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Finanzierung

Mit Aufgaben und Definitionen

0814
2017
978-3-7398-0354-8
UVK Verlag 
Jörg Wöltje

Die Titel der neuen gelben Reihe fassen die wichtigsten Lern- und Prüfungsinhalte im Bachelor-Studium zusammen. Kompakt und leicht verständlich vermitteln sie Wirtschaftsstudenten das notwendige Wissen und fördern das Verständnis durch zahlreiche Aufgaben und Definitionen. Ideal zur Prüfungsvorbereitung oder zum Selbststudium.

<?page no="2"?> Jörg Wöltje Finanzierung Mit Aufgaben und Definitionen UVK Verlagsgesellschaft mbH • Konstanz mit UVK/ Lucius • München <?page no="3"?> Prof. Dr. Jörg Wöltje lehrt an der Hochschule Karlsruhe -Technik und Wirtschaft - und ist Verfasser einer Vielzahl von Wirtschaftsbüchern. Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http: / / dnb.ddb.de> abrufbar. ISBN 978-3-86764-821-9 (Print) ISBN 978-3-7398-0354-8 (EPDF) Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2017 Einbandgestaltung: Susanne Fuellhaas, Konstanz UVK Verlagsgesellschaft mbH Schützenstr. 24 • 78462 Konstanz Tel. 07531-9053-0 • Fax 07531-9053-98 www.uvk.de <?page no="4"?> Inhaltsverzeichnis 1 Systematik der Finanzierung........................................................ 7 - 2 Finanzierungsarten im Überblick.............................................. 10 - 3 Kreditfinanzierung ...................................................................... 14 - 4 Mezzanine Finanzinstrumente .................................................. 32 - 5 Beteiligungsfinanzierung ............................................................ 33 - 6 Innenfinanzierung ....................................................................... 37 - 7 Finanzkennzahlen........................................................................ 40 8 Derivate......................................................................................... 45 Lösungen und Definitionen. ................................................................ 51 - <?page no="5"?> Ziel und Nutzen Dieses Heft fasst die wichtigsten Lern- und Prüfungsinhalte im Bachelor-Studium zusammen. Kompakt und leicht verständlich vermittelt es Wirtschaftsstudenten das notwendige Wissen und fördert das Verständnis durch zahlreiche Aufgaben und Definitionen (integriert im Lösungsteil) . Es eignet sich daher ideal zur Prüfungsvorbereitung oder zum Selbststudium. Bisher sind gelbe Hefte zu folgenden Themen erschienen:  Bilanzierung  Controlling  Finanzierung  Kosten- und Leistungsrechnung  Marketing <?page no="6"?> 7 Finanzierung 1 Systematik der Finanzierung Unter Finanzierung versteht man die Kapitalbeschaffung (einschließlich der Kapitaltilgung) und die Kapitalverwendung. Den Kapitalnehmern steht eine große Anzahl an Finanzierungsinstrumenten zur Verfügung. Die Systematik der Finanzierungsformen zeigt Abbildung 1. Finanzierungsregeln Die goldene Finanzierungsregel besagt, dass die Fristigkeit des Kapitals der Fristigkeit des finanzierten Vermögens entsprechen soll, d. h. langfristige Investitionen sollen auch langfristig finanziert werden: Daraus lässt sich ableiten: Wichtige Kennzahl: langfristiges Vermögen ____ langfristiges Kapital ≤ 1 bzw. kurzfristiges Vermögen ____ kurzfristiges Kapital ≥ 1 Gemäß der goldenen Bilanzregel (im engeren Sinne) soll das Anlagevermögen durch dauerhaft zu Verfügung stehendes Eigenkapital (EK) oder durch langfristiges Fremdkapital (FK) finanziert werden. Somit gilt: EK + langfristiges FK ≥ Anlagevermögen Bei der goldenen Bilanzregel (im weiteren Sinne) sollte neben dem Anlagevermögen auch das langfristige Umlaufvermögen langfristig finanziert werden. Somit gilt: EK + langfristiges FK ≥ Anlagevermögen + langfristiges Umlaufvermögen <?page no="7"?> 8 Finanzierung Systematisierung der Finanzierung Finanzierungsanlass Kapitalüberlassungsdauer Rechtsstellung der Kapitalgeber Kapitalherkunft Erfüllungszeitpunkt laufende Finanzierung einmalige Finanzierung bei Gründung Wachstum, Erweiterung Übernahme Sanierung Umfinanzierung unbefristete Finanzierung befristete Finanzierung kurzfristig (bis 1 Jahr) mittelfristig (1 bis 5 Jahre) langfristig (ab 5 Jahre) Eigenfinanzierung Beteiligungsfinanzierung Selbstfinanzierung (einbehaltene Gewinne) Fremdfinanzierung Kreditfinanzierung Rückstellungen Mezzanine Finanzierung (Hybridkapital = Mischung aus Eigen- und Fremdkapital) Außenfinanzierung Beteiligungsfinanzierung (z. B. Gesellschaftereinlagen) Fremdfinanzierung (z. B. Kredite) Innenfinanzierung aus Umsätzen aus Kapitalfreisetzung Kassamarkt Geldmarkt Kapitalmarkt Terminmarkt (Derivate) Abb. 1: Systematisierung der Finanzierung <?page no="8"?> 9 Finanzierung Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie bitte durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch a) Zur Außenfinanzierung zählt die Beteiligungsfinanzierung. b) Zur Innenfinanzierung zählt die Finanzierung über Rückstellungen. c) Zur kurzfristigen Fremdfinanzierung gehört die Kundenanzahlung. d) Kundenanzahlungen sind Kundenkredite, die oft Finanzierungshilfen für Hersteller darstellen. e) Die Beteiligungsfinanzierung ist eine Form der Innenfinanzierung. f) Unter dem Begriff „Finanzierung“ versteht man die Beschaffung finanzieller Mittel und die Vermeidung von Auszahlungen. 2. Beschreiben und erklären Sie kurz die zwei verschiedenen Formen der „goldenen Bilanzregel“. <?page no="9"?> 10 Finanzierung 2 Finanzierungsarten im Überblick Die Finanzierungsalternativen können zum einen nach der Rechtsstellung der Kapitalgeber in Eigen- und Fremdfinanzierung und zum anderen nach der Kapitalherkunft in Außen- und Innenfinanzierung unterschieden werden. Finanzierungsarten Eigenfinanzierung Mezzanine Finanzierung Fremdfinanzierung Beteiligungs- und Einlagenfinanzierung Selbstfinanzierung aus Gewinnen und Abschreibungen durch Kapitalfreisetzung aus Krediten und aus Kreditsurrogaten (z. B. Leasing, Factoring) durch Bildung von Rückstellungen Innenfinanzierung Außenfinanzierung Abb. 2: Finanzierungsarten Eine Mischform aus Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung ist die Mezzanine Finanzierung. Das Mezzanine Kapital ist nachrangig gegenüber dem Fremdkapital aber vorrangig gegenüber dem Eigenkapital. Die folgende Tabelle grenzt die Finanzierungsformen nach der Rechtsstellung der Kapitalgeber ab. <?page no="10"?> 11 Finanzierung Tab. 1: Finanzierungsformen nach der Rechtsstellung der Kapitalgeber Unterschiede zwischen Eigen-, Fremd- und Mezzanine-Kapital Kriterien Eigenkapital Mezzanine-Kapital Fremdkapital Finanzierungsart Beteiligungs- Hybrid-Kapital, d. h. Mischung aus Eigen- und Fremdkapital Rechtsverhältnis Beteiligungsverhältnis es dominiert der Fremdkapitalcharakter Schuldverhältnis Beispiel für Kapitalgeber Stammaktionär, GmbH-Gesellschafter Genussscheininhaber, Stiller Gesellschafter Kreditgeber (Bank), Leasinggesellschaft Haftung für Verluste (Mit-)Eigentümerstellung, mindestens in Höhe der Einlage Rangrücktritt gegenüber erstrangigem Fremdkapital Gläubigerstellung, keine Haftung Ertragsanteil volle Teilhabe an Gewinn und Verlust (variable Vergütung), Teilnahme am Wertzuwachs feste und / oder erfolgsabhängige Verzinsungsanteile i. d. R. fester Verzinsungsanspruch, kein Anteil an Gewinn oder Verlust und keine Teilnahme am Wertzuwachs Verfügbarkeit i. d. R. unbefristet befristet i. d. R. befristet Vermögensanspruch Quotenanspruch bei Unternehmensverkauf, wenn Liquidationserlös größer als Schulden optionale Beteiligung an Wertsteigerung Rückzahlungsanspruch in Höhe der Gläubigerforderung Unternehmensleitung i. d. R. volle Informations-, Kontroll- und Stimmrechte Informations- und Kontrollrechte möglich grundsätzlich ausgeschlossen, aber teilweise faktisch möglich, keine Leitungsrechte, wenig Informations-, Kontroll- und Mitwirkungsrechte steuerliche Behandlung Gewinn voll belastet durch ESt, KSt, GewSt (variiert nach Rechtsform) Zinsen als Aufwand steuerlich absetzbar (Einschränkung bei der Gewerbesteuer) Zinsen als Aufwand steuerlich absetzbar (Einschränkung bei der Gewerbesteuer) Kapazität begrenzt durch das private Vermögen und die Bereitschaft der Kapitalgeber orientiert sich primär an zukünftig erwarabhängig vom Rating, d. h. der Bonität und dem Vorliegen von Sicherheiten <?page no="11"?> 12 Finanzierung Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch a) Die Kreditfinanzierung ist eine Form der Innenfinanzierung. b) Zur Innenfinanzierung zählt die Subventionsfinanzierung. c) Die Selbstfinanzierung ist eine Form der Fremdfinanzierung. d) Die Beteiligungsfinanzierung zählt zur Innenfinanzierung. f) Zur Fremdfinanzierung gehört auch die Finanzierung aus Gewinnen und Rücklagen. g) Zur Fremdfinanzierung zählt man die Inanspruchnahme von Kontokorrent- und Lieferantenkrediten. h) Unter der Außenfinanzierung versteht man die Finanzierung von Objekten außerhalb des Unternehmens (z. B. Finanzierung der Kunden). i) Zur Außenfinanzierung zählt die Beteiligungsfinanzierung. j) Zur Innenfinanzierung zählt die Finanzierung über Rückstellungen. k) Zur kurzfristigen Fremdfinanzierung gehört die Kundenanzahlung. <?page no="12"?> 13 Finanzierung 2. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. richtig falsch Welche der folgenden Finanzierungsarten gehören zur Innenfinanzierung? Finanzierung aus Abschreibungen, Inanspruchnahme des Kontokorrentkredits, Finanzierung durch Einlagen der Anteilseigner, Ausgabe einer Schuldverschreibung, Gewinne thesaurieren, anstatt auszuschütten. 3. Nennen Sie bitte die Unterschiede zwischen Eigen-, Fremd- und Mezzanine Kapital in Bezug auf drei unterschiedliche Kriterien. 4. Nennen und erläutern Sie die folgenden Finanzierungsarten: Außenfinanzierung, Beteiligungsfinanzierung, Kreditfinanzierung, Innenfinanzierung. <?page no="13"?