Besser angelegt!
Schritt für Schritt zu deinem Börsenstart
0611
2019
978-3-7398-8003-7
978-3-7398-3003-2
UVK Verlag
Marcel Deris
Daniel Schulze
Die Deutschen sind Aktienmuffel: Nur gut 10 Prozent der Deutschen sind Aktionäre und Besitzer von Aktienfonds. Diese Tatsache erklärt wohl auch, warum die meisten Studierenden ebenfalls nicht an der Börse als Anleger aktiv sind. Doch wie kann man es ihnen auch verübeln, wenn weder in der Schule noch im engeren Bekanntenkreis solche wichtigen Thematiken wie Geldanlage besprochen werden? Wer soll ihnen dann erklären, wie man Aktien kauft, geschweige denn an der Börse aktiv wird?
Dieses Buch hilft dabei, diese Wissenslücke zu schließen. Es richtet sich primär an alle Studierende, die aus vielfältigen Gründen den ersten Schritt an der Börse noch nicht gewagt haben und unterstützt sie bei dieser ersten Hürde. Die Autoren vermitteln die wichtigsten Grundlagen zum Thema Geldanlage an der Börse und begleiten die Leser Schritt für Schritt von der Depoteröffnung bis zum ersten Wertpapierkauf. Dieses Buch dient als Fundament und Wegweiser für den langfristigen Vermögensaufbau.
<?page no="0"?> www.uvk.de ISBN 978-3-7398-3003-2 Auch als E-Book Die Deutschen sind Aktienmuffel: Nur gut 10 Prozent der Deutschen sind Aktionäre und Besitzer von Aktienfonds. Diese Tatsache erklärt wohl auch, warum die meisten Studierenden ebenfalls nicht an der Börse als Anleger aktiv sind. Doch wie kann man es ihnen auch verübeln, wenn weder in der Schule noch im engeren Bekanntenkreis solche wichtigen Thematiken wie Geldanlage besprochen werden? Wer soll ihnen dann erklären, wie man Aktien kauft, geschweige denn an der Börse aktiv wird? Dieses Buch hilft dabei, diese Wissenslücke zu schließen. Es richtet sich primär an alle Studierende, die aus vielfältigen Gründen den ersten Schritt an der Börse noch nicht gewagt haben und unterstützt sie bei dieser ersten Hürde. Die Autoren vermitteln die wichtigsten Grundlagen zum Thema Geldanlage an der Börse und begleiten die Leser Schritt für Schritt von der Depoteröffnung bis zum ersten Wertpapierkauf. Dieses Buch dient als Fundament und Wegweiser für den langfristigen Vermögensaufbau. DERIS/ SCHULZE BESSER ANGELEGT! MARCEL DERIS DANIEL SCHULZE BESSER ANGELEGT! SCHRITT FÜR SCHRITT ZU DEINEM BÖRSENSTART 53003_Besser_angelegt_Umschlag_NEU.indd Alle Seiten 13.05.2019 09: 48: 29 <?page no="1"?> Die Autoren Marcel Deris (links, 23) & Daniel Schulze (rechts, 22) sind an der Börse tätige Privatanleger. Beide haben sich bereits vor und während ihres Dualen Studiums im Studiengang BWL intensiv mit der Geldanlage und dem langfristigen Vermögensaufbau mittels des Wertpapierhandels an der Börse beschäftigt. Dies umfasst neben der Auseinandersetzung mit dem täglichen Wirtschafts- und Börsengeschehen auch die Aktienanalyse sowie die Bewertung von börsennotierten Unternehmen. Beide zeigen somit exemplarisch auf, dass die Geldanlage und der langfristige Vermögensaufbau trotz Studiums möglich sind. Ihre Erfahrungen möchten beide nun an die vielen Studierenden weitergeben. Haftungsausschluss Die Autoren weisen ausdrücklich darauf hin, dass alle veröffentlichten Informationen, Anleitungen und Meinungen keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit haben und es sich weder um eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren noch um eine Anlageberatung handelt oder eine Anlageberatung ersetzt. Darüber hinaus übernehmen die Autoren keine Gewähr, Garantie oder Zusicherung für die Richtigkeit oder Aktualität der veröffentlichten Informationen. <?page no="2"?> Marcel Deris, Daniel Schulze Besser angelegt! Schritt für Schritt zu deinem Börsenstart - von Studenten für Studenten UVK Verlag · München <?page no="3"?> Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http: / / dnb.ddb.de> abrufbar. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. ISBN 978-3-7398-3003-2 (Print) ISBN 978-3-7398-8003-7 (EPDF) ISBN 978-3-7398-0501-6 (EPUB) © UVK Verlag München 2019 - ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH & Co. KG Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart Cover-Illustration: © iStockphoto, nakornkhai Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck UVK Verlag Nymphenburger Straße 48 · 80335 München Tel. 089/ 452174-65 www.uvk.de Narr Francke Attempto Verlag GmbH & Co. KG Dischingerweg 5 · 72070 Tübingen Tel. 07071/ 9797-0 www.narr.de <?page no="4"?> Inhaltsverzeichnis Die Autoren ..................................................................................................................................... 2 Vorwort ............................................................................................................................................. 7 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts .................................................................. 9 1.1 Deine Herausforderungen als Student........................................................................11 1.2 Die Notwendigkeit der effektiven Geldanlage .........................................................18 1.3 Dein Hebel für den Vermögensaufbau........................................................................30 1.4 Die Auswirkungen deines Kapitaleinsatzes ...............................................................40 1.5 Deine Rendite als Katalysator .........................................................................................54 1.6 Rendite & Risiko - die zwei Seiten der Medaille .......................................................79 Kapitel 2: Schritt für Schritt zu deinem Börsenstart ............................................... 97 2.1 Deine ersten Schritte..........................................................................................................99 2.2 Deine richtige Zielsetzung ............................................................................................ 104 2.3 Die passende Strategie für deine Zielerreichung ................................................. 111 <?page no="5"?> 6 Inhaltsverzeichnis 2.4 Brokervergleich - Der passende Broker für dich................................................... 117 2.5 Dein erstes Depot............................................................................................................. 125 2.6 Dein erstes Wertpapier................................................................................................... 128 2.7 Dein weiterer Weg ........................................................................................................... 140 Kapitel 3: Fehler und Regeln bei deiner Geldanlage ............................................145 Register ........................................................................................................................................ 159 <?page no="6"?> Vorwort Grundsätzlich ist die Geldanlage an der Börse weder kompliziert noch aufwändig. Der Erwerb von Wertpapieren, wie Aktien, Fonds oder auch Anleihen, ist heutzutage aufgrund der Digitalisierung einfacher denn je und nicht schwieriger als die Tätigung einer Überweisung. Dennoch bleiben die Deutschen ihrem konservativen Sparverhalten treu und scheuen sich weiterhin vor der Geldanlage an der Börse. So gab es im Jahr 2017 in Deutschland laut Daten des Deutschen Aktieninstituts nur rund 10 Mio. Besitzer von Aktien und Aktienfonds. Dies sind gerade einmal 15,7 % der deutschen Gesamtbevölkerung. Bezieht man sich nur auf den reinen Aktienbesitz, sinkt dieser Anteil sogar auf 6 %. Im Vergleich zu unseren Nachbarländern der Niederlande (30 %) oder der Schweiz (20 %) und vielen weiteren Ländern, wie die USA (25 %) und Japan (28 %), schneidet Deutschland bei der Aktionärsquote also ziemlich schlecht ab. Würde man eine vergleichbare Erhebung unter Studierenden durchführen, dann würden mit hoher Wahrscheinlichkeit ähnliche Ergebnisse resultieren. Doch wie kann man es ihnen auch übelnehmen, wenn weder im eigenen Familien- oder Freundeskreis noch in der Schule solche wichtigen Themen thematisiert und vermittelt werden? Folglich verpassen Studenten die Chance, ihren größten Vorteil einer Geldanlage auszunutzen und mit Hilfe der Macht des Zinseszinses langfristig ein beträchtliches Vermögen aufzubauen. Grundsätzlich bist du als Student in der bestmöglichen Ausgangslage, um deine Anlegerkarriere zu starten und in der langfristigen Perspektive ein hohes Ver- <?page no="7"?> 8 Vorwort mögen aufzubauen und so sogar finanzielle Freiheit zu erreichen. Doch wie genau sollst du überhaupt mit der Geldanlage an der Börse anfangen, damit der Zinseszins für dich auch arbeiten kann? Um diese Frage zu beantworten, haben wir für dich dieses Buch geschrieben: Um dich Schritt für Schritt von deiner Depoteröffnung bis zu deinem ersten Wertpapierkauf an der Börse zu begleiten. Auf diesem Weg werden wir dir einerseits die wichtigsten Grundfragen zum Thema Geldanlage an der Börse beantworten, insbesondere warum eine effektive Geldanlage heutzutage wichtiger denn je ist und warum gerade du als Student die besten Voraussetzungen für den Vermögensaufbau hast. Andererseits werden wir dir auch darlegen, worauf du am Anfang besonders Acht geben musst, um häufig gemachte Fehler zu vermeiden. Dieses Buch soll für dich das Fundament deiner privaten Anlegerkarriere darstellen. Dabei ist es selbstverständlich, dass dieses Buch aufgrund der umfangreichen Thematik der Finanzwelt, die mehrere Bände füllen würde, keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Stattdessen haben wir für dich basierend auf den eigenen Erfahrungen die wichtigsten Inhalte, die du für den Start an der Börse benötigst, kompakt zusammengefasst und verständlich dargestellt. Wir freuen uns darauf, dich auf deinem Weg begleiten zu dürfen. <?page no="8"?> Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts <?page no="10"?> 1.1 Deine Herausforderungen als Student Heutzutage studiert die Mehrzahl der immatrikulierten Studenten, um sich für einen bestimmten Beruf oder für die Berufswelt im Allgemeinen zu qualifizieren. So ist die Erlangung eines akademischen Grades entweder die Voraussetzung für die Ausübung eines bestimmten Berufes oder auch als zusätzliche Qualifizierung notwendig, um die Anforderungen des präferierten Berufes zu erfüllen. Für eine Vielzahl von Studenten ist es nach Beendigung des Studiums also das Ziel, einen gut bezahlten Job zu bekommen, sei es in der Industrie, in Forschungsinstitutionen, im öffentlichen Sektor oder auch in gemeinnützigen Organisationen. Neben dem Nachgehen eigener Interessen beziehungsweise der Erfüllung der eigenen Berufung ist die Befriedigung eigener individueller Bedürfnisse und Wünsche in Form von Konsum einer der Hauptintentionen des Arbeitens; sei es die tägliche Verpflegung, eine eigene Wohnung, ein Auto, häufigere und längere Urlaube, die Tilgung von Schulden oder die Erfüllung aller weiteren Konsumwünsche. Am Ende kommt dabei jedoch zumeist der Aufbau des eigenen Vermögens und konsequenterweise das Erreichen der eigenen finanziellen Sicherheit und Freiheit zu kurz. Im Regelfall startet man nach dem Studium aufgrund unterschiedlichster Umstände mit Schulden bzw. mit wenig oder ohne Vermögen ins Arbeitsleben. Insbesondere für den Vermögensaufbau und auch für die Erreichung der finanziellen Freiheit sind diese Startbedingungen am Anfang des Berufslebens jedoch alles andere als optimal. Daher ist es umso wichtiger, bereits während des Studiums anzufangen, Geld zu sparen und anzulegen - und so mit dem Aufbau von Vermögen bereits in dieser Lebensphase zu beginnen. <?page no="11"?> 12 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts Doch wie soll es möglich sein, während des Studiums mit dem Vermögensaufbau zu beginnen und die ersten Schritte in Richtung der eigenen finanziellen Freiheit zu gehen? Denn insbesondere in diesem Lebensabschnitt stellen die Umstände, mit denen man zu kämpfen hat, alles andere als optimale Bedingungen dar. In der Regel hat man als Student wenig Zeit und Lust, sich mit den eigenen Finanzen zu beschäftigen. Angeblich besitzt man auch zu wenig Geld, um es an der Börse anzulegen, da angenommen wird, dass sich dies erst ab höheren Beträgen lohnen würde. Zudem wissen auch wenige, wie und wo man sein Geld überhaupt anlegen kann. Das Resultat: Die Ausgangslage, in der man sich als Student befindet, ist alles andere als ideal. Und so vertagt man die Entscheidung, den ersten Schritt zum langfristigen Vermögensaufbau zu gehen. Abbildung 1: Die Herausforderungen eines Studierenden beim Vermögensaufbau Suboptimale Ausgangslage für den Vermögensaufbau während dem Studium fehlendes Wissen limitierte finanzielle Mittel keine Zeit <?page no="12"?> 1.1 Deine Herausforderungen als Student 13 Häufig wird vorgebracht, dass man als Student kaum finanzielle Mittel zur Verfügung hätte und man müsse jeden Cent zweimal umdrehen. Zudem hätte man außerhalb der Vorlesungszeit kaum Zeit für andere Aktivitäten, da gerade die scheinbar frei verfügbare Zeit doch für das Studium geopfert werden muss. Schließlich gibt es da noch Hausarbeiten, Praktika oder das intensive Vorbereiten auf die Klausuren. Und wenn man dann noch Zeit übrig hat, dann möchte man diese Zeit bevorzugt mit Freunden verbringen oder den eigenen Hobbys widmen. Demnach wird die Weiterbildung im Bereich der Geldanlage und des Vermögensaufbaus zumeist vernachlässigt. Folglich hat man wenig bis kein Wissen hinsichtlich des richtigen Umgangs mit dem eigenen Geld und wie man es schafft, sein Geld gewinnbringend anzulegen. Doch ist es wirklich so, dass man als Student überhaupt keine Zeit hat, sich das nötige Wissen zum Thema Geldanlage aneignen zu können? Und ist es wirklich so, dass man überhaupt kein Geld zur Verfügung hat, welches man anlegen kann? Oder sind beide Punkte lediglich Ausreden, die man sich selbst gerne zurechtlegt, um sich mit dieser Thematik nicht auseinandersetzen zu müssen? Jedoch erst einmal eins nach dem anderen. Konzentrieren wir uns auf das Argument der geringen Zeit: Das Studium, insbesondere wenn es am Ende des Semesters auf die Klausurphase zugeht, ist ein sehr zeitaufwändiges und kraftraubendes Unterfangen. Für jeden Studiengang muss man viel Zeit investieren, sei es für die Anwesenheit in der Vorlesung, für die Nachbearbeitung der Vorlesungsinhalte, für die Erstellung von Hausarbeiten oder für die Vorbereitung auf die Klausuren. Doch wie viel Zeit wird denn tatsächlich durchschnittlich pro Woche für das Studium aufgewendet? <?page no="13"?> 14 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts Laut einer Sozialerhebung vom Deutschen Studentenwerk aus dem Jahr 2012 wurde unter anderem die Höhe des Zeitaufwands erforscht, der von Studierenden pro Woche in Stunden für ihr Studium und ihre Erwerbstätigkeit aufgebracht wird. Dabei wurden vor allem die Präsenzstunden und die Stunden für das Selbststudium berücksichtigt sowie solche Stunden, welche für die Erwerbstätigkeit aufgewendet wurden. Das Ergebnis der Untersuchung war, dass Studierende im Vollzeitstudium für ihr Erststudium durchschnittlich 35 Stunden pro Woche aufwenden. Davon wurden 18 Stunden im Vorlesungssaal verbracht und 17 Stunden für das Selbststudium aufgewendet. Von den 35 Stunden, die wöchentlich für das Studium aufgewendet wurden, fielen allein 30 Stunden auf die Wochentage Montag bis Freitag und nur fünf Stunden auf das gesamte Wochenende. Da dies nur der Durchschnitt aller Studiengänge ist, wurden zudem auch einzelne Studiengänge untersucht. Dabei kam man zu dem Ergebnis, dass medizinische Studiengänge mit 46 Stunden pro Woche am zeitaufwändigsten sind. Da die Studierenden nun neben dem Studium auch häufig erwerbstätig sind, muss dieser Zeitaufwand folgerichtig ebenso berücksichtigt werden. Demnach wendeten Studenten in einer üblichen Vorlesungswoche im Schnitt sieben Stunden für eine Erwerbstätigkeit auf. Somit verbringt der durchschnittliche Student 42 Stunden pro Woche mit Studium und Arbeit. Ein Medizinstudent kommt so demnach auf 53 Stunden. <?page no="14"?> 1.1 Deine Herausforderungen als Student 15 Abbildung 2: Tageszeitbilanz eines Durchschnittsstudenten und eines Medizinstudenten in Stunden Um nun eine Zeitbilanz für einen durchschnittlichen Tag erstellen zu können, werden noch weitere folgende Annahmen getroffen: Für den Schlaf werden acht Stunden kalkuliert und weitere zwei Stunden für Mahlzeiten und sonstige tägliche Aktivitäten („Sonstiges“). Basierend auf diesen Annahmen resultiert die vorstehende vereinfachte Tageszeitbilanz (Abbildung 2). Die Abbildung zeigt, dass ein Durchschnittsstudent basierend auf den oben genannten Annahmen eine verbleibende Freizeit von sechs Stunden pro Tag hat. Beim Medizinstudenten sind es demnach durchschnittlich vier Stunden verbleibende Zeit am Tag. Uns ist bewusst, dass dies, basierend auf den Daten eines Durchschnittsstudenten, eine pauschale Darstellung der täglichen Zeitbilanz ist und die individuellen Umstände nicht berücksichtigt. Zudem ist die genaue Darstellung der Zeitaufwände im Verlauf eines Semesters aufgrund feh- 6 2 8 2 6 8 2 8 2 4 Studium Erwerbstätigkeit Schlaf übrige Freizeit Sonstiges Erwerbstätigkeit Schlaf Sonstiges übrige Freizeit Studium <?page no="15"?> 16 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts 21% 17% 14% 22% 26% Kein Geld verfügbar 1-50€ verfügbar 51-100€ 101-200€ >200€ Abbildung 3: Geldbudget eines Durchschnittsstudenten am Ende des Monat lender valider Daten auch nicht möglich, aber auch nicht Zweck dieser Darstellung. Es soll lediglich gezeigt werden, dass das Studium einerseits sehr zeitaufwändig ist, andererseits jedoch noch ausreichend Zeit zur Verfügung steht, um sich mit dem Thema Geldanlage und der Weiterbildung im Finanzbereich zu beschäftigen. Bereits wöchentlich eine oder sogar zwei Stunden Weiterbildung im Bereich der Finanzen würden zur Wissensbildung signifikant beitragen und deinem langfristigen Vermögensaufbau helfen. Selbst nach Abzug dieses Zeitaufwands von ein bis zwei Stunden in der Woche für die finanzielle Bildung bleibt noch genügend Zeit für Sport, Freunde und die Lieblingsserie auf Netflix zur Verfügung. Kommen wir nun zum Argument der fehlenden Geldmittel: Dieselbe Sozialerhebung hat neben dem Zeitaufwand auch die Einnahmen und Ausgaben der Studierenden in Deutschland untersucht und nach Erforschung der Daten eine Bilanz von diesen zwei Stromgrößen erstellt. Dabei fand man heraus, dass 62 % der Studierenden am Ende des Monats mindestens 51 € zur Verfügung haben, während 17 % noch zwischen 1 € und 50 € verfügen und 21 % kein Geld mehr zur Verfügung haben. Dies bedeutet, dass die Mehrzahl der Studenten am Ende des Monats ausreichend Geld besitzt, um es gewinnbringend anlegen zu können. Denn selbst kleinere Beträge wie z.B. 25 € reichen be- <?page no="16"?> 1.1 Deine Herausforderungen als Student 17 reits völlig aus, um an der Börse sein Geld in Wertpapiere anlegen zu können. Folglich ist die Annahme, dass man als Student zu wenig finanzielle Mittel für die Geldanlage zur Verfügung hat, nicht haltbar und vielleicht doch in den meisten Fällen nur eine bequeme Ausrede. Letztendlich sind die Argumente der fehlenden Zeit und des fehlenden Geldes lediglich Fragen deiner Prioritäten und kein Grund, das Thema Vermögensaufbau weiter vor dir her zu schieben. Denn bereits mit 25 € wird es dir heutzutage ermöglicht, einen Sparplan auf eine Vielzahl von Wertpapieren aufzulegen, den du dann rein theoretisch ohne weiteren Zeitaufwand laufen lassen könntest. Somit möchten wir dir nun die Frage stellen, ob du weiterhin mit deiner finanziellen Bildung und deinem Vermögensaufbau prokrastinieren möchtest und dir bessere Ausreden überlegen willst, warum du die Verantwortung für deine eigenen Finanzen noch nicht in die eigenen Hände genommen hast. Oder möchtest du nun mit Hilfe dieses Buches den Weg in deinen langfristigen Vermögensaufbau bestreiten? Es liegt alleine in deiner Hand. Take Aways: I Trotz unterschiedlicher Herausforderungen im Studium hat jeder die Pflicht, Verantwortung über die eigenen Finanzen zu übernehmen. II Es ist eine Frage deiner Prioritäten, ob du deine kostbare Zeit produktiv für die Weiterbildung besonders im Bereich des eigenen Vermögensaufbaus nutzen möchtest oder eben nicht. III Eigenverantwortung ist einer der Schlüssel zum langfristigen (finanziellen) Erfolg. <?page no="17"?> 1.2 Die Notwendigkeit der effektiven Geldanlage Du fragst dich bestimmt, wieso du als junger Student überhaupt dein Geld bereits in einer solch frühen Lebensphase anlegen solltest. Die gleiche Frage haben wir uns auch anfangs gestellt. Um dir diese Frage zu beantworten, werden wir dir deshalb auf den folgenden Seiten die drei wichtigsten Gründe aufzeigen, warum es unabdingbar ist, dass du bereits heute die Verantwortung über deine eigenen Finanzen übernimmst und endlich beginnst, langfristig Vermögen aufzubauen. Abschließend werden wir dir zusätzlich zeigen, wieso gerade dein junges Alter dein größter Hebel ist, um langfristig Vermögen anzuhäufen - und wie du es schaffst, dass dieser Hebel nicht gegen dich, sondern für dich arbeitet. Die tödlichen Schlingen der Nullzinsen & Inflation „Deutsche Sparer sollen Enteignung hinnehmen“ - WELT, 16.6.2017 - „Deutsche Sparer sitzen in der Zinsfalle“ - Handelsblatt, 8.10.2017 - Eines steht fest: Die Deutschen lieben Sicherheit, insbesondere wenn es um ihre Finanzen und ihren Vermögensaufbau geht. Das Tagesgeldkonto wird zweifellos anderen Anlageformen vorgezogen. Dies bestätigen auch Zahlen der Deutschen Bundesbank aus dem dritten Quartal 2018. Demnach betrug der Anteil des deutschen Geldvermögens in risikoarm empfundenem Bargeld, Sicht-, Spar- und Termineinlagen rund 39,7 %. Das sind umgerechnet rund 2.405 Milliarden Euro. Bargeld und Sichteinlagen - also Geldrücklagen, welche unmittelbar verfügbar sind, aber aktuell kaum Zinsen generieren - machen dabei vom Geldvermögen der privaten Haushalte allein einen beachtlichen Anteil von 26 % aus. Bei einem <?page no="18"?> 1.2 Die Notwendigkeit der effektiven Geldanlage 19 aktuellen Geldvermögen von rund 6.053 Milliarden Euro werden demnach 1.575 Milliarden Euro fast zinslos und scheinbar sicher auf dem Bankkonto oder zu Hause gelagert. 1 Dabei ist das Bestreben nach Sicherheit im Bereich der Finanzen vollkommen berechtigt und sinnvoll, denn die eigenen Finanzen haben, ähnlich wie die Gesundheit, einen erheblichen Einfluss auf unsere Lebensqualität, getreu dem Motto „Geld ist nicht alles, aber ohne Geld ist alles nichts“. Daher ist es nur folgerichtig, dass ein verantwortungsbewusster und nachhaltiger Umgang mit Geld notwendig ist. Jedoch ist es ebenso wichtig, das eigene Verhalten im Bereich der Finanzen rational zu prüfen und kritisch zu hinterfragen, ob es nicht möglicherweise effektivere Strategien als die der eigenen gibt. Demnach muss sich jeder unbedingt die Frage stellen, ob das klassische Sparen auf dem Bankkonto wirklich so sicher ist, wie es von der breiten Bevölkerung angenommen wird, und ob es nicht sogar einen besseren und effektiveren Weg gibt Vermögen aufzubauen. Denn eines steht fest, in der aktuellen marktwirtschaftlichen Situation mit Niedrigzinsen, die sich gegen Null bewegen, und einer zurückkehrenden Inflation ist die Sicherheit des deutschen Sparers nur noch mehr Schein als Sein. Das scheinbar sichere Sparen auf dem Bankkonto führt nicht zu einem kontinuierlichen und langfristigen Vermögensaufbau, sondern - im Gegenteil - zu einem Wertverlust des eigenen Vermögens. Und dies wird ohne Widerwillen von vielen Sparern akzeptiert. Scheinbar nimmt der deutsche Sparer die Entwertung seines hart verdienten Geldes für den Schein der sicheren Spareinlage gerne in Kauf. Ob es aus Faulheit oder aus Unwissenheit geschieht, ist schwer zu sagen, 1 Quelle: Deutsche Bundesbank (2019) <?page no="19"?> 20 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts aber auch nicht zielführend und letztlich irrelevant, denn das Endergebnis - die Entwertung des Geldes - bleibt bestehen. Worauf es jedoch wirklich ankommt ist, dass du diesen Fehler durch einen verantwortungsvollen Umgang mit deinem Geld vermeidest und du dein Geld stattdessen mit einer zielführenden Strategie anlegst, sodass es vor der Inflation geschützt ist und es bei einer attraktiven Rendite für dich arbeiten kann. Wissensbox Die Inflation beschreibt die allgemeine Erhöhung des Preisniveaus von Gütern und Dienstleistungen. Dies bedeutet, dass die Produktpreise zunehmen und folglich die Kaufkraft deines Geldes abnimmt. Du kannst demnach mit der gleichen Summe Geld weniger Produkte kaufen als zuvor. (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung, 2016) Um auf die vorig erwähnten Daten der Deutschen Bundesbank aus dem Jahr 2018 zurückzukehren und sie ins rechte Licht zu rücken, ist es wichtig, die Folgen dieses Sparverhaltens der Deutschen zu verstehen. Die Kombination aus Niedrigzinsen für Tagesgelder, Festgelder und Spareinlagen, welche im ersten Quartal 2018 im Schnitt rund 0,2 % betrugen, und einer Inflationsrate von 1,5 % machen das Sparen zu einem Verlustgeschäft für den deutschen Bürger. Folglich verlor jeder Deutsche allein im ersten Quartal 2018 im Durchschnitt etwa 86 €. Würde man dies bei gleichen Annahmen auf das gesamte Jahr 2018 hochrechnen, wäre ein Geldverlust in Höhe von 344 € pro Bürger die Folge. <?page no="20"?> 1.2 Die Notwendigkeit der effektiven Geldanlage 21 Warum ist das so? Der Hauptgrund liegt hier in der bereits erwähnten Kombination aus Niedrigzinsen einerseits und andererseits der höheren Inflationsrate. Aufgrund der Niedrigzinsen für Tagesgeld, Festgeld und Spareinlagen wird das Geld mit durchschnittlich 0,2 % nur noch marginal verzinst. Da die Inflationsrate zeitgleich im ersten Quartal 2018 rund 1,5 % betrug, kam es aufgrund eines negativen realen Zinssatzes in Höhe von -1,3 % zu einem realen Wertverlust deines Geldes. Wissensbox Der reale Zinssatz gibt die Veränderung von Kapital unter Berücksichtigung der Inflation beziehungsweise Deflation wieder. Näherungsweise ist er die Differenz aus Nominalzinssatz und Inflationsrate. Demnach beträgt der reale Zinssatz bei einem nominalen Zinssatz von 3 % und einer Inflationsrate von 1 % nur noch 2 %. Da der reale Zinssatz die Inflationsrate berücksichtigt, muss er konsequenterweise bei der Berechnung von Geldvermögensentwicklungen herangezogen werden. Der negative reale Zinssatz führt zwar zu keiner Veränderung deiner Geldmenge, er sorgt jedoch dafür, dass du dir mit der gleichen Menge Geld weniger kaufen kannst. Die Kaufkraft deines Geldes sinkt. Mit dieser Erkenntnis ist es nun ratsam zu hinterfragen, ob das Sparen in Form von Bargeld, Sicht-, Spar- und Termineinlagen wirklich so sicher ist, wie es von der breiten Bevölkerung empfunden wird. Denn statt zu einem kontinuierlichen Vermögensaufbau führt diese Art der Geldrücklage im aktuellen Zins- und Inflationsumfeld zu einem kontinuierlichen Vermögensverlust. Um eben dieser Entwicklung zu entfliehen, be- <?page no="21"?> 22 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts darf es lukrativeren und effektiveren Anlagemöglichkeiten in Kombination mit einem kalkulierbaren Risiko. Daher stellt sich nun die Frage, ob bessere Alternativen zu den zuvor genannten Möglichkeiten existieren. Solche Alternativen gibt es, wie zum Beispiel die Anlage in Aktien. Während die konservativen Sparer aufgrund eines Tagesgeldzinssatzes von 0 % und einer Inflation von 1,8 % im Jahr 2017 einen Wertverlust von -1,8 % hinnehmen mussten, konnten diejenigen, die ihr Geld in Aktien und Investmentfonds anlegten, eine Vermehrung ihres Geldes feiern. Ein Aktienindex, wie zum Beispiel der DAX, konnte im Jahr 2017 einen Wertzuwachs von 12,5 % verzeichnen. Im Vergleich zur negativen Verzinsung auf dem Bankkonto wäre dies wahrlich keine allzu schlechte Alternative gewesen. Wissensbox Ein Aktienindex umfasst viele unterschiedliche Aktien und bildet in Form des Indexkurses die gemeinsame Entwicklung aller abgebildeten Aktien dar. Der Indexkurs ist die durchschnittliche Entwicklung aller Aktien, die in dem jeweiligen Index abgebildet werden. Ein Aktienindex kann nach verschiedensten Kriterien, wie zum Beispiel der Branche oder dem Heimatmarkt zusammengestellt werden. Der DAX (= Deutscher Aktienindex) umfasst die 30 größten deutschen börsennotierten Unternehmen und ist somit der wichtigste deutsche Aktienindex. Der DAX ist ein Produkt und eine Marke der Deutschen Börse AG, welche ebenfalls im DAX gelistet ist. <?page no="22"?