Incoming-Tourismus China und Indien
Tourismus kompakt
1018
2021
978-3-7398-8087-7
978-3-7398-3087-2
UVK Verlag
Manuel Vermeer
Felix M. Kempf
Deutschlands Attraktivität verstehen!
Menschen aus China und Indien schätzen Deutschland als Urlaubsregion. Grund dafür sind nicht nur die bekannten Stereotypen und Klischees. Vielmehr überzeugt aus der asiatischen Perspektive das positive Image des Landes. Deutschland bietet gleich eine Vielzahl attraktiver Reisemotive. Diese reichen von Bildung über Kultur bis hin zu Shopping. Manuel Vermeer und Felix M. Kempf analysieren den asiatischen Incoming-Tourismus der zwei bevölkerungsreichsten Länder der Erde. Sie stellen Treiber des chinesischen und indischen Tourismus vor und gehen auf Reisezeiten, Reisedauer und Reisegebiete ein. Zahlreiche Infokästen bieten Hintergrundwissen und vertiefen das Verständnis.
Das Buch richtet sich an Tourismuspraktiker:innen und Studierende der Tourismuswissenschaft.
<?page no="0"?> Incoming- Tourismus China und Indien Tourismus kompakt Manuel Vermeer / Felix M. Kempf <?page no="1"?> Manuel Vermeer, Felix M. Kempf Incoming-Tourismus China und Indien Tourismus kompakt <?page no="2"?> Prof. Dr. Manuel Vermeer zählt zu Deutschlands führenden Kennern Chinas und Indiens. Er arbeitet als Unternehmensberater, Dozent und Autor. Prof. Dr. Felix M. Kempf lehrt Tourismusmanagement an der IST-Hochschule für Management in Düsseldorf und ist dort Dekan für Tourismus & Hospitality. <?page no="3"?> Manuel Vermeer, Felix M. Kempf Incoming-Tourismus China und Indien Tourismus kompakt UVK Verlag · München <?page no="4"?> Umschlagabbildung: © 75tiks · iStock Autorenbild Vermeer: © Keskin Autorenbild Kempf: © IST-Hochschule für Management Abb. 1: © Kristina Schäfer · Mainz Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. 1. Auflage 2021 © UVK Verlag 2021 - ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Internet: www.narr.de eMail: info@narr.de CPI books GmbH, Leck ISSN 2701-2212 ISBN 978-3-7398-3087-2 (Print) ISBN 978-3-7398-8087-7 (ePDF) ISBN 978-3-7398-0109-4 (ePub) <?page no="5"?> Was Sie vorher wissen sollten „Chinesen und Inder werden zu uns kommen, weil sie es wollen und sich leisten können. Das ist eine große Chance, auf die wir vorbereitet sein sollten.“ In der deutschsprachigen Literatur zum Tourismus aus Indien und China wurde vor 10 Jahren bereits bemerkt, dass China weitaus mehr im Mittelpunkt des Interesses steht als Indien 1 . Das hing und hängt heute sicherlich noch immer mit der höheren Anzahl chinesischer Touristen in Deutschland zusammen. Jedoch verfügen beide, wenn auch auf derzeit unterschiedlichen Niveaus, über ein großes touristisches Potenzial. Zunehmend gilt das auch für Indien, das China in der Bevölkerungszahl schon überholt hat oder dies in den nächsten Jahren tun wird (wirklich verlässliche Einwohnerzahlen liegen für beide Staaten nicht vor). Die neusten Statistiken weisen für beide Staaten jeweils etwa 1,4 Mrd. Einwohner aus, wobei die Zahl für China in Wirklichkeit darunter liegen dürfte, für Indien eventuell schon darüber. Insgesamt entspricht das in etwa 40% der Weltbevölkerung. Für Angehörige beider Nationen ist eine Reise nach Deutschland und Europa ein interkontinentaler Urlaub, der nicht mal nebenbei unternommen wird. Es ist ein Traumurlaub, auf den gespart wird. Möglich wurden Reisen in weitentfernte Länder für Inder und Chinesen durch die Entwicklungen in ihren Ländern: Der rasche Aufstieg Chinas seit den 1980er-Jahren ermöglichte vielen Chinesen erstmals nicht nur national, sondern sogar international Reisen zu unternehmen. Und auch die neu entstandene indische Mittelschicht, die seit den 1990er-Jahren von der zunehmend <?page no="6"?> 6 Was Sie vorher wissen sollten prosperierenden indischen Wirtschaft profitiert, nutzt ihr Geld, um die Welt kennenzulernen. In diesem Buch werden die potenziellen Reisenden beider Nationen bewusst gemeinsam betrachtet. So werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede offensichtlich. Und es tut sich ein bunter Strauß von Möglichkeiten auf, um neue Kundenkreise treffsicher zu bearbeiten und für sich zu gewinnen. Um die Zielgruppe richtig ansprechen zu können, sind Kenntnisse über ihre Kultur, ihre Länder, ihre soziale Herkunft wichtig; nur so versteht man, was die potenziellen Kunden erwarten und sich erhoffen und kann spezifisch reagieren. Indische und chinesische Touristen haben völlig andere Voraussetzungen und Bedürfnisse als z.B. amerikanische, und daher räumen wir in diesem Buch auch dem Wissen um diese Voraussetzungen einen breiten Raum ein. Die Leserinnen und Leser erfahren in Kürze all das, was zu einem besseren Verständnis ihrer Zielgruppe erforderlich ist, und müssen nicht zusätzlich weitere Literatur hinzuziehen. Selbstverständlich ist es nicht möglich, in diesem Rahmen, der durch den Buchumfang begrenzt ist, die chinesische Geschichte oder indische Religionen auch nur ansatzweise angemessen darzustellen. Wir haben daher eine Tour d’Horizon zusammengestellt, die dem Verständnis von chinesischen und indischen Touristen dient. Wir bitten Spezialisten der verschiedenen Gebiete jedoch um Nachsicht, dass Vieles weggelassen wurde, verkürzt oder vielleicht auch aus einem Blickwinkel dargestellt wird, den andere so nicht gewählt hätten. Sinologen und Indologen mögen dies verzeihen; dieses Buch ist nicht für Experten dieser Kulturen gedacht. Gemeinsam befassen wir uns seit Jahrzehnten mit dieser Weltregion; Manuel Vermeer als Sinologe mit klassischer <?page no="7"?> Was Sie vorher wissen sollten 7 und moderner Ausbildung und Unternehmensberater mit indischen Wurzeln aus kultureller Sicht und Felix M. Kempf als Tourismusexperte, der eine betriebswirtschaftliche Sichtweise auf die Reisenden beider Länder legt. Auf die politische, soziale wie kulturelle Situation beider Staaten gehen wir ausführlich im → ersten Kapitel ein. Hintergründe zu den Motiven, die Welt zu bereisen, schildern wir im → zweiten und → vierten Kapitel Das gute Image Deutschlands, das wir im → dritten Kapitel darlegen und begründen, macht unser Land zu einem bevorzugten Ziel dieser neuen Schicht reiselustiger Asiaten. Wir möchten mit diesem Buch Touristikern die Möglichkeit geben, sich eingehend mit den zukünftig - und das gilt in der Post-Corona-Zeit erst recht - international wohl am stärksten wachsenden Quellmärkten zu beschäftigen und sich zu informieren, wie sie indische und chinesische Touristen zielgruppenspezifisch empfangen, ihren Bedürfnissen entsprechen und somit zum beiderseitigen Vorteil arbeiten können. Für weitergehende Fragen, Hinweise und Unterstützung stehen wir sehr gern zur Verfügung. Wiesloch und Düsseldorf, im Herbst 2021 Manuel Vermeer und Felix M. Kempf Hinweis zum Gendern Im Buch wird in der Regel die männliche Form verwendet. Diese Vorgehensweise dient der leichteren Lesbarkeit und soll keineswegs ein Geschlecht ausschließen. <?page no="9"?> Inhalt Was Sie vorher wissen sollten | 5 1 China und Indien: Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft 1.1 China..................................................................................... 13 1.1.1 Historie................................................................................. 13 1.1.1 Wirtschaftliche Entwicklung......................................... 22 1.1.2 Kultur und Sprache .......................................................... 25 1.2 Indien .................................................................................... 28 1.2.1 Historie................................................................................. 28 1.2.2 Wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage .............. 33 1.2.3 Kultur und Sprache .......................................................... 35 1.2.4 Religionen............................................................................ 36 1.2.5 Das indische Kastensystem und das Denken in Hierarchien ................................... 43 2 Betrachtung des indischen und chinesischen Outgoing-Tourismus 2.1 China..................................................................................... 47 2.1.1 Die Treiber des chinesischen Tourismus................... 50 2.1.2 Betrachtung des chinesischen Reisenden.................. 53 2.1.3 Reisezeiten, Reisedauer, Reisegebiete und Reiseform .................................................................... 57 2.1.4 Informationsgewinnung und Buchungsentscheidung .......................................... 64 <?page no="10"?> 10 Inhalt 2.2 Indien .................................................................................... 68 2.2.1 Die Treiber des indischen Tourismus......................... 70 2.2.2 Reisezeiten, Reisedauer, Reisegebiete und Reiseform .................................................................... 74 Exkurs | Destination Placement in Bollywood-Filmen ............................................... 78 2.2.3 Reiseinformationsgewinnung und Buchungsentscheidung .......................................... 80 3 Das Image Deutschlands 3.1 China..................................................................................... 89 3.2 Indien .................................................................................... 96 4 Die Reisemotive der Touristen 4.1 China................................................................................... 101 4.2 Indien .................................................................................. 109 5 Anreise und Transfers 5.1 China................................................................................... 117 5.2 Indien .................................................................................. 119 6 Übernachtung und Hotel 6.1 China................................................................................... 123 6.2 Indien .................................................................................. 124 7 Gastronomie 7.1 China................................................................................... 127 7.2 Indien .................................................................................. 127 <?page no="11"?> Inhalt 11 8 Shopping 8.1 China................................................................................... 132 8.2 Indien .................................................................................. 135 9 Was interessiert 9.1 China................................................................................... 137 9.2 Indien .................................................................................. 138 10 Bezahlung 10.1 China................................................................................... 139 10.2 Indien .................................................................................. 140 11 Sonstiges 11.1 Stellung der Frau ............................................................. 141 11.2 Fengshui............................................................................. 142 11.3 Handeln.............................................................................. 142 11.4 Hygiene .............................................................................. 143 11.5 Sprache ............................................................................... 143 12 Social Media und Apps ................................................... 145 13 Schlussbetrachtung: Die Zukunft nach Corona ..... 149 Quellen | 153 Stichwörter, Personen, Organisationen | 159 <?page no="13"?> 1 China und Indien: Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft Zunächst soll ein Überblick über die Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft gegeben werden. Vor allem das geschichtliche Verständnis differiert essenziell von unserer westlichen Sichtweise. Wer die Grundzüge kennt, kann schon vieles besser einordnen und verstehen. An dieser Stelle sollen daher nur exemplarisch einige wenige Ereignisse dargestellt werden, die so der chinesischen und indischen Historie nicht gerecht werden können, aber die ein Touristiker kennen sollte, um sich in seine Kundschaft hineinzudenken. 1.1 China 1.1.1 Historie Die Anfänge der verschriftlichten chinesischen Kultur werden von Chinesen in eine etwa 5.000 Jahre zurückliegende Zeit datiert. Historisch belegbar sind davon ungefähr 3.000- 4.000 Jahre; so alt datieren die frühesten Zeugnisse der sog. Orakelknochen, den auf menschliche Schulterblätter oder auf Schildkrötenpanzern eingravierten Vorläufern der chinesischen Schrift. Die chinesischen Dynastiegeschichten beginnen traditionell mit der Xia- und der Shang-Dynastie (etwa 2.200 v.u.Z bis 1.000 v.u.Z.). Dann findet sich eine Abfolge von insgesamt 24 offiziellen Dynastien bis zum Untergang des Kaiserhauses im Jahre 1911. Die Anzahl ist so nicht wörtlich zu nehmen; es gab mehr als diese 24 Dynastien, aber viele wurden nicht aufgenommen, weil sie zu klein, zu kurz oder zu illegitim waren. Manche, wie die <?page no="14"?> 14 Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft Yuan-Dynastie (1279-1368) oder die Qing-Dynastie (1644- 1911) waren im Grunde ohnehin keine chinesischen Dynastien, sondern eigentlich Zeiten der Fremdherrschaft über China. Mit dem „Ersten Kaiser“, Qin Shi Huang Di, begann 221 v.u.Z. das eigentliche chinesische Reich, da er große Teile dessen, was wir heute China nennen (Ostchina, da die westlichen Provinzen erst später hinzukamen), vereinte, eine einheitliche Schrift festlegte, die Wagenspur normierte etc. Weltbekannt wurden die Terrakotta-Soldaten . Sie sind eine in den 1970er-Jahren nahe der zentralchinesischen Stadt Xi’an entdeckte und teils freigelegte Armee von Tausenden von Soldaten, Pferden, Streitwagen aus einem tonähnlichen Material. Eben dieser Qin Shi Huang Di hatte sich sein Grabmal schon zu Lebzeiten konzipiert. Die Armee diente zu seinem Schutz im Jenseits und kann heute wohl als einer der Top-Reisedestinationen der Welt bezeichnet werden. Es folgten fast 2.000 Jahre wechselnder Herrscher (und sehr weniger Herrscherinnen), verschiedener Staatengebilde, manchmal mehrere gleichzeitig im Norden und Süden, ständige Kämpfe mit aus chinesischer Sicht unzivilisierten Völkern an den Grenzen und Aufständischen im Innern, die dann oft zur nächsten Dynastie führten. Aber im Gegensatz zu anderen Kulturregionen der Welt gab es tatsächlich über zwei Jahrtausende hinweg ein Staatengebilde, mit einheitlicher Schrift und vielen gemeinsamen Werten, einer erstaunlich widerstandsfähigen Bürokratie, Morallehren und kulturellen Normen, wenn auch in ständig wechselnden Dimensionen und politischen Zusammensetzungen. <?page no="15"?> China 15 Das bedeutet aber auch, dass es nie so etwas wie Demokratie gab und auch keine Aufklärung. Es bestand fast immer eine Zentralmacht, die bis in die letzten Winkel des jeweiligen Reiches hineinregieren konnte und das teils mit erstaunlicher Konsequenz tat. Schon immer wusste jeder Einwohner des Reiches, dass er bzw. sie unter der Kontrolle der jeweiligen Obrigkeit stand. Und das ist heute mehr denn je der Fall. Diese Besonderheit des chinesischen Reiches ist wichtig; Revolutionen, im Chinesischen als „ge ming“, wörtlich „das Mandat des Himmels ändern“ bezeichnet, dienten letztlich der Errichtung eines neuen Kaiserhauses, einer neuen Dynastie, aber nicht der Etablierung einer völlig neuen Regierungsform. Für einen chinesischen Touristen bedeutet der Besuch eines westlichen Parlaments daher nicht das ehrfürchtige Staunen vor politischer Willensbildung und der Herrschaft des Volkes, sondern zunächst nur das Betreten eines Gebäudes, von welchem staatliche Macht ausgeht. Während der großen und bekannten Dynastien, z.B. der Tang oder der Song im 7. bis 13. Jhd., erreichte das chinesische Reich eine Blütezeit, die es über alles stellte, was zeitgleich in anderen Teilen der Welt bestand. Im 10. Jhd. hatte die Hauptstadt Chinas, damals Chang’an, das heutige Xi’an, über 1 Mio. Einwohner, Kunst und Kultur blühten, es entstanden noch heute bewunderte Gedichte und Malereien; Islam, Buddhismus wie auch daoistische und konfuzianische Morallehren existierten friedlich nebeneinander, während London oder Paris schmutzige Dörfer waren und der Papst in Rom die Gläubigen aufforderte, um des wahren Glaubens willen auf Kreuzzügen Jerusalem zu befreien. <?page no="16"?> 16 Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft Chinesen hatten schon im 1. Jhd. u.Z. das Papier erfunden, später das Papiergeld, das Schießpulver, den Kompass, das Gießen von Eisen (800 Jahre vor dem Westen), den Buchdruck mit beweglichen Lettern etc. Der Stolz auf diese frühen technischen Erfindungen ist bis heute zu spüren und wird allen Kindern auch in der Schule nachhaltig vermittelt. Chinesische Touristen reisen daher sehr gern nach Mainz ins Gutenberg-Museum; voller Stolz verweisen sie dann auf die eigenen diesbezüglichen Errungenschaften. Das gilt ebenso für das Tourismusziel Meißen; das Porzellan hatten die Chinesen schon lange vor Böttger erfunden (die genaue Datierung ist aufgrund unterschiedlicher Bezeichnungen und Zusammensetzungen schwierig; vermutlich spätestens in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten, vielleicht auch deutlich früher, spricht man von professioneller Produktion) und in große Teile der bekannten Welt, vor allem nach Südostasien, exportiert. Im 15. Jhd. fuhren chinesische Seefahrer mit der größten Flotte, die die Welt je gesehen hatte, auf Entdeckungsfahrt; vermutlich fast 30.000 Mann waren auf riesigen Schiffen (fünfmal so groß wie die Santa Maria des Kolumbus) unterwegs und erreichten den Vorderen Orient, Afrikas Ostküste und eventuell auch Australien. Wissen! Chinesen und Handel Aber im Gegensatz zu den meist gewalttätigen europäischen Eroberern und Kreuzfahrern waren die Chinesen nicht primär auf Missionierung oder Ausdehnung ihres Machtbereiches mit militärischer Gewalt aus, sondern schlicht auf neue Geschäftsfelder. <?page no="17"?> China 17 Kriegerische Auseinandersetzungen wie in Südasien dienten der Etablierung von Handel, nicht der Landeroberung. In Afrika oder Australien gab es jedoch keine interessanten Möglichkeiten, der Handel mit Indien und Südostasien war lange etabliert, und da diese Reisen den Staatshaushalt übermäßig belasteten, stellte der Kaiserhof sie schließlich ein und China untersagte jeglichen Kontakt zum Ausland bei hoher Strafandrohung. Das chinesische Reich kapselte sich ab, und in den folgenden Jahrhunderten waren es die Europäer, die wesentliche Erfindungen machten und ihren Machtbereich in alle Welt ausdehnten. Im 19. Jhd. eroberten zunächst die Briten (Hong Kong), später auch die Franzosen, die Russen, Japaner und schließlich auch die Deutschen nicht nur große Teile Asiens, sondern auch Gebiete entlang der chinesischen Ostküste. Das 19. Jhd. sollte als das Jahrhundert der Demütigung Chinas in Erinnerung bleiben. Auch aus diesem Grund drängt China heute zunehmend den ausländischen Einfluss in China zurück und zeigt weltweit seine Dominanz, geriert sich aber auch anderen Entwicklungsländern gegenüber auch als „Bruderland“, das, selbst einst kolonialisiert, nun anderen schwachen Staaten hilft, sich zu entwickeln. Heute gehört auch die Stimulation von touristischen Aktivitäten dazu. Es werden für Chinesen Anreize geschaffen, in diese Länder zu reisen. Im Unterschied zu anderen Kolonialmächten beuteten die Deutschen in ihrer Schutzzone Qingdao („ Tsingtau “, genau genommen war Qingdao nur die Hauptstadt der deutschen Kolonie Kiautschou) die Chinesen nicht nur aus, sondern bildeten sie auf ihren Werften auch aus. Zusammen mit <?page no="18"?> 18 Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft der Errichtung einer Kanalisation, einer strikten Quarantäne anlässlich einer Epidemie und anderem (Gründung der „Germania“ Brauerei, die noch heute, unter dem Namen Qingdao Brewery, ein weltweit bekanntes Bier gemäß dem deutschen Reinheitsgebot braut! ), hat sich daher schon früh ein recht positives Deutschlandbild etabliert, das auch heute noch vorherrscht. Nach dem Niedergang des chinesischen Kaiserreiches, der 1911 mit einer Revolution offiziell vollzogen wurde, stolperte China in einen Bürgerkrieg, der sich bis 1949 hinziehen sollte. Auf der einen Seite standen die Nationalisten um Jiang Jieshi, in der uns vertrauteren Schreibweise Chiang Kaishek, und auf der anderen Seite die Kommunisten um Mao Zedong. Die Kommunistische Partei Chinas war 1921 mit sowjetischer Hilfe gegründet worden (und feiert daher 2021 ihren 100. Geburtstag! ). Das Karl-Marx-Haus in Trier zählt nach wie vor zu den beliebtesten Reisezielen der Chinesen in Deutschland! Auch wenn China heute alles andere als kommunistisch ist, so gilt der Begründer dieser Lehre doch nach wie vor als offizielles Vorbild und selbst junge Chinesen eilen für das obligatorische Foto nach Trier. Die zunächst sehr kleine und finanziell schlecht ausgestattete Truppe der Kommunisten hatte gegen die von den USA unterstützen Nationalisten keine Chance. Sie mussten sich in den 1930er-Jahren schließlich in die unwegsamen Lößhöhlen Zentralchinas zurückziehen, eine Flucht, die später als der „Lange Marsch“ in ein Heldenepos umgedeutet wurde. Erst als durch den 2. Weltkrieg die USA der Kuomintang des Chiang Kaishek ihre Gelder entzogen, gelang es den Kommunisten, die den größeren Rückhalt in der Bevölkerung genossen, <?page no="19"?> China 19 wieder vorzurücken und Stadt um Stadt zurückzuerobern. 1949 schließlich musste Chiang nach Taiwan fliehen, wo er die „Republik China“ ausrief, während der Anführer der Kommunisten, Mao Zedong , am 1. Oktober 1949 in Beijing auf dem Tiananmen, dem Platz des Himmlischen Friedens, die „Volksrepublik China“ ausrief. Beide Seiten betrachten sich im Grunde als die legitimen Nachfolger des chinesischen Reiches, und auch wenn de facto Taiwan inzwischen ein unabhängiger Staat ist, so wird das von Beijing nach wie vor kategorisch bestritten und eine möglicherweise tatsächlich verbal ausgeführte Unabhängigkeitserklärung Taiwans sogar als Kriegsgrund genannt. Mao herrschte von 1949 bis zu seinem Tode 1976 mit eiserner Hand und einer Politik, die nach Schätzungen zwischen 30 und 70 Millionen Todesopfer forderte. Erst nach seinem Tod wurden mit dem unter Mao gestürzten, jedoch in den 1980er-Jahren starken Mann Chinas, Deng Xiaoping, Reformen möglich, die China wirtschaftlich in bis dahin unvorstellbare Höhen bringen sollten. Wissen! Chinas Wachstum Aus einem der (noch zu Beginn der 1980er-Jahre) ärmsten Länder der Welt wurde, mit jährlichen Wachstumsraten des BIP von bis zu 10%, bis 2020 die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Aber das ging keineswegs mit politischen Reformen einher, wie sich der Westen das erträumt hatte; der absolute Führungsanspruch der Kommunistischen Partei war nie in Frage gestellt worden und wird es auch heute nicht. Vielleicht abgesehen von den Demonstrationen auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989, die in der Niederschlagung <?page no="20"?> 20 Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft dieser Demokratiebewegung durch die Truppen der Volksbefreiungsarmee endeten. Das Datum ist ebenso wie die ganze Thematik in China absolutes Tabu und sollte daher auch im Umgang mit chinesischen Touristen nicht angesprochen werden. In China selbst findet keinerlei Gedenken statt und die Ereignisse werden in keinem Geschichtsbuch erwähnt. Selbst subtile Konnotationen wie ein Weinpräsent aus dem Jahrgang 1989 oder vergleichbare zeitliche Zusammenhänge sollten vermieden werden. Mit der Machtübernahme durch Xi Jinping ab 2012 festigte die Kommunistische Partei ihre Macht weiter. Es wurden die wenigen Lockerungen der Meinungs- und Pressefreiheit, die China tatsächlich zugelassen hatte, wieder zurückgenommen und die staatliche Überwachung verstärkt. Politisch ist China heute, 2021, ein sehr stark auf die Person Xi zugeschnittener Einparteienstaat sozialistischer Prägung. Marktwirtschaft ja, aber stets mit starker staatlicher Kontrolle durch die Partei. Die Kommunistische Partei Chinas (KP) zählt etwa 90 Mio. Mitglieder. Sie ist das eigentliche Machtzentrum Chinas. Das Parlament, mit etwa 3.000 Mitgliedern das größte der Welt (danach folgt übrigens das deutsche), wählt das Zentralkomitee, dieses wiederum das Politbüro, dieses den Ständigen Ausschuss des Politbüros. Die Wahlen sind nicht mit Wahlen in demokratischen Staaten gleichzusetzen. An der Spitze des Staates (als Staatspräsident) und der Partei (als Generalsekretär der KP, hier liegt die wahre Macht) und in Personalunion auch des Militärs steht Xi Jinping. <?page no="21"?> China 21 Seine Gedanken sind im Parteistatut verankert, die zeitliche Beschränkung seiner Machtpositionen hat er aufheben lassen. Seit Mao Zedong war kein Parteiführer so mächtig wie Xi. Er postulierte bei seinem Machtantritt, dass die Partei entweder die Zügel anziehen musste oder, wie die russische Kommunistische Partei, zum Untergang verurteilt war. Er bekämpfte die Korruption, stärkte die KP in allen Bereichen und sorgte gleichzeitig dafür, dass es den Menschen im Land dabei materiell besser ging als je zuvor. Er trug somit aktiv zur wachsenden Mittelschicht bei, also den Menschen, die wir heute als Touristen bei uns begrüßen. Trotz aller Einschränkungen, trotz aller Überwachung (Stichwort: Social-Credit-System), trotz Einschränkungen der Meinungsfreiheit bis hin zur Verfolgung ganzer Volksgruppen ist es daher sicher richtig zu sagen, dass die meisten Chinesen recht zufrieden sind mit dem, was die Partei geschafft hat: China hat sich seinen Platz in der Welt zurückerobert, es ist mächtig, fordert die USA heraus; den Chinesen geht es materiell besser als je zuvor. Dabei liegt der Gini-Koeffizient Chinas nicht so niedrig, wie es von einem Staat, der sich als sozialistisch bezeichnet, erwartet werden könnte. Vielmehr ist die Vermögensungleichverteilung höher als in Deutschland und ähnlich der in den USA (das gilt übrigens auch für Indien). Es darf gesagt werden, solange man sich politisch zurückhält, hat man als Chinese durchaus viele Rechte und Möglichkeiten. Die ganze Welt schaut auf China. Nicht zuletzt, da Xi von der bedächtigen Politik der 1980er-Jahre abwich, die Deng Xiaoping damals zur Maxime machte: Nämlich unauffällig an seiner Stärke arbeiten, sich langsam vortasten, sich schwächer geben als man eigentlich ist. Xi dagegen warnt Taiwan vor der Unabhängigkeitserklärung und besucht demonstrativ Truppen an der Taiwan gegenüberliegenden Ostküste, dehnt <?page no="22"?> 22 Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft den Machtbereich Chinas im Südchinesischen Meer signifikant und gegen den Willen der Anrainerstaaten und jegliches Völkerrecht aus, droht Australien und stichelt immer wieder an der chinesisch-indischen Grenze im Himalaya. Er macht deutlich, dass China weiß, wie stark es ist. Und das kommt bei der Bevölkerung überwiegend gut an. Chinesische Touristen sind daher stolz und selbstbewusst bis nationalistisch, wenn es um ihr eigenes Land geht. Aus ihrer Sicht waren die letzten Dekaden eine Erfolgsstory. 1.1.1 Wirtschaftliche Entwicklung Nach den katastrophalen Jahren der Herrschaft Maos besann sich China zu Beginn der 1980er-Jahre wieder auf seine Stärken. Nach dem „Großen Sprung nach vorn“, einem desaströs endenden Versuch, China wirtschaftlich zu industrialisieren, wie auch der Kulturrevolution (1966-1976), einem politisch motivierten Bürgerkrieg, von Mao selbst initiiert, der China wirtschaftlich weiter zerstörte und zu Elend und Not wie auch zu Hungersnöten führte, lag China politisch wie wirtschaftlich am Boden. Der Tod Maos 1976 machte den Weg für eine Abkehr von der reinen Planwirtschaft frei und Deng Xiaoping begann vorsichtig, Chinas gewaltigen Markt für marktwirtschaftliche Reformen zu öffnen. Schon bald strömten die Ausländer auf diesen potenziell riesigen Markt von über einer Milliarde Menschen und machten China in wenigen Jahren zur sog. Werkbank der Welt. Nichts, was sich hier nicht billiger als im Rest der Welt herstellen ließ, schneller, in größeren Mengen und noch dazu oft ohne auf lästige Umweltvorschriften Rücksicht nehmen zu müssen. Kaum eine Supply <?page no="23"?