherits extends extension includes uses <?page no="503"?> 5 3 Java 5. Was ist das Java-Schlüsselwort für die Deklaration einer abstrakten Klasse oder Methode? kk abstrakt abstract abstraction abstracted 6. Was sind die Merkmale einer abstrakten Klasse? Es können keine Instanzen davon erzeugt werden. Sie muss vollständig implementiert werden. Sie enthält nur abstrakte Methoden. Sie enthält nur Klassenvariablen. Sie enthält nur Instanzvariablen. 7. Welche der folgenden Interfacedeklarationen ist korrr rekt? abstract interface I1{ public int m1(); ) public interface I2{ public int m2(); ) public interface class I3{ public int m3(); ) public class as interface I4{ public int m4(); ) public interface I5 extends I2{ public int m5(); ) 8. Wie ist die Beziehung zwischen Klasse und Schnittstelle? Die Schnittstelle definiert alle Methoden der Klasse. Die Schnittstelle implementiert die Klasse. Die Klasse implementiert die Schnittstelle. Die Klasse definiert alle Methoden der Schnittstelle. <?page no="504"?> 5 4 9. Was sind Eigenschaften einer statischen Methode? Sie kann nur von der Klasse ausgeführt werden. Sie darf nicht private sein. Sie ist der Klasse zugeordnet. Sie kann von Klassen und Objekten ausgeführt werden. Sie kann nicht von Objekten ausgeführt werden. 10. Was ist ein Setter? Methode zum Setzen des Wertes einer Variablen Methode zum Lesen des Wertes einer Variablen Zugriffsmethode zum Lesen und Setzen einer Variablen ff 11. Welche der folgenden Anweisungen nutzt Polymorphismus? Integer i = 10; int i = (int)10.5; Object o = "abc"; String s = "a".trim(); Collection c = new ArrayList(); w 12.Welches sind Best Practices der objektorientierten Programmierung? Variablen a n ls aa public deklarieren Fachlich arbeiten Speicherbedarf reduzieren Verwendung genereller E r igenschaften Konsequente Delegation <?page no="505"?> 5 5 Java 13.Welche der folgenden Methoden sind korrekte Konstruktoren der folgenden Klasse public class K{ private int n, m; } public void K(int n){ this.n = n; } public K(int n){ this.n = n; } public k(int n){ this.n = n; } public K new(int n){ this.n = n; } public K(){ this.n = 10; } 14. Was ist die Aufgabe des Konstruktors? Speicherung eines neu e u rzeugten Objekts Initialisierung der Klasse Bereitstellung von Speicherplatz Initialisierung eines neu e u rzeugten Objekts Erzeugung eines neuen Objekts 15. Was ist das Ziel der Delegation? Die Aufgaben werden von dem Objekt ausgeführt, das als letztes erzeugt wurde. Die Aufgaben werden von dem Objekt ausgeführt, das die dazu notwendigen Daten besitzt. Die Aufgaben werden von dem Objekt ausgeführt, das als erstes erzeugt wurde. Die Aufgaben werden möglichst schnell ausgeführt. Die Aufgaben werden vom Java-Laufzeitsystem ausgeführt. <?page no="506"?> 5 6 7 Ausnahmen / Exceptions Die Klasse der Exception ist bereits in Java vordefiniert und sie erlaubt eine integrierte Ausnahmebehandlung für Anwendungen. Es gibt 2 Arten von Fehlerklassen : Error: (schwerwiegende) Fehler, die nicht von der Anwendung selbst aufgefangen und behandelt werden können. Das Programm bricht ab, z. B. OutOfMemoryError, tritt auf, falls die JVM nicht mehr über ausreichend Hauptspeicher verfügt. Exception: Fehler, die zur Laufzeit des Programms behoben werden können z. B. ein fehlerhafter Zugriff auf die Ein- oder Ausgabe (IOException), die Datenbank oder das Netzwerk. Ein Entwickler kann eine Exception „auffangen“, ggfs. Maßnahmen durchführen und das Programm fortsetzen. Falls eine Exception nicht aufgefangen wird, bricht das Programm ab. Bei den Exceptions gibt es Unterarten: Ausnahmen die behandelt werden müssen (z. B. die IOException) und andere (die sog. RuntimeExceptions), die abgefangen werden können. Exceptions können entweder mit einem try-catch-Block abgefangen und bearbeitet werden oder mit dem throws-Konstrukt weiter delegiert werden. Mit der Konsequenz, dass sie eventuell nirgendwo aufgefangen wird. In diesem Fall stoppt die Anwendung. Der try-catch-Block besteht aus 3 Teilen, von denen die bei k den ersten verpflichtend sind: <?page no="507"?> 5 7 Java try : alle Anweisungen bei denen prinzipiell die Exceptions aufgefangen werden sollen, müssen sich innerhalb der geschweiften Klammern des try-Blocks befinden catch : alle Exceptions, die aufgefangen werden sollten, müssen explizit aufgeführt werden finally : ist optional, wird aber bei Vorhandensein in jedem Fall ausgeführt, selbst dann wenn keine Exception geworfen wird. Syntaktisch ist das try-catch-Konstrukt folgendermaßen aufff gebaut: try{ Anweisungen }catch (Ausnahmeklasse e1){ Anweisungen zur Fehlerbehandlung }catch (Ausnahmeklasse e2){ Anweisungen zur Fehlerbehandlung } … finally{ Anweisungen zur letzten Fehlerbehandlung } Beispiel für eine Fehlerbehandlung: Die Exception-Fehlerbehandlung try { int[] x = new int[1]; w x[1] = 10; } Java-Code (..) wird von try-Block eingeschlossen catch (RuntimeException e){ e.printStackTrace(); } Es wird die Ursache des Fehlers ausgegeben, das Programm läuft danach weiter. <?page no="508"?> 5 8 Wird eine Ausnahme nicht behandelt, sondern nur delegiert , so wird das im Kopf einer Methode mit throws Ausnahmeklasse angezeigt, z. B. public void m() throws IOException{ … / / Code, der eine IOException auslösen kann } Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Warum ist eine Fehlerbehandlung sinnvoll? Um die Anwendung sofort zu stoppen. Um den Benutzer zu verunsichern. Um den Benutzer zu informieren. Um den Fehler zu berücksichtigen und eventuell korrigieren zu können. Um den Fehler an andere Programme weiterzuleiten. 2. Was ist ein Error? ein zu behebender Fehler ein nicht zu behebender Fehler eine Fehlernachricht der JVM eine eigene Fehlerklasse 3. Was ist eine Exception? ein zu behebender Fehler ein nicht zu behebender Fehler eine Fehlernachricht der JVM eine eigene Fehlerklasse <?page no="509"?> 5 9 Java 4. Mit welchen zwei Konstrukten können Exceptions verrr arbeitet werden? t try try-catch catch throws ignore 5. Mit welcher Kombination von Schlüsselwortern wird eine Exception aufgefangen? try throws try get throws catch throws get try catch 6. Wie lautet das Schüssewort, so dass die Bearbeitung einer Exception an die aufrufende Methode delegiert werrr den? try get catch throws pass 7. Was ist die Aufgabe des try-Blocks? Die Fallunterscheidung, in Abhängigkeit von den Exceptions, zu treffen. Den kritischen Java-Code einzuklammern. Auf die Exception zu zugreifen. Die Exception anzuzeigen. <?page no="510"?> 0 8. Was ist die Aufgabe des catch-Teils? Die Fallunterscheidung, in Abhängigkeit von den Exceptions, zu treffen. Den kritischen Java-Code einzuklammern. Java-Code auszuführen, der auf den Fehler reagiert und ihn eventuell korrigiert. Die Exception weiterzuleiten. 9. Wo wird die Delegation bzw. Weiterleitung der Exception angezeigt? Im Paket. In der Klasse. In der Methode. In geschweiften Klammern. 10. Welche Konsequenzen hat das Schlüsselwort finally? Es ist notwendig und verpflichtend. Es ist optional. Der dadurch aufgerufene Java-Code wird als letztes ausgeführt. Die Exception wird beendet. <?page no="513"?> 1 Einführung Linux ist ein modernes, quelloffenes Betriebssystem, das multitasking- und mehrbenutzerfähig ist. Es wird auf einer Vielzahl von Hardware-Plattformen eingesetzt: von eingebetteten Systemen, über Smartphones, Tablets, bis hin zu PCs und Servern. Die besonderen Vorteile von Linux liegen in seiner Offenheit (der Quellcode ist allgemein verfügbar), den geringen Lizenzkosten (Privatnutzer können es kostenlos nutzen, Unternehmen zahlen für bestimmte Versionen), der großen Modularität (für viele Werkzeuge oder Systemprogramme stehen in der Regel mehrere Alternativen zur Verfügung), der Anpassbarkeit (es gibt zum einen eine Vielzahl von Distributionen bzw. Versionen und zum anderen die Möglichkeit es sehr individuell zu konfigurieren) und der großen Verbreitung (aufgrund der globalen Benutzer- und Entwicklergemeinschaft werden kontinuierlich weitere Funktionalitäten und Verbesserungen hinzugefügt). Hier werden ausgewählte Aspekte von Linux vorgestellt, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf die Beherrschung der Kommandozeile gelegt wird. 2 Grundlagen Linux unterscheidet sich von vielen anderen Betriebssystemen sowohl in ökonomischer, <?page no="514"?> 514 Linux in organisatorischer als auch in technischer Hinsicht. 2.1 Open Source Projekt Im Unterschied zu kommerziellen Betriebssystemen, die in der Regel einem Unternehmen gehören, ist Linux ein Open Source Projekt. Dies bedeutet, dass es unter einer Open Source Lizenz steht, und somit sein Quellcode für die Öffentlichkeit verfügbar ist, und kopiert, verändert und weitergegeben werden kann. Außerdem existiert eine große, weltweite Gemeinschaft von Entwicklern und Anwendern, die dafür sorgt, dass Linux ständig verbessert wird und auch zukünftig neue Funktionen integriert werden. Die beteiligten Softwareentwickler sind dabei sowohl unentgeltlich arbeitende Freiwillige als auch Programmierer, die für ihre Tätigkeit bezahlt werden (z.B. von Firmen, die Software auf Linux portieren möchten). Faszinierend ist hierbei, dass es sich um eines der größten nicht-kommerziellen IT-Projekte handeln dürfte. Man spricht im Zusammenhang von Open Source Projekten auch gerne von den „3 Cs“: Code, Copyright und Community. Code steht für den verfügbaren Quellcode des Programms, Copyright für die Open Source Lizenz, und Community für die Entwickler- und Nutzerbasis. <?page no="515"?> Linux 515 Unternehmen, die sich bei Open Source Produkten engagieren, haben oft Geschäftsmodelle, die darin bestehen, dass zusätzliche Dienstleistungen oder Softwarepakete angeboten werden, welche die bestehenden Produkte ergänzen. 2.2 Anwendungsgebiete Obwohl Linux zwar ursprünglich für den PC entwickelt wurde, hat es mittlerweile eine Vielzahl von Hardware-Plattformen erobert. Während es im PC-Umfeld über einen sehr überschaubaren Marktanteil verfügt, hat es vor allem im Bereich der professionellen Informationstechnik auf den leistungsstarken Rechnern, den Servern, eine zunehmende Verbreitung erfahren. Die Gründe liegen in seiner guten Stabilität, in den geringen Lizenz- und Supportkosten sowie in der Unabhängigkeit von einem Technologieanbieter. Darüber hinaus hat Linux eine sehr positive Aufnahme bei den eingebetteten Systemen gefunden. In diesem Bereich wird Linux innerhalb eines anderen Produkts, z.B. einem Fernseher oder Handy, eingesetzt und seine Funktionalität wird in der Regel auf das, was unmittelbar zur Erfüllung seiner Aufgaben notwendig ist, fokussiert. Bei dieser Kategorie von Produkten ist insbesondere der Kostenaspekt sehr wichtig und aufgrund seiner geringen Lizenzkosten und seiner Offenheit ist Linux hier oft die erste Wahl. <?page no="516"?> 516 Linux 2.3 Distributionen und Installationen Linux steht in einer Vielzahl von Versionen und Installationen zur Verfügung. Eine Linux Distribution wird die Zusammenstellung einer Linux-Version mit weiteren ergänzenden Systemprogrammen und Anwendungen, z.B. Browsern, Entwicklungsumgebungen, Datenbanken, Webservern, genannt. Das Geschäftsmodell einer Linux Distribution besteht darin, aus den Versionen aufeinander abgestimmter Softwarepakete einen Release erstellen. Dies bedeutet konkret, dass z.B. die Java Entwicklungsumgebung auf die neue Version der Programmiersprache Java aufbaut. Dies erfordert in der Regel einen hohen Aufwand wegen des Umfangs und der Vielzahl der Programme, obwohl die Erstellung solcher dazugehörigen Softwarepakete mittlerweile schon teilweise automatisiert ist. Distributionen für Unternehmen unterscheiden sich von denen für Privatkunden, da erstere vor allem an stabilen, zuverlässigen Versionen und einem lang andauernden Support interessiert sind, während Privatkunden sich vor allem für neue Features begeistern und diese auch gerne installiert haben möchten. Bekannte Distributionen sind Red Hat, Suse, Ubuntu oder Debian und sind in der Regel auf DVD oder im Web verfügbar. <?page no="517"?> Linux 517 Technisch gesehen bezeichnet Linux nur den Betriebssystemkern, den Kernel. Der Kernel ist dazu gedacht, alle Betriebsmittel, z.B. die CPU-Zeit oder den Hauptspeicher, zu verwalten. Jedes Programm benötigt zum Ablauf solche Betriebsmittel. Ein Betriebssystem stellt eine Basis für andere Anwendungen dar und verwaltet diese, in dem es ihnen die notwendigen Betriebsmittel zuweist oder entzieht. Aber erst durch weitere Programme, wie z.B. Texteditoren, Internetbrowser, Entwicklungsumgebungen, wird ein Betriebssystem wirklich für den Anwender benutzbar. Auch im Fall von Linux entwickelt sich ein Ökosystem von Anwendungen, die oft auch Open Source-Projekte sind, so dass sie ohne lizenzrechtliche Probleme in einem gemeinsamen Release ausgeliefert werden können. 2.4 Hinweise Für einen ersten Einstieg in Linux ist es normalerweise sinnvoll, mit einer Live-DVD oder einer virtuellen Maschine zu beginnen. Der Vorteil dieser Herangehensweise liegt darin, dass man so Linux einfach ausprobieren kann, ohne es definitiv auf dem Rechner zu installieren. Ansonsten besteht natürlich immer die Option, Linux parallel zum existierenden Betriebssystem anzulegen. <?page no="518"?> 518 Linux Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was sind die besonderen Vorteile von Linux? Kompatibilität zu Windows Offenheit des Quellcodes große Modularität hoher Marktanteil gute Anpassbarkeit 2. Was sind die „3 Cs“ bei Open Source? Costs Code Complexity Community Copyright 3. Linux ist besonders verbreitet bei … Spielern professioneller Informationstechnik eingebetteten Systemen Bildungsbereich industrieller Fertigung 4. Was ist eine Linux-Distribution? kommerzielle Firma gemeinnützige Organisation <?page no="519"?> Linux 519 Zusammenstellung einer Linux-Version Name einer spezifischen Linux-Marke 5. Was sind Gründe für den Einsatz von Linux auf Servern? komplexe Installation Abhängigkeit von einem Unternehmen Stabilität geringe Lizenz- und Supportkosten Unabhängigkeit von einem Technologieanbieter 6. Wozu dient der Betriebssystemkern (Kernel)? Verwaltung von Betriebsmitteln Steuerung der graphischen Benutzeroberfläche Verwaltung der Lizenz Verwaltung der Anwendungen Kontrolle des Netzwerks 3 Benutzeroberfläche und Kommandozeile Linux bietet seinen Benutzern sowohl eine grafische Benutzeroberfläche als auch eine Kommandozeile an. Es lässt somit seinen Benutzern die Wahl, wie die Eingaben erfolgen können. Insbesondere erfahrene und geübte Anwender, wie z.B. Softwareentwickler oder Systemadministratoren, bevorzugen die Kommandozeile, da sie gegenüber der grafischen Benutzeroberfläche oft schneller und ausdrucksstärker ist, sofern man mit einer Tastatur vertraut ist. <?page no="520"?> 520 Linux Die Kommandozeile wird in einem separaten Fenster, dem Terminal, als Text eingegeben. Dies bedeutet insbesondere den Verzicht auf grafische Symbole oder auf die Benutzung einer Maus. Die Motivation ist hierbei, dass erfahrene Benutzer, die z.B. mit zehn Fingern tippen, schneller ganze Kommandos eingeben, als ständig zwischen Maus- und Tastatureingabe hin und her zu wechseln. Darüber hinaus ist es auch nicht (mehr) notwendig, innerhalb der verschiedenen Menüs eines Fensters die passende Anwendung zu suchen. Die Voraussetzungen für den erfolgreichen Einsatz der Kommandozeile sind aber die Kenntnis der einzelnen Kommandos und eine akzeptable Tippgeschwindigkeit. 3.1 Arten von Kommandos Ein Befehl besteht aus dem eigentlichen Kommando und den möglichen Optionen sowie Parametern. Das Kommando ist in jedem Fall notwendig, aber es kann um die Optionen ergänzt werden, die eine zielgerechte oder spezifische Ausrichtung ermöglichen. Ein Parameter bezeichnet oft Daten, die als Eingabe dienen und auf die das Kommando angewendet wird. Kommandoarten Beispiel Bedeutung < Kommando > ls Anzeige aller Verzeichnisse und Dateien < Kommando > <Option> ls -al Anzeige der Verzeichnisse und Dateien (inklusive <?page no="521"?> Linux 521 der versteckten) im langen Format < Kommando > <Option> <Parameter> ls -al *.txt Anzeige aller Textdateien im langen Format, die mit der Endung .txt versehen sind 3.2 Hinweise Eine grundlegende Schwierigkeit bei der Eingabe von Anweisungen besteht darin, sich die verschiedenen Befehle und deren Bedeutungen zu merken, da diese häufig kryptische Abkürzungen sind, z.B. cd für change directory oder ls für list. Aus diesem Grunde ist es sehr sinnvoll, zum einen die einzelnen Kommandos mehrfach auszuprobieren, und zum anderen sollte ein Überblick aller wichtigen Befehle neben dem Arbeitsplatz liegen. Weiterhin ist es wichtig, die Gemeinsamkeiten ganzer Befehlskategorien und deren ähnliche Strukturen, z.B. bei den Optionen, zu erkennen, um sich so die einzelnen Kommandos besser merken zu können. Ein typischer Anfängerfehler ist es, nicht die Groß- und Kleinschreibung zu beachten, diese ist aber sowohl für die Befehle als auch für die Optionen bzw. Parameter sehr wichtig. <?page no="522"?> 522 Linux Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was ist das Charakteristische der Kommandozeile? Verzicht auf grafische Symbole und Icons einfache, schnelle Eingabe von Befehlen in Textform Setzt auf die Unterstützung durch Maus und grafische Benutzeroberfläche. Basiert auf Spracherkennung und setzt die gesprochenen Befehle um. Es gibt keine. 2. Was sind typische Nutzer der Kommandozeile? erfahrene Benutzer, die regelmäßig Befehle in textueller Form eingeben Spieler Softwareentwickler Systemadministratoren Einsteiger und Neulinge 3. Was sind die Vorteile einer Kommandozeile? hohe Produktivität durch die schnelle Eingabe von typischen Befehlen Benutzer müssen nicht ständig zwischen Tastatur und Maus wechseln. schnelle Einarbeitung Sprachunterstützung <?page no="523"?> Linux 523 4. Was sind die Voraussetzungen für die Nutzung der Kommandozeile? keine Unterstützung durch die grafische Benutzeroberfläche Kenntnis der Kommandos gute Tippgeschwindigkeit Sprachunterstützung 5. Aus welchen möglichen Komponenten besteht ein Befehl? Kommando kryptischen Symbolen grafischen Symbolen Optionen Parametern 6. Was ist eine typische Schwierigkeit bei der Eingabe von Anweisungen? schnell tippen verständlich sprechen Kommandos merken Eingaben editieren <?page no="524"?> 524 Linux 4 Hierarchie der Verzeichnisse Die Verzeichnisse eines Betriebssystems sind normalerweise hierarchisch angeordnet. Es gibt eine oberste Ebene, von der aus alle weiteren Dateien und Verzeichnisse zugänglich sind. Jedes Verzeichnis kann eine (fast) beliebige Anzahl weiterer Verzeichnisse und Dateien enthalten. Umgekehrt ist jedes Verzeichnis bzw. jede Datei nur in einem (übergeordneten) Verzeichnis enthalten. Außerdem kann ein Verzeichnis (beinahe) beliebig viele ineinander geschachtelte Verzeichnisse haben, vergleichbar den russischen Matrjoschka-Puppen. Neben den von Linux vordefinierten Standardverzeichnissen, wie z.B. etc, bin, doc, können je nach Bedarf zusätzliche Verzeichnisse angelegt werden. Es ist zu beachten, dass die oben erwähnten Standardverzeichnisse erhalten bleiben und nicht umbenannt werden, da ansonsten Linux nicht mehr korrekt funktioniert. 4.1 Absolute und relative Datei- und Verzeichnispfade Die Position eines Verzeichnisses bzw. einer Datei innerhalb der Verzeichnisstruktur ist immer eindeutig bestimmt. Dies bedeutet konkret, dass eine Datei immer nur in genau einem Verzeichnis liegt und es nur genau einen Weg von der obersten Ebene zu dieser Position gibt. <?page no="525"?> Linux 525 Dieser Weg, wird auch absoluter Datei- oder Verzeichnispfad genannt und er listet alle Verzeichnisse auf, die zwischen der obersten Ebene bis hin zur Position liegen. Ein absoluter Pfad ist vergleichbar einer exakten Routenangabe, der man nur zu folgen braucht. Beispiele für absolute Pfade sind z.B. / tmp/ enterprise/ eineDatei, wobei tmp und enterprise Verzeichnisse sind und eineDatei - wie der Name schon andeutet - eine Datei darstellt. Bitte beachten Sie, dass es syntaktisch keinen Unterschied zwischen einem Verzeichnis und einer Datei gibt. Würde man also eineDatei durch XXX ersetzen, so könnte man a priori nicht wissen, ob es sich um ein Verzeichnis oder eine Datei handelt. Das Gegenstück zum absoluten Pfad stellt ein relativer Pfad dar, denn er beschreibt den Pfad von der aktuellen Position des Benutzers (statt von der obersten Ebene) aus. Wenn der Beobachter sich also beim oben genannten Pfad im Verzeichnis tmp befindet, dann lautet der relative Pfad enterprise/ XXX. Wenn der Pfad also von der obersten Ebene aus geht, handelt es sich um einen absoluten Pfad, erkennbar durch das vorangestellte „/ “ im Pfad. Falls der Pfad aber von der aktuellen Position innerhalb der Verzeichnisstruktur beschrieben wird, wird er relativ genannt. Ein relativer Pfad zeichnet sich immer dadurch aus, dass er nicht mit „/ “ beginnt. 4.2 Heimat- und Arbeitsverzeichnis Jedem Benutzer ist ein Heimatverzeichnis zugeordnet, in dem sich alle persönlichen Daten befinden. Der Benutzer hat alle Zugriffsberechtigungen für die dortigen Verzeichnisse und Dateien und kann diese beliebig verändern. <?page no="526"?> 526 Linux Außerhalb des Heimatverzeichnisses ist dies normalerweise nicht mehr der Fall und nur noch der Systemadministrator kann ohne Einschränkungen auf alle Dateien zugreifen. Das Heimatverzeichnis ist normalerweise die Ausgangsbasis für alle Dateioperationen, da sich der Benutzer in der Regel dort befindet und von dort aus auf die (lokalen) Verzeichnisse und Dateien zugreift. Der Zugriff auf die Verzeichnisse oder Dateien anderer Benutzer hängt davon ab, ob diese den Zugriff erlauben (oder auch nicht). Die Rückkehr zum Heimatverzeichnis erfolgt durch den Befehl cd (ohne weitere Zusätze). Die aktuelle Position des Benutzers innerhalb des Verzeichnissystems wird durch pwd in Form eines Pfads ausgegeben. Die Abkürzung pwd steht hierbei für print working directory. Als Arbeitsverzeichnis wird das aktuelle Verzeichnis bezeichnet. 4.3 Hinweise Zuerst sollten Sie ein Heimatverzeichnis anlegen, in dem Sie alle Ihre Dateien und Dokumente speichern. Versuchen Sie später möglichst die relativen Pfade zu nutzen. In der Regel lohnt es sich daher in das entsprechende Verzeichnis zu wechseln, dessen Dateien man bearbeiten möchte. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Wie sind die Verzeichnisse eines Betriebssystems angeordnet? in konzentrischen Kreisen <?page no="527"?> Linux 527 parallel zueinander hierarchisch linear sequenziell 2. Welche der folgenden Verzeichnisse sind bei Linux vordefiniert, d.h. bereits vorhanden? etc bin xxx doc 3. Was ist ein Verzeichnispfad? Weg zur Position einer Datei innerhalb des Dateisystems Dateiname Beschreibung aller wesentlichen Dateieigenschaften alle möglichen Wege zur Datei innerhalb des Dateisystems 4. Was ist ein absoluter Verzeichnispfad? Weg von der obersten Ebene bis hin zur aktuellen Position der Datei absolute Auflistung aller Bestandteile des Dateinamens absolute Auflistung aller Dateieigenschaften 5. Was ist ein relativer Verzeichnispfad? relative Auflistung aller Bestandteile des Dateinamens Weg von der aktuellen Position zur spezifizierten Datei relative Auflistung aller Dateieigenschaften <?page no="528"?> 528 Linux 6. Woran erkennt man einen absoluten Verzeichnispfad? durch das vorangestellte * durch das vorangestellte / durch das vorangestellte \ 7. Was ist das Heimatverzeichnis? Ausgangspunkt aller Dateioperationen ein für jeden Benutzer reserviertes Verzeichnis Verzeichnis aller Dateien Gesamtheit aller Benutzerverzeichnisse 8. Was ist das Arbeitsverzeichnis? das Startverzeichnis das Systemverzeichnis das Benutzerverzeichnis das aktuelle Verzeichnis das frühere Verzeichnis 5 Interne Handbücher und Dokumentation Linux verfügt - wie vergleichbare Betriebssysteme - über eine sehr detaillierte und vollständige Dokumentation der verfügbaren Befehle, die Herausforderung besteht also nur darin die betreffenden Dokumente zu finden. <?page no="529"?> Linux 529 Jeder Linux-Befehl ist automatisch in der internen Dokumentation beschrieben, die von jedem Benutzer aufgerufen werden kann und auch neue Anwendungen können ebenfalls dort ihre Kommandos hinterlegen und so das interne Hilfesystem erweitern und auf den neuesten Stand halten. Die Problematik besteht vor allem darin zum einen, die vorhandene Systematik zu verstehen und zum anderen, die Befehle zu kennen, so dass Sie gezielt nach dem jeweiligen Namen suchen können. Hier werden die einzelnen Befehlskategorien für die internen Handbücher erläutert. 5.1 Informationen über Befehle Der zentrale Befehl zum Aufruf des internen Hilfesystems lautet man, gefolgt von dem gewünschten Kommando. Er ist abgeleitet von manual, dem englischen Begriff für Handbuch. Die Abfrage der eigenen Dokumentation von man lautet beispielsweise man man. Der Zugriff auf die betreffende Dokumentation funktioniert aber nur dann, wenn man auch den erforderlichen Befehl kennt. Anfänger kennen aber oft nur sehr wenige Befehle, so dass das eigentliche Problem darin besteht, für eine Funktion, z.B. das Kopieren oder Löschen von Dateien, das zugehörige Kommando zu identifizieren. Die Anweisung apropos <Schlüsselwort> löst genau diese Aufgabenstellung, d.h. es listet alle relevanten Instruktionen auf, die das verwendete Schlüsselwort in der Dokumentation enthalten. Wichtig ist in diesem Kontext auch, dass die Schlüs- <?page no="530"?> 530 Linux selwörter in der Sprache der internen Handbücher (im Regelfall: Englisch) abgefasst sind, so sucht z.B. apropos file nach allen Befehlen bei denen in der Beschreibung das Wort file auftaucht, was ziemlich viele sein dürften. Die Handbücher enthalten sehr lange Beschreibungen, was die meisten Anwender überfordern dürfte, in diesen Fällen empfiehlt es sich whatis zu verwenden, so dass man nur eine Kurzübersicht erhält, die aber ausreicht, um zu beurteilen, ob die betreffende Anweisung in Frage kommt. 5.2 Aufbau der Dokumentation Die Dokumentation ist prinzipiell immer gleich aufgebaut: Zuerst finden Sie den syntaktischen Aufbau des Befehls mit seinen verschiedenen Optionen bzw. Parametern beschrieben, danach folgen die detaillierten Informationen hierzu. Leider fehlt es oft an konkreten Beispielen, wie die konkrete Ausgabe aussieht oder welche Eingabedaten sinnvoll sind. In diesem Fall hilft einfach nur ausprobieren und üben. Neben den vorhandenen Handbüchern können Sie aber auch eine Vielzahl von Daten über das Rechnersystem abrufen, das Sie gerade nutzen, denn auch hierfür gibt es spezialisierte Befehle. Mittels hostname können Sie sich den Rechnernamen anzeigen lassen und über uname erhalten Sie Infos über das zugrundeliegende Betriebssystem. Die aktuell wichtigsten Prozesse werden durch top aufgelistet. <?page no="531"?> Linux 531 5.3 Interne Dokumentation im Überblick Funktion: Anzeige … Befehl engl. Bezeichnung Beispiel der Dokumentation man <Befehl> manual man man der Kurzdokumentation whatis <Befehl> what is whatis man der verbundenen Befehle apropos <Wort> apropos der Benutzer im System who who -a des Rechnernamens hostname host name hostname des Betriebssystems uname uname der aktuellen Prozesse top top processes top 5.4 Hinweise Bitte überprüfen Sie bei der vorhandenen Linux-Installation, ob die interne Dokumentation vorhanden ist, da sie eine wichtige Quelle für den Einstieg und zur Vertiefung bietet. Machen Sie sich zuerst mit dem Aufbau einer Dokumentationsseite vertraut und danach rufen Sie diese für die wichtigen Linux-Kommandos auf. Versuchen Sie, Querverbindungen zu anderen Anweisungen zu finden. <?page no="532"?> 532 Linux Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was ist die interne Dokumentation? Beschreibung der Dokumente Beschreibung der Benutzereigenschaften Beschreibung aller Befehle des Betriebssystems die Dokumentation des Herstellers die nichtöffentlichen Teile der Linux-Dokumentation 2. Mit welchem Kommando kann auf die interne Dokumentation zugegriffen werden? men manual doc man manuals 3. Aus welchen Komponenten setzt sich die Dokumentation eines Befehls zusammen? semantischer Aufbau des Befehls syntaktischer Aufbau des Befehls Stichworte zum Befehl detaillierte Informationen zum Befehl Beispiele zum Befehl <?page no="533"?> Linux 533 4. Wie wird die Kurzübersicht aufgerufen? what was whatsup whatshort whatis 5. Welcher Befehl listet die Benutzer des Systems? who whom whoare whois users 6. Wie kann der Rechnername ermittelt werden? name host computer computername hostname 6 Dateien Die typischen Arbeiten mit Dateien, z.B. die Auflistung von Dateien in einem Verzeichnis, sind in Linux immer auf zweierlei Weise möglich: zum einen über die grafische Benutzeroberfläche (vergleichbar dem Datei-Explorer) oder <?page no="534"?> 534 Linux zum anderen über die Kommandozeile. 6.1 Wild Cards Um beim letzten Ansatz einen effizienten Umgang mit Dateien zu erzielen, ist es aber zuerst erforderlich, das Konzept der sog. wild cards zu verstehen. Normalerweise müssten alle zu verarbeitenden Dateien explizit in der Kommandozeile aufgezählt werden, was aber oft zu aufwändig und unhandlich ist, z.B. beim Löschen aller Dateien oder von über fünfzig Dateien. Aus diesem Grund wurden wild cards eingeführt, die für ein beliebiges Zeichen (? ) oder für eine beliebige Zeichenkette (*) stehen, und somit können gleichzeitig mehrere Dateinamen abgedeckt werden. Sollen z.B. alle Dateien angesprochen werden, die mit dem Buchstaben L beginnen, so lässt sich dies als L* darstellen, ein beliebiger Dateiname wäre hingegen *, und alle Dateinamen, die nur aus drei Zeichen bestehen und mit L beginnen sind durch L? ? beschrieben. 6.2 Wechsel der Verzeichnisse Der Wechsel von einem Verzeichnis in ein anderes dürfte mit zu den häufigsten Operationen gehören und wird durch den cd (change directory)-Befehl ausgeführt, wobei das Zielverzeichnis entweder als absoluter oder als relativer Pfad aufgeführt werden kann. Die Anweisung cd / tmp führt zum Verzeichnis tmp, das auf der höchsten Ebene liegt. Die beiden einzigen Voraussetzungen <?page no="535"?> Linux 535 für einen erfolgreichen Verzeichniswechsel sind (1) die Existenz des Zielverzeichnisses und (2) die erforderlichen Zugriffsrechte. Beide Bedingungen lassen sich aber auch für alle nachfolgenden Dateioperationen reklamieren. 6.3 Verzeichnisinhalte Bei der Anzeige der Dateien und Unterverzeichnisse eines gegebenen Verzeichnisses ist ls zu verwenden. In der einfachsten Variante, ohne Optionen, werden nur die sichtbaren Dateien angezeigt und es erfolgt keine Auswahl bei den Dateinamen. Dank der Optionen -a bzw. -l werden alle Dateien bzw. die vollständigen Informationen (z.B. über Dateigröße, Zugriffsrechte) angezeigt. Eine Auswahl bei den Dateien kann wieder über die wild cards erfolge, z.B. in Form von ls -af L*, das alle Dateien und Verzeichnisse aufführt, die mit L beginnen. 