> 1.2 Die Notwendigkeit der effektiven Geldanlage 23 Summa summarum konnten die Bürger, die ihr Geld „sicher“ bei der Bank gebunkert hatten, einen Wertverlust ihres Vermögens beobachten. Zeitgleich konnten diejenigen, die ihr Geld in, laut dem Volksmund, „unsichere“ Aktien und Aktienfonds angelegt hatten, Wertzuwächse im zweistelligen Prozentbereich verzeichnen. Was dies in absoluten Zahlen bedeutet, ist in Tabelle 1 dargestellt. Zur Vereinfachung wurde auf eine Diskontierung der Wertentwicklung und Versteuerung im Falle eines Verkaufs der Aktien verzichtet. Tabelle 1: Ein- & Zehnjahresvergleich der realen Verzinsung von Tagesgeld und DAX Vergleicht man die reale Verzinsung auf dem Tagesgeldkonto einer Bank mit der realen Rendite des DAX‘ im Jahr 2017, dann wäre die Anlagesumme von 10.000 € am Ende des Jahres 2017 beim Tagesgeldkonto noch 9.820 € beziehungsweise 11.070 € bei einer Anlage in den DAX wert. Dies ist ein Unterschied von 1.250 €, und dies innerhalb eines einzigen Jahres. Um die Folgen einer falschen Anlagestrategie nun zu verdeutlichen, berechnen wir bei gleichen Annahmen, wie sich die jeweiligen Kapitalanlagen nach Extra- Tagesgeld Geldanlage in den DAX Nominale Verzinsung: 0,0 % + 12,5 % Reale Verzinsung: - 1,8 % + 10,7 % Kapital Anfang 2017: 10.000 € 10.000 € Kapital Ende 2017: 9.820 € 11.070 € Reale Wertentwicklung Ende 2017: - 180 € + 1.070 € Gesamtsumme nach 10 Jahren: 8.339,02 € 27.636,07 € Reale Wertveränderung nach 10 Jahren: - 1.660,98 € + 17.636,07 € <?page no="23"?> 24 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts polation der Renditen nach zehn Jahren verändert hätten: 2 -1660,98 € beim Tagesgeld versus +17.636,07 € bei der Geldanlage in den DAX. Dieses Ergebnis ist ziemlich erstaunlich. Daher ist es wichtig zu verstehen, dass das konservative Sparen und Zurücklegen des Geldes auf dem Konto keine sichere und verlustfreie Angelegenheit ist und so langfristig kein Vermögen aufgebaut werden kann. Damit dir dies zukünftig nicht mehr widerfährt, werden wir dir daher im Laufe dieses Buches Schritt für Schritt zeigen, wie du den Weg in Richtung langfristigen Vermögensaufbau bestreiten kannst. Was du heute kannst besorgen, verschiebe nicht auf morgen Nullzinsen und Inflation sind nicht die einzigen Gründe, warum es sinnvoll ist, sein hart verdientes Geld gewinnbringend anzulegen. Der wohl wichtigste Grund ist zum Zwecke der privaten Altersvorsorge, um der drohenden Rentenlücke entgegenzuwirken. Wissensbox Die Rentenlücke bezeichnet den Betrag, den das vor dem Renteneintritt zuletzt generierte Nettoeinkommen die gesetzliche Altersvorsorge übersteigt. Bei einem Nettoeinkommen von 4.000 € und einer gesetzlichen Rentenzahlung von 3.000 € würde die Rentenlücke 33 % betragen, einer abso- 2 Dies ist nur ein fiktives Beispiel zur Illustration. Eine fixe jährliche Rendite von 12,5 % ist bei der Geldanlage in Wertpapiere nicht realistisch, da Wertpapiere täglichen Schwankungen ausgesetzt sind. Schwankungen sind bei der Geldanlage in Wertpapiere jedoch nichts außergewöhnliches, sondern völlig normal. <?page no="24"?> 1.2 Die Notwendigkeit der effektiven Geldanlage 25 luten Differenz von 1.000 €. Die Folge der Rentenlücke ist eine nicht unerhebliche Reduzierung deines Lebensstandards im Rentenalter. Da die Rentenlücke in der Regel auch durch die betriebliche Altersvorsorge - falls vorhanden - nicht geschlossen werden kann, ist es unabdingbar, die Verantwortung über deine eigenen Finanzen und deine eigene Altersvorsorge zu übernehmen. Die Mehrheit der Deutschen ist sich bereits bewusst, dass die gesetzliche Rente - insbesondere für uns Studenten - in der Zukunft nur noch mager ausfallen wird. Doch sich dessen lediglich bewusst zu sein ändert nichts an der drohenden Situation. Hierzu eine Metapher aus dem Alltag über Geschwindigkeitskontrollen: Zu wissen, wo auf den Straßen Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt werden, genügt alleine nicht, um zu verhindern, geblitzt zu werden. Folgt aufgrund des vorhandenen Wissens keine unmittelbare Handlung, also in diesem Fall eine Reduzierung der Fahrtgeschwindigkeit, dann ist trotzdem die Zahlung eines saftigen Bußgeldes fällig. Um dies zu verhindern, muss basierend auf dem Wissen, dass eine Geschwindigkeitskontrolle bevorsteht, eine rechtzeitige Umsetzung des Wissens folgen. Das im Volksmund beliebte Sprichwort „Wissen ist Macht“ ist daher nicht akkurat. Wissen allein ist nur potenzielle Macht, denn nur umgesetztes Wissen ist Macht. Bezieht man dies nun auf die Rentenlücke, dann ist das Bewusstsein über dessen Existenz nur die halbe Miete. Nur jemand, der basierend auf diesem Wissen aktiv zum Handeln übergeht, kann seine Rentenlücke durch die private Altersvorsorge vermeiden und muss einerseits keine Angst vor einer drohenden <?page no="25"?> 26 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts Altersarmut haben und andererseits keine Reduzierung seines Lebensstandards hinnehmen. Bedauerlicherweise bestätigen Studienergebnisse des Deutschen Instituts für Altersvorsorge, dass die Mehrzahl der Deutschen keine private Altersvorsorge besitzen und sich lediglich auf die gesetzliche und, falls vorhanden, auf die betriebliche Rente verlassen. Laut der Studie sind sich zwar 83 % der Befragten dessen bewusst, dass für den Ruhestand finanziell geplant werden muss, jedoch nur jeder Neunte (11 %) sei mit seiner Planung zufrieden. 53 % gaben sogar an, dass ihre Altersvorsorge unzureichend oder sogar nicht vorhanden sei. Nun möchten wir folgende Frage an dich stellen: Wie sieht es denn bei dir aus? Hast du bereits eine private Altersvorsorge? Falls du zu den obengenannten 53 % gehörst, dann kannst du trotzdem bereits stolz auf dich sein, denn mit dem Erwerb dieses Buches bist du bereits den ersten Schritt in die richtige Richtung gegangen und hast begonnen, Eigenverantwortung für deine Finanzen zu übernehmen. Ziel ist es, dass du dir zum einen bewusst wirst und zum anderen verstehst, dass, obwohl der Renteneintritt noch mehrere Jahrzehnte in der Zukunft liegt, die private Altersvorsorge der einzige Weg aus der Altersarmut darstellen wird. Um diesen Weg bestreiten zu können, musst du konkret wissen, wie hoch deine Rentenlücke ausfallen kann. Um deine individuelle Rentenlücke zu berechnen, kannst du in einer Suchmaschine deines Internet-Browsers „Rentenlücke berechnen“ eingeben und kannst dann einen der vorgeschlagenen Rechner auswählen. Damit deine berechnete Rentenlücke auch realistisch ist, ist es wichtig, konservative Annahmen zu treffen. Jedoch muss hier auch angemerkt werden, dass die Ergebnisse je nach Rentenlückenrechner voneinander abweichen können und dass die Ergebnisse lediglich Anhaltspunkte für dich darstellen sollten. <?page no="26"?> 1.2 Die Notwendigkeit der effektiven Geldanlage 27 Beispielhaft haben wir für dich bereits sechs Berechnungen mit verschiedenen Jahresbruttoeinkommen vorgenommen. Die Ergebnisse kannst du in genden Tabelle 2 einsehen. Als Berufseintrittsalter wurde das durchschnittliche Hochschulabsolventenalter gewählt, welches aktuell bei 24,1 Jahren liegt. Tabelle 2: Höhe der Rentenlücke bei gegebenen Bruttojahreseinkommen Die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass bei jeder Einkommenshöhe die zu erwartende gesetzliche Rente das Einkommen nicht komplett abdecken wird und eine entsprechend hohe Rentenlücke bei alleiniger gesetzlicher Altersvorsorge die Folge ist. Zusätzlich wird die Rentenlücke umso größer ausfallen, desto höher dein Jahresbruttoeinkommen sein wird. Und je höher deine Rentenlücke ausfallen wird, desto drastischer musst du deinen Lebensstandard bei Renteneintritt reduzieren. Daraus sollte für dich die logische Konsequenz folgen, dass die gesamte Verantwortung allein bei dir liegt. Du musst die Bereitschaft und den Willen aufbringen, privat vorzusorgen und dein Vermögen langfristig aufzubauen, damit du dir bereits lange vor deinem Renteneintritt hinsichtlich deiner Finanzen keine Jahresbruttoeinkommen Heutiges Nettoeinkommen pro Monat Zu erwartende gesetzliche Rente Rentenlücke 30.000 € 1.686 € 1.009 € 677 € 40.000 € 2.129 € 1.267 € 862 € 50.000 € 2.544 € 1.475 € 1.069 € 60.000 € 2.962 € 1.689 € 1.273 € 80.000 € 3.777 € 2.068 € 1.709 € 100.000 € 4.682 € 2.068 € 2.614 € <?page no="27"?> 28 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts Sorgen mehr machen musst. Damit du dies unter anderem erreichst, möchten wir dir im weiteren Verlauf dieses Buches zeigen, welche Anlageformen und Tools du verwenden kannst, sodass du dein Vermögen trotz Nullzinsen und Inflation kontinuierlich aufbauen und folglich einen immer höheren passiven Einkommensstrom generieren kannst. Wissensbox Passives Einkommen beschreibt alle Einkommensströme, die aus Vermögen generiert werden. Dazu zählen beispielsweise unter anderem Mieteinnahmen, Dividendenzahlungen, Gewinne aus Unternehmensbeteiligungen. Die monatliche Gehaltszahlung ist hingegen eine Art des aktiven Einkommens, ein sogenanntes Kontrakteinkommen. Das Einkommen wird hierbei nur durch den eigenen Arbeitseinsatz generiert. Wenn es dir nun gelingt, die Inhalte dieses Buches direkt in die Tat umzusetzen, dann wird es dir aufgrund deines jungen Alters möglich sein, den größten Hebel für deinen langfristigen Vermögensaufbau nutzen zu können. Dieser mächtige Hebel ist dein potenzieller Anlagezeitraum über mehrere Dekaden hinweg. Die Zeit ist nämlich das A und O bei der Geldanlage. Die Zeit ermöglicht es dir, dass der Zinseszins selbst bei kleineren Beträgen seine volle Macht für dich entfalten kann und das Geld letztendlich für dich arbeitet. Doch was ist eigentlich der Zinseszins? Auf diese Frage möchten wir nun in den folgenden Kapiteln genauer eingehen und dir anhand von einfachen Beispielen aufzeigen, wie der Zinseszins funktioniert und wie du ihn für dich effektiv nutzen <?page no="28"?> 1.2 Die Notwendigkeit der effektiven Geldanlage 29 kannst und warum du gerade im Studium schon mit deinem Vermögensaufbau beginnen solltest. Take Aways: I Das klassische Sparen auf dem Tagesgeldkonto ist unter den derzeitigen Konstellationen alles andere als sicher. Das einzig Sichere ist, dass dein Geld dank Nullzinsen und Inflation kontinuierlich an Wert verlieren wird. II Aufgrund der Nullzinsen, der Inflation und der drohenden Rentenlücke ist es für dich unabdingbar, dass du bereits heute damit anfängst, kontinuierlich Vermögen aufzubauen. III Um langfristig Vermögen aufzubauen ist dein junges Alter als Student dein größter Hebel, denn dein langer Anlagehorizont ermöglicht es dir, dass der Zinseszins seine ganze Macht entfalten kann. <?page no="29"?> 1.3 Dein Hebel für den Vermögensaufbau Im vorangegangenen Abschnitt haben wir dir anhand der Niedrigzinsen, der Inflation und der Rentenlücke die drei wichtigsten Gründe aufgezeigt, warum es für dich unabdingbar ist, von nun an mit der richtigen Strategie Geldanlage zu betreiben und privat vorzusorgen. Dies ist nicht nur wichtig, um lediglich unnötige Geldverluste in der Gegenwart und in der Zukunft zu vermeiden, sondern auch um langfristig Vermögen aufzubauen und finanzielle Freiheit zu erreichen und folglich der Altersarmut zu entgehen. Glücklicherweise existiert, insbesondere für dich als Student, die „Macht“, die bei richtiger Anwendung all diese negativen Punkte aushebeln und in den Schatten stellen kann. Die Rede ist von der Macht des Zinseszinses. Auf den folgenden Seiten werden wir dir ausführlich erklären, was der Zinseszins genau ist und wie er funktioniert. Anschließend werden wir auch darauf eingehen, wie du die Macht des Zinseszinses optimal für dich nutzen kannst, um tatsächlich langfristig und nachhaltig Vermögen aufzubauen. Die Verzinsung des verzinsten Geldes Warren Buffett, aktuell drittreichster Mensch der Welt mit einem Vermögen von 82,5 Mrd. US-Dollar (Stand März 2019 laut Forbes), erklärte im Jahr 2010, was ihn seiner Meinung nach zu einem der reichsten Menschen der Welt machte: „My wealth has come from a combination of living in America, some lucky genes, and compound interest.“ 3 3 Quelle: Fortune (2010) <?page no="30"?> 1.3 Dein Hebel für den Vermögensaufbau 31 Demnach hat Warren Buffett seiner eigenen Meinung nach sein Vermögen aufbauen können, weil er neben ein paar glücklichen Genen und einem Leben in den USA die Zinseszinsen für sich arbeiten lassen konnte. Dies zeigt, dass selbst die Superreichen auf den Zinseszins angewiesen sind, um Vermögen aufzubauen. Diese Erkenntnis sollte man sich daher zu eigen machen. Die Macht des Zinseszinses ist eines der zentralen Gründe, warum es überhaupt möglich ist, ein hohes Vermögen mit Hilfe der richtigen Geldanlagestrategie anzuhäufen. Dabei liegt die Betonung jedoch auf der richtigen Geldanlage, hierzu später mehr. Erst einmal möchten wir dir den Zinseszins und seine Funktionsweise anhand einfacher Beispiele erklären. Was ist also der Zinseszins? Der Zinseszins ist ein Rechenkonzept, welches bei der Kapitalanlage zur Anwendung kommt. Stell dir dazu einmal vor, du hast dein Geld auf einem Sparbuch liegen. Die Bank zahlt dir dafür Zinsen. Lässt du diese gezahlten Zinsen auf deinem Konto und tätigst keine Auszahlung des Zinsbetrags, dann werden bei der nächsten Zinszahlung dein Anfangskapital plus die bereits erhaltenen Zinsen verzinst. Du generierst also mit verzinstem Geld noch mehr Geld. Dein Geld arbeitet für dich. Um den Zinseszins greifbarer zu machen, folgt ein simples Beispiel: Nehmen wir an, du möchtest 1.000 € bei einem festgelegten jährlichen Zinssatz von 5 % anlegen. Demnach erhältst du nach einem Jahr die erste Zinszahlung von 50 €. Dein Kapital ist nun von 1.000 € auf 1.050 € angestiegen. Nun hast du zwei Möglichkeiten, wie du weiter vorgehen kannst: Entweder du hebst die 50 € ab, um es für den Konsum zu nutzen, oder du lässt die 50 € zur weiteren Verzinsung auf deinem Konto liegen. <?page no="31"?> 32 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts Bei der ersten Variante würdest du jedes Jahr für dein Anfangskapital in Höhe von 1.000 € weitere 50 € an Zinsen erhalten. Dies wäre dann der einfache Zinssatz. Das Problem des einfachen Zinssatzes in Bezug auf den langfristigen Vermögensaufbau ist, dass dein Kapital nicht über die 1.000 € Startkapital hinauswächst und du folglich auch nie mehr als die anfänglichen 50 € Zinsen erhalten wirst. Bei der zweiten Variante verhält sich dieser Sachverhalt jedoch anders: Statt die 50 € auszuzahlen, werden die Zinsen reinvestiert. Nach der Zinszahlung im zweiten Jahr erhöht sich dein Vermögen von 1.050 € auf 1.102,50 €. Im zweiten Jahr ist bereits zu erkennen, dass nicht nur dein Startkapital von 1.000 € verzinst wurde, sondern auch die Zinszahlung aus dem ersten Jahr. Die zusätzlichen 2,50 € sind demnach deine ersten Zinseszinsen. Verfährst du in den nächsten Jahren gleich und reinvestierst deine erhaltenen Zinsen immer weiter, dann ist dein Vermögen im zehnten Jahr auf 1.628 € angestiegen. Nach 20 Jahren wären es bereits 2.653 €. Du hättest also bei einem Startkapital von 1.000 € und einem festen Zinssatz von 5 %, nach 20 Jahren Zinsen in Höhe von 1.653 € erhalten. Bei der ersten Variante hättest du nach 20 Jahren im Vergleich lediglich 1.000 € an Zinsen erhalten. Der zusätzliche Betrag von 653 € bei der zweiten Variante ist das Ergebnis des Zinseszinses. Zum besseren Verständnis haben wir den Vergleich der beiden Varianten in Abbildung 4 visualisiert: <?page no="32"?> 1.3 Dein Hebel für den Vermögensaufbau 33 Abbildung 4: Vergleich der Wertentwicklung von 1.000 € ohne gegenüber mit Zinseszins Du denkst dir nun bestimmt, wieso sollte man 20 Jahre auf sein Geld verzichten, um am Ende lediglich um 653 € reicher zu sein. Wo soll die angebliche Macht des Zinseszinses denn sein? Keine Sorge, dieses Beispiel diente nur zum besseren Verständnis der Funktionsweise des Zinseszinses. Ein weiteres Beispiel soll dir nun besser verdeutlichen, wie groß die Macht wirklich sein kann und welchen signifikanten Unterschied eine Zinsansammlung gegenüber einer Zinsauszahlung auf das Endvermögen haben kann. €2.000,00 €2.653,30 €1.000 €1.250 €1.500 €1.750 €2.000 €2.250 €2.500 €2.750 €3.000 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Ohne Zinseszins Mit Zinseszins <?page no="33"?> 34 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts Nehmen wir also an, Saskia ist 20 Jahre alt und beschließt, ab heute monatlich 300 € bis zu ihrem 65. Lebensjahr zu sparen und bei einem jährlichen festen Zinssatz 4 von 7 % anzulegen. Im Alter von 65 Jahren wäre ihr Vermögen dann auf knapp 1,1 Mio. € angestiegen. Davon wären sogar 905.702 € durch den Zinseszins generierte Zinsen und lediglich 162.000 € wären Zinsen aus Saskias direkt einbezahlten Geldbeträgen. Hätte sie also im gleichen Zeitraum die Zinsen nicht reinvestiert, sondern stets abgehoben, dann wäre ihr Endvermögen auf 417.623 € angestiegen, wovon 255.623 € durch Zinsen generiert wurden. Diese Zinsen hätte sie nach dem langen Zeitraum jedoch wahrscheinlich nicht als Vermögen zur Verfügung, da sie es aufgrund der Auszahlung wohl eher für Konsumgüter ausgegeben hätte. In diesem Beispiel wäre das Vermögen von Saskia also durch die Reinvestition der Zinsen um rund 650.000 € höher als ohne Reinvestition. Hätte sie sogar ihr Geld lediglich auf dem Bankkonto bei einem Zinssatz von 0 % liegen gelassen - so wie es die Mehrzahl der aktuellen Anleger zurzeit machen -, dann hätte sie am Ende des Zeitraums rund 900.000 € weniger an Vermögen. Zusätzlich wäre der Betrag aufgrund der Inflation und des einhergehenden Verlustes der Kaufkraft noch viel weniger wert. 4 Nur zur Klarstellung möchten wir hier anmerken, dass feste Zinssätze jenseits der 7 % im aktuellen Zinsumfeld nicht realistisch sind. In diesem Kontext dienen sie lediglich zur Verdeutlichung des Beispiels. <?page no="34"?> 1.3 Dein Hebel für den Vermögensaufbau 35 Abbildung 5: Vermögensvergleich nach Zinsansammlung, Zinsauszahlung und ohne Zinszahlung bei einer monatlichen Sparrate von 300 € Zusammenfassend zeigt Abbildung 5 sehr deutlich, welchen Unterschied die Zinsansammlung gegenüber der Zinsauszahlung über einen längeren Zeitraum auf das Vermögen ausmacht. Besonders interessant ist dabei die charakteristische Eigenschaft des Zinseszinses: Denn wie in der Abbildung 5 ab dem zehnten Jahr zu erkennen ist, entfaltet er seine Macht erst nach einem längeren Anlagezeitraum von mehreren Jahren. Dies ist jedoch nicht verwunderlich, denn der Faktor Zeit ist einer der drei wesentlichen Faktoren für das Wachstum des Vermögens durch den Zinseszins. So ist an der Formel des Zinseszinses leicht zu erkennen, welche zusätzlichen Fakto- 1.067.702 € 417.623 € 162.000 € 0 € 200.000 € 400.000 € 600.000 € 800.000 € 1.000.000 € 1.200.000 € 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 Zinsansammlung Zinsauszahlung Ohne Zinsen <?page no="35"?> 36 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts ren neben dem Faktor Zeit (n) zusätzlich maßgeblich für die Vermögensbildung notwendig sind. Dies ist zum einen der Faktor der Rendite beziehungsweise der Zinshöhe (p) und zum anderen der Faktor des Kapitaleinsatzes (K 0 ). Zinseszins-Formel: K n = K 0 ∗ (1 + p 100 ) n Alle drei Faktoren kannst du bis zu einem gewissen Grad direkt beeinflussen. Dabei ist grundsätzlich festzuhalten, dass je höher das eingesetzte Kapital, je länger der Anlagezeitraum und je höher der Zinssatz ist, desto schneller und umfangreicher wird sich dein Vermögen durch den Zinseszins vermehren. Auf den folgenden Seiten werden wir dir aufgrund der Wichtigkeit den Einfluss jedes einzelnen Faktors auf den Vermögensaufbau erklären und anhand von Beispielen anschaulich darstellen. Der Faktor Zeit als deine große Chance Kommen wir nun zum ersten Faktor - dem Faktor Zeit; hier geht es um deinen verfügbaren Anlagezeitraum. Er ist einer der wichtigsten Faktoren beim Zinseszins - in der Formel ist das die Variable n. Am Beispiel von zwei fiktiven Personen zeigen wir dir dabei welchen Einfluss bereits wenige Jahre auf die Vermehrung deines Vermögens haben können. David und Steve entscheiden sich dazu, monatlich 300 € bei einem Zinssatz von 10 % p.a. anzulegen. Zur Vereinfachung nehmen wir dabei eine feste Verzinsung der Anlage an. David startet im Alter von 20 Jahren mit der Geldanlage und legt über acht Jahre hinweg jeden Monat 300 € an, bis er sein 28. Lebensjahr erreicht hat. Demnach hat er im Alter von 28 Jahren insgesamt 43.400 € angelegt, wovon 28.800 € angespartes Geld und 14.600 € angesammelte Zinsen sind. Von nun an legt er keinen weiteren Euro mehr an und lässt die 43.400 € bis zu seinem <?page no="36"?> 1.3 Dein Hebel für den Vermögensaufbau 37 65. Lebensjahr für sich verzinsen. Am Tag seines Renteneintritts mit 65 Jahren hat er somit eine stolze Summe von 1.475.771 € angesammelt. Sein Freund Steve hingegen beginnt erst im Alter von 28 Jahren damit monatlich 300 € bis zu seinem 65. Lebensjahr anzulegen. Nach 38 Jahren hat er dabei knapp 137.000 € angelegt. Im Alter von 65 Jahren kommt Steve letztendlich auf eine Vermögenssumme von 1.381.545 €. Dieses Ergebnis ist ziemlich interessant, denn Steve hat mit einer Sparsumme von 137.000 € fast fünfmal so viel Geld gespart und angelegt als David, der lediglich 28.800 € angespart hatte. Obwohl David seit seinem 28. Lebensjahr kein Geld mehr gespart und angelegt hatte, hätte er nun insgesamt 94.226 € mehr Vermögen als Steve, obwohl er fast fünfmal weniger Geld gespart hat als sein Freund. Hätte David sich jedoch dazu entschieden, anstatt bis zum 28. Lebensjahr auch bis zu seinem 65. Lebensjahr monatlich 300 € anzulegen, dann hätte er am Tag seines Renteneintritts eine beachtliche Summe von 2.728.244 € angesammelt. David hätte demnach 1.346.699 € mehr auf seinem Konto als Steve - und das obwohl er lediglich acht Jahre früher mit der Geldanlage begonnen hatte. Zur besseren Übersicht haben wir dir die einzelnen Szenarien in Tabelle 3 nochmal zusammengefasst. David (1. Szenario) Steve David (2. Szenario) Sparsumme 28.800 € 137.000 € 162.000 € Kapitalzuwachs durch Zinsen 1.446.971 € 1.244.545 € 2.566.244 € Endkapital 1.475.771 € 1.381.545 € 2.728.244 € Tabelle 3: Übersicht der beschriebenen Anlageszenarien <?page no="37"?> 38 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts Und genau dies ist die erstaunliche Macht des Zinseszinses, welche sogar bescheidende Summen in ein siebenstelliges Vermögen verwandeln kann. Dabei ist es für dich umso wichtiger, so früh wie möglich (am besten heute! ) dein Geld mit der richtigen Anlagestrategie und einer attraktiven Rendite anzulegen. Denn wie die Freunde David und Steve zeigen, haben bereits wenige Jahre in der Geldanlage einen erheblichen Einfluss auf das Endvermögen. Daher gilt es für dich, kein einziges wertvolles Jahr zu verschwenden und so früh wie möglich mit dem Vermögensaufbau zu beginnen. Denn je früher du anfängst, desto entspannter kannst du es letztendlich auch angehen. Nun verstehst du auch, warum gerade du als Student beziehungsweise junger Erwachsener die besten Voraussetzungen hast, ein großes Vermögen aufzubauen. Denn du befindest dich in der optimalen Ausgangslage, einen Anlagezeitraum von mehreren Jahrzehnten nutzen zu können, in welchem der Zinseszins sich für dich voll entfalten kann. Zudem stehst du am Anfang deiner beruflichen Karriere, weshalb dir noch genügend Möglichkeiten offenstehen, um dein Einkommen kontinuierlich zu erhöhen und folglich auch deine monatliche Sparrate erhöhen zu können. Denn wie an der Zinseszins-Formel zu erkennen ist, ist der Faktor des Kapitaleinsatzes für die Entfaltung der Macht des Zinseszinses ebenso entscheidend wie der Faktor Zeit. Im folgenden Abschnitt werden wir dir daher einerseits aufzeigen, welchen Einfluss unterschiedliche Sparraten auf dein Vermögenswachstum haben. Andererseits zeigen wir dir aber auch, wie du es schaffst, bereits heute dein verfügbares Kapital durch verschiedene Möglichkeiten zu erhöhen, damit du in kurzer Zeit mehr Geld zur Verfügung hast, welches du dann zum Vermögensaufbau nutzen kannst. Denn wenn es dir bereits gelingt dein verfügbares Kapital um 25 € im Monat zu erhöhen (was für jeden absolut machbar sein sollte), dann kannst du <?page no="38"?> bereits mit diesem Betrag einen monatlichen Sparplan in Auftrag geben. Wie du unter anderem einen Sparplan eröffnest, werden wir dir noch ganz ausführlich und Schritt für Schritt im zweiten Kapitel dieses Buches erklären. Das Schöne an den oben dargestellten Beispielrechnungen ist, dass sie absolut realistisch und nicht aus der Luft gegriffen sind. Sowohl monatliche Sparraten von 25 bis 300 €, ein Anlagezeitraum von 20 bis 40 Jahren und durchschnittliche Renditen jenseits des oberen einstelligen Prozentbereiches sind langfristig mit einer guten Strategie machbar. Take Aways: I Eines der wichtigsten Konzepte für langfristigen Vermögensaufbau ist der Zinseszins mit seinen Determinanten Zeit, Zinshöhe und Kapitaleinsatz. II Der Zinseszins kann nur wirken, wenn du die generierten Zinsen reinvestierst statt sie für den Konsum auszugeben. III Das Versäumnis von wenigen Jahren in der Geldanlage reduziert dein potentielles Vermögen um ein Wesentliches. Du solltest daher am besten bereits heute mit deinem Vermögensaufbau beginnen. 1.3 Dein Hebel für den Vermögensaufbau 39 <?page no="39"?> 1.4 Die Auswirkungen deines Kapitaleinsatzes Wie du bereits im vorangegangenen Abschnitt gelernt hast, wird der Zinseszins durch die drei Faktoren Zeit, Zinssatz und Kapitaleinsatz maßgeblich beeinflusst. Der Faktor Kapitaleinsatz nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein, da dieser Faktor in der Regel durch deine Handlungen am meisten beeinflusst werden kann. Jeder von uns hat monatlich nur begrenzte Einnahmen. Aufgrund verschiedenster Kostenpunkte, die jeder zu tragen hat, reduziert sich folglich der Betrag an Kapital, der letztendlich noch zur Geldanlage zur Verfügung steht. Doch gerade aus diesem Grund, dass dir pro Monat nur ein begrenztes Einkommen zur Verfügung steht, ist es umso wichtiger, diese Einnahmen ergebnisorientiert zu verwalten und zu optimieren. In diesem Abschnitt werden wir dir daher einerseits zeigen welchen Einfluss unterschiedliche Kapitaleinsätze langfristig auf deine Vermögensentwicklung haben, aber andererseits auch wie du deine monatliche finanzielle Situation für deine Geldanlage und deinen langfristigen Vermögensaufbau optimieren kannst. Die Bedeutsamkeit des Kapitaleinsatzes Um zu verstehen, welchen Einfluss der Kapitaleinsatz langfristig auf deine Vermögensentwicklung hat, möchten wir zu Beginn mit einem fiktiven Beispiel einsteigen. Drei Freunde - Dennis, Nicole & Marie - haben beschlossen, ab ihrem 20. Lebensjahr ihr Geld monatlich mittels Sparrate über einen Zeitraum von 40 Jahren anzulegen. Zur Vereinfachung nehmen wir dabei eine gleichbleibende jährliche Verzinsung von 7 % an. Die Geldanlage der drei Freunde unter- <?page no="40"?> 1.4 Die Auswirkungen deines Kapitaleinsatzes 41 scheidet sich lediglich in der Höhe ihrer monatlichen Sparrate. Demnach legt Dennis 100 €, Nicole 200 € und Marie 300 € pro Monat an. Nach einem Anlagezeitraum von 40 Jahren würde sich hinsichtlich der Vermögensentwicklung der drei Freunde folgendes Ergebnis zeigen: Abbildung 6: Einfluss unterschiedlicher mtl. Sparraten auf die Vermögensentwicklung Bei Betrachtung der Ergebnisse der drei Freunde fällt erstmal ohne große Überraschung auf, dass Marie mit der höchsten Sparrate in Höhe von 300 € konsequenterweise auch das größte Vermögen über den vierzigjährigen Anlagezeitraum angesammelt hat. Erstaunlich ist jedoch der große Unterschied hinsichtlich des Endvermögens zwischen den Freunden, insbesondere zwischen Marie 248.646 € 497.291 € 745.937 € 0 100.000 200.000 300.000 400.000 500.000 600.000 700.000 800.000 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Dennis Nicole Marie <?page no="41"?