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Von der Ostseeriviera zu grünen Wintersportorten: Deutschlandtourismus in Zeiten des Klimawandels

0727
2020
978-3-7398-8027-3
978-3-7398-3027-8
UVK Verlag 
Gabriele M. Knoll

Tropische Temperaturen an deutschen Küsten im Sommer - schneefreie Skipisten in den Mittelgebirgen und Alpen im Winter. Der Klimawandel verändert den Tourismus - das ist gewiss! Er wirkt sowohl auf das touristische Angebot als auch auf die Nachfrage. Zudem können touristische Dienstleistungen selbst den Klimawandel verschärfen. Gabriele M. Knoll beleuchtet das Phänomen Klimawandel aus touristischer Sicht. Dabei berücksichtigt sie gleichermaßen Forschung, Trends und Strategien von Politik und Verbänden sowie einzelner Destinationen in Deutschland. Darüber hinaus stellt sie konkret Verlierer und Gewinner der aktuellen Klimaveränderung vor und zeigt auf, wie Destinationen mit den sich verändernden Rahmenbedingungen umgehen. Daraus lassen sich viele Anregungen für die Praxis ableiten.

<?page no="0"?> Von der Ostseeriviera zu grünen Wintersportorten Deutschlandtourismus in Zeiten des Klimawandels Gabriele M. Knoll <?page no="1"?> Gabriele M. Knoll Von der Ostseeriviera zu grünen Wintersportorten Deutschlandtourismus im Zeichen des Klimawandels <?page no="2"?> Dr. Gabriele M. Knoll lehrt Ökologie und Nachhaltigkeit im Tourismus an der Hochschule Rhein-Waal in Kleve sowie Tourismusmanagement an den Standorten Düsseldorf und Köln der Hochschule Fresenius sowie im Fernstudiengang Tourismus- und Eventmanagement dieser Hochschule. Sie hat bei diversen Tourismusprojekten im In- und Ausland mitgearbeitet und ist Autorin touristischer Fach- und Lehrbücher sowie zahlreicher Reiseführer. <?page no="3"?> Gabriele M. Knoll Von der Ostseeriviera zu grünen Wintersportorten Deutschlandtourismus im Zeichen des Klimawandels UVK Verlag · München <?page no="4"?> Umschlagabbildung: © Rike_ iStockphoto Abbildungen im Buch: 1 | ©Deutscher Wetterdienst), 2 | © Ulf Köhler/ Deutscher Wetterdienst, 3 | © Flip 16 iStockphoto, 4 | © Gabriele M. Knoll, 5 | © Gabriele M. Knoll, 6 | © Janny2 iStockphoto, 7 | © borchee iStockphoto, 8 | © MichalLudwiczak iStockphoto, 9 | © Stefan Dangel, 10 | © Gabriele M. Knoll, 11 | © Jutta Wenner-Chiandetti, 12 | © Lars Ewering, 13 | © Gabriele M. Knoll, 14 | © Danilo Hartung, 15 | © Charly Ebel, 16 | © josefkubes iStockphoto, 17 | © Gabriele M. Knoll Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.ddb.de abrufbar. 1. Auflage 2020 © UVK Verlag 2020 - ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Internet: www.narr.de eMail: info@narr.de CPI books GmbH, Leck ISBN 978-3-7398-3027-8 (Print) ISBN 978-3-7398-8027-3 (ePDF) ISBN 978-3-7398-0012-7 (ePub) <?page no="5"?> Inhalt Vorwort | 5 - ➊ Der Klimawandel | 9 - Wann kann man davon sprechen? | 9 - „Land unter“ in Sicht - Weltweite Trends des Klimawandels | 12 - Die heiß diskutierte 2 °C-Grenze - aus der Geschichte des Klimawandels in Deutschland seit der Industrialisierung | 21 - ➋ Auswirkungen des Klimawandels in Deutschland aktuell | 31 - Allgemeines - Wetter extrem bis zur Naturkatastrophe | 31 - Der Klimawandel geht an die Substanz | 44 - Städte - ein „heißes Pflaster“ | 80 - ➌ Klimawandel und Gesundheit | 95 - Neue Belastungen für den Körper | 95 - Nicht zu unterschätzen - das Wohlbefinden der Gäste | 100 - ➍ Der Klimawandel beeinflusst das Reiseverhalten | 105 - Unser Reiseverhalten fördert auch den Klimawandel | 105 - Politik und Institutionen nehmen sich des Themas an - Erste Reaktionen im Deutschlandtourismus | 109 - Die Branche setzt neue Prioritäten | 118 - <?page no="6"?> 6 Inhalt ❺ Deutsche Destinationen exemplarisch - Touristiker reagieren bereits auf den Klimawandel | 127 - Küstenregionen und ihr Hinterland - Naturgewalten ausgesetzt | 130 - Flusslandschaften - Nicht immer alles im Fluss | 155 - Mittelgebirge - Problemwälder machen kreativ | 162 - Hochgebirge - Schneekanonen sind keine Dauerlösung | 176 - ➏ Wohin könnte die Reise gehen? Denkanstöße für ein verantwortungsvolles Tourismusmanagement im Zeichen des Klimawandels | 187 - Anmerkungen | 195 - Literatur | 203 - Links zu Destinationen (Kap. 5) | 213 - Stichwörter | 219 - <?page no="7"?> Vorwort Tourismus leidet - weltweit unterschiedlich - unter den Folgen des Klimawandels, aber er trägt auch gleichermaßen mit vielen seiner Erscheinungsformen und den damit verbundenen Aktivitäten zu seinem Fortschreiten bei. Der Klimawandel beeinflusst die Angebotswie die Nachfrageseite. Von den globalen Entwicklungen lässt sich der Deutschlandtourismus nicht abkoppeln. Manche Destinationen hierzulande gehören mit ihren natürlichen Angeboten jetzt schon absehbar zu den Verlierern, da der Klimawandel bereits heute dem Geschäft schadet. Aber auch bei den Gewinnern im Deutschlandtourismus gibt es durch den Klimawandel durchaus auch unerwünschte Effekte. Dieses Buch soll aus der Forschung rund um den Klimawandel wesentliche Trends für Deutschland zusammenfassen, die für den Tourismus relevant sein können. Zudem werden bereits existierende Strategien vorgestellt, auf diese Veränderungen mit einem angepassten, zukunftsfähigen touristischen Angebot zu reagieren. Mit neuen Kooperationen und viel Kreativität lassen sich manche der neuen Herausforderungen meistern. Zum einen soll dieses Buch Anregungen für die Praxis in den unterschiedlichsten Arten von Destinationen geben, zum anderen aber auch schon eine Vorbereitung für Studierende des Tourismusmanagements sein, denn dieser Komplex wird ihre Berufstätigkeit wesentlich prägen - und das nicht nur in deutschen Destinationen. Viele der Strategien werden übertragbar sein. Klimaschutz und Klimaanpassung sind die „Gebote der Stunde“ bzw. der Zukunft - und dies gilt auch für den Tourismus. Wachtendonk, Juni 2020 Gabriele M. Knoll <?page no="9"?> 1 Der Klimawandel 1.1 Wann kann man davon sprechen? Klimaänderungen gehören zur Erdgeschichte und von Natur aus hat der Globus diese in sehr langen Zeiträumen erlebt; von vielen 100.000 bis zu Millionen von Jahren, in denen es hierzulande auch tropische Verhältnisse gab, in denen die Wälder, aus denen einmal Braunkohle entstehen sollte, prächtig gedeihen konnten. Die letzten großen Klimaänderungen in Europa waren die Kaltzeiten bzw. Eiszeiten, in denen die Gletscher aus Skandinavien und dem Alpenraum u. a. im wahrsten Sinne des Wortes halb Deutschland unter eine bis zu 1.000 m dicke Eisdecke legten. Klimawandel, natürliche Klimaschwankung, Klimaänderung, Einflüsse des Menschen auf das Klima - wie lassen sich diese Begriffe unterscheiden bzw. abgrenzen? In welcher Beziehung stehen Wetter und Klima? Wetter bezeichnet den aktuellen Zustand einer Kombination atmosphärischer Elemente (Klimaelemente wie Strahlung, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, Niederschläge, Temperatur, Wind, Verdunstung, Bewölkung) an einem bestimmten geographischen Ort und die sich dort in der Atmosphäre abspielenden Vorgänge. Mit Hilfe einer längeren, mindestens 30 Jahre dauernden systematischen Wetterbeobachtung auf der Basis von regelmäßigen Messungen lässt sich das Klima für einen Ort, eine geographische Region bestimmen; es wird von der geographischen Breite und der Höhenlage geprägt. <?page no="10"?> 10 Der Klimawandel Wissen | Wetter, Witterung und Klima „Das Wetter beschreibt die kurzfristigen Ereignisse und Veränderungen der meteorologischen Erscheinungen. Die Witterung hingegen ist die sich im jahreszeitlichen Rhythmus wiederholende charakteristische Abfolge dieser Erscheinungen. Das Klima ist der über einen längeren Zeitraum beobachtete mittlere Zustand der meteorologischen Ereignisse.“ 1 Ändert sich das Klima in geringerem Umfang, spricht die Meteorologie von einer Klimaschwankung. So handelt es sich beispielsweise bei der Erhöhung der globalen Temperaturen um etwa 0,3 bis 0,6 °C seit dem Ende des 19. Jahrhunderts um eine Klimaschwankung. Auch wenn hierbei schon die Einflüsse und Mitwirkung des Menschen (→ Kap. 1.3) wissenschaftlich erwiesen sind, so gibt es auch natürliche Klimaschwankungen. Letztere können u. a. durch starke Vulkanausbrüche, durch Veränderungen in den Strahlungsmengen, die von der Sonne auf die Erde abgegeben werden, oder durch große Veränderungen bei den Platten der Erdkruste (plattentektonische Vorgänge) und damit der Verteilung von Land und Meer ausgelöst werden. Eine junge Klimaschwankung ist die kleine Eiszeit, die zwischen 1520 und 1860 in den Alpen für ein starkes Wachstum der Gletscher und Vorstöße bis an die Waldgrenze gesorgt hat. Während dieser Zeit sanken die Durchschnittstemperaturen in Europa gerade einmal um 1 bis 1,5 °C und diese relativ geringe Temperaturabnahme führte schon zu Ernteausfällen und Hungersnöten. Bei Abweichungen ab 5 °C plus oder auch minus handelt es sich nach wissenschaftlicher Terminologie um eine Klimaänderung, die sich auch als Klimawandel bezeichnen lässt. Betrachtet man die aktuellen Vorgänge auf dem Globus und in der Atmosphäre, muss man von einer Klimaschwankung bzw. präziser einer Klimaerwärmung sprechen. Soweit, dass wir uns in Zeiten einer Klimaänderung oder eines Klimawandels befinden, ist es streng wissenschaftlich noch nicht; aber über die Begriffe zu philosophieren und daraus zu schließen, dass da nach den Definitionen im Deutschen noch kein Handlungsbedarf, keine Verantwortung abzuleiten wäre, zeugt von Ignoranz <?page no="11"?> Der Klimawandel 11 gegenüber den offensichtlichen Trends. „Nahezu alle Klimaexperten sind heute davon überzeugt, dass die Klimaerwärmung des 20. Jahrhunderts großenteils anthropogenen Ursprungs ist und dass sich diese Erwärmung bis weit in das 21. Jahrhundert hinein fortsetzen wird, wenn die Masse der Treibhausgase in der Atmosphäre weiter ansteigt.“ 2 Klimawandel bzw. climate change aus der Perspektive der ökologischen wie sozialen Nachhaltigkeit betrachtet, nimmt ohnehin - zumindest theoretisch - auch heute schon jeden sogar in seiner Rolle als Tourist in die Pflicht (→ Kap. 4.1). Wissen | Vom Umgang mit den Zahlen rund um den Klimawandel In den Zahlen, die im Zusammenhang mit dem Klimawandel genannt werden, stecken - wie es der gesunde Menschenverstand ohnehin vermutet - viele Unsicherheitsfaktoren. Zum einen basieren die Werte auf Beobachtungen sowie Schätzungen und Berechnungen durch die verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen. Zum anderen lassen sich wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse nicht für alle Regionen unseres Globus verallgemeinern. Es ist nicht Aufgabe dieses Buches, einen Beitrag zu der Erforschung des höchst komplexen Klimawandels zu liefern. Es beschränkt sich darauf, Grundzüge und wesentliche Trends anzudeuten, über die sich die Wissenschaft einig ist und soweit sie heute schon für den Tourismus in Deutschland relevant sind bzw. es in absehbarer Zukunft sein werden. Daraus mögen die Touristiker ihre Strategien ableiten und die verschiedenen Anregungen, die es aus Planung und Praxis bereits gibt, in ihre Arbeit einbeziehen - in das Tagesgeschäft, die Planungen für die nächste Saison sowie die Mitgestaltung einer den zukünftigen Anforderungen gewachsenen Destination! <?page no="12"?> 12 Der Klimawandel 1.2 „Land unter“ in Sicht - weltweite Trends des Klimawandels „Land unter“ in Sicht - diese Behauptung gilt nicht für eine ferne Zukunft, die viele Millionen von Küstenbewohnern bedrohen könnte. Geschätzt 150 Millionen Menschen leben weltweit in Metropolregionen am Meer. „Bis zum Jahre 2080 könnte nach diesen Projektionen der Meeresspiegelanstieg eine Gefährdung von über 100 Mio. Menschen durch Überschwemmungen der Küstenregionen herbeiführen, mit der Folge von Massenmigrationen ganzer Bevölkerungsgruppen.“ 3 Die Behauptung „Land unter“ ist jedoch heute schon für viele Zeitgenossen traurige bis Existenz vernichtende Realität. Ein bedrohter Großraum, der zahlreiche attraktive wie viel besuchte Destinationen umfasst, ist die Inselwelt des südlichen Pazifiks. Die besondere Bedrohung dieser Inseln liegt an ihren oftmals geringen Höhen. Gabriele KERBER 4 hat den Inselstaat Kiribati untersucht. Die meisten der 33 Inseln des Staates ragen als Atolle nur um wenige Meter aus dem Ozean heraus. Sie bestehen aus Korallenschutt und Sand, die durch intakte Korallenriffe als Schutzwälle eine gewisse Sicherheit erhalten. Werden diese Schutzringe durch negative Einflüsse des Menschen - Abwässer, Fäkalien, Gewinnung von Baumaterial oder Zerstörung für Häfen - zerstört, kann die Erosion kaum gehindert die Meeresküsten, die Strände angreifen. Die Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs sind buchstäblich noch tiefgreifender: Das Grundwasser der Inseln versalzt, damit geht zunehmend das Trinkwasser für Mensch und Tier verloren und die Vegetation leidet darunter, manche Arten sterben schneller aus als andere. Die Pflanzenwelt - inklusive der Nutzpflanzen der Bevölkerung - wird geschädigt. Diese Prozesse werden durch einen Anstieg des Meeresspiegels natürlich noch verstärkt. Auch wenn hierfür unterschiedliche Werte von renommierten Klimaforschern geschätzt werden; die einen erwarten bis zum Ende des 21. Jahrhunderts einen globalen Anstieg zwischen 17 und 82 cm, andere zwischen 50 und 140 cm, wenn nicht <?page no="13"?> Der Klimawandel 13 noch höher 5 , so ist die Bedrohung bzw. der Untergang der flachen Inseln deren traurige Perspektive. Dabei sind heute bereits auf zahlreichen Inseln Kiribatis Verluste von Stränden auf den windzugewandten Seiten zu beobachten, während im Gegenzug auf den Leeseiten bei rund einem Drittel der Inseln Sedimente neu abgelagert werden - die Inseln scheinen zu wandern. Dieses Phänomen ist auch schon seit Jahrhunderten an den Inseln der Nordseeküste zu beobachten und auch hier ein akutes Problem (→ Kap. 4.1). Klimaflüchtlinge von den Inseln Kiribatis gibt es schon heute, aber es ist aktuell auch noch eine Destination, die mit typischem Südsee- Image wirbt. 6 Wissen | Vom Pazifik zur Nordsee - eine übertragbare Empfehlung der Biologin Gabriele Kerber „Wichtig ist, nicht zu warten, sondern jetzt mit den Maßnahmen anzufangen, auch wenn die Datenbasis nicht immer vollständig ist und es immer noch Neues zu lernen gibt. Denn es hat sich gezeigt, dass kulturell adäquate, kurzfristige Anpassungsmaßnahmen, die die langfristige Zukunft mit im Blick haben, die wissenschaftliche Unsicherheit über das Kommende reduzieren können und die Möglichkeit geben, aus Fehlern zu lernen. Wiederbewertungen bereits durchgeführter Maßnahmen und angemessene Korrekturen machen eine sinnvolle und langfristige Anpassung möglich. Das limitierende Element bei diesem Ansatz dürfte allerdings die durchgängige und langfristige Finanzierung sein.“ 7 Solche Entwicklungen wie in der pazifischen Inselwelt sind nicht nur Geschehnisse in weiter Ferne aus deutscher Sicht (→ Kap. 2.2). Der Meeresspiegelanstieg durch den Rückgang polarer Eiskappen betrifft beispielsweise auch die Nordsee und ganz besonders ihre an den deutschen Küsten flachen Bereiche. <?page no="14"?> 14 Der Klimawandel Ein Teil des Meeresspiegelanstiegs ist hier noch ein Erbe aus der letzten Eiszeit und damit ganz ohne Einfluss des Menschen verursacht. Während der letzten Eiszeit gab es gar keine Nordsee, denn der Meeresspiegel des Atlantiks lag bis zu 120/ 150 m unter dem heutigen. Durch eine flache Landschaft hätte man trockenen Fußes nach England wandern können. Seit der späten Weichseleiszeit steigt mit dem Zurückweichen und Schmelzen der Gletscher aus dem Norden der Meeresspiegel - „anfangs etwa ein Meter im Jahrhundert, später langsamer bis zu jeweils etwa 25 Zentimetern in den letzten drei Jahrhunderten“ 8 . Durch das aktuelle, vom Klimawandel geförderte schnellere Abschmelzen der polaren Eismassen steigt weltweit der Meeresspiegel, was sich in flachen Meeresbereichen naturgemäß stärker auswirkt. Hinzu kommt noch die Tatsache, dass die Erwärmung des Meereswassers durch höhere Lufttemperaturen auch die obersten Wasserschichten verändert: Das Volumen des Meereswassers wird größer und der Meeresspiegel bekommt noch einen weiteren Impuls anzusteigen - was sich in wärmeren Klimazonen noch stärker auswirken kann, um den Bogen zurück in den Pazifik zu schlagen. Andere Auswirkungen des allgemeinen Temperaturanstiegs durch den Klimawandel 9 auf unseren Globus, auf den Landwie in den Meeresbereichen, sollen nur kurz angesprochen bzw. ihre mögliche Relevanz für den Tourismus angedeutet werden. Extremwetterereignisse schaffen Fakten innerhalb von Minuten Wetterextreme, die ebenso zu den Zeichen eines Klimawandels gehören, haben bereits in den letzten Jahrzehnten auch in Deutschland gesamt, regional oder nur lokal den Alltag inklusive das Reiseverhalten vieler Menschen beeinflusst. Dazu können Stürme, Überschwemmungen, Starkregenereignisse, Hitzeperioden samt Dürren, aber auch Schneemassen gezählt werden. Nicht minder vielfältig sind die Beeinträchtigungen, die sich daraus für den Tourismus ergeben können. Aus der breiten Palette einige Beispiele: Stürme mit umstürzenden Bäumen gefährden den fließenden wie ruhenden Verkehr, beschädi- <?page no="15"?> Der Klimawandel 15 gen Gebäude und touristische Infrastruktur. Überschwemmungen treffen insbesondere in den Tälern der Mittelgebirge die bevorzugt in direkter Flussnähe liegende Campingplätze, aber ebenso Fernradwege durch die Auen. Niederschlagsmassen können auch lokal als Starkregenereignisse für eher kleinräumige Überschwemmungen mit den üblichen Auswirkungen sorgen. Prognosen sagen, so wie es auch durch die persönliche Wahrnehmung hitzegeplagter Zeitgenossen bestätigt wird, die Hitzeperioden und Dürren nehmen an Häufigkeit und Intensität zu. Der XXL- Sommer 2018 kann da als überzeugendes Beispiel gelten, das jedoch aus streng wissenschaftlicher Sicht allein noch nicht reicht. Doch als Vorbote und Teil eines Trends werden ähnliche Hitzesommer folgen, ohne eine Kristallkugel zu befragen - siehe Sommer 2019! Der Sommer 2003 ging als rekordverdächtig in die deutsche Wettergeschichte ein und der Sommer 2018, der mit entsprechend hohen Temperaturen von April bis Oktober dauerte, machte ihm diesen Rang schon streitig. Schließlich ging das Jahr 2018 als das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 ein, so der Deutsche Wetterdienst. 1 | Das Jahr 2018 war mit 10,4 °C Durchschnittstemperatur das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881. <?page no="16"?> 16 Der Klimawandel Für das Jahr 2018 lag die Durchschnittstemperatur in Deutschland mit 10,4 °C um 2,2 °C über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Gegenüber der Vergleichsperiode 1981 bis 2010 betrug die Abweichung nach oben 1,8 Grad. 10 Damit wurde die heiß diskutierte 2 °C-Grenze (→ Kap. 1.3) in Deutschland schon einmal geknackt. Das lässt sich jedoch erst einmal als eine Einzelerscheinung verbuchen; schaut man auf die Entwicklungen seit dem Ende der 1980er-Jahre, ist da ein klarer Trend zu beobachten. Trockenheit bis hin zur Dürre in Klimazonen, für die diese Erscheinungen nicht typisch sind, können ein weiteres Indiz für den Klimawandel sein. Der Jahrhundertsommer 2018 zeigt dies in Deutschland auf nicht minder überzeugende Weise. Im gesamten Jahr fielen nur 75 % der üblichen Niederschlagsmenge und eine extreme Trockenheit herrschte von Februar bis November. Mögen 75 % auf den ersten Blick doch ein nicht so bedenkliches Minus bedeuten, relativiert sich die Zahl angesichts der monatelangen Hitzeperiode wieder. Die Dürre, die das Wirtschafts- und Alltagsleben in selten erlebter Weise betraf - bis hin zu steigenden Benzinpreisen, da Tankschiffe von den Nordseehäfen nur eingeschränkt ins Binnenland verkehren konnten, schlug sich auch auf den Tourismus nieder. Die extrem niedrigen Wasserstände in Flüssen und Seen beeinträchtigten oder bremsten Ausflugs- und Kreuzfahrtschiffe auf den Flüssen noch bis weit in den Herbst hinein. Ausflugsschiffe auf Stauseen fanden auch nicht mehr genügend Wasser unter dem Kiel. Unter solchen Wetterbedingungen steigt die Gefahr, dass stehende Gewässer umkippen (→ Box). Dabei leisten Massen an Badegästen und Wassersportlern, u. a. mit ihren Sonnenschutzmitteln auf der Haut und anderen Hinterlassenschaften im Wasser, ebenso einen kleinen Beitrag zur Eutrophierung. Diese Belastungen werden noch stärker durch den Besucheransturm in einer Hitzewelle und den fehlenden Wassernachschub in einer eventuell damit verbundenen Dürre. <?page no="17"?> Der Klimawandel 17 Wissen | Eutrophierung - Gewässer kippen um Industrielle, gewerbliche und häusliche Abwässer sowie das Einschwemmen von Düngemitteln aus der Landwirtschaft bringen Fließ- und vor allem Stillgewässern einen Überschuss an Nährstoffen. Vor allem Nitrate und Phosphate steigern das Wachstum des Planktons, was wiederum zu einem erhöhten Sauerstoffverbrauch und zur Bildung von Faulschlamm - der Eutrophierung - führt. Als schlimmste Folge wird das Leben im Gewässer absterben und der See wegen Sauerstoffmangels „umkippen“. Hitze und Trockenheit und damit fehlender Nachschub an möglichst sauberem Wasser verstärken die Eutrophierung. Die Gefahr eines Sauerstoffmangels kann auch große Gewässer betreffen. So sperrte das polnische Gesundheitsministerium im Sommer 2018 mehrere Strände der Ostsee wegen der giftigen Blaualgenpopulationen, die sich unter den Wetterbedingungen besonders stark entwickelt hatten. Blaualgen stellen ein Gesundheitsrisiko dar. 11 Mehr Sommerhitze als es guttut Die negativen Auswirkungen von extremen Hitzephasen auf die Gesundheit sind vielfältig (→ Kap. 3). Kinder, Kranke, ältere Personen und Frauen sind stärker als Männer davon betroffen. Die körperlichen Belastungen werden oftmals noch dadurch verstärkt, dass bei hohen Temperaturen nicht genügend getrunken wird. Unter solchen ungewohnt extremen Temperaturen steigt die Sterblichkeit: Für das Jahr 2003 wurden ca. 70.000 Hitzetote in Europa, in Deutschland allein 20.000 bis 30.000 geschätzt, für 2018 ermittelte das Robert- Koch-Institut allein für Berlin und Hessen insgesamt 1.200 hitzebedingte Sterbefälle 12 - natürlich gibt es zu diesen Werten eine hohe Dunkelziffer. Doch Extremwetter muss sich nicht nur in Hitze, Dürre und sintflutartigen Regenfällen niederschlagen, es können auch meterhohe <?page no="18"?> 18 Der Klimawandel Schneemassen sein. Der Jahresbeginn 2019 hat Extremwetter in den Bayerischen Alpen mit Schnee in ungekannten Höhen gezeigt: Lawinen bedrohten Siedlungen und Straßen, es folgten Sperrungen von Straßen durch Waldgebiete, in denen Bäume unter ihrer Schneelast zusammenzubrechen drohten. Orte waren deshalb von der Außenwelt abgeschlossen, die Versorgung der Einwohner und Gäste war zeitweise unterbrochen. Die touristische Infrastruktur wurde durch solche Schneemengen und die sich daraus ergebenden Gefährdungen stillgelegt: Skipisten und Loipen gesperrt, Bergbahnen und Lifte mussten ihren Betrieb einstellen. Dächer drohten unter der weißen Last einzustürzen, besonders gefährdet waren diejenigen von großen Hallen - oftmals Sportstätten. 2 | Nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter können Wetterextreme auftreten und mit solchen Schneemassen selbst den Wintertourismus von der An- und Abreise bis zum Pistenbetrieb ausbremsen, wie im Januar 2019 geschehen. Auswirkungen extremer Wetterlagen lassen sich bereits heute auf die Ökosysteme beobachten, Flora und Fauna werden beeinflusst, teilweise schon geschädigt. Als besonders touristisch relevant darf <?page no="19"?> Der Klimawandel 19 man den Wald mit seiner Erholungsfunktion, seinem ökologischen und ästhetischen Wert bezeichnen. Was wäre Tourismus in den Mittelgebirgen ohne - auf den ersten Blick zumindest - intakte Wälder? (Mehr zum Thema → Kap. 2.2) Von unschätzbarem Wert: der Wald Auch für das Hochgebirge spielt der Wald in den entsprechenden Höhenstufen eine wichtige Rolle für Natursportarten und Erholung. Werfen wir einen kurzen Blick auf die Regionen oberhalb der Baumgrenze, in die Höhenstufen von Fels und Eis, in denen sich der Klimawandel mit anderen gefährlichen - zum Glück noch einzelnen - Ereignissen schon heute zeigt. Bergstürze hat es in der jüngeren Geschichte zwar immer schon gegeben, doch die klimatischen Veränderungen lassen befürchten, dass sie in Zukunft häufiger passieren könnten, wie es auch schon beim nachfolgenden Beispiel aus den Schweizer Alpen prognostiziert wird. Ein aktuelles Beispiel ist der Bergsturz vom 23. August 2017 im Schweizer Kanton Graubünden. Eine Felsflanke vom Piz Cengalo in den Bergeller Alpen stürzte als ein Fels-, Schutt- und Wassergemisch von mehr als drei Millionen Kubikmeter ins Bondasca Tal. Acht Wanderer wurden unter den Fels- und Schuttschichten begraben und noch im tiefer gelegenen Dorf Bondo wurden mehrere Häuser zerstört. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich ähnliche Vorgänge hier in gleichem Ausmaß durchaus auch in nächster Zukunft wiederholen können. Ein wichtiger Auslöser für diese Naturkatastrophe ist das in den Alpen verbreitete Tauen des Permafrosts. Das permanente Eis in den Felsen hält Felswände und Berghänge wie ein Kitt zusammen. Tauen die oberen Schichten eines Hangs auf, wird er instabil und die Schwerkraft wirkt auf die locker gewordenen Teile eines Bergs - Steinschlag, Murenabgänge bis hin zu großen Bergstürzen werden in Bewegung gesetzt. Diese Vorgänge finden im Sommer statt und können, wie es das Beispiel Val Bondasca gezeigt hat, Wanderer und andere Natursportler in der Hochgebirgslandschaft treffen. <?page no="20"?> 20 Der Klimawandel Das bereits seit dem 19. Jahrhundert verstärkt fortschreitende Schmelzen der Gletscher in den Alpen bedeutet u. a. auch einen Rückgang des Trinkwassers und wird sich eines Tages auf die Versorgung der Bevölkerung und Touristen niederschlagen. Verschwinden Gletscherzungen, hinterlassen sie Mondlandschaften aus Geschiebe und Material von Steinschlägen bis Bergstürzen. Dies bedeutet recht unattraktive Landschaftsbilder während des Sommers, wenn kein Schnee mehr die Schutthänge verdeckt - als Wanderer stellt man sich andere Naturkulissen vor! Gletscherskigebiete für den sommerlichen Skilauf werden sich zunehmend in Wasser auflösen - so wie Gletscher vielleicht auch mit Eishöhlen oder anderen Möglichkeiten, in das Innere eines Eisstromes zu kommen, die derzeit noch als Attraktionen während des Sommers besucht werden können. Zusammenfassend lassen sich aus den Ergebnissen der Klimaforschung der letzten Jahrzehnte - so RAHMSTORF/ SCHELLNHUBER 13 - bereits zu jenem Zeitpunkt einige Kernaussagen machen, die als gesichert gelten und nicht mehr umstritten sind. Die Konzentration von CO 2 ist seit ca. 1850 stark angestiegen; verantwortlich ist dafür der Mensch, in erster Linie durch das Verbrennen fossiler Brennstoffe, in zweiter Linie durch das Abholzen von Wäldern. Damit wird die Mitte des 19. Jahrhunderts als Beginn der Industrialisierung bezeichnet, die wiederum als Ausgangspunkt für die 2 °C-Grenze (→ Kap. 1.3) gesetzt wurde. Kohlendioxyd ist ein klimawirksames Gas, das den Strahlungshaushalt der Erde verändert. Ein Anstieg der CO 2 - Konzentration führt zu einer Erwärmung der oberflächennahen Temperaturen zu Lande wie zu Wasser. Das Klima hat sich in Deutschland während des 20. Jahrhunderts deutlich erwärmt; in Deutschland um ca. 1 °C, global dagegen nur um 0,6 °C. <?page no="21"?> Der Klimawandel 21 Wissen | Aktueller Klimawandel mit kritischem Tempo „Die letzte vergleichbar große globale Erwärmung gab es, als vor ca. 15 000 Jahren die letzte Eiszeit zu Ende ging: Damals erwärmte sich das Klima global um ca. 5 °C. Doch diese Erwärmung erfolgte über einen Zeitraum von 5000 Jahren - der Mensch droht nun einen ähnlich einschneidenden Klimawandel innerhalb eines Jahrhunderts herbeizuführen.“ 14 1.3 Die heiß diskutierte 2 °C-Grenze - aus der Geschichte des Klimawandels in Deutschland seit der Industrialisierung Bevor es möglich ist, bestimmte Klimawerte als Ausgangspunkt des aktuellen Klimawandels zu bezeichnen, sollte man erst einmal einen kurzen Blick in die Geschichte der systematischen Wetterbeobachtung werfen. Wesentliche Erfindungen aus der Mitte des 17. Jahrhunderts waren dafür technische Grundlage: das Barometer zum Messen des Luftdrucks und das Thermometer, das die Temperaturen zunächst mit Hilfe der Ausdehnung von Alkohol maß. Erste Klimaaufzeichnungen auf deutschem Boden sind für die Zeit um 1700 überliefert. Ein erstes europaweites meteorologisches Messnetz errichtete die Societas Meteorologica Palatina - die Pfälzische Meteorologische Gesellschaft - mit Sitz in Mannheim zwischen 1781 und 1792. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden ebenso staatliche Wetterdienste in Königreichen und Herzogtümern Deutschlands gegründet. 15 Einheitlich und weitgehend kontinuierlich findet seit 1881 eine regelmäßige Wetterbeobachtung statt, die damit die Ausgangslage schafft, auf deren Basis aktuelle Veränderungen sichtbar werden. Seit ca. 60 Jahren werden systematisch in einem Netz von Messstationen in Deutschland täglich Daten zu Temperatur, Niederschlag, Schneehöhe, Luftdruck, Wind, Sonnenscheindauer, Wolken und Strahlung, so genannte Klimaelemente, gesammelt. <?page no="22"?> 22 Der Klimawandel Folgendes lässt sich daraus für die Entwicklung der Temperaturen im Zeitraum 1881 bis 2014 ableiten: 16 » Die Temperatur stieg im Sommer um 1,2 °C, im Winter um 1,1 °C und damit im Jahresdurchschnitt um 1,3 °C. » Im Westen Deutschlands stiegt die Temperatur etwas stärker als im Osten. » Der durchschnittliche Temperaturanstieg in Deutschland war größer als derjenige auf der Erde insgesamt. Wissen | Rund um Temperaturen 17 Sommertag Die Tageshöchsttemperatur erreicht mindestens 25 °C. Hitzetag Die Tageshöchsttemperatur erreicht mindestens 30 °C. Tropennacht Die Tiefsttemperatur fällt während des Tages (24 Stunden) nicht unter 20 °C. Frosttag Die Tiefsttemperatur des Tages (24 Stunden) liegt unter 0 °C. Eistag Die Tageshöchsttemperatur bleibt unter 0 °C. Welche Entwicklungen lassen sich für diesen Zeitraum bei den Niederschlägen beobachten? Sie haben von 1881 bis 2014 um 10,2 % zugenommen, verglichen mit dem langjährigen Mittel von 1961 bis 1990. Im Winter stieg die Niederschlagsmenge um 26 % - dabei mehr im Westen Deutschlands als im Osten mit seinem ohnehin trockeneren kontinentalen Klima. Im Sommer gab es dagegen 0,6 % weniger Niederschläge. 18 Für die Berechnung von Klimagrößen nehmen die Wissenschaftler drei aufeinanderfolgende Jahrzehnte zur Basis, so waren es die Jahre <?page no="23"?> Der Klimawandel 23 1961 bis 1990, die als so genannte Normalperiode (s. o.) galten. Auf Grund der Klimaerwärmung wird diese Zeit jedoch nicht mehr von allen Meteorologen als repräsentativ für das aktuelle Klima angesehen, mit dem neuen Vergleichszeitraum 1981 bis 2010 ist man näher an den aktuellen Trends. Der XXL-Sommer 2018 Wie steht es um die Werte, die jüngsten Daten aus dem Rekordjahr 2018 mit seinem XXL-Sommer? Der Deutsche Wetterdienst bietet die gewünschten Ergebnisse von 2.000 Messstationen aus jenem Jahr, das als das - derzeit - wärmste und sonnigste seit den Wetteraufzeichnungen ab 1881 gilt: „Von April bis November verliefen alle Monate ausnahmslos zu warm, zu trocken und sonnenscheinreich.“ 19 Schon der Januar 2018 war ungewöhnlich mild, jedoch sehr niederschlagsreich vor allem im Südwesten. Einen Hauch Winter gab es im Februar und März. Anfang April schaltete das Wetter innerhalb weniger Tage gleich von Winter auf Sommer um und dieser April sollte auch noch gemeinsam mit dem Mai die wärmsten Frühlingsmonate seit 1881 bringen. Gleichzeitig startete eine der größten Trockenheiten der deutschen Klimageschichte für den größten Teil des Landes - schwere Gewitter, oft mit Hagel und sintflutartigem Regen suchten vor allem den Süden und Westen Deutschlands heim. Der Juli und der August zeigten sich als eine der längsten und stärksten Hitzeperioden: „Dazu erlebten die Menschen im Juli und August eine der längsten und gewaltigsten Hitzeperioden. Sommerlich warme Tage mit viel Sonnenschein und katastrophale Regenarmut zogen sich bis in den November hin. Erst im Dezember ging die Dürre mit ergiebigen Niederschlägen zu Ende.“ 20 Bei der wichtigen Rolle, die gerade die Temperaturwerte selbst mit ihren Zahlen hinter dem Komma in der aktuellen Diskussion um Klimaerwärmung bzw. Klimawandel spielen (→ S. 26), ist ein Blick auf ihre seriöse Ermittlung nach international geltenden Standards sinnvoll. <?page no="24"?> 24 Der Klimawandel Wissen | Korrekte Temperaturmessung in der genormten Wetterhütte 21 Internationaler Standard gibt vor, wie eine solche Wetterhütte auszusehen hat, wo sie stehen darf und in welcher Höhe die Lufttemperatur gemessen wird. Korrekter wäre es eigentlich, von einem Wetterhüttchen zu sprechen, denn die „Hülle“ des Thermometers, heute in der modernsten Form oftmals ein elektronischer Sensor, wird nicht von einem Wetterbeobachter betreten. Über drei Stufen vor dem nach Norden ausgerichteten Türchen kann er einen Blick auf die abzulesenden Werte werden. Das Thermometer muss sich in einer Höhe von zwei Metern über dem Erdboden befinden. Die Wetterhütte stellt den erforderlichen Schatten für das Thermometer dar. Ihre Wände besitzen Lamellen, so wird die kleine Hütte gut durchlüftet und kann auch die Umgebungstemperatur widerspiegeln, weil sich keine Hitze in ihr stauen kann und die Werte verfälschen. Aus diesem Grund ist die Wetterhütte auch weiß angestrichen, damit sie die Wärmestrahlung der Sonne reflektiert. Einige herausragende Werte aus dem Jahr 2018 seien noch genannt, um dieses Rekordjahr, das wärmste seit 1881, weiter zu beschreiben. „Mit 10,4 Grad Celsius (°C) lag im Jahr 2018 der Temperaturdurchschnitt um 2,2 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Gegenüber der Vergleichsperiode 1981 bis 2010 betrug die Abweichung nach oben 1,8 Grad. 2018 übertraf damit den bisherigen Rekordhalter 2014 um 0,1 Grad.“ 22 Der heißeste Ort war Bernburg an der Saale mit 39,5 °C - natürlich im Schatten gemessen - am 31. Juli. Den Negativrekord 2018 stellte Reit im Winkl am 28. Februar mit -22,1 °C auf. Zu der Jahrhunderthitze kam 2018 noch eine extreme Trockenheit hinzu, die von Februar bis November das Wettergeschehen prägte; diese zehn aufeinanderfolgenden Monate waren nach dem statistischen Durchschnitt alle zu trocken. Insgesamt fielen im Jahr 2018 mit rund 590 Litern pro Quadratmeter (l/ m2) nur 75 Prozent seines Kli- <?page no="25"?> Der Klimawandel 25 mawertes von 789 l/ m2 - auch hier ein rekordverdächtiger Wert seit 1881. Beachtliche regionale Unterschiede stecken in dem Durchschnittswert dieser Niederschlagsmenge. Im Oberallgäu und Südschwarzwald fielen örtlich über 1800 l/ m2, während an manchen Stationen in Sachsen-Anhalt und Thüringen gerade einmal rund 250 l/ m2 gemessen wurden. Dies spiegelt u. a. auch die üblichen Unterschiede zwischen maritimem und kontinentalem Klima wider (→ Kap. 2.2), aber auch ungewöhnliche Großwetterlagen. Die größte Regenmenge an einem einzigen Tag, dem 12. Juni, fiel in Mauth- Finsterau im Bayerischen Wald mit 166,5 l/ m2, die man als Extremwetterereignis verbuchen dürfte. Extreme Niederschläge im Winter sind auch möglich, so gab es in Balderschwang im Oberallgäu am 13. Februar mit 142 cm die höchste Schneedecke abseits der Berggipfel 2018. 23 Doch das sollte im Januar 2019 mit dem Schneechaos in Oberbayern schon wieder „Schnee von gestern“ sein und in fünf Landkreisen der Katastrophenfall wegen extremer Gesamtschneemengen gelten (→ Abb. 2)! Der nächste XXL-Sommer folgte sofort Das Deutschlandwetter 2019 stand dem Vorjahr um fast nichts nach. Die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes vermeldeten u. a.: Wieder zu trocken und vor allem zu warm! Der Juni 2019 als wärmster und sonnigster seit Messbeginn 1881 leitete einen erheblich zu trockenen und extrem heißen Sommer ein, der alle vorangegangenen noch an Hitze übertraf. Flüsse trockneten aus und auch die Wälder litten unter der großen Trockenheit. 24 Letzteres war ein gefundenes Fressen für die Borkenkäfer! Wissen | Rund um Niederschläge Niederschlag Gesamtheit des aus der Atmosphäre auf die Erdoberfläche gelangenden Wassers. Der flüssige Niederschlag fällt als Regen oder schlägt sich als Tau oder Nebel nieder. <?page no="26"?> 26 Der Klimawandel Der feste Niederschlag gelangt in Form von Schnee, Graupel oder Hagel sowie als Reif auf die Erde. Der Niederschlag ist eines der Hauptglieder im Wasserhaushalt. Niederschlagsmenge In Millimeter Höhe gemessenes Wasservolumen, das ein definierter Standort auf der Erdoberfläche aus der Atmosphäre als Niederschlag zugeführt erhält. Eine Wassersäule von 1 mm Höhe entspricht einem Liter Niederschlag pro Quadratmeter. 25 Extremereignis bzw. Extremwetterereignis Naturereignisse oder Katastrophen, deren Auftreten von Durchschnittswerten, Trends und Erfahrungen abweichen und außergewöhnliche Dimensionen und außerordentliche Intensitäten bzw. längerfristige Wiederkehrperioden (z. B. > 10 Jahre) aufweisen können. 26 Die Hoffnung, die unerwünschten Erscheinungen des Klimawandels weltweit zu minimieren, spiegeln sich in der heiß diskutierten 2 °C- Grenze wider. Dieser Wert ist jedoch auch schon wieder überholt, denn es wird befürchtet, dass eine globale Klimaerwärmung um 2 °C bereits die Folgen für unseren Lebensraum nicht in dem Maße in Grenzen hält, wie es teilweise überlebenswichtig wäre. So haben gerade die kleinen Inselstaaten auf der Pariser Klimakonferenz 2015 die Forderung nach einer 1,5 °C-Grenze aufgestellt. Sieht man das bereits erwähnte Beispiel Kiribati (→ Kap. 1.2), wird deutlich, dass gerade für solche Inselgruppen ein niedrigerer Grenzwert existenziell werden wird. „Jede Vereinbarung eines Temperaturziels, um den Anstieg der Erderwärmung zu begrenzen, ist eine politische Entscheidung, die auf Abwägungsprozessen beruht. Hierbei ermöglichen wissenschaftliche Analysen zu potenziellen Auswirkungen sowie zu Anpassungsfähigkeiten eine Beurteilung der Risiken der Klimaänderungen“ 27 , so die Position des Deutschen Bundestags. - Warum wurde gerade der Wert von 2 °C für die Begrenzung der Klimaerwärmung von der Politik festgelegt? „Die Zwei-Grad-Grenze <?page no="27"?> Der Klimawandel 27 bildet dabei zum einen eine Orientierung an den bisherigen klimatischen Verhältnissen der letzten 800.000 Jahre, die als geologische Epoche unsere heutige Umwelt prägten“ 28 , meint der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestags. Inwieweit Pollenanalysen, Dendrochronologie, die Untersuchung von Luftblasen aus Eiskernen und andere wissenschaftliche Methoden belegen, dass man bei den letzten 800.000 Jahren von einer so einheitlichen Phase sprechen kann, dass sie als Grundlage für eine 2 °C-Grenze taugt, soll hier nicht diskutiert werden! Emissionen als positives Zeichen einer boomenden Wirtschaft Seriöser ist dagegen der auch etwas vage Ausgangspunkt der Beginn der Industrialisierung als Grundlage für eine anzustrebende Begrenzung der Klimaerwärmung. Ein Rückblick in die Geschichte zeigt, dass es dabei zeitliche Unterschiede gab - die Briten als Pioniere ließen bereits im 18. Jahrhundert die neuen Maschinen mit Dampfantrieb laufen und die Schlote qualmen, während es auf deutschem Boden ähnliche Entwicklungen fast erst ein Jahrhundert später gab. Der Einsatz der Dampfmaschine wird zum unübersehbaren Zeichen dieser Entwicklung und rauchende Schlote werden zum Schönheitsideal, Zeichen des Fortschritts für Fabrikanten und Stadtväter. Mit dem Stolz auf die „schwarzen Schwäne“ - so die Zeitgenossen des 19. Jahrhunderts über die neuen dampfgetriebenen Schiffe beispielsweise auf dem Rhein - trägt auch der Tourismus gleich seinen noch kleinen Teil zur Luftverschmutzung durch die Dampfmaschinen, die die Schiffe antreiben, bei. Diese Tradition setzen die modernen Kreuzfahrtschiffe heute noch in ganz anderen Dimensionen fort. Ein überzeugendes Argument, die Industrialisierung, auch ohne sich auf einen bestimmten Zeitpunkt festlegen zu können, als Grundlage für die 2 °C-Grenze zu nehmen, ist die systematische Wetterbeobachtung, die seit 1881 exakte wie vertrauenswürdige Daten liefert. Welche Erwartungen, welche Ziele werden mit einem Einhalten, besser noch Unterbieten der 2 °C-Grenze verbunden? Politik und Wissenschaft nehmen an, „dass, Art. 2 der Klimarahmenkonvention folgend, eine gefährliche anthropogene Störung im Klimasystem <?page no="28"?> 28 Der Klimawandel [noch] verhindert werden kann, um schließlich globale Schäden für Ökosysteme, Nahrungsmittelproduktion und wirtschaftliche Entwicklung zu reduzieren“ 29 . Bei konkreten Schäden werden das Auftauen des Permafrosts, ein Abschmelzen der polaren Eiskappen und auch ein Kollaps des Amazonas-Regenwalds genannt. In der Wissenschaft sei man sich auch bereits einig, dass die Risiken und Auswirkungen bei 1,5 °C Klimaerwärmung erheblich geringer seien als bei 2 °C. Dies könnte sich beispielsweise darin zeigen, dass es den meisten Tier- und Pflanzenarten, wie beispielsweise den Korallen möglich sei, sich an einen langsameren Prozess der Klimaerwärmung anzupassen. Vermutet wird auch ein moderaterer Anstieg des Meeresspiegels und eine geringere Versauerung der Ozeane. Prognosen für geographische Räume besagen, dass sich eine reduzierte Erwärmung besonders stark im Mittelmeerraum und in den Tropen auswirken würde. 30 Wesentliche Voraussetzung, weltweit die Klimaerwärmung zu verlangsamen, ist die Reduzierung des CO 2 -Ausstoßes. Entsprechende Zwischenziele auf dem Weg dorthin sind längst gesteckt, doch an der Umsetzung und der dafür notwendigen Einigkeit unter allen beteiligten Gruppen und entsprechendem konsequentem Handeln fehlt es: Die Kohlendioxid-Emissionen steigen weiter und verstärken als Treibhausgas gemeinsam mit anderen ähnlich wirkenden Gasen den Treibhauseffekt. Der Treibhauseffekt, genauer der natürliche, ist durchaus positiv zu sehen und sogar überlebenswichtig für diesen Globus. Ohne ihn würde auf der Erde eine lebensfeindliche Durchschnittstemperatur von -18 °C herrschen anstelle der wesentlich angenehmeren 15 °C. Wasserdampf, Kohlendioxid sowie andere Gase und auch Aerosole bilden eine Lufthülle um den Globus, die ähnlich wie bei einem Treibhaus funktioniert: Sie lässt Sonnenwärme herein, aber nur einen Teil wieder hinaus. Mit einigen Zahlen ausgedrückt: Durchschnittlich 51 Prozent der einfallenden Sonnenstrahlung erreichen den Erdboden, 30 Prozent davon werden sofort wieder in den Weltraum reflektiert, aber 19 Prozent werden von der Atmosphäre - dem überdimensionalen Treibhausdach - festgehalten. Sie tragen dazu <?page no="29"?> Der Klimawandel 29 bei, die bodennahen Luftschichten zu erwärmen, verändern den Wärmehaushalt und beeinflussen letzten Endes auch das Klima. 31 „Die Menge macht’s“, diese Volksweisheit lässt sich auch für Treibhausgase bemühen. Das geruchlose und ungiftige Gas Kohlendioxid kommt in geringen Mengen in der atmosphärischen Luft vor. Es entsteht beispielsweise auch bei der Atmung und bei der pflanzlichen Fotosynthese und wird für den Aufbau von Kohlehydraten gebraucht. 32 Doch als Folge von Verbrennungsprozessen, die der Mensch in Gang setzt, gilt Kohlendioxid inzwischen als „Klimakiller Nr. 1“ und zeigt sich als wesentliche Ursache für den vom Menschen verstärkten Treibhauseffekt. Wissen | CO 2 & Co fördern den Treibhauseffekt 33 Kohlendioxid (CO 2 ) Dieses Gas entsteht vor allem beim Verbrennen der fossilen Energieträger Kohle, Erdöl und Erdgas. Damit leisten Industrie, Landwirtschaft, insbesondere die dafür eingesetzte Brandrodung für neue Acker- und Weideflächen, für die große Baumbestände als natürliche Luftfilter vernichtet werden, dann der Verkehr, aber auch private Haushalte mit ihren Heizungen einen bzw. den größten Beitrag zum aktuellen Treibhauseffekt. Methan (CH 4 ) Dieser gasförmige und brennbare Kohlenwasserstoff hat ein 32mal höheres Treibhauspotenzial als Kohlendioxid. Methan entsteht in großen Mengen bei der Fleischproduktion: Ein Rind kann mit seinen „Abgasen“ aus der Verdauung bis zu 300 l Methan am Tag abgeben. Das Gas wird auch bei Brandrodungen und von Mülldeponien, Klärwerken sowie aus schadhaften Erdgasleitungen freigesetzt. Als große und in der Bedeutung unterschätzte Quelle dieses Treibhausgases rückt das Auftauen des Permafrosts, der rund ein Viertel der gesamten Festlandfläche der Erde prägt, aktuell in den Blick der Forscher. <?page no="30"?> 30 Der Klimawandel Lachgas (N 2 O) Lachgas (Distickstoffoxid) entsteht durch Verbrennungsprozesse und wird in der Landwirtschaft durch die Aktivitäten von Bodenbakterien in überdüngten Böden freigesetzt. Auch Biogasanlagen und die chemische Industrie stoßen Lachgas aus. Weitere Treibhausgase sind Ozon sowie zahlreiche schwefel- und fluorhaltige Gase. Wegen ihrer klimaschädlichen Wirkung wurde für die Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) als Treibmittel in Spraydosen und als Kühlmittel 1987 mit dem Abkommen von Montreal ein schrittweiser Verzicht eingeleitet, der inzwischen mit staatlichen Verordnungen und Verboten Gesetzeskraft erhalten hat. <?page no="31"?> 2 Auswirkungen des Klimawandels in Deutschland aktuell In diesem Kapitel werden die bereits zu beobachtenden Trends in verschiedenen Regionen Deutschlands etwas genauer unter die Lupe genommen. Welche Veränderungen sollten heute schon für größere Aufmerksamkeit sorgen? Was wird in absehbarer Zukunft vor allem die Tourismusbranche herausfordern, da wichtige Geschäftsgrundlagen beeinflusst werden. Aber Klimaschutz und Tourismus können durchaus zusammenpassen; ein daraus wachsender nachhaltiger Tourismus könnte in Deutschland eine gute Perspektive haben, da hierzulande Erscheinungen des Massentourismus, wie sie zum Beispiel charakteristisch für den Mittelmeerraum sind, fehlen und die Ausgangslage somit günstig ist - und wenn die Wetterveränderungen den Trend der letzten Jahre fortsetzen, bekommen wir hier das Mittelmeerklima noch dazu! 2.1 Allgemeines - Wetter extrem bis zur Naturkatastrophe Über Wetterereignisse, die sich eher unauffällig in Klimaänderungen in Deutschland niederschlagen und für bestimmte Regionen und Landschaften verstärkt gelten, wird erst im nachfolgenden Kapitel zu lesen sein. In diesem Kapitel geht es um extreme Wettersituationen, die sich einerseits auf bestimmte Regionen des Landes beschränken, wie natürlich Sturmfluten für die Küstenbereiche und Lawinen im Hochgebirge, andererseits große Räume unabhängig von den Landschaftsformen betreffen können, wie zum Beispiel Hochwasser oder auch das Gegenteil davon nach längeren Trockenheiten. Dabei sollen Auswirkungen für die Bewohner der Regionen und ihre Gäste, d. h. grundlegende Einflüsse auf den Tourismus, aufgezeigt werden. Im Kapitel 5 werden dann Ansätze und Strategien aus verschiedenen <?page no="32"?