6.4 Verschieben und Kopieren von Dateien Die Befehle mv bzw. cp zum Verschieben (move) und Kopieren (copy) von Dateien sind strukturell sehr ähnlich aufgebaut. Es wird immer ein Ausgangs- und ein Zielverzeichnis benötigt, die Auswahl der zu verschiebenden bzw. kopierenden Dateien erfolgt durch die wild cards und die Optionen regeln den Fall, dass eventuell schon vorhandene Dateien überschrieben werden (z.B. in jedem Fall oder nur nach Rücksprache). <?page no="536"?> 536 Linux Die Anweisung mv * / tmp verschiebt zum Beispiel alle Dateien (wegen *) aus dem lokalen Verzeichnis (da kein anderes Verzeichnis explizit angegeben wurde) ins Zielverzeichnis / tmp. Analog kopiert cp / tmp/ * neu , alle Dateien von / tmp ins relative Verzeichnis neu. Eine Umbenennung erfolgt (bei der Verschiebung bzw. der Kopie) dann, wenn die alten und die neuen Dateinamen explizit angegeben werden. 6.5 Löschen von Dateien Das Löschen von Dateien geschieht mittels rm (remove), wobei - analog zu ls - als Parameter nur die betreffenden Dateien aufzuführen sind. Als Optionen kann man angeben, ob in jedem Fall oder erst auf Anfrage gelöscht werden darf. Eine besondere Option ist das rekursive Löschen, das auch alle geschachtelten Unterverzeichnisse und deren Dateien löscht. Hier sei besonders darauf hingewiesen, dass die Kombination von rekursiven Löschen der Unterverzeichnisse zusammen mit den wild cards sehr schnell unerwünschte Seiteneffekte zeigen kann. <?page no="537"?> Linux 537 6.6 Dateioperationen im Überblick Funktion Befehl engl. Bezeichnung Beispiel Anzeige von Dateien und Verzeichnissen ls <Pfad> list ls / tmp Wechsel des Verzeichnisses cd < Pfad > change directory cd / tmp Verschieben von Dateien mv <Datei> <Pfad> move mv * / tmp/ * Kopie von Dateien cp <Datei> copy cp * / tmp Löschen von Dateien und Verzeichnissen rm <Datei> remove rm / tmp/ * 6.7 Zugriffsberechtigungen Neben den Dateioperationen ist es auch wichtig zu wissen, welcher Benutzer welche Rechte hat. Jedes Verzeichnis bzw. jede Datei verfügt deshalb über eine Berechtigungsliste, in der festgelegt wird, welche Benutzerkategorie welchen Zugriff erhält. Es gibt drei unterschiedliche Benutzerkategorien und auch jeweils drei Zugriffsarten, die für jedes Verzeichnis und jede Datei unabhängig voneinander definiert werden können. Die Benutzerkategorien bestehen aus: Owner (Eigentümer der Datei bzw. des Verzeichnisses) Group (alle Benutzer die zur selben Gruppe gehören) Others (alle sonstigen Benutzer) Die Zugriffsmöglichkeiten bestehen aus: <?page no="538"?> 538 Linux Execute (ausführen) Write (schreiben) Read (lesen) Bei der ausführlichen, langen Darstellung eines Verzeichnisses oder einer Datei wird für alle drei Benutzerkategorien (Owner, Group, Others) jeweils aufgeführt, welche dieser drei Zugriffsmöglichkeiten (Execute, Write, Read) erlaubt sind. 6.8 Hinweise Denken Sie bitte daran, dass alle Löschungen von Verzeichnissen oder Dateien in der Regel nicht mehr rückgängig gemacht werden können; deshalb seien Sie sich der Grenzen und Gefahren von Wildcards bewusst. Dateioperationen können anfangs daran scheitern, dass Sie nicht über die notwendigen Zugriffsberechtigungen verfügen, deshalb überprüfen Sie diese immer vorher. Schalten Sie bei den Dateioperationen, sofern möglich, den Verbose-Modus ein. So erhalten Sie eine explizite Ausgabe der beteiligten Dateien und eine Protokollierung aller Aktionen. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Für was steht eine Wildcard? nur für Buchstaben für ein Zeichen nur für Ziffern <?page no="539"?> Linux 539 für eine Zeichenkette für ein Leerzeichen 2. Welche Symbole stehen für eine Wildcard? + ! * ? $ 3. Wofür steht cd? close directory copy directory create directory change directory 4. Was sind die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Wechsel des Verzeichnisses? Das Zielverzeichnis existiert. Das Zielverzeichnis enthält Dateien und Verzeichnisse. Das Zielverzeichnis liegt unmittelbar über oder unter dem aktuellen Verzeichnis. Das Zielverzeichnis liegt innerhalb des Benutzerverzeichnisses. Der Benutzer hat hierfür die erforderlichen Zugriffsrechte. <?page no="540"?> 540 Linux 5. Wie lautet das Kommando für die Anzeige der Dateien und Unterverzeichnisse? list dir ls listfiles listdirectory 6. Was sind mögliche Parameter für die Anzeige von Dateien und Verzeichnissen? Dateipfad Wildcards weitere Befehle Benutzer 7. Was bedeutet der Befehl cp? Löschen von Dateien Verschieben von Dateien Kopieren von Dateien Vergleichen von Dateien 8. Mit welchem Befehl können alle Dateien in einem Verzeichnis gelöscht werden? rm rm all rm * rm ? del <?page no="541"?> Linux 541 9. Welche drei unterschiedlichen Benutzerkategorien gibt es? User, Company, Admin Owner, Group, Others Owner, Group, Company Owner, Others, Company Owner, Users, Others 10. Wozu dient der Verbose-Modus? Ausgabe aller beteiligten Dateien Bereitstellung zusätzlicher Optionen Ausgabe des Benutzers Ausgabe des Befehlsnamens 7 Texteditor vi Ein Texteditor ist in den meisten Betriebssystemen verfügbar, er dient dazu Textdateien zu öffnen, zu verändern und abzuspeichern. Im Gegensatz zu einer Textverarbeitung geht es also nicht um die komplexe Formatierung oder die Gestaltung des Layouts größerer Dokumente, sondern nur um die elementaren Funktionen editieren, navigieren, speichern. <?page no="542"?> 542 Linux Trotz der Vielfalt von Texteditoren unter Linux hat sich der vi als ein Klassiker und die Referenz erwiesen. Daneben zeigt der vi, wie ein Texteditor vollständig tastaturorientiert sein kann, auch wenn dies auf den ersten Blick verwirrend erscheinen mag. 7.1 Die drei Modi: Befehls-, Einfüge- und Exitmodus Die Bedienung des vi wird geprägt durch die Unterscheidung in drei Modi: (1) den Befehlsmodus, (2) den Einfügemodus und (3) den Exitmodus. Je nach Modus verhält sich der vi dabei völlig unterschiedlich. Beim Aufruf des vi befindet er sich im Befehlsmodus, dies bedeutet, dass jegliche Eingabe als Kommando aufgefasst wird. Erst durch Drücken der Tasten i, I, a, A wechselt er in den Eingabemodus, bei dem jeder Tastendruck auf dem Bildschirm und in der Textdatei dargestellt wird. Erst durch die Escape-Taste gelangt man wieder zurück in den Befehlsmodus. In den Exitmodus kommt man durch : , dort kann man die aktuelle Datei abspeichern. Der Rücksprung in den Befehlsmodus erfolgt wie üblich durch Escape. <?page no="543"?> Linux 543 7.2 Wechsel der Modi im Überblick Funktion Befehl zurück in den Befehlsmodus Wechsel in den Einfügemodus i, I, a, A Escape Wechsel in den Exitmodus : Escape Aufgerufen wird der vi in der Kommandozeile durch vi oder vi <Datei>, wobei der Dateiname entweder bereits existiert oder ansonsten neu angelegt wird. Mit der Option + wird die entsprechende Zeile der Datei im vi geöffnet, wie z.B. bei vi+10 <Datei>, die zehnte Zeile der Datei. 7.3 Aufruf des Texteditors vi Funktion Befehl vi aufrufen vi Datei mit vi aufrufen vi <Datei> öffnet <Datei> in der 10. Zeile vi +10 <Datei> Im Befehlsmodus ist die wichtigste Funktion, den Cursor innerhalb der Datei mittels der Pfeiltasten oder der Tasten h,j,k,l zu bewegen. Eine Besonderheit ist hierbei, dass die Bewegung nicht nur zeichenweise, sondern auch wort- oder satzweise (über w,b bzw. (,) ) erfolgen kann. <?page no="544"?> 544 Linux Andere wichtige Aufgaben sind die Löschung eines Zeichens, eines Wortes oder einer Zeile und die Wiederherstellung der letzten Eingabe. 7.4 Befehlsmodus im Überblick Funktion Befehl Navigation in der Datei , , , (Pfeiltasten) oder h,j,k,l w, b wortweise vorwärts und rückwärts Springen (,) satzweise vorwärts und rückwärts Springen x, dw, dd Löschen des aktuellen Zeichens, Wortes, Zeile u annulliert die letzte Eingabe 7.5 Einfügemodus im Überblick Funktion Befehl Eingabe vor bzw. hinter dem Cursor i, a Eingabe zu Beginn bzw. am Ende der Zeile I, A 7.6 Die Befehle des Exitmodus Die Speicherung der aktuellen Datei oder der Ausstieg aus dem vi erfolgt im Exitmodus, wobei es hier eine Reihe von Varianten gibt. Charakteristisch ist für jedes Kommando der vorangestellte Doppelpunkt (: ), welches den Übergang vom Befehlsin den Exitmodus vollzieht. <?page no="545"?> Linux 545 Die beiden wesentlichen Komponenten für den Exitmodus sind w und q, wobei w hier für schreiben (engl. write) und q analog für verlassen (engl. quit) stehen. Im einfachsten Fall besteht das Kommando aus : w oder : q , was bedeutet, dass der aktuelle Dateiinhalt gespeichert wird bzw. der vi verlassen wird. Letzteres ist allerdings nur möglich, sofern vorher keine Änderungen erfolgten, ansonsten muss : q! verwendet werden, was die letzten Änderungen nicht abspeichert. Die Kombination : wq speichert die Datei und verlässt den vi. Es sei noch die Besonderheit erwähnt, dass die Datei ggf. unter einem anderen Namen gespeichert werden sollte. Dies kann mittels : w <Datei> vorgenommen werden. 7.7 Exitmodus im Überblick Funktion Befehl Sicherung des Inhalts : w Verlassen des vi : q Ausstieg aus dem vi ohne abzuspeichern : q! Verlassen des vi und Abspeichern der Datei : wq Sicherung des Inhalts unter dem <Namen> : w <Namen> Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche drei Modi gibt es beim Texteditor vi? Navigations-, Exit-, Editmodus Grafik-, Exit-, Einfügemodus <?page no="546"?> 546 Linux Grafik-, Befehls-, Einfügemodus Grafik-, Einfüge-, Befehlsmodus Befehls-, Exit-, Einfügemodus 2. Mit welchen Tasten gelangt man in den Einfügemodus? i, I, a, A e, E, a, A i, a x, X, i, I x, X, e, E 3. Mit welchem Kommando wird der Inhalt einer Datei gesichert? : s : q : w : q! 4. Wie kann man innerhalb der Datei navigieren? Pfeiltasten h, j, k, l w, b x, y x, dw, dd 5. Wie wird die letzte Eingabe rückgängig gemacht? undone t <?page no="547"?> Linux 547 y u z 6. Mit welcher Taste gelangt man wieder zurück in den Befehlsmodus? Delete Escape Enter Space Control 8 Kommando-Interpreter bash Die Aufgabe eines Interpreters für Kommandozeilen (sog. shell) ist es, die einzelnen Eingaben des Benutzers entgegenzunehmen und zu verarbeiten. Hier geht es also nicht darum, neue Befehle zu lernen, sondern wie der Umgang mit bereits bekannten Befehlen durch die Nutzung der shell komfortabler und effizienter gestaltet werden kann. Die beliebteste Linux-Shell, die als Standard installiert ist, heißt bash (= bourne again shell). <?page no="548"?> 548 Linux 8.1 Umgebungsvariablen Durch die Festlegung bzw. die Änderung von Umgebungsvariablen kann die shell an die eigenen Präferenzen angepasst werden, z.B. kann beim Prompt der Kommandozeile das aktuelle Verzeichnis oder der jeweilige Rechnername angezeigt werden. Alle Umgebungsvariablen können über env abgerufen werden, eine einzelne kann hingegen über echo $<Umgebungsvariable>, z.B. echo $HOME angezeigt werden. Mit Hilfe des Konstrukts export kann der Umgebungsvariable ein neuer Wert zugewiesen werden. Bekannte vordefinierte Umgebungsvariablen sind PATH (die Liste aller Verzeichnisse, die bei der Ausführung von Kommandos durchsucht werden), HOME (das Heimatverzeichnis, in dem die eigenen Dateien oder Verzeichnisse abgelegt sind) oder PWD (das aktuelle Arbeitsverzeichnis, in dem sich der Benutzer befindet). 8.2 Pipes Befehle können über sog. Pipes miteinander verbunden werden, in dem die Ausgabe eines Befehls als Eingabe für einen anderen dient. Die Pipe ermöglicht es somit zwei Befehle hintereinander auszuführen. Das Symbol für die Pipe ist hierbei |. Der Einsatz der Pipe ist dann sinnvoll, wenn der zweite Befehl direkt auf dem ersten aufbauen soll. Zum Beispiel <?page no="549"?> Linux 549 kann zuerst nach bestimmten Prozessen gesucht werden und danach kann deren Anzahl berechnet werden. 8.3 Umleitung von Ein- und Ausgabe Außerdem können die Einbzw. Ausgaben der Kommandos von den üblichen Standardwerten (Tastatur als Standardeingabe und Bildschirm als Standardausgabe) umgeleitet werden, so dass die Einbzw. Ausgabe beispielweise von einer bzw. in eine Datei erfolgt. Die Umleitung der Einbzw. Ausgabe von Kommandos erfolgt durch < bzw. >, die der Fehlermeldungen durch 2> . Der Vorteil der Umleitungen besteht darin, dass die Anweisungen so wesentlich flexibler eingesetzt werden können. 8.4 History Die Historie der bash erlaubt es, die vorher eingegebenen Befehle aufzulisten, zu verändern und wieder neu auszuführen. Dies ermöglicht es dem Benutzer seine Produktivität zu steigern, weil viele Eingaben nur eine Variation der vorhergehenden Eingaben darstellen. <?page no="550"?> 550 Linux 8.5 Shell-Skripte Die bash verfügt über eine integrierte Skriptsprache (vergleichbar einer Programmiersprache), die es erlaubt, sogenannte Shell-Skripte zu schreiben, die dann vom Benutzer aufgerufen werden. Ein Shell-Skript ist nichts anderes als ein Programm, das Linux-Kommandos aufrufen kann. Anstatt einzelne Sequenzen von Anweisungen manuell ausführen ergibt sich dank der Shell-Skripte die Möglichkeit, diese zusammenzufassen und automatisieren zu können. 8.6 Befehle im Überblick Funktion Befehl Anzeige aller Umgebungsvariablen env Anzeige einer Umgebungsvariablen Echo $<Name> Umleitung der Einbzw. Ausgabe <, > Aufruf der Historie history 8.7 Hinweise Passen Sie die Umgebungsvariablen an Ihre besonderen Anforderungen an. Rufen Sie die Befehlshistorie auf und modifizieren Sie dann eine frühere Eingabezeile, denn dies ist in der Regel deutlich weniger aufwändig als eine Neueingabe. Shell-Skripte sind Programme, die getestet und gewartet werden müssen. Typische Probleme sind falsche Zugriffsrechte, die fehlende Referenz auf die Shell oder die mangelnde Kennzeichnung als auszuführende Datei. <?page no="551"?> Linux 551 Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was ist die Aufgabe eines Kommandointerpreters? Verwaltung der Betriebsmittel Verarbeitung der Benutzereingaben grafische Darstellung der Oberfläche Verwaltung der Netzwerktätigkeiten 2. Wozu dient eine Umgebungsvariable? Sie ermöglicht die Anpassung des Kommandointerpreters an die Präferenzen des Benutzers. Sie stellt den Kommandointerpreter immer auf die Standardvorgaben des Systems ein. Sie legt die wesentlichen Eigenschaften des Betriebssystems fest. Sie definiert die Standardvariablen einer Programmiersprache. 3. Was enthält die Variable PATH? den Pfad des aktuellen Arbeitsverzeichnisses den Pfad des Benutzerverzeichnisses die Liste aller Verzeichnisse, die für die Ausführung der Kommandos durchsucht werden die Liste aller Verzeichnisse, die regelmäßig gespeichert werden die Liste aller Verzeichnisse, in denen sich Anwendungen befinden <?page no="552"?> 552 Linux 4. In welcher Umgebungsvariable befindet sich das aktuelle Verzeichnis? HOME PATH PWD SYSTEM USER 5. Was ist eine Pipe? logische UND-Verknüpfung zweier Kommandos logische ODER-Verknüpfung zweier Kommandos Verknüpfung der Ausgabe des ersten Befehls mit der Eingabe des zweiten automatisches Drucken der Ergebnisse eines Befehls 6. Wie kann man alle Umgebungsvariablen anzeigen? env display environment show ENV ENV display ENV 7. Wie nennt man die Programme des Kommandointerpreters, die typische Abläufe automatisieren? Shell-Programme Shell-Kommandos Shell-Anwendungen Shell-Skripte <?page no="553"?> Linux 553 8. Wie können alle zuvor ausgeführten Befehle in der Kommandozeile aufgerufen werden? hist history prev previous p 9 Zusätzliche Dateioperationen 9.1 Suche nach Dateien bzw. in Dateiinhalten Die Suche nach Dateien mittels des Dateinamens und weiterer Dateieigenschaften, z.B. dem Typ, den Zugriffszeiten oder die Größe, wird durch den find Befehl ermöglicht. Um den Gesamtaufwand bei der Suche effektiv zu begrenzen ist es wichtig, dabei möglichst viele Eigenschaften und das Startverzeichnis anzugeben. Die Anweisung grep sucht hingegen einen Text in den Dateiinhalten, wobei die Zeilen und die Dateien angezeigt werden, in denen der Text vorkommt. Die erforderliche Flexibilität entsteht durch den Einsatz eines regulären Suchausdrucks und den Optionen für die Ausgabe der Ergebnisse. 9.2 Anzeige von Dateiinhalten Für die Anzeige der Inhalte von Textdateien bieten sich prinzipiell less, head und tail an. Das flexibelste Werkzeug hiervon <?page no="554"?> 554 Linux ist less, denn es ermöglicht ein Durchblättern der Textdatei in beide Richtungen, während head nur den ersten und tail nur den letzten Abschnitt der Datei anzeigt. 9.3 Vergleich von Inhalten Häufig müssen Dateien miteinander verglichen werden, da sie z.B. verschiedene Versionen darstellen oder unklar ist, ob und inwieweit sie sich unterschieden. In solchen Fällen greift man auf die Befehle diff (engl. differ) und cmp (engl. compare) zurück. Die erste Anweisung ist vor allem für Textdateien gedacht und vergleicht beide Dateien zeilenweise, die zweite Instruktion liefert eine Null bei Gleichheit oder die Position des ersten Unterschieds. 9.4 Zählung von Dateiinhalten und Dateiumfang Mittels wc (eng. word count) kann (über geeignete Optionen) die Anzahl der Zeilen, Wörter und Zeichen einer Datei bestimmt werden. Der Dateiumfang wird anhand von du (engl. disk usage) ermittelt werden. 10 Glossar absoluter Pfad: Weg von der obersten Verzeichnisebene zum gewünschten Zielort. bash (bourne again shell): Die bash ist der Standard-Kommandozeileninterpreter unter Linux. Befehl: Eine Anweisung, die vom Benutzer eingegeben und vom Betriebssystem ausgeführt wird. <?page no="555"?> Linux 555 Betriebssystem: Ein Systemprogramm, das auf der Hardware aufsetzt, und diese den Anwendungen bzw. den Benutzern zur Verfügung stellt. Dokumentation: Die internen Handbücher von Linux. Kernel: Der Betriebssystemkern verwaltet alle notwendigen Ressourcen (z.B. CPU-Zeit, Hauptspeicher, Prozesse). Kommandozeile: Die textuelle Eingabe von Anweisungen an das Betriebssystem. Optionen: Sie sind Argumente des Befehls und spezifizieren genau(er) wie dieser umzusetzen ist. Parameter: Parameter sindwie Optionen - Argumente eines Befehls und Teil der Kommandozeile. Pipe: Es wird dargestellt durch | und bezeichnet die Weiterleitung der Ausgabe der ersten Instruktion als Eingabe des nächsten Kommandos. relativer Pfad: Weg von der aktuellen Position zum gewünschten Zielort. Shell: Die englische Bezeichnung für Kommandozeileninterpreter. vi: Der vi ist ein Texteditor, der in Linux (und anderen Betriebssystemen) angeboten wird. 11 Tipps 11.1 Nützliche Weblinks www.ubuntu.com : Ubuntu ist die am weitesten verbreitete Linux Distribution und sie steht in einer Reihe von verschiedenen Versionen zur Verfügung. de.redhat.com : die Red Hat Distribution wird vor allem in Unternehmen und im englischsprachigen Raum eingesetzt <?page no="556"?> 556 Linux www.suse.com : die SUSE Distribution kommt aus Deutschland und ist deshalb traditionell sehr präsent im deutschsprachigen Umfeld vertreten 11.2 Literaturtipps Daniel J. Barrett „Linux - kurz & gut“, O’Reilly: eine Kurzübersicht aller wesentlichen Linux-Befehle Thomas Kessel „Linux - eine praktische Einführung“, Oldenbourg: eine kurze Einführung in die Linux-Kommandozeile Johannes Plötner und Steffen Wendzel „Linux: das umfassende Handbuch“, Galileo Press: ein ausführliches Nachschlagewerk zu Linux 11.3 Prüfungstipps Die beste Vorbereitung besteht darin, die einzelnen Befehle in Form von Übungen auszuprobieren. Testen Sie die verschiedenen Optionen und Parameter aus. Erstellen Sie Ihre eigenen Befehlsübersichten mit den zugehörigen Beispielen. Ordnen Sie diese nach Häufigkeit oder Wichtigkeit. Machen Sie sich die Vorteile jeder Anweisung klar und heben Sie die Unterschiede zu anderen Optionen hervor. <?page no="557"?> AA Glossar <?page no="559"?> ABC-Analyse Die ABC-Analyse ist ein Verfahren zur Bestimmung relativer Wertbindungen. Ursprünglich wurde das Verfahren zur Analyse der Wertbindung in Lagerbeständen entwickelt. Die ABC- Analyse basiert auf der Beobachtung, dass meist nur ein kleiner Prozentsatz der Materialmengen einen großen Prozentsatz des Lagerbestandswertes bindet. Werden die drei Materialklassen A, B, C nach ihrem relativen Anteil am Wert des Gesamtbestandes unterschieden, ergibt sich beispielsweise folgendes Bild: A-Güter umfassen ca. 10 % der Mengen und binden ca. 80 % des Wertes, B-Güter umfassen ca. 20 % der Mengen und binden ca. 15 % des Wertes, C-Güter umfassen ca. 70 % der Mengen und binden ca. 5 % des Wertes. Nach Bedarf können weniger oder mehr Materialklassen gebildet werden. Abfindung Einmalige Geldleistung zur Ablösung von Ansprüchen, z.B. bei Kündigung gem. §§ 9 ff. KSchG oder Ausscheiden aus einem Unternehmen bzw. einem Arbeitsverhältnis. Gem. §§ 304 ff. AktG ist bei Abschluss eines Beherrschungs- oder Gewinnabführungsvertrages im Zusammenhang mit einem Unternehmenszusammenschluss eine angemessene Abfindung zu zahlen, um eine Benachteiligung außenstehender Aktionäre zu vermeiden. Gleiches gilt bei Betriebsänderungen gem. §§ 113 ff. BetrVG. Abfindungen werden auch häufig innerhalb von Sozialplänen (§§ 112 ff. BetrVG) vereinbart. Die Bemessung der Abfindung bei Ausscheiden aus einer Gesellschaft kann z.B. mittels der Barwertmethode erfolgen. Abfindungen sind für Arbeitnehmer gem. Sozialgesetzbuch bis zu bestimmten Beträgen steuerfrei. Glossar <?page no="560"?> Glossar Absatz Die Generierung von Umsatz im Unternehmen erfolgt durch den Absatz von mit Preisen versehenen Produkten bzw. Dienstleistungen. Dieser erfolgt vom Produzenten bzw. einkaufenden Unternehmen zum Endkunden bzw. Wiederverkäufer (Handel) durch den Marktkanal. Unterschieden wird dabei zwischen direktem (Direktvertrieb) und indirektem Absatz (Vertrieb) mit Hilfe verschiedener Absatzmittler und Absatzhelfer in einem langen Marktkanal. Absentismus Absentismus bezeichnet Fehlzeiten, die nicht krankheitsbedingt, sondern infolge privater Probleme oder motivationaler Ursachen entstehen. absoluter Pfad Weg von der obersten Verzeichnisebene zum gewünschten Zielort. Abtretung Hier handelt es sich um die Übertragung einer Forderung auf eine andere Person durch Rechtsgeschäft. AfA-Tabelle Hierbei handelt es sich um eine Richtlinie der Finanzverwaltung zur standardisierten Schätzung von betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauern von allgemein verwendbaren Anlagegütern. Agilität Agilität ist die Fähigkeit einer Organisation, flexibel, aktiv, anpassungsfähig und mit Initiative in Zeiten des Wandels und der Unsicherheit zu agieren. <?page no="561"?> Glossar Akku (oder Akkumulator) Ein besonderes Register im Rechenwerk der CPU, das die Ergebnisse der arithmetischen Operationen enthält. Aktie Aktien sind Wertpapiere, die das Mitgliedschaftsrecht an einer Aktiengesellschaft (AG) verbriefen. Eine Aktie gewährt das Stimmrecht. Vorzugsaktien können als Aktie ohne Stimmrecht ausgegeben werden. Aktiengesellschaft AG: Gesellschaft mit eigener Rechtspersönlichkeit, an der sich die Gesellschafter (Aktionäre) durch Einzahlung auf das in Aktien zerlegte Grundkapital beteiligen. Für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft haftet den Gläubigern nur das Gesellschaftsvermögen (§ 1 AktG). Die AG gilt auch dann als Handelsgewerbe, wenn der Gegenstand des Unternehmens nicht im Betrieb eines Handelsgewerbes besteht (§ 3 AktG). Die AG ist körperschaftlich organisiert und vom Bestand der Mitglieder unabhängig. Das Aktiengesetz ergänzend gelten die Bestimmungen über das Recht des rechtsfähigen Vereins. Der oder die Gründer müssen gegen Einlagen die Aktien übernehmen (§ 2 AktG) und die Satzung feststellen, die der notariellen Beurkundung bedarf (§ 23 AktG). Eine AG hat drei Organe: - Vorstand (Unternehmensleitung), - Aufsichtsrat (Überwachung der Geschäftsführung) und - Hauptversammlung (Interessenvertretung der Aktionäre). Aktivitätsdiagramm Das Aktivitätsdiagramm besteht aus verschiedenen Knoten, z.B. Start-, End-, Objekt-, Kontrollknoten oder Aktionen, und <?page no="562"?> Glossar den gerichteten Kanten, d.h. Pfeilen, die sie miteinander verbinden. Algorithmus Ein Verfahren, das in endlichen Schritten ein gegebenes Problem löst. Allgemeine Geschäftsbedingungen AGB Um Geschäfte möglichst einheitlich, einfach und reibungslos abwickeln zu können, sind sogenannte Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) entwickelt worden. Sie stellen standardisierte Vertragsbedingungen dar. Anleger Hierbei handelt es sich um potentielle Käufer und Verkäufer von Wertpapieren, die für sich selbst und nicht für Dritte, wie z.B. Wertpapiermakler, handeln. Man unterscheidet Privatanleger und institutionelle Anleger. Zu letzteren zählt man gewöhnlich Kapitalanlagegesellschaften, Versicherungsunternehmen, Pensionsfonds, Stiftungen, mitunter aber auch Kreditinstitute. Anleihe Die Anleihe ist ein verbriefter Kredit. Sie wird auch als Rente oder Obligation (Industrieobligation) bezeichnet. Im Englischen wird dafür der Begriff Bond verwendet. Annuität Hierbei handelt es sich um einen gleichbleibenden Betrag des Kapitaldienstes im Zusammenhang mit der Zinszahlung und Tilgung eines Darlehens. Man spricht von einer Kreditbedienung bei konstanter Verzinsung der ausstehenden Verbind- <?page no="563"?> Glossar lichkeit. Die Annuität setzt sich zusammen aus einem Tilgungs- und einem Zinsanteil. Zu Beginn der Annuitätenzahlung ist der Tilgungsanteil gegenüber dem Zinsanteil geringer als gegen Ende der Annuitätentilgung. Grund dafür ist der sich mit jeder Tilgungsleistung verringernde Kreditbetrag, so dass ein immer kleiner werdender Betrag verzinst werden muss. Man spricht auch von der Methode der Effektivverzinsung. Anschaffungskosten Vermögensgegenstände des Anlagevermögens werden zu den Anschaffungskosten bilanziert (Anschaffungswertprinzip, Pagatorik). Zu den Anschaffungskosten dürfen die Anschaffungsnebenkosten (Fracht, Montagekosten) hinzugefügt werden. Die Anschaffungskosten sind stets Nettopreise (Umsatzsteuer wurde abgezogen). Die Umsatzsteuer kann als Vorsteuer geltend gemacht werden. Der Wertansatz darf auch bei einer Wertsteigerung des Vermögensgegenstands nicht erhöht werden. Es gilt das Niederstwertprinzip. Anstellung Hierbei handelt es sich um die vertragliche Verbindung der Geschäftsleiter mit ihrer Kapitalgesellschaft (entgeltlicher Geschäftsbesorgungsvertrag). Anwendungsfallbeschreibung Die Anwendungsfallbeschreibung ist eine Erläuterung der im Diagramm dargestellten Elemente. Anwendungsfalldiagramm Das Anwendungsfalldiagramm repräsentiert Anwendungsfälle mit Hilfe von Systemgrenzen, Akteuren und den eigentlichen Anwendungsfällen. <?page no="564"?> Glossar Anwendungssystem Ein Anwendungssystem ist Teil eines Informationssystems und beschreibt dessen Harware, Software, Daten/ Speicher und Kommunikationstechnik. App App (Kurzform von Applikation) ist eine Anwendungssoftware, die oft speziell für mobile Endgeräte entwickelt wird. Architekturmuster Ein Architekturmuster („Architectural Pattern“) beschreibt die grundlegenden Komponenten der Anwendung, ihren Aufbau und ihre Interaktion. Arithmetic Logical Unit (ALU) Es ist das Rechenwerk der CPU, in dem alle Berechnungen durchgeführt und die Resultate in Registern abgespeichert werden. Assoziation Eine Assoziation etabliert eine Beziehung zwischen Klassen oder Interfaces. Die Beziehung wird im später laufenden Programm durch die Objekte der Klassen etabliert werden. Damit drücken Assoziationen eigentlich die Möglichkeit einer späteren Objektbeziehung aus. Unterschieden wird dabei zwischen „Membership“-, „ist Teil von“- und allgemeine Abhängigkeitsbeziehungen. Außendienst Der Verkauf durch den Außendienst wird auch als persönlicher Verkauf im engeren Sinne bezeichnet. Der Außendienstmitarbeiter betreut die Verkaufsstätten der Handelskunden. <?page no="565"?> Glossar Eine der Hauptaufgaben ist, die Distribution der Produkte im Rahmen von Verkaufsgesprächen mit den Marktleitern und Regalkräften der Einkaufsstätte sicherzustellen. bash (bourne again shell) Die bash ist der Standard-Kommandozeileninterpreter unter Linux. Basispreis Beim Optionsgeschäft wird außer der zu zahlenden Prämie (Optionsprämie) auch der Preis des zugrundeliegenden Basistitels bei Vertragsabschluss festgesetzt. Befehl Ein Befehl besteht aus dem eigentlichen Kommando und den möglichen Optionen sowie Parametern. Das Kommando ist in jedem Fall notwendig, aber es kann um die Optionen ergänzt werden, die eine zielgerechte oder spezifische Ausrichtung ermöglichen. Ein Parameter bezeichnet oft Daten, die als Eingabe dienen und auf die das Kommando angewendet wird. Besitz Hierbei handelt es sich um die tatsächliche Herrschaftsgewalt über eine Sache, faktische Möglichkeit auf diese zuzugreifen. Bestellung Hierbei handelt es sich um einen einseitigen korporativen Akt, der eine natürliche Person zum Geschäftsleiter oder Aufsichtsrat einer Kapitalgesellschaft macht. <?page no="566"?> Glossar Betriebsrat Als Betriebsrat wird das gesetzliche Vertretungsorgan der Arbeitnehmer zur Wahrung der Mitbestimmung gegenüber den Arbeitgebern in Betrieben des privaten Rechts bezeichnet. Abzugrenzen hiervon ist die Mitbestimmung durch Arbeitnehmervertreter in Aufsichtsräten von Kapitalgesellschaften sowie die Mitwirkung im öffentlichen Dienst. Regelungen zu den Rechten des Betriebsrats finden sich im Betriebsverfassungsgesetz von 1972 (BetrVG). Betriebssystem Betriebssysteme ermöglichen erst die Arbeit mit Computern und sind deshalb zum Verständnis der Informatik unabdingbar. Sie gehören zu den wichtigsten systemnahen Softwareprodukten und befähigen deshalb den Benutzer, die einzelnen Hardware- und Softwarekomponenten zu nutzen. Betriebsverfassungsgesetz Das BetrVG von 1972 ersetzte das Betriebsverfassungsgesetz von 1952 und wurde im Juli 2001 novelliert. Es regelt die Mitwirkung sowie die Mitbestimmung der Arbeitnehmer auf betrieblicher Ebene. Bewertung Die Bewertung ist ein entscheidender Prozess der Bilanzierung. Den einzelnen Vermögensgegenständen werden Geldwerte zugeordnet. In der Handels- und Steuerbilanz wird das Anschaffungswertprinzip (Pagatorik) angewandt. Big Data Als Big Data bezeichnet man sehr große Mengen an Daten, die mit herkömmliche Datenbanken nur unzureichend analysiert werden können. <?page no="567"?> Glossar Bilanz Hierbei handelt es sich um eine stichtagbezogene Gegenüberstellung von Vermögen und Kapital. Auf der linken Seite der Bilanz werden die Vermögensgegenstände (Aktiva, Mittelverwendung) aufgeführt; auf der linken Seite notiert man das Kapital (Passiva, Mittelherkunft). Bit Es ist die kleinste Speichereinheit und beschreibt die Unterscheidung zwischen 0 und 1. Bonität Hierbei handelt es sich um die Güte eines Unternehmens als Schuldner nach Finanzmarktkriterien: Kreditwürdigkeit (Schuldner-Qualität); primär dessen Zahlungsfähigkeit bzw. die Sicherheit einer Geldforderung. Relevant hinsichtlich des mit der Geldanlage (Kapitalüberlassung) verbundenen Risikos und der geforderten Verzinsung des überlassenen Kapitals. Bonus Der Bonus ist eine Form des Mengenrabatts. Der Bonus wird meist am Ende einer Periode bei der Erreichung bestimmter Absatz- oder Umsatzgrößen gewährt. Börse Eine Börse ist ein organisierter Markt für vertretbare Güter. Vertretbar (börsenfähig, fungibel) bedeutet, dass das handelbare Gut einer Gattung zuzurechnen ist, z. B. ein Barrel (159 Liter) Rohöl der Sorte Light Sweet Crude 1 oder eine Feinunze Gold. <?page no="568"?