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Gib endlich ab!

Die Abschlussarbeit erfolgreich fertigstellen

0210
2020
978-3-7398-8004-4
978-3-7398-3004-9
UVK Verlag 
Antje Ries
Hendrik Eulberg

Die Abschlussarbeit stellt das umfangreichste und zumeist bedeutendste Projekt im gesamten Studium dar. Nicht immer gelingt es die zur Verfügung stehende Zeit, die eigenen und manchmal auch fremden Ressourcen, die vom Betreuer der Arbeit erwartete Qualität im Blick zu behalten. Werkzeuge des Projektmanagements können dabei helfen, die Abschlussarbeit erfolgreich fertig zu stellen. Aber auch der beste Projektplan wird nur ein solcher bleiben, wenn die eigene Motivation und Antriebskraft fehlen, das Projekt anzugehen und auch tatsächlich abzuschließen. Wer kennt ihn nicht? Den inneren Schweinehund. Gerade in der stressigen Endphase des Studiums ist er ein altbekannter und häufiger Begleiter vieler Studierender. Dieser Studienratgeber gliedert sich in zwei Bereiche und versucht aus zweierlei Sicht beim Anfertigen der Abschlussarbeit zu unterstützen. Der erste Abschnitt vermittelt anschaulich, wie mit Hilfe von Projektmanagement-Tools die Abschlussarbeit begonnen, geplant und abgeschlossen werden kann. Der zweite Abschnitt befasst sich mit Motivations- und psychologischen Aspekten, die häufig als Hindernisse im Schreibprozess der Abschlussarbeit auftauchen und so den erfolgreichen Abschluss verzögern.

<?page no="0"?> www.uvk.de ISBN 978-3-7398-3004-9 Auch als E-Book Die Abschlussarbeit stellt das umfangreichste und zumeist bedeutendste Projekt im gesamten Studium dar. Nicht immer gelingt es die zur Verfügung stehende Zeit, die eigenen und manchmal auch fremden Ressourcen, die vom Betreuer der Arbeit erwartete Qualität im Blick zu behalten. Werkzeuge des Projektmanagements können dabei helfen, die Abschlussarbeit erfolgreich fertig zu stellen. Aber auch der beste Projektplan wird nur ein solcher bleiben, wenn die eigene Motivation und Antriebskraft fehlen, das Projekt anzugehen und auch tatsächlich abzuschließen. Wer kennt ihn nicht? Den inneren Schweinehund. Gerade in der stressigen Endphase des Studiums ist er ein altbekannter und häufiger Begleiter vieler Studierender. Dieser Studienratgeber gliedert sich in zwei Bereiche und versucht aus zweierlei Sicht beim Anfertigen der Abschlussarbeit zu unterstützen. Der erste Abschnitt vermittelt anschaulich, wie mit Hilfe von Projektmanagement-Tools die Abschlussarbeit begonnen, geplant und abgeschlossen werden kann. Der zweite Abschnitt befasst sich mit Motivations- und psychologischen Aspekten, die häufig als Hindernisse im Schreibprozess der Abschlussarbeit auftauchen und so den erfolgreichen Abschluss verzögern. ANTJE RIES HENDRIK EULBERG RIES/ EULBERG GIB ENDLICH AB! GIB ENDLICH AB! DIE ABSCHLUSSARBEIT ERFOLGREICH FERTIGSTELLEN 53004_Gib_endlich_ab_Umschlag.indd 1 53004_Gib_endlich_ab_Umschlag.indd 1 15.01.2020 16: 27: 25 15.01.2020 16: 27: 25 <?page no="1"?> Studieren im Quadrat <?page no="2"?> Was bedeutet Studieren im Quadrat? Erfolgreich studieren, das ist leichter gesagt als getan. Denn zwischen Hörsaal, Bibliothek und Prüfungen gibt es im Studi-Alltag so manche Herausforderung zu meistern. Die UVK-Reihe »Studieren im Quadrat« hilft Ihnen dabei, in allen Lebenslagen cool zu bleiben - vom Praktikum über die Studienkrise bis hin zur Gründung des ersten Start-ups. Also keine Sorge, die bunten Bücher stehen Ihnen bei Fragen rund ums Studium bei. Bislang sind erschienen: Beruf und Studium: Büffeln nach Feierabend Don‘t Panic! Studienabbruch als Chance Erfolgreich gründen: Start-Up im Studium Gechillt und entspannt durchs Studium Los geht’s: Mein Berufseinstig Mein Praktikum: Bewerben, einsteigen, aufsteigen Stay cool: Überzeugend präsentieren im Studium Vom Studenten zum Chef <?page no="3"?> Antje Ries, Hendrik Eulberg Studieren im Quadrat Gib endlich ab! Die Abschlussarbeit erfolgreich fertigstellen UVK Verlag · München <?page no="4"?> Antje Ries hat BWL, Germanistik und Soziologie studiert und in über 10 Jahren Unternehmensberatung Projektmanagement von der Pike auf gelernt. Sie ist Geschäftsführerin des Unternehmens WissenReich Bildung & Consulting und kombiniert erfolgreich Betriebswirtschaft, Projektmanagement und Erwachsenenbildung … weil Wissen erfolgreich macht. Hendrik Eulberg hat Psychologie an der Universität Trier studiert. Während seines Masterabschlusses sowie durch seine Mitarbeit in der Abteilung für Hochbegabtenforschung und -förderung setzte er seinen Schwerpunkt auf die Gebiete der Pädagogischen und der Klinischen Psychologie und arbeitet seit 2018 als Psychologe in der Forensischen Psychiatrie. Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http: / / dnb.ddb.de> abrufbar. ISBN 978-3-7398-3004-9 (Print) ISBN 978-3-7398-8004-4 (E-PUB) ISBN 978-3-7398-0502-3 (E-PDF) Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © UVK Verlag 2020 - ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5, 72070 Tübingen Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · 72070 Tübingen info@narr.de www.narr.de <?page no="5"?> Vorwort Die Abschlussarbeit stellt das umfangreichste und zumeist bedeutendste Projekt im gesamten Studium dar. Nicht immer gelingt es, die zur Verfügung stehende Zeit, die eigenen und manchmal auch fremden Ressourcen, die vom Betreuer der Arbeit erwartete Qualität und die eigene Zielsetzung im Blick zu behalten. Werkzeuge des Projektmanagements, z.B. ein Projektplan, können dabei helfen, die Abschlussarbeit erfolgreich fertig zu stellen. Aber auch der beste Projektplan wird nur ein solcher bleiben, wenn die eigene Motivation und Antriebskraft fehlen, das Projekt anzugehen und auch tatsächlich abzuschließen. Wer kennt ihn nicht - den inneren Schweinehund? Gerade in der stressigen Endphase des Studiums ist er ein altbekannter und häufiger Begleiter vieler Studierender. Aus diesem Grund gliedert sich der vorliegende Studienratgeber in zwei Teile: Teil 1: Organisiert das Ziel erreichen! Teil 2: Motiviert das Ziel erreichen! Die gewählte Form soll Ihnen aus zweierlei Sicht beim Anfertigen Ihrer Abschlussarbeit helfen - je nach dem, was Sie gerade benötigen, können Sie sich so mal mehr auf das eine und mal mehr auf das andere Thema beziehen. Die beiden Abschnitte bauen nicht aufeinander auf und müssen daher auch nicht in einer bestimmten Reihenfolge gelesen werden. <?page no="6"?> 6 Vorwort Der erste Abschnitt vermittelt anschaulich, wie mit Hilfe von Projektmanagement-Tools die Abschlussarbeit begonnen, geplant und abgeschlossen werden kann. Dazu werden Planungswerkzeuge aus dem Projektmanagement vorgestellt und deren Einsatzmöglichkeiten für die Abschlussarbeit mit Beispielen aus der Praxis erläutert. Der zweite Abschnitt befasst sich mit psychologischen Aspekten, die häufig als Hindernisse im Schreibprozess der Abschlussarbeit auftauchen und so den erfolgreichen Abschluss verzögern. Dabei werden bekannte Phänomene wie der „innere Schweinehund“ und die „Aufschieberitis“ unter Bezugnahme auf psychologische Modelle vorgestellt und erklärt. Anhand dieser Erklärungen werden Möglichkeiten für gegensteuernde Maßnahmen aufgezeigt und praxisnahe Tipps abgeleitet, wie man den inneren Widerstand überwinden und die Abschlussarbeit endlich abschließen kann. Zudem erfolgt ein Blick auf die emotionalen Aspekte, die mit dem Ende des Studiums und den Aufbruch in ein neues Kapitel verbunden sind. Das Buch richtet sich an Studierende aller Studienfächer, die mitten im Studium sind und sich bereits auf die bald anstehende Abschlussarbeit vorbereiten wollen. Genauso wie an diejenigen, die bereits vor der großen Herausforderung eine Abschlussarbeit zu schreiben stehen und auf der Suche nach einer praxisnahen und gleichermaßen konkreten Hilfestellung sind. Unser ganz besonderer Dank gilt Dejan Toscano. Er studiert an der International School of Management (ISM) in Frankfurt a. M. das Fach International Management im 6. Semester und hat gerade seine Abschlussarbeit erfolgreich fertiggestellt. Im Rahmen einer studentischen Assistenz hat er dieses Buchprojekt mit viel Fleiß, Elan, tollen Ideen und praktischer Erfahrung unterstützt. <?page no="7"?> 7 Darüber hinaus danken wir besonders Candy Hobracht, die mit ihren kreativen Ideen die theoretischen Inhalte visuell aufbereitet und dieses Buch mit Grafiken ausgestattet hat. Unser Dank gilt außerdem den vielen Studierenden, die uns im Rahmen unserer Tätigkeiten mit ihrem regen Interesse an der Thematik, ihren vielen Fragen und den nützlichen Tipps überhaupt erst auf die Idee zu diesem Ratgeber gebracht haben. Gute Argumente, die Abschlussarbeit endlich anzufangen, fertigzustellen und schließlich abzugeben? Dann los! Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen unseres Ratgebers und viel Erfolg mit Ihrer Abschlussarbeit. Frankfurt a. M., im Januar 2020 Antje Ries und Hendrik Eulberg <?page no="9"?> Inhaltsverzeichnis Teil 1: Organisiert das Ziel erreichen! ............................................................................ 13 1 Die Abschlussarbeit als Projekt verstehen .................................................... 15 Was ist ein Projekt? .....................................................................................................................16 Was ist die Zielsetzung des Projekts? ...................................................................................21 Wer sind die Stakeholder des Projekts? ..............................................................................24 In welche Phasen gliedert sich das Projekt? ......................................................................28 2 Die Abschlussarbeit definieren............................................................................ 31 Was gehört in den Projektsteckbrief? ..................................................................................32 3 Die Abschlussarbeit planen .................................................................................. 45 Wie lassen sich Ideen für mögliche Projektbausteine sammeln? ..............................46 Wie lässt sich das Projekt strukturieren? .............................................................................50 Wie lässt sich der zeitliche Ablauf des Projekts planen? ...............................................54 Wie lassen sich die verfügbaren Ressourcen planen? ....................................................58 4 Die Abschlussarbeit durchführen....................................................................... 65 Wie lässt sich der Projektfortschritt kontrollieren? .........................................................65 <?page no="10"?> 10 Inhaltsverzeichnis Wie lässt sich ein Projekt steuern? ........................................................................................70 5 Die Abschlussarbeit abschließen ...................................................................... 81 Wie kann der Projekterfolg bewertet werden? ................................................................82 Wie kann der Projekterfolg veröffentlicht werden? ........................................................89 Teil 2: Motiviert das Ziel erreichen! ................................................................................. 91 1 Das Phänomen „Aufschieben“ ............................................................................ 97 Wie wirkt sich Aufschieben aus? ............................................................................................97 Was sind die Konsequenzen des Aufschiebens? ........................................................... 101 Was sind die Ursachen für typisches Aufschiebeverhalten? ..................................... 102 Bedeutet Aufschieben gleich Prokrastination? ............................................................. 107 Was bedeutet das für die Abschlussarbeit? .................................................................... 109 2 Der lange Weg von der Zielsetzung bis zur Zielerreichung................112 Was ist Motivation? .................................................................................................................. 112 Reicht Motivation allein für die Erreichung von Zielen aus? .................................... 115 Warum man den Rubikon erst überschreiten muss! ................................................... 118 Gehört Aufschieben einfach dazu? .................................................................................... 126 <?page no="11"?> 11 3 Tipps und Tricks für das entspannte Verfassen der Abschlussarbeit ............................................................................................................................129 Wie fange ich an? - Den inneren Schweinehund überwinden ............................... 134 Wie bleibe ich dran? - Aufschieberitis besiegen und den Fokus behalten......... 155 Wie gebe ich endlich ab? - Sich mit dem Ende des Studiums beschäftigen ..... 166 Literaturhinweise...................................................................................................................171 Onlinequellen ..........................................................................................................................175 Index.............................................................................................................................................177 <?page no="13"?> Teil 1 Organisiert das Ziel erreichen! von Antje Ries „Projektmanagement ist die Kunst, mit zehn Fingern elf Korken unter Wasser zu halten.“ Quelle: Gerhard Pews <?page no="15"?> 1 Die Abschlussarbeit als Projekt stehen Sie können sich daran erinnern, als ob es erst gestern gewesen wäre: Sie haben sich für Ihr Studium eingeschrieben, haben eine neue, vielleicht sogar Ihre erste eigene Wohnung in einer neuen Stadt bezogen und voller Erwartung, Spannung und Tatendrang die ersten Univorlesungen besucht. Es folgten jede Menge Seminare, Hausarbeiten, schriftliche wie mündliche Prüfungen und sicherlich auch die ein oder andere nette Party. Und nun ist es soweit. Die Zeit verging wie im Flug und Ihre Abschlussarbeit steht bevor. Innerhalb einer gesetzten Frist sollen Sie zu einem komplexen Thema recherchieren, forschen und sich eine eigene Meinung bilden. Dazu müssen Sie fremde, meist wenig triviale Literatur wälzen, eine Forschungsfrage aufstellen, ein passendes Forschungsdesign entwickeln und möglichst aussagekräftige Ergebnisse und Erkenntnisse ableiten. Aber wie? Schon die Themenfindung stürzt Sie in eine mittelschwere Sinnkrise, die Suche nach einem Betreuer gestaltet sich schwieriger als die samstägliche Parkplatzsuche bei IKEA und wissenschaftliches Schreiben geht Ihnen nach wie vor nicht leicht von der Hand. Verstehen Sie Ihre Abschlussarbeit als ein Projekt! Genauer gesagt: ein Studienprojekt. Mit dieser Erkenntnis verschaffen Sie sich Zugang zu einer umfangreichen Palette an Methoden und Werkzeugen aus dem Projektmanagement. Diese können Ihnen dabei helfen, das Anfertigen Ihrer Abschlussarbeit optimal zu strukturieren und effizient zu organisieren. <?page no="16"?> 16 Organisiert das Ziel erreichen! Im ersten Kapitel lernen Sie, was ein Projekt ist und warum sich die Definition dessen eins zu eins auf Ihre Abschlussarbeit übertragen lässt. Sie lernen das Projektdreieck kennen und werden feststellen, dass es nicht immer gelingt, Ziel, Ressourcen und Zeit optimal zu gestalten. Grundlegende Projektelemente wie Zielsetzung, Stakeholder, Projektteam und Projektphasen werden erklärt und anhand von Beispielen auf Ihre Abschlussarbeit übertragen. Was ist ein Projekt? Ein Projekt ist eine in sich abgeschlossene Aufgabe, die nicht als Routinetätigkeit geleistet werden kann. Jedes weitere Projekt, auch wenn es dieselbe Ausgangslage oder eine ähnliche Zielsetzung hat, wird sich in seiner Art und Weise unterscheiden. Jedes Projekt ist: Einmalig, und in dieser Form und Konstellation nicht wiederholbar. Neuartig, dadurch komplex und durch vielerlei Unsicherheiten begleitet. In sich abgeschlossen, das heißt zeitlich begrenzt durch einen definierten Anfang und ein definiertes Ende. Zielorientiert; es verfolgt einen speziellen Zweck, für den Ziele definiert werden. Projektspezifisch organisiert; es gilt verschiedene Interessensgruppen zu befriedigen und die Arbeit findet häufig im Team statt. Darüber hinaus werden für jedes Projekt besondere Ressourcen benötigt (z.B. Zeit, Geld, Menschen, Technik, Hardware, Software etc.), die zumeist endlich und nur begrenzt verfügbar sind. Besonderes Augenmerk ist auf die Ressource Mensch zu legen, denn in nahezu jedem Projekt kommen Menschen aus unterschiedlichen Bereichen, Abteilungen oder Institutionen zusammen und bilden <?page no="17"?> 1 Die Abschlussarbeit als Projekt verstehen 17 ein Projektteam oder eine Arbeitsgruppe. Sie bringen unterschiedliche fachliche Expertise, die aus verschiedenen Perspektiven und Fachrichtungen herrührt, mit ein und erarbeiten gemeinsam im Projekt eine Lösung für ein gestelltes Problem. Aus diesem Grund sind arbeitsteilige Prozesse und eine intensive (gemeinsame) Planung des Projekts erforderlich. Es gilt, Verantwortlichkeiten für die Dauer des Projekts festzulegen und das Projekt an sich - neben der eigentlichen Projektarbeit - zu koordinieren. Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ ist also nichts Alltägliches. Es ist keine Standardaufgabe, die Sie im Rahmen Ihrer täglichen Routine ohne besondere Aufmerksamkeit durchführen können. Jedes Projekt ist eine neue Herausforderung. Das bedeutet, dass die Arbeit an einem Projekt besonders in den frühen Projektphasen häufig durch Unsicherheiten geprägt ist. Das ist keine Problematik, mit der Sie alleine dastehen und die Sie in besonderem Maße trifft, sondern liegt in der Natur der Sache und gehört zum normalen Projektverlauf dazu. Machen Sie sich dessen bewusst. Erst mit fortschreitender Projektdurchführung wächst Ihr Wissen über den Gegenstand des Projekts, das heißt über Ihre wissenschaftliche Fragestellung. Durch schrittweises Verfeinern wird sich Ihr Blick für die Projektdetails schärfen und Ihre Vorstellung von der zu entwickelnden Lösung und der Antwort auf die von Ihnen aufgestellte These wird erst allmählich klarer. Neben dem Faktor Unsicherheit sind Neuartigkeit und Komplexität die Hauptfaktoren, welche Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ zunächst so schwierig erscheinen lassen. Diese ergeben sich aus den Determinanten, die ein jedes Projekt ausmachen und sich mit Hilfe des sogenannten magischen Projektdreiecks aufzeigen lassen. Das Projektdreieck definiert sich über die drei Ecken Ziel, Ressourcen und Zeit. <?page no="18"?> 18 Organisiert das Ziel erreichen! Magisches Projektdreieck ZZiel Ziel eines jeden Projekts ist eine Mehrwertschöpfung, das heißt die Schaffung eines Endproduktes oder das Leisten eines positiven Beitrags zu einer Sache. Das Ergebnis Ihres Projekts „Abschlussarbeit“, also das Maß der Zielerreichung, kann sowohl qualitativ als auch quantitativ gemessen und beurteilt werden. Ressourcen Unter Ressourcen versteht man die Mittel, die benötigt, und die Wege, die eingeschlagen werden müssen, um das Ziel zu erreichen. Ressourcen können daher je nach Projektart und -umfang ganz unterschiedlicher Natur sein. Für Ihr Projekt <?page no="19"?> 1 Die Abschlussarbeit als Projekt verstehen 19 „Abschlussarbeit“ werden Sie jede Menge Wissen, Fachkenntnisse, (Lern)-Motivation und Disziplin benötigen. Andere Projekte kommen dagegen nicht ohne den Einsatz von finanziellen Mitteln, Infrastruktur, Hardund/ oder Software aus. Eine weitere wichtige Ressource ist Ihre Arbeitszeit, also das Produkt aus Mensch und Zeit. ZZeit Neben der benötigten Arbeitszeit wird Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ definiert durch Termine und Fristen (denn es ist zeitlich begrenzt und in sich abgeschlossen). Für den Erfolg Ihres Projekts spielen neben der reinen Zielerreichung auch Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und Exaktheit eine große Rolle. Die drei Ecken des Projekts können nicht losgelöst voneinander betrachtet werden, sondern stehen in engem Zusammenhang. Keine Komponente kann für sich alleine geändert werden, ohne dass nicht mindestens eine weitere durch diese Änderung beeinflusst wird. Daher ist das Projektdreieck ein hervorragendes Werkzeug, um eine ganzheitliche Sicht auf Ihr Projekt zu bekommen. Praxistipp Wenn Sie Ihre Abschlussarbeit als ein Projekt betrachten, hilft Ihnen das Denken im Projektdreieck, die wesentlichen Determinanten Ihres Vorhabens festzuhalten. Sie bekommen so einen Eindruck davon, was für das Gelingen Ihres Projekts von Bedeutung ist und vor allem, in welchem Verhältnis diese Faktoren zueinander stehen. <?page no="20"?> 20 Organisiert das Ziel erreichen! Ziel des Projekts ist das Schreiben oder besser gesagt das Bestehen der Abschlussarbeit. Das Ergebnis kann ein Optimum („Bestnote“) oder ein Minimum („Hauptsache bestanden“) sein. Die Qualität Ihres Projekts hängt ganz davon ab, was Ihr eigenes Erfolgskriterium ist, also was Sie mit Ihrem Projekt persönlich erreichen wollen. Die für das Projekt benötigten Ressourcen sind Arbeitszeit und Wissen. Das Ergebnis ist zum einen abhängig davon, wie viele Stunden Sie dafür aufbringen können und wollen, und zum anderen, wie viel Vorwissen über das Thema bei Ihnen bereits vorhanden ist. Schließlich sind gleich eine ganz Reihe von zeitlichen Komponenten zu beachten. Wichtig ist natürlich der Tag der Abgabe (Datum, Wochentag, Uhrzeit). In diesem Zusammenhang sind zudem bestimmte Fristen wie die Anmeldung oder der letztmögliche Rücktritt zu beachten. Für die Zeit des Schreibens spielen aber noch viele andere Faktoren eine Rolle. Sonstige Termine (wie andere Vorlesungen, Seminare, ein Nebenjob etc.) beeinflussen Ihre Ressource „Zeit zum Schreiben“ und schränken diese zumeist stark ein. <?page no="21"?> 1 Die Abschlussarbeit als Projekt verstehen 21 Was ist die Zielsetzung des Projekts? Ziele für das Projekt “Abschlussarbeit“ Das Projektdreieck hat es bereits gezeigt: Eine der wichtigsten Determinanten eines Projekts ist das Ziel. Häufig werden in Projekten lediglich die knappe Zeit und der verbindliche Endtermin betrachtet. Das Wichtigste an Ihrem Projekt „Abschlussarbeit“ ist aber das Ergebnis, schließlich wird das Projekt nur deshalb überhaupt durchgeführt. Am Anfang des Projekts steht also die Frage nach Ihrer Zielsetzung: Welche Vision haben Sie von Ihrem Projekt? Wie stellen Sie sich das Ergebnis vor und vor allem: was wollen Sie mit Ihrem Projekt erreichen? Durch die Zielsetzung erfährt Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ eine erste, wenn auch noch sehr abstrakte Strukturierung. Das Ziel gibt Ihrem Projekt einen Sinn und eine Richtung. <?page no="22"?> 22 Organisiert das Ziel erreichen! SSMARTe Zielformulierung Mit dem Akronym SMART werden die Determinanten einer guten Zieldefinition beschrieben. Definieren Sie die Ziele Ihrer Abschlussarbeit nach den Kriterien S = spezifisch (specific), M = messbar (measurable), A = angemessen (achievable), R = realistisch (realistic) und T = terminierbar (time-bound) und stellen Sie damit sicher, dass Sie diese auch wirklich im Rahmen Ihres Projekts „Abschlussarbeit“ erreichen können. SMART-formulierte Ziele helfen Ihnen außerdem dabei, Ihre Ziele überprüfen zu können, das heißt den Erfolg (oder Misserfolg) eines Projekts sichtbar zu machen. Das bloße Benennen von Erwartungen oder Anforderungen genügt für eine angemessene Qualitätskontrolle nicht. Spezifisch: Ziele dürfen nicht vage oder unpräzise sein. Ziele müssen eindeutig, klar und auf den Punkt genau definiert werden. Messbar: Ziele müssen skalierbar sein. Das heißt, es gibt bestimmte Kriterien, nach denen Sie eindeutig den Erfolg oder Misserfolg Ihres Projekts messen können. Angemessen: Ziele müssen mit angemessenen Mitteln erreichbar sein. Die betroffenen Personen (z.B. andere Projektmitglieder) dürfen sich von den Zielen nicht über- oder unterfordert fühlen. Zudem müssen alle am Projekt Beteiligte die Ziele für ansprechend und erstrebenswert halten. Realistisch: Ziele dürfen nicht unmöglich sein. Im durch das Projekt vorgegebenen Zeitrahmen und mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen muss das Ziel durchführbar sein. Terminierbar: Ziele müssen (immer) mit fixen Daten festgelegt werden können. Das Projekt definiert sich über seine zeitliche Begrenzung mit Anfang und Ende. Dies muss sich in der Zieldefinition widerspiegeln. <?page no="23"?> 1 Die Abschlussarbeit als Projekt verstehen 23 Praxistipp „Um die Abschlussarbeit am 1. Juni abgeben zu können und mit einer 2,0 zu bestehen, werde ich ab heute jeden Tag 4 Stunden daran arbeiten.“ Die in der Tabelle formulierten Kontrollfragen helfen Ihnen bei der Definition Ihrer Ziele für Ihre Abschlussarbeit mittels der SMART-Methode. Kontrollfragen zur Zielformulierung mit SMART <?page no="24"?> 24 Organisiert das Ziel erreichen! Denken Sie daran, Ihre Ziele abzustimmen. Direkt betroffen sind die anderen Projektmitglieder, aber auch Ihr Auftraggeber, das heißt der Betreuer Ihres Projekts „Abschlussarbeit“. Indem Sie Ihre ausformulierten Ziele allen Beteiligten vorstellen, können Sie überprüfen, ob sie die Aufgabenstellung oder die Fragestellung, d.h. den Projektauftrag, korrekt verstanden haben. Beginnen Sie mit der Arbeit an Ihrem Projekt „Abschlussarbeit“ nicht, bevor nicht bei allen Beteiligten Klarheit und Einigkeit über die Zielsetzung herrscht. Ein unklares oder im schlimmsten Fall nicht vorhandenes Ziel wird Ihnen im weiteren Projektverlauf immer wieder auf die Füße fallen. Wer sind die Stakeholder des Projekts? Interessen der Stakeholder am Projekt „Abschlussarbeit“ <?page no="25"?> 1 Die Abschlussarbeit als Projekt verstehen 25 Der Begriff Stakeholder setzt sich zusammen aus den Begriffen stake und holder. Eine direkte Übersetzung gibt es nicht. Am ehesten trifft die Bezeichnung Interessenvertreter oder Unterstützer zu. Ihr oder Ihre Stakeholder haben ein Interesse an Ihrem Projekt bzw. dem Ergebnis Ihres Projekts und möchten Sie daher bei der Projektdurchführung unterstützen. Neben dem Interesse an Ihrem Projektergebnis haben die allermeisten Stakeholder aber noch ganz eigene Vorstellungen und Ideen, die sie auf unterschiedliche Weise in Ihr Projekt einzubringen versuchen werden. Sie werden feststellen, dass es Interessen seitens Ihrer Stakeholder gibt, die mit Ihrer eigenen Zielsetzung für das Projekt übereinstimmen (z.B. die Beantwortung einer wissenschaftlichen Fragestellung). Genauso wird es aber auch Interessen geben, die konträr zu Ihrer eigenen Vorstellung sind. Es ergibt sich ein sogenannter Zielkonflikt. Die Vorstellung eines Stakeholders, möglichst wenig Zeitaufwand für Ihre Betreuung aufzuwenden, ist konträr zu Ihrer eigenen Zielsetzung, möglichst wenig Zeitaufwand für das Verfassen der Arbeit zu betreiben. Beide Ziele parallel werden sich nicht verwirklichen lassen. Sie müssen daher - am besten gemeinsam mit Ihrem Stakeholder - einen für alle Beteiligten gangbaren Mittelweg finden. Die Fragen in der folgenden Tabelle helfen Ihnen, den Einfluss sowie die Betroffenheit Ihres Stakeholders durch Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ zu analysieren. <?page no="26"?> 26 Organisiert das Ziel erreichen! Fragen zur Stakeholderanalyse <?page no="27"?> 1 Die Abschlussarbeit als Projekt verstehen 27 Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ zeichnet sich, im Gegensatz zu einer Routinetätigkeit, also auch dadurch aus, dass Menschen mit verschiedensten Einflüssen, Werten, Vorstellungen und Qualifikationen zu einem bestimmten Thema zusammenkommen. Um zu erkennen, welche internen und externen Personen auf das Projekt einwirken könnten, bietet sich eine sogenannte Stakeholderanalyse (auch Umfeldanalyse) an. Anhand der Ergebnisse dieser Analyse verstehen Sie, wer, warum, wie agiert und welche Maßnahmen Sie unternehmen können, um eventuell negativ eingestellte Personen positiv umzustimmen. Ebenso erkennen Sie mit steigender Erfahrung für das Projekt negative Blockierer und schwierige Charaktere. Ziel der Stakeholderanalyse ist es also nicht, es allen Stakeholdern immer recht zu machen, sondern sich über die Werte, Einflüsse und Interessen Ihrer Stakeholder bewusst zu sein. Praxistipp Seien Sie sich darüber im Klaren, dass die Perspektive Ihres Stakeholders meist gar nicht so weit entfernt von Ihrer eigenen Perspektive ist. Scheuen Sie daher nicht davor, Ihre Stakeholder möglichst frühzeitig in Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ miteinzubinden. Zum einen können Sie so deren Ideen und Vorstellungen schon bei der Zieldefinition beachten, zum anderen vermeiden Sie unliebsame Überraschungen, falls Ihre Vorstellungen über das Projektergebnis auseinander gehen sollten. <?page no="28"?