eBooks

Durchsetzungsvermögen - privat und geschäftlich

Praxistraining

0716
2018
978-3-7398-0421-7
978-3-8676-4850-9
UVK Verlag 
Nikita Gribenko

Viele Situationen im Beruf und im Alltag erfordern Durchsetzungskraft. Doch Menschen, die sich nicht durchsetzen, haben meist das Nachsehen: Sie werden öfter ausgenutzt, weniger ernst genommen oder respektiert als andere. Dieser Ratgeber zeigt, wie die Leser ihr Durchsetzungsvermögen erhöhen und ihre Interessen und Ziele besser erreichen können. Der Autor dieses Buches setzt dafür an der Individualität an. Er fragt zunächst nach dem Persönlichkeitstyp, nach der eigenen Motivation, der subjektiven Wahrnehmung. Erst durch eine ausführliche Selbstanalyse ist man in der Lage, als Person zu überzeugen und sich selbst zu beeinflussen. Anschließend werden die Techniken der Körpersprache, der Kommunikation, der Manipulation anschaulich beschrieben. Dabei finden die Leser auch sehr kritische Phasen, die sie zur Verbesserung der eigenen Sozialkompetenz meistern müssen.

<?page no="1"?> Nikita Gribenko Durchsetzungsvermögen - privat und geschäftlich <?page no="3"?> Nikita Gribenko Durchsetzungsvermögen - privat und geschäftlich Praxistraining UVK Verlag München <?page no="4"?> Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http: / / dnb.ddb.de> abrufbar. ISBN 978-3-86 7 6 4 -850-9 (Print) ISBN 978-3-7398-0420-0 (EPUB) ISBN 978-3-7398-0421-7 (EPDF) Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © UVK Verlag München 2018 - ein Unternehmen der Narr Attempto Verlag GmbH & Co. KG Einbandgestaltung: Susanne Fuellhaas, Konstanz Einbandmotiv: iStockphoto - Evgeny 555 Printed in Germany UVK Verlag Nymphenburger Strasse 48 · 80335 München Tel. 089/ 452174-65 www.uvk.de Narr Francke Attempto Verlag GmbH & Co. KG Dischingerweg 5 · 72070 Tübingen Tel. 07071/ 9797-0 www.narr.de <?page no="5"?> Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, bitte erlauben Sie mir, einige kurze Worte vorweg an Sie zu richten. Sollten Sie auf der Suche nach einem theoretischen Werk sein, zur reinen Informationsaufnahme ohne praktische Intentionen daraus für Sie abzuleiten, so bitte ich Sie dieses Buch wieder zurückzulegen. Mein Ziel mit diesem Buch ist, ein für die Praxis anwendbares Werk zu schreiben. Ausgewählte Modelle, abgeleitet und für Ihre praktische Anwendung anhand realer Beispiele spezifiziert. Es soll Sie auf Ihrem Weg begleiten und zielgerichtet für Ihr privates sowie berufliches Durchsetzungsvermögen unterstützen. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Herzliche Grüße Ihr Autor <?page no="7"?> Inhaltsübersicht Vorwort ............................................................................................. 5 Durchsetzungsvermögen - privat und geschäftlich ....................13 Ziele setzen - Ziele erreichen.......................................................23 Tiefen der Persönlichkeit...............................................................33 Umweltanalyse...............................................................................39 SWOT-Analyse ................................................................................43 Eigenanalyse..................................................................................49 Verhaltensanalyse .........................................................................55 Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld....................................63 Kommunikation .............................................................................93 Körpersprache und Auftreten .................................................... 135 Dieses und jenes .........................................................................161 Resümee ..................................................................................... 199 <?page no="9"?> Inhaltsverzeichnis Vorwort ..................................................................................................................5 Durchsetzungsvermögen - privat und geschäftlich ....................13 Durchsetzungsvermögen - eine kurze Definition....................... 14 Moderne Gesellschaft - die verborgenen Erfolgsfaktoren ...... 14 Arschloch - kurz und auf den Punkt................................................. 18 Warum ich schreibe, wie ich schreibe .............................................. 19 Ziele setzen - Ziele erreichen .........................................................23 SMART-Methode...................................................................................... 23 Ihre persönliche Ziel-Mindmap .......................................................... 26 Tiefen der Persönlichkeit .................................................................33 Goldene Regeln der Motivation ......................................................... 35 Umweltanalyse ..................................................................................39 SWOT-Analyse ....................................................................................43 Eigenanalyse ......................................................................................49 Subjektive Wahrnehmung - Gratwanderung der Analyse....... 51 Verhaltensanalyse .............................................................................55 Verhaltensanalyse im privaten Umfeld............................................ 61 Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld ....................................63 Verhaltensanalyse vom Kollegen....................................................... 64 Verhaltensanalyse vom Vorgesetzten .............................................. 67 Subjektive Verzerrung............................................................................ 73 Gefahr des Offensichtlichen und des Verborgenen.................... 76 <?page no="10"?> 10 Inhaltsverzeichnis Resümee der Verhaltensanalyse ........................................................ 78 Aktion und Reaktion............................................................................... 88 Kommunikation.................................................................................93 Vier-Ohren-Modell .................................................................................. 96 Analyse von Kommunikation .............................................................. 99 Besprechungen und Vorträge...........................................................102 Elektronische Kommunikationsmittel ...........................................108 Konflikte ....................................................................................................112 Kritik ..........................................................................................................119 Small Talk ..................................................................................................122 Lästern und Zicken................................................................................126 Gelassenheit ............................................................................................128 Worte einer Führungskraft.................................................................131 Körpersprache und Auftreten....................................................... 135 Gestik .........................................................................................................138 Distanz wahren.......................................................................................140 Blickkontakt .............................................................................................141 Augen - die Tür zur Seele ...................................................................144 Tänzer und Model..................................................................................147 Sitzen..........................................................................................................152 Händedruck .............................................................................................156 Subjektive Verzerrung - Körpersprache........................................157 Resümee - Körpersprache .................................................................158 Dieses und jenes ............................................................................ 161 Goldene Regeln des Durchsetzungsvermögens........................161 Lächeln ......................................................................................................163 Nein ..........................................................................................................167 Lehren der Gegenwart und der Vergangenheit .........................171 Innere Zufriedenheit ............................................................................175 <?page no="11"?> Inhaltsverzeichnis 11 Opfer sein und die eigene Verantwortung...................................177 Schnauze, es nervt ................................................................................179 Perfektionismus......................................................................................181 Zeit und unsere Ziele............................................................................183 Einen Schritt voraus ..............................................................................185 Innere Unruhe.........................................................................................187 Reflexion - Selbsttest einer Situationsanalyse ...........................190 Taten statt Worte....................................................................................195 Resümee.......................................................................................... 199 <?page no="13"?> Durchsetzungsvermögen - privat und geschäftlich Das heutige Zeitalter ist geprägt von einer sich schnell wandelnden und entwickelnden Gesellschaft. Die Veränderungen sind in allen Bereichen des privaten und beruflichen Umfelds anzutreffen - wir stehen vor der großen Herausforderung, dem soziokulturellen Wandel der Gesellschaft entgegenzutreten und der steigenden Informationsflut Herr zu werden. Es liegt an uns, unseren Platz in der modernen Gesellschaft zu finden und uns als Individuum in der großen und gefühlslosen Welt zu behaupten. Doch einhergehend mit diesen eher oberflächlichen Aspekten, dürfen Sie eines nicht aus den Augen verlieren: Ihr persönliches Durchsetzungsvermögen soll Sie als Mensch stärken, selbstbewusst für sich selbst, die eigenen Wertvorstellungen und zum Wohle der eigenen Person einzutreten. Ihre individuelle Zufriedenheit und innere Harmonie stehen stets an erster Stelle einer jeder in diesem Buch folgenden Methode und Anwendungstechnik. Das Durchsetzungsvermögen soll Ihnen das eigene Leben einfacher und angenehmer gestalten, Sie aus gewissen Situationen vorteilhaft herausgehen lassen und Sie den gesetzten Zielen einen großen Schritt näherbringen. An dieser Stelle eine Bitte an Sie: Hinterfragen Sie eine jede von mir aufgestellte These und Herangehensweise kritisch. Ist diese mit meinem Leben konform oder ist diese in meinem Fall nur abgeleitet anwendbar? Ich werde Ihnen eine Reihe unterschiedlicher Möglichkeiten und Methoden an die Hand geben, praktische Aufgabenstellungen formulieren und Sie diese in der Praxis anwenden lassen. Ich will Sie damit aus Ihrer Wohlfühlzone locken, Ihnen Möglichkeiten aufzeigen neue Wege einzuschlagen - die Welt aus einem neuen und differenzierten Blickwinkel zu betrachten. <?page no="14"?> 14 Durchsetzungsvermögen - privat und geschäftlich Seien Sie kritisch mit sich; die Arbeit an der eigenen Persönlichkeit ist schwierig und mit vielen Herausforderungen gesät - mit Disziplin und Ehrlichkeit sich selbst gegenüber werden Sie jedoch den Weg bewältigen. Durchsetzungsvermögen - eine kurze Definition Durchsetzungsvermögen ist die persönliche Fähigkeit, die eigene Meinung, seine Vorstellung oder auch neue Idee gegen möglichen Widerstand zu verteidigen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Die eigene Meinung ohne annehmbare Logik mit aller Gewalt durchzusetzen ist jedoch kein Durchsetzungsvermögen. Es liegt an Ihnen, im privaten und beruflichen Alltag, die entscheidende Balance zwischen Nachgeben und Durchsetzen zu bewahren. Durchsetzungsvermögen wird aber nicht auf Basis einer „10- Punkte-Liste“ erlernt, es handelt sich um die Fähigkeit, von Situation zu Situation zu entscheiden, ob es ratsam ist, sich durchzusetzen - oder ob ein Nachgeben sinnvoller wäre. Beruflicher Erfolg und persönliche Zufriedenheit sind der Dank für ein ausgewogenes Durchsetzungsvermögen. So erhalten Sie die Möglichkeit, Ihre eigenen Talente und Fähigkeiten zielgerichtet einzubringen und gestärkt aus einer jeden Gegebenheit herauszugehen. Moderne Gesellschaft - die verborgenen Erfolgsfaktoren Die persönliche und fachliche Entwicklung hat mich seit frühestem Alter fasziniert - Aneignung von neuem Wissen, Weiterentwicklung persönlicher Kompetenzen und das Erreichen von Zielen im privaten und beruflichen Kontext. Von außen betrachtet, klingt es sehr gut und scheint im Allgemeinen der richtige Weg zu den eigenen Zielen zu sein, doch sah ich mich mit einem großen, individuellen Problem konfrontiert. Das Lernen von gezwungenen Inhalten fällt mir sehr schwer. Meine schulische Laufbahn war geprägt von durchschnittlichen Noten und der einfachen Hoffnung, Prüfungen grundsätzlich zu bestehen. Ich habe keine künstlerische oder musikalische Begabung, <?page no="15"?> Durchsetzungsvermögen - privat und geschäftlich 15 bin kein Spezialist einzelner Fachbereiche. Keine gute Ausgangslage, wenn das persönliche Ziel seit jüngstem Alter war, privat und geschäftlich erfolgreich zu sein. Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch und übertreffe mich gerne mit den eigenen Zielen - trotz allem habe ich nie vergessen, wer ich bin, woher ich komme und dass die persönliche Zufriedenheit und Unbescheidenheit Dritter über jeglichem finanziellen Erfolg stehen. Ich vertrete die Meinung, auch ohne Lügen und Intrigen sowie der Schädigung anderer Beteiligter erfolgreich werden zu können und seine Ziele zu erreichen. Ein Vermerk, welcher mir sehr wichtig ist, eine Einstellung welche auch Sie für Ihre Zukunft verinnerlichen sollten. Vergessen Sie nie: Ehrlichkeit währt stets am längsten! Nun aber genug vom kurzen Exkurs zu meiner Person. Unsere Gesellschaft ist geprägt vom Wahn der Noten, das Abitur ist entscheidend für die Wahl des Studiengangs und der Universität. Der weiterführende Abschluss gewährt oder verwehrt den Zugang zu renommierten Universitäten für eine darauf aufbauende Spezialisierung. Geschäftsleitungen verschiedener Branchen sprachen sich in der jüngeren Vergangenheit öffentlich vermehrt gegen das aktuelle Auswahlverfahren von Bewerbern aus. Sie bezeichnen es als veraltet und als langfristig nicht wettbewerbsfähig. Talentierte Bewerber werden mit notenbasierten Algorithmen in den unternehmensinternen Online-Bewerbungsverfahren aussortiert und erhalten nicht die Möglichkeit, mit ihrer persönlichen Kompetenz und ihren notenunabhängigen Fähigkeiten und Erfahrungen zu überzeugen. Doch betrachten wir ein Unternehmen von innen heraus, erweist sich uns eine zum Bewerbungs- und Auswahlverfahren differenzierte Realität. <?page no="16"?> 16 Durchsetzungsvermögen - privat und geschäftlich „Wer sich immer anstrengt und fleißig ist, macht Karriere - so denken Viele.“ So viel zum theoretischen Gedanken des Großteils unserer Gesellschaft, doch in der Realität sieht es oft anders aus. In Wahrheit sind andere Faktoren von größerer und signifikanterer Bedeutung. Pünktlich, höflich, erledigt seine Aufgaben stets zur Zufriedenheit des Vorgesetzten, macht Überstunden, hilft seinen Kollegen und ist dem Unternehmen gegenüber loyal verbunden. Sehr gute Eigenschaften und sicherlich für eine solide Berufslaufbahn von großem Vorteil - mehr aber auch nicht. Diversen internationalen Studien zufolge haben Fleiß und Fachkompetenz nur einen Anteil von etwa zehn Prozent daran, wie die individuelle Karriere verläuft. Die Karriere wird zu 30 Prozent vom persönlichen Image und zu 60 Prozent vom Bekanntheitsgrad beeinflusst. Noch vor Abschluss meines Bachelors war ich bereits Ganzdozent an meiner eigenen Hochschule und habe dieser einen Vertragstrainer meines Fortbildungsunternehmens für Seminare aus dem Bereich der Methodenkompetenz verkauft. Sie haben im Vorfeld bereits erfahren, dass ich keine hervorragenden Noten oder Ähnliches vorzuweisen hatte. Einzig mein Wille und die Kunst der Selbstbehauptung in Form von Kommunikation und Auftreten haben es mir ermöglicht. Der berufliche Erfolg hängt sehr stark von unserer Persönlichkeit ab - können wir uns im Konkurrenzkampf behaupten, in gewissen Situationen Ellenbogen zeigen und sind wir extrovertiert genug, unsere Erfolge offen zu zeigen, in den Fokus der Aufmerksamkeit Anderer zu kommen? Erkennen wir die Feinheiten menschlichen Verhaltens, um uns situationsbedingt dem anzupassen? Haben wir ein gewisses Feingefühl in unserer Handlung, welches beispielsweise hin und wieder auch zur Zurückhaltung führt - einen Schritt zurück und zwei nach vorne? <?page no="17"?> Durchsetzungsvermögen - privat und geschäftlich 17 Es ist in Ihren Händen vorwärts zu kommen, Ihre Ziele zu erreichen - die Wunschposition zu erlangen, ein Renommee aufzubauen, Ihren Kindern etwas zu hinterlassen, eine größere Wohnung zu haben und noch Vieles mehr ... unzählige Ziele könnte ich Ihnen aufzählen, aber Sie selbst definieren die Ihren! Welche Eigenschaften benötige ich für das richtige Image, wie rücke ich vorteilhaft in den Fokus meiner Vorgesetzten, wie gehe ich mit konkurrierenden Kollegen um, wie profiliere ich mich für Führungspositionen? Auf diese und weitere Frage gebe ich Ihnen in diesem Buch eine genaue Antwort! Mir war es ein großes Anliegen, kein rein theoretisches Werk zu verfassen, ich möchte Ihnen mit diesem Buch die Möglichkeit geben, an Hand von Anleitungen, praktischen Beispielen und klaren Aufgabenstellungen das gewonnene Wissen Schritt für Schritt in der Praxis anzuwenden, Erfahrungen zu sammeln, Erfolge zu erzielen und sich stets weiter zu Ihrem gewünschten Ziel zu entwickeln. Sie fördern Ihre transferspezifischen Fähigkeiten und steigern das eigene Repertoire an persönlichen Fachkompetenzen. Nehmen Sie sich bitte einige Minuten Zeit und notieren Sie Ihre Gedanken zu Ihren ganz individuellen Zielen, die Ihnen in den Kopf kamen, als Sie die letzten Seiten gelesen haben. Keine ausführlichen Formulierungen, keine kompliziert Darstellung - einige wenige Stichwörter, welche gerade in Ihrem Kopf sind. Im weiteren Verlauf kommen wir auf diese Notizen zurück und arbeiten sie detailliert und anwendungsbezogen aus. _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ <?page no="18"?> 18 Durchsetzungsvermögen - privat und geschäftlich Arschloch - kurz und auf den Punkt „Ich hasse lieber mich selbst, als eine andere Person.“ Ich habe lange überlegt, ob ich diese These mit aufnehmen soll, doch halte ich sie für zu bedeutend, als dass ich sie weglassen könnte. Seit jüngstem Alter lehrt uns die Gesellschaft, Konfrontationen aus dem Wege zu gehen - eine nette und rücksichtvolle Persönlichkeit zu sein, die Gefühle anderer respektieren und bei Notwendigkeit nachzugeben. Eine sehr zu lobende Einstellung reiner Natur und ohne negative Intentionen. Nun begegnen wir im Laufe der Jahre verschiedenen Menschen, ihren Persönlichkeiten und deren sehr unterschiedlichem Verhalten. Wir können uns die Welt so schönreden wie wir wollen, über Änderungsmöglichkeiten philosophieren und/ oder Trübsal blasen. Doch kommen wir am Ende zum gleichen Punkt - Worte wie „was wäre wenn“, „wenn …, dann wäre alles besser“, „es müsste nur … passieren“, sind und bleiben Worte. Es liegt an Ihnen, Probleme zu erkennen und diese bewusst und richtig anzugehen. Verhält sich einer Mitarbeitender, Ihr direkter Vorgesetzter oder jemand aus der Geschäftsleitung Ihnen gegenüber unfair oder schadet Ihnen persönlich oder bezogen auf Ihre Karriere - so ist diese Person ein Arschloch! Ein tolles Wort, bringt vieles klar und deutlich auf den Punkt. Nicht in viele Sprachen wörtlich zu übersetzen und mit gleicher, prägnanter Wirkung einsetzbar, aber das nur am Rande. Nicht Sie sind an allem verantwortlich oder haben Schuld am Lauf der Dinge. Es gibt leider Menschen, gar nicht so wenige, mit einer sehr unangenehmen Persönlichkeit. Ich persönlich unterteile diese in zwei Gruppen - diejenigen, welche Dritten bewusst schaden und sich über ihre Taten freuen. Die zweite Personengruppe merkt die Wirkung der eigenen Worte und Handlungen nicht. Der im weiteren Verlauf verwendete Fachbegriff für die beiden Personengruppen ist „Arschloch“. Das obige Zitat habe ich selbst einst in einem Buch gelesen und mir notiert. Sie versuchen stets das Positive im Menschen zu se- <?page no="19"?> Durchsetzungsvermögen - privat und geschäftlich 19 hen, doch manche von ihnen schaden uns, machen uns unglücklich und lassen uns verzweifeln. Es ist nicht meine Intention, aus Ihnen einen der Personengruppe ähnlichen Menschen zu machen, ich will Ihnen zeigen wie Sie mit diesen umgehen und deren Verhalten zu Ihrem Vorteil nutzen können. Seien Sie sich aber stets der Tatsache bewusst, Menschen mit negativen Persönlichkeiten sind stets um uns herum. Reden Sie sich nicht ein, unentwegt etwas falsch zu machen und sich schuldig zu fühlen, nur weil es jemand behauptet. Erkennen Sie den negativen Einfluss dieser Person auf Sie, wie es Sie mitnimmt und darüber nachdenken lässt. Finden Sie die innere Ruhe in der persönlichen Sicherheit. Es liegt in Ihren Händen, daran etwas zu ändern, selbstbewusst und erhobenen Hauptes, Ihre Ziele und Wertvorstellungen durchzusetzen! „Bevor Sie bei sich selbst eine schwere Depression oder Antriebsschwäche diagnostizieren, stellen Sie sicher, dass Sie nicht komplett von Arschlöchern umgeben sind.“ Sigmund Freud Warum ich schreibe, wie ich schreibe Die ersten Seiten haben Sie soeben gelesen und haben sicherlich bereits einen ersten Eindruck dieses Buches erhalten. Dieses Buch ist nicht darauf ausgerichtet, Ihnen theoretische Modelle in ihrer Fülle im Detail aufzulisten und vorbildlich auf deren Autoren in Fußnoten oder der Literaturangabe zu verweisen. Ich möchte Ihre analytischen Fähigkeiten fördern und fordern. Sie sollen lernen, alltägliche private und berufliche Situationen durch eine differenzierte Wahrnehmung zu sehen, subjektive, persönliche Empfindungen beiseite zu lassen und die einzelnen Situationen in ihrer Rationalität zu betrachten. Oftmals werden unsere Eindrücke und die daraus resultierende Meinung durch zu viele unnötige Faktoren verfälscht. Die wahren Intentionen und Ziele der Personen in unserem privaten und beruflichen Alltag bleiben <?page no="20"?> 20 Durchsetzungsvermögen - privat und geschäftlich im Verborgenen und treten für uns nicht sichtbar zum Vorschein. Nehmen Sie sich zum Lesen dieses Buches einige Zeit, und damit meine ich nicht, lesen Sie langsam oder dergleichen. In einigen Kapiteln werden Sie sehr gefragt sein, Ihr persönliches Umfeld zu analysieren und die Hintergründe zu reflektieren. Hierfür werden Sie Zeit benötigen, Zeit für Beobachtungen und die eigenen Gedanken darüber - das Hinterfragen und Ergründen. Machen Sie nicht den Fehler, alles sofort zu wissen, denn das tut niemand. Schritt für Schritt wird Ihr Weg Sie zum Erfolg führen! Einige Worte zum Aufbau und der Struktur dieses Buches. Mir ist es wichtig, Sie an meinen Gedanken teilhaben zu lassen und Ihnen eine Übersicht zu geben, wie die folgenden Inhalte der jeweiligen Kapitel aufeinander aufbauen und miteinander zusammenhängen. P.S.: Diese Übersicht dient Ihnen nicht zum Filtern einzelner Bereiche und dem möglichen Weglassen derer. Gehen Sie von Kapitel zu Kapitel, es hat einen Grund, warum es sie gibt. ; ) Am Anfang Ihres Weges steht die individuelle Zielsetzung. Sie strukturieren diese und filtern die einzelnen Beweggründe daraus; lernen zu verstehen, was Sie antreibt. Durch eine intensive Auseinandersetzung mit diesen verstehen Sie die notwendigen Unterziele und können fokussiert Ihres Weges schreiten. Darauf aufbauend befassen Sie sich mit einer analytischen Vorgehensweise individuelle Stärken und Schwächen von Personen zu erkennen und zu charakterisieren. Sie beginnen mit der eigenen Person und gehen weiter zu Ihrem privaten und beruflichen Umfeld. Nur wer sein Umfeld versteht, weiß, wie er dieses zu handhaben hat. Das nächste Kapitel führt Sie intensiv in den Themenbereich der Verhaltensanalyse ein. Auch hier beginnen Sie zunächst mit der eigenen Persönlichkeit, gefolgt von Menschen aus Ihrem privaten und beruflichen Alltag. An Hand gezielter Aufgabenstellungen <?page no="21"?> Durchsetzungsvermögen - privat und geschäftlich 21 erproben Sie Ihr neues Wissen und tasten sich langsam an kompliziertere Analysevorgehen heran. Nach einem tieferen Verständnis des Verhaltens der eigenen Person und von Dritten führe ich Sie in die spezifische Kommunikation mit den jeweiligen Verhaltenstypen ein. Sie lernen an praktischen Beispielen, wie Sie sich künftig erfolgreich durchsetzen können, die eigenen Ziele und Vorstellungen vertreten können. Analysen und Kommunikationsmodelle sind sehr wertvolle Werkzeuge, welche um einen weiteren unterstützenden Aspekt erweitert werden müssen. Ich zeige Ihnen ausgewählte Übungen auf, Ihre individuelle Komfortzone zu verlassen und gestärkt durch den Alltag zu schreiten. Verbunden mit spezifischem Wissen über Besonderheiten der Körpersprache und dem grundlegenden Auftreten werden Sie alles Notwendige für Ihr Durchsetzungsvermögen in Händen halten. Das letzte große Kapitel dieses Buches behandelt unterschiedlichste Themenbereiche, die als eine Art Sammlung angesehen werden können. Wichtige Teilbereiche und Gedankenansätze, die sich nicht unter bestimmte Überschriften zusammenfassen lassen. Ich danke Ihnen im Voraus für Ihre Zeit und wünsche Ihnen eine spannende und herausfordernde Reise in neue Bereiche! <?page no="23"?> Ziele setzen - Ziele erreichen Keine Ziele = keine Motivation = kein Erfolg Was ist Ihre persönliche Motivation? Was bewegt Sie zu tun, was Sie jeden Tag aufs Neue tun? Persönliche Motivation und individuelle Zielsetzungen hängen sehr stark miteinander zusammen. Ohne klare Ziele haben wir keine Motivation, auf diese hin zu arbeiten, uns anzustrengen, auch wenn es schwierig werden sollte. Erlangen wir keine Erfolge, fällt es Ihnen schwer, sich langfristig zu motivieren. SMART-Methode Bevor wir uns dem Bereich des privaten und beruflichen Durchsetzungsvermögens näher widmen, Besonderheiten und elementaren Voraussetzungen im Detail betrachten, sollten Sie sich über Ihre Ziele bewusst werden. Welche Intention hatten Sie beispielsweise mit diesem Buch, zu was soll es Ihnen dienlich sein? Was sind Ihre Wünsche, die ich für mein privates und berufliches Umfeld erfüllt sehen möchte? In der Zukunft liegende Endziele sind schwer greifbar, beeinflusst von diversen Faktoren, in Abhängigkeit zu anderen Parametern stehend. Eine Reihe von Unbekannten lässt das in der Ferne liegende Ziel verschwimmen und für den heutigen Tag nicht mehr greifbar werden. Ziele sollten klar formuliert sein, eine Struktur hinsichtlich Unterzielen und Meilensteinen ausweisen, einem realistischen zeitlichen Rahmen unterliegen und für Sie disponibel und messbar sein. Eine sehr beliebte Methode für eine solche Herangehensweise an neue Ziele ist die SMART-Methode - eine bewährte und sehr effiziente Herangehensweise. In der praktischen Anwendung habe ich Ihnen die SMART-Methode um zwei weitere Bestandteile erweitert. Diese werden Ihnen helfen, sich noch intensiver und strukturierter <?page no="24"?> 24 Ziele setzen - Ziele erreichen mit Ihren individuellen Zielen auseinanderzusetzen. Doch beginnen wir mit dem ersten Punkt nach SMART. S = specific (spezifisch) Eine spezifische Zielangabe, die keinen Raum für Spekulationen und Interpretationen lässt, stellt sicher, dass Ihnen kein Raum für Selbstbetrug bleibt. Eine „hohe Position“, „mehr Anerkennung seitens des Vorgesetzten“ hört sich sehr gut an, ist jedoch nicht eindeutig und für die direkte Umsetzung sehr vage. Nach was genau streben Sie? Ist es möglich, Ihr primäres Hauptziel in Unterziele zu unterteilen, in Zwischenetappen, die für die Erreichung Ihrer Vorstellung notwendig sind? Am Beispiel einer neuen Position in Ihrem Unternehmen als disziplinarischer und fachlicher Verantwortlicher oder Projektleiter - welche Zwischenziele sind nötig, um diese Beförderung zu erreichen? Nur ein spezifisches und detailliert ausformuliertes sowie in Unterziele gegliedertes Primärziel ist in der aktiven Umsetzung greifbar und lässt sich von Ihnen strukturiert und effizient erreichen. M = measurable (messbar) Nur messbare Ziele lassen sich auch wirklich erreichen und motivieren Sie in der Praxis. Den Wunsch nach einem höheren Verdienst ist nicht messbar - wieviel mehr wollen Sie künftig verdienen? Wie soll sich die Anerkennung Ihrer Kollegen und des Vorgesetzten in der täglichen Arbeit widerspiegeln? Greifbare Ziele sind erreichbar, lassen uns zielgerichtet darauf hinarbeiten und motivieren uns langfristig bei der aktiven Umsetzung. A = attractive (attraktiv) Bei diesem Aspekt handelt es sich um kein konkretes, sondern um ein eher weiches Kriterium. Die Bedeutung ist jedoch nicht zu unterschätzen, ein jedes unserer Ziele muss attraktiv sein - nur ein aus unserem Inneren kommendes kann mit Leidenschaft erreicht <?page no="25"?> Ziele setzen - Ziele erreichen 25 werden. Ebenso kann dieser Aspekt auch aus einer anderen Perspektive betrachtet werden: Können Arbeitnehmer sich beispielsweise nicht mit den vorgegebenen Zielen identifizieren, sinken Motivation und Produktivität deutlich. R = realistic (realistisch) Ehrgeiz und hochgesteckte Ziele sollten stets Ihr persönlicher Anspruch sein! Setzen Sie sich jedoch verhältnisweise unrealistische Ziele, in Kürze Millionär sein, der beliebteste Kollege im ganzen Betrieb, Finanzvorstand eines DAX-Konzerns, so werden der lange Weg und die mögliche Verfehlung der Ziele Sie umso stärker demotivieren. Schritt für Schritt zum Erfolg, lautet die wichtigste Regel hierbei! Schließen Sie nicht aus, im Vorstand eines großen Unternehmens tätig zu sein, erreichen Sie aber zunächst kleinere Ziele auf einem möglichen Weg nach oben und freuen Sie sich über jeden Schritt nach vorne. Ihre persönliche Motivation ist Ihr wichtigstes Gut, nutzen Sie es effizient und bedacht. T = time framed (terminiert) Setzen Sie sich für die Erreichung Ihrer Ziele präzise, aber realistische Fristen. Wann soll was auf welche Art und Weise eintreten? Welche Zeit müssen Sie hierfür einplanen, welche eventuell möglichen Puffer im Vorhinein kalkulieren? Ein sehr wichtiger Bestandteil der SMART-Methode: die genaue und realistische Zeitplanung für Ihr Vorhaben. <?page no="26"?> 26 Ziele setzen - Ziele erreichen Ihre persönliche Ziel-Mindmap Bevor Sie sich daranmachen, Ihre individuellen Ziele nach der SMART-Methode zu formulieren, eine kleine und doch sehr wichtige Hilfestellung für Sie. Oftmals werden wir uns unserer wahren Ziele, der persönlichen Intentionen dahinter und der notwendigen Zwischenschritte erst im Prozess bewusst. Nehmen Sie im ersten Moment etwas Zeit für Ihre Gedanken und machen Sie sich einige Notizen. Schreiben Sie alles auf, was Ihnen zum Thema Ziele in den Sinn kommt. Die Absicht dabei ist, eine Übersicht über Ihre Gedanken zu gewinnen. Im zweiten Schritt geht es um die Strukturierung und Differenzierung Ihrer Ziele. Welche Teilziele beziehen sich in welcher Reihenfolge auf welches Primärziel? Gibt es bedeutende Faktoren, die einzelne Etappen beeinflussen? An welcher Stelle könnten - rein aus einer oberflächlichen Betrachtung - besonders große Herausforderungen auftreten? Stehen Sie in einzelnen Teilbereichen in Abhängigkeit von Dritten, dass sich etwas auf eine bestimmte Art und Weise entwickelt, worauf Sie keinen Einfluss nehmen können? Markieren Sie diese Stellen rot, diese Positionen bedürfen einer intensiven Betrachtung Ihrerseits. Je detaillierter Sie das große Ganze Ihrer Ziele verstehen, umso zielgerichteter und erfolgreicher können Sie darauf hinarbeiten. Genau an dieser Stelle begehen die meisten einen entscheidenden Fehler. Sie betrachten ihre Ziele nur oberflächlich, im Sinne von: „Ich kennen meine Ziele, ich weiß, was ich dafür zu tun habe.“ Ein kleiner Vermerk meinerseits: Wenn Ihnen Ihr Ziel so klar vor Augen ist, sollte es Sie keine zehn Minuten kosten, dieses bildlich und strukturiert in einer Mindmap darzustellen. Nehmen Sie sich diese Zeit, es sind sehr gut investierte Minuten. Teilbereich I - Beginnen Sie mit Ihrer Ziel-Mindmap; die Zusammenstellung Ihrer Unterziele auf das Primärziel und deren beeinflussende Faktoren können Sie im zweiten Teilbereich der Aufgabe skizzieren. Ich habe Ihnen dafür eine Hilfestellung vorbereitet. Legen Sie los und lassen Sie sich ausreichend Zeit für die Bearbeitung. <?page no="27"?> Ziele setzen - Ziele erreichen 27 Teilbereich II - Widmen Sie sich bitte der Strukturanalyse Ihrer Ziele. Betrachten Sie Ihre erstellte Mindmap und die einzelnen notierten Punkte. Schreiben Sie das gewünschte Ziel in den oberen Bereich und untereinander die damit zusammenhängenden Aspekte oder zu erreichende Zwischenschritte. Mit Verbindungslinien können Sie die differenzierten Abhängigkeiten darstellen und Vermerke vornehmen, sofern einzelne Aspekte das weitere Vorschreiten verhindern könnten. Hierbei geht es um eine Detailanalyse für das bessere Verständnis des gewählten Ziels und all jene zu beachtende Faktoren. <?page no="28"?> 28 Ziele setzen - Ziele erreichen Teil I - Ziel-Mindmap <?page no="29"?> Ziele setzen - Ziele erreichen 29 Teil II - Strukturanalyse Ihrer Ziele <?page no="30"?> 30 Ziele setzen - Ziele erreichen TEIL III - Zielsetzung nach der SMART-Methode Nun sind Sie im Detail gefragt! Nutzen Sie die folgenden Vorlagen und setzen Sie sich bitte mit Ihren persönlichen Zielen auseinander. Es ist von großer Bedeutung, es zu diesem frühen Zeitpunkt bereits in einer intensiven Form durchzuführen: Sie wissen, worauf Sie hinarbeiten, welche Etappenziele und möglichen Herausforderungen auf Sie zukommen. Die folgenden Methoden, Techniken und Herangehensweisen bei der Weiterentwicklung Ihres Durchsetzungsvermögens werden Sie unter direkter Anwendung an Ihren eigenen Zielen reflektieren und spezifizieren können. Ich habe Ihnen Vorlagen für zwei Zielsetzungen erstellt, gerne können Sie aber natürlich auch weitere ausformulieren - im hinteren Bereich habe ich Ihnen weitere freie Seiten und Vorlagen erstellt. Zielsetzung I S = specific (spezifisch) _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ M = measurable (messbar) _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ <?page no="31"?> Ziele setzen - Ziele erreichen 31 A = attractive (attraktiv) _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ R = realistic (realistisch) _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ T = time framed (terminiert) _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Zielsetzung II S = specific (spezifisch) _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ <?page no="32"?> 32 Ziele setzen - Ziele erreichen M = measurable (messbar) _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ A = attractive (attraktiv) _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ R = realistic (realistisch) _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ T = time framed (terminiert) _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ <?page no="33"?> Tiefen der Persönlichkeit Ich habe es Ihnen zu Beginn dieses Buches bereits angekündigt: Das persönliche Durchsetzungsvermögen und die dafür notwendigen Fähigkeiten sowie das damit einhergehende Wissen beruhen auf der Analyse und Erkenntnis unserer Persönlichkeit. Aller Anfang ist stets bei Ihnen. Erst wenn wir uns selbst verstehen, werden wir in der Lage sein, unsere Ziele effektiv und effizient zu erreichen. Ich erspare Ihnen an dieser Stelle psychologische und soziopsychologische Studien- und Forschungsergebnisse. Der Grund ist einfach und doch aussagekräftig - Theorie ist und bleibt Theorie. Wir müssen ehrlich uns gegenüber sein, theoretische Modelle in ihrer Fülle nicht nur studieren, sondern auch anwenden. Dieses Kapitel beschäftigt sich in einer tieferen Herangehensweise mit unserem Verhalten, der Persönlichkeit und ihrem grundlegenden Ursprung. Warum stehen auf der letzten Seite die Ziele geschrieben, die dastehen? Diese Frage soll nicht philosophischer Natur sein - sie soll Sie zum allgemeinen Nachdenken bewegen. Die Frage, der ich mich mit Ihnen nun widmen möchte, ist: Welcher Natur sind Ihre Ziele? Im ersten Moment vermag diese Fragestellung einfach klingen, doch sie hat eine größere Tiefe, als es uns im ersten Gedanken erscheint. Ich gebe Ihnen ein Beispiel für eine mögliche, verborgene Intention hinter einem Ziel. Zielsetzung: „Ich will in die Geschäftsleitung eines Unternehmens.“ Ein sehr großes und langfristiges Ziel, voller unbekannter Parameter und herausfordernder Unterziele. Nun stellt sich die Frage, aus welchen Intentionen wollen Sie dieses Ziel erreichen? Ist es der Drang nach Macht, nach externer Anerkennung oder das Verlangen, mit viel Geld etwas zu kompensieren? Sie erkennen nunmehr, in welche Richtung ich Sie bewegen möchte. Hinterfragen Sie Ihre persönlich gesetzten und ausgearbeiteten Ziele. Gerade im beruflichen Kontext sind große Ziele <?page no="34"?> 34 Tiefen der Persönlichkeit meistens gefüllt mit jahrelangen Entbehrungen. Das Streben nach einem eigenen Lokal, einer Professur, einem hohen Posten im Konzern, einem gewissen Renommee. Einem herausfordernden Kampf mit einem ungewissen Ende. Doch auch das private Umfeld bürgt für große Hürden. Ein bestimmtes sportliches Niveau, ein durchtrainierter Körper, ein bestimmter Traumtyp als Partner, männlich wie weiblich. Es können aber auch künstlerische oder musikalische Fähigkeiten seien, die Sie unbedingt erreichen möchten. Auch Zielvorstellungen wie ein liebevoller Lebenspartner jemandem gegenüber sein oder ein liebender Vater, eine liebende Mutter sind denkbar. Sie merken, unsere Ziele sind sehr unterschiedlich und geprägt von vielen verschiedenen privaten Intentionen und Gründen. Lenken Sie Ihren Blick auf das vorangegangene Kapitel und schauen Sie sich Ihre ausformulierten Zielsetzungen an. Aus welchem Grund möchten Sie diese erreichen? Ich habe Ihnen einige Zeilen für Ihre Notizen vorbereitet. Denken Sie stets daran, das geschriebene oder gesprochene Wort ist für uns stärker und reiner in der Wahrnehmung als bloße Gedanken. Gedanken haben wir viele, doch trauen wir uns selten, gewisse Sachen uns selbst einzugestehen und entsprechend anzugehen. Auf diese Weise sind Sie gezwungenermaßen damit konfrontiert und können Ihre Augen nicht davor verschließen. Erst die intensive Arbeit mit der eigenen Person ermöglicht es Ihnen, langfristig erfolgreich Dritte zu analysieren und sich zielgerichtet an einzelne Situationen anzupassen. Seien Sie kritisch und sehr ehrlich mit und zu sich. _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ <?page no="35"?