> Glossar Buchung Die Buchung beinhaltet die Erfassung und Dokumentation eines Geschäftsvorfalls anhand eines Buchungssatzes in der Finanzbuchführung. Bei jeder Buchung in der doppelten Buchführung sind ein Soll- und ein Habenkonto beteiligt. Buchwert Der Buchwert beschreibt den Wert, zu welchem ein Vermögensgegenstand oder eine Verbindlichkeit in der Bilanz angesetzt wird. Bundeskartellamt Das Bundeskartellamt ist eine Bundesbehörde, welche die im Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) festgelegten Aufgaben wahrnimmt (z. B. Überwachung der Zusammenschlusskontrolle). Bürgschaft Durch den Bürgschaftsvertrag verpflichtet sich der Bürge gegenüber dem Gläubiger eines Dritten, für die Erfüllung der Verbindlichkeiten des Dritten einzustehen (§ 765 BGB). Business Intelligence (BI) Analyse unterschiedlicher Datenmengen eines Unternehmens, um bessere Entscheidungen treffen zu können. Business Process Model and Notation (BPMN) BPMN ist eine grafische Modellierungssprache mit definierter Syntax und Semantik. BPMN kann fachlich deskriptiv oder operativ eingesetzt werden. BPMN wurde 2001 ursprünglich <?page no="569"?> Glossar durch die IBM entwickelt und von der Business Process Management Initiative (BPMI) 2004 veröffentlicht. Byte Acht Bits bilden ein Byte und erlauben somit die Speicherung von 2 8 = 256 Kombinationen. Central Processing Unit (CPU) Besteht aus einem Rechen- und einem Steuerwerk. Es kann als das Gehirn eines Computers angesehen werden. Chief Information Officer (CIO) Der CIO gilt als „Bindeglied“ zwischen IT und Geschäftsführung und ist maßgeblich an der IT-Strategie beteiligt. Cloud Computing Als Cloud Computing bezeichnet man die verteilte Bearbeitung von Daten über virtuelle Infrastrukturen. Code / Codierung Code wird in der Wirtschafsinformatik als eine maschinenverständliche Sprache beschrieben. Ein Programmierer codiert daher logische Anweisungen in Programmcode. Compiler Der Compiler übersetzt den Quelltext nur einmal und generiert daraus einen Code, der immer wieder aufgerufen wird, wenn die Anwendung gestartet wird. <?page no="570"?> Glossar CPU Der zentrale Baustein eines Computers ist die CPU (Central Processing Unit), die die Verarbeitung der Befehle übernimmt und einen entscheidenden Einfluss auf die Performance des Gesamtsystems hat. Der Grafikprozessor übernimmt in der Regel die aufwändigen Berechnungen und das Rendering von Bildern, z. B. bei Computerspielen oder 3D-Darstellungen. CSCW Computer Supported Collaborative Work stellt Informationssysteme für eine effektive und effiziente Zusammenarbeit zur Verfügung. Customizing Das Customizing bezeichnet die Anpassung von Standardsoftware auf die Bedürfnisse des Unternehmens. Darlehen Hierbei handelt es sich um ein Rechtsgeschäft, durch das der Darlehensschuldner Geld oder andere vertretbare Sachen empfängt und verpflichtet ist, dem Darlehensgläubiger das Empfangene in Sachen von gleicher Art, Güte und Menge zurückzuerstatten (vgl. §§ 607 ff. BGB). Es handelt sich meist um ausgereichte oder erhaltene Kredite mit festem Betrag und fester Laufzeit (in der Regel mehrere Jahre) sowie festvereinbarter Kündigungs- oder Rückzahlungsmodalität. Gegensatz: Kontokorrentkredit. Datei Eine Folge von Daten. <?page no="571"?> Glossar Datentypen Datentypen beschreiben einen Wertebereich und Operationen, die auf den Daten des Wertebereichs ausgeführt werden können. DAX DAX ist die Abkürzung von Deutscher Aktienindex. Er ist der Leitindex der Deutschen Börse und setzt sich aus den dreißig größten deutschen börsennotierten Aktiengesellschaften (AG) zusammen. Entscheidend für die Aufnahme einer AG in den DAX sind die Marktkapitalisierung und der Börsenumsatz. Der Streubesitz muss mindestens 10 % betragen. Dies ist besonders wichtig für AGs, die in fester Hand sind. Demoskopie Hierbei handelt es sich um Umfrageforschung, Meinungsforschung, Survey-Research also um eine Untersuchung sozialer Sachverhalte mit Hilfe von Befragungen. Derivate Wertpapiere wie Aktien und Anleihen unterliegen Kursschwankungen. Diese Kursbewegungen können Gegenstand eines Vertrages sein. Der Wert eines derartigen Vertrages leitet sich aus der Kursbewegung des zugrunde liegenden Wertpapiers (Basiswert bzw. underlying) ab. Der sich auf den Basiswert beziehende Vertrag (Finanzkontrakt) wird als D. (derivare [lat.] = ableiten) bezeichnet, da er sich aus dem Basiswert ableitet. Beispiel: Die Option zum Kauf einer Aktie (= Basiswert) an einem künftigen Termin zu einem festgelegten Preis ist ein Derivat. <?page no="572"?> Glossar Devisen Devisen sind Forderungen, die auf fremde Währung lauten und im Ausland zahlbar sind, bestehend aus Schecks, Wechsel und Guthaben in fremder Währung bei ausländischen Banken. Banknoten zählen nicht zu den Devisen. Distributionspolitik Hierbei handelt es sich um die Einkommensverteilungspolitik in einer Volkswirtschaft. Die Primärverteilung durch Marktprozesse soll nach Redistribution durch den Staat als Sekundärverteilung an sich einerseits bestimmten Gerechtigkeitsüberlegungen genügen und Anreize zur Teilnahme am Produktionsprozess setzen, andererseits aber auch ein menschenwürdiges Dasein aller Bürger gewährleisten. Die tatsächliche Distributionspolitik wird oft von Partialinteressen gesteuert. Dividende Die Dividende ist der Teil des aus dem Bilanzgewinn an die Aktionäre verteilten Gewinnes. Sie wird in Euro pro Stück ausgedrückt. Die Hauptversammlung entscheidet über die Gewinnverwendung. Vgl. Aktiengesellschaft (AG). Domänenwörterbuch Das Domänenwörterbuch (domain dictionary) ist eine Sammlung und Definition aller zentralen Begriffe des Anwendungsgebiets. E-Business & E-Commerce E-Business bezeichnet alle digitalisierten Prozesse innerhalb des Unternehmens und der Wertschöpfungskette. E-Commerce ist ein Teil des E-Business und befasst sich mit dem elektronischen Handel von Waren und Dienstleistungen. <?page no="573"?> Glossar Effektivität Effektivität soll ausdrücken, dass ein Prozess den richtigen Output zur richtigen Zeit am richtigen Ort zum richtigen Preis liefert. Maßstab für die Effektivität eines Prozesses sind die Erwartungen der Kunden. Effizienz Effizienz soll das ökonomische Prinzip in den Ausprägungen des Maximal- und Minimalprinzips zum Ausdruck bringen: maximales Leistungsniveau bei konstantem Verbrauch von Ressourcen wie Material, Raum, Arbeitszeit und Maschinen oder Minimierung des Ressourcenverbrauchs. Einkommensteuer Hierbei handelt es sich um die Steuer, die vom Einkommen von Privatpersonen und Selbständigen erhoben wird. Einzelkaufmann Einzelfirma, Einzelunternehmung. 1. Unternehmungsform mit einem das Handelsgewerbe als Alleininhaber betreibenden Kaufmann. Gegensatz: Handelsgesellschaft. 2. Die Firma des Einzelkaufmanns muss den Zusatz „eingetragener Kaufmann (e.K.)“ enthalten, § 19 HGB. Zweigniederlassung ist möglich. Auflösung durch Liquidation formlos, kein Abwickler. 3. Der Einzelkaufmann haftet mit seinem gesamten, d.h. auch mit seinem privaten Vermögen. 4. Der Erwerber haftet für die Verbindlichkeiten, wenn der Ausschluss nicht ins Handelsregister eingetragen wird. 5. Erben haften, wenn sie die Firma der Einzelunternehmung fortführen und die Erbschaft nicht ausschlagen. <?page no="574"?> Glossar Die bloße Errichtung einer Einzelunternehmung als solche unterliegt keiner Steuer. Abgaben, wie z.B. die frühere Gesellschaftsteuer, bei denen die bloße Aufbringung des Kapitals für eine Kapitalgesellschaft schon Steuern auslöste, sind hier also unbekannt, jedoch muss die Eröffnung des Unternehmens den Finanzbehörden angezeigt werden (§ 138 AO). Der laufende Geschäftsbetrieb löst dann aber anschließend infolge der anfallenden Umsätze und Gewinne i.d.R. Einkommen-, Gewerbe- und Umsatzsteuer aus. Der Einzelkaufmann ist von der Buchführung und Inventaraufstellung befreit, wenn er an den Abschlussstichtagen von zwei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren nicht mehr als 500.000 € Umsatz und 50.000 € Gewinn aufzuweisen hat (§ 241a HGB). Enterprise Application Integration (EAI) Befasst sich mit der Integration verschiedener Informationssysteme. Enterprise Architecture (EA) Beschreibt die Planung und das Zusammenspiel von IT und geschäftsrelevanten Tätigkeiten. Erlöse Erlöse sind die Rechnungsbeträge aus Verkäufen (Umsätzen). Von den Erlösen werden Rabatte (Mengen-, Staffel-, Treuerabatte), Skonti, Boni und die Umsatzsteuer abgezogen. Ertrag Hierbei handelt es sich um einen monetär bewerteten Wertzuwachs eines Unternehmens. Ertrag ist das Gegenteil von Auf- <?page no="575"?> Glossar wand. Als weiterer Ertragsbegriff wird der Rohertrag (gross profit) und Vorsteuergewinn (net profit) verwendet. EVA-Prinzip Das EVA-Prinzip besteht darin, dass jedes informationstechnische System eine Eingabe-, eine Verarbeitungs- und eine Ausgabekomponente benötigt. Dieser Ansatz lässt sich analog auf verschiedene Probleme anwenden. Executables Ausführbare Programme (sog. Executables) sind Zeichendateien, die - im Gegensatz zu Texten - nicht vom Menschen gelesen werden können. Sie enthalten Anweisungen in Maschinensprache oder in einem Zwischencode, der von einem Rechner interpretiert werden kann. Festplatte Die Festplatte enthält - analog zum Hauptspeicher - sowohl Programmcode als auch Daten, aber im Unterschied zum Hauptspeicher sind sie dort permanent gespeichert und gehen auch nach dem Ausschalten nicht verloren. FIFO-Methode Die FIFO-Methode (First In - First Out) beschreibt die Bewertungsmethode, bei der unterstellt wird, dass die Güter verbraucht werden, welche als Erstes hergestellt bzw. erworben wurden. Finanzmärkte Finanzmärkte sind Märkte für den Handel mit Finanzinstrumenten (z. B. Aktien, Anleihen, Finanzderivate). Auf ihnen sind Akteure mit verschiedenen Interessen und Zielen tätig. <?page no="576"?> Glossar Die Käufe und Verkäufe von Wertpapieren lassen sich in die GeschäfteSpekulation, Arbitrage und Kurssicherung gliedern. Diese Geschäfte unterscheiden sich durch die Ziele der Akteure und durch deren Einstellung zu Rendite und Risiko ihrer Kapitalanlage. Finanzplan Ein Finanzplan erfasst künftige Einzahlungen und Auszahlungen, um den Kapitalbedarf und die Liquidität künftiger Perioden zu ermitteln. Finanzplanung: Planungstätigkeit eines Unternehmens zur Ermittlung und anschließend zur Deckung bzw. Verwendung eines kurz-, mittel- und langfristigen Bedarfs bzw. Überschusses an Zahlungsmitteln. Fluktuation Verlässt ein Arbeitnehmer die Organisation auf Dauer, spricht man von Fluktuation. Die jährliche Mitarbeiterfluktuation errechnet sich aus der aufsummierten Zahl der Ein- und Austritte in einem Unternehmen im Verhältnis zur durchschnittlichen Beschäftigtenzahl. Framework Wird oft als Rahmenwerk, Ordnungsrahmen oder Gerüst für bestimmte planerische Aufgaben oder in der Softwareentwicklung verwendet. Fremdkapital Hierbei handelt es sich um alle über Fremdfinanzierung beschafften Geldmittel (Lieferantenverbindlichkeiten, Bankverbindlichkeiten, Rückstellungen, passivische Rechnungsabgrenzungsposten). Das Fremdkapital wird in kurz-, mittel- und langfristig unterteilt. Das Fremdkapital wird nach der Fristig- <?page no="577"?> Glossar keit (Fälligkeit) gegliedert. Für die Bewertung von Verbindlichkeiten gilt das Höchstwertprinzip. Führung In einer engen Interpretation wird hierunter die Personalführung verstanden, d.h., es geht um die zielgerichtete Beeinflussung von Mitarbeitern durch Führungskräfte. In einer weiteren Fassung wird hierunter jede Beeinflussung innerhalb einer Auftraggeber-/ Auftragnehmerbeziehung verstanden. Funktion (betriebliche) Bezeichnet einen Aufgabenbereich im Betrieb. Oft gleichzusetzen mit einer Abteilung. Fusion Eine Fusion liegt dann vor, wenn die sich verbindenden Unternehmen nicht nur ihre wirtschaftliche, sondern auch ihre rechtliche Selbstständigkeit verlieren. Future Hierbei handelt es sich um ein standardisiertes, börsennotiertes, unbedingtes Termingeschäft. Generell wird zwischen Financial Futures auf Zinsen, Aktien, Aktienindizes, Währungen und Commodity Futures (Warentermingeschäfte) auf Edelmetalle, Rohstoffe, Nahrungsmittel und andere Güter unterschieden. Der Future ist ein für beide Vertragsparteien verpflichtender Terminkontrakt. Der Käufer verpflichtet sich zur Abnahme und der Verkäufer zur Lieferung des vereinbarten Gegenstandes. Vertragsabschluss und Erfüllung liegen dabei zeitlich auseinander. <?page no="578"?> Glossar Geschäftsführung Jedes Tätigwerden zur Erreichung des Gesellschaftszweckes i.S.d. Unternehmensleitung mit Ausnahme der Grundlagenentscheidungen, die den Gesellschaftern vorbehalten sind. Geschäftsprozess Ein wiederholbarer, wertschöpfender Ablauf im Betrieb, der einen definierten Input und Output hat. Geschäftsprozessmodellierung (GPM) Erfassung und Darstellung existierender Geschäfts- oder Arbeitsabläufe im Unternehmen. Ziel ist die Verbesserung der Prozesse. Gewerbe Hierbei handelt es sich um die planmäßige und dauerhafte selbständige Tätigkeit mit Gewinnerzielungsabsicht. Gewerkschaften Die Gewerkschaften sind aus der deutschen Arbeiterbewegung zum Ende des 19. Jahrhunderts entstandene Interessenorganisationen der Arbeitnehmer. Gläubiger Hierbei handelt es sich um eine Person, der ein Anspruch, z.B. auf Zins und Tilgung, gegen einen anderen, den Schuldner, zusteht, den er auch im Insolvenzverfahren des Schuldners geltend machen kann. Handelsregister Verzeichnis aller vollkaufmännisch geführten Unternehmen mit Ausnahme der Genossenschaften, da diese ins Genossen- <?page no="579"?> Glossar schaftsregister einzutragen sind. Das Handelsregister hat eine Abteilung A, in welche vollkaufmännische Einzelunternehmen und Personengesellschaften eingetragen werden. In Abteilung B werden Kapitalgesellschaften geführt. In Abteilung A lautet die Spaltengliederung: 1. Nummer der Eintragung 2. Firma, Ort der Niederlassung bzw. Sitz der Gesellschaft, Gegenstand des Unternehmens 3. Geschäftsinhaber, persönlich haftende Gesellschafter (Komplementäre), Vorstand, Abwickler 4. Prokura 5. Rechtsverhältnisse 6. Tag der Eintragung und Unterschrift, Bemerkungen. In Abteilung B ist zusätzlich noch eine Spalte vorgesehen für die Höhe des gezeichneten Kapitals. Vgl. im Einzelnen §§ 8 ff. HGB. Hardware Als Hardware kann man die Gesamtheit aller oder die einzelnen Komponenten eines Computersystems ansehen. Hauptversammlung Nach dem Aktiengesetz oberstes Organ der Aktiengesellschaft (AG), gesetzlich vorgesehene und mit besonderen Rechten ausgestattete Versammlung aller Aktionäre und Instrument der Eigentümer einer Aktie zur Wahrnehmung ihrer Mitverwaltungsrechte. Die H. bestimmt nämlich über Bestellung und Abberufung der Aufsichtsratsmitglieder (§§ 101, 103 Aktiengesetz AktG), die wiederum über die Bestellung und Abberufung des Vorstandes entscheiden (§ 84 AktG). Anders als die Gesellschafterversammlung einer Gesellschaft mit be- <?page no="580"?> Glossar schränkter Haftung (GmbH) stellt die H. im Tagesgeschäft jedoch nicht das zentrale Entscheidungsorgan dar. Aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Kompetenzverteilung zwischen den Organen einer AG ist sie insbesondere nicht befugt, dem Vorstand und dem Aufsichtsrat direkte Weisungen zu erteilen (§ 119 AktG). Unterschieden wird zwischen der ordentlichen und der außerordentlichen H. Die ordentliche H. (§ 175 I 2 AktG) muss mindestens einmal jährlich in den ersten acht Monaten des Geschäftsjahrs stattfinden und behandelt insbesondere die jährlich wiederkehrenden Beschlüsse (Vorlage Jahresabschluss, Verwendung des Bilanzgewinns, Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat, Bestellung des Abschlussprüfers). Die außerordentliche H. hat in rechtlicher Hinsicht keine andere Qualität und liegt vor, wenn neben der ordentlichen H. eine weitere H. einberufen wird. Die Zuständigkeit der H. ist auf die im Gesetz und in der Satzung ausdrücklich bestimmten Fälle beschränkt (§ 119 AktG) und kann kaum erweitert werden (vgl. § 23 V AktG); ihre Kompetenz umfasst nach § 119 AktG vor allem: 1. die Bestellung der Mitglieder des Aufsichtsrates, 2. die Entlastung der Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats, 3. die Bestellung des Abschlussprüfers, 4. die Verwendung des Bilanzgewinns, 5. Satzungsänderungen, 6. Maßnahmen der Kapitalbeschaffung und der Kapitalherabsetzung, 7. Die Bestellung von Prüfern zur Prüfung von Vorgängen bei der Gründung oder der Geschäftsführung, 8. die Auflösung der Gesellschaft. Weitere im Gesetz genannte Befugnisse sind z.B. <?page no="581"?> Glossar 9. der Verzicht bzw. Vergleich über Ersatzansprüche (§§ 50, 93 IV, 116 AktG), 10. die Abberufung von Aufsichtsratsmitgliedern (§ 103 AktG). Einberufen wird die H. in der Regel durch den Vorstand (§ 121 II AktG), ausnahmsweise durch den Aufsichtsrat (§ 111 III AktG). Die H. entscheidet durch (mehrheitliche) Beschlüsse. Teilnahme- und stimmberechtigt sind grundsätzlich alle Aktionäre, soweit es sich nicht um Inhaber von Vorzugsaktien ohne Stimmrecht (§§ 139 ff. AktG) handelt. Die Stimmkraft richtet sich nach Aktiennennbeträgen (§ 134 AktG). Die Beschlüsse bedürfen der einfachen Mehrheit der abgegebenen Stimmen (einfache Stimmenmehrheit), soweit nicht Gesetz oder Satzung eine größere Mehrheit oder weitere Erfordernisse bestimmen (§ 133 AktG); Letzteres ist etwa der Fall bei Grundlagenbschlüssen (z.B. Satzungsänderungen, § 179 II AktG, Beschlüsse über Unternehmensverträge, § 293 I AktG). Jeder Beschluss der H. ist durch eine über die Verhandlung notariell aufgenommene Niederschrift zu beurkunden; bei nichtbörsennotierten Gesellschaften reicht eine vom Vorsitzenden des Aufsichtsrats zu unterzeichnende Niederschrift aus, soweit keine Beschlüsse gefasst worden sind, für die das Gesetz eine 3/ 4- oder größere Mehrheit bestimmt (§ 130 I AktG). Diese ist nach Beendigung der H. unverzüglich zum Handelsregister einzureichen (§ 130 V AktG). Neben dem Stimmrecht steht dem Aktionär in der H. auch ein umfassendes Auskunftsrecht (§§ 131, 132 AktG) zu. Hedging Hedging ([to] hedge [engl.] = Hecke; absichern) ist die Absicherung vor Kursrisiken, i. d. R. durch Kauf von Derivaten und deren späteren Verkauf. <?page no="582"?> Glossar Hexadezimal Ein Zahlensystem auf der Basis 16, das gekennzeichnet ist durch eine tiefer gesetzte 16. Die Zahlen 10 … 15 werden durch die Hexziffern A … F ersetzt. Die Hexzahl A4 ist eine 164 im Dezimalsystem. HIFO-Methode HIFO- (Highest In, First Out) und LOFO-Methode (Lowest In, First Out) nutzen entsprechende Bewertungskriterien zur Einteilung der Produkte im Lager. Holding Hat eine Gesellschaft lediglich die Funktion, Beteiligungen an den Tochtergesellschaften auf Dauer zu halten (engl.: to hold), übt sie selbst also keine produktionswirtschaftliche Tätigkeit aus, so wird diese Obergesellschaft als Holding oder Holdinggesellschaft bezeichnet. IFRS IFRS ist die Abkürzung für International Financial Reporting Standards. Bezeichnung der seit 2003 vom IASB neu geschaffenen Standards zur Rechnungslegung. Das IFRS-Regelwerk umfasst ein Framework, die IAS/ IFRS und die Interpretationendes IFRS-IC (International Financial Reporting Standards Interpretation Committee). Zur Anwendung der IFRS-Rechnungslegung in der EU ist deren Anerkennung im Rahmen eines Endorsement Prozesses notwendig. Individualsoftware Ein für den Betrieb individuell programmiertes Anwendungssystem. <?page no="583"?> Glossar Information (Digitale) Daten werden erst zu Informationen, wenn s ie eine geeignete Semantik erhalten. Dies hat zur Konsequenz, dass dieselben digitalen Daten, je nach Semantik eine völlig verschiedene Interpretation erhalten können und so z. B. als Text, Grafik, Zahlen oder Programmcode aufgefasst werden können. Dies wird durch die folgende „Gleichung“ formuliert: Information = Daten + Semantik. Informationssystem (betriebliches) Ein System zur Deckung der Informationsnachfrage im Betrieb. Es beinhaltet das Anwendungssystem. Innovation Der Innovationsbegriff erfährt in der Literatur ein differenziertes Verständnis und deshalb legen Autoren auch unterschiedliche Inhalte ihren Definitionen zugrunde. Hier werden also nur exemplarische Definitionen vorgestellt: Der Begründer der wirtschaftswissenschaftlichen Innovationsforschung Josef A. Schumpeter erläuterte und beschrieb 1911 Innovationen folgendermaßen: Innovationen sind für ihn neue Kombinationen, die er auf verschiedene Anwendungsfälle verstanden wissen möchte: Herstellung eines neuen Gutes oder einer neuen Qualität eines Gutes, Einführung einer neuen Produktionsmethode, Erschließung eines neuen Absatzmarktes, Eroberung einer neuen Bezugsquelle von Rohstoffen oder Halbfabrikaten, Durchführung einer Neuorganisation. Pragmatisch kann man das Innovationsphänomen auf Produkte, Dienstleistungen, Organisationsprozesse (z.B. Just-In- Time-System) und Sozialsysteme (Betriebliche Altersversorgung, Pflegeversicherung) beziehen. Innovation kann mit einem patentfähigen Neuheitsbegriff verknüpft werden. <?page no="584"?> Glossar Mehr pragmatisch gilt in der Betriebswirtschaftslehre jedoch das subjektive Neuheitsverständnis von Innovationen, dass die Neuheit für den Betrieb und den Markt heraushebt und nicht die Anzahl der bestehenden oder nicht bestehenden Patente sowie das sich die Innovation ökonomisch verkaufen lässt und rechnet. Innovationsphänomen: Innovation gilt als die Quelle der Produktivität, des materiellen Reichtums und der Zerstörung alter Arbeitsplätze. Der Ansatz bei Systemen der Innovation gilt dem Studium der Innovation und dem technologischen Wandel. Innovationen sind neue Schöpfungen ökonomischer Signatur. Es handelt sich um Prozesse, durch welche technologische Innovationen hervorkommen. Diese sind extrem komplex und umfassen Wissenselemente, Handlungselemente und die Überführung von technischem Wissen und Handeln in neue Produkte. Innovationen werden heute nicht allein oder von einzelnen Firmen durchgeführt. Wenn wir den Prozess der Innovation beschreiben, verstehen, erklären und möglicherweise auch beeinflussen wollen, müssen wir alle wichtigen Faktoren erfassen, die Innovationen gestalten und beeinflussen. Es geht um die Struktur und die Dynamik solcher Systeme, die als Nationales System der Innovation (NIS) bezeichnet werden. Der Berliner Humankapitalorientierte Innovationsansatz und der Integrierte Berliner Innovationsansatz gehen wie Irrgang von einem technischen Verständnis von Innovationsphänomenen in Industrieunternehmen aus, um wettbewerbsfähig zu bleiben. 1. Im Industriebetrieb erfolgt die Erarbeitung qualitativ neuartigen Wissens, z.B. durch die Ingenieure im Forschungs- und Entwicklungsbereich eines Unternehmens, das idealerweise zu einer Erfindung, einem Patent und zu einem Prototyp einer Innovation führt Man kann auch sagen, dass das wissensbasierte Humankapital durch den Kognitionsprozess bei Erfindern beschrieben werden kann: Der Kognitionsprozess bei <?page no="585"?> Glossar Erfindern ist durch das naturwissenschaftlich-technische Beobachten und technische Nachdenken des Erfinders geprägt, damit er dadurch seine Erkenntnis über das naturwissenschaftlich-technische Wissen bewahrt und zu neuen Erkenntnissen gelangt, sprich zu einem wissensbasierten Humankapital. 2. Überführung des wissensbasierten Humankapitals in technologisches, arbeitsteiliges Wissen der Mitarbeiter im Produktions- und Marketingbereich, um die Innovation in einem Diffusionsprozess massenhaft herzustellen und zu vermarkten. Die externe Qualifizierung der Mitarbeiter und die interne Schulung der Mitarbeiter durch Personalentwicklungsmaßnahmen dienen dazu, technische Innovationen im Industriebetrieb beherrschen zu lernen. Durch Innovationen treten betriebswirtschaftlich mehrere Phänomene auf, die von den Betroffenen emotional und rational unterschiedlich bewertet werden, und zwar Zerstörung alter Arbeitsplätze, Erhöhung der Produktivität der neuen Arbeitsplätze, Senkung der Personalkosten, Erhöhung des Shareholder Values und Erhöhung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens. Insolvenz Insolvenz ist die bei Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung einsetzende Folge nach der Insolvenzordnung. Interfaces Interfaces sind Komponenten, die ausschließlich abstrakte Methoden definieren. Interpreter Ein Interpreter nimmt die Benutzereingaben und den Quelltext entgegen und übersetzt bei jedem Durchlauf den Quelltext in Code und führt diesen dann aus. <?page no="586"?> Glossar Invention Eine Invention wird als eine Erfindung verstanden, die sich im Ideenstadium befindet und für die es noch keine ersten Vermarktungsschritte gibt. Investition Unter Investition ist die Umwandlung (Bindung) von Kapital bzw. Geld in Sachgüter (Sachinvestition) oder Wertpapiere und Forderungen (Finanzinvestition) zu verstehen, die sich über mehrere Perioden erstreckt. Umgekehrt ist die Desinvestition die Freisetzung gebundenen Kapitals aus Sach- oder Finanzinvestitionen. IT-Governance Befasst sich mit Entscheidungs- und Führungsstrukturen bzgl. IT und deren Auswirkung auf die Unternehmensstrategie bzw. IT-Strategie. IT-Strategie Vision bzgl. der Ausrichtung der IT nach der Unternehmensstrategie und deren Beeinflussung. IT-Systeme Alle Arten von datenverarbeitenden, automatisierten Systemen, die die Bearbeitungsschritte unterstützen. Dies umfasst sowohl Software als auch Hardware. Sie führen in der Regel Teile der Bearbeitungsschritte aus und erlauben den organisatorischen Einheiten, miteinander Daten auszutauschen. Java Java ist eine typisierte, objektorientierte Programmiersprache, die von einem Compiler in den sogenannten Java-Byte-Code <?page no="587"?> Glossar übersetzt wird. Der Java-Byte-Code wird durch eine virtuelle Maschine („JVM“) interpretiert. juristische Person Hierbei handelt es sich um Rechtssubjekte, die durch Eintragung in ein staatliches Register (z. B. Handelsregister) uneingeschränkte Rechtsfähigkeit erlangen; typisch für Körperschaften. Kalkulation Eine Kalkulation stellt die Art und Weise (Technik, Verfahren) dar, wie der Einheit (Stück) einer Bezugsgröße bestimmte Wertgrößen zugerechnet werden. Kartell Kartelle und andere Formen der Verhaltensabstimmung betreffen Vereinbarungen zwischen Konkurrenten über den Einsatz absatzpolitischer Instrumente. Beides ist nur in Ausnahmefällen zulässig. Gegenstand der unerwünschten Kooperation sind meist die Preisgestaltung und eine Aufteilung des Marktes. Käufermarkt Ein Käufermarkt zeichnet sich im Gegensatz zum Verkäufermarkt dadurch aus, dass sich die Käufer gegenüber den Verkäufern in der verhandlungstaktisch besseren Position befinden, da das Angebot die Nachfrage übersteigt. Kaufkraft Kaufkraft ist der Geldbetrag, der Konsumenten für Konsumzwecke zur Verfügung steht. <?page no="588"?> Glossar Kernel Der Betriebssystemkern verwaltet alle notwendigen Ressourcen (z.B. CPU-Zeit, Hauptspeicher, Prozesse). Klasse Die Klasse ist das zentrale Element der objektorientierten Programmierung. Ein Klasse besteht aus Attributen und Operationen. Kommandozeile Die textuelle Eingabe von Anweisungen an das Betriebssystem. Kommunikationspolitik Die Kommunikationspolitik ist das Instrument des Marketingmix, mit dem Informationen vom Unternehmen an die aktuellen bzw. potenziellen Abnehmer und die Öffentlichkeit übermittelt werden, um z. B. Präferenzen und Einstellungen zu beeinflussen (Sprachrohr des Marketings). Kompetenz 1. Fähigkeiten, Fertigkeiten und andere Ressourcen einer Organisation, die ein effektives Handeln und Wertschöpfung ermöglichen. 2. Disposition eines Individuums zu einem selbstorganisierten Handeln, welche sich insbesondere in der Bewältigung zuvor nicht bekannter, komplexer Aufgaben zeigt und entwickelt. Komplexität Ein Maß für den Aufwand zur algorithmischen Lösung des Problems. <?page no="589"?> Glossar Konkurs Ein Betrieb wird zwangsweise aufgelöst, wenn ein Konkurs über das Vermögen eines Betriebes eröffnet wird. Die Eröffnung des Konkursverfahrens setzt die Zahlungsunfähigkeit des Gesamtschuldners voraus. Zahlungsunfähigkeit ist insbesondere dann anzunehmen, wenn Zahlungseinstellung erfolgt ist (§ 102 Konkursordnung). Kontrollstrukturen Als Kontrollstrukturen bezeichnet man die Sprachelemente einer Programmiersprache, die den Ablauf eines Programms steuern. Kooperation Unter einer Kooperation versteht man die Zusammenarbeit zwischen mehreren Unternehmen auf einem bestimmten wirtschaftlichen Gebiet. Im Gegensatz zu den Konzernen und Fusionen (Unternehmenszusammenschlüsse) wird die wirtschaftliche Selbstständigkeit lediglich in den von der Kooperation betroffenen Bereichen für die Dauer der Kooperation eingeschränkt. Kosten In der Betriebswirtschaftslehre sind Kosten und Erlöse die Grundbegriffe der Kurzfristigen Erfolgsrechnung (Kosten- und Erlösrechnung). Sie sind quantitative Begriffe und als solche Maßausdrücke von Güterverbrauch und Güterentstehung im Produktionsprozess des Unternehmens. Kostenrechnung Die Kostenrechnung bildet die Basis für die Erstellung realitätsbezogener Budgets und einen effizienten Einsatz von Ressourcen. <?page no="590"?> Glossar Kündigung Die Kündigung bezeichnet eine einseitige, empfangsbedürftige (schriftliche) Willenserklärung über die Beendigung eines Dauerschuldverhältnisses (Vertrag) und ist damit allgemeingültig auf das Vertragsrecht anwendbar. Leasing Hierbei handelt es sich um Miete von Vermögensgegenständen mit einer Kaufoption. Linux Linux ist ein modernes, quelloffenes Betriebssystem, das multitasking- und mehrbenutzerfähig ist. Es wird auf einer Vielzahl von Hardware-Plattformen eingesetzt: von eingebetteten Systemen über Smartphones, Tablets, bis hin zu PCs und Servern. Liquidität Hierbei handelt es sich um die jederzeitige Zahlungsbereitschaft (Zahlungsfähigkeit) eines Unternehmens, d.h. die jederzeitige Fähigkeit, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Die Liquidität ist ein qualitatives Zeitpunktproblem, obwohl die zu ihrer Überwachung eingesetzten Instrumente zeitraumbezogene Quantitätsüberlegungen beinhalten. Makler Makler werden für die Vermittlung eines Vertragsabschlusses zwischen Käufer und Verkäufer eingesetzt. Wird infolge der Maklertätigkeit ein rechtsgültiger Vertrag zwischen Käufer und Verkäufer geschlossen, verpflichtet sich der Auftraggeber mit dem Abschluss eines Maklervertrags zur Zahlung einer Vergütung (Provision, Maklerlohn). <?page no="591"?