> 28 Organisiert das Ziel erreichen! In welche Phasen gliedert sich das Projekt? Wie Sie im Rahmen der Definition des Begriffs ‚Projekt‘ bereits erfahren haben, hat jedes Projekt einen Anfang und ein Ende. Es ist in sich abgeschlossen und zeitlich begrenzt. Diesen zeitlichen Verlauf können Sie in sogenannte Projektphasen unterteilen. Jede einzelne Projektphase stellt einen zeitlichen Abschnitt innerhalb des Projektverlaufs dar, der sich sachlich gegenüber den anderen Abschnitten abgrenzen lässt. Die Trennung der einzelnen Phasen erfolgt durch sogenannte Meilensteine, zu denen Sie für das Projekt wesentliche Zwischenergebnisse liefern können. Zur Organisation Ihres Projekts „Abschlussarbeit“ bietet sich die Unterteilung in vier Phasen an: Projektdefinition Projektplanung Projektdurchführung Projektabschluss Im Rahmen der ersten Phase, der Projektdefinitionsphase, legen Sie fest, um was für eine Art von Abschlussarbeit es sich handelt und was alles zum betrachteten Umfang dazu gehören soll. Sie erstellen eine initiale Projektdefinition, die Ihnen später hilft, Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ sauber zu strukturieren. Das Ergebnis dieser Phase (der erste Meilenstein) ist der fertige Projektsteckbrief. Darauf folgt die eigentliche Projektplanungsphase, in welcher Sie den Grundstein für den Erfolg Ihres Projekts legen. Sie erarbeiten einen Projektplan, der darstellt, wie Ihre initiale Projektdefinition konkret umgesetzt werden soll. Das <?page no="29"?> 1 Die Abschlussarbeit als Projekt verstehen 29 Ergebnis dieser Phase ist ein Projektplan, der aus einem oder auch mehreren Dokumenten besteht und mit möglichst allen Beteiligten und Betroffenen abgestimmt ist. Die vier Phasen des Projekts „Abschlussarbeit“ Im Rahmen der Projektdurchführung findet die eigentliche Projektarbeit statt. Sie arbeiten die in der Planungsphase definierten Arbeitspakete ab und müssen dabei immer Ziele, Ressourcen und Zeit im Auge behalten. Die Phase endet mit dem Erreichen bzw. der Fertigstellung des geplanten Projektergebnisses bzw. der Verschriftlichung Ihrer Ergebnisse. <?page no="30"?> 30 Organisiert das Ziel erreichen! Schließlich müssen Sie Ihr Projekt sauber abschließen. Der Projektabschluss stellt das fachliche und auch administrative Ende eines Projekts dar. Diese Phase wird häufig vernachlässigt, ist aber von besonderer Bedeutung für alle weiteren Projekte, die Sie durchführen werden. Werfen Sie einen Blick zurück auf Ihr Projekt: Was war gut? Was hat noch nicht so gut funktioniert? Was wollen Sie beim nächsten Mal (z.B. der Masterarbeit) auf jeden Fall anders machen? Die Phase endet mit der Abgabe des Projektergebnisses an den Auftraggeber (Stakeholder), der Bewertung durch diesen, der abschließenden Dokumentation und häufig auch der Veröffentlichung von Gesamt- oder Teilergebnissen. <?page no="31"?> 2 Die Abschlussarbeit definieren Bevor Sie ein Projekt beginnen können, ja bevor Sie es überhaupt planen können, müssen Sie die zu bewältigende Aufgabe erst einmal als ein Projekt definieren. Der Anfang Ihres Projekts „Abschlussarbeit“ wird daher immer die Projektdefinition sein. Sie legen dabei fest, um was für eine Arbeit es sich handelt, was für Aufgaben im Rahmen dieser erledigt werden müssen und respektive was nicht dazugehören wird, also was Sie von vorne herein ausgrenzen. Sie definieren Ihren Projekt-Scope. Ein bewährtes Instrument zur Erstellung dieser initialen Projektdefinition ist der sogenannte Projektsteckbrief. Je vollständiger und genauer Ihr Projektsteckbrief verfasst ist, umso leichter wird Ihnen im nächsten Schritt die Planung Ihres Projekts „Abschlussarbeit“ fallen. Viele Themen, die Sie im Rahmen der Projektplanung detailliert festlegen und entscheiden müssen, haben Sie im Rahmen der Projektdefinition bereits grob umrissen. Sie können die Definition Ihrer Abschlussarbeit daher auch als eine Art Gedankenstütze verstehen, die Ihnen hilft, von Beginn an alle Facetten Ihrer Arbeit im Blick zu haben. Sie werden feststellen, dass es Themen gibt, denen Sie von Anfang an Beachtung schenken sollten, über die Sie sich bisher aber noch gar keine Gedanken gemacht haben. Genau dafür ist dieser Arbeitsschritt nützlich und wichtig für das gute Gelingen und den späteren Erfolg Ihres Projekts „Abschlussarbeit“. Das Ergebnis der Phase „Projektdefinition“ - und damit der erste Meilenstein Ihres Projekts „Abschlussarbeit“ - ist der fertige Projektsteckbrief. <?page no="32"?> 32 Organisiert das Ziel erreichen! Was gehört in den Projektsteckbrief? PProjektrahmen Projektrahmen für das Projekt „Abschlussarbeit“ <?page no="33"?> 2 Die Abschlussarbeit definieren 33 Starten Sie die Definition Ihres Projekts „Abschlussarbeit“ mit einer Art Bestandsaufnahme: Worum geht es in Ihrer Arbeit, was ist die Problembzw. Aufgabenstellung? Vielleicht trägt Ihre Abschlussarbeit bereits einen Namen oder Titel. Oft hilft die Kreation dessen einen emotionalen Bezug herzustellen und diese zu Ihrem Projekt zu machen. Entscheidend für alle weiteren Überlegungen, die Sie im Rahmen der Projektdefinition anstellen sollten, ist die Art Ihrer Abschlussarbeit. Falls Sie bereits erste Ideen oder Aspekte, die unbedingt von Relevanz für Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ sein werden, im Kopf haben, können Sie diese als TOP- Themen notieren. Hilfreich ist es, die ersten Schritte bereits jetzt zu skizzieren. Vielleicht haben Sie einige davon ganz unbewusst, aber selbstverständlich, schon erledigt (z.B. die Anmeldung Ihrer Abschlussarbeit oder die erste Besprechung mit Ihrem Betreuer). Dann können Sie diese als sogenannte Quickwins verbuchen. Praxistipp Machen Sie sich bereits im Vorfeld Gedanken über mögliche Stolpersteine oder absehbare Engpässe. Diese können z.B. das bereits zugesagte Praktikum in den Semesterferien, welches Ihre verfügbare Zeit stark einschränken wird, oder vorhandene und bekannte Wissenslücken, die Ihnen bereits in der Vergangenheit Schwierigkeiten in ähnlichen Projektsituationen bereitet haben, sein. <?page no="34"?> 34 Organisiert das Ziel erreichen! Zum Projektrahmen gehören schließlich auch die Stakeholder, denn diese haben - neben ihrem eigenen - ein entscheidendes Interesse an der Fertigstellung und dem guten Gelingen Ihres Projekts „Abschlussarbeit“. Je nach Art und Umfang können die Stakeholder aber auch ganz eigene Wünsche und Vorstellungen von der Umsetzung und Ausgestaltung Ihres Projekts haben, die nicht immer unbedingt im Einklang mit Ihren eigenen sein müssen. Wichtig ist, dass Sie sich dessen bereits im Vorfeld bewusst sind, um auf diese entsprechende Rücksicht nehmen zu können. PProjektziel Projektziel für das Projekt „Abschlussarbeit“ <?page no="35"?> 2 Die Abschlussarbeit definieren 35 Warum die Zielsetzung für den erfolgreichen Abschluss eines Studienprojektes besonders wichtig ist und wie Sie Ihre Ziele konkret (z.B. mittels der SMART- Methode) definieren können, haben Sie bereits in der Einführung erfahren. Im Rahmen Ihrer initialen Projektdefinition halten Sie die konkreten Anforderungen und Ziele, welche Sie durch Ihre Abschlussarbeit zu erreichen gedenken, als Ihre Projektziele fest. Zusätzlich zu Ihren eigenen Zielen gibt es aber auch bereits vordefinierte Ergebnisse durch Dritte (z.B. zu erreichende Punkte oder Noten). Häufig werden diese durch Ihre Stakeholder festgelegt (z.B. durchzuführende Tests oder Analysen zur Beantwortung bestimmter Fragestellungen im Rahmen einer empirischen Arbeit). Denken Sie daran, bereits frühzeitig zu prüfen, ob Ihre eigenen Ziele mit den erwarteten Ergebnissen Ihrer Stakeholder vereinbar sind oder ob sich hier womöglich Zielkonflikte ergeben. Alle Ziele, die Sie im Rahmen Ihrer initialen Projektdefinition festlegen, sollten auch im Rahmen des Projekts erreichbar sein. Praxistipp Formulieren Sie für jedes der zu erreichenden Ergebnisse sowohl ein Maximal-Ziel als auch ein Minimal-Ziel. Für Ihre Abschlussarbeit kann ein Minimal-Ziel das Bestehen mit einer 4,0 sein. Ein Maximal-Ziel könnte lauten: „Ich schließe meine Abschlussarbeit mit einer 2,0 ab“. Dieses Vorgehen hilft Ihnen zum einen, Klarheit darüber zu erlangen, was Sie selbst gerne für sich erreichen wollen. Zum anderen bleiben so Ihre Ziele auch im Falle unvorhergesehener Ereignisse (Projektkrisen) erreichbar. <?page no="36"?> 36 Organisiert das Ziel erreichen! Und schließlich: Denken Sie, trotz aller Ergebnisse, die erbracht werden müssen, auch an sich und Ihr Leben außerhalb Ihres Projekts „Abschlussarbeit“. Sonstige Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit Sie Ihr Projekt am Ende auch erfolgreich abschließen können, sind deswegen genauso wichtig wie das Projektziel selbst. VVersprechungen und Erwartungen Im nächsten Schritt halten Sie fest, welche Versprechen Sie bereits gegeben haben und welche Erwartungen es daher an Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ gibt. Wenn Sie unsicher sind, wie sich die Erwartungen an Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ gestalten werden, können Sie an dieser Stelle wieder auf das Projektdreieck zurückgreifen. Die allermeisten Erwartungen an ein Projekt lassen sich den Determinanten Ziel, Ressourcen und Zeit zuordnen. Versprechungen und Erwartungen an das Projekt „Abschlussarbeit“ Denken Sie daran: Alles was Sie im Vorfeld, also noch bevor Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ überhaupt gestartet ist, jemandem versprochen haben, wird spä- <?page no="37"?> 2 Die Abschlussarbeit definieren 37 ter auch von Ihnen erwartet werden. Überlegen Sie daher gut, was Sie bereits frühzeitig versprechen können und was Sie erst durchdenken und konkret planen müssen. Neben den Versprechen, die Sie bereits gegeben haben, sollten Sie an dieser Stelle auch die Erwartungen Ihres Auftraggebers (Stakeholder) festhalten; das sind im Falle Ihrer Abschlussarbeit Ihr Betreuer oder der Zweitkorrektor. A Aufwandsschätzung Um Ihre Abschlussarbeit später exakt planen zu können, müssen Sie im Vorfeld eine Aufwandsschätzung durchführen. Diese Kalkulation bezieht sich auf die Determinanten Ressourcen und Zeit des Projektdreiecks. Neben der Ressource menschliche Arbeitsleistung werden Sie für Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ auch finanzielle Ressourcen benötigen (z.B. die Kosten für das Drucken Ihrer Arbeit). Häufig sind es aber die kleinen versteckten Budgetposten, die in Summe eine nicht zu vernachlässigende Komponente darstellen und im schlimmsten Fall sogar den Projekterfolg gefährden können (z.B. der Zugang zu Online-Ressourcen oder die Beschaffung von Printmedien). Praxistipp Machen Sie sich klar: Für jede Abschlussarbeit fallen auch Kosten an (und seien es nur Druckkosten, Leihgebühren, Arbeitsmaterialien wie Stifte und Papier). Je mehr geplante Kosten und je weniger ungeplante Kosten Sie haben, desto leichter fallen Ihnen die Projektplanung und vor allem die Einhaltung des Projektplans. <?page no="38"?> 38 Organisiert das Ziel erreichen! Aufwandsschätzung für das Projekt „Abschlussarbeit“ <?page no="39"?> 2 Die Abschlussarbeit definieren 39 Hilfreich ist es zudem, ein Projektbudget festzulegen, um zu wissen, welche finanziellen Ressourcen Ihnen für Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ überhaupt zur Verfügung stehen. Im Rahmen einer Budgetplanung können Sie kalkulieren, was alles mit Ihrem Budget erreichbar ist und was Sie eventuell wieder herausstreichen müssen, weil es nicht finanzierbar ist. Denken Sie daran, dass es im Rahmen Ihres Studiums eine Vielzahl finanzieller Quellen gibt, die Sie zur Finanzierung Ihres Projekts „Abschlussarbeit“ nutzen können (z.B. Forschungsmittel, Zuschüsse, Stipendien etc.). Bestandteil einer initialen Projektdefinition ist es auch, sich mit den finanziellen Rahmenbedingungen und Möglichkeiten der Förderung Ihres Projekts auseinanderzusetzen. Der zeitliche Aufwand ist die zweite wichtige Komponente, die Sie im Vorfeld einschätzen müssen. Dabei spielt der Aufwand, den Sie für die Bearbeitung Ihres Projekts „Abschlussarbeit“ erbringen müssen, eine genauso wesentliche Rolle wie vorgegebene Deadlines. Für Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ sind dies vor allem das finale Abgabedatum sowie alle Termine, die Sie im Vorfeld einhalten müssen, wie die Abgabe eines Exposés, eine vorläufige Gliederung und die Gespräche mit Ihrem Betreuer. Darüber hinaus werden Sie z.B. Fristen, bis zu welchen Sie spätestens Interviewmaterial oder Umfragen fertiggestellt haben wollen, setzen müssen. Praxistipp Vergessen Sie bei der Planung des zeitlichen Aufwands und der Dauer des Projekts „Abschlussarbeit“ nicht Ihre individuellen zeitlichen Einschränkungen wie Urlaub, Praktika, Vorlesungszeiten etc. Oftmals ist der Studienalltag vollgepackt mit Aktivitäten und Pflichtveranstaltungen, welche die noch zur Verfügung stehende Zeit für Ihr Projekt stark einschränken. <?page no="40"?> 40 Organisiert das Ziel erreichen! VVerfügbare Informationen Verfügbare Informationen für das Projekt „Abschlussarbeit“ Je mehr Informationen Sie bereits im Vorfeld gesammelt haben, desto leichter und besser wird Ihnen der Einstieg in Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ gelingen. Fangen Sie daher, sobald Sie auch nur darüber nachdenken, Ihre Abschlussarbeit zu schreiben, damit an, Hintergrundinformationen über Ihr Thema zu sammeln. Speichern oder heften Sie sich alle Materialien gut ab. Sie können heute noch nicht wissen, wofür Sie es morgen benötigen werden. Neben Informationsmaterial sind Kontakte, Ansprechpartner und sogenannte Wissensträger wichtig für das gute Gelingen jedes Projekts. Merken oder notieren <?page no="41"?> 2 Die Abschlussarbeit definieren 41 Sie sich zu jedem Kontakt auch gleichzeitig sein oder ihr Thema und eine Kontaktmöglichkeit, um später im Bedarfsfall auf das Wissen zugreifen zu können. Je umfangreicher und detaillierter die Informationen sind, welche Sie im Vorfeld über das Thema Ihres Projekts „Abschlussarbeit“ zusammentragen konnten, desto sicherer werden Sie Ihr Projekt auch durchführen können. Vor allem Problemstellungen, die Ihnen zunächst Unbehagen verursachen oder deren Umfang und explizite Ausgestaltung Sie noch nicht so recht erfassen können, machen Sie durch Informationen und Wissen über das, was Sie erwartet, greifbar. P Projektstruktur Projektstruktur für das Projekt „Abschlussarbeit“ <?page no="42"?> 42 Organisiert das Ziel erreichen! Die Projektstruktur hilft Ihnen, Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ zu organisieren. Die Struktur können Sie dabei als die Menge aller Elemente und ihrer wechselseitigen Beziehungen verstehen, die im Rahmen Ihres Projekts enthalten sind. Je nachdem, welche Struktur Sie für Ihre Abschlussarbeit wählen (oder welche am besten passt), werden Sie später Ihren Projektplan gestalten. Je exakter Ihre Vorstellung von der Struktur des Projektes ist, desto leichter wird es Ihnen später fallen, einen Projektplan zu erstellen. Um zu verstehen, was die Struktur Ihres Projekts ausmacht, fragen Sie sich, welcher Logik Ihre Abschlussarbeit folgt und ob man diese eventuell auf einander aufbauende Phasen darstellen kann. Überlegen Sie außerdem, welche Methoden Sie in Ihrem Projekt anwenden wollen. Je nach gewählter Methode wird sich dies ebenfalls wieder auf Ihren Projektplan auswirken. Später werden Sie aus der Projektstruktur die Teilprojekte, Arbeitspakete und Teilvorgänge sowie deren logische Ordnung für Ihr Projekt ableiten können. Und schließlich gehören zu Ihrer Projektstruktur die Meilensteine. Am Ende Ihres Projekts liegen die Fertigstellung und der Druck, das ist klar, aber auch im Rahmen der Bearbeitung werden Sie viele Meilensteine erreichen. Das kann die vollständige Erarbeitung der Gliederung sein oder die erste empirische Erhebung. Wichtig ist, dass Ihnen bewusst ist, was Sie mit Ihrem Projekt „Abschlussarbeit“ erreichen wollen und was von Ihnen erwartet wird. Die Meilensteine werden später Ihre Zwischenergebnisse sein. Immer dann, wenn Sie einen Meilenstein erreicht haben, werden Sie ein erstes Ergebnis, wenn auch nur Teilergebnis oder Entwurfsversion, in den Händen halten und Ihren Auftraggebern präsentieren können. <?page no="43"?> 2 Die Abschlussarbeit definieren 43 KKontrollpunkte Kontrollpunkte für das Projekt „Abschlussarbeit“ Beenden Sie Ihre initiale Projektdefinition mit der Festlegung einiger Kontrollpunkte. Halten Sie fest, welche Kontrollinstanzen (z.B. Abstimmungstermine oder das Einreichen von Zwischenergebnissen) mit Ihrem Betreuer vereinbart wurden bzw. Sie mit anderen Stakeholdern vereinbaren wollen. Stellen Sie sicher, dass Sie mit den wichtigsten Personen, die Einfluss auf Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ nehmen, regelmäßig und intensiv im Austausch stehen. Ein Projekt zu kontrollieren heißt auch das Projektgeschehen als iterativen Prozess zu verstehen. Projekte entwickeln und verändern sich und Projektdefinitionen <?page no="44"?> 44 Organisiert das Ziel erreichen! müssen daher manchmal und von Zeit zu Zeit auch angepasst, erweitert oder reduziert werden. Verstehen Sie dies nicht als „Scheitern“, sondern als Prozess auf dem Weg zu Ihrem Ziel, dem Projektergebnis. Mit der richtigen Projektkontrolle stellen Sie sicher, Ihr gestecktes Ziel auch tatsächlich zu erreichen. Praxistipp Mit Hilfe eines Projektsteckbriefs definieren Sie Ihr Projekt „Abschlussarbeit“. Sie können dazu die hier aufgezählten Bereiche nacheinander abarbeiten und so die Rahmenbedingungen und die Projektstruktur für Ihr Projekt klären, müssen Sie aber nicht. Bedenken Sie: Jeder Projektsteckbrief sieht anders aus. Art, Umfang und Gestaltung sind abhängig vom Projekt selbst, den Teilnehmern, der Projektdauer und letztendlich auch von Ihnen, Ihren Vorlieben, Ihrem eigenen Stil und Ihrer präferierten Arbeitsweise. Scheuen Sie nicht davor, Ihren eigenen, ganz persönlichen Projektsteckbrief für Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ zu entwickeln, mit dem Sie gut arbeiten können. <?page no="45"?> 3 Die Abschlussarbeit planen Mit der initialen Projektdefinition und dem Erstellen eines Projektsteckbriefs haben Sie den Grundstein für ein erfolgreiches Projekt gelegt. Was nun folgt, ist die eigentliche Projektplanung. Im Projektplan wird dargestellt, wie die initiale Projektdefinition konkret umgesetzt werden kann. Dies erleichtert die Kommunikation mit allen Beteiligten (z.B. Ihrem Betreuer) und die Abstimmung der benötigten Ressourcen, Budgets und Aufgaben. Durch eine detaillierte Projektplanung ergibt sich zudem die Möglichkeit, bereits frühzeitig etwaige Problemfelder zu identifizieren und diese gezielt anzugehen. Je früher ein Problem oder ein Engpass erkannt wird, desto geringer ist der Aufwand zur Behebung. In einem so frühen Stadium Ihrer Abschlussarbeit können alternative Szenarien noch sinnvoll durchdacht und ohne komplexe Umplanung berücksichtigt werden. Praxistipp Denken Sie daran, kein Plan kann zu 100% die Wirklichkeit abbilden. Projektplanung ist immer auch ein Spagat zwischen Theorie und Praxis. Es gilt zwar: Je besser ein Projekt geplant ist, desto wahrscheinlicher ist der Projekterfolg, aber auf der anderen Seite besteht die Gefahr der Verzettelung und des Bürokratismus. Oft wird das Planen des Projekts „Abschlussarbeit“ dann zur Ersatzhandlung für das eigentliche Schreiben der Abschlussarbeit. <?page no="46"?> 46 Organisiert das Ziel erreichen! Wie lassen sich Ideen für mögliche Projektbausteine meln? Ein Projekt zu strukturieren heißt alle notwendigen Projektbausteine logisch miteinander zu verknüpfen. Beginnen Sie mit einer Sammlung loser Projektbausteine, die Ihnen spontan einfallen. Nutzen Sie dafür unbedingt Ihren bereits erstellten Projektsteckbrief. So stellen Sie sicher, keine wichtigen oder bereits definierten Arbeitsbereiche zu vergessen. Mit Hilfe des Arbeitsstrukturplans reduzieren Sie die Komplexität Ihres Vorhabens, behalten den Überblick und können diesen auch in hektischen Momenten bewahren. Halten Sie außerdem immer Ihre Zielsetzung im Auge. Es soll nicht der Projektplan erfüllt, sondern das Projektziel erreicht werden. Zur Planung Ihres Projekts „Abschlussarbeit“ kann es hilfreich sein, mittels Kreativitätstechniken wie dem Brainstorming, einer Mind-Map oder der KUSS- Methode zunächst einmal Ideen für mögliche Projektbausteine zu sammeln. Aus den Ergebnissen lässt sich dann der eigentliche Projektplan generieren. B Brainstorming Der Begriff Brainstorming steht für Ideenwirbel oder auch Gedankensturm, und eignet sich besonders für schwierige Fragestellungen, mit denen Sie sich zunächst überfordert fühlen. Um das volle Potenzial des Brainstormings nutzen zu können, sollten dabei einige Grundregeln beachtet werden. „Spinnen“ ist dabei ausdrücklich erlaubt. Alle Gedanken, auch außergewöhnliche und unkonventionelle Ideen, dürfen und sollen sogar frei und ungehemmt zum Ausdruck kommen. Quantität geht dabei vor Qualität: Produzieren Sie möglichst viele Ideen ohne Rücksicht auf deren Verwendbarkeit. <?page no="47"?> 3 Die Abschlussarbeit planen 47 Die Sammlung der Ideen sollte maximal 15 bis 20 Minuten dauern. Alles was darüber hinausgeht wird schnell unproduktiv. Natürlich sind gute Ideen und „Gedankenblitze“ aber auch nach Beendigung des Brainstormings zugelassen. Eine grobe Mitschrift, die Sie auf einem Stück Papier anfertigen, ist dabei auch hilfreich und fördert die Assoziationen. Ergebnis eines Brainstormings für das Projekt „Abschlussarbeit“ Nach der Phase der Ideensammlung wird das Ergebnis ausgewertet. Die Ideen werden geordnet, kumuliert und auf ihre Verwendbarkeit hin überprüft. Es ist ratsam, zwischen den beiden Phasen eine Pause einzulegen, um die Ergebnisse auf sich wirken zu lassen. M Mind-Map Beim Mind-Mapping geht es darum, abstrakte Begriffe in einer gehirngerechten Form zu visualisieren. Diese Methode erfolgt idealerweise im Anschluss an ein Brainstorming. So können Verbindungen zwischen einzelnen Gedankenblitzen hergestellt und Ideen weitergedacht werden. Dadurch können auch komplexe Themen, von denen Sie sich zunächst überfordert fühlten, vertieft, systematisch <?page no="48"?> 48 Organisiert das Ziel erreichen! gegliedert und anschließend mit geeigneten Aufbaustrukturen verdeutlicht werden. Ergebnis eines Mind-Maps für das Projekt „Abschlussarbeit“ Die Mind-Map-Methode aktiviert Ihr bildlich-räumliches Denkvermögen. Der Ausgangspunkt Ihrer Mind-Map sollte daher immer ein in der Mitte angebrachter oder dargestellter Begriff sein, der stichwortartig das Thema, bzw. die Problemstellung Ihres Projekts „Abschlussarbeit“ beinhaltet. Versuchen Sie zunächst Hauptpunkte zu entwickeln, sodass das Bild von innen nach außen wächst, wie ein Baum, dessen Stamm sich zunächst in die Hauptäste und dann in immer kleinere Verästelungen verzweigt. <?page no="49"?> 3 Die Abschlussarbeit planen 49 KKUSS-Methode Ein weiteres Planungswerkzeug ist die KUSS-Methode. Durch das Beantworten vier einfacher Fragen können Sie mit dieser Technik auch sehr komplexe Themen greifbar machen und strukturieren. Die von Ihnen in der Projektdefinition bereits gesammelten Daten dienen dabei als Grundlage für die nähere Betrachtung und Strukturierung Ihres jeweiligen Themas. K - Was ist klar? Stellen Sie sich zunächst die Frage, welche Fakten bereits vorliegen. Welche Informationen haben Sie bereits bekommen (z.B. von Ihrem Betreuer hinsichtlich der Struktur Ihrer Abschlussarbeit)? U - Was ist unklar? Fragen Sie sich dann, welche Themen noch nicht definiert sind. Welche Informationen fehlen Ihnen noch? Woran müssen Sie unbedingt denken? Was ist in Ihren Augen besonders wichtig? S - Was ist strittig? Fragen Sie sich außerdem, wo es noch Diskussionsbedarf gibt (z.B. entspricht die Vision des Betreuers oftmals nicht genau der des Studenten). Welche Standpunkte vertreten Sie und welche unterschiedlichen Sichtweisen erwarten Sie? Wie könnten Sie darauf reagieren und eventuell sogar vorbeugen? S - Wer sind die Schlüsselpersonen? Zu guter Letzt fragen Sie sich, wer die wichtigsten Personen für die erfolgreiche Bearbeitung Ihrer Abschlussarbeit sind. Dies kann beispielsweise Ihr Betreuer in der Universität sein, ein Interviewpartner. falls Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ auf Experteninterviews beruht oder Ihr Ansprechpartner im Unternehmen, falls Sie sich dafür entschieden haben, Ihr Projekt „Abschluss- <?page no="50"?> 50 Organisiert das Ziel erreichen! arbeit“ in einem Unternehmen durchzuführen. Welche Personen spielen außerdem noch eine Rolle? Mit wem werden Sie zusätzlich oder zumindest temporär zusammenarbeiten und wem berichten Sie Ihre Ergebnisse? Ob Sie den Input für Ihren Projektplan durch eine Kreativitätstechnik wie Brainstorming, Mind-Map, die KUSS-Methode oder unmittelbar basierend auf Ihrer initialen Projektdefinition gewinnen, spielt letztendlich keine Rolle. Versuchen Sie, die für sich und Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ sinnvollste Methode oder Methodenkombination herauszufinden. Wie lässt sich das Projekt strukturieren? Die Ihnen nun vorliegenden mehr oder weniger losen Projektbausteine gilt es im nächsten Schritt zu strukturieren. Dafür überlegen Sie sich zunächst potenziell mögliche Ordnungsstrukturen und wählen dann die für Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ am besten geeigneten aus. H Hierarchische Ordnung Die am weitesten verbreitete Methode zur Erstellung eines Arbeitsstrukturplans ist die Gliederung in hierarchisch geordnete Arbeitspakete. Sie beginnen auf der obersten Ebene mit Teilprojekten und verfeinern diese immer weiter in Teilaufgaben, Arbeitspakete und Aufgaben (auch Tasks genannt). Versuchen Sie, alle anfallenden Arbeiten in Ihrem Strukturplan abzubilden und klar zuzuordnen. Eine Tätigkeit, die als Schnittstelle eigentlich zwischen zwei Arbeitspaketen liegen müsste, ordnen Sie entweder der einen oder der anderen Seite zu, oder Sie eröffnen dafür ein neues zusätzliches Arbeitspaket. <?page no="51"?> 3 Die Abschlussarbeit planen 51 Hierarchische Ordnung für das Projekt „Abschlussarbeit“ <?page no="52"?> 52 Organisiert das Ziel erreichen! TThematische Ordnung Eine weitere Möglichkeit, einen Arbeitsstrukturplan zu entwickeln, ist die thematische Anordnung der Gliederungselemente. Ganz ähnlich wie in einem Mind- Map (Tipp: vielleicht haben Sie ja bereits eine erstellt, dann können Sie diese nun weiter nutzen), ordnen Sie die Aufgaben, welche in Ihrem Projekt „Abschlussarbeit“ anfallen werden, unterschiedliche Themenschwerpunkte zu. Jedem Thema ordnen Sie im nächsten Schritt dann die jeweiligen zu beachtenden Aspekte zu. Wenn nötig, fahren Sie mit einer weiteren Ebene und den notwendigen Teilaspekten oder Unterthemen fort. Thematische Ordnung für das Projekt „Abschlussarbeit“ <?page no="53"?> 3 Die Abschlussarbeit planen 53 Praxistipp Für Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ sollten Sie mindesten zwei bis maximal sechs Teilbereiche definieren. Pro Teilbereichsebene sollten Sie mindesten drei bis maximal sieben Unterbereiche entwerfen. Alles darüber hinaus wird schnell unübersichtlich und damit schwer kalkulierbar. DDynamische Ordnung Eine dritte Möglichkeit ist die dynamische Gliederung in Projektphasen. Ein so gearteter Arbeitsstrukturplan bildet bereits einen zeitlichen Ablauf ab und kommt damit dem Terminplan, welchen Sie im nächsten Schritt für Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ entwickeln werden, am nächsten. Dynamische Ordnung für das Projekt „Abschlussarbeit“ Gleichzeitig ist diese Methode aber auch am schwierigsten umzusetzen und bedarf etwas Erfahrung mit Projekten und deren typischen Ablaufphasen. Bei diesem Vorgehen stellen Sie auf der obersten Ebene Ihre Projektphasen dar. Für jede einzelne Phase listen Sie dann die zu erledigenden Aufgaben auf. <?page no="54"?