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Geschichte des katholischen Gesangbuchs

0723
2008
978-3-7720-5265-1
978-3-7720-8265-8
A. Francke Verlag 
Dominik Fugger
Andreas Scheidgen

Gesangbücher sind Massenmedien, bis heute haben sie Millionenauflagen. Sie formten Welt- und Menschenbilder, gaben Jenseitshoffnung, prägten Sittenlehren ein und schufen konfessionelle Identität. In ihnen fand die Volksfrömmigkeit Ausdruck, und zugleich sind sie wichtige Zeugnisse der Literatur- und Musikgeschichte. Die katholische Gesangbuchgeschichte stand lange im Schatten einer dominant evangelisch orientierten hymnologischen Forschung und ist deshalb so gut wie unbekannt. In diesem Band werden ihre wichtigsten Schwerpunkte, Traditionsstränge und Weichenstellungen zum ersten Mal erschlossen. Das Buch besteht aus einem chronologisch geordneten Teil, der eine Literaturgeschichte des Gesangbuchs schreibt, und einem nach Regionen geordneten Teil, der die sehr un-terschiedlichen Entwicklungen in den einzelnen katholischen Territorien (z.B. Bayern, Böhmen, Schlesien, Köln, Mainz) nachzeichnet. Das Buch ist aus dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft getragenen Untersuchungsvorh aben "Gesangbuchbibliographie" erwachsen. Jedes Kapitel hat einen knappen Datenanhang, der die beschriebenen Entwicklungen bibliographisch dokumentiert und damit zugleich die Gesangbuchbibliographie im Internet erschließt (www.uni-mainz.de/Organisationen/Hymnologie/ Gesangbuchbibliographie.htm, mit jeder Suchmaschine leicht auffindbar). Mit Beiträgen von Dominik Fugger, Hermann Kurzke, Jan Kvapil, Andrea Neuhaus, Sonja Ortner, Christiane Schäfer und Andreas Scheidgen

Mainzer Hymnologis sche Studien Studien Geschichte des katholischen Gesangbuchs Dominik Fugger/ Andreas Scheidgen (Hrsg.) MAINZER HYMNOLOGISCHE STUDIEN Band 21 · 2008 Herausgegeben von Hermann Kurzke in Verbindung mit dem Interdisziplinären Arbeitskreis Gesangbuchforschung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Hymnologie Geschichte des katholischen Gesangbuchs Herausgegeben von Dominik Fugger und Andreas Scheidgen Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http: / / dnb.d-nb.de> abrufbar. Umschlagbild: Titelseite des Quentelschen Gesangbuchs, Köln 1599. Die Vorlage wurde von der Bibliothek des Priesterseminars in Speyer digital zur Verfügung gestellt, wofür Herausgeber und Verlag herzlich danken. Notengrafik: Michael Vehe, New Gesangbüchlin, Leipzig 1537. Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. © 2008 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Werkdruckpapier. Internet: http: / / www.francke.de E-Mail: info@francke.de Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart Satz: Informationsdesign D. Fratzke, Kirchentellinsfurt Druck und Bindung: Hubert & Co., Göttingen Printed in Germany ISSN 1862-2658 ISBN 978-3-7720-8265-8 Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII Von Hermann Kurzke I. C HRONOLOGISCHER T EIL 1. Kapitel Katholische Gesangbücher im Reformationsjahrhundert . . . . . . . . . . . 3 Von Andreas Scheidgen 2. Kapitel Barockzeit (17. und 18. Jahrhundert) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Von Andrea Neuhaus 3. Kapitel Aufklärung (18. und 19. Jahrhundert) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Von Dominik Fugger 4. Kapitel Diözesangesangbücher und Kirchenliedrestauration im 19. und 20. Jahrhundert. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Von Andreas Scheidgen 5. Kapitel Das Einheitsgesangbuch Gotteslob (1975-2008) und seine Vorgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Von Hermann Kurzke II. R EGIONALTEIL 6. Kapitel Köln - Paderborn - Münster - Hildesheim - Osnabrück - Aachen - Essen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 Von Andreas Scheidgen 7. Kapitel Mainz - Würzburg - Bamberg - Fulda - Trier - Limburg - Luxemburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 Von Andreas Scheidgen Inhalt VI 8. Kapitel Konstanz - Freiburg - Rottenburg - St. Gallen - Sitten - Basel - Chur - Metz - Nancy - Straßburg - Speyer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 Von Dominik Fugger und Christiane Schäfer 9. Kapitel Bayern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 Von Andrea Neuhaus 10. Kapitel Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 Von Sonja Ortner 11. Kapitel Die Böhmischen Länder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221 Von Jan Kvapil 12. Kapitel Katholische Gesangbücher in den protestantischen Gebieten Nord- und Ostdeutschlands. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 Von Hermann Kurzke Personenregister. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263 Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269 Vorwort Ein Buch dieser Art gab es bisher nicht und konnte es nicht geben. Was ältere Forschungen (denen wir gleichwohl viel verdanken) an Einsichten in die katholische Gesangbuchgeschichte erbracht haben, betraf meistens nur Teilaspekte und fußte notgedrungen auf dem jeweils verfügbaren Material, das aus mehr oder weniger zufällig zugeschnittenen Sammlungen bestand. Hier aber liegt die erste Untersuchung vor, die auf eine flächendeckende Materialkenntnis zurückgreifen kann, die Tausende von Gesangbüchern umfaßt. Alle Autorinnen und Autoren waren Mitwirkende an der großen Gesangbuchbibliographie, die mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft in den Jahren von 1999 bis 2008 an der Universität Mainz erstellt wurde und im Internet über dieses Suchwort leicht auffindbar und allgemein zugänglich ist. Die vorliegende Darstellung will einen bedeutenden Teilbereich, die rund 6.000 in die Datenbank aufgenommenen deutschsprachigen katholischen Gesangbücher, erschließen und strukturieren. Eine Auswertung der evangelischen Datenbestände, die erheblich umfangreicher sind, wird in angemessenem Abstand folgen. Die Geschichte des katholischen Gesangbuchs ist in vieler Hinsicht anders verlaufen als gewöhnlich vermutet. Es gibt keine zentrale Lenkung (Rom spielt keine Rolle) und keine breite Kontinuität. Das Gesangbuch erweist sich als stark zeitgeistabhängig und spiegelt die Wandlungen des Geschmacks und der Glaubensauffassung der katholischen Eliten, aus deren Sphäre es meistens kommt. In der Chronologie auffällig ist nicht nur das Nachhinken einer Massenkultur gegenüber den üblichen kulturhistorischen Periodisierungen, sondern der generell ganz andere Verlauf, der jene Periodisierungssysteme in mancher Hinsicht ernsthaft in Frage stellt. Die Aufklärung zum Beispiel dringt erst zwischen 1770 und 1830 ins Gesangbuch ein, mit zugleich zerstörerischer und innovativer Wucht. Der überlieferte Liedbestand wird dabei fast vollständig ausgetauscht. Der Vorgang gleicht an Radikalität dem Untergang des Alten Reichs in den napoleonischen Kriegen und der Neuordnung Europas danach, die eine Modernisierung viel mehr als eine Restauration war. Dementsprechend sind auch die Gesangbücher ein ganzes Jahrhundert lang, nämlich von 1770 bis ins letzte Drittel des 19. Jahrhunderts, von dieser Modernisierung geprägt. Die Romantik gibt zwar die intellektuellen Impulse für eine Gegenbewegung schon sehr früh, zuerst schon um 1800, aber es dauert Jahrzehnte, bis das Folgen hat und der alte Liedbestand von hymnologischen Pionieren wie Philipp Wackernagel oder Heinrich Bone wieder sichtbar gemacht wird. Weitere Jahrzehnte vergehen, bis die Liedrestauration in den Ge- Hermann Kurzke VIII sangbüchern anzukommen beginnt. Das ist erst um 1880 herum der Fall. Der Prozeß der Restauration setzt sich danach weiter fort und kommt schließlich in den Gesangbüchern nach dem Zweiten Weltkrieg zu seinem Höhepunkt. Erst 1975 muß er den neoaufklärerischen Impulsen weichen, mit denen das erste katholische Einheitsgesangbuch Gotteslob wieder einen entschiedenen Einschnitt in die Überlieferung bewirkt. Chronologische Allgemeinaussagen dieser Art stehen freilich immer unter dem Vorbehalt, daß sich die katholische Gesangbuchlandschaft regional ganz außerordentlich zerklüftet darstellt. Die wirre Vielfalt unterschiedlicher politischer Bedingungen, kirchlicher Verhältnisse, Interessen, Herausgeber, Dichter, Stilarten, Buchtypen und Reichweiten erzeugt ein unübersichtliches Gestrüpp, das in diesem Buch sorgfältig auseinandergefädelt wird. Die schöne Ordnung von heute, wo jede Diözese über ein eigenes Gesangbuch verfügt, erweist sich als ein Erzeugnis erst des 20. Jahrhunderts. Noch im 19. hatten die meisten Diözesen kein eigenes Buch. Man stößt generell auf ganz verschiedene Verläufe, je nachdem, ob man sich zum Beispiel im Bereich der norddeutschen Diaspora oder auf dem Gebiet der ehemaligen Reichabtei St. Gallen oder dem des Bischofs von Bamberg oder in Tirol oder im katholischen Schlesien bewegt. Die kirchlichen Grenzen waren mit den politischen fast nie deckungsgleich (und sind es bis heute nicht), so daß es zu den sonderbarsten Überlagerungen kommt. Eine Art Standardverlauf beginnt manchmal im 17. Jahrhundert mit einem Jesuitengesangbuch, dessen Spur sich im 18. Jahrhundert oft verliert, setzt sich vor oder nach 1800 fort mit einem der Aufklärungsprodukte, gerät nach den Bistumsneugliederungen des 19. Jahrhunderts allmählich ins Visier der Bischöfe, die es spätestens um 1900 herum zu einem Diözesangesangbuch bringen, dessen Restbestände dann seit 1975 in den Anhängen und Anhangsanhängen weiterleben. Der Regionalteil des vorliegenden Buches läßt den deutschsprachigen Kulturraum von einst und jetzt in seiner ganzen Breite vor dem geistigen Auge des Lesers erstehen. Er behandelt nicht nur katholische Zentralorte wie Mainz, Köln oder Würzburg, sondern auch Metz und Nanzig in Lothringen, Sitten und Disentis in der Schweiz, Fünfkirchen und Steinamanger in Ungarn, Brünn und Olmütz in Mähren, Prag und Winterberg in Böhmen, Neiße und Braunsberg in Polen - alles Druckorte von katholischen Gesangbüchern. Daß viele dieser Städte heute anders heißen, gehört zu den Folgen der beiden Weltkriege. Sie konnten die Grenzen politisch sehr schnell neu ziehen, aber die alten kulturellen Grenzen verblassen viel langsamer und hinterlassen besonders auf kirchlichem Gelände noch lange Spuren der verschiedensten Art. Generell wirft der regionalgeschichtliche Blickwinkel ein Licht auf den Reichtum, den die dezentrale Verfassung des Alten Reichs und seiner Nachfolger auf der Habenseite buchen kann. Einheitlichkeit mag alle möglichen Vorzüge haben und heute unausweichlich sein, aber die Regionalität hat auch Vorwort IX ihre Reize und kann von Zentralen ungehemmte Produktivität bedeuten. Die vielen oft auch kuriosen Sonderformen, die in den vielen Jahrhunderten entstanden sind, in denen es kein katholisches Einheitsgesangbuch gab, dürfen nicht unter den Gesichtspunkt provinzieller Rückständigkeit gestellt werden. Sie bezeugen vielmehr eine Freiheit, die unter der Herrschaft einer zentralen Einheitsvernunft leicht verlorengeht. Bei der Entstehung des in Vorbereitung befindlichen Gotteslob-Nachfolgers spielt das erste Mal Rom eine Rolle - vielleicht zum Segen des neuen Buches, vielleicht aber auch zum Nachteil der reichen Gesangbuchkultur, die im deutschsprachigen Kulturraum in Jahrhunderten entwickelt wurde. Der Leser wird eingeladen, die Listen, die zu den Specifica dieses Buches zählen, nicht einfach zu überblättern. Sie dienen nicht nur zur Textentlastung, sofern sie diejenigen Titel, die im jeweiligen Kapitel oft nur abgekürzt vorkommen, genau aufführen, sondern auch als übersichtliche Kurzdarstellungen der Hauptlinien. Wer die Kunst des Bibliographienlesens beherrscht, wird in ihnen viel Erkenntnisgewinn finden. Außerdem bilden sie eine Einladung, das Portal der Internet-Datenbank Gesangbuchbibliographie zu durchschreiten und in den dort angebotenen vielfältigen Suchmöglichkeiten quer durch die Datenmenge zu stöbern. Mein Dank gilt zuerst der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Sie hat das Projekt Gesangbuchbibliographie finanziert, das inzwischen rund 28.000 Titel nachweist und in den meisten Fällen detailliert beschreibt, mit Informationen über Vorreden, Urheber, Verleger, Noten, Konfession, Fundorte, Liederzahl, Anhänge etc. Auch einen Druckkostenzuschuß hat die DFG gegeben. Zu danken ist auch der Universität Mainz für die Bereitstellung der Arbeitsmöglichkeiten, zu denen außer Räumen, Geräten und vielfältigen Einzelhilfen vor allem die Förderung des Aufbaus einer Gesangbuchsammlung gehört, die inzwischen einen Präsenzbestand von 3.500 Exemplaren aufweisen kann. Zu danken ist am meisten den Herausgebern und Mitautoren dieses Bandes, hinter denen eine gewaltige Arbeits- und Forschungsleistung liegt. Daß vom Sammeln, Sichten und Bibliographieren bis zur intellektuellen Durchdringung ein langer und mühsamer Weg ist, merkt man der Darstellung hoffentlich nicht mehr an, die das voluminöse Material in schlanke und gut lesbare Formen zu bringen versucht hat. Mainz, im März 2008 Hermann Kurzke I. CHRONOLOGISCHER TEIL Johann Leisentrit: Geistliche Lieder und Psalmen. Bautzen 1567. 1. Kapitel Katholische Gesangbücher im Reformationsjahrhundert Das Gesangbuch ist ein Kind des Aufruhrs. Es entstand, als der Protestantismus gegen die Macht der Kirche aufbegehrte und die Gemeinde zum Träger des Gottesdienstes machte. Die Gläubigen gestalteten nun selbst die religiöse Feier, indem sie in ihrer Muttersprache Lieder sangen und so ihren Glauben bekannten. Ihr Gesang war Ausdruck dafür, daß die Laien das Amt des Priesters an sich gezogen hatten. So entspricht es einer inneren Logik, daß sich die Reformation in ihren Anfangsjahren als singende Kirche formierte und das deutsche Kirchenlied ihr den größten Zulauf einbrachte. Damit veränderte sich freilich der christliche Gottesdienst tiefgreifend. Denn die katholische Messe feierte mit den ehrwürdigen Riten der römischen Liturgie ein göttliches Mysterium, das in der eucharistischen Wandlung in die Menschenwelt trat. Wie konnten Laien daran aktiv mitwirken? Zwar waren viele Anhänger der alten Kirche vom reformatorischen Gesang fasziniert. Die Entfaltung eines volkssprachigen katholischen Kirchenlieds blieb jedoch von seinem ungeklärten Platz in der Frömmigkeitspraxis belastet und gehemmt. Freilich wurzelte auch die Reformation in einer langfristigen Veränderung der religiösen Mentalität. Seit dem Spätmittelalter nahmen das Interesse und der Wille der Laien zur Teilnahme an der Liturgie kontinuierlich zu. 1 Deutsche Lieder hatte man ohnehin schon lange im Gottesdienst gesungen. Bald formierte sich, zeitgleich mit der Reformation und teilweise mit ihr verbunden, eine volksliturgische Reformbewegung. Um den Laien eine intensivere Teilnahme am Gottesdienst zu ermöglichen, übersetzten Humanisten und fortschrittliche Geistliche die liturgischen Bücher und Texte, wie etwa im Hymnarius: durch das ganntz Jar verteutscht des Lateinlehrers Petrus Tritonius (gedruckt 1524 in Schwaz in Tirol). Diese Schriften vollzogen die Entwicklung zum Volksgesang im Anschluß an die lateinische Liturgie, blieben aber ohne Wirkung. Vielmehr setzte sich auch im katholischen Bereich das protestantische Modell des Gesangbuchs durch. 2 Als erste katholische Publikation dieser Art erschien 1537 das New Gesangbüchlin Geystlicher Lieder des Dominikaners Michael Vehe bei dem Drucker Nikolaus Wolrab in Leipzig. Vehe war von 1 Dazu Philipp Harnoncourt: Gesamtkirchliche und teilkirchliche Liturgie. Studien zum liturgischen Heiligenkalender und zum Gesang im Gottesdienst unter besonderer Berücksichtigung des deutschen Sprachgebiets. Freiburg i. Br. 1974, S. 296-341. 2 Zum katholischen Kirchenlied im Zeitalter der Reformation Michael Härting: Die kirchlichen Gesänge in der Volkssprache, in: Geschichte der katholischen Kirchenmusik, hg. von Karl Gustav Fellerer, 2 Bde., Kassel u. a. 1972-76, hier Bd. 1, S. 453-463. Andreas Scheidgen 4 Luthers mächtigem Gegenspieler, dem Kardinal Albrecht von Brandenburg, an dessen Residenz nach Halle berufen worden, um dort der Ausbreitung der neuen Lehre entgegenzuwirken. Diesem Zweck sollte auch das New Gesangbüchlin dienen, freilich nicht durch Konfrontation, sondern durch geschmeidiges Entgegenkommen: Vehe und sein hochrangiger Mitarbeiter Kaspar Querhammer, der katholische Bürgermeister der Stadt, werteten das von Martin Luther herausgegebene Klugsche Gesangbuch (Wittenberg 1529/ 33) aus und übernahmen selbst mittelalterliche Lieder in evangelischer Fassung. Die Texte paßte Querhammer notdürftig an die katholische Lehre an: Von dem alten Psalmlied „Mitten wir im Leben sind“, dem Luther seine Rechtfertigungslehre eingeschrieben hatte, stellte Querhammer nicht eine der vorreformatorischen Fassungen wieder her, sondern er dichtete Luthers Text im katholischen Sinn um. Selbst das Weihnachtslied „In dulci jubilo“ gelangte nur in evangelisch gereinigter Form in Vehes Sammlung, denn ihm fehlte die vierte, Maria gewidmete Strophe, die der reformatorischen Kritik am „abgöttischen“ Kult der Gottesmutter zum Opfer gefallen war. Daneben dichtete Querhammer auch selbst neue Lieder im Stile Luthers. Gemessen an seinem Ziel war das Gesangbuch dennoch ein Mißerfolg, denn schon 1540 eroberte die evangelische Bewegung auch Halle und Albrecht von Brandenburg floh vor der rebellischen Bürgerschaft nach Mainz. Dort wurde Vehes Gesangbuch 1567 noch einmal gedruckt. Diese zweite Auflage hatte dank ihres Erscheinens im katholischen Mainzer Erzstift bessere Verbreitungschancen als die erste, die in ein evangelisches Umfeld geraten war. Auf katholischer Seite mehrten sich nun die Rufe nach einer durchgreifenden Liturgiereform. Ihr Programm entwarf in unzähligen Schriften der Theologe Georg Witzel, der schon an Vehes Gesangbuch mitgearbeitet hatte. In seinem umfangreichsten Werk, dem Psaltes Ecclesiasticvs (1550), nahm er neben der Beschreibung gottesdienstlicher Gebräuche auch einige alte Lieder auf. So schuf er als katholische Antwort auf das protestantische Gesangbuch ein Liturgiebuch, das den Wünschen der Laien entgegenkam, ohne mit der Tradition zu brechen. Man kann es in etwa mit dem modernen Volksmeßbuch vergleichen. Von den mittel- und ostdeutschen Einflußzonen der Reformation ausgehend, setzte sich indes der Typus Gesangbuch auch im katholischen Raum durch. Eine Schlüsselfigur dabei war der Domdekan Johann Leisentrit in Bautzen, der als Administrator der zur Krone Böhmen gehörenden Lausitz die schwindenden Positionen der katholischen Kirche verteidigte. Leisentrit unterhielt enge Kontakte zu Kaiser Maximilian II. (1564-1576), der eine ausgleichende Religionspolitik verfolgte. Dem Kaiser widmete Leisentrit sein 1567 erschienenes Gesangbuch Geistliche Lieder vnd Psalmen 3 . Es verbindet, über Witzels Vorschläge hinausgehend, Gesang- und Liturgiebuch mit bisher 3 Dazu Erika Heitmeyer: Das Gesangbuch von Johann Leisentrit 1567. Adaption als Merkmal von Struktur und Genese früher deutscher Gesangbuchlieder. St. Ottilien 1988. Katholische Gesangbücher im Reformationsjahrhundert 5 nicht dagewesener Konsequenz. Zu den Abschnitten und Festen des Kirchenjahres gibt es umfassende Erklärungen. Es stellt ein deutsches Hochamt zusammen, in dem Proprium und Credo mit Gemeindeliedern bestritten werden konnten. Leisentrit reagierte damit auf den Druck der Laien, den er in einem Brief an Papst Pius V. schilderte: Die „eingepfarrten“ (Laien), so klagt er dort, „wollen nicht lateinisch sondern […] so offte sie communicieren: die verba consecrationis mitt klarer stim in deutzscher sprach außgeschrien haben […]: wenn jetzt nicht geholfen wird, so wer zu besorgen, man were an den eygen pfarherren sich vorgreiffen, sie todtschlagen“ 4 . Unbedenklich greift Leisentrit auf reformatorische Lieder zurück. Den Bestand des Gesangbuches von Vehe übernimmt er vollständig. In der äußeren Gestalt und partiell auch der inneren Struktur ist sein Vorbild das Babstsche Gesangbuch, das als Summe des evangelisch-lutherischen Liedschaffens 1545 in Leipzig erschienen war. Leisentrit hatte es ständig vor Augen, denn der Bautzener Dom wurde (und wird bis heute) von beiden Konfessionen benützt. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts begann sich die katholische Gesangbuchproduktion allmählich vom Bann der reformatorischen Vorbilder zu lösen. Die Kirche gab nun den Versuch auf, die Protestanten durch Zugeständnisse in der Liturgie zurückzugewinnen. Statt dessen bemühte sie sich um eine auch für theologisch nicht gebildete Laien erkennbare Abgrenzung zum Protestantismus und belebte alte Frömmigkeitsformen wie die Heiligenverehrung wieder. Der Prozeß der „katholischen Erneuerung“ erfaßte zuerst die Länder Süddeutschlands, wo der Jesuitenorden in Predigt und Seelsorge auf das Volk einwirkte. Zugleich stellte man in den süddeutschen Bistümern alte Lieder in Kirchenordnungen zusammen, um das Eindringen reformatorischer Gesänge abzuwehren. Es entstand ein neuer, konfessioneller Gesangbuchtypus 5 , den man in der Forschung auf das Wirken der Jesuiten zurückführt. Ganz sicher sind solche Zuweisungen freilich nicht, denn viele Liedveröffentlichungen erschienen anonym. Die frühesten Spuren führen nach Dillingen an der Donau, wo die Jesuiten 1564 ein Kolleg gründeten und mit der Druckerei von Sebald Mayer zusammenarbeiteten. Freilich tragen die dort erschienenen Bücher wie das 1575 als Kurtzer Außzug aus Leisentrits Geistlichen Liedern gedruckte Gesangbuch für das Bistum Bamberg noch das Gepräge der älteren volksliturgischen Ideen. Ein Gesangbuch, das den Bedürfnissen der katholischen Reform entsprach, schuf als erster der Laie Adam Walasser. Als Korrektor in der Offizin Sebald Mayers hatte Walasser bereits 1561 eine Liturgieerklärung unter dem Titel Ein edel Kleinat der Seelen herausgegeben. Später sammelte er alte Volksgesänge, die er ab 1574 unter verschiedenen Titeln in der Druckerei 4 Zitiert nach Josef Gülden: Johann Leisentrits pastoral-liturgische Schriften, Leipzig 1963, S. 115. 5 Vgl. Michael Härting: Das deutsche Kirchenlied der Gegenreformation, in: Geschichte der katholischen Kirchenmusik, hg. von K. G. Fellerer, Bd. 2 (1976), S. 59- 63. Andreas Scheidgen 6 des Benediktinerklosters Tegernsee veröffentlichte. Er berücksichtigte dabei besonders die sogenannten Rufe, kurze Akklamationen, die bei Wallfahrten gesungen wurden. Die Lieder sollten nämlich nicht mehr die lateinische Liturgie der Messe ersetzen, sondern bei Wallfahrten, Prozessionen und Andachten Verwendung finden. Damit leitete Walasser eine Phase katholischer Selbstvergewisserung im Kirchengesang ein. „In dulci jubilo“ beispielsweise erhielt bei ihm die alte Marienstrophe zurück, die sich nun als bewußtes Bekenntnis zu katholischer Frömmigkeit deuten ließ: „Mater et filia Ist Jungfraw Maria/ Wir weren gar verloren Per nostra crimina: So hast du uns erworben Coelorum gaudia“. 1586 wurden Walassers Publikationen in München zusammengefaßt und mit Melodien versehen. Das war der Durchbruch für das neue Gesangbuch: In rascher Folge erschienen jetzt ähnliche Sammlungen in Innsbruck (seit 1586/ 88) 6 , Ingolstadt (seit 1588), Dillingen (seit 1589), Würzburg (seit 1591) und Graz (seit 1594). Von der Welle der Konfessionalisierung wurde auch Leisentrits Gesangbuch erfaßt: Um Marien- und Heiligenlieder vermehrt, firmierte es in der dritten Auflage 1584 unter dem Titel Catholisch Gesangbuch und wurde damit zur wichtigsten Quelle der nächsten Generation katholischer Liederbücher. Im Westen des Reiches war die römische Kirche mit dem calvinistischen Zweig des Protestantismus konfrontiert, der ausschließlich den biblisch begründeten Psalmengesang pflegte. Als Reaktion darauf veröffentlichte der Kanoniker Kaspar Ulenberg 1582 in Köln Psalmen Dauids in allerlei Teutsche gesangreimen bracht. Ulenbergs Psalmen wurden nicht nur in mehrstimmigen Sätzen bearbeitet, sondern auch bis ins 18. Jahrhundert nachgedruckt. Einzelne seiner Psalmlieder wurden im Zuge der liturgischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts wieder in den Bestand eingespeist (z. B. „Nun lobet Gott im hohen Thron“, Gotteslob Nr. 265; „Hebt euer Haupt, ihr Tore all“, Gotteslob Nr. 566). Formal imitierte Ulenberg, ähnlich wie Vehe und Leisentrit, noch eine Spielart des evangelischen Kirchenlieds, nämlich den reformierten Liedpsalter. Es waren die Jesuiten, die das Gesangbuch der katholischen Reform zehn Jahre später auch im Westen einführten. Ihr Sprungbrett war Konstanz, wo 1594 ein Band Catholische Kirchen Gesäng erschien, verbunden mit dem Kleinen Katechismus des Petrus Canisius, der die katholische Lehre in Kurzform zusammenfaßte. Nach dem Konstanzer Vorbild wurden 1599 auch Alte Catholische Geistliche Kirchengeseng für das Bistum Speyer zusammengestellt. Den Druck übernahm das Kölner Unternehmen Quentel, ein bedeutendes Verlagshaus mit überregionalen Verbindungen. Von der Handels- und Druckermetropole Köln aus erschloß sich der deutsche Buchmarkt der neuen 6 Vgl. Sonja Ortner: Das Innsbrucker Catholisch Gesangbüchlein von 1588. Das erste vollständige österreichische Kirchengesangbuch als Produkt der Gegenreformation und seine Bedeutung für die Liedgeschichte. Diss. masch. Innsbruck 2002. Die Ausgaben von 1586 und 1587 sind entweder gar nicht oder nur fragmentarisch erhalten. Katholische Gesangbücher im Reformationsjahrhundert 7 katholischen Liedpublizistik. Damit waren verlegerisch wie konzeptionell die Voraussetzungen geschaffen für den Aufschwung einer eigenständigen katholischen Lieddichtung im Zeitalter des Barock. Bibliographie [Tritonius, Petrus: ] Hymnarius: durch das ganntz Jar verteutscht […] Schwaz (Burg Sigmundslust): Joseph Piernsieder/ Georg Stökhl 1524. Luther, Martin: Geistliche Lieder auffs new gebessert […] Wittenberg: Joseph Klug 1529. [Vehe, Michael: ] Ein New Gesangbüchlin Geystlicher Lieder/ vor alle gutthe Christen nach ordenung Christlicher kirchen […] Leipzig: Nikolaus Wolrab 1537. Geystliche Lieder. Mit einer newen vorrhede/ D. Mart. Luth. Leipzig: Valentin Babst 1545. Witzel, Georg: Psaltes Ecclesiasticvs. Chorbuch der Heiligen Catholischen Kirchen […] Köln: Johann Quentel 1550. [Walasser, Adam: ] Ein edel Kleinat der Seelen. Von der ordnung vnnd betrachtung der alten Christlichen Kirchen […] Dillingen: Sebald Mayer 1561. Folgeauflagen 1562 und 1568. Leisentrit, Johann: Geistliche Lieder vnd Psalmen/ der alten Apostolischer recht vnd warglaubiger Christlicher Kirchen […] Bautzen: Hans Wolrab 1567. Zweite Auflage 1573. [Vehe, Michael: ] Ein New Gesangbüchlin Geistlicher Lieder/ vor alle gute Christen/ nach ordenung Catholischer Kirchen […] Mainz: Franz Behem 1567. [Walasser, Adam: ] Catholische Teutsche vnd Lateinische Gesang, nach alter weiß vnd form der Heiligen Christlichen Kirchen […] Tegernsee: Klosterdruckerei (Adam Walasser) 1574. Kein Exemplar erhalten; 2., erweiterte Auflage 1577, 3. Aufl. 1581. Kurtzer Außzug: Der Christlichen vnd Catholischen Gesäng/ deß Ehrwirdigen Herrn Joannis Leisentritij […] Auß Beuelch des Hochwürdigen […] Herrn Veiten/ Bischoffen zu[o] Bamberg/ sampt eines Ehrwürdigen Thu[o]m[m] Capitels daselbsten/ für derselbigen […] Stifft […] zusingen verordnet. Dillingen: Sebald Mayer 1575. Zweite Auflage 1576. Ulenberg, Kaspar: Die Psalmen Dauids in allerlei Teutsche gesangreimen bracht […] Köln: Gerwin Calenius und Johann Quentels Erben 1582. Weitere Auflagen bis 1710. Leisentrit, Johann: Catholisch Gesangbuch/ voller Geistlicher Lieder vnd Psalmen/ der alten Apostolischer recht vnd warglaubiger Christlicher Kirchen […] Bautzen: Michael Wolrab 1584. Gesang vnd Psalmenbuch. Auff die fürnembste Fest durchs gantze Jar/ inn der Kirchen/ auch bey Processionen/ Creutzgäng/ Kirch vnd Wahlfarten nützlich zugebrauchen […] München: Adam Berg 1586. Zweite Auflage 1598. Catholisch Gesangbüchlein/ bey dem Catechismo/ auch fürnembsten Festen des Jars/ vnd inn den Processionen oder Wallfahrten zu gebrauchen. […] Innsbruck: Hans Paur 1588. Catholische Kirchengesäng für die Christliche vnnd Catholische Jugend […] Ingolstadt 1588. Kein Exemplar erhalten. Ein schönes Christlichs vnnd Catholischs Gesangbüchlein/ für die gemeynen Leyen […] Dillingen: Johann Mayer 1589. Andreas Scheidgen 8 Catholisch Gesangbüchlein, inner vnd auß der h. Meß, Communion vnd Procession zu gebrauchen […] für die Jugendt vnd gemeine leyen des bischoffthumbs Würtzburg […] Würzburg 1591. Weitere Auflagen bis 1594; sämtlich nicht erhalten. Mörlin, David: Das güldene Haußkleinot, darinnen Catechismus, Communion vnd Sacramentbuchlein, Catholische Kirchen, Creutz vnd Walfahrt Gesäng […] Graz: Georg Widmannstetter 1594. Kein Exemplar erhalten. Catholische Kirchen Gesäng/ vor vn[d] nach dem Catechismo […] zusingen. Sampt denn Fürnemesten Articklen vnsers Christlichen Glaubens/ in kurtze Frag vnnd Antwort gestellt/ durch Petrum Canisium Societatis JESV Theologum. […] Konstanz: Abraham Gemperlin 1594. Alte Catholische Geistliche Kirchengeseng […] Auß Beuelch Deß Hochwürdigen […] Herrn Eberharten Bischouen zu Speir […] in diese ordnung gestelt. Köln: Arnold Quentel 1599. 2. Kapitel Barockzeit (17. und 18. Jahrhundert) Im beginnenden 17. Jahrhundert erschienen katholische Gesangbücher in viel größerer Zahl als in der vorangehenden Epoche. Sie gewannen mehr und mehr an Bedeutung, als Instrument der Erbauung und der Erziehung, der Belehrung und Bekehrung. In dieser Zeit, die von konfessionellen Kämpfen geprägt war, kam ihnen auch die Funktion zu, die Menschen zum katholischen Glauben zurückrufen, mal schmeichelnd, mal belehrend. Die Verfasser orientierten sich nicht mehr, wie noch im 16. Jahrhundert, an reformatorischen Vorbildern. Sondern man bemühte sich um Abgrenzung und Erneuerung, um eine sichtbare Distanz zum konfessionellen Gegner und eine Festigung der eigenen Identität. Das Trienter Konzil (1545-1563) hatte den Glauben neu formuliert, nun galt es, die dort gefaßten Beschlüsse durchzusetzen. Das Vordringen der neuen Lehren mußte eingedämmt werden, die Kirche sollte ein klar erkennbares Profil gewinnen. Die Grenzen zwischen den Konfessionen sollten auch für den theologisch nicht gebildeten Laien sichtbar sein. So formte die katholische Reform ein neues Glaubensbewußtsein, das von einer prunkvollen Festkultur getragen wurde. Während die Protestanten stärker die Wortverkündigung betonten, sollten feierliche Gottesdienste, prächtige Kirchenbauten, Weihrauch, Marien- und Heiligenverehrung, Wallfahrten oder kostspielige Prozessionen alle Sinne ansprechen. Theater, Poesie und Gesang wurden zu Werkzeugen der religiösen Erziehung und dienten dazu, auf angenehme Weise und beinahe unbemerkt den Glauben zu festigen. Lieder und die Verwendung der Landessprache hatten zum Erfolg der Reformation beigetragen. Beides wurde nun genutzt, um Apostaten zurückzuführen und den frisch gestärkten Glauben fester zu verankern. Dazu trugen vor allem die Jesuiten bei, die neben den Dominikanern und den verschiedenen Kongregationen der Franziskaner die Restauration des Katholizismus besonders vorantrieben. Sie übernahmen in den massenhaft verwahrlosten Pfarreien Seelsorge und Christenlehre, pflegten Predigt und Beichte und errichteten ein Bildungssystem. Durch imaginative Anschauung, sinnliche Vergegenwärtigung und moderne didaktische Methoden versuchten sie, die Glaubensinhalte unmittelbar in die Herzen der Menschen einzupflanzen. Den trockenen Stoff des von Petrus Canisius ausgefertigten Katechismus faßten sie in Lieder, wie z. B. in Georg Voglers Catechismüs In aüsserlesenen Exempeln (Würzburg 1625). Mit dieser innovativen Unterrichtsmethode gelang es, die Gläubigen auf Kurs zu bringen, sie mehr und mehr auf ein eindeutiges Bekenntnis einzuschwören. Andrea Neuhaus 12 An den Orten der Jesuitenkollegien, damals Zentren katholischer Erneuerung, erschienen die großen Reihengesangbücher, die oft in dem selben Druckhaus mehrere Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte herauskamen und nicht selten von Auflage zu Auflage verändert wurden. Der Schwerpunkt der Liedpublizistik der Jesuiten verlagerte sich um 1600 in die rheinische Provinz, nach Köln, Mainz, Hildesheim, Paderborn, Münster sowie nach Würzburg und Bamberg. Begründet wurde die Tradition großer Jesuitengesangbücher jedoch im Süden, mit den 1594 in Konstanz erschienenen Catholischen Kirchen Gesäng. Von dem Konstanzer Gesangbuch zweigten das Catholisch Gesangbüchlein (Konstanz 1600) und die von Quentel gedruckte Sammlung Alte Catholische Geistliche Kirchengeseng (Köln 1599) ab. Ab 1607 gaben die Jesuiten in Köln ein weiteres Gesangbuch heraus, die bei Paul von der Elst gedruckten Catholischen Kirchen Gesäng. Die späteren, ständig erweiterten Auflagen 1608, 1615 (seither im Titel: zu Cölln vnnd anderswo), 1619 (seither mit Melodien), 1625, 1628 und 1634 erschienen in der Kölner Offizin Brachel. Auf dem Brachel’schen Reihengesangbuch baute schließlich das wichtigste nordwestdeutsche Gesangbuch späterer Jahrzehnte und Jahrhunderte auf, das Geistliche Psälterlein (erstmals Köln 1637 1 ), das zu einem der größten Erfolge in der katholischen Gesangbuchgeschichte wurde. Es erlebte zehn Auflagen allein von 1637 bis 1653 und wurde, über die Aufhebung des Jesuitenordens (1773) hinaus, bis 1813 immer wieder aufgelegt. 