> China 23 Chain kam ohne China aus, und das sollte sich in den folgenden Jahrzehnten noch verstärken. Jeder Investor träumte von potenziell einer Milliarde Menschen, die genau sein Produkt kauften, und diese Naivität bezahlten viele teuer. China nutzte den gewaltigen Zufluss an Devisen geschickt und baute seine Infrastruktur auf, errichtete Städte, Flughäfen, Bahnhöfe, Schnellstraßen, baute das Stromnetz aus, schloss entlegene Dörfer im Westen infrastrukturell an die reiche Ostküste an, später auch an das Internet. Schon 2014 reichte das 4G-Netz bis Tibet, ab 2020 war dies sogar ein 5G- Netz - und das auf dem „Dach der Welt“! Bezahlt wird in China fast ausschließlich online und somit bargeldlos, auch die Steuererklärung kann über eine in die WeChat -Plattform integrierte App an die Finanzbehörden übermittelt werden. (Mehr zum Thema Bezahlung siehe → Kapitel 12 zu Social Media und Apps). Die Verlagerung ausländischer Produktion nach China bedeutete auch den Transfer ausländischen Know-hows, und davon ließ sich - aus chinesischem Blickwinkel - trefflich lernen. Wissen! Forschung Langsam und von vielen im Ausland fast unbemerkt, entwickelte China seine eigenen Forschungszentren und besetzte sie mit im Ausland (oft in den USA, aber häufig auch in Deutschland) ausgebildeten Fachkräften. Und die Führung der Partei wusste bei allen Schwierigkeiten, trotz Korruption und der Rückständigkeit vieler Gebiete doch langsam, aber sicher den Lebensstandard der meisten <?page no="24"?> 24 Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft Chinesen nach und nach anzuheben. Vielen ging das zu langsam, manchen zu schnell, aber es will wohl niemand wieder zurück zu den Zeiten Mao Zedongs und seiner Planwirtschaft, die China in ein verheerendes Desaster stürzte. Nachdem China jahrzehntelang von seiner Exportwirtschaft lebte, ist es jetzt wichtig, auch den Binnenkonsum zu beleben. Dass schlägt sich nieder in der sog. Dual Circulation , wie sie für den Fünf-Jahres-Plan 2021-2025 ausgerufen wurde. Dual im Sinne von Ausland und Inland, beide Kreisläufe müssen berücksichtigt werden und ineinandergreifen. China wird sich noch mehr auf seinen eigenen Stärken besinnen (zum Beispiel im aufgrund des Handelskonfliktes mit den USA sehr wichtigen Sektor der Chipherstellung) und andererseits ausländische Unternehmen, deren Technologien für China nicht relevant sind, zunehmend spüren lassen, dass sie unerwünscht sind. Die Zeiten werden rauer für ausländische Firmen, und China wird sich zunehmend auch auf dem Weltmarkt engagieren, und nicht nur als Verkäufer, sondern auch als Käufer von Unternehmen und Ressourcen. Stellvertretend sei die Belt and Road Initiative (BRI) genannt, die bei uns auch als Neue Seidenstraße bekannt ist. Dadurch sichert sich China, mit wirtschaftlichen Mitteln (Investitionen und Kreditvergabe), Einfluss und Rohstoffe in vielen Teilen der Welt. China investiert in Afrika, in Südamerika, im Grunde inzwischen überall - es benötigt Ressourcen, seien es Öl, Gas, Sojabohnen oder Coltan und Lithium. Und es führt dadurch, dass gerade arme Staaten das chinesische Investment mangels Alternative benötigen, diese Länder häufig in eine Schuldenfalle. Aber die schiere wirtschaftliche Macht lässt oft keine andere Möglichkeit. Im Gegensatz zu den USA dehnt China seinen Machtbereich eben nur wirtschaftlich <?page no="25"?> China 25 aus, und nicht mit Waffengewalt. Das lässt sich sehr deutlich an den Zahlen des Geschäftsreisetourismus in diese Länder ablesen. Wissen! Selbstbewusstes China China sucht sich einen Platz am Tisch der Weltmächte, und mit diesem Selbstbewusstsein kommen auch chinesische Besucher zu uns: Wir sind Chinesen. Wir sind euch nicht mehr unterlegen, manchmal, wie bei Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung, sogar voraus. Wir erwarten, auch entsprechend behandelt zu werden. Chinesen, die als Touristen nach Deutschland bzw. Europa reisen, sind darauf stolz. Sie reisen nicht zu uns, um sich illegal abzusetzen und in Europa zu bleiben, auch wenn es in der Boulevardpresse immer wieder diesbezügliche Artikel geben sollte. 1.1.2 Kultur und Sprache Chinesen sind sehr stolz auf ihre jahrtausendealte Kultur. Die Schriftzeichen zeugen von einer Hochkultur schon vor mehr als 2.500 Jahren, und die zahlreichen Erfindungen in vielen Bereichen von Technik und Wissenschaft legen gleichfalls Zeugnis davon ab, dass das Klischee des reinen Kopierens und Nachahmens weder historisch noch aktuell der Wahrheit entspricht. Chinesische Unternehmen haben viel Know-how illegal übernommen, ja, aber in vielen Bereichen haben sie das vorhandene Know-how entweder weiterentwickelt (E-Mobility) oder sind selbst äußerst innovativ (Drohnen, Gesichtserkennung etc.). Schwerpunkte sind naturgemäß die Digitalisierung und das Feld der Künstlichen Intelligenz (KI) . <?page no="26"?> 26 Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft Das Kopieren bzw. die in China positive Konnotation desselben lässt sich auf die jahrhundertealte Tradition zurückführen, Texte und sogar Handschriften alter Meister nachzuahmen, um ihnen gewissermaßen Reverenz zu erweisen: Nachahmung gleich Respekt. Dass das keine Rechtfertigung für Technologieklau sein kann, ist evident. Für Unternehmensbesuche, die im Rahmen touristischer Reisen stattfinden, kann das möglicherweise relevant sein. Die Lehren des Konfuzius, der vor etwa 2.500 Jahren gelebt haben soll, sind noch heute präsent und werden, da diffus, von den Herrschenden gern instrumentalisiert. Werte wie das Achten von Hierarchie, Seniorität und lebenslangem Lernen sind tief im chinesischen Denken verwurzelt und ebenso selbstverständlich wie ein gewisses Misstrauen Anderen gegenüber, die nicht zum eigenen Netzwerk gehören oder mit denen nichts verbindet. Ist eine Verbindung jedoch aufgebaut, eine Guanxi , ein Netzwerk, so sind die Mitglieder desselben nicht nur aufeinander angewiesen, sondern verlassen sich auch aufeinander. Sie empfehlen sich wechselseitig, helfen einander und sorgen dafür, dass all das funktioniert, was der Staat nicht organisiert. Wissen! Beziehungen sind wichtig Beziehungen, „Guanxi“ eben, sind der Grundpfeiler chinesischen sozialen Lebens. <?page no="27"?> China 27 Dies ist gerade aus touristischer Sicht von nicht zu überschätzender Bedeutung, da Reiseziele in deutlich höherem Maße aufgrund von „Guanxi“, also Empfehlungen, ausgesucht werden, als dies in anderen Ländern der Fall ist. Mundpropaganda, hier besser „Chat- Propaganda“, ist ein wichtiges Marketinginstrument. Die Lehren eines Konfuzius oder Laozi sind auch deshalb noch heute relevant, weil die Schriften, die diesen Weisen zugesprochen werden, noch heute lesbar sind! Die chinesischen Schriftzeichen , es gibt Tausende von ihnen, haben sich in der Mehrzahl in den letzten 2.000 Jahren nicht verändert. Ihre Bedeutung mag sich wandeln, aber die Texte sind auf jeden Fall verständlich, anders als bei Texten im Deutschen. Schon Goethe mutet manchem sprachlich seltsam an, und bei Schriften des Mittelalters ist eine Spezialausbildung dem Verständnis dienlich. Wissen! Chinesische Schriftzeichen Die Zeichen gelten im gesamten chinesischen Sprachraum, werden zwar lokal unterschiedlich ausgesprochen, aber überall gleich geschrieben. Mit einer App, die beispielsweise deutsche Sprache in Schriftzeichen umwandelt, ist es daher möglich, sich mit über einer Milliarde Menschen „schriftlich“ zu verständigen. Etwa 3.000 Zeichen sollten erlernt werden, um den rudimentären Sinn einer Tagesszeitung zu erfassen, und diese Zeichen lassen sich eben nur durch ständiges Wiederholen und somit Nachahmen bzw. Kopieren erlernen. Der Prozess <?page no="28"?> 28 Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft des Auswendiglernens hat daher schon immer einen höheren Stellenwert, als das bei unseren 26 Buchstaben der Fall ist. Wollte man obigen Überblick zusammenfassen, so ließe sich (wenn auch notwendigerweise als Überblick über ein Fünftel der Menschheit unzulässig) konstatieren, dass Chinesen stolz sind auf das Erreichte, selbstbewusst zu uns kommen, uns digital überlegen sind und, da sie ihr Geld sehr gern in Deutschland lassen, sehr gute Kunden bzw. Touristen sind. 1.2 Indien 1.2.1 Historie Im Gegensatz zum oben beschriebenen chinesischen Kaiserreich, das sich über etwa 2.000 Jahre erstreckte, bestand zu praktisch keiner Zeit ein einheitliches indisches Reich, das den gesamten Subkontinent umfasste. Vielmehr existierten zahlreiche kleine und große (maha) Königreiche, regiert von kleinen und großen Königen (rajas). Ein Maharaja war also schlicht ein Herrscher über ein großes Reich. Und wenn auch manche Dynastien über längere Zeitperioden herrschten, so eben doch nur über begrenzte Territorien. Die noch heute unfassbare Vielfalt dessen, was Indien genannt wird, lässt sich sicher auch aus dieser schon immer bestehenden „Unordnung“ herleiten. Wissen! Viele Sprachen und Religionen Es gibt keine einheitliche Sprache, geschweige denn Schrift. Es gibt viele Religionen, Kulturräume, Verhaltensweisen, Ethnien. <?page no="29"?> Indien 29 Was die Menschen verbindet, ist zunächst nur die Tatsache, dass sie in diesem Dreieck zwischen zwei Meeren und einem schier unüberwindlichen Gebirge, dem Himalaya, eingezwängt sind. Im heutigen Pakistan liegt ein Fluss, der im Sanskrit „Sindhu“ hieß, dem Terminus für „Fluss“, und der heute Indus genannt wird. Die Perser leiteten daraus den Namen für die Menschen und die Region ab, Hindus und somit Hindustan (Stan=Land). Hindustan war zunächst also ein eher vager Begriff für den westlichen Teil des Subkontinents, der dann über den Rest ausgedehnt wurde und beschreibt die etymologische Herkunft Indiens. Die Kultur des Industals war eine der frühen Hochkulturen der Welt mit einer eigenen, bis heute nicht entschlüsselten, Schrift. Schon vor 4.000 bis 5.000 Jahren existierten geplante Städte; erst etwa 1.000 Jahre später entstanden auch weiter östlich erste größere Siedlungen. Im 4. Jhd. v.Chr. entsteht mit dem Maurya- Reich zum ersten Mal ein indisches Großreich; König Ashoka, berühmt für seine Hinwendung zum Buddhismus, herrschte in der größten Ausdehnung über fast den ganzen Subkontinent. Aber sein Reich war nicht von langer Dauer; auch die nachfolgenden Herrscher der Gupta-Dynastie - etwa 320 bis 550 n.Chr. - konnten sich nicht lange halten. Und eben das ist der Unterschied zu den großen und andauernden Dynastien Chinas, die für eine Homogenisierung vieler Lebensbereiche ihrer Untertanen sorgten; in Indien gelang das nie und das ist noch heute in der bunten Vielfalt des Landes zu erkennen. Der Süden fühlt sich als eigener Staat, und sieht alles aus der Hauptstadt Delhi kommende mindestens skeptisch, wie auch der Norden etwas herablassend auf den Süden blickt. <?page no="30"?> 30 Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft Dies sollte nicht mit regionalen oder kulturellen Unterschieden in Europa gleichgesetzt werden; Südinder entsprechen nicht automatisch Südeuropäern. Mit dem Einfluss des Islam ab dem 8. Jhd., der Mongolen ab dem 13. Jhd. und später, erst ab dem 16. Jhd., der Europäer, begannen sich jeweils größere Verwaltungseinheiten unter der Herrschaft der Eroberer herauszubilden. Die Mongolen unter Timur dem Lahmen (Timurlan) eroberten Delhi und etablierten in der Folge das Reich der Mogulherrschaft (daher der Name Mogul, abgeleitet von Mongolen), das zwischen dem 16. und dem 18. Jhd. in unfassbarem Reichtum (hohes Steueraufkommen und rücksichtslose Ausbeutung der Bevölkerung) über weite Teile Nordindiens herrschte. Da die Moguln zum Islam konvertiert waren, entstanden in dieser Zeit berühmte Bauwerke wie das Taj Mahal , die islamisch geprägt sind. Mit der Ankunft der Portugiesen (Vasco da Gama 1498) begann der europäische Einfluss auf den indischen Subkontinent, der schließlich in der Beherrschung Indiens seine größte Ausdehnung erfahren sollte, einer Kolonialherrschaft, wie China sie nie erlebte. Zu Beginn des 20. Jhd. kontrollierten die Briten etwa 60% des indischen Staatsgebietes. Die Portugiesen ließen sich zunächst auf Goa nieder, das bis 1961 portugiesische Kolonie bleiben sollte. Neben der Missionstätigkeit waren die Europäer primär am Handel mit Gewürzen, Tee und Seide interessiert. Die Fugger aus Augsburg partizipierten, indem sie Holz zum Schiffbau bereitstellten und auch das Silber lieferten, das zum Bezahlen der exotischen Güter benötigt wurde. Später kamen auch die Franzosen und sogar die Dänen nach Indien. Beide Nationen ließen sich an der Ostküste nahe dem heutigen Chennai nieder. <?page no="31"?> Indien 31 Wissen! Von der India Company zum Commonwealth In England war im Jahre 1600 die erste Aktiengesellschaft der Welt gegründet worden, die British East India Company (EIC). Diese private Firma war es, die nicht nur Handel trieb, sondern recht bald Niederlassungen in Indien und Südostasien eröffnete, sie mit lokalen Söldnern und später auch mit britischen Soldaten schützte und nach und nach begann, den uneinheitlichen, ungeregelten und nicht unter einer Zentralherrschaft stehenden indischen Markt zu kontrollieren. Es war also nicht so, dass die Briten Indien militärisch erobert hätten, sondern vielmehr herrschten sie über und beherrschten von ihren Niederlassungen aus immer größere Gebiete, bis schließlich das ganze Land unter der de facto Herrschaft einer privaten Firma stand! Erst 1858 wurde die EIC verstaatlicht und Indien unterstand nun, von einem Vizekönig regiert, der britischen Krone und wurde Teil des Commonwealth . 1947 schließlich erlangte Indien seine Unabhängigkeit; Mohandas Gandhi , Mahatma, die „Große Seele“ genannt, war zum berühmtesten Freiheitskämpfer geworden, dessen Strategie der Gewaltlosigkeit die Briten nichts entgegenzusetzen hatten. Die Muslime unter Muhammad Ali Jinnah nutzen die Gunst der Stunde und verlangten einen eigenen Staat, da sie im Westen wie auch im äußersten Osten des Subkontinents die jeweilige Mehrheit der Bevölkerung stellten. So entstand Pakistan , zunächst geteilt in ein Pakistan West und ein Pakistan East, aus dem sich 1971 das heutige Bangladesch bildete. <?page no="32"?> 32 Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft Die Republik Indien orientierte sich ab 1947 unter ihrem Premier Nehru zunächst an der Sowjetunion und der sozialistischen Wirtschaftsweise. Das führte dazu, dass im Grunde bis in die 1990er-Jahre die Wachstumsrate minimal war, die Armut zunahm und Indien wirtschaftlich in der Welt keine Rolle spielte, während China schon ab 1979 begann, sich zu öffnen. Dieser Vorsprung Chinas, gepaart mit den Mitteln einer Diktatur, politische Vorgaben einfach umzusetzen, ist bis heute für Indien uneinholbar und wurde durch die Corona-Pandemie und die sehr unterschiedlichen Auswirkungen auf die beiden Staaten noch verstärkt. Nach Nehru kam seine Tochter Indira Gandhi (nicht verwandt mit dem Mahatma) an die Macht; aber sie wurde aufgrund religiöser Auseinandersetzungen von ihren Leibwächtern, zwei Angehörigen der religiösen Minderheit der Sikhs, getötet. Grund war die vorangegangene gewaltsame Erstürmung des Heiligtums der Sikhs, des Tempels von Amritsar, durch Regierungstruppen. Ihr Sohn, Rajiv, folgte ihr im Amt; auch er wurde von einer, diesmal tamilischen, Freiheitskämpferin ermordet. Erst mit dem Sikh Manmohan Singh gelang es in den 1990er-Jahren, sowohl die Dynastie der Gandhis vorläufig zu beenden (Rajivs Sohn Rahul trat 2014 und 2019 als Gegenspieler Modis zu Wahl an und verlor, ist aber weiter politisch aktiv), als auch endlich Wirtschaftsreformen voranzutreiben. Ab 2014 begann sich Indien unter dem neuen Premierminister Narendra Modi weiter wirtschaftlichen Reformen gegenüber zu öffnen. Modi stammt aus Gujarat an der indischen Westküste, kommt aus einfachen Verhältnissen und ist bisher nicht mit einem der in Indien üblichen Korruptionsskandale in Verbindung gebracht worden. Politisch ist er jedoch sehr umstritten, da er als Hindu und Anhänger des RRS <?page no="33"?> Indien 33 (Rashtriya Swayamsevak Sangh, etwa „Nationale Freiwilligen Organisation“), einer rechtslastigen hindunationalistischen Organisation, das Land zunehmend spaltet. Die fast 200 Mio. Muslime fürchten um ihre Rechte, muslimfeindliche Fanatiker bedrohen alle, die sich nicht zu heiligen Traditionen (wie der besonderen Bedeutung der Kuh im Hinduismus) bekennen. Die Grenze zwischen Pakistan und Indien hat sich zu einer der gefährlichsten Grenzen der Welt entwickelt. Auch wenn die Aggressionen primär von Pakistan ausgehen, von wo auch die Attentäter auf die Stadt Mumbai im Jahre 2008 stammen, so trägt Modis Politik, beispielweise im umstrittenen Kaschmir , nicht zu einer Befriedung bei. So ist diese Region, in der Indien, Pakistan und China aneinandergrenzen, von ständigen Auseinandersetzungen geprägt, die jederzeit eskalieren könnten. Im Jahr 2021 sitzt Premierminister Modi fest im Sattel und es ist derzeit kein ernsthafter Gegenspieler erkennbar. Die nächsten Wahlen finden 2024 statt; der indische Premier kann unbegrenzt wiedergewählt werden. Indien kann als stabile Demokratie bezeichnet werden; Visa für indische Urlauber werden problemlos erteilt und es gibt keinerlei prinzipielle Reisebeschränkungen ins europäische Ausland. 1.2.2 Wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage Nach der jahrelangen Stagnation infolge der Konzentration auf staatliche Eingriffe und wenig Unterstützung der Privatwirtschaft nach sowjetischem Vorbild begannen unter Premier Singh in den 1990er-Jahren erste durchgreifende Reformen, so durch die Abwertung der Rupie. Premier Modi führt das fort, aber es ist zu betonen, dass es der oben beschriebene Manmohan Singh war, der begann, Indien marktwirtschaftlich neu aufzustellen und für internationale Investo- <?page no="34"?> 34 Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft ren interessant zu machen. Modi setzt auf ausländische Investitionen, baut Handelshemmnisse ab und wirbt weltweit für sein Make-in-India-Programm, um auch eine Produktionsverlagerung nach Indien attraktiv erscheinen zu lassen. Er stellt Indien hierbei bewusst als Alternative zu China dar, nämlich mit günstigeren Löhnen, einer immerhin in Teilen englischsprachigen Bevölkerung und natürlich der größten Demokratie der Welt. Im zunehmend schwierigeren Umfeld der amerikanisch-chinesischen Handelskonflikte soll Indien als Zielland internationaler Konzerne ins Bewusstsein gelangen und in Standortentscheidungen einbezogen werden. Die indische Gesellschaft ist heute vielleicht gespaltener denn je. Über Jahrhunderte lebten die Religionen friedlich nebeneinander; auch heute kann jeder in Mumbai problemlos vom jüdischen Viertel ins christliche oder ins muslimische Viertel spazieren, ohne dass es gefährlich wäre; aber Modi hat durch seine hindunationalistische Politik wo nicht für Ablehnung, da doch für große Befürchtungen um den sozialen Frieden gesorgt. Er selbst hält sich dabei weitgehend zurück, hindert seine Gefolgschaft jedoch auch nicht daran, übergriffig zu werden. Und die drängenden Probleme des Milliardenvolkes, also Armut, Wassermangel, schlechte bis keine medizinische Versorgung, mangelnde Absicherung im Alter usw., werden nach Meinung vieler auch nicht im erforderlichen Umfang und mit der nötigen Entschlossenheit angegangen. Gleichzeitig ist für manche Beobachter der Druck auf Institutionen (auch Hochschulen z.B.) wie Einzelpersonen gewachsen, sich nicht regierungskritisch zu äußern. <?page no="35"?> Indien 35 Wissen! Reisende Mittelschicht Die seit den 1990er-Jahren gewachsene Mittelschicht entdeckt zunehmend auch das Reisen für sich. Waren es zunächst meist englischsprachige Länder wie die USA und Kanada, so steht nun auch Europa sehr hoch im Kurs. Reisen zu den europäischen Sehenswürdigkeiten ist zum Statussymbol geworden. 1.2.3 Kultur und Sprache Offizielle Verkehrssprachen sind Hindi und Englisch . Aber schon das zeigt das Problem; während etwa 40% der Inder Hindi sprechen, sind es wohl höchstens 25%, die Englisch sprechen! Also jeweils nur Minderheiten; es gibt keine Sprache, die von der Mehrheit der indischen Bevölkerung gesprochen wird. Es kommen daher auch Inder als Mitglieder einer Reisegruppe zu uns, die kaum oder gar nicht Englisch sprechen. Neben Hindi und Englisch existieren mehr als 20 wichtige Sprachen und Hunderte von Dialekten, wenn diese Unterscheidung in Indien überhaupt getroffen werden sollte. Und, die etwa 20 Hauptsprachen verwenden jeweils eine eigene Schrift! Kommunikation ist daher stets schwierig und die homogenisierende Wirkung eines einheitlichen Schriftsystems wie in China gibt es in Indien nicht. Wichtig sind daher oft Religion, Kaste, und natürlich die Familie als Halt gebende Institution. Was in China Guanxi sind, interpersonelle Beziehungen, das sind Familienbande in Indien. Im Folgenden sollen Religionen in Indien näher betrachtet werden, da sie aus touristischer Sicht (Umgang <?page no="36"?> 36 Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft mit indischen Touristen bzgl. Essen, Unterkunft etc.), relevant sind. 1.2.4 Religionen Indien ist, das gilt nach wie vor und unabhängig von jeglicher wirtschaftlicher Entwicklung, unter den großen Staaten dieser Welt das Land, in dem Spiritualität die vergleichsweise größte Bedeutung hat. Kein anderes Land hat so viele verschiedene gleichberechtigte Religionen, spirituelle Führer sowie Klöster und Tempel. Auffällig für Ausländer ist bei dieser Relevanz der Religion die ebenso oft anzutreffende Unbekümmertheit um den Glauben des jeweils Anderen; in vielen Familien sitzen die Menschen unterschiedlicher Couleur bei Tisch und es wird der Anwesenheit von Muslimen, Hindus, Christen und Parsen wenig Bedeutung beigemessen. Religiosität in Indien ist der tägliche Umgang mit den Göttern, die tägliche Zwiesprache, das Anrufen der Götter bei allen Problemen, Teilnahme an Prozessionen und rituellen Handlungen, Durchführung vorgeschriebener „pujas“, Zeremonien zur Verehrung von Göttern. Aber ebenso gehört der recht zwanglose Umgang mit Göttern dazu, mit denen gechattet wird, die in Comics vorkommen oder deren Anbetung mangels Zeit auch mal schnell online erledigt werden kann. Wissen! Religionsfreiheit Es herrscht in Indien Religionsfreiheit. Im täglichen Geschäftsleben spielt die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion innerhalb der indischen Gesellschaft eine große Rolle, im internationalen Kontext jedoch kaum. <?page no="37"?> Indien 37 Die Verfolgungen bestimmter religiöser Gruppierungen, die es auch offensichtlich gibt, werden von bestimmten politischen Gruppen bewusst gesteuert und ausgelöst - oft aus machtpolitischem Kalkül. Doch es dominiert die friedliche Seite der Spiritualität, und das hat nichts mit westlicher Verklärung indischer Verhältnisse zu tun. Viele moderne Inder kann man nicht mehr als besonders tiefgläubig bezeichnen - das ist in Indien nicht anders als in anderen Ländern auch, wo die Bedeutung der Religion als einziger Wertmaßstab abnimmt. Dennoch herrscht ein stark verwurzelter Glaube vor, dass es für bestimmte Ereignisse von Bedeutung „gute“ und „schlechte“ Tage gibt und dass nur ein Priester diese Tage bestimmen kann. Das kann sogar für Einkaufstouren nach Europa gelten! Es gibt in Indien Hindus, Muslime, Christen, Parsen, Jains, Sikhs, und das sind nur die Angehörigen der wichtigsten Religionen. Eine ausführliche Darstellung ist unmöglich, daher hier einige Stichworte zu den uns wohl unbekanntesten Aspekten. Christen, Muslime und Buddhisten sollen hier nicht behandelt werden, da sie als bekannt vorausgesetzt werden. Der Hinduismus (etwa 83% aller Inder sind Hindus) ist zweifellos die bestimmende Religion in Indien. Aber er hat nicht die uns gewohnte Form einer monotheistischen Religion: Es gibt nicht eine Kirche, ein religiöses Oberhaupt, ein religiöses Symbol oder ein heiliges Zentrum. Manche Hindus verehren einen Gott, andere viele Götter, Dämonen, Geister. Neben der Nichtverletzung von Lebewesen, „ahimsa“ genannt, stehen Tier- und Menschenopfer; neben Askese und Yoga stehen Blutopfer und Tantrismus. <?page no="38"?> 38 Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft Im Grunde ist der Hinduismus daher nicht als Religion im Sinne eines definierten Gedankenkonstruktes zu bezeichnen. Die Perser nannten all die, die am Indus-Fluss (Nordwestindien) lebten, Hindus. Später wurde das der Begriff für alle Nicht-Muslime. Die Briten schließlich, in dem Versuch einer Klassifizierung aller Religionen in Indien, bezeichneten im 19. Jhd. all diejenigen als Hindus, die nicht in der Lage waren, ihre Religion eindeutig anzugeben! Hindus waren also stets alle, die nicht anderweitig zugeordnet werden können; die Inder selbst haben sich früher nie als Hindus bezeichnet. Ohne zu theoretisch werden zu wollen, ist doch schon der Begriff der „Religion“ schwierig, da der Hinduismus hier nicht hineinzupassen scheint. Inder sprechen eher von Dharma , was etwa mit einem Begriff von „Recht und Sitte“ wiedergegeben werden kann, in welchem „das richtige Handeln“ wichtiger ist als die jeweilige innere Beteiligung. Dharma unterscheidet sich je nach Geschlecht, Herkunft oder auch Alter. Ein Krieger hat ein anderes Dharma als eine Prostituierte; aber jeder hat, wenn er sich entsprechend seinem Dharma verhält, eine Hoffnung: Die Hoffnung auf eine (bessere) Wiedergeburt . Dies ist die Besonderheit des Hinduismus (im Gegensatz zum Buddhismus): Die Relativität des Dharma. Es ist also schwierig, den Hinduismus zu definieren; zu viele unterschiedliche Strömungen lassen sich in Indien finden, die wenig miteinander zu tun haben scheinen. Die Unterschiede verschiedener Glaubensbekenntnisse innerhalb des Hinduismus sind manchmal grösser als jene zwischen Judentum, Christentum und Islam, die in historischer Hinsicht sehr viel gemein haben. <?page no="39"?> Indien 39 Wissen! Hinduismus ist vielfältig Hinduismus ist eine Sammlung verschiedener religiöser Lehren, die ihren Anfang vor mehr als 4.000 Jahren im Nordwesten Indien nahm, die das Kastenwesen als soziale Ordnung im Grunde entwickelt hat, und in der überwiegend Wesen wie Krishna, Shiva, Vishnu, Rama oder auch Ganesh als göttlich verehrt werden. Die ersten schriftlichen Zeugnisse finden wir in den „Veden“, heiligen Büchern, die wohl schon um 1.500 v.Chr. zusammengestellt, aber erst viel später schriftlich erfasst wurden. Auch die hierarchische Denkweise des Kastensystems findet hier ihren Ursprung. Die Vorstellung einer Reinkarnation (die nicht nur Wiedergeburt, sondern auch Wiedertod impliziert), kam wohl gegen 500 v.Chr. auf; durch gute bzw. schlechte Taten („karma“) kann ein jeder sein nächstes Dasein beeinflussen. Sterblich ist nur der Körper, die Seele wandert weiter, bis sie eines Tages aus diesem Kreislauf befreit wird und „moksha“ erreicht, die Befreiung von Geburt, Tod und Wiedergeburt etc. Hieraus folgt eine höhere Wertschätzung des spirituellen Reichtums als des materiellen. Die Mehrzahl der Inder praktiziert das tägliche Gebet; hinduistische Tempel sind in Indien an jeder Straßenecke zu finden. Auch jedes Haus besitzt einen Gebetsraum oder doch zumindest eine Gebetsecke - wobei der Ort derselben natürlich nicht dem Zufall überlassen wird, sondern von einem Priester zu bestimmen ist. In einem Land wie Indien, in dem die Unterschiede zwischen arm und reich so manifest sind wie sonst an keinem Ort der Welt, spielt die Religion natürlich auch eine große Rolle als Mittlerin und moralische Instanz, die den Menschen diese Unterschiede erklären muss. <?page no="40"?