> Tiefen der Persönlichkeit 35 Goldene Regeln der Motivation [1] Setzen Sie sich Ziele! Ziele leiten uns und sind auch in schweren Zeiten eine wichtige Orientierung. Halten Sie Ihre Ziele realistisch, greifbar und messbar - immer nach dem Motto „Schritt für Schritt zum Erfolg“. Unser großes Ziel wird in Teilziele zerlegt, und wir haben bei jeder erreichten Etappe wegen eines greifbaren Erfolgs eine wertvolle Motivation. Nutzen Sie die SMART-Methode auf Ihrem Weg zum Erfolg! [2] Belohnen Sie sich! Nach jedem kleinen Zwischenziel sollten Sie sich belohnen! Ein entspannter Abend zu Hause, ein Abendessen mit dem Partner oder ein Cocktail mit den Freunden. Nehmen Sie sich hin und wieder diese Momente, genießen Sie die Zeit und verwöhnen Sie sich selbst. Ihre persönliche Motivation wird es Ihnen danken und Sie starten erfrischt mit der neuen Herausforderung. [3] Gehen Sie mit Rückschlägen positiv um! Die Welt um uns herum ist nicht immer einfach, alles im Voraus zu bedenken nicht möglich, und jede Handlung auf ideale Weise zu planen und umzusetzen nicht realisierbar. Früher oder später misslingt uns etwas, ein Plan geht nicht auf, und wir müssen unsere Zielsetzung etwas anpassen oder erweitern. Natürlich ärgern wir uns in solchen Momenten, so selten sie auch sein mögen. Stellen Sie sich von vornherein darauf ein und lernen Sie mit diesen umzugehen. Es ist nur ein kleiner Stolperstein auf dem Weg zu unserem Ziel, nichts was uns davon abbringen oder verzweifeln lassen sollten. Denken Sie immer daran: gleich was passiert, sei es noch so ärgerlich und enttäuschend, wir können es nicht mehr ändern. Vergangenes sollte in der Vergangenheit bleiben; konzentrieren Sie sich auf das, was vor Ihnen liegt. Atmen Sie durch, nehmen Sie sich etwas Zeit und sammeln Sie sich wieder. Für den stetigen Erfolg bedarf es eines kühlen Kopfes und keiner unbedachten emotionalen Handlungen. <?page no="36"?> 36 Tiefen der Persönlichkeit [4] Denken Sie positiv! Nutzen Sie die Kraft des positiven Denkens und glauben Sie an sich selbst. Führen Sie sich in schwierigen Situationen immer vor Augen, was Sie bereits geschafft haben, welche Aufgaben und Herausforderungen Sie bereits erfolgreich hinter sich gebracht haben. Positives Denken wirkt sich sehr stark auf unsere Motivation und Stimmung aus, eine noch signifikantere Wirkung weisen negative Gedanken auf. Negative Emotionen bleiben länger in uns und wirken sich stark kontraproduktiv auf unsere Arbeit und das individuelle Auftreten aus. Genau aus diesem Grund ist es von großer Bedeutung für Sie, diesem Prozess entgegenzuwirken. Reden Sie sich das Leben nicht schlecht; wir neigen dazu, Situationen zu schnell negativ zu kategorisieren und diese uns selbst beeinflussen zu lassen. [5] Suchen Sie Unterstützung! Teilen Sie sich und Ihre Ziele Ihren Freunden und Vertrauten mit. Nur wenn Ihr Umfeld weiß, was Sie antreibt und was Sie anstreben, kann es Sie dabei unterstützen. Freunde und Familie sind sehr große Motivationsfaktoren für uns - wir vertrauen ihnen und sie sind um unser Wohl bemüht. Bei Fragen oder in schwierigen Situationen stehen sie uns mit Rat und Tat zur Seite oder sind gute Zuhörer, wenn wir unseren Frust uns von der Seele sprechen müssen. Tauschen Sie sich über Ihre positiven und negativen Erfahrungen aus, Sie erhalten einen differenzierten Blickwinkel auf die einzelnen Situationen. Oftmals fallen uns selbst weitere Aspekte zu einzelnen Vorfällen erst in einem Gespräch darüber auf, und wir stärken unsere Fähigkeit zur persönlichen Selbstreflexion. Ein weiterer großer Vorteil ist die Motivation durch die Tatsache, dass weitere Personen in unser Vorhaben involviert sind, und wir in deren Augen nicht scheitern möchten. Schöpfen Sie Kraft aus dem positiven Zuspruch Ihrer Freunde und Familie und gehen Sie gestärkt an Ihre nächsten Zwischenziele. <?page no="37"?> Tiefen der Persönlichkeit 37 Im Zeitalter der digitalen Vernetzung durch soziale Medien jeder Art fällt uns die Suche nach Unterstützung seitens Dritter einfach. Immer mehr Personen suchen externe Motivation, positiven Zuspruch und allgemeinen Austausch in den diversen Gruppen sozialer Medien. Die Anmeldung ist schnell und einfach, wir können anonym bleiben und unkompliziert mit anderen über unser Vorhaben sprechen. Erfahrungen Dritter sind wertvolle Informationsquellen für uns, wir lernen daraus und können unsere eigenen Vorhaben möglicherweise entsprechend anpassen und umso erfolgreicher und zielgerichteter sein. [6] Sagen Sie „Nein“! Ein kleines Wort mit einer so großen Bedeutung. Einfach mal „Nein“ sagen, sei es im privaten oder im beruflichen Umfeld. Sie können nicht für jede Person in Ihrem Umfeld stets verfügbar sein - es ist von Bedeutung, zusätzliche Aufgaben abzuwägen und in gewissen Situationen diese freundlich, aber klar abzulehnen. Im Arbeitsleben werden Sie primär auf Basis Ihrer Arbeit gemessen, Ihre Aufgaben müssen erledigt und Ihre Kunden zufrieden sein. Kollegen, die Ihnen immer und immer wieder zusätzliche Aufgaben aufbürden, sind an dieser Stelle fehl am Platz und wirken sich kontraproduktiv auf Sie aus. Üben Sie das „Nein“-Sagen erst bei kleinen Anlässen; mit stetiger Erfahrung werden Sie sicherer und können Ihren Mitarbeitenden oder Vorgesetzten gegenüber freundlich, aber selbstbewusst auftreten und zusätzliche Aufgaben ablehnen. [7] Reflektieren Sie Ihr Handeln! Nehmen Sie sich stets ausreichend Zeit für die eigene Reflektion. Denken Sie an Ihre Fortschritte, Ihre Erfolge, aber auch Ihre Misserfolge. Analysieren Sie diese und machen Sie sich Gedanken über ein mögliches weiteres Vorgehen. Sprechen Sie mit Ihnen vertrauten Personen, öffnen Sie sich diesen Menschen und holen Sie sich eine weitere Meinung ein. Feedback Dritter ist sehr wertvoll, da es uns einen differenzierten Blickwinkel auf diverse Situationen und Verläufe gibt. <?page no="39"?> Umweltanalyse Ihr Hauptziel ist ausformuliert, Sie kennen Ihre Unterziele - doch bevor Sie sich an die Umsetzung begeben, ist ein wichtiger Zwischenschritt notwendig. Wie sieht Ihre berufliche und private Umwelt aus, wovon und von wem ist diese jeweils geprägt? Sehr entscheidende Fragen, denn die Beantwortung dieser und die daraus resultierenden Ergebnisse werden Ihr künftiges Handeln beeinflussen. Die Fähigkeit, die eigene Umwelt zu analysieren und auf die primären Faktoren zu bereinigen hilft uns, den Zusammenhang einzelner Einflussgrößen zu verstehen. Stellen wir uns beispielsweise ein Büro vor. Kollegen, Vorgesetzte, die Geschäftsleitung - Individuen mit verschiedenen persönlichen und fachlichen Ausprägungen, Wertvorstellungen, zwischenmenschlichen Beziehungen und vor allem Beziehungen zu Ihnen privater und beruflicher Natur. An dieser Stelle betrachten Sie Ihre Umwelt, mit all den Akteuren und Zusammenhängen in ihr - den offenen und verborgenen Verflechtungen. Wie ich es in der Definition zum Anfang des Buches erwähnt habe, handelt es sich beim Durchsetzungsvermögen um die Fähigkeit, die eigene Meinung, eine Vorstellung oder auch eine neue Idee gegen möglichen Widerstand zu verteidigen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Hierfür ist es ausschlaggebend zu verstehen, mit welchen Gegebenheiten und Personen wir im Alltag konfrontiert sind - differenziert in den privaten und den beruflichen Kontext. Das erste, was vor Ihnen liegt, ist eine Gedankensammlung. Wie sind die zwischenmenschlichen und fachspezifischen Verknüpfungen in Ihrer Arbeit oder in Ihrem Freundeskreis? Gibt es neben den disziplinarischen Vorgesetzten auch inoffizielle „Vorgesetzte“, die ein hohes Ansehen im Kollegiat genießen? Sind die fachlichen Leiter wirklich so gut in ihrem Themengebiet oder gibt es brachliegendes Wissen und übergreifende Fähigkeiten eine disziplinarische Stufe unterhalb ihnen? Wer ist wessen Protegé, mit wem durch Freundschaften verbunden, wer hat mit wem geschlafen <?page no="40"?> 40 Umweltanalyse oder fühlt sich von einer Person im Unternehmen sexuell oder emotional angezogen? Je genauer Sie die Verknüpfungen in Ihrem Umfeld erkennen und verstehen lernen, umso besser werden Sie Ihre darauffolgenden Schritte auf dem Weg zum Ziel planen und durchführen können. Gefällt beispielsweise ein bestimmter Mitarbeiter der weiblichen Führungskraft oder schwärmt ein Vorgesetzter insgeheim von einer Kollegin, so wissen Sie, wen Sie sich besser zum Freund als zum Feind machen sollten. Selbsterklärend natürlich: Ist Ihr Vorgesetzter einem Kollegen oder einer Kollegin emotional oder anderweitig angetan - Finger weg! Sie wollen ja nicht die Eifersucht Ihrer Führungskraft wecken? Erstellen Sie eine Mindmap mit allen Ihnen bekannten Zusammenhängen - für den privaten und den beruflichen Bereich. Bei möglichen Überschneidungen stellen Sie diese ebenfalls grafisch dar. Erweitern Sie diese grafische Darstellung in den kommenden Wochen - achten Sie zielgerichtet auf Ihre Kollegen, Freunde und Familie. Versuchen Sie mögliche Zusammenhänge zu analysieren und Bezüge besser zu verstehen. Je detaillierter Ihre Darstellung mit der Zeit ist, umso leichter wird Ihnen die Umsetzung und Erreichung der persönlichen Ziele fallen. Fügen Sie im Verlauf der Zeit Ihrer Mindmap einen weiteren Faktor hinzu - sich selbst. Wo stehen Sie? In welchem Zusammenhang stehen Sie zu Ihrer privaten und beruflichen Umwelt? In welcher Beziehung steht Ihre Umwelt zu Ihnen, ist diese konform mit der Ihren oder differenziert sich diese? Hinterfragen Sie kritisch jede Ihrer Meinungen. Was ist, wenn meine Einschätzung nicht richtig ist und ich mich getäuscht habe? Bin ich mit in allen Bereichen und bei allen Thesen wirklich gleich sicher? Es ist von ausschlaggebender Bedeutung in Ihrem künftigen Vorgehen, jede aufgestellte These, jede neue Idee oder Meinung zu einer Person kritisch zu hinterfragen und auch gegebenenfalls zu korrigieren. Nehmen Sie Ihre Ausführungen in regelmäßigen Abständen zur Hand und hinterfragen <?page no="41"?> Umweltanalyse 41 diese, versuchen Sie den Fehler drin zu finden, vermeintlich sichere Thesen auf Ihre Grundlagen und Quellen zu analysieren und möglicherweise neu zu gestalten. Eine solche Aufgabe ist komplizierter und herausfordernder Natur. Sie werden getrübt von Ihren individuellen Meinungen und Empfindungen. Bemühen Sie sich um eine neutrale Herangehensweise. Versuchen Sie zu sehen, was Ihnen bislang verborgen war. Mein Hinweis, bevor Sie sich an die Arbeit machen: Eine richtige Mindmap hat zum Hauptthema, wie in der folgenden Graphik abgebildet, weitere Unterbereiche, die ihrerseits zu den jeweiligen einzelnen Aspekten führen. Bemühen Sie sich um eine übersichtliche Darstellung; durch die Erweiterungen im zeitlichen Ablauf wird es sonst schnell unübersichtlich. Kostenlose Mindmap- Programme sind leicht für das vorhandene Betriebssystem gefunden und ermöglichen Ihnen eine einfachere Anpassung der Zusammenhänge bei künftigen neuen Informationen, durch weiterführende genauere Beobachtungen oder unvorhergesehen eintreffende Ereignisse. <?page no="42"?> 42 Umweltanalyse Mindmap - Umweltanalyse <?page no="43"?> SWOT-Analyse Die SWOT-Analyse ist eine gängige Herangehensweise bei der Analyse vom Wettbewerb in der betriebswirtschaftlichen Betrachtungsweise. Abgeleitet lässt sich diese Methode ideal auf die Analyse unserer alltäglichen Wettbewerber anwenden - die Kollegen im Büro, die Vorgesetzten, die über Ihre Beförderung entscheiden, oder Personen im Bekanntenkreis. Wer sind Sie, was zeichnet Sie aus? Welche individuellen Stärken zeichnen Sie aus, welche Schwächen sind Ihre Achillesferse, welche künftigen Möglichkeiten könnten Sie weiter nach vorne bringen und was könnte Sie stürzen lassen? Nicht einfach zu beantwortende Fragen, umso entscheidender sind die Antworten auf Ihr künftiges Handeln und die persönliche Zielerreichung. Ich habe Ihnen die vier angesprochenen Bereiche auf den folgenden Seiten vorbereitet: [1] Stärken Was sind die persönlichen und fachlichen Stärken der Person? Was zeichnet diesen Menschen im privaten oder beruflichen Kontext aus? Eine Stärke kann auch ein zwischenmenschliches Verhältnis sein, Freundschaften oder beispielsweise gute Kontakte zu Kunden. [2] Schwächen Welche Schwächen, persönlichen oder fachlichen Defizite weist Ihr Kontrahent aus? Worin ist diese Person nur durchschnittlich oder sogar noch schlechter? Gibt es allen bekannte Defizite oder sind diese eher als versteckt bzw. unbekannt zu betrachten, Ihnen oder nur einigen wenigen bekannt? [3] Möglichkeiten Hat Ihr Konkurrent wegen persönlicher oder fachspezifischer Fähigkeiten neue potenzielle Möglichkeiten? Könnte er auf Basis spezifischer Kontakte oder Fähigkeiten eine bessere Position erhal- <?page no="44"?> 44 SWOT-Analyse ten und Ihnen damit in die Quere kommen? Ruhiges und souveränes Verhalten kann als stetig angesehen werden und in der langfristigen unternehmerischen Personalplanung zu einer Beförderung führen. Vielleicht ist gerade ein ruhiger, aber zielgerichteter neuer Teamleiter mit gutem Personalumgang gesucht. [4] Befürchtungen Welche seiner im ersten Moment als Stärken erscheinenden Eigenschaften können in Zukunft negative Folgen nach sich ziehen? Ist diese Person sehr extrovertiert und versucht andere im Akkordtempo zu übertrumpfen? Könnte er hierbei von der restlichen Belegschaft als unangenehm, gierig oder egoistisch empfunden werden? Gleiches gilt für den zuständigen Team- oder Abteilungsleiter, der ihn aus diesem Grund blockieren wird und nicht aufsteigen lässt? Sind möglicherweise Kunden nicht 100prozentig zufrieden und drohen auf Grund auslaufender Verträge den Anbieter zu wechseln? Analysieren Sie Ihre primären Konkurrenten oder Vorgesetzten nach diesem abgeleiteten SWOT-Schema. Hinterfragen Sie die Persönlichkeiten und das Verhalten der jeweiligen Personen kritisch. Bemühen Sie sich um ein Einschätzung aus verschiedenen Blickwinkeln - eine Stärke kann zur Gefahr werden und eine Schwäche zu einer Möglichkeit. <?page no="45"?> SWOT-Analyse 45 Wettbewerber I Stärken _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Schwächen _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Möglichkeiten _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Befürchtungen _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ <?page no="46"?> 46 SWOT-Analyse Geheimnisse (seien Sie stets gut vorbereitet, man kann ja nie wissen ...) _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Wettbewerber II (Vorgesetzter) Stärken _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Schwächen _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Möglichkeiten _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ <?page no="47"?> SWOT-Analyse 47 Befürchtungen _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Geheimnisse (seien Sie stets gut vorbereitet, man kann ja nie wissen ...) _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Wettbewerber III (Vorgesetzter) Stärken _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Schwächen _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ <?page no="48"?> 48 SWOT-Analyse Möglichkeiten _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Befürchtungen _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Geheimnisse (seien Sie stets gut vorbereitet, man kann ja nie wissen ...) _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ <?page no="49"?> Eigenanalyse Die kritische Hinterfragung der eigenen Person ist wohl die schwerste und herausforderndste Aufgabe, welcher Sie sich stellen müssen. Keinem von uns fällt es leicht, Schwächen und persönliche sowie fachliche Defizite in einzelnen Bereichen zuzugeben. Umso bedeutender ist es, an dieser Stelle ehrlich zu sich selbst zu sein. Es geht um Sie und Sie alleine beschäftigen sich in diesem Moment mit dieser Herausforderung. Die Fähigkeit der Selbstreflexion und der Ehrlichkeit gegenüber sich selbst sind für Sie von bedeutender Maßgeblichkeit. Unser Leben ist vielfältig und birgt neue und herausfordernde Situationen auf unserem Weg - die ehrliche Selbstreflexion wird Sie auf Ihrem Weg unterstützen und Ihnen eine breitere Betrachtungsweise ermöglichen. Wenden Sie die zuvor kennengelernte und verwendete abgeleitete SWOT-Analyse an sich selbst an; auf die gleiche Weise wie bei der letzten Aufgabe zur Analyse Ihres privaten und beruflichen Umfelds. Welche Stärken und Schwächen haben Sie jeweils im privaten und/ oder beruflichen Umfeld? Unterteilen Sie Ihre Aufstellung in persönliche und fachliche Faktoren. Möglichkeiten und Befürchtungen sind an dieser Stelle von großer Bedeutung, denn an diese Fähigkeiten und Eigenschaften müssen wir in Zukunft zielgerichtet angehen. Nicht jede Eigenschaft, die im ersten Moment als Schwäche erscheint, ist ausschließlich negativ zu sehen. Sie sind für die Arbeit in Ihrer Branche vielleicht rund zehn Jahre zu jung, doch aufgrund Ihres jungen Alters fallen Sie positiv auf und Ihnen wird mehr Beachtung geschenkt. Erkennen Sie Ihr Potential, nutzen Sie die Ihnen gegebenen Chancen und lassen Sie diese nicht aus den Händen gleiten. Oftmals sind es kurze Momente in unserem Leben, die potenziell viel Gutes für uns mit sich bringen. <?page no="50"?> 50 Eigenanalyse Sie selbst, einige ehrlichen Worte zu Ihnen: Stärken _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Schwächen _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Möglichkeiten _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Befürchtungen _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ <?page no="51"?> Eigenanalyse 51 Geheimnisse (Seien Sie ehrlich zu sich, was haben Sie auf dem Kerbholz? ) _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Subjektive Wahrnehmung - Gratwanderung der Analyse In der letzten Übung setzten Sie sich intensiv mit Ihrer eigenen Person und Ihren individuellen Stärken und Schwächen auseinander. Nun ist es an Ihnen, sich mit Ihren Aussagen kritisch in Hinsicht auf die private und berufliche Realität auseinanderzusetzen, den Filter der subjektiven Wahrnehmung abzuschalten und die falschen Vermutungen zu erkennen. Wie würden Sie die zwei folgenden Aussagen hinsichtlich der dahinterstehenden Person analysieren? Wer hätte bessere Chancen, beruflich aufzusteigen und sich bei seinen Vorgesetzten und Mitarbeitenden zu profilieren? „Stärke: Ich bin ein offener Mensch und kann sehr gut auf Menschen zugehen. Beruflich ermöglicht mir diese Fähigkeit guten Kundenkontakt, und ich kann meine Kolleginnen und Kollegen bei auftretenden Problemen unterstützen.“ „Schwäche: Mir liegt es nicht immer, in der Arbeit nach vorne zu preschen. Ich stehe zwar gerne im Mittelpunkt, doch habe ich einfach keine Lust auf diesen Konkurrenzkampf - er erzeugt nur unangenehme Stimmung. Ich konzentriere mich auf meine Arbeit, halte mich zurück und falls jemand meine Hilfe benötigt, unterstütze ich gerne.“ Hier handelt es sich um zwei vermeintlich sehr unterschiedliche Verhaltenstypen, auch wenn Sie nach dem Lesen bereits Tendenzen in Ihrer Einschätzung erkennen, so liegen jedoch für eine aussagefähige Analyse zu wenige Informationen vor. <?page no="52"?> 52 Eigenanalyse Ihre Einschätzung der erfolgswirksamen Faktoren des eigenen Verhaltens in Kombination mit persönlichen und fachlichen Kompetenzen muss um einen nächsten bedeutenden Parameter erweitert werden. In Abhängigkeit von der zu analysierenden Umgebung kann dieser Parameter sehr unterschiedlich aussehen. Hier sind Ihre wachsende Erfahrung in der Selbst- und Fremdeinschätzung sowie Ihre intensive Umweltanalyse gefragt. Im Verlauf der vergangenen Jahre hat mir eine bestimmte Hypothese stets wertvolle Dienste geleistet. Die Eigenanalyse liefert keine Musterlösung, die in allen Bereichen des Lebens zur schnellen Entscheidung anwendbar ist. Sie hat eine größere Tiefe, an ihr bin ich gewachsen und ich konnte meinen Kontrahenten einen Schritt voraus sein. An dieser Stelle fangen Sie im positiven Sinne an, sich anders zu verhalten und gegenüber anderen Personen Ihres Umfelds im Vorteil sein. Die Kunst des rationalen Handelns, der Trennung von Emotionen aus unseren Entscheidungen und der Hypothese sowie die subjektive Wahrnehmung sind entscheidend für unser Leben, die alltäglichen Handlungen und unsere künftigen Entscheidungen. Ihre Einschätzung ist falsch, unbegründet der vorliegenden Annahmen und Argumente - sie ist fehlerhaft und verfälscht durch Ihre subjektive Wahrnehmung, Erfahrungen aus der Vergangenheit, Prägungen aus der elterlichen und schulischen Erziehung. Unser Alltag ist von verschiedenen Situationen und neuen Ereignissen geprägt. Unbewusst selektieren Sie diese mit Hilfe Ihrer über die Jahre gesammelte Erfahrung und ordnen sie individuellen Kategorien zu. Ihre Einschätzung kann eine negative oder positive Tendenz annehmen, als Angriff oder Verteidigung der anderen Person Ihnen gegenüber interpretiert werden. Die Möglichkeiten der Unterteilung scheinen unendlich zu sein, denn wo persönliche Empfindungen und Gefühle uns beeinflussen, sind klare Grenzen nicht mehr zu ziehen. An dieser Stelle zeigt sich auch Ihre größte Herausforderung für das private und berufliche Durchsetzungsvermögen. Menschen haben unterschiedliche Persönlichkeiten, die sehr vielfältiges Verhalten hervorrufen. <?page no="53"?> Eigenanalyse 53 Sie kennen sicher die eine oder andere Person, die von sich behauptet, gute Menschenkenntnis zu haben. Doch auf welcher Basis schätzt diese Person sich selbst so ein? Was ist mit Ihnen, können Sie andere Menschen gut „lesen“? Sind Sie sich sicher, oder liegen Sie vielleicht unbewusst oft falsch? Ein Thema, zu dem es in der Literatur viele Werke gibt, an Universitäten ganze Studiengänge und unzählige vermeintlich sinnvolle Fortbildungen. Die Komplexität der menschlichen Persönlichkeit verbunden mit unbekannten Zielsetzungen und verborgenen Motiven lässt menschliches Verhalten nicht rational greifbar erscheinen. Doch ist das wirklich richtig, dass es keine Möglichkeit der Einschätzung des individuellen Verhaltens gibt? Die Vorgesetzten richtig verstehen, Konkurrenten besser einschätzen, das eigene Verhalten zielgerichtet steuern - ist das nicht möglich? „Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, sondern mit den Augen die Tür zu finden.“ Werner von Siemens Es gibt ein einfaches und doch sehr wertvolles Modell der Verhaltensanalyse, nützlich in der Anwendung für Ihr privates und berufliches Durchsetzungsmodell. Im Folgenden möchte ich Ihnen dieses auf theoretischer Sicht kurz vorstellen und an Hand praktischer Anwendungsmöglichkeiten in differenzierten Bereichen des privaten und beruflichen Lebens anwenden lassen. <?page no="54"?> Eigenanalyse 54 „Wer eine Zeit lang gütig schien und nun, um etwas zu erreichen, hart werden will, muss es mit den gehörigen Übergängen tun und die Gelegenheiten so wahrnehmen, dass er, bevor er infolge der Veränderung seines Wesens die alten Freunde verliert, schon so viele neue gewonnen hat, dass seine Macht keine Einbuße erleidet, sonst wird er durchschaut und geht ohne Freund zugrunde.“ Niccolo Machiavelli <?page no="55"?> Verhaltensanalyse Im beruflichen sowie privaten Leben treffen wir unzählige Menschen, manche nur für einen kurzen Moment, andere wiederum erleben wir dauerhaft im Arbeitsalltag oder zählen sie zu unseren Freunden. Wer sind diese Menschen und was zeichnet sie aus? Die erste Einschätzung ist vermeintlich einfach und doch sehr bedeutend: Innerhalb weniger Sekunden schätzen wir unser Gegenüber ein, ist die Person mir sympathisch oder eher weniger? Unser Unterbewusstsein arbeitet hierbei mit Erfahrungswerten aus unserer Vergangenheit, der Erziehung, individuellen Werten, Emotionen und Stimmungen, die wir mit bestimmten Persönlichkeitstypen verbinden. Manche würden eine unterbewusste und subjektive Einschätzung anderer Personen innerhalb weniger Momente als Menschenkenntnis kategorisieren; eine sehr vage Aussage, finde ich - wäre es nicht möglich, einen Menschen etwas strukturierter und bewusster einschätzen zu können? Auf einer rationalen Basis, fern von subjektiven Empfindungen und unseren Emotionen? Ich arbeite seit Jahren mit dem DISG-Modell des amerikanischen Psychologen William Marston, der es in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt hatte. Das DISG-Modell ermöglicht es Ihnen, menschliches Verhalten zielgerichtet und strukturiert zu analysieren und die Persönlichkeit hinter spezifischem Verhalten und gewissen Taten zu verstehen. Mit dieser Methode führen Sie keine psychologische Analyse Ihres Gegenübers durch - Sie analysieren das Verhalten der anderen Person und lernen auf diese Art und Weise, wie Sie auf bestimmte Gegebenheiten zu Ihren Gunsten reagieren können. Marston entwickelte aus der anfänglichen Unterscheidung der beiden Dimensionen „extrovertiert/ introvertiert“ und „aufgabenorientiert/ menschenorientiert“ im weiteren Verlauf seiner Forschung das DISG-Modell. In diesem Modell der Verhaltensanalyse definierte er die folgenden vier Grundtypen der Persönlichkeit: <?page no="56"?> 56 Verhaltensanalyse Dominant (D) = extrovertiertes und aufgabenorientiertes Verhalten Initiativ (I) = extrovertiertes und menschenorientiertes Verhalten Stetig (S) = introvertiertes und menschenorientiertes Verhalten Gewissenhaft (G) = introvertiertes und aufgabenorientiertes Verhalten Wichtig ist, bei diesem Modell von Anfang an ein Schubladendenken zu vermeiden. Jedes verhaltensorientierte Modell unterstützt uns nur; die fehlerfreie Einschätzung einer Person ist nicht möglich. In der Persönlichkeitsstruktur nach dem DISG-Modell ist jede Verhaltenstendenz aus den vier Bereichen vorhanden - die Differenzierung findet nach der in ihr vorkommenden Intensität statt. Bei den meisten Menschen herrschen mindestens zwei der vier Verhaltensweisen vor. Wichtig zu bedenken ist, dass Menschen sich im privaten sowie beruflichen Bereich gewöhnlich unterschiedlich verhalten. Dominanter Stil Menschen mit einem dominanten Verhaltensstil denken und handeln gerne schnell. Sie bemühen sich Dinge zu beeinflussen und gegebenenfalls nach ihrem Willen zu ändern. Problemstellungen und Herausforderungen werden direkt angegangen und nicht lange vor sich hergeschoben. Ein gegebener Status Quo wird gerne in Frage gestellt, Antworten müssen klar und direkt sein, <?page no="57"?> Verhaltensanalyse 57 grundsätzlich werden vielfältige Aufgabenbereiche und individuelle Unabhängigkeit bevorzugt. Es gibt keinen zweiten Platz, nur den Sieger und die Verlierer. Diesem Motto treu, nehmen sie gerne Herausforderungen an und treten in Wettbewerb mit anderen. Im Mittelpunkt fühlen sie sich wohl und unternehmen gerne den Versuch, Einfluss auf ihr Umfeld zu nehmen oder dieses gar vollständig zu kontrollieren. Sie verlangen viel von sich selbst und den Mitmenschen um sie herum, sie entwickeln große Willenskraft, um ihre Ziele - gegebenenfalls auch gegenüber anderen - durchzusetzen. Persönlichkeitseigenschaften: entschlossen, willensstark, herausfordernd, konkurrierend, ergebnisorientiert, stur, bestimmend, durchsetzungsfähig, direkt, offen, mutig, aggressiv, hartnäckig, ruhelos, anspruchsvoll. Initiativer Stil Menschen mit einem initiativen Verhaltensstil sind sehr offen gegenüber neuen Kontakten eingestellt und bemühen sich, andere von ihren Ansichten zu überzeugen. Ihr Herz tragen sie auf der Zunge, sie sind offen, optimistisch und drücken gerne ihre Gedanken und Gefühle aus. Bei Gruppenaktivitäten blühen sie im Kontakt und Austausch mit anderen Menschen auf, motivieren diese und versuchen eine Gemeinschaft unter den Beteiligten zu schaffen. Diszipliniert an ihren Aufgaben sind sie soweit wie nötig, und handeln allgemein eher spontan. Gegen Kontrolle und Detailarbeit sträuben sie sich, kreative und unabhängige Tätigkeiten liegen ihnen. Voller Tatendrang und Energie machen sie sich an ihre Aufgaben, häufig verzetteln sie sich jedoch in zu vielen Aktivitäten wegen eines mangelnden zu verfolgenden klaren Ziels. Persönlichkeitseigenschaften: beziehungsorientiert, beeinflussend, begeisternd, emotional, gesprächig, anregend, optimistisch, spontan, gesellig, freundlich, nett, inspirierend, fröhlich, gewinnend, kontaktfreudig, verspielt, gesprächig, unterhaltsam. <?page no="58"?> 58 Verhaltensanalyse Stetiger Stil Menschen mit einem stetigen Verhaltensstil bemühen sich um ein organisiertes Umfeld ohne große Veränderungen und spontane Situationen. Eine stabile und harmonische Atmosphäre, Sicherheit und klare Absprachen sind diesen meist geduldigen Zuhörern sehr wichtig. Eine Position als Teamleiter streben sie nur selten an, sie fühlen sich als Teammitglied sehr wohl - sich selbst zu präsentieren fällt ihnen schwer, und sie vermeiden dies, so gut sie können. Es ist ihnen wichtig, für ihre geleistete Arbeit Anerkennung zu erhalten, ohne sich bewusst danach zu bemühen. Sie bevorzugen es, spezifische Fähigkeiten zu entwickeln oder sich Fachwissen anzueignen, um die anfallende Arbeit in einer ruhigen Atmosphäre zu erledigen. Persönlichkeitseigenschaften: treu, loyal, hilfsbereit, teamfähig, unterstützend, bescheiden, bewahrend, geduldig, pragmatisch, zuverlässig, ausgleichend, entspannt, aufmerksam, beständig, rücksichtsvoll, gutmütig, einsichtig, mitfühlend, verbindlich. Gewissenhafter Stil Ordnung, Disziplin, klare Grenzen und eine sachliche Atmosphäre sind für Menschen mit einem gewissenhaften Stil unabdingbar. Sie benötigen dieses Umfeld, um ihre Arbeit in stets höchster Qualität erledigen zu können. Aufgabenstellungen werden sorgfältig analysiert; ein hoher Standard, unabhängig von der sich widmenden Aufgabe, ist für sie sehr wichtig. In ihrer systematischen und präzisen Herangehensweise neigen sie dazu, sich zu verlieren, denn die resultierende Qualität steht für sie an erster Stelle. Erwartungen, Vorgaben und Grenzen sollten diesem Verhaltensstil nach klar definiert sein. Sie streben womöglich keine Führungsposition an, ihre Vorgesetzten sollten jedoch mit fachlicher Kompetenz zu überzeugen wissen und ihre Fähigkeiten und Leistungen schätzen. Persönlichkeitseigenschaften: hohe Maßstäbe, detailorientiert, selbstdiszipliniert, vorsichtig, analytisch, logisch, systematisch, genau, reserviert, gründlich, beherrscht, akkurat, vorausplanend, reserviert, vorsichtig. <?page no="59"?> Verhaltensanalyse 59 Zwei-Dimensionen-Modell Das in der folgenden Graphik dargestellte Zwei-Dimensionen- Modell ermöglicht Ihnen einen weiteren Blick auf die DISG- Verhaltensanalyse und die Kategorisierung von grundlegenden Verhaltenstendenzen an Hand zweier Dimensionen: Beziehung und Kontrolle. Die Graphik verdeutlicht die jeweiligen Ausprägungen der vier Grundtypen zu zwischenmenschlichen Beziehungen und dem Verlangen nach persönlicher Kontrolle des eigenen Umfelds. Denken Sie an den beruflichen Kontext - welche Berufe würden Sie den jeweiligen Verhaltenstypen zuweisen, beziehungsweise in welchen Fachbereichen sehen Sie die jeweiligen Persönlichkeiten tendenziell? Dominanter Verhaltenstyp _______________________________________________________ ______________________________________________________ Initiativer Verhaltenstyp _______________________________________________________ ______________________________________________________ <?page no="60"?> 60 Verhaltensanalyse Gewissenhafter Verhaltenstyp _______________________________________________________ ______________________________________________________ Stetiger Verhaltenstyp _______________________________________________________ ______________________________________________________ Lassen Sie uns Ihr neues theoretisches Wissen in vollem Umfang in die Praxis umsetzen und, als direkte Übung, an Ihnen selbst anwenden. Es ist von großer Bedeutung, sich mit der eigenen Person, seiner Persönlichkeit, den individuellen Beweggründen auseinanderzusetzen und das eigene Verhalten ehrlich zu reflektieren. „Wie würden Sie Ihre eigene Persönlichkeit einschätzen? “ Haben Sie eine dominante Veranlagung, sind Sie eine initiative Persönlichkeit oder doch eher im stetigen oder gewissenhaften Verhaltensbereich? Welche der vier Verhaltenstendenzen weist bei Ihnen die primäre und welche die sekundäre Dominanz auf? An dieser Stelle ein wichtiger Hinweis, bevor Sie sich an die Arbeit machen: Differenzieren Sie Ihre Eigenanalyse in zwei Bereiche, den privaten und den beruflichen. Aus persönlicher Erfahrung kann ich Ihnen sagen, dass die meisten Menschen sich in der Arbeit anders verhalten als in ihrem privaten Umfeld. Denken Sie auch an die einleitenden Worte in diesem Kapitel: „In der Persönlichkeitsstruktur nach dem DISG-Modell ist jede Verhaltenstendenz aus den vier Bereichen vorhanden - die Differenzierung findet nach der in ihr vorkommenden Intensität statt. Bei den meisten Menschen herrschen mindestens zwei der vier Verhaltensweisen vor.“ Überstürzen Sie Ihre Antworten nicht, sondern denken Sie gründlich nach - lassen Sie sich nicht von Ihren ersten Gedanken und Situationen, an die Sie denken, täuschen. Reflektieren Sie die vergangenen Jahre aus privater und beruflicher Sicht. Seien Sie <?page no="61"?> Verhaltensanalyse 61 ehrlich zu sich, nur so gelingen Ihnen die optimale Einschätzung des Ist-Zustands und die zielgerichtete Weiterentwicklung. Tragen Sie Ihre Überlegungen in die folgenden Zeilen ein und greifen Sie diese von Zeit zu Zeit wieder auf. Gehen Sie daraufhin an Ihre Notizen und überlegen Sie, ob Sie auch künftig der gleichen Meinung sein werden oder ob Sie Anpassungen vornehmen könnten. _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Verhaltensanalyse im privaten Umfeld Sie waren in den letzten Kapiteln intensiv mit der Analyse Ihrer Umwelt sowie Ihrer selbst beschäftigt. Keine einfache Aufgabenstellung, doch resultiert aus dieser wertvolles Wissen über Stärken und Schwächen, über das Verhalten anderer und über die auf den ersten Blick verborgenen Motive und Intentionen eines Einzelnen. Lassen Sie uns nun Ihr neu gewonnenes Wissen in der Praxis anwenden - vereinen wir die einzelnen Analysen und Reflexionen zu einem Gesamtbild. Sie haben Ihre Umwelt sowie die sich selbst hinsichtlich individueller Stärken und Schwächen analysiert und das DISG-Modell der Verhaltensanalyse kennengelernt. Begeben wir uns in Ihren privaten Bereich, in den Kreis Ihrer engsten Familienmitglieder. Welches Verhalten legen diese Familienmitglieder an den Tag, welche Verhaltensschwerpunkte sind Ihnen in der Vergangenheit besonders aufgefallen? Sind sie eher extrovertiert oder introvertiert, ist des Weiteren menschenorientiertes oder eher verhaltensorientiertes Verhalten zu erkennen? Denken Sie an unterschiedlichste Situationen der vergangenen Jahre: Welches Verhalten fällt Ihnen bei den jeweiligen Personen besonders auf? <?page no="62"?> 62 Verhaltensanalyse Wenn Sie an Ihre Freunde denken, Ihre beste Freundin, Ihren besten Freund: Wie würden Sie diese Ihnen nahestehenden Personen mit Ihren neuen Fähigkeiten einschätzen? Welches Verhalten, welche Persönlichkeitstypen würden Sie ihnen jeweils zuschreiben? Strukturieren Sie Ihre Gedanken übersichtlich und vermerken Sie, falls vorhanden, zugehörige Beispiele für die Schlussfolgerung Ihrer Analyse. Verhalten der Eltern (Mutter und/ oder Vater) _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Verhalten der besten Freundin/ des besten Freundes _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Das Verhalten von uns sehr nahestehenden Personen rational zu reflektieren ist eine sehr große Herausforderung. Im Lauf der Zeit werden sich Ihre analytischen Fähigkeiten stetig verbessern und Sie beginnen gewisse Ereignisse und Eigenschaften unter einem differenzierten Blickwinkel zu betrachten. Kehren Sie einzeln zu Ihren Notizen zurück und betrachten Sie sie. Würden Sie erneut die gleiche Einschätzung vornehmen oder gibt es Bereiche, die Sie künftig anders beurteilen würden? <?page no="63"?> Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld Denken Sie an Ihre Arbeit, Ihren direkten Vorgesetzten, den Bereichsleiter oder Geschäftsführer Ihres Unternehmens, Ihre Kolleginnen und Kollegen. Eine bunte Vielfalt an unterschiedlichen Persönlichkeitstypen mit differenzierten Ausprägungen ihres Verhaltens. Wenn das für Ihre Analyse nicht schon fordernd genug wäre, so kommt eine weitere Herausforderung auf Sie zu. Doch keine Sorge, ich werde Sie mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung dabei unterstützen! Die besondere Schwierigkeit im Arbeitsalltag ist letztlich, dass viele Menschen sich im beruflichen Alltag anders als im Privatleben verhalten. Manche Personen sind deutlich introvertierter als andere, nehmen die Gegebenheiten in Ihrer Umgebung hin und streben nicht nach höheren Positionen. Zusätzliche Aufgaben nehmen Sie ohne Einwände an und es fällt Ihnen schwer den eigenen Standpunkt gegenüber den Kollegen oder Vorgesetzten klar darzustellen. Extrovertierte und sehr zielgerichtete Persönlichkeiten haben wiederum ihre eigene Karriere, das eigene Wohl im Fokus. Der Konkurrenzkampf ist für sie ein Wettkampf, an welchem sie Freude empfinden. Und Ellenbogen zu zeigen sehen sie als Mittel zum Ziel (Zweck). Ihre Intention ist klar, den Konkurrenten überlegen zu sein, vor den Vorgesetzten zu glänzen und die Karriereleiter aufzusteigen. Lassen Sie uns schrittweise vorgehen und mit der Analyse in Ihrem Arbeitsumfeld beginnen. Schauen Sie in Ihren Gedanken nach links und nach rechts, denken Sie an Ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen. Der Gedanke an einen persönlich nahestehenden Kollegen erscheint zunächst sehr hilfreich. Die Person ist Ihnen vertraut, Sie verbindet vielleicht eine über die Arbeit hinausgehende Freundschaft und die gemeinsame Arbeit ist angenehm. Doch genau an dieser Stelle verbirgt sich das Problem - Ihre persönliche Nähe zueinander. Emotionen und Nähe der zu analysierenden <?page no="64"?> 64 Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld Person gegenüber trüben unsere Entscheidungsfähigkeit und verfälschen rationale Entscheidungen. Eine erste Besonderheit, welche ich Ihnen auf den Weg geben möchte. Analog verhält es sich mit Personen, denen wir gegenüber nicht positiv gestimmt sind. Unsere Einstellung ist verfälscht durch negative Stimmungen und eine gewisse Abneigung, begründet auf vergangenen Gegebenheiten und Erfahrungen. Ein vermeintlich einfaches und doch so starkes Beispiel in der Erklärung unserer subjektiven Wahrnehmung und der Gefahr dahinter ist Folgendes: Denken wir an unseren Lebenspartner, unsere Geschwister, die eigenen Kinder oder andere uns sehr nahestehende Personen, so kommen immer ersten Moment stets nur positive Gedanken und Empfindungen. Lassen wir unsere Gedanken in die andere Richtung schweifen, an uns unliebsame Menschen oder ehemalige Partner, die uns emotional verletzt haben. Sie merken es selbst - es folgen negative Emotionen und Gedanken. Die Kunst der rationalen Gedanken ist eine lebenslange Schule - wenn ein Mensch diese Fähigkeit in ihrer Fülle erreicht, so ist es ein großer Vorteil. Für Sie ist an dieser Stelle eines wichtig: werden Sie sich dessen im Allgemeinen bewusst. Die Erkenntnis über uns beeinflussende Faktoren und das allgemeine menschliche psychologische Verhalten ist der erste Schritt für Ihren langfristigen Erfolg! Verhaltensanalyse vom Kollegen Zurück zu Ihrer Analyse der Menschen in Ihrem Arbeitsumfeld: Beginnen Sie mit Ihren engsten Arbeitskollegen. An welches Verhalten müssen Sie im ersten Moment denken? Wenn Sie diese Person in drei kurzen Sätzen beschreiben müssten, welche wären es? Nehmen Sie sich einen kurzen Moment Zeit und reflektieren Sie das Verhalten Ihrer Kollegin, Ihres Kollegen. Machen Sie es nicht in Eile, nehmen Sie sich für diese kleine Aufgabe einige Minuten und schreiben Sie maximal drei Sätze in den folgenden Zeilen auf. Erinnern Sie sich an das vorherige Kapitel bei Ihrer Beantwortung und berücksichtigen Sie die kennengelernten Verhaltenstypen bei Ihrer Herangehensweise. <?page no="65"?> Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld 65 Beschreibung des Ihnen am nächsten stehenden Arbeitskollegen bzw. Arbeitskollegin in drei knappen Sätzen: _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ (Kurzer Hinweis: Bitte erst weiterlesen, wenn die Zeilen mit Ihrer kurzen Analyse befüllt sind.) Nun gehen wir einen Schritt weiter und reflektieren die individuellen täglichen Situationen, in denen Sie der analysierenden Person begegnen, mit ihr zusammenarbeiten. Beginnen Sie früh am Morgen mit dem Betreten des Büros, des Geschäftes oder der Produktion. Was fällt Ihnen an der Körpersprache auf, wie verhalten sich der Blick, die Gestik und die Stimme? Gibt es Unterschiede in den einzelnen morgendlichen Begrüßungen Ihnen gegenüber und hinsichtlich anderer Personen? Begeben Sie sich nun in Gedanken zum allgemeinen Tagesablauf, an welches Verhalten müssen Sie denken? Ein extrovertiertes oder eher introvertiertes Auftreten - möglicherweise Unterschiede in Hinblick auf bestimmte Personengruppen? Denken Sie nun an von außen wirkende Faktoren, beispielsweise Stress, anstrengende Kunden oder herausfordernde Vorgesetzte. Wie ist das Verhalten der von Ihnen analysierenden Person unter diesen speziellen Gegebenheiten geprägt? Als kleine Hilfestellung habe ich Ihnen die zu reflektierenden Bereiche etwas differenziert und einige leere Zeilen für Sie vorbereitet. Gehen Sie nach und nach durch die Teilbereiche, ganz wichtig jedoch, lassen Sie sich ausreichend Zeit bei der jeweiligen Beantwortung. Analog wie oben - erinnern Sie sich an das vorherige Kapitel bei Ihrer Beantwortung und berücksichtigen Sie die kennengelernten Verhaltenstypen bei Ihrer Herangehensweise. Schreiben Sie zu <?page no="66"?> 66 Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld jedem Teilbereich am unteren Ende jeweils die kennengelernten Verhaltenstendenzen nach DISG dazu. Es wird Ihnen eine große Hilfe bei Ihrer Gesamteinschätzung dieser Person sein. Morgendliches Verhalten und Auftreten - Wie betritt die zu analysierende Person ihren Arbeitsplatz? Was fällt Ihnen an der Begrüßung, der Körpersprache und dem allgemeinen Verhalten auf? _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Verhalten während der Arbeit - Wie lässt sich das Verhalten im Arbeitsprozess charakterisieren? An welche Verhaltenstendenzen müssen Sie in Ihrer Reflexion an die verschiedenen alltäglichen Situationen denken? _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Zwischenmenschliches Verhalten - Wie verhält sich diese Person anderen Kollegen, Vorgesetzten oder Kunden gegenüber? Unterteilen sie diese drei Bereiche in Ihrer Analyse wie im Folgenden dargestellt. Seien Sie ehrlich, kritisch und rational in Ihrer Analyse. Zeigen Sie die positiven aber auch möglichen negativen Verhaltenstendenzen auf, strukturieren Sie diese und benennen Sie kurze Beispiele für Ihre Behauptungen. Verhalten gegenüber Mitarbeitenden _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ <?page no="67"?> Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld 67 Verhalten gegenüber Vorgesetzten _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Verhalten gegenüber Kunden (telefonisch bzw. persönlich) _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Verhaltensanalyse vom Vorgesetzten Nun möchte ich mich mit Ihnen einer etwas komplexeren Aufgabe widmen. Der Analyse und Verhaltenseinschätzung Ihres direkten Vorgesetzten. Unabdingbar für Ihren künftigen beruflichen Erfolg ist, das Verhalten der Vorgesetzten im Detail zu verstehen und situationsbedingt darauf eingehen zu können. Warum handelt Ihre Vorgesetze bzw. Ihr Vorgesetzter so, wie sie oder er es tut? Welche Intentionen, offenen oder verdeckten Zielsetzungen verbergen sich hinter dem Verhalten? Was ist diesen Personen im beruflichen Kontext besonders wichtig? Wie arbeitet diese Person und welche Ansprüche stellt Ihr Vorgesetzter bzw. Ihre Vorgesetzte an seine Mitarbeitenden? Hinsichtlich persönlichen Vorteilen und möglichen Beförderungen - auf was haben Sie in Zukunft zu achten, in welche Richtung gilt es sich zu entwickeln? Ist diese Person glücklich bei der Arbeit oder ist es Arbeit des Geldes Willen? Welche persönlichen Interessen prägen Ihre Vorgesetzte oder Ihren Vorgesetzten? Auch von der anderen Seite betrachtet, welche Sorgen kreisen in ihren oder seinen Gedanken? <?page no="68"?> 68 Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld Fragen über Fragen, komplex wirkend im ersten Moment. Doch im Verlauf der Arbeit mit der Verhaltensanalyse wird es Ihnen immer leichter fallen und Sie können sich in die Analyse vertiefen. Welche Verhaltenstendenzen fallen Ihnen im Rahmen Ihrer Reflexion auf? Eine solche Analyse ist nicht an einem Tag getan, dies bedarf Zeit und Ruhe in der Beobachtung und Einschätzung. Es ist wichtig, strukturiert und fokussiert an diese Aufgabe heranzugehen, Fehlurteile sind verständlicherweise unbedingt zu vermeiden. Im Idealfall sind Sie bereits mindestens einige Monate in diesem Angestelltenverhältnis tätig und haben verschiedene Situationen erlebt. Je mehr Erfahrungen Sie mit der zu analysierenden Person gemacht haben, umso einfacher wird Ihnen die Einschätzung fallen. Im Laufe der Zeit vertiefen Sie Ihre Fähigkeiten und werden in der Lage sein, das individuelle Verhalten von Menschen innerhalb kürzester Zeit richtig einzuschätzen. Die Erkenntnis über die Persönlichkeit Ihres Gegenübers in ihrer Vielfalt an offenen und verdeckten Intentionen ist Ihr Schlüssel zum Erfolg - im beruflichen und im privaten Umfeld. Um Ihnen diese bedeutende Analyse etwas einfacher zu machen, habe ich Ihnen eine tabellarische Auflistung erstellt, an Hand welcher Sie bereits die primären Parameter des Verhaltens analysieren können. Gehen Sie diese von oben nach unten durch und setzten Sie ihre Kreuze - diese werden Ihnen im zweiten Teil der Aufgabe wertvolle Dienste erweisen. Im Nachhinein folgt eine schriftliche Analyse des Verhaltens in differenzierten Teilbereichen wie in der oberen Übung bereits angewandt. Auch hier habe ich Ihnen eine Hilfestellung vorbereitet, diese soll Ihnen als eine erste Hilfestellung dienen. Sie können die Teilbereiche individuell Ihren Ansprüchen bezogen erweitern oder verkürzen. <?page no="69"?> Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld 69 Beschreibung Ja Nein Mein Vorgesetzter ist im Büro, in der alltäglichen Arbeit, tendenziell von extrovertiertem Verhalten geprägt. Mein Vorgesetzter ist im Büro, in der alltäglichen Arbeit, tendenziell von introvertiertem Verhalten geprägt. Kunden gegenüber ist er extrovertierter und ein guter Verkäufer. Kunden gegenüber ist er extrovertierter und ein guter Verkäufer, doch dieses Verhalten bewusst hervorgerufen. Der Mittelpunkt ist nicht seine primäre Intention. In Kundengesprächen ist eher zurückhalten, Small Talk ist weniger seine Stärke. Die Gespräche werden auf das notwendigste reduziert. Seine Stimme ist kräftig und dominant, er hält beim Reden meist direkten Blickkontakt. Seine Stimme ist eher sanft und ruhig - sie passt sich dem gegenüber und der Situation an. Er bewegt sich schnell, denkt und handelt ebenfalls zügig. Gespräche werden kurz gehalten und auf die primären Aspekte beschränkt. Motivierende Worte sind eher selten zu hören. Das geforderte Arbeitspensum ist hoch und konstant. Mein Chef möchte über alles die Kontrolle haben und nur selten Verantwortung abgeben. Er tauscht sich mit Mitarbeitern und Kollegen gerne auch über Privates aus. Er trennt Privates und Geschäftliches strikt. In Diskussionen lässt er sein Gegenüber kaum zu Wort kommen. In Diskussionen geht er auf sein Gegenüber ein. Er ist ein guter Zuhörer. Er hört sich gerne selbst reden. <?page no="70"?> 70 Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld Die folgende Unterteilung habe ich Ihnen ähnlich gehalten, wie die Struktur der Verhaltensanalyse Ihres Kollegen. Orientieren Sie sich an der bereits gemachten Erfahrung vorangegangener Übungen und charakterisieren Sie Ihre Vorgesetzte, Ihren Vorgesetzten. Sie müssen diese Zeilen nicht direkt befüllen und Antworten formulieren, wenn Ihnen möglicherweise die notwendigen Informationen aktuell noch fehlen. Nehmen Sie sich hierfür ausreichend Zeit und beobachten Sie in den kommenden Tagen oder Wochen Ihren Vorgesetzten in den verschiedenen täglichen Situationen. Hinterfragen Sie die jeweiligen Momente kritisch und versuchen Sie den jeweiligen Kontext einer Handlung genauer zu analysieren. Beispiele hierfür wären großer Stress in der Arbeit auf Grund von bestimmten Kunden, fehlenden Aufträgen oder fehlender Mitarbeiter. Beziehen Sie Ihr Urteil stets auf verschiedene Informationsquellen (beobachtete Situationen), auf diese Weise beugen Sie Fehlurteilen vor und verbessern Ihre analytischen Fähigkeiten. Beschreiben Sie Ihre Vorgesetzte bzw. Ihren Vorgesetzten in drei knappen Sätzen: _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Morgendliches Verhalten und Auftreten - Wie betritt die zu analysierende Person ihren Arbeitsplatz? Was fällt Ihnen an der Begrüßung, der Körpersprache und dem allgemeinen Verhalten dabei auf? _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ <?page no="71"?> Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld 71 Verhalten während der Arbeit - Wie lässt sich das Verhalten im Arbeitsprozess charakterisieren? An welche Verhaltenstendenzen müssen Sie in Ihrer Reflexion an die verschiedenen alltäglichen Situationen denken? _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Zwischenmenschliches Verhalten - Wie verhält sich diese Person Mitarbeitern, Vorgesetzten und Kunden gegenüber? Unterteilen sie diese drei Bereiche in Ihrer Analyse wie im Folgenden dargestellt. Seien Sie ehrlich, kritisch und rational in Ihrer Analyse. Zeigen Sie die positiven, aber auch möglichen negativen Verhaltenstendenzen auf, strukturieren Sie diese und benennen Sie kurze Beispiele für Ihre Behauptungen. Verhalten gegenüber unterstellten Mitarbeitenden _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Verhalten gegenüber Mitarbeitenden gleicher oder ähnlicher hierarchischer Position _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ <?page no="72"?> 72 Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld Verhalten gegenüber Vorgesetzten (falls vorhanden) _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Verhalten gegenüber Kunden (telefonisch, persönlich) _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Sie haben sich nun intensiv mit dem Verhalten Ihrer Vorgesetzten bzw. Ihres Vorgesetzten beschäftigt. Gehen Sie einen Schritt in Ihrer Analyse weiter und reflektieren Sie nun Ihre Überlegungen und Antworten hinsichtlich der Ziele der Person. Welche persönlichen Ziele und Intentionen leitet diese Person in ihren Handlungen? Ähnlich Ihren Zielen, die Sie anfangs formuliert haben, werden auch andere Personen von Zielen, Wünschen und Intentionen geleitet. Ihnen sind sicherlich bereits Menschen in Ihrem Umfeld begegnet, welche offen und ehrlich über ihre Ziele und Vorstellungen erzählt haben. Auf Grund einer Freundschaft zu Ihnen oder einfach weil sie so offen sind. Andererseits gibt es auch Menschen, welche sich hinsichtlich ihrer Ziele Fremden gegenüber verschließen und diese nicht transparent nach außen tragen. Oftmals lassen sich Einschätzungen auf Basis einer längeren Beobachtung vom allgemeinen Verhalten machen, zumindest teilweise. Bedenken Sie aber, dass Rückschluss auf Ziele Dritter sehr komplex und nur bedingt möglich sind. Auch an dieser Stelle besteht die Gefahr von Fehlurteilen durch vermeintliche Gegebenheiten, welche Ihnen Vermutungen erlaubten. Versuchen Sie in der kommenden Zeit Ihre direkten Kontrahenten, im privaten <?page no="73"?> Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld 73 sowie beruflichen Umfeld, hinsichtlich deren Ziele zu analysieren. Zu welchem Schluss werden Sie kommen? Und vor allem, wie begründet sich Ihre Vermutung: auf einem reinen Bauchgefühl oder haben Sie genauere Erklärungen hierfür? Sollten Sie sich nicht sicher sein, so empfehle ich Ihnen, sich dieser Aufgabe zu einem späteren Zeitpunkt zu widmen. Formulieren Sie stets nur dann Thesen, wenn Sie sich dieser sicher sind und erneuern Sie diese von Zeit zu Zeit. Ziele Ihres direkten Kontrahenten (mit Beispielen und Herleitungen für Ihre Einschätzung unterlegt) _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Subjektive Verzerrung Nun haben Sie eine umfangreiche Analyse eines Ihrer engsten Kollegen durchgeführt. Wenn Sie kurz an die Übung zurückdenken - welche Emotionen und welche Stimmung haben Sie bei der Analyse und Reflexion empfunden? Ich wage zu behaupten, sie waren eher positiver Natur. Die Person ist uns grundsätzlich sympathisch, Sie verbindet eventuell eine über die Arbeit hinausgehende Bindung. Wie zu einem früheren Zeitpunkt bereits erwähnt, besteht die Gefahr der subjektiven Verzerrung. Ein in jeder Weise natürliches und verständliches Verhalten. Uns nahestehende Menschen nehmen wir bei einer Analyse sogar unbewusst in Schutz und blenden potentiell unangenehme Faktoren aus. Ein kurzes Beispiel, um Ihnen die angesprochene Verzerrung etwas bildlicher zu erklären - ich verwende eine erfundene Person namens Peter. Sie und Peter verbindet ein freundschaftliches <?page no="74"?> 74 Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld Verhältnis, sie arbeiten seit ca. sechs Monaten zusammen, sitzen praktischerweise auch nebeneinander. In Ihrem Büro sind wegen den gegebenen Räumlichkeiten und der spezifischen Projektarbeit eher kleinere Teams anzutreffen. Sie empfinden Peter als eine angenehme, hilfsbereite und freundliche Person. Sie können sich auf ihn verlassen und die gemeinsame Arbeit wird nicht langweilig. Ihre Kolleginnen und Kollegen würden Peter negativer beurteilen, als etwas überheblich und distanziert. In Stresssituationen vermag er sich schnell zu beschweren und ist grundsätzlich keine Frohnatur wie der ein oder andere Kollege. Bei den negativen Aspekten würden Sie sagen - naja, so ist halt Peter, aber er hat ein gutes Herz und ich kann immer mit ihm lachen und mich auf ihn verlassen. Das Negative reden wir uns eher klein und kaschieren es direkt mit positiven Eigenschaften, was jedoch vor allem von unserem subjektiven Empfinden geprägt ist. Seien Sie hierbei sehr vorsichtig und versuchen Sie sich bei der Betrachtung und Analyse einer Person in mögliche Dritte hinein zu versetzen und mit deren Augen die jeweilige Situation zu betrachten. Seien Sie kritisch in Ihrer Analyse und versuchen Sie stets die beiden Seiten einer Person zu erkennen - wie wirkt diese Person auf mich und auf welche Art und Weise auf anderen Parteien? Ich bitte Sie um weitere fünf Minuten Ihrer Zeit, Ihre vorherigen Niederschriften noch einmal in Betracht zu nehmen. Überlegen Sie, an welcher Stelle andere Kollegen die zu analysierende Person anders beschreiben würden, eine andere Empfindung ihr gegenüber haben. Ob es der Kern der Persönlichkeit des Ihnen nahestehenden Kollegen ist oder nicht, ist an dieser Stelle nicht von Bedeutung. Sie betrachten die allgemeine äußere Wirkung ohne Urteil über richtig oder falsch. Gehen Sie einige Seiten zurück und lesen Sie nochmal Ihre Notizen zum Verhalten des Ihnen nahestehenden Kollegen. Schauen Sie über die einzelnen Teilbereiche Ihrer Analyse und versuchen Sie die subjektive Verzerrung darin zu finden. In meinen Seminaren bezeichne ich diese Aufgabe kurz und prägnant mit „Suche den Fehler“. <?page no="75"?> Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld 75 Werden Sie sich bewusst, dass Ihre grundlegenden Verhaltensanalysen Dritter oder die Einschätzung einzelner täglicher Situationen nicht fehlerfrei sind. Analysen und Einschätzungen können sehr genau und detailliert sein, doch eine hundertprozentige Garantie der Ergebnisse gibt es nicht. Menschen sind vielfältig in ihrer Persönlichkeit, beeinflusst durch Erfahrungen, Prägungen und Emotionen. Werden Sie sich bewusst, dass es stets Fehler geben kann und hinterfragen Sie das Gegebene in zeitlichen Abständen, um Schubladendenken zu vermeiden. Reflektieren Sie vor diesem Hintergrund Ihre gemachte Analyse und seien Sie kritisch mit Ihrer bisherigen Einschätzung. Schreiben Sie die Aspekte auf, bei denen andere Personen eine signifikant abweichende Einschätzung als die Ihre hätten. In welchen Bereichen haben Sie sich durch eine persönliche Nähe diesem Menschen gegenüber beeinflussen lassen - an welcher Stelle könnte der „Fehler“ sein? _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Die Suche nach dem sogenannten Fehler ist eine Herangehensweise, welche Sie ableitend auch in vielen anderen Bereichen einsetzen können. Auf diese Weise lernen Sie die eigenen Gedanken und Empfindungen kritisch zu hinterfragen. Fördern Sie Ihre eigenen analytischen Fähigkeiten zur Steigerung einer höheren Rationalität der eigenen Worte und Taten. Die subjektive Verzerrung zeigt sich in den unterschiedlichsten Bereichen des alltäglichen Lebens und sollte Ihnen entsprechend bewusst und geläufig sein. Schreiten Sie mit offenen Augen durch die Welt und fragen Sie sich, wo noch subjektive Verzerrungen auftreten und Ihre individuelle Einschätzung leicht beeinflussen oder verfälschen. <?page no="76"?> 76 Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld Gefahr des Offensichtlichen und des Verborgenen An dieser Stelle ein wichtiger Hinweis aus meiner persönlichen Erfahrung der vergangenen Jahre. Es sind nicht die offen introvertierten oder extrovertierten Persönlichkeitstypen, welche die größte Herausforderung für uns darstellen. Ihr Verhalten ist klar in der Außendarstellung und weist wenige verborgene Intentionen auf. Sichtbares Verhalten und Emotionen sind leicht zu erkennen, die Ziele sind deutlich vor unseren Augen, für uns greifbar und verständlich. Es sind die verborgenen Absichten und Emotionen, welche die größte Komplexität in der Verhaltensanalyse darstellen. Wie erkennen wir etwas, das wir nicht sehen, greifen oder messen können? Die Antwort ist einfach in der Formulierung, doch umso schwieriger in der Anwendung. Diese Persönlichkeiten sind geübt darin, ihre Emotionen und Stimmungen nicht offen zu zeigen. Ein freundliches Lächeln in einem Gespräch unter Kollegen ist äußerlich zu beobachten, die verborgene Stimmung und Intention sind jedoch nur schwer zu erkennen. Solches Verhalten werden Sie tendenziell bei introvertierten Persönlichkeiten antreffen, welche sehr zielgerichtet sind und fokussiert darauf hinarbeiten. Eine solche Ausprägung lässt sich häufig bei Personen mit einer stark dominanten Verhaltensausprägung beobachten, ihr Ziel stets vor Augen gehen sie strategisch ihren Weg. Ihr Verhalten ist geprägt durch situative Anpassung und entsprechende Handlungen. Sie versuchen eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, jemandem Gehör zu schenken und Verständnis zu zeigen, obwohl sie in Wahrheit eine ganz andere Meinung vertreten. Ihr Ziel stets vor Augen wägen sie dafür Notwendiges sorgsam ab und lassen sich auf ihrem Weg nicht beirren. Richtig, schauen Sie sich das ein oder andere ab! Subtiles und rational aufgebautes Durchsetzungsvermögen in Kombination mit der richtigen Verhaltensanalyse. Haben Sie solche Menschen in Ihrer Umgebung, privat oder beruflich? Im beruflichen Kontext sind es typischerweise Kolleginnen oder Kollegen, welche ein <?page no="77"?> Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld 77 gewisses Karriereziel verfolgen, beispielsweise eine höhere Position anstreben. Lassen Sie in Gedanken Ihren Blick über das Arbeitsumfeld schweifen, erkennen Sie solche Menschen? Wem würden Sie von den Fähigkeiten und den inneren Intentionen dies zutrauen? Vielleicht waren es einzelne Situationen, die Ihnen besonders aufgefallen sind, ein inneres Gefühl, das Ihnen sagte, hier stimmt etwas nicht. Auch wenn subtiles Verhalten für gewöhnlich nicht einfach zu erkennen ist, so sind die Ziele dieser Menschen umso deutlicher. In einem ruhigen Moment könnten Sie sich bei der Arbeit in Gedanken kurz zurücklehnen und Ihre Kolleginnen und Kollegen nacheinander durchgehen. Wer möchte was, wie sehr, mittel- oder langfristig? Sie haben die Werkzeuge der Verhaltensanalyse in der Hand und haben sich zu Beginn dieses Trainingsbuches bereits intensiv mit den eigenen Zielen auseinandergesetzt. Wenden Sie Ihr neues Wissen, Ihre neuen Fähigkeiten an und charakterisieren Sie Ihre Kollegen nach Verhalten und Zielen. Sie werden interessante neue, Ihnen bislang nicht bekannte Aspekte Ihrer Mitarbeitenden kennenlernen. Und denken Sie stets daran, je mehr Wissen Sie über Ihre Umgebung haben, desto einfacher wird es Ihnen fallen, sich individuell durchzusetzen. Reflektieren Sie Ihr privates und berufliches Umfeld im Detail. Welchen Personen würden Sie solches Verhalten zuschreiben beziehungsweise zutrauen und aus welchem Grund? Können Sie genaue Beispiele für Ihre Einschätzung und Herleitung aufführen? Gab es Momente in der Vergangenheit, in welchen Ihr inneres Gefühl unruhig wurde und Sie die Vermutung hatten, dass etwas nicht stimmen würde? Nehmen Sie sich für die Analyse ausreichend Zeit und notieren Sie Ihre Gedanken im Folgenden. _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ <?page no="78"?> 78 Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld Resümee der Verhaltensanalyse Im vorangegangenen Abschnitt haben Sie sich intensiv mit vielen Facetten der Verhaltensanalyse beschäftigt. Sie lernten die theoretischen Modelle am Beispiel kennen und konnten diese an der eigenen Person sowie im Kollegiat anwenden. Nach der Verhaltensanalyse eines Dritten stellt sich die Frage, wie Sie das gewonnene Wissen künftig zu Ihren Gunsten einsetzen können. Ich habe diese Zusammenfassung bewusst an das Ende des Kapitels gestellt und Ihnen keinen Handlungsrahmen in den jeweiligen Übungen oder der theoretischen Vorstellung genannt. Mir ist es ein großes Anliegen, Ihnen etwas Zeit für ein eigenes Resümee zu lassen. Wie würden Sie diese Frage beantworten, falls ich Sie fragen würde? Denken Sie an die vier primären Verhaltenstypen aus dem DISG-Modell nach William Marston - wie zeichnen sich die jeweiligen Persönlichkeiten im Arbeitsalltag aus? Ihrer aktuellen Intuition nach - bei welchen Verhaltenstendenzen sehen Sie eine größere Herausforderung? Im Umgang und dem Durchsetzen? Und bei welchen erscheint es Ihnen als verhältnismäßig einfach? Auch an dieser Stelle möchte ich Sie weiter fordern und Ihre analytischen Fähigkeiten verbessern. Welche Lehren, bezogen auf den eigenen Umgang mit den jeweiligen Persönlichkeitstypen, ziehen Sie für sich? Werden Sie einer primär dominanten Person künftig anders entgegentreten als früher? Aus welchem Grund genau und was werden Sie anders tun als bislang? Sehen Sie in einer stetigen Person einen starken Kontrahenten oder eine Ihnen gegenüber tückische Person? Was spricht Ihrer Meinung nach dafür und was dagegen? Ich habe Ihnen im Folgenden einige Zeilen dafür vorgehalten und die jeweilige primäre Verhaltensausprägung für eine Unterteilung Ihrer Gedanken an den Anfang geschrieben. Denken Sie an die Menschen aus Ihrem privaten sowie beruflichen Umfeld, welche Personen weisen welches Verhalten auf und was bedeutet es abgeleitet für Sie? Vermerken Sie, mit welchen Personen Sie größere Herausforderungen im Umgang haben. Nach Fertigstellung der Aufgabe kön- <?page no="79"?> Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld 79 nen Sie über Ihre Ausführungen schauen und voraussichtlich spezifische Tendenzen erkennen. Dominanter Verhaltenstyp (extrovertiertes und aufgabenorientiertes Verhalten) _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Initiativer Verhaltenstyp (extrovertiertes und menschenorientiertes Verhalten) _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Gewissenhafter Verhaltenstyp (introvertiertes und menschenorientiertes Verhalten) _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Stetiger Verhaltenstyp (introvertiertes und aufgabenorientiertes Verhalten) _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ <?page no="80"?> 80 Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Am Ende dieser Trainingseinheit können Sie zu Ihren geschriebenen Zeilen zurückkehren und diese mit Ihrem neuen Wissen betrachten. An welcher Stelle lagen Sie richtig, wo haben Sie sich möglicherweise geirrt? Sollten Sie den Eindruck gewinnen, bei einer bestimmten Verhaltenstendenz zu stark von meiner folgenden Beschreibung abzuweichen, so gehen Sie noch einmal zur Vorstellung des DISG-Persönlichkeitsanalyse und schmökern Sie etwas in der anfänglichen Charakterbeschreibung. Die Verhaltensanalyse ist anfangs eine sehr herausfordernde Aufgabe, bei welcher manche Situationen für Verwirrung sorgen können. Doch Schritt für Schritt werden Sie sich mit den einzelnen Ausprägungen vertraut machen und diese mit großer Sicherheit und einem gewissen spielerischen Verhalten den jeweiligen Personen zuordnen können. Im Folgenden nun eine tiefere Beschreibung der vier kennengelernten Verhaltenstypen und ihrem spezifischen Verhalten im Alltag. Das darauffolgende Kapitel der Kommunikation schließt an den vorangegangenen Ausführungen an und Sie erlernen spezifische Strategien und Herangehensweise zum Umgang mit diesen Verhaltenstendenzen und wie Sie stets Ihren Vorteil aus einer Gegebenheit ziehen können. Stetig - Beginnen wir in unserer Betrachtung mit den stetigen Verhaltenstypen. In der Arbeit sind es klassischerweise freundliche Kollegen, welche einem stets zur Seite stehen und ihre Hilfe anbieten. Ob es für sie zeitlich möglich ist oder nicht, ein Nein bringen sie nur schweren Herzens über die Lippen. Das zwischenmenschliche Verhalten ist ihnen für das eigene Wohlbefinden sehr wichtig. Sie haben keine Intention anderen zu schaden, in ihrer Vorstellung sollten alle in vollkommener Harmonie gemeinsam arbeiten. Jede Form von Konflikten und unangenehmen Situationen gehen sie aus dem Weg - Ellenbogen zeigen und sich aktiv durchsetzen <?page no="81"?> Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld 81 gehört nicht zu ihren primären Stärken. In Besprechungen verhalten sie sich meist unauffällig, direkte Aufmerksamkeit ist ihnen unangenehm und versetzt sie in Unwohlsein. Sich anderen gegenüber zu profilieren fällt ihnen schwer, denn sie prahlen nicht gerne und halten sich lieber bedeckt. Kontrahenten stürmen an ihnen vorbei oder verkaufen deren Arbeit Vorgesetzten gegenüber als die eigene. Sie hoffen auf die Wertschätzung ihrer Person und der eigenen Arbeit, ohne diese bewusst offen nach außen zu tragen. Frage an Sie - sehen Sie einen starken Kontrahenten für sich? Nehmen Sie Ihre Ellenbogen zurück, vermeiden Sie direkte Angriffe oder Provokationen - damit würden Sie den Menschen nur verletzen. Bei diesem Verhaltenstypen geht es nicht um aktives Durchsetzungsvermögen, es geht um ein zwischenmenschliches Verhältnis. Atmen Sie tief durch, entspannen Sie sich und gehen Sie auf diese Kolleginnen oder Kollegen offen und ehrlich zu. Sie werden erkennen, Ihr Gegenüber wird Sie offen empfangen und Ihnen eine Chance einräumen. Hier gilt das Motto, gemeinsam sind Sie stark. Bei Rat und Tat werden Ihnen diese Kollegin oder dieser Kollege zur Seite stehen und, falls notwendig, auch Überstunden leisten. Bemühen Sie sich um eine zwischenmenschliche Nähe und schenken Sie den stetigen Personen Aufmerksamkeit. Hören Sie jedoch auch aufmerksam zu und vermeiden Sie oberflächliches Auftreten in Ihren Gesprächen, zeigen Sie ehrliches Interesse am Menschen. Gewissenhaft - Widmen wir uns nun dem gewissenhaften Verhaltenstypen. Haben Sie möglicherweise eine bestimmte Person aus Ihrem Umfeld vor Augen? Eine starke aufgabenorientierte Einstellung und gewisse introvertierte Ausprägung zeichnen sie aus. Oftmals sind diese Personen in der Finanzabteilung oder der IT anzutreffen. Eher selten streben diese Menschen eine hierarchische Karriere an, tendenziell finden sie sich in der fachspezifischen Laufbahn wieder. Von außen betrachtet ist auch dieser Verhaltenstyp keine große Konkurrenz für Sie, denn wie auch der stetige Typ ist der Gewissenhafte eher introvertiert und meidet den Mittelpunkt. Gewissenhafte Menschen profilieren sich durch ihre Leis- <?page no="82"?> 82 Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld tung, denn dieser ist ihr primärer Fokus gewidmet. Sie erwarten eine Wertschätzung nicht ihrer Person gegenüber, sondern der geleisteten Arbeit. Von Vorgesetzten erwarten sie zur Anerkennung im beruflichen Kontext ein proaktives Zugehen auf sie. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit fühlen sie sich nicht wohl und ziehen sich gerne zurück; entsprechend meiden sie es, mit ihren Taten und Leistungen zu prahlen. Ihrer Ansicht nach ist es selbstverständlich, dass dies eigenständig von außen wahrgenommen wird. Auf den ersten Blick erscheinen die gewissenhaften Personen als sehr umgänglich, aufgabenorientiert und nur selten an einer hierarchischen Karriere interessiert. Doch im Unterschied zu den stetigen Verhaltenstypen birgt die starke sachliche Orientierung ein Risiko für unangenehme Missverständnisse in der Kommunikation. Antworten werden tendenziell kurz und sachspezifisch ausfallen, große Reden und die Darstellung von Emotionen brauchen Sie nicht zu erwarten. Genau an dieser Stelle kann das Gefühl der zwischenmenschlichen Ablehnung entstehen. Durch kurze und sachliche Kommunikation wird anderen Menschen gegenüber unbeabsichtigt Desinteresse am jeweiligen Gesprächspartner vermittelt. Dieses häufige Missverständnis entsteht auf Grund einer fehlerhaften Erwartungshaltung, welche aus der Herleitung des eigenen Verhaltens führt. Falls wir uns selbst gerne auf einer eher privaten, einer emotionalen Ebene unterhalten, nehmen wir jede Abweichung Anderer von einem solchen Verhalten als Ablehnung unserer Person wahr und fühlen uns hierdurch persönlich oder fachlich angegriffen. Genau an dieser Stelle setzt Ihre analytische Fähigkeit an, Sie erkennen den gewissenhaften Menschen Ihnen gegenüber und sind sich seines gewöhnlichen Verhaltens bewusst. Ihre Unterhaltungen werden kürzer und sachbezogener ausfallen, die erhaltenen E-Mails werden auf den Punkt gebracht sein und in der Tendenz weniger Emotionen aufweisen. Mit diesem Wissen empfinden Sie diese eine Kollegin, diesen einen Kollegen jedoch nicht mehr als unsympathisch, sondern als „völlig normal“. Sie oder er ist einfach so und sie sind vielleicht etwas anders in ihrem Verhalten. Lernen Sie die Menschen in Ihrer <?page no="83"?> Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld 83 Umgebung zu verstehen und Missverständnis werden schon bald der Vergangenheit angehören. Doch nochmal kurz zurück zum Gewissenhaften. Sie kennen nun seine Erwartungshaltung und seine Einstellung zur zwischenmenschlichen Kommunikation. Gehen Sie spezifisch auf seine Leistungen ein und zeigen Sie sich dankbar für seine Unterstützung oder seien Sie beeindruckt von der vollbrachten Arbeit. Machen Sie bitte dabei nicht den Fehler, eine emotionale Antwort zu erwarten, ein großes Lächeln und einen typischen Plausch unter Kollegen. Ihrer Empfindung nach vermag die Antwort des Gewissenhaften Ihnen gegenüber kühl ausfallen - doch da irren Sie sich. Betrachten Sie die gesprochenen Worte durch die Augen Ihres Gesprächspartners, nicht durch Ihre persönliche und subjektive Wahrnehmung. Ihr neues Wissen über die Charaktereigenschaften und individuellen Intentionen der einzelnen Verhaltenstypen wird Sie bei der richtigen Einschätzung unterstützen. Denken Sie immer daran, für eine gewissenhafte Person ist ein „Danke“, eine klar formulierte und positive Rückmeldung Ihnen gegenüber. Die Antwort ist auf den Punkt gebracht und in ihrer Aussage einfach zu verstehen - weitere Ausführungen bedarf es nicht. Sie stellen fest, wie unterschiedlich Menschen sind und an welchen Kleinigkeiten im privaten und beruflichen Alltag Unstimmigkeiten entstehen können. Unnötige Missverständnisse und vermeidbare Spannungen werden Sie künftig hinter sich lassen können. Werden Sie sich Ihres Gegenübers bewusst, lernen Sie die Menschen zu verstehen und ihre Persönlichkeit zu erkennen. In Kombination mit den richtigen Worten, einer effektiven und effizienten Kommunikation werden Sie Ihr Gegenüber von sich und den eigenen Ideen und Zielvorstellungen überzeugen. Doch dazu erzähle ich Ihnen im späteren Verlauf mehr. Initiativ - Wenn Sie an den initiativen Verhaltenstypen denken, haben Sie einen bestimmten Bekannten, Freund oder Arbeitskollegen vor Augen? An welches Verhalten müssen Sie im ersten Moment denken, fallen Ihnen bestimmte Situationen ein? Initiati- <?page no="84"?> 84 Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld ve Personen sind extrovertierter Natur, ein sehr offenes Verhalten zeichnet ihre Persönlichkeit aus. Ihnen bekannten sowie fremden Personen treten sie einladend entgegen und knüpfen schnell neue Kontakte. Zwischenmenschliche Beziehungen sind für sie unabdingbar und Einsamkeit ein nicht vorzustellender Zustand. Ihr extrovertiertes und offenes Verhalten ist regelrecht ansteckend und verleitet andere Menschen dazu, sich zu öffnen und aus ihrer Komfortzone herauszutreten. Das Leben ist eine große Bühne voller Möglichkeiten zur freien Entfaltung. Sie genießen die Aufmerksamkeit aller in Ihrer Umgebung und bemühen sich um ein gutes Verhältnis. Aus einer positiven inneren Intention heraus besteht jedoch bei den initiativen Typen die Gefahr, über das Ziel hinaus zu schießen. Man hört sie meist reden und lachen, sich an Gesprächen beteiligen und jede Form der Kommunikation am Laufen halten. An dieser Stelle erkennen Sie sicherlich bereits die daraus entstehenden potentiellen Probleme und Herausforderungen. Sie von der Bühne zu verdrängen ist nicht einfach, denn nur da fühlen sie sich wohl - ruhig und zurückhaltend werden Sie sie kaum antreffen. Was sich wie ein guter Vorgesetzter anhört, kann ein anstrengender Kollege und ein noch herausfordernder Kontrahent sein. Ihre offene Art hat zumeist keine negativen Hintergedanken, doch vermag sie sich negativ auf Ihre Umgebung auszuwirken. Als extrovertierte Persönlichkeit wird das Wort auf der Zunge getragen und eher ruhigere, introvertiertere Personen werden in den Schatten gestellt. Aus einem Scherz heraus, einer ihnen nicht weiter auffallenden Situation, besteht die Gefahr, Kolleginnen und Kollegen gegenüber zu nahe zu treten oder diese persönlich zu treffen. Der Wunsch nach Aufmerksamkeit führt zur unbeabsichtigten Übernahme der Leitung von Gruppen und gerade während Teamarbeiten zur Verteilung von konkreten Aufgaben. Zwischenfragen in Präsentationen empfindet der Initiative nicht als etwas Negatives, er ist gesteuert von Neugier und fragt offen im Moment des Interesses. Sie können sich vielleicht schon denken, worauf ich hinausmöchte - eine initiative Person stellt für Sie einen realen und manchmal auch komplizierten Kontrahenten <?page no="85"?> Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld 85 oder Mitarbeitenden dar. Das stark extrovertierte und menschenorientierte Verhalten lässt sich sehr von Emotionen leiten und kann die rationale Wahrnehmung in den Hintergrund drängen. Hoffen Sie nicht darauf, das Wort übergeben zu bekommen oder die Leitung eines Teams in Ihre Hände gelegt zu bekommen. Selbst in Momenten großen Stresses wird das kaum passieren. Emotionale Menschen werden von schnellen Entscheidungen geleitet, rasch ist ein Wort zu viel gesagt und die Gefühle des Anderen ausgeblendet. Die richtige Kommunikation, ein wertschätzendes Entgegentreten und ein ausgewogenes zwischenmenschliches Verhältnis, geprägt von einer privaten Natur, werden Sie an diesen Menschen vorbeibringen. Selbst bei gegensätzlicher Meinung und einer Unterbrechung nach der anderen werden Sie tief durchatmen und durch die richtig gewählten Worte einen neuen Freund oder Partner an Ihrer Seite gewinnen. „Ein starker Kontrahent ist besser Ihr bester Freund als ein Feind auf dem Weg zum Ziel.“ Ein kühler Kopf und rationale Entscheidungen sind von Ihnen gefragt. Impulsartige Reaktionen auf spontane und emotionale Aktionen sollten auf jeden Fall vermieden werden. Kommunikation und das richtige zwischenmenschliche Verhältnis zu den initiativen Personen werden Ihr Schlüssel zum Erfolg sein! Nach der Analyse des Verhaltens eines Menschen ist es von großer Bedeutung zu verstehen, wie Sie mit dieser individuellen Persönlichkeit umgehen können, die privaten sowie beruflichen Situationen des alltäglichen Lebens zum eigenen Vorteil nutzen. Nicht aus einer passiven Ausgangssituation heraus, sondern proaktiv sein und die richtigen Momente zielgerichtet nutzen. Suchen Sie den direkten Kontakt auf einer zwischenmenschlichen Ebene und vermeiden Sie es, eine initiative Person stets in den Schatten zu stellen. Initiative Persönlichkeiten benötigen einen gewissen Rahmen der Aufmerksamkeit und möchten zu Wort kommen - ermöglichen Sie dies und geben Sie zum passenden <?page no="86"?> 86 Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld Moment ein Lob von sich. Sie werden feststellen, mit der richtigen Herangehensweise haben Sie sehr schnell einen guten Kontakt zu diesen Menschen und können im Zweifel auf deren Wissen und Unterstützung zurückgreifen. Dominant - Wie würden Sie dominante Verhaltenstypen charakterisieren? Haben Sie gerade einen Bekannten, ein Familienmitglied oder eine Kollegin, einen Kollegen in Gedanken? Ist möglicherweise Ihr direkter Vorgesetzter oder ist jemand aus der Geschäftsleitung mit dominanten Verhaltensmerkmalen geprägt? Haben Sie gewisse Situationen vor Augen, Momente aus der Vergangenheit, in welchen Sie diese Person bereits unbewusst richtig eingeschätzt haben? Was waren die ausschlaggebenden Eigenschaften für Ihre Empfindung diesem Menschen gegenüber? Dominante Personen sind von Natur aus extrovertiert und sachorientiert. Hierbei zeigt sich der primäre Unterschied zu initiativen Menschen, welche sehr beziehungsorientiert sind. Die Persönlichkeit der Dominanten ist die eines Jägers - stets das Ziel vor Augen. Unermüdlich schreiten sie auf ihrem Weg und lassen sich von niemanden davon abbringen. Das Leben birgt einen Wettbewerb nach dem anderen für sie, welchen sie jederzeit nur zu gerne annehmen. Die Anerkennung und Wertschätzung ihrer Person sowie den eigenen Fähigkeiten ist für sie hingegen von signifikanter Bedeutung. Entscheidet sich ein Dritter, sich mit ihnen zu messen, sei es bei sportlichen Aktivitäten oder im Rahmen eines Machtkampfes in der Arbeit, so empfangen sie ihren neuen Gegner mit großem Vergnügen. Jedem Wettkampf treten sie erfreut und gehobenen Hauptes gegenüber, denn ein Rückzug kommt für sie nicht in Frage. In ihrer Wahrnehmung gibt es den glorreichen Gewinner und einen Verlierer, an den sich niemand erinnern wird. Demnach ist er ein sehr herausfordernder Kontrahent und im Kontrast zum initiativen Menschen weniger von seinen Gefühlen geleitet. Das Ziel heiligt die Mittel - ein Motto, dessen sie sich öfters bedienen und an jedem Kontrahenten auf dem Weg zum Ziel vorbeischreiten. Die sachliche Orientierung der Persönlichkeit <?page no="87"?> Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld 87 lässt sie stets ihr Ziel vor Augen haben und vermag sie zu sehr strategischem Handeln verleiten. Sie analysieren Detail um Detail und denken, ihr meist sehr hoch gesetztes Ziel zu erreichen. Schnelles Denken und schnelles Handeln zeichnet sie aus, sie befassen sich nicht lange mit unwichtigen Details und wollen auch nicht über ihre Gefühle oder den von Dritten philosophieren. Initiative wie dominante Menschen sind oftmals in Führungspositionen anzutreffen, und während die Initiativen stärker auf Menschen und deren Individualität eingehen, fokussieren sich Dominante gerne auf Zahlen und Fakten - die Ergebnisse entscheiden letztlich. Eine offene Herausforderung; die direkte Konfrontation mit einem dominanten Menschen sollte stets gut überlegt sein - seien Sie sich bewusst, es wird ein unerbittlicher Kampf mit einem klaren Gewinner und einem klaren Verlierer am Ende. Sie erkennen sicherlich, auf welchen Gedankengang ich Sie führen möchte. Seien Sie vorsichtig und gehen Sie stets bedacht gegen eine dominante Person vor. Vergessen und Verzeihen gehört nicht zu ihren Stärken. Und den Gefühlen Dritter wird tendenziell selten Achtung gewährt, das eigene gesetzte Ziel ist stets von primärer Bedeutung. Im Umkehrschluss kann eine Allianz mit ihr von großem Vorteil für Sie sein. An der Seite eines dominanten Menschen können Sie vorangehen und im richtigen Moment den eigenen Weg einschlagen. Die Art der Kommunikation, die Schnelligkeit von Gedanken wird Ihr Schlüssel zum Erfolg sein. Eine Balance aus Kompromiss und dem offenen Entgegentreten - denn nur als starke Person wecken Sie ihr Interesse und erhalten ehrliche Wertschätzung im Gegenzug. Wichtig ist also: Raus aus dem Schneckenhaus, mit breiten Schultern, sachlich und ruhig hinter der eigenen Einstellung stehen. Die richtigen Worte machen die Musik und, in Kombination mit dem passenden Moment, werden Sie Erfolg bei den dominanten Personen erlangen. Im privaten sowie beruflichen Umfeld sehen wir uns mit den unterschiedlichsten Menschen und deren jeweiligen Persönlichkei- <?page no="88"?> 88 Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld ten und Verhaltensausprägungen konfrontiert. Ein Mensch zeichnet sich durch die Vielfalt aus, durch Emotionen und Stimmungen, die uns zu Worten und Taten verleiten. Die Zeit prägt unsere Erfahrung und auch unser Verhalten, wir entwickeln uns stetig weiter und treten anderen Personen gegenüber anders auf, als wir es beispielsweise in der Vergangenheit getan haben. Menschen sind nicht eindimensional - also weder ausschließlich dominant, stetig oder eine der anderen beiden Ausprägungen. Die Mischung dieser Verhaltensausprägungen macht uns individuell und damit auch zu einer gewissen Herausforderung im entsprechenden alltäglichen Umfang. Betrachten Sie Ihr Umfeld in Farben, so ist eine jede Persönlichkeit erfahrungsgemäß von jeweils zwei Farben geprägt, im privaten sowie beruflichen Umfeld. Für gewöhnlich dieselben Farben in beiden Bereichen, doch eben nicht immer. Seien Sie achtsam in Ihren Beobachtungen und lassen Sie sich nicht zu vorschnellen Urteilen und vermeintlich sicheren Analysen verleiten. Schreiten Sie mit offenen Augen voran und lassen Sie all jene Erlebnisse und Eindrücke auf sich wirken. Wachsen Sie mit der Erfahrung, begründet auf erlerntem Wissen, aber auch den Lehren aus eigenen Fehlern. Aktion und Reaktion Eine jede Aktion ruft eine Reaktion hervor, sei diese beobachtbar oder nicht. Vielleicht erkennt man sie auch nicht direkt im Anschluss, am nächsten Tag oder in der darauffolgenden Woche - doch eine Reaktion folgt sicher. Menschen sind in ihrer Persönlichkeit keine rationalen Wesen. Emotionen und Stimmungen verleiten und dominieren das Verhalten. Nun stellt sich die Frage, welche Reaktion folgt auf welche Aktion? Eine Frage, welche Bücher füllen könnte und zu keinem endgültigen Schluss führen würde. Um mögliche Reaktionen anderer zu verstehen oder besser vorhersehen zu können, ist es wichtig den Menschen zu verstehen. Was bewegt die jeweilige Person zu tun, was sie tut, und welche Ziele werden im Allgemeinen verfolgt? Handelt es sich um eine Kollegin oder einen Kollegen, der nur um eine harmonische Arbeit <?page no="89"?> Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld 89 bemüht ist, oder um einen starken Konkurrenten, der die Karriereleiter erklimmen möchte - mit oder ohne Sie in diesem Unternehmen? Sie haben sich im Rahmen dieses Buches bereits intensiv mit der eigenen und fremden Zielsetzung sowie der entsprechenden Verhaltenstendenzen befasst. Auf eine bestimmte Frage haben die gängige Literatur und die gelehrten wissenschaftlichen Ansätze in Seminaren oder Vorträgen keine Antwort. „Was ist unser Gegenüber bereit zu tun, um seine oder ihre gesetzten Ziele zu erreichen? “ Wird diese Person rational handeln, oder zumindest intelligent und achtsam in seiner Rache an uns? Die eigenen Hände sauber halten und entweder über einen gewissen Zeitraum Schaden uns zufügen oder im wahrsten Sinne des Wortes uns in einer bestimmten Situation offen ins Messer laufen lassen? Mit den Attributen intelligent und achtsam meinte ich, dass keine direkten Spuren auf jene Person führen werden. Auf der anderen Seite könnte der Groll dieser Person uns gegenüber so groß sein, dass auch eigener Schaden einkalkuliert wird. Häufig ist dieser Fall dann anzutreffen, wenn die eigene Reputation bereits beschädigt ist und der weitere Weg verschlossen erscheint. Aber auch mangelnde Intelligenz ist ein möglicher und nicht abwegiger Grund, denn nur die Wenigsten sind in der Lage, ihr individuelles Handeln mehrere Schritte im Voraus rational zu berechnen und mögliche Risiken abzuwägen. Ich gebe Ihnen hierzu ein kurzes Beispiel. Fordern Sie einen Konkurrenten im Wettkampf um die Karriere im Unternehmen heraus und sehen sich mit einem dominanten Verhaltenstypen konfrontiert, werden Sie nicht umhin kommen, sich einen Feind zu machen. Er wird Sie anlächeln und Ihnen zur Beförderung gratulieren, <?page no="90"?> 90 Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld doch werden seine Gedanken im selben Augenblick Pläne schmieden, Sie zu entthronen. Im Moment der ausgesprochenen Glückwünsche wachsen der Neid und damit meist eine einhergehende Verachtung Ihnen gegenüber. Sie sind der direkte Kontrahent, der den eigenen Zielen im Weg steht. Sie sind somit spätestens seit Ihrer Beförderung der Feind. Bitte erlauben Sie mir einen Hinweis, den ich sehr direkt formuliere: Sollten Sie annehmen, dass solche Gedanken nicht in den Köpfen anderer Menschen vor sich gehen, so irren Sie sich und leben in einer Traumwelt. Es tut mir leid, Sie enttäuschen und der eigenen Wahrnehmung zu entreißen zu müssen. Gehen Sie gestärkt aus einem solchen Gedanken heraus und reflektieren Sie bitte Ihre Umwelt umso detaillierter. Wie würden Sie die einzelnen Verhaltenstypen nach dem DISG- Modell einschätzen - wie würden diese Personen nach Angriffen auf die eigene Person Ihnen gegenüber agieren? Wie würden beispielsweise dominante oder stetige Kolleginnen oder Kollegen handeln, sollten Sie ihnen auf die Füße treten, Sie an der Karriere hindern oder in Projekten benachteiligen? Denken Sie an dieser Stelle sehr aufmerksam nach, Fehler können Sie sich an dieser Stelle nicht erlauben. Lassen Sie sich ausreichend Zeit und gehen Sie diese Analyse aus der praktischen Sicht an. Betrachten Sie in Ihrem privaten und beruflichen Alltag jene Menschen, die alltäglich um Sie herum sind. Ihre Kolleginnen und Kollegen, die Vorgesetzten, aber auch die Personen aus Ihrer Vergangenheit. Betrachten Sie darüber hinaus auch Situationen aus Ihrer Vergangenheit, in denen Sie möglicherweise bereits vor entsprechenden Herausforderungen oder - besser gesagt - Angriffen von Dritten standen. Eine solche Reflexion im Nachhinein durchzuführen ist nicht besonders einfach; es ist schwierig, die wahren Ursprünge eines Konflikts zu verstehen und rational genug zu analysieren, aus welchem Grund genau Ihnen Schaden zugefügt wurde. Ist jene Konfliktsituation auf nur eine Gegebenheit zurückzuführen oder war diese bedingt durch mehrere Ereignisse? Auch kann eine <?page no="91"?> Verhaltensanalyse im beruflichen Umfeld 91 negative zwischenmenschliche Beziehung zu einer außenstehenden Person einen negativen Einfluss auf das Verhältnis zu einem anderen Menschen führen. Ich stelle Fragen über Fragen, was die Analyse herausfordernd und komplex gestaltet. Aus diesem Grund habe ich Ihnen keine Zeilen für eine analytische Übung vorbereitet, wie Sie es aus diesem Buch gewohnt sind. Ich bitte Sie diese Fragen im Laufe der nächsten Zeit zu beantworten, auch hier empfehle ich Ihnen dies schriftlich vorzunehmen und Ihre Einschätzungen mit klaren Beispielen und Herleitungen zu belegen. <?page no="93"?> Kommunikation Mit Ihren Zielen haben Sie sich im Detail befasst und der erste sowie darauffolgende Schritt auf dem Weg zu Ihrer Zielsetzung ist Ihnen bekannt. Ihre analytischen Fähigkeiten sind gestärkt und Ihr Umfeld nun eine Spielwiese für die Verbesserung Ihrer neuen Kenntnisse. Auch wenn das Bild Ihres privaten sowie beruflichen Umfelds herausfordernd wirkt, bestückt mit vielen zu beachtenden Faktoren, so haben Sie doch bereits einen wichtigen Schritt gemacht und werden sich weiter stetig steigern. Die Einschätzung vom Verhalten Dritter und die Analyse der jeweiligen Hintergründe wird Ihnen mit der Zeit leichter fallen und Sie werden immer geübter darin werden. Doch Sie erkennen auch, analytische Fähigkeiten und theoretisches Wissen allein genügen nicht. Die Frage ist, wie lassen sich all diese Aspekte kombinieren und vorteilhaft im privaten und beruflichen Alltag einsetzen? Die Antwort hierauf ist Kommunikation. Ein sehr treffendes und in jeder Hinsicht auf den Punkt gebracht ist das folgende Zitat: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Paul Watzlawick Das Wichtigste vorweg: Mit Kommunikation meine ich nicht nur das gesprochene Wort. Denken Sie beispielsweise an die Körpersprache; Mimik und Gestik. Auch wenn eine Person keine Wörter ausspricht, so kommuniziert ihr Körper in jedem noch so kleinen Moment mit Ihnen - möglicherweise sogar mehr als dem Menschen bewusst und genehm ist. In diesem Kapitel konzentriere ich mich auf das gesprochene Wort, den Inhalt sowie die Art und Weise, wie Sie dieses Ihrem Gegenüber entgegenbringen. Ich stelle Ihnen ausgewählte Methoden vor, mit Hilfe derer Sie eine neue Dynamik in Ihre zwischen- <?page no="94"?> 94 Kommunikation menschliche Kommunikation bringen können und diese daraufhin stets zu Ihren Gunsten anwenden werden. Erlauben Sie mir einen weiteren Hinweis an dieser Stelle. Ihre analytischen und kommunikationsspezifischen Fähigkeiten werden im Verlauf dieses Buches wachsen und sicherer werden. Nichtsdestotrotz ist es von Bedeutung zu verstehen, dass eine Änderung des eigenen Verhaltens und der gewohnten Kommunikation nicht von heute auf morgen klappen kann. Nehmen Sie sich dafür ausreichend Zeit, werden Sie schrittweise sicherer und Sie werden feststellen, wie schnell sich die ersten Erfolge einstellen. Auch hierbei ist es immens wichtig, fokussiert und mit viel Übung an der Sache dran zu bleiben. <?page no="95"?> Kommunikation 95 Überwinden Sie Ihren inneren Schweinehund und geben Sie nicht auf! Der Erfolg ist in greifbarer Nähe! „Wer seinen Willen durchsetzen will, muss leise sprechen.“ Jean Giraudoux <?page no="96"?> Kommunikation 96 Vier-Ohren-Modell Kommunikation ist etwas sehr Komplexes, sie beinhaltet viele verschiedene einflussnehmende Faktoren und ist in ihrer zwischenmenschlichen Beziehung voll von subjektiven Verzerrungen. Ein dazu sehr passendes Modell hat der Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun entwickelt. Seinem Modell nach lässt sich eine jede Aussage bzw. Äußerung mit Hilfe vierer Ebenen entschlüsseln: Sachinformation - Inhalt der Nachricht, über die der Sprecher informiert. Selbstkundgabe - Gefühle und Absichten des Sprechers, einhergehend mit der Nachricht. Beziehungshinweis - Die Empfindung des Sprechers seinem Gesprächspartner gegenüber - deren zwischenmenschliche Beziehung. Appell - Wozu der Sprecher sein Gegenüber auffordert, wozu er ihn veranlassen möchte. Jede vom Sprecher (Sender) ausgehende Äußerung beinhaltet diese vier Ebenen in sich, welche der Gesprächspartner (Empfänger) mit den seinen entsprechenden „vier Ohren“ entschlüsseln muss. Sachinformation - Hierbei handelt es sich um abgrenzbare Sachverhalte, Daten und Fakten. Der Sachverhalt sollte vom Sender klar und verständlich formuliert sein. Der Empfänger hört den gesprochenen Worten zu und nimmt den entsprechenden Sachverhalt auf; die Daten und Fakten. Er prüft diese im Hinblick auf Richtigkeit, Wichtigkeit und Vollständigkeit für das jeweilige Gesprächsthema. Selbstkundgabe - Eine jeder Äußerung beinhaltet ganz unwillkürlich eine Selbstaussage des Senders. In manch einer Aussage ist diese sehr unbewusst seitens des Sprechers und in anderen wiederum sehr deutlich zu erkennen. Es geht um die Empfindung des Senders, wie es ihm geht, wofür er steht und wie er sich selbst <?page no="97"?> Kommunikation 97 sieht. Es liegt nun am Empfänger, diese versteckte Nachricht mit dem Selbstkundgabe-Ohr zu entschlüsseln: Was sagt mir die Äußerung über den Anderen? Was für ein Typ Mensch ist er oder sie und wie ist der Sender aktuell gestimmt? Beziehungshinweis - Jede ausgesprochene Äußerung zeigt ebenfalls, wie der Sender zum Empfänger steht, was er von ihm hält. Solche Nachrichten sind meistens unbewusst, doch sind sie für gewöhnlich in einem Gespräch zu erkennen, auch wenn diese manchmal sehr versteckt sind. Häufig offenbart sich dieser Beziehungshinweis in der gewählten Formulierung und im Tonfall und weiteren nichtsprachlichen Begleitsignalen wie Mimik oder Gestik. Mit Hilfe seines oft sehr sensiblen und (über)empfindlichem Beziehungs-Ohrs hört der Empfänger diese zwischenmenschlichen Verhältnisse aus der Nachricht heraus. Wie fühle ich mich behandelt durch die Art, in der der Sender mit mir spricht? Wie redet er bzw. sie eigentlich mit mir? Was hält er bzw. sie von mir? " Appellseite - Ergreift jemand das Wort und richtet dieses an jemanden, passiert dies für gewöhnlich nicht ohne Grund. Zumeist will der Sprecher damit etwas bewirken, Einfluss auf den Anderen nehmen und etwas beim Anderen erreichen. Teils offen und teils verdeckt werden auf der Appellseite beispielsweise Wünsche, Aufforderungen, Ratschläge und Handlungsanweisungen geäußert. Das Appell-Ohr des Empfängers ist besonders empfangsbereit für die Entschlüsselung der Äußerung in Hinblick auf die Fragen: Was soll ich jetzt machen, denken oder fühlen? Dieses einfach zu verstehende Modell zeigt Ihnen auf, wie komplex Sprache und die Kommunikation sind. Sender wie Empfänger sollten im Idealfall alle vier Seiten beherrschen und die Nachricht entsprechend kodieren und dekodieren. Wird der ein oder andere Aspekt einer Nachricht nicht bedacht, kommt es leicht zu Kommunikationsstörungen. Jemand, der sachlich Recht hat, kann sich gleichzeitig auf der Beziehungsebene unangemessen verhalten. Ein Empfänger kann die Nachricht durch die "4 Ohren" unterschiedlich auffassen, sie falsch wahrnehmen und sich persönlich angegriffen fühlen. <?page no="98"?> 98 Kommunikation Problematisch ist vor allem, wenn der Empfänger überwiegend mit einem Ohr hören und für die anderen Aspekte einer Nachricht eher taub sein sollte, oder aus einer rein sachlichen Information viel mehr persönliche Faktoren heraus zu hören vermag, als der Sprecher mitzuteilen beabsichtigt. Ein kurzes Beispiel hierfür: Kommunikationssituation Sprecher A: In das Projekt könnten wir heute mit einem Brainstorming einsteigen. Sprecher B: Wir sind bisher immer mit einer Gruppendiskussion eingestiegen. Mögliche Interpretationen zur Antwort Sachinformation: „Projekte wurden bisher anders angegangen." Selbstkundgabe: „Ich zweifle, ob dein Vorschlag gut ist." Beziehungshinweis: „Du weißt immer alles besser." Appellseite: „Lass uns bei dem bleiben, was wir schon kennen! " Missverständnisse in der Kommunikation sind die häufigste Ursache für Konfliktsituationen. Menschen reden beispielsweise aneinander vorbei, trauen sich nicht ihre Gedanken vollständig zu äußern, empfinden Aussagen anderer als persönliche Angriffe oder erhalten zu wenig Verständnis für ihre Worte. Genau an dieser Stelle kommt Ihr bereits gewonnenes Wissen aus der DISG-Analyse zum Einsatz. Denken Sie kurz an die vier primären Verhaltenstypen und schauen Sie nochmal über das 4- Ohren Modell nach Schulz von Thun. Das 4-Ohren-Modell legt seinen Schwerpunkt auf die Tatsache, dass eine jede Nachricht alle vier Aspekte beinhaltet. Meiner persönlichen Ansicht nach wäre es wichtiger zu verstehen, in welcher jeweiligen Intensität die Ausprägungen vorliegen. Mit der Zeit <?page no="99"?> Kommunikation 99 arbeiten Sie immer mehr mit der Verhaltensanalyse und werden dabei feststellen, dass die einzelnen Verhaltensausprägungen für gewöhnlich circa zwei Schwerpunkte in einer Nachricht haben. Die dominante Persönlichkeit hat einen starken Bezug auf die Sachinformation und die Appellseite. Der stetige Mensch hat eine große Selbstkundgabe und seiner Nachricht ist ein tendenziell deutlicherer Beziehungshinweis zu entnehmen. Die gewissenhafte Persönlichkeit ist geprägt von der Sachinformation, während die zwischenmenschlichen Aspekte eher kleiner gehalten werden. Verstehen Sie den Menschen Ihnen gegenüber, werden Sie seine Nachrichten Ihnen gegenüber besser aufnehmen und dekodieren können. Auf diese Weise lernen Sie Missverständnissen besser vorzubeugen und gezielt auf Ihren Gesprächspartner eingehen zu können. Denn mit Ihrem Wissen sind Sie den meisten anderen voraus und haben sehr wertvolle Methoden und Werkzeuge in Ihren Händen. Analyse von Kommunikation Schauen wir uns in unserer Arbeit oder dem privaten Umfeld um, so sehen wir die unterschiedlichsten Formen von Kommunikation. Personen mit einer sehr ausgeprägten Körpersprache, andere wiederum mit einer eher dezenten. Wir hören kräftige Stimmen und auf der anderen Seite sanfte und ruhige. Manche Worte sind klar auf den Punkt gebracht, andere erzählen lange Geschichten und haben viel Gefühl in sich. An Hand von zwischenmenschlicher Kommunikation lassen sich sehr viele Intentionen und Gefühle von Menschen erkennen. Bevor wir uns intensiver mit den beeinflussenden Aspekte und Faktoren zwischenmenschlicher Kommunikation befassen und wie Sie diese für ein gelungenes Durchsetzungsvermögen einsetzen können, möchte ich Sie ein wenig fordern. Reflektieren Sie Ihren beruflichen Alltag, Ihren direkten Kontrahenten und den direkten Vorgesetzten oder Geschäftsführer Ihres Unternehmens. Wie zeichnet sich deren verbale Kommunikation aus? Gibt es in unterschiedlichen Situationen Unterschiede in der Stimme und der Wortwahl? Ist die Sprache schnell und auf den <?page no="100"?> 100 Kommunikation Punkt gebracht oder voller Beispiele und Erklärungen? Sanft und auf den Gesprächspartner eingehend oder rein auf direkten Aussagen basierend? Voller positiver Bestandteile oder stets auf das Negative ausgerichtet? Gehen Sie die unterschiedlichsten Momente in Gedanken durch und versuchen Sie sich ein übersichtliches Bild zu machen: Sprache des direkten Kontrahenten _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Sprache des direkten Vorgesetzten/ Geschäftsführers _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Nun bitte ich Sie um eine weitere Einschätzung, eine private und Ihnen gut bekannte. Bemühen Sie sich um eine rationale Einschätzung ohne persönliche Einflussnahme auf Ihr Urteil. Sprache Ihres Vaters/ Ihrer Mutter _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Die beste Möglichkeit aus der Praxis zu lernen, ist die Fehler anderer zu erkennen, zu analysieren und das damit gewonnene Wissen zur Vermeidung bei sich selbst zu nutzen. Gehen Sie mit offenen Augen durch Ihren Tag und beobachten Sie die verbale und nonverbale Kommunikation anderer Menschen. Welche Besonderhei- <?page no="101"?> Kommunikation 101 ten fallen Ihnen dabei auf - was würden Sie als positiv bezeichnen und adaptieren, was empfinden Sie wiederum als negativ und unangenehm? Lernen Sie daraus und ziehen Sie daraus individuelle Schlüsse für sich. Kein gelesenes Buch wird Ihnen so viele Feinheiten vermitteln können wie die Beobachtung anderer Personen. Sie haben es sicherlich geahnt, andere Personen zu verstehen ist ein guter Anfang - doch was ist mit Ihnen selbst? Wie zeichnet sich Ihre Kommunikation aus, sind Sie stets kontrolliert und sich Ihrer Worte und den daraus resultierenden Folgen bewusst? Oder lassen auch Sie sich, wie die meisten anderen, im einen oder anderen Moment von Emotionen und Stimmungen verleiten? Wie würden Sie Ihre eigene Sprache charakterisieren, Ihren Klang und die darin enthaltenen Gefühle? Ein bedeutender Aspekt zum Schluss: Wie unterscheidet sich Ihre Kommunikation im privaten und beruflichen Alltag? Welche Unterschiede fallen Ihnen zwischen den Situationen unter Freunden, im Kreise der Familie zu denen im beruflichen Kontext? Wie gewohnt, seien Sie ehrlich und kritisch zu mit sich und zu sich selbst. Eigene Sprache im privaten Umfeld _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Eigene Sprache im beruflichen Umfeld _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ <?page no="102"?> 102 Kommunikation Primäre Unterschiede zwischen dem privaten und beruflichen Kontext _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Nutzen Sie diese geschriebenen Zeilen über sich selbst auch in der Zukunft im Verlauf Ihrer persönlichen Weiterentwicklung. Es ist stets faszinierend, die eigene Wahrnehmung vergangener Zeiten zu betrachten und zu erkennen, wie sich Fähigkeiten und Wissen im Verlauf entwickeln. Sollten Ihnen im privaten sowie beruflichen Alltag Situationen auffallen, bei denen Sie in der Vergangenheit anders gehandelt hätten, so halten Sie kurz inne und reflektieren diesen Moment. Was haben Sie genau anders getan und aus welcher Intention heraus? Besprechungen und Vorträge Besprechungen oder Teammeetings sind geprägt von der Gesprächsführung Einzelner und deren individuellem Durchsetzungsvermögen. Es gibt Kolleginnen und Kollegen, die stets zurückhaltend sind und das Wort nur auf Nachfrage ergreifen, und andere, die gerne die Führung übernehmen würden, was ihnen jedoch nicht gelingt. Doch woran liegt die Schwierigkeit von Besprechungen, sich nicht in Kleinigkeiten zu verfangen und am Ende immer noch keine Lösung gefunden zu haben? Haben Sie in der Vergangenheit versucht, die Leitung eines Gruppengesprächs ohne Erfolg zu übernehmen? Aus welchem Grund ist es Ihnen nicht gelungen, was waren die ausschlaggebenden Faktoren? Die Gründe hierfür können sehr vielfältig sein, beispielsweise durch die unterschiedlichen Verhaltenstypen, durch angestaute <?page no="103"?> Kommunikation 103 Emotionen oder durch sehr unterschiedliche Meinungen zu einzelnen Themenbereichen oder Vorgehensweisen. Oftmals ist jedoch eine mangelnde und nicht zielgerichtete Führung ausschlaggebend. Ich möchte in diesem Teilbereich nicht zu sehr auf den Aspekt der Kommunikation zwischen den jeweiligen Verhaltenstypen eingehen, dies haben wir an anderer Stelle bereits intensiv behandelt. Widmen wir uns den Zielen einer Besprechung und deren großer Wirkung auf den Gesprächsverlauf und Ihr individuelles Durchsetzungsvermögen. An Hand einer klar formulierten Zielsetzung, die allen Teilnehmenden bekannt ist, werden Sie die Leitung der Diskussion erfolgreich übernehmen und zielgerichtet steuern können. Zu Beginn einer Besprechung ist es an Ihnen, ein Blatt Papier zu nehmen und in einem kurzen und knappen Satz das Ziel des Meetings zu formulieren; für alle einfach verständlich und deren Zustimmung zum Inhalt vorausgesetzt. Wenden Sie sich gleich am Anfang, vor Beginn einer Diskussion, an die Teilnehmenden und schlagen Sie eine zu formulierende Zielsetzung vor, um effektiv und effizient auf ein klares Ziel hinzuarbeiten. Hierdurch können Sie strukturiert auf Ihre Vorgabe hinarbeiten und bleiben im inhaltlichen Rahmen, ohne zu stark davon abzuweichen. Ein greifbares Ziel, dem alle Teilnehmenden zum Anfang zugestimmt haben, ermöglicht Ihnen mögliche Ausführung zu anderen Themen frühzeitig und gekonnt einzudämmen. Gehen Sie beispielsweise folgendermaßen vor: „Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, bitte erlauben Sie mir für die heutige Besprechung einen kurzen Vorschlag vorweg einzubringen. Um strukturiert an unser Ziel zu kommen und zielgerichtet beim heutigen Thema zu bleiben, schlage ich Ihnen vor, unser heutiges Ziel in einem Satz zu formulieren. Stimmen Sie mir zu, dass unser Ziel „Platzhalter für Ihr Ziel“ ist? Sehr schön, ich notiere es eben kurz auf diesen Zettel und lege ihn in die Mitte des Tischs. So haben wir es alle stets vor Augen, für <?page no="104"?> 104 Kommunikation andere aufkommende Themen habe ich einen weiteren Zettel vorbereitet, auf ihm würde ich neu auftretende Fragen notieren. Herr oder Frau Müller, möchten Sie beginnen, und wir gehen der Reihe nach Ihre jeweiligen Aspekten und Meinungen durch. Zum Schluss würde ich eine kurze Zusammenfassung erstellen. Die getroffenen Beschlüsse würde ich direkt unserem Ziel hinzufügen und Ihnen im Nachhinein in einer kurzen E-Mail zukommen lassen. Doch nun genug von meiner Seite, Herr oder Frau Müller, gerne übergebe ich das Wort an Sie.“ Es ist wichtig, solche Neuerungen den Beteiligten klar und einfach zu erklären. Ihre Erläuterungen sollten jedoch nur dem Verständnis und der Akzeptanz der anderen Personen dienen, behalten Sie weiterhin die Führung und lassen Sie sich von Ihrem Vorhaben nicht abbringen. Sollte eine beteiligte Person möglicherweise Ihrem Vorschlag eine negative Äußerung entgegenbringen, so lassen Sie sich hiervon nicht beirren. Bleiben Sie Ihrem Vorhaben treu, äußern Sie sich positiv der Person gegenüber und haben Sie ihr Ziel weiter fest vor Augen. „Lassen Sie uns dieses Vorgehen bei der heutigen Besprechung einsetzen, ich bin davon überzeugt, dass es uns im Verlauf der Unterhaltung unterstützt.“ Treten im Verlauf des Gesprächs Themenbereiche oder Diskussionen auf, die nicht direkt mit Ihrem formulieren Ziel zusammenhängen, ist es wichtig, darauf hinzuweisen. Doch Vorsicht ist geboten! Genau an dieser Stelle ist besonderes Fingerspitzengefühl gefragt, denn Sie möchten jemandem sagen, dass das angesprochene Thema nicht weiter oder mit Intensität behandelt wird. Denken Sie bei dieser Aussage nicht nur über die ausgesprochenen Worte nach; Ihrer Stimme, der Mimik und der Gestik kommt die gleiche Bedeutung zu. Erst die emotionale Synchronität dieser Teilbereiche führt zum gewünschten Resultat. Der Klang Ihrer Stimme muss den Worten entsprechen, weder harsch noch un- <?page no="105"?> Kommunikation 105 freundlich klingen, sondern Wärme ausstrahlen und ruhig sein. Ihr Blick sollte dabei leicht und nicht durchdringend sein, selbstverständlich ist das Rollen mit den Augen, auch bei einer Wiederholung, absolut unpassend. Entsprechend sollen auch Ihre Gestik und Mimik ruhig und nicht verkrampft sein. Entspannen Sie Ihre Hände und bemühen Sie sich um eine dezente Gestikulation. Ihre Worte müssen einladend und freundlich klingen, nur so erhalten Sie den Rückhalt aller Beteiligten und deren Zustimmung zum Themenwechsel. Und nein, sich mit dem Kopf durch die Wand durchzusetzen sollte keineswegs Ihr angestrebtes Ziel sein. Richten Sie Ihren Blick in die Runde, und mit einer freundlichen sowie klaren, aber dennoch deutlichen Stimme können Sie beispielsweise Folgendes sagen: „Das ist ein sehr interessantes Thema, ich notiere es für unser nächstes Gespräch auf meinem Zettel. Gerne würde ich darauf zurückkommen, da es anscheinend für Sie ein wichtiges Anliegen ist. Lassen Sie uns für den Moment wieder unserem Ziel zuwenden. Ich notiere das angesprochene Thema zwischenzeitlich. Herr oder Frau Koch, möchten Sie fortfahren? “ Mit diesen kurzen Sätzen sagen Sie nicht viel, jedoch genau das Richtige. Sie beinhalten drei primäre Elemente: [1] Anerkennung [2] Wertschätzung [3] Vertrauen Mit dem auf den ersten Blick so einfachen und unauffälligen Wort „interessant“ bezeichnen Sie das angesprochene Thema, ohne ein Urteil darüber abzugeben. Das Wort interessant kann positiv wie negativ gemeint sein, wird im Allgemeinen aber als positive Bezeichnung empfunden. Hierdurch äußern Sie sich zu dem angesprochenen Thema oder der Frage Ihres Gesprächspartners, erzeugen aber keine negativen Emotionen trotz der Tatsache, dass der Einwand in diesem Moment durch Sie zeitlich verschoben werden soll. Es ist sehr wichtig, eine angenehme Stimmung in einem Einzelgespräch, einer Besprechung oder bei einem Vortrag <?page no="106"?> 106 Kommunikation zu gewährleisten. Dies zeigt der Person Anerkennung für den Einwand und einhergehend mit der Notierung des Inhalts auch eine Wertschätzung dem inhaltlichen Aspekt sowie auf der persönlichen Ebene. Sie verschieben nur dessen Behandlung, was in der Aussage und der Handlung keine allgemeine Ablehnung oder Absage darstellt. Wenige von Ihnen handgeschriebene Worte auf einem Blatt Papier sorgen für Vertrauen und Sicherheit, dass Sie auch künftig daran denken; eine Geste, die eine große psychologische Wirkung hat. Anderen Beteiligten zeigen Sie ebenfalls, dass Sie offen für Neues sind, solange es in einem von ihnen vorgegebenen Rahmen stattfindet. Positive Emotionen sind an dieser Stelle besonders wichtig, und auch wenn Sie sich vereinzelt wiederholen müssen, sprechen Sie solche Gedanken nicht aus: „wie bereits erwähnt“ „das ist nicht Thema des heutigen Gesprächs“ „das hatten wir bereits“ Dies sind negativ belastete Ausdrücke, welche die andere Person vor den Kopf stoßen und von mangelnder Diplomatie zeugen. Es ist an Ihnen in einer leitenden Position, sei es auch nur eine Besprechung, eine ausgewogene und angenehme Kommunikation zu gewährleisten. Auch bei auftretenden Wiederholungen bezeichnen Sie es erneut als interessant und verweisen Sie freundlich auf Ihre Notiz für ein darauffolgendes Gespräch. Eine solche Herangehensweise wird Ihnen von allen Beteiligten positiv ausgelegt und Sie behalten problemlos weiterhin die Führung. Darüber hinaus gewöhnen sich Ihre Kolleginnen und Kollegen an ein solches Prozedere, was Ihnen wiederum künftig die Arbeit erleichtern wird. Sei es nur unter zwei Personen oder in einem Seminar mit vielen Zuhörern - die Methode ist einfach und doch sehr effektiv in unterschiedlichsten Situationen anwendbar. Wertschätzendes Auftreten wird mit Anerkennung seitens anderer Personen belohnt. Grund dafür ist, dass die wenigsten Personen den Einwand zu schätzen wissen und für gewöhnlich sagen, es wäre nicht das <?page no="107"?> Kommunikation 107 behandelnde Thema oder in der Runde an falscher Stelle. Bei zu detaillierten Fragen, die den zeitlichen Rahmen sprengen würden, oder bei Äußerungen aus negativer Emotion heraus können Sie diese Herangehensweise ebenfalls verwenden. Sie können beispielsweise folgende Antwort verwenden, selbstverständlich auch in ableitender und angepasster Form. „Das ist ein sehr interessanter Punkt, lassen Sie uns gerne nach dem Gespräch etwas ausführlicher darüber sprechen. Gerne nehme ich mir die Zeit dafür, kommen Sie einfach auf mich zu, ich bleibe noch etwas hier.“ Aus persönlicher Erfahrung kann ich Ihnen sagen, dass die Personen, die aus einer negativen Stimmung heraus unnötige Fragen gestellt und Sie damit gestört haben, zu ca. 80 Prozent in Nachhinein nicht auf Sie zu kommen werden. Denn nach der Besprechung oder der Präsentation gibt es keine Zuhörer, kein Publikum mehr, wodurch die Frager das Interesse daran verlieren. Äußern Sie sich stets positiv zu aller Art von Einwänden und verweisen Sie auf eine künftige Besprechung oder ein Gespräch im Nachhinein. Natürlich können Sie sich nicht unzählige Male unterbrechen lassen, aber auch da können Sie gekonnt antworten. „Sie haben viele interessante Einwände. Notieren Sie doch bitte diese zwischendurch und ich gehe sie im Nachhinein mit Ihnen im Detail durch. Auf diese Weise geht kein Gedanke verloren. Kommen Sie einfach auf mich zu, ich bleibe noch etwas hier.“ Spätestens nach einer solchen Antwort wird der Störer verstehen, dass ihm in diesem Moment keine Bühne für seine Einwände gewährt wird und er Sie auch nicht persönlich angehen kann. Bleiben Sie ruhig und diplomatisch, unabhängig davon, wie sehr es Sie persönlich stört oder sogar nervt. Treten Sie selbstbewusst auf, wirken Sie aber dennoch einfühlsam auf Ihr Gegenüber und zeigen Sie ihm, dass Sie die einzelnen Einwände ernst nehmen. Sie werden feststellen, es zahlt sich für Sie aus. <?page no="108"?> 108 Kommunikation Elektronische Kommunikationsmittel Sie wollen als Person überzeugen, mit einem charismatischen Durchsetzungsvermögen glänzen? Im Zeitalter der Digitalisierung ist es an Ihnen, auch mit elektronischen Kommunikationsmitteln zu überzeugen. Livechats und E-Mails - so nützlich und so weit verbreitet sie im alltäglichen Gebrauch sind -, dahinter verbirgt sich eine große, nicht zu unterschätzende Gefahr für Fehlerquellen und Missverständnisse. Wir tippen und tippen, verschicken und antworten auf neue Nachrichten. Die gesamte Kommunikation läuft auf elektronischem Weg fern der realen zwischenmenschlichen Kommunikation ab. Damit geht aber auch die große Gefahr von Fehleinschätzung auf Grund typischer Kommunikationsfehler einher. Die eine oder andere Person versteckt sich regelrecht hintern den elektronischen Systemen und meidet das offene Gespräch. Es ist einfacher, in einem Chat seine Meinung kundzugeben, als dies in einer direkten Konfrontation zu tun. Ebenfalls können sehr schnell und einfach Missverständnisse entstehen, die größere Folgen nach sich ziehen. Auf eine falsch aufgefasste Nachricht wird entsprechend reagiert und die andere Person ist persönlich gekränkt, denn die eigene Nachricht war kein persönlicher Angriff. Das ist der Anfang eines Konfliktes, der erst gar nicht hätte entstehen sollen. Eine weitere Betrachtungsweise ist die allgemeine Darstellungsform von Nachrichten und was sie mit ihren Worten oder der verwendeten Form kommunizieren. Wir sehen die persönlich verfassten Nachrichten stets nur durch die eigenen Augen, unsere individuelle subjektive Wahrnehmung. Doch dürfen Sie nicht außer Acht lassen, dass Ihr Gegenüber nur die geschriebenen Worte sieht. Ihre Gefühle, Stimmung oder Intentionen - für gewöhnlich an der Körpersprache, der Mimik und dem Klang Ihrer Stimme zu erkennen, sind dem Empfänger unbekannt. Dies weist in vielen Fällen den Weg zu Missverständnissen in der Kommunikation, die Sie auf jeden Fall vermeiden sollten. Weist eine elektronische Kommunikation erste Tendenzen von Missverständnissen auf, so ist es an Ihnen, dem direkt entgegenzuwirken und bei <?page no="109"?> Kommunikation 109 Möglichkeit ein persönliches Gespräch oder Telefonat zu bevorzugen. Ich habe Ihnen eine Übersicht der typischen Fehler erstellt, lesen Sie diese konzentriert durch und überlegen Sie, wo Sie sich möglicherweise wiedererkennen. CC - Sie haben es sicher schon erlebt: Es gibt Personen die nur zu gerne das CC-Feld in jeder erdenklichen Weise ausfüllen. Rückwirkend betrachtet müssten durchschnittlich 75 Prozent der Adressaten darin nicht eingefügt werden, da diese keinen direkten und vor allem sinnvollen Nutzen erfüllen. Zu gerne werden Vorgesetzte in Kopie gesetzt, um hierdurch die Nachricht mit einem gewissen Nachdruck zu versehen. Der Absender versucht ebenso sicherzustellen, dass seine Arbeit in Form von E-Mails oder ähnlichem von den entsprechenden Vorgesetzten gesehen wird. Oder einfach mal jemanden als Info in Kopie nehmen, ob notwendig oder nicht, ist nicht von Bedeutung - Hauptsache informiert. Sie wollen Durchsetzungsvermögen zeigen, persönlich und fachlich glänzen - als mögliche Führungsperson auftreten? Dann beginnen Sie bitte sich entsprechend zu verhalten - Versender und Empfänger, ausschließlich um diese beiden Personen geht es. Wenn Ihnen Freigaben fehlen oder Sie sich unsicher sind, klären Sie diese offenen Fragen vor Versand Ihrer Nachricht. Anrede - Die Anrede „Hi“ oder „Hey“ gehört tendenziell in eine lockere Unterhaltung zwischen Freunden oder guten Bekannten, aber weniger in den beruflichen Kontext. Gerade im Kundenkontakt sollten Sie eine seriöse Form berücksichtigen. Aber auch Vorgesetzten gegenüber, mag die persönliche Beziehung noch so gut sein, sollten Sie sich entsprechend präsentieren und auf umgangssprachliche Anreden verzichten. Die Anrede ist das erste, was in einer Nachricht gelesen wird und entsprechend mit dem ersten Eindruck in einem persönlichen Gespräch bei der Wahrnehmung einer Person gleichzusetzen. Großbuchstaben - Seien Sie vorsichtig mit der Großschreibung, vom Versender meist auf die eine Art und Weise gedacht, <?page no="110"?> 110 Kommunikation vom Empfänger wiederum anders verstanden. Ein „DANKE! ! “ als Antwort kann sehr differenziert wahrgenommen werden, gerade wenn eine solche Schreibweise für eine Person tendenziell unüblich ist. Für manche Personen ist es einfach eine Antwort, die einen positiven Hintergrund beinhaltet. Auf der anderen Seite ist es auch eine sehr starke Betonung eines Wortes; es könnte die Frage nach dem Grund der besonderen Hervorhebung auftreten. Großbuchstaben könnten mit einer gewissen Ablehnung der eigenen Nachricht verstanden werden, also als sarkastische Antwort. Haben Sie stets im Hinterkopf, dass es nicht so sehr von Bedeutung ist, wie Sie selber etwas meinen, sondern wie der Empfänger diese Nachricht aufnimmt und auf sie reagiert. Satzanfang - Der Satzanfang leitet nach der Anrede Ihre Nachricht ein und sollte beim Leser ein angenehmes Gefühl erzeugen. Zeigen Sie sich von einer vornehmen und höflichen Art und Weise - mag das persönliche Verhältnis noch so gut sein, ist es an Ihnen, die Professionalität zu wahren. Solche Kleinigkeiten sind jene Faktoren, die anderen Menschen besonders positiv auffallen und Sie im Verhältnis zu anderen unterscheiden. Eine kleine Auswahl von Möglichkeiten, die natürlich mit dem Kontext der Nachricht konform sein müssen: bitte erlauben Sie mir, Ihnen anbei ... bitte erlauben Sie mir eine kurze Frage zum Thema ... gerne wollte ich Sie kurz über eine Änderung informieren / Ihnen Bescheid geben Sie erkennen, es geht darum, mit einer höflichen Nachricht und entsprechender Ausdrucksweise beim Empfänger einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Einem solchen Anfang sollte entsprechend auch ein seriöses Ende folgen. Abkürzungen wie „LG“ oder „VG“ sollten vermieden werden. Auch hierzu eine kurze Übersicht möglicher Abschlüsse einer Nachricht: Ich danke Ihnen im Voraus und stehe bei Rückfragen gerne zur Verfügung (ein Satz, der sich gut vor der Verabschiedung, an vorletzter Stelle anbietet). <?page no="111"?> Kommunikation 111 Herzliche Grüße aus ... Besten Dank und viele Grüße! Viele Grüße und Ihnen einen angenehmen Start in die Woche! Beste Grüße und Ihnen ein angenehmes Wochenende! Verwenden Sie keine zu persönlichen und starken Adjektive in Ihrer Verabschiedung, das Wort „angenehm“ ist beispielsweise positiv und wiederum auch für den beruflichen Kontext zu verwenden, da nicht zu persönlich. Auch übergreifend beim Geschlecht lässt es sich gut verwenden, ohne Missverständnisse hervorzurufen. Romane & Struktur - Halten Sie sich stets kurz und auf das Wesentliche konzentriert. Handelt es sich um ein empfindliches Thema, sollten Sie ein Telefonat oder ein persönliches Gespräch der Nachricht vorziehen. Beachten Sie ebenfalls eine logische Unterteilung Ihrer Nachricht. Sollten beispielsweise zwei Themenbereiche behandelt werden, dann sollte dies durch einen Absatz gekennzeichnet werden. Hervorhebungen empfehle ich Ihnen zu unterlassen, da diese den Fokus zu sehr auf bestimmte Inhalte ziehen und womöglich schnell überhand nehmen. Sollten Sie trotzdem eine Hervorhebung einfügen wollen, belassen Sie es bei der kursiven Schreibweise oder einer kurzen Fettung. Farbliche Hervorhebungen sind für gewöhnlich nicht notwendig und deswegen wegzulassen. Sollte es sich nicht vermeiden lassen, so benutzen Sie bitte nicht Rot. Rot ist eine aggressive Farbe und wird als unangenehm empfunden - verwenden Sie in diesem Fall ein dunkles Grün oder ein dunkles Blau. Zwei verschiedene Arten der Hervorhebung sollten auf keinen Fall bei gleichen Wörtern zum Einsatz kommen. Ruhe - Gerade bei komplizierten Nachrichten oder empfindlichen Themen sollten Sie sich ausreichend Zeit zum Nachdenken lassen. Schreiben Sie zunächst Ihre Nachricht und fügen Sie erst zum Schluss die Empfänger ein, zu schnell sind eine Nachricht aus Versehen verschickt und nicht korrigierter Inhalt oder falsch formulierte Sätze beim Gegenüber angekommen. Emo- <?page no="112"?