> 54 Organisiert das Ziel erreichen! Wie lässt sich der zeitliche Ablauf des Projekts planen? Mit Hilfe Ihres Arbeitsstrukturplans können Sie nun die einzelnen Teilbereiche und Arbeitspakete Ihres Projekts „Abschlussarbeit“ benennen. Sie haben Kenntnis über Art und Umfang aller Aufgaben. Es ist jedoch noch nicht bekannt, in welcher Reihenfolge die einzelnen Vorgänge durchzuführen sind und welche Abhängigkeiten bzw. zwingend notwendigen Voraussetzungen es gibt. Im nächsten Schritt planen Sie daher den zeitlichen Ablauf und erstellen einen Terminplan. Dazu müssen Sie die logische und zeitliche Abfolge aller nötigen Aufgaben bestimmen und vor allem die Abhängigkeiten der einzelnen Vorgänge herausarbeiten. Beginnen Sie damit, die Dauer der einzelnen Arbeitspakete zu ermitteln, indem Sie für jeden Vorgang einen Anfang und ein Ende festlegen. Sie werden schnell feststellen: Manche Aufgaben müssen zwingend zeitlich nacheinander durchgeführt werden, da sie abhängig voneinander sind. Andere wiederum können auch parallel durchgeführt werden, da sie nicht in Abhängigkeit zueinanderstehen. Aus diesen Zusammenhängen ergibt sich der kritische Pfad. Alle Aufgaben, die nicht nach hinten verschoben werden dürfen, ohne dass sich der Projektendtermin verändert, liegen auf dem kritischen Pfad. Praxistipp Planen Sie dabei immer und ausreichend Pufferzeiten ein. Ein „Puffer“ ist eine Zeitspanne, um welche entweder die zeitliche Lage oder auch die Dauer eines Arbeitspakets verändert werden kann, ohne dass sich dies auf die Gesamtprojektdauer und damit den Projektendtermin auswirkt. <?page no="55"?> 3 Die Abschlussarbeit planen 55 Scheuen Sie nicht davor zurück, diese Puffer sehr großzügig anzulegen. Da dies wahrscheinlich Ihr bisher größtes Projekt ist, ist es gut möglich, dass Sie den Zeitaufwand einiger Tätigkeiten nicht genau einschätzen können. Außerdem schadet es nicht, gegen Ende noch etwas mehr Zeit zu haben als erwartet. VVorgangsliste Vorgangsliste für das Projekt „Abschlussarbeit“ <?page no="56"?> 56 Organisiert das Ziel erreichen! Die einfachste Darstellungsform eines Terminplans ist die Auflistung aller anfallenden Aufgaben in logisch zeitlicher Reihenfolge in einer sogenannten Vorgangsliste. Solch eine Liste sollte mindestens den Aufgabentitel, eine kurze prägnante Beschreibung der Tätigkeit sowie Vorgänger- und Nachfolgeraufgaben enthalten. Die Benennung von Vorgängern und Nachfolgern ist wichtig für das Verständnis der Abhängigkeiten. Die benötigte Dauer zur Erledigung der einzelnen Arbeitspakete können Sie schätzen und bereits in die Liste eintragen oder dies später während der konkreten Terminplanung ergänzen. BBalkendiagramm Eine weitere Möglichkeit, die Terminplanung Ihres Projekts „Abschlussarbeit“ zu gestalten, ist die Anfertigung eines sogenannten Balkendiagramms. Dahinter verbirgt sich eine relativ einfache, aber sehr übersichtliche Art, den Ablauf und die Zusammenhänge eines Projekts darzustellen. Über die Phase der Projektplanung hinaus bietet das Balkendiagramm die Möglichkeit, den kalkulierten Zeitbedarf und die gesetzten Termine mit Hilfe von Meilensteinen zu kontrollieren. Ein einmal angefertigtes Balkendiagramm kann daher über den gesamten Projektverlauf hin genutzt werden. Praxistipp Meilensteine sind ein wichtiges und zentrales Element Ihrer gesamten Projektplanung. Jeder Meilenstein stellt ein Ereignis besonderer Bedeutung im Projekt dar und ist erreicht, sobald das vorgelagerte Arbeitspaket fertig gestellt wurde und kontrolliert werden kann. Je <?page no="57"?> 3 Die Abschlussarbeit planen 57 nachdem, ob Sie Ihre Meilensteine in time erreichen, verschieben müssen oder gänzlich verpassen, wird sich die Qualität Ihres Studienprojekts darstellen. Verwenden Sie dieses Planungswerkzeug für Ihr Projekt „Abschlussarbeit“, wenn Sie den Fokus auf die zeitlich logischen Abhängigkeiten legen möchten. Bestimmte Aufgaben können erst begonnen werden, wenn andere Aufgaben bereits abgeschlossen sind. Manche Arbeitspakete können sogar erst starten, wenn eine ganze Reihe von Vorarbeiten geleistet und abgeschlossen ist. In der Praxis des Projektmanagements wird häufig eine bestimmte Form des Balkendiagramms genutzt: Es handelt sich dabei um das sogenannte Gantt-Diagramm, welches die chronologische Abfolge von Aufgaben entlang einer Zeitachse darstellt. Vorteil der Terminplanung mittels eines Balkendiagramms (Gantt) ist die Visualisierung der zeitlichen Überlappung verschiedener Arbeitspakete. Nur so wird wirklich deutlich, zu welchen Zeitpunkten in Ihrem Projekt „Abschlussarbeit“ mehr als eine - und womöglich zu viele - Aufgaben parallel bewerkstelligt werden müssen. Praxistipp Jeder Projektplan lebt. Zunächst wird es sich bei Ihrem Plan um einen groben Rahmen handeln, der schrittweise weiterentwickelt und immer weiter verfeinert, aber noch häufig umstrukturiert wird. Irgendwann werden Sie einen abgestimmten, vermeintlich finalen Projektplan in Händen halten. Mit diesem Plan können Sie Ihr Projekt starten. <?page no="58"?> 58 Organisiert das Ziel erreichen! Aber bedenken Sie: Auch nach Abschluss der Planungsphase sollten Sie Ihren Projektplan regelmäßig überprüfen und gegebenenfalls an die veränderten Rahmenbedingungen anpassen. Wie lassen sich die verfügbaren Ressourcen planen? Nachdem Sie die Arbeitsstruktur für Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ entwickelt haben und basierend darauf einen Terminplan erstellen konnten, müssen Sie abschließend die für Ihr Projekt notwendigen Einsatzmittel planen. Unter Einsatzmitteln (Ressourcen) werden alle Personalien und Sachmittel verstanden, die zur Durchführung der Arbeitspakete Ihres Projekts benötigt werden. Einsatzmittel können wiederholt oder nur einmal nutzbar sein. Sie können in Wert- oder Mengeneinheiten beschrieben und für einen spezifischen Zeitpunkt oder Zeitraum genutzt werden. Im Rahmen der Ressourcenplanung müssen Sie den für die Erreichung Ihres Projektziels notwendigen Bedarf ermitteln, mit den verfügbaren Kapazitäten abstimmen und eventuelle Engpässe feststellen. Zeichnet sich bei Ihrer Planung eine Über- oder Unterdeckung ab, so sollten Sie diese möglichst frühzeitig versuchen auszugleichen. Unter Umständen müssen Sie dazu sogar Ihren Terminplan noch einmal überarbeiten. Von besonderer Relevanz für Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ sind die zeitlichen Ressourcen. Da Sie nicht uneingeschränkt Zeit haben und neben Ihrem Projekt eventuell noch anderen Tätigkeiten nachgehen, müssen Sie die Ihnen zur Verfügung stehende Zeit als begrenzte Ressource sehen. Auf der anderen Seite stehen die finanziellen Ressourcen, welche Sie zur Umsetzung Ihres <?page no="59"?> 3 Die Abschlussarbeit planen 59 Projekts dringend benötigen. Beide Bereiche werden im Folgenden näher erläutert. Ressourcen für das Projekt „Abschlussarbeit“ ZZeitliche Ressourcen Die Ressource Zeit ist so wichtig für Ihren Projekterfolg, dass sie neben dem Ziel und den anderen Ressourcen eine eigene strategische Größe im Projektdreieck darstellt. Das bedeutet, wenn Sie etwas an der Determinante (verfügbare) Zeit verändern, wird dies direkten Einfluss auf die Erreichung Ihres Projektziels und die anderen benötigten Ressourcen haben. Um die Ressource Zeit für Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ richtig einschätzen und planen zu können, müssen Sie vier Aspekte unbedingt beachten: Realistisch: Seien Sie bei Ihrer Planung realistisch und planen Sie ausreichend Zeit für andere Aufgaben sowie Ihre Freizeitaktivitäten ein. <?page no="60"?> 60 Organisiert das Ziel erreichen! Vollständig: Denken Sie auch an die (begrenzten) Kapazitäten anderer Personen, welche direkt oder indirekt an Ihrem Projekt „Abschlussarbeit“ beteiligt sind, insbesondere Ihr Betreuer und etwaige Inputgeber. Verdichtet: Um zu verstehen, welchen zeitlichen Rahmen Sie insgesamt für Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ ansetzen müssen, ist es wichtig, einzelne Zeitfenster zu verdichten, also die benötigte Zeit für jede einzelne Aufgabe auf die jeweils höhere Ebene zu aggregieren. Erst so erfahren Sie, wie viel Zeit Sie in Summe für Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ tatsächlich benötigen. Priorisiert: Für Ihre Projektplanung ist es wichtig zu wissen, welche Aufgaben mit zeitlichem Vorrang behandelt werden müssen. Diese Aufgaben haben oberste Priorität. Sie sollten sich bereits im Vorfeld darüber im Klaren sein, welche Ihrer Aufgaben bis zu welchem Zeitpunkt erledigt sein müssen. Praxistipp Wenn Sie für die Bearbeitung Ihres Projekts „Abschlussarbeit“ die ursprünglich geplante Zeit von drei Monaten auf einen Monat reduzieren (weil Sie z.B. kurzfristig die Möglichkeit für einen Auslandsaufenthalt bekommen), werden Sie das gesteckte Ziel nicht oder nur mit erheblichen qualitativen Einbußen erreichen. Achten Sie also darauf, Ihren Zeitplan so zu gestalten, dass es Ihnen auch möglich ist, diesen einzuhalten und verzichten Sie im Zweifelsfall auf Aktivitäten, die Sie ursprünglich nicht eingeplant haben. Für Ihren zeitlichen Ressourcenplan bietet es sich an, die Instrumente aus Arbeitsstruktur- und Terminplanung zu verwenden und deren Ergebnisse mit- <?page no="61"?> 3 Die Abschlussarbeit planen 61 einander zu kombinieren. Beginnen Sie mit einer einfachen Vorgangsliste und verdichten Sie die Informationen in einem Balkendiagramm. F Finanzielle Ressourcen Die zweite wichtige Komponente Ihrer Ressourcenplanung sind die Sachmittel, die Sie zur Durchführung der Arbeitspakete Ihres Projekts „Abschlussarbeit“ benötigen. Da Sachmittel jeglicher Art in der Regel Geld kosten, spricht man auch von den finanziellen Ressourcen. Zur Planung dieser haben Sie zwei Möglichkeiten: Kostenplanung für das Projekt „Abschlussarbeit“ Bei der Kostenplanung ermitteln Sie zunächst alle anfallenden Kosten und überlegen sich im Anschluss, woher Sie das benötigte Budget erhalten. Dazu fertigen Sie zunächst eine möglichst vollständige Liste aller benötigten Arbeitsmittel an, <?page no="62"?> 62 Organisiert das Ziel erreichen! die im Rahmen Ihres Projekts anfallen könnten. Dabei ist es hilfreich, Mindest- und Maximalkosten zu kalkulieren, denn bei einigen Posten (z.B. Fachliteratur und Büromaterial) werden die Werte sehr stark variieren, je nachdem, ob Sie viel oder wenig und in welcher Qualität Sie etwas anschaffen werden. Andere Posten (z.B. eine bestimmte Software und die dazugehörige Schulung, um die Software zu bedienen) werden - gleichgültig ob minimal oder maximal - exakt dasselbe kosten. Die Summe der Minimalkosten sagt Ihnen, was Ihr Projekt mindestens kosten wird, also wie viel Sie auf jeden Fall einplanen müssen. Die Summe der Maximalkosten sagt Ihnen, was Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ allerhöchstens kosten wird. Budgetplanung für das Projekt „Abschlussarbeit“ Bei der Budgetplanung ermitteln Sie zuerst das zur Verfügung stehende Budget und teilen dieses dann auf die benötigten Kostenblöcke auf. Wenn Sie das ver- <?page no="63"?> 3 Die Abschlussarbeit planen 63 fügbare Budget ermittelt haben, teilen Sie dieses im nächsten Schritt auf die benötigten Arbeitsmittel auf. Beginnen Sie mit den fixen Posten, deren Kosten Sie nicht beeinflussen können (z.B. Software oder Software-Schulungen). Auch bei dieser Herangehensweise ist es unerlässlich, eine möglichst vollständige Liste aller Posten anzulegen. Im Gegensatz zur Kostenplanung müssen Sie allerdings nicht alle Kosten möglichst exakt schätzen, sondern Sie verteilen das verfügbare restliche Budget auf die variablen Posten (z.B. Fachliteratur). So bekommen Sie ein Gefühl dafür, für was Sie wie viel Geld ausgeben dürfen. Praxistipp Egal ob Arbeitsstrukturplan, Terminplan oder Ressourcenplan: Skizzieren Sie Ihre Planung immer zuerst auf dem Papier. So haben Sie die Möglichkeit, mehrere Varianten auszuprobieren und wieder zu verwerfen, bevor Sie einen ersten finalen Entwurf haben, den Sie weiterverfolgen möchten. Auch wenn es verlockend und einfach erscheint: Beginnen Sie nicht mit einer speziellen Projektplanungssoftware. Sie werden sich, gerade am Anfang, so intensiv mit der Software beschäftigen müssen, dass Sie zu wenig Zeit, Energie und Kreativität für den eigentlichen Inhalt - und darum geht es ja aber - aufbringen können. Die Nutzung technischer Hilfsmittel wie Excel, PowerPoint, MS Project oder anderer Projektplanungstools ist aber natürlich nichts prinzipiell Schlechtes. Sie kann - zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt - äußerst nützlich sein und viele Vorteile gegenüber einer reinen Papierdokumentation haben. <?page no="65"?> 4 Die Abschlussarbeit durchführen Ihr Projekt(fahr)plan beschreibt detailliert unter Berücksichtigung der benötigten zeitlichen und finanziellen Ressourcen den Weg, den Sie einschlagen und konsequent verfolgen müssen, um Ihre definierten Projektziele zu erreichen. Haben Sie den Weg einmal festgelegt, beginnen Sie damit, ihn konsequent und Schritt für Schritt zu verfolgen. Die Phase der Projektdurchführung können Sie synonym daher auch Projektabwicklungs- oder Realisierungsphase nennen. Nach erfolgreicher Projektdefinition und -planung ist es jetzt an der Zeit, konkret zu werden und zu handeln. Setzen Sie um, was Sie sich für Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ vorgenommen und geplant haben. Abgesehen von der eigentlichen Durchführung sind die Kontrolle des Projektfortschritts sowie die Steuerung des weiteren Verlaufs essenziell für den Erfolg Ihres Projekts „Abschlussarbeit“. Erkenntnisse über gegenwärtige und zukünftig eintretende Abweichungen können zu kleinen Korrekturmaßnahmen, im schlimmsten Fall aber auch zu großen Änderungen in Ihrer Termin- und Ressourcenplanung führen. Behalten Sie Ihren Projektplan daher stets im Auge und kontrollieren Sie regelmäßig den Status. Nur so können Sie angemessen und zeitnah auf projektstörende Ereignisse reagieren und diese abwenden. Wie lässt sich der Projektfortschritt kontrollieren? Werfen Sie noch einmal einen Blick zurück in Ihre initiale Projektdefinition. Im Rahmen dieser haben Sie sich bereits mit den Grundzügen der Thematik Projektkontrolle auseinandergesetzt, indem Sie Kontrollunkte definiert haben. Sie <?page no="66"?> 66 Organisiert das Ziel erreichen! haben bereits festgehalten, welche Reporting-Instanzen, welche Abstimmungstermine und welche Dokumentationsformen Sie für Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ benötigen werden, um das Erreichen Ihrer Zwischenziele (die sogenannten Meilensteine) konsequent nachverfolgen zu können. Greifen Sie nun darauf zurück und setzen Sie die vereinbarten Kontrollmechanismen um bzw. wenden Sie diese regelmäßig an. Konkret bedeutet das, regelmäßig, korrekt und zeitnah die Ist-Stände Ihres Projekts zu erfassen. Den Ist- Stand eines Projekts zu kennen ist nicht nur wesentlich für die Kontrolle, sondern auch Grundvoraussetzung für die Steuerung. Projektkontrolle umfasst darüber hinaus noch weitere Schritte, die Sie als einen immer wiederkehrenden Kreislauf verstehen können: Erfassung des Ist-Standes (= aktueller Status) Gegenüberstellung mit den entsprechenden Plan-/ Soll-Daten (= Projektplan) Abgleich Ist und Soll zur Ermittlung von Abweichungen Ermittlung der Ursachen, die zu den Abweichungen führen Planung und Abstimmung von Gegenmaßnahmen Einleitung der Gegenmaßnahmen Und wieder: Erfassung des Ist-Standes. Die zu kontrollierenden Ist-Stände beziehen sich auf drei wesentliche Komponenten: Zeit, Ressourcen und Ziel. Sie überprüfen also Ihren Terminplan, Ihr Budget und Ihre Kosten und das immer im Hinblick auf Ihr gestecktes Ziel (Soll- Zustand). Je nachdem, wie groß oder gering die Abweichungen zwischen der geplanten Zeit, den zur Verfügung stehenden Ressourcen und dem tatsächlichen Stand sind, wird sich Ihr Zielerreichungsgrad (im Sinne der Qualität der Leistung) erfüllen. <?page no="67"?> 4 Die Abschlussarbeit durchführen 67 Kreislauf der Projektkontrolle Elementare Bestandteile der Projektkontrolle im Sinne eines Kreislaufs sind das Abhalten regelmäßiger Statusmeetings sowie das Führen einer Risikoliste. S Statusmeeting Nutzen Sie das Statusmeeting mit Ihrem Stakeholder (Betreuer) dafür, Entscheidungen gemeinsam zu treffen bzw. Entscheidungen einzuholen oder diesen um Rat zu fragen. Stellen Sie daher besonders die kritischen Themen dar, also alle Punkte, die noch offen sind, bei denen Sie alleine nicht weiterkommen und für die Sie Unterstützung benötigen. Dazu gehören natürlich auch die Risiken, die Sie sehen und die Ihrer Meinung nach den Projekterfolg gefährden können. <?page no="68"?> 68 Organisiert das Ziel erreichen! Agenda für ein Statusmeeting mit Stakeholdern (Betreuer der Abschlussarbeit) Bereiten Sie dazu Entscheidungsalternativen (z.B. Variante A versus Variante B) vor und belegen Sie diese jeweils mit Vor- und Nachteilen. Für Sie hat dies den Vorteil, dass Sie die Entscheidung direkt aus dem Termin mitnehmen können und nicht im Nachgang lange auf eine Antwort warten müssen. Sie benötigen für die Abstimmung mit Ihrem Betreuer mindestens zwei Termine. Den ersten Termin haben Sie gleich am Anfang Ihres Projekts „Abschlussarbeit“, in welchem Sie Ihre Vorstellungen (die Projektdefinition) vortragen und diese mit den Vorstellungen des Betreuers abgleichen sowie das weitere Vorgehen (Ihre Projektplanung) abstimmen. Danach sollten Sie einen Kontrolltermin fest- <?page no="69"?> 4 Die Abschlussarbeit durchführen 69 legen, in welchem Sie Ihre bisherigen Ergebnisse, Ihr Vorgehen sowie den weiteren Verlauf Ihres Projekts „Abschlussarbeit“ besprechen. Planen Sie diesen Kontrolltermin nicht zu spät ein. Im besten Fall findet er am Ende des ersten Drittels der Gesamtprojektlaufzeit, spätestens allerdings zur Projekthalbzeit statt. So sind Sie in der Lage, bereits erste (Zwischen-)Ergebnisse zu präsentieren, haben aber auch noch genügend zeitlichen Puffer, um auf eventuelle Änderungsanforderungen oder neue Entwicklungen Rücksicht zu nehmen, ohne in zeitliche Bedrängnis zu kommen. Praxistipp Je nach Umfang und Thematik Ihres Projekts „Abschlussarbeit“ können natürlich noch viel mehr Statusmeetings mit Ihrem Betreuer notwendig werden. Stimmen Sie im Vorfeld ab, wie viel Zeit Ihr Betreuer für Sie und Ihre Abschlussarbeit investieren kann und will. RRisikoliste Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ kontrollieren zu können bedeutet auch, sich der Risiken, die eintreten können, aber nicht unbedingt müssen, bewusst zu sein und diese stets im Auge zu behalten. Nur wenn Sie wissen, welche Stolpersteine Ihnen auf Ihrem Weg zum erfolgreichen Projektabschluss eventuell im Weg liegen werden, können Sie diese entweder elegant umgehen oder bereits im Vorfeld aus dem Weg schaffen. In allen Projekten treten von Zeit zu Zeit Unsicherheiten, Probleme oder sich (manchmal rasant) verändernde äußere Umstände ein, die den Projektverlauf negativ beeinflussen können. Befreien Sie sich davon zu glauben, dass es Ihnen <?page no="70"?> 70 Organisiert das Ziel erreichen! oder Ihrem Projekt „Abschlussarbeit“ da anders ergeht. Seien Sie vielmehr darauf vorbereitet, wie Sie damit umgehen und was Sie konkret dagegen tun können, wenn es soweit ist. Machen Sie sich klar: Solange Sie sich der Risiken bewusst sind, können Sie frühzeitig und gezielt Gegenmaßnahmen einleiten und gegensteuern. Praxistipp Häufig werden Risiken mit bereits bestehenden Problemen verwechselt. Wenn Sie von Anfang an eigentlich zu wenig Zeit für das Projekt haben oder es schon immer klar war, dass das gegebene Budget zur Erreichung der gesteckten Ziele nicht ausreichen wird, haben Sie kein Risiko, sondern ein Problem. Der Unterschied ist, dass Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ nicht eventuell durch dieses Risiko negativ beeinflusst werden könnte, sondern dass es definitiv so sein wird. „Keine Zeit“ oder „zu wenig Budget“ sind Ursachen, die zu Risiken führen. Wie lässt sich ein Projekt steuern? Effektive Projektsteuerung setzt eine kontinuierliche Projektkontrolle voraus und ermöglicht es Ihnen, Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ so zu gestalten und zu führen, dass die Projektziele, die Sie sich zu Beginn gesetzt haben, auch erreicht werden können. Das Projekt zu steuern ist daher, neben der Projektkontrolle, die wichtigste Aufgabe im Rahmen der Projektdurchführung. Ziel aller Projektsteuerungsaktivitä- <?page no="71"?> 4 Die Abschlussarbeit durchführen 71 ten ist es, den Ist-Stand (= aktueller Status) des Projekts konsequent und möglichst nah am Sollzustand (aus Ihrem Projektplan) zu halten. Dies bezieht sich sowohl auf Ihren Terminals auch auf Ihren Ressourcenplan. Die in den folgenden Abschnitten vorgestellten Tools und Methoden sollen dabei helfen, Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ sinnvoll zu lenken. Bedenken Sie: nicht immer sind alle Instrumente zwingend notwendig. Vielmehr suchen Sie sich je nach den Anforderungen und dem Zeithorizont diejenigen heraus, mit denen sich Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ am besten steuern lässt. T To-Do-Liste Unter einer sogenannten To-Do-Liste versteht man eine Aufgaben- oder auch Taskliste. Eine separate Auflistung aller erledigten und anstehenden Aufgaben hat gleich mehrere Vorteile: Zum einen sehen Sie auf einen Blick, was bereits erledigt ist, was aktuell in Bearbeitung ist und was noch ansteht, aber aktuell noch nicht begonnen wurde. Sie können daraus nicht nur die erledigten und gerade anstehenden Aktivitäten ablesen, sondern auch, und das ist besonders wichtig, etwaige Risiken, die sich aus Aufgaben, die längst gestartet sein müssten, es aber, aus welchen Gründen auch immer, noch nicht sind, ableiten. Neben einer kurzen und prägnanten Beschreibung der Aufgabe und dem Start- und Enddatum (aus dem Projektplan) ist der Status der wichtigste Bereich der To-Do-Liste. Sinnvolle Statusbezeichnungen teilen sich in drei Stufen ein: nicht begonnen / neu / offen begonnen / in Arbeit / in time / out of time / on hold erledigt / fertig gestellt / OK / ready / done Um schneller einen Überblick über den Status der einzelnen Aufgaben zu bekommen, bietet sich eine farbliche Gestaltung der einzelnen Status an. <?page no="72"?> 72 Organisiert das Ziel erreichen! To-Do-Liste für das Projekt: „Abschlussarbeit“ Praxistipp Ergänzen Sie Ihre persönliche To-Do-Liste je nach Bedarf und Projektsituation um weitere Felder wie Verantwortung, Kategorie, Risiko, Ergebnis oder Anmerkung etc. DDatensicherung Egal welche Aufgabenstellung Sie im Rahmen Ihres Projekts „Abschlussarbeit“ bearbeiten müssen, Sie werden im Lauf der Zeit eine Menge Dokumente jeglicher Art produzieren. Dies fängt bereits bei Ihrem Projektsteckbrief an, geht weiter über die verschiedenen Elemente Ihrer Projektplanung, nimmt seinen Höhepunkt mit einer Flut von Dokumenten, die während der eigentlichen Pronicht begonnen nicht begonnen <?page no="73"?> 4 Die Abschlussarbeit durchführen 73 jektdurchführung entstehen, und endet mit den Dokumenten, die zum sauberen Abschluss Ihres Projekts erstellt werden müssen. Neben den Dokumenten, die Sie selbst erstellen, werden Sie zudem eine ganze Reihe an Unterlagen erhalten, die Sie für Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ verwenden können. Vieles wird sich aus Internet- und Literaturrecherchen ergeben. Die allermeisten Ihrer selbst erstellten Projektdokumente werden Sie nicht in einem Rutsch in ihren finalen Endzustand bringen. Stattdessen wird es viele Versionen und zum Teil auch Neuentwürfe geben, an denen Sie kontinuierlich arbeiten, die Sie Stück für Stück konkretisieren, bis schließlich das fertige Projektergebnis daraus entstanden ist. Um in diesem „Berg“ von Dokumenten den Überblick nicht zu verlieren, was ein entscheidender Beitrag zu Ihrem Projekterfolg sein kann, benötigen Sie eine sinnvolle Ordnungsstruktur, die Sie im besten Falle einmal zu Beginn Ihres Projekts „Abschlussarbeit“ festlegen und dann kontinuierlich über den gesamten Projektverlauf beibehalten und bei Bedarf ausbauen. Damit Ihre Ordnungsstruktur gelingt und auch über einen längeren Zeitraum nutzbar ist, müssen Sie zum einen eine Namenskonvention festlegen, und zum anderen eine Ablagestruktur für Ihre Dokumente entwickeln. Beides muss genügend Raum für Anpassungen und Neuerungen zulassen, denn häufig wissen Sie zu Beginn noch nicht konkret, in welche Richtung sich das ein oder andere Thema entwickeln wird und was Sie im Detail alles dafür benötigen werden. Mit einer Namenskonvention legen Sie fest, wie die Dokumente, die im Rahmen Ihres Projekts „Abschlussarbeit“ erstellt werden, benannt werden sollen. Dies hilft Ihnen auf einen Blick und vor allem ohne das Dokument öffnen zu müssen zu erkennen, um welches Dokument es sich handelt und was Sie darin vorfinden werden. <?page no="74"?> 74 Organisiert das Ziel erreichen! Eine gute Namenskonvention beginnt immer mit dem Projektnamen (oder einem Projektkürzel) und ist damit eindeutig zuordenbar. Weiter sollte der Name entweder das Teilprojekt, das Arbeitspaket oder eine Zuordnung zu einer Aufgabe oder einem Arbeitsbereich enthalten. Gefolgt wird dies von einer kurzen Inhaltsbeschreibung oder dem Thema des Dokuments. Exemplarische Namenskonvention für das Projekt „Abschlussarbeit“ Am Ende des Dokuments steht immer eine Versionsnummer. Gewöhnen Sie sich an, häufig zwischenzuspeichern, und zwar nicht im Dokument selbst, sondern durch erneutes Abspeichern einer neuen Version. Es lohnt sich auch, die Dokumente automatisch über einen Filehosting-Dienst wie GoogleDrive synchronisieren und in neuen Versionen speichern zu lassen. Dieses Vorgehen ermöglicht es Ihnen, wann immer es notwendig ist, auf ältere Inhalte zurückzugreifen. Benennen Sie fertige Dokumente mit einem „FINAL“ am Ende, um so den letzten und endgültigen Stand zu markieren. <?page no="75"?> 4 Die Abschlussarbeit durchführen 75 Zudem ist es ratsam, eine digitale Ablagestruktur zu erstellen, die es Ihnen ermöglicht, neue Dokumente leicht einzuordnen und bestehende Dokumente schnell wiederzufinden. Eine perfekte Grundlage zur Erstellung solch einer Struktur ist Ihr Arbeitsstrukturplan. Legen Sie für jedes einzelne Teilprojekt oder Arbeitspaket einen Ordner an und gliedern Sie dann jeden dieser Ordner entweder einheitlich oder individuell, je nachdem, wie Sie Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ strukturiert haben. Exemplarische Ablagestruktur für das Projekt „Abschlussarbeit“ <?page no="76"?> 76 Organisiert das Ziel erreichen! Gewöhnen Sie sich an, Ihren Projektordner von Zeit zu Zeit aufzuräumen. Sortieren Sie Dokumente, die lose auf Ihrem Desktop liegen, entsprechend ihrer Zugehörigkeit ein oder erstellen Sie neue Unterordner, falls es den passenden Unterordner bisher noch nicht gab. Sortieren Sie ältere Versionen und Entwürfe aus. Löschen Sie diese aber nicht, sondern speichern Sie sie in einem Extraordner „ältere Versionen“ ab, um bei Bedarf immer wieder darauf zurückgreifen zu können; die meisten Filehosting-Anbieter machen dies sogar bereits automatisch. P Projekttagebuch Unter einem Projekttagebuch können Sie sich eine Art „Logbuch“ vorstellen, in dem chronologisch alle wesentlichen Ergebnisse und Vorkommnisse festgehalten werden. Ein Projekttagebuch dient dazu, jederzeit nicht nur den aktuellen Status, sondern vor allem den Weg bis zu diesem einsehen zu können. So können frühere Abläufe und bereits getroffene Entscheidungen auch nach längerer Zeit noch nachvollzogen werden. Ein Projekttagebuch für Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ können Sie als ein echtes gebundenes Buch anlegen, was Sie bei allen wichtigen Terminen mit sich führen und in welchem Sie die wichtigsten Ereignisse und Entscheidungen chronologisch notieren. Es kann aber auch eine zentrale Datei, abgespeichert auf einer Filehosting-Plattform, sein, damit Sie jederzeit Zugriff darauf haben. Praxistipp Vor allem zum Abschluss des Projekts wird Ihr Projekttagebuch noch einmal von besonderer Relevanz sein, denn Sie können damit den gesamten Projektverlauf Ihres Projekts „Abschlussarbeit“ erklären. <?page no="77"?> 4 Die Abschlussarbeit durchführen 77 Häufig werden in Ergebnispräsentationen und Vorstellungen seitens der Stakeholder nicht nur Fragen zum Ergebnis, sondern vor allem zum Arbeitsablauf und den Entscheidungen, die zu diesem Ergebnis geführt haben, abgefragt. Mit einem Projekttagebuch sind Sie auch in solchen meist „kritischen“ Situationen schnell auskunftsfähig und können mit Ihrem Wissen punkten. EEntscheidungsmatrix Entscheidungsmatrix für das Projekt „Abschlussarbeit“ Eine Entscheidungsmatrix hilft Ihnen, Entscheidungen jedweder Art in Ihrem Projekt „Abschlussarbeit“ basierend auf Fakten und damit rational zu treffen. <?page no="78"?