> 32 Auswirkungen Regionen bzw. Destinationen aufgezeigt. Zunächst der Blick auf charakteristische Extremwetterereignisse, die in Deutschland auftreten. Vom Blanken Hans und Manndränken Ziehen wir hierfür ein Nord-Süd-Profil durch das Land und beginnen an der Nordsee und dem Blanken Hans, der hier mit Sturmfluten sein Unwesen treibt. Sturmfluten können nicht nur an den Küsten der Welt- und Binnenmeere entstehen, sondern auch an vielen großen Seen. 34 Wenn starke auflandige Winde, d. h. Winde, die vom Meer auf das Land fegen, Fluten mit einem erhöhten Wasserstand (Springfluten) in die Küstenregionen hinein drücken, kommt es dort durch die Höhe des Wasserstandes und die Brandung zu schweren Schäden. Deiche können brechen und durch die Lücken das Wasser weiter ins Hinterland strömen und für Überschwemmungen sorgen. Die Naturkatastrophe Sturmflut sorgt neben hohen materiellen Schäden in der Regel leider auch für Todesopfer - früher wurden schwere Sturmfluten auch als Manndränke bezeichnet. Ein effektiver Küstenschutz ist eine wesentliche Voraussetzung für die Bewohner der Region und sämtliches Wirtschaften. „Bisher hat sich der vom Menschen verursachte Klimawandel kaum auf die Nordseesturmfluten ausgewirkt. Künftig können sie jedoch höher auflaufen. Bis 2030 ist der derzeitige Küstenschutz an der Nordsee fast genauso wirksam wie heute“ 35 , sagen die Wissenschaftler des Instituts für Küstenforschung am Helmholtz-Zentrum Geesthacht. Der weltweite Anstieg des Meeresspiegels im 20. Jahrhundert um ca. 0,20 m lässt sich auch in der Nordsee beobachten. Er ist noch nicht kritisch zu sehen, aber bis zum Ende des 21. Jahrhunderts können Sturmfluten 0,30 m bis 1,10 m höher auflaufen als heute. 36 Diese geschätzten Werte soll dann nicht nur durch den allgemeinen Meeresspiegelanstieg, sondern auch durch stärker werdende Stürme in der Deutschen Bucht erreicht werden. Gerade die Winterstürme aus Westen und Norden kommend sollen dann höhere Fluten in die große Bucht drücken. Die für die deutsche Nordseeküste charakteristischen flachen Regionen sind besonders gefährdet, vor allem die Inseln, die sich nun <?page no="33"?> Deutschland aktuell 33 nicht, wie das Festland durch hohe Deiche vom Meereswasser abschirmen lassen - gerade für den Tourismus wäre das suboptimal. So müssen die Strände weitgehend ungeschützt den Wellen ausgesetzt bleiben. Die Überflutung von Stränden kann durch starke Brandung und Sturmschäden für sofortige wie später folgende Erosionsschäden sorgen, ähnliche Vorgänge werden am natürlichen Schutzwall einer Insel, den Dünen, folgen. Auch Schäden an Häfen und Schutzmauern, an der touristischen Infrastruktur, wie zum Beispiel Strandpromenaden oder Gebäuden, sind zu erwarten. Bei entsprechenden Wetterverhältnissen muss der Fährverkehr zwischen dem Festland und den Inseln eingestellt werden und damit ist nicht nur der allgemeine Reiseverkehr, sondern auch die Verwie Entsorgung der Inseln unterbrochen. Strände als wichtiges „Kapital“ im Badetourismus sind bedroht, denn bei Sturmfluten können die Buhnen keinen ausreichenden Schutz bieten. In der Hauptwindrichtung wird der Sand abgetragen und weggespült, im Idealfall in einem windgeschützten Bereich der Insel wieder abgelagert - so dass man ihn mit großem maschinellem wie finanziellem Aufwand wieder abbauen und an den ursprünglichen Ort zurücktransportieren kann. Als Beispiel wird die Strandaufspülung Norderney von 2007 im → Kap. 2.2 beschrieben. Landverluste gerade auch von den wichtigsten Flächen für den Tourismus drohen auch an der Ostsee, wo es bislang durch die besondere geographische Situation in der Regel „nur“ für Sturmhochwasser reicht. Wie es schon der Titel des Buches mit dem Begriff Ostseeriviera andeutet, scheint diese Region von den Klimaveränderungen zu profitieren und eine zunehmend wärmere wie längere Sommersaison hier den Touristikern gut in die Karten zu spielen. Die Wetterdaten 2018 sprechen dafür: Mecklenburg-Vorpommern erlebte in jenem Jahr zum einen eine Durchschnittstemperatur von 10,2 °C, die zufällig exakt um 2 °C über dem Wert der Normalperiode von 1961-1990 liegen. Zum anderen konnte man sich an der Ostsee über einen neuen Sonnenscheinrekord freuen: Fast 2085 Sonnenscheinstunden wurden in diesem Bundesland gezählt; der Vergleichswert für 1961 bis 1990 liegt gerade einmal bei 1648 Stunden. <?page no="34"?> 34 Auswirkungen Wohin wird der Trend an der deutschen Ostseeküste gehen? Wissenschaftler des Norddeutschen Klimabüros kommen auf Grund ihrer Recherchen zu möglichen zukünftigen Veränderungen: 37 Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts halten sie Erwärmungen zwischen 2,1 °C und 4,8 °C im Jahresmittel für möglich. Nach den Prognosen sieht es für eine mediterran angehauchte Klimaerwärmung - also Riviera-Verhältnisse - folgendermaßen aus: Die stärkste Erwärmung wird es im Sommer geben. Dabei rechnet man schon innerhalb der nächsten 30 Jahre mit bis zu vier zusätzlichen Sommertagen pro Jahr und bis zum Ende des Jahrhunderts verglichen mit heute sogar mit sieben bis 38 zusätzlichen Sommertagen. Gerade während des Sommers werden voraussichtlich die Regentage abnehmen, auf das gesamte Jahr hin rechnet man mit einer Abnahme der Regenmenge um 38 Prozent. Für die Winter rechnet man ebenso mit einem Anstieg der Temperaturen und einem beachtlichen Rückgang der Frosttage zwischen 18 und 50 Tagen. Stärkere Winde wären künftig vor allem im Winter möglich. Lothar und Kyrill - Orkane von trauriger Berühmtheit Aber auch fern der Küsten sorgen Stürme, die ein normaler Bestandteil des Wettersystems sind, für gefährliche Situationen für Leib und Leben sowie schwere Schäden an Gebäuden und Verkehrswegen; Ebenen wie Gebirge können gleichermaßen betroffen sein. In den mittleren Breiten treten Stürme und Orkane vorwiegend im Herbst und Winter auf. Sie erhalten Namen, wie als jüngere Beispiele Lothar 38 oder Kyrill 39 . In der Regel sind gerade die Schäden in den Wäldern lange und weithin sichtbar; das Betreten ist nach einem solchen Extremwetterereignis für längere Zeit lebensgefährlich und für Besucher verboten. Aus der Not eine Tugend zu machen, gelang im Schwarzwald mit dem Lotharpfad (→ Kap. 5.3). <?page no="35"?> Deutschland aktuell 35 3 | Orkane können großräumige und langfristige Waldschäden verursachen. Besonders die Fichtenbestände sind oftmals schwer betroffen und die Erkenntnis „Die Fichte ist Geschichte“ setzt sich immer mehr durch. Mit den abgestorbenen Hölzern werden ideale Lebensbedingungen u. a. für den Borkenkäfer geschaffen. Wissen | Luftbewegungen nach der Beaufort-Skala 40 Der englische Admiral Sir Francis Beaufort (1774-1857) entwickelte diese Hierarchie der Luftgeschwindigkeiten. Sie reicht von Windstärke 0, der Windstille bis zur Stufe 12, dem Orkan. Die Windgeschwindigkeit wird dafür in einer Höhe von 10 m über freiem Gelände gemessen. Jeder Windstärke wird als Erkennungszeichen eine Wirkung zugeordnet, wie zum Beispiel der Stufe 0, bei der Rauch senkrecht aufsteigt. Dem „leisen Zug“ über zunehmende Stärken der Brisen bis zum steifen Wind (Beaufort-Grad 7) werden noch keine Schäden zugeordnet. Die beginnen mit Stufe 8. <?page no="36"?> 36 Auswirkungen 8 → stürmischer Wind Zweige brechen von den Bäumen 9 → Sturm Äste brechen von den Bäumen, Dachziegel fliegen von den Häusern 10 → schwerer Sturm Wind bricht Bäume, größere Schäden an Häusern 11 → orkanartiger Sturm Wind entwurzelt Bäume, verbreitet Sturmschäden 12 → Orkan (ab 118 km/ h) schwere Verwüstungen 4 | Die Natur bringt einige Vorschläge für den Waldumbau hervor und ersetzt in der Regel eine Fichtenmonokultur durch einen Laub- oder Mischwald, wie es hier im nördlichen Taunus zu sehen ist. <?page no="37"?> Deutschland aktuell 37 Hochwasser gehört in unseren Breiten zu den „normalen“ Naturkatastrophen, häufig zur Zeit der Schneeschmelze in den Mittelgebirgen und den Alpen, d. h. Frühjahrshochwasser sind gewöhnliche Erscheinungen. Inzwischen sind diese durch den Rückgang winterlicher Schneefälle auch in den Gebirgen seltener geworden oder erreichen nicht mehr diese Hochwassermarken, die sich in flussnahen Orten als historische Wasserstandstafeln an Gebäuden finden. Im Sommer können Starkregen nicht minder katastrophale Hochwasser verursachen, wenn heftige und lange Regenfälle Bäche und Flüsse ansteigen lassen. In Mittelgebirgen kann dieses Wasser meist nur in die höheren Bereiche der Täler ausweichen, während die Wassermassen sich dann im Flachland im schlimmsten Fall kilometerweit in der Ebene ausbreiten, wenn die Deiche aufweichen und somit den Fluten nicht mehr standhalten können. Die Wassermengen der Oder im Sommer 1997 oder auch der Elbe und ihrer Nebenflüsse 2002, die als „Jahrtausendflut“ in die Geschichte eingingen, sind Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit. Fast regelmäßig steht die Drei-Flüsse- Stadt Passau unter Wasser, das Hochwasser im Juni 2013 zählt zu den höchsten in der Stadtgeschichte. 41 Am Ufer der Donau wurden 12,89 m als höchster Wasserstand erreicht, normal wären für den Sommer 4,50 m gewesen. Weite Teile der historischen Altstadt standen unter Wasser, in manchen Gassen reichte das Wasser bis auf die Höhe des ersten Obergeschosses. Hitze und Trockenheit können sich ebenso zu extremen Wetterereignissen entwickeln und Werte erreichen, die für die mittleren Breiten unüblich sind. Wissen | Hitzewelle 42 Eine Episode von mehr als drei aufeinanderfolgenden Tagen im Zeitraum Mai bis September, an denen die Tageshöchsttemperatur in den Bereich der 1 % wärmsten Werte aller für den Zeitraum Mai bis September vorliegenden Werte einer beliebigen, aber fixen Bezugsperiode fällt. <?page no="38"?> 38 Auswirkungen Die Sommer 2018 und 2019 (→ Kap. 1.3) sprengten diese Vorgaben in Deutschland locker: Aber nicht drei, vier Tage lang gab es die überdurchschnittlichen Temperaturen, auch nicht drei, vier Monate lang, sondern von April bis Oktober herrschten überdurchschnittliche Temperaturen - und unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen fielen in zehn aufeinanderfolgenden zu trockenen Monaten. Leere Flüsse und Stauseen gehörten bis weit in den Herbst hinein zum Landschaftsbild. Wissen | Maritimes und kontinentales Klima Die Nähe bzw. Entfernung zum Meer prägt das Klima, was sich auch in Deutschland gut beobachten lässt. Nordsee und Atlantik sorgen dafür, dass das Klima in ihrer Nähe recht ausgeglichen ist. Temperaturextreme in Pluswie Minusgraden kommen kaum vor, denn die großen Wassermassen wirken regulierend als Wärmespeicher, andererseits kühlen sie auch langsamer aus als Landflächen. Die Niederschläge, die die Winde vom Meer bringen, fallen dort und in Küstennähe am stärksten, weiter ins Landesinnere werden sie zunehmend geringer. Geringere Niederschlagsmengen und stärkere Temperaturschwankungen innerhalb einer größeren Spanne während eines Jahres sind typische Merkmale eines kontinentalen Klimas. Die Unterschiede zwischen einem maritimen und kontinentalen Klima, wie sie charakteristisch für Deutschland sind, können durch Klimaänderungen noch verstärkt werden. Gerade bei den Niederschlagsmengen des Jahres 2018 wurden diese regionalen Unterschiede deutlich, sogar extremer. 43 <?page no="39"?> Deutschland aktuell 39 Niederschlagsmengen 2018 in ausgewählten Bundesländern (in Klammern die Vergleiche mit den Durchschnittswerten der Normalperiode 1961-1999) maritim geprägt Baden-Württemberg 745 l/ m2 (980 l/ m2) Schleswig-Holstein und Hamburg 580 l/ m2 (788 l/ m2) kontinental geprägt Brandenburg und Berlin 390 l/ m2 (557 l/ m2) Sachsen-Anhalt 360 l/ m2 (547 l/ m2) Vgl.https: / / www.wetterdienst.de/ Deutschlandwetter/ Thema_des_Tages/ Die+Temperatur messung, Stand: 21.04.2020 Dass sich solche Veränderungen in den Niederschlagsmengen auf die Landschaften auswirken, für viel verdorrte Vegetation und ein von Brauntönen dominiertes Landschaftsbild während des Sommers sorgen, hat jeder noch aus den Jahren 2018 und 2019 in Erinnerung. Auswirkungen auf den Tourismus bleiben bei solch extremer Trockenheit - gepaart mit einer Vielzahl an Sommer- und Hitzetagen sowie Tropennächten - nicht aus. Von steigender Waldbrandgefahr bis zu massiven Einschränkungen der touristischen Schifffahrt und aller Sportarten und Erholungsformen auf und an den Gewässern wird in → Kap. 2.2 zu lesen sein. Beenden wir das geographische Nord-Süd-Profil durch Deutschland in den Bayerischen Alpen. In der Hochgebirgsregion verstärken Extremwetterereignisse „übliche“ geologische Vorgänge, die so genannten Massenbewegungen alias Erdrutsche. Der Mensch sorgt jedoch durch seine Eingriffe in die besonders sensible Landschaft für stärkere Auswirkungen - und gerade der Tourismus trägt einen großen Teil zu den Schäden bei und erhöht die Gefahr von Naturkatastrophen, löst sie im schlimmsten Fall auch selber aus. <?page no="40"?> 40 Auswirkungen An den Wurzeln der Probleme Baumaßnahmen, die für den Abfahrtsskilauf und den damit verbundenen Skizirkus durchgeführt werden, sind dabei die heikelsten. Es gibt den Trend, mangels Schneesicherheit in den unteren Lagen in die Höhen zu expandieren, soweit dies von den Formen des Geländes dort überhaupt möglich ist. Dabei erreicht die touristische Infrastruktur in der Regel von Natur aus besonders sensible Bereiche. Hänge, deren oberste Schichten nicht mehr durch eine dichte Vegetationsdecke samt festigendem Wurzelwerk zusammengehalten werden oder auf denen menschliche Eingriffe in geologische Schichten erfolgen, wo es dann zu Bewegungen innerhalb oder zwischen Gesteinsschichten kommt oder andere Veränderungen, bei denen die Stabilität massiv gestört wird, sind oftmals auch Baugrund für touristische Einrichtungen, für Seilbahnen, gastronomische Betriebe oder Gebäude zu andern Zwecken. Aber auch der Neubau von Straßen, beispielsweise Zufahrten zu neuen Skigebieten und ihren Parkplätzen - selbst wenn es sich nur um Raum für wenige Shuttlebusse handeln sollte - kann es auch in tieferen Lagen notwendig machen, Hänge anzuschneiden, einzelne Partien auch noch steiler zu machen und damit neue Gefahrenquellen bei extremen Wetterbedingungen zu schaffen. Für ein wesentliches Gefahrenpotenzial im Hochgebirge sorgt der Mensch indirekt durch den von ihm verstärkten Klimawandel: Mit steigenden Temperaturen taut der Permafrost in den höheren Regionen auf, d. h. das Eis kann in den oberen Hangschichten und Felswänden nicht mehr als Kitt das Ganze zusammenhalten. Steinschlag wäre die geringste Folge, Bergrutsche oder Bergstürze die Katastrophenvariante (→ Beispiel Piz Cengalo 2017, → Kap. 1.2). In umgekehrter Weise kann das Wasser in den Felsspalten auch beim Gefrieren - und der damit verbundenen Zunahme an Volumen - zur Frostsprengung führen und somit Steinschlag auslösen. Geologen unterscheiden bei den Massenbewegungen an Berghängen, ob das Material stürzt, gleitet oder fließt - was jedoch in unterschiedlichen Höhenbereichen und je nach Wetterlage schon von Natur aus oftmals nicht sauber zu trennen ist. Trotzdem sollen die wichtigsten Begriffe im Folgenden einmal kurz erklärt werden. <?page no="41"?> Deutschland aktuell 41 Wissen | Der Berg kommt - Massenbewegungen 44 Schuttlawinen oder Muren/ Murgänge Nach Starkregen oder während der Schneeschmelze setzen sich wasserdurchtränkte Schuttmassen in Bewegung. Diese breiartigen Ströme aus Boden, Gesteinsschutt, Felsblöcken und Wasser besitzen durch ihre große Masse und Geschwindigkeit von bis zu 300 km/ h eine ungeheure Zerstörungskraft. Bergsturz Locker gewordene große Gesteinsbrocken fallen aus der Felswand und sammeln sich am Fuß des Hangs in Schutthalden an. Bergrutsch Das Material eines Bergsturzes fällt nicht im freien Fall, sondern es rutscht mehr oder weniger als riesiger weitgehend zusammenhängender Block nach unten. Die Gefahr, als Spätfolge Erdrutsche oder Felsstürze in Gang zu setzen, ist auch bei der Neuanlage von Skipisten groß. Für den gewünschten Untergrund der Piste muss manches natürliche Hindernis beseitigt und eventuell auch gesprengt werden, in den Wald werden neue Schneisen geschlagen, kleinere Unebenheiten werden einplaniert, was vor allem auf Kosten der natürlichen Vegetation geschieht - das Ausstreuen von Grassamen nach den oberflächlichen Erdbewegungen kann im Idealfall zwar wieder einen grünen Flickenteppich liefern, doch nur eine standortgemäße Pflanzendecke wird den besten Schutz liefern. Auf Grund der natürlichen Bedingungen und vor allem der Temperaturextreme im Hochgebirge haben die Pflanzen nicht nur eine deutlich kürzere Vegetationsperiode, sondern sie wachsen auch wesentlich langsamer als im Flachland. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Vegetation, insbesondere den Wald, machen natürlich auch nicht vor dem Hochgebirge halt. Die Bäume leiden genauso unter den Schadstoffen in der Luft und anderen Zeichen der Klimaveränderung, so dass sie ebenso vom Schädlingsbefall bedroht sind und der Waldbestand insgesamt ähnlich <?page no="42"?> 42 Auswirkungen demjenigen in den Mittelgebirgen seine natürlichen Aufgaben, wie beispielsweise dem Festigen der oberen Bodenschichten auf Berghängen durch sein Wurzelwerk, nicht mehr in der wünschenswerten Weise erfüllen kann. Für Schäden an der alpinen Pflanzendecke sind während der Sommersaison auch die Touristen mitverantwortlich, sei es als Wanderer oder mit noch größerem Schadenspotenzial die Mountainbiker. Die kleinen Abkürzungen, die bei den Serpentinen von Wanderwegen im Laufe der Zeit als Abkürzungen für den Abstieg entstehen, entwickeln sich zu Rinnen für die Erosion, die bei starken Regenfällen zu unerwünschten Bächen werden können und dann noch mehr Bodenmaterial hangabwärts transportieren. Dabei kann es im ungünstigen Fall auch zu Erdfließen bis hin zu größeren Rutschungen kommen. Schnee en masse auch nicht immer gut Ein anderes Kapitel und eine nicht minder große wie unberechenbare Gefahr im Hochgebirge sind die Lawinen. Sie gehören zur Landschaft des Hochgebirges dazu und die Menschen haben sich in früheren Zeiten damit relativ gut arrangiert. Man hat zu einen seine Höfe und Siedlungen an sichereren Standorten in den Tälern und Hanglagen errichtet, die aus der Erfahrung und Naturbeobachtung selten von Lawinenabgängen betroffen waren. Zum anderen war man sich bewusst, welch hohen Stellenwert ein intakter Wald als natürlicher Schutzwall oder zumindest Bremse von Lawinen hatte und legte demzufolge keine Schneisen hinein bzw. rodete sein Bau- und Brennholz dort, wo man mit geringeren Schäden für die Sicherheit rechnen konnte. Mit dem wachsenden Tourismus und allem voran dem Aufkommen und Expandieren des Wintersports war man gezwungen, sich aus den sicheren Lagen verstärkt in die von Natur aus gefährdeteren zu begeben - dies betrifft nicht nur die Gefahr von Bergrutschen & Co, sondern auch das Errichten von Gebäuden und touristischer Infrastruktur näher an Lawinenbahnen, d. h. den Strecken auf den Berghängen, über die die Schneemassen zu Tal donnern. Lawinengitter und andere Formen der Verbauungen in den höheren Lagen, in denen sich der Schnee in großen Mengen ablagern <?page no="43"?> Deutschland aktuell 43 kann, verhindern viele Lawinenabgänge. Doch der Lawinenschutz für Siedlungen und Pisten - selbst nach bestem Wissen und Gewissen sowie hohem finanziellem Aufwand - bietet aber keine Garantie, dass nicht doch Lawinen Siedlungen und selbst als sicher eingeschätzte Pisten betreffen können und es zu Personenschäden und Todesfällen kommt. Das Schneechaos in den Bayerischen Alpen zu Beginn des Jahres 2019 - analog zum XXL-Sommer 2018 - brachte insbesondere für den bayerischen Alpenraum Rekorde an Niederschlägen in Weiß, dass man von einem XXL-Winter sprechen könnte. Extreme Dauerschneefälle in der ersten Januarhälfte ließen an einem Tag mehr als einen halben Meter Neuschnee fallen (als Rekord 64 cm in Aschau-Stein am 10.1.19). Spitzenwerte, die sich über einige Tage Schneefall ansammeln konnten, waren in Ruhpolding-Seehaus 210 cm 45 und zwei Tage später in Anger-Stoißberg bei Bad Reichenhall sogar 240 cm. 46 Diese Schneemassen in den Bayerischen Alpen sorgten für stärkste Einschränkungen bis zum Stilllegen des Wintertourismus und nicht minder des „normalen“ Alltags in dieser Region. In den Landkreisen Berchtesgadener Land, Traunstein, Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen musste der Katastrophenfall ausgerufen werden. 47 Viel tatkräftige Unterstützung zum Teil sogar aus dem weiteren Bundesgebiet war notwendig, um Gebäude und Straßen zu sichern, für die Versorgung der Menschen zu sorgen und auch, um in bestimmten Zeitfenstern einen Autoverkehr zu ermöglichen - Slots wurden eingerichtet, in denen man besonders gefährdete Straßenabschnitte überhaupt befahren durfte. Darf bzw. muss man diese Schneemassen als Beweis verstehen, dass es wohl doch keinen Klimawandel gibt? Nein! Das scheinbar Paradoxe ist, dass die durchschnittlichen Temperaturen in Deutschland insgesamt im Dezember 2018 sowie im Januar und Februar 2019 um 2,6 °C höher als während der internationalen Referenzperiode von 1961 bis 1990 lagen. Selbst auf der Grundlage der wärmeren Vergleichsperiode 1981 bis 2010 bleibt noch ein Plus von 1,9 °C. 48 <?page no="44"?> 44 Auswirkungen 2.2 Der Klimawandel geht an die Substanz Grundlage dieses Kapitel ist die Tatsache, dass der Klimawandel bestimmte Wirkungen auf die Landschaften, auf ihre Natur verstärkt. In welchem Maße, in welchem Zeitraum etc. ist und kann auch nicht Gegenstand dieses Buchs sein - dies sei vorausgeschickt. Stattdessen soll die Frage beschäftigen: Wie reagiert der Mensch, was unternimmt er in ausgewählten Regionen, um die Auswirkungen der Klimaveränderungen möglichst gering zu halten, vor allem in Hinblick auf einen funktionierenden Tourismus? Inseln und besonders Strände den Naturgewalten ausgesetzt Blicken wir in die Küstenregionen der Nord- und Ostsee, wo der allgemeine Meeresspiegelanstieg und Extremwetterereignisse besonders die empfindlichen Strände angreifen. Weder Naturschützer noch Einheimische und genauso wenig Touristiker und Touristen möchten bzw. können auf intakte und in ausreichendem Maße zur Verfügung stehende Strände verzichten. Wissen | Strandverlust auf Wangerooge Aus einer Pressemeldung: „In schwerem Sturm wurden auf Wangerooge am 9. Februar [2020] 80 Prozent des Strandes weggespült.“ 49 Eine Sicherung der Inseln - der Destinationen - fängt beim Eindämmen der Küstenerosion auf der seewärtigen Seite und dem Dünenschutz an. Für die Bewohner der Ostfriesischen Inseln stellt der Tourismus schließlich den bedeutendsten Wirtschaftsfaktor dar, damit ist eine intakte Insel und der Erhalt ihrer natürlichen Formen und Schönheit die wichtigste Geschäftsgrundlage. <?page no="45"?> Deutschland aktuell 45 Wissen | Buhnen am Meer Buhnen werden im rechten Winkel zur Strömung angelegt. Sie können aus senkrecht in den Meeresboden und Strand gerammten Holzpfählen bestehen. Als stabileres Material werden auch Betonpfähle, große natürliche Steinbrocken oder Stahlspundwände genutzt. Die Buhnen haben zwei Aufgaben: Sie sollen einerseits die Brandungsströmung brechen und damit auch die Erosion insbesondere das Abtragen des Sandes minimieren. Andererseits fördern die strömungsärmeren Bereiche zwischen Buhnen, die Buhnenfelder, auch die Ablagerung von Sand und helfen somit, die Strände zu sichern. Der sensibelste wie auch touristisch bedeutendste Bereich sind Strand und Dünen. Sie müssen vor den Wellen geschützt werden, damit die Erosion die instabilen Sandmassen nicht wieder ins Meer zurückholt. Durch die Hauptwindrichtung und Meeresströmung sind die Ostfriesischen Inseln besonders an ihren Westseiten den abtragenden Kräften der Natur ausgesetzt. Deshalb hat man hier die Buhnen errichtet, die sich wie Speere gegen den Feind Meer richten. Direkt an den Badeorten der Inseln schützen Strandpromenaden auf massivem Untergrund und andere Bauwerke den Übergangsbereich zwischen Strand und Inselinnerem. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Dünenbereich, der als ein natürlicher „Wall“ die Inseln auf der dem Meer zugewandten Seite schützt. Damit dieser auch entsprechend funktionieren kann, muss die Vegetation der Dünen geschützt werden. Vor allem der vordere Dünenbereich ist einerseits als nächster zur Brandung von Natur aus gefährdet, zum anderen durch die Nutzung des Strandes, durch die Besucher, die die Dünen abseits der vorgesehenen Wege betreten oder sich ihre verbotenen privaten Liegeplätze darinnen suchen. <?page no="46"?> 46 Auswirkungen 5 | Zum Dünenschutz, nicht nur auf Wangerooge, gehört es, den Sand durch das Anbringen von Hindernissen vor einem Verwehen zu schützen. Besucherlenkung gehört zum Standard dieser Inseln, zum einen durch Bohlenwege durch das empfindliche Ökosystem, zum anderen durch Informations- und Verbotstafeln, die die Touristen davon abhalten sollen, die Dünenbereiche außerhalb der Wege zu betreten. Wie rund um die Themen Strandmanagement, Klimawandel und Anpassung an Klimaveränderungen eine Bewusstseinsbildung bei Gästen und Einheimischen in der Praxis aussehen kann, zeigen Beispiele, wie die KlimaInsel Juist sowie Tourismusorte an der Kieler Bucht (→ Kap. 5.1). Wenn das Schützen des Strandes mit Hilfsmitteln wie den Buhnen allein nicht reicht, bleibt noch die aufwändige Möglichkeit, Strand aufzuspülen. Ein Blick auf die Karte der Ostfriesischen Insel Norderney zeigt, dass es bei einer solchen Maßnahme nicht nur um den Erhalt des Strandes geht, sondern noch existentieller auch um eine Sicherung der Stadt Norderney. <?page no="47"?> Deutschland aktuell 47 6 | Buhnen aus Holz werden zum Küstenschutz eingesetzt. Sie bremsen küstenparallele Strömungen und damit den Sandabtrag. Brandung und Gezeitenströmungen transportieren den Sand von West nach Ost entlang der niedersächsischen Nordseeküste und somit auch der Ostfriesischen Inseln. Dieser Transportstrom wird immer wieder zwischen den Inseln durch Seegatten, Wasserrinnen mit starker Strömung durch Ebbe und Flut unterbrochen. Das bewirkt am Westkopf der Insel Norderney seit ca. 200 Jahren, dass der natürliche Sandnachschub aus dem Meer nachlässt und ebenso den westlichen Bereich der Insel „annagt“. Mit Buhnen, die bis in eine Tiefe von 18 m den Inselsockel sichern, versucht man, der Abtragung und dem nicht ausreichenden Nachschub Herr zu werden. Aber Sturmfluten haben immer wieder einen Strich durch diese Rechnung gemacht, so dass man Mitte des 20. Jahrhunderts mit den Strandaufspülungen begann - 1951/ 52 mit der ersten, bis 2000 sollten es insgesamt zehn werden. Die drei Sturmfluten des Winters 2006/ 7 trugen an den Stränden bis zu zwei Meter von ihrer Höhe ab, d. h. der bis dahin letzten Aufspülung im Jahr 2000. Über die wieder notwendig gewordene Strandaufspülung 2007 (Kosten ca. 2 Mio. Euro) informiert ein explizit an den „verehrten Kur- und Feriengast“ ge- <?page no="48"?> 48 Auswirkungen richtete Broschüre. 50 2012 war es schon wieder notwendig, in dem westlichen Bereich von Norderney rund 250.000 m3 Sand in die Buhnenfelder zu bringen. 17 Sturmfluten des Winters 2011/ 12 hatten diese 2,2 Mio. Euro teure Aktion nötig gemacht. 51 Strandaufspülungen gehören auch für andere Ostfriesische Inseln, wie zum Beispiel Wangerooge und Langeoog, aber auch für die Nordfriesische Insel Sylt zum Erhalt ihrer Attraktivität und auf längere Sicht auch ihrer Existenz. Werfen wir nach dem Exkurs auf die gefährdete Landschaft, das natürliche Angebot an der Nordsee abschließend noch einen Blick auf die Prognosen, wie sich der Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten auf diese Region auswirken und insbesondere den Tourismus - genauer den Badetourismus - beeinflussen wird. Für den Zeitraum 2021 bis 2050 werden folgende Veränderungen im Unterschied zu den Jahren 1961 bis 1990 erwartet: » „Zunahme der Tage mit thermischer Behaglichkeit um 4 Tage im Jahr » Abnahme der Kältebelastung um 16 Tage » Ausweitung der Badesaison um etwa 25 Tage bis 2050.“ 52 Die Aussicht auf eine Badesaison, die nicht nur von Mitte Juni bis Ende August reicht, macht die Nordseeküste zu einem Gewinner des Klimawandels. Und wie sieht es mit der deutschen Ostseeküste aus? Noch besser, denn schon mitbeeinflusst durch die Lage in einem Bereich mit stärker kontinental geprägtem Klima und dadurch höheren Sommertemperaturen im Unterschied zum maritimen Klima an der Nordsee hat man hier einen Vorteil, von dem besonders der Badetourismus profitiert. Wissenschaftler sprechen davon, dass „sich dann eine Wettersituation ergibt, die dem optimalen Urlaubswetter näherkommt als das jetzige Küstenwetter. So ist zu erwarten, dass sich die Nachfrage nicht nur im Umfang, sondern auch in ihrer Struktur (d. h. es kommen u. u. neue Zielgruppen) ändern wird“. 53 Klimatisch kann man die deutsche Ostseeküste auf alle Fälle als Gewinner der aktuellen Klimaveränderungen bezeichnen. Eine „Ostseeriviera“ dürfte den <?page no="49"?> Deutschland aktuell 49 Touristikern vor Ort ins Konzept passen und Investoren die Dollarzeichen in die Augen zaubern. Ein neues Sorgenkind: der Wald Gehen wir von den Küsten ins Landesinnere, kommen wir in einen ausgedehnten Raum, der für Erholung, für die Freizeitgestaltung wie für den Urlaub mit Bewegung, Sport und Entspannung draußen eine wichtige Rolle spielt: der Wald. 11,4 Millionen Hektar, d. h. rund ein Drittel der Fläche der Bundesrepublik Deutschland ist mit Wald bedeckt. Wichtige Funktionen erfüllt der Wald zum einen für die Umwelt, für den Menschen ganz allein von Natur aus als so genannte Ökosystemdienstleistung, deutlich beispielsweise in den Produkten wie Pilzen oder Beeren, die er liefert. Zum anderen dient er als Luftfilter und wirkt gerade in Zeiten eines Klimawandels positiv, indem er CO 2 aufnimmt und dies in Form von Kohlenstoff in seiner Biomasse, d. h. in Laub und Holz, sowie im Boden speichert. Damit fungiert der Wald als ein CO 2 -Reduzierer. Doch dieser Vorgang kann auch aufgehoben und ins Gegenteil gekehrt werden, wenn durch die Holznutzung, z. B. Verbrennen, aber auch das Absterben von Bäumen und großflächige Störungen durch Sturm, Insektenbefall (→ Box) oder auch Waldumwandlung durch Forstmaßnahmen die Speicherfunktion aufgehoben wird. Dann kann der Wald auch zu einer Kohlenstoffquelle werden. 54 Der Wald dient uns ebenso als natürlicher Staub- und Lärmfilter sowie Sauerstoffproduzent und schließlich noch als biologische Klimaanlage. Das Wasser, das die Bäume aufgenommen haben, geben sie durch ihr Laub wieder an die Umwelt ab und mindern mit dieser Verdunstungskühle die Hitze in ihrer Umgebung. <?page no="50"?> 50 Auswirkungen 7 | Absterbende Bäume und Totholz sind ein gefundenes Fressen für den Borkenkäfer. Die natürliche Klimaanlage Wald wird dadurch noch mehr geschädigt. Wissen | Der Wald und seine ungebetenen Gäste Wie es die Namen einiger unerwünschter Gäste schon andeuten, haben sie sich auf bestimmte Baumarten spezialisiert. Gemeinsam schätzen die Schädlinge vor allem ein warmes Mikroklima, das ihre Populationen stark bis explosionsartig wachsen lassen kann. Der Borkenkäfer, mit dem Spitzenplatz als wichtigster Forstschädling hierzulande, verrät dagegen seinen bevorzugten Lebensraum. Es ist die Borke von zunächst noch gesund erscheinenden Fichten, in der er bei günstigen Temperaturbedingungen im Jahr mehrere Generationen seiner Population in die Welt setzt. <?page no="51"?> Deutschland aktuell 51 Dies kann zum großflächigen Absterben von Fichtenbeständen insbesondere bei Monokulturen führen. Abgestorbene Bäume durch Sturmschäden oder auch Schneebruch sowie längere Trockenheiten liefern dem Borkenkäfer ebenso optimale Lebensbedingungen. Kiefernspinner und die Blauen Kiefernprachtkäfer mögen es auch warm und trocken, was sich an den bevorzugten warmtrockenen, sandigen Standorten von Kiefern noch verstärkt und zu Massenvermehrungen führen kann. Der Eichenprozessionsspinner liebt ebenfalls die Wärme und vermehrt sich unter diesen Bedingungen unerwünscht prächtig. Unverkennbares Zeichen seiner Aktivität ist der Laubfraß, der schon im Sommer für kahle Bäume sorgen kann. Beim Menschen können die Raupenhaare des Eichenprozessionsspinners allergische Reaktionen auslösen und die Gefahr ist relativ groß, da auch Eichenbestände in städtischen Parks oder stadtnahen Freizeiträumen betroffen sein können. Da sind städtische Grünämter herausgefordert. Im Gebirge festigt der Wald die Hänge, denn die Baumwurzeln geben den geneigten Böden Stabilität und bremsen bis zu einem gewissen Grad Bodenkriechen und Erdrutsche sowie andere Formen der Massenbewegung. Intakte Bannwälder schützen tiefer gelegene Bereiche vor Lawinen. Mit dem Wasseraufnahmevermögen mildern die Wälder bei Starkregenereignissen die Gefahr von Erosion und Überschwemmungen in tieferen Lagen. Ein Beitrag des Waldes, von dem in besonderem Maße der Tourismus profitiert, sind das Schonklima und die Voraussetzungen für einen Heilklimatischen Kurort oder Luftkurort. 55 Dem Aufenthalt in der Natur insbesondere im Wald können auf der Basis entsprechender bioklimatologischer und lufthygienischer Gutachten Heilkräfte zugeschrieben und für Therapien genutzt werden. Nicht nur für den Körper durch sein gesundes Mikroklima, häufig ein Schonklima, sondern auch für das psychische Wohlbefinden leistet der Wald ei- <?page no="52"?> 52 Auswirkungen nen wichtigen Beitrag - wie sie Landschaftstherapie oder Shinrin Yoku, das aus Japan stammende Waldbaden, nutzen. Wissen | Schäden an den Wäldern Deutschlands in den Jahren 2018/ 19 „In den beiden letzten Jahren 2018 und 2019 haben extreme Dürre, überdurchschnittlich viele Waldbrände, Borkenkäferbefall und Stürme gravierende Schäden in den Wäldern verursacht. Im Dürrejahr 2018 sind nach Angabe der Bundesländer rund 32,4 Millionen Kubikmeter Schadholz angefallen. Allein durch Brände ging 2018 eine Fläche von 2.349 Hektar verloren. Fachleute erwarten für 2019 sogar noch größere Mengen Schadholz. Hauptsächlich sind Fichtenbestände betroffen, es zeichnet sich jedoch ab, dass auch Laubbäume wie beispielsweise die Rotbuche gravierende Schäden aufweisen.“ 56 Doch welche Entwicklungen werden durch den Klimawandel im deutschen Wald in Gang gesetzt? Welche Chancen gibt es für diese große Pflanzengesellschaft, sich an steigende Temperaturen und zunehmende Trockenperioden in den mittleren Breiten anzupassen, damit er möglichst gut seine Ökosystemdienstleistungen erfüllen kann, auf die wir angewiesen sind? Die Zusammensetzung der Wälder mit bestimmten Anteilen einzelner Baumarten wird sich ändern, denn einige Arten reagieren besonders auf heißere und trockenere Sommer; so sind Fichten beispielsweise heute schon im Wärmestress. Eine fortschreitende Abnahme der Niederschläge und ebenso Veränderungen in ihrer Verteilung über das Jahr wirken sich auf die Wälder aus und dies noch etwas stärker in den Regionen mit sandigen und besonders wasserdurchlässigen Böden, wie sie gerade im Norddeutschen Tiefland auf Grund der Eiszeiten weiter verbreitet sind. Ein Trockenstress der Bäume könnte hier die Artenverteilung mitbestimmen. Dabei hat die Natur den Bäumen schon genetisches Potenzial „eingebaut“, sich an natürliche und vor allem langsamere Klimawandel anzupassen. Aber die Aktivitäten des Menschen überfordern sie. „Die aktuelle, teilweise anthropogen bedingte Klimaver- <?page no="53"?> Deutschland aktuell 53 änderung weist eine höhere Geschwindigkeit auf als vergleichbare historische Änderungen im Klimasystem.“ 57 Da wird der Mensch nun auch regulierend in den Waldbestand eingreifen müssen: „Ein gerichtetes Einschreiten der Forstwirtschaft zum Erhalt der multifunktionalen Wälder ist dementsprechend notwendig.“ 58 Der Blick in die Zukunft lässt erwarten, dass sich Vegetationszonen, Verbreitungsgebiete der Baumarten und Artzusammensetzung der Wälder verschieben werden und die Veränderungen bei den Temperaturen und Niederschlägen die Vermehrung der Schädlinge fördern, aber Hitze und Dürre auch die Gefahr von Waldbränden steigern werden, insbesondere in den trockeneren, vom kontinentalen Klima bestimmten Regionen im Osten Deutschlands. 59 Der Klimawandel geht beispielsweise aber auch den Wäldern in Nordrhein-Westfalen an die Substanz. So titelt das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen Die Fichte: Opfer des Klimawandels 60 . Die Fichte ist mit 37 Prozent im Bestand die am weitesten verbreitete Baumart in NRW. Ihr folgen mit jeweils 16 Prozent die Buche und die Eiche. „Insbesondere in den großen zusammenhängenden Waldgebieten des Sauerlandes und der Eifel ist sie ideal an die dort vorherrschenden kühl-feuchten Standortbedingungen angepasst. Der Bestand dieser Baumart wird in absehbarer Zeit deutlich zurückgehen.“ 61 Der bereits erwähnte Wärmestress und noch ein hinzukommender Trockenstress machen den Fichten auch im Mittelgebirge das Leben schwer. Dieser Trend muss jedoch nicht unbedingt erschrecken, denn die Fichten gehörten ursprünglich gar nicht in diese Landschaft und somit zum einheimischen Baumbestand. „Der Naturraum, den NRW heute umfasst, war ursprünglich fast zu 100 % bewaldet und ein reines Laubwaldgebiet mit Buche und Eiche als Hauptbaumarten. Nadelbäume waren - mit Ausnahme von Eiben und einigen kleineren inselartigen Kiefernwäldern im östlichen Münsterland - am Aufbau des Waldes nicht beteiligt“ 62 , so die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Reguliert da der Klimawandel Eingriffe des Menschen, des Homo oeconomicus, der die schnell wachsenden Fichten brauchte? Dürfen sich die Besucher in Eifel und Sauerland als wich- <?page no="54"?> 54 Auswirkungen tige Destinationen des Wandertourismus nun langfristig auf abwechslungsreichere Wälder für ihren Freizeitsport und Urlaub freuen? Wissen | „Wärmeliebende Traubeneiche breitet sich aus Die Forstwirtschaft sieht den Klimawandel auch als Chance für die Entwicklung der Wälder. Auf gut wasserversorgten Standorten sind bei steigenden Temperaturen deutliche Zuwächse der Biomasse möglich. Statt der auf vielen Flächen zurückgedrängten Fichte werden sich andere Baumarten mit höherem Wärmebedarf sogar in den Hochlagen des Sauerlandes ausbreiten - beispielsweise Esskastanie, Robinie oder Traubeneiche. Diese Bäume spielen heute noch keine Rolle in den nordrheinwestfälischen Wäldern.“ 63 Dürreschäden werden angesichts höherer Temperaturen und nachlassender Regenmengen während der Vegetationsperiode häufiger vorkommen. Vertrocknetes Laub und Laubabwurf sowie grünbraune Landschaften schon vor dem Herbst sind weniger fotogene Motive für die Urlaubsfotos, aber nicht weiter tragisch! Bedenklicher ist dagegen eine erhöhte Waldbrandgefahr, die bis zu möglichen Sperrungen einzelner Waldgebiete für die Freizeit- und die touristische Nutzung führen kann. Aber nicht nur die Witterung, bekanntermaßen auch der Mensch lässt durch Unachtsamkeit oder Vorsatz Waldbrände entstehen. Der Deutsche Wetterdienst gibt von März bis Oktober täglich eine Vorhersage zum Waldbrandgefahrenindex heraus. 64 Fünf Stufen der Waldbrandgefährdung - von sehr geringer bis sehr hoher Gefahr - werden für das gesamte Bundesgebiet und einzelne Regionen stets aktuell unterschieden. Webtipp | Waldknigge - mehr als nur das Verhindern von Bränden http: / / www.sdw-nrw.de/ waldwissen/ aufenthalt-im-wald/ waldknigge/ <?page no="55"?> Deutschland aktuell 55 Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt und die Gewässer Deutschlands sind angesichts steigender Temperaturen und geringer werdendem Nachschub bzw. Veränderungen in der jährlichen Verteilung ebenso ein wichtiges Thema - auch hierbei scheint der Klimawandel uns an die Substanz zu gehen und dies regional unterschiedlich. Wenn der Nachschub an Niederschlägen ausbleibt Ohne groß in Zahlen abzutauchen, folgende Entwicklungen werden den Wasserhaushalt in Deutschland zunehmend bestimmen. Die regionalen Unterschiede durch maritim bzw. kontinental geprägte Landschaften werden sich verstärken. Im Osten Deutschlands gibt es bereits jetzt Regionen, wo die mögliche Verdunstung den Niederschlag übersteigt, wie es die Niederschlagsmengen des Jahres 2018 vermuten lassen, als sich sommerlich warme Tage mit viel Sonnenschein und katastrophale Regenarmut bis in den November hinein zogen, einige Orte in Sachsen-Anhalt und Thüringen mit nur rund 250 l/ m2, zwei Drittel bis die Hälfte der zu erwartenden Niederschläge erhielten. 65 Weitere Faktoren verschlechterten den Nachschub für den regionalen Wasserhaushalt - und dies keinesfalls nur in den östlichen Bundesländern. Selbst wenn in der jahreszeitlichen Verteilung normalerweise in der Bundesrepublik Deutschland die höheren Niederschlagsmengen im Sommer fallen, kann es in dieser Zeit zu Wassermangel kommen. Der Wasserbedarf einer Landschaft ist im Sommer durch den Wasserverbrauch der Pflanzen wesentlich höher und durch Veränderungen in den Temperaturen wird diese sommerliche Vegetationsperiode verlängert. Zum einen verlagert sich die Zeit, in der Pflanzen beginnen, auszutreiben und zu wachsen, die Bäume ihr Laub zu entwickeln, immer früher in den Frühling hinein. Zum anderen reicht durch die Temperaturen die Vegetationsperiode auch weiter in den Herbst hinein. In der Folge gelangt weniger Regenwasser ins Grundwasser und auch in das Oberflächenwasser der Seen, Talsperren und Flüsse. Wie extrem diese Werte sein können, die noch nicht einmal aus dem XXL-Sommer 2018 stammen, zeigt das Beispiel der Region Berlin. Hier liegen die durchschnittlichen Niederschlags- <?page no="56"?> 56 Auswirkungen mengen bei rund 600 mm im Jahr und die jährliche Verdunstung bei fast 500 mm. Damit können gerade einmal 100 mm im Laufe eines Jahres ins Grundwasser sowie in die Flüsse und Seen gelangen. 66 Niedrigwasser in Flüssen und Seen ist damit vorprogrammiert. „Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, dass die Folgen für die Flusslandschaften, die Flussökologie und die Feuchtgebiete in den Flussauen im Sommer besonders im Osten unter diesen Szenariobedingungen dramatisch sein können.“ 67 Der Sommer 2018 zeigte, dass selbst der Rhein es zu ungeahnten tiefen Pegelständen bringen konnte und die Schifffahrt stark eingeschränkt wurde! Einfach ekelig: Blaualgenbestände Mit den steigenden Temperaturen in der Luft und im Wasser können sich im Wasser Populationen in unerwünschter Weise vermehren und sich ihre Konzentration durch abnehmende Wassermengen verstärken. In Seen wie im Meer gehören als normaler Bestandteil dieser Ökosysteme die Cyanobakterien, die als Blaualgen bezeichnet werden. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Algen, sondern um Bakterien, die einen blauen Farbstoff enthalten. „Explosionsartige Vermehrungen von Cyanobakterien, sogenannte „Blaualgenblüten“, treten vor allem in den Sommermonaten bei hohen Wassertemperaturen auf.“ 68 Diese Blaualgenmengen vermindern nicht nur aus ästhetischer Sicht das Badevergnügen und das recht schnell, wenn man der Warnung des Landesamts folgt: „Gehen Sie nicht dort baden, wo Sie Ihre Füße im knietiefen Wasser nicht mehr sehen können! “ Eine solche blau-grüne Masse erhöht durch die geringe Sichttiefe schließlich auch das allgemeine Unfallrisiko. Wissen | Blaualgen-Steckbrief 69 Wie erkenne ich Cyanobakterien? » eingeschränkte Sichttiefe (< 1 m) » bläulich-grüne Trübung des Wassers » Schlierenbildung <?page no="57"?> Deutschland aktuell 57 » Algenteppiche an der Oberfläche » wolkenartige Verteilung im Wasser Symptome Cyanobakterien können Toxine bilden, die leichte, vorübergehende Haut- oder Schleimhautreizungen, bei Verschlucken großer Mengen Wasser aber auch Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Fieber hervorrufen können. 8 | Cyanobakterien oder „Blaualgen“ sind nicht nur unschön anzusehen, sondern auch gefährlich für den Lebensraum vieler Tiere und für uns Menschen. Perfekte Kulisse für den Landurlaub - die traditionelle bäuerliche Kulturlandschaft Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft, die sich heute schon mit ihren längeren Hitze- und Dürrephasen in vielerlei Hinsicht niederschlagen, betreffen auch den Tourismus. Da verstärken beispielsweise die hohen Temperaturen und der im Sommer ausbleibende bzw. im Winter nicht ausreichende Niederschlag das Absinken des Grundwasserspiegels, so dass sich die Trocken- <?page no="58"?> 58 Auswirkungen schäden in der Landschaft auf Feldern, Weiden, Wiesen und in den Forsten von einem Jahr ins nachfolgende fortsetzen können. Ernteausfälle bedeuten für die Versorgung der Bevölkerung und der Gäste zwar keine Notsituationen, aber sie verursachen beispielsweise höhere Kosten für künstliche Bewässerung, die sich natürlich auf die Lebensmittelpreise niederschlagen oder landwirtschaftliche Betriebe in Existenznöte bringen. Zudem können sich die äußeren Bedingungen auch auf das kulinarische Angebot der Regionen auswirken - auf die Lieferung von saisonalen und regionalen Produkten als wichtige Zutaten für die Gastronomie, aber auch als praktizierte Nachhaltigkeit, die auf klimaschädliche Importe aus fernen Ländern verzichten möchte. Wie nachhaltig künstliche Bewässerung sein kann, wäre eine andere Frage, die an dieser Stelle nicht diskutiert werden kann. Die Auswirkungen der wohl häufiger werdenden extremen Wetterlagen auf die bäuerliche Kulturlandschaft als touristische Destinationen sollen dagegen skizziert werden. Die ländlichen Regionen spielen nicht nur für den Ausflugsverkehr der Städter eine wichtige Rolle, sie sind nicht minder wichtig für den internationalen Deutschlandtourismus. Die perfekte Kulisse mit ihren typischen regionalen Eigenheiten ist vom Norden bis zum Süden Deutschlands ein wichtiger Angebotsfaktor auch für ausländische Märkte. „2017 unternahmen europäische Deutschlandbesucher 2,1 Millionen Urlaubsreisen auf dem Lande, ein Anteil von 7 Prozent an allen Urlaubsreisen aus Europa nach Deutschland.