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Bodenseeschifferpatent kompakt

Motorboot und Segelboot

0420
2020
978-3-7398-8030-3
978-3-7398-3030-8
UVK Verlag 
Matthias Wassermann
Roman Simschek
Daniel Hillwig

Dieses Buch vermittelt Ihnen einfach, schnell und unkompliziert alles, was Sie für den Sportbootführerschein Bodenseeschifferpatent Motor und Segel benötigen. Sie lernen sowohl das Wissen für die Theorieprüfung als auch die für die Praxis erforderlichen Knoten, Navigationskenntnisse und Manöver. Das Buch beinhaltet die aktuellen Prüfungsfragen und Antworten zum BSP in Deutschland und Österreich. Durch die anschauliche Darstellung des Prüfungsstoffes mit hilfreichen Illustrationen und zahlreichen Übungsvideos ist ein schneller Lernerfolg garantiert. Käufer dieses Buches erhalten zudem einen kostenlosen befristeten Testzugang zu einem Onlinekurs.

<?page no="0"?> Wassermann/ Simschek/ Hillwig Bodenseeschifferpatent Motorboot und Segelboot Mit offiziellen Prüfungsfragen und Antworten kompakt 4. Auflage Einfach lernen per Onlinekurs www.bsp24.com 5 Tage inklusive <?page no="2"?> Matthias Wassermann Roman Simschek Daniel Hillwig Bodenseeschifferpatent kompakt 4., überarbeitete Auflage mit Prüfungsfragen und Antworten - Stand 2020 - UVK Verlag · München <?page no="3"?> Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http: / / dnb.ddb.de> abrufbar. ISBN 978-3-7398-3030-8 (Print) ISBN 978-3-7398-8030-3 (EPDF) © UVK Verlag 2020 - ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5, 72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Einbandgestaltung: Susanne Fuellhaas, Konstanz Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 72070 Tübingen info@narr.de www.narr.de <?page no="4"?> BE G LEITWO RT Dieses Lehrbuch ist aus den praktischen Erkenntnissen und Erfahrungen aus unserer Wassersportschule am Bodensee entstanden. Es vermittelt einfach, schnell und unkompliziert alle für die Prüfung zum Bodenseeschifferpatent erforderlichen Lerninhalte. Struktur und Didaktik sind auf den Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24, der im Internet unter www.bsp24.com gebucht werden kann, abgestimmt und optimiert. Wir empfehlen zur optimalen und effizientesten Vorbereitung auf das Bodenseeschifferpatent, ergänzend zu diesem Buch die Vorbereitung mit Bodenseeschifferpatent24: Testen Sie diesen Onlinekurs kostenlos. Käufer dieses Buches erhalten einen kostenlosen 5-Tage-Zugang zum Onlinekurs. Im Onlinekurs „Bodenseeschifferpatent24“ werden ergänzend zu diesem Buch die Inhalte mit modernsten Medien wie Onlinetrainings und Lernvideos erklärt und optimal vermittelt. Ebenso besteht im Onlinekurs die Möglichkeit, mit den offiziellen und aktuellen Prüfungsfragen zum Bodenseeschifferpatent jedes einzelne Kapitel mit Erfolgs- und Lernfortschrittsmessung zu üben. Mehr hierzu im Internet unter www.bsp24.com. Zur Aktivierung Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 gehen Sie bitte auf die Internetseite https: / / www. bsp24.com/ buch/ aktivierung. Auf dieser Seite finden Sie alle weiteren Informationen zur Aktivierung. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Prüfung zum Bodenseeschifferpatent. Friedrichshafen am Bodensee, im März 2020 Matthias Wassermann Roman Simschek Daniel Hillwig Benutzungshinweis QR-Codes: Per Smartphone können Sie begleitende Lern-Videos einfach und bequem durch Scannen des QR-Codes aufrufen. Alternativ können Sie die Videos unter https: / / www.bsp24.com/ buch anschauen. <?page no="5"?> IHR WEG Z UM BODENSEESCHIFFERPATENT Abhängig davon, in welcher Kategorie Sie das Bodenseeschifferpatent erwerben möchten, sind verschiedene Inhalte und Prüfungsfragen aus diesem Buch für die theoretische Ausbildung und Prüfung für Sie relevant. Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick darüber, welche Kapitel für Sie wichtig sind. Darüber hinaus finden Sie in Kapitel 16 sowie in der Prüfungsübersicht am Ende des Buches weitere Informationen zur theoretischen Prüfung. Vorhandener Bootsführerschein Kategorie Kapitel DSV-A-Schein ausgestellt bis 31.03.1989 oder Sportbootführerschein Binnen unter Segel oder Sportküstenschifferschein Motorboot (A) Segelboot (D) Motor- und Segelboot (A + D) 1-13 1-13 1-13 Sportbootführerschein Binnen unter Motor oder Sportbootführerschein See Motorboot (A) Segelboot (D) Motor- und Segelboot (A + D) 1-13 1-15 1-15 kein Bootsführerschein vorhanden Motorboot (A) Segelboot (D) Motor- und Segelboot (A + D) 1-13 1-15 1-15 In den Kapiteln 17 bis 21 finden Sie wissenswerte Informationen zur praktischen Ausbildung und Prüfung. <?page no="6"?> INHALT Begleitwort........................................................................................................... 5 Ihr Weg zum Bodenseeschifferpatent ................................................................. 6 Kapitel 1: Rechtsverhältnisse und Revierkunde................................................... 9 Kapitel 2: Patent, Zulassung und Besatzung ...................................................... 20 Kapitel 3: Verhaltensvorschriften ...................................................................... 28 Kapitel 4: Schallzeichen...................................................................................... 35 Kapitel 5: Lichter- und Flaggenführung.............................................................. 41 Kapitel 6: Schifffahrtszeichen............................................................................. 53 Kapitel 7: Rheinstrecken .................................................................................... 62 Kapitel 8: Seemannschaft .................................................................................. 72 Kapitel 9: Navigation .......................................................................................... 86 Kapitel 10: Wetterkunde.................................................................................... 99 Kapitel 11: Sturmwarndienst und Seenotrettung............................................105 Kapitel 12: Motorboot Aufbau und Bedienung ............................................... 111 Kapitel 13: Motorboot Ausweich- und Fahrregeln ..........................................124 Kapitel 14: Segelboot Aufbau und Bedienung ................................................. 138 Kapitel 15: Segelboot Ausweich- und Fahrregeln ............................................166 Kapitel 16: Theorieprüfung .............................................................................. 178 Kapitel 17: Praxis Motorboot Manöver ........................................................... 183 Kapitel 18: Praxis Segelboot Manöver ............................................................. 193 Kapitel 19: Praxis Knoten ................................................................................. 213 Kapitel 20: Praxis Zusatzausbildung Navigation............................................... 214 Kapitel 21: Praxisprüfung ................................................................................. 228 Prüfungsübersicht ............................................................................................ 232 Stichwortverzeichnis ........................................................................................ 233 <?page no="8"?> KA PIT E L 1: R E C HT S V E RHÄL TNI S S E UND R E VI E R KUND E Das erste Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die Besonderheiten und die geografische Lage des Bodensees sowie über die dort vorherrschenden Rechtsverhältnisse. 1.1. ANL I E GE R S T AA T EN Der Bodensee ist mit drei Anliegerstaaten ein internationales Gewässer und ist in Europa einer der größten Binnenseen. Die Anliegerstaaten am Bodensee sind:  Deutschland (mit den Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern)  Schweiz (mit den Kantonen Sankt Gallen, Schaffhausen und Thurgau)  Österreich (mit dem Bundesland Vorarlberg) Der Bodensee wird grundsätzlich in den Obersee und den Untersee unterteilt. Die Verbindung zwischen dem Obersee und dem Untersee wird Seerhein genannt. Abb. 1: Bodenseekarte mit geografischen Grenzen Gültige Hoheitsgrenzen zwischen den Staaten existieren lediglich in der Konstanzer Bucht sowie auf den Rheinstrecken in der Gewässermitte. Der Obersee ist die einzige Gegend in Europa, bei der zwischen den Nachbarstaaten nie <?page no="9"?> 10 KAPITEL 1: RECHTSVERHÄLTNISSE UND REVIERKUNDE vertraglich endgültige Grenzen festgelegt wurden. Hier gibt es unterschiedliche Rechtsauffassungen, die alle auf Gewohnheitsrecht beruhen. Es lassen sich die beiden folgenden Auffassungen beziehungsweise Theorien der Grenzziehung unterscheiden:  Realteilung: Grenzziehung in der Gewässermitte  Kondominium: gemeinschaftlich verwaltetes Hoheitsgebiet Deutsche und auch Schweizer Staatsrechtler vertreten bis heute unterschiedliche Meinungen, ob die Grenzziehung am Obersee auf Basis der Realteilung oder des Kondominiums erfolgen soll. Die Rechtverhältnisse auf dem Obersee sind tatsächlich bis zum heutigen Tage staatsvertraglich nicht geklärt. Daher handelt es sich beim Obersee um ein gemeinschaftlich verwaltetes Hoheitsgebiet im Sinne eines Kondominiums. 1.2. R E C H T S V O R S C H R IF T E N UND B E HÖRD E N Aufgrund der Tatsache, dass der Bodensee ein gemeinschaftlich verwaltetes Hoheitsgebiet ist, wurde eigens für die Schifffahrt auf dem Bodensee ein eigenes Regelwerk geschaffen: die Bodensee-Schifffahrts-Ordnung. B OD E N S E E - S C HI F F FAHR T S -O RD NUNG Grundlage und Regelwerk für die Schifffahrt am Bodensee ist also die von allen drei Anliegerstaaten einheitlich erlassene Bodensee-Schifffahrts-Ordnung (BodenseeSchO). Die BodenseeSchO gilt grundsätzlich für den gesamten Bodensee. Inbegriffen sind der Obersee, der Untersee, der Alte Rhein sowie die Rheinstrecken zwischen Konstanz und Schaffhausen. Abb. 2: Bodensee-Schifffahrts-Ordnung <?page no="10"?> 1.2. Rechtsvorschriften und Behörden 11 S C HI F F FAHR T S B E HÖR D E N UND S C HI F F FAH R T SÄMT E R Für den Vollzug der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung sind am deutschen Bodenseeufer die Landratsämter Konstanz, Bodenseekreis (Friedrichshafen) und Lindau zuständig, am österreichischen Ufer die Bezirkshauptmannschaft Bregenz und am Schweizer Ufer die Kantonsverwaltungen der Kantone Sankt Gallen, Schaffhausen und Thurgau. Diese Schifffahrtsbehörden nehmen in erster Linie verwaltende Tätigkeiten wahr und sind unter anderem für die Erteilung von Patenten und Bootszulassungen zuständig. WA S S E R S C HUT Z P O LI Z E I Die Überwachung und Kontrolle der Schifffahrt auf dem Bodensee erfolgt von der deutschen Wasserschutzpolizei, der Schweizer Seepolizei und der österreichischen Seegendarmerie. Darüber hinaus nehmen sie auch Aufgaben wie die Ausübung der Sturmwarn- und Seenotrettungsdienste wahr. Oberstes Ziel ihrer Arbeit ist es, die Ordnung und Sicherheit der Schifffahrt auf dem Bodensee zu gewährleisten. Z O L L DI E N S T S T E L L EN Die Grenzkontrolle von Personen und Waren obliegt den jeweiligen Zolldienststellen. Für die Sportschifffahrt bestehen auf dem Bodensee im grenzüberschreitenden Verkehr einige Erleichterungen. Es sind dennoch zwingend die für den Grenzübertritt erforderlichen Dokumente mitzuführen; das sind gültige Ausweispapiere für Personen und Boot. Diese sind bei einer Kontrolle den Zollbeamten auszuhändigen. Mitgeführte Waren müssen den Beschränkungen für den grenzüberschreitenden Warenverkehr entsprechen oder beim Zoll angemeldet werden. <?page no="11"?> 12 KAPITEL 1: RECHTSVERHÄLTNISSE UND REVIERKUNDE 1.3 R EV I E RK UND E B OD E N S E E Im Folgenden werden Ihnen die wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten des Wassersportrevieres Bodensee in Kurzform veranschaulicht. WA S S E R OB E R F LÄC H E UND T I E F E Die folgende Tabelle zeigt die Verteilung der Wasseroberfläche auf den Obersee und Untersee. Insgesamt hat der Bodensee eine Wasseroberfläche von 571 Quadratkilometern. Wasseroberfläche und Tiefe des Bodensees Wasseroberfläche Bodensee gesamt 571 Quadratkilometer Wasseroberfläche Obersee 500 Quadratkilometer Wasseroberfläche Untersee 71 Quadratkilometer Tiefste Stelle im Obersee zwischen Fischbach und Uttwil 254 Meter Wasserinhalt circa 50 Milliarden Kubikmeter/ 50 000 Milliarden Liter Tab. 1: Wasseroberfläche und Tiefe <?page no="12"?> 1.3 Revierkunde Bodensee 13 Die folgende Darstellung zeigt die Distanzen zwischen unterschiedlichen Städten am Bodensee. Die weiteste Strecke am Bodensee ist die von Ludwigshafen nach Bregenz mit 63 Kilometern. Abb. 3: Distanzen Bodensee Distanzen von Ludwigshafen nach Bregenz 63 Kilometer von Konstanz nach Bregenz 46 Kilometer von Konstanz nach Stein am Rhein 27 Kilometer von Ludwigshafen zur Insel Mainau 17 Kilometer breiteste Stelle von Friedrichshafen nach Arbon 14 Kilometer Tab. 2: Distanzen Bodensee A B S TÄND E UND D I S TAN Z E N <?page no="13"?> 14 KAPITEL 1: RECHTSVERHÄLTNISSE UND REVIERKUNDE IN S E L N Der Bodensee hat mehrere Inseln und Halbinseln. Die drei größten und bekanntesten Inseln im Bodensee sind die Inseln Mainau, Reichenau und Lindau. Abb. 4: Inseln S E E B OD E N Das Profil des Seebodens am Bodensee hat seine eigenen spezifischen Bezeichnungen. Der Seeboden wird in unterschiedliche Abschnitte unterteilt:  Hang  Wysse  Halde  Schweb  Tiefhalde  Tiefer Schweb Die folgende Darstellung zeigt dazu beispielhaft die Zuordnung der Begriffe zu den einzelnen Profilabschnitten schematisch zwischen Langenargen auf der deutschen Seeseite und Rorschach in der Schweiz. <?page no="14"?> 1.4. Naturschutzgebiete 15 Abb. 5: Seeboden zwischen Langenargen und Rorschach 1.4. NA TUR S C HUTZ G EBI E T E Der Bodensee beherbergt zahlreiche seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Viele Städte und Gemeinden insbesondere in Baden-Württemberg speisen ihre Trinkwasserversorgung mit Bodenseewasser. Dem Bodensee werden jährlich circa 170 Millionen Kubikmeter Wasser zur Trinkwasserversorgung entnommen. Der Schutz der Natur und des Trinkwasserreservoirs Bodensee ist wichtig und fordert von der Sportschifffahrt daher größte Rücksicht und Sorgfalt. Naturschutzgebiete sind in der Regel durch weiße Dreieckstafeln mit grünem Rand, schwarzer Aufschrift „Naturschutzgebiet“ und schwarzem Adler gekennzeichnet. Abb. 6: Ausschilderung Naturschutzgebiet Die wichtigsten und bekanntesten Naturschutzgebiete am deutschen Bodenseeufer sind:  Eriskircher Ried Naturschutzgebiet <?page no="15"?> 16 KAPITEL 1: RECHTSVERHÄLTNISSE UND REVIERKUNDE  Wollmatinger Ried  Halbinsel Mettnau am österreichischen beziehungsweise am Schweizer Seeufer:  Rheindelta  Seefelder Ache  Mehrerauer Seeufer Das Befahren und Anlanden mit Wassersportfahrzeugen in Naturschutzgebieten ist untersagt. Es ist strikt Abstand zu halten. Das Betreten außerhalb der gekennzeichneten Wege ist ebenfalls untersagt. Abb. 7: Naturschutzgebiete Umweltschutz ist im Wassersport ein sehr ernstes und wichtiges Thema. Er wird in diesem Buch aufgrund der vorhandenen Theorieprüfungsstruktur zum Bodenseeschifferpatent nicht als gesondertes Kapitel behandelt. Die jeweiligen Inhalte zum Thema Umweltschutz werden auf mehrere Kapitel verteilt. Sie werden im jeweiligen Kapitel wie in der Struktur der Theorieprüfung gesondert behandelt. Naturschutzgebiet Eriskircher Ried Wollmatinger Ried Halbinsel Mettnau Rheindelta, Seefelder Ache, Mehrauer Seeufer <?page no="16"?> 17 Nachdem Sie das Kapitel 1 „Rechtsverhältnisse und Revierkunde“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Welche Staaten grenzen heute an den Bodensee? Deutschland, Österreich, Schweiz. Wo gibt es auf dem Obersee Hoheitsgrenzen? In der Konstanzer Bucht. Wie sind die Hoheitsgrenzen auf den Rheinstrecken festgelegt? In der Gewässermitte. Was verstehen Sie unter einem Kondominium? Gemeinsam verwaltetes Hoheitsgebiet. Was verstehen Sie unter einer Realteilung in Bezug auf den Bodensee? Gewässerteilung in der Mitte. Welche besonderen Aufgaben nehmen die Schifffahrtsbehörden / Schifffahrtsämter wahr? Erteilung von Zulassungen und Patenten. Was für Aufgaben obliegen den Wasserschutzpolizeien / Seepolizeien? Überwachung und Kontrolle der Schifffahrt. Welche Aufgaben obliegen den Zolldienststellen? Grenzkontrolle von Personen und Waren. Welche grundsätzlichen Zoll- und Passvorschriften müssen Sie bei einem Grenzübertritt mit Ihrem Fahrzeug am Bodensee beachten? Gültige Ausweispapiere für Personen und Boot mitführen, erforderlichenfalls beim Zoll melden. Für welche Seeteile und Rheinstrecken gilt die Bodensee-Schifffahrts- Ordnung? Bodensee einschließlich Untersee, Alter Rhein und Rheinstrecken zwischen Konstanz und Schaffhausen. Welche Behörden sind für den Vollzug der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung am deutschen Ufer zuständig? Landratsämter Bodenseekreis, Konstanz, Lindau und Wasserschutzpolizei. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="17"?> 18 KAPITEL 1: RECHTSVERHÄLTNISSE UND REVIERKUNDE Welche in den Bodenseeanliegerstaaten einheitlich erlassene Bestimmung regelt die Schifffahrt auf dem Bodensee? Bodensee-Schifffahrts-Ordnung. Welche Behörden sind am deutschen Ufer für die Erteilung von Schifferpatenten und für die Zulassung von Wasserfahrzeugen zuständig? Landratsämter Bodenseekreis, Konstanz und Lindau. Wie groß ist die Fläche des Bodensees? 571 km 2 . Wie heißen die drei größten Inseln im Bodensee? Mainau, Reichenau, Lindau. Wie groß ist die Entfernung zwischen Ludwigshafen und Bregenz? 63 km. Wie breit ist der Bodensee zwischen Friedrichshafen und Arbon? 14 km. Wo befindet sich die größte Tiefe des Obersees? Zwischen Fischbach und Uttwil. Wie wird der Seeboden eingeteilt? Ufer, Hang, Wysse, Halde, Schweb, Tiefhalde, Tiefer Schweb. Wie groß ist die Entfernung zwischen Konstanz und Bregenz? 46 km. Wie groß ist die Entfernung zwischen Ludwigshafen und der Insel Mainau? 17 km. Wie groß ist die Entfernung zwischen Konstanz und Stein am Rhein? 27 km. Nennen Sie die wichtigsten Naturschutzgebiete am Bodensee! Eriskircher Ried, Wollmatinger Ried, Halbinsel Mettnau. Welche Naturschutzgebiete liegen am Bodensee (österreichisches Ufer)? Rheindelta, Seefelder Ache, Mehrerauer Seeufer. Wie sind Naturschutzgebiete gekennzeichnet? Durch weiße Dreiecktafeln, grüner Rand, schwarzer Adler und der Aufschrift „Naturschutzgebiet“. <?page no="18"?> 19 Welche Vorschriften müssen Sie als Sportbootfahrer bei Naturschutzgebieten beachten? Abstand halten, nicht hineinfahren, „Anlanden verboten“. Wie tief ist die tiefste Stelle des Bodensees? 254 m. Welche Bestimmungen müssen ein Sportbootführer und seine Mitfahrer beachten, wenn sie den Fischfang als Sportfischer ausüben wollen? Erlaubnis und Befähigung muss vorhanden sein. Welches ist die größte Breite des Bodensees und wo befindet sich diese? 14 km zwischen Friedrichshafen und Arbon. In welchen besonders gekennzeichneten Gebieten dürfen Sie mit Ihrem Vergnügungsfahrzeug nicht anlanden? In Naturschutzgebieten. Wie heißt die Verbindung zwischen Obersee und Untersee? Seerhein. Welche Behörde ist am österreichischen Ufer für die Erteilung von Schifferpatenten und für die Zulassung von Wasserfahrzeugen zuständig? Bezirkshauptmannschaft Bregenz. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="19"?> KA PIT E L 2: PAT ENT , ZULA S S UN G UND B E S AT ZUN G Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die aktuell gültigen Vorschriften für das Führen und Halten von Sportbooten am Bodensee. 2.1. G E L TUNG S B E R E IC H B OD E N S E E S C HI F F E RPA T E NT Zum Führen eines Fahrzeugs mit Maschinenantrieb auf dem Bodensee, dessen Maschinenleistung 4,4 KW (= 6 PS) übersteigt, sowie zum Führen eines Segelfahrzeuges mit mehr als 12 Quadratmeter Segelfläche, ist als Befähigungsnachweis das „Bodenseeschifferpatent“ erforderlich. Abb. 8: Bodenseeschifferpatent Das Bodenseeschifferpatent wird in folgenden Kategorien erteilt:  Kategorie A: Fahrzeuge mit Maschinenantrieb (motorbetriebene Vergnügungsfahrzeuge), soweit diese nicht unter die Kategorien B oder C fallen  Kategorie B: Fahrgastschiffe  Kategorie C: Güterschiffe und schwimmende Geräte mit eigenem Antrieb  Kategorie D: Segelfahrzeuge Für Segelfahrzeuge mit Motor, deren Antriebsleistung 4,4 KW (= 6 PS) übersteigt, ist zusätzlich die Berechtigung der Kategorie A (Motorboot) erforderlich. Zum Führen von Fahrgastschiffen mit einer zulässigen Höchstanzahl von 12 Fahrgästen genügt die Kategorie A beziehungsweise D, wenn der Patentinhaber <?page no="20"?> 2.2. Voraussetzungen Bodenseeschifferpatent 21 mindestens 21 Jahre alt ist. Bei einer zulässigen Höchstanzahl von mehr als 12 Personen ist die Kategorie B (Fahrgastschiffe) erforderlich. Zum Befahren der Hochrheinstrecke, der Strecke zwischen Stein am Rhein und Schaffhausen, ist zusätzlich noch die Kategorie H „Hochrhein“ als Zusatz zur Kategorie A erforderlich. Dazu ist nochmals eine gesonderte Theorie- und Praxisprüfung auf der Hochrheinstrecke erforderlich. Die Zusatzkategorie H „Hochrhein“ wird in diesem Lehrbuch nicht behandelt, da dieser Lernstoff nicht Inhalt der Prüfungen Bodenseeschifferpatent A (Fahrzeuge mit Maschinenantrieb) und D (Segelfahrzeuge) ist. 2.2. V O RAUS S E T Z UNG EN B OD E N S E E S C HI F F E RPA T E NT Für die Erteilung des Bodenseeschifferpatents muss der Bewerber sowohl über das erforderliche Mindestalter als auch über die entsprechende Eignung und Befähigung verfügen. Die Befähigung muss in einer theoretischen wie auch in einer praktischen Prüfung nachgewiesen werden. Tipp: Besitzer des Sportbootführerscheins Binnen, Sportbootführerschein See oder Sportküstenschifferscheins können sich die praktische Prüfung dieser Scheine für das Bodenseeschifferpatent anerkennen lassen. Eine erneute Praxisprüfung ist dann nicht erforderlich. Der Inhaber des Bodenseeschifferpatents muss das jeweils erforderliche Mindestalter erreicht haben:  Kategorie A: 18 Jahre  Kategorie B: 21 Jahre  Kategorie C: 21 Jahre  Kategorie D: 14 Jahre Die Eignung zum Schiffsführer ist dann gegeben, wenn ausreichendes Hör-, Seh- und Farbunterscheidungsvermögen vorhanden ist und keine anderen gesund- <?page no="21"?> 22 KAPITEL 2: PATENT, ZULASSUNG UND BESATZUNG heitlichen Einschränkungen der Tauglichkeit zum Schiffsführer vorliegen. Dies ist durch eine ärztliche Bescheinigung auf einem Formblatt zu belegen. Das bisherige Verhalten der Person muss erwarten lassen, dass sie als Schiffsführer auf andere Rücksicht nimmt und gültige Vorschriften beachtet. Ein Bodenseeschifferpatent kann bei erheblicher Pflichtverletzung als Schiffsführer oder im Straßenverkehr entzogen werden. Bei nicht mehr gegebener Eignung beziehungsweise Befähigung kann das Patent entzogen oder eingeschränkt werden. 2.3. Z UL A S SUNG S B E S TIMMUNG E N V ON FAH R Z E UG E N Jedes Fahrzeug auf dem Bodensee muss gekennzeichnet sein. In der Regel erfolgt die Kennzeichnung mit dem von der zuständigen Behörde zugeteilten Kennzeichen, das aus einer Kombination von Buchstaben, die den zuständigen Landkreis kennzeichnen, und Zahlen besteht. Kleinere, nicht motorisierte Fahrzeuge mit einer Länge von weniger als 2,5 Meter sind teilweise von der Zulassungspflicht ausgenommen und müssen lediglich mit Name und Anschrift des Eigners gekennzeichnet sein. K E NN Z EI C HNUNG S P F L IC H T Wenn ein Boot eines der folgenden Kriterien erfüllt, unterliegt es der Untersuchungs- und Zulassungspflicht und muss mit einem amtlichen Kennzeichen versehen werden:  Länge von 2,50 Metern und mehr  motorbetriebene Fahrzeuge  Fahrzeuge mit Koch- oder Sanitäreinrichtung Ausnahmen gelten für Surfbretter, Paddel- und Rennruderboote ohne Motor. Diese benötigen kein Kennzeichen, sie müssen jedoch mit Namen und Anschrift des Eigners versehen werden. Die Kennzeichen werden in Deutschland von den Landratsämtern Bodenseekreis in Friedrichshafen, Konstanz und Lindau erteilt. Folgende Kennzeichen werden von den Landratsämtern vergeben:  Landratsamt Bodenseekreis in Friedrichshafen: FN <?page no="22"?> 2.3. Zulassungsbestimmungen von Fahrzeugen 23  Landratsamt Konstanz: KN  Landratsamt Lindau: LI  In Österreich: Bezirkshauptmannschaft Bregenz: V Die Kennzeichen müssen wie folgt am Boot angebracht werden:  Die Kennzeichen müssen an gut sichtbaren Stellen auf beiden Seiten des Bootes angebracht werden.  Die Kennzeichen müssen mindestens 8 cm hoch sein. Die Zulassung erlischt in der Regel nach drei Jahren und muss dann neu beantragt werden. Eine Überziehung beziehungsweise Überschreitung der Zulassung ist nicht zulässig. Der Fahrzeughalter wird von der Behörde, üblicherweise dem zuständigen Landratsamt, angeschrieben und an den Ablauf der Zulassung erinnert. Hiermit verbunden ist die Aufforderung, eine Bootsabnahme beim Landratsamt zu vereinbaren. Gleiches gilt, wenn bauliche Veränderungen am Fahrzeug vorgenommen wurden. Die zuständige Behörde kann die Zulassung entziehen, wenn das Fahrzeug nicht mehr den gegebenen Vorschriften entspricht. V O R G E S C HR I E B E N E MIND E S TAU S RÜS TUNG Jedes zugelassene Boot muss mindestens die Ausrüstungsgegenstände, die in der Zulassungsurkunde vorgeschrieben sind, an Bord mitführen. Diese werden im Kapitel 8 „Seemannschaft“ ausführlich behandelt. Es müssen so viele Rettungswesten an Bord sein, wie Personen an Bord sind. Die Rettungsmittel müssen geeignet sein und über einen vorgeschriebenen Mindestauftrieb von 100 Newton-Metern verfügen. Rettungsmittel für Kinder müssen in jedem Fall mit einem Rettungskragen ausgestattet sein. Fahrzeuge mit Koch- oder Sanitäreinrichtung müssen mit Behältern zur Aufnahme von Fäkalien, Abwasser und Abfällen ausgerüstet sein. Diese dürfen keinesfalls in den Bodensee abgelassen werden. <?page no="23"?> 24 KAPITEL 2: PATENT, ZULASSUNG UND BESATZUNG V E R K AUF EIN E S B OOT E S OD E R V E R L E GUNG D E S L I E G E P LAT Z E S Der Verkauf eines Wassersportfahrzeuges ist der zuständigen Behörde innerhalb einer Frist von 14 Tagen mitzuteilen. Der zuständigen Behörde müssen die Anschrift des Erwerbers und der zukünftige Standort mitgeteilt werden. Ändert sich der dauerhafte Standort des Bootes in den Zuständigkeitsbereich einer anderen Behörde, muss bei dieser innerhalb von zwei Monaten eine neue Zulassungsurkunde beantragt werden. 2.4. LÄRM- UND AB GA S G R E N Z W E RT E Am Bodensee werden an Boote besondere Anforderungen hinsichtlich des Umwelt- und Gewässerschutzes gestellt. Es gelten Lärm- und Abgasgrenzwerte. Der Artikel 1 Absatz 10 der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung besagt, dass durch den Betrieb eines Fahrzeuges nicht mehr Lärm, Rauch, Abgas oder Geruch erzeugt werden darf, als dies bei ordnungsgemäßem Zustand und Betrieb des Fahrzeuges unvermeidbar ist. LÄRMG R E NZ W E R T E Lärmgrenzwerte sind grundsätzlich einzuhalten. Das Betriebsgeräusch eines Motors darf, in 25 Metern seitlichem Abstand gemessen, den Wert von 72 dB (A) nicht überschreiten. A B GA S G R EN Z W E R T E Abgasgrenzwerte sind einzuhalten. Für Fahrzeuge mit Maschinenantrieb, die erstmals ab dem 1.1.1993 auf dem Bodensee zugelassen wurden, ist eine Abgastypenbescheinigung für den Motor erforderlich. Nachdem Sie das Kapitel 2 „Patent, Zulassung und Besatzung“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Für welche Vergnügungsfahrzeuge ist ein Schifferpatent erforderlich? Für Motorfahrzeuge über 4,4 kW Maschinenleistung und für Segelfahrzeuge über 12 m 2 Segelfläche. <?page no="24"?> 25 Welche Wasserfahrzeuge dürfen Sie mit einem Schifferpatent der Kategorie „A“ führen? Alle motorbetriebenen Vergnügungsfahrzeuge. Dürfen Sie mit einem Schifferpatent der Kategorie „D“ auch Segelboote unter Motor führen, deren Maschinenleistung 4,4 kW übersteigt? Nein. Welche Voraussetzungen sind für den Erwerb eines Schifferpatents der Kategorie „A“ und „D“ zu erfüllen? Mindestalter, Eignung und Befähigung. Kann ein Schifferpatent entzogen werden? Ja, nach erheblicher Pflichtverletzung als Schiffsführer und im Straßenverkehr. Kann ein Schifferpatent entzogen oder eingeschränkt werden? Ja, wenn Eignung und Befähigung nicht mehr gegeben oder eingeschränkt sind. Welches Mindestalter ist für Patentbewerber für Vergnügungsfahrzeuge mit Maschinenantrieb über 4,4 kW erforderlich? 18 Jahre. Welches Mindestalter ist für Patentbewerber für Segelfahrzeuge über 12 m 2 Segelfläche erforderlich? 14 Jahre. Darf ein Patentinhaber der Kategorie „A“ ein Fahrgastschiff führen? Ja, wenn er 21 Jahre alt ist und das Fahrzeug für maximal 12 Fahrgäste zugelassen ist. Welches Mindestalter ist für Patentinhaber der Kategorie „A“ erforderlich, um Fahrgastschiffe mit max. 12 Personen-Zulassung zu führen? 21 Jahre. Welche Fahrzeuge unterliegen der Untersuchungs- und Zulassungspflicht? Alle motorbetriebenen Fahrzeuge sowie alle Fahrzeuge mit Wohn-, Koch- oder sanitärer Einrichtung. Wann erlischt die Zulassung von Vergnügungsfahrzeugen mit Maschinenantrieb? Nach 3 Jahren. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="25"?> 26 KAPITEL 2: PATENT, ZULASSUNG UND BESATZUNG Wann müssen zugelassene Fahrzeuge erneut untersucht werden? In der Regel nach 3 Jahren oder bei baulichen Änderungen. Welche wichtigen Ausrüstungsgegenstände müssen sich an Bord eines zugelassenen Wasserfahrzeuges auf dem Bodensee befinden? Die in der Zulassungsurkunde vorgeschriebenen. Welche Anforderungen hinsichtlich des Umweltschutzes werden an die für den Bodensee zugelassenen Fahrzeuge gestellt? Lärm- und Abgasgrenzwerte müssen eingehalten werden, Abwasserentsorgung nur an Land zugelassen. Welche Anforderungen hinsichtlich des Gewässerschutzes werden an die für den Bodensee zugelassenen Fahrzeuge gestellt? Fäkalien, Abwasser und Abfall müssen ordnungsgemäß an Land entsorgt werden. Ab welcher Bootslänge muss ein Boot ohne Maschinenantrieb, Wohn-, Koch- oder sanitärer Einrichtung bei der Zulassungsstelle registriert werden? Alle Fahrzeuge ab einer Länge von 2,50 m, ausgenommen Surfbretter, Paddel- und Rennruderboote ohne Motor. Wie viele Rettungsmittel müssen sich an Bord eines Vergnügungsfahrzeuges befinden? So viele, wie Personen an Bord sind. Welchen Wert darf das Betriebsgeräusch eines Wasserfahrzeugs in dB (A) nicht überschreiten? 72 dB (A) in 25 m seitlicher Entfernung. Welche Fahrzeuge müssen mit Behältern zur Aufnahme von Fäkalien, Abwässern und Abfällen ausgerüstet sein? Fahrzeuge mit Koch- oder Sanitäreinrichtung. Was gilt für Fahrzeuge mit Maschinenantrieb bei erstmaliger Zulassung seit dem 1. Januar 1993 auf dem Bodensee? Abgastypenprüfbescheinigung für den Motor erforderlich. Muss bei der Verlegung des Liegeplatzes in den Bereich einer anderen für die Zulassung zuständigen Behörde die Ausstellung einer neue Zulassungsurkunde beantragt werden? Ja, innerhalb von 2 Monaten. Wann kann die zuständige Behörde die Zulassung entziehen? Wenn das Fahrzeug nicht mehr den Vorschriften entspricht. <?page no="26"?> 27 Welche Fahrzeuge müssen mit einem amtlichen Kennzeichen versehen sein? Alle Fahrzeuge über 2,5 m Länge, ausgenommen Surfbretter, Paddelboote und Rennruderboote ohne Motor. Wer erteilt die Kennzeichen für Wasserfahrzeuge am deutschen Bodenseeufer? Landratsämter Bodenseekreis, Konstanz und Lindau. Wie hoch müssen die Kennzeichen mindestens sein? 8 cm. Wo müssen die Kennzeichen angebracht sein? An gut sichtbarer Stelle auf beiden Seiten des Schiffes. Wie müssen Segelsurfbretter, Paddelboote und Rennruderboote gekennzeichnet sein? Mit Namen und Anschrift des Eigners. Wie lange dürfen Sie die Zulassungsurkunde eines Bootes überziehen? Gar nicht. Innerhalb welcher Frist ist der Verkauf eines Wasserfahrzeuges der zuständigen Behörde zu melden? Innerhalb von 14 Tagen. Welche Angaben sind der zuständigen Behörde beim Verkauf eines Wasserfahrzeuges zu machen? Anschrift des Erwerbers und zukünftiger Standort. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="27"?> KA PIT E L 3: V E R HA L T E NS VOR S C HRIF T EN Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die allgemeinen Verhaltensvorschriften für das Führen von Sportbooten und Segelfahrzeugen auf dem Bodensee. 