> 42 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts und Dennis. Das Vermögen von Marie ist mit einer monatlichen Sparrate in Höhe von 300 € - also 200 € mehr als bei Dennis - um knapp 500.000 € höher als das Vermögen von Dennis. Das Endvermögen von Nicole ist dahingegen noch um knapp 250.000 € höher als das von Dennis. Und dies, obwohl ihre monatliche Sparrate nur um 100 € höher war. Dies sind ziemlich beeindruckende Zahlen und verdeutlichen die Wichtigkeit, einen möglichst hohen Anteil seiner Einnahmen zu sparen und anzulegen, da eine geringfügige monatliche Erhöhung der Sparrate bei langfristiger Betrachtung hohe Auswirkungen haben kann. Jedoch bewirkt die Erhöhung des Kapitaleinsatzes bei gleichem Zinssatz lediglich eine lineare und keine exponentielle Veränderung des Vermögens. So hat beispielsweise Marie, die eine dreimal höhere Sparrate als Dennis hat, auch nur ein dreimal höheres Vermögen als Dennis. In absoluten Zahlen ist der Unterschied in Höhe von 500.000 € jedoch sehr hoch und ziemlich beeindruckend. Aus diesem Grund ist es einerseits wichtig mit der Geldanlage so früh wie möglich anzufangen, um einen möglichst langen Anlagezeitraum nutzen zu können, andererseits jedoch auch diese Summe über einen langfristigen Zeitraum kontinuierlich zu erhöhen, damit der Zinseszins noch effektiver für dich arbeiten kann. Um jedoch mit der Geldanlage anfangen zu können, benötigt man logischerweise zunächst Geld, welches man auch anlegen kann. Jedoch ist insbesondere bei Studenten das Geld in der Regel eine sehr knappe und limitierte Ressource, insbesondere nach Begleichung aller monatlichen Kosten. Zusätzlich ist es aufgrund des zeitintensiven Studiums schwer, das bestehende Einkommen zu erhöhen. Um nun jedoch ausreichend Geld für die Geldanlage und den Vermögensaufbau zur Verfügung zu haben, ist die Optimierung deines Einkommen- Ausgaben-Verhältnisses bereits ein effektives Mittel, um genau dies zu errei- <?page no="42"?> 1.4 Die Auswirkungen deines Kapitaleinsatzes 43 chen. Daher werden wir dir nun eine Methode an die Hand geben, mit welchem du es konkret schaffen kannst, bei bestehenden Einnahmen ausreichend Geld für deine Geldanlage zur Verfügung zu haben. Diese Methode wird jedoch auch nur funktionieren, wenn du sie auch konsequent anwendest! Die Optimierung deiner Einkommensgleichung Für den langfristigen Vermögensaufbau ist nicht entscheidend, wie viel Geld du verdienst, sondern wie viel du von deinem verdienten Geld behältst. Beste Beispiele hierfür sind zahllose Profisportler, die sich über ihre sportliche Karriere hinweg nicht um ihre finanzielle Bildung gekümmert haben und nach Beendigung ihrer Karriere innerhalb von wenigen Jahren pleite wurden. Die zahlreichen Lottogewinner, die nach kurzer Zeit insolvent wurden, müssen wir erst gar nicht weiter thematisieren. Du musst stattdessen ab heute versuchen, nicht mehr Untertan deines Geldes zu sein - also die Abhängigkeit deines Einkommens von deiner Arbeitszeit - sondern das Geld muss dein Untertan werden, indem es für dich arbeitet, und zwar unabhängig davon, ob du gerade in einer Vorlesung sitzt, am Arbeiten bist oder etwas Anderes machst. Selbstverständlich ist dies ein längerer Prozess, jedoch ist es wichtig diesen Prozess frühestmöglich zu initiieren und dein Einkommen kontinuierlich unabhängiger von deiner Arbeitszeit zu machen. Damit das Geld also allmählich dein Untertan wird, solltest du unbedingt den Unterschied zwischen konsumieren und investieren verstehen. Denn der Hauptunterscheidungspunkt zwischen konsumieren und investieren liegt in der Absicht, welche du mit der Ausgabe des Geldes verfolgst und in welche Richtung das Geld letztendlich fließt. <?page no="43"?> 44 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts Beim Konsum besteht durch die Ausgabe deines Geldes keinerlei Interesse daran, deine Geldmenge zu vermehren. Der Geldbetrag ist durch den Kauf von Konsumgütern oder die Inanspruchnahme von Dienstleistungen endgültig weg. Beispiele diesbezüglich sind einerseits Verbrauchsgüter wie Lebensmittel oder Kraftstoffe, die mit ihrer Verwendung verbraucht werden und somit keinen Geldwert mehr darstellen, und andererseits Gebrauchsgüter wie das Auto oder die Kleidung, die mit ihrer Verwendung und der einhergehenden Abnutzung kontinuierlich an Geldwert verlieren. Die Folge ist, dass du nicht reicher und wohlhabender wirst, sondern durch den Geldabfluss an Geld verlierst. Grafisch würde dieser Geldfluss wie folgt aussehen: Abbildung 7: Geldfluss beim Konsum Beim Investieren verhält sich dies anders. Hier besteht durch die (temporäre) Ausgabe des Geldes - zum Beispiel in Wertpapiere - nämlich die Absicht, deine Geldmenge zu erhöhen. Kurz- oder langfristig fließt dabei das Geld wieder in deine Tasche zurück. Der Geldfluss verläuft also im Vergleich zum Konsum ganz anders, denn durch den Geldabfluss in eine Wertanlage wird zukünftig mehr Geldzufluss generiert: <?page no="44"?> 1.4 Die Auswirkungen deines Kapitaleinsatzes 45 Abbildung 8: Geldfluss bei einer Investition Um jedoch überhaupt Geld investieren oder anlegen zu können, muss man auch Geld zur Verfügung haben, welches man anlegen kann. Eine gute Strategie, wie du es schaffst, jeden Monat Geld zum Investieren zur Verfügung zu haben ist folgende: Pay yourself first! Also bezahle dich und deine Vermögenspläne als allererstes, bevor du all deinen anderen Verpflichtungen nachgehst. Damit ist gemeint, dass du durch einen automatisierten Auftrag bei deiner Bank einen gewissen Betrag am Monatsanfang von deinem Girokonto abhebst und auf dein „Sparkonto“ beziehungsweise dein Depot überweist. Für dich muss gelten, dass du dieses Geld nicht für Konsumausgaben missbrauchst, sondern nur für deine Geldanlage verwenden darfst. Ein gut umsetzbarer Prozentsatz wäre hier zum Beispiel 10 % deines Einkommens. Würde dein monatliches Nettoeinkommen also zum Beispiel 450 € betragen, dann würdest du jeden Monatsanfang per Dauerauftrag 45 € auf dein Sparkonto überweisen. Wie du solch einen Dauerauftrag einrichtest und es mit einem automatisierten Sparplan kombinieren kannst, werden wir dir Schritt für Schritt in Kapitel 2 erklären. <?page no="45"?> 46 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts Möglicherweise fragst du dich nun, wie du es in deiner aktuellen Situation überhaupt schaffen sollst, Geld monatlich zurückzulegen und dieses dann auch noch anzulegen? Doch auch du als Student kannst dies umsetzen. Die Erhöhung deines zur Verfügung stehenden Geldes ist dabei der Königsweg. Dafür gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: 1) Senkung der Ausgaben für Konsum 2) Erhöhung deines Einkommens Abbildung 9: Dein verfügbares Geld als Differenz vom Einkommen und Kosten Da es jedoch anfangs wesentlich einfacher und weniger zeitaufwändig für dich ist, aktuelle Kostenpunkte zu reduzieren als neues Einkommen zu generieren, gehen wir in erster Linie auf diesen wichtigen Punkt ein. Also, wie du es schaffen kannst, mittels Reduktion deiner Ausgaben dein verfügbares Geld zu erhöhen. Die Kürzung deiner Ausgabenpunkte ist wie bereits erwähnt wesentlich einfacher und weniger zeitaufwändig, um dein verfügbares Geld zu erhöhen als dies durch eine Erhöhung deines Einkommens zu erreichen. Per se ist es zwar auch nicht einfach, seine Gewohnheiten zu brechen, wozu Konsumausgaben natürlich auch gehören, jedoch ist dies im Vergleich zur Erhöhung des Einkommens Einkommen Kosten verfügbares Geld <?page no="46"?> 1.4 Die Auswirkungen deines Kapitaleinsatzes 47 wesentlich schneller zu realisieren. Wie kannst du also nun konkret in die Umsetzung kommen? Schritt 1: Liste im ersten Schritt all deine Einnahmen und Ausgaben auf. Das heißt, schreibe nun auf ein Blatt Papier oder in einem Tabellenprogramm auf, wie viele Einnahmen du pro Monat hast und wofür du im Monat dein Geld konkret ausgibst und wie viel du dafür ausgibst. Wenn du mit der Auflistung all deiner Einnahmen und Ausgaben fertig bist, dann kannst du nun jeweils die Summe deiner monatlichen Einnahmen und Ausgaben bilden. Anschließend subtrahierst du dann von deinen Einnahmen die Ausgaben und erhältst somit deinen monatlichen Saldo. Ein Beispiel, wie du die Umsetzung gestalten kannst, zeigt dir Tabelle 4: Tabelle 4: Berechnung deines monatlichen Saldos Einnahmen eines Monats Ausgaben eines Monats # Einnahme Betrag in € Ausgabe Betrag in € 1 Nebenjob 450,- € Wohnungsmiete 300,- € 2 Kindergeld 180,- € Lebensmittel 240,- € 3 Studienkredit 120,- € Benzin 80,- € 4 / / Kleidung 60,- € 5 / / Netflix 10,99 € ... ... ... Studententicket 45,- € Summe / 750,- € / 735,99 € Saldo Einnahmen - Ausgaben = Differenz 750,00 € - 735,99 € = 14,01 € <?page no="47"?> 48 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts Wichtig bei diesem ersten Schritt ist die Vollständigkeit deiner Angaben, also dass du tatsächlich alle Einnahmen und Ausgaben, die monatlich anfallen, notierst. Damit sind auch einmalige Einnahmen und Ausgaben gemeint. Falls du Einnahmen oder Ausgaben hast, die nur alle drei Monate oder in einem anderen monatlichen Rhythmus anfallen, dann kannst du die Gesamtausgaben durch die Anzahl der Monate, in dessen Rhythmus die Kosten anfallen, teilen. Ein Beispiel wäre die Amazon-Prime-Mitgliedschaft, welche im Jahr 69 € beträgt. Dividiert durch zwölf Monate wären das Kosten in Höhe von 5,75 € pro Monat. Wenn du diesen Schritt abgeschlossen hast, folgt der zweite Schritt. Schritt 2: Nun ist es unter Berücksichtigung deines berechneten Saldos wichtig, dir zu überlegen, welche fixe monatliche Summe du für deine Geldanlage zurücklegen möchtest. Es reichen sogar bereits zweistellige Beträge im Monat, um mit der Geldanlage zu beginnen, da du bei bestimmten Depotanbietern Sparpläne schon ab einem monatlichen Betrag von 25 € besparen kannst. Zur Festlegung einer solchen Summe ist es hilfreich, einen fixen Anteil deiner Einnahmen, wie zum Beispiel 10 %, zu bestimmen. Dies würde bei monatlichen Einnahmen in Höhe von 750 € bedeuten, dass du 75 € für die Geldanlage zurücklegst. Sollte dein Saldo kleiner sein als die Summe, die du zurücklegen möchtest, dann folgt nun der nächste Schritt, um diese Differenz auszugleichen. Schritt 3: Um den gewünschten Betrag monatlich zurücklegen zu können, überlegst du dir nun, welche Ausgabenpunkte (mindestens drei! ) du in der Höhe kürzen oder sogar komplett streichen kannst. Zum Beispiel wären das Ausgabenpunkte, auf die du im Monat am ehesten verzichten kannst. So könntest du auf ein cooles T- <?page no="48"?> 1.4 Die Auswirkungen deines Kapitaleinsatzes 49 Shirt logischerweise leichter verzichten als auf die tägliche Verpflegung. Versuche. durch die Kürzung deiner Ausgaben wirklich deine angestrebte Anlagesumme zu erreichen. Schritt 4: Erstelle nun - sobald du ein Depot eröffnet hast - einen Dauerauftrag bei deiner Bank, sodass diese Anlagesumme am Monatsanfang sofort auf dein Depot überweisen wird. Inwiefern du dann das Geld zur Geldanlage verwenden kannst, zeigen wir dir nach Eröffnung deines Depots in Kapitel 2. Schritt 5: Dieser Schritt ist der allerwichtigste Schritt von allen. Hoffentlich hast du diesen Schritt bis hierhin schon erledigt, sonst sorge nun direkt dafür, bevor du weiterliest. Im fünften Schritt handelt es sich nämlich um die Umsetzung aller vorherigen Schritte. Denn am Ende des Tages zählt nur das Ergebnis. Das Ergebnis erreichst du nur durch die tatsächliche Umsetzung deines erlernten Wissens! Wenn du dir diese Tipps zu Herzen nimmst und die Schritte wirklich umsetzt, dann wirst du es mit hoher Wahrscheinlichkeit schaffen, monatlich mindestens 25 € oder mehr zurückzulegen, die du dann für deinen langfristigen Vermögensaufbau verwenden kannst. Wir sind fest davon überzeugt, wenn du es wirklich willst, dann wirst du auch mehr als die beschriebenen 25 € pro Monat zurücklegen und anlegen können. Die praktische Umsetzung dieser Aufgabe hat letztendlich nicht nur die Reduzierung deiner Kosten zum Ziel. Zusätzlich dient sie ganz grundlegend dazu, dass du dir durch die Auflistung all deiner Ausgaben erst einmal bewusst wirst, wofür du dein Geld monatlich eigentlich ausgibst. Genau dies ist vielen Studenten, sogar Berufstätigen, überhaupt nicht bewusst. Jedoch ist genau dieses Be- <?page no="49"?> 50 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts wusstsein essentiell, um Verantwortung für seine eigenen Finanzen zu übernehmen und diese zu verwalten. Du musst also deine Ist-Situation verstehen. Nur dann kannst du deiner Soll-Situation, also deinem Ziel, näherkommen. Nachdem du nun mindestens drei deiner Ausgabenpunkte reduziert oder sogar gestrichen hast und mindestens 25 € für die Geldanlage zur Verfügung hast, kommen wir noch zu einem weiteren wichtigen Punkt, und zwar zu deinen zukünftigen Konsumausgaben. Grundsätzlich kannst du dich hinsichtlich deines zukünftigen Konsums an grundlegende Geld- oder Konsumregeln orientieren, die dir einen gewissen Rahmen bieten, den du für deinen Konsum täglich anwenden kannst. Diese Regeln sind nicht in Stein gemeißelt, sondern sollen dir nur als praktische Hilfe dienen, damit du wesentlich bewusster konsumieren kannst. Bereits die Anwendung einer oder sogar von zwei Regeln kann dich zu einem bewussteren Konsum und einem bewussteren Umgang mit Geld führen und möglicherweise den ein oder anderen Ausgabenpunkt in der Zukunft vermeiden. Folgende fünf einfache und leicht umsetzbare Konsumregeln kannst du also ab heute in deinen täglichen Alltag implementieren und somit für einen bewussteren und nachhaltigeren Konsum sorgen: Konsumregeln Regel 1: Frage dich vor jedem Kauf einer Ware oder einer Dienstleistung, ob du dieses Produkt jetzt wirklich benötigst, also ob es ein großes Bedürfnis von dir befriedigt oder ob du es lediglich spontan kaufen möchtest. Ein Beispiel ist beim Lebensmitteleinkauf, dass du nur solche Produkte in den Einkaufswagen legst, die auch auf deiner Einkaufsliste stehen. Plane also deine Käufe und vermeide übermäßige spontane Käufe. <?page no="50"?> 1.4 Die Auswirkungen deines Kapitaleinsatzes 51 Regel 2: Versuche, beim Konsum immer die Kosten zu reduzieren, ohne auf den Konsum selbst verzichten zu müssen. Ein Beispiel wäre einerseits wieder im Supermarkt der Kauf der günstigeren Eigenmarke statt des teureren Markenprodukts. Andererseits wäre der Kauf von rabattierten Produkten eine weitere Möglichkeit. Regel 3: Wenn du beim Konsum darüber nachdenken musst, ob du dir etwas leisten kannst oder nicht, dann kannst du es dir höchstwahrscheinlich nicht leisten und sprengst zu diesem Zeitpunkt dein Geldbudget. Versuche also den Kauf von Waren und Dienstleistungen zu vermeiden, die du dir durch deine aktuelle Einkommenssituation eigentlich gar nicht leisten kannst. Der Kauf des neuesten und besten Smartphones oder eine zu hohe Finanzierungsrate beim Autokauf sind hier gute Beispiele. Regel 4: Belohne dich erst nach geleisteter Arbeit. Dies kannst du beispielsweise umsetzen, indem du dir für die Erreichung eines Ziels dich mit dem Kauf eines bestimmten Produktes belohnst. So könntest du auf den Frustkonsum während der Klausurphase verzichten und dich nach der letzten Klausur wohlverdient belohnen. Regel 5: Versuche die Differenz zwischen deinen Einnahmen und Kosten kontinuierlich zu erhöhen, indem du bei jeder Einkommenserhöhung deine Kosten nicht gleichermaßen erhöhst, sondern wesentlich langsamer. <?page no="51"?> 52 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts Ein weiterer wichtiger Punkt hinsichtlich deines zukünftigen Konsums ist neben der Anwendung von täglichen Konsumregeln die Vermeidung der Aufnahme von Konsumschulden. Denn Schulden, insbesondere Konsumschulden, wie beispielsweise für einen Urlaub, ein neues Auto oder einen neuen Fernseher, haben den großen Nachteil, dass der Zinseszins in diesen Fällen gegen dich arbeitet und deinen Vermögensaufbau drastisch abbremst. Du entfernst dich also durch die Aufnahme von Konsumschulden von deinem Ziel, vermögend zu werden. Daher solltest du die Aufnahme von Schulden für Konsumzwecke unbedingt vermeiden. Denn nur so vermeidest du auch die Zahlung von Zinsen und Zinseszinsen für diese unnötigen Konsumschulden. Mache also nicht den Fehler und sei auf der falschen Seite des Gläubiger-Schuldner-Verhältnisses. Denn du hast die Wahl: Entweder zahlst du für den Kauf deiner materiellen Wünsche die entsprechenden Zinsen, oder du erfüllst dir diese Wünsche zu einem späteren Zeitpunkt aus deinen Zinseinnahmen. Getreu nach dem Motto: Derjenige, der das Zinssystem verstanden hat, erhält die Zinsen, und derjenige, der es nicht verstanden hat, bezahlt diese Zinsen. Nun die Frage an dich: Möchtest du derjenige sein, der die Zinsen zahlt oder derjenige der die Zinsen erhält? Da du dir dieses Buch gekauft und bis hier hin gelesen hast, möchtest du ganz bestimmt diejenige Person sein, die die Zinsen einsammelt. Es liegt in deiner Hand und allein in deiner Verantwortung, wie du mit deinen Finanzen umgehst. Es liegt auch ganz alleine an dir, welchen Anteil deiner Einnahmen du anlegst und wie schnell du dein Vermögen aufbaust und deine finanzielle Sicherheit und Freiheit erreichst. Um diesen Anteil zu erhöhen, solltest du daher deine Kostenpunkte reduzieren. Wenn du dies bis jetzt noch nicht umgesetzt hast, dann tue dir bitte selber den Gefallen und setze es jetzt um. Denn <?page no="52"?> 1.4 Die Auswirkungen deines Kapitaleinsatzes 53 vergiss nicht: das Lesen dieses Buches alleine wird dir nicht weiterhelfen, du musst die Inhalte auch in die Tat umsetzen. Nur angewandtes Wissen ist Macht! Take Aways: I Investition und Konsum unterscheiden sich in der Richtung des Geldflusses. Sei derjenige, der das Geld erhält und nicht derjenige, der es verliert. II Vermögend wird nicht derjenige, der viel Geld verdient, sondern derjenige, der von seinem verdienten Geld viel behält. III Liste all deine monatlichen Ausgaben tabellarisch auf. Erhöhe dein Anlagevolumen mittels Kürzung deiner Konsumausgaben um mindestens 25 €. <?page no="53"?> 1.5 Deine Rendite als Katalysator Nachdem wir nun in Form des Kapitaleinsatzes und des Anlagezeitraums zwei der drei wichtigsten Faktoren, die deinen Vermögensaufbau wesentlich beeinflussen, ausführlich thematisiert haben, ist es nun an der Zeit, den dritten und möglicherweise auch entscheidendsten Faktor für deinen langfristigen Vermögensaufbau in den Fokus zu rücken. Und zwar die Höhe deiner Rendite. Warum ist dieser Faktor so wichtig? Wissensbox Die Rendite bezeichnet die Ertragshöhe einer Kapitalanlage innerhalb eines definierten Zeitraums und gibt damit den Gesamterfolg einer Kapitalanlage hinsichtlich der tatsächlichen Verzinsung des Kapitaleinsatzes wieder. Grundsätzlich unterscheidet man zudem je nach Berücksichtigung von Kosten zwischen einer Brutto- und Nettorendite. (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung, 2016) Selbst wenn dein Anlagezeitraum 100 Jahre betragen würde und du auf einmal 100.000 € anlegen könntest, auch dann würdest du bei einer sehr niedrigen oder sogar negativen Rendite - zum Beispiel im Fall der Spareinlagen - dein Kapital nur marginal vermehren können. Höchstwahrscheinlich wären die 100.000 € bei einer sehr niedrigen Rendite aufgrund der Inflation über den Zeitraum sogar weniger wert als heute. Bei einer Spareinlage in Höhe von 100.000 € und einem realen Zinssatz von 1 % würde sich dein Geld zum Beispiel erst nach knapp 70 Jahren verdoppeln. Das ist nicht gerade attraktiv, oder? <?page no="54"?> 1.5 Deine Rendite als Katalysator 55 In der Realität ist dieser Sachverhalt wesentlich dramatischer. Denn wie du bereits gelernt hast, werden auf klassische Spareinlagen zum Teil nicht einmal mehr Zinsen in Höhe von 1 % gezahlt. In Kombination mit der Inflation resultiert somit sogar ein negativer Realzins. Die Konsequenz ist, dass du beim Sparen Geld in Form von verminderter Kaufkraft verlierst. Diese Art von Sparen führt demnach nicht zu dem, was man sich anfangs erhofft hat, und zwar zum langfristigen Vermögensaufbau. Tabelle 5: Verdopplungsrate in Jahren des Kapitals bei gegebener Rendite p.a. Bei einer Rendite von 2 % benötigt man demnach 35 Jahre, um sein Geld zu verdoppeln. Höhere Renditen gestalten diesen Sachverhalt aufgrund des Zinseszinses um einiges attraktiver. Bei einer Rendite von 7 % pro Jahr reduziert sich die Zeit bis zur Kapitalverdopplung bereits auf zehn Jahre. Bei 20 % sind es Rendite p.a. Jahre bis zur Kapitalverdopplung Rendite p.a. Jahre bis zur Kapitalverdopplung 0,25 % 277,61 9 % 8,04 0,5 % 138,98 10 % 7,26 1 % 69,66 15 % 4,96 2 % 35,00 20 % 3,79 3 % 23,45 25 % 3,10 4 % 17,67 30 % 2,61 5 % 14,20 40 % 2,05 6 % 11,89 50 % 1,67 7 % 10,24 75 % 1,19 8 % 9,01 100 % 1 <?page no="55"?> 56 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts sogar nur noch knapp vier Jahre. Je schneller du also Vermögen aufbauen möchtest, desto höher muss deine jährliche Rendite sein. Die Rendite fungiert in der Geldanlage und beim Vermögensaufbau metaphorisch ausgedrückt als Tempomacher. Je schneller du Vermögen aufbauen möchtest, desto höher muss deine jährliche Rendite folglich ausfallen. Attraktive Renditen sind hinsichtlich des langfristigen Vermögensaufbaus demnach unabdingbar. Allerdings sind hohe jährliche Renditen nicht selbstverständlich und sind auch mit entsprechenden Risiken verbunden. Da gerade diesem Sachverhalt in der Geldanlage eine enorm hohe Bedeutung zukommt, werden wir auf diese Thematik im Laufe dieses Buches noch explizit eingehen. Falls du noch weitere Renditen und deren Zeit bis zur Kapitalverdopplung berechnen möchtest, dann kannst du die sogenannte 72er-Regel als vereinfachte und annähernd genaue Faustformel zur Berechnung nutzen. Bei der 72er-Regel dividierst du die Zahl 72 durch die Höhe der Rendite. Das Ergebnis ist, wie du in folgender Gleichung sehen kannst, der notwendige Zeitraum zur Verdopplung des Geldes bei gegebener Rendite: t ≈ 72 p Jahre Die gute Nachricht für dich ist nun: Jährliche Renditen von 7 % sind auch im aktuellen Niedrigzinsumfeld keine Utopie und daher auch für dich als Anfänger mit der richtigen Anlagestrategie im Bereich des Möglichen. Ein gutes historisches Beispiel hierzu ist der DAX. Hätte man beispielsweise im Jahr 1967 sein Geld in einen Aktienindex angelegt, der den DAX 1: 1 nachbildet, dann hätte man in dem 50-jährigen Zeitraum bis 2017 eine durchschnittliche <?page no="56"?> 1.5 Deine Rendite als Katalysator 57 Rendite von 7,7 % pro Jahr erzielt. 5 Bei einer solchen jährlichen Rendite hättest du dein Kapital also nicht nur bereits nach rund 9,3 Jahren zum ersten Mal verdoppelt, sondern sogar nach dem gesamten betrachteten Zeitraum mit dem Faktor von 41 vervielfacht. 6 Somit wäre eine Einmalanlage im Jahr 1967 in Höhe von 10.000 € im Jahr 2017 rund 408.000 € wert. Das ist wahrlich beeindruckend. Um zu zeigen, welchen Effekt die Rendite auf deinen Vermögensaufbau hat, ist die 72er-Regel bereits ziemlich hilfreich. Welchen gravierenden Unterschied eine unterschiedliche Rendite über einen langfristigen Zeitraum für deinen Vermögensaufbau nun jedoch konkret bedeutet, möchten wir dir gerne an folgendem Beispiel zeigen. Drei Freunde - Uwe, Patrick und Rita - beschließen jeweils im Alter von 20 Jahren monatlich 300 € in den nächsten 40 Jahren anzulegen. Die Geldanlage der drei Freunde unterscheidet sich lediglich hinsichtlich der durchschnittlichen Rendite, die sie dabei jährlich erzielen. Uwe erzielt demnach eine jährliche Rendite von 3 %, Patrick von 6 % und Rita von 9 %. Da die drei Freunde die Funktionsweise des Zinseszinses kennen, möchten sie sich ihre Kursgewinne über den gesamten Anlagezeitraum nicht auszahlen lassen. Stattdessen möchten sie, dass der Zinseszins für sie in Ruhe arbeiten kann. Nach 40 Jahren ergeben sich bei einer monatlichen Sparrate von 300 € also folgende Ergebnisse: 5 Quelle: Deutsches Aktieninstitut, 2018 6 Jedoch sind dies lediglich historische Werte. Eine frühere Performance ist dabei kein Hinweis auf künftige Ergebnisse. <?page no="57"?> 58 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts Uwe sammelte ein Vermögen von knapp 275.000 € an Patrick hat nach 40 Jahren ein Vermögen von 575.000 € Rita erzielte mit ihrer Geldanlage ein Endvermögen von 1.275.000 € Hätte man nun stattdessen lediglich gespart und somit eine jährliche Rendite von 0 % erhalten, dann wäre das Endvermögen auf 144.000 € angewachsen. Rita hat nun demzufolge nach 40 Jahren ein fast fünffach höheres Vermögen als Uwe und ein mehr als doppelt so hohes Vermögen wie Patrick aufgebaut. Zusätzlich ist Ritas Vermögen knapp neunmal (! ) höher, als wenn sie über den gesamten Zeitraum ihr Geld nur gespart und nicht angelegt hätte. Obwohl die drei Freunde jeweils im Alter von 20 Jahren begonnen haben, die gleiche monatliche Geldsumme anzulegen, sind sie nach 40 Jahren in einer völlig unterschiedlichen finanziellen Situation. Jeder konnte zwar ein beträchtliches Vermögen aufbauen, jedoch unterscheiden sich diese Endvermögen doch deutlich voneinander. Der Grund hierfür liegt einzig und allein in der unterschiedlichen Rendite, die die drei Freunde auf ihr Kapital erhalten haben und wie der Zinseszins seine Macht entfalten konnte. <?page no="58"?> 1.5 Deine Rendite als Katalysator 59 Abbildung 10: Einfluss der Rendite auf den Vermögensaufbau Dieses vereinfachte Beispiel soll dir illustrieren, wie ausschlaggebend die Rendite bei deinem langfristigen Vermögensaufbau ist. Aus diesem Grund ist simples Sparen bei einem Zinssatz um die 0 % der völlig falsche Ansatz, um langfristig Vermögen aufzubauen. Statt nur zu sparen solltest du dein erspartes Kapital daher in rentablere Anlageklassen anlegen, die dir auch eine attraktive Rendite erbringen. 144.000 € 275.856 € 575.250 € 1.275.675 € €0 €200.000 €400.000 €600.000 €800.000 €1.000.000 €1.200.000 €1.400.000 0 5 10 15 20 25 30 35 40 0% Uwe, 3 % Patrick, 6 % Rita, 9 % <?page no="59"?> 60 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts Wissensbox Eine Anlageklasse (bzw. Assetklasse) ist eine bestimmte Gruppe von Finanzprodukten, in die Anleger ihr Geld anlegen können. Dabei wird eine Anlageklasse von solchen Anlagen gebildet, die gemeinsame Eigenschaften aufweisen. Typische Anlageklassen sind zum Beispiel Anleihen, Aktien, Rohstoffe und der Geldmarkt mit Tages- und Festgeldkonten. Um jedoch überhaupt sein erspartes Geld in attraktive Anlageklassen anlegen zu können, muss man erst einmal wissen, welche Anlageklassen und Finanzprodukte es in der Finanzwelt überhaupt gibt und wie sich diese von ihrer Funktionsweise und ihres Zweckes voneinander unterscheiden. Damit du eine Übersicht über die vielen Anlagemöglichkeiten bekommst, werden wir dir nun im Folgenden die relevantesten Anlageklassen kurz vorstellen. Grundsätzlich kann man die vielen existierenden Anlageprodukte, wie zum Beispiel Sparbücher, Fonds und Gold, in unterschiedliche übergeordnete Gruppen einteilen. Zu diesen Gruppen zählen unter anderem die sogenannten klassischen Bankprodukte, Wertpapiere, Immobilien und Rohstoffe. Klassische Bankprodukte Zu den klassischen Bankprodukten gehören unter anderem das Tagesgeldkonto sowie die Termineinlagen. Diese zwei Formen der Geldanlage zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass man als Anleger mit einer Bank ein Vertragsverhältnis eingeht, indem man der Bank sein erspartes Geld zur Verfügung stellt und man als Gegenleistung einen festen Zinssatz erhält. <?page no="60"?> 1.5 Deine Rendite als Katalysator 61 Das Tagesgeldkonto zeichnet sich dadurch aus, dass du dein Geld mit täglicher Verfügbarkeit für einen unbestimmten Zeitraum anlegst. Im Gegenzug bietet dir die Bank dafür eine Guthabenverzinsung an, die vom allgemeinen Zinsniveau und der Höhe des angelegten Geldes abhängt. Das Tagesgeldkonto ist gekennzeichnet durch eine hohe Liquidität und ein geringes Verlustrisiko, aber dadurch auch einer geringeren Rendite. Bei den Termineinlagen unterscheidet man indessen grundsätzlich zwischen den sogenannten Festgeldern und den Kündigungsgeldern. Beim Festgeld legst du das Geld für eine im Vorfeld festgelegte Laufzeit bei der Bank an, die dir dafür im Gegenzug einen vereinbarten Zins zahlt. Das Kündigungsgeld ist im Gegensatz zum Festgeld unbefristet und verfügt über eine im Voraus vereinbarte Kündigungsfrist. Da du bei den Termineinlagen für den vereinbarten Zeitraum auf die Nutzung deines angelegten Geldes verzichtest, erhältst du in der Regel im Vergleich zu den Tagesgeldern auch einen höheren Zinssatz. Grundsätzlich ist zu sagen, dass die klassischen Bankprodukte eine gute Alternative für den risikoaversen Anleger darstellen, da das Risiko dieser Anlageprodukte sich im Wesentlichen nur auf die Inflation beschränken lässt. Jedoch müssen sich diese Anleger folglich auch mit einer relativ geringen Rendite zufriedenstellen lassen. Wertpapiere Wertpapiere sind Finanzprodukte, die im Gegensatz zu den klassischen Bankprodukten nicht am Geldmarkt gehandelt werden, sondern am sogenannten Kapitalmarkt. Zu diesen Wertpapieren gehören zum Beispiel Anleihen, Aktien, Fonds, Exchange Traded Funds (ETF’s) und auch Derivate. <?page no="61"?