“ 70 Über das Aufkommen bzw. Schätzungen zum Binnentourismus in ländliche Destinationen Deutschlands soll hier nichts referiert werden, dass die Zahlen der Urlaubsreisen, aber auch der Kurzaufenthalte bis hin zum Tagesausflug noch wesentlich höher liegen, ist unbestritten. Welche Bedeutung hat für den Tourismus jeglichen geographischen Ursprungs der ländliche Raum, welche Auswirkungen des Klimawandels werden ihn betreffen und somit das Angebot verändern? Hitze in den Städten (→ Kap. 2.3) führt zu einem verstärkten Reiseverkehr aufs Land - vom Tagesausflug über den Kurzurlaub bis hin zum längeren Urlaub. Die Flucht ins Grüne, aufs Land mit angenehmerer kühler Luft ist kein neues Reisemotiv, denn der Aufenthalt in der Sommerfrische - ein Wort, das vermutlich auch schon auf einer <?page no="59"?> Deutschland aktuell 59 roten Liste für aussterbende Begriffe stehen müsste - hat für das Bürgertum eine Tradition, die weit ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Betrachtet man den Adel und seinen sommerlichen Aufenthalt auf Landsitzen, in Lustschlössern, Jagdschlössern oder wie man sie nennen mag, dann geht die saisonale Stadtflucht noch weiter zurück! Die bäuerliche Kulturlandschaft mit ihrer traditionell abwechslungsreichen Gestaltung hierzulande erfüllt für die Touristen mehrere wichtige Aufgaben. Zum einen stellt sie für wesentliche sportliche Betätigungen unter freiem Himmel die geeignete „Naturarena“ dar, beispielsweise das attraktive Umfeld fürs Wandern oder Radfahren, zum anderen bietet sie auch für körperlich eher inaktive Phasen ein Ambiente, das für ein Abschalten, Innehalten, die Seele baumeln lassen, zur Ruhe kommen etc. einen geeigneten Raum darstellt. Die Suche nach einer vermeintlichen Idylle, einer Gegenwelt zur städtischen hektischen kann in der traditionellen bäuerlichen Kulturlandschaft ihr Ziel finden. Der Wechsel kleingliedriger Formen in der Landschaft, das Ensemble von Feld, Wald, Wiese, Weide, Gewässern, Wegen mit Hecken und Baumreihen, Streuobstwiesen, Dörfern, Einzelhöfen und anderen Gebäuden, wie zum Beispiel Mühlen, die zum ländlichen Wirtschaften gehören, aber auch von Zeugnissen des religiösen Lebens wie Kapellen oder Wegekreuzen, diese Vielfalt, spiegelt natürlich auch das Unverwechselbare einer Region wider. Und dieses vom Menschen geschaffene Landschaftsbild ist das Ergebnis einer jahrhundertelangen Anpassung an die Klimabedingungen der mittleren Breiten. Lassen die Niederschläge nach und steigen die Temperaturen, geht dies auch an die Substanz dieser bäuerlichen Kulturlandschaft, schadet ihrer Optik und reduziert ihren ästhetischen Wert. Als überspitztes Horrorszenario stelle man sich einmal eine Mittelgebirgslandschaft vor, in der umgestürzte und abgebrochene Fichten wie bei einem überdimensionalen Mikadospiel den Wald ausmachen und das Wegenetz unter sich begraben. Vertrocknete braune Wiesen und Weiden, Felder mit schütterem verdorrtem Bewuchs, ausgetrocknete Bachläufe und Teiche, Seen mit einem solch niedrigen Wasserstand, dass sie fast schon wie Wasserlöcher in einer Kieswüste erscheinen - wo ist da noch eine Attraktivität eines ursprünglichen Angebots für <?page no="60"?> 60 Auswirkungen den Tourismus, insbesondere für die Formen des Naturtourismus? Welche Konsequenzen hat dies für das Wirtschaftsleben im ländlichen Raum? Das Wandern und das Radfahren dürften für die Touristen, denen es nicht nahezu ausschließlich auf eine bestimmte sportliche Leistung ankommt, unter solchen Bedingungen an Attraktivität verlieren. Ein fotogenes Ambiente gehört zum Urlaubserinnerungsbild, auch wenn beim Selfie ein winziger Ausschnitt dafür genügen mag. Die direkten physischen Auswirkungen (→ Kap. 3.1) könnten den Wanderern und Radfahrern dagegen an die Substanz, an die Grenzen ihres Wohlbefindens, wenn nicht auch noch ihrer körperlichen Belastbarkeit gehen. Selbst bei Freizeitwassersportlern muss man nicht unbedingt von einer Begeisterung für höhere Luft- und Wassertemperaturen ausgehen. So ergab eine Umfrage unter Wassertouristen (Kanuten und Nutzer von Motor-/ Charterbooten) in Brandenburg, dass die Wetterbedingungen ein wesentlicher Attraktivitätsfaktor sind und der ideale Temperaturbereich mehrheitlich zwischen 22 und 30 Grad liegt. 71 Doch Sonnenschein pur und hohe Temperaturen werden nicht von allen präferiert. „Eine relativ große Minderheit, vor allem bei den Kanusportlern, präferiert jedoch niedrigere Temperaturen (15 bis 22 Grad) und eher wechselhaftes als sonniges Wetter. Höhere Wassertemperaturen werden ebenfalls vor allem von Motorbootfahrern, weniger von Kanuten geschätzt.“ 72 Einig ist man sich dagegen, dass ein übermäßiger Wasserpflanzenbewuchs, worunter zum Beispiel ein größeres Blaualgenvorkommen (→ Kap. 3.2) fallen würde, aber auch unschöne trocken gefallene Ufer negativ für das Vergnügen wären. „Die Ergebnisse zeigen, dass sich eine starke Klimaerwärmung, verbunden mit den entsprechenden Auswirkungen auf Gewässer, selbst in gemäßigten Breiten sogar eher negativ auf den Bootstourismus auswirken könnte.“ 73 Wenn sich nicht gerade unerwünschte Populationen pflanzlicher oder tierischer Art in den Gewässern befinden, spielen höhere Lufttemperaturen, Sonnenschein und Trockenheit dem Badetourismus an Seen und dem Meer prinzipiell gut in die Karten. Eine Annäherung <?page no="61"?> Deutschland aktuell 61 an die klimatischen Verhältnisse des Mittelmeerraums dürfte den Badetourismus zumindest zahlenmäßig fördern. Mittelgebirge - gefragte Destinationen mit einem großen Problem nach jedem Orkan, der nächste „Mikadowald“ Schon geographisch und von ihrem Anteil an der bundesdeutschen Landesfläche her betrachtet, spielen die Mittelgebirge eine bedeutende Rolle im touristischen Geschehen. Es sind Landschaften, die im Wesentlichen vom Wald auf ihren Hängen und bis ca. 1500 m hohen Gipfeln geprägt sind. Als Sorgenkind präsentiert sich nach jedem Orkan oder Sturmtief der Wald, je nachdem wie stark er über diese Landschaften fegte. Ein trauriges Paradebeispiel ist der Orkan Lothar (→ S. 63), der nachhaltig seine Spur der Verwüstung im Schwarzwald hinterließ. Doch nicht nur für eine standortgerechte Erneuerung des Walds, auch für den Tourismus und die Bildungsaufgabe von Nationalparks bieten sich in der Folge neue Chancen (→ Lotharpfad und Themenwege im Nationalpark Harz). Neben ausgedehnten abwechslungsreichen Wäldern gehört die traditionelle bäuerliche Kulturlandschaft des jeweiligen Mittelgebirges mit zum Landschaftsbild und zur gefragten Kulisse für den Tourismus: hier beispielsweise die Fachwerkhäuser hinter ihren hohen Buchenhecken als Windschutz in der Nordeifel, dort die Schwarzwaldhäuser mit ihren mächtigen und tief heruntergezogenen Dächern, die den Schutz gegen jedes Wetter sichtbar machen. Wissen | Mittelgebirge als populärste Landschaftsform im Deutschlandtourismus „Rund zwei Drittel der Übernachtungen in Deutschland werden in ländlichen Räumen verbracht, ein Drittel in Städten über 50.000 Einwohnern. Fast die Hälfte der Übernachtungen im ländlichen Bereich finden in den Mittelgebirgen statt, an Nord- und Ostsee ein Fünftel und in den Alpen ein Zehntel, der Rest im übrigen Land. Damit sind die Mittelgebirge die populärste Landschaftsform im Deutschlandtourismus. <?page no="62"?> 62 Auswirkungen In den im Bundesverband zusammengeschlossenen Mittelgebirgen erwirtschaftet die Tourismusbranche einen Bruttoumsatz von 21,5 Mrd. Euro. Tourismus ist eine Leitökonomie im ländlichen Raum, die neben Wertschöpfung, heimatnahe Arbeitsplätze sichert, Handwerk und Einzelhandel unterstützt und die regionale Baukultur, kulturelle Identität, Landschafts- und Naturschutz stärkt, sowie die Lebensqualität der Bevölkerung verbessert.“ 74 Zählbare Übernachtungen sind der eine Teil der Bilanz, hinzu kommen die kaum schätzbaren Zahlen an Tagestouristen aus nahen städtischen Räumen bis hin zu Ballungsgebieten, die die Bedeutung der Mittelgebirge als Destinationen ausmachen. Hier sieht der Bundesverband Deutsche Mittelgebirge e. V. noch ausreichend Raum für Erholung und Freizeit sowie entsprechende Übernachtungskapazitäten. „Die Tourismusorganisationen sind im ländlichen Raum Motor einer nachhaltigen Entwicklung in den oft strukturschwachen Regionen. Dabei sollen die Regionen in ihrer Einmaligkeit weiterentwickelt werden und die Naturräume durch gezielte Besucherlenkung bestmöglich erhalten bleiben.“ 75 Das Erhalten des Naturraumes wird immer wieder zu einer Herkulesaufgabe für die Regionen. „Für eine touristische Entwicklung ist auch in Zukunft die Schönheit der Landschaft als die ‚Bilderbuchlandschaft Deutschlands‘ schlechthin zu bewahren. Die Schönheit der Landschaft ist das wichtigste touristische Kapital des Schwarzwaldes.“ 76 Petrus und nachgewiesene Naturgewalten machen es in unregelmäßigen Abständen schwer, das charakteristische Landschaftsbild des Schwarzwalds zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Wochenwenn nicht monatelang können Waldgebiete nach Stürmen oder Orkanen gesperrt sein - und damit eine starke Einschränkung des wichtigen Wandertourismus sein. „Den Schwarzwald halten 72 % (ca. 41,2 Mio. Personen) der deutschen Bevölkerung für besonders geeignet zum Wandern“ 77 und dementsprechend gilt das Wandern als das wichtigste Thema für den Schwarzwald-Tourismus. <?page no="63"?> Deutschland aktuell 63 9 | Wie ein „Mikadowald“ sehen Nadelwaldbestände nach dem Orkan Lothar vor allem an den Westhängen des Schwarzwalds in der Hauptwindrichtung aus. Wissen | Orkan Lothar - die unerwünscht Bescherung am 26.12.1999 » „30 Mio. Festmeter (m3) Sturmholz (europaweit 190 Mio. m3) » Entspricht dem dreifachen Jahreseinschlag » 40.000 ha Kahlflächen, entspricht 3 % der Landesfläche bzw. den Ausmaßen von 56.000 Fußballfeldern » Am stärksten betroffen waren die Forstämter Lahr, Gengenbach, Baiersbronn und Pfalzgrafenweiler » Gegenüber dem Sturm „Wiebke“ (1990) fast doppelte Sturmholzmenge.“ 78 Die katastrophalen Orkanschäden am 2. Weihnachtstag 1999 - 85 % des Schadholzanfalls waren in den Nadelwäldern zu verzeichnen - sollten grundlegende Veränderungen im Waldbestand Baden- Württembergs einleiten: Betrugen die Anteile des Nadelwalds 65 % <?page no="64"?> 64 Auswirkungen und diejenigen des Laubwalds 35 % vor Lothar, hatten sich bis zum Jahr 2003 die Anteile schon auf 48 % (Nadelhölzer) bzw. 52 % Laubhölzer verschoben. Hinter diesem Waldwandel verbirgt sich auch Positives für den Tourismus. Anstelle der Fichtenmonokulturen entwickelten sich Mischwälder, die mit ihrer botanischen Vielfalt auch wiederum für eine größere Artenvielfalt in der Fauna sorgten, denn es gab wieder passende Habitate und Biotope für Arten, deren Lebensräume durch die Waldwirtschaft stark eingeschränkt worden waren. Naturnahe, standortgerechte Mischwälder mit ihrem Artenreichtum sind gerade für Wanderer eine entschieden attraktivere Kulisse als der düstere Tann. Eine Ahnung von den Naturgewalten, die am Jahresende 1999 den Schwarzwald heimsuchten, gibt der 2003 angelegte Lotharpfad 79 (→ Kap. 5.3) sowie der sogenannte Wildnispfad, der 2006 in einer 70 ha großen Sturmwurffläche im Nationalpark Schwarzwald an der Schwarzwaldhochstraße bei Baden-Baden entstand. 80 Von grünen Wintersportorten - Auslaufmodell „Mittelgebirge und Wintertourismus“? Kaum ein anderer Aspekt um mögliche Auswirkungen des Klimawandels mag so präsent in den Köpfen der Touristen sein, wenn es im kalendarischen Winter um die Chancen und Planungen für einen gelungenen Ausflug in den Schnee geht. Liegt schon Schnee? Wird er bleiben? Wird es bis zum Wochenende genügend Nachschub geben? „Die Bedeutung von Tagesausflügen und damit tagestouristischen Wintersportangeboten ist in und aus Deutschland sehr hoch. In vielen Mittelgebirgsregionen stellt dieses Segment die wichtigste Wertschöpfungsquelle für Lift- und Loipenbetreiber dar. Den Sporttreibenden steht in den deutschen Mittelgebirgen und im Alpenraum eine vielfältige Infrastruktur zur Verfügung, die intensiv genutzt wird. Der alpinen und nordischen Basisinfrastruktur kommt damit eine Schlüsselrolle zu. Wintersporttage werden häufiger im Inland verbracht, mehrtägiger Winterurlaub öfters im Ausland.“ 81 <?page no="65"?> Deutschland aktuell 65 Wissen | Zweitwärmster Winter seit 1881 „Offenbach, 28. Februar 2020 - Der meteorologische Winter 2019/ 2020 war in Deutschland der zweitwärmste seit Beginn flächendeckender Aufzeichnungen im Jahr 1881. [...] Auch in fast ganz Europa fiel der Winter extrem mild aus. Verantwortlich dafür war der Kältepol der Nordhemisphäre, der sich im Raum Nordkanada-Grönland ständig regenerierte. Das zugehörige Starkwindband schickte immer wieder Tiefdruckgebiete über Island nach Nordrussland. Dadurch befand sich ein Großteil Europas dauerhaft in einer kräftigen, extrem milden Südwestströmung. Sie sorgte in Deutschland vielerorts für einen ‚Totalausfall‘ des Winters. Auch Niederschlag und Sonnenscheindauer lagen hierzulande deutlich über dem vieljährigen Mittel. [...] Im Gegensatz zum Vorjahr litten die Wintersportorte in Oberbayern im ganzen Winter unter großem Schneemangel. In Oberstdorf lag an 54 Tagen kein Schnee.“ 82 Die Frage nach dem bislang wärmsten Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen Anno 1881 sei auch noch beantwortet: Es war der Winter 2006/ 7. Hierzulande zunehmend unzuverlässig - Frau Holle Bei den Blicken in die Vergangenheit der Schneefälle und den Prognosen für die Zukunft sollen an dieser Stelle die Mittelgebirge und das Hochgebirge - die Alpen - gemeinsam betrachtet werden, da dies in den wissenschaftlichen Studien oftmals auch nicht getrennt wird. Grundlegende Trends sind in Deutschland und dem angrenzenden Alpenraum ohnehin zu einem großen Teil von der jeweiligen Höhenlage abhängig und weniger davon, zu welchem Typ von Gebirge sie gehören - und so groß ist beispielsweise die geographische Distanz zwischen dem Schwarzwald und dem nächsten alpinen Skigebiet Allgäu auch nicht. <?page no="66"?> 66 Auswirkungen Welche Veränderungen kann die Wissenschaft aus diversen Untersuchungen zum Schneevorkommen belegen? Die Schneedeckendauer hat in Deutschland - im alpinen Raum wie in den Mittelgebirgen - inklusive mancher hoher jährlicher Schwankungen insgesamt abgenommen. „So zeigen Analysen für Bayern und Baden- Württemberg einen deutlich negativen Trend der Schneedeckendauer für die unteren und mittleren Höhenlagen. Tiefer gelegene Gebiete bis 300 m weisen den Untersuchungen zufolge an den meisten Stationen seit 1950 eine Abnahme um 30-40 % auf, während in mittleren Lagen (300-800 m) die Abnahme nur 10-20 % beträgt.“ 83 Zudem werden die sehr warmen Winter häufiger und treten in kürzeren Abständen auf, wie es die Reihe 1974/ 75, 1989/ 90, 1998/ 99, 2006/ 07, 2013/ 14, 2015/ 16 und 2019/ 20 zeigt. „Klimamodelle belegen, dass es sich statistisch nicht um zufällige Schwankungen, sondern um eine tatsächliche dauerhafte Erwärmung handelt.“ 84 Zwei Rekorde seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 stecken bereits in den Daten des 21. Jahrhunderts (→ Box auf S. 65). - Wissen | Ein Ranking der deutschen Mittelgebirge für den Wintersport „Auf die Frage ‘Welche deutschen Mittelgebirge bringen Sie mit Wintersport in Verbindung? ’ erhielten der Harz und der Schwarzwald die meisten Nennungen, gefolgt von Erzgebirge, Bayerischem Wald und Sauerland. Die Reihung der Topgenannten Destinationen war dabei sowohl von der Gesamtheit der Wintersportler, als auch bei den Wintersportdisziplinen fast identisch. Auffällig war bei den Snowboardern die durchgehend geringere Gesamtzahl der Nennungen.“ 85 Für die Zukunft wird erwartet, dass durch den zu erwartenden allgemeinen Temperaturanstieg sich die Schneemenge in den Gebirgen verringern wird. Davon werden besonders die Lagen unterhalb von 1500 bis 2000 m betroffen sein. Winterliche Niederschläge werden zudem häufiger als Regen und nicht als Schnee fallen. „Da die Klimamodelle eine Abnahme der Schneefalltage und geringere Schneefallmengen projizieren, nimmt demzufolge die Schneemenge <?page no="67"?> Deutschland aktuell 67 in tieferen bis mittleren Höhenlagen um bis zu 15 % pro °C Temperaturzunahme ab. Damit verringert sich die Schneedeckendauer weiter, wobei niedrigere Regionen stärker betroffen sein werden.“ 86 Diese niedrigeren Regionen werden damit die Höhenlagen unter 1500 m sein, selbst für den Feldberg im Schwarzwald mit seinen 1493 m als höchstem Berg nicht nur des Schwarzwalds, sondern auch der deutschen Mittelgebirge, wird dies eines absehbaren Tages an die Substanz des dortigen Wintersports gehen. Wird es sich angesichts der Unzuverlässigkeiten beim natürlichen Schneefall voraussichtlich noch lohnen, in die Infrastruktur und allem voran in Anlagen zur technischen Beschneiung zu investieren? Wie sieht das Verhalten der Wintersportgäste aus? Grundlegende Fakten liefern dazu ROTH et al. 87 in der Nationalen Grundlagenstudie Wintersport Deutschland 2018. Aus den Befragungsergebnissen ergeben sich folgende Fakten bzw. werden diese Trends erwartet: » „Die Wintersportnachfrage befindet sich auf einem stabilen und hohen Niveau. Die deutsche Bevölkerung ist auch im internationalen Vergleich erfreulich aktiv im Wintersport. 2/ 3 der sportlich aktiven Deutschen und somit 27,7 Millionen Personen (über 13 Jahren) betreiben Wintersport. Dies ist eine verlässliche Planungsbasis. » Viele Zielgruppen bestimmen das Geschehen - Männer und Frauen, jüngere wie ältere Personen. „Das Teilnehmerfeld hat sich insgesamt ausgeweitet. Destinationen, Vereinen und touristischen Leistungsanbietern ermöglicht dies eine Ansprache von vielfältigen Zielgruppen über die gesamte Lebensspanne. » Wenig überraschend ist zum einen die Tatsache, dass die bevölkerungsreichsten Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg die meisten Wintersportler*innen stellen. Zum anderen ist die Bevölkerung dort aktiver, wo es nahe am Wohnort Möglichkeiten zum Wintersport gibt - die ‚Nähe‘ kann aber auch das Überschreiten von Staatsgrenzen bedeuten, siehe niederländische Wintersportgäste im Sauerland. Das erklärt auch den hohen Anteil am Tagestourismus in den Wintersportorten der deutschen Mittelgebirge. <?page no="68"?> 68 Auswirkungen » Wintersportbegeisterung und Schneeerlebnisse sind ein Garant für lebenslanges Sporttreiben. Im Gegensatz zu früher werden heute in allen Lebensphasen Wintersportaktivitäten betrieben. Dabei sind die deutschen Wintersportlerinnen und Wintersportler zunehmend polysportiv. Destinationen sind angehalten, das gesamte Portfolio entsprechend anzubieten und konsequent zu entwickeln. » Unterschiede gibt es zwischen der Popularität von Ski Alpin und Ski Nordisch. Die Nachfrage bei Ski Alpin bleibt „stabil auf höchstem Niveau“, doch das Interesse an Ski Nordisch nimmt stark zu. Dies lässt sich auch als eine Reaktion auf die klimatischen Veränderungen und die Tatsache, dass Skilanglauf mit weniger Schnee auskommt, zurückführen. » Einem Angebot-Mix von Abfahrtsskilauf über weitere Wintersportarten bis hin zum Winterwandern gehört die Zukunft und ist „die Basis einer Demographiefestigkeit und eines familienfreundlichen Wintersports. » Der alpinen und nordischen Basisinfrastruktur kommt in den deutschen Mittelgebirgen und im Alpenraum eine Schlüsselrolle zu. Wintersporttage werden häufiger als Tagestourismus im Inland verbracht, mehrtägiger Winterurlaub öfters im Ausland. » Optimismus und Treue bei den deutschen Wintersportlern: „Ein vielfach vorhergesagter Rückgang der Wintersportaktivitäten aufgrund „schneearmer“ Winter kann nicht nachgewiesen werden. Die deutsche Bevölkerung erreicht ihre ‚wintersportsdays’ auch bei verkürzten Saisons. Die Wintersportaktivitäten der deutschen Bevölkerung bleiben auf hohem Niveau. » Und die „Abtrünnigen“ oder „Wintersportverweigerer“? „Als Gründe gegen das Betreiben von Wintersport werden genannt: keine wohnortnahen Wintersportmöglichkeiten, hohe Kosten, fehlende Sportpartner und Angst vor Verletzungen. Das Potenzial für Neueinsteiger liegt insbesondere bei den unter 30-jährigen. Die weiteren Entwicklungen im Wintersport müssen diese Probleme berücksichtigen und lösen. Im Vordergrund stehen der Erhalt und die zielgruppenorientierte Entwicklung von wohnortnahen Wintersportmöglichkeiten in den deutschen Mittelgebirgen und im <?page no="69"?> Deutschland aktuell 69 Alpenvorland. Hier sind auch Kooperationen zwischen großen Skigebieten und siedlungsnahen Kleinliftanlagen anzustreben. Die Entwicklung von preiswerten Angeboten und eine proaktive Kommunikation der positiven Gesundheitswirkungen des Wintersports sind unabdingbar.“ 88 Schon heute läuft nichts ohne technische Beschneiung und in Zukunft erst recht nicht An Schneekanonen und Schneelanzen wird also trotz ihres Ressourcenverbrauchs, aller ökologischer Bedenklichkeit und Kosten in den Winterdestinationen kein Weg vorbeiführen. Schon heute wird auch in alpinen Destinationen der natürliche Schnee durch künstlich produzierten weitgehend flächendeckend aufgebessert, sei es, um die Saison pünktlich mit dem Weihnachtsgeschäft starten zu können oder die Pisten und ihre Infrastruktur möglichst lange zu nutzen und Einnahmen zu generieren. Auch Sicherheitsaspekte sind ein Grund für maschinenproduzierten Schnee, um ein möglichst gefahrloses Befahren der Pisten zu bieten. Und vielleicht noch der Ehrgeiz, Talabfahrten in seinem Gebiet nicht auf eine „rote Liste“ des Wintertourismus setzen zu müssen! Die Möglichkeiten der technischen Beschneiung zeigen in Zeiten des Klimawandels aber auch ihre Grenzen. Die Beschneibarkeit hängt nämlich von der Lufttemperatur und der Luftfeuchte ab. Das zugrunde liegende physikalische Prinzip ist einfach: Wasser wird unter Druck zerstäubt (verdüst) und in die Luft geschleudert. Während des Fallens gefrieren die Wassertröpfchen bei den entsprechenden Temperaturen und bilden Schneekristalle, die sich in ihren Formen von natürlich entstandenen unterscheiden. Um dem künstlich produzierten Schnee bei ungünstigen Wetterverhältnissen eine Chance zu geben, existieren durchaus chemische Zusätze, aber die sind in Deutschland (sowie in Italien und Österreich) erfreulicherweise für den „normalen“ Wintersport wegen ihrer Wirkungen auf die Vegetation verboten; nur für die Präparierung von Pisten für Skirennen sind Düngesalze aus der Landwirtschaft erlaubt, die die Schneedecke verfestigen und sie für ca. 24 Stunden <?page no="70"?> 70 Auswirkungen auch bei Temperaturen über 0°C noch für alle Wettkampfteilnehmer befahrbar machen. 89 Wissen | Voraussetzungen für eine sinnvolle und effiziente Beschneiung 90 Leichte Minusgrade um -2 °C Lufttemperatur über mehrere Tage hinweg sind die Voraussetzung, damit die feinen Wassertröpfchen gefrieren können. Neben der Temperatur ist auch die Luftfeuchte von Bedeutung. Je trockener die Luft ist (d. h. Luftfeuchte unter 80 %), desto besser funktioniert die Beschneiung, und desto höher kann auch die umgebende Lufttemperatur sein. Zudem muss das zugeleitete Wasser ebenfalls kälter als +2 °C sein. Zunächst sind Baumaßnahmen nötig, die Eingriffe in den Boden eines sensiblen Ökosystems bedeuten: Leitungen für die Wasser- und Druckluftzufuhr sowie Stromkabel müssen verlegt werden. Durch die Grabungen kann der Wasserabfluss und damit der zonale Wasserhaushalt beeinträchtigt werden. Bei Starkregen können Erosion und Auswaschungen begünstigt werden. „Wenn Baumaßnahmen frühzeitig durchgeführt werden, ist zur Wiederbegrünung bis zum Herbst jedoch in der Regel ausreichend Zeit.“ Doch solche Wiederbegrünungsmaßnahmen über einen Sommer können nicht zu einer stabilen Vegetationsdecke im Hochgebirge führen. Mit zunehmender Höhe wird die Vegetationszeit kürzer. Diese Zeit des Wachstums verkürzt sich noch einmal für Pflanzen unter präparierten Pisten, denn höhere Schneemassen - egal ob Natur- oder Kunstschnee - die durch Pistenraupen verfestigt wurden, brauchen naturgemäß länger zum Abschmelzen. Ein anderer Schaden für die Pflanzen kann sich durch einen erhöhten Wassereintrag auf gefrorenem Boden und durch Vereisung nicht genügend auskristallisierten Wassers aus den Schneekanonen ergeben. Zu diesen Schäden können Veränderungen in der Artenzusammensetzung alpiner Matten hinzukommen, wenn das nährstoffreiche Wasser aus Bächen über die technische Beschneiung in den nährstoffarmen Hochlagen verteilt wird. 91 <?page no="71"?> Deutschland aktuell 71 Doch die zusätzliche Beschneiung kann auch positive Auswirkungen auf die Vegetation haben. Auf Pistenabschnitten, die stark der Sonne, aber auch dem Wind ausgesetzt sind, bedeutet diese „Nachhilfe“ auch eine dickere Schutzschicht vor den Ski- und Snowboardkanten sowie den Ketten der Pistenraupen. Umgekehrt werden aber auch die Skier und Snowboards vor Steinen geschützt. „Es ist allerdings nicht generell davon auszugehen, dass in jedem Fall die Vegetation durch Beschneiung geschützt wird, da auch hier immer wieder Skikantenschäden vorkommen. Der mechanische Schutz von zusätzlich aufgebrachtem technischem Schnee ist geringer als allgemein angenommen.“ 92 Wissen | Wie hoch sind die Kosten für die technische Beschneiung ? „Die ungefähren Kosten zum Bau einer modernen Beschneiungsanlage liegen bei ca. 650 000 € pro km beschneiter Piste. Die jährlichen Unterhaltskosten sind ca. 35 000 € pro beschneitem Pistenkilometer. Im Gegenzug müssten die Kosten für einen touristischen Ausfall während der Hauptsaison den Beschneiungskosten gegenüber gestellt werden. Die Ausfallkosten bei Schneemangel wären weitaus höher.“ 93 Die Saisonsicherung ist gefragt und nicht die Saisonverlängerung Dies sagt der Deutsche Skiverband als Interessenvertreter von ca. 650.000 in seinen Landesverbänden organisierten Wintersportlern. „Die technische Beschneiung ist durch die Auswirkungen des Klimawandels ein wichtiges Mittel geworden, das Angebot von Skigebieten planbar und rentabel aufrechterhalten zu können. Beschneiung ist jedoch kein Allheilmittel - es bedarf weiterer Strategien, um auf den Klimawandel zu reagieren. Fehlende Niederschläge können durch eine Schneeherstellung wettgemacht werden, eine Temperaturerhöhung über den Gefrierpunkt hinaus aber nicht. Kalte Temperaturen sind die Voraussetzung für eine sinnvolle technische Beschneiung.“ 94 <?page no="72"?> 72 Auswirkungen Neue Skigebiete sollten nicht durch die Möglichkeiten der technischen Beschneiung erschlossen werden, so der DSV. „Kritisch zu prüfen ist, ob ein tatsächlicher Bedarf besteht, ob Umweltverträglichkeit gegeben ist und ob sich die Anlage dauerhaft wirtschaftlich rechnet.“ 95 Wichtiges Skigebiet für niederländische Wintersportler nicht nur in den Krokusferien - das Sauerland Ohne eine technische Beschneiung hätte das Sauerland für seine Skipisten bei den Höhenlagen von ca. 500 bis 800 m NN schlechte Karten. Auch wenn man sich hier in der Wintersport-Arena Sauerland angesichts der Wetterbeobachtungen optimistisch zeigt, dass zwar die Sommermonate deutlich wärmer geworden seien, aber langjährige Wetteraufzeichnungen belegen, dass sich die Wintermonate über 100 Jahre hinweg bisher „in einem deutlich geringeren Maße erwärmt haben“ 96 , so kommt man in einer Pressemeldung mit dem Titel Monatswechsel bringt Neuschnee in einem bis dahin traurigen Winter doch zu einem wenig zufriedenstellenden Rückblick auf die Saison 2019/ 20: Die fast durchweg herrschende wechselhafte, meist nasse und milde Westwetterlage erlaubten bis Ende Februar erstaunliche 78 Saisontage - doch keineswegs überall in der Region. „Maximal waren 47 Liftanlagen in bis zu sechs Skigebieten geöffnet. Ein Liftangebot von mehreren Skiliften gab es streckenweise nur in Winterberg. Loipen gab es an 29 Tagen im beschneiten Skilanglaufzentrum Westfeld. Auf Naturschnee war bislang nur einen Tag lang eine kleine Loipe in Wunderthausen gespurt.“ 97 Die Hoffnung stirbt zuletzt, schmilzt als Letztes dahin - auch in der Wintersport-Arena Sauerland, wo man sich an erfreuliche Schneemengen zum Saisonende vergangener Jahre erinnert. So heißt es in der Fortsetzung der oben genannten Pressemeldung: „Eine traurige Bilanz, das ist Fakt. Doch die Skigebiete wollen die Hoffnung nicht aufgeben. Die letzte Woche der niederländischen Krokusferien und der belgischen Winterferien steht bevor und bringt zahlreiche Gäste in die Region. Die Wetterdienste melden eine Chance auf einen winterlichen Märzanfang. Die Hoffnung ist nicht unberechtigt, denn nicht selten hat der März noch viel Kälte und Schnee beschert. Fast <?page no="73"?> Deutschland aktuell 73 immer dauert die Saison bis mindestens Mitte oder Ende März. Sehr häufig bringt der Monat noch Schnee. Die höchsten März- Schneemengen der zurückliegenden 20 Jahre gab es 2005 mit 114 Zentimeter, 2006 mit 154 und 2010 mit 90 Zentimeter.“ 98 Nicht nur die oben bereits genannten Aspekte - das Ermöglichen des Skilaufens und eine angestrebte hohen Qualität inklusive Sicherheit der Pisten - sind Gründe für eine technische Beschneiung. „Heute würde kaum jemand bereit sein, auf zehn oder 15 Zentimetern Schnee zu fahren, wie es vor zwanzig Jahren noch der Fall war. Eine dicke Schicht technisch erzeugter Schnee erhöht die Pistenqualität ganz gravierend.“ 99 Aber auch die Sicherheit für das wirtschaftliche Überleben vieler Betriebe sowie der ganzen Region hängt von den Schneebedingungen ab, da will man sich der Unzuverlässigkeit der natürlichen weißen Pracht nicht tatenlos aussetzen. „Wintersport soll planbar sein“, lautet das Gebot. Da sind auf der einen Seite die Gäste, die ihren Skitag oder den Wochenendtrip in den Schnee planen und ihre Unterkünfte buchen möchten. Auf der anderen Seite stehen in der Destination die Hotellerie und andere touristischen Anbieter, die eine möglichst gute Auslastung brauchen. Für den Unterhalt bestehender Lifte und Investitionen in neue Anlagen sind ausreichende Schneetage, d. h. eine Skisaison ohne Unterbrechung mit hohen Besucherzahlen fundamental - an technischer Beschneiung führt in den Mittelgebirgen kein Weg vorbei, um an die gewünschten 90/ 100 Betriebstage mehr oder weniger heranzukommen. 100 Für alpine Destinationen ist diese Sicherung der Skisaison zumindest in den tiefen und mittleren Lagen nicht minder von existenzieller Bedeutung. Wissen | Wirtschaftsfaktor Wintersport „Im Vergleich zum Anteil der aktiven Wintersportler in der Bevölkerung liegt die Höhe der Ausgaben für den Sport noch deutlich höher, hier erzielt das Skifahren mit 10,8 Mrd. € knapp hinter Fußball den 2. Platz der konsumstärksten Sportarten. <?page no="74"?> 74 Auswirkungen Zieht man den großen Konsumanteil des Fußballs ab, der lediglich aus passivem Sportinteresse entsteht (7,7 Mrd. €), ist Skifahren mit Abstand die wirtschaftlich bedeutsamste Sportart in Deutschland.“ 101 Alpensommer „mediterran“ auch kein Ideal Wärmere Sommer im Hochgebirge haben durchaus auch ihren Reiz, besonders wenn ein strahlend blauer Himmel dazu gehört. Aber die erhöhten Temperaturen als eine Folge des Klimawandels können auch den Bergen buchstäblich an die Substanz gehen und die objektiven Gefahren im Hochgebirge vor allem im Sommer verstärken. Steigende Temperaturen wirken sich auf Dauer hier eben nicht nur vordergründig positiv und erfreulich für die Gäste aus, sondern lösen auch tiefgründig unerwünschte bis gefährliche Folgen aus. Die zunächst unsichtbare Gefahrenquelle steckt im Permafrostboden. Unter einem Permafrostboden versteht man einen permanent gefrorenen Boden, der im Alpenraum die Höhen oberhalb von ca. 2.600 m prägt. Das gefrorene Wasser in den Böden, aber auch unter Schutthalden und Moränen (Ablagerungen des Gletschereises) hält mehr oder weniger ganzjährig den Untergrund zusammen. Auch in Felswänden dient das Eis als natürlicher Kitt und reduziert die natürlichen Massenbewegungen vom Steinschlag bis zum Bergsturz. Mit zunehmenden Außentemperaturen wandert die untere Höhengrenze des Permafrosts nach oben. Wissen | Hilfe, der Berg kommt! 102 Geologen und Geographen nennen dies nüchtern Massenbewegungen, bei denen sich Erde, Geröll oder Fels talwärts bewegen. <?page no="75"?> Deutschland aktuell 75 Starke Regenfälle und Eingriffe des Menschen in die Natur, beispielsweise durch Hanganschnitte für Straßen-, Wege- und Gebäudebau, aber auch Schädigungen der Vegetation inklusive des Rodens von Wald, sorgen dafür, dass die Berghänge an Stabilität verlieren. Aber auch der Rückgang des Permafrosts trägt seinen Teil zur Instabilität der oberen Hanglagen im Alpenraum bei. Bergrutsch Gesteinsmassen rutschen talwärts und bleiben während der Bewegung mehr oder weniger im Zusammenhang. Bergsturz Gesteine stürzen im freien Fall und bilden im Laufe der Zeit Schutthalden aus unterschiedlich großen Blöcken am Fuß des Hanges. Mure Vom Wasser durchtränkte Schuttmassen setzen sich als breiartige Schuttströme in Bewegung. Sie können durch ihre große Masse und Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/ h eine ungeheure Zerstörungskraft entwickeln. Bodenkriechen Hierbei fließt der Boden sehr langsam. Zäune und Masten beispielsweise von Liften neigen sich in Richtung der Bodenbewegung, Gebäude ohne Fundament können sich verziehen. Die Schutthalden von mehr oder weniger katastrophalen Bergstürzen aus weiter zurückliegenden Zeiten, aber auch aus jüngster Vergangenheit gehören mit zum Landschaftsbild der Alpen und sie zeigen häufig auch, dass diese Gesteinsströme erst in den Tallagen zum Stillstand gekommen sind. Ein Beispiel für einen großen und gut dokumentierten Bergsturz aus unseren Tagen ist derjenige von Bondo vom 23. August 2017 im Schweizer Kanton Graubünden. 103 <?page no="76"?> 76 Auswirkungen Aber auch schleichende Prozesse im Untergrund können durch den Rückgang des permanenten Eises ausgelöst werden, die dann ebenfalls negative Auswirkungen beispielsweise auf die touristische Infrastruktur haben können. Durch Bodenfließen können unerwünschte bis gefährliche Folgen entstehen, wenn Fundamente von Gebäuden oder Masten für Seilbahnen oder Lifte, aber auch Wanderwege an instabil gewordenen Hängen gefährdet werden. Diese Bewegungen können noch durch extreme Niederschlagsmengen beschleunigt und verstärkt werden. Damit wird deutlich, dass die Sommersaison im Hochgebirge neue Gefahren fördert. Gerade die Freizeitsportarten und Betätigungen unter freiem Himmel können davon betroffen sein, wie z. B. Wandern, Bergsteigen, Mountainbiken - oder auch einfach der kleine Spaziergang von der Station einer Bergbahn. Die systematische Beobachtung der Hochgebirgslandschaft und das Abschätzen von objektiven Gefahren - und sich daraus ergebende Sperrungen gefährdeter Bereiche - wird zunehmend zu den Aufgaben in den betroffenen Destinationen gehören. Von einer Gefahrenquelle im Hochgebirge „befreit“ der Klimawandel einige touristische Ziele im deutschen Alpenraum: Es sind die inzwischen traurigen Reste von Gletschern; keinem anderen Landschaftselement in Deutschland geht es derzeit so nachhaltig an die Substanz. Wissen | Nur wenig zu früh: In Memoriam - Gletscher in Bayern „Die Gletscher der Alpen reagieren zwar mit einer zeitlichen Verzögerung auf den rezenten Klimawandel, sind von diesem aber erheblich betroffen. Der fortschreitende Gletscherschwund über den gesamten Alpenraum wirkt sich nicht nur auf das sensible ökologische Umfeld mit zum Teil spezialisierten Lebensgemeinschaften aus, sondern hat auch Folgen für den regionalen Wasserkreislauf und ist mit der Gefahr von Georisiken verbunden. <?page no="77"?> Deutschland aktuell 77 Die bayerischen Gletscher werden bei gleichbleibender Klimaentwicklung in naher Zukunft fast vollständig verschwunden sein, lediglich der Höllentalferner auf der Zugspitze wird aufgrund seiner hohen Felsumrahmung, die ihn gegen Sonneneinstrahlung schützt und ihn zusätzlich mit Lawinenschnee versorgt, der letzte verbleibende Gletscher in Bayern sein.“ 104 Der Trend des Rückgangs und Schmelzens der Gletscher betrifft in unterschiedlicher Weise den Alpenraum, für das deutsche Alpengebiet eben besonders deutlich, weil es nur eine von Natur aus sehr überschaubare Fläche gibt, auf denen sich die heute an einer Hand abzuzählenden Gletscher halten können. 1973 existierten etwa 5.200 Gletscher in den Alpen mit einer Gesamtfläche von ca. 2.900 km2. Nach Schätzungen waren die Eisflächen und Eiszungen im Jahr 2000 auf eine Gesamtfläche von 2.270 km2 zusammengeschmolzen. Dies entspricht einem Verlust von knapp 22 % allein für diesen Zeitraum von 27 Jahren. „Gegenüber dem letzten Gletscher-Hochstand um 1850, mit einer Gletscher-Gesamtfläche von rund 4.500 km2 ist sogar ein Rückgang um 50 % zu beobachten.“ 105 Ein Blick auf die Entwicklung der bayerischen Gletscher zeigt Folgendes: 106 » Um 1850 bedeckten die Gletscher in den Bayerischen Alpen eine Fläche von etwas mehr als 4 km2, von denen rund 75 % der damals noch zusammenhängende Gletscher auf dem Zugspitzblatt ausmachte. Heute hat sich diese Eisfläche in drei winzige Gletscher, dem Nördlichen und Südlichen Schneeferner auf dem Zugspitzblatt und dem Höllentalferner auf der Nordseite des höchsten deutschen Bergs aufgeteilt. » Ende der 1950er-Jahre betrug die gesamte Gletscherfläche in Bayern, im Wettersteingebirge mit der Zugspitze sowie in den Berchtesgadener Alpen noch 1 km2. » Im Zeitraum vom Ende der 1950er-Jahre bis 1980 waren die Verhältnisse für die Gletscher besser, so dass sich ihre Fläche insgesamt um ca. 30 % vergrößerte, dabei jedoch unterschiedliche Ent- <?page no="78"?> 78 Auswirkungen wicklungen bei den einzelnen Gletschern zu beobachten waren. Die feinen Unterschiede in den Landschaftsformen, besonders geschützte Muldenlagen, aber auch die Möglichkeiten, von den umgebenden Hängen Schneenachschub durch Lawinen zu erhalten, kamen dabei zum Tragen. » Diese feinen Unterschiede im Gelände spielen seit etwa 1980 auch eine fundamentale Rolle - seit sich die Gletscherflächen in Bayern „aufgrund des Klimawandels dramatisch verringert haben. Der südliche Schneeferner verlor 84 % seiner Fläche. Der nördliche Schneeferner (-32 %) und der Höllentalferner (-18 %) mussten dagegen moderate Flächenverluste hinnehmen.“ 107 » „Seit etwa 2000 hat der Flächenverlust aller bayerischen Gletscher eine rapide, klimabedingte Beschleunigung erfahren, der einzig der Höllentalferner aufgrund seiner Muldenlage noch widerstehen kann.“ 108 Letzte Gelegenheit in Zeiten des Klimawandels zum Eisgehen am Berg in Bayern Nur noch der Höllentalferner zeigt die typischen Merkmale eines Gletschers, ein erkennbares Gletschernährgebiet, Eisbewegung, Bildung von Gletscherspalten und ein Gletscherzehrgebiet. „Im Gegensatz zu allen anderen Gletschern besitzt er eine ausgeprägte Zunge und ein relativ stabiles Akkumulationsgebiet; er weist im mittleren Bereich auch noch eine Spaltenzone auf, die für unerfahrene Bergsteiger durchaus gefährlich sein kann.“ 109 Von viel Optimismus waren die Aktionen der Jahre 1993 bis 2012 am Nördlichen Schneeferner auf dem Zugspitzblatt getragen, die Gletscherschmelze im Sommer zu minimieren. Man deckte die Reste des Gletschereises mit Plastikplanen von 5 m Breite und 30 m Länge ab. Hierbei ging es in erster Linie nicht darum, die letzte Möglichkeit für Gletscherskilauf im Sommer zu erhalten, sondern um eine Maßnahme der Zugspitzbahn AG, um die Liftstützen für den Neubau eines Sessellifts zu sichern, die Stabilität im Boden in Zeiten eines zurückgehenden Permafrosts zu halten. <?page no="79"?> Deutschland aktuell 79 Auch wenn der Zahn der Zeit unerbittlich an den Resten der Gletscher nagt, so versteht man in der Region Garmisch-Partenkirchen, das Geschehen auf der Zugspitze in interessante Angebote bzw. Infrastruktur zu packen (→ Kap. 5). Im Zusammenhang mit der dahinschmelzenden weißen Pracht als Grundlage für den Wintersport sei noch kurz das Snowfarming erwähnt. Hierbei wird kein Schnee „angebaut“, sondern seine bescheidenen Reste - so überhaupt vorhanden - werden bewahrt und als Grundstock für die Skipisten in die nächste Wintersaison hinüber gerettet! Dafür werden die Schneereste des auslaufenden Winters in einer möglichst geschützten Lage von Pistenfahrzeugen zusammengeschoben und verdichtet, indem die Fahrzeuge über die künstliche weiße Halde fahren. Anschließend gilt es, darüber eine isolierende Schicht, die vor Sonne, aber auch Regen schützt, anzulegen. Hierfür eignen sich u. a. Kunststoffmaterialien oder auch Sägespäne und darüber Silofolie gegen das Eindringen von Regenwasser und als oberste Schicht ein Vlies, das den Schnee während des Sommers vor Sonne und UV-Strahlung schützt. Der Vorteil dieser Maßnahme, die nur in Gebieten mit größerem Schneevorkommen bis zum Ende der Wintersaison funktionieren kann, ist wiederum eine gewisse Sicherheit für den Beginn der nachfolgenden Wintersaison zu erhalten. Sie bietet Planungssicherheit für das Tourismusgeschäft in seiner ganzen Bandbreite und wirtschaftlichen Bedeutung für die Destination sowie für das Training der Profiwintersportler. In Bayern stehen jedoch Gletscherskilauf und die Gletscher überhaupt schon längst auf der Roten Liste, ihr Ende in naher Zukunft ist absehbar. Gerade einmal ihre jeweiligen Höhenlagen und zusätzlich die Landschaftsformen in der direkten Umgebung werden das Ende der Gletscher ein bisschen hinauszögern. „Die bayerischen Gletscher werden bei gleichbleibender Klimaentwicklung in naher Zukunft fast vollständig verschwunden sein, lediglich der Höllentalferner auf der Zugspitze wird aufgrund seiner hohen Felsumrahmung, die ihn gegen Sonneneinstrahlung schützt und ihn zusätzlich mit Lawinenschnee versorgt, der letzte verbleibende Gletscher in Bayern sein.“ 110 Eine andere Gefahr für den klassischen Wintertourismus im Schnee stellen die Mitbewerber anderer Destinationen im In- und Ausland <?page no="80"?> 80 Auswirkungen dar. Wie BAUSCH 111 und andere Wissenschaftler der Fakultät für Tourismus an der Hochschule München ermittelt haben, waren die Alpen unter den Urlaubsreisezielen im Winter 2015 weit abgeschlagen. „Nur jeder sechste Urlaub findet in den Wintermonaten statt. Davon wird knapp jeder vierte Urlaub (23 %) in Deutschland, nochmals ein gutes Viertel (27 %) im Mittelmeerraum und auf den Kanaren sowie jeder fünfte (21 %) in einer Ferndestination verbracht. Nur 18 % der Winterurlaubsreisen haben ein Ziel in den Alpen.“ 112 Rückt man dann noch die Winterdestinationen in den deutschen Alpen in den Blick, dann sind es gerade einmal knapp über einem Prozent der Urlaubsreisen, die im Jahr 2015 hierhin führten. Der Winterurlaub an der Nord- und Ostsee und auch Ferientage in deutschen Mittelgebirgen sind im Winter die Gewinner um die Gunst der Gäste, wenn sie in der Nähe bleiben und nicht ein Flugzeug zu den Sonnenzielen in der Ferne besteigen. 2.3 Städte - ein „heißes Pflaster“ Dass Städte ein „heißes Pflaster“ sein können, lässt sich zweifelsfrei mit dem Thermometer beweisen. Der Begriff Betonwüste deutet nicht minder klar die Besonderheit des Stadtklimas an, denn die dichte und hohe Bebauung sorgt gemeinsam mit vielen versiegelten, d. h. gepflasterten, zubetonierten Bodenflächen für eine städtische Wärmeinsel. Der Verkehr, industrielle Aktivitäten und private Heizungen verstärken mit ihren Emissionen diesen Effekt noch. Ausgedehnte Schotter- und Kiesflächen auf brachliegenden Grundstücken vor allem in Gewerbegebieten und die neumodische Vorliebe für besenreine Vorgärten möglichst noch mit dunklen Platten und Schotterflächen tragen ihren Teil zum Wärmehaushalt bei. In der Stadt ist es grundsätzlich wärmer als im Umland. „Sowohl Luft als auch Oberflächentemperaturen können in einer Millionenstadt tagsüber zwischen 1 und 3 °C über den Temperaturen des Umlandes liegen; nachts kann der Unterschied sogar bis zu 12 °C betragen - wobei dies speziell auf Städte in gemäßigten und kühlen Klimazonen zutrifft.“ 113 Damit gilt dieses Phänomen auch für deutsche Städte, in denen rund drei Viertel der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland leben. Kein <?page no="81"?> Deutschland aktuell 81 marginales Problem für die Gegenwart und die Zukunft! Großstädte können „als Vorboten des globalen thermischen Klimawandels angesehen werden. Es wird davon ausgegangen, dass städtische Räume zukünftig häufiger, intensiver und länger von Überwärmung betroffen sein werden.“ 114 Zu der Tatsache, dass Gebäude alleine schon als Wärmespeicher je nach wärmespeichernden Baumaterialien und Oberflächen fungieren, kommt noch hinzu, dass sie die Zufuhr frischer und kühlerer Luft aus dem Umland mehr oder weniger stark - je nachdem wie klug die Stadt- und Bauplanung agiert hat - die Hitze noch stärker in der Stadt halten. „Hier steht die Luft! “ „Es ist unerträglich stickig! “ Solche Klagen u. a. in engen Straßenschluchten der City kommen nicht nur von Frischluftliebhabern; sie deuten ebenso an, dass das Stadtklima selbst für gesunde Menschen, für Einwohner wie Touristen, insbesondere in den Sommermonaten belastend wirken kann. Die Palette der Folgeerscheinungen von Hitzeperioden reicht hier vom undifferenzierten Unwohlsein bis hin zu konkreten gesundheitlichen Problemen, die medizinische Behandlungen erfordern können (→ Kap. 3). Das Stadtklima kann somit auch den Stadttourismus beeinflussen, ihm schaden, wenn nicht bauliche und gestalterische Maßnahmen den sommerlichen Aufenthalt in einer Hitzeinsel erträglich bis attraktiv machen, die Lebens- oder Aufenthaltsqualität verbessern. Dafür muss Städtebau nicht neu erfunden werden, gerade der mediterrane kann hier als seit vielen Jahrhunderten erprobtes Vorbild dienen und auch für die offiziell kühl gemäßigten Breiten geeignete Lösungen anbieten. Ein wichtiger Punkt wäre es hierbei, Schattenbereiche zu schaffen, die auch Aufenthaltsqualitäten besitzen. Bogengänge längs der Straßen und vielleicht noch Gassen werden als Fußgängerwege genutzt oder aber als Standorte von Gastronomie. Wärme reflektierende Oberflächenmaterialien sollten die Architektur prägen. Brunnen und Wasserflächen Wasserflächen im öffentlichen Bereich wie Brunnen, Springbrunnen, offene Kanälchen in den Straßen und Teiche in allen Größen sorgen <?page no="82"?> 82 Auswirkungen für Abkühlung und höhere Luftfeuchte in der direkten Umgebung. 115 Ein solcher Effekt lässt sich auch als Erlebnisbereich größeren Ausmaßes konzipieren, der gleich zu einer touristischen Attraktion werden wird, wie es der 2006 angelegte Miroir d’Eau (Wasserspiegel) in Bordeaux zeigt. 116 Auf einer 3.450 m2 großen Fläche treten phasenweise Fontänen aus dem Boden und bieten ein erfrischendes Spektakel, Spielgelände für große und kleine Zwei- und Vierbeiner. Wie es das Beispiel aus dem Süden Polens, dem Rathausplatz von Jelenia Gora (→ Abb. 10), zeigt, gibt es auch im kontinentalen Klima mit seinen heißen und trockenen Sommern gute Gründe für Abkühlung durch Schattenbereiche wie Wasser im öffentlichen Raum zu sorgen. 