39 Ausgaben sind bekannt 2 , aber wahrscheinlich hat es noch viel mehr gegeben. Das Psälterlein gehört zu den eindrucksvollsten Belegen für die Stärke der nachtridentinischen Reform, die die Gesangbuchgeschichte bis ins zweite Drittel des 18. Jahrhunderts prägt. Das Psälterlein stützte sich auf frühere Gesangbücher der rheinischen Jesuiten, neben dem Brachel’schen Gesangbuch u. a. auf die Mainzer Himmlische Harmony (1628), das Paderborner Christlich Catholisch Gesangbuch (1628) und die Würzburger Alt vnd Newe GEistliche/ Catholische/ Außerlesene Gesäng (1628). Deutlich zeigt dieses Beispiel, wie sehr die Gesangbücher der Jesuiten durch zahlreiche Abhängigkeiten miteinander verflochten sind - schließlich standen die verschiedenen Kollegien in engem Kontakt. Und gewiß weitete der Austausch untereinander auch den Blick für Neues, für den Wandel literarischer Moden und ästhetischer Vorlieben. Anfang des 17. Jahrhunderts besann man sich zunächst auf das Althergebrachte, auf mittelalterliche Traditionen, die nun, in der Frühen Neuzeit, fortgeführt und dokumentiert wurden. Denn gerade durch Traditionsbildung konnte 1 Diese erste Auflage gilt als verschollen. 2 Vgl. Bernhard Schneider: Die Lieder Friedrich Spees in katholischen Gesangbüchern. In: Friedrich Spee zum 400. Geburtstag. Kolloquium der Friedrich-Spee-Gesellschaft Trier. Hg. von Gunther Franz, Paderborn 1995, S. 265-348, hier S. 271; ferner Wilhelm Bäumker: Das katholische deutsche Kirchenlied in seinen Singweisen. 4 Bde., Freiburg 1886-1911, ND Hildesheim u. a. 1997, hier Bd. IV, S. 37, Nr. 54. Barockzeit (17. und 18. Jahrhundert) 13 man dem konfessionellen Gegner gegenüber Kontinuität bis zur Gegenwart demonstrieren und ihn dadurch in Legitimationszwang bringen: Man betonte das Alter der eigenen Herkunft. So wurden zum ersten Mal zahlreiche mittelalterliche Lieder in Druck gegeben, z. B. im Mainzer Cantual von 1605, das zunächst als Bestandteil des von Balthasar Lipp gedruckten Catholisch Manual herausgebracht wurde und bis 1780, dann auch losgelöst von diesem, neu aufgelegt wurde. Zu den wenigen Liedern des Cantuals aus der Entstehungszeit des Buchs gehören die bereits erwähnten katechetischen Prosagesänge, die eine eigene Abteilung bekommen haben. Daneben finden sich sehr viele alte volkstümliche Lieder. Für einige Lieder und Varianten ist das Cantual die erste bekannte Quelle („Freut euch ihr lieben Seelen“). Eine Besonderheit des Mainzer Cantuals zeigt sich in der Vorrede: Dort wird eine detaillierte Ordnung eines Singamts mit deutschen Liedern entworfen. Zwar räumt der anonyme Verfasser ein, daß das deutsche Singamt nur als Ausnahme neben dem lateinischen Choralamt gedacht ist, als Notlösung für bescheidene Verhältnisse und für den Fall, daß „die Custodes oder Opfferleut wenig hüllf haben im singen/ vnnd dem Choral allein zu schwach seyn.“ Er erwähnt aber auch, daß die Laien „jetzo ein grössere Lust bey dem Gottesdienst zu singen“ haben. Auf die Verwendung deutscher Lieder in der Messe weisen viele Gesangbücher des 17. Jahrhunderts schon auf ihren Titelblättern hin. Diese Tendenz zeigt sich vor allem in Gegenden, in denen enger Kontakt zur Reformation bestand. Als Beispiele seien die Gesangbücher Speyer 1599, Mainz 1605, Paderborn 1609, Bamberg 1628, Würzburg 1628, Heidelberg 1629, Münster 1677 genannt. Seit 1745 erschien das Mainzer Cantual unter dem Namen des Kapuzinerpaters Martin von Cochem. Martin von Cochem, Volksschriftsteller der Barockzeit und Verfasser weit verbreiteter Erbauungsbücher, brachte vor 1683 die 1. Auflage des Allgemeinen Gesang-Buchs heraus, das im ausgehenden 17. bis weit in das 18. Jahrhundert für das gesamte Mittelrheingebiet von Bedeutung war. Das Erzstift Mainz besaß mit dem Catholisch Cantual und dem Allgemeinen Gesang-Buch, die sich in ihrer Liedauswahl teils ergänzten, teils überschnitten, bis zur Einführung des Turin’schen Gesangbuchs 1787 zwei kirchenamtlich approbierte, seit 1697 in dem selben Verlag erscheinende, oft aufgelegte Reihengesangbücher, die seit 1745 unter einem gemeinsamen Titel erschienen: Das Cantual als Catholisches Cantual, Eines Mayntzer auch Allgemeinen Gesang-Buchs Erste Abtheilung, Martins Buch als Des Catholischen Cantuals Zweyte Abtheilung Allgemeines Gesang-Buch. Etwa seit dem dritten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts suchten die katholischen Gesangbuchherausgeber den Anschluß an die Lyrik der Gegenwart, also an die Barockdichtung. Diesem Willen zur Innovation entsprach im musikalischen Bereich die Übernahme des Generalbaßlieds, so z. B. in der von Anton Strohecker gedruckten Mainzer Himmlischen Harmony von 1628. Die barocke Fülle des Titels, der von vielerley lieblich zusammen=stimmenden Andrea Neuhaus 14 Frewd= Leid= Trost= vnd Klagvöglein berichtet, zeigt, daß Welten zwischen diesem neuen Gesangbuch und dem eher nüchternen Catholisch Cantual liegen, dessen zweite Auflage erst ein Jahr zuvor, 1627, erschienen war, ebenfalls im Druckhaus Strohecker. Die Himmlische Harmony enthält zahlreiche Texte des Jesuiten Friedrich Spee, eines der bedeutendsten Liederdichter der Zeit, der auch als Streiter gegen die Hexenverfolgung bekannt geworden ist. Seine Lieder finden sich wohl erstmals in den anonymen Jesuitendrucken Bell’ Vedére Oder Herbipolis Wurtzgärtlein (Würzburg 1621) und Das Allerschönste Kind in der Welt (Würzburg 1622), sowie in dem Jesuitengesangbuch Außerlesene, Catholische, Geistliche Kirchengesäng (Köln 1623). Von dort aus verbreiteten sie sich über die großen Reihengesangbücher im ganzen deutschen Sprachgebiet: über die 1628 in Bamberg, Mainz, Paderborn und Würzburg herausgegebenen Gesangbücher, das 1629 in Molsheim gedruckte Straßburger Gesangbuch, das Erfurter Catholisch GesangBuch von 1630, Corners Gesangbuch von 1631 sowie das Kölner Psälterlein. 3 Neben Friedrich Spee gehört der Konvertit Angelus Silesius zu den bekanntesten katholischen Liederdichtern des 17. Jahrhunderts. Angelus Silesius, eigentlich Johannes Scheffler, ist einerseits der Verfasser des sinnreichen Cherubinischen Wandersmanns und zahlreicher kontroverstheologischer Schriften. Andererseits stammt von ihm die Liedersammlung Geistliche Hirten-Lieder/ Der in jhren JESUM verliebten Psyche, die unter dem Titel Heilige Seelen-Lust 1657/ 68 in Breslau erschien. Nach seiner Konversion 1653 hatte er sich ganz in den Dienst der Rekatholisierung Schlesiens gestellt. Wie schon Friedrich Spee in seiner Trutz Nachtigall (1649) deutet Angelus Silesius die damals moderne weltliche Schäferdichtung, die sich am Vorbild der antiken Bukolik orientiert (Theokrit, Vergil), auf geschickte Weise geistlich um. Er nutzt diese Form weltlicher Lyrik, um die Liebe zwischen der Seele und Gott darzustellen. In der Heiligen Seelenlust schildert er den Weg der liebenden Seele mit ihrem Bräutigam, den der Leser nachempfinden soll. Das Buch war nicht als Gesangbuch für die Gemeinde gedacht, sondern eher als Erbauungsbuch. Die Rezeption von Schefflers Liedern, zu denen so bekannte wie „Ich will dich lieben meine Stärke“ oder „Mir nach, spricht Christus, unser Held“ gehören, war im 17. und frühen 18. Jahrhundert in erster Linie protestantisch, sie waren vor allem im Pietismus weit verbreitet. 4 Die Konfessionen trafen sich hier wohl in ihrem Bedürfnis nach subjektiver Erbauung. Der Schwerpunkt der katholischen Gesangbuchproduktion des 17. Jahrhunderts lag in den umkämpften geistlichen Territorien des westlichen deutschen Sprachgebiets. Dort war die direkte Konfrontation mit den An- 3 Vgl. Schneider: Die Lieder Friedrich Spees in katholischen Gesangbüchern, S. 269. 4 Näheres über die Rezeption von Schefflers Liedern bei Irmgard Scheitler: Angelus Silesius’ „Heilige Seelen-Lust“. Die Rezeption der „Geistlichen Hirten-Lieder“ vom 17. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts. In: Liturgie und Dichtung. Ein interdisziplinäres Kompendium. Bd. I. Hg. von Hansjakob Becker und Reiner Kaczynski. Sankt Ottilien 1983, S. 711-753. Barockzeit (17. und 18. Jahrhundert) 15 dersgläubigen viel stärker, viel größer die Notwendigkeit, mit ihren Offerten konkurrieren zu können, als in Innerösterreich, Bayern und Tirol, wo die regierenden Dynastien die Gegenreformation erfolgreich vorantrieben. In München erschien 1613 das Catholisch Gesangbüchlein, in Graz 1602 das Catholisch Gesang-Buoch von Nikolaus Beuttner, das bis 1718 immer wieder neu aufgelegt wurde und vielleicht für ganz Innerösterreich normativ war: Es ist eher volksliturgisch als katechetisch orientiert und soll als Sammelwerk alte Traditionen fördern und dokumentieren. Als umfangreichste Sammlung katholischer Lieder der Epoche gilt die Wiener Geistliche Nachtigal (1631, mindestens vier weitere Auflagen bis 1676) des Göttweiger Abts David Gregor Corner, die 1625 und 1631 bereits in Nürnberg unter dem Titel Groß Catholisch Gesangbuch erschienen ist. Im politisch und konfessionell stabilen Oberdeutschland entstand eine Barockkultur, die stilistisch deutlich von der des protestantischen Nordens abweicht und deren geistige Zentren der Wiener und Münchner Hof sowie das Jesuitenkolleg zu Ingolstadt waren. Der kulturell interessierte Bayernherzog Maximilian I. zog eine Reihe begabter geistlicher Dichter an seinen Hof, darunter Jesuiten wie Konrad Vetter (Paradeißvogel, Ingolstadt 1613) oder der Neulateiner Jacob Balde. Aus einem Münchner Kreis von Jesuiten um Vetter ist wahrscheinlich der anonyme Achtliederdruck Newe auserleßne Geistliche Lieder (München 1604) hervorgegangen, dessen Lieder seit dem Konstanzer Catholisch Gesangbüchlein von 1607 stark verbreitet waren. Die Dichter katholischer Territorien, besonders des süddeutschen Raums, machten sich die poetischen Konventionen des Martin Opitz und der Sprachgesellschaften des protestantischen Deutschland nicht zu eigen. So war es Merkmal konfessioneller Abgrenzung und Unterscheidung, wenn die süddeutsche Barockdichtung an der oberdeutschen Gemeinsprache der kaiserlichen Kanzleien festhielt. Ein Beispiel sind die Werke Johannes Khuens. Der Autor des dreiteiligen Großwerks der Geistlichen Schäfferey: Tabernacula pastorum (München 1650), Munera pastorum (München 1651) und Gaudia pastorum (München 1655) hat eine größere Zahl süddeutscher Dichter stilistisch beeinflußt, darunter die Kapuziner Prokop von Templin und Laurentius von Schnüffis. Laurentius’ geistliche Schäferpoesie (u. a. Mirantische Mayen-Pfeiff, erstmals Dillingen 1692) gehört zu den bedeutendsten Werken der süddeutschen Barockdichtung. Als letzte Erscheinung sind die Gesangbücher für die Volksmission zu nennen, die die Jesuiten im Rahmen ihres Rekatholisierungsprogramms in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts verstärkt herausbrachten. Dazu gehören die Geistlichen Gesänger Und Gebetter/ Zu Gebrauch Der Heiligen Mission (Heidelberg 1717, Nachdrucke in Dillingen, Rottweil, Konstanz, Zug, Mindelheim, Stadt am Hof, Mainz) und das Mission-Büchlein (Mainz 1722). Zuvor erschien schon Heinrich Kirchners Nord-Stern, zusammengestellt für die jesuitische Missionsarbeit in Norddeutschland (Amsterdam 1671). Andrea Neuhaus 16 Das 17. und die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts sind also von den großen Reihengesangbüchern geprägt, die sich sehr lange, oft von Ausgabe zu Ausgabe verändert, halten, bis mit der Aufklärung in der Gesangbuchgeschichte der nächste große Umbruch erfolgt. Die Konfessionen bemühten sich in dieser Zeit so sehr um eine klar definierte Abgrenzung, daß es zunächst überrascht, wenn Gesangbücher wie die Davidische HARMONIA (Wien 1659) oder das Rheinfelßisch Deutsche Catholische Gesang=Buch (1666) neben katholischen auch in großer Zahl protestantische Lieder aufnehmen. Damit wird allerdings keineswegs eine ökumenische, sondern eine gegenreformatorische Absicht dokumentiert: Protestantischen Christen sollte auf diese Weise die Rückkehr zur Kirche erleichtert werden. Großer Erfolg war diesem Bemühen nicht beschieden. Bibliographie Catholische Kirchen Gesäng/ vor vnd nach dem Catechismo/ zu vnderschidlichen Zeiten/ durch das gantze Jahr zusingen. Sampt denn Fürnemesten Articklen vnsers Christlichen Glaubens/ in kurtze Frag vnnd Antwort gestellt/ durch Petrum Canisium Societatis JESV Theologum. […] Konstanz: Abraham Gemperlin 1594. Alte Catholische Geistliche Kirchengeseng/ auff die fürnemmste Feste/ Auch in Processionen/ Creutzgängen vnd Kirchenfärten […] Köln: Arnold Quentel 1599. Folgeauflagen bis 1631. Catholisch Gesangbüchlein/ in fünff vnderschidliche Theil abgetheilt bey dem Catechismo […] Konstanz: Nikolaus Kalt 1600. Diverse Folgeauflagen. Beuttner, Nikolaus: Catholisch Gesang=Buoch: Darinnen vil schöner/ newe/ vnd zuuor noch nie im druck gesehen/ Christliche/ andächtige Gesänger […] Graz: Georg Widmanstetter 1602. Zahlreiche Auflagen bis 1718. Newe auserleßne Geistliche Lieder/ Welche nit allein lieblich zu singen […] München: Nicolaus Henricus 1604. Catholisch Cantual oder Psalmbüchlein: Darinnen viel Lateinische vnnd Deutsche/ aber meistentheils alte Catholische Gesänge begriffen […] Mainz: Balthasar Lipp 1605. Folgeauflagen bis 1780. Catholische Kirchen Gesäng/ Auff die Furnemmste Fest des Jahrs […] Köln: Paul von der Elst 1607. Catholisch Gesangbüchlein/ in 5. vnderschidliche Theil abgetheilt/ bey dem Catechismo […] Konstanz: Leonhard Straub 1607. Catholische Kirchen Gesäng/ Auff die Furnemmste Fest deß Jahrs […] Köln: Peter von Brachel 1608. Catholische Geistliche Gesänge/ Vom süßen Namen Jesu […] Köln: Gerhard Grevenbruch 1608. Alte Catholische Geistliche Kirchengesäng/ auff die fürnemmste Feste […] Paderborn: Matthäus Pontanus 1609. Vetter, Conrad S.J.: Paradeißvogel/ Das ist/ Himmelische Lobgesang/ vnd solche Betrachtungen/ dardurch das Menschliche Hertz mit Macht erlustiget/ von der Erden zum Paradeiß/ vnd Himmelischen Frewden gelockt/ erquickt/ entzündt/ vnd verzuckt wirdt […] Ingolstadt: Andreas Angermayer 1613. Barockzeit (17. und 18. Jahrhundert) 17 Catholisch Gesangbüchlein/ Auff die fürnembste Fest durchs gantze Jahr […] München: Anna Bergin 1613. Bell’ Vedére Oder Herbipolis Wurtzgärtlein. Oder Würtzburger Lustgärtlein. […] Würzburg: Johann Volmar 1621. PSALM XLIV. […] Il più bello del mondo. Das Allerschönste Kind in der Welt. […] Würzburg: Johann Volmar 1622. Außerlesene, Catholische, Geistliche Kirchengesäng von Pfingsten, biß zum Advent, &c. […] Köln: Peter von Brachel 1623. Vogler, Georg S.J.: Catechismüs In aüßerlesenen Exempeln, kürtzen Fragen, schönen Gesängern, Reÿmen vnd Reÿen für Kirchen vnd Schülen […] Würzburg: Johann Volmar 1625. Corner, David Gregor: Groß Catolisch Gesangbüch Darinen in die vierhundert Andechtige alte vnd newe gesäng vnd rüff […] Nürnberg: Georg Endtner d. J. 1625. Catholisch Cantual oder Psalm Buch/ Darinnen viel Lateinische vnnd Teutsche alte Catholische Gesäng begriffen […] Mainz: Anton Strohecker 1627. Degen, Johann: Catholisches Gesangbuch Auß vnterschiedlichen/ von der Römischen Catholischen Kirchen approbierten Gesangbüchern […] Bamberg: Augustinus Crinesius 1628. Himmlische Harmony Von vielerley lieblich zusammenstimmenden Frewd= Leid= Trost= vnd Klagvöglein […] Mainz: Anton Strohecker 1628. Christlich Catholisch Gesangbuch/ in welchem Auff alle Fest vnd zeiten des gantzen Jahrs […] Paderborn: Heidenreich Pontanus 1628. Alt vnd Newe GEistliche/ Catholische/ Außerlesene Gesäng […] Würzburg: Anna Maria Volmar 1628. Folgeauflagen bis 1716. Catholische Alt vnd newe Gesäng/ So wol in der Kirchen bey der heiligen Meß vnd Predig/ als auch anderswo bey Handarbeit nutzlich zugebrauchen […] Heidelberg: David Fuchs 1629. Catholische Geistlicke Kerckengeseng/ vp de vörnembste Feste vnd sonsten dorch dat gantze Jahr nüttelick thogebruken. […] Münster: Bernhard Rassfeldt 1629. Catholische Auserlesene, Alt und Newe Gesäng […] Molsheim 1629. Verschollen. Catholisch Gesang Buch/ Aus vnterschiedenen/ von der Röm=Catholischen Kirchen approbirten Gesangbüchern gezogen […] Erfurt: Christoph Mechler 1630. Corner, David Gregor: Geistliche Nachtigal. Wien 1631. Verschollen. Geistliches Psalterlein, darinn die außerlesenste alt vnd newe Kirchen vnnd Haußgesäng neben den Psalmen Davids verfasset seyn. Köln: Peter Grevenbruch 1637. Verschollen; zahlreiche Auflagen bis 1813. [Khuen, Johannes: ] Tabernacula PASTORVM Die Geistliche Schäfferey/ Mit villerley Newen Gesänglein. […] München: Johann Wagner/ Lucas Straub 1650. [Khuen, Johannes: ] MVNERA PASTORVM Hirten=Ambt/ Und anweisung der Geistlichen Schäfferey Getrewlich vorzustehn. […] München: Johann Wagner/ Lucas Straub 1651. [Khuen, Johannes: ] GAVDIA PASTORVM, SchäfferFrewd/ Oder Triumph der Geistlichen Schäfferey/ Von vilerley Newen Gesänglein. […] München: Johann Wagner/ Lucas Straub 1655. Angelus Silesius: Heilige Seelen=Lust/ Oder Geistliche Hirten=Lieder/ Der in jhren JESUM verliebten Psyche […] Breslau: Gottfried Gründer in der Baumannischen Druckerei [1657]. Andrea Neuhaus 18 Davidische HARMONIA. Das ist/ Christlich Catholische Gesänge/ mit vorgesetzten Melodeyen/ auff alle hohe Fest durch das gantze Jahr […] Wien: Johann Jacob Kürner 1659. Rheinfelßisch Deutsches Catholisches Gesang=Buch. Christliches Catholisches zu S. Goär übliches Gesang=Buch […] Augsburg: Simon Utzschneider 1666. Münsterisch Gesangbuch/ Auff alle Fest vnd Zeiten deß gantzen Jahrs/ in der Kirchen bey dem Ampt der H. Meß/ vor= vnd nach der Predig/ auch in Processionen vnd Bittfahrten […] Münster: Dietherich Raeßfeldt 1677. [Martin von Cochem: ] Allgemeines Gesang=Buch In welchem Die ausserlesenste so wol alte als neue Lieder/ so in den Mayntzischen/ Cölnischen/ Trierischen/ Würtzburgischen und Speyrischen Gesang Bücheren Verfast und begriffen […] Mainz: Christoph Küchler 1683. Zahlreiche Folgeauflagen. Laurentius von Schnüffis: Mirantische Mayen=Pfeiff. ODER Marianische Lob=Verfassung […] Dillingen: Johann Caspar Bencard 1692. Geistliche Gesänger Und Gebetter/ Zu Gebrauch Der Heiligen MISSION Zusammen getragen. […] Heidelberg: Johann Mayer 1717. Zahlreiche Folgeauflagen an unterschiedlichen Erscheinungsorten. MISSION-Büchlein Zu Grösserer Ehr Gottes Und Hülff der Seelen In diese Form gerichtet […] Mainz: Johann Georg Häffner 1722. Martin von Cochem: Catholisches Cantual, Eines Mayntzer, auch Allgemeinen Gesang- Buchs, Erste Abtheilung […] Mainz: Johann Häffner 1745. Martin von Cochem: Des Catholischen Cantuals Zweyte Abtheilung Allgemeines Gesang=Buch, aus denen Mayntzischen, Trierischen, Cöllnischen, Würtzburgischen/ und Speyerischen Gesang=Büchern gezogen […] Mainz, Frankfurt am Main: Mayerische Buchhandlung (Johann Häffner) 1745. 3. Kapitel Aufklärung (18. und 19. Jahrhundert) Als das letzte Viertel des 18. Jahrhunderts anbricht, blickt das katholische Gesangbuch auf eine zweihundertjährige Geschichte zurück. Es hat sich etabliert, seinen Platz in der katholischen Frömmigkeit gefunden. Was als innovative Speerspitze der konfessionellen Auseinandersetzung begonnen hatte, ist nun längst traditionell geworden, behagliche Alltagsüblichkeit, in guten Zeiten ein sicheres Geschäft. Ruhig hat sich in den vielfach aufgelegten Büchern das Liedschaffen der Generationen übereinander sedimentiert, wobei die Schichten nach oben hin an Mächtigkeit verlieren. Kaum fünfzehn Jahre später wird diese Landschaft nicht wiederzuerkennen sein. Über Nacht erscheint das Bewährte überlebt, das Vertraute verbraucht, die Theologie dunkel, ihre sprachliche Fassung abgeschmackt und unverständlich zugleich. Die alten Lieder halten dem neuen intellektuellen und zugleich ästhetischen Anspruch nicht stand, der da heißt „Aufklärung“. Es vollzieht sich ein Wandel, der mit staunenswerter Geschwindigkeit und Radikalität nahezu den gesamten deutschen Sprachraum erfaßt. Er greift erst in einer Zeit, die nach einer gängigen literarhistorischen Periodisierung bereits das Ende der Aufklärungsepoche markieren soll: um das Jahr 1780. Darin zeigt sich, daß die Aufklärung - wiewohl nicht theologisch voraussetzungslos - so doch eine außerhalb des engeren kirchlichen Feldes entwickelte Größe ist, die erst mit einem gewissen zeitlichen Versatz Eingang in das theologische Denken und das ihm verpflichtete dichterische Schaffen findet. Das deutsche Lied kam den Zwecken der neuen Zeit durchaus entgegen - namentlich den Bemühungen um einen volkssprachlichen Kultus -, und dennoch bedarf es einer gewissen Frist, das überkommene Medium „Gesangbuch“ dem neuen Geist anzuverwandeln, den neuen Anforderungen dienstbar zu machen. Es ist keinesfalls selbstverständlich, zumal im Katholizismus, daß das Gesangbuch als Gattung das konfessionelle Zeitalter überlebt. Daß es gleichwohl fortdauert und nahezu überall neuen Auftrieb erfährt, erklärt sich mit dem Potential, das die Aufklärer in diesem Massenmedium erkannten. Am Beginn stehen Privatinitiativen und treiben die Entwicklung voran; die aus hirtenamtlicher Vollmacht zusammengestellten Bücher nehmen die Impulse auf, hie und da zunächst noch mit einer gewissen Vorsicht. Die landesherrliche Gewalt sieht sich im Gegensatz zu früheren Zeiten nun vielerorts für die Belange des Kultus und insbesondere des Kirchengesangs in der Verantwortung und wirkt dementsprechend mittelbar oder unmittelbar auf die Entwicklung ein. Das Gesangbuch erlebt dabei eine vollkommene Umgestaltung: Sein äußerer Zuschnitt und seine innere Gliederung passen sich den veränderten Interessen an, mehr oder weniger konsequent. Nicht Dominik Fugger 22 alles indessen ist Berechnung; da gibt es noch den nicht mehr aufzulösenden Wandel des Geschmacks an der sprachlichen und musikalischen Form, ein verändertes Empfinden für Wohlklang und Schönheit. Die Abwendung vom Spätbarock ist eine universale Zeiterscheinung. In auffallender zeitlicher Parallelität zum Kirchenlied verändert sich der Kirchenbau: Die seit den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts entstehenden klassizistischen Sakralräume sind gleichsam der kongeniale Ort des aufgeklärten Kirchengesangs. Die Forschungslage im Bereich zumal des katholischen Aufklärungsgesangbuchs ist unbefriedigend. Der Beginn der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem deutschen Kirchenlied in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stand unter restaurativen Vorzeichen, orientierte sich mithin an den ersten beiden Jahrhunderten hymnographischer Produktion. Eine gewisse, der Hymnologie zuweilen eignende Praxisorientiertheit mit entsprechendem Wirkungsinteresse verstärkt bei jeder forschenden Tätigkeit die Zeitgebundenheit ihrer Ergebnisse und mindert den Anspruch ihrer Urteile auf Dauerhaftigkeit. Wertvoll und in seiner Art unerreicht ist bis heute das Standardwerk Bäumkers 1 , dessen dritter Band der Aufklärungsepoche gewidmet ist. Neben einer fundierten Zusammenfassung der Gattungsgeschichte im 18./ 19. Jahrhundert und der Beschreibung einzelner Bücher sind die in stattlicher Zahl abgedruckten Gesangbuchvorreden von hohem Wert. Unter den neueren Veröffentlichungen zählt zu den wichtigsten der Sammelband von Kohlschein und Küppers: Der große Sänger David - Euer Muster 2 , der einzelne Gesangbücher der Zeit aus dezidiert liturgiewissenschaftlicher Sicht vorstellt. Eine der Epoche gerecht werdende Gesamtdarstellung fehlt allerdings bis heute, ebenso monographische Einzeluntersuchungen selbst zu wichtigen Gesangbuchbeispielen; dies gilt zumal, wenn man sich außerhalb liturgiewissenschaftlicher Paradigmata bewegt. Insbesondere sind uns die tatsächlichen Vorgänge um die Erstellung und Einführung neuer Gesangbücher - abgesehen von zufälligen Einzelbeobachtungen - in der Regel unbekannt. Die Strategien bei der Durchsetzung des Neuen und die Beharrungskräfte des Alten, die Verbindungen der den Umschwung tragenden Personenkreise, ihre Einbindung in obrigkeitliche Strukturen, ihre Vernetzung untereinander, all das ist uns hinter dem positiven Ergebnis des gedruckten und auf uns gekommenen Buches noch schlechthin unsichtbar. Als erstes Gesangbuch der neuen Richtung gilt gemeinhin die von Heinrich Lindenborn verfaßte und 1741 erstmals herausgegebene Tochter Sion. Der Kölner Dichter Lindenborn war sozusagen Privatmann par excellence, Laie und frei von jeder amtskirchlichen Bindung. Als Sonderling von offen- 1 Wilhelm Bäumker: Das katholische deutsche Kirchenlied in seinen Singweisen. 4 Bde., Freiburg 1886-1911, Nachdruck Hildesheim u. a. 1997. 2 Franz Kohlschein - Kurt Küppers (Hgg.): „Der große Sänger David - Euer Muster“. Studien zu den ersten diözesanen Gesang- und Gebetbüchern der katholischen Aufklärung (Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen 73). Münster 1993. Aufklärung (18. und 19. Jahrhundert) 23 bar eingezogenem Gemüt ließ er den Cölnischen Diogenes erscheinen, ebenso Nächte der träumenden Sterblichkeit. Bis 1790 erlebte sein Gesangbuch eine Reihe von Auflagen; die Wirkungsgeschichte im einzelnen ist unbekannt. Auf zwei Wesensmerkmale sei an dieser Stelle hingewiesen: Typisch für den neuen Buchtypus ist der völlige Bruch mit der Vergangenheit, soweit sie die deutschsprachige Liedtradition betrifft. Lindenborn bringt ausnahmslos neue, eigene Texte. Allerdings kündigt sich auch ein zweites Spezifikum der aufgeklärten Liedproduktion bereits hier an, das gerne übersehen wird: Lindenborn greift in bedeutendem Maße auf den Bestand der lateinischen Hymnendichtung zurück und bringt nicht wenige alte Texte in neuer Übersetzung. Der singende Christ heißt ein Gesangbuch, das der Jesuit Wilhelm Hausen 1762 erstmals in Dillingen erscheinen läßt und dem er 1770 noch einen Singenden Büßer beigesellt. Christ und Büßer erleben eine Handvoll Auflagen und haben im Hinblick auf die Titel stilbildend gewirkt: Das Fuldaer neue Diözesangesangbuch wird Der nach dem Sinne der katholischen Kirche singende Christ heißen. Trotz nicht unbeachtlicher Erfolge bleiben die genannten Vorstöße zunächst doch Einzelinitiativen ohne weitreichende Wirkung. Dies ändert sich mit den siebziger Jahren. 1773 und 1774 erscheinen in Wien zwei Sammlungen geistlicher Lieder, die eine von Franz Xaver Riedel, die andere von Michael Denis. Beide Autoren waren Jesuiten und beide lehrten in Wien. Lieder der Kirche aus den römischen Tagzeiten benennt Riedel seine Übersetzungen lateinischer Hymnen auf neue Melodien. Unter dem Titel Geistliche Lieder zum Gebrauche der hohen Metropolitankirche bey St. Stephan in Wien und des ganzen wienerischen Erzbistums veröffentlicht Denis zunächst nicht mehr als siebzehn größtenteils eigene Schöpfungen, in späteren Ausgaben erweitert sich die Zahl auf etwa das Doppelte. Klopstock und Gellert waren die poetischen Ideale, an denen sich namentlich Denis orientierte, der auch anderweitig mit lyrischen Veröffentlichungen hervorgetreten war und dabei den Namen Sineds, des Barden, zu seinem Pseudonym gewählt hatte. Riedels und Denis’ Lieder fanden größten Anklang und gehörten fortan zum Basisrepertoire, aus dem eine aufgeklärte Gesangbuchproduktion schöpfen konnte. Deutlich vermehrt wurde dieses noch durch einen der prominentesten Lieddichter der Aufklärung, den Schlesier Ignaz Franz. Seit 1753 im Amte des Pfarrers und Erzpriesters in Schlawa, verfaßte er in den sechziger Jahren mehrere kleinere Liedsammlungen, deren bedeutendste im Zusammenwirken mit dem Abt des Stiftes Sagan, Johann Ignaz von Felbinger, als Christlich-katholische Lehre in Liedern; das ist: Catechetische Gesänge zum Gebrauche der Saganischen Schulen 1766 erschien. Hatte dieses Schulgesangbuch wie alle früheren kleineren Drucke zunächst nur eine begrenzte Reichweite, empfahl es doch seinen Autor als Modernisierer des Kirchenliedes. Nach einigen Verzögerungen konnte Franz in Breslau 1778 erstmals sein Allgemeines und vollständiges Catholisches Gesangbuch her- Dominik Fugger 24 ausbringen, das mindestens bis 1859 immer wieder aufgelegt wurde. 363 von 368 enthaltenen Liedern sind vom Autor. Doch schon zuvor verbreiten sich die Franz’schen Dichtungen weithin in die neu entstehenden Sammlungen: Als um 1776 Kaiserin Maria Theresia in Wien für die Donaumonarchie ihr Katholisches Gesangbuch, auf allerhöchsten Befehl Ihrer k. k. apost. Majestät Marien Theresiens zum Druck befördern läßt, finden sich darin unter 87 Liedern 47 von Ignaz Franz. Im Jahre 1777 erscheint in Landshut Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römisch-katholischen Kirche, 1783 trat noch ein zweiter Teil hinzu. Dem Münchner Kommerzienrat Johann Franz Seraph von Kohlbrenner war damit ein Werk geglückt, das in bislang ungekannter Weise binnen kürzester Zeit den deutschen Sprachraum eroberte, in zahlreichen oberdeutschen Bistümern approbiert war 3 und vielerorts in Auszügen und Adaptationen nachgedruckt wurde. Kohlbrenner (1728-1783) war zunächst im Salzwesen tätig gewesen, bevor er 1753 die Mitaufsicht über die Registratur der kurfürstlichen Hofkammer in München erhielt. 1773 wurde er zum Wirklichen Hofkammer- und Kommerzienrat ernannt und 1778 in den Ritterstand erhoben. Er wirkte als politischer Publizist und gab seit 1776 das „Churbayerische Intelligenzblatt“ heraus, das sich zum führenden kritisch-aufklärerischen Organ des 18. Jahrhunderts in Bayern entwickelte. 4 Mit Kohlbrenners nach dem Druckort des ersten Teils auch „Landshuter Gesangbuch“ genanntem Werk findet die katholische Aufklärung ihre musterhafte äußere Form: Das schmale Buch enthält keine sehr große Anzahl von Liedern - wodurch der Leser sehr viel enger geführt wird als vordem - zudem ist jedem der Lieder ein darauf bezogenes Gebet beigegeben, das zur Vertiefung und Verinnerlichung der Frömmigkeit dienen sollte. Die alten Gesangbücher waren demgegenüber zumeist reine, häufig umfangreiche Liederbücher gewesen, ehedem allenfalls noch mit beigebundenem Katechismus. Die Verbindung von Lied und erbaulichen Texten ist freilich nicht ganz neu, man findet sie, wenn auch in anderer Form, schon in den Andachtsbüchern des Spätbarocks. Die herkömmliche Gliederung nach dem Kirchenjahr tritt nun in den Hintergrund; das Bestreben geht dahin, Lieder für eine Reihe von Anlässen und Situationen des täglichen Lebens bereitzustellen. Ein hervorstechendes Charakteristikum der Aufklärung sind die „deutschen Messen“, die sich überall verbreiten und von denen eine als sogenannter „Normalmeßgesang“ im josephinischen Habsburgerreich amtlich vorgeschrieben wird. 5 Dabei handelt es sich um deutsche Übertragungen des 3 Im einzelnen: Salzburg 1776, Freising 1776, Regensburg 1777, Passau 1777, Würzburg (theol. Fakultät) 1777, Augsburg 1777, Eichstädt 1777, Mainz 1778, Konstanz 1780, Bamberg 1782, Worms 1782, Speyer 1782. Vgl. die Auflistung bei Bäumker: Kirchenlied, Bd. III, Nr. 282. 4 vgl. Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 6. 5 Vgl. dazu den Artikel von Sonja Ortner in diesem Band. Aufklärung (18. und 19. Jahrhundert) 25 Ordinarium Missae, die von den Gläubigen parallel zum lateinischen (stillen) Gebet des zelebrierende Priesters zu singen waren und so einen gedanklichen Mitvollzug der Messe erlauben sollten. Kohlbrenners Buch war die Antwort auf ein Bedürfnis der Zeit, anders ist sein verblüffender und in der Gesangbuchgeschichte unerhörter Erfolg nicht zu erklären. Äußere Faktoren wie sein günstiger Preis und schließlich die öffentliche Gutheißung durch Pius VI. mögen ein übriges getan haben, den Siegeszug des Buches durch den deutschsprachigen Katholizismus zu befördern. Sein Erfolg markiert den Durchbruch der Gesangbuchaufklärung zu einem Massenphänomen. Die Aufklärung verbreitet sich im folgenden durch eine Vielzahl von Büchern und Neubearbeitungen, die binnen kurzem den alten Liedbestand sehr weitgehend verdrängen. Dort, wo offiziell eingeführte Diözesangesangbücher bestanden, wurden sie über kurz oder lang durch neue ersetzt. Für das Bistum Fulda erscheint 1778 Der nach dem Sinne der katholischen Kirche singende Christ, der im wesentlichen Hervorbringungen seines Schöpfers, des Benediktiners Augustinus Erthel, im Repertoire hat, darunter eine große Zahl von Übersetzungen aus dem Lateinischen. 