> 40 Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft Der Hinduismus hat aber in den vergangenen Jahren unter der Regierung Modi stärker Einzug gefunden in die Politik, wo sich die BJP („Bharatiya Janata Party“, hindukonservativ und rechtslastig) mit einem klaren Bekenntnis zum Hinduismus verstärkt in den Wahlen durchsetzen konnte. 1.2.4.1 Karma und Reinkarnation Zunächst kam die Idee auf, dass der Ort und auch die Art der Wiedergeburt (ob Mensch, Tier oder Pflanze) von den Taten (Sanskrit: „karma“) im irdischen Leben abhänge. Worin nun die „richtigen“ Taten bestanden, wurde erst im Laufe vieler Jahrhunderte herausgearbeitet. Die Konzeption einer Seelenwanderung findet wohl ab dem 6. vorchristlichen Jhd. statt; es entsteht vermutlich auch die Lehre des Karma: einerseits Befreiung, nämlich von der endlosen Reihe der Wiedergeburten, andererseits auch Herleitung des leidvollen Jetzt aus den Taten früherer Existenzen. Jede Tat im Diesseits wirkt sich auf das nächste Leben aus. Karma sind also nicht einfach gute oder schlechte Taten , Karma ist im Hinduismus, wie auch im Buddhismus und im Jainismus, die Folge jegliche Tuns. Ziel muss es daher sein, dass das eigene Tun überhaupt keine Wirkung mehr hat, nur so ist dem Kreislauf der Wiedergeburten zu entkommen. Allerdings können im Einzelfall die Götter durchaus Einfluss nehmen auf die weitere Entwicklung. <?page no="41"?> Indien 41 Es wäre daher zu kurz gegriffen, wenn gesagt würde, Schicksal in Indien sei stets fatalistisch gesehen, der Inder ergäbe sich seinem Schicksal, da es ohnehin nicht zu ändern sei. Jeder kann versuchen, die Götter zu beeinflussen, damit sie wiederum das eigene Schicksal wohlwollend ausrichten. Das ist es, was die tiefe Religiosität der Inder ausmacht, nicht die Ergebenheit in ein unausweichliches Schicksal. 1.2.4.2 Jains Die ca. 3,5 Mio. Jains, die heute in Indien leben, glauben wie Hindus und Buddhisten an die Lehre der Wiedergeburt und des Karmas; in ihrem Glauben, dem Jainismus , steht der asketische Aspekt jedoch sehr deutlich im Vordergrund allen Tuns. Der Jainismus ist wie der Sikhismus als Gegenbewegung zum Hinduismus entstanden und lehnt das Kastenwesen ab. Da das Nicht-Verletzen von Lebewesen eine zentrale Rolle spielt, sind Jains in vielen Berufen, die eine Verletzung dieser Regel mit sich bringen, nicht zu finden. Jains sind häufig Bankiers oder Händler, nie Bauern, da schon die Bearbeitung des Ackerbodens eine Verletzung von Lebewesen mit sich führen kann. Sie essen daher zumeist auch nur Nahrungsmittel, die über der Erde wachsen. Jains sind, wie auch die Parsen, häufig wohlhabend und stark im karitativen Bereich engagiert. <?page no="42"?> 42 Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft 1.2.4.3 Parsen Bei den Parsen („Perser“) handelt es sich um eine - heute vorwiegend in Indien lebende - Gemeinschaft von Anhängern des Zoroastrismus (persischer Glauben, Lehre des Zarathustra), die vermutlich etwa im 6.-8. Jhd. n. Chr. aus Persien nach Indien einwanderten. Ihre genaue Zahl ist nicht bekannt, wird aber mit etwa 70.000-90.000 angegeben, die meisten davon leben in Mumbai. Für Außenstehende ist es nicht möglich, zu diesem Glauben zu konvertieren, sondern die Glaubensmitglieder können nur qua Geburt zur Gemeinschaft kommen. Da traditionell auch nur die Heirat innerhalb der Glaubensgemeinschaft erlaubt ist, ergeben sich hier aufgrund der geringen Anzahl der Gesamtgruppe Probleme, geeignete Partner außerhalb der Verwandtschaft zu finden. Wissen! Weltoffene Parsen Parsen sind oft sehr wohlhabend und gelten als weltoffen; sie zählen daher auch zu den potenziellen Touristen. Bekannt ist die wohl bedeutendste Unternehmerdynastie Indiens, Tata. Übrigens war auch Freddie Mercury von der Rockgruppe Queen Parse. 1.2.4.4 Sikhs Der Glauben der Sikhs („Schüler“) unterscheidet sich signifikant von den anderen indischen Religionen, da er jegliche Hierarchisierung aufgrund von Beruf oder Geschlecht ablehnt; folglich wird auch das Kastenwesen nicht akzeptiert. Männer und Frauen sind völlig gleichgestellt, Rituale wie Fasten, Totenverehrung, Verehrung bildlicher Gottesdarstellungen, Asketentum oder Bettelei zu Erlangung der Erleuchtung werden als unnötig bezeichnet. Ehrliche Arbeit, <?page no="43"?> Indien 43 ein hoher moralischer Anspruch und der Glaube daran, dass alle Menschen gleich sind und auch ohne „Mittler“, also Priester oder Mönche, zur Erleuchtung kommen können, kennzeichnen diese, als Gegenbewegung zum Hinduismus oder zum Buddhismus etwa im 15. Jhd. entstandene Strömung, der weltweit ca. 20 Mio. Menschen angehören, davon etwa 15 Mio. in Indien. Der Respekt gegenüber allem Leben (der nicht per se mit Gewaltlosigkeit einhergeht) gebietet es gläubigen männlichen Sikhs, gewisse Regeln einzuhalten. Hierzu zählt u.a., das Haupthaar nicht zu schneiden; es wird traditionell unter einem Turban aufgewickelt getragen. Als weiteres Zeichen ihrer Gemeinschaft tragen männliche Sikhs alle den Nachnamen Singh („Löwe“). Wissen! Turban Sikhs behalten daher ihren Turban auch in Restaurants und an anderen Orten auf, in welchen wir Kopfbedeckungen üblicherweise ablegen. 1.2.5 Das indische Kastensystem und das Denken in Hierarchien Auch das sog. Kastensystem gehört untrennbar zur indischen Kultur und ist ein spezifisch indisches Phänomen. Jeder weiß, dass die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kaste alles weitere im Leben bestimmt - von der Schulbildung über den Ehepartner, den sozialen Status, den Beruf bis letztlich auch zur Beerdigung. Das Wort „Kaste“ ist nicht indischen Ursprungs. Gängige These ist der portugiesische Ursprung (casta, Rasse/ Abstammung), der sich wiederum vom lat. „castus“ (keusch, nicht <?page no="44"?> 44 Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft vermischt) herleitet. Allerdings wurde der Terminus sehr unterschiedlich verwendet, so im Sinne von Rasse oder Stamm, aber auch als Familie, Glaubensrichtung und anderes. Vermutlich spielte auch die Einwanderungswelle der Völker aus dem Nordwesten, die sich selbst als die „Reinen“ (Arier) bezeichneten, eine Rolle bei der Entstehung des Kastenwesens; ihr Bestreben, sich von den Eroberten zu distanzieren, sich selbst als „rein“ zu sehen. Der ursprüngliche indische Terminus, „varna“ (Farbe), bezeichnet nur eine Klassifikation , die auf Menschen ebenso zutrifft wie auf Tiere oder Pflanzen. Im engeren Sinne geht es um eine Ständeordnung, in der zunächst folgende vier Stände unterschieden werden: » Brahmanen (Priester), » Kshatriyas (Krieger und Aristokratie), » Vaishyas (Händler und Bauern) und » Shudras (Diener und Handwerker; heute „backward castes“ genannt). » Die fünfte Gruppe, die Unberührbaren (die nicht einmal einen eigenen Namen tragen und somit kastenlos sind, also keinem der genannten vier Stände angehören), kam erst später hinzu. Heute werden sie als Dalits („Unterdrückte“) bezeichnet; etwa 150 Mio. Inder werden ihnen zugerechnet. Was ist denn nun eine Kaste ? Der Indologe Axel Michaels definiert es so: Eine Einheit von Menschen, eine Berufsgruppe oder Ethnie, deren Zusammengehörigkeit aus gemeinsamen Merkmalen konstruiert wird. Die Berufsgruppe ist somit wesentliches Merkmal. In diesem Sinne ist das Kastensystem also wirklich eine westliche Erfindung, die negativ belegt ist. Rituelle Reinheit ist ein wichtiges Kriterium für die verschiedenen Kastenhierarchien. <?page no="45"?> Indien 45 Am reinsten ist ein Brahmane, am unreinsten ein Dalit. Sind Berufsgruppen mit Körpersubstanzen oder gar dem Tod in Verbindung gebracht, so gelten sie als besonders unrein: Friseure, Schuster, Gerber, Latrinenreiniger etc. Wissen! Kastenunterschiede Schon die Anwesenheit eines Unberührbaren kann einen Höherkastigen beschmutzen; ihre Gemeinschaft wird folgerichtig gemieden. Ein gemeinsames Essen ist unvorstellbar. Die Kaste tritt als differenzierendes Merkmal sogar vor das Geschlecht: Eine brahmanische Frau ist höher angesehen als ein niedrigkastiger Mann. Oft ist die Kastenzugehörigkeit aus dem Namen ersichtlich. Es gibt typisch brahmanische Namen, typische Namen für Angehörige der Dalits. Auch die Übersetzung der Namen hilft weiter, wie auch im Deutschen der Namen „Müller“ auf die einstige Berufszugehörigkeit hinweist. Seit 1990 sind es sogar 27% aller Stellen, die für die Angehörigen sog. benachteiligter Kasten (backward castes) reserviert sind! Daneben gibt es die „scheduled tribes“ (Ureinwohner) und die „scheduled castes“ (die eigentlichen Unberührbaren). Diese neue Definition umfasst fast die Hälfte der indischen Bevölkerung. In der Folge kam es zu landesweiten Protesten, da diejenigen, die nicht zu den benachteiligten Kasten gehörten, sich plötzlich in der Minderheit sahen. Es war zum beruflichen Vorteil geworden, zu einer der unteren Kasten zu gehören. Obwohl die meisten gut ausgebildeten Inder, mit denen Ausländer heute zu tun haben, natürlich behaupten, das Kastenwesen spiele gar keine Rolle mehr im urbanen Indien, höchstens auf dem rückschrittlichen Lande, so ist es doch <?page no="46"?> 46 Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft interessant, die Sonntagsausgabe beispielsweise der „Times of India“ zu lesen. Die Heiratsanzeigen sind noch immer nach Kasten gegliedert! Für die wichtigste Entscheidung im Leben (eben die, welcher Mann meine Tochter heiratet), wird dann sehr wohl auf die „richtige“ Kaste Wert gelegt. Wissen! Kasten im Hotel Restaurants, Hotels etc. in Deutschland müssen sich um das Kastenwesen keine Gedanken machen. Sitzen zufällig Menschen unterschiedlicher Kasten in einem Restaurant, ist das im Ausland kein Problem. Kommen sie in einer Reisegruppe, dann sind sie normalerweise sowieso alle aus einer Kaste bzw. religiösen Gemeinschaft und somit ist die Situation unproblematisch. <?page no="47"?> 2 Betrachtung des indischen und chinesischen Outgoing-Tourismus 2.1 China China ist, gemessen an Anzahl der Reisen und Ausgaben, der größte Outbound-Markt der Welt. Ohne die Corona- Pandemie und ihre Auswirkungen hätten im Jahr 2020 ca. 160 Mio. Auslandsreisen stattgefunden 2 . Und China ist weiterhin ein touristischer Wachstumsmarkt. Das durchschnittliche jährliche Wachstum des chinesischen Reisemarktes lag in Vor-Corona-Zeiten bei ca. 5,4% (engl. Compound Annual Growth Rate, kurz CAGR) 3 . Viele chinesische Auslandsreisende sind immer noch Erstreisende , die ihr Land ggf. zuvor noch nie verlassen haben und auch innerhalb Chinas noch keine Reiseerfahrung gesammelt haben. Dementsprechend sind stark strukturierte Pakettouren mit vielen Stopps in unterschiedlichen Destinationen sehr beliebt 4 . Bei den Zweitreisenden beginnt eine Nachfrage nach Nischenprodukten, selbstorganisierten Reisen, eben solchen, die als teilorganisiert gelten. Dann werden hauptsächlich Flug, Visa und ggf. Hotel vorab gebündelt gebucht 5 . Es zeichnet sich ab, dass das Reiseverhalten individueller wird. Das kann auch damit begründet werden, dass es bei <?page no="48"?> 48 Indischer und chinesischer Outgoing-Tourismus den nationalen Reisen individuelle Angebote gibt, diese erfahren werden und dann das Gelernte als Erwartungen in die Auslandsreisen transportiert wird 6 . Europa ist mit 17% das von Chinesen am häufigsten bereiste interkontinentale Auslandsziel, vor gesamt Amerika mit 7%. Die Zahl der Reisen nach Europa ist sogar höher als die Summe aller anderen interkontinentalen Reiseziele zusammen 7 . Damit ist es auch nicht überraschend, dass für die meisten Chinesen ihre Europareise auch die erste interkontinentale Reise ist 8 . Die daraus bedingte Reiseunsicherheit lässt sich zumeist durch das Buchen eines Reisepakets reduzieren. In Deutschland wurden im Jahr 2016 2,6 Mio. Übernachtungen von Chinesen registriert. Vor Corona wurde erwartet, dass sich diese Zahl bis 2030 auf 5 Mio. Übernachtungen erhöht 9 . Es ist eine beachtliche Zahl, die deshalb so steigen konnte, weil um die Jahrtausendwende Privatreisen aus China erlaubt wurden. Staaten konnten damals einen Approved Destination Status (ADS) beantragen und nachfolgend Visa für Privatreisen vergeben. Auf der Zeitachse war Deutschland eines der ersten Länder in Europa, die Privatreisevisa ausgestellt haben (die EU folgte erst danach). Am 15. Februar 2003 reisten die ersten chinesischen Privattouristen nach Deutschland. Buchautor Kempf (vierter von links) hat damals die Reise maßgeblich mit organisiert. Er freut sich, die Reisenden am Flughafen Frankfurt willkommen zu heißen (→ Abb. 1). <?page no="49"?> China 49 Abb. 1: Ankunft der (aller)ersten privaten Pauschaltouristen aus der VR China am 15. Februar 2003 Heute profitiert der chinesische Outgoing-Tourismus von den verbesserten Visa-Bedingungen 10 . Wissen! Vergabe der Schengen-Visa Die Schengen-Visa für Deutschland werden durch einen externen Dienstleister, TLScontact , erstellt. Damit entfällt das persönliche Vorsprechen durch den Antragsteller 11 . Eine solche Erleichterung im Visa-Antragsprozess bedeutet auch immer den Abbau eines Reisehemmnisses. Alle Euphorie über die großen Zahlen der chinesischen Touristen könnte aber schnell verfliegen, wenn ein touristischer Leistungsträger die Kunden nicht versteht. Sonst kämen nur Viele, die jeweils wenig bezahlen. Durch die starken Verhandlungen der chinesischen Reiseveranstalter käme es quasi nur <?page no="50"?> 50 Indischer und chinesischer Outgoing-Tourismus zur Bettenauslastung. Eine gebündelte Wertschöpfung bliebe nicht in der Region und das Marktsegment der chinesischen Reisenden erschiene als wenig lukrativ 12 . Dem muss entgegengewirkt werden, denn Chinesen werden auf absehbare Zeit das größte Segment asiatischer Reisender in Europa darstellen. 2.1.1 Die Treiber des chinesischen Tourismus Die Wachstumszahlen des chinesischen Auslandstourismus basieren natürlich auf dem allgemeinen wirtschaftlichen Wachstum. Durch die Corona-Pandemie kam es zu einem geringeren Wachstum und auch die Reisetätigkeit ist zurückgegangen. Die Corona-Krise wird häufig als exogene Krise bezeichnet, d.h. sie hat keinerlei wirtschaftliche Ursachen. Sobald das Virus kontrollierbar ist, sollte im Idealfall eine Rückkehr zur wirtschaftlichen Normalität erwartet werden können. Natürlich handelt es sich nicht um einen Lichtschalter, der an und aus geknipst wird. Es wird einen Wandel in der Tourismusökonomie und im Reiseverhalten der Menschen geben. Trotzdem erscheinen einige Treiber vor und nach der Krise zur Erklärung des chinesischen Reiseaufkommens dienlich, da sie aus Bereichen kommen, die nicht oder nur teils durch die Corona-Krise beeinflusst werden. In der nachfolgenden Übersicht sind die Treiber entlang verschiedener Dimensionen dargestellt 13 . <?page no="51"?> China 51 Politische Treiber » Die Visa-Politik Chinas: Die chinesische Regierung unterstützt Auslandsreisen, auch durch vereinfachte Visa- Regelungen (ADS) » Einfachere Visumsbeschaffung beim Gastland » Gute diplomatische Beziehungen im Rahmen von Belt and Road Initiative (BRI) » Hohe Sicherheit im Gastland Wirtschaftliche Treiber » Steigendes Einkommen bzw. gestiegene Kaufkraft (Steigendes GDP in China korreliert positiv mit einer Zunahme an Reisetätigkeit) » Steigender bzw. entstehender bezahlter Urlaub » Grundsätzliche positive Stimmung im Konsum » Besseres Preis-Leistungsverhältnis im Gastland » Verstädterung, wie sie in China gerade deutlich zunimmt, stimuliert typischerweise die Tourismusnachfrage (Push-Faktor) Soziale Treiber » Reisen ist ein wesentlicher Bestandteil des Mittelklasselebens in China geworden. Die chinesische Gesellschaft hat ein Bewusstsein für und Interesse an Reisen entwickelt. » Steigendes Interesse, die eigene Komfortzone zu verlassen und Destinationen außerhalb Chinas zu bereisen » Steigende verfügbare Freizeit » Nachfrage nach Erholungsurlaub (hat Besichtigungsurlaub überholt) <?page no="52"?> 52 Indischer und chinesischer Outgoing-Tourismus » Die soziodemographischen Trends (einpendelnde Fertilitätsrate, alternde Bevölkerung und damit leere Nester in China bedeuten mehr Reisen) » Starke Nachfrage der Millenials Technologische Treiber » Online-Reiseinformationen sind auf Chinesisch verfügbar » Einfachere Orientierung (Karten und Kommunikation durch das Mobiltelefon) Touristische Treiber » Bereits gesammelte Reiseerfahrung » Verbesserte Fluganbindungen und Zugang (Flughäfen) im Quellmarkt China, zumeist mit Direktflügen in die jeweiligen Destinationen » Das Buhlen internationaler Destinationen um die chinesischen Reisenden löst in deren Wahrnehmung einen Prestigegewinn durch internationale Reisen aus Demgegenüber stehen Reisehemmnisse. Sie könnten neben der Corona-Pandemie und all ihren Folgen zu einer verminderten Reisetätigkeit führen: » Terrorgefahr im Gastland » erschwerte Visa-Bedingungen durch das Gastland » wirtschaftliche Schwierigkeiten in China » Sprachliche Barrieren » Fehlende mehrsprachige Beschilderungen in den Destinationen » Fehlendes mehrsprachiges Informationsmaterial der Destinationen <?page no="53"?> China 53 » Fehlende Fremdsprachenkenntnisse bei den Reisenden Es ist offensichtlich, dass nicht alle Treiber von der Corona- Krise gleichermaßen betroffen sind. Jede Destination und jeder einzelne Leistungsträger muss für sich beurteilen, welche Treiber wie zu gewichten sind. 2.1.2 Betrachtung des chinesischen Reisenden In China leben etwa 1,4 Mrd. Menschen. Sie bilden aber nicht das Marktpotenzial . Aktuell liegt es bei ca. 70-90 Millionen Menschen. Das lässt sich durch zwei Indikatoren belegen. Zum einen verfügen derzeit etwa 90 Millionen Chinesen über einen Reisepass. Es wird erwartet, dass im Jahr 2027 ca. 300 Millionen Chinesen einen Reisepass für internationale Reisen besitzen 14 . Zum anderen beziehen in etwa 6-8% der Chinesen ein Einkommen, das Auslandsreisen ermöglicht. Auch diese erstarkende Mittelschicht verzeichnete ein jährliches Wachstum von ca. 13% 15 . Die Beschreibung der typischen chinesischen Europareisenden aus soziodemographischen Faktoren ähnelt sich in den meisten Quellen sehr 16 . Sie sind nachfolgend dargestellt, so dass ein Bild der Reisenden entsteht: » 52% Männer und 48% Frauen reisen aus China nach Deutschland. Aber: Das Verhältnis der Auslandsreisenden liegt international im umgekehrten Verhältnis, nämlich bei Frau (53%) zu Mann (47%). Es muss beobachtet werden, ob sich in Deutschland ebenso dieser Trend abzeichnet oder, ob sogar angenommen werden könnte, dass in Deutschland ein großer Teil der männlichen Reisenden dem Geschäftsreisesegment zuzuordnen ist. Das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass in Deutschland im Privatreisesegment bereits ein deutlicher Überhang <?page no="54"?> 54 Indischer und chinesischer Outgoing-Tourismus an chinesischen Kundinnen besteht. Je nach Leistungsträger müssen die Produkte dementsprechend angepasst werden. » Nach Deutschland reisen aus China alle Altersgruppen bis etwa zu den 55-Jährigen. Der Schwerpunkt befindet sich bei den 25bis 44-Jährigen (allgemeine Altersverteilung siehe → Abb. ). Das Durchschnittsalter liegt bei 35 Jahren und damit sind chinesische Reisende eher jünger als andere aus interkontinentalen Quellemärkten, die nach Deutschland kommen. Sie müssen unbedingt als Chance begriffen werden, da für sie eine Deutschlandreise nicht nur ein Once-in-a-Lifetime-Trip sein muss, sondern sie zu Stammkunden erwachsen können. In Zeiten der Pandemie ist noch zu beachten, dass jüngere Kundenkreise sich weniger um ihre eigene Gesundheit kümmern (müssen) und es kann somit erwartet werden, dass sie früher wieder zu den Reisenden zählen. » Reisen mit der Familie gewinnt an Bedeutung. Dabei wird nicht nur mit den eigenen Kindern gereist, sondern auch beide Großelternpaare können die Reisegruppe vervollständigen. Die derzeitigen Zahlen können für die Privatgruppen folgende Daumenregel zulassen: die Hälfte mit der Familie, ein Viertel mit Freunden, ein Zehntel alleine und nur ganz wenige noch in der veralteten Form der Study-Tour, die unternehmensinitiiert ist. Für Europa und Deutschland ist zu erkennen, dass sehr stark die Familienurlaube und Erstreisenden angesprochen werden sollten. Denn wenn von den jungen Reisenden gesprochen wird, die kaum Sprachbarrieren zu überwinden haben, so fahren diese auch gerne in neue, bislang wenig bereiste Regionen wie z.B. Afrika und den Mittleren Osten. Damit bilden sie nicht unbedingt den typischen Europareisenden. <?page no="55"?> China 55 » Die Reisenden kommen aus allen Segmenten von Arbeitsverhältnissen: Angestellte, Beamte und Unternehmer. Die Reisenden entstammen der wachsenden Mittelschicht. Sie alle verfügen über eine höhere Bildung und konsequenterweise auch über ein höheres Einkommen und bessere Sprachkenntnisse. Außerdem nimmt ihre bezahlte Urlaubszeit in China zu. Die einzelnen Punkte zeigen auf, dass der chinesische Reisende beginnt, anderen international Reisenden zu gleichen. Das Fremdenverkehrsamt Neuseelands beschreibt ihn bereits dahingehend, dass sich die Altersstruktur verschoben hat. Die Zahl der Reisenden im Arbeitsalter (35-55 Jahre) ist zurückgegangen und die Jüngeren und Älteren haben anteilig aufgeholt. Und das sind die, die mit Freunden oder Familie reisen. Das hat Auswirkungen auf Reisedauer und Reiseziele. In diesen Faktoren ähneln sie damit eher westlichen Reisenden als anderen asiatischen Reisenden aus z.B. Japan oder Südkorea 17 . Nachfolgend die Altersverteilung der chinesischen Touristen in Prozent im Jahr 2018 (→ Abb. 2). Abb. 2: Altersverteilung chinesischer Auslandstouristen 2018 (World Tourism Organization 2019, 16) jünger als 15 6% 15-24 23% 25-34 36% 35-44 25% 45-59 10% über 60: 0% <?page no="56"?> 56 Indischer und chinesischer Outgoing-Tourismus Die Marktbearbeitung im Quellmarkt China muss nach regionalen Gesichtspunkten erfolgen, denn China ist mit einer Fläche von etwa 9,6 Mio. km 2 das viertgrößte Land der Erde. Es gibt fünf Regionen, aus denen die meisten Auslandstouristen stammen (Abb. 3): Abb. 3: Fünf Quellregionen chinesischer Auslandstouristen (World Tourism Organization 2019, 13) [1] Beijing-Tianjin-Hebei mit Zentrum Beijing [2] Yangtze-Delta mit Zentrum Shanghai [3] Perflussdelta mit Zentren Guangzhou und Shenzhen [4] Ballungszentrum Chengdu-Chongqing [5] Städte am Fluss Yangtze in Zentralchina 18 Zur genaueren Differenzierung werden chinesische Städte nach ihrer Bedeutung in Stufen (engl. Tier) differenziert: » Tier-1-Städte: Beijing, Shanghai, Guangzhou, Shenzhen und Tianjin. 1 2 3 4 5 <?page no="57"?> China 57 » Tier-2-Städte sind Provinzhauptstädte, hochentwickelte Küstenstädte und andere Großstädte von Bedeutung, wie z.B. Hangzhou, Jinan, Harbin, Changchun, Suzhou und Wuxi. Es entstammen 50% der Abreisen den drei Städten Beijing, Shanghai und Guangzhou 19 . Das sollte aber kein alleiniges Kriterium sein und rechtfertigen, sämtliche Marketingaktionen nur dort zu konzentrieren. Es gilt darüber hinaus zu beachten, dass die Menschen aus den Tier-2- Städten die größte Neigung für Urlaub haben 20 . Der Tourismus der längeren Aufenthalte kommt aus den Regionen, in denen Menschen Rücklagen haben und viele Reisebüros sind 21 . 2.1.3 Reisezeiten, Reisedauer, Reisegebiete und Reiseform Die Reisezeit für Auslandsreisen von Chinesen weist einen leichten Ausschlag in Richtung Sommer auf. 58% der Reisen im Jahr 2018 entfielen auf diesen Zeitraum 22 . Die typischen Reisezeiten sind auf Grund der Feiertage Mai und Oktober 23 . Diese Saisonspitzen sollten auch weiterhin Bestand haben. Zwar gibt es immer mehr Möglichkeiten der individuellen Freizeitplanung in China und auch die traditionelle Urlaubswoche im Mai wurde zugunsten von anderen Feiertagen gekürzt. Das hat aber bisher nur Auswirkungen auf die Saisonzeiten im Inlandtourismus 24 . Chinesen sind nicht an die europäischen Reisezeiten gebunden. Das sollte genutzt werden, um in Europa Niedrig- und Schulterzeiten zu füllen 25 . Aktuell gibt es in China keine politische Regulierung des bezahlten Urlaubs für Arbeitnehmer. Deshalb ist für viele Chinesen die größte Urlaubsphase die Goldene Woche (zum chinesischen Neujahr, jedes Jahr entsprechend dem <?page no="58"?> 58 Indischer und chinesischer Outgoing-Tourismus Mondkalendar variierend), sowie die Woche um den Nationalfeiertag am 1. Oktober , die aber beide hauptsächlich zum inländischen Verwandtenbesuch (VFR) genutzt wird. Wenn Arbeitnehmer einen gesetzlichen Anspruch auf bezahlten Urlaub haben, kann dies ein (weiterer) Treiber für vermehrten Auslandsurlaub werden 26 . Wissen! Reisedauer Die Reisedauer auf Auslandsreisen betrug bei Chinesen im Jahr 2018 je 5-7 Tage, je nachdem, ob es sich in aufsteigender Reihenfolge um eine Geschäftsreise, eine Urlaubsreise oder um VFR Tourismus gehandelt hat 27 . Bei einer Europareise, auf der auch Deutschland besucht wurde, lag die Spanne in gleicher aufsteigender Reihenfolge zwischen 7-9 Tagen 28 . Insgesamt lässt sich ein Trend zu längeren Distanzen und längeren Reisen erkennen. Somit ergibt sich eine Chance für die Leistungsträger in Europa 29 . Die prozentuale Verteilung der Reisedauer von chinesischen Auslandstouristen ist in → Abb. 4 dargestellt. Abb. 4: Reisedauer der Auslandstouristen (World Tourism Organization 2019, 19) Tagesreisen; 1% 2-3 Tage; 14% 4-7 Tage ; 52% 8-14 Tage; 19% 2-4 Wochen; 11% über 1 Monat; 3% <?page no="59"?> China 59 ADS 30 -Touristen sind zumeist zwischen 25 und 45 Jahre alt. 63% von ihnen sind First-time Visitors und sie möchten bei ihrer Europareise so viel wie möglich erleben. Die Reisedauer einer solchen Europareise beträgt zumeist elf Tage. Wissen! Reisepreis und -budget Der Reisepreis bei der Buchung in China beträgt ca. 1.400 Euro. Auf der Reise werden zusätzlich 800 bis 3.000 Euro ausgegeben. Es werden durchschnittlich vier Länder besucht 31 . Eine typische Reiseroute wäre Frankreich (Paris und Elsass) - Deutschland (Frankfurt, Heidelberg, Schwarzwald) - Schweiz (Zürich, Bern, ggf. div. Berge) - Italien (Venedig, Florenz, Rom). Je nach Stationen und Reisedauer ist dies ein durchaus straffes Programm. Wenn die Gruppe nicht aus individuellen Buchungen besteht, sondern schon vor der Abreise zusammengehört, ändert sie ihre Reiserouten gerne noch spontan ab 32 . Hierauf muss, wie bei Indern auch, reagiert werden können, um eine ausreichende Zufriedenheit zu gewährleisten. Es ist verständlich, dass die Erstreisenden, die nach Europa kommen, zunächst die weltbekannten Highlights ansteuern. 80% der chinesischen Ankünfte in Europa betreffen die Europäische Union, die Hälfte davon in Westeuropa. Deutschland ist nach Frankreich (23,5% der Ankünfte), Italien (23%) mit 15,5% das Land, das am dritthäufigsten als Einreiseland gewählt wurde. Danach folgen mit einer noch nennenswerten Anzahl Spanien (9,1%) und Österreich (7,5%) 33 . Die Schweiz wird auf Grund ihrer Nichtzugehörigkeit zur EU nicht erfasst, dürfte aber in einer Größenordnung mit Österreich einzuordnen sein. <?page no="60"?