> 112 Kommunikation tionen gehören nicht in eine Nachricht, schreiben Sie sachlich und höflich. Dies ist erst recht zu beachten, sollte der Empfänger Sie auf eine persönliche Art und Weise „nerven“ oder „angreifen“. Damit einhergehend ist auch jede Art der Austragung eines Konfliktes strengstens verboten. Formulieren Sie die Nachricht, speichern Sie sie unter Entwürfe und holen Sie sich einen Tee, Kaffee oder gehen Sie eine Zigarette rauchen. Kurz die Gedanken sortieren und sich ablenken, die Nachricht erneut aufrufen und Korrektur lesen - auf Grammatik, Formulierungen und unnötige Emotionen. Zeigen Sie mit Ihren Nachrichten, Ihrem allgemeinen Schreibstil Professionalität und eine gewisse Eleganz in den Worten. Nehmen Sie ältere Nachrichten zur Hand und lesen Sie diese erneut - was würden Sie jetzt anders schreiben? Das Gleiche können Sie beispielsweise mit E-Mails Dritter machen und diese auf Fehler fachlicher und persönlicher Natur untersuchen. Konflikte Konflikte unterschiedlichen Ausmaßes sind Bestandteil unseres privaten und beruflichen Alltags. Diese können klein ausfallen und nicht mehr als eine Unstimmigkeit sein. Auf der anderen Seite können diese auch größeren Ausmaßes sein, jedoch im Stillen ruhen und nicht zum Vorschein kommen. Auf Grund von Kalkül, Zurückhaltung oder der eigenen Persönlichkeit bleiben die Konflikte zwischen den betroffenen Personen bestehen, werden aber jedoch nicht offen ausgetragen. Eine vermeintlich angenehme Situation - so erscheint es -, da kein offener Konflikt besteht und ausgetragen wird. Doch eine jede negative Stimmung vermag zu wachsen und Auswirkungen auf unsere Taten und Worte haben. Zumeist tritt ein stiller Konflikt in einer anderen Form oder zu einem späteren Zeitpunkt zum Vorschein. Ein offener Konflikt wird dem Namen entsprechend nicht verborgen - unbeteiligte Personen erhalten davon Kenntnis und werden möglicherweise, bewusst oder unbewusst, mit einbezogen. <?page no="113"?> Kommunikation 113 Ein Konflikt, so unbedeutend er auch vorerst erscheinen mag, kann eine gefährliche Wirkung haben. So können ein kleines Wort, eine unscheinbare Tat eine andere Person, bedingt durch eine wunde Stelle oder einen ungünstigen Zeitpunkt, persönlich getroffen haben. Das Modell der Konfliktdynamik nach Friedrich Glasl verdeutlicht in einer vereinfachten, aber sehr anschaulichen Form die Vorgänge zwischen Innen- und Außenwelt. Es stellt den Zusammenhang zwischen unseren individuellen Wahrnehmungen, Gefühlen und dem Willen, zusammengefasst als die Innenwelt einerseits und der Außenwelt andererseits dar. Die Außenwelt ist wiederum ein in sich geschlossener Bereich aus Verhalten und den darauffolgenden Taten und Effekten, beispielsweise seitens Dritter. Dieses Modell ist durch die einfache und doch zutreffende Darstellung auf den privaten sowie beruflichen Bereich anwendbar. Stille Konflikte sind Bestandteil unserer Innenwelt und existieren versteckt in unserem Verhalten. Die Beeinflussung durch die Emotionen und Stimmungen tritt für uns nur selten bewusst zum Vorschein, hat jedoch einen entscheidenden Einfluss auf das betroffene zwischenmenschliche Verhältnis. Darüber hinaus veröffentlichte Friedrich Glasl ein interessantes Modell der Eskalationsstufen eines Konflikts. Er differenzierte im <?page no="114"?> 114 Kommunikation Allgemeinen die Eskalationsstufen eines Konfliktes in drei primäre Bereiche: Win-win Win-lose Lose-lose Diese Bereiche differenzieren sich wiederum in einzelne Handlungsschritte der betroffenen Personen im zeitlichen Ablauf eines Konfliktes. Hierdurch werden anhand des Modells der Eskalationsstufen die neun möglichen Etappen der Entwicklung und des allgemeinen Verlaufs eines Konflikts, in ausführlicher Form dargestellt. Der erste Bereich kategorisiert einen möglichen Konfliktausgang, bei dem beide Parteien gewinnen. Keine Person kommt zu Schaden, es findet ein positiver Ausgang statt. Die zweite Kategorie weist im Unterschied zur ersten einen Gewinner sowie einen Verlierer auf. Zuletzt wird eine Kategorie aufgezeigt, bei der der Konflikt seinen Höhepunkt erreicht hat und beide Parteien hierdurch Schaden nehmen - einen direkten Gewinner und Verlierer gibt es nicht, alle Beteiligten sind als Verlierer zu betrachten. Betrachten Sie die folgende Grafik: Sicher kommt Ihnen die ein oder andere Phase aus Erfahrung bekannt vor. <?page no="115"?> Kommunikation 115 Nun ist es an Ihnen, diese kurz vorgestellten theoretischen Modelle in die Praxis umzusetzen; genauer gesagt mit Hilfe Ihrer Erfahrung aus der Vergangenheit. Reflektieren Sie Ihre vergangenen Konflikte, wie war deren Verlauf geprägt? War oder ist es ein stiller Konflikt, oder hatte sich dieser offen in einer bestimmten Situation gezeigt? In welcher Eskalationsstufe haben Sie sich bewegt? Bitte Hand aufs Herz, unsere wahren Intentionen sind nicht unbedingt nur die ausgesprochenen Worte. Im Inneren empfinden wir andere Emotionen und Stimmungen als wir vielleicht offen nach außen tragen. Und um genau diese geht es. Wie haben Sie empfunden und welche Eskalationsstufen haben Sie während des gesamten Verlaufes durchlaufen? Gehen Sie folgendermaßen in Ihrer Reflexion vor: Beschreiben Sie kurz und knapp den Konflikt als Ganzes. Erläutern Sie rational die Entstehung der Unstimmigkeit. Reflektieren Sie sich selbst in diesem Moment, haben Sie sich still und zurückhaltend verhalten oder war es eine offene Konfrontation? Wie war die weitere Entwicklung des Konfliktes, welche Eskalationsstufen haben Sie durchlaufen? Kurzbeschreibung des Konflikts _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Entstehung des Konflikts (Ursache & Hinführung) _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ <?page no="116"?> 116 Kommunikation Charakterisierung des Konfliktes und eigenen Verhaltens _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Entwicklung des Konflikts _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Manche Konflikte erscheinen uns klar und einfach in ihrer Natur. Sie haben einen festen Anfang, begründet auf einer fest zulegenden Ursache. Der Verlauf hat eine gewisse Charakteristik mit eindeutigem Verhalten der Beteiligten. Auf der anderen Seite könnten Sie sich Gedanken über einen Konflikt machen, aber dessen Ursprung nicht fehlerfrei bestimmen oder beschreiben; sei es begründet durch die Dauer des Bestehens oder seiner Komplexität. Wiederum könnten Konflikte zwischen still oder offen wechseln - eine längere Unstimmigkeit, die von Zeit zu Zeit bewusst oder unbewusst, durch stellvertretende Situationen, ausgetragen wird. Die Komplexität von Konflikten zeichnet sich durch eine differenzierte Wahrnehmung von Faktoren einer jeden Person aus. Doch haben Sie mit Ihrem Wissen die Möglichkeit, die größten Unbekannten offen zu legen und aus diesem Wissen zu schöpfen. Denken Sie an die vier Grundtypen des DISG-Verhaltensmodells - rot, gelb, grün und blau. Nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit und überlegen Sie, wie sich die jeweiligen Personen in einem Konflikt verhalten würden. Welche Charakteristika würden Sie ihnen zuordnen und aus welchem Grund, was bringt Sie auf diese Einschätzung? Sie erkennen, meine Fragestellungen an Sie beinhalten stets den Aspekt der Begründung. Zu schnell haben wir uns eine Meinung <?page no="117"?> Kommunikation 117 gebildet und bleiben in dieser festgefahren. Um dem vorzubeugen, empfehle ich Ihnen stets eine logische Argumentation für Ihre Einschätzung aufzustellen. Kommen Ihnen in einem Moment der Überlegung Zweifel, mag dieser Augenblick noch so kurz sein, so greifen Sie diesen auf. Zweifel sind für gewöhnlich logischer und strukturierter Natur, ein kurzer Durchbruch hinter die Wand der subjektiven Verzerrung. Ein wertvoller Moment, den Sie nicht in Luft auflösen lassen dürfen. Dominanter Verhaltenstyp _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Initiativer Verhaltenstyp _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ <?page no="118"?> 118 Kommunikation Gewissenhafter Verhaltenstyp _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Stetiger Verhaltenstyp _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Achten Sie in jedem Konflikt, mag er noch so klein und unbedeutend sein, auf die Ihnen im ersten Moment verborgenen Gefühle und auf die Intentionen Ihres Gegenübers. Bemühen Sie sich, dessen persönliche Ansicht zu der entstandenen Unstimmigkeit zu reflektieren. Vertritt Ihr Gegenüber nur eine andere Meinung oder bestehen andere Beweggründe hinter dem Verhalten, möglicherweise persönlicher Natur? Treten persönliche Gründe auf, ist ein Konflikt auf rein rationale Art und Weise nur schwer zu lösen. Analysieren Sie das allgemeine Vorgehen des Konfliktpartners, ist dieses gegenüber dem als normal zu bezeichnenden Verhalten unüblich? Von welchen Intentionen und Zielsetzungen wird diese Person angetrieben? Ist es ein rein fachlicher Bezug oder der Wille bei dem Versuch, sich ebenfalls durchzusetzen, nur nicht so geschickt in der Umsetzung wie bei Ihnen? Je besser Sie in der Lage sind, das Verhalten Dritter zu reflektieren und auf dessen Ursprung zurückzuführen, umso leichter wird es Ihnen fallen, zielgerichtet darauf einzugehen. So können bereits anerkennende Worte zu der vollbrachten Leistung oder ein kleiner Schritt durch Sie zurück eine große Wirkung erzielen. <?page no="119"?> Kommunikation 119 Betrachten Sie jede Konfliktsituation rational und frei von Emotionen, hören Sie Ihrem Gegenüber aufmerksam zu und versuchen Sie auch jene Inhalte und Aspekte zu erkennen, die Ihr Gesprächspartner nicht im direkten Sinne ausspricht oder offen zeigt. Kritik Ich habe kein Problem mit Kritik, aber sie muss mir gefallen. Mark Twain Ein sehr zynisches Zitat des amerikanischen Schriftstellers Mark Twain, welches die zentrale Problematik der Kritik darstellt. Kritik ist ein sehr kompliziertes Thema, da damit stets negative Emotionen einhergehen. Konstruktive Kritik wird in der Literatur sowie in der allgemeinen Meinung als positive Kritik behandelt, doch ist und bleibt auch diese ein sehr empfindliches Thema. Kritik als solche ist ein zweischneidiges Schwert - sie weist eine positive sowie eine negative Seite auf. Auf der einen Seite kann Kritik motivieren, bei Annahme der thematisierten Inhaltspunkte zu Verbesserungen und Weiterentwicklung führen sowie beispielsweise Probleme lösen. Auf der anderen Seite können Worte der Kritik demotivierend, frustrierend und persönlich verletzend sein. Verschlechterungen und allgemeine Unzufriedenheit können die Folge sein - neue, bislang nicht bestehende, Probleme werden hervorgerufen. Drei Aspekte sind bei Kritik sehr wichtig - beachten Sie diese nicht, laufen Sie Gefahr, eine negative Unterhaltung zu provozieren, Ihr Gegenüber persönlich zu verletzen und damit einhergehend sich selbst zu schaden. Ausgeglichenes Verhältnis Bei der Äußerung von Kritik ist es wichtig, die Waage der Konversation mit Lob auszubalancieren. Gerade in einem Gespräch, in welchem Sie negative Aspekte thematisieren, müssen Sie auch positive Punkte vorbereiten und diese wiedergeben. Auch die <?page no="120"?> 120 Kommunikation Situationen außerhalb dieses Gespräches müssen Sie beachten - wie verhält sich die Balance zwischen Kritik und Lob in der alltäglichen Arbeit? Diese Frage verweist auf Ihr Wesen als Führungskraft oder Kritik äußernde Person. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor sind motivierende Worte. Äußern Sie einen negativen Aspekt, so verpacken Sie diesen zwischen zwei positiven Punkten. Bemühen Sie sich um eine harmonische Atmosphäre, die respektvoll und konstruktiv ist. Behandeln Sie Ihr Gegenüber so, wie Sie es selbst gerne hätten. Treten Sie freundlich auf und zeigen Sie bei Bedarf auch Verständnis. Zeitpunkt Der Zeitpunkt sollte gut gewählt sein, blicken Sie auf Ihren Gesprächspartner und bemühen Sie sich in deren Lage zu versetzen. In einem stressigen Zeitpunkt oder in Momenten des emotionalen Unwohlseins sollten Sie ein solches Gespräch nicht führen. Des Weiteren ist auch die Privatsphäre bei einer solchen Unterhaltung unabdingbar. Kolleginnen und Kollegen sollten nicht mitbekommen, welches Thema angesprochen wird; den einzelnen Wortlaut oder die Kritikpunkte selbstverständlich erst recht nicht. Empathie Empathie ist ebenfalls ein sehr komplizierter Erfolgsfaktor für ein Kritikgespräch. Zeigen Sie ehrliches Verständnis im Gespräch, gehen Sie auf die emotionale Verfassung ein und reflektieren Sie die erlebten Gegebenheiten auch aus den Augen Ihres Gesprächspartners. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für die Unterhaltung, reden Sie nicht zu schnell. Sollten Sie abgelenkt sein, wird sich die andere Person von Ihnen nicht verstanden und wertschätzt fühlen. Berücksichtigen Sie ein gesundes Taktgefühl in der Dosierung von Kritik; Menschen sind sehr unterschiedlich und nehmen die gleichen Worte auf sehr differenzierte Art und Weise auf. Belassen Sie das Gespräch flexibel, vielleicht müssen Sie sich mehr Zeit für die Gefühle Ihres Mitarbeitenden nehmen - Aspekte, die Sie im Vorhinein nicht im Detail abschätzen können. <?page no="121"?> Kommunikation 121 Es ist an Ihnen, souverän auf Kritik zu reagieren, in Teilen habe ich ähnliche Themenbereiche in anderen Abschnitten des Buches behandelt, möchte diese dennoch übersichtlich für Sie zusammenfassen. Nehmen Sie an, eine Ihnen vorgesetzte Person übt Kritik an Ihnen - wie sollten Sie sich verhalten? Zuhören - Es ist unabdingbar, dass Sie Ihr Gegenüber ausführlich aussprechen lassen und den Worten aufmerksam zuhören. Unabhängig von Inhalt, Wahrheitsgehalt oder Ähnlichem. Ihre wichtigste Aufgabe in einem solchen Moment ist zuzuhören und Ghr Gegenüber zu beobachten, hinter die gesprochenen Worte zu sehen und die jeweiligen Emotionen und Stimmungen zu analysieren. Ruhig bleiben - Ruhe symbolisiert Souveränität und ein Auftreten auf Augenhöhe. Verlieren Sie sich nicht in Emotionen oder kurzfristigen Stimmungen. Werden Sie auf keinen Fall laut, hysterisch, zickig oder Ähnliches. Ist die Ihnen vorgesetzte Person emotional aufgebracht, wird es Ihnen in einem solchen Augenblick nur schwer fallen, eine rationale Unterhaltung zu führen. Nicht rechtfertigen - Nehmen Sie die Inhalte der Worte auf, analysieren Sie das allgemeine Verhalten Ihres Gesprächspartners, aber rechtfertigen Sie sich nicht. Rechtfertigung wird oftmals als ein Schuldeingeständnis interpretiert und Ihnen im Nachhinein negativ ausgelegt. Selektion - Sollten Sie dem Kritiker Recht geben, so ausschließlich in jenen Punkten, die tatsächlich stimmen - stimmen Sie nicht im Allgemeinen zu, sondern selektieren Sie die einzelnen Aspekte und Anschuldigungen. Aktives Zuhören - Über das reine Zuhören hinaus sollten Sie selbstbewusst und mit einer klaren Stimme bei Kritikpunkten nachfragen, welche unklar sind, um künftige Missverständnisse zu vermeiden. In einem Kritikgespräch sind die Kritiker in der konstruktiven Kommunikation nicht immer sehr geübt, <?page no="122"?> 122 Kommunikation wodurch Missverständnisse zu Ihrem Nachteil auftreten können. Diesen können Sie durch zielgerichtete Fragen vorbeugen. Erwartungen - Hinterfragen Sie über das Inhaltliche hinaus auch die Erwartungen des Kritikers Ihnen gegenüber für künftiges Handeln oder entsprechende Verbesserungen für Ihre Worte und Taten, abhängig vom angesprochenen Thema. „Welche genauen Erwartungen haben Sie an mich, welche Teilbereiche sollen genau geändert beziehungsweise verbessert werden? “ Zeit - Nehmen Sie sich Zeit zum Nachdenken; Sie sind nicht gezwungen, direkt zu antworten und Ihr Urteil beziehungsweise Ihre Meinung zu allem wiederzugeben. Da Ihnen die entsprechenden Themenbereiche des Gespräches nicht bekannt waren, steht Ihnen persönliche Zeit für die eigene Reflexion zu. Auf diese Weise können Sie Ihre Gedanken sammeln und den Moment wirken lassen. Ausführlich nachdenken und erst daraufhin handeln. Small Talk Small Talk, ein Themenbereich, der von Vielen gefürchtet wird. Kurze und meist belanglose Unterhaltungen, beispielsweise am Rande einer Besprechung, einer Veranstaltung oder im Aufenthaltsraum. Doch so unscheinbar sie zunächst aussehen, so bedeutend sind sie in Wirklichkeit. Mit Small Talk können Sie Nähe zu Ihren Gesprächspartnern aufbauen und wirken sympathisch auf Menschen um Sie herum. Doch gerade diese kurzen Gespräche stellen uns vor große Herausforderungen: Gespräche laufen manchmal nicht nach Plan und uns ist nicht immer bewusst, weshalb genau. So gut Sie mit Small Talk bei Ihren Mitmenschen punkten können, so schnell ist auch eine negative und oftmals komische oder unangenehme Atmosphäre zwischen den Gesprächspartnern entstanden. Ihnen ist ein guter Einstieg gelungen, das Gespräch hatte einen vielversprechenden Anfang. Doch ab einem bestimmten Zeitpunkt gerät die Konversation ins Stocken, plötzlich entsteht nur <?page no="123"?> Kommunikation 123 noch Langeweile. Verschiedenes kann Grund hierfür sein - die häufigsten Ursachen habe ich Ihnen für Ihre künftigen Gespräche zusammengefasst: [1] Nur von sich erzählen und monologisieren Private und persönliche Worte führen stets zu gemeinsamer Nähe und gegenseitigem Vertrauen. Doch wie so oft ist das richtige Maß ausschlaggebend. Wer nur von sich selbst redet, macht sich gewiss unbeliebt. Wer zu viel von sich selbst erzählt, wirkt darüber hinaus arrogant. Damit einhergehend ist oftmals das Monologisieren die Ursache. Grund hierfür kann Ihre Nervosität sein, der Versuch, die persönliche Unsicherheit zu überspielen. Seien Sie bedacht, auch Ihr Gegenüber zu Wort kommen zu lassen. Wenn Sie zu sehr monologisieren und Ihren Gesprächspartner nicht zu Wort kommen lassen, entsteht beim Zuhörer Frustration und er verliert das Interesse sich zu beteiligen. Zuhören ist ein sehr wichtiger Aspekt einer guten Unterhaltung; bringen Sie den Stein ins Rollen und sorgen Sie dafür, dass aus dem Monolog ein Dialog wird. Achten Sie grundsätzlich in einer Unterhaltung darauf, dass Ihr eigener Redeanteil nicht zu groß ist. [2] Unverständnis beim Gesprächspartner Einsilbige und oberflächliche Antworten können ein Anzeichen dafür sein, dass Ihr Gegenüber sich in der Thematik nicht tiefgehend auskennt. Ist man selber in einem Bereich belesen und kennt sich durch persönliches Interesse oder die tägliche Arbeit darin aus, besteht die Gefahr, zu übersehen, dass Ihr Gesprächspartner hierin nicht so bewandert ist. Überforderung wird verständlicherweise als unangenehm empfunden, Ihr Gegenüber ist überfordert und steigt immer weiter aus der Unterhaltung aus. Bedenken Sie, dass Ihr Small Talk-Partner seine Unwissenheit oder Überforderung nicht zugeben wird. Hierbei würde er sein Gesicht verlieren, weshalb es eher selten vorkommt. Achten Sie in einer solchen kurzen Unterhaltung darauf, dass Sie nicht zu sehr ins Detail gehen oder sich in Fachbegriffen verlieren. [3] Witze über die falschen Themen Seien Sie sich bewusst, dass Männer und Frauen unterschiedliche <?page no="124"?> 124 Kommunikation Themen für witzig und amüsant halten. Witze über Volksgruppen, Nationalitäten, Religionen oder ein Geschlecht sollten auf jeden Fall vermieden werden! Lieber kein Witz als ein schlechter oder beleidigender. Witze kommen für gewöhnlich zum Einsatz, wenn kein gemeinsames Thema für ein Gespräch gefunden wird, oder um die Unterhaltung aufzulockern. Achten Sie darauf, nicht den Fehler zu machen, unangebrachte Äußerungen oder Witze zu verwenden, um das Gespräch zu beleben. Bedanken Sie sich beim Gegenüber für die Unterhaltung und wenden Sie sich einer anderen Person zu oder gehen Sie kurz zur Toilette. Auf diese Art und Weise haben Sie die Möglichkeit, das Gespräch in einem angenehmen Rahmen zu beenden und unangebrachte Äußerungen und unpassende Versuche des Humors zu unterlassen. [4] Privatsphäre respektieren Seien Sie achtsam beim Reden über persönliche Themen und hinsichtlich der körperlichen Nähe zum Gegenüber. Gehen Sie beim Ansprechen von persönlichen und privaten Themen mit Fingerspitzengefühl vor. Nicht jeder möchte sich in bestimmten Situationen mit Ihnen über persönliche Themen unterhalten. Wenn Sie nur das geringste Anzeichen für Unwohlsein beim Gegenüber erkennen, wechseln Sie das Gesprächsthema. Auf der anderen Seite ist es sehr wichtig, beim Gespräch auch auf die direkte Distanz zu achten; halten Sie einen gesunden körperlichen Abstand ein. Nähere Ausführungen habe ich Ihnen im Abschnitt „Distanz wahren“ zusammengefasst. [5] Unangenehme Themen und persönliche Probleme Seien Sie sich gewiss, niemand möchte beim Kennenlernen oder in einer zwanglosen Unterhaltung etwas über persönliche oder gesundheitliche Probleme hören. Vermeiden Sie unangenehme Themen, reden Sie über einfache und eher muntere Themen. [6] Besserwisserei und Ratschläge Solange Sie nicht direkt nach einem Rat gefragt werden, verzichten Sie auf ungebetene Ratschläge. Besserwisserei ist eine sehr unangenehme Eigenschaft und wird stets negativ beurteilt. Nehmen Sie Abstand davon, andere mit Ratschlägen zu belehren - <?page no="125"?> Kommunikation 125 halten Sie sich bedeckt und geben Sie Ihren Rat nur auf eine explizite Bitte hin ab. [7] Uninteressantes Thema Die Wahl des Themas ist natürlich von Person zu Person abhängig: Was wird als angenehm empfunden und was nicht? Sollten Sie im Gesprächsverlauf merken, dass Ihr Gegenüber nur wenig zur Konversation beiträgt oder nur einsilbig antwortet, kann es daran liegen, dass seine Interessen ganz woanders liegen. Einen solchen Moment sollten Sie rasch erkennen und einen Themenwechsel in Betracht ziehen. Ab einem gewissen Punkt der Unterhaltung sollte diese beendet werden. Wie es so schön heißt: Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Small Talk ist kurze Unterhaltung, um anderen Personen etwas näher zu kommen und ganz allgemein das Eis zu brechen. Achten Sie in Ihrem Gespräch darauf, keine Langeweile beim Gegenüber aufkommen zu lassen - es wäre schade, eine fruchtbare Unterhaltung so enden zu lassen. Folgende klassische Anzeichen sollten Sie stets berücksichtigen: Treten bei Ihrem Gegenüber Wiederholungen Ihrer eigenen Worte auf, haben Sie ein eindeutiges Anzeichen für eine nur noch geringe Aufmerksamkeit Ihres Gegenübers. Seine Gedanken sind bereits woanders, dementsprechend werden Ihre letzten Worte nur noch wiederholt oder ihnen oberflächlich zugestimmt. Der Körper eines Menschen sagt viel über seine Gefühle und Empfindungen aus. Das Abwenden des Körpers vom Gesprächspartner signalisiert ein klares Desinteresse. Achten Sie auf den Oberkörper, die Beine und die Augen Ihres Gegenübers. Gerade der Blick kann sehr verräterisch sein - ein deutliches Signal für Desinteresse ist, wenn Ihr Gegenüber anfängt sich im Raum umzusehen. Ist sein oder ihr Blick nicht mehr bei Ihnen, sondern schweift im Raum umher, sucht er höchstwahrscheinlich nach einer Gelegenheit, sich zu verabschieden. Nähere Ausführungen zu den einzelnen Bereichen unseres Körpers und was sie über uns aussagen, habe ich Ihnen im Kapitel <?page no="126"?> 126 Kommunikation zur Körpersprache ausführlich dargestellt. Wenden Sie Ihr Wissen an und beobachten Sie andere Personen während einer Unterhaltung, achten Sie auf das gesprochene Wort gleichermaßen wie auf den Körper. Ein weiteres typisches Anzeichen ist das Trommeln der Finger auf die Tischplatte. Es signalisiert Ihnen Ungeduld beim Zuhörer. Kommen Sie entweder auf den Punkt, lassen Ihren Gesprächspartner zu Wort kommen oder verabschiedenden Sie sich für den Moment. Gleiches ist von Ihnen zu berücksichtigen, wenn Ihr Small Talk-Partner auf die Armband- oder Smartphone-Uhr sieht. Lästern und Zicken Zwischenmenschliche Angriffe können auf vielfältige Art und Wiese ausfallen. Sie können offen und deutlich sein, in einer sachlichen oder persönlichen Konfrontation. Oder auch versteckt, aus dem Verborgenen heraus - beispielsweise durch Anschwärzen der Person bei Vorgesetzten, dem Schlechtreden über Kolleginnen und Kollegen. Eine häufig anzutreffende Form ist das sogenannte Lästern. Ja, ja, wer hat es nicht schon erlebt, wer hat sich nicht schon selber daran beteiligt: Über jemanden schlecht sprechen, jedes Wort negativ bewerten und alle Taten als negativ abstempeln. Ich möchte an dieser Stelle keine allzu großen Ausführungen vornehmen, Ihnen ist bewusst, was ich damit meine. Zum Lästern würde ich aber gerne noch eine weitere Form hinzufügen: das Zicken - kleine fiese Angriffe einer Person gegenüber, schnippische Bemerkungen, unfreundliche Äußerungen oder ein Lachen hinter dem Rücken. Gleich zum Anfang eine klare Äußerung meinerseits hierzu - hören Sie damit auf oder fangen Sie erst gar nicht damit an. Das ist die charakterschwächste Form der Kommunikation, der eigenen Verteidigung oder des bewussten Angriffs. Wir alle haben Ähnliches sicherlich in der Vergangenheit gemacht, doch spätestens jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, damit ein für alle Mal aufzuhö- <?page no="127"?> Kommunikation 127 ren! Seien Sie stark und lassen Sie sich nicht von solchen Methoden verführen. Auf diese Art und Weise erfahren Sie weder den Respekt und die persönliche oder fachliche Anerkennung Ihres Vorgesetzten sowie Ihrer Kolleginnen und Kollegen. Auch wenn Sie der Meinung sind, es würde nicht auffallen und niemanden stören - glauben Sie mir eines, doch, das tut es! Seien Sie mit sich im Reinen; sollte Sie eine Person besonders stören oder nerven, notieren Sie es in Ihrem kleinen Notizbüchlein, das ich Ihnen im Kapitel „Schnauze, es nervt“ näher vorstellen werde. Seien Sie klüger und gewissenhafter, offenes hinterhältiges Verhalten hat noch niemanden ans Ziel gebracht. Sie benötigen eine rational durchdachte Strategie, um sich gegen Ihre Kontrahenten durchzusetzen - Lästern und Zicken sind eindeutig die falschen Methoden hierfür. Ihr Ziel sollte es sein, als rationale und sich ihrer Worte stets bewusste Person wahrgenommen zu werden - sich der eigenen Person und der vertretenen Meinung bewusst und stark im Charakter, ein Vorbild für andere Personen in Ihrer Umgebung. Doch weil wir ehrlich miteinander sind und dieses Buch Sie bereits an der einen oder anderen Stelle aus Ihrer Komfortzone gelockt hat, einige Worte von Ihnen. Wann beschweren Sie sich gegenüber anderen über eine andere Person oder lästern mit einem Kollegen oder einer Kollegin? Es ist ein schmaler Grat zwischen einer reinen Meinungsäußerung und der Schädigung einer anderen Person sowie der eigenen Wahrnehmung durch Dritte auf Grund Ihrer Worte. Wo ist die Grenze zwischen einer kurzen negativen Äußerung und dem Lästern? Was ist als Zicken zu interpretieren, ab wann würden uns unsere Mitmenschen als eine nörgelnde und regelmäßig unzufriedene Person ansehen? Es ist nicht einfach, eine klare Grenze zu ziehen und daraus eine allgemein gültige Definition zur Anwendung zu formulieren. Gehen Sie bitte diese Fragen in Gedanken durch und versuchen Sie diese zu beantworten. Wie ist Ihre persönliche Meinung hierzu? Was empfinden Sie als im Rahmen und was nicht mehr? Seien <?page no="128"?> 128 Kommunikation Sie wie gewohnt ehrlich zu sich; zu behaupten, alles was Sie machen sei im Rahmen wäre zu einfach. Bemühen Sie sich, die eigenen Schwächen zu erkennen, könnte Sie jemand als nörgelnde oder zickige Person bezeichnen? Wenn ja, aus welchem Grund genau, was würde diese Personen dazu veranlassen? Es sind Ihre eigenen Zeilen, nur für sich selbst - öffnen Sie sich und gehen Sie gestärkt heraus: _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Gelassenheit Es lässt sich auf unterschiedlichste Art und Weise bezeichnen - Ruhe, Zeit oder Gelassenheit. Unser Leben ist geprägt von einer immer rastloseren Gesellschaft. Die Anforderungen an den einzelnen Menschen sind in den vergangenen 15 Jahren exponentiell gestiegen. Die Digitalisierung schreitet mit großen Schritten voran, damit einhergehend neues anzueignendes Wissen und die Komplexität der globalen Vernetzung, beispielsweise im Rahmen von Geschäftsbeziehungen. All jene Faktoren können positiv wie negativ empfunden werden. Doch worin sich alle Personen einig sind, ist, dass die private und berufliche Geschwindigkeit unserer Gesellschaft stetig steigt und wir immer mehr Informationen in immer kürzerer Zeit verarbeiten müssen. In diesem Abschnitt geht es nicht um ein Urteil darüber, vielmehr um die Tatsache, in gewissen Momenten des schnelllebigen und informationsgeprägten Alltags den Stress und die Geschwindigkeit herauszunehmen. Ja, Sie haben viel zu tun, die Arbeit kann fordernd sein und nur, wenn Sie schnell handeln, kommen Sie ans Ziel, und dennoch ist mein Ansatz nicht utopisch. Die Kunst darin ist im richtigen Augenblick durchzuatmen und sich ausreichend <?page no="129"?> Kommunikation 129 Zeit zu nehmen - nicht nach Ihrer individuellen Empfindung, sondern basierend auf der Wahrnehmung Ihres Gegenübers. Eine gute Führungskraft hat zur Aufgabe, die eigenen Mitarbeitenden regelrecht zu spüren, am Klang der Stimme, dem Blick der Augen oder in ihrem allgemeinen Auftreten deren persönliche Verfassung an diesem Tag, zum speziellen Augenblick, zu erkennen. Fragt Ihr Mitarbeiter oder jemand aus dem Kollegiat nach Ihrer Unterstützung, ist es wichtig, die Antworten, den Wissenstransfer in der Geschwindigkeit des betroffenen Mitarbeitenden wiederzugeben. Mag es auch sein, dass Sie der Meinung sind, die jeweilige Person sollte es bereits besser können oder schneller verstehen- belassen Sie es bei dem Gedanken. Es ist nicht von Bedeutung, was Sie denken. Sie sehen sich mit einer gewissen Situation konfrontiert und müssen diese auf die effektivste und effizienteste Art und Weise lösen. Ist Ihren Kolleginnen und Kollegen bekannt, dass Sie sich zu wenig Zeit nehmen, es zwischen Tür und Angel gestalten, werden diese künftig nicht mehr auf Sie zukommen. Und nein, das ist nicht gut - entweder die Arbeit wird schlechter erledigt als sie sollte und/ oder Sie werden als schlechte Führungskraft bzw. unterstützender Mitarbeitender betrachtet. Ich erinnere mich noch gut an eine konkrete Situation aus meinem letzten Angestelltenverhältnis. In Zeiten eines sehr stressigen Projektes habe ich am frühen Morgen mit dem Büro unserer zweiten Niederlassung telefoniert, um mit den am Projekt beteiligten Teammitgliedern den aktuellen Status zu besprechen; der zuständige Geschäftsführer war ebenfalls Teilnehmer der Telefonkonferenz. Bereits nach den ersten Worten von meiner Seite unterbrach mich dieser Geschäftsführer und fragte, wie es mir gehe. Ich würde mich nicht gut anhören und ob er mich auf irgendeine Art und Weise unterstützen könne. Ja, ich war nicht wirklich motiviert, wir hatten mehrere belastende Tage hinter uns und große Herausforderungen zu bewältigen. Trotz entsprechenden Drucks seitens des Kun- <?page no="130"?> 130 Kommunikation den, zeitlicher Anspannung und anderer Beteiligten zog er die Frage nach meiner persönlichen Verfassung jeder weiteren technischen Besprechung vor. Er hat die Situation abgebremst, regelrecht entschleunigt und ist auf eine persönliche Ebene gegangen, um sein Verständnis mir gegenüber zu zeigen und mir mögliche Unterstützung angeboten. An dieser Stelle war uns beiden bewusst, dass wir im Rahmen des Projektes einfach durch die noch folgenden Tage durchmüssen. Doch dieser kurze Moment motivierte mich, mit neuem Elan die Arbeit anzugehen, denn ich wurde als Mensch geschätzt und nicht nur das Projekt und der Kunde im Blick gehalten. Ein vermeintlich unbedeutender Augenblick für Dritte, doch für einen bestimmten Mitarbeitenden von großer Motivation und Wirkung für die darauffolgende Arbeit. Ein weiteres gutes Beispiel habe ich einst in einem Buch gelesen und es seit jenem Augenblick nicht mehr vergessen. Anbieter von Rechtsschutzversicherungen gegen Behandlungsfehler von Ärzten haben unähnliche wissenschaftliche Studien durchgeführt, um Parameter festlegen zu können, unter welchen Bedingungen Ärzte mehr oder minder oft verklagt werden. Das interessante an dem Ergebnis war, dass die Gründe nicht auf die Ausbildung oder Fortbildungen von Ärzten zurückzuführen waren. Die Medizinsoziologin Wendy Levinson führte eine Studie durch, in der sie Hunderte von Gesprächen zwischen Chirurgen und ihren Patienten aufgezeichnet hat. Die Hälfte der teilnehmenden Chirurgen wurde in der Vergangenheit noch nicht verklagt, die andere Hälfte wies mindestens zwei Klagen je Chirurg auf. Nur auf Basis von Videoaufnahmen konnte Wendy Levinson klare Unterscheidungsmerkmale zwischen den beiden Gruppen herausarbeiten. Jene Chirurgen, die noch nicht verklagt worden waren, nahmen sich durchschnittlich drei Minuten mehr Zeit für ihre Patienten. Durch Aussagen wie „Ich untersuche Sie zuerst, und dann sprechen wir über das Problem“ oder „Wir nehmen uns später Zeit für Ihre Fragen“ haben die Ärzte eine größere Nähe zu ihren Patienten hergestellt, durch sympathische Unterhaltungen wurde darüber hinaus Empathie und eine zwischenmenschliche Beziehung aufgebaut. Es lässt sich zusammenfassen, dass der Unterschied darin bestand, wie sie sich mit ihren Patienten unterhalten haben und wie lange. <?page no="131"?> Kommunikation 131 Die beiden Beispiele machen deutlich, wie bedeutsam es ist, auf die richtige Art und Weise der Kommunikation zu achten und sich ausreichend Zeit hierfür zu lassen. Gerade hinsichtlich der Zeit ist es von großer Bedeutung, dies mit den Augen unseres Gegenübers zu sehen und nicht nach dem persönlichen subjektiven Empfinden zu handeln. Verstehen Sie Ihr Gegenüber, erkennen Sie die individuelle emotionale Stimmung und den fachlichen Wissenstand. Worte einer Führungskraft Negative Aspekte am zwischenmenschlichen Verhalten, seien es Worte oder Taten, sind schnell gefunden. Wir blicken in unsere eigene Vergangenheit und reflektieren die erlebten Erfahrungen. Welche Aussagen, in welchem Kontext und zu welcher Zeit fallen uns negativ auf oder treffen uns sogar persönlich? Schwieriger wird es mit der Formulierung der positiven Aspekte - die reine Meinung, etwas netter und freundlicher zu formulieren ist nämlich sehr vage und stellt für den Moment keine Lösung dar. Sie merken, das Negative ist schnell im Fokus, das Positive vermeintlich auch, doch lässt sich letzteres nur schwer greifen und zu allgemeinen Regeln oder Verhaltensweisen ableiten. Als Führungskraft oder Person, zu der aufgeschaut werden soll, müssen Sie eine gewisse Verhaltensweise an den Tag legen. Wie alles andere liegt es in der Kommunikation, andere Menschen für sich zu gewinnen, Vertrauen zu erzeugen und Nähe zu schaffen. Beachten Sie die folgenden Hinweise und Sie werden Ihrem Ziel ein ganzes Stück näherkommen. Danke! Einfacher lässt es sich nicht ausdrücken. Doch gerade vermeintlich einfache und unbedeutende Worte erzielen die größte Wirkung, im positiven sowie negativen Sinne. Lange Arbeitszeiten und besonderes Engagement werden leider zu selten honoriert oder wertgeschätzt. Zeigen Sie Dankbarkeit, sei es nur mit einem kurzen Wort oder einfachen Satz, sorgen Sie für Wertschätzung und Verständnis im Kollegiat. Diese Aussagen sind jene, die für Loyali- <?page no="132"?> 132 Kommunikation tät Ihnen gegenüber sorgen und Ihre Mitarbeitenden zu besserer Leistung motivieren. Wie ist Ihre Meinung dazu? Mich würde Ihre Ansicht interessieren. Als Führungskraft werden Sie sich mit schwierigen und komplizierten Ausgaben und Entscheidungen konfrontiert sehen. Nicht jede Thematik kann mit der Belegschaft diskutiert werden und nicht jede Meinung in das Resultat einbezogen werden. Doch in vielen Fällen sorgen Sie mit einer solchen einfachen Frage für großes Vertrauen und Anerkennung der fachlichen und persönlichen Meinung der befragten Person. Für Sie sind es wenige Sätze, eine kurze Unterhaltung - für den Mitarbeitenden aber eine Möglichkeit, sich an einer Entscheidung zu beteiligen, eine große Anerkennung und damit einhergehende Motivation für die künftige Arbeit. Tut mir leid, ich habe einen Fehler gemacht. Ein so kurzer Satz, doch mit einer unglaublichen Wirkung. Eine ehrliche Entschuldigung kommt nur wenigen Führungskräften über die Lippen. Fehler sind menschlich, und auch Führungskräften oder der obersten Chefebene unterlaufen sie. Zu selten stehen Menschen zu ihren Fehlern, die Angst der Schmach, den Respekt zu verlieren oder einfach aus falschem Stolz. Doch gerade der falsche Stolz führt im Nachhinein zu einem größeren Gesichtsverlust. Ihre Mitarbeitenden sind nicht blind und werden offensichtliche Missgeschicke oder Fehler erkennen, stehen Sie zu diesen und zeigen Sie Größe. Versuchen Sie, Ihre negativen Taten zu verschleiern, leben Sie eine entsprechende Kultur Ihrem Kollegiat vor und brauchen sich nicht zu wundern, wenn auch Ihre Mitarbeitenden künftig so handeln. Haben Sie hierfür noch Zeit? Als Führungskraft gehört es in Ihren Verantwortungsbereich, Projekte und einzelne Aufgaben zu delegieren. Doch entscheidend ist die Art und Weise, wie Sie dies tun. Ein auf den Tisch <?page no="133"?> Kommunikation 133 fallender Stapel, eine weitergeleitete E-Mail mit dem kurzen Vermerk „Bitte übernehmen“ sind sicherlich nicht die motivierendsten Wege. Bestimmt haben Sie im Verlauf des Tages viele Aufgaben zu bewältigen, stehen unter hohem Druck und dem damit einhergehenden Stress. Doch vergessen Sie niemals Ihre Umgangsformen, gerade Ihren Mitarbeitenden gegenüber. Negative Aussagen und Taten werden Ihnen noch lange nachhängen, auch wenn Sie diese nicht so gemeint und empfunden haben. Treten Sie offen einer Person entgegen und fragen Sie in Ruhe nach, ob sie eine Aufgabe übernehmen kann. Als Führungskraft genießen Sie eine gewisse disziplinarische Weisungsbefugnis, Aufgaben zu verteilen - ein „Nein“ werden Sie entsprechend nicht wirklich zu hören bekommen. Setzen Sie nicht voraus, dass jemand Zeit hat, etwas zu erledigen - möglicherweise ist diese Person bereits sehr stark ausgelastet und jede weitere aufkommende Aufgabe resultiert in einer Verschlechterung der Qualität aller to-dos. Reden Sie offen mit den Menschen Ihres Umfeldes, Sie werden merken, was Sie damit alles gewinnen werden. Ich vertraue Ihnen und Ihrer Arbeit. Nur sehr selten empfinden Mitarbeitende es als angenehm, ständig durch ihre Vorgesetzten kontrolliert zu werden. Jedes Schreiben wird gegengeprüft, jedem Telefonat zugehört oder jedes einzelne Wort gegengefragt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Gefühl aufkommt, die eigene Arbeit sei nicht gut genug. Demotivation und persönliches Misstrauen sowie ein geringes Selbstbewusstsein bei der Arbeit sind die Folgen. Kontrolle ist in einem gewissen Maße sinnvoll, doch müssen Sie stets berücksichtigen, dass zu viel Kontrolle sich sehr kontraproduktiv auswirken kann. Wägen Sie ab, in welchem Moment Sie Ihren Kolleginnen oder Kollegen Vertrauen entgegenbringen und dies mit einem kurzen Satz auch anzeigen. Machen Sie ihnen bewusst, dass Sie ihnen Vertrauen entgegenbringen - aus menschlicher sowie aus fachlicher Sicht. Sie stärken deren Selbstbewusstsein und fördern eine größere Loyalität Ihnen und dem Unternehmen gegenüber. <?page no="134"?