10 | An Hitze angepasstes Bauen hat nicht nur im Süden Europas Tradition, sondern auch im kontinentalen Klima Osteuropas. Laubengänge und Wasser im öffentlichen Raum machen das Stadtklima im Sommer erträglicher - ein Beispiel aus dem Süden Polens (Jelenia Gora). Neben einer Vorsorge für Abkühlung mit und ohne Wasser gehören auch das Management und eine entsprechende Vorsorge gegen Starkregen und andere Extremwetterereignisse, wie zum Beispiel in der Folge von Überflutungen und Hochwasser, zum städtischen Aufgabenbereich im Zeichen des Klimawandels. Eine Maßnahme, die <?page no="83"?> Deutschland aktuell 83 zum Management von Niederschlagswasser gehört, aber auch zur Förderung von Vegetation wäre eine Entsiegelung von Bodenflächen, die von ihren Nutzungen her nicht zwangsläufig zugepflastert oder zugeteert sein müssen. Zur Devise „Der Natur eine Chance auch in der Stadt“ gehört das Schaffen von Frischluftachsen durch Alleen, Grünflächen und Parkanlagen. Es gibt viel Potenzial für eine an den Klimawandel angepasste Stadtentwicklung, wie sie teilweise auch schon praktiziert wird. 117 Klimaschutz und Klimaanpassung müssen dabei gemeinsam im Fokus stehen. 118 Neue Ideale für den Profiwie den Hobbygärtner Diese beiden Ziele zu vereinen und die grundsätzliche Aufgabe, mehr Natur in die Stadt zu bringen, bringt städtischen Grünflächenämtern, Inhabern von Gewerbebetrieben bis hin zu Privatpersonen, die mit Hingabe ihr „Balkonien“ pflegen, neue Herausforderungen. Das typische Stadtklima mit seinen hohen Temperaturen bis hin zu Hitzewellen und Trockenperioden verlangt nach einer Klimaanpassung der Pflanzenauswahl, die durchaus auch eine Abkehr von gewohnten Bepflanzungen bedeuten kann - es sei denn, man kann und möchte es sich leisten, zweimal am Tag oder permanent zu gießen! Die Anregungen der Bundesamts für Naturschutz zum naturnahen Firmengelände 119 entstanden im Rahmen des Projektes NATUR- WERT 120 und einer Befragung von Unternehmensvertreter*innen aus den Branchen Automobilindustrie, Grundstücks- und Wohnungswesen, Nahrungsmittelproduktion und Pharma-/ Kosmetikindustrie, die bereits Erfahrungen mit der naturnahen Gestaltung ihres Firmengeländes gemacht haben. Warum sollten sich diese Erfahrungen nicht auch auf Betriebe des Tourismus übertragen lassen? Auf Hotels, Ressorts, Campingplätze, Badeanlagen oder auch auf die Gestaltung eines Tourismusortes - gleich welcher Größe? Einige Beispiele sollen zeigen, dass sich das Bemühen um eine naturnahe Gestaltung als ein kleiner Beitrag zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung auch schon mit geringem Aufwand realisieren lässt. Je konsequenter die Bedingungen des Standorts, insbesondere Mikroklima und Boden, berücksichtigt werden, umso erfolgversprechender wird die Aktion. <?page no="84"?> 84 Auswirkungen Wissen | Blumenwiesen statt Rasenflächen „Auf naturnahen Firmengeländen sorgen bestimmte Gestaltungsprinzipien und Pflegeroutinen dafür, dass Lebens-, Nahrungs- und Schutzräume für Pflanzen und Tiere erhalten oder geschaffen werden. Die wichtigsten Prinzipien: Verwenden Sie heimische und standortgerechte Pflanzen und Materialien und verzichten Sie auf Kunstdünger und Pestizide. Lassen Sie auf einigen Flächen Verwilderung zu, also mähen Sie Blumenwiesen vergleichsweise selten und später im Jahr und schneiden Sie Hecken erst nach der ersten Brutzeit. Mit einem optimierten Regenwassermanagement ermöglichen Sie eine Versickerung und/ oder eine Rückhaltung des Regenwassers.“ 121 Eine firmeneigene „grüne Philosophie“ zu pflegen, ein „grünes und/ oder klimabewusstes Leitbild“, praktizierte Nachhaltigkeit sichtbar zu machen und von den Vorteilen in verschiedenster Art und Weise wieder zu profitieren - bis hin zu einer ökonomischen Nachhaltigkeit - lässt sich beispielsweise an Dachbegrünungen veranschaulichen. „Jedes Gebäude bedeckt ein Stück ehemalige Natur. Dachbegrünungen sind eine gute Möglichkeit, der Natur diese Fläche zurückzugeben und dabei gleichzeitig positive Effekte für das Gebäude selbst zu erzielen. Begrünte Dächer halten Regenwasser zurück, verbessern das Gebäudeklima und das Stadt- und Landschaftsbild und halten durch Staubbindung die Luft rein. Sie sind ökologisch wertvoller als Bitumen- oder Kiesdächer und im Idealfall Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Gründächer werten Gebäude optisch auf, können Räume für Freizeit und Erholung bieten und sind durch geringere Betriebskosten für das Gebäude und eine längere Haltbarkeit der Dächer sehr sparsam. Gründächer sind heutzutage sicher: Durchwurzelung wird - bei fachgerechter Ausführung - zuverlässig verhindert. Der Pflegeaufwand für begrünte Dächer ist gering.“ 122 Neben der ökologischen Nachhaltigkeit kann sich auch noch eine ökonomische Nachhaltigkeit ergeben, denn in den meisten Abwasserverordnungen gelten Gründächer als teilversiegelt, so dass <?page no="85"?> Deutschland aktuell 85 weniger Abwassergebühren zu zahlen sind! Gründächer reduzieren den Kühlbedarf im Gebäude und erzeugen ein angenehmes Mikroklima, womit auch soziale Nachhaltigkeit durch bessere Arbeitsatmosphäre und eventuell attraktive Erholungsmöglichkeiten in den Pausen erreicht werden kann. Zu den kleineren Maßnahmen, die nicht minder Mensch und vor allem Insekten erfreuen, zählen artenreiche Blühwiesen auf dem Grundstück. Wichtig ist hierbei, an einen solchen Standort angepasste Pflanzen zu säen, zu setzen oder ihnen, wenn sie sich schon von allein dort ansiedeln, eine Zukunft zu lassen. Auch wenn Pflanzengesellschaften, die an trockene warme Bedingungen hierzulande angepasst sind, nicht gerade Opulenz verheißend Trockenrasen- oder Magerrasenvegetation genannt werden, so bringen sie trotzdem eine beachtliche Blütenpracht hervor und manche Orchideenart findet hier gerade ihre idealen natürlichen Bedingungen. Kleinste Biotope für wärmeliebende Pflanzen und vor allem Reptilien können Lesesteinmauern, Steinwälle oder auch Trockenmauern (Mauern, die ohne Mörtel errichtet wurden) mit ihren Fugen und Zwischenräumen sein. Auch naturnahe Hecken aus standorttypischen heimischen Arten, die blühen und Früchte tragen, bieten Insekten und Vögeln günstige Lebensbedingungen und lassen sich als Windschutz sowie Schattenspender nutzen. Nicht zu unterschätzen ist die Bedeutung von Bäumen bei jeglicher Grünflächengestaltung - vom Solitär als Blickfang bis zu Gruppen, die gerade die englischen Landschaftsgartenarchitektur in Szene zu setzen versteht. Auch eine Renaissance der alten Streuobstwiese könnte sich anbieten. Wissen | Bäume als Dienstleister Diese Behauptung ist keineswegs übertrieben! Die Wissenschaft hat dafür den Begriff Ökosystemleistung oder auch Ökosystemdienstleistung kreiert. Dahinter verbergen sich eine Reihe von Leistungen der Natur, die sie den Menschen gibt - solange dieser ihre Existenz nicht übermäßig schädigt oder sie gar zerstört. <?page no="86"?> 86 Auswirkungen Welche Dienstleistungen schenken uns die Bäume auch in den Städten? » Sie ziehen CO 2 aus der Luft und binden Staub. » Sie produzieren Sauerstoff. » Sie verdunsten Wasser und befeuchten in trockenen Zeiten die Luft, verbessern das Mikroklima. » Sie geben Tier und Mensch Nahrung. » Sie spenden Schatten und bieten somit auch neue Lebensräume. » Sie sind gut fürs Auge, für die Seele des Betrachters. Bei der Gestaltung von Grünanlagen und Parks im öffentlichen Bereich - von der Großstadt bis zu Kurorten - nähert sich durch einen fortschreitenden Klimawandel vermutlich auch die Zeit, sich von arbeits- und kostenintensiven klassischen Bepflanzungen zu verabschieden. Die Herausforderungen für Landschaftsarchitekten wie Gärtner in der nahen Zukunft sind schon absehbar, manche aber bereits Realität. Schon praxisrelevant ist das Phänomen, dass sich im phänologischen Gartenjahr die Jahreszeiten verschieben, d. h. die Natur ihren Takt verändert. „Das phänologische Jahr wird in 10 „phänologische Jahreszeiten“ eingeteilt. Fixiert werden diese Jahreszeiten durch bestimmte Wachstumsstadien an ausgewählten Pflanzen - sogenannte Leitphasen.“ 123 Diese Jahreszeiten werden von der Blüte, dem Beginn der Blattentfaltung, der Fruchtreife oder auch dem Blattfall ausgewählter Pflanzen bestimmt. So beginnt beispielsweise mit der Blüte der Haselsträucher der Vorfrühling. Allergiker bemerken diesen Zeitpunkt recht schnell und Veränderungen im Pollenflug (→ Kap. 3.1) sind ebenso eine Folgeerscheinung des Klimawandels in unseren Breiten. Die große Veränderung, die mit den Daten des Deutschen Wetterdienstes und anderer Institutionen bereits deutlich wird, ist die Verschiebung des Frühlingsbeginns in den Winter hinein. „Trotz großer <?page no="87"?> Deutschland aktuell 87 Schwankungen über die Jahre blüht die Haselnuss immer früher im Jahr, im Laufe von 50 Jahren wanderte der phänologische Frühlingsbeginn um 23 Tage nach vorne.“ 124 Mit den kürzeren Wintern ergeben sich fundamentale Probleme für die Natur und demzufolge auch für die Gartengestaltung bis hin zur Landwirtschaft. Für die Bestäubung der Blüten könnten die dafür zuständigen Insekten fehlen, weil sie entweder noch nicht geschlüpft sind, da sich ihr innerer Kalender dem veränderten Jahresgang noch nicht angepasst hat, oder sie sind bereits verhungert, weil die Pflanzen, die sie als Nahrung nach dem Schlüpfen brauchen, nicht mehr oder noch nicht wachsen. 125 Der Besorgnis erregende Rückgang der Insektenpopulationen in den letzten Jahrzehnten hierzulande kommt noch hinzu. Außerdem können auch in einem vorgezogenen Frühling immer noch Spätfröste auftreten, die eine frühe Blütenpracht und schlimmstenfalls auch das Weiterleben der Pflanzen gefährden. Eine moderne Gartenkultur im öffentlichen Raum wie im privaten wird sich mit der zunehmenden Wahrscheinlichkeit von längeren bis langen Hitze- und Trockenperioden arrangieren müssen (→ Kap. 2.1). Dagegen hat die Flora natürlich geeignete Strategien zu bieten und diese Pflanzen sollten berücksichtigt werden, d. h. man sollte sich stattdessen von manch traditioneller Bepflanzung verabschieden. Steppenstauden und mediterrane Vegetation werden eine größere Rolle in einer nachhaltigen Gartengestaltung spielen. Wissen | Blühende Steppen auch in Städten 126 Seit 2002 widmet man sich im Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof in Weinheim an der Bergstraße den Pflanzengesellschaften von Prärien und Steppen. Man forscht und experimentiert mit Präriepflanzen, um gerade auch für die Gestaltung von städtischen Grünflächen attraktive Lösungen mit einem minimalen Pflege- und Kostenaufwand zu erarbeiten. <?page no="88"?> 88 Auswirkungen 11 | Im Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof in Weinheim entwickelt man u. a. mit Steppenpflanzen eine pflegeleichte und somit kostengünstige Blütenpracht für öffentliche Grünanlagen, die Hitze und Trockenheit gut verträgt. Mit Pflanzen aus anderen Regionen der Erde, die an unsere neuen klimatischen Bedingungen gut angepasst sein mögen, kann man sich jedoch auch Arten mit einem unliebsamen Verhalten einhandeln. Invasive Neophyten, d. h. neue, fremde Pflanzen mit dem Trend, heimische Flora zu verdrängen, ihnen den Lebensraum streitig zu machen, können auch nicht die Lösung sein, wie zum Beispiel das Drüsige Springkraut aus dem westlichen Himalaya, das sich hierzulande in Uferzonen breitmacht und die heimische Flora überwuchert. Solche Pflanzen sind jedoch für Gärtner und Landschaftsgestalter keine Unbekannten! 127 Eine besondere Aufmerksamkeit gilt auch den geeigneten Bäumen der Zukunft für das Stadtgrün und die Alleen. Welche Arten kommen mit wenig Gießen oder vielleicht gar keinen zusätzlichen Wassergaben aus und erfüllen weitere Kriterien, die in Zeiten des Klimawandels bedeutender werden? Dazu gehören: <?page no="89"?> Deutschland aktuell 89 » „Phänologische Parameter (z. B. Zeitpunkt Blattaustrieb, Blüte, Blattfall) » Wachstumsparameter (z. B. Baumhöhe, Stammumfang, Kronenhöhe) » Auftreten und Ausmaß von Schäden (z. B. Klima, Krankheiten) » Biochemische und physiologische Stressindikatoren (z. B. Blattwasserpotenzial).“ 128 Testfelder für strapazierfähige Baumarten Versuchsvorhaben für die Bäume der Zukunft in unseren Breiten gibt es in verschiedenen Regionen Deutschlands, womit bereits klimatische Unterschiede - insbesondere die speziellen Anforderungen in den städtischen Räumen - einbezogen werden. Die extrem negativen Standorteigenschaften des Stadtklimas im Unterschied zu demjenigen im ländlichen Raum machen vor allen den bislang heimischen Bäumen das Leben schwer. „Viele der heutigen Hauptbaumarten haben deswegen mit immer größeren Problemen zu kämpfen“ 129 , so die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein schon 2011. Deswegen raten die Experten, sich von den gegenwärtig üblichen Gehölzsortimenten zu verabschieden, denn es sei zu erwarten, dass sich „zukünftig insbesondere Pflanzen aus Regionen mit heißen, trockenen Sommern in unseren Breiten gut entwickeln werden, sofern sie außerdem eine ausreichende Winterhärte aufweisen“ 130 . Baumarten aus Südosteuropa sowie Regionen in Nordamerika und Asien mit wärmeren, trockenen Sommern und milden sowie feuchten bis hin zu nassen Wintern rücken damit in den Fokus. 20 Baumarten werden derzeit im Stadtgrün-2021-Projekt in verschiedenen Regionen Deutschlands getestet. Ein Vorlauf von 15 bis 20 Jahren ist notwendig, um schließlich qualitativ hochwertige Alleebäume in den Baumschulen zu produzieren. Einige Ahornarten kamen selbst im XXL- Sommer 2018 ohne zusätzliches Gießen über die Runden. Detaillierte Forschungsergebnisse von verschiedenen Standorten in Bayern bietet der Abschlussbericht über Forschungen zum Stadtgrün 2021 in den Jahren 2017/ 18. 131 <?page no="90"?> 90 Auswirkungen Ein effektives Wassermanagement, das alle Einsparmöglichkeiten ausschöpft, bedeutet letztendlich weniger Pflegeaufwand und damit auch geringere Kosten. Doch auch für das Gegenteil, das der Klimawandel bietet, nämlich die Extremwetterereignisse mit Starkregen, sollten Grünanlagen möglichst gut gerüstet sein. Eine Entsiegelung von Flächen wäre auch hierfür eine wichtige Maßnahme unter verschiedenen, damit große Wassermengen leichter abfließen können. Als weiteres extremes Wetterereignis, das bei Planungen wie in der aktuellen Praxis berücksichtigt werden muss, seien abschließend noch die starken Stürme genannt, die die Städte leider auch zu einem lebensgefährlichen Pflaster machen können. Wissen | Grünes UNESCO-Weltkulturerbe und touristische Attraktionen von internationalem Rang bedroht „Die historische Gärten in Deutschland leiden zunehmend unter dem Klimawandel. Dürre, Überflutungen und Orkane hätten in den vergangenen Jahren tausende Bäume und Pflanzen zerstört, hieß es auf der Jahrestagung der Schlösserverwaltungen. Experten diskutieren dort darüber, wie historische Gartenanlagen besser gegen Wetterextreme geschützt werden können. Als erster Schritt müssten die zerstörten Pflanzen durch Neuanpflanzungen ersetzt werden, dann könnten bauliche Schutzmaßnahmen folgen.“ 132 Grün in der Stadt - mehr als nur Dekoration Die Stadt- und bauplanerischen Maßnahmen aus den Handlungsempfehlungen des Bundesumweltministeriums fassen wesentliche Aspekte zusammen, die auch für Destinationen gelten - mit dem insbesondere für Tourismusorte relevanten Hinweis: „Es bedarf der Berücksichtigung der ganzjährigen, regionalspezifischen und klimatischen Situation. So kommen manche Maßnahmen in Gegenden Deutschlands, die ohnehin kühler sind, möglicherweise nicht oder in anderer Form in Frage.“ 133 <?page no="91"?> Deutschland aktuell 91 Für die langfristige Stadtplanung und das Bauwesen werden dabei empfohlen: » „Erhalt oder Schaffung von schattenspendenden Grünanlagen und Parks bestenfalls mit kühlenden Verdunstungsflächen wie Wasserflächen oder -spielen. » Einrichten von großzügigen Schattenplätzen (baulich mittels Pavillons, Außendächern, Markisen, feststehenden Sonnenschirmen oder Sonnensegeln, grünplanerisch durch Neuanpflanzungen oder den Erhalt von Baumbeständen mit dichten Blattkronen). » Einrichten von Befeuchtungsanlagen in Außenanlagen und für Terrassen. » Hitzereduktion durch Freihalten bzw. Schaffen von Luftleitbahnen und Kaltluftentstehungsgebieten. » Reduzierung des Versiegelungsgrades von offenen und öffentlichen Plätzen zur Vermeidung der Entstehung von hohen Hitze- und UV- Belastungen aufgrund von Reflexion. » Förderung von Baum- und Buschpflanzungen und Dachbegrünung (hier auf allergenarme und hitze-/ trockentolerante Pflanzen achten). » Einrichten von schattenspendenden Vordächern und Überdachungen, vorzugsweise mit Materialien, die auch die Belastung durch UV-Strahlung reduzieren. » Einrichtung von fest installierten Trinkwasserspendern im öffentlichen Raum.“ 134 Heikel fürs Heilklima Abschließend soll noch ein Blick auf eine Gruppe von eher kleineren Städten oder Orten geworfen werden, für die die Auswirkungen der Klimaveränderungen jetzt schon existenziell bedrohlich werden können, bzw. sie in spezifischer Weise herausfordern: Es sind die Heilbäder und Kurorte. Tourismusforscher der Ludwig-Maximilians- Universität München haben sich 2018/ 19 im Rahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit geförderten Projekts Klimakompetent in die Zukunft: Bildungsangebot für prädikatisierte Heilbäder und Kurorte exemplarisch mit der Situation in Bayern beschäftigt und waren dabei fokussiert „in erster Linie <?page no="92"?> 92 Auswirkungen auf Fragen der gesellschaftlichen Wahrnehmung möglicher Folgen des Klimawandels und der Gestaltbarkeit von Klimaschutz- und Anpassungsstrategien in Kurorten und Heilbädern“ 135 . Die Folgen der Klimaveränderungen können sich hier in zwei wichtigen Bereichen negativ auswirken: Zum einen können die natürlichen ortsgebundenen Heilmittel darunter leiden, zum anderen besteht die Gefahr, dass sich die klimatischen Verhältnisse so ändern, dass die Hauptgästegruppe der gesundheitlich eingeschränkten, kranken Personen nicht mehr auf die Genesung hoffen kann, die ein Aufenthalt in einem bestimmten Heilklima für sie bedeuten sollte. Dies würde auch bedeuten, dass einige Kurorte ihr Prädikat und damit ihre Anerkennung verlieren würden, wenn durch die klimatischen Veränderungen, wie beispielsweise durch Zunahme von Hitzetagen und Hitzestress im Sommer und im Gegensatz dazu abnehmende Kältereize durch mildere Winter die Kriterien für ihr Heilklima nicht mehr gegeben sein werden - und sich neue Formen von Reizklimata bilden, die medizinisch unerwünscht wären. Mehr über die allgemeinen gesundheitlichen Auswirkungen der Klimaveränderungen bringt → Kap. 3.1. Doch die Klimaveränderungen können auch andernorts an die Substanz von Kurorten und Heilbädern gehen, wie es sich beispielsweise bei den Moorheilbäder zeigen könnte, wenn es durch sommerliche Dürreperioden und andere relativ trockene Jahreszeiten zu Schäden in den Feuchtbiotopen Moor kommt und der Betrieb nur noch mit getrocknetem Moor in Säcken aus anderen Regionen aufrecht erhalten werden kann. Aber nicht alle Kurorte und Heilbäder sind gefährdet, es gibt auch Gewinner des sich abzeichnenden Klimawandels wie die Seeheilbäder an Nord- und Ostsee. Für diese Orte in den Küstenregionen erwarten Forscher bis zum Jahr 2050 als wichtige Klimawandelfolgen: 136 » „Anstieg der Lufttemperatur um 1 °C » Zunahme der Luftfeuchtigkeit » Zunahme der Tage mit thermischer Behaglichkeit (Wohlfühltemperaturen) um 4 Tage im Jahr <?page no="93"?> Deutschland aktuell 93 » Abnahme der Kältebelastung um 16 Tage » Ausweitung der Badesaison um etwa 25 Tage“ Daraus ergibt sich „eine Vielzahl an Chancen, da davon auszugehen ist, dass sich die Bedingungen für Bade-, Erholungs- und Gesundheitsurlauber zukünftig weiter positiv entwickeln“ 137 . Das Reizklima der Küstenregion wird etwas von seinen, den Körper belastenden Faktoren verlieren, wird aber vermutlich trotzdem noch lange seinen Anforderungen nachkommen. Vielfältiger und weniger positiv können die Auswirkungen für die Destinationen des Gesundheitstourismus in den Mittelgebirgen und im Hochgebirge werden. 138 Die Merkmale eines Schonklimas werden weniger stark ausgeprägt sein und beispielsweise bei der Behandlung von Atemwegserkrankungen nicht mehr die medizinischen bzw. therapeutischen Effekte in den Destinationen erreichen, wie es heute noch der Fall ist. Eine stärkere thermische Belastung durch Hitzetage bis Hitzeperioden wird in diesen Landschaften Heilungs- und Genesungsprozesse verlängern. Kritisch wird dies bei der Behandlung von Atemwegserkrankungen werden. Eine steigende Ozonbelastung kann ebenso Atemwegsbeschwerden fördern und eine steigende UV- Belastung zu einem erhöhten Hautkrebsrisiko führen. Durch die Ausdehnung der Pollenflugsaison werden Allergiker und Gesundheitstouristen mit Vorerkrankungen der Atemwege länger leiden und dies auch in Destinationen des Gesundheitstourismus. „In der Folge werden hiervon betroffene Gäste bestimmte Destinationen in Zukunft unter Umständen meiden, ggf. alternative Ziele auswählen oder aber ihre Reisezeiten anpassen.“ 139 „Für Kurorte und Heilbäder gilt es also, die eigenen Chancen und Risiken des Klimawandels frühzeitig und individuell zu analysieren, um dann passende Anpassungsstrategien entwickeln und umsetzen zu können“ 140 , lautet das Fazit der Wissenschaftler der LMU. <?page no="94"?> 94 Auswirkungen Wissen | Offizielle Relativierung der Wärmebelastung für den Menschen - ein „Schön-Rechnen? “ „Für den Zeitraum 1981-2010 wurde die Untersuchungsmethode grundlegend überarbeitet und der Wärmebelastungstag neu definiert. Dabei wurde zum einen der hohen gesundheitlichen Bedeutung der Schwüle ein stärkeres Gewicht verliehen, zum anderen eine mögliche Anpassung des Menschen an ein sich änderndes Klima in Anlehnung an das Hitzewarnsystem des DWD eingeführt. Als Tag mit Wärmebelastung gilt nun ein Tag, an dem die Schwelle zu starker Wärmebelastung oder die Schwelle zu mäßiger Wärmebelastung bei gleichzeitiger Schwüle überschritten wurde. Mit dieser Definition berechnen sich für dieselben meteorologischen Zeitreihen deutlich weniger Tage mit Wärmebelastung als bei der früheren Auswertung. Auch ändert sich die regionale Verteilung.“ 141 <?page no="95"?> 3 Klimawandel und Gesundheit In diesem Kapitel soll es nicht um die Gesundheit bis sogar das Leben gefährdenden Auswirkungen von Extremwetterereignissen und Naturkatastrophen, wie Starkniederschläge, Überschwemmungen oder Stürme durch den Klimawandel hierzulande gehen, sondern um die eher schleichenden Gefahren für die Gesundheit, die vor allem durch ungewöhnliche Hitzeperioden für die Bewohner offiziell kühl gemäßigter Breiten verursacht werden. Dabei werden bestimmte Bevölkerungsgruppen unterschiedlich stark belastet, aber auch einzelne Destinationen können darunter leiden - allen voran die Großstädte mit ihrem charakteristischen Stadtklima (→ Kap. 2.3). 3.1 Neue Belastungen für den Körper Eine Bemerkung sei vorausgeschickt: Bei den Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit handelt es sich um einen sehr jungen Forschungsbereich der Gesundheitswissenschaften. 2009 hat die Weltgesundheitsorganisation WHO den Klimawandel als bedeutende und weiterhin zunehmende Bedrohung für die Gesundheit eingestuft. 142 „Um Ausmaß und Prognose des Einflusses des Klimawandels auf die Gesundheit mit größerer Sicherheit bewerten und prognostizieren zu können, bedarf es auf allen Gebieten breit und langfristig angelegter Feldstudien, die möglichst alle Einflussfaktoren einbeziehen.“ 143 Diese Einflussfaktoren liegen zu einem großen Teil in der genetischen Veranlagung des Individuums, in seinem allgemeinen Verhalten und speziell in seinem Konsumverhalten. Spezifisch dem Klimawandel wird die steigende thermische Belastung durch Hitzewellen vor allem für Kinder und ältere Menschen sowie chronisch Kranke zugeordnet. Veränderungen in den Vegetationszeiten der heimischen Flora (→ Kap. 2.3) bewirken eine verlängerte Pollensaison und somit auch die Beschwerdezeit für Allergiker aller Altersgruppen. Ebenso <?page no="96"?> 96 Klimawandel wird angenommen, dass der Klimawandel die Verbreitung von Erregern bzw. Überträgern von Infektionskrankheiten begünstigt. 144 BRASSEUR 145 zieht eine Verbindung zu Freizeit und Tourismus: „Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass klimatische Veränderungen auch das (Freizeit-)Verhalten der Menschen beeinflussen, die sich z. B. mehr im Freien aufhalten werden. Dadurch bedingt kann es zu einer erhöhten Exposition gegenüber UV-Strahlung, Vektoren wie Zecken oder auch Luftschadstoffen kommen, was die Gesundheit nochmals beeinträchtigen würde.“ Klima- und Gesundheitspolitik sind gefordert, aber auch in den Destinationen bestehen einige Möglichkeiten, auf diese Herausforderungen zum Wohle der Gäste wie der Einheimischen zu reagieren. Hitzetote Welche Folgeerscheinungen von Temperaturanstieg und Hitzeperioden können bei der Gesundheit beobachtet werden? Die Zahl der Sommertage, der Hitzetage, der Tage mit Schwüle und schließlich auch der Tropennächte nimmt durch den Klimawandel auch in den gemäßigten Breiten zu. Wissenschaftliche Studien über die gesundheitlichen Auswirkungen von thermischen Belastungen belegen, dass die Hitzewellen in Europa seit Beginn des 21. Jahrhunderts zu einem erheblichen Anstieg der Zahl der Todesopfer geführt haben. 146 Für die Hitzeperiode 2003 allein nennen Schätzungen eine Zahl von 50.000 bis 70.000 dadurch bedingten zusätzlichen Todesfällen in zwölf Ländern Europas. 147 Als Prognose erklären JAHN et al. 148 : „Schätzungen zufolge wird die Mortalität in Europa mit jedem zusätzlichen Grad Celsius Lufttemperatur um 1-4 % ansteigen.“ Grundsätzlich sind die Auswirkungen der Hitzewellen von ihrer jeweiligen Intensität, ihrer Dauer und dem Zeitpunkt ihres Auftretens im Jahr abhängig, wobei Forschungen ergeben haben, dass ihr Auftreten im Frühjahr oder Frühsommer eine stärkere Wirkung auf die Sterblichkeit hat als spätere Ereignisse. 149 Zu diesem Zeitpunkt hat oftmals noch keine ausreichende Akklimatisierung an hohe Temperaturen stattgefunden. 150 „Auch sind nicht zwangsläufig die Maximaltemperaturen entscheidend, sondern die Dauer einer erhöh- <?page no="97"?> Gesundheit 97 ten Temperatur sowie die Abkühlung während der Nacht. Letzterer Effekt ist insbesondere in Städten („Wärmeinsel“) von Bedeutung. Darüber hinaus wirken sich eine hohe Luftfeuchtigkeit sowie erhöhte Werte von Ozon und Feinstaub in Kombination mit einer hohen Temperatur als zusätzlich belastend aus.“ 151 Der Wärmehaushalt des Menschen ist auf eine gleichbleibende Temperatur von 37 °C im Körperinneren eingestellt und Temperaturveränderungen nach oben wie nach unten können zunehmend als Belastung empfunden werden und damit auch größer werdende Anforderungen an das Herz-Kreislauf-System, den Bewegungsapparat und die Atmung stellen. Die Atmung kann dabei nicht nur durch die höheren Außentemperaturen, sondern auch noch zusätzlich durch eine schlechtere Luftqualität (Stickoxide, Ozon, Feinstaub) erschwert werden. Besonders stark sind die Bewohner und Besucher von Städten betroffen, da hier Tropennächte mit Temperaturen über 20 °C häufiger auftreten. 152 Aber auch ländliche Räume betrifft dieses Phänomen, denn bei solchen Temperaturen kann der Mitteleuropäer kaum mehr einen erholsamen Schlaf finden - optimal wäre für ihn ein Temperaturbereich von 15 bis 18 °C. Bei höheren Temperaturen ist der Körper mit Kühlen beschäftigt und arbeitet, anstatt sich zu regenerieren. 153 Während eine zu hohe Konzentration von Ozon Atembeschwerden auslöst, stellen Ozonlöcher in der Atmosphäre wiederum eine andere Gefahrenquelle dar. Die UV-Strahlung erreicht gesundheitsschädliche Ausmaße und fördert damit Hautkrebs und an den Augen den Grauen Star. Die Gefahr der erhöhten UV-Strahlung betrifft die Menschen bei vielen Formen des Naturtourismus, insbesondere beim Aufenthalt an Gewässern sowie bei den zahlreichen Freizeitsportarten, die unter freiem Himmel ausgeführt werden. Längere Hauptsaison für Allergiker Unangenehm bis unerträglich können für den Aufenthalt vor allem in der Natur auch neue Trends in der Pflanzenwelt werden, denn der Klimawandel führt auch zu unliebsamen Veränderungen bei den phänologischen Jahreszeiten (→ Kap. 2.3): Pollen haben länger Hoch- <?page no="98"?> 98 Klimawandel saison. Der Beginn des Vorfrühlings als Zeit der ersten Pollenmengen hat sich schon in den letzten drei Jahrzehnten um zwei bis drei Wochen vorverschoben, da die Winter zu mild geworden sind. Mit der Verlängerung der Vegetationsphase hält auch die Zeit des Pollenflugs länger an, insbesondere Gräser sind hier länger und störend für Allergiker aktiv. Als pollenfrei gelten inzwischen nur noch die Monate November und Dezember. Zum anderen beobachten Wissenschaftler, dass die Pollen insbesondere in den Städten, wo die Pflanzen einer höheren Luftverschmutzung ausgesetzt sind, aggressiver werden und für stärkere Beschwerden bei den Allergikern sorgen. Zu den Pollen heimischer Pflanzen kommen auch solche von invasiven Arten, die besonders die wärmeren Landschaften, aber auch die Wärmeinseln der Städte als neue Heimat wählen. Ein Beispiel ist die aus Nordamerika stammende Ambrosia, Beifußblättriges Traubenkraut mit hochallergenen Pollen, der im Spätsommer und Herbst für eine unerfreuliche Saisonverlängerung sorgen kann. Erste Veränderungen, die auch auf den Klimawandel zurückzuführen sind, beobachten Mediziner bei den Infektionskrankheiten. „Das Auftreten vieler Infektionserkrankungen ist u. a. von klimatischen Bedingungen abhängig, denn veränderte Temperaturen, Niederschlagsmuster und häufigere Extremwetterereignisse können sich auf die Vermehrung und Verbreitung von Krankheitserregern und deren Überträger (Vektoren) auswirken.“ 154 Doch nicht nur Klimaveränderungen, auch Tourismus, Migration und Warentransport 155 führen dazu, dass sich Krankheitserreger in für sie neue Regionen ausbreiten, weil sie auch hier gute Lebensbedingungen vorfinden - oder wie im Fall der Malaria wieder heimisch werden können. <?page no="99"?> Gesundheit 99 Wissen | Gefährliche Plagegeister: Zecken 156 Von März bis November können die Zecken auftreten und durch ihre Bisse bei Menschen und Tieren Infektionen auslösen und Krankheiten übertragen. In den vergangenen milden Wintern waren die Spinnentiere auch im Winter aktiv. Temperaturen über 7 °C reichen aus. Bevorzugte Lebensräume der Zecken sind feuchte Jungwälder, Gebiete um Seen und Flüsse, Waldlichtungen und Waldränder aber auch Freibäder, Spiel- und Sportplätze sowie der Garten. Dort haften sie an Gräsern, Farnen oder Unterseiten von Pflanzenblättern und warten auf einen neuen Wirt, ein Tier oder einen Menschen, an dem sie bis auf eine Höhe von 1,5 m hoch krabbeln können, bevor sie sich festbeißen. Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden, sind die Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) (Hirnhautentzündung). Bis zu 240.000 Menschen infizieren sich pro Jahr in Deutschland mit Borreliose, zwischen 60.000 und 80.000 erkranken daran. Inzwischen ist bundesweit fast jede dritte Zecke mit Borreliose infiziert. Die Gefahr, nach einem Zeckenstich an FSME zu erkranken, wird in Deutschland immer größer. In den FSME-Gebieten sind bis zu fünf Prozent der Zecken mit FSME-Viren infiziert. Da sich die Erreger der FSME in den Speicheldrüsen befinden, infizieren sie den Wirt sofort. <?page no="100"?> 100 Klimawandel Wissen | FSME-Risikogebiete in Deutschland werden mehr „Die neuen FSME-Risikogebiete im Jahr 2018 liegen in Sachsen, Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen und grenzen an bestehende Risikogebiete in Deutschland oder Tschechien. Zudem gibt es einzelne FSME-Risikogebiete in Mittelhessen, im Saarland und in Rheinland-Pfalz. Außerdem gibt es mittlerweile auch in nicht deklarierten FSME-Risikogebieten gemeldete Fälle von individuellen FSME-Erkrankungen, unter anderen in Bundesländern wie Niedersachsen, NRW, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt.“ 157 3.2 Nicht zu unterschätzen - das Wohlbefinden der Gäste Die Folgen von Klimaveränderungen müssen sich nicht gleich in Krankheiten niederschlagen, sie können auch das Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Gäste beeinträchtigen, was nicht unerheblich ist für ein erfolgreiches Geschäft, für die Mundpropaganda und das Wiederkommen! REIN/ SCHULER unterscheiden dabei direkte und indirekte physische Auswirkungen. Zu den direkten physischen Auswirkungen heißt es: „Von zentraler Bedeutung für die Zufriedenheit der Touristen sind hierbei die gefühlten Lufttemperaturen, Niederschläge, die Zahl der Sonnenscheinstunden bzw. die Bewölkungsdichte, Windgeschwindigkeiten sowie die Sichtweite.“ 158 Hierbei geht es um individuelle Erwartungen und allgemeine Anforderungen an einen gelungenen Urlaub. Dazu gehören schöne Aussichten, Fernblicke, die bei möglichst optimaler wie unbeeinträchtigter Sicht die „Sehsucht“ der Touristen befriedigen sollen. Dabei geht es nicht unbedingt nur um den individuellen Genuss und die Konservierung des Augenblicks für die Zeit nach dem Urlaub. In Zeiten intensiver Aktivitäten in den sozialen Netzwerken gelten die Fotos und Videos nicht nur als Souvenir, sondern auch als „Beute“ fürs Ego - für die Selbstverwirklichung und die Selbstbestätigung in den sozi- <?page no="101"?> Gesundheit 101 alen Medien schon gleich am Ort des Geschehens und nicht erst nach der Reise. Wissen | Darstellung und Inszenierung des Selbst „Von Darstellung wird dann gesprochen, wenn das Verhalten dazu dient, die Sichtweisen anderer auf die eigene Person zu beeinflussen. Um einen bestimmten Eindruck zu vermitteln, kann auf kulturell und gesellschaftlich geprägte Elemente zurückgegriffen werden. Die Darstellung unter Verwendung von Medien kann besser geplant und gesteuert werden als die direkte Interaktion. Medien üben somit einen starken Einfluss darauf aus, was, wie, wem, wann und wo erzählt wird. Früher waren es die Urlaubsfotos, die nach dem Urlaub gezeigt wurden, und Postkarten, die verschickt wurden. Heutzutage ermöglichen digitale Medien die direkte Darstellung und bewusste Inszenierung während der touristischen Erfahrung.“ 159 Für das Wohlbefinden spielt auch eine scheinbar intakte Landschaft, wie zum Beispiel die bäuerliche Kulturlandschaft als Kulisse und die Sportarena für den Tourismus im ländlichen Raum, eine wichtige Rolle. Dabei wird Grün in allen Schattierungen als vorherrschende Farbe erwartet und nicht das Braun in allen Nuancen! Noch weniger sorgen das Schwarz und Grau von Asche und Ruß als Folge von Waldbränden und die damit einhergehenden Schäden an der Natur und der Kulturlandschaft für Wohlbefinden und das Gefühl von Sicherheit. Dieser Aspekt steht beispielsweise für die indirekten physischen Auswirkungen des Klimawandels, die die tourismusrelevanten Ressourcen Wasser, Landschaft und Biodiversität betreffen. 160 Leichter als in einer Natur im Zeichen des Klimawandels ist es in der Architektur möglich, Maßnahmen zu ergreifen, die das allgemeine Wohlbefinden der Menschen - von Einheimischen wie Gästen - steigern können. In den Handlungsempfehlungen des Bundesumweltministeriums werden folgende Aspekte genannt: <?page no="102"?> 102 Klimawandel » „Vorgaben entwickeln für den Hitzeschutz von Gebäuden (z. B. Thermoglas, in Fenster integrierte Lamellenjalousien, Beschattung durch Dachüberhänge, Verschattung von Dächern mittels Anlagen für solare Energiegewinnung). » Technische bauliche Maßnahmen wie Belüftungstechnik, Wärme-/ Kältetauscher, Raumventilatoren, evtl. auch Einsatz von Klimaanlagen in besonders sensiblen Bereichen. » Hitzeadäquate Gebäudeplanung bei Neubauten (Berücksichtigung u. a. der Architektur, des Breiten-/ Höhenverhältnisses, der Bebauung entlang von Straßen sowie der Ausrichtung und Lage) im städtischen wie auch im ländlichen Raum. » Verwendung von hitzereduzierenden und Vermeidung von hitzespeichernden Baumaterialien. » Trinkwasserspender in Gebäuden und im öffentlichen Raum installieren. » Einrichtung und Nutzung sogenannter „Cooling Centres“, z. B. öffentliche, kühle Räumlichkeiten, z. B. in Behörden, Einkaufspassagen, Kirchengebäuden, Büchereien und Bahnhöfen.“ 161 Die Auswirkungen des Klimawandels können vom individuellen Unwohlsein bis zu ernsten Schäden an der psychischen Gesundheit führen, so BUNZ/ MÜCKE vom Fachgebiet Umweltmedizin und gesundheitliche Bewertung beim Umweltbundesamt in Berlin: „Der Klimawandel ist ein chronischer Umweltstressor, der kontinuierlich vorhanden ist, jedoch in seinen Auswirkungen, die oft als (lebens-) gefährlich wahrgenommen werden, nur schwer vorhersehbar und abschätzbar. Im Hinblick auf die Risikowahrnehmung, die Ängste und die Bedenken, die durch eine unbestimmte, andauernde Bedrohung sowie die potenziell höchst nachteiligen Konsequenzen hervorgerufen werden können, zeigt der Klimawandel aus psychologischer Perspektive gewisse Gemeinsamkeiten mit anderen Risikodomänen wie atomaren Bedrohungen, Terrorismus und nichtklimawandelbedingten Naturkatastrophen.“ 162 <?page no="103"?> Gesundheit 103 Wissen | „Fazit: Herausforderungen frühzeitig erkennen und anpassungsfähig bleiben Zahlreiche internationale Studien belegen den Zusammenhang zwischen der atmosphärischen Umgebung des Menschen und den gesundheitlichen Wirkungen auf die Psyche und die Physis. Der Klimawandel gilt als größte globale Gesundheitsgefahr des 21. Jahrhunderts. Unser heutiges Wissen über den Klimawandel sowie die wissenschaftlichen Prognosen über das Ausmaß der Veränderungen, mit denen wir künftig rechnen und umgehen müssen, bieten die Chance, sich frühzeitig auf die medizinischen Herausforderungen vorzubereiten. Bezogen auf Deutschland gibt es insbesondere für die psychischen Auswirkungen des Klimawandels bis dato einen Mangel an wissenschaftlichen Studien und Forschungsbedarf. Anhand von Beispielen aus Ländern, bei denen die Folgen des Klimawandels aktuell bereits stärker zu spüren sind, lässt sich erkennen, dass die gesundheitliche Bedeutung des Klimawandels, physisch wie psychisch, nicht zu unterschätzen ist. Nicht nur um für bevorstehende Probleme besser vorbereitet zu sein und den Einzelnen zu entlasten, ist vorbeugendes Handeln wichtig. Auch aus gesundheitsökonomischer Sicht ist es günstiger prophylaktisch zu agieren und zu investieren, als zu versuchen einmal entstandene Schäden zu lindern.“ 163 <?page no="105"?> 4 Der Klimawandel beeinflusst das Reiseverhalten Diese Aussage „Der Klimawandel beeinflusst das Reiseverhalten“ ist nur eine Seite der Medaille, denn das Reiseverhalten beeinflusst auch den Klimawandel - und dies durchaus mit unterschiedlicher Intensität. Es sind aber nicht nur die Emissionen und der allgemeine Ressourcenverbrauch, die ihren Teil zu Klimaveränderungen beitragen; die Auswirkungen vieler selbstverständlicher Fakten des Tourismus sind hier ebenso mit in Rechnung zu ziehen. Der Tourismus lässt sich in vielerlei Hinsicht klimaverträglicher gestalten und es lassen sich viele kleine Beiträge leisten, die in der Summe dann wieder größere positive Auswirkungen haben dürften. In diesem Punkt sind aber nicht nur die einzelnen Reisenden gefragt, sondern stark die Politik und die touristischen Akteure, die an Stellschrauben drehen oder Weichen stellen können. Welche Prioritäten setzen hier die Regierung der Bundesrepublik Deutschland und wichtige touristische Verbände in Deutschland? 4.1 Unser Reiseverhalten fördert auch den Klimawandel Mit der Aussage, dass wir mit unserem Reiseverhalten ebenso dem Klimawandel Vorschub leisten, werden in der Regel sofort die Emissionen von Treibhausgasen bei der An- und Abreise genannt - egal, ob diese mit dem Auto oder Flugzeug durchgeführt werden. Doch nicht nur der emissionsträchtige Verkehr gehört zur Bilanz des Klimafußabdrucks von Urlaubern, auch die Art der Unterkunft, die Verpflegung und das Verhalten bzw. die Aktivitäten am Urlaubsort tragen ihren nicht zu unterschätzenden Teil bei. <?page no="106"?> 106 Klimawandel Wissen | Touristischer Klimafußabdruck Um die vielschichtigen Auswirkungen zu veranschaulichen, hat der WWF einen „touristischen Klima-Fußabdruck“ entwickelt. „In die Berechnung des touristischen Klima-Fußabdrucks flossen ein: An- und Abreise (Entfernung, gewählte Verkehrsmittel, Zahl der Reisenden), Unterkunft (Art der Beherbergung, Reisezeitpunkt, Reisedauer), Verpflegung (Anzahl der warmen Mahlzeiten, gehobene oder normale Gastronomie), Aktivitäten (Entfernung, gewählte Verkehrsmittel, Zahl der Ausflüge).“ 164 Die drei wichtigsten Bereiche in den Destinationen, die Unterkunft, Verpflegung und Aktivitäten vor Ort und der damit verbundene ökologische Fußabdruck sollen kurz konkreter angerissen werden. Bereich 1: Die Wahl der Unterkunft - 5-Sterne-Hotel versus 3-Sterne-Haus Zu den verschiedenen Hotelkategorien gehört zwangsläufig auch ein unterschiedlicher Umgang mit Ressourcen und Energie, wie es u. a. das den Sternen entsprechende Angebot an Wäsche in den Gästezimmern nach sich zieht. Für ein 5-Sterne-Hotel bedeutet dies, dass - auf Wunsch oder nach Vorgabe des Hauses - täglich die Bettwäsche und die Handtücher gewechselt werden. Zusätzlich gibt es den Turndown Service, das Vorbereiten des Gästezimmers für die Nacht, zu dem auch ein Austausch benutzter Handtücher gehört. Ein Bademantel pro Gast und zwei Kopfkissen in den Betten zählen ebenso zu den Kriterien, die ein 5-Sterne-Hotel nach der offiziellen Klassifikation zu erfüllen hat. 165 Der Wäscheberg eines Luxushotels ist demzufolge höher als derjenige eines 3-Sterne-Hauses, wo mindestens einmal die Woche die Bettwäsche gewechselt werden muss und das abendliche Auswechseln benutzter Wäsche nicht stattfindet. Ein höheres Wäscheaufkommen zieht natürlich einen höheren Energieverbrauch fürs Waschen, Trocknen und gegebenenfalls Bügeln/ Mangeln nach sich und ein entsprechender Verbrauch der Ressource Trinkwasser kommt noch hinzu. Zu Betrieben des Luxusseg- <?page no="107"?> Reiseverhalten 107 ments gehört oftmals ein Wellnessbereich mit Sauna und Swimmingpool sowie weiteren Einrichtungen und Angeboten, die allesamt den Energieverbrauch steigern. Vom Energie- und Stromverbrauch und CO 2- Emissionen - Unterschiede zwischen der 3-Sterne- und 5-Sterne-Hotellerie Konkrete Umweltkennzahlen zum unterschiedlichen Verbrauch bietet eine Erhebung des DEHOGA (2014): 3-Sterne-Hotel 5-Sterne-Hotel Energieverbrauch pro Übernachtung 52,5 kWh/ Ü 120,6 kWh/ Ü energiebedingte CO 2 -Emissionen pro Übernachtung 16,0 kg/ Ü 47,6 kg/ Ü Wasserbedarf pro Übernachtung 250 l/ Ü 522 l / Ü Vgl. DEHOGA (2016), S. 5 Bereich 2: Verpflegung „Gourmettempel“ versus Landgasthof Wenn auch regionale und saisonale Produkte für die „marktfrische“ Küche eines noblen Restaurants angepriesen werden, so besteht ein großer Teil der dort verarbeiteten Produkte aus Spezialitäten, die aus aller Welt kommen dürften. Damit haben dann auch die Lebensmittel, die aus anderen Regionen herantransportiert oder auch gleich von anderen Kontinenten eingeflogen werden, bereits einen beachtlichen ökologischen Fußabdruck mit ihren Kühlcontainern hinterlassen, wenn sie in der Küche landen. Gleiches gilt für die Getränkeauswahl, die in Restaurant und Bar bereitgehalten wird. Ein Landgasthof benötigt gemäß der Erwartungen seiner Gäste kein so breites internationales Angebot und wird aus Tradition und Selbstverständnis anteilsmäßig wesentlich stärker die lokalen bzw. regionalen Produkte verwenden. Unterschiedliche Ökobilanzen entstehen auch bei der Verpflegung à la carte gegenüber einem All-inclusive-Buffet. <?page no="108"?> 108 Klimawandel Bereich 3: Aktivitäten im Urlaub Das Verhalten des Touristen in der Destination schlägt sich ebenfalls in der Ökobilanz des Urlaubs nieder, beispielsweise darin wie er sich am Ort bzw. in der Ferienregion fortbewegt. Unternimmt er Ausflüge mit dem eigenen PKW oder nutzt er den ÖPNV, nutzt er eventuell ein Carsharing mit Elektroauto oder ist er mit dem Fahrrad unterwegs? Je nach Destination würde diese Frage auch die Mobilität auf dem Wasser betreffen - findet sie mit großer PS-Stärke eines individuellen Motorboots oder mit eigener Muskelkraft oder Windkraft statt? Neben der Mobilität wäre auch die Ökobilanz touristischer Angebote und Infrastruktur einzubeziehen und Anteile rechnerisch zu ermitteln. Da wären zum Beispiel der Betrieb eines Schwimmbads oder - größer - einer Wassererlebniswelt mit vielen Betätigungsmöglichkeiten, das Wasserskilaufen auf dem See, ein Rundflug über die Destination oder im Gebirge speziell für den Wintersport der Bergbahn- und Liftbetrieb, die tägliche Pistenpflege inklusive einer künstlichen Beschneiung, dann der Veranstaltungsbereich, der ebenso ohne CO 2 -Emissionen und Ressourcenverbrauch nicht funktioniert. Solche Zusammenhänge lassen sich durchaus auch so aufbereiten, dass sie den Gästen ins Bewusstsein gebracht und anschaulich werden, ohne einen Urlaubsgenuss zu schmälern. Ein Blick auf die Aktivitäten des Klimabündnis Kieler Bucht und in die touristische Praxis an diesen Stränden der Ostsee zeigt dies (→ Kap. 4.2). <?page no="109"?> Reiseverhalten 109 4.2 Politik und Institutionen nehmen sich des Themas an - Erste Reaktionen im Deutschlandtourismus Auch die Politik sieht auf ihren verschiedenen Ebenen eine Aufgabe darin, einen nachhaltigen Tourismus zu fördern, um den Klimawandel nicht noch durch das Reisen selber zu verstärken (→ Kap. 4.1). Inwieweit Tourismus bereits auf aktuelle und absehbare weitere Klimaveränderungen reagiert, d. h. bei einzelnen Tourismusarten und Destinationen schon neue Ausrichtungen konkret geplant sind oder auch realisiert werden, ist Inhalt des Kapitels 5. Im Folgenden werden einige Vorgaben der Bundesregierung Deutschlands für ihre Tourismuspolitik skizziert. Als eine grundlegende Quelle soll hierfür das Papier der Deutschen Anpassungsstrategie (DAS) der Bundesregierung betrachtet werden, das am 17. Dezember 2008 vom Bundeskabinett beschlossen wurde. Im Kapitel Auswirkungen auf Natur und Gesellschaft - Ableitung von Handlungsoptionen wird eine Seite explizit der Tourismuswirtschaft gewidmet. 