> 78 Organisiert das Ziel erreichen! Jede Entscheidungsmatrix beruht auf der Bewertung und dem Vergleich verschiedener Alternativen. Sie ermitteln zunächst die Beurteilungskriterien (die abhängig von der Projektsituation immer unterschiedlich sein können), gewichten diese und nehmen anschließend eine Beurteilung nach den festgelegten Kriterien vor. Das Ergebnis (oft in Form einer Matrix dargestellt) zeigt Ihnen den Gesamtnutzen einer Alternative und bildet die Grundlage für Ihre Entscheidung. Zur Erstellung einer Entscheidungsmatrix können Sie immer wieder dasselbe Tabellenformat nutzen. Listen Sie zunächst in der linken Spalte die Beurteilungskriterien auf. Es sollten mindestens drei und maximal zehn Kriterien sein, damit Ihre Bewertung genügend Aussagekraft hat, aber gleichzeitig auch noch übersichtlich und nachvollziehbar bleibt. Wenn nötig begründen Sie die Auswahl Ihrer Kriterien bzw. das Weglassen bestimmter Kriterien (z.B., weil es nicht im Rahmen Ihres Ermessensspielraums liegt, etwas zu bewerten). In der zweiten Spalte nehmen Sie für jedes Kriterium eine Gewichtung vor. Dies ist ein Wert (am besten in Prozent), der anzeigt, wie wichtig jedes einzelne Kriterium für die Entscheidungsfindung ist. Sie können alle Kriterien gleich gewichten (weil Ihnen alles gleich wichtig ist) oder Sie können sehr unterschiedlich gewichten. Über die Höhe der Werte können Sie sogar ein sogenanntes „No-Go- Kriterium“ festlegen. Für dieses Kriterium ist die Gewichtung so hoch, dass eine Alternative, welche dieses Kriterium nicht erfüllt, insgesamt betrachtet immer am schlechtesten abschließen wird. In den Kopf Ihrer Tabelle schreiben Sie die möglichen Alternativen. Es sollten mindestens zwei und maximal fünf Alternativen sein, zwischen denen Sie später eine Entscheidung fällen müssen. Nun bewerten Sie jede Ihrer Alternativen anhand der festgelegten Kriterien. Sie können dazu fixe Werte oder Prozentwerte vergeben. Die einzelnen Werte, die Sie für Ihre Ergebnisalternativen vergeben <?page no="79"?> 4 Die Abschlussarbeit durchführen 79 haben, werden anschließend mit dem Wert der Gewichtung multipliziert und dann aufsummiert. Die Alternative mit dem höchsten Gesamtnutzen ist die empfehlenswerteste Variante gemäß Ihrer Entscheidungsmatrix. Denken Sie daran: Das Ergebnis Ihrer Entscheidungsmatrix ist immer ein subjektives und beruht auf den Kriterien und der Gewichtung, die Sie oder Ihr Team gewählt haben. Sobald Sie die Kriterien oder die Gewichtung anders setzen, wird sich das Ergebnis verändern und kann sogar ein ganz anderes werden. Solch ein Instrument kann Ihnen daher immer nur Unterstützung auf dem Weg zur Entscheidungsfindung leisten, indem es Klarheit in schwierigen Situationen schafft. Die Entscheidung treffen kann es allerdings nicht, dies müssen Sie tun. Praxistipp Wenn Ihnen die Berechnung mit Zahlenwerten für schnell zu treffende Entscheidungen zu umständlich ist, können Sie auch mit einer einfachen Prüfliste arbeiten. Sie stellen dafür ebenfalls Kriterien auf, nach denen Sie Ihre Alternativen bewerten, tun dies dann aber nicht mittels Zahlenwerten, sondern mit einer Einschätzung. Diese kann unterschiedlich viele Abstufungen haben, je nachdem, was Sie bewerten bzw. entscheiden wollen: erfüllt / nicht erfüllt best / middle / worst optimal / gut / ausreichend / unbefriedigend <?page no="81"?> 5 Die Abschlussarbeit abschließen Irgendwann ist es dann soweit: Sie haben Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ zunächst als ein solches definiert, dann im Detail geplant und es schließlich - Schritt für Schritt - durchgeführt. Sie haben - im Optimalfall - die gesetzten und mit den Stakeholdern vereinbarten Ziele im geplanten Zeitrahmen mit den gegebenen Mitteln erreicht. Es wird Zeit, Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ abzuschließen. In erster Linie bedeutet das, die Ergebnisse, oder auch den Outcome an den Auftraggeber (das ist in Ihrem Fall Ihr Betreuer bzw. das Prüfungsamt) zu übergeben, um damit den Projektauftrag zu erfüllen. Unabhängig von der Art des Projektes sollten Sie eine Bewertung der zurückliegenden Zeit vornehmen. Was lief bereits richtig gut? Was hat noch nicht so gut funktioniert und wie können Sie es in Ihrem nächsten Projekt besser machen? Um nichts zu übersehen, sollten Sie die Bewertung immer aus mindestens zwei Perspektiven, Ihrer eigenen und die einer anderen Person, vornehmen. Für zukünftige Projekte ist neben der Bewertung der eigenen Leistung und des Projektverlaufs die Veröffentlichung der Ergebnisse und Erkenntnisse sowie die Dokumentation entscheidend. Räumen Sie Ihren Arbeitsplatz (und PC) auf, benennen Sie alle relevanten Unterlagen nach der korrekten Namenskonvention und sichern Sie alles kompakt auf einem externen Medium. Auch wenn dies zunächst lästig erscheinen mag - im nächsten Projekt werden Sie feststellen, dass Sie vieles davon mit nur wenig Arbeitsaufwand wiederverwenden können. <?page no="82"?> 82 Organisiert das Ziel erreichen! Wie kann der Projekterfolg bewertet werden? Zu jedem guten Projektabschluss gehört eine Auswertung des Projektverlaufs. Ziel dieser ist es zu überprüfen, inwieweit die gesteckten Projektziele erreicht wurden. Gleichzeitig dient es dazu, die benötigten Ressourcen sowie die benötigte Zeit mit den im Rahmen der Projektplanung festgelegten Soll-Größen abzugleichen. Rückblick auf das magische Projekt-Dreieck Auf der sogenannten Sachebene stehen dabei Kennzahlen im Vordergrund. Gleichzeitig lohnt ein Blick in das Projekttagebuch. Dadurch wird deutlich, ob Ihr Projekt „Abschlussarbeit“ planmäßig verlief oder ob es größere Abweichungen <?page no="83"?> 5 Die Abschlussarbeit abschließen 83 gab. Hier zeigt sich auch, ab wann und vor allem warum das Projekt aus dem Ruder gelaufen ist. Dies hilft Ihnen zu verstehen, wann und wie Sie hätten eingreifen und gegensteuern müssen. Deutlich wird aber auch, welche Entscheidungen und Vorgehensweisen richtig waren und letztendlich zum Projekterfolg geführt haben. Auf dieser Basis können Sie Ihre in Ihrem Projekt „Abschlussarbeit“ gemachten Erfahrungen in Form von Lessons Learned formulieren und für zukünftige Projekte notieren. Erweitertes Projekt-Dreieck Neben den drei Determinanten Ziele, Ressourcen und Zeit ist für den Projekterfolg die Qualität des Projekts von entscheidender Bedeutung. Da diese im <?page no="84"?> 84 Organisiert das Ziel erreichen! Vorfeld noch nicht definiert werden kann, sondern erst im Nachhinein beurteilt wird, bietet es sich an, das Projekt-Dreieck für die Bewertung um eine weitere Komponente zu ergänzen. Es wird deutlich, dass auch die Beurteilung des Projekterfolgs im engen Bezug zwischen Ziel, Zeit und Ressourcen erfolgen muss. Keine Komponente kann für sich allein ein Projekt zu einem erfolgreichen Projekt machen. Wenn nur eine Komponente nicht positiv bewertet werden kann, wird dies automatisch Auswirkungen auf die Qualität des gesamten Projekts haben. Praxistipp Wenn Sie für die Fertigstellung Ihres Projekts „Abschlussarbeit“ anstatt der vorgegeben drei Monate insgesamt sechs Monate benötigen, kann die Arbeit nicht als Erfolg verbucht werden. Sie haben vielleicht ein tolles Ergebnis mit exzellentem Inhalt erarbeitet, aber sie wird von Ihrem Stakeholder (dem Betreuer) gar nicht erst betrachtet werden, da Sie die zeitliche Komponente nicht beachtet und die Abgabefrist überschritten haben. Wenn Sie die gleiche Abschlussarbeit innerhalb der gesetzten Zeit mit den benötigten Ressourcen erledigen, die Qualität des abgelieferten Schriftstücks aber so schlecht ist, dass Ihr Stakeholder (der Betreuer) diese mit der Note „mangelhaft“ bewertet, ist das Projekt ebenfalls nicht erfolgreich gewesen. Neben der Sachebene, die zur Bewertung eines jeden Projekts betrachtet werden muss, gibt es noch die sogenannte Beziehungsebene. Auf dieser beurteilen <?page no="85"?> 5 Die Abschlussarbeit abschließen 85 Sie selbst sowie Andere den Ablauf des Projekts, unabhängig davon, wie Ihr Betreuer das Projektergebnis objektiv bewertet hat. Hierbei geht es darum herauszufinden, was in Ihrem Projekt „Abschlussarbeit“ gut lief und was noch nicht so gut funktioniert hat. Daraus können Sie ableiten, was Sie für zukünftige Projekte und etwaige wirtschaftliche Arbeiten beibehalten wollen und was Sie sich für das nächste Projekt zu ändern vornehmen. Wichtig ist, dass Sie diese Einschätzung nicht nur aus Ihrer eigenen Perspektive, sondern auch aus mindestens einer weiteren Sicht vornehmen. S Selbsteinschätzung Sie können die Selbsteinschätzung als eine Art „Spiegel“ verstehen. Werfen Sie einen Blick zurück auf den Projektverlauf und fokussieren Sie sich auf explizite Projektsituationen, die Ihnen im Gedächtnis geblieben sind. Solche Momente sind Schlüsselsituationen, anhand derer Sie gut Ihr eigenes Verhalten bewerten können. Betrachten Sie dabei immer verschiedene Aspekte der Situation, wie z.B. die Arbeitsqualität, die Sie geleistet haben. Ebenfalls wichtig sind Ihre Einsatzbereitschaft für das Projekt sowie Ihre Zuverlässigkeit. Die Beurteilung selbst nehmen Sie auf Grundlage einer Skala vor. Dabei kann es sich um Schulnoten handeln, es kann aber auch eine Punkteskala sein. Versuchen Sie parallel zu jedem Aspekt sich ein paar kurze Notizen zu machen, damit Sie auch später noch wissen, warum Sie sich in der jeweiligen Situation so und nicht anders bewertet haben. Gleichzeitig hilft es Ihnen, wenn Sie Ihre Einschätzung mit einer Fremdsicht vergleichen wollen. <?page no="86"?> 86 Organisiert das Ziel erreichen! Selbsteinschätzung für das Projekt: „Abschlussarbeit“ FFremdeinschätzung Um zu überprüfen, ob Sie mit Ihrer Selbsteinschätzung richtig liegen, sollten Sie mindestens von einer Person ein Feedback einholen. Dabei kann es sich um Ihren Stakeholder handeln oder jemanden, der Sie in dieser intensiven Zeit begleitet hat, z.B. ein Freund, dem Sie immer wieder von Ihrem Projekt „Abschlussarbeit“ berichtet haben. <?page no="87"?> 5 Die Abschlussarbeit abschließen 87 Fremdeinschätzung für das Projekt: „Abschlussarbeit“ Sie werden feststellen, dass auch Personen, die nicht direkt am Projektgeschehen beteiligt sind, Sie und Ihre Leistung sehr gut einschätzen können, zumeist weil sie nicht direkt involviert und damit selbst betroffen sind. Versuchen Sie für die Fremdeinschätzung dieselben Bewertungsaspekte und -skala wie für Ihre Selbsteinschätzung heranzuziehen. Das hat den Vorteil, dass Sie nun in der Lage sind, Selbstbild und Fremdbild miteinander zu vergleichen. <?page no="88"?> 88 Organisiert das Ziel erreichen! Selbstbild versus Fremdbild für das Projekt „Abschlussarbeit“ Eine Gegenüberstellung der Ergebnisse hilft Ihnen zu verstehen, wie gut Ihre Selbsteinschätzung war und ob Sie sich auf Ihr eigenes Gefühl verlassen können. Fokussieren Sie sich bei der Auswertung des Vergleichs auf die Bereiche mit den größten Diskrepanzen und versuchen Sie herauszufinden, wie es dazu kam. Die Kommentare aus der Selbst- und Fremdeinschätzung helfen Ihnen dabei zu verstehen, warum eine Bewertung so und nicht anders ausgefallen ist. Bei sehr vielen und sehr großen Diskrepanzen scheuen Sie nicht davor, das Gespräch mit dem Beurteilenden zu suchen. Nur so können Sie verstehen und lernen, was Sie beim nächsten Mal besser machen können. Betrachten Sie die Projektbewertung als Teil Ihrer Projektdokumentation und bewahren Sie diese ebenfalls für zukünftige Projekte auf. <?page no="89"?> 5 Die Abschlussarbeit abschließen 89 Wie kann der Projekterfolg veröffentlicht werden? Auch wenn die Veröffentlichung Ihrer Abschlussarbeit anders als bei einer Dissertation keine Pflicht ist, lohnt es sich trotzdem über eine Veröffentlichung nachzudenken. Da die Abschlussarbeit Ihr eigenes Projekt ist, liegen die Rechte an ihr bei Ihnen und Sie können sie ohne Einschränkungen veröffentlichen. Sie sollten lediglich beachten, dass die Prüfungsämter eine Veröffentlichung verbieten, bevor Sie Ihre Note erhalten haben. Zur Veröffentlichung Ihrer Abschlussarbeit bietet sich eine ganze Reihe unterschiedlicher Möglichkeiten an. Welche Art der Veröffentlichung Sie auswählen, hängt vor allem von Ihrem Studienfach und dem Thema der Arbeit ab und natürlich davon, was und wen Sie erreichen möchten. Häufig ist es sinnvoll, nicht nur eine Möglichkeit zu verfolgen, sondern unterschiedliche Veröffentlichungsformate miteinander zu kombinieren. PPublikationsserver der Hochschule Durch eine Veröffentlichung Ihres Projektergebnisses digital an Ihrer Hochschule machen Sie Ihre Erkenntnisse für andere Forscher, meist sogar hochschulübergreifend, zugänglich und stärken gleichzeitig damit Ihren fachlichen Ruf als Experte für ein bestimmtes Themengebiet. Universitätsverlag Auch eine Buchveröffentlichung über den Universitätsverlag ist möglich. Geld verdienen lässt sich auf diese Weise allerdings kaum. Im Gegenteil: als Autor müssen Sie meist einen Druckkostenzuschuss zahlen. Erkundigen Sie sich daher im Vorfeld über die anfallenden Kosten und suchen Sie nach Finanzierungsmöglichkeiten. Book-on-Demand Eine kostengünstige Alternative zur Veröffentlichung ist „Book-on-Demand“. Dabei wird das Buch erst gedruckt, nachdem es bestellt wurde. Entsprechend <?page no="90"?> 90 Organisiert das Ziel erreichen! niedrig sind die anfallenden Druckkosten. Den Verkaufspreis für das Buch legen entweder der Verlag, Sie als Autor oder beide Parteien gemeinsam fest. Als Autor erhalten Sie für jedes verkaufte Buch einen Anteil am Verkaufspreis. Abgerechnet wird zumeist einmal im Jahr. EE-Book Eine weitere Möglichkeit ist die digitale Veröffentlichung als E-Book. Das Prinzip ist ähnlich wie bei Book-on-Demand für die Printveröffentlichung. Der Verkaufspreis ist aufgrund der nicht vorhandenen Druckkosten meist geringer als beim Verfahren Book-on-Demand. Der Anteil für Sie als Autor ist dafür höher. Fachzeitschrift In den Verlagen von Fachzeitschriften sind Abschlussarbeiten meist gern gesehen, sofern Thema und Qualität stimmen. Veröffentlicht wird hierbei allerdings nur eine Zusammenfassung oder einen Auszug aus Ihrer Arbeit. Ob Sie eine Vergütung erhalten, hängt vom Verlag und Ihrem Verhandlungsgeschick ab. Ihrem Ruf als Autor nutzt die Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift allemal. Blog Wenn Sie bereits einen Blog betreiben, sollten Sie dort auf jeden Fall Auszüge sowie die wichtigsten Ergebnisse publizieren. Wird die wissenschaftliche Arbeit an anderer Stelle als Gesamtwerk veröffentlicht, weisen Sie in Form eines Blog- Artikels darauf hin. Online-Fachportal Und schließlich: Prüfen Sie die Möglichkeit, einen Gastbeitrag (oder am besten gleich mehrere) auf einem Online-Fachportal zu veröffentlichen, denn so lässt sich Ihr Forschungsergebnis ebenfalls bekannt machen. Prüfen Sie die Online- Plattform allerdings gründlich auf Seriosität. Sie sollte zudem einen Bezug zum Thema Ihrer Abschlussarbeit haben. <?page no="91"?> Teil 2 Motiviert das Ziel erreichen! von Hendrik Eulberg „Verschiebe nicht auf morgen, was genauso gut auf übermorgen verschoben werden kann.“ Quelle: Mark Twain <?page no="93"?> Es ist so weit: das letzte Semester des Studiums bricht an! Nur noch wenige Veranstaltungen trennen Sie von Ihrem Ziel eines akademischen Abschlusses, auf den Sie lange hingearbeitet haben. Unzählige Vorlesungen, Seminare, Übungen, Tutorien, Referate, Hausarbeiten und Prüfungen liegen hinter Ihnen. Die vergangenen Semester waren vollgepackt und anstrengend. Nun steht zwischen Ihnen und dem Ende Ihres Studiums nur noch die Abschlussarbeit. Und für die ist ja massig Zeit! Ein ganzes Semester mit nur wenig Präsenzzeit an der Uni. Das sollte doch ein Klacks werden! Schließlich sind Sie mittlerweile Profi und die ein oder andere Hausarbeit ließ sich auch innerhalb von wenigen Tagen anfertigen - und das mit passablem Ergebnis. Und die Abschlussarbeit ist ja auch nicht mehr als eine etwas größere Hausarbeit, oder? Zu Beginn des letzten Semesters gibt es viele verschiedene Vorstellungen im Hinblick auf das Projekt „Abschlussarbeit“. Bis zu diesem Zeitpunkt hat man sich im Regelfall kaum bis gar nicht mit diesem auseinandergesetzt, da die Abschlussarbeit als Abschluss des Studiums immer in weiter Ferne schien. Das Spektrum der Vorstellungen reicht dabei von der zuvor beschriebenen sorglosen „das wird ein Klacks“-Vorstellung über das Bild der großen unbekannten Tür, die man bislang nicht beachtet hat und von der man nicht wirklich weiß, was sich dahinter verbirgt, bis hin zu Befürchtungen, die Abschlussarbeit sei ein unüberwindbarer Berg an Arbeit und Anforderungen. Übung: Meine Vorstellungen von der Abschlussarbeit Nehmen Sie sich einige Minuten Zeit und überlegen Sie, welche Vorstellungen Sie von der Abschlussarbeit haben. Was verbinden Sie <?page no="94"?> 94 Motiviert das Ziel erreichen! mit dem Projekt „Abschlussarbeit“? Handelt es sich eher um Befürchtungen oder sehen Sie der Abschlussarbeit eher sorglos entgegen? Wo würden Sie sich auf dem untenstehenden Spektrum der Vorstellungen einordnen? Warum ist es wichtig, sich bereits vor dem Beginn der eigentlichen Abschlussarbeit die eigenen Vorstellungen und Bilder in Bezug auf das Projekt bewusst zu machen? Die Antwort auf diese Frage ist auf den ersten Blick sehr einfach und gleichzeitig ebenso komplex. Vorstellungen und Bilder - egal wie unterschiedlich sie auch sein mögen - wirken sich darauf aus, wie man an die jeweilige Aufgabe herangeht und somit auch, auf welche Probleme und Hindernisse man im Arbeitsprozess stößt. Beim Formen von Vorstellungen wird auf verschiedene Quellen zurückgegriffen. So greift der Mensch in erster Linie auf persönlich gemachte Erfahrungen zurück. Liegen diese nicht vor, werden Vergleiche zu Situationen mit ähnlichen Anforderungen gezogen oder sich auf Erfahrungen anderer - meist nahestehender Personen mit ähnlichen Fähigkeiten - bezogen. So lassen sich auch die verschiedenen Vorstellungen von Abschlussarbeiten erklären. Im Falle der ers- <?page no="95"?> 5 Die Abschlussarbeit abschließen 95 ten Abschlussarbeit fehlen eigene Erfahrungen im Schreiben von solchen. Im Idealfall jedoch bereitet das Studium den Studierenden auf das Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten vor - beispielsweise in Form von Hausarbeiten. Daher kann das Schreiben von Hausarbeiten als Referenzpunkt für den Umgang mit den Anforderungen einer Abschlussarbeit verstanden werden. Hinzu kommen Erzählungen von Kommilitoninnen und Kommilitonen, die eventuell sogar bei demselben/ derselben Betreuer/ Betreuerin ihre Abschlussarbeit verfasst haben. All diese Informationen wirken sich auf die Vorstellung von der eigenen Abschlussarbeit aus und geben Hinweise über Probleme und Hindernisse, die im Schreibprozess auftreten können. Übung: Persönliche Probleme im Arbeitsprozess Denken Sie an Ihre letzte Hausarbeit oder die letzte wissenschaftliche Arbeit, die Sie im Verlauf Ihres Studiums verfasst haben. Versuchen Sie dabei, sich an den konkreten Arbeitsprozess zu erinnern. Auf welche Probleme oder Hindernisse sind Sie im Verlauf des Prozesses gestoßen? Listen Sie die zentralen Probleme und Hindernisse auf: 1)____________________________________________________________________________ 2)____________________________________________________________________________ 3)____________________________________________________________________________ 4)____________________________________________________________________________ 5)____________________________________________________________________________ <?page no="96"?> 96 Motiviert das Ziel erreichen! Würden Sie nun die von Ihnen angefertigte Liste mit Problemen und Hindernissen beim Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten mit denen von Kommilitoninnen und Kommilitonen vergleichen, fiele Ihnen mit Sicherheit auf, dass es Probleme gibt, die Ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen teilen, und andere Probleme, die der/ die jeweils andere nicht hat. Insbesondere die nicht geteilten - also individuellen - Probleme bilden neben möglicherweise unterschiedlichen Vorstellungen von dem Projekt auch unterschiedliche Fähigkeitsprofile und Selbstwirksamkeitserwartungen (Glaube an die eigenen Fähigkeiten) ab. Die geteilten Probleme hingegen bilden neben Gemeinsamkeiten bzw. Ähnlichkeiten mit dem Gegenüber vermutlich typische Probleme und Hindernisse ab, die mit den Anforderungen der Aufgabe verknüpft und somit für die meisten Studierenden wirksam sind. Typische Probleme lassen sich meist in zwei grobe Oberkategorien einteilen: organisatorische Probleme (Themenwahl, Literatursuche, zeitlicher Rahmen etc.) und motivationale Probleme. Während ein Vorschlag zum Umgang mit organisatorischen Problemen im ersten Teil dieses Buches vorgestellt wurde, soll der Fokus dieses zweiten Teils auf motivationalen Problemen und wie man diesen begegnen kann liegen. Typische motivationale Probleme beim Verfassen längerer wissenschaftlicher Arbeiten stehen in erster Linie in Zusammenhang mit dem umgangssprachlich als Aufschieberitis bekannten Phänomen des Aufschiebens bzw. der Prokrastination. Dieses komplexe Phänomen tritt dabei bei umfangreichen Projekten wie Abschlussarbeiten in unterschiedlichen Formen und in unterschiedlichen Projektphasen auf. Ziel dieses Buchabschnittes ist, sich dem Phänomen des Aufschiebens aus psychologischer Sicht zu nähern und zu schauen, wie man diesem Phänomen in verschiedenen Phasen des Schreibprozesses begegnen kann, um die Abschlussarbeit stressfrei fertigzustellen und endlich abzugeben. <?page no="97"?> 1 Das Phänomen „Aufschieben“ 97 1 Das Phänomen „Aufschieben“ Wie wirkt sich Aufschieben aus? Wer kennt es nicht: man sitzt gemeinsam mit einem Stapel Bücher und geschätzten 50 offenen Tabs im Internet-Browser vor seinem Laptop und versucht verzweifelt, an der Hausarbeit zu arbeiten. Dabei fällt auf, dass der Boden ganz schön dreckig ist, der Wäschekorb schon wieder überquillt und sich das Geschirr zu hohen Türmen stapelt. Unter diesen Umständen ist ein Weiterarbeiten ja quasi unmöglich, wie soll man denn in einer solchen Umgebung konzentriert arbeiten können? Also Laptop zu, Wischmopp raus und erstmal die längst überfälligen Arbeiten im Haushalt erledigen. Plötzlich scheinen die sonst so unliebsamen Aufgaben gar nicht mehr so schlimm. Das hier beschriebene Szenario stellt einen typischen Fall von „Aufschieberitis“ dar - die unangenehme Aufgabe des Schreibens der Hausarbeit wird zugunsten anderer (angenehmerer oder einfach weniger unangenehmerer) Aufgaben unterbrochen und auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Für die Annäherung an das Phänomen Aufschieben aus der psychologischen Perspektive ist zunächst ein Exkurs in die Lernpsychologie notwendig. Eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und der Aufrechterhaltung des Aufschiebens spielt, aus psychologischer Sicht, das klassische lernpsychologische Prinzip der operanten Konditionierung. Dieses geht davon aus, dass auf jedes gezeigte Verhalten eine Konsequenz folgt, welche entweder als angenehm (belohnend) oder als unangenehm (bestrafend) von dem jeweiligen Akteur erlebt werden kann. Diese Konsequenzen bestimmen wiederum die Auftretenswahrscheinlichkeit des gezeigten Verhaltens. So verstärken als angenehm wahrgenommene <?page no="98"?> 98 Motiviert das Ziel erreichen! Konsequenzen das Verhalten, während unangenehme Konsequenzen als bestrafend erlebt werden. Im Falle der Verstärkung nimmt daher die Auftretenswahrscheinlichkeit des Verhaltens zu, während sie im Falle der Bestrafung abnimmt. Neben dem Auftreten angenehmer Konsequenzen (positive Verstärkung) kann auch das Ausbleiben unangenehmer Konsequenzen (negative Verstärkung) verstärkend wirken. Analog können sowohl das Auftreten unangenehmer Konsequenzen (positive Bestrafung) als auch das Ausbleiben angenehmer Konsequenzen (negative Bestrafung) bestrafende Wirkung haben. Was bedeutet dies nun für das Aufschieben? Aus psychologischer Sicht kann Aufschieben im Sinne der operanten Konditionierung als ein erlerntes Verhaltensmuster verstanden werden, dem die allgemeine Verhaltenstendenz des Menschen zugrunde liegt, Unangenehmes zu vermeiden und Angenehmes anzustreben. Im Falle es Aufschiebens geht es dabei darum, unangenehme Gefühle wie Langeweile, Frustration oder Angst zu vermeiden. Dabei erfolgt eine Reduktion der mit der Tätigkeit verbundenen und als unangenehm erlebten Gefühle, indem die Quelle dieser Gefühle durch das Aufschieben der Tätigkeit entfernt wird. In den Worten der operanten Konditionierung erfolgt also eine negative Verstärkung durch die Reduktion unangenehmer Konsequenzen. Gleichzeitig geht Aufschieben häufig zusätzlich mit der Aufnahme einer weniger unangenehmen Aufgabe (z. B. Putzen) oder sogar einer als angenehm erlebten Tätigkeit einher (z.B. Freunde treffen). Diese Tätigkeiten erzeugen zusätzlich zu der Reduktion negativer Gefühle, positive Gefühle wie Freude, Spaß oder Erfolg, was den positiven Effekt des Aufschiebens zusätzlich verstärkt. In den Worten der operanten Konditionierung erfolgt also zusätzlich eine positive Verstärkung. <?page no="99"?> 1 Das Phänomen „Aufschieben“ 99 Merke: Aufschieberitis stellt aus psychologischer Sicht ein erlerntes Verhaltensmuster dar, welches im Sinne der operanten Konditionierung eine doppelte Verstärkung erfährt. Zum einen führt Aufschieben zu einer Reduktion unangenehmer Gefühle wie Langeweile, Angst und Frustration. Zum anderen führt die Aufnahme von im Vergleich als angenehmer wahrgenommener Tätigkeiten zusätzlich zu angenehmen Gefühlen wie Freude, Spaß oder Erfolg. Dabei ist der Liste potenzieller Alternativverhalten zum eigentlich zu zeigenden Verhalten keine Grenze gesetzt. Prinzipiell kann jedes Verhalten, welches im Vergleich zur eigentlichen Tätigkeit als angenehmer erlebt wird, als solches Alternativverhalten oder Aufschiebeverhalten dienen. Das bedeutet, als Aufschiebeverhalten kommen Verhaltensweisen in Frage, die (meistens) als angenehm erlebt werden wie Treffen mit Freunden, Fernsehen schauen oder Sport. Aber auch Verhaltensweisen, die ansonsten als eher unangenehm erlebt werden und häufig selbst aufgeschoben werden, können zu Aufschiebeverhalten werden. Typische Beispiele hierfür wären die zu Beginn des Abschnitts beschriebenen Haushaltstätigkeiten. Diese sonst eher als unangenehm wahrgenommenen Tätigkeiten bieten dabei häufig die Möglichkeit eines - im Vergleich zur eigentlich zu erledigenden Tätigkeit - schnelleren Erfolges. So ist die Erfolgsaussicht, die Haushaltstätigkeit innerhalb eines Tages zu erledigen, deutlich größer als die Hausarbeit in der gleichen Zeit zu erledigen. Positive Gefühle im Sinne eines sinnhaften Tuns, sowie Zufriedenheit und Stolz durch das erfolgreiche Erledigen der sich vorgenommenen Aufgabe bilden hierbei die positiven Verstärker. <?page no="100"?> 100 Motiviert das Ziel erreichen! Übung: Meine Aufschiebe-/ Alternativverhaltensweisen Nehmen Sie sich einige Minuten Zeit und versetzen Sie sich in die letzte Prüfungsphase zurück, in der Sie eine Hausarbeit/ wissenschaftliche Arbeit verfasst haben. Erinnern Sie sich an den Arbeitsprozess und listen Sie die mit der Arbeit verbundenen Gefühle auf: _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ Denken Sie nun daran, welche Aufschiebe-/ Alternativverhaltensweisen Sie in solchen Situationen typischerweise zeigen. Mit welchen Gefühlen gehen diese Verhaltensweisen einher? Handelt es sich im Sinne der operanten Konditionierung um positive oder negative Verstärkung? Was erhöht ihre Wahrscheinlichkeit für Aufschieben? 1)____________________________________________________________________________ 2)____________________________________________________________________________ 3)____________________________________________________________________________ 4)____________________________________________________________________________ 5)____________________________________________________________________________ <?page no="101"?> 1 Das Phänomen „Aufschieben“ 101 Was sind die Konsequenzen des Aufschiebens? Warum ist es wichtig, sich mit seinen Aufschiebe-/ Alternativverhaltensweisen und deren lernpsychologischen Wirkweise auseinanderzusetzen? Betrachtet man beispielsweise den typischen Arbeitsprozess des Verfassens einer Hausarbeit, so zeigt sich, dass Aufschieben häufiger vorkommt, je weiter der Abgabetermin in der Zukunft liegt. Je näher die Abgabefrist kommt, umso fleißiger scheinen die Studierenden an der Hausarbeit zu arbeiten. Woran liegt das? Die Beantwortung dieser Frage zeigt ein zentrales Problem des Aufschiebens auf: Je häufiger die Studierenden zu Beginn der Bearbeitungszeit das Schreiben aufschieben, desto enger wird der zeitliche Rahmen oder mit anderen Worten desto kürzer wird das Zeitfenster, in der die Hausarbeit letztendlich verfasst werden kann. Die gleiche Menge Arbeit in (unter Umständen sehr viel) kürzerer Zeit zu erledigen, geht unter anderem mit Stress und Gefühlen der Verzweiflung sowie der Wut einher. Lernpsychologisch lässt sich dieses Phänomen folgendermaßen erklären: Während Aufschieben kurzfristig gesehen eine verstärkende Wirkung durch die Reduktion negativer Gefühle sowie die Steigerung positiver Gefühle hat, kehrt sich dieses Bild langfristig ins Gegenteil. Bildlich gesprochen führt Aufschieben langfristig gesehen zu einem wachsenden Berg an Arbeit, dessen negative Konsequenzen die positiven Effekte des Aufschiebens deutlich übersteigen. Langfristig gesehen hat Aufschieben somit eine bestrafende Wirkung. Typische Konsequenzen des Aufschiebens: Stress und steigender (Zeit-)Druck Einbußen in der Qualität der Arbeit <?page no="102"?