> 14 Finanzierung Sie stellt eine bedeutende Form der Außenfinanzierung dar. Bei der Kreditfinanzierung steht dem Kreditnehmer das Fremdkapital nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung. Für die Überlassung des Fremdkapitals hat der Kreditgeber einen vertraglichen Anspruch auf Rückzahlung des nominalen Kreditbetrags und Anspruch auf eine laufende Verzinsung zu einem variablen oder festen Zinssatz. Vor einer Kreditvergabe überprüft der Fremdkapitalgeber die Kreditwürdigkeit des Kreditnehmers. Die Kreditwürdigkeitsprüfung / Bonitätsprüfung umfasst mindestens die rechtliche Kreditfähigkeit des Schuldners, persönliche Kreditwürdigkeit (Vertrauen), wirtschaftliche Kreditwürdigkeit (z. B. Jahresabschlussanalyse, aktueller Kreditstatus, Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA), Finanz-/ Businessplan, Kreditsicherheiten etc.) und Kapitaldienstfähigkeit. Bei den kurzfristigen Krediten (Laufzeit bis zu 12 Monaten) unterscheidet man zwischen Handels- und Bankkrediten. Die Bankkredite lassen sich unterteilen in Geldkredite (Bank stellt finanzielle Mittel zur Verfügung) und Kreditleihen (Bank verbürgt sich für den Kunden). Die folgende Abbildung zeigt die wesentlichen Arten kurzfristiger Kredite ohne Außenhandelskredite. <?page no="14"?> 15 Finanzierung Kurzfristige Kredite Handelskredite Bankkredite Geldkredite Kreditleihe K ontokorrentkredit L ombardkredit Wechseldiskontkredit Avalkredit Akzeptkredit L ieferantenkredit K undenkredit (K undenanzahlung) Abb. 3: kurzfristige Kredite Lieferantenkredit Beim Lieferantenkredit gewährt der Verkäufer dem Käufer einer Ware oder Dienstleistung ein Zahlungsziel (z. B. 30 Tage) und räumt in der Regel eine Skontofrist (z. B. 10 Tage) ein. Die Kosten des Lieferantenkredits werden durch den Skontosatz ausgedrückt. Der Skontosatz entspricht dem prozentualen Preisabzug, der dem Käufer gewährt wird, wenn er innerhalb der Skontofrist bezahlt. Wird die Skontofrist nicht genutzt, geht der Skonto verloren. Der entgangene Skonto entspricht rechnerisch dem Jahreszinskostensatz des Lieferantenkredits. Den Jahreszinssatz (i appr ) kann man mit der folgenden praxisüblichen Faustformel berechnen: Wichtige Kennzahl: i appr = Skontosatz _____ Zahlungsziel - Skontofrist × 360 Tage <?page no="15"?> 16 Finanzierung Beispiel: Berechnung des Jahreszinssatzes eines Lieferantenkredits Die Zahlungsbedingungen des Lieferanten lauten: 2 % Skonto bei Zahlung innerhalb von 10 Tagen, sonst rein netto innerhalb von 30 Tagen. Bei Nichtinanspruchnahme des Skontos bedeutet dies einen Jahreszinssatz in Höhe von: Wichtige Kennzahl: i appr = 2 % ___ 30 Tage - 10 Tage × 360 Tage = 36 % Der Jahreszinssatz (approximativer Effektivzinssatz) für die Inanspruchnahme des Lieferantenkredits beträgt 36 % p. a. Merke: Der Lieferantenkredit ist in der Regel sehr teuer. Kundenanzahlung Kunden können in Form von Anzahlungen dem Verkäufer einen direkten Kredit gewähren (Vorauszahlungskredit). Üblich ist diese Form der Kreditfinanzierung bei Auftragsproduktionen, z. B. im Großanlagenbau. Durch die Anzahlung wird das Risiko reduziert, dass der Kunde die bestellte Ware nicht abnimmt oder keine Zahlung leistet. Kundenanzahlungen werden entweder bei Vertragsabschluss (Erteilung des Auftrags) oder nach teilweiser Fertigstellung bezahlt. Kontokorrentkredit Bei einem Kontokorrentkredit wird dem Unternehmen von einer Bank auf dem Kontokorrentkonto (Girokonto) nach <?page no="16"?> 17 Finanzierung einer Kreditwürdigkeitsprüfung eine Kontokorrentkreditlinie eingeräumt, die das Unternehmen je nach Bedarf in flexibler Höhe ausschöpfen kann. Für die Inanspruchnahme des Kontokorrentkredits sind variable Zinsen zu zahlen. Die Kreditkosten setzen sich zusammen aus den Sollzinsen, der Kreditprovision, der Bereitstellungsprovision, den Kontoführungsgebühren, und bei der Überschreitung der Kontokorrentkreditlinie wird eine Überziehungsprovision fällig. Der Kontokorrentkredit sollte nicht dauerhaft in Anspruch genommen werden, da die Zinskonditionen regelmäßig über den Kosten eines Festkredits liegen. Wechseldiskontkredit Die Grundlage für einen Diskontkredit ist ein Wechselgeschäft. Der gezogene Wechsel enthält die unbedingte Anweisung des Wechselausstellers (Gläubigers, Trassant) an den Bezogenen (Schuldner, Trassat) eine bestimmte Geldsumme an ihn oder einen Dritten (Wechselnehmer, Remittent) zu zahlen. Der Bezogene wird zur Zahlung aus dem Wechsel verpflichtet, wenn er den Wechsel durch seine Unterschrift angenommen und akzeptiert hat. Der Besitzer eines Wechsels kann diesen vor Fälligkeit als Zahlungsmittel auch an eigene Gläubiger weitergeben, damit begleicht er seine Verbindlichkeit, oder ihn bis zur Fälligkeit selbst behalten bzw. ihn bei einem Kreditinstitut diskontieren lassen. Unter der Diskontierung eines Wechsels versteht man den Ankauf einer noch nicht fälligen Wechselforderung von einer Bank, unter Abzug der Zinsen (Diskont), für die Zeit vom Ankaufstag bis zum Fälligkeitstag. Es handelt sich hierbei um ein Kreditgeschäft, da der Wechseleinreicher der <?page no="17"?> 18 Finanzierung Bank gegenüber solange verpflichtet bleibt, bis der Bezogene die Zahlung geleistet hat. Die Kosten des Diskontkredites setzen sich aus dem Diskont und den Diskontspesen zusammen. Wechselaussteller / Trassant / Lieferant / Gläubiger z. B. Großhändler Wechselbezogener / Trassat / Schuldner / Akzeptant z. B. Einzelhändler Beim Solawechsel identisch Kreditinstitut / Wechselnehmer / Remittent (3) Diskontierung (Bank kauft Wechsel auf) (6) Zahlung bei Fälligkeit (5) Vorlage bei Fälligkeit Wechselnehmer z. B. Hersteller oder Weitergabe Vorlage und Zahlung (4) Bevorschussung (1) Ausstellung des Wechsels durch Trassant (2) Bezogener akzeptiert Wechsel durch Unterschrift (Akzept) Abb. 4: Wechselgeschäft und Diskontkredit Beispiel zur Effektivzinsberechnung eines Wechsels Ein Händler liefert einem Handwerker Waren für 100.000 €. Der Handwerker befindet sich zum Zeitpunkt der Lieferung in einem finanziellen Engpass und bittet um Zahlungsaufschub um 90 Tage. Der Händler ist einverstanden, verlangt aber einen Wechsel, den er bei seiner Hausbank zum Diskont einreichen möchte. Den Aufwand trägt der Handwerker. Die Hausbank verlangt für 90 Tage 1,6 % und pauschal 0,15 % Diskontspesen. Ermitteln Sie den Ausstellungsbetrag für den Wechsel und den effektiven Jahreszins des Diskontkredits. <?page no="18"?> 19 Finanzierung Ermittlung Ausstellungsbetrags: - - Wechselsumme Diskontspesen 100.000,00 € -1.600,00 € -150,00 € = Auszahlungsbetrag (Prozentsatz) = 98.250,00 € Gesamtforderung 100.000,00 € Wechselsumme (100.000 : 0,9825) = 101.781,17 € 100,00 % Ermittlung des effektiven Jahreszinssatzes (i eff ): Wichtige Kennzahl: i eff = Kosten der Diskontierung _____ Kredit × 360 Tage __ Laufzeit × 100 = 1.781,17 __ 100.000 × 360 _ 90 × 100 = 7,12468 % Lombardkredit Unter einem Lombardkredit versteht man die Ausreichung eines kurzfristigen Darlehens durch eine Bank gegen Verpfändung von Wertpapieren, Waren, Wechseln, Forderungen oder Edelmetallen. Die verpfändeten Güter werden jedoch nicht in voller Höhe ihres Wertes beliehen. Akzeptkredit Beim Akzeptkredit handelt es sich um eine Kreditleihe, d. h. das Unternehmen erhält von der Bank kein Geld, sondern die Bank stellt lediglich als Bezogener eines Wechsels ihre Kreditwürdigkeit zur Verfügung. Das Unternehmen (Aussteller des Wechsels) muss jedoch den Wechselbetrag bei Fälligkeit <?page no="19"?> 20 Finanzierung zur Verfügung stellen, damit der Wechsel zu dessen Lasten eingelöst werden kann. Avalkredit Unter einem Avalkredit versteht man die Übernahme einer Bürgschaft oder Garantie durch eine Bank im Auftrag eines Kunden (Avalkreditnehmer) gegenüber einem Dritten (Avalbegünstigter). Das bedeutet, dass die Bank eine Garantie dafür abgibt, dass der Avalkreditnehmer einer bestimmten Verpflichtung nachkommen wird. Langfristige Kredite haben eine Laufzeit von mehr als fünf Jahren. Langfristige Kredite Darlehen verbrieft Schuldscheindarlehen Anleihe unverbrieft fristenkongruentes Schuldscheindarlehen revolvierendes Schuldscheindarlehen Festzinsanleihe Wandelanleihe Optionsanleihe Nullkuponanleihe (Zero Bonds) Floating Rate Notes Gewinnanleihe Annuitätendarlehen Ratendarlehen Endfälliges Darlehen Abb. 5: Langfristige Kredite Die Tilgungsmodalitäten von (langfristigen) Darlehen können unterschiedlich ausgestaltet sein. Zu unterscheiden sind im Wesentlichen drei Varianten. <?page no="20"?> 21 Finanzierung Annuitätendarlehen Ratendarlehen Endfälligkeitsdarlehen Tilgung steigende Tilgung während der Laufzeit immer gleich hohe Tilgungsraten einmalige Rückzahlung am Ende der Laufzeit Zinsen langsam sinkende Zinszahlungen schneller sinkende Zinszahlungen konstante Zinszahlungen Liquidität konstante Liquiditätsbelastung, da Summe aus Zins und Tilgung bei jeder Zahlung identisch zunächst hohe, dann niedrigere Liquiditätsbelastung geringe laufende Liquiditätsbelastung während der Laufzeit Kosten mittlere Finanzierungskosten geringere Finanzierungskosten höhere Finanzierungskosten Beispiel: Tilgungsmodalitäten der verschiedenen Darlehensarten Es wird ein Darlehen in Höhe von 100.000 € mit einer Laufzeit von vier Jahren und einem Zinssatz von 8 % vergeben. Annuitätendarlehen Beim Annuitätsdarlehen zahlt der Kreditnehmer über die gesamte Laufzeit eine konstante Kreditrate, bestehend aus Zinsen und Tilgung. Zunächst wird die Annuität mithilfe des Kapitalwiedergewinnungsfaktors (KWF) berechnet. Wichtige Kennzahl: KWF = (1 + i) n × i __ (1 + i) n - 1 Annuität = Darlehensbetrag × KWF Annuität = 100.000 € × (1 + 0,08) 4 × 0,08 ___ (1 + 0,08) 4 - 1 = 30.192,08 € <?page no="21"?> 22 Finanzierung Tilgungsplan Annuitätendarlehen Jahr Restschuld Jahresanfang Zinsen (8 %) Tilgung Annuität Restschuld Jahresende a b = (a x 0,08) c = (d - b) d e = (a - c) 1 100.000,00 € 8.000,00 € 22.192,08 € 30.192,08 € 77.807,92 € 2 77.807,92 € 6.224,63 € 23.967,45 € 30.192,08 € 53.840,47 € 3 53.840,47 € 4.307,24 € 25.884,84 € 30.192,08 € 27.955,63 € 4 27.955,63 € 2.236,45 € 27.955,63 € 30.192,08 € 0,00 € Summe 20.768,32 € 100.000,00 € 120.768,32 € Ratendarlehen Bei einem Ratendarlehen nimmt die Kreditrate im Zeitverlauf ab. Die Tilgungshöhe bleibt immer gleich, aber die Zinsen sinken, da sie sich nur auf die Restschuld beziehen. Tilgungsplan Ratendarlehen Jahr Restschuld Jahresanfang Zinsen Tilgung Kapitaldienst Restschuld Jahresende a b = (a x 0,08) c d = (b + c) e = (a - c) 1 100.000 € 8.000 € 25.000 € 33.000 € 75.000 € 2 75.000 € 6.000 € 25.000 € 31.000 € 50.000 € 3 50.000 € 4.000 € 25.000 € 29.000 € 25.000 € 4 25.000 € 2.000 € 25.000 € 27.000 € 0 € Summe 20.000 € 100.000 € 120.000 € Endfälliges Darlehen Beim endfälligen Darlehen erfolgen über die Laufzeit nur Zinszahlungen, während die Tilgung des Kredits in voller Höhe erst zum Vertragsende erfolgt. Zunächst werden die jährlichen Zinsen berechnet: 100.000 € × 0,08 = 8.000 € <?page no="22"?