166 Nach einleitenden Gedanken über allgemeine Auswirkungen des Klimawandels bei Reisezielen auf Wirtschafts- und Sozialstrukturen in den Zielländern, rückt man die finanziellen Aspekte in den Vordergrund: „Extreme Wetteränderungen können sich auf die erwarteten Zahlungsströme der Unternehmungen auswirken und höhere Fremd- und Eigenkapitalkosten nach sich ziehen. Hier ist zu prüfen, ob die bestehenden finanzwirtschaftlichen oder versicherungswirtschaftlichen Instrumente geeignet sind, künftige Auswirkungen des globalen Klimawandels ausreichend zu adressieren.“ 167 Konkreter wird man beim „ökonomisch bedeutsamen“ Segment des Wintersports. Seit rund 50 Jahren sei ein deutlicher Rückgang der Schneesicherheit zu beobachten, so dass in Zukunft in den Alpen nur noch in Höhen über 1.500 m und in den Mittelgebirgen in Lagen über 800 bis 1.000 m Wintersport möglich sein wird. Schneekanonen werden in tieferen Lagen bei allgemein steigenden Temperaturen auf Dauer auch keine Lösung sein. Eine Konzentration des Skitourismus in höhere Regionen der Alpen bedeutet ein Eindringen in ökologisch <?page no="110"?> 110 Klimawandel besonders sensible Lagen. „Deshalb kommt dem Angebot von alternativen Aktivitäten (Wandern, Kulturreisen, Wellnessaufenthalte) eine wichtige Rolle zu.“ 168 Es folgt: „Auch für die Küstenregionen werden vielfältige Auswirkungen des Klimawandels erwartet.“ Die Klimaveränderung kann auch Positives für die Tourismusindustrie bringen, wie steigende Besucherzahlen in der bisherigen Nebensaison und die Verlagerungen der Tourismusströme von südlichen in nördliche Regionen - beispielsweise weg vom Mittelmeer an deutsche Küsten. „Das Potsdam-Institut für Klimaforschung geht davon aus, dass Deutschland als Reiseland attraktiver wird. Schätzungen zufolge könnten 25 bis 30 % mehr Touristen nach Deutschland kommen.“ 169 Allgemeinere Betrachtungen, die einige Perspektiven für den Tourismus einschließen, folgen im Kapitel Auswirkungen auf Naturräume und Beispiele integraler Ansätze auf regionaler Ebene. Der Tourismuspolitische Bericht der Bundesregierung in der 18. Legislaturperiode (herausgegeben vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWI) 2017) darf einen weiteren Horizont in Sachen Tourismus widerspiegeln. Für die Umsetzung der deutschen Tourismuspolitik sind verschiedene Bundesministerien zuständig, wie zum Beispiel das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWI), zu dessen wesentlichen Aufgaben es gehört, „auf gute Rahmenbedingungen für den Tourismus und die Tourismuswirtschaft in Deutschland hinzuwirken, insbesondere für die vielen kleinen und mittleren Unternehmen“ 170 . Die Aufmerksamkeit in diesem Kapitel gilt den Aspekten, die den Klimawandel bzw. den Klimaschutz betreffen; zuständig ist dafür zunächst einmal das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). „Für Tourismus und Erholung stellen intakte Natur und Landschaft attraktive Angebote dar, die in Deutschland zunehmend genutzt werden. Umgekehrt kann der Tourismus durch bewusstes Reise- und Freizeitverhalten zum Schutz von Natur, von Kultur und Identität sowie der Stärkung ländlicher Räume beitragen.“ 171 <?page no="111"?> Reiseverhalten 111 Verschiedene Forschungs- und Modellprojekte wurden bzw. werden vom BMUB unterstützt, die Möglichkeiten zur Steigerung von Nachhaltigkeit und Anpassung an Klimaveränderungen in unterschiedlichen Bereichen des Tourismus aufzeigen und evaluieren sollen. Handlungsansätze für die Praxis werden erarbeitet, wie beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Tourismusverband (DTV) im Praxisleitfaden Nachhaltigkeit im Deutschlandtourismus: Anforderungen, Empfehlungen, Umsetzungshilfen (→ Kap. 4.3). Gemeinsam mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) wurde eine Energiekampagne gestartet, die branchenspezifisch das Einsparpotenzial beim Energieverbrauch aufzeigt und Hoteliers wie Gastronomen konkrete Hilfestellungen sowie Beratungen gibt. 172 So konnten jährlich über 30.000 Tonnen Kohlendioxidemissionen und Kosten in Höhe von 10 Millionen Euro gespart werden. „Damit leistet die Kampagne einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Entwicklung eines nachhaltigen Qualitätstourismus in Deutschland.“ 173 Eine Umsetzung von vorbildlichen Maßnahmen für einen nachhaltigen Tourismus, der den Klimawandel nicht fördert, regt der Bundeswettbewerb Nachhaltige Tourismusdestinationen an. Nachahmereffekte und Inspirationen in anderen Destinationen sind hier erwünscht! Gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz unterstützte das BMUB die Hochschule München bei einem Projekt zu Wintertourismus und Klimawandel, Auswirkungen und Anpassungsstrategien (→ Kap. 5.4). Strategien im Ländle Als Beispiel eines Bundeslands soll ein Blick auf Baden-Württemberg und seine Strategien zur Anpassung seines Tourismus an den Klimawandel (erschienen 2019) geworfen werden. 174 Höchste Priorität haben Anpassungsmaßnahmen in den Segmenten: » „Wintersporttourismus im Schwarzwald (hier stellen die zu erwartenden Klimaveränderungen eine Gefahr dar) <?page no="112"?> 112 Klimawandel » Wandertourismus im Schwarzwald (in diesem Segment überwiegen die mit dem Klimawandel verbundenen Chancen) » Städte- und Kulturtourismus im Bereich Oberrhein/ Neckar und Stuttgart » Gesundheitstourismus in ganz Baden-Württemberg » Radtourismus an Bodensee und Donau (auch hier dominieren Chancen).“ 175 Wie diese Auflistung verdeutlicht, kann es bei Anpassungsmaßnahmen an Klimaveränderungen auch um das Nutzen neuer Chancen gehen (→ Kap. 7.1). Es gibt nicht nur Verlierer, sondern auch Gewinner durch den Klimawandel. In der Studie kommt man zu dem Schluss, dass die Touristen zwar umweltbewusster werden, aber kaum umweltbewusster handeln; somit sieht man im baden-württembergischen Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft den Ball auf der Anbieterseite: „Die Anbieter müssen sich an den Klimawandel anpassen.“ 176 Dabei rückt selbst das Umweltministerium den wirtschaftlichen Aspekt in den Vordergrund. „Auf Nachfrageänderungen zu warten, führt nicht zum Ziel. Dabei müssen auch ökonomische Fragen zu Investitionen und Finanzierungskosten und deren Verteilung diskutiert werden, um den für viele Regionen so wichtigen Wertschöpfungsbeitrag des Tourismus nicht zu gefährden. Schließlich sind im Tourismus die Gewinnmargen im Vergleich zu anderen Branchen relativ gering. Ein an den Klimawandel und an wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen angepasstes touristisches Angebot sind wichtige Einflussfaktoren, um die regionale Wirtschaft weiterzuentwickeln.“ 177 Folgende Maßnahmen zur Angebotserweiterung und Produktentwicklung sollen dabei Vorrang bekommen: 178 » Klimaverträgliche nachhaltige Angebote schaffen » Radland Baden-Württemberg ausdehnen » Beherbergungsbetriebe klimafit machen » Aufenthaltsqualität sichern und optimieren » Saison für Outdoor-Tourismus erweitern <?page no="113"?> Reiseverhalten 113 » Strand- und Badetourismus ausbauen » Schneesport in den noch geeigneten Höhenlagen sichern » Nordic Sports (Movement) saisonunabhängig entwickeln Informationspolitik schreibt man in diesem Zusammenhang groß. „Ein ortsbezogenes Informationssystem mit verschiedenen Belastungsindikationen, aktuellen Klimadaten und Belastungsfaktoren wie Ozon und Pollenflug gibt Empfehlungen für gesundheitsgerechte Aufenthalte, Bewegung und Training. Rad- und Wanderwege könnten entsprechend klassifiziert und in einem Portal mit exakter Ortsangabe visualisiert werden. Solche Informationen ermöglichen Gästen und Tourismusexperten, optimal zu planen bzw. passende Angebote zu nutzen. Wo Destinationen über Produkte oder Attraktionen einen Bezug zum Thema Klimawandel aufweisen, könnten die Gäste hierüber informiert werden (z. B. Sturmwaldweg Lotharpfad, Erneuerbare Energien etc.). Um die Entscheidungskompetenz und Eigenverantwortung der Bürger*innen zu stärken, sollte das Land Baden- Württemberg mehr Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit zum aktuellen Stand des Klimawandels, zu den möglichen Klimafolgen und zu den sich daraus ergebenden Handlungserfordernissen und Handlungsoptionen machen.“ 179 Der Klimawandel soll damit auch ein Thema für den Gast werden, die Beschäftigung damit ist kein Tabu für den Urlaub, Lernziele in Sachen Umweltbildung und/ oder Leben und Reisen verantwortungsvoller Bürger sollen auch in den „schönsten Tagen des Jahres“ nicht ausgeblendet bleiben. In einer Fortführung der allgemein gefassten Handlungsempfehlungen für die Touristiker im Ländle gibt das Ministerium der Justiz und für Europa Baden-Württemberg als Herausgeber in seiner 2019 erschienenen Tourismuskonzeption der Branche konkretere Vorschläge für das Handlungsfeld Grundprinzipien/ Nachhaltigkeit, um Nachhaltigkeit und die Einstellung auf den Klimawandel zu fördern. Viele Akteure werden dabei ins Boot geholt und in die Verantwortung genommen. <?page no="114"?> 114 Klimawandel Die Liste der neun Maßnahmenvorschläge beginnt mit dem Aspekt der Information: „Kontinuierliche Information und Kommunikation zur Förderung der Bewusstseinsbildung zu den Themenfeldern Nachhaltigkeit und Klimawandel“, der dem für Tourismus zuständigen Ressort, den Institutionen des Landes und den Großschutzgebieten zugeordnet wird. Anschließend wird der Blick auf die Destinationszertifizierung Nachhaltiges Reiseziel des Landes Baden-Württemberg gerichtet und auf das Angebot von Reiseerlebnissen im Segment naturnaher oder klimaschonender Urlaub - weitestgehend Aufgaben für die Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg (TMBW) sowie die regionalen Tourismusorganisationen. Eine „schonende touristische Inwertsetzung des Naturthemas und Förderung des Naturtourismus“ soll durch naturspezifische Erlebnisse, wie z. B. Naturbeobachtungen, begleiteten Naturaufenthalt sowie Erholung und Entspannung realisiert werden. Hierbei sind die schon genannten Institutionen gefordert und natürlich auch die lokalen Tourismusorganisationen sowie zusätzlich die öffentliche Verwaltung und die Akteure in den Großschutzgebieten. Zu den durch Gesetze und Verordnungen geschützten Räumen gehören u. a. der noch junge Nationalpark Schwarzwald, Naturpark Südschwarzwald, das Biosphärengebiet Schwarzwald, Biosphärengebiet und der UNESCO Geopark Schwäbische Alb sowie viele Natur-, Wald- und Landschaftsschutzgebiete, Natura 2000-Gebiete, Ramsar-Feuchtgebiete mit jeweils unterschiedlicher Bedeutung als Erholungsraum auch für den Menschen. Bei manchen Kategorien, wie z. B. Nationalpark, Naturpark und Biosphärengebiet, gehört Umweltbildung für jedermann - von Kindern, Schulklassen bis zu Touristen - zum festen Aufgabenbereich. Bei der Entwicklung von Produkten und Infrastruktur sollen generell Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt werden; der Erhalt der Biodiversität wird dabei explizit genannt. Den Blick fürs Gesamte und die Kommunikation darüber beinhaltet die Maßnahme „Verbesserung der Vernetzung der Tourismuswirtschaft mit den Großschutzgebieten in Baden-Württemberg (ggf. auch Landwirtschaft/ regionale Produkte) mit dem Ziel, den Wissenstrans- <?page no="115"?> Reiseverhalten 115 fer im Bereich des nachhaltigen Tourismus (ggf. innerhalb der Produktmarkenbeiräte oder durch Einführung des Formats Runder Tisch Tourismus und Biodiversität) zu stärken.“ 180 An die Institutionen des Landes richtet sich die Aufgabe, „Anreizstrukturen für umwelt- und ressourcenschonende Maßnahmen“ zu prüfen und identifizieren, „die sich dazu eignen, in die einzelbetriebliche Förderung und das Tourismusinfrastrukturprogramm integriert zu werden.“ 181 Zusätzlich soll ein Wettbewerb für eine Modellregion ‚Nachhaltiger Tourismus‘ mit den Schwerpunkten Klimaschutz und Naturverträglichkeit ausgeschrieben werden. Die Landesregierung wird dabei aufgefordert, die nötigen Haushaltsmittel und entsprechendes Personal bereitzustellen. Einen Wettbewerb für besonders nachhaltig agierende Destinationen gibt es bereits auf Bundesebene, gemeinsam ausgelobt vom Deutschen Tourismusverband (DTV), dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) sowie dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) (→ Kap. 5). Die Politik und die Institutionen des Landes werden ebenso aufgefordert, die „Einführung einer zusätzlichen zeitlich begrenzten ‘Förderung von umwelt- und klimaverträglichen Naturerlebnis- und Naturtourismusangeboten“ 182 zu prüfen. Als letzte Aktion dieses Maßnahmenkatalogs wird das Angebot eines interaktiven und individuellen CO 2 -Rechners für Urlaubsreisen in Baden-Württemberg empfohlen. Diese neun Maßnahmen für eine Förderung der Nachhaltigkeit und Einstellung auf den Klimawandel sind Handlungsempfehlungen allgemeiner Art, die nicht anderen Feldern zugeordnet werden können. 183 Spezifische Maßnahmen wurden im Zusammenhang mit Tourismusbewusstsein, Stärkung des Gastgewerbes, strategischer Weiterentwicklung der Freizeit- und Tourismusinfrastruktur sowie mit dem „Tourismus für alle“ skizziert. Ein roter Faden, der sich durch die Handlungsfelder zieht, ist die Forderung nach Kommunikation mit allen direkt und indirekt Beteiligten. Offenheit und Transparenz sind eine wichtige Grundlage für ein erfolgreiches Agieren. <?page no="116"?> 116 Klimawandel Engagierte aus diversen Bereichen im Klimabündnis Kieler Bucht Doch nicht nur politische Institutionen, auch bereits ein Druck innerhalb einer Region bzw. einer Destination kann zu einem Zusammenschluss bzw. einem Aktionsbündnis führen. Eine Initiative, die hinter einer Erweiterung des touristischen Horizonts steckt, ist das Klimabündnis Kieler Bucht. Anfang 2010 initiierten Prof. Horst Sterr von der Abteilung Küstengeographie und Klimafolgenforschung an der Universität Kiel und Wilfried Zurstraßen, Bürgermeister des Ostseebads Schönberg das Klimabündnis Kieler Bucht. Inzwischen ist es ein Zusammenschluss von rund 20 Ostseegemeinden sowie wissenschaftlichen, touristischen und institutionellen Einrichtungen mit dem Ziel, Klimaanpassungsmaßnahmen zu vermitteln, anzustoßen und zu realisieren. Als Handlungsschwerpunkte wurden der Küstenschutz, das Strandmanagement und der Tourismussektor gewählt. 184 Heute schon lassen sich als Folgen des Klimawandels Schäden an den Küsten bzw. Stränden beobachten - Erscheinungen, die naturgemäß nicht vor irgendwelchen Verwaltungsgrenzen halten. Da wird durch den ansteigenden Meeresspiegel, Extremwetterereignisse und Winterstürme der Sand der Strände weggespült und an Steilküsten sorgen die Kräfte der Natur für ein Abbrechen und Wegtransportieren. In einer Destination, die vom Badetourismus lebt, geht die wichtigste Geschäftsgrundlage langsam, aber sicher verloren. Hinzu kommen die Schäden am Ökosystem, Verluste, die auch für den Tourismus relevant sein können. Hohe Kosten entstehen durch Sandaufspülungen, die je nach stürmischem Winterwetter aber auch nur vorübergehende Erfolge bedeuten können - und die Nachbargemeinden profitieren dann von den Kräften der Natur und der Ablagerung des kostbaren Guts am eigenen Strand. Dies wird aber auch nur ein vorübergehender „durchlaufender Posten“ sein und es wird sich dann der nächste Nachbar freuen dürfen. Kommunikation ist auch für das Klimabündnis Kieler Bucht ein wichtiges Handlungsfeld, „um möglichst weiten Teilen der Bevölkerung, Einzelpersonen und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren - sowohl auf privater wie auch beruflicher Ebene - ebenso wie den Besucherinnen und Besuchern, Klimawandel und Klimaanpassung verständlich zu machen.“ 185 <?page no="117"?> Reiseverhalten 117 Wissen | Klimabündnis Kieler Bucht - eine Erfolgsgeschichte und diplomatische Meisterleistung „Dieser Erfolg war kein Selbstgänger: Die Folgen des Klimawandels machen nicht Halt vor Gemeindegrenzen, sie interessieren sich nicht dafür, ob Pläne, Verordnungen oder Gesetze benachbarter Gemeinden, des Kreises, des Landes, des Bundes oder Europas greifen. Genauso wenig lassen sich Stürme, Starkregen oder ähnliches von Neuwahlen und damit eventuell abrupten Personalwechseln beeindrucken. Die handelnden Personen vor Ort müssen also in einem regen gemeindeübergreifenden Austausch stehen. Dafür versteht sich das Klimabündnis als Schnittstelle, um Wissen zu bündeln und weiterzugeben.“ 186 Ein anderes bedeutendes Handlungsfeld des Klimabündnisses Kieler Bucht ist die Betreuung und Unterstützung von wissenschaftlicher Forschung innerhalb der unterschiedlichsten Disziplinen mit einem Bezug zur Region 187 sowie die Information und die Bereitschaft, Betroffenen wie Interessierten das neue Wissen weiterzuleiten. Einige konkrete Projekte und Angebote für Touristen, wie der Klimapavillon in Schönberg, der Klima-Event KLIMALE küste klima kunst, der Klima-Küsten-Erlebnispfad, werden in → Kap. 5.1 vorgestellt. <?page no="118"?> 118 Klimawandel 4.3 Die Branche setzt neue Prioritäten Betrachtet man die deutsche Tourismusbranche, ist es gerechtfertigt, die Positionen, Forderungen und Aktivitäten des Deutschen Tourismusverbands (DTV) als Dachverband der wichtigsten Akteure (siehe Box unten) hierzulande an erster Stelle zu betrachten. Wissen | Der Deutsche Tourismusverband (DTV) - Struktur und Aufgaben „Der Deutsche Tourismusverband e. V. ist der einzig föderal aufgebaute touristische Dachverband kommunaler, regionaler und landesweiter Tourismusorganisationen und finanziert sich ausschließlich über Mitgliedsbeiträge. Gegründet wurde der Verband 1902 als ‚Bund Deutscher Verkehrsvereine’. Der DTV hat als Dachverband des Deutschlandtourismus rund 100 Mitglieder: Zu diesen zählen Landessowie regionale Tourismusorganisationen und Stadtstaaten. Ferner sind Städte, die drei Kommunalen Spitzenverbände sowie Fördernde Mitglieder, die dem Deutschlandtourismus nahe stehen, im DTV vertreten. Damit repräsentiert der Deutsche Tourismusverband nahezu alle touristischen Akteure im Deutschlandtourismus.“ 188 Wenn auch in den Publikationen und Statements des DTV von „Anpassung des Tourismus an den Klimawandel“ in dieser Formulierung eher nicht die Rede ist, so lässt sich dieser Aspekt jedoch im großen Handlungsfeld Nachhaltigkeit wiederfinden - in theoretischen Erörterungen als Grundlagen und Empfehlungen für die praktische Arbeit, aber auch als Beteiligter des Bundeswettbewerbs Nachhaltige Destinationen (→ Kap. 5) im konkreten touristischen Geschäft. Als Beispiele sollen das Positionspapier Tourismus und nachhaltige Entwicklung in Deutschland aus dem Jahr 2013, der Leitfaden Nachhaltigkeit im Deutschlandtourismus: Anforderungen, Empfehlungen, Umsetzungshilfen (2016) und die Mitwirkung an einer nationalen Tourismusstrategie vorgestellt werden, die 2018 von den Regierungspar- <?page no="119"?> Reiseverhalten 119 teien der Großen Koalition des Deutschen Bundestags in ihren Koalitionsvertrag aufgenommen wurde. „Das intakte natürliche Angebot ist Basis für einen zukunftsfähigen Tourismus. Damit kommt dem Schutz der Natur und Umwelt auch aus tourismuswirtschaftlicher Perspektive eine besondere Bedeutung zu. Schon seit vielen Jahren beschäftigt sich die Tourismuswirtschaft unter wechselnden Überschriften mit diesem Thema. Eine neue Dimension erhielt die Diskussion im Zuge der Erkenntnisse zum Klimawandel.“ 189 Die Umweltbelastungen durch den Straßenwie Luftverkehr hat man im Fokus. Die Aussage „Bedingt durch die Reiseziele im Inland lassen sich Emissionen reduzieren“ 190 , gilt jedoch nun für den Binnentourismus. „Darüber hinaus lassen sich hier mit einfachen Mitteln kostengünstig oder sogar kostenneutral weitere erhebliche Emissionsminderungen erreichen. Der Deutsche Tourismusverband e. V. begrüßt daher Maßnahmen wie z. B. kommunale Klimaschutzkonzepte sowie Maßnahmen zur Reduzierung von Schadstoff- und Umweltbelastungen und appelliert an touristische Leistungsträger, sich Energiekampagnen und Umweltchecks anzuschließen.“ 191 Zustimmungen und Appelle sind bekanntlich kostenneutral, Verantwortung anderen Akteuren zu überlassen ebenso. In Hinblick auf ein verantwortungsvolles Wirtschaften rät der DTV: „Touristische Anbieter sollten für ihre Aktivitäten im Umweltmanagement auf geeignete Labels zurückgreifen, gewerbliche Unternehmen der Tourismuswirtschaft möglichst die Innovationschancen aus der Teilnahme an einem CSR-Prozess (Corporate Social Responsibility) nutzen. Dies unterstützt den Einstieg in ein nachhaltiges Wirtschaften und Handeln.“ 192 Einen hohen Stellenwert besitzen für den deutschen Reisemarkt - für inländische wie ausländische Besucher vor allem aus den angrenzenden Staaten - die Natur bzw. der ländliche Raum. Demzufolge fordert der DTV ein intaktes natürliches Angebot sowie naturnahe Aktivitäten: „Neben dem notwendigen Schutz der Natur und Umwelt ist es für eine nachhaltige und nachfragegerechte Weiterentwicklung in den deutschen Regionen wichtig, attraktive Erlebnismöglichkeiten in und mit der Natur zu eröffnen.“ 193 <?page no="120"?> 120 Klimawandel Konkrete Hilfestellungen gibt der Deutsche Tourismusverband 2016 den Akteuren in den Destinationen mit seinem Leitfaden Nachhaltigkeit im Deutschlandtourismus: Anforderungen, Empfehlungen, Umsetzungshilfen, der im Rahmen eines vom BMUB geförderten Forschungsvorhabens gemeinsam mit anderen Institutionen erarbeitet wurde. „Wir haben uns der Mammutaufgabe gestellt und in einem aufwendigen Analyseverfahren fast 1.400 Kriterien weltweit existierender Standards, Systeme, Leitfäden und Wettbewerbe untersucht, verglichen und auf Relevanz geprüft“ 194 , so Reinhard Meyer, Präsident des Deutschen Tourismusverbands in seinem Vorwort. Herausgekommen sei dabei ein Leitfaden mit 40 Nachhaltigkeitskriterien, die bundesweit anwendbar seien, ein „kostenfreies Standardwerk mit praxistauglichen Handlungsempfehlungen, das allen Tourismusdestinationen zur Verfügung steht. Auf dem Weg zur nachhaltigen Destination bietet es Einsteigern und Fortgeschrittenen Orientierung und Anreiz zugleich.“ 195 Anfang des Jahres 2018 erlebte der Deutsche Tourismusverband auf dem Feld der Tourismuspolitik einen Etappensieg mit seiner Forderung nach einer nationalen Tourismusstrategie. Wissen | Aus dem Koalitionsvertrag „Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Deutschland, auch in ländlichen Räumen. Wir wollen die touristische Entwicklung nachhaltig stärken. Wir vereinbaren unter Beachtung der föderalen Grundsätze der Tourismuspolitik (gemeinsam mit den Ländern) und den Kompetenzen des Bundes für die Tourismuswirtschaft einen ganzheitlichen wirtschaftspolitischen Ansatz in Form einer nationalen Tourismusstrategie. Dabei wollen wir die Rahmenbedingungen für den Tourismus in Deutschland weiter verbessern, von der Werbung im Ausland über einheitliche Qualitätskriterien und eine Fachkräfteoffensive mit der Branche bis hin zur Barrierefreiheit. Die Förderinstrumente von EU, Bund und Ländern müssen enger miteinander verzahnt werden.“ 196 <?page no="121"?> Reiseverhalten 121 Für diese nationale Tourismusstrategie fordert der DTV von der Bundesregierung mehr als nur die „reine Zustandsbeschreibung“ in den tourismuspolitischen Berichten. Stattdessen müssten „aus Sicht des DTV die zentralen Schwerpunkt-Handlungsfelder und Ziele formuliert und im zweiten Schritt mit konkreten Maßnahmen und Instrumenten umgesetzt werden“ 197 . Zehn Handlungsfelder müssten zwingend Bestandteil der nationalen Tourismusstrategie sein. Das vierte Handlungsfeld umfasst Nachhaltigkeit; es steht unter der Devise „Mit nachhaltigem Tourismus Wohlstand sichern und Lebensgrundlagen sichern“. In diesem Zusammenhang verweist man wieder auf die zentrale Bedeutung eines intakten natürlichen Angebots (Natur, Landschaft, Wasser und Luft) für den Tourismus. Der Tourismus gibt dem ländlichen Raum Impulse für eine nachhaltige Regionalentwicklung, stärkt die regionalen Wertschöpfungsketten und verbessert die Lebensqualität der Einheimischen. Bedürfnisse von Gästen und Bevölkerung sind mit dem Natur- und Umweltschutz in Einklang zu bringen, um eine langfristig wirtschaftliche und sozial verträgliche Entwicklung zu erreichen. 198 „Dabei kommt dem Schutz der Natur und Umwelt auch aus tourismuswirtschaftlicher Perspektive eine besondere Bedeutung zu. Dies gilt auch für städtetouristische Angebote.“ 199 Als Maßnahmen schlägt der DTV folgende vor: » Die für den Tourismus relevanten Nachhaltigkeits-Förderprogramme der Bundesregierung in einem zentralen Nachhaltigkeitsprogramm zu bündeln, » den bestehenden Handlungsleitfaden für Touristiker (siehe oben, DTV (2016)) mit Checklisten und Best-Practice-Beispielen weiter zu entwickeln und » die Förderung von Bundeswettbewerben zur weiteren Angebotsentwicklung im nachhaltigen Tourismus (→ Kap. 5) fortzusetzen. Das achte Handlungsfeld in diesem Papier zu einer aktuellen nationalen Tourismusstrategie betrifft den Bereich der Mobilität und ist somit für die ökologische Nachhaltigkeit, Natur- und Umweltschutz relevant. „Erreichbarkeit touristischer Ziele verbessern - touristische <?page no="122"?> 122 Klimawandel Mobilität stärken“ lautet hier die Forderung auch im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit und die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus. Weil gerade der Aspekt der Mobilität für den Tourismus von fundamentaler Bedeutung ist und in den ländlichen Gebieten noch eine wesentlichere Rolle spielt, da durch den Strukturwandel hier beim ÖPNV vor allem aus wirtschaftlichen Gründen das Streichpotenzial gerne genutzt wird, soll auf die Positionen und Forderungen des Deutschen Tourismusverbands näher eingegangen werden. Wissen | Das Dilemma im ländlichen Raum „Während die Mobilitätsangebote (SPNV, ÖPNV, Car- & Bike- Sharing) in den touristischen Ballungsräumen einen guten Ausbaustand bei hoher Qualität erreicht haben, mangelt es daran oftmals in strukturschwachen oder ländlichen Räumen. Wenn Mobilitätsangebote in peripheren Räumen nicht mehr ausreichend zur Verfügung stehen, wird touristische Wertschöpfung ausgebremst. Dabei können vor allem ÖPNV-Angebote langfristig durch den Tourismus gesichert werden und können mit einen Beitrag zur Daseinsvorsorge leiten. Darüber hinaus wird die touristische Wertschöpfung im Bereich der Infrastruktur im Vergleich zu Wirtschafts- oder Pendlerverkehren noch nicht ausreichend berücksichtigt.“ 200 Bei den Maßnahmen muss die für den Tourismus erforderliche Infrastruktur auch den sich verändernden Mobilitätsanforderungen gerecht werden. 201 Folgende Vorschläge werden vom DTV gemacht: 202 » Straße: Bei der Umsetzung des Bundesverkehrswegeplanes 2030 muss der touristische Verkehr berücksichtigt werden. » Schiene: Es gilt möglichst umsteigefreie Fernverbindungen mit dem Personennahverkehr zu vernetzen. Die Fahrradmitnahme im Schienenfernwie -nahverkehr muss ausgebaut werden. Eine durchgehende Versorgung mit WLAN und Mobilfunknetzen muss in allen Bahnen gewährleistet sein. » ÖPNV: Die touristischen Bedürfnisse werden stärker bei den Nahverkehrsplänen und der Angebotsentwicklung berücksichtigt. (Dies <?page no="123"?> Reiseverhalten 123 betrifft vor allem ländliche Gebiete, in denen der ÖPNV an Wochenenden besonders ausgedünnt, wenn nicht gleich eingestellt wird.) » Wasserstraßen: Die Belange der verschiedenen Formen des Wassertourismus sind beim Binnenwasserstraßennetz zu berücksichtigen. » Fahrradwege: Das nationale Radtourismusangebot wird ausgebaut. Die derzeit zwölf Radfernwege in der Verantwortung des Bundes sollen mit einheitlicher Wegweisung, einheitlichen Qualitätskriterien und einer zentralen Vermarktung gestärkt werden. » Fern- und Reisebusverkehr: Bei der Modernisierung des Personenbeförderungsgesetzes sollen die Rahmenbedingungen für den Busverkehr weiter verbessert, u. a. die bustouristische Infrastruktur an den Autobahnraststätten ausgebaut werden. Im Hinblick auf eine Verringerung der Emissionen und eine Verkleinerung des Klimafußabdrucks durch den touristischen Verkehr werden hiermit einige grundlegende allgemeine - und allseits bekannte - Vorschläge wiederholt. Luft für kleinere, aber durchaus auch tourismusspezifische Mobilitätsfragen, wie zum Beispiel ein Carsharing mit Elektroautos in Tourismusorten, bliebe noch. Der DEHOGA gibt seinen Mitgliedern Hilfestellungen in Sachen Nachhaltigkeit Welchen Stellenwert besitzt Nachhaltigkeit als Reaktion auf den Klimawandel - theoretisch und praktisch - beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA), dem zweiten wichtigen Verband der Tourismusbranche? Welche Möglichkeiten bzw. Notwendigkeit von Klimaanpassungen sieht man hier? Nachhaltigkeit ist beim DEHOGA ein Thema, mit dem man sich nicht nur im Alltagsgeschäft in der Hotellerie und Gastronomie beschäftigt und dafür entsprechende Aktionen, die DEHOGA Energiekampagne und den DEHOGA Umweltcheck, ins Leben gerufen hat. Der Verband fördert Nachhaltigkeit auch darüber hinaus durch seine Beteiligungen am Deutschen Nachhaltigkeitspreis und am Viabono Trägerverein. „Ökonomie und Ökologie sind heute kein Widerspruch mehr. Umwelt- und Klimaschutz haben in Gastronomie und Hotelle- <?page no="124"?> 124 Klimawandel rie naturgemäß eine hohe Bedeutung“ 203 , lautet das Credo des Branchenverbands, der seine Mitglieder und darüber hinaus das Gastgewerbe auch mit konkreten Handlungsempfehlungen unterstützt. „Gutes tun und dabei Geld sparen - das funktioniert“ 204 ist ein unschlagbares Argument für nachhaltiges Handeln. In der Umweltbroschüre Nachhaltiges Wirtschaften in Hotellerie und Gastronomie 205 gibt es nach einem kurzen Statement zur jeweiligen Umweltrelevanz eines Aspekts, wie zum Beispiel Energie sparen oder regional einkaufen, die berufsspezifischen Handlungsempfehlungen, Tipps und Tricks, sowie Hintergrundwissen inklusive Musterrechnungen für Aufwand und Einsparpotenziale. Die Kommunikation und der Austausch unter den Mitgliedern bzw. Berufskollegen zum nachhaltigen Handeln und Erfahrungen auf neuen Wegen wird in dieser Publikation gefördert. In den Listen Referenzen und gute Beispiele werden Betriebe oder Destinationen mit der Homepage genannt, die in bestimmten Bereichen, vor allem der Anwendung neuerer Technologien, einen Wissensbzw. Erfahrungsvorsprung haben. Nach der Devise „Energie sparen, Wettbewerbsvorteile sichern und die Umwelt schützen“ 206 , so im Vorwort zu lesen, bietet der DEHO- GA seinen Mitgliedern die Teilnahme an der 2006 ins Leben gerufenen Energiekampagne sowie allen Betrieben der Gastronomie und Hotellerie Hilfestellungen für den aus der Energiekampagne hervorgegangenen Umweltcheck an. Diese Energiekampagne des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert. Auf der Homepage 207 , genauer der DEHOGA Energiespar-Infothek, gibt es für jedermann zugänglich Energie-Sparblätter mit detaillierten Handlungstipps und dazu passenden Checklisten, konkrete Energie-Spartipps sowie eine Energiespar-Toolbox mit den Möglichkeiten, eigene Energielieferverträge zu prüfen, darüber hinaus Kalkulations-Tools sowie den Zugang zum Energiesparprogramm und einer Fallbeispieldatenbank. Die Kommunikation unter Berufskollegen wird in der Sparte Leuchttürme für den Umweltschutz angeregt, in der ein schneller Kontakt zu ausgewählten Betrieben der viabono Klima-Hotels und ein Austausch zu erfolg- <?page no="125"?> Reiseverhalten 125 reich praktizierten Umweltmaßnahmen ermöglicht wird. Der nicht minder hilfreiche Link zur Förderdatenbank führt auf die Seite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zu Förderprogrammen und Finanzhilfen des Bundes, der Länder und der Europäischen Union. Waren die Bemühungen und Aktivitäten um Energieeffizienz, Reduzierung des CO 2 -Ausstoßes und anderer Maßnahmen erfolgreich, bietet der DEHOGA Umweltcheck die Möglichkeit, dies zertifizieren zu lassen. 208 Bei diesem Zertifizierungsverfahren gibt der Branchenverband Hilfestellungen, „ein praktikables und finanzierbares Instrument im Gastgewerbe, mit dem das betriebliche Umweltengagement nach außen kommuniziert werden kann“ 209 . Damit wird den vorwiegend klein- und mittelständischen Betrieben die Möglichkeit geboten, ein Umweltsiegel in Gold, Silber oder Bronze zu erhalten, das „die Lücke zwischen dem Einstieg in das betriebliche Umweltengagement (z. B. Energiekampagne Gastgewerbe) und sehr anspruchsvollen, teilweise kostenintensiven Umweltauszeichnungen oder Umweltmanagementsystemen (z. B. Ökoblume, EMAS, ISO 14001)“ 210 schließen kann. Der DEHOGA verweist darauf, dass die Verbraucher und Gäste zunehmend kritischer wie sensibler werden und es für nachhaltig agierende Betriebe auch zu einem Wettbewerbsvorteil geworden ist. „Eine umweltbewusste Betriebsführung ist zunehmend ein Kriterium bei der Auswahl eines Hotels oder gastronomischen Betriebes. Vor allem Großkunden verlangen teilweise den Nachweis des betrieblichen Umweltengagements (z. B. interne Ökobilanzen, jährliche CO 2 -Monitorings, Umweltmanagementsysteme).“ 211 <?page no="127"?> 5 Deutsche Destinationen exemplarisch - Touristiker reagieren bereits auf den Klimawandel In diesem umfangreichen Kapitel werden Beispiele von Destinationen in vielen Regionen Deutschlands vorgestellt, die sich bereits konkret und in größerem Umfang - vielleicht auch im Rahmen eines Gesamtkonzepts - auf den Klimawandel eingestellt haben und dem Gast daran angepasste Infrastruktur und Dienstleistungen anbieten. Nicht die Einzelmaßnahmen einzelner Akteure, wie Hoteliers oder Gastronomen, stehen hier im Fokus (mehr dazu in → Kap. 4.3), sondern Strategien des Destinationsmanagements und konkrete Angebote, die dies widerspiegeln. Dabei wird auch die Kreativität sichtbar, neue Wege zu gehen und auch die sich wandelnde Einstellung mancherorts, während der „schönsten Tage des Jahres“ Probleme bzw. hier die Auswirkungen des Klimawandels zu thematisieren und dies den Touristen an ihrem Urlaubsort oder Ausflugsziel zu verdeutlichen, wie es beispielsweise an der Ostsee mit dem Klimapavillon in Schönberg (→ Kap. 5.1) oder im Schwarzwald mit dem Lotharpfad (→ Kap. 5.3) schon seit einigen Jahren geschieht. Bewusstseinsbildung am originalen Ort mit originalem Anschauungsmaterial ist eine Chance - und vielleicht auch eine neue Aufgabe des Tourismus? Hilfestellung und Förderung für nachhaltig agierende Destinationen bieten zum einen der vom Deutschen Tourismusverband 2016 erschienene Praxisleitfaden Nachhaltigkeit im Deutschlandtourismus (→ Kap. 4.3) und der 2012/ 13 zum ersten Mal durchgeführte Bundeswettbewerb Nachhaltige Tourismusdestinationen. „Der Bundeswettbewerb Nachhaltige Tourismusdestinationen stärkt das Engagement der Tourismusverantwortlichen und der Unternehmen vor Ort für eine nachhaltige Ausrichtung und macht die besten bereits existierenden Initiativen einer breiten Öffentlichkeit bekannt.“ 212 Der Deutsche Tourismusverband e. V. unterstützt vom Bundesamt für Naturschutz und mit finanzieller Förderung durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit setzen <?page no="128"?> 128 Deutsche Destinationen exemplarisch sich damit für die „Entwicklung und Verbreitung tragfähiger Konzepte in Destinationen insgesamt“ 213 ein. Ein zweiter Wettbewerb wurde 2016/ 17 durchgeführt. Wissen | Was zeichnet eine nachhaltig agierende Tourismusregion aus? „Nachhaltige Tourismusregionen gehen besonders effizient mit den natürlichen Ressourcen um und sind dem Schutz sowie der nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt und dem Erhalt des Natur- und Kulturerbes besonders verpflichtet. Die Nachhaltigkeitsprinzipien mit ihren drei Aspekten - ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit - sind fest in entsprechenden Konzepten der Tourismusregion verankert und werden in konkreten Angeboten umgesetzt. Es gilt, die Bedürfnisse der Gäste nach Genuss, Wohlbefinden und Naturerlebnis mit denen des Natur- und Umweltschutzes zu verbinden und dabei auch die Interessen der Bevölkerung vor Ort zu berücksichtigen. Denn nachhaltige Tourismusregionen tragen erheblich zur lokalen Wertschöpfung und zum Wohlstand bei. Sie sind Impulsgeber für eine nachhaltige Regionalentwicklung - vor allem im ländlichen Raum.“ 214 Einige Destinationen - und nicht nur die besten der beiden Bundeswettbewerbe - sollen in den folgenden Kapiteln vorgestellt werden und ebenso andere Regionen mit kreativen wie vorbildlichen Projekten, die auch fern von Küsten als Leuchttürme fungieren können. „Leistet das Angebot einen besonderen Beitrag zum Umwelt-, Klima- oder Biodiversitätsschutz in der Region von dem andere (Einheimische, Gäste oder regionale Akteure) profitieren können? Hat es Ihre Region überregional bekannt gemacht? “ 215 gehört mit zu den Kriterien des Wettbewerbs. Die ausgewählten Beispiele ermöglichen Blicke in die Praxis, in die „Pionier-Destinationen“ in Sachen Anpassung an den Klimawandel bzw. eine Anpassung, die auch über die ökologische Nachhaltigkeit hinaus gehen kann und dabei Anregungen, Denkanstöße und gute <?page no="129"?> Wie Touristiker reagieren 129 wie praktikable Ideen liefern wird, sich verantwortungsbewusst und erfolgversprechend zu positionieren. Dabei werden oftmals auch Institutionen und andere Partner genannt, die sich zu neuen Netzwerken zusammengefunden haben. Kreativität in der Auswahl von Kooperationspartnern kann sich auszeichnen und zu interessanten Impulsen sowie zu Wegen abseits der ausgetretenen Trampelpfade der Branche führen. Nicht zu verachten ist für die Praxis auch, dass es derzeit noch eine Reihe von Fördermitteln gibt, die Klimaschutz und Klimaanpassung auch im touristischen Bereich unterstützen, wie zum Beispiel solche des Bundesumweltministeriums. 216 Natürlich gibt es auch zu offiziell auf Bundesebene ausgezeichneten Projekten wie zu einzelnen Maßnahmen immer Bedenkenträger und Kritiker. Diese Gegenpositionen vorzustellen, auszudiskutieren und zu bewerten ist nicht das Anliegen dieses Buches - nicht nur weil es den Rahmen sprengen würde, dazu möge jeder selbst den Kontakt und das Gespräch in den Destinationen suchen. Es ist mein Anliegen, Möglichkeiten und neue Wege an konkreten Beispielen in verschiedenen Destinationen aufzuzeigen, Impulse aus der Praxis weiterzugeben, mit der Aufforderung, diese auf die Übertragbarkeit der eigenen Situation zu überprüfen und dann entsprechend zu agieren. Dass Handlungsbedarf in Sachen Klimawandel und Anpassung an seine Auswirkungen - auch in Deutschland - besteht, daran gibt es keinen Zweifel, dies wird das strategische wie operative Geschäft zunehmend mitbestimmen. Für manche Regionen gehört das bereits heute zu den Herausforderungen. Doch nicht allein ein Agieren der Tourismusverantwortlichen im Hintergrund ist angesagt, um den Schein einer heilen Urlaubswelt zu wahren, auch Sensibilisierung wie Information der Gäste stehen dabei zur Diskussion und lassen sich in das touristische Angebot einbauen. Solche Maßnahmen werden durchaus von Touristen positiv bewertet und angenommen. Mit viel Kreativität und der Methode des Edutainments - einer Mischung aus Education (Bildung) und Entertainment (Unterhaltung) kann man bei seinen Gästen auf offene Ohren stoßen. Eine Reise durch deutsche Landschaften von Norden nach Süden und einige Destinationen mit zukunftsweisenden Konzepten und Angeboten folgt in den nächsten Kapiteln. <?page no="130"?> 130 Deutsche Destinationen exemplarisch 5.1 Küstenregionen und ihr Hinterland - Naturgewalten ausgesetzt Sorglose Ferientage unter blauem Himmel, bei strahlendem Sonnenschein und Entspannung am weißen Sandstrand und Badevergnügen in klarem Meereswasser sind nur ein Aspekt des Badetourismus. Dieser bestimmt natürlich auch das Bild bei allen Marketingaktionen, in sämtlichen Prospekten und natürlich auch im Internet. Unerfreuliches, Kritisches bis Problematisches rund um den Ferienort, die Destination hat im Urlaub nichts zu suchen. An der Ostsee geht man einen anderen Weg: Die Gefährdung dieses Urlaubsparadieses wird den Touristen mit verschiedenen Maßnahmen anschaulich gemacht. Hier gibt es in Schönberg einen Klimapavillon, in Laboe einen Lehrpfad mit Stationen zum Klimawandel sowie in der Region die Veranstaltungsreihe der KLIMALE. Im Schönberger Ortsteil Kalifornien steht seit 2011 in direkter Nachbarschaft des Tourist Service ein kleines Holzhaus, der so genannte Klimapavillon. 217 Die Universität Kiel lieferte das wissenschaftliche und pädagogische Konzept der kleinen Dauerausstellung, die Gemeinde Schönberg sorgte für den baulichen Rahmen. Insgesamt hat der Klimapavillon 90.000 Euro gekostet. Zu den Öffnungszeiten der Schönberger Tourist-Information ist der Klimapavillon ebenso geöffnet und kann ohne ein Eintrittsgeld besichtigt werden. Ein Blickfang für kleine und große Besucher ist das Klima-Küsten- Modell, eine ca. sechs Quadratmeter große Nachbildung der Probsteier Küste. Aus der Vogelperspektive kann man den originalgetreuen Nachbau der Küstenlandschaft von Schönberg wie bei einer Modelleisenbahnanlage betrachten - den Ortsteil, seinen Strand und die ins Meer ragenden Buhnen, die Schutzmaßnahmen am Fuß der Dünen, Arbeiten mit Fahrzeugen zur Verbesserung des Strandes und ein kleines Feuchtbiotop, in dem Vögel ihren Lebensraum besitzen. Hier ist die Welt auf den ersten Blick noch in Ordnung. Doch es gibt in diesem Modell schon die ersten sichtbaren Folgen des Klimawandels in dieser Region. Ein verlassenes Wohnhaus am Steilufer droht beim nächsten Sturm oder wenig später mit der Steilufer- <?page no="131"?> Wie Touristiker reagieren 131 kante zusammenzubrechen und in die Tiefe zu stürzen. Auch eine Windmühle steht inzwischen gefährlich nah am Abgrund. Am Strand spielen Kinder zwischen bereits vom Steilufer abgestürzten mächtigen Eichen und Schaufelbagger schaffen Sand für die Aufschüttung des Strandes heran, der von einer Planierraupe verfestigt wird. Zur Kieler Woche 2014 und 2015, mit ca. drei Millionen Besuchern das größte Volksfest im Norden Europas und der größten Segelevent der Welt, ging der Klimapavillon sogar auf Reisen, brachte das Thema Klimawandel an der Ostsee unter das feiernde Volk. „Mit dem Klima-Küsten-Modell konnten den Gästen die Folgen des Klimawandels leicht verständlich und gut nachvollziehbar präsentiert werden - ein absoluter Publikumsmagnet, der nicht zuletzt mit seinen Audioguides für Erwachsene und Kinder punktete.“ 218 Neben dem Modell liefern große und reichlich bebilderten Schautafeln weitere Informationen. Sie liefern Wissenswertes zu folgenden Aspekten bzw. Fragen: » Was ist mit dem Klima los? » Der Klimawandel „bewegt“ auch die Ostseeküste » Küstenschutz: flüchten oder standhalten? » Das Klima verändert sich - der Küstenschutz auch? » Klimawandel auch im Meer? » Was ist für die Zukunft wichtig? Und in Kinderaugenhöhe gibt es Informatives für die Kleinen. Hinaus ins Gelände zu den direkten Schauplätzen des Klimawandels führt der Klima- und Küstenerlebnispfad von Laboe. 219 Dieser Themenweg, der in Kooperation mit dem Klimabündnis Kieler Bucht entwickelt wird, soll noch weitere Ostseegemeinden miteinander verbinden: „Dazu erhalten markante Wegmarken wie Hafen, Fischerei, Tourismus, Strandpromenade und besondere Strandabschnitte, die beispielsweise mit erhöhtem Treibselaufkommen zu kämpfen haben, informative, ansprechend gestaltete Tafeln, die am jeweiligen Standort anschaulich einen Bezug zum Klimawandel und Küstenschutz herstellen.“ 220 2016 wurde der erste Wegabschnitt mit sechs <?page no="132"?> 132 Deutsche Destinationen exemplarisch Infotafeln im Ostseebad Laboe eröffnet, im folgenden Jahr wurden weitere Schautafeln in Strande, Stein, Wendtorf und Schönberg aufgestellt. Die Tafeln wurden so aufgestellt, dass sie auch von kleineren Kindern und von Rollstuhlfahrern mühelos zu betrachten sind. Dieser Lehr- und Erlebnispfad 221 wendet sich in erster Linie an die Zielgruppe Kinder - wobei es insbesondere Erwachsenen, die aus dem Binnenland stammen und nicht sonderlich meeraffin sind, auch nicht schadet, Vorgänge rund um das Meer leicht verständlich erläutert zu bekommen! „Du Opa, wofür ist die Mauer da? “ Der Großvater kann als Bewohner der Ostseeküste diese Frage seiner Enkelin natürlich beantworten und erläutern, weshalb eine solche Flutschutzmauer errichtet wurde. Sie dient als Schutzwall für den Ort Laboe, verhindert das Überfluten von Häusern während der Ostsee-Sturmfluten. Mit weiteren Fragen, die aus einem Kindermund kommen könnten - „Woher kommt denn das ganze Wasser? “, „Kann man das auch sehen? “ (gemeint ist der Meeresspiegelanstieg) und „Mehr Wasser heißt doch auch, dass man dann tiefer tauchen kann, oder? Dann ist doch so ein Meeresspiegelanstieg gar nicht so schlimm? “ - werden kindgerechte Informationen gegeben. Am unteren Rand der Schautafel gibt es weiterführende Informationen, die auch in einer gut verständlichen Sprache gehalten sind, so dass sie größere Kinder und Jugendliche ebenso verstehen oder den Erwachsenen die Gelegenheit geben, diese zu erläutern, Begriffe einzuführen, Zusammenhänge anzudeuten und darüber Gespräche zu führen. So ist an Tafel 3 zu lesen: „An der Ostsee gibt es keine Gezeiten wie an der Nordsee. Dennoch kann es bei starken östlichen bis nördlichen Winden zu starken Sturmfluten kommen. Überschwemmungen und Küstenabbrüche sind die Folge.“ „Außerdem wurden in der Kieler Bucht schon Wellen bis zu 4 m Höhe gemessen. Mit steigendem Meeresspiegel treten solche Sturmflutwasserstände häufiger auf. Auch höher gelegene Orte, die bisher verschont blieben, können dann überschwemmt werden.“ 222 Zum Saisonstart 2016 und der Premiere des Klima-Küsten-Erlebnispfads gab es in der Touristinfo ein Rästelfaltblatt mit einem Gewinnspiel für Kinder. „Fördermittel aus der Bingo-Umweltlotterie, der <?page no="133"?> Wie Touristiker reagieren 133 Förde Sparkasse und des Bundesumweltministeriums sowie der kreative Einsatz dreier Studierender der Kieler Muthesius Kunsthochschule hatten dieses attraktive Infotainment-Angebot möglich gemacht.“ 223 In den Jahren 2014 und 2015 veranstaltete das Klimabündnis Kieler Bucht zuerst in Laboe, im folgenden Jahr in Eckernförde eine KLI- MALE küste klima kunst. Dabei galt es „ganz neue, häufig auch spielerische Zugänge (zu finden), um Urlauberinnen und Urlauber sowie Einheimische mit Aktionskunst und weiteren Informationsformaten an das Thema ‚Klima’ heranzuführen“ 224 . Künstlerische Installationen im Gelände gehörten hierzu, ein Poetry-Slam von namhaften Künstlerinnen und Künstlern aus Schleswig-Holstein, auch um das Plakat zur KLIMALE wurde ein Wettbewerb ausgerufen. In einem KlimaContest setzten sich Schülerinnen und Schüler künstlerisch mit dem Thema Klimawandel in Rap-Songs, Performances und selbst gedrehten Filmen auseinander. Ein anderes musikalisches Format war die Zukunftsmusik, die zum Improvisieren von Klima-Songs einlud. Das Theaterprojekt Inseln versenken - analog zum einst beliebten Spiel Schiffe versenken in langweiligen Unterrichtsstunden - beschäftigte sich mit dem Anstieg des Meeresspiegels. Neben den unterschiedlichen künstlerischen Annäherungen und Auseinandersetzungen mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Kieler Bucht, gab es auch Gesprächsrunden mit Wissenschaftlern, u. a. der Kieler Christian-Albrechts-Universität und Vertretern der Politik aus der Region. 