3.1. AL L G EME IN E V E RHA L T E NS R EG E L N P F LIC H T E N D E S S C HI F F S FÜH R E R S Die allgemeinen Verhaltensvorschriften auf dem Bodensee, die ein Schiffsführer zu beachten hat, sind in der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung geregelt. Der Schiffsführer hat eine allgemeine Sorgfaltspflicht. Er ist für Fahrzeug, Ausrüstung und Besatzung verantwortlich und hat dafür Sorge zu tragen, dass keine Gefährdung oder Behinderung der eigenen Besatzung und von Dritten erfolgt. Der Schiffsführer ist insbesondere dafür verantwortlich, dass  ausreichende und vollständige Rettungsmittel (pro Person mindestens eine Rettungsweste) an Bord sind,  die in der Zulassungsurkunde vorgeschriebenen Mindestausrüstungsgegenstände mitgeführt werden,  er das Schifferpatent sowie die Zulassungsurkunde des Bootes beziehungsweise den Bootsausweis mitführt. Die Prüfung auf Funktion und Vollständigkeit von Rettungsmitteln, Bootstechnik, Ausrüstungsgegenständen und notwendigen Schiffspapieren ist vor jeder Fahrt durchzuführen. Der Schiffsführer ist für die Einhaltung der in der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung festgelegten Regeln verantwortlich und trägt dafür Sorge, dass diese eingehalten werden. Von den Vorschriften der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung darf nur zur Abwendung von unmittelbaren Gefahren abgewichen werden. P F LIC H T E N D E R B E S A TZUNG Es gehört zu den Aufgaben und Pflichten jedes Besatzungsmitgliedes, allen Anweisungen des Schiffsführers, die der Sicherheit und Ordnung an Bord dienen, Folge zu leisten. <?page no="28"?> 3.2. Allgemeine Fahrregeln 29 S E E NO T UND UN F AL L Sind andere Menschen und Fahrzeuge in Not geraten, besteht die Pflicht für den Schiffsführer und die Besatzungsmitglieder, unverzüglich Hilfe zu leisten. Falls eine direkte Hilfeleistung nicht möglich ist, so ist unbedingt Hilfe anzufordern. Abb. 9: Seenotfall und Unfallprotokoll Im Falle einer Unfallbeteiligung sind sowohl Angaben über die Art der Beteiligung am Unfall als auch persönliche Angaben zu machen. Die Weiterfahrt darf erst erfolgen, wenn diese Daten ausgetauscht sind. 3.2. AL L G EME IN E F AHR R E G E L N F AH R E N, LIE G E N UND ANK E R N Nach der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung sind Fahrzeuge solange in „Fahrt befindlich“ oder „fahrend“, solange sie nicht  mittelbar oder unmittelbar vor Anker liegen,  (am Ufer) festgemacht sind  oder auf Grund sitzen. Wenn ein Boot in „Fahrt befindlich“ oder „fahrend“ ist, gelten die allgemeinen Fahr- und Ausweichregeln sowie Sorgfaltspflichten. Am Bodensee darf ohne Erlaubnis außerhalb ausgewiesener Liegeplätze maximal 24 Stunden am glei- <?page no="29"?> 30 KAPITEL 3: VERHALTENSVORSCHRIFTEN chen Ort geankert werden. Sind Boote nicht „in Fahrt“, werden sie auch als „stillliegend“ bezeichnet. G E S C HWIND I G K E IT E N UND AB S TÄND E Auf den Bodenseeteilen „Obersee“ und „Untersee“ gilt für Wasserfahrzeuge, so lange nicht anders ausgeschildert ist, allgemein die zulässige Höchstgeschwindigkeit von max. 40 km/ h. Auf den Rheinstrecken „Alter Rhein“ und „Seerhein“ gilt die Höchstgeschwindigkeit von 10 km/ h. Abb. 10: Uferzone Die Zone vom Ufer bis 300 Meter seewärts wird „Uferzone“ oder auch „300- Meter-Zone“ genannt. Motorbetriebene Fahrzeuge dürfen die „300-Meter- Zone“ nur zum Anlanden oder Ankern befahren. Das Ufer ist dann immer im kürzesten Weg anzusteuern. Innerhalb der Uferzone ist die Höchstgeschwindigkeit von 10 km/ h zulässig. Bei Querfahrt zum Ufer ist ein Mindestseitenabstand von 300 Metern einzuhalten. Fahrzeuge mit Elektromotor bis maximal 2 Kilowatt und Segelboote dürfen die Uferzone befahren. Dabei ist stets höchste Vorsicht geboten, da in der Uferzone jederzeit mit Schwimmern zu rechnen ist. <?page no="30"?> 3.3. Umweltschutz 31 WA S S E R S K IF AH R E N Das Wasserskifahren ist auf dem Bodensee außerhalb der Uferzone und in ausgewiesenen Wasserskistartgassen erlaubt. Auf den Rheinstrecken ist Wasserskifahren grundsätzlich nicht erlaubt. Wasserskifahren ist außerdem ebenso zur Nachtzeit, bei unsichtigem Wetter sowie bei entsprechender Beschilderung verboten. Beim Wasserskifahren muss an Bord des Schleppbootes neben dem Schiffsführer immer eine zweite geeignete Person sein, die den Wasserskifahrer und die Umgebung beobachtet. 3.3. UMW E L T S C HUTZ Umweltschutz im Wassersport ist sehr wichtig. Gutes seemännisches Verhalten setzt den verantwortungsvollen und schonenden Umgang mit der Natur voraus. Der Bodensee mit seinen Schutzgebieten und seiner Eigenschaft als großes Trinkwasserreservoir ist dabei besonders schützenswert. Bestände von Wasserpflanzen wie Binsen, Schilf oder Seerosen dürfen keinesfalls mit einem Wassersportfahrzeug befahren werden. Es ist ein Mindestabstand von 25 Metern einzuhalten. Der Schiffsführer hat unter anderem dafür Sorge zu tragen, dass  keine Wasser gefährdenden Stoffe in den Bodensee gelangen,  Fäkalien, Schmutzwasser und Abfälle ausschließlich an Land ordnungsgemäß entsorgt werden,  Boote ausschließlich mit Wasser gereinigt werden und  Gewässerverunreinigung unverzüglich der nächsten Polizeidienststelle gemeldet wird. Das Anbringen eines Unterwasserschutzanstriches soll nur, wenn dies erforderlich ist, mit möglichst umweltschonenden Materialen erfolgen. <?page no="31"?> 32 KAPITEL 3: VERHALTENSVORSCHRIFTEN Nachdem Sie das Kapitel 3 „Verhaltensvorschriften“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Welche allgemeinen Pflichten hat ein Schiffsführer im Sinne der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung zu erfüllen, ohne dass sie im Einzelnen geregelt sind? Allgemeine Sorgfaltspflicht, keine Behinderung und Gefährdung anderer. Welche Aufgaben und Pflichten hat ein Mitglied der Schiffsmannschaft zu erfüllen? Alle Anordnungen des Schiffsführers im Rahmen seiner Verantwortung sind zu befolgen. Dürfen Sie von den Vorschriften der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung abweichen? Ja, zur Abwendung einer unmittelbaren Gefahr. Welche Urkunden hat der Schiffsführer an Bord mitzuführen (gemäß Bodensee-Schifffahrts-Ordnung)? Schifferpatent, Zulassungsurkunde oder Bootsausweis. Welche Anweisungen des Schiffsführers haben die an Bord befindlichen Personen zu befolgen, die nicht zur Schiffsmannschaft gehören? Alle Anordnungen, die der Sicherheit und Ordnung an Bord dienen. Mit welchen Maßnahmen kann der Sportbootfahrer zur Reinhaltung des Bodensees beitragen? Keine wassergefährdenden Stoffe in den Bodensee einbringen. Wie hat sich ein Schiffsführer, der an einem Unfall beteiligt war, zu verhalten? Angaben über seine Person und über die Art der Beteiligung ermöglichen. Welchen Abstand müssen Sie bei Längsfahrten mit dem Motorboot (ausgenommen Boote mit Elektroantrieb bis 2 kW) vom Ufer einhalten? Mindestens 300 m. Was müssen Sie beim Reinigen Ihrer Wasserfahrzeuge beachten? Nur mit Wasser reinigen. Worauf sollten Sie beim Anbringen eines Unterwasseranstriches an Ihrem Boot achten? Nur wenn erforderlich streichen, gewässerschonende Farbe verwenden. <?page no="32"?> 33 Welche Anforderungen werden an die Maschinenanlage auf Ihrem Fahrzeug hinsichtlich des Umweltschutzes gestellt? Lärm- und Abgasgrenzwerte einhalten. Welche Fahrzeuge sind „fahrend“ oder „in Fahrt befindlich“? Fahrzeuge, die weder unmittelbar noch mittelbar vor Anker liegen, am Ufer festgemacht oder festgefahren sind. Wem müssen Sie eine Gewässerverunreinigung melden? Der nächsten Polizeidienststelle. Welche Pflichten zur Hilfeleistung bei der Rettung von Menschen und in Seenot geratener Fahrzeuge bestehen für den Schiffsführer und seine Besatzung? Unverzüglich Hilfe leisten. Welche Fahrgeschwindigkeit darf mit Wasserfahrzeugen auf dem Bodensee höchstens gefahren werden? 40 km/ h. Welche Geschwindigkeitsbeschränkungen für Vergnügungsfahrzeuge gelten auf den Rheinstrecken „Alter Rhein“ und „Seerhein“? 10 km/ h. Ist das Wasserskifahren auf den Rheinstrecken erlaubt? Nein. Welche Einschränkungen bestehen für die maschinenbetriebene Schifffahrt im Uferbereich? Beim Anbzw. Ablegen kürzesten Weg nehmen, Höchstgeschwindigkeit 10 km/ h. Welche Regeln müssen beim Ankern auf dem Bodensee außerhalb bewilligter Liegeplätze beachtet werden? Ohne Erlaubnis nicht länger als 24 Stunden am gleichen Ort. Wo dürfen Sie Wasserski fahren? Nur außerhalb der Uferzone oder in dafür vorgesehenen Wasserskistartgassen. Wer ist für Fahrzeug und Ausrüstung verantwortlich? Der Schiffsführer. Wie viele Personen müssen auf dem Fahrzeug sein, das einen Wasserskifahrer schleppt? Ein Schiffsführer und eine geeignete Person. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="33"?> 34 KAPITEL 3: VERHALTENSVORSCHRIFTEN Welchen Mindestabstand müssen Sie zu Beständen von Wasserpflanzen wie Binsen, Schilf und Seerosen einhalten? 25 m. Mit welchen Fahrzeugen dürfen Sie näher als 300 m parallel zum Ufer fahren? Mit Fahrzeugen mit Elektromotor bis 2 kW. Welche Einschränkungen sind beim Wasserskifahren zu beachten? Zur Nachtzeit und bei unsichtigem Wetter verboten. Welchen Sicherheitsabstand haben Motorboote gegenüber Schleppverbänden einzuhalten? Mindestabstand 50 m. Wann und wo ist Wasserskilaufen nicht erlaubt? Zur Nachtzeit, bei unsichtigem Wetter und auf den Rheinstrecken. Wie haben Sie sich mit Ihrem Motorboot beim Wasserskifahren gegenüber Badenden zu verhalten? Mindestabstand 50 m. Dürfen Bestände von Wasserpflanzen wie Schilf etc. befahren werden? Nein, in keinem Fall. Womit dürfen Sie Ihr Boot im Wasser reinigen? Nur mit Wasser. Was verstehen Sie unter dem Begriff „Stillliegen“? Fahrzeug, das unmittelbar vor Anker liegt oder am Ufer festgemacht ist. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. <?page no="34"?> KA PIT E L 4: S C HA L L Z EICH E N Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die am Bodensee angewandten Schallzeichen. 4.1. E IN FÜH R UNG UND G R UNDB EG R I F F E Schallzeichen dienen sowohl zur Tagals auch zur Nachtzeit einer unmissverständlichen Verständigung von Schiffen untereinander sowie der Erkennung von Anlagen wie beispielsweise Häfen. Die Schallzeichen werden von Fahrzeugen in der Regel durch ein im Schiff fest installiertes Signalhorn oder alternativ mit einem Mundsignalhorn abgegeben. Grundsätzlich ist zwischen kurzen und langen Tönen zu unterscheiden: Schallzeichen Dauer Darstellung kurzer Ton circa 1 Sekunde ● langer Ton circa 4 Sekunden _ _ _ _ Tab. 3: Schallzeichen Dauer Die Pause zwischen aufeinander folgenden Tönen beträgt circa 1 Sekunde. 4.2. S C HAL L Z E IC H E N VON F AH R Z EUG E N Die folgende Übersicht veranschaulicht die Darstellung und Bedeutung der Schallzeichen von Fahrzeugen. <?page no="35"?> 36 KAPITEL 4: SCHALLZEICHEN Schallzeichen Darstellung Bedeutung ein kurzer Ton ● „Ich richte meinen Kurs nach Steuerbord“ zwei kurze Töne ●● „Ich richte meinen Kurs nach Backbord“ oder „Vorbeifahrt Steuerbord an Steuerbord“ drei kurze Töne ●●● „Meine Maschine geht rückwärts“ vier kurze Töne ●●●● „Ich bin manövrierunfähig“ ein langer Ton _ „Achtung“ oder „Ich halte meinen Kurs“ oder „Hafenausfahrtssignal“ oder „Nebelsignal, ausgenommen Vorrangschiffe“ oder „Brückendurchfahrtssignal“ zwei lange Töne _ _ „Nebelsignal der Vorrangschiffe“ drei lange Töne _ _ _ „Hafeneinfahrtssignal der Vorrangfahrzeuge“ oder „Hafeneinfahrtssignal der Schleppverbände“ oder „Fahrzeuge in Not“ Folge langer Töne _ _ _ _ „Notsignal der Fahrzeuge“ Tab. 4: Schallzeichen Fahrzeuge <?page no="36"?> 4.3. Schallzeichen von Anlagen 37 4.3. S C HAL L Z E IC H E N VON AN LA G EN Die folgende Übersicht veranschaulicht die Darstellung und Bedeutung der Schallzeichen von Anlagen. Schallzeichen Darstellung Bedeutung Zwei kurze Töne dreimal in der Minute oder anhaltendes Läuten mit der Glocke 3 x ●●  „Nebelsignal der Häfen, Landestellen und Nebelwarnanlagen“ Tab. 5: Schallzeichen Anlagen Nachdem Sie das Kapitel 4 „Schallzeichen“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Ein entgegenkommendes Schiff gibt einen kurzen Ton; welche Absicht will es Ihnen kundtun? Richte meinen Kurs nach Steuerbord. Sie befinden sich mit Ihrem Fahrzeug in der Schifffahrtslinie; der Motor lässt sich nicht starten und ein anderes Fahrzeug nähert sich Ihnen. Welche Signalgebung ist erforderlich? 4 kurze Töne. Sie geraten mit Ihrem Vergnügungsfahrzeug in ein größeres Nebelfeld; welche Signalgebung und andere Maßnahmen sind erforderlich? Langsam fahren, Ausguck stellen, Lichter führen, 1 langer Ton pro Minute geben, Ruhe an Bord. Sie hören auf der Fahrt mit Ihrem Vergnügungsfahrzeug eine Folge langer Töne; welche Situation ist gegeben und welche Maßnahmen leiten Sie ein? Fahrzeug ist in Seenot, helfen oder Hilfe holen. Wie lautet das Hafeneinfahrtssignal der Vorrangfahrzeuge? 3 lange Töne. Wie lautet das Notsignal? Eine Folge langer Töne. <?page no="37"?> 38 KAPITEL 4: SCHALLZEICHEN Wie können Sie einem anderen Fahrzeug akustisch signalisieren, dass Sie Ihren Kurs beibehalten wollen? 1 langer Ton. Sie wollen mit Ihrem Vergnügungsfahrzeug rückwärts ablegen. Welches Signal müssen Sie erforderlichenfalls geben? 3 kurze Töne. Sie wollen einem entgegenkommenden Schiff nach Backbord ausweichen; welches Signal ist erforderlichenfalls zu geben? 2 kurze Töne. Mit welchen akustischen Signalen können Sie eine Notsituation auf Ihrem Fahrzeug anderen Fahrzeugen anzeigen? Folge langer Töne. Ein Schleppverband gibt in der Nähe eines Hafens drei lange Töne; was beabsichtigt der Schleppverband und wie müssen Sie sich verhalten? Der Schleppverband will in den Hafen einlaufen, Vorfahrt gewähren. Aufgrund der Fahrwasserverhältnisse wollen Sie mit einem entgegenkommenden Fahrzeug eine Vorbeifahrt „Steuerbord an Steuerbord“ durchführen; wie geben Sie Ihre Absicht dem entgegenkommenden Schiff bekannt? Ich gebe 2 kurze Töne. An welchen Signalen können Sie erkennen, dass Sie sich in der Nähe eines Hafens befinden? Es herrscht Nebel. 2 kurze Töne 3 x pro Minute oder Glockenschläge. Welche Bedeutung haben vier kurze Töne nach der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung? Schiff ist manövrierunfähig. Welche Bedeutung hat das Signal zwei kurze Töne dreimal in der Minute? Nebelsignal der Häfen, Landestellen und Nebelwarnanlagen. In unmittelbarer Nähe hören Sie von einem Schiff drei kurze Töne; welches Manöver wird angezeigt und worauf müssen Sie achten? Schiff will rückwärts fahren, ich muss mich freihalten. <?page no="38"?> 39 Sie nähern sich einem anderen Fahrzeug, das vier kurze Töne abgibt, welche Situation liegt vor und wie sollten Sie sich verhalten? Schiff ist manövrierunfähig, ich weiche aus. Bei Nebelfahrt hören Sie zwei lange Töne in der Minute. Welche Bedeutung hat dieses Signal und wie müssen Sie sich verhalten? Nebelsignal der Vorrangschiffe, besondere Aufmerksamkeit ist geboten. Sie wollen mit Ihrem Fahrzeug den Hafen verlassen; welche Signalgebung ist ggf. erforderlich? 1 langer Ton. Einem entgegenkommenden Fahrzeug wollen Sie nach Steuerbord ausweichen; wie geben Sie dies besonders zu erkennen? Ich gebe 1 kurzen Ton. Wie lautet das Brückendurchfahrtssignal? 1 langer Ton. Ein Fahrzeug in der Nähe gibt drei lange Töne; was beabsichtigt es und wie müssen Sie sich erforderlichenfalls verhalten? Vorrangschiff will in den Hafen einlaufen, Vorrang gewähren. Wie lange dauert ein kurzer Ton? 1 Sekunde. Sie hören im Nebel einen langen Ton in der Minute; welche Bedeutung hat dieses Signal und wie müssen Sie sich verhalten? Nebelsignal eines Vergnügungsfahrzeuges, ebenfalls Signal geben, vorsichtig fahren. Sie hören auf der Fahrt bei Nebel ein anhaltendes Läuten einer Glocke; worauf können Sie schließen und wie sollten Sie sich verhalten? Ich befinde mich in der Nähe eines Hafens, vorsichtig fahren. Welche Bedeutung hat ein kurzer Ton? Richte meinen Kurs nach Steuerbord. Welches Nebelsignal gibt ein Vergnügungsfahrzeug? 1 langer Ton pro Minute. Wie lautet das Signal „Meine Maschine geht rückwärts“? 3 kurze Töne. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="39"?> 40 KAPITEL 4: SCHALLZEICHEN Wie lange dauert ein langer Ton? 4 Sekunden. Ein Fahrzeug kommt Ihrem Fahrzeug so entgegen, dass die Gefahr eines Zusammenstoßes besteht; es gibt einen langen Ton. Was beabsichtigt der Entgegenkommende und wie sollten Sie darauf reagieren? Er will seinen Kurs beibehalten, ich weiche aus; Signalgebung: ein kurzer Ton nach Steuerbord, zwei kurze Töne nach Backbord. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. <?page no="40"?> KA PIT E L 5: LI C HT E R - UND F LAGG EN FÜHRUN G Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die am Bodensee für Fahrzeuge und Anlagen erforderliche Lichter- und Flaggenführung. 5.1. E IN FÜH R UNG UND G R UNDB EG R I F F E Die Lichterführung dient dazu, die Art und den Kurs eines anderen Fahrzeuges zur Nachtzeit und bei eingeschränkten Sichtverhältnissen wie beispielsweise Nebel oder Regen zu erkennen. Zeit/ Wettersituation Gültigkeit Flaggenführung/ Lichterführung Tagzeit Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang Flaggenführung erforderlich Nachtzeit Von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang Lichterführung erforderlich Unsichtiges Wetter Schlechte Sicht aufgrund von Nebel, Regen etc. Lichterführung erforderlich Tab. 6: Notwendigkeit Lichter- und Flaggenführung Lichter müssen in der Nachtzeit, darunter versteht man allgemein die Zeit von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang, und bei unsichtigem Wetter geführt werden. Analog zur Lichterführung müssen während der Tagzeit, also von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, entsprechende Flaggen geführt werden. 5.2. L IC HT E R FÜH R UNG F A R B EN UND S IC HTW E IT E N V ON L IC H T E R N Lichter werden in der Schifffahrt nach ihrer Farbe und ihrer Tragweite unterschieden. Die Tragweite ist die Entfernung, in der das Licht noch erkannt werden <?page no="41"?> 42 KAPITEL 5: LICHTER- UND FLAGGENFÜHRUNG kann. Ein alternativer Begriff für Tragweite ist deshalb auch Sichtweite. Es werden grundsätzlich die in der folgenden Tabelle gezeigten Lichter mit unterschiedlichen Farben und Tragweiten verwendet. Farbe gewöhnliches Licht helles Licht weiß 2 Kilometer Tragweite 4 Kilometer Tragweite rot 1,5 Kilometer Tragweite 3 Kilometer Tragweite grün 1,5 Kilometer Tragweite 3 Kilometer Tragweite Tab. 7: Tragweite Lichter S I C H TWINK E L V ON L IC H T E R N Lichter haben unterschiedliche Sichtwinkel beziehungsweise Sektoren. Der Sichtwinkel ist der Winkel in Grad angegeben, in dem das Licht sichtbar und erkennbar ist. Zur besseren Erkennung von Fahrzeugen werden Lichter mit unterschiedlichen Sektoren und Farben verwendet. Grundsätzlich führen Fahrzeuge die folgenden Lichter:  grünes Licht: Steuerbordseite  rotes Licht: Backbordseite  weißes Buglicht: an der Vorderseite des Fahrzeugs  weißes Hecklicht: an der Rückseite des Fahrzeugs Je nach Größe und Bauart der Fahrzeuge werden unterschiedliche Arten von Lichtern verwendet:  Topplicht (weißes Licht)  Hecklicht (weißes Licht)  weißes Rundumlicht (weißes Licht)  Seitenlichter (rotes und grünes Licht) <?page no="42"?> 5.2. Lichterführung 43  Zweifarben-Leuchte (rotes und grünes Licht)  Dreifarben-Leuchte (rotes, grünes und weißes Licht) Die folgende Darstellung gibt einen Überblick über die einzelnen Lichter, diese werden nachfolgend noch ausführlich erläutert. Abb. 11: Übersicht Lichter TOPPLICHT Das Topplicht, auch Buglicht genannt, befindet sich entweder vorne am Bug oder am Masttopp. Es ist ein weißes helles Licht, sichtbar über den Horizontbogen von 225°. Es ist dabei mit 112,5° nach jeder Seite, Backbord und Steuerbord, nur in diesem Bogen sichtbar. HECKLICHT Das Hecklicht ist ein weißes, gewöhnliches oder helles Licht. Es ist sichtbar über den Horizontbogen von 135°. Dabei ist es mit 67,5° von hinten nach jeder Seite, Backbord und Steuerbord, nur in diesem Bogen sichtbar. WEIßES RUNDUMLICHT Das weiße Rundumlicht ist ein weißes gewöhnliches Licht, das von allen Seiten (360°) sichtbar ist. Topplicht Hecklicht Weißes Rundumlicht Seitenlichter Zweifarben- Leuchte Dreifarben- Leuchte <?page no="43"?> 44 KAPITEL 5: LICHTER- UND FLAGGENFÜHRUNG SEITENLICHTER Seitenlichter umfassen ein grünes helles Licht an Steuerbord und ein rotes helles Licht an Backbord. Diese beiden Lichter sind jeweils sichtbar über einen Horizontbogen von 112,5°. Sie sind je nur in diesem Bogen sichtbar. Beide Lichter befinden sich in gleicher Höhe und in einer Ebene senkrecht zur Längsebene des Fahrzeuges. ZWEIFARBEN-LEUCHTE Die Zweifarben-Leuchte ist eine Leuchte mit zusammengefassten Seitenlichtern wie oben beschrieben. Diese sind im vorderen Bereich in der Mittellängsebene des Fahrzeugs anzubringen. DREIFARBEN-LEUCHTE Die Dreifarben-Leuchte ist eine Leuchte mit zusammengefassten Heck- und Seitenlichtern. Sie ist am Masttopp anzubringen. L I C H T E R FÜH R UNG V ON F AH R Z E UG E N Die folgende Tabelle zeigt die vorgeschriebene Lichterführung der unterschiedlichen Fahrzeugentypen, die zur Nachtzeit oder bei unsichtigem Wetter von Fahrzeugen bei Fahrt beziehungsweise ohne Fahrt zu führen sind: Fahrzeug Lichterführung Darstellung Fahrzeuge ohne Maschinenantrieb Weißes Rundumlicht Fahrzeuge mit Maschinenantrieb bis 4,4 kW Weißes Rundumlicht Fahrzeuge mit Maschinenantrieb über 4,4 kW Topplicht (Buglicht), Hecklicht, Seitenlichter <?page no="44"?> 5.2. Lichterführung 45 Berufsfischer mit Schleppnetz unter Maschinenantrieb bis 4,4 kW Weißes Rundumlicht Vergnügungsfahrzeuge (hier: Ruder- und Tretboote) Weißes Rundumlicht Segelfahrzeuge mit oder ohne Maschinenantrieb Weißes Rundumlicht Vorrangfahrzeuge Grünes Rundumlicht, zusätzlich zur sonstigen Lichterführung Einsatzfahrzeuge Blaues Blinklicht, zusätzlich zur sonstigen Lichterführung Schleppverband Schlepper: die Lichter seiner Fahrzeugart; Geschleppter: weißes Rundumlicht Stillliegende Fahrzeuge Weißes Rundumlicht Schiff in Notlage Rote Lichtsignale Tab. 8: Lichterführung von Fahrzeugen L I C H T E R FÜH R UNG V ON AN LA G E N Die folgende Tabelle veranschaulicht die Lichterführung der unterschiedlichen Anlagen oder Installationen auf dem Bodensee. <?page no="45"?> 46 KAPITEL 5: LICHTER- UND FLAGGENFÜHRUNG Anlage Lichterführung Darstellung Schwimmende Anlage mit gefährlicher Verankerung Zwei weiße Lichter untereinander Gefahrenstelle Zwei rote Lichter, darunter zwei weiße Lichter Schiffshindernisse/ Absperrungen Mehrere weiße Blinklichter Hafeneinfahrt Von See aus gesehen: Backbord rotes Licht; Steuerbord grünes Licht Landestellen des öffentlichen Verkehrs Rotes Licht, grünes Licht und gelbes Ansteuerlicht möglich Tab. 9: Lichterführung von Anlagen 5.3. F LA G G E N FÜH R UNG Zur Erkennung bei Tag sind Flaggen zu führen. Die Flaggen werden auch optische Signalkörper bezeichnet, ebenso weitere wie beispielsweise Bälle. Am Bodensee verwendete Flaggen müssen rechteckig sein und eine Mindestgröße von 60 cm mal 60 cm haben. Bei Signalkörpern wie Bällen gilt: Die vorgeschriebene Mindestgröße von Bällen und die Farbe sind je nach Schiffstyp unterschiedlich. F L A G G E N FÜH R UNG V ON F AH R Z E UG E N Die folgende Tabelle veranschaulicht die vorgeschriebene Flaggenführung am Bodensee der unterschiedlichen Schiffstypen beziehungsweise Fahrzeuge bei Tag. <?page no="46"?> 5.3. Flaggenführung 47 Fahrzeug Flaggenführung Darstellung Vorrangschiffe Grüner Ball mit Durchmesser von mindestens 50 cm Berufsfischer beim Fang Weißer Ball mit Durchmesser von mindestens 30 cm Sportfischer mit einer Schleppangel Weiße Flagge (mindestens 60 mal 60 cm) Schiff vor Anker Zwei weiße Flaggen übereinander, hier gilt: Abstand halten Schiff in Seenot Rote Flagge (im Kreis geschwenkt) Tab. 10: Flaggenführung von Fahrzeugen F L A G G E N FÜH R UNG D E R AN L A G E N Die folgende Tabelle veranschaulicht die vorgeschriebene Flaggenführung von Anlagen bei Tag. Fahrzeug Flaggenführung Darstellung Schwimmende Geräte, Fahrzeuge bei der Arbeit, festgefahrene oder gesunkene Fahrzeuge Auf der Seite, an der nicht passiert werden kann, eine rote Flagge, und auf der Seite, auf der passiert werden kann, eine rot-weiße Flagge Tauchstellen Weiß-blauer Doppelstander (siehe Darstellung). Achtung: 50 m Abstand halten. Tab. 11: Flaggenführung von Anlagen <?page no="47"?> 48 KAPITEL 5: LICHTER- UND FLAGGENFÜHRUNG Nachdem Sie das Kapitel 5 „Lichter- und Flaggenführung“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Nennen Sie die Sichtweite eines „Hellen Lichts“ weißer Farbe! 4 km. Nennen Sie die Sichtweite eines „Hellen Lichts“ roter und grüner Farbe! 3 km. Nennen Sie die Sichtweite eines „Gewöhnlichen Lichts“ weißer Farbe! 2 km. Nennen Sie die Sichtweite eines „Gewöhnlichen Lichts“ roter und grüner Farbe! 1,5 km. Nennen Sie die Sektorenbereiche der einzelnen Fahrtlichter! Topplicht 225 Grad, Seitenlichter 112,5 Grad, Hecklicht 135 Grad. Welches sind die erforderlichen Fahrtlichter von Vergnügungsfahrzeugen mit Maschinenantrieb über 4,4 kW gemäß Bodensee-Schifffahrts-Ordnung? (Sektoren, Sichtweite, Farbe) Topplicht 225 Grad, 2 km weiß, Seitenlichter 112,5 Grad, 1,5 km Backbord. rot, Steuerbord grün, Hecklicht 135 Grad, 2 km weiß. Welche Lichterführung ist für Segelfahrzeuge unter Motor bis 4,4 kW bei Fahrt in der Nacht oder bei unsichtigem Wetter vorgeschrieben? Ein weißes Rundumlicht. Welche Lichterführung ist für Segelfahrzeuge bei Nacht und unsichtigem Wetter unter Segel vorgeschrieben? Ein weißes Rundumlicht. Wann muss ein Fahrzeug in Fahrt zwei Hecklichter führen? Wenn ein Hecklicht nicht über den gesamten Horizontbogen von 135 Grad sichtbar ist. Welche Erleichterungen für Vergnügungsfahrzeuge mit Maschinenantrieb bis 4,4 kW bestehen hinsichtlich der Lichterführung? Es genügt ein weißes Rundumlicht. <?page no="48"?> 49 Wie sind stillliegende Fahrzeuge zur Nachtzeit oder bei unsichtigem Wetter außerhalb von Häfen zu kennzeichnen (Ankerlieger)? Durch ein weißes Rundumlicht. Welche Lichterführung ist für ein geschlepptes Fahrzeug vorgeschrieben und wie muss das Schleppfahrzeug gekennzeichnet sein? Ein weißes Rundumlicht, Schlepper die Lichter seiner Fahrzeugart. Welche Lichterführung ist für Wasserfahrzeuge ohne Maschinenantrieb in der Nacht vorgeschrieben? Ein weißes Rundumlicht. Woran ist während der Nacht ein Vorrangfahrzeug zu erkennen? An einem grünen Rundumlicht. Ein blaues Blinklicht kommt auf Ihrem Fahrkurs in Sicht; was ist gegeben und welche Maßnahmen müssen Sie erforderlichenfalls treffen? Einsatzfahrt der Polizei, Ölwehr, Rettungsdienst, ausweichen und genügend Raum geben, notfalls anhalten. Woran können Sie erkennen, dass sich ein fremdes Schiff in einer Notlage befindet und Hilfe benötigt? Durch Lichtsignale; Folge langer Töne. Welche Form und Mindestgröße müssen die in der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung genannten Flaggen aufweisen? Rechteckig, mindestens 60 x 60 cm. Wie ist ein Vorrangschiff während der Tagzeit gekennzeichnet? Durch einen grünen Ball, Durchmesser mindestens 50 cm. Woran können Sie die Fahrzeuge der Berufsfischer beim Fang erkennen? Weißer Ball, Durchmesser mindestens 30 cm. Wie sind die Fahrzeuge der Sportfischer, die mit einer Schleppangel fischen, zu erkennen? An einer weißen Flagge, mindestens 60 x 60 cm Auf Ihrem Fahrkurs kommt ein Baggerschiff in Sicht; es hat zwei weiße Flaggen übereinander gesetzt. Worauf ist besonders bei der Vorbeifahrt zu achten? Gefahr durch Anker, Abstand halten. Auf Ihrem Fahrkurs sehen Sie ein Motorboot, auf dem ein Besatzungsmitglied eine rote Flagge im Kreis schwenkt. Welche Situation Prüfungsfragen und Antworten <?page no="49"?> 50 KAPITEL 5: LICHTER- UND FLAGGENFÜHRUNG ist gegeben und welche Maßnahmen müssen Sie treffen? Fahrzeug in Not, Hilfe leisten oder holen. Sie fahren während der Nacht in Ufernähe; auf Ihrem Fahrkurs kommen zwei weiße Lichter übereinander in Sicht. Was für eine Situation ist gegeben? Fahrzeuge bzw. schwimmende Anlagen mit gefährlicher Verankerung. Auf Ihrem Fahrkurs sehen Sie bei Nacht ein Licht kreisen; in größeren Zeitabständen steigen in der Nähe des Lichtes Leuchtkugeln auf; welche Situation liegt an und was müssen Sie tun? Schiff in Not, Hilfe leisten oder holen. Im Fachen zwischen Ermatingen und Gottlieben auf der Bergfahrt kommt ein Arbeitsschiff in Sicht, das an seiner Backbordseite und an seiner Steuerbordseite je eine rot/ weiße Flagge gesetzt hat. Wie müssen Sie sich verhalten? Ich kann an beiden Seiten langsam vorbeifahren. Im Winterweg des Schwanenhalses liegt ein verankertes Baggerschiff, das an seiner Backbordseite eine rote Flagge und an seiner Steuerbordseite eine rot/ weiße Flagge gesetzt hat. Wie müssen Sie sich verhalten? Ich kann nur an der Steuerbordseite vorsichtig vorbeifahren. Im Seerhein vor Gottlieben kommen auf Ihrem Fahrkurs talwärts bei Nacht etwas über der Wasseroberfläche zwei rote Lichter, darunter zwei weiße Lichter in Sicht. Welche Situation liegt an und wie müssen Sie sich verhalten? Gefahrenstelle, beidseitig vorsichtiges Vorbeifahren möglich. Sie sehen am Ufer einen weiß/ blauen Doppelstander aufgestellt. Was bedeutet dies? Tauchstelle von Land aus, Mindestabstand 50 m. Ein stillliegendes Fahrzeug auf dem Bodensee hat einen weiß/ blauen Doppelstander gesetzt. Welche Bedeutung hat diese Flagge? Tauchstelle vom Fahrzeug aus, 50 m Mindestabstand. Sie sehen voraus mehrere weiße Blitzlichter. Welche Bedeutung haben diese? Schifffahrtshindernisse oder Absperrungen kommen in Sicht. <?page no="50"?> 51 Wozu dient die Lichterführung in der Schifffahrt? Um Art und Kurs eines anderen Fahrzeugs zu erkennen. Sie sehen nachts ein weißes Licht voraus; was kann dies sein? Hecklicht eines vorausfahrenden Fahrzeugs. Wann müssen Lichter geführt werden? Von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang und bei unsichtigem Wetter. Wie sind zur Nachtzeit und bei unsichtigem Wetter die Hafeneinfahrten gekennzeichnet? Von See gesehen Backbord rotes und Steuerbord grünes Licht. Wie sind zur Nachtzeit und bei unsichtigem Wetter die Landestellen, die dem öffentlichen Verkehr dienen, gekennzeichnet? Grünes Licht, darüber rotes Licht, gelbes Ansteuerlicht möglich. Mit welchen optischen Signalen können Sie eine Notsituation auf Ihrem Fahrzeug anderen anzeigen? Schwenken eines Lichts, einer roten Flagge, Abschießen einer roten Rakete oder ähnliches. Nachts treffen Sie auf der Fahrt von Konstanz nach Ermatingen ein Hindernis an, das auf der einen Seite mit einem roten und auf der anderen Seite mit einem roten über einem weißen Licht gekennzeichnet ist. An welcher Seite können Sie passieren? Die gefahrlose Vorbeifahrt ist nur auf der mit rot/ weiß gekennzeichneten Seite möglich. Im Sommerweg des Schwanenhalses sehen Sie während der Talfahrt bei Nacht voraus ein rotes Licht in Sicht kommen; rechts daneben in gleicher Höhe sehen Sie ein weiteres rotes Licht, unter diesem ein weißes Licht. Welche Situation ist gegeben? Schwimmendes Gerät, Fahrzeug bei der Arbeit oder gesunkenes Fahrzeug vor mir, an der rot/ weißen Seite vorbeifahren. Sie wollen mit Ihrem Vergnügungsfahrzeug bei Nacht den Rhein queren. Es nähert sich ein Wasserfahrzeug von Backbord, welches zu seiner üblichen Lichterführung ein grünes helles Rundumlicht zeigt. Wer ist ausweichpflichtig? Ich mit meinem Vergnügungsfahrzeug. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="51"?> 52 KAPITEL 5: LICHTER- UND FLAGGENFÜHRUNG Auf der Rheinstrecke zwischen Gottlieben und Ermatingen sehen Sie ein festgekommenes Schiff. Das Fahrzeug hat an seiner Backbordseite eine rot/ weiße Flagge gesetzt; die Steuerbordseite ist mit einer roten Flagge gekennzeichnet. An welcher Seite ist das Passieren möglich? An Backbord. Wie sieht die Befeuerung der öffentlichen Häfen von See kommend bei Nacht aus? Backbord rotes Licht, Steuerbord grünes Licht, evtl. gelbes Ansteuerlicht. Wie sind bei Nacht und unsichtigem Wetter die Landestellen gekennzeichnet? Rotes Licht, darunter grünes Licht, Ansteuerlicht gelb möglich. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. <?page no="52"?> KA PIT E L 6: S C HI F F F AHR T S Z E IC H EN Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die am Bodensee gültigen Schifffahrtszeichen. 6.1. E IN FÜH R UNG UND G R UNDB EG R I F F E Schifffahrtszeichen regeln den Verkehr an besonderen Stellen im Gewässer. Sie weisen dem Schiffsführer ein dem Zeichen entsprechendes Verhalten. Schifffahrtszeichen unterliegen einem besonderen Schutz. Das Festmachen, Verändern, Beschädigen und Entfernen ist strengstens verboten. Schifffahrtszeichen lassen sich nach Art und dadurch bedingter Aussagekraft unterscheiden in:  Verbotszeichen  Gebotszeichen  Einschränkungszeichen  Empfehlungszeichen  Hinweiszeichen Diese Unterscheidung liefert die Gliederung für die folgenden Unterkapitel. 6.2. V E RB OT S Z E IC H EN Verbotszeichen untersagen strikt bestimmte Handlungen. Sie sind in Tabelle 12 gezeigt und erläutert. <?page no="53"?