> 62 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts Anleihen sind an der Börse gehandelte festverzinsliche Wertpapiere, bei denen du also für einen festgelegten Zeitraum einen festen Zinssatz erhältst. Diese Zinsen werden dann zu bestimmten Zeitpunkten, zum Beispiel nach Ablauf der Anleihe, an den Anleger ausgezahlt. Die Höhe des Zinssatzes hängt im Wesentlichen von der Bonität beziehungsweise der Kreditwürdigkeit des Emittenten (Herausgeber) ab und kann daher je nach Anleihe stark variieren. Der Emittent einer Anleihe fungiert im übertragenen Sinn als ein Kreditnehmer, da dieser fremdes Geld für einen befristeten Zeitraum aufnimmt und diesen Betrag inklusive Zinsen zu einem späteren Zeitpunkt an die Kreditgeber zurückzahlen muss. Du als Privatanleger fungierst hingegen als Kreditgeber und hast ein Recht auf die Zurückzahlung deiner angelegten Geldsumme inklusive der Zinsen. Anleihen können dabei nur von Organisationen und nicht von Privatpersonen angeboten werden. Die wichtigsten Formen von Anleihen sind dabei die Staatsanleihen, bei denen sich ein Staat Geld leiht, und Unternehmensanleihen, bei denen sich Unternehmen Geld leihen können. Aktien hingegen sind an der Börse gehandelte Unternehmensanteile. Mit dem Erwerb einer Aktie wird der Anleger Miteigentümer des Aktienunternehmens und wird demzufolge sowohl an den Gewinnen, in Form von Kurssteigerungen und gegebenenfalls Dividendenzahlungen, als auch an den Verlusten des Unternehmens beteiligt. Unternehmen geben zum Beispiel Aktien aus, um zusätzliche Finanzmittel zu sammeln. Dabei wird im Gegensatz zu den Anleihen kein Fremdkapital eingesammelt, sondern sogenanntes Eigenkapital. Das Eigenkapital hat im Gegensatz zum Fremdkapital den Vorteil, dass das Unternehmen das eingesammelte Geld nicht zurückzahlen muss, da es für das eingesammelte Geld Unternehmensanteile ausgegeben hat. Der Nachteil, der sich für Eigenkapitalgeber aus der Bereitstellung von Eigenkapi- <?page no="62"?> 1.5 Deine Rendite als Katalysator 63 tal im Gegensatz zum Fremdkapital ergibt, ist, dass diese Form der Kapitalbereitstellung mit wesentlich mehr Risiken verbunden ist. Der Grund hierbei liegt darin, dass beispielsweise im Insolvenzfall eines Unternehmens zuerst die Fremdkapitalgeber ausbezahlt werden und erst im Anschluss, falls noch liquide Mittel zur Verfügung stehen, die Eigenkapitalgeber. Gleichzeitig haben Eigenkapitalgeber jedoch theoretisch auch unbegrenzte Renditechancen, wohingegen Fremdkapitalgeber nur auf die vereinbarten Zinsen beschränkt sind. Weiterhin haben Aktionäre gegenüber Fremdkapitalgebern weitere Vorzüge. So erwerben sie neben der Beteiligung am Unternehmensgewinn je nach Aktienform noch weitere Rechte, wie zum Beispiel sogenannte Stimmrechte. Dahingehend unterscheidet man grundsätzlich zwischen Namens- und Inhaberaktien sowie zwischen Stamm- und Vorzugsaktien. Die Namensaktie zeichnet sich dadurch aus, dass der Käufer einer Aktie mit seinem Namen im Namensregister der Aktiengesellschaft (AG) eingetragen werden muss. Die in Deutschland wesentlich häufigere Aktienform ist jedoch die Inhaberaktie, bei der der Käufer der Aktie ohne Eintragung ins Namensregister als Inhaber anerkannt wird und die damit verbundenen Rechte wahrnehmen kann. Käufer einer Stammaktie erhalten neben dem Anspruch auf eine Gewinnbeteiligung zusätzlich noch ein Stimmrecht sowie das Recht, an der Hauptversammlung der Aktiengesellschaft teilnehmen zu dürfen. Im Gegensatz dazu haben die Inhaber einer Vorzugsaktie kein Stimmrecht. Als Kompensation für den Verzicht auf das Stimmrecht zahlt die Aktiengesellschaft in der Regel höhere Dividenden an die Inhaber der Vorzugsaktien aus. Vorzugsaktien sind im Vergleich zu den Stammaktien in Deutschland jedoch nicht allzu häufig vorzufinden. Prominente Beispiele sind die Henkel AG & Co. KGaA (WKN: 604843) und die Sixt SE (WKN: 723133). <?page no="63"?> 64 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts Ein weiterer wesentlicher Vorteil von Aktien und auch anderer Sachwerte im Vergleich zu den sogenannten Geldwerten ist der Schutz vor der Inflation und somit vor der Entwertung des eingesetzten Geldes. Dies lässt sich damit begründen, dass die Wertentwicklung von Sachwerten in der Regel nicht von der Wertentwicklung einer Geldwährung abhängt, da Sachwerte beispielsweise im Falle der Abschaffung einer Währung einfach in einer anderen Währung notiert werden können. Zudem kann das Unternehmen, dessen Aktien man besitzt, die Preise der produzierten Waren und Dienstleistungen relativ flexibel an die Inflation anpassen. Beide Punkte bieten den Aktionären des Unternehmens folglich einen Schutz vor der Inflation. Fonds Im Gegensatz zu Aktien lassen bei einem Fonds viele verschiedene Anleger ihr Geld durch sogenannte Fondsmanager verwalten. Diese Fondsmanager kaufen dann mit dem Geld der Anleger die entsprechenden Anlageklassen, in die sich der Fonds spezialisiert hat, wie zum Beispiel Aktien beim Aktienfonds, Immobilien beim Immobilienfonds, Rohstoffe beim Rohstofffonds oder auch Anleihen beim Anleihenfonds. Bei einem Aktienfonds wird das Geld also folglich nur in Aktien angelegt. Hier wird dann jedoch nicht nur eine einzelne Aktie durch die Fondsgesellschaft erworben, sondern ein ganzes Bündel von verschiedenen Aktien. Für das Management des Fonds verlangt der Fondsmanager beziehungsweise die Fondsgesellschaft Gebühren, die sich je nach Fonds unterscheiden können und sich in jedem Fall negativ auf deine Rendite auswirken. <?page no="64"?> 1.5 Deine Rendite als Katalysator 65 ETF Eine weitere Art von Fonds sind Indexfonds beziehungsweise besser bekannt als Exchange Traded Funds (ETF). Exchange Traded Funds sind börsengehandelte Indexfonds. Da es Anlegern nicht direkt möglich ist, ihr Geld in Indizes anzulegen, bilden die ETF’s die Entwicklung des zugrundeliegenden Index - wie den DAX - nach, indem sich der ETF wie der jeweilige Index zusammenstellt. Durch ETF’s haben Privatanleger die Möglichkeit, ihr Geld mit relativ geringen Kosten in eine gesamte Branche, einen Markt oder eine Region anzulegen. ETF’s kann man sich grundsätzlich wie einen ganzen Blumenstrauß voller Aktien vorstellen, den man kauft. Der Vorteil dieses Blumenstraußes ist dabei, dass die Auswirkungen des Einzelrisikos einer Aktie durch den Kauf mehrerer Aktien kompensiert und reduziert werden. Wie bei den Aktien unterscheidet man auch bei den ETF’s zwischen unterschiedlichen Formen. Grundlegend unterscheidet man zwischen physischer Replikation und synthetischer Replikation. Dies klingt jedoch komplizierter als es eigentlich ist. Bei den physisch replizierenden ETF‘s unterscheidet man wiederum zwischen der Vollreplikation und dem Sampling. Bei der Vollreplikation werden alle Aktien im gleichen Verhältnis, also 1: 1 wie sie im Index vorliegen, gekauft. Diese Form der physischen Replikation kommt jedoch dann an ihre Grenzen, wenn der zugrundeliegende Index zu viele Aktien beinhaltet. Dieses Problem wird mit dem sogenannten Sampling gelöst. Hier werden nur die wichtigsten und liquidesten Aktien des Index gekauft. Das Sampling bietet den Vorteil, dass bei sehr großen Indizes die Kosten relativ geringgehalten werden. Da jedoch der Index nicht komplett nachgebildet wird, kann es folg- <?page no="65"?> 66 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts lich zu einer Abweichung zwischen der Entwicklung des Index und des ETF’s kommen. Bei synthetischen ETF’s, auch Swap-ETF’s genannt, wird der Index nicht wie bei der physischen Replikation direkt nachgebildet, sondern indirekt durch ein Tauschgeschäft. Genauer gesagt wird das Geld des ETF’s in ein beliebiges Aktienportfolio angelegt. Dieses beliebige Portfolio inklusive dessen Rendite wird dann mittels Tauschgeschäft an den Tauschpartner abgegeben. Der Tauschpartner verpflichtet sich im Gegenzug, die erzielte Rendite, die der Index erzielt hat, an den ETF auszuzahlen. Der Vorteil dieser ETF-Form ist, dass es Anlegern ermöglicht wird, auch an illiquiden und schwer zugänglichen Märkten zu partizipieren. Zusätzlich sind Swap-ETF’s häufig sogar günstiger als physische ETF’s. Ein Nachteil ergibt sich jedoch durch das Kontrahentenrisiko, also das Ausfallrisiko des Tauschpartners. Dieses zusätzliche Risiko ist zwar vorhanden, wird jedoch meist durch zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen beider Parteien deutlich reduziert. Konsequenterweise ist die Eintrittswahrscheinlichkeit eines solchen Ausfalls, insbesondere bei den großen Anbietern, relativ gering. <?page no="66"?> 1.5 Deine Rendite als Katalysator 67 Abbildung 11: Vergleich von physischen und synthetischen ETF's ETF‘s gelten grundsätzlich als passive Geldanlage, da ein ETF nicht aktiv von einem Fondsmanager verwaltet werden muss, sondern eigentlich nur einmalig zusammengestellt werden muss. Dies führt dazu, dass ETF’s im Vergleich zu normalen aktiven Fonds wesentlich kostengünstiger sind. Diese geringeren Gebühren haben langfristig einen signifikanten Einfluss auf deine Rendite und deinen Vermögensaufbau. Deshalb werden wir auf dieses Thema auf den folgenden Seiten nochmal separat eingehen. Oftmals hört man in der Börsenlandschaft auch Begriffe wie zum Beispiel Derivate. Da du aktuell noch am Anfang deiner Anlegerkarriere bist und mit diesen Finanzprodukten unkalkulierbare Risiken verbunden sind, wollen wir dir nur kurz die grundlegende Funktionsweise der Derivate erklären, aber im weiteren Verlauf nicht näher darauf eingehen. Der Begriff Derivat kommt aus dem lateini- Aktie E Aktie E Aktie D Aktie D Aktie C Aktie C Aktie C Aktie B Aktie B Aktie B Aktie A Aktie A Aktie A Index Vollreplikation Sampling Synthetischer ETF Kontrahent Physischer ETF Synthetischer ETF Rendite Portfolio Rendite Index <?page no="67"?> 68 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts schen von „derivare“ und bedeutet so viel wie „ableiten“. Derivate leiten daher ihren Wert von einem anderen Finanzprodukt ab, wie zum Beispiel einer Aktie. Man spekuliert also, ob ein anderes Finanzprodukt in dessen Wert fällt oder steigt. Im übertragenen Sinne kann man es folglich mit einer Wette vergleichen. Beispielsweise entscheidest du dich, Derivate im Wert von 10 € zu kaufen, die eine bestimmte Aktie als Referenzgröße heranziehen. Nun gehst du davon aus, dass eine Aktie welche aktuell 100 € wert ist, in ihrem Wert steigen wird. Steigt die Aktie nun um 50 % auf 150 €, steigt auch der Wert des entsprechenden Derivats um 50 % auf 15 €. Bei Derivaten gibt es jedoch auch die Möglichkeit, diese mit einer Hebelwirkung zu verknüpfen. Dieser Hebel bewirkt basierend auf dessen zugrundeliegenden Faktors eine Vervielfachung der Wertentwicklung der Aktie. Wenn also wie im obigen Beispiel die zugrundeliegende Aktie um 50 % steigt und du ein Derivat mit einem Hebelfaktor von zehn gekauft hast, dann würde sich der Wert des Derivats nicht auf 15 € erhöhen, sondern auf 50 €. Diese Hebelwirkung kann zwar, wie du siehst, sehr hohe Renditen erbringen, kann jedoch auch sehr hohe Verluste verursachen. Die besondere Gefahr hierin besteht, dass du auch mehr als 100 % deines Geldeinsatzes verlieren kannst. Daher solltest du dir im Voraus sehr gut überlegen, ob du als Beginner mit solchen Anlageprodukten und dessen unkalkulierbaren Risiken handeln möchtest. Neben den klassischen Bankprodukten und Wertpapieren gibt es, wie bereits erwähnt, noch weitere Gruppen von Anlageklassen, wie zum Beispiel Immobilien und Rohstoffe sowie Varianten von ETF’s, die sowohl auf Rohstoffe (Exchange Traded Commodities, ETC) als auch auf Immobilien (Real Estate Investement Trust, REIT) spezialisiert sind. Auf diese möchten wir an dieser Stelle jedoch nicht genauer eingehen. Stattdessen werden wir uns auf die vorig erläuterten Anlageklassen beschränken und insbesondere auf Aktien und ETF’s eingehen, da gera- <?page no="68"?> 1.5 Deine Rendite als Katalysator 69 de diese zwei Anlageklassen zu Beginn aufgrund ihrer einfachen Handhabung unserer Meinung nach sehr gut für den Privatanleger geeignet sind und dir den Börsenstart somit wesentlich erleichtern. Solltest du dich neben den in diesem Buch beschriebenen Anlageklassen trotzdem für Rohstoffe und Immobilien interessieren, dann empfehlen wir dir diesbezüglich zusätzliche Bücher zu dieser Thematik zu lesen. Grundsätzlich kann natürlich niemand vorhersagen, welche Anlageklasse in den nächsten zehn oder 20 Jahren die höchste Rendite erzielen wird. So sind auch insbesondere historische Entwicklungen von verschiedensten Anlageklassen kein zuverlässiger Indikator für aktuelle und auch zukünftige Renditen. Jedoch ist es durchaus hilfreich, aus historischen Daten einige Erkenntnisse für die eigene Geldanlage abzuleiten. So sind diesbezüglich beispielsweise Performancevergleiche von verschiedensten Anlageklassen, die über mehrere Jahrzehnte gehen, sehr interessant. Kurzfristige vs. langfristige Aktienperformance Nachdem wir dir nun die wesentlichsten Anlageklassen kurz vorgestellt haben, möchten wir nun auf den nächsten Seiten den Unterschied zwischen der kurz- und langfristigen Performance insbesondere anhand von Aktien erläutern. Im ersten Schritt möchten wir dabei auf die kurzfristige Performance eingehen. Diesbezüglich kannst du in Abbildung 12 sowohl die Jahresrenditen des S&P 500 im Zeitraum von 1980 bis 2018 einsehen als auch zusätzlich die maximale unterjährige Negativrendite des jeweiligen Jahres. <?page no="69"?> 70 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts Abbildung 12: Jahresrenditen des S&P 500 mit unterjährigen Verlusten von 1980 bis 2018 7 Wissensbox Der S&P 500 (= Standard & Poor’s 500) ist ein Aktienindex der USamerikanischen Ratingagentur Standard & Poor’s, der die Aktien nach der Marktkapitalisierung der 500 größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen umfasst. Neben vielen weiteren Indizes ist der S&P 500 einer der wichtigsten Aktienindizes der Welt. 7 Quelle: Morningstar.com 28% -10% 15%17% 1% 26% 15% 2% 12% 27% -7% 26% 4% 7% -1% 34% 20% 31%27% 20% -10% -13% -23% 26% 9% 3% 14% 4% -38% 23% 13% 0% 13% 30% 14% -1% 10% 19% -7% -17%-18%-14% -7% -12% -8% -9% -34% -8% -8% -20% -6% -6% -5% -9% -3% -8%-11% -19% -12% -17% -26% -32% -14% -8% -7% -8%-10% -47% -28% -16% -19% -10% -6% -7%-11%-9% -2% -20% -50% -40% -30% -20% -10% 0% 10% 20% 30% 40% 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Jahresrendite Höchste jährliche Negativrendite <?page no="70"?> 1.5 Deine Rendite als Katalysator 71 Die dunklen Balken in Abbildung 12 zeigen dabei die höchsten Verluste des S&P 500 zwischen 1980 und 2018 innerhalb des jeweiligen Jahres an. Die helleren Balken hingegen geben die Jahresrendite des S&P 500 des jeweiligen Jahres an. Zu beobachten ist, dass innerhalb fast jeden Jahres ziemlich hohe negative Renditen zu beobachten sind. Dabei sind Kursverluste von bis zu - 47 %, wie dies im Jahr 2008 aufgrund der Banken- und Finanzkrise der Fall war, möglich. Trotz dieser Tatsache, dass negative Kursentwicklungen jährlich vorkommen, ist es erstaunlich, dass Aktien, wie hier am Beispiel des S&P 500, trotzdem mehrheitlich eine positive Jahresrendite erzielen. Denn so schloss der S&P 500 zwischen 1980 und 2018 trotz unterjähriger, zum Teil zweistelliger negativer Rendite, in 29 von 39 Jahren mit einer positiven Rendite ab. In 16 der 29 Jahre mit positiver Jahresrendite wurden sogar noch Renditen von über 15 % innerhalb eines einzigen Jahres erzielt. Abbildung 12 stellt somit ziemlich deutlich dar, dass bei Aktien insbesondere in der kurzfristigen Perspektive, wie hier innerhalb eines Jahres, sowohl hohe positive Renditen jenseits der 34 %, aber auch hohe negative Renditen von bis zu - 47 % möglich sind. Aktien zeichnen sich also vor allem in der kurzfristigen Perspektive durch ein hohes Risiko aus. Dieses Risiko manifestiert sich unter anderem in der sogenannten Volatilität. Wissensbox Die Volatilität, auch Standardabweichung genannt, gibt das Maß des Risikos einer Kapitalanlage an. Schwankt der Kurs einer Aktie über einen definierten Zeitraum hinweg stark von seinem Mittelwert ab, dann ist diese Aktie volatiler und risikoreicher, als eine Aktie mit geringeren Schwankungen. <?page no="71"?> 72 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts Betrachtet man nun Aktien in der langfristigen Perspektive, also über einen Zeitraum von bis zu 50 Jahren, dann zeigt sich ziemlich schnell ein anderes Bild. Denn je länger der Anlagehorizont von Aktien ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Aktien eine positive jährliche Rendite erbringen. Analog dazu ist also die Wahrscheinlichkeit mit Aktien einen Verlust zu erleiden umso geringer, desto länger der Anlagehorizont ist. Abbildung 13: Jährliche Renditen des DAX bei einem Anlagehorizont von 1 bis 50 Jahren (1967 - 2017) Wie du anhand von Abbildung 13 erkennen kannst, hättest du am Beispiel des DAX bereits nach einem Anlagehorizont von 15 Jahren im schlechtesten Fall eine positive Rendite von 2,3 % pro Jahr erzielt. Durchschnittlich wären jedoch innerhalb des 15-jährigen Anlagezeitraums Renditen von circa 8,7 % pro Jahr 84,1 29,8 16,5 15,4 15,2 13,5 10,9 9,9 9,2 8,4 10,5 8,3 8,2 8,7 9,3 9,1 9,1 8,7 8,3 7,9 7,7 -43,9 -9,4 -1,5 2,3 5,7 5,4 6,8 6,6 6,8 7,4 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 100 1 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 Historische Renditen in % pro Jahr Haltedauer in Jahren Maximale Rendite Durchschnittsrendite Minimale Rendite <?page no="72"?> 1.5 Deine Rendite als Katalysator 73 möglich gewesen. Im besten Fall hättest du sogar eine jährliche Rendite von bis zu 15,4 % erzielt. Erweitert man diesen Anlagehorizont nun um weitere Jahre, also auf insgesamt 30, 40 oder sogar 50 Jahre, dann gleichen sich sowohl die maximale als auch die minimale Rendite an die Durchschnittsrendite an. Folglich wird somit die Differenz zwischen maximaler und minimaler Rendite immer kleiner. So betrug die Renditedifferenz zwischen maximaler und minimaler Rendite bei einem Anlagehorizont von 15 Jahren noch 13,1 % und sank bei einem Anlagehorizont von 40 Jahren auf nur noch 2,4 %. Das Risiko und demzufolge auch das mögliche Verlustrisiko von Aktien hängt also sehr stark vom Anlagehorizont ab. Für den langfristigen Vermögensaufbau über mehrere Jahrzehnte hinweg sind Aktien jedoch eine lukrative und vielversprechende Anlageform. Der Zeitraum ist hierbei wesentlich bedeutender als der Zeitpunkt der Geldanlage, denn Anleger mit einem langfristigen Anlagehorizont können bei kurzbis mittelfristigen Kursschwankungen relativ entspannt bleiben. In der kurzfristigen Perspektive ist die Geldanlage in Aktien und ähnlichen Finanzprodukten jedoch durchaus mit gewissen Risiken in Form von Kursschwankungen verbunden. Da das Thema Risiko bei der Geldanlage von enormer Bedeutung ist, wird darauf im nächsten Kapitel nochmal genauer eingegangen, insbesondere auch wie du das Risiko einer Kapitalanlage neben einem langen Anlagehorizont reduzieren kannst. Wie du in diesem Abschnitt nun gelernt hast, ist die Höhe der Rendite einer der wichtigsten Faktoren, um langfristig Vermögen aufzubauen. Bei historischer Betrachtung erzielte dabei jede Anlageklasse eine unterschiedliche Rendite, und dies wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch zukünftig der Fall sein. Daher sollte für dich hinsichtlich deines langfristigen Vermögensaufbaus gelten, solche An- <?page no="73"?> 74 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts lageformen ausfindig zu machen, die dir attraktive Renditen bei einem moderaten Risiko einbringen können. Jedoch ist, wie bereits erwähnt, die erzielte Rendite nur die eine Seite der Medaille. Mit jeder Anlageklasse ist auch gleichzeitig ein bestimmtes Risiko verbunden. Jeder Privatanleger muss daher auch genau verstehen, welches Risiko man bei seiner Geldanlage eingehen möchte. Denn diese sogenannte Risikotoleranz ist hochindividuell und ist auch stark von den individuellen Lebensumständen, wie beispielsweise dem Alter, abhängig. Vollgas mit angezogener Handbremse: Auswirkungen von Gebühren Wie in diesem Kapitel bereits ausführlich beschrieben wurde, ist die Rendite mitunter der entscheidendste Faktor für deinen langfristigen Vermögensaufbau. Je höher die Rendite ist, desto schneller wirst du dein Geld vermehren und Vermögen aufbauen können. Einen Punkt, den man jedoch keineswegs vernachlässigen darf, sind die anfallenden Kosten in Form von Gebühren und Steuern, die mit der Geldanlage verbunden sind. Denn jeder Dienstleister, der im Rahmen deiner Geldanlage eine Dienstleistung erbringt, wie dies zum Beispiel die Bank, die Fondsgesellschaft oder auch der selbständige Vermögensberater machen, verlangt für diese Dienstleistung Geld in Form einer Gebühr. Davon gibt es unzählige Arten von Gebühren, wie zum Beispiel Transaktionsgebühren beim Wertpapierkauf, Depotführungsgebühren beim Broker, Verkaufsgebühren und viele weitere Arten von Gebühren. Diese Gebühren sind je nach Dienstleister und Anlageklasse in der Höhe völlig unterschiedlich und weichen zum Teil stark voneinander ab. Gebühren in Höhe von beispielsweise 1 % oder 2 % hören sich dabei erstmal nicht nach viel an, jedoch kann man sich hier sehr schnell täuschen. Denn Gebühren können deine Rendite und folglich auch deinen Vermögensaufbau <?page no="74"?> 1.5 Deine Rendite als Katalysator 75 schnell um 50 % reduzieren. Die Auswirkungen von Kosten auf deine Rendite möchten wir dir zum besseren Verständnis daher anhand eines Beispiels erläutern. Drei Freunde - Simon, Anna und Matthias - beschäftigen sich seit kurzem mit der Wertpapieranlage und möchten jeweils im Alter von 30 Jahren eine Summe von 50.000 € in einen Aktienfonds anlegen. Die drei Freunde haben zufälligerweise über 30 Jahre hinweg jeweils eine jährliche Rendite von 7 % erzielt. Nach 30 Jahren vergleichen diese drei Freunde den Wert ihres Portfolios mit der Annahme, dass sie alle das gleiche Vermögen angehäuft haben. Jedoch fällt ihnen aufgrund der Tatsache, dass sie jeweils unterschiedliche Aktienfonds ausgewählt hatten, auf, dass die Gebühren der Aktienfonds nicht gleich sind. Rückblickend haben sie jeweils über die 30 Jahre jährliche Gebühren von 1 %, 2 % und 3 % gezahlt. Dies hatte weitreichende Konsequenzen auf das jeweilige Endvermögen der drei Freunde: <?page no="75"?> 76 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts Abbildung 14: Einfluss unterschiedlicher Gebühren auf die Rendite Die drei Freunde bemerken, dass Simon mit knapp 290.000 € das meiste Vermögen angehäuft hat. Obwohl die gleiche Geldsumme angelegt wurde und die gleiche Rendite erzielt wurde, hat Simon ein um 32 % höheres Vermögen als Anna und ein um 77 % höheres Vermögen als Matthias. Und dies lediglich aufgrund dessen, dass Simon um einen Prozentpunkt beziehungsweise zwei Prozentpunkte niedrigere Gebühren hatte als seine Freunde. Gebühren in Höhe von 1 %, 2 % oder auch 3 % wirken auf den ersten Blick ziemlich gering. Über den Anlagezeitraum hinweg, in denen der Zinseszins arbeitet, kann dies jedoch den Unterschied zwischen finanzieller Freiheit und finanzieller Abhängigkeit bedeuten. Ohne Rücksicht auf Kosten und Gebühren wirst du somit ganz schnell 50 % deines zukünftigen Vermögens verlieren. Mit solchen hohen Kosten wirst du 287.174 € 216.097 € 162.169 € 50.000 € 100.000 € 150.000 € 200.000 € 250.000 € 300.000 € 0 5 10 15 20 25 30 Simon, 1 % Gebühren Anna, 2 % Gebühren Matthias, 3 % Gebühren <?page no="76"?> 1.5 Deine Rendite als Katalysator 77 folglich auch mit einer perfekten Anlagestrategie unterdurchschnittlich abschneiden. Wir zeigen dir auch warum: Denn Gebühren in Höhe von 2 % sind letztendlich deutlich mehr als 2 % Renditeverlust. Abbildung 15: Die wahren Kosten eines Aktienfonds Bei einer Geldanlage in Höhe von 50.000 € und einer Rendite von 7 % würdest du ohne Gebühren nach dem ersten Jahr eine absolute Bruttorendite in Höhe von 3.500 € haben. Werden nun die Gebühren in Höhe von insgesamt 2 % miteinberechnet, dann sinkt deine Rendite auf 2.500 €. Setzt man dies nun ins Verhältnis zum eingesetzten Kapital, um die wahren Gebühren und Kosten zu berechnen, dann kommt man auf folgendes Ergebnis: (500 €+500 €) 3.500 € = 28,6 % . Bei Kosten in Höhe von 2 % und einer Rendite von 7 % wirst du innerhalb eines Jahres fast 30 % deiner Rendite und deines Vermögensaufbaus an Dritte abgeben. Um diesen Fehler nicht zu begehen und einen Großteil deiner Rendite zu retten, ist es für dich daher unabdingbar, bei jeder Geldanlage auf die Kosten in Form von Gebühren zu achten und lediglich dort dein Geld anzulegen, wo auch geringe Gebühren verlangt werden. 50.000 € angelegt in einen Aktienfonds 7 % Rendite pro Jahr 2 % Gebühren 5 % Nettorendite pro Jahr <?page no="77"?> 78 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts Take Aways: I Die Höhe deiner Rendite ist mit der entscheidende Faktor für deinen langfristigen Vermögensaufbau. II Die Anlageklasse Aktien ist bei historischer Betrachtung hinsichtlich der Rendite einer der erfolgreichsten Anlageklassen. III Einstellige Gebühren und Kosten können deine Rendite um 50 % oder mehr vermindern. Vergleiche die Wertpapiere daher auch hinsichtlich der Kosten und versuche diese zu reduzieren. <?page no="78"?> 1.6 Rendite & Risiko - die zwei Seiten der Medaille Jede Form der Geldanlage wird grundsätzlich durch drei Faktoren charakterisiert, die in Kombination das sogenannte „Magische Dreieck der Vermögensanlage“ bilden. Da diese drei Faktoren bei jeder Anlageklasse unterschiedlich ausgeprägt sind, ist es möglich, unterschiedliche Anlageklassen hinsichtlich ihrer jeweiligen Faktorausprägung miteinander zu vergleichen. Abbildung 16: Das magische Dreieck der Vermögensanlage Rentabilität Liquidität Sicherheit Bargeld Tagesgeld Termineinlagen Aktien <?page no="79"?> 80 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts Zwei dieser Faktoren sind dir in Form der Rentabilität und in Form der Sicherheit beziehungsweise des Risikos einer Geldanlage bereits bekannt. Ein weiterer, aber ebenso wichtiger Faktor, der von jedem Anleger bei seiner Geldanlage berücksichtigt werden muss, ist die Liquidität einer Anlageklasse. Diese drei Faktoren bilden zusammen das „Magische Dreieck der Vermögensanlage“, welches in Abbildung 16 graphisch dargestellt ist. Jeder Faktor - die Rentabilität, Sicherheit & Liquidität - repräsentiert dabei einen Eckpfeiler des Dreiecks. Der Faktor der Rentabilität beschreibt dabei die Höhe der (erwarteten) Rendite, die ein Anleger durch eine Anlageklasse erzielt. Die Rendite äußert sich dabei, je nach Anlageklasse, in Form von Wertsteigerungen, Zinszahlungen oder auch Dividendenzahlungen. Die Sicherheit beschreibt hingegen den Grad der Voraussagbarkeit zur Werterhaltung des Geldes, beziehungsweise mit welcher Wahrscheinlichkeit die erwarteten Annahmen eintreffen. Schließlich beschreibt der Eckpfeiler der Liquidität den Grad der Verfügbarkeit des Geldes, also wie schnell sich eine Anlageklasse in Sichteinlagen oder Bargeld umwandeln lässt. Am liquidesten sind dabei jeweils Bargeld und die Sichteinlagen selber, da diese stets unmittelbar zur Verfügung stehen. Dahingegen weisen Immobilien oder Termineinlagen eine vergleichsweise geringe Liquidität auf. In Abbildung 16 sind beispielhaft vier verschiedene Geldanlagen in dem Dreieck hinsichtlich der jeweiligen Faktorenausprägung lokalisiert. Im Optimalfall ist eine Geldanlage durch eine hohe Ausprägung aller drei Faktoren charakterisiert und zeichnet sich somit durch eine hohe Rentabilität, einer hohen Sicherheit und einer hohen Liquidität aus. Eine Geldanlage, die sich durch diese drei Faktoren gleichermaßen charakterisieren lässt, existiert in der Realität jedoch nicht, da alle Faktoren in einem Spannungsfeld zueinanderstehen. Möchte sich ein Anleger daher zu dem Eckpfeiler der Rentabilität bewegen, dann ent- <?page no="80"?