> Glossar Management, internationales Die zunehmende Globalisierung der Wirtschaft stellt an das Management international tätiger Unternehmen hohe Anforderungen. Marke Der Begriff Marke geht auf das griechische Marka (dt.: Zeichen) zurück. In der betriebswirtschaftlichen wie auch juristischen Betrachtungsweise ist damit ein Warenzeichen verbunden, wobei auch Dienstleistungen unter einem geschützten Zeichen vertrieben werden können. Marktvolumen Das Marktvolumen ist der von allen Anbietern zu einem bestimmten Zeitpunkt realisierte Absatz. Das Marktpotenzial stellt das zu einem bestimmten Zeitpunkt realisierbare Marktvolumen dar. Matrixorganisation Hierbei handelt es sich um eine zweidimensionale Organisationsform mit Zweiliniensystem, bestehend aus den Ebenen der Matrix-Leitung (1. Ebene), zweite Ebene aus den Matrix-Stellen (Matrix-Manager) aus den beiden Matrix-Dimensionen und der dritten Ebene, den Matrix-Schnittstellen. Das Aufgabengebiet jeder Einheit auf dieser dritten Ebene ist durch eine Kombination von zwei Aufgabenmerkmalen definiert, beispielsweise „Marketing/ Produktgruppe B“. Medienbruch Unterbrechung eines digitalen Prozesses. Oft Grund für Informationsverlust oder Fehler. <?page no="592"?> Glossar Modellierung Grafische Darstellung eines Systems oder eines Geschäftsprozesses. Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit ist ein Begriff, der zur Zeit sehr in Mode ist. Er hat seinen Ursprung im ökologischen Bereich und meint dort die langfristige Nutzung natürlicher Ressourcen, wobei langfristig meint, auch noch an die kommenden Generationen zu denken. Wenn wir heute bspw. die nicht-erneuerbaren Energien Öl und Gas verbrauchen, dann müssen künftige Generationen darauf verzichten. Am nachhaltigsten ist es, wenn man immer nur das verbraucht, was auch wieder erneuert werden kann, bspw. wenn man für Bäume, die gefällt werden, wieder neue Bäume pflanzt. Der Nachhaltigkeitsgedanke wurde inzwischen auf ökonomische und soziale Ziele ausgedehnt. Man spricht auch vom Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit oder von drei Dimensionen der Nachhaltigkeit. Für die wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit ist aber nicht so klar, was gemeint ist. Man könnte bei ökonomischer Nachhaltigkeit daran denken, dass Unternehmen oder auch Wirtschaftsräume langfristig wirtschaftlich gesund sein sollen. Nicht nachhaltig wäre dann eine Art des Wirtschaftens, welche riesige Schulden anhäuft, die spätere Generationen zahlen müssen. Auch die soziale Nachhaltigkeit ist nicht klar definiert. Angelehnt an die ökologische Nachhaltigkeit könnte man als sozial nachhaltig eine Entwicklung ansehen, welche die sozialen Ressourcen Toleranz, Solidarität, Gemeinsinn nicht überstrapaziert, sondern immer wieder erneuert und auf Dauer ein friedliches Miteinander ermöglicht. Nicht sozial nachhaltig wäre dann bspw. die zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich, weil über das damit verbundene Unrechtsempfinden Unfrieden entsteht. <?page no="593"?> Glossar Ökonometrie Die Ökonometrie ist eine statistisch-ökonomische Interdisziplin, die sich mit der Modellierung (Modelle) und Analyse ökonomischer Daten und Beziehungen (Strukturen) befasst. Oktal Ein Zahlensystem auf der Basis 8, das gekennzeichnet ist durch eine tiefer gesetzte 8. Die Oktalzahl 27 8 entspricht der 23 im Dezimalsystem. Open-Source-Software Software mit offenem Quellcode, der individuell angepasst werden kann. Optionen Sie sind Argumente des Befehls und spezifizieren genau(er) wie dieser umzusetzen ist. Organigramm Das Organigramm ist die grafische Darstellung der Organisationsstruktur. Es spiegelt vor allem die Art der Arbeitsteilung zwischen den Stellen und die Leitungsbeziehungen, also die Über- und Unterordnung von Stellen wider. Organisation Unter Organisation wird die ordnende Gestaltung (Strukturierung) von Potenzialen und Prozessen in Institutionen verstanden. Diese Institutionen können Unternehmen, Haushalte, Verbände, Kirchen, Heere, Theater, Museen, Schulen, Behörden u.a. sein. Mit Organisation wird traditionell sowohl der Vorgang des Gestaltens (ein Unternehmen wird organisiert) <?page no="594"?> Glossar als auch das Gestaltungsergebnis (ein Unternehmen hat eine Organisation) bezeichnet. Outsourcing Auslagerung von bestimmten Diensten oder Prozessen an Dritte (oft aus Kostengründen). Parameter Parameter sind wie Optionen Argumente eines Befehls und Teil der Kommandozeile. Pipe Es wird dargestellt durch | und bezeichnet die Weiterleitung der Ausgabe der ersten Instruktion als Eingabe des nächsten Kommandos. Planung Hierunter ist ein geistiger Akt zur Lösung von Entscheidungsproblemen unter Beachtung von Zielvorstellungen zu verstehen, d.h., es geht um die gedankliche Vorwegnahme zukünftiger Handlungen. Mit der Planung werden folglich mehrere Merkmale angesprochen: 1. sie ist zukunftsorientiert, 2. sie ist eine gedankliche Vorwegnahme zukünftiger Handlungen und 3. sie ist zielorientiert. Ergebnis dieses Prozesses ist dann ein Plan, d.h. ein System von Vorgaben, das den Handlungsspielraum der Ausführenden und die zu vollziehenden Maßnahmen einengt und strukturiert. <?page no="595"?> Glossar Polymorphismus Polymorphismus in objektorientierten Programmiersprachen bedeutet, dass ein Objekt nicht unbedingt unter seinem eigenen Typ auftreten muss, sondern auch als ein anderer Typ auftreten kann. Produktivität Die Produktivität stellt eine Ausprägung von Wirtschaftlichkeit dar. Wirtschaftlichkeit ist das Verhältnis von Güterertrag zu Gütereinsatz. Wählt man als Output die produzierte Menge und als Input die Menge an Einsatzfaktoren, erhält man die Produktivität. Programmiersprache Eine formale Sprache, in der der Algorithmus beschrieben wird und dann in einen für den Computer verständlichen Maschinencode übersetzt wird. Projekt Ein Projekt ist ein Vorhaben, das sich durch folgende Merkmale auszeichnet: Zeitliche Befristung: Für ein Projekt ist von Anfang an ein Termin für den Projektabschluss vorgesehen. Neuartigkeit: Ein Projekt stellt eine Herausforderung dar, da es sich nicht um einen wiederholten Routinevorgang handelt, sondern um das Eindringen in ein mehr oder weniger unbekanntes Terrain. Einmaligkeit: Ein Projekt ist ein einmaliges Vorhaben und unterscheidet sich insofern von den Routineaufgaben. Größe: Da ein Projekt ein spezifisches Management, u. a. einen spezifischen Planungsprozess und eine eigenständige Pro- <?page no="596"?> Glossar jektorganisation verlangt, muss eine bestimmte Größenordnung vorliegen, die diesen Einsatz rechtfertigt. Komplexität: Ein Projekt besteht aus verschiedenen voneinander abhängigen Teilaufgaben, die aufeinander abzustimmen sind, etwa durch Einsatz der Netzplantechnik. Prokura Prokura ist eine ausdrücklich und persönlich zu erteilende handelsrechtliche Vollmacht, die einen gesetzlich festgelegten Inhalt besitzt und im Handelsregister eingetragen werden muss. Prozessor Ein Prozessor besteht in der Regel aus zwei Teilen: dem Steuerwerk und dem Rechenwerk. Qualität Die Qualität (qualitas [lat.] = Eigenschaft, Güte, Beschaffenheit) eines Produkts ist eine Relation, nach der die Produkteigenschaften bestimmten Zielvorgaben entsprechen sollen. Rating Rating ist die Eingruppierung von Unternehmen, Emittenten und Wertpapieren nach ihrer Bonität. Ratings werden regelmäßig von Ratingagenturen durchgeführt. Die bekanntesten Agenturen sind Standard & Poor’s (S&P), Moody’s und Fitch. Rechtsform Im Rahmen der Rechtsformwahl ist eine Entscheidung darüber zu treffen, welcher der verschiedenen Unternehmensgrundtypen, also Einzelunternehmen, Kapitalgesellschaft oder Personengesellschaft, am besten den konkreten situativen Gegebenheiten entspricht. Ggf. bietet es sich auch an, eine zusammengesetzte Rechtsform, wie etwa die GmbH & Co. KG <?page no="597"?> Glossar auszuwählen. Wichtige Entscheidungskriterien sind beispielsweise: Eigentümerzahl und -struktur, Haftungsumfang und Mindestkapital, Finanzierungsmöglichkeiten, Regelungen zur Geschäftsführung, Rechnungslegungs- und Publizitätspflichten, Flexibilität der Rechtsform und Nachfolgeregelungen, Veräußerung und ggf. Marktfähigkeit. Ergänzend können steuerliche Vorteilhaftigkeitsüberlegungen zu diesen Auswahlmerkmalen hinzutreten. Die Wahl der Rechtsform ist eine wichtige Entscheidung bei der Unternehmensgründung oder bei anderen Anlässen im Lebenszyklus eines Unternehmens, die insbesondere mit Veränderungen der Eigentumsverhältnisse einhergehen. Referenztypen Referenztypen zeichnen sich dadurch aus, dass Variablen dieser Typen nur eine Referenz auf den Wert haben, nicht aber den Wert selbst enthalten. Regelkreis Unter einem Regelkreis versteht man den geschlossenen Ablauf einer selbsttätigen Regelung. relativer Pfad Weg von der aktuellen Position zum gewünschten Zielort. Rentabilität Die Rentabilität ist der Quotient aus einer Erfolgsgröße und einer diesen Erfolg mitbestimmenden Einflussgröße. Als Einflussgröße finden das Eigenkapital (Eigenkapitalrentabilität), das Gesamtkapital (Gesamtkapitalrentabilität) und der Umsatz (Umsatzrentabilität) Verwendung. <?page no="598"?> Glossar Rohdaten Unmittelbar gewonnene Daten aus einem operativen System. Scheck Hierbei handelt es sich um eine unbedingte Anweisung des Ausstellers an die bezogene Bank, zu Lasten seines Kontos den angegebenen Betrag auszuzahlen. Auf Grund des Scheckgesetzes ist der Scheck ein geborenes Orderpapier. Üblicherweise ist jedoch auf den Bank-Vordrucken die sog. Überbringerklausel eingedruckt, so dass der Scheck zum Inhaberpapier wird, d.h. der angegebene Betrag ist an den Vorleger der Urkunde auszuzahlen. Schnittstelle (Interface) Standardisierte Verbindungsstelle von Mensch-Maschine oder Maschine-Maschine zum Austausch von Information. Schufa Hierbei handelt es sich um eine Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung; Evidenz-Zentrale. Sequenz Eine Sequenz ist eine Gruppe von Anweisungen hinter- oder untereinander geschrieben. Service-Orientierte Architekturen (SOA) Architekturmuster im Bereich verteilter Systeme, die auf eine Wiederverwendung einzelner Services abzielen. Shareholder Ein Shareholder ist ein Anteilseigner. <?page no="599"?> Glossar Shell Die englische Bezeichnung für Kommandozeileninterpreter. Software Als Software bezeichnet man die Gesamtmenge der für einen Computer verfügbaren Programme, Daten und zugehörige Dokumentation. Speicher (Haupt- und Massenspeicher) Ein physikalischer Ort (Hardware), an dem Daten strukturiert abgelegt und abgerufen werden können. Stakeholder Wer zu den Stakeholdern einer Unternehmung gehört, kann verschieden weit abgegrenzt werden. Im engsten Sinne sind es nur diejenigen, die im Unternehmen einen „Einsatz halten“ (to have a stake in something = ein Interesse oder einen Anteil an etwas haben). Dazu gehören dann die Eigenkapitalgeber, die Fremdkapitalgeber, Lieferanten, die auf Ziel geliefert haben und Mitarbeiter, die spezifisches Humankapital in das Unternehmen einbringen. Erweitert wird das Spektrum, wenn man alle dazu rechnet, auf deren Unterstützung das Unternehmen angewiesen ist. Vor allem die Kunden kommen dann als weitere Stakeholder in den Blick. Nach der weitesten Definition gehört zu den Stakeholdern jeder, der sich von der Unternehmenstätigkeit betroffen fühlt und/ oder auf die Unternehmung Einfluss nehmen kann. Zu den Stakeholdern zählen dann bspw. auch Anwohner des Unternehmens, NGOs, Gewerkschaften, Verbraucherverbände, die Standortgemeinde, der Staat, Lieferanten, Wettbewerber, die Öffentlichkeit. Stakeholder im Sinne der Unternehmensethik sind alle, die gegenüber dem Unternehmen ein legitimes Anliegen vertreten. Man spricht auch von Anspruchsgruppen oder Interessengruppen. <?page no="600"?> Glossar Standardsoftware Eine Software, die nicht nur für ein bestimmtes Unternehmen hergestellt wurde, sondern von jedem erworben werden kann. Steuern Steuern sind nach § 3 Abs. 1 Abgabenordnung Geldleistungen, die nicht eine Gegenleistung für eine besondere Leistung darstellen und von einem öffentlich-rechtlichen Gemeinwesen zur Erzielung von Einnahmen allen auferlegt werden, bei denen der Tatbestand zutrifft, an den das Gesetz die Leistungspflicht knüpft; die Erzielung von Einnahmen kann Nebenzweck sein. Der fehlende Leistungsbezug von Steuern unterscheidet sie von Beiträgen und Gebühren. Strategie Strategie ist die subjektive Erkenntnis über das Wesen einer grundsätzlichen Lösung. Das Ergebnis einer Strategie ist ein Finalbild, im militärischen Sinne ein zu erreichender Endzustand bzw. im technischen Sinne eine Prinzipkonstruktion in der Zukunft. Text Ein Text kann als eine Abfolge von Zeichen (Buchstaben, Ziffern und Sonderzeichen) aufgefasst werden. Jedes Zeichen kann wiederum mittels eines Zeichensatzes oder Codes in eine Zahl umgewandelt und so auf eine Bitfolge abgebildet werden. Übersetzer Allgemeine Bezeichnung für Compiler oder Interpreter. <?page no="601"?> Glossar UML-Diagramme UML-Diagramme sind Graphen mit Knoten und Kanten. Knoten und Kanten können weiter beschriftet sein. Knoten oder Kanten können durch sog. Stereotypen genauer spezifiziert werden. Stereotypen werden in «…». gesetzt: z.B. «use». Verbindlichkeiten Hierbei handelt es sich um Schulden eines Unternehmens zum Bilanzstichtag. Man unterscheidet zwischen kurzfristigen Verbindlichkeiten (Lieferantenkredite, Kontokorrentkredite, Wechselverbindlichkeiten) und langfristigen Verbindlichkeiten (Bankdarlehen, Hypothekenkredite). Vertrag Hierbei handelt es sich um ein Rechtsgeschäft, das aus den inhaltlich übereinstimmenden Willenserklärungen von mindestens zwei Personen besteht. Vi Der vi ist ein Texteditor, der in Linux (und anderen Betriebssystemen) angeboten wird. Vollmacht Hierbei handelt es sich um eine durch Rechtsgeschäft erteilte Vertretungsmacht. von-Neumann-Architektur Die meisten Computer basieren auf der von-Neumann-Architektur, die sich dadurch auszeichnet, dass sowohl die Programme als auch die zugehörigen Daten im gemeinsamen Hauptspeicher (Read-Only Memory ROM; Random Access Memory RAM) liegen. <?page no="602"?> Glossar Vorsichtsprinzip Das Vorsichtsprinzip ist ein handelsrechtlicher Grundsatz des HGB, dem zufolge Vermögensgegenstände vorsichtig bewertet werden müssen, wodurch sich stille Reserven bilden. Das Vorsichtsprinzip manifestiert sich im Realisations-, Imparitäts- und dem Niederstwertprinzip. In internationalen Rechnungslegungssystemen steht das Zeitwertprinzip (Fair Value) im Vordergrund. Wertschöpfungskette Verknüpfung von wertschöpfenden Tätigkeiten innerhalb eines Unternehmens oder eine Lieferkette. Zielsystem Ein Zielsystem ist ein konsistentes (widerspruchsfreies) Bündel von Zielen, die ein Unternehmen gleichzeitig erreichen will. Notwendig ist eine horizontale und vertikale Abstimmung der Ziele, da die einzelnen Ziele gleichrangig oder hierarchisch gegliedert sein können. Zugriffsberechtigungen Neben den Dateioperationen ist es auch wichtig zu wissen, welcher Benutzer welche Rechte hat. Jedes Verzeichnis bzw. jede Datei verfügt deshalb über eine Berechtigungsliste, in der festgelegt wird, welche Benutzerkategorie welchen Zugriff erhält. <?page no="603"?> AA Lösungen <?page no="605"?> 1 Zwecke der Kosten- und Leistungsrechnung 1. Die Ermittlung der Kosten einer Rechnungsperiode ist die Aufgabe der … Wirtschaftlichkeitskontrolle Erfolgskontrolle Bilanz Gewinn- und Verlustrechnung Ermittlung der Herstellungskosten 2. Erläutern Sie die Einordnung der Kosten- und Leistungsrechnung in das Rechnungswesen. Das Rechnungswesen wird nach den Empfängern seiner Informationen in das externe und das interne Rechnungswesen gegliedert. Die Kosten- und Leistungsrechnung ist ein Teilsystem des internen Rechnungswesens. Es erfasst den bewerteten Einsatzgüterverbrauch für die Erstellung und Verwertung des Leistungsprogramms der Unternehmung und bereitet diese Daten für die Zwecke unternehmungsinterner Informationsempfänger auf. 3. Die Zwecke der Kosten- und Leistungsrechnung werden auch als Rechnungsziele der Kosten- und Leistungsrechnung bezeichnet. Nennen Sie die Rechnungsziele der Kosten- und Leistungsrechnung. Rechnungsziele der Kosten- und Leistungsrechnung sind die Bereitstellung von Informationen für − die Bewertung selbst erstellter Anlagen sowie der Bestände fertiger und unfertiger Erzeugnisse in der Bilanz, <?page no="606"?> − die Unterstützung von Entscheidungen über das Leistungsprogramm der Unternehmung, − die Erfolgskontrolle sowie − die Wirtschaftlichkeitskontrolle. 4. Wie kann die Wirtschaftlichkeit kontrolliert werden? Zur Kontrolle der Wirtschaftlichkeit der Leistungserstellung und -verwertung werden die in der Periode tatsächlich angefallenen Kosten (Ist-Kosten) mit einer Normgröße verglichen. Als Normgröße können herangezogen werden: − die Kosten der Vorperiode (Zeitvergleich), − die Kosten einer anderen Unternehmung (Betriebsvergleich) oder − die Kosten, die bei wirtschaftlicher Leistungserstellung und -verwertung unter den gegebenen Bedingungen angefallen wären (Soll-Ist-Vergleich). <?page no="607"?> 2 Gliederung der Kosten- und Leistungsrechnung 1. Die Kostenträgerrechnung enthält … Kalkulation und Spesenrechnung Kalkulation und Betriebsergebnisrechnung Kalkulation und Stellenrechnung Kostenartenrechnung und Abrechnung Kostenstellenrechnung und Betriebsergebnisrechnung 2. In welche Teilrechnungen ist die Kostenrechnung gegliedert? Die Kostenrechnung ist in die folgenden Teilrechnungen gegliedert: − Kostenartenrechnung Sie ist eine reine Erfassungsrechnung und gibt Auskunft über die Höhe der Kosten, die während der Periode entstanden sind. − Kostenstellenrechnung Sie informiert über die Höhe der Kosten, die in den einzelnen Kostenstellen angefallen sind. − Kostenträgerrechnung In dieser Teilrechnung werden die Kosten den Kostenträgern zugerechnet, die sie verursacht haben. Die Kostenträgerrechnung informiert darüber, wofür die Kosten der Periode angefallen sind. Sie umfasst Die Kosten werden einem einzelnen Kostenträger zugerechnet. Ermittelt werden die Selbstkosten, d. h. die Gesamtkosten eines Kostenträgers. <?page no="608"?> nung) Die Kosten für die in der Periode abgesetzten Mengen aller Kostenträger werden ermittelt und den Periodenerlösen gegenübergestellt, um den Periodenerfolg zu bestimmen. 3. Warum wird die Kostenrechnung durch eine Leistungsrechnung ergänzt? In den Teilrechnungen der Kostenrechnung wird angestrebt, die Kosten bei den Leistungen auszuweisen, für die sie angefallen sind. Die Kostenrechnung wird deshalb um eine Leistungsrechnung ergänzt. Diese weist die Leistungen der Unternehmung und der einzelnen Kostenstellen aus. <?page no="609"?> 6 3 Gegenstand der Kosten- und Leistungsrechnung 1. Die Teile des Aufwandes (Kosten), die mit den Kosten (Aufwand) übereinstimmen, sind … Zeitaufwand und Zusatzkosten Investition und Anderskosten Zweckaufwand und Grundkosten Zweckaufwand und kalkulatorische Kosten Außerordentlicher Aufwand und Grundkosten 2. Nach der Ursache können verschiedene Arten des neutralen Aufwands unterschieden werden. Erläutern Sie diese verschiedenen Formen des neutralen Aufwands. Nach der Ursache der Entstehung werden die folgenden Arten des neutralen Aufwands unterschieden: − Sachzielfremder neutraler Aufwand Hierbei handelt es sich um einen Güterverbrauch, der nicht für die Realisation des Sachziels der Unternehmung angefallen ist. Als Beispiel können Spenden für karitative Zwecke genannt werden. − Außerordentlicher neutraler Aufwand Diese Form des neutralen Aufwands ist ein Güterverbrauch, der nach Art oder Umfang im Rahmen der betrieblichen Tätigkeit ungewöhnlich ist, wie z. B. Schäden durch einen Brand. − Bewertungsbedingter neutraler Aufwand Diesem neutralen Aufwand liegt ein mengenmäßiger Güterverbrauch zugrunde, der im externen und internen Rechnungswesen unterschiedlich bewertet wird. Bewertungsunterschiede gibt es z. B. bei den Abschreibungen. <?page no="610"?> 3. Was wird unter den kalkulatorischen Kosten verstanden? Kalkulatorischen Kosten steht kein Aufwand (Zusatzkosten) oder ein Aufwand in anderer Höhe (Anderskosten) gegenüber. Zu den kalkulatorischen Kosten zählen der kalkulatorische Unternehmerlohn, die kalkulatorischen Mieten, die kalkulatorischen Abschreibungen, die kalkulatorischen Wagnisse und die kalkulatorischen Zinsen. 4. Nennen Sie Beispiele für Zusatz- und Anderskosten. Zu den Zusatzkosten zählen der kalkulatorische Unternehmerlohn und die kalkulatorischen Mieten. Anderskosten sind die kalkulatorischen Abschreibungen, die kalkulatorischen Wagnisse und die kalkulatorischen Zinsen. 5. Was wird unter dem kalkulatorischen Unternehmerlohn verstanden? Aus welchen Gründen wird er in der Kostenrechnung erfasst? Der kalkulatorische Unternehmerlohn ist der Wert der Arbeitsleistung, die der Eigentümer, ein Gesellschafter einer Personengesellschaft oder die ohne feste Entlohnung mitarbeitenden Angehörigen erbringen. Dieser ist über den Gewinn zu entgelten und darf deshalb im externen Rechnungswesen nicht als Aufwand erfasst werden. Durch die Erfassung des kalkulatorischen Unternehmerlohns in der Kostenrechnung soll zum einen die Vergleichbarkeit der Kosten von Unternehmungen verschiedener Rechtsformen herbeigeführt werden. Zum anderen wird damit die vollständige Erfassung des Güterverzehrs einer Periode angestrebt. <?page no="611"?> 6. Führen die folgenden Geschäftsvorfälle in einer Unternehmung, die Fahrräder produziert, zu neutralem Aufwand, Zweckaufwand / Grundkosten, Anderskosten oder Zusatzkosten? Die Zinsen für einen Bankkredit werden bezahlt. Bewertungsbedingter neutraler Aufwand; Anderskosten, da in der Kostenrechnung die Zinsen auf das betriebsnotwendige Kapital einbezogen werden Die Rechnung für Reifen wird beglichen. Zweckaufwand, Grundkosten Eine Maschine ist für 100.000 € angeschafft worden. Bilanziell wird sie mit 10 % pro Jahr abgeschrieben. In der Kostenrechnung wird sie mit 7,5 % pro Jahr abgeschrieben. Bewertungsbedingter neutraler Aufwand 2.500 €; Zweckaufwand/ Grundkosten 7.500 € Ein Kunde hat Insolvenz angemeldet. Die Unternehmung wird informiert, dass 25 % der Forderung gegenüber dem Kunden in Höhe von 50.000 € beglichen werden. Bewertungsbedingter neutraler Aufwand 37.500 €; Anderskosten, da die Forderungsabschreibung in den kalkulatorischen Wagnissen berücksichtigt werden Für das betriebsnotwendige Kapital sind 12.000.000 € ermittelt worden. Der kalkulatorische Zinssatz liegt bei 8,5 %. Anderskosten 1.020.000 €; bewertungsbedingter neutraler Aufwand, da im externen Rechnungswesen die Fremdkapitalzinsen erfasst werden <?page no="612"?> Zu ihrem 350. Geburtstag werden einer Universität 50 Fahrräder in den Universitätsfarben für die Aktion „campusrad“ auf Dauer zur Verfügung gestellt. Sachzielfremder neutraler Aufwand; keine Kosten <?page no="613"?> 4 Kostenartenrechnung 1. Kostenarten sind z. B. … Gehälter Materialeinzelkosten Vertriebskosten Verwaltungskosten kalkulatorische Kosten 2. Welche Aufgabe hat die Kostenartenrechnung? Aufgabe der Kostenartenrechnung ist es, die Kosten einer Periode kostenartenweise zu erfassen, die Kostenhöhe festzustellen und die Kosten nach ihrer Zurechenbarkeit zu den Kostenträgern zu gliedern. 3. In einer Unternehmung werden Fahrräder produziert. Nennen Sie Beispiele für Einzel- und Gemeinkosten. − Einzelkosten Materialeinzelkosten des Ausgangsmaterials für den Rahmen (Stahl, Aluminium, Titan) sowie der Bauteile, die von außen bezogen werden, z. B. Reifen und Lichtanlagen − Gemeinkosten Abschreibung auf die Werkshalle, Miete für das Verwaltungsgebäude, Gehalt des Buchhalters, kalkulatorische Zinsen 4. Wie werden die Einzelkosten auf die Kostenträger verrechnet? Einzelkosten werden aus der Kostenartenrechnung unmittelbar in die Kostenträgerrechnung übernommen und den Kostenträgern direkt zugeordnet. <?page no="614"?> 5. Wie werden die Gemeinkosten auf die Kostenträger verrechnet? Gemeinkosten werden aus der Kostenartenrechnung in die Kostenstellenrechnung übernommen und den Kostenstellen zugerechnet. Die in den Kostenstellen ausgewiesenen Kosten werden anschließend in der Kostenträgerrechnung im Verhältnis der beanspruchten Kostenstellenleistung auf die Kostenträger verrechnet. 6. Welche Zinsen gehen als kalkulatorische Zinsen in die Kostenrechnung ein? In die Kostenrechnung werden nicht die Zinsen des Fremdkapitals einbezogen, sondern die Zinsen auf das betriebsnotwendige Kapital. <?page no="615"?> 5 Kostenstellenrechnung 1. Was ist ein geeignetes Instrument für die Kostenstellenrechnung? Kalkulation Betriebsergebnisrechnung Deckungsbeitragsrechnung Leistungsrechnung Betriebsabrechnungsbogen 2. Erläutern Sie den Aufbau eines Betriebsabrechnungsbogens. Der Betriebsabrechnungsbogen ist die tabellarische Übersicht über die Verteilung der Gemeinkosten auf die Kostenstellen, die innerbetriebliche Leistungsverrechnung sowie die Berechnung der Gemeinkostenzuschlagssätze. Der Aufbau eines Betriebsabrechnungsbogens kann durch die Spalten- und Zeilengliederung beschrieben werden. Die Spalten enthalten die Kostenstellen. In den ersten Zeilen werden die Gemeinkosten, die aus der Kostenartenrechnung übernommen werden, auf die Kostenstellen verrechnet. Die zweite Gruppe von Zeilen ist der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung gewidmet. Die letzte Zeile des Betriebsabrechnungsbogens enthält die Berechnung der Gemeinkostenzuschlagssätze. 3. Welchen Zweck hat die innerbetriebliche Leistungsverrechnung? Mit der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung wird angestrebt, die Kosten der innerbetrieblichen Leistungen bei den Kostenstellen auszuweisen, die sie verursacht haben, d. h. die innerbetrieblichen Leistungen verbraucht haben. Deshalb werden <?page no="616"?> die liefernden Kostenstellen von den Kosten der innerbetrieblichen Leistungen entlastet, die empfangenden Kostenstellen werden mit diesen Kosten belastet. 4. Was sind Kostenstellengemeinkosten? Nennen Sie Beispiele für diese Kostenkategorie. Kostenstellengemeinkosten fallen entweder für mehrere Kostenstellen gemeinsam an oder werden für mehrere Kostenstellen gemeinsam erfasst. Kostenstellengemeinkosten können den Kostenstellen nicht direkt, sondern nur über Kostenschlüssel zugerechnet werden. Beispiele für Kostenstellengemeinkosten sind die Abschreibungen auf Gebäude, in denen mehrere Kostenstellen untergebracht sind, die Gehälter von Mitarbeitern, die für mehrere Kostenstellen tätig sind, die kalkulatorischen Zinsen, die kalkulatorischen Wagnisse und Versicherungsprämien. 5. Wie unterscheiden sich Vor- und Endkostenstellen? Vorkostenstellen erbringen ausschließlich innerbetriebliche Leistungen, während Endkostenstellen primär Absatzleistungen erstellen. Die Kosten von Vorkostenstellen werden vollständig auf andere Kostenstellen verrechnet. Nach Abschluss der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung weisen nur die Endkostenstellen Kosten aus. 6. Welche Arten von Endkostenstellen werden unterschieden? Es werden in der Regel folgende Arten von Endkostenstellen abgegrenzt: Material-, Fertigungs-, Verwaltungs- und Vertriebsstellen. <?page no="617"?> 7. Welchem Zweck dienen die Gemeinkostenzuschlagssätze, die im BAB berechnet werden? Gemeinkostenzuschlagssätze werden für die Kostenträgerrechnung zur Verrechnung der Gemeinkosten auf die Kostenträger ermittelt. 8. In einer Unternehmung, die Fahrräder produziert, sind in einer Periode die folgenden Kosten angefallen: Kostenbetrag Materialeinzelkosten 3.137.500 € Fertigungslöhne 351.210 € Gehälter 240.000 € Hilfslöhne 40.000 € Sozialkosten 48.000 € Kosten für Hilfs- und Betriebsstoffe 26.000 € Mieten 120.000 € Kalkulatorische Abschreibungen 150.000 € Kalkulatorische Zinsen 96.000 € Die Unternehmung ist in folgende Kostenstellen gegliedert: Gebäudereinigung, Reparaturwerkstatt, Materialstelle, Fertigungsstelle, Verwaltungs- / Vertriebsstelle. Die Gehälter, die Hilfslöhne und die Kosten für Hilfs- und Betriebsstoffe sind Kostenstelleneinzelkosten. Die folgende Tabelle zeigt die Gehälter, die in den einzelnen Kostenstellen verursacht worden sind. Die Hilfslöhne sind je zur Hälfte in der Gebäudereinigung und der Fertigungsstelle angefallen. Von den Kosten für die Hilfs- und Betriebsstoffe sind 2.000 € in der Gebäudereinigung, 4.000 € in der Reparaturwerkstatt und 20.000 € in der Fertigungsstelle angefallen. Die nachfolgende Tabelle informiert über die Kostenschlüssel <?page no="618"?> zur Verrechnung der Kostenstellengemeinkosten auf die Kostenstellen. Gemeinkosten Kostenstelle Sozialkosten Mieten Kalkulatorische Abschreibung und Kalkulatorische Zinsen Gehälter Fläche Gebundenes Kapital Kostenschlüssel Schlüsselwerte 20.000 € 300 m2 80.000 € Gebäudereinigung 40.000 € 1.000 m2 100.000 € Reparaturwerkstatt 60.000 € 1.200 m2 20.000 € Materialstelle 60.000 € 8.500 m2 800.000 € Fertigungsstelle Verwaltungs- und Vertriebsstelle 60.000 € 1.000 m2 200.000 € Die Gebäudereinigung und die Reparaturwerkstatt erbringen für die anderen Kostenstellen Leistungen. Folgende Tabelle fasst die Daten über die Leistungsverflechtungen zusammen: Liefernde Kostenstelle Empfangende Kostenstelle Gebäudereinigung Reparaturwerkstatt Gesamtleistung 327 St. 350 Std. Gebäudereinigung − − Reparaturwerkstatt 25 Std. − Materialstelle 62 Std. 100 Std. Fertigungsstelle 140 Std. 200 Std. 100 Std. 50 Std. Verwaltungs- und Vertriebsstelle Erstellen Sie den Betriebsabrechnungsbogen in folgenden Schritten: a) Verrechnen Sie die Kostenstellengemeinkosten auf die Kostenstellen und ermitteln Sie die Summe der Gemeinkosten, <?page no="619"?> die in jeder der fünf Kostenstellen angefallen ist. − Verrechnung der Sozialkosten Gebäudereinigung Reparaturwerkstatt Materialstelle Fertigungsstelle Verw./ Vertriebsstelle 4.000 € 8.000 € 12.000 € 12.000 € 12.000 € − Verrechnung der Mieten Gebäudereinigung Reparaturwerkstatt Materialstelle Fertigungsstelle Verw./ Vertriebsstelle 3.000 € 10.000 € 12.000 € 85.000 € 10.000 € − Verrechnung der kalkulatorischen Abschreibungen Gebäudereinigung Reparaturwerkstatt Materialstelle Fertigungsstelle Verw./ Vertriebsstelle 10.000 € 12.500 € 2.500 € 100.000 € 25.000 € − Verrechnung der kalkulatorischen Zinsen Gebäudereinigung Reparaturwerkstatt Materialstelle Fertigungsstelle Verw./ Vertriebsstelle 6.400 € 8.000 € 1.600 € 64.000 € 16.000 € − Gemeinkosten der Kostenstellen Gebäudereinigung Reparaturwerkstatt Materialstelle Fertigungsstelle Verw./ Vertriebsstelle 65.400 € 82.500 € 88.100 € 361.000 € 123.000 € b) Führen Sie die innerbetriebliche Leistungsverrechnung durch. Gebäudereinigung Reparaturwerkstatt Materialstelle Fertigungsstelle Verw./ Vertriebsstelle - 65.400 € 5.000 € -87.500 € 12.400 € 25.000 € 28.000 € 50.000 € 20.000 € 12.500 € <?page no="620"?> c) Berechnen Sie die Gemeinkostenzuschlagssätze der Endkostenstellen. Die Kosten der Materialstelle sollen über die Materialeinzelkosten, die der Fertigungsstelle über die Fertigungslöhne und die Kosten der Verwaltungs- und Vertriebsstelle über die Herstellkosten verrechnet werden. − Gemeinkosten der Kostenstellen nach der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung Gebäudereinigung Reparaturwerkstatt Materialstelle Fertigungsstelle Verw./ Vertriebsstelle − − 125.500 € 439.000 € 155.500 € − Gemeinkostenzuschlagssätze Materialgemeinkostenzuschlagssatz = 125.500 € 3.137.500 € · 100 = 4 % Fertigungsgemeinkostenzuschlagssatz = 439.000 € 351.210 € · 100 = 124,996 % Herstellkosten = 3.137.500 € (Materialeinzelkosten) + 125.500 € (Materialgemeinkosten) + 351.210 € (Fertigungslöhne) + 439.000 € (Fertigungsgemeinkosten) = 4.053.210 € Verwaltungs-/ Vertriebsgemeinkostenzuschlagssatz 155.500 € 4.053.210 € · 100 ≈ 3,836 % <?page no="621"?