> 102 Motiviert das Ziel erreichen! Verpassen von Fristen schlechtes Gewissen Steigerung negativer, mit der Aufgabe verbundener Gefühle Enttäuschung („ich hab’s mal wieder nicht geschafft“) Selbstabwertung/ Versagensgefühle und -ängste Bewertungsängste abnehmende Motivation Was sind die Ursachen für typisches Aufschiebeverhalten? Häufig sind diese zuvor beschriebenen langfristigen, negativen Konsequenzen bekannt oder man hat schon Erfahrungen mit diesen beispielsweise im Rahmen einer vorangegangenen Hausarbeit gemacht. Trotzdem ist und bleibt Aufschieben unter Studierenden weit verbreitet. Woran liegt dies? In ihrem psychologischen Erklärungsmodell für Aufschieben postulieren Höcker, Engberding und Rist (2013), dass Aufschieben im Sinne der kognitiven Verhaltenstherapie auf verschiedenen Erlebensebenen ansetzt, die eine Aufrechterhaltung dieses Verhaltens fördern. Diese Ebenen umfassen die Verhaltens-, die Emotions- und die kognitive Ebene. VVerhaltensebene In den vorherigen Abschnitten wurde die grundlegenden lernpsychologischen Mechanismen der Verhaltensebene ausführlich beschrieben und aufgezeigt, dass Aufschieben kurzfristig mit verstärkenden, angenehmen Konsequenzen <?page no="103"?> 1 Das Phänomen „Aufschieben“ 103 und langfristig mit bestrafenden, unangenehmen Konsequenzen einhergeht. Offen bleibt dabei jedoch die Frage, warum es trotz der langfristigen unangenehmen Konsequenzen zum Aufschieben kommt. Beantworten lässt sich diese Frage mit dem Dilemma des Belohnungsaufschubs. Exkurs: Der Marshmallow-Test Ein bekanntes psychologisches Experiment, welches sich der Erforschung des Belohnungsaufschubs und dessen Folgen widmete, ist der sogenannte Marshmallow-Test. Bei diesem Experiment boten Walter Mischel und sein Forschungsteam im Zeitraum zwischen 1968 und 1974 vierjährigen Kindern Süßigkeiten, die diese sich aus einer Auswahl verschiedener Leckereien (u. a. Marshmallows, Kekse etc.) nach eigenem Belieben aussuchen durften, an. Dabei erhielten die Kinder die Mitteilung, dass sie die von ihnen ausgewählte Süßigkeit jederzeit essen könnten. Wenn sie jedoch warten würden, bis der Experimentleiter nach 15 bis 20 Minuten in den Raum zurückkehren würde, so erhielten sie zwei der von ihnen ausgewählten Süßigkeiten. Daraufhin verließ der Experimentleiter den Versuchsraum und die Kinder wurden mit der von ihnen ausgewählten Süßigkeit auf dem Tisch liegend allein gelassen und ihr Verhalten aufgezeichnet. Hierbei zeigte sich, dass die Kinder unterschiedlich gut darin waren, die unmittelbare Belohnung zugunsten der größeren, späteren Belohnung aufzuschieben, und unterschiedliche Methoden anwendeten, um dieses Ziel zu erreichen. Den meisten fiel es dabei sehr schwer, die Belohnung aufzuschieben. <?page no="104"?> 104 Motiviert das Ziel erreichen! Woran liegt es nun aber, dass es den Menschen schwerfällt, Belohnungen aufzuschieben? Die Antwort auf diese Frage ist recht einleuchtend. Langfristige Konsequenzen sind aufgrund ihrer zeitlichen Verortung in der ferneren Zukunft häufig eher ungewiss oder zu weit entfernt, um eine verhaltenssteuernde Wirkung zu erzielen. Kurzfristige, angenehme Effekte hingegen, lassen sich schnell und ohne viel Aufwand erreichen. Belohnungsaufschub stellt somit hohe Anforderungen an die eigene Selbstkontrolle bzw. Selbststeuerung. Konkurrieren also zwei verhaltensleitende mögliche Verhaltensalternativen miteinander, tendiert der Mensch dazu, sich für das kurzfristig belohnende Verhalten zu entscheiden, da dieses mit wenig Anstrengung verbunden ist. Daher fällt es Menschen schwer, Belohnungen aufzuschieben. Analoges gilt für das Vermeiden von Bestrafungen. Neben mit der Tätigkeit konkurrierenden Alternativtätigkeiten und als vergleichsweise angenehmer erlebten Aktivitäten (sog. Querkonkurrenz) spielt auch die Konkurrenz verschiedener Zeitpunkte, zu denen die Tätigkeit ausgeführt werden kann (sog. Längskonkurrenz), eine Rolle. So neigt der Mensch dazu, bei als unangenehm erlebten Tätigkeiten, deren Ausführung auch zu einem späteren Zeitpunkt möglich ist, diese auf einen solchen späteren Zeitpunkt zu verschieben, da der Tätigkeit durch die Längskonkurrenz weniger Wichtigkeit zugesprochen wird („das kann ich ja auch morgen noch machen“). In beiden Fällen geht es daher darum, Prioritäten richtig zu setzen. E Emotionsebene Wie zuvor beschrieben, geht es beim Aufschieben häufig darum, negative Gefühle wie Langeweile, Unlust oder Angst zu vermeiden und positive Gefühle wie Freude, Spaß oder Erfolg zu erzeugen. Daher kann Aufschieben als Versuch der Emotionsregulation verstanden werden. Schaut man sich jedoch an, was beim <?page no="105"?> 1 Das Phänomen „Aufschieben“ 105 Aufschieben tatsächlich geschieht, lässt sich schnell ein Fehler in dieser Logik erkennen. So sagt ein bekanntes Sprichwort „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“ - im Kontext der Emotionsregulation bedeutet dies nichts anderes, als dass die negativen Gefühle, die mit der Ausführung der Tätigkeit einhergehen, nicht verschwinden, sondern vielmehr auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Dabei häufen sich die negativen Gefühle auf dem Weg immer weiter an und werden somit immer bedrohlicher, was das Aufschieben wiederum durch die im vorherigen Abschnitt beschriebenen Effekte im Sinne einer operanten Konditionierung verstärkt. Es bildet sich ein Teufelskreis aus zunehmend negativen Gefühlen und weiterem Aufschieben, der im Verpassen von Fristen und Selbstvorwürfen enden kann. Gleichzeitig wird die Erfahrung vermieden, dass das Ausführen der Tätigkeit langfristig gesehen erleichternde und somit verstärkende Konsequenzen hat. Dieser Teufelskreis auf der Emotionsebene wirkt sich somit verstärkend auf die Aufrechterhaltung von Aufschiebeverhalten aus. K Kognitionsebene In den beiden vorangegangenen Abschnitten wurde aufgezeigt, dass verschiedene Verhaltensaspekte sowie mit der Tätigkeit verbundene Gefühle eine entscheidende Rolle für wiederholtes Aufschiebeverhalten spielen. Verhalten und Gefühle werden stark von Gedanken beeinflusst. Dabei sind diese Gedanken und ihr Einfluss auf das Aufschieben sehr vielfältig. Aufschiebeförderliche Gedanken reichen von Rechtfertigungen und Selbstberuhigungen („Ich warte nur auf den richtigen Zeitpunkt, um anzufangen“, „Unter Druck arbeite ich am besten“), über demotivierende Gedanken wie „Die Aufgabe ist viel zu schwierig“ oder „Jetzt ist es sowieso zu spät, das schaffe ich nicht mehr rechtzeitig“ bis hin zu Selbstabwertungen („Ich bin zu schlecht dafür“). <?page no="106"?> 106 Motiviert das Ziel erreichen! Übung: Meine aufschiebeförderlichen Gedanken Überlegen Sie, wann Sie das letzte Mal die Erledigung einer wichtigen Aufgabe wie beispielsweise das Verfassen einer Hausarbeit aufgeschoben haben. Versetzen Sie sich in diese Situation hinein. Welche Gedanken hatten Sie zu diesem Zeitpunkt? Handelt es sich um Gedanken, die das Aufschieben begünstigt haben? Notieren Sie einige dieser Gedanken: 1)____________________________________________________________________________ 2)____________________________________________________________________________ 3)____________________________________________________________________________ 4)____________________________________________________________________________ 5)____________________________________________________________________________ 6)____________________________________________________________________________ Welcher der obengenannten Kategorien gehören die Gedanken an? Diese Gedanken wirken sich auf Überzeugungen aus, die dann wiederum Auswirkungen auf das Ausmaß des Aufschiebeverhaltens haben. Im Kern setzen diese Überzeugungen an zwei Punkten an. Einerseits haben die oben beschriebenen Gedanken Auswirkungen auf die Bewertung der Wichtigkeit und Umfang der Tätigkeit sowie auf die mit der Tätigkeit verbundenen Gefühle. Dies wiederum hat Einfluss auf das Ausmaß, in dem die jeweilige Tätigkeit als unangenehm <?page no="107"?> 1 Das Phänomen „Aufschieben“ 107 wahrgenommen wird, was wiederum rückkoppelnde Effekte auf die mit der Tätigkeit verbundenen Emotionen und die Wahrscheinlichkeit für aufschiebende Verhaltenstendenzen hat. Andererseits wirken sich die beschriebenen Gedanken auf die sogenannten Selbstwirksamkeitserwartungen aus, d.h. sie haben Auswirkungen auf die Annahme, inwiefern man sich der Aufgabe gewachsen fühlt und glaubt, diese mit seinen jeweiligen Fähigkeiten meistern zu können. Je eher man sich zutraut eine Aufgabe meistern zu können, desto eher wird diese als Herausforderung gesehen, was wiederum die Motivation steigert, sich mit der Aufgabe auseinanderzusetzen. Analog dazu führen Gedanken wie „Das schaffe ich doch nie“ oder „Ich muss das jetzt unbedingt schaffen, sonst bekomme ich Probleme“ dazu, dass die Tätigkeit an sich als unangenehm wahrgenommen wird und somit die Wahrscheinlichkeit für Aufschieben wieder steigt. Das Zutrauen, die Aufgabe mit den eigenen Fähigkeiten meistern zu können, spielt außerdem eine zentrale Rolle für die Selbstkontrolle bzw. Selbstregulation. Traut man sich zu, dass die eigenen Fähigkeiten dazu ausreichen, dass man die Tätigkeit ausführen kann, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Anstrengungen unternommen werden, da die persönliche Einschätzung auf Erfolg der Anstrengungen gegeben ist. Traut man sich die Bewältigung der Tätigkeit nicht zu, lohnt sich die Investition von Anstrengungen im Sinne einer Kosten-Nutzen- Abwägung nicht. Bedeutet Aufschieben gleich Prokrastination? In den vorangegangenen Abschnitten wurde deutlich, dass Aufschieben langfristig gesehen negative Konsequenzen mit sich bringt und dass diese dazu beitragen, dass das Aufschiebeverhalten aufrechterhalten wird. Eine große Gefahr dieses wiederholten Aufschiebens stellt die sogenannte Prokrastination dar. <?page no="108"?> 108 Motiviert das Ziel erreichen! Prokrastination beschreibt chronisches oder pathologisches Aufschiebeverhalten und kann als eine Störung der Selbstregulation verstanden werden, die psychotherapeutischer Hilfe bedarf. Im Gegensatz zum sporadischen oder gelegentlichen Aufschieben geht Prokrastination mit schwerwiegenden Folgen und Beeinträchtigungen für das Leben von Betroffenen einher. So kann chronisches Aufschieben mit körperlichen (z.B. Verspannungen, Schlafstörungen, Herz-Kreislauf-Probleme, Verdauungsprobleme) und psychischen Beschwerden (z.B. Angst, Hilflosigkeit, innere Unruhe) einhergehen. Zudem kommt es aufgrund des Aufschiebverhaltens zu Leistungseinbußen und persönliche Ziele werden nicht erreicht, was zu Gefühlen des Versagens führt. In Extremfällen kann Prokrastination zu beruflichem Scheitern oder zur Entstehung weiterer psychischer Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen führen. Prokrastination geht mit einem hohen Leidensdruck für Betroffene einher, der zusätzlich verstärkt wird durch Annahmen, dass man ein „Drückeberger“ sei, der zu faul oder willensschwach sei. Die Ursachen für Prokrastination können jedoch vielfältig sein und unterscheiden sich individuell. Beispiele für prokrastinationsfördernde Faktoren können Probleme in der Prioritätensetzung, mangelnde oder unrealistische Planung, Schwierigkeiten in der Abgrenzung gegen alternative Handlungstendenzen oder Fehleinschätzungen der Aufgabe oder der eigenen Anstrengungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit sein. Prokrastination kann als Teil einer anderen psychischen Erkrankung (z.B. Aufmerksamkeits-Hyperaktivitäts-Syndrom) auftreten oder selbst Quelle für psychische Belastungen und Einschränkungen sein. In beiden Fällen stellt das Aufsuchen psychotherapeutischer Hilfe einen wichtigen Schritt für den Umgang mit dem Problem dar. Mittlerweile gibt es spezielle (verhaltenstherapeutische) Behandlungsprogramme und Anlaufstellen wie beispielsweise die Prokrastinati- <?page no="109"?> 1 Das Phänomen „Aufschieben“ 109 onsambulanz der Universität Münster (für weitere Informationen zum Thema Prokrastination sowie einen Selbsttest zum eigenen Aufschiebeverhalten siehe www.prokrastination-muenster.de). Was bedeutet das für die Abschlussarbeit? Nachdem in den vorangegangenen Abschnitten Aufschieben ausführlich aus einer psychologischen Perspektive betrachtet wurde, stellt sich nun die Frage, warum es wichtig ist, sich im Rahmen der Abschlussarbeit mit dem Thema Aufschieben auseinanderzusetzen. Deutlich wird die Wichtigkeit einer solchen Auseinandersetzung, wenn man die verschiedenen allgemeinen Informationen über das Thema Aufschieben direkt auf das Projekt „Abschlussarbeit” bezieht. Aufschieben stellt ein erlerntes Verhalten dar und ist im universitären Kontext ein weitverbreitetes Phänomen. Individuelles Aufschiebeverhalten im Hinblick auf das Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten hängt eng mit den im Verlauf des Studiums gemachten Erfahrungen in diesem Bereich zusammen. Die Abschlussarbeit steht - wie der Name bereits andeutet - am Ende des Studiums, d.h. ihr gehen bereits einige Erfahrungen mit dem Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten im Sinne diverser Hausarbeiten voraus. Das bedeutet, noch bevor die Abschlussarbeit begonnen wird, existiert bereits eine Vielzahl aufschiebeförderlicher Gedanken. So mag es sein, dass man im Studium die Erfahrung gemacht hat, Hausarbeiten auf den letzten Drücker fertigzustellen und trotzdem noch gute Ergebnisse zu bekommen. Oder man hat die Erfahrungen gemacht, dass das Verfassen von Hausarbeiten eine wahrliche Qual darstellt. Eine Vielzahl solcher möglichen Erfahrungen ist denkbar, sodass man nicht ohne Vorbehalte an die Abschlussarbeit herangeht. Zudem können die gemachten Erfahrungen verschiedene Verhaltensweisen verfestigt haben, die im Rahmen von Hausarbei- <?page no="110"?> 110 Motiviert das Ziel erreichen! ten funktioniert haben, jedoch im Hinblick auf die Abschlussarbeit problematisch werden können. Ebenfalls zu beachten ist, dass das Projekt „Abschlussarbeit” an sich bereits verschiedene Gedanken, Erwartungen und Befürchtungen mit sich bringt. So stellt diese Arbeit den „krönenden“ Abschluss des Studiums dar, in dem es zu beweisen gilt, dass man die Inhalte, Methoden und Fertigkeiten, die man sich im Verlauf des Studiums angeeignet hat, beherrscht und einsetzen kann. Dies kann mit Gefühlen der Überforderung, Zweifel an den eigenen Fähigkeiten und Ängsten, der Aufgabe nicht gewachsen zu sein, einhergehen, was sich wiederum durch vermehrtes Aufschiebeverhalten auf den Arbeitsprozess auswirken kann. Des Weiteren ist die Abschlussarbeit als ein langfristiges Projekt zu verstehen, welches einen langen zeitlichen Rahmen (in der Regel 3 bis 6 Monate) umfasst. Hier bietet sich demnach ein großer Raum für die oben beschriebenen Probleme des Belohnungsaufschubs sowie der Quer- und Längskonkurrenz. Hinzu kommt, dass wenige andere universitäre Verpflichtungen bestehen bei gleichzeitiger Aussicht, dass sich das Studium und die damit einhergehenden Freiheiten dem Ende zuneigen, wodurch eine sehr attraktive Handlungsalternative im Sinne eines „das Beste aus dem letzten Semester Machens“ bevor der „Ernst des Lebens“ beginnt, entsteht. Es zeigt sich also, dass die in den vorangegangenen Abschnitten beschriebenen Probleme, insbesondere die, die sich bereits im Rahmen vergleichbarer Tätigkeiten wie dem Verfassen einer Hausarbeit gezeigt haben, ebenso für das Projekt „Abschlussarbeit” gelten. Durch die höhere Komplexität und die höheren Anforderungen, die die Abschlussarbeit im Vergleich zu einer „gewöhnlichen“ Hausarbeit an Sie stellt, kann es dazu kommen, dass die Probleme sogar verstärkt oder zusätzliche, Ihnen bis dahin unbekannte Probleme auftreten können. <?page no="111"?> 1 Das Phänomen „Aufschieben“ 111 Die Auseinandersetzung mit dem Thema Aufschieben in der Vorbereitung auf die Abschlussarbeit stellt somit einen ersten wichtigen Schritt für einen effizienten Arbeitsprozess und somit für einen entspannten Verlauf der Abschlussarbeit dar, da diese mit einer Sensibilisierung für mögliche problematische oder ungünstige Verhaltens- und Denkweisen einhergeht. Dabei können die erlangten Informationen zu Entlastungen und somit als erster Schritt des Abbaus ungünstiger Gedanken beitragen, indem Aufschieben als ein „normales Verhalten“ bzw. ein erlerntes Verhalten verstanden wird, dass nicht auf persönliche Faulheit oder fehlende Willensstärke zurückgeht, sondern wieder verlernt werden kann. Des Weiteren führt die Reflektion eigener Erfahrungen dazu, dass individuelle „Baustellen“ identifiziert und durch Verknüpfung mit dem Wissen über zugrunde liegenden psychologischen Wirkmechanismen Ideen für Lösungen entwickelt werden können, sodass an den entsprechenden Stellschrauben gedreht werden und der Arbeitsprozess erleichtert werden kann. <?page no="112"?> 112 Motiviert das Ziel erreichen! 2 Der lange Weg von der Zielsetzung bis zur Zielerreichung Was ist Motivation? In den vorangegangen Abschnitten wurde das Phänomen des Aufschiebens ausführlich vorgestellt. In diesem Abschnitt soll es nun um ein psychologisches Konstrukt gehen, das diesem Verhalten entgegenwirken kann: Motivation. Übersetzt man die lernpsychologischen Prinzipien, die beim Aufschieben wirksam sind, in die Sprache der Motivationspsychologie, so kann Aufschieben als ein sogenanntes Vermeidungsverhalten verstanden werden. Aufschieben stellt demnach ein Verhalten dar, welches darauf ausgelegt ist, Unangenehmes zu vermeiden. Das Ausführen von Aufschiebeverhalten stellt im Gegensatz dazu ein sogenanntes Annäherungsverhalten dar - man nähert sich etwas Angenehmen an bzw. sucht dieses auf. Im Hinblick auf die Abschlussarbeit bedeutet dies, dass das Verfassen der Arbeit, welches mit Anstrengung, Langeweile und Unlust einhergeht, zugunsten von angenehmeren Tätigkeiten vermieden wird. Umgangssprachlich könnte man sagen, man hat keine Lust auf die Abschlussarbeit; es fehlt also an Motivation für das Verfassen der Arbeit. Motivation beschreibt aus psychologischer Sicht - anders als im alltäglichen Verständnis - nicht nur die bloße Lust für die Ausführung einer bestimmten Tätigkeit. Vielmehr ist Motivation aus psychologischer Sicht als der Motor des menschlichen Handelns zu verstehen. Das bedeutet, Motivation mobilisiert Handlungen und gibt diesen eine Richtung. Sie treibt menschliches Handeln <?page no="113"?> 2 Der lange Weg von der Zielsetzung bis zur Zielerreichung 113 also an. Motivation ermöglicht so, zielgerichtetes Handeln und ist entscheidender Faktor für die Erreichung von Zielen, indem durch sie Ziele festgesetzt werden und das Handeln auf deren Erreichung ausgerichtet wird. Motivation ist dabei in verschiedenen Phasen des Handelns wirksam. So spielt sie beispielsweise eine Rolle bei der Auswahl einer Handlung aus verschiedenen Handlungsalternativen (Zielsetzung). Damit setzt Motivation den Grundstein für den Beginn von Handlungen, für die Intensität, mit der einer Handlung nachgegangen wird, sowie für die Aufrechterhaltung der Handlung (Ausdauer). Zusammenfassend ist Motivation also maßgeblich an der Vorbereitung und Durchführung von Handlungen beteiligt. Merke: Motivation ist der Motor des menschlichen Handelns. Sie mobilisiert Verhalten, setzt Ziele fest und richtet das Verhalten auf deren Erreichung aus. Prozesse der Motivation sind somit maßgeblich an der Vorbereitung und Durchführung von Handlungen beteiligt. Auch Aufschieben kann als zielgerichtetes Handeln betrachtet werden - Ziel des Aufschiebens ist die Vermeidung unangenehmer und das Erleben angenehmer Gefühle. Motivationsgrundlage ist hier also das Lust-Unlust-Prinzip (Prinzip des Hedonismus). Auch wenn Aufschieben zielgerichtet ist, so ist es jedoch kein zielführendes Verhalten, da neben der Vermeidung der unangenehmen Gefühle, die mit der Tätigkeit einhergehen, auch auf lange Sicht die Erreichung wichtiger Ziele - wie das Vollenden der Abschlussarbeit vermieden wird. Die Kunst liegt nun darin, das Ausführen der Tätigkeit, die vermieden wird, in ein Annäherungs- <?page no="114"?> 114 Motiviert das Ziel erreichen! verhalten umzuwandeln. Nur so kann man sich auf lange Sicht dem Ziel annähern und dieses erreichen. Damit dies gelingt, bedarf es einer Art Gegengewicht zu der kurzfristigen belohnenden Wirkung des Aufschiebens. Ein solches Gegengewicht kann in der Steigerung der Motivation für die Ausführung der Tätigkeit liegen. Motivation kann ganz unterschiedliche Quellen haben, die sich individuell zwischen den Menschen unterscheiden. So sind für jeden Menschen unterschiedliche Ziele und Anreize attraktiv. Grundsätzlich kann man jedoch zwischen zwei Arten der Motivation unterscheiden, die wiederum unterschiedliche Quellen haben und durch unterschiedliche Anreize verstärkt werden: die extrinsische und die intrinsische Motivation. Unter extrinsischer Motivation verstehen Psychologen Motivation, die von außen generiert wird. Das bedeutet, die Quelle der Motivation liegt in der Erwartung, dass das Ausführen der Handlung dazu führt, dass positive Konsequenzen eintreten bzw. negative Konsequenzen vermieden werden. Die Ausführung der Handlung ist somit instrumentell, d.h. sie dient der Erreichung bestimmter Konsequenzen. Typische Quellen extrinsischer Motivation sind somit positive und negative Verstärkung bspw. durch den Erhalt von Geld oder anderen Belohnungen wie Süßigkeiten oder Zuwendung für das Ausführen der Tätigkeit. Unter intrinsischer Motivation hingegen verstehen Psychologen Motivation, die aus der Person selbst oder aus der Tätigkeit selbst heraus entsteht. Im Gegensatz zur extrinsischen Motivation steht hier kein instrumenteller Zweck der Ausführung der Handlung im Mittelpunkt. Vielmehr geht es in diesem Fall um die Ausführung der Tätigkeit selbst, die mit positiven Gefühlen einhergeht und so motivationssteigernd wirkt. Typische Quellen intrinsischer Motivation sind Neugier und Interesse. Intrinsische Motivation bahnt somit den Weg interessensbe- <?page no="115"?> 2 Der lange Weg von der Zielsetzung bis zur Zielerreichung 115 stimmter Handlungen und geht daher häufig mit einem stärkeren persönlichen Bezug und einer höheren Übereinstimmung der Tätigkeit mit eigenen Zielen einher. Übung: Persönliche Motivationsanreize Nehmen Sie sich einige Minuten Zeit und überlegen Sie, was für Sie persönlich Anreize sind, die Sie motivieren. Unterscheiden Sie dabei zwischen extrinsischen und intrinsischen Reizen. Notieren Sie hier jeweils die fünf größten Anreize! Extrinsische Anreize: 1)_______________________, 2)_______________________, 3)________________________, 4)_______________________, 5)_______________________ Intrinsische Anreize: 1)_______________________, 2)_______________________, 3)________________________, 4)_______________________, 5)_______________________ Reicht Motivation allein für die Erreichung von Zielen aus? Im vorangegangenen Abschnitt wurde beschrieben, dass Motivation maßgeblich an der Vorbereitung und der Durchführung von Handlungen beteiligt ist, indem sie zur Auswahl eines Zieles beiträgt und Handlungen zur Zielerreichung <?page no="116"?> 116 Motiviert das Ziel erreichen! in Gang setzt. An dieser Stelle stellt sich nun die Frage, ob die Zielsetzung und die Initiierung von zielführenden Handlungen ausreichen, damit das Ziel tatsächlich erreicht wird. Wirkt die Motivation wie ein Schneeball, den man einen schneebedeckten Berg hinabrollt, sodass wenn die Handlung einmal ins Rollen gekommen ist, deren Durchführung nicht mehr zu stoppen ist, bis der Schneeball, der sich auf seinem Weg zu einer Schneekugel entwickelt hat, am Fuße des Berges angekommen ist? Leider ist menschliches Verhalten sehr viel komplexer als das Verhalten des beschriebenen Schneeballs. Die Antwort auf die titelgebende Frage dieses Abschnittes lautet demnach: Bloße Motivation allein reicht nicht für die Erreichung von Zielen aus. Um von der Zielsetzung tatsächlich zur Zielerreichung zu gelangen, sind neben der Motivation Prozesse der Selbststeuerung bzw. Selbstregulation notwendig. Unter Selbstregulation fassen Psychologen Fähigkeiten zur Steuerung von Emotionen, Handlungen, Aufmerksamkeit, Impulsen und Gedanken zusammen. Dabei geht die Psychologie davon aus, dass der Mensch Kontrolle über verschiedene Aspekte des eigenen Handelns und Erlebens hat (Selbstkontrolle) und diese willentlich beeinflussen kann. So können Menschen beispielsweise die Intensität von Emotionen, die sie erleben, verändern oder die Aufmerksamkeit von der Tafel Schokolade auf das Buch über gesunde Ernährung, das man eigentlich lesen möchte, lenken. Die aktive Steuerung des Handelns und Erlebens ist dabei jedoch mit dem Aufbringen von Energie verbunden, welche auf das Überwinden von Hürden zurückzuführen ist. Hierfür bedarf es wiederum Motivation - also der Bereitschaft, diese Energie aufzubringen. Die Energie, die man für willentliche Umsetzung von Zielen benötigt, bezeichnet man in der Psychologie als Volition oder Willenskraft. <?page no="117"?> 2 Der lange Weg von der Zielsetzung bis zur Zielerreichung 117 Merke: Volition (Willenskraft) beschreibt die willentliche Umsetzung von Zielen. Grundlage der Volition sind Fähigkeiten der Selbstregulation bzw. -kontrolle, die das willentliche Beeinflussen verschiedener Aspekte des Handelns und Erleben ermöglichen. Volition ist als gezieltes Verhalten mit dem Aufbringen von Energie bzw. mit Anstrengungsbereitschaft verbunden. Das größte Hindernis bei der Erreichung von (langfristigen) Zielen ist das im vorangegangenen Kapitel beschriebene Dilemma des Belohnungsaufschubs. So muss für die Erreichung des Ziels Energie aufgebracht werden, um auf kurzfristigen Belohnungseffekt zugunsten der langfristigen belohnenden Wirkung der Zielerreichung zu verzichten. Umgangssprachlich kennt man dieses Dilemma als den inneren Schweinehund, der besiegt werden muss. Aus psychologischer Sicht bedeutet dies nichts anderes als dass genügend Motivation und Willenskraft aufgebaut werden müssen, damit die belohnende Wirkung des Aufschiebens im Vergleich weniger attraktiv wirkt. Hierfür sind verschiedene Prozesse der Aufmerksamkeitslenkung, der Emotionsregulation sowie der Handlungsregulation notwendig. Merke: Damit Ziele effektiv verfolgt und erreicht werden können, sind zwei psychologische Konstrukte von entscheidender Bedeutung: Motivation und Volition. <?page no="118"?> 118 Motiviert das Ziel erreichen! Motivation dient dabei der Zielsetzung und dem Handlungsbeginn, während Volition im Sinne einer Selbstregulation bzw. -steuerung die Aufrechterhaltung des zielgerichteten Handelns ermöglicht. Volition bedarf dabei des Aufbringens von Energie, um Hürden, die die Ausführung der zielführenden Handlungen verhindern oder erschweren, zu überwinden. Diesen Prozess kennt man im Alltag als das Überwinden des inneren Schweinehundes. Warum man den Rubikon erst überschreiten muss! In den vorangegangenen Abschnitten wurden die beiden für eine erfolgreiche Zielerreichung notwendigen motivationspsychologischen Konstrukte der Motivation und Volition vorgestellt und herausgearbeitet, dass beide für eine effektive Zielerreichung von entscheidender Bedeutung sind. Doch wie genau hängen die beiden Konstrukte miteinander zusammen? Wie verläuft der Prozess des zielgerichteten Handelns? Mit diesen Fragen setzten sich die beiden Motivationspsychologen Heinz Heckhausen und Peter M. Gollwitzer auseinander. Gemeinsam entwickelten sie das Rubikon-Modell der Handlungsphasen, mit welchem sie versuchten, die Zusammenhängen zwischen Zielsetzung und Zielerreichung - also die Zusammenhänge zwischen Motivation und Volition - sowie die Übergänge zwischen diesen beiden Aspekten zielgerichteten Handelns darzustellen und zu erklären. Das Rubikon-Modell der Handlungsphasen beschreibt den Prozess des zielgerichteten Handelns über die Zeit anhand von vier aufeinanderfolgenden Phasen. Demnach umfasst der Handlungsverlauf zunächst eine Phase des Abwägens. An diese schließt sich den beiden Psychologen nach einer Phase des Planens an, die <?page no="119"?