> 134 Kommunikation Sehr gut! Tolle Arbeit! Lob und Anerkennung basieren auf kurzen und einfachen Worten, schnell ausgesprochen und mit einer solch starken Wirkung. Doch leider ist dies in Unternehmen eher selten anzutreffen. Zu selten werden Personen für besondere fachliche und persönliche Leistung, aber auch für die alltägliche Arbeit gelobt. Wird eine gute Leistung erbracht, sollte diese auch gesehen und angesprochen werden - Sie kostet es nicht viel Mühe, doch freut es die entsprechende Person umso mehr. Kann natürlich passieren, beim nächsten Mal sind Sie besser vorbereitet. Fehler sind menschlich und unterlaufen auch den Erfahrensten. Leben Sie eine konstruktive und vertrauensvolle Fehlerkultur vor. Wollen Sie Mitarbeitende, die an ihren Fehlern wachsen und stetig besser werden, unterstützen Sie sie entsprechend. Nehmen Sie ihnen die Angst vor Fehlern, indem Sie den richtigen Umgang pflegen. Es geht nicht darum, gezielt einen Schuldigen zu finden und es ihm oder ihr in jeder Form nochmal darzustellen, sondern darum, in Zukunft nicht noch einmal den gleichen Fehler zu machen. Morgen ist auch noch ein Tag, genießen Sie Ihren Feierabend. Seien Sie ehrlich: Muss denn tatsächlich jede Kleinigkeit immer am gleichen Tag erledigt werden? Sicher ist es angenehm, wenn keine offenen Aufgaben in den nächsten Tag getragen werden, doch so oder so bleibt immer etwas offen. Blickt man in Unternehmen hinein scheint es in der heutigen Arbeitswelt als wäre alles immer dringend und könnte keineswegs geschoben werden. Denken Sie anders: Wäre Ihre Kollegin oder Ihr Kollege heute krank, wäre die Arbeit erst recht liegen geblieben. Jeder im Kollegiat freut sich, wenn der Feierabend etwas früher als erwartet kommt und der Vorgesetzte den noch offenen Aufgaben entspannt entgegensieht und zuerst an seine Mitarbeitenden denkt. Eine wertschätzende Atmosphäre führt zu zufriedenen und motivierten Mitarbeitenden und langfristig zu entsprechend höherer Leistung. <?page no="135"?> Körpersprache und Auftreten Wissenschaftliche Studien bestätigen es immer wieder - wir Menschen sind oberflächliche Wesen. Innerhalb weniger Sekunden bilden wir uns eine Meinung über unser Gegenüber und vertrauen der Körpersprache und dem allgemeinen Auftreten mehr als dem gesprochenen Wort. Persönliche Stärken und fachliche Kompetenz nutzen Ihnen nur wenig, wenn Ihre Körpersprache hilflos wirkt und Nervosität ausstrahlt. Wir wirken auf unsere Mitmenschen durch Faktoren wie Gestik, Mimik und Stimme - eine überzeugende Allianz, die den Unterschied zu anderen Personen in Ihrem Umfeld ausmacht. „Man kann nicht nicht kommunizieren“, sagte der verstorbene Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick. „Jeder Mensch sendet unablässig Körpersignale und reagiert darauf; jeder hat dabei seinen bestimmten Frequenzbereich, auf dem er sendet und empfängt beziehungsweise von Anderen empfangen und wahrgenommen wird“, sagt die Kommunikationstrainerin Claudia Croos-Müller. „Köpersprache spielt in allen Bereichen der zwischenmenschlichen Kommunikation, also auch im Berufsleben, eine wesentliche, wenn auch meist völlig unbewusste Rolle. Mit einem freundlichen Gesichtsausdruck, einem Lächeln und einer zugewandten Körperhaltung kann man noch vor Beginn einer verbalen Kommunikation die entscheidenden Pluspunkte sammeln.“ Unser Körper macht nie eine Pause, er ist immer präsent. Pressen wir nur unsere Lippen zusammen, ein so kleiner Teil unseres Körpers, doch mit einer so starken Aussagekraft über unseren persönlichen Zustand. Eine Liste möglicher Fauxpas ist lang und hat ihren Anfang bereits mit dem Betreten eines Raumes. Verhalte ich mich dezent an der <?page no="136"?> 136 Körpersprache und Auftreten Seite oder suche ich den Mittelpunkt des Raumes und die Blicke der anderen Personen im Raum? Gebe ich jedem nacheinander die Hand oder grüße ich die Beteiligten beim Betreten des Raumes mit lauter Stimme? Fragen über Fragen und viele potentielle Fehlerquellen, die es zu vermeiden gilt. Doch auch eine negative Wirkung lässt sich mit falsch eingesetzter Körpersprache bewirken - so können Sie beispielsweise als arrogant oder unsicher beurteilt werden, schon ehe Sie ein Wort gesagt haben. Ihre Körpersprache und das richtige Auftreten sind entscheidende Schlüsselfaktoren für Ihr Image, die Meinung Dritter über Sie und damit einhergehend Ihren individuellen Erfolg. Denken Sie immer daran: „Der Körper ist ein schlechter Lügner.“ Denken Sie kurz an Ihre Freunde, Ihre Mitarbeitenden - wie ist die jeweilige Körpersprache? Sind Ihnen in der Vergangenheit bereits Unterschiede oder bestimmte Verhaltensweisen aufgefallen? Wie ist die Körpersprache Ihrer besten Freundin, Ihres besten Freundes - gibt es Unterschiede zwischen Frauen und Männern? Wie sieht es mit Ihren Kollegen aus, während der Arbeit, in der Mittagspause und nach Feierabend? Gibt es Unterschiede zu Ihrem Konkurrenten, Vorgesetzten oder obersten Chef? Viele Fragen, viele Gedanken - lassen Sie es uns etwas strukturierter angehen. Körpersprache ist ein Medium, das Sie sehr lange studieren können und niemals in seiner ganzen Form verstehen werden. Tragen wir ein neues Kleidungsstück, das uns besonders gefällt oder möglichweise außergewöhnlich kostspielig war, so verändern sich wahrnehmbar unsere Haltung und die gesamte Körpersprache. Oftmals ist uns selbst nicht bewusst, wie viel wir mit unserer generellen Haltung oder mit dem Blick verraten - auf welche Art und Weise wir von Dritten empfunden werden. Eine gute Möglichkeit, ein erstes Gefühl für die Körpersprache grundsätzlich zu erhalten, ist die Beobachtung. Durch die Betrachtung der Mitmenschen sind wir in der Lage, die Unterschiede besser zu <?page no="137"?> Körpersprache und Auftreten 137 erkennen. Und dies erleichtert uns die Begutachtung und Analyse der eigenen Körpersprache. Lassen Sie uns mit Ihren direkten Arbeitskollegen beginnen, denken Sie bitte an deren jeweilige Körpersprache und generelles Verhalten während der Arbeitszeit. Ich habe Ihnen einige Leitfragen zur Orientierung vorbereitet, wählen Sie zwei Kollegen aus und füllen Sie die leeren Zeilen mit den Antworten zur jeweiligen Person: Wie betritt die Person das Büro? Ist eine laute Begrüßung zu hören oder werden nur die Personen im engeren Umkreis leise begrüßt? Wie ist der Gang dieser Person - langsam und gemütlich oder eher schnell, laute oder leise Schritte, hektische oder flüssige Bewegungen? Wie ist die Haltung der Person - gerade mit einem klaren Blick nach vorne, oder ist die Haltung eher gesenkt? Wie würden Sie den Blick beschreiben - klar und fokussiert, einem Blickkontakt ausweichend, freundlich oder neutral, vielleicht herausfordernd? Person I _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ Person II _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ <?page no="138"?> 138 Körpersprache und Auftreten Eine weitere gute und vor allem sehr einfach durchzuführende Übung, um ein Gefühl für die Körpersprache im Allgemeinen zu erhalten, ist das Fernsehen. Schalten Sie den Fernseher ein, wählen Sie am besten eine politische Debatte aus und schalten Sie den Ton aus. Betrachten Sie die Ihnen gezeigten Personen und versuchen Sie ausschließlich anhand deren Körpersprache die gesprochenen Worte, die Sie nicht hören, mit der entsprechenden Gefühlslage oder Emotion zu unterlegen. Ist das Verhalten eher als passiv, neutral oder vielleicht selbstbewusst und kämpferisch anzusehen? Mit welcher Emotion werden die Worte unterlegt - gibt es Unterschiede zwischen der Haltung und der Mimik? Sie werden feststellen, wie viel der eigene Körper aussagt und welche Bedeutung ihm für Ihr privates sowie berufliches Durchsetzungsvermögen zuzurechnen ist. Gestik Politiker sind für gewöhnlich die berühmtesten Absolventen von individuellen Coachings für deren Gestik. Den Händen und der damit vermittelten Artikulation kommt eine große Bedeutung im Rahmen der Körpersprache und dem persönlichen Auftreten zu. Ihre Haltung kann gerade und doch entspannt sein, das Lächeln hervorragend vor dem Spiegel geübt, der Klang der Stimme bestens erprobt - und doch werden Sie als unsympathisch empfunden oder die Personen gehen einen Schritt von Ihnen zurück. Die individuelle Gestik ist ein Medium, welches Sie gekonnt einsetzen sollten und vor allem bewusst unter Kontrolle zu halten haben. Unsere Hände können einen freundlichen und einladenden Eindruck vermitteln, aber auf der anderen Seite auch als aggressiv und hektisch wahrgenommen werden. Einige Beispiele: Sind Ihre Hände zu einer Faust geballt, dann wirken Sie auf Ihre Mitmenschen aggressiv und bedrohlich. Es wird eine sehr dominante und starke Emotion vermittelt, die Ihnen auch negativ ausgelegt werden kann. Ist Ihr Gegenüber nicht Ihrer Meinung, wird diese Geste als maßlos übertrieben angesehen, und der Gesprächspartner distanziert sich von Ihnen. <?page no="139"?> Körpersprache und Auftreten 139 Ist Ihre Gestikulation im Allgemeinen sehr stark ausgeprägt, reden Sie mit den Händen, kann dies dem gesprochenen Wort eine gewisse emotionale Unterlegung verleihen, aber auch für Distanz beim Gesprächspartner Ihnen gegenüber sorgen. Gerade im internationalen Kontext wird Gestikulation sehr unterschiedlich wahrgenommen - in manchen Kulturen wird eine passive Artikulation der Hände bevorzugt, in anderen wiederum wird eine aktive und stark ausgeprägte Form als üblich angesehen. Diese Unterschiede können bei den betroffenen Gesprächspartnern im Gespräch für differenzierte Emotionen einander gegenüber sorgen. Schnell ist die Gestik zu dominant in der Unterhaltung und macht eine Person nervös, möglicherweise führt diese auch zu größerer körperlicher Distanz. Denken Sie immer daran, gehobene Hände werden unterbewusst mit Angriff in Verbindung gesetzt. Achten Sie auf ein gesundes Maß, mit welchem Sie weder verkrampft versuchen, die Hände ausschließlich ruhig zu halten, noch zu sehr im wahrsten Sinne des Wortes vor dem Gesicht Ihrer Mitmenschen herumfuchteln. Des Weiteren ist es sehr wichtig, bei der Gestik keine Gegenstände in Händen zu halten, diese werden ebenfalls unbewusst als Bedrohung empfunden, vor allem, wenn diese in die Nähe des Gesichtes geraten. Einladende Gesten sind offene Hände, die denen einer Umarmung gleichen - natürlich nicht in dieser Intensität, alles stets im Rahmen. Leicht wirkende Hände und Finger, die sich nicht zu schnell bewegen und nicht verkrampfen und anspannen, werden in einer Unterhaltung als einladend und angenehm empfunden. Sind die Hände geöffnet, ist auch die dazugehörende Person offen Ihnen gegenüber, ein gutes Zeichen für die Konversation. Verschränken sich die Finger ineinander, schließt die Person sich nach außen ab. Noch schlimmer wird es, wenn die Finger der erst ineinander verschlossenen Hände sich plötzlich aufstellen. Dann verwandeln sie sich in eine Art nonverbaler Waffen - ein klares Zeichen von Abwehr. Schmiegen sich die Fingerspitzen beider Hände hingegen sanft und kuppelförmig aneinander, signalisiert das nur, dass Ihr Gegenüber nachdenkt. <?page no="140"?> 140 Körpersprache und Auftreten Eine große Gefahr stellt der überdurchschnittliche Einsatz von dominanter und einnehmender Gestik in Momenten eines sehr emotionalen Zustandes dar. Versuchen wir unsere Gesprächspartner zu überzeugen und uns zu verteidigen, so neigen wir schnell zu einer zu ausgeprägten Gestikulation. Bemühen Sie sich gerade in derartigen emotionalen Stimmungen ruhig zu bleiben und bewusst auf Ihre Hände zu achten. Hektische Bewegungen sollten Sie unterlassen und die Hände grundsätzlich versuchen zu entspannen. Tief durchatmen, manche Gegebenheiten sind herausfordernd und nicht immer einfach - mit Ruhe und einem rationalen und souveränen Auftreten werden Sie aber auch solche Augenblicke erfolgreich meistern. Im Abschnitt zum Themenbereich „Sitzen“ gehe ich näher auf die Gestik und allgemeine Haltung Ihrer Hände beim entsprechenden Sitzen am Tisch in einer größeren Konferenz oder kleinen Besprechung ein. Distanz wahren Die richtige Positionierung, ein Maß aus Nähe und Distanz, wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Sind Sie beispielsweise deutlich größer oder kleiner als Ihr Gegenüber, unabhängig ob Vorgesetzter, Kollege oder Kunde, sollten Sie einen Schritt nach hinten treten. Abstände zwischen 0,5 bis 1,5 Meter gelten als allgemeine Faustregel von Benimm-Experten - im privaten und beruflichen Kontext identisch. Treten Sie Menschen zu nahe, kann es schnell als bedrohlich oder bedrängend empfunden werden. Selbstverständlich sind diese Richtwerte immer in Abhängigkeit von der jeweiligen Situation; beim Stehen im Halbkreis oder dem nebeneinander Sitzen in einer Besprechung ist der Abstand unter Umständen kleiner. Sollte Ihr Gegenüber während Ihrer Unterhaltung sitzen, ist es zu empfehlen, eine ähnliche Höhe einzunehmen. Nehmen Sie sich einen Stuhl, Hocker, gehen Sie, sofern es die Situation erlaubt, in die Hocke oder lehnen Sie sich etwas nach vorne, um den Höhenunterschied zu relativieren. <?page no="141"?> Körpersprache und Auftreten 141 Halten Sie aber auch in diesen Momenten einen angemessenen Abstand zu Ihrem Gegenüber, die persönliche Komfortzone ist eine sehr empfindliche Sphäre und sollte nicht strapaziert werden. An der jeweiligen Nähe von zwei Personen ist leicht ihre persönliche Beziehung zu identifizieren - sind sie gut befreundet, besteht ein näheres Verhältnis zwischen ihnen oder handelt es sich einfach um zwei normale Kollegen eines Unternehmens? Beobachten Sie in der kommenden Zeit die Menschen Ihres privaten oder beruflichen Umfelds doch einmal aus einem anderen Blickwinkel. Können Sie Unterschiede in ihrer individuellen Distanzhaltung bei Begrüßungen, Einzelgesprächen oder Meeting erkennen und dem zwischenmenschlichen Verhältnis dieser Personen zuordnen? Eine sehr interessante Erkenntnis an dieser Stelle wäre, wie das Distanzverhältnis meiner beruflichen Wettbewerber gegenüber Vorgesetzten ist. Seien Sie jedoch vorsichtig und kritisch in Ihrer Analyse - eine gewisse Nähe eines Konkurrenten zum Vorgesetzen ist nicht immer ein Zeichen für ein gutes Verhältnis, denn die mangelnde Distanz könnte von einer der Parteien als negativ empfunden werden. Dieser mögliche Aspekt ist von Ihnen auf keinen Fall außer Acht zu lassen. Jede Analyse und Einschätzung, die Sie vornehmen, sollte kritisch hinterfragt werden - unabhängig davon, wie sicher Sie sich Ihrer sind, gehen Sie davon aus, dass Sie falsch liegen, und suchen Sie nach neuen Anzeichen und / oder Argumenten für Ihr Urteil. Blickkontakt Neben Ihrer allgemeinen Haltung stellt der Blickkontakt eine weitere besondere Herausforderung dar. Unsere Augen sind die Tür zur Seele - die Augen sprechen, ohne zu reden. Seien es beispielsweise Unsicherheit, Nervosität, Unzufriedenheit oder Enttäuschung - nur ein kleiner Auszug jener Emotionen und Stimmungen, welche unsere Augen abbilden. So klein und doch so ausdrucksstark und für ein jedes Gespräch von entscheidender Bedeutung. <?page no="142"?> 142 Körpersprache und Auftreten Die Länge macht den Unterschied - Wissenschaftler des University College London experimentierten auf der Suche nach einer optimalen Augenkontakt-Dauer mit mehr als 400 Teilnehmenden unterschiedlichster Persönlichkeit. Nach einem durchschnittlichen Augenkontakt von 3,2 Sekunden stellte sich Unbehagen, ein negatives Gefühl, bei den Probanden ein. Interessant an dieser Stelle ist die Tatsache, dass die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Teilnehmenden keinen großen Einfluss haben - zu langer Augenkontakt wird tendenziell als bedrohlich eingestuft, jede weitere Sekunde minimiert den Sympathiefaktor und verspielt den Vertrauensbonus bei unserem Gegenüber. Grundsätzlich gilt es als höflich, in einem Gespräch Augenkontakt zu halten, doch zur Vermeidung negativer Gefühle darf dieser nicht starr und durchgängig sein. Die Augen verraten uns innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde, sogenannte Mikromimik signalisiert unserem Gegenüber, wie es in unserem Inneren aussieht. Einige Beispiele für die Bedeutung des Augenspiels Ein Redner blinzelt häufiger als jemand, der schweigt und zuhört. Verhält es sich jedoch umgekehrt, ist davon auszugehen, dass der Zuhörer sich langweilt. Ein intensives Augenspiel, sogenanntes Augenklimpern (sprichwörtlich: schöne Augen machen), ist vor allem beim Flirten anzutreffen und signalisiert entsprechendes Interesse am Gegenüber, ist jedoch grundsätzlich eine Geste der Unterwürfigkeit. Ein klarer und intensiver Blick wird als Zeichen von Stärke gewertet. Doch wie bereits erwähnt, achten Sie auf die Dauer Ihres Blickes - insbesondere in der Unterhaltung mit Ihren Vorgesetzen, Sie wollen ja nicht provozierend wirken. Im Berufsleben kann ein längerer Blickkontakt auch als prüfend aufgefasst werden und eine verunsichernde Wirkung haben. Einen Blickkontakt nicht zu erwidern oder den eigenen Blick zu senken symbolisiert Desinteresse, steht aber auch für Unter- <?page no="143"?> Körpersprache und Auftreten 143 würfigkeit. Solche Situationen sind vor allem bei Gesprächen zwischen einem Vorgesetzten und einem Mitarbeitenden anzutreffen. Der Mitarbeiter senkt im Verlauf des Gesprächs seinen Blick, der des Vorgesetzten bleibt jedoch weiterhin auf sein Gegenüber gerichtet. Eine sehr typische Situation, aus welcher die Rangordnung der Beteiligten hervorgeht. Die Erwiderung des Blickkontakts mit einem kurzen schiefen Blick ist ein Zeichen für abschätzendes Verhalten und ein sehr negatives Feedback. Ein stets gesenkter und unregelmäßiger Blick, verbunden mit häufigem Blinzeln, deutet auf Unsicherheit und Unwohlsein hin. Wegschauen, ein betontes Vermeiden von Blickkontakt ist ein deutliches Zeichen für Abneigung und führt bis hin zur gezielten Provokation des Gegenübers. Fehler vermeiden - starrer und schneller Blickwechsel Ist der Blickkontakt aufgebaut, wechseln Sie nicht ständig zwischen den Augen Ihres Gegenübers. Häufig anzutreffen beim Versuch, gleichzeitig in beide Augen des Gesprächspartners zu schauen. Seien Sie hierbei aber vorsichtig, solche schnellen und wechselnden Augenbewegungen wirken hektisch und unsicher. Um Ihrem Blick mehr Ruhe zu verleihen und Ihren Gesprächspartner nicht unnötig zu verwirren, fokussieren Sie dessen Nasenrücken zwischen den Augen. Belassen Sie Ihren Blick weich und nicht zu „durchdringend“ - schnell entsteht beim Gesprächspartner sonst ein negatives Gefühl und dieser verfällt in eine allgemeine (meist unbewusste) Abwehr- oder Angriffshaltung. „Kann der Blick nicht überzeugen, überredet die Lippe nicht.“ Franz Grillparzer <?page no="144"?> 144 Körpersprache und Auftreten Augen - die Tür zur Seele Auch wenn Sprache und Körpersprache nichts dergleichen verraten, erkennen Sie die Emotionen Ihres Gegenübers gekonnt über die Augen. Unserer Augen werden in vielen Büchern, Filmen und Gedichten als die Tür zur Seele beschrieben. Ich stimme mit dieser Annahme überein. Die unterschiedlichsten Situationen des alltäglichen Lebens erlauben es, die eigene Körpersprache, Stimme oder das gesprochene Wort zu kaschieren und bewusst zu beeinflussen. Mit die größte Herausforderung ist jedoch, die Mikromimik unserer Augen unter Kontrolle zu halten. Ich habe Ihnen einige sehr gängige Beispiele aufgeschrieben - werfen Sie doch einen genaueren Blick darauf. Ich fürchte mich, habe Angst vor der Situation In Momenten der Angst oder Furcht, vor einer Ungewissheit oder einer negativen Konfrontation, weiten sich unsere Pupillen stark; ein Schutzmechanismus des Körpers, welcher uns zur Flucht verhelfen soll. Eine Reaktion, die Sie bei genauem Hinsehen erkennen und zum eigenen Vorteil nutzen können. Seien Sie doch vor zu schnellen Einschätzungen gewarnt und urteilen Sie nicht überstürzt. Ich finde dich anziehend Bei der Partnerwahl spielen unsere Augen eine sehr große Rolle. Sei es nur ein kurzer Blick, doch ist meistens bereits zu erkennen, ob Interesse beim Gegenüber besteht oder nicht. Gerade beim Flirten ist dieses Verhalten stark ausgeprägt - unsere Augen sind das erste, was wir einsetzen, und eine entsprechende Bedeutung kommt ihnen hierbei zu. Entdecken Sie also bei Ihrem Flirtpartner geweitete Pupillen, können Sie sich seiner oder ihrer ungeteilter Aufmerksamkeit gewiss sein. Ein Mensch, eine Situation oder eine Erzählung ekelt Sie an Unsere Pupillen ziehen sich direkt zusammen - der Versuch unseres Körpers, schnellstmöglich einen Schock zu verhindern. <?page no="145"?> Körpersprache und Auftreten 145 Wut, große innere Unruhe und mögliche Verachtung Ein direkter, böser Blick in die Richtung einer bestimmten Person signalisiert Wut. Auch die Augenbrauen folgen den Augen und ziehen sich zusammen. Eine solche Reaktion bei der falschen Person sollte Ihre Aufmerksamkeit darauf lenken und gegebenenfalls als Warnung dienen. In einem Moment der Wut oder großer Unruhe sollte Sie, falls die Ursache auf Sie zurückzuführen ist, vom Gegenüber ablassen, weitere Provokationen sind nicht notwendig und führen höchstens zu persönlichem Schaden oder größeren Konflikten. Ich bin betäubt Geweitete Pupillen können aber auch eine ganz andere Botschaft aussenden. Gerade bei Drogenkonsum weiten sich unsere Pupillen, dieser Effekt ist beispielsweise bei Cannabis oder Halluzinogenen wie LSD zu beobachten (ja ja, Sie sind erwachsen, trotzdem der Hinweis: Bitte nicht zu Hause nachmachen - einfach glauben oder eben nicht). Ich bin krank Ähnlich lässt sich auch der Gesundheitszustand einer Person an den Augen erkennen - die Augen sind hierbei ein Spiegelbild. Ärzte nutzen den Pupillenreflex, um zu untersuchen, ob das Gehirn richtig funktioniert. Ungleiche Pupillen können beispielsweise ein Hinweis auf einen Hirntumor sein. Ich lüge Eine in der Wissenschaft recht umstrittene These, doch in gewissen kriminologische Methoden hoch gepriesen. Anhand der Augenbewegung ist dieser Hypothese zufolge es möglich zu erkennen, ob ein Mensch lügt oder nicht. Klingt komplizierter als es in der Praxis ist. Bei einer solchen Einschätzung wird die Bewegung der Augen beobachtet - sich erinnernde Personen sollen in eine andere Stelle schauen, die Augen verweilen in einer anderen Position als bei jenen, die sich etwas ausdenken. <?page no="146"?> 146 Körpersprache und Auftreten Sie erkennen die Vielfalt der Ausdrücke unserer Augen. Des Weiteren sind Wut, Trauer, Verachtung ebenfalls in den menschlichen Augen zu erkennen. Nur sehr geübten Menschen gelingt es, gerade sehr überraschende Momente mit einer besonderen Ruhe oder durch gezieltes Gegensteuern bei den Augen zu beeinflussen. Betrachten Sie in nächster Zeit die Augen der Menschen in Ihrer Umgebung. Sind diese ruhig oder eher unruhig und stets in Bewegung? Ist der Blick sanft oder durchdringend? Welche Emotionen können Sie darüber hinaus in den Augen Ihrer Mitmenschen erkennen? Fällt es Ihnen leicht, die individuelle Gefühlsstimmung anhand der Augen zu erkennen? Wichtig für Sie ist, das Verständnis für unsere Augen aus diesen Ausführungen mitzunehmen. Eine Vielzahl an Stimmungen und verborgenen Emotionen lässt sich anhand ihrer erkennen. Bemühen Sie sich um einen sanften und vor allem ruhigen Blick. Durch eine gezielte Übung in alltäglichen Situationen wird es Ihnen in stresserfüllten Momenten umso leichter fallen, weniger von Ihrem Selbst durch die Augen preiszugeben. Aber fangen Sie ganz privat an, alleine vor Ihrem Spiegel. Stellen Sie sich vor einen Spiegel und blicken Sie sich tief in die Augen. Experimentieren Sie mit verschiedenen Gesichtsausdrücken und Emotionen. Wie verhalten sich Ihre Augen dabei? Mir ist natürlich bewusst, dass Sie anfangs eher lachen oder grinsen werden. Doch atmen Sie einfach tief durch und konzentrieren Sie sich für den Moment. Übungen vor dem Spiegel erscheinen im ersten Momente vielen als albern und unnötig. Doch lassen Sie sich nicht davon beirren; sogar sehr erfahrene Profis finden sich von Zeit zu Zeit vor dem Spiegel ein und üben ein wenig. Ähnlich wie in anderen Bereichen: Übung macht den Meister. Schritt für Schritt bekommen Sie ein besseres Gefühl für Ihre Augen und können dieses Wissen gezielter und strukturierter auf Personen in Ihrer Umgebung anwenden. Unterwürfigkeit Sie haben zwar bereits einen sehr guten Einblick in die Thematik des menschlichen Blickes, seiner Deutungen und Vielfalt gewon- <?page no="147"?> Körpersprache und Auftreten 147 nen, doch möchte ich Sie für einen weiteren Aspekt sensibilisieren. Es gibt einen sehr kurzen und doch sehr aussagekräftigen Moment hinsichtlich einer Person im Gespräch mit jemandem. Vor allem ist dieser kurze Aspekt eines Gespräches zu beobachten: Zum Ende einer Unterhaltung oder bei der Abwendung zum Gehen neigt der in der Unterhaltung unterwürfige Gesprächspartner für einen Bruchteil einer Sekunde den Blick leicht ab und blickt anschließend wieder nach vorne. Diese kurze Nuance zeigt dessen persönlich empfundene allgemeine Stellung oder Position im Gespräch gegenüber seinem Gesprächspartner. An dieser Stelle sei mir der Hinweis erlaubt, dass es sich hierbei um eine Analyse auf fortgeschrittenem Niveau handelt. Seien Sie vorsichtig mit einer daraus resultierenden Handlung oder Einschätzung, aber schenken Sie dem trotzdem Ihre Aufmerksamkeit. Schulen Sie Ihr Auge im Laufe der Zeit sogar für die kleinsten und unauffälligsten Momente und Aspekte unserer Körpersprache, dem Klang der Stimme und unserer Augen. Ihr Wissen wird größer werden und Ihre Einschätzungen immer genauer und zielgerichteter. Kennen Sie Ihr Gegenüber, verstehen die jeweiligen Aspekte vom Verhalten und der Persönlichkeit, so wissen Sie, wie Sie mit dieser Person umgehen können und auf was zu achten ist. Tänzer und Model Tanzen Sie schon lange? Sie haben eine tolle Körperhaltung! Wer hört nicht gerne eine solche Aussage, wenn man in Wirklichkeit gar nicht tanzt. Sie haben es erfasst, es geht um die Körperhaltung und das generelle Gefühl zum eigenen Körper. Haben Sie schon mal Gehen geübt? Ja, ja, ich meine wirklich das einfache Gehen, die Haltung und die einzelnen Bewegungen. Wissen Sie eigentlich, wie Ihr Gang aussieht? An dieser Stelle kommen Sie voraussichtlich in Grübeln. Nur den Wenigsten ist bewusst, wie ihre Haltung und ihr Gang sind beziehungsweise auf Außenstehende wirken. Viele Personen haben <?page no="148"?> 148 Körpersprache und Auftreten keinen geraden Gang, die Schultern sind zu verkrampft, hängen eventuell zu tief nach vorne oder bewegen sich in gewisser Weise roboterhaft oder gar viel zu hektisch. Seien Sie beim Gehen wie ein Model, haben Sie das Köpergefühl eines Tänzers. Eine gerade Haltung, die Schultern weder verkrampft noch hängend, die Bewegungen im Allgemeinen flüssig und ruhig. Eine sehr schöne Vorstellung, doch natürlich mit einer gewissen Herausforderung für Sie verbunden. Eine gerade, sichere Haltung Ihres Körpers vor anderen Menschen wird unbewusst mit Selbstbewusstsein und einer Führungsposition in Verbindung gebracht. Wichtig ist, diese gleichbleibend innezuhaben, sich also nicht für ein Gespräch bewusst zu verstellen und plötzlich anders zu stehen oder zu bewegen als sonst. Ein ehemaliger deutscher Kanzler ließ sich die Schultern seiner Sakkos zusätzlich auspolstern, wodurch seine Haltung durch breite und gerade Schultern einen zusätzlichen Feinschliff erhielt. Wie bei vielem anderen: Übung macht den Meister! Es gibt zwei Möglichkeiten für Sie, einen tieferen Einblick in den Themenbereich der Körperhaltung zu gewinnen, und ich lege Ihnen beide ans Herz. Einzeln sind sie interessant, aber nur gemeinsam bringen sie Sie ans Ziel! Zum Anfang ist es für Sie wichtig zu verstehen, wie Ihre Ausgangssituation ist. Wie ist Ihre Haltung und wie Ihr Gang zu charakterisieren? In Zeiten des Smartphones wird Ihnen diese Übung recht leicht fallen. Spiegel - Suchen Sie sich in Ihrer Wohnung einen großen Spiegel aus, vor dem Sie Platz haben, sich zu bewegen. Ein Meter im Radius wird Ihnen genügen. Gehen Sie auf diesen Spiegel zu und platzieren Sie Ihr Smartphone mit Videofunktion, gerichtet auf den Bereich vor dem Spiegel. Nehmen Sie als Kamerastütze Bücher oder Stühle; ich bin sicher, Ihnen wird was einfallen - Ausreden gelten nicht! Durch die Augen Dritter - Schalten Sie die Kamera ein und verlassen Sie den Raum für mindestens eine Minute. Mit einer schlichten Hose und einem T-Shirt oder Top bekleidet gehen <?page no="149"?> Körpersprache und Auftreten 149 Sie wieder zum Spiegel. Dabei ist es wichtig, mindestens eine Minute draußen zu bleiben, vielleicht einen Schluck zu trinken oder sich kurz zu entspannen. Allgemeine Haltung, Schultern - Stellen Sie sich gerade, mit einem Abstand von etwa einem halben bis ganzen Meter vor den Spiegel und schauen Sie sich an. Wie sind Ihre Schultern, hängen sie vielleicht leicht nach vorne oder sind sie starr in Haltung? Allgemeine Haltung, Rücken - Wie sieht es mit Ihrem Rücken aus: Ist dieser gerade oder ist eine Krümmung zu erkennen? Welche Aspekte Ihrer Haltung würden Sie verbessern? Was fällt Ihnen dabei grundsätzlich auf? Körpersprache und -haltung beim Sprechen - Fangen Sie einfach an, vor dem Spiegel zu sprechen, das Thema ist ohne jede Bedeutung; zwei Minuten über ein einfaches Arbeitsthema oder etwas Ähnliches erzählen. Es erscheint Ihnen vielleicht im ersten Moment komisch, doch probieren Sie es aus und erzählen Sie einfach drauf los. Körpersprache und -haltung beim Erklären und Anweisen - Stellen Sie sich nun vor, Sie müssten etwas erklären und anschließend verschiedene Arbeitsaufträge verteilen - seien Sie der Vorgesetzte Ihres Spiegelbildes. Nehmen Sie sich hierfür etwa zwei Minuten. Durch die Augen Dritter - Nun ist es Zeit für einen Tee oder Kaffee, ein kühles Getränk zur Erfrischung und zur Belohnung, ganz nach Ihrem Wunsch. Lehnen Sie sich zurück und betrachten Sie das Video. Lassen Sie diesen Schritt nicht aus, machen wirklich eine Filmaufnahme und beobachten Sie sich selbst. Gerne auch ein zweites Mal abspielen, um kein Detail auszulassen. Machen Sie sich dabei Notizen über die unterschiedlichen Kleinigkeiten, die Ihnen auffallen. Jede detaillierter Sie vorgehen, umso besser können Sie die Übung reflektieren und erhalten ein genaueres Bild Ihrer Körpersprache und -haltung. Mit Hilfe dieser Übung erhalten Sie ein gutes Gefühl für die eigene Körperhaltung und Körpersprache beim Reden. Wir neigen dazu, <?page no="150"?> 150 Körpersprache und Auftreten uns vor dem Spiegel besonders gerade hinzustellen, gewissermaßen zu posieren. Durch das erneute Betreten des Raumes, nachdem Sie die Kamera aufgestellt haben, bekommen Sie ein gutes Gefühl für die Veränderungen Ihrer Körpersprachen und der allgemeinen Haltung. Aus einem differenzierten Blickwinkel achten Sie auf andere Aspekte als direkt vor dem Spiegel. Ein Winkel, der Sie seitlich aufnimmt, ist für diese Übung sehr praktisch. Betrachten Sie das Video mehrere Male und versuchen Sie Schwachstellen zu finden. Blicken Sie genau hin und suchen Sie bewusst nach einem Fehler. Gehen Sie nicht davon aus, bereits eine tolle Körpersprache zu haben, seien Sie kritisch mit sich selbst - auf diese Weise werden Sie stetig besser. Diese Übung können Sie im Verlauf einiger Wochen oder Monate in regelmäßigen Abständen wiederholen und die Aufnahmen miteinander vergleichen. Um eine weitere Aufnahme muss ich Sie noch bitten. Wählen Sie einen Raum oder einen Bereich aus, bei dem Sie einige Meter gerade Strecke haben. Spielen Sie Model, laufen Sie auf und ab - bleiben Sie kurz stehen und fixieren Sie für wenige Momente ein bestimmtes Ziel. Das Besondere an dieser Aufgabe ist, dass Sie diese wenigen Meter nicht nur einmal auf-und-ablaufen sollen. Ich würde Sie bitten, dies einige Minuten lang zu machen. Ähnlich wie beim Posieren vor dem Spiegel beeinflussen wir unbewusst in einem Moment der Beobachtung, in diesem Fall durch die aufgestellte Kamera, unsere Körperhaltung. Durch die Wiederholung des Ablaufs im Verlauf einer Zeit entspannt sich jedoch unser Körper immer mehr und Ihnen gelingt es bereits mit geringer Anstrengung, die leichten Verzerrungen für Ihr Urteil auszugleichen. Stellen Sie die Kamera auf, sodass diese sie von vorne oder seitlich filmt. Gerne können Sie auch beide Varianten ausprobieren. Laufen Sie für einige Minuten in langsamen Schritten auf und ab, machen zwischendurch kurze Pausen und fixieren dabei ein beliebiges Ziel. <?page no="151"?> Körpersprache und Auftreten 151 Im Anschluss widmen Sie sich erneut der Aufnahme und beobachten Ihren Gang. Berücksichtigen Sie - wie in der obigen Übung - die Schultern, den Rücken, aber auch die Beine und den Kopf. Achten Sie auf jedes noch so kleine Detail und machen Sie sich ein Urteil über Ihren Gang. Machen Sie sich auch an dieser Stelle zu Ihren Beobachtungen Notizen. Welche Aspekte fallen Ihnen besonders auf? Nun haben Sie zwei Übungen, mit Hilfe derer Sie sich analysieren können. Doch widmen wir uns nun einer anderen Form der Verbesserung persönlicher Fähigkeiten zu. An Hand von Beobachtungen anderer Personen erhalten wir Einsicht in die Körperhaltung und Körpersprache verschiedener Menschen und deren individuellen Ausprägungen. Es fällt uns leichter, die Fehler Dritter zu erkennen als die eigenen erfolgreich zu reflektieren. Sie haben hierfür viele Möglichkeiten zur Auswahl. Auf der einen Seite können Sie alltägliche Momente für eine kurze Analyse verwenden, den Weg zur oder von der Arbeit, beim Einkaufen oder einem Spaziergang. Sie können sich auch im Studium oder in der Arbeit umsehen und Ihre Kolleginnen und Kollegen genau betrachten. Auf der anderen Seite empfehle ich Ihnen, einen Kaffee oder einen Tee in der Stadt zu genießen, in einer belebten Passage oder sich auf einer Bank im Park zu entspannen. Betrachten Sie die Personen um Sie herum, schauen Sie deren Gang und die jeweilige Körperhaltung an. Ist deren Körpersprache geprägt durch bestimmte Aspekte, besonders starr, sanft oder hektisch? Reflektieren Sie diese Momente, betrachten Sie das Gute sowie Schlechte und überlegen Sie, was Sie davon adaptieren können. Machen Sie sich hierzu Notizen und überlegen Sie, was notwendig wäre, um es zu erreichen. Ähnlich der Struktur einer eigenen Zielsetzung können Sie Teilziele bestimmen und diese Schritt für Schritt angehen. Ich empfehle Ihnen, diese Übung im Lauf der Zeit zu wiederholen und sich erneut Notizen zu machen. Ihre analytischen Fähigkeiten werden mit der Zeit immer besser werden, und Sie erkennen feine Nuancen, die Ihnen vorher vielleicht nicht aufgefallen sind. Begin- <?page no="152"?> 152 Körpersprache und Auftreten nen Sie mit der ersten Aufgabe und betrachten Sie Ihr erstes Video. Viel Vergnügen mit den Übungen. Sitzen Das Sitzen ist eine Situation, in der wir zur Ruhe kommen, uns weniger anstrengen müssen und uns in einer Komfortzone befinden. Die Muskulatur entspannt sich und wir konzentrieren uns auf das Gesprochene unseres Gegenübers. Doch genau diese Stelle birgt eine große Gefahr! In einem Moment der Entspannung achten wir für gewöhnlich weniger auf unseren Körper, versuchen das eigene Auftreten und die Außendarstellung weniger zu beeinflussen. Eventuell befinden wir uns sogar an einem Nullpunkt, der Körper ist frei und gibt sich unseren reinen Emotionen und Empfindungen hin. Eine gefährliche Situation, in welcher wir uns schnell unbeabsichtigt verraten und Dritten gegenüber umfänglich öffnen. Unsere Körpersprache beim Sitzen ist äußerst vielfältig und sehr verräterisch - für geübte Personen eine wertvolle Analysemethode. Ist die Körpersprache unseres Gesprächspartners mit seinen oder ihren ausgesprochenen Worten konform oder nicht? Befindet sich die Person während des Sprechens in einer zurückhaltenden oder einer eher dominanten Position? Sitzposition Beginnen wir mit der allgemeinen Sitzposition - diese lässt sich in zwei primäre Bereiche unterteilen. [1] Zurückhaltende, entspannte Sitzposition In den Stuhl hineingelehnt, die Muskulatur des Oberkörpers und der Hände ist entspannt, eine bequeme Sitzposition. Diese Haltung ist Spiegelbild unseres Wohlbefindens, unserer Komfortzone. Gerade unter Freunden oftmals anzutreffen, nach Feierabend im privaten Umfeld. Eine gemütliche Unterhaltung in bequemer Position, mit gegenseitigem Respekt und Interesse. Die Profilie- <?page no="153"?> Körpersprache und Auftreten 153 rung der eigenen Person ist nicht notwendig, eine angenehme Unterhaltung von außen betrachtet. Auf der anderen Seite ist eine in den Stuhl zurückgezogene Position auch im genauen Gegenteil zu beobachten. Eine Angespanntheit der Muskulatur, ein Unwohlsein zum Greifen nahe. In Momenten der Verteidigung, in unangenehmen Situationen versuchen wir uns unbewusst diesen zu entziehen. Wir alle haben solche Momente schon erlebt, in Zeiten der Kritik durch Vorgesetzte bei einem Mitarbeitergespräch, wenn die geleistete Arbeit negativ bewertet wird oder wir uns einfach aus einer Unterhaltung lieber herausnehmen würden. Oftmals begleitet durch eine entsprechende Mimik und sehr nervöse passive Gestik. Die Finger verkrampfen sich ineinander und werden zum Ventil unserer Nervosität. In Zeiten der großen Unsicherheit oder persönlichen sowie fachlichen Angriffen vertreten. [2] Dominante, einnehmende Sitzposition Ein nach vorne gelehnter Oberkörper, die Ellenbogen auf dem Tisch abgelegt; eine dominante und sogenannte Raum einnehmende Sitzposition. Extrovertierte und gerne im Mittelpunkt stehende Personen bevorzugen diese Haltung. Sie sind im Fokus der anderen Beteiligten, haben eine dominierende Position und den direkten Fokus aller im Raum stehenden oder am Tisch sitzenden Beteiligten. Eine dominante Körperhaltung dient ihnen in der Hervorhebung ihres Gesprochenen. Oftmals in Kombination mit einer entsprechenden Gestikulation zu sehen, als weitere Methode zur Ergänzung der eigenen Worte. Gerne auch mit einer angriffsbasierten Position in Verbindung gebracht. Ein direktes Nach-vorne-Lehnen ist auch eine Änderung des Näheverhältnisses und bringt möglicherweise das Gegenüber in Bedrängnis. Der Oberkörper ist angespannt, die Hände sind mit kräftiger und direkter Gestikulation im Einsatz. Die Stimme ist für gewöhnlich eher leise und in gewisser Weise bedrohlich oder, was öfter anzutreffen ist, ebenfalls dominant, vielleicht lauter als gewöhnlich und prägnant. <?page no="154"?> 154 Körpersprache und Auftreten Hände Eine sitzende Position erlaubt uns keinen großen Spielraum, wir sind beschränkt auf einzelne wenige Möglichkeiten unsere Körpersprache auszudrücken. An dieser Stelle nehmen unsere Hände eine große Bedeutung an, sie sind im Fokus des Gesprächspartners - im positiven wie im negativen Sinn. Sie kennen es sicherlich noch aus der Schulzeit, der Ausbildung oder dem Studium - was mache Sie mit Ihren Händen während eines Vortrags? Sie sind stets im Fokus und verraten unser inneres Wohlbefinden. Wir haben einen Stift in der Hand, spielen mit ihm herum, vielleicht unsere Notizzettel, welche wir fest umschlossen haben. Oder die Hände sind ganz unter sich, die Finger verhaken sich ineinander und die Muskulatur spannt sich für alle sichtbar an. Oftmals sind uns diese Momente gar nicht so direkt bewusst, doch unserem Gegenüber fällt es desto mehr auf. Viel Bewegung der Finger ist ein Zeichen für innere Unruhe, wir setzen sie als Ventil für unsere Nervosität ein. Denken Sie an Ihre vergangenen Vorträge oder kurzen Präsentationen zurück, wie haben sich Ihre Hände verhalten? Hatten Sie eine souveräne Gestik oder wussten Sie nicht wohin mit den Händen? Wie hat es sich bei den letzten Besprechungen oder größeren Teammeetings verhalten, was haben Ihre Hände während der Zeit getan? Sie erkennen in diesem Moment, wie wenig wir für gewöhnlich an solche vermeintlichen Kleinigkeiten denken. Umso bedeutender für Sie, an diesen Aspekten werden Sie lernen, Ihr Gegenüber künftig besser einzuschätzen und entsprechend zu agieren. Beine und Füße Nicht leicht in der Analyse und von verschiedenen Faktoren abhängig - ergiebige Quelle für Fehldeutungen. Doch auf der anderen Seite umso interessanter und reiner für Ihre Analyse. Nur wenige Menschen achten bewusst auf ihre Beine und verraten damit ihre inneren Intentionen und Stimmungen. Lernen Sie darauf bewusst, aber ebenso subtil zu achten. <?page no="155"?