> 6 Kalkulation 1. Welche Kosten können direkt auf die Kostenträger verrechnet werden? Fertigungslöhne Verwaltungskosten Selbstkosten Materialeinzelkosten Gemeinkosten 2. Welche Aufgabe hat die Kalkulation? Mit der Kalkulation werden die Kosten eines Kostenträgers ermittelt. 3. Wie unterscheiden sich die Divisions- und die Äquivalenzziffernkalkulation von der Zuschlagskalkulation? Die Zuschlagskalkulation zeichnet sich durch die getrennte Zurechnung der Einzel- und der Gemeinkosten auf die Kostenträger aus. Bei der Divisions- und Äquivalenzziffernkalkulation wird auf eine getrennte Verrechnung der Einzel- und Gemeinkosten verzichtet. 4. Kalkulieren Sie mit den in Kapitel 5, Aufgabe 8 berechneten Gemeinkostenzuschlagssätzen die Selbstkosten eines Auftrags über 120 Fahrräder des Typs „Unirad“. Für ein Fahrrad dieses Typs entstehen Materialeinzelkosten in Höhe von 550 € und Fertigungslöhne in Höhe von 85 €. Zudem entstehen für den Auftrag Verpackungs- und Transportkosten in Höhe von 1.200 €. <?page no="622"?> Materialeinzelkosten 66.000,00 € + Materialgemeinkosten (4 %) 2.640,00 € + Fertigungslöhne 10.200,00 € + Fertigungsgemeinkosten (124,996 %) 12.749,59 € = Herstellkosten 91.589,59 € + Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten (3,836 %) 3.513,38 € + Sondereinzelkosten 1.200,00 € = Selbstkosten 96.302,97 € 5. Eine Unternehmung stellt vier verschiedene Arten von Stumpenkerzen her, die sich in der Höhe und im Durchmesser unterscheiden. Es liegen die folgenden Daten vor: Variante Produktionsmenge Höhe × Ø (in cm) A 12.000 St. 10 × 7 B 8.000 St. 20 × 7 C 20.000 St. 8 × 5 D 5.000 St. 10 × 10 Selbstkosten der Periode 102.080 € Berechnen Sie mit einer Äquivalenzziffernkalkulation die Stückselbstkosten jeder Kerzenart. − Berechnung der Äquivalenzziffern Variante Produktionsmenge Höhe × Ø (in cm) Volumen Äquivalenzziffern A 12.000 St. 10 × 7 384,85 cm3 1,0 B 8.000 St. 20 × 7 769,69 cm3 2,0 C 20.000 St. 8 × 5 157,08 cm3 0,41 D 5.000 St. 10 × 10 785,40 cm3 2,04 <?page no="623"?> − Äquivalenzziffernkalkulation Variante Äquivalenzziffer Produktionsmenge Kostenidentische Menge des Einheitsproduktes Stückherstellkosten Periodenherstellkosten A 1,0 12.000 St. 12.000 St. · 1 = 12.000 St. 1,0 · 2,20 €/ St. = 2,20 €/ St. 26.400 € B 2,0 8.000 St. 8.000 St. · 2 = 16.000 St. 2,0 · 2,20 €/ St. = 4,40 €/ St. 35.200 € 0 C 0,41 20.000 St. 20.000 St. · 0,41 = 8.200 St. 0,41 · 2,20 €/ St. = 0,902 €/ St. 18.040 € 0 D 2,04 5.000 St. 5.000 St. · 2,04 = 10.200 St. 2,04 · 2,20 €/ St. = 4,488 €/ St. 22.440 € Kostenidentische Gesamtmenge des Einheitsproduktes 46.400 St. 102.080 € 102. Stückherstellkosten des Einheitsproduktes = 46.400 080 St. = 2,20 €/ St. <?page no="624"?> 7 Betriebsergebnisrechnung 1. Welche Aussagen treffen auf das Umsatzkostenverfahren zu? Die Erlöse werden korrigiert. Die Kosten werden korrigiert. Die Stückherstellkosten werden mit den Absatzmengen multipliziert. Vertriebskosten fallen nur für abgesetzte Erzeugnisse an. 2. Welche Aufgaben hat die Betriebsergebnisrechnung? Aufgabe der Betriebsergebnisrechnung ist die Bereitstellung von Informationen über den Erfolg einer Periode. 3. Wie unterscheiden sich das Gesamt- und das Umsatzkostenverfahren? Beim Gesamtkostenverfahren werden zur Ermittlung des Periodenerfolgs die nach Kostenarten gegliederten Gesamtkosten der Periode, d. h. die Kosten der produzierten Produktmengen, den um die Bestandsveränderungen und selbst erstellten Anlagen korrigierten Erlöse der Periode gegenübergestellt. Beim Umsatzkostenverfahren werden zur Ermittlung des Periodenerfolgs die Erlöse der Absatzmengen den nach Produkten gegliederten Selbstkosten der Absatzmengen gegenübergestellt. Da Vertriebskosten nur für abgesetzte Erzeugnisse anfallen und dies auch für die Verwaltungskosten angenommen wird, gehen die Verwaltungs- und Vertriebskosten in vollem Umfang in die Betriebsergebnisrechnung nach dem Umsatzkostenverfahren ein. <?page no="625"?> 4. Welchen Vorteil hat das Umsatzkostenverfahren gegenüber dem Gesamtkostenverfahren? Das Umsatzkostenverfahren weist den Vorteil auf, dass sowohl die Kosten als auch die Erlöse nach Produktarten gegliedert sind, so dass Informationen über die Erfolgsbeiträge der verschiedenen Produkte für Gewinn- und Verlustquellenanalysen hergeleitet werden können. 5. In der Unternehmung aus Kapitel 5, Aufgabe 8 werden drei Typen von Fahrrädern produziert und verkauft. Für die letzte Abrechnungsperiode liegen die folgenden Daten vor. Unirad Cityrad Ausflugsrad Materialeinzelkosten 550,00 € / St. 400,00 € / St. 630,00 € / St. Fertigungslöhne 85,00 € / St. 40,00 € / St. 71,98 € / St. Produktionsmengen 650 St. 3.800 St. 2.000 St. Absatzmengen 680 St. 3.000 St. 2.200 St. Absatzpreis pro Stück 800 € / St. 630 € / St. 850 € / St. Ermitteln Sie das Betriebsergebnis nach dem Gesamtkosten- und dem Umsatzkostenverfahren. Da es sich um eine Quartalsabrechnung handelt, kann davon ausgegangen werden, dass sich die Herstellkosten der Produkte, die sich auf Lager befinden, nicht verändert haben. <?page no="626"?> − Berechnung des Betriebserfolgs nach dem Gesamtkostenverfahren Unirad Cityrad Ausflugsrad Materialeinzelkosten 550,00 €/ St. 400,00 €/ St. 630,00 €/ St. + Materialgemeinkosten 22,00 €/ St. 16,00 €/ St. 25,20 €/ St. + Fertigungslöhne 85,00 €/ St. 40,00 €/ St. 71,98 €/ St. + Fertigungsgemeinkosten 106,25 €/ St. 50,00 €/ St. 89,97 €/ St. = Herstellkosten 763,25 €/ St. 506,00 €/ St. 817,15 €/ St. rungen Unirad Cityrad Ausflugsrad Wert der Bestandsveränderungen Produktionsmengen 650 St. 3.800 St. 2.000 St. Absatzmengen 680 St. 3.000 St. 2.200 St. Bestandserhöhung 800 St. 404.800,00 € Bestandsminderung 30 St. 200 St. 186.327,50 € <?page no="627"?> Betriebsergebnisrechnung nach dem Gesamtkostenverfahren Kosten Erlöse Materialeinzelkosten 3.137.500,00 € Fertigungslöhne 351.210,00 € Gehälter 240.000,00 € Hilfslöhne 40.000,00 € Sozialkosten 48.000,00 € Kosten für Hilfs- und Betriebsstoffe 26.000,00 € Mieten 120.000,00 € Kalkulatorische Abschreibungen 150.000,00 € Kalkulatorische Zinsen 96.000,00 € Herstellkosten der Bestandsminderung 186.327,50 € Betriebsgewinn 313.762,50 € Erlöse Unirad 544.000 € Erlöse Cityrad 1.890.000 € Erlöse Ausflugsrad 1.870.000 € Herstellkosten der Bestandserhöhung 404.800 € 4.708.800,00 € 4.708.800 € − Berechnung des Betriebserfolgs nach dem Umsatzkostenverfahren Unirad Cityrad Ausflugsrad Absatzmengen 680 St. 3.000 St. 2.200 St. Herstellkosten pro Stück 763,25 € 506,00 € 817,15 € Herstellkosten der abgesetzten Menge 519.010,00 € 1.518.000,00 € 1.797.730,00 € <?page no="628"?> Betriebsergebnisrechnung nach dem Umsatzkostenverfahren Kosten Erlöse Herstellkosten Unirad 519.010,00 € Herstellkosten Cityrad 1.518.000,00 € Herstellkosten Ausflugsrad 1.797.730,00 € Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten 155.500,00 € Betriebsgewinn 313.760,00 € Erlöse Unirad 544.000,00 € Erlöse Cityrad 1.890.000,00 € Erlöse Ausflugsrad 1.870.000,00 € 4.304.000,00 € 4.304.000,00 € Die Differenz zwischen dem Betriebsgewinn nach dem Gesamtkostenverfahren und dem nach dem Umsatzkostenverfahren berechneten Betriebsgewinn geht auf Rundungsfehler zurück. <?page no="629"?> 1 Aufgaben und Funktionen 1. Was sind Aufgaben des Controlling? Steuerung des Unternehmens Kontrolle Dokumentation und Beratung 2. Wie kann eine Controlling-Abteilung organisiert sein? Spartenorganisation Nichtregierungsorganisation Matrixorganisation Ablauforganisation Tensororganisation 3. Welche Aufgaben hat das Controlling? Kontrolle und Revision von Zielvorgaben mehr Effizienz und Effektivität höhere Innovationsfähigkeit strategische Unternehmensentwicklung 4. Welche Formen des Controlling können unterschieden werden? strategisches Controlling temporäres Controlling operatives Controlling <?page no="630"?> 2 Kosten- und Leistungsrechnung 1. Was sind Teilbereiche der Kosten- und Leistungsrechnung? Kostenstellenrechnung Gewinn- und Verlustrechnung Kostenträgerzeitrechnung Kalkulation Kostenartenrechnung 2. Welche Kostenarten werden unter dem Kriterium der Verrechnung unterschieden? Fixkosten Fertigungskosten Gemeinkosten Prozesskosten 3. Was sind Kostenträger? soziale Einrichtungen Produkte und Dienstleistungen Abteilungen 4. Welches Kalkulationsverfahren wird vorwiegend in Rohstoffunternehmen mit nur einem Produkt verwendet? Zuschlagskalkulation Kuppelkalkulation Äquivalenzziffernkalkulation Divisionskalkulation <?page no="631"?> 3 Kalkulation 1. Was ist eine retrograde Kalkulation? Prozesskostenrechnung Break-Even-Analyse Zielkostenrechnung Zuschlagskalkulation Äquivalenzziffernkalkulation 2. Was entspricht einer Aktivität in der Vollkostenrechnung? gar nichts Zuschlagsbasis Unterkostenstelle 3. Was sind die Verwaltungskosten in einer Bestellabteilung? leistungsmengeninduziert leistungsmengenneutral keines von beiden 4. Wie wird die Break-Even-Analyse noch bezeichnet? Gemeinkostenmanagement Activity Based Costing Gewinnschwellenanalyse Prozesswertanalyse <?page no="632"?> 4 Teilkostenrechnung 1. Durch welche Kosten unterscheiden sich Deckungsbeitrag III und IV? durch erzeugnisfixe Kosten durch Kostenstellenfixkosten durch bereichsfixe Kosten durch Unternehmensfixkosten 2. Was ist ein Synonym für Fixkostendeckungsrechnung? Prozesskostenrechnung Direct Costing mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung Gewinnschwellenanalyse 3. Welche Größen liegen der Normalkostenrechnung zugrunde? Ist-Werte Planwerte Durchschnittswerte Soll-Werte <?page no="633"?> 6 5 Die Investitionsrechnung 1. Was sind Ansätze in der dynamischen Investitionsrechnung? Kapitalwertmethode Amortisationsrechnung Annuitätenmethode 2. Wie sind Beispiele für Sachinvestitionen? Erweiterungsinvestitionen Rationalisierungsinvestitionen Finanzinvestitionen immaterielle Investitionen Ersatzinvestitionen 3. Welcher Ansatz der Unternehmensbewertung beruht auf dem Reproduktionswert? Ertragswertverfahren Substanzwertverfahren Mittelwertverfahren <?page no="634"?> 6 Das strategische Controlling 1. Wofür steht das „s“ in der Abkürzung SWOT? Strengths Strategy Sign 2. Welcher Aspekt wird vom Lebenszyklusmodell vorwiegend berücksichtigt? Marketingaspekte Organisationsaspekte ökologische Aspekte 3. Wofür stehen die Quadranten in der BCG-Matrix? Stars, Question Marks, Wild Dogs, Slow Cats Stars, Question Marks, Poor Dogs, Cash Cows Stars, Question Marks, Poor Dogs, Money Foxes 4. Welche Determinanten beeinflussen die Marktattraktivität? Marktwachstum Marktgröße Markteintrittsbarrieren 5. Welche Perspektiven umfasst die Balanced Scorecard? Finanzperspektive Kundenperspektive Mitarbeiterperspektive <?page no="635"?> 7 Das operative Controlling 1. Was ist eine andere Bezeichnung für Zero Base Budgeting? Grundbu getierung Nullbasis-Budgetierung Nullgrundlagen-Budgetierung 2. Welche Budgetformen gibt es im Zero Base Budgeting? Minimalbudget Normalbudget Standardbudget Spezialbudget 3. Wie findet der Vergleich beim Best-Practice-Benchmarking statt? zwischen Abteilungen zwischen Unternehmen derselben Branche zwischen Unternehmen aus verschiedenen Branchen zwischen Unternehmen in einem Konzern 4. Was wird mit der Gap-Analyse ermittelt? der Zielerreichungsgrad die Aufbauorganisation die Divergenz zwischen Soll- und Ist-Werten die Wettbewerbslücke der Cashflow <?page no="636"?> 1 Systematik der Finanzierung 1) Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie bitte durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch a) Zur Außenfinanzierung zählt die Beteiligungsfinanzierung. b) Zur Innenfinanzierung zählt die Finanzierung über Rückstellungen. c) Zur kurzfristigen Fremdfinanzierung gehört die Kundenanzahlung. d) Kundenanzahlungen sind Kundenkredite, die oft Finanzierungshilfen für Hersteller darstellen. e) Die Beteiligungsfinanzierung ist eine Form der Innenfinanzierung. f) Unter dem Begriff „Finanzierung“ versteht man die Beschaffung finanzieller Mittel und die Vermeidung von Auszahlungen. 2) Beschreiben und erklären Sie kurz die zwei verschiedenen Formen der „goldenen Bilanzregel“. Die goldenen Bilanzregeln lassen sich in die ‚goldene Bilanzregel im engeren Sinne‘ und in die ‚goldene Bilanzregel im weiteren Sinne‘ unterteilen. Bei ersterer soll das gesamte Anlagevermögen durch Eigenkapital oder langfristiges Fremdkapital finanziert werden, wobei die goldene Bilanzregel im weiteren Sinne sogar noch weitergeht. Hier soll nicht nur das Anlagevermögen, sondern auch das langfristige Umlaufvermögen durch Eigenkapital oder langfristiges Fremdkapital finanziert werden. <?page no="637"?> Goldene Bilanzregel im engeren Sinne: Eigenkapital (EK) + langfristiges Fremdkapital (FK) ≥ Anlagevermögen Goldene Bilanzregel im weiteren Sinne: EK + langfristiges FK ≥ Anlagevermögen + langfristiges Umlaufvermögen <?page no="638"?> 2 Finanzierungsarten im Überblick 1. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch a) Die Kreditfinanzierung ist eine Form der Innenfinanzierung. b) Zur Innenfinanzierung zählt die Subventionsfinanzierung. c) Die Selbstfinanzierung ist eine Form der Fremdfinanzierung. d) Die Beteiligungsfinanzierung zählt zur Innenfinanzierung. f) Zur Fremdfinanzierung gehört auch die Finanzierung aus Gewinnen und Rücklagen. g) Zur Fremdfinanzierung zählt man die Inanspruchnahme von Kontokorrent- und Lieferantenkrediten. h) Unter der Außenfinanzierung versteht man die Finanzierung von Objekten außerhalb des Unternehmens (z. B. Finanzierung der Kunden). i) Zur Außenfinanzierung zählt die Beteiligungsfinanzierung. j) Zur Innenfinanzierung zählt die Finanzierung über Rückstellungen. k) Zur kurzfristigen Fremdfinanzierung gehört die Kundenanzahlung. <?page no="639"?> 2. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. richtig falsch Welche der folgenden Finanzierungsarten gehören zur Innenfinanzierung ? Finanzierung aus Abschreibungen, Inanspruchnahme des Kontokorrentkredits, Finanzierung durch Einlagen der Anteilseigner, Ausgabe einer Schuldverschreibung, Gewinne thesaurieren, anstatt auszuschütten. 3. Nennen Sie bitte die Unterschiede zwischen Eigen-, Fremd- und Mezzanine Kapital in Bezug auf drei unterschiedliche Kriterien. Unterscheidung nach Eigenkapital Mezzanine- Kapital Fremdkapital Finanzierungsart: Beteiligungsfinanzierung Hybrid-Kapital Kreditfinanzierung Rechtsverhältnis: Beteiligungsverhältnis Fremdkapitalcharakter Schuldverhältnis Kapitalgeber: Stammaktionär Stiller Gesellschafter Kreditgeber Haftung für Verluste: Eigentümerstellung, Haftung mindestens in Höhe der Einlage Rangrücktritt gegenüber erstrangigem Fremdkapital Gläubigerstellung <?page no="640"?> 6 Ertragsanteil: volle Teilhabe an Gewinn und Verlust feste und / oder erfolgsabhänge Verzinsungsanteile Fester Verzinsungsanspruch Verfügbarkeit: unbefristet befristet befristet Vermögensanspruch: Quotenanspruch bei Verkauf optionale Beteiligung an Wertsteigerung Rückzahlungsanspruch Unternehmensleitung: Informations-, Kontroll- und Stimmrechte Informations- und Kontrollrechte möglich Grundsätzlich ausgeschlossen steuerlicher Behandlung: Gewinn wird steuerlich voll belastet Zinsen steuerlich absetzbar Zinsen steuerlich absetzbar finanzieller Kapazität: begrenzt durch privates Vermögen orientiert sich am erwarteten Cashflow abhängig vom Rating 4. Nennen und erläutern Sie die folgenden Finanzierungsarten: Außenfinanzierung: Zufuhr von finanziellen Mitteln von außen, z. B. durch Kapitalerhöhung der Anteilseigner oder Aufnahme eines Kredits. Beteiligungsfinanzierung: Erhöhung der Kapitaleinlagen von bereits vorhandenen oder neu hinzukommenden Anteilseignern des Unternehmens. Die Anteilseigner haben folgende Rechte und Pflichten: Beteiligung sowohl am Gewinn als auch am Verlust, Anspruch der Anteilseigner am Liquidationsnettoerlös, in der Regel Mitspracherecht bei der Unternehmensleitung und unter Umständen kann eine Nachschusspflicht bestehen. <?page no="641"?> Kreditfinanzierung: Es sind verschiedene Formen der Kreditfinanzierung möglich (z. B. Bankdarlehen, Gesellschafterdarlehen, Genussrechte etc.). Fremdkapitalzinsen stellen Aufwendungen in der Gewinn- und Verlustrechnung dar und vermindern den Gewinn. Kredite sind in der Regel zweckgebunden. Kredite müssen getilgt werden, in der Regel haben die Fremdkapitalgeber keinen Einfluss auf die Geschäftspolitik des kreditnehmenden Unternehmens. Innenfinanzierung: Finanzierung aus einbehaltenen Gewinnen, Finanzierung aus Abschreibungsgegenwerten, Finanzierung durch Bildung von (langfristigen) Rückstellungen, Finanzierung durch Vermögensumschichtung und Finanzierung durch Rationalisierung und Reduzierung der Außenstände. <?page no="642"?> 1. a) Mit was ist ein entgangener Skonto vergleichbar? Der Skonto stellt einen Preisnachlass dar, der dem Käufer gewährt wird, wenn er innerhalb einer vereinbarten Frist bezahlt. Bei einem Lieferantenkredit entspricht der entgangene Skonto rechnerisch dem Jahreszinskostensatz des Lieferanten, denn der Skontosatz entspricht den Kosten des Kredits. Wird dieser Skonto vom Käufer nicht in Anspruch genommen, bedeutet das für den Lieferanten keine Preisreduzierung. b) Nennen Sie die wichtigsten Faktoren eines Lieferantensowie eines Kundenkredites. Ein Kundenkredit wird dem Verkäufer durch den Käufer in Form einer Anzahlung gewährt. Die Anzahlung reduziert das Risiko des Verkäufers und werden entweder nach Abschluss des Vertrags oder nach, vorher definierten, Zeitpunkten der Fertigstellung bezahlt. Hingegen wird ein Lieferantenkredit einem Käufer durch einen Verkäufer gewährt. Es wird ein Zahlungsziel und eventuell eine Skontofrist eingeraumt. Bezahlt der Käufer innerhalb der gesetzten Skontofrist, so wird der Kaufpreis um den vorher festgelegten Skontosatz, welcher einem prozentualen Preisabzug entspricht, reduziert. c) Durch welche Besonderheit zeichnet sich der Zinssatz bei einem Kontokorrentkredit aus? Nennen Sie einen wesentlichen Unterschied zwischen Kontokorrent- und Lombardkredit. Der Zinssatz bei einem Kontokorrentkredit ist ein variabler Zinssatz. Er setzt sich aus den Sollzinsen, einer Kreditprovision, einer Bereitstellungsprovision, den Kontoführungsgebühren und, <?page no="643"?> bei Überschreitung der Kontokorrentkreditlinie, einer Überziehungsprovision zusammen. Der Kontokorrentkredit stellt einen Bankkredit gegen zusätzliche Kreditkosten dar, wobei der Lombardkredit die Ausreichung eines kurzfristigen Darlehns gegen Verpfändung von Gütern (materiell und immateriell) darstellt. d) Unterscheiden Sie kurz den Akzeptkredit von dem Avalkredit. Zwar haben beide Kreditarten Gemeinsamkeiten, allerdings lassen sie sich durch ein wesentliches Merkmal unterscheiden. Bei beiden Formen übernimmt die Bank zwar eine Bürgschaft für das Unternehmen und stellt somit ihre Kreditwürdigkeit zur Verfügung. Allerdings definiert sich der Akzeptkredit durch, dass die Bank die Kreditwürdigkeit als Bezieher eines Wechsels zur Verfügung stellt, wobei hingegen bei einem Avalkredit die Bank eine Bürgschaft oder Garantie bezüglich einer Verpflichtung des Unternehmens gegenüber einem Dritten bereitstellt. e) Beschreiben Sie die „Möglichkeit zur Weitergabe“ bei einem Wechsel. Gehen Sie insbesondere auf die Diskontierung ein. Ein Wechsel oder Diskontkredit enthält die unbedingte Anweisung des Wechselausstellers an den Bezogenen eine bestimmte Geldsumme an ihn oder an einen Dritten zu zahlen. Ein Wechsel kann auch weitergegeben werden. Entweder wird der Wechsel an einen Gläubiger weitergegeben, wodurch die Verbindlichkeit beglichen wird, oder der Wechsel wird bei einem Kreditinstitut diskontiert. Bei einer Diskontierung wird eine noch nicht fällige Wechselforderung von einer Bank angekauft, wobei Zinsen für die Zeit vom Ankaufstag bis zum Fälligkeitstag anfallen. <?page no="644"?> f) Ein Hersteller für Bürobedarf beliefert ein kleines Warenversandhaus mit Waren im Wert von 79.000 €. Aufgrund eines finanziellen Engpasses seitens des Warenversandhauses, wird ein Zahlungsaufschub um 90 Tage in Form eines Wechsels vereinbart. Der Wechsel wird von dem Hersteller für Bürobedarf bei seiner Hausbank zum Diskont eingereicht. Einvernehmlich wird der entstehende Aufwand von dem Warenversandhaus getragen. Für 90 Tage verlangt die Hausbank 1,73 % und pauschal 0,17 % Diskontspesen. Bitte ermitteln Sie zuerst den Ausstellungsbetrag für den Wechsel und anschließend den effektiven Jahreszins des Diskontkredits. Wechselsumme 79.000,00 € 100,00 % - Diskontbetrag - 1.366,70 € 1,73 % - Diskontspesen - 134,30 € 0,17 % = Auszahlungsbetrag 77.499,00 € 98,10 % Gesamtforderung 79.000,00 € 98,10 % Wechselsumme 80.530,10 € 100,00 % Ermittlung des effektiven Jahreszinssatzes (i eff ): i eff = f Kosten der Diskontierung Kredit × 360 Tage Laufzeit × 100 e = 1.501 79.000 × 360 90 × 100 = 7,6 % <?page no="645"?> g) Beschreiben Sie die unterschiedlichen Tilgungs- und Zinsverläufe für alle drei Formen der langfristigen Kreditfinanzierung. Annuitätendarlehen Ratendarlehen Endfälligkeitsdarlehen Tilgung steigende Tilgung während der Laufzeit immer gleich hohe Tilgungsraten einmalige Rückzahlung am Ende der Laufzeit Zinsen langsam sinkende Zinszahlungen schneller sinkende Zinszahlungen konstante Zinszahlungen h) Nennen und beschreiben Sie drei verschiedenen Formen einer Anleihe. I. Festzinsdarlehen: Haben über die Laufzeit einen festen Zinssatz. II. Wandelanleihendarlehen: Gewähren das zusätzliche Recht/ die Option auf Umtausch der Schuldverschreibungen auf Aktien. III. Optionsanleihen: Gewähren das zusätzliche Recht Aktien zu vorab festgelegten Bedingungen, während einer bestimmten Frist zu beziehen. IV. Zero Bonds: Beinhaltet keine laufenden Zinsen. Alle Zahlungen erfolgen am Ende der Laufzeit. V. Floating Rate Notes: Dies sind variabel verzinste Anleihen. <?page no="646"?> VI. Gewinnanleihen: Besitzen einen zusätzlichen, mit einer Dividende gekoppelten, Gewinnanspruch. 2. Tilgungsformen von Darlehen Eine Bank bietet für ein Darlehen folgende Konditionen an: Nennbetrag: 100 T€ Disagio: 2 T€ Laufzeit: 8 Jahre Tilgungsfreie Jahre: 3 Jahre Nominalzinssatz: 8 % Tragen Sie aus Kundensicht für die drei bekannten Tilgungsformen die Einzahlungen (+) - und Auszahlungen (-) für jedes Jahr in die folgenden Tabellen ein: a) Ratendarlehen Jahr 01 02 03 04 05 06 07 08 Einzahlung +98 Zinsen -8 -8 8 -8 -6,4 -4,8 -3,2 -1,6 Tilgung 0 0 0 -20 -20 -20 -20 -20 Zins + Tilgung -8 -8 -8 -28 -26,4 -24,8 -23,2 -21,6 b) Festdarlehen Jahr 01 02 03 04 05 06 07 08 Einzahlung +98 Zinsen -8 -8 8 -8 -8 -8 -8 -8 Tilgung 0 0 0 0 0 0 0 -100 Zins + Tilgung -8 -8 -8 -8 -8 -8 -8 -108 <?page no="647"?> c) Annuitätendarlehen Jahr 01 02 03 04 05 06 07 08 Einzahlung +98 Zinsen -8 -8 -8 -8 -6,636 -5,163 -3,573 -1,855 Tilgung -17,045 -18,409 -19,882 -21,473 -23,190 Zins + Tilgung -8 -8 -8 -25,045 -25,045 -25,045 -25,045 -25,045 Annuität = 100 € × 1,08 5 × 0,08 1,08 5 - 1 = 25,045,64 € / Jahr 08 Jahr Restschuld Annuität Zinsen Tilgung 1 100.000,00 8.000,00 0 2 100.000,00 8.000,00 0 3 100.000,00 8.000,00 0 4 100.000,00 25.045,64 8.000,00 17.045,64 5 82.954,35 25.045,64 6.636,35 18.409,29 6 64.545,06 25.045,64 5.163,61 19.882,03 7 44.663,03 25.045,64 3.573,04 21.472,60 8 23.190,43 25.045,64 1.855,23 23.189,77 3. Vergleich von Darlehensangeboten Die IM AG möchte im Januar des nächsten Geschäftsjahrs in Ihrem Werk in Karlsruhe eine neue Produktionsanlage (Anschaffungskosten = 3 Mio. €) mit einem Bankdarlehen finanzieren. Das Bankdarlehen soll nach fünf Jahren vollständig getilgt sein. Der IM AG liegen zwei Darlehensangebote vor: Angebot der Volksbank eG Abzahlungsdarlehen: Darlehensbetrag = 3.125.000 €, Auszahlung = 96 %, Nominalzinssatz = 6,5 %, Zins und Tilgung erfolgen immer am Jahresende [Hinweis: das Disagio würde die IM AG aktivieren (aktiver RAP) und über die Laufzeit gleichmäßig verteilen (abschreiben)]. <?page no="648"?> Angebot der Baden Bank AG Annuitätendarlehen: Darlehensbetrag = 3.000.000 €, Auszahlung 100 %, Nominalzinssatz = 7,0 %, die Zahlung der Annuitäten erfolgt immer am Jahresende. a) Ermitteln Sie den Effektivzinssatz für das für das Abzahlungsdarlehen der Volksbank e. G. mit der Faustformel. Berechnung des Effektivzinssatzes t m = 5 + 1 2 = 3 Jahre 1 i eff = f i nom + R - A t m A = 0,065 + 1,0 - 0,96 3 0,96 × 100 = 8,16 % 3 b) Ermitteln Sie für beide Darlehen die Aufwands- und die Liquiditätsbelastungen für die gesamte Darlehenslaufzeit. Steuern sind nicht zu berücksichtigen. Nutzen Sie bitte für die Lösungen die beiden folgenden Tabellen. Abzahlungsdarlehen der Volksbank e. G. Jahr Darlehensbetrag Tilgung Zinsen Disagio Aufwand Liquiditätsbelastung 1 3.125.000 € 625.000 € 203.125 € 25.000 € 228.125 € 828.125 € 2 2.500.000 € 625.000 € 162.500 € 25.000 € 187.500 € 787.500 € 3 1.875.000 € 625.000 € 121.875 € 25.000 € 146.875 € 746.875 € 4 1.250.000 € 625.000 € 81.250 € 25.000 € 106.250 € 706.250 € 5 625.000 € 625.000 € 40.625 € 25.000 € 65.625 € 665.625 € Summe 3.125.000 € 609.375 € 125.000 € 734.375 € 3.734.375 € <?page no="649"?> Annuitätendarlehen der Baden Bank AG Berechnung der Annuität Annuität = K 0 KK × KWF = 3.000.000 € × 0,07 × 1,07 3 1,07 3 - 1 = 3.000.000 € × 0,243890694 = 731.672,08 Jahr Darlehensbetrag Annuität Tilgung Zinsen Aufwand Liquiditätsbelastung 1 3.000.000,00 731.672,08 521.672,08 210.000,00 210.000,00 731.672,08 2 2.478.327,92 731.672,08 558.189,13 173.482,95 173.482,95 731.672,08 3 1.920.138,79 731.672,08 597.262,37 134.409,71 134.409,71 731.672,08 4 1.322.876,42 731.672,08 639.070,73 92.601,35 92.601,35 731.672,08 5 683.805,69 731.672,09 683.805,69 47.866,40 47.866,40 731.672,09 Summe 3.658.360,41 3.000.000,00 658.360,41 658.360,41 3.658.360,41 4. Die Formenbau KG bezieht von der Chemie AG ihre Rohstoffe. Die Rechnungsstellung erfolgt monatlich. Der Rechnungsbetrag beträgt pro Monat durchschnittlich 45.000 EUR, wobei die Zahlung innerhalb 14 Tage abzüglich 2 % Skonto bzw. innerhalb von 30 Tagen netto Kasse zu erfolgen hat. Ermitteln Sie den effektiven Zinssatz für den Fall, dass die Formenbau KG das Zahlungsziel ausnutzt, mithilfe der praxisüblichen Faustformel. Ermittlung des Jahreszinssatzes = i appr = S z - f × 360 = f 2 30 - 14 × 360 = 45 % <?page no="650"?> 5. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch a) Eine Sonderform der Anleihe ist das Schuldscheindarlehen. b) Beim Annuitätendarlehen nimmt im Zeitablauf der Zins zu und die Tilgung ab. c) Beim Ratendarlehen nimmt im Zeitablauf der Zins ab und die Tilgung zu. d) Beim Endfälligkeitsdarlehen nimmt im Zeitablauf die Tilgung ab. e) Beim Ratendarlehen kann eine Tilgungsaussetzung vereinbart werden. f) Beim Endfälligkeitsdarlehen erfolgt die Tilgung immer am Jahresende. g) Der Kontokorrentkredit ist ein kurzfristiger Kredit, kann aber durch Prolongation langfristigen Charakter haben. h) Ein Kontokorrentkredit ist im Vergleich zum Ratendarlehen in der Regel teurer. i) Beim Annuitätendarlehen bleibt während der Kreditlaufzeit die Summe aus Zinsen und Tilgungen immer gleich hoch. j) Der Effektivzinssatz eines Annuitätendarlehens mit Disagio, erhöht sich, wenn unter sonst gleichen Bedingungen die Halbjahresraten statt bisher nachträglich im Voraus fällig sind. <?page no="651"?> richtig falsch k) Beim Annuitätendarlehen ist während der Gesamtlaufzeit die Summe aus Zinsen und Tilgungen in jeder Periode gleich groß. l) Beim Tilgungsdarlehen sinkt im Zeitablauf die absolute Höhe der in den Raten enthaltenen Zinszahlungen. m) Beim endfälligen Darlehen ist die mittlere Laufzeit des Darlehens identisch mit der Gesamtlaufzeit des Darlehens. n) Endfällige Darlehen wurden in der Vergangenheit oft in Verbindung mit der Ablaufleistung einer Kapitallebensversicherung getilgt. o) Beim Ratendarlehen nimmt die Gesamtrate aus Zins und Tilgung während der Kreditlaufzeit grundsätzlich progressiv ab. p) Der Effektivzinssatz eines Annuitätendarlehens erhöht sich, wenn die Bearbeitungsgebühr erhöht wird. r) Ein Avalkredit ist für einen Kunden so lange kostenlos, so lange an den Begünstigten keine Zahlung erfolgt. s) Schuldscheindarlehen und Industrieobligationen gehören zur langfristigen Fremdfinanzierung. <?page no="652"?> 4 Mezzanine Finanzinstrumente 1. Was versteht man unter der „Mezzanine Finanzierung“? Die ‚Mezzanine Finanzierung‘ bezeichnet alle Finanzierungsarten, die eine Mischform aus Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung darstellen. Außerdem ist sie der Form nach eine Außenfinanzierung. 2. Erläutern Sie je zwei Vor- und zwei Nachteile von Mezzanine-Kapital gegenüber einem traditionellen Bankdarlehen. Vorteile: Die Banken erkennen das Mezzanine-Kapital in der Regel als Eigenkapital an. Dies verbessert das von den Kreditinstituten ermittelte Haftungskapital. Durch die Nachrangigkeit des Kapitals und den weitest gehenden Verzicht auf Sicherheiten bietet Mezzanine-Kapital die Möglichkeit, weiteres Fremdkapital aufzunehmen. Nachteile: In der Regel hohe Gesamtkosten, da der Zinssatz oft zwischen 10 % und 20 % liegt. Das höhere Risiko des Kapitalgebers wird durch eine höhere Verzinsung im Vergleich zur klassischen Kreditverzinsung ausgeglichen. Mezzanine-Finanzierungsinstrumente richten sich an einen kleinen Empfängerkreis, der vor allem Unternehmen mit stabilem Cashflow und hohen Wachstumserwartungen anspricht. Für kleine Unternehmen oder Unternehmen mit geringem Kapitalbedarf ist die Finanzierung mit Mezzanine-Kapital eher ungeeignet. <?page no="653"?> 1. a) Erklären Sie die unterschiedlichen Arten der Kapitalhöhung und zwar: ordentliche Kapitalerhöhung bedingte Kapitalerhöhung genehmigte Kapitalerhöhung nominelle Kapitalerhöhung Ordentliche Kapitalerhöhung: Hierbei handelt es sich um eine ordentliche Kapitalerhöhung, d. h. es werden neue (junge) Aktien gegen Einlagen ausgegeben, um die Eigenkapitalbasis der Gesellschaft zu vergrößern. Bedingte Kapitalerhöhung: Sie ist für den Fall vorgesehen, dass die Gesellschaft zu dem Zeitpunkt der Entscheidung über die Kapitalerhöhung noch nicht genau weiß, wie viele junge Aktien überhaupt benötigt werden. In derartigen Fällen kann die Hauptversammlung eine Kapitalerhöhung beschließen, die nur so weit durchgeführt wird, wie von Umtausch- oder Bezugsrechten Gebrauch gemacht wird. Das Aktiengesetz sieht folgende Fälle vor: Gewährung von Umtausch- oder Bezugsrechten an Gläubiger von Wandelschuldverschreibungen oder Optionsanleihen, Gewährung von Umtausch- oder Bezugsrechten zur Vorbereitung von Unternehmenszusammenschlüssen sowie Gewährung von Bezugsrechten an eigene Mitarbeiter (Ausgabe von Belegschaftsaktien). Genehmigte Kapitalerhöhung: Hier genehmigt die Hauptversammlung dem Vorstand einer AG, das Grundkapital bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erhöhen, ohne dass hierzu eine erneute Zustimmung der Hauptversammlung eingeholt <?page no="654"?