> 60 Indischer und chinesischer Outgoing-Tourismus In Europa liegt Deutschland als Reiseziel für Chinesen auf Rang 1. Über 15% der Reisenden besuchten Deutschland. In Deutschland waren vor allem Bayern und Hessen beliebt 34 . Dies liegt sicherlich in den typischen Reiserouten begründet, in der Vorstellung des romantischen Deutschland und den beiden großen Hub-Flughäfen in Frankfurt und München. Die Entscheidung für eine Destination erfolgt nach unterschiedlichen Faktoren, die alle verschieden bewertet werden. Je nachdem, wie sich eine Destination einordnet, sind die einzelnen Faktoren zu gewichten. » 56,2% touristisches Highlight » 54,3% Sicherheit » 48,0% Dauer des Aufenthalts » 45,2% soziale Trends » 43,6% Entfernung » 39,7% Preis » 38,4% Bekanntheit » 35,6% touristische Highlights in der Nähe » 26,3% einzigartige Erlebnisse » 22,5% persönliche Vorlieben » 18,1% lokales Unterhaltungsangebot » 8,3% andere 35 Die Reiseform unterliegt derzeit einem Wandel. Bislang war es die aus China heraus organisierte Gruppenreise , mit der sich der chinesische Reisende im Ausland unter seinesgleichen bewegte. Über alle Destinationen hinweg ist festzustellen, dass die Zahl der Chinesen, die eine Paketreise buchen wollen, stetig abnimmt. Sie liegt derzeit noch bei etwa 50% 36 . Es gibt einen Trend zu Semi-Paket-Touren <?page no="61"?> China 61 (Flug, Hotel, einige Tagesangebote). Die Möglichkeit, frei zu reisen will genutzt sein 37 . Je jünger die Reisenden sind, desto mehr customized travel (FIT) wird nachgefragt 38 . Der Markt wird sich in » vollpaketierte Reisen, » halb-paketierte Reisen und » FIT fragmentieren 39 . Aktuell überwiegt in der Reiseform noch die Gruppenreisen (→ Abb. 5). Abb. 5: Verhältnis der Reiseform chinesischer Auslandstouristen 2018 (World Tourism Organization 2019, 19) Das Alter und die Arten des Reisens hängen zusammen. Je älter die Reisenden sind, desto eher entscheiden sie sich für die sichere, bequemere Variante der Guided Tour . Die jüngeren Reisenden, die zumeist besser ausgebildet sind, haben (noch) kein so hohes Sicherheitsbedürfnis und tendieren zu FIT-Reisen . In → Abb. 6 ist veranschaulicht, wie die Reiseformen mit steigendem Alter von einer vollständig selbstgeplanten Reise hin zur Gruppenreise zunehmen. Gruppenreise; 55% FIT; 45% <?page no="62"?> 62 Indischer und chinesischer Outgoing-Tourismus Abb. 6: Altersverteilung bei unterschiedlichen Reiseformen (Dichter et al. 2018, 10) In Europa und Deutschland muss die Entwicklung beständig betrachtet werden. Wahrscheinlich ist es noch die Mehrheit der Chinesen, die ihre erste interkontinentale Reise nach Europa antritt. Sie haben eine geringe Reiseerfahrenheit und sind an den absoluten Top-Sehenswürdigkeiten interessiert. Paketreisen sind ansprechend für Erstreisende , da sie eine Lösung sind, um » kulturelle Barrieren abzubauen (Guide spricht ihre Sprache) Alter 20-24 25-34 35-44 45-59 60+ 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% selbst geplant Local Tour Halborganisierte Tour Pakettour, Gruppengröße 21-50 Pakettour, Gruppengröße 10-20 Pakettour, Gruppengröße <10 Andere <?page no="63"?> China 63 » die Highlights in Europa in einer Reise anzusehen (zeiteffektiv) » mit anderen zu reisen, was als angenehm empfunden wird 40 . Es wird häufig empfohlen, dass es immer mehr FIT-Angebote für chinesische Kunden geben sollte. Das ist allgemein richtig, aber nicht für Europa. Chinesische Reisenden nach Europa buchen immer noch am liebsten Touren 41 . Warum ist das so? Es lässt sich durch den typischen Kunden erklären, der mit vier Faktoren beschrieben sein soll: » eher mit Familie unterwegs » eher Erstreisende » eher die Älteren » keine Verwandtschaft in Europa (also kein VFR möglich) Es bleibt nun, auch in Bezug auf die Corona-Pandemie, abzuwarten, inwieweit es weiterhin ein Wachstum in diesem Segment gibt. Wissen! Maßgeschneiderte Reisen zu Nischenzielen Gleichzeitig nimmt die Nachfrage nach maßgeschneiderten Reisen zu 42 . Chinesen interessieren sich dabei nicht mehr nur für die Hauptziele, sondern auch Nischenreiseziele gewinnen an Bedeutung 43 und sie suchen spezifische Erlebnisse 44 . <?page no="64"?> 64 Indischer und chinesischer Outgoing-Tourismus 2.1.4 Informationsgewinnung und Buchungsentscheidung China ist ein Land, in dem die Digitalisierung politisch sehr stark getrieben voranschreitet. Im Tourismus lässt sich, wie in allen anderen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft, diese Digitalisierung bei den Endkunden erkennen. So ist es nicht überraschend, dass Online-Informationsquellen für (potenzielle) Auslandstouristen eine dominante Rolle spielen. Aber auch Empfehlungen aus der Familie und von Freunden, die teilweise sicherlich auch online geäußert werden, werden gern berücksichtigt, ebenso die Empfehlungen von Reisebüros. Alle anderen Einflussfaktoren erscheinen dagegen bedeutungslos. Informationsquellen für chinesische Auslandstouristen sind: » 54% Websites und Online Communities » 48% Empfehlungen von Familie und Freunden » 28% Beratung von Reisebüros » 8% Zeitungen, Magazine, Bücher » 5% Werbung im Freien » 5% Werbung im Fernsehen oder Radio » 3% Promotionaktionen von Destinationen » 3% Andere 45 Die Zahlen lassen sich durch eine andere Erhebung bestätigen. Dort erscheint allerdings die Bedeutung der Reisebüros bereits noch mehr abgenommen zu haben und eine weitere Stärkung der Online-Informationsgewinnung wurde konstatiert. Ein zusätzliches Element stellt außerdem Werbung in Aufzügen dar, die noch einen messbaren Anteil aufweist 46 . Auf Grund der Verschiebung hin zu online Informa- <?page no="65"?> China 65 tionsquellen und der zu erwartenden zukünftigen Bedeutung ist es lohnenswert, die online Orte der Reiseinspirationen zu kennen: » WeChat (Eine Plattform, die zahlreiche der uns bekannten Apps wie WhatsApp, aber auch Facebook, LinkedIn etc. integriert und darüber hinaus noch wesentlich mehr bietet.) » Berichte von Freunden » Weibo-Accounts » Reiseinformationsportale (z.B. Mafengwo, Qyer) » Online Reiseangenturen (z.B. C-Trip, Qunar, Tuniu) Reiseinformationen werden auf Social-Media-Plattformen gewonnen, so z.B. RED oder Douyin. Dabei spielen die Empfehlungen anderer eine große Rolle. Über 60% der Chinesen entscheiden ihre Reiserouten auf Basis der online ermittelten Informationen 47 . Es gilt: Je jünger, desto eher werden Reiseinformationen online gewonnen 48 . Zentrale Begriffe im Social-Media-InfluencerMarketing in China sind KOL (Key Opinion Leaders), die es seit Längerem gibt und KOC (Key Opinion Consumers), die immer wichtiger werden. Bislang spielten sie vor allem bei Luxusgütern eine Rolle 49 . Auf den Social-Media-Plattformen können sie auch Bilder, kurze Videos oder Livestreams mit touristischem Bezug bereitstellen. Es zeigt sich, dass diese Form bei den Nutzern Interesse weckt. In der Welt der Nutzer fühlt es sich so <?page no="66"?> 66 Indischer und chinesischer Outgoing-Tourismus an, als ob es noch nie so einfach war, hochqualitative, authentische Informationen zu erhalten. Eine Erhebung 50 sieht sogar KOL- und KOC-Inhalte als bedeutsamer an, als die Empfehlungen von Freunden und Verwandten. Je nach Bedeutung des Chinatourismus für eine Region kann es durchaus hilfreich sein, sich mittels Key Opinion Leaders bzw. Consumers im chinesischen Markt zu präsentieren. Die skandinavischen Länder sind bereits auf diese Weise aktiv, um ihre Kunden aus dem Hochpreissegment anzusprechen. Ihr Weibo-Account ist zu 11% mit Informationen von KOLs bestückt. Dabei ist kein spezieller KOL dominant 51 . Zur Ansprache von chinesischen Kunden ist ein gelungener Social-Media-Auftritt allein aber wohl kein Erfolgsgarant für hohe Buchungszahlen. Das hängt vor allem daran, dass vor der Informationssuche die Inspirationsphase steht. Und Inspiration kommt noch immer am stärksten von der Familie und Freunden (siehe „Guanxi“ in → Kap. 1.1.2). Danach folgt, dass eine bestimmte Destination der Platz ist, den eine Person immer besuchen wollte. Eine Begründung, die schwer zu greifen und damit auch zu beeinflussen ist. Erst mit Abstand folgen als Kriterium Artikel in Zeitungen, Film und Fernsehen oder Anzeigen bzw. Promotion. Bei der Buchung, der Phase nach der Informationssuche sind es Reisebüros - offline oder online -, die die Kunden für sich gewinnen können 52 . Die Buchung soll daher noch näher betrachtet werden: <?page no="67"?> China 67 Chinesen buchten Europareisen 2018 zu 37% im Reisebüro, 41% waren Direktbuchungen, 87% der Buchungen erfolgten über das Internet 53 . Nur 6% nutzten das Internet ausschließlich zur Informationsgewinnung. Daraus folgt, dass insgesamt 93% der Reisen in Zusammenhang mit Internetnutzung gebracht werden können. Bei reinen Deutschlandreisen ist die Zahl mit 90% etwas geringer 54 . Die Zahlen erklären sich auch damit, dass es in China etwa 25.000 55 Reisebüros gibt, von denen nur 8% internationale Reisen verkaufen dürfen. Sie befinden sich typischerweise in Peking, Shanghai und in den Provinzen Zhejiang und Jiangsu (in der Region um Shanghai) 56 . Es wird zumeist Online über OTA gebucht (52%). Apps von OTAs spielen eine geringere Rolle für die Buchung (15%) 57 . Der Vertrieb von Package Tours (wie für Europa) funktioniert am besten über OTAs 58 . Die fünf großen Reiseveranstalter für Auslandreisen (nach Einnahmen), von denen drei staatseigene Betriebe sind, sind 59 : » China National Travel Service (HK) Group Cooperation » C-Trip Travel Group » Overseas Chinese Towns Enterprise Co. » JinJiang International Holdings Co. » Beijing Tourism Group (BTG) Die drei größten Online-Veranstalter sind: » Ctrip (46% Marktanteil, NASDAQ gelistet) » Elong (gehört mehrheitlich Expedia) » 17u.cn 60 <?page no="68"?> 68 Indischer und chinesischer Outgoing-Tourismus Als Anbieter aus Deutschland ist zu überlegen, welches die richtigen Partner sein können. Ist ein Generalist hilfreich, weil eine Marktabdeckung angestrebt wird oder ist das eigene Produkt doch besser bei einem Nischenreiseveranstalter in China gut aufgehoben? Die Frage ist kritisch zu stellen, denn auch in China sind die großen Veranstalter auf sehr gute Nettokonditionen angewiesen. Sie vermögen daher die Einkaufspreise entsprechend einzufordern und durchzusetzen. 2.2 Indien Indien kann nach Herkunftsregionen in drei Schlüsselmärkte eingeteilt werden: Erster und wichtigster Markt sind die vier großen Städte Mumbai, Neu-Delhi, Chennai und Kolkata. An zweiter Stelle folgen Sekundärmärkte wie Amritsar, Bengaluru, Pune, Hyderabad und Chandigarh. An dritter Stelle stehen potenzielle Märkte wie Bhopal, Lucknow, Raipur, Vodadora usw. Vielversprechend sind außerdem Städte wie Ahmedabad und Kochin. Es profitieren in Indien nicht alle vom Wirtschaftswachstum; so scheint es mehr die Stadtbevölkerung zu sein, die über Verhältnis partizipiert. Zumindest lässt sich so ein steigender Gini-Index (also eine steigende Ungleichverteilung des Vermögens in Indien) erklären 61 . Aus touristischer Perspektive ist es daher vorteilhaft, sich auf die höheren Einkommensschichten in den Städten zu konzentrieren, vor allem jene Städte mit (internationalem) Flughafen 62 . Indien gilt als einer der großen touristischen Wachstumsmärkte. Die üblichen touristischen Kennzahlen des Touris- <?page no="69"?> Indien 69 mus in Indien sind über die letzten Dekaden konstant angestiegen. Noch erscheinen sie im internationalen Vergleich nicht übermäßig, aber die wachsende Mittelschicht Indiens dient durchaus als positiver Indikator. Die internationalen Reisen von Indern sind 2015-2018 mit einer jährlichen durchschnittlichen Wachstumsrate (engl. kurz CAGR 63 ) von 8% auf 26 Millionen in 2018 angestiegen. Im Jahr 2018 wurden ca. 2 Milliarden In- und Auslandstrips unternommen. Dabei wurden ca. 94 Milliarden US-Dollar für Transport, Übernachtung und Konsum ausgegeben. Die Ausgaben nur auf Auslandsreisen bezogen betrugen 2018 22 Mrd. US-Dollar, davon 3 Mrd. US-Dollar für Transport, 7 Mrd. US- Dollar für Übernachtung und 12 Mrd. US-Dollar für Konsum wie z.B. Shopping, Essen oder anderem 64 . Für das Jahr 2022 wurden vor der Corona-Krise für Auslandreisen Ausgaben in Höhe von 45 Mrd. US-Dollar erwartet. Die Durchschnittskosten pro Reise sollten dann bei 900 US- Dollar liegen 65 , was somit 50 Millionen Auslandsreisen entsprochen hätte. Dieses Potenzial kann aber noch erweitert betrachtet werden: Da zu diesem Zeitpunkt etwa 100 Millionen Inder einen Reisepass besitzen werden, würde das rechnerisch bedeuten, dass nur die Hälfte von ihnen eine Auslandsreise anträte. Wissen! Deutschland hinter Frankreich Nach Deutschland unternahmen die Inder im Jahr 2018 rund 353.000 Reisen 66 , womit Deutschland in Europa hinter Frankreich, Italien und Großbritannien (je über 500.000) zurücklag und in etwa gleichauf mit der Schweiz lag. Fast 290.000 Reisen entfielen auf Ankünfte direkt in Deutschland 67 . <?page no="70"?> 70 Indischer und chinesischer Outgoing-Tourismus Das indische Tourismusministerium zeigt in seinen veröffentlichten Statistiken die Zahlen der Ausreisen nach Deutschland an. Danach gab es im Zeitraum 2011-2017 nur Steigerungen (→ Abb. 7). Bereits im Jahr 2017 kam eine Viertelmillion Inder auf direktem Weg nach Deutschland 68 . Abb. 7: Ankünfte indischer Touristen in Deutschland 2011-2017 (India Tourism Statistics 2019, 91) Durch die Corona-Pandemie seit 2019 sind alle diese Zahlen natürlich obsolet geworden. Sie sollten an dieser Stelle für einen Überblick dargestellt werden und helfen, zukünftige Zahlen einzuordnen. 2.2.1 Die Treiber des indischen Tourismus Die Treiber für den indischen (Outgoing-)Tourismus lassen sich in zwei Gruppen unterteilen, extern und intern: 160.599 171.738 189.534 194.221 212.506 231.244 268.693 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 <?page no="71"?> Indien 71 externe Treiber » ein nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum und somit ein steigendes verfügbares Einkommen (ökonomischer Treiber) » eine große und weiterhin wachsende junge Bevölkerung (sozial-gesellschaftlicher Treiber) interne Treiber » sinkende Kosten für den internationalen Transport » steigende Zahl bezahlbarer Reiseangebote 69 Die Corona-Krise wird als eine exogene Krise verstanden. Daher kann erwartet werden, dass bei einem Abflachen der Pandemie die Wirtschaft zu alter Stärke zurückfindet. Die externen Treiber würden damit ihre Gültigkeit behalten. Die beiden internen Treiber könnten sich jedoch wandeln. Da der Tourismus fast vollständig zum Erliegen gekommen ist, werden viele Unternehmen die Pandemie geschwächt verlassen oder sind vollkommen vom Markt verschwunden. Es ist daher mit einem Anstieg der Preise und damit einem Abschwächen der internen Treiber in der Dekade nach der Pandemie zu rechnen. Außerdem werden immer wieder zwei Hemmnisse genannt, die den indischen Outgoing-Tourismus bremsen: Zunächst ist ein wirtschaftlicher Faktor zu berücksichtigen: eine schwache Rupie macht Auslandsreisen teuer und somit schwer erschwinglich 70 . Der Umrechnungskurs für 1000 INR entwickelte sich zwischen Januar 2015 und Juni 2021 von 13,94 EUR bis auf 11,28 EUR. In diesen 77 Monaten sank er somit um 19,1%. Insgesamt verteuerte sich damit das Reisen für Inder nach Europa entsprechend. <?page no="72"?> 72 Indischer und chinesischer Outgoing-Tourismus Politisch ist die Erteilung von Visa relevant. Ein Visum kann nur erhalten, wer auch einen Pass besitzt. Die Zahl der Passbesitzer steigt gerade in Indien an, jedoch erreichte sie im Jahr 2018 erst knapp 80 Millionen 71 . Das ist somit die Zahl der potenziellen Kunden. Sie mag zwar, z.B. im Vergleich zu 82 Millionen Bundesbürgern, klein erscheinen. Ins rechte Licht gerückt aber wird die Zahl, wenn ergänzt wird, dass Indien im internationalen Vergleich damit das Land mit den drittmeisten Bürgen mit einem (Reise-)Pass ist - hinter den USA und China 72 . Ein Visum für Deutschland bedeutet für einen touristisch nach Deutschland reisenden Inder typischerweise ein Schengen-Visum , das für die gesamte Eurozone gilt. Im Jahr 2018 wurden fast 1 Mio. Schengen-Visa durch europäische Staaten an Inder ausgestellt 73 . Bei Reisen nach Deutschland lässt sich in den letzten Jahren ein kontinuierliches durchschnittliches Wachstum bei den Ankünften und Übernachtungszahlen von etwa 8-10% feststellen 74 , wobei natürlich erwartbzw. planbare Ausreißer (z.B. Finanzkrise 2009, Corona-Krise 2020) in den Folgejahren überproportionale Prozentzahlen hervorbringen werden. Die Zahl der Schengen-Visa, die an Inder vergeben wurden, stieg in den vergangenen Jahren konstant an. Zur Einschätzung der Situation aus europäischer Sicht ist es hilfreich, die absoluten Zahlen der Vergabe von Schengen-Visa zu betrachten: » Die meisten Schengen-Visa werden seit Jahren nach Russland vergeben. » Auf Platz zwei steht China. » Indien liegt mittlerweile auf Rang 3, nachdem es mit der Türkei die Plätze getauscht hat 75 . <?page no="73"?> Indien 73 Wissen! Visa-Verfahren Aus touristischer Sicht sollte noch beachtet werden, dass ein Inder typischerweise 6-8 Wochen auf die Erteilung eines Schengen-Visums wartet, auch wenn der Prozess an sich nur 3-4 Tage dauert 76 . Das ist folglich die Mindestvorausbuchungsfrist. Der Visumsantrag erfolgt typischerweise durch das Reisebüro in Indien 77 , europäische Leistungsträger haben diesbezüglich keine Aufgaben zu übernehmen. Die Entwicklung der vergebenen Schengen Visa in Europa an Inder und Chinesen wird in → Abb. 8 dargestellt. Abb. 8: Vergebene Schengen-Visa 2014-2018 im Vergleich China und Indien (Schengen Visa 2019a) Die Auslandsreiseintensität in Indien ist noch als sehr gering einzustufen. Im Jahr 2018 waren es nur 15,3 Mio. Reisen ins Ausland. 67% dieser Reisen erfolgten innerhalb Asiens - 33% sind damit interkontinental gewesen, was über der Daumenregel von 15-25% liegt, die häufig für das Verhältnis von 568.216 708.386 792.271 920.699 1.081.359 1.800.369 2.381.818 2.185.927 2.533.905 2.818.974 2014 2015 2016 2017 2018 Indien China <?page no="74"?> 74 Indischer und chinesischer Outgoing-Tourismus interkontinentale Reisen genannt wird. Europa ist mit 16% (2,4 Mio. Reisen) das häufigste Interkontinentalziel 78 . Vor dem Beginn der Corona-Pandemie wurde erwartet, dass diese Zahl zumindest konstant bleibt 79 . 2.2.2 Reisezeiten, Reisedauer, Reisegebiete und Reiseform Die typischen Reisezeiten von Indern sind auf Grund der Sommerschulferien Mitte April bis Ende Juni und auf Grund des Lichterfests Diwali (das in seiner Bedeutung mit unserem Weihnachten verglichen werden kann) Ende Oktober bis Anfang Januar, Weihnachten und Neujahr 80 . Feiertage in Indien sind überwiegend religiös bedingt und variieren mit den entsprechenden Kalendern (Mondkalendar, der aufgrund der Größe des Landes regional unterschiedlich berechnet wird! ). Fix im Kalender sind in Indien nur drei Feiertage: » Tag der Republik (26. Januar) » Unabhängigkeitstag (15. August) » Mahatma Gandhis Geburtstag (2. Oktober) 81 Beim Betrachten der Zahlen der Vergangenheit scheint die Hauptreisezeit nach Deutschland auf die Zeiten im Frühjahr und im Herbst zu fallen, der Sommer könnte als Schultersaison angesehen werden 82 . An anderer Stelle wird klar gesagt, dass die Hauptreisezeit für Reisen nach Deutschland in den Sommer fällt. Treiber für diese Reisezeit sind die klimatischen Bedingungen in Indien (Monsunzeit von Juni bis September) und die Schulferien 83 . Die Peaks im Frühjahr und Herbst lassen sich wahrscheinlich anders erklären: Es darf in den Zeiten der touristischen Sommersaison von April bis Oktober von einer konstanten Besuchszahl von Indern ausgegangen werden. Die Peaks ergeben sich dann auf <?page no="75"?> Indien 75 Grund der typischen Messezeiten, die von den Geschäftsreisenden erzeugt werden. Sie haben in Deutschland einen Anteil von 40%. Wissen! Reisedauer Die Dauer des Urlaubs ist an die verfügbare Freizeit gekoppelt. Inder haben im Durchschnitt 24 Tage bezahlten Urlaub . Hinzu kommen noch ca. 15-20 bezahlte öffentliche Feiertage, die je nach Region im Land variieren können 84 . Gesamt sind es also ca. 44 Tage, was auch in etwa den freien Tagen eines Arbeitnehmers in Deutschland entspricht. Die gewählte Reisedauer unterliegt in Indien gerade einem Wandel. Während die Generation 50+ noch längere Reisen unternimmt, gibt es bei den jüngeren den Trend zu häufigen Kurzreisen 85 . Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei Auslandsreisen betrug bei Urlaubs- und Geschäftsreisen ca. 7 Nächte 86 . Die Reisen nach Europa sind zumeist Multicountry-Reisen , so dass es zwar durchschnittliche Gesamtreiseaufenthalte gibt, diese aber wenig über die Anzahl der Nächte in den einzelnen Ländern sagen. Die durchschnittliche Reisedauer nach Westeuropa oder EU-27 liegt bei 17-18 Tagen. In Deutschland lag sie 2018 bei 3,2 Tagen 87 Wissen! Reisegebiete Die Reisegebiete von Indern in Deutschland können nach Bundesländern aufgeteilt entlang der erfassten Übernachtungen betrachtet werden. <?page no="76"?> 76 Indischer und chinesischer Outgoing-Tourismus So entfielen auf den Tourismus in Bayern, Baden- Württemberg und Hessen je über 20% der Übernachtungen, Nordrhein-Westfalen und Berlin jeweils knapp über 10% 88 . Auf Grund dieser Zahlen ist anzunehmen, dass das Reiseverhalten in Deutschland im privaten Bereich stark von den touristischen Highlights geprägt ist und im geschäftlichen Bereich in wirtschaftliche potente Regionen Deutschlands führt. Eine Herausforderung für jeden Leistungsträger bildet die zielgruppenorientierte Ansprache von indischen Reisegästen, denn den typischen Inder gibt es nicht. Inder aller Altersgruppen reisen, wobei vor allem die „Älteren“ eine zunehmende Gruppe darstellen 89 . Soziodemographisch lassen sich die nach Europa und Deutschland reisenden Inder wie folgt beschreiben: » 57% Männer, 43% Frauen » Durchschnittsalter Ende 30 (vorwiegende mittlere Altersgruppe von 25-44 Jahre) » hohes Einkommen (ca. 55%) » gehobene Bildung (87%) 90 Dabei gibt es derzeit ein diffuses Bild, wie Reisegruppen auf internationalen Reisen zusammengesetzt sind. Während früher tendenziell in Familien oder Gruppen gereist wurde, scheinen gerade junge Reisende auf ihren ersten internationalen Reisen mit Freunden oder gar allein unterwegs zu sein. Darunter auch allein reisende Frauen 91 , was an dieser Stelle besonders erwähnt wird und keine Selbstverständlichkeit ist. Die Stellung der Frau in Indien ist völlig anders als <?page no="77"?> Indien 77 in Deutschland; für Gastgeber bedeutet dies eine entsprechende Sorgfaltspflicht. Aber es bedeutet auch, bereits im Vorfeld mit der Sicherheit des Reisens zu werben, wie sie in Deutschland im Gegensatz zu Indien gegeben ist. Eine spezielle Ansprache der Zielgruppe allein reisende Inderinnen kann interessant sein! Wissen! Alleinreisende Inder Das Segment der Alleinreisenden scheint besonders bei Reisen nach Europa beliebt zu sein, denn 37% der Reisenden haben eine Reise nach Europa allein unternommen. Es könnte für europäische Destinationen lohnend sein, Angebote für Alleinreisende zu bewerben. Für Off-Season-Reisen, Erfahrungsreisen oder im Übernachtungsbereich Hostels könnte spezielle Reiseangebote entwickelt werden 92 . Derzeit sind es vier Produkttypen , die von Europa aus noch bearbeitet werden sollten, um indische Kunden zu locken: Luxusreisen, filmanimierte Reisen („Bollywood“), Kreuzfahrten und Hochzeitsreisen 93 . Dabei ist die Strategie des Destination Placement durchaus mit Vorsicht zu beschreiten. Zwar hat die Schweiz durch Bollywood-Verfilmungen eine Pull-Wirkung auf Reiseentscheidung in Indien geschaffen. Und das, obwohl die Schweiz ein sehr teures Reiseziel ist 94 . Demgegenüber scheint eine einmalige Aktion sicherlich keinen nachhaltigen Nutzen zu erzeugen, wie die Förderung eines Bollywood-Agententhrillers in Deutschland zeigt (siehe dazu → Exkurs). <?page no="78"?> 78 Indischer und chinesischer Outgoing-Tourismus Exkurs | Destination Placement in Bollywood-Filmen Kosten und Nutzen von Destination Placement in Bollywood-Filmen sind abzuwägen. Ein gutes Beispiel bietet der Film „Don - The King is back“, ein Sequel eines indischen Agententhrillers, der in seiner Popularität in Indien mit James-Bond-Filmen bei uns zu vergleichen ist. Er war im Jahr 2010 der erste Bollywood Film, der in Deutschland - und dort in Berlin - gedreht wurde. In der Presse sprach der Hauptdarsteller von Millionen indischer Touristen, die nachfolgend Deutschland bereisen würden 95 . Eine Zahl, die natürlich nicht wahr werden konnte (→ Hemmnisse). Das Beispiel ist aber deshalb so nützlich, da sich die Zahlen indischer Touristen auf Grund der Art der touristischen Erfassung in Deutschland sehr gut überprüfen lassen. Der Film erschien zur Weihnachtszeit 2011. Die „Millionen“ Inder hätten also in den Jahren 2012 und 2013 nur so nach Berlin strömen müssen. In Wahrheit gab es nur einen unmerklichen Anstieg, wie die Zahlen belegen. Für die folgende Rechnung wird ein Zeitraum von bis 4 Jahren als Werbeeffekt angenommen. Die Zahlen in diesem Zeitraum sind in → Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden. Tab. 1 dargestellt. Tab. 1: Indische Berlin-Besucher 2011-2015 Jahr offizielle Zahl der Berlin-Besucher 96 2011 14.600 2012 14.723 <?page no="79"?> Indien 79 2013 15.699 2014 17.306 2015 20.744 Das Wachstum der indischen Besucher in Berlin muss nun ins rechte Bild gerückt werden. Das erwartende jährliche Wachstum beträgt 8%. Ausgehend von 14.600 indischen Besuchern im Jahr 2011 wären ohne den Film im Jahr 2015 also 20.047 Inder in Berlin zu erwarten gewesen. Tatsächlich waren es mehr, nämlich 20.744. Damit ist mit dem Film ein Wachstum (CAGR) von 9,18% entstanden. Die Steigerung durch den Film ist die Differenz der zusätzlichen indischen Touristen weniger der erwartbaren, also im Jahr 2015 beispielsweise 697 97 Personen. Hoffnungen vom Burkhard Kieker, dem Geschäftsführer von Visit Berlin, der damals noch mit den Worten zitiert wurde: „Mit diesem Film bringen wir Berlin in Indien auf die Landkarte. Das könnte der Durchbruch für die Bekanntheit der Destination Berlin auf dem indischen Markt sein“ 98 , haben sich offensichtlich nicht erfüllt. Vielmehr wird eine wissenschaftliche Untersuchung bestätigt 99 , in der festgestellt wurde, dass es für die Destinationsentscheidung von Indern unwichtig war, ob Bollywood- Filme dort gedreht wurden. Die 550.000 Euro Filmfördersumme sollte im Rückblick nicht unter touristischen Aspekten argumentiert werden, sondern kann bestenfalls als Kulturförderung verstanden werden. <?page no="80"?> 80 Indischer und chinesischer Outgoing-Tourismus 2.2.3 Reiseinformationsgewinnung und Buchungsentscheidung Die Planung und Buchung bei Interkontinentalreisen liegen in einem Zeitfenster von acht Tagen bis drei Monaten im Voraus. Dabei sind Inder entscheidungsfreudig, denn die Lücke zwischen den Prozessschritten „Planen“ und „Buchen“ ist sehr gering 100 . Wenn der indische Quellmarkt betrachtet wird, dann ist festzustellen: Indien kann nicht als ein Quellmarkt bezeichnet werden. Vielmehr gibt es „viele Indien in Indien“ 101 . Eine Möglichkeit wäre eine geographische Marktsegmentierung, denn Inder möchten gerne einen Direktflug ins Zielgebiet haben. Es ist also durchaus denkbar, einen Schwerpunkt auf die Einzugsgebiete der Abflughäfen zu legen, bei denen Flugverbindungen nach Deutschland angeboten werden. Eine zweite Unterscheidung, die sicherlich noch länger Bestand hat, ist, ob Reiseerfahrene oder Reiseunerfahrene angesprochen werden sollen. Sie benötigen unterschiedliche Produkte. Inder sind preissensibel 102 . Ein Indikator könnte sein, dass indische Reisende bei den Ausgaben für internationale Reisen nur auf Platz 40 in einer internationalen Rangliste liegen - auch wenn diese durch viele Facetten, wie z.B. allgemeine Finanzkraft von Auslandreisenden oder der geographischen Lage, beeinflusst sein dürfte. Im Jahr 2018 gaben sie etwa 800 US- Dollar pro Reise aus (→ Tab. 2Abb. ). <?page no="81"?