> Körpersprache und Auftreten 155 Ähnlich wie bei an den Händen lassen sich Anzeichen von Nervosität an Beinen und Füßen erkennen. Dies können das Wippen mit den Füßen oder zuckende Bewegungen mit dem Bein sein. Je stärker die Bewegung des Beines oder des Fußes Ihres Gegenübers ist, desto mehr Vibrationen entstehen und Sie können diese anhand des Unter- oder Oberkörpers erkennen. Nun wird’s knifflig für Sie - in welche Richtung zeigen Bein bzw. Fuß? Damit meine ich, in welche Richtung die Beine geöffnet und zugewandt sind. Sie meinen, dies sei etwas, worauf nur die wenigsten achten? Gerade aus diesem Grund sind es Aspekte unserer Körpersprache, die nur selten bewusst kontrolliert und manipuliert werden. Die Haltung und Position unserer Füße ist in einem stehenden Gespräch am leichtesten zu erkennen. Sind die Füße dem Gegenüber zugewandt oder zeigen sie in eine andere Richtung? Abwendung zeugt im Umkehrschluss von Desinteresse oder vom Wunsch, das Gespräch zu beenden. Gerade in kleinen Räumen, bei Tischen, Stühlen oder Ähnlichem im Weg müssen Sie diese Störfaktoren in Ihre Einschätzung mit einkalkulieren. Möglicherweise ist die Person Ihnen gegenüber positiv gestimmt, doch aufgrund von störenden Gegenständen ist die Haltung eine differenzierte. Entsprechend müssen Sie diese Faktoren bei Ihren Beobachtungen an sitzenden Personen berücksichtigen. Oftmals verändert sich die Haltung von Unter- und Oberkörper, wenn die Beine oder Füße eine neue unbewusste Ausrichtung erhalten. Beine und Füße sind in Ihrer Analyse nicht einfach zu deuten, auch wenn sie in der Literatur vermeintlich als klare Aussage bezeichnet werden. Nehmen Sie sich für eigene Beobachtungen hierfür ausreichend Zeit. Blicken Sie auf Unterhaltungen zwischen Liebespaaren, Freunden, Geschäftspartnern und sich unliebsamen Personen. Was können Sie an der Position ihrer jeweiligen Füße und Beine erkennen und dahingehend deuten? Schritt für Schritt werden Sie Ihr Auge schulen und die feinen Nuancen immer genauer erkennen und für sich die richtige Erkenntnis ableiten. <?page no="156"?> 156 Körpersprache und Auftreten Händedruck Am Anfang jeder Begegnung steht der Händedruck - eine Philosophie für sich, würden viele an dieser Stelle sagen. Ein Händedruck sagt mehr als tausend Worte. Wie ist der perfekte Händedruck, was gilt es zu vermeiden, was zu beachten? Der eine, ideale Händedruck existiert in solcher Hinsicht leider nicht. Grund hierfür ist, dass Menschen diese auf unterschiedliche Art und Weise empfinden und deswegen eine generelle Aussage nur schwer zu treffen ist. Beim männlichen Geschlecht wird ein kräftiger und klarer Händedruck als sehr positiv gewertet und bietet angeblich Rückschluss auf die Stärke und das Charisma der Persönlichkeit des Gegenübers. Eine vermeintlich simple Geste mit einer großen Bedeutung. Auf der anderen Seite wird ein schlaffer Händedruck, sogenannter „toter Fisch“, als unsympathisch empfunden und sorgt für keinen positiven Einstieg ins Gespräch oder den ersten Kontakt. Halten Sie Ihre Hand nicht nur schlaff hin, beteiligen Sie sich im wahrsten Sinne des Wortes am Händedruck, greifen Sie die Hand ihres Gegenübers und drücken Sie diese. Häufig entstehen Fehler und unangenehme Momente beim Händeschütteln zwischen Männern und Frauen. Die Herren sind sich oftmals nicht sicher, wie sie der Frau beim Händedruck korrekt entgegentreten sollen. Hierbei gibt es zwei vertretene Ansichten, die beide Bestand haben und aus diesem Grund für mögliche Verwirrung sorgen können. Manche Frauen bevorzugen beim Händeschütteln einen festen Griff seitens des Mannes, nicht so fest wie bei Männern, aber trotz allem ähnlich wie zwischen Männern. Auf der anderen Seite wird teilweise auch ein deutlich sanfterer Händedruck bevorzugt - es wird ebenfalls die ganze Hand gegriffen, jedoch nur leicht gedrückt. Aber auch hier leicht drücken, nicht nur schlaff die Hand hinhalten oder nur einen Teil der ausgestreckten Hand greifen. Die genannten Beispiele beziehen sich auf den kulturspezifischen Raum Deutschlands, in anderen Kulturen ist es beispielsweise üblich, nur leicht den vorderen Teil der Hand von Frauen zu neh- <?page no="157"?> Körpersprache und Auftreten 157 men und auf keinen Fall fest zu drücken. Gemäß dem gängigen Motto, andere Länder, andere Sitten - bei geschäftlichen Auslandreisen empfehle ich Ihnen, sich im Vorfeld mit den kulturspezifischen Gepflogenheiten des Landes etwas näher zu beschäftigen und derartige „Fettnäpfchen“ zu vermeiden. Die allgemeine Regel besagt: Kräftig zudrücken, nicht zu kurz, nicht zu lang und nicht zu kräftig. Greifen Sie die ganze Hand, nicht nur einen Teil oder gar nur die Finger vorne. Beim Schütteln nicht zu sehr nach oben und unten bewegen, die Bewegung nicht zu fest oder ruckartig machen und nicht mehr als drei Mal schütteln. Subjektive Verzerrung - Körpersprache Ähnlich wie im Bereich der Verhaltensanalyse besteht auch im dem der Körpersprache die Gefahr der Verzerrung Ihrer Einschätzung durch subjektive Wahrnehmung. Körpersprache ist sehr trügerisch und verleitet Sie zu vorschnellen Schlüssen und den daraus abgeleiteten Taten. Auch in diesem Bereich ist es notwendig, ausreichend Zeit in die Beobachtung zu investieren. Stützen Sie Thesen Ihrer Einschätzungen niemals auf nur eine Beobachtung, die Gefahr eines Fehlurteils ist sehr groß. Das größte Risiko besteht jedoch darin, dass wir auf Basis einer getroffenen Einschätzung die darauffolgenden Beurteilungen falsch treffen. Ein typisches Beispiel ist der weit verbreitete Begriff „Schubladendenken“. Eine einst getroffene Analyse oder Meinung Dritter beeinflusst Sie und verfälscht Ihre folgende Beurteilung. Hüten Sie sich davor und hinterfragen Sie Ihre Aussagen kritisch. Fragen Sie sich selbst, was ist, wenn Sie komplett falsch liegen? Liegt die heute beobachtete Körpersprache, das allgemeine Verhalten an einem tieferen, mir auf den ersten Blick nicht erkennbaren Grund? Nehmen Sie sich aus diesem Grund stets ausreichend Zeit für diverse Beobachtungen und für eine ausführliche Analyse. Anfangs ist dies eine herausfordernde Aufgabe, doch Schritt für Schritt verbessern sich Ihre analytischen Fähigkeiten und Sie werden in Ihrer Einschätzung immer schneller und vor allem sicherer. <?page no="158"?> 158 Körpersprache und Auftreten Resümee - Körpersprache Sie haben im vorangegangenen Kapitel die unterschiedlichsten Aspekte der Körpersprache theoretischer und praktischer Form kennengelernt. Nun sind Worte natürlich interessant und erweitern unseren fachspezifischen Horizont - doch was bedeutet dieses Wissen für Sie individuell? Was ist Ihr nächster Schritt? Genau welche Lehren ziehen Sie für sich und Ihr künftiges Handeln daraus? In welchen Beispielen oder reflektierten Situationen haben Sie sich selbst erkannt? Womit waren Sie zufrieden und worüber nicht? Doch bevor Sie sich diesem widmen, habe ich eine Aufgabe für Sie. Was tun Sie ab morgen in Bezug auf Ihre Körpersprache anders? Aus welchen Beispielen möchten Sie schöpfen und diese für sich umsetzen? Gehen Sie in sich und denken Sie über Ihren Körper im privaten und beruflichen Kontext nach. Wie verhalten Sie sich in den im Vorfeld beschriebenen Situationen? Schon oft erwähnt und doch sage ich es erneut: Seien Sie kritisch und ehrlich mit sich selbst! Die folgenden Zeilen sind für Ihre nächsten Schritte freigehalten; was werden Sie ab morgen anders tun, worin sich verbessern, was übernehmen und was eventuell vermeiden? Ich habe Ihnen eine kleine Hilfestellung durch eine Unterteilung vorbereitet. Was machen Sie bereits gut - worin wollen Sie sich weiter steigern? _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ <?page no="159"?> Körpersprache und Auftreten 159 Was möchten Sie für sich in Zukunft übernehmen und hinsichtlich Ihrer Körpersprache neu etablieren? _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Welche Aspekte Ihrer Körpersprache wollen Sie in Zukunft unterlassen? _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Worauf wollen Sie in Zukunft stärker achten und es gegebenenfalls anpassen? _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ <?page no="161"?> Dieses und jenes Im Verlauf des Schreibens dieses Buches sind mir viele Gedanken zu möglichen Themen gekommen. Verschiedene Themenbereiche, mit differenzierten Schwerpunkten und Ausrichtungen. Doch welche für dieses Werk verwenden und auf welche Art und Weise darstellen? Einzelne größere Kapitel formierten sich auf dem Papier und die übrigen in meinen Gedanken, in eine logische Struktur gebracht konnte ich diese Schritt für Schritt niederschreiben und miteinander verbinden. Doch auch weiterhin blieben so einige Einzelthemen übrig, die von interessanter und bedeutender Natur sind, doch in ihrer Gesamtheit keine homogene Struktur aufzeigten. All diese Überlegungen habe ich Ihnen in einer Sammlung von Kurzkapiteln dargestellt. In dem einen oder anderen Abschnitt werden Sie auf einige ehrliche Worte von meiner Seite stoßen, an anderen Stellen auf Empfehlungen - doch in der Gesamtheit betrachtet wichtige Abschnitte, welche ich Ihnen empfehle im Detail zu studieren. Seien Sie aufmerksam beim Lesen und reflektieren Sie stets die eigene Person. Denken Sie auch zukünftig über das Gelesene nach und formen Sie Ihr individuelles Resümee. Goldene Regeln des Durchsetzungsvermögens Na, haben Sie schon eine Idee? Was könnte die Goldene Regel des Durchsetzungsvermögens sein? Eine besondere Strategie der Kommunikation, eine herausragende Körpersprache? Nein, im ersten Moment wird es Ihnen als sehr einfach und regelrecht banal erscheinen, doch lassen Sie sich von Ihrem ersten Eindruck nicht irreleiten. Die Komplexität davon ist geprägt durch unsere eigene Persönlichkeit. Unseren Gefühlen, den eigenen Stimmungen und deren Wirkung auf unser individuelles Verhalten. <?page no="162"?> 162 Dieses und jenes „Halten Sie den Mund! “ Ja, genau so meine ich es - ich habe den Zusatz „und denken Sie nach“ bewusst weggelassen. Zu oft lassen wir uns von einem Gefühl oder einer Stimmung verleiten und sagen etwas, das wir uns besser hätten sparen sollen. Der Zusatz „nachzudenken“ würde die meisten Menschen dazu verleiten, trotzdem etwas zu sagen. Meine persönliche Empfehlung an Sie ist, Ruhe zu bewahren und bewusst still zu bleiben. Sowohl im privaten wie im beruflichen Alltag sehen Sie sich mit einer Vielzahl schwieriger Situationen konfrontiert. Persönliche oder fachliche Angriffe uns gegenüber können im Verlauf Ihres Lebens leider vorkommen und Ihnen die Kontrolle über die jeweilige Situation entziehen. Lehnen Sie sich zurück und hören Sie zu - lassen Sie den Moment auf sich wirken. Hier ist sehr bedachtes Handeln gefragt. Wurden Sie regelrecht in die Ecke gedrängt, beispielsweise durch Ihre Vorgesetzten - mit Taten oder Worten beschuldigt, bleibt Ihnen nur, Ihre Haltung zu bewahren und zu beobachten. Herr über jeden Moment seines Lebens zu sein ist leider nicht möglich - auch solch negative Ereignisse gehören nun mal dazu. Nehmen Sie beispielsweise an, Ihre lieben Kolleginnen und Kollegen haben ach so positive Worte über Sie an die Vorgesetzten herangetragen. Daraufhin werden Sie zu einem Gespräch gebeten und sehen sich nun mit den eigenen Vorgesetzten konfrontiert. Was können wir in einer solchen Situation tun, wie kommen Sie halbwegs positiv oder neutral aus einem derartigen Gespräch heraus? Ist Ihr Gegenüber Ihnen negativ befallen und ist die vorgegebene Zeit für ein ausführliches Gespräch und die Klärung des Sachverhaltes sehr beschränkt, ist es an Ihnen, sich in Zurückhaltung zu üben. Gleiches gilt, wenn die emotionale Stimmung im Raum zum Greifen nah erscheint und leider nicht positiver Natur ist. In einem solchen Gespräch befinden Sie sich in der Defensive und müssen dahingehend den größten Profit erzielen. Der Begriff Profit erscheint in einer solchen Situation unpassend, doch gerade in <?page no="163"?> Dieses und jenes 163 Momenten emotionaler Aufladung und negativer Stimmung passieren unseren Gegenübern Fehler und ihnen rutscht im wahrsten Sinne des Wortes zu viel aus dem Mund. Sich plump zu verteidigen, ohne eine strukturierte Strategie und die negativen Worte zu kennen, die zu diesem Moment geführt haben, ist kontraproduktiv. Es ist von großer Bedeutung, Ruhe zu bewahren und sich in Zurückhaltung zu üben. Was denken Sie: Ist in einem solchen Gespräch eine Entschuldigung angebracht oder erforderlich? Entschuldigungen zeigen von Charakter und Stärke, werden jedoch meistens als Schuldeingeständnis gewertet. Handeln Sie weise und entschuldigen Sie sich für das Richtige. „Es tut mir leid, dass eine solche Situation entstanden ist - so etwas habe ich nicht gewollt. Ich werde Ihr Feedback für mich mitnehmen und dieses in Zukunft berücksichtigen.“ Eine solche Aussage ist eine Entschuldigung auf Augenhöhe, strukturiert und zielorientiert. Sie berücksichtigen dabei die entstandene Situation, unabhängig vom eigentlichen Ursprung. Des Weiteren zeigen Sie Stärke und konstruktive Entschlossenheit durch die Tatsache, dass Sie Ihren Worten treu bleiben oder aber ungerechtfertigte Anschuldigungen nicht eingestehen. Oftmals ist es ratsamer zuzuhören, als selbst zu sprechen. Lächeln Denken Sie kurz an typische Alltagssituationen - die Menschen in den öffentlichen Verkehrsmitteln auf dem Weg zur Arbeit, der Moment, wenn Sie das Büro betreten, wie Sie Ihre Kollegen und Vorgesetzten grüßen. Wie sehen diese Personen aus, sicherlich sind Ihnen schon Unterschiede aufgefallen. Besonders interessant sind Menschen früh am Morgen auf dem Weg zur Arbeit oder abends auf dem Heimweg. Wie sehen sie aus, wie verhalten sie sich anderen Personen gegenüber? <?page no="164"?> 164 Dieses und jenes Ein etwas anderer Gedankengang: Wenn Sie ans jeweils andere Geschlecht denken - welche Damen oder Herren fallen Ihnen als besonders sympathisch und vertrauenerweckend auf? Die beste Körperhaltung, der perfekte Händedruck und ein ausgewogener Blickkontakt werden Ihnen auf Ihrem Weg nicht weiterhelfen, sollten Sie nicht lächeln. Ein ehrliches Lächeln ist in der Lage, vieles zu kaschieren und für Sympathie, Empathie und Vertrauen der anderen Menschen Ihnen gegenüber zu sorgen. Lächelnden und freundlich wirkenden Menschen können wir nicht lange böse sein. Wir verzeihen ihnen Fehler schneller oder sind eher bereit, sie bei ihren Aufgaben mit Rat und Tat zu unterstützen. Ich habe im vorangegangenen Absatz bewusst das Wörtchen „wirkenden“ verwendet. Es gibt Persönlichkeiten, die von Natur viel lächeln und einen bei Blickkontakt oder einem Gespräch im wahrsten Sinne des Wortes anstrahlen. Sollten Sie nicht von Natur aus diese Eigenschaft aufweisen, keine Sorge, es ist nicht schwierig, das zu erlernen. Vielen Menschen geht es sehr ähnlich, was das Lächeln im privaten und beruflichen Alltag anbelangt. Ein Lächeln erzielt jedoch nur dann seine Wirkung, wenn es ehrlich und nicht gespielt ist. Gespielte „positive Emotionen“ werden bei wenig Übung schnell durchschaut und uns negativ nachgetragen, erzeugen Unbehagen bei unserem Gegenüber und wirken sich im Umkehrschluss zu unserem Nachteil aus. Wer lächelt, wirkt sympathisch, weckt Vertrauen und sorgt für positive Stimmung bei seinem Gegenüber. Lächelnde Menschen werden im privaten oder beruflichen Alltag als sympathisch und freundlich empfunden - wir fühlen uns diesen Personen hingezogen, würden ein Gespräch mit ihnen beginnen und sprechen ihnen eine höhere persönliche und fachliche Kompetenz zu. Dementsprechend werden diese Personen bevorzugt und kommen hierdurch effizienter an ihr jeweiliges Ziel. Denken Sie immer daran, ein Lächeln ist eine freundliche und einladende Geste - die Reaktionen darauf werden stets positiv ausfallen. Ihr Lächeln sollte natürlich ausgewogen und nicht ein <?page no="165"?> Dieses und jenes 165 zwanghaftes Grinsen sein, sonst wirken Sie künstlich und nicht überzeugend. Ein kurzes Lächeln in der richtigen Situation und Sie werden sehen, welch positive Rückmeldung Sie darauf erhalten. Aufgrund der großen Bedeutung eines Lächelns habe ich Ihnen eine Aufgabe zur praktischen Erprobung vorbereitet. Tipp: Sie sollten nicht lächeln, um zu gefallen, sondern um zu zeigen, dass Sie zufrieden sind. Lächeln in der Praxis - Theorie ist gut, Praxis jedoch besser. Ich habe einige einfache Übungen für Sie, das Lächeln in der Praxis zu üben. Bevor Sie Ihre neuen Fähigkeiten im Arbeitsalltag anwenden, lassen Sie es uns im privaten oder, besser gesagt, anonymen Umfeld ausprobieren. Das beste Übungsfeld mit scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten und dem Vorteil der Anonymität sind die öffentlichen Verkehrsmittel oder eine Spazierpromenade. Ihr großer Vorteil ist, dass Sie hierfür nicht einmal extra Zeit einplanen müssen. Auf dem Weg in die Arbeit oder auf dem Weg nach Hause - beim Einkaufen oder wenn Sie einfach einen Spaziergang machen: Unser Alltag ist voller passender Momente, das Lächeln zu üben. Nun zu Ihrer Aufgabe - Mindestens einmal am Tag, an jedem Tag der Woche, lächeln Sie eine Ihnen fremde Person an. Ein einfaches Lächeln, mit einem freundlichen Blick, für einen kurzen Moment. Wenige Sekunden lang, nicht zu aufdringlich und ohne Hintergedanken. Je freier Ihr Gedanke dabei ist, umso entspannter werden Sie Ihrer Aufgabe entgegentreten. Genießen Sie es, als Reaktion ein ehrliches und freundliches Lächeln zu erhalten, wenden Sie sich anschließend wieder Ihrer Zeitung oder dem Smartphone zu und freuen Sie sich einfach über Ihren Erfolg. Ob Sie das gleiche oder das andere Geschlecht anlächeln, ist natürlich ganz Ihnen überlassen! Aus Erfahrung kann ich Ihnen sagen, ich habe noch nie eine negative Resonanz auf ein einfaches und freundliches Lächeln erhalten. Das Wichtigste dabei ist, dass Sie bei dieser Aufgabe keine Hintergedanken haben - ihr Ziel ist klar und einfach: Eine fremde Person freundlich anlächeln. Ein kleiner Hinweis am Rand - Ausreden gelten nicht, die Aufgabe ist einfach gestaltet <?page no="166"?> 166 Dieses und jenes und für jeden umzusetzen. Nehmen Sie sich hierfür einige Wochen Zeit und erproben Sie Ihr Lächeln in den unterschiedlichsten Situationen. Ihre Erfahrung wird stetig wachsen und Ihr Auftreten dabei immer sicherer werden. Ich habe Ihnen einige Zeilen vorbereitet, Ihre gesammelten Erfahrungen niederzuschreiben. Im Nachhinein werden Sie überrascht sein: Wir befürchteten eine negative Reaktion, doch das Gegenteil war der Fall. Weder haben Sie etwas zu verlieren noch haben Sie hiervon etwas zu befürchten. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Umsetzung. _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Lächeln im Berufsalltag - Nun ist die Zeit gekommen, sich Ihrem beruflichen Umfeld zu widmen. Sei es im Büro oder im Studium, es gibt eine Fülle von Möglichkeiten, Ihr leichtes und freundliches Lächeln für ein erfolgreiches Durchsetzungsvermögen einzusetzen. Ein Lächeln beim Betreten des Büros oder der Teeküche, kombiniert mit einem freundlichen „Hallo“ oder „Guten Morgen“. Ein ehrlicher Blick dabei und die Personen Ihnen gegenüber sind positiv von Ihnen angetan. Zeigen Sie sich offen und herzlich allen Kolleginnen und Kollegen gegenüber. Ein gezwungen wirkendes Lächeln, welches mehr einer Grimasse ähnelt, sollten Sie natürlich vermeiden. Vergessen Sie jede Emotion gegenüber den Personen in ihrem Umfeld und lächeln Sie diese nur leicht und freundlich an. Sie werden feststellen, wie positiv sich eine solche Kleinigkeit auswirkt. Verständlicherweise ist auch ein an den gesprochenen Inhalt gebundenes Lächeln wirkungsvoll und sollte dementsprechend dosiert werden. Verkrampfen Sie sich nicht künstlich, am Anfang und zum Ende ein <?page no="167"?> Dieses und jenes 167 kurzes Lächeln ist für den Anfang genau richtig. Im Lauf der Zeit werden Sie viele Möglichkeiten haben, Ihre Gesprächspartner zu studieren und eigene Erfahrungen zu sammeln. Oftmals warten wir auch auf eine erste Reaktion der anderen Person, doch denkt nur zu oft das Gleiche auch Ihr Gegenüber. Machen Sie den ersten Schritt, ein Lächeln ist nur ein Lächeln und eine in jeder Weise als freundlich und sympathisch empfundene Geste. Springen Sie über Ihren Schatten und werden Sie sich der Tatsache bewusst, dass Sie hin und wieder den ersten Schritt wagen müssen. Das bewusste Suchen von Nähe fällt vielen Menschen nicht leicht und ist zum Teil mit großen persönlichen Herausforderungen verbunden. Werden Sie sich bewusst, dass Ihnen kein Schaden droht - es ist eine unverbindliche und einfache Übung auf Ihrem eigenen Weg nach vorne; Schritt für Schritt zu Ihren Zielen. Nein Wie verhalten Sie sich, wenn Sie etwas nicht tun möchten - eine Tätigkeit, die nicht zu Ihrem Aufgabenbereich gehört? Ein Kollege oder Vorgesetzter kommt auf Sie zu und möchte Ihnen eine seiner Aufgaben antragen. Eher eine Seltenheit, dass wir der Person offen gegenübertreten und ein einfaches „Nein“ sagen. „Aus zeitlichen Gründen ist es leider nicht möglich, andere Projekte erfordern aufgrund höherer Priorität meine Aufmerksamkeit. Gerne können Sie aber bei der nächsten Herausforderung auf mich zukommen.“ Sagen Sie „Nein“! Ein kleines Wort mit einer so großen Bedeutung. Sie sind ein entgegenkommender Mitarbeiter, doch es gibt Zeitpunkte, an denen Sie keine zusätzlichen Aufgaben übernehmen können. Es ist aus zeitlichen oder organisatorischen Gründen nicht möglich, ohne dass andere Bereichen in Mitleidenschaft gezogen werden. Keine langen Erklärungen oder schlecht erfundenen Ausreden - eine klare und einfache verneinende Aussage. „Nein, das Essen fand ich nicht gut - habe mir mehr erhofft.“ Ist Ihnen schon mal auf die Frage im Restaurant, ob Ihnen das <?page no="168"?> 168 Dieses und jenes Essen gemundet hat, eine solche Aussage über die Lippen gekommen? Wir fühlen uns unwohl dabei, jemanden vor den Kopf zu stoßen, auch wenn es eine fremde Person ist, und vermeiden deswegen negative Äußerungen. Haben Sie ein nicht gut aussehendes Gericht reklamiert und gebeten, es neu zubereiten zu lassen? Solche Aussagen sich im Vorfeld zu überlegen erscheint relativ einfach und klar. Doch birgt die praktische Umsetzung gewisse Herausforderungen und persönliche Hemmschwellen, die es zu überwinden gilt. Solch Verhalten wird in unserer Gesellschaft im Rahmen der Kindeserziehung nicht gelehrt und ist eher negativ besetzt. Doch ist diese Aussage, eine ehrliche aber freundliche und respektvolle Äußerung Ihrer Empfindung tatsächlich so negativ? An dieser Stelle liegt es an Ihnen, eine individuelle Antwort darauf zu finden; nur ein kleiner Hinweis von mir: In solchen Momenten ist ein respektvoller und konstruktiver Umgang absolut unabdingbar - keine persönlichen Angriffe oder Beleidigungen, ruhige und gelassene Worte auf einer konstruktiven Grundlage. Es ist nun ein Jahr her, da las ich ein Buch über das „Arschloch“- Sein - ein amüsanter Titel und ein ansprechendes Cover verleiteten mich zum Kauf. Es war sehr unterhaltsam und das ein oder andere ist mir bis heute klar in Erinnerung geblieben, so auch die nun folgende Aufgabe an Sie. Gehen Sie zu einem Imbiss, Bäcker oder ähnlichem, kaufen Sie sich etwas Essen zum Mitnehmen. Entfernen Sie sich einige Schritte von der Lokalität und gönnen Sie sich einen Bissen. Soweit alles einfach. Nun kehren Sie zum Verkäufer zurück und sagen: „Bitte entschuldigen Sie, es schmeckt nicht. Ich will es zurückgeben.“ Treten Sie ernst und selbstsicher auf, machen Sie Ihren Standpunkt klar. Trauen Sie sich einfach, was kann schon passieren? Sie werden etwas verblüfft angeschaut oder ist jemand Ihnen böse? Sie glauben gar nicht, was man alles tun muss, um jemanden wirklich zu <?page no="169"?> Dieses und jenes 169 negativen Handlungen zu bewegen. Die angestellten Mitarbeiter werden die Ware zurücknehmen und sich bei Ihnen entschuldigen und nicht anders herum. Sie haben schlechte Ware erhalten, es gibt für die Reklamation keinen Grund für eine Entschuldigung Ihrerseits. Nur Mut bei dieser Übung; es ist an der Zeit, die persönliche Komfortzone zu verlassen und aus dem Schneckenhäuschen herauszukommen. ; ) Kleiner Vermerk am Rande: Ich habe bereits am Anfang auf das Ehrliche in uns verwiesen, auf das Gute im Menschen. Wir müssen anderen nicht schaden, um erfolgreicher zu werden. Verzichten Sie bei dieser Übung auf Ihr Geld. Das gekaufte Brötchen oder die Bratwurst reklamieren Sie und warten auf eine Entschuldigung seitens der Mitarbeitenden Ihnen gegenüber. Auf die Entschuldigung folgend wird man Ihnen das Geld wieder zurückgeben wollen und Sie verzichten einfach - drehen sich um und sind nur stolz auf sich, die Übung erfolgreich gemeistert zu haben. Die Aufgabenstellung ist unabhängig von Ort oder Uhrzeit klar und leicht umzusetzen. Sie haben nun fünf Tage, um drei Bestellungen zu reklamieren. Keine Ausreden, überwinden Sie die persönlichen Hemmschwellen und gehen Sie einen weiteren Schritt auf dem Weg Ihrer persönlichen Entwicklung. Es gibt keinen Grund, es nicht zu tun, nur Ausreden und diese sind fehl am Platz. Tragen Sie auf den nächsten Seiten Ihre jeweiligen Übungssituationen ein, die Reaktionen der Menschen um Sie herum und Ihre persönlichen Empfindungen in diesen Situationen. Übung „Nein sagen“ Reaktionen der Mitarbeitenden 1. _________________________________________________ _________________________________________________ _________________________________________________ _________________________________________________ _________________________________________________ _________________________________________________ <?page no="170"?> 170 Dieses und jenes 2. _________________________________________________ _________________________________________________ _________________________________________________ _________________________________________________ ________________________________________________ 3. _________________________________________________ _________________________________________________ _________________________________________________ _________________________________________________ ________________________________________________ Persönliche Gefühle während und nach den Situationen 1. _________________________________________________ _________________________________________________ _________________________________________________ _________________________________________________ ________________________________________________ 2. _________________________________________________ _________________________________________________ _________________________________________________ _________________________________________________ ________________________________________________ 3. _________________________________________________ _________________________________________________ _________________________________________________ _________________________________________________ ________________________________________________ <?page no="171"?> Dieses und jenes 171 Lehren der Gegenwart und der Vergangenheit Ihr privates und/ oder berufliches Umfeld zeichnet sich durch die unterschiedlichsten Personen und deren individuellen Persönlichkeiten aus. Wir gewinnen neue Bekannte und verlieren möglicherweise Freunde. Gründe können persönlicher Natur oder beispielsweise durch Umzüge bedingt sein. Ähnliches lässt sich in der Arbeit beobachten, Kolleginnen und Kollegen kommen und verlassen auch wieder das Unternehmen. Sie wechseln die Abteilung oder vielleicht die Arbeitsstelle. Die Gründe für die wechselnden Menschen in unserem Umfeld sind sehr vielfältig. Frischer Wind kann sehr positiv sein und uns neue Wege ermöglichen, auf der anderen Seite auch unangenehme Folgen mit sich bringen, bedingt durch ihnen unsympathische Vorgesetzte oder Arbeitskollegen. Bei der Vielzahl an Menschen in Ihrer Umgebung: haben Sie sich einmal Gedanken darüber gemacht, wer zu Ihnen positiv oder negativ eingestellt ist, und jeweils aus welchem Grund? Natürlich ist Ihnen bewusst, wer Ihnen gegenüber positiv oder negativ gestimmt ist - mit wem Sie sich einfach gut verstehen und mit wem Sie nicht wirklich warm werden. Doch haben Sie in der Vergangenheit bewusst versucht, beispielsweise Ihre Kolleginnen und Kollegen, den eigenen Freundeskreis in die Kategorien „positiv, negativ und neutral“ zu unterteilen? Unabhängig von den jeweiligen Persönlichkeiten, der Menschen um Sie herum, ist es außerdem wichtig, das persönliche Verhältnis zu Ihrem Umfeld zu verstehen; wer Ihnen positiv, negativ oder neutral gegenüber eingestellt ist. Die Fähigkeiten, Verhalten zu analysieren und die eigene Körpersprache stets richtig einzusetzen sind sehr wertvoll, doch für Ihren Erfolg nicht alleine ausschlaggebend. Ihr Durchsetzungsvermögen setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen - ganz in Abhängigkeit von Ihren individuellen Zielen. Ein kurzes Beispiel für die bessere Vorstellung. Ist Ihr Ziel eine hierarchische Karriere in Ihrem oder langfristig gesehen einem <?page no="172"?> 172 Dieses und jenes anderen Unternehmen, so wird auch Ihre Beziehung im Kollegiat entscheidend sein. Sind Sie beispielsweise unbeliebt, ganz plump gesagt, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie höhere Positionen zugesprochen erhalten, tendenziell gering. Ähnlich verhält es sich in potentiell schwierigen künftigen Situationen, in denen Sie auf externe Unterstützung angewiesen sein können. Ein weiteres Beispiel wäre die Bevorzugung seitens der Kolleginnen und Kollegen bei Gruppenarbeiten oder Ähnlichem. Sind Sie fachspezifisch orientiert, werden Sie nicht den Mittelpunkt suchen, und benötigen die Aufmerksamkeit Ihrer Vorgesetzten und anderer Dritter. Werden Sie jedoch bewusst benachteiligt, kommen nicht zu Wort oder erhalten im Team nur unwichtige Teilaufgabe, werden Sie hierzu keine Möglichkeit haben. Viele Personen interpretieren Durchsetzungsvermögen als reine Ellenbogen-Mentalität - doch das ist falsch. Ellenbogen sind nur ein Bestandteil Ihres Verhaltens, das Sie zielgerichtet und äußerst durchdacht einsetzen. Sie müssen lernen, rational zu handeln, Situationen richtig analysieren, Verhalten anderer Persönlichkeiten abwägen, Lehren aus Erfahrungen ziehen und entsprechende Schlüsse für Ihre künftigen Handlungen und Ihre allgemeine Strategie ableiten. Der letzte Satz vermag im ersten Moment kompliziert für Sie wirken, doch lässt sich die Essenz auf kleine und größere Teilziele von ihnen ableiten. Doch kehren wir zur oben angeführten Frage zurück - haben Sie Ihr Kollegiat bewusst gegliedert, mit einem jeweiligen Vermerk, was der Grund hierfür sein könnte oder ist. Aus welchem Grund, welcher Empfindung nach zur Folge ist Ihnen jemand positiv, neutral oder negativ gegenüber eingestellt? Wenn Sie gleich in Gedanken durch Ihre Arbeit schreiten und an die individuellen zwischenmenschlichen Beziehungen denken, so beziehen Sie mögliche subjektive Verzerrungen mit ein - was ist, wenn Sie falsch liegen? Bedienen Sie sich einer Methode, häufig in Business Plänen vorzufinden: dem realen und dem schlechtesten Szenario. Schätzen Sie die persönlichen Beziehungen in Ihrem beruflichen Umfeld Ihrer ersten Empfindung nach ein. In einem zweiten Schritt gehen Sie bitte davon aus, dass Sie sich irren und die Situa- <?page no="173"?> Dieses und jenes 173 tion falsch einschätzen. Gehen Sie an Ihre erste Einschätzung und stellen diese im schlechtesten Szenario dar. Auf diese Art und Weise versuchen Sie zumindest ansatzweise, Fehleinschätzungen vorzubeugen, um künftige Handlungen auf dem richtigen Fundament zu strukturieren und zielgenau einzusetzen. Lassen Sie sich auch bei dieser Übung Zeit, sie muss nicht sofort abgeschlossen werden. Schauen Sie sich in den folgenden Tagen um und denken Sie über die jeweiligen persönlichen Beziehungen zu den Menschen um Sie herum nach. Wie sind diese geprägt und aus welchem Grund sind sie, wie sie sind? Die Herleitung und Analyse der Ausprägung einer zwischenmenschlichen Beziehung stellen wertvolles Wissen für Ihr künftiges Verhalten dar. Reales Szenario _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Schlechtestes Szenario _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Natürlich stellt sich dem einen oder anderen die Frage, was tun, wenn die Einschätzung über Sie nicht positiv ausgefallen ist? Nehmen wir hypothetisch an, Sie sind mit Ihren Kolleginnen und Kollegen nicht vollumfassend warm geworden - die Tendenz in <?page no="174"?> 174 Dieses und jenes Ihrer Arbeit oder dem privaten Umfeld neigt eher zu negativ oder neutral Ihnen gegenüber. In einem solchen Fall ist die folgende Differenzierung wichtig - wer genau weist Ihnen gegenüber eine negative Empfindung auf? Sind es Kolleginnen und Kollegen aus der täglichen Arbeit, sind es der direkte Vorgesetzte oder die oberste Leitung, die Geschäftsführung oder der Vorstand? Eine sinnvolle daraus abzuleitende Handlungsempfehlung lässt sich ausschließlich nach dieser Einschätzung vornehmen. Wenden Sie sich den Personen intensiver zu, bei denen eine negative Beziehung vorliegt. In diesem nächsten Schritt werden Sie genauer analysieren, aus jeweils welchem Grund das Verhältnis nicht positiv ist, seit wann dies der Fall ist und ob es Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation gibt. Es gibt zwei gute Gründe für die nähere Betrachtung und Analyse: Erstens, Sie schätzen die Möglichkeiten der Verbesserung von angespannten Verhältnissen ein; die einzelne Beziehung wird hierdurch besser. Der zweite Grund ist, dass Sie sich detailliert mit Ihrer eigenen negativen Seite und Ihrem Verhalten beschäftigen. Selbstverständlich ist es schwierig, sich mit allen Kolleginnen und Kollegen gut zu verstehen. Es ist jedoch sehr wichtig zu verstehen, welchen Teil Sie dazu selbst beigetragen haben, sei er auch noch so klein gewesen: So gab es in der Vergangenheit vielleicht eine falsche Bemerkung oder eine unpassende Handlung. Auf diese Weise lernen Sie mehr über sich selbst und wissen worauf Sie künftig mehr achtgeben müssen. Ihr Leben ist lang und Sie werden noch mit vielen weiteren Personen in Kontakt kommen, entsprechend ist es unabdingbar, fortlaufend am eigenen Verhalten zu arbeiten. Reflektieren Sie nun die negativen Beziehungen, auch wenn es keinen Streit oder offene Konfrontation gibt - sehen Sie es als eine gute Übung und als sinnvoll in Ihre Zukunft investierte Minuten. <?page no="175"?> Dieses und jenes 175 Reflexion der negativen Beziehungen _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Innere Zufriedenheit Stur mit dem Kopf durch die Wand zu gehen ist nicht immer die sinnvollste Weise, an sein Ziel zu kommen. Denken Sie in einem solchen Moment für einen kurzen Augenblick nach und hinterfragen Sie in Ruhe Ihre Handlungen und die eigenen Ziele. Eine der größten Herausforderungen eines Menschen ist seine innere Zufriedenheit. Wir setzen uns Ziel um Ziel und arbeiten hart und lange für deren Erreichung. Wir investieren große Bemühungen und streben ständig nach mehr in unserem Leben. Schon früh haben wir große Pläne für unsere Zukunft und verfolgen diese Schritt für Schritt. Haben wir ein Teilziel erreicht, folgt sofort die Fokussierung auf das nächste, und so nimmt alles seinen gewohnten Weg. Von Prüfung zu Prüfung im Studium, von Position zu Position im Job, hin und wieder möglicherweise ein Wechsel des Arbeitgebers - vielleicht eine Diät bis zum Sommer, und Joggen nach Feierabend für den Gesundheitszustand. Doch es gibt im Leben Momente, an welchen wir innehalten und beginnen, vieles um uns herum zu hinterfragen. Reflektieren Sie Ihre großen Pläne der Vergangenheit, die gesteckten Ziele und den grundsätzlich eingeschlagenen Weg? Ist mir das Ziel den Weg dahin wirklich wert? Fragen, welche sich die meisten Menschen früher oder später stellen und ihre berufliche und private Laufbahn hinterfragen. Und das sind auch die damit verbundenen Anstrengungen, Entbehrungen und vor allem Unsicherheiten über die Vollendung des Weges. Würde Ihnen jemand sagen, das verfolgte Ziel werden Sie aus einem unbekannten Grund nicht errei- <?page no="176"?> 176 Dieses und jenes chen - würden Sie die Anstrengungen trotzdem auf sich nehmen? Würden Sie sich anders entscheiden, wenn man Ihnen sagen würde, dass der Weg deutlich anstrengender sein wird und Ihnen mehr abverlangen wird als anfangs angenommen? Doch wie würden Sie sich entscheiden und verhalten, wenn das Ziel unerreichbar ist? Wären Sie auch glücklich und zufrieden, wenn Sie Ihre Ziele nicht erreichen sollten? Für eine ehrgeizige Person ist die Vorstellung, Ziele nicht zu erreichen, sehr negativ; eine Vorstellung, der wir uns nicht hingeben wollen. Ich bitte Sie nicht, diese Frage augenblicklich zu beantworten. Hierzu benötigen Sie mehr als nur einige Minuten. Es ist die grundsätzliche Einstellung Ihrer Persönlichkeit, die Sie über einen längeren Zeitraum hinweg gründlich reflektieren sollten. Fragen Sie sich, wie Sie sich fühlen würden - und nicht nur für einen kurzen Moment, sondern über einen gewissen Zeitraum -, wenn Sie Ihre angestrebten Pläne nicht erreichen sollten. Hinterfragen Sie, ob Sie den jeweiligen Zielen nicht eine vielleicht zu große Bedeutung beimessen. Ich selber halte Ehrgeiz für eine positive Eigenschaft des Menschen, doch sollte jener niemals über dem Ziel der inneren Zufriedenheit stehen. Sie als Mensch sollten auch ohne das Erreichen einiger gesteckter Ziele ein glückliches, ausgeglichenes Leben haben. Bitte denken Sie darüber nach, es ist mir ein großes Anliegen, auch diesen Aspekt des Durchsetzungsvermögens im privaten und beruflichen Alltag für Sie thematisiert zu haben und Sie vielleicht auf neue Gedanken zu bringen. „Unsere Schwächen fordern uns mehr als unsere Stärken - die persönlichen Probleme sind jene, vor welchen wir uns am meisten fürchten.“ <?page no="177"?> Dieses und jenes 177 Opfer sein und die eigene Verantwortung Leider ist die Realität nicht immer einfach und manchmal auch regelrecht gemein zu uns. Wir werden vor anstrengende Aufgaben gestellt, etwas entzieht sich unserer Verantwortung oder wir werden benachteiligt. Die große Herausforderung, welcher Sie sich stellen müssen, ist die eigene Wahrnehmung. Nehmen Sie Situationen, Momente des typischen Alltags, wirklich richtig wahr oder werden diese durch subjektive Verzerrungen getrübt? Ich habe länger überlegt, ob ich dieses Thema mit Ihnen behandeln soll - doch denke ich, sollten Sie zumindest darüber nachgedacht haben und das Thema im Hinterkopf behalten. In einem Moment der Unzufriedenheit, Trauer und des Zweifels an den Gegebenheiten um uns herum ist es wichtig, kurz innezuhalten, tief durchzuatmen und nachzudenken. Was passiert eigentlich wirklich in diesem Moment um Sie herum? Ihr Vorgesetzter tadelt Sie beispielsweise für etwas, das Sie getan oder nicht getan haben - zu Recht, oder ist seine Rüge ungerechtfertigt? Hier sollten Sie sich eine sehr kritische und auf den ersten Blick unverschämt wirkende Frage stellen: Bin ich Opfer einer Ungerechtigkeit geworden oder hätte es einen alternativen Weg gegeben, bei dem es nicht soweit gekommen wäre? Hätte ich eine bestimmte Handlung auf andere Weise vornehmen sollen und vor allem, gäbe es die Möglichkeit, dies im Vorfeld eigenständig zu erkennen? Zu schnell weisen wir die Verantwortung von uns und geben einer Person um uns herum die Schuld - einer Kollegin oder einem Kollegen, vielleicht einem guten Freund oder dem Vorgesetzten. Ist es wirklich immer so einfach, sich selbst aus der Verantwortung zu ziehen? Hinterfragen Sie die entstandene Situation bis auf ihren Kern und bemühen Sie sich, den entstandenen Fehler bei sich selbst zu finden. Nicht um verkrampft und um jeden Preis sich stets selbst die Schuld zuzuschieben, doch mit Hilfe kritischen und rationalen Denkens decken Sie vermeidbare eigene Fehler auf und wissen, diesen in Zukunft entgegenzuwirken. <?page no="178"?