225 Das Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT) führte 2013 eine Gästebefragung in der Kieler Bucht 226 durch, bei der sich die Touristen auch zum Themenkreis „klimabewusste Urlaubsregion“ äußern sollten. Als Zielgruppen dieser Untersuchung wurden Erstbesucher sowie Stammgäste unterschieden, dann die eigene Einordnung als Natururlauber bzw. Nicht-Natururlauber, sowie die Ausgaben pro Tag und Person (bis 50 Euro, mehr als 50 Euro) und die Zugehörigkeit zu einer der drei Altersgruppen 14-39 Jahre, 40-59 Jahre sowie 60 Jahre und älter. Einige grundlegende Erkenntnisse aus den Meinungsbildern der verschiedenen Zielgruppen sollen im Folgenden zusammengefasst wer- <?page no="134"?> 134 Deutsche Destinationen exemplarisch den. Es wurde die Frage gestellt, wie stark mögliche Veränderungen durch den Klimawandel wie mehr Algen, Blaualgen oder Quallen im Wasser, mehr Tang- und Algenanspülungen am Strand, häufigere Starkregen, der Abtrag von Strandflächen und Küstenabbrüche, mehr Stürme und Sturmfluten, längere Hitzeperioden und daraus resultierende höhere Wasser- und Lufttemperaturen sich auf den Urlaub an der Kieler Bucht auswirken könnte. Bei allen Aspekten äußerte sich die Gruppe der Erstbesucher deutlich kritischer als diejenige der Stammgäste, die mehr Optimismus(? ) oder Gelassenheit(? ) durch die längere Beziehung zur Region oder ein allgemeines Desinteresse an den Folgen des Klimawandels(? ) an den Tag legten. Weitestgehende Einigkeit - mit unterschiedlichen Werten - herrschte bei der Frage „Alles zusammengenommen: Meinen Sie, dass der Klimawandel in den nächsten 10 bis 12 Jahren für Ihren Urlaub an der Kieler Bucht eher positive oder eher negative Auswirkungen haben wird? “ Hier waren alle Befragten pessimistisch. 227 Nicht unerheblich für die touristische Praxis sind die Ergebnisse zu der Frage „Welche der folgenden Informations- und Erlebnisangebote finden Sie persönlich interessant, um im Urlaub Wissenswertes über die Auswirkungen und den Umgang mit dem Klimawandel hier an der Ostseeküste zu erfahren? “ Die Befragung förderte unterschiedliche Wünsche und Vorlieben bei den verschiedenen Gruppen zutage; sie sollen kurz skizziert werden, um deutlich zu machen, dass es nicht den einen „Königsweg“ gibt, das Thema den Gästen nahezu bringen. Vergleicht man die beiden Gruppen Erstbesucher und Stammgäste, zeigen sich folgende Präferenzen: Erstbesucher wünschen stärker Naturführungen, Naturerlebnisangebote, wie zum Beispiel eine Kinder-Rallye und Besichtigungen, um sich mit dem Klimawandel im Ostseeurlaub zu beschäftigen. Die Stammgäste ziehen dagegen Informationstafeln, Broschüren, Klimalehrpfade, Auskünfte im Hotel, in der Tourist-Info, im Klimawandelpavillon, Informationsveranstaltungen und Apps für das Smartphone vor. Die höchsten Zustimmungen zu bestimmten Informationsmöglichkeiten nach Altersgruppen zeigen ebenso teilweise deutliche Unterschiede. Die Altersgruppe 14-39 Jahre liegt mit den Wünschen nach Naturerlebnisangeboten und Apps für das Smartphone - nicht unbedingt über- <?page no="135"?> Wie Touristiker reagieren 135 raschend - vorne, während die Altersgruppe 40-59 Jahre die oben genannten Vorlieben der Stammgäste teilt. Die Gruppe der über 60- Jährigen liegt bei den Wünschen nach Informationstafeln und Informationsveranstaltungen gleichauf mit der jüngeren Gruppe, ansonsten scheinen sie meist deutlich weniger an einer Vermittlung des Themas Klimawandel interessiert. 228 KlimaInsel Juist An der deutschen Nordseeküste gehört Juist zu den Vorreitern in Sachen klimafreundlicher Tourismus. Die Insel gehörte beim Bundeswettbewerb Nachhaltige Tourismusdestinationen 2016/ 17 zu den vier Finalisten und ging zusätzlich als Sonderpreisträger des Schwerpunktthemas „Klimaschutz, Ressourcen- und Energieeffizienz“ 229 aus diesem Wettbewerb hervor. Wissen | Juist als Sonderpreisträger bei Klimaschutz, Ressourcen- und Energieeffizienz „Folgende Aspekte wurden in diesem Schwerpunktthema bewertet: » Berücksichtigung von Aspekten des Klimaschutzes, der Ressourcensowie der Energieeffizienz in der strategischen Tourismusplanung » Unterstützung von Kampagnen zur CO 2 -Reduktion und zum umweltfreundlichen Verhalten in touristischen Betrieben » Berücksichtigung von Aspekten der Klimafreundlichkeit und der Ressourcen- und Energieeffizienz bei der touristischen Angebotsentwicklung » Leuchtturm-Angebot, das die Aspekte von Klimafreundlichkeit besonders gut erlebbar macht <?page no="136"?> 136 Deutsche Destinationen exemplarisch Das gefiel der Jury » Klimaschutz wird auf allen touristischen Ebenen der Insel ernst genommen und Maßnahmen hierzu werden umgesetzt. » Klimaschutzaktivitäten werden den Gästen spielerisch dargestellt. » Neben Klimaschutz werden auch Klimaanpassungsstrategien entwickelt.“ 230 Wie sieht die Strategie der klimafreundlichen Insel aus, wie wird auf Juist das Thema Klimaschutz den Touristen nahe gebracht, was verbirgt sich hinter der Bezeichnung KlimaInsel Juist? Wer ist bei den diversen Maßnahmen der Insel, die 2016 von TourCert als nachhaltige Destination zertifiziert wurde, mit im Boot? Die Leitidee der Gemeindeverwaltung ist: „Ein moderner, erfolgreicher Tourismus wird ein CO 2 -armer Tourismus sein.“ 231 Als bedeutendster Wirtschaftszweig auf der Insel ist der Tourismus auch für den größten Anteil der CO 2 -Emissionen verantwortlich. Um eine Reduzierung der Emissionen in die Tat umzusetzen, wurde 2010 das Projekt KlimaInsel Juist - Juist auf dem Weg zur klimaneutralen Insel von der Gemeindeverwaltung gestartet. „Dabei setzt die Inselverwaltung auf eine breite Beteiligung: Neben der Inselbevölkerung und den Urlaubsgästen werden insbesondere auch die Tourismusbetriebe (Vermiet- und Gastronomiebetriebe) zu Klimaschutzaktivitäten motiviert.“ 232 Juist hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 eine klimaneutrale Insel zu werden. Um dies zu erreichen, wurde das Konzept Energiewende Juist erstellt. Die Strategie basiert auf folgenden Maßnahmen in fünf Bereichen: 233 1. Dem Umstieg auf erneuerbare Energien (Windenergie, Photovoltaik, Geothermie und Biomasse). 2. Der Umwandlung des Baubestands in Mikrokraftwerke, die die erneuerbaren Energien vor Ort erzeugen sollen. Dies soll im ers- <?page no="137"?> Wie Touristiker reagieren 137 ten Schritt vor allem bei Gebäuden der Gemeinde geschehen, aber auch bei Gewerbebetrieben und Privathäusern. 3. Dem Einsatz von geeigneten Energiespeichern zur Speicherung der unregelmäßigen erneuerbaren Energien. 4. Der Nutzung von Internettechnologie, um lokale Überschüsse der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. 5. Der Umstellung der Mobilität auf Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeuge, die Strom über ein intelligentes und interaktives Stromnetz kaufen und verkaufen können. Für die Tourismusbetriebe begann die Aktion KlimaInsel Juist 2010 mit zahlreichen kostenfreien Energieberatungen sowie der Möglichkeit, jährlich kostenlos einen CO 2 -Fußabdruck mithilfe eines Onlinetools zu erstellen. Dadurch wurden die Betriebe in die ehrgeizigen Klimaschutzziele eingebunden. „Bisher haben rund die Hälfte aller Tourismusbetriebe einen aktuellen CO 2 -Fußabdruck erstellt und sind dadurch Teil des KlimaInsel-Juist-Projekts. Die teilnehmenden Betriebe erhalten eine Urkunde, Aufkleber sowie ein entsprechendes Logo für ihre Werbung.“ 234 Parallel liefen Zertifizierungen durch TourCert: 2016 hat sich die Gemeinde Juist als Nachhaltiges Reiseziel zertifizieren lassen. Die Kurverwaltung, neun touristische Betriebe sowie das Nationalpark-Haus wurden zertifiziert und dürfen nun das TourCert-Nachhaltigkeitslogo als Auszeichnung und Werbemittel einsetzen. Mit der Zertifizierung ist für die Betriebe auch das Plus verbunden, dass die Deutsche Zentrale für Tourismus sie in ihrem Auslandsmarketing kostenlos bewirbt. Zukunftsweisende Projekte, die die gesamte Reisekette der Touristen betreffen, neben der Infrastruktur und den Angeboten in der Destination eben auch An- und Abreise, sollen Tourismus und Klimaneutralität auf der autofreien Nordseeinsel bis zum Jahr 2030 realisiert haben. Zu den innovativen Konzepten und Lösungen, die gesucht werden, gehören: 235 <?page no="138"?> 138 Deutsche Destinationen exemplarisch » Ein klimaneutraler Fährverkehr mit entsprechenden Fährschiffen mit größeren Kapazitäten » Nachhaltige klimaneutrale Multifunktionsgebäude („Tourismusdestinationen brauchen Identifikationsräume, welche sowohl von der lokalen Bevölkerung als auch von den Touristen genutzt werden können. In Zukunft sollen diese Stätten gleichzeitig Vorbild für eine klimaschonende Bauweise sein.“) 236 Wissen | Pionierleistungen im Tourismus 237 Neue Techniken und ihre Anwendung sind für die Tourismusbranche nichts Neues. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bewiesen einige Hoteliers viel Mut und Pioniergeist und nutzen das Grand Hotel als Experimentierfeld für neue Techniken. So führte beispielsweise Johannes Badrutt II. im Kulm Hotel in St. Moritz die erste dauerhaft installierte elektrische Beleuchtung ein. Bei seinem Besuch der Weltausstellung in Paris hatte er die technischen Voraussetzungen dafür kennengelernt und gleich ein kleines Kraftwerk für sein Hotel gekauft. Die finanzstarken Gäste wollten auf die Annehmlichkeiten und Erneuerungen in der Luxushotellerie, wie beispielsweise fließendes Wasser in den Räumen oder technische Hilfsmittel für die Kommunikation innerhalb des Hauses, schließlich auch in ihren Wohn- und Geschäftshäusern nicht mehr verzichten. » Die Entwicklung neuer Kommunikationswege und Visualisierungstechnologien, zur Sensibilisierung für den Klimawandel sowie eine Dokumentation der Fortschritte auf dem Weg zur klimaneutralen Destination nach der Devise Aufklärung, Sensibilisierung und Erlebbarkeit der Strategien » Beteiligung der Gäste - auch finanziell - auf dem Weg der Insel zur Klimaneutralität <?page no="139"?> Wie Touristiker reagieren 139 Gerade zum letzten Aspekt einer finanziellen Beteiligung der Gäste, zu ihrer Bereitschaft, für den Klimaschutz im Urlaubsgebiet auch höhere Preise und/ oder eine zusätzliche Abgabe zu akzeptieren, untersuchte Anne KOTZUR von der Leuphana Universität Lüneburg im August 2012 durch eine Befragung von Juister Gästen unter dem Titel Gibt es eine Zahlungsbereitschaft für nachhaltige Reiseprodukte? Die wesentlichen Erkenntnisse aus dieser Studie sind: 238 » Die Bereitschaft zur Zahlung einer Klimaabgabe hängt von Investitionen in lokale Bemühungen ab. Dieses Geld muss nachvollziehbar bzw. sichtbar auf der Insel Juist für entsprechende Maßnahmen eingesetzt werden. Zu Kompensationszahlungen für Projekte irgendwo auf dem Globus sind nur wenige Gäste bereit. » Konkret zur Höhe einer Klimaabgabe befragt, erklärte die Mehrheit der Befragten, dass sie eine Umweltabgabe von 1 Euro pro Tag und Person akzeptieren würden. » Die Umweltverträglichkeit des Ferienquartiers spielt bei der Reiseentscheidung und Buchung der Unterkunft eine wichtige Rolle. Nachhaltige Reiseangebote werden bevorzugt. Nordsee zwischen Wattwürmern und Zugvögeln Ein eigenes Klimaziel 2030 haben sich die drei Wattenmeerstaaten Dänemark, Deutschland und Niederlande auf ihrer Konferenz 2010 auf Sylt gesteckt. Mit im Boot sind dabei neben der direkten Wattenmeer-Region auch die dazu gehörenden Nordseeinseln sowie die Gemeinden und Landkreise des angrenzenden Festlands. Zum einen gilt es, ein Weltnaturerbe, mehrere Nationalparks und weitere Schutzgebiete zu bewahren, zum anderen soll der Tourismus als ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in dieser Region seinen Klimafußabdruck verringern, um das sensible Ökosystem nicht unnötig zu gefährden. Aus diesem Grund hat der WWF beim Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa GmbH (NIT) unterstützt in Teilfragen vom Öko-Institut Berlin eine Studie in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse dieser Untersuchung setzen „verschiedene Handlungsmöglichkeiten und deren Klimaschutzpotenzial ins Verhältnis zu den <?page no="140"?> 140 Deutsche Destinationen exemplarisch Handlungserfordernissen entlang der touristischen Leistungskette und den politisch gesetzten Klimaschutzzielen“ 239 . Daraus wird ein 10-Punkte-Plan abgeleitet, der Grundlage für die Umsetzung eines klimaneutralen Tourismus im Wattenmeer sein sollte. Als Leuchttürme - im übertragenen Sinn - werden dabei einzelne Klimaschutzprojekte mit einem Bezug zum Tourismus herausgestellt. Die Ausgangslage bzw. Rahmenbedingungen für einen klimaneutralen Tourismus ist in einigen Teilen der großen Destination schon überdurchschnittlich gut, denn die fünf Inseln Baltrum, Juist, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge sind autofrei. Die Mobilität auf diesen ostfriesischen Inseln findet für Gäste wie Einheimische per echten Pferdestärken, eigener Muskelkraft der Zweibeiner oder elektrisch angetriebener kleiner Fahrzeuge statt. Wissen | Frachträder/ Vrachtfiets auf Ameland 240 Dass die Niederländer als Radfahrnation mit diesem Projekt eigentlich Naheliegendes in die Tat umsetzen, muss nicht überraschen. Diese Vrachtfiets auf der Insel Ameland sind Lastenfahrräder mit Elektromotor, mit denen die Gäste zwei Personen, ihre Kinder und das Gepäck vom Fähranleger zum Ferienquartier über die allerdings nicht autofreie Insel transportieren können. „Wissenschaftliche Begleituntersuchungen der Uni Delft haben gezeigt, dass die Umweltkosten (Eco-costs) einer Fahrt mit dem Vrachtfiet nur ein 90stel einer PKW-Fahrt betragen. Dafür ist der Erlebniswert einer solchen Fahrt sicher deutlich höher als mit der gewohnten Benzinkutsche.“ 241 <?page no="141"?> Wie Touristiker reagieren 141 Als Starthilfe für dieses Fahrradprojekt gab es Mittel aus dem EU-geförderten INTERREG IV B Projekts Cradle-to-cradle Islands. Das Projekt lief von 2009 bis 2012. Aktuell ergibt die Google-Suche keine Treffer mehr bei Vrachtfiets und Ameland, aber das muss nicht bedeuten, dass diese Idee von familientauglichen Lasträdern schlecht ist - weniger anstrengend als mit dem Bollerwagen vom Hafen quer über die Insel zur Ferienunterkunft zu ziehen, ist diese Form der Mobilität allemal! Auf dem ostfriesischen Festland, das sich an das Wattenmeer anschließt, bietet der so genannte Urlauberbus - nach der Devise „Urlauberbus ... für’n Euro Ostfriesland erfahren“ - im Verkehrsverbund Ems-Jade (Landkreise Aurich, Friesland, Leer und Wittmund sowie die Städte Emden und Wilhelmshaven) auf allen Buslinien sowie auf ausgewählten Linien im Landkreis Ammerland täglich ab 9 Uhr einen günstigen Urlaubertarif von 1 Euro. Eine solche Fahrkarte gilt für eine Person auf der Fahrt zwischen zwei Haltestellen mit beliebigem Umstieg in den direkten Anschlussbus in einem Gebiet von ca. 80 mal 80 km mit rund 250 Buslinien und ca. 5.000 Haltestellen. Voraussetzung für diesen günstigen Tarif für Übernachtungsgäste in der Region ist der Besitz einer Nordsee-Service-Card, einer Kur- oder Gästekarte, die in den Unterkünften oder bei den Kurverwaltungen und Touristinformationen ausgegeben werden. 242 Nationalparkhäuser und -zentren sowie die Weltnaturerbehäuser sind neben den weiteren Sehenswürdigkeiten der Region somit durch öffentlichen Nahverkehr - je nach Streckenlänge - günstig zu erreichen. Inzwischen gibt es das 1 Euro-Urlauberticket ganzjährig. Um das Angebot noch attraktiver zu machen, startete der Verkehrsverbund Ems-Jade (VEJ) 2018 seine Ostfriesland-Rallye. „Ganz neu in diesem Jahr - unsere Ostfriesland-Rallye. Sammeln Sie insgesamt 8 Fahrscheine und holen Sie sich in einer der Tourismuszentralen oder Servicecenter eine der kuscheligen Plüschrobben ab. Selbstverständlich können Sie gemeinsam sammeln.“ 243 <?page no="142"?> 142 Deutsche Destinationen exemplarisch Klimafreundliche private Ferienunterkünfte hat man als „100 % Erneuerbare Energien (EE-)-Kommune“ auf der Insel Pellworm seit 2011 besonders im Blick und kommuniziert dies auch einfach und klar auf der Homepage für interessierte Gäste in Form eines Logos mit einem Häuschen und davor aufgestelltem Thermometer. 244 Das offizielle Credo der Gemeinde Pellworm, Energie AG Pellworm und des Kur- und Tourismusservice Pellworm lautet: „Die Nordseeinsel Pellworm setzt seit vielen Jahren mit mehrheitlichem Rückhalt ihrer Einwohner erfolgreich auf die Nutzung regenerativer Energien, die Vermeidung von Umweltbelastungen und Verringerung von CO2- Emissionen in allen Bereichen des Insellebens, der Inselwirtschaft und ökologischen Entwicklung des Tourismus.“ 245 Zu den Basisanforderungen an klimafreundliche Ferienunterkünfte zählen Kontrollen der Heizungs-/ Stromverbräuche, anerkannte Energieausweise (nicht älter als 5 Jahre), Wärmeisolierung bzw. dämmung, dezentral steuerbare Heiztemperaturen, Einsatz energiesparender Beleuchtungsarten bei mindestens 50 % der installierten Leuchtmittel, Bewegungsmelder und/ oder Zeitschalter bei Treppenhaus- und Außenbeleuchtung, Vermeidung von Stand-by-Betrieb elektrischer Geräte, mindestens 50 % der Haushaltsgeräte haben die Energieeffizienzklasse A+/ A++/ A+++, energieeffiziente Warmwasserbereitung und schließlich auch die Information der Gäste zum Klimaschutz und zum Energiekonzept der Insel Pellworm. Darüber hinaus werden in den Unterkünften noch weitere Maßnahmen ergriffen wie Heizung/ Warmwasser über Solarthermie, Photovoltaik oder Erdbzw. Luftwärmepumpe, Nutzung von PellwormStrom und vieles mehr. Für Hotels, Gasthöfe und Pensionen gibt es noch zusätzliche Kriterien. 246 Das Zertifizierungsverfahren wurde vom Institut für Tourismus und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT) gemeinsam mit der Energie AG Pellworm erarbeitet. Die Prüfung erfolgt durch neutrale Prüfer der Energie AG Pellworm, die Zertifizierung durch den Verein Watt und Mehr e. V. 247 Zusätzlich zu den einzelnen Aktionen in der Wattenmeer-Region hat man sich hier das Ziel gesteckt, im Jahr 2030 eine klimaneutrale Region zu sein. In diesem Zusammenhang wurde ein 10-Punkte-Plan <?page no="143"?> Wie Touristiker reagieren 143 mit Maßnahmen zur Reduzierung des touristischen CO2-Fußabdrucks erarbeitet, der die gesamte touristische Leistungskette von der An- und Abreise, über die Mobilität vor Ort, Unterkunft, Verpflegung und Freizeiteinrichtungen/ touristische Infrastruktur einbezieht. 248 Folgende Maßnahmen des 10-Punkte-Plans sollen in den einzelnen Handlungsfeldern zum Ziel führen: 249 1. Nachhaltige Mobilität: weniger PKW und Flugzeug, mehr Bahn, Bus und Fahrrad. Dieses Ziel erfordert ein breites Mithandeln von allen, von der Politik, über Unternehmen, Verbände und Anwohner bis zum Gast. Der Verkehr wird als der Bereich mit dem größten CO2-Reduktionspotenzial gesehen, auch wenn bereits viele Aktivitäten dazu zu verzeichnen sind. (Wegen der herausragenden Bedeutung der Mobilität werden in diesem 10- Punkte-Plan weitere Bausteine für ein Konzept umfassender nachhaltiger Mobilität herausgestellt.) 2. Mehr und besserer Bahn- und Busverkehr. Der Grundgedanke lautet: „Bus- und Bahnverkehr zieht Menschen an, je komfortabler, zuverlässiger, preiswerter und vernetzter er ist und je besser sichtbar das Angebot. Ein mit der jeweiligen Tourismus-Abgabe bereits bezahltes und überörtlich geltendes Dauerticket beispielsweise verringert erheblich die Barrieren für die Nutzung des öffentlichen Verkehrs.“ 250 Um dieses Ziel zu erreichen, sollen die Gäste durch optimalen Service motiviert werden, soll es Angebote von Carsharing in den Urlaubsorten geben und günstige Sammelruftaxen eingeführt werden. Als Zusatzleistung zur Gästekarte soll es die kostenlose Nutzung des Ortsverkehrs geben. Mit Werbekampagnen soll der Wechsel auf den ÖPNV schmackhaft gemacht werden. 3. Stärkung des Radverkehrs. Hierzu dienen der weitere Ausbau von Fahrradmitnahmemöglichkeiten und Kombinationsangeboten mit Bus und Bahn. Diese Möglichkeiten sollen gezielt beworben werden. Mehr Informationen über das schon bestehende Radwegenetz, die Radverleihe und die steigende Zahl von Angeboten für den Radtourismus sind weitere Maßnahmen, um das <?page no="144"?> 144 Deutsche Destinationen exemplarisch Fahrrad als Alternative zum Auto im Urlaub mehr ins Bewusstsein zu rücken. 4. Konzept „Autofreie Insel“ ausweiten. Die fünf Inseln Baltrum, Juist, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge sind bereits autofrei und bieten damit den Gästen einige praktische Erfahrungen - in einem zumindest kurzen Zeitraum - ohne Auto. 5. Flugverkehr: Minderung statt Ausbau. Mit Ausnahme des für die Versorgung der Bevölkerung dringend notwendigen Flugverkehrs, wie beispielsweise bei medizinischen Notfällen und Flügen zu Krankenhäusern, soll er zumindest nicht mehr öffentlich gefördert werden und auch Ausbauten dieser Infrastruktur nicht stattfinden. Für das Tourismusmarketing soll gelten, die Quellmärkte, die mehr als 1.000 km entfernt liegen, nicht mehr gezielt zu bewerben. „Bis 1.000 km Entfernung ist - gute Bahnen vorausgesetzt - eine Anreise ohne Flugzeug realistisch, danach nicht mehr.“ 251 Wissen | Ostfriesland Tourismus wirbt für Flüge in die Wattenmeer-Region Für die Ostfriesland Tourismus GmbH steht eine Minimierung des Flugverkehrs auf die Inseln - zumindest Anfang 2020 - nicht auf der Agenda. Fünf Unternehmen, die Flüge auf die Ostfriesischen Inseln anbieten, werden aufgezählt und Gründe zum Flug auch gleich mitgeliefert: „Da einige Inseln auf Grund der Tideabhängigkeit mit der Fähre nur einmal am Tag zu erreichen sind, ist die Anreise mit dem Flugzeug eine gute Alternative. Außerdem bieten manche Reedereien eine „Verbundkarte“ an: Anreise mit dem Flugzeug, Abreise mit der Fähre - oder umgekehrt“ 252 . Auch Rundflüge über die Region haben diese Anbieter im Programm. 253 Sylt als Drehkreuz des Luftverkehrs im Weltnaturerbe Wattenmeer bietet Linienverbindungen zu neun deutschen Flughäfen sowie Zürich. <?page no="145"?> Wie Touristiker reagieren 145 6. Beschleunigung der energetischen Gebäudesanierung und Umsetzung von Passivhaus-Standards. Drei Aktionen werden in diesem Zusammenhang genannt: eine Informationskampagne für touristische Anbieter, die auch die Einsparpotenziale durch Sanierungen zeigen sollen, dann die Auflage eines regionalen Förderprogramms für touristische Betriebe und drittens ein kostenloses Angebot von Sanierungsberatungen. 7. Mehr erneuerbare Energien schaffen und verwenden. Für die Nutzung von Wind und Sonne als Energiequellen stehen die Nordseeinseln und die Küstenregion quasi in einer Poleposition. „Die Nutzung von Solarenergie macht im Tourismus besonders viel Sinn, da gerade in der sonnenreichen Zeit auch der höchste Energiebedarf an Wärme und Strom durch die Gäste besteht. Wer sich so versorgt, trägt direkt zur CO 2 -Reduktion bei, wirkt indirekt als Beispiel und ist in seinem/ ihrem Handeln glaubwürdiger.“ 254 8. Mehr Transparenz bei der Klimabelastung durch touristische Produkte und Leistungen. Nach einer Zertifizierung aller Produkte der touristischen Leistungskette soll der Gast erkennen können, welchen „Klimarucksack“ ein bestimmtes Produkt hat und ihm soll so die Möglichkeit gegeben werden, bewusst klimafreundliche Entscheidungen zu fällen. Voraussetzungen sind die Entwicklung wie Einführung einer einheitlichen Methode zur Berechnung des CO 2 -Fußabdrucks touristischer Leistungen und in der Folge ihre entsprechende Kennzeichnung. Diese Aktionen sollen initiiert und begleitet werden durch kostenlose Energieberatungen in Kooperation mit den Industrie- und Handelssowie Handwerkskammern.“ 255 9. Förderung von Verpflegung mit einem möglichst geringen CO 2 - Fußabdruck. Nicht nur die Mobilität und das Wohnen im Urlaubsquartier, auch die Verpflegung leistet ihren Beitrag zum Klimafußabdruck, beispielsweise durch eine ressourcenaufwändige Herstellung einzelner bis vieler Produkte und/ oder lange Transportwege. Saisonal und regional wären bereits günstige Voraussetzungen für eine klimafreundliche Produktion vieler Lebensmittel. „Die damit verbundene Stärkung des Regionalen <?page no="146"?> 146 Deutsche Destinationen exemplarisch hat Synergie-Effekte auch für wünschenswerte Entwicklungen außerhalb des Klimaschutzes: Es stärkt die regionale Wertschöpfung und kann über die Förderung der Biolandwirte u. U. auch den Naturschutz stärken“. Noch eine Steigerung der klimafreundlichen Verpflegung lässt sich mit möglichst vielen vegetarischen Gerichten auf den Speisekarten der Gastronomiebetriebe erreichen, denn dadurch wird die ökologisch wenig nachhaltige Fleischproduktion weniger gefragt. Ein Wettbewerb Klimafreundliche Küche in der Wattenmeer-Region - natürlich mit entsprechender Medienpräsenz der Köche und Betriebe - könnte neue Impulse geben und für Außenwirkung sorgen. 10. Stärkung der Identität und Profilierung der Wattenmeer-Region als klimafreundliche (Modell-)Region. Die Philosophie lautet: „Man tut mehr, wenn man stolz ist auf die Region, in der man lebt und sich mit großen gemeinsamen Initiativen identifiziert. Dies motiviert, führt Menschen zusammen und sorgt auch für einen konstruktiven Wettbewerb (wer macht es am besten? ). Eine positive indirekte Wirkung ist, die dreistaatliche Naturschutz- Zusammenarbeit im Wattenmeer bekannter und verständlicher zu machen.“ 256 - Norddeutsches Tiefland Die brandenburgische Region der Uckermark ging beim Bundeswettbewerb Nachhaltige Tourismusregionen 2012/ 13 als Sieger hervor. Der Eiszeit und dem Nichteinhalten des Versprechens von blühenden Landschaften nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten verdankt die Uckermark die Existenz und das Fortbestehen ihrer ausgedehnten Naturlandschaften. In den Wäldern, Flusslandschaften und Seen als Erbe der Eiszeit stecken u. a. Teile des Weltnaturerbes Buchenwälder - offizielle Bezeichnung seit 2017 Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas (mit der Beteiligung von zwölf Staaten), des weiteren das UNESCO Biosphärenreservat Schorfheide Chorin, der Nationalpark Unteres Odertal als Deutschlands einzigem Auen- Nationalpark und der Naturpark Uckermärkische Seen. <?page no="147"?> Wie Touristiker reagieren 147 Wissen | Das gefiel der Jury 257 » Die Region hat Nachhaltigkeit trotz schwieriger Bedingungen wie dem Bevölkerungsrückgang als Chance verstanden. » Das Kernangebot umfasst Klimafreundlichkeit sowie das Erleben von Natur und Landschaft. » Schutzgebiete, touristische Anbieter und die Bevölkerung achten schon im Vorfeld ihres eigenen Handelns auf Nachhaltigkeit und ziehen an einem Strang. » Mit geringen finanziellen Mitteln wird die Natur als Grundkapital für die Lebensqualität und einen erfolgreichen Tourismus geschützt. Klimaschutz als wichtigste Voraussetzung, diese blühenden Naturlandschaften zu erhalten, bestimmt auch die Strategie der Tourismus Marketing Uckermark GmbH. Gemeinsam mit der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde rief man die Initiative Klimafreundliche Uckermark ins Leben, um ein Netzwerk von nachhaltig agierenden Tourismusanbietern aus den Bereichen Unterkunft, Gastronomie, Wassertourismus und Mobilität, aber auch Tourismusorganisationen sowie kommunalen und regionalen Gebietskörperschaften in Brandenburg und Berlin zu schaffen. 258 Die Mitglieder dieses Netzwerks müssen ihre praktizierte Nachhaltigkeit prüfen lassen. „Dazu zählen beispielsweise Mitarbeiterschulungen zum Klimaschutz, die Nutzung von Ökostrom oder eine eigene Energieerzeugung, die Motivation der Gäste zu einer autofreien Anreise sowie die Herstellung regionaler Produkte wie Saft und Cidre aus Früchten von heimischen Streuobstwiesen.“ 259 Die unvermeidlichen Emissionen können gleich in der Region ausgeglichen werden, indem durch eine Unterstützung des Projekts MoorFutures - aktiv in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein - trockengelegte oder trockengefallene Moorflächen wieder vernässt werden und so ihre Funktion als bedeutende Kohlenstoffspeicher erfüllen können. <?page no="148"?> 148 Deutsche Destinationen exemplarisch Wissen | Ökologischer Wert von Mooren 260 » Intakte Moore speichern doppelt so viel Kohlenstoff in ihren Torfen, wie in den Wäldern weltweit enthalten ist. Wird ein Torf entwässert, wird aus dem Kohlenstoffspeicher jedoch eine Treibhausgasquelle. » Sie sind hocheffiziente Wasserfilter, z. B. für Nitrate, und verbessern deshalb die Wasserqualität messbar. » Sie können schnell große Mengen Wasser speichern, z. B. bei Überschwemmungen, und langsam wieder abgeben. » Sie wirken im Sommer als kühlende Klimaanlagen ganzer Landstriche. Der Naturtourismus besitzt in der Uckermark einen hohen Stellenwert und ist demzufolge auf eine möglichst intakte Landschaft angewiesen. Naturtourismus ist der Markenkern der Region; „Radfahren, Wandern und Kanufahren bilden den Schwerpunkt des Tourismusmarketings.“ 261 Zu den zehn Leitsätzen für eine nachhaltige Tourismusregion Uckermark gehören u. a. die Forderung nach einem konsequenten Naturschutz und dem Erhalt der Biodiversität, darum sollen zum einen „naturtouristische Angebote in Abstimmung zwischen Naturschutz- und touristischen Akteuren sowie zielgruppenspezifische Umweltbildungsangebote entwickelt werden“ 262 . Zum anderen wird der Klimaschutz als ein „zentrales Anliegen“ insbesondere durch den Einsatz erneuerbarer Energien und nachhaltiger, innovativer Mobilitätslösungen bezeichnet. <?page no="149"?> Wie Touristiker reagieren 149 Wissen | Nachhaltigkeitsbeirat gegründet „2015 wurde der touristische Nachhaltigkeitsbeirat Uckermark als beratendes Gremium für den Tourismusverband Uckermark e. V. ins Leben gerufen. Der Beirat besteht aus 9 Mitgliedern, die die einzelnen Bereiche Naturlandschaft, Kreisverwaltung, Wirtschaft, touristische Leistungsträger, Regionalentwicklung, Soziales, Tourismus und Wissenschaft abbilden und tagt zweimal jährlich. Der Nachhaltigkeitsbeirat soll die Einhaltung des touristischen Nachhaltigkeitsleitbildes überwachen.“ 263 2012 wurde in der Uckermark das Netzwerk Ferien fürs Klima gegründet, in dem sich 26 (Anfang 2020 25 Betriebe) klimafreundlich wirtschaftende Tourismusbetriebe aus den Bereichen Gastronomie, Beherbergung und Freizeitaktivitäten zusammengeschlossen haben. „Sie als Gast können unseren Weg unterstützen: Übernachtung in klimafreundlichen Unterkünften, Bevorzugung von Produkten aus der Region, schonender Umgang mit der Natur; Unterwegssein mit Bahn, Kanu oder zu Fuß“ 264 , so werden die Touristen in die Bemühungen um Nachhaltigkeit mit einbezogen. Als Mitgliedsbetrieb müssen Kriterien erfüllt werden, die gemeinsam mit den Experten der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde aufgestellt wurden. Die Tourismus Marketing Uckermark GmbH unterstützt das Netzwerk Ferien fürs Klima durch die Organisation regelmäßiger Netzwerkstreffen und die Bereitstellung von Informationen zu relevanten Veranstaltungen, Wettbewerben, Möglichkeiten für den Ausbau der Nachhaltigkeitsaktivitäten u. ä. Die Netzwerkpartner werden besonders herausgestellt, zum einen auf der Webseite dargestellt, zum anderen in einem gesonderten Faltblatt. 265 Das aktuelle Spektrum der Netzwerkmitglieder zeigt neben klassischen touristischen Betrieben auch eine Reihe kreativer Initiativen, aus denen attraktive Angebote entstanden sind, die u. a. Altes wiederbeleben, wie die leerstehenden Gebäude der alten Schule in Stegelitz, eine ehemalige Tabakfabrik in der Altstadt von Schwedt oder der Komplex der einstigen Brennerei in Nechlin. Ausgestorbener Berufsalltag wird bei der wieder ins Leben gerufenen Treibholz- <?page no="150"?> 150 Deutsche Destinationen exemplarisch flößerei in Lychen erneut lebendig und für jeden erlebbar gemacht. Technische Avantgarde, die den Anforderungen an Nachhaltigkeit gerecht wird, gehört zum Adventure Camp Solaris, das solare Mobilität für jeden zu Wasser und zu Lande anbietet. Ein Beispiel für kreatives wie innovatives Bauen ist das NABU Informationszentrum Blumberger Mühle mit seiner Ausstellung zum Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Im Jahr 2017 wurden die Prüfungskriterien und das Prüfungsprozedere überarbeitet. Als wichtige Neuerung wurde das für seriöse Zertifizierungen selbstverständliche „Verfallsdatum“ eingeführt. Das Zertifikat ist jeweils für drei Jahre gültig, dann muss die Berechtigung zum Weiterführen des Labels durch eine Nachprüfung bewiesen werden. Seit 2018 gilt die Uckermark auch als nachhaltige, von TourCert zertifizierte Destination. Mit dem Biberbus nach Fahrplan ins Weltnaturerbe und zur Schnapsverkostung Eine besondere Herausforderung ist für die Uckermark als ausgesprochen dünn besiedelte Region der Öffentliche Personennahverkehr und der Anspruch, Möglichkeiten zu nachhaltiger Mobilität zu bieten. Ein Mobilitätskonzept wurde erstellt, das touristisch interessante Ziele ohne Auto erreichbar macht und dies insbesondere an Wochenenden und Feiertagen, wenn der ÖPNV in ländlichen Regionen gewöhnlich mehr oder weniger stark ausgedünnte Fahrpläne kennt. Gerade an diesen Tagen ohne Berufs- und Schülerverkehr in der Region verbindet der UckermarkShuttle die Städte und Dörfer in der Uckermark. Dabei handelt es sich um eine Ringbuslinie über Templin, Prenzlau, Schwedt und Angermünde, die in beiden Richtungen verkehrt. Dabei werden nicht nur die Möglichkeiten geboten, Sehenswürdigkeiten jeglicher Art zu erreichen, sondern auch Streckenwanderungen zu Fuß oder per Fahrrad erleichtert, da man wieder zu seinem Ausgangspunkt gelangen kann. Von April bis Oktober sind die Busse mit einem Fahrradträger für maximal vier Räder ausgestattet, bei Voranmeldung kann ein Anhänger für bis zu zehn Fahrräder bereitgestellt werden. Ebenfalls in der Sommersaison verkehrt der so genannte Biberbus nahezu im Stundentakt rund um den <?page no="151"?> Wie Touristiker reagieren 151 Wolletzsee. Ab 11 Uhr von der Bushaltestelle Luisenhof in Altkünkendorf bietet der Tourismusverein Angermünde im Jahr 2019 an 15 feststehenden Terminen zwischen April und Mitte November eine zweieinhalbstündige Waldtour durch den Grumsiner Buchenwald als Teil des UNESCO Weltnaturerbe Buchenwälder Europas mit einem zertifizierten Naturführer an. Nach einer Stärkung durch eine uckermärkische Brotzeit vom Bio-Hofladen des Guts Kerkow steht eine Brennereiführung mit Verkostung der Grumsiner Alkoholspezialitäten auf dem Programm des Pauschalangebots. Eingeplant ist die Weiter- oder Rückfahrt mit dem Biberbus ab 16 Uhr von der Haltestelle Luisenhof. 266 Rufbusse und der Verleih von Fahrrädern sowie E-Bikes, ein Netz von E-Bike-Ladestationen, aber auch Stromtankstellen für Autos sind weitere Teile des Mobilitätskonzepts. Die Anbindung an Bahnlinien aus Berlin als bedeutendster Quellregion insbesondere für den Ausflugsverkehr bietet zu einen im Stundentakt Züge der Deutschen Bahn und des privaten Regionalverkehrs aus der Bundeshauptstadt nach Prenzlau, Templin, Angermünde, Schwedt und Fürstenberg/ Havel. Zum anderen erreicht man die Uckermark ohne Umstieg mit Fernzügen der Deutschen Bahn: u. a. Binz (auf Rügen), Dortmund, Düsseldorf, Erfurt, Essen, Hannover, Köln, Leipzig, München, Nürnberg, Stralsund. Mit der Kooperation Fahrtziel Natur (→ Box), deren Ziel es ist, den touristischen Verkehr in sensiblen Naturräumen - aktuell 23 Fahrtziel-Natur-Gebieten vom Wattenmeer bis zu den Alpen - vom Individualverkehr auf öffentliche Verkehrsmittel zu verlagern, arbeitet die Region zusammen. In der Jahresbroschüre 2019 werden zwei Pauschalen in der Uckermark angeboten, zum einen in das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, zum anderen in den Naturpark Uckermärkische Seen. <?page no="152"?> 152 Deutsche Destinationen exemplarisch Wissen | Fahrtziel Natur „Seit dem 25. April 2001 engagieren sich die drei großen deutschen Umweltverbände Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) sowie die Deutsche Bahn in der Kooperation Fahrtziel Natur. Gemeinsam setzen sie sich für umweltfreundliche Mobilität und nachhaltigen Naturtourismus ein.“ 267 Klimaturm Melle - mit Apps und Spielen zu Umweltwissen und hoffentlich klimabewusstem Verhalten Dass das Thema Klimaschutz auch als ein Ausflugsziel funktionieren kann, zeigt der Klimaturm Melle-Buer im südwestlichen Niedersachsen. 1988 wurde auf einer bewaldeten Höhe des Stadtteils Buer der ca. 30 m hohe Aussichtsturm Friedenshöhe errichtet, der über die Bäume hinweg Fernblicke bis zum Wiehengebirge und Teutoburger Wald bietet. 2012 entdeckte man bauliche Mängel am Turm und der Abriss drohte. Eine Bürgerinitiative zum Erhalt des Turms entstand und vergab gegen eine Spende Stufen und Plattformen des Turms, auf denen seit der Sanierung der Name des jeweiligen Spenders steht. 268 Die Stadtverwaltung von Melle fand in der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) Unterstützung für das Projekt, „den Aussichtsturm durch die Umsetzung eines neuen Nutzungskonzepts zu erhalten und zu einem innovativen Lernstandort mit Ausflugs- und Freizeitcharakter für Kinder und Jugendliche unter dem Aspekt Klimaschutz zu erweitern“ 269 . 80.000 Euro kamen von der DBU, weitere 40.000 Euro von der Stiftung der Sparkassen im Osnabrücker Land, auch die Stadt Melle beteiligte sich an der Sanierung und Umsetzung des Klimaturms. Für den Lernstandort Klimaturm wurden Zielgruppenkonzepte für „Kinder und Jugendliche als Zukunftsgestalter“, Familien, Schulklassen, Natur- und Umweltschutzgruppen erarbeitet. Ein wesentliches <?page no="153"?> Wie Touristiker reagieren 153 Lernziel dabei ist es, das alltägliche Verhalten mit dem Schutz der Umwelt und des Klimas in Einklang zu bringen. Mit Hilfe von moderner Technik wie einer Klimaturm-App und QR-Codes für ein KlimaKing-Quiz sollen die Inhalte, die komplexen Zusammenhänge von Klima, Wald und Mensch, zeitgemäß spielerisch mit Smartphones oder Tablets vermittelt werden. Für Besucher ohne mobile Endgeräte gibt es die Möglichkeit, sich von der Homepage des Klimaturms PDF-Dateien herunterzuladen und auszudrucken. 12 | Spielend sollen Kinder und Jugendliche auf dem Aussichtsturm mit analogen Fernblicken und Augmented Reality die komplexen Zusammenhänge zwischen Klima, Wald und Mensch verstehen lernen. Ein Besuch des Klimaturms beginnt an einem Parkplatz, der von der L83/ L106 aus erreicht wird. Eine erste Infostation stellt Fragen, gibt Anregungen zum Diskutieren und erklärt die Nutzung der interaktiven Stationen. Danach geht es rund 600 m in den Wald zum Klimaturm. An seinem Fuß befindet sich das Klima-Camp. Eine Schautafel, die so groß ist, dass auch Schulklassen und Gruppen sich darum ver- <?page no="154"?> 154 Deutsche Destinationen exemplarisch sammeln und auf sie schauen können, informiert über Ursachen und Zusammenhänge des Treibhauseffekts und über die Notwendigkeit, Kohlenstoffdioxid-(CO 2 )-Emissionen zu reduzieren. Konkrete Zahlen werden beispielhaft für Alltag, Energie, Umwelt, Ernährung, Wohnen, Verkehr, Arbeit und Schule genannt. Einsparpotenziale werden grafisch anschaulich gemacht und praktikable Verhaltensänderungen vorgeschlagen. Nach dieser klassischen Annäherung an das Thema geht es auf der Panoramastation des Klimaturms moderner und interaktiv in der Wissensvermittlung weiter. Hier kommt die Klimaturm-App mit Augmented Reality zum Zuge: Betrachtet man die Landschaft durch ein mobiles Endgerät, tauchen im Display Infomarker auf, die weitere Informationen zu regionalen Klimaschutzprojekten geben. Man erfährt beispielsweise, welche Gebäude mit erneuerbaren Energien beheizt werden, wo es E-Bike-Tankstellen gibt oder welche Meller Firmen sich im Klimaschutz engagieren. Das Interesse an Computerspielen und die Faktoren Spaß und Action bedient der zweite Teil der Klimaturm-App mit ihrer Jagd auf Klimakiller. Da schweben über dem Himmel des Klimaturms „Klimakiller“ auf den Spieler zu, die mit Schnelligkeit zu bekämpfen sind. Als „Waffen“ stehen Verhaltensweisen zur Auswahl, die durch verschiedene Symbole am oberen Bildrand dargestellt werden, mit denen CO 2 eingespart werden kann. Als Abschluss des Informationensammelns und Lernens folgt mit dem Klimaking-Quiz in der Umgebung des Klimaturms eine spielerische Lernkontrolle. Auf acht Schildern steht jeweils eine Frage aus dem Alltag der Kinder und Jugendlichen. Mit Hilfe eines QR-Codes werden die Antworten bewertet und es zeigt sich, ob da bereits neue Klimakings unterwegs sind, oder ob es noch klimafreundliche Alternativen für ihr Verhalten gibt. <?page no="155"?> Wie Touristiker reagieren 155 5.2 Flusslandschaften - Nicht immer alles im Fluss Nicht viel besser als den Seen in heißen und trockenen Sommern geht es auch den Flüssen: Dürren sorgen für Niedrigwasser und somit auch für unterschiedlich starke Einschränkungen. Nicht nur der Güterverkehr der Binnenschifffahrt ist betroffen, auch der Ausflugsverkehr sowie andere Freizeitaktivitäten am und auf dem Wasser. Aber auch Hochwasser, die mehr als die Auen überfluten, schädigen genauso touristische Infrastruktur, die gerade in den attraktiven Lagen an Flüssen errichtet wurde. Zahllose Campingplätze befinden sich in Nähe der Ufer oder direkt daran und Fernradwege folgen auch gerne dem Lauf der Flüsse, wie beispielsweise der Donauradweg von Donaueschingen bis zum Schwarzen Meer oder der Rheinradweg von der Schweiz bis zur Nordsee. Die Flusskreuzfahrt wird ab bestimmten Wasserständen bei Hochwie Niedrigwasser beeinträchtigt; im Idealfall mag ein Transport der Passagiere über eine kürzere Distanz mit Bussen zu einem anderen Schiff eine Lösung sein oder eine generelle Verkürzung der Strecke. Mit den Auswirkungen des Klimawandels auf den Radwander- und Wassertourismus beschäftigte sich in den Jahren 2017 bis 2020 ein Forschungsprojekt im Auftrag des Umweltbundesamts, bei dem das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung mit Tourismusexpert*innen aus Beobachtungen vergangener Hochwasser und Prognosen von potenziellen zukünftigen Überschwemmungen im deutsch-österreichischen Donauraum Empfehlungen für Anpassungsstrategien erarbeitet hat. (Die Ergebnisse lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor.) Wenn auch das Jahr 2018 als das Jahr mit einem XXL-Sommer wahrgenommen wird, so gab es im Januar durch hohe Niederschläge im Einzugsgebiet des Rheins schließlich solch ein Hochwasser, dass die Schifffahrt zeitweilig auf allen Stromabschnitten eingestellt werden musste. Die hohen Temperaturen und ausbleibenden Niederschläge im Sommer führten im Spätsommer und Herbst 2018 zu einer ungewöhnlich langen Niedrigwasserphase, die den Schiffsverkehr ebenfalls stark einschränkte. 270 <?page no="156"?> 156 Deutsche Destinationen exemplarisch 13 | Hinweisschilder an den Schiffsanlegern der Köln-Düsseldorfer am Kölner Rheinufer 2019: noch im Dezember kann der Ausflugsverkehr aufgrund von Niedrigwasser nicht stattfinden. Ausgeprägte Niedrigwasserphasen haben in den zurückliegenden Jahren die Schifffahrt auf dem Ober-, Mittel- und Niederrhein immer wieder deutlich eingeschränkt. Ursache hierfür war in aller Regel sommerliche Trockenheit und Hitze. Die Auswirkungen waren teilweise bis in den Dezember hinein zu spüren. 271 Konkrete Zahlen und Fakten zur Situation 2018 für die Ausflugsschifffahrt auf der oberen Elbe bietet eine Pressemeldung der Sächsischen Dampfschifffahrt vom März 2019. „Das Jahr 2018 hat uns aufgrund des extrem langanhaltenden Niedrigwassers eine enorm hohe Flexibilität abverlangt. Täglich haben wir Schiffs- und Passagierkapazitäten dem aktuellen Wasserstand der Elbe angepasst. Beträchtliche Umsatzeinbußen der Sächsischen Dampfschifffahrt sind die Folge gewesen. Die Verringerung der Umsatzerlöse lag vor allem an der verminderten Fahrtanzahl (120 Tage eingeschränktes Fahrtangebot und 8 Tage komplett Ausfall) sowie den Kapazitätseinschränkungen. Daraus resultieren der verringerte Ticketverkauf, Einbußen von Umsatzpacht und Liegegebühren durch Fremdschiffe. Die Veranstaltungsfahrten konnten ohne gravierende Umsatzeinbußen stattfinden. Administrative Aufgaben im Beschwerde- und Buchhal- <?page no="157"?> Wie Touristiker reagieren 157 tungsmanagement haben uns in einem hohen Maß beansprucht. Für Mitarbeiter der ElbeZeit GmbH in den Servicebereichen Gastronomie und Ticketverkauf haben wir Kurzarbeit beantragen müssen.“ 272 Konnten die Ausflugsschiffe der Sächsischen Dampfschifffahrt 2017 noch 117.031 Flusskilometer zurücklegen, waren es im darauffolgenden Jahr gerade einmal 68.843. Bei der Entwicklung des Wassertourismus sitzt die Bundesrepublik Deutschland nicht nur mit im Boot, sondern vielleicht auch am Ruder, denn der Bund ist Eigentümer der Bundeswasserstraßen sowie einer großen Anzahl von Gewässern, die inzwischen ausschließlich von der Sport- und Freizeitschifffahrt genutzt werden. 273 Da liegt es nahe, dass das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) Gutachten zu Verbesserungen der wassertouristischen Infrastruktur in Auftrag gibt und ein Wassertourismuskonzept erstellt. Zum Aspekt der Infrastruktur und Entwicklungspotenziale wird darin Folgendes festgehalten: 274 » Vor allem in die Reviere mit hoher bzw. sehr hoher touristischer Bedeutung soll investiert werden; das wären Mecklenburg- Vorpommern, Brandenburg, Berlin sowie als Lahnanrainer auch Hessen und Rheinland-Pfalz. » Aufwendige Maßnahmen sollen nicht stattfinden, sondern nur kleinere, flächendeckende Verbesserungen, wie die Errichtung von Liegeplätzen, Einsatzstellen sowie Bootsgassen und Bootsschleppen. » Aus Kostengründen sollen an nur wenig genutzten Wasserstraßen Schleusen stillgelegt bzw. abgebaut werden. Das bedeutet eine Umstellung auf motorlosen Wassertourismus, der mit weniger kostenintensiver Infrastruktur auskommt, wie Bootsgassen oder Umtragestellen (Portagen). Mit dem Abbau von Schleusen werden wichtige Voraussetzungen für Renaturierungsmaßnahmen geschaffen, wie sie das Bundesprogramm Blaues Band (→ Box) initiieren und umsetzen soll. » Die Maßnahmen des Wassertourismuskonzepts sieht man auch vor dem Hintergrund sich verändernder Zielgruppen. „Wegen des <?page no="158"?