> 23 Finanzierung Tilgungsplan endfälliges Darlehen Jahr Restschuld Jahresanfang Zinsen Tilgung Kapitaldienst Restschuld Jahresende a b = (a x 0,08) c d = (b + c) e = (a - c) 1 100.000 € 8.000 € 0 € 8.000 € 100.000 € 2 100.000 € 8.000 € 0 € 8.000 € 100.000 € 3 100.000 € 8.000 € 0 € 8.000 € 100.000 € 4 100.000 € 8.000 € 100.000 € 108.000 € 0 € Summe 32.000 € 100.000 € 132.000 € Effektivverzinsung bei endfälligem Darlehen mit Disagio Die Effektivverzinsung gibt Auskunft über die tatsächlichen Finanzierungskosten eines Darlehens. Der Effektivzinssatz (i eff ) kann mit folgender Näherungsformel berechnet werden: Wichtige Kennzahl: i eff = i nom + R - A _ n __ A × 100 i eff = Effektivzinssatz i nom = Nominalzinssatz (dezimal) R = Rückzahlungskurs (dezimal) A = Auszahlungskurs (dezimal) n = Laufzeit (Jahre) Beispiel: Effektivverzinsung eines endfälligen Darlehens Es wird ein Darlehen von 100.000 € zu einem Nominalzinssatz von 6 % bei einer Auszahlung von 98 % über 4 Jahre gewährt. Das Darlehen wird zum Ende des 4. Jahres zurückgezahlt. <?page no="23"?> 24 Finanzierung Wichtige Kennzahl: i eff = 0,06 + 1,00 - 0,98 __ 4 ___ 0,98 × 100 = 6,63 % Der approximativ berechnete effektive Jahreszinssatz beträgt ca. 6,63 %. Schuldscheindarlehen Schuldscheindarlehen sind große Kredite, die von Kapitalsammelstellen (z. B. Lebensversicherungen, Pensionsfonds) an große Industrie- oder Dienstleistungsunternehmen, Banken oder die öffentliche Hand vergeben werden. Die Rückzahlung erfolgt in der Regel am Ende der Laufzeit. Anleihen (Schuldverschreibungen) Anleihen sind Forderungspapiere, durch die ein Kredit am Kapitalmarkt aufgenommen wird. Im Unterschied zu Privatkrediten werden Anleihen öffentlich und nur von juristischen Personen herausgegeben. Anleihen sind verzinsliche Wertpapiere, durch die ein Kredit am Kapitalmarkt aufgenommen wird. Sie werden an der Börse gehandelt und lauten auf einen bestimmten Nennwert. Die Laufzeit liegt i. d. R. zwischen 5 und 10 Jahren. Sie sind meistens mit einem festen Nominalzins ausgestattet. Die Rückzahlung erfolgt am Ende der Laufzeit. Anleihen können als: Festzinsanleihen haben über die Laufzeit einen festen Zinssatz, <?page no="24"?> 25 Finanzierung Wandelanleihen (Convertible Bonds) gewähren zusätzlich zu den Rechten normaler Anleihen das Recht beziehungsweise die Option auf Umtausch der Schuldverschreibungen in Aktien, also der Umwandlung von Fremdkapital in Eigenkapital, Optionsanleihen (Bond Warrants) gewähren dem Gläubiger über seine normalen Rechte wie Zinszahlung und Rückzahlung des Kredites zusätzlich das Recht zur Anleihe Aktien zu vorab festgelegten Bedingungen während einer bestimmten Frist zu beziehen, Zero Bonds gewähren keine laufenden Zinszahlungen. Erst am Ende der Laufzeit zahlt der Emittent die Zinsen, Zinseszinsen und den Emissionsbetrag, Floating Rate Notes sind variable verzinste Anleihen und Gewinnanleihen verbriefen neben dem Verzinsungs- und Tilgungsanspruch zusätzlich einen mit der Dividende gekoppelten Gewinnanspruch. herausgegeben werden. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. a) Mit was ist ein entgangener Skonto vergleichbar? b) Nennen Sie die wichtigsten Faktoren eines Lieferantensowie eines Kundenkredites. c) Durch welche Besonderheit zeichnet sich der Zinssatz bei einem Kontokorrentkredit aus? Nennen Sie einen wesentlichen Unterschied zwischen Kontokorrent- und Lombardkredit. <?page no="25"?> 26 Finanzierung d) Unterscheiden Sie kurz den Akzeptkredit von dem Avalkredit. e) Beschreiben Sie die „Möglichkeit zur Weitergabe“ bei einem Wechsel. Gehen Sie insbesondere auf die Diskontierung ein. f) Ein Hersteller für Bürobedarf beliefert ein kleines Warenversandhaus mit Waren im Wert von 79.000 €. Aufgrund eines finanziellen Engpasses seitens des Warenversandhauses, wird ein Zahlungsaufschub um 90 Tage in Form eines Wechsels vereinbart. Der Wechsel wird von dem Hersteller für Bürobedarf bei seiner Hausbank zum Diskont eingereicht. Einvernehmlich wird der entstehende Aufwand von dem Warenversandhaus getragen. Für 90 Tage verlangt die Hausbank 1,73 % und pauschal 0,17 % Diskontspesen. Bitte ermitteln Sie zuerst den Ausstellungsbetrag für den Wechsel und anschließend den effektiven Jahreszins des Diskontkredits. g) Beschreiben Sie die unterschiedlichen Tilgungs- und Zinsverläufe für alle drei Formen der langfristigen Kreditfinanzierung. h) Nennen und beschreiben Sie drei verschiedenen Formen einer Anleihe. 2. Tilgungsformen von Darlehen Eine Bank bietet für ein Darlehen folgende Konditionen an: Nennbetrag: 100 T€ Disagio: 2 T€ Laufzeit: 8 Jahre Tilgungsfreie Jahre: 3 Jahre Nominalzinssatz: 8 % <?page no="26"?> 27 Finanzierung Tragen Sie aus Kundensicht für die drei bekannten Tilgungsformen die Einzahlungen (+) - und Auszahlungen (-) für jedes Jahr in die folgenden Tabellen ein: a) Ratendarlehen Jahr 01 02 03 04 05 06 07 08 Einzahlung Zinsen Tilgung Zins + Tilgung b) Festdarlehen Jahr 01 02 03 04 05 06 07 08 Einzahlung Zinsen Tilgung Zins + Tilgung c) Annuitätendarlehen Jahr 01 02 03 04 05 06 07 08 Einzahlung Zinsen Tilgung Zins + Tilgung 3. Vergleich von Darlehensangeboten Die IM AG möchte im Januar des nächsten Geschäftsjahrs in Ihrem Werk in Karlsruhe eine neue Produktionsanlage (Anschaffungskosten = 3 Mio. €) mit einem Bankdarlehen finanzieren. Das Bankdarlehen soll nach fünf Jahren voll- <?page no="27"?> 28 Finanzierung ständig getilgt sein. Der IM AG liegen zwei Darlehensangebote vor: Angebot der Volksbank eG Abzahlungsdarlehen: Darlehensbetrag = 3.125.000 €, Auszahlung = 96 %, Nominalzinssatz = 6,5 %, Zins und Tilgung erfolgen immer am Jahresende [Hinweis: das Disagio würde die IM AG aktivieren (aktiver RAP) und über die Laufzeit gleichmäßig verteilen (abschreiben)]. Angebot der Baden Bank AG Annuitätendarlehen: Darlehensbetrag = 3.000.000 €, Auszahlung 100 %, Nominalzinssatz = 7,0 %, die Zahlung der Annuitäten erfolgt immer am Jahresende. a) Ermitteln Sie den Effektivzinssatz für das für das Abzahlungsdarlehen der Volksbank e. G. mit der Faustformel. b) Ermitteln Sie für beide Darlehen die Aufwands- und die Liquiditätsbelastungen für die gesamte Darlehenslaufzeit. Steuern sind nicht zu berücksichtigen. Nutzen Sie bitte für die Lösungen die beiden folgenden Tabellen. Abzahlungsdarlehen der Volksbank e. G. Jahr Darlehensbetrag Tilgung Zinsen Disagio Aufwand Liquiditätsbelastung 1 2 3 4 5 Summe <?page no="28"?> 29 Finanzierung Annuitätendarlehen der Baden Bank AG Berechnung der Annuität Jahr Darlehensbetrag Annuität Tilgung Zinsen Aufwand Liquiditätsbelastung 1 2 3 4 5 Summe 4. Die Formenbau KG bezieht von der Chemie AG ihre Rohstoffe. Die Rechnungsstellung erfolgt monatlich. Der Rechnungsbetrag beträgt pro Monat durchschnittlich 45.000 EUR, wobei die Zahlung innerhalb 14 Tage abzüglich 2 % Skonto bzw. innerhalb von 30 Tagen netto Kasse zu erfolgen hat. Ermitteln Sie den effektiven Zinssatz für den Fall, dass die Formenbau KG das Zahlungsziel ausnutzt, mithilfe der praxisüblichen Faustformel. 5. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch a) Eine Sonderform der Anleihe ist das Schuldscheindarlehen. b) Beim Annuitätendarlehen nimmt im Zeitablauf der Zins zu und die Tilgung ab. c) Beim Ratendarlehen nimmt im Zeitablauf der Zins ab und die Tilgung zu. <?page no="29"?> 30 Finanzierung richtig falsch d) Beim Endfälligkeitsdarlehen nimmt im Zeitablauf die Tilgung ab. e) Beim Ratendarlehen kann eine Tilgungsaussetzung vereinbart werden. f) Beim Endfälligkeitsdarlehen erfolgt die Tilgung immer am Jahresende. g) Der Kontokorrentkredit ist ein kurzfristiger Kredit, kann aber durch Prolongation langfristigen Charakter haben. h) Ein Kontokorrentkredit ist im Vergleich zum Ratendarlehen in der Regel teurer. i) Beim Annuitätendarlehen bleibt während der Kreditlaufzeit die Summe aus Zinsen und Tilgungen immer gleich hoch. j) Der Effektivzinssatz eines Annuitätendarlehens mit Disagio, erhöht sich, wenn unter sonst gleichen Bedingungen die Halbjahresraten statt bisher nachträglich im Voraus fällig sind. k) Beim Annuitätendarlehen ist während der Gesamtlaufzeit die Summe aus Zinsen und Tilgungen in jeder Periode gleich groß. l) Beim Tilgungsdarlehen sinkt im Zeitablauf die absolute Höhe der in den Raten enthaltenen Zinszahlungen. m) Beim endfälligen Darlehen ist die mittlere Laufzeit des Darlehens identisch mit der Gesamtlaufzeit des Darlehens. <?page no="30"?> 31 Finanzierung richtig falsch n) Endfällige Darlehen wurden in der Vergangenheit oft in Verbindung mit der Ablaufleistung einer Kapitallebensversicherung getilgt. o) Beim Ratendarlehen nimmt die Gesamtrate aus Zins und Tilgung während der Kreditlaufzeit grundsätzlich progressiv ab. p) Der Effektivzinssatz eines Annuitätendarlehens erhöht sich, wenn die Bearbeitungsgebühr erhöht wird. r) Ein Avalkredit ist für einen Kunden so lange kostenlos, so lange an den Begünstigten keine Zahlung erfolgt. s) Schuldscheindarlehen und Industrieobligationen gehören zur langfristigen Fremdfinanzierung. <?page no="31"?> 32 Finanzierung 4 Mezzanine Finanzinstrumente Eine Form der Außenfinanzierung. Mezzanine-Kapital umfassen alle Finanzierungsarten, die in ihren rechtlichen und wirtschaftlichen Ausgestaltungen eine Mischform zwischen Eigen- und Fremdkapital darstellen. Das Mezzanine-Kapital kann in Form von Genussrechten, wertpapierverbrieften Genussscheinen, stillen Beteiligungen, Wandel- oder Optionsanleihen, Nachrangdarlehen oder Gesellschafterdarlehen begeben werden. Bei der Jahresabschlussanalyse wird das Mezzanine Kapital i. d. R. dem wirtschaftlichen Eigenkapital zugeordnet. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was versteht man unter der „Mezzanine Finanzierung“? 2. Erläutern Sie je zwei Vor- und zwei Nachteile von Mezzanine-Kapital gegenüber einem traditionellen Bankdarlehen. <?page no="32"?> 33 Finanzierung Eine Form der Außenfinanzierung. Die Rechtsform des Unternehmens hat einen starken Einfluss auf die Möglichkeiten der Beteiligungsfinanzierung. Generell ist bei der Beteiligungsfinanzierung zu unterscheiden zwischen: ohne Börsenzugang (Gesellschaftereinlagen, GmbH-Anteile) Erhöhung der Kapitalanteile bisheriger Gesellschafter Aufnahme neuer Gesellschafter oder stiller Gesellschafter Kapitalbeteiligungs- oder Venture Capital Gesellschaften mit Börsenzugang (Emission von Aktien bei Aktiengesellschaften) Formen der Kapitalerhöhung bei Aktiengesellschaften Voraussetzung.: Zustimmung mit 75 % Mehrheit der Hauptversammlung. Ordentliche Kapitalerhöhung: Ausgabe neuer Aktien gegen Einlagen bei Gewährung des Bezugsrechtes an die Altaktionäre. Bedingte Kapitalerhöhung: Zulässig zur Abdeckung der Umtauschrechte bei Wandel-/ Optionsanleihen, zur Vorbereitung von Unternehmenszusammenschlüssen sowie zur Gewährung von Bezugsrechten an Arbeitnehmer und die Mitglieder der Geschäftsführung im Rahmen von Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen. <?page no="33"?