> 178 Dieses und jenes Im Verlauf meiner Angestelltenverhältnisse sowie im Rahmen der Selbstständigkeit sind Momente aufgetreten, in denen ich über diverse Gegebenheiten sehr verärgert war und einen direkt Schuldigen ausmachen konnte. Je mehr ich die Situation von außen betrachtete und ihre Entstehung hinterfragte, desto klarer wurde mir: Ja, die dritte Person hat dazu beigetragen, dass es so kam, wie es kam. Doch musste ich auch mir eine Teilschuld zuschreiben. Auch wenn die Situation sich ohne den Fehler des Anderen nicht negativ entwickelt hätte, war ich nicht schuldlos. Mein nächster Gedanke war einfach und von klarer Natur. Es ist mein Ziel, anderen einen Schritt voraus zu sein, ich will mich durchsetzen und meine gesetzten Ziele erreichen. Aus diesem Gedanken lässt sich nur ein Schluss ziehen: ich muss mehr an mir selbst arbeiten. Dritten die Schuld zuzuweisen und sie für den Ausgang verantwortlich zu machen ist einfach, und das machen die meisten um uns herum. Doch genau das wollte ich nicht sein. Ich hatte andere Ziele, also war es an mir, entsprechend zu handeln und mich weiterzuentwickeln; einen Schritt weiter zu denken, potentielle Entwicklungen zu reflektieren und entsprechende Schlüsse zu ziehen. Ab diesem Zeitpunkt habe ich begonnen, in meine Überlegungen mehr Ruhe und Struktur einfließen zu lassen. Erst denken und dann, sofern überhaupt notwendig, sich beklagen. Seien Sie stets kritisch mit Ihren ersten spontanen Gedanken; beruhend auf Emotionen und Stimmungen sind diese von subjektiver Verzerrung geprägt. Dritte sind nicht schuldfrei, denn wie Sie selbst sind sie eben nun Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen. Doch es ist Ihr Ziel, das eigene Durchsetzungsvermögen stetig weiter zu entwickeln, sich gegen andere Personen durchzusetzen und gesteckte Ziele effizient zu erreichen. Noch einmal: Atmen Sie tief durch, denken Sie nach und arbeiten Sie an der eigenen Person. <?page no="179"?> Dieses und jenes 179 Schnauze, es nervt Ja, ich weiß, hier handelt es sich um eine sehr provokative Überschrift. Vor allem, wenn man bedenkt, dass sie nicht Dritten, sondern Ihnen gewidmet ist. Ich spare mir eine lange Herleitung und diverse Gedankengänge, ich finde, die wahre Bedeutung und Intention hinter dieser Aussage lässt sich sehr kurz formulieren und klarstellen. Hören Sie auf sich zu beschweren und lassen Sie das ewige Meckern und Nörgeln. Nichts ist kontraproduktiver als sich zu beschweren, zu sagen, was alles nicht funktioniert und wie ach so fies alle zu Ihnen sind. Wissen Sie was, ja, so ist die Welt. Ob es uns gefällt oder nicht - auch wenn wir gerne Vieles anders hätten, ehrliche und freundliche Kommunikation, so müssen wir das Gegebene hinnehmen und akzeptieren. Ist es Ihnen zu anstrengend, zu mühsam, sich gegen andere durchzusetzen, um Ihre Ziele zu erreichen, haben Sie zwei Möglichkeiten: Lassen Sie es und verschwenden Sie Ihre Zeit nicht weiter. Akzeptieren Sie Ihre aktuelle Rolle, Ihre aktuelle Stellung und leben Sie gemütlich weiter. Überdenken Sie Ihre Ziele und die zugehörigen Unterziele, vielleicht sind Sie in der falschen Branche tätig oder Ihre Ziele sind zu hoch gesteckt. Sehen Sie die Realität, wie sie ist, unverschleiert und ohne jede subjektive Verzerrung. Ja, die Welt stellt uns vor viele Herausforderungen, manche bewältigen wir schnell, an anderen beißen wir uns die Zähne aus. Was aber die uns gegebenen Situationen keineswegs angenehmer oder besser macht, ist meckern und sich beschweren. Lassen wir kurz unsere Wunschvorstellung beiseite: Menschen sind nicht immer nett - Überraschung, auch andere Personen möchten beispielsweise Karriere machen und sich durchsetzen. Selbstmitleid hat eine unglaublich zerstörerische Kraft, wir verfallen den eigenen negativen Gedanken und sehen uns stets als <?page no="180"?> 180 Dieses und jenes Opfer. Hilflos in einer kalten Welt möchten wir andere an unseren Gedanken Teil haben lassen. In einem gesunden Maß; hin und wieder zu sagen, ein bestimmter Kollege oder der Vorgesetze sei „doof“, bleibt im Rahmen - ständiges Nörgeln jedoch nicht. Beschweren Sie sich niemals öffentlich; falls es Ihnen so sehr am Herzen liegt, dann sprechen Sie mit einem Freund, einer Freundin, im Idealfall außerhalb der Arbeit oder, wenn es familiär bedingt ist, außerhalb der Familie. Mir ist bewusst, dass die vorangegangenen Zeilen besonders provokativ sind. Es ist mir jedoch ein großes Anliegen, Ihnen in diesem Buch ehrlich entgegen zu treten. Nun ist es an Ihnen, ehrlich zu sich selbst zu sein - über welche Personen, Situationen, Gegebenheiten beschweren Sie sich im privaten oder beruflichen Alltag? Hand aufs Herz, es geht um jedes noch so kleine Nörgeln, sich über etwas innerlich aufregen oder den nahestehenden Kollegen nur nebenbei zu informieren, wie „blöd/ unfair“ jemand oder etwas ist. Machen Sie sich einen Tee oder Kaffee, denken Sie darüber nach und notieren Sie Ihre Gedanken. _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Wie Sie im Vorfeld bereits gelernt haben, basieren Einschätzungen und Analysen auf einer rationalen Betrachtungsweise. Aus diesem Grund ist es unabdingbar, sich auch rational mit der eigenen Person zu beschäftigen, mit all ihren positiven sowie negativen Facetten. Ein Mensch ist nie perfekt, aber darum geht es auch nicht. Sie sollen lernen, das eigene Verhalten und die individuelle Persönlichkeit kritisch zu hinterfragen und sich negativ auf Ihren Erfolg <?page no="181"?> Dieses und jenes 181 auswirkende Faktoren minimieren oder wenn möglich vollständig beseitigen. Sich stets beschwerende Personen, die ihre persönliche Unzufriedenheit offen nach außen tragen, wirken auf Dritte unsympathisch. Ja, es ist gut möglich, dass Sie, einfach gesagt, zu viel meckern. Aber sei‘s drum, das Vergangene bleibt vergangen - für Sie zählt nur, was Sie ab morgen anders, vielleicht besser machen. Mir ist bewusst, wie schwierig es ist, solche Gewohnheiten von jetzt auf gleich zu minimieren. Es benötigt Zeit, aber den wichtigsten Schritt dafür haben Sie soeben getan - Sie haben Kenntnis darüber gewonnen. Nehmen Sie künftig ein kleines, unauffälliges Notizbuch zur Hand, um Ihre negativen Gedanken des Alltags zu notieren. Sollte Sie etwas nerven, notieren Sie es. Anstelle es verbal gegenüber anderen zu äußern, haben Sie ein neues Ventil - die schriftliche Möglichkeit, den Gedanken freien Lauf zu lassen. Selbstverständlich liegt es an Ihnen, darauf zu achten, dass dieses Notizbuch ausschließlich in Ihrem Besitz bleibt. Sollten Sie auch im ersten Moment von dieser Idee nicht direkt überzeugt sein, so schenken Sie mir in diesem Augenblick etwas Vertrauen. Es ist eine sehr bewährte und hilfreiche Methode, die eigenen Gefühle herauszulassen und nicht unentwegt aufzustauen. Probieren Sie es aus und schreiten Sie auf eine neue Weise reflektiert durch Ihr Leben. Perfektionismus Vielen von uns ist das Streben nach Perfektionismus bekannt - bei manchen ist es stärker, bei anderen weniger ausgeprägt. Ähnlich verhält es sich bei Ihrem Durchsetzungsvermögen und allen damit zusammenhängenden Faktoren. Es kann ein perfektes Lächeln sein, ein charmanter Blick oder ein eleganter Gang, eine ideal abgestimmte Kommunikation oder ein harmonisches zwischenmenschliches Verhältnis. Doch welche Bedeutung hat der Themenbereich des Perfektionismus in einem Buch zum Durchsetzungsvermögen? Zu schnell lassen wir uns davzu verleiten, etwas perfekt umsetzen zu wollen. Dieses Phänomen ist menschlicher <?page no="182"?> 182 Dieses und jenes Natur und findet sich in den verschiedensten Bereichen unseres Lebens wieder. Wenden wir diesen Fall auf unser Durchsetzungsvermögen an - so kann es sich beispielsweise um ein ideales Verhältnis zu Ihrem Vorgesetzten handeln oder zu einem der obigen Beispiele. Sie werden Erfolge erzielen und es wird ein nur zu schönes Gefühl sein, doch stellen Sie sich auch auf gewisse Grenzen ein. Mit Grenzen meine ich nicht hoch gesteckte Ziele - doch geht es um realistische Zwischenetappen, um das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren. Denn genau darum geht es auf Ihrem Weg, das gewünschte Ziel zu erreichen. Halten Sie sich zu lange an einzelnen Bereichen fest, laufen Sie Gefahr, dem Ziel zu langsam näher zu kommen oder einzelne Chancen auszulassen. Behalten Sie den Leitsatz „Done is better than perfect“ im Hinterkopf, schließen Sie lieber etwas mit 98 Prozent ab, als unnötig Zeit für die letzten zwei Prozent aufzubringen. Sollte Sie bei manchen Personen in Ihrem privaten oder beruflichen Umfeld nicht die gewünschten Erfolge erzielen, sollten Sie kurz innehalten und nachdenken. Aus welchem Grund erreiche ich meine Ziele nicht, mag mich diese Person vielleicht einfach prinzipiell nicht? Bin ich diesem Menschen persönlich zu nahe gekommen? Werden Sie sich der Tatsache bewusst, dass im Verlauf Ihres Weges, wenn Sie Schritt für Schritt Ihrem Ziel näherkommen und Erfolge verbuchen, Neid seitens Dritter Ihnen gegenüber exponentiell entstehen kann und wird. Nicht alle werden Ihnen den Erfolg gönnen, es können auch aus vermeintlich neutralen Verhältnissen im Lauf der Zeit negativ getönte zwischenmenschliche Verhältnisse entstehen. Des Weiteren gibt es auch Personen, die ein einst eingeprägtes Bild von einem Mitmenschen nicht mehr loswerden, unabhängig von seiner positiven Entwicklung. Bei solchen Gegebenheiten müssen Sie individuell abwägen, ob es strategisch sinnvoll ist, weiter Zeit und Bemühungen aufzubringen, um gewisse Unterziele erreichen zu wollen, oder ob es nicht auch eine Alternative gibt. <?page no="183"?> Dieses und jenes 183 Unabhängig von zwischenmenschlichen Beziehungen, die an sich schon eine sehr komplexe Aufgabe darstellen, können fachspezifische Grenzen auftreten. Wir alle haben Stärken und Schwächen, wir machen Fehler und erzielen Erfolge. Nicht jede Aufgabe lässt sich stets der eigenen Empfindung nach perfekt umsetzen, auch Ihnen sind Grenzen gesetzt. Diese können beispielsweise zeitlich oder fachlich begründet sein. Denken Sie dabei immer an den o.g. Leitsatz: „Done is better than perfect“. Aber auch an dieser Stelle erlaube ich mir den Hinweis, dieser Leitsatz rechtfertigt keinen Leichtsinn - gehen Sie jede Aufgabe konzentriert an und geben Sie sich die größte Mühe, auch wenn es sehr herausfordernd sein mag und Sie an Ihre Grenzen bringt. Bemühen Sie sich, die Grenzen zu überschreiten und an der Herausforderung zu wachsen. Zeit und unsere Ziele Es ist nun einiges an Trainingszeit vergangen. Sie hatten Gelegenheit, das Gelernte in die Praxis umzusetzen und an den Erfahrungen zu wachsen. Das Interessante an Zeit ist die damit verbundene Entwicklung unseres Wissens. Am Anfang ist es Theorie; verbunden mit unseren Gedanken und der eigenen Vorstellungskraft gleitet dieses in bildliche Beispiele über. Von Tag zu Tag haben wir Gelegenheit, das neue Wissen in die Praxis umzusetzen, wir gewinnen Erfahrung und unser Wissen wird tiefer, praxisbezogener und individueller. Wir stoßen an Grenzen, und auf der anderen Seite werden uns Möglichkeiten eröffnet, mögen wir an der einen oder anderen Stelle verzweifeln, siegen wir doch. Denken Sie an Ihre anfänglich formulierten Ziele, blättern Sie zurück und rufen Sie sich Ihre geschriebenen Zeilen in Erinnerung. Haben die Erfahrungen der vergangenen Wochen, vielleicht Monate Sie beeinflusst, Ihnen neue Wege oder ungeahnte Hindernisse aufgezeigt? Würden Sie gerne eines Ihrer Unterziele verändern, vielleicht erweitern oder gar streichen? Wenn ja, aus welchem Grund? Was bewegt Sie, manches zu überdenken, welche Faktoren haben <?page no="184"?> 184 Dieses und jenes Einfluss darauf genommen? Ihre Gedanken könnten auch eine andere Richtung einschlagen, möglicherweise wollen Sie Ihre Ziele erweitern. Sie erkennen neue Möglichkeiten und möchten sich diese nicht entgehen lassen. Ob das eine oder das andere: Eines sollte Ihnen bewusst werden - Ihre Ziele sind niemals starr und in Stein gemeißelt. Wenn Sie in Ihrem Leben immer flexibel bleiben, wissen Sie, was Sie erwartet. Im Lauf der Jahre ändern sich die persönlichen Interessen und Präferenzen, Ihre Lebenssituation verändert sich oder die wirtschaftlichen Gegebenheiten variieren. Ein Ziel, gesetzt mit Anfang 20, ist im Alter von Anfang 30 mit den eigenen Augen betrachtet sehr interessant. Grund hierfür sind neues Wissen, gesammelte Erfahrung und einfach die Zeit. Nehmen Sie Ihre formulierten Ziele in regelmäßigen Abständen zur Hand und lesen sie sie. Unabhängig davon, wie in- und auswendig Sie diese bereits im Kopf haben - einfach einen kurzen Blick darauf werfen. Es ist mir ein Anliegen, Sie auch hinsichtlich Ihrer Ziele zum Nachdenken zu bewegen, heute, morgen und in ferner Zukunft - entwickeln Sie sich stetig weiter und wachsen Sie an neuen Herausforderungen. Blicken Sie auf die am Anfang ausformulierten Ziele, natürlich sollten im Idealfall bereits mindestens einige Monate vergangen sein. Hat sich etwas in Ihrer Wahrnehmung, Ihren Sehnsüchten und im Umkehrschluss bei Ihren Zielen verändert? Was genau hat sich verändert; beachten Sie, bereits die kleinsten Änderungen können mit der Zeit wachsen und Sie auf einen anderen Weg bringen. Doch neben dem ist es an Ihnen zu analysieren, aus welchem Grund sich etwas verändert hat. Jahre der Reife, anderes Studium, alternativer Job, neuer Lebenspartner? Schreiben Sie die Änderungen detailliert mit den entsprechenden Gründen auf und überlegen Sie, welche Auswirkungen diese kleinen Aspekte, auf lange Sicht gesehen, haben können. <?page no="185"?> Dieses und jenes 185 _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Einen Schritt voraus Durchsetzungsvermögen geht mit unserem Auftreten und der Kommunikation einher, sowie allen damit zusammenhängenden Faktoren. Doch fallen Ihren Kolleginnen und Kollegen sowie Vorgesetzten auch viele weitere Aspekte an Ihrer Person, dem Auftreten und der täglichen Arbeit, auf. Haben Sie sich in der Vergangenheit Gedanken darüber gemacht, wie die Außenwelt Sie wahrnimmt, privat oder beruflich? Und ich meine nicht hinsichtlich der zwischenmenschlichen Beziehung, sondern der Wirkung in Bezug auf Ihre Arbeitsweise und Ihr generelles Verhalten. Um es Ihnen etwas besser vor Augen zu führen, einige kurze Beispiele: Allgemeine Ordnung - Ein aufgeräumter Arbeitsplatz und eine gut strukturierte Ablage. Der professionelle Eindruck wird auch mit dem eigenen Arbeitsplatz gewährleistet und kommuniziert. Ähnlich verhält es sich mit Ihrer Wohnung bei Besuch. Bemühen Sie sich um eine ordentliche Wohnung, in der ein jeder Gegenstand seinen Platz hat und unnötige Sachen nicht herumliegen? Seien Sie im beruflichen Umfeld gut sortiert und haben Sie stets Ihre Notizen zur Hand. Chaotische Arbeitsplätze werden von außen gerne mit einem Schmunzeln bedacht und fallen nicht als Vorbild ins Gewicht. Organisation - Sind Ihre Unterlagen und Ihre technische Ablage nur gut aufgeräumt oder finden Sie sich auch entsprechend zurecht? Haben Sie stets die richtigen Unterlagen zur Hand, ein gutes System für jeden Fall? Ein überquellendes Postfach oder gut unterteilte und sortierte Ordner? Wissen Sie die wichtigsten <?page no="186"?> 186 Dieses und jenes Unterlagen stets zur Hand und haben Sie Ihre Aufgaben in einer anschaulichen Übersicht sortiert und aufgearbeitet. Arbeitsweise - Grundsätzlich ist es an Ihnen, im Verlauf des Arbeitstages seriös aufzutreten. Stellen Sie die Funktionalität Ihrer eingesetzten Geräte sicher, setzen Sie sich anständig hin und zeigen Sie sich von einer konzentrierten und ernstzunehmenden Seite. Eine Person, die halb vom Stuhl fällt, Müll und leere Tassen am Platz stapelt oder nicht in der Lage ist, mit den einfachsten technischen Mitteln umzugehen, wird tendenziell belächelt. Stören Sie Ihre Kollegen bei der Arbeit mit zu lauten Geräuschen oder beim Telefonieren mit einer durchdringenden Stimme? Rücksicht ist von großer Bedeutung, nicht immer wird Ihnen gesagt, wenn Sie stören, sodass es an Ihnen ist, dies selbstständig zu erkennen und entsprechend zu vermeiden. Pünktlichkeit ist eine Tugend - Unpünktlichkeit ist einfach nur unprofessionell und respektlos. Ab heute ist es Ihre Aufgabe, nicht mehr unpünktlich oder kurz vor knapp am Arbeitsplatz, zu Besprechungen und zu Meetings zu erscheinen. Zeigen Sie Ihre Professionalität, indem Sie Ihren Gegenüber einen Schritt voraus sind. Pünktliche Menschen fallen immer positiv auf und werden von Vorgesetzten sowie Kolleginnen und Kollegen auf Grund ihrer Zuverlässigkeit geschätzt. Vorbereitung - Sie können nicht stets in allen Belangen Ihren Kolleginnen und Kollegen überlegen sein, doch bemühen Sie sich, dies zumindest in der Vorbereitung zu sein. Treten Sie gut sortiert und mit dem aktuellsten Stand zu einem jeden Thema auf. Glänzen Sie in Besprechungen mit gut strukturierten Niederschriften. Unterstützen Sie Dritte mit dieser Fähigkeit und lassen Sie sich als Vorbild in der allgemeinen Arbeitsweise ansehen. Der Anschein, alles unter Kontrolle zu haben ist bereits ein großer Schritt dahin, es auch tatsächlich zu tun. Feierabend - Zum Feierabend hin ist es wichtig, die Basis für den kommenden Tag zu schaffen. Nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit und organisieren Sie den kommenden Arbeitstag. Schreiben Sie die anstehenden Aufgaben nieder und gliedern <?page no="187"?> Dieses und jenes 187 Sie diese in jene, welche Sie gleich zu Anfang erledigen können. Am frühen Morgen ist Ihre Konzentration am höchsten und Sie können die notierten unliebsamen Aufgaben gleich zu Anfang erledigen. Zu gerne schieben wir to-dos, die wir nicht gerne angehen möchten, auf, weil wir sie als negativ oder unangenehm empfinden. Motivation - Bis zur Grenze der eigenen Fähigkeiten und einen Schritt darüber hinaus. Sie wollen mehr, dann tun Sie mehr. Reden und schimpfen Sie nicht darüber - stellen Sie sich der Herausforderung und glänzen Sie mit deren Erledigung. Haben Sie Ihr Ziel zu jedem Augenblick vor Augen, investieren Sie an der einen oder anderen Stelle einige Minuten mehr. Stoßen Sie an eine persönliche Grenze, sinkt Ihre Motivation in jenem Moment, so atmen Sie tief durch und denken Sie an Ihr Ziel. Werden Sie sich bewusst, weshalb Sie tun, was Sie tun. Konzentrieren Sie sich, werden Sie sich Ihrer Fähigkeiten und Stärken bewusst und machen Sie zielorientiert und erfolgreich weiter. In Ihren Händen liegen all jene Möglichkeiten, ergreifen Sie diese und entwickeln Sie sich an jeder Herausforderung weiter. Innere Unruhe Ihre Entwicklung wird von vielen Momenten geprägt sein, in denen Sie mit Ihrem Durchsetzungsvermögen privat und beruflich glänzen werden. Herausfordernde Situationen gekonnt meistern und andere Personen durch gezielte Kommunikation hinter sich wissen - Schritt für Schritt verbessern Sie Ihre Fähigkeiten und werden von Tag zu Tag sichererer und erfahrener. Neuen Themenbereichen werden Sie sich offen gegenüberstellen und diese mit Ihrem Wissen und abgeleiteten Methoden erfolgreich bewältigen. All diese Erfolgsmomente werden Sie mit Stolz auf die eigene Leistung und einem sehr schönen Gefühl erfüllen. Die wahre Stärke und Größe Ihrer Persönlichkeit, Ihres Verhaltens und der Kompetenz werden Sie in aufreibenden Momenten, die gelegentlich nicht zu Ihren Gunsten ausgehen, zeigen. Sie arbeiten mit Menschen und diese sind nicht zu 100 Prozent im Vorfeld zu analysieren und stets strategisch richtig zu führen. <?page no="188"?> 188 Dieses und jenes Ein Konkurrent könnte Sie überholen oder der Vorgesetzte seine Meinung trotz offensichtlicher Kompetenzen nicht ändern. Solche Gegebenheiten zerren an unserem Verhalten und verleiten uns zu unklugen Taten. Entscheidend ist, wie Sie sich bei einer Niederlage verhalten. Schütteln Sie dem Sieger die Hand und gratulieren Sie ihm, oder sind Sie verbittert, ziehen sich zurück oder suchen gar bewusst die Konfrontation? Nehmen die innere Unruhe, die persönliche Unzufriedenheit bei bestimmten Gegebenheiten überhand? Wenn Sie an ähnliche Situationen denken, wie ich sie weiter oben beschrieben habe - wie haben Sie sich bislang verhalten? Wir würden Außenstehende Ihr Verhalten beschreiben, ganz rational auf Basis dessen, was sie sehen würden? Wie würde ihre Aussage zu den von Ihnen getroffenen Worten ausfallen - positiv, neutral oder negativ? Welche Emotionen sind in einem solchen aufreibenden Augenblick und in der Zeit danach Ihnen anzusehen? Mir ist bewusst, dass es kein einfaches Thema und schwierig im Rückblick zu beantworten ist. Doch seien Sie bitte ehrlich zu sich, sind Sie wirklich zu 100 Prozent ruhig oder fällt es Ihnen schwer, sich zurückzuhalten? Hier treten wir in einen kritischen Bereich ein, den Zustand der strengen persönlichen Analyse. Aufbrausendes, nach außen unzufriedenes oder aggressives Verhalten sind sehr negative Eigenschaften und ein großes persönliches Problem sowie ein Hindernis auf Ihrem künftigen privaten oder beruflichen Weg. Ohne weiter ins Detail einzugehen, möchte ich Ihnen den Gedanken auf den Weg mitgeben: Sollten Sie im Lauf der Zeit solche Anzeichen und Verhalten beobachten, seien es nur kurze Momente, so ist es an Ihnen, direkt entgegenzuwirken. Hinterfragen Sie Ihr Handeln, den eingeschlagenen Weg und Ihr privates Umfeld. Sind Sie in diesem Augenblick wirklich zufrieden? Was würden Sie gerne ändern, und das Wichtigste daran, was hindert Sie zum aktuellen Zeitpunkt daran? Sollten Sie diese Eigenschaften an sich feststellen, bitte ich Sie, sich sehr intensiv mit den Ursachen zu beschäftigen und an der Behebung zu arbeiten. Derartiges Verhalten wird Sie als Mensch in privaten und beruflichen Belangen behindern und nicht voranbringen. <?page no="189"?> Dieses und jenes 189 Tritt ein solcher Moment zum Vorschein und Sie verspüren eine gewisse innere Unzufriedenheit - so notieren Sie bitte genau in diesem Augenblick Ihre Stimmung. Welche Gefühle entstehen in Ihnen und wie stark fühlen sich diese an? Ist es Wut, Ärger oder Sorge - Trauer oder Verzweiflung? Je mehr Sie sich mit Ihren eigenen Gefühlen beschäftigen, desto klarer wird Ihnen, aus welchem Grund diese hervortreten. Ich will mit Ihnen keine Psychoanalyse durchführen und mögliche Ursprünge einzelner Verhaltenszüge erforschen. Doch möchte ich Ihnen einige mögliche Aktivitäten für den inneren Ausgleich nahelegen. Sind Sie nicht gerne sportlich aktiv, kann ich Ihnen beispielsweise die folgenden Aktivitäten empfehlen: Qi Gong Yoga Pilates Autogenes Training Investieren Sie die zehn Minuten und beschäftigen Sie sich mit dieser kurzen Auswahl. Auf der einen Seite entdecken Sie Neues, auf der anderen Seite spricht Sie vielleicht etwas an. Weitere Entspannungsmöglichkeiten, oder besser als Abschaltmethoden zu bezeichnen, könnten für Sie die Folgenden sein: Ausdauersport (Joggen, Fahrrad etc.) Kraftsport Teamsport Ganze Bände könnte man über die positiven Wirkung von Ausdauersport und Sport im Allgemeinen schreiben - doch in aller Kürze: Diverse Hormone werden in Ihrem Körper ausgeschüttet, beispielsweise das Glückshormon, Ihr Stresspegel sinkt und Sie fördern einen gesunden und ausgeglichenen Schlaf für produktive und erfolgreiche Arbeitstage. Auch an dieser Stelle lesen Sie etwas mehr dazu und überzeugen Sie sich von den Vorzügen. Wie so oft ist die richtige Menge von Bedeutung, besser kontinuierlich in einer kleineren Menge als zu viel auf einmal und dem damit einhergehenden Verlust der Motivation. <?page no="190"?> 190 Dieses und jenes Die innere Zufriedenheit und Ausgeglichenheit sind Ihr Schlüssel zum Erfolg. Arbeiten Sie an sich selbst und seien Sie vor allem immer ehrlich zu sich selbst. Reflexion - Selbsttest einer Situationsanalyse Ein gesundes, ausgeglichenes Durchsetzungsvermögen ist ein Gewinn gleichermaßen für Ihr Privat- und Ihr Berufsleben. Ich möchte Ihnen einen Leitfaden an die Hand geben, um alte und künftige Situationen zielgerichtet zu reflektieren. Mit Hilfe dieser Erfahrungen können Sie gestärkt neuen Herausforderungen entgegentreten. Das für Sie wertvollste Gut sind Ihr Erfahrungsschatz, das spezifische Feingefühl, Situationen besser deuten zu können und individuell zu handeln. Denken Sie an eine konkrete, vergangene Situation aus Ihrem Privat- oder Berufsleben, in der Sie sich nicht durchsetzen konnten. Seien Sie kritisch und ehrlich sich selbst gegenüber - objektiv und ohne Selbstvorwürfe. Die nachstehenden Fragen sind auf die verschiedensten Situationen anwendbar sowie bei Bedarf und Möglichkeit selbstverständlich erweiterbar. Ich habe Ihnen hierzu einige leere Zeilen gelassen. Doch widmen wir uns nun den Fragen für Ihre persönliche Reflexion. Zielsetzung Hatten Sie ein klares und realistisches Ziel vor Augen? Welches war es, können Sie es in einem Satz klar auf den Punkt formulieren? Falls Sie keines hatten, welches Ziel hätte es sein können? War dieses Gespräch rational begründet oder basierte es auf einer spontanen, emotionalen Hingabe? _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ______________________________________________________ <?page no="191"?> Dieses und jenes 191 Argumentationsstruktur Waren Ihre Argumente in einer Argumentationskette strukturiert - haben Sie diese klar und deutlich und mit Beispielen vorgelegt? Waren diese vom Verständnis einfach und logisch oder hat Ihr Gegenüber Schwierigkeiten gehabt? Sind Ihnen bei Ihrem Gesprächspartner Anzeichen aufgefallen, die auf Verständnis oder Unverständnis hindeuten könnten? _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Körpersprache Wie würden Sie Ihre Körpersprache beurteilen? Hatten Sie eine für solche Situationen typische Körperhaltung oder war etwas anders? Hatten Sie Angst vor der Auseinandersetzung, haben Sie sich möglicherweise unwohl gefühlt? Waren Ihrer Körpersprache Emotionen zu entnehmen, beispielsweise eine passive und unterwürfige Körperhaltung oder ein aggressives und dominantes Auftreten? _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ <?page no="192"?> 192 Dieses und jenes Gestik Haben Sie das Gesprochene mit einer passenden Gestik unterlegt? War Ihre Gestik ausgewogen oder zeichnete sich diese als zu passiv oder übertrieben aus? _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Mimik War Ihre Mimik der Körpersprache und dem gesprochenen Wort angepasst? Wie hat sich Ihr Blickkontakt gestaltet? War er eher zurückhaltend und gesenkt oder hatten Sie Ihr Gegenüber klar im Blick? War es jeweils ein kurzer, flüchtiger Blickkontakt oder war die Dauer in seiner Intensität spürbar? Welche Emotion haben Ihr Blick und der des Gegenübers vermittelt? _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Hierarchie Gab es Einflüsse durch Hierarchiegefälle - Eltern-Kind-Verhältnis, große und kleine Geschwister, oder Vorgesetzter und Mitarbeiter? Hätten Sie in einer ähnlichen Situation mit einer anderen Person anders gehandelt oder sich anders verhalten? Was hätten Sie anders getan oder aus welchem Grund haben Sie es nicht getan? _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ <?page no="193"?> Dieses und jenes 193 Sprache Waren Ihre Aussagen verständlich formuliert oder haben Sie sich in langen Erklärungen oder komplizierten Nebensätzen verloren? Sind Sie sich sicher, dass Ihr Gegenüber die gleiche Empfindung über Ihre Ausdrucksweise hatte oder es vielleicht anders empfunden hat? Denken Sie zurück an das Kapitel der subjektiven Wahrnehmung. _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Stimme Wie hat sich der Klang Ihrer Stimme verhalten? Haben Sie vielleicht zu schnell oder zu langsam gesprochen, wollten Sie das Gespräch schnell beenden und schenkten Sie Ihrem Gesprächspartner nicht genügend Aufmerksamkeit? Waren Sie zu laut, auch wenn es unbewusst war? Hat Ihre Stimme die andere Person beeinflusst? Eingeschüchtert durch eine laute, kräftige und dominante Stimme oder führte Ihre zu laute Stimme zu einer negativen Distanz Ihnen gegenüber? _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ <?page no="194"?> 194 Dieses und jenes Positive Suggestion Waren Ihre Formulierungen positiv oder haben Sie sich unbewusst in negativen Darstellungsweisen verloren? Durch positive Suggestion, auch wenn diese nur eine negative kaschiert, können wir unseren Gesprächspartner positiv beeinflussen und das gewünschte Ziel erreichen. _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Ehrlichkeit Hand aufs Herz, haben Sie wirklich zugehört? Was ist Ihnen an Ihrem Gegenüber, an dessen Verhalten und den verborgenen Motiven entgangen? Waren Sie durch eine bereits vorhandene Meinung zu sehr beeinflusst? Wäre das gleiche Gespräch mit einem Freund oder Ihnen sympathischen Kollegen passiert, wäre es anders verlaufen - hätten Sie etwas anders getan? _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ <?page no="195"?> Dieses und jenes 195 Taten statt Worte Es ist noch nicht allzu lange her, da las ich einen sehr interessanten Artikel zum Thema Handeln. Eine wichtige These verpackt in einer charmanten Geschichte, für den Leser durch die Identifizierung mit der betroffenen Person leicht aufzunehmen und mit einer emotionalen Verbindung zu verknüpfen. Doch genug des Lobes an die Autorin - kommen wir zum eigentlichen Inhalt. Wissen Sie, wer im Leben Erfolg hat? Kleiner Tipp, denken Sie nicht zu kompliziert. Faktoren wie das persönliche Durchsetzungsvermögen sind ausschlaggebend in vielen Situationen, doch ist eine bestimmte Charakteristik unserer Persönlichkeit noch bedeutender und steht stets am Anfang unseres Weges. „Erfolgreich wird nur, wer sich nicht hinterfragt.“ Julia Friese Gedanken über Gedanken, Folgen unserer Worte und Taten, fehlende Qualifikationen und mangelnde Berufserfahrung. All jene Faktoren, die Sie auf Ihrem Weg behindern und nicht weiterkommen lassen. Nicht die Umwelt hemmt Sie in Ihren Taten, sondern Sie sich selbst. Warum zweifeln Sie so sehr an der eigenen Person? Weil es vor Ihnen auf diese Art und Weise noch niemand getan hat? So seien Sie die erste Person, die es umsetzt. Und nein, es spricht nichts dagegen - Sie haben möglicherweise bloß in Ihren Gedanken eine gewisse Grenze erreicht, die Ihnen sagt: Sie können nicht weiterschreiten. Dieser Gedanke ist ausschließlich in Ihrem Kopf und hindert Sie an den eigentlich gewünschten Taten. Eine Situation, die in unzähligen Liedern und Filmen allen Sprachen dieser Welt bereits behandelt wurde. Ein junger Mann sieht eine junge Frau und verliebt sich in sie auf den ersten Blick. Doch traut er sich nicht sie anzusprechen, seine inneren Zweifel hindern ihn daran, den ersten Schritt zu tun. Und so vergeht die Gelegenheit und die junge Frau verschwindet aus seinem Blick. Jaja, welcher Mann erkennt sich darin nicht wieder, ich würde behaupten <?page no="196"?> 196 Dieses und jenes alle männlichen Leser waren einst in einer solchen Situation. Doch ist die negative Emotion, Stimmung oder wie auch immer Sie es bezeichnen wollen, jene hormonelle Stimulation, welche Sie daran gehindert hat, den Schritt nach vorne zu tun. Bitte erlauben Sie mir einige kurze und doch sehr ehrliche Worte zum Ende dieses Buches an Sie zu richten. Ob Sie die Ihnen zur Verfügung gestellten Hilfestellungen für die persönliche Analysefähigkeit und Reflexion verwendet haben oder auf Grund der eigenen Meinung, diese nicht zu benötigen, beiseite gelassen haben, ist Ihnen überlassen. Ob Sie beispielsweise Ihr Lächeln erst vor dem Spiegel und anschließend im Alltag geübt haben oder nicht, oder sich intensiv mit den eigenen vergangenen Handlungen und zwischenmenschlichen Beziehungen beschäftigt haben. Am Ende des Tages ist nur eine Meinung für jeden Menschen tatsächlich von Bedeutung: die eigene. Wir können uns sehr kreative und vielfältige Ausreden einfallen lassen, etwas nicht zu tun, doch sich selbst können Sie stets nur eine gewisse Zeit lang belügen. Eines Tages blicken Sie auf und realisieren die Ausreden der vergangenen Jahre. All jene Worte, welche Sie gedacht und ausgesprochen haben, aber nie wirklich in die Tat umgesetzt haben. Oder die Anfänge Ihrer Bemühungen, die jedoch als zu anstrengend und herausfordernd für die eigene Persönlichkeit betrachtet anschließend wieder belassen wurden. Natürlich, nichts zu tun und Ausreden zu erfinden ist einfacher als an der eigenen Persönlichkeit, dem individuellen Verhalten und dessen spezifischen Schwächen und Stärken zu arbeiten. Unabhängig vom Alter, dem bisherigen beruflichen Verlauf oder was auch immer Sie sich als Ausrede haben einfallen lassen: Ihr Wille wird am Ende über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Blicken Sie bitte in den Spiegel, sind Sie stolz auf sich? Können Sie reinen Herzen behaupten, alles für ihren persönlichen Erfolg getan zu haben? Ich konnte es nicht, doch haben meine Ausreden noch eine ganze Zeit lang gehalten und somit habe ich mir eingeredet, nichts dafür zu können. An jenem Tag bin ich aufgestanden, habe mich hinter <?page no="197"?> Dieses und jenes 197 meinen Schreibtisch gesetzt und ein Blatt Papier sowie einen Stift zur Hand genommen. Was möchte ich? Das war meine erste notierte Frage. Was muss ich dafür tun, War meine zweite Frage. Woran bin ich in der Vergangenheit gescheitert? Die dritte und letzte Frage. Einfach und doch sehr klar in der jeweiligen Aussage. Daraufhin habe ich angefangen zu schreiben, so ehrlich wie ich noch nie zuvor zu mir selbst war. Ich wurde mir all jener Ausreden der vergangenen Jahre bewusst und habe mir selbst versprochen, das Belügen der eigenen Person künftig sein zu lassen. Was ist mit Ihnen, belügen Sie sich noch oder handeln Sie bereits? <?page no="199"?> Resümee Der Weg ist das Ziel und nicht das Ziel am Horizont. Das persönliche Durchsetzungsvermögen ist keine einfache Sache, welche Sie in Kürze perfektionieren und zu Ihren Gunsten nutzen können. Es ist eine jede Fähigkeit, eine jede neu erlebte Situation, die von Entscheidung ist. Von Moment zu Moment, von Tag zu Tag wächst Ihr persönliches Repertoire an Wissen, analytischen Fähigkeiten sowie persönlicher und fachlicher Kompetenz. Betrachten Sie jeden erfolgreichen Augenblick als erreichten Zwischenschritt, ohne Ihr eigentliches Ziel außer Acht zu lassen. Wissen Sie, es sind nicht die gelesenen Bücher, Beiträge in Foren oder Artikel in Blogs, die Sie an Ihr Ziel bringen. Das sind nur Sie selbst. Gelesene Worte können uns eine etwas größere Sicherheit geben und uns motivieren, doch am Ende des Tages ist es an Ihnen zu handeln. Sie werden Situationen und Gegebenheiten begegnen, die in keinem Buch, Forum oder Blog beschrieben wurden - in einem solchen Moment werden Sie selbst nachdenken müssen. Ihnen Worte in den Mund zu legen, eine mehrbändige Enzyklopädie an vorformulierten Gesprächsverläufen erscheinen in Ihren Augen im ersten Moment als unabdingbar und absolut sinnvoll. Doch glauben Sie mir bitte eines, das ist es nicht. Vielleicht sehen Sie es nicht heute, nicht morgen und nicht in einem Monat - doch wird der Zeitpunkt kommen, an welchem Sie sich an diese Worte erinnern werden. Erst wenn Sie die theoretische persönliche Stufe überwunden haben, ein gewisses Repertoire an Wissen und Erfahrung Ihr Eigen nennen, werden Sie einen weiteren signifikanten Sprung in Ihrer Entwicklung machen. Das persönliche und vor allem individuelle Durchsetzungsvermögen ist keine Formel für bestimmte Abläufe, mit der Sie stets als Sieger vom Platz gehen. Ihre Persönlichkeit, das eigene Verhalten spielen eine sehr große Rolle und beeinflus- <?page no="200"?> 200 Resümee sen eine jede Tat, ein jedes Wort. Schreiten Sie voran, mit offenen Augen und einem hinterfragenden Denken. Seien Sie sich der Verzerrungen des Lebens bewusst und entwickeln Sie sich jeden Tag ein wenig weiter. Es grüßt Sie herzlich Ihr Autor <?page no="201"?> Resümee 201 „Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, sondern mit den Augen die Tür zu finden.“ Werner von Siemens <?page no="202"?> www.uvk.de Verhandeln wie professionelle Ein- und Verkäufer Der Erfolg gibt ihnen Recht: die Everest- Methode von Jörg Pfützenreuter und Thomas Veitengruber ist bei Konzernen und Mittelständlern gleichermaßen gefragt. Seit Jahren coachen sie Vertriebler und Einkäufer und lassen die eine Seite in die Karten der anderen schauen. Am Ende entscheidet die strategische, taktische und psychologische Raffinesse, wer als Sieger vom Verhandlungstisch aufsteht. Ein Buch für alle, die im Einkauf oder Vertrieb arbeiten und ihr Verhandlungsgeschick um den alles entscheidenden Gipfelmeter voranbringen wollen. Jörg Pfützenreuter, Thomas Veitengruber Die Everest-Methode Professionelles Verhandeln für Ein- und Verkäufer 2015, 230 Seiten, flex. Einb. ISBN 978-3-86764-549-2 <?page no="203"?> www.uvk.de Die neue Seidenstraße: Chance oder Risiko? Wilhelm Schmeisser, Yana Kaziulia, Hannes Ortmeier, Margarita Spiger Die neue Seidenstraße Digitalisierung und strategische Herausforderungen 2018, 306 Seiten, Broschur ISBN 978-3-86764-854-7 Die Seidenstraße ist die älteste Handelsroute weltweit und erzählt Geschichten von Abenteuern, Karawanen und vom Handel mit seltenen Waren zwischen dem europäischen und asiatischen Kontinent. Diese Zeiten schienen lange vorbei. Doch nun belebt China die uralten Routen und will sie wieder zu einer zentralen Handelsverbindung ausbauen. Nicht nur Europa und Deutschland stehen diesem Plan skeptisch gegenüber, haben sie und andere Volkswirtschaften dem Ehrgeiz der Chinesen nichts entgegenzusetzen? Die Autoren beleuchten in diesem Buch fundiert Hintergründe und Zusammenhänge dieses Plans und legen dar, wie die neue Seidenstraße zur strategischen Herausforderung für jedes internationale Unternehmen werden kann. Eindeutig identifizieren sie Chinas Strategie, die Weltmacht Nummer Eins zu werden. Dabei geht es nicht nur um infrastrukturelle Maßnahmen, sondern auch um deren Verbindung mit Innovationsstrategien in den Schlüsselbereichen jeder modernen Volkswirtschaft wie etwa Energie, Mobilität und Digitalisierung. <?page no="204"?> www.uvk.de Neues Vertrauen schaffen Das Vertrauen in unsere Währungen sinkt: Die Zentralbanken fluten die Finanzmärkte mit billigem Geld. In Deutschland boomt die Wirtschaft, während in anderen Euro-Ländern hohe Arbeitslosigkeit und Staatspleiten drohen. Kann ein System mit Niedrigzins, Deflationsgefahr und geliehenem Wohlstand dauerhaft bestehen oder sollte eine Suche nach alternativen Geldsystemen beginnen? Schließlich haben Menschen seit jeher auch andere Tausch- und Finanzsysteme verwandt. Und: Heute sind Miles & More-Punkte, realer Warentausch oder digitale Währungen wie Bitcoins bereits Realität. Auch die Systemfrage stellt sich: Sollten allein Zentralbanken Geld ausgeben oder auch die Geldausgabe frei für Jedermann möglich sein? Lernen Sie durch das Buch mehr über das aktuelle Geldsystem und seine Alternativen in Form von Ersatz- oder Komplementärwährungen, die neues Vertrauen schaffen könnten. Ottmar Schneck, Felix Buchbinder Eine Welt ohne Geld Alternative Währungs- und Bezahlsysteme in einer immer turbulenteren Finanzwelt 2015, 250 Seiten, Flexcover ISBN 978-3-86764-601-7 19,99 €