> 158 Deutsche Destinationen exemplarisch demografischen Wandels nimmt die Anzahl der Nutzer insgesamt ab. Hierbei wird der Anteil der motorlosen Freizeitnutzer (Kanuten an der Gesamtnutzerzahl in den nächsten Jahren deutlich steigen, weil die motorlosen Freizeitnutzer durchschnittlich jünger sind als die Motorbootfahrer.“ 275 Wissen | Blaues Band „Die Bundesregierung wird mit dem Bundesprogramm „Blaues Band“ besonders an diesen Nebenwasserstraßen in die Renaturierung von Fließgewässern und Auen investieren und damit neue Akzente in Richtung Natur- und Gewässerschutz, Hochwasservorsorge sowie Wassertourismus, Freizeitsport und Erholung setzen. Darüber hinaus werden auch im Kernnetz der Bundeswasserstraßen Renaturierungsprojekte verwirklicht, wenn sie mit den verkehrlichen Zielen vereinbar sind.“ 276 Von diesen Aktivitäten werden verschiedene Formen des Naturtourismus, wie beispielsweise das Rad- oder Wasserwandern, profitieren, nicht nur durch eine Verbesserung der Infrastruktur für die spezifischen Bedürfnisse, sondern auch durch eine Bewahrung und Förderung der biologischen Vielfalt, die das Naturerlebnis verstärken wird. Auch kann man diese Maßnahmen als eine Anpassung an Folgen des Klimawandels oder als Vorsorge verstehen, denn durch natürlichen Wasserrückhalt und das Einrichten von Überschwemmungsgebieten werden flussnahe Bereiche und somit u. a. auch die touristische Infrastruktur geschützt. Beim Tourismusverband Sachsen-Anhalt hat man das Blaue Band als eine seiner Markensäulen aufgestellt, um den Wassertourismus zu fördern. Dabei kann man die geographische Gunst des Bundeslands ausnutzen, denn das schiffbare Gewässernetz verbindet nicht nur Mitteldeutschland mit Berlin und Brandenburg, sondern auch mit den Nachbarstaaten Tschechien sowie Polen und besitzt Wasserstraßenanbindungen an die Ostsee und die Nordsee. Als Kerngebiet der Region Blaues Band sieht man die Elbe mit ihren wichtigsten Neben- <?page no="159"?> Wie Touristiker reagieren 159 flüssen Saale und Unstrut sowie den Mittelland- und Elbe-Havel- Kanal. Hinzu kommen eine Reihe von Seen. 277 Für den organisatorischen Rahmen und die konkrete Arbeit an den Gewässern Sachsen-Anhalts wurde 2002 der Verein Blaues Band e. V. gegründet. Zu den Zielen des Vereins gehören neben der Koordinierung der kommunalen und privaten Interessen auch die Förderung der wassertouristischen Infrastruktur, die Vernetzung der Angebote mit den landseitigen touristischen Attraktionen und die Unterstützung der gemeinsamen Vermarktung von Produkten des Blauen Bands. 278 Für die Bedürfnisse der Touristen pflegt man ein Informationsportal zu den Flüssen und Kanälen in Sachsen-Anhalt. Auen als Ziele eines Tourismus mit kleinem Klimafußabdruck Die Auenlandschaften, die durch die Renaturierungsmaßnahmen des Blauen Bands vergrößert werden, sieht der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) auch als noch weitgehend schlummerndes touristisches Potenzial. Der hohe ökologische Wert der Auen ist auch in Zeiten des Klimawandels und seiner Extremwetter gefordert: Die in Mitteleuropa an Pflanzen- und Tierarten reichsten Ökosysteme binden in ihren Pflanzen und Böden Kohlenstoff. Zusätzlich leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz und wirken als natürliche Klärwerke und Filter mancher Schadstoffe, die im Grundwasser und in den Niederschlägen transportiert werden. Dieses ins allgemeine Bewusstsein zu rücken und damit mehr Fürsprecher für intakte und ausreichend große Auen zu gewinnen, wäre eine Aufgabe, zu der Tourismus ebenso seinen Teil beitragen kann. Aber auch der Mensch, der gestresste Zeitgenosse unserer Tage, kann in den Auenlandschaften Ruhe und Entspannung finden - „Wellness für die Seele“ - und sich auf verschiedenen Arten darinnen bewegen, sei es auf dem Land als Spaziergänger, Wanderer oder Radfahrer, sei es auf dem Wasser mit Booten, die er mit eigener Muskelkraft bewegt. Zum einen ist die Mobilität vor Ort damit ausgesprochen arm an Emissionen, zum anderen kann auch die An- und Abreise mit günstiger Ökobilanz erfolgen, wenn Auen in der Nähe aufgesucht werden. Das Beispiel des Auwalds Leipzig 279 zeigt, dass <?page no="160"?> 160 Deutsche Destinationen exemplarisch dies sogar im Stadtgebiet und der näheren Umgebung möglich ist, die an den ÖPNV angeschlossen ist. Wissen | Das LeipzigBoot „Um die empfindlichen Ökosysteme der Gewässer zu schützen, wurde das umweltverträgliche „Leipzig-Boot“ entwickelt. Dieses verfügt über einen emissionsarmen Antrieb und geringeren Tiefgang, wodurch die Wellenbildung abgemildert und die Uferbereiche weniger belastet werden. Das „LeipzigBoot“ existiert in zwei verschiedenen Ausführungen: Typ I ist für Familien zwischen vier und sechs Personen gedacht, während Mehrpersonenboote des Typs II Platz für Gruppen bis zu 18 Personen bieten. Nach einer erfolgreichen Testphase und einer Übergangsregelung für den Bootsbestand sollen nur noch Motorboote eine wasserrechtliche Genehmigung erhalten, die die Kriterien des „LeipzigBoots“ erfüllen.“ 280 Neben dem Aspekt der Erholung und dem Naturerlebnis, spielen das Lernen und sich daraus entwickelnd die Bewusstseinsbildung über den Wert der Natur eine wichtige Rolle. Zu der üblichen touristischen Infrastruktur von Wegen, Aussichtspunkten, Informationstafeln in der Landschaft gehören inzwischen auch multimediale Angebote zur Informationsvermittlung dazu, wie die entsprechenden Apps fürs Smartphone. Im Leipziger Auwald vermittelt man auf einem 4 km langen Rundweg an 13 Stationen mit Hörbeiträgen, Bildern und Videos Wissenswertes zum Ökosystem. Im UNESCO Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe bietet der BUND eine App für eine 26 km lange Auenerlebnis-Tour rund um die Hohe Garbe. Mit dieser App, die einmal heruntergeladen auch ohne Internetverbindung in der Landschaft funktioniert, wendet man sich an Radfahrer. An 17 Stationen erfahren sie mit Hörtexten, Karten, Videos und Fotos einiges über Natur, Kultur und Geschichte an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Der Bezug zur Landschaft wird bei dieser App noch enger, die Einblicke noch tiefer, denn einige Einheimische kommen mit O-Tönen zu Wort, mit ihnen kann man <?page no="161"?> Wie Touristiker reagieren 161 virtuell/ analog die Region kennenlernen. Für die mitradelnden Kinder gibt es auf dieser App Aufgaben und Rätsel. 281 Große Herausforderungen in diesen sensiblen Ökosystemen sind für den Bereich Tourismus wie Naherholung das Management und besonders die Besucherlenkung. Für die touristische Inwertsetzung von Auenlandschaften gibt der BUND 282 eine praxisbezogene Checkliste zu den Aspekten Erlebbarkeit, Zielgruppenorientierung, Besucherlenkung, Infrastruktur, Mobilität, Vermarktung und Vertrieb, Qualität, Nachhaltigkeit und naturschutzrechtliche Anforderungen, Sensibilisierung und Umweltbildung sowie Kooperation. Premiumradweg EnergieRoute Aller-Leine-Tal Wissensvermittlung rund um die Energie hat man im Aller-Leine- Tal, das sich zum Ziel gesetzt hat, eine 100% Erneuerbare EnergieRegion+ zu werden, 2006 auch in eine Themenroute für Radwanderer gepackt: die EnergieRoute Aller-Leine-Tal. Bei der Streckenführung wurde nicht beim Punkt Null angefangen, sondern sie wurde auf den Premiumradweg Aller-Radweg gelegt. Damit profitiert die Energie- Route von der Infrastruktur des Premiumwegs. Finanzielle Unterstützung gab es für das Projekt von der Gemeinschaftsinitiative LEADER+ der Europäischen Union und Bingo-Lotto der Umweltlotterie der Niedersächsischen Lottostiftung. Auf der rund 100 km langen Strecke zischen Celle und Verden bieten 44 Energiestationen Informationen, dabei gibt es nicht nur Wissenswertes rund um erneuerbare Energien, über Erdwärme, Holz, Sonne, Wind, Wasser sowie Biomasse und Besichtigungsmöglichkeiten von Wasserkraftwerken, Solaranlagen und anderen modernen Einrichtungen, sondern auch Wissenswertes über traditionelle Energien wie von historischen Windmühlen und über spirituelle Energien und Impulse bei Kirchenbesichtigungen am Wegesrand. Als Attraktionen aus der Moderne kann man im Sommer an Wochenenden mit der Solarfähre Otersen-Westen 283 über die Aller setzen oder auch eine Solarbootfahrt auf dem Fluss buchen. 284 <?page no="162"?> 162 Deutsche Destinationen exemplarisch 5.3 Mittelgebirge - Problemwälder machen kreativ Deutsche Mittelgebirge und Wald - die gehören zusammen. Sie bilden gemeinsam eine attraktive Kulisse bzw. Sportarena für diverse Freiluftaktivitäten, allem voran das Wandern und Radwandern sowie - wenn Petrus und Frau Holle mitspielen - auch für winterliche Fortbewegungsarten auf Brettern oder Kufen. Doch Orkane wie beispielsweise Lothar 285 und Kyrill 286 sorgten auf ihren Bahnen u. a. für starke Waldschäden; zudem setzen sommerliche Hitze- und Dürreperioden den Wäldern vermehrt zu, der Borkenkäfer und andere Schädlinge finden ideale Lebensbedingungen und tragen ihren Teil zur Waldzerstörung bei. Die Kreativität mancher Forstleute und Touristiker machte aus der Not eine Tugend und man nutzte die Waldschäden und den anstehenden Waldumbau als Grundlage für neue Themenwanderwege. Der Harz - ein traurig-schönes Beispiel Mit seiner exponierten Lage steht der Harz bei entsprechender Windrichtung buchstäblich in der ersten Reihe; Sturmschäden und Auswirkungen von Extremwetterlagen sind garantiert. „Im Januar ähneln die Temperaturen des Hochharzes denen Nord-Islands, im Juli denen des nördlichen Eismeeres. Mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 3,5 °C auf dem Brocken liegt man deutlich unter dem Durchschnittswert von Deutschland mit ca. 9 °C. West- und Südwestwinde schwellen regelmäßig zu Orkanstärke an. Der Brockengipfel ist der nebeligste Ort Deutschlands (mehr als 300 Tage im Jahr) und bringt es nicht selten auf 1.800 mm Niederschlag/ Jahr in Form von Regen und Schnee.“ 287 Der neueste Ausstellungsteil im Brockenhaus beschäftigt sich mit den Spuren des Klimawandels im Harz. 288 Interaktiv und erlebnisorientiert nach den neuesten Möglichkeiten der Museumspädagogik werden die Themen präsentiert. Diese schon „normalen“ extremen Wetterverhältnisse im Harz können durch die Erscheinungsformen des Klimawandels noch verstärkt werden und belasten den Wald zusätzlich. Sie stellen aber auch den <?page no="163"?> Wie Touristiker reagieren 163 Tourismus vor besondere Herausforderungen, so dass auf der Homepage gewarnt wird: „Ungestümes Brockenwetter unbedingt einplanen! “ Man möge sich unbedingt vorher über die aktuelle Wetterlage und mögliche Unwetterwarnungen informieren, aber auch der Blick auf die aktuelle Lage mit Warnungen vor dem Betreten der Wälder, eventuellen Waldsperrungen und Aufräumbzw. Reparaturarbeiten nach den letzten Stürmen gehören zur Vorbereitung eines Harzbesuchs. Solche extremen Bedingungen und Folgen von Naturereignissen bieten aber auch reichlich Stoff für neue Themenwege. So hat das Management des Nationalparks Harz einige Wanderwege anlegen lassen, die die aktuellen Ereignisse und Entwicklungen rund um den Wald - nicht nur für dieses Mittelgebirge - dem Besucher anschaulich machen. 289 Zu den acht Natur-Erlebnispfaden gehört u. a. der Borkenkäferpfad, der erste dieses Themas in Norddeutschland. „Auf den Spuren eines kleinen Rüsselkäfers mit großem Appetit“ wird deutlich gemacht, dass die Waldschäden, die er vor allem in den Fichtenbeständen verursacht, auch wieder eine Chance für die Wälder sind, sich zu regenerieren. Aus dem Totholz der Fichtenmonokultur entwickelt sich ohne das Zutun des Menschen ein standortgerechter Mischwald. Dies können die Besucher didaktisch mit Infotafeln aufbereitet mitverfolgen. Der Borkenkäferpfad ist dabei ein Lehrpfad auf Zeit, denn in einigen Jahren wird die Natur die geschädigten Flächen mit einer neuen Pflanzengesellschaft zurückerobert haben. <?page no="164"?> 164 Deutsche Destinationen exemplarisch 14 | Zum Borkenkäferpfad gehören auch die Fernsichten auf großflächige Sturmschäden. Auf den Höhen haben nur einzelne Bäume dem Orkan standhalten können; sie ragen als „Ruinen“ aus dem jungen Wald. Als „Appetithäppchen“ für eine Einführung in die natürlichen Prozesse eines Waldes kann man den gerade einmal 180 m langen Wald- Wandel-Weg am Schubenstein (ca. 1,5 km vom Nationalpark Besucherzentrum TorfHaus entfernt) nutzen. Auf einem Bohlenweg lässt sich der Mikadowald - eine Windbruchfläche - entdecken; so man kann beispielsweise ungefährdet den Wurzelteller einer umgestürzten Fichte von seiner Unterseite betrachten und feststellen, dass sich hier schon die nächste Baumgeneration mit kleinen Ebereschen, Birken und Weiden entwickelt. Es wird ein „Urwald von morgen“, der deutlich machen wird: Der Harz ist von Natur aus ein Laubwaldgebirge und der Mensch legte die Fichtenmonokulturen an, weil er die schnell und gerade wachsenden Hölzer für den Bergbau brauchte. Eine Erlebnisführung mit Boris Borkenkäfer, einem als Käfer verkleideten Guide, kann den Waldwandel näherbringen. Dass naturbelassene Wälder gemäß dem Motto „Natur Natur sein lassen“ das Ziel eines Nationalparks sind, zeigt sich auch bei den Themenwegen Wildnispfad Altenau und dem Urwaldstieg. Der Wildnispfad macht anschaulich, dass der Wald des Harzes von Natur aus je nach Standort unterschiedliche Waldgesellschaften hervor- <?page no="165"?> Wie Touristiker reagieren 165 bringt. „Erkunden Sie Eichen-Buchen-Mischwald, Buchenwald, Buchen-Fichten-Mischwald, Bachauenwald, Fichten-Buchen-Mischwald, Wurzelteller und Quellbereiche, Windwurf und stehendes Totholz, Fichtenwald sowie den Lebensraum Waldlichtung“ 290 . Ein besonderes Erlebnis ist das Begehen dieses Pfades, denn er führt über Stiegen und Stufen durchs Unterholz, manchmal muss man auch über umgestürzte Bäume klettern, dann gibt es wieder einen Überblick von einer kleinen Aussichtskanzel in die Kronen der Jungbäume. Der Wald wurde für diesen Pfad nicht aufgeräumt, sondern das Wildniserlebnis auf verantwortbare wie sichere Weise ermöglicht. Ähnlich hat man auch den Urwaldstieg am Brocken angelegt, der ebenso mit Bohlenstegen, Brückchen und Aussichtspunkten durch den Wald führt. Der Name Urwaldstieg weist darauf hin, dass man sich hier in einer ursprünglichen Waldgesellschaft des Harzes befindet: In der Höhenlage von ca. 900 m NN ist der Fichtenwald - hier genauer ein Reitgras-Fichtenwald im Quellgebiet der Ilse - die natürliche Vegetation. Entspanntes Radeln für die Familie im Mittelgebirge - auch ohne E-Bikes Schon vor der Erfindung und Verbreitung elektrisch angetriebener Fahrräder konnte die Eifel mit bequemen Radwegen nicht nur die Täler abwärts, sondern auch mit solchen quer durch die Mittelgebirgslandschaft aufwarten. Das Geheimnis hier: stillgelegte Eisenbahntrassen. In der Regel „leicht“ und „familienfreundlich“ geht es hier höchst nachhaltig und emissionsarm durch die Berglandschaft. 291 Ein Beispiel ist der Maare-Mosel-Radweg, der mit 58,5 km von Daun nach Bernkastel-Kues führt und dabei vom Radfahrer nur 340 Höhenmeter aufwärts abverlangt. Es rollen lassen ist dann auf mindestens 640 Höhenmetern abwärts angesagt. Bei solchen Höhenunterschieden auf dieser Distanz lässt sich der Weg auch in umgekehrter Richtung von Genussradlern meistern. Für den Rückweg von dieser Streckentour - egal in welcher Richtung man sie radelt - gibt es in der Zeit vom 1. April bis 1. November einen RegioRadler Bus, der die Strecke zwischen Bernkastel-Kues und retour im Zwei-Stunden-Takt <?page no="166"?> 166 Deutsche Destinationen exemplarisch zwischen ca. 7 und 20 Uhr mit Zuganschluss am Hauptbahnhof von Wittlich fährt. An Wochentagen kann der RegioRadler in einem Anhänger bis zu 22 Fahrräder transportieren, an Samstagen, Sonn- und Feiertagen wird ein zusätzlicher Bus eingesetzt, der weitere 22 Fahrräder mitnehmen kann. 292 Zu den besonderen Attraktionen dieses recycelten Verkehrswegs zwischen Vulkaneifel und Moseltal gehören zwei Viadukte, vier Tunnel und zahlreiche Brücken, die der Radwanderer auf seiner Tour nutzt. Auch für Inlineskater eignet sich der durchgehend asphaltierte Weg. Nachhaltige Mobilität für den Ausflug und Kurzurlaub wird in der Eifel mit dem Konzept der Rad- und Wanderbahnhöfe Nordeifel geboten. 293 Der Kreis Euskirchen in Kooperation mit dem Kreis Düren verfolgt dabei die Idee, Bahnhöfe und Haltepunkte mehrerer Bahnen (die Strecken der Eifel-Bahn, Voreifel-Bahn, Oleftalbahn, Bördebahn sowie den Bahnhof Düren und den Haltepunkt Vettweiß) auf die Bedürfnisse von Wanderern und Radfahrern auszurichten und attraktiv zu machen. Die wesentlichen Arbeiten für das Projekt wurden 2012 bis 2015 durchgeführt; finanzielle Förderung gab es vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung der Europäischen Union sowie dem Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen. Zu den Zielen des Projekts gehörte es, den Gästen die Tourenmöglichkeiten von den Rad- und Wanderbahnhöfen sichtbar zu machen, sie teilweise auch erst einmal an die Bahnhöfe und bestehende Wege anzubinden und Informationen darüber zu geben. Wissen | Neue Informations- und Serviceelemente an den Rad- und Wanderbahnhöfen » „Info-Stele mit allen Rad- und Wanderwegen, die ab dem jeweiligen Bahnhof erreichbar sind » Wanderbank » Design-Fahrradständer » Fahrrad-Luftpumpe (fest installiert) <?page no="167"?> Wie Touristiker reagieren 167 » Info-Terminal mit Internetzugang zu touristischen Seiten der Region » Hinweisbeschilderung zu den Ausstattungselementen und zu den Rad- und Wanderwegen“ 294 An 19 der ursprünglich 26 geplanten Bahnhöfe konnte diese Aufwertung schließlich realisiert werden. Einige Kommunen machten angesichts der Kosten für die Pflege und Instandhaltung der Elemente nach dem Ende der Projektförderung einen Rückzieher. „Darüber hinaus schätzten die Vertreter an den Bahnhöfen in ihren Kommunen die Vandalismusgefahr - im Vergleich zu den restlichen Projektbahnhöfen - sehr viel höher ein und verzichteten daher auf die Anbringung der im Projekt geplanten Elemente.“ 295 Ein breites Angebot an Informationen im Internet und in Printmedien für die Touren, die durch die Rad- und Wanderbahnhöfe erschlossen werden, wurde erstellt. Im Rahmen des Projekt wurden auch neue Wanderwege mit einem Minimum an Aufwand angelegt, wie beispielsweise der ca. 222 km lange EifelBahnSteig. Grundidee war, mit Anschluss an die zehn Bahnhöfe der Eifel-Bahn Wanderrouten zu konzipieren, die auf die üblichen Wegweiser und Markierungen verzichten und gleichzeitig eine optimale Anbindung an den ÖPNV bedeuten. GPS-Daten sollen die Wanderer an ihr gewünschtes Ziel bringen, von der Internetseite, wie beispielsweise von der ersten Etappe des EifelBahnSteigs von Euskirchen nach Satzvey 296 gibt es weitere Informationen zur Wegbeschaffenheit einzelner Abschnitte, ein Höhenprofil der gesamten Etappe, eine Wegbeschreibung, diverse Downloadmöglichkeiten der Tourenbeschreibung, exakte Nennung von „klassischen“ Wanderkarten des Eifelvereins zu dieser Strecke und noch einen Hinweis auf einen Geocache, der auf dieser Etappe ausgelegt wurde. <?page no="168"?> 168 Deutsche Destinationen exemplarisch Wissen | Ein bisschen Abenteuer oder volles Vertrauen ins GPS „Der EifelBahnSteig verläuft zu einem großen Teil auf naturbelassenen Wegen, die keine Markierungen tragen; kleine Pfade, einsame Passagen und häufige Richtungswechsel werden bevorzugt. Diese Wege können aufgrund ihres Naturcharakters im Sommer zum Teil mit hohen Gräsern bewachsen oder nach starken Regenfällen auch matschig und zerfurcht sein. Dafür ist der Streckenverlauf allerdings außergewöhnlich schön und führt in Regionen, die von den herkömmlichen Wanderrouten häufig nicht berührt werden.“ 297 KlimaTour Eifel macht nachhaltige Mobilität attraktiv Die Förderung und Einbindung des ÖPNV in das touristische Geschehen gehört auch jenseits des Projekts der Rad- und Wanderbahnhöfe Eifel zur Strategie der Destination - eingebettet in das umfassendere Konzept der KlimaTour Eifel. 298 Dieses Projekt wurde im landesweiten Wettbewerb Erlebnis NRW - Die besten Ideen für Tourismus und Naturerlebnisse in NRW als förderfähiges Projekt ausgewählt. Mit Mitteln der EU, des Wirtschaftsministeriums NRW, der Städteregion Aachen sowie den Kreisen Düren und Euskirchen konnte das Projekt in den Jahren 2013 bis 2016 unter der Koordination des Projektmanagements des Naturparks Nordeifel durchgeführt werden. Mit diesem Netzwerk sollen Klimaschutz und Tourismus in der Region des Naturparks gemeinsam gefördert werden mit dem Projektziel, den CO 2 -Fußabdruck für den Urlaub in der Eifel zu reduzieren. Als wichtiges Ausflugsziel für die Regionen Aachen und die Rheinschiene Bonn, Köln und Düsseldorf betreffen die Maßnahmen auch den Tagestourismus. Auf die verschiedenen Maßnahmen, dieses Netzwerk zu entwickeln, soll hier nicht eingegangen werden, dafür aber auf konkrete Angebote und Empfehlungen, die CO 2 - Einsparpotenziale für einen Ausflug oder Kurzurlaub in der Nordeifel auszuschöpfen. <?page no="169"?> Wie Touristiker reagieren 169 Da die An- und Abreise sowie die Mobilität vor Ort den mit Abstand größten Anteil am CO 2 -Ausstoß ausmachen - bei einem gesamten CO 2 -Fußabdruck für den Tourismus in der Nordeifel 2013 von 250.000 t CO 2 / Jahr gehen ca. 170.000 t auf das Konto der Mobilität - war hier der größte Handlungsbedarf. Es galt, die Nutzung des ÖPNV attraktiv und konkurrenzlos zum privaten PKW zu machen. Im Januar 2014 startete die Aktion mit den ersten 18 Hotelbetrieben. Mindestens eine Übernachtung ist Voraussetzung, dieses Gästeticket für die freie Fahrten in den Verkehrsverbünden AVV (Aachener Verkehrsverbund) und VRS (Verkehrsverbund Rhein-Sieg) zu bekommen. Dabei sind auch An- und Abreise für Gäste aus diesen beiden Verkehrsverbünden einbegriffen, wenn sie von ihrem Gastgeber bereits vor der Anreise das PDF ihres Gästetickets erhalten haben. 2016 wurden die Leistungen des Gästetickets erweitert. Als Gäste- Card Erlebnisregion Nationalpark Eifel sind nun auch Rabatte auf Eintrittspreise für Sehenswürdigkeiten und Freizeiteinrichtungen in der Region eingeschlossen. Neu hinzu kamen inzwischen der Nationalpark Shuttle (seit 2017 mit Biogas angetrieben), der Eifelsteig Wanderbus sowie ein Fahrradbus. Der AVV bringt nicht nur von Ende März bis Ende Oktober Radwanderer in die Eifel, sondern er hat auch Radtouren unterschiedlicher Längen und Anforderungen entlang der Flüsse Rur, Kall und Urft ausgearbeitet, die er mit einem Flyer und natürlich auch im Internet kommuniziert. Dank der Routenangaben nach dem niederländischen Knotenpunktsystem passen elf Tourenvorschläge auf den Flyer. Diese Radtouren beginnen und enden selbstverständlich an den Haltestellen des Fahrradbusses oder an den Bahnhöfen der Rurtalbahn. Daneben weist der AVV darauf hin, dass der Verkehrsclub Deutschland sowie der Allgemeine Deutsche Fahrradclub in diesem Gebiet und von den Anschlüssen an den ÖPNV auch Touren führt. Weitere Einspartipps für CO 2 -Emissionen 299 neben der Mobilität und den Empfehlungen „Urlaub vom Auto: ohne Stress und Stau anreisen“ und „Umsteigen auf Busse und Bahnen: Mit dem Gästeticket flexibel unterwegs ohne Parkplatzsuche und -gebühr“ gibt die klimabewusste Destination natürlich auch für den Aufenthalt. Diese Tipps beginnen mit dem Rat, „den Urlaub nah an sich heranzulassen: Auch <?page no="170"?> 170 Deutsche Destinationen exemplarisch die Eifel hat etwas zu bieten.“ Dann wird empfohlen, „Engagement belohnen: Klimafreundliche Unterkünfte und Betriebe mit Umweltsiegel zu wählen. Als wichtige Freizeit- und Urlaubsaktivitäten in der Nordeifel erlauben Wandern, Radeln oder Paddeln ‚ein echtes Naturerlebnis und viele authentische Begegnungen am Wegesrand.“ Nicht nur im Hinblick auf den Energieverbrauch rät man den Gästen, mal richtig abzuschalten und „elektrischen Geräten, wie dem Handy einfach mal eine Pause gönnen und die Natur und die Fernblicke in der Eifel zu genießen.“ Für kulinarische Genüsse möge der Gast aber nicht in die Ferne schweifen: „Produkte der Regionalmarke EIFEL besitzen eine bessere Energie- und CO 2 -Bilanz“. Wie sich die Umsetzung dieser Empfehlungen auf den Klimafußabdruck auswirken, kann der Gast auch gleich auf der Homepage ausrechnen lassen. 300 Wer schon auf optimierte Urlaubsangebote zurückgreifen möchte, hat unter dem folgenden Link die Qual der Wahl: http: / / www.klimatour-eifel.de/ besuchen/ klimafreundliche-pauschalen/ E-Mobilität stört kein Schwarzwaldgeflüster Die Chancen, leise Töne im Schwarzwald zu hören, sind bei diesem Angebot aus Bad Liebenzell tatsächlich etwas größer als für die meisten Gäste üblich. Schließlich steckt in der Pauschale Schwarzwaldgeflüster als nachhaltiges Fortbewegungsmittel, wenn man in dieser Mittelgebirgslandschaft nicht auf die eigene Muskelkraft setzen möchte, ein im Preis inbegriffenes Elektroauto. Drei Tage kann man damit individuell und flexibel die Region erkunden und die weiteren Leistungen, die zu dem Pauschalangebot gehören, in Anspruch nehmen und in sein Tourenprogramm einbauen, wie den freien Eintritt in den Baumwipfelpfad Schwarzwald und nach dem Motto „Pack die Badehose ein! “ eine Wellnesspause in der Paracelsus- Therme Bad Liebenzell. Drei Übernachtungen mit regionalem Frühstück, ein Naturparkwirt-Abendmenü sowie als eine Tagesverpflegung Schwarzwald-Rucksack mit regionalen Köstlichkeiten sorgen für Stärkungen mit einem relativ kleinen ökologischen Fußabdruck. 301 <?page no="171"?> Wie Touristiker reagieren 171 Das Angebot, entspannt im Urlaub einmal ein Elektroauto auszuprobieren, richtet sich hauptsächlich an die Zielgruppe der Fahrer von Benzinern und Dieselautos. Ihnen werden schon auf der Homepage und damit vor der Buchung des Schwarzwaldgeflüsters eine Gebrauchsanweisung samt konkreten Tipps für die wichtigste aller Fragen in diesem Zusammenhang gegeben: Wo finde ich Elektrotankstellen im Schwarzwald, aber auch außerhalb dieser Region? Zwei Internetseiten werden dazu angeboten, damit die Touren nicht nach 120 bis 150 km irgendwo in der schönen Landschaft ein unerwünschtes vorzeitiges Ende finden. Sicherlich ein Pluspunkt für die erste Annäherung an das Fahren mit einem Elektroantrieb ist der Hinweis auf den Lade-Chip der ENCW: Damit kann der Feriengast zu jeder Zeit an allen Ladesäulen dieses Stromversorgers kostenlos an die nötige Energie kommen. Für Neulinge im Bereich der E- Mobilität gibt es noch den Hinweis, dass man Ladezeiten einplanen muss. Die zur Verfügung stehenden Autos haben nach maximal einer Stunde wieder 80 % ihrer Akkuleistung und dann steht der „Freude beim lautlosen und super umweltfreundlichen Fahren durch die wunderschönen Täler und Höhen, die der Nördliche Schwarzwald zu bieten hat“ 302 nichts mehr im Wege. Schon der Name E-Mobil Paket verrät, dass die Touristiker im nördlichen Schwarzwald ihren Gästen mit weiteren Angeboten nachhaltige Mobilität mit den Freiheiten eines eigenen PKW schmackhaft machen wollen. Hierbei steht ein zeitlich kürzeres Ausprobieren der Elektromobilität im Vordergrund: Man kann stundenweise, aber auch für einen oder zwei Tage preisgünstig ein Elektroauto mieten (Miete für 5 Stunden 19 Euro oder für zwei Tage 59 Euro) und als Anregungen für Ziele von Touren gibt es zur Auswahl einige Gutscheine für freie Eintritte in Sehenswürdigkeiten und Thermen der Region. 303 Eine dritte Variante, um in Elektromobilität hineinzuschnuppern, ist die Pauschale Stadtflucht. Sie umfasst zwei Tage Leihwagen, eine Übernachtung inklusive Frühstück wahlweise in einem 3-Sterne- Landhotel oder 4-Sterne-Wellnesshotel sowie eine kleine Auswahl an Erlebnisgutscheinen, wie sie auch zu den beiden anderen Angeboten gehören. 304 <?page no="172"?> 172 Deutsche Destinationen exemplarisch Kostenlos im Schwarzwaldurlaub mit Bussen und Bahnen in einer großen Region unterwegs - nur nicht für Fiffi Für diese Möglichkeit einer nachhaltigen Mobilität im Schwarzwald steht seit 2006 der Begriff KONUS. Er setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben KOstenlose NUtzung des ÖPNV im Schwarzwald. Ganz kostenlos ist die KONUS-Gästekarte als ein „übergreifendes Angebot der Verkehrsverbünde in Zusammenarbeit mit der Schwarzwald-Tourismus-Gesellschaft (STG) und inzwischen 147 Urlaubsorten“ 305 streng genommen doch nicht, denn auf die Kurtaxe wird ein zusätzlicher kleiner Aufschlag erhoben. Ungeachtet dessen ist diese Gästekarte ein höchst attraktives Angebot zur dann kostenfreien Nutzung aller Busse und Bahnen (2. Klasse) der teilnehmenden Verkehrsverbünde sowie der Straßenbahnen und Busse der Städte Freiburg und Karlsruhe für den Zeitraum des Aufenthalts im Schwarzwald. Bei der Nutzung der KONUS-Karte sind zum einen ICE-, IC-, EC- und ECE-Verbindungen sowie Bergbahnen ausgeschlossen, der Transport von Tieren und Fahrrädern ist nicht im Preis inbegriffen und zum anderen können Betriebe, wie Jugendherbergen und Kliniken, die von der Abgabe von Kurtaxenbeiträgen befreit sind, die KONUS-Karte nicht ausstellen. 306 Die KONUS- Gästekarte gibt es beim Check-in im Urlaubsort - aktuell bei ca. 11.000 Betrieben - und gilt damit nicht für den letzten Teil der Anreise, wohl aber für den Beginn der Heimreise, der noch durch das Verbundgebiet von KONUS führt. Neben der umweltfreundlichen Mobilität gehören auch noch weitere Vergünstigungen dazu, wie sie bei Gäste-Cards häufig eingeschlossen sind (z. B. ermäßigte oder freie Eintritte). Um die Vorteile der KONUS-Karte in das Bewusstsein der Gäste zu bringen, wenden sich Destinationen wie Bad Herrenalb beispielsweise auf der Homepage mit einem Video an Kinder, um ihnen die Vorteile und Möglichkeiten schmackhaft zu machen. Gleichzeitig gibt es auf dieser Seite der Homepage Tourenvorschläge mit dem ÖPNV und natürlich die betreffenden Fahrpläne als PDFs. Auf den ersten Blick sieht der Gast, dass er mindestens in einem Gebiet zwischen Karlsruhe, Pforzheim und Baden-Baden unterwegs sein kann. 307 Im Süden stellt Basel den letzten Bahnhof im Gültigkeitsbereich dar, am <?page no="173"?> Wie Touristiker reagieren 173 Ostrand des Schwarzwalds ist es eine Linie von Weil der Stadt über Trossingen, Donaueschingen bis ins Rheintal parallel zur deutschschweizerischen Grenze. 308 Orkanschäden mit 20-jährigem Jubiläum unverändert attraktiv Zu den Erlebniswegen der ‚ersten Stunde‘ durch Sturmschäden gehört der Lotharpfad im Nationalpark Schwarzwald. 2003 wurde der 900 m lange Pfad durch eine rund 10 Hektar große Windbruchfläche angelegt, für die Orkan Lothar am 2. Weihnachtstag 1999 gesorgt hat. Heute gehört der Lotharpfad zu den beliebtesten Wegen im 2014 gegründeten Nationalpark. Eine Zählschranke am Lotharpfad lässt schätzen, dass zwischen 80.000 und 100.000 Personen jährlich diesen Spaziergang unternehmen, an einzelnen Tagen sind es bis zu 1.000 Besucher. Der Erlebnisweg 309 ermöglicht es, über Stege, Leitern, Treppen, Hochsitze und eine Aussichtsplattform die Fläche des einstigen Mikadowalds aus verschiedenen Perspektiven zu erleben. Durch die Gestaltung des Wegs mit seinen hölzernen Bauten ist der Lotharpfad nicht für jedermann zu begehen - für Familien mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer eignet er sich nicht und auch nicht für mobilitätseingeschränkte Personen, die Probleme bei Leitern und Treppen haben; für Radfahrer ist er gänzlich verboten. Nach mehr als 20 Jahren können die Besucher inzwischen gute Einblicke in die Natur bekommen, wie diese sich von einem solchen katastrophalen Ereignis ohne Eingriffe des Menschen entwickelt. Also, welche Baumarten sich angesiedelt haben, welche Pflanzen das Unterholz bilden und welche Tiere einen neuen Lebensraum gefunden haben. Bei den Führungen von Rangerinnen und Rangern des Nationalparks wird deutlich, so Charly Ebel, Leiter des Fachbereichs Besucherinformationen im Nationalpark Schwarzwald, dass das große Interesse der Besucher keineswegs eine Art „Katastrophentourismus“ sei. Die Menschen begeistern sich für die wilderen Strukturen, die sie auf sicherem Weg erleben können - so zum Beispiel das gefahrlose Betrachten des Wurzeltellers eines umgestürzten Baumes <?page no="174"?> 174 Deutsche Destinationen exemplarisch von unten. So lässt sich der Bildungsauftrag des Nationalparks zum Aspekt Natur Natur sein lassen sehr anschaulich umsetzen. 15 | Der Lotharpfad führt durch den von Orkan Lothar verwüsteten Wald - ohne dass dieser dafür „aufgeräumt“ wurde. Dadurch gibt es neue Einblicke in die Natur. Natürlich ist der Ausgangspunkt des Lotharpfads nicht nur per Auto und Wanderparkplatz zu erreichen. Der Lotharpfad besitzt auch eine Bushaltestelle an der Schwarzwald-Hochstraße (B 500), die werktags von der Linie 12 der Verkehrsgemeinschaft Freudenstadt und an Sonn- und Feiertagen von der Linie F 2 angefahren wird. Kurtaxe trägt zum Erhalt des charakteristischen Landschaftsbilds bei Landschaft erklären und den Blick der Touristen schärfen, kann auch außerhalb von Nationalparks und ihrem verpflichtenden Bildungsauftrag ein Thema sein. Im Münstertal des südlichen Schwarzwalds leisten die Gäste mit ihrer Kurtaxe einen Beitrag zum Erhalt eines typischen Elements der Kulturlandschaft des Schwarzwalds - genau- <?page no="175"?> Wie Touristiker reagieren 175 er den baumlosen Bergkuppen, die traditionell als Weiden und Wiesen für die Futtergewinnung genutzt werden. Wissen | „Warum gibt es bei uns auf den Bergkuppen und -kämmen so viele blumenbunte Wiesen und Weiden? Was ist das Besondere im Südschwarzwald? Ganz sicher der Reichtum an Wiesen und Weiden hoch oben auf den Bergkämmen und -kuppen. Das hängt mit der Kulturgeschichte unserer Region zusammen, die lange Zeit von der sogenannten Allmende geprägt war. Darunter versteht man Flächen, die von der Allgemeinheit gemeinschaftlich genutzt werden durften, ohne dass dies an besondere Eigentumsrechte gekoppelt war. Die typische Nutzung war dann jahrhundertelang die gemeinschaftliche Beweidung. Vereinzelt wurde aber auch Futter durch Mahd gewonnen. Da die Allmendfläche in der Regel weit entfernt von den zerstückelten Besitzflächen rund um die Orte war, erstreckten sie sich hinauf auf die Berge. Und das ergab dann über die Jahrhunderte hinweg ein Mosaik aus offenen Weideflächen, welches wir hier im Münstertal unter anderem dank Ihnen recht gut erhalten konnten. Dank Ihnen, weil ein Teil der von Ihnen gezahlten Kurtaxe in die Offenhaltung der Weideflächen gehen darf.“ 310 Egal, ob es nun die Auswirkungen des Klimawandels sind oder „nur“ der Strukturwandel in der Landwirtschaft, Anpassungsstrategien im Wirkungsgefüge Klimawandel - Tourismus - Biodiversität im Schwarzwald 311 werden in der Ferienregion Münstertal-Staufen den Touristen gegenüber kommuniziert (→ Box); zum einen auf der Website und zum anderen anschaulicher bzw. konkreter im Gelände durch die Erklärungen von Wanderführer*innen. So ein Fazit von Thomas Coch, Geschäftsführer der Tourist-Information Münstertal: „Noch spielen Anpassungsstrategien an den Klimawandel im touristischen Tagesgeschäft einer typischen Schwarzwaldgemeinde eine eher untergeordnete Rolle. Das Beispiel Münstertal möchte zeigen, dass sich eine frühe Weichenstellung in der stra- <?page no="176"?> 176 Deutsche Destinationen exemplarisch tegischen Ausrichtung vor Ort vermitteln und umsetzen lässt und auch keineswegs als Hemmnis, sondern als Chance für die Zukunftssicherung angesehen wird. Die positiven Reaktionen unserer Gäste stimmen uns optimistisch.“ 312 5.4 Hochgebirge - Schneekanonen sind keine Dauerlösung Bevor in diesem Kapitel der Blick auf einige konkrete Angebote in den Destinationen um einen an den Klimawandel angepassten Tourismus gelenkt wird, soll der Fokus auf den Aufsatz von Bruno Abegg 313 gerichtet werden. Er befasst sich mit der ausbleibenden Anpassung im alpinen Wintertourismus. Relativiert, abgewiegelt und verniedlicht ABEGG fasst aus den zahlreichen Studien zum Themenkomplex Klimawandel und Tourismus in aller Unterschiedlichkeit ihre Ergebnisse in einer Kernaussage der Wissenschaftler zusammen: „Der Klimawandel ist eine ernstzunehmende Herausforderung, auf die mit Anpassung reagiert werden muss. In der Branche wird diese Aufforderung nicht gehört; von (vorausschauender) Anpassung ist kaum etwas zu sehen, und wenn angepasst wird (lies: beschneit), wird dies nicht mit dem Klimawandel begründet.“ 314 Fast die Hälfte der Studien befasst sich mit dem alpinen Wintersport und Wintertourismus, so dass in diesem Kapitel darauf eingegangen werden soll - aber der Transfer in andere Tourismusarten und Destinationstypen soll damit nicht ausgeschlossen werden! Welche Gründe, welche Einstellungen führen zur weitverbreiteten Ignoranz unter den Praktiker*innen in den Destinationen? ABEGG nennt folgende: 315 » „Viele Wintertouristiker sind dem Klimawandel gegenüber skeptisch eingestellt. Das Spektrum der Meinungen reicht von Zweifeln an der Validität der Forschungsergebnisse bis hin zur Verneinung des Phänomens Klimawandel. Einige stellen die natürliche <?page no="177"?> Wie Touristiker reagieren 177 Variabilität in den Vordergrund und negieren einen anthropogenen Einfluss auf das Klima. » Andere akzeptieren den Klimawandel und erwarten globale, aber keine lokalen Auswirkungen. » Und eine dritte Gruppe verweist auf die Unzulänglichkeiten der verfügbaren Forschung. Wichtigster Einwand hier: Die verwendeten Modelle sind zu grob, um den Realitäten der individuellen Skigebiete gerecht zu werden. Hinzu kommt, dass die langfristige Ausrichtung der Klimawandelforschung nicht mit den Planungshorizonten der Unternehmen übereinstimmt.“ Als Lösung Nr. 1 für die Herausforderungen des aktuellen sowie zukünftigen Wintertourismus und dem buchstäblich grundlegenden Problem der Schneesicherheit wird vielerorts die technische Beschneiung gesehen. „Die meisten Skigebietsbetreiber sind davon überzeugt, dass sie mit einer entsprechenden Weiterentwicklung der Beschneiung für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet sind [...]. Das Vertrauen in die Beschneiungstechnologie wird in der Branche denn auch kaum in Frage gestellt - kritische Stimmen kommen allenfalls von außen.“ 316 Probleme haben ohnehin eher die „Anderen“. Damit sind Betroffene außerhalb des Tourismus als auch weniger gut aufgestellte Konkurrenten im Skitourismus gemeint, selber bewahrt man das eigene gute Image. „Die meisten Skigebietsbetreiber hüten sich davor, allfällige Probleme mit dem Klimawandel auch nur anzudeuten. Denn das Eingeständnis allfälliger Probleme könnte zu negativen Folgen seitens der Politik, der Kreditgeber und der Touristen führen, und wer will schon als „Nestbeschmutzer“ oder gar „Totengräber“ der eigenen Branche dastehen.“ 317 So kommt ABEGG zu dem Schluss, dass der Klimawandel eine geringe Managementpriorität aufweise. „Wo relativiert, abgewiegelt und verniedlicht wird, fehlt der Wille zu einer ernsthaften Auseinandersetzung. Und deshalb findet vorausschauende Klimawandelanpassung auch nur selten Eingang in die mittel- und langfristige Planung der Skigebiete.“ 318 Dazu passt leider nur allzu gut eine Äußerung aus dem März 2020, die im Schlusssatz des Buches (siehe S. 194) zu lesen ist. <?page no="178"?> 178 Deutsche Destinationen exemplarisch Wissen | Kommunikation! Kommunikation! „Abschließend noch eine Bemerkung zur Kommunikation: Die Forschung ist gut darin, Herausforderungen zu identifizieren, macht aber nur selten Vorschläge, wie der Tourismus mit diesen Herausforderungen (und den sich allenfalls bietenden Chancen) umgehen soll. Wenn man weiter weiß, wie die Medien das beliebte Thema Schneemangel zuspitzen, ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Touristiker mit einer gewissen Zurückhaltung bzw. Ablehnung auf das Thema Klimawandel reagieren. Hier sind die Wissenschaftler bzw. die Pressestellen der Forschungseinrichtungen gefordert: mit einem stärkeren Engagement in der Kommunikation mit der Praxis.“ 319 Ein bewusstes Nein zum modernen Skibetrieb Die Devise „größer, weiter, schneller, mehr“ oder welche Ziele noch darin eingebunden sein mögen, muss nicht unbedingt zur Maxime für jede Destination, für jedes strategische Management erhoben werden. Es kann auch gerade beim Versuch, einen an den Klimawandel angepassten Tourismus aufzubauen, mit einer anderen Philosophie, mit anderen Leitbildern gehen. Mut, Optimismus und andere Qualitäten sind gefordert, sich gegen den Haupttrend zu stemmen. Dieser Wandel wird durchaus schon praktiziert, wie es das Bergsteigerdorf Ramsau im Nationalpark Berchtesgaden zeigt. <?page no="179"?> Wie Touristiker reagieren 179 Wissen | Zurück zur Natur! „Die Idee der Bergsteigerdörfer stammt aus Österreich, wo der Österreichische Alpenverein bereits 20 Dörfer mit dem Qualitätssiegel Bergsteigerdorf ausgezeichnet hat. Ein Bergsteigerdorf verschreibt sich ganz dem sanften Tourismus, fördert Naturschutz, Landwirtschaft und nachhaltige Entwicklung! So werden Kultur und Tradition des Alpenraumes bewahrt. Am 16. September 2015 wurde Ramsau vom Deutschen Alpenverein offiziell als erstes Bergsteigerdorf Bayerns ausgezeichnet.“ 320 Die Philosophie von Ramsau wird dadurch geprägt, seinen Gästen ein möglichst authentisches Bergerlebnis zu jeder Jahreszeit zu ermöglichen. „Um das Prädikat „Bergsteigerdorf“ zu erlangen, mussten wir uns nicht verbiegen. Sanfter Tourismus ist ein Synonym für Ramsau. Als Teil der Biosphärenregion Berchtesgadener Land, heilklimatischer Kurort und als Gemeinde mit einem großen Flächenanteil im einzigen Hochgebirgsnationalpark Deutschlands ist hier kein Platz für Schneekanonen, Massen- und Eventtourismus. Hier ist Platz für Bewegung aus eigener Kraft“ 321 , so Herbert Geschoßmann, der erste Bürgermeister von Ramsau. Mit welchen Angeboten, welcher Infrastruktur lockt Ramsau, das in seinem Widerstand gegen den touristischen Mainstream an ein gewisses widerspenstiges Dorf in Gallien erinnert, seine Gäste, seine Zielgruppen? Den Ruf „Zurück zur Natur“ setzt Ramsau auch im Winter konsequent um, denn das Skigebiet Hochschwarzeck wird ausschließlich mit Naturschnee betrieben, Schneekanonen stehen hier nicht am Pistenrand. Es wird kommuniziert, dass Wintersport und Wintervergnügen mehr sind als Pisten hinunterzurasen! Im Skigebiet Hochschwarzeck gibt es Möglichkeiten zum Ski- und Snowboard fahren auf vier Kilometern Naturschneepiste, zum Rodeln, Skibergsteigen, Langlaufen, Schneeschuhwandern und Winterwandern. Das natürliche Angebot für Wintersportler wird fortgeschrittene und anspruchsvolle Skifahrer nicht locken, wohl aber Anfänger, Familien und solche Personen, die ein „Zurück zur Natur“ auch im Winterurlaub praktizieren und das breitere Spektrum an <?page no="180"?> 180 Deutsche Destinationen exemplarisch Wintererlebnissen haben möchten. Naturschnee-Skigebiete scheinen sich als eine neue Kategorie in einem ökologisch nachhaltigen Wintertourismus zu positionieren, denn auch andere Skigebiete mit nachlassender Schneesicherheit stehen zu dieser Schwäche und verwandeln diesen Fakt zur Grundlage für ein neues Markenzeichen in einem ökologisch korrekten Tourismus. Für den Sommer gibt es das klassische Bergerlebnis altmodisch aus eigener Kraft, aber neu mit Ausgangspunkten für Bergtouren von den Haltestellen des Almerlebnisbusses, der durch den Nationalpark Berchtesgaden fährt. Von einer längeren Sommersaison für Touren jeglicher Art im Hochgebirge profitiert ein Bergsteigerdorf natürlich, der Anstieg der objektiven Gefahren durch Steinschlag & Co ist nur ein kleiner Wermutstropfen. Sehsucht als touristisches Grundbedürfnis seit Jahrhunderten und Landschaftskinowege als zeitgemäße Antwort darauf „Raus in die Natur und rein ins Landschaftskino Oberbayern! “ Nach dieser Devise werden im Süden Deutschlands Naturerlebnisse im Winter angeboten, die unabhängig von der Schneehöhe attraktiv sind und auch bei einer „Puderzuckerhöhe“ funktionieren. Entschleunigung, wohltuende emotionale Erlebnisse und manches andere mehr werden geboten: „Das Kopfkino aus Alltagspflichten und Reizüberflutung verstummt. Stattdessen: Szenen, die Kopf und Herz berühren. Die Kulisse ist zu schön, um nur zu wandern - hier möchte man Platz nehmen, den Blick schweifen lassen - seinen eigenen Film gehen. Landschaftskino-Wege sind Premiumwanderwege, die entlang der schönsten Landschaften Oberbayerns führen. Versteckt und ruhig gelegen, gut geschützt vor Stress und Lärm - einfach perfekt um den ganz eigenen FILM ZU GEHEN.“ 322 Alle Vorzüge des Wanderns inklusive seiner Chancen eines emissionsarmen Tourismus in Sachen Infrastruktur und CO 2 -armer An- und Abreise durch den ÖPNV stecken in den Landschaftskino- Wegen. Als zusätzliche Vorzüge werden kommuniziert: <?page no="181"?> Wie Touristiker reagieren 181 » „Logenplätze für Landschaftskino-Momente » Mindestens 3 besondere Sonnenlichtpunkte » Wirtshaus direkt am Weg mit Sonnenterrasse » Schöne Unterkunft für Wanderer direkt am Weg » 4 bis 12 Kilometer geräumte und top beschilderte Wege, damit sich keiner verläuft.“ 323 Als ein Beispiel sei in Reit im Winkl 324 der Winterwanderweg Kaiserblick genannt. Sein besonderes Highlight als Landschaftskino- Weg sind auf drei Kilometern die freie Sicht auf das Kaisergebirge mit dem Wilden und Zahmen Kaiser. Und wenn es für Naturschnee auf dem eigenen Weg gerade nicht reichen mag, auf den Gipfeln in der Ferne wird bestimmt Schnee zu sehen sein - und wie hoch der dort liegen mag, ist für den Panoramablick im Landschaftsfilm völlig irrelevant! Alle praktischen Informationen zur Tour gibt es selbstverständlich im Internet. 325 Die Winterwanderwege im begehbaren Landschaftskino werden nicht geräumt, sondern gewalzt, so dass immer eine begehbare Schneeunterlage existiert - wenn denn der Winter im traditionellen Sinn stattfindet. Ansonsten bieten die Winterwanderwege durch ihre Qualitätssiegel auch unabhängig von den Jahreszeiten ein maximales Wandervergnügen, zu denen Kriterien wie Aussichtspunkte und Panoramablicke oder andere Landschaftserlebnisse ohnehin gehören. Aktuell werden in Oberbayern Landschaftskino-Wege im Winter in den Kategorien am Wasser, z. B. dem Tegernsee, im Münchner Umland sowie in der Höhe angeboten. Und sollten die Schneeverhältnisse optimal sein, gibt es dann das besondere Naturerlebnis auch als Landschaftskino-Loipe. 326 Letzte originale Eiserlebnisse auf bayerischen Gletschern Das Letzte aus den Gletscherresten herauszuholen, darum bemüht man sich auf der Zugspitze. Es werden noch Gletscherführungen als „Hautnahe Begegnungen mit dem Ferner“ (Ferner ist die regionale Bezeichnung für Gletscher) angeboten. Eine kurze Themenwanderung mit fachkundigen Gletscherguides führt „Mini-Geologen und <?page no="182"?