> 54 KAPITEL 6: SCHIFFFAHRTSZEICHEN Schifffahrtszeichen Bedeutung Verbot der Durchfahrt oder gesperrte Wasserfläche für Fahrzeuge aller Art Nachtbezeichnung für das Verbot der Durchfahrt oder gesperrte Wasserfläche für alle Wasserfahrzeuge Verbot der Durchfahrt oder gesperrte Wasserfläche für Fahrzeuge mit Maschinenantrieb Verbot des Wasserskifahrens Verbot des Segelsurfbrettfahrens Überholverbot Verbot des Begegnens und Überholverbot Liegeverbot Ankerverbot Festmachverbot Wendeverbot PP <?page no="54"?> 6.3. Gebotszeichen 55 Verbot, schädlichen Sog und Wellenschlag zu erzeugen Nach 30 m beginnt das Liegeverbot Verbot, außerhalb der angezeigten Begrenzung zu fahren (gültig nicht für Fahrzeuge von weniger als 12 m Länge) Tab. 12: Verbotszeichen 6.3. G E B OT S Z E IC H E N Gebotszeichen zeigen an, dass ein bestimmtes Verhalten geboten oder angemessen ist. Schifffahrtszeichen Bedeutung Gebot, die durch den Pfeil angezeigte Richtung einzuschlagen (hier nach Steuerbord) Gebot, unter bestimmten Umständen anzuhalten Anhalten zwecks Zollabfertigung (Grund siehe Zusatz: „Zoll“) Gebot, die in km/ h angegebene Geschwindigkeit nicht zu überschreiten PP 30 ZOLL 12 <?page no="55"?> 56 KAPITEL 6: SCHIFFFAHRTSZEICHEN Gebot, ein Schallzeichen zu geben Gebot, besondere Vorsicht walten zu lassen Tab. 13: Gebotszeichen 6.4. E IN S C HRÄNK UNG S Z E IC H E N Einschränkungszeichen zeigen bestimmte Einschränkungen der Schifffahrt an. Schifffahrtszeichen Bedeutung Beschränkte Durchfahrtshöhe Beschränkte Durchfahrtsbreite Das Fahrwasser ist eingeengt, die Zahl auf dem Zeichen gibt den Abstand in Metern an, in dem sich die Fahrzeuge vom Ufer entfernt halten sollen Tab. 14: Einschränkungszeichen 6.5. EMP F EH L UNG S Z E IC H E N Empfehlungszeichen haben einen empfehlenden Charakter. Es liegt im Ermessen und in der Verantwortung des Schiffsführers, diese Empfehlung umzusetzen. 40 40 <?page no="56"?> 6.6. Hinweiszeichen 57 Schifffahrtszeichen Bedeutung Empfohlene Durchfahrtsöffnung bei Brücken für Verkehr in beiden Richtungen Empfohlene Durchfahrtsöffnung bei Brücken für Verkehr nur in der Richtung, in der die Zeichen sichtbar sind Empfehlung, sich auf der mit „grün“ bezeichneten Seite zu halten Tab. 15: Empfehlungszeichen 6.6. HINW EI S Z EI C H E N Hinweiszeichen regeln kein bestimmtes Verhalten, sondern weisen auf örtliche Gegebenheiten hin. Schifffahrtszeichen Bedeutung Erlaubnis zum Stillliegen Erlaubnis zum Ankern Ende eines Verbots oder Gebots P <?page no="57"?> 58 KAPITEL 6: SCHIFFFAHRTSZEICHEN Erlaubnis zum Wasserskifahren Erlaubnis zum Segelsurfbrettfahren Pfeil zeigt an, in welche Richtung das Schifffahrtszeichen „Erlaubnis zum Stillliegen“ gilt Kennzeichen der Mindestwassertiefe. Bei 2,5 Meter am Konstanzer Pegel ist seewärts der markierten Stelle eine Mindestwassertiefe von 2 Metern. Die Zahl auf der Tafel entspricht der in der Bodenseeschifffahrtskarte der Vereinigten Schifffahrtsverwaltungen eingetragenen Ordnungsnummer. Hinweis auf Untiefen und Schifffahrtshindernisse Tab. 16: Hinweiszeichen P 71 <?page no="58"?> 59 Nachdem Sie das Kapitel 6 „Schifffahrtszeichen“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Welchen Schutz genießen die Schifffahrtszeichen? Festmachen, Verändern, Beschädigen und Entfernen verboten.  Welche Bedeutung haben diese Schifffahrtszeichen? 168 Verbot der Durchfahrt oder gesperrte Wasserfläche für Fahrzeuge aller Art 169 Nachtbezeichnung für Verbot der Durchfahrt oder gesperrte Wasserfläche für Fahrzeuge aller Art 170 Verbot der Durchfahrt oder gesperrte Wasserfläche für Fahrzeuge mit Maschinenantrieb 171 Verbot des Wasserskifahrens 172 Verbot des Segelsurfbrettfahrens 173 Überholverbot 174 Verbot des Begegnens und Überholverbot 175 Liegeverbot 176 Ankerverbot 168 169 170 172 171 173 174 175 176 177 178 179 181 183 184 180 185 186 187 189 190 188 194 195 196 197 198 199 191 192 182 193 200 201 Prüfungsfragen und Antworten <?page no="59"?> 60 KAPITEL 6: SCHIFFFAHRTSZEICHEN 177 Festmacheverbot 178 Wendeverbot 179 Verbot, schädlichen Wellenschlag oder Sog zu erzeugen 180 Anhalten zwecks Zollabfertigung 181 Nach 30 m beginnt das Liegeverbot 182 Verbot, außerhalb der angezeigten Begrenzung zu fahren 183 Gebot, die durch den Pfeil angezeigte Richtung einzuschlagen 184 Gebot, unter bestimmten Umständen anzuhalten 185 Gebot, die in km/ h angegebene Geschwindigkeit nicht zu überschreiten 186 Gebot, ein Schallzeichen zu geben 187 Gebot, besondere Vorsicht walten zu lassen 188 Beschränkte Durchfahrtshöhe 189 Beschränkte Durchfahrtsbreite 190 Das Fahrwasser ist eingeengt, die Zahl auf dem Zeichen gibt den Abstand in Metern an, in dem sich die Fahrzeuge vom Ufer entfernt halten sollen 191 Empfohlene Durchfahrtsöffnung bei Brücken für Verkehr in beiden Richtungen 192 Empfohlene Durchfahrtsöffnung bei Brücken nur in der Richtung, in der die Zeichen sichtbar sind 193 Empfehlung, sich auf der mit „grün“ bezeichneten Seite zu halten 194 Erlaubnis zum Stillliegen 195 Erlaubnis zum Ankern 196 Ende eines Verbots oder Gebots 197 Erlaubnis zum Wasserskifahren 198 Erlaubnis zum Segelsurfbrettfahren 199 Pfeil zeigt an, in welcher Richtung das Schifffahrtszeichen „Erlaubnis zum Stillliegen“ gilt 200 Kennzeichen der Mindestwassertiefen. Bei 2,5 m am Konstanzer Pegel ist seewärts der markierten Stelle eine Mindestwassertiefe von <?page no="60"?> 61 2 m. Die Zahl auf der Tafel entspricht der in der Bodensee-Schifffahrtskarte der Vereinigten Schifffahrtsverwaltungen eingetragenen Ordnungsnummer. 201 Untiefen und Schifffahrtshindernisse Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="61"?> KA PIT E L 7: R H E IN S T R E C K EN Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die besonderen Vorschriften für das Führen von Booten auf den Rheinstrecken. 7.1. LA G E D E R R H E IN S T R E C K E N Der Bodensee wird unterteilt in den Obersee und den Untersee. Die Verbindung zwischen Ober- und Untersee ist der „Seerhein“. Der „Alte Rhein“ mündet im Osten in den Bodensee, der „Hochrhein“ ist die Rheinstrecke im Westen flussabwärts. Abb. 12: Lage der Rheinstrecken Es lassen sich folgende Rheinstrecken unterscheiden:  Alter Rhein: „Alter Rhein“ ist der Rheinabschnitt bis zur Einmündung in den Bodensee. Er ist befahrbar von der Brücke Rheineck-Geißau bis zur Mündung in den Bodensee im Rheinspitz.  Seerhein: Der „Seerhein“ ist die Strecke flussabwärts vom Frauenpfahl in der Konstanzer Bucht bis zur Landestelle in Ermatingen.  Hochrhein: Der „Hochrhein“ ist der Rheinabschnitt flussabwärts vom Untersee bis zur Straßenbrücke in Schaffhausen-Feuerthalen. Für den Hochrhein ist ein eigenes Patent, das Hochrheinpatent (Kategorie H) erforderlich. Der Lehrstoff für das Hochrheinpatent ist nicht im Umfang dieses Buches enthalten. <?page no="62"?> 7.2. Ausweich- und Fahrregeln 63 7.2. AU SW EI C H- UND FAH R R E G E L N Auf den Rheinstrecken „Alter Rhein“ und „Seerhein“ gelten einige abweichende Fahrregeln, die unbedingt beachtet werden müssen. Hinweis: Für das Befahren des Hochrheins ist eine zusätzliche theoretische und praktische Qualifikation, die Kategorie H (Hochrhein) des Bodenseeschifferpatents erforderlich. Der Abschnitt „Hochrhein“ wird daher im Weiteren nicht behandelt und ist auch für die Prüfung des Bodenseeschifferpatents A (Motorboot) und D (Segelboot) nicht relevant. K E NN Z EI C HNUNG F AHRWA S S E R Auf den Rheinstrecken wird das Fahrwasser teilweise durch entsprechende Schifffahrtszeichen gekennzeichnet. Hierbei handelt es sich um grün-weiße, auf dem Kopf stehende Vierecktafeln. Abb. 13: Empfehlungszeichen Rheinstrecken Der grüne Bereich der Vierecktafel gibt den empfohlenen Fahrweg an. Folgt man der Empfehlung, so fährt man idealerweise innerhalb der gekennzeichneten Fläche. Diese Kennzeichnung hat nur empfehlenden Charakter und muss nicht zwingend eingehalten werden. G E S C HWIND I G K E IT E N AUF D E N RH E IN S T R E C K E N Die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf den Rheinstrecken beträgt 10 km/ h. Die Geschwindigkeit wird dabei jeweils im Vergleich zum Ufer, auch Fahrt über Grund genannt, gemessen. <?page no="63"?> 64 KAPITEL 7: RHEINSTRECKEN AU S W E IC HR E G E L N Auf den Rheinstrecken gelten folgende Ausweichregeln:  Bei gleichrangigen Booten gilt: Talfahrer haben Vorfahrt vor Bergfahrern. Der Bergfahrer ist somit wartepflichtig.  Querende Vergnügungsfahrzeuge sind gegenüber Berg- und Talfahrern ausweich- und wartepflichtig.  Beim Queren ist ein Mindestabstand vor dem Bug von 200 Meter gegenüber Talfahrern einzuhalten.  Beim Queren ist ein Mindestabstand vor dem Bug von 100 Meter gegenüber Bergfahrern einzuhalten.  Querende Ruderboote sind gegenüber allen Vergnügungsfahrzeugen vorfahrtsberechtigt. In der Schifffahrt wird das Fahrzeug, welches flussabwärts, also mit der Strömung in Richtung Mündung fährt, als Talfahrer und das Fahrzeug, welches flussaufwärts, also in Richtung Quelle fährt, als Bergfahrer bezeichnet. ÜB E R HO L EN UND B E GE GN E N Für das Überholen und Begegnen gelten auf den Rheinstrecken folgende Regeln:  Fahrzeuge dürfen nur dann überholen und einander begegnen, wenn das Fahrwasser ausreichenden Raum für eine gefahrlose Vorbeifahrt bietet.  Begegnen sich Fahrzeuge, so müssen beide nach Steuerbord ausweichen. Sollte dies nicht möglich sein, kann unter rechtzeitiger Abgabe eines Schallzeichens (zwei kurze Töne) nach Backbord ausgewichen werden.  Segelboote haben gegenüber Motorbooten auf den Rheinstrecken keinen Vorrang.  Wasserskifahren ist auf den Rheinstrecken generell verboten. ANK E R N Das Ankern ist auf den Rheinstrecken generell verboten im Bereich von  Brücken,  in Fahrrinnen und Fahrwasserengstellen,  öffentlichen Landestellen. <?page no="64"?> 7.3. Brücken 65 Abb. 14: Ankerverbot Rheinstrecken 7.3. B RÜC K E N A L L G EME IN Der Seerhein wird von insgesamt drei Brücken überspannt. Wenn man mit dem Schiff vom Oberin den Untersee oder umgekehrt fahren möchte, muss geprüft werden, ob aufgrund der bauartbedingten Schiffshöhe und des Wasserstandes mit dem Fahrzeug die Brücke gefahrlos durchfahren werden kann. Abb. 15: Durchfahrt Brücken Die empfohlene Durchfahrtsstelle wird an den Brücken durch gelbe, viereckige Schifffahrtszeichen, so genannte Rhomben, angezeigt. In der Abbildung ist beispielsweise die rechte Brückenseite zur Durchfahrt empfohlen. Näheres hierzu siehe Kapitel 6 „Schifffahrtszeichen“. <?page no="65"?> 66 KAPITEL 7: RHEINSTRECKEN A L T E R H EINB RÜC K E B EI K ON S T AN Z Eine Besonderheit am Bodensee stellt die alte Rheinbrücke in Konstanz dar. Die Brücke besteht aus drei Bögen mit jeweils unterschiedlicher Durchfahrtshöhe. Je nach Wasserstand beziehungsweise nach Wasserpegel variiert die Durchfahrtshöhe der einzelnen Bögen. Abb. 16: Ansicht Rheinbrücke vom Obersee kommend Folgende Durchfahrtshöhen gelten bei einem Normalpegel von 2,5 Metern:  linker Brückenbogen 5,75 m  mittlerer Brückenbogen 6,15 m  rechter Brückenbogen 6,33 m Je nach Wasserstand, also der tatsächlichen Pegelhöhe, ergeben sich unterschiedliche Durchfahrtshöhen für die Rheinbrücke:  Ist der tatsächliche Pegelstand über dem Normalpegel von 2,5 Metern, so sind die tatsächlichen Durchfahrtshöhen geringer.  Ist der tatsächliche Pegelstand unter dem Normalpegel von 2,5 Metern, so sind die tatsächlichen Durchfahrtshöhen entsprechend höher. Für die Berechnung der tatsächlichen Durchfahrtshöhen ergibt sich folgender Rechenweg:  Tatsächlicher Pegelstand x,xx Meter minus Normalpegel (2,50 Meter) Ergebnis 1: Differenz zum Normalpegel (Vorzeichen beachten! )  Brückenhöhe des zu durchfahrenden Bogens minus Differenz zum Normalpegel Ergebnis 2: Tatsächliche Durchfahrtshöhe  Durchfahrtshöhe minus Höhe des Boots Ergebnis 3: Abstand zwischen Boot und Brückenbogen <?page no="66"?> 7.3. Brücken 67 Nun können Sie überprüfen, ob Ihr Fahrzeug aufgrund seines Aufbaus beziehungsweise seiner Höhe über Wasser niedrig genug ist, um die Brücke gefahrlos zu passieren. Ist Ergebnis 3 positiv, ist dies möglich. Wenn Ergebnis 3 aber negativ ist, ist keine Durchfahrt möglich. Folgende Beispiele sollen den Rechenweg veranschaulichen. Beispiel 1: Wir wollen den mittleren Bogen mit einem Wasserfahrzeug mit 4,00 Metern Höhe über der Wasseroberfläche durchqueren. Der Pegelstand ist in diesem Beispiel bei 3,50 Meter. Beispiel 2: Wir wollen auch den mittleren Bogen mit einem Fahrzeug mit 7,00 Metern Höhe durchqueren. Der Pegelstand ist in diesem Beispiel bei 2,70 Metern. Die folgende Berechnung erfolgt anhand der oben beschriebenen drei Schritte. BERECHNUNG DIFFERENZ ZUM NORMALPEGEL (ERGEBNIS 1) Tatsächlicher Pegelstand Normalpegel Differenz Beispiel 1: 3,50 m - 2,50 m = 1,00 m Beispiel 2: 2,70 m - 2,50 m = 0,20 m BERECHNUNG TATSÄCHLICHE DURCHFAHRTSHÖHE (ERGEBNIS 2) Höhe Bogen Differenz tats. Durchfahrtshöhe Beispiel 1: 6,15 m - 1,00 m = 5,15 m Beispiel 2: 6,15 m - 0,20 m = 5,95 m BERECHNUNG ABSTAND BOOT ZUR BRÜCKE (ERGEBNIS 3) Durchfahrtshöhe Höhe Boot Restabstand Beispiel 1: 5,15 m - 4,00 m = 1,15 m Beispiel 2: 5,95 m - 7,00 m = -1,05 m <?page no="67"?> 68 KAPITEL 7: RHEINSTRECKEN Ergebnis: In Beispiel 2 wäre eine Durchfahrt nicht möglich, weil der Abstand (= lichte Höhe) zwischen Fahrzeug und Brücke negativ wäre, das heißt wir würden mit der Brücke kollidieren. Da das Ergebnis von Beispiel 1 positiv ist, kann die Brücke passiert werden. Nachdem Sie das Kapitel 7 „Rheinstrecken“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Welche Fahrregeln sind bei der Durchfahrt mit Wasserfahrzeugen unter Brücken zu beachten, wenn nicht genügend Raum zum Begegnen vorhanden ist? Talfahrer hat Wegerecht. Wie hoch ist die Höchstgeschwindigkeit für Fahrgastschiffe auf dem Alten Rhein? 10 km/ h. Wie haben sich Motorboote und Segelboote auf den Rheinstrecken beim Begegnen und Überholen grundsätzlich zu verhalten? Segelboote haben keinen besonderen Vorrang. Wie haben sich Vergnügungsfahrzeuge und Segelfahrzeuge beim Begegnen auf den Rheinstrecken zu verhalten, wenn genügend Raum vorhanden ist? In der Regel nach Steuerbord ausweichen. Welchen Mindestabstand haben Vergnügungsfahrzeuge beim Queren der Rheinstrecken vor dem Bug eines zu Tal bzw. zu Berg fahrenden Fahrgastschiffes mit Vorrang einzuhalten? Zu Tal 200 m / zu Berg 100 m Abstand. Wie haben sich Vergnügungsfahrzeuge mit Maschinenantrieb gegenüber einem Ruderboot zu verhalten, das die Rheinstrecke quert? Ruderboot ist vorfahrtsberechtigt. Mit welcher Höchstgeschwindigkeit dürfen Sie auf dem Alten Rhein und auf dem Seerhein mit Ihrem Vergnügungsfahrzeug fahren? Max. 10 km/ h. Wie hoch sind die Brückendurchfahrten der Konstanzer alten Rheinbrücke (Pegelstand 2,50 Meter)? Links: 5,75 m, Mitte: 6,15 m, rechts: 6,33 m. <?page no="68"?> 69 Was hat ein querendes Vergnügungsfahrzeug auf den Rheinstrecken bei gleichrangigen Fahrzeugen zu beachten? Das querende Vergnügungsfahrzeug ist gegenüber dem Berg- und dem Talfahrer ausweich- oder wartepflichtig. Was haben querende Vergnügungsfahrzeuge gegenüber Fahrgastschiffen mit Vorrang auf den Rheinstrecken zu beachten? Beim Queren halten Vergnügungsfahrzeuge zum Bug des Talfahrers mind. 200 m und zum Bug des Bergfahrers 100 m Abstand. Wie haben sich Vergnügungsfahrzeuge, auch Segelfahrzeuge, gegenüber einem querenden Ruderboot auf den Rheinstrecken zu verhalten? Sie sind ausweich- oder wartepflichtig. Wie viele Brücken überspannen den Seerhein? 3 Brücken. Mit welchen Schifffahrtszeichen wird auf dem Seerhein das Fahrwasser gekennzeichnet? Mit grün/ weißen auf dem Kopf stehenden Vierecktafeln. Sie fahren von Ermatingen kommend Richtung Konstanz auf die neue Rheinbrücke für Radfahrer zu. Wie ist die empfohlene Brückendurchfahrt gekennzeichnet? Mit einem gelben Schifffahrtszeichen. Wie ist die Geschwindigkeit auf den Rheinstrecken zu messen? Jeweils zum Ufer (Fahrt über Grund). Dürfen Sie auf dem Rhein einem entgegenkommenden Schiff nach Backbord ausweichen, wenn dies nach Steuerbord nicht möglich ist? Ja, nach rechtzeitiger Abgabe der vorgeschriebenen Schallzeichen. Sie begegnen mit Ihrem Vergnügungsfahrzeug bei der Talfahrt einem den Rhein querenden Ruderboot. Wer muss ausweichen? Ich mit meinem Vergnügungsfahrzeug. Bei einer Engstelle auf den Rheinstrecken ist das gefahrlose Begegnen mit einem anderen gleichrangigen Schiff nicht möglich. Wer hat sich wie zu verhalten? Talfahrer hat Wegerecht, Bergfahrer wartet. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="69"?> 70 KAPITEL 7: RHEINSTRECKEN Muss sich der Führer eines Vergnügungsfahrzeuges zwingend an die grün gekennzeichnete Fahrwasserseite halten? Nein, das Fahrwasserzeichen hat empfehlenden Charakter. Sie befinden sich im Konstanzer Trichter und wollen die Alte Rheinbrücke im mittleren Bogen durchfahren. Heutiger Pegelstand 3,50 m. Schiffshöhe ab Wasserlinie 3 m. Errechnen Sie den Abstand zwischen Oberkante Wasserfahrzeug und Brückenbogen. 2,15 m (Rechenweg: 6,15 - 1,00 = 5,15 - 3,00 = 2,15). Wer hat beim Zusammentreffen im Bereich von Brücken immer das Wegerecht? Bei gleichrangigen Fahrzeugen der Talfahrer. Wo ist das Ankern auf den Rheinstrecken grundsätzlich verboten? Im Bereich von Brücken, öffentlichen Landestellen sowie in Fahrrinnen und Fahrwasserengen. Errechnen Sie den Abstand zwischen Oberkante Wasserfahrzeug und Brückenbogen bei der linken Brückendurchfahrt der alten Rheinbrücke Konstanz. Der Pegel liegt bei 3,40 m; die Höhe des Wasserfahrzeuges ab der Wasserlinie beträgt 3,00 m. 1,85 m (Rechenweg: 5,75 - 3,00 = 2,75 - 0,90 = 1,85). Errechnen Sie die lichte Durchfahrtshöhe bei einem Pegel von 4,10 m bei der rechten Brückendurchfahrt zur alten Rheinbrücke Konstanz. 4,73 m (Rechenweg: 4,10 - 2,50 = 1,60; 6,33 - 1,60 = 4,73). Errechnen Sie den Abstand zwischen Oberkante Wasserfahrzeug und Brückenbogen bei der mittleren Brückendurchfahrt der alten Rheinbrücke Konstanz. Der Pegel liegt bei 3,10 m; die Höhe des Wasserfahrzeuges ab der Wasserlinie beträgt 3,74 m. 1,81 m (Rechenweg: 6,15 -0,60 = 5,55 - 3,74 = 1,81). Errechnen Sie die lichte Durchfahrtshöhe bei einem Pegelstand von 3,23 m vor der mittleren Brückendurchfahrt zur alten Rheinbrücke Konstanz. 5,42 m (Rechenweg: 3,23 - 2,50 = 0,73; 6,15 - 0,73 = 5,42). Errechnen Sie die lichte Durchfahrtshöhe bei einem Pegel von 4,42 m vor der rechten Brückendurchfahrt zur alten Rheinbrücke Konstanz. 4,41 m (Rechenweg: 4,42 - 2,50 = 1,92; 6,33 - 1,92 = 4,41). <?page no="70"?> 71 Errechnen Sie die lichte Durchfahrtshöhe bei einem Pegel von 2,45 m vor der linken Brückendurchfahrt zur alten Rheinbrücke Konstanz. 5,80 m (Rechenweg: 2,50 - 2,45 = 0,05; 5,75 + 0,05 = 5,80). Wie viel lichte Durchfahrtshöhe haben Sie bei der mittleren Brückendurchfahrt in Konstanz bei einem Pegel von 3,50 m? 5,15 m (Rechenweg: 3,50 - 2,50 = 1,00; 6,15 - 1,00 = 5,15). Welche Durchfahrtshöhen haben die Brückenbögen der alten Rheinbrücke bei Konstanz bei einem Pegel von 2,50 m? 5,75 m, 6,15 m, 6,33 m. Wie viel lichte Durchfahrtshöhe haben Sie bei einem Pegel von 3,80 m bei der mittleren Brückendurchfahrt der alten Rheinbrücke Konstanz? 4,85 m (Rechenweg: 3,80 - 2,50 = 1,30; 6,15 - 1,30 = 4,85). Kann eine Motoryacht (Höhe über Wasserlinie 3,15 Meter) durch den mittleren Brückenbogen der alten Rheinbrücke (Straßen- und Eisenbahnbrücke) bei Konstanz fahren? - Pegelstand: 4,50 Meter - Ja. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="71"?> KA PIT E L 8: S E EMANN S C HA F T Dieses Kapitel vermittelt Ihnen einen Überblick über seemannschaftliche Grundanforderungen und Verhaltensregeln in Gefahrensituationen. 8.1. MIND E S T S IC H E R HE I T S AU S RÜS TUNG Am Bodensee ist an Bord eines jeden Fahrzeuges eine Mindestsicherheitsausrüstung zwingend vorgeschrieben. Diese ist in der vom Schifffahrtsamt ausgestellten Zulassungsurkunde des Bootes aufgeführt. Die Sicherheitsausrüstung dient dazu, sich in einer Notsituation selbst helfen zu können und um auf sich aufmerksam zu machen, wenn keine Selbsthilfe mehr möglich ist. Zur vorgeschriebenen Mindestsicherheitsausstattung an Bord eines Sportbootes gehören:  Rettungsweste (Auftrieb mindestens 100 Newton) pro Person. Für Kinder unter 12 Jahren ist zwingend eine Rettungsweste mit Rettungskragen vorgeschrieben  Rettungsring mit Schwimmleine  Mundsignalhorn  Notflagge  Kompass  Festmacherleinen  Anker  Lenzeinrichtung  Paddel  Notbeleuchtung  Feuerlöscher (bei Booten mit Kochbeziehungsweise Heizeinrichtungen und Booten mit Motor siehe Kap. 8.4)  Verbandskasten  Werkzeug (der Bootsgröße angepasst)  Bootshaken Um das Boot sicher im Hafen festmachen zu können, sollte eine ausreichende Anzahl von „Fendern“ mitgeführt werden. „Fender“ sind Polster oder Plastikkörper zum Schutz des eigenen Bootes und zum Schutz anderer Boote. Sie dämpfen Stöße und verhindern eine direkte Berührung der Boote, gerade auch wenn diese sehr eng nebeneinander liegen. <?page no="72"?> 8.2. Tauwerk 73 Ebenso sollten weitere Leinen mitgeführt werden, um im Falle des Schleppens ausreichend Leinenlänge zur Verfügung zu haben, sowie zum sicheren Festmachen in Häfen, beispielsweise an einer Hafenmauer oder einer „Muring“. Eine „Muring“ ist eine am Boden liegende Kette mit daran befestigten Festmacherleinen. Fender und Festmacherleinen sind, wenn sie nicht mehr benötigt werden, unmittelbar im Schiff zu verstauen und sollen bei Fahrt nicht über Bord hängen. Kommt eine Leine mit der Schiffsschraube in Berührung, kann dies Schäden am Antrieb und Manövrierunfähigkeit verursachen. 8.2. T AUW E R K AN F O RD E RUNG E N T AUW E R K Als Tauwerk werden sämtliche in der Schifffahrt verwendeten Leinen bezeichnet. Das Tauwerk muss eine hohe Bruchlast und Elastizität aufweisen, vor allem bei Festmacherleinen, Ankerleinen und Schleppleinen. Dehnungsfähiges Tauwerk besteht meist aus Natur- oder Kunststofffasern. P RÜF UNG S R E L E V ANT E S E EMANN S KNO T E N Die folgenden Knoten müssen Sie bei der praktischen Prüfung zum Bodenseeschifferpatent sicher beherrschen:  Achtknoten: Der Achtknoten wird an Enden von Leinen geknotet, um das Ausrauschen aus Ösen und Blöcken zu verhindern.  Kreuzknoten: Der Kreuzknoten wird zum Verbinden zweier gleich starker Leinenenden verwendet.  Einfacher Schotstek und doppelter Schotstek: Der Schotstek wird zum Verbinden von zwei ungleich starken Leinenenden verwendet. Er wird als einfache und doppelte (stabilere) Ausführung geknotet.  Webleinstek: Der Webleinstek wird zum Festmachen von Leinenenden an Stangen oder Pollern verwendet, beispielsweise um das Boot an einem Pfahl oder um Fender an Bord festzumachen.  Roringstek: Der Roringstek wird zum Festmachen, beispielsweise an einem Ring, verwendet. Er ist stabiler als der Webleinstek, aber auch schwerer zu lösen. <?page no="73"?> 74 KAPITEL 8: SEEMANNSCHAFT  Palstek: Der Palstek wird zum Herstellen eines festen Auges, das sich nicht zusammenzieht, verwendet. Er wird zum Festmachen, aber auch zum Schleppen verwendet.  Belegen einer Klampe: An einer Klampe wird ein Leinenende, beispielsweise eine Festmacherleine, mit einem Kreuz- und Kopfschlag festgemacht. Abb. 17: Knoten Grundregel: Seemännische Knoten müssen zuverlässig halten, sollten schnell und einfach zu machen und gleichzeitig auch wieder leicht zu lösen sein. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und schauen Sie sich die Knotenvideos intensiv an. 8.3. ANK E R N ANK E RP LÄTZ E Unter Stillliegen beziehungsweise Ankern versteht man, wenn ein Fahrzeug fest vor Anker oder an Land festgemacht ist. Am Bodensee ist das Ankern oder Stillliegen in Fahrwasserengstellen, Fahrrinnen, unter Brücken, vor Häfen und Landestellen grundsätzlich nicht erlaubt. Achtknoten Kreuzknoten Einfacher Schotstek Doppelter Schotstek Webleinstek Roringstek Palstek Belegen eine Klampe <?page no="74"?> 8.3. Ankern 75 Das Ankern ist ansonsten, wenn es nicht durch Zeichen verboten ist, außerhalb von ausgewiesenen Ankerplätzen maximal 24 Stunden ohne gesonderte Genehmigung möglich. ANK E RMANÖV E R Beim Ankern ist eine ausreichende Länge der Ankerkette erforderlich. Die Faustformel lautet: Die Länge der Ankerkette sollte mindestens der 3-fachen Wassertiefe entsprechen; beim Verwenden einer Ankerleine sollte diese mindestens die Länge der 5-fachen Wassertiefe besitzen. Es ist stets zu prüfen, ob der Anker sicher hält. Abb. 18: Ankerkette und Ankerleine Beispiel: Wenn Sie an einer Stelle mit vier Metern Wassertiefe ankern wollen, sollten Sie eine Ankerkette mit mindestens 12 Metern oder eine Ankerleine mit mindestens 20 Metern Länge verwenden. Beim Ankern ist grundsätzlich sicherzustellen, dass der Anker fest im Grund greift. ANK E R T Y P EN Es gibt eine Vielzahl von Ankertypen. Die wichtigsten und gängigsten Ankertypen sind folgende:  Danforthanker  Draggen  Patentanker  Admiralitäts- und Stockanker <?page no="75"?> 76 KAPITEL 8: SEEMANNSCHAFT Abb. 19: Ankertypen DANFORTHANKER Der Danforthanker ist der leichteste der üblichen Ankertypen und ist gekennzeichnet durch seine großen und breiten Pflugen. Er ist zum Ankern auf sandigem oder schlickigem Grund geeignet. DRAGGEN Der Draggen ist ein Universalanker mit vier Pflugen. Beim Ankern greifen immer zwei Pflugen. Ihn gibt es auch als klappbare Ausführung. Dieser wird „Schirmanker“ genannt. Der Draggen ist für jeden Grund geeignet. PATENTANKER Der Patentanker ist ein mit zwei Pflugen ausgestatteter, schwerer Anker. Er ist für jeden Grund geeignet. ADMIRALITÄTS- ODER STOCKANKER Der Admiralitäts- oder Stockanker ist die älteste Ankerart. Er verfügt über zwei Pflugen, wobei sich der Anker dabei nur mit einer Pfluge im Grund festsetzt. In der Theorieprüfung zum Bodenseeschifferpatent wird aktuell nur nach dem Danforthanker gefragt. <?page no="76"?> 8.4. Feuer- und Brandschutz 77 8.4. F E U E R - UND B R AND S C HUTZ B R AND S C HUT Z Für Boote mit Innenbordmotoren, die über eine Antriebsleistung von mehr als 4,4 kW verfügen, beziehungsweise mit Außenbordmotoren mit einer Antriebsleistung von mehr als 7,4 kW, sowie für Boote mit Heiz- oder Kocheinrichtung ist ein Feuerlöscher an Bord vorgeschrieben. Dieser unterliegt einer zweijährigen Überprüfungspflicht. Feuerlöscher sind an Bord immer an einem gut zugänglichen Ort, an dem die Brandgefahr möglichst gering ist, mit einer sicheren Halterung zu befestigen. Abb. 20: Feuerlöscher GA S ANL A GE N Erhöhte Vorsicht ist im Umgang mit Flüssiggasanlagen an Bord geboten. Gas ist als Energieträger für Koch- und Sanitäranlagen bei Booten weit verbreitet. Die Brand- und Explosionsgefahr kann in erster Linie durch vorsichtigen und sorgfältigen Umgang, aber auch durch regelmäßige Wartung der Anlagen reduziert werden. Gasflaschen müssen in einem geschlossenen Raum mit einer Öffnung nach außen oberhalb der Wasserlinie gelagert werden. Gasanlagen müssen fachgerecht eingebaut und alle zwei Jahre überprüft werden. Da Flüssiggas schwerer ist als Luft, kann es sich am Boden oder in der Bilge ansammeln, konzentrieren und so zur Explosionsgefahr werden. Aus diesem Grund sollten Sie vor dem Anlassen eines Innenbordmotors den Motorraum und die Bilge immer ausreichend lüften. <?page no="77"?> 78 KAPITEL 8: SEEMANNSCHAFT V E R HAL T E N B E I F E U E R Sollte Feuer an Bord ausbrechen, haben die Sicherheit und die Rettung aller an Bord befindlichen Personen oberste Priorität. Es ist Ruhe zu bewahren. Die Rettungsmittel müssen angelegt, Notsignale gegeben und dann versucht werden, das Feuer zu löschen. Geht der Brand vom Motor aus, ist sofort die Kraftstoffzufuhr zu unterbrechen und Vollgas zu geben, um den im Motor und Vergaser beziehungsweise im Einspritzsystem befindlichen Kraftstoff möglichst rasch zu verbrennen. Das Feuer ist abzudecken und mit einem Feuerlöscher zu bekämpfen. Der Schiffsführer muss bei einem Feuer beziehungsweise einem Brand an Bord immer zuallererst die Rettung der Personen sicherstellen. 8.5. UMW E L T S C HUTZ : UMGANG MI T WA S S E R VÖG E L N Der Bodensee beherbergt zahlreiche Arten von Wasservögeln, die nicht durch die Sportschifffahrt gestört werden dürfen. Als Schiffsführer sollten Sie zumindest wissen, dass überwinternde Wasservögel gerade im Winter besonders gefährdet sind und dass bei großen Vogelansammlungen mit einer großen Fluchtdistanz von Wasservögeln zu rechnen ist. Halten Sie daher unbedingt entsprechenden Abstand zu den Tieren ein. 8.6. V E R HAL T E N IN G E F AH R E N S I TUA T ION E N UN S I C H T I GE S W E T T E R Sofern keine ausreichende Sicht für eine sichere Schifffahrt vorhanden ist, muss die Fahrt mit dem Sportboot eingestellt werden. Bei Nebelfahrten auf den Rheinstrecken, wenn keines der beiden Ufer mehr in Sicht ist, ist die Fahrt sofort einzustellen. Sollten Sie bei Nebel und unsichtigem Wetter fahren, müssen Sie unbedingt folgende Sicherheitsmaßnahmen treffen:  Ausguck stellen  Fahrt vermindern <?page no="78"?> 8.6. Verhalten in Gefahrensituationen 79  Signale (Schallzeichen) geben, vgl. Kapitel 4 „Schallsignale“  Lichter setzen, vgl. Kapitel 5 „Lichter- und Flaggenführung“  Ruhe an Bord bewahren S T A R K E R WIND UND S TURM Bereits bei zu erwartenden Starkwinden (Starkwindwarnung 40 Blitze/ Minute) sollten alle an Bord befindlichen Personen die Rettungsmittel anlegen. Ebenso sollten Führer von Segelbooten ihre Segelfläche prüfen und gegebenenfalls durch Segelwechsel oder Reffen anpassen. Spätestens bei Hereinbrechen eines Sturmes müssen Sie unbedingt folgendes tun:  alle Luken und Öffnungen des Fahrzeuges schließen  lose Gegenstände verstauen  Rettungsmittel anlegen  Segel reffen (Segelfläche reduzieren) Wenn Sie bei Hereinbrechen eines Sturmes keinen schützenden Hafen mehr aufsuchen können, sollten Sie entweder ein windgeschütztes Ufer aufsuchen oder freien Seeraum gewinnen, um nicht auf Legerwall zu geraten. Unter Legerwall versteht man, wenn das Fahrzeug durch Wind und Seegang auf Land getrieben wird; hier besteht dann die Gefahr, auf Grund zu sitzen. K O L LI S ION Die Gefahr einer Kollision ist gegeben, wenn sich während der Fahrt die Peilung zu einem anderen Fahrzeug nicht oder nur unwesentlich ändert. Nach einer Kollision dürfen Sie Ihre Fahrt erst dann fortsetzen, wenn keine Gefahr für Boot und Besatzung des anderen wie auch des eigenen Fahrzeuges besteht und die Adressen der Kollisionsbeteiligten ausgetauscht sind. UN F A L L Bei Unfällen ist grundsätzlich zu beachten, dass die oberste Priorität zuallererst der Rettung aller Personen, dann der Bergung der Boote und dann der Verständigung der Wasserschutzpolizei gilt. <?page no="79"?> 80 KAPITEL 8: SEEMANNSCHAFT K E NT E R N Ist die Weiterfahrt nach einer Kenterung nicht mehr möglich, müssen Sie Notsignale geben und unbedingt beim Boot bleiben. Ein Boot wird von anderen Personen in der Regel deutlich eher wahrgenommen als eine schwimmende Person, welche bei Seegang kaum zu erkennen ist. S INK E N Sollte Ihr Boot sinken, so ist die Unfallstelle nach Möglichkeit zu kennzeichnen. Diese Maßnahme ist unbedingt erforderlich, wenn die übrige Schifffahrt dadurch gefährdet sein könnte. G R UND S I TZ E R UND F E S T G E F AH R E NE F AH R Z E UG E Auf Grund sitzende oder festgefahrene Fahrzeuge müssen entsprechend gekennzeichnet werden. Hierdurch soll die Schifffahrt auf die Situation und die mangelnde Manövrierfähigkeit des eigenen Fahrzeugs hingewiesen werden. 8.7. S C H L E P P E N Beim Herstellen einer Schleppverbindung ist darauf zu achten, dass die Schleppleine eine ausreichende Stärke hat und nicht mit der Schiffsschraube in Berührung kommt. Die Schleppleine wird beim Geschleppten möglichst am Mittschiffspoller, bei Segelbooten idealerweise am Mast befestigt. Die Schleppgeschwindigkeit sollte die Rumpfgeschwindigkeit des Fahrzeugs keinesfalls überschreiten. Ruckartiges Anfahren ist zu vermeiden. Die Schleppleinen sollten nicht vertörnen. Längsseitiges Schleppen bietet sich grundsätzlich an, da so der Schleppverband besser manövriert werden kann. Bei grober See und ungleichen Fahrzeugtypen kann jedoch nicht längsseits abgeschleppt werden. <?page no="80"?