1783 vollzieht sich der Umschwung in Speyer, 1786 in St. Gallen und 1789 in Straßburg, wo nun Lieder von Ignaz Franz, Riedel und Denis den Ton angeben. Im Norden verbreitete sich von Osnabrück aus seit 1781 das Neue katholische Gesangbuch zur Belehrung und Erbauung der Christen des Domvikars Rudolph Deutgen. Die bereits im Titel zum Ausdruck kommende Lehrhaftigkeit ist zeittypisch und überhaupt eines der Grundanliegen der Aufklärung. Von der Katechese alten Stils unterscheidet sie sich dadurch, daß dogmatische Lehren immer weiter in den Hintergrund treten, insbesondere solche konfessioneller Prägung. An deren Stelle tritt im zeitgenössischen Selbstverständnis eine vernunftgemäße Auffassung der Religion mit starker Betonung der Lebenspraxis. Deutgen hat so keine Schwierigkeiten, eine beträchtliche Zahl protestantischer Lieder in sein Werk zu integrieren, und eine ganze Reihe weiterer Gesangbuchherausgeber tut es ihm nach. Größere Bedeutung noch als das Deutgensche Buch erlangt der von Melchior Ludolf Herold herausgegebene Heilige Gesang für den öffentlichen Gottesdienst, der sich nicht nur im Titel an das Landshuter Gesangbuch anlehnt und namentlich im Bistum Münster seit der Erstauflage von 1803 weiteste Verbreitung findet. Sein Herausgeber importiert eine Reihe von Kohlbrennerschen Liedern in den Norden und gesellt ihnen weitere protestantischer Herkunft bei. 22 bekannte Auflagen bezeugen die Beliebtheit des Buches. Die Aufklärung war in ihren Anfängen keine Volksbewegung wie etwa die Reformation; und der nicht ohne Emphase vorgebrachte radikale Bruch mit der Vergangenheit mußte nicht überall auf Begeisterung stoßen. Immerhin war der katholische Kirchengesang eine längst unhinterfragte Gegebenheit, und die Abschaffung des alten und vertrauten Liedgutes stellte allemal Dominik Fugger 26 einen emotionalen Einschnitt in das Frömmigkeitsleben der Menschen dar. So hat sich das Bild der oktroyierten Aufklärung festgesetzt, und dies, jedenfalls teilweise, durchaus zu recht. Bekannt ist die tief in die Belange des Kultus eingreifende Religionspolitik des Josephinismus, der dem gläubigen Volk einen „Normalmeßgesang“ staatlich verordnet. Doch auch andernorts ließen sich die Neuerungen nur mit obrigkeitlicher Sanktion durchsetzen und selbst dann nicht immer. So widersetzten sich eine Reihe von Pfarreien im Bistum Hildesheim beharrlich der Einführung des Deutgenschen Gesangbuchs und ließen sich auch durch eine militärische Besatzung nicht zum Umdenken bewegen, so daß man ihnen schließlich die Weiterbenutzung eines Gesangbuchs von 1712 gestatten mußte. Große Schwierigkeiten bereiteten auch Mainzer Diözesanen, indem sie sich nicht mit der verbindlichen Einführung des Neuen christkatholischen Gesang- und Gebetbuchs für die mainzer Erzdiözes abfinden wollten. 6 Dessen Verfasser, der Mainzer Pfarrer Ernst Xaver Turin, war bereits 1778 mit einer Sammlung geistlicher Lieder hervorgetreten. 1787 erschien nun das neue, davon deutlich verschiedene Werk, mit dem die bischöfliche Obrigkeit das bislang verbreitete, auf das Jahr 1605 zurückgehende Mainzer Cantual samt seinem spätbarocken Liedbestand verdrängen und zugleich die im 17. Jahrhunderts so beliebten Orchestermessen zugunsten der Deutschen Singmesse weitgehend abgeschafft sehen wollte. Indessen, die Kirchenmusiker fürchteten um ihre Einkünfte, und das gläubige Volk wähnte sich zwangsreformiert, da man die lateinische Messe längst als unterscheidendes Wesensmerkmal des Katholizismus in seinem eigenen Selbstverständnis verankert hatte. So hatte das Buch es zunächst schwer, Eingang zu finden, zumal nachdem das Gerücht aufkam, daß unter den Liedern auch einige protestantischer Herkunft zu finden seien. In Rüdesheim gipfelte die Ablehnung in einem förmlichen Aufstand, der zwar mit militärischer Gewalt niedergeschlagen werden konnte, doch 1792 gestattete das Vikariat den Geistlichen die Wiedereinführung der Meßfeier alten Stils nach den Wünschen der Gemeinden. Angesichts dessen unternahm Turin einige Anstrengungen, die Ziele seines Werkes der Öffentlichkeit zu vermitteln. Ausführlich setzt er sich in den Folgeauflagen mit den Vorwürfen gegen sein Buch auseinander und entfaltet daneben noch eine medial einfallsreiche Begleitpropaganda: In zwei Dialogen über das Mainzer Gesangbuch, die beide noch 1787 erschienen, gibt er einem Herrn Wahrmund die Gelegenheit, an seiner Statt die Vorzüge des neuen Buches zu erklären, und macht zugleich seinen Gegnern die Freude, sich in den tölpischen Fragen und Einlassungen von Herrn und Frau Hannebambel wiederzuerkennen. 7 6 Zu diesem Buch vgl. die ausführliche Behandlung von Kurt Küppers in: Kohlschein/ Küppers: Der große Sänger David - Euer Muster, S. 85-137. Darin auch Auszüge aus Vorworten verschiedener Ausgaben. 7 Vgl. Michael Fischer: Aufklärung über die Aufklärung. Die „Dialogen über das Mainzer Gesangbuch“ (Mainz 1787). In I. A. H. Bulletin 30 (2004), S. 131-136. Aufklärung (18. und 19. Jahrhundert) 27 Den anfänglichen Protesten zum Trotz setzt sich das Buch schließlich weithin durch; mit der sechsten Auflage aus dem Jahre 1790 waren bereits mehr als dreißigtausend Exemplare abgesetzt. Bis 1837 erlebte es 14 Auflagen; 1840 folgte noch für kurze Zeit eine umgearbeitete Neuausgabe. Die lange Laufzeit, die großen Stückzahlen und vor allem die sich gerade in der Vehemenz des anfänglichen Widerstandes ausdrückende innere Bindung an das Medium Gesangbuch zeigen hier beispielhaft die forschungsmäßig noch kaum eingeholte Bedeutung der Gattung für die zeitgenössischen Mentalitäten. Geräuschärmer als im Generalangriff auf bestehende Gewohnheiten ließ sich die neue Richtung über die Schulen einführen. Schulgesangbücher stehen dementsprechend in Blüte, wobei daran zu erinnern ist, daß die Schule von jeher einen der wichtigsten Einsatzorte katholischer Kirchengesangbücher darstellt, auch wenn dies nicht ausdrücklich in Titel oder Vorrede vermerkt wird. Nun aber entstehen in großer Zahl besondere Bücher für den Unterricht, Auszüge aus den größeren Werken - wie etwa schon 1777 aus dem Landshuter Gesangbuch - aber ebenso eigene Sammlungen, wie etwa die bereits genannte von Ignaz Franz. Frei von Rücksichten auf bestehende Gewohnheiten und ganz im Sinne einer aufgeklärten Elitenkultur zeigt sich das Gesangbuch, das der württembergische Hofprediger Benedikt Maria Werkmeister 1784 für die Stuttgarter katholische Hofkapelle herausgab. In seiner Art ist es ein beachtliches Dokument, erreicht die Aufklärung mit ihm doch eine für dieses Medium neue Qualität. Die Einrichtung einer katholischen Hofkapelle im ganz protestantischen Württemberg war ein Zugeständnis der Stände, als 1733 mit Karl Alexander ein katholischer Landesfürst die Herrschaft antrat. Im Gegenzug mußte der Herzog die ausschließliche Geltung der evangelischen Konfession zusagen. Sein Nachfolger Karl Eugen baute die katholische Kapelle zu einer Anlaufstelle für Katholiken aus dem In- und Ausland aus und berief Werkmeister aus dem Kloster Neresheim als Hofprediger. Die programmatische Aussage, in das Gesangbuch nur Lieder aufgenommen zu haben, die „das praktische Christenthum empfehlen, und von allen Christen unseres Vaterlandes mitgesungen werden könnten“, ist als Bekenntnis zur konfessionellen Irenik im Sinne der aufgeklärten Idee eines Universalchristentums zu verstehen. Werkmeister scheint die geforderten Eigenschaften allerdings nur bei protestantischen Liedern vorgefunden zu haben, mit der Folge, daß sein Buch im wesentlichen ohne genuin katholische Dichtungen auskommt. Die Verengung auf das „praktische Christentum“, mithin der weitgehende Verzicht auf Mystagogie und Eschatologie, haben dem Buch später den Vorwurf des Rationalismus eingebracht. In der Zeit jedoch entfaltete es eine gewisse Wirkung, indem Lieder daraus in andere Gesangbücher übernommen werden - wobei die Tendenz allerdings gemildert wird, wenn den Werkmeisterschen Dichtungen solche von Ignaz Franz, Kohlbrenner u. a. gegenüberstehen. Das Dominik Fugger 28 gilt etwa für das Gesangbuch von Ludwig Busch aus Erlangen (1798), der kurz darauf auch mit einem Deutschen Ritual für katholische Kirchen das aufgeklärte Anliegen eines durch Verständlichkeit erbaulichen Gottesdienstes zu befördern suchte. Das geistesgeschichtlich immerhin bedeutsame Phänomen, daß man sich zur Zeit der Hochaufklärung des Gesangbuchschaffens in einer konfessionell nicht mehr gesonderten Einheit der Zwecke und Auffassungen sah, führt dazu, daß auch andernorts katholische Gesangbücher erschienen, die ganz überwiegend Lieder von protestantischen Dichtern enthielten. Die Zahl der im strengen Sinne rationalistischen Bücher bleibt dabei allerdings gering, und keines von ihnen scheint sich weithin durchgesetzt zu haben. 8 Im 19. Jahrhundert setzen sich die Linien des ausgehenden 18. zunächst ungebrochen fort. Der Wirkliche Geheimrat, promovierte Jurist und Theologe Caspar Anton von Mastiaux bringt 1810/ 11 in München sein Katholisches Gesangbuch zum allgemeinen Gebrauche bei öffentlichen Gottesverehrungen heraus, dessen gattungssprengender Umfang von drei Bänden zwar weitere Auflagen verhindert; doch als Reservoir wurde die reichhaltige Sammlung von anderen Gesangbuchherausgebern vielfach genutzt. Mastiaux selbst veröffentlichte später einen Auszug als Schulgesangbuch. Es bleibt also auch im 19. Jahrhundert dabei, daß sich die Zentren der katholischen Gesangbuchproduktion mit der Aufklärung geographisch nach Südosten und damit in einen Bereich verlagert haben, der zuvor für die Entwicklung des Mediums eine untergeordnete Rolle gespielt hatte. Landshut, Salzburg, Wien und das in seinen katholischen Teilen der Habsburgermonarchie kulturell immer noch eng verbundene Schlesien sind die Ausstrahlungszentren der neuen Zeit. Den letzten großen Beitrag zur Epoche der Aufklärungsgesangbücher leistet das nach dem Wiener Kongreß badisch gewordene, ehedem vorderösterreichische Konstanz: Dort hatte man 1807 zunächst mit einem Andachts- und Gesangbuch einen ersten Vorstoß unternommen, der inhaltlich dem Werkmeisterschen Gesangbuch für die Württembergische Hofkapelle verpflichtet war. 1812 veranlaßte der Konstanzer Generalvikar Ignaz Heinrich von Wessenberg die Herausgabe eines neuen, nun für die Diözese verbindlichen Christkatholischen Gesang- und Andachtsbuchs. 9 Wessenberg war eine profilierte kirchenpolitische Erscheinung, er vertrat das Bistum auf dem Wiener Kongress, verfocht eine Nationalkirche unter einem deutschen Primas und 8 Dies gilt etwa für die Erbaulichen Lieder und Gebete beym öffentlichen Gottesdienste im Bisthum Würzburg des Pfarrers Johann Georg Willmy, die von 1800 bis 1809 in einer Handvoll Auflagen erschienen und nach einem Dekret des Bischöflichen Ordinariats von 1886 „im Anfange des 19. Jhdts. […] an einzelnen Orten in Gebrauch“ waren (bei Bäumker IV, S. 414). Bäumker (Kirchenlied Bd. III, Nr. 375a) nennt in diesem Zusammenhang noch das Gesangbuch von Carli, erschienen in Augsburg, das nur in einer Ausgabe von 1800 sicher nachzuweisen ist. 9 Zum folgenden vgl. die ausführliche Behandlung des Buches einschließlich seiner Entstehungsgeschichte von Kohlschein in Kohlschein/ Küppers: Der große Sänger David - Euer Muster, S. 137-281. Aufklärung (18. und 19. Jahrhundert) 29 geriet deshalb in Rom in Ungnade, so daß man ihm die Bestätigung als Koadjutor und später als Bistumsverweser verweigerte. Gleichwohl stand er seinem Bistum Konstanz bis zu dessen Auflösung im Jahre 1827 faktisch vor. Später wählte man ihn noch zum Oberhirten des neugegründeten Erzbistums Freiburg, doch dieses Amt lehnte er ab. Wessenberg entfaltete zeit seines Lebens eine breite wissenschaftliche und publizistische Tätigkeit. Als Privatier veröffentlichte er 1831 mit dem Ritual nach dem Geiste und Anordnungen der katholischen Kirche eine späte Frucht seiner liturgischen Erneuerungsbemühungen für sein ehemaliges Bistum, die sich dank der ungebrochenen Popularität ihres Schöpfers teilweise noch durchsetzen konnte. Wessenbergs Gesangbuch für seine Konstanzer Diözese - die Ausarbeitung im einzelnen besorgte der Meersburger Pfarrer Joseph Willibald Strasser - übernimmt Lieder aus dem bereits genannten Münchner Gesangbuch von Mastiaux und dem Landshuter von 1777, aus Strassers 1810 in Sigmaringen erschienenen Gesang- und Gebetbüchlein und einigen kleineren weiteren Werken des Bearbeiters. Eine Reihe von Liedern stammt von Wessenberg selbst und findet sich in dessen Liedern und Hymnen von 1825 wieder. Bei der Anlage des Buches ist die Einbindung der Lieder in konkrete, genau definierte Zusammenhänge typisch: 844 Seiten entfallen auf Meßandachten (die von der Gemeinde während der Messe verrichtet werden sollten) und Vespern; auf knapp hundert weiteren Seiten stehen zusätzlich Lieder in zielgenauer Rubrizierung. Wie bei anderen Büchern der Zeit gibt es mithin keinen allgemeinen Liedteil im früheren Sinne, mit der Folge, daß viele Lieder mehrfach abgedruckt werden. Es geht nicht darum, eine Auswahl von Liedern zu bestimmten Zeiten und Anlässen bereitzustellen, sondern für möglichst jeden Gottesdienst eine Art Paraformular zu besitzen, das die Andacht des Volkes eng mit dem priesterlichen Vollzug verbinden sollte. Obgleich dem Buch die äußeren Umstände nicht günstig waren, erlangte es eine außerordentliche Beliebtheit und ein langes Nachleben. Als Christkatholisches Gesang- und Andachtsbuch zum Gebrauche bei der öffentlichen Gottesverehrung in dem (ehemaligen) Bisthum Constanz bewahrte es der längst aufgelösten Diözese noch eine hymnologische Erinnerung bis in die 32. Auflage des Jahres 1870. Als in den Jahren 1838 und 1839 für die neuen Bistümer Freiburg und Rottenburg Gesangbücher geschaffen wurden, übernahm man wesentliche Teile aus dem Konstanzer Buch und schrieb es so bis in die neunziger Jahre fort. Wessenbergs deutsche Vespern schließlich haben bis in die entsprechenden Diözesananhänge 10 des Gotteslobs von 1975 überdauert, ausdrücklich wegen ihrer Beliebtheit, wie es etwas entschuldigend zur Einführung heißt. 10 Neben den von Freiburg und Rottenburg bemerkenswerterweise auch in den Mainzer Anhang. Dominik Fugger 30 Die Geschichtsschreibung des Kirchenliedes tut sich in der Bewertung des Phänomens „Aufklärung“ bis heute schwer. Die Urteile zeigen sich noch immer wesentlich von den restaurativen Interessen des späteren 19. Jahrhunderts geprägt und bedürfen einer Überprüfung, ohne dabei allerdings in die fortschrittsoptimistische Fluchtpunktperspektive zu verfallen, die der Rede von „Modernisierungsleistungen“ oft unausgesprochen zugrunde liegt; denn selbstverständlich ist „Modernität“ - auch im Kirchenlied - kein Wert an sich. Gescheitert ist die Aufklärung am eigenen Anspruch, die darauffolgende Restauration ist der Beleg dafür. In den Augen der Zeitgenossen allerdings hat die Gattung Kirchenlied mit ihrem Medium, dem Gesangbuch, von 1770 an einen Anschluß an die zeitbestimmenden - poetologisch-ästhetischen, musikalischen, theologischen und philosophischen - Strömungen gesucht und gefunden. Im Ringen darum ist dem Kirchenlied eine produktive Aufmerksamkeit zuteil geworden, die es lange nicht mehr erlebt hatte. Für drei, vielleicht vier Jahrzehnte hat die Aufklärung das Interesse der Eliten an der Gattung am Leben gehalten oder erst wieder geweckt. Von dem vielen, das binnen vergleichsweise kurzer Frist geschaffen worden ist, hat nur ein Bruchteil überlebt; so scharf, wie die Aufklärung sich selbst von der Vorgängerepoche geschieden sah, so unnachsichtig wurde sie von der nachfolgenden verworfen. Daß die Aufklärung im Kirchenlied zu ihrer Zeit nicht volkstümlich gewesen sei, wie ein gängiges Verdikt der Restauratoren lautet, ist als generelle Einschätzung allerdings kaum zu halten. 1863, als die einsetzende Restauration beinahe so frisch und verstörend war (und ebenso berechtigt oder unberechtigt) wie die Aufklärung zu ihrer Zeit, entschuldigt sich ein Gesangbuchherausgeber, man habe das (von Ignaz Franz stammende) „unaustilgbare Großer Gott wir loben Dich“ einstweilen nicht fortlassen können, da „das Volk mit unglaublicher Vorliebe daran hängt“. 11 Bibliographie [Lindenborn, Heinrich: ] Neues Gott und dem Lamm geheiligtes Kirchen- und Hauß- Gesang Der Auf dem dreyfachen Wege der Volkommenheit nach dem Himmlischen Jerusalem wandernden Tochter Sion. Köln: Gereon Arnold Schauberg, 1741. Auflagen bis 1790. Hausen, Wilhelm: Der Singende Christ, Das ist: Geist- und Lehrreiche Gesänger Von Ewigen Wahrheiten, vornehmsten Festen, Und Allerhand Tugenden/ Welche zum Nutzen und Gebrauch Deren Rechtglaubigen, Bevor In denen Land-Pfarreyen/ Verfasset. Dillingen: Joseph Anton Schnabel, 1762. Drei Auflagen bis 1779. Hausen, Wilhelm: Der Singende Büsser, Das ist: Geist- und Lehrreiche Gesänge von Christlichen Wahrheiten, und vornehmsten Tugenden, zur Erbauung, und Er- 11 Nach: Kirchenlieder und Litaneien. Zum Gebrauch in katholischen Pfarrkirchen. Herausgegeben von Dr. F. Lorinser, Pfarrer von St. Matthias in Breslau. Breslau: Verlag von F. C. E. Leuckart (Constantin Sander) 1864. Aufklärung (18. und 19. Jahrhundert) 31 munterung der Rechtglaubigen in Druck gegeben. Dillingen: Joseph Anton Schnabel, 1770. 2. Auflage 1775. [Riedel, Franz Xaver: ] Lieder der Kirche aus den römischen Tagzeiten, und Meßbuche übersetzt. Wien: Augustin Bernardi, 1773. [Denis, Michael: ] Geistliche Lieder zum Gebrauche der hohen Metropolitankirche bey St. Stephan in Wien und des ganzen wienerischen Erzbistums. Wien: Schulz 1774. [Franz, Ignaz: ] Die Christlich=katholische Lehre in Liedern; das ist: Catechetische Gesänge zum Gebrauche der Saganischen Schulen, mit einer Vorrede von der Absicht und dem Gebrauche dieser Lieder; nebst einem Anhange einiger Lieder bey der heil. Messe, zur Predigt, &c. und bey Begräbnissen. Sagan: Verlag der katholischen Trivialschule, 1766. 2. Auflage 1768. Franz, Ignaz: Allgemeines und vollständiges Catholisches Gesangbuch, worinn neue geistliche Lieder zu finden sind, welche Morgens und Abends, in der Kirche bey der heiligen Messe, zur Predigt, bey Processionen und allen Theilen des Gottesdienstes, an den Festtagen des Herrn und der Heiligen Gottes; wie auch zu Hause bey der Arbeit, in allerley Umständen und Nöthen, besonders bey Begräbnissen, zum Unterricht, Trost und Erbauung frommer Seelen gebrauchet werden können. Breslau: Johann Friedrich Korn d. Ä., 1778. Auflagen bis 1859. Katholisches Gesangbuch, auf allerhöchsten Befehl Ihrer k. k. apost. Majestät Marien Theresiens zum Druck befördert. Wien: Verlag der katechetischen Bibliothek, o. J. [Kohlbrenner, Franz Seraph: ] Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römischkatholischen Kirche. Erster Theil: Landshut: Maximilian Hagen, und München: Johann Georg Rueprecht, 1777. und [Kohlbrenner, Franz Seraph: ] Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römischkatholischen Kirche. Zweyter Theil: Salzburg: Waisenhausbuchhandlung, und München: Churfürstl. Intelligenzcomtoir, 1783. Zahlreiche Auflagen und Bearbeitungen beider Teile. [Erthel, Augustinus: ] Der nach dem Sinne der katholischen Kirche singende Christ. Fulda: Johann Jakob Stahel, 1778. Fünfzig Auflagen bis 1887. Deutgen, Rudoph: Neues katholisches Gesangbuch zur Belehrung und Erbauung der Christen für den öffentlichen Gottesdienst und zur Privatandacht eines jeden Christen, mit beygesetzten aller Orten bekannten und besonderen ganz neuen Melodien, Tägliche - festtägliche - vermischte Gesänge und Gebete. Osnabrück: Johann Wilhelm Kißling, 1781. Auflagen bis 1885. [Herold, Melchior Ludolf: ] Der heilige Gesang oder vollsta[e]ndiges katholisches Gesangbuch bey dem o[e]ffentlichen Gottesdienste in der Pfarrkirche zu Hoynkhausen. Aus den besten approbirten Gesangbu[e]chern des katholischen Deutschlandes zusammengetragen. Hoinkhausen: Selbstverlag 1803. Wirksam wurde die zweite bearbeitete Aufl. von 1807, weitere Auflagen bis 1852. Turin, Ernst Xaver: Sammlung geistlicher Lieder. Mainz: St. Rochus Hospitals-Buchdruckerei 1778. [Turin, Ernst Xaver: ] Neues christkatholisches Gesang- und Gebetbuch für die mainzer Erzdiözes. Mainz: Verlag des St. Rochus Hospitals, 1787. Auflagen bis 1841. [Werkmeister, Benedikt Maria: ] Gesang-Buch nebst angehängtem öffentlichen Gebethe zum Gebrauche der Herzogl. Wirtembergischen katholischen Hofkapelle auf Dominik Fugger 32 gnädigsten Befehl Sr. Herzoglichen Durchlaucht dem Drucke übergeben. o. O. u. J. 1784. Vier Auflagen bis 1797. Busch, Ludwig: Christliche Religionsgesänge zur Beförderung wahrer Tugend und Gottesverehrung zum Gebrauche bey dem öffentlichen Gottesdienste für Katholiken. Erlangen: Johann Jacob Palm, 1798. [Mastiaux, Kaspar Anton von: ] Katholisches Gesangbuch zum allgemeinen Gebrauche bei o[e]ffentlichen Gottesverehrungen. Drei Bände. München: Zängl 1810-1811. Mastiaux, Kaspar Anton von: Gesangbuch der ko[e]niglichen ElementarVolksSchulen zu Mu[e]nchen. München: Königl. Zentralschulbücherverlag 1817. [Hahn, Johann Baptist: ] Andachts- und Gesang-Buch zur gemeinscha[e]ftlichen Erbauung bey dem o[e]ffentlichen Gottesdienste fu[e]r das christkatholische Volk gesammelt. Mit Gutheissung des Hochwu[e]rdigst=Bischo[e]fl. Ordinariates zu Konstanz. Konstanz: Martin Wagner, 1807. Christkatholisches Gesangu. Andachtsbuch zum Gebrauche bey der o[e]ffentlichen Gottesverehrung im Bisthum Konstanz. Herausgegeben durch das bischo[e]fliche Ordinariat. Erster Theil. Fu[e]r den vormitta[e]gigen Gottesdienst. Konstanz: Nikolaus Taddäus Waibel 1812. Christkatholisches Gesang- und Andachtsbuch zum Gebrauche bei der o[e]ffentlichen Gottesverehrung in dem (ehemaligen) Bisthum Constanz. Sechste Ausgabe. Konstanz: W. Wallis, 1828. 32 Auflagen bis 1870. 4. Kapitel Diözesangesangbücher und Kirchenliedrestauration im 19. und 20. Jahrhundert Der Dichter Clemens Brentano machte in einem Privatbrief vom 19. November 1827 seinem Freund Melchior von Diepenbrock, dem späteren Fürstbischof von Breslau, Vorschläge für die Gestaltung eines Gesangbuchs. Die ältesten „Volks Marien-, Weihnachts, und Passionslieder“, so meinte er, müßten darin enthalten sein. Denn auf ihnen liege „ein Himmelsthau […]: man meint, das Jungfräulein von Nazareth habe sie als Kind den Vögeln und Blumen und Lämmern vorgestammelt, und sie hätten Thränen dazu geweint.“ Sie seien „Wollflöckchen, die das Lammgottes an den Dornen der Wüste hängen ließ“ 1 . Brentano artikuliert hier die Kunstauffassung der Romantik, die im Rückgriff auf die verschütteten Schöpferkräfte der Volkspoesie Erlösung von der Entfremdung des Menschen in der säkularisierten bürgerlichen Gesellschaft suchte. Mit der von ihm und seinem Freund Achim von Arnim herausgegebenen Volksliedersammlung Des Knaben Wunderhorn hatte er einer solchen Wiederverzauberung der Welt den Weg gewiesen. Den vermeintlich ‚naiven‘ Volkston der Lieder hatte er dabei durch gezielte Bearbeitung des vorgefundenen Materials meist selbst geschaffen. In den Kirchengesangbüchern seiner Zeit fanden Brentanos poetische Ideen indes keinerlei Resonanz. In ihnen herrschte noch immer der nüchterne Geist der Aufklärung, dem nichts ferner lag als stammelnde Jungfrauen und weinende Blumen. Das einflußreichste Gesangbuch der Jahre zwischen 1830 und 1840 war das rationalistische Konstanzer Christkatholische Gesang- und Andachtsbuch von 1812. Es wurde nicht nur in Konstanz nachgedruckt (1831), sondern auch in Rottenburg (1832, 1834, 1836, 1837), Freiburg i. Br. (1834, 1838) und Ehingen (1831, 1832, 1835, 1837). Ein Auszug aus ihm erschien 1830 in Ulm, sowie 1832, 1833 und 1836 in Freiburg 2 . Damit war es das auflagenstärkste katholische Gesangbuch jenes Jahrzehnts. Ein Erbe der Aufklärung waren auch die bei Kirche und Gläubigen beliebten Singmessen. In ihnen begleitete das Volk die vom Priester in lateinischer Sprache zelebrierte Messe mit deutschen Gesängen, die den Laien den Sinn 1 Alfons Nowack (Hrsg.): Ungedruckte Briefe von und an Kardinal Melchior von Diepenbrock. Nach dem im Erzbischöflichen Diözesanarchiv zu Breslau vorhandenen Material. Breslau 1931, S. 28. Zur Beschäftigung Brentanos mit dem Kirchenlied jetzt umfassend Sabine Claudia Gruber: Clemens Brentano und das geistliche Lied (Mainzer Hymnologische Studien 4), Tübingen 2002, hier S. 47-49. 2 Weitere Auflagen sind aufgrund der teilweise durchgeführten Auflagenzählung erschließbar, aber bisher in der Gesangbuchbibliographie nicht nachgewiesen (so sind z. B. von dem in Freiburg erschienenen Auszug nur die zweite, dritte und siebte Auflage verzeichnet). Andreas Scheidgen 36 der Liturgie erschließen sollten. Viele solcher volkstümlichen Liedmessen entstanden noch im 19. Jahrhundert, die berühmteste 1827 in Wien, wo der Komponist Franz Schubert die „Gesänge zur Feier des heiligen Opfers der Messe“ aus der Feder des Physikprofessors Johann Philipp Neumann vertonte. Schuberts „Deutsche Messe“, die erst im zwanzigsten Jahrhundert ihren Weg in die Gesangbücher fand, gilt Kritikern heute als Inbegriff eines gefühlsseligen kirchenmusikalischen Traditionalismus - sie ist jedoch liturgisch ein Kind der Spätaufklärung mit ihrem Streben nach einem vernunftgemäßen, allgemein verständlichen Gottesdienst 3 . Dabei war die Gesangbuchlandschaft jener Jahre außerordentlich unübersichtlich. Eine Vielzahl von privaten, oder für einzelne Pfarreien und Schulen zusammengestellten Publikationen konkurrierte miteinander auf regionaler und sogar lokaler Ebene. In der mittelgroßen Stadt Aachen etwa sind zwischen 1830 und 1840 fünf verschiedene Gesangbücher nachzuweisen: ein Schulgesangbuch (Der Jugend Morgentöne, 1832), das Gebet- und Gesangbuch Das neue Sion von Karl Deutschmann (1839) sowie je eines für die Kirchengemeinden von St. Peter (1836, 2. Aufl. 1840), St. Adalbert (1840) und für die Stiftskirche (1837). Gegen Ende des Jahrzehnts setzten daher Bemühungen um eine Vereinheitlichung des gottesdienstlichen Singens ein. Man griff dazu auf ein Mittel zurück, das bereits in der Epoche der Aufklärung vereinzelt eingesetzt worden war, das Diözesangesang- und Gebetbuch. In ihm wurden die zum bistumsweiten Gebrauch vorgesehenen Gebete und Lieder zusammengestellt und verbindlich vorgeschrieben 4 . Die Vorreiterrolle übernahmen nun die neu gegründeten südwestdeutschen Bistümer, in denen verschiedene Kirchenliedtraditionen zusammentrafen. Das 1837 erschienene Katholische Gesang- und Gebetbuch zur Feier des öffentlichen Gottesdienstes im Bißthum Rottenburg konnte noch wegen Schwierigkeiten mit der staatlichen Kirchenaufsicht nur als private Ausgabe erscheinen. Offiziell approbiert wurden dagegen 1839 das Katholische Gesang- und Andachtsbuch zur Feier des öffentlichen Gottesdienstes in der Erzdiöcese Freiburg und das Katholische Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Limburg. Am aufgeklärten Reformprogramm des Konstanzer Generalvikars Wessenberg geschult, orientierten sich die Herausgeber stark an dessen Gesangbuch von 1812 und proklamierten das Ziel, den deutschen Volksgesang zu fördern. Es war ausgerechnet ein Laie, der Gymnasiallehrer Heinrich Bone, der schließlich mit der Herrschaft der Aufklärung brach. In seinem Gesang- 3 Zur Schubert-Messe und ihrer Einordnung Hermann Kurzke: ‚Heilig, heilig, heilig‘. In: Hansjakob Becker u. a. (Hgg.): Geistliches Wunderhorn. Große deutsche Kirchenlieder, München 2001, S. 417-423. 4 Einen guten Überblick über diesen Typus bietet Kurt Küppers: Diözesan- Gesang- und Gebetbücher des deutschen Sprachgebiets im 19. und 20. Jahrhundert. Geschichte - Bibliographie (Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen 69), Münster 1987. Diözesangesangbücher und Kirchenliedrestauration im 19. und 20. Jh. 37 buch Cantate, 1847 in Mainz erschienen, sammelte er 385 überwiegend alte deutsche und 59 lateinische Lieder 5 . Schon der Titel signalisierte die Abkehr vom rationalistischen Liturgieverständnis. Er propagierte den Vorrang der lateinischen Sprache, denn nur sie werde dem übernatürlichen Charakter des katholischen Gottesdienstes gerecht. Nichts sei feierlicher, so schrieb Bone in seinem Vorwort, „als wenn vom Altare und von hoher Orgel herab der festliche, wahrhaft kirchliche (d. i. lateinische, d. Verf.) Choral erschallt, und dabei die Gemeinde, getragen von diesen Tönen, ihre stillen Gebete zum Himmel bringt“ (Cantate, S. XV). Die deutschen Lieder wollte Bone auf die von ihm so genannte volkstümliche Seite des Gottesdienstes beschränken, auf Nachmittagsandachten, öffentliche Rosenkranz- und Litaneigebete, Wallfahrten und Prozessionen sowie die so genannten Lesemessen ohne Choralbegleitung. Bones eigentliches Anliegen, schon die Wortwahl beweist es, war freilich weniger ein liturgisches, sondern ein ästhetisches: Die „einzige Veranlassung zu unserm Beginnen“, bekannte er, seien „die alten Lieder“ gewesen, „die wir geschmäht und verdrängt sahen, und die wir doch wie Gold und Edelstein schätzen gelernt […] hatten. Darum hatten wir […] ihnen ein Gewand zu geben gesucht, worin ihre edle Seele und ihr edler Leib auch für die Augen unfreundlicher Geister erkennbar wäre“ (ebd., S. XIX f.). Bone übernahm die Lieder deshalb nicht einfach so, wie er sie in den Gesangbüchern des 17. und 18. Jahrhunderts vorfand (seine Hauptquelle war das Kölner Psälterlein, das erstmals 1637 erschienen war). Er bearbeitete sie sprachlich und stilistisch, um sie dem Sprachgebrauch seiner Zeit anzupassen, denn nur so konnten sie „wie aus der Verbannung zurückkehrend, […] wieder unter dem Volke wohnen und im Hause des Herrn dienen“ (ebd., S. XX). Bone übertrug die Verfahren der romantischen Volksliedforschung auf das Kirchenlied. Freilich ging das Volkstümliche bei ihm im Kirchlichen auf, mußte das Kirchenlied „von eigentlichen Dogmen getragen“ (S. XXX) sein. Damit eröffnete er das Zeitalter der Restauration, der Wiederentdeckung der von der Aufklärung verdrängten Kirchenlieder des Mittelalters, des 16. Jahrhunderts und des Barock. Sein unmittelbarer Einfluß blieb zunächst begrenzt. Kein einziges Bistum übernahm sein Cantate als offizielles Diözesangesangbuch, obwohl Bone dies wünschte. Selbst in Paderborn, wo das Buch in stark vermehrter Ausgabe seit 1851 im Schöningh-Verlag erschien, lehnte der mit Bone befreundete Bischof Konrad Martin 1857 den Vorschlag ab, das Cantate als Diözesangesangbuch zu übernehmen 6 . Trotzdem bedienten sich die Herausgeber der nachfolgenden Gesangbuchgeneration ausgiebig 5 Bones Schaffen im Kirchenlied-Bereich analysiert erstmals gründlich Rebecca Schmidt: Gegen den Reiz der Neuheit. Katholische Restauration im 19. Jahrhundert: Heinrich Bone, Joseph Mohr, Guido Maria Dreves (Mainzer Hymnologische Studien 15), Tübingen 2005, bes. S. 22-37, 80-85 u. ö. 6 Vgl. Küppers, Diözesangesangbücher, S. 21. Andreas Scheidgen 38 aus Bones Liedbearbeitungen. Es ist im wesentlichen sein Verdienst, daß von den Zeitgenossen längst vergessene Lieder wie „Es kommt ein Schiff geladen“ „Zu Bethlehem geboren“, „Ist das der Leib Herr Jesu Christ“ oder „Das Heil der Welt“ wieder bekannt wurden. Die Bischöfe wollten sich die Herausgabe von Gesangbüchern nicht aus der Hand nehmen lassen. In der Regel versahen sie die neu eingeführten Bücher mit einer Vorrede und ließen gelegentlich sogar ihre Namen in den Titel aufnehmen (beispielsweise Bischof Ketteler im Mainzer Gesangbuch von 1865, herausgegeben im Auftrage des Hochwürdigsten Herrn Wilhelm Emmanuel, Bischof des heiligen Stuhles von Mainz). Inhaltlich steuerten sie einen Kompromißkurs, vermieden kontroverse Richtungsentscheidungen und bemühten sich um einen Ausgleich der gegensätzlichen Strömungen. Als 1865 ein neues Diözesangesangbuch für das Bistum Rottenburg erschien, war die Forderung nach einer Restauration schon so stark geworden, daß Bischof Joseph von Lipp in seiner Vorrede schrieb, das neue Buch solle „die Denkmale des tiefen Glaubenslebens unserer Vorfahren in Lied und Gebet wieder […] erschließen“. Es solle, wie der Bischof in diplomatischer Anspielung auf den aufklärerischen Kontinuitätsbruch versprach, „an die mehrere Decennien hindurch […] unterbrochen gewesene Ueberlieferung der früheren Bisthümer“ anknüpfen. Aber auch die Anhänger der Aufklärungslieder sollten nicht verprellt werden. Die erprobten Gesänge der letzten Jahrzehnte sollten ebenfalls berücksichtigt werden: „Sie sind einstweilen das geistige Eigenthum der Gläubigen geworden, welches Achtung für sich anzusprechen berechtigt ist“ (S. IV der Ausgabe von 1883). Das Paderborner Gesangbuch Sursum corda von 1874 übernahm nicht nur viele Lieder aus Bones Cantate. Es enthielt auch 23 der von den Restauratoren heftig verpönten deutschen Singmessen 7 . Die Kirchenliedrestauration war nicht das Werk der Bischöfe. Sie wurde erdacht, propagiert und durchgesetzt von Intellektuellen, Literaten, Gelehrten und Kirchenmusikern, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem regelrechten Netzwerk verbanden. Ihre wichtigsten Repräsentanten waren die Jesuiten Joseph Mohr und Guido Maria Dreves 8 . Sie publizierten alte Kirchenlieder in einer ganzen Reihe von zunächst privat herausgegebenen Gesangbüchern. Dabei griffen sie zum einen auf Bones Cantate, zum anderen auf die Quellenwerke der mittlerweile auch im katholischen Raum in Gang gekommenen gelehrten Kirchenliedforschung zurück (Josef Kehrein, Katholische Kirchenlieder, Hymnen, Psalmen, 1859-1865; Wilhelm Bäumker, Das katholische deutsche Kirchenlied in seinen Singweisen, 1886-1911). Mit den amtlichen Kompromißgesangbüchern waren sie unzufrieden. Dreves, der 7 Vgl. Erika Heitmeyer: Sursum Corda. Vom Wesen und Wirken eines geistlichen Bestsellers. Begleitheft zur Ausstellung der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek Paderborn zur Geschichte des Paderborner Diözesan-Gesangbuchs, Paderborn 1999, S. 60- 63. 