> 34 Finanzierung Genehmigte Kapitalerhöhung: Vollmacht der Hauptversammlung an den Vorstand zur Erhöhung des Grundkapitals (max. für fünf Jahre, max. 50 % des bisherigen Grundkapitals). Der Vorstand kann dann mit Zustimmung des Aufsichtsrats flexibel entscheiden. Nominelle Kapitalerhöhung: Erhöhung des Grundkapitals aus Gesellschaftsmitteln durch Umwandlung von offenen Gewinn- und Kapitalrücklagen in Grundkapital, d. h. es fließen keine zusätzlichen Finanzmittel zu. Bezugsrecht bei Kapitalerhöhung Das Bezugsrecht ist ein Recht der Altaktionäre auf den Bezug neuer Aktien im Rahmen einer Kapitalerhöhung. Das Bezugsrecht schützt den Altaktionär vor einer Kapitalverwässerung. Berechnung des Bezugsverhältnisses. Wichtige Kennzahl: Bezugsverhältnis = bisheriges Grundkapital ____ Grundkapitalerhöhung oder Anzahl alter Aktien ____ Anzahl neuer Aktien <?page no="34"?> 35 Finanzierung Rechnerischer Wert des Bezugsrechts mit Dividendennachteil Wichtige Kennzahl: Rechnerischer Wert des Bezugsrechts = Kurs alte Aktien - (Kurs neue Aktien + Dividendennachteil) ________ Bezugsverhältnis + 1 Ermittlung des rechnerischen Mischkurses Wichtige Kennzahl: Neuer Mittelkurs = Kurswert alte Aktien + Kurswert neue Aktien ________ Anzahl Altaktien + Anzahl Jungaktien Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. a) Erklären Sie die unterschiedlichen Arten der Kapitalerhöhung und zwar: ordentliche Kapitalerhöhung bedingte Kapitalerhöhung genehmigte Kapitalerhöhung nominelle Kapitalerhöhung <?page no="35"?> 36 Finanzierung b) Von welchen Faktoren ist der rechnerische Wert des Bezugsrechts abhängig? c) Ein kleines Warenversandhaus plant eine Kapitalerhöhung um 2.000.000 € auf 12.000.000 €. Der bisherige Kurs der Aktien beträgt 40 €/ Aktie und die jungen Aktien werden für 25 €/ Aktie herausgegeben. Berechnen Sie das Bezugsrecht und den neuen Mittelkurs. d) Nennen Sie den wesentlichen Unterschied zwischen Überschuss- und Umschichtungsfinanzierung. Nennen und erläutern Sie zusätzlich zwei Bestandteile der Überschussfinanzierung. 2. Ist die folgende Aussage richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussage richtig oder falsch sind. Aussage richtig falsch Der Umfang des Mittelzuflusses bei einer Neuemission von Aktien wird ausschließlich durch die Höhe des Ausgabekurses der emittierten Aktie bestimmt. <?page no="36"?> 37 Finanzierung Die Innenfinanzierung besteht im Wesentlichen aus der Überschussfinanzierung und Umschichtungsfinanzierung. Zur Überschussfinanzierung gehören: Die offene Selbstfinanzierung (Gewinneinbehaltung aus versteuerten Gewinnen) ist aus dem Jahresabschluss ersichtlich. Die stille Selbstfinanzierung ist aufgrund der Bildung-von stillen Reserven aus dem Jahresabschluss nicht erkennbar. Stille Reserven entstehen durch Unterbewertung von Aktiva (z. B. Unterlassung von Aktivierungen bzw. Verrechnung von zu hohen Abschreibungen) oder Überbewertung von Passiva: (durch die Bildung von zu hohen Rückstellungen, z. B. Gewährleistungs- oder Prozesskostenrückstellungen). Der Finanzierungseffekt aus Abschreibungen entsteht dadurch, dass Abschreibungen zwar Aufwendungen, aber keine Auszahlungen bewirken und die Ersatzinvestitionen erst zu einem späteren Zeitpunkt, d. h. nach Ablauf der Nutzungsdauer getätigt werden müssen. Der Finanzierungseffekt entsteht dadurch, dass Aufwand und Auszahlung auseinanderfallen. Die Abschreibungen verringern den Jahresgewinn, ohne dass der Gewinnminderung im gleichen Jahr eine Auszahlung gegenübersteht. Bei der Finanzierung aus Abschreibungen lassen sich zwei Formen unterscheiden: der Kapitalfreisetzungseffekt und der Kapazitätserweiterungseffekt. Den Kapazitätserweiterungseffekt können Sie mit folgender Formel berechnen: <?page no="37"?> 38 Finanzierung Wichtige Kennzahl: Kapazitätsmultiplikator = 2 ____ 1 + 1 ___ Nutzungsdauer Der Finanzierungseffekt aus Rückstellungen entsteht, da die Bildung einer Rückstellung sofort als Aufwand verrechnet wird, während die korrespondierende Auszahlung erst zu einem späteren Zeitpunkt entsteht. Umschichtungsfinanzierung Sie erfolgt durch die Finanzierung aus sonstigen Kapitalfreisetzungen, d. h. aus dem Verkauf von Gütern und Finanztiteln sowie dem Finanzierungseffekt durch Rationalisierung. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch Zur Innenfinanzierung zählt man: a) die Bildung von Rückstellungen; b) eine weitere Kapitaleinlage eines Personengesellschafters aus seinem Privatvermögen; <?page no="38"?> 39 Finanzierung c) die Finanzierung zusätzlicher Periodenkapazitäten aus Abschreibungsgegenwerten. 2. Zeigen Sie die Unterschiede zwischen stiller und offener Selbstfinanzierung auf. 3. Die M-Metall AG möchte zur Finanzierung des Kaufs einer neuen Lackieranlage in Höhe von 36 Mio. € eine ordentliche Kapitalerhöhung durchführen. Der Kurs der M-Metall Aktie wird vor der Kapitalerhöhung mit 220 €/ Aktie notiert, der Bezugskurs der jungen Aktie beträgt 180 €/ Aktie. Das Grundkapital der M-Metal AG vor der Kapitalerhöhung betrug 3 Mio. €. Dabei ist jede Aktie mit einem Nennwert von 5 € je Aktie ausgestattet. Die Jahresdividende soll 6 € pro Aktie betragen, wobei die jungen Aktien nur zur Hälfte dividendenberechtigt sind. Ermitteln Sie den rechnerischen Kurs der M-Metall Aktie nach Durchführung der Kapitalerhöhung. <?page no="39"?> 40 Finanzierung 7 Finanzkennzahlen Liquiditätskennziffern Cashflow Beim Cashflow handelt es sich um die Summe aller Ein- und Auszahlungen eines Unternehmens innerhalb eines Geschäftsjahres. Direkt wird der Cashflow wie folgt ermittelt: - zahlungswirksame Erträge zahlungswirksame Aufwendungen = Indirekte Ermittlung des Cashflows nach dem Umsatzkostenverfahren - Umsatzerlöse Herstellungskosten des Umsatzes = - - - + +/ - Bruttoergebnis vom Umsatz Vertriebskosten Allgemeine Verwaltungskosten Sonstige betriebliche Aufwendungen Sonstige betriebliche Erträge Ergebnis aus Beteiligungen, Wertpapieren etc. (ohne Zinsaufwendungen) = - EBITDA (Earnings before Interest, Tax, Depreciation and Amortization = operatives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) Abschreibungen = - EBIT (Earnings before Interest and Tax = operatives Ergebnis vor Zinsen und Steuern) Ertragsteuern auf EBIT = +/ - +/ - NOPAT vor Zinsen und nach Steuern Abschreibungen/ Zuschreibungen Erhöhung/ Minderung langfristiger Rückstellungen <?page no="40"?> 41 Finanzierung = -/ + +/ - Investitionen/ Desinvestitionen im Anlagevermögen Verminderung/ Erhöhung des Nettoumlaufvermögens (Net Working Capital) = Der Brutto-Cashflow kann für Investitionen, Erhöhung des Nettoumlaufvermögens, Schuldentilgungen, Zinszahlungen und Gewinnausschüttungen genutzt werden. Der freie Cashflow steht für Schuldentilgungen, Zinszahlungen und Gewinnausschüttungen zur Verfügung. Liquiditätsgrade Die Liquidität ist die Fähigkeit eines Unternehmens, jederzeit seine fälligen Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Wichtige Kennzahlen: Liquidität 1. Grades = liquide Mittel ____ kurzfristiges Fremdkapital × 100 Liquidität 2. Grades = monetäres Umlaufverm. (= liquide Mittel + kurzfr. Forder.) _____ kurzfr. Fremdkapital × 100 Liquidität 3. Grades = kurzfr. Umlaufverm. (= monetäres Umlaufverm. + Vorräte) _____ kurzfr. Fremdkapital × 100 <?page no="41"?> 42 Finanzierung Deckungsgrade Wichtige Kennzahlen: Deckungsgrad A = Eigenkapital ___ Anlagevermögen × 100 Deckungsgrad B = Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital ______ Anlagevermögen × 100 Deckungsgrad C = Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital _______ Anlagevermögen + langfristiges Umlaufvermögen × 100 Rentabilitätskennziffern Wichtige Kennzahlen: Eigenkapitalrentabilität (EKR) = Gewinn __ Eigenkapital × 100 Gesamtkapitalrentabilität (GKR) = Gewinn + Fremdkapitalzinsen _____ Gesamtkapital × 100 Betriebskapitalrentabilität (BKR) = Betriebsergebnis ____ betriebsnotwendiges Kapital × 100 Cashflow-Rate = Cashflow __ Umsatz × 100 Leverage-Faktor = Eigenkapitalrendite ____ Gesamtkapitalrendite × 100 <?page no="42"?> 43 Finanzierung Leverage-Effekt (= Hebel-Effekt) Als Leverage-Effekt bezeichnet man den Fall, dass sich die Eigenkapitalrentabilität (EKR) durch die Aufnahme von zusätzlichem Fremdkapital (FK), d. h. mit einem zunehmendem Verschuldungsgrad (FK : EK), erhöhen lässt, solange der Fremdkapitalzinssatz (FKZ) niedriger ist als die Gesamtkapitalrentabilität (GKR). Die Leverage-Formel lautet: Wichtige Kennzahl: Eigenkapitalrentabilität (EKR) = GKR + (GKR - FKZ) × FK _ EK Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. a) Nennen Sie die direkte Formel zur Berechnung des Cashflows. b) Nennen Sie jeweils zwei Verwendungszwecke des Brutto- Cashflows sowie des freien Cashflows. c) Was beschreibt der EBIT? d) Wie drückt sich der Unterschied der Berechnung von der Liquidität 1. und 2. Grades aus? e) Wie drückt sich der Unterschied der Berechnung von Deckungsgrad B und C aus? <?page no="43"?> 44 Finanzierung f) Beschreiben Sie kurz den Leverage-Effekt und nennen Sie die Formel. 2. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch a) Als Leverage-Effekt bezeichnet man die Steigerung der Eigenkapitalrentabilität durch die zusätzliche Aufnahme von Fremdkapital, wobei der Fremdkapitalzinssatz niedriger sein muss als die Gesamtkapitalrentabilität. b) Als Leverage-Effekt bezeichnet man die Zunahme der Gesamtkapitalrentabilität bei zusätzlicher Aufnahme von Fremdkapital. c) Bei Verringerung der Verschuldung steigt die Eigenkapitalrentabilität, wenn der Fremdkapitalzinssatz größer als die Gesamtkapitalrentabilität ist. <?page no="44"?