> werden muss. Die Kapitalerhöhung kann innerhalb eines Zeitraums von fünf Jahren durchgeführt werden und das genehmigte Kapital darf 50 % des bisherigen gezeichneten Kapitals nicht übersteigen. Auch eine Kapitalerhöhung in mehreren Schritten ist möglich, solange die Summe der Teilerhöhungen nicht den genehmigten Gesamtbetrag übersteigt. Nominelle Kapitalerhöhung: Das Grundkapital einer Aktiengesellschaft kann auch erhöht werden, indem Teile der Rücklagen in gezeichnetes Kapital gewandelt werden. Diesen Vorgang bezeichnet man auch als Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln. Die Bilanzsumme bleibt gleich, es findet lediglich ein Passivtausch statt, d. h. die Relation zwischen Grundkapital und offenen Rücklagen ändert sich. Die dabei ausgegebenen jungen Aktien werden als Berichtigungsaktien oder als Gratisaktien bezeichnet und den Altaktionären entsprechend ihrer Beteiligungsquote an der Gesellschaft ausgegeben, ohne dass ein Bezugspreis zu zahlen ist. b) Von welchen Faktoren ist der rechnerische Wert des Bezugsrechts abhängig? Bezugsverhältnis alter zu junger Aktien, Bezugskurs der jungen Aktien, Börsenkurs der alten Aktien und eventuell der Dividendenberechtigung der jungen Aktien. c) Ein kleines Warenversandhaus plant eine Kapitalerhöhung um 2.000.000 € auf 12.000.000 €. Der bisherige Kurs der Aktien beträgt 40 €/ Aktie und die jungen Aktien werden für 25 € / Aktie herausgegeben. Berechnen Sie das Bezugsrecht und den neuen Mittelkurs. <?page no="655"?> Bezugsverhältnis = bisheriges Grundkapital Grundkapitalerhöhung = 10.000.000 € 2.000.000 € = 5 1 Bezugsrecht = Kurs alte Aktien - (Kurs neue Aktien + Dividendennachteil) Bezugsverhältnis + 1 = 40 € Aktie - ( 25 € Aktie + 0 ) 5 + 1 = 15 6 = 2,5 € / Aktie 5 Neuer Mittelkurs = Kurswert alte Aktien + Kurswert neue Aktien Anzahl Altaktien + Anzahl Jungaktien = (40 € × 5) + (25 € × 1) 5 + 1 = 37,50 € Aktie d) Nennen Sie den wesentlichen Unterschied zwischen Überschuss- und Umschichtungsfinanzierung. Nennen und erläutern Sie zusätzlich zwei Bestandteile der Überschussfinanzierung. Während die Umschichtungsfinanzierung aus sonstigen Kapitalfreisetzungen (z. B. Verkauf von Gütern) erfolgt, sind bei der Überschussfinanzierung verschiedene Formen möglich. Beispielsweise kann die Finanzierung durch Abschreibungen oder Rückstellungen erfolgen, sowie durch stille Reserven oder Gewinneinbehaltung aus versteuerten Gewinnen. Die Umschichtungsfinanzierung erfolgt also durch den Verkauf durch Gütern, und den Ankauf mit den dadurch entstanden Mitteln, wobei die Überschussfinanzierung, wie der Name schon sagt, aus entstanden Überschüssen des Jahres erfolgt. <?page no="656"?> 2. Ist die folgende Aussage richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussage richtig oder falsch sind. Aussage richtig falsch Der Umfang des Mittelzuflusses bei einer Neuemission von Aktien wird ausschließlich durch die Höhe des Ausgabekurses der emittierten Aktie bestimmt. <?page no="657"?> 1. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch Zur Innenfinanzierung zählt man: a) die Bildung von Rückstellungen; b) eine weitere Kapitaleinlage eines Personengesellschafters aus seinem Privatvermögen; c) die Finanzierung zusätzlicher Periodenkapazitäten aus Abschreibungsgegenwerten. 2. Zeigen Sie die Unterschiede zwischen stiller und offener Selbstfinanzierung auf. Die stille Selbstfinanzierung ist nicht aus dem Jahresabschluss g ersichtlich. Durch die Bildung stiller Reserven entstehen Kapitalreserven. Sie basieren auf einer positiven Wertdifferenz zwischen dem Wiederbeschaffungspreis und dem Buchwert. Auslöser sind Bilanzierungswahlrechte, Bewertungswahlrechte und Ermessensspielräume (Unterbewertung der Aktiva, Überbewertung der Passiva), die liquide Mittel im Unternehmen binden und dies nicht als Gewinn ausweisen. Bei der offenen Selbstfinanzierung ist die Gewinnerzielung g Voraussetzung, wobei der Gewinn einbehalten und in der Bilanz ausgewiesen, versteuert und nicht an die Gesellschafter des Unternehmens ausgeschüttet wird. Diesen Gegenwert findet man entweder als Guthaben, soweit noch keine Investitionen erfolgt sind, wieder oder als Investitionen innerhalb des Umlauf- und Anlagevermögens. <?page no="658"?> 3. Die M-Metall AG möchte zur Finanzierung des Kaufs einer neuen Lackieranlage in Höhe von 36 Mio. € eine ordentliche Kapitalerhöhung durchführen. Der Kurs der M-Metall Aktie wird vor der Kapitalerhöhung mit 220 €/ Aktie notiert, der Bezugskurs der jungen Aktie beträgt 180 €/ Aktie. Das Grundkapital der M-Metal AG vor der Kapitalerhöhung betrug 3 Mio. €. Dabei ist jede Aktie mit einem Nennwert von 5 € je Aktie ausgestattet. Die Jahresdividende soll 6 € pro Aktie betragen, wobei die jungen Aktien nur zur Hälfte dividendenberechtigt sind. Ermitteln Sie den rechnerischen Kurs der M-Metall Aktie nach Durchführung der Kapitalerhöhung. Kurs nach Kapitalerhöhung: Kurs vorher - Wert des Bezugsrechts Wert des Bezugsrechts = Kurs alte Aktien - (Kurs neue Aktien + Dividendennachteil) Bezugsverhältnis + 1 = 220 € Aktie - 180 € Aktie - 3 € Aktie Bezugsverhältnis + 1 , (das Bezugsverhältnis Aktie muss noch berechnet werden) Bezugsverhältnis (BV) = Anzahl der alten Aktien Anzahl der jungen Aktien Anzahl der alten Aktien = bisheriges Grundkapital (alt) Nennwert = 3 Mio. € 5 € / Aktie = 600.000 Aktien Anzahl der neuen Aktien = Mittelzufluss Bezugskurs = 36 Mio. € 180 € / Aktie = 200.000 Aktien <?page no="659"?> Bezugsverhältnis (BV) = Anzahl der alten Aktien Anzahl der jungen Aktien = 600.000 Aktien 200.000 Aktien = 3 1 Bezugsverhältnis = 3 : 1 Wert des Bezugsrechts = 220 € Aktie - 180 € Aktie - 3 € Aktie 3 + 1 = 9,25 € / Aktie Kurs nach Kapitalerhöhung = 220 € / Aktie - 9,25 € / Aktie = 210,75 € / Aktie oder K mittel = K alt × a + (K neu + DN) × n a + n = 220 € / St. × 600.000 St. + (180 € / St. + 3 € / St.) × 200.000 St. 600.000 St. + 200.000 St. = 210,75 € / St. <?page no="660"?> 7 Finanzkennzahlen 1. a) Nennen Sie die direkte Formel zur Berechnung des Cashflows. Cashflow = zahlungswirksame Erträge - zahlungswirksame Aufwendungen Cashflow = Einzahlungen - Auszahlungen b) Nennen Sie jeweils zwei Verwendungszwecke des Brutto- Cashflows sowie des freien Cashflows. Verwendungszwecke Brutto-Cashflow: I. Investitionen II. Erhöhung des Nettoumlaufvermögens III. Schuldentilgungen IV. Zinszahlungen V. Gewinnausschüttungen Verwendungszwecke freier Cashflow: I. Schuldentilgungen II. Zinszahlungen II. Gewinnausschüttungen c) Was beschreibt der EBIT? Das EBIT, oder „Earnings before Interest and Taxes“ ist mit dem deutschen „operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern“ gleich zusetzten und bietet eine gute Vergleichsbasis für Unternehmen. d) Wie drückt sich der Unterschied der Berechnung von der Liquidität 1. und 2. Grades aus? Die Liquidität 1. Grades setzt das kurzfristige Fremdkapital lediglich ins Verhältnis zu den liquiden Mitteln, wobei die Liquidität 2. Grades einen Schritt weiter geht und das kurzfristige <?page no="661"?> Fremdkapital dem gesamten monetären Umlaufvermögen, also den liquiden Mitteln und den kurzfristigen Forderungen, gegenüberstellt. e) Wie drückt sich der Unterschied der Berechnung von Deckungsgrad B und C aus? Der Deckungsgrad B setzt das Eigenkapital und das langfristige Fremdkapital in Verhältnis zum vorhandenen Anlagevermögen. Der Deckungsgrad C geht einen Schritt weiter und setzt nicht nur das Anlagevermögen, sondern auch das langfristige Umlaufvermögen dem gegenüber. f) Beschreiben Sie kurz den Leverage-Effekt und nennen Sie die Formel. Der Leverage-Effekt, oder auch Hebel-Effekt, drückt aus, dass sich die Eigenkapitalrentabilität durch die Aufnahme von zusätzlichem Fremdkapital erhöhen lässt. Allerdings gilt dieser Effekt nur, solange der Fremdkapitalzinssatz niedriger ist als die Gesamtkapitalrentabilität. EKR = GKR + (GKR - FKZ) × FK/ EK 2. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch a) Als Leverage-Effekt bezeichnet man die Steigerung der Eigenkapitalrentabilität durch die zusätzliche Aufnahme von Fremdkapital, wobei der Fremdkapitalzinssatz niedriger sein muss als die Gesamtkapitalrentabilität. <?page no="662"?> b) Als Leverage-Effekt bezeichnet man die Zunahme der Gesamtkapitalrentabilität bei zusätzlicher Aufnahme von Fremdkapital. c) Bei Verringerung der Verschuldung steigt die Eigenkapitalrentabilität, wenn der Fremdkapitalzinssatz größer als die Gesamtkapitalrentabilität ist. <?page no="663"?> 8 Derivate 1. a) Wie lassen sich die Derivate unterteilen? Einfach ausgedrückt, lassen sich die Derivate in unbedingte und in bedingte Termingeschäfte unterteilen. Demgegenüber lässt sich die Kreditfinanzierung in kurzfristige und langfristige Kreditfinanzierung unterteilen. Genau genommen können die bedingten und unbedingten Termingeschäfte beide weiter in außerbörsliche und börsliche Geschäfte unterteilt werden. b) Nennen Sie mindestens drei verschiedene Basiswerte für Derivate. I. Aktien II. Zinstitel II. Indizes IV. Währungen V. Rohstoffe VI. Edelmetall VII. Waren VIII. etc. c) Erläutern Sie eine der drei Zinsoptionen. I. Zins-Cap: Beim Zins-Cap wird eine Zinsobergrenze vereinbart. Der Käufer hat also das Recht, vom Verkäufer die Zinsdifferenz aus dem vereinbarten Kapitalbetrag zu verlangen, falls der Marktzinssatz die vereinbarte Zinsobergrenze überschreiten sollte. II. Zins-Floor: Beim Zins-Floor wird eine Zinsuntergrenze vereinbart. Der Verkäufer verpflichtet sich dem Käufer gegenüber die Zinsdifferenz <?page no="664"?> zu erstatten, falls der Marktzinssatz die vereinbarte Zinsuntergrenze unterschreiten sollte. III. Zins-Collars: Die Zins-Collars stellen eine Kombination aus Zins-Cap und Zins-Floor dar. Es wird eine Zinsobergrenze, eine Zinsuntergrenze sowie ein Referenzzinssatz vereinbart. Der Käufer hält das Recht, eine Ausgleichszahlung zu verlangen, wenn der Marktzins die Zinsobergrenze überschreitet, allerdings muss er eine Ausgleichszahlung leisten, wenn der Marktzins die Zinsuntergrenze unterschreitet. d) Nennen Sie drei Rechte, die ein Käufer einer Option erwirbt, sowie zwei Pflichten, die der Verkäufer einer Option innehat. I. Rechte: 1. festgelegter Gegenstand 2. festgelegte Menge 3. bestimmter Zeitraum/ Zeitpunkt 4. festgelegter Preis 5. Kauf-/ Verkaufsmöglichkeit II. Pflichten: 1. Basiswert/ Basispreis muss eingehalten werden. 2. Lieferungs- oder Kaufpflicht. e) Beschreiben Sie Erwartungshaltung, maximalen Gewinn und maximalen Verlust für zwei der Grundpositionen von Optionen. I. Long-Call: 1. Erwartungshaltung: steigender Preis des Basiswertes 2. Max. Gewinn: unbegrenzt 3. Max. Verlust: Optionsprämie <?page no="665"?> II. Short-Call: 1. Erwartungshaltung: fallender Preis des Basiswertes 2. Max. Gewinn: Optionsprämie 3. Max. Verlust: unbegrenzt III. Long-Put: 1. Erwartungshaltung: sinkender Preis des Basispreises 2. Max. Gewinn: Basispreis ./ . Optionsprämie 3. Max. Verlust: Optionsprämie IV. Short-Put: 1. Erwartungshaltung: steigender Preis des Basiswertes 2. Max. Gewinn: Optionsprämie 3. Max. Verlust: Basispreis ./ . Optionsprämie f) Wodurch zeichnet sich ein Swap aus? Es wird, zwischen zwei Parteien, ein Austausch von Zahlungsströmen zu einem fest vereinbarten Zeitpunkt vereinbart. Das Ziel ist die Reduzierung bzw. Eliminierung von Zinsund/ oder Währungsrisiken. <?page no="666"?> 1 Grundbegriffe des Marketings 1. Das strategische Marketing wird auch Marketing-Mix genannt. richtig falsch 2. Der Marketing-Mix besteht aus drei Feldern. richtig falsch 3. Marketing in der weiten Definition ist alles, was jemand tut, damit jemand anderes etwas tut. richtig falsch 4. Marketing meint heute nur die Unternehmensfunktion des Absatzes (Absatzwirtschaft). richtig falsch 5. Marketing richtet sich immer nur an Kunden. richtig falsch 6. Marketing-Ziele können nur quantitative Zielgrößen sein. richtig falsch <?page no="667"?> 2 Strategisches Marketing 1. Bei der BCG-Portfolio-Analyse werden das reale Marktwachstum und der absolute Marktanteil betrachtet. richtig falsch 2. Bei der Differenzierungsstrategie versucht das Unternehmen, etwas Besonderes, vielleicht Einzigartiges anzubieten, das die Kunden wertschätzen. richtig falsch 3. Bei der Marktentwicklungsstrategie hat das Unternehmen das Ziel, mit den derzeitig angebotenen Produkten auf neuen Märkten Erfolg zu haben. richtig falsch 4. Fixkostendegression meint den Effekt, dass bei höherer Produktionsmenge die Fixkosten sinken. richtig falsch 5. In der BCG-Portfolio-Analyse sind Question Marks Produkte, die auf attraktiven Märkten eine starke Wettbewerbsposition haben. richtig falsch <?page no="668"?> 6. Marktdurchdringung heißt, den Absatz bestehender Produkte auf bestehenden Märkten zu verstärken. richtig falsch 7. Skaleneffekte sind ein Grund, warum viele Unternehmen ihren Marktanteil erhöhen möchten. richtig falsch <?page no="669"?> 3 Produkt- und Programmpolitik 1. Bei der Produktdifferenzierung besteht die Gefahr der Image-Verwässerung. richtig falsch 2. Die eigenen Mitarbeiter sind keine geeignete Quelle bei Produktinnovationen. richtig falsch 3. Ein Nutzentreiber ist eine Produkteigenschaft, die wichtig ist, weil sie beim Kunden dessen Nutzen bei der Produktnutzung stark beeinflusst. richtig falsch 4. Ein Unternehmen, das Kundenspezialist ist, hat meist eine größere Programmbreite und eine geringere Programmtiefe. richtig falsch 5. Ergänzende Dienstleistungen können vom Unternehmen nur vor dem Kauf angeboten werden. richtig falsch <?page no="670"?> 6 6. Mass-Customization ist eine extreme Form der Produktvariation. richtig falsch 7. Produktvariation ist die Veränderung des Produkts im Zeitablauf bei Ersatz des bisherigen Produkts. richtig falsch 8. Wenn ein Kunde die Verpackung besonders bequem benutzen kann, spricht man von der Consequencefunktion der Verpackung. richtig falsch <?page no="671"?> 4 Markenpolitik 1. Bei einer Mehrmarkenstrategie vermarktet ein Unternehmen seine bestehende Marke mit mehreren Produkten. richtig falsch 2. Die beiden einzigen Funktionen einer Marke sind Informationseffizienz und ideeller Nutzen. richtig falsch 3. Die Markenpolitik beeinflusst alle vier übrigen Bereiche des Marketing-Mixes. richtig falsch 4. Die Verpackung von Markenprodukten kann nichts zur Markenbildung beitragen. richtig falsch 5. Beim Co-Branding wird im Rahmen einer Kooperation ein Produkt mit zwei Marken gleichzeitig markiert. richtig falsch <?page no="672"?> 5 Preis- und Konditionenpolitik 1. Bei Gütern, die nicht aufbewahrt werden können, ist der Konsumdruck höher, je kürzer der Zeitpunkt der Zahlung zurückliegt. richtig falsch 2. Der Preis hat als Erfolgsfaktor in den letzten Jahren an Bedeutung verloren. richtig falsch 3. Die Höhe der Preiselastizität ist auch davon abhängig, wie transport- und lagerfähig das betrachtete Produkt ist. richtig falsch 4. Die Preis- und Konditionenpolitik wird auch als Leistungspolitik bezeichnet. richtig falsch 5. Die Preiselastizität zeigt an, wie stark die Nachfrage auf Preisveränderungen reagiert. richtig falsch <?page no="673"?> 6. Einzige Einflussgrößen auf die Preisfestlegung sind die Kosten und das Wertempfinden der Kunden. richtig falsch 7. Es kann sinnvoll sein, dass ein Unternehmen einen Preis anbietet, der unter der kurzfristigen Preisuntergrenze liegt. richtig falsch 8. Mittels der Penetrationsstrategie ist es möglich, die Preisbereitschaft des Kunden graduell abzuschöpfen. richtig falsch 9. Nur wenn das Produkt neu eingeführt wird, muss ein Preis festgelegt werden. richtig falsch <?page no="674"?> 6 Distributionspolitik 1. Absatzhelfer erwerben Eigentum an der Ware, Absatzmittler nicht. richtig falsch 2. Bei vielen kleinen Abnehmern empfiehlt sich der direkte Absatz. richtig falsch 3. Beim exklusiven Absatz setzt ein Hersteller alle Händler ein, die festgelegte Kriterien erfüllen. richtig falsch 4. Beim Vertrieb erklärungsbedürftiger Produkte empfiehlt sich der indirekte Absatz. richtig falsch 5. Die physische Distribution kann den Absatz nicht beeinflussen. richtig falsch <?page no="675"?> 6. Franchising kann wegen der hohen wirtschaftlichen Abhängigkeit auch als quasi-internes Distributionsorgan gesehen werden. richtig falsch 7. Im Rahmen der passiven Informationsaufgabe gibt ein Distributionsorgan Informationen an den Kunden. richtig falsch <?page no="676"?> 7 Kommunikationspolitik 1. Bei der Push-Strategie adressiert ein Hersteller sein Marketing an Endkunden, die dann beim Händler das Produkt kaufen möchten. richtig falsch 2. Beim Product Placement wird ein direkter Kontakt zwischen dem verkaufenden Unternehmen und dem potenziellen Kunden hergestellt. richtig falsch 3. Bekanntheit und Image sollten sich immer auf die relevante Zielgruppe beziehen. richtig falsch 4. Das Instrument der Öffentlichkeitsarbeit dient der kurzfristigen Absatzsteigerung. richtig falsch 5. Das Instrument der Verkaufsförderung dient der kurzfristigen Absatzsteigerung. richtig falsch <?page no="677"?> 6. Die Glaubwürdigkeit der Werbung aus Sicht der Kunden hat in den letzten Jahrzehnten abgenommen. richtig falsch 7. Die Kommunikationspolitik richtet sich nur an die Kunden des Unternehmens. richtig falsch 8. Kommunikationspolitische Maßnahmen können die Aufgabe haben, den Kunden nach dem Kauf in seiner Kaufentscheidung zu bestätigen. richtig falsch 9. Nur positive emotionale Reize können in der Werbung Aufmerksamkeit erregen. richtig falsch <?page no="678"?> 1 Einordnung und Ziele der Personalwirtschaft 1. Welche Ziele strebt die Personalwirtschaft an? Kostenreduzierung mehr Effizienz und Effektivität höhere Innovationsfähigkeit Abbau der Personalfluktuation 2. Was beinhaltet das Personalmarketing? besserer Verkauf von Gütern optimale Positionierung auf dem Arbeitsmarkt Verbesserung der Attraktivität als Arbeitgeber 3. Was gehört zum externen Personalmarketing? Jobmessen Unternehmensbeteiligungsmodelle Bewerbertag Praktika für Studierende Diversity Management Hochschulrecruiting <?page no="679"?> 2 Personalplanung 1. Welche Zeithorizonte werden bei der Personalplanung unterschieden? mittelfristig kurzfristig langfristig 2. Was sind Beispiele für eine unternehmensbezogene Personalplanung? Personalbedarfsplanung Karriereplanung Laufbahnplanung Personalentwicklungsplanung Personaleinsatzplanung 3. Was bedeutet Zieloperationalisierung? verschiedene Operationen des Ziels konkrete Zieldefinition Auffächerung des Ziels nach messbaren Kriterien <?page no="680"?> 3 Personalbeschaffung 1. Welche internen Beschaffungswege gibt es? interne Stellenausschreibung Versetzung Direct Search 2. Welche Methoden kommen in einem Assessmentcenter zum Einsatz? Gruppendiskussion psychologische Tests Postkorbübung grafologische Verfahren <?page no="681"?> 4 Personaleinsatz 1. In welche Kategorien wird die Personaleinsatzplanung eingeteilt? zeitraumbezogen zeitpunktbezogen unternehmensbezogen 2. Welche Methoden gibt es bei der Personaleinführung? Patensystem Coaching Mentoring Supervision 3. Hat der Betriebsrat beim Personaleinsatz ein Mitwirkungsrecht? ja nein 4. Was sind Beispiele für Formen der Arbeitszeitflexibilisierung? Teilzeitarbeit Sabbatical Job Sharing Gleitzeit <?page no="682"?> 6 5 Personalentwicklung 1. Welche Formen des Trainings werden unterschieden? Training on the job Training off the job Training around the job Training near the job 2. Was ist Coaching? eine Seminarmethode eine Form des Controlling ein Ansatz in der Psychotherapie eine konstruktive Führungskräfteentwicklung 3. Welche Kompetenzen können unterschieden werden? Führungskompetenz Fachkompetenz Sozialkompetenz Methodenkompetenz Amtskompetenz <?page no="683"?> 6 Personalführung 1. Welche Management-by-Ansätze gibt es? Management by Systems Management by Turtle Management by Exception Management by Objectives 2. Was ist ein Managerial Grid? ein Raster zur Darstellung von Führungsstildimensionen ein Ansatz für mehrdimensionale Führungsstile ein Führungskennzahlensystem eine Form des Führungscontrolling 3. Was sind Charakteristika des Managments by Exception? Intervention nur in Ausnahmefällen Prinzip der Subsidiarität Delegation von Aufgaben 4. Womit können Zielvereinbarungssysteme gekoppelt werden? Arbeitszeitkonten Prämiensysteme Vergütungssysteme <?page no="684"?> 7 Personalvergütung 1. Was sind Beispiele für geldwerte Vorteile? Zurverfügungstellung eines Dienstwagens Belegschaftsrabatt Provision 2. Was sind Personalbasiskosten? Gratifikationen Leistungsprämien Lohn Gehalt 3. Welche zwei Hauptkategorien gibt es bei der Arbeitsbewertung? summarisch kumulativ analytisch synthetisch <?page no="685"?> 8 Personalverwaltung 1. Was sind Beispiele für die Aufgaben in der Personalverwaltung? Erfassung der Daten für die gesetzliche Krankenversicherung Verwaltung der Personalakten Erstellung von Controlling-Kennzahlen 2. Was ist ein Personalinformationssystem? ein System zur Verwaltung von Personaldaten eine Datenbank im Internet häufig ein Modul in einem Gesamtpaket <?page no="686"?> 9 Personalfreisetzung 1. Welche Kündigungsgründe gibt es? betriebsbedingte Kündigung verhaltensbedingte Kündigung personenbedingte Kündigung altersbedingte Kündigung 2. Wann ist eine außerordentliche Kündigung möglich? aus schwerem Grund Sabotage häufiges Zuspätkommen häufige Erkrankung Werksspionage 3. Unter welchen Bedingungen ist eine Abmahnung möglich? genauer Zeitpunkt und Datum genaue Beschreibung des Verhaltens abmahnbares Verhalten Zeugen Abmahnung innerhalb von 2 Monaten Abmahnung innerhalb von 2 Wochen eine Gegendarstellung ist möglich eine Gegendarstellung ist nicht möglich gegen die Abmahnung kann geklagt werden <?page no="687"?> 10 Personalcontrolling 1. Was bedeutet Controlling? die Kontrolle der Beschäftigten die Optimierung anhand von Kennzahlen die Analyse von Kennzahlen 2. Was bedeutet Effektivität? die Dinge richtig tun die richtigen Dinge tun 3. Ein Human-Resources-Portfolio ist ein …? Arbeitsplatzmodell ein Vergütungssystem ein Vier-Quadranten-Modell <?page no="688"?> 1. Ein Projekt ist ein Vorhaben, das zeitlich befristet ist ständig wiederholt wird als Routineaufgabe verstanden werden kann 2. Ein typisches Modell der Organisation von Projekten stellt die Funktionale Organisation die Matrixorganisation die Stabsprojektorganisation dar 3. Nachteile der Matrixprojektorganisation sind Konflikte wegen Doppelunterstellung Herumreichen des „Schwarzen Peters“ flexibler Personaleinsatz 4. Die Projektkultur ist die Gesamtheit der in einem Projekt gültigen Werte und Normen, die über bestimmte Verhaltensmuster Denkmuster Leistungsprozesse das Entscheiden und Handeln des Projektteams prägen. 5. Positive Wirkungen der Projektkultur: gemeinsames Orientierungsmuster Wir-Gefühl Gruppendruck 6. Die Machbarkeitsstudie steht am Anfang eines Projektes bei einzelnen Meilensteinen eines Projektes am Abschluss eines Projektes <?page no="689"?> 7. Das Lastenheft enthält die vom Auftraggeber eines Projektes formulierten Forderungen bezüglich der Leistungen des Auftragnehmers genannten finanziellen Belastungen zur Durchführung des Projektes fixierten Vorschläge des Kunden bezüglich der Merkmale des Projektes 8. Die Projektablaufplanung befasst sich mit der Planung der Termine der Kosten der Anforderungen an die Ressourcen 9. Das Nachforderungsmanagement (claim management) umfasst die Überwachung der Verträge in Bezug auf die erbrachten Leistungen die Beschreibung der einzelnen Meilensteine die Bemessung der Entschädigung für Vertragsverletzungen 10. Die Arbeitsaufwandsplanung lässt sich mit Hilfe folgender Planungstechniken unterstützen: Balkenpläne Netzpläne Multiplikatormethode <?page no="690"?> 11. Die Prozesskostenrechnung eignet sich insbesondere zur verursachungsgerechten Zurechnung der indirekten Leistungsbereiche zur Ermittlung der Preisuntergrenze für ein Projekt 12. Die Earned Value Technik eignet sich insbesondere für die Terminkontrolle ermöglicht ein Bild vom aktuellen Stand eines Projektes 13. Projektstrukturpläne lassen sich bilden durch eine funktionsorientierte Gliederung eine objektorientierte Gliederung eine kostenorientierte Gliederung 14. Quality Gates stellen Meilensteine der Erreichung bestimmter Qualitätsanforderungen im Rahmen des Projektverlaufs dar Voraussetzungen für die Fortsetzung der Realisation eines Projektplanes dar 15. Das Management durch Projekte befasst sich mit der Planung und Realisation eines einzelnen Projektes mit der Auswahl der „richtigen“ Projekte 16. Ein Balkenplan ist die graphische Darstellung von Terminen und Dauern für die einzelnen Arbeitspakete der Kostenentwicklung im Rahmen eines Projektverlaufes <?page no="691"?> 17. Die Kosten von Projekten fallen i. d. R. deshalb höher aus als geplant, weil zur Durchsetzung eines Projektvorhabens bei den Entscheidungsträgern von idealen Bedingungen ausgegangen wird im Laufe des Projektvollzugs ständig neue Ideen vorgebracht werden keine geeigneten Methoden der Projektkontrolle zur Verfügung stehen 18. Ein Projektcontroller nimmt folgende Aufgaben wahr: die Planung und Kontrolle von Kosten die Zusammenstellung des Projektteams die Beschaffung und Aufbereitung von Informationen für die Projektleitung 19. Die Portfolio-Analyse ist eine Methode zur Optimierung der Multiprojektplanung Überwachung des Projektfortschrittes 20. Ein projektorientiertes Unternehmen zeichnet sich dadurch aus, dass das Projektmanagement in die Entwicklung des gesamten Unternehmens integriert ist. nimmt nur dann Projekte in Angriff, wenn eine Ausnahmesituation zu bewältigen ist <?page no="692"?> Lösungen 1 Grundlagen und Begriffe 1. Bitte ergänzen Sie: Die informationslogistischen Prinzipien bestehen in der Bereitstellung von Daten und Informationen ... am richtigen Ort für den Anwender zur richtigen Zeit in der richtigen Menge in der erforderlichen Qualität 2. Was ist eine Besonderheit der Wirtschaftsinformatik? die Übernahme betriebswirtschaftlicher Ansätze die Anwendung von Verfahren aus der IT der interdisziplinäre Ansatz, der Methodiken aus BWL und IT vereint der mathematisch-formale Ansatz die maschinelle Informationsverarbeitung 3. Welche Faktoren sind für die zunehmende Bedeutung der Wirtschaftsinformatik verantwortlich? IT wird immer billiger. Der Faktor Information wird immer geschäftskritischer. IT wird immer schneller. die Abhängigkeit der Firmen von IT bzw. Informationssystemen nimmt zu. 4. Wo befinden sind typische Betätigungsfelder der Wirtschaftsinformatik? Modellierung von IT-Systemen Vermarktung von Produkten Fertigung von Produkten Erfassung der betrieblichen Anforderungen Beratung oder Schulung von Anwendern <?page no="693"?> 5. Welche Tätigkeiten gehören typischerweise zur Wirtschaftsinformatik? der Einkauf betrieblicher Informationssysteme der Betrieb betrieblicher Informationssysteme die Implementierung betrieblicher Informationssysteme der Entwurf betrieblicher Informationssysteme der Verkauf betrieblicher Informationssysteme 6. In welchen Arbeitsgebieten sind Absolventen der Wirtschaftsinformatik normalerweise zu finden? Geschäftsprozessmodellierung IT-Projektmanagement Enterprise Resource Planning (ERP) Customer Relationship Management (CRM) Supply Chain Management (SCM) 7. Was ist das Ziel der Wirtschaftsinformatik? IT als Selbstzweck Unterstützung für den Unternehmenserfolg Steigerung der Mitarbeiteranzahl Umsetzung der Unternehmensziele mittels IT und Informationssystemen <?page no="694"?> onssystemen. 2 Informationssysteme und Unternehmensorganisation/ -strategie 1. Welche Einflussfaktoren sind für die erfolgreiche Implementierung einer Unternehmens-IT ausschlaggebend? wie das Unternehmen organisiert ist wie viel Budget für IT-Investitionen zur Verfügung steht welche der neuesten Technologien verwendet werden welche Unternehmensziele verfolgt werden (z.B. Gewinnsteigerung, Marktanteile erhöhen etc.) welche Projektmanagementmethode verwendet wird 2. Was versteht man unter dem Primat der Unternehmensstrategie? Die IT-Strategie bestimmt die Unternehmensstrategie. Die IT-Strategie ist unabhängig von anderen Vorgaben. Die Unternehmensstrategie gilt als Leitbild für die IT- Strategie. dass die Unternehmensstrategie noch zu primitiv ist 3. Nennen Sie typische Unternehmensziele, welche durch die IT- Strategie unterstützt werden. Umsatzsteigerung Erhöhung der IT-Personalkosten Gewinnung weiterer Marktanteile Kostensenkung Einführung von Call-Centern 4. Was erklärt bzw. beschreibt das Enterprise Wide Information Management Model (EWIM)? Es beschreibt exakt den Einsatz von neuen Informati- <?page no="695"?> Es beschreibt den Zusammenhang zwischen der Strategischen Planung, der Geschäftsplanung, der Informationssystemarchitektur und der Informationstechnologie. Man kann damit die Beeinflussung der Strategischen Planung durch die IT erklären (Enablement). Man kann damit die Ausrichtung von Informationssystemarchitekturen und Informationstechnologien an die Unternehmensziele erklären (Alignment). Es beschreibt genau, wie neue Informationssysteme implementiert werden müssen. 5. Was ist unter IT Outsourcing zu verstehen? die (Teil-)Auslagerung von IT-Systemen und -Prozessen an Drittanbieter der Verkauf der IT-Abteilung an die Konkurrenz der Verkauf von Informationssystemen an den Endkunden die Verschiebung von IT-Systemen in ein zweites Rechenzentrum, um den Datenzugriff zu sichern 6. Warum werden Informationssysteme immer bedeutender für Unternehmen? Weil die technische Leistungsfähigkeit der Systeme immer weiter zunimmt und sich damit neue Möglichkeiten für ein Unternehmen eröffnen können. Weil immer mehr Geschäftsprozesse durch Informationssysteme formalisiert und damit automatisiert werden. Weil Informationssysteme immer einfacher werden und weniger vernetzt sind. Weil Informationssysteme immer günstiger werden. <?page no="696"?> 7. Was sind die Konsequenzen eines verstärkten IT-Einsatzes auf die Unternehmensorganisation? flache Hierarchien erhöhte Agilität weniger IT-Personal neue Geschäftsmodelle (z.B. weltweiter Vertrieb über das Internet) weniger Flexibilität 8. Durch wen werden die Belange der IT in der Regel im Vorstand oder in der Geschäftsführung vertreten? COO CFO CEO CIO CSI 9. Was ist die primäre Herausforderung beim Entwurf von Informationssystemen? die Auswahl von Programmiersprachen die Abstimmung des Informationsflusses auf die Bedürfnisse der Anwender die Implementierung der Systeme in ein Netzwerk die Dokumentation der nötigen Änderungen an der Informationssystemarchitektur die Verschlüsselung der benötigten Informationen <?page no="697"?