8 Zu ihnen Schmidt, Reiz der Neuheit, S. 45 ff., 60 ff. u. ö. Diözesangesangbücher und Kirchenliedrestauration im 19. und 20. Jh. 39 in einer großen Edition die lateinischen Hymnen des Mittelalters erschloß (‚Analecta Hymnica Medii Aevi‘), griff in einem 1884 publizierten Wort zur Gesangbuchfrage die „schale Aufklärung“ als Wurzel allen Übels an. Sie habe „unserem Volke die herrlichen Gesangbücher, die es von frommen Ahnen ererbt hatte, aus den gefalteten Händen gerissen, um an die Stelle der kernigen, glaubensinnigen Ergüsse zarter und doch so gesunder Frömmigkeit die nüchternen Reimereien und hohlen Declamationen josephinistischer Domherren […] einzudrängen.“ Mit den bisherigen Reformen sei es daher nicht getan: „Da ist eine restitutio in integrum nöthig“ 9 . Mit der praktischen Umsetzung dieses Programms begann Joseph Mohr: Unter dem Titel Cäcilia gab er 1868 eine Sammlung von Kongregationsliedern für Bruderschaftsandachten heraus. Zuerst noch am Geschmack des 18. und 19. Jahrhunderts orientiert, nahm er in späteren Auflagen immer mehr ältere Lieder auf. Das Werk wurde ein buchhändlerischer Erfolg und im Jahr 1936 zum letzten Mal gedruckt. Der ungemein produktive Mohr ließ ihm in den siebziger Jahren zwei weitere Bücher, Cantate (1873) und Jubilate Deo (1877), folgen. Während er in den früheren Publikationen die Lieder noch, ähnlich wie Bone, formal überarbeitet hatte, um sie den zeitgenössischen poetologischen Regeln (reiner Reim, regelmäßiger Wechsel von betonten und unbetonten Silben) und an den eingetretenen Sprachwandel anzupassen, änderte er später seine Meinung. Er schloß sich nun den literarästhetischen Vorstellungen an, die Guido Maria Dreves in seiner Sammlung von 150 Kirchenliedern unter dem Titel O Christ hie merk (1885) praktiziert hatte. Dreves wollte Eingriffe in den Text auf das absolut Notwendige beschränken. Härten wie Elisionen, alte und kühne Bilder gehörten zu den Eigenheiten der alten Lieder, man könne sie nicht entfernen, „ohne hohe Schönheit zu verletzen“ 10 . Bone etwa hatte das Initium des Weihnachtsliedes „Es ist ein Ros entsprungen“ noch zu „Nun singet von der Blume“ verändert, da er die seinen Zeitgenossen nicht mehr verständliche Rätselstruktur des Liedeingangs umgehen wollte. Dagegen kehrten Dreves und Mohr gerade ihrer poetischen Qualität wegen zu dieser Fassung zurück. Damit war der Vorrang des ästhetischen Kriteriums vor dem der Gebrauchstauglichkeit etabliert. Mohr und Dreves traten aber nicht nur als Bearbeiter, sondern in begrenztem Umfang auch als Schöpfer neuer Lieder auf. Besonders Joseph Mohrs „Ein Haus voll Glorie schauet“ entwickelte sich zu einem wahren Hymnus des Restaurationskatholizismus, der bis ins 20. Jahrhundert seine Strahlkraft bewahrte. „Ein Haus voll Glorie schauet weit über alle Land’, Aus ew’gem Stein erbauet von Gottes Meisterhand“ - mit dieser Zuversicht konnten die Katholiken allen Anfechtungen der Moderne trotzen. 9 Ein Wort zur Gesangbuchfrage (Ergänzungshefte zu den „Stimmen aus Maria Laach“ 28), Freiburg i. Br. 1884, S. 8. 10 Ein Wort zur Gesangbuchfrage, S. 109. Dazu Schmidt, Reiz der Neuheit, S. 93-95. Andreas Scheidgen 40 Als Mohrs 1881 erschienenes Werk Lasset uns beten von den Bistümern Bamberg (1881), Speyer (1882), Würzburg (1883) 11 und Salzburg (1884) als Diözesangesangbuch übernommen wurde, bedeutete dies den Durchbruch zur offiziellen Anerkennung der Kirchenliedrestauration. Mit dem 1891 publizierten Psälterlein, das in Basel (1890) und Freiburg (1892) eingeführt wurde, gelang Mohr ein ähnlicher Erfolg. Dieser erstaunliche Siegeszug innerhalb weniger Jahre weist darauf hin, daß hier überdiözesane Kräfte die Oberhand über die bistumsinternen Instanzen gewonnen hatten. Mohrs Hausverlag Friedrich Pustet in Regensburg übernahm die Publikation der Diözesangesangbücher in den Bistümern Bamberg, Würzburg und Speyer, die früher mit örtlichen Druckereien zusammengearbeitet hatten. Dreves’ O Christ hie merk sowie das Freiburger Diözesangesangbuch Magnificat wurden vom Herder-Verlag herausgebracht, Bones Cantate von Ferdinand Schöningh in Paderborn. Der Anteil des überregional, ja z. T. international tätigen katholischen Verlagswesens an der Durchsetzung der Kirchenliedrestauration sollte nicht unterschätzt werden; er weist auf die Entstehung einer den gesamten deutschen Sprachraum erfassenden Öffentlichkeit hin. Ihr eigentliches Sprachrohr war der 1868 gegründete Cäcilienverein, der sich die Förderung der Kirchenmusik zum Ziel gesetzt hatte. Er lehnte zwar deutsche Kirchenlieder im Hochamt ab, trat aber trotzdem für die Einführung von Volksgesangbüchern ein, die bei den nichtliturgischen Andachten (Gebetsstunden, Prozessionen u. ä.) benutzt werden sollten. Seine Zeitschriften, deren überregionale Ausgaben ebenfalls im Pustet-Verlag erschienen, empfahlen Mohrs Gesangbücher den Bistümern zur offiziellen Übernahme 12 . Auf diese Weise wurde ein Bewußtseinswandel geschaffen, dem sich auch die diözesanen Instanzen schließlich anschlossen. Als der Cäcilienverband im Kanton Thurgau die Einführung von Mohrs Cantate (1873) als Diözesangesangbuch beantragte, sperrte sich der zuständige Bischof von Basel noch. Er war der Ansicht, eine „solche Anregung sollte zuerst von den kirchlichen Würdenträgern ausgehen“. 1890 approbierte Bischof Leonhard Haas Mohrs Psälterlein als offizielles Gesangbuch der Diözese 13 . In Österreich traten die Cäcilianer sogar direkt als Gesangbuchherausgeber auf: Das vom oberösterreichischen Cäcilienverein verantwortete Gesangbuch für die österreichische 11 Das Würzburger Diözesangesangbuch trug den Titel Ave Maria. Der genaue Zeitpunkt seiner Einführung ist unklar: Küppers, Diözesangesangbücher, Nr. 1895 (S. 152) datiert die Erstauflage auf 1883; Wilhelm Bäumker: Das katholische deutsche Kirchenlied in seinen Singweisen. Bd. IV, Freiburg 1911, ND Hildesheim u. a. 1997, Nr. 862 (S. 262) führt eine bischöfliche Approbation von 1884 und eine offizielle Verordnung von 1885 an. Die Datenbank der Gesangbuchbibliographie belegt eine erste Auflage des Ave Maria bereits 1881, zwar noch ohne den Zusatz für das Bisthum Würzburg, aber bereits mit dem Imprimatur des Würzburger Bischofs. Der Zusatz für das Bisthum Würzburg tritt Küppers zufolge ab 1883 auf, konnte in der Bibliographie jedoch erst für 1885 nachgewiesen werden. 12 Beispiele zitiert Schmidt, Reiz der Neuheit, S. 38 f. 13 Vgl. ebd., S. 58 f. Zitat S. 58. Diözesangesangbücher und Kirchenliedrestauration im 19. und 20. Jh. 41 Kirchenprovinz (1881) wurde von den Diözesen St. Pölten, Wien, Linz, Gurk und Salzburg approbiert 14 . Die Gesangbuchrestauration trug unübersehbar zur Vereinheitlichung des katholischen Kirchenliedes bei. Darin, wie in der Zusammenarbeit mit Verlagen und Vereinen, war sie eine sehr moderne Bewegung. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts erreichte die cäcilianisch inspirierte Reform mit der Einführung von Gesangbüchern in den bayerischen Bistümern Passau (1906), Regensburg (1908), München (1909) und Eichstätt (1910), die bis dato noch gar keinen Volksgesang im Gottesdienst gekannt hatten, ihren Höhepunkt. Zwar gab es um die Jahrhundertwende auch bereits die ersten Revisionen einzelner Gesangbücher (z. B. Freiburg 1904), doch brachten erst die Jahre um 1930 eine größere Zäsur 15 : Die bereits in den Zwanziger Jahren in den meisten Diözesen auf den Weg gebrachten Neubearbeitungen der Liederbücher standen unter dem Eindruck des 1. Weltkriegs, der nicht nur die alte Ordnung in Staat und Politik zum Einsturz gebracht, sondern auch ein neues Zeitalter ideologischer Leidenschaft eröffnet hatte. Selbst im kleinen österreichischen Bistum St. Pölten war dies zu spüren: Das dort 1931 neu aufgelegte Diözesan-Gesangbuch wurde von Bischof Michael Memelauer mit einem Hinweis auf „die großen modernen Geistesbewegungen unserer Tage“ eingeleitet, die „mit der gesungenen Idee, d. h. mit anfeuernden Liedern […] erfolgreich für ihre Ziele“ würben. „Auch im Reiche Gottes auf Erden, in der katholischen Kirche“, so fuhr der Bischof fort, „ist eine große Geistesbewegung im Werden. Frisch und jung, wahrhaftig geisterneuernd zieht eine liturgische Erneuerung immer weitere Kreise. Auch diese Bewegung der Seelenhaltung stellt das Lied in seinen Dienst; was sie lehrt und spricht, will sie singen und damit Begeisterung erwecken“ (S. V). Sprache und Terminologie sind hier unverkennbar die der Jugendbewegung, die, um die Jahrhundertwende entstanden, nach dem 1. Weltkrieg auf den katholischen Raum übergegriffen hatte. Unter dem Einfluß ihres geistlichen Mentors Romano Guardini hatte sie sich namentlich der Liturgie zugewandt. Die alten Formen des Gottesdienstes empfand sie als abgelebt und erneuerungsbedürftig - sie mußten mit neuem Leben erfüllt und durch eine intensivere Beteiligung des Volkes zu einem begeisternden Gemeinschaftserlebnis werden. Das Mittel der Wahl dabei war die Verwendung der Landessprache. Das war eine Abkehr vom Cäcilianismus und wertete auch das muttersprachliche Lied entschieden auf: „Ein Volk, das nicht singt, ist ein sterbendes Volk, eine Religion, die nicht singt, ist eine sterbende Religion. Das katholische Volk hat vielfach das Singen verlernt“, beklagte der St. Pöltener Bischof ganz in diesem Sinne in seinem Geleitwort von 1931. 14 Dazu Küppers, Diözesangesangbücher, S. 43 f. 15 Dazu Küppers 1987, S. 51 f: , vgl. auch Theo Hamacher: Der kirchliche Volksgesang, in: Geschichte der katholischen Kirchenmusik Band II: Vom Tridentinum bis zur Gegenwart, hg. von Karl Gustav Fellerer, Kassel u. a. 1976, S. 294-307, zum Einschnitt um 1930 S. 296. Andreas Scheidgen 42 Wie aber sah es mit der Umsetzung dieses Programms aus? Die Generation der um 1930 entstandenen Diözesangesangbücher orientiert sich stärker als bisher am Ablauf der Meßfeier. Die Zusammensetzung des Liedbestandes erscheint jedoch uneinheitlich und von unterschiedlichen Kräften gespeist: An zeitgenössischen Liedern ist ein beträchtlicher Einstrom zu verzeichnen. Er speist sich aus einer Reihe von privaten Veröffentlichungen seit der Jahrhundertwende wie etwa der Sammlung Unsere Kirche (1915) der beiden Jesuiten Joseph Kreitmaier und Erich Przywara - von ihnen stammt z. B. das verbreitete Lied „O du mein Heiland hoch und hehr“ zum 1925 verbindlich eingeführten Christkönigsfest. Die meisten dieser Lieder verschwanden jedoch in der zweiten Jahrhunderthälfte wieder aus den Gesangbüchern. Heute sind sie komplett vergessen. Manche Bücher öffnen sich populären älteren Liedern, die bis dato außerhalb des Gottesdienstes in der privaten und familiären Frömmigkeit gelebt hatten: Das St. Pöltener nimmt Lieder wie „Stille Nacht, heilige Nacht“, „Ihr Kinderlein kommet“ oder „Segne du Maria“ auf, von denen einige um diese Zeit auch in anderen Diözesen Eingang finden („Segne du Maria“ beispielsweise 1929 in Speyer, 1935 in Bamberg, „Stille Nacht“ schon 1908 in Regensburg, 1921 im Gesangbuch für das Untereichsfeld). Das für die liturgische Erneuerung kennzeichnende Leitbild der Gemeinschaftsmesse unter stärkerer Beteiligung der Laien führte zur Vermehrung der deutschen Singmessen. Auf diesem Weg gelangte die bereits hundert Jahre zuvor entstandene Schubert- Messe („Wohin soll ich mich wenden“) in viele Gesangbücher vor allem des süd- und südostdeutschen Raums. Schließlich brachten die dreißiger Jahre die Einspeisung der mancherorts noch unterrepräsentierten Lieder aus den Publikationen Joseph Mohrs: So nennt die Vorrede des Kölner Gebet- und Gesangbuches von 1930 (es wurde von Pfarrer Josef Könn, einem Wegbereiter der Gemeinschaftsmesse, erarbeitet) u. a. „Auf, gläubige Seelen“ (die deutsche Bearbeitung von „Adeste fideles“), „Ein Haus voll Glorie schauet“ und „Maria breit den Mantel aus“ als Neuzugänge. Auch hier fand ein beachtlicher Einstrom von Aufklärungsliedern statt („Beim letzten Abendmahle“, „Singt dem König Freudenpsalmen“, „Wir werfen uns darnieder“). Nach ihrer ideologischen Überwindung durch den Ultramontanismus wurde die Aufklärung mit ihrem konsensfähigen Kernbestand nun selbst dem restaurativen Programm eingegliedert. Manche dieser Lieder gelangten, obwohl katholischen Ursprungs, auch in evangelische Gesangbücher („Stille Nacht“ und „Ihr Kinderlein kommet“ etwa schon um die Jahrhundertwende). Offenbar verbanden sich die Konfessionen in dem Wunsch nach einer gefühlsbetonten Frömmigkeit, die mit ihrem kindlichen Ton einem durch die Erschütterungen der Zeit geweckten Regressionsbedürfnis entsprechen mochte. Diese Gesangbücher waren durch die innerkirchlichen Bestrebungen zu einer „liturgischen Erneuerung“ geprägt. Die Jugend, auf die sich die Neue- Diözesangesangbücher und Kirchenliedrestauration im 19. und 20. Jh. 43 rer zum Teil beriefen, pflegte indes andere Vorlieben. Sie bevorzugte die fernere Vergangenheit, das geistliche Lied des Mittelalters oder des Barock. Dort suchte man jenes ursprüngliche „Volkslied“, dessen Kraft und Echtheit, Empfindungstiefe und Innigkeit dem Gottesdienst neues Leben einhauchen sollten. Daraus ergab sich von selbst ein starker restaurativer Impuls, den aber nicht die Diözesangesangbücher, sondern die 1938 erschienene und zunächst für die Jugendarbeit bestimmte Sammlung Kirchenlied aufnahm (über sie ausführlich das folgende Kapitel). Bei vielen Liedern („In dulci jubilo“, „Es kommt ein Schiff geladen“, „Es ist ein Ros entsprungen“) führte Kirchenlied die im 19. Jahrhundert nur teilweise vollzogene Restauration der Urfassung zu Ende, andere (z. B. „Meerstern, ich dich grüße“) wurden aus den gelehrten Volksliedsammlungen neu übernommen. Vermittelt wurden diese Übernahmen zu einem beträchtlichen Teil durch die Liederbücher der Wandervogelbewegung und der bündischen Jugend, vor allem den Zupfgeigenhansl (1. Auflage 1909), den in katholischen Gruppen verbreiteten Spielmann (1920) 16 oder das Singeschiff (1930) 17 . Es dauerte freilich bis nach Kriegende, ehe sich das Kirchenlied-Repertoire überall in den Diözesen durchsetzte. In den letzten Jahren der Nazi- Herrschaft konnten keine Gesangbücher mehr erscheinen, und als deren Produktion Ende der vierziger Jahre wieder einsetzte, entschlossen sich die meisten Diözesen zu einer Neubearbeitung. Den Anfang machten Augsburg und Paderborn 1948, bereits 1949 folgten Köln, Aachen, Fulda, Hildesheim, Münster, Rottenburg und Würzburg. Anfang der fünfziger Jahre war diese Revisionswelle mit den Büchern von München-Freising und Freiburg 1950, Osnabrück, Passau und Speyer 1951, Berlin, Eichstätt und Mainz 1952 abgeschlossen, Trier und Limburg zogen 1955 bzw. 1957 nach. Die neuen Gesangbücher bahnten dem Kirchenlied-Repertoire den Weg. Anders als die Generation von 1930 setzten sie die Vorstellungen der Jugendbewegung konsequent um. „In der Form von Text und Melodie strebten wir nach der ursprünglichen, idealen, liturgischen, wenn auch hie und da herben Form“, schrieb der Mainzer Bischof Albert Stohr 1952 im neuen Mainzer Gesangbuch. Er griff damit auf, was er 1938 in seinem Geleitwort den Herausgebern des Kirchenlied zugute gehalten hatte: „Ihr habt die alten Texte und Melodien an den Quellen erforscht und ihnen ihre Kraft und Herbheit zurückgegeben“. Daß manch eines dieser alten Lieder den Weg ins Gesangbuch über die Volkslied-Begeisterung des „Wandervogel“ gefunden hatte, geriet schon bald in Vergessenheit. 16 Vgl. dazu auch Andrea Neuhaus: Das geistliche Lied in der Jugendbewegung. Zur literarischen Sakralität um 1900 (Mainzer Hymnologische Studien 16), Tübingen 2005. 17 Das belegt im einzelnen die Studie von Thomas Labonté: Die Sammlung „Kirchenlied“ (1938). Entstehung, Corpusanalyse, Rezeption (Mainzer Hymnologische Studien 20) Tübingen 2008. Andreas Scheidgen 44 Auf dem Höhepunkt ihres Einflusses nahm die liturgische Bewegung ihr ehrgeizigstes Ziel in Angriff: die Schaffung eines landessprachlichen Liturgiegesangs. Die liturgischen Texte sollten nicht mehr dem lateinischen Choral vorbehalten bleiben, sondern von der Gemeinde in deutscher Sprache gesungen werden. Für die wortgetreuen Übersetzungen der liturgischen Texte sollte ein adäquater musikalischer Ausdruck in Gestalt einer Deutschen Gregorianik geschaffen werden, deren Entwicklung eine Gruppe von Kirchenmusikern um Heinrich Rohr (Mainz), Erhard Quack (Speyer) und Fritz Schieri (München) vorantrieb. In Publikationen wie den von Rohr und dem Ehepaar Maria-Luise und Georg Thurmair herausgegebenen Heften der Singenden Gemeinde wurde an dem Projekt gearbeitet, das schließlich auch für die Umsetzung der Liturgiereform des II. Vatikanums im Einheitsgesangbuch Gotteslob maßgeblich wurde. Zu diesem Zeitpunkt aber hatte die liturgische Bewegung bereits ihren Nährboden verloren, denn die Jugend, auf die sich einst berufen hatte, hatte sich von ihr abgewandt. Der Siegeszug der angloamerikanischen Popkultur und der Aufstand der 68er-Bewegung gegen die Vätergeneration hatten einen tiefen Bruch mit der Vergangenheit bewirkt. Zwischen der neuen Jugendkultur und derjenigen der Vorkriegszeit bestand ein himmelweiter Unterschied. Auch die Kirche verlor rapide an Rückhalt in der Gesellschaft. Guardini, der große Mentor der Reform, hatte das gespürt und sich bereits 1964 zweifelnd gefragt, ob der moderne Mensch zum liturgischen Akt überhaupt noch fähig sei. Einige Diözesen überarbeiteten ihre Gesangbücher jetzt noch einmal (z. B. Essen und Bamberg 1970, Köln und Münster 1971). Sie begannen damit, die römische Liturgiekonstitution von 1968 umzusetzen und deutsche Meßgesänge und Kehrverse einzuspeisen. Eine grundlegende Revision des Liedbestandes unterließen sie jedoch, so daß sie kirchenliedgeschichtlich noch immer der Epoche der Restauration angehören. Bibliographie Ausgaben des Konstanzer Gesangbuchs zwischen 1830 und 1840 Christkatholisches Gesang= und Andachtsbuch zum Gebrauche bei der öffentlichen Gottesverehrung in dem (ehemaligen) Bisthum Constanz. Siebente Original-Ausgabe. Konstanz: J. M. Bannhard 1831. Erste Auflage 1812. Christkatholisches Gesang- und Andachtsbuch zum Gebrauche bei der öffentlichen Gottesverehrung im ehemaligen Bisthum Constanz. Herausgegeben durch das bischöfliche Ordinariat. 7. und 8. Auflage. Ehingen: Thomas Feger o. J. [ca. 1831]. Christkatholisches Gesang- und Andachtsbuch zum Gebrauche bei der öffentlichen Gottesverehrung im ehemaligen Bisthum Constanz. Herausgegeben durch das bischöfliche Ordinariat. Neue verbesserte unveränderte Auflage mit einem Anhang von zwei Messen und zwei Vespern. Ehingen an der Donau: Th. Feger 1832. Christkatholisches Gesang- und Andachtsbuch zum Gebrauche bei der öffentlichen Gottesverehrung im ehemaligen Bisthum Constanz. Herausgegeben durch das Diözesangesangbücher und Kirchenliedrestauration im 19. und 20. Jh. 45 bischöfliche Ordinariat. Ehingen a. d. D.: Th. Feger/ Leipzig: Herbig in Kommission 1835. Christkatholisches Gesang- und Andachts-Buch zum Gebrauche bei der öffentlichen Gottesverehrung im ehemaligen Bisthum Constanz. Herausgegeben durch das Bischöfliche Ordinariat. Ehingen a. d. D.: Th. Feger 1837. Christkatholisches Gesang- und Andachtsbuch zum Gebrauche bei der öffentlichen Gottesverehrung in dem (ehemaligen) Bisthum Constanz. Siebente Original-Ausgabe. Rottenburg a. N.: J. B. Bäuerle 1832. Christkatholisches Gesang= und Andachtsbuch zum Gebrauche bei der öffentlichen Gottesverehrung in dem (ehemaligen) Bisthum Constanz. Neueste Ausgabe. Rottenburg a. N.: J. B. Bäuerle 1834. Weitere Ausgaben 1836 und 1837. Christkatholisches Gesang- und Andachtsbuch zum Gebrauche bei der öffentlichen Gottesverehrung in dem (ehemaligen) Bisthum Constanz. Achte Original-Ausgabe. Freiburg i. Br.: Herder 1834. Ferner belegt: 11. Originalausgabe 1838. Christkatholisches Gesangbüchlein. Ein Auszug aus dem Konstanzer Gesangbuch. Zum Gebrauche bey dem allgemeinen Kirchen-Volksgesange auf Landpfarreyen. Geordnet und herausgegeben von Schullehrer Buschor, zu Oberdischingen […] Ulm: Ebner 1830. Gesang- und Andachtsbuch zum Gebrauche bei der öffentlichen Gottesverehrung. Ein Auszug aus dem größeren Gesang- und Andachtsbuche des ehemaligen Bisthums Konstanz. Zweite Auflage. Freiburg: Herder 1832. Erste Auflage 1817; dritte Aufl. 1833, siebte Aufl. 1836. Zwischen 1830 und 1840 in Aachen erschienene Gesangbücher Wagner, Jacob: Der Jugend Morgentöne oder: Sechzig leichte Chorallieder mit Orgelbegleitung, zum Gebrauche für Schüler der höhern und niedern Klassen der Elementarschulen beim täglichen Gottesdienste […] Aachen und Leipzig: Jacob Anton Mayer 1832. Dilschneider, J. W.: Vollständiges Gebet- und Gesang-Buch für die Pfarrgemeinde zum h. Peter in Aachen […] Aachen: H. Leuchtenrath 1836. [2. Auflage 1840 unter dem Titel Christkatholisches Gebet- und Gesang-Buch, im zweiten Theile die besonderen Andachten der Peters-Pfarre zu Aachen enthaltend]. Gebete und Kirchenlieder, zum Gebrauche der Mutter-Gottes-Bruderschaft in der Stiftskirche zu Aachen. Aachen: Th. Vlieckx 1837. Deutschmann, Karl: Das neue Sion, ein katholisches Gebeth- und Gesangbuch […] Aachen und Leipzig: P. Roschütz & Comp./ Wien: Gerold 1839. Kreutzer, Johann Jakob: Sammlung aller Gebete und Gesänge, welche beim öffentlichen gemeinschaftlichen Gottesdienst in der Pfarrkirche zum heiligen Adalbert in Aachen das Jahr hindurch gebraucht werden […] Aachen: J. Schleiden jr. 1840. Diözesangesangbücher der Spätaufklärung Katholisches Gesang- und Gebetbuch zur Feier des öffentlichen Gottesdienstes im Bißthum Rottenburg […] Stuttgart: Verlags-Comptoir des katholischen Gesang- und Gebetbuches 1837. Katholisches Gesangu. Andachtsbuch zur Feier des öffentlichen Gottesdienstes in der Erzdiözese Freiburg […] Karlsruhe: Chr. Fr. Müller 1839. Andreas Scheidgen 46 Katholisches Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Limburg […] Wiesbaden: Verlag des katholischen Central-Kirchenfonds 1839. Kirchenliedrestauration im 19. Jahrhundert Bone, Heinrich: Cantate! Katholisches Gesangbuch nebst Gebeten und Andachten für alle Zeiten und Feste des Kirchenjahres […] Mainz: Kirchheim, Schott und Thielmann 1847. Bone, Heinrich: Cantate! Katholisches Gesangbuch nebst einem vollständigen Gebet- und Andachtsbuche […] Zweite, sehr vermehrte Auflage […] Paderborn: F. Schöningh 1851. Folgeauflagen bis 1905. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für die Diöcese Mainz. Herausgegeben im Auftrage des Hochwürdigsten Herrn Wilhelm Emmanuel, Bischof des heiligen Stuhles von Mainz. Mainz: Franz Kirchheim 1865. Zahlreiche Folgeauflagen. Katholisches Gesang- und Andachtsbuch zum Gebrauch bei dem öffentlichen Gottesdienste im Bisthum Rottenburg. Herausgegeben vom Bischöflichen Ordinariat. Rottenburg & Gmünd: Georg Schmid 1865. Zahlreiche Folgeauflagen. Mohr, Joseph: Cäcilia. Ein Gesangbuch für die Kirche mit Congregationsliedern und Gebeten. Zweite Auflage. […] Paderborn: Junfermann (J. C. Pape Wwe.) 1868. Die erste Auflage erschien 1862 ohne Namensnennung unter dem Titel „Kirchengesänge“. Von der 5. (1874) bis zur 36. und letzten Auflage 1936 kam das Buch im Friedrich Pustet-Verlag Regensburg heraus. Mohr, Joseph: Cantate. Katholisches Gesang- und Gebetbuch […] Regensburg, New York und Cincinnati: Friedrich Pustet 1873. Sursum corda! Katholisches Gesang- und Gebetbuch zunächst für die Diöcese Paderborn […] Paderborn: Junfermann (J. C. Pape Wwe.) 1874. Zahlreiche Folgeauflagen. Mohr, Joseph: Jubilate Deo! Lieder für den katholischen Gottesdienst, größtenteils aus alten katholischen Gesangbüchern gesammelt und für gemischten Chor bearbeitet […] Regensburg, New York und Cincinnati: Friedrich Pustet 1877. Mohr, Joseph: Lasset uns beten! Katholisches Gebet- und Gesangbuch […] Regensburg, New York und Cincinnati: Friedrich Pustet 1881. Gelobt sei Jesus Christus! Gebet- und Gesangbuch für das Erzbistum Bamberg. Auf oberhirtliche Anordnung. Regensburg: Friedrich Pustet 1881. Zahlreiche Folgeauflagen. Gesangbuch für die österreichische Kirchenprovinz. Linz: Katholischer Preßverein 1881. Ave Maria. Katholisches Gebet- und Gesangbuch […] Mit oberhirtlicher Approbation. Regensburg, New York und Cincinnati: Friedrich Pustet/ Würzburg: F. X. Bucher - Leo Wörl 1881. Ab 1883 mit dem Zusatz für das Bisthum Würzburg im Titel. Zahlreiche Folgeauflagen. Salve Regina. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Speyer. Auf oberhirtliche Anordnung. Regensburg: Friedrich Pustet 1882. Zahlreiche Folgeauflagen. Alleluja. Gebet- und Gesangbuch für das Erzbisthum Salzburg. Auf oberhirtliche Anordnung. Salzburg: Katholischer Bücherverein/ Regensburg: Friedrich Pustet 1884. Dreves, Guido Maria: O Christ hie merk! Ein Gesangbüchlein geistlicher Lieder. Mit Approbation des hochw. Herrn Erzbischofs von Freiburg. Freiburg i. Br.: Herder 1885. Psälterlein. Gebet- und Gesangbuch für die Diözese Basel. Auf oberhirtliche Anordnung. Solothurn: Bischöfliches Ordinariat/ Regensburg: Friedrich Pustet 1890. Diözesangesangbücher und Kirchenliedrestauration im 19. und 20. Jh. 47 [Mohr, Joseph: ] Psälterlein. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Mit oberhirtlicher Approbation. Regensburg, New York und Cincinnati: Friedrich Pustet 1891. Magnificat. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für die Erzdiöcese Freiburg. Herausgegeben im Auftrag des Hochwürdigsten Herrn Erzbischofs von Freiburg. Freiburg i. Br.: Herder 1892. 2. veränderte Aufl. 1904. Diözesan-Gebetbuch für Erwachsene, besonders zum Gebrauche bei dem öffentlichen Gottesdienste im Bistum Passau. Auf Anordnung des Hochwürdigsten Herrn Bischofes Antonius. Passau: Verlag der Kanzlei des Ordinariates 1906. Lob Gottes. Diözesan- Gebet- und Gesangbuch besonders zum Gebrauche bei dem öffentlichen Gottesdienste im Bistum Regensburg […] Auf Anordnung des Hochwürdigsten Herrn Bischofes Antonius. Regensburg: Verlag der Kanzlei des Ordinariates 1908. Gottesdienst. Gebet- und Gesangbuch für die Erzdiözese München und Freising. Auf oberhirtliche Anordnung. Regensburg: Friedrich Pustet 1909. Gesangbuch für das Bistum Eichstätt. Nach oberhirtlicher Anordnung. Eichstätt: Kommissionsverlag der Ph. Brönnerschen Buchhandlung (P. Seitz) 1910. Das zwanzigste Jahrhundert Kreitmaier, Josef: Unsere Kirche. 176 neue religiöse Lieder für Kirche, Schule und Haus mit Orgel- oder Harmoniumbegleitung […] Regensburg: Josef Habbel 1915. Weitere Auflagen bis 1924. 1926 und 1931 unter dem Titel „Gloria“ auf 240 Lieder erweitert. Katholisches Gesang- und Gebetbuch für das Unter-Eichsfeld. Duderstadt: G. Hövener 1921. Salve Regina. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Speyer […] Neuausgabe. Auf oberhirtliche Anordnung. Speyer: Verlag des Bischöflichen Priesterseminars 1929. Zahlreiche Folgeauflagen. Gebetbuch und Gesangbuch für das Erzbistum Köln. Köln: J. P. Bachem [1930]. Zahlreiche Folgeauflagen. Diözesan-Gesangbuch für das Bistum St. Pölten. In oberhirtl. Auftrag. Klosterneuburg bei Wien: Verlag des Volksliturgischen Apostolates 1931. Lobt den Herrn! Gebet- und Gesangbuch für das Erzbistum Bamberg […] 1. Auflage. Bamberg: Verlag des Ordinariates der Erzdiözese 1935. Zahlreiche Folgeauflagen. Kirchenlied. Eine Auslese geistlicher Lieder für die Jugend. Düsseldorf: Verlag Jugendhaus Düsseldorf 1938. Der Zusatz für die Jugend entfällt in den zahlreichen Folgeauflagen, die im Christophorus-Verlag Freiburg erscheinen. Laudate. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Augsburg. Kempten: Kösel 1948. Zahlreiche Folgeauflagen. Sursum corda! Gesang- und Gebetbuch für das Erzbistum Paderborn. Paderborn: Erzbischöfliches Generalvikariat [1948]. Zahlreiche Folgeauflagen im Verlag Junfermann. Oremus. Gebetbuch und Gesangbuch für das Bistum Aachen. Mönchengladbach: B. Kühlen [1949]. Katholisches Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Fulda. Neu bearbeitet und herausgegeben im Auftrage des Hochwürdigsten Herrn Dr. Johannes Baptista Dietz, Bischofs von Fulda. Fulda: Verlag Bischöflicher Stuhl 1949. Zahlreiche Folgeauflagen. Andreas Scheidgen 48 Canta Bona. Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Hildesheim. Göttingen: Herder 1949. Zahlreiche Folgeauflagen. Gebet- und Gesangbuch für das Erzbistum Köln. Köln: J. P. Bachem [1949]. Zahlreiche Folgeauflagen. Laudate. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Münster. Münster: Aschendorff 1949. Zahlreiche Folgeauflagen. Gesang- und Andachtsbuch für das Bistum Rottenburg. Herausgegeben vom Hochwürdigsten Herrn Bischof Dr. Carl Joseph Leiprecht. Stuttgart: Schwabenverlag 1949. Zahlreiche Folgeauflagen. Ave Maria. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Würzburg. Auf Oberhirtliche Anordnung […] Würzburg: Verlag des Ordinariates der Diözese Würzburg [Neuausgabe 1949]. Zahlreiche Folgeauflagen. Gottesdienst. Gebet- und Gesangbuch für das Erzbistum München und Freising. München: J. Pfeiffer 1950. Magnifikat. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für die Erzdiözese Freiburg. Herausgegeben im Auftrag des hochwürdigsten Herrn Erzbischofs von Freiburg. Freiburg: Herder 1950. Zahlreiche Folgeauflagen. Gotteslob. Gesangbuch und Gebetbuch für das Bistum Osnabrück. Osnabrück: Fromm; Kevelaer: Butzon & Bercker 1951. Lob Gottes. Gebet- und Gesangbuch der Diözese Passau. Auf oberhirtliche Anordnung. Dritte neubearbeitete Auflage. Passau: Verlag des Bischöflichen Ordinariates 1951. Salve Regina. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Speyer. Regensburg: Friedrich Pustet [1. Aufl. der Neubearbeitung 1951]. Zahlreiche Folgeauflagen. Ehre sei Gott. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Berlin. Berlin: Druckhaus Tempelhof 1952. Gotteslob. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Eichstätt. Eichstätt: Verlag Bischöfliches Ordinariat [1952]. Gelobt sei Jesus Christus. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Mainz. Herausgegeben vom Bischöflichen Ordinariat Mainz. Mainz: Matthias=Grünewald-Verlag [1952]. Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Trier. Herausgegeben vom Bischöflichen Generalvikariat. Trier: Paulinus-Verlag [1955]. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Limburg. Herausgegeben vom Bischöflichen Ordinariat Limburg. Frankfurt am Main: Josef Knecht [1957]. Singende Gemeinde. Gesänge zur Feier der heiligen Eucharistie mit Psalmen aus der Psalmenübersetzung der Benediktiner der Erzabtei Beuron. Band I: Advent. Freiburg: Christophorus-Verlag [1961]. Zahlreiche weitere Hefte für das gesamte Kirchenjahr und weitere Rubriken bis 1969. Parallel dazu erschien eine Ausgabe mit Psalmen aus dem „Deutschen Psalter“ von Romano Guardini im Matthias- Grünewald-Verlag Mainz. Bamberger Gebet- und Gesangbuch. Bamberg: St.-Otto-Verlag GmbH.; Nürnberg: Johann-Michael-Sailer-Verlag [1970]. Gesangbuch für das Bistum Essen. Bochum: F. Kamp 1970. Gebet- und Gesangbuch für das Erzbistum Köln. Köln: J. P. Bachem [1971]. Laudate. Gebetbuch und Gesangbuch für das Bistum Münster. Münster in Westfalen: Aschendorff 1971. 5. Kapitel Das Einheitsgesangbuch Gotteslob (1975-2008) und seine Vorgeschichte Das katholische Gebet- und Gesangbuch Gotteslob ist das erste katholische Einheitsgesangbuch der Geschichte. Die Einheit als Anliegen ist der römischkatholischen Kirche zwar vertraut, sofern die Liturgie von Rom aus straff zentralisierten Genehmigungsverfahren unterlag, doch blieben die Gesangbücher als gewissermaßen nur nebenliturgischer, in seiner Bedeutung unterbewerteter Bereich lange von der römischen Kontrolle ausgespart, so daß sich eine große regionale Vielfalt entwickeln konnte. Die Vereinheitlichungsbemühungen werden ursprünglich nicht von binnenkirchlichen, sondern von allgemein geistesgeschichtlichen Impulsen angestoßen: der Aufklärung und dem Nationalismus. Die Aufklärung suchte nach Vereinheitlichung, weil sie den „vernünftigen Gottesdienst“ nach klaren und allgemeingültigen Regeln wollte. Am durchgreifendsten wirkten in dieser Hinsicht die josephinischen Reformen in Österreich. Ihr Extrem bildete der zum allgemeinen Gebrauch vorgeschriebene Normalmeßgesang (1783), mit einer für jeden Sonntag gleichen Meßliedreihe, die für ihre neun Lieder mit einer einzigen Melodie auskam. Anderswo war man nicht so radikal, aber überall entstanden neue Lieder und neue Gesangbücher. Aus größerem historischem Abstand gesehen war das Ergebnis der vernünftigen Bemühungen jedoch eine Vermehrung der Zersplitterung, da die Reformen und ihre Lieder in überall unterschiedlichem Grade angenommen wurden, sich mit dem weiterbestehenden Alten überall unterschiedlich vermischten und neben ihnen unterschiedlich viel regionaler Wildwuchs weiterexistierte. Der zweite auf eine Vereinheitlichung hinwirkende Faktor war die deutsche Nationalbewegung. Die deutsche Bischofskonferenz beriet im Revolutionsjahr 1848 über die Einberufung eines Nationalkonzils, das einheitliche Kirchenlieder auswählen und einführen sollte. 