> Indien 81 Tab. 2: Ausgaben internationaler Touristen pro Auslandsreise (ETC 2020, 20f.) 1. Island 2.738 21. Sri Lanka 1.125 2. Singapur 2.442 22. Kolumbien 1.104 3. Portugal 2.207 23. Bahrain 1.070 4. Mauritius 2.193 24. Dom. Republik 1.068 5. Norwegen 2.136 25. Marokko 1.044 6. China 1.852 26. Niederlande 1.027 7. Frankreich 1.775 27. Österreich 1.005 8. Brasilien 1.719 28. UK 979 9. Luxemburg 1.617 29. Argentinien 959 10. Panama 1.609 30. Seychellen 958 11. USA 1.561 31. Indonesien 926 12. Neuseeland 1.515 32. Jordanien 924 13. Belgien 1.411 33. Israel 905 14. Moldawien 1.406 34. Italien 900 15. Dänemark 1.403 35. Deutschland 877 16. Spanien 1.395 36. Peru 867 17. Kanada 1.290 37. Bolivien 860 18. Weißrussland 1.266 38. Fiji 856 19. Thailand 1.239 39. Kroatien 823 20. Schweiz 1.200 40. Indien 811 Die Informationsquellen für Reisen befinden sich für alle Phasen der Reise (erstes Interesse, suchen, buchen, erleben, teilen) offline und online; wobei sich eine erwartbare Verschiebung hin zu online abzeichnet 103 . <?page no="82"?> 82 Indischer und chinesischer Outgoing-Tourismus Inder sind eher ungeduldig. Daher kommt es ihnen gelegen, dass sie Informationen zu Reisen sehr schnell online abrufen können. Ca. 80% der Inder bis 55 Jahre beginnen mit einer Online-Recherche, bei den Älteren sind es immerhin noch etwa 60% 104 . Informationen vor der Buchung werden zu über 90% aus dem Internet ermittelt 105 , was somit nicht ausschließlich bedeutet. Trotzdem lässt sich ableiten: Ein Leistungsträger muss seine Marke im Internet transportieren (Stichwort: E- Branding ) 106 . Auch machen Inder gerne 360° Videoansichten, so dass Sie sehen können, was sie kaufen 107 . Die Informationsgewinnung erfolgt aus diversen Quellen und jede hat eine andere Bedeutung für die Entscheidung. Die Offline-Welt hat dabei noch ein großes Gewicht. Es kann gesagt werden, dass die Hauptquelle für Information vor der Buchung die Mund-zu-Mund-Propaganda ist 108 . Es gibt dazu eine Auflistung des australischen Tourist Board. Es wurde erhoben, dass am einflussreichsten Freunde oder Familienmitglieder waren, die eine Destination bereits besucht oder gar dort gelebt haben (gesamt 85%). Erst mit Abstand folgen dann Informationen aus dem Internet oder von einem Reisebüro (je etwa 30%). Die vollständige Liste ist in → Abb. 9 zu sehen. <?page no="83"?> Indien 83 Abb. 9: Informationsquellen und deren Bedeutung für die Destinationsentscheidung bei Indern (Rigg 2020, 4) 1% 2% 2% 6% 6% 7% 9% 10% 17% 19% 20% 23% 25% 27% 31% 34% 51% Zugewinn von sozialem Status Werbung von Destinationen Werbung von Fluglinien oder Reisebüros Radioreiseprogramme Wo die eigenen Kinder hinwollen Allgemeine Nachricchten (Zeitung, Nachrichten,…) Reisekataloge Reiseführer Blogs und Bewertungen (z. B. Tripadvisor) Reiseteile von Zeitungen oder Magazinen Destinationen, die in Filmen/ Serien vorkommen Soziale Netzwerke (z. B. Facebook) Reisespezifische Fernsehprogramme Empfehlung eines Reisebüros oder Reiseveranstalters Reisespezifische Informationen im Internet Empfehlungen von Familie und Freunden, die dort gelebt haben Empfehlungen von Familie und Freunden, die dort in Urlaub waren <?page no="84"?> 84 Indischer und chinesischer Outgoing-Tourismus Das Marketing der Destination muss klarstellen: Es ist ein guter Deal, in dieses Land zu fahren. Und wenn Hilfe gebraucht wird, dann wird der reisende Inder sie erhalten. Es zeigt sich, dass die Informationsquellen online und offline verfügbar sind. Bei allen Menschen besteht wohl das Gefühl, dass, je fremder eine Destination 109 und je weiter weg sie ist, desto höher das Risiko erscheint und damit die Neigung zur offline Informationsgewinnung und Buchung. Es kann folglich erwartet werden, dass (private) Reisen in der Langdistanz (long haul), also auch nach Deutschland, mit der Familie geplant werden. Informationsquellen sind dabei online und in Reisebüros. Die Buchung erfolgt dann zumeist im Reisebüro, auch deswegen, weil von den Mitarbeitern die Visaformalitäten übernommen werden. Online werden die Buchungen nochmals zur Bestätigung nachgesucht 110 , ein durchaus typisches Verhalten bei Reisebuchungen 111 . Um den Informationshunger zu stillen, wird Destinationen, die um indische Kunden werben, empfohlen, in Indien eine Offline-Repräsentanz zu haben. Derzeit kann allgemein gesagt werden, dass die europäischen Reiseziele noch einen Nachholbedarf haben - nur Flandern, die Tschechische Republik, Dänemark, Finnland, Deutschland, Ungarn, Irland, die Niederlande und Norwegen sind in Indien vor Ort vertreten. Bei diesem Marktpotenzial müsste eindeutig mehr getan werden 112 und eine deutsche Destination kann sich einen eindeutigen Marktvorteil durch eine eigene Vertretung schaffen. Natürlich hat nicht jede Destination die verfügbaren finanziellen Mittel dazu. Es wäre daher zu empfehlen, in einem ersten Schritt zumindest online auf ausgewählten Plattformen sichtbar zu sein. <?page no="85"?> Indien 85 Wissen! Buchungsentscheidung Die Buchung sentscheidung liegt nicht mehr beim männlichen Familienoberhaupt, sondern es wird gemeinsam entschieden 113 . Planungen beginnen 2-6 Monate vor der Abreise. Komfort, Nutzen und Sicherheit sind die drei Hauptgründe für eine Vorabbuchung 114 . Grundsätzlich zeichnet sich ein Trend zu Online-Buchungen ab: Inder buchen lieber auf den Seiten von OTAs als auf den Seiten von Leistungsträgern wie Airlines oder Hotels. Begründet wird dies damit, dass dort einfacher gebucht werden kann, Preise einfacher verglichen werden können und ein besserer Deal erwartet wird. So muss insgesamt davon ausgegangen werden, dass Buchungen über OTAs gegenüber stationären Reisebüros zunehmen 115 . 70% der Inder bis 55 Jahre buchen online, bei den Älteren sind es immerhin noch 48% 116 . Für Reisen nach Deutschland ist dieser Trend nicht unbedingt zu erkennen. Es scheint sich vielmehr um kontinentale Reisen zu handeln. Auch wenn auf der Kurzdistanz Online- Buchungsangebote (OTAs) zunehmen, so hat doch bei größeren Distanzen das Reisebüro in Indien eine große Bedeutung 117 . Bei Europareisen erfolgen 46% der Buchungen über Reisebüros und 37% direkt beim Leistungsträger, 84% über das Internet (es müssen in der Erhebung wohl Teilkomponenten gewesen sein). Für das Zielgebiet Deutschland wurden 100% der Reisen im Voraus gebucht, davon 46% im Reisebüro und 38% direkt beim Leistungsträger. 78% waren Internetbuchungen. Zur Vorbereitung der Deutschlandreise wurde das Internet zu 92% genutzt: in 78% der Fälle, um zu <?page no="86"?> 86 Indischer und chinesischer Outgoing-Tourismus buchen, und bei 14% zur reinen Informationsbeschaffung (Mehrfachnennungen möglich) 118 . Welche Teilbuchungen online vorgenommen werden, wurde vom australischen Touristboard untersucht (→ Abb. 10): Abb. 10: Vorabbuchungselemente von indischen Reisenden (Rigg 2020, 2) Besonders interessant ist, dass nur bei 35% der Reisen nach Australien alles vorab gebucht wird. Vor allem, wenn die Zahl der Erstreisenden abnimmt, kann auch in Europa ein 12% 19% 23% 24% 25% 25% 27% 27% 32% 35% 42% 51% Guided sightseeing tours mit erfahrenem Guide Hoteltransfer Alle Entertainmentangebote Einige Entertainmentangebote Alle Essen Einige Essen Einige Übernachtungen Transport (bei Rundreise) Alle Übernachtungen Alles Mietwagen Flüge <?page no="87"?> Indien 87 solches Buchungsverhalten hin zu Teilbuchungen erwartet werden. Der Vertrieb von Reisen nach Deutschland aus Indien erscheint zunächst sehr undurchsichtig. Es gilt grundsätzlich: Wer indische Kunden hat, wird mehr indische Kunden bekommen. Und wer indische Kunden im ersten Schritt will, der muss reisespezifische Informationen über das Internet verbreiten und bei Reiseagenturen platzieren 119 . Für deutsche Anbieter bleibt es eine Herausforderung, Reisebüros in Indien zur Vermarktung zu erreichen. Außerdem haben diese wenig Wissen über Europa und europäische Destinationen 120 . In den fünf großen Städten Delhi, Mumbai, Chennai, Bengaluru und Kolkata gibt es ca. 150 Schlüsselreisebüros (im Sinne von Key Accounts), die internationale Ziele wie z.B. Europa vertreiben. Die Top Online Travel Agencies (OTAs) in Indien sind: » makemytrip.com » cleartrip » Yatra.com » Easemytrip » VIA.com 121 Unter den internationalen Reisewebseiten sind bei Indern besonders beliebt: » Expedia » TripAdvisor » Wego » Hotels.com » Agoda.com » Booking.com <?page no="88"?> 88 Indischer und chinesischer Outgoing-Tourismus » Trivago 122 Reisen bedeutet für Inder, Qualitätszeit mit ihrer Familie zu verbringen 123 . Der indische Reisende präferiert Gruppenreisen , wenn er noch reiseunerfahren ist. Mit steigender Reiseerfahrung präferiert er teilgeplante Reisen, d.h. es werden Elemente einer Reise vorab gebucht, andere bleiben bis zur Abreise offen 124 . Inder sind es gewohnt, dass sich die Gegebenheiten ändern, wie es im manchmal chaotischen indischen Alltag in vielen Situationen erlebt wird, sei es der Straßenverkehr oder Termine etc. Auf Reisen führt das dazu, dass Inder häufig ihre Meinung ändern und damit ihre Reisepläne umwerfen (wollen). Das mag für die Leistungsträger zusätzlichen Arbeitsaufwand bedeuten, sollte aber nicht per se beständig abgeschmettert werden 125 . <?page no="89"?> 3 Das Image Deutschlands 3.1 China Viele Jahrzehnte Reiseerfahrung in aller Welt, speziell in den hier zu behandelnden Ländern China und Indien wie auch in Asien allgemein, bestätigen stets aufs Neue die Erkenntnis, dass Deutschlands Image im Ausland oft besser ist als zuhause. Nicht nur öffnet der deutsche Reisepass stets alle Türen und hilft bei bürokratischen Hindernissen, sondern als Tourist wird man, wenn man sich als Deutscher outet, fast immer mit einem hochgestreckten Daumen begrüßt, dem auch in weiten Teilen Asiens üblichen Symbol für Zustimmung. Warum ist das so? Zum Erstaunen vieler Deutscher ist das zumeist historisch bedingt, und eben nicht nur trotz, sondern oft gerade aufgrund des aus deutscher Sicht verheerendsten Kapitels der deutschen Geschichte. In den Schulen Ost- und Südasiens wird der 2. Weltkrieg nicht mit der gleichen Intensität behandelt wie in Europa, und wo er besprochen wird, werden andere Schwerpunkte gesetzt. Aus Sicht Chinas ist aus nachvollziehbaren Gründen der Einfall der japanischen Truppen in die Mandschurei (Nordostchina, heute etwa den Provinzen Heilongjiang, Jilin und Liaoning entsprechend) ab 1930 und das damit einhergehende Leiden, im sog. Massaker japanischer Truppen an der chinesischen Zivilbevölkerung von Nanjing 1937 gipfelnd, von deutlich höherer Priorität als der deutsche Überfall auf Polen 1939. Und zwischen 1939 und 1945 gab es im Grunde keinen Staat „China“, der sich als solcher verstanden hätte; der seit den 1920er- <?page no="90"?> 90 Das Image Deutschlands Jahren andauernde Bürgerkrieg zwischen den Nationalisten um Jiang Jieshi („Tschiang Kaishek“) und den Kommunisten um Mao Zedong entfaltete sich Ende der 1930er-Jahre mit voller Wucht und dauerte bis 1949, als die Kommunisten die Macht auf dem Festland übernahmen und die Nationalisten nach Taiwan flohen. Der Geschichtsunterricht in der Volksrepublik China ist daher geprägt von den Kämpfen jener Zeit und dem Sieg der Kommunisten. Die Feiern zum 100. Jahrestag der Gründung der Kommunistischen Partei im Jahre 2021 sprechen eine deutliche Sprache. Die Geschehnisse in anderen Staaten, so auch die Details des 2. Weltkrieges in Europa, die Shoah etc. werden daher relativ wenig bis gar nicht behandelt. Der Umgang der chinesischen Regierung mit Teilen der eigenen Bevölkerung (in den letzten 2.000 Jahren gab es überwiegend nur Monarchie, dann Bürgerkrieg, dann die sozialistische Diktatur Mao Zedongs bis hin zur derzeitigen auf Xi Jinping konzentrierten Macht der Kommunistischen Partei) macht eine zu kritische Sicht auf andere Staaten diesbezüglich ohnehin nicht opportun. Schließlich wird selbst das, was im Juni 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens, dem Tiananmen in Beijing geschah und im Westen als Massaker an den Studenten, in China als „Zwischenfall“ bezeichnet wird, in den Schulen nicht weitervermittelt; es hat schlicht nicht stattgefunden. Für viele Chinesen ergibt sich aus einer Mischung von Halbwissen und politischer Indoktrination daher ein aus deutscher Sicht unverständlich unkritischer Umgang mit dem 3. Reich. Chinesische Touristen, die für ein Selfie vor dem Brandenburger Tor den Hitlergruß zeigen, sind auch 2019 noch anzutreffen, verbunden mit absolutem Erstaunen, dass das in Deutschland eine Straftat darstellt. Eine gewisse Ver- <?page no="91"?> China 91 herrlichung starker Staatsmänner mag daher vor dem Hintergrund der eigenen Geschichte erklären, warum das, was ein positives Deutschlandbild am ehesten trüben könnte, für China (und auch für Indien, wie unten ausgeführt) nicht in der zu erwartenden Intensität zutrifft. Das ist selbstverständlich nicht der einzige Grund für ein durchgängig recht positives Deutschlandbild . Hinzu kommen die allzu bekannten Stereotype der weltberühmten deutschen Automobilindustrie, des weltbesten Fußballs (wenn auch nicht zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Buches), der einstigen deutschen Kanzlerin Angela Merkel (bis September 2021) als mächtigster Frau der Welt und damit einhergehend der deutschen Wirtschaft als der stärksten im Euroraum. Deutsche Zuverlässigkeit, Spitzentechnologie, Ingenieurskunst, Akribie, Gesetze - alles kann als mögliches Vorbild dienen und wird bewundert. Es soll an dieser Stelle nicht bewertet werden, ob das gerechtfertigt ist und wenn ja, wie lange noch - es geht nur um den Status quo, also das Deutschlandbild der Chinesen und Inder, die als Touristen zu uns kommen. Der Rang Deutschlands in Bereichen wie Spitzenforschung und Digitalisierung mag sich in den nächsten Jahren ändern (und hat sich gerade bei letzterer schon massiv von der rasanten Entwicklung vor allem Chinas entfernt); das Image scheint zunächst noch erhalten zu bleiben. Erwähnung finden soll noch der Ruf Deutschlands als Kulturnation , als Geburtsort von Beethoven, Goethe, Heine, Kant, Schiller oder Schopenhauer. Das Land der Dichter und Denker ist auch bei vielen Asiaten als solches bekannt. Besucht wird Frankfurt wegen Goethe, ebenso Weimar oder Bonn, um die Wirkungsstätte weltberühmter Deutscher zu besuchen. <?page no="92"?> 92 Das Image Deutschlands Und Deutschland ist Inbegriff der Romantik . Dies nicht im Sinne eines Bau- oder Schreibstils, sondern im Sinne von romantisch, gefühlsbetont. Fachwerkhäuser im Odenwald, bayrische Schlösser, die Loreley, das Heidelberger Schloss und der Kölner Dom sind ein Muss; der Gegensatz zwischen den vorgeblich besten Autos der Welt und Neuschwanstein ist faszinierend für viele Asiaten. Die Deutschen sind die besten Ingenieure, aber errichteten eben auch Märchenschlösser? Sie trinken Bier, dafür sind sie berühmt, aber das Heidelberger Schloss beherbergt das größte Fass der Welt, das tatsächlich einmal mit Wein gefüllt war? Die in Ostchina gelegene ehemalige deutsche Kolonie Qingdao, oder Tsingtau, wie es damals in der damaligen deutschen Transkription hieß, beförderte auch dieses Klischee: Deutsche trinken Bier! 1903 als „Germania Brauerei“ gegründet, ist die Qingdao Brewery inzwischen eine der größten Brauereien der Welt, und dass Deutsche daher vermeintlich viel Bier trinken ist jedem Asiaten bekannt. Umso größer das Erstaunen, dass auch hervorragende Weine aus Deutschland kommen, und dass es selbst innerhalb des aus indischer oder chinesischer Sicht so kleinen Landes bedeutende Unterschiede im Trinkverhalten wie auch in den jeweiligen Vorlieben gibt. Die deutschen Kolonialherren haben in Qingdao jedoch nicht nur Bier gebraut, sondern auch andere Maßnahmen ergriffen, die letztlich das positive Deutschlandbild beförderten. So bauten sie ein heute noch zu besichtigendes deutsches (vom chinesischen sauber getrenntes! ) Stadtviertel auf, komplett mit deutschen Kirchen, dem Rathaus und zahlreichen Fachwerkhäusern, Gassen mit Kopfsteinpflaster und sogar deutschen Kanaldeckeln der Firma Krupp. Dieses Viertel wurde auch mit einer zuverlässigen Kanalisation versehen, damals keine Selbstverständlichkeit. Sauberkeit <?page no="93"?> China 93 und Effizienz wurden daher zum Inbegriff deutscher Tugenden, nicht zuletzt, weil die Deutschen aufgrund einer Choleraepidemie die Stadt unter Quarantäne setzten und so ein Übergreifen auf die Stadtbevölkerung verhinderten. 1908 war in angemessener Entfernung zur Stadt Qingdao an der Stelle des alten Höhenlagers eine „Quarantänestation“ eröffnet worden, die das Übergreifen einer Seuche auf die privilegierte deutsche Stadt verhindern sollte. Mit Deutschland wird auch Bildung verbunden, da die Deutschen in ihrem Pachtgebiet eine Deutsch-Chinesische Hochschule gründeten, die von China als Institution höherer Bildung anerkannt wurde. Auch die gezielte Förderung wissenschaftlicher Tätigkeiten in Qingdao ist erwähnenswert. All diese Aktivitäten dienten letztlich der Förderung deutschen Einflusses auf China und eines positiven Deutschlandbildes; auch stand Berlin damals in Konkurrenz zu den anderen ausländischen Mächten, die in China Kulturpolitik betrieben. Es ging dabei aber nicht um Integration oder gar Adaption; vielmehr war es chinesischen Kindern selbstverständlich nicht erlaubt, die deutsche Schule zu besuchen. Aber da das Ziel war, deutschsprachige Arbeitskräfte heranzubilden, wurde schon 1902 auf der Werft Qingdaos eine Lehrlingsschule gegründet, die in den folgenden zehn Jahren immerhin etwa 1.200 Lehrlinge nicht nur aus der Stadt, sondern aus der ganzen Provinz Shandong ausbildete. Das war damals eine absolut ungewöhnliche Maßnahme, nämlich Arbeitskräfte nicht nur auszubeuten, wie allgemein Usus, sondern eben auch auszubilden. Es wurden Volksschulen und 1908 sogar eine höhere Schule ins Leben gerufen, um die Bildung der Chinesen zu fördern (besonders der Mädchen, über die man sich, als zukünftige <?page no="94"?> 94 Das Image Deutschlands Mütter, Einfluss auf spätere Generationen von Chinesen erhoffte) und somit wieder zum Vorteil der Besatzer auszubilden, die dringend Fachkräfte benötigten. In diesem Zusammenhang soll auch die berühmte Tongji- Universität in Shanghai erwähnt werden, heute einer der wichtigsten und renommiertesten Hochschuleinrichtungen des Landes. Vorläuferin war die „Deutsche Medizinschule für Chinesen in Shanghai“, die 1907 von den deutschen Kolonialherren gegründet worden war. Später wurde eine Medizinschule angegliedert; und auch wenn die Franzosen die Schule während des 1. Weltkrieges schlossen, so eröffnete sie später doch wieder und der Bezug zu Deutschland ging nie wieder verloren (so wurde 1998 das Deutsch-Chinesische Hochschulkolleg an der Tongji-Universität eröffnet! ). Auch das German Centre, eine von den deutschen Landesbanken initiierte und finanzierte Einrichtung zur Unterstützung deutscher Unternehmen in China, hatte seinen Sitz zunächst auf dem Campus der Tongji-Universität. Die medizinische Fakultät zog später nach Wuhan um, wo bis heute ein Zentrum deutsch-chinesischer medizinischer Forschung besteht. Schon im 19. Jhd. war das Image Deutschlands zwar nicht explizit gut, aber eben auch nicht schlecht. Da die Briten und die Franzosen schon um 1860 den Sommerpalast im Nordwesten Beijings plünderten und brandschatzten und unschätzbare Wertgegenstände stahlen, wuchs der Hass auf die Ausländer. Dass Deutschland nicht involviert war, lag schlicht an der Tatsache, dass es zu jener Zeit noch gar kein Deutsches Reich gab. Es existierten lediglich zahlreiche Kleinstaaten, die sich gegenseitig bekämpften. China war in ihrem Weltbild nicht relevant. Das änderte sich erst unter <?page no="95"?> China 95 Bismarck, der ein Deutsches Reich und damit auch Machtansprüche in Asien, wie andere europäische Mächte auch, begründete. Wenn also auch all dies, also der Schutz der chinesischen Bevölkerung vor einer Epidemie ebenso wie die Ausbildung der Mitarbeiter, keineswegs altruistisch war oder im Grunde der chinesischen Bevölkerung zugutekommen sollte, sondern vielmehr schlicht auf Eigennutz beruhte, so hatte es doch zur Folge, dass sich ein Bild Deutschlands in der Region Shandong und später auch in ganz China verbreitete, das von hoher Bildung, perfekter Ingenieurskunst und Fleiß, Disziplin und Strenge geprägt war. Alles Dinge, an denen es China in den Wirren jener Zeit während des Niedergangs des chinesischen Reiches eindeutig mangelte, und die daher sehr positiv wahrgenommen wurden, obwohl sie von einer Kolonialmacht stammten! Bildung hatte in China schon immer einen sehr hohen Stellenwert; das lässt sich auf konfuzianische Einflüsse zurückführen. Schon im 5. vorchristlichen Jahrhundert hatte Konfuzius lebenslanges Lernen als höchste Maxime gepriesen; das Auswendigkernen seiner (apokryphen) Bücher, das über Jahrhunderte hinweg Teil des staatlichen Prüfungskanons zur Erlangung einer Stellung im Staatsdienst war, trug dazu erheblich bei. Selbst heute noch sind akademische Titel von hohem Wert und daher wird auch dem deutschen Bildungswesen respektvoll Anerkennung gezollt. Viele junge Chinesen möchten zum Studium nach Deutschland kommen; die aktuellen Zahlen dürften sich auf etwa 60.000 belaufen. Auch Kafka und Hegel sind in zahlreichen chinesischen Übersetzungen zu finden! Die bis heute sehr aktiven und anerkannten Goethe-Institute , die in China deutsche Kultur vermitteln, erfreuen sich großer Beliebtheit. <?page no="96"?> 96 Das Image Deutschlands 3.2 Indien In Indien wurden die Goethe-Institute nach dem berühmten deutschen Indologen Max Mueller Bhawan benannt. Auch dort sind sie wichtige Anlaufstellen für Inder, die die deutsche Sprache erlernen möchten bzw. sich allgemein für Deutschland interessieren. Da Deutschland zu keinem Zeitpunkt eine Kolonie in Indien besaß (im Gegensatz zu den Briten, den Franzosen, Portugiesen, sogar den Dänen), können keine Vergleiche zu China herangezogen werden. Es kann aber festgehalten werden, dass in Indien kein negatives Deutschlandbild existiert. Die Anfänge deutsch-indischer Beziehungen liegen, von einzelnen Kaufleuten, die schon im 16. Jhd. im Auftrag der Fugger nach Indien reisten, abgesehen, erst nach dem 2. Weltkrieg. Während des Krieges gab es im Deutschen Reich Ideen, gefangene indische Soldaten, die für die Briten gekämpft hatten, als Widerstandskämpfer in die Wehrmacht einzugliedern. Sie sollten nach Indien zurückgeschickt werden, um dort die britische Besatzungsmacht zu stürzen. Es waren aber nur Ideen, die nie umgesetzt wurden. Eine Randnotiz findet noch immer Eingang in die Geschichtsbücher: Das Taj Mahal in Agra, nahe Delhi, wurde mit einem Baugerüst versehen und abgedunkelt, um es vor befürchteten Angriffen der deutschen Luftwaffe unsichtbar zu machen! Das Verhältnis der beiden Staaten war damals eher ambivalent und von sehr diffusem Wissen geprägt. Zwei Briefe Gandhis an Hitler sind als Belege für eine gute Beziehung nicht zulässig; das Interesse scheint historisch betrachtet eher in umgekehrter Richtung bestanden zu haben. Schopenhauer war ein großer Anhänger indischer Religionen und Kulturen, primär natürlich der Philosophie . Er <?page no="97"?> Indien 97 trug viel zur Verbreitung von Wissen um indische Philosophie in Europa bei und verehrte besonders die Upanischaden, eine Sammlung philosophischer Schriften aus dem 1. vorchristlichen Jahrtausend. Durch seinen enormen Einfluss auf die europäische Geisteswelt und seine Bekanntschaft mit zahlreichen Geistesgrößen seiner Zeit kommt ihm das Verdienst zu, Indien vielen Europäern erstmalig zugänglich gemacht zu haben. Jedoch war er selbst nie in Indien. Seine Ausführungen basieren auf den lateinischen Übersetzungen und sind mit vielen Klischees über den „edlen Brahmanen“ verbunden. Auch in Indien reibt sich der deutsche Tourist verwundert die Augen, sieht er doch in so mancher Buchhandlung - so bei der bekannten Kette Crosswords - und auch in den Buchläden der internationalen Flughäfen allgegenwärtig druckfrische Ausgaben von Hitlers „Mein Kampf“. Wer möchte das lesen, mag man sich als Deutscher fragen, und vor allem warum? Auch für Indien gilt, dass das Wissen um den 2. Weltkrieg zum einen geringer ist als bei uns und zum anderen auch der Schwerpunkt ein anderer ist. So wird mancherorts Hitler allein durch seinen Angriff auf Großbritannien anders wahrgenommen, da die Briten bekanntlich eine ungeliebte Besatzungsmacht in Indien waren. Es ist keine Seltenheit, einen in den 1980er-Jahren geborenen Inder kennenzulernen, der „Rommel“ oder gar „Adolf“ mit Vornamen heißt, so wie manch älterer Inder auch „Stalin“ heißen kann. Auch hier also ein stellenweise völlig anderer Umgang mit deutscher Geschichte, und das beeinflusst selbstverständlich bis heute das Bild von Deutschland und den Deutschen. Am Rande sei erwähnt, dass sich das von den Nationalsozialisten verwendete Hakenkreuz aus der altindischen Swastika entwickelt hatte, dem auch heute in Indien allgegenwärtigen Symbol für die Sonne und das Glück. <?page no="98"?> 98 Das Image Deutschlands Nach Kriegsende entwickelten sich die Beziehungen gut, wenn auch auf niedrigem Niveau. Deutschland baute in den 1950er-Jahren ein berühmtes Stahlwerk in Roukela; auch wurde das Institute of International Management Madras (heute heißt die Stadt Chennai) mit deutscher Unterstützung gegründet. Kooperation zwischen Indien und Deutschland daher ja, aber auch nicht viel mehr. Verglichen mit der eindeutig historisch zu belegenden Beziehung und dem guten Image Deutschlands in China lässt sich in Indien eine solche Herleitung nicht konstruieren. Aber die bei China aufgeführten Werte wie Bildung z.B. treffen auch auf Indien zu. Nicht nur hatte Indien mit Nalanda schon im 5. Jhd. die erste Universität der Welt gegründet; auch die Stellung des Lehrers, des „Guru“, war traditionell eine sehr hohe. Die höchste Kaste, die der Brahmanen oder Priester, leitete ihre Stellung unter anderem von ihrer hohen Bildung ab; kein Wunder daher, dass das deutsche Bildungssystem, das prinzipiell allen den gleichen Zugang ermöglicht, als ein Ideal angesehen wurde und das Volk der „Dichter und Denker“ auch in Indien bewundert wurde und wird. In diesem Zusammenhang ist es interessant zu erwähnen, dass in vorhistorischer Zeit eine bis heute nicht ganz geklärte, aber dennoch zweifelsfrei nachgewiesene sprachliche und damit kulturelle Verbindung zwischen dem, was wir heute Indien nennen und Europa bestand. Diese sog. indoeuropäische Sprachfamilie zeigt eine klare Verwandtschaft zwischen indischen Sprachen wie dem Sanskrit und europäischen Sprachen wie dem Latein auf; aus beiden Sprachen entwickelten sich später viele der heute gebräuchlichen Sprachen. Diese Verbindung, trägt vielleicht auch zu einer wenn auch unbewussten bilateralen Anziehungskraft bei. <?page no="99"?> Indien 99 Der rasche Aufstieg Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg zu einer der mächtigsten europäischen Mächte, die derzeitige wirtschaftliche und finanzielle Stärke, die Persönlichkeit einer starken Frau (16 Jahre Angela Merkel) an der Spitze (Indien hatte schon 1966 mit Indira Gandhi eine Premierministerin! ), die Tatsache, dass eines der ersten Corona-Vakzine in Deutschland entwickelt wurde - all das trägt zu einem positiven Deutschlandbild in Indien bei. Und dass Firmen wie Siemens schon seit über 150 Jahren in Indien präsent sind, ist ebenfalls bekannt. Siemens plante und baute ab 1867 die Indo-Europäische Telegrafenlinie von London nach Kalkutta. Deutsche Unternehmen werden in Indien geschätzt. Sie gelten als nicht korrupt, ihre Mitarbeiter als Führungskräfte als sauber und präzise arbeitend. Die Mitarbeiter werden qualifiziert. Kurzum: Deutsche Unternehmen erwarten viel - bieten aber auch viel. In indischen sozialen Netzwerken kursieren ungläubige Berichte über Angela Merkel, die trotz langer Regierungsverantwortung immer ihre Einkäufe selbst tätigte (und bezahlte! ), bescheiden lebte, keine Privilegien hatte - für indische Politiker unvorstellbar! Dass Deutschland politisch einigermaßen neutral bleibt, was den chinesisch-indischen Konflikt anbelangt, und sich nicht wie die USA einmischt, wird ihm von beiden Seiten hoch angerechnet. Diese Neutralität wird sich nicht immer durchhalten lassen, aber derzeit trägt auch sie zu einem positiven Deutschlandbild bei. Und schließlich gilt Deutschland als eines der sichersten Länder der Welt. Dass ist aus touristischer Sicht selbstverständlich ein erheblicher Pluspunkt in der Reiseplanung. <?page no="101"?