> 81 Nachdem Sie das Kapitel 8 „Seemannschaft“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Welche Rechte und Pflichten hat der Schiffsführer an Bord? Er hat das Kommando über die Schiffsmannschaft und ist für Sicherheit und Ordnung an Bord verantwortlich. Welche Fahrzeuge sind „stillliegend“? Fahrzeuge, die unmittelbar oder mittelbar vor Anker liegen oder am Ufer festgemacht sind. Was müssen Sie beim Schleppen eines anderen Fahrzeuges beachten? Geschwindigkeit an das geschleppte Fahrzeug anpassen, nicht ruckartig anfahren, Schleppleine nicht vertörnen. Wo wird am zweckmäßigsten die Schleppleine beim Geschleppten befestigt? Am Mast oder am Mittschiffspoller. Wann können Sie ein Fahrzeug nicht längsseits schleppen? Bei grober See und ungleichen Fahrzeugtypen. Was bezeichnet man als Tauwerk? Bezeichnung für sämtliche in der Schifffahrt verwendeten Leinen. Aus welchen Materialien ist dehnungsfähiges Tauwerk? Natur- oder Kunstofffasern. Wozu wird ein Palstek verwendet? Um ein festes Auge, das sich nicht zusammenzieht, herzustellen. Wozu verwenden Sie einen Schotstek? Zum Verbinden zweier ungleich starker Leinenenden. Wozu wird der Roringstek verwendet? Zum Festmachen an einem Ring. Wozu wird ein Kreuzknoten verwendet? Zum Verbinden zweier gleich starker Leinenenden. Welchen Anforderungen müssen seemännische Knoten gerecht werden? Schnell und einfach zu machen und zu lösen, zuverlässig halten. Wozu wird der Achtknoten hauptsächlich verwendet? Am Ende von Schoten, um das Ausrauschen an Blöcken und Ösen zu verhindern. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="81"?> 82 KAPITEL 8: SEEMANNSCHAFT Wie lang müssen Sie die Ankerkette stecken? Mindestens 3-fache Wassertiefe. Wo dürfen Sie im Bodensee nicht ankern? Unter Brücken, vor Häfen und Landestellen. Wie viel Meter Ankerkette sollten Sie beim Ankern auf 4 m Wassertiefe stecken? 12 m. Welches Tauwerk muss eine hohe Bruchlast und Elastizität aufweisen? Ankerleinen, Festmacher und Schleppleinen. Was müssen Sie bei Nebel und unsichtigem Wetter tun? Die vorgeschriebenen Lichter führen, Nebelsignale geben, Geschwindigkeit der verminderten Sicht anpassen, Ausguck stellen. Was ist bei Feuerlöschern zu beachten und wie oft müssen sie überprüft werden? Sichere Halterung, periodische Überprüfung alle zwei Jahre. Wo sind Feuerlöscher an Bord unterzubringen? An gut zugänglichen Orten, an denen Feuerausbruch unwahrscheinlich ist. Was ist beim Ausbrechen eines Feuers an Bord unbedingt zu tun? Ruhe bewahren, Rettungsmittel anlegen, rechtzeitig Notsignale geben, versuchen das Feuer zu löschen. Wie verhalten Sie sich bei Vergaserbränden? Benzinhahn schließen, Vollgas geben, abdecken und den Brand mit einem Feuerlöscher löschen. Was hat der Bootsführer vor Anlassen des Motors zu tun? Motorenraum und Bilge auf Booten mit Benzinmotoren gut belüften, auskuppeln. Was ist bei Gasanlagen an Bord zu beachten? Dass diese fachgerecht eingebaut und alle zwei Jahre überprüft werden. Welche besonderen Gefahren können bei Flüssiggasanlagen auftreten? Flüssiggas ist schwerer als Luft, kann sich deshalb in der Bilge ansammeln, hohe Explosionsgefahr. Wo sollen Gasbehälter (Flaschen) gelagert bzw. installiert werden? In einem geschlossenen Raum mit einer Öffnung nach außenbords über der Wasserlinie. <?page no="82"?> 83 Wie kann die Brand- und Explosionsgefahr auf Sportbooten mit Koch- und Heizeinrichtungen vermindert werden? Sorgfältige Bedienung und ständige Wartung. Welche Anforderungen müssen die Rettungsmittel für Kinder unter 12 Jahren erfüllen? Für Kinder unter 12 Jahren sind nur Rettungswesten mit Kragen erlaubt. Welche Sicherheitsmaßnahmen trifft der Bootsführer vor Hereinbrechen eines Sturmes? Luken und Öffnungen schließen, lose Gegenstände verstauen, Rettungswesten anziehen, ggf. Segel reffen. Wie verhalten Sie sich, wenn Sie vor Hereinbrechen des Sturmes keinen Schutzhafen mehr aufsuchen können? Windgeschütztes Ufer aufsuchen oder freien Seeraum gewinnen, nicht auf Legerwall geraten. Welche Maßnahmen muss der Bootsführer bei Nebelfahrten auf den Rheinstrecken treffen, wenn eines der beiden Ufer nicht mehr sichtbar ist? Auf den Rheinstrecken die Fahrt einstellen. Müssen Sie bei Nebel und unsichtigem Wetter die vorgeschriebenen Lichter führen? Ja, immer. Wann dürfen Sie nach Kollisionen Ihre Fahrt fortsetzen? Wenn keine Gefahr für Boot und Besatzung des anderen besteht und die Adressen ausgetauscht sind. Was müssen Sie bei Unglücksfällen grundsätzlich beachten? Zuerst Rettung von Personen, dann Bergung der Boote, Wasserschutzpolizei verständigen. Kann ich von einem auf dem Bodensee zugelassenen Schiff den Motor in ein anderes Schiff einbauen? Ja, aber nur mit einer gültigen Abgastypenprüfbescheinigung. Wie heißt dieser Ankertyp? Danforth-Anker. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="83"?> 84 KAPITEL 8: SEEMANNSCHAFT Wie verhalten Sie sich nach einer Kenterung? Gegebenenfalls Notsignale geben, beim Boot bleiben. Wie muss sich ein Schiffsführer verhalten, wenn sein Schiff gesunken ist? Kennzeichnung der Unfallstelle, wenn die übrige Schifffahrt gefährdet wird. Was muss beim Herstellen einer Schleppverbindung besonders beachtet werden? Ausreichende Stärke, Schleppleine nicht in die eigene Schraube bringen. Wie muss Abfall entsorgt werden? Im Hafen ordnungsgemäß entsorgen. Wie hat sich ein Schiffsführer bei einem Brand auf seinem Schiff zu verhalten? Rettung von Personen. Wie muss sich ein Schiffsführer verhalten, wenn sein Sportboot festgefahren ist? Das Fahrzeug entsprechend kennzeichnen. Wie lang muss eine Ankerleine gesteckt sein, wenn bei normalen Grund- und Wetterverhältnissen geankert wird? Mindestens 5-fache Wassertiefe. Welchen Abstand zu Schilfufern müssen Sie mindestens einhalten? Mindestens 25 m. Was hat der Schiffsführer zu beachten, wenn er sein Schiff treiben lässt? Die allgemeinen Fahrregeln und Sorgfaltspflichten, denn sein Schiff befindet sich in Fahrt. Welchen Geräuschpegel darf ein motorbetriebenes Schiff nicht überschreiten? 72 dB (A) in 25 m seitlichem Abstand. Wann ist die Gefahr einer Kollision gegeben? Wenn sich die Peilung zu einem anderen Fahrzeug nicht oder nur unwesentlich ändert. Welche Gegenstände gehören zur vorgeschriebenen Mindestsicherheitsausrüstung? Mundsignalhorn, Notflagge, Kompass, Rettungsmittel, Festmacherleinen, Lenzeinrichtung, Anker, Paddel, Notbeleuchtung, Feuerlöscher. <?page no="84"?> 85 Welche Anforderungen werden hinsichtlich des Gewässerschutzes an Kraftstoffbehälter auf Wasserfahrzeugen gestellt? Geeigneter Werkstoff, sichere Befestigung, die Schiffsaußenhaut darf nicht gleichzeitig eine Wand des Kraftstoffbehälters bilden. Wann ist mit einer großen Fluchtdistanz von Wasservögeln zu rechnen? Bei großen Vogelansammlungen. Welche Vogelgruppen sind im Winter besonders gefährdet? Überwinternde Wasservögel. Was ist unseemännisches Verhalten? Wenn Leinen und Fender über Bord hängen. Was ist ein Fender? Polster oder Plastikkörper zum Schutz des Bootes. Was ist eine Muring? Am Boden liegende Kette mit Festmacherleinen. Was verstehen Sie unter dem Begriff „Stillliegen“? Fahrzeug, das unmittelbar oder mittelbar vor Anker liegt oder am Ufer festgemacht ist. Welche Sonderregelungen gelten für elektrobetriebene Fahrzeuge? Sie dürfen näher als 300 m parallel zum Ufer fahren, wenn die Motorleistung 2 kW nicht übersteigt. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="85"?> KA PIT E L 9: NAVIG AT ION Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über wichtige Begriffe und Grundregeln der Navigation am Bodensee. A L L G EME INE S Fundiertes Navigationswissen ist für jeden Schiffsführer Pflicht. Er muss jederzeit seinen Standort bestimmen und sein Fahrtziel sicher erreichen können. Die am Bodensee aufgrund der kurzen Distanzen und guten Sichtmöglichkeiten zum Land hauptsächlich angewandte Navigationsform ist die „terrestrische Navigation“. Darunter versteht man die Orientierung mit der Seekarte und dem Erkennen von festen Punkten an Land mit bloßem Auge oder dem Fernglas. 9.1. O R I E NTI E R UNG MIT D E R S E E KA R T E V E RW E ND UNG D E R S E E K A R T E Die Seekarte dient zur Orientierung auf See. Die Seekarte wird hauptsächlich zur Bestimmung des eigenen Standorts sowie der Planung von Kursen verwendet. Die wichtigsten Informationen, die Sie einer Seekarte entnehmen können, sind:  Längengrade  Breitengrade  Tiefenangaben  Entfernungen  Ortsmissweisung und deren jährliche Veränderung  Feste Orientierungspunkte wie beispielsweise Orte, Seezeichen, Häfen, Leuchtfeuer oder Fahrwasserbegrenzungen Die entsprechenden Koordinaten der eigenen Position (Breiten- und Längengrade) können jeweils am Rand der Seekarte abgelesen werden. Längengrade werden dabei am oberen oder unteren, Breitengrade am rechten oder linken Kartenrand abgelesen. Wichtig für die Navigation ist es, dass die Seekarte dem aktuellen Stand entspricht und eventuelle Änderungen nachgetragen werden. <?page no="86"?> 9.1. Orientierung mit der Seekarte 87 Abb. 21: Längen- und Breitengrade MAßS TAB Seekarten haben wie Landkarten einen Maßstab. Der Maßstab gibt an, um das Wievielfache die Karte die Realität verkleinert darstellt. Ein Maßstab von 1 : 50.000 bedeutet, dass die Kartendarstellung 50.000-mal kleiner ist als die Realität. Ein realer Kilometer entspricht bei diesem Maßstab in der Karte somit 2,0 cm. Folgender Rechenweg lässt das Ergebnis nachvollziehen:  1 km (1.000 m) sind 100.000 cm  Die Karte ist um 50.000 mal kleiner als die Realität (Maßstab 1: 50.000)  Man teilt 100.000 cm (1.000 m) durch 50.000 (Maßstab)  Ergebnis: 1 km entspricht 2 cm in der Seekarte Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass 1,0 cm in der Karte einer Distanz von 500 m in der Realität entspricht. D I S TAN Z E N UND G ES C HWIND I G K E IT E N Distanzen werden in der Seefahrt in der Regel in Seemeilen (sm) angegeben. Eine Seemeile entspricht 1852 Meter oder 1,852 Kilometer (km). Die Umrechnung von Seemeile in Kilometer erfolgt durch Multiplikation mit 1,852, umgekehrt von Kilometer in Seemeile durch Teilung mit dem Divisor 1,852. <?page no="87"?> 88 KAPITEL 9: NAVIGATION Beispiel: Umrechnung Seemeilen (sm) zu Kilometern (km): 5 Seemeilen (x 1,852) = 9,26 Kilometer oder 9260 Meter. Geschwindigkeiten werden in der Schifffahrt sowohl in km/ h (also Kilometer pro Stunde), als auch in Knoten (Seemeile pro Stunde) angegeben. Die Umrechnung erfolgt analog. Beispiel: Kilometer pro Stunde (km/ h) zu Knoten (sm/ h): 40 km/ h geteilt durch 1,852 = 21,6 Knoten (sm/ h). Eine in der Seekarte zwischen zwei Punkten gemessene Distanz kann durch Anlegen des Zirkels am Kartenmaß, welches sich seitlich am Kartenrand rechts und links (an den Breitengraden) der Seekarte befindet, abgelesen werden. KOMPA S S RO S E Auf jeder Seekarte befindet sich eine so genannte Kompassrose. Es handelt sich hierbei um einen nach geografisch Nord ausgerichteten Vollkreis mit 360°, der zur schnellen Orientierung von Bezugspunkten zu den Himmelsrichtungen dient. In der Kompassrose sind die am jeweiligen Ort vorherrschende Missweisung, das Bezugsjahr, auf das sich die Angaben beziehen, sowie die Veränderung der Missweisung als jährlicher Wert angegeben. Abb. 22: Kompassrose Die Navigation wird im folgenden Abschnitt 9.2. „Angewandte Navigation“ weiter vertieft. 0 360 180 270 90 N S W O NO SW NW SO 0 360 180 270 90 N S W O NO SW NW SO <?page no="88"?> 9.2. Angewandte Navigation 89 9.2. ANG EWANDT E NAV I GAT ION DA S NAV I GAT ION S B EST EC K Die Hilfsmittel zur Arbeit und Navigation mit der Seekarte werden als „Navigationsbesteck“ bezeichnet. Das Navigationsbesteck besteht aus:  Kursdreieck  Lineal oder Anlegedreieck  Zirkel  Bleistift  Radiergummi  Seekarte Abb. 23: Navigationsbesteck O R I E NT I E RUNG MI T D EM KOMPA S S Der Kompass ist ein unverzichtbares Hilfsmittel, um sich auf See zu orientieren. Der Kompass ist in 360 Grad unterteilt. Die Gradzahlen sind hierbei wie folgt den Himmelsrichtungen zugeordnet:  Norden: 0 Grad beziehungsweise 360 Grad <?page no="89"?> 90 KAPITEL 9: NAVIGATION  Osten: 90 Grad  Süden: 180 Grad  Westen: 270 Grad Ein Kompassstrich entspricht 11¼ Grad, ein ganzer Quadrant umfasst 90 Grad. Abb. 24: Kompass Ein am Schiff beziehungsweise Steuerstand fest angebrachter Kompass, ein so genannter Steuerkompass, zeigt die Gradrichtung an, in die sich das Schiff bewegt. Die Fahrtrichtung eines Schiffs heißt „Kurs“. Die während der Fahrt am Kompass abgelesene Gradzahl ist der so genannte „Kompasskurs“. MAGNETKOMPASS Die am Bodensee gebräuchlichste Kompassart ist der Magnetkompass mit Vollkreisrose. Der Magnetkompass reagiert auf magnetische Einflüsse und orientiert sich am Magnetfeld der Erde. Der geografische und der magnetische Nordpol sind jedoch nicht identisch. F E H LW E I S UNG Während die Seekarten nach dem geografischen Nordpol ausgerichtet sind, orientiert sich der Magnetkompass nach dem Nordpol des Erdmagnetfelds. Diese Abweichung heißt „Missweisung“. Der Magnetkompass reagiert auch auf andere Magnetfelder, die sich auf dem Schiff befinden, wie beispielsweise Metallteile des Motors, Lautsprecherboxen oder andere metallische Aufbauten. Dabei spricht man von der Ablenkung. <?page no="90"?> 9.2. Angewandte Navigation 91 Wichtig ist, dass man Messungen des Magnetkompasses immer um die durch Ablenkung und Missweisung entstandene „Fehlweisung“ bereinigt, bevor man diese für die Kartenarbeit verwendet. Dabei wird die durch Missweisung und Ablenkung verursachte Verfälschung in östliche Richtung mit „+“ und in westliche Richtung mit „-“ angegeben und bei der Umrechnung berücksichtigt. ABLENKUNG Unter Ablenkung oder auch Deviation versteht man den eben beschriebenen Verfälschungseffekt, den der Magnetkompass durch elektromagnetische Felder (z.B. Radiolautsprecher) oder Eisenteile im Boot (z.B. Motor, Anker, Mobiltelefon) erfährt. Der Wert der Ablenkung ist von Boot zu Boot unterschiedlich. Er kann auf der jeweiligen Steuertafel (auch Ablenkungstabelle oder Deviationstabelle) des jeweiligen Bootes abgelesen werden. Merke: Schiffsmagnetismus verursacht die Ablenkung/ Deviation. MI S SW EI S UNG Unter Missweisung oder auch Deklination versteht man die eingangs beschriebene Differenz zwischen Magnetisch Nord (magnetischer Nordpol) und Karten- Nord (geografischer Nordpol). Die Missweisung ist vom jeweiligen Ort abhängig. Sie ist unterschiedlich groß und ändert sich in eine Himmelsrichtung. In der Seekarte wird die Veränderung unter Bezug auf ein Basisjahr als jährliche Veränderung in der Kompassrose angegeben. Merke: Erdmagnetismus verursacht die Missweisung/ Deklination. T E R R E ST R I S C H E NAV I GAT ION AM B OD E N S E E Unter terrestrischer Navigation versteht man die Bestimmung einer Position auf See mit Hilfe der Seekarte und dem Erkennen mit bloßem Auge oder Fernglas von in der Karte eingezeichneten Orientierungspunkten wie markante Landmarken oder Seezeichen. Dies können beispielsweise Kirchtürme, besondere Gebäude, Hafeneinfahrten oder andere markante Orte sein. <?page no="91"?> 92 KAPITEL 9: NAVIGATION Wesentliche Hilfsmittel bei der terrestrischen Navigation sind:  Kompass  Seekarte  Stoppuhr  Steuertafel  Logbuch  Handpeilkompass Die Durchführung der so genannten „Kreuzpeilung“ zur Positionsbestimmung ist Bestandteil der freiwilligen praktischen Zusatzprüfung „Nautische Kenntnisse/ Navigation“ und wird im Kapitel 20: „Praxis Zusatzausbildung Navigation“ ausführlich dargestellt. 9.3. S C HIF F FAHRT S Z E IC H E N UND S E E Z E IC H E N Schifffahrtszeichen genießen grundsätzlich besonderen Schutz. Das Festmachen, Verändern, Beschädigen oder Entfernen ist verboten. Am Bodensee sind zur besseren Orientierung in Ufernähe markante Stellen durch entsprechende Seezeichen markiert. Es handelt sich um rechteckige, weiße Schilder mit schwarzer Umrandung und einer Ordnungsziffer, die die jeweilige Position bezeichnet. An diesen Stellen beträgt die Mindestwasser-tiefe seewärts 2 Meter bei einem Normalpegelstand von 2,50 Meter. Diese Seezeichen sind fortlaufend nummeriert und in der Seekarte eingezeichnet. Abb. 25: Seezeichen <?page no="92"?> 9.4. Pegel 93 Im Uferbereich von Deutschland und Österreich ist die Nummerierung durchgehend von 1 bis 99, beginnend in Konstanz mit der Nr. 1 und endend an der Rheinmündung mit der Nr. 99. Auf das österreichische Ufer entfallen hiervon die Seezeichen ab Nr. 66a „Leiblach“ bis Seezeichen 99 „Alter Rhein“. Im Uferbereich der Schweiz verläuft die Nummerierung gesondert von 1 bis 40b, beginnend an der Rheinmündung mit der Nr. 1 und endend in Kreuzlingen mit der Nr. 40b. 9.4. P EG E L ME S S UNG D ES WA S S E RS TAND ES AM B OD E NS E E Der tatsächliche Wasserstand des Bodensees schwankt und ist keinesfalls immer gleich. So beeinflussen starke Niederschläge oder höhere Zuflussmengen durch die Flüsse, beispielsweise verursacht durch die Schneeschmelze oder lange niederschlagsfreie beziehungsweise niederschlagsintensive Zeiten, die tatsächliche Wassermenge und damit die Höhe des Wasserstands des Bodensees. Die Angabe der tatsächlichen Höhe des Wasserstands erfolgt als so genannte Pegelhöhe. Der Pegel kann am Bodensee in allen öffentlichen Häfen abgelesen werden. Die Pegelhöhen werden zudem in lokalen Radiosendern und im Internet bekannt gegeben oder können beim Deutschen Wetterdienst erfragt werden. Die Angaben in der Seekarte basieren stets auf dem so genannten „Normalpegel“. Darunter versteht man eine gemessene Wasserstandshöhe von 2,50 Meter am amtlichen Pegelmaß an der Rheinbrücke in Konstanz. Die Tiefenangaben in der Seekarte basieren immer auf diesem Normalpegelstand von 2,50 Meter Wassertiefe am Pegelmaß in Konstanz. Die Tiefenangaben oder Durchfahrtshöhen von Brücken in der Seekarte berücksichtigen also nicht die tatsächliche Pegelhöhe. Dies muss der Schiffsführer unbedingt beachten. Wenn in der Seekarte an einer beliebigen Stelle eine Wassertiefe von 10 Metern angegeben ist und der Wasserstand 2 Meter über Normalpegel ist, also 4,50 Meter am Konstanzer Messpegel, so ist die tatsächliche Wassertiefe an dieser Stelle 12 Meter (10 Meter Tiefe bei Normalpegel, plus 2 Meter über Normalpegel). Bei einem Wasserstand von Normalpegel 2,50 Meter wäre hier <?page no="93"?> 94 KAPITEL 9: NAVIGATION die Wassertiefe dann tatsächlich 10 Meter, bei einem Wasserstand 0,5 Meter unter Normalpegel wäre die tatsächliche Wassertiefe an dieser Stelle 9,50 Meter. Hier ein Beispiel mit Rechenweg: (weitere Beispiele finden Sie in Kapitel 7 „Rheinstrecken“)  Wassertiefe an der Stelle laut der Seekarte: 4,50 m  Heutiger gemessener Pegelstand in Konstanz: 3,24 m  Tatsächlicher Wasserstand 3,24 m - Normalpegel 2,50 m = + 0,74 m über Normalpegel  Tiefenangabe lt. Karte 4,50 m + Differenz zum Normalpegel 0,74 m = 5,24 m Die tatsächliche Wassertiefe beträgt demnach 5,24 m. 9.5. UNT I E F E N Abb. 26: Untiefen Am Bodensee gibt es einige Erhebungen unter Wasser, die so genannten Untiefen. Diese sollten beim Fahren auf dem Bodensee beachtet werden, da <?page no="94"?> 95 sonst die Gefahr besteht, auf Grund zu laufen. Die wichtigsten und bekanntesten Untiefen am Bodensee sind die folgenden:  Untiefe bei Wallhausen: Teufelstisch  Untiefen bei Lindau in der Schachener Bucht: Schachener Berg, Allwinder Berg (in manchen Seekarten auch als „Alwiner Berg“ bezeichnet) Nachdem Sie das Kapitel 9 „Navigation“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Welche Informationen können Sie einer Bodenseeschifffahrtskarte entnehmen? Längen-, Breitengrade, Tiefenangaben, Entfernungen. Wozu dienen am Bodensee Schifffahrtskarten? Zur Bestimmung von Standorten und Kursen. Wo werden die Distanzen (Wegstrecken) an der Seekarte entnommen? Seitlich am Kartenrand. Wie viel Zentimeter auf der Seekarte entsprechen einem Kilometer bei einem Maßstab von 1: 50.000? 2,0 cm. Wozu dient eine Kompassrose? Zur schnellen Orientierung von Bezugspunkten zur Himmelsrichtung. Was verstehen Sie unter Navigationsbesteck? Kursdreiecke, Lineal, Zirkel, Bleistift und Radiergummi. Wie lang ist eine Seemeile? 1.852 m. Sie entnehmen aus der Bodenseeschifffahrtskarte eine Distanz von 4 cm. Wie viel km entspricht diese Strecke bei einem Maßstab von 1: 50.000? 2 km. Wo befinden sich am Bodensee Wasserstandspegel? In allen öffentlichen Häfen. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="95"?> 96 KAPITEL 9: NAVIGATION Mit was werden die jeweiligen Wasserstände am Bodensee gemessen? Mit Pegel in den Häfen. Wo befindet sich der amtliche Pegel am Bodensee? Im Hafen Konstanz. Auf welchen Pegelstand beziehen sich die Tiefenangaben in der Bodenseeschifffahrtskarte? 2,50 Meter. Geben Sie die Wassertiefe bei 3,50 Meter Wasserstand (Pegel) und einer Kartentiefe von 5 Metern an! 6,00 Meter. Nennen Sie die Untiefe bei Wallhausen (Seezeichen 22)? Teufelstisch. Nennen Sie die Untiefen vor Lindau. Schachener Berg / Allwinder Berg. Die Wassertiefe am Ankerplatz beträgt laut Seekarte 2 Meter. Ihr Fahrzeug hat einen Tiefgang von 1,50 Meter. Wie viel Wasser haben Sie bei einem Pegel von 3 Meter unter dem Kiel? 1,00 Meter (Rechenweg: 2,00 + 0,50 = 2,50 - 1,50 = 1,00). Wie verläuft die Nummerierung der Seezeichen in den Uferbereichen Deutschland und Österreich am Obersee? Deutschland - Österreich: 1 bis 99, beginnend in Konstanz. Wie verläuft die Nummerierung der Seezeichen in den Uferbereichen der Schweiz? 1 bis 40b von Rheinmündung bis Kreuzlingen. Muss der Bootsführer am Bodensee Navigationskenntnisse besitzen? Ja, um jederzeit einen Standort bestimmen und sein Fahrziel sicher erreichen zu können. Welche Art der Navigation wird in der Regel am Bodensee angewandt? Terrestrische Navigation. Welche Hilfsmittel sind für die Navigation am Bodensee erforderlich? Kompass, Seekarte, Stoppuhr, Steuertafel, Logbuch, Handpeilkompass. <?page no="96"?> 97 Nennen Sie die am Bodensee gebräuchlichste Kompassart! Magnetkompass. Welche gebräuchlichste Kompassart wird am Bodensee verwendet? Vollkreisrose. In wie viel Grad wird eine Kompassrose unterteilt? 360 Grad. Welche Grade entsprechen einem Kompassstrich und eines Kompassquadranten? 11 ¼ und 90 Grade. Welche Richtung zeigt die Nadel eines Magnetkompasses an? Magnetisch Nord. Wodurch wird die Magnetkompassnadel abgelenkt? Schiffsmagnetismus und Erdmagnetismus. Was ist ein Kompasskurs? Richtung, die ein Schiff während der Fahrt einhält. Bei welcher Gradzahl liegt Norden? 0 / 360 Grad. Bei welcher Gradzahl liegt Süden? 180 Grad. Bei welcher Gradzahl liegt Westen? 270 Grad. Bei welcher Gradzahl liegt Osten? 90 Grad. Nennen Sie die gebräuchlichste Standortbestimmung! Kreuzpeilung. Welche Peilpunkte verwenden Sie bei Ihrer Peilung? Kirchtürme, Objekte die auch in der Karte eingetragen sind. Was verstehen Sie unter Ortsmissweisung (Deklination)? Abweichung der Kompassnadel von geografisch Nord durch den Erdmagnetismus am jeweiligen Ort. Was verstehen Sie unter Ablenkung? Ablenkung der Kompassnadel durch Schiffsmagnetismus. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="97"?> 98 KAPITEL 9: NAVIGATION Was ist eine Deviationstabelle? Tabellarische Auflistung der Ablenkung der Kompassnadel von der Nordrichtung durch Einfluss des Schiffsmagnetismus von 10 zu 10 Grad. Wie viel Zentimeter auf der Seekarte entsprechen einem Kilometer in der Natur bei einem Maßstab von 1: 25.000? 4 cm. Wie verläuft die Nummerierung der Seezeichen in den Uferbereichen von Österreich? 66a bis 99 - Leiblach bis Alter Rhein. Zwischen welchen Seezeichen erfolgt die Hafeneinfahrt in den Fußacher Hafen? 89 bis 93. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. <?page no="98"?> KA PIT E L 10: WE T T E RKUND E Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die am Bodensee typischerweise vorherrschenden Wetterlagen und den daraus resultierenden Verhaltensempfehlungen. 10.1. W E T T E R B E DINGUNG E N B OD EN S E E Der Bodensee liegt geografisch im Einflussbereich von überwiegend vorherrschenden Westwinden. Durch die besondere geografische Lage des Bodensees, seiner Nähe zu den Alpen und den sehr unterschiedlich gestalteten Uferlandschaften, gibt es am Bodensee typische Wetter- und Windsituationen. Hier sind insbesondere die folgenden zu nennen:  lokale Landwinde und Seewinde  Föhnwinde und Föhnstürme  Wärmegewitter und Frontgewitter 10.2. L ANDWIND E UND S E EWIND E Bei Sonneneinstrahlung erwärmen sich Land und Wasser unterschiedlich schnell. Ebenso kühlen sich Land und Wasser bei fehlender Sonneneinstrahlung unterschiedlich schnell wieder ab. Dies führt dazu, dass der Luftdruck über Land und See unterschiedlich hoch ist. Durch den Druckausgleich zwischen Gebieten mit unterschiedlich hohem Luftdruck entsteht Wind. Dieser Effekt führt dazu, dass speziell an Uferlagen beziehungsweise Küstenlagen Land- und Seewinde entstehen. S E EWIND Morgens bis zum frühen Nachmittag entsteht durch die Sonneneinstrahlung über Land ein kleines Tiefdruckgebiet, da sich das Land schneller erwärmt als die Wasseroberfläche. <?page no="99"?> 100 KAPITEL 10: WETTERKUNDE Abb. 27: Seewind Die über dem Land erwärmte Luft steigt dadurch nach oben und wird durch kühlere Luftmassen von See aufgefüllt. Hierdurch entsteht der Seewind. Er weht auflandig, also von See auf das Land. Merke: Seewind bedeutet, der Wind kommt von See. L ANDWIND Durch den gerade umgekehrten Effekt entsteht der Landwind. Das kleine Tiefdruckgebiet entsteht durch die langsamere Abkühlung der Wasseroberfläche gegenüber dem tagsüber aufgewärmten Land auf See. So strömen Luftmassen vom Land auf See. <?page no="100"?> 10.3. Föhnwinde 101 Abb. 28: Landwind Der Landwind weht ablandig, also vom Land in Richtung See. Er tritt am späten Abend beziehungsweise nachts auf. Merke: Landwind bedeutet, der Wind kommt von Land. 10.3. FÖHNWIND E Föhn entsteht in der Bodenseeregion, wenn sich südlich der Alpen ein Hochdruckgebiet und nördlich der Alpen ein Tiefdruckgebiet gebildet hat. So entsteht durch den Druckausgleich eine starke Luftströmung von Süd nach Nord. Abb. 29: Alpenföhn Alpen Bodensee Schweiz/ Italien Süden Norden T H <?page no="101"?> 102 KAPITEL 10: WETTERKUNDE Eine Föhnwetterlage erkennt man meist daran, dass strahlender Sonnenschein vorherrscht und die Luft durchsichtig und klar wirkt. Die Alpenkette erscheint dann schärfer und näher, der Himmel ist meist strahlend blau, während sich über den Alpen eine dicke Wolkenmauer (Föhnwolke) bildet. Abb. 30: Region Föhnwinde Föhnsturm tritt in der Regel im östlichen und südöstlichen Teil des Bodensees auf. Der Föhnsturm kann sehr plötzlich und orkanartig auftreten. Für die Sportschifffahrt sind die heftigen, plötzlich und unregelmäßig auftretenden Böen sehr gefährlich. 10.4. WIND S TÄRK E N Die Windstärke wird in Beaufort (Bft) gemessen. Jede Windstärke entspricht einer entsprechenden Windgeschwindigkeit. Die Windgeschwindigkeit wird sowohl in Kilometer pro Stunde (km/ h) als auch in Knoten (Seemeile/ Stunde) angegeben. Die nachfolgende Tabelle, auch Beaufort-Skala genannt, setzt die verschiedenen Angaben zueinander in Verhältnis. Föhngefährdete Region <?page no="102"?> 10.5. Gewitter 103 Abb. 31: Beaufort-Skala Das am Bodenseeufer durchgängig installierte Starkwind- und Sturmwarnsystem, welches im nächsten Kapitel (Kapitel 11: Sturmwarndienst und Seenotrettung) behandelt wird, warnt die Schifffahrt vor erwarteten Starkwinden und Stürmen. 10.5. G EWIT T E R Gewitter kündigen sich in der Regel durch fallenden Luftdruck oder vermehrte Wolkenbildung an. Sie lassen sich in Wärmegewitter und Frontgewitter unterscheiden. WÄRMEG EWI T T E R Wärmegewitter, auch Luftmassengewitter genannt, sind lokal auftretende Gewitter. Sie können bei anhaltenden Hochdruckwetterlagen im Sommer innerhalb einer schwül-warmen Luftmasse durch vermehrten Feuchtigkeitsaufstieg entstehen. So entwickeln sich zunächst Gewitterwolken, die sich dann durch Blitz und Donner, Regen, vereinzelt Hagel und Sturm entladen. F RONTG EWI T T E R Frontgewitter entstehen beim Aufeinandertreffen von warmen und kalten Luftmassen an deren Grenzen (Fronten). Am Bodensee ziehen diese vorwiegend aus südwestlichen bis nordwestlichen Richtungen auf. Sie werden von starken Böen und häufig heftigen Regen- und Hagelschauern begleitet. <?page no="103"?> 104 KAPITEL 10: WETTERKUNDE Nachdem Sie das Kapitel 10 „Wetterkunde“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Welches sind die vorherrschenden Winde am Bodensee? Westliche Winde. Nennen Sie einige besondere lokale Winde! Land-, Seewinde, Föhn. Wann treten insbesondere Landwinde auf? Nachts. Wann treten insbesondere Seewinde auf? Tagsüber. Warum treten insbesondere Landwinde auf? Seewasser kühlt langsamer als die Luft ab. Warum treten insbesondere Seewinde auf? Land erwärmt sich schneller als Wasser. Woran können Sie das Nahen eines Gewitters erkennen? An fallendem Luftdruck und Wolkenbildung. Woran erkennen Sie eine Föhnlage? Strahlender Sonnenschein, klare Sicht auf die Alpenkette, Föhnwolken. In welchem Seeteil weht der Föhn besonders häufig? Im südöstlichen Teil des Obersees. Weshalb können Föhnwinde für die Sportschifffahrt besonders gefährlich werden? Durch plötzlich und unregelmäßig auftretende heftige Böen. Was schließen Sie aus jäh fallendem Luftdruck und starker Wolkenbildung? Wetterverschlechterung, Sturm oder Gewitter. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. <?page no="104"?> KA PIT E L 11: ST URMWA R NDI EN ST UND S E E NOT R E T T UNG Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über das am Bodensee installierte Starkwind- und Sturmwarnsystem und gibt Hinweise, wie Sie sich in einer Gefahrensituation verhalten sollten. 11.1. S TA R KWIND - UND S TURMWA R N S Y ST EM Rund um den Bodensee ist ein optisches Warnsignalsystem, in Form von orangefarbenen Blinklichtern, an markanten Uferstellen installiert. Dieses warnt die Schifffahrt vor drohenden Starkwinden oder aufkommenden Stürmen durch Blinken oder Blitzen in verschiedenen Geschwindigkeiten. Das System ist in die drei Regionen „Ost“, „Mitte“ und „West“ unterteilt. Grund hierfür sind die oft unterschiedlichen Wetterverhältnisse am Bodensee, gerade zwischen dem östlichen und westlichen Teil des Sees. Die Trennlinie zwischen den Warngebieten verläuft wie folgt:  Trennlinie zwischen der Region Ost und Mitte: Höhe Langenargen - Arbon  Trennlinie zwischen der Region Mitte und West: Höhe Meersburg - Konstanz Tipp: Die Kantonspolizei Thurgau veröffentlicht im Internet unter http: / / www.kttg.ch/ kapo/ htm/ stwarn.shtml die aktuelle Warnsituation für den ganzen Bodensee. Die Alarmierungszeiten des Warnsystems sind ganzjährig. Vom 1. April bis 31. Oktober ist es von 6 bis 22 Uhr, im Zeitraum vom 1. November bis 31. März ist es von 7 bis 20 Uhr aktiv. Die folgende Karte zeigt Ihnen die Aufteilung des Bodensees in die drei Warngebiete. <?page no="105"?> 106 KAPITEL 11: STURMWARNDIENST UND SEENOTRETTUNG Abb. 32: Warngebiete Bodensee Liegt keine aktuelle Warnung vor, blinken beziehungsweise blitzen die Sturmwarnleuchten nicht. Liegt eine Warnung vor, wird das System aktiviert. Es gibt dann zwei Warnstufen, die durch eine unterschiedliche Rotationsgeschwindigkeit der Leuchtfeuer zu unterscheiden sind: Starkwindwarnung Sturmwarnung 40 Blitze pro Minute 90 Blitze pro Minute Bei erwarteten Windstärken von 6 bis 7 Beaufort beziehungsweise Böen von 25 bis 33 Knoten Bei erwarteten Windstärken ab 8 Beaufort beziehungsweise Böen ab 34 Knoten Tab. 17: Starkwind- und Sturmwarnung <?page no="106"?> 11.2. Verhalten bei Sturm 107 11.2. V E R HA LT EN B EI STURM Bereits bei einer Starkwindwarnung sollten alle Personen an Bord die Rettungsmittel anlegen. Spätestens bei einer Sturmwarnung sind vom Schiffsführer unbedingt folgende Maßnahmen einzuleiten:  Schiff sturmfest machen  Rettungsmittel anlegen  gegebenenfalls in den nächsten Hafen einlaufen Es sind unbedingt alle sicherheitsfördernden Maßnahmen für Besatzung und Boot zu treffen. So ist zu prüfen, ob alle Luken und Öffnungen an Bord geschlossen sind. Lose Gegenstände sind sicher zu verstauen. Segelboote sollten gegebenenfalls die Segel reffen. Reffen bedeutet die Segelfläche zu reduzieren. Die Rettungsmittel beziehungsweise Rettungswesten müssen unbedingt angelegt werden. Bei Erwartung eines hereinbrechenden Sturmes sollte, falls möglich, umgehend der nächste Hafen oder das windgeschützte Ufer angelaufen werden. Falls dies nicht möglich ist, sollte freier Seeraum gewonnen werden, um nicht auf Legerwall zu geraten, worunter man die Situation versteht, wenn das Boot durch Strömung, Wellen und Wind gefährlich auf das Land gedrückt wird. Es besteht dadurch die Gefahr auf Grund zu sitzen. 11.3. V E R HA LT EN B EI S E E NOT Unter einer Seenotlage versteht man, wenn sich Schiff oder Besatzung in drohender und akuter Gefahr befinden, die nicht mehr aus eigener Kraft abgewendet werden kann. Um andere auf die Seenotlage aufmerksam zu machen, können Seenotsignalmittel eingesetzt werden. Die Farbe „rot“ signalisiert anderen die Notsituation. Seenotsignalmittel dürfen jedoch nur dann eingesetzt werden, wenn sich ein Schiff oder eine Besatzung in einer wirklich akuten Seenotlage befindet. Die Seenotsignalmittel Signalpistolen und Raketen unterliegen einer Beschränkung beim Erwerb. <?page no="107"?