> 1.6 Rendite & Risiko - die zwei Seiten der Medaille 81 fernt er sich gleichzeitig von den Eckpfeilern der Sicherheit und der Liquidität. Ebenso muss der Anleger bei einer Kombination aus zwei Eckpfeilern deutliche Abstriche hinsichtlich des dritten Eckpfeilers hinnehmen. So kann ein Anleger, wie dies in Abbildung 16 dargestellt ist, bei einer Aktienanlage die Faktoren Rentabilität und Liquidität weitestgehend miteinander kombinieren, muss jedoch konsequenterweise je nach Aktienauswahl auf den Faktor der Sicherheit in hohem Maße verzichten. Aufgrund dessen, dass bei einer Geldanlage immer ein Kompromiss zwischen den drei Faktoren getroffen werden muss, existiert folglich nicht die perfekte und universelle Geldanlage. Jeder Mensch hat hinsichtlich der Finanzen ganz individuelle Bedürfnisse, die sich im Vergleich zu anderen Menschen komplett unterscheiden können. Somit kann die Liquidität einer Geldanlage für Person A möglicherweise völlig irrelevant sein, wohingegen die Sicherheit oder die Rentabilität höchste Priorität haben. Person B möchte stattdessen schnell auf sein angelegtes Geld zugreifen können und empfindet die Liquidität daher als einen wichtigeren Faktor bei seiner Geldanlage als Person A. Trotz der Tatsache, dass es schier nicht machbar ist alle drei Faktoren gleichermaßen zu erfüllen, sollte jeder Anleger sein Gesamtportfolio hinsichtlich der Faktoren Sicherheit, Rentabilität und Liquidität optimieren und eine gewisse Balance herstellen. Wissensbox Ein Portfolio beschreibt die Gesamtheit aller Anlagen und Anlagenklassen in einem Depot. So kann ein Portfolio aus lediglich einer Anlageklasse, wie zum Beispiel Aktien, aber auch aus mehreren Anlageklassen zusammenge- <?page no="81"?> 82 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts setzt sein. Die Erstellung eines Portfolios sollte dabei unter Berücksichtigung der individuellen Risikotoleranz auf eine Reduzierung des Gesamtrisikos abzielen. (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung, 2016) Denn gerade die Vielzahl von Anlageklassen ermöglicht es dem Anleger, dass er sich nicht auf eine Anlageklasse und dessen Faktorausprägung beschränken muss. Er hat stattdessen die Möglichkeit, ein Anlageportfolio zu erstellen, das hinsichtlich der Ausprägung der Faktoren Rentabilität, Sicherheit und Liquidität seinen individuellen Ansprüchen entspricht. Somit kann der Anleger beispielsweise das Risiko seines Portfolios durch die Kombination von Anlageklassen mit unterschiedlicher Risikoausprägung beeinflussen. Neben der Kombination verschiedener Anlageklassen kann der Anleger zudem durch Kombination mehrerer Anlagen innerhalb einer Anlageklasse Einfluss auf die einzelnen Faktoren - insbesondere die Rentabilität und Sicherheit - nehmen. Die Kombination verschiedener Anlagen und Anlageklassen ist für die Erstellung eines ausgewogenen Portfolios auch sinnvoll, denn es wäre alles andere als zielführend, wenn ein risikoscheuer Anleger mit einer Geldanlage zwar überdurchschnittliche Renditen erzielt, jedoch jeden Tag darum bangt, dass er wegen den eingegangenen Risiken einen Totalverlust erleidet und somit seine Lebensqualität schmälert. Damit dir dies nicht widerfährt, ist es wichtig, dass du ein Verständnis dafür erlangst, warum beispielsweise Aktien im Vergleich zu anderen Anlageklassen höhere Renditen erzielen, aber jedoch auch höhere Risiken bergen. Gleichzeitig besteht für dich aber auch die Möglichkeit, insbesondere die Risiken deiner Geldanlagen durch die sogenannte Diversifikation zu verringern. <?page no="82"?> 1.6 Rendite & Risiko - die zwei Seiten der Medaille 83 Management von Risiko und Rendite Du hast in den vorangegangenen Abschnitten bereits gelernt, dass die Höhe der Rendite, die du auf deine Geldanlage erhältst, zu den wichtigsten Faktoren für deinen langfristigen Vermögensaufbau zählt. Jedoch geht mit der zu erwartenden Rendite auch gleichzeitig ein entsprechendes Risiko einher. Es scheint so, als würde die Rendite mit dem Risiko einer Anlage in enger Beziehung stehen. Doch woher stammt diese Beziehung der Sicherheit und der Rentabilität einer Anlageklasse, insbesondere wenn wir von Aktien sprechen? Auf diese Frage möchten wir mit einem abstrakten Beispiel eingehen. Stell dir einmal vor, du bist mit ein paar Freunden draußen an einem kleinen Bach mit einer geringen Strömung und forderst deine Freunde heraus, diesen Bach zu überqueren. Wenn sie es schaffen, den Bach zu überqueren, würdest du ihnen 5 € als Gegenleistung geben. Da diese Herausforderung nicht sonderlich schwer ist, wären die 5 € für deine Freunde relativ einfach verdientes Geld. In einem zweiten Szenario bietest du deinen Freunden erneut 5 € an. Dieses Mal müssen sie jedoch nicht einen kleinen Bach überqueren, sondern den Rhein mit starker Strömung und hohem Verkehrsaufkommen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit würde keiner deiner Freunde die zweite Herausforderung für nur 5 € annehmen. Was würde jedoch geschehen, wenn du den Betrag auf 1.000 €, 10.000 € oder sogar 100.000 € erhöhen würdest? Irgendwann wird sich jemand bei einer entsprechenden Geldsumme dazu entscheiden die Herausforderung anzunehmen. Und eben dieses Beispiel soll die Beziehung zwischen der Rendite und des Risikos illustrieren. Bei beiden Szenarien besteht ein Risiko, sich zu verletzen. Da das Risiko beim zweiten Szenario deutlich erhöht ist, wird automatisch eine höhere <?page no="83"?> 84 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts Geldsumme (Rendite) zur Kompensation des Risikos verlangt. Diese Form der Kompensation des erhöhten Risikos durch eine erhöhte Renditeerwartung wird als sogenannte Risikoprämie beschrieben. Diese Kompensation eines höheren Risikos durch eine höhere Renditeerwartung trifft auch auf die Geldanlage zu. Das Risiko bei der Geldanlage manifestiert sich selbstverständlich nicht in der Wahrscheinlichkeit, von der Strömung mitgerissen zu werden, sondern, wie in Kapitel 1.5 bereits kurz thematisiert, in der Form der Volatilität. Die Volatilität gibt dabei die Abweichung der Rendite vom Mittelwert an. Das heißt, je volatiler eine Anlageform ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der anfängliche Erwartungswert der Rendite verfehlt wird. Es besteht also ein erhöhtes Risiko, den Erwartungswert nicht zu erreichen. Doch gerade aus diesem Grund, dass Aktien eine erhöhte Volatilität als beispielsweise Anleihen aufweisen, bieten Aktien hinsichtlich einer höheren Rendite auch wesentlich mehr Chancen. Der Preis einer Aktie schwankt nämlich durch die erhöhte Volatilität nicht nur in eine Marktrichtung, sondern in beide, also nach oben und nach unten. Daher resultiert aus der höheren Volatilität das Risiko von negativen Ausschlägen, aber auch die Chance auf positive Kursausschläge. Doch woher stammt die erhöhte Volatilität von Aktien? Die hohe Volatilität von Aktien ist das Resultat aus der Kombination von „unsystematischen“ und „systematischen Risiken“. Das unsystematische Risiko, auch spezifisches Risiko genannt, betrifft dabei das einzelne Unternehmen. Da Aktien Anteilsscheine eines Unternehmens sind, beteiligt man sich durch den Kauf einer Aktie nicht nur an den Gewinnen des Unternehmens, sondern auch an den unternehmerischen Risiken, die aus dem Geschäftsmodell resultieren. Die unsystematischen Risiken sind dabei isolierte Ereignisse, die entweder unternehmensspezifisch sind oder <?page no="84"?> 1.6 Rendite & Risiko - die zwei Seiten der Medaille 85 die Branche als Ganzes betreffen. Unternehmensspezifische Risiken können dabei zum Beispiel Fehlentscheidungen des Managements, Gewinnwarnungen, Produktionsfehler oder auch Auftragsverluste sein. Branchenspezifische Risiken, die nicht nur das einzelne Unternehmen betreffen, sondern gleich die ganze Branche beeinflussen, sind zum Beispiel politische Entscheidungen, Rohstoffengpässe und Innovationen. Unsystematische Risiken sind stets zu beachten, denn diese können dazu führen, dass die Aktie des betroffenen Unternehmens deutlich an Wert verliert oder komplett wertlos wird. Ein Unternehmen, welches durch unsystematische Risiken bis zum Bankrott geführt wurde, ist zum Beispiel der US-amerikanische Energiekonzern Enron. Dieser musste aufgrund der Folgen von Bilanzfälschungen, welche durch falsches Management verursacht wurden, aufgelöst werden. Für die Aktionäre von Enron bedeutete dieser Skandal massive Geldverluste, da Aktionäre, wie bereits erwähnt, im Insolvenzfall eines Unternehmens als letzter Gläubiger behandelt werden. Das Beispiel von Enron illustriert, dass unsystematische Risiken nicht nur kleine Unternehmen betreffen können, sondern ebenso milliardenschwere Konzerne. Enron war nämlich bis zur Aufdeckung der Bilanzfälschungen eines der größten US-amerikanischen börsennotierten Unternehmen. Systematische Risiken hingegen sind allgemeine Risiken, die in der Regel den gesamten Markt betreffen. Dies bedeutet, dass makroökonomische Ereignisse nicht nur ein einzelnes Unternehmen oder eine einzelne Branche betreffen, sondern die Gesamtheit aller Unternehmen oder eben eine gesamte Anlageklasse. So führten auch die Dotcom-Blase im Jahr 2000 und die Finanzkrise im Jahr 2008 zu einer weitreichenden Beeinflussung der globalen Kapitalmärkte. <?page no="85"?> 86 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts Beide Risikotypen müssen bei der Geldanlage stets gesondert betrachtet und evaluiert werden. So muss man sich jederzeit dessen bewusst sein, dass sowohl unsystematische als auch systematische Risiken zu einem signifikanten Wertverlust einer Anlageklasse oder bei schlechter Diversifizierung des gesamten Portfolios führen können. Jedoch besteht für dich trotz der Existenz von verschiedenen Risiken bei Umsetzung einer zielführenden Strategie die Möglichkeit, das Risiko von Wertverlusten deines Gesamtportfolios zu reduzieren, ohne dabei signifikante Einbußen hinsichtlich der Rentabilität zu erfahren. Du kannst also das Rendite-Risiko-Verhältnis zu deinen Gunsten optimieren. Wie in Abbildung 13 dargestellt, ist der Anlagezeitraum bereits eine Möglichkeit zur Reduktion des Risikos. So sinkt das Risiko bei zunehmendem Anlagezeitraum mit Aktien eine negative Rendite zu erzielen. Die Reduzierung des unsystematischen Risikos Zur Risikoreduzierung gibt es verschiedene Methoden, mit denen du vor allem das unsystematische Risiko deiner Geldanlagen erheblich reduzieren kannst. Unsystematische Risiken lassen sich schon durch ein breit diversifiziertes Portfolio reduzieren. Da diese Risiken sich eben nur auf ein einzelnes Unternehmen oder höchstens auf eine Branche beziehen, kann dieses Einzelrisiko durch die Geldanlage in mehrere Unternehmen und über die Branche hinweg weitestgehend „wegdiversifiziert“ werden. <?page no="86"?> 1.6 Rendite & Risiko - die zwei Seiten der Medaille 87 Wissensbox Die Diversifizierung im Bereich der Vermögensanlage zielt darauf ab, das verfügbare Kapital nicht nur in ein Finanzprodukt anzulegen, sondern dieses auf mehrere Finanzprodukte aufzuteilen. Ziel ist es, mit der Streuung des Kapitals auch das Verlustrisiko auf mehrere Anlageprodukte zu streuen. Durch die Risikodiversifizierung wird die Eintrittswahrscheinlichkeit der Einzelrisiken nicht gesenkt, sondern der Schadensumfang beim Eintreten der Einzelrisiken reduziert. Die Systemrisiken hingegen können nicht durch eine Diversifizierung des Portfolios reduziert werden, da diese die gesamte Anlageklasse gleichermaßen betreffen. Demnach kann durch ein diversifiziertes Portfolio zum Beispiel das Systemrisiko der Leitzinsänderungen durch die Zentralbanken nicht reduziert werden, da der gesamte Kapitalmarkt von diesem Ereignis betroffen ist. Aufgrund dessen existiert bei jeder Form der Geldanlage ein Grundrisiko, welches sich im Systemrisiko manifestiert. Da dieses Risiko nicht wegdiversifiziert werden kann, gilt es dieses Risiko stets zu beobachten. Anders verhält es sich bei den unsystematischen Risiken, die auch in jedem Portfolio in unterschiedlicher Ausprägung vorzufinden sind. Das unsystematische Risiko, welches in unterschiedlicher Ausprägung aus jeder Anlageklasse hervorgeht, gilt es durch eine Risikodiversifizierung zu reduzieren. Wie in Abbildung 17 dargestellt ist, sinkt das unsystematische Risiko des Gesamtportfolios mit der Anzahl der Anlagen im Portfolio. Da das Ideal eines optimal diversifizierten Portfolios darin besteht, das unsystematische Risiko fast voll- <?page no="87"?> 88 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts ständig zu eliminieren, sollte daher das Ziel eines jeden Anlegers sein, das Portfoliorisiko in dem Umfang zu reduzieren, dass es sich dem Systemrisiko annähert. Als Orientierungszahl wird in der Finanzliteratur diesbezüglich häufig ein Rahmen von 15 bis 20 verschiedenen Anlagen genannt. Abbildung 17: Unsystematisches und systematisches Risiko der Geldanlage Jedoch ist nicht jede Risikodiversifizierung gleich effektiv und reduziert das Risiko im gleichen Maße. Ein Portfolio mit 15 Aktien aus den 15 größten Industriestaaten ist in der Regel besser diversifiziert als ein Portfolio mit 15 Aktien aus Deutschland, da das gesamte Portfolio im zweiten Szenario zum Beispiel durch politische Entscheidungen der deutschen Regierung betroffen ist. Neben dieser beschriebenen Diversifizierung über verschiedene Länder hinweg, existieren systematisches Risiko unsystematisches Risiko Anzahl der Anlagen Portfoliorisiko <?page no="88"?> 1.6 Rendite & Risiko - die zwei Seiten der Medaille 89 drei weitere Wege der Diversifizierung, die allesamt genutzt werden sollten, um das Portfoliorisiko dem Systemrisiko anzugleichen. Die vier Wege der Diversifizierung sind demnach: 1 Diversifizierung innerhalb einer Anlageklasse, z.B. Aktien. Du solltest dein Geld nicht nur in deine Lieblingsaktie, wie zum Beispiel BMW oder in eine einzige Staatsanleihe anlegen. 2 Diversifizierung über Länder, Branchen und Währungen der ganzen Welt hinweg. Du solltest dein Geld nicht nur in einem Land oder einer Branche anlegen. 3 Diversifizierung über verschiedene Anlageklassen. Du solltest dein gesamtes Geld nicht nur in eine Anlageklasse, wie Aktien, Anleihen oder Gold anlegen. 4 Diversifizierung über die Zeit hinweg. Diese Art der Diversifizierung wird auch Cost-Average-Effekt oder auf Deutsch Durchschnittskosteneffekt genannt. Da du nie wissen wirst, wann der perfekte Zeitpunkt zum Kauf eines Wertpapiers sein wird, diversifizierst du hiermit das Einstiegsrisiko über die Zeit hinweg. Der Cost-Average-Effekt als mögliches Tool zur Risikoreduzierung Der Cost-Average-Effekt beschreibt das Ergebnis, welches aus dem schrittweisen Kauf von Wertpapieren über einen längeren Zeitraum hinweg erzielt wird. Durch den Cost-Average-Effekt wird das Problem des richtigen Einstiegszeitpunkts gelöst, da niemand vorhersagen kann, wann der beste Zeitpunkt ist, um ein <?page no="89"?> 90 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts Wertpapier zu kaufen. Stattdessen erwirbt man die Wertpapiere zu einem Durchschnittspreis, da man bei geringeren Preisen mehr Wertpapieranteile und bei höheren Preisen eben weniger Anteile erwirbt. Durch den Kauf zu den verschiedenen Preisen erhält man somit über einen bestimmten betrachteten Zeitraum einen Durchschnittspreis, der niedriger als der Höchstpreis, jedoch auch höher als der niedrigste Preis ist. Da niemand den Preis eines Wertpapiers von morgen vorhersagen kann, ist man insbesondere bei einer Einmalanlage dem Risiko der Ungewissheit über die zukünftigen Kursentwicklungen ausgesetzt. Somit besteht zum Beispiel die Gefahr, dass man eine größere Geldsumme unmittelbar vor einem größeren Abschwung anlegt. So wäre dann die Auswirkung von fallenden Kursen bei Einmalanlagen wesentlich gravierender als bei Anwendung des Cost-Average-Effekts. Hierzu ein einfaches Rechenbeispiel: Stell dir vor, du legst einmalig 10.000 € in ein Wertpapier an. Aus verschiedensten Gründen, wie zum Beispiel einer Wirtschaftskrise, die du nicht vorhersehen konntest, fällt der Kurs des Wertpapiers um 50 % auf 5.000 €. Um nun wieder auf deine Ausgangssituation von 10.000 € zurückzukehren, würde eine Rendite von 50 % nicht ausreichen, da aus einer Wertsteigerung in Höhe von 2.500 € ( 5.000 € × 50 % = 2.500 € ) lediglich eine Summe von 7.500 € resultiert. Stattdessen würde man eine Rendite in Höhe von 100 % ( 5.000 € × 100 % = 5.000 € ) benötigen, um auf den Ausgangsnennwert von 10.000 € zu kommen. Das heißt, um auf den Ausgangswert von 10.000 € zurückzukehren muss deine Rendite in diesem beschriebenen Beispiel doppelt so hoch sein als der zuvor erlittene Verlust. <?page no="90"?> 1.6 Rendite & Risiko - die zwei Seiten der Medaille 91 Hättest du nun statt der Einmalanlage, die 10.000 € aufgeteilt und in regelmäßigen Abständen (zum Beispiel jährlich zu je 1.000 €) in dasselbe Wertpapier bei gleichbleibender Kursentwicklung angelegt, dann würde das Ergebnis bei der beispielhaften Kursentwicklung des Wertpapiers wie folgt aussehen: Abbildung 18: Renditevergleich der Einmalanlage vs. einem Sparplan 8 Über denselben Zeitraum hättest du bei der Einmalanlage keine Kursgewinne erzielt und wärst wieder in deiner Ausgangssituation angelangt. Hättest du stattdessen, wie in Abbildung 18 dargestellt ist, bei sinkenden Kursen weiterhin 8 Zur Vereinfachung der Rechnung wurde auf die Berücksichtigung von Gebühren, die bei einem Wertpapiersparplan anfallen würden und folglich die Rendite des Sparplans senken würden, verzichtet. 10.000 € 10.000 € 1.000 € 13.497 € 0 € 10 € 20 € 30 € 40 € 50 € 60 € 70 € 80 € 90 € 100 € 0 € 2.000 € 4.000 € 6.000 € 8.000 € 10.000 € 12.000 € 14.000 € 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Einmalanlage Sparplan Wertpapierpreis <?page no="91"?> 92 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts Anteile des Wertpapiers gekauft, dann wären deine Wertpapiere am Ende des Zeitraums nicht 10.000 €, sondern 13.497 € wert. Für diejenigen, die nun sagen würden, dass dieses Beispiel völlig unrealistisch sei, weil der Kurs einer Aktie niemals eine Dekade benötigt, um wieder auf den Ausgangswert zurückzukehren, der täuscht sich. Denn ein solches Szenario ist beispielsweise im letzten Jahrzehnt unter anderem in Deutschland vorzufinden. So eröffnete der DAX am 3. Januar 2000 bei einem Kurs von 6.961 Punkten und schloss eine Dekade später, am 30. Dezember 2009, bei einem Kurs von 6.002 Punkten. Hätte man nun am Anfang des Jahrzehnts eine Einmalanlage getätigt und diese Anlage bis zum Ende des Jahrzehnts gehalten, dann hätte man nach zehn Jahren einen Verlust von -13,8 % erlitten. Nicht ohne Grund wird die Zeit von 2000 bis 2009 auch als das „verlorene Jahrzehnt“ bezeichnet. Bei einer Einmalanlage hätte man sogar, abgesehen vom zwischenzeitlichen Hoch im Jahr 2007, bis zum 06. Dezember 2010 warten müssen, bis man wieder einen höheren Kurs in Höhe von 6.970 Punkten als Anfang 2000 erreicht hätte. Wenn man stattdessen den gleichen Geldbetrag mittels Cost-Average-Effekt über die gesamte Dekade aufgeteilt hätte, also zum ersten Handelstag jeden Jahres 1.000 € in den DAX angelegt, dann läge die Rendite über den gesamten Zeitraum bei knapp 20 %. Am 6. Dezember, an dem die Einmalanlage erstmals wieder über 10.000 € wert war, hätte man mit dem Sparplan eine Rendite von knapp 40 % erzielt. Hätte man zudem beide Anlagen bis zum 28.12.2018 gehalten, dann hätte man mit Hilfe eines Sparplans heute knapp 5.855 € beziehungsweise rund 38 % mehr Rendite erzielt als mit der Einmalanlage. Die genauen Daten zu den einzelnen Jahren kannst du in Tabelle 6 nochmal einsehen. <?page no="92"?> 1.6 Rendite & Risiko - die zwei Seiten der Medaille 93 Tabelle 6: Vergleich einer Einmalanlage vs. einem Sparplan am DAX von 2000 bis 2010 9 Die Anwendung des Cost-Average-Effekts, wie dies bei einem Sparplan der Fall ist, wäre also eine sehr nützliche Methode, um das Risiko der Unwissenheit über die zukünftige Entwicklung zu reduzieren. Jedoch muss hier auch ausdrücklich erwähnt werden, dass der Cost-Average-Effekt nur in den vorig dargestellten Beispielen eine höhere Rendite erzielt als eine Einmalanlage. In normalen Marktphasen ist die Einmalanlage hinsichtlich der Rendite besser als ein Spar- 9 Quelle: onvista Bank, 2019 Handelstag an der Börse DAX-Kurse Veränderung in % Wertentwicklung Einmalanlage Wertentwicklung Sparplan (1.000 €/ Jahr) 03.01.2000 6.961,72 / 10.000,00 € 1.000,00 € 02.01.2001 6.431,14 - 7,6 % 9.237,86 € 1.923,79 € 02.01.2002 5.155,26 - 19,8 % 7.405,15 € 2.542,12 € 02.01.2003 2.898,68 - 43,8 % 4.163,74 € 2.429,38 € 02.01.2004 3.969,04 + 36,9 % 5.701,23 € 4.326,44 € 03.01.2005 4.260,92 + 7,4 % 6.120,50 € 5.644,60 € 02.01.2006 5.410,24 + 27,0 % 7.771,41 € 8.167,15 € 02.01.2007 6.614,73 + 22,3 % 9.501,57 € 10.985,42 € 02.01.2008 8.045,97 + 21,6 % 11.557,45 € 14.362,35 € 02.01.2009 4.856,85 - 39,6 % 6.976,51 € 9.669,66 € 30.12.2009 6.002,29 + 23,6 % 8.621,85 € 11.950,15 € 06.12.2010 6.970,24 + 16,1 % 10.012,24 € 13.877,27 € 28.12.2018 10.558,96 + 51,5 % 15.168,54 € 21.024,01 € <?page no="93"?> 94 Kapitel 1: Die Chancen deines Börsenstarts plan, da insbesondere Aktienmärkte auf lange Sicht eine positive Rendite aufweisen und somit der Cost-Average-Effekt keinen Vorteil hinsichtlich der Rendite bietet. Trotz dessen sind Sparpläne und somit auch die Anwendung des Cost- Average-Effekts sinnvoll, da sie wie bereits erwähnt das Risiko über die Unwissenheit über zukünftige Kursentwicklungen senken. Da sowohl das unsystematische als auch das systematische Risiko auf deinem Weg zum langfristigen Vermögensaufbau immer präsent sein werden, ist es für dich unabdingbar, dass du bei jeder Geldanlage das unsystematische Risiko durch die Anwendung aller Arten der Diversifizierung kontrollierst und reduzierst und stets das systematische Risiko beobachtest. Jedoch ist es für deinen langfristigen Vermögensaufbau auch notwendig, dass du die Macht des Zinseszinses für dich nutzt. Dies ist jedoch nur möglich, wenn du eine gewisse Rendite auf dein eingesetztes Kapital erzielst. Da mit einer höheren Rendite auch höhere Risiken einhergehen, gilt es diese zu reduzieren. Um eben dies zu erreichen - eine attraktive Rendite bei moderatem Risiko - ist es deine Aufgabe eine Anlagestrategie zu verfolgen, also die Erstellung eines Portfolios und des Portfoliomanagements, die zu deinen individuellen Bedürfnissen passt und dich an dein Ziel bringt. Dabei ist es von immenser Wichtigkeit, dass du dir ein Portfolio erstellst, welches zu DIR und zu DEINER Risikotoleranz passt. Dies bedeutet, dass du für dich selbst entscheiden musst, welche Rendite du erzielen möchtest, welches Risiko du dabei eingehen und auf welche Art und Weise du dieses Risiko reduzieren möchtest. Diese Entscheidungen sind höchstindividuell und müssen von dir persönlich getroffen werden. Dabei ist es beispielsweise auch abhängig davon, welche Ziele du im Leben verfolgst, wie viel Vermögen du bereits besitzt, aber auch in welchem Alter du dich befindest. Denn je größer dein Ziel ist, je weniger Vermögen du heute hast und <?page no="94"?> 1.6 Rendite & Risiko - die zwei Seiten der Medaille 95 je älter du bist, desto höher muss die Rendite sein, die du für deine Zielerreichung benötigst. Take Aways: I Jede Anlageklasse wird durch die Faktoren Rentabilität, Sicherheit und Liquidität in jeweils unterschiedlicher Ausprägung charakterisiert. II Es existiert eine enge Beziehung zwischen der Rendite und dem Risiko einer Anlageklasse. Geldanlagen mit einem erhöhten Risiko zeichnen sich durch die sogenannte Risikoprämie, also einer höheren erwarteten Rendite aus. III Das Risiko deines Gesamtportfolios lässt sich durch die Anwendung der vier Arten der Diversifikation an das Systemrisiko angleichen. <?page no="96"?> Kapitel 2: Schritt für Schritt zu deinem Börsenstart <?page no="98"?> 2.1 Deine ersten Schritte Da du dir dieses Buch gekauft hast und sogar bis zu dieser Stelle gelesen hast, scheinst du tatsächlich bereit zu sein, mit der Geldanlage an der Börse anzufangen und langfristig Vermögen aufzubauen. Doch wie mit allen Themen, die neu sind und in die man sich „hineinzuarbeiten“ versucht, gibt es auch beim Thema der Geldanlage an der Börse zu Beginn unzählige Fragen und Unklarheiten. Aus diesem Grund möchten wir dich in Kapitel 2 bei deinen ersten Schritten bis hin zum Börsenstart begleiten. Dabei kannst du diese Schritt-für-Schritt- Anleitung als roten Faden sehen, welcher dir die Richtung vorgibt und dir als Wissensfundament dienen soll. Gerade aus dem Grund, dass mit der Geldanlage an der Börse auch ein gewisses Risiko zusammenhängt, ist es unabdingbar, sich zu Beginn ein grundlegendes Wissen anzueignen. Häufig ist man jedoch beim Einstieg in neue Themengebiete völlig überfordert, da man nicht weiß, wie man überhaupt anfangen soll und wo man das notwendige Wissen denn herholen soll. Uns ist durchaus bewusst, dass diese Unklarheiten am Anfang eher demotivierend wirken. Daher kann es <?page no="99"?> 100 Kapitel 2: Schritt für Schritt zu deinem Börsenstart vorkommen, dass man zwar großes Interesse hat, an der Börse sein Geld anzulegen, den tatsächlichen Beginn aber aufgrund von Ängsten und Unsicherheiten vor sich herschiebt. Trotz dieser Ängste ist es wichtig, dass man beginnt, die ersten Schritte zu gehen und einfach damit anfängt, Erfahrungen zu sammeln und sich kontinuierlich das notwendige Wissen anzueignen. Diesen wichtigen Schritt der Wissensaneignung hast du offensichtlich mit der Entscheidung, dieses Buch zu kaufen und zu lesen auch schon gewagt. Bei diesem Schritt soll es jedoch nicht bleiben, denn es ist von enormer Bedeutung, dass du dir kontinuierlich weiteres theoretisches Wissen aneignest und in deine finanzielle Bildung investierst. Hierzu solltest du dir gezielt weitere Bücher heraussuchen, welche grundlegendes Wissen über Börse, Aktien und Co. vermitteln. Zusätzlich bieten viele verschiedene kostenlose Plattformen, wie zum Beispiel YouTube, eine optimale Möglichkeit, um einzelne Themengebiete noch einmal aufzugreifen. Teilweise findet man dort sogar ganze Videoreihen, welche sich mit dem Thema Geldanlage an der Börse beschäftigen. Falls du zu den Personen gehörst, die eher seltener zu einem Buch greifen, gibt es auch die Option, sich weiteres Wissen über Hörbücher oder Podcasts anzueignen. Dort findet man mittlerweile auch ein großes Angebot an börsenbezogenen Themen. Nun könnte man meinen, dass man mit diesem Wissen aus Büchern und Co. optimal ausgestattet ist. Jedoch muss man dabei bedenken, dass an der Börse auch wirtschaftliche und politische Zusammenhänge relevant sind. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, ab und zu auch zu Zeitschriften wie die aktuelle Tageszeitung, das Handelsblatt oder Magazine wie „Der Spiegel“ oder „Focus“ zu greifen. Somit erlangt man allmählich ein allgemeines Verständnis dafür, wie einzelne Marktgeschehen Auswirkungen auf die Wertpapierkurse haben können. So ist <?page no="100"?