> 4 Die Reisemotive der Touristen 4.1 China In der Tourismusliteratur gibt es unterschiedliche, viel diskutierte Reisemotivationstheorien. Sie basieren auf unterschiedlichen Annahmen, wie z.B., dass das Bedürfnis nach Reisen in solche Destinationen entsteht, wo etwas vorzufinden ist, das es zuhause nicht gibt 126 . Das chinesische Umfeld weist Trends auf, die sich teilweise sehr gut darauf spiegeln lassen: » Die Urbanisierung in China führt zu Megastädten . Bereits 2017 lebten 58% der Bevölkerung in Städten, bis 2040 kann erwartet werden, dass bis zu 1 Milliarde Menschen in Städten leben, die über 200 Millionen Einwohner haben (so z.B. in der derzeit entstehenden Gigapolis um Peking) 127 . Touristisch könnte daraus eine Suche nach Authentizität und Natur auf Reisen abgeleitet werden. » In den Städten Chinas ist die Umweltverschmutzung sehr hoch. Smog wird von der Regierung sogar als Naturkatastrophe bezeichnet. Chinesen wären sogar bereit, für saubere Luft auf Wirtschaftswachstum zu verzichten 128 . Touristisch könnte es eine Sehnsucht nach Reisezielen mit sauberer Luft geben. » Die demographische Entwicklung wird sich wieder verschieben, da die Ein-Kind-Politik 2016 beendet wurde. Die Paare dürfen nun wieder offiziell drei, im Grunde aber beliebig viele Kinder haben. Das soll auch der Si- <?page no="102"?> 102 Die Reisemotive der Touristen cherung der Renten dienen 129 . Touristisch hat das Einfluss auf die Angebotsgestaltung für Familienreisen, da ab zwei Kindern zumeist ein weiteres Zimmer gebucht werden muss. » Kommunikation erfolgt mehr und mehr über Social Media 130 . Für einen deutschen touristischen Leistungsträger bedeutet das, dass er in diesen Kanälen präsent sein muss, um von den Kunden gefunden zu werden. » Bezahlung erfolgt immer mehr mobil. Die großen Anbieter sind im Westen eher unbekannt und heißen Alipay (Alibaba) und WeChat Pay (Tencent). Touristisch kann schon beobachtet werden, dass die großen internationalen Anbieter, z.B. Luxusmarken, aber auch Drogerieketten (diese hauptsächlich wegen des qualitativ hochwertigen Babymilchpulvers) in Deutschland bereits diese Zahlungswege akzeptieren. Wer sich auf den chinesischen Markt mit FIT konzentrieren möchte, muss diese Zahlungswege unbedingt bereitstellen. Noch zu Beginn des Jahrtausends gab es nach offiziellen Statistiken 46% Geschäftsreisen und 54% Urlaubsreisen. Dieses Verhältnis hat sich in der ersten Dekade verkehrt und nun gilt die Daumenregel von 10% Geschäftsreisen und 90% Urlaubsreisen 131 . Die Zahlen für 2018 zeigen das aktuelle Verhältnis deutlich. Chinesen unternahmen 66,1 Mio. Auslandsreisen mit mindestens einer Übernachtung. Davon entfielen 85% bzw. 56,4 Mio. auf Urlaubsreisen, 12% bzw. 8,2 Mio. auf Geschäftsreisen und 2% bzw. 1,5 Mio. auf VFR- und sonstige Reisen. Wichtig zu wissen ist bei der Betrachtung der Zahlen, dass Reisen nach Hongkong, Macao und Taiwan ebenso als Auslandsreisen von der CNTA 132 gezählt werden 133 . Seit also Privatreisen erlaubt sind, haben sie einen bedeutenden Anteil im Reisemix eingenommen. Sie lassen sich nochmals unterteilen in solche, die eher Sightseeing <?page no="103"?> China 103 machen (ca. die Hälfte), solche, die eher Erholung suchen (ca. ein Drittel) und eben andere Motive 134 . Wissen! Bleisure-Tourismus Die Bedeutung von Urlaub zeigt sich auch darin, dass Geschäftsreisende ihren Aufenthalt gerne verlängern, wenn das Geschäftsreiseziel attraktiv erscheint 135 . Der Bleisure-Tourismus (Bleisure ist ein Kofferwort aus Business und Leisure und beschreibt die Verlängerung einer Geschäftsreise um private Urlaubstage) erhält also auch in China Einzug und ist hoffentlich steuerlich nicht so kompliziert zu verrechnen wie in Deutschland. Der Leisure-Tourismus scheint einer Veränderung zu unterliegen. Es wird erwartet, dass vor allem das Element der Erholung an Kunden verlieren wird. So ergibt sich ein neues Bild der Reisepläne, bei dem Sightseeing alles übertrumpft: » Sightseeing 51% » Austausch mit lokalen Einwohnern 18% » Erholung 17% » Abenteuer 13% » Sonstiges 1% 136 Unter den jüngeren Reisenden ergibt sich eine andere Reihenfolge mit anderen Schwerpunkten bei den Reisemotiven. Dort steht Erholung (58,2%) (noch) vor Sightseeing (51,3%) 137 . Außerdem kann gesagt werden, dass sich der Markt weiter segmentiert. So gibt es mittlerweile eine messbare Nachfrage nach Spezialreiseanbietern, z.B. für Studienreisen oder Gesundheitstourismus 138 . Bei Reisen nach Europa zeigt sich das gleiche Bild: 2018 unterteilten sich die Reiseformen in 18% Geschäftsreisen, 79% <?page no="104"?> 104 Die Reisemotive der Touristen Urlaubsreisen und 3% VFR und sonstige Reisen. Das Wachstumssegment sind die Urlaubsreisen 139 . Bei Reisen nach Deutschland haben (erwartungsgemäß) Geschäftsreisen einen höheren Anteil. So waren es 2018 24% Geschäftsreisen und 72% Urlaubsreisen. 4% fielen in die Kategorie VFR und sonstige 140 . Ein Urlaubsreisender besucht aber nicht nur Deutschland, sondern Deutschland ist ein Teil einer Europarundreise (siehe Kapitel Reisezeiten, Reisedauer, Reisegebiete und Reiseform), bei der mindestens eine Nacht in Deutschland verbracht wurde 141 . Europa gilt für Chinesen als eine perfekte Destination für international unerfahrene Erstreisende ; sie stellen daher auch einen Großteil. Wenn auch etwas stereotyp, so können die Gründe doch folgendermaßen charakterisiert werden: » Viele Reiseziele und Erlebnisse in kurzer Zeit » Shopping internationaler Markenprodukte » Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis » Verfügbarkeit von chinesischem Essen » Besuch der Top-Sehenswürdigkeiten mit Fotostopp » Sicheres Reiseumfeld 142 . Es kann hilfreich sein, die chinesischen Reisenden nicht nur nach ihrer Erfahrenheit zu beurteilen, sondern auch noch mit ihrem Bezug zum Statusdenken in Beziehung zu setzen. So spannt sich eine Zwei-Dimensionen-Matrix auf, in der fünf Typen charakterisiert werden können. Die fünf Gruppen werden dann genannt: Traditionalisten, Wenyi Generation, Erfahrungszentrierte, Hedonisten und Kenner. Sie sollen im Nachgang genauer beschrieben werden (→ Tab. 3): <?page no="105"?> China 105 Tab. 3: Reisetypen chinesischer Reisender (Croce 2016, 6, ETC 2014, 21) Gruppe Warum reisen sie? Art des Reisens Mit wem? Anzahl Traditionalisten Prestige Reisegruppe Reisegruppe 70% Wenyi Generation 143 Freiheit, Einzigartigkeit Backpacker Alleine oder mit Freunden 10% Erfahrungszentrierte Gemeinsamkeit, Neugier Backpacker, FIT Allein, mit Familie oder spezialisierte Gruppenreise 10% Hedonisten Vergnügen Städtereise, Shopping Freunden 3% Kenner Ästhetik, Wissen FIT Partner oder Familie 7% Abb. 11: Reiseerfahrenheits-Status-Zusammenhang bei chinesischen Reisenden (ETC 2014, 20) Bedeutung von Status Traditionalisten Wenyi Jugend Kenner mehr weniger Erfahrungszentrierte Hedonisten <?page no="106"?> 106 Die Reisemotive der Touristen Ein Zugewinn in der Analyse der eigenen Kunden kann erzeugt werden, wenn die fünf Gruppen in ein Achsenkreuz abgetragen werden. Auf der Abszisse befindet sich die Bedeutung von Status, auf der Ordinate das Niveau der Reiseerfahrenheit (→ Abb. 11): Naturgemäß werden die Erstreisenden in ihrer Zahl abnehmen. In einer Übersicht nehmen sie sogar nur noch 5% aller chinesischen Reisenden ein. Es werden in Zukunft auch die anderen Typen zu uns kommen. Sie sind nachfolgend zusammengefasst: Preis-Leistungsorientierte Sightseeing-Touristen (20%) » Eltern, mittleres und niedriges Einkommen » Reisen, um dem turbulenten Alltag zu entkommen und Qualitätszeit mit der Familie zu verbringen » leistungsorientiert » Sightseeing » entspannter Reiserhythmus Einkäufer/ Shopper (19%) » verheiratete Pärchen » 30-40 Jahre » Shopping » basic sightseeing » stark von Social Media beeinflusst » akkurate, minutiöse Planung » Suche nach bestem Preis-Leistungsverhältnis » konservatives Ausgabeverhalten bei allem außer Shopping <?page no="107"?> China 107 Individualisten (13%) » 20-30 Jahre » Büroangestellte » hohes Einkommen » starke Ich-Bezogenheit » personalisiertes Reiseangebot » möchte als erster Nischen oder Unentdecktes bereisen » hohe Qualitätsansprüche an Hotel und Gastronomie Backpacker (12%) » gering Verdiener bis mittleres Einkommen » 20-30 Jahre » Outdooraktivitäten » Zusammentreffen mit der lokalen Bevölkerung (Wandern, Märkte) » preissensibel, aber bereit für lokale Erfahrungen zu bezahlen Anwärter (11%) » Geringverdiener » aus Tier-1- und Tier-2- Städten (→ Kapitel 2.1.2 Betrachtung des chinesischen Reisenden) » sucht modernes, urbanes Leben, auch wenn es eigentlich für ihn zu teuer ist » erhofft sich durch Reisen einen Statusgewinn in der Familie und bei Freunden » ist bereit sein Budget auszureizen und darüber hinaus zu konsumieren <?page no="108"?> 108 Die Reisemotive der Touristen Anspruchsvoller Reisender (10%) » mittleres Alter » hohes Einkommen » lässt sich gerne eine eigene, schöne Reise entwickeln » will in die lokale Kulturszene eintauchen » möchte Dining-Erlebnisse » hohe Preisbereitschaft Losgelöste (10%) » Single » mittleres Einkommen » gestresst oder gelangweilt vom Leben » mag aus der täglichen Routine ausbrechen » preissensibel Reiseanfänger (5%) » mittleres Einkommen » wenig aktiv » wird von Peergruppen beeinflusst » bevorzugt chinesisches Reiseumfeld (Reiseleitung) » reist in der Gruppe » möchte die Highlights sehen 144 Eine besondere Gruppe wird aktuell von den skandinavischen Ländern angesprochen. Es geht um die chinesischen Touristen, die hohe Ausgaben tätigen. Sie werden als HiSpFIT abgekürzt, was für High-spending FIT steht. Sie werden mit folgenden Eigenschaften charakterisiert: <?page no="109"?> Indien 109 » bereit ein Extra für (Reise-)Service zu bezahlen » sucht nach dem Reiz des Neuen, z.B. in Bezug auf Hotels, Aktivitäten, generelle Ideen » Interesse an regionalen Angeboten und Produkten » längerer Aufenthalt in einer Destination » Reise mit Bekannten » keine Paket-Tour, freie Entscheidung über den Trip » Shopping gilt nicht als Kernelement der Reise Bisher ist die Anzahl der Nächte von HiSpFIT im Verhältnis zu den Gesamtzahlen aber noch gering 145 . Wissen! Millenials reisen zu Social-Media-Spots Die Millenials als Reisende legen Wert auf Social-Media-Spots (auch Instagramability genannt), Beauty, romantische Reisen mit Freunden, Reisen mit einer besonderen Experience 146 . Ein weiterer Typus sind die Städtereisenden . Es ist ein Segment, das mit 85% einen Großteil der chinesischen Reisenden beschreibt 147 . Frankfurt, München und Berlin zählen hierbei zu den Top-10-Städten in Europa 148 . Auf die Magic Cities (ohne Berlin), dem Städtemarketingverbund, entfielen 2018 über 1/ 3 aller Übernachtungen in Deutschland. Mit Berlin zusammen gerechnet waren es etwa die Hälfte aller Übernachtungen 149 . 4.2 Indien In den 1990er-Jahren kam es in Indien zu einem wirtschaftlichen Boom. Bis dahin gab es für innerindische Reisen zwei <?page no="110"?> 110 Die Reisemotive der Touristen Treiber: Familienbesuche bzw. -angelegenheiten inkl. religiöser Feste oder Pilgerreisen 150 . Heute ist für Inder das Hauptreisemotiv für Auslandsreisen die Erholung 151 . Im Jahr 2018 waren 65% der Auslandsreisen Urlaubsreisen . Geschäftsreisen hatten einen Anteil von 25%, die restlichen 10% waren VFR- und sonstige Reisen 152 . Bei Reisen nach Deutschland zeigt sich jedoch ein anderes, wenn auch nicht überraschendes Bild: Urlaubsreisen hatten im Jahr 2018 einen Anteil von nur 54%, Geschäftsreisen lagen bei 40%. Die VFR- und sonstige Reisen lagen bei 6% 153 , ein Segment, das typischerweise wenig Beachtung erfährt. Es gibt jedoch viele Inder aus wohlhabenden Familien, die es ins Ausland zieht, um dort zu studieren und im Anschluss dort zu bleiben. Sie bilden ein Segment, das eine kleine, aber feine Stammkundschaft bilden kann 154 , vor allem in Destinationen, in denen es große indische Gemeinden gibt, wie z.B. UK 155 . Europa ist dabei für Inder die wichtigste interkontinentale Destination. Sowohl kurz sowie auch mittelfristig möchten sie am liebsten zu uns reisen 156 . Die Familie bildet die Drehscheibe des indischen Lebens. Für 64% der Inder, unabhängig von der sozialen Schicht, ist Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen der Top-Treiber für einen Urlaub 157 . Es bedeutet aber auch, dass gerne größere Familienreisen gemacht werden, bei denen alle auf ihre Kosten kommen müssen. Erfolgreich wird sein, wer Angebote für die ganze Familie offeriert 158 . Eine Ausnahme bildet aktuell die Generation Z 159 . Für 59% sind Adrenalin- und Abenteuertrips ein Haupttreiber 160 . Inder, die auf der Langstrecke reisen, möchten sich mit der Welt beschäftigen, sie wollen ihr Wissen erweitern und ihre Erlebnisse später teilen 161 . Sie scheinen sich fast an das zu halten, was der kolumbianische Literaturnobelpreisträger <?page no="111"?> Indien 111 Márquez seiner Autobiografie vorangestellt hat: „Nicht was wir gelebt haben, ist das Leben, sondern das, was wir erinnern und wie wir es erinnern, um davon zu erzählen.“ 162 Wissen! Multi-Purpose-Reisen Reisen sind für Inder nicht mehr nur mit einem Motiv verbunden. Es entwickelt sich ein Trend zur Multipurpose-Reise . Zumeist werden Verwandtenbesuche mit Besichtigung vereint 163 . In Deutschland werden an über 16 Universitäten (z.B. Köln, Göttingen, Heidelberg) Indienstudien angeboten 164 . Es sind damit Orte, an denen die Prüfung dieses Kundensegments durchaus lohnend sein könnte. Insgesamt ist die beliebteste Urlaubsart im Auslandsurlaub bei Indern die Rundreise . Sie liegt bei 38%. Städtereisen liegen bei 29% 165 . Die geringe Bedeutung des Städtetourismus lässt sich auch damit belegen, dass nur knapp über die Hälfte der 921.123 Übernachtungen (55%) im Jahr 2018 im Verbund der Magic Cities und Berlin 166 stattfand - und dass bei einem prozentual höheren Geschäftsreiseaufkommen (siehe oben). Ein weiteres Indiz ist, dass Esslingen am Neckar, Sindelfingen und Heidelberg jeweils mehr Übernachtungen haben als z.B. Dresden 167 . Erholungs- oder Badeurlaube machten einen Anteil von je ca. 10% aus 168 . Natürlich sind solche Kategorisierungen immer zielgruppenabhängig und müssen dementsprechend vor Anwendung gewürdigt werden. Beispielsweise ergab eine Umfrage der Hostel-und-Home-Plattform Zostel, wahrscheinlich der größte Anbieter im indischen Markt, im Jahr 2020, dass 70% der nächsten Reisen in die Berge geplant sind, 24% als Strandurlaub und nur 5% als Städtereisen (Chaturvedi 2020). <?page no="112"?> 112 Die Reisemotive der Touristen Jedoch handelt es sich hierbei um die Zielgruppe Backpacker. Die Urlaubsinhalte von Indern auf Europarundreisen sind: » Besichtigung von Sehenswürdigkeiten » Besuch interessanter Städte » Shopping » Museumsbesuche » Gutes Essen und Trinken » Kennenlernen der Landschaft 169 Deutschland positioniert sich dementsprechend im indischen Markt: Auf einer Promotiontour 2019 der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) durch Indien wurde Deutschland dargestellt als gastfreundliches Land, das billiger ist als in vergleichbaren Destinationen in Europa. Ein Schwerpunkt wird auch auf Städte, Romantik, Urlaub am Wasser, Sightseeing und Kultur gelegt 170 . Wissen! Indische Hochzeiten Ein weiterer Markt, der mittlerweile umkämpft ist, sind indische Hochzeiten , die zumeist mit vielen Gästen ausgerichtet werden und mehrere Tage dauern. Daher ist es durchaus lohnenswert, sich als Hochzeitsdestination zu platzieren 171 . Der typische Zeitraum für indische Hochzeiten ist die Zeit des Lichterfestes Diwali , zumeist im Oktober und November. Dann finden in Indien Hunderttausende Hochzeiten statt, in Mumbai z.B. bis zu 30.000 an einem einzigen Wochenende. <?page no="113"?> Indien 113 Touristisch interessant ist, dass bei den Wohlhabenden zunehmend auch die Feiern ins Ausland verlegt werden, um sich als etwas Besonderes zeigen zu können. Ein deutscher Anbieter oder eine Location könnte sich hier anbieten. Das sollte etwas Spezielles sein, ein Schloss beispielsweise, ein traumhaftes Landgut, eine Luxusvilla am See usw. Da es sich dann ausschließlich um sehr wohlhabende Gäste handelt, kann es nicht exklusiv genug sein. Die Reisemotive unterscheiden sich dabei in ihrer Priorisierung. Eine Gegenüberstellung der Reiseaktivitäten nach Großbritannien (UK) und in die USA zeigt die Unterschiede und Gemeinsamkeiten (→ Tab. 4): Tab. 4: Reiseaktivitäten von Indern bei Reisen in UK und USA unterscheiden sich (ETC 2020, 27) Aktivitäten in UK Aktivitäten in USA 1. Fine Dining Shopping 2. Shopping Sightseeing 3. Besuch von Parks und Gärten Besuch von Nationalparks 4. Sightseeing von Monumenten und Gebäuden Besuch von Museen und Galerien 5. Besuch von Schlössern und historischen Häusern Fine Dining 6. Besuch von Museen und Kunstgalerien Besuch kleiner Städte 7. Besuch religiöser Gebäude Besuch historischer Orte 8. Teilnahme an geführten Touren Besuch von Freizeitparks 9. Treffen mit Einheimischen Teilnahme an geführten Touren 10. Besuch eines Pubs Clubbing/ Dancing <?page no="114"?> 114 Die Reisemotive der Touristen Für die Reiseanalyse „India Holiday Report 2019“ von SOTC, einem der größten Reiseveranstalter Indiens, wurden 1.100 Personen befragt. Sie konnten fünf Typen bestimmen, von denen alle einmal im Jahr international reisen 172 : Der Budgetreisende macht normalerweise jedes Jahr mindestens eine internationale Reise mit Familie nebst Kindern. Er sucht nach einer minutiös geplanten Tour, auf der möglichst viele Ziele angefahren werden. Limitation sind Zeit und Budget. Der Bequeme sucht nach einer Reiseform, bei der alles vorab geplant ist. Entscheidungen über den Reiseverlauf können auch von anderen, vertrauensvollen Personen gefällt werden. Der Familienerinnerungskreierer will durch das Erzeugen von Erinnerungen die Familienbande stärken. Reisen sollen Sightseeing beinhalten, aber auch flexibel sein. Typischerweise sind es Paare im Alter von 35-45 Jahren mit Kindern unter 18 Jahren und/ oder Senioren. Der Entdecker sucht nach Authentizität. Die Reise muss sehr flexibel gestaltet sein, so dass jederzeit Platz für lokale Erlebnisse besteht. So wenig Planung wie möglich, um spontane Entdeckungen zu ermöglichen. Abgeklärte Reisende sind Paare im Alter von 25-35 oder 45-60 Jahren, die ohne Kinder reisen. Sie suchen Erholung und möchten eine interessante Destination erleben. Erlebnisse in maßvollem Rahmen, entspannte Geschwindigkeit, keine Reiseprogramme, nichts Neues oder Ungewöhnliches. Seniorenreisende sind Paare von 55 Jahren oder älter. Ihr Einkommen ist überdurchschnittlich. Viel verfügbare Zeit und Interesse am Reisen. Sie suchen Entspannung und eine ruhige, gelassene Destination, wo sie auch andere Reisende <?page no="115"?> Indien 115 treffen können. Auch Zeit mit Familie und Freunden ist wichtig. In einer Untersuchung wurden die Reisemotive von Indern ausgewertet. Dabei erfolgte eine Konzentration auf die höhere soziale Schicht und Männer, da sie die Entscheider für Urlaube sind 173 . Europa erscheint dabei als die am vorteilhaftesten zu bereisende Destination im Vergleich aller Langstreckenangebote. Die Motivatoren in absteigender Reihenfolge sind (→ Tab. 5): Tab. 5: Motivatoren für eine Europareise von Indern (Joppe und Yun 2013, 26) 1 Sauberes und gesundes Umfeld 2 Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis für das Flugticket 3 Schöne, unberührte Natur 4 Weltberühmte Attraktionen 5 Der Reisende kann sich sicher fühlen 6 Viel zu sehen und zu tun 7 Einfache Visaformalitäten 8 Einfache Erreichbarkeit (Flugverbindungen) 9 Sehr gute Lebensqualität 10 Bezahlbar für die indische Mittelklasse 11 FIT gut möglich 12 Großzügig und viel Platz bei Außenaktivitäten 13 Einwohner heißen Inder willkommen 14 Tiere können in der Natur beobachtet werden 15 Ein Ort, den auch andere Freunde gerne besuchen würden 16 Besuch der lokalen Bevölkerung möglich 17 Gut, um der Sommerhitze in Indien zu entkommen <?page no="116"?> 116 Die Reisemotive der Touristen 18 Indische Feste können in einem anderen kulturellen Umfeld besucht werden 19 Eine junge Gesellschaft 20 Hat eine große indische Community 21 Gute Geschäftsmöglichkeiten 22 Familie und Freunde leben in Europa 23 Besuch von Orten, die indische Prominente besuchen 24 Gutes Nachtleben 25 Zu prüfen, ob man dort einmal leben möchte 26 Gute Jobmöglichkeiten 27 Gute Ausbildungsmöglichkeiten 28 Wintertourismus (Ski, Snowboard) 29 Um selbst zu sehen, was man in der Schule gelernt hat 30 Aufgrund von Bollywood Filmen 31 Teilnahme in Aktivsport 32 Teil der britischen Kultur Die Motive zeigen sowohl weder in ihrer Art noch in ihrer Reihenfolge eine Überraschung auf. Europa ist eine sichere Destination, mit vielen Attraktionen, sie ist sicher und zuverlässig. Sie ist nah und damit preiswert zu erreichen. Eben ideal für Erstreisende. <?page no="117"?> 5 Anreise und Transfers 5.1 China In der Corona-Pandemie wird Deutschland kaum aus China angeflogen. Es gibt nur vereinzelte Verbindungen, die auch tagesaktuell gestrichen werden können. Dabei war es in der Dekade zuvor das Land Europas, das am meisten angeflogen wurde. Wissen! Direktverbindungen nach Deutschland Es gab Direktverbindungen aus sieben chinesischen Städten: Beijing, Shanghai, Hongkong, Chengdu, Nanjing, Qingdao und Shenyang. Angeflogen wurden in Deutschland Frankfurt, München, Düsseldorf und Berlin. Die durchführenden Fluggesellschaften waren Lufthansa, Air China, China Eastern und Hainan Airlines 174 . Die drei großen chinesischen Airlines Air China, China Eastern und China Southern behaupten 75% des Inlandsmarkts und über 90% des Auslandsmarkts 175 . Für das Jahr 2020 waren in China 244 Flughäfen geplant. Somit ergibt sich eine Dominanz und auch ein Verständnis für Flugreisen 176 . Die Corona-Pandemie hat den gesamten Luftverkehrsmarkt durcheinandergewirbelt, die Folgen sind auf lange Sicht kaum abschätzbar. Hinzu kommt aus europäischer Sicht die Frage des nachhaltigen Denkens , das die Luftfahrtkunden überlegen lässt (Stichwort „Flugscham“), die aber in China <?page no="118"?> 118 Anreise und Transfer wie auch in Indien derzeit nicht relevant ist. Nachhaltigkeit spielt in diesen Märkten noch nicht die Rolle, die sie bei uns einzunehmen beginnt, und kein Chinese wird aus diesem Grunde auf einen Flug verzichten. Auch aufgrund der hohen wirtschaftlichen Verflechtungen beider Länder bleibt zu erwarten, dass chinesische Touristen auch in Zukunft gute Fluganbindungen nach Deutschland vorfinden werden. Sollte die Wirtschaft in China weiterwachsen, dann profitiert der chinesische Auslandstourismus von verbesserten Transportbedingungen 177 , denn für chinesische Touristen wurde bestätigt, was wahrscheinlich Allgemeingültigkeit besitzt: je kürzer die Anreise ist, desto eher reisen die Chinesen zu einem interkontinentalen Reiseziel 178 . Für deutsche Leistungsträger bedeutet es, dass China niemals als ein Land begriffen werden sollte, da es aus den unterschiedlichen Regionen unterschiedliche Anbindungen nach Deutschland gibt. Je einfacher eine Anbindung möglich ist, desto eher sollten in der spezifischen Regionen Marketingaktivitäten aufgenommen werden. Bis zur Corona-Pandemie hatte die chinesische Regierung den Plan, das Land bis zum Jahr 2030 als internationalen Global Player aufzustellen. Dazu gehört auch sicherer Massentransport zu Luft 179 . Eine verbesserte chinesische Infrastruktur für Mobilität führt auch zu sinkenden Transportkosten dort, die somit für Auslandsreisen auch erwartet werden 180 . Vor Ort sind in Bezug auf Transfers noch zwei Dinge zu beachten: <?page no="119"?> Indien 119 Wissen! Selbstfahrer und Sprachkenntnisse Zum einen gehören Deutschland und Europa zu den Zielen, die mittlerweile auch für Self-drive-Reisen in Frage kommen 181 . Zum anderen sollten Reisegruppen von Reiseführern begleitet werden, die Chinesisch sprechen 182 . Grund hierfür sind die nach wie vor sehr schlechten bis gar nicht vorhandenen Sprachkenntnisse (Englisch/ Deutsch) der chinesischen Touristen und die daraus resultierende Unsicherheit in einer völlig fremden Umgebung. 5.2 Indien Eine Reise nach Deutschland ist für Inder eine Interkontinentalreise, die mit einem Langstreckenflug beginnen muss. Er dauert je nach Abflughafen in Indien und Ankunftsflughafen in Deutschland ohne Umsteigen etwa neun Stunden. Es ist klar zu erkennen, dass bei Flügen mit Umstiegen eine akzeptable Reisedauer überschritten wird, da, je nach Standort in Indien und Anschluss (Minimum Connecting Time), zur Anreise noch über fünf Stunden hinzukommen können. Es ist damit nicht überraschend, dass z.B. der Tourismus nach München aus der Region Bengaluru zunahm, nachdem die Lufthansa aufgrund der Nachfrage nach Geschäftsreisen (wichtiger IT-Standort) einen Direktflug anbot 183 . Für Inder gibt es eine gute Flugverfügbarkeit nach Europa und das bei attraktiven Flugpreisen 184 . Die Ausgaben für den Transportanteil einer Reiseleistung haben in den letzten Jahren bei den Indern zugenommen. Von 25 Mrd. US-Dollar im Jahr 2015 auf 36 Mrd. US-Dollar im Jahr 2018. In der relativen Verteilung der Anteile hat es eine Zunahme beim <?page no="120"?> 120 Anreise und Transfer Flugverkehr gegeben, Bus, Zug und Auto haben abgenommen (→ Abb. 12). Das ist sicherlich auch auf die zunehmenden internationalen Reisen zurückzuführen, denn wenn ein Langstreckenflug zum Urlaub gehört, nimmt er immer einen hohen Anteil der Gesamtreisekosten ein. Zeitgleich ist zu erkennen, dass Mietwagen eher eine untergeordnete Rolle spielen. Wissen! Mietwagen bei Zweitreisen Aber es scheint bei Indern mit Reiseerfahrung Interesse an FIT-Reisen zu geben, bei denen Mietwagen gebucht werden. In Frankreich wurde bereits festgestellt, dass die Zahl der Self-drive-Reisen , Winterurlaube und die Reise zu gastronomischen Angeboten zunimmt 185 . Das sind alles Reisetypen, die unternommen werden, wenn die Hotspots bereits besucht wurden (Zweitreise). Noch könnten in Deutschland viele indische Touristen vom Rechtsverkehr sowie von den „strengen“ deutschen Verkehrsregeln, die auch noch einzuhalten sind (! ), abgeschreckt sein. Führerscheine sind in Indien bei der hier diskutierten Zielgruppe aber ebenso verbreitet wie bei uns. <?page no="121"?> Indien 121 Abb. 12: Relative Ausgaben bei Transport von Indern 2015 und 2018 (Sheth 2019, 10) Ergänzend ist noch zu erwähnen, dass Kreuzfahrten noch ganz am Beginn einer Reiseform in Indien stehen. Das liegt u.a. daran, dass sie (noch) als extremes Luxusgut bekannt sind 186 . Dieser Beginn lässt sich auch in der → Abb. 12 erkennen, wo sie 2018 zum ersten Mal messbar erscheinen. Inwieweit Kreuzfahrten ab deutschen Häfen in Indien in der nächsten Dekade auf Buchungsinteresse stoßen, lässt sich nicht abschätzen. Wissen! Reisen über das Meer Interessant zu wissen ist für entsprechende Anbieter, dass klassischerweise im Hinduismus jede Reise über das Meer, das „schwarze Wasser“ negativ konnotiert ist, da man als gläubiger Hindu seine „Reinheit“ verliert. 