> 108 KAPITEL 11: STURMWARNDIENST UND SEENOTRETTUNG Wenn eine Person über Bord gegangen ist, muss diese auf dem nächsten Weg und unmittelbar geborgen werden. Die Vorgehensweise und Kommandosprache bei dem dann einzuleitenden „Mann beziehungsweise Mensch über Bord Manöver“ ist wie folgt:  Ruf „Mann über Bord“  Rettungsmittel zuwerfen  Person beobachten  Person durch Ausführen des Rettungsmanövers wieder aufnehmen Vorsorglich sollten Sie unbedingt, wenn Sie sich als Schiffsführer längere Zeit an einem fremden Ort aufhalten werden und möglicherweise vermisst werden könnten, Ihre Angehörigen, den Hafenmeister oder gegebenenfalls die Polizei verständigen, um nicht eine unbegründete Suche nach Vermissten auszulösen. Nachdem Sie das Kapitel 11 „Sturmwarndienst und Seenotrettung“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: In welcher Zeit wird der Sturmwarndienst durchgeführt? Sturmwarndienst ganzjährig. Wie erfolgt die Warnung vor aufkommenden Stürmen? Durch Sturmwarnfeuer an markanten Uferstellen. Welche Farbe haben die Sturmwarnfeuer? Orangefarbene Blinklichter. Welche Bedeutung hat das Aufblinken von orangefarbenen Blinklichtern mit 40 Blitzen pro Minute? Starkwindwarnung. Wie werden am Bodensee die Starkwindwarnung und die Sturmwarnung signalisiert? Starkwindwarnung = 40 Blitze pro Minute; Sturmwarnung = 90 Blitze pro Minute. Wie hat sich ein Schiffsführer bei Sturmwarnung zu verhalten? Schiff sturmfest machen, Rettungsmittel anlegen, notfalls Hafen aufsuchen. <?page no="108"?> 109 Wo verläuft die Trennlinie zwischen den Warngebieten West und Mitte? Meersburg - Konstanz. Wo verläuft die Trennlinie zwischen den Warngebieten Mitte und Ost? Langenargen - Arbon. Nennen Sie die Anzahl der Blitze pro Minute bei einer Starkwindwarnung! 40 Blitze. Nennen Sie die Anzahl der Blitze pro Minute bei einer Sturmwarnung! 90 Blitze. Wo verlaufen die Trennlinien zwischen den Warngebieten? Linien Konstanz - Meersburg und Arbon - Langenargen. Sie beobachten eine heranziehende Gewitterfront, können jedoch keine Warnung durch Sturmwarnleuchten ausmachen. Wie verhalten Sie sich? Ich mache mein Schiff sturmfest, ziehe Rettungsmittel an und laufe ggf. den nächsten Hafen an. Worauf weist die Starkwindwarnung hin und was haben Sie als Schiffsführer zu beachten? Orientierung über das wahrscheinliche Aufkommen eines Starkwindes, Wetterentwicklung beobachten. Was verstehen Sie unter einer Seenotlage? Schiff und Besatzung befinden sich in drohender oder akuter Gefahr, die nicht selber abgewendet werden kann. Wann dürfen Sie ein Seenotsignalmittel einsetzen? Wenn sich Schiff und Besatzung in einer Seenotlage befinden. Welche Seenotsignalmittel unterliegen einer Beschränkung beim Erwerb? Signalpistolen, Raketen. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="109"?> 110 KAPITEL 11: STURMWARNDIENST UND SEENOTRETTUNG Was sollen Sie als Schiffsführer unternehmen, wenn Sie durch schlechtes Wetter oder andere Umstände längere Zeit an einem fremden Ort aufgehalten und möglicherweise vermisst werden können? Angehörige, Hafenmeister oder Polizei verständigen. Was tun Sie, wenn ein Mitglied Ihrer Crew über Bord geht? Ruf „Mann über Bord“, Rettungsmittel zuwerfen und versuchen, Person an Bord zu nehmen. Welche Maßnahmen treffen Sie bei Sturmgefahr auf Ihrem Segelboot? Rettungswesten anlegen und Boot sturmklar machen. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. <?page no="110"?> KA PIT E L 12: MOTO RBO OT AUF BAU UND B E DI E NUNG Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die verschiedenen Bootstypen sowie wichtige Hinweise zum Verhalten und zum Bedienen von Motorbooten. 12.1. AUF BAU MOTO R B OOT Die folgende Grafik veranschaulicht schematisch den Aufbau eines Motorboots: Abb. 33: Aufbau Motorboot [1] Steuerstand [2] Steuerrad [3] Schaltbox [4] Motor [5] Schiffsschraube [6] Flagge [7] Motorraum mit Bilge [8] Bug [9] Heck [10] Steuerbord (Beleuchtung grün) [11] Backbord (Beleuchtung rot) <?page no="111"?> 112 KAPITEL 12: MOTORBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG 12.2 BAUART E N Bei Motorbooten lassen sich grundsätzlich zwei verschiedene Konstruktionstypen unterscheiden: Zum einen das „über das Wasser gleitende“ Gleitboot (auch „Gleiter“ genannt), zum anderen das sich „durch das Wasser schiebende“ Verdrängerboot oder „Verdränger“. V E R D RÄNGE R B OOT Das Fahrverhalten eines Verdrängerbootes ist dadurch gekennzeichnet, dass es sich durch das Wasser „schiebt“ und so das Wasser „verdrängt“. Der Vorteil des Verdrängers ist, dass er seine Höchstgeschwindigkeit mit einer vergleichsweise geringen Motorleistung erreicht und somit sparsam im Verbrauch ist. Die Höchstgeschwindigkeit ist jedoch bauartbedingt auf die Rumpfgeschwindigkeit begrenzt und im Verhältnis zu Gleitbooten langsam. Ein Verdrängerboot erkennen Sie an folgendem Aufbau:  langer und schmaler Bootskörper  runde Bodenform  rundes Heck  großer Tiefgang Abb. 34: Verdrängerboot G L E I TB OOT Das Fahrverhalten eines „Gleiters“ kennzeichnet sich dadurch, dass er bei schneller Fahrt nahezu übers Wasser gleitet. Der Rumpf hebt sich aus dem Wasser empor. So kann der Gleiter ein Mehrfaches seiner Rumpfgeschwindigkeit erreichen und ist deutlich schneller als ein Verdränger. Dazu ist eine starke Motorleistung erforderlich und der Kraftstoffverbrauch entsprechend hoch. Bei langsamer Fahrt, wenn sich der Rumpf noch nicht aus dem Wasser hebt, bewegt sich der Gleiter gleich wie ein Verdränger „verdrängend“ und erzeugt Wellen. <?page no="112"?> 12.2 Bauarten 113 Abb. 35: Gleitboot Ein Gleitboot erkennen Sie an folgendem Aufbau:  breiter Bootskörper  flache oder V-förmige Bodenform  eckiges Heck  geringer Tiefgang B OOT SMOTO R E N Beim Aufbau von Motorbooten kann grundsätzlich zwischen Motorbooten mit Außenbordmotor und Innenbordmotor unterschieden werden.  Außenbordmotor: außen am Boot angebauter Motor  Innenbordmotor: fest innerhalb des Bootsrumpfes eingebauter Motor. Abb. 36: Motorenarten Außenbordmotor Innenbordmotor <?page no="113"?> 114 KAPITEL 12: MOTORBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Boote werden sowohl mit Elektromotoren, Benzinmotoren als auch mit Dieselmotoren ausgestattet. Bei den Kraftstoffbehältern ist darauf zu achten, dass diese aus geeignetem Werkstoff gefertigt, sicher an Bord befestigt sind und nicht gleichzeitig als Außenbordwand fungieren. Motoren müssen regelmäßig geprüft und abgasuntersucht werden. Bei der am Bodensee im Dreijahresrhythmus vorgeschriebenen Nachuntersuchung werden sowohl Ottomotoren als auch Dieselmotoren einer äußeren Besichtigung unterzogen. Bei Motoren, die erstmals seit dem 01.01.1993 auf dem Bodensee zugelassen wurden, ist zusätzlich eine Abgastypenprüfung erforderlich. Moderne Motoren sind aus Gründen der Sicherheit mit einem so genannten „Quickstopp“ ausgestattet. Wird der „Quickstopp“ abzogen, führt dies zu einer sofortigen Unterbrechung von Zündkontakt und Kraftstoffzufuhr. Der Motor geht dann sofort aus. Diese Sicherheitsmaßnahme soll insbesondere auch das unkontrollierte Weiterfahren der Maschine bei Überbordgehen des Fahrzeugführers verhindern. Abb. 37: Quickstopp Obwohl sich der Trend des Elektromotors immer mehr auch in der Schifffahrt durchsetzt, sind die meisten Bootsmotoren heutzutage noch Benzinbeziehungsweise Dieselmotoren. Um einen hohen Schadstoffausstoß zu vermeiden, sollte ein verringerter Luftanteil beim Luft-Kraftstoff-Gemisch verhindert werden. Ein erhöhter Ölanteil beim Mischungsverhältnis bei Zweitaktmotoren sollte ebenso vermieden werden. AUF BAU UND E L EME NT E E IN ES AUß E NB O RDMOTO RS Hier sehen Sie den Aufbau eines typischen Außenbordmotors. Kleinere Außenbordmotoren haben den Tank oft integriert und einen offenen Kühlkreislauf, der rein mittels durchströmenden Seewassers gekühlt wird. Vor dem Starten ist in jedem Fall die Tankbelüftungsschraube zu öffnen, da andernfalls im Tank ein Vakuum entsteht und der Motor dann ausgeht. <?page no="114"?> 12.2 Bauarten 115 Abb. 38: Elemente eines Außenbordmotors Außenbordmotoren erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Sie sind meist preisgünstiger als fest installierte Motoren und leicht zu demontieren beziehungsweise zu transportieren. Bei einem Außenbordmotor wird die Ruderwirkung ohne Ruderanlage erzielt. Diese erfolgt durch die Richtung des Schraubenstroms des Propellers. Wenn ein Außenbordmotor mit gefülltem Tank während der Fahrt stehen bleibt, dann ist die wahrscheinlichste Ursache, dass die Belüftungsschraube verschlossen oder die Kraftstoffleitung verstopft ist. Bevor der Außenbordmotor am Ende einer Fahrt hochgekippt und abgenommen wird, sollte aus Gründen des Gewässerschutzes der Vergaser leergefahren werden, damit kein Kraftstoff austreten kann. AUF BAU UND E L EME NT E E IN ES INNE NB O RDMOTO RS Der Innenbordmotor ist meist ein stärkerer Motor mit Benzin- oder Dieselantrieb, der fest im Schiffskörper installiert ist. Der Antrieb erfolgt ebenso über eine oder mehrere Schrauben, die meist über eine starre Welle mit dem Motor verbunden sind. <?page no="115"?> 116 KAPITEL 12: MOTORBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Abb. 39: Elemente eines Innenbordmotors F E H L E RB E HE B UNG MA S C HIN E NANL AG E Während der Fahrt sollte die Maschinenanlage überwacht werden. Hierbei müssen insbesondere Motortemperatur, Öldruck und Ladekontrolle beobachtet werden. Im Folgenden lernen Sie einige einfache Fehlerquellen der Maschinenanlage kennen: Abb. 40: Fehler Maschinenanlage <?page no="116"?> 12.3 Antrieb durch die Schiffsschraube 117 12.3 ANT R IE B D URC H D I E S C HI F FS S C H RAUB E S C HI F FS S C HR AUB E Motorboote werden durch die Drehbewegung einer Schiffsschraube angetrieben. Die Schiffsschraube ist in der Regel im hinteren Bereich des Schiffes am Heck installiert. Dabei ist bei Innenbordmotoren der Propeller entweder direkt über eine starre Welle, oder über eine mechanische Übersetzung wie beim Z-Antrieb verbunden. Die Drehkreise sind bei Schiffen mit starren Wellen verschieden groß, da die Kräfte des „Radeffekts“ die Drehrichtung der Schiffsschraube zur einen Seite unterstützen und zur anderen Seite entgegenwirken. Der „Radeffekt“ wird in der Literatur auch „Schraubeneffekt“ genannt. Es gibt sowohl Antriebe mit „linksdrehender Schraube“ als auch mit „rechtsdrehender Schraube“. Dabei lassen sich folgende Drehrichtungen der Schiffsschraube unterscheiden:  linksdrehende Schiffsschraube (bei Vorausfahrt dreht die Schraube nach links, also gegen den Uhrzeigersinn)  rechtsdrehende Schiffsschraube (bei Vorausfahrt dreht die Schraube nach rechts, also im Uhrzeigersinn) Abb. 41: Linksdrehende Schiffsschraube <?page no="117"?> 118 KAPITEL 12: MOTORBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Abb. 42: Rechtsdrehende Schiffsschraube R AD E F F E K T Die meisten Motorboote werden mit einer rechtsdrehenden Schiffsschraube angetrieben. Bei Rückwärtsfahrt kehrt sich die Drehrichtung um. Hier dreht sie dann nach links. Die Schiffsschraube liefert aber nicht nur den gewünschten Vortrieb, sie versetzt das Heck des Bootes dabei auch leicht in seine Drehrichtung. Abb. 43: Wirkung des Radeffekts So wird das Heck eines mit einer rechtsdrehenden Schiffsschraube angetriebenen Bootes bei der Vorwärtsfahrt leicht nach rechts (steuerbord) versetzt, gerade so, als ob ein Rad auf dem Grund mitläuft. Der Bug des Bootes bewegt sich dagegen leicht in die entgegengesetzte Richtung, hier also nach links (backbord). Dieser physikalische Effekt wird als „Radeffekt“ bezeichnet. Bei der Rückwärtsfahrt kehrt sich dieser Effekt dann um. Bei der rechtsdrehenden Schiffsschraube würde sich diese dann nach links drehen und das Heck nach links (backbord) versetzen. Der Bug würde sich demnach leicht nach rechts (steuer- <?page no="118"?> 12.3 Antrieb durch die Schiffsschraube 119 bord) bewegen. Genau entgegengesetzt ist das durch den „Radeffekt“ verursachte Verhalten eines mit einer „linksdrehenden Schiffsschraube“ angetriebenen Bootes. Abb. 44: Doppelte Schiffsschraube Größere Boote werden oft mit zwei Schrauben ausgestattet, wobei dann die Drehrichtung der Schrauben unterschiedlich ist und sich der Radeffekt durch die entgegengesetzten Drehrichtungen wieder aufhebt. AN- UND AB L EG E N UNT E R B E RÜC KS I C HT I GUNG D E S R AD E F F E KT S Es ist wichtig, die Drehrichtung der Schiffsschraube zu kennen, da man den auftretenden Radeffekt zum An- und Ablegen, aber auch zum Manövrieren in engen Hafengassen nutzen kann. Der Radeffekt unterstützt den Drehkreis des Bootes in die eine Richtung, wirkt umgekehrt aber auch entgegen. Die ideale Anlegeseite bei einem Boot mit rechtsdrehendem Propeller ist in der Regel die Backbordseite, bei einem linksdrehenden Propeller die Steuerbordseite. Bei starkem Wind sollte, wenn möglich, nur gegen den Wind angelegt werden. Würden Sie mit dem Wind anlegen, bestünde die Gefahr, unkontrolliert auf den Steg gedrückt zu werden. <?page no="119"?> 120 KAPITEL 12: MOTORBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG 12.4 B ED I ENUNG S TART E N D E S MOTORS Der sichere und umsichtige Umgang mit dem Motorboot ist sehr wichtig. Die Schiffsschraube kann wie ein Fleischwolf wirken. Bereits beim Starten des Motors besteht die erste Gefahrenquelle. So ist vor dem Starten der Maschine stets zu überprüfen, ob die Getriebestellung auf „neutral“ steht, da das Boot sich sonst beim Start unkontrolliert bewegen und ruckartig anfahren könnte. Dies ist insbesondere wichtig bei Booten, die keine Schutzeinrichtung haben, die das Starten mit eingelegtem Gang verhindert. Abb. 45: Gefahr Schiffsschraube Bei einem Innenbordmotor sind vor dem Starten stets der Motorenraum und die Bilge zu lüften. Es kann sich hier eine erhöhte Gaskonzentration bilden, die dann bei nicht erfolgter Lüftung durch den Start- und Zündvorgang zur Explosion führen kann. Hierfür sind viele Motorboote mit einem sog. „Blower“ ausgestattet, welcher die Lüftung durch elektrische Ventilatoren übernimmt. TANK E N UND K R AF T STO F F Um möglichst wenig Kraftstoff zu verbrauchen, ist es wichtig, den Motor regelmäßig zu warten, richtig einzustellen und mit dem richtigen Mischungsverhältnis zu fahren. Um Brandgefahren vorzubeugen, ist es beim Tanken von Kraftstoff zwingend erforderlich, Feuer, offenes Licht und Rauchen zu unterlassen. Der Motor ist während des Tankvorgangs abzustellen. <?page no="120"?> 121 Aus Gründen der Sicherheit und des Gewässerschutzes müssen Kraftstoffbehälter folgende Anforderungen erfüllen. Sie müssen:  aus geeignetem Werkstoff gefertigt sein,  sicher an Bord befestigt sein,  die Schiffsaußenhaut darf keine Wand des Kraftstoffbehälters sein. ME N S C H ÜB E R B O R D Geht ein Mitglied der Schiffsmannschaft über Bord, ist sofort ein Rettungsmanöver zur Wiederaufnahme der Person an Bord einzuleiten. Hierzu sind schematisch folgende Schritte notwendig:  Motor sofort auskuppeln  Ruder unverzüglich auf die Seite des Überbordgegangenen legen  Ruf „Mann über Bord“  Ruf „Rettungsmittel ausbringen“  Ruf „Rettungsmittel zuwerfen“  Ruf „Person beobachten“  Anschließend kontrolliertes Rettungsmanöver fahren  Den Überbordgegangenen gegen Wind und Strom anfahren  Vor Aufnahme des Überbordgegangenen unbedingt auskuppeln. Mehr zum Manöver erfahren Sie im Kapitel „Praxis Motorboot Manöver“. Nachdem Sie das Kapitel 12 „Motorboot Aufbau und Bedienung“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Ist für das Manövrieren unter Motor die Kenntnis über die Drehrichtung des Propellers (Schiffsschraube) wichtig? Ja, um den Radeffekt beim An- und Ablegen ausnutzen zu können. Sind die Drehkreise bei Schiffen mit starrer Antriebswelle verschieden groß? Ja, weil der Radeffekt des Propellers eine Drehrichtung unterstützt und der anderen entgegenwirkt. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="121"?> 122 KAPITEL 12: MOTORBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Bei einem Schiff mit rechtsdrehendem Propeller (Schiffsschraube) legen Sie den Rückwärtsgang ein; nach welcher Seite dreht das Heck? Nach Backbord. Bei einem Schiff mit linksdrehendem Propeller (Schiffsschraube) nehmen Sie Fahrt achteraus auf; nach welcher Seite wird das Schiff abdrehen? Nach Steuerbord. Warum ist beim Starten einer Maschine die Getriebestellung stets auf „neutral“ zu stellen? Damit das Fahrzeug nicht unkontrolliert und ruckartig anfährt. Ihr Boot hat eine Motorenanlage mit linksdrehender Schraube (Propeller); welches ist die günstigste Anlegeseite? Die Steuerbordseite. Es ertönt der Ruf „Mann über Bord“; was tun Sie als Rudergänger auf einem Motorboot? Auskuppeln, Ruder auf die Seite legen, an der die Person über Bord gegangen ist. Wie sollten Sie Ihr Boot unter Motor zum Stehen bringen, um bei Starkwind eine Person an Bord zu nehmen? Gegen den Wind / die Strömung anfahren, auskuppeln, Person aufnehmen. Wie legen Sie unter Motor bei starkem Wind an? Wenn möglich gegen den Wind. Welches sind die Merkmale eines Verdrängerbootes? Boot mit großem Tiefgang. Welches ist der wesentliche Unterschied zwischen einem Gleitboot und einem Verdrängerboot? Gleitboot gleitet leicht und schnell über das Wasser. Wie verhalten sich Gleitboote bei geringer Fahrstufe? Sie werden zum Verdränger und erzeugen starkes Gewell. <?page no="122"?> 123 Welche Anforderungen gelten für abgastypengeprüfte Verbrennungsmotoren? Bei der Nachuntersuchung müssen Dieselmotoren sowie Ottomotoren einer äußeren Besichtigung unterzogen werden, bei Ottomotoren muss zusätzlich eine Abgasnachmessung vorgenommen werden. Wie können Sie dazu beitragen, möglichst wenig Kraftstoff zu verbrauchen? Motoren richtig einstellen lassen und richtiges Mischungsverhältnis fahren. Welche Sicherheitsmaßnahmen sind beim Tanken von Benzin unbedingt erforderlich? Feuer, offenes Licht und Rauchen verboten, Motor abstellen. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. Prüfungsfragen und Antworten Prüfungsfragen und Antworten <?page no="123"?> KA PIT E L 13: MOTO RBO OT AU SWE I C H- UND FAHR R EG E LN Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Ausweich- und Fahrregeln beim Motorbootfahren. 13.1. GE S C HWIND I G K EI T E N Auf dem Bodensee sind grundsätzlich folgende Höchstgeschwindigkeiten einzuhalten, wenn diese nicht durch entsprechende (Schifffahrts-)Zeichen anderweitig geregelt sind:  Allgemeine Höchstgeschwindigkeit: 40 km/ h  Innerhalb der „Uferzone“ beziehungsweise „300-Meter-Zone“: 10 km/ h  Beim Anlegen und Ablegen beziehungsweise im Hafen: 10 km/ h beziehungsweise eventuell durch entsprechende Beschilderung im Hafen angegebene geringere Geschwindigkeit  Auf den Rheinstrecken „Seerhein“ und „Alter Rhein“: 10 km/ h  Auf der „Hochrheinstrecke“ bei Bergfahrt maximal 10 km/ h, bei Talfahrt maximal 20 km/ h (die „Hochrheinstrecke“ wird im Rahmen der Prüfung der Kategorien Bodenseeschifferpatent A (Motorboot) und D (Segelboot) nicht geprüft). 13.2. A B S TÄND E Es gebieten die Vorsicht und gutes seemännisches Verhalten, dass von anderen Verkehrsteilnehmern und Schutzgebieten ausreichend Abstand gehalten wird. Die folgende Übersicht veranschaulicht Ihnen, welche Mindestabstände Sie gegenüber anderen Fahrzeugen, Schutzgebieten und Anlagen nach der Bodensee- Schifffahrts-Ordnung einhalten müssen: <?page no="124"?> 13.3. Ausweichregeln 125 Fahrzeug / Anlagen / Pflanzen Darstellung Abstand Vorrangschiffe 50 Meter Schleppverbände 50 Meter Berufsfischer beim Fang 50 Meter grundsätzlich, zusätzlich achterlicher Abstand (= Heck des Fahrzeugs) von mindestens 200 Metern, da Schleppangel möglich Wasserskifahren 50 Meter Mindestabstand von schleppendem Fahrzeug und Wasserskifahrer zu anderem Fahrzeug Tauchstellen 50 Meter Ufer beziehungsweise vorgelagerter Schilfgürtel - 300 Meter (außer zum An- und Ablegen: so genannte „300-Meter-Zone“) Bestände von Wasserpflanzen (Schilf, Binsen) - 25 Meter Tab. 18: Abstände 13.3. AU SWE I C H R EG E LN Im Folgenden lernen Sie die Ausweichregeln von Motorbooten gegenüber anderen Fahrzeugen kennen. <?page no="125"?> 126 KAPITEL 13: MOTORBOOT AUSWEICH- UND FAHRREGELN MOTO R B OOT E VO R HA F E N E IN FAHRT E N Grundsätzlich haben aus einem Hafen ausfahrende Fahrzeuge gegenüber einfahrenden Fahrzeugen Vorrang. Abb. 46: Vorfahrt Hafeneinfahrt Das Fahrzeug, welches in den Hafen einlaufen möchte, ist wartepflichtig. MOTO R B OOT E UNT E R E INAND E R AUF K R E UZ E ND E N KURS EN Begegnen sich Motorboote auf „kreuzenden Kursen“ gilt grundsätzlich: Steuerbord vor Backbord beziehungsweise wie beim Autofahren „rechts vor links“. Abb. 47: Motorboot und Motorboot Hier hat also das schwarze Boot (kommt von rechts oder steuerbord) das Wegerecht und das weiße Boot muss ausweichen oder warten. <?page no="126"?> 13.3. Ausweichregeln 127 MOTO R B OOT E UNT E R E INAND E R AUF E NTG EG ENG E S E TZ T EN KURS E N Begegnen sich Motorboote auf „entgegengesetzten Kursen“ gilt grundsätzlich: Jedes Fahrzeug weicht nach Steuerbord (rechts) aus, damit die Fahrzeuge Backbord an Backbord aneinander vorbeifahren können. Abb. 48: Motorboot und Motorboot In Ausnahmefällen ist das Ausweichen nach Backbord (und damit Begegnen Steuerbord an Steuerbord) möglich, wenn dies gefahrlos möglich ist. Dann ist rechtzeitig das Schallzeichen „2 kurze Töne“ zu geben. MOTO R B OOT E UND E INS AT Z FAH R Z E UG E Einsatzfahrzeuge sind Fahrzeuge der Polizei, der Feuerwehr oder der Ölwehr. Motorboote müssen Einsatzfahrzeugen im Einsatz ausweichen. Einsatzfahrzeuge im Einsatz sind am „Blaulicht“ (blaues Blinklicht) zu erkennen. Abb. 49: Motorboot und Einsatzfahrzeug <?page no="127"?> 128 KAPITEL 13: MOTORBOOT AUSWEICH- UND FAHRREGELN MOTO R B OOT E UND VOR R ANG S C HIF F E Motorboote müssen Vorrangfahrzeugen grundsätzlich ausweichen. Vorrangfahrzeuge sind am grünen Ball zu erkennen (nachts am grünen Licht). Abb. 50: Motorboot und Vorrangschiff MOTO R B OOT E UND S EGE L B OOT E/ S EG E L S UR F B R E T T E R Motorboote müssen Segelfahrzeugen und Segelsurfbrettern grundsätzlich ausweichen. Eine Ausnahme stellen lediglich Vorrangfahrzeuge unter Motor dar. Abb. 51: Motorboot und Segelboot MOTO R B OOT E UND B E R UFS -/ S P ORT F I S C H E R Motorboote müssen Berufsfischern beim Fang ausweichen. Berufsfischer beim Fang sind am weißen Ball erkennbar. <?page no="128"?> 13.3. Ausweichregeln 129 Abb. 52: Motorboot und Berufsfischer Boote von Sportfischern sind beim Fang im Gegensatz zu Booten von Berufsfischern keine Vorrangfahrzeuge. Beim Begegnen gelten die gleichen Fahrregeln als wenn sich zwei Motorboote begegnen bzw. kreuzen. Sportfischer mit einer Schleppangel sind an einer weißen Flagge erkennbar. Die Regel, dass Motorboote Segelfahrzeugen grundsätzlich ausweichen müssen, gilt auch bei Sportfischern. Im Gegensatz dazu haben Berufsfischer beim Fang gegenüber Segelfahrzeugen das Wegerecht. MOTO R B OOT E UND V E RGNÜGUNG S FAH R Z E UGE Motorboote müssen Vergnügungsfahrzeugen ausweichen. Abb. 53: Motorboot und Ruderboot MOTO R B OOT E UND S C H L E P PV E R BÄND E Motorboote müssen Schleppverbänden ausweichen. Ein Schleppverband besteht, wenn mindestens ein Boot abgeschleppt wird. <?page no="129"?> 130 KAPITEL 13: MOTORBOOT AUSWEICH- UND FAHRREGELN Abb. 54: Motorboot und Schleppverband 13.4. ÜB E RHO L E N Grundsätzlich ist das Überholen im Rahmen der zulässigen Höchstgeschwindigkeit möglich. Das Überholmanöver ist aber nur dann gestattet, wenn es ohne Gefährdung oder Behinderung anderer Fahrzeuge durchgeführt werden kann und es die Fahr- und Sichtverhältnisse zulassen. Abb. 55: Überholmanöver Grundsätzlich können andere Fahrzeuge an beiden Seiten überholt werden (Backbord oder Steuerbord). Folgende Regeln gelten für das überholende Fahrzeug beziehungsweise das überholte Fahrzeug: <?page no="130"?> 13.4. Überholen 131 überholendes Fahrzeug überholtes Fahrzeug Das überholende Fahrzeug muss dem Überholten ausweichen und ausreichend Abstand halten. Das überholte Fahrzeug muss seinen Kurs beibehalten und das Überholen, soweit möglich, erleichtern. Tab. 19: Regeln beim Überholen Beim Überholen eines Schleppverbandes ist besondere Vorsicht geboten. Es muss unbedingt ausreichend Sicherheitsabstand gehalten werden. Sog und Wellenschlag sind zu vermeiden. Nachdem Sie das Kapitel 13 „Motorboot Ausweich- und Fahrregeln“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Wer darf zuerst in den Hafen einfahren (weiß oder schwarz)? Weiß, weil von Steuerbord kommend. Wer muss ausweichen (weiß oder schwarz)? Weiß. Hafeneinfahrt Hafeneinfahrt <?page no="131"?> 132 KAPITEL 13: MOTORBOOT AUSWEICH- UND FAHRREGELN Wie wird nach der Regel ausgewichen? Nach Steuerbord Was ist zu beachten, wenn entgegen der Regel ausgewichen werden soll? Rechtzeitig 2 kurze Töne geben. Wer muss ausweichen? Weißes Motorboot. Welches Fahrzeug hat Wegerecht? Das Ausfahrende. Welches Fahrzeug hat Wegerecht? Vorrangfahrzeug. Wer hat Wegerecht? Der Berufsfischer. Wer muss ausweichen? Motorboot. Hafeneinfahrt Hafeneinfahrt <?page no="132"?> 133 Wer muss ausweichen? Motorboot. Wie wird überholt und was muss der Überholte beachten? An beiden Seiten mit Abstand möglich, der zu Überholende muss Kurs und Geschwindigkeit beibehalten. Wie hat sich das Motorboot gegenüber dem Boot, das das blaue Blinklicht zeigt, zu verhalten? Vorfahrt gewähren, notfalls anhalten. Wie hat sich ein Motorboot gegenüber dem Fischerboot, das einen weißen Ball gesetzt hat, zu verhalten? Ausweichen, achtern Mindestabstand 200 m. Welchen Sicherheitsabstand haben Sportfahrzeuge (Vergnügungsfahrzeuge) gegenüber Fahrzeugen, die einen weißen Ball führen, einzuhalten? Grundsätzlich 50 m, achtern 200 m Mindestabstand. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="133"?> 134 KAPITEL 13: MOTORBOOT AUSWEICH- UND FAHRREGELN Wie hat sich ein Motorboot gegenüber einem Fischerboot zu verhalten, das eine weiße Flagge gesetzt hat? Nach den allgemeinen Fahrregeln, Abstand halten, da achtern Schleppangeln. Wie hat sich ein Motorboot gegenüber einem Ruderboot zu verhalten? Dem Ruderboot ausweichen. Wie hat sich ein Motorboot gegenüber einem Schleppverband zu verhalten? Ausweichen, Vorfahrt gewähren. Wie haben sich Motorboote beim Wasserskifahren gegenüber anderen Fahrzeugen zu verhalten? Mindestabstand 50 m zu anderen Fahrzeugen. Welche Regeln sind beim Ein- und Ausfahren in und aus Häfen zu beachten? Ausfahrt vor Einfahrt bei gleichrangigen Fahrzeugen. Welches Boot hat Wegerecht? Keines, beide weichen nach Steuerbord aus. Welches Boot hat Wegerecht? Schwarz, da Steuerbord vor Backbord. <?page no="134"?> 135 Wann darf überholt werden? Wenn ohne Gefahr möglich und die Fahrwasserverhältnisse dies zulassen. Wer hat Wegerecht? Segelboot. Wer hat Wegerecht? Schleppverband. Was ist beim Überholen eines Schleppverbandes zu beachten? Ausreichenden Sicherheitsabstand, ohne Sog und Wellenschlag. Wer hat Wegerecht? Ruderboot. Welches Fahrzeug hat Wegerecht? Berufsfischer. Schleppverband Schleppverband Schleppverband Schleppverband Prüfungsfragen und Antworten <?page no="135"?> 136 KAPITEL 13: MOTORBOOT AUSWEICH- UND FAHRREGELN Welches Boot hat Wegerecht? Sportfischerboot, da von Steuerbord kommend. Wer ist gegenüber Ruderbooten ausweichpflichtig? Vergnügungsfahrzeuge mit Maschinenantrieb. Wie haben sich Vergnügungsfahrzeuge gegenüber Fahrgastschiffen mit grünem Ball auf den Rheinstrecken zu verhalten? Das Vergnügungsfahrzeug muss ausweichen. Welche Bedeutung hat dieses Licht? Einsatzfahrzeug mit hoheitlichen Aufgaben, ausweichen, notfalls anhalten. Welches Fahrzeug hat Wegerecht? Vorrangfahrzeug. Wer hat Wegerecht? Segelboot. Wer hat Wegerecht? Berufsfischer. <?page no="136"?> 137 Wer hat Wegerecht? Segelboot. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="137"?> KA PIT E L 14: S EG E LBO OT AUF BAU UND B E DI ENUNG Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die am Bodensee meist verbreiteten Segelbootstypen, ihres Aufbaus und ihrer Bedienung. Wichtig: Dieses Kapitel ist nur für Patentbewerber der Kategorie D „Segeln“ relevant. Es gibt verschiedene Bauarten mit unterschiedlichsten Rumpf-, Takelungs- und Besegelungsausführungen. In diesem Kapitel werden Ihnen die gängigsten Formen vorgestellt und die entsprechenden Fachbegriffe erklärt. 14.1. EIN FÜH R UNG UND G R UNDB EG R I F F E Abb. 56: Übersicht Segelboot Dieses Kapitel ist so strukturiert, dass Ihnen zunächst die Bootstypen als solche und dann die unterschiedlichen Teilelemente des Segelbootes erklärt werden. Zum Schluss des Kapitels werden Ihnen Begriffe aus der Segeltechnik und Bedienung erklärt. <?page no="138"?> 14.2. Bauarten 139 Hieraus ergibt sich die folgende Kapitelstruktur:  Einführung und Grundbegriffe (14.1)  Bauarten (14.2)  Rumpf und Rumpfformen (14.3)  Takelage (14.4)  Segel (14.5)  Bedienung und Segeltechnik (14.6) 14.2. BAUART E N Segelboote lassen sich zunächst grundsätzlich nach ihren verschiedenen Bauarten unterscheiden. Die Bauart beschreibt das Boot als Einheit aller Elemente aus Rumpf, Takelage und der Segel. Abb. 57: Bauarten Segelboote sind in ihrer Bauart entweder „gewichtsstabil“ oder „formstabil“ konstruiert. <?page no="139"?> 140 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG G EWI C H T S STAB I L E S EGE L B OOT E Unter Gewichtsstabilität wird die Eigenschaft verstanden, dass durch das Gewicht eines festen (Ballast-)Kiels das Kentern des Bootes verhindert wird. Dem durch den Wind auf die Segelflächen aufgebauten Druck wirkt ein schwerer Kiel entgegen und hindert das Boot am Kentern. Abb. 58: Gewichtsstabile Segelboote Kielboote gelten als kentersicher, da sie sich wie ein „Stehaufmännchen“ durch das Gewicht des schweren Ballastkiels wieder aufrichten. Kielboote können jedoch bei extremer Schräglage (Krängung) mit Wasser volllaufen und sinken. Die meisten modernen Segelyachten sind Kielboote. Kielboote haben einen festen Ballastkiel. Aufgrund ihres Aufbaus und des festen Ballastkiels haben sie einen hohen Tiefgang und ein höheres Gewicht als beispielsweise Jollen. FO RMS TAB IL E S EG E L B OOT E Unter Formstabilität wird die Eigenschaft verstanden, dass ein Boot nur aufgrund seiner breiten Form und dem Gewicht der Mannschaft am Kentern gehindert wird. Ein Beispiel für diese Bauart ist die Jolle. Jollen haben einen geringen Tiefgang (da sie keinen festen Kiel haben) und sind in der Regel leicht gebaut. Jollen können zwar kentern, sind aber in der Regel auch leicht wieder aufzurichten. Die Stabilität kann durch Ausreiten oder der Benutzung einer Trapezeinrichtung erhöht werden. So wird durch die Gewichtsverlagerung nach außen dem Segeldruck entgegengewirkt. Um die seitliche Abdrift zu verhindern, haben formstabile Boote wie die Jolle ein fahrbares Schwert. <?page no="140"?> 14.3. Der Rumpf und die Rumpfformen 141 Abb. 59: Formstabile Segelboote 14.3. D E R RUMP F UND D I E R UMP F FO RME N D I E E L EMENT E D E S R UMP FS Der Rumpf ist sozusagen der Körper eines Bootes und wird daher auch „Bootskörper“ genannt. Die wesentlichen Elemente des Rumpfes sind:  Bug (vorderer Teil des Rumpfs)  Heck (hinterer Teil des Rumpfs)  Ruderblatt (am unteren Teil des Rumpfs, dient der Steuerung des Bootes)  Pinne (zur Steuerung des Bootes)  Schwert oder Ballastkiel je nach Bootsart (am unteren Teil des Rumpfs zur Stabilisierung) o Schwert: „Schwertboote“, die keinen festen Ballastkiel haben. Sie haben ein aufholbares „Schwert“. Dies ist eine Platte, die beim Segeln abgesenkt wird, um die seitliche Abdrift zu verhindern. o Ballastkiel: „Kielboote“ haben einen festen Ballastkiel, welcher das Boot mit seinem Gewicht „aufrecht“ hält und am Kentern hindert. <?page no="141"?> 142 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Abb. 60: Elemente des Rumpfs R UMP F FO RME N Es werden grundsätzlich einrumpfige und mehrrumpfige Rumpfformen unterschieden. Die meisten Boote sind einrumpfig, das heißt sie haben nur einen Rumpf. Hier lassen sich die folgenden Rumpfformen unterscheiden:  Rundspant (runder Rumpf)  Knickspant (geknickter Rumpf)  Flachboden (flacher Rumpf) Diese Darstellung veranschaulicht die unterschiedlichen Rumpfformen bei einrumpfigen Booten: Ballastkiel <?page no="142"?> 14.3. Der Rumpf und die Rumpfformen 143 Abb. 61: Rumpfformen Einrumpfige Boote Bei Booten mit mehreren Rümpfen werden folgende unterschieden:  Katamaran (zwei Rümpfe)  Trimaran (drei Rümpfe) Die nachfolgende Darstellung veranschaulicht die unterschiedlichen Rumpfformen bei mehrrumpfigen Booten: Abb. 62: Rumpfformen Mehrrumpfige Boote <?page no="143"?