> 2 Der lange Weg von der Zielsetzung bis zur Zielerreichung 119 wiederum in einer Phase der Durchführung mündet. Am Ende des Prozesses steht schließlich eine Phase der Bewertung. Die einzelnen Handlungsphasen stellen jeweils verschiedene Aufgaben an den Handelnden, die erfüllt werden müssen, um die jeweilige Phase erfolgreich abzuschließen und so in die nächste Phase übergehen zu können. Im Folgenden werden die einzelnen Phasen mit ihren phasenspezifischen Anforderungen und Aufgaben vorgestellt. Das Rubikon-Modell der Handlungsphasen in Anlehnung an Heckhausen & Gollwitzer (1987) PPhase des Abwägens (prädezisionale Phase) Die erste Phase des Rubikon-Modells stellt die Phase des Abwägens - die sogenannte prädezisionale Phase - dar. Die zentrale Aufgabe dieser Phase besteht darin, sich bewusst zu werden, welche Wünsche und Anliegen in die Tat umgesetzt werden sollen. In dieser Phase sieht man sich noch mit einer Vielzahl unterschiedlicher Wünsche und Anliegen konfrontiert, die aus den eigenen Bedürfnissen und Motiven entstehen. Dabei übersteigt die Anzahl dieser Wünsche und Anliegen die Möglichkeiten der Umsetzung, sodass man sich zwischen diesen entscheiden und einige wenige für die Umsetzung als verbindliche Ziele festlegen muss. Um zu <?page no="120"?> 120 Motiviert das Ziel erreichen! einer Entscheidung kommen zu können, werden die verschiedenen Optionen gegeneinander abgewogen. Als Auswahlkriterien werden dabei in der Regel die Realisierbarkeit (Erfolgserwartung der Umsetzung) sowie die Wünschbarkeit (persönliche Wert der Umsetzung) herangezogen. Je höher das Produkt aus Realisierbarkeit und Wünschbarkeit in Relation zu den Produkten der anderen Optionen ausfällt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit der Umsetzung. In die Bewertung der Realisierbarkeit gehen Fragen der Verfügbarkeit von Ressourcen und des situativen Kontextes ein, während die Bewertung der Wünschbarkeit Überlegungen bezüglich mit der Zielerreichung verknüpfte positive und negative Konsequenzen sowie Anreize für die Zielerreichung umfasst. Kurz gesagt geht es in der prädezisionalen Phase um den Aufbau und die Abwägung der Motivation, die mit der Erreichung des jeweiligen Ziels verbunden ist. Für den Übergang in die nächste Handlungsphase bedarf es neben der Entscheidung für einen Wunsch einer Umwandlung dieses Wunsches in eine konkrete Zielabsicht. Das bedeutet, dass von den verschiedenen Optionen eine gewählt wird, die dann von einem Wunsch (ich möchte…; ich könnte…) in ein Ziel (ich will…; ich werde…) umgewandelt wird. Diesen Schritt der Umwandlung des Wunsches in ein Ziel bezeichnen Heckhausen und Gollwitzer als das Überschreiten des Rubikons. Exkurs: Was ist der Rubikon? Hinter dem Rubikon verbirgt sich ein kleiner Grenzfluss zwischen der römischen Provinz Gallia cisalpina und dem restlichen unter römischer Herrschaft stehenden Italien. Julius Caesar, der Heerführer der Provinz Gallia cisalpina, entschied sich, nachdem er vom römischen Senat zur Auflösung seines Heeres und der Niederlegung <?page no="121"?> 2 Der lange Weg von der Zielsetzung bis zur Zielerreichung 121 seiner Befehlsgewalt über die Provinz aufgefordert wurde, dazu, im Jahr 49 v. Chr. mit seinen Truppen den Rubikon zu überschreiten. Dieses Überschreiten des Grenzflusses in Richtung Rom war gleichzusetzen mit einer Kriegserklärung an den römischen Staat und markierte den Beginn des römischen Bürgerkrieges, aus dem Caesar schließlich als Alleinherrscher des antiken Roms hervorging. Bei der Überquerung des Flusses soll Caesar die berühmten Worte „alea iacta est“ (die Würfel sind gefallen) gesagt haben. Seitdem gilt die Überschreitung des Rubikons als Metapher für die unwiderrufliche Entscheidung für eine Handlung. Mit der Überschreitung des Rubikons und der Bildung einer Zielabsicht (Zielintention) findet eine Abkehr von der Abwägung verschiedener Optionen und eine Hinwendung zur Realisierung der gefassten Absicht statt. Dabei entsteht ein Gefühl der Entschlossenheit und Handlungssicherheit, welches mit einem starken Verpflichtungsgefühl einhergeht. Die Aufmerksamkeit wird auf das Ziel ausgerichtet und auf dieses konzentriert. In diesem Sinne stellt das Überschreiten des Rubikons den Übergang von Motivation zu Volition dar. Die nun entstandene Selbstverpflichtung stellt von nun an eine Herausforderung an den eigenen Willen dar. Eine Abwendung von dem Ziel (aufgeben, umentscheiden) geht mit psychischen Kosten einher (z.B. Enttäuschung, Einbußen im Selbstwert). Zentrale Fragen der prädezisonalen Phase: Folgende Fragen sollten mit „ja“ beantwortet werden, bevor Sie in die nächste Handlungsphase eintreten: <?page no="122"?> 122 Motiviert das Ziel erreichen! Haben Sie verschiedene Wünsche und Anliegen beachtet und im Hinblick auf ihre Wünschbarkeit und Realisierbarkeit geprüft? Haben Sie diese verschiedenen Optionen gegeneinander abgewogen? Haben Sie sich als Ergebnis des Abwägungsprozesses für die Umsetzung eines Wunsches/ Anliegens entschieden? Haben Sie den verbindlichen Entschluss gefasst, die Umsetzung dieses Wunsches/ Anliegens zu Ihrem Ziel zu machen? PPhase des Planens (präaktionale Phase) Die zweite Phase des Rubikon-Modell - die sogenannte präaktionale Phase - umfasst die Zeitspanne zwischen der Entscheidung für ein Ziel und deren Umsetzung. Häufig können Ziele nicht unmittelbar und spontan umgesetzt werden. Dies gilt insbesondere für umfangreiche und wichtige Vorhaben. Hier gilt es, günstige Gelegenheiten abzuwarten und die Voraussetzungen für die Umsetzung von zielförderlichen Handlungen zu schaffen. In der präaktionalen Phase geht demnach es darum, die in der vorangegangenen Phase gefasste Zielabsicht aufrechtzuerhalten und einzelne Handlungsschritte für die Zielverfolgung zu planen und vorzubereiten. Ziel dieser Phase ist die Entwicklung von Plänen, wann, wo und auf welche Art und Weise zielfördernde Handlungen umgesetzt werden sollen. Die in dieser Phase gefassten Pläne bezeichnen Heckhausen und Gollwitzer als Vorsätze oder Durchführungsintentionen. Diese sollen dabei helfen, Schwierigkeiten zu überwinden und günstige Gelegenheiten für den Beginn und die Durchführung zielfördernder Handlungen zu nutzen. <?page no="123"?> 2 Der lange Weg von der Zielsetzung bis zur Zielerreichung 123 Zentrale Fragen der präaktionalen Phase: Folgende Fragen sollten mit „ja“ beantwortet werden, bevor Sie in die nächste Handlungsphase eintreten: Haben Sie detaillierte Pläne für die Umsetzung Ihres Vorhabens entwickelt? Beinhalten diese Pläne konkrete Vorsätze bezüglich günstiger Gelegenheiten (wann, wo, wie) für den Beginn der Handlungsumsetzung? Haben Sie die festgelegten Gelegenheiten rechtzeitig erkannt und die notwendige Energie für den Beginn der Handlung aufgebracht? PPhase der Durchführung (aktionale Phase) Mit dem Beginn einer zielführenden Handlung ist der Übergang in die Phase der Durchführung geschafft. Ob ein in der Phase des Planens gefasster Vorsatz tatsächlich zum Beginnen einer Handlung führt, hängt davon ab, wie stark die gefasste Intention ist und ob sich eine günstige Gelegenheit (z.B. passende Stimmung, Zeit, Ort) für deren Umsetzung bietet. In der aktionalen Phase geht es darum, die geplanten zielfördernden Handlungen tatsächlich durchzuführen und zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Diese Phase stellt hohe Anforderungen an die eigene Volition im Hinblick auf die Zielerreichung. So müssen die Zielabsicht gegen innere und äußere Einflüsse (attraktive Alternative, unangenehme Gefühle, Störungen) geschützt werden, Hindernisse der Handlungsausführung überwunden werden und Energie <?page no="124"?> 124 Motiviert das Ziel erreichen! und Anstrengung für die Aufrechterhaltung der Handlung aufgewendet werden. Zudem müssen unterbrochene Handlungen konsequent wiederaufgenommen werden. Handlungsleitend ist hierbei die mentale Repräsentation des Ziels, d.h. das mentale Bild des Ziels, dem man sich durch die Handlungsausführung immer weiter annähert. Zentrale Fragen der aktionalen Phase: Folgende Fragen sollten mit „ja“ beantwortet werden, bevor Sie in die nächste Handlungsphase eintreten: Haben Sie es geschafft, die Durchführung Ihres Vorhabens gegen innere und äußere Einflüsse abzuschirmen? Haben Sie Energie und Anstrengung aufgebracht, um die Handlung trotz Hindernissen aufrechtzuerhalten? Haben Sie es geschafft, Ihr Vorhaben nach Unterbrechungen wieder aufzunehmen? Haben Sie die Durchführung der Handlung bei Zielerreichung beendet? PPhase der Bewertung (postaktionale Phase) Der Übergang in die letzte Phase des zielgerichteten Handelns erfolgt durch das Aufhören mit der Ausführung der zielführenden Handlung nach Erreichen des jeweiligen Ziels. Im Mittelpunkt dieser letzten Phase des Rubikon-Modells steht die Bewertung des Handlungsergebnisses. Dabei wird zum einen das Ergebnis mit der ursprünglichen Zielabsicht verglichen, zum anderen geht es um eine <?page no="125"?> 2 Der lange Weg von der Zielsetzung bis zur Zielerreichung 125 Bewertung des Handlungsprozesses. Ziel dabei ist es, den Erfolg der Zielerreichung zu bewerten sowie zu überprüfen, ob das Ziel der erwarteten Wünschbarkeit entspricht. Darüber hinaus können durch die Bewertung des Prozesses förderliche und hinderliche Umstände der Zielverwirklichung identifiziert werden. Die Ergebnisse dieser Bewertung haben dann wiederum Auswirkungen auf zukünftige Prozesse der Zielerreichung, indem beispielsweise neue Aspekte in die zukünftige Bewertung von Wünschbarkeit und Realisierbarkeit einbezogen werden. Des Weiteren dient die postaktionale Phase dem Loslösen von der aktuellen Absicht. Es findet ein erneuter Übergang von Volition zu Motivation statt. Anstrengungen zur Selbststeuerung können zurückgefahren werden. Die Aufmerksamkeit kann sich wieder weiten, sodass wieder verschiedene Bedürfnisse und Motive wahrgenommen werden. Somit werden die Voraussetzung für einen neuen Prozess der Zielverfolgung geschaffen, der wieder mit dem Abwägen verschiedener Optionen beginnt. Zentrale Fragen der postaktionalen Phase: Folgende Fragen sollten mit „ja“ beantwortet werden, bevor Sie den Prozess des zielgerichteten Handelns beenden und sich für die Umsetzung eines neuen Zieles entscheiden können: Haben Sie das Ergebnis des Prozesses mit Ihren anfänglichen Erwartungen an das Ziel abgeglichen? Haben Sie den Prozess der Zielerreichung reflektiert und förderliche und hinderliche Umstände identifiziert? Haben Sie es geschafft, sich von der aktuellen Absicht loszulösen? Gehört Aufschieben einfach dazu? <?page no="126"?> 126 Motiviert das Ziel erreichen! Gehört Aufschieben einfach dazu? Im vorausgegangenen Abschnitt wurde beschrieben, dass jede Handlungsphase des Rubikon-Modells phasenspezifische Aufgaben und Übergänge umfasst. Vielleicht ist Ihnen beim Studieren dieser einzelnen Handlungsphasen bereits aufgefallen, dass diese Aufgaben und Übergänge Ansatzpunkt für verschiedene Probleme und Hindernisse sein können, durch die der Prozess gestört werden könnte. Daher sind Motivation und Volition unbedingt notwendig, damit der Prozess des zielgerichteten Handelns effektiv durchlaufen werden kann. Überall dort, wo Motivation und Volition eine Rolle spielen, findet sich auch immer die Gefahr des Aufschiebens. Wieso ist dem so? Motivation und Volition zeigen an, dass für die Bewältigung einer Aufgabe oder Anforderung Energie aufgebracht werden muss, da das Ausführen der Handlung im Sinne des Lust- Unlust-Prinzips nicht der vom Menschen präferierten Handlung entspricht. Kurzum gesagt: Der Mensch ist von Natur aus faul und sucht den Weg des geringsten Widerstandes. Er sucht - wann immer es ihm möglich ist - das Angenehme auf und vermeidet das Unangenehme. Das Aufbringen von Energie wird als unangenehm wahrgenommen, da es bedeutet, dass Widerstände (z.B. negative Gefühle) überwunden werden müssen. Genau dieser hedonistischen Tendenz des Menschen entspringt das Aufschieben. Aufschieben spielt demnach prinzipiell in allen Phasen des im Rubikon-Modell beschriebenen Prozesses des zielgerichteten Handelns eine zentrale Rolle im Sinne einer Gefährdung des Prozesses. Jedoch gibt es bestimmte phasenspezifische Aufgaben und Anforderungen, die besonders anfällig für das Aufschieben sind und somit den Arbeitsprozess zu einer Qual machen können. <?page no="127"?> 2 Der lange Weg von der Zielsetzung bis zur Zielerreichung 127 Übung: Meine Aufschiebephasen Im Einstiegskapitel dieses zweiten Buchteils haben Sie sich bereits Gedanken darüber gemacht, auf welche Probleme oder Hindernisse Sie im Verlauf des Arbeitsprozesses in Ihrem bisherigen Studium gestoßen sind (siehe Übung „Persönliche Probleme im Arbeitsprozess“). Vor dem theoretischen Hintergrund dieses Abschnittes lassen sich diese Probleme verschiedenen Handlungsphasen des Rubikon- Modells zuordnen. In welche Phasen des Rubikon-Modells lassen sich Ihre identifizierten Probleme und Hindernisse einordnen? Welche Handlungsphasen bergen für Sie die Gefahr des Aufschiebens? 1)_______________________________________________________________________________ 2)_______________________________________________________________________________ 3)_______________________________________________________________________________ 4)_______________________________________________________________________________ 5)_______________________________________________________________________________ 6)_______________________________________________________________________________ Ebenso wie die verschiedenen Probleme, die im Arbeitsprozess auftreten können, können Menschen in unterschiedlichen Phasen des Handlungsprozesses zum Aufschieben neigen. Neben diesen persönlichen Aufschiebephasen lassen sich jedoch auch Phasen identifizieren, in denen viele Menschen auf Probleme stoßen und diesen mit aufschieben begegnen. Diese „typischen“ Aufschiebephasen sind: <?page no="128"?> 128 Motiviert das Ziel erreichen! Übergang zwischen Abwägen und Planen: Menschen tendieren dazu, Entscheidungen aufzuschieben. Im Handlungsprozess führt dies dazu, dass keine verbindliche Entscheidung für die Verfolgung eines Zieles getroffen wird, sodass keine Zielabsicht getroffen wird und der Übergang in die Phase des Planens nicht erfolgen kann. Handlungsbeginn: Menschen neigen darüber hinaus dazu, den Beginn einer zielführenden Handlung aufzuschieben. Gründe hierfür sind häufig ungünstige und ungenaue Planungen, die sich in der fehlenden Bildung konkreter Vorsätze widerspiegeln. Auch eine zu detaillierte Planung bei mangelnder Flexibilität begünstigen Aufschieben. Aufrechterhaltung der Handlung: Auch wenn die zielführende Handlung einmal begonnen wurde, fällt es Menschen häufig schwer, diese aufrechtzuerhalten. Probleme der Quer- und Längskonkurrenz sowie zunehmende negative Gefühle im Hinblick auf die Handlung (z.B. durch Misserfolgserlebnisse, Verzetteln in Kleinigkeiten) stellen hohe Anforderungen an die eigene Volition. Auch die Wiederaufnahme der Handlung nach Unterbrechungen (z.B. nach dem Mittagessen) wird durch diese Aspekte erschwert. Warum ist es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen, in welchen konkreten Handlungsphasen man auf Probleme stößt, die Aufschiebeverhalten begünstigen? Die Antwort ist recht einleuchtend: Das Rubikon-Modell der Handlungsphasen bietet nicht nur die Möglichkeit, Probleme zu identifizieren, sondern bietet auch Ansatzpunkte, um den Arbeitsprozess zu vereinfachen und effektiver zu gestalten. So gibt das Modell an, wie der Prozess des zielgerichteten Handelns im Idealfall ablaufen könnte und bietet so Stellschrauben an, an denen bei auftretenden Problemen gedreht werden kann. So hat man die Möglichkeit diesen Problemen zu begegnen und entspannt zum Ziel zu kommen. <?page no="129"?> 3 Tipps und Tricks für das entspannte Verfassen der Abschlussarbeit Nun stellt sich eigentlich nur noch die Frage „Wie soll ich das machen? Wie kann ich meine Abschlussarbeit denn nun erfolgreich fertigstellen? “. Der Schwerpunkt des zweiten Teils dieses Buches war bislang sehr theoretisch geprägt. So wurden die psychologisch-theoretischen Hintergründen des Aufschiebens und des zielgerichteten Handelns vorgestellt. Diese umfassten psychologische Paradigmen, Wirkmechanismen und Modelle. Konkrete Tipps für das Verfassen von Abschlussarbeiten fehlen bislang. In den vorangegangenen Abschnitten wurde bereits beschrieben, warum es wichtig sein kann, sich mit theoretischen Modellen und Annahmen zu beschäftigen. Durch die Beschäftigung mit der Wirkweise ungünstiger Verhaltensweisen lassen sich konkrete Probleme identifizieren. Gleichzeitig bieten Modelle auch Stellschrauben an, an denen bei auftretenden Problemen gedreht werden kann. Leider haben psychologische Paradigmen, Wirkmechanismen und Modelle häufig ein Problem: sie sind sehr abstrakt. Man stellt sich die Frage „Wie soll mir dieses Modell jetzt helfen, meine Abschlussarbeit fertigzustellen? “. Die Übertragung der allgemeinen Forschungsergebnisse auf individuelle, hoch-konkrete Probleme gestaltet sich schwierig. Trotzdem macht man durch die Auseinandersetzung mit den theoretischen Hintergründen eines Problems bereits einen ersten entscheidenden Schritt in Richtung Problemlösung. In den vorangegangenen Kapiteln findet sich die ein oder andere Übung, mit denen versucht wurde, einen persönlichen Bezug zu den theoretischen Hinter- <?page no="130"?> 130 Motiviert das Ziel erreichen! gründen herzustellen. Diese Übungen in der Kombination bilden die ersten Schritte einer sogenannten Problem- und Bedingungsanalyse. Solche Analysen, die aus der kognitiven Verhaltenstherapie stammen, dienen der Identifikation des eigentlichen Problems sowie der Faktoren, die dazu führen, dass das Problem aufrechterhalten bleibt. Eine Auseinandersetzung mit diesen Faktoren kann dabei sowohl während des Arbeitsprozesses - d.h. wenn das Problem schon da ist - als auch vor Beginn des Arbeitsprozesses - d.h. potenziellen, erfahrungsgemäßen Problemen vorbeugend - sinnvoll sein, um den Arbeitsprozess insgesamt zu entspannen und aufkommende Frustration zu vermeiden. Wenn Sie Probleme mit dem Aufschieben haben, könnte es also - egal in welchem Stadium der Abschlussarbeit Sie sich aktuell befinden - hilfreich für Sie sein, eine kurze Problem- und Bedingungsanalyse durchzuführen Übung: Problem- und Bedingungsanalyse Denken Sie an Ihre Abschlussarbeit und das Stadium, in dem Sie sich aktuell befinden, und beantworten Sie folgende Fragen bezüglich Ihres Aufschiebeverhaltens: Welche konkreten Aufgaben und Vorhaben im Hinblick auf Ihre Abschlussarbeit schieben Sie auf? _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ <?page no="131"?> 3 Tipps und Tricks für das entspannte Verfassen der Abschlussarbeit 131 Mit welchen Emotionen/ Gedanken gehen diese Aufgaben einher? _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ In welchen Situationen (räumlich, zeitlich, …) neigen Sie dazu, diese Aufgaben aufzuschieben? Welche Faktoren dieser Situationen fördern Aufschiebeverhalten? _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ Welche Aufschiebe-/ Alternativverhaltensweisen zeigen Sie in solchen Situationen? _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ <?page no="132"?> 132 Motiviert das Ziel erreichen! _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ Mit welchen Emotionen/ Gedanken geht das Aufschieben einher? _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ Welche positiven Auswirkungen gehen (kurz- und langfristig) mit dem Aufschieben für Sie und Ihre Abschlussarbeit einher? _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ <?page no="133"?> 3 Tipps und Tricks für das entspannte Verfassen der Abschlussarbeit 133 Welche negativen Auswirkungen gehen (kurz- und langfristig) mit dem Aufschieben für Sie und Ihre Abschlussarbeit einher? _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ Unter Einbezug der vorangegangenen Fragen: Was genau hindert Sie daran, an Ihrer Abschlussarbeit zu arbeiten? _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ Wie bereits beschrieben ist das Ziel der Problem- und Bedingungsanalyse die Identifikation von (potenziellen) Problemen sowie von ungünstigen aufrechterhaltenden Faktoren. Sie kann daher immer angewandt werden, wenn Proble- <?page no="134"?> 134 Motiviert das Ziel erreichen! me auftreten oder erwartet werden. Die ausführliche Beschäftigung mit dem Problem und den Bedingungen, die zu diesem Problem beitragen, führt dabei zu einem vertieften Verständnis für das Problem. Gleichzeitig liefert sie Hinweise darauf, wie den jeweiligen Problemen begegnet werden kann bzw. an welchen Stellen die Problemlösung ansetzen sollte. Dieses Wissen wiederum erleichtert die Suche nach Lösungen enorm, da man nun eine Idee bekommt, in welche Richtung man schauen sollte. Die folgenden Abschnitte beschäftigen sich nun mit verschiedenen Problemen beim Verfassen von Abschlussarbeiten sowie mit Strategien, Tipps und Tricks, wie man diesen begegnen kann. Natürlich können dabei nicht alle Probleme, die im Arbeitsprozess der Abschlussarbeit auftreten, angerissen werden. Daher werden zentrale Probleme und gängige Strategien im Hinblick auf Aufschiebeverhalten bei der Abschlussarbeit fokussiert. Orientiert wird sich dabei an einem von Höcker, Engberding und Rist (2017) entwickelten Anti-Prokrastinationsprogramm. Ihre individuelle Problem- und Bedingungsanalyse kann dabei Hinweise darauf liefern, welche Abschnitte besonders interessant für Sie persönlich sein könnten. Wie fange ich an? - Den inneren Schweinehund überwinden Ein besonders weit verbreitetes Phänomen im Zusammenhang mit Aufschieben ist der sogenannte innere Schweinehund. Ob es darum geht, sich zum Joggen aufzuraffen, aus dem warmen Bett aufzustehen oder eben sich an den Schreibtisch zu setzen, um endlich mit der Arbeit an der Abschlussarbeit zu beginnen - immer wieder stellt sich dieser innere Schweinehund in den Weg und verhindert, dass Sie einfach die geplanten Tätigkeiten ausführen können. Dem tatsächlichen Beginn der Tätigkeit geht also so gut wie immer ein Kampf mit diesem inneren Schweinehund voraus - und das kostet zusätzliche Energie. <?page no="135"?> 3 Tipps und Tricks für das entspannte Verfassen der Abschlussarbeit 135 Weiter vorne wurde beschrieben, dass der berühmte Kampf mit dem inneren Schweinehund aus psychologischer Sicht nichts anderes ist als das Aufwenden von Motivation und Willenskraft, um die belohnende Wirkung des Aufschiebens zu überwinden. Mit anderen Worten geht es darum, die kurzfristige Belohnung bewusst aufzuschieben. Da dies gegen die natürliche Tendenz des Menschen, Angenehmes aufzusuchen und Unangenehmes zu vermeiden geht, wird dieses Aufwenden von Motivation und Willenskraft als ein innerer Kampf wahrgenommen, der mit dem Aufbringen von Energie durch die Anwendung selbstregulativer Fähigkeiten einhergeht. Exkurs: Mein innerer Schweinehund Etwas zu bekämpfen, was man nicht sehen oder greifen kann, kann unter Umständen schwierig sein. Manchmal hilft es daher, abstrakten Phänomenen eine Form zu geben. Nehmen Sie sich daher einige Minuten Zeit und stellen Sie sich Ihren persönlichen inneren Schweinehund vor Ihrem inneren Auge vor. Wie sieht er aus? Wie gelingt es ihm, Sie von der Arbeit abzuhalten? Was bringt er an Eigenschaften und Waffen für den Kampf mit? Malen Sie ein Bild Ihres inneren Schweinehundes in den untenstehenden Kasten: <?page no="136"?> 136 Motiviert das Ziel erreichen! Was bedeutet dies nun für die Lösung des Problems des inneren Schweinehundes? Wie kann ich diesen nervigen Begleiter meiner Abschlussarbeit in den Griff bekommen? Der psychologische Hintergrund des Phänomens liefert uns bereits die Waffen für den uns bevorstehenden Kampf: Motivation und Willenskraft. Das bedeutet, Sie können sich am besten für den Kampf mit dem inneren Schweinehund wappnen, indem Sie Methoden der Steigerung von Motivation und Willenskraft anwenden. Mit den folgenden Tipps legen Sie Ihren inneren Schweinehund erfolgreich an die Leine! S Sich für die Arbeit an der Abschlussarbeit entscheiden Ein besonders leichtes Spiel hat der innere Schweinehund, wenn Sie - im Sinne des Rubikon-Modells den Rubikon noch nicht überschritten, d.h. die Arbeit an der Abschlussarbeit bzw. das Schreibens eines Abschnittes noch nicht als Ziel festgelegt haben. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen führt das Fehlen einer Zielabsicht dazu, dass Sie in einer „ich müsste“-Einstellung verharren, anstatt in eine „ich möchte“-Einstellung übergehen zu können. Dadurch gelingt es Ihnen nicht, Ihre Aufmerksamkeit auf die Zielerreichung zu fokussieren. Vielmehr bleibt Ihre Aufmerksamkeit offen und somit anfällig für Quer- und Längskonkurrenz. Mit anderen Worten bedeutet dies, Sie sind sich der vielen vergleichsweise attraktiveren Alternativen zur Arbeit an der Abschlussarbeit bewusst und können diese nicht ohne weiteres ausblenden. Der Übergang in die Phase des Planens gelingt daher nicht. An diesem Punkt Handlungen zu beginnen resultiert daher in eher halbherzigen Versuchen, die wenig effektiv und produktiv ausfallen und so zu Frustration führen. Das Rubikon-Modell postuliert, dass die Auswahl einer Handlungsoption (in Ihrem Fall beispielsweise das Schreiben an der Abschlussarbeit) auf Basis der Einschätzung von Realisierbarkeit und Wünschbarkeit erfolgt. Dementspre- <?page no="137"?> 3 Tipps und Tricks für das entspannte Verfassen der Abschlussarbeit 137 chend hilft die Erhöhung dieser Einschätzung dabei, das Arbeiten an der Abschlussarbeit als Ziel festzulegen. In die Einschätzung der Realisierbarkeit gehen Überlegungen über zeitliche Ressourcen und für die Ausführung benötigte Mittel, die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten für die Bewältigung der Aufgabe sowie Annahmen über situative Komponenten wie günstige Gelegenheiten ein. Schaut man sich diese Einflussfaktoren in Bezug auf die Einschätzung der Realisierbarkeit an, so ist klar, dass Einflüsse auf diese limitiert sind, da nicht all diese Komponenten unter der eigenen Kontrolle stehen. Das bedeutet jedoch nicht, dass Überlegungen über diese Punkte nicht trotzdem hilfreich sein können! Praxistipps Bei der Einschätzung der Realisierbarkeit ist eine konkrete Auseinandersetzung mit den Faktoren, auf denen die Einschätzung basiert, unbedingt notwendig, um ein realistisches Bild zu entwickeln. Nehmen Sie sich daher die Zeit, sich Gedanken über die einzelnen Faktoren zu machen. Folgende Tipps können Ihnen dabei helfen, sich mit der Realisierbarkeit des Projektes Abschlussarbeit auseinanderzusetzen: Schätzen Sie Ihre zeitlichen Ressourcen ein, indem Sie sich einen Überblick über die Zeitspanne verschaffen, die Ihnen für die Bearbeitung der Abschlussarbeit zur Verfügung steht. Hilfreich kann hierbei ein Kalender sein, in den Sie bereits feststehende Termine sowie Abgabefristen eintragen. Machen Sie sich Gedanken darüber, welche Mittel und Ressourcen (z.B. Literatur, Räume für Datenerhebungen, bestimmte <?page no="138"?> 138 Motiviert das Ziel erreichen! Programme) Sie für die Bearbeitung der Abschlussarbeit brauchen. Stehen diese bereits zur Verfügung oder wissen Sie, wie Sie an die benötigten Mittel kommen oder an wen Sie sich wenden müssen? Reflektieren Sie Ihre eigenen Fähigkeiten, die Sie für die erfolgreiche Fertigstellung Ihrer Abschlussarbeit benötigen. Sie haben im Studium alle notwendigen Fähigkeiten und Fertigkeiten erworben. Machen Sie sich dies bewusst! (für konkretere Tipps siehe Abschnitt „Das richtige Mindset erreichen) Während der Einfluss auf die Einschätzung der Realisierbarkeit eher limitiert ist, haben Sie einen deutlichen stärkeren Einfluss auf die Einschätzung der Wünschbarkeit der Zielerreichung. Der Wert, den Sie der Erreichung des Ziels zusprechen, hängt von den erwarteten Konsequenzen sowie von der von Ihnen beigemessenen persönlichen Bedeutung dieser Konsequenzen ab. Praxistipp Auch bei der Wünschbarkeit der Zielerreichung ist es wichtig, sich einige Minuten Zeit zu nehmen, um die mit der Zielerreichung einhergehenden Konsequenzen zu reflektieren. Dabei geht es darum, positive und negative, kurz- und langfristige Konsequenzen zu identifizieren und diese gegeneinander abzuwägen. Im Prozess des Abwägens sollte das jeweilige subjektive Gewicht der einzelnen Konsequenzen mit einbezogen werden. <?page no="139"?