> 2.1 Deine ersten Schritte 101 man dann zum Beispiel in der Lage, den Zusammenhang zwischen der Geldpolitik der Zentralbanken und der Entwicklung der Gesamtwirtschaft zu verstehen, sowie auch die Insolvenz eines Unternehmens beziehungsweise den Abschwung einer ganzen Branche nachvollziehen zu können. Zusätzlich zu den bereits genannten Möglichkeiten kannst du dir auch Unternehmen aus deiner Region oder Unternehmen, welche dich persönlich interessieren, heraussuchen und versuchen, das Geschäftsmodell des Unternehmens zu verstehen. Dieser Punkt wird insbesondere dann wichtig, wenn du damit beginnst, dein Geld in einzelne Aktien anzulegen, da es hier unabdingbar ist, dass du im Vorhinein verstehst, wie das jeweilige Unternehmen sein Geld verdient und welche Risiken es dabei eingeht. Sobald du dich etwas besser mit der gesamten Thematik auskennst, kannst du dich auch an die Bilanzen der jeweiligen Unternehmen wagen und versuchen, daraus weitere Erkenntnisse für dich zu ziehen. Im digitalen Zeitalter bieten auch Communities auf sozialen Netzwerken wie Facebook, aber auch Blogs und andere Foren Möglichkeiten, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Denn du bist nicht der Einzige, der mit dem Gedanken spielt, an der Börse sein Geld anzulegen. Der Austausch mit vielen anderen Privatanlegern, die möglicherweise schon viel Erfahrung gesammelt haben oder so wie du am Anfang stehen, kann daher auch sehr hilfreich sein. Falls du sogar Ansprechpartner in der Familie oder im Freundeskreis hast, dann ergibt sich daraus für dich ein besonderer Vorteil, denn somit hat man immer eine persönliche Kontaktperson, welche einem im Zweifelsfall weiterhelfen kann. Meistens vertraut man nämlich den Erfahrungsberichten von Freunden und Bekannten mehr als fremden Leuten aus dem Internet. Eine persönliche Kontaktperson, die sich ebenfalls für das Thema der Wertpapieranlage interessiert, kann zusätzlich auch positive Auswirkungen auf die Motivation und den <?page no="101"?> 102 Kapitel 2: Schritt für Schritt zu deinem Börsenstart Spaß haben, denn dadurch entstehen zusätzliche gemeinsame Gesprächsthemen und man hält sich gegenseitig auf dem Laufenden und tauscht sich aus. Bei Fragen oder auftretenden Problemen kann man sich gegenseitig weiterhelfen und zusammen Lösungswege erarbeiten. Dies fördert den Lernprozess immens und führt dazu, dass du dich automatisch mehr mit der Thematik beschäftigst. Während du dir nun ein grundlegendes theoretisches Wissen aneignest, kannst du deine neu erlangten Kenntnisse zum Beispiel in einem Musterdepot anwenden. Viele Internetseiten bieten solche Musterdepots oder auch Demodepots an. Diese Depots bieten dir die Möglichkeit, mit fiktivem Geld Aktien zu kaufen und deren Entwicklung zu beobachten. Denn so ist es trotz der Notwendigkeit, sich zu Beginn mit seiner finanziellen Bildung zu beschäftigen und theoretisches Wissen anzueignen, ebenso wichtig, sich nicht in der Theorie zu verlieren. „Aller Anfang ist schwer“ oder doch eher „der schwerste Schritt ist der über die Schwelle“? Ganz egal wie viel Erfahrung man hat oder wie erfolgreich man ist, jeder musste einmal den ersten Schritt wagen. Dieser ist bekanntlich der schwierigste Schritt und bedarf eines hohen Grades an Überwindung. Doch mit Aktien ist es wie mit vielen anderen Dingen im Leben, man muss irgendwann auch praktisch anfangen und aus gemachten Fehlern lernen sowie seine richtigen Rückschlüsse daraus ziehen. So ist es zum Beispiel nicht zielführend, sich allein durch hunderte von Büchern zum Thema Fahrradfahren zu quälen und dann zu erwarten, man sei darin ein Experte. Nein, viel wichtiger ist es neben dem theoretischen Wissen auch gleichzeitig anzufangen, die ersten praktischen Versuche zu starten und somit das theoretische Wissen mit praktischer Erfahrung zu verknüpfen. Genauso ist es auch mit der Geldanlage und der Börse. <?page no="102"?> 2.1 Deine ersten Schritte 103 Denn nur derjenige, der auch den ersten Schritt wagt, kann aus seinem Handeln lernen und sich stetig weiterverbessern. Sicherlich bestehen zu Beginn noch unzählige Unklarheiten und man begeht wohlmöglich den einen oder anderen Fehler. Doch am Anfang sind die Folgen der gemachten Fehler noch minimal und tragen zum Lernprozess bei. <?page no="103"?> 2.2 Deine richtige Zielsetzung Ein weiterer wichtiger Aspekt neben der kontinuierlichen Aneignung von theoretischem Wissen ist die persönliche Einstellung zum Thema Geld und Geldanlage. Deine persönliche Einstellung kann man auch als Mindset bezeichnen und umfasst unter anderem auch gewisse Glaubenssätze über die Geldanlage, die man sich über die Zeit aufgebaut hat. Primär möchte jeder das Gleiche: schnell und möglichst ohne Aufwand viel Geld verdienen. Doch wie du sicherlich weißt, geht das nicht ganz so einfach, wie man es gerne hätte, und man wird von heute auf morgen auch nicht zum Millionär. Dies ist jedoch einer der Hauptgründe, weshalb viele Menschen an der Börse scheitern, denn sie wollen zu schnell zu viel. Doch so funktioniert das (Börsen-)Leben nicht. Neben der Börse gibt es viele weitere Beispiele des alltäglichen Lebens, die beweisen, dass der schnelle und große Erfolg mit wenig Aufwand nicht erreicht werden kann. So trainiert ein erfolgreicher Marathonläufer nicht nur zwei Wochen und gewinnt dann einen Wettbewerb. Er würde allein wegen seiner geringen Kondition scheitern und würde sich womöglich sogar noch verletzen, da er die intensive Belastung nicht gewohnt ist. So hat sich auch nicht ein erfolgreicher Pianist einfach an ein Klavier gesetzt und konnte auf Anhieb die schwierigsten Symphonien spielen. Stattdessen musste er über Jahre hinweg üben und an seiner Technik arbeiten. Nun kannst du natürlich sagen, du bist kein Marathonläufer und auch kein Pianist, aber es gibt auch noch ganz andere Beispiele. Nehmen wir einmal an du möchtest einfach nur ein paar Kilo abnehmen oder an Muskelmasse zunehmen. Dieser Prozess geht auch nicht von heute auf morgen, sondern erfordert Zeit, Geduld und Disziplin. Bei jedem Vorhaben, welches man neu anfängt, ist man nicht bereits nach einer <?page no="104"?> 2.2 Deine richtige Zielsetzung 105 Woche Praxis der absolute Profi. So ist es auch bei der Geldanlage, insbesondere an der Börse. Denn um an der Börse langfristig erfolgreich zu sein benötigt es theoretisches Wissen, Geduld, Disziplin, Ehrgeiz und viel Training in Form von praktischen Erfahrungen. Da der Weg hin zu deinem Vermögensaufbau unter Umständen anstrengend und lang sein kann, ist es sehr hilfreich dir entsprechende Ziele zu setzen, an denen du dich immer wieder orientieren kannst. Aus diesem Grund möchten wir dir in diesem Abschnitt wichtige Faktoren erläutern, damit du deine eigenen Ziele definieren, oder wenn du im besten Fall schon bereits welche hast, diese optimieren kannst. Um nun deine individuellen Ziele zu erreichen, die du dir hinsichtlich deiner Geldanlage und deines langfristigen Vermögensaufbaus selbst setzt, musst du alle Faktoren, die bei der Geldanlage mitspielen, hinsichtlich deines Ziels ausrichten. Zu diesen Faktoren gehören insbesondere die bereits besprochenen Faktoren, die die Höhe des Zinseszinses beeinflussen. Zum einen ist es der Faktor des Kapitaleinsatzes, also welchen Anteil du von deinen monatlichen Einnahmen für die Geldanlage verwenden möchtest. Zum anderen ist auch der Faktor Zeit, in Form deines Anlagezeitraums wich- <?page no="105"?> 106 Kapitel 2: Schritt für Schritt zu deinem Börsenstart tig und höchstindividuell, da dieser von deinen zukünftigen Vorhaben, aber auch von deinem jetzigen Alter abhängt. Der Faktor der Rendite mit dem einhergehenden Risiko ist ebenso entscheidend. Hinsichtlich dieser drei Faktoren musst du also entscheiden, wie viel Geld du anlegen kannst und willst, über welchen Zeitraum du dieses Geld anlegen möchtest und welches Risiko du bereit bist einzugehen, beziehungsweise welche Renditeerwartungen du hast. Je nach Zielen müssen aus gegebenen Entscheidungsmöglichkeiten unterschiedliche Entscheidungen getroffen werden, wie du in Abbildung 19 sehen kannst. Abbildung 19: Anpassung der Zinseszinsfaktoren an deine individuelle Zielsetzung Ein simples Beispiel zeigt dir, inwiefern diese drei Faktoren an deine Ziele angepasst werden müssen. Wäre dein Ziel zum Beispiel die private Altersvorsorge in Form von 200.000 € im Alter von 65 Jahren, dann musst du folglich eine bestimmte Geldsumme festlegen, die du von deinen Einnahmen zurücklegen möchtest. Die Höhe dieser Geldsumme ist wiederum davon abhängig, ob du die Anlagesumme < 100 € 1.000 € 5.000 € 10.000 € > 10.000 € Anlagezeitraum 5 Jahre 10 Jahre 20 Jahre 30 Jahre > 30 Jahre Risikobereitschaft Derivate Aktien Indexfonds/ ETFs Festgeldkonto Tagesgeldkonto Girokonto <?page no="106"?> 2.2 Deine richtige Zielsetzung 107 200.000 € alleine durch Sparen erreichen möchtest oder nur eine gewisse Summe von zum Beispiel 75.000 € sparen willst und folglich die restlichen 125.000 € durch Zinseszinsen generieren möchtest. Basierend auf diesen Annahmen müsstest du nun auch die beiden anderen Faktoren anpassen. Beim ersten Szenario müsstest du also bis zum Alter von 65 Jahren einen relativ hohen Anteil sparen und dies bei risikoarmen Anlageformen anlegen, da du nicht auf eine hohe Rendite abzielst. Möchtest du nun jedoch nur 75.000 € sparen und anlegen, dann musst du einen wesentlich geringeren Anteil deiner Einnahmen zurücklegen, aber dafür andere Anlageklassen wählen, die eine höhere Renditeerwartung haben, aber auch durch mehr Risiken charakterisiert sind. Wie du siehst, hängen die Anlagesumme, der Anlagehorizont und die Risikobereitschaft beziehungsweise die Renditeerwartung jeweils sehr stark voneinander und von deinen Zielen ab. So hängt zum Beispiel die Wahl der Anlageklasse, in die du dein Geld anlegen möchtest, sehr stark von deinem Anlagezeitraum ab. Dieser Anlagezeitraum hängt wiederum stark von deinem Alter und deinem zukünftigen Vorhaben ab. Brauchst du zum Beispiel dein Geld in einem Jahr zurück, dann solltest du dieses Geld besser nicht in risikohafte Anlageklassen anlegen, sondern es ohne Risiko auf einem Festgeldkonto deponieren. Hast du stattdessen einen Anlagehorizont von 15 oder sogar 20 Jahren, dann sieht dieser Sachverhalt schon ganz anders aus, da mit zunehmendem Anlagezeitraum zum Beispiel bei Aktien die Wahrscheinlichkeit einen Verlust zu erleiden signifikant sinkt. Hättest du jedoch nur einen kurzen Anlagezeitraum und du würdest das Geld in absehbarer Zeit wieder benötigen, dann wäre es mehr als ungünstig, wenn die Kurse deiner Wertpapiere stark sinken würden und du mit hohen Verlusten verkaufen müsstest. Hättest du nun aber einen längeren Anlagezeitraum zur Verfügung, dann könn- <?page no="107"?> 108 Kapitel 2: Schritt für Schritt zu deinem Börsenstart test du dieses Kurstief aussitzen und abwarten. Denn wie du bereits gelernt hast, haben Aktien beispielsweise bereits nach 15 Jahren mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine positive Rendite. Je länger also dein Anlagehorizont ist, desto risikoreichere Anlageklassen könntest du auswählen. Aus diesem Grund ist es unabdingbar, dass du im Vorhinein einen fixen Anlagezeitraum für dich festlegst, der auf deine Ziele abgestimmt ist. Neben dem Wissen, wie viel Geld man anlegen und wie lange man dieses anlegen möchte, ist es auch wichtig zu wissen, wie man dieses Geld aufteilt. Doch was versteht man in diesem Zusammenhang überhaupt unter „aufteilen“? Damit ist gemeint, dass man sein Geld auf verschiedenste Arten anlegen, aufbewahren oder verwalten kann. Dabei kann die Aufteilung deines Geldes auf verschiedene Anlagen innerhalb und außerhalb einer Anlageklasse erfolgen. Mögliche Anlageklassen, die hier in Frage kommen können, wurden bereits im ersten Kapitel dieses Buches thematisiert. Jede einzelne Anlageklasse, in die du dein Geld anlegen kannst, hat dabei eine ganz individuelle Renditeerwartung und Risikostufe. Je größer deine Renditeerwartung ist, desto größer ist das entsprechende Risiko, einen Verlust zu erleiden, da wie bereits erwähnt eine Korrelation zwischen diesen beiden Größen besteht. Folglich musst du für dich selbst entscheiden, welche Renditeerwartung du hast und welches Risiko du bereit bist einzugehen. Basierend darauf kannst du dann die entsprechenden Anlageklassen auswählen. Nach der Entscheidung, welche Anlageklassen man in sein Portfolio einbeziehen möchte, ist es anschließend wichtig zu definieren, welchen Anteil man von seiner Anlagesumme auf die verschiedenen Anlageklassen aufteilen möchte. Es geht also um die Gewichtung der einzelnen Anlageklassen in deinem Portfolio. <?page no="108"?> 2.2 Deine richtige Zielsetzung 109 In Abbildung 20 sind zwei Beispiele dargestellt, die zeigen wie eine solche Gewichtung in der Praxis aussehen kann. Selbstverständlich sind auch andere Gewichtungen möglich, da diese je nach Zielsetzung höchstindividuell sind. Abbildung 20: Gewichtung verschiedener Anlageklassen in deinem Portfolio Wie du der Grafik entnehmen kannst, gehen wir einmal davon aus, dass man im ersten Szenario bereit ist, etwas mehr Risiko einzugehen, und im zweiten Szenario etwas weniger. Aktien als mögliche Anlageklassen haben dabei in diesem Beispiel das höchste Risiko. Daher haben wir im ersten Szenario 50 % des Geldes in Aktien angelegt und im zweiten Szenario mit weniger Risiko nur noch 15 %. Indexfonds und ETF‘s sind etwas risikoärmer im Vergleich zu Einzelaktien, haben jedoch im Vergleich zum Tages- oder Festgeld doch noch ein höheres Risiko, da sie in der Regel ebenfalls einen Korb an Einzelaktien beinhalten. Um nun beide Szenarien zu vervollständigen, haben wir beim ersten Portfolio die Aktien durch Indexfonds und ETF‘s (20 %) sowie durch Tages- & Festgeldkonten (30 %) ergänzt. Beim zweiten Portfolio haben wir aufgrund des geringeren Anteils an Aktien die Indexfonds und ETF‘s mit 25 % und die Tages- & Festgeldkonten mit 60 % gewichtet. Somit würde das zweite Portfolio für den risikomehr Risiko 50 % A weniger Risiko 30 % Tages- & Festgeld 20 % Indexfonds & ETFs 50 % Aktien 60 % Tages- & Festgeld 25 % Indexfonds & ETFs 15 % Aktien <?page no="109"?> 110 Kapitel 2: Schritt für Schritt zu deinem Börsenstart scheuen Anleger den Vorteil bieten, dass ein Großteil des Geldes relativ risikolos verwahrt wäre und das höhere Risiko der Indexfonds und Aktien relativ gut kompensiert wird. Gleichzeitig müsste dieser Anleger jedoch auch beachten, dass die Renditeerwartungen seines Portfolios im Vergleich zum ersten Portfolio deutlich sinken. Unabhängig von der Strategie, die man bei der Geldanlage wählt, ist es ratsam, je nach Verdienst drei bis fünf Nettogehälter auf einem sicheren Konto wie dem Tagesgeldkonto zu deponieren. Denn stelle dir vor, du hast einen Großteil deines Vermögens angelegt und plötzlich kommt ein unerwartetes Ereignis wie eine Autoreparatur, eine neue Heizung oder sogar eine Kündigung. Ohne Reserven wärst du dann gezwungen, dein angelegtes Geld zu liquidieren, was gegebenenfalls dazu führt, dass du mit Verlusten verkaufen musst. Und dies wäre alles andere als zielführend. Um eben eine spontane Liquidierung deines Depots aufgrund eines unerwarteten Ereignisses im Vornherein zu vermeiden, ist es enorm wichtig, dass du auch nur solches Geld anlegst, welches du nicht benötigst. Frage dich also vor einem Wertpapierkauf immer, ob du auf dieses Geld im Ernstfall verzichten könntest. Wenn du diese Frage mit „ja“ beantworten kannst, dann darf sich deine Meinung auch nicht nach einem halben Jahr wieder ändern. Nachdem du nun deine Anlagesumme bestimmt hast, deinen Anlagezeitraum definiert hast und dir über deine Risikobereitschaft im Klaren bist, musst du dir überlegen, wie du deine Ziele erreichen willst. Deine Ziele kannst du dabei mit gewissen Anlagestrategien verfolgen. Ein paar Anlagestrategien werden wir dir im folgenden Kapitel näher erläutern. <?page no="110"?> 2.3 Die passende Strategie für deine Zielerreichung Grundsätzlich sollte eine Anlagestrategie für dich auf deinem Weg zum langfristigen Vermögensaufbau ein gutes Gerüst darstellen und eine gewisse Verhaltensweise repräsentieren. Doch welche unterschiedlichen Strategien gibt es überhaupt und welche ist letztendlich die Richtige für dich? Das möchten wir dir im Folgenden etwas näherbringen. Die nun folgenden Anlagestrategien, die wir dir in ihren wesentlichsten Punkten vorstellen sind nicht auf alle Anlageklassen übertragbar, sondern sind im Wesentlichen lediglich auf ETF’s und Aktien anwendbar. Dividendenstrategie Die erste Anlagestrategie, die wir dir nun vorstellen, ist die sogenannte Dividendenstrategie. Zum besseren Verständnis möchten wir dir die Funktionsweise dieser Strategie anhand eines abstrakten Beispiels erklären. Stelle dir im ersten Szenario also vor, du pflanzt einen Baum, der jedoch keine essbaren Früchte abwirft. Mit zunehmender Zeit erfreust du dich, wie viel dein Baum mittlerweile gewachsen ist. Nach 20 Jahren entscheidest du dich jedoch den Baum zu fällen, <?page no="111"?> 112 Kapitel 2: Schritt für Schritt zu deinem Börsenstart weil er dich nur noch stört. Nachdem du den Baum nun gefällt hast, kannst du das Holz des Baumes, welches über die vielen Jahre herangewachsen ist, verkaufen. Dies kannst du im übertragenen Sinne nun mit einer Aktie vergleichen, die du nach einem gewissen Zeitraum verkaufst und dich über den Kursgewinn erfreust. In einem zweiten Szenario pflanzt du nun einen Apfelbaum, der neben seinem kontinuierlichen Wachstum noch zusätzlich jedes Jahr zahlreiche leckere Äpfel abwirft. Diese Äpfel kannst du nun je nach Bedarf verkaufen oder essen und die Samen des Apfels wieder anpflanzen. Der Vorteil, der sich durch das erneute Anpflanzen nun ergibt, ist, dass du nach gewisser Zeit eine Vielzahl von Apfelbäumen besitzt und diese folglich immer mehr Äpfel abwerfen und du diese verkaufen kannst. Mit dem Geld könntest du dir dann weitere Samen kaufen und pflanzt immer mehr Bäume. Nach 20 Jahren hättest du bei gleichem Vorgehen folglich einen kleinen Wald voller Apfelbäume gepflanzt und würdest dich jedes Jahr über die steigenden Einnahmen durch die verkauften Äpfel freuen. Und genau so funktioniert das Prinzip der Dividendenstrategie. Nach 20 Jahren bist du nicht nur im Besitz eines großen Baumes, also einer Aktie mit hoher Wertsteigerung. Sondern du freust dich auch jedes Jahr über die abgeworfenen Äpfel beziehungsweise die Dividenden, die dir das Aktienunternehmen zahlt. Diese Äpfel kannst du dann je nach Bedarf verbrauchen oder reinvestieren, indem du die Samen wieder in den Boden pflanzt. <?page no="112"?> 2.3 Die passende Strategie für deine Zielerreichung 113 Wissensbox Solide Unternehmen erwirtschaften grundsätzlich Gewinne, die sie dann wiederum in Form für Investitionen oder auch zur Beteiligung der Aktionäre am Unternehmensgewinn verwenden können. Diese Gewinnbeteiligung der Aktionäre bezeichnet man als Dividende. Dividenden werden dabei in der Regel einmal jährlich, quartalsweise oder vereinzelt auch monatlich von Unternehmen ausgeschüttet. Dies variiert jedoch von Unternehmen zu Unternehmen. Jedoch sind Dividendenzahlungen eines Unternehmens per se kein Qualitätsmerkmal. Bei der Dividendenstrategie besteht also dein Portfolio aus Aktien von solchen Unternehmen, die jährlich eine Dividende zahlen. Das primäre Ziel einer jeden Dividendenstrategie ist eine möglichst hohe Dividendenrendite. Die Dividendenrendite ist die zu erwartende Dividende, geteilt durch den aktuellen Aktienkurs. Kostet eine also Aktie zum Beispiel 100 € und zahlt eine Dividende von 3 €, so beträgt die Dividendenrendite folglich 3 %. Allerdings sollte man Aktien nicht nur nach der Dividendenrendite auswählen, da eine hohe Dividendenrendite auch das Ergebnis eines fallenden Aktienkurses sein kann. Häufig kommt es auch vor, dass Unternehmen ihre Dividende aufgrund von Gewinnrückgängen kürzen müssen, wie dies beispielsweise bei der Daimler AG (WKN: 710000) im Geschäftsjahr 2018 passiert ist. Value Investing Eine weitere Strategie ist die Value Strategie. An der Börse kann es durchaus vorkommen, dass qualitativ hochwertige Aktien, also Aktien, welche solide Ge- <?page no="113"?> 114 Kapitel 2: Schritt für Schritt zu deinem Börsenstart winne erwirtschaften und gut für die Zukunft gerüstet sind, für eine Zeit einen verhältnismäßig geringen Aktienkurs haben. Dies kann durch mehrere Faktoren verursacht werden. Möglich wären schlechte Quartalszahlen, negative Schlagzeilen in der Presse oder eine allgemeine Marktkorrektur. Spiegelt der Aktienkurs also nicht den eigentlichen Wert des Unternehmens wider, spricht man von einer Unterbewertung. Bei der Value Strategie hält man genau nach diesen Unternehmen Ausschau in der Hoffnung, dass diese Aktien kurzbis mittelfristig wieder auf ihren eigentlichen Wert steigen. Um jedoch genau diese Aktien zu identifizieren muss man eine Unternehmensbewertung, zum Beispiel in Form der Fundamentaldatenanalyse, durchführen. Diese versucht durch die Analyse der Unternehmensdaten und der Bildung von Kennzahlen Aussagen über den Wert des Unternehmens zu treffen. Da die Fundamentaldatenanalyse oder die Unternehmensbewertung im Allgemeinen ein sehr umfangreiches Thema ist und den Umfang dieses Buches sprengen würde, empfehlen wir dir bei gegebenem Interesse separate Bücher zu diesem Thema zu lesen. Growth Investing Während man die Value Strategie eher mit einem Profifußballspieler vergleichen kann, welcher aufgrund eines Formtiefs gerade einen geringeren Marktwert hat, so findet man sich bei der Growth Strategie eher im Talent Scouting wieder. Bei der Growth Strategie geht es also darum, relativ frühzeitig Unternehmen zu erkennen, welche ein hohes Wachstumspotential haben. So handelt es sich meist um junge beziehungsweise neue Unternehmen, die noch mitten in der Wachstumsphase sind. Zurück im Fußball weiß man bei den bereits etablierten Profis im Gegensatz zu den Talenten, was sie kontinuierlich leisten können und wie <?page no="114"?> 2.3 Die passende Strategie für deine Zielerreichung 115 man sie einschätzen kann. Bei den jungen Spielern hingegen ist dies etwas schwieriger und mit einem größeren Risiko behaftet, da man aus den vielen Talenten die wirklich guten Spieler erst entdecken muss. Genauso ist es bei der Growth-Strategie, denn diese Strategie ist meist mit höheren Risiken verbunden. Es ist nämlich schwierig, solche Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial richtig einzuschätzen, da die ganze Hoffnung in der zukünftigen Entwicklung liegt und diese nur durch Prognosen antizipiert werden kann. Zusammenfassend kann man sagen, dass man sich bei der Growth-Strategie auf Grundlage von Zukunftswerten für den Kauf einer Aktie entscheidet. Die Value- Strategie basiert eher auf tagesaktuellen Daten und Fakten. (Day-) Trading Im Gegensatz zu den Anlegern gibt es auch sogenannte Trader. Trader versuchen mit dem täglichen Kauf und Verkauf von Aktien Gewinne an der Börse zu erzielen. Meist handelt es sich dabei um den spekulativen Handel von Wertpapieren in der kurzen Frist. Dieses Vorgehen ist das komplette Gegenteil vom langfristigen Ansatz der Geldanlage, da Kaufentscheidungen nicht darauf beruhen, dass man von einem Unternehmen überzeugt ist und an das nachhaltige Wachstum des Unternehmens glaubt, sondern lediglich durch ad hoc-Nachrichten und Prognosen in der kurzen Frist getrieben ist. Viele Trader bedienen sich dabei der technischen Analyse oder auch Chart-Analyse genannt. Vermutlich kennst du bereits die ganzen Abbildungen von Kursverläufen aus Finanzzeitschriften, dem Fernsehen oder auch aus dem Internet. Trader versuchen mit Hilfe der Chart-Analyse Ableitungen zu treffen, wie sich der Kurs in der kurzen Frist entwickeln wird, da vermutet wird, dass man anhand dieser Charts gewisse Trends erkennen kann. <?page no="115"?> 116 Kapitel 2: Schritt für Schritt zu deinem Börsenstart Da diese Strategie nicht das Ziel des langfristigen Vermögensaufbaus verfolgt, sondern eher auf kurzfristige Gewinne abzielt und mit hohen Risiken verbunden ist, wollen wir an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen. <?page no="116"?> 2.4 Brokervergleich - Der passende Broker für dich Nachdem du dir nun ein grundlegendes Verständnis bezüglich der Geldanlage angeeignet hast, geht es für dich nun endlich über in die Praxis und du kaufst endlich deine ersten Wertpapiere. Den ersten Schritt, den du nun gehen musst, ist die Eröffnung eines Depots. Was du Grundlegendes über ein Depot wissen musst, zeigen wir dir in diesem Abschnitt. Das Depot dient grundsätzlich der Aufbewahrung deiner Wertpapiere und gibt dir eine Übersicht zu allen Transaktionen, die du getätigt hast. Zudem benötigst du ein Depot, um Wertpapiere zu kaufen und zu verkaufen. Das tatsächliche Ausüben dieser Aktivitäten übernimmt allerdings ein Broker für dich. Unter einem Broker kann man sich dabei einen Vermittler zwischen dir und der Börse vorstellen. Dieser nimmt deinen Auftrag entgegen und führt diesen an der Börse für dich aus. Dies ist notwendig, da man als Privatperson an der Börse nicht unmittelbar handeln kann. Genau genommen führt der Broker also Angebot und Nachfrage zusammen. In der heutigen Zeit geschieht dies unter anderem über sogenannte Online-Broker, welche eine sehr gute Alternative gegenüber physischen Brokern darstellen, da diese geringere Kostenstrukturen haben und dir <?page no="117"?> 118 Kapitel 2: Schritt für Schritt zu deinem Börsenstart den Handel von Wertpapieren über das Internet ermöglichen. Ein Online-Broker erbringt auch weitere Serviceleistungen, wie zum Beispiel die Weiterleitung der Depot-Informationen an das Finanzamt. Neben diesen Hauptfunktionen eines Brokers erbringen einzelne Broker weitere Zusatzleistungen, wie Wertpapierempfehlungen und Wertpapieranalysen. Für all diese Serviceleistungen, die in Broker erbringt, erhebt er jedoch auch Gebühren, welche vom Anleger getragen werden müssen und von Broker zu Broker variieren können. Diese Gebühren fallen je nach Broker unter anderem für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren, für die Depotführung, sowie für Dienstleistungen rund um das eröffnete Depot an. Daher ist es von Vorteil, sich zu Beginn intensiv mit der Auswahl eines geeigneten Brokers zu beschäftigen. Alternativ gibt es auch die Möglichkeit, ein Depot bei der eigenen Hausbank zu eröffnen. Jedoch sind die laufenden Kosten bei Hausbanken in der Regel höher, welche dann letztlich der Anleger anhand höherer Gebühren merkt. Welchen signifikanten Einfluss bereits geringe Prozentpunkte an Gebühren auf deine Gesamtrendite haben, wurde bereits in Abschnitt 1.5 thematisiert. Letztendlich hängt die Auswahl eines Brokers maßgeblich von den eigenen Präferenzen sowie deiner geplanten Anlagestrategie ab. Je nachdem, für welche Strategie du dich entschieden hast, kannst du die Vor- und Nachteile der folgenden Broker abwägen und dir ein eigenes Bild davon machen. Damit du den perfekt zu deiner Strategie passenden Broker findest, werden wir dir nun einige Online-Broker vorstellen. Zunächst soll gesagt sein, dass wir hier keine Werbung für einen bestimmten Online-Broker machen. Wir wollen dir lediglich aufzeigen, worauf es bei der Broker-Auswahl ankommt und was du beachten musst. Um dies zu verdeutlichen, werden wir dir die wesentlichsten Broker vorstellen und in diesem Zusammen- <?page no="118"?> 2.4 Brokervergleich - Der passende Broker für dich 119 hang auch die damit einhergehenden Vor- und Nachteile aufzeigen. Dabei haben wir die Broker hinsichtlich der Kriterien Gebührenstruktur, Sparplanfähigkeit und Einlagensicherung beurteilt. Grundsätzlich hängt die Auswahl des Brokers von mehreren Faktoren ab, die in ihrer Ausprägung von Person zu Person völlig unterschiedlich sind. Daher ist es wichtig, den passenden Broker zu deiner eigenen Strategie zu finden. Denn nicht alle Broker bieten die gleichen Leistungen an und haben daher auch unterschiedliche Konditionen. So sind die präferierte Anlageform und das Anlageprodukt ein wesentlicher Faktor bei der Broker-Auswahl. Du solltest dir also spätestens zu diesem Zeitpunkt darüber im Klaren sein in was du konkret dein Geld anlegen und wie du dies tun möchtest, also ob du einen monatlichen Sparplan oder eine Einmalanlage präferierst. Dies ist wichtig, da bei jedem Broker andere Gebühren anfallen und sogar manche Anlageformen wie Aktiensparpläne gar nicht verfügbar sind. Gebühren werden grundsätzlich für die unterschiedlichsten Leistungen erhoben. Die wichtigsten Gebühren für dich am Anfang sind dabei die Depotführungsgebühr und die Orderprovisionen bei Kauf und Verkauf von Wertpapieren. Das heißt, dass du sowohl fixe Kosten für dein Depot hast als auch variable Kosten für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren hast. Die Kosten für den Kauf oder Verkauf können dabei absolute Preise sein oder auch prozentual, also abhängig vom Ordervolumen berechnet werden. Zusätzlich zu dieser Orderprovision bei einem Kauf oder Verkauf von Wertpapieren fällt auch eine börsenabhängige Gebühr an. Dies sind die für dich relevantesten Gebühren, die du berücksichtigen musst, wenn es sich um den Kauf von Aktien handelt. Natürlich gibt es noch weitere Gebühren wie Dividendenzahlungsgebühren, Eintragungen ins Namensregister bei Namensaktien und Ausgabeaufschläge. <?page no="119"?