> 144 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG B UG FO RME N Unter dem Bug eines Schiffes wird die Front oder Spitze verstanden. Es gibt verschiedene Formen, die nachfolgend auszugsweise genannt und grafisch dargestellt sind:  Löffelbug  Yachtsteven  Gerader Steven  Klippersteven  Prahmsteven Die nachfolgenden Darstellungen veranschaulichen die verschiedenen Bugformen: Abb. 63: Bugformen H EC K FO RME N Unter Heck wird der achterliche Teil oder der hintere Teil des Bootes verstanden. Es gibt verschiedene Formen, die nachfolgend auszugsweise genannt sind: <?page no="144"?> 14.4. Takelage 145  Plattgattheck / Spiegelheck  Yachtheck  Kanuheck  Spitzgattheck Die nachfolgenden Darstellungen veranschaulichen die verschiedenen Heckformen: Abb. 64: Heckformen 14.4. TA K E LAG E Unter Takelage oder auch Rigg wird der gesamte Aufbau eines Segelbootes über dem reinen Bootskörper, jedoch ohne die Segel, verstanden. Zur Takelage zählen:  Mast  feste Spieren  bewegliche Spieren  stehendes Gut  laufendes Gut <?page no="145"?> 146 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG MA S T Der Mast ist ein sehr wesentliches Element des Segelbootes. An ihm wird das Haupt- oder Großsegel gesetzt. Der Mast ist fest am Bootskörper befestigt und wird zusätzlich über das „stehende Gut“, wie die „Wanten und Stagen“ und die „festen Spieren“ gestützt. An der Spitze des Masts ist meist ein „Verklicker“ angebracht. Er funktioniert wie eine Windfahne und zeigt die Windrichtung an. Abb. 65: Mast F ES T E S P I E R E N Zu den festen Spieren zählen die fest am Mast befestigen Elemente. Dabei sind die obere und die untere Saling (Querstreben am Mast) oder weitere Spreizelemente wie beispielsweise der Klüverbaum, das ist eine über den Bug nach vorn stehende Aufnahme für Vorsegel, zu nennen. Die Saling dient der Versteifung des Mastes durch Abspreizen der Wanten. <?page no="146"?> 14.4. Takelage 147 Abb. 66: Feste Spieren BEWEGLICHE SPIEREN Die beweglichen Spieren sind alle fest verbundenen, aber beweglichen Elemente, wie beispielsweise der Großbaum. Der Großbaum hält das Großsegel und dient zur Steuerung des Großsegels. Für die anderen Segel gibt es ähnliche unterstützende Elemente, wie den Fock-, Gaffel- oder Spinnakerbaum. <?page no="147"?> 148 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Abb. 67: Bewegliche Spieren STEHENDES GUT Das stehende Gut hält und unterstützt den Mast. Hier handelt es sich um feste Verbindungen, meist aus sehr stabilem Stahldraht zwischen Mast und Bootskörper. Die seitlichen Sicherungen werden als „Wanten“ bezeichnet. Es werden die Oberwant und die Unterwant unterschieden. Die Abstützungen nach vorne und nach hinten werden „Stagen“ genannt, wobei die Abstützung nach vorn als Vorstag, und nach hinten (achtern) als Achterstag bezeichnet wird. Einige Boote haben zusätzlich noch als weitere Mastunterstützung Backstagen oder Preventer. Dies sind zusätzliche lösbare seitliche Abstützungen des Mastes nach achtern, also zwischen Wanten und Achterstag. Preventer oder Backstagen müssen während dem Segeln „gefahren“ werden, um nicht mit dem Großbaum beziehungsweise Großsegel zu kollidieren. Sie werden auf der Luvseite gespannt und auf der Leeseite lose gefahren. <?page no="148"?> 14.4. Takelage 149 Abb. 68: Stehendes Gut LAUFENDES GUT Zum laufenden Gut zählt alles Tauwerk, das durch Rollen, Ösen oder Blöcke läuft. Es dient der Bedienung und dem Führen der Segel, des Ruders und des Schwerts. Das laufende Gut wird in Schoten und Fallen unterteilt. Schoten haben ihre Wirkung in der Regel in der Horizontalen. Zu den Schoten zählen beispielsweise die Großschot und die Vorschot. Mit der Großschot wird das Großsegel, mit der Vorschot das Vorsegel während der Fahrt geführt. Fallen verlaufen in der Vertikalen des Schiffs. Fallen werden zum Setzen und Bergen der Segel verwendet. Mit dem Großfall wird das Großsegel gesetzt, also am Mast aufgezogen und dann auch wieder geborgen beziehungsweise abgelassen. Auch für die anderen Segel gibt es entsprechende Fallen wie das Fockfall oder das Spinnakerfall. <?page no="149"?> 150 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Abb. 69: Laufendes Gut TA K E LUNG SA RT E N In der Sportschifffahrt lassen sich folgende Haupttakelungsarten unterscheiden:  Cat-Takelung  Sluptakelung Abb. 70: Cat-Takelung CAT-TAKELUNG Unter Cat-Takelung versteht man Segelboote mit nur einem Mast und einem Segel. <?page no="150"?> 14.5. Segel 151 SLUPTAKELUNG Unter Sluptakelung versteht man Segelboote mit einem Mast, einem Großsegel und einem Vorsegel. Die Sluptakelung ist die gebräuchlichste Takelungsart am Bodensee. Bei der Sluptakelung wird nach der Segelform unterschieden:  Gaffeltakelung (Großsegel hat Vierecksform und reicht nicht bis zur Mastspitze)  Hochtakelung (Großsegel hat Dreiecksform und geht bis zur Mastspitze) Abb. 71: Gaffeltakelung und Sluptakelung 14.5. S EG E L A RT E N VON S EG E L N Grundsätzlich werden folgende Segel unterschieden:  Groß- oder Hauptsegel (werden am Mast gesetzt)  Vorsegel (beispielsweise Fock, Genua, Spinnaker) Das Großbeziehungsweise Hauptsegel wird immer am Mast gesetzt und durch den Großbaum gehalten. Die folgende Darstellung zeigt ein Großsegel in seinem Aufbau: <?page no="151"?> 152 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Abb. 72: Großsegel und Fock Mit folgenden Begriffen lassen sich die Elemente eines Großsegels unterscheiden:  Kopf  Hals  Schothorn (zur Aufnahme der Schot)  Vorliek  Unterliek  Achterliek  Lattentasche (Spreizlatten) Die Kante eines Segels wird als „Liek“ bezeichnet. Die vordere Kante ist das „Vorliek“, die Unterkante das „Unterliek“ und die rückwärtige Kante das „Achterliek“. <?page no="152"?> 14.5. Segel 153 Abb. 73: Segel Die Spitze des Segels wird als „Kopf“ bezeichnet. Die Ecke zwischen Unterliek und Vorliek wird als „Hals“ und die Ecke zwischen Unterliek und Achterliek als „Schothorn“ bezeichnet. Am Schothorn wird die Schot (Großschot) zum Führen des Segels befestigt. Die Segel werden durch Spreizlatten, die über Lattentaschen ins Segel eingearbeitet sind, versteift. Diese optimieren die Segelspannung und verhindern das Flattern und Einfallen bei schwachen Windverhältnissen. Manche Großsegel haben eine „Reffeinrichtung“, d.h. die Segelfläche kann beispielsweise durch Einrollen oder Einbinden von Teilflächen verkleinert werden, um bei Starkwind- oder Sturmverhältnissen die Segelfläche ohne Segelwechsel anpassen zu können. A RT E N VON VO RS EG E LN Um sich den verschiedenen Windstärken und Richtungen anzupassen, werden verschiedene Arten von Vorsegeln verwendet. Hier lassen sich folgende nennen: <?page no="153"?> 154 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG  Normalfock (Vorsegel aus normalem Tuch, Einsatz bei normalen Windstärken)  Genua (sportliches, übergroßes Vorsegel aus leichtem Tuch)  Sturmfock (kleines Vorsegel aus robustem Tuch, bei Sturm und Starkwind)  Spinnaker (großes, bauchiges Vorsegel aus leichtem Tuch, das nur bei Raum- und Vorwindkursen eingesetzt wird)  Blister (ist ein verkleinerter, asymmetrisch geschnittener Spinnaker) Vorsegel werden in der Regel bei starken Änderungen der Windverhältnisse gewechselt. Es gibt auch Vorsegel mit „Reffmöglichkeiten“; in der Regel handelt es sich dabei um eine so genannte Rollfock. Mit einer Rollfock kann das Vorsegel über eine Rolleinrichtung meist vom Steuerstand aus ganz oder teilweise durch Zug an einer Leine eingerollt werden. S EG E LT RIMM Unter dem Trimmen der Segel versteht man das „Einstellen“ beziehungsweise die Veränderung der Stellung der Segel. Ziel ist es, die Segel an den Wind, den gefahrenen Kurs und die Wellenverhältnisse anzupassen. Grundsätzlich gilt dabei:  Bei starkem Wind sollten die Segel flach getrimmt werden.  Bei leichtem Wind sollten die Segel bauchig getrimmt werden. Die Segel sollten stets so getrimmt sein, dass sie nicht über einen längeren Zeitraum „killen“. Killen ist ein Fachbegriff für Flattern und Einfallen des Segels. Längeres Killen schädigt das Tuch und lässt die Nähte aufgehen. So nehmen beispielsweise die Krängung bei einem auf Halbwindkurs zu dicht geholtem Großsegel zu und die Geschwindigkeit ab. HOLEPUNKT Der Trimm eines Segels kann durch Veränderung von Lage und Winkel der Schot, beispielsweise über eine verstellbare Rolle, durch welche die Schot geführt wird, verändert werden. In der Fachsprache wird dies dann „Verändern des Holepunktes“ genannt. <?page no="154"?> 14.6. Bedienung und Segeltechnik 155 Liegt der Holepunkt zu weit vorne oder zu weit achtern, wirkt sich dies negativ auf die Beanspruchung und Abnutzung des Segels aus. Liegt der Holepunkt zu weit achtern, beginnt das Achterliek zu killen und das Unterliek wird übermäßig gestreckt. Liegt der Holepunkt zu weit vorne, so killt das Unterliek und das Achterliek wird übermäßig gestreckt. UNTERLIEKSTRECKER Der Unterliekstrecker dient dazu, den unteren Teil des Großsegels (das Unterliek) flach zu spannen. Durch die Änderung der Spannung des Unterliekstreckers ändert sich der Trimm des Segels. Wird die Zugkraft erhöht, so wird der untere Teil des Segels flacher; wird die Zugkraft vermindert, dann wird das Großsegel bauchiger. KRÄNGUNG Unter der Krängung versteht man die durch den Wind verursachte Neigung (Schräglage) von Schiffen auf die Seite, in die der Wind weht. Eine zunehmende Krängung beeinflusst den Trimm eines Bootes. Je stärker die Krängung ist, umso luvgieriger wird das Boot. Das heißt es neigt dazu, sich in den Wind (ins Luv) zu drehen. 14.6. B ED I ENUNG UND S EG E LT EC HNI K Segelboote benötigen zur Fahrt unter Segel Wind als Antriebskraft. Steht das Segelboot genau im Wind, macht es keine Fahrt. LUV UND L E E Luv und Lee sind keine bestimmte Himmelsrichtung, sondern rein die Perspektive zum Wind. Dabei ist die vom Boot aus gesehen dem Wind zugewandte Seite, also die Richtung, aus der der Wind weht, die Luvseite. Die dem Wind abgewandte Seite, also die Seite, in die der Wind weht, ist die Leeseite, auch Windschattenseite genannt. <?page no="155"?> 156 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Abb. 74: Luv und Lee Unter Luvgierigkeit wird das Bestreben des Bootes verstanden, dass es sich selbst, ohne Rudereinwirkung, mit dem Bug in den Wind dreht. Segelboote sollten aus Sicherheitsgründen immer leicht luvgierig getrimmt sein, so dass das Boot das Bestreben hat, im unkontrollierten Fall in den Wind zu drehen. Analog wird unter Leegierigkeit das Bestreben des Bootes verstanden, sich mit dem Bug, ohne Rudereinwirkung, aus der Windrichtung zu drehen. WAHRER WIND UND SCHEINBARER WIND Ein Segelboot segelt tatsächlich mit dem so genannten „scheinbaren Wind“. Der „scheinbare Wind“ ist der aus dem „wahren Wind“, also dem tatsächlich vorherrschenden Wind und dem aus der Fahrt entstehenden „Fahrtwind“ resultierende Wind, den man an Bord wahrnimmt. Dabei wirkt sich der Fahrtwind Abb. 75: Wahrer Wind, scheinbarer Wind <?page no="156"?> 14.6. Bedienung und Segeltechnik 157 auf den verschiedenen Kursen unterschiedlich stark auf den scheinbaren Wind aus und verstärkt diesen auch mit zunehmender Geschwindigkeit. Die Windrichtung des wahren Windes können Sie an Flaggen oder anderen Gegenständen an Land erkennen. Den scheinbaren Wind können Sie während der Fahrt an Standern oder Verklickern an Ihrem Boot erkennen. Wenn das Boot festgemacht ist, zeigen Verklicker oder Stander auch den wahren Wind an, da dann kein Fahrtwind wirkt. WAHRNEHMUNG VON WAHREM UND SCHEINBAREM WIND Dabei wird der wahre Wind auf den verschiedenen Kursen unterschiedlich durch den Fahrtwind beeinflusst. Auf einem „Am Wind Kurs“ ist der scheinbare Wind stärker als der wahre Wind, weil sich Fahrtwind und wahrer Wind addieren. Auf einem Kurs hoch am Wind müssen Sie daher ggfs. auch früher die Segelflächen reffen. Der wahre Wind kommt dabei deutlich achterlicher als der wahrgenommene scheinbare Wind. Beim Einfallen einer Bö „raumt“ der scheinbare Wind, das bedeutet, er fällt achterlicher ein. Das liegt daran, dass der Fahrtwind zunächst gleich bleibt, der wahre Wind jedoch zunimmt. So kommt der daraus resultierende scheinbare Wind raumer oder achterlicher. Dieser Effekt hilft beim Kreuzen, um Höhe zu gewinnen. Abb. 76: Am-Wind-Kurs Abb. 77: Halbwindkurs <?page no="157"?> 158 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Je mehr ein Boot abfällt, also mit achterlicheren Kursen segelt, nimmt der scheinbare Wind ab. Auf einem Halbwindkurs wirkt sich der Fahrtwind bereits nicht mehr so stark auf den scheinbaren Wind aus, wie auf einem Am-Wind- Kurs. Grund dafür ist, dass das Boot in einem flacheren Winkel zum Wind segelt. Der wahre Wind kommt aber dennoch achterlicher als der scheinbare Wind, jedoch ist der Winkel nicht so groß. Gleiches gilt für den Raumwindkurs. Der wahre Wind kommt noch achterlicher, der scheinbare Wind wird schwächer. Wenn ein Boot dann direkt vor dem Wind segelt, das heißt der Wind weht von hinten auf das Boot, kommen Abb. 78: Vorwindkurs wahrer Wind und Fahrtwind aus derselben Richtung. Dieser Kurs heißt „Vorwind-“ oder „vor dem Wind-Kurs“. Der wahre Wind vermindert sich um den entgegenstehenden Fahrtwind, so ist der scheinbare Wind auf Vorwindkurs schwächer als der wahre Wind. V E R HALT E N AM WIND Beim Segeln ist es sehr wichtig, dass die Segelstellung und Segelspannung zu den Windverhältnissen passt. Passt die Segelstellung nicht zum gesegelten Kurs, flattern die Segel mangels Spannung. Dieses Flattern bezeichnet man als „Killen“. Die Segel lassen sich durch Bedienen der Schoten steuern.  Unter Anluven versteht man, das Boot näher beziehungsweise höher an den Wind zu steuern. Dabei werden die Schoten gestrafft oder „dichtgeholt“ und so der Winkel der Segel zum Wind verkleinert.  Unter Abfallen versteht man, das Boot vom Wind weg zu steuern. Dabei werden die Schoten gelockert oder „gefiert“ und so der Winkel der Segel zum Wind vergrößert. Der Druck auf das Boot entsteht immer aus Luv, also aus der Windrichtung. <?page no="158"?> 14.6. Bedienung und Segeltechnik 159 B R U C H E INE R WANT OD E R STAG Sollte einmal die den Mast unterstützende Luvwant brechen, ist zur Sicherheit sofort mit einer Wende auf den anderen Bug zu wechseln und die Want nach Möglichkeit zu reparieren. Bricht bei einem Segelboot, das nur unter Großsegel segelt, das Vorstag, so ist so schnell wie möglich auf Vorwindkurs abzufallen, um das Vorstag zu entlasten. Ein gebrochenes Vorstag kann durch eine Fock oder ein Fall provisorisch ersetzt werden. Bricht bei einem Segelboot, das auf „Am-Wind-Kurs” segelt, das Achterstag, so ist - wenn möglich - auf „am Wind“ weiter zu Abb. 79: Bruch einer Want oder Stag segeln, da so die Achterstag entlastet wird: Vorwindkurse sind bei gebrochenem Achterstag unbedingt zu vermeiden, da der Halt des Mastes nach hinten fehlt. R E F F E N UND S EG E LWEC H S E L Bei Aufkommen von Sturm und Starkwind ist die Segelfläche zu reduzieren. Dieser Vorgang wird „Reffen“ genannt. Hierbei wird zunächst das Vorsegel verkleinert oder ganz eingeholt. Alternativ können die Vorsegel durch kleine, robuste Sturmsegel (beispielsweise durch eine Sturmfock) ersetzt werden. Die Segelfläche des Großsegels wird, wenn baubedingt möglich, verkleinert. Anstelle des Großsegels kann auch ein sturmtaugliches Trysegel verwendet werden. Das Material und die Größe des Trysegels sind dabei vergleichbar mit einer Sturmfock. S EG E L B E RGE N UND ABTA K E L N Das Einholen der Segel wird als „Bergen“ bezeichnet. Oft wird das Einholen der Segel umgangssprachlich auch als „Abtakeln“ bezeichnet. Unter Abtakeln ver- <?page no="159"?> 160 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG steht man jedoch das Abbauen des gesamten Riggs beziehungsweise der gesamten Takelage. Wir merken uns:  Einholen der Segel: Das Einholen der Segel wird als Bergen bezeichnet.  Abtakeln des Riggs: Unter Abtakeln versteht man das Abbauen des gesamten Riggs inklusive der Segel. S EG E LMANÖV E R Die Segelmanöver Wende, Halse, Aufschießer, Schiften und Ankermanöver werden in der Theorieprüfung in Grundzügen abgefragt. Diese Manöver werden im Kapitel „Praxis Segelboot Manöver“ ausführlich beschrieben. B E S OND E RH E I T E N B E IM J O L L E N S EG E L N Beim Segeln mit einer Jolle sind einige Besonderheiten zu beachten. Eine Jolle sollte möglichst aufrecht, also ohne Krängung gesegelt werden, da sonst die Abdrift und die Luvgierigkeit zunehmen. Abb. 80: Jolle  Wenn auf „Am-Wind-Kursen“ die Pinne stets stark von der Seite der Segel weggezogen werden muss, um den Kurs zu halten, ist die Jolle meist falsch getrimmt. Dies kann durch ein flacheres Trimmen des Großsegel und einer Gewichtsverlagerung nach achtern behoben werden.  Wenn auf „Am-Wind-Kursen“ die Pinne stets stark zur Seite der Segel hingedrückt werden muss, um den Kurs zu halten, ist die Jolle meist ebenfalls falsch getrimmt. Dies kann durch ein „bauchiges“ Trimmen des Großsegels und einer Gewichtsverlagerung nach vorn behoben werden. <?page no="160"?> Prüfungsfragen und Antworten 161  Wenn eine Jolle auf Vorwindkurs gefahren wird, sollte das Schwert aufgeholt werden, um den Reibungswiderstand und auch die Gefahr des Kenterns bei einer unfreiwilligen Halse zu verhindern.  Viele Jollen verfügen über sog. Bodenlenzventile, die meist unterhalb der Wasserlinie liegen. Diese saugen das im Rumpf angestaute Wasser durch den bei der Fahrt entstehenden Sog aus dem Boot.  Wenn eine Jolle an einer Boje liegend festgemacht wird, sollten Schwert und Ruderblatt aufgeholt werden, damit das Boot frei „schwojen“, d.h. sich frei hin und her mit Wind und Strom bewegen kann.  Bricht bei einer Jolle das Ruder, sollte ein Notruder oder ein Paddel als Ersatz verwendet werden. Das Fahrwasser sollte verlassen werden und die eingeschränkte Manövrierfähigkeit anderen Fahrzeugen angezeigt werden. Nachdem Sie das Kapitel 14 „Segelboot Aufbau und Bedienung“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Erklären Sie die wesentlichen Merkmale (hinsichtlich Bauart) der Kielyachten! Segelfahrzeuge mit Ballastkiel (gewichtsstabil). Erklären Sie die wesentlichen Merkmale (hinsichtlich Bauart) der Jollen! Kleinere offene Segelboote mit Schwert (formstabil). Nennen Sie die Arten der Stabilität bei Jollen! Formstabil. Nennen Sie die Arten der Stabilität bei Kielbooten! Gewichtsstabil. Was verstehen Sie unter dem „Rigg“? Die gesamte Takelage eines Schiffes. Welches sind die Haupt-Takelungsarten in der Sportschifffahrt? Cat-, Sluptakelung. Welche ist die heute gebräuchlichste Takelungsart am Bodensee? Sluptakelung. <?page no="161"?> 162 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Was sind die Merkmale einer Hochtakelung? Großsegel reicht bis zur Mastspitze und hat Dreiecksform. Was sind die Merkmale einer Gaffeltakelung? Großsegel hat Vierecksform und reicht nicht bis zur Mastspitze. Was ist der Unterschied zwischen Slup- und Cat-Takelung? Slup = ein Mast mit Groß- und Vorsegel, Cat = nur ein Segel. Was verstehen Sie unter „Backstagen“ oder „Preventer“? Lösbare seitliche Abstützung des Mastes nach achtern. Welche Funktion hat die Saling? Versteifung des Mastes durch Abspreizen der Wanten. Welche Teile eines Segelbootes gehören zur Takelage? Mast, feste und bewegliche Spieren, stehendes und laufendes Gut. Was verstehen Sie unter „festen Spieren“? z.B. Saling und Klüverbaum. Was verstehen Sie unter „beweglichen Spieren“? z.B. Großbaum, Fockbaum, Gaffel, Spinnakerbaum Was zählt zum stehenden Gut? Wanten und Stagen Was zählt zum laufenden Gut? Alles Tauwerk, das durch Rollen, Ösen oder Blöcke läuft. Womit wird der Mast nach vorn und achtern abgestützt? Vorstag, Achterstag, Backstagen. Wozu dient das laufende Gut? Zum Bedienen und Führen der Segel, des Ruders und des Schwerts. Wie erfolgt die seitliche Verstagung des Mastes? Durch Wanten wie Oberwant, Unterwant. Wie heißen die drei Ecken eines Segels? Schothorn, Kopf, Hals. Wo befinden sich die drei Ecken eines Segels? Kopf oben, Hals vorne unten, Schothorn hinten zur Aufnahme der Schot. <?page no="162"?> Prüfungsfragen und Antworten 163 Wie heißen die drei Kanten eines Segels? Vorliek, Unterliek, Achterliek. Wo befinden sich die drei Kanten eines Segels? Vorliek = vorne, Achterliek = hinten, Unterliek = unten. Wo befindet sich das Schothorn am Vorsegel? Achtern, zwischen Achterliek und Unterliek. Wo befindet sich der Hals am Großsegel? Zwischen Vorliek und Unterliek. Welche Vorsegel finden auf Segelbooten Verwendung? Normalfock, Genua, Sturmfock, Spinnaker. Wozu dienen Spreizlatten? Zur Versteifung der Segel. Wie nennt man das Verkleinern der Segelfläche? Reffen. Was verstehen Sie unter „abtakeln“? Stehendes und laufendes Gut sowie Mast abbauen. Wie heißen die Sturmsegel? Sturmfock, Trysegel. Mit welchem Wind segelt ein Boot? Mit dem scheinbaren Wind. Was bedeutet der Begriff „Killen“? Flattern der Segel. Beschreiben Sie ein Ankermanöver in seinem Ablauf. Fock einholen, Aufschießer fahren, Anker fallen lassen, achteraus treiben lassen bis Anker hält, notfalls Groß backhalten. Was ist beim Bruch eines Luvwants zu tun? Sofort auf den anderen Bug gehen, nach Möglichkeit reparieren. Was verstehen Sie unter „Luv“? Richtung aus der der Wind kommt. Was verstehen Sie unter „Lee“? Richtung in die der Wind weht. <?page no="163"?> 164 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Was verstehen Sie unter „luvgierig“? Schiff hat das Bestreben, ohne Ruderlage mit dem Bug in den Wind zu drehen. Was verstehen Sie unter „leegierig“? Schiff hat das Bestreben, ohne Ruderlage mit dem Bug aus dem Wind zu gehen. Woraus ergibt sich der „scheinbare Wind“? Resultierende aus Fahrtwind und wahrem Wind. Wozu dienen die Schoten? Zum Führen und Bedienen der Segel. Was sind Lieken? Kanten der Segel. Wann wird in der Regel gerefft? Bei Sturmanzeichen, Gewitter oder Sturmwarnung. Nennen Sie verschiedene Spantenformen! Rundspant, Knickspant, S-Spant. Was verstehen Sie unter dem Begriff „Trysegel“? Sturmgroßsegel. Nennen Sie einige Bugformen! Löffelbug, gerader Steven, Klippersteven. Nennen Sie einige Heckformen! Plattgattheck, Spiegelheck, Yachtheck, Spitzgattheck. Was verstehen Sie unter „anluven“? Boot zum Wind drehen. Was verstehen Sie unter „abfallen“? Vom Wind weiter weg gehen. Was verstehen Sie unter „schiften“? Unter Beibehaltung des Vorwindkurses Segel auf die andere Seite nehmen. Was verstehen Sie unter einer „Wende“? Kursänderung mit dem Bug durch den Wind. <?page no="164"?> Prüfungsfragen und Antworten 165 Was verstehen Sie unter einer „Halse“? Kursänderung mit dem Heck durch den Wind. Erklären Sie einen „Aufschießer“. Boot in den Wind stellen, Schoten los. Was ist ein Spinnaker, wo wird er verwendet? Großes Vorsegel auf Raum- und Vorwindkursen. Welchen Windkurs müssen Sie segeln, um „schiften“ zu können? Vor dem Wind. Warum soll ein Segelboot leicht luvgierig sein? Aus Sicherheitsgründen. Was verstehen Sie unter „fieren“? Schoten oder Enden lose geben. Was verstehen Sie unter „auftakeln“? Mast mit stehendem und laufendem Gut anbringen. Was bedeutet Segeln auf Backbordbug? Wind kommt von Steuerbord, Segel stehen auf Backbord. Was bedeutet Segeln auf Steuerbordbug? Wind kommt von Backbord, Segel stehen auf Steuerbord. Wie sollten Sie sich nach einer Kenterung verhalten? Nach Möglichkeit beim Boot bleiben. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. <?page no="165"?> KA PIT E L 15: S EG E LBO OT AU SWE I CH- UND FAHR R EG E LN Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Ausweich- und Fahrregeln beim Segelboot fahren. 15.1. A B S TAND S R EG E LN Es gebietet die Vorsicht und gutes seemännisches Verhalten, dass von anderen Verkehrsteilnehmern und Schutzgebieten ausreichend Abstand gehalten wird. Für Segelboote gelten die gleichen Abstandsregeln wie für Motorboote. Siehe Kapitel 13.2. „Abstandsregeln“. 15.2. AU SWE I C H R EG E LN G R UND R EGE L Fahren Segelboote mit Motor, gelten sie als „Motorboot“, und damit gelten auch die Ausweich- und Fahrregeln der Motorboote (siehe Kapitel 13: „Motorboot Ausweich- und Fahrregeln“). Nur wenn Segelboote „segeln“, das heißt dass der Motor zwingend ausgeschaltet ist und sich das Boot nur durch den Wind in den Segeln bewegt, gelten die abweichenden Ausweich- und Fahrregeln der Segelboote. S EG E L FAH R Z E UG E UND MOTO R B OOT E Segelboote haben Vorrang beziehungsweise Vorfahrt gegenüber Motorbooten. Motorboote sind gegenüber Segelfahrzeugen ausweichpflichtig. Abb. 81: Segelboot und Motorboot <?page no="166"?> 15.2. Ausweichregeln 167 S EG E L BOOT E UND E INSATZ FAH R Z EUG E Einsatzfahrzeuge sind Fahrzeuge der Polizei, der Feuerwehr und der Ölwehr. Segelboote müssen Einsatzfahrzeugen im Einsatz ausweichen. Einsatzfahrzeuge im Einsatz sind am „Blaulicht“ (blaues Blinklicht) zu erkennen. Abb. 82: Segelboot und Einsatzfahrzeug S EG E L BOOT E UND VO R R ANG S C HI F F E Segelboote müssen Vorrangfahrzeugen grundsätzlich ausweichen. Vorrangfahrzeuge sind durch Führen eines grünen Balles zu erkennen (bei Nacht grünes Licht). Abb. 83: Segelboot und Vorrangschiff S EG E L BOOT E UND B E RUFS F I S C H E R B E IM FANG Segelboote müssen Berufsfischern beim Fang ausweichen. Berufsfischer beim Fang sind durch Führen eines weißen Balles erkennbar. <?page no="167"?> 168 KAPITEL 15: SEGELBOOT AUSWEICH- UND FAHRREGELN Abb. 84: Segelboot und Berufsfischer S EG E L BOOT E UND V E RGNÜGUNG S FAH R Z E UG E Vergnügungsfahrzeuge sind Fahrzeuge, die für Sport oder Vergnügungszwecke bestimmt sind oder verwendet werden. Hierzu gehören beispielsweise Ruderboote, Segelsurfbretter und Tretboote. Vergnügungsfahrzeuge sind gegenüber Segelbooten ausweichpflichtig. Das Segelboot hat somit Vorfahrt. Gehen Sie in der Praxis sicherheitshalber davon aus, dass der Ruder- oder Tretbootfahrer diese Regel nicht kennt, und weichen Sie rechtzeitig aus. Abb. 85: Segelboot und Ruderboot S EG E L BOOT E UND S C HL E P PV E R BAND Segelboote müssen Schleppverbänden ausweichen. <?page no="168"?> 15.2. Ausweichregeln 169 Abb. 86: Segelboot und Schleppverband S EG E L BOOT E UND S EG E L B OOT E Bei der Begegnung von Segelbooten untereinander sind zwei Vorfahrtsregeln zu beachten:  Regel 1: „Backbordbug vor Steuerbordbug“  Regel 2: „Leeboot vor Luvboot“ Diese Regeln sind zwingend in dieser Reihenfolge zu beachten. REGEL 1: BACKBORDBUG VOR STEUERBORDBUG Um die Ausweichpflicht zu klären, muss zunächst überlegt werden, welches Boot auf welchem Bug segelt. Hier wird unterschieden nach:  Backbordbug: Die Segel stehen auf der Backbordseite (links), der Wind kommt also von steuerbord (rechts) auf das Boot.  Steuerbordbug: Die Segel stehen auf der Steuerbordseite (rechts), der Wind kommt also von backbord (links) auf das Boot. Entscheidend für die Vorfahrtsregeln unter Segelbooten ist immer das Hauptsegel beziehungsweise Großsegel. <?page no="169"?> 170 KAPITEL 15: SEGELBOOT AUSWEICH- UND FAHRREGELN Merke: „Wer Wind von rechts und sein Großsegel auf Backbordbug hat, ist vorfahrtsberechtigt“ → „Backbordbug vor Steuerbordbug“ Abb. 87: Backbordbug vor Steuerbordbug Beispiel „Backbordbug vor Steuerbordbug“, siehe Abb. 87: Das untere Segelboot bekommt den Wind von rechts, die Segel stehen auf Backbordbug (links). Das obere Segelboot bekommt den Wind von links, die Segel stehen auf Steuerbordburg (rechts). In unserem Beispiel hat das untere Segelboot Vorfahrt! Haben beide Boote den Wind von der gleichen Seite, so kommt die zweite Regel zum Tragen: REGEL 2: LEEBOOT VOR LUVBOOT Abb. 88: Leeboot vor Luvboot <?page no="170"?> 15.2. Ausweichregeln 171 Begegnen sich zwei Segelboote, die den Wind von derselben Seite haben, also auf dem gleichen Bug segeln (beide auf Steuerbordbug oder beide auf Backbordbug), so gilt Leeboot vor Luvboot. Das heißt, das Boot, welches näher beziehungsweise höher am Wind segelt, ist ausweichpflichtig. Beispiel „Leeboot vor Luvboot“, siehe Abb. 88: Das obere Segelboot bekommt den Wind von links, die Segel stehen auf Steuerbordbug (rechts). Auch das untere Segelboot bekommt den Wind von links, die Segel stehen auch auf Steuerbordburg (rechts). Hier ist die Regel „Leeboot vor Luvboot“ anzuwenden. Das untere Boot ist im Lee und das obere ist im Luv. In unserem Beispiel hat das untere Segelboot Vorfahrt (da es leeseitig beziehungsweise windschattenseitig des anderen Bootes segelt). Das obere Boot muss ausweichen! S EG E L BOOT E B E I D E R HA F E N E INFAHRT B E ZIE HUNG SW EI S E HA F EN- AU S FAH RT Grundsätzlich haben die aus einem Hafen auslaufenden Fahrzeuge gegenüber den einlaufenden Fahrzeugen Vorrang. Abb. 89: Hafeneinfahrt Segelboote sollten, wenn möglich, nicht unter Segeln in den Hafen einlaufen. Grund hierfür ist, dass bei plötzlich auftretenden Böen eine erhebliche Kollisionsgefahr besteht. Für Segelboote unter Motorantrieb gelten sowohl im Hafen als auch auf See und vor der Hafeneinfahrt die gleichen Regeln wie für Motorboote. <?page no="171"?> 172 KAPITEL 15: SEGELBOOT AUSWEICH- UND FAHRREGELN S EG E L S UR F B R E T T E R Für Segelsurfbretter gelten, so lange sie unter Segel sind, die Ausweichregeln der Segelfahrzeuge beziehungsweise Segelboote. 15.3. ÜB E RHO L E N Ein Überholmanöver ist nur dann gestattet, wenn es ohne Gefährdung oder Behinderung anderer Fahrzeuge durchgeführt werden kann. Grundsätzlich sollten Segelboote andere Segelboote nur im Lee (Windschattenseite) des anderen Bootes überholen, um dem Überholten nicht durch den Windschatten die Fahrt zu beeinträchtigen. Abb. 90: Segelboot überholen Folgende Regeln gelten grundsätzlich für das überholende Fahrzeug beziehungsweise das überholte Fahrzeug: Merke: Ein überholendes Fahrzeug muss dem überholten ausweichen, seinen Kurs beibehalten und zusätzlich ausreichend Abstand halten. Ein überholtes Fahrzeug muss seinen Kurs beibehalten, um das Überholen, soweit möglich, zu erleichtern. Beim Überholen eines Schleppverbandes ist besondere Vorsicht geboten. Es muss unbedingt ausreichend Sicherheitsabstand gehalten werden. Sog und Wellenschlag sind zu vermeiden. <?page no="172"?> Prüfungsfragen und Antworten 173 Nachdem Sie das Kapitel 15 „Segelboot Ausweich- und Fahrregeln“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Wer muss ausweichen (schwarz oder weiß) und wie lautet die Begründung? Schwarz, weil Lee vor Luv. Wer muss ausweichen (schwarz oder weiß) und wie lautet die Begründung? Weiß, weil Steuerbordbug. Welche Fahrzeuge sind gegenüber Segelfahrzeugen ausweichpflichtig? Ruderboote und Motorboote. Welche Fahrzeuge sind gegenüber Segelfahrzeugen ausweichpflichtig? Vergnügungsboote mit Maschinenantrieb und Ruderboote. Wer muss ausweichen (schwarz oder weiß) und wie lautet die Begründung? Schwarz, weil Überholer. Windrichtung Windrichtung Windrichtung Windrichtung Windrichtung Windrichtung <?page no="173"?> 174 KAPITEL 15: SEGELBOOT AUSWEICH- UND FAHRREGELN In welcher Reihenfolge darf gefahren werden? 1, 2, 3. 477 Wer muss ausweichen? Segelboot, da anderes Fahrzeug ein Vorrangfahrzeug bei Nacht ist. Wer muss ausweichen (schwarz oder weiß)? Segelboot, da anderes Fahrzeug ein Vorrangfahrzeug bei Tag ist. Wie hat sich das Segelboot gegenüber dem Polizeiboot, das das blaue Blinklicht zeigt, zu verhalten? Segelboot muss Vorrecht gewähren, notfalls anhalten. Wie hat sich ein Segelboot gegenüber dem Fischerboot, das einen weißen Ball gesetzt hat, zu verhalten und was ist zu beachten? Segelboot muss ausweichen, Mindestabstand 200 m. Windrichtung 1 2 3 Windrichtung 1 2 3 Segelboot Segelboot <?page no="174"?> Prüfungsfragen und Antworten 175 Wie hat sich ein Segelboot gegenüber einem Fischerboot, das eine weiße Flagge gesetzt hat, zu verhalten? Segelboot muss nicht ausweichen, sollte aber die Schleppangel beachten. Wie hat sich ein Segelboot gegenüber einem Ruderboot zu verhalten? Segelboot hat Wegerecht. Wer hat Wegerecht? Schwarzes Segelboot, weil es den Wind von Steuerbord hat. Wer muss ausweichen (schwarz oder weiß) und wie lautet die Begründung? Weiß, weil Steuerbordbug. Wer hat Wegerecht? Segelboot. Windrichtung Windrichtung Windrichtung Windrichtung Windrichtung Windrichtung <?page no="175"?> 176 KAPITEL 15: SEGELBOOT AUSWEICH- UND FAHRREGELN Wie ist die Folge des Wegerechts? 2, 1, 3. Wer hat Wegerecht? Berufsfischer. Wer hat Wegerecht? Segelboot. Welches Fahrzeug hat Wegerecht? Segelboot. Wer hat Wegerecht? Segelboot. Windrichtung 2 3 1 Windrichtung 2 3 1 <?page no="176"?> Prüfungsfragen und Antworten 177 Wer hat Vorrang (Segelboot 1 oder Segelboot 2) und wie lautet die Begründung? Segelboot 1, weil es auf Backbordbug segelt. In welcher Reihenfolge darf gefahren werden und wie lautet die Begründung? 