2015 2018 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Kreuzfahrt Taxi Bus Zug Flug <?page no="122"?> 122 Anreise und Transfer Noch heute gibt es Tempel, die Priestern, die bereits einmal im Ausland waren, den Zutritt verwehren. Auch wenn die meisten Hindus dieses Tabu des „kala pani“, des „Schwarzen Wassers“, nicht mehr beachten, so ist die Zurückhaltung vieler Inder bei Seereisen doch erwähnenswert. <?page no="123"?> 6 Übernachtung und Hotel 6.1 China 82% der Chinesen übernachten in Deutschland in Hotels. First-Class-Hotels machen mit 64% den größten Anteil aus. Dann kommen Mittelklassehotels mit 15% 187 . Das ist eine deutliche Abweichung im Gegensatz zum internationalen Durchschnitt. Weltweit logieren nämlich 56% der Kunden in Mittelklassehotels 188 . In Deutschland muss daher beobachtet werden, ob eine solche Verschiebung stattfindet. Internationale Hotelketten haben Interesse an chinesischen Kunden. Ihre Investitionen in China haben daher nicht nur den Hintergrund, auf dem chinesischen Markt präsent zu sein. Die Hotelketten erwarten sich auch davon, eine Kundenbindung aufzubauen und die Kunden auch auf deren Auslandsreisen für sich zu gewinnen 189 . Das könnte gelingen, denn Europareisende verlassen sich gerne auf Markenhotels und sind dabei weniger preissensibel 190 . Interessant in diesem Zusammenhang, dass die Hotelkette Deutsche Hospitality (u.a. Steigenberger Hotels) 2019 von der chinesischen Huazhu-Gruppe übernommen wurde, die bis 2025 eine Verdoppelung der Kapazitäten anstrebt. Sollte die Zahl der chinesischen Kunden in einem Hotel zunehmen, dann entsteht ein Bedarf nach Chinesisch sprechendem Personal. Das gilt vor allem, wenn es sich um FIT- Reisen handelt 191 , denn dort ist im Gegensatz zur Gruppenreise kein muttersprachlicher Reiseleiter anwesend. <?page no="124"?> 124 Übernachtung und Hotel 6.2 Indien Inder besuchen Hotels aller Klassen; es lässt sich kein eindeutiges Bild zeichnen. Grundsätzlich scheinen Inder die Annehmlichkeiten von 3-4 Sterne oder First-Class-Hotels zu schätzen 192 . Ende der zweiten Dekade nächtigten auf Deutschlandreisen 53% in First-Class-Hotels, etwa 15% in Mittelklassehotels 193 . National hingegen scheint die reisende Mittelschicht den Hotels im 1-2-Sterne- und 3-4-Sterne-Bereich einen Zuwachs zu bescheren. Insgesamt sind die Ausgaben (national) von 11 Mrd. auf 14 Mrd. US-Dollar angestiegen. Die Verteilung ist dabei weitestgehend stabil geblieben (→ Abb. 13) 194 . Inwieweit diese Entwicklung auf Reisen in Europa nach der Corona-Pandemie zu übertragen ist, bleibt abzuwarten. Abb. 13: Nutzung von Hotelkategorien von Indern 2015 und 2018 (Sheth 2019, 11) Luxushotels; 11% Luxushotels; 11% 3-4*; 18% 3-4*; 19% 1-2*; 29% 1-2*; 29% ohne Rating; 22% ohne Rating; 23% andere; 20% andere; 18% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 2015 2018 <?page no="125"?> Indien 125 Zu Beginn des Jahrtausends konnte noch gesagt werden, dass Budget-Hotels selten in Anspruch genommen werden 195 . Aber zum Reisen zählt für Inder eben mehr als ein Hotel: auch Erfahrungen und sozial-gesellschaftliche Eigenheiten des Gastlandes wollen erkundet werden. Daher können sich 56% der Inder vorstellen, auch einen Teil ihres Urlaubes nicht in einem Hotel, sondern in einem Hostel zu verbringen. Die Zahl wirkt besonders eindrucksvoll, wenn sie im internationalen Kontext gesehen wird. Dort liegt der Schnitt bei 33% 196 . Das Fremdenverkehrsamt in Singapur hat noch zwei interessante Dinge herausgefunden, die für ein Hotel in Deutschland in der Vermarktung interessant sein könnten: Inder bezahlen mehr für Hotels als der übliche Durchschnitt. Und Frauen beeinflussen ihre Männer, die besten Hotels zu buchen 197 . Ob diese Annahmen auch für Deutschland gelten, muss noch ermittelt werden. Wissen! Kleine Aufmerksamkeiten Übrigens freuen sich Inder, wenn sie kleine emotionale Aufmerksamkeiten erfahren. Und sei es nur ein einfaches „Namaste“ 198 . Weitere Hinweise sind: Ausreichend Wasser auf dem Zimmer (Inder sind es gewohnt, Wasser zu trinken; Chinesen tun dies fast nicht! ); Hinweise auf vegetarische Restaurants auf dem Zimmer, ebenso Hinweise auf evtl. in der Stadt vorhandene indische Tempel usw. <?page no="127"?> 7 Gastronomie 7.1 China Wer in Deutschland gut chinesisch Essen möchte, der sollte sich in die Nähe eines touristischen Hotspots begeben. Sollte sich das Chinalokal, das dort um die Ecke liegt, zur Mittagszeit mit chinesischen Touristen füllen, dann wird mit hoher Wahrscheinlichkeit richtig gutes chinesisches Essen angeboten. Auf Reisen bevorzugen die Erstreisenden in der Gruppe zumeist immer noch heimische Kost. Nichtsdestotrotz sind auch Chinesen neugierig auf die Essenstraditionen des Gastlandes. Ein gastronomisches Erlebnis der lokalen Küche gilt als eines der Haupterlebnisse auf Reisen 199 . Bereits 34% interessieren sich für Fine-Dining- Angebote. Sie sollten mit Bildern über Social Media beworben werden 200 . Insgesamt haben die Ausgaben für Essen ca. 18% des gesamten Reisekostenanteils 201 . Alkohol spielt bei Essen mit chinesischen Gästen immer eine sehr große Rolle, darauf müssen sich Hotels einstellen. Zumeist geht es hierbei weniger um den Genuss edler Tropfen, sondern vielmehr um reichhaltiges Konsumieren hochprozentiger Getränke, gern auch laut und ausgelassen. Das mag im Einzelfall für die anderen Gäste etwas befremdlich wirken. 7.2 Indien Essen auf Reisen ist ein Thema, das schwer verallgemeinerbar ist. Trotzdem kann gesagt werden, dass Inder vorsichtig <?page no="128"?> 128 Gastronomie sind, wenn es ums Essen geht 202 . Es lässt sich aber auch sagen, dass sie gerne die lokale Küche probieren wollen. Für 65% der Generation Z und 57% der Generation X ist es sogar ein Treiber für Reisen. Jedoch brauchen sie auf einer langen Reise (wie z.B. durch Deutschland und Europa) zwischendurch Essen, wie sie es zuhause konsumieren 203 . Das gilt noch mehr, wenn die Reisenden Kinder oder Ältere sind 204 . Außerdem ist vegetarische Küche unabdingbar 205 . Demgegenüber sind Auszeichnungen (Sterne/ Awards) oder Empfehlungen nicht bedeutend 206 . Wissen! Religion und Essen Häufig hat Religion einen Einfluss auf Essensregeln. Da zahlreiche Religionen in Indien vertreten sind, können unterschiedliche Ansprüche an das Essen bestehen 207 . So bedeutet vegetarisches Essen für strenge Hindus, dass in der Küche noch nie Fleisch (inkl. Fisch, Eier etc.) zubereitet worden sein darf! Auch gibt es für viele Inder regelmäßige Fastentage; andererseits wird gerade von den Männern auch gern ein Whisky getrunken. Übrigens essen die meisten Inder gern Zwiebeln (roh) als Vorspeise; diese können daher gut angeboten werden. Zum Essen an sich gehören noch die Essenszeiten . Inder essen spät zu Abend, da es ihnen zuhause auf Grund von langen Pendlerwegen oft gar nicht anders möglich ist. Es ist also wichtig, auch am späteren Abend Zugang zu Essen zu ermöglichen 208 . Bei den Trinkgewohnheiten von Indern unterliegen Europäer zumeist einem Trugschluss, der wohl in Zusammenhang mit der britischen Vergangenheit zu bringen ist. Indien wird immer für eine Nation der Teetrinker gehalten. Jedoch <?page no="129"?> Indien 129 gab es historisch im Süden eine starke Verbindung zu arabischen Ländern. Daher trinken indische Kunden mehr Kaffee, je mehr sie aus dem Süden Indiens kommen 209 . Der Tee wurde erst von den Briten aus China importiert und dann in Nordostindien (Darjeeling, Assam) angebaut, daher auch der Name Chai, abgeleitet vom chinesischen „cha“. Alkohol ist bei vielen Indern verpönt, nicht nur bei den Muslimen, sondern auch bei vielen Hindus. Andererseits freuen sich viele, wie oben ausgeführt, auch über einen Whisky (von dem es auch sehr gute indische Sorten gibt! ). Das Tourist Board Singapore hat herausgefunden, dass dort Inder 20% mehr als der durchschnittliche Besucher für Essen bezahlen. Ein erfolgreiches Produkt sind dort „Dining experiences“ 210 . Besonders beliebt sind Food Courts, in denen eine Auswahl herrscht (→ Abb. 14). Abb. 14: Restaurantwahl bei Indern auf Reisen (STB 2013, 15) 1% 6% 12% 22% 43% 53% 86% andere Sternerestaurant Fine-Dining Einfaches Essen besonderes Restaurant (z. B. skydining) Regionale Küche Food Court, Take away <?page no="131"?> 8 Shopping Shopping ist ein Element auf Auslandsreisen, das immer wieder in den Fokus gerückt wird. Um einzuschätzen, ob es in Zukunft für chinesische oder indische Reisende von Belang ist, muss der Kaufanreiz betrachtet werden: es kann sich dabei um Nichtverfügbarkeit, Produktdifferenzen oder Preisdifferenzen handeln 211 . Aus touristischer Perspektive ist kaum zu überblicken, bei welchen in Deutschland angebotenen Produkten es in den Quellmärkten Unterschiede oder Verfügbarkeiten gibt. Ausnahme bilden dabei u.a. Souvenirprodukte, wie ein Modell des Schlosses Neuschwanstein (und dabei könnte es sich dann im absurdesten aller Fälle aus chinesischer Sicht bei einem Kauf später auch noch um einen Re-Import handeln). Preisdifferenzen, die ausgenutzt werden, sind jedoch genauer zu betrachten. Der Fokus liegt dabei auf teuren, aber transportablen materiellen Gütern, die günstiger als im Heimatland zu erwerben sind. Das trifft typischerweise auf Markenprodukte im Luxussegment, z.B. Uhren, zu. In der betriebswirtschaftlichen Theorie wird den Unternehmen geraten, weltweit einheitliche Preise durchzusetzen. In der Praxis funktioniert eine länderübergreifende Standardisierung von Preisen zumeist nicht, da auf Grund von Transportkosten, Zöllen, Währungsschwankungen, lokalen Vertriebskosten und gesetzliche Regelungen andere Endpreise entstehen. Die Preisdifferenzierung nach dem Faktor „Ort“ gelingt dann nicht und es kann zu erheblichen Preisunterschieden kommen 212 . Wenn dann die deutsche Mehrwertsteuer auch noch höher ist als im Heimatland und am Flughafen zurückerstattet wird ( tax free shopping ), kann der <?page no="132"?> 132 Shopping Einkauf von zollfreien Waren sehr attraktiv sein. Beispielsweise kauften Inder gerne Technik im Ausland, jedoch wurde dann eine Einfuhrsteuer erhoben, die die Einkaufsvorteile zunichtemachte 213 . Wissen! Chinesen und Inder handeln Inder wie auch Chinesen sind es gewohnt, bei jedem Einkauf, außer in großen Kaufhäusern, zu handeln. Und das in weitaus höheren Maße (erwarteter Nachlass) wie auch ausdauernder als wir das kennen. Seien Sie daher nicht erstaunt oder gar verärgert, wenn die asiatischen Kunden auch im gehobenen Einzelhandel feilschen wie auf dem Markt; das ist üblich und es sollte, zumindest bei entsprechendem Umsatz, ein Nachlass gewährt oder ein kleines Geschenk mitgegeben werden. 8.1 China Shopping, also das Einkaufen von Konsumgütern auf Reisen, wird immer wieder als eine der Lieblingsbeschäftigungen von chinesischen Touristen benannt. Und tatsächlich haben sie einen Anteil von 39% der weltweiten Ausgaben von chinesischen Auslandstouristen 214 . Auch für Deutschland könnte das so zutreffen 215 . So uneingeschränkt sollte die Aussage aber nicht getätigt werden: In einer Untersuchung wurde herausgearbeitet, dass Shopping für Langstreckenreisen nicht der Haupttreiber ist. Shoppingtouristen planen Reisen nach Hongkong und Macau, da sie kaum Visa-Probleme und Sprachbarrieren ha- <?page no="133"?> China 133 ben 216 . So kommt es auch zur Aussage, dass nur 47% der chinesischen Auslandstouristen Shopping als einen wesentlichen Teil ihrer Reise ansehen 217 . Wenn Shopping wesentlich ist, dann haben 36% eine Einkaufsliste vor ihrer Reise erstellt, 35% wollen von bekannten Marken kaufen und 62% wollen Dinge kaufen, die es in China nicht gibt 218 . Die Schweiz gilt wenig überraschend als ein Reiseziel, an dem Luxusuhren erworben werden können. Aber, obwohl die Schweiz dafür bekannt ist, ist dies, sicher auch preislich bedingt, nicht unbedingt ein Hauptshoppingelement. Vielmehr sind es » Schokolade (72%), » Ski- und Wintersportequipment (68%), » Souvenirs (62%) » lokales Design (57%). Uhren (34%) und Luxusartikel (25%) waren hingegen kaum gefragt 219 . Im Jahr 2016 machten Chinesen 39% des Tax-free-Shopping-Umsatzes in Deutschland. Die Hauptprodukte waren Schmuck, Uhren und Textilien. Haupteinkaufsort war Frankfurt 220 . Sie haben sogar Apps auf ihren Handys installiert, die sie auf besonders gute Angebote hinweisen 221 . Die Zahlen der Tax-free-Einkäufe sind aber rückläufig. Es zeigt sich allgemein die Tendenz, dass mit steigenden Übernachtungszahlen die Umsätze am Duty-free-Shopping zurückgehen 222 . Es könnte interpretiert werden, dass steigende Übernachtungszahlen auch bedeuten, dass eine andere Klientel nach Deutschland reist, für die das steuerfreie Shopping nicht so interessant ist. Dem ist aber nicht so. Es sind andere Faktoren, die für den Rückgang verantwortlich sind. Als Argumente werden vielmehr genannt, dass der grenzüberschreitende E-Commerce zunimmt, Duty-free-Läden <?page no="134"?> 134 Shopping im Inland geschaffen werden, sinkende Konsumsteuern in China und die Anti-Korruptions-Kampagne der Regierung 223 . Zu Beginn des Jahrtausends war es üblich, dass Reisetouren ähnlich der Kaffeefahrten in Deutschland durchgeführt wurden, d.h. nur wenn in den richtigen Geschäften ausreichend eingekauft wurde, wurde die Tour für den Veranstalter durch die Provision rentabel. Dabei wurde in der Wertschöpfungskette das Risiko von Provisionszahlungen sogar noch von den Incoming-Agenturen auf den Tourguide übertragen. Er musste der Incoming-Agentur eine Reisegruppe für einen (kolportiert wird in Europa meist vierstelligen) Betrag „abkaufen“, um sie zu leiten. Das Geld wurde durch Provisionen wiedergewonnen, die sich der Guide von den besuchten Geschäften zahlen ließ. Im Jahr 2013 wurde dann nach chinesischem Gesetz verboten, dass es Reiseangebote mit Forced Shopping , also Zwangseinkauf gibt. Bei Reisen im Ausland konnte der chinesische Staat sein Landesrecht durchsetzen, da er bestimmen kann, welche Unternehmen Reisen ins Ausland verkaufen 224 . Und sollten sie mit Partnern agieren, die sich nicht an das neue Gesetz halten, wird die Lizenz entzogen. Insgesamt könnte erwartet werden, dass auf Grund des neuen Gesetzes eine andere Preisstruktur entstanden sei, da sich die Wertschöpfungskette geändert hat. Aber die Preise für Reisen nach Deutschland soll das neue Gesetz kaum betroffen haben, da Deutschland insgesamt nie als Zwangsshoppingdestination gegolten hat 225 . <?page no="135"?> Indien 135 8.2 Indien Für Inder scheint das Shopping im Ausland durchaus attraktiv zu sein. 50% der indischen Auslandsreisenden geben an, dass Shopping eines ihrer Hauptmotive für Reisen ist. 73% kaufen auf Auslandsreisen steuerfreie Waren ein 226 . Die Ausgaben auf Inlandsreisen sind von 36 Mrd. US$ im Jahr 2015 auf 44 Mrd. US$ im Jahr 2018 gestiegen. Das Verhältnis der Ausgaben ist jedoch konstant (→ Abb. 15): Abb. 15: Relatives Ausgabeverhalten von Indern auf Inlandsreisen 2015 und 2018 (Sheth 2019, 12) Ausgaben für Shopping trugen zu fast 50% zu den Ausgaben auf Reisen bei. Dabei ist aber festzustellen, dass die Ausgaben für Shopping nur noch absolut steigen, d.h. durch eine Zunahme an Reisenden. Prozentual ist das Ausgabeverhalten auf Reisen sehr stabil 227 . Das bedeutet: Je mehr Inder 2015 2018 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Erholung Essen Shopping <?page no="136"?> 136 Shopping nach Deutschland reisen, desto mehr wird für Shopping gesamt ausgegeben. Bei jedem einzelnen kann etwa die Hälfte der Tagesausgaben (ohne Übernachtung) gerechnet werden. <?page no="137"?> 9 Was interessiert 9.1 China Für Chinesen sind die drei großen Destinationen außerhalb Asiens Europa, USA und Australien. Sie stehen für unterschiedliche Reisemotive, die durch die gegenseitige Darstellung die Erwartungshaltungen klar werden lassen: » Europa: Kulturelles Erbe, Tradition, Luxus » USA: Wohlstand, Modernität, zeitgemäße Kultur » Australien: Natur, entspannter Lebensstil Für Erstreisende nach Europa sind somit die kulturellen Top-Sehenswürdigkeiten immer noch von großem Interesse. Darauf sollte sich Europa aber nicht ausruhen. Die USA gelten als das interkontinentale Reiseland, das am besten zu den Bedürfnissen chinesischer Reisender passt bzw. sich eingestellt hat. Europa hat das Problem der einzelnen Länder, die sich nicht aufeinander abgestimmt präsentieren. Wenn das auch in Zukunft ein Problem sein sollte, dann könnten chinesische Touristen weiterhin nur die großen ikonischen Sehenswürdigkeiten besuchen. Europa liefe dann Gefahr, zu einem „Kulturerbe-Themenpark“ zu verkommen mit dem Ergebnis, dass ein Once-in-a-lifetime- Trip ausreichend ist 228 . Die Anforderungen an eine Destination in Europa sind: » natürliche Szenerie » gutes Preis-Leistungsverhältnis » Familienfreundlichkeit 229 <?page no="138"?> 138 Was interessiert Außerdem ist es so, dass die Touristen aufgeschlossener werden und lokale Erlebnisse, wie z.B. die Teilnahme an Kulturevents wichtig wird 230 . 9.2 Indien Inder begeistern sich für Länder, die weltberühmte Sehenswürdigkeiten und große kulturelle Angebote haben 231 ; mehr noch als Chinesen. Da naturgemäß englischsprachige Ziele bevorzugt werden, müssen sich deutschsprachige Destinationen mehr um diese Gäste bemühen; die bereits genannten Stichworte wie Romantik , aber eben auch Bildung (Goethe etc.) sind sicher besonders attraktiv. Auch haben durchaus viele (zumindest in Indien berühmte) Inder in Deutschland studiert, auch wenn das den Deutschen nicht immer bekannt ist. Auch das kann touristisch genutzt werden. <?page no="139"?> 10 Bezahlung 10.1 China Chinesische Touristen nutzen ihr Mobiltelefon in allen Ausprägungen beim Reisen: Überweisungen und Bezahlungen, Tickets kaufen, buchen, Filme ansehen, kommentieren 232 . Allgemein ist China der führende Markt für mobile Bezahlsysteme . Für 2020 wurde der Markt auf 47 Billionen US-Dollar geschätzt. Alipay von Alibaba und WeChat Pay von Tencent halten dabei über 90% der Marktanteile 233 . Die Annahme, dass Chinesen nur in bar bezahlen wollen, ist schon lange nicht mehr zutreffend. Trotzdem sind Kreditkarten und Barzahlung nicht obsolet geworden. Reisende unter 45 Jahren nutzen zu 43% mobile Bezahlformen, vor allem aber die chinesischen Anbieter wie Alipay und WeChat pay 234 . Daraus folgt, dass chinesische Touristen erwarten, dass ihre online Bezahlsysteme im Ausland akzeptiert werden. Dazu gehört nicht nur, dass deutsche Geschäfte, Hotels und Gastronomiebetriebe sie annehmen, ebenso sind kostenlose Wifi-Hotspots für die uneingeschränkte Nutzung notwendig 235 . UnionPay dominiert den Markt in China. Außerdem sind es Alipay und WeChat Pay, die den Markt für mobiles Bezahlen beherrschen 236 . Aber auch die japanische Kreditkarte JCB scheint gerade den Markt zu erobern. Damit soll es möglich sein, Einkäufe zu tätigen, ohne dass der chinesischen Regierung eine Nachverfolgung möglich ist. <?page no="140"?> 140 Bezahlung Wenn die Währung des Ziellandes (Euro) im Verhältnis zur Währung des Quellmarkts (Yuan) stärker wird, müsste die Nachfrage nach Reisen sinken 237 . Bei China scheint das aber nicht der Fall zu sein und es gibt wohl keinen starken Zusammenhang zwischen dem Wechselkurs des Yuan und Auslandsreisen. Es könnte angenommen werden, dass das daran liegt, dass Reisen zwei Monate im Voraus gebucht werden 238 , denn eigentlich sind Chinesen preissensibel. Weiterhin ist der Yuan an den US-Dollar gekoppelt und unterliegt daher nur den Schwankungen, die sich zwischen US- Dollar und Euro ergeben. Der Konsum in China wächst und mit ihm auch die Lücke zwischen High-end- und Low-end-Konsum. Das gilt auch für Ausgaben auf Reisen. Sie verteilen sich nach dem Pareto- Prinzip. Nach einer Analyse von Ctrip und Mastercard kann gesagt werden, dass chinesische Touristen, die high-end Reisen betreiben, für 80% des Umsatzes verantwortlich sind 239 . Es ist also ein durchaus lohnendes Segment. 10.2 Indien In Indien hat sich beim Reisen eine Bezahlung ohne Bargeld entwickelt. Über 80% der Inder bezahlen ihre Reisen mit Kreditkarte 240 . Dabei sind sie aber weiterhin preissensibel. Daher besuchen sie die Seiten von OTAs, Preisvergleichsseiten und Suchmaschinen 241 . Sie sind immer auch der Suche nach dem besten Deal. <?page no="141"?> 11 Sonstiges 11.1 Stellung der Frau In Indien ist die Stellung der Frau in der Gesellschaft eine völlig andere als in China. Während in China eine sehr weitgehende Gleichberechtigung seitens der Partei (bzw. Mao Zedong) verordnet und auch umgesetzt wurde, werden viele Frauen in Indien weiterhin diskriminiert. Das reicht von schlichter Nichtbeachtung auch bei gesellschaftlichen Anlässen (Meetings im Business Kontext) bis hin zu Missbrauch gerade von Hausangestellten und Angehörigen der untersten Kasten bzw. der Kastenlosen. Für den touristischen Bereich bedeutet dies z.B., dass Frauen selten ohne männliche Begleitung reisen, da sie sich aufgrund der Erfahrungen im eigenen Land nicht sicher fühlen. In der Akquise kann daher die Sicherheit Deutschlands als Reiseland in den Vordergrund gestellt werden, um gerade auch weibliche Reisende anzuwerben; spezielle Reisen nur für Touristinnen mit entsprechender Begleitung sind zu überlegen. Aufgrund der religiösen und kulturellen Traditionen sind die Abstände (physisch wie auch bildlich gesprochen) zwischen Männern und Frauen in Indien üblicherweise größer als bei uns; dies bedeutet z.B., dass Männer das Berühren der Frauen (z.B. Kellner) tunlichst vermeiden sollten, dass „Flirten“ absolut unangebracht ist etc. Gastgeber sollten besonderes Augenmerk auf die Sicherheit haben, also z.B. anbieten, Taxis zu bestellen, weibliche Gäste am Flughafen/ Bahnhof abzuholen usw. <?page no="142"?> 142 Sonstiges Für den Umgang mit chinesischen Touristinnen gilt das gleiche Verhalten wie in Zentraleuropa auch. 11.2 Fengshui Wie jede Kultur verfügt auch die chinesische über ihr eigene Symbole, die sich Außenstehenden nicht ohne Weiteres erschließen. Aufgrund der Zeichenschrift sowie einer langen Tradition der Symbole sind diese von besonderer Relevanz nicht nur im privaten, sondern durchgängig auch im geschäftlichen Bereich. Darüber hinaus gelten viele nicht nur innerhalb der Volksrepublik China, sondern vielmehr für den gesamten chinesischen, teils den gesamten konfuzianisch geprägten Kulturkreis. Warum sollten Sie den Delegationsleiter nicht unbedingt in Zimmer 14 (oder 114 oder 1014) unterbringen? Nun, die Zahl 4 ist im Chinesischen gleichlautend mit dem Zeichen für „Tod“ und somit unglückverheißend. Positiv sind die 8 und die 9. Positive Farben sind Rot und Gold, negativ ist weiß. Dies nur beispielhaft für vieles, was in China anders ist; unter dem Terminus Fengshui (wörtl.: Wind und Wasser) wird vieles zusammengefasst, was mit dem zu umschreiben wäre, was man hier Aberglauben nennen könnte (aber nicht sollte). 11.3 Handeln Selbstverständlich zählt Handeln zum typischen Geschäftsgebaren der meisten Gäste aus Asien. Dies gilt für Geschäfte ebenso wie für Hotelbuchungen, und oft wird mit einem <?page no="143"?> Hygiene 143 deutlich höheren Preisnachlass gerechnet oder dieser erwartet als wir dies kennen. Sie müssen sich darauf nicht einlassen, aber Sie sollten wissen, dass das normal ist und daher zumindest nicht entrüstet sein, sondern spielerisch und freundlich und vor allem kreativ damit umgehen. Planen Sie lieber etwas mehr Spielraum ein! 11.4 Hygiene Mögen wir auch dem Eindruck unterliegen, Deutschland sei doch ohnehin schon eine der hygienischsten, saubersten Regionen der Welt, so sollten wir, Post-Corona, doch nicht die Sorge vor Ansteckung unterschätzen. Machen Sie deutlich, wo und wie Sie reinigen, und dies gern auch mal auf Chinesisch, wenn Sie entsprechende Gäste haben. Auf der anderen Seite kommen viele Gäste eben aus Ländern, deren Sitten und Gebräuche nun einmal anders sind als unsere. So sind Toiletten in Indien und China oft wenig mehr als ein Loch im Boden; auch reinigt man sich in Indien primär mit Wasser, nicht mit Papier. Seien Sie daher darauf gefasst, in diesem Bereich Überraschungen zu erleben. 11.5 Sprache Etwa ein Viertel der Inder spricht Englisch, und natürlich gehören Gäste, zumindest die jüngeren, dazu. Es gibt aber auch indische Touristen, die schlecht bis gar nicht Englisch sprechen, und daher ist dann im Umgang mit ihnen Geduld erforderlich. Für Chinesen gilt dies in weitaus höherem Maße, aber dafür gibt es inzwischen ja sehr gute Übersetzungssoftware. Viele asiatische Gäste werden eine solche <?page no="144"?> 144 Sonstiges auf ihrem Smartphones haben, Sie sollten das auch. Dennoch sind chinesischsprachige Hinweise auf dem Zimmer, zum Beispiel zur Benutzung der Minibar, dem TV, dem W- Lan etc. hilfreich für die Kunden und sollten angebracht werden. <?page no="145"?> 12 Social Media und Apps Andere Kapitel weisen bereits auf die Relevanz von Social Media und Apps bei der Buchung, Weiterempfehlung von Destinationen und Bezahlung hin. Dies gilt für China in weitaus höherem Maße als für Indien. Wenn Sie gerade chinesische Touristen noch in ihrem Heimatland erreichen möchten, ist Digitalmarketing auf chinesischen Plattformen das beste Mittel. Mobile Bezahlmethoden sind ein Muss; über 80% aller Transaktionen in China sind mobil. Digitales Marketing ist in China zur Norm geworden. Alipay ist mit über 600 Millionen aktiven Nutzern (jeden Tag werden etwa 100 Mio. Transaktionen auf dieser App durchgeführt! ) die weltweit größte mobile Bezahl-App, aber auch über Tencent oder Baidu können Gastronomen wie Hoteliers oder Verbände ihre chinesische Zielkundschaft erreichen. Darüber hinaus können Sie mit dieser App jedoch auch die Kunden direkt ansprechen, Sie können Coupons ausgeben, Gewinnspiele anbieten, Kundenbindung betreiben und vieles mehr. Wissen! WeChat WeChat ist mit über einer Milliarde Nutzern monatlich die beliebteste App Chinas. Durchschnittlich verbringt fast die Hälfte der Nutzer täglich 4 Stunden auf dieser App. <?page no="146"?> 146 Social Media und Apps Es ist dabei keinesfalls mit WhatsApp vergleichbar, sondern geht weit darüber hinaus, da WeChat auch einen Push-Service anbietet, um Kunden zielgerichtet zu erreichen, einen Newsfeed und vieles mehr. Über den Moments-Feed wird man vielleicht auf die Empfehlung einer Destination durch einen Bekannten aufmerksam, und sofort sucht man danach weiteren Informationen und findet dort idealerweise Ihre Informationen! Aber auf dieser Plattforme gibt es wiederum unzählige Miniprogramme, cloudbasierte Applikationen, die weitere Funktionen bieten. Man kann Produkte vorbestellen, Treuepunkte vergeben und vieles mehr. Für Marketingaktivitäten bieten sich vor allem Sina Weibo und Yizhibo an, etwa vergleichbar mit Twitter und Instagram-Live. Hunderte von Millionen von Nutzern, Zusammenarbeit mit KOLs (Key Opinion Leader), Live-Feedback - wir haben nichts Vergleichbares. Für Luxus- oder zumindest sehr hochwertige Produkte bietet sich Xiaohongshu („Das kleine rote Buch“) an, da hier Bewertungen und auch Tutorials angeboten werden. TikTok ist inzwischen auch bei uns bekannt, in China kennt man es als Douyin. Eine Videoplattform, die man als Anbieter nutzen sollte; auch hier bietet sich die Zusammenarbeit mit KOL an. Alipay bietet die interessante Funktion von Discovery Seiten, also die Möglichkeit, mit Sonderaktionen und Rabatten über sog Hongbao, „Rote Umschläge“, gezielt Kunden in Restaurants und Geschäfte zu locken. C-Trip ist einer von Chinas großen Reiseveranstaltern, in seiner Online-Wirkung vergleichbar booking.com. Auch <?page no="147"?