> 120 Kapitel 2: Schritt für Schritt zu deinem Börsenstart Wissensbox Unter Ausgabeaufschlag versteht man eine Gebühr, die beim Kauf eines Wertpapiers erhoben wird. Der Ausgabeaufschlag wird immer prozentual angegeben und bezieht sich auf die gesamte angelegte Kapitalsumme. Jedoch spielen diese Gebühren zunächst eine geringere Rolle für deine Broker- Auswahl. Nachdem du nun die für dich relevantesten Gebühren kennst, kannst du dir anhand des folgenden Brokervergleichs den zu dir passenden Broker auswählen. Der Brokervergleich Anfangen möchten wir mit dem niederländischen Online-Broker DeGiro. Degiro ist bekannt für geringe Orderprovisionen. Somit kannst du an deutschen Börsen schon ab 2,00 € plus zusätzlicher 0,026 % des Ordervolumens handeln. Zusätzlich sind auch die Ordergebühren an ausländischen Börsen wie in den USA sehr gering. Zudem können ETF‘s bei Degiro jeden Monat kostenlos gekauft werden. Ein weiterer Vorteil von Degiro ist, dass dieser Broker über eine große Auswahl an Handelsplätzen und Anlageprodukten verfügt. Darüber hinaus fallen bei Degiro keine Depotführungsgebühren an. Ebenfalls kostenlos sind taggleiche Teilausführungen und Dividendenauszahlungen. Wissensbox Teilausführungen kommen zustande, wenn zwischen Käufer und Verkäufer keine 1: 1-Beziehung besteht. Konkret bedeutet das, wenn du 100 Aktien <?page no="120"?> 2.4 Brokervergleich - Der passende Broker für dich 121 anbietest und es niemanden gibt, der diese Menge kaufen möchte, dann werden deine Aktien auf mehrere Käufer aufgeteilt. Dadurch fallen jedoch auch jedes Mal Orderprovisionen an. Eine Medaille hat jedoch immer zwei Seiten. So ist es bei Degiro nicht möglich, Sparpläne einzurichten und an allen deutschen Handelsplätzen zu handeln. Außerdem ist Degiro nicht sehr übersichtlich und erschwert daher die Datenauswertung. Zudem ist Degiro, wie bereits erwähnt, ein niederländisches Unternehmen, wodurch es keiner deutschen Einlagensicherung unterliegt und auch über keinen Freistellungsauftrag verfügt. Folglich musst du alle Steuerangelegenheiten in deiner Steuererklärung separat berücksichtigen. Ein weiterer namhafter Broker ist Onvista mit Sitz in Köln. Onvista wirbt dabei gleich mit zwei unterschiedlichen Modellen. Das Freebuy-Depot ermöglicht es, kostenlos Wertpapiere zu kaufen. Freebuys erhält man dabei auf Grundlage der Summe auf dem Verrechnungskonto beziehungsweise aufgrund der Häufigkeit von Transaktionen. Stand 2019 kann man die Wertpapiere bei einem festen Satz von 5,99 € und zusätzlichen 0,23 % vom Ordervolumen wiederverkaufen. Das Festpreis-Depot ermöglicht hingegen einen Kauf- und Verkauf von 5 € zuzüglich der jeweiligen Börsenplatzgebühr an deutschen Handelsplätzen. Handelt man an Börsenplätzen in den USA, erhebt Onvista einen Festpreis von 10 € zuzüglich der Börsenplatzgebühr. Zusammengefasst kann also auch Onvista als deutscher Broker mit sehr geringen Orderprovisionen punkten. Zusätzlich sind Sparplanausführungen ab 50 € im Monat kostenlos und es fällt keine Depotführungsgebühr an, wodurch keine laufenden jährlichen Kosten verursacht werden. Taggleiche Teilausführungen <?page no="121"?> 122 Kapitel 2: Schritt für Schritt zu deinem Börsenstart sind bei Onvista an ausgewählten Börsenplätzen wie Xetra oder Frankfurt kostenlos, und auch Dividendenauszahlungen sind gebührenfrei. Zusätzlich ist die Onvista-Bank freiwilliges Mitglied im Einlagensicherungsfonds, wodurch Einlagen bis mindestens 90.820.000 € pro Kunde gesichert sind. Jedoch ist zum jetzigen Zeitpunkt ein Sparplan auf Einzelaktien leider nicht möglich. Auch die geringe Übersichtlichkeit des Depots ist unserer Meinung nach ein Nachteil. Die Comdirect ist ein Tochterunternehmen der Commerzbank und ebenfalls ein deutscher Online-Broker. Bei aktiver Nutzung gibt es bei Comdirect für die Depotführung keine jährlichen Gebühren. Andernfalls werden nach drei Jahren jährlich Gebühren fällig. Beim Kauf und Verkauf eines Wertpapiers wird bei der Comdirect eine Grundgebühr von 4,90 € und 0,25 % des Ordervolumens fällig, wobei mindestens 9,99 € anfallen. Bei einem Einmalkauf von Wertpapieren im Wert von 1.000 € wären das zwar laut Grundgebühr nur 4,90 € plus 2,50 €, also insgesamt 7,40 €. Allerdings werden bei einem Verkauf oder Kauf mindestens 9,99 € fällig, wodurch du zusätzlich zu den 7,40 € weitere 2,59 € bezahlen müsstest. Ein Vorteil der Comdirect ist, dass hier Sparpläne auf Einzelaktien möglich sind. Dabei fallen Kosten in Höhe von 1,5 % der Sparrate von mindestens 25 € an. Bei einem Sparplan von 50 € im Monat wären das folglich 75 Cent. Auch bei der Comdirect sind sowohl taggleiche Teilausführungen und Dividendenauszahlungen kostenlos. Da auch die comdirect freiwilliges Mitglied im Einlagensicherungsfonds ist, sind Einlagen bis zu 90.820.000 € pro Person abgesichert. Zusammenfassend sind die Gebühren bei der Comdirect für den Kauf und Verkauf mittelmäßig. Dafür hat man jedoch eine riesige Auswahl an sparplanfähigen Einzelaktien und ETF‘s. Zusätzlich punktet die Comdirect mit einer sehr intuitiven Depotübersicht und einem hervorragenden Kundenservice. <?page no="122"?> 2.4 Brokervergleich - Der passende Broker für dich 123 Die Consorsbank ist die Direktbank der französischen BNP Paribas und hat ihren Sitz in Nürnberg. Diese ist über die gesetzliche Einlagensicherung von 100.000 € hinaus bis zu 120 Mio. Euro pro Kunde abgesichert. Die Consorsbank wirbt mit einem Depot ohne jährliche Depotführungsgebühren und kostenlosen tagesgleichen Teilausführungen sowie kostenfreie Dividendenauszahlungen. Für den Kauf und Verkauf werden 4,95 € und 0,25 % des Ordervolumens, aber mindestens 9,95 € berechnet. An US-Börsen zahlt man hingegen eine Grundgebühr von 19,95 € zuzüglich einer Gebühr von 0,25 % des Ordervolumens, aber mindestens 24,95 €. Für Sparpläne berechnet die Consorsbank 1,5 % der Sparrate, bei einer Mindestanlage von 25 €. Die Consorsbank bietet dafür jedoch die Möglichkeit, über 300 Einzelaktien zu besparen. Ein weiterer Broker ist Flatex. Flatex ist ein deutscher Broker und hat seinen Sitz in Kulmbach. Die Orderprovision bei Flatex beträgt 5,90 € pro Transaktion, wobei sich viele ETF’s sogar kostenlos besparen lassen. Zudem ist auch hier die Depotführung kostenlos. Jedoch werden für Teilausführungen Gebühren verlangt und auf das Verrechnungskonto Negativzinsen berechnet. Negativzinsen bedeuten in diesem Fall, dass du für Geld auf deinem Verrechnungskonto Zinsen bezahlen musst. Zusätzlich fallen bei Flatex für die Auszahlung von Dividenden weitere Kosten an. Des Weiteren besitzt Flatex selbst keine Banklizenz und ist somit verpflichtet, mit einer Bank zusammenzuarbeiten. Diese bietet jedoch für dein Verrechnungskonto im Fall von Flatex keine deutsche Einlagensicherung. Zusammengefasst bietet das Depot gute Konditionen für Einzelkäufe, solange es sich nicht um Dividendenaktien handelt. Außerdem fällt auf, dass Flatex vermeiden möchte, dass Kunden zu hohe Einlagen auf dem Verrechnungskonto liegen haben, welches sich natürlich als ein klarer Nachteil darstellt. <?page no="123"?> 124 Kapitel 2: Schritt für Schritt zu deinem Börsenstart Wie bereits erwähnt, gibt es nicht den universellen Broker, welcher die besten Möglichkeiten für jedermann bietet. Daher musst du nun für dich abwägen, welcher Broker zu dir am besten passt beziehungsweise mit welchem Broker du deine Strategie am besten umsetzen kannst. Bedenke auch, dass es sich hier nur um eine kleine Auswahl an Brokern handelt und es natürlich noch viele weitere Broker gibt, die du auswählen kannst. In Tabelle 7 hast du nochmal die wichtigsten Fakten im Überblick: Tabelle 7: Gegenüberstellung der vorgestellten Broker Orderprovision 2,00€ + 0,026% 5€ *1, 2 4,90€ + 0,25%, min. 9,99€ 4,95€ + 0,25%, min. 9,95€ 5,90 € Depotführung kostenlos kostenlos kostenlos kostenlos kostenlos Teilausführungen kostenlos kostenlos kostenlos kostenlos entgeltlich Dividendenauszahlungen kostenlos kostenlos kostenlos kostenlos entgeltlich Sparplanausführungen *3 *3 Einlagensicherung *1 variiert je nach Modell *2 zzgl. der Börsenplatzgebühr *3 nur bei ETF‘s <?page no="124"?> Kapitel 2: Schritt für Schritt zu deinem Börsenstart 125 2.5 Dein erstes Depot Nachdem du nun den für dich passenden Broker ausgewählt hast, gibt es zwei Möglichkeiten wie du dir das Depot eröffnen kannst. Wie man dabei vorgehen muss zeigen wir dir im Folgenden. Bei der ersten Variante musst du den Antrag zur Depoteröffnung auf der Internetseite deines gewünschten Brokers suchen, ausdrucken und ausfüllen. Neben deinen allgemeinen persönlichen Daten musst du zusätzlich deine Bankdaten sowie deine Steueridentifikationsnummer - diese findest du beispielsweise auf deiner Gehaltsabrechnung oder kannst sie beim Finanzamt erfragen - angeben. Nachdem du das Formular ausgefüllt hast, kannst du es nun zur Post bringen. Mit Hilfe des Postident-Verfahrens musst du dort deine Identität mit deinem Personalausweis oder Reisepass bestätigen. Nun heißt es abwarten, bis du die Bestätigung der Bank bekommst. Alternativ zu diesem Antragsprozess bieten viele Online-Broker auch ein Online-Formular an, welches du ausfüllen kannst. Wenn du dich für das Online-Formular entscheidest, dann besteht der einzige Unterschied darin, dass deine Identität meistens durch einen Videochat bestätigt wird. Hierfür benötigst du jedoch eine funktionierende Webcam. <?page no="125"?> 126 Kapitel 2: Schritt für Schritt zu deinem Börsenstart Falls du Bedenken bezüglich der Sicherheit deines Geldes hast und rätselst, ob dein Geld bei der von dir ausgewählten Bank sicher ist, können wir dich zunächst einmal beruhigen. Denn seit 2011 gibt es in Deutschland eine gesetzliche Einlagensicherung von 100.000 € für Spar-, Sicht- oder Termineinlagen pro eröffnetem Konto. Diese Einlagensicherung bedeutet, dass dein Geld auf dem Verrechnungskonto bis zu einem Betrag von 100.000 € gesichert ist. Das in Wertpapiere angelegte Geld ist davon jedoch nicht betroffen, da die Wertpapiere als Sondervermögen behandelt werden und somit von einer potenziellen Insolvenz deiner Depotbank nicht betroffen sind. Im Insolvenzfall muss die Depotbank demnach deine Wertpapiere an dich aushändigen beziehungsweise an eine andere Bank transferieren. Sobald du also deine Anmeldedaten erhalten hast, kannst du dich mit Hilfe deines Benutzernamens und des Passworts ins Depot einloggen. Es empfiehlt sich zunächst einmal, das Depot einzurichten und sich mit den verschiedenen Funktionen vertraut zu machen. Nachdem du nun einen groben Überblick über dein Depot hast, werden wir dich nun Schritt für Schritt bis zu deiner ersten Transaktion begleiten. Bevor du jedoch die erste Transaktion tätigen kannst, musst du erst mal Geld von deinem Girokonto auf dein Depotkonto überweisen. Hier kannst du entweder einen Dauerauftrag von deinem Girokonto auf dein Depot veranlassen oder eine Einmalüberweisung tätigen. Wie viel Geld du überweist, hängt dabei von deinen finanziellen Ressourcen, deiner Strategie und deinen persönlichen Präferenzen ab. Möchtest du beispielsweise einen Einmalkauf tätigen, musst du einen selbstdefinierten Betrag auf das Verrechnungskonto deines Depots überweisen. Die Daten dazu findest du in den Einstellungen deines Depots. Solltest du dich dazu entschieden haben, einen Sparplan einzurichten, kannst du alternativ auch <?page no="126"?> 2.5 Dein erstes Depot 127 einen Dauerauftrag einstellen. Ein Dauerauftrag spart dir später Zeit und hat den positiven Nebeneffekt, dass du dich selbst verpflichtest, regelmäßig Geld zu sparen - getreu dem Motto „Pay yourself first“. Natürlich fallen beim Handel von Wertpapieren auch Steuern an, die du beim Verkauf einer Aktie abgeben musst. Hier gibt es jedoch für jeden Anleger die Möglichkeit, einen Freistellungsauftrag einzustellen. Der Freistellungsauftrag ist ein Auftrag an deine Depotbank, Kapitalerträge bis zu einem gewissen Freibetrag automatisch von der Besteuerung zu befreien. Hier hast du als Alleinstehender einen jährlichen Freibetrag in Höhe von 801 € auf alle Kapitaleinkünfte, wie Zinszahlungen, Dividendenzahlungen und die Realisierung von Kursgewinnen. Ehepaare haben zusammen einen Freibetrag von 1.602 €. Sofern du mehrere Konten besitzt, kannst du diesen Freibetrag auch auf alle deine Konten verteilen. Jedoch darf auch dein Freibetrag über alle Konten hinweg insgesamt nicht die 801 € übersteigen. Den Freistellungsauftrag kannst du in den Einstellungen deines Depots beantragen. In diesem Antrag gibst du dann deine persönlichen Daten an und legst einen möglichen Freibetrag fest (≤ 801 €), welcher für dieses Depot angewendet werden soll. Möchtest du dich damit zunächst nicht beschäftigen wollen, kannst du dir deine gezahlte Kapitalertragssteuer natürlich auch über den etwas umständlicheren Weg mittels der Steuererklärung vom Finanzamt zurückholen. Da man sich diesen Aufwand jedoch sparen kann, empfehlen wir dir, den Freibetrag zu nutzen und einzustellen. <?page no="127"?> 2.6 Dein erstes Wertpapier Die Voraussetzungen für deinen ersten Aktienkauf sind nun gelegt. Im Optimalfall hast du nun einen Überblick über dein Depot und bist jetzt bereit deine festgelegte Strategie umzusetzen. Daher zeigen wir dir nun, wie du deine ersten Aktien endlich kaufen kannst. Um nun deine erste Aktie zu kaufen, musst du im ersten Schritt die Wertpapierkennnummer (WKN) oder die International Securities Identification Number (ISIN) deiner gewünschten Aktie heraussuchen. Anhand dieser beiden Nummern kannst du eine Aktie eindeutig identifizieren. Dies ist dahingehend wichtig, weil der Name der Aktien nicht immer eindeutig ist und du somit nicht das falsche Wertpapier kaufst. Sofern du nun die richtige WKN oder ISIN herausgesucht hast, kannst du dieses Wertpapier mit der Eingabe in die Suchfunktion deines Depots finden. In vielen Depots funktioniert dies auch über die Funktion „Wertpapierorder aufgeben“. Wenn du auf der Übersicht deiner gewünschten Aktie bist, dann musst du nun auf den Button „Kaufen/ Verkaufen“ klicken. Anschließend gibst du dann die Anzahl an Wertpapieren an, die du kaufen möchtest. Hier musst du jedoch da- <?page no="128"?> 2.6 Dein erstes Wertpapier 129 rauf achten, dass der Kaufwert aller gewünschten Aktien nicht dein Guthaben auf dem Verrechnungskonto übersteigt. Der Broker zeigt dir nun die aktuellen Kurse an und gibt dir die Möglichkeit, zwischen mehreren Handelsplätzen zu wählen. Doch welcher von den vielen Handelsplätzen ist nun der Bessere? Grundsätzlich kannst du folgende Kriterien zur Beurteilung heranziehen: das Handelsvolumen und daraus folgend den Spread. Das Handelsvolumen sollte am jeweiligen Handelsplatz relativ hoch sein und der Spread möglichst gering, denn der Käufer trägt bei einem hohen Spread die gesamte Differenz. Order Handelsart: Kauf Verkauf Wertpapier: ISIN oder WKN hier eintragen Stück / Anzahl: Anzahl der Wertpapiere eintragen Börse: Name Kurs Stück Betrag Xetra € n n x € Tradegate € n n x € Frankfurt € n n x € Ordertyp TAN eingeben Jetzt Kaufen <?page no="129"?> 130 Kapitel 2: Schritt für Schritt zu deinem Börsenstart Wissensbox Der Spread ist die Differenz zwischen dem momentanen Höchstpreis, den ein Käufer bietet, und dem momentanen Mindestpreis, den ein Verkäufer fordert. Der Handel ist in Deutschland an vielen Börsen möglich. Dazu zählen die Börsen in Frankfurt, Stuttgart, München, Düsseldorf, Berlin und Hamburg. Zusätzlich gibt es in Deutschland eine elektronische Form der Börse Frankfurt namens Xetra. Darüber hinaus gibt es auch noch die elektronische Wertpapierbörse Tradegate, welche auf den Wertpapierhandel für Privatanleger spezialisiert ist. Möchtest du nun ein ausländisches Wertpapier kaufen, dann gilt hier der Grundsatz, dass man das Wertpapier an der Heimatbörse kaufen sollte. Wenn du also zum Beispiel Aktien von Apple Inc. (WKN: 865985) kaufen möchtest, bietet sich in diesem Fall die New York Stock Exchange (NYSE) als Handelsplatz an. Der Vorteil der Heimatbörse liegt nämlich darin, dass das Wertpapier dort das größte Handelsvolumen aufweist. Dies wiederum wirkt sich positiv auf den Spread der Aktie aus. Trotzdem sollte man auch beachten, dass die Broker-Gebühren an ausländischen Börsen in der Regel teurer sind. Daher sollte man an inländischen Börsen nach dem Wertpapier suchen und die Kosten der Börsenplätze miteinander vergleichen. Nachdem du dich nun für den für dich optimalen Handelsplatz entschieden hast, kannst du noch den Ordertyp festlegen. Gibst du nichts ein und drückst einfach nur auf Kaufen, so kaufst du „billigst bestens“. Dadurch würdest du das Wertpapier zu einem nicht kalkulierbaren Preis erwerben, denn du kaufst nie- <?page no="130"?> 2.6 Dein erstes Wertpapier 131 mals zu dem Preis ein, der zuletzt im Aktienticker zu finden war. Diese Preise, die dir dort angezeigt werden, sind lediglich die Preise des zuletzt gehandelten Wertpapiers. Ist eine Aktie nun sehr volatil, unterliegt also hohen Schwankungen, so kann es sein, dass du die Aktie zu einem unerwartet abweichenden Preis erwerben würdest. Um dies zu vermeiden, gibt es beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren mehrere Ordertypen. Damit du eine bessere Übersicht bekommst, möchten wir dir die wichtigsten Ordertypen nun kurz vorstellen und anhand von Beispielen erklären. Limit-Orders Sofern du deine Wertpapiere nicht sofort kaufen oder verkaufen möchtest, sondern einen präferierten Kauf- oder Verkaufspreis hast, empfiehlt sich hier die Limit-Order. Mit Hilfe dieser Order ist es dir möglich, Wertpapiere zu einem klar definierten Preis zu kaufen oder zu verkaufen. Man gibt also bei der Limit-Order als Käufer den maximalen Preis an, zu dem man ein Wertpapier erwerben möchte. Als Verkäufer gibt man analog den minimalen Preis an, den man für ein Wertpapier erhalten möchte. Die Order wird erst dann ausgeführt, sobald das Wertpapier diesen festgelegten Preis erreicht hat. Trifft dies nicht zu, wird die Order auch nicht ausgeführt und verfällt zum von dir festgelegten Zeitpunkt. Wie lange eine Order gültig sein soll, kannst du selbst bei Aufgabe der Order bestimmen. Angenommen, du möchtest nun also ein Wertpapier kaufen, welches aktuell einen Kurs von 100 € hat, aber auch stark im Preis schwankt. Du möchtest aber nicht mehr als 100 € pro Stück zahlen. In diesem Fall würde sich dann eine Limit- Order anbieten. Die Order wird erst dann ausgelöst, sobald das Wertpapier einen Preis von ≤ 100 € erreicht hat. <?page no="131"?> 132 Kapitel 2: Schritt für Schritt zu deinem Börsenstart Stop-Orders Mit der sogenannten Stop-Order ist es möglich, Verluste nach vorher selbst definierten Werten zu begrenzen. Kann man also die Entwicklung am Markt schlecht einschätzen, hat man die Möglichkeit, das Verlustrisiko mit diesen Ordertypen etwas zu begrenzen. Man unterscheidet hier die Stop Buy Order beim Kauf von Wertpapieren und die Stop Loss Order beim Verkauf von Wertpapieren. Wird in diesem Fall eine Schwelle über- oder unterschritten, so wird die Order ausgelöst. Da es sich hier nicht um eine Limit-Order handelt, weiß man jedoch nicht, zu welchem genauen Kurs die Order letztendlich ausgeführt wird. Denn bei der Über- oder Unterschreitung dieses Schwellenwertes handelt es sich nur um den zuletzt gehandelten Kurs. Der nächste Kurs kann nun unter aber auch über dieser Schwelle liegen. Je nachdem, wie schnell sich die Marktbedingungen verändern, kann also zwischen diesem Schwellenwert und dem tatsächlich ausführenden Kurs ein relativ großer Unterschied liegen. Bei einer Stop Buy Order möchte man den Einstiegskurs, zu dem man das Wertpapier erwerben möchte, festlegen. Möchtest du nun also ein Wertpapier kaufen, welches aktuell einen Preis von 150 € hat, jedoch kontinuierlich am Sinken ist, und du eine Stop Buy Order von 130 € festsetzt, dann wird die Order ausgeführt, sobald dieser Wert unterschritten wird. Der Unterschied zur Limit-Order besteht hierbei, wie bereits erwähnt, jedoch darin, dass deine Order nun zum nächstverfügbaren Kurs ausgeführt wird, unabhängig davon, ob dieser dann über oder unter deiner Preisvorstellung liegt. Es kann also sein, dass deine Order bei einem Preis von 125 € oder auch bei 135 € ausgeführt wird. Bei einer Stop Loss Order hingegen möchte man seine Verluste begrenzen. Nehmen wir also an, dass du ein Wertpapier bei 100 € gekauft hast und eine Stopp Loss Order von 80 € eingestellt hast, um deine Verluste im Extremfall zu <?page no="132"?> 2.6 Dein erstes Wertpapier 133 begrenzen. Werden die 80 € nun erreicht beziehungsweise unterschritten, dann wird die Order sofort ausgeführt. Auch hier ist der nächste Kurs zu dem gehandelt wird ungewiss, da auch hier billigst verkauft wird. Der Einsatz von solchen Orders wird häufig im Daytrading verwendet. Wenn jedoch dein Ziel die langfristige Geldanlage ist, dann sind Stop-Orders hinsichtlich des Verkaufens von Wertpapieren mit Vorsicht zu genießen, da du möglicherweise unnötige Verluste realisierst. Fällt also beispielsweise der Kurs deiner Aktie unvorhersehbar unter deine gesetzte Order, dann wird deine Aktie automatisch direkt wiederverkauft. Das ist dahingehend alles andere als optimal, da du deine Aktie zu einem günstigeren Preis verkaufst als du sie gekauft hast. Dies solltest du per automatischem Verkauf jedoch vermeiden, denn du würdest ja auch nicht einen neuen Fernseher für 1000 € kaufen und ihn dann direkt wieder für 700 € verkaufen. Stop-Limit-Order Wie bereits bei der Stop-Order thematisiert, wird beim Erreichen oder Überbeziehungsweise Unterschreiten eines Kurses die Order ausgelöst und billigst gekauft oder verkauft. Hiermit geht jedoch auch ein Risiko einher, da man nicht beeinflussen kann, zu welchem Kurs die Order nun ausgeführt wird. Um dies zu vermeiden, lassen sich die Stop-Order und die Limit-Order verknüpfen. Dadurch wird die Order nicht billigst ausgeführt, sondern unter Berücksichtigung deines eingestellten Limits. Wenden wir dies nun auf das vorige Beispiel der Stop Buy Order an, dann ergibt sich folgendes: Der gewünschte Kurs für die Stop Buy Order wurde auf 130 € eingestellt. Da kein Limit vorlag, wäre das Wertpapier bei Erreichen oder Überschreiten des Preises billigst gekauft worden. Da wir dies vermeiden wollen, <?page no="133"?> 134 Kapitel 2: Schritt für Schritt zu deinem Börsenstart wenden wir nun mittels der Stop Limit Order ein Limit fest, zu dem wir maximal kaufen möchten. Mit der Limit-Eingabe legen wir nun fest, dass wir auch wirklich nur die gewünschten 130 € bezahlen und uns dagegen absichern, das Wertpapier teurer zu kaufen. Das gleiche Problem hatten wir auch bei unserer Stop Loss Order. Hier hatten wir ein Wertpapier bei 100 € gekauft und einen Stop Loss bei 80 € gesetzt. Beim Erreichen oder Unterschreiten dieses Wertes wäre unser Wertpapier billigst verkauft worden; möglicherweise zu 75 € oder noch weniger. Mit der Eingabe eines Limits von beispielsweise 79 € begrenzen wir dieses Risiko. Es kann jedoch passieren, dass deine Order gar nicht ausgeführt wird, obwohl die Schwelle erreicht wurde. War also beispielsweise der letzte Kurs bei 79,50 € und dein Limit wurde bei 79 € gesetzt, kann es sein, dass die Order nicht ausgeführt wird, da der nächste Trade erst bei 78,50 € stattfindet. Trailing Stop Order Bei einer Trailing Stop Order unterscheidet man, wie auch bei der Stop Order, zwischen einer Trailing Stop Buy Order beim Kauf von Wertpapieren und einer Trailing Stop Loss Order beim Verkauf von Wertpapieren. Die Trailing Stop Loss Order dient grundsätzlich zur Absicherung deiner Wertpapiere. Man setzt also wie bei der Stop Loss Order eine Schwelle fest, ab welcher das Wertpapier verkauft wird. Der Unterschied hier besteht allerdings darin, dass sich diese Schwelle bei steigenden Kursen dynamisch anpasst. Bei fallenden Kursen würde die neue Schwelle bestehen bleiben, und bei Erreichung oder Unterschreitung wird die Order dann folglich ausgelöst und das Wertpapier billigst verkauft. <?page no="134"?> 2.6 Dein erstes Wertpapier 135 Würdest du also eine Aktie bei einem Kurs von 100 € kaufen und der Preis der Aktie würde danach kontinuierlich ansteigen, kannst du dich hier mit der Trailing Stop Loss Order absichern. In diesem Fall kannst du nun eine Schwelle von beispielsweise 10 % unter dem neuen Kurs festlegen. Das würde bedeuten, dass bei einem Kursanstieg auf 120 € deine neue Schwelle nun bei 108 € liegen würde. Bei einem Kurs von 160 € würde die Schwelle demnach bei 144 € liegen. Bei einem Kurs von 160 € unterstellen wir nun, dass die Kurse, anstatt weiter zu steigen, nun wieder fallen. Natürlich passt sich in diesem Fall die Schwelle nicht nach unten an, sondern bleibt bei 144 € bestehen. Wird diese Schwelle nun erreicht oder unterschritten, wird billigst verkauft. Die Trailing Stop Buy Order ist das genaue Gegenteil. Bei fallenden Kursen wird der Einstiegskurs also dynamisch nach unten angepasst. Man setzt also auch in diesem Fall eine dynamische Schwelle fest, zu welcher man eine Kauforder auslösen möchte. Würde also der aktuelle Kurs eines Wertpapiers 100 € betragen und du wärst bereit maximal 85 € zu zahlen, vermutest jedoch zunächst fallende Kurse, möchtest aber nicht jeden Tag den Preis beobachten. In diesem Fall legst du nun eine Trailing Stop Buy Order mit einer definierten Dynamik von 5 % fest. Fällt der Kurse nun wie angenommen und der Kurs steht nun bei 80 €, würde sich deine neue Schwelle auf 84 € anpassen. Fällt der Kurs weiter auf 60 €, dann würde sich die Schwelle auf 63 € anpassen. Sollten die Kurse nun wieder steigen und diese neue Schwelle erreichen oder überschreiten, so wird die Order ausgelöst und billigst gekauft. Dieser Ordertyp hat jedoch den Nachteil, dass man den günstigsten Einstiegskurs verpasst, da man wie im Beispiel nicht bei 60 €, sondern erst bei 63 € kaufen würde. <?page no="135"?> 136 Kapitel 2: Schritt für Schritt zu deinem Börsenstart Leider wirken diese Ordertypen auf den ersten Blick sehr komplex und kompliziert. Aber auch hier musst du individuell abwägen und für dich entscheiden, welcher Ordertyp am besten zu dir und deiner Strategie passt. Es ist jedoch auch völlig legitim, auf einen Ordertypen zu verzichten und lediglich billigst/ bestens zu kaufen oder zu verkaufen. Falls du dich nun für einen Order-Typ entschieden hast, kannst du nun auf Kaufen klicken. Bei vielen Brokern ist es nun üblich, zur Bestätigung deiner Transaktion noch eine TAN-Nummer einzugeben. Diese kannst du je nach Broker aus deiner zugesendeten TAN-Liste entnehmen oder dir per SMS zusenden lassen. Herzlichen Glückwunsch, du hast soeben deine erste Aktie gekauft! Die Erstellung eines Sparplans Gerade am Anfang kann es sich auch lohnen, einen Sparplan einzurichten. Um dies machen zu können, solltest du, wie bereits thematisiert, einen Dauerauftrag bei deiner Bank einrichten. Somit vermeidest du, jeden Monat erneut eine Überweisung machen zu müssen. Außerdem hat ein Sparplan den tollen Nebeneffekt, dass du dich quasi jeden Monat zwingst, eine gewisse Summe zu sparen. Zusätzlich machst du dir den in Kapitel 1 bereits erwähnten Cost Average Effekt zunutze und reduzierst dein Risiko hinsichtlich eines ungünstigen Einstiegskurses, da du jeden Monat zu einem anderen Preis kaufst, wodurch du einen Durchschnittspreis erhältst. Natürlich kann es auch sein, dass du bei einem einmaligen Kauf genau zu dem Zeitpunkt gekauft hättest, zu,dem das Wertpapier gerade am günstigsten war, aber wie du ja bereits weißt, kann man das nie im Voraus wissen. <?page no="136"?> 2.6 Dein erstes Wertpapier 137 Das Vorgehen, um einen Sparplan einzurichten, ist relativ ähnlich zum Aktienkauf. Zunächst musst du die vorgesehene Funktion eines Sparplans in deiner Depotübersicht suchen. Wenn du den Sparplan gefunden hast, legst du deine gewünschte Sparsumme fest. Einen solchen Sparplan kannst du dabei schon meist ab 25 € pro Monat einrichten und so mit dem langfristigen Sparen beginnen. Bei vielen Brokern sind Sparpläne sogar kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr möglich. Damit kannst du auch vergleichen, bis zu welcher Sparsumme sich ein Sparplan im Vergleich zu einem einmaligen Kauf hinsichtlich der Kosten lohnt. Würde ein einmaliger Kauf beispielsweise 5 € Gebühren und ein Aktiensparplan 1 % der monatlichen Sparsumme kosten, so kannst du berechnen, ab wann es sich nicht mehr lohnt, einen Sparplan einzustellen. Bei einem einmaligen Kauf hättest du bei jeder Investitionssumme exakt die gleiche Ordergebühr in Höhe von 5 €. Bei einem Sparplan hingegen sieht es da häufig anders aus. Bei einer Sparsumme von 100 € müsstest du mit 1 € Ordergebühr rechnen, bei einer Sparsumme von 500 € demnach mit 5 €. Somit würde sich dein Sparplan im Vergleich zu Einzelaktien bis zu einer Sparsumme von 500 € im Monat lohnen. Liegt deine Sparsumme über diesem Betrag, würde es sich hinsichtlich der Kosten lohnen, eine Einzelanlage zu tätigen. Dies trifft natürlich nur dann zu, wenn der Faktor Bequemlichkeit für dich keine große Rolle spielen würde und du dich stattdessen nur auf die Kosten fokussieren würdest. Sparplan Sparrate: Wertpapier: ISIN oder WKN hier eintragen Betrag in € eintragen Weiter <?page no="137"?> 138 Kapitel 2: Schritt für Schritt zu deinem Börsenstart Sobald du eine für dich geeignete Sparsumme festgelegt hast, kannst du das Wertpapier auswählen, das du besparen möchtest. Beachte dabei bitte, dass du nicht bei jedem Broker einen Sparplan für Einzelaktien nutzen kannst, sondern nur für Fonds oder ETF‘s. Nachdem du nun die entsprechenden Wertpapiere ausgewählt hast, die du besparen möchtest, öffnet sich ein Fenster, in dem du weitere Optionen bezüglich deines Sparplans einstellen kannst. So kannst du einerseits den Zeitpunkt im Monat festlegen, zu welchem die Wertpapiere gekauft werden. Meistens hast du hier die Option, zwischen Monatsanfang, Mitte des Monats oder Monatsende zu wählen. Welchen Zeitpunkt du hier nimmst, ist deine Entscheidung, wir empfehlen jedoch den Monatsanfang, da du dich hier zwingst. direkt am Monatsanfang zu sparen. Andererseits kannst du auch das Kaufintervall auswählen. Auch hier würden wir dir empfehlen, einen monatlichen Sparplan einzustellen, da du somit einen wesentlich höheren Beitrag für deinen langfristigen Vermögensaufbau leistest, als wenn du nur quartalsweise sparen würdest. Sparplan Dynamisierung Dynamisierungssatz: Dynamisierungstermin: TAN eingeben Fertig Rate auswählen Datum auswählen Intervall: z.B. monatlich Kauftag: z.B. immer am 7. jedes Monats Erster Kauf: Datum auswählen <?page no="138"?> 2.6 Dein erstes Wertpapier 139 Zusätzlich kannst du bei vielen Brokern eine Dynamisierungsrate des Sparplans einstellen. Die Dynamisierung bedeutet, dass du deine Sparsumme jährlich um einen gewissen Prozentsatz anpassen kannst. Somit kannst du beispielsweise einen Prozentsatz von 5 % einstellen, um die sich deine Sparsumme jährlich erhöhen soll. Die Einstellung einer Dynamisierungsrate ist für den langfristigen Vermögensaufbau von Vorteil, da du gewährleistest, dass der Zinseszins durch die Erhöhung deines Kapitaleinsatzes über die Jahre hinweg immer stärker für dich arbeiten kann. Genauso wie bei einer Einmalanlage von Wertpapieren kannst du auch den Handelsplatz auswählen. Bei Sparplänen kann es aber auch je nach Broker vorkommen, dass der Handelsplatz bereits festgelegt ist. Wenn du all diese Optionen eingestellt hast, kannst du nun deinen Sparplan bestätigen. Bei vielen Brokern musst du wie beim Einzelkauf zur Bestätigung deiner Transaktion eine TAN eingeben. Glückwunsch! Mit dem Wertpapiersparplan hast du nun einen wichtigen Schritt für deinen langfristigen Vermögensaufbau gemacht und kannst dich nun Privatanleger oder Aktionär nennen! <?page no="139"?> 2.7 Dein weiterer Weg Was nun? Welche Schritte nun für dich nach dem Kauf deines ersten Wertpapiers relevant sein könnten, möchten wir dir in diesem Abschnitt kurz aufzeigen. Nachdem du nun deine Ziele und deine Strategie festgelegt hast und dein Portfolio in einem bestimmten Verhältnis zusammengestellt hast, stellt sich dir möglicherweise die Frage, wie du deine Anlageklassen in deinem gewünschten Verhältnis halten kannst, um bei deiner Strategie zu bleiben. In diesem Kontext ist das Rebalancing ein mögliches Tool. Um dir Rebalancing besser zu erklären, möchten wir dir an dieser Stelle ein kleines Beispiel aufzeigen. Würdest du also zu Beginn beispielsweise vier verschiedene Aktien im Verhältnis von jeweils 25 % besitzen, dann wäre demnach jede Aktienposition bei einem gesamten Anlagevolumen von 4.000 € folglich jeweils 1.000 € wert. Je nachdem, wie sich die Wertpapiere zukünftig nun entwickeln, kann es sein, dass deine Aktie A anstatt 1.000 € nun 500 € wert ist und deine Aktie B anstatt 1.000 € nun 2.000 € wert ist. Somit wäre der prozentuale Anteil von Aktie A nicht mehr 25 % <?page no="140"?> 2.7 Dein weiterer Weg 141 deines Portfolios, sondern nur noch um die 11 % groß. Gleichzeitig hätte sich der prozentuale Anteil von Aktie B von 25 % auf knapp 44 % erhöht. Wie du siehst, haben sich die Verhältnisse der Aktien in deinem Depot durch die Wertentwicklung stark verschoben und Aktie B hätte demnach eine wesentlich höhere Gewichtung in deinem Portfolio als Aktie A. Beim Rebalancing gilt es nun, durch verschiedene Maßnahmen wie den Nachkauf von Wertpapieren, den Kauf neuer Wertpapiere oder den Verkauf bestehender Wertpapiere dein Portfolio wieder in ein ausgeglichenes Verhältnis zu bringen. Bei Nachkäufen von fallenden Aktien solltest du jedoch Acht geben, da Kursrückgänge meistens eine Ursache haben. In diesem Fall musst du vor dem Nachkauf prüfen, ob der Kursrückgang berechtigt ist oder ob er nur von kurzfristiger Natur ist und sich ein Nachkauf lohnen würde. Wie geht es nach deinem ersten Wertpapierkauf nun weiter für dich? Musst du nun alle zehn Minuten dein Depot aktualisieren und jeden Tag erneut Renditen, Cashflows und Fremdkapitalquoten berechnen, um zu schauen, ob die Aktie oder der ETF noch gut sind? Die Antwort lautet: Nein! Du kannst selbst bestimmen, in welchem Ausmaß du dich mit deinem Depot beschäftigen möchtest. Steht das passive Anlegen im Vordergrund, gilt es, so wenig Zeit wie möglich mit dieser Thematik zu verbringen und das Geld für sich arbeiten zulassen. Trotzdem liegt es letztlich in deinem Ermessen, inwieweit du dich weiterhin mit deinem Depot beschäftigst. Hier gibt es hinsichtlich des Zeitaufwands kein Falsch oder Richtig. Jedoch können wir aus unserer eigenen Erfahrung berichten, dass die Geldanlage wesentlich stressfreier ist, wenn man nicht jeden Tag in sein Depot schaut, sondern zum Beispiel nur alle zwei oder vier Wochen. <?page no="141"?> 142 Kapitel 2: Schritt für Schritt zu deinem Börsenstart Wie bereits häufig im Laufe dieses Buches erwähnt wurde, hängt die Art und Weise deiner Geldanlage und demnach auch dein Vorgehen von deinen eigenen Präferenzen ab. Wir können dir nur eine Richtung vorschlagen, die du hinsichtlich deines langfristigen Vermögensaufbaus gehen kannst. Ob du diesen Weg dann auch wirklich beschreiten wirst, hängt von dir ab. Grundsätzlich solltest du einfach an deiner Strategie festhalten und alles dafür tun, diese auch zielstrebig umzusetzen, um dann letztendlich deine finanziellen Ziele zu erreichen. Vielleicht hast du nun noch Bedenken, ob du diese ganzen Ratschläge auch umsetzen kannst und konsequent genug bist, deine Strategie konstant über mehrere Jahre durchzuhalten. Um auch deine letzten Zweifel noch auszuräumen, möchten wir dir noch einen Vier-Punkte-Plan zur Orientierung mitgeben, wie du dich dazu zwingen kannst, Jahr für Jahr dein Geld in automatisierter Form anzulegen. Im ersten Schritt beschließt du, wie schon häufig erwähnt, einen gewissen Prozentsatz - zum Beispiel 10 % - deines Nettoeinkommens monatlich zu sparen. Im zweiten Schritt legst du dieses gesparte Geld monatlich in automatisierter Form an, wie zum Beispiel mit Hilfe von Sparplänen. Der dritte Schritt besteht darin, dass du über die Monate und Jahre hinweg kontinuierlich versuchst, dein Nettoeinkommen zu erhöhen. Von jeder Einkommenserhöhung sparst du dann im vierten Schritt wieder einen gewissen Prozentsatz, zum Beispiel 50 % deiner Einkommenserhöhung. Indem du diese Prozedur kontinuierlich wiederholst, werden sich sowohl deine Sparquote als auch dein Vermögen kontinuierlich erhöhen. <?page no="142"?> 2.7 Dein weiterer Weg 143 Am besten setzt du diesen Plan ab heute über deine gesamte Anlegerkarriere um, und du wirst über die Jahre sehen, wie sich dein Vermögen kontinuierlich erhöhen wird und du in finanzieller Hinsicht immer besser aufgestellt sein wirst. Also worauf wartest du? Starte jetzt und wende dein Wissen direkt an! <?page no="144"?> Kapitel 3: Fehler und Regeln bei deiner Geldanlage <?page no="146"?> Kapitel 3: Fehler und Regeln bei deiner Geldanlage 147 Nun weißt du zwar, was du machen musst, warum du es machen musst und wie du es machen kannst, aber nicht, wie du es nicht machen sollst. Um genau dieses fehlende letzte Puzzle-Teil bezüglich deines Börsenstarts einzubauen, möchten wir dich nun mit den folgenden zehn weitverbreiteten Fehlern dahingehend sensibilisieren, dass du weißt, worauf du unbedingt achten solltest und welche Verhaltens- und Denkfehler du beim Handeln an der Börse unbedingt vermeiden solltest. 1. Dieses Buch als einzige Wissensquelle heranziehen „Ich habe jetzt ein Buch durchgelesen, das sollte reichen.“ An dieser Stelle möchten wir noch einmal deutlich betonen, dass dieses Buch für dich neben der Vermittlung von Grundlagenwissen eine Schritt-für-Schritt- Anleitung darstellen soll und dir somit einen roten Faden hinsichtlich deines Börsenstarts liefern kann. Um an dieser Stelle nun jedoch nicht stehen zu bleiben, ist es für dich zur Aneignung von weiterem Finanzwissen unabdingbar, weitere Quellen heranzuziehen. Der Vorteil, der sich aus der Aneignung eines breiten Finanzwissens aus unterschiedlichsten Quellen ergibt, ist, dass du einerseits immer mehr in die Lage versetzt wirst, die Qualität und Validität von Informationen einschätzen, und andererseits auch den Wahrheitsgehalt vieler getätigter Aussagen und Hypothesen in Frage stellen zu können. Regel 1: Erweitere kontinuierlich dein Wissen und beschränke dich nicht auf wenige Quellen. <?page no="147"?> 148 Kapitel 3: Fehler und Regeln bei deiner Geldanlage 2. Emotionale Entscheidungen treffen „Das ist die Gelegenheit, um reich zu werden. Am besten investiere ich direkt mein ganzes Vermögen. Oder noch besser, ich nehme einen Kredit auf, um noch schneller reich zu werden.“ Manchmal kann es vorkommen, dass man beim Handeln an der Börse - insbesondere, wenn man mal eine Aktie mit einer hohen Kurssteigerung im Depot hat - den objektiven Blickwinkel verliert und glaubt, dass es von nun an nur noch nach oben geht. Denn wer sollte dich denn jetzt noch aufhalten können? Hier ist es ganz wichtig zu realisieren, dass es grundsätzlich immer um 100 % nach unten gehen kann und Kursrückgänge ebenso wie Kurssteigerungen von heute auf morgen auftreten können. Daher solltest du an der Börse möglichst immer einen kühlen Kopf bewahren und versuchen, eher rationale anstatt emotionale Entscheidungen zu treffen. So ist beispielsweise die Entscheidung, nur einen gewissen Prozentsatz deines Geldes in deine „Star-Aktie“ anzulegen, wesentlich rationaler, als dies mit deinem gesamten Vermögen inklusive eines Kredits zu tun. Im ersten Beispiel würde sich ein potenzieller Verlust nur auf dein verfügbares Geld beschränken. Diese Phase könntest du ganz cool aussitzen, da du keine Eile hättest. Wesentlich gravierender hingegen wären für dich jedoch die Kursverluste im zweiten Beispiel gewesen, wenn du aufgrund deiner emotionalen Handlungen Geld eingesetzt hättest, welches dir gar nicht gehört oder welches du noch anderweitig benötigt hättest. Denn im Extremfall würde dies deutliche Konsequenzen für deinen Lebensstil und deine finanzielle Situation bedeuten. Durch den Verlust deines Geldes müsstest du eventuell Abstriche im Alltag vornehmen, und gegebenenfalls wärst du sogar gezwungen, Teile deines Besitzes <?page no="148"?> Kapitel 3: Fehler und Regeln bei deiner Geldanlage 149 zu verkaufen, um deine aufgenommen Schulden in Form von teuren Krediten bezahlen zu können. Regel 2: Versuche an der Börse stets rationale Entscheidungen zu treffen und verwende nur Geld, welches du frei zur Verfügung hast. 3. Aktien zu schnell verkaufen „Ich sollte schnell verkaufen, bevor die Aktie noch weiter fällt.“ Emotionen spielen an der Börse, wie vorhin erwähnt, eine große Rolle. Optimal wäre es, ganz ohne Emotionen zu handeln, also völlig rational und objektiv. Jedoch wissen wir, dass man dies nicht immer umsetzen kann, da wir Menschen schließlich keine Computer sind. Trotzdem sollte man versuchen, so nüchtern wie nur möglich an die Geldanlage heranzugehen. Denn handelt man auf Grundlage von Gefühlen und Emotionen, zieht man oftmals voreilige Schlüsse und trifft folglich unbedachte Entscheidungen. So kann es zum Beispiel bei einem drastischen Kursverfall einer Aktie vorkommen, dass man aus Angst vor weiteren Verlusten zu schnell wieder verkauft. Ob diese Entscheidung nun falsch oder richtig war, kann man nicht zu 100 % sagen. Jedoch sollte jede getroffene Entscheidung möglichst rational getroffen werden und der eigenen Strategie entsprechen. So sollte man bei einem starken Kursverfall erst einmal prüfen, warum dieser Kurssturz aufgetreten ist und darauf basierend dann entscheiden, ob sich nun das Verkaufen oder Nachkaufen empfehlen würde. Ähnlich ist es auch mit sol- <?page no="149"?> 150 Kapitel 3: Fehler und Regeln bei deiner Geldanlage chen Wertpapieren, die du gerade gekauft hast und die nun deutlich an Wert gewonnen haben. Verkaufst du nun die Wertpapiere direkt wieder, da du diesen kurzfristigen Erfolg mitnehmen möchtest, entgeht dir möglicherweise der langfristige, noch größere Ertrag. Regel 3: Jede Kauf- und Verkaufsentscheidung sollte auf rationalen und begründeten Annahmen statt auf emotionalen Reaktionen beruhen. 4. Betrachtung des Aktienkurses als Qualitätsindikator „Die eine Aktie kostet 10 € und die andere Aktie kostet 1.000 €. Also muss doch die Aktie für 1.000 € besser sein als die für 10 €, da sie mehr kostet.“ Dieser beschriebene Sachverhalt ist ein weit verbreiteter Irrtum, denn die Qualität eines Aktienunternehmens lässt sich nicht aus dem aktuellen absoluten Aktienkurs ablesen. Um zu verstehen, warum diese Annahme falsch ist, muss man erst einmal wissen, wie ein Aktienkurs eigentlich entsteht. Dieser entsteht grundsätzlich durch das Zusammenkommen von Angebot und Nachfrage am Aktienmarkt. Jedoch wird die absolute Höhe des Aktienkurses neben dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage noch von einem weiteren Faktor bestimmt, und zwar von der Anzahl der ausstehenden Aktien. Dies möchten wir dir kurz erklären: Wie du bereits weißt, geben Unternehmen als Möglichkeit zur Finanzierung mit der Emission von Aktien Unternehmensanteile an Investoren und Privatanleger <?page no="150"?> Kapitel 3: Fehler und Regeln bei deiner Geldanlage 151 ab. Die Anzahl der ausstehenden Aktien ist dabei von Unternehmen zu Unternehmen völlig unterschiedlich, da jedes Unternehmen selbst entscheiden kann, wie viele Aktien es emittieren möchte. Stellen wir uns nun also vor, dass zwei Unternehmen jeweils eine Marktkapitalisierung von 1.000.000 € haben. Unternehmen A hat jedoch im Gegensatz zu Unternehmen B nicht 10.000 Aktien ausgegeben, sondern nur 1.000 Aktien. Bei gleicher Marktkapitalisierung würde der Aktienkurs von Unternehmen B also 1.000 € betragen. Der Aktienkurs von Unternehmen A steht jedoch aktuell „nur“ bei 100 €. Wie das Beispiel zeigt, ist der Preis einer einzelnen Aktie sehr stark von der Anzahl der ausstehenden Aktien abhängig und somit bei isolierter Betrachtung kein Qualitätsmerkmal. Regel 4: Beurteile die Qualität eines Unternehmens stets unter Einbeziehung mehrerer Unternehmenskennzahlen und -merkmale und nicht nur durch den aktuellen Aktienkurs. 5. Die Diversifizierung deines Depots vernachlässigen „Am besten kaufe ich nur Aktien aus der Branche, in der ich mich auskenne, und aus dem Land, aus dem ich herkomme.“ Dieses Vorgehen - hinsichtlich der Länder auch „Home-Bias“ genannt - widerspricht nicht nur den Regeln der Diversifikation, sondern geht auch mit signifikanten Risiken einher, die sich im schlimmsten Falle auf deine langfristige Rendi- <?page no="151"?> 152 Kapitel 3: Fehler und Regeln bei deiner Geldanlage te auswirken können. Um diesen Fehler eben nicht zu machen, solltest du mit Hilfe der Diversifikation das Klumpenrisiko durch die Auswahl mehrerer Branchen und Länder eliminieren. Denn entwickelt sich zum Beispiel die Wirtschaft eines bestimmten Landes relativ schlecht oder befindet sich eine Branche in einer Krise, so kannst du diese Risiken mit einem gut diversifizierten Portfolio kompensieren, sodass sich diese negativen Entwicklungen nicht zu stark auf dein gesamtes Portfolio auswirken. Regel 5: Achte stets auf eine gute Diversifizierung deines Portfolios über mehrere Branchen, Länder und Anlageklassen hinweg. 6. Auf die Prognosen von Experten und Dritten hören „Glaub mir, diese Aktie wird in den nächsten Monaten ganz sicher nach oben schießen, ich weiß das! “ Oftmals neigt man als Anfänger dazu, sich auf die Meinung von anderen blind zu verlassen, denn man selbst hat ja noch kaum Erfahrung an der Börse gesammelt. Daher klingt vieles, was man von Freunden, der Familie oder von sogenannten Börsenexperten hört, zunächst erstmal plausibel. Doch nicht nur fehlendes Wissen verleitet manche Anfänger dazu, auf fremde Meinungen zu hören, sondern auch die Gier, das schnelle Geld zu machen. So wird häufig erst gar keine Strategie entwickelt oder die Strategie plötzlich verworfen, weil man nun auf ein anderes Pferd setzt. <?page no="152"?> Kapitel 3: Fehler und Regeln bei deiner Geldanlage 153 Dieses blinde Vertrauen lässt sich jedoch nicht nur auf den Rat durch Einzelpersonen reduzieren, sondern bezieht sich auch auf das Nacheifern einer Gruppe oder den Medien. So ist auch der Hype eines gewissen Themas in der Öffentlichkeit nicht unbedingt eine Goldgrube, sondern kann stattdessen mit erheblichen Verlustrisiken verbunden sein. Denn häufig zeigt sich, dass, sobald die Mehrheit der Öffentlichkeit von einer Aktie oder eines Finanzprodukts fasziniert ist, die größten Wachstumschancen schon vorbei sind. Jetzt besteht nämlich eher das Risiko, dass dieser Hype auch eines Tages endet und dann hohe Verluste damit einhergehen. Nennenswerte Beispiele diesbezüglich sind die Dotcom-Blase zu Beginn dieses Jahrtausends sowie die Blase vieler Krypto-Währungen im Jahr 2017 und 2018. Letztendlich kann absolut keiner in die berühmt berüchtigte Glaskugel schauen und die Entwicklungen der Märkte voraussagen, da niemand weiß, was morgen passieren wird. Du solltest dir daher immer ein eigenes Bild von einem Sachverhalt machen und nicht blind auf die Meinungen anderer hören, denn am Ende bist nur du für deine getroffenen Entscheidungen und für dein Geld verantwortlich. Regel 6: Übernehme Eigenverantwortung für deine Entscheidungen und verlasse dich nicht blind auf Meinungen von Dritten. <?page no="153"?> 154 Kapitel 3: Fehler und Regeln bei deiner Geldanlage 7. In ein paar Jahren werde ich bereits Börsen-Millionär sein „Wenn ich jetzt an der Börse anfange, dann bin ich in ein paar Jahren bestimmt reich! “ Diese Aussage mag eventuell nicht komplett falsch sein, denn letztendlich ist das Ziel bei der Geldanlage an der Börse die Akkumulierung von Vermögen − im besten Fall sogar jenseits des siebenstelligen Bereichs. Jedoch ist die Geldanlage an der Börse ein langfristiges Vorhaben und in der Art, wie wir es dir anhand dieses Buches versucht haben zu vermitteln, keine kurzfristige Angelegenheit. Daher ist die Wahrscheinlichkeit, innerhalb der nächsten zehn Jahre mittels Aktien Millionär zu werden, relativ gering. Aufgrund dessen solltest du in der kurzbis mittelfristigen Perspektive nicht zu hohe Erwartungen haben und nicht zu viel von dir selbst abverlangen. Setze dir daher für die nächsten Jahre realistische, aber gerne auch ambitionierte Ziele. Hinsichtlich der langfristigen Perspektive von + 20 Jahren ist es durchaus möglich, durch die Geldanlage an der Börse ein hohes sechs- oder gar auch ein siebenstelliges Vermögen aufzubauen. Dies haben dir unter anderem unsere Fallbeispiele aufgezeigt. Diejenigen, die also die nötige Disziplin und Ausdauer an der Börse mitbringen, werden im Gegensatz zu den Ungeduldigen letztendlich auch erfolgreich und können ein beträchtliches Vermögen mit der Geldanlage aufbauen. Mache dir also bewusst, dass du am Ball bleiben musst und nicht von dir erwarten solltest, an der Börse innerhalb weniger Jahre reich zu werden. Trotzdem solltest du dich daran erinnern, was du alles erreichen kannst, insbesondere wenn du die nötige Zeit mitbringst und die Kraft des Zinseszinses nutzt. <?page no="154"?> Kapitel 3: Fehler und Regeln bei deiner Geldanlage 155 Regel 7: Konzentriere dich bei der Geldanlage auf die Akkumulierung deines Vermögens über die langfristige Perspektive hinweg. 8. Fallende Kurse sind immer schlecht „Wenn die Kurse fallen, dann muss ich schnell verkaufen, denn in ein fallendes Messer soll man bekanntlich nicht greifen.“ Diese Aussage ist zu pauschal und ist daher nicht immer gültig. Fallende Kurse einer Aktie haben grundsätzlich meistens einen Grund. Daher ist es unabdingbar, im ersten Schritt herauszufinden, warum der Kurs einer Aktie überhaupt gefallen ist. Denn fallende Kurse können neben einem Qualitätsverlust eines Unternehmens auch Chancen darstellen, eine Aktie günstig zu kaufen beziehungsweise Aktien, welche man bereits besitzt, günstig nachzukaufen. Bevor man eine solche Kauf- oder Verkaufsentscheidung trifft, ist es jedoch wichtig zu prüfen, ob der Kursrückgang gerechtfertigt ist. Fallende Kurse können nämlich durch vielfältige Gründe verursacht werden. Ist das Unternehmen etwa in einer Krise? Hat sich das Unternehmen einen Skandal geleistet? Sind die Unternehmenskennzahlen schlecht oder geht einfach nur der gesamte Markt ein wenig zurück? Hast du nun den Grund herausgefunden beziehungsweise bist du zu dem Schluss gekommen, dass der Kursrückgang nicht gerechtfertigt ist, dann bietet sich für dich nun die Chance, eine Aktie zu einem günstigeren Preis zu kaufen. So war auch die Marktkorrektur, wie zum Beispiel des DAX gegen Ende von 2018, eine gute Möglichkeit, qualitativ hochwertige Unternehmen zu einem günstigeren Preis zu kaufen und so langfristig seine Renditechancen zu erhöhen. <?page no="155"?> 156 Kapitel 3: Fehler und Regeln bei deiner Geldanlage Regel 8: Bevor du eine Kaufs- oder Verkaufsentscheidungen triffst, prüfe stets den Grund eines Kursrückgangs und ob dieser gerechtfertigt ist. 9. Kauf von Anlageprodukten, die man nicht versteht oder nicht kennt „Dieses Produkt garantiert dir 20 % Rendite bei null Prozent Verlustrisiken! “ Grundsätzlich solltest du dein Geld nur in solche Anlageprodukte anlegen, die du vollumfänglich verstehst. Stößt du also auf dubiose Produkte, die dir das schnelle Geld versprechen, so sei stets vorsichtig und hinterfrage deren Funktionsweise, bevor du überhaupt einen einzigen Cent dort anlegst. Denn insbesondere solche Produkte mit garantierter Gewinnchance bergen die große Gefahr, dass du Risiken eingehst, die du entweder nicht einschätzen kannst oder die dir gar nicht bewusst sind. Denn letztendlich sind solche Versprechen nur heiße Luft und Marketing, denn niemand kann dir feste Renditen ohne Risiken versprechen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dein hart verdientes Geld nur in solche Anlageprodukte anzulegen, die du verstehst und ein solides Rendite- Risiko-Verhältnis aufweisen. Regel 9: Lege dein hart verdientes Geld nur in solche Anlageprodukte an, die du auch verstehst und dessen Risiko du einschätzen kannst. <?page no="156"?> Kapitel 3: Fehler und Regeln bei deiner Geldanlage 157 10. Es gibt nur einen Weg, um an der Börse erfolgreich zu sein „Du musst das so machen, nur so wirst du erfolgreich.“ Wie so oft im Leben entspricht auch dieser Satz an der Börse nicht der Wahrheit. Zwar gibt es mit Sicherheit viele falsche Wege, die man bei der Geldanlage beschreiten kann, aber im Gegenzug auch viele richtige Wege. Dies allein zeigen auch schon die erfolgreichsten Investoren, sei es ein Warren Buffett, ein George Soros, ein Carl Icahn oder auch Sir John M. Templeton. Jeder dieser erfolgreichen Investoren hat sein Vermögen durch eine völlig andere Vorgehensweise aufgebaut. Daher ist es auch für dich wichtig, dass du einen Weg findest, der zu dir persönlich passt. Sicherlich wirst du auch mal den einen oder anderen Fehler machen, jedoch ist es dann wichtig, diesen Fehler zu erkennen und aus ihm zu lernen. Schließlich macht es auch nicht viel Sinn, den Meinungen anderer blind zu vertrauen, da deren Anlagephilosophie möglicherweise von deiner stark abweicht. Schließlich ist es gerade für dich am Anfang deiner Anlegerkarriere wichtig, möglichst viele Erfahrungen zu sammeln, viel Wissen anzueignen und darauf basierend deinen eigenen Weg zum Erfolg zu finden. Wir hoffen natürlich, dass wir dir in deiner Findungsphase hin zu deinem Börsenstart mit diesem Buch helfen konnten und wünschen dir aus ganzem Herzen viel Erfolg bei deiner Geldanlage und deinem langfristigen Vermögensaufbau. Regel 10: Es gibt nicht den einen Weg zum Erfolg. Stattdessen werden diejenigen erfolgreich, die sich selbst treu bleiben, sich nicht von anderen irritieren lassen und ihren eigenen Weg beschreiten. <?page no="158"?> Register 72er-Regel 56 Aktien 62 Aktienindex 22 Aktienkurs 151 Aktienmarkt 150 Altersvorsorge 26 Analyse Chart- 115 technische 115 Anlageklasse 60, 80 Anlagestrategie 118 Anlagezeitraum 38 Anleihen 62 Anleihenfonds 64 Aufbewahrung 117 Ausgabeaufschlag 120 Bankprodukte, klassische 60 Bildung, finanzielle 16 Blogs 101 Börse 100 Broker 117 Chart-Analyse 115 Comdirect 122 Communities 101 Consorsbank 123 Cost-Average-Effekt 89 DAX 22, 56, 92 DeGiro 120 Depot 49, 126 Depotführungsgebühren 74 Derivate 61, 67 Deutsches Studentenwerk 14 Disziplin 105 Diversifizierung 87, 89, 152 Dividendenstrategie 111 Dividendenzahlungen 80 <?page no="159"?> 160 Register Dividendenzahlungsgebühren 119 Dynamisierungsrate 139 Ehrgeiz 105 Einkommen, passives 28 Einnahmen und Ausgaben 47 Enron 85 ETC 68 ETF 65, 109 Exchange Traded Funds 65 Facebook 101 Faktor Zeit 105 Flatex 123 Fonds 64 Anleihen- 64 Immobilien- 64 Rohstoff- 64 Freibetrag 127 Fundamentaldatenanalyse 114 Gebrauchsgüter 44 Gebühren 74, 118 Geduld 105 Geldvermögens 18 Gesamtportfolio 81 Gewohnheiten 46 Growth Investing 114 Handelsplatz 139 Hebelwirkung 68 Hörbücher 100 Immobilienfonds 64 Inflation 20 Investieren 44 ISIN 128 Kapitaleinkünfte 127 Kapitaleinsatz 40 Karriere 43 Kennzahlen 114 klassische Bankprodukte 60 Konsum 51 Konsumregeln 50 Konsumschulden 52 <?page no="160"?> Register 161 Kontrahentenrisiko 66 Kosten 42 Limit-Orders 131 Liquidität 80 Lottogewinner 43 Mindset 104 Namensaktien 119 Namensregister 119 Niedrigzinsen 21 Nullzinsen 24 Online-Broker 118 Onvista 121 Ordertyp 130 passives Einkommen 28 Podcasts 100 Portfolio 81 Portfoliorisiko 89 Postident-Verfahrens 125 reale Verzinsung 23 realer Zinssatz 21 Realzins 55 Rebalancing 140 REIT 68 Rendite 54, 57, 77, 83, 106 Rentabilität 80 Renteneintritt 26 Rentenlücke 24 Risiko 83, 109 Portfolio- 89 System- 89 Risikoprämie 84 Risikotoleranz 94 Rohstofffonds 64 S&P 500 70 Schwellenwert 132 Sicherheit 18 Sichteinlagen 80 Sparplan 17, 136 Sparplan, automatisierter 45 Sparrate 38 <?page no="161"?> 162 Register Spread 130 Stop Buy Order 132 Stop Loss Order 132 Stop-Limit-Order 133 Stop-Orders 132 Strategie, Anlage- 118 Systemrisiko 89 Tagesgeldkonto 23 Tageszeitung 100 TAN 136 technische Analyse 115 Teilausführungen 120 Termineinlagen 80 Trading 115 Trailing Stop Order 134 Transaktionsgebühren 74 Unternehmensbewertung 114 Unternehmensdaten 114 Unternehmensgewinn 113 Value Investing 113 Verbrauchsgüter 44 Verkaufsgebühren 74 Vermögensaufbau 36, 55 Vermögensentwicklung 40 Vermögenspläne 45 Verzinsung, reale 23 Volatilität 71, 84 Warren Buffett 30 Wertpapiere 61 WKN 128 Xetra 130 Zeitbilanz 15 Zinseszins 28, 52 Zinseszins-Formel 36 Zinssatz, realer 21