2, 3, 1, weil 3 als Überholer gegenüber Boot 2 ausweichpflichtig ist und Boot 1 gegenüber Boot 2 und 3 auf der Luvseite segelt. Wer muss ausweichen (schwarz oder weiß) und wie lautet die Begründung? Weiß, weil Steuerbordbug. Wer hat Wegerecht und wie lautet die Begründung? Das weiße Segelboot, weil es auf Backbordbug segelt. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. <?page no="177"?> KA PIT E L 16: T H EOR I E PRÜF UNG In diesem Kapitel erfahren Sie die wichtigsten Informationen rund um die Theorieprüfung der deutschen Landratsämter. In Abschnitt 16.4 lernen Sie alles rund um die Theorieprüfung zum Bodenseeschifferpatent bei der Bezirkshauptmannschaft Bregenz (nur für Patentanwärter mit Wohnsitz in Österreich). 16.1. P RÜFUNG S INHALT In der Theorieprüfung sind die Fragen nach den folgenden Hauptgebieten kategorisiert:  Allgemeiner Teil  Zusatzteil Segeln A L LG EME INE R T E I L Der allgemeine Teil ist Pflicht für alle Patentbewerber, unabhängig davon, ob sie nur das Patent A (Motorboot), das Patent D (Segeln) oder beide Patente erwerben wollen. Themengebiet Allgemeiner Teil Anzahl Fragen Mindestpunktzahl Allgemeines / Zulassung Bau- und Ausrüstung 20 16 Schallzeichen, Lichterführung, optische Signale 10 8 Schifffahrtszeichen 15 12 Ausweich- und Fahrregeln 12 9 Umweltschutz, Seemannschaft 12 9 <?page no="178"?> 16.1. Prüfungsinhalt 179 Wetterkunde, Navigation 10 8 Rheinstrecke (Alter Rhein / Seerhein) 7 5 Tab. 20: Mindestpunktzahl Theorieprüfung Allgemeiner Teil Z U SATZ T E IL S EG E L N Der Zusatzteil Segeln ist nur für Erwerber der Kategorie D (Segeln) erforderlich. Für Patentbewerber, die bereits einen anderen Segelschein besitzen (Sportbootführerschein See und Binnen, Sportküstenschifferschein) und sich diesen für die Praxis des Bodenseeschifferpatents anrechnen lassen möchten, entfällt dieser Teil. Themengebiet Zusatzteil Segeln Anzahl Fragen Mindestpunktzahl Segeln Allgemein 20 16 Segeln Fahrregeln 7 5 Tab. 21: Mindestpunktzahl Theorieprüfung Zusatzteil Segeln Die Abfrage erfolgt im Rahmen der Prüfung im Single-Choice-Modus. Es werden drei Antwortmöglichkeiten vorgegeben, wobei dabei nur eine der drei Antwortmöglichkeiten richtig ist. Sie müssen die jeweils richtige Antwort durch Ankreuzen kenntlich machen. Für jedes Themengebiet ist eine Mindestpunktzahl definiert, welche Sie erreichen müssen, um die Prüfung zu bestehen. Die Mindestpunktzahl liegt dabei pro Themengebiet bei circa 80% der gestellten Fragen. Für jede richtig beantwortete Frage erhalten Sie einen Punkt. Wird in einem Themengebiet die Mindestpunktzahl nicht erreicht, gilt die gesamte Prüfung als nicht bestanden. Eine Verrechnung von Punkten zwischen den einzelnen Themengebieten erfolgt nicht. Der Zusatzteil Segeln ist davon nicht betroffen. Er kann bei Nichtbestehen separat vom allgemeinen Teil wiederholt werden. <?page no="179"?> 180 KAPITEL 16: THEORIEPRÜFUNG 16.2. P RÜFUNG S AB L AUF UND P RÜF UNG S DAU E R Für die Prüfung des allgemeinen Teils haben Sie 60 Minuten Zeit. Wenn Sie den Zusatzteil Segeln mitabsolvieren, haben Sie weitere 20 Minuten Zeit, insgesamt also 80 Minuten. Folgendes ist im Rahmen der Prüfung zu beachten:  Als Hilfsmittel ist nur ein Kugelschreiber zugelassen.  Bitte legen Sie Ihren Personalausweis beziehungsweise Reisepass auf Ihren Tisch, da die Prüfer während der Prüfung Ihre Identität überprüfen werden.  Die Verwendung unerlaubter Hilfsmittel sowie Gespräche mit dem Nebensitzer führen automatisch zum Ausschluss aus der Prüfung.  Die Prüfungsergebnisse werden Ihnen in der Regel unmittelbar circa 45 Minuten nach der Prüfung persönlich mitgeteilt. 16.3. P RÜFUNG S O RT Die Theorieprüfungen werden in der Regel im jeweiligen Landratsamt durchgeführt. Sie werden dazu von der Behörde rechtzeitig schriftlich beziehungsweise per E-Mail eingeladen. In dieser Einladung werden Ihnen der genaue Prüfungsort und die Prüfungszeit mitgeteilt. In der Regel finden Theorie- und Praxisprüfungen am selben Tag statt. Es ist jedoch nicht zwingend vorgeschrieben, beide Prüfungsteile (Theorie und Praxis) taggleich zu absolvieren. Die einzelnen Teile können innerhalb von 12 Monaten unabhängig voneinander abgelegt werden. In Deutschland erfolgt die Prüfung bei folgenden Landratsämtern:  Landratsamt Konstanz  Landratsamt Bodenseekreis (Friedrichshafen)  Landratsamt Lindau Hier finden Sie die Kontaktdaten der Landratsämter in Deutschland: <?page no="180"?> 16.4. Theorieprüfung Österreich 181 Landratsamt Bodenseekreis (Friedrichshafen) Glärnischstraße 1-3 D 88045 Friedrichshafen Telefon + 49 (0)7541/ 204-0 Internet: www.bodenseekreis.de Landratsamt Konstanz Benediktinerplatz 1 D 78467 Konstanz Tel. +49 (0)7531/ 800-0 Internet: www.lrakn.de Landratsamt Lindau Bregenzer Straße 35 D 88131 Lindau Tel. +49 (0)8382/ 270-0 Internet: www.landkreis-lindau.de 16.4. TH EOR I E P RÜF UNG ÖS T E R R E IC H Für alle Patentanwärter mit Wohnsitz in Österreich ist die Bezirkshauptmannschaft Bregenz für die Erteilung der Bodenseeschifferpatente zuständig: Bezirkshauptmannschaft Bregenz Bahnhofstraße 41 A 6900 Bregenz (Österreich) Tel. +43 (0)5574 4951-52054 Internet: https: / / vorarlberg.at/ web/ land-vorarlberg/ bhbregenz/ <?page no="181"?> 182 KAPITEL 16: THEORIEPRÜFUNG Zudem gelten in Österreich abweichend zur deutschen Regelung diese Mindestpunkzahlen: Themengebiete Österreich Anzahl Fragen Mindestpunktzahl Allgemeines / Zulassung Bau- und Ausrüstung 20 17 Schallzeichen, Lichterführung, optische Signale 10 8 Schifffahrtszeichen 15 12 Ausweich- und Fahrregeln 12 10 Umweltschutz, Seemannschaft 12 10 Wetterkunde, Navigation 10 8 Rheinstrecke (Alter Rhein / Seerhein) 7 5 Segeln Allgemein 20 17 Segeln Fahrregeln 7 5 Tab. 22: Mindestpunktzahl Theorieprüfung Österreich In Österreich gibt es (im allg. Teil 12; im Segelteil) Zusatzfragen, die im Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 implementiert sind. <?page no="182"?> KA PIT E L 17: P R AXI S MOTO RB OOT MANÖV E R Dieses Kapitel zeigt Ihnen die wichtigsten Manöver und Grundkenntnisse des Motorbootfahrens, die Sie in der praktischen Motorbootausbildung erlernen. Es kann die fundierte praktische Ausbildung einer Wasserportschule keinesfalls ersetzen, bietet jedoch bereits eine gute Orientierung darüber, wie die einzelnen Manöver ablaufen. 17.1. KURS FAH R E N Abb. 91: Kursfahren  Der Prüfer/ Ausbilder sagt einen neuen Kurs an, beispielsweise „Kurs 90 Grad oder Kurs Ost“.  Der Bootsführer bestätigt den neuen Kurs mit dem Ruf: „Neuer Kurs 90 Grad“.  Nun prüft der Bootsführer auf dem Steuerkompass, wohin er steuern muss.  Der Bootsführer steuert nun auf direktem Weg in die gewünschte Richtung.  Es wird so lange eine Kurve gefahren, bis der neue Kurs anliegt.  Der neue Kurs sollte sauber gefahren werden (plus/ minus 5 Grad).  Liegt der neue Kurs sauber an, bestätigt der Bootsführer dies mit dem Ruf „Neuer Kurs 90 Grad liegt an“. Schauen Sie sich das Manöver „Kursfahren“ als Onlinetraining an. <?page no="183"?> 184 KAPITEL 17: PRAXIS MOTORBOOT MANÖVER 17.2. R E T TUNG SMANÖV E R Das Rettungsmanöver wird auch „Mann-über-Bord-Manöver“ genannt. Das Rettungsmanöver wird in der Regel bei Kursfahrt mit gemäßigtem Tempo durchgeführt. Abb. 92: Rettungsmanöver Schauen Sie sich das Rettungsmanöver als Onlinetraining an. Es läuft schematisch so ab:  Mann (in der Praxisausbildung ein Rettungsring oder eine Boje) fällt über Bord.  Der Steuermann nimmt sofort den Gang heraus (Getriebestellung auf neutral) und lenkt das Steuerrad voll zum Mann. So dreht sich das Heck (mit der gefährlichen Schraube) vom Überbordgegangenen weg.  Idealerweise zeitgleich oder unmittelbar danach erfolgt der Ruf: „Mann über Bord“, „Rettungsmittel ausbringen“, „Ausguck stellen“.  Ein Mitglied der Mannschaft stellt den Ausguck und ruft: „Ausguck steht“ (in der Praxisausbildung wird beim Üben das Rettungsmittel nicht ausgeworfen). <?page no="184"?> 17.3. Anlegen 185  Der Steuermann prüft, aus welcher Richtung der Wind kommt, damit er ableiten kann, gegen welche Richtung er den Mann anfahren muss. Der Überbordgegangene wird immer gegen den Wind angefahren.  Dann circa drei bis max. fünf Bootslängen gerade vom Mann wegfahren.  Einen Bogen oder eine Schlaufe fahren, dass der Überbordgegangene exakt gegen Wind und Strom angesteuert werden kann. Dabei ist darauf zu achten, dass ausreichend Abstand zum Überbordgegangenen eingehalten wird und er nicht durch die Heckwelle des eigenen Schiffes beeinträchtigt wird.  Den Motor rechtzeitig vor dem Mann auskuppeln (3 bis 4 Bootslängen) und das Boot leicht versetzt zum Mann gleiten lassen.  Das Boot auf Höhe des Überbordgegangenen durch kurzes Einlegen des Rückwärtsganges aufstoppen und vollständig zum Stehen bringen.  Der Bootsführer ruft dann: „Bereit machen zum Mann aufnehmen an Steuerbord beziehungsweise Backbord“.  Ein Mitglied der Mannschaft ruft: „Bereit zum Mann aufnehmen“.  Der Steuermann gibt das Kommando „Mann bergen“, der Überbordgegangene (beziehungsweise Ring/ Boje) wird idealerweise über die Steuerbordseite mit der Hand, oder bei hochwandigen Schiffen auch mit Hilfe des Bootshakens aufgenommen. 17.3. AN L EG E N Das Anlegemanöver erfolgt entweder über Steuerbord oder über Backbord. In der Regel wird an einem freien Steg oder einer Kaimauer angelegt. Boote mit nur einer Antriebsschraube haben durch den Radeffekt immer eine besser geeignete und eine weniger gut geeignete Anlegeseite. In diesem Beispiel wollen wir den Radeffekt unberücksichtigt lassen. Wir beschreiben hier das Anlegemanöver an einem Steg.  Zunächst langsames Ansteuern der Anlegestelle in einen Winkel von circa 45 Grad.  Geschwindigkeit reduzieren, den Gang rechtzeitig (circa 2 bis 3 Bootslängen Abstand zum Steg) in Leerlaufstellung bringen und dann das Boot gleiten lassen. <?page no="185"?> 186 KAPITEL 17: PRAXIS MOTORBOOT MANÖVER Abb. 93: Anlegen  Wenn der Bug noch circa eine Bootslänge Abstand zur Anlegestelle hat, das Steuer zunächst vollständig weg vom Steg legen, so dass sich der Bug etwas vom Steg weg bewegt. Eventuell kurz Vorwärtsschub geben, bis das Boot auf die Lenkbewegung reagiert.  Das Boot dann parallel in der Gleitfahrt auf den Steg lenken, ohne ihn dabei zu touchieren.  Stoppen Sie das Boot durch kurzes Einlegen des Rückwärtsgangs auf.  Das Boot sollte im Idealfall mit einem Abstand von maximal einer halben Armlänge parallel zum Steg zum stehen kommen, ohne diesen zu berühren. Schauen Sie sich das Manöver „Anlegen“ als Onlinetraining an. 17.4. A B L EG E N Das Ablegen erfolgt entweder nach einem Anlegemanöver über Steuerbord oder über Backbord. Beim Ablegen ist darauf zu achten, dass im Umfeld des Bootes keine anderen Fahrzeuge sind, so dass mit genügend Abstand abgelegt werden kann. <?page no="186"?> 17.5. Wenden auf engem Raum 187 Abb. 94: Ablegen  Das Boot liegt ohne Fahrt parallel zum Steg.  Zunächst das Steuerrad voll zum Steg einschlagen und einen kurzen Schub nach vorne geben, ohne dabei den Steg zu touchieren. Das Heck des Bootes dreht sich so weg vom Steg. Dieser Vorgang wird „Eindampfen“ genannt.  Dann das Steuerrad ganz weg vom Steg einschlagen und mindestens eine Bootslänge rückwärts gerade vom Steg absetzen, um ausreichend Abstand zwischen Boot und Steg zu haben.  Das Steuerrad dann gerade oder leicht weg vom Steg stellen und mit dem Boot vorwärts die Anlegestelle verlassen. Schauen Sie sich das Manöver „Ablegen“ als Onlinetraining an. 17.5. W E ND E N AUF E NG EM R AUM Beim Wenden auf engem Raum fahren Sie im Hafen in eine enge Gasse und wollen Ihr Boot umdrehen. Boote mit nur einer Antriebsschraube haben durch den Radeffekt immer eine besser und eine weniger geeignete Drehrichtung. In diesem Beispiel wollen wir den Radeffekt unberücksichtigt lassen. Wir wenden in diesem Manöver wie mit einem Auto in drei Zügen. Beim Wenden auf engem Raum gehen Sie wie folgt vor: <?page no="187"?> 188 KAPITEL 17: PRAXIS MOTORBOOT MANÖVER Abb. 95: Wenden auf engem Raum  Zunächst wird in eine Hafengasse mittig mit langsamer Geschwindigkeit eingefahren.  Den Motor gegebenenfalls auskuppeln. Wenn das Boot fast zum Stehen kommt, Ruder ganz nach Backbord (bei anderer Drehrichtung entgegengesetzt Steuerbord) einschlagen und das Boot gleiten lassen. Dabei wieder kurz einkuppeln.  Das Boot weiter nach Backbord gleiten lassen, bis es quer in der Gasse steht (Mindestabstand zu anderen Booten: 1 Meter). Nutzen Sie dabei stets den Raum nach vorne aus.  Das Steuer ganz nach Steuerbord einschlagen und kurz den Rückwärtsgang einlegen.  Das Boot dann rückwärts gleiten lassen (Mindestabstand zu anderen Booten: 1 Meter), bis es mittig und gerade in der Gasse steht.  Steuer gerade stellen und vorwärts aus der Gasse fahren. Wenn die Hafengasse sehr eng ist, sind nach demselben Prinzip eventuell auch mehr als drei Züge erforderlich. Schauen Sie sich das Manöver „Wenden auf engem Raum“ als Onlinetraining an. <?page no="188"?> 17.6. Einfahren in den Liegeplatz 189 17.6. EIN FAH R E N IN D EN L I EG E P LAT Z Abb. 96: Einfahren in den Liegeplatz  Mit ausreichendem Abstand den Liegeplatz orthogonal beziehungsweise im 90 Grad-Winkel anfahren.  Motor auskuppeln und Ruder Richtung Liegeplatz (Box) einschlagen.  Lassen Sie das Boot solange als möglich langsam gleiten.  Das Boot idealerweise vor der Box gerade stellen und einen kurzen Schub vorwärts geben.  Dann möglichst gerade mit ausgekuppeltem Motor in den Liegeplatz (Box) gleiten.  Das Boot circa 1 Meter vor der Kaimauer durch einen kurzen Rückwärtsschub aufstoppen. 17.7. S ON ST I G E MANÖV E R Die folgenden Manöver sind zwar mehrheitlich in der Prüfungsordnung erwähnt, werden jedoch selten geprüft. Am besten sprechen Sie Ihren Praxisausbilder darauf an, welche der folgenden Manöver der jeweilige Prüfer üblicherweise prüft. W E ND E N AUF D E R ST E L L E Bei diesem Manöver handelt es sich um ein Wendemanöver, das durch den mehrmaligen schnellen Wechsel von Vorwärts- und Rückwärtsschub durch- <?page no="189"?> 190 KAPITEL 17: PRAXIS MOTORBOOT MANÖVER Abb. 97: Wenden auf der Stelle geführt wird. Hierbei wird keine Strecke gefahren und die Stellung des Steuers nicht verändert. Das Manöver findet „auf der Stelle“ statt. Dieses Manöver wird nur zum Erfolg führen, wenn in die Drehrichtung, die der Radeffekt unterstützt, gewendet wird. So ist das Wenden auf engstem Raum möglich. 1. Das Boot sollte zunächst komplett zum Stehen kommen. 2. Steuerrad dann voll in die Richtung einschlagen, die der Radeffekt begünstigt (bei rechtsdrehender Schraube steuerbord, bei linksdrehender Schraube backbord). 3. Kurzer Vorwärtsschub (Boot dreht sich). Die Fahrtaufnahme durch kurzes Einlegen des Rückwärtsganges abstoppen. Dabei wird das Heck durch die Wirkung des Radeffekts nach Backbord versetzt, während der Bug die Wende weiter nach Steuerbord fortsetzt. 4. Umgekehrt die Rückwärtsfahrt durch Gegenschub mit dem Vorwärtsgang abbrechen. 5. Die Schritte 3. und 4. sind solange bei unveränderter Ruderlage zu wiederholen, bis das Boot vollständig „auf der Stelle“ gedreht hat. 6. Dann mit langsamer Vorwärtsfahrt weiterfahren. RÜC KWÄRTS FAH R E N Im Rahmen der Prüfung kann es notwendig sein, dass Sie mit Ihrem Fahrzeug auch rückwärtsfahren müssen. Die folgenden Manöver werden meist nicht explizit geprüft. <?page no="190"?> 17.7. Sonstige Manöver 191 RÜCKWÄRTSFAHREN UNTER VERMEIDUNG ÜBERMÄßIGER BEANSPRU- CHUNG DES MOTORS Bei der Rückwärtsfahrt dreht sich die Schraube (und auch die Antriebswelle) entgegen ihrer eigentlichen Drehrichtung. Die Schraube ist in der Regel am Heck des Bootes. Beachten Sie, dass es je nach Bootstyp bei der Rückwärtsfahrt etwas länger dauert und der Motor mehr Kraft aufwenden muss, bis die Fahrtaufnahme spürbar ist, da die Anströmfläche des Bootskörpers nicht wie bei der Vorwärtsfahrt vorhanden ist. Bei der Rückwärtsfahrt sollten Sie beim Gas geben immer vorsichtig sein, um den Motor nicht übermäßig zu beanspruchen. Achtung! Zu schnelles Rückwärtsfahren kann zum Eindringen von Wasser am Heck führen. RÜCKWÄRTSFAHREN MIT RICHTUNGSÄNDERUNG Beachten Sie bei der Rückwärtsfahrt, dass die Lenkbewegung genau die entgegengesetzte Richtungsänderung bewirkt (Steuerrad nach rechts, Boot fährt rückwärts nach links). Abb. 99: Rückwärtsfahren mit Richtungsänderung Abb. 98: Rückwärtsfahren <?page no="191"?> 192 KAPITEL 17: PRAXIS MOTORBOOT MANÖVER ANK E RMANÖV E R Beim Ankermanöver fahren wir mit dem Motorboot (wie beim Rettungsmanöver) gegen Wind und Strom, stoppen das Boot auf und lassen den Anker zu Wasser. Dann setzen wir mit dem Boot so lange langsam zurück, bis der Anker spürbar hält. Abb. 100: Ankermanöver AN L EG E N VON S IC H E RUNG SMI T T E L N In der Prüfung wird möglicherweise von Ihnen verlangt, dass Sie Sicherungsmittel sicher und zügig anlegen können. Es gibt verschiedene Verschlusssysteme. Sie lernen in Ihrer praktischen Ausbildung mit Sicherheit gleich zu Beginn das Anlegen der Sicherungsmittel. Wir stellen Ihnen diese hier lediglich kurz vor. Abb. 101: Rettungsweste und Life Belt Konkret handelt es sich um:  Das Anlegen einer Rettungsweste (Schwimmweste)  Das Anlegen eines Life Belts (ein „Sicherungsgeschirr“, um sich an Bord zu befestigen, vornehmlich an Bord eines Segelbootes) <?page no="192"?> KA PIT E L 18: P R AXI S S EG E L BOOT MANÖV E R Dieses Kapitel zeigt Ihnen die wichtigsten Manöver und Grundkenntnisse des Segelns, die Sie in der praktischen Segelausbildung erlernen. Die Praxisausbildung durch einen Ausbilder kann jedoch keinesfalls durch eine reine modellhafte Theorieausbildung ersetzt werden. 18.1. EIN FÜH R UNG UND G R UNDB EG R I F F E Bevor wir mit der Erklärung der Manöver beginnen, klären wir kurz einige wichtige Grundbegriffe zur Fahrtrichtung beziehungsweise zum Kurs fahren mit dem Segelboot. Abb. 102: Kurse Segeln  „Im Wind“ bedeutet, das Boot steht mit dem Bug in die Richtung, aus der der Wind kommt. Es hat so keinen Antrieb durch den Wind.  Unter „Am Wind“ versteht man, wenn das Boot hoch am Wind, also möglichst nahe am Wind segelt. Der Wind kommt dabei schräg von vorne. Die Segelstellung ist sehr dicht.  Unter „Halber Wind“ versteht man, wenn der Wind seitlich, idealerweise im Winkel um 90 Grad zur Schiffslinie kommt.  Unter „Raumer Wind“ oder auch „Raumschot-Stellung“ versteht man, wenn der Wind schräg von hinten kommt. Die Segel sind dabei sehr weit aufgefiert.  „Vor dem Wind (Vorwind)“ bedeutet, das Boot segelt vor dem Wind. Der Wind bläst also von hinten auf das Boot. Bei Vorwind ist es möglich und sinn- Im Wind Am Wind Halber Wind Vor dem Wind Segel auf einen Bug Vor dem Wind Schmetterling Raumer Wind <?page no="193"?> 194 KAPITEL 18: PRAXIS SEGELBOOT MANÖVER voll um die maximale Segelfläche zu nutzen, ein Segel auf den anderen Bug zu setzen (Schmetterlingsstellung). Gerne werden auf Vorwindkursen auch Spinnaker gesetzt. Die folgende Übersicht zeigt, wie man mit dem Boot zum Wind stehen sollte, um den entsprechenden Kurs zu fahren. Abb. 103: Kurse Segeln  Unter Segeln auf „Backbordbug“ versteht man, wenn die Segel auf der Backbordseite (links) des Bootes stehen und der Wind aus steuerbord (also von rechts) auf das Boot weht.  Segeln auf „Steuerbordbug“ ist also im Umkehrschluss, wenn die Segel auf der Steuerbordseite (rechts) stehen und der Wind aus backbord (von links) weht.  Unter „Anluven“ versteht man, wenn das Boot eine Richtungsänderung hin zum Wind fährt, z.B. von „halbem Wind“ auf „am Wind“, ohne dabei die Segel auf den anderen Bug zu holen.  Unter „Abfallen“ versteht man, wenn das Boot eine Richtungsänderung weg vom Wind fährt, z.B. von „am Wind“ auf „halben Wind“, ohne dabei die Segel auf den anderen Bug zu holen. <?page no="194"?> 18.2. Segel setzen und Segel bergen 195  Eine „Wende“ ist, wenn das Boot mit dem Bug durch den Wind fährt. Dabei müssen die Segel auf den anderen Bug gesetzt werden, da der Wind nach der Wende auf die andere Bootsseite weht.  Eine „Halse“ ist, wenn das Boot mit dem Heck durch den Wind fährt. Dabei müssen die Segel auf den anderen Bug gesetzt werden, da der Wind nach der Halse auf die andere Bootsseite weht. 18.2. S EG E L S E T Z E N UND S EG E L B E RG E N S E T Z E N D E R S EG E L Zunächst laufen Sie unter Motor aus dem Hafen aus und verlassen den Hafeneinfahrtsbereich. Sie fahren mit dem Boot exakt in den Wind, also direkt in die Richtung, aus der der Wind kommt, um ihm keine Angriffsfläche beim Segelsetzen zu bieten. Abb. 104: Segel setzen Teil 1 Dann bereiten Sie das Setzen der Segel vor. Sie prüfen zuerst alle Schoten und Fallen, dass diese frei laufen und mit dem Segel beziehungsweise Großbaum verbunden sind. Dann wird zunächst das Großsegel, anschließend das Vorsegel gesetzt. Viele Yachten verfügen über eine Rolleinrichung (Rollfock) des Vorsegels. Das Vorsegel ist dann „eingerollt“ und kann einfach und schnell durch Zug an der Rolleinrichtung gesetzt werden. <?page no="195"?> 196 KAPITEL 18: PRAXIS SEGELBOOT MANÖVER Der Ablauf und die Kommandosprache beim Setzen der Segel lauten:  Kommando Steuermann: „Klar zum Setzen des Großsegels“.  Die Mannschaft trifft die Vorbereitung zur Durchführung des Manövers: Die Großsegel werden frei gemacht, die Zeisinge (kurze Leine zum Beschlagen der Segel) entfernt, Schoten und Fallen geprüft.  Mannschaft: „Ist klar“ (wenn Vorbereitungen abgeschlossen sind).  Steuermann: „Großsegel setzen“.  Mannschaft setzt durch Zug am Großfall das Großsegel.  Der Steuermann hält dabei das Boot weiter im Wind.  Sobald das Großsegel vollständig gesetzt und das Großfall gesichert ist, kann die Dirk beziehungsweise eine alternative Baumstütze entfernt und das Segel dichtgeholt werden. Abb. 105: Segel setzen Teil 2 Anschließend wird das Vorsegel durch die Rolleinrichtung gesetzt. Alternativ kann das Vorsegel auch durch Ziehen am Fockfall gesetzt werden. Die Kommandosprache und das Procedere ist dann analog dem Setzen des Großsegels. <?page no="196"?> 18.2. Segel setzen und Segel bergen 197 Abb. 106: Segel setzen Teil 3 Sind beide Segel gesetzt, kann die Fahrt unter Segel beginnen. Da das Boot „im Wind“ steht, muss zunächst in die gewünschte Fahrtrichtung abgefallen werden, um Fahrt aufzunehmen. Dazu wird das Ruder entsprechend gelegt, die Großschot dem gewünschten Kurs entsprechend dicht geholt und die Fock zunächst „back“ (entgegengesetzt) gehalten. Hierdurch versetzt sich das Boot in Bewegung aus dem Wind. Abb. 107: Segel setzen Teil 4 <?page no="197"?> 198 KAPITEL 18: PRAXIS SEGELBOOT MANÖVER  Steuermann: „Klar zum Segeln auf Steuerbordbug“ (Mannschaft nimmt ihre Position ein).  Mannschaft: „Ist klar“ (wenn Vorbereitungen abgeschlossen sind). Großschot wird dichtgeholt, Steuermann fällt durch Ruderlegen leicht ab.  Steuermann: „Fock backhalten auf Backbordbug“.  Mannschaft hält Fock kurz back, der Steuermann fällt mit der Pinne solange ab, bis das Boot Fahrt aufnimmt, und steuert dann das Boot aus. Die Fock soll nun übergeholt werden.  Steuermann: „Hol über die Fock“. Nun wird die Fock auf den anderen Bug gesetzt und dichtgeholt. Nun fährt das Boot unter Segel auf Steuerbordbug. Abb. 108: Segel setzen Teil 5 B E RG E N D E R S EG E L Die Segel werden ebenso „im Wind“ eingeholt beziehungsweise geborgen, wie sie auch gesetzt werden. Der Vorteil der Stellung „im Wind“ ist, dass keine Kräfte auf die Segel einwirken. Um „in den Wind“ zu gelangen, wird zunächst ein „Aufschießer“ gefahren. <?page no="198"?> 18.2. Segel setzen und Segel bergen 199 Abb. 109: Segel bergen Teil 1 Das Manöver „Aufschießer“ wird in Abschnitt 18.6. im Detail erklärt. Wurde das Manöver „Aufschießer“ gefahren, werden zunächst das Vorsegel, dann das Großsegel eingeholt. Ist das Boot mit einer Rolleinrichtung ausgestattet, kann die Fock auch bereits unter Fahrt vor der Durchführung des Aufschießers eingeholt werden. Sobald das Boot im Wind zum Stehen kommt, wird mit dem Bergen der Segel begonnen. Hier wird nur das Bergen des Großsegels beschrieben. Abb. 110: Segel bergen Teil 2 <?page no="199"?> 200 KAPITEL 18: PRAXIS SEGELBOOT MANÖVER  Steuermann: „Klar zum Bergen des Großsegels“.  Mannschaft „Ist klar“ (sobald die Vorbereitungen abgeschlossen sind, dabei werden die Dirk gesetzt, alternativ der Baumhalter bereitgestellt sowie die Großschot dicht gesetzt).  Steuermann „ Hol nieder das Großsegel“.  Die Mannschaft lässt nun das Segel mit dem Großfall ab und legt es sauber zusammen. Danach wird auch die Fock geborgen und eingerollt. Die Mannschaft bestätigt, dass das Manöver abgeschlossen ist, mit dem Ruf: „Segel sind geborgen“. Abb. 111: Segel bergen Teil 3 18.3. KURS FAH R E N Beim Kursfahren ist es in der Regel so, dass der Prüfer einen neuen Kurs ansagt, den Sie dann fahren sollen. Im Gegensatz zum Kursfahren beim Motorboot wird hier nicht nach einer Gradzahl oder Himmelsrichtung gefahren, sondern einer der Kurse „Am Wind“, „Halber Wind“, „Raumer Wind“ oder auch „Vorwind“. In unserem illustrierten Beispiel wünscht der Prüfer eine Kursänderung bei Fahrt auf Backbordbug aus „halbem Wind“ hin zu dem neuem Kurs „Am Wind“. <?page no="200"?> 18.4. Wende 201 Abb. 112: Kurs fahren Segeln  Der Steuermann gibt der Mannschaft die Anweisungen, was nun zu tun ist.  Kommando: „Neuer Kurs am Wind, holt dicht die Schoten“.  Der Steuermann steuert dann den gewünschten neuen Kurs, die Mannschaft holt dazu parallel die Segel dicht.  Der neue Kurs sollte dann sauber und konstant ohne Schlingern gefahren werden.  Wenn der Kurs sauber anliegt, bestätigt der Bootsführer nochmals durch die Ansage „Neuer Kurs am Wind liegt an“. Hier können Sie sich ein animiertes Video zum Kursfahren ansehen. 18.4. W E ND E Die Wende wird idealerweise aus einem „Am-Wind-Kurs“ gefahren, das heißt das Boot segelt bereits hoch am Wind; der Wind kommt also schräg von vorn.  Wenn der Prüfer die Wende ansagt und das Boot noch nicht auf „Am-Wind- Kurs“ segelt, ist zuerst auf „Am-Wind-Kurs“ zu gehen (siehe Kapitel 18.3. Kursfahren).  Der Steuermann gibt das Kommando: „Klar zur Wende“. <?page no="201"?> 202 KAPITEL 18: PRAXIS SEGELBOOT MANÖVER Abb. 113: Wende  Die Mannschaft macht sich für das Manöver bereit und bestätigt dem Schiffsführer dies mit dem Ruf „Ist klar“.  Der Steuermann kündigt durch das Kommando „Ree“ an, dass er die Wende einleitet, und steuert das Schiff durch Umlegen der Pinne mit dem Bug durch den Wind.  Die Segel wechseln dabei von der einen Bootsseite auf die andere.  Der Steuermann sagt der Crew mit dem Kommando „Über die Fock“ an, dass sie, sobald der Bug durch den Wind geht, die Fock auf die andere Bootsseite holt.  Die Mannschaft setzt die Fock und sich auf die andere Seite des Rumpfs um.  Danach bestätigt der Steuermann den neuen Kurs mit Ruf: „Neuer Kurs am Wind liegt an“.  Die Wende ist abgeschlossen. Das Boot segelt dann wieder auf „Am-Wind- Kurs“; jedoch mit Wind von der anderen Bootsseite als zuvor. Hier können Sie sich ein animiertes Video zur Wende ansehen. <?page no="202"?> 18.5. Halse 203 18.5. HA L S E Die Halse wird in der Regel aus einem „Raum-Wind-Kurs“ gefahren, das heißt der Wind kommt schräg von hinten. Abb. 114: Halse  Der Steuermann gibt das Kommando: „Klar zur Halse“.  Die Mannschaft macht sich für das Manöver bereit und bestätigt dem Schiffsführer dies mit dem Ruf „Ist klar“.  Steuermann kündigt durch das Kommando „Hol dicht die Großschot“ an, dass die Großschot und damit das Großsegel dicht geholt werden soll. Dies ist erforderlich, damit der Großbaum nicht unkontrolliert bei der Halse durchschlägt.  Die Mannschaft holt die Großschot dicht.  Wenn die Großschot dichtgeholt ist, kündigt der Steuermann durch das Kommando „Rund achtern“ an, dass er die Halse einleitet.  Er steuert das Schiff durch „Abfallen“ mit der Pinne mit dem Heck durch den Wind.  Zunächst fällt das Vorsegel ein. Sobald das Großsegel sichtbar beziehungsweise spürbar vom Wind gedrückt wird, soll dieses durch „Auffieren“ (Öffnen) der Großschot gelöst werden.  Dazu gibt der Steuermann das Kommando: „Fier auf die Großschot“. <?page no="203"?> 204 KAPITEL 18: PRAXIS SEGELBOOT MANÖVER  Die Mannschaft fiert die Großschot auf, setzt dann das Großsegel und das Vorsegel auf dem anderen Bug je nach Kurs fest und setzt sich auf den anderen Bug.  Der Steuermann sagt den neuen Kurs an: „Neuer Kurs raumer Wind“. Die Mannschaft setzt, falls noch nicht geschehen, die Segel auf „Raum-Wind- Kurs“-Stellung.  Die Halse ist abgeschlossen und das Boot segelt wieder auf einem „Raum- Wind-Kurs“; jedoch mit Wind von der anderen Bootsseite als zuvor. Hier können Sie sich ein animiertes Video zur Halse ansehen. 18.6. AUFS C HI Eß E R Der „Aufschießer“ ist ein Manöver, bei dem ein Segelboot aus einem gefahrenen Kurs heraus genau in den Wind gedreht wird, um das Boot zu stoppen. Dazu werden die Schoten vollständig gelöst. Abb. 115: Aufschießer  Der Steuermann gibt das Kommando: „Klar zum Aufschießer“.  Die Mannschaft macht sich für das Manöver bereit, geht an die Schotenenden und bestätigt dem Schiffsführer dies mit dem Ruf „Ist klar“. <?page no="204"?> 18.7. Rettungsmanöver mittels Wende 205  Der Steuermann kündigt durch das Kommando „Schoten los“ an, dass die Mannschaft die Schoten lösen soll, so dass die Segel frei beweglich im Wind hängen.  Die Mannschaft löst die Schoten.  Zeitgleich steuert der Steuermann das Boot durch eine entsprechende Bewegung der Pinne in den Wind.  Die Mannschaft setzt sich in die Mitte des Rumpfs, um das Boot zu stabilisieren.  Der Aufschießer ist abgeschlossen, wenn das Boot „im Wind“ zum Stehen gekommen ist und die Segel frei schwingend hängen, ohne dem Schiff dabei Antrieb zu geben. Schauen Sie sich das Manöver „Aufschießer“ auf Video an. 18.7. R E T TUNG SMANÖV E R MIT T E L S W E ND E Dieses Rettungsmanöver wird idealerweise aus „achterlichen Kursen“ gefahren. Achterliche Kurse sind raumer Wind und Vorwind.  Nachdem der Mann (in der Übung eine Boje, Fender oder Rettungsring) über Bord gegangen ist, ruft der Steuermann: „Mann über Bord, Rettungsmittel ausbringen, Ausguck stellen“.  Ein Mitglied der Mannschaft stellt den Ausguck und fixiert beziehungsweise beobachtet den über Bord gegangenen Mann. Zusätzlich bestätigt es dem Steuermann, dass der Ausguck gestellt wurde, durch den Ruf „Ausguck steht“.  Der Steuermann segelt auf „Raumwindkurs“ circa drei bis fünf Bootslängen vom überbordgegangenen Mann weg, um die nötige Höhe für das Manöver (späteres Aufschießen) zu erreichen. Liegt „Raumwindkurs“ nicht an, wird dazu zunächst auf „Raumwindkurs“ gegangen.  Dann lässt der Steuermann auf „Am-Wind-Kurs“ gehen. Dies sagt er der Mannschaft durch das Kommando: „Neuer Kurs Am Wind, holt dicht die Schoten“ an.  Die Mannschaft holt die Schoten dem Kurs entsprechend dicht.  Dann wird eine Wende gefahren. <?page no="205"?> 206 KAPITEL 18: PRAXIS SEGELBOOT MANÖVER  Nachdem-die-Wende-gefahren-wurde,-wird-der-Überbordgegangene-mit-einem seitlichen- Querabstand- von- drei- bis- fünf- Bootslängen- angesteuert.- Der- Kurs und- die- Segelstellung- sind- entsprechend- zu- wählen.- Es- muss- gegebenenfalls „abgefallen“- werden.- Der- Überbordgegangene- soll- dann- durch- Fahren- eines „Aufschießers“-geborgen-werden.-Das-Boot-soll-auf-seiner-Höhe-zum-Stehen kommen.  Die-Höhe-des-seitlichen-Abstands-hängt-vom-Gleitverhalten-und-der-Fahrtge‐ schwindigkeit-des-Bootes-ab.-„Je-höher-die-Fahrtgeschwindigkeit,-umso-weiter der-Abstand.“  Dann-wird-ein-Aufschießer-durchgeführt.  Der- Steuermann- gibt- das- Kommando: - „Bereit- machen- zum- Mann- aufneh‐ men“.  Das-Boot-kommt-idealerweise-neben-dem-Überbordgegangenen-zum-Stehen.  Steuermann-gibt-das-Kommando-zum-Bergen-des-Manns: -„Mann-beziehungs‐ weise-Person-aufnehmen“.  Die-Person-wird-aufgenommen. Schauen-Sie-sich-das-Manöver-- „Rettung-mittels-Wende“-auf-Video-an.- 18.8. - R ET TUNG SMANÖV E R - MIT T E L S - HA L S E - Dieses-Rettungsmanöver-wird-idealerweise-aus-„Am‐Wind‐Kursen“-gefahren.- Schauen-Sie-sich-das-Manöver-- „Rettung-mittels-Halse“-auf-Video-an.-  Nachdem-der-Mann-(in-der-Übung-eine-Boje,-Fender-oder-Rettungsring)-über Bord-gegangen-ist,-ruft-der-Steuermann: -„Mann-beziehungsweise-Person-über Bord,-Rettungsmittel-ausbringen,-Ausguck-stellen“.  Ein- Mitglied- der- Mannschaft- stellt- den- Ausguck- und- fixiert- beziehungsweise beobachtet-den-über-Bord-gegangenen-Mann.-Zusätzlich-bestätigt-es-dem-Steu‐ ermann,-dass-der-Ausguck-gestellt-wurde,-durch-den-Ruf-„Ausguck-steht“. <?page no="206"?> 18.8. Rettungsmanöver mittels Halse 207  Der Steuermann segelt auf „Am-Wind-Kurs“ drei bis maximal fünf Bootslängen weiter vom Mann weg, um die nötige Höhe für das Manöver (späteres Aufschießen) zu erreichen. Liegt „Am-Wind-Kurs“ nicht an, wird zunächst auf „Am-Wind-Kurs“ gegangen.  