> 3 Betriebliche Informationssysteme 1. Welche technischen Komponenten kann ein Anwendungssystem haben? Datenbank Speicher Prozessoren Netzwerk 2. Was sind die drei Kernelemente eines betrieblichen Informationssystems? Zahlenreihen Organisation Internet Management Anwendungssystem 3. Was ist unter dem Customizing eines Anwendungssystems zu verstehen? die Einführung eines Anwendungssystems die Implementierung eines Anwendungssystems die Anpassung eines Anwendungssystems der Entwurf eines Anwendungssystems 4. Nennen Sie die drei Hierarchieebenen eines Unternehmens, nach denen sich Informationssysteme kategorisieren lassen. operativ relational taktisch synergetisch strategisch <?page no="698"?> 5. Nach welchen weiteren Kriterien könnte eine Unterteilung der Informationssysteme erfolgen? funktional formal rational sequenziell bilateral 6. Was sind häufig vorkommende Informationssysteme im Unternehmen? Enterprise Relation Chain (ERC) Enterprise Resource Planning (ERP) Customer Relationship Management (CRM) Supply Customer Planning (SCP) Supply Chain Management (SCM) 7. Welche(s) Informationssystem(e) kann/ können als strategisch bezeichnet werden? Executive Support Systems (ESS) Decision Transaction Systems (DTS) Transaction Processing Systems (TPS) Decision Support Systems (DSS) Management Information Systems (MIS) 8. Was ist unter „durchgängiger Digitalisierung der Geschäftsprozesse entlang der Wertschöpfungskette“ zu verstehen? Dass einzelne Informationssysteme nahtlos ineinander greifen und keine Medienbrüche entstehen. Dass alle Informationssysteme digitale Übertragungswege nutzen. Dass einzelne Informationen digitalisiert werden. Dass alle Informationen digitalisiert werden. Dass nur Standardsoftware eingesetzt wird. <?page no="699"?> 9. Wie heißen bekannte Rahmenwerke/ Frameworks für das Enterprise Architecture Management? AFAP (Architecture for Advanced Programming) TOGAF (The Open Group Architecture Framework) Zachman Prince 2 PMBOK <?page no="700"?> 4 E-Business & E-Commerce 1. Was ist der Unterschied zwischen E-Business und E-Commerce? E-Commerce ist Teil des E-Business. E-Commerce bezieht sich nur auf den elektronischen Handel von Waren und Dienstleistungen. E-Business umfasst alle digitalen Geschäftsprozesse. Es gibt keinen Unterschied. E-Commerce und E-Business sind identisch. E-Business bezieht sich nur auf den Handel von digitalen Waren und Dienstleistungen, aber E-Commerce umfasst alle digitalen Geschäftsprozesse. 2. Was sind Intranet-Services? Es umfasst alles, was im WWW steht. Es handelt sich hierbei um ein besonders schnelle Art des Internet. Es geht dabei um die Digitalisierung interner Geschäftsprozesse. Es dient zur Verbesserung der internen Informationsbeschaffung und -verarbeitung. Es handelt sich um einen internen IT-Dienstleister, welchen man nicht outsourcen kann. 3. Was löste die „Digitale Revolution“ aus? das Intranet das Darknet das Deep-Web das ARPANET das Internet <?page no="701"?> 4. Was wird durch ein Geschäftsmodell beschrieben? Was ein Unternehmen an Waren und Dienstleistungen anbietet. Wie Waren und Dienstleistungen geschaffen werden. Wie Waren und Dienstleistungen vermarktet werden. Wie Erträge realisiert und reinvestiert werden. Wie die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells sichergestellt werden kann. 5. Wie nennt man die Kategorie des E-Commerce, welche den Handel zwischen Unternehmen beschreibt? B2B B2C R2D2 C2C C2B 6. Was beschreibt das „Pure-Play“-Geschäftsmodell? reiner Vertrieb über klassische Vertriebskanäle reiner Vertrieb über digitale Vertriebskanäle Testumgebung eines Geschäftsmodells Vertrieb über klassische und digitale Vertriebskanäle Handel mit Spielekonsolen 7. Was lief in der „Dot-Com-Ära“ schief? Es wurden nicht überlebensfähige Geschäftsmodelle einfach nur digitalisiert. Es wurden nicht genug „Pure-Play“-Geschäftsmodelle geschaffen. Es wurden zu viele „Click-and-Mortar“-Geschäftsmodelle geschaffen Das Internet wurde durch falsche Geschäftsmodelle analogisiert. <?page no="702"?> 8. Was ist im E-Business beim Thema Datenerhebung, Datenschutz und Datensicherheit zu beachten? Möglichst viele und für unser Unternehmen relevante Daten sammeln, damit man besser auf den Kunden eingehen kann. Alle kundenbezogenen Daten an alle Zulieferer und Vertriebspartner weiterleiten, auch wenn diese nicht überprüft und gesichert sind. Nur so kann man Wettbewerbsvorteile sichern. Kundendaten möglichst sicher verschlüsseln, sodass Dritte keinen unbefugten Zugriff bekommen können und die Kundendaten nicht missbraucht werden können. Möglichst die Kontaktdaten aller Kunden ins Internet stellen, sodass sich Kunden auch gegenseitig kontaktieren können. 9. Was ist speziell am Mobile-Commerce? Es handelt sich dabei um eine Web-Portal zum Autokauf. Waren und Dienstleistungen werden mittels eines mobilen Kiosks vertrieben. Es werden dabei spezielle Vertriebs- und Servicewege für mobile Endgeräte entwickelt. Es können über QR-Codes und GPS-Daten individualisierte Angebote gemacht werden. Mobile-Commerce ist eine spezialisierte Form des E- Commerce. 10. Welches sind bekannte Internet-Geschäftsmodelle? Information Broker Content Provider Web-Portale Virtuelle Gemeinschaften Social Media-Plattformen <?page no="703"?> 5 Informationstechnik: Infrastruktur und Tendenzen 1. Was ist eine IT-Infrastruktur? eine Gruppe von Anwendungen eine Kategorie von Computern eine Kombination von Hardware und Software, die eine Plattform bildet ein betriebliches Rechenzentrum 2. Welche der folgenden Faktoren tragen zur Leistungssteigerung von IT-Systemen bei? Verbesserung der Performance von Prozessoren Preise Erhöhung der Kapazität von Haupt- und Massenspeicher Ausweitung des Angebots an Programmiersprachen 3. Welche der folgenden Technologien werden als Plattformen angesehen? Web Java Tablets Handys 4. Was sind die wesentlichen Vorteile einer Plattform? Standardisierung Einfachheit Kontinuität für die Entwicklung großer Anwendungen Ermöglicht die Reduzierung von Entwicklungskosten durch die Konzentration auf wenige Plattformen. <?page no="704"?> 5. Welche gegenläufigen Trends sind bei der Entwicklung von Softwareprodukten zu beobachten? Mobile Apps, die einfach zu installieren und zu bedienen sind. immer billigere Software komplexe und teure Produktsuiten Große Softwarepakete, die einfach einzusetzen sind. 6. Wann lohnt sich der Einsatz von Individualsoftware? Wenn keine Standardsoftware verfügbar ist. Wenn der zu erwartende Nutzen die möglichen Risiken und Aufwendungen deutlich überwiegt. Immer, weil Individualsoftware immer besser ist. Überall, wo Individualsoftware billiger als Standardsoftware ist. 7. Warum ist Open Source-Software eine interessante Alternative zu kommerzieller Software? wegen besserer Technologien wegen geringerer Lizenzkosten wegen günstiger Supportkosten wegen der Unabhängigkeit von einem Hersteller wegen der individuellen Anpassbarkeit 8. Was ist Outsourcing? Verkauf von Rechnern an einen Dritten Verkauf von Software an einen Dritten Versteigerung von Dienstleistungen in Form einer Auktion Auslagerung von Dienstleistungen an einen externen Drittanbieter Einkauf von IT-Dienstleistungen <?page no="705"?> 9. Was ist Cloud Computing? die Bereitstellung von IT-Diensten die Bereitstellung von IT-Diensten durch einen Drittanbieter über das Internet die Bereitstellung von Wetterdiensten der Kauf von Hard- oder Software über das Internet 10. Was ist eine Service-orientierte Architektur? eine normale Softwarearchitektur eine Architektur von aufeinander abgestimmten externen Services eine Architektur beliebiger Dienste eine Zusammenstellung eines Softwarepakets <?page no="706"?> 6 Softwareentwicklung 1. Welche drei Faktoren sind bei der Softwareentwicklung relevant? Hardware, Prozesse, Werkzeuge Hardware, Software, Menschen Hardware, Software, Prozesse Prozesse, Menschen, Werkzeuge 2. Welche zusätzlichen Aspekte bringt die Wirtschaftsinformatik bei der Softwareentwicklung mit ein? Technologien Entwicklungszeit und -kosten Prozessabläufe Unternehmensintegration 3. Welche der folgenden Namen sind Vorgehensmodelle für die Softwareentwicklung? Wasserfallmodell Try-and-error V-Modell X-Modell Agile Modelle 4. Welche der folgenden Phasen sind Bestandteile des Zyklus der Softwareentwicklung? Wartung Codierung Entwurf Test Anforderungen <?page no="707"?> 5. Wodurch zeichnen sich die agilen Vorgehensmodelle aus? lange Implementierungszyklen kurze Implementierungszyklen kontinuierliche Integration des Codes konsequente Ausgrenzung der Nutzer frühzeitige Einbindung der Nutzer 6. Was sind die Vorteile agiler Verfahren? Einfachheit Flexibilität Zuverlässigkeit schnelles Feedback Fokus auf die nächsten Umsetzungsschritte 7. Welche Konzepte gibt es auf der Ebene der Programmiersprachen, um die Entwicklung komplexer Anwendungen zu unterstützen? unternehmensweite Version einer Programmiersprache Frameworks zur Ergänzung der Programmiersprache Skriptsprachen Einbettung in Entwicklungsumgebungen Kommandozeile 8. Welche Trends sind bei den Werkzeugen für die Softwareentwicklung zu sehen? zunehmender Open Source-Einsatz Abdeckung des gesamten Produktlebenszyklus Fokussierung auf eine bestimmte Technologie Nutzung von Frameworks oder Komponentenmodellen Integration verschiedener Hersteller 9. Was versteht man unter „green field“-Anwendungen? ökologische Anwendungen Anwendungen mit Fokus auf die Landschaftsarchitektur und Parks <?page no="708"?> völlig neu zu entwickelnde Anwendungen zu überarbeitende, alte Anwendungen 10. Was sind Methoden bei agilen Verfahren zur Bearbeitung existierender Anwendungen? manuelle Tests automatische Tests Refactoring Wiederverwendung Objektorientierung <?page no="709"?> Lösungen 1 Rechneraufbau und Gebiete der Informatik 1. Welche Elemente gehören zur Software-Ebene? Anwendungsprogramme Central Processing Unit Grafische Benutzeroberfläche Systemnahe Programme Datenbus 2. Welche Ein- und Ausgabegeräte („Peripherie“) werden normalerweise an einen Rechner angeschlossen? Adressbus Bildschirm Central Processing Unit RAM Drucker 3. Wofür steht das EVA-Prinzip? Einarbeitung, Verarbeitung, Anzeige Einordnung, Verwaltung, Ausgabe Eingabe, Verarbeitung, Ausgabe Eingang, Verknüpfung, Ausgang <?page no="710"?> 4. Welche der folgenden Aussagen ist richtig? Falls ein Problem gelöst werden kann, dann existiert auch ein Algorithmus. Falls ein effizienter Algorithmus existiert, dann kann das entsprechende Problem maschinell gelöst werden. Falls der Algorithmus nicht in Lösungsschritten beschrieben werden kann, ist es durch Computer berechenbar. Falls das Problem beschrieben werden kann, kann es auch gelöst werden. 5. Die Hardware besteht aus … allem was man anfassen kann dem Computer und der Software dem Rechner und den Programmen aus den physischen Rechnerkomponenten 6. Die Software besteht aus … Programmen Programmen und Dokumenten Zubehör, Programmen und Dokumenten 7. Mit welchen Begriffen befasst sich die Angewandte Informatik? Datenbanken Robotik Betriebssysteme Programmiersprachen Bild- und Mustererkennung <?page no="711"?> 8. Was ist die Aufgabe des Datenbusses? Speicherung der Daten Ein- und Ausgabesteuerung des Rechners Verarbeitung der Daten Transport der Daten 9. Wo werden Dateien abgelegt? Auf Medien Auf der Festplatte Im Drucker Im Bildschirm Im Hauptspeicher 10. Was ist ein Programm? Eine andere Bezeichnung für den Algorithmus Anweisungen für den Algorithmus Algorithmen für Computer Umsetzung des Algorithmus in Anweisungen, die vom Computer ausgeführt werden können 11. Was ist die Komplexität eines Algorithmus? Anzahl der Programmzeilen Indikator wie aufwändig die Problemlösung ist Theoretischer Aufwand eines Algorithmus Laufzeit des Programms <?page no="712"?> 2 Rechnertypen 1. Was sind die aktuellen Trends bei Computern? Erhöhungen der Preise Erhöhung der Verarbeitungsgeschwindigkeit Erhöhung der Speichermenge Erhöhung der Speicherkapazität 2. Welcher Rechnertyp wurde zeitlich gesehen zuerst eingesetzt? PC Großrechner Abteilungsrechner Server 3. Welche Eigenschaften zeichnen heutige Rechner, wie z. B. Tablets, Smartphones, oder Notebooks, aus? performant komplex schwer mobil vernetzt 4. Wieviele Kategorien von IT können unterschieden werden? es gibt nur eine IT private und professionelle IT private, berufliche und gewerbliche IT private, professionelle, persönliche und praktische IT <?page no="713"?> 3 Interne Darstellung von Informationen 1. Welche der folgenden Gleichungen ist korrekt? Daten = Semantik + Information Semantik = Daten + Information Information = Daten + Semantik Information = Daten 2. Was ist ein Bit? Darstellung einer elementaren Speicherzelle Darstellung mehrerer Speicherzellen Darstellung von 0 oder 1 Darstellung von 1 oder 2 Darstellung vieler Zustände 3. Wie wird eine Folge von 8 Bits genannt? Byte Wort DoppelWort DoppelByte 4. Wieviele Zustände kann ein Byte darstellen? 8 16 64 128 256 <?page no="714"?> 7 5. Was ist das Hexadezimalsystem? Ein Zahlensystem auf der Basis 16. Ein Zahlensystem dessen Ziffern aus 0, 1, … 9, A, … F bestehen. Alle Ziffern bestehen aus Bits. Beliebige Kombination von Zahlen und Buchstaben. 6. Wieviele Bits benötigt die binäre Darstellung der Oktalzahl 6? 3 4 8 16 7. Wie werden Dateien vom Betriebssystem richtig erkannt? anhand des Inhalts anhand der Typkennung anhand des Dateinamens gar nicht, alle Dateien werden gleich behandelt dank des Benutzers 8. Wie wird ein Zeichen auf eine Zahl abgebildet? gar nicht mit Hilfe eines Codes mit Hilfe eines Satzzeichens mit Hilfe eines Zeichensatzes 9. Woraus bestehen Dateien ausführbarer Programme? aus natürlichen Zahlen aus beliebigen Symbolen aus Maschinensprache aus Text <?page no="715"?> 10. Wie wird ein Bild als Datei dargestellt? als Folge von Text als Folge von Zahlen und Zeichen als Folge von Bits, die Punkte darstellen als Abbild der Grafik 11. Von welchen Faktoren hängt der Umfang unkomprimierter Audio-Informationen ab? von der Musik vom Umfang eines Samples von der Anzahl der Samples über die Zeit von der Qualität 12. Wie werden ganze negative Zahlen binär dargestellt? mit einer vorangestellten 0 mit einer vorangestellten 1 mit einem vorangestellten Minus über das Zweierkomplement über das Komplement von Binärzahlen 13. Was stellen Gleitkommazahlen dar? alle Zahlen ganze Zahlen reale oder rationale Zahlen komplexe Zahlen 14. Was wird Mantisse genannt? Vorzeichen Exponent Nachkommastellen Gleitkommazahl <?page no="716"?> 15. Welche Rechnerkomponenten berechnen die arithmetischen Operationen mit Gleitkommazahlen? Central Processing Unit spezialisierte Prozessorkomponenten Ein- und Ausgabeeinheiten I/ O-Komponenten 16. Welche der folgenden Begriffe werden als Daten bezeichnet? Bilder Musik Text Hardware Zahlen 17. Wodurch können dieselben Daten unterschiedlich interpretiert werden und so zu Informationen werden? Semantik Wert der Daten Datentyp 18. Wozu dienen Binär-, Oktal- und Hexadezimalzahlen? Modelle der theoretischen Informatik Verarbeitung und Darstellung von Zahlen im Computer Erweiterung der Theorie über Zahlen Keine praktische Anwendung <?page no="717"?> 19. Wovon hängt die Auflösung eines Bildes ab? Anzahl der Bildpunkte Anzahl der Bilder Anzahl der Bildpunkte und Umfang der Farbinformation Bildschirm 20. Welches prinzipielle Problem besteht bei Gleitkommazahlen? Komplexität Umfang der Zahlen Anzahl der Zahlen Unendlichkeit Rechenungenauigkeit 21. In welche andere Zahlen kann eine Dezimalzahl umgewandelt werden? Binärzahl Oktalzahl Hexadezimalzahl Gleitkommazahl 22. Ein Text ist … eine Folge von Zeichen eine Folge von Buchstaben eine Folge von Buchstaben, Ziffern und Sonderzeichen eine Folge von Ziffern und Sonderzeichen <?page no="718"?> 4 Rechnerarchitekturen 1. Charakteristik der von-Neumann-Architektur? Ablage von Daten und Programmen in demselben Speicher Speichern von Daten Speichern von Programmen Ablage von Daten 2. Wie greift der Prozessor auf den Hauptspeicher zu? über Bussysteme über ein Transportsystem über den Adressbus und den Datenbus 3. Was ist der Engpass der von-Neumann-Architektur? Geschwindigkeitsunterschied der Speicher RAM und ROM Geschwindigkeitsunterschied von CPU und Speicher die CPU die Anbindung der I/ O-Geräte 4. Welche Komponenten gehören zum Steuerwerk? Akkumulator Programmzähler Register Decodierer 5. Welche Schritte gehören zur Fetch-Phase? Laden des Programmzählers in das Speicheradressregister Ausführung des Befehls Aktualisierung des Programmzählers Laden der Speicherzelle in das Instruktionsregister <?page no="719"?> 6. Welche Arten von Hauptspeicher gibt es? Random Access Memory (RAM) Really Awesome Memory (RAM) Read Original Memory (ROM) Read-Only Memory (ROM) Memory 7. Welche Komponenten gehören zum Rechnerwerk? Akkumulator Speicheradressregister Arithmetisch-logische Einheit Statusregister Decodierer 8. Welche einzelnen Phasen umfasst der Befehlsausführungszyklus? Fetch-Phase Execute-Phase Store-Phase Compute-Phase 9. In welcher Reihenfolge werden die Aktionen der Fetch- Phase ausgeführt? Laden des Programmzählers in das Speicheradressregister Zugriff auf die Speicherzelle, die durch das Speicheradressregister adressiert wird Laden der Speicherzelle in das Instruktionsregister Abhängig vom Befehl(styp) das Laden weiterer Operanden Aktualisierung des Programmszählers <?page no="720"?> 5 Rechnerkomponenten 1. Weshalb beschleunigen mehrere Prozessorkerne die Verarbeitung? Mögliche Parallelisierung Höhere Ausfallsicherheit 2. I/ O-Einheiten sind verbunden mit? Festplatte Netzwerk Monitor 3. Optische Laufwerke haben geringere Speicherkapazitäten als Festplatten enthalten Medien die ausgetauscht werden können haben höhere Zugriffsgeschwindigkeiten als Festplatten 4. Was ist Multitasking? Mehrere Benutzer können gleichzeitig arbeiten Mehrere Aufgaben können gleichzeitig eingegeben werden Mehrere Aufgaben können gleichzeitig bearbeitet werden 5. Ein Grafikprozessor ist ein zusätzlicher Prozessor, um die CPU zu entlasten Grafiken zu berechnen Grafiken aus dem aus dem Speicher zu laden oder zu speichern <?page no="721"?> 6. Welche typischen Netzwerke werden von den meisten Rechner unterstützt? Super Area network (SAN) Local Area Network (LAN) Wired Local Area Network (WLAN) Wireless Local Area Network (WLAN) 7. Welche Festplattentechnologie wird die Zugriffsgeschwindigkeiten beschleunigen? Super Speed Drive (SSD) Speed Disks (SD) Solid State Drive (SSD) 8. Was sind typische Aufgaben eines Betriebssystems? Aufgabenverwaltung Prozessverwaltung Hauptspeicherverwaltung Datenverwaltung 9. Was sind die Ziele eines Betriebssystems? Interaktion mit den Benutzern Verwaltung Abstimmung der Ausführung der Anwendungen Verwaltung aller Ressourcen des Rechners 10. Über welche Komponenten verfügt ein Betriebssystem um mit Benutzern zu interagieren? Grafische Benutzeroberfläche Tastatur Bildschirm Kommandozeile <?page no="722"?> 6 Programmiersprachen 1. Was sind die Ziele einer Programmiersprache? Softwareentwickler bei der Umsetzung von Programmen zu unterstützen möglichst komplex zu sein einfach erlernbar und bedienbar zu sein möglichst viele Funktionen a ubieten 2. Welche d e er f r olgenden ff Pr n ogrammiersprachen i n st e t ine obje e k eekk orientierte Programmiersprache? C Java C# Pascal 3. Was sind typische Eigenschaften einer objektorientierten Programmiersprache? Prozeduren Funktionen Vererbung Polymorphismus 4. Welche Phasen werden bei der Übersetzung des Quelltextes benötigt? Lexikalische Analyse Semantische Analyse Intelligente Analyse Optimierung Zielcodegenerierung <?page no="723"?> 5. Wie häufig übersetzt der Compiler den Quelltext? einmal mehrfach, bei jedem Ablauf der Anwendung abhängig vom Benutzer 6. Was ist die Aufgabe der lexikalischen Analyse? Einlesen des Textes Suche nach reservierten Wörtern bzw. Zeichen Verständnis des Textes 7. Was prüft die syntaktische Analyse? Den Sinn des Programms Die Ausführbarkeit des Programms Die sprachliche Richtigkeit des Programms 8. Was prüft die semantische Analyse? Die sprachliche Richtigkeit des Programms Den Sinn des Programms Die Ausführbarkeit des Programms 9. Wie nennt sich die Disziplin zur systematischen Entwicklung von Software? Software Development Software Building Software Coding Software Engineering <?page no="724"?> 10. Welche der folgenden Elemente gehört zu den Kontrollstrukturen einer Programmiersprache? Sequenz Folge Iteration elementare Aweisung 11. Nennen Sie ein Beispiel für eine elementare Anweisung. Berechnung Verzweigung Methodenaufruf Wertzuweisung Schleife 12. Ordnen Sie die verschiedenen Phasen bei der Übersetzung des Quelltextes in der richtigen Ausführungsreihenfolge an. Semantische Analyse Zielcodegenerierung Lexikalische Analyse Zwischencodegenerierung Syntaktische Analyse <?page no="725"?> 2 Geschäftsprozesse 1. Welche der folgenden Elemente werden für die klassische Definition eines Geschäftsprozesses benötigt? Ein Geschäftsprozess ist eine Menge von Aktivitäten, die hintereinander ausgeführt werden für die eine oder mehrere Eingaben benötigt werden 2. Was sind die typischen Elemente eines Geschäftsprozesses? Eingaben und Ergebnisse, Bearbeitungsschritte Aufbau und Ablauforganisation, IT-Systeme Eingaben und Ergebnisse, IT-Systeme Eingaben und Ergebnisse, Bearbeitungsschritte, Aufbau und Ablauforganisation, IT-Systeme 3. Woher werden die Prozessziele abgeleitet? IT-Strategie Unternehmensstrategie Prozessstrategie Gesamtstrategie 4. Was ist notwendig, damit die implementierten Geschäftsprozesse auch den ursprünglichen Geschäftszielen entsprechen? Abstimmung zwischen den Entwicklern Abstimmung mit den Kunden Abstimmung zwischen allen Beteiligten Lösungen Kapitel I 72 <?page no="726"?> Lösungen Kapitel I 726 Abstimmung zwischen allen Beteiligten, Organisationen und IT-Systemen Abstimmung zwischen allen Beteiligten und Organisationen 5. Was ist eine Geschäftsprozessmodellierung? Formalisierung eines bestehenden Geschäftsablaufs in einem Modell Modell für mögliche Abläufe informelle Ablaufbeschreibung Ablaufmodell Implementierung eines Programms 6. Was sind typische Ziele einer Geschäftsprozessmodellierung? Kostenermittlung Dokumentation der Abläufe Zertifizierung für Qualitätssicherung Darstellung der Abläufe für die Öffentlichkeit Schulung von Mitarbeitern 7. Was ist Business Alignment? Ausrichtung der Geschäftsziele auf die Ziele der IT-Strategie Ausrichtung der IT-Systeme auf die Geschäftsziele Ausrichtung der Geschäftsprozesse auf die IT-Systeme gegenseitige Abstimmung von Geschäftszielen und IT- Systemen <?page no="727"?> Lösungen Kapitel I 727 3 Geschäftsprozessmodellierung mit BPMN 1. Nach welchen Kriterien wird die Geschäftsprozessmodellierung generell unterschieden? Zielen Formen Problemen Werkzeugen Definitionen 2. Was bedeutet BPMN? Basic Process Modeling Name Business Profile Method Notation Business Process Method Name Basic Process Modeling Notation Business Process Modeling Notation 3. Was zeichnet BPMN aus? Modellierungssprache mit undefinierter Syntax und Semantik Modellierungssprache mit definierter Syntax und Semantik Modellierungssprache mit definierter Syntax Modellierungssprache mit definierter Semantik Modellierungssprache 4. Was zeichnet fachliche Modelle aus? Sie dienen hauptsächlich der Analyse. <?page no="728"?> Lösungen Kapitel I 728 Sie können auf einer Process Engine ausgeführt werden. Sie benötigen eine definierte Syntax und Semantik. Sie sind eher grob formuliert. Sie sind eher fein formuliert. 5. Was zeichnet operative Modelle aus? Sie dienen hauptsächlich der Analyse. Sie können auf einer Process Engine ausgeführt werden. Sie benötigen eine definierte Syntax und Semantik. Sie sind eher grob formuliert. Sie sind eher fein formuliert. 4 BPMN: Pools, Aktivitäten und Sequenzflüsse 1. Wie wird ein Pool dargestellt? Kreis Quadrat Dreieck Rahmen Gerade 2. Was wird durch einen Pool definiert? ein Schritt ein Prozess der Beginn des Ablaufs <?page no="729"?> Lösungen Kapitel I 729 das Ende des Ablaufs der Name der Einheit 3. Was ist ein Sequenzfluss? Verbindung von Ereignissen Verbindung von Ereignissen und Aktivitäten Verbindung von Aktivitäten Verbindung von Ereignissen, Aktivitäten und Gateways 4. Durch was wird ein Sequenzfluss dargestellt? Pfeil Gerade Rahmen Doppelpfeil Dreieck 5. Was ist eine Aktivität? eine Sequenz von Ereignissen ein vollständiger Geschäftsprozess eine Aufgabe des Geschäftsprozesses 6. Was begrenzt einen Sequenzfluss? ein Start- und ein Endpunkt ein Start- und ein Endereignis Prozessrahmen <?page no="730"?> Lösungen Kapitel I 730 7. Wie werden Anmerkungen dargestellt? runde Klammer mit Bemerkungen Kreis mit Bemerkungen gestrichelte Linie mit Bemerkungen eckige Klammer mit Bemerkungen 8. Wie wird ein elementarer Schritt genannt, der nicht weiter unterteilt werden kann? Task Step Atom Element 5 BPMN: Kollaboration und Nachrichtenflüsse 1. Wie synchronisieren sich Prozesse, die parallel ablaufen? durch den Versand und den Empfang von Ereignissen durch den Versand und den Empfang von Nachrichten durch den Versand und den Empfang von Informationen durch den Versand und den Empfang von Dateien 2. Was beschreibt ein Kollaborationsdiagramm? Nachrichtenflüsse Prozessablauf Abstimmung zwischen zwei Prozessen Austausch von Dateien <?page no="731"?> Lösungen Kapitel I 731 3. Was ist in diesem Kontext die wichtigste Darstellungsform? Ereignis Information Datei Nachricht 4. Was bedeutet ein ausgefülltes Briefsymbol? Anfragenachricht initiale Nachricht finale Nachricht Antwortnachricht 5. Welche der folgenden Aussagen ist richtig? Pools werden durch Sequenzflüsse synchronisiert. Pools werden durch Nachrichten synchronisiert. Sequenzflüsse werden durch Nachrichten synchronisiert. 6 BPMN: Bahnen und Gateways 1. Was repräsentiert eine Bahn? Aufgabe Ablauf Rolle Kategorie von Aktivitäten <?page no="732"?> Lösungen Kapitel I 732 2. Was ist ein Gateway? Es verzweigt in parallele Sequenzflüsse. Es fasst parallele Sequenzflüsse zu einem Prozess zusammen. Es beendet einen Sequenzfluss. Es startet einen Sequenzfluss. 3. Was ist die Darstellungsform eines Gateways? Dreieck Quadrat Trapez Raute 4. Was ist die Aufgabe einer Bedingung? Ausführung einer Aktion Auslösung eines Ereignisses Auswahl eines Sequenzflusses Überprüfung einer Bahn 5. Welche der folgenden Gateway-Typen gibt es in BPMN? exklusiv obskur inklusiv parallel beschränkt <?page no="733"?> Lösungen Kapitel I 733 6. Was erlaubt ein exklusives Gateway? parallele Verzweigung keine Verzweigung eindeutige Verzweigung beliebige Verzweigung mehrfache Verzweigungen 7. Was erlaubt ein inklusives Gateway? parallele Verzweigung keine Verzweigung eindeutige Verzweigung beliebige Verzweigung mehrfache Verzweigungen 8. Was erlaubt ein ereignisbasiertes Gateway? Abbruch der Verarbeitung zufällige Verzweigung Verzweigung bei Eintreffen eines Ereignisses mehrfache Verzweigungen 7 BPMN: Ereignisse 1. Was sind typische Ereignisse? Zeitdauer Eintreffen einer Nachricht Erreichen eines Zeitpunkts <?page no="734"?> Lösungen Kapitel I 734 Eintreten eines Zustands Erreichen eines Fehlers 2. Was sind die drei Kategorien von Ereignistypen? Start-, Zwischen- und Endereignis Start-, Mittel- und Endereignis Fehler-, Zwischen- und Nachrichtenereignis Fehler-, Zustands- und Nachrichtenereignis 3. Was sind Beispiele für konkrete Ereignisse in BPMN? Abbruch Eskalation Wecker Timer Signal 4. Wozu dienen angeheftete Ereignisse? Merker, dass ein Ereignis im Detail modelliert werden soll Kennzeichnung, dass ein Ereignis gelöscht werden Kennzeichnung, dass eine Aktivität ein Ereignis auslösen kann als Platzhalter 5. Welche Aufgabe hat die Kompensation? Ausgleich verbrauchter Ressourcen Zurücksetzen einer Aktion Modellierung der Bezahlung Löschen einer Aktion <?page no="735"?> Lösungen Kapitel I 735 6. Welche Funktion hat ein ausgelöstes Zwischenereignis? Es informiert den Benutzer. Es beendet den Prozess. Es modelliert den Warenausgang. Es kann an anderer Stelle gefangen werden. 7. Welche Funktion hat ein empfangendes Zwischenereignis? Es modelliert den Wareneingang. Reaktion auf ein ausgelöstes Zwischenereignis Es informiert die Prozessbetreiber. Es führt eine Kompensation aus. 8 BPMN: Ereignisbehandlung 1. Welchen Effekt hat ein ausgelöstes Zwischenereignis auf den auslösenden Prozess? Der Prozess unterbricht an dieser Stelle und wartet. Der Prozess wird zurückgesetzt. Der Prozess läuft weiter. Der Prozess wird beendet. 2. Welchen Effekt hat ein empfangendes Zwischenereignis auf den empfangenden Prozess? Der Prozess unterbricht an dieser Stelle und wartet. Der Prozess wird zurückgesetzt. <?page no="736"?> Lösungen Kapitel I 736 Der Prozess läuft weiter. Der Prozess wird beendet. 3. Mit welchem Ereignis kann ein Prozessschritt zurückgesetzt werden? Abbruch Eskalation Kompensation Fehler Nachricht 4. Welches Merkmal haben unterbrechende Ereignisse? Der Prozess läuft weiter und kann einen parallelen Prozess starten. Der Prozess wird neu gestartet. Der Prozess unterbricht an dieser Stelle und wartet. Der Prozess gibt eine Unterbrechungsmeldung aus. 5. Welches Merkmal haben nicht-unterbrechende Ereignisse? Der Prozess läuft weiter und kann einen parallelen Prozess starten. Der Prozess wird neu gestartet. Der Prozess unterbricht an dieser Stelle und wartet. Der Prozess gibt eine Startmeldung aus. 6. Welche Ereignisse können implizit ausgelöst werden? Timer Eskalation <?page no="737"?> Lösungen Kapitel I 737 Fehler Nachricht Kompensation 9 Modellierung, Analyse und Optimierung von Geschäftsprozessen 1. Woraus besteht der erste Schritt bei der Modellierung? Normierung der Einheiten Normalisierung der Daten Vereinheitlichung der Formate Sammlung und Vereinheitlichung der Begriffe 2. Woraus besteht der zweite Schritt bei der Modellierung? Optimierung der Prozesse Dokumentation der Prozesse Umgestaltung der Prozesse Diskussion der Prozesse 3. Wie werden normalerweise funktionale Zusammenhänge in Bearbeitungsschritten dargestellt? als informelle Ausdrücke als mathematische Ausdrücke als semiformale Ausdrücke in textueller Form <?page no="738"?> Lösungen Kapitel I 738 4. Welche Formen der Ablauforganisation gibt es? funktionsorientiert datenorientiert ergebnisorientiert ereignisorientiert 5. Was ist der Ansatz des Business Process Reengineerings? Umgestaltung der IT-Landschaft radikale Änderung aller Prozesse eines Unternehmens Änderung ausgewählter Prozesse eines Unternehmens Liquidierung eines Unternehmens 6. Was ist der Ansatz der Geschäftsprozessoptimierung? Umgestaltung der IT-Landschaft radikale Änderung aller Prozesse eines Unternehmens Änderung ausgewählter Prozesse eines Unternehmens Liquidierung eines Unternehmens 7. Was sind typische Anzeichen für Probleme zwischen Schnittstellen von Prozessen? hohe Telefonrechnungen zahlreiche Rückfragen hoher Papierverbrauch mehrfache Validierung der Eingabedaten <?page no="739"?> Lösungen Kapitel I 739 8. Welches sind Möglichkeiten der Optimierung von IT-Systemen? Einsatz von Enterprise Application Integration-Lösungen (EAI) Installation neuer Datenbanken einheitliche Datenbasis für alle Prozessbeteiligten Neuinstallation der Rechner <?page no="740"?