> Social Media und Apps 147 hier gibt es Sonderrabatte und Buchungsmöglichkeiten, die speziell für deutsche Touristikanbieter interessant sind. Chinesische Individualreisende erreicht man am besten über Qiongyou („arm reisen“) oder Mafengwo („Hornissennest“). Reisepläne, Infos, individuelle Buchungen - hier finden ebenfalls Hunderte von Millionen Usern Insidertipps und Bewertungen. Diese Apps gibt es bereits seit 2004 bzw. 2006! An dieser Stelle können nicht alle Möglichkeiten und alle Apps aufgezählt werden. Sie sollten sich mit diesem Thema aber intensiver auseinandersetzen. <?page no="149"?> 13 Schlussbetrachtung: Die Zukunft nach Corona China war das erste Land, das den Corona-Ausbruch erlebte. Die in der Folge erlassenen Maßnahmen waren vermutlich die weltweit schärfsten; Millionenstädte wurden komplett abgeriegelt, Bewohner in ihren Häusern und Wohnungen eingeschlossen. Alles wurde radikal kontrolliert, physisch mit Polizeigewalt und digital über Apps, die den jeweiligen Aufenthaltsort an die Behörden melden und auch über ein Ampelsystem jederzeit die Bewegungsfreiheit einschränken können. Aber China war in der Folge auch das erste Land, das die Pandemie in den Griff bekam und die Restriktionen weitgehend zurückfuhr. Im Sommer 2021 hat sich die innerchinesische Situation generell gesprochen normalisiert, wenn auch lokale Ausbrüche des Virus immer wieder vorkommen und in der Folge wieder ganze Stadtviertel hermetisch abgeschlossen werden. Da einzelne Regionen und Städte unterschiedliche Quarantänebestimmungen implementieren, ist ein freies Reisen selbst im Inland nicht ungehindert möglich. Reisen ins Ausland sind zwar prinzipiell möglich, da aber bei der Wiedereinreise eine häusliche Quarantäne von mehreren Wochen erforderlich ist, besteht kaum Anreiz, China aus rein touristischen Motiven heraus zu verlassen. Auch wird das Ausland, und eben auch Europa, als Risikogebiet betrachtet. Wir sehen daher eventuell auch im Jahr 2022 noch ein deutlich geringeres touristisches Reiseaufkommen als vor der Pandemie. Vieles hängt von Virusmutanten und von der Wirksamkeit des chinesischen Impfstoffes ab. <?page no="150"?> 150 Schlussbetrachtung In Indien, das im Jahr 2020 zunächst glimpflich durch die Pandemie zu kommen schien, sind die Zahlen 2021 dagegen deutlich angestiegen. Das in weiten Teilen völlig unzureichende Gesundheitssystem und die verbreitete Armut machten eine Entschärfung der Situation fast unmöglich. Eine offensichtlich überforderte Regierung hat es aus Sicht vieler Beobachter nicht geschafft, die Situation in den Griff zu bekommen. Wenn auch in Pune, nahe Mumbai, mit dem Serum Institute of India (SII) der weltgrößte Impfstoffhersteller ansässig ist, so wurde doch zunächst sehr viel Impfstoff in andere Länder exportiert, so dass 2021 zu wenig Impfstoff für die eigene Bevölkerung zur Verfügung steht. Eine unzureichende Infrastruktur, eine in weiten Teilen nicht aufgeklärte Bevölkerung und andere Faktoren erschweren die Situation zusätzlich. Indien ist daher nach wie vor sehr gefährdet und auch hier sehen wir bis in das Jahr 2022 wenig touristisches Aufkommen. Aus unserer Sicht wäre es aber gerade deshalb falsch, sich jetzt resigniert zurückzulehnen und abzuwarten. Vielmehr sollte die zur Verfügung stehende Zeit intensiv genutzt werden, um sich über die Gäste zu informieren, die dann wieder zu uns kommen werden, über ihre Kultur und ihre Reisegewohnheiten zu lernen und sich genau darauf vorzubereiten. Chinesen wie Inder reisen sehr gern, sie möchten das auch wieder tun, die Mittel- und Oberschicht, die finanziell dazu in der Lage ist, wächst in beiden Ländern stetig an, und viele Menschen warten ungeduldig auf die Möglichkeit, wieder touristisch unterwegs sein zu dürfen. Und gerade Deutschland bzw. die DACH-Region ist ein sehr beliebtes Reiseziel. Während die Pandemie daher bei uns viele potenzielle Touristen auch finanziell getroffen hat, so gibt es in China und Indien immer mehr Menschen, die sich eine Auslandsreise <?page no="151"?> Schlussbetrachtung 151 leisten möchten und können. Die entsprechenden Zahlen, wie sie vor der Pandemie prognostiziert wurden, finden Sie in den jeweiligen Kapiteln. Wir wissen zum Zeitpunkt der Manuskriptabgabe nicht, wie sich die Pandemie weiter entwickeln wird, aber wir wissen, dass wir auf die danach kommenden Touristen vorbereitet sein müssen. Das kann in einem ersten Schritt durch die Lektüre dieses Buches geschehen, muss aber durch intensive Kontakte zu den jeweiligen Partnern auch in Asien weiter gepflegt werden; es sind Informationsveranstaltungen zu organisieren, Marketingmaßnahmen sind anzudenken. Chinesen und Inder werden zu uns kommen, weil sie es wollen und sich leisten können. Das ist eine große Chance, auf die wir vorbereitet sein sollten. <?page no="153"?> Quellen Alle aufgeführten Links waren am 31. August 2021 aktiv und verfügbar. Bruns, H. (2010): Tourismus-Chef holt Indien nach Berlin, verfügbar unter https: / / www.bild.de/ regional/ berlin/ tourismus-chefholt-indien-nach-berlin-13734522.bild.html Chaturvedi, A. 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China 13 Kultur 25 Reisende 53 Sprache 25 <?page no="160"?> 160 Stichwörter, Personen, Organisationen wirtschaftliche Entwicklung 22 China National Travel Service 67 chinesische Schriftzeichen 27 Cleartrip 87 Commonwealth 31 Corona 32, 50, 70, 71, 117, 118, 149 Ctrip 67 C-Trip 65, 146 Travel Group 67 D Dänemark 84 Demokratie 15, 33, 34 Demokratiebewegung 20 Demütigung 17 Destination 64, 110, 112, 137, 138 Faktoren der Entscheidung 60 Placement 77, 78 Weiterempfehlung 145 Deutschland 18, 48, 53, 54, 59, 60, 62, 68, 69, 70, 72, 74, 75, 76, 77, 78, 80, 84, 85, 87, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 104, 109, 110, 112, 117, 118, 119, 123, 124, 125, 127, 128, 133, 134, 136 Image in China 89 Image in Indien 96, 97 Dharma 38 Digitalisierung 64 Diwali 74, 112 Douyin (TikTok) 65, 146 Dual Circulation 24 Duty-free-Shopping 133 Dynastien 13 E Easemytrip 87 Ein-Kind-Politik 101 Elong 67 Englisch 35 Entdecker 114 Erfindungen 16 Erstreisende 47, 104 Paketreisen 62 Essen 127, 129 Regeln 128 Zzeiten 128 Europarundreisen 112 Expedia 87 F Familienurlaube 54 Feiertage China 58 Indien 74 <?page no="161"?> Stichwörter, Personen, Organisationen 161 Fengshui 142 Finnland 84 first-time visitors 59 FIT (high spending) 108 FIT-Angebote 63 FIT-Reisen 61 Frankreich 59, 69, 120 Frauen 141 Fugger 30, 96 G Gandhi 31 Ganesh 39 Gastronomie China 127 Indien 127 Gebetsraum 39 Geschichte 13 Gleichberechtigung 141 Goethe-Institut 95, 96 Goldene Woche 57 Großbritannien 69, 97, 110, 113 Gruppenreise 60 Guangzhou 56 Guanxi 26, 66 Guided Tour 61 H Handeln 142 Herkunftsregionen (Indien) 68 High-spending FIT 108 Hindi 35 Hinduismus 37, 38 Hindus 29 Hochzeiten 112 Hotel 123 Budget-Hotels 125 Hotels für Chinesen 123 für Inder 124 Hotels.com 87 Hygiene 143 I Indien 68 gesellschaftliche Lage 33 Historie 28 Kultur 35 Religionen 36 Sprache 35 wirtschaftliche Entwicklung 33 Individualreisende 147 Informationsgewinnung 64, 82 Informationsquellen 81, 83 Irland 84 Islam 30 Italien 59, 69 J Jainismus 41 <?page no="162"?> 162 Stichwörter, Personen, Organisationen JinJiang International Holdings Co. 67 K Karl-Marx-Haus 18 Karma 40 Kaschmir 33 Kastensystem 43 Key Opinion Consumers (KOC) 65 Leaders (KOL) 65 Kommunistische Partei 18, 20 Kreditkarte 139, 140 Kreditkarte (JCB) 139 Kreuzfahrten 121 Krishna 39 Kshatriyas 44 Kuh 33 kulturelles Erbe 137 Kulturnation 91 Kulturrevolution 22 Künstliche Intelligenz (KI) 25 L Langdistanz 84 M Mafengwo 65, 147 makemytrip.com 87 Mao Zedong 19 Marktbearbeitung 56 Marktpotenzial 53, 84 Maßgeschneiderte Reisen 63 Maurya-Reich 29 Max Mueller Bhawan 96 Meinungsfreiheit 21 Mietwagen 120 Mobile Bezahlsysteme 139, 145 Modi, Narendra 32 Mogulherrschaft 30 Multi-country-Reisen 75 Multi-purpose-Reisen 111 N nachhaltiges Denken 117 Neue Seidenstraße 24 Niederlande 84 Nischenreiseziele 63 Norwegen 84 O Once-in-a-lifetime- Trip 137 Online-Buchungsangebote 85 Online-Veranstalter 67 Österreich 59 Outgoing-Tourismus China 47 <?page no="163"?> Stichwörter, Personen, Organisationen 163 Overseas Chinese Towns Enterprise Co. 67 P Paketreisen 62 Pakettouren 47 Pakistan 31, 33 Parsen 42 Philosophie 96 Planung 80 preissensibel 80 Produkttypen 77 Q Qingdao 17, 92 Qiongyou 147 Quellmarkt 80 Qunar 65 Qyer 65 R Rama 39 Rechtsverkehr 120 RED 65 Reformen 22 Reinkarnation 39, 40 Reiseaktivitäten 113 Reisebudget 59 Reisebüro 57, 64, 66, 67, 73, 82, 84, 85, 87 Reisedauer 58, 75 Reiseform 60 Reisegebiete 75 Reiseinspirationen 65 Reisemotive China 101 Indien 109 Reisepass 69 Reisepreis 59 Reiseroute (typische) 59 Reisetypen (China) 105 Reiseunsicherheit 48 Reiseveranstalter 67 Reisezeit 57, 74 Religion 128 Religionsfreiheit 36 Romantik 60, 92, 138 Rundreise 111 Rupie 71 S Schengen-Visa 49, 72, 73 Schulferien (Indien) 74 Schweiz 59 Selbstbewusstsein 25 Self-drive-Reisen 119, 120 Semi-Paket-Touren 60 Seniorenreisende 114 Shanghai 56 Shenzhen 56 Shiva 39 Shopping 131 China 132 Indien 135 <?page no="164"?> 164 Stichwörter, Personen, Organisationen Shudras 44 Sicherheit 60, 99, 116 Sikhs 42 Social Media 102, 145 Social-Credit-System 21 Social-Media- Plattformen 65 Souvenirprodukte 131 soziodemographische Faktoren 53 Spanien 59 Spiritualität 36 Sprachkenntnisse 119, 143 Städtereisen 111 T Taiwan 19, 21 Taj Mahal 30 Technologieklau 26 Terrakotta-Soldaten 14 Tier-1-Städte 56 Tier-2-Städte 57 TikTok 146 Timurlan 30 TLScontact 49 Toiletten 143 Tongji-Universität 94 Transfer China 117 Indien 119 Transfers 117 Treiber externe (Indien) 71 interne (Indien) 71 niedrige Transportkosten (Indien) 71 ökonomische (Indien) 71 politische (China) 51 soziale (China) 51 sozialgesellschaftlicher (Indien) 71 technologische (China) 52 touristische (China) 52 wirtschaftliche (China) 51 Trinkgewohnheiten 128 TripAdvisor 87 Trivago 87 Tsingtau 17 Tuniu 65 Turban 43 U Übernachtung China 123 Indien 124 Übersetzungssoftware 143 <?page no="165"?> Stichwörter, Personen, Organisationen 165 Umweltverschmutzung 101 Unberührbare 44 Ungarn 84 UnionPay 139 Urlaubsinhalte 112 Urlaubsreisen 110 V Vaishyas 44 Vertrieb 87 VIA.com 87 Visa 48, 72, 132 Schengenraum 49, 72, 73 Vishnu 39 W WeChat 23, 65, 145 Pay 102, 139 Wechselkurs 140 Wego 87 Weibo 65, 66, 146 Weinpräsent 20 WhatsApp 146 Wiedergeburt 38 X Xi 21 Xi Jinping 20 Xiaohongshu 146 Y Yangtze 56 Yatra.com 87 Yizhibo 146 Yuan 140 Z Zoroastrismus 42 Zweitreise 120 Zweitreisende 47 <?page no="167"?> 1 Thimm 2010, 47 2 Croce 2016, 4, Dichter et al. 2018, 4 3 Dichter et al. 2018, 4 4 Croce 2016, 4, ETC 2014, 19 5 ETC 2014, 19 6 Digipanda 2020, 4 7 DZT 2019a, 11 8 Croce 2016, 6 9 DZT 2019a, 12 10 Liu 2018 11 DZT 2019a, 12 12 Haller-Rupf und Schillo 2017, 341 13 Croce 2016, 4, Dichter et al. 2018, 4-5, Digipanda 2020, 3f., DZT 2019a, 16, Haller-Rupf und Schillo 2017, 341, World Tourism Organization 2019, 14 14 UNWTO 2019, 15 15 DZT 2019a, 12 16 Croce 2016, 6, Dichter et al. 2018, 4, 8, Digipanda 2020, 3, DZT 2019a, 16,26, ETC 2014, 19, Huang und Wei 2017, 31, Wei, Meng und Zhang 2017, 46, World Tourism Organization 2019, 16 17 NZTG 2018, 19 18 World Tourism Organization 2019, 13f. 19 Croce 2016, 5, DZT 2019a, 16, World Tourism Organization 2019, 13 20 Huang und Wei 2017, 32, DZT 2019a, 16 21 Liu 2018 22 DZT 2019a, 10 23 ETC 2014, 18 24 DZT 2019a, 22, ETC 2014, 18 25 Haller-Rupf und Schillo 2017, 353 26 Huang und Wei 2017, 32 27 DZT 2019a, 11 28 DZT 2019a, 24 <?page no="168"?> 168 Endnoten 29 Dichter et al. 2018, 8 30 ADS = Approved Destination Status 31 DZT 2019a, 13 32 DZT 2019a, 17 33 Croce 2016, 5 34 DZT 2019a, 22 35 Digipanda 2020, 10 36 World Tourism Organization 2019, 12 37 World Tourism Organization 2019, 13 38 Dichter et al. 2018, 9 39 Croce 2016, 6, ETC 2014, 22-24 40 Croce 2016, 6 41 Dichter et al. 2018, 11 42 World Tourism Organization 2019, 13 43 Dichter et al. 2018, 8 44 Haller-Rupf und Schillo 2017, 341 45 World Tourism Organization 2019, 18 46 Digipanda 2020, 10 47 Digipanda 2020, 9 48 Dichter et al. 2018, 13 49 Smith 2019 50 Digipanda 2020, 11 51 Nordics 2018, 35 52 Dichter et al. 2018, 19 53 DZT 2019a, 25 54 DZT 2019a, 25 55 Zum Vergleich: in Deutschland gibt es ca. 10.000 Reisebüros 56 Croce 2016, 8 57 Dichter et al. 2018, 15 58 Dichter et al. 2018, 22 59 Croce 2016, 8 60 Croce 2016, 8 61 ETC 2020, 7 62 ETC 2020, 9 63 CAGR = Compound Annual Growth Rate 64 Sheth et al. 2019, 4-9 65 ETC 2020, 20 <?page no="169"?> Endnoten 169 66 DZT 2019b, 10 67 ETC 2020, 23 68 India Tourism Statistics 2019, 91 69 ETC 2020, 5, STB 2013, 7 70 ETC 2020, 5, STB 2013, 7 71 ETC 2020, 13 72 ETC 2020, 14 73 DZT 2019b, 14 74 DZT 2019b, 10f. 75 Schengen Visa 2019b 76 ETC 2020, 15 77 STB 2013, 7 78 DZT 2019b, 7, 10, ETC 2020, 21 79 ETC 2020, 21 80 STB 2013, 7 81 ETC 2020, 15 82 DZT 2019b, 12 83 ETC 2020, 24f. 84 ETC 2020, 15 85 SOTC 2019 86 DZT 2019b, 7 87 ETC 2020, 25f. 88 DZT 2019b, 13 89 Child 2015, 2 90 DZT 2019b, 16 91 ETC 2020, 26 92 ETC 2020, 27 93 ETC 2020, 40 94 Child 2015, 4 95 Movieplot 2010 96 Statistisches Jahrbuch Berlin Brandenburg 2012, S. 369 https: / / www.statistik-berlin-brandenburg.de/ produkte/ Jahrbuch/ jb2012/ JB_201212_BE.pdf Statistisches Jahrbuch Berlin Brandenburg 2013, S. 379 https: / / www.statistik-berlin-brandenburg.de/ produkte/ Jahrbuch/ jb2013/ JB_201312_BE.pdf Statistisches Jahrbuch Berlin Brandenburg 2014, S. 367 <?page no="170"?> 170 Endnoten https: / / www.statistik-berlin-brandenburg.de/ produkte/ Jahrbuch/ jb2014/ JB_201412_BE.pdf Statistisches Jahrbuch Berlin Brandenburg 2015, S. 373 https: / / www.statistik-berlin-brandenburg.de/ produkte/ Jahrbuch/ jb2015/ JB_201512_BE.pdf Statistisches Jahrbuch Berlin Brandenburg 2016, S. 391 https: / / www.statistik-berlin-brandenburg.de/ produkte/ Jahrbuch/ jb2016/ JB_201612_BE.pdf 97 20.744 tatsächliche indische Touristen minus 20.047 indische Touristen (von 14.600 hochgerechnet mit durchschnittlich 8% Wachstum über 4 Jahre) = 697 98 Kieker, zitiert in Bruns 2010 99 Joppe und Yun 2012, 30 100 Child 2015, 3 101 ETC 2020, 3 102 STB 2013, 7 103 2019 Sheth et al., 32f. 104 SOTC 2019 105 DZT 2019b, 15 106 Satghare und Sawant 2018, 33 107 ETC 2020, 29 108 Child 2015, 3 109 Zum einen extern im Sinne von z.B. kulturell oder politisch, zum anderen intern im Verhältnis zur eigenen Reiseerfahrenheit 110 Rigg 2020, 3f. 111 Ricci und Wietsma 2006, 296ff. 112 ETC 2020, 35 113 SOTC 2019 114 Rigg 2020, 2f. 115 ETC 2020, 17 116 SOTC 2019 117 Child 2015, 5, ETC 2020, 17 118 DZT 2019b, 15 119 Rigg 2020, 4 120 ETC 2020, 32 121 ETC 2020, 17 122 ETC 2020, 17 <?page no="171"?> Endnoten 171 123 STB 2013, 11 124 Rigg 2020, 2 125 Child 2015,7 126 siehe z.B. Mundt 2013, 133ff. 127 DZT 2019a, 15 128 DZT 2019a, 15 129 DZT 2019a, 15 130 DZT 2019a, 15 131 ETC 2014, 19 132 CNTA = China National Tourist Administration 133 DZT 2019a, 10 134 World Tourism Organization 2019, 17 135 DZT 2019a, 16 136 World Tourism Organization 2019, 21 137 Digipanda 2020, 7 138 World Tourism Organization 2019, 13 139 DZT 2019a, 18 140 DZT 2019a, 20 141 DZT 2019a, 19 142 ETC 2014, 20 143 Wörtlich bedeutet Wenyi: Literatur und Kunst. Also Chinesen der 1980er- und 1990er-Jahrgänge, die sich für Kunst und Kultur interessieren. 144 Dichter et al. 2018, 17 145 Nordics 2018, 7ff. 146 Digipanda 2020, 3 147 Croce 2016, 4 148 DZT 2019a, 24 149 DZT 2019a, 24 150 Jain und Jain 2011, 113 151 SOTC 2019 152 DZT 2019b, 6f. 153 DZT 2019b, 10 154 Child 2015, 2 155 ETC 2020, 24 156 Joppe und Yun 2013, 29 und 30 157 SOTC 2019 <?page no="172"?> 172 Endnoten 158 Child 2015, 5 159 Geboren ca. 1997-2012 160 SOTC 2019 161 Child 2015, 5 162 Márquez 2003, 7 163 ETC 2020, 24 164 Mathur 2019 165 DZT 2019b, 15 166 Berlin ist aktuell (2021) nicht mehr Teil des Werbeverbunds Magic Cities 167 DZT 2019b, 14 168 DZT 2019b, 15 169 DZT 2019b, 16 170 Mathur 2019 171 Nayar 2020 172 SOTC 2019 173 Joppe und Yun 2013, 21 174 DZT 2019a, 12 175 Croce 2016, 7 176 ETC 2014, 18 177 Liu 2018 178 Onwachukwu 2019, 546 179 Croce 2016, 7 180 Digipanda 2020, 4 181 World Tourism Organization 2019, 12 182 DZT 2019a, 17 183 Nayar 2020 184 Joppe und Yun 2013, 30 185 Nayar 2020 186 Nayar 2020 187 DZT 2019a, 25 188 Dichter et al. 2018, 25 189 Dichter et al. 2018, 25 190 Dichter et al. 2018, 26 191 Haller-Rupf und Schillo 2017, 352 192 Lommatzsch 2011, 12 193 DZT 2019b, 15 <?page no="173"?> Endnoten 173 194 Sheth 2019, 11 195 Lommatzsch 2011, 12 196 ETC 2020, 28 197 STB 2013, 10 198 Child 2015, 7 199 DZT 2019a, 17 200 Dichter et al. 2018, 13 201 World Tourism Organization 2019, 20 202 STB 2013, 7 203 Child 2015, 7 204 STB 2013, 10 205 Nayar 2000 206 STB 2013, 10 207 Child 2015, 2 208 Child 2015, 7 209 Child 2015, 2 210 STB 2013, 10 211 Letzner 2014, 206ff. 212 Thieme 2017, 96 213 STB 2013, 10f. 214 World Tourism Organization 2019, 20 215 DZT 2019a, 17 216 Dichter et al. 2018, 8 217 Dichter et al. 2018, 18 218 Dichter et al. 2018, 18 219 Haller-Rupf und Schillo 2017, 349 220 DZT 2019a, 25 221 Dichter et al. 2018, 24 222 DZT 2019a, 17 223 DZT 2019a, 17 224 Croce 2016, 8, ETC 2014, 24 225 DZT 2019a, 16 226 DZT 2019b, 16 227 Sheth 2019, 12 228 Croce 2016, 9 229 Dichter et al. 2018, 7f. 230 Dichter et al. 2018, 8 <?page no="174"?> 174 Endnoten 231 Joppe und Yun 2013, 30, STB 2013, 11 232 World Tourism Organization 2019, 13 233 DZT 2019a, 18 234 Dichter et al. 2018, 13 235 DZT 2019a, 18 236 World Tourism Organization 2019, 31 237 NZTF 2018, 19 238 Liu 2018 239 World Tourism Organization 2019, 12 240 SOTC 2019 241 2019 Sheth et al., 32f. <?page no="175"?> uistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenschaft \ Historische Sprach senschaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ Mathematik & Statistik schaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ Mathematik & Stat \ Management \ Altphilologie \ Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenschaft \ Geschichte \ anagement \ Altphilologie \ Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenschaft \ Geschicht Spracherwerb \ Philosophie \ Medien- und Kommunikationswissenschaft \ Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ acherwerb \ Philosophie \ Medien- und Kommunikationswissenschaft \ Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidakt DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenschaft \ Historische Sprachwissenschaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus F \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenschaft \ Historische Sprachwissenschaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourism \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ Mathematik & Statistik \ Management \ Altphilologie \ Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ WL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ Mathematik & Statistik \ Management \ Altphilologie \ Sport \ Gesundheit \ Romanist Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenschaft \ Geschichte \ Spracherwerb \ Philosophie \ Medien- und Kommunikationswissenschaft ologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenschaft \ Geschichte \ Spracherwerb \ Philosophie \ Medien- und Kommunikationswissensc \ Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenschaft \ nguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenscha Historische Sprachwissenschaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ orische Sprachwissenschaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechn Mathematik & Statistik \ Management \ Altphilologie \ Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenhematik & Statistik \ Management \ Altphilologie \ Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwiss schaft Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenschaft \ aft Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenscha Historische Sprachwissenschaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ orische Sprachwissenschaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechn Mathematik & Statistik \ Management \ Altphilologie \ Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenhematik & Statistik \ Management \ Altphilologie \ Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwiss schaft \ Geschichte \ Spracherwerb \ Philosophie \ Medien- und Kommunikationswissenschaft \ Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen aft \ Geschichte \ Spracherwerb \ Philosophie \ Medien- und Kommunikationswissenschaft \ Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwe \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenschaft \ Historische Sprachwissenschaft \ Slawistik \ Skandinavistik emdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenschaft \ Historische Sprachwissenschaft \ Slawistik \ Skandinav \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ Mathematik & Statistik \ Management \ Altphilologie \ WL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ Mathematik & Statistik \ Management \ Altphilolog Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenschaft \ Geschichte \ Spracherwerb \ Philosophie \ rt \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenschaft \ Geschichte \ Spracherwerb \ Philosoph ien- und Kommunikationswissenschaft \ Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissensc BUCHTIPP Bente Timm Touristische Routen Tourismus kompakt 1. Auflage 2020, 102 Seiten €[D] 19,90 ISBN 978-3-7398-3065-0 eISBN 978-3-7398-8065-5 Mit Erfolgsfaktorenkatalog! Touristische Routen haben in Deutschland eine lange Tradition. Bereits vor 100 Jahren wurden die ersten mit dem Ziel gegründet, die touristische Wertschöpfung in der Destination zu steigern. Dieses Ziel gilt bis heute. Trotz der langen Historie gibt es kaum Literatur, die das Thema theoretisch beleuchtet sowie auf den aktuellen Routenbestand, Erfolgs- und Qualitätskriterien eingeht. Genau diese Lücke schließt Bente Timm. Ihr Buch hilft als kompakte Leitlinie bei der Entwicklung und dem Management. UVK Verlag. Ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 \ 72070 Tübingen \ Germany Tel. +49 (0)7071 97 97 0 \ Fax +49 (0)7071 97 97 11 \ info@narr.de \ www.narr.de <?page no="176"?> uistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenschaft \ Historische Sprach senschaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ Mathematik & Statistik schaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ Mathematik & Stat \ Management \ Altphilologie \ Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenschaft \ Geschichte \ anagement \ Altphilologie \ Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenschaft \ Geschicht Spracherwerb \ Philosophie \ Medien- und Kommunikationswissenschaft \ Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ acherwerb \ Philosophie \ Medien- und Kommunikationswissenschaft \ Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidakt DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenschaft \ Historische Sprachwissenschaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus F \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenschaft \ Historische Sprachwissenschaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourism \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ Mathematik & Statistik \ Management \ Altphilologie \ Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ WL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ Mathematik & Statistik \ Management \ Altphilologie \ Sport \ Gesundheit \ Romanist Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenschaft \ Geschichte \ Spracherwerb \ Philosophie \ Medien- und Kommunikationswissenschaft ologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenschaft \ Geschichte \ Spracherwerb \ Philosophie \ Medien- und Kommunikationswissensc \ Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenschaft \ nguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenscha Historische Sprachwissenschaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ orische Sprachwissenschaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechn Mathematik & Statistik \ Management \ Altphilologie \ Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenhematik & Statistik \ Management \ Altphilologie \ Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwiss schaft Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenschaft \ aft Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenscha Historische Sprachwissenschaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ orische Sprachwissenschaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechn Mathematik & Statistik \ Management \ Altphilologie \ Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenhematik & Statistik \ Management \ Altphilologie \ Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwiss schaft \ Geschichte \ Spracherwerb \ Philosophie \ Medien- und Kommunikationswissenschaft \ Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen aft \ Geschichte \ Spracherwerb \ Philosophie \ Medien- und Kommunikationswissenschaft \ Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwe \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenschaft \ Historische Sprachwissenschaft \ Slawistik \ Skandinavistik emdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenschaft \ Historische Sprachwissenschaft \ Slawistik \ Skandinav \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ Mathematik & Statistik \ Management \ Altphilologie \ WL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ Mathematik & Statistik \ Management \ Altphilolog Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenschaft \ Geschichte \ Spracherwerb \ Philosophie \ rt \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenschaft \ Geschichte \ Spracherwerb \ Philosoph ien- und Kommunikationswissenschaft \ Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissensc BUCHTIPP Sara Blum Neue Kunden für den Reisemarkt − die Generation Z Tourismus kompakt 1. Auflage 2021, 211 Seiten €[D] 19,90 ISBN 978-3-7398-3121-3 eISBN 978-3-7398-8121-8 Neue Anforderungen an die Tourismusbranche! Die Generation Z reist rund um den Erdball, inszeniert sich gerne selbst und - sie ist stets online. Aus der touristischen Perspektive ist gerade diese Generation hochinteressant, denn sie unterscheidet sich im Hinblick auf touristische Interessen klar von den vorherigen. Sara Blum beleuchtet das Reiseverhalten mithilfe unterschiedlicher Szenarien. In der Folge stellt sie zentrale touristische Handlungsempfehlungen vor - etwa das Einbinden von Augmented und Virtual Reality sowie von künstlicher Intelligenz in touristische Dienstleistungen. Das Buch richtet sich an Tourismuswissenschaft und -praxis. UVK Verlag. Ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 \ 72070 Tübingen \ Germany Tel. +49 (0)7071 97 97 0 \ Fax +49 (0)7071 97 97 11 \ info@narr.de \ www.narr.de <?page no="177"?> www.uvk.de Deutschlands Attraktivität verstehen! Menschen aus China und Indien schätzen Deutschland als Urlaubsregion. Grund dafür sind nicht nur die bekannten Stereotypen und Klischees. Vielmehr überzeugt aus der asiatischen Perspektive das positive Image des Landes. Deutschland bietet gleich eine Vielzahl attraktiver Reisemotive. Diese reichen von Bildung über Kultur bis hin zu Shopping. Manuel Vermeer und Felix M. Kempf analysieren den asiatischen Incoming-Tourismus der zwei bevölkerungsreichsten Länder der Erde. Sie stellen Treiber des chinesischen und indischen Tourismus vor und gehen auf Reisezeiten, Reisedauer und Reisegebiete ein. Zahlreiche Infokästen bieten Hintergrundwissen und vertiefen das Verständnis. Das Buch richtet sich an Tourismuspraktiker: innen und Studierende der Tourismuswissenschaft. Prof. Dr. Manuel Vermeer ist ausgewiesener Kenner Chinas und Indiens sowie Unternehmensberater, Dozent und Autor. Prof. Dr. Felix M. Kempf lehrt Tourismusmanagement an der IST-Hochschule für Management in Düsseldorf. ISBN 978-3-7398-3087-2