1 Daraus wurde zwar nichts, aber der Plan ist trotzdem ein Indiz. Das deutsche Kirchenlied als Ausdruck des alten, kräftigen und kernigen deutschen Wesens sollte eines Geistes sein. Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt sollten die gleichen Lieder gelten. Die Nationalisierung erfaßte vor allem die protestanti- 1 Diese und andere wertvolle Informationen entnehme ich dem Artikel von Irmgard Scheitler: Gotteslob (1975). Vorgeschichte, Problematik, Programm, Kritik, in: Gotteslob- Revision. Probleme, Prozesse und Perspektiven einer Gesangbuchreform, hrsg. v. Hermann Kurzke und Andrea Neuhaus, Tübingen: Francke 2003, S. 79-92 (Mainzer Hymnologische Studien 9). Hermann Kurzke 52 schen Lieder, mit Luther und Paul Gerhardt als führenden Autoren, erreichte aber in abgeschwächter Gestalt und mit Verspätung auch die Katholiken. So war die ‚deutsche Weihnacht‘ durch Lieder wie „Stille Nacht“, „Zu Bethlehem geboren“ und „Es ist ein Ros entsprungen“ dominant katholisch geprägt. Es waren die Kriege, welche die Vereinheitlichung am nachdrücklichsten voranbrachten. Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, von der Jugendbewegung bis in die zweite Nachkriegszeit, war eine Periode leidenschaftlichen kollektiven Singens. Das vertiefte sich in den Kriegen. Soldaten aus verschiedenen Diözesen kamen zu Andachten, Festgottesdiensten und Begräbnissen zusammen. Engagierte Geistliche setzten das Bedürfnis nach gemeinsamen Liedern rasch um. Das erste Ergebnis waren die 23 Einheitslieder, die aufgrund eines Beschlusses der Fuldaer Bischofskonferenz 1916 zuerst als Anhang zum Fuldaer Gesangbuch erschienen, dann in einigen Diözesen an jüngere und ältere Gesangbücher angebunden wurden (Beispiele im bibliographischen Teil) und, aus dem Anhangsdasein endlich erlöst, in der Folgezeit neu entstehende Gesangbücher infiltrierten. Die Autorität der Bischofskonferenz war jedoch nicht durchschlagend. Die Initiative versandet. 2 Von den 23 Liedern haben auf die Dauer nur diejenigen fünfzehn Erfolg, die sich auch in den Einheitsliedern von 1947 wiederfinden. Die einzelnen Diözesangesangbücher übernehmen in den 20er und frühen 30er Jahren zwar eine unterschiedlich zusammengesetzte Mehrzahl dieser Lieder, halten sich aber oft nicht an die von Fulda 1916 approbierten Fassungen, so daß es genau besehen damals mit der Einheit nicht weit her ist. Zu den wenigen Liedern, die bereits damals kanonisch werden, gehören etwa „Alles meinem Gott zu Ehren“, „Fest soll mein Taufbund immer stehen“, „Großer Gott, wir loben dich“, „Ich will dich lieben, meine Stärke“, „Jesus, dir leb ich“, „Komm, Schöpfer Geist“, „Maria zu lieben“ und, als einziges evangelisches Lied, „O Haupt voll Blut und Wunden“. Da fast alle Diözesen nach dem tiefen Einschnitt, den der Erste Weltkrieg bedeutete, Revisionsbedarf hatten, kommen wenigstens diese Lieder schnell in allgemeinen Gebrauch. Der nächste große Impuls ging von der Jugendbewegung aus. Über die Liederbücher der bündischen Bewegung vermittelt brachten Josef Diewald, Georg Thurmair und Adolf Lohmann 1938 ein Einheitsgesangbuch für die deutsche Jugend zustande, das unter dem Titel Kirchenlied. Eine Auslese geistlicher Lieder für die Jugend im Verlag des Jugendhauses Düsseldorf erschien. 3 Nach der Auflösung des Jugendhauses durch die nationalsozialistischen Behörden (1938) wurde es vom neu gegrün- 2 Die für die Weiterentwicklung des Einheitsliedguts entscheidende Sammlung Kirchenlied von 1938 übernimmt diese Lieder mehrheitlich nicht (anders als bei Scheitler S. 79 angenommen) - nur acht von ihnen finden sich dort in überarbeiteter Form. 3 Viele Informationen zu dieser Publikation sind übernommen aus der Untersuchung Die Sammlung „Kirchenlied“ (1938). Entstehung, Corpusanalyse, Rezeption von Thomas Labonté, Tübingen: Francke 2008 (Mainzer Hymnologische Studien 20). Das Einheitsgesangbuch Gotteslob (1975-2008) und seine Vorgeschichte 53 deten Christophorus-Verlag in Berlin und Freiburg i. Br. weiter vertrieben. Der Zusatz „für die Jugend“ im Untertitel wurde gestrichen, denn das kleine Buch mit seinen 140 Liedern war zu einem grandiosen Erfolg im gesamten katholischen Lager geworden. Noch in der NS-Zeit konnten mindestens zehn Auflagen erscheinen, jeweils als reine Text- und als Notenausgabe, ferner als Kompaktausgabe zusammen mit der ebenfalls stark verbreiteten Sammlung Kirchengebet. Die Auflagenhöhe im einzelnen ist nicht bekannt, dürfte aber beträchtlich sein, denn noch heute sind zahlreiche Exemplare der Ausgaben vor 1945 greifbar und antiquarisch leicht erhältlich. Von 1945 bis 1972 folgen mindestens zwanzig weitere Auflagen, mit denen schätzungsweise ein bis zwei Millionen Exemplare im gesamten deutschsprachigen Raum vertrieben wurden. Sieht man vom Gotteslob ab, ist Kirchenlied das mit Abstand einflußreichste katholische Gesangbuch des 20. Jahrhunderts. Es gelang den drei Bearbeitern (von denen Josef Diewald für die Organisation, Georg Thurmair für die Texte und Adolf Lohmann für die Melodien zuständig war), denen man eine gewisse Genialität nicht absprechen kann (denn Kommissionen pflegt derlei nicht zu gelingen), einen Grundstock von Liedern zu schaffen, die in der Nachkriegszeit dann einen fast kanonischen Bestand bildeten. Von seinen 140 Liedern stehen 79 noch im Gotteslob - meistens allerdings in einer dem gewandelten Zeitgeist verpflichteten Textform. Im gesangbuchgeschichtlichen Zusammenhang gesehen ist Kirchenlied drei großen Traditionen verpflichtet: einer restaurativen, einer ökumenischen und einer modernen. Was die erste betrifft, so bricht die kleine Sammlung endgültig mit den aufklärerischen Reformideen und bringt die von Heinrich Bone inaugurierte Restaurationsbewegung auf ihren Höhepunkt, indem sie, zuungunsten der Produkte des 18. und 19. Jahrhunderts, die alten Lieder des Mittelalters und des 17. Jahrhunderts favorisiert oder mit geschickten Bearbeitungen reaktiviert. Zum zweiten gelingt es diesem Gesangbuch erstmals, über dreißig evangelische Lieder in die katholische Tradition einzuspeisen, und zwar so überzeugend, daß ein Bewußtsein von der evangelischen Herkunft bei den allermeisten Sängern nicht mehr vorhanden ist. Zum dritten implantiert die kleine Sammlung eigene Lieder von Thurmair und Lohmann, die anfangs viel gesungen wurden, von denen allerdings nur „Wir sind nur Gast auf Erden“ auf Dauer in den Bestand überging. Der Krieg, in den die ersten Wirkungsjahre fielen, und die auf ihn folgenden Vertreibungen, Massenfluchten und Bevölkerungsdurchmischungen haben die Liedervereinheitlichung entschieden vorangetrieben. Zu einem guten Teil aus der Sammlung Kirchenlied übernommen (40 von 74 Liedern), erscheinen 1947 erneut Einheitslieder, zuerst als eigenes Heft, dann einzelnen Gesangbüchern beigebunden, dann in den Liedbestand integriert und mit einem „E“ gekennzeichnet. Sie sind, sofern sie dort enthalten waren (15 von 74), textlich meistens nicht deckungsgleich mit den Einheitsliedern von 1916. Hermann Kurzke 54 Für Österreich entstanden ebenfalls Einheitslieder, die sich nur sehr entfernt an der deutschen Liste orientieren. 4 Kirchenlied und Einheitslieder speisen dann die Diözesangesangbücher der Nachkriegszeit, die in den Jahren von 1949 bis 1960 erschienen. Von den 140 Liedern des Kirchenlied finden sich oft 60 bis 90 auch in den Diözesangesangbüchern - eine hohe Quote. Wieder erzwangen die gewaltigen historischen Umbrüche eine Welle von Gesangbuchrevisionen - die nur 25 Jahre nach der Vorläufergeneration anrollte, also in einem viel kürzeren Abstand als im 17. und 18. Jahrhundert, wo ein Gesangbuch es leicht auf mehr als hundert Jahre bringen konnte, und im 19., als fünfzig und mehr Jahre keine Seltenheit waren. Die Einheitslieder von 1947 werden mit weit größerer Entschiedenheit durchgesetzt als die von 1916. Sie werden meistens komplett und unverändert übernommen. Aber noch immer stehen wenig mehr als hundert halbwegs vereinheitlichten und überregional bekannten Liedern die doppelte Anzahl von hochvarianten Liedern gegenüber, zu denen dann noch das Tausende von Nummern umfassende diözesane Eigenrepertoire kommt. Die Verfallszeit auch der Nachkriegsgesangbücher war deshalb sehr kurz. Bereits 1962, als diese Bücher noch so gut wie neu waren, beschloß die deutsche Bischofskonferenz die Herausgabe eines einheitlichen Gesang- und Gebetbuchs für die deutschen Diözesen. 5 Die Bischofskonferenzen Österreichs und der DDR schlossen sich an, während die Schweizer Bischöfe an einem eigenständigen katholischen Gesangbuch für die Schweiz festhielten. Der Beschluß geriet sogleich in den Bannkreis des 2. Vatikanischen Konzils, das am 11. Oktober 1962 eröffnet worden war. Sein erstes großes Ergebnis war die Liturgiekonstitution, die am 4. Dezember 1963 verkündet wurde. Ihr zentraler Gedanke war, daß die Gläubigen aktiver als bisher am Gottesdienstgeschehen beteiligt sein sollten. Dazu eignete sich das nationalsprachliche Kirchenlied in besonderer Weise. Es rückte im Rang auf von einem paraliturgischen Handeln zu einem notwendigen und integralen Bestandteil der Verkündigung, so wie es Martin Luther im evangelischen Gottesdienst schon über vier Jahrhunderte früher eingeführt hatte. Das Gesangbuch erklomm infolgedessen im Kreis der liturgischen Bücher endlich die ihm zustehende Stufe. Josef Seuffert, einer der führenden Köpfe der Gotteslob-Arbeit, drückt es plastisch aus: „So wie das Lektionar das Rollenbuch des Lektors ist und 4 Nur 38 Nummern stimmen mit dem deutschen Einheitsliederkanon überein. Näheres bei Franz K. Praßl, Der Österreichanhang zum ‚Gotteslob‘, in: Gotteslob-Revision [wie Fußnote 1], S. 111-127, hier S. 112 f. 5 Die Daten zur Geschichte des Gotteslob sind im Folgenden der offiziellen Rechenschaft entnommen: Redaktionsbericht zum Einheitsgesangbuch ‚Gotteslob‘, hrsg. von Weihbischof Dr. Paul Nordhues, Paderborn, und Bischof Dr. Alois Wagner, Rom. Paderborn: Bonifatius 1988. Das Einheitsgesangbuch Gotteslob (1975-2008) und seine Vorgeschichte 55 das Altarmeßbuch das Rollenbuch des Priesters, so ist das Gesangbuch das Rollenbuch der Gemeinde.“ 6 Das konnte auch deshalb gesagt werden, weil es sich nicht nur um ein Gesangbuch handeln sollte, sondern, in der Tradition eines von der Aufklärung entwickelten Buchtypus, um ein Gebet- und Gesangbuch, das vielfältige Formen des gottesdienstlichen Betens und Singens regelte, und nicht nur das, sondern darüber hinaus auch um ein Hausbuch, das einen Leitfaden für das persönliche und familiäre Beten und Singen bereitstellte. Diese Nutzungsart scheint jedoch keine breiten Bevölkerungssegmente erfaßt zu haben. Für die allermeisten Menschen handelt es sich vor allem um ein Gesangbuch. Die übrigen Bereiche des Buches, dessen Stammteil bei nur 256 Liedern (im engeren Sinne) 892 Seiten hat, bleiben in der Regel im Schatten. Freilich führte die Liturgiereform auch zu neuen (oder wiederbelebten alten) Formen des Singens (Psalmen, Kehrverse, deutsche Gregorianik), die sich zu einem guten Teil eingeführt haben, was ohne das neue Gesangbuch nicht möglich gewesen wäre. Ohne das Rollen- und Hausbuchprogramm des Gotteslob geringzuschätzen, soll es im folgenden doch vorwiegend als Gesangbuch betrachtet werden. Das bis dahin gebräuchliche Liedgut sollte - so die zentralen, dem Konzil verpflichteten Kriterien - gesichtet werden nach der Richtigkeit der Glaubensaussage, nach dem Frömmigkeitsgehalt, nach der Verständlichkeit, nach der dichterischen Qualität und nach der Ökumenizität. Eine komplizierte Maschinerie setzte sich in Bewegung. In mühsamer Arbeit vieler Kommissionen und Subkommissionen entstanden zuerst einige Probe- und Vorauspublikationen wie die Gesänge zur Taufe von 1970, die Gesänge zur Meßfeier von 1972 und die Gesänge zum Begräbnis von 1974, auf die in den Quellenangaben zum Gotteslob die Abkürzung „EGB“ (Einheitsgesangbuch) etwas kryptisch verweist. 1969 nimmt die „Arbeitsgemeinschaft ökumenisches Liedgut“ (AÖL) ihre Tätigkeit auf. Beauftragt von den christlichen Kirchen im gesamten deutschen Sprachraum, gehören ihr Vertreter der römisch-katholischen Kirche, der Altkatholiken, der evangelisch-lutherischen und der evangelisch-reformierten Kirchen Deutschlands und der Schweiz, der evangelisch-methodistischen Kirche und des Gnadauer Gemeinschaftsverbands (pietistisch geprägte Freikirchen) an. Sie erarbeitet gemeinsame Liedfassungen für inzwischen über fünfhundert Lieder - was freilich nicht bedeutet, daß diese Fassungen von den Gesangbuchredaktionen stets übernommen würden. Manche davon werden nur dann akzeptiert, wenn dabei kein identitätsempfindliches Eigengut aufgegeben werden muß, andere stehen überhaupt nur auf dem Papier. Die Anfangsjahre der AÖL waren am wichtigsten und erfolgreichsten. Aus 6 Josef Seuffert: Das Rollenbuch der Gemeinde. Grundkonzept des künftigen Einheitsgesangbuches, in: Gottesdienst 20-21, 1970, S. 1 f., hier S. 1. Hermann Kurzke 56 den ersten Publikationen, vor allem aus den 102 Nummern der Sammlung Gemeinsame Kirchenlieder von 1973, wurden sehr viele Lieder ins Gotteslob übernommen (rund 90), so daß dieses Buch die von Kirchenlied 1938 eröffnete ökumenische Tendenz insgesamt in einem relativ breiten Strom fortführt. Die Bearbeiter des Evangelischen Gesangbuchs (seit 1993) waren vergleichsweise zurückhaltender und haben stark eigengeprägte Lieder häufig auch dann nicht preisgegeben, wenn es dazu eine ö-Fassung gab. So konnte „Komm, du Heiland aller Welt“, eine im Gotteslob enthaltene ökumenische Neuübertragung des altkirchlichen „Veni redemptor gentium“, im Evangelischen Gesangbuch das eingeführte Luther-Lied „Nun komm, der Heiden Heiland“ nicht verdrängen. Dennoch gibt es hundert Lieder, die das neue Evangelische Gesangbuch mit dem Gotteslob gemeinsam hat. Oft sind das allerdings nicht die ganz großen Stücke, sondern Lieder der zweiten Reihe, bei denen die Vereinheitlichung auf wenig Widerstand stieß oder von vornherein keine Fassungsdifferenzen bestanden. Im März 1975 wurde das Gotteslob fertig und in München der Öffentlichkeit vorgestellt. Es gibt keine eigenständige Stammausgabe. Das Buch erschien von Anfang an in 37 verschiedenen Diözesanausgaben (die österreichischen Diözesen einzeln gezählt 7 ). Da jede Diözese einen eigenen Anhang zu erstellen hatte (die österreichischen einen gemeinsamen), war es eine bedeutende Leistung, zu diesem Termin alle Einzelausgaben, die außerdem jeweils in mehreren Ausstattungsvarianten vorrätig zu halten waren, fertig zur Auslieferung zu bringen. Nur wenige Diözesen haben gemeinsame Anhänge entwickelt: Freiburg und Rottenburg, die Bistümer der neuen Bundesländer (Berlin, Dresden-Meißen, Erfurt, Magdeburg, Görlitz) und die Bistümer Österreichs. Zu gemeinsamen Fassungen für eine Anzahl von Liedern rangen sich Fulda, Limburg, Mainz, Speyer und Trier durch. Die Diözesananhänge enthalten sowohl regionales Liedgut als auch aus dem Stammteil Verdrängtes. In vielen Anhängen findet sich zum Beispiel das Marienlied Wunderschön prächtige 8 , ferner taucht fast überall das Adventslied Tauet Himmel, den Gerechten auf, Lieder, die nicht nur als theologisch fragwürdig galten, sondern auch in so vielen Fassungen herumvagabundierten, daß eine gemeinsame Lösung für den Stammteil nicht möglich schien. Zu diesen Anhängen kommen mittlerweile in vielen Diözesen Anhangsanhänge - Beihefte, die meistens 7 Über das Gotteslob in Österreich orientiert Franz Karl Praßl in seinem grundlegenden Überblick: Liturgiereformen in Österreich nach dem II. Vaticanum, in: Liturgiereformen. Historische Studien zu einem bleibenden Grundzug des christlichen Gottesdienstes, hrsg. v. Martin Klöckener und Benedikt Kranemann, Münster: Aschendorff 2002, S. 861-894, hier S. 882-884. 8 Eine Rekonstruktion von Text- und Wirkungsgeschichte, die sich auch zur Erstellung eines stammteilfähigen Textes nutzen ließe, findet sich in der Untersuchung von Christiane Schäfer: „Wunderschön prächtige“. Geschichte eines Marienliedes, Tübingen: Francke 2006 (Mainzer Hymnologische Studien 18). Das Einheitsgesangbuch Gotteslob (1975-2008) und seine Vorgeschichte 57 einige verdrängte alte Lieder und viele neue Lieder, zum Beispiel Gesänge aus Taizé, enthalten. Da viele Gotteslob-Ausgaben hohe Auflagen erreichten (sofern das Impressum eine Auflagenzählung angibt), da es überdies meistens mindestens vier verschiedene Ausstattungsvarianten gibt (Normalausgabe, Großdruckausgabe, Goldschnitt Kunstleder, Goldschnitt mit Echtleder, außerdem verschiedene Einbandfarben), die manchmal eigene Auflagenzählungen haben, ist die Gotteslob-Familie bibliographisch ein kompliziertes Gebilde, zu dem Hunderte von Einheiten zu zählen sind. Die Gesamtverbreitung dürfte, grob geschätzt, bei mindestens 20 Millionen Exemplaren liegen. Die Bearbeitungstendenzen des Gotteslob sind, angesichts der vielen Beteiligten und der vielen Einflüsse, die auf es wirkten, im einzelnen sehr uneinheitlich, lassen sich aber für die Kernzone der Liederauswahl und Liederbearbeitung grob als neoaufklärerisch bezeichnen. Zu beobachten ist, wie schon einmal in der Gesangbuchgeschichte (in den Jahrzehnten vor und nach 1800), eine deutliche Zurückdrängung der Eschatologie (vor allem der Themen Gericht, Hölle und Teufel), die Bevorzugung einer sozial-horizontalen Frömmigkeit anstelle einer vertikal-mystischen, eine Reduktion der Heiligen- und Marienlieder, eine Ausmerzung von Archaismen und seltenen Vokabeln sowie generell eine Ausrichtung an einer einfachen, verständlichen Sprache. Dabei geht freilich alles verloren, was sich nur in einer komplexen, metaphernreichen und geheimnisvollen Sprache sagen läßt. Ein Lied wie „Maria zu lieben“ wird in der Neufassung „Maria, dich lieben“ sozusagen herunterdemokratisiert. Aus der Hohen Frau, Gottesmutter und mystischen Geliebten wird Jesu Haushälterin („ausersehn, dem Heiland auf Erden zur Seite zu stehn“), aus der Geleiterin über die Schwelle des Todes wird die „Frau aus dem Volke“. Generell bricht das Einheitsgesangbuch mit der Restaurationsbewegung, die mehr als hundert Jahre lang, seit Heinrich Bone, das führende Paradigma war. Zwar wirkt die Sammlung Kirchenlied immer noch normativ, was die Liedauswahl betrifft, denn noch stehen 120 Liedern aus dem 16. und 17. Jahrhundert nur zwanzig aus dem 18., 19. und frühen 20. Jahrhundert gegenüber. 9 Aber die meisten alten Lieder wurden ohne großen Respekt vor dem Original überarbeitet, mit oft sinnverändernden Eingriffen im Geiste des vom Zweiten Vatikanischen Konzils propagierten Aggiornamento. Es drängt viel populäres, aber als theologisch bedenklich eingestuftes Liedgut zurück und führt besonders bei den Marienliedern zu vielfach als schmerzlich empfundenen Verlusten. Die Macht der Theologen ist erstmals größer als die der Volksfrömmigkeit. Das Buch trägt durch Psalmen und Kehrverse den Veränderungen in der Liturgie Rechnung. Die meisten neuen Lieder, die es bringt, stammen von Maria-Luise Thurmair, Georg Thurmair und Friedrich Dörr. Das „Neue“ dieser Lieder ist oft nur an ihrem Entstehungsdatum zu 9 Scheitler S. 82. Hermann Kurzke 58 erkennen, während sie inhaltlich und poetisch mit einem ausgewaschenen „Kirchendeutsch“ 10 arbeiten, das poetische Innovationen vermissen läßt. Inzwischen ist das Gotteslob über dreißig Jahre alt und wird wohl auch noch vierzig werden, denn ein Nachfolgebuch wurde zwar 2001 von der Deutschen Bischofskonferenz beschlossen, wird aber bis zur Fertigstellung wohl die üblichen zehn und mehr Jahre erfordern. Zwischenzeitlich hat es kleine Anpassungen an geänderte Zeiterfordernisse gegeben. Nur eine einzige betrifft den Stammteil: die sogenannte „Brüderrevision“, mit der 1995 das inklusive Sprechen beschlossen wurde, um wirkliche oder vermeintliche Frauendiskriminierung in den Liedtexten auszumerzen. Da wird etwa Georg Thurmairs „Laßt uns loben, Brüder, loben“ verändert zu „Laßt uns loben, freudig loben“. In einer Übergangszeit gab es ein Blatt mit Überklebe-Texten. Mit der jeweils nächsten Auflage wurden die Korrekturen dann integriert. Flexibler als der Stammteil sind die Diözesananhänge, die in den letzten ein bis zwei Jahrzehnten fast überall aktualisiert wurden. 11 Bei den erwähnten Anhangsanhängen handelt es sich um Ergänzungshefte, die zuerst separat lieferbar waren und eingeklebt, bei der nächsten Neuauflage dann meistens eingebunden wurden. Dabei gingen die einzelnen österreichischen Diözesen und die Bistümer der ehemaligen DDR wieder eigene Wege, so daß sich die Vielfalt erneut vermehrte. Mittlerweile gibt es Tendenzen, die Regionalität wieder als Reichtum und nicht mehr als verbohrte Provinzialität zu betrachten. Auch die ökumenische Bewegung verändert ihr Programm, sofern sie jetzt weniger auf Einheit und gleichen Wortlaut achtet als vielmehr auf versöhnte Verschiedenheit und auf Respekt vor dem Eigenprofil der anderen Konfessionen. Das heißt nicht, daß die Zeit der Einheitsgesangbücher vorbei wäre, wertet aber die vielen Liedblätter, Liederhefte und Internetpublikationen auf, in denen sich die lebendige Produktivität äußert. Bibliographie Normalmeßgesang Normalmeßgesang, Litaneyen und Gebether, wie selbe bey der neuen Gottesdiensteseinrichtung zu allgemeinen Gebrauch vorgeschrieben worden. Wien: Gehlen 1783. Zahlreiche weitere Ausgaben. Einheitslieder 1916 (Auswahl) Katholisches Gesang= und Gebetbuch für die Diözese Fulda. Herausgegeben im Auftrage des Hochwürdigsten Herrn Joseph, Bischofs von Fulda. Mit einem Stahlstich. 10 Scheitler S. 88. 11 Einen Überblick über das vorher unüberblickbare Gelände verschafft die Dokumentation von Heinrich Riehm: Das Kirchenlied am Anfang des 21. Jahrhunderts in den evangelischen und katholischen Gesangbüchern des deutschen Sprachbereichs, Tübingen: Francke 2004 (Mainzer Hymnologische Studien 12). Das Einheitsgesangbuch Gotteslob (1975-2008) und seine Vorgeschichte 59 Sechzehnte Auflage. Fulda: Druck und Verlag der Fuldaer Actiendruckerei 1916. Angebunden: Anhang zum Gesang- und Gebetbuch für die Diözese Fulda. Enthaltend 23 Einheitslieder. Fulda: Druck und Verlag der Fuldaer Actiendruckerei 1916. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für die Diöcese Mainz. Herausgegeben im Auftrage des Hochwürdigsten Herrn Wilhelm Emmanuel, Bischof des heiligen Stuhles von Mainz. Neue unveränderte Auflage. Mainz: Franz Kirchheim 1873. Angebunden: Anhang zum Mainzer Diözesan=Gesangbuch. Enthaltend 23 Einheitslieder. Mainz: Lehrlingshaus [1916]. Katholische Kirchengesänge und Gebete. Gesammelt und herausgegeben im Auftrage der Fürstbischöflichen Delegatur zu Berlin. Berlin: Germania 1902. Angebunden: Einheitslieder für die deutschen Diözesan-Gesangbücher. Berlin: Germania 1916. Katholisches Gesang- und Gebetbuch für die Diözese Hildesheim. Herausgegeben vom Bischöflichen Ordinariat. Hildesheim: Kornacker 1908. Angebunden: Anhang zum Hildesheimer Diözesan=Gesangbuch. Enthaltend 23 Einheitslieder. Hildesheim: Kornacker 1916. Gesang= und Gebetbuch für das Bistum Ermland. Neu herausgegeben auf Anordnung des Hochwürdigsten Herrn Bischofs Andreas. Braunsberg: Ermländische Zeitungs= und Verlagsdruckerei 1910. Angebunden: Anhang zum Diözesan-Gesangbuch. Enthaltend 23 Einheitslieder. Braunsberg: Ermländische Zeitungs= und Verlags=Druckerei 1922. Kirchenlied Kirchenlied. Eine Auslese geistlicher Lieder für die Jugend. Düsseldorf: Jugendhaus 1938. Erschienen als Notenausgabe und als Textausgabe. 3. Auflage 1938. Kirchenlied, Eine Auslese geistlicher Lieder. Berlin und Freiburg i. Br.: Christophorus- Verlag 1938. Erschienen als Notenausgabe und als Textausgabe. Weitere Auflagen während des Krieges: 1939, 1940, 1941, 1942. Ferner 1938, 1939 und 1942 drei Auflagen zusammen mit der Sammlung „Kirchengebet“ unter dem Titel: Gotteslob. Kirchengebet und Kirchenlied. Berlin und Freiburg i. Br.: Christophorus-Verlag Herder. Kirchenlied. Eine Auslese geistlicher Lieder. Berlin und Freiburg: Christophorus-Verlag 1945. Zahlreiche weitere Ausgaben und Auflagen von 1945 bis 1972. Einheitslieder 1947 Einheitslieder der deutschen Bistümer. Authentische Gesamtausgabe. Freiburg: Christophorus-Verlag, Mainz: B. Schott’s Söhne 1947. Gesang= und Gebetbuch für das Bistum Limburg. […] Frankfurt a. M.: Carolus o. J. Angebunden: Anhang. Einheitslieder der deutschen Bistümer. Auszug aus der authentischen Gesamtausgabe, erschienen 1947 im Christophorus=Verlag, Freiburg i. Br. und Verlag B. Schott’s Söhne, Mainz. Die Einheitslieder der österreichischen Bistümer. Authentische Gesamtausgabe. Im Auftrag der Österreichischen Bischofskonferenz erarbeitet von einer Sonderkommission. Herausgegeben vom Institutum Liturgicum. Salzburg [1948]. Hermann Kurzke 60 Probe- und Vorauspublikationen zum „Gotteslob“ Antwortpsalmen im Advent. Hrsg. v. Paul Nordhues und Eduard Macheiner. Trier: Paulinus, Wien: Veritas 1969. (Publikationen zum Einheitsgesangbuch, EGB 1). Gemeinde-Vesper. Hrsg. v. Paul Nordhues und Alois Wagner. Paderborn: Bonifacius- Druckerei; Wien: Veritas [1970]. (Publikationen zum Einheitsgesangbuch, EGB 2.) Gesänge zur Eucharistiefeier während des Jahres. Hrsg. von Paul Nordhues. München: Pfeiffer 1971. (Publikationen zum Einheitsgesangbuch, EGB 3). Buße und Beichte. Hrsg. v. Paul Nordhues u. a., Mainz: Matthias Grünewald, Innsbruck: Tyrolia 1971. (Publikationen zum Einheitsgesangbuch, EGB 4). Die Feier der Karwoche. Hrsg. v. Paul Nordhues und Alois Wagner. Wien: Veritas, Freiburg: Christophorus 1970. (Publikationen zum Einheitsgesangbuch, EGB 5). Gesänge für die Osterzeit. Hrsg. v. Paul Nordhues und Alois Wagner. Freiburg: Christophorus; Wien: Veritas 1971. (Publikationen zum Einheitsgesangbuch, EGB 6). Gesänge für Advent und Weihnachtszeit. Hrsg. v. Paul Nordhues. Trier: Paulinus 1971. (Publikationen zum Einheitsgesangbuch, EGB 7). Gesänge für die Fastenzeit. Hrsg. von Paul Nordhues. München: Uni-Druck 1972. (Publikationen zum Einheitsgesangbuch, EGB 8). Gesänge zur Messfeier. Hrsg. von Paul Nordhues und Alois Wagner. Paderborn: Bonifacius-Druckerei; Wien: Veritas 1972. (Publikationen zum Einheitsgesangbuch, EGB 9). Gib mir ein Lied. Gesänge aus unserer Zeit. Hrsg. von Paul Nordhues und Alois Wagner. Berlin: Morus 1974. (Publikationen zum Einheitsgesangbuch, EGB 10). Gesänge zur Taufe. Hrsg. von Paul Nordhues. Wien: Veritas 1970 (Publikationen zum Einheitsgesangbuch, EGB 11). Gesänge zum Begräbnis. Hrsg. von Paul Nordhues u. Alois Wagner. Mainz: Matthias- Grünewald, Innsbruck: Tyrolia 1974 (Publikationen zum Einheitsgesangbuch, EGB 12). Publikationen der Arbeitsgemeinschaft für ökumenisches Liedgut Gemeinsame Kirchenlieder. Gesänge der deutschsprachigen Christenheit, herausgegeben im Auftrag der christlichen Kirchen des deutschen Sprachbereichs von der Arbeitsgemeinschaft für ökumenisches Liedgut. Berlin: Merseburger, Regensburg: Friedrich Pustet, Wien: Evangelischer Pressverband, Graz: Styria, Zürich: Theologischer Verlag, Solothurn: Union 1973. Gesänge zur Bestattung. Gemeinsame Kirchenlieder und Gebete der deutschsprachigen Christenheit, herausgegeben im Auftrag der christlichen Kirchen des deutschen Sprachbereichs von der Arbeitsgemeinschaft für ökumenisches Liedgut. Berlin: Merseburger, Regensburg: Friedrich Pustet, Wien: Evangelischer Pressverband, Graz: Styria, Zürich: Theologischer Verlag, Luzern: Cron 1978. Leuchte, bunter Regenbogen. Gemeinsame geistliche Kinderlieder der deutschsprachigen Christenheit, herausgegeben im Auftrag der christlichen Kirchen des deutschen Sprachbereichs von der Arbeitsgemeinschaft für ökumenisches Liedgut. Kassel und Basel: Bärenreiter, Regensburg: Pustet, Wien: Evangelischer Pressverband, Graz-Wien-Köln: Styria, Zürich: Theologischer Verlag, Luzern: Cron 1983. Die gemeinsamen Lieder und Gesänge der deutschsprachigen Christenheit (ö-Lieder). Ringbuch, hrsg. v. der AÖL, Stand: 1. Mai 2004. Nicht im Handel, wird fortgesetzt. Das Einheitsgesangbuch Gotteslob (1975-2008) und seine Vorgeschichte 61 Diözesanausgaben des Gotteslob - jeweils, soweit ermittelbar, 1. Auflage, Auflage mit zusätzlichem Anhang, aktuelle Auflage 12 - geordnet nach dem Alphabet der Bistumsorte Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Aachen. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich. Mönchengladbach: B. Kühlen Verlag 1975. Gesänge im Kirchenjahr, 1985 (Beiheft). Keine Auflagenzählung. Seit 1999 Einhard-Verlag, Aachen. Letzte Auflage 2006. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch mit dem Diözesanteil Augsburg. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich. München: Kösel 1975. Diözesanteil Augsburg - Erweiterung, 1983. Beiheft, dann eingebunden in: Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch mit dem erweiterten Diözesanteil Augsburg, 3. Auflage 1996. 10. Auflage Donauwörth: Auer 2006. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe für das Erzbistum Bamberg. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich. Bamberg: St. Otto-Verlag 1975. Diözesanteil II, 1994 (Beiheft), eingebunden in die 12. Auflage 1994, 19. Auflage 2006. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch mit dem Anhang für das Bistum Berlin. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich. Berlin: Morus 1975. Berliner Anhang zum „Gotteslob“. Herausgegeben vom Bischöflichen Ordinariat. Berlin: Morus 1975. Keine Auflagenzählung. Berliner Anhang II, 1988 (Beiheft). Letzte Auflage 1996, mit vereinheitlichten Anhängen (vgl. Riehm S. 248). Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Herausgegeben von der Berliner Bischofskonferenz im St. Benno-Verlag GmbH Leipzig 1975. Verwendet in den Bistümern der ehemaligen DDR. 8. Auflage, Leipzig: St. Benno 1990. Nach der Wiedervereinigung entstehen eigene Bistumsausgaben für die Bistümer Berlin, Dresden-Meißen, Erfurt, Görlitz und Magdeburg. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch mit dem Anhang für das Bistum Berlin. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich. Berlin: Morus 1988. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe für das Bistum Bozen-Brixen. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich. Bozen: Athesia 1975. Beiheft zum Gotteslob, 1983. Zweite Auflage 1987, beigebunden der Ausgabe von 1987. Jährlich neue Auflagen, letzte 2000. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen, Lüttich u. Luxemburg. Ausgabe Bistum Dresden-Meißen. Zuerst Leipzig: St. Benno 1995. Bistumsanhang zum Gotteslob Dresden-Meißen, 2003 (Beiheft). 12. Auflage, Leipzig: St. Benno 2005 (vgl. Riehm S. 251). Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch mit dem Eigenteil des Bistums Eichstätt. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der 12 Die Angaben fußen außer auf der Gesangbuchbibliographie auf den Verzeichnissen bei Riehm, Kirchenlied, S. 229-340. Hermann Kurzke 62 Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich. Eichstätt: Brönner & Daentler 1974. Mit neu geordnetem Eigenteil 1992. Ohne zweiten Anhang. Keine Auflagenzählung. Letzte Auflage 1992. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Diözese Eisenstadt. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich. Eisenstadt: St. Martins-Verlag 1975. Diözesananhang neugeordnet 2000. Ergänzungsheft zum „Gotteslob“. Eisenstadt: St. Martins-Verlag o. J. [ca. 2002] Keine Auflagenzählung, keine Jahresangabe. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen, Lüttich u. Luxemburg. Ausgabe Bistum Erfurt/ Görlitz. Leipzig: St. Benno, zuerst 1995. Erfurter Bistumsanhang zum Gotteslob, 2002 (Beiheft). 12. Aufl. Leipzig: St. Benno 2005. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Essen. Essen: Kamp 1975. Kein Anhang. Letzte Auflage Essen: Kamp 1998. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe für das Erzbistum Freiburg mit dem gemeinsamen Eigenteil für die Diözesen Freiburg und Rottenburg. Freiburg i. Br.: Herder 1975. Beiheft zum Gotteslob für die Erzdiözese Freiburg, 1985, 3. Auflage 1993, beiliegend der 26. Auflage. 35. Auflage 2003, 37. Auflage 2006. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Fulda. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich in der Verlagsgemeinschaft Parzeller & Co. und L. Fleischmann, Fulda 1974. Beiheft zum Gotteslob für das Bistum Fulda, hrsg. vom Bistum Fulda. Fulda: Parzeller 2004, beigebunden der 8. Auflage 2004. 9. Auflage 2006. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe Bistum Erfurt/ Görlitz. Zuerst Leipzig: St. Benno 1995. Görlitzer Bistumsanhang zum Gotteslob, 2002 (Beiheft). 12. Aufl. Leipzig: St. Benno 2005. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch Diözese Graz-Seckau. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich. Graz: Styria 1975. Diözesananhang neugeordnet 1998. Ohne Auflagenzählung. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch Diözese Gurk-Klagenfurt. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen- Brixen und Lüttich. Klagenfurt: Carinthia 1975. Diözesananhang neugeordnet 1998. Ohne Auflagenzählung. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für das Erzbistum Hamburg. 1. Auflage Hamburg: Katholische Verlags-Gesellschaft Sankt Ansgar 1997. Das Erzbistum Hamburg wurde erst 1996 errichtet, der Anhang vereinigt die Anhänge von Osnabrück, Hildesheim und der ehemaligen DDR-Ausgabe (vgl. Riehm S. 267). 4. Auflage 2003. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Bistum Hildesheim. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich. Hildesheim: Bernward 1975. Kein Anhang. Keine Auflagenzählung, letzte Ausgabe 2001. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Diözesen Innsbruck und Feldkirch. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistü- Das Einheitsgesangbuch Gotteslob (1975-2008) und seine Vorgeschichte 63 mer Bozen-Brixen und Lüttich. Innsbruck: Verlag Felizian Rauch 1975. Anhang: Gemeindeliederbuch der katholischen Kirche Vorarlberg (Diözese Feldkirch), 2002. Weitere Ausgaben, keine Auflagenzählung. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe für das Erzbistum Köln. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich im Verlag J. P. Bachem, Köln 1975. Kein Anhang. Letzte Ausgabe 2001. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Limburg. Frankfurt am Main: Josef Knecht 1975. Limburger Diözesanteil-Anhang 1996 (Beiheft), beigebunden der 11. Auflage. 14. Auflage 2006. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Diözese Linz. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich. Linz: Veritas 1975. Ergänzungsheft für die Diözese Linz, 1987, seit der Ausgabe von 1994 eingebunden. Weitere Auflagen (1998), keine Auflagenzählung. Magnificat. „Gotteslob“ für das Erzbistum Luxemburg. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Luxemburg: Verlag der Sankt-Paulus-Druckerei 1976. Anhang (10 Lieder) 1993, beigebunden der 2. Auflage von 1993. 3. Auflage 2001 (ohne Einarbeitung der Brüder-Revision). Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe für das Bistum Magdeburg. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen, Lüttich und Luxemburg. Leipzig: St. Benno [1995]. Bistumsanhang Magdeburg, 1998 (Beiheft), beigebunden der 10. Auflage Leipzig 1998. 12. Auflage 2005. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Mainz. Mainz: Matthias- Grünewald-Verlag 1975. Beiheft zum Gotteslob für das Bistum Mainz, 1997, eingeklebt seit der 13. Auflage 1996. 17. Auflage 2006. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe für das Erzbistum München und Freising. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich. München: J. Pfeiffer 1975. Diözesanteil II des Erzbistums München und Freising, 2003, eingebunden seit 2003. Keine Auflagenzählung. Letzte Ausgabe 2003. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe Bistum Münster. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen- Brixen und Lüttich. Münster: Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung 1975. Neugeordneter Eigenteil 1996. Ohne Auflagenzählung. Letzte Ausgabe 2005. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch mit dem Eigenteil der Diözese Osnabrück. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich. Verlag A. Fromm, Osnabrück 1975. Ergänzungsanhang 1996, beigebunden der Auflage 1997. Verlag seit 1997: Dom Bücherstube GmbH, Osnabrück. Weitere Auflagen ohne Zählung und ohne Jahresangabe, letzte 2001. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch mit dem Anhang für das Erzbistum Paderborn. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich. Paderborn: Junfermannsche Verlagsbuchhandlung 1975. Anhang für das Erzbistum Paderborn. Aus der Tradition des Sursum Corda (1874-1974). Herausgegeben vom Erzbistum Paderborn [1996]. Er- Hermann Kurzke 64 weiterung 1996 (Beiheft), eingebunden seit 2001. Weitere Auflagen ohne Zählung und ohne Jahresangabe. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch mit dem Diözesanteil Passau. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen- Brixen und Lüttich. Passau: Passavia 1975. Anhang II, eingelegt in die Auflage von 1997. Keine Auflagenzählung. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe für das Bistum Regensburg. Regensburg: Friedrich Pustet 1975. Keine Auflagenzählung. Diözesanteil II, 1986 (Beiheft). Weitere Auflagen, letzte bekannte 2001. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch Erzdiözese Salzburg. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich. Salzburg: Verlag der Salzburger Druckerei 1975. Ergänzungsheft der Erzdiözese Salzburg, 2003 (Beiheft). Weitere Auflagen ohne Zählung. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Speyer. Speyer: Pilger- Verlag 1975. Beiheft zum Gotteslob für das Bistum Speyer. Herausgegeben vom Bistum Speyer. 1. Auflage 2004, beigebunden der 11. Auflage 2004. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Diözese Sankt Pölten. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich. St.Pölten: Niederösterreichisches Pressehaus 1975. Diözesananhang neugeordnet 1995. Weitere Auflagen ohne Zählung. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe für das Bistum Trier. Trier: Paulinus-Verlag 1975. Erweiterung 1996 (Beiheft), beigebunden der 26. Auflage von 1997. 30. Auflage 2003. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Erzdiözese Wien. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich. Wien: Wiener Dom Verlag 1975. Ergänzung zum Diözesananhang 1993 (Beiheft), eingebunden in der Ausgabe von 1998. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch mit dem Eigenteil des Bistums Würzburg. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich im Echter Verlag Würzburg 1975. Eigenteil II, 1994 (Beiheft), beigebunden der Ausgabe von 1998. Letzte Ausgabe 2001. Beihefte zum Einlegen in beliebige Gotteslob-Ausgaben (nach Riehm S. 336 -340) Beiheft zum Gotteslob mit Kirchenliedern aus den Diözesen Böhmens und Mähren- Schlesiens, aus den deutschen Sprachgebieten der Karpaten und des Südostens. Herausgegeben vom Sudetendeutschen Priesterwerk. Königstein im Taunus 1981. Katholische Kirchenlieder aus der Grafschaft Glatz. Einlage in das „Gotteslob“. Paderborn: Junfermann 1978. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Anhang für Rumänien. Butzon & Bercker, Kevelaer o. J. Einzukleben in den Stammteil älterer Gotteslob-Ausgaben („Brüder“-Revision) Überklebe-Texte zum Stammteil Gotteslob. Normalausgabe. In verschiedenen Gotteslob- Verlagen gedruckt, ohne Jahresangabe [1995]. II. REGIONALTEIL 6. Kapitel Köln - Paderborn - Münster - Hildesheim - Osnabrück - Aachen - Essen Im Jahr 1582 sah der katholische Pfarrer Kaspar Ulenberg schreckliches Unheil für die Kirche heraufziehen: „Da gehets augenscheinlich/ wie der 73. Psalm von verwüstung der stat Jerusalem/ des Tempels vnd des gantzen Jüdischen landes klageweis singet; Die Gottesheuser werden verunreiniget/ verbrennet/ vnd zu boden geschleiffet/ die Altarn zubrochen/ die Kirchenornamente geraubet/ das Heiligthum mit füssen getretten/ die Bilder vnd alles/ dadurch Christi leidens gedechtnis zum hertzen eingehet/ zuschlagen/ die Sacramente geschmehet/ die Catholischen tyrannischer weise zum teil verjagt vnd verstossen/ zum teil ellendiglich verdrucket vnd vberfallen; vnd bemühet sich der Sathan mit gantzer macht den Son des verderbens/ den leidigen Antichrist einzudringen“. All das, so Ulenberg, geschehe bereits im Gebiet der „edlen Niderlande“, wo calvinistische Rebellen im Aufstand gegen die Herrschaft des katholischen Spanien gewaltsam gegen die alte Kirche vorgingen. Die apokalyptische Ausdeutung der Psalmworte schickte Ulenberg einem Buch voraus, das er unter dem Titel Die Psalmen Dauids in allerlei Teutsche gesangreimen bracht in Köln veröffentlichte (S. Ciiii verso bis Cv recto). Mit den Psalmen warben freilich auch die Aufständischen. Sie folgten dem Vorbild des Genfer Reformators Calvin, der den Psalter ins Französische übersetzt und mit eingängigen Melodien hatte versehen lassen. 1566 übertrug Petrus Dathenus diesen ‚Hugenottenpsalter‘ ins Niederländische, um den „Dienern Jesu Christi, die unter der Tyrannei des Antichrists seufzen und klagen, die unüberwindliche Kraft des heiligen Geistes“ 1 mitzuteilen. Darin, daß ihre Gegner vom Teufel, sie selbst aber vom heiligen Geist geleitet waren, stimmten die streitenden Parteien überein. Im Glaubenskampf war auch das Kirchenlied eine Waffe. Die traditionelle Hymnologie hat es lange als „gesungenen Glauben“ theologisch und musikwissenschaftlich interpretiert. Es diente aber auch Herrschafts- und Machtansprüchen, war Teil jenes vielschichtigen geistigen, politischen und sozialen Prozesses, der in Deutschland zur Ausbildung konfessionell geprägter Kulturräume führte. Dies zu berücksichtigen, ist Gebot einer reflektierten Gesangbuchgeschichte, bedeutet aber keineswegs, sich dem spirituellen Anspruch der Lieder zu verschließen. 1 Zitiert nach Jürgen Henkys: Aus Liedtraditionen der fremdsprachigen Ökumene. In: Christian Möller (Hg.): Kirchenlied und Gesangbuch. Quellen zu ihrer Geschichte. Ein hymnologisches Arbeitsbuch (Mainzer Hymnologische Studien 1), Tübingen 2000, S. 331-383, hier S. 335. Andreas Scheidgen 68 Die Anhänger der römischen Kirche hatten 1582 allen Grund zur Beunruhigung: Längst hatte der Aufstand über die Niederlande hinaus gegriffen. Seit Jahren strömten calvinistische Emigranten ins Rheinland und verbreiteten dort zusätzlich zu dem schon eingewurzelten lutherischen auch noch das reformierte Bekenntnis. Ihre Sprache unterschied sich kaum von der westniederdeutschen Mundart der Einheimischen. Viele Fürsten und Adlige waren bereits protestantisch geworden. Sie unterstützten die niederländischen Rebellen und sammelten zum Teil sogar Truppen, um in die Kämpfe einzugreifen. In dieser bedrohlichen Lage verließ auch noch der Hirte seine bedrängte Herde: Ulenbergs Psalter war gerade erschienen, da trat im Dezember 1582 der Kölner Erzbischof, Gebhard Truchseß von Waldburg, öffentlich zum Protestantismus über 2 . Der Zusammenbruch der katholischen Kirche schien unmittelbar bevorzustehen. Die Fortschritte der reformatorischen Bewegung wären nicht denkbar gewesen ohne die breite Wirkung des protestantischen Kirchenlieds. Das einflußreichste Gesangbuch im Rheinland war seit Mitte des Jahrhunderts das Bonner Gsangbüchlein Geistlicher Psalmen, das später in Frankfurt a. M. erschien und an Auflagenzahl vergleichbare katholische Publikationen weit übertraf. Kein Wunder, daß Ulenberg die verführerische Wirkung der Ketzerlieder beklagte: „Denn da ist der gemeine mann zugelauffen/ hat lust und liebe zu den sangbüchern gewunnen/ und sie on hinderdencken gebrauchet: Ja es sind dieselben auch vielen einfeltigen frommen leuten anmütig worden/ die sunst von der secten lehre vnd wesen abschewen tragen“ (Psalter, S. Aii verso). Daß der hergebrachte katholische Kirchengesang nicht völlig vom deutschen Buchmarkt verdrängt wurde, war im wesentlichen das Verdienst einer einzigen Familie: der Kölner Druckerdynastie Quentel, die bereits Ende des 15. Jahrhunderts die erste niederdeutsche Bibel verbreitet hatte. Seit den 1540er Jahren druckte Quentel die Volksmeßbücher des katholischen Theologen Georg Witzel, der die lateinischen Hymnen und Gebete der Liturgie ins Deutsche übertrug. In ihren oberen Rängen war die Kirche dagegen schlecht gerüstet, um dem Vordringen des Protestantismus Einhalt zu gebieten. Die adligen Prälaten und Fürstbischöfe vertraten eher ihre Standesinteressen, sympathisierten oft selbst mit der neuen Lehre und hatten ihr bereits in den meisten norddeutschen Bistümern zum Durchbruch verholfen. Der Kampf für den alten Glauben blieb vorerst die Sache einzelner. Um das Kirchenlied bemühte sich etwa der Kölner Kleriker Rutgerus Edingius: Er legte deutsche Übertragungen der lateinischen Messen (1572) und Psalmen (1574) vor, die am gregorianischen Gesang orientiert waren. Noten enthielten diese an die liturgiedidaktischen Schriften Witzels anknüpfenden Publikationen aber noch nicht. Den Über- 2 Zu den konfessionellen Auseinandersetzungen im Rheinland Franz Petri: Im Zeitalter der Glaubenskämpfe. In: Ders. und Georg Dröge: Rheinische Geschichte. Bd. 2: Neuzeit, Düsseldorf 1976, S. 1-217, bes. S. 62-100. Köln bis Essen 69 gang zur volkstümlichen Liedform, der dem evangelischen Gesangbuch seinen Erfolg eingetragen hatte, vollzog erst Ulenberg. Er erkannte klar, daß man dem reformatorischen Einfluß auf die Gläubigen nur entgegentreten konnte, wenn man seine Methoden übernahm: „Also ist auch dieser zeit kein besser rat vnd mittel der Sectarien list in disem falle zubegegnen/ denn daß man […] dem gemeinen volcke an stat der verfürischen sangbücher gotselige reine vnd vngefelschete gesenge mitteile“ (S. Cii recto). Seine nach dem Muster der reformatorischen Psalmlieder geschaffenen, jedoch der katholischen Lehre verpflichteten Übertragungen versah Ulenberg mit Melodien, die mit den französischen des Hugenottenpsalters konkurrieren konnten. Seinen Psalter widmete er dem Bischof von Münster, Johann Wilhelm von Jülich, Kleve und Berg, um dessen „einbrünstige christliche Neigung gegen die ware Catholische Religion“ (S. Cv recto) zu stärken. Der gerade zwanzigjährige Kirchenfürst stand zu diesem Zeitpunkt schon acht Jahre an der Spitze der Diözese. Er wollte eigentlich abdanken, um sich auf die Nachfolge in den vereinigten Herzogtümern von Jülich, Kleve und Berg vorzubereiten, mußte jedoch im Amt bleiben, da sonst die Wahl eines evangelischen Bischofs gedroht hätte. Nichts illustriert die trostlose Lage der katholischen Kirche besser als ihre Abhängigkeit von diesem jungen Mann, dessen Zuverlässigkeit die Kurie einige Jahre zuvor noch massiv bezweifelt hatte. Weitaus stärkeren Rückhalt als beim wankelmütigen Episkopat fanden die Wegbereiter einer katholischen Erneuerung bei einflußreichen Laien. Vor allem kam ihnen das Verlagswesen der Reichsstadt Köln zugute, das gegen Ende des 16. Jahrhunderts in Deutschland führend war. Die Bücher von Edingius druckte der aus Wallonien stammende Maternus Cholinus (Colin), Mitglied des Kölner Stadtrates und offizieller Ratsdrucker seit 1574. Ebenfalls Ratsmitglied war Gerwin Calenius, der als Geschäftsführer des Verlagshauses Quentel den Psalter Ulenbergs herausbrachte. Cholinus, der mit der Antwerpener Offizin Plantin kooperierte, wie Calenius, der Filialen in Frankfurt a. M., Antwerpen und Paris unterhielt 3 , waren Repräsentanten einer selbstbewußten Bürgerschaft, die in Köln im Gegensatz zu allen anderen deutschen Großstädten im Zeitalter der Reformation katholisch geblieben war. Der Konfessionswechsel des Erzbischofs wirkte sich daher auf die innerstädtischen Verhältnisse nicht aus. So entfaltete sich die katholische Liedpublizistik hier in enger Verbindung mit der Laiengesellschaft, nicht als Instrument einer von oben betriebenen konfessionellen Restauration. Der entscheidende Umschwung der Kräfteverhältnisse kam jedoch von außen: Im Auftrag des Papstes und mit Hilfe spanischer Truppen vertrieben die katholischen Herzöge von Bayern 1583 den abtrünnig gewordenen Erzbischof aus Köln. Sein Nachfolger, Ernst von Bayern, vereinigte den Kölner 3 Vgl. Christoph Reske: Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet. Auf der Grundlage des gleichnamigen Werkes von Josef Benzing. Wiesbaden 2007, S. 446 f. Andreas Scheidgen 70 Stuhl mit den Bistümern Lüttich, Münster, Osnabrück und Hildesheim zu einem mächtigen geistlichen Imperium, das sich dem Protestantismus entgegenstemmte. Mit den bayerischen Bischöfen, die in den nordwestdeutschen Bistümern für Generationen regieren sollten, kam auch der neue, in Süddeutschland entstandene Gesangbuchtypus nach Köln. 1599 veröffentlichte Arnold Quentel unter dem Titel Alte Catholische Geistliche Kirchengeseng ein Buch, das den Schwenk vom Psalmlied nach lutherischem oder calvinistischem Vorbild zum vorreformatorischen Volksgesang vollzog und beispielsweise das zuvor nur handschriftlich belegte Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen“ erstmals druckte. Die zunächst für den Gebrauch im Bistum Speyer bestimmte Publikation erlangte durch die Übernahme ins Quentelsche Verlagsprogramm überregionale Bedeutung. Noch 1665 erschien beispielsweise ein Nachdruck im Bistum Trier. Neben dem sogenannten Speyerer Gesangbuch, das bis 1631 in mehreren Auflagen erschien, verlegte Quentel weiter den Ulenberg-Psalter. Er behielt, wie die durchweg beibehaltene Widmung an Mitglieder des Jülicher Herzogshauses belegt, seine Bindung an das niederrheinische Fürstentum. Dessen nordöstliche Teile (Kleve, Mark und Ravensberg) wurden 1614 abgespalten und der Herrschaft des calvinistischen Hauses Brandenburg unterstellt. Im katholischen Teil (Jülich und Berg) blieb der Ulenberg-Psalter in Gebrauch, wie Gerwin von Krebs, der letzte Inhaber der Quentelschen Offizin, in der Vorrede zur Auflage 1644 meldet. Krebs ergänzte die Psalmen um eine kleine Zahl alter Kirchenlieder. Ähnlich wie die reformierten Psalter vollzog Ulenbergs Werk damit eine Entwicklung zum zweigeteilten Gesangbuch, das neben den Psalmen auch freiere geistliche Lieder enthielt. In dieser Form wurde es bis 1710 weiter aufgelegt. Nur die anhaltende Konkurrenz zum reformierten Bekenntnis im Verbreitungsraum dieses im katholischen Bereich singulären Gesangbuchtyps erklärt wohl seine lange Wirkung. Seit etwa den 1620er Jahren wurden die Quentelschen Gesangbücher allmählich altmodisch. Eine neue Kraft trat auf den Plan: Der Jesuitenorden drückte dem Kirchenlied seinen Stempel auf. Nach dem Siegeszug der katholischen Heere zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges nahm er im Auftrag des Kölner Erzbischofs Ferdinand von Bayern die Rekatholisierung Norddeutschlands in Angriff 4 . Die Jesuiten erkannten schnell die Macht, die das Singen über die Seelen ausübte. Sie nutzten es besonders in der Katechese der Jugend, mit deren Hilfe sie die gesamte Gesellschaft zur Kirche zurückführen wollten, aber auch bei Prozessionen, Wallfahrten und geistlichen Spielen. Ihre Kirchenlieder veröffentlichten sie zunächst in den Gesangbüchern, die von der Kölner Offizin Peter von Brachel verlegt wurden. Besondere Aufmerksamkeit zog in der Forschung das Brachelsche Gesangbuch Außerlesene, 4 Zum historischen Hintergrund Klaus Schatz: Friedrich Spee und seine Zeit. In: Gunther Franz (Hg.), Friedrich Spee zum 400. Geburtstag. Kolloquium der Friedrich-Spee-Gesellschaft Trier. Paderborn 1995, S. 17-31. Köln bis Essen 71 Catholische, Geistliche Kirchengesäng von 1623 auf sich, denn in ihm sah man ein Werk des bedeutendsten jesuitischen Dichters der Epoche, Friedrich Spee. Über den Liedbestand dieses Gesangbuchs, dessen letztes bekanntes Exemplar Anfang des 20. Jahrhunderts verschwand, glaubt man, das Kirchenliedschaffen Spees rekonstruieren zu können 5 . Das ist jedoch problematisch, da katholische Kirchenlieder damals anonym publiziert wurden und nicht als Ausdruck einer individuellen Dichterpersönlichkeit galten, sondern als Dienst an der Kirche. Sicher zuordnen läßt sich Spee nur die 1649 posthum erschienen Sammlung Trutz Nachtigall, eine Zusammenstellung hochartifizieller geistlicher Lyrik, die überwiegend nicht zum Gemeindegesang geeignet war. Spees poetologische Regeln, die mit der Übereinstimmung von natürlichem Akzent und Versakzent oder der Ächtung der mundartlichen Silbenverkürzung einen neuartigen Kunstanspruch formulierten, versuchten die Jesuiten jedoch - mit Abstrichen - auch im Kirchenlied zu verwirklichen. Daß dabei neben Spee noch andere begabte Autoren mitwirkten, kann man vermuten, denn die Vermittlung rhetorischer und poetischer Fähigkeiten gehörte zur Ausbildung der Jesuiten. Auch ihre Meditationspraxis, die Affekt und Phantasie ansprach, schulte die Imagination. Souverän lösten sich die Autoren der Gesellschaft Jesu von der Fixierung auf das althergebrachte Liedgut wie von der Nachahmung protestantischer Vorbilder. Ihre Lieder verteidigten den katholischen Glauben nicht, sie gingen selbstbewußt in die Offensive: „Schäm dich/ schäm dich du fauler Christ/ Der du so faul zum guten bist/ Merck hie der Ketzer list/ Die dir das Gifft geblasen ein/ Mann kön ohn werck wol selig sein“ 6 . Sie feierten das Geheimnis der Eucharistie: „Das Heyl der Welt, Herr Jesus Christ/ In Hostia wahrhafftig ist./ Im Sacrament das höchste Gut/ Verborgen ligt mit fleisch vnd blut“ 7 . Sie griffen aber auch das verbreitete Bedürfnis nach einer persönlichen Gottesbeziehung auf, von dem schon die Reformation Martin Luthers gespeist worden war. In altem Brauchtum, wie dem volkstümlichen Krippenspiel, fanden sie Ausdrucksmöglichkeiten für eine mystisch-sinnliche Frömmigkeit: „O du zartes Kindelein/ Im Krippelein/ Laß küssen mich dein Mündelein/ O Kindelein/ Laß küssen mich/ O zartes Jesulein/ Küssen dein Rodes Mündelein“ 8 . Damit schufen die Jesuiten ein Liedkorpus, das die verblaßte Schönheit des katholischen Kultus in den hellsten Farben erstrahlen ließ. Freilich verband sich ihre poetische Mission mit rigiden Zwangsmaßnahmen, wo es hartnäckigen Widerstand zu brechen galt. Spee selbst versuchte im Dienst des Kölner Erzbischofs 1629 die 5 Friedrich Spee: „Ausserlesene, Catholische, Geistliche Kirchengesäng“. Ein Arbeitsbuch. Herausgegeben von Theo G. M. van Oorschot. (Friedrich Spee, Sämtliche Schriften. Historisch-kritische Ausgabe 4) Tübingen 2005. 6 Ebd., S. 304. 7 Ebd., S. 382. 8 Ebd., S. 244. Andreas Scheidgen 72 Grafschaft Peine zum katholischen Glauben zurückzuführen und wurde bei einem Attentat schwer verletzt. Die Lieder der Jesuiten waren Teil eines geistlich-politischen Feldzugs. Daraus entspringt ihre Kraft, aber auch ihre Fremdheit. In ihnen vibriert der Ton einer großen Leidenschaft - sie konnte Fanatismus und Intoleranz hervorbringen, aber auch die Schleusen poetischer Produktivität öffnen. Seit der Jahrhundertwende wurde der Publikationsbedarf der katholischen Reform nicht mehr nur von Kölner Druckerpressen gedeckt. Eine lebhafte Produktion entfaltete sich namentlich in der frisch rekatholisierten Bischofsstadt Paderborn, wo die erst 1596 gegründete Offizin des Matthäus Pontanus bereits in den Jahren 1600 und 1602 zwei heute verschollene geistliche Liederbücher herausbrachte. 1609 erschienen dann unter den Auspizien des Paderborner Fürstbischofs Alte Catholische Geistliche Kirchengesäng […] sampt einem Catechismo. Die Übereinstimmung im Titelwortlaut und im Aufbau (mit vorangestelltem Liedkatechismus) lassen dieses Buch als Ableger des Quentelschen Gesangbuchs erscheinen. Nach weiteren Auflagen 1616 und 1617 folgte 1628 ein Christlich Catholisch Gesangbuch, in das nun auch der Bestand aus den Brachelschen Produktionen einfließen konnte 9 . Neben Köln hat aber auch Mainz auf den norddeutschen Raum eingewirkt, besonders mit dem 1605 erschienenen Catholischen Cantual, das zeitgleich im Bistum Hildesheim eingeführt wurde und auch in die Paderborner Gesangbücher viele Lieder einspeiste. Im Hochstift Münster erschienen die 1629 publizierten Catholischen Geistlicken Kerckengeseng in der niederdeutschen Sprache, die damals gerade ihren Rang als Schriftsprache verlor. Im Buchtitel wird eigens darauf hingewiesen, man habe die Lieder dem gemeinem Vaderlandt tho nütte in düsse korte Form vnd Sprake auergesatt. Sie stammten also aus anderer Quelle, wahrscheinlich einem der Brachelschen Gesangbücher. Ihre niederdeutsche Fassung sollte jene breiten Schichten der Bevölkerung ansprechen, die den vom städtischen Bürgertum und den fürstlichen Kanzleien geförderten Übergang zum Hochdeutschen nicht mitvollziehen wollten. Auch im protestantischen Gesangbuch zog sich die Ablösung des Niederdeutschen, die Ende des sechzehnten Jahrhunderts begann, bis zur Mitte des siebzehnten hin. Der militärische Umschwung im Dreißigjährigen Krieg spiegelt sich in der Gesangbuchproduktion unmittelbar wider. In den meisten katholischen Städten kam sie mit dem Vormarsch der protestantischen Schweden für lange Zeit zum Erliegen. In Hildesheim dauerte die Unterbrechung von 1625 bis 1647. In Münster konnte erst Mitte der 1660er Jahre (ein genaues Datum ist wegen des fragmentarischen Zustandes der erhaltenen Bücher nicht er- 9 Das Paderborner Gesangbuch von 1609 ist nachgedruckt mit einem Kommentar von Maria Kohle (Paderborn 2004), dasjenige von 1628 mit Kommentar von Erika Heitmeyer und Maria Kohle (Paderborn 2007). Köln bis Essen 73 mittelbar) wieder ein Ableger des Brachel-Drucks Außerlesene catholische Geistliche Kirchengesäng erscheinen. Fragmentarische Überlieferung und unklare Nachrichten aus zweiter Hand kennzeichnen auch die Entwicklung im Bistum Paderborn 10 . Nur Köln, das als freie Reichsstadt neutral geblieben war, wurde vom Kriegsgeschehen verschont. Hier fanden die Jesuiten noch die Mittel, um die verstreut publizierten Lieder der vergangenen Jahre in einem großangelegten Projekt zusammenzufassen. Die Liedertexte sammelte Pater Johann von Heringsdorf in dem 1637 zum ersten Mal erschienen Geistlichen Psälterlein, einem Büchlein in Duodezformat. Dieser verschollenen Erstausgabe folgte 1638 ein größer formatierter Geistlicher Psalter mit den zugehörigen Melodien. Für den Gebrauch an höheren Schulen erschien ein von Pater Jakob Gippenbusch herausgegebenes Psalteriolum Harmonicum mit vierstimmigen Sätzen (1642). Auf die Dauer konnte sich jedoch nur das handliche Psälterlein durchsetzen. Es bildete das langlebigste und einflußreichste katholische Gesangbuch des Barockzeitalters. Seine Verbreitung ist schon daran ablesbar, daß sein ältestes erhaltenes Exemplar aus dem Jahr 1640 durch Recherchen für die Gesangbuchbibliographie in der Stiftsbibliothek St. Gallen gefunden wurde. Als der Westfälische Friede 1648 die Konfessionsgrenzen festschrieb, war auch die schöpferische Periode des barocken Kirchenlieds abgeschlossen. Zwar dichteten in Köln Autoren wie Petrus Keyenberg (Himmlische Nachtigal, 1673) oder der Jesuit Dominicus Nugent (Christliche Nachtigal, 1675) weiter neue Lieder im Stile Spees. Das Bild bestimmten aber jene dauerhaften Gesangbuchreihen, die für die Überlieferung des barocken Kirchenlieds prägend wurden. Neben dem Psälterlein ragt durch seine Dauerhaftigkeit der Brachel-Nachdruck Außerlesene catholische Geistliche Kirchengesäng heraus, der in Münster bis 1785 aufgelegt wurde. Einer um 1680 einsetzenden Generation (Münsterisch Gesangbuch 1677-1734; Christ-Catholisches Gesangbuch, Osnabrück 1686-1768) folgte eine in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts beginnende und an dessen Ende auslaufende (Catholisches Gesang=Buch, Hildesheim 1712-1779; Christ=Catholisches Gesang=Buch; Paderborn 1726-1790; Catholisch Gesang=Buch, Münster 1741-95). Erst jetzt erreichte das katholische Kirchenlied jene Stabilität, die seinen nachhaltigen Einfluß auf die Ausbildung konfessionsspezifischer Mentalitäten sicherte. Dabei blieben die Bischofsstädte als Produktionsorte maßgebend; Anstöße von außen wie der 1671 in Amsterdam erschienene Nord-Stern, ein dreiteiliges Gebet-, Gesang- und Lehrbuch, waren die Ausnahme. Allmählich verlor der jesuitische Liedstil jedoch an Überzeugungskraft. Gegen Spees bis dahin normgebende Dichtung wandte sich in mehreren 10 Näheres bei Maria Kohle: Das Paderborner Gesangbuch 1609. Das älteste katholische Gesangbuch Westfalens und sein gottesdienstlicher Gebrauch im Dienst der Katholischen Reform, Paderborn 2004, bes. S. 289-294. Andreas Scheidgen 74 literarischen Satiren der Kölner Schriftsteller Heinrich Lindenborn 11 . 1741 publizierte er ein eigenes Gesangbuch: Neues Gott und dem Lamm geheiligtes Kirchen- und Hauß-Gesang der auf dem dreyfachen Wege der Volkommenheit nach dem himmlischen Jerusalem wandernden Tochter Sion. Die verschnörkelte Titelmetaphorik und der Aufbau des Buches bleiben unverkennbar der barocken Spiritualität verhaftet. Lindenborns genauer Standort in Literatur- und Frömmigkeitsgeschichte bedarf wohl noch der Klärung. Immerhin wurde sein Gesangbuch bis 1790 mehrfach nachgedruckt. Trotzdem konnte es das Psälterlein der Jesuiten nicht verdrängen und wurde schließlich sogar von dem älteren Buch noch überlebt. Der anhaltenden Popularität des Psälterlein ungeachtet, beschleunigte sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts der Wandel. Mit dem Ende der bayerischen Herrschaft über die nordwestdeutschen Bistümer 1761 und der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 fielen innerhalb weniger Jahre die wichtigsten Säulen der gegenreformatorischen Konfessionskirche. Die Abgrenzung zum Protestantismus wurde zögernd durchlässig. 1765 versuchte ein in Paderborn eingeführtes GOTT, und der allerseeligsten Gottes=Gebährerin, und Jungfrauen MARIAE gewidmetes, Neues, verbessert= und vermehrtes Catholisch=Paderbornisches Gesangbuch trotz seines erzkatholischen Titels zum ersten Mal, in größerem Umfang protestantische Lieder einzuführen. Es wurde jedoch bereits nach zwei Jahren durch eine konfessionell bereinigte Neuausgabe ersetzt, die literarisch belegt, aber verschollen ist 12 . Die endgültige Abkehr vom barocken Kirchenlied vollzog sich erst anderthalb Jahrzehnte später in einem zuvor wenig beachteten katholischen Außenposten: dem Bistum Osnabrück. In diesem kleinen norddeutschen Hochstift herrschten besondere Bedingungen, denn hier hatte der Prozeß der Konfessionalisierung keines der konkurrierenden Bekenntnisse zur Herrschaft gebracht: Nach den Bestimmungen des Westfälischen Friedens wechselten sich ein katholischer und ein evangelischer Bischof im Amt ab, und sämtliche Kirchen waren vertraglich zwischen Katholiken und Protestanten aufgeteilt. Der Osnabrücker Domvikar und Bibliothekarius Rudolph Deutgen kannte also den evangelischen Gottesdienst aus eigener Erfahrung, als er 1781 sein Neues katholisches Gesangbuch zur Belehrung und Erbauung der Christen herausgab. Dieser gebildete Konvertit wandte sich vom Kölner Jesuitenstil ab und der neueren evangelischen Poesie zu: Er zitierte Klopstock und Gellert, vor allem aber berief er sich auf Gottsched, um seine Ansicht zu rechtfertigen, im gottes- 11 Zu ihm Bernhard Schneider: Die Wirkungsgeschichte der Lieder Friedrich Spees in katholischen Gesangbüchern vom Barock bis zur Gegenwart, in: Franz (Hg.): Friedrich Spee, S. 265-348, hier 274 mit weiterführenden Hinweisen. 12 Dazu Erika Heitmeyer: Sursum corda. Vom Wesen und Wirken eines geistlichen Bestsellers. Begleitheft zur Ausstellung der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek Paderborn zur Geschichte des Paderborner Diözesan-Gesangbuchs. Paderborn 1999, S. 34. Köln bis Essen 75 dienstlichen Gesang sei der „trochäischen oder dactilischen Versart“ der Vorzug zu geben, weil diese „gleich dem Hexameter von einer langen Silbe anhebt“ und daher „weit majestätischer klingt als die jambische“. Für seine Ansicht, ein geistliches Lied müsse „jederzeit mit einer Glaubenslehre, mit einer Moral- oder Sittenlehre […] verknüpft seyn“, verwies Deutgen auf die Psalmen: „Man findet fast keinen einzigen Psalm, der nicht eine Glaubens- oder Sittenlehre zum Endzweck hat; in verschiedenen Psalmen findet man eine ordentliche Abhandlung davon“. Nach den dargelegten Grundsätzen bearbeitete er sowohl lateinische Gesänge als auch ältere deutsche Lieder. Allerdings bemerkt er selbst, diese hätten „bei der Ausbesserung und Änderung fast eine ganz andere Gestalt gewonnen“ - kein Wunder, hatte er sie doch in das Korsett einer rationalistischen Poetik gesteckt. Da Deutgen ausdrücklich „alle Anzüglichkeit“ (Polemik) vermied und der toleranten Maxime huldigte „Wahrheit, Sanftmuth und Liebe gewinnen doch immer“, verhalf er den Ideen der Aufklärung zum Durchbruch. Wie tief er dabei dem hierarchischen Geist der Reichskirche verhaftet blieb, zeigen die Worte, mit denen er seine Arbeit empfahl: „Ein Auftrag meiner hohen geistlichen Obrigkeit veranlaßte mich dieses Gesangbuch aufzusetzen und öffentlich bekannt zu machen; und dieses ist für mich Rechtfertigung genug“ 13 . Wer war diese Obrigkeit? Deutgen nennt sie in der Widmung, die sich an Maximilian Friedrich von Königsegg, Erzbischof von Köln, und dessen Koadjutor und späteren Nachfolger Maximilian Franz von Österreich richtet. Die Kölner Oberhirten waren auch für die geistliche Betreuung der Katholiken in Osnabrück zuständig, weil dort seit 1764 ein protestantischer Bischof amtierte. Anscheinend diente das gemischtkonfessionelle Bistum als Ausgangsbasis einer aufklärerischen Kirchenliedreform, die im katholischen Köln mit seiner lebendigen barocken Frömmigkeit nur schwer durchsetzbar gewesen wäre. Wie schwierig eine solche Reform war, zeigte schon 1787 die Einführung des Deutgenschen Gesangbuchs im Bistum Hildesheim. Dort mußte nach massivem Widerstand und trotz Militäreinsatzes einigen Gemeinden die Weiterbenutzung des Gesangbuchs von 1712 zugestanden werden 14 - die allmähliche Erosion der reichskirchlichen Strukturen ließ auch die Gesangbuchlandschaft in kleine und kleinste Orts- und Regionaltraditionen zerfasern. Vollends unübersichtlich wurde die Lage, als die Metropole Köln durch die französische Invasion ihre Führungsrolle verlor. Nach der Zerschlagung der alten Fürstbistümer durch die Säkularisation 1803 entstand eine kaum mehr überblickbare Publikationsvielfalt, die allerdings auch Nischen für die voraufklärerischen Lieder schuf. Sie lebten abseits der Zentren wie in dem 1810 und 1813 in Mülheim aufgelegten Psälterlein weiter. 