> 182 Deutsche Destinationen exemplarisch angehende Hobbyglaziologen“ vom Gletscherrestaurant an den Eisrand des Nördlichen Schneeferner und je nach Witterung und Gletscherzustand auch ein paar Meter auf das Eis. Die ca. 45 Minuten dauernden Führungen, die täglich um 11 Uhr und 13.30 Uhr starten, sind ein kostenloses Angebot der Bayerischen Zugspitzbahn. Bei schlechten Witterungsverhältnissen sorgt die Bahngesellschaft für ein alternatives Programm mit Indoor-Führungen zu Technik und zur Geschichte der Zugspitze. 327 Bei geeignetem Wetter empfiehlt man im Anschluss an die geführte Tour das eigenständige Erkunden des GletschErlebnisWeges mit seinen fünf multimedialen Stationen zum Sehen, Hören und Ausprobieren. Dieser Themenweg entlang des Zugspitzgletschers ist ein Gemeinschaftsprojekt der Bayerischen Zugspitzbahn, der Ludwig- Maximilians-Universität München, dem Deutschem Wetterdienst, der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus und dem Bayerischem Landesamt für Umwelt. Nach einer Einführung erfahren die Besucher Interessantes über Gletscherwitterung, - das „richtige“ Wetter für Gletscher, dann etwas über Ewiges Eis mit einem Fragezeichen, das sich auf das Wort „ewig“ bezieht und über Firn und Ferner - also die Entstehung von Gletschern in ihrem Nährgebiet und dann über typische Landschaftsformen, die die Arbeit des Eises im Hochgebirge hinterlässt und schließlich noch über den Mikrokosmos Gletscher. 328 Nach der Devise „Wandern - Wissen - Wertschätzen“ werden hiermit Möglichkeiten geboten, sich einmal sehr anschaulich am Originalschauplatz mit einer Folge des Klimawandels zu beschäftigen. Als wohl designiertes Auslaufmodell gehört zu den weiteren Angeboten auf der Zugspitze das Rodeln auf Naturschnee auf einem Rodelhügel, auf dem - so genannten - ewigen Eis. Längere Nutzungszeiten dürften dem kleinen Alpinpark beschieden sein mit seinem Kletterparcours vor allem für Kinder. <?page no="183"?> Wie Touristiker reagieren 183 16 | Dieses Bild von der Zugspitze zeigt den hilflosen Versuch, ein Stück Gletschereis zu erhalten, indem man es mit weißen Planen abdeckt. Es ist absehbar, dass sich bald die Fahrt auf Deutschlands höchsten Berg nur noch wegen der Aussicht lohnt - oder um die Folgen des Klimawandels in der Höhe zu studieren. Allein von einem guten Wetter ist der Besuch von Deutschlands höchst gelegener Kirche abhängig. „Nirgendwo sonst in der Bundesrepublik sind Sie dem Himmel so nah wie in der Kapelle Maria Heimsuchung. In unmittelbarer Nähe zum Zugspitzgletscher auf fast 3.000 Metern Höhe gelegen, trotzt sie seit ihrer Weihung durch Joseph Kardinal Ratzinger im Jahr 1981 Wind und Wetter. Für alle Ausflugsgäste, Bergsteiger, Gletscherfans, Sonnenanbeter und natürlich Gläubige stellt das kleine Gotteshaus einen Ort der Ruhe und Besinnung dar. Bei gutem Wetter werden hier regelmäßig katholische und evangelische Messen gefeiert. Und angesichts der imposanten Bergwelt ringsum ergreift hier jeden Menschen Ehrfurcht vor der Schöpfung …“ 329 <?page no="184"?> 184 Deutsche Destinationen exemplarisch Auszeit aus hektischem Alltag, spirituelle Erfahrungen und das Bewusstsein schärfen - ein ziemlich nachhaltiges Reiseverhalten So nah am Himmel sei von der Höhe der Zugspitze noch ein Blick auf den spirituellen Tourismus in Bayern geworfen. Auf Orte für „Sinn und Besinnung“ und entsprechende Erlebnismöglichkeiten wird hingewiesen und die Möglichkeiten, die Kraft der Auszeit zu spüren 330 und - konsequenter weitergeführt - sie durch entsprechendes Reiseverhalten auch der Natur und dem Klima zu geben. Eine Chance dazu bieten auf den Boden geographisch geeigneterer Landschaftsformen als in den Höhen der Alpen die Radwegekirchen. 331 Das Netzwerk Kirche in Freizeit und Tourismus der Evangelischen Kirche Deutschlands gibt auf der Homepage neben kunstgeschichtlich interessanten Details über die einzelnen Kirchen auch allgemeine Informationen speziell für den Radtouristen, Kontaktadressen und Kartenmaterial zu Kirchen am Wegesrand von Radfernwanderwegen, wie beispielsweise zum Donauradweg, aber auch zu zahlreichen anderen Radfernwegen in Deutschland und der Schweiz (Radwegekirchen werden dort als Velowegkirchen bezeichnet). Man bietet evangelischen Gemeinden ebenso die Möglichkeit, ihre Gotteshäuser registrieren zu lassen und auf dieser Plattform einzustellen und sie den Reisenden zu öffnen. Dafür hat man einen speziellen Anforderungskatalog erstellt. Grundsätzlich muss eine Radwegekirche zum einen von Ostern bis zum Reformationstag frei zugänglich sein. Mit dem Reformationstag, dem 31. Oktober, fasst man schon die Sommersaison weit und vielerorts gilt das Angebot auch für das Winterhalbjahr. Zum anderen muss die Kirche in unmittelbarer Nähe zu einem Radwanderweg liegen und auch von diesem ausgeschildert sein. Neben den Aspekten, die die Seelsorge betreffen und die auch für Radler*innen ermöglicht werden sollten, werden zielgruppenspezifische Anforderungen an das gastfreundlich gestaltete Außengelände der Kirche gestellt, wie geeignete Abstellmöglichkeiten für Fahrräder mit Gepäck, Tische und Bänke zum Rasten sowie Zugang zu Trinkwasser und Toiletten. Gewünscht werden auch Informationen über die nächstgelegene Fahrradwerkstatt oder private Pannenhelfer, Zugang zum Stromnetz <?page no="185"?> Wie Touristiker reagieren 185 zwecks Aufladen eines E-Bike-Akkus, zu Übernachtungsmöglichkeiten (z. B. Bed & Bike), zum Verlauf des Radweges und zu Sehenswürdigkeiten am Ort und in der Region. 332 Im Naturpark Ammergauer Alpen hat man einen Meditationsweg mit 14 Etappen durch seine Kulturlandschaft und Bergwelt angelegt. Die Zahl 14 ergibt sich dabei aus der katholischen Tradition, angelehnt an die 14 Nothelfer, die 14 Schutzheiligen und die 14 Stationen des Kreuzwegs Jesu. Der Meditationsweg führt in Etappen von einem bis zehn Kilometern von der Wieskirche (seit 1983 UNESCO- Weltkulturerbe) zum Schloss Linderhof durch das größte zusammenhängende Naturschutzgebiet Deutschlands. „Grandiose Landschaften und malerische Kulturgüter säumen den Weg, der zu besinnlichen Orten, Kraftzentren und nicht zuletzt für jeden zu sich selbst führt.“ 333 Stelen mit besinnlichen Texten regen zu Meditationen an. Der Weg ist ganzjährig begehbar, nur werden im Winter zwei Etappen zum Schutz des Wilds in den jeweiligen Gebieten gesperrt. Außerdem werden aus dem Meditationsweg geführte Touren als Tagessowie Mehrtageswanderungen angeboten. Im Naturpark Ammergauer Alpen können die Touristen sich aber auch auf modernste Weise fortbewegen und sich mit E-Carsharing versuchen. Mit der Königscard der Region sind drei Schnupperstunden mit einem Elektroauto kostenlos. Natürlich fahren Touristen mit der elektronischen Gästecard oder der Königscard auch kostenlos mit dem ÖPNV durch die Region. <?page no="187"?> 6 Wohin könnte die Reise gehen? Denkanstöße für ein verantwortungsvolles Tourismusmanagement im Zeichen des Klimawandels Die Reduzierung des Klimafußabdrucks, eine an den Klimawandel angepasste Infrastruktur, umweltverträgliche Angebote in den Destinationen, Schwächen in Stärken umzuwandeln, sich mit der Tatsache zu arrangieren, dass Gewinner des Klimawandels gleichzeitig auch Verlierer sein können und umgekehrt - schier endlose Herausforderungen stellen sich der Tourismusbranche, die dann auch noch von einer Woche auf die nächste vor existentiellen Problemen stehen kann, wie sie die weltweite Corona-Pandemie 2020 verursachte. Im Folgenden sollen als eine Zusammenfassung Denkanstöße und Anregungen gegeben werden, die teilweise aus der wissenschaftlichen Arbeit und auch aus der Praxis stammen, wo Vordenker und Pioniere in den Destinationen schon gewagt haben, manch neuen Weg einzuschlagen. Der Austausch mit diesen vorausschauenden Verantwortlichen soll auf diese Weise gefördert werden; zu Kontakten in die entsprechenden Destinationen soll angeregt werden. Nachhaltige Mobilität auch im Urlaub fördern Die Bedeutung des CO 2 -Ausstoßes beim touristischen Verkehr berechtigt, einen Schwerpunkt auf die Reduzierung von Emissionen und der daraus resultierenden Klimabelastung zu legen, was in einzelnen Destinationen bereits geschieht. Schnupperangebote für die E-Mobilität, Carsharing mit Elektroautos werden vereinzelt schon als eine kostenlose oder vergünstigte Leistung im Rahmen von Gästekarten angeboten. Emissionsarmer Ausflugsverkehr der Urlauber wäre einerseits ein Vorteil für die Region, andererseits auch eine Gelegenheit, in einer entspannten Situation die Fortbewegung mit einem Elektroauto zu testen, um erste Erfahrungen und Entschei- <?page no="188"?> 188 Deutsche Destinationen exemplarisch dungshilfen für einen irgendwann anstehenden Umstieg auf E- Mobilität zu bekommen. Bereits weiter verbreitet, aber sicherlich noch verbesserungsfähig sind die Angebote, mit einer Gästekarte den Öffentlichen Personennahverkehr für die Dauer des Aufenthalts kostenlos zu nutzen. Attraktiver öffentlicher Bus- und Bahnverkehr sollte auch in den Zeiten angeboten werden, in denen die Nachfrage der Touristen im Unterschied zu derjenigen der Einheimischen groß ist. Kluge Konzepte und Alternativen sind gefragt, falls sich der Linienverkehr von Bussen und Bahnen nicht rechnet. Um ein nachhaltiges Verkehrsmanagement zu etablieren, das die Bedürfnisse der Gäste wie der Einheimischen befriedigt, muss ein intensiver Dialog zwischen den Mobilitätsanbietern und den touristischen Leistungsträgern entstehen. Dabei wären u. a. die Möglichkeiten der Informationen sowie des Buchens und Bezahlens mit dem Smartphone auszuschöpfen. Berücksichtigt werden muss aber bitte auch, dass das Handy noch nicht für jeden ein „Körperteil“ geworden ist und auch noch die klassischen Wege jenseits moderner Kommunikation in einem bestimmten Umfang funktionieren müssen. Schwerpunkte auf nahe Märkte legen Klimaschutz muss als Teil des Destinationsmarketings verstanden werden. Wachstum um jeden Preis passt nicht mit einem ernst gemeinten Bemühen um Nachhaltigkeit zusammen. Die Kosten für Umwelt und Klima müssen in die Bilanz einbezogen werden. Wie steht es um die Öko-Effizienz, das Verhältnis von CO 2 -Emissionen von An- und Abreise zu den Ausgaben am Urlaubsort? EIJGELAAR (2016) fasst Studien dazu zusammen und kommt zu dem Schluss, dass es verantwortungsvoller in Hinblick auf Klimaschutz sei, sich auf die Nachbarländer oder zumindest den europäischen Markt, von dessen Ländern die Touristen nicht zwingend eine Reise mit dem Flugzeug unternehmen müssten, um nach Deutschland zu gelangen. Eine Strategie könnte dabei das Demarketing sein, auch wenn dieser Begriff in der tourismuswissenschaftlichen Literatur noch keinen Stammplatz hat. Man bewirbt potenzielle Kunden und Märkte nicht aktiv oder demotiviert sie sogar, Reisepläne für die jeweilige Desti- <?page no="189"?> Wie Touristiker reagieren 189 nation zu schmieden - Overtourism wäre ein anderer triftiger Grund für Demarketing nicht nur als Beitrag zum Klimaschutz! -- Auswirkungen des Klimawandels in der Destination nicht „verstecken“ Thematisieren und nutzen könnte eine bessere Philosophie sein! Bewusstseinsbildung und Wissensvermittlung rund um Klimawandel und Nachhaltigkeit darf auch im Tourismus eine stärkere Rolle spielen bzw. sich auf aktuelle Trends im Weltgeschehen ausdehnen und nicht nur auf die üblichen Inhalte von Besichtigungen, Studienreisen und geführten Touren durch die Natur beschränken. Als Paradebeispiele seien Wildnispfade & Co, wie sie aus dem Harz und Schwarzwald beschrieben wurden, oder auch ein Klimapavillon und Themenwege zu den Auswirkungen des Klimawandels und zu den vielen Facetten der Nachhaltigkeit genannt. Der riesige Themenkomplex eignet sich auch für attraktive Erlebnispfade und Erlebnisorte, die interaktiv alle Zielgruppen ansprechen können. Es gibt in der Erziehungswissenschaft die Fachrichtung der Erlebnispädagogik, die auch für touristische Angebote viele Inspirationen liefert. Mut zu neuen Wegen und neuen Kooperationen „Unübliche“ Partner mit ins Boot holen, wie zum Beispiel Künstler, Pädagogen und Wissenschaftler für eine optimale, d. h. sachlich korrekte wie anschauliche und attraktive Wissensvermittlung in Sachen Klimawandel als Gestalter von Themenwegen, Infostationen oder anderen Möglichkeiten, das Prinzip des Edutainments umzusetzen. Könnte Kreativität bei Finanzierungen für zusätzliche Mittel für einzelne Belange beispielsweise der ökologischen Nachhaltigkeit in der Destination sorgen? Welche Auswirkungen des Klimawandels, die das natürliche Angebot der Destination beeinträchtigen, ließen sich mit Mitteln aus der Kurtaxe minimieren und als Teil des touristischen Angebots und gleichzeitig zur Bewusstseinsbildung sowie Wissensvermittlung nutzen? Ähnlich dem Beispiel Münstertal im südlichen Schwarzwald, wo ein Teil der Kurtaxe in den Erhalt der artenreichen Wiesen auf den Bergkuppen als einem charakteristi- <?page no="190"?> 190 Deutsche Destinationen exemplarisch schen Teil der bäuerlichen Kulturlandschaft und einem attraktiven Element für den Wandertourismus fließt? Welche öffentlichen Fördertöpfe für Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel sowie Nachhaltigkeit im Tourismus stehen in Land, Bund und Europa für Projekte dieser Art, von denen auch eine Destination profitieren würde? Welche Unterstützung können Ministerien beispielsweise für Wirtschaft, Landwirtschaft, ländliche Entwicklung, Natur- und Umweltschutz oder Verkehr bieten? Welche Wettbewerbsteilnahme könnte für positive Effekte sorgen? Lassen sich vielleicht auch Sponsoren für bestimmte Themen und Aktionen finden? Anpassungsstrategien in touristische Konzepte packen Ein Trend wird zu jahreszeitenübergreifenden Angeboten gehen; viele Wintersportorte sind hier wegen der zunehmenden Schneeunsicherheit besonders gefordert. Eine neue Kategorie scheint sich zu entwickeln, kleinere Destinationen mit unsicheren Schneeverhältnissen sagen bewusst „Nein“ zur technischen Beschneiung und heben heraus, dass bei ihnen der Naturschnee Grundlage für die Wintersaison ist. Dieses Signal für einen ressourcenschonenden Wintertourismus dürfte die Gäste ansprechen, für die Nachhaltigkeit nicht nur ein Lippenbekenntnis ist, sondern auch Grundlage ihres Reiseverhaltens. Ihre Zahl dürfte bei allem begründeten Pessimismus aus bisherigen Studien in Zukunft aber doch - zumindest etwas - steigen. Denkanstoß | Regionen des Badetourismus Die neue Klimagunst wird den Küstenregionen im Norden Deutschlands eine längere Sommersaison bringen. Doch dabei sollte man sich nicht allein auf höhere Luft- und Wassertemperaturen verlassen, sondern die Saisonerweiterung durch angemessene Angebote stärken. Wellnessangebote liegen ohnehin in dieser Landschaft nahe und Thalasso mit seinem ganzen Spektrum an Anwendungen lässt sich für das ganze Jahr anbieten. <?page no="191"?> Wie Touristiker reagieren 191 Der Badetourismus wird von steigenden Durchschnittstemperaturen profitieren, solange nicht unerwünschte Lebewesen im Meer, aber auch in Seen die Wasserqualität verschlechtern und im schlimmsten Fall wegen einer allgemeinen Gefährdung der Gesundheit das Baden verboten werden muss. Wo möglich, sollte ein entsprechendes Wassermanagement das Eintreten dieser Situation verhindern oder zumindest hinauszögern. Die Mittelgebirge als Sommerfrischen stärker gefragt Die Mittelgebirge, aber auch der Alpenraum können als wiederentdeckte Sommerfrischen mit klimatischen Pluspunkten aufwarten: Aufgrund der Wälder und der Höhenlagen gibt es gemäßigtere, angenehmere Temperaturen, denn Tropentage und Tropennächte werden nicht mit der Häufigkeit auftreten wie in Tieflandregionen. Freiluftsportler, wie Wanderer und Radfahrer, sind hier weniger dem Hitzestress und einer schwer zu ertragenden, lähmenden Schwüle ausgesetzt. Der Naturtourismus mit all seinen Bewegungsarten unter freiem Himmel kann eine längere Hauptsaison - inklusive Vor- und Nachsaison bis hin zum Ganzjahresbetrieb bekommen, wenn nicht ungewöhnliche Hitze auch in diesen Höhen oder extreme Wetterereignisse wie Starkregen für Unterbrechungen sorgen. In den Wintern ist mit stärkeren Niederschlägen zu rechnen, die jedoch eher als Regen, denn als Schnee fallen werden. Wo stecken vom Wetter weitgehend unabhängige Potenziale in den ländlichen Regionen der Mittelgebirge? Welche neue Trendsportart, die sich hier unter Berücksichtigung aller Aspekte des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit ausüben ließe, steckt in den Startlöchern? Was bietet die ländliche Kultur noch an Chancen? Welches immaterielle Kulturerbe, welche Alleinstellungsmerkmale der Regionen liegen noch brach? Was lässt sich Neues in diesem Raum erfinden und als touristisches Angebot etablieren? <?page no="192"?> 192 Deutsche Destinationen exemplarisch Städte: Kultur geht immer! Stehende Hitze in der Stadt? Die Stunde kühler romanischer oder gotischer Kirchen und gut klimatisierter Museumsräume dürfte kommen. Kulturtourismus als ein Gewinner des Klimawandels? Ziemlich wahrscheinlich, denn Städte- und Kulturtourismus können trotz der höheren Temperaturen des Stadtklimas zahllose ‚wohltemperierte‘ Alternativen bieten. Warum nicht gleich Bereiche einer Stadt nach Vorbildern aus dem Mittelmeerraum an neue Temperaturverhältnisse anpassen und den touristisch bedeutenden Zentren durch Brunnen, Bogengängen, viele Pflanzen und andere Schattenmaßnahmen eine höhere Aufenthaltsqualität vor allem während der Sommermonate geben? Für einen Shoppingtourismus bieten enge schattige Altstadtgassen und Straßenschluchten, aber auch die klimatisierten modernen Einkaufszentren ohnehin ein günstiges Mikroklima. Die touristische Mobilität in der Stadt kennt bereits seit Jahrhunderten eine emissionsfreie Form der Fortbewegung: den Spaziergang als klassische Form. Vielerorts sind geführte Rad-, E-Bike- oder Segwaytouren bereits praktizierte Möglichkeiten, weg von der klassischen Sightseeingtour mit dem Bus zu kommen. Als eine Folge der aktuellen Problematik rund um die dicke Luft in Städten dürfte das Klima - im übertragenen Sinne - förderlich für die Anlage von Radwegen oder zumindest für eine Bevorzugung des Radverkehrs werden. Winter neu denken - das Hochgebirge steht vor den größten Herausforderungen Wintervergnügen kann entschieden mehr sein, als nur die Hänge hinunterzuschwingen oder hinunterzurasen! Nicht-Wintersportler haben für ihren Winterurlaub höhere Ansprüche an Umweltverträglichkeit und Sozialverträglichkeit des Tourismus. Das Erlebnis einer intakten Natur und Landschaft, die auch mit Schneehöhen im „Puderzuckerniveau“ attraktiv sein kann, oder der Blick auf verschneite Höhen und Gipfel in der Ferne und auch das Kennenlernen des Authentischen einer Region gehören zu den Erwartungen dieser Gruppe an die Winterferien im Schnee. Begleitende Personen, die nicht <?page no="193"?> Wie Touristiker reagieren 193 Ski laufen wollen oder können, möchten auch die klassischen Wintererlebnisse haben, wie z. B. Winterwandern auf präparierten oder geräumten Wegen, Schneeschuh laufen, Rodeln oder alle Betätigungen auf dem Eis. Beim Anlegen einer künstlichen Eisfläche lässt sich mit einiger Kreativität mehr gestalten als nur ein übliches Oval. Künstliche Eiswege, die aus Sicherheitsgründen nur im Einbahnverkehr befahren werden dürfen, eine kleinere Eisfläche fürs Eisstockschießen und Gastronomie in Zelten am Rand der Eisbahnen - Anregungen dazu liefert seit einigen Jahren ICE MAGIC in Interlaken/ Schweiz. 17 | Das „ICE MAGIC“ auf der Höhematte in Interlaken/ Schweiz zeigt, dass ein größeres Angebot von künstlichen Eisflächen inklusive einer eisigen Promenade - natürlich im Einbahnverkehr zu laufen - alle Altersgruppen anzieht. Zu den diversen Eisflächen gehören auch noch Zelte mit Gastronomie. Besondere Erlebnisse schaffen Aufenthalte im Iglu, beispielsweise ein geselliges Fondue und für Mutige eine Übernachtung in einem Igluzimmer. <?page no="194"?> 194 Deutsche Destinationen exemplarisch Ein anderer Denkanstoß soll in Richtung Nutzung spezieller Infrastruktur für den Winter auch im Sommer gehen. Welche Zielgruppen gibt es, für die Angebote während des Sommers attraktiv sein können, die gleichzeitig eine zusätzliche Nachfrage schaffen. Bergbahnen, Kabinenbahnen und Sessellifte, die Mountainbiker zum Start ihrer Touren bringen. Erste Mountainbike-Parks bzw. Bike Parks gibt es bereits in einigen Skigebieten der Alpen, aber auch im Mittelgebirge wie dem Harz. Neuen Ideen, kreativen und weitgehend von den Jahreszeiten und der Schneehöhe unabhängigen Lösungen gehört die Zukunft, heute schon nehmen Wellness und Kultur einen großen Raum darin ein. Und so etwas sollte der Vergangenheit angehören! Auf die Anfrage im Rahmen der Recherchen für dieses Buch an eine Destination im deutschen Alpenraum „Mit welchen konkreten Maßnahmen und Angeboten setzen Sie 2020 das Ziel der Nachhaltigkeit aus Ihrem Leitbild in der touristischen Praxis um? Wie sehen Beispiele für einen umweltverträglichen Tourismus im Sommer wie Winter 2020 aus? “ kommt die entlarvende Antwort der Marketingchefin, dass man keinen umweltverträglichen Tourismus habe! <?page no="195"?> Anmerkungen 1 NIEDEK/ FRATER (2004), S. 245 2 PRESS/ SIEVER (2011), S. 416 3 JAHN et al. (2013), S. 8 4 KERBER (2018) 5 KERBER (2018), S. 19 6 Vgl. http: / / www.kiribatitourism.gov.ki/ , Stand: 21.04.2020 7 KERBER (2018), S. 156f. 8 KERBER (2018), S. 175 9 Vgl. RAHMSTORF/ SCHELLNHUBER (2007) S. 67ff. 10 Vgl. DWD 11 Vgl. https: / / www.aerzteblatt.de/ nachrichten/ 96731/ Hitzewelle-laesst-giftigen- Algenteppich -vor-Ostseekuestespriessen, Stand: 21.04.2020 12 Vgl. UMWELTBUNDESAMT (2019), S. 6 13 Vgl. (2007), S. 52f. 14 RAHMSTORF/ SCHELLNHUBER (2007), S. 53 15 Vgl. BRASSEUR (2017) S. 19 16 Vgl. BRASSEUR (2017), S. 21 17 Vgl. BRASSEUR (2017), S. 52 18 Vgl. BRASSEUR (2017), S. 21 19 Vgl. https: / / www.dwd.de/ DE/ presse/ pressemit teilungen/ DE/ 2018/ 20181228_deutschlandwette r_jahr2018.pdf? __blob=publicationFile&v =3 20 Vgl. https: / / www.wetterdienst.de/ Deutschlan dwetter/ Thema_des_Tages/ Die+Temperaturm essung, Stand: 21.04.2020 21 Vgl. https: / / www.wetterdienst.de/ Deutschlandwetter/ Thema_des_Tages/ Die+Temperaturmessung, Stand: 21.04.2020 22 DWD Pressemitteilung a.a.O 23 Vgl. https: / / www.dwd.de/ DE/ presse/ pressemitteilungen/ DE/ 2018/ 20181228_deutschlandwetter_jahr2018.pdf? __blob=publicationFile &v=3, Stand: 17.04.2020 24 Vgl. https: / / www.dwd.de/ DE/ presse/ pressemitteilungen/ DE/ 2019/ 20191230 _deutschlandwetter_jahr2019.pdf? __blob =publicationFile&v=3), Stand: 17.04.2020 25 Vgl. LESER (2011), S. 621 26 Vgl. LESER (2011), S. 224 27 DEUTSCHER BUNDESTAG (2017) 28 A.a.O. 29 A.a.O. 30 Vgl. a.a.O. 31 Vgl. NIDEK/ FRATER (2004), S. 119f. 32 a.a.O., S. 224 33 Vgl. NIDEK/ FRATER (2004) 34 Vgl. NIDEK/ FRATER (2004), S. 65 35 Vgl. NORDDEUTSCHES KLIMABÜRO et al. (o. J.) S. 2 36 A.a.O. 37 Vgl. NORDDEUTSCHES KLIMABÜRO (2012), S. 35ff. 38 LOTHAR (1999) 39 KYRILL (2007) 40 Vgl. https: / / www.dwd.de/ DE/ service/ lexicon/ Functions/ glossar.html? lv2= 100310&lv3=100390, Stand: 17.04.2020 41 Vgl. https: / / regiowiki.pnp.de/ wiki/ Hochwasser_2013_(Passau), Stand: 21.04.2020 42 Vgl. BRASSEUR (2017), S. 52 43 Vgl. DWD a.a.O. 44 Vgl. NIDEK/ FRATER (2004), versch. S. 45 Stand: 11.01.2019 46 Vgl. https: / / www.dwd.de/ DE/ presse/ pressemitteilungen/ DE/ 2019/ 20190130 _deutschlandwetter_januar_news.html, Stand: 21.04.2020 <?page no="196"?> 196 Anmerkungen 47 A.a.O. 48 Vgl. https: / / www.dwd.de/ DE/ presse/ pressemitteilungen/ DE/ 2019/ 20190227 _deutschlandwetter_winter2018_2019_ne ws.html, Stand: 21.04.2020 49 Vgl. https: / / www.dwd.de/ DE/ presse/ pressemitteilungen/ DE/ 2020/ 20200228 _deutschlandwetter_winter2019_2020_ne ws.html? nn=510076, Stand: 21.04.2020 50 Vgl. http: / / www.nlwkn.niedersachsen.de/ aktuelles/ pressemitteilungen/ 42524.html und Broschüre (2007), Stand: 21.04.2020 51 Vgl. https: / / www.nlwkn.niedersachsen.de/ aktuelles/ pressemitteilungen/ strandaufspuelung-aufnorderney---arbeiten-starten-in-dieserwoche-107980.html, Stand: 21.04.2020 52 BRASSEUR (2017), S. 239 53 BRASSEUR (2017), S. 239 54 Vgl. GERSTENGARBE (2013), S. 100f. 55 Vgl. https: / / www.deutscherheilbaederverband.de/ diekur/ wissenswertes/ heilbaeder-undkurorte/ , Stand: 21.04.2020 56 UMWELTBUNDESAMT (2019), S.111 57 BRASSEUR (2017), S. 195 58 A.a.O. 59 Vgl. a.a.O., S. 199 60 Ministerium für Klimaschutz, Umwelt Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (2012, S. 6) 61 A.a.O. 62 http: / / www.sdw-nrw.de/ waldwissen/ wald-in-nrw/ , Stand: 21.04.2020 63 MKULNV (2012), S. 6 64 https: / / www.dwd.de/ DE/ leistungen/ wald brandgef/ waldbrandgef.html, Stand: 21.04.2020 65 Vgl. DWD (2019) S.1ff. 66 Vgl. GERSTENGARBE (2013) S.82 67 A.a.O., S. 88 68 Landesamt für Gesundheit und Soziales M-V Abteilung Gesundheit (o. J. Flyer Baden in Seen) 69 Vgl. Landesamt für Gesundheit und Soziales M-V Abteilung Gesundheit (o.J.) 70 DZT (2018), S. 31 71 Vgl. REIN/ SCHULER (2012) S. 351 72 A.a.O. 73 A.a.O. 74 https: / / deutschemittelgebirge.de/ ausunerer-arbeit/ , Stand: 20.04.2020 75 A.a.O. 76 SCHWARZWALD TOURISMUS (2020), S. 6 77 A.a.O., S. 16 78 https: / / www.forstbw.de/ fileadmin/ forstb w_pdf/ wald/ Praesentation_Lothar_web.p df, Stand: 21.04.2020 79 Vgl. https: / / www.schwarzwald.com/ hochstrasse/ lotharpfad.html, Stand: 20.04.2020, Stand: 20.04.2020 80 Vgl. https: / / www.nationalparkschwarzwald.de/ de/ erleben/ wandern/ erlebnispfade/ wildnispfad/ , Stand: 20.04.2020 81 ROTH (2018), S. 82 82 https: / / www.dwd.de/ DE/ presse/ pressemit teilungen/ DE/ 2020/ 20200228_deutschlandwetter_winter2019_2020_news.html? nn=51076, Stand: 20.04.2020 83 BRASSEUR (2017), S. 64 84 BAUSCH (2016), S. 6 85 ROTH (2012), S. 48 86 BRASSEUR (2017), S. 64 87 Vgl. 2018, S. 81f. 88 ROTH (2018), S. 81f. 89 Vgl. https: / / www.deutscherskiverband.de/ ueber_uns_umwelt_fragen_tech n_de.html „Technischer Schnee und Pisten“, Stand: 20.04.2020 90 Vgl. https: / / www.deutscherskiverband.de/ ueber_uns_umwelt_fragen_tech n_de.html „Technischer Schnee und Pisten“, Stand: 20.04.2020 91 Vgl. DEUTSCHER SKIVERBAND a.a.O. 92 Vgl. DEUTSCHER SKIVERBAND a.a.O. 93 DEUTSCHER SKIVERBAND a.a.O. 94 A.a.O. <?page no="197"?> Anmerkungen 197 95 A.a.O. 96 https: / / www.wintersportarena.de/ wissen/ beschneiung/ warumproduziert-man-schnee/ , Stand: 20.04.2020 97 https: / / www.wintersportarena.de/ presseblog/ newsartikel/ news/ monatswechsel-bringtneuschnee-in-einem-bis-dahin-traurigenwinter/ , Stand: 20.04.2020 98 https: / / www.wintersportarena.de/ presseblog/ newsartikel/ news/ monatswechsel-bringtneuschnee-in-einem-bis-dahin-traurigenwinter/ , Stand: 20.04.2020 99 https: / / www.wintersportarena.de/ wissen/ beschneiung/ warumproduziert-man-schnee/ , Stand: 20.04.2020 100 A.a.O. 101 BUNDESWIRTSCHAFTSMINISTERIUM (2013), S. 5 102 Vgl. NIEDECK, FRATER (2004), S. 42f. und 209ff. 103 https: : / / de.wikipedia.org/ wiki/ Bergsturz_von_ Bondo, Stand: 20.04.2020 104 BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND GESUNDHEIT (2012), S. 29 105 A.a.O., S. 26 106 Vgl. a.a.O., S. 22 107 A.a.O., S. 29 108 A.a.O., S. 16 109 A.a.O., S. 16 110 BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND GESUNDHEIT (2012), S. 29 111 Vgl. BAUSCH (2016), S. 10 112 A.a.O. 113 KNAPP/ KLOTZ (2017), S. 216 114 BRASSEUR (2017), S. 226 115 https: / / visit.freiburg.de/ attraktionen/ freib urger-baechle, Stand: 20.04.2020 116 https: / / www.bordeauxtourismus.de/ Bordeaux-Entdecken/ Die- Highlights-von-Bordeaux/ Der-Miroir-d- Eau, Stand: 20.04.2020 117 Vgl. BBSR (2016), S. 52ff. 118 Vgl. a.a.O., S. 26ff. 119 Vgl. BfN (2015) 120 Vgl. NATURWELT (2012-2014) 121 BfN (2015), S. 5 122 A.a.O., S. 17 123 https: / / www.dwd.de/ DE/ klimaumwelt/ kli maueberwachung/ phaenologie/ produkte/ jahreszeiten/ jahreszeiten.html, Stand: 20.04.2020 124 WEIGELT (2017), S. 33 125 Vgl. a.a.O. 126 Vgl. https: / / sichtungsgartenhermannshof.de/ konzept/ , Stand: 20.04.2020 127 Vgl. http: / / neobiota.bfn.de/ grundlagen/ neobiota-und-invasive-arten.html, Stand: 20.04.2020 128 https: / / www.lksh.de/ gartenbau/ baumsch ulversuche/ klimawandel-und-gehoelzsortimente-der-zukunft/ , Stand: 20.04.2020 129 https: / / www.lksh.de/ fileadmin/ dokument e/ Gartenbau/ Baumschulversuche/ Klimaw andel1.pdf, Stand: 20.04.2020 130 A.a.O. 131 Vgl. LWG (2018) https: / / www.lwg.bayern.de/ mam/ cms06/ l andespflege/ dateien/ abschlussbericht_stadtgruen_2018-74_in.pdf 132 Kulturnachrichten WDR 3 vom 12.04.2019, https: / / www1.wdr.de/ kultur/ kulturnachri chten/ klimawandel-historische-gaertengartenanlagen-parks-100.html, Stand: 20.04.2020 133 BMUB (2017), S. 23 134 https: / / www.bmu.de/ fileadmin/ Daten_B MU/ Download_PDF/ Klimaschutz/ hap_ha ndlungsempfehlungen_bf.pdf, S. 23 135 https: / / www.lokale-passung.de/ wpcontent/ uploads/ 2019/ 08/ klimkombroschuere-2019.pdf, S. 12 136 A.a.O., S. 9 137 A.a.O. 138 Vgl. a.a.O., S. 11 139 A.a.O. <?page no="198"?> 198 Anmerkungen 140 A.a.O. 141 UMWELTBUNDESAMT (2019), S. 203 142 Vgl. BRASSEUR (2017), S. 146 143 STORCH et al. (2018), S. 186 144 A.a.O. 145 BRASSEUR (2017), S. 146 146 Vgl. JAHN et al. (2013) S. 28f. 147 Vgl. BRASSEUR (2017), S. 138 148 JAHN et al. (2013), S. 7 149 Vgl. JAHN et al. (2013), S. 47 150 Vgl. STORCH et al. (2018), S. 175 151 A.a.O. 152 Vgl. BRASSEUR (2017), S. 138 153 Vgl. MARX (2017), S. 6 154 BRASSEUR (2017), S. 142 155 A.a.O. 156 Vgl. http: / / www.sdwnrw.de/ waldwissen/ aufenthalt-imwald/ zecke/ 157 https: / / www.zecken.de/ de/ news/ fsme/ das -sind-die-fsmerisikogebiete-2018, Stand: 20.04.2020 158 REIN/ SCHULER (2012), S. 347f. 159 HEUWINKEL (2019), S. 200f. 160 A.a.O. 161 BUNDESUMWELTMINISTERIUM (2017), S. 23 162 BUNZ/ MÜCKE (2017), S. 635 163 BUNZ (2017), S. 637 164 http: / / www.wwf.de/ fileadmin/ fmwwf/ Publikationen- PDF/ Der_touristische_Klima- Fussabdruck.pdf, S. 9 165 Vgl. https: / / www.hotelstars.eu/ de/ deutschland/ kriterien/ kriterienkatalog/ , Stand: 20.04.2020 166 Vgl. BUNDESREGIERUNG (2008) S. 41 167 A.a.O. 168 A.a.O. 169 A.a.O. 170 BMWI (2017), S. 28 171 A.a.O., S. 64 172 Vgl. https: / / energiekampagne-gastgewerbe.de/ , Stand: 21.04.2020 173 BMWI (2017), S. 65 174 Vgl. https: / / um.baden-wuerttemberg.de/ fileadmin/ redaktion/ mum/ intern/ Dateien/ Dokumente/ 4_Klima/ Klimawandel/ Anpassungsstrategie.pdf, S. 86-99, Stand: 20.04.2020 175 A.a.O., S. 94 176 A.a.O., S. 95 177 A.a.O. 178 Vgl. a.a.O., S. 96ff. 179 A.a.O., S. 98 180 Ministerium der Justiz und für Europa Baden-Württemberg (Hrsg.) (2019): Tourismuskonzeption Baden-Württemberg. Stuttgart, S. 98 181 A.a.O. 182 A.a.O. 183 Vgl. a.a.O., S. 99 184 Vgl. DIFU (2018), S. 43 185 A.a.O., S. 45 186 DIFU (2018), S. 43 187 Vgl. http: / / www.klimabuendnis-kielerbucht.de/ category/ gedrucktes/ bachelormasterarbeiten/ , Stand: 20.04.20 188 https: / / www.deutschertourismusverband. de/ verband/ aufgabenstrukturen.html, Stand: 20.04.2020 189 DTV (2013), S. 2 190 A.a.O. 191 A.a.O. 192 A.a.O., S. 3 193 A.a.O. 194 DTV (2016), S. 3 195 A.a.O., PDF unter: https: / / www.deutschertourismusverband. de/ fileadmin/ Mediendatenbank/ Dateien/ l eitfaden_nachhaltigkeit_160308.pdf 196 https: / / www.deutschertourismusverband. de/ fileadmin/ Mediendatenbank/ Bilder/ Pr esse/ Presse_PDF/ DTV_Nationale_Strategie. pdf, S.1 197 A.a.O. <?page no="199"?> Anmerkungen 199 198 Vgl. a.a.O., S. 4 199 A.a.O. 200 DTV (2018), S. 7 201 Vgl. a.a.O., S. 7 202 Vgl. a.a.O. 203 https: / / www.dehoga-bundesverband.de/ ueber-uns/ umwelt-undnachhaltigkeit/ , Stand: 20.04.2020 204 A.a.O. 205 Vgl. DEHOGA (2016) 206 A.a.O., S. 1 207 Vgl. https: / / energiekampagnegastgewerbe.de/ , Stand: 20.04.2020 208 Vgl. https: / / www.dehogaumweltcheck.de/ , Stand: 20.04.2020 209 https: / / www.dehogaumweltcheck.de/ konzept.html, Stand: 20.04.2020 210 https: / / www.dehogaumweltcheck.de/ vorteile.html, Stand: 20.04.2020 211 https: / / www.dehogaumweltcheck.de/ konzept.html, Stand: 20.04.2020 212 DTV (2017), S. 6 213 A.a.O. 214 http: / / 2013.bundeswettbewerbtourismusregionen.de/ wettbewerb/ ueberblick, Stand: 20.04.2020 215 http: / / 2013.bundeswettbewerbtourismusregionen.de/ wettbewerb/ bewertungskriterien, Stand: 20.04.2020 216 Vgl. https: / / www.bmu.de/ themen/ wirtschaft-produkte-ressourcentourismus/ tourismus-sport/ nachhaltigertourismus/ projekte-und-initiativen/ , Stand: 20.04.2020 217 Vgl. https: / / www.schoenbergerstrand.com/ kalifornien/ klimapavillon/ ind ex.html, Stand: 20.04.2020 218 GAEDEKE/ KOOPMANN (2018), S. 46 219 Vgl. http: / / www.klimabuendnis-kielerbucht.de/ tag/ laboe/ , Stand: 20.04.2020 220 A.a.O., S. 47 221 Vgl. http: / / www.klimabuendnis-kielerbucht.de/ category/ aktuelles/ , Stand: 20.04.2020 222 https: / / i0.wp.com/ www.klimabuendniskieler-bucht.de/ wp-content/ uploads/ 2016/ 02/ 3_Meeresspiegel.jpg, Stand: 20.04.2020 223 DIFU (2017), S. 47 224 DIFU (2017), S. 46f. 225 Informationen, Bilder und Filme der Aktionen unter: http: / / www.klimabuendnis-kielerbucht.de/ veranstaltung/ klimale/ , Stand: 20.04.2020 226 Vgl. NIT (2014) 227 Vgl. a.a.O., S. 17 228 Vgl. a.a.O., S. 26 229 DTV (2017), S. 16f. 230 DTV (2017), S. 27 231 DIFU (2017), S. 40 232 A.a.O. 233 Vgl. https: / / www.futouris.org/ aktuelles/ klimainsel-juist-analyse-zurenergiewende-startet/ , Stand: 234 DIFU (2017), S. 40 235 Vgl. FUTORIS (2016), S. 2 236 Vgl. FUTORIS (2016), S. 2 237 Vgl. KNOLL (2006), S. 105 238 Vgl. 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https: / / www.radundwanderbahnhoefe-eifel.de/ index.php? id=2 <?page no="214"?> 214 Links Elbe/ Elbtalaue-Wendland http: / / www.biosphaerenregion-elbtalaue-wendland.de/ https: / / www.saechsische-dampfschiffahrt.de/ wp-content/ uploads/ 2017/ 10/ 2019- 03_Presseinformation.pdf https: / / www.bund.net/ themen/ fluesse-gewaesser/ lebendige-elbauen/ auentour-app/ Halligen Biosphäre http: / / halligen.de/ Harz https: / / www.nationalparkharz.de/ de/ downloads/ allgemein/ Der_Brocken_im_Nationalpark_Harz_2018_1. pdf https: / / www.nationalparkharz.de/ de/ downloads/ allgemein/ palmen_auf_dem_brocken.pdf https: / / www.nationalpark-harz.de/ de/ natur-erleben/ natur-erlebnispfade/ Borkenkäferpfad: https: / / www.nationalpark-harz.de/ de/ natur-erleben/ naturerlebnispfade/ borkenkaeferpfad/ Urwaldstieg: https: / / www.nationalpark-harz.de/ de/ natur-erleben/ naturerlebnispfade/ urwaldstieg/ Wald-Wandel-Pfad: https: / / www.nationalpark-harz.de/ de/ natur-erleben/ naturerlebnispfade/ waldwandelweg/ Wildnispfad Altenau: https: / / www.nationalpark-harz.de/ de/ natur-erleben/ naturerlebnispfade/ wildnispfad_altenau/ https: / / www.nationalparkharz.de/ de/ downloads/ allgemein/ Waldwandel2019_5.Auflage_web.pdf Juist https: / / www.juist.de/ https: / / www.futouris.org/ projekte/ klimainsel-juist/ https: / / www.futouris.org/ aktuelles/ klimainsel-juist-analyse-zur-energiewendestartet/ FUTOURIS (2016): Abschlussbericht Projekt Klimaneutrale Insel Juist (PDF unter https: / / www.futouris.org/ projekte/ klimainsel-juist/ ) <?page no="215"?> Links 215 Kieler Bucht http: / / www.klimabuendnis-kieler-bucht.de/ http: / / www.klimabuendnis-kieler-bucht.de/ klimapavillon/ http: / / www.klimabuendnis-kieler-bucht.de/ category/ aktuelles/ http: / / www.klimabuendnis-kieler-bucht.de/ veranstaltung/ klimale/ Leipzig https: / / www.leipziger-auwald.de/ front_content.php Melle http: / / www.klimaturm.de/ der-klimaturm/ klimaschutz-im-fokus/ Mittelgebirge https: / / deutschemittelgebirge.de/ Oberbayern https: / / www.oberbayern.de/ winter/ landschaftskino-wege / Ostfriesland https: / / www.ostfriesland.de/ service/ anreise/ anreise-mit-dem-flugzeug.html Ostseefjord Schlei https: / / www.ostseefjordschlei.de/ Peeneregion/ Vorpommern www.vorpommern.de http: / / www.naturpark-flusslandschaft-peenetal.de/ Pellworm https: / / www.pellworm.de/ uebernachten/ klimafreundliche-unterkuenfte/ https: / / www.pellworm.de/ fileadmin/ user_upload/ pellworm/ PDF/ Flyer- Klimafreundliche-Unterkuenfte.pdf https: / / www.watt-und-mehr-pellworm.de/ <?page no="216"?> 216 Links Ramsau https: / / www.berchtesgaden.de/ ramsau https: / / www.alpenverein.de/ natur/ bergsteigerdoerfer/ bergsteigerdorframsau/ urlaub-dahoam-bergsteigerdorf-ramsau_aid_33511.html https: / / www.bergsteigerdoerfer.org/ 372-0-Ueber-das-Bergsteigerdorf-Ramsau.html https: / / www.hochschwarzeck.info/ de/ skigebiet/ skigebiet-landingpage https: / / www.berchtesgaden.de/ nationalpark/ almerlebnisbus-ramsau Sachsen-Anhalt https: / / www.tourismusverband-sachsen-anhalt.de/ de/ blaues-band/ blaues-bandsachsen-anhalt.html Sächsische Schweiz https: / / www.saechsische-schweiz.de/ Schwäbische Alb https: / / jubilaeum.biosphaerengebiet-alb.de/ Schwarzwald https: / / www.schwarzwald-tourismus.info/ https: / / www.mein-schwarzwald.de/ https: / / www.forstbw.de/ fileadmin/ forstbw_pdf/ wald/ Praesentation_Lothar_web.pdf https: / / www.nationalparkschwarzwald.de/ de/ erleben/ wandern/ erlebnispfade/ lotharpfad/ https: / / www.schwarzwald-tourismus.info/ planen-buchen/ konus-gaestekarte https: / / www.mein-schwarzwald.de/ nachhaltigkeit/ Spirituelle Reisen https: / / www.bayern.by/ erlebnisse/ auszeiten/ spirituelle-auszeiten/ spirituelle-reisen/ http: / / www.radwegekirchen.de/ https: / / www.meditationsweg.bayern/ brennendesherz-ammergau/ Media/ Etappenauf-dem-Meditationsweg-Ammergauer-Alpen <?page no="217"?> Links 217 St. Peter Ording https: / / www.st-peter-ording.de/ Uckermark https: / / www.tourismus-uckermark.de/ https: / / www.tourismus-uckermark.de/ / informationen/ internerbereich/ klimafreundliche-uckermark/ https: / / www.tourismus-uckermark.de/ fileadmin/ user_upload/ uckermark/ intern/ Klima/ Nachhaltigkeitsbericht_tmuGmbH_2017.pdf https: / / www.tourismus-uckermark.de/ mobil.html Wattenmeer Ostfriesland/ Urlauberbus Ostfriesland (Wattenmeer-Region) https: / / www.urlauberbus.info/ Wald allgemein https: / / www.forstwirtschaft-in-deutschland.de/ waelder-entdecken/ lebensraumwald/ Wintertourismus https: / / www.deutscherskiverband.de/ ueber_uns_umwelt_fragen_techn_de.html „Technischer Schnee und Pisten“ Zugspitze https: / / zugspitze.de/ de/ sommer/ berge/ zugspitze/ erlebniswelt-gletscher Die Links waren am 27.04.2020 aktiv. <?page no="219"?> Stichwörter 1,5 °C-Grenze 26 2 °C-Grenze 20, 21, 26, 27 A Allergiker 97 alpiner Wintertourismus 176 Anbieter 112 Angebot, jahreszeitübergreifend 190 Anpassungsstrategien 175 Architektur 101 Auenlandschaften 159, 161 Auwald (Leipzig) 159, 160 B Baden-Württemberg 111 bäuerliche Kulturlandschaft 58, 59 Baumarten 89 Beaufort-Skala 35 Bepflanzungen 83 Bergrutsch 41, 75 Bergsteigerdorf Ramsau 178 Bergsturz 19, 41, 75 Beschneiung 70, 71, 177 technische 69 Bewusstseinsbildung 189 Blaualgen 56 Blauer Kiefernprachtkäfer 51 Bodenkriechen 75 Borkenkäfer 50 Buhnen 45 C CO 2 -Ausstoß 187 Cyanobakterien 56 D Dachbegrünung 84 Dauerschneefälle, extreme 43 DEHOGA Umweltcheck 125 Deutscher Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) 123 Deutscher Tourismusverband (DTV) 118, 127 Dünen 45 Dürre 15, 16 Dürrephasen 57 E Eichenprozessionsspinner 51 Eifel 165 EifelBahnSteig 167 KlimaTour 168 Emissionen 27 E-Mobilität 170, 171 Energiekampagne 124 EnergieRoute Aller-Leine-Tal 161 Eutrophierung 16, 17 Extremwetter 17, 18 Ereignisse 14, 32, 90 F Fahrtziel Natur 151, 152 Ferien fürs Klima (Netzwerk) 149 Ferienunterkünfte, klimaneutral 142 Flusslandschaften 155 FSME-Risikogebiete 100 G Gästebefragung 133, 139 Gästekarte 172 Gästeticket 169 Gesundheit 95 Gesundheitsgefahr 103 Gletscher 76, 77, 181 <?page no="220"?> 220 Stichwörter GletschErlebnisWeg 182 Grünflächen 87 Gestaltung 85, 86 H Harz 162, 164, 165 Heilbäder 91, 92, 93 Heilklima 91 Hitzeperioden 15, 23 Hitzephasen 17, 57 Hitzetote 96 Hitzewelle 37, 96 Hochgebirge 19, 74, 176 Hochwasser 37, 155 I Information 114 Informationspolitik 113 J Jahreszeiten 86 jahreszeitenübergreifendes Angeboten 190 Juist 135 KlimaInsel 136, 137 K Kiefernspinner 51 Kirche in Freizeit und Tourismus (Netzwerk) 184 Kiribati 12 Klima 9, 10 Klima- und Küstenerlebnispfad (Laboe) 131 Klima kontinental 38 maritim 38 Klimaänderung 9, 10 Klimaanpassung 83 Klimabündnis Kieler Bucht 116, 117, 133 Klimaerwärmung 27, 28 klimafreundliche Ferienunterkünfte 142 Klimafußabdruck 105 touristischer 106 KLIMALE (Veranstaltungsreihe) 130 Klimapavillon 130 Klimaschwankung 10 Klimaturm 153, 154 Melle-Buer 152 Klimaveränderung 92, 100 Klimawandel 10, 11, 189 Kohlendioxid (CO 2 ) 29 Kommunikation 116, 178 KONUS 172 Kooperationen, neue 189 Kulturlandschaft, bäuerliche 58, 59 Kulturtourismus 192 Kurorte 91, 92, 93 L Lachgas (N 2 O) 30 Landschaftskino Oberbayern 180 Landschaftskino-Weg 181 Lawinen 42 Lehrpfad mit Stationen zum Klimawandel 130 LeipzigBoot 160 Lotharpfad 173, 174 M Massenbewegungen 40, 74 Meditationsweg 185 Meeresspiegelanstieg 12, 14 Methan (CH 4 ) 29 Mittelgebirge 61, 62, 162, 191 Mobilität 108, 122, 140, 141, 143, 150, 169, 170 nachhaltige 166, 187 Moore 148 Münstertal 174 Mure 41, 75 <?page no="221"?> Stichwörter 221 N nachhaltige Mobilität 166, 187 Nachhaltige Tourismusdestinationen (Bundeswettbewerb) 127 nachhaltige Tourismusregionen 146 nachhaltiger Tourismus 109 Nachhaltigkeit 111, 113, 118, 120, 121, 123, 124, 147 nahe Märkte 188 Natur-Erlebnispfade 163 Naturpark Ammergauer Alpen 185 Naturtourismus 60, 114, 148, 158, 191 Netzwerk Ferien fürs Klima 149 Kirche in Freizeit und Tourismus 184 Niederschlag 25, 38, 39 Niedrigwasser 155 Nordsee 32, 44, 48, 135, 139 O Orkane 34, 162 Lothar 34, 61, 63, 173 Ostsee 33, 44, 48, 116, 130 P Permafrost 19, 40, 74, 76 phänologische(s) Jahr 86 Jahreszeiten 97 R Rad- und Wanderbahnhöfe Nordeifel 166 Radwege 165 Radwegekirchen 184 Ramsau 178, 179 regionale Produkte 107 Reiseverhalten 105 Reit im Winkl 181 S Sächsische Dampfschifffahrt 156 saisonale Produkte 107 Sauerland 72 Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof (Weinheim) 87 Schnee 66 Sicherheit 177 Vorkommen 66 Schuttlawinen 41 Schwarzwald 170, 172 Snowfarming 79 Sommerfrische 191 spiritueller Tourismus (Bayern) 184 Städte 80 Tourismus 192 Stadtgrün 88 Stadtklima 80, 81, 83, 89 Stadtplanung 91 Strand 44, 45, 46, 47 Aufspülungen 47, 48 Sturmfluten 32 T technische Beschneiung 177 Tourismuspolitik 109, 110 Treibhauseffekt 28, 29 Trockenheit, extreme 24 U Uckermark 146, 149, 150 V Vorgaben der Bundesregierung (Deutschland) 109 W Wald 50, 51, 52, 53, 61, 63, 162 Waldbrandgefahr 54 Waldwandel 64 Wärmebelastung 94 <?page no="222"?> 222 Stichwörter Wasserhaushalt 55 Wassertourismus 157 Wetter 9, 10 Beobachtung 21 Extreme 14 -hütte 24 Destinationen 69 Erlebnis 180 Wintersport 109 Nachfrage 67 Orte 64 Wirtschaftsfaktor 73 Winterurlaub 179, 192 Wirtschaftsfaktor 120 Wissensvermittlung 189 Wohlbefinden 100 Z Zecken 99 Zugspitze 78, 79, 181, 183 <?page no="223"?> TOURISMUS Albrecht Steinecke Tourismus und Luxus Tourism NOW 2019, 136 Seiten €[D] 24,00 ISBN 978-3-7398-3006-3 eISBN 978-3-7398-8006-8 Luxusreisen haben sich in jüngerer Zeit zu einem ökonomisch bedeutsamen und wachstumsstarken Nischensegment des internationalen Tourismus entwickelt. Doch was sind die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ursachen dieses Trends zum exzessiven Konsum im Urlaub? Welche Erwartungen haben die anspruchsvollen Gäste? Wie gelingt es den Anbietern, eine exklusive Atmosphäre zu schaffen, einen exzellenten Service zu bieten und ihre Kunden mit Once-in-a-lifetime-Erlebnissen zu begeistern? Albrecht Steinecke gibt in diesem Tourism-NOW-Band fundierte und anschauliche Antworten auf diese Fragen. Außerdem geht er auf die Rolle des Luxustourismus als Wirtschaftsfaktor ein und lässt auch dessen problematische ökologische und soziale Folgen nicht außer Acht. UVK Verlag - Ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 \ 72070 Tübingen \ Germany \ Tel. +49 (07071) 9797-0 Fax +49 (07071) 97 97-11 \ shop@narr.de \ www.narr.de <?page no="224"?> Ronald Moeder Tourismusrecht in der Unternehmenspraxis utb L 2019, 444 Seiten €[D] 24,99 ISBN 978-3-8252-3678-6 eISBN 978-3-8385-3678-1 Das Must-have für Studium und Praxis Jede Reise ist mit Verträgen und AGBs verbunden. Deswegen sind vertiefte Kenntnisse im Tourismusrecht in Studium und Praxis unverzichtbar. Ronald Moeder vermittelt in 15 Lerneinheiten die rechtlichen Grundlagen aus der B2C- und B2B-Sicht. Er spannt dabei den Bogen über die Themen Unternehmensgründung, Pauschalreisevertrag, Reisemängel, Kündigung, Minderung, Schadensersatz und Reisevermittlung. Auch auf das Beherbergungsrecht, Beförderungsrecht, Reiseversicherungsrecht sowie auf aktuelle Rechtsfragen für die Tourismus- und Verkehrsträgerindustrie geht er ein. Durch zahlreiche Beispiele illustriert er den Stoff. Pro Kapitel helfen Wissenschecks und weiterführende Web- und Literaturtipps beim Vertiefen. Ein Glossar gibt Auskunft über die wichtigsten deutschen und englischen Fachbegriffe RECHT \ TOURISMUS UVK Verlag - Ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 \ 72070 Tübingen \ Germany \ Tel. +49 (07071) 9797-0 Fax +49 (07071) 97 97-11 \ willkommen@uvk.de \ www.narr.de <?page no="225"?> ISBN 978-3-7398-3027-8 www.uvk.de Risiken und Chancen - Tourismus und Klimawandel sind auch in Deutschland eng miteinander verknüpft! Tropische Temperaturen an deutschen Küsten im Sommer-- schneefreie Skipisten in den Mittelgebirgen und Alpen im Winter. Der Klimawandel verändert den Tourismus-- das ist gewiss! Er wirkt sowohl auf das touristische Angebot als auch auf die Nachfrage. Zudem können touristische Dienstleistungen selbst den Klimawandel verschärfen. Dr. Gabriele M. Knoll beleuchtet das Phänomen Klimawandel aus touristischer Sicht. Dabei berücksichtigt sie gleichermaßen Forschung, Trends und Strategien von Politik und Verbänden sowie einzelner Destinationen in Deutschland. Darüber hinaus stellt sie konkret Verlierer und Gewinner der aktuellen Klimaveränderung vor und zeigt auf, wie Destinationen mit den sich verändernden Rahmenbedingungen umgehen. Daraus lassen sich viele Anregungen für die Praxis ableiten. Dr. Gabriele M. Knoll lehrt Ökologie und Nachhaltigkeit im Tourismus an der Hochschule Rhein-Waal-in Kleve, Tourismusmanagement an den Standorten Düsseldorf und Köln der Hochschule Fresenius sowie im Fernstudiengang Tourismus- und Eventmanagement dieser Hochschule. Sie hat bei diversen Tourismusprojekten im In- und Ausland mitgearbeitet und ist Autorin touristischer Fach- und Lehrbücher sowie zahlreicher Reiseführer.