> 1 Einführung 1. Was ist ein Vorgehensmodell? Es beschreibt ein möglichst allgemeines Verfahren. Es zerlegt die Softwareentwicklung in Teilschritte und legt deren Aktivitäten und Ergebnisse fest. Es beschreibt allgemeine Aktivitäten und Ergebnisse. 2. Was ist die übliche Reihenfolge der Schritte? Entwurf, Analyse, Implementierung Implementierung, Entwurf, Analyse Analyse, Implementierung, Entwurf Analyse, Entwurf, Implementierung 3. Was ist das Charakteristikum neuer Vorgehensmodelle? vollständige und sequenzielle Abläufe sequenzielle Abläufe flexible und iterative Abläufe iterative Abläufe 4. Was legen die funktionalen Anforderungen fest? die Qualität des Systems die Zuverlässigkeit des Systems die Leistung des Systems die funktionalen Abläufe des Systems 5. Was definiert die Qualität des Systems? die funktionalen Anforderungen Lösungen Kapitel J 74 <?page no="741"?> Lösungen Kapitel J 74 die allgemeinen Anforderungen die nicht-funktionalen Anforderungen die hochwertigen Anforderungen 2 Vorgehen 1. Wodurch zeichnet sich die Analyse aus? Sammlung der Anforderungen Sammlung der Überlegungen Sammlung der Lösungsvorschläge Sammlung der Meinungen 2. Was ermöglicht der objektorientierte Entwurf? den direkten Weg zur Codierung die Analyse der Domänenobjekte den Übergang vom Entwurf zur Codierung den einfacheren Übergang von den Domänenobjekten der Analyse zu den Systemobjekten des Entwurfs 3. Welche der vorgeschlagenen Aktivitäten wird beim Vorgehen für das zentrale Beispiel benötigt? objektorientierte Analyse mit Hilfe eines Domänenwörterbuchs Codierung der Algorithmen in Java Auswahl und Definition einer geeigneten Systemarchitektur mit Hilfe von Paketdiagrammen Verfeinerung der Architektur mit Hilfe von Klassen- und Sequenzdiagrammen Auswahl und Durchführung der Tests in Java <?page no="742"?> Lösungen Kapitel J 74 4. Wozu dienen UML-Strukturdiagramme? Beschreibung der Dynamik des Systems Beschreibung der Statik des Systems Beschreibung der Aufteilung des Systems . Woraus bestehen UML-Diagramme? aus Punkten und Bildern aus Knoten und Kanten aus Linien und Abbildungen aus Pfeilen und Knoten 3 Objektorientierte Analyse 1. Was ist das Ziel der objektorientierten Analyse? Ermittlung der Anforderungen Ermittlung aller Begriffe und deren Beziehungen Ermittlung der Anforderungen in Form von Domänenobjekten und deren Beziehungen Ermittlung aller Kunden Ermittlung der Domänenobjekte 2. Was ist ein Domänenwörterbuch? Übersetzung von Kundenanforderungen Sammlung und Definition aller zentralen Begriffe Sammlung und Definition aller objektorientierten Begriffe . Wozu dienen UMLdiagramme? Beschreibung der Dynamik des Systems Beschreibung der Statik des Systems Beschreibung der Aufteilung des Systems <?page no="743"?> Lösungen Kapitel J 74 3. Was ist die Aufgabe der Anwendungsfallanalyse? Sie ordnet die Begriffe und stellt sie zueinander in Beziehung. Sie definiert die Begriffe. Sie ordnet die Beziehungen zwischen den Begriffen. Sie definiert die Beziehungen. 4. Was sind typische Elemente eines Anwendungsfalldiagramms? System, Anwendungsfall, Beziehungen, Akteure System, Beziehungen, Akteure System, Anwendungsfall, Akteure System, Anwendungsfall, Beziehungen, Akteure, Domänenobjekte 5. Welche der folgenden Antworten sind Komponenten einer Anwendungsfallbeschreibung? Vor-/ Nachbedingungen/ Auslöser des Anwendungsfalls Standardszenario Alternativ-/ Fehlszenarien Benennungen und Begriffe Domänenobjekte 6. Was umfasst ein Aktivitätsdiagramm? Aktionen und deren Verbindungen Start- und Endknoten oder Aktionen und deren Verbindungen Objekt- und Kontrollknoten oder Aktionen und deren Verbindungen <?page no="744"?> Lösungen Kapitel J 74 Start-, End-, Objekt- und Kontrollknoten oder Aktionen und deren Verbindungen 4 Objektorientierter Entwurf: Systemarchitektur 1. Was beschreibt ein Architekturmuster? Es beschreibt den Aufbau der Anwendung und die zugehörigen Klassen. Es beschreibt die Komponenten der Anwendung, ihren Aufbau und ihre Interaktionen. Es beschreibt die Komponenten der Anwendung und ihre Interaktionen. Es beschreibt die Anwendung und ihre Interaktionen. 2. Welcher Diagrammtyp wird hierfür vorzugsweise verwendet? Klassendiagramm Aktivitätsdiagramm Anwendungsdiagramm Paketdiagramm 3. Was sind die typischen Elemente dieses Diagrammtyps? Aktivitäten Klassen Pakete Zugriffsbeziehungen Aktionen <?page no="745"?> Lösungen Kapitel J 74 5 Objektorientierter Entwurf: Klassen 1. Was sind die beiden Eigenschaftstypen einer Klasse? statische und nicht-statische Eigenschaften dynamische und nicht-dynamische Eigenschaften objektorientierte und funktionale Eigenschaften objektorientierte und prozedurale Eigenschaften 2. Was sind die Darstellungselemente eines Klassendiagramms? Klasse und Instanzen Attribute, Operationen, Instanzen Klasse, Attribute, Operationen Klasse, Operationen, Instanzen 3. Wozu dienen die Schnittstellen einer Klasse? Sie erlauben, die Beschreibung von der Implementierung zu entkoppeln. Sie erlauben, die Spezifikation von der Implementierung zu entkoppeln. Sie beschreiben die Beziehungen zwischen den Klassen. Sie erlauben, den Entwurf von der Implementierung zu entkoppeln. 4. Was sind die typischen Elemente eines Schnittstellendiagramms? Interface und Methoden Interface und Attribute Interface, Attribute und Methoden <?page no="746"?> Lösungen Kapitel J 74 Interfaces und Signaturen 5. Was versteht man unter einer Assoziation? eine Beziehung zwischen Klassen oder Interfaces eine Beziehung zwischen Klassen und Methoden eine Beziehung zwischen Interfaces eine Beziehung zwischen Attributen eine Beziehung zwischen Instanzen 6. Was ist eine Membership-Beziehung? Sie definiert Attributwerte, die Instanzen der Klassen aufnehmen können. Sie definiert Klassen. Sie definiert die Attribute einer Klasse. Sie definiert das Verhalten der Klasse. 7. Was sind die wesentlichen Darstellungselemente einer Membership-Beziehung? Assoziation, Rolle der Klasse, Multiplizität Assoziation, Multiplizität Assoziation, Rolle der Klasse Assoziation, Assoziationsname, Rolle der Klasse, Multiplizität 8. In welcher Beziehung steht die „ist Teil von“-Beziehung zur Membership-Beziehung? Verallgemeinerung Spezialisierung keine <?page no="747"?> Lösungen Kapitel J 74 Äquivalenz Vererbung 9. Was sind übliche Darstellungselemente einer Membership-Beziehung? Assoziation, Aggregatklasse, Navigationsrichtung, Multiplizität Assoziation, Navigationsrichtung, Multiplizität Assoziation, Aggregatklasse, Multiplizität Assoziation, Aggregatklasse, Navigationsrichtung 6 Objektorientierter Entwurf: Verhalten 1. Welche Diagrammtypen beschreiben die dynamischen Abläufe? Aktivitäts-, Klassen- und Sequenzdiagramme Aktivitäts- und Klassendiagramme Aktivitäts- und Sequenzdiagramme Ablauf- und Aktivitätsdiagramme 2. Welche Nachrichtentypen können in diesen Diagrammtypen dargestellt werden? synchrone asynchrone keine synchrone und asynchrone <?page no="748"?> Lösungen Kapitel J 74 3. Was zeichnet synchrone Nachrichten aus? Die Nachricht kommt immer rechtzeitig an. Der Aufrufer wartet auf das Ergebnis. Die Nachricht wird rückverfolgt. Der Aufrufer wartet nicht auf das Ergebnis. 4. Was zeichnet asynchrone Nachrichten aus? Die Nachricht kommt immer rechtzeitig an. Der Aufrufer wartet auf das Ergebnis. Die Nachricht wird rückverfolgt. Der Aufrufer wartet nicht auf das Ergebnis. <?page no="749"?> 1 Einführung 1. Welche Versionen von Java gibt es? Java Super Edition (JSE) Java Standard Edition (JSE) Java Community Edition (JCE) Java Company Edition (JCE) Java Enterprise Edition (JEE) 2. Was gehört alles zu Java? Javas Virtuelle Maschine (JVM) Java Development Kit (JDK) Java Tutorial Kit (JTK) Java Virtual Accelerator (JAVA) Java Deveopment Tools (JDT) 3. Was ist die ausführbare Definition einer Java-Klasse? public class Klassenname { Anweisungen } class Klassenname { Anweisungen } ; class ; class Klassenname { Anweisungen } Klassenname class { Anweisungen } class { Anweisungen } <?page no="750"?> 4. Welche der folgenden Klassendefinitionen von Summe ist ausführbar? public class Summe { int i=4; int j=5; int summe = i + j; } Summe class { int i=4; int j=5; int summe = i + j; } ; public class Summe { } public class { } 5. Unter welchem Dateinamen muss die Klasse Summe abgespeichert werden? Summe.class Summe.java Summe.exe Summe.txt Summe.source 6. Mit welchem Kommando wird die Quelltextdatei mit der Java-Klasse Summe übersetzt? java Summe.java java Summe.class javac Summe.class java Summe.java javac Summe.java <?page no="751"?> 7. Wie lautet die Datei der übersetzten Java-Klasse Summe? Summe.java Summe Summe.exe Summe.binary Summe.class 8. Wie lautet die Eingabe um das übersetzte Java-Programm Summe auszuführen? Summe java Summe.class java Summe javac Summe.class run Summe 9. Wie heißt der Code in den das Java-Programm durch den Compiler übersetzt wird? Quellcode Javacode Java-Byte-Code Ausführbarer Code Binary 10. Was sind die typischen Merkmale von Java? objektorientiert prozedural logisch plattformunabhängig typisiert <?page no="752"?> 2 Variablen und Datentypen 1. Welche beiden Kategorien von Datentypen werden unterschieden? elementare und referenzierte Typen elementare und komplexe Typen einfache Typen und Referenztypen direkte und Referenztypen einfache und schwierige Typen 2. Welche der aufgeführten Datentypen werden in Java angeboten? short integer complex long float 3. Welche Aufgabe hat eine Variable? Speicherung eines Wertes Überprüfung des Wertes Flexibilität bei der Berechnung Anzeige des Wertes Löschung des Wertes 4. Wie erfolgt die Deklaration einer Variablen? Variablenname; Variablenname Typ; Typ Variablenname; Typ: Variablenname; Typ; Variablenname; <?page no="753"?> 5. Welche der folgenden Variablendeklarationen und -zuweisungen ist korrekt? i int ; int i,j; int i = 10; i int = 10; i: int = 10; 6. Welche der folgenden Konvertierungen kann automatisch vorgenommen werden? short int double byte long double float long int float 7. Welche der folgenden Ausdrucke ist gültig? i = 10 * j++; i++; i = ! (&a); i = a && b; +i 8. Was ist eine Konstante? ein Wert der Name für eine besondere Variable eine Kategorie von Datentypen ein unveränderlicher Wert eine Zahl <?page no="754"?> 9. Was wird bei der folgenden Deklaration eines Feldes alles festgelegt? int [] feld = new int[4]; die Werte der Datentyp die Dimension die Anzahl der Elemente die Nutzung 10. Wie kann die Länge eines Feldes festgestellt werden? Bei der Deklaration des Feldes. Durch das Attribut length. Durch die Methode length(). Gar nicht. <?page no="755"?> 3 Kontrollstrukturen 1. Was ist eine Sequenz? eine einzelne Anweisung arithmetische Anweisungen, die inhaltlich zusammengehören eine Abfolge von Anweisungen eine Verzweigung des Programmflusses eine Schleife 2. Welche der folgenden Konstrukte setzt eine Auswahl um? if-then-else if-else case switch switch-case 3. Welche Schleifen sind in Java vorhanden? repeat-until for while while-do do-while 4. Welches der folgenden Code-Beispiele stellt eine ausführbare Sequenz dar? i = 10; j++; k = 20; i = 10; if (i < j) { j++; } for(int i=1; i++); { i = 10; j++; k = 20; } i++; ; ++j; <?page no="756"?> 5. Welcher der folgenden Ausdrücke zur Auswahl ist korrekt? if (true) { i = 1; } if (true) then { i = 1; } if (i < j) i = 1; if (i < j) then { i = 1; } if (i < j) { i = 1; } else { i=2; } 6. Welcher der folgenden for-Schleifenausdrücke ist ausführbar? for(; ; ); for(int i=1; i++); for(i = 1; i++; ); for(i=1; true; ) { j++; }; 7. Welcher while-Schleifenausdruck ist korrekt? while (i > 0) {i++; } while (i > 0) i++; while (true) i++; while (i++) {j++; } 8. Welcher der folgenden for-Schleifenausdrücke führt zu einer Endlosschleife? for(; true; ); for(int i=-1; true; ); for(int i=-1; i <0; i++); for(int i=1; i >0; i--); for(int i=-1; i >0; i--); <?page no="757"?> 9. Weche drei Arten von Kontrollstrukturen gibt es? Sequenz Addition Auswahl Schleife Subtraktion 10. Was bedeutet das Update in der for-Scheife? Eine Änderung der Scheifenkontrollvariable. Abbruch der Schleife. Eine Auswertung der Bedingung. Eine Aktualisierung aller Variablen. <?page no="758"?> 4 Methoden 1. Was ist eine Methode? eine Reihe von Anweisungen eine Zusammenfassung von Anweisungen unter einem Methodennamen eine Anweisung die auf eine andere folgt 2. Welches Element gehört nicht zur Definition einer Methode? Rückgabetyp Methodenname Methodenaufruf Parameternamen Parametertypen 3. Was ist als Rückgabetyp zu deklarieren, wenn die Methode keinen Rückgabewert liefert? null default nothing void Object 4. Aus welchen Elementen setzt sich die Signatur der Methode zusammen? Modifier Methodenname Rückgabetyp Parametertypen Parameternamen <?page no="759"?> 5. Gegeben ist der folgende Programmausschnitt public int summe(int a, int b){ return a + b; } public static void main(String[] args){ int c = summe(2, 3); } Welche der folgenden Aussagen ist richtig? a ist ein formaler Parameter der Methode summe a ist ein aktueller Parameter der Methode summe 2 ist ein formaler Parameter der Methode summe 2 ist ein aktueller Parameter der Methode summe c ist ein formaler Parameter der Methode main 6. Gegeben ist die folgende Methode public int summe(int n){ if(n == 0) return 0; else return summe(n-1) + n; } Welche der folgenden Aussagen ist richtig? summe ist eine iterative Methode summe liefert ein Resultat für Werte < 0 summe ist eine rekursive Methode summe ist nicht lauffähig summe liefert die Summe von 0 bis n <?page no="760"?> 7. Welches Verhalten hat das return in einer Methode? Es gibt ein Ergebnis am Bildschirm aus. Es gibt ein Ergebnis zurück. Es beendet die Abarbeitung der Methode. Es beendet die Abarbeitung des Programms. Es wiederholt die Abarbeitung der Methode. 8. Was regelt der Zugriffsmodifier? Die Geschwindigkeit der Methode. Die Zugriffszeit auf die Methode. Die Sichtbarkeit einer Methode Den Speicherbedarf einer Methode. Von welcher Stelle die Methode ausgeführt werden kann. 9. Gegeben ist die folgende Methode public int summe(int a, int b){ return a + b; } Welches ist die Signatur der Methode? public int summe(int a, int b) int summe(int a, int b) summe(int a, int b) int summe(int, int) summe(int, int) 10. Welche der folgenden Aussagen sind richtig? Statische Methoden sind der Klasse zugeordnet. Rekursive Methoden müssen immer public sein. Abstrakte Methoden haben keinen Methodenkörper. Private Methoden dürfen keine formalen Parameter besitzen. Finale Methoden können nur einmal ausgeführt werden. <?page no="761"?> 5 Sichtbarkeit / Gültigkeit 1. Aus welchen Elementen besteht eine Klasse? Variablen Methoden Objekten Paketen 2. Was ist das Java-Schlüsselwort für ein Paket? paket box package pack 3. Was ist das Geheimnisprinzip? Alle Informationen werden vor externen Zugriffen versteckt. Nur die benötigten Informationen werden sichtbar gemacht. Der externe Zugriff erfolgt einfach durch die Variablen. Der externe Zugriff ist in Form spezieller Methoden implementiert. 4. Welches der folgenden Schlüsselwörter bezeichnet keinen Modifier? public protected private secure closed <?page no="762"?> 5. Was wird für den Import von Java-Klassen, der sog. Qualifikation, benötigt? Verzeichnispfad Paketnamen Klassennamen Methodennamen Variablennamen 6. Gegeben ist die folgende Klasse public class K{ private int n; public void m(int n){ System.out.println(n); } } Welche der folgenden Aussagen ist richtig? Die Instanzvariable n ist in der Methode m sichtbar. Die Instanzvariable n ist in der Methode m gültig. Die doppelte Verwendung von Variablennamen führt zu einem Fehler. Die Instanzvariable n ist in der Methode m nicht erreichbar. Die Instanzvariable n ist in der Methode m überdeckt. 7. Welchen Effekt hat der private-Modifier bei einer Variablen? Die Variable ist nur innerhalb der Methode sichtbar. Die Variable ist nur innerhalb des Pakets sichtbar. Die Variable ist nur innerhalb der Klasse sichtbar. Die Variable kann nicht verändert werden. Die Variable verschlüsselt die gespeicherten Daten. <?page no="763"?> 8. Welchen Effekt hat der public-Modifier bei einer Methode? Die Methode kann nur public-Variablen bearbeiten. Die Methode kann von überall aufgerufen werden. Die Methode kann nur von außerhalb der Klasse aufgerufen werden. Die Methode darf nur den Rückgabetyp void haben. Die Methode muss einen sinnvollen Namen haben. 9. Welchen Effekt hat eine Import-Deklaration? Die importierende Klasse kann alle privaten Elemente der importierten Klasse verwenden. Die importierte Klasse wird kopiert. Die importierte Klasse muss eine export-Deklaration haben. Die importierende Klasse kann alle öffentlichen Elemente der importierten Klasse ohne Qualifikation verwenden. Keinen. 10. Sollte ein Import per Wildcard (*) durchgeführt werden? Ja, da er Schreibarbeit spart. Nein, da das Geheimnisprinzip verletzt ist. Ja, da das Programm dadurch schneller wird. Nein, da die Abhängigkeiten verschleiert werden. Nein, da das Programm dadurch langsamer wird. <?page no="764"?> 6 Objektorientierte Programmierung 1. Welche der folgenden Variablendeklarationen ist korrekt? private static zahl int ; public static int zahl; protected zahl int ; private zahl; int zahl; 2. Welche der folgenden Methodendeklarationen ist korrekt? private int getNull(){ return 0; ) public getEins(): int { return 1; ) public final int getZwei(){ return 2; ) public private int getDrei(){ return 3; ) static int getVier(){ return 4; ) 3. Was ist ein Getter? Methode zum Setzen des Wertes einer Variablen Methode zum Lesen des Wertes einer Variablen Zugriffsmethode zum Lesen und Setzen einer Variablen 4. Wie lautet das Java-Schlüsselwort für die Deklaration der Vererbung (von einer Klasse)? inherits extends extension includes uses <?page no="765"?> 5. Was ist das Java-Schlüsselwort für die Deklaration einer abstrakten Klasse oder Methode? abstrakt abstract abstraction abstracted 6. Was sind die Merkmale einer abstrakten Klasse? Es können keine Instanzen davon erzeugt werden. Sie muss vollständig implementiert werden. Sie enthält nur abstrakte Methoden. Sie enthält nur Klassenvariablen. Sie enthält nur Instanzvariablen. 7. Welche der folgenden Interfacedeklarationen ist korrekt? abstract interface I1{ public int m1(); ) public interface I2{ public int m2(); ) public interface class I3{ public int m3(); ) public class as interface I4{ public int m4(); ) public interface I5 extends I2{ public int m5(); ) 8. Wie ist die Beziehung zwischen Klasse und Schnittstelle? Die Schnittstelle definiert alle Methoden der Klasse. Die Schnittstelle implementiert die Klasse. Die Klasse implementiert die Schnittstelle. Die Klasse definiert alle Methoden der Schnittstelle. <?page no="766"?> 9. Was sind Eigenschaften einer statischen Methode? Sie kann nur von der Klasse ausgeführt werden. Sie darf nicht private sein. Sie ist der Klasse zugeordnet. Sie kann von Klassen und Objekten ausgeführt werden. Sie kann nicht von Objekten ausgeführt werden. 10. Was ist ein Setter? Methode zum Setzen des Wertes einer Variablen Methode zum Lesen des Wertes einer Variablen Zugriffsmethode zum Lesen und Setzen einer Variablen 11. Welche der folgenden Anweisungen nutzt Polymorphismus? Integer i = 10; int i = (int)10.5; Object o = “abc”; String s = “a”.trim(); Collection c = new ArrayList(); w 12.Welches sind Best Practices der objektorientierten Programmierung? Variablen als public deklarieren Fachlich arbeiten Speicherbedarf reduzieren. Verwendung genereller Eigenschaften Konsequente Delegation <?page no="767"?> 13.Welche der folgenden Methoden sind korrekte Konstruktoren der folgenden Klasse public class K{ private int n, m; } public void K(int n){ this.n = n; } public K(int n){ this.n = n; } public k(int n){ this.n = n; } public K new(int n){ this.n = n; } public K(){ this.n = 10; } 14. Was ist die Aufgabe des Konstruktors? Speicherung eines neu erzeugten Objekts. Initialisierung der Klasse. Bereitstellung von Speicherplatz. Initialisierung eines neu erzeugten Objekts Erzeugung eines neuen Objekts. 15. Was ist das Ziel der Delegation? Die Aufgaben werden von dem Objekt ausgeführt, das als letztes erzeugt wurde. Die Aufgaben werden von dem Objekt ausgeführt, das die dazu notwendigen Daten besitzt. Die Aufgaben werden von dem Objekt ausgeführt, das als erstes erzeugt wurde. Die Aufgaben werden möglichst schnell ausgeführt. Die Aufgaben werden vom Java-Laufzeitsystem ausgeführt. <?page no="768"?> 7 Ausnahmen / Exceptions 1. Warum ist eine Fehlerbehandlung sinnvoll? Um die Anwendung sofort zu stoppen. Um den Benutzer zu verunsichern. Um den Benutzer zu informieren. Um den Fehler zu berücksichtigen und eventuell korrigieren zu können. Um den Fehler an andere Programme weiterzuleiten. 2. Was ist ein Error? ein zu behebender Fehler ein nicht zu behebender Fehler eine Fehlernachricht der JVM eine eigene Fehlerklasse 3. Was ist eine Exception? ein zu behebender Fehler ein nicht zu behebender Fehler eine Fehlernachricht der JVM eine eigene Fehlerklasse 4. Mit welchen zwei Konstrukten können Exceptions verarbeitet werden? try try-catch catch throws ignore <?page no="769"?> 5. Mit welcher Kombination von Schlüsselwortern wird eine Exception aufgefangen? try throws try get throws catch throws get try catch 6. Wie lautet das Schüssewort, so dass die Bearbeitung einer Exception an die aufrufende Methode delegiert werden? try get catch throws pass 7. Was ist die Aufgabe des try-Blocks? Die Fallunterscheidung, in Abhängigkeit von den Exceptions, zu treffen. Den kritischen Java-Code einzuklammern. Auf die Exception zu zugreifen. Die Exception anzuzeigen. 8. Was ist die Aufgabe des catch-Teils? Die Fallunterscheidung, in Abhängigkeit von den Exceptions, zu treffen. Den kritischen Java-Code einzuklammern. Java-Code auszuführen, der auf den Fehler reagiert und ihn eventuell korrigiert. Die Exception weiterzuleiten. <?page no="770"?> 9. Wo wird die Delegation bzw. Weiterleitung der Exception angezeigt? Im Paket. In der Klasse. In der Methode. In geschweiften Klammern. 10. Welche Konsequenzen hat das Schlüsselwort finally? Es ist notwendig und verpflichtend. Es ist optional. Der dadurch aufgerufene Java-Code wird als letztes ausgeführt. Die Exception wird beendet. <?page no="771"?> 1 Einführung und 2 Grundlagen 1. Was sind die besonderen Vorteile von Linux? Kompatibilität zu Windows Offenheit des Quellcodes große Modularität hoher Marktanteil gute Anpassbarkeit 2. Was sind die „3 Cs“ bei Open Source? Costs Code Complexity Community Copyright 3. Linux ist besonders verbreitet bei … Spielern professioneller Informationstechnik eingebetteten Systemen Bildungsbereich industrieller Fertigung 4. Was ist eine Linux-Distribution? kommerzielle Firma gemeinnützige Organisation Zusammenstellung einer Linux-Version Lösungen Kapitel L 77 <?page no="772"?> Lösungen Kapitel L 772 Name einer spezifischen Linux-Marke 5. Was sind Gründe für den Einsatz von Linux auf Servern? komplexe Installation Abhängigkeit von einem Unternehmen Stabilität geringe Lizenz- und Supportkosten Unabhängigkeit von einem Technologieanbieter 6. Wozu dient der Betriebssystemkern (Kernel)? Verwaltung von Betriebsmitteln Steuerung der graphischen Benutzeroberfläche Verwaltung der Lizenz Verwaltung der Anwendungen Kontrolle des Netzwerks 3 Benutzeroberfläche und Kommandozeile 1. Was ist das Charakteristische der Kommandozeile? Verzicht auf grafische Symbole und Icons einfache, schnelle Eingabe von Befehlen in Textform Setzt auf die Unterstützung durch Maus und grafische Benutzeroberfläche. Basiert auf Spracherkennung und setzt die gesprochenen Befehle um. Es gibt keine. <?page no="773"?> Lösungen Kapitel L 773 2. Was sind typische Nutzer der Kommandozeile? erfahrene Benutzer, die regelmäßig Befehle in textueller Form eingeben Spieler Softwareentwickler Systemadministratoren Einsteiger und Neulinge 3. Was sind die Vorteile einer Kommandozeile? hohe Produktivität durch die schnelle Eingabe von typischen Befehlen Benutzer müssen nicht ständig zwischen Tastatur und Maus wechseln. schnelle Einarbeitung Sprachunterstützung 4. Was sind die Voraussetzungen für die Nutzung der Kommandozeile? keine Unterstützung durch die grafische Benutzeroberfläche Kenntnis der Kommandos gute Tippgeschwindigkeit Sprachunterstützung 5. Aus welchen möglichen Komponenten besteht ein Befehl? Kommando kryptischen Symbolen <?page no="774"?> Lösungen Kapitel L 774 grafischen Symbolen Optionen Parametern 6. Was ist eine typische Schwierigkeit bei der Eingabe von Anweisungen? schnell tippen verständlich sprechen Kommandos merken Eingaben editieren 4 Hierarchie der Verzeichnisse 1. Wie sind die Verzeichnisse eines Betriebssystems angeordnet? in konzentrischen Kreisen parallel zueinander hierarchisch linear sequenziell 2. Welche der folgenden Verzeichnisse sind bei Linux vordefiniert, d.h. bereits vorhanden? etc bin xxx doc <?page no="775"?> Lösungen Kapitel L 775 3. Was ist ein Verzeichnispfad? Weg zur Position einer Datei innerhalb des Dateisystems Dateiname Beschreibung aller wesentlichen Dateieigenschaften alle möglichen Wege zur Datei innerhalb des Dateisystems 4. Was ist ein absoluter Verzeichnispfad? Weg von der obersten Ebene bis hin zur aktuellen Position der Datei absolute Auflistung aller Bestandteile des Dateinamens absolute Auflistung aller Dateieigenschaften 5. Was ist ein relativer Verzeichnispfad? relative Auflistung aller Bestandteile des Dateinamens Weg von der aktuellen Position zur spezifizierten Datei relative Auflistung aller Dateieigenschaften 6. Woran erkennt man einen absoluten Verzeichnispfad? durch das vorangestellte * durch das vorangestellte / durch das vorangestellte \ 7. Was ist das Heimatverzeichnis? Ausgangspunkt aller Dateioperationen ein für jeden Benutzer reserviertes Verzeichnis Verzeichnis aller Dateien Gesamtheit aller Benutzerverzeichnisse <?page no="776"?> Lösungen Kapitel L 776 8. Was ist das Arbeitsverzeichnis? das Startverzeichnis das Systemverzeichnis das Benutzerverzeichnis das aktuelle Verzeichnis das frühere Verzeichnis 5 Interne Handbücher und Dokumentation 1. Was ist die interne Dokumentation? Beschreibung der Dokumente Beschreibung der Benutzereigenschaften Beschreibung aller Befehle des Betriebssystems die Dokumentation des Herstellers die nichtöffentlichen Teile der Linux-Dokumentation 2. Mit welchem Kommando kann auf die interne Dokumentation zugegriffen werden? men manual doc man manuals 3. Aus welchen Komponenten setzt sich die Dokumentation eines Befehls zusammen? semantischer Aufbau des Befehls syntaktischer Aufbau des Befehls <?page no="777"?> Lösungen Kapitel L 777 Stichworte zum Befehl detaillierte Informationen zum Befehl Beispiele zum Befehl 4. Wie wird die Kurzübersicht aufgerufen? what was whatsup whatshort whatis 5. Welcher Befehl listet die Benutzer des Systems? who whom whoare whois users 6. Wie kann der Rechnername ermittelt werden? name host computer computername hostname <?page no="778"?> Lösungen Kapitel L 778 6 Dateien 1. Für was steht eine Wildcard? nur für Buchstaben für ein Zeichen nur für Ziffern für eine Zeichenkette für ein Leerzeichen 2. Welche Symbole stehen für eine Wildcard? + ! * ? $ 3. Wofür steht cd? close directory copy directory create directory change directory 4. Was sind die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Wechsel des Verzeichnisses? Das Zielverzeichnis existiert. Das Zielverzeichnis enthält Dateien und Verzeichnisse. Das Zielverzeichnis liegt unmittelbar über oder unter dem aktuellen Verzeichnis. <?page no="779"?> Lösungen Kapitel L 779 Das Zielverzeichnis liegt innerhalb des Benutzerverzeichnisses. Der Benutzer hat hierfür die erforderlichen Zugriffsrechte. 5. Wie lautet das Kommando für die Anzeige der Dateien und Unterverzeichnisse? list dir ls listfiles listdirectory 6. Was sind mögliche Parameter für die Anzeige von Dateien und Verzeichnissen? Dateipfad Wildcards weitere Befehle Benutzer 7. Was bedeutet der Befehl cp? Löschen von Dateien Verschieben von Dateien Kopieren von Dateien Vergleichen von Dateien <?page no="780"?> Lösungen Kapitel L 780 8. Mit welchem Befehl können alle Dateien in einem Verzeichnis gelöscht werden? rm rm all rm * rm ? del 9. Welche drei unterschiedlichen Benutzerkategorien gibt es? User, Company, Admin Owner, Group, Others Owner, Group, Company Owner, Others, Company Owner, Users, Others 10. Wozu dient der Verbose-Modus? Ausgabe aller beteiligten Dateien Bereitstellung zusätzlicher Optionen Ausgabe des Benutzers Ausgabe des Befehlsnamens 7 Texteditor vi 1. Welche drei Modi gibt es beim Texteditor vi? Navigations-, Exit-, Editmodus Grafik-, Exit-, Einfügemodus Grafik-, Befehls-, Einfügemodus <?page no="781"?> Lösungen Kapitel L 781 Grafik-, Einfüge-, Befehlsmodus Befehls-, Exit-, Einfügemodus 2. Mit welchen Tasten gelangt man in den Einfügemodus? i, I, a, A e, E, a, A i, a x, X, i, I x, X, e, E 3. Mit welchem Kommando wird der Inhalt einer Datei gesichert? : s : q : w : q! 4. Wie kann man innerhalb der Datei navigieren? Pfeiltasten h, j, k, l w, b x, y x, dw, dd 5. Wie wird die letzte Eingabe rückgängig gemacht? undone t y <?page no="782"?> Lösungen Kapitel L 782 u z 6. Mit welcher Taste gelangt man wieder zurück in den Befehlsmodus? Delete Escape Enter Space Control 8 Kommando-Interpreter bash 1. Was ist die Aufgabe eines Kommandointerpreters? Verwaltung der Betriebsmittel Verarbeitung der Benutzereingaben grafische Darstellung der Oberfläche Verwaltung der Netzwerktätigkeiten 2. Wozu dient eine Umgebungsvariable? Sie ermöglicht die Anpassung des Kommandointerpreters an die Präferenzen des Benutzers. Sie stellt den Kommandointerpreter immer auf die Standardvorgaben des Systems ein. Sie legt die wesentlichen Eigenschaften des Betriebssystems fest. Sie definiert die Standardvariablen einer Programmiersprache. <?page no="783"?> Lösungen Kapitel L 783 3. Was enthält die Variable PATH? den Pfad des aktuellen Arbeitsverzeichnisses den Pfad des Benutzerverzeichnisses die Liste aller Verzeichnisse, die für die Ausführung der Kommandos durchsucht werden die Liste aller Verzeichnisse, die regelmäßig gespeichert werden die Liste aller Verzeichnisse, in denen sich Anwendungen befinden 4. In welcher Umgebungsvariable befindet sich das aktuelle Verzeichnis? HOME PATH PWD SYSTEM USER 5. Was ist eine Pipe? logische UND-Verknüpfung zweier Kommandos logische ODER-Verknüpfung zweier Kommandos Verknüpfung der Ausgabe des ersten Befehls mit der Eingabe des zweiten automatisches Drucken der Ergebnisse eines Befehls 6. Wie kann man alle Umgebungsvariablen anzeigen? env display environment show ENV <?page no="784"?> Lösungen Kapitel L 784 ENV display ENV 7. Wie nennt man die Programme des Kommandointerpreters, die typische Abläufe automatisieren? Shell-Programme Shell-Kommandos Shell-Anwendungen Shell-Skripte 8. Wie können alle zuvor ausgeführten Befehle in der Kommandozeile aufgerufen werden? hist history prev previous p