> 45 Finanzierung 8 Derivate Finanzgeschäfte können nach dem Zeitpunkt der Konditionenfestlegung in Kassageschäfte und in Termingeschäfte untergliedert werden. Bei Termingeschäften fallen im Gegensatz zu den Kassageschäften der Geschäftsabschluss und die Erfüllung zeitlich auseinander. Termingeschäfte sind in bedingte und unbedingte Termingeschäfte zu unterteilen. Bei letzterem verpflichten sich die Vertragspartner zur unbedingten Zahlung und Lieferung. Bei bedingten Termingeschäften besteht für einen Kontraktpartner ein Wahlrecht bezüglich Rücktritt oder Erfüllung. Die folgende Abbildung zeigt eine Systematisierung der Termingeschäfte (Derivate). Abb. 6: Derivate und ihre Basiswerte Basiswerte Aktien, Zinstitel, Indizes, Währungen, Rohstoffe, Edelmetalle, Waren etc. Caps, Floors, Collars Termingeschäfte (Derivate) Unbedingte Termingeschäfte Bedingte Termingeschäfte außerbörslich börslich außerbörslich börslich Optionen Forwards Swaps Futures Derivate sind Wertpapiere, die in der Zukunft fällig werden und deren Preis von einem Basiswert (Underlying), z. B. Rohstoffe, Aktien, Indizes etc. abhängt. <?page no="45"?> 46 Finanzierung Bedingte Termingeschäfte Bei bedingten Termingeschäften hat eine der beiden Vertragspartner das Wahlrecht (Option), zu einem späteren Zeitpunkt nachdem bessere Informationen vorliegen entweder die Vertragserfüllung zu verlangen oder das Geschäft verfallen zu lassen. Im letzteren Fall wird auf einen Austausch des Basiswertes (Underlyings) und die Zahlung des vereinbarten Preises verzichtet. Im Folgenden werden die Zinsoptionen erläutert. Zins-Cap: Dies ist die Vereinbarung einer Zinsobergrenze (Basispreis, Strike), d. h., der Käufer eines Caps hat das Recht, vom Verkäufer die Zinsdifferenz aus dem vereinbarten nominellen Kapitalbetrag für den vereinbarten Zeitraum zu verlangen, die sich daraus ergibt, falls der Marktzinssatz die vereinbarte Zinsobergrenze überschreitet. Zins-Floor: Dies ist die Vereinbarung einer Zinsuntergrenze (Basispreis, Strike). Entsprechend verpflichtet sich der Verkäufer eines Floors dem Käufer die Zinsdifferenz zu erstatten, die sich ergibt, wenn der Marktzinssatz die vereinbarte Zinsuntergrenze unterschreitet. Zins-Collars: Sie stellen eine Kombination aus Cap und Floor dar. Die zwei Parteien vereinbaren sowohl eine Zinsobergrenze als auch eine Zinsuntergrenze und einen Referenzzinssatz. Der Käufer hat dann das Recht, eine Ausgleichszahlung zu verlangen, wenn der Marktzins die Zinsobergrenze überschreitet. Er muss aber seinerseits eine Ausgleichszahlung leisten, wenn der Marktzins die vereinbarte Zinsuntergrenze unterschreitet. Optionen Eine Option wird zwischen Käufer und Verkäufer vertraglich geregelt. Daraus ergeben sich unterschiedliche Rechte <?page no="46"?> 47 Finanzierung und Pflichten für beide Positionen. Der Käufer, auch Inhaber genannt, erwirbt gegen Zahlung des Optionspreises (die Optionsprämie) das Recht, einen festgelegten Gegenstand (Basiswert oder Underlying) in einer festgelegten Menge (Kontraktgröße) innerhalb eines bestimmten Zeitraumes (amerikanischer Typ) oder zu einem bestimmten Zeitpunkt (europäischer Typ) zu einem festgelegten Preis (Basispreis) zu kaufen (Kaufoption Call) oder zu verkaufen (Verkaufsoption Put). Der Verkäufer einer Option, auch Stillhalter genannt, hat nach Erhalt der Optionsprämie die Pflicht, den Basiswert zum Basispreis zu liefern (Call) oder zu kaufen (Put), wenn der Käufer von seinem Wahlrecht gebraucht macht, d. h. seine Option ausübt. Die Optionstypen Aufgrund der Ausgestaltung von Optionen ergeben sich vier Grundpositionen. Als Käufer einer Option nimmt man die Position „Long“ und als Verkäufer einer Option die „Short-“ Position ein. Des Weiteren wird eine Kaufoption als „Call“ und eine Verkaufsoption als „Put“ bezeichnet. Somit ergeben sich die folgenden vier Grundpositionen: Käufer einer Kaufoption (Long-Call), Verkäufer einer Kaufoption (Short-Call), Käufer einer Verkaufsoption (Long-Put) und Verkäufer einer Verkaufsoption (Short-Put). <?page no="47"?> 48 Finanzierung Die folgende Tabelle veranschaulicht die vier Grundpositionen. Käufer / Long zahlt Optionsprämie, aktives Entscheidungsrecht Verkäufer / Short erhält Optionsprämie, passive Ver- Kaufoption / Call Recht zum Kauf Erwartungshaltung steigender Preis des Basiswertes fallender Preis des Basiswertes maximaler Gewinn unbegrenzt Optionsprämie maximaler Verlust Optionsprämie unbegrenzt Verkaufsoption / Put Recht zum Verkauf Erwartungshaltung sinkender Preis des Basiswertes steigender Preis des Basiswertes maximaler Gewinn Basispreis ./ . Optionsprämie Optionsprämie maximaler Verlust Optionsprämie Basispreis ./ . Optionsprämie Abb. 7: Grundpositionen von Optionen Unbedingte Termingeschäfte Unbedingte Termingeschäfte sind charakterisiert durch die Verpflichtung der beiden Vertragsparteien, die vertraglich vereinbarten Leistungen unabhängig vom Eintritt weiterer Bedingungen - also „unbedingt“ - nachzukommen. Als unbedingte Termingeschäfte sind Future, das Forward Rate Agreement und Swaps zu nennen. Swaps Bei einem Swap einigen sich zwei Parteien auf den Austausch von Zahlungsströmen zu einem fest vereinbarten Zeitpunkt in <?page no="48"?> 49 Finanzierung der Zukunft, um Zins- und / oder Währungsrisiken zu reduzieren oder sogar zu eliminieren. Die beiden Vertragspartner tauschen bspw. bei einem Zins-Swap gegenseitig Zinszahlungen aus. Es findet diesbezüglich ein Austausch von variablem und fixem Zinssatz statt. Beim Währungs-Swap werden Kapitalbeträge unterschiedlicher Währungen auf Basis des aktuellen Kassakurses getauscht. Futures Bei den Futures handelt es sich um standardisierte Finanzterminkontrakte, die an Börsen gehandelt werden. Im Voraus werden die Erfüllungskriterien wie z. B. die Menge, der Preis, der Zeitpunkt oder der Erfüllungsort festgelegt, die verpflichtend abzunehmen (Käufer des Futures) oder zu liefern (Verkäufer des Futures) sind. Forward Rate Agreements (FRA) Der Käufer eines FRA sichert sich den Zins für eine Geldaufnahme in der Zukunft. Mit diesem Termingeschäft können Zinsänderungsrisiken für aktuelle oder zukünftig geplante Geldanlagen und Kreditaufnahmen abgesichert werden. Bei einem FRA legen zwei Parteien zum heutigen Zeitpunkt (t 0 ) einen Zinssatz (FRA-Satz) fest, der nach einer bestimmten Vorlaufperiode (t 0 bis t 1 ) für die Dauer einer bestimmten FRA-Periode (abgesicherte Referenzperiode t 1 bis t 2 ) für einen bestimmten Nominalbetrag gelten soll. Außerdem wird ein variabler Referenzzins vereinbart, mit dem der FRA-Satz am Fixingtag verglichen wird. An diesem Tag kann es zu folgenden Szenarien kommen: Szenario 1: Referenzzins > FR A-Satz In diesem Fall muss der Verkäufer des FRA einen Ausgleich an den Käufer zahlen. <?page no="49"?> 50 Finanzierung Szenario 2: Referenzzins < FR A-Satz Hier muss der Ausgleichsbetrag vom Käufer an den Verkäufer gezahlt werden. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. a) Wie lassen sich die Derivate unterteilen? b) Nennen Sie mindestens drei verschiedene Basiswerte für Derivate. c) Erläutern Sie eine der drei Zinsoptionen. d) Nennen Sie drei Rechte, die ein Käufer einer Option erwirbt, sowie zwei Pflichten, die der Verkäufer einer Option innehat. e) Beschreiben Sie Erwartungshaltung, maximalen Gewinn und maximalen Verlust für zwei der Grundpositionen von Optionen. f) Wodurch zeichnet sich ein Swap aus? <?page no="50"?> 51 1 Systematik der Finanzierung 1) Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie bitte durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch a) Zur Außenfinanzierung zählt die Beteiligungsfinanzierung. b) Zur Innenfinanzierung zählt die Finanzierung über Rückstellungen. c) Zur kurzfristigen Fremdfinanzierung gehört die Kundenanzahlung. d) Kundenanzahlungen sind Kundenkredite, die oft Finanzierungshilfen für Hersteller darstellen. e) Die Beteiligungsfinanzierung ist eine Form der Innenfinanzierung. f) Unter dem Begriff „Finanzierung“ versteht man die Beschaffung finanzieller Mittel und die Vermeidung von Auszahlungen. 2) Beschreiben und erklären Sie kurz die zwei verschiedenen Formen der „goldenen Bilanzregel“. Die goldenen Bilanzregeln lassen sich in die ‚goldene Bilanzregel im engeren Sinne‘ und in die ‚goldene Bilanzregel im weiteren Sinne‘ unterteilen. Bei ersterer soll das gesamte Anlagevermögen durch Eigenkapital oder langfristiges Fremdkapital finanziert werden, wobei die goldene Bilanzregel im weiteren Sinne sogar noch weitergeht. Hier soll nicht nur das Anlagevermögen, sondern auch das langfristige Umlaufvermögen, durch Eigenkapital oder langfristiges Fremdkapital finanziert werden. <?page no="51"?> 52 Goldene Bilanzregel im engeren Sinne: Eigenkapital (EK) + langfristiges Fremdkapital (FK) ≥ Anlagevermögen Goldene Bilanzregel im weiteren Sinne: EK + langfristiges FK ≥ Anlagevermögen + langfristiges Umlaufvermögen Definitionen Außenfinanzierung Außenfinanzierung ist die Beschaffung von Kapital von außen, d.h. durch bisherige und neue Eigenkapitalgeber (Eigenfinanzierung von außen, etwa durch eine Kapitalerhöhung gegen Einlagen) sowie durch Gläubiger (Fremdfinanzierung von außen, etwa durch Begebung einer Anleihe). Eigenfinanzierung Nach der Rechtsstellung des Kapitalgebers kann zwischen Eigenfinanzierung und Fremdfinanzierung unterschieden werden. Eigenfinanzierungen findet dann statt, wenn die Kapitalgeber Eigenmittel zur Verfügung stellen. Dies kann auf dem Wege der Außenfinanzierung und der Innenfinanzierung geschehen. Eigenfinanzierung von außen (Außenfinanzierung) erfolgt durch Einlagen von Eigentümern an das Unternehmen, etwa durch eine Kapitalerhöhung bei der Aktiengesellschaft. Eigenfinanzierung von innen (Innenfinanzierung) wird auch als Selbstfinanzierung bezeichnet. Sie erfolgt über die Thesaurierung (Einbehaltung) von Gewinnen. <?page no="52"?> 53 2 Finanzierungsarten im Überblick 1. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch a) Die Kreditfinanzierung ist eine Form der Innenfinanzierung. b) Zur Innenfinanzierung zählt die Subventionsfinanzierung. c) Die Selbstfinanzierung ist eine Form der Fremdfinanzierung. d) Die Beteiligungsfinanzierung zählt zur Innenfinanzierung. f) Zur Fremdfinanzierung gehört auch die Finanzierung aus Gewinnen und Rücklagen. g) Zur Fremdfinanzierung zählt man die Inanspruchnahme von Kontokorrent- und Lieferantenkrediten. h) Unter der Außenfinanzierung versteht man die Finanzierung von Objekten außerhalb des Unternehmens (z. B. Finanzierung der Kunden). i) Zur Außenfinanzierung zählt die Beteiligungsfinanzierung. j) Zur Innenfinanzierung zählt die Finanzierung über Rückstellungen. k) Zur kurzfristigen Fremdfinanzierung gehört die Kundenanzahlung. <?page no="53"?> 54 2. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. richtig falsch Welche der folgenden Finanzierungsarten gehören zur Innenfinanzierung? Finanzierung aus Abschreibungen, Inanspruchnahme des Kontokorrentkredits, Finanzierung durch Einlagen der Anteilseigner, Ausgabe einer Schuldverschreibung, Gewinne thesaurieren, anstatt auszuschütten. 3. Nennen Sie bitte die Unterschiede zwischen Eigen-, Fremd- und Mezzanine Kapital in Bezug auf drei unterschiedliche Kriterien. Unterscheidung nach Eigenkapital Mezzanine- Kapital Fremdkapital Finanzierungsart: Beteiligungsfinanzierung Hybrid-Kapital Kreditfinanzierung Rechtsverhältnis: Beteiligungsverhältnis Fremdkapitalcharakter Schuldverhältnis Kapitalgeber: Stammaktionär Stiller Gesellschafter Kreditgeber Haftung für Verluste: Eigentümerstellung, Haftung mindestens in Höhe der Einlage Rangrücktritt gegenüber erstrangigem Fremdkapital Gläubigerstellung <?page no="54"?> 55 Ertragsanteil: volle Teilhabe an Gewinn und Verlust feste und / oder erfolgsabhänge Verzinsungsanteile Fester Verzinsungsanspruch Verfügbarkeit: unbefristet befristet befristet Vermögensanspruch: Quotenanspruch bei Verkauf optionale Beteiligung an Wertsteigerung Rückzahlungsanspruch Unternehmensleitung: Informations-, Kontroll- und Stimmrechte Informations- und Kontrollrechte möglich Grundsätzlich ausgeschlossen steuerlicher Behandlung: Gewinn wird steuerlich voll belastet Zinsen steuerlich absetzbar Zinsen steuerlich absetzbar finanzieller Kapazität: begrenzt durch privates Vermögen orientiert sich am erwarteten Cashflow abhängig vom Rating 4. Nennen und erläutern Sie die folgenden Finanzierungsarten: Außenfinanzierung: Zufuhr von finanziellen Mitteln von außen, z. B. durch Kapitalerhöhung der Anteilseigner oder Aufnahme eines Kredits. Beteiligungsfinanzierung: Erhöhung der Kapitaleinlagen von bereits vorhandenen oder neu hinzukommenden Anteilseignern des Unternehmens. Die Anteilseigner haben folgende Rechte und Pflichten: Beteiligung sowohl am Gewinn als auch am Verlust, Anspruch der Anteilseigner am Liquidationsnettoerlös, in der Regel Mitspracherecht bei der Unternehmensleitung und unter Umständen kann eine Nachschusspflicht bestehen. <?page no="55"?> 56 Kreditfinanzierung: Es sind verschiedene Formen der Kreditfinanzierung möglich (z. B. Bankdarlehen, Gesellschafterdarlehen, Genussrechte etc.). Fremdkapitalzinsen stellen Aufwendungen in der Gewinn- und Verlustrechnung dar und vermindern den Gewinn. Kredite sind in der Regel zweckgebunden. Kredite müssen getilgt werden, in der Regel haben die Fremdkapitalgeber keinen Einfluss auf die Geschäftspolitik des kreditnehmenden Unternehmens. Innenfinanzierung: Finanzierung aus einbehaltenen Gewinnen, Finanzierung aus Abschreibungsgegenwerten, Finanzierung durch Bildung von (langfristigen) Rückstellungen, Finanzierung durch Vermögensumschichtung und Finanzierung durch Rationalisierung und Reduzierung der Außenstände. Definition Eigenkapital Das Eigenkapital ist ein finanzieller Bestandsbegriff, der im betrieblichen Rechnungswesen neben dem Fremdkapital, die Passivseite (Passiva) der Bilanz abbildet. Entsprechend der Kapitalherkunft ist das Eigenkapital die von den Eigentümern eines Unternehmens dauerhaft erbrachte Ausstattung an Mitteln. Bei einer bilanziellen Betrachtung zeigt diese reine Saldogröße die Differenz zwischen dem Wert des Vermögens und der Schulden. <?page no="56"?> 57 1. a) Mit was ist ein entgangener Skonto vergleichbar? Der Skonto stellt einen Preisnachlass dar, der dem Käufer gewährt wird, wenn er innerhalb einer vereinbarten Frist bezahlt. Bei einem Lieferantenkredit entspricht der entgangene Skonto rechnerisch dem Jahreszinskostensatz des Lieferanten, denn der Skontosatz entspricht den Kosten des Kredits. Wird dieser Skonto vom Käufer nicht in Anspruch genommen, bedeutet das für den Lieferanten keine Preisreduzierung. b) Nennen Sie die wichtigsten Faktoren eines Lieferantensowie eines Kundenkredites. Ein Kundenkredit wird dem Verkäufer durch den Käufer in Form einer Anzahlung gewährt. Die Anzahlung reduziert das Risiko des Verkäufers und werden entweder nach Abschluss des Vertrags oder nach, vorher definierten, Zeitpunkten der Fertigstellung bezahlt. Hingegen wird ein Lieferantenkredit einem Käufer durch einen Verkäufer gewährt. Es wird ein Zahlungsziel und eventuell eine Skontofrist eingeraumt. Bezahlt der Käufer innerhalb der gesetzten Skontofrist, so wird der Kaufpreis um den vorher festgelegten Skontosatz, welcher einem prozentualen Preisabzug entspricht, reduziert. c) Durch welche Besonderheit zeichnet sich der Zinssatz bei einem Kontokorrentkredit aus? Nennen Sie einen wesentlichen Unterschied zwischen Kontokorrent- und Lombardkredit. Der Zinssatz bei einem Kontokorrentkredit ist ein variabler Zinssatz. Er setzt sich aus den Sollzinsen, einer Kreditprovision, einer Bereitstellungsprovision, den Kontoführungsgebühren und, <?page no="57"?> 58 bei Überschreitung der Kontokorrentkreditlinie, einer Überziehungsprovision zusammen. Der Kontokorrentkredit stellt einen Bankkredit gegen zusätzliche Kreditkosten dar, wobei der Lombardkredit die Ausreichung eines kurzfristigen Darlehns gegen Verpfändung von Gütern (materiell und immateriell) darstellt. d) Unterscheiden Sie kurz den Akzeptkredit von dem Avalkre dit. Zwar haben beide Kreditarten Gemeinsamkeiten, allerdings lassen sie sich durch ein wesentliches Merkmal unterscheiden. Bei beiden Formen übernimmt die Bank zwar eine Bürgschaft für das Unternehmen und stellt somit ihre Kreditwürdigkeit zur Verfügung. Allerdings definiert sich der Akzeptkredit durch, dass die Bank die Kreditwürdigkeit als Bezieher eines Wechsels zur Verfügung stellt, wobei hingegen bei einem Avalkredit die Bank eine Bürgschaft oder Garantie bezüglich einer Verpflichtung des Unternehmens gegenüber einem Dritten bereitstellt. e) Beschreiben Sie die „Möglichkeit zur Weitergabe“ bei einem Wechsel. Gehen Sie insbesondere auf die Diskontierung ein. Ein Wechsel oder Diskontkredit enthält die unbedingte Anweisung des Wechselausstellers an den Bezogenen eine bestimmte Geldsumme an ihn oder an einen Dritten zu zahlen. Ein Wechsel kann auch weitergegeben werden. Entweder wird der Wechsel an einen Gläubiger weitergegeben, wodurch die Verbindlichkeit beglichen wird, oder der Wechsel wird bei einem Kreditinstitut diskontiert. Bei einer Diskontierung wird eine noch nicht fällige Wechselforderung von einer Bank angekauft, wobei Zinsen für die Zeit vom Ankaufstag bis zum Fälligkeitstag anfallen. <?page no="58"?> 59 f) Ein Hersteller für Bürobedarf beliefert ein kleines Warenversandhaus mit Waren im Wert von 79.000 €. Aufgrund eines finanziellen Engpasses seitens des Warenversandhauses, wird ein Zahlungsaufschub um 90 Tage in Form eines Wechsels vereinbart. Der Wechsel wird von dem Hersteller für Bürobedarf bei seiner Hausbank zum Diskont eingereicht. Einvernehmlich wird der entstehende Aufwand von dem Warenversandhaus getragen. Für 90 Tage verlangt die Hausbank 1,73 % und pauschal 0,17 % Diskontspesen. Bitte ermitteln Sie zuerst den Ausstellungsbetrag für den Wechsel und anschließend den effektiven Jahreszins des Diskontkredits. Wechselsumme 79.000,00 € 100,00 % - Diskontbetrag - 1.366,70 € 1,73 % - Diskontspesen - 134,30 € 0,17 % = Auszahlungsbetrag 77.499,00 € 98,10 % Gesamtforderung 79.000,00 € 98,10 % Wechselsumme 80.530,10 € 100,00 % Ermittlung des effektiven Jahreszinssatzes (i eff ): i eff = Kosten der Diskontierung Kredit × 360 Tage Laufzeit × 100 = 1.501 79.000 × 360 90 × 100 = 7,6 % <?page no="59"?> 0 g) Beschreiben Sie die unterschiedlichen Tilgungs- und Zinsverläufe für alle drei Formen der langfristigen Kreditfinanzierung. Annuitätendarlehen Ratendarlehen Endfälligkeitsdarlehen Tilgung steigende Tilgung während der Laufzeit immer gleich hohe Tilgungsraten einmalige Rückzahlung am Ende der Laufzeit Zinsen langsam sinkende Zinszahlungen schneller sinkende Zinszahlungen konstante Zinszahlungen h) Nennen und beschreiben Sie drei verschiedenen Formen einer Anleihe. I. Festzinsdarlehen: Haben über die Laufzeit einen festen Zinssatz. II. Wandelanleihendarlehen: Gewähren das zusätzliche Recht/ die Option auf Umtausch der Schuldverschreibungen auf Aktien. III. Optionsanleihen: Gewähren das zusätzliche Recht Aktien zu vorab festgelegten Bedingungen, während einer bestimmten Frist zu beziehen. IV. Zero Bonds: Beinhaltet keine laufenden Zinsen. Alle Zahlungen erfolgen am Ende der Laufzeit. V. Floating Rate Notes: Dies sind variabel verzinste Anleihen. <?page no="60"?> 1 VI. Gewinnanleihen: Besitzen einen zusätzlichen, mit einer Dividende gekoppelten, Gewinnanspruch. 2. Tilgungsformen von Darlehen Eine Bank bietet für ein Darlehen folgende Konditionen an: Nennbetrag: 100 T€ Disagio: 2 T€ Laufzeit: 8 Jahre Tilgungsfreie Jahre: 3 Jahre Nominalzinssatz: 8 % Tragen Sie aus Kundensicht für die drei bekannten Tilgungsformen die Einzahlungen (+) - und Auszahlungen (-) für jedes Jahr in die folgenden Tabellen ein: a) Ratendarlehen Jahr 01 02 03 04 05 06 07 08 Einzahlung +98 Zinsen -8 -8 8 -8 -6,4 -4,8 -3,2 -1,6 Tilgung 0 0 0 -20 -20 -20 -20 -20 Zins + Tilgung -8 -8 -8 -28 -26,4 -24,8 -23,2 -21,6 b) Festdarlehen Jahr 01 02 03 04 05 06 07 08 Einzahlung +98 Zinsen -8 -8 8 -8 -8 -8 -8 -8 Tilgung 0 0 0 0 0 0 0 -100 Zins + Tilgung -8 -8 -8 -8 -8 -8 -8 -108 <?page no="61"?> 2 c) Annuitätendarlehen Jahr 01 02 03 04 05 06 07 08 Einzahlung +98 Zinsen -8 -8 -8 -8 -6,636 -5,163 -3,573 -1,855 Tilgung -17,045 -18,409 -19,882 -21,473 -23,190 Zins + Tilgung -8 -8 -8 -25,045 -25,045 -25,045 -25,045 -25,045 Annuität = 100 € × 1,08 5 × 0,08 1,08 5 - 1 = 25,045,64 € / Jahr Jahr Restschuld Annuität Zinsen Tilgung 1 100.000,00 8.000,00 0 2 100.000,00 8.000,00 0 3 100.000,00 8.000,00 0 4 100.000,00 25.045,64 8.000,00 17.045,64 5 82.954,35 25.045,64 6.636,35 18.409,29 6 64.545,06 25.045,64 5.163,61 19.882,03 7 44.663,03 25.045,64 3.573,04 21.472,60 8 23.190,43 25.045,64 1.855,23 23.189,77 3. Vergleich von Darlehensangeboten Die IM AG möchte im Januar des nächsten Geschäftsjahrs in Ihrem Werk in Karlsruhe eine neue Produktionsanlage (Anschaffungskosten = 3 Mio. €) mit einem Bankdarlehen finanzieren. Das Bankdarlehen soll nach fünf Jahren vollständig getilgt sein. Der IM AG liegen zwei Darlehensangebote vor: Angebot der Volksbank eG Abzahlungsdarlehen: Darlehensbetrag = 3.125.000 €, Auszahlung = 96 %, Nominalzinssatz = 6,5 %, Zins und Tilgung erfolgen immer am Jahresende [Hinweis: das Disagio würde die IM AG aktivieren (aktiver RAP) und über die Laufzeit gleichmäßig verteilen (abschreiben)]. <?page no="62"?> 3 Angebot der Baden Bank AG Annuitätendarlehen: Darlehensbetrag = 3.000.000 €, Auszahlung 100 %, Nominalzinssatz = 7,0 %, die Zahlung der Annuitäten erfolgt immer am Jahresende. a) Ermitteln Sie den Effektivzinssatz für das für das Abzahlungsdarlehen der Volksbank e. G. mit der Faustformel. Berechnung des Effektivzinssatzes t m = 5 + 1 2 = 3 Jahre i eff = i nom + R - A t m A = 0,065 + 1,0 - 0,96 3 0,96 × 100 = 8,16 % b) Ermitteln Sie für beide Darlehen die Aufwands- und die Liquiditätsbelastungen für die gesamte Darlehenslaufzeit. Steuern sind nicht zu berücksichtigen. Nutzen Sie bitte für die Lösungen die beiden folgenden Tabellen. Abzahlungsdarlehen der Volksbank e. G. Jahr Darlehensbetrag Tilgung Zinsen Disagio Aufwand Liquiditätsbelastung 1 3.125.000 € 625.000 € 203.125 € 25.000 € 228.125 € 828.125 € 2 2.500.000 € 625.000 € 162.500 € 25.000 € 187.500 € 787.500 € 3 1.875.000 € 625.000 € 121.875 € 25.000 € 146.875 € 746.875 € 4 1.250.000 € 625.000 € 81.250 € 25.000 € 106.250 € 706.250 € 5 625.000 € 625.000 € 40.625 € 25.000 € 65.625 € 665.625 € Summe 3.125.000 € 609.375 € 125.000 € 734.375 € 3.734.375 € <?page no="63"?> 4 Annuitätendarlehen der Baden Bank AG Berechnung der Annuität Annuität = K 0 × KWF = 3.000.000 € × 0,07 × 1,07 3 1,07 3 - 1 = 3.000.000 € × 0,243890694 = 731.672,08 Jahr Darlehensbetrag Annuität Tilgung Zinsen Aufwand Liquiditätsbelastung 1 3.000.000,00 731.672,08 521.672,08 210.000,00 210.000,00 731.672,08 2 2.478.327,92 731.672,08 558.189,13 173.482,95 173.482,95 731.672,08 3 1.920.138,79 731.672,08 597.262,37 134.409,71 134.409,71 731.672,08 4 1.322.876,42 731.672,08 639.070,73 92.601,35 92.601,35 731.672,08 5 683.805,69 731.672,09 683.805,69 47.866,40 47.866,40 731.672,09 Summe 3.658.360,41 3.000.000,00 658.360,41 658.360,41 3.658.360,41 4. Die Formenbau KG bezieht von der Chemie AG ihre Rohstoffe. Die Rechnungsstellung erfolgt monatlich. Der Rechnungsbetrag beträgt pro Monat durchschnittlich 45.000 EUR, wobei die Zahlung innerhalb 14 Tage abzüglich 2 % Skonto bzw. innerhalb von 30 Tagen netto Kasse zu erfolgen hat. Ermitteln Sie den effektiven Zinssatz für den Fall, dass die Formenbau KG das Zahlungsziel ausnutzt, mithilfe der praxisüblichen Faustformel. Ermittlung des Jahreszinssatzes = i appr = S z - f × 360 = 2 30 - 14 × 360 = 45 % <?page no="64"?> 65 5. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch a) Eine Sonderform der Anleihe ist das Schuldscheindarlehen. b) Beim Annuitätendarlehen nimmt im Zeitablauf der Zins zu und die Tilgung ab. c) Beim Ratendarlehen nimmt im Zeitablauf der Zins ab und die Tilgung zu. d) Beim Endfälligkeitsdarlehen nimmt im Zeitablauf die Tilgung ab. e) Beim Ratendarlehen kann eine Tilgungsaussetzung vereinbart werden. f) Beim Endfälligkeitsdarlehen erfolgt die Tilgung immer am Jahresende. g) Der Kontokorrentkredit ist ein kurzfristiger Kredit, kann aber durch Prolongation langfristigen Charakter haben. h) Ein Kontokorrentkredit ist im Vergleich zum Ratendarlehen in der Regel teurer. i) Beim Annuitätendarlehen bleibt während der Kreditlaufzeit die Summe aus Zinsen und Tilgungen immer gleich hoch. j) Der Effektivzinssatz eines Annuitätendarlehens mit Disagio, erhöht sich, wenn unter sonst gleichen Bedingungen die Halbjahresraten statt bisher nachträglich im Voraus fällig sind. <?page no="65"?> 6 richtig falsch k) Beim Annuitätendarlehen ist während der Gesamtlaufzeit die Summe aus Zinsen und Tilgungen in jeder Periode gleich groß. l) Beim Tilgungsdarlehen sinkt im Zeitablauf die absolute Höhe der in den Raten enthaltenen Zinszahlungen. m) Beim endfälligen Darlehen ist die mittlere Laufzeit des Darlehens identisch mit der Gesamtlaufzeit des Darlehens. n) Endfällige Darlehen wurden in der Vergangenheit oft in Verbindung mit der Ablaufleistung einer Kapitallebensversicherung getilgt. o) Beim Ratendarlehen nimmt die Gesamtrate aus Zins und Tilgung während der Kreditlaufzeit grundsätzlich progressiv ab. p) Der Effektivzinssatz eines Annuitätendarlehens erhöht sich, wenn die Bearbeitungsgebühr erhöht wird. r) Ein Avalkredit ist für einen Kunden so lange kostenlos, so lange an den Begünstigten keine Zahlung erfolgt. s) Schuldscheindarlehen und Industrieobligationen gehören zur langfristigen Fremdfinanzierung. <?page no="66"?> 7 4 Mezzanine Finanzinstrumente 1. Was versteht man unter der „Mezzanine Finanzierung“? Die ‚Mezzanine Finanzierung‘ bezeichnet alle Finanzierungsarten, die eine Mischform aus Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung darstellen. Außerdem ist sie der Form nach eine Außenfinanzierung. 2. Erläutern Sie je zwei Vor- und zwei Nachteile von Mezzanine-Kapital gegenüber einem traditionellen Bankdarlehen. Vorteile: Die Banken erkennen das Mezzanine-Kapital in der Regel als Eigenkapital an. Dies verbessert das von den Kreditinstituten ermittelte Haftungskapital. Durch die Nachrangigkeit des Kapitals und den weitest gehenden Verzicht auf Sicherheiten bietet Mezzanine-Kapital die Möglichkeit, weiteres Fremdkapital aufzunehmen. Nachteile: In der Regel hohe Gesamtkosten, da der Zinssatz oft zwischen 10 % und 20 % liegt. Das höhere Risiko des Kapitalgebers wird durch eine höhere Verzinsung im Vergleich zur klassischen Kreditverzinsung ausgeglichen. Mezzanine-Finanzierungsinstrumente richten sich an einen kleinen Empfängerkreis, der vor allem Unternehmen mit stabilem Cashflow und hohen Wachstumserwartungen anspricht. Für kleine Unternehmen oder Unternehmen mit geringem Kapitalbedarf ist die Finanzierung mit Mezzanine-Kapital eher ungeeignet. <?page no="67"?> 8 1. a) Erklären Sie die unterschiedlichen Arten der Kapitaler höhung und zwar: ordentliche Kapitalerhöhung bedingte Kapitalerhöhung genehmigte Kapitalerhöhung nominelle Kapitalerhöhung Ordentliche Kapitalerhöhung: Hierbei handelt es sich um eine ordentliche Kapitalerhöhung, d. h. es werden neue (junge) Aktien gegen Einlagen ausgegeben, um die Eigenkapitalbasis der Gesellschaft zu vergrößern. Bedingte Kapitalerhöhung: Sie ist für den Fall vorgesehen, dass die Gesellschaft zu dem Zeitpunkt der Entscheidung über die Kapitalerhöhung noch nicht genau weiß, wie viele junge Aktien überhaupt benötigt werden. In derartigen Fällen kann die Hauptversammlung eine Kapitalerhöhung beschließen, die nur so weit durchgeführt wird, wie von Umtausch- oder Bezugsrechten Gebrauch gemacht wird. Das Aktiengesetz sieht folgende Fälle vor: Gewährung von Umtausch- oder Bezugsrechten an Gläubiger von Wandelschuldverschreibungen oder Optionsanleihen, Gewährung von Umtausch- oder Bezugsrechten zur Vorbereitung von Unternehmenszusammenschlüssen sowie Gewährung von Bezugsrechten an eigene Mitarbeiter (Ausgabe von Belegschaftsaktien). Genehmigte Kapitalerhöhung: Hier genehmigt die Hauptversammlung dem Vorstand einer AG, das Grundkapital bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erhöhen, ohne dass hierzu eine erneute Zustimmung der Hauptversammlung eingeholt <?page no="68"?> 69 werden muss. Die Kapitalerhöhung kann innerhalb eines Zeitraums von fünf Jahren durchgeführt werden und das genehmigte Kapital darf 50 % des bisherigen gezeichneten Kapitals nicht übersteigen. Auch eine Kapitalerhöhung in mehreren Schritten ist möglich, solange die Summe der Teilerhöhungen nicht den genehmigten Gesamtbetrag übersteigt. Nominelle Kapitalerhöhung: Das Grundkapital einer Aktiengesellschaft kann auch erhöht werden, indem Teile der Rücklagen in gezeichnetes Kapital gewandelt werden. Diesen Vorgang bezeichnet man auch als Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln. Die Bilanzsumme bleibt gleich, es findet lediglich ein Passivtausch statt, d. h. die Relation zwischen Grundkapital und offenen Rücklagen ändert sich. Die dabei ausgegebenen jungen Aktien werden als Berichtigungsaktien oder als Gratisaktien bezeichnet und den Altaktionären entsprechend ihrer Beteiligungsquote an der Gesellschaft ausgegeben, ohne dass ein Bezugspreis zu zahlen ist. b) Von welchen Faktoren ist der rechnerische Wert des Bezugsrechts abhängig? Bezugsverhältnis alter zu junger Aktien, Bezugskurs der jungen Aktien, Börsenkurs der alten Aktien und eventuell der Dividendenberechtigung der jungen Aktien. c) Ein kleines Warenversandhaus plant eine Kapitalerhöhung um 2.000.000 € auf 12.000.000 €. Der bisherige Kurs der Aktien beträgt 40 €/ Aktie und die jungen Aktien werden für 25 € / Aktie herausgegeben. Berechnen Sie das Bezugsrecht und den neuen Mittelkurs. <?page no="69"?> 70 Bezugsverhältnis = bisheriges Grundkapital Grundkapitalerhöhung = 10.000.000 € 2.000.000 € = 5 1 Bezugsrecht = Kurs alte Aktien - (Kurs neue Aktien + Dividendennachteil) Bezugsverhältnis + 1 = 40 € Aktie - ( 25 € Aktie + 0 ) 5 + 1 = 15 6 = 2,5 € / Aktie Neuer Mittelkurs = Kurswert alte Aktien + Kurswert neue Aktien Anzahl Altaktien + Anzahl Jungaktien = (40 € × 5) + (25 € × 1) 5 + 1 = 37,50 € Aktie d) Nennen Sie den wesentlichen Unterschied zwischen Überschuss- und Umschichtungsfinanzierung. Nennen und erläutern Sie zusätzlich zwei Bestandteile der Überschussfinanzierung. Während die Umschichtungsfinanzierung aus sonstigen Kapitalfreisetzungen (z. B. Verkauf von Gütern) erfolgt, sind bei der Überschussfinanzierung verschiedene Formen möglich. Beispielsweise kann die Finanzierung durch Abschreibungen oder Rückstellungen erfolgen, sowie durch stille Reserven oder Gewinneinbehaltung aus versteuerten Gewinnen. Die Umschichtungsfinanzierung erfolgt also durch den Verkauf durch Gütern, und den Ankauf mit den dadurch entstanden Mitteln, wobei die Überschussfinanzierung, wie der Name schon sagt, aus entstanden Überschüssen des Jahres erfolgt. <?page no="70"?> 71 2. Ist die folgende Aussage richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussage richtig oder falsch sind. Aussage richtig falsch Der Umfang des Mittelzuflusses bei einer Neuemission von Aktien wird ausschließlich durch die Höhe des Ausgabekurses der emittierten Aktie bestimmt. Definitionen Collar-Darlehen Hierbei handelt es sich um ein Darlehen mit grundsätzlich variablem Zins, für den eine Zinsunter- und obergrenze vereinbart wurde. Ein Collar ist eine Kombination aus einem gekauften Cap und einem verkauften Floor. Im Ergebnis entsteht ein Absicherungsraum, der sowohl nach oben durch den Cap, als auch nach unten durch den verkauften Floor begrenzt ist. Finanzierung aus AfA Hierbei entsteht ein Finanzierungseffekt aufgrund der zeitlichen Spanne zwischen Rückführung der AfA über den Umsatzprozess und der Wiederverwendung zur Ersatzbeschaffung einer neuen Anlage. Kundenkredit Hierbei handelt es sich um eine Art Vorauszahlungskredit durch den Abnehmer einer Ware. <?page no="71"?> 72 1. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch Zur Innenfinanzierung zählt man: a) die Bildung von Rückstellungen; b) eine weitere Kapitaleinlage eines Personengesellschafters aus seinem Privatvermögen; c) die Finanzierung zusätzlicher Periodenkapazitäten aus Abschreibungsgegenwerten. 2. Zeigen Sie die Unterschiede zwischen stiller und offener Selbstfinanzierung auf. Die stille Selbstfinanzierung ist nicht aus dem Jahresabschluss ersichtlich. Durch die Bildung stiller Reserven entstehen Kapitalreserven. Sie basieren auf einer positiven Wertdifferenz zwischen dem Wiederbeschaffungspreis und dem Buchwert. Auslöser sind Bilanzierungswahlrechte, Bewertungswahlrechte und Ermessensspielräume (Unterbewertung der Aktiva, Überbewertung der Passiva), die liquide Mittel im Unternehmen binden und dies nicht als Gewinn ausweisen. Bei der offenen Selbstfinanzierung ist die Gewinnerzielung Voraussetzung, wobei der Gewinn einbehalten und in der Bilanz ausgewiesen, versteuert und nicht an die Gesellschafter des Unternehmens ausgeschüttet wird. Diesen Gegenwert findet man entweder als Guthaben, soweit noch keine Investitionen erfolgt sind, wieder oder als Investitionen innerhalb des Umlauf- und Anlagevermögens. <?page no="72"?> 73 3. Die M-Metall AG möchte zur Finanzierung des Kaufs einer neuen Lackieranlage in Höhe von 36 Mio. € eine ordentliche Kapitalerhöhung durchführen. Der Kurs der M-Metall Aktie wird vor der Kapitalerhöhung mit 220 €/ Aktie notiert, der Bezugskurs der jungen Aktie beträgt 180 €/ Aktie. Das Grundkapital der M-Metal AG vor der Kapitalerhöhung betrug 3 Mio. €. Dabei ist jede Aktie mit einem Nennwert von 5 € je Aktie ausgestattet. Die Jahresdividende soll 6 € pro Aktie betragen, wobei die jungen Aktien nur zur Hälfte dividendenberechtigt sind. Ermitteln Sie den rechnerischen Kurs der M-Metall Aktie nach Durchführung der Kapitalerhöhung. Kurs nach Kapitalerhöhung: Kurs vorher - Wert des Bezugsrechts Wert des Bezugsrechts = Kurs alte Aktien - (Kurs neue Aktien + Dividendennachteil) Bezugsverhältnis + 1 = 220 € Aktie - 180 € Aktie - 3 € Aktie Bezugsverhältnis + 1 , (das Bezugsverhältnis muss noch berechnet werden) Bezugsverhältnis (BV) = Anzahl der alten Aktien Anzahl der jungen Aktien Anzahl der alten Aktien = bisheriges Grundkapital (alt) Nennwert = 3 Mio. € 5 € / Aktie = 600.000 Aktien Anzahl der neuen Aktien = Mittelzufluss Bezugskurs = 36 Mio. € 180 € / Aktie = 200.000 Aktien <?page no="73"?> 74 Bezugsverhältnis (BV) = Anzahl der alten Aktien Anzahl der jungen Aktien = 600.000 Aktien 200.000 Aktien = 3 1 Bezugsverhältnis = 3 : 1 Wert des Bezugsrechts = 220 € Aktie - 180 € Aktie - 3 € Aktie 3 + 1 = 9,25 € / Aktie Kurs nach Kapitalerhöhung = 220 € / Aktie - 9,25 € / Aktie = 210,75 € / Aktie oder K mittel = K alt × a + (K neu + DN) × n a + n = 220 € / St. × 600.000 St. + (180 € / St. + 3 € / St.) × 200.000 St. 600.000 St. + 200.000 St. = 210,75 € / St. Definition Namensaktie Im Gegensatz zur Inhaberaktie muss der Rechtsinhaber nach § 67 Abs. 1 AktG im Aktienregister der Gesellschaft eingetragen sein, um die Rechte eines Aktionärs (Mitbestimmungs-, Mitwirkungsrechte, Gewinnverteilung etc.) ausüben zu können. <?page no="74"?> 75 7 Finanzkennzahlen 1. a) Nennen Sie die direkte Formel zur Berechnung des Cashflows. Cashflow = zahlungswirksame Erträge - zahlungswirksame Aufwendungen Cashflow = Einzahlungen - Auszahlungen b) Nennen Sie jeweils zwei Verwendungszwecke des Brutto- Cashflows sowie des freien Cashflows. Verwendungszwecke Brutto-Cashflow: I. Investitionen II. Erhöhung des Nettoumlaufvermögens III. Schuldentilgungen IV. Zinszahlungen V. Gewinnausschüttungen Verwendungszwecke freier Cashflow: I. Schuldentilgungen II. Zinszahlungen II. Gewinnausschüttungen c) Was beschreibt der EBIT? Das EBIT, oder „Earnings before Interest and Taxes“ ist mit dem deutschen „operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern“ gleich zusetzten und bietet eine gute Vergleichsbasis für Unternehmen. d) Wie drückt sich der Unterschied der Berechnung von der Liquidität 1. und 2. Grades aus? Die Liquidität 1. Grades setzt das kurzfristige Fremdkapital lediglich ins Verhältnis zu den liquiden Mitteln, wobei die Liquidität 2. Grades einen Schritt weiter geht und das kurzfristige <?page no="75"?> 76 Fremdkapital dem gesamten monetären Umlaufvermögen, also den liquiden Mitteln und den kurzfristigen Forderungen, gegenüberstellt. e) Wie drückt sich der Unterschied der Berechnung von Deckungsgrad B und C aus? Der Deckungsgrad B setzt das Eigenkapital und das langfristige Fremdkapital in Verhältnis zum vorhandenen Anlagevermögen. Der Deckungsgrad C geht einen Schritt weiter und setzt nicht nur das Anlagevermögen, sondern auch das langfristige Umlaufvermögen dem gegenüber. f) Beschreiben Sie kurz den Leverage-Effekt und nennen Sie die Formel. Der Leverage-Effekt, oder auch Hebel-Effekt, drückt aus, dass sich die Eigenkapitalrentabilität durch die Aufnahme von zusätzlichem Fremdkapital erhöhen lässt. Allerdings gilt dieser Effekt nur, solange der Fremdkapitalzinssatz niedriger ist als die Gesamtkapitalrentabilität. EKR = GKR + (GKR - FKZ) × FK/ EK 2. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch a) Als Leverage-Effekt bezeichnet man die Steigerung der Eigenkapitalrentabilität durch die zusätzliche Aufnahme von Fremdkapital, wobei der Fremdkapitalzinssatz niedriger sein muss als die Gesamtkapitalrentabilität. <?page no="76"?> 77 b) Als Leverage-Effekt bezeichnet man die Zunahme der Gesamtkapitalrentabilität bei zusätzlicher Aufnahme von Fremdkapital. c) Bei Verringerung der Verschuldung steigt die Eigenkapitalrentabilität, wenn der Fremdkapitalzinssatz größer als die Gesamtkapitalrentabilität ist. Definitionen Working-Capital-Management Das Working-Capital-Management (WCM) bedeutet die gezielte Beeinflussung der Liquidität eines Unternehmens durch ein koordiniertes Debitoren- und Kreditorenmanagement (Cash- Cycle-Management), durch die Optimierung der Vorratshaltung und durch eine Verringerung der Kapitalbindung im Beschaffungs- und Produktionsbereich. Zahlungsunfähigkeit Zahlungsunfähigkeit, Illiquidität liegt vor, wenn ein Unternehmen angesichts fehlender Liquiditätsreserven nicht mehr in der Lage ist, seine fälligen Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen (§ 17 InsO). Es handelt sich um einen Insolvenztatbestand. Zahlungsunfähigkeit bedeutet nicht, dass kein Haftungspotenzial für die Gläubiger da ist, vielmehr ist das gesamte Vermögen in nicht kurzfristig oder termingerecht liquidierbaren Finanz- oder Sachwerten angelegt, sodass die zu fälligen Terminen fälligen Verbindlichkeiten nicht mehr abgedeckt werden können. Zahlungsunfähigkeit ist in der Regel anzunehmen, wenn der Schuldner seine Zahlungen eingestellt hat. <?page no="77"?> 78 8 Derivate 1. a) Wie lassen sich die Derivate unterteilen? Einfach ausgedrückt, lassen sich die Derivate in unbedingte und in bedingte Termingeschäfte unterteilen. Demgegenüber lässt sich die Kreditfinanzierung in kurzfristige und langfristige Kreditfinanzierung unterteilen. Genau genommen können die bedingten und unbedingten Termingeschäfte beide weiter in außerbörsliche und börsliche Geschäfte unterteilt werden. b) Nennen Sie mindestens drei verschiedene Basiswerte für Derivate. I. Aktien II. Zinstitel II. Indizes IV. Währungen V. Rohstoffe VI. Edelmetall VII. Waren VIII. etc. c) Erläutern Sie eine der drei Zinsoptionen. I. Zins-Cap: Beim Zins-Cap wird eine Zinsobergrenze vereinbart. Der Käufer hat also das Recht, vom Verkäufer die Zinsdifferenz aus dem vereinbarten Kapitalbetrag zu verlangen, falls der Marktzinssatz die vereinbarte Zinsobergrenze überschreiten sollte. II. Zins-Floor: Beim Zins-Floor wird eine Zinsuntergrenze vereinbart. Der Verkäufer verpflichtet sich dem Käufer gegenüber die Zinsdifferenz <?page no="78"?> 79 zu erstatten, falls der Marktzinssatz die vereinbarte Zinsuntergrenze unterschreiten sollte. III. Zins-Collars: Die Zins-Collars stellen eine Kombination aus Zins-Cap und Zins-Floor dar. Es wird eine Zinsobergrenze, eine Zinsuntergrenze sowie ein Referenzzinssatz vereinbart. Der Käufer hält das Recht, eine Ausgleichszahlung zu verlangen, wenn der Marktzins die Zinsobergrenze überschreitet, allerdings muss er eine Ausgleichszahlung leisten, wenn der Marktzins die Zinsuntergrenze unterschreitet. d) Nennen Sie drei Rechte, die ein Käufer einer Option erwirbt, sowie zwei Pflichten, die der Verkäufer einer Option innehat. I. Rechte: 1. festgelegter Gegenstand 2. festgelegte Menge 3. bestimmter Zeitraum/ Zeitpunkt 4. festgelegter Preis 5. Kauf-/ Verkaufsmöglichkeit II. Pflichten: 1. Basiswert/ Basispreis muss eingehalten werden. 2. Lieferungs- oder Kaufpflicht. e) Beschreiben Sie Erwartungshaltung, maximalen Gewinn und maximalen Verlust für zwei der Grundpositionen von Optionen. I. Long-Call: 1. Erwartungshaltung: steigender Preis des Basiswertes 2. Max. Gewinn: unbegrenzt 3. Max. Verlust: Optionsprämie <?page no="79"?> 80 II. Short-Call: 1. Erwartungshaltung: fallender Preis des Basiswertes 2. Max. Gewinn: Optionsprämie 3. Max. Verlust: unbegrenzt III. Long-Put: 1. Erwartungshaltung: sinkender Preis des Basispreises 2. Max. Gewinn: Basispreis ./ . Optionsprämie 3. Max. Verlust: Optionsprämie IV. Short-Put: 1. Erwartungshaltung: steigender Preis des Basiswertes 2. Max. Gewinn: Optionsprämie 3. Max. Verlust: Basispreis ./ . Optionsprämie f) Wodurch zeichnet sich ein Swap aus? Es wird, zwischen zwei Parteien, ein Austausch von Zahlungsströmen zu einem fest vereinbarten Zeitpunkt vereinbart. Das Ziel ist die Reduzierung bzw. Eliminierung von Zinsund/ oder Währungsrisiken. Definition Wandelschuldverschreibung Die Wandelschuldverschreibung (auch als Wandelanleihe oder convertible bond bezeichnet) verbrieft Gläubigerrechte, d. h. Anrechte auf Zinszahlung und Tilgung (Anleihe), und ist darüber hinaus mit einem Wandlungsrecht ausgestattet.