> 3 Tipps und Tricks für das entspannte Verfassen der Abschlussarbeit 139 Eine Möglichkeit, die bei der Reflektion der Wünschbarkeit helfen kann, bietet folgende Methode: Legen Sie eine Tabelle mit zwei Spalten an. Sammeln Sie in einer Spalte alle Pro-Argumente und Vorteile der Zielerreichung. Sammeln Sie in der zweiten Spalte alle Kontra-Argumente und Nachteile der Zielerreichung. Priorisieren Sie im Anschluss die gesammelten Argumente nach ihrer Argumentstärke und Wichtigkeit für Sie persönlich. Jedes gefundene Argument erhält 1 Punkt. Als stark empfundene Argumente werden mit 2 Punkten, als besonders stark eingeschätzte Argumente mit 3 Punkten bewertet. Ziehen Sie für die beiden Seiten eine Gesamtbilanz, indem Sie die Punkte der einzelnen Argumente addieren. Welche Seite hat den höheren Gesamt-Score? Auf welcher Seite befinden sich die stärksten Argumente? Lohnt es sich für Sie, das Ziel zu verfolgen? Alternativ können Sie die Liste auch in Form eines 4-Felder- Schemas gestalten, welches neben der Bewertung (pro/ kontra) auch die zeitliche Perspektive (kurzfristig/ langfristig) beinhaltet. EEine geeignete Umgebung schaffen Die alleinige Überschreitung des Rubikons reicht leider nicht aus, um den inneren Schweinehund am anderen Ufer zurückzulassen. Auch wenn Sie sich das Ziel gesetzt haben, an Ihrer Abschlussarbeit zu arbeiten, begleitet Sie Ihr innerer Schweinhund weiterhin und versucht, Ihnen weniger anstrengende Alternativen schmackhaft zu machen. <?page no="140"?> 140 Motiviert das Ziel erreichen! Nachdem durch das Fassen der Zielabsicht der Rubikon überschritten wurde, folgt nach dem Rubikon-Modell die Phase des Planens, in der es gilt, die gefasste Zielabsicht aufrechtzuerhalten und den Handlungsbeginn vorzubereiten. Dabei sollten möglichst günstige Bedingungen geschaffen werden, die den Beginn der Tätigkeit vereinfachen. Übung: Was sind günstige Bedingungen für mich? In Ihrer persönlichen Problem- und Bedingungsanalyse haben Sie sich bereits damit beschäftigt, in welchen Situationen und unter welchen Bedingungen Sie dazu neigen, das Arbeiten an Ihrer Abschlussarbeit aufzuschieben. Aufgrund Ihrer Erfahrungen, die Sie in Ihrem bisherigen Studium gemacht haben, kennen Sie jedoch sicherlich auch Situationen, in denen Sie besonders gut beispielsweise an einer Hausarbeit arbeiten oder für eine Prüfung lernen konnten. Nehmen Sie sich einige Minuten Zeit und denken Sie an solche Situationen. In welchen Situationen konnten Sie bisher besonders gut arbeiten? Was macht sie aus? Was unterscheidet diese Situationen von solchen, in denen Sie zu Aufschieben neigen? 1)________________________________________________________________________________ 2)________________________________________________________________________________ 3)________________________________________________________________________________ 4)________________________________________________________________________________ <?page no="141"?> 3 Tipps und Tricks für das entspannte Verfassen der Abschlussarbeit 141 Sicherlich sind Ihnen einige Situationen eingefallen, in denen Ihnen das Arbeiten leichtgefallen ist. Häufig handelt es sich um Situationen, in denen möglichst wenige Ablenkungsmöglichkeiten zum Tragen kommen. Was ist der Grund hierfür? Was zeichnet geeignete Bedingungen aus? Geeignete Bedingungen für das Umsetzen von Zielen sind darauf ausgelegt, eine Umgebung zu schaffen, in der man sich auf die Verfolgung des gesetzten Zieles konzentrieren kann. Je weniger Ablenkungen im Sinne von möglichen Alternativverhalten in der Umgebung zu finden sind, desto geringer fällt das Risiko aus, sich einem solchen Verhalten hinzugeben. Das Konzentrieren auf die Zielverfolgung bedarf unter diesen Bedingungen weniger Energie, da die Anforderungen an die eigenen selbstregulativen Fähigkeiten durch Minimierung der Querkonkurrenz verringert werden. Dementsprechend weniger Aufwand ist es, den inneren Schweinehund zu besiegen. Praxistipp Wählen Sie sich einen Ort aus, den Sie als Ihren Arbeitsort festlegen, d.h. einen Ort, an dem Sie nur arbeiten. Vermeiden Sie an Orten zu arbeiten, an denen Sie anderen Tätigkeiten nachgehen (z.B. Bett, Couch, Küchentisch, Lieblingscafé). Wählen Sie zum Arbeiten Orte aus, die wenig Ablenkungsmöglichkeiten bieten. Gehen Sie beispielsweise in die Bibliothek Ihrer Universität oder Hochschule, anstatt in Ihrem Zimmer zu arbeiten. Achten Sie darauf, dass Sie sich an Ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen. Achten Sie hierzu auf genügend Arbeitsfläche, bequeme Sitzmöglichkeiten, angenehme Umgebungsbedingungen (Tempe- <?page no="142"?> 142 Motiviert das Ziel erreichen! ratur, Lichtverhältnisse, …) und Ruhe. Gestalten Sie Ihren Arbeitsplatz so, dass er eine gute Atmosphäre ausstrahlt, ohne Sie abzulenken (z.B. mit Kerzen, Snacks, Tee, …). Minimieren Sie das Risiko für externe Störungen. Schalten Sie Ihr Handy aus, bitten Sie Ihre Mitbewohner darum, Sie nicht zu stören, und wählen Sie sich einen Platz abseits des Hauptgeschehens. Minimieren Sie Ablenkungsquellen, wenn Sie von zuhause arbeiten. Verbannen Sie Ablenkungsmöglichkeiten wie Tablet, Bücher, Konsolen usw. aus Ihrem Zimmer. Sollte dies nicht möglich sein, erschweren Sie sich den Zugang zu diesen Ablenkungen (z.B. Batterien aus der Fernbedienung nehmen). Sorgen Sie dafür, dass alle für die Arbeit benötigten Arbeitsmaterialien vorhanden und problemlos erreichbar sind. Vermeiden Sie unnötiges Aufstehen und Suchen. Auch dieses Verhalten kann nämlich schon als Aufschiebeverhalten wirken! Nutzen Sie Ihre Erfahrungen! Sie wissen am besten, welche Anforderungen ein Arbeitsplatz für Sie erfüllen muss, damit Sie an diesem gut arbeiten können. Nutzen Sie daher Ihre Erfahrungen und gestalten Sie sich Ihren Arbeitsplatz dementsprechend. EEin geeignetes Mindset schaffen Ein wichtiger aufrechterhaltender Faktor für Aufschiebeverhalten, den sich der innere Schweinehund zunutze macht, sind aufschiebeförderliche Gedanken, Vorstellungen und Einstellungen. Sie sind die Waffen des inneren Schweinehunds, mit denen er versucht, Sie zum Aufschieben zu verführen. <?page no="143"?> 3 Tipps und Tricks für das entspannte Verfassen der Abschlussarbeit 143 Aufschiebeförderliche Gedanken, Überzeugungen und Einstellungen können unterschiedliche Formen annehmen. Typisch sind Rechtfertigungen, Selbstberuhigungen und demotivierende Gedanken. Im schlimmsten Fall können aufschiebeförderliche Gedanken auch Selbstabwertungen beinhalten. Aufschiebeförderliche Gedanken können sich zudem auf alles Mögliche beziehen. So können sie einen Bezug zu den eigenen Fähigkeiten im Hinblick auf die Aufgabenbewältigung, zu den Anforderungen der Aufgabe selbst oder zu der Gesamtsituation haben. Aufschiebeförderliche Gedanken sind also vielfältig und weit verbreitet. Eins haben sie jedoch alle gemeinsam: sie verhindern, dass Sie mit der Bearbeitung Ihrer Abschlussarbeit beginnen, indem sie Aufschieben begünstigen. Im Hinblick auf die Abschlussarbeit gibt es zwei Arten von aufschiebeförderlichen Gedanken, die besonders ungünstige Voraussetzungen schaffen. Zum einen handelt es sich um furchterregende Vorstellungen über die Abschlussarbeit, die wie ein unüberwindbarer Berg an Anforderungen und Aufgaben, die in der kurzen Zeit gar nicht zu bewältigen sind, vor einem aufragt. Zum anderen liegen oft aufschiebeförderliche Annahmen über die eigenen Fähigkeiten vor, von denen man annimmt, dass diese nicht zur Bewältigung der gestellten Aufgaben und Anforderungen ausreichen. Die Kombination aus diesen beiden Annahmen hat dabei paralysierenden Charakter und verhindert, dass sich an die Bearbeitung der Abschlussarbeit herangetraut wird. Aufschiebeförderlichen Gedanken wie diesen zu begegnen ist nicht einfach. Es gibt keine pauschalen Strategien, um solche Gedanken zu verändern. Jedoch ist es möglich, sich ein Mindset (d.h. ein bestimmtes Denkmuster und -system) anzueignen, das einigen dieser Gedanken entgegenwirkt bzw. diesen den Wind aus den Segeln nimmt und so zu einer positiveren und optimistischeren Grundeinstellung gegenüber der Abschlussarbeit führt. <?page no="144"?> 144 Motiviert das Ziel erreichen! Übung: Reflektion der eigenen Vorstellungen von der Abschlussarbeit Denken Sie an die zu Beginn dieses Buchteils gestellte Frage nach Ihren persönlichen Vorstellungen vom Projekt „Abschlussarbeit“ zurück und stellen Sie sich folgende Fragen: Mit welchen Emotionen sind Ihre Vorstellungen vom Projekt „Abschlussarbeit“ verbunden? _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ Wird durch Ihre Vorstellungen ein tendenziell eher positives, neutrales oder negatives Bild vom Projekt „Abschlussarbeit“ vermittelt? _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ Sind die Vorstellungen, die Sie vom Projekt „Abschlussarbeit“ haben, bei näherer Betrachtung tatsächlich realistisch? _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ <?page no="145"?> 3 Tipps und Tricks für das entspannte Verfassen der Abschlussarbeit 145 Helfen Ihre Vorstellungen Ihnen dabei, die Abschlussarbeit fertigzustellen, oder schrecken diese Sie eher davon ab, mit der Arbeit zu beginnen? _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ Welche anderen Sichtweisen könnte man auf das Projekt „Abschlussarbeit“ haben, die sich eher förderlich auf die Arbeit an diesem auswirken könnten? _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ Die oben beschriebene Übung stellt eine Möglichkeit dar, aufschiebeförderlichen Gedanken zu begegnen. Was genau passiert in der beschriebenen Übung? Die Übung umfasst drei wichtige Aspekte: 1) die Bewusstmachung der aufschiebeförderlichen Gedanken und Überzeugungen, inklusive der damit einhergehenden Emotionen, 2) das kritische Hinterfragen dieser Gedanken und Überzeugungen und 3) die Betrachtung des Projektes Abschlussarbeit aus einem anderen Blickwinkel. Dieses Vorgehen entspricht im Kern der Idee der sogenannten kognitiven Umdeutung (reframing), einer therapeutischen Intervention aus der Systemischen Therapie. Dabei geht es darum, Problemen, Situationen oder Geschehnissen eine neue Bedeutung oder einen neuen Sinn zu geben, indem diese in einem anderen Kontext oder anderem Bezugsrahmen gesehen werden. Durch diese Umdeutung entsteht die Möglichkeit für neue Ideen, Interpretationen und Vorstellungen, die sich wiederum auf das Verhalten auswirken können. <?page no="146"?> 146 Motiviert das Ziel erreichen! Praxistipp Wie kann die Methode der kognitiven Umdeutung beim Verfassen der Abschlussarbeit hilfreich eingesetzt werden? Wie mit der oben beschriebenen Übung bereits begonnen, ist es hilfreich, eigene ungünstige Vorstellungen im Hinblick auf die Abschlussarbeit zu hinterfragen und sich mit anderen Sichtweisen auseinanderzusetzen. In der psychologischen Forschung hat sich gezeigt, dass es sich besonders günstig auf das Bewältigen von schwierigen und langfristigen Aufgaben auswirkt, wenn diese als eine Herausforderung verstanden werden, in deren Bewältigungsprozess man eigene Fähigkeiten prüfen und neue Fähigkeiten erwerben kann. Dabei wird die Aufgabe als Lernmöglichkeit verstanden und der Fokus liegt auf dem Prozess der Aufgabenbewältigung und nicht auf den Ergebnissen. Diese herausfordernde Sichtweise geht mit einer gesteigerten Motivation („ich will das schaffen! “) und einer Freude im Hinblick auf den Arbeitsprozess durch die Aussicht auf Lernzuwachs einher. Durch diese Verbindung der Aufgabe mit positiven Gefühlen und Gedanken wird das Ziel mehr und mehr von einem Vermeidungsziel (ich muss das schaffen, damit ich keine negativen Konsequenzen erhalte) zu einem Annäherungsziel (ich möchte das schaffen und dabei viel lernen), was sich wiederum günstig auf das Beginnen und ausdauernde Bearbeiten der Aufgabe auswirkt. Finden Sie für sich selbst einen positiven Zugang zum Projekt „Abschlussarbeit“! Nehmen Sie sich etwas Zeit und überlegen Sie, welchen positiven Blickwinkel man auf die Abschlussarbeit haben kann. <?page no="147"?> 3 Tipps und Tricks für das entspannte Verfassen der Abschlussarbeit 147 Ein weiteres wichtiges Konzept im Zusammenhang mit einem günstigen Mindset stellt die Selbstwirksamkeitserwartung dar. Diese beschreibt die Überzeugung, dass die eigenen Fähigkeiten zur Bewältigung der Aufgabe ausreichen, oder kurz das Zutrauen in die eigene Kompetenz. Wie zuvor beschrieben, stehen aufschiebeförderliche Gedanken häufig im Zusammenhang mit Zweifeln, dass die eigenen Fähigkeiten zum Verfassen der Abschlussarbeit ausreichen (also einer geringen Selbstwirksamkeitserwartung), sodass Studierende sich gar nicht erst trauen, mit der Arbeit zu beginnen. Die Steigerung der Selbstwirksamkeitserwartung kann dementsprechend dazu beitragen, eine positive und somit förderliche Einstellung gegenüber der Abschlussarbeit zu entwickeln und diese so als ein Annäherungsziel anstatt als Vermeidungsziel zu sehen. Praxistipps Denken Sie an Ihr bisheriges Studium zurück und überlegen Sie, welche Herausforderungen Sie auf dem Weg zur Abschlussarbeit bereits gemeistert haben. Denken Sie an die Erfolge, die Sie in Ihrem Studium gefeiert haben. Machen Sie sich bewusst, dass Sie sich im Verlauf des Studiums alle für die Abschlussarbeit notwendigen Fähigkeiten und Fertigkeiten angeeignet haben. Sie stehen nicht umsonst kurz vor dem Abschluss des Studiums! Falls es Ihnen schwerfällt, sich dies bewusst zu machen, denken Sie an die verschiedenen Veranstaltungen, die Sie in Ihrem Studium besucht haben, und machen Sie sich eine Liste mit den Fähigkeiten und Fertigkeiten, die Sie in diesen erworben haben. <?page no="148"?> 148 Motiviert das Ziel erreichen! Denken Sie daran, dass Sie nicht der erste und auch nicht der letzte Studierende sein werden, der sich an die Bearbeitung der Abschlussarbeit macht. Es haben viele vor Ihnen diese Herausforderung gemeistert. Warum sollte es bei Ihnen anders sein? ! Machen Sie sich selbst Mut. Entwickeln Sie kleine Motivationssprüche, die Sie sich selbst vorsagen können oder die Sie auf kleine Zettel schreiben, die Sie in einem Glas sammeln und bei Bedarf aus diesem Glas ziehen können. Tauschen Sie sich auch mit Kommilitoninnen und Kommilitonen aus und machen Sie sich gegenseitig Mut. RRealistisch planen Zentrale Voraussetzung für den Beginn einer Handlung ist nach dem Rubikon- Modell eine gute Vorbereitung und Planung der Handlung. Studien zeigen, dass eine konkrete Planung die Handlungsausführung wahrscheinlicher macht. Doch wie plant man seine Abschlussarbeit richtig? Häufig ist das Problem, dass sich Studierende auf ihre Intuition verlassen und einfach versuchen, draufloszuschreiben. In diesem Fall fehlt der Arbeit eine Struktur und die Studierenden verlieren leicht den Überblick. Zeitliche Aspekte sowie Vorstellungen über Umfang und benötigte Ressourcen finden keine Beachtung. Die Arbeit scheint so nie zu enden. Ein anderes häufiges Problem stellen unrealistische Pläne dar. Studierende nehmen sich mehr vor, als sie in der geplanten Zeit schaffen können. Selbstgesetzte Ziele werden so nicht erreicht und unerledigte Arbeiten stapeln sich immer mehr auf. Auch hier erfolgt eine falsche Einschätzung der zeitlichen Perspektive und der benötigten Ressourcen. Beide beschriebenen ungünstigen Planungen führen auf kurz oder lang zu Misserfolgserlebnissen und Frustration und somit im Weiteren zu abnehmender <?page no="149"?> 3 Tipps und Tricks für das entspannte Verfassen der Abschlussarbeit 149 Motivation und zunehmenden Aufschieben. Aufschiebeförderliche Gedanken werden verstärkt, indem das Scheitern auf die eigenen Fähigkeiten bezogen wird. Wie kann man dies verhindern? Praxistipps Damit im Verlauf des Arbeitsprozesses keine Frustration durch ungünstige Planung entsteht, ist es wichtig, die Planung an die zeitlichen und persönlichen Ressourcen und Fähigkeiten anzupassen. Folgende Tipps sollten für eine realistische Planung beachtet werden: Unterteilen Sie das Projekt „Abschlussarbeit“ in Teilziele. Nutzen Sie einen Kalender, in dem das Abgabedatum sowie feststehende Termine eingetragen sind, und überlegen Sie, wie viel Zeit Ihnen für die verschiedenen Abschnitte der Abschlussarbeit zur Verfügung steht. Beachten Sie dabei auch Zeiten für Literatur-Recherche, ggf. Datenerhebungen, sowie Formatierung und Korrekturlesen der Abschnitte. Definieren Sie für jeden der festgelegten Abschnitte der Abschlussarbeit einzelne Arbeitseinheiten, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie umfangreich die jeweiligen Abschnitte sind. Legen Sie konkrete Zeitfenster für die Bearbeitung der einzelnen Abschnitte fest. Berücksichtigen Sie bei der Planung einzelner Arbeitseinheiten Ihre Konzentrationsfähigkeit, die Komplexität der jeweiligen Aufgaben und die verfügbaren zeitlichen Ressourcen. Nutzen Sie <?page no="150"?> 150 Motiviert das Ziel erreichen! als Faustregel, sich nur etwa 50% dessen vorzunehmen, was Sie sich ersten Überlegungen nach für ein bestimmtes Zeitfenster haben vornehmen wollen. Unterteilen Sie auch einzelne Arbeitseinheiten in kleinere Teilschritte und planen Sie Pausen ein. Setzen Sie dabei die Arbeitseinheiten nicht zu lang an. Planen Sie Arbeitseinheiten so, dass Sie mit den unangenehmsten und schwierigsten Aufgaben beginnen und mit leichteren und angenehmeren Arbeiten aufhören, um sich den Arbeitsprozess so angenehm wie möglich zu gestalten und Ihre Konzentrationsfähigkeit optimal zu nutzen. Definieren Sie auch für Pausen feste Zeiten und Längen. Setzen Sie sich zudem ein Ende für die Arbeitszeit (spätestens um … Uhr ist Schluss! ). Planen Sie Puffertage ein, für den Fall, dass unvorhergesehene Ereignisse oder dringende Aufgaben anfallen. Passen Sie Ihre Planung für kommende Arbeitseinheiten aufgrund der im Arbeitsprozess gemachten Erfahrungen an. Kommen Ihnen diese Tipps stellenweise bekannt vor? Im ersten Teil dieses Buches wurde bereits eine Herangehensweise der Planung der Abschlussarbeit vorgestellt. Wenn Sie Probleme bei der Planung Ihrer Abschlussarbeit haben, schauen Sie sich diesen Vorschlag noch einmal genauer an! <?page no="151"?> 3 Tipps und Tricks für das entspannte Verfassen der Abschlussarbeit 151 Wie bereits beschrieben steigert eine konkrete Planung die Wahrscheinlichkeit der Handlungsdurchführung. Jedoch sollten Sie beachten, dass Sie nicht zu kleinschrittig und detailliert planen, da eine solche Planungsstrategie ebenfalls Gefahren birgt. Bleibt vor lauter Planung die Arbeit liegen, so wird der Planungsprozess selbst zu einem Aufschiebeverhalten. Zudem birgt eine zu detaillierte Planung die Gefahr der mangelnden Flexibilität, d.h. bei kleinen Abweichungen von der eigenen Planung kommt es zu Gefühlen der Überforderung und Frustration, die wiederum die Basis für abnehmende Motivation und Aufschieben bilden. EEffektive Vorsätze fassen Eine zentrale Voraussetzung für den Beginn von Handlungen ist - dem Rubikon- Modell zufolge - die Entwicklung von konkreten Vorsätzen oder Durchführungsintentionen. Dabei werden die abstrakten Zielabsichten der ersten Phase des Rubikon-Modells in situationsbezogene Handlungsanweisungen übersetzt. Mit anderen Worten wird das gesetzte Ziel mit konkreten Verhaltensweisen verbunden, die in bestimmten, festgelegten Situationen umgesetzt werden, um sich der Zielerreichung anzunähern. Dabei ist die Idee, dass durch die Verbindung von Situationen und Verhaltensweisen, die in diesen Situationen gezeigt werden sollen, die Schwelle für den Handlungsbeginn gesenkt wird, da das Verhalten bei Eintreten der Situation fast automatisch und mechanisch ausgelöst wird. Wirksame Vorsätze zeichnen sich demnach dadurch aus, dass sie konkrete Angaben darüber enthalten, in welcher Situation (Ort, Zeit) welches konkrete Verhalten gezeigt werden soll. Je konkreter diese Komponenten beschrieben sind, desto höher fällt die Wahrscheinlichkeit dafür aus, dass das Verhalten umgesetzt wird. <?page no="152"?> 152 Motiviert das Ziel erreichen! Praxistipp Effektive Vorsätze beinhalten klar spezifizierte Angaben über eine Situation, in der ein ganz bestimmtes Verhalten gezeigt werden sollte. Folgende Angaben über die Situation sollten in Ihren Vorsätzen enthalten sein: Angaben über die Zeit (idealerweise genaue Uhrzeit des Beginns sowie möglichst spezifische Angaben über die Dauer der Tätigkeit) Angaben über den Ort (idealerweise genaue Ortsangabe mit Bezeichnung des Gebäudes/ Raums und des exakten Durchführungsorts) Angaben über die Art und Weise der Umsetzung (idealerweise Angaben darüber, welche spezifische Tätigkeit wie und mit welchen Mitteln durchgeführt werden soll) Beispiele effektiver Vorsätze: „Morgen früh werde ich mich um 9: 00 Uhr an den Schreibtisch in meinem Zimmer setzten und für 2 Stunden einen etwa 5 Seiten langen Abschnitt über die psychologischen Wirkmechanismen des Aufschiebens an meinem Laptop unter zu Hilfenahme psychologischer Fachliteratur verfassen.“ „Am Dienstagnachmittag werde ich im Anschluss an meine Vorlesung XY um 16: 00 Uhr in die Bibliothek der Universität gehen, um mir das Buch XY in der Abteilung XY auszuleihen.“ <?page no="153"?> 3 Tipps und Tricks für das entspannte Verfassen der Abschlussarbeit 153 Übung: Verfassen von Vorsätzen Nun sind Sie an der Reihe. Nutzen Sie eine der Zielabsichten, die Sie im Hinblick auf Ihre Abschlussarbeit entwickelt haben, und formulieren Sie konkrete Vorsätze, um das festgelegte Ziel zu erreichen. Zielabsicht: _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ Vorsätze: 1)______________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ 2)______________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ 3)______________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ Überprüfen Sie im Nachgang: Hatte das Fassen dieser Vorsätze den gewünschten Effekt? <?page no="154"?> 154 Motiviert das Ziel erreichen! MMit Schreibblockaden umgehen Ein typisches Phänomen, das beim Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten jeder Art auftritt, sind sogenannte Schreibblockaden. Man sitzt am PC vor dem offenen Dokument und weiß einfach nicht, was man schreiben soll. Im Kern geht es bei Schreibblockaden darum, die Hemmschwelle für den Handlungsbeginn zu senken. Im Verlauf dieses Abschnittes wurden bereits einige Tipps und Tricks genannt, um mit solchen Situationen umzugehen. An dieser Stelle sollen noch ein paar Empfehlungen ergänzt werden, um Schreibblockaden zu überwinden. Praxistipps Fangen Sie mit einer Stichwortsammlung zu dem Thema des Abschnittes an, bei dem Sie aktuell nicht weiterkommen. Dabei ist ganz egal, womit Sie anfangen. Notieren Sie einfach alles, was Ihnen zu dem Thema einfällt. Verfeinern Sie Ihre Stichwortsammlung, indem Sie die gemachten Stichworte thematisch ordnen. Dabei kann das Erstellen einer Mindmap helfen. Entwickeln Sie anhand der erarbeiteten Themenblöcke Überschriften, die Sie zum Erstellen einer groben Gliederung des Abschnittes nutzen können. Identifizieren Sie Lücken in Ihrer Gliederung, die das Suchen weiterführender Literatur bedürfen. Formulieren Sie die Stichpunkte der entsprechenden thematischen Abschnitte zu einer ersten Rohfassung aus. <?page no="155"?> 3 Tipps und Tricks für das entspannte Verfassen der Abschlussarbeit 155 Arbeiten Sie die Rohfassung zu einer Erstfassung aus. Bedenken Sie, dass der Text noch nicht perfekt sein muss. Der Entwurf kann noch überarbeitet und ergänzt werden. Es ist deutlich leichter, einen bereits vorhandenen Text zu verfeinern, als direkt einen perfekten Text abliefern zu wollen. Halten Sie sich nicht mit einzelnen Formulierungen auf. Insbesondere die einleitenden Sätze fallen häufig schwer und sind sehr frustrierend. Arbeiten Sie hier mit Entwürfen und lassen Sie zunächst Ihre ersten Ideen stehen. Diese können später überarbeitet werden. Das Überwinden dieser ersten Hürde ist zentral und kann in einen Schreibfluss übergehen. Korrigieren und überarbeiten Sie Ihre Erstfassung. Ergänzen Sie Erkenntnisse aus weiterführenden Literaturquellen. Wie bleibe ich dran? - Aufschieberitis besiegen und den Fokus behalten Ein weit verbreiteter Irrglaube besagt, dass wenn man den inneren Schweinehund erst einmal überwunden hat, eigentlich nichts mehr schiefgehen kann. Betrachtet man nun jedoch das Rubikon-Modell, so wird klar, dass dies etwas zu einfach gedacht ist. Natürlich ist durch das Überwinden des inneren Schweinehundes eine große Hürde im Prozess des zielgerichteten Handelns genommen, jedoch gibt dieser nicht so einfach auf. Er ist lediglich überwunden worden, nicht jedoch besiegt und versucht daher immer weiter, Sie zum Aufschieben zu verführen. Dementsprechend lauern, auch nachdem die Handlung bereits be- <?page no="156"?> 156 Motiviert das Ziel erreichen! gonnen wurde, noch Gefahren für den Arbeitsprozess. Diese Gefahren nehmen dabei in erster Linie zwei Formen an: Ablenkungen vom Arbeitsprozess durch Querkonkurrenz und Unterbrechungen mit Schwierigkeiten der Wiederaufnahme der Tätigkeit durch Quer- und Längskonkurrenz. Zentrale Aufgabe der Durchführungsphase ist daher - dem Rubikon-Modell zufolge - die Abschirmung der Zielhandlung vor inneren und äußeren Einflüssen sowie die Aufwendung von Energie und Anstrengung für die Aufrechterhaltung der Handlung. Natürlich können auch in dieser Phase des Arbeitsprozesses die in den vorangegangenen Abschnitten beschriebenen Strategien, Tipps und Tricks angewendet werde. In diesem Abschnitt sollen die bislang beschriebenen Strategien jedoch um spezielle Tipps und Tricks für die Aufrechterhaltung der Handlung ergänzt werden, um so Ihre Ausrüstung für den Sieg über den inneren Schweinhund zu vervollständigen. AArbeitszeiten sinnvoll strukturieren Ein großes Problem bei Verfassen von wissenschaftlichen Arbeiten stellt die effektive Nutzung von Arbeitszeiten dar. So nehmen sich Studierende oft einen ganzen Tag Zeit, um beispielsweise an ihrer Abschlussarbeit zu arbeiten. Von der gesamten Zeit, in der sie dabei an ihrem Schreibtisch oder in der Bibliothek sitzen, nutzen sie dabei jedoch häufig nur einen Bruchteil für effektives Arbeiten. Aber woran liegt dies? Übung: Reflektion der eigenen Arbeitszeitnutzung Erinnern Sie sich an die letzte wissenschaftliche Arbeit, die Sie verfasst haben. Denken Sie dabei an einen möglichst konkreten Arbeitstag, an dem Sie sich viel Zeit für die Bearbeitung der Arbeit <?page no="157"?> 3 Tipps und Tricks für das entspannte Verfassen der Abschlussarbeit 157 genommen haben. Wie haben Sie die Zeit genutzt? Wie viel Prozent der Zeit haben Sie tatsächlich für effektives Arbeiten an der Hausarbeit nutzen können? Was haben Sie in der restlichen Zeit gemacht? Markieren Sie die groben prozentualen Anteile für die einzelnen Tätigkeiten, denen Sie in der als Arbeitszeit geplanten Zeitspanne nachgegangen sind, in der untenstehenden Grafik! Wenn Sie die von Ihnen bearbeitete Grafik anschauen, zeigt sich vermutlich, dass Querkonkurrenz - also Ablenkungen in Form angenehmerer Tätigkeiten („Ich schau nur mal 5 Minuten auf mein Handy“) - und Längskonkurrenz - also die Möglichkeit alternativer Zeitpunkte („Ich habe ja noch 3 Stunden Zeit“) - die zentralen Probleme für eine effektive Zeitnutzung sind. Auch Schwierigkeiten, einen Einstieg zu finden, verbrauchen häufig viel Zeit und minimieren so das Zeitfenster für effektives Arbeiten. Eine Möglichkeit, diesen Problemen entgegenzuwirken ist eine Strukturierung der Arbeitszeit. Hierbei ist es wichtig, sich klare Zeitfenster zu definieren, die als Arbeitszeitfenster deklariert werden. Daneben sollten auch konkrete Pausenzeiten festgelegt werden, die wiederum sinnvoll gestaltet werden sollten. <?page no="158"?> 158 Motiviert das Ziel erreichen! Praxistipps Definieren Sie für Ihren geplanten Arbeitstag zwei bis drei klar umgrenzte Arbeitszeitfenster (von… bis…). Beachten Sie bei der Auswahl der Zeitspanne Ihre Konzentrations- und Leistungsfähigkeit. Wählen Sie die Startpunkte dieser Zeitfenster klug, indem Sie Ihren Tagesrhythmus in die Planung mit einbeziehen. Fällt es Ihnen beispielsweise schwer, morgens um 8 Uhr mit der Arbeit zu beginnen, so setzen Sie den Startpunkt auf eine spätere Uhrzeit. Definieren Sie klare Pausenzeiten innerhalb (kurze Pausen) und zwischen (längere Pausen) den Arbeitszeitfenstern. Achten Sie hierbei darauf, dass diese ausreichen, um tatsächlich einen erholenden Effekt zu erzielen. Versuchen Sie die definierten Zeitfenster einzuhalten und nicht außerhalb der Arbeitsfenster zu arbeiten (auch wenn Sie gerade gut dabei sein sollten). Dies motiviert im nächsten Zeitfenster mit der Arbeit zu beginnen. Machen Sie keine ungeplanten Pausen während der festgelegten Arbeitszeit. Planen Sie nach dem Ende des letzten Arbeitszeitfensters ausreichend Zeit für ausgleichende Aktivitäten ein. Dies sollten Aktivitäten sein, die Ihnen Spaß bereiten. Oftmals haben Aktivitäten, die körperliche Ressourcen beanspruchen, nach einem langen Arbeitstag besonders erholende Effekte. <?page no="159"?> 3 Tipps und Tricks für das entspannte Verfassen der Abschlussarbeit 159 Nutzen Sie effektive Vorsätze und die Tipps zum Umgang mit Schreibblockaden, um im vorgesehenen Arbeitszeitfenster einen Einstieg in die Arbeit zu finden. Die Strukturierung der Arbeitszeit durch deren Unterteilung in verschiedene Zeitfenster minimiert dabei insbesondere das Risiko für Längskonkurrenz, da späteren Zeitpunkten bereits eine bestimmte Aufgabe bzw. Funktion zugewiesen ist. Pausen und ausgleichende Freizeit haben, wenn sie ebenfalls sinnvoll gestaltet werden, einen belohnenden Charakter, der wiederum die Querkonkurrenz durch deren Aufschub auf einen späteren Zeitpunkt reduziert. Praxistipps Legen Sie klare Zeitfenster für die Pausen fest. Nutzen Sie bei Bedarf ein Signal, das Ihnen das Ende der Pause anzeigt (z.B. Wecker). Vermeiden Sie in den Pausen Tätigkeiten, die kein natürliches Ende habe (z.B. Telefonate, Fernsehschauen), um die Gefahr des Überziehens der Pause zu vermeiden. Vermeiden Sie Tätigkeiten, die Sie wiederholt als Aufschiebeverhalten genutzt haben. Vermeiden Sie Tätigkeiten, die dem Verfassen der Abschlussarbeit stark ähneln, da diese wenig zur Erholung beitragen. Nutzen Sie die Pause, um aktiv zu werden und den Folgen langen Sitzens entgegenzuwirken. <?page no="160"?> 160 Motiviert das Ziel erreichen! AAblenkungen entgegenwirken Wie bereits im vorangegangenen Abschnitt beschrieben wurde, stellt Querkonkurrenz im Sinne von attraktiven Ablenkungen ein großes Problem für das Weiterarbeiten an der Abschlussarbeit dar. Attraktive Alternativen zum Schreiben an der Hausarbeit können dabei viele Formen annehmen - sei es das Handy, Putzen, aus dem Fenster schauen oder die willkommene Störung durch das Klingeln des Postboten. All diese Ablenkungen führen zu einer kurzzeitigen Entlastung und zu einer Unterbrechung des Arbeitsprozesses, in den man sich im Anschluss wieder hineinfinden muss. Leider gibt es kein Wundermittel, das gegen all diese Ablenkungen hilft, jedoch gibt es verschiedene Tricks und Tipps, um die Quellen von Ablenkungen zu minimieren. Praxistipps Schaffen Sie sich eine geeignete Umgebung, in der möglichst wenige Ablenkungen zu finden sind (siehe Abschnitt „Eine geeignete Umgebung schaffen“). Verbannen Sie alles von Ihrem Arbeitsplatz, was Sie ablenkt oder Ihre Konzentration stört. Hierzu gehört beispielsweise das Handy. Schalten Sie dieses ggf. aus. Erschweren Sie sich den Zugang zu Ablenkungsmöglichkeiten. Hierbei können Sie ruhig kreativ werden. Schauen Sie, dass Sie ausgeschlafen sind, genügend gegessen haben und immer etwas an Ihrem Arbeitsplatz zu trinken haben, um körperlichen Störungen wie Müdigkeit, Magenknurren oder ähnlichem vorzubeugen. <?page no="161"?> 3 Tipps und Tricks für das entspannte Verfassen der Abschlussarbeit 161 Nehmen Sie sich zu Beginn der Tätigkeit einige Minuten Zeit, um zur Ruhe zu kommen und Ihre Konzentration auf die Aufgabe zu lenken. Neben diesen vorbeugenden Maßnahmen, die es mit wenig Anstrengungsaufwand schaffen, Ablenkungen entgegenzuwirken, gibt es zudem verschiedene Möglichkeiten, Ablenkungen während des Arbeitsprozesses entgegenzuwirken. Diese Möglichkeiten bedürfen jedoch eines hohen Maßes an Selbstkontrolle und können daher stellenweise nur unter Aufbringen von Anstrengungen angewandt werden. Lassen Sie sich hiervon nicht entmutigen, sondern versuchen Sie es immer wieder! Praxistipps Machen Sie sich die weiter oben beschriebene Technik der kognitiven Umdeutung zunutze, um die Ablenkung aus einer weniger attraktiven Sicht zu betrachten (z.B. anstatt die Ablenkung als Belohnung zu sehen, diese als langsam wirkendes Gift verstehen). Machen Sie sich die negativen Konsequenzen des Aufschiebens und die positiven Konsequenzen des Dranbleibens bewusst. Bereiten Sie ggf. Zettel oder kleine Sprüche vor, die Ihnen dabei helfen. SSich selbst verstärken Zu Beginn des zweiten Buchteils wurde ausführlich dargestellt, dass Aufschieben das Ergebnis eines operanten Konditionierungsprozesses ist und somit auf <?page no="162"?> 162 Motiviert das Ziel erreichen! dem Prinzip der (kurzfristigen) Belohnung basiert. Dieses Prinzip können Sie umdrehen und sich selbst zunutze machen, indem Sie sich für das Dranbleiben an der Abschlussarbeit selbst belohnen. Selbstbelohnung ist ein bewährtes Mittel, um die eigene Motivation zu steigern und alternativ zum Aufschieben kurzfristige positive Verstärkungen zu schaffen, die dabei helfen, den langen Weg zur Zielerreichung zu erleichtern. Womit Sie sich selbst belohnen, ist Ihnen überlassen. Anreize können vom Schokolade-Naschen über einen Kinoabend mit Freunden bis hin zum Selbstlob reichen. Anreize für Selbstbelohnung sind vielfältig und zugleich hoch individuell. Überlegen Sie, was Ihnen guttut! Übung: Meine Belohnungen Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und überlegen Sie sich, womit Sie sich selbst belohnen könnten. Was tut Ihnen gut? Welche Anreize würden Sie motivieren, an Ihrer Abschlussarbeit zu arbeiten? Notieren Sie hier 5 solcher möglichen Selbstbelohnungen in aufsteigender Reihenfolge (von weniger belohnend bis sehr belohnend): 1)_______________________________________________________________________________ 2)_______________________________________________________________________________ 3)_______________________________________________________________________________ 4)_______________________________________________________________________________ 5)_______________________________________________________________________________ <?page no="163"?> 3 Tipps und Tricks für das entspannte Verfassen der Abschlussarbeit 163 Das bloße Festlegen von Belohnungen reicht natürlich noch nicht aus. Zwar schaffen diese Belohnungen eine attraktive Alternative zu Ablenkungen, jedoch ist es wichtiger, die Belohnungen richtig einzusetzen. Was ist dafür zu tun? Praxistipps Belohnen Sie sich nicht nur für den Abschluss Ihres Projektes, sondern auch für das Erreichen selbstgesetzter Zwischenziele sowie für kleine Erfolge (z.B. pünktliches Anfangen). Belohnen Sie sich zeitnah. Koppeln Sie die Belohnung wirklich an die Zielerreichung. Eine Belohnung wirkt nicht als solche, wenn von vorne hinein klar ist, dass Sie diese unabhängig von Ihrer Arbeit erhalten werden. Versuchen Sie neben extrinsischen Anreizen auch intrinsische Anreize zu finden und diese einzusetzen. PPersönliche Bezüge herstellen Nicht nur Belohnungen für die Teilzielerreichung helfen dabei, ein Ziel attraktiver zu gestalten und so die Motivation für das Dranbleiben an der Zielerreichung zu erhöhen. Auch das Ziel bzw. die Zielformulierung selbst kann dazu beitragen, dass man die Erreichung des Ziels konsequent verfolgt. Was muss ein Ziel dafür mitbringen? Als besonders hilfreich hat sich erwiesen, Ziele so zu setzen, dass sie mit persönlichen Wünschen, Vorstellungen und (Lebens-)Plänen übereinstimmen - also so, dass sie eine persönliche Relevanz haben. Solche Ziele sind meist intrinsisch <?page no="164"?> 164 Motiviert das Ziel erreichen! motivierte Ziele. Intrinsische Motivation geht mit einer höheren Ausdauer bei der Zielverfolgung einher, da der Prozess der Zielerreichung bereits von positiven Gefühlen begleitet und als gewinnbringend bzw. belohnend wahrgenommen wird. Die Arbeit erscheint dabei weniger als eine Arbeit. Praxistipps Wie können persönliche Bezüge zum Verfassen der Abschlussarbeit hergestellt werden? Methode der kognitiven Umdeutung: Die zentrale Frage der kognitiven Umdeutung (siehe Abschnitt „Ein geeignetes Mindset schaffen“) stellt die Frage nach verschiedenen Interpretationen eines Problems oder Geschehnisses. Dabei kann die Abschlussarbeit als notwendiges Übel zum Abschluss des Studiums gesehen werden, welches man möglichst gut über die Bühne bekommen sollte. Alternativ kann die Abschlussarbeit als eine Herausforderung wahrgenommen werden, bei der Sie einmal zeigen können, was Sie so draufhaben. Es gibt viele Interpretationsmöglichkeiten für dieses komplexe Projekt, die sich in der Nähe zu Ihnen und Ihren Plänen unterscheiden. Finden Sie eine für Sie stimmige Interpretation. Methode der Selbstreflektion: Einen ähnlichen Ansatz bietet die Selbstreflektion. Hierbei können Sie sich direkt selbst fragen, was Sie sich von der Abschlussarbeit erhoffen und warum diese für Sie persönlich von Bedeutung ist. Fragen Sie sich dabei, was Ihnen der erfolgreiche Abschluss der Arbeit auf verschiedenen Ebenen (fachlich/ persönlich/ beruflich/ …) bringt und warum dieser Ihnen wichtig ist. <?page no="165"?> 3 Tipps und Tricks für das entspannte Verfassen der Abschlussarbeit 165 DDas Ziel vor Augen haben Dem Rubikon-Modell zufolge sind für die Aufrechterhaltung des zielgerichteten Verhaltens mentale Bilder des Ziels von großer Bedeutung. Das bedeutet, das Ziel vor den Augen zu haben erleichtert es Ihnen, die zur Erreichung dieses Ziels notwendigen Schritte einzuleiten und durchzuführen. Wieso ist es so wichtig, das Ziel vor Augen zu haben? Wie im Abschnitt über die theoretischen Hintergründe des Aufschiebens beschrieben, basiert Aufschiebeverhalten darauf, dass eine kurzfristige Belohnung einer erst in Zukunft eintretenden Belohnung bevorzugt wird. Aufschieben bietet diese kurzfristige Belohnung, schiebt jedoch die meist größere Belohnung durch die Zielerreichung weiter in die Ferne. Aufgrund dieser Entfernung schwindet der Einfluss des Zieles auf Ihr Handeln, und das Ziel wird abstrakter und unspezifischer. Das mentale Bild des Ziels wirkt diesem Prozess nun entgegen. Dadurch, dass sich das Ziel vor Augen geführt wird, wird dieses und somit die mit dem Ziel verbundene erwartete Belohnung aus der fernen Zukunft in das Hier und Jetzt geholt, wodurch dieses an Relevanz für das aktuelle Verhalten gewinnt. Praxistipps Nehmen Sie sich vor jeder Arbeitseinheit ein paar Minuten Zeit, in denen Sie die Augen schließen und an Ihr Teilziel für diese Einheiten denken. Stellen Sie sich das Ziel vor und versetzen Sie sich in die Emotionen und Gedanken, die mit der Zielerreichung einhergehen, hinein. Überlegen Sie sich, wie Sie sich für die Zielerreichung belohnen können. Denken Sie an alle Einzelheiten der Belohnung und wie diese sich auf Ihre Sinneswahrnehmung auswirkt. <?page no="166"?> 166 Motiviert das Ziel erreichen! Erstellen Sie sich ein Bild von Ihrem Ziel, das Sie erreichen wollen, und nehmen Sie dieses Bild mit an Ihren Arbeitsplatz. Schauen Sie sich dieses Bild aktiv an, wenn Sie merken, dass Ihre Ausdauer nachlässt. Entwickeln Sie einen Plan oder ein Bild, auf dem Sie den Weg bis zum Fertigstellen der Abschlussarbeit mit seinen Zwischenzielen abbilden. Markieren Sie hierauf Ihre Annäherung an das Ziel nach jeder Arbeitseinheit. Wie gebe ich endlich ab? - Sich mit dem Ende des Studiums beschäftigen Ein aufrechterhaltender und somit förderlicher Faktor für Aufschiebeverhalten stellt den Einsatz dieses Verhaltens als eine Emotionsregulationsstrategie dar. Dabei wird Aufschieben häufig als ein Vermeidungsverhalten verstanden, mit dem mit der Aufgabe selbst verbundene negative Gefühle wie Langeweile, Frustration oder Unlust umgangen werden sollen. Häufig wird übersehen, dass Aufschieben auch der Vermeidung anderer nicht mit der Aufgabe, sondern mit der Zielerreichung verbundener (negativer) Gefühle dienen kann. Sie fragen sich jetzt sicherlich, welche negativen Gefühle mit dem Erreichen eines Zieles in Verbindung stehen sollen. Würden negative Gefühle aus der Zielerreichung hervorgehen, wäre es doch paradox, sich dieses Ziel zu setzen? ! Das entspricht nur der halben Wahrheit. Ähnlich wie Aufschieben nicht nur negative Aspekte mit sich bringt, sind auch Ziele nicht nur mit positiven Konsequenzen <?page no="167"?> 3 Tipps und Tricks für das entspannte Verfassen der Abschlussarbeit 167 verbunden. Dieser scheinbar paradoxe Effekt lässt sich am Beispiel der Abschlussarbeit sehr gut verdeutlichen. Die Abschlussarbeit stellt den Abschluss des Studiums dar, auf den Sie viele Jahre lang hinarbeiten. Jedes erfolgreich absolvierte Semester stellt dabei einen Schritt auf dem Weg zu dieser abschließenden Prüfung des Studiums dar. Seminare, Hausarbeiten, Übungen - alles bereitet Sie darauf vor, Ihr Studium mit dieser Arbeit abzuschließen. Sie ist die letzte Hürde auf Ihrem Weg zu einem akademischen Abschluss. Aber sie ist eben auch genau das: ein Abschluss. Mit dem erfolgreichen Bestehen Ihrer Abschlussarbeit endet das Studium und somit ein Kapitel Ihres bisherigen Lebens. Das Studium stellt für viele Studierende die Zeit dar, in der sie das erste Mal von zuhause ausziehen und lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Es ist die Zeit im Leben, in denen Sie Ihren Interessen in einem Maß nachgehen können, welches Sie so in Ihrem Leben lange Zeit nicht mehr haben werden. Die Studienzeit geht mit vielen Freiheiten einher und bietet die Möglichkeit, Dinge auszuprobieren, die Sie noch nie ausprobiert haben. Es ist eine Zeit, in der Sie Freunde fürs Leben finden. Und es ist eine Zeit, in der Sie viel über sich selbst lernen. Natürlich ist auch das Studium nicht immer eine positive Zeit. Es gibt viel Druck - Zeitdruck, Leistungsdruck, Druck Geld zu verdienen. Jedoch bietet diese Zeit im Vergleich zu der Zeit, die danach kommt (eine nicht unbedingt kurze Phase der beruflichen Tätigkeit), viele Freiheiten, die Sie in späteren Lebensphasen für eine lange Zeit nicht mehr haben werden. Die Bearbeitung der Abschlussarbeit kann also auch als ein Abschiedsprozess verstanden werden, in dem Sie nicht nur eine Arbeit fertigstellen, sondern auch Ihr Studium abschließen. Sie verabschieden sich also von einem mehrere Jahre umfassenden Abschnittes Ihres Lebens. <?page no="168"?> 168 Motiviert das Ziel erreichen! Versteht man die Abschlussarbeit als einen solchen Abschiedsprozess, so gibt es zwei Ansatzpunkte für Aufschiebeverhalten: eine deutliche Querkonkurrenz durch den Wunsch, die letzten Züge des Studiums zu genießen, anstatt diese am Schreibtisch zu verbringen, und zum anderen die Angst vor der Auseinandersetzung mit dem Danach. Die Querkonkurrenz durch den Wunsch, die letzten Züge des Studiums zu genießen anstatt am Schreibtisch zu verbringen, setzt an den positiven Aspekten der Studienzeit an. So entsteht der Eindruck, dass es nur noch wenig Zeit gibt, um den Aktivitäten nachzugehen, die man im Studium sehr gerne gemacht hat, oder um Aktivitäten nachzugehen, die man immer schon mal machen wollte, bislang jedoch nicht gemacht hat. Bei diesem Wunsch bietet die Angst, diesen Aktivitäten nach dem Studium nicht mehr nachgehen zu können (z.B. aufgrund eines Umzugs) Ansatzpunkte für Aufschieben. Typische Aktivitäten, die zum Ende des Studiums eine starke Querkonkurrenz bilden: Treffen mit Freunden Besuch liebgewonnener Orte (Kneipen, Cafés, Restaurants, Clubs, Treffpunkte, Wohnungen von Kommilitonen etc.) Aktivitäten, denen man immer schon mal nachgehen wollte („wir müssten unbedingt mal …“) Feste und Veranstaltungen, die im Jahresrhythmus am Studienort stattfinden „Studienabschlussfahrt“ <?page no="169"?> 3 Tipps und Tricks für das entspannte Verfassen der Abschlussarbeit 169 Darüber hinaus ist auch die Auseinandersetzung mit der Frage „Was kommt nach dem Studium? “ häufig angstbesetzt, da man nach dem Studium viele Möglichkeiten hat und vielleicht noch gar nicht weiß, was genau man machen möchte. Ein anderer Grund könnte sein, dass man erst zu spät anfängt, sich Gedanken zu machen und nach passenden Anstellungen sucht, während die Zeit immer knapper wird. Da man durch die Abschlussarbeit noch mit einem Bein im Studium ist, mit dem anderen Bein jedoch schon in Richtung Zukunft geht, fällt es vielen Studierenden schwer, sich mit dem ‚Danach‘ auseinanderzusetzen, wenn dies jetzt auch noch Anforderungen an sie stellt. Das ‚Danach‘ ist zudem mit viel Unsicherheit und Neuerungen verbunden: neue Stadt, neue Wohnung, neuer Job, neue Menschen, die man erst kennenlernen muss. Neuerungen und Unsicherheiten können Angst erzeugen. Aufschieben bietet dabei einen einfachen Ausweg: „Wenn ich die Arbeit nicht fertig schreibe, schließe ich auch mein Studium nicht ab und ich muss mich nicht damit auseinandersetzen, was danach kommt.“ In diesem Fall betrifft Aufschieben dann nicht nur das Fertigstellen der Abschlussarbeit, sondern auch das Aufschieben des Beginns eines neuen Lebensabschnitts. Dies kann bei chronischem Aufschieben problematisch werden. Praxistipps Aufschieben kostet Sie wertvolle Zeit, die Sie zum Abschied von Ihrem Studium benötigen. Versuchen Sie Ihre Abschlussarbeit konsequent fertigzustellen, um so genügend Zeit zu haben, die angenehmen Dinge des Studentenlebens nochmal genießen zu können. Erlauben Sie sich, sich von Ihrer Studienzeit zu verabschieden. Nutzen Sie die von Ihnen eingeplanten Ausgleiche dafür, Aktivi- <?page no="170"?> 170 Motiviert das Ziel erreichen! täten nachgehen zu können, die Sie mit Ihrer Studienzeit in Verbindung bringen. Nutzen Sie diese ausgleichenden Aktivitäten als Selbstbelohnung. Fangen Sie nicht erst im letzten Semester an, sich Gedanken über die Zeit nach dem Studium zu machen. Nutzen Sie im Studium integrierte oder freiwillige Praktika, um Ihre Sparte zu finden und einen Fuß bei potenziellen späteren Arbeitgebern in die Tür zu bekommen. Beginnen Sie im letzten Studiendrittel damit, sich nach Stellen umzuschauen und erste Bewerbungen zu versenden. Wenn Sie bereits vor Beginn der Abschlussarbeit alles in trockenen Tüchern haben, ersparen Sie sich selbst sehr viel Stress und haben ein zusätzliches Ziel, das Sie anstreben können, sodass die Abschlussarbeit zum Zwischenziel für den Antritt einer Arbeitsstelle wird. Ein solches konkretes Ziel kann zusätzlich motivierend wirken. Begegnen Sie Ihren Ängsten und schieben Sie diese nicht auf. Angriff ist manchmal die beste Verteidigung! Bedenken Sie, dass auch der Antritt des Studiums eine Umstellung mit vielen Unsicherheiten und Neuerungen gewesen ist, die Sie erfolgreich gemeistert haben. Versuchen Sie sich nicht zu sehr auf den Abschied vom Studium zu konzentrieren, sondern auf das neue Kapitel, das sich Ihnen durch den Abschluss des Studiums öffnet. <?page no="171"?> Literaturhinweise Alam, D./ Gühl, U.: Projektmanagement für die Praxis. Ein Leitfaden und Werkzeugkasten für erfolgreiche Projekte. 1. Aufl. Heidelberg (2016), Springer Vieweg. Albrecht, M./ Mros, S.: Projektmanagement. Basiswissen nach IPMA. Arbeitsbuch. 1. Aufl. Berlin (2015), pm pocket. Deci, E. L./ Ryan, R.M.: Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation und ihre Bedeutung für die Pädagogik. Erschienen in: Zeitschrift für Pädagogik 39 (1993) 2, S. 223-238. DeMarco, T./ Märtin, D.: Der Termin. Ein Roman über Projektmanagement. 2. Aufl. München (1998), Carl Hanser Verlag. Harms, K.: Geschäftsprozess- und Projektmanagement in der Praxis: Lern- und Arbeitsbuch. 1. Aufl. Rinteln (2015), Merkur Verlag. Heckhausen, J./ Heckhausen, H. (Hrsg.): Motivation und Handeln. 3. überarb. & aktual. Aufl. Heidelberg (2006), Springer Medizin Verlag. Heimrath, M.: Agiles Projektmanagement. Scrum für Einsteiger. 2. Aufl. (2018). Hemmrich, A./ Harrant, H.: Projektmanagement. In 7 Schritten zum Erfolg. 4. Aufl. München (2016), Carl Hanser Verlag. Hoch, D.: Aufschieberitis bei Studenten. 1. Aufl. Hamburg (2019), tredition GmbH. <?page no="172"?> 172 Literaturhinweise Höcker, A./ Engberding, M./ Rist, F.: Heute fange ich wirklich an! Prokrastination und Aufschieben überwinden - ein Ratgeber. 1. Aufl. Göttingen (2017), Hogrefe Verlag. Kaltenecker, S.: Selbstorganisierte Teams führen. Arbeitsbuch für Lean & Agile Professionals. 2. Aufl. Heidelberg (2018), dpunkt Verlag. Komus, A./ Putzer, J.: Projektmanagement mit dem PM-Haus. Koblenz (2017), BOD Verlag. Kuhl, Julius: Lehrbuch der Persönlichkeitspsychologie. Motivation, Emotion und Selbststeuerung. 1. Aufl. Göttingen (2010), Hogrefe Verlag. Licz, M.: Wissenschaftliche Arbeiten endlich fertigschreiben! Mit System und Motivation in nur 8 Schritten zur fertigen Bachelor-, Master und Diplomarbeit. 1. Aufl. (2016), Studieren mit Grips. Litke, H.-D.: Projektmanagement. Methoden, Techniken, Verhaltensweisen. Evolutionäres Projektmanagement. 5. Aufl. München (2007), Carl Hanser Verlag. Litke, H.-D./ Kunow, I./ Schulz-Wimmer, H.: Projektmanagement. 3. Aufl. Freiburg (2015), Haufe Verlag. Martens, J.-U./ Kuhl, J.: Die Kunst der Selbstmotivierung. Neue Erkenntnisse der Motivationsforschung praktisch nutzen. 5. überarb. Aufl. Stuttgart (2013), Verlag W. Kohlhammer. Mazur, J. E.: Lernen und Verhalten. 6. aktual. Aufl. München (2006), Pearson. Meier, H.: Internationales Projektmanagement. Interkulturelles Management. Projektmanagement-Techniken. Interkulturelle Teamarbeit. 2. Aufl. Herne (2015), NWB Verlag. <?page no="173"?> Literaturhinweise 173 Meyer, H./ Reher, H.-J.: Projektmanagement. Von der Definition über die Projektplanung zum erfolgreichen Abschluss. 1. Aufl. Wiesbaden (2016), Springer Gabler. Michels, B.: Projektmanagement Handbuch. Grundlagen mit Methoden und Techniken für Einsteiger. 1. Aufl. (2015). Mischel, W.: Der Marshmallow Effekt. Wie Willensstärke unsere Persönlichkeit prägt. 4. Aufl. (2018), Pantheon Verlag. Myers, D. G.: Psychologie. 2. erweit. & aktual. Aufl. Heidelberg (2008), Springer Medizin Verlag. Neumann, M.: Projektsafari. Das Handbuch für souveränes Projektmanagement. 2. Aufl. Frankfurt a. M. (2017), Campus Verlag. Olfert, K.: Projektmanagement. 10 Aufl. (2016), NWB Verlag. Patzak, G./ Rattay, G.: Projektmanagement. Leitfaden zum Management von Projekten, Projektportfolios und projektorientierten Unternehmen. 6. Aufl. Wien (2014), Linde Verlag. Peipe, S.: Crashkurs Projektmanagement. Grundlagen für alle Projektphasen. 7. Aufl. Freiburg (2018), Haufe-Lexware. Prudix, D.: Erfolgreiches Projektmanagement. Vom sicheren Umgang mit Menschen in Projekten. Wiesbaden (2016), Springer Gabler. Ries, A.: Das Projekt Studium meistern. Erfolgreich studieren, ohne sich zu verzetteln. 1. Aufl. Konstanz (2018), UVK Verlag. Ries, A.: Projektmanagement Schritt für Schritt. 1. Aufl. Konstanz (2019), UVK Verlag. Rothermund, K./ Eder, A.: Allgemeine Psychologie: Motivation und Emotion. 1. Aufl. Wiesbaden (2011), VS Verlag für Sozialwissenschaften. <?page no="174"?> 174 Literaturhinweise Rudolph, U.: Motivationspsychologie kompakt. 3. Aufl. Weinheim Basel (2013), Beltz Verlag. Schels, I./ Seidel, U.-M.: Projektmanagement mit Excel. Projekte planen, überwachen und steuern. 2. Aufl. München (2016), Carl Hanser Verlag. Stöhler, C.: Projektmanagement für Durchstarter. Die Toolbox für die Projektarbeit im Studium. 1. Aufl. Augsburg (2013), deVega Medien GmbH. Stöhler, C.: Projektmanagement im Studium. Vom Projektauftrag bis zur Abschlusspräsentation. 2. Aufl. (2016), Springer Gabler. Timinger, H.: Modernes Projektmanagement. Mit traditionellem, agilem und hybridem Vorgehen zum Erfolg. 1. Aufl. Weinheim (2017), Wiley-VCH Verlag. Wiedeker, M.: Projektmanagement für Anfänger. Grundlagen, -begriffe und Tools. 1. Aufl. (2018). Wirtz, M. A. (Hrsg.): Dorsch. Lexikon der Psychologie. 18. überarb. Aufl. Göttingen (2017), Hogrefe Verlag. <?page no="175"?> Onlinequellen Die verfügbaren Internetquellen zum Thema Projektmanagement sind schier grenzenlos. An dieser Stelle sollen einige wenige herausgegriffen werden, die übersichtlich gestaltet sind, einen guten Überblick zur jeweiligen Thematik verschaffen können und bereits während dem Studium wertvolle Tipps und Tools zur Anwendung für die Abschlussarbeit liefern. Das Projektmanagementhandbuch: https: / / www.projektmanagementhandbuch.de/ Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement: https: / / www.gpm-ipma.de/ PMH PMI, German Chapters: http: / / pmi-german-chapters.de/ Projekte leicht gemacht: https: / / projekte-leicht-gemacht.de/ Projektmanagement Definitionen: http: / / projektmanagement-definitionen.de/ ProjektMagazin, das Fachportal für Projektmanagement: https: / / www.projektmagazin.de/ Auch zum Thema Aufschieben und Prokrastination gibt es eine Vielzahl an verfügbaren Internetquellen, die über diese Phänomene informieren und Tipps und Tricks zu deren Bewältigung bieten. An dieser Stelle sollen einige solcher Seiten <?page no="176"?> 176 Onlinequellen herausgegriffen werden, die verschiedene Herangehensweisen an das Thema Aufschieben und Prokrastination nutzen und einen guten Überblick bieten. American Psychological Association (Überblick über wissenschaftliche Arbeiten zu psychologischen Themen): https: / / www.apa.org/ index Prokrastinationsambulanz der Universität Münster: https: / / www.uni-muenster.de/ Prokrastinationsambulanz/ Procrastinus: https: / / procrastinus.com/ Psychology Today: https: / / www.psychologytoday.com/ intl/ blog/ dont-delay Darüber hinaus finden sich verschiedene, anschauliche und spannende TED- Talks zum Thema Prokrastination auf YouTube (Stichwortsuche: TED-Talk procratination), die wir Ihnen sehr empfehlen können! <?page no="177"?> Index A Ablenkung 160 Abschiedsprozess 167 aktionale Phase 123 Alternativverhalten 99 Annäherungsverhalten 112 Anti-Prokrastinationsprogramm 134 Aufmerksamkeits-Hyperaktivitäts- Syndrom 108 Aufschieben Aufschiebephasen 127 Aufschieberitis 99, 155 Aufschiebeverhalten 99 Auswirkungen 97 chronisches Aufschieben 108 Erklärungsmodell 102 Konseqeunzen 101 Ursachen 102 B Balkendiagramm 56 Belohnungsaufschub 110, 117 Brainstrorming 46 Budgetplanung 62 D Datensicherung 72 digitale Ablagestruktur 75 Durchführungsintention 122 E Emotionsebene 104 Entscheidungsmatrix 77 F Fremdeinschätzung 86 Frustration 98 H Handlungsalternative 113 Handlungsausführung 124 Hedonismus 113 <?page no="178"?> 178 Index I Innerer Schweinehund 135 K Kognitionsebene 105 kognitive Umdeutung 146 kognitive Verhaltenstherapie 130 Kostenplanung 61 KUSS-Methode 49 L Längskonkurrenz 104 Lust-Unlust-Prinzip 113, 126 M Marshmallow-Test 103 Mind-Map 47 Mindset 142 Motivation 112 extrinsische 114 intrinsische 114 Motivationspsychologie 112 persönliche Anreize 115 N Namenskonvention 73 O operante Konditionierung 97 operanter Konditionierungsprozess 161 P Phase der Bewertung 124 Phase der Durchführung 123 Phase des Abwägens 119 Phase des Planens 122 postaktionale Phase 124 präaktionale Phase 122 prädezisionale Phase 119 Problem- und Bedingungsanalyse 130 Projekt Abschluss 81 Aufwandsschätzung 37 Bewertung 82 Definition 16, 31 Dreieck 17 <?page no="179"?> Index 179 dynamische Ordnung 53 Erwartungen 36 erweitertes Dreieck 83 finanzielle Ressourcen 61 Informationen 40 Kontrolle 65 Kontrollpunkte 43 Phasen 28 Planung 45 Rahmen 32 Ressourcen 18, 58 Steckbrief 32 Struktur 41, 50 Tagebuch 76 thematische Ordnung 52 Veröffentlichung 89 Zeit 19 zeitliche Ressourcen 59 Ziel 18, 21, 34 Prokrastination 107 Q Querkonkurrenz 104 R Risikoliste 69 Rubikon-Modell 118 S Schreibblockade 154 Selbsteinschätzung 85 Selbstkontrolle 104, 107 Selbstregulation 107, 116 Selbststeuerung 104, 116 Selbstwirksamkeitserwartung 107 SMART-Methode 22 Stakeholder 24 Stakeholderanalyse 26 Statusmeeting 67 T To-Do-LIste 71 V Verhaltensebene 102 Vermeidungsverhalten 112 Volition 116 Vorgangsliste 55 Vorsätze 151 <?page no="180"?> 180 Index W Willenskraft 116 Z Zielabsicht 121 Zielerreichung 115 Zielsetzung 113 <?page no="181"?> www.uvk.de ISBN 978-3-7398-3004-9 Auch als E-Book Die Abschlussarbeit stellt das umfangreichste und zumeist bedeutendste Projekt im gesamten Studium dar. Nicht immer gelingt es die zur Verfügung stehende Zeit, die eigenen und manchmal auch fremden Ressourcen, die vom Betreuer der Arbeit erwartete Qualität im Blick zu behalten. Werkzeuge des Projektmanagements können dabei helfen, die Abschlussarbeit erfolgreich fertig zu stellen. Aber auch der beste Projektplan wird nur ein solcher bleiben, wenn die eigene Motivation und Antriebskraft fehlen, das Projekt anzugehen und auch tatsächlich abzuschließen. Wer kennt ihn nicht? Den inneren Schweinehund. Gerade in der stressigen Endphase des Studiums ist er ein altbekannter und häufiger Begleiter vieler Studierender. Dieser Studienratgeber gliedert sich in zwei Bereiche und versucht aus zweierlei Sicht beim Anfertigen der Abschlussarbeit zu unterstützen. Der erste Abschnitt vermittelt anschaulich, wie mit Hilfe von Projektmanagement-Tools die Abschlussarbeit begonnen, geplant und abgeschlossen werden kann. Der zweite Abschnitt befasst sich mit Motivations- und psychologischen Aspekten, die häufig als Hindernisse im Schreibprozess der Abschlussarbeit auftauchen und so den erfolgreichen Abschluss verzögern. ANTJE RIES HENDRIK EULBERG RIES/ EULBERG GIB ENDLICH AB! GIB ENDLICH AB! DIE ABSCHLUSSARBEIT ERFOLGREICH FERTIGSTELLEN 53004_Gib_endlich_ab_Umschlag.indd 1 53004_Gib_endlich_ab_Umschlag.indd 1 15.01.2020 16: 27: 25 15.01.2020 16: 27: 25