Dann lässt der Steuermann bis auf „raumen Wind“ abfallen. Dies sagt er der Mannschaft durch das Kommando: „Neuer Kurs raumer Wind, fiert auf die Schoten“ an.  Die Mannschaft fiert die Schoten dem entsprechenden Kurs auf.  Liegt der „Raumwindkurs“ an, wird eine Halse gefahren.  Nachdem die Halse gefahren wurde, wird der „Überbordgegangene“ mit einem seitlichen Abstand von drei bis fünf Bootslängen angesteuert. Der Kurs und die Segelstellung sind entsprechend zu wählen. Es muss gegebenenfalls entsprechend „angeluvt“ werden. Der Überbordgegangene soll dann durch Fahren eines „Aufschießers“ geborgen werden und das Boot auf seiner Höhe zum Stehen kommen.  Dann wird der Aufschießer durchgeführt.  Der Steuermann lässt die Mannschaft sich auf die Aufnahme an Bord des Manns vorbereiten, indem er das Kommando: „Bereit machen zum Mann aufnehmen“ gibt.  Das Boot kommt idealerweise neben dem „Überbordgegangenen“ zum Stehen.  Der Steuermann gibt das Kommando zum Bergen des Manns: „Mann aufnehmen“, und der Mann wird aufgenommen. Tipp: Die Höhe des seitlichen Abstands vor dem Aufschießer hängt maßgeblich davon ab, wie viel Fahrt das Boot hat. Bei schneller Fahrt muss mehr seitlicher Abstand, bei langsamer Fahrt sollte weniger Abstand gehalten werden. <?page no="207"?> 208 KAPITEL 18: PRAXIS SEGELBOOT MANÖVER 18.9. B E ID R E H E N Unter Beidrehen beziehungsweise Beiliegen versteht man, das Boot in eine Art „stabile Seitenlage“ zu bringen, um beispielsweise Reparaturen an Bord durchzuführen oder um ein verletztes Mannschaftsmitglied zu versorgen. Beim Manöver selbst handelt es sich um eine nicht „abgeschlossene Wende“. Dabei wird eine Wende gefahren. Die Fock bleibt dabei aber belegt (das heißt sie wird nicht wie bei der Wende gelöst) und wird nicht auf die andere Bootsseite übergeholt. Das Großsegel wird nach der gefahrenen Richtungsänderung leicht gefiert, das Ruder dann etwas in Richtung Luv (Pinne in Richtung Lee) gesetzt. Durch die entgegengesetzten Segel heben sich die durch den Wind auf das Segel wirkenden Kräfte nahezu auf. Das Boot liegt nun ruhig und stabil „beigedreht“, befindet sich aber mit sehr langsamer Geschwindigkeit in Fahrt. Zur vollen Weiterfahrt werden die Wende „zu Ende gefahren“ und die Fock überholt. Abb. 116: Beidrehen Der Ablauf und die Kommandosprache bei Durchführung des Beidrehens lauten:  Steuermann: „Klar zum Beidrehen“ (Vorbereitung zur Durchführung treffen).  Mannschaft: „Ist klar“ (wenn Vorbereitungen abgeschlossen sind).  Steuermann: „Ree“ (Wende wird eingeleitet).  Mannschaft: Fock bleibt belegt, kein Überholen; leichtes Auffieren des Großsegels.  Steuermann: Ruder etwas nach Luv legen (Pinne nach Lee). <?page no="208"?> 18.10. Schiften (auch: Shiften) 209 Schauen Sie sich das Manöver „Beidrehen" als Onlinetraining an. 18.10. S C HIF T E N (auch: S hiften) Schiften bezeichnet ein Segelmanöver, bei dem, ausgehend von einem Vorwindkurs, ein oder mehrere Segel auf die andere Bugseite gesetzt werden, ohne dabei den Kurs wesentlich zu ändern. Ziel des Schiftens kann beispielsweise das Einleiten oder Beenden der „Schmetterlingsstellung“ sein, um möglichst viel Segelfläche auf einem Vorwindkurs zu setzen. Schiften wird in der Literatur oft auch als Shiften bezeichnet. Geschiftet wird auch, um eine notwendige Kursänderung vorzubereiten oder um auf leichte Windrichtungsänderungen zu reagieren, ohne dabei die Fahrtrichtung wesentlich zu ändern. Durch Schiften kann die Ausweichpflicht unter gleichberechtigten Segelbooten geändert werden. Entscheidend ist dabei die Stellung des Großsegels. Es gilt Backbordbug vor Steuerbordbug. Das Manöver entspricht dem einer Halse, jedoch ohne wesentliche Änderung des Kurses. Unser Schiff im Beispiel fährt einen Vorwindkurs auf Steuerbordbug mit weit gefierten Segeln. Nun soll zunächst das Vorsegel beziehungsweise die Fock auf die andere Seite gesetzt, dann einige Meter mit der „Schmetterlingsstellung“ weiter gesegelt und anschließend das Großsegel auf die andere Bugseite gesetzt werden. Der Ablauf und die Kommandosprache beim Schiften sind dann wie folgt:  Kommando Steuermann: „Klar machen zum Überholen der Fock auf Steuerbordbug“.  Steuermann fällt solange vorsichtig ab, bis die Fock / das Vorsegel einfällt.  Kommando: „Hol über die Fock“. <?page no="209"?> 210 KAPITEL 18: PRAXIS SEGELBOOT MANÖVER Abb. 117: Schiften - Überholen des Vorsegels  Mannschaft: die Fock wird übergeholt, der Steuermann steuert das Boot aus, so dass beide Segel stehen.  Das Boot segelt nun in der „Schmetterlingsstellung“. Tipp: Die Mannschaft sitzt beim Schiften idealerweise auf der Seite des Großbaumes, um so mit Gewichtstrimm zusätzlich das Rückschlagen des Baumes zu verhindern. S C HI F T E N - ÜB E R HO L EN D E S VO RS EG E L S Nun soll auch das Großsegel auf den anderen Bug gesetzt werden.  Steuermann: „Klar zum Schiften“ (Vorbereitungen zur Durchführung einer Halse treffen).  Mannschaft: „Ist klar“ (wenn Vorbereitungen abgeschlossen sind).  Steuermann: „Hol dicht die Großschot“.  Mannschaft: Großschot wird dichtgeholt. Steuermann wartet ab, bis die Großschot dichtgeholt ist.  Steuermann: „Rund achtern“ (Einleitung der Halse durch kurzes und vorsichtiges Ruderlegen, Kurs wird beibehalten). <?page no="210"?> 18.11. Ankermanöver unter Segel 211 Der Wind greift hinter das Großsegel und drückt es auf die andere Seite. Das Großsegel dann weit auffieren, dabei sanft Gegenruder legen, um das Boot zu stabilisieren. S C HI F T E N - ÜB E R HO L EN D E S GROß S EG E L S Abb. 118: Schiften - Überholen des Großsegels 18.11. ANK E RMANÖV E R UNT E R S EG E L Beim Ankermanöver unter Segel wird zunächst ein Aufschießer gefahren. Sobald das Boot vollständig zum Stillstand gekommen ist, wird der Anker zügig zu Wasser gelassen. Wichtig ist dabei, dass die Ankerleine (mindestens die fünffache Wassertiefe) beziehungsweise Ankerkette (mindestens die dreifache Wassertiefe) lange genug zu Wasser gelassen wird. Das Boot wird dann durch den Seegang solange treiben gelassen oder unter Motor leicht zurückgesetzt, bis der Anker spürbar greift. Der Ablauf des Manövers „Ankermanöver und Segel“ ist wie folgt:  Steuermann: „Klar machen zum Ankern“ (Vorbereitung zur Durchführung treffen).  Mannschaft: „Ist klar“ (wenn Vorbereitungen abgeschlossen sind).  Steuermann: „Klar zum Aufschießer“.  Mannschaft: „Ist klar“.  Steuermann: „Schoten los“ und Lenkbewegung in Windrichtung.  Mannschaft löst Großschot und Vorschot. Boot gleitet bis zum Stillstand. <?page no="211"?> 212 KAPITEL 18: PRAXIS SEGELBOOT MANÖVER Abb. 119: Ankermanöver  Steuermann: „Anker setzen“.  Mannschaft lässt Anker zu Wasser. 18.12. R E F F E N Unter Reffen versteht man das Verkleinern der Segelfläche. Dies ist bei starkem Wind erforderlich, um eine zu starke Krängung des Schiffs zu verhindern, den Ruderdruck zu senken und um das Rigg und das Segeltuch zu entlasten. Dabei werden je nach Besegelung die Segel entweder gegen kleinere Segel getauscht - die Vorgehensweise ist dann analog dem „Segel setzen“ und „Segel bergen“ - oder die Segelfläche der Besegelung wird verkleinert. Moderne Yachten sind oft mit Rollreffeinrichtungen ausgestattet. Dort werden dann Segelteilflächen „eingerollt“. Wir beschreiben hier das Reffen klassisch durch die Verkleinerung des Großsegels mit einem Bindereff. Zum Reffen eignet sich idealerweise der „Am Wind“-Kurs. Das Boot läuft dann während des Reffens alleine mit dem Vorsegel weiter. Ausgehend von einem „Am Wind“-Kurs läuft das Reffen idealtypisch wie folgt ab: Zunächst wird der Großbaum-Niederholer, anschließend die Großschot gelöst. Das Segel killt nun. Im Anschluss wird das Großfall gefiert, der Großbaum wird dabei entweder von der Dirk gehalten oder hängt durch. Das Segel wird dann durch die Reffösen im Segel „eingebunden“. Das Großfall wird anschließend wieder durchgesetzt und die Großschot dichtgeholt. <?page no="212"?> KA PIT E L 19: P R AXI S KNOT EN In der praktischen Prüfung müssen Sie insgesamt acht Knoten beherrschen. Die Knoten müssen auf Anhieb sitzen. Hier sehen Sie nochmals, welche Knoten dies im Einzelnen sind:  Achtknoten  Kreuzknoten  Webleinstek  Roringstek  Einfacher Schotstek  Doppelter Schotstek  Palstek  Belegen einer Klampe Abb. 120: Knoten Lernen Sie alle acht Knoten mit unseren Knotenvideos. <?page no="213"?> KA PIT E L 20: P R AXI S ZU SAT ZAU S BI L DUNG NAVI GATION Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick, welche Inhalte Sie in der freiwilligen Zusatzprüfung Navigation im Rahmen der praktischen Motorbootprüfung beherrschen sollten. Dieses Kapitel baut wesentlich auf dem Kapitel 9 „Navigation“ auf. 20.1. NAVIGAT ION AM B OD E N S E E Die am Bodensee hauptsächlich angewandte Navigationsform ist die terrestrische Navigation. Unter der terrestrischen Navigation versteht man die Bestimmung seiner Position auf See mit Hilfe der Seekarte und dem Erkennen von in der Karte erkennbaren Orientierungspunkten mit dem bloßen Auge oder dem Fernglas. Zur Bestimmung der eigenen Position wird eine „Kreuzpeilung“ durchgeführt. Vereinfacht gesagt werden bei der „Kreuzpeilung“ zwei bekannte Objekte angepeilt und die gemessenen Peilungen in die Seekarte eingezeichnet. Dies können beispielsweise Kirchtürme, besondere Gebäude, Hafeneinfahrten, Flussmündungen, Seezeichen oder andere markante Orte sein, die in der Seekarte eingetragen sind. Am Schnittpunkt ist die eigene Position. Schauen Sie sich das Video zur Navigation am Bodensee an. 20.2. KOMPA S S NAV I GAT ION Das wichtigste Instrument der terrestrischen Navigation ist der Kompass. Für den richtigen Umgang ist es wichtig, die Zuordnung der Gradzahlen zu den Himmelsrichtungen zu kennen. Die hauptsächlich eingesetzte Kompassart ist der Magnetkompass. <?page no="214"?> 20.3. Berücksichtigung von Missweisung und Ablenkung 215 Abb. 121: Gradzahlen Magnetkompass 20.3. B E RÜC KS IC H TI GUNG VON MI S SW EI S UNG UND AB L E NKUNG Der Magnetkompass reagiert auf Magnetismus. Der Magnetkompass richtet sich am Magnetfeld der Erde aus, er reagiert aber auch auf andere Magnetfelder. Bei der Navigation mit dem Magnetkompass ist zu berücksichtigen, dass die vom Kompass angezeigte Gradzahl möglicherweise durch Schiffsmagnetismus und Erdmagnetismus verfälscht wird. Diese „Verfälschung“ wird als „Magnetkompassfehlweisung“ bezeichnet. Mit dem Magnetkompass gemessene Peilungen müssen vor der Übertragung in die Seekarte um die „Fehlweisung“ bereinigt werden. Die Details hierzu haben Sie bereits in Kapitel 9 „Navigation“ gelernt. Abb. 122: Magnetkompassfehlweisung Dabei wird die durch Missweisung und Ablenkung verursachte Verfälschung in östliche Richtung mit „+“ und in westliche Richtung mit „-“ angegeben und bei der Umrechnung berücksichtigt. Ablenkung/ Deviation Missweisung/ Deklination Erdmagnetismus Schiffsmagnetismus Magnetkompassfehlweisung NO SW NW SO 270 W 180 S 90 O 0 360 N NO SW NW SO 270 W 270 W 180 S 180 S 90 O 90 O 0 360 N 0 360 N <?page no="215"?> 216 KAPITEL 20: PRAXIS ZUSATZAUSBILDUNG NAVIGATION 20.4. B E R E INI GUNG UM A B L ENKUNG UND MI S SW EI S UNG Immer wenn per Magnetkompass vorgenommene Peilungen in die Seekarten eingetragen werden sollen, müssen diese zunächst um die Fehlweisung, also die Magnetkompassablenkung und die Missweisung berichtigt werden. Dabei wirkt die Verfälschung entweder in westliche oder in östliche Richtung. In diesem Beispiel ist die Ablenkung 18° westlich, die Missweisung 2° östlich. Abb. 123: Bereinigung Ablenkung und Missweisung 1 Wenn Kurse oder Peilungen aus der Seekarte entnommen werden, müssen diese ebenso wieder auf den Magnetkompass um die Fehlweisung umgerechnet werden: Abb. 124: Bereinigung Ablenkung und Missweisung 2 Merke: Man rechnet vom „richtigen“, rechtweisenden Kurs (rwK) zum falschen Kurs (mwK) mit umgekehrtem (falschem) Vorzeichen; vom „falschen“ Kurs (MgK) zum richtigen Kurs (rwK) mit richtigem Vorzeichen. Anhand des folgenden Beispiels soll die Bereinigung eines geplanten Kurses um die Ablenkung und die Missweisung veranschaulicht werden. <?page no="216"?> 20.4. Bereinigung um Ablenkung und Missweisung 217 Abb. 125: Beispiel Bereinigung und Ablenkung und Missweisung Beispiel: Sie stehen am 5.6.2016 mit Ihrem Fahrzeug zwischen Langenargen und Kressbronn und peilen den Turm des Schlosses Montfort in Langenargen (siehe Abbildung). Die abgelesene Magnetkompasspeilung ergibt 330 Grad. Aus der Kompassrose in der Seekarte entnehmen Sie eine Ortsmissweisung von +1,5 Grad für das Jahr 2014 und eine jährliche Veränderung von +0,1 Grad. Die Ablenkung entnehmen Sie der Ablenkungstabelle des Bootes, sie beträgt hier -10 Grad. Sie berichtigen zunächst die Missweisung auf das aktuelle Kalenderjahr: Missweisung Karte aus 2014: + 1,5° E (E = Ost) jährliche Veränderung (2 Jahre): + 0,2° E (für jedes Jahr + 0,1° E) Missweisung Jahr 2016: + 1,7° E Folgender Rechenweg führt dann zur rechtweisenden Peilung (rwP): Magnetkompasspeilung (MgP) 330° Magnetkompassablenkung (Abl.) - 10° missweisende Peilung (mwP) 320° Missweisung (Mw) + 1,7° rechtweisende Peilung (rwP) 321,7° <?page no="217"?> 218 KAPITEL 20: PRAXIS ZUSATZAUSBILDUNG NAVIGATION Die so bereinigte Peilung von 321,7 Grad kann nun in die Seekarte eingezeichnet werden. In unserem Beispiel „verfälscht“ also die Ablenkung 10 Grad in die westliche (-) und die Missweisung von 1,7 Grad in östliche Richtung (+). 20.5. P O S I TION S B ES T IMMUNG P E R K R E UZ P E ILUNG Zur Bestimmung der eigenen Position wird im Rahmen der terrestrischen Navigation eine Kreuzpeilung durchgeführt. Dabei werden zwei bekannte und erkennbare Objekte angepeilt und die gemessenen Peilungen, bereinigt um Ablenkung und Missweisung, dann als Standlinien in die Seekarte eingezeichnet. Am Schnittpunkt der beiden Standlinien ist die eigene Position. D URC H FÜHR UNG D E R K R E UZ P E I LUNG Hierbei ist zu beachten, dass die Peilobjekte feste und auf See sichtbare wie auch in der Seekarte klar erkennbare Objekte sein müssen. Geeignet sind dabei vor allem Kirchtürme oder andere markante Gebäude, Flussmündungen, Hafeneinfahrten, Landestege oder Seezeichen. Abb. 126: Kreuzpeilung <?page no="218"?> 20.5. Positionsbestimmung per Kreuzpeilung 219 Die beiden Peilobjekte sollten idealerweise im Abstand von 90 Grad liegen, um eine möglichst genaue Positionsbestimmung vornehmen zu können. Eine Toleranz von je 30 Grad, also ein Abstand der Peilobjekte untereinander von mindestens 60 Grad und höchstens 120 Grad ist dabei noch akzeptabel. Das Peilergebnis kann durch Durchführung einer oder mehrerer weiterer Peilungen kontrolliert oder verbessert werden. Wir gehen bei der Kreuzpeilung schematisch wie folgt vor:  Auswahl von zwei geeigneten Peilobjekten, die die erwähnten Voraussetzungen erfüllen.  Peilen der beiden Objekte mit dem Handpeilkompass.  Bereinigen des gepeilten Kurses um Missweisung und Ablenkung.  Einzeichnen von Standlinien der gepeilten Objekte mit der entsprechenden Gradzahl in die Seekarte. Abb. 127: Standlinien  Der Schnittpunkt der beiden Linien ergibt die Position.  Sollten Sie sich der Peilung nicht sicher sein, führen Sie eine dritte Peilung durch. <?page no="219"?> 220 KAPITEL 20: PRAXIS ZUSATZAUSBILDUNG NAVIGATION  Entweder diese Peilung schneidet Ihre erste Peilung, oder  es entsteht durch Einzeichnen der dritten Peilung ein Dreieck. Dieses Dreieck stellt Ihre potenzielle Position dar. Je kleiner das Dreieck, umso genauer ist Ihre Position. A B L ES E N D E R KOO R D INAT E N AU S D E R S E E KART E Um die per Kreuzpeilung in der Karte ermittelte Position beispielsweise im Notfall einem Retter mitteilen zu können, ist es wichtig, diese auch richtig aus der Seekarte ablesen zu können. Positionen werden als Koordinaten durch Angabe ihrer Lage auf dem jeweiligen Längen- und Breitengrad angegeben. Abb. 128: Ablesen der Koordinaten Längengrade werden am oberen oder unteren Kartenrand, Breitengrade an den seitlichen Kartenrändern abgelesen. <?page no="220"?> 20.6. Arbeiten mit der Seekarte 221 20.6. A R B EIT E N MI T D E R S E E K ART E In den folgenden Abschnitten lernen Sie, wie Sie mit der Seekarte arbeiten. Oft wird auch im Rahmen der Zusatzprüfung Navigation die Seekarte benutzt und der Prüfer prüft, ob Sie mit der Seekarte umgehen können. KURS P L ANUNG Das folgende Beispiel veranschaulicht das Vorgehen bei der Kursplanung: Angenommen, Sie wollen spät abends mit Ihrem Boot von Langenargen am deutschen Ufer nach Romanshorn in der Schweiz fahren. Planen Sie den Kurs, den Sie dann zu fahren haben. Um den Kurs zu bestimmen, den Sie mit Ihrem Fahrzeug fahren sollten, gehen Sie wie folgt vor:  Legen Sie Ihr Kursdreieck an den Ausgangspunkt (Langenargen) und den Zielpunkt (Romanshorn) in der Karte an.  Verschieben Sie das Kursdreieck zum nächsten Meridian (halber Längenkreis auf der Erde) mit Hilfe des Anlagedreiecks.  Lesen Sie den Kurs (Winkel) am Kursdreieck ab. <?page no="221"?> 222 KAPITEL 20: PRAXIS ZUSATZAUSBILDUNG NAVIGATION Abb. 129: Kursplanung  Bereinigen Sie den Kurs um Missweisung und Ablenkung, um richtig zu steuern.  Als Ergebnis erhalten Sie den Magnetkompasskurs, nach dem Sie Ihr Fahrzeug navigieren können. E INT R AG E N E IN E R P O S IT ION Das folgende Beispiel veranschaulicht das Vorgehen beim Eintragen einer Position in die Seekarte: <?page no="222"?> 20.6. Arbeiten mit der Seekarte 223 Sie sollen eine Position, beispielsweise 47° 38,0` N (Nord) und 009° 29,0` E (Ost), in die Seekarte eintragen. Abb. 130: Eintragen einer Position in die Karte Hierzu sollten Sie wie folgt vorgehen:  Suchen Sie die angegebene Breite der Position am linken Kartenrand (47° 38,0` N).  Zeichnen Sie sich bei Bedarf eine Hilfslinie orthogonal (rechtwinklig) zum Kartenrand, um die Breite der Position einzuzeichnen.  Suchen Sie die angegebene Länge der Position am oberen Kartenrand (009° 29,0` E).  Zeichnen Sie sich bei Bedarf eine Hilfslinie orthogonal zum Kartenrand, um die Länge der Position einzuzeichnen.  Der Schnittpunkt ist die Position. Tragen Sie die Koordinaten neben der Position ein: 47° 38,0` N (Nord) und 009° 29,0` E (Ost). A B L ES E N E IN E R P O S I T ION Das folgende Beispiel veranschaulicht das Vorgehen beim Ablesen der Position aus der Seekarte: Ihnen wird ein Objekt in der Seekarte vorgegeben, dessen Position Sie bestimmen sollen; beispielsweise das Seezeichen 42 „Schussengrund“. <?page no="223"?> 224 KAPITEL 20: PRAXIS ZUSATZAUSBILDUNG NAVIGATION Abb. 131: Ablesen einer Position Hierzu sollten Sie wie folgt vorgehen:  Nehmen Sie Ihr Kursdreieck und legen Sie dieses in der Horizontalen an dem Objekt an.  Verschieben Sie Ihr Kursdreieck parallel bis zum linken Kartenrand. Verwenden Sie bei Bedarf als Hilfsmittel das Anlegedreieck.  Lesen Sie die Breite der Position ab und notieren Sie sich diese. <?page no="224"?> 20.6. Arbeiten mit der Seekarte 225  Legen Sie Ihr Kursdreieck dann vertikal an das Objekt an. Bei Bedarf verschieben Sie es ebenso parallel bis zum oberen Kartenrand.  Lesen Sie dann den Längengrad der Position ab und notieren Sie sich diesen: 47° 38,0` N (Nord) und 009° 29,0` E (Ost). E INT R AG E N E IN ES KURS E S Das folgende Beispiel veranschaulicht das Vorgehen beim Eintragen eines Kurses in die Seekarte: Sie sollen einen vorgegebenen Kurs in die Seekarte eintragen. Meist wird die Ausgangsposition vorgegeben (vergleiche „Eintragen einer Position“). Nun gehen Sie wie folgt vor:  Hinterfragen Sie, ob der gegebene Kurs bereits ein rechtweisender Kurs ist.  Ist der Magnetkompasskurs gegeben, ist er noch um die Fehlweisung (Ablenkung und Missweisung) zu bereinigen.  Legen Sie Ihr Kursdreieck an den nächsten Meridian (0°-Linie) an der Ausgangsposition parallel an.  Drehen Sie Ihr Kursdreieck nun, bis der gesuchte Kurs am Meridian abgelesen werden kann. <?page no="225"?> 226 KAPITEL 20: PRAXIS ZUSATZAUSBILDUNG NAVIGATION Abb. 132: Eintragen eines Kurses  Legen Sie das Anlegedreieck an das Kursdreieck an und verschieben Sie es solange, bis es die Ausgangsposition schneidet.  Zeichnen Sie den Kurs von der Ausgangsposition in die Seekarte mit der Gradzahl ein. A B L ES E N VON D I S TANZ E N Das folgende Beispiel veranschaulicht das Vorgehen beim Ablesen von Distanzen aus der Seekarte: Sie werden gebeten, Distanzen aus der Seekarte abzulesen, um beispielsweise zu bestimmen, wie weit es von Ihrer aktuellen Position bis nach Friedrichshafen ist. Hierzu müssen Sie wie folgt vorgehen:  Nehmen Sie den Zirkel und spannen Sie ihn über die zu messende Distanz auf.  Fahren Sie mit dem Zirkel, ohne Änderung der Spannweite, an den linken Kartenrand. <?page no="226"?> 20.6. Arbeiten mit der Seekarte 227 Abb. 133: Ablesen von Distanzen  Lesen Sie die Distanz ab. Eine Breitenminute entspricht dabei einer Seemeile.  Der abgelesene Wert entspricht also der gemessenen Distanz in Seemeilen.  Notieren Sie sich Ihr Ergebnis: Distanz: 2 Seemeilen beziehungsweise 3,704 Kilometer. Wie Sie Seemeilen in Kilometer und umgekehrt umrechnen, können Sie im Theorieteil auf Seite 87 f. nachlesen. <?page no="227"?> KA PIT E L 21: P R AXI S P RÜF UN G Bei der Praxisprüfung ist zu unterscheiden, ob Sie die Praxisprüfung für das Motorboot oder für das Segelboot ablegen. 21.1. P R AX I S P RÜF UNG MOTO R B OOT Bei der praktischen Prüfung auf dem Motorboot müssen Sie die folgenden Manöver sicher beherrschen:  Anlegen über Steuerbord und Backbord  Ablegen über Steuerbord und Backbord  Mann über Bord-Manöver  Wenden auf engem Raum  Knoten (siehe Kapitel Knoten)  Einfahren in eine Box beziehungsweise in einen Liegeplatz  Ankermanöver  Rückwärtsfahren mit Richtungsänderung  Rückwärtsfahren unter Beanspruchung des Motors  Anlegen eines Lifebelts oder einer Rettungsweste 21.2. P R AX I S P RÜF UNG S EG E L BOOT Bei der praktischen Prüfung auf dem Segelboot müssen Sie die folgenden Manöver sicher beherrschen:  Kursfahren (Am Wind, halber Wind, raumer Wind, Vorwind)  Wende  Halse  Rettungsmanöver mittels Wende  Rettungsmanöver mittels Halse  Knoten (siehe Kapitel Knoten)  Beidrehen  Schiften <?page no="228"?> 21.3. Prüfung Zusatzausbildung Navigation 229 Wird in der Prüfungsordnung erwähnt, jedoch selten geprüft:  Ankermanöver  Anlegen eines Lifebelts oder einer Rettungsweste 21.3. P RÜFUNG Z U SATZAU S B IL D UNG NAV I GAT ION In der Zusatzausbildung Navigation soll jeder Prüfling im Rahmen der praktischen Motorbootprüfung ein oder mehrere frei wählbare Objekte an Land peilen und dem Prüfer die Peilung mitteilen und danach das Vorgehen einer Kreuzpeilung beschreiben. Anbei haben wir Ihnen einen typischen Dialog zwischen Prüfer und Prüfling im Rahmen der Prüfung aufgeschrieben. Bei mehreren Prüflingen fragt der Prüfer die Fragen meist der Reihe nach, je eine pro Prüfling: Prüfer: Wie können Sie hier am Bodensee Ihre Position bestimmen? Prüfling: Mittels einer Kreuzpeilung beziehungsweise mit terrestrischer Navigation. Prüfer: Was machen Sie dann genau? Prüfling: Ich nehme einen Handpeilkompass und peile zwei Landmarken. Prüfer: Gut, dann machen Sie das. Prüfling: Nimmt den Handpeilkompass und peilt Landmarken. Prüfer: Welche Voraussetzungen müssen die Landmarken haben, die Sie peilen? Prüfling: Sie müssen fest, erkennbar und in der Seekarte eingetragen sein. Prüfer: Welche weitere Voraussetzung müssen die beiden Landmarken erfüllen? Prüfling: Sie sollten idealerweise im Winkel von 90 Grad zueinander stehen. Prüfer: Wieso genau 90 Grad? Prüfling: Weil hier ein potenzieller Peilfehler möglichst gering ist. Prüfer: Gut, jetzt haben Sie zwei Peilungen, wie geht es weiter? Prüfling: Ich bereinige die Peilungen um die Ablenkung und die Missweisung. <?page no="229"?> 230 Kapitel 21: PRAXISPRÜFUNG Prüfer: Und was ist die Ablenkung? Prüfling: Die Ablenkung ist die Auswirkung von Schiffsmagnetismus auf den Kompass. Prüfer: Wie nennt man die Ablenkung noch? Prüfling: Deviation. Prüfer: Und woher wissen Sie, wie hoch die Ablenkung bei diesem Boot hier ist? Prüfling: Aus der Ablenkungstabelle. Prüfer: Und was ist dann die Missweisung? Prüfling: Die Missweisung resultiert daraus, dass der Magnetische Nordpol nicht gleich dem Geografischen Nordpol ist. Prüfer: Und woher wissen Sie, wie hoch die Missweisung hier am Bodensee ist? Prüfling: Die Missweisung ist in der Seekarte angegeben. Sie steht in der Kompassrose. Prüfer: Und diese gilt überall? Prüfling: Nein. Nur an diesem Ort, deswegen sagt man auch Ortsmissweisung. Prüfer: Und wie nennt man die Missweisung noch? Prüfling: Deklination. Prüfer: Angenommen, Sie haben Ihre Peilungen um die Ablenkung und die Missweisung bereinigt. Wie geht es weiter? Prüfling: Ich zeichne die bereinigten Peilungen in die Seekarte ein. Prüfer: Wie nennt man die eingezeichneten Peilungen? Prüfling: Man nennt dies Standlinien, da es die Linien sind, auf denen ich potenziell mit meinem Fahrzeug stehe. Prüfer: Und wo befinden wir uns jetzt? Prüfling: Wir befinden uns näherungsweise auf dem Schnittpunkt der beiden Standlinien. <?page no="230"?> 21.3. Prüfung Zusatzausbildung Navigation 231 Prüfer: Und was machen Sie, wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie richtig gepeilt haben? Prüfling: Dann mache ich eine dritte Peilung und zeichne noch eine Standlinie ein. Wenn diese dritte Peilung die ersten beiden Peilungen schneidet, so habe ich ganz exakt richtig gepeilt. Prüfer: Und was, wenn nicht? Prüfling: Dann entsteht ein Dreieck. Prüfer: Was bedeutet dieses Dreieck? Prüfling: Das Dreieck ist meine Standfläche, also die Fläche, auf der ich potenziell stehe. Prüfer: Angenommen, Sie haben richtig gepeilt. Wie können Sie einer dritten Person am Telefon mitteilen, wo Sie sind? Prüfling: Indem ich die Koordinaten der Position aus der Seekarte ablese. Prüfer: Beschreiben Sie, wie Sie das machen. Prüfling: Ich lese die Breitengrade am rechten und linken Kartenrand ab und die Längengrade am oberen und unteren Kartenrand. <?page no="231"?> P RÜF UNG SÜB E RS IC HT <?page no="232"?> S TI C HWO RT V ERZ EI C HNIS A abfallen 158, 194 Abgasgrenzwerte 24 Abgastypenbescheinigung 24 ablandig 101 ablegen 186 Ablenkung 91 Ablesen einer Position 223 Ablesen von Distanzen 226 Abstand 124 Abstandsregeln 166 abtakeln 159 Achtknoten 73 Admiralitätsanker 75 Alter Rhein 62 am Wind 193 Anker 72 Ankerkette 75 Ankerleine 75 Ankermanöver 192 Ankermanöver unter Segel 211 ankern 64, 74 Ankerplätze 75 Ankertypen 75 Anlegedreieck 89 Anlegemanöver 185 anluven 158, 194 auflandig 100 Aufschießer 204 Außenbordmotor 77, 113, 114, 115 Ausweichregeln 125, 166 B Backbordbug 169, 194 Bälle 46 Beaufort 102 Beaufortskala 102 Befähigung 21 beidrehen 208 beiliegen 208 Belegen einer Klampe 74 Berufsfischer 47, 125, 128, 167 Besatzung 28 bewegliche Spieren 145, 147 Blister 154 Blöcke 149 Bodenseeschifferpatent 20 Bodensee-Schifffahrts-Ordnung 10 Bootsmotoren 113 Brandschutz 77 Breitengrade 86, 220 Brückenbogen 66 Bug 144 Bugformen 144 Buglicht 43 C Cat-Takelung 150 D Danforth-Anker 75 Deklination 91 Deviation 91 Distanz 226 Distanzen 13, 87 <?page no="233"?> 234 STICHWORTVERZEICHNIS doppelter Schotstek 73 Draggen 75 Dreifarben-Leuchte 43 Durchfahrtshöhe 67 Durchfahrtshöhen 66 E Eignung 21 einfacher Schotstek 73 Einfahren in den Liegeplatz 189 Einsatzfahrzeuge 45, 127, 167 Einschränkungszeichen 53, 56 Eintragen einer Position 222 Eintragen eines Kurses 225 Empfehlungszeichen 53, 56 Erdmagnetismus 215 F Fahrgastschiffe 20 Fahrwasser 63, 161 Fahrzeuge mit Maschinenantrieb 20 Fehlweisung 91, 215 Fender 72 feste Spieren 145 Festmacherleinen 72, 73 Feuerlöscher 72, 77 Feuerwehr 127 Flaggen 46 Flaggenführung 46, 47 Flüssiggas 77 Flüssiggasanlagen 77 Fock 151 Föhn 101 Föhnsturm 102 Formstabilität 140 Frontgewitter 103 G Gaffeltakelung 151 Gas 77 Gasanlagen 77 Gebotszeichen 53, 55 Gefahrensituationen 78 Gefahrenstelle 46 Genua 151, 154 geographischer Nordpol 91 Gewichtsstabilität 140 Gewitter 103 Gleitboot 112 Großbaum 147 Großschot 153 Großsegel 146, 151, 153 Grundsitzer 80 Güterschiffe 20 H Hafeneinfahrt 46 halber Wind 193 Hals 153 Halse 161, 195, 203 Hauptsegel 151 Heck 144 Heckformen 144 Hecklicht 42 Hinweiszeichen 53, 57 Hochrhein 21, 62 Höchstgeschwindigkeit 30, 63, 124 Hochtakelung 151 Holepunkt 154, 155 <?page no="234"?> STICHWORTVERZEICHNIS 235 I im Wind 193 Innenbordmotor 77, 113, 115 Inseln 14 J Jolle 140, 160, 161 K Katamaran 143 Kennzeichen 22 Kennzeichnungspflicht 22 kentern 80 Kielboot 141 killen 158 Knoten 73, 213 Kollision 79 Kompass 72, 89 Kompassnavigation 214 Kompassrose 88 Kondominium 10 Koordinaten 86, 220 Kopf 153 Kraftstoff 114, 115, 120 Krängung 155, 160 Kreuzknoten 73 Kreuzpeilung 214, 218 Kursdreieck 89 Kursfahren 183, 200 Kursplanung 221 L Landratsamt 180 Landwind 99, 100 Längengrade 86, 220 Lärmgrenzwerte 24 laufendes Gut 145, 149 Lee 155 Lee vor Luv 169 Leegierigkeit 156 Lenzeinrichtung 72 Lichterführung 41 Life Belt 192 Lineal 89 linksdrehende Schiffsschraube 117 Luv 155 Luvgierigkeit 156 Luvwant 159 M magnetischer Nordpol 91 Magnetkompass 90, 215 Mann über Bord 108, 121 Mann-über-Bord-Manöver 184 Manöver 183 Maßstab 87 Mast 145, 146 Mensch über Bord 121 Mindestabstand 124 Mindestausrüstung 23 Mindestseitenabstand 30 Mindestsicherheitsausrüstung 72 missweisende Peilung 217 Missweisung 90, 91 Motorboot 111 Mundsignalhorn 35, 72 Muring 73 N Nachtzeit 41 Naturschutzgebiet 15 <?page no="235"?> 236 STICHWORTVERZEICHNIS Navigationsbesteck 89 Nebel 78 Normalfock 154 Normalpegel 66 Notbeleuchtung 72 Notflagge 72 O Obersee 9, 62 Ölwehr 127 Ösen 149 P Paddel 72 Palstek 74 Patentanker 75 Pegel 93 Peilobjekte 218 Polizei 127 Position 222 Positionsbestimmung 218 Praxisprüfung 228 Praxisprüfung Motorboot 228 Praxisprüfung Segelboot 228 Prüfung Zusatzausbildung Navigation 229 Prüfungsablauf 180 Prüfungsdauer 180 Prüfungsort 180 Q Quick Stopp 114 R Radeffekt 117 raumer Wind 193 Realteilung 10 rechtsdrehende Schiffsschraube 117 rechtweisende Peilung 217 Reffeinrichtung 153 reffen 159, 212 Rettungsmanöver 184, 205, 206 Rettungsmanöver mittels Halse 206 Rettungsmanöver mittels Wende 205 Rettungsmittel 23 Rettungsring 72 Rettungsweste 72, 192 Rheinbrücke 66, 93 Rheinstrecken 62, 63 Rigg 145 Rollen 149 Roringstek 73 rückwärtsfahren 190 Rumpf 141 Rundumlicht 42 S Saling 146 Schachener Berg 95 Schallzeichen 35 scheinbarer Wind 156, 157 Schifffahrtsämter 11 Schifffahrtsbehörden 11 Schifffahrtszeichen 53, 92 Schiffsführer 28 Schiffsmagnetismus 215 Schiffsschraube 117, 120 schiften 209 Schilfgürtel 125 <?page no="236"?> STICHWORTVERZEICHNIS 237 schleppen 80 Schleppleine 80 Schleppverband 45, 131, 168, 172 Schleppverbände 125, 129 Schleppverbindung 80 Schothorn 153 Schraubeneffekt 117 Schwimmweste 192 Seeboden 14 Seekarte 86, 88, 89, 221 seemännisches Verhalten 31 Seemannschaft 23, 72 Seemeile 87 Seenot 29, 47, 107 Seerhein 62 Seewind 99 Seezeichen 92 Segel 151 Segel bergen 159, 195 Segel setzen 195 Segelfahrzeuge 20 Segelstellung 193 Segelsurfbretter 172 Seitenlichter 42 Sektoren 42 Sicherheit 114 Sichtwinkel 42 sinken 80 Sluptakelung 150 Sonnenaufgang 41 Sonnenuntergang 41 Spieren 146 Spinnaker 151, 154 Spinnakerbaum 147 Sportfischer 47, 128 Spreizlatten 153 Stagen 148 Starkwind 79 Starkwind- und Sturmwarnsystem 105 Starkwindwarnung 107 stehendes Gut 145, 148 Steuerbordbug 169, 194 stillliegen 74 Stockanker 75 Sturm 79, 107 Sturmfock 154 Sturmwarnung 107 T Tagzeit 41 Takelage 145, 160 tanken 120 Tauchstellen 47, 125 Tauwerk 73 terrestrische Navigation 86, 91, 214 Teufelstisch 95 Theorieprüfung 178 Topplicht 42 Tragweite 41 Trimaran 143 Trysegel 159 U überholen 130, 172 Überholmanöver 130 Uferzone 30, 124 <?page no="237"?> 238 STICHWORTVERZEICHNIS Umweltschutz 31 Unfall 29, 79 Unterliek 153 Unterliekstrecker 155 Untersee 9, 62 Unterwasserschutzanstrich 31 Untiefe 94 V Verbotszeichen 53 Verdrängerboot 112 Vergnügungsfahrzeuge 129, 168 Verhaltensvorschriften 28 Verkauf 24 Viereckstafel 63 Vorliek 153 Vorrangfahrzeuge 45, 128 Vorrangschiffe 47, 125, 128, 167 Vorsegel 151, 153 Vorwind 193 Z Wanten 146, 148 Wärmegewitter 103 Wasseroberfläche 12 Wasserpegel 66 Wasserpflanzen 31, 125 Wasserskifahren 31, 125 Wasserstand 66, 93 Wasservögel 78 Webleinstek 73 weißes Rundumlicht 42 Wende 159, 195, 201 Wendemanöver 189 Wenden auf der Stelle 189 Wenden auf engem Raum 187 Westwind 99 Windgeschwindigkeit 102 Windstärke 102 Z Zirkel 89 Zolldienststellen 11 Zulassung 23 Zulassungspflicht 22 Zusatzausbildung Navigation 214 Zweifarben-Leuchte 43 <?page no="238"?> Bodenseeschifferpatent Mit dem blauen Buch die Prüfung bestehen Dieses Buch vermittelt Ihnen einfach, schnell und unkompliziert alles, was Sie für den Sportbootführerschein Bodenseeschifferpatent Motor und Segel benötigen. 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