13 Zitiert nach Wilhelm Bäumker: Das katholische deutsche Kirchenlied in seinen Singweisen. Bd. III, Freiburg i. Br. 1891, Nachdruck Hildesheim 1997, S. 138-141. 14 Dazu Kurt Küppers: Diözesan- Gesang- und Gebetbücher des deutschen Sprachgebiets im 19. und 20. Jahrhundert. Geschichte - Bibliographie. Münster 1987, S. 26 f. Andreas Scheidgen 76 Auch Wallfahrtsbücher wie etwa der Marianische Pilgerstab, 1800 und 1843 in Geldern für die Wallfahrt nach Kevelaer gedruckt, beherbergten eine große Zahl von Liedern, die man in den zeitgenössischen Gesangbüchern ansonsten vergebens suchte. Hier lebte jene traditionelle Frömmigkeit weiter, die Heinrich Heine 1822 in seinem Gedicht „Die Wallfahrt nach Kevlaar“ schilderte: „Es flattern die Kirchenfahnen, Es singt im Kirchenton, Das ist zu Köllen am Rheine, Da geht die Prozession …“ Nicht den vernünftigen Gottesdienst der Aufklärer beschrieb Heine in diesem Gedicht. Ihn faszinierte der archaische Marienkult des Volkes in seiner unergründlichen Irrationalität. Begünstigt durch die Zersplitterung der Kölner Produktion, entwickelte sich Münster zum Zentrum des aufklärerischen Kirchenlieds. Dort wurde seit 1792 das Deutgensche Gesangbuch verlegt und dort gab es eine Tradition konfessionsübergreifender Kontakte: Im Salon der Fürstin Gallitzin waren sich schon Ende des 18. Jahrhunderts katholische und protestantische Intellektuelle begegnet. Um 1810 formierte sich eine Gruppe geistlicher Dichter, die sich am Vorbild des zeitgenössischen evangelischen Liedes schulten. 1810 veröffentlichte Hermann Ludwig Nadermann Geistliche Lieder, nebst einigen Gebeten und Litaneyen, zum gottesdienstlichen Gebrauche des Münsterischen Gymnasium, in die er neben Liedern Klopstocks und anderer Aufklärungsdichter wie Johann Andreas Cramer oder Friedrich von Stolberg auch eigene Werke aufnahm (z. B. „O komm, o komm Emmanuel“ nach einer lateinischen Vorlage) 15 . Ebenfalls in Münster gab Christoph Bernhard Verspoell 1810 Gesänge beym Römischkatholischen Gottesdienste heraus, die in mehrere spätere Gesangbücher eingingen. Aus diesem Buch stammen die Lieder „Wahrer Gott, wir glauben dir“ und „Fest soll mein Taufbund immer stehen“ (dessen Verfasser wahrscheinlich der Pfarrer der Münsterer Lambertikirche, Friedrich Matthias Berghaus, war). 1815 kamen die großen katholischen Gebiete des Rheinlands und Westfalens unter die Herrschaft des protestantischen Preußen. Auseinandersetzungen um konfessionelle Mischehen und staatliches Mißtrauen gegen den Einfluß des katholischen Klerus führten immer wieder zu Zusammenstößen, die im Kulturkampf nach 1871 kulminierten. Es mag die Situation kennzeichnen, daß das populärste Gesangbuch jener Epoche weder aus bischöflicher, noch aus städtisch-bildungsbürgerlicher Initiative hervorging, sondern aus der Provinz stammte: Bereits 1803 von dem westfälischen Landpfarrer Melchior Ludolf Herold aus der Gemeinde Hoinkhausen veröffentlicht, erreichte dieser Heilige Gesang für den öffentlichen Gottesdienst Mitte des 19. Jahrhunderts den Höhepunkt seines Einflusses. Seit 1809 ließ Herold seinem Gesangbuch eine Empfehlung des Konstanzer Generalvikars Wessenberg beibinden, dessen liturgische Reformen im katholischen Deutschland vorbildlich wurden, strebte also durchaus nach nationaler Resonanz. Mit 22 nachweisbaren 15 Vgl. die Aufstellung des Liedkorpus bei Bäumker: Kirchenlied Bd. IV, Nr. 297, S. 130 f. Köln bis Essen 77 Auflagen, die von 1818-1853 in Lippstadt und teilweise parallel dazu von 1845 bis 1873 auch in Arnsberg erschienen, stellte diese nur scheinbar provinzielle Publikation denn auch die anderen Gesangbücher Nordwestdeutschlands deutlich in den Schatten und wurde der eigentliche Nachfolger des Kölner Psälterlein. Herold importierte das Liedschaffen der süddeutschen katholischen Aufklärung, etwa der Landshuter und Salzburger Gesangbücher von 1777-1790, an die er sich im Titel auch anlehnte. Vor allem aber speiste er ein breites protestantisches Repertoire in die katholischen Gesangbücher ein, darunter aufklärerische Lieder wie Gellerts „Jesus lebt, mit ihm auch ich“, aber auch ältere wie das Passionslied „Der am Kreuz ist meine Liebe“, das heute nur noch in einigen Diözesananhängen des Gotteslob eine bescheidene katholische Rezeption genießt. Die Befürworter einer Restauration der alten Kirchenlieder schossen sich mit Vorliebe auf den „Herold“ als Inbegriff eines ‚rationalistischen‘ Gesangbuchs ein. So ließen die „Blätter für kirchliche Wissenschaft und Praxis“ anläßlich der Einführung des neuen Diözesangesangbuchs 1874 im Bistum Paderborn einen Gottesdienstteilnehmer mit dem Vorschlag zu Wort kommen, die vielen „Herölde“, die bisher gebraucht wurden, im nächsten Jahr zum Osterfeuer einzuliefern - was mit der maliziösen Bemerkung quittiert wird: „Nicht übel; nur fürchte ich, daß die fröhliche Flamme durch das kältende Material gedämpft werde“ 16 . Solche Angriffe bestätigen freilich auch den großen Einfluß des Buchs. Bei der Gesangbuchrestauration übernahm Mitte des 19. Jahrhunderts Paderborn eine führende Rolle, freilich nicht das Bistum, sondern der Schöningh-Verlag, der seit 1851 Heinrich Bones Cantate in zahlreichen Auflagen bis 1905 publizierte. Ihm trat seit 1852 ein privat veröffentlichtes Kölnisches Gesangbuch zur Seite, dessen Herausgeber, der Pfarrer Albert Gereon Stein, sich ausgiebig aus Bones Cantate bedient hatte, ohne freilich auf diese Quelle hinzuweisen 17 . Bones Arbeit wurde von einem nach und nach wieder konservativer werdenden Publikum hoch gelobt, verdrängte aber im kirchlichen Gebrauch die Aufklärungslieder noch lange nicht. Der Paderborner Bischof Konrad Martin approbierte neben dem Cantate bis 1868 weiter das 1796 eingeführte Katholische Gesangbuch von Joseph Tillmann. Und als dann schließlich die Entscheidung für ein neues Gesang- und Gebetbuch mit dem für die Restaurationsideen typischen lateinischen Titel Sursum corda (erschienen 1874) fiel, übernahm diese Aufgabe bezeichnenderweise nicht der ausgewiesene Fachmann Bone: Zwei Landgeistliche, die Dechanten Joseph Kleinschmidt und Ferdinand Wacker, wurden damit betraut. Sie verwendeten zwar auch Bones Bearbeitungen der alten Barocklieder, nahmen aber weiterhin einen Bestand an Aufklärungsliedern aus den Gesangbüchern von 16 Heitmeyer: Sursum corda, S. 54 f. 17 Vgl. Theo Hamacher: Das Kirchenlied der Romantik. In: Karl Gustav Fellerer (Hg.): Geschichte der katholischen Kirchenmusik. Bd. 2, Kassel 1976, S. 262-270, hier 263. Andreas Scheidgen 78 Tillmann und Herold auf 18 . Dieser Kompromiß war durchaus repräsentativ für die kirchenamtliche Haltung, die in der Gesangbuchfrage zwischen restaurativen und eher liberalen Kräften lavierte. Das Sursum corda gehörte bereits in die Ära der Diözesangesangbücher, deren Einführung in den Bistümern Nordwestdeutschlands relativ spät erfolgte und sich bis zur Jahrhundertwende hinzog. Vor Paderborn hatte 1865 nur das Bistum Münster ein solches Buch erhalten. In Köln konnte das 1880 fertiggestellte Werk wegen der Wirren des Kulturkampfs erst 1887 verbindlich eingeführt werden. Es folgten Hildesheim (1893) und Osnabrück (1903). Unterdessen hatten Bevölkerungswachstum, Industrialisierung und Einwanderung die Lebensverhältnisse von Grund auf geändert. Im Rhein- Ruhrgebiet entstand ein Ballungsraum, dem die alten regionalen Gliederungen kaum mehr gerecht wurden. Doch erst im demokratischen Staat kam es durch das Preußenkonkordat von 1929 zu einer schrittweisen Anpassung der kirchlichen Strukturen. Aus Gebieten der Kölner Erzdiözese wurde das Bistum Aachen gebildet, Paderborn stieg zum Erzbistum auf und die Nordischen Missionen (norddeutsche Diasporagebiete, s. dazu den Beitrag von Hermann Kurzke in diesem Band) wurden dem Bistum Osnabrück unterstellt. Diese Restrukturierung fiel zeitlich mit der Einführung einer neuen Gesangbuchgeneration zusammen, mit denen vor allem den Anliegen der liturgischen Erneuerung Rechnung getragen werden sollte. Das wegen seiner progressiven Einrichtung gerühmte Kölner Gebetbuch und Gesangbuch von 1930 wurde zwei Jahre später auch im Bistum Aachen eingeführt, Osnabrück erhielt 1931 ein neues Gesangbuch, Münster 1932. Die Verbindung zwischen Köln und Aachen erwies sich als dauerhaft und wurde auch bei den Gesangbuchrevisionen von 1949 und 1971 in beiden Diözesen beibehalten, nach dem Krieg sogar durch Einführung des Aachener Buches für die deutschsprachige Minderheit auf das belgische Bistum Lüttich ausgeweitet. Dagegen zog sich die schon in den zwanziger Jahren geplante Bildung eines Ruhrbistums bis 1958 hin und es dauerte dann noch einmal bis 1970, ehe das neue Bistum Essen auch ein eigenes Diözesangesangbuch erhielt - gerade einmal fünf Jahre vor Einführung des Einheitsgesangbuchs Gotteslob. Bibliographie Von der Reformation zur Säkularisation Gsangbüchlein Geistlicher Psalme[n]/ hymnen/ leider [sic! ] vn[d] gebet/ Durch etliche Diener der Kirchen zu[o] Bonn/ fleissig zu[o]samen getragen […] [Bonn: Laurenz von der Mülen] 1550. Das am weitesten verbreitete evangelische Gesangbuch des Rheinlands, eine in der Forschung teilweise vermutete Erstauflage 1544 ist nicht nachweisbar. Zahlreiche spätere Auflagen. 18 Vgl. Heitmeyer: Sursum corda, S. 62 f. Köln bis Essen 79 Köln Witzel, Georg: Ecclesiastica Liturgia. Wie sich der gemein Christen Lay der Latinischen Missen/ zur besserung sein selbs/ gebrauchen künde. […] ITEM Hymnologium Ecclesie. Das ist, Lobgesänge der Catholischen Kyrchen/ zur täglicher Vesperzeit […] Köln: Peter Quentel 1545. Witzel, Georg: Verdeutschte Kyrchgesenge. Die Sequentz oder Prosen/ so die Latinische kyrch/ bey der Liturgy oder Messe […] hat vnd helt/ verstendlich gedolmetschet […] Köln: Johann Quentel 1546. Witzel, Georg: Vespertina Psalmodia. Die funffzig Vespersalme[n]/ so die Heilige Kyrche Gottes/ alle tage durch die wochen/ offentlich zu singen vnd lesen pflegt/ Gedeudschet vnd darzu Ausgelegt […] Köln: Johann Quentel 1549. Witzel, Georg: Psaltes Ecclesiasticvs. Chorbuch der Heiligen Catholischen Kirchen/ Deudsch […] Köln: Johann Quentel 1550. Edingius, Rutgerus: Teutsche Eua[n]gelische Messen/ Lobgesenge/ vnd Kirchen Gebete/ sampt den Euangelien vnnd Episteln/ so in der Allgemeinen Christlichen Kirchen […] durchs gantze Jar gehalten/ gesungen/ vnd gelesen werden […] Köln: Maternus Cholinus 1572. Edingius, Rutgerus: Der gantz Psalter Dauids/ nach der gemeinen alten Kirchischen Latinischen Edition auff verß vnd Reimweiß […] gestellet […] Köln: Maternus Cholinus 1574. Ulenberg, Kaspar: Die Psalmen Dauids in allerlei Teutsche gesangreimen bracht […] Köln: Gerwin Calenius und Johann Quentels Erben 1582. Weitere Auflagen bis 1710. Ein Auszug Einige auserlesene Psalmen Davids […] aus einem Buche von Herrn Casparo Ulenbergio erschien noch 1793 im westfälischen Olpe. Alte Catholische Geistliche Kirchengeseng/ […] sampt einem Catechismo. Auß Beuelch Deß Hochwürdigen Fürsten vnd Herrn/ Herrn Eberharten Bischouen zu Speir […] in diese ordnung gestelt. Köln: Arnold Quentel 1599. Außerlesene/ Catholische/ Geistliche Kirchengesäng […] durch das gantze Jahr zu singen. Köln: Peter von Brachel 1623. Verschollen. Catholische Kirchen Gesänge […] sampt einem Catechismo. Auß Befelch Deß Hochwürdigen Fürsten und Herren/ H. Eberhardten Bischoffen zu Speier/ &c. Anjetzo mit vielen newen Gesängen vermehret. Köln: Quentel (Johann Krebs) 1631. Geistlicher Psalter in welchem Die ausserlesenste alt: vnd newe kirchen, vnd haussgesang neben den lieblichsten Psalmen Dauids verfasset seindt. Köln: Peter Grevenbruch 1638. Notenausgabe des Geistlichen Psälterlein, dessen erste Auflage 1637 verschollen ist. Geistliches Psälterlein/ Durchs gantze Jahr [gl]eichförmig nach der Kirchenordnung abgetheilt. Im Jahr 1640. Erstes erhaltenes Exemplar des Psälterlein ohne Noten. Psalteriolvm Harmonicvm Sacrarum Cantilenarum, […] quatuor vocibus, & Basso, si placet, etiam ad Organum accommodato […] concinnatum; ac praesertim Sodalitatum, Catechismorum & Gymnasiorum vsui destinatum. Köln: Peter Grevenbruch 1642. Ulenberg, Kaspar: Psalter Des H. Propheten Dauids/ vnter allerley Melodeyen in Teutsche Gesang-Reimen bracht. […] Mit sampt ersetzten vnd verbesserten Noten/ auch vralten bewehrten Lobvnd KirchenGesängen […] Köln: Quentel (Gerwin von Krebs) 1644. Andreas Scheidgen 80 Spee, Friedrich: Trvtz Nachtigal, Oder Geistlichs-Poetisch Lust-Waldlein, Desgleichen noch nie zuvor in Teutscher sprach gesehen […] Köln: Wilhelm Friessem 1649. Keyenberg, Peter: Himmlische Nachtigal Das ist, Außerlesene liebliche Gesäng […] Köln: Wilhelm Friessem 1673. Nicht mehr nachweisbar; erhalten ist aber Keyenbergs New vermehrte him[m]lische Nachtigall aus dem Jahr 1690. Nugent, Dominicus: Christliche Nachtigal Das ist, der Edlen, und lieben Iugendt der Hertzoglichen Stadt Lutzenbvrg […] auff 75. ausserlesen schöne melodeyen 75. nevvgemachte Gesänglein […] Köln: Wilhelm Friessem 1675. [Lindenborn, Heinrich: ] Neues GOtt und dem Lamm geheiligtes Kirchen- und Hauß- Gesang Der Auf dem dreyfachen Wege der Volkommenheit nach dem Himmlischen Jerusalem wandernden Tochter Sion […] Köln: Gereon Arnold Schauberg 1741. Folgeauflagen bis 1790. Paderborn Schlobruch, Jacob: Catholisch Gesangbüchlein, mit einem Catechismo vnd Ordinario festorum. Paderborn: Matthäus Pontanus 1600. Verschollen. Catholische Aduent vnd Weihenachten Gesäng. Paderborn: Matthäus Pontanus 1602. Verschollen. Alte Catholische Geistliche Kirchengesäng/ […] sampt einem Catechismo. Durch gnedigem Consens Deß Hochwürdige[n] Fürsten vnd Herrn/ Herrn Dietherichen Bischoffen deß Stiffts Paderborn/ &c. Außgangen. Paderborn: Matthäus Pontanus 1609. Vermehrte Neuauflage 1617. Catholische/ Geistliche Kirchen Gesäng […] Mit viel schönen andächtigen Weyhnächtgesängen vermehret […] Paderborn: Matthäus Pontanus 1616. Christlich Catholisch Gesangbuch […] Paderborn: Heidenreich Pontanus 1628. Weitere Auflagen bis 1720. Christ-Catholisches Gesang-Buch, Nach Meinung Ihro Päpstl. Heil. Benedicti XIII. in dem Concilio so gehalten zu Rom 1725 […] eingerichtet […] Nach der Paderbornischen Edition. Gedruckt, im Jahr 1726. Zahlreiche undatierte Folgeauflagen. GOTT, und der allerseeligsten Gottes-Gebährerin, und Jungfrauen MARIAE gewidmetes, Neues, verbessert- und vermehrtes Catholisch-Paderbornisches Gesang-Buch […] Paderborn: Wilhelm Junfermann 1765. Münster Catholische Geistlicke Kerckengeseng […] Dem gemeinem Vaderlandt tho nütte in düsse korte Form vnd Sprake auergesatt. Münster: Bernhard Raesfeldt 1629. Außerlesene catholische Geistliche Kirchengesäng, so man bey den Processionen und Christlicher Kinder-Lehr im Stift Münster zu singen Pflegt […] Münster in Westfalen: Raesfeldt 1663. Datierung unsicher: Die Diözesanbibliothek Münster verwahrt unter betr. Signatur zwei Exemplare dieses Buches ohne Titelblatt und sonstigen Datierungsanhalt. Lediglich der Rücken trägt jeweils die im 19. Jhdt. aufgeprägte Jahreszahl 1663. Es existieren allerdings zahlreiche Auflagen dieses Buches, deren erste sicher datierbare 1674 bei Raesfeldt erschien. Das Buch wurde bis 1785 aufgelegt. Münsterisch Gesangbuch/ Auff alle Fest vnd Zeiten deß gantzen Jahrs [….] Jetzo auffs new übersehen/ vnd mit vielen schönen/ alten vnd newen Gesängen auß unterschiedt- Köln bis Essen 81 lichen bewehrten Gesangbüchern vermehret […] Münster in Westfalen: Dietrich Raesfeldt 1677. Auflagen bis 1734. Catholisch Gesang=Buch, Darinnen Viel alt- und newe geistreiche Lieder und Psalmen […] Münster in Westfalen: Johann Joachim Kördinck 1741 [Folgeauflagen bis 1795]. Deutgen, Rudolph: Neues katholisches Gesangbuch zur Belehrung und Erbauung der Christen […] Nach der dritten verbesserten Auflage. Münster: Anton Wilhelm Aschendorf 1792. Dort weitere, zum Teil undatierte Auflagen; ab 1812 in Halberstadt. Die letzte, von Johannes Baute neubearbeitete Ausgabe erschien 1885 in Münster. Hildesheim Catholisch Manual oder Handbuch/ darin[n]e begriffen seynd: Die Evangelia mit den Episteln deß gantzen Jahrs. Cantuale oder Psalmbüchlein/ teutscher vnd lateinischer meistentheils alter Gesäng/ sampt dem Catechis Musico. […] Jetzt von newem vbersehen/ vermehret/ vnd mit vielen schönen Gesäng vnd Gebett vtrbessert[! ]. Hildesheim: Heinrich Eich 1647. [II als Kopftitel: ] Catholisch Cantual Oder PsalmBuch/ Darinnen viel Lateinische vnd Teutsche alte Catholische Gesäng begriffen […] [II., 2. Kopftitel: ] Catholisch Cantual Oder Kirchengesäng Darinnen viel Lateinische vnd Teutsche alte Catholische Gesäng begriffen […] Die erste Auflage erschien 1605 in Mainz. Catholisches Gesang=Buch […] Mit einem Neuen Anhang allerhand schöner Gesänge vermehret. Hildesheim: Wilhelm Dietrich Schlegel 1721. Nach Küppers erste Auflage 1712; letzte in der Gesangbuchbibliographie nachgewiesene Auflage 1779. Deutgen, Rudolph: Neues Katholisches Gesang- und Gebetbuch […] zum Gebrauch bey dem öffentlichen Gottesdienste im Hochstift Hildesheim verordnet. Hildesheim: Schlegel 1787. Osnabrück Christ=Catholisches Gesangbuch […] Osnabrück: M. W. Schön und P. A. Krumbein. 1686. Nach Bäumker erste Auflage 1685; Folgeauflagen bis 1768. Deutgen, Rudolph: Neues katholisches Gesangbuch zur Belehrung und Erbauung der Christen […] Osnabrück: Johann Wilhelm Kißling 1781. Amsterdam [Kircher, Heinrich: ] Nord-Stern/ Führer auff dem Weg zur Seeligkeit/ durch drey kräfftige Wirckungen; BETEN/ PSALLJEREN/ LESEN. das ist: Drey Catholische Büchlein: I. Geistreiches Bet-Buch: II. Außerlesenes Psalter-buch: III. Heilsames Lehr-buch […] Amsterdam: Joachim von Metelen 1671. Das neunzehnte Jahrhundert Marianischer Pilgerstab zum gebrauch der Kevelaerischer Marianischer Bruderschaft […] Darinnen die geistreichesten Morgens= Abends= Meß= Beicht= Communion Gebether Litaneyen und Gesa[e]ngen begriffen sind […] Geldern: G. N. Schaffrath [um 1800]. Weitere Auflage 1843. Andreas Scheidgen 82 [Herold, Melchior Ludolf: ] Der heilige Gesang oder vollsta[e]ndiges katholisches Gesangbuch bey dem o[e]ffentlichen Gottesdienste in der Pfarrkirche zu Hoynkhausen […] Hoinkhausen: Selbstverlag 1803. Herold, Melchior Ludolf: Der heilige Gesang, oder vollsta[e]ndiges katholisches Gesangbuch fu[e]r den o[e]ffentlichen Gottesdienst und die ha[e]usliche Andacht […] Zweite, verbesserte Auflage. Hoinkhausen: Selbstverlag 1807. Dritte Auflage Münster: P. Waldeck 1809. Geistliches Psa[e]lterlein P. P. Societ. JESU […] Diesen letzten Druck von den Patribus mit sonderbarem Fleiß übersehen, und mit anmüthigen und ganz neuen Gesängen und vielen Psalmen vermehret […] Mülheim: Joh. Georg Schmitz [ca. 1810]. Letzte Auflage Mülheim 1813. [Nadermann, Hermann Ludwig: ] Geistliche Lieder, nebst einigen Gebeten und Litaneyen, zum gottesdienstlichen Gebrauche des Münsterischen Gymnasium. Münster: Friedrich Theissing 1810. Vierte und letzte Auflage 1847. Verspoell, Christoph Bernhard: Gesänge beym Römischkatholischen Gottesdienste nebst angehängtem Gebethbuche. Münster: Aschendorff 1810. Zahlreiche weitere Auflagen bis 1850. Herold, Melchior Ludolf: Der heilige Gesang, oder vollsta[e]ndiges katholisches Gesangbuch für den o[e]ffentlichen Gottesdienst und die ha[e]usliche Andacht. […] Vierte Auflage. Lippstadt: Hieronymus Lange 1818. Letzte Auflage 1853. Herold, Melchior Ludolf: Der heilige Gesang, oder vollsta[e]ndiges katholisches Gesangbuch für den o[e]ffentlichen Gottesdienst und die ha[e]usliche Andacht. […] Arnsberg: H. R. Stein 1845. Letzte undatierte Auflage wahrscheinlich 1873. Bone, Heinrich: Cantate! Katholisches Gesangbuch nebst einem vollständigen Gebet- und Andachtsbuche […]. Paderborn: F. Schöningh 1851. Erste Auflage Mainz 1847; letzte Paderborn 1905. Stein, Albert Gereon: Kölnisches Gesangbuch. Sammlung katholischer Kirchenlieder mit Melodieen nach der kölnischen Festordnung. Unter Mitwirkung mehrerer Pfarrer der Stadt Köln herausgegeben […]. Köln: J. P. Bachem 1852. Diözesangesangbücher Gesang- und Gebetbuch für das Bisthum Münster. Münster: Aschendorff 1865. Zahlreiche Folgeauflagen. Katholisches Gesangbuch nach vorgeschriebenen Melodien mit einem Gebetbuche. Zum Gebrauche bei dem öffentlichen Gottesdienst in der Diöcese Paderborn. 10. Auflage. Mit Genehmigung des hochw. Bischofs Conradus. Paderborn: Junfermann 1868. Sursum corda! Katholisches Gesang- und Gebetbuch zunächst für die Diöcese Paderborn. Mit Bischöflicher Approbation. Paderborn: Junfermann (J. C. Pape Wwe.) 1874. Zahlreiche Folgeauflagen. Gesang- und Gebetbuch für die Erzdiöcese Köln. Köln: J. P. Bachem 1880. Ab der dreizehnten Auflage 1887 mit erzbischöflicher Approbation. Zahlreiche Folgeauflagen. Katholisches Gesangbuch für die Diöcese Hildesheim. Hildesheim: J. Kornacker 1893. Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Osnabrück. Herausgegeben im Auftrage des Bischöflichen General-Vikariates. Osnabrück: Selbstverlag des Bischöflichen General-Vikariates [1903]. Köln bis Essen 83 Gebetbuch und Gesangbuch für das Erzbistum Köln. Köln: J. P. Bachem [1930]. Zahlreiche Folgeauflagen. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Osnabrück. Osnabrück: Ferdinand Schöningh [1931]. Gebetbuch und Gesangbuch für das Bistum Aachen. Köln: J. P. Bachem [1932]. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Münster. Münster i. W: Aschendorff 1932. Zahlreiche Folgeauflagen. Oremus. Gebetbuch und Gesangbuch für das Bistum Aachen. Mönchengladbach: B. Kühlen [1949]. Zahlreiche Folgeauflagen. Gebet- und Gesangbuch für das Erzbistum Köln. Köln: J. P. Bachem [1949]. Zahlreiche Folgeauflagen. Oremus. Gebetbuch und Gesangbuch für das Bistum Lüttich. Mönchengladbach: B. Kühlen 1954. Gesangbuch für das Bistum Essen. Bochum: F. Kamp 1970. Oremus 1971. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Aachen. Mönchengladbach: B. Kühlen 1971. Gebet- und Gesangbuch für das Erzbistum Köln. Köln: J. P. Bachem [1971]. 7. Kapitel Mainz - Würzburg - Bamberg - Fulda - Trier - Limburg - Luxemburg Kaum eine Institution verkörperte die Ordnung, die der Reformator Martin Luther herausforderte, so sehr wie der heilige Stuhl zu Mainz. Als Haupt einer Kirchenprovinz, die von Verden im Norden bis Chur im Süden, von Straßburg bis Halberstadt reichte, stand der Mainzer Oberhirte dem größten Teil der deutschsprachigen Christenheit vor. Kardinal Albrecht von Brandenburg, der dieses Amt seit 1514 innehatte, war zudem auch noch Erzbischof von Magdeburg und Administrator von Halberstadt. Als Reichserzkanzler und Kurfürst war er zugleich an der Regierung der weltlichen Angelegenheiten beteiligt. Früh und kräftig regte sich in der großen, bis nach Thüringen reichenden Mainzer Diözese die neue Lehre: Auf ihrem Boden nahm mit den in Erfurt gedruckten Enchiridien, den ‚Handbüchern‘ lutherischer Lieder, das evangelische Gesangbuch zuerst Gestalt an. Doch Albrecht von Brandenburg reagierte auf die religiöse Unruhe nicht mit Reformen, sondern mit einer Demonstration. In seiner Residenz, dem Neuen Stift zu Halle, ließ er den Gläubigen regelmäßig seine riesige Reliquiensammlung zeigen, das berühmte „Hallesche Heiltum“. Jeder sollte an diesem Seelenschatz, der einen Ablaß zeitlicher Sündenstrafen von vierzig Millionen Jahren gewährte, teilhaben. Sechzehn Altäre und 142 Tafelbilder aus der Werkstatt Lukas Cranachs verwandelten die Stiftskirche in einen Sakralraum von bezwingender Schönheit. Hier feierte der Kardinal, umgeben von den Prozessionen der Kleriker und von ihren lateinischen Chorälen begleitet, die heilige Messe, jene geheimnisvolle Verwandlung, in der Gott selbst zu den Menschen kam 1 . Albrecht vertraute den Heilsmitteln der alten Kirche, dem Bild und dem Ritual. Doch er mußte erleben, daß die neuen Medien der Reformation, die Predigt und das deutsche Kirchenlied, stärker waren. Erneut reagierte er: 1531 verlieh er dem Neuen Stift die Universitätsrechte, um so ein Gegengewicht zur reformatorischen Hochschule in Wittenberg zu schaffen. Zum Prior und Kanzler berief er den Dominikaner Michael Vehe. Dieser Theologe und intellektuelle Polemiker hielt in Halle Vorlesungen über die Briefe des Apostels Paulus, jene biblischen Schriften, auf die Martin Luther seine Theologie gegründet hatte. Vehe erkannte auch die Bedeutung des Kirchenlieds. Nach dem Vorbild des Klugschen Gesangbuchs, das seit 1529 in mehreren Auflagen das Liedschaffen des Wittenberger Reformators sammelte, ließ 1 Zu Albrecht und dem Neuen Stift der Ausstellungskatalog: Der Kardinal. Albrecht von Brandenburg. Renaissancefürst und Mäzen. Herausgegeben von Thomas Schauerte. Regensburg 2006. Andreas Scheidgen 86 er 1537 beim Leipziger Drucker Nikolaus Wolrab ein New Gesangbüchlin Geystlicher Lieder herausgeben. Dieses erste katholische Gesangbuch nach der Kirchenspaltung steht auch am Beginn der Mainzer Gesangbuchgeschichte. 2 Vehe und seine Mitarbeiter, der Pfarrer Georg Witzel und der Ratsmeister von Halle, Kaspar Querhammer, waren so auf die lutherischen Muster fixiert, daß sie wie diese streng dem Schriftprinzip folgten und nur Lieder, die auf den Worten der Bibel basierten, aufnahmen. So wollten sie die „Schand- und Schmachlieder“ der Ketzer verdrängen, wie Vehe im Vorwort schrieb. Doch der Vertrieb des Gesangbuchs, zu dem Albrechts Hofmusiker einige Melodien beigesteuert hatten, kam zum Erliegen, als die Stadt Leipzig 1539 zur Reformation überging. Schon ein Jahr später mußte auch Albrecht seine Residenz räumen und mitsamt seinen Kunst- und Reliquienschätzen in das sichere Erzstift Mainz fliehen. Mit ihm flohen viele Vorkämpfer des alten Glaubens. Georg Witzel trat in die Dienste des Fürstabts von Fulda und verfaßte in dessen Auftrag ein theologisches Gutachten über eine Reform der Kirche. Darin trat er für die stärkere Beteiligung der Laien und für die Zulassung deutschsprachiger Gesänge im Gottesdienst ein. Schon 1541 veröffentlichte er unter dem Titel Odae Christianae in Mainz eine kleine Sammlung von elf selbstgeschriebenen Liedern, die zum Teil bereits in Vehes Gesangbuch erschienen waren. Gedruckt wurde dieses Miniaturgesangbuch von einem weiteren ostdeutschen Glaubensflüchtling: dem Meißener Franz Behem, der aus Dresden nach Mainz gekommen war und vor den Toren der Stadt, im Viktorstift, eine eigene Druckerei gegründet hatte. Über den Onkel seiner Frau, den Humanisten Johann Cochläus, war Behem mit Vehes Drucker Nikolaus Wolrab verwandt. Cochläus, der als Domherr in Meißen den publizistischen Kampf gegen die Reformation vorangetrieben hatte und in St. Viktor eine Pfründe besaß, finanzierte sowohl die Unternehmen Wolrabs wie die Druckerei Behems in Mainz. So zeichnet sich recht deutlich ein auf gemeinsamen Überzeugungen, verwandtschaftlichen und geschäftlichen Beziehungen beruhendes Netzwerk ab, das die Gesangbuchentwicklung im mittelrheinischen Raum trug. Seine Wurzeln lagen freilich in den mitteldeutschen Kerngebieten der Reformation und in dem Kurs, den Vehe 1537 zu ihrer Abwehr eingeschlagen hatte. Witzels 1557 erschienenes Deutsch Betb ů ch, in das er seine 1541 veröffentlichten Lieder wieder aufnahm, wurde wahrscheinlich wiederum von Behem in Mainz gedruckt, ebenso wie eine Neuauflage des Veheschen Gesangbuchs im Jahre 1567. Die langen Abstände lassen vermuten, daß diese Publikationen auf wenig fruchtbaren Boden fielen. Fast vierzig Jahre vergingen, bis nach der Zweitauflage des Vehe-Gesangbuchs in Mainz wieder eine Sammlung volks- 2 Michael Vehe: Ein New Gesangbüchlin Geistlicher Lieder. Faksimile-Druck der ersten Ausgabe Leipzig 1537. Herausgegeben und mit einem Geleitwort versehen von Walther Lipphardt. (Beiträge zur mittelrheinischen Musikgeschichte 11) Mainz 1970; zu den Mainzer Bezügen ebd., S. 6 f. Mainz bis Luxemburg 87 sprachlicher geistlicher Lieder erschien. Möglicherweise macht sich hier das Fehlen einer dem Kölner Bürgertum vergleichbaren Schicht kaufkräftiger Rezipienten bemerkbar. Die Mainzer Gesangbuchproduktion war von Anfang an stärker an kirchliche Instanzen gekoppelt. Sie geriet ins Stocken, als deren Impulse ausblieben. Andererseits trägt sie einen stärker überregionalen Zug, in dem sich die gesamtdeutsche Metropolitanfunktion der Mainzer Kirche auswirkt. Unabhängig von Mainz entstanden auch im Bistum Bamberg früh Gesangbücher: Im Zisterzienserkloster Heilsbronn bei Ansbach übertrug der Mönch Leonhard Kethner 1555 die Hymnen des Ordensoffiziums ins Deutsche. Diese hymni enthalten einige Übertragungen Martin Luthers und sogar Thomas Müntzers. Sie sind ein Dokument der kulturellen Überlegenheit der neuen Lehre, die 1578 zur Auflösung des Klosters führte. Überall brachte die Reformation jetzt das Gebäude der mittelalterlichen Kirche zum Einsturz. Nur in ihren weltlichen Fürstentümern, den sogenannten Hochstiften, behielten die Bischöfe ihre Macht. Doch auch diese schmalen Gebietsfetzen waren den Einflüssen ihrer protestantischen Umwelt ausgesetzt. Erst durch den Beginn der Konfessionalisierung, der theologischen, aber auch politischen und kulturellen Abgrenzung zum Protestantismus, gewannen sie neue Kraft. Gewissermaßen zwischen den Epochen steht noch ein Gesangbuch, das 1575 wiederum im Bistum Bamberg eingeführt wurde. Es stellte einen Außzug aus dem Bautzener Lieder- und Psalmenbuch Johann Leisentrits dar, das, dem volksliturgischen Reformansatz Witzels und seiner Gesinnungsfreunde folgend, dem protestantischen Liedgebrauch weit entgegen gekommen war (vgl. Kapitel 1). Gedruckt wurde es jedoch von der Dillinger Druckerei Sebald Mayers, die eng mit den Jesuiten zusammenarbeitete und ein Instrument der Gegenreformation war. Nach dem Willen des Bamberger Bischofs sollte die Liedersammlung das weitere Eindringen reformatorischer Lieder in den Gemeinden verhindern. So war die katholische Konfessionalisierung zunächst noch auf die Hinterlassenschaft der vortridentinischen Reformer angewiesen, ehe sie auf dem Gebiet des Kirchenliedes ihre eigenen Prinzipien umsetzte. Allmählich schuf die Gegenreformation entlang des Mains einen geschlossenen Herrschafts- und Kulturraum, bestehend aus dem Mainzer Oberstift mit dem Zentrum Aschaffenburg sowie den Fürstbistümern Würzburg und Bamberg. Nach Westen erweiterten ihn die mittelrheinischen Besitzungen des Mainzer Kurstaats, nach Norden seine Enklaven im Eichsfeld und in Erfurt sowie die Reichsabtei Fulda. Bereits 1591 erschien in Würzburg ein Catholisch Gesangbüchlein, von dem sich allerdings wie von vielen anderen Liederbüchern der Epoche kein Exemplar erhalten hat. Den tiefsten Einblick in das Kirchenlied dieser Phase gewährt das Catholisch Cantual, das 1605 in Mainz erschien. Es war Teil einer größeren Veröffentlichung, die unter dem Obertitel Catholisch Manual diverse Texte geistlicher Unterweisung vereinigte. Da das Cantual laut Titel von Newem vbersehen/ verbessert vnd in ein Andreas Scheidgen 88 feine Ordnung gebracht wurde, scheint auch von diesem Buch eine verlorene Vorgängerauflage existiert zu haben 3 . Es ließ den mittelalterlichen Volksgesang wieder aufleben. Viele seiner Lieder hat es noch mit zeitgenössischen evangelischen Sammlungen gemeinsam. Sein Hauptcharakterzug ist aber die enge Verbindung von deutscher Volks- und lateinischer Liturgiesprache. Deutsch-lateinische Mischlieder wie „In dulci jubilo“ zeichnen es ebenso aus wie die Aufnahme vieler lateinischer Gesänge, von denen meist auch eine deutsche Fassung abgedruckt wird. Gelegentlich werden die deutschen Lieder sogar direkt in den lateinischen Gesang eingeschaltet wie die Osterleise „Christ ist erstanden“, die das Cantual nach altem Brauch zwischen den Strophen des Hymnus „Victimae paschali laudes“ einschiebt. Das Mainzer Cantual sammelt Lieder aus dem gesamten deutschen Sprachraum, nimmt das von ihm als „alt Trierisch Christliedlein“ bezeichnete „Es ist ein Ros entsprungen“ ebenso auf wie das „vorzeiten in Thüringen“ gebräuchliche Weihnachtslied „Geborn ist uns ein Kindelein“. Hinter dieser Sammeltätigkeit stand das wohlorganisierte Netzwerk des Jesuitenordens, der das katholische Deutschland mit seinen Kollegien und Missionen überzog, mit seinen auch persönlich mobilen Ordensmitgliedern überregional präsent war. So lassen viele Spuren vermuten, daß das Cantual nicht in Mainz entstand, sondern im Mainzer Suffraganbistum Hildesheim 4 : Dort berichten die Ordensannalen vom frommen Eifer des Paters Johannes Hammer, der „Germanicas pias cantiones“ gesammelt und, so der Buchdrucker Johann Blankenberg 1619, „vmb das jar 1605 mit sonderlichem fleiß ein herrliches Buch/ vnder dem Titul Catholisch Manual beschrieben/ vnd in Druck außgehen lassen“ habe. Es scheint demnach, daß Hammers Werk zum Druck nach Mainz transferiert wurde, da im überwiegend protestantischen Hildesheim erst 1618 eine katholische Druckerei eingerichtet werden konnte. Als Druckorte späterer Auflagen des Cantuals traten Mainz (1627) und Hildesheim (1619, 1625, 1647) jedenfalls eine Zeitlang parallel auf. Das Cantual war nicht selbständig erschienen, sondern Teil eines größeren Ganzen, des Catholisch Manual. Im Unterschied zum evangelischen Raum fand das katholische Lied nur zögerlich zur eigenen Buchform. Das Trienter Konzil und das Römische Meßbuch Papst Pius’ V. hatten der Verwendung deutscher Lieder im Gottesdienst enge Grenzen gezogen. Zulässig waren sie bei nichtliturgischen Andachten, und so wurden in allgemeiner Erbauungsliteratur, in Gebet- oder Kongregationsbüchern (wie dem Handt= vnd Bettbüchlein der Mainzer Marianischen Kongregation oder dem Heylsamen Hertzentrost der Würzburger Marienbruderschaft, beide 1615) häufig Lieder gedruckt. Die Türen öffnete dem Kirchenlied sein Erfolg beim Katechismus- 3 Das vermutet Herbert Heine: Die Melodien der Mainzer Gesangbücher in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 23) Mainz 1975, S. 25. 4 Dazu ebf. Heine: Melodien, S. 124 f. Mainz bis Luxemburg 89 unterricht, bei der Unterweisung der Kinder in den Glaubenswahrheiten. „Ich hatte mich mit wenigen Knaben vom Lande fast ein ganzes Jahr abgemüht“, berichtet der Jesuit Claudius Marchel schon 1586 aus Fulda, „kaum das Vater unser hatten sie gelernt. Jetzt aber prägen sie sich durch das Singen das Glaubensbekenntnis und die zehn Gebote in wenigen Stunden […] exakt ein“ 5 . Während man zunächst nur den unveränderten Katechismustexten Melodien unterlegte, erschienen 1621/ 22 in Würzburg drei schmale Bändchen mit merkwürdigen Titeln, die das katechetische Lied zur Kunstform erhoben: Bell’Vedere Oder Herbipolis Wurtzgärtlein, Latte di Gallina PeterOel und BerlWasser (beide 1621) und Das Allerschönste Kind in der Welt (1622). Poetisch, metaphorisch, voller rhetorischem Schwung und klangmalerischer Effekte lassen sie in einem Zyklus von zirka siebzig Liedern Gott und die Heilsgeschichte unmittelbar gegenwärtig werden. In „O Heiland reiß die Himmel auf“ verlangen die Sänger mit den Patriarchen und Propheten des Alten Bundes nach Christus, in „O Christ hie merck“ verehren sie den im Sakrament verborgenen Gott. Die Inspirationsquelle dieser Lieder ist die Liturgie, die in ihnen kommentiert, imitiert, ausgelegt wird. Ob wirklich Friedrich Spee, wie die Forschung vermutet 6 , ihr Verfasser war, läßt sich nicht mehr klären - die Lieder wurden anonym veröffentlicht und ab 1623 durch die Gesangbücher des Kölner Brachel-Verlags verbreitet. Der Würzburger Jesuit Georg Vogler übernahm sie in seinen Catechismüs In aüßerlesenen Exempeln, kürtzen Fragen, schönen Gesängern, Reÿmen vnd Reÿen, der 1625 erschien und mehrmals nachgedruckt wurde. Die Fixierung auf die Person Spees hat bislang den Blick auf mögliche lokale und regionale Einflüsse auf dieses im katholischen Raum bahnbrechende Liedkorpus verstellt. Innerhalb der Mainregion zeichnet sich die Würzburger Kirchenliedproduktion dieser Jahre jedenfalls durch Dichte und Innovativität aus. Auch bei der Einführung eigenständiger Gesangbücher, die sich von den bisherigen Beschränkungen lösten, ging das Bistum voran: Per Erlaß vom 14. Dezember 1626 gab Bischof Philipp Adolf von Ehrenberg eine 488 Seiten umfassende Sammlung Alt vnd Newe GEistliche Catholische Außerlesene Gesäng heraus und schrieb sie zum Gebrauch für Sonn= vnd fürnehme Festtäg deß gantzen Jahrs/ Processionen, bei Creutzgängen vnd Wallfahrten/ bey der H. Meß/ Predig/ Kinderlehr/ in Häusern vnd auff dem Feld in seinem gesamten Sprengel verbindlich vor. Zwar war damit nicht der Vorrang der lateinischen Liturgie in Frage gestellt, aber doch eine qualitativ neue Stufe erreicht: Das Kirchenlied war zum offiziell geförderten Medium der Glaubensverkündung aufgestiegen. Das Erscheinen des Buchs verzögerte sich 5 Zitiert nach Bernhard Duhr: Geschichte der Jesuiten in den Ländern deutscher Zunge im XVI. Jahrhundert, 2 Bde., Freiburg i. Br. 1907-1913, hier Bd. 1, S. 459. 6 Zuletzt Theo G. M. van Oorschot, der die Würzburger Lieder in seine kritische Edition „Ausserlesene, Catholische, Geistliche Kirchengesäng“ (Friedrich Spee, Sämtliche Schriften Bd. 4). Tübingen und Basel 2005, aufnahm. Andreas Scheidgen 90 jedoch: Belegt ist erst (durch Kopie eines Titelblatts) eine Ausgabe von 1628, die ausdrücklich als niemals zuvor in Truck außgangen bezeichnet wird, also wohl die Erstausgabe darstellt. Der zeitliche Abstand zum bischöflichen Dekret läßt sich mit dem Tod des Druckers Johann Volmar im März 1627 erklären - er erzwang die Geschäftsübernahme durch die Witwe Anna Maria Volmarin, die in der Auflage von 1628 firmiert 7 . Das Würzburger Gesangbuch war auch deshalb bedeutsam, weil es zum ersten Mal im katholischen Raum die Lieder mit einem Generalbaß versah. Dieser wurde zur gleichen Zeit durch Komponisten wie Heinrich Schütz im evangelischen Gesangbuch eingeführt und diente der Begleitung des Gemeindegesangs durch die Orgel. Das einstimmige unbegleitete Lied der Reformationszeit wich damit der harmonischen Mehrstimmigkeit. Rasch folgten die benachbarten Bistümer dem Würzburger Beispiel. Das 1628 in Mainz eingeführte Gesangbuch Him[m]lische Harmony Von vielerley lieblich zusammenstimmenden Frewd= Leid= Trost= vnd Klagvöglein faßte das neue musikalische Leitbild in eine ausladende Titelmetaphorik. Die Vogelstimmen waren Träger unterschiedlicher Affekte. Im Bild des himmlischen Konzerts fanden sie musikalisch zusammen, konnten aber auch einzeln den wechselnden Zeiten des Kirchenjahres zugeordnet werden: So stand die „Lieblich singende Nachtigall“ für die Weihnachtslieder, die „hertzlich klagende Turteltaub“ für die Fastenzeit, der mythische, sich aus seiner Asche selbst erneuernde Vogel Phönix dagegen für die österliche Auferstehungsbotschaft. Literarisch und musikalisch ist dieses Gesangbuch nach den ästhetischen Prinzipien des Barockzeitalters aufgebaut. Da auch Bamberg im Jahr 1628 durch den Kaplan und Organisten Johann Degen ein neues Catholisches Gesangbuch mit vierstimmigen Kantionalsätzen erhielt, besaßen nun alle Bistümer der Mainregion ein modernes Kirchenliedrepertoire. Innerhalb eines Jahrzehnts hatten sie im engen Austausch mit der Kölner Tradition den Rückstand gegenüber den Protestanten aufgeholt Indes diente das Kirchenlied nicht nur dem geistigen Wettstreit mit der gegnerischen Konfession: Noch 1627 wurde von der zweiten Auflage des Mainzer Cantuals eine Spezialausgabe für die im Dreißigjährigen Krieg von den Spaniern besetzte Rheinpfalz gedruckt. Auf Anordnung des Militärgouverneurs sollte es dort die erzwungene Rückkehr der reformierten Gemein- 7 Die hymnologischen Quellensammlungen (Wilhelm Bäumker: Das katholische deutsche Kirchenlied in seinen Singweisen von den frühesten Zeiten bis gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts. Nachdruck Hildesheim 1997, Bd. I, Nr. 270; Das deutsche Kirchenlied. Kassel 1975, RISM-DKL 1627-12) datieren die Erstauflage auf 1627. Sie folgen darin dem Volksliedforscher Franz Magnus Böhme, der für sein „Altdeutsches Liederbuch“ (1876, 2 Leipzig 1913, S. 789) die Ausgabe von 1630 eingesehen, darin den bischöflichen Erlaß gefunden und auf das Erscheinungsjahr zurückgeschlossen hatte. Dafür gibt es jedoch weiter keinen Beleg. - Zu den Umständen der Drucklegung vgl. Christoph Reske: Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet. Auf der Grundlage des gleichnamigen Werkes von Josef Benzing. Wiesbaden 2007, S. 1027. Mainz bis Luxemburg 91 den zum katholischen Glauben festigen helfen 8 . Und als die protestantischen Schweden im Gegenzug ab 1631 die katholischen Bistümer Mainfrankens eroberten und schließlich sogar Mainz besetzten, richteten sich ihre Maßnahmen auch gegen die publizistischen Helfer der verhaßten „Papisten“. Die Mainzer Druckerei Anton Stroheckers, in der noch 1631 eine Ausgabe der Himmlischen Harmony erschienen war, wurde demontiert, er selbst floh nach Köln 9 . Obwohl wir für 1638 von Auflagen des Mainzer Cantuals und des Würzburger Gesangbuchs hören, regte sich die Liedpublizistik erst gegen Kriegsende wieder kräftiger. Die wichtigsten Impulse gingen von dem Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn aus, der seit 1642 Bischof von Würzburg, seit 1647 auch Erzbischof von Mainz war und die Kirchenliedtraditionen beider Bistümer eng verklammerte. Er gab 1645 eine Neuauflage des Würzburger Gesangbuchs heraus, die er 1649 revidieren und damit in eine bis 1716 gültige Form bringen ließ. Vor allem betätigte er sich selbst als Kirchenliedautor und veröffentlichte 1649 gemeinsam mit dem Aschaffenburger Jesuiten Konrad Breunig in Würzburg eine Liedersammlung unter dem Titel Keusche Meerfräwlein. Bestimmt war dieses durchaus mit literarischem Anspruch auftretende Werk für die Akademische Mariensodalität, in der die städtische Bildungsschicht organisiert war. Dort waren Buchgeschenke zu Neujahr üblich, und ein solches Geschenk waren auch die Meerfräwlein, die eine lateinische Ausgabe (Sirenes Partheniae) ins Deutsche übertrugen. Mit einem weiteren Buchprojekt griff Schönborn in die große Politik ein: Anläßlich der Königskrönung des Kaisersohnes Ferdinand veröffentlichte er eine Sammlung von Evangelienliedern (Catholische Sonn= vnd Feyertägliche Evangelia/ vnd darauß gezogene Lehrstück, 1653) und ließ sie mit einem programmatischen Kupferstich schmücken. Er zeigt die Häupter von Reich und Kirche, Papst und Kaiser an der Spitze, die sich beim gemeinsamen Gesang im Angesicht des Gekreuzigten selbst zum mystischen Leib Christi vereinen. Als „der heiligen Kirchen Glieder“ werden sie in einem Schriftband zum Gotteslob aufgerufen. Hier wird aus der Analogie zum eucharistischen Leib der sakrale Rang des Heiligen Römischen Reiches abgeleitet. Dieser manifestierte sich am deutlichsten in der Krönungszeremonie, die Schönborn als Erzbischof von Mainz leitete. Als er 1658 auch einen neuen Kaiser, Leopold I., krönte, widmete er ihm einen Band mit deutschen Psalmliedern. In der Vorrede deutete er diesen „Kayserlichen Psalter“ als Fürstenspiegel für den neuen Herrscher. Das Kirchenlied war zum Repräsentationsmedium des katholischen Reichsgedankens aufgestiegen. Schönborn ließ seine Lieder auch in den Gemeindegesang einspeisen. Er nahm sie in das Mäyntzisch Gesangbuch auf, mit dem er das Cantual korri- 8 Dazu Heine: Melodien, S. 60 f. 9 Dazu Reske: Buchdrucker, S. 597. Andreas Scheidgen 92 gierte, denn dieses, so die Vorrede von 1661, sei durch zahlreiche fehlerhafte Abdrucke „verwildet“ und „in ein ungestalte Mißgeburt“ ausgeartet. Die stärkste Nachwirkung erzielte Schönborn mit dem Sakramentslied „O Allerhöchste Speise“, das aus den Keuschen Meerfräwlein stammt und unter dem Titel „O wunderbare Speise“ bis ins Gotteslob gelangte (GL 503). In Mainz machte sich zwar schon bald eine Reaktion gegen seine Reform geltend: Der Drucker Christoph Küchler brachte 1679 eine verbesserte Neuausgabe des altgewohnten Cantuals heraus, das bis zum Ende des Jahrhunderts das Mayntzisch Gesangbuch wieder verdrängte. Doch auch im Cantual blieben die Schönborn-Lieder präsent. Ein weiterer Modernisierungsschub ging vom Allgemeinen Gesang- Buch aus, dessen älteste erhaltene Ausgabe 1683 in Mainz auf den Markt kam. Sein Herausgeber war der Kapuziner Martin von Cochem, bekannt als Verfasser volkstümlicher Gebetbücher, die einen großen Einfluß auf die katholische Barockfrömmigkeit ausübten. Sein Gesangbuch legte er als Auslese aus den wichtigsten rheinischen Liedtraditionen an, nämlich, so der Titel, aus den Mayntzischen/ Cölnischen/ Trierischen/ Würtzburgischen und Speyrischen Gesang Bücheren. Dadurch wurde vor allem der Bestand des Kölner Psälterlein in die Mainzer Tradition eingespeist, die damit eine Führungsrolle im katholischen Kirchenlied übernahm. Sie dehnte ihren Einfluß außerdem auf den Trierer Raum aus, der bis dato kaum mit einer eigenständigen Gesangbuchproduktion in Erscheinung getreten war 10 . Erst Mitte des 17. Jahrhunderts machte sich mit dem Klausener Gesangbuch, das aus einer Wallfahrt hervorgegangen war, eine eigene Singtradition bemerkbar. Das wichtigste Trierer Gesangbuch war aber wohl das Allgemeine Gesang-Buch Martins von Cochem. In Mainz koexistierte es zunächst mit dem mehrmals erweiterten Cantual. 1745 vollzog der Verleger Johann Häffner die Fusion der beiden Reihen: das Allgemeine Gesang-Buch wurde dem Cantual als dessen zweiter Teil zugeordnet, jedoch weiterhin separat gedruckt. Umgekehrt durfte sich das Cantual jetzt ebenfalls mit dem prestigeträchtigen Verfassernamen Martin von Cochem schmücken - ein Beispiel verlegerischer Markenbildung, die beiden Büchern bis in die 1780er Jahre anhaltende Beliebtheit und viele Folgeauflagen sichern half. Geradliniger als in Mainz verlief die Entwicklung im Bistum Würzburg: Schönborns Meerfräwlein erschienen hier bis 1718. Das Gemeindegesangbuch Alte vnd Newe Geistliche Gesäng wurde seit 1704 mit einem Anhang außerlesener und andächtiger Gesänger ausgestattet und 1721 neu bearbeitet. 1735 wurde es durch das Christ-catholische, seit 1749 Christ-Catholische 10 Zu den Trierer Gesangbüchern Andreas Heinz: Kirchenliedgesang und katholische Gesangbücher im Trierer Raum bis zum Ende des Erzbistums (1801). In: Hermann Kurzke - Andrea Neuhaus (Hgg.): Gotteslob-Revision. Probleme, Prozesse und Perspektiven einer Gesangbuchreform (Mainzer Hymnologische Studien 9). Tübingen 2003, S. 3-12 (bes. 7-9). Mainz bis Luxemburg 93 Neu-vermehrte Gesang-Buch abgelöst (bis 1794). Neben der Mainzer und Würzburger lebte nach dem Dreißigjährigen Krieg schließlich auch die Bamberger Tradition wieder auf, und zwar mit dem Bamberger Gesangbuch, das 1670 auf der Grundlage des Werkes von Johann Degen neu bearbeitet und bis 1737 nachgedruckt wurde. All diese großen barocken Reihenwerke waren zugleich mehr und weniger als die Diözesangesangbücher des 19. und 20. Jahrhunderts. Mehr, weil sie, wie das Mainzer, über die Bistumsgrenzen hinaus nach überregionaler Geltung strebten, weniger, weil sie sich selbst innerhalb der Diözesen keineswegs überall durchsetzten. In Erfurt, das sowohl geistlich wie weltlich dem Mainzer Erzbischof unterstand, gab es eine weit zurückreichende eigene Gesangbuchtradition. Sie begann wohl schon 1622 mit einem Band Catholische/ GEistliche Kirchen gesäng, wurde 1630 fortgesetzt und unter anderem durch die Catholische Geistliche Nachtigal (1666-1713) und ein Christ=catholisch =erffurthisches Gesangbuch bis 1802 fortgeführt. Selbst das kurmainzische Eichsfeld verfügte über ein eigenes Gesangbuch, das seit 1668 in Duderstadt erschien. Und das Kloster Fulda, das kirchlich dem Bistum Würzburg unterstand, jedoch zugleich einen eigenen kleinen Staat regierte, unterstrich seine Selbständigkeit zeitweise durch ein Gesangbuch, das von 1673 bis 1713 als Catholisch Manual, 1724 als Allgemein Neu=Fuldisches Gesang=Buch firmierte. Die diözesane Vereinheitlichung des Kirchengesangs war ein Anliegen der Aufklärung. Den Anfang machte das nach langem Bemühen endlich zum Bistum erhobene Fulda, das 1778 ein eigenes Gesangbuch Der nach dem Sinne der katholischen Kirche singende Christ herausbrachte. Es besteht aus der Übertragung lateinischer Hymnen, die dem Verfasser, Pater Augustin Erthel, wohl aus der klösterlichen Liturgie und dem Stundengebet vertraut waren. Der Titel ist Programm, denn er fordert zugleich das aufgeklärt verständige, wie das mit der kirchlichen Lehre übereinstimmende Singen. Über alle Umbrüche hinweg blieb das Buch in Gebrauch und wurde erst 1890, mittlerweile durch eine Vielzahl von Anhängen notdürftig ergänzt, abgelöst. Der für die Zukunft wegweisende Typus des Gebet- und Gesangbuchs wurde indes in Mainz erfunden, und zwar von dem aufgeklärten Pfarrer Ernst Xaver Turin, der 1787 sein Neues christkatholisches Gesang- und Gebetbuch für die mainzer Erzdiözes erscheinen ließ. Rigoros räumte Turin mit der barocken Tradition auf, indem er die alten Lieder entweder stark überarbeitete oder (wie etwa „Es ist ein Ros entsprungen“, „In dulci jubilo“, „O Christ hie merck“) völlig eliminierte. Er hatte sich intensiv mit Gesangbüchern seiner Zeit beschäftigt und sich an der protestantischen Aufklärung geschult. Die Einführung seines Liederbuches war ein hoheitlicher Akt - und er mußte teils mit Waffengewalt durchgesetzt werden, denn im Rheingau wie im Eichsfeld protestierten die Gläubigen gegen die Vernichtung ihrer Traditionen. Andreas Scheidgen 94 Die wirkungsvollsten Vorbilder für den aufklärerischen Kirchengesang stammten freilich aus der süddeutschen Aufklärung. Musterhaft für die deutschen Meßlieder, mit denen der lateinische Choral ersetzt werden sollte, war das Landshuter Gesangbuch Der heilige Gesang zum Gottesdienste von 1777. Es wurde wohl schon 1783, spätestens aber 1788 in Bamberg nachgedruckt. 1784 erschien es, mit einem Gebetsanhang erweitert, in Aschaffenburg, 1785 in Koblenz. Während es aber im Trierer Raum 1786 in kaum veränderter Gestalt als Allgemeines Gesangbuch zum Gebrauch der Chur=Trierischen Landen verbindlich wurde, setzte die Einführung eigener Gesangbücher in den Diözesen Mainz und Fulda seiner weiteren Verbreitung Grenzen. Zwar nahm Turin die Landshuter Meßreihe „Hier liegt vor deiner Majestät“ 1787 auch ins Mainzer Gesangbuch auf. Dennoch scheint der Einfluß der süddeutschen Aufklärung hier schwächer gewesen zu sein als in Diözesen, die wie Trier oder Bamberg eine weniger stark ausgeprägte Eigentradition hatten. So bildeten sich neue regionale Zuordnungen, die die im 17. Jahrhundert gewachsene Gesangbuchlandschaft zwischen Mosel und Main allmählich auflösten. Während sich als letztes Bistum auch Würzburg durch die Erbaulichen Lieder und Gebethe Georg Willmys (1800) der Aufklärung anschloß, wurde die vernünftige Reform in Mainz bereits von ihren radikalen Konsequenzen überholt: Die Revolution, von den Franzosen seit 1792 importiert, wollte das Christentum nicht mehr verbessern, sondern abschaffen. Der Fürstbischof wurde vertrieben, das Erzbistum aufgehoben und der christliche Sonntag durch eine Zehntagewoche mit abschließendem Dekadentag ersetzt. Statt der Kirchenlieder verherrlichten jetzt Gesänge zur Feier der Dekaden und republikanischen Festtage (1799) den revolutionären Kampf. Als die Revolution wieder abflaute, reagierte man im kirchlichen Lager verschieden auf den Angriff, den man nur mit knapper Not überlebt hatte: Während Karl Anton Eulers Feierliche Gottesverehrungen in der katholischen Kirche (Mainz 1813) die Anpassung an den rationalistischen Zeitgeist forcierten, regte sich zögernd und unsicher auch wieder die Sehnsucht nach dem Alten. 1809 erschien in Mainz eine Sammlung der a[e]ltesten deutschen Kirchenlieder zum frommen Gebrauche der katholischen Christen mit dem bezeichnenden Zusatz nach dem Bedu[e]rfnisse unseres heutigen Sprachgebrauches mit Beybehaltung aller alten Melodien. Der Verfasser dieser Sammlung, der Kaufmann Jakob Neus, versuchte, die alten Lieder zu retten, indem er ihre barocke Metaphorik, die mythischen und irrationalen Elemente glättete. Es war ein zaghafter Restaurationsversuch, der keine Nachahmer fand. Dennoch werden hier schon die Konfliktlinien zwischen Fortschritt und Tradition erkennbar, die die Entwicklung des 19. Jahrhunderts kennzeichnen sollten. Auch in ländlichen Regionen hielt man bisweilen noch zäh an den alten Traditionen fest: So erschien das Allgemeine Gesangbuch Martins von Cochem von 1805 bis 1821 noch einmal im hessischen Hadamar. Doch in den kirchlichen Zentren hatte sich die Aufklärung durchgesetzt: Im Bistum Mainz bis Luxemburg 95 Mainz, das Napoleon 1802 restituiert hatte, wurde 1806 Turins Gesangbuch wieder eingeführt, 1811 auch im ebenfalls napoleonisch verwalteten Eichsfeld (Heiligenstadt). In Trier entstand aus dem Landshuter Heiligen Gesang über diverse Zwischenstufen das auflagenstarke Ehrenbreitsteiner Gesangbuch (Der Heilige Gesang oder Katholisches Gesang und Gebetbuch) des späteren Bischofs Joseph von Hommer (1818), und in Würzburg verbreitete das Katholische Gesangbuch Sebastian Pörtners (1828) das rationalistische Liedgut. Während diese Bücher erschienen, erlebten die meisten Bistümer eine tiefgreifende Umgestaltung. Das einst so mächtige Erzbistum Mainz wurde der Freiburger Kirchenprovinz unterstellt. Als Landesbistum war es für das überwiegend protestantische Großherzogtum Hessen-Darmstadt zuständig. Auch Trier verlor seinen Rang als Erzstuhl sowie seine rechtsrheinischen Gebiete, aus denen gemeinsam mit Teilen der ehemaligen Erzbistümer Mainz und Köln das neue Bistum Limburg für das Herzogtum Nassau und die freie Stadt Frankfurt gebildet wurde. Politisch unterstand Trier nun der preußischen Rheinprovinz, kirchlich dem Erzbistum Köln. Außer in Würzburg und dem zum Erzbistum erhobenen Bamberg, die zum Königreich Bayern gehörten, waren die Katholiken überall mit protestantischen Regierungen konfrontiert, nicht selten waren sie auch zahlenmäßig zur Minderheit geworden. Die alten reichskirchlichen Bindungen wirkten zwar noch eine Zeitlang weiter, verloren jedoch langsam an Bedeutung. Mit der Einführung von Diözesangesangbüchern versuchten die Bistumsleitungen den inneren Zusammenhalt ihrer Sprengel zu festigen: zuerst Limburg (1839), dann Mainz mit einer Revision des Turinschen Buches (1841), schließlich Trier (1846). Auch im Großherzogtum Luxemburg, das 1840 erstmals eine eigene kirchliche Verwaltung in Gestalt einer Apostolischen Administratur erhielt, begann nun mit dem Kirchenliederbuch Himmelsharfe (1846) eine offizielle Gesangbuchtradition. Überwiegend waren diese Bücher noch vom Geist der Aufklärung geprägt, wenngleich sie zögerlich auch wieder einige ältere Lieder aufnahmen. Doch im politisch aufgeheizten Klima des Vormärz zerbrachen die Kompromisse, mit denen sie die verschiedenen kirchlichen Strömungen zu integrieren suchten. Als in Trier 1844 erstmals wieder die Reliquie des Heiligen Rocks Christi ausgestellt wurde, sandte dieses ‚Götzenfest‘ Schockwellen durchs liberale Lager. Der radikale Flügel der Aufklärung spaltete sich von der römischen Kirche ab und formierte sich in der überkonfessionellen deutschkatholischen Bewegung. Sie protestierte gegen die geistlichen und weltlichen Autoritäten und engagierte sich in der 1848 ausbrechenden Märzrevolution. In ihren Gesangbüchern deuteten die Deutschkatholiken das aufklärerische Erbe im Sinne ihrer politischen Freiheitsideen um: „Von deinem Geist erhoben, Gestärkt durch deine Kraft, Hat sich, den Blick nach oben, Dein Volk emporgerafft“, heißt es 1847 im Frankfurter Deutschkatholischen Gesang- und Erbauungsbuch Eduard Dullers. Zur Melodie der Landshuter Meßreihe „Hier liegt vor deiner Majestät“ riefen die Andreas Scheidgen 96 Sänger Gott als Zeugen ihrer kämpferischen Selbstbefreiung an: „Wir wußten: du wirst retten, Wer frei sein w ill , w ird frei; So faßten wir die Ketten, Und brachen Sie entzwei (S. 79).“ Diese zweite revolutionäre Welle hatte im Kirchenlied eine entschiedene konservative Reaktion zur Folge. Die Wende markiert das Gesangbuch Cantate, das Heinrich Bone inmitten der vorrevolutionären Unruhe 1847 in Mainz veröffentlichte. Noch immer waren in der Stadt die jakobinischen Traditionen der Franzosenzeit lebendig; der Deutschkatholizismus fand in diesem Milieu viele Anhänger. Gleichzeitig war Mainz aber auch Hochburg der katholischen Restauration, die in der am bischöflichen Priesterseminar gegründeten Zeitschrift „Der Katholik“ ein einflußreiches Organ hatte. Im Dienst dieser katholischen Publizistik arbeitete der Mainzer Kirchheim- Verlag, der auch die Erstauflage des Cantate herausbrachte. Darin setzte Bone dem liberalen Pathos der Emanzipation die Tradition und den Mythos entgegen. Er sammelte die alten, von der Aufklärung verdrängten Lieder und läutete damit auch im Kirchengesang das Zeitalter der Restauration ein 11 . Diese vollzog sich indes keineswegs schlagartig, sondern uneinheitlich und in Etappen. In den Diözesangesangbüchern hielten sich noch lange aufklärerische Elemente. Zu der von Bone beeinflußten Generation solcher Bücher gehören das Mainzer von 1865, das Trierer von 1871 und das Limburger von 1875. Eine neue Phase begann um 1880. Sie war geprägt durch den Jesuiten Joseph Mohr, dessen 1881 in Regensburg erschienenes Gesangbuch Lasset uns beten im Bistum Bamberg unter dem Titel Gelobt sei Jesus Christus, im Bistum Würzburg als Ave Maria eingeführt wurde. Die beiden Diözesen, die sich seit der Aufklärung mehr und mehr dem Einfluß Süddeutschlands zugewandt hatten, lösten sich damit endgültig von der Mainzer Tradition. Indirekt unter dem noch stärker als Bone auf die Urtexte zurückgreifenden Einfluß Mohrs standen auch die Neubearbeitungen der Gesangbücher von Fulda (1890) und Trier (1892). Zwei weitere Revisionswellen erfaßten die Gesangbücher: eine um 1930, die in den Bistümern Fulda (1928), Limburg und Würzburg (1931) sowie Bamberg und Mainz (1935) Platz griff, und auf die Erschütterungen des Ersten Weltkriegs reagierte. Die zweite lang gestreckte nach dem Zweiten Weltkrieg war von der katholischen Jugendbewegung und deren Sammlung Kirchenlied (1938) geprägt, begann 1949 in Fulda und Würzburg, ging in Mainz (1952), Trier (1955) und Limburg (1957) weiter und erreichte 1970 Bamberg. Wie langwierig und variantenreich der gesamte Restaurationsprozeß verlief, zeigt beispielhaft ein Blick auf die Wiedereinspeisung von „Es ist ein Ros’ entsprungen“, das der aufklärerischen Säuberung zum Opfer gefallen war. Bones 11 Über Bone das Kapitel zur Restauration in diesem Band sowie ausführlich Rebecca Schmidt: Gegen den Reiz der Neuheit. Katholische Restauration im 19. Jahrhundert: Heinrich Bone, Joseph Mohr, Guido Maria Dreves (Mainzer Hymnologische Studien 15). Tübingen 2005, S. 22-38 u. ö. Mainz bis Luxemburg 97 Bearbeitung „Nun singet von der Blume“ entfernte sich noch weit vom Urtext und wurde nur in Trier 1871 aufgenommen. Mohr legte eine originalgetreuere Version vor, die sich zunächst in den von ihm beeinflußten Gesangbüchern verbreitete. In Mainz blieb das Lied bis 1935 unbekannt und wurde dann unter dem Titel „Es ist ein Reis entsprungen“ aufgenommen. Diese Lesart gelangte in den dreißiger Jahren in viele Gesangbücher, wurde aber nach dem Krieg von der dreistrophigen Version der Sammlung Kirchenlied verdrängt, die ‚Reis‘ wieder durch ‚Ros‘ ersetzte. Mit ihr kam die Restauration im wesentlichen zum Abschluß. Mehr und mehr wurden die regionalen Gesangstraditionen jetzt von übergreifenden Einflüssen überlagert. Die Restaurationsbewegung förderte diese Vereinheitlichung, denn sie war patriotisch und arbeitete auf ein gesamtdeutsches Gesangbuch hin. Während der staatlichen Teilung bewahrten jedoch gerade einige Diözesangesangbücher Zusammenhänge, die durch den Eisernen Vorhang politisch zerschnitten wurden: Vom Würzburger Ave Maria gab es im Leipziger Benno-Verlag eine Ausgabe für das Kommissariat Meiningen, vom Fuldaer Gesangbuch eine für das Eichsfeld. Im Inhalt stimmten sie komplett mit den westdeutschen Ausgaben überein. Mit dem gemeinsamen Gebet- und Gesangbuch Gotteslob gelangten die Einheitsbestrebungen 1975 ans Ziel und die diözesanen Eigentraditionen wurden in die Anhänge abgedrängt. Der Gotteslob-Familie schloß sich auch das Luxemburger Diözesangesangbuch an, freilich unter Beibehaltung des 1919 eingeführten Titels Magnificat. Aufschlußreich ist ein Vergleich des Mainzer mit dem Würzburger Anhang: Mainz ist besonders linientreu und räumt den im Gotteslob-Stammteil ohnehin stark vertretenen Schöpfungen des Ehepaars Thurmair sowie des Mainzer Kirchenmusikdirektors Heinrich Rohr noch einmal breiten Raum ein. Diese fehlen im Würzburger Anhang, der stattdessen mit der Singmesse „Hier liegt vor deiner Majestät“ über „Stille Nacht“ bis hin zu „Segne du, Maria“ dem im Stammteil weitgehend eliminierten 18. und 19. Jahrhundert Asyl gewährt. Bibliographie Unter dem Einfluß der Reformation: 1537-1576 Enchiridion Oder eyn Handbuchlein […] geystlicher gesenge/ vnd Psalmen/ Rechtschaffen vnnd kunstlich vertheutscht. M. CCCCC. XXIIII […] Es existierten Ausgaben der Erfurter Druckerwerkstätten Maler („zcum Schwartzen Hornn bey der Kremer brucken“) und Loersfeld („yn der Permenter gassen zum Ferbefaß“). Geistliche Lieder auffs new gebessert zu Wittemberg D. Mar. Luther. M. D. XXJX. Wittenberg: Joseph Klug 1529. [Vehe, Michael: ] Ein New Gesangbüchlin Geystlicher Lieder/ vor alle gutthe Christen nach ordenung Christlicher kirchen […] Leipzig: Nikolaus Wolrab 1537. Witzel, Georg: Odae Christianae. Etliche Christliche Gesenge/ Gebete vnd Reymen/ für die Gotsförchtigen Läyen […] Mainz (St. Viktor): Franz Behem 1541. Andreas Scheidgen 98 Kethner, Leonhard: Die hymni/ oder geistlichen Lobgeseng/ wie man die in der Cystertienser orden […] singet […] Nürnberg: Georg Merckel oder Valentin Geyßler 1555. Zwei Ausgaben mit unterschiedlichen Druckern. Witzel, Georg: Deutsch Betbuoch allen Gottsförchtigen zu[o] heyl an tag außgangen […] Anno M.D.LVII. Nach VD 16 von Franz Behem, Mainz, gedruckt. [Vehe, Michael: ] Ein New Gesangbüchlin Geistlicher Lieder/ vor alle gute Christen/ nach ordenung Catholischer Kirchen […] Mainz: Franz Behem 1567. Kurtzer Außzug: Der Christlichen vnd Catholischen Gesäng/ deß Ehrwirdigen Herrn Joannis Leisentritij […] Auß Beuelch des Hochwürdigen […] Herrn Veiten/ Bischoffen zu[o] Bamberg/ sampt eines Ehrwürdigen Thu[o]m[m] Capitels daselbsten/ für derselbigen […] Stifft […] zusingen verordnet. Dillingen: Sebald Mayer 1575. Zweite Auflage 1576. Gesangbücher der katholischen Reform 1591-1631 Catholisch Gesangbüchlein, inner vnd auß der h. Meß, Communion vnd Procession zu gebrauchen […] für die Jugendt vnd gemeine leyen des bischoffthumbs Würtzburg zusammen colligiert. Würtzburg 1591. Das Buch ist ebenso wie seine für 1594 erwähnte dritte Auflage verschollen. Catholisch MAnual oder Handbuch darinn begriffen: Die Euangelia mit den Episteln deß gantzen Jahrs/ mit vielen Euangeliis vermehrt. Cantuale oder Psalmenbüchlein Teutscher vnd Lateinischer meistentheils alter Gesäng/ sampt dem Catechismo Musico […] Mainz: Balthasar Lipp 1605. [Darin Teil II: ] Catholisch Cantual oder Psalmbüchlein: Darinnen viel Lateinische vnnd Deutsche/ aber meistentheils alte Catholische Gesänge begriffen […] Jetzt von Newem vbersehen/ verbessert/ vnd in ein feine Ordnung gebracht und gestelt […] Mainz: Balthasar Lipp 1605. Parallel auch in Hildesheim eingeführt, in Mainz zweite Auflage 1627. Handtvnd Bettbüchlein: So wol Allen Gottliebenden Catholischen Christen/ als auch insonderheit der löblichen vnderm Titul der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit/ vnd der Hochgelobten Mutter Gottes MARiae/ zu Mäyntz auffgerichteten Sodalität/ […] zusammen getragen […] Mainz: Johann Albin 1615. [Darin Teil II: ] Geistliche Vbung vnd ANdächtige Gesäng/ durch das gantze Jahr […] In der löblichen Sodalität/ vnd sonsten in Versamblung der allerheiligsten Dreyfaltigkeit/ vnd seligsten HimmelKönigin Mariae […] zu singen. Mainz: Johann Albin 1615. Heylsamer Hertzentrost Das ist/ Außerlesene Lobgeseng/ vnnd Gedicht […] Zu sondern Ehren der Gottgeliebten Bruderschaft vnserer lieben Frawen zu Wuertzburg zusamen getragen […] Würzburg: Konrad Schwindtlauff 1615. Catholisch MAnual oder Handbuch/ darinne begriffen seynd: Die Euangelia mit den Episteln deß gantzen Jahrs. Cantuale oder Psalmbüchlein/ Teutscher vnd Lateinischer meistentheils alter Gesäng/ sampt dem Catechis: Musico […] Hildesheim: Johann Blankenberg 1619. [Darin Teil II: ] [Titel auf S. 1: ] Catholisch Cantual oder Kirchengesäng Darinnen viel Lateinische vnd teutsche/ alte Catholische gesäng begriffen […] O. O., o. J. Weitere Auflagen 1625 und 1647. Mainz bis Luxemburg 99 Bell’ Vedére Oder Herbipolis Wurtzgärtlein. Oder Würtzburger Lustgärtlein […] Das ist/ Allerley Catholische Gesäng/ von Pfingsten biß zum Advent/ &c. vnd durch das gantze Jahr zu singen […] Würzburg: Johann Volmar 1621. [Angebunden: ] Latte di Gallina Peter Oel vnnd BerlWasser […] Würzburg: Johann Volmar 1621. Catholische/ GEistliche Kirchen gesäng […] Gedruckt im Jahr nach der Geburt vnsers HErrn JEsu Christi/ M. DC. XXII. Nach Das deutsche Kirchenlied, RISM-DKL 1622- 03, in Erfurt erschienen. PSALM XLIV […] Das Allerschönste Kind in der Welt […] Würzburg: Johann Volmar 1622. Vogler, Georg: Catechismüs In aüßerlesenen Exempeln, kürtzen Fragen, schönen Gesängern, Reÿmen vnd Reÿen für Kirchen vnd Schülen […] Würzburg: Johann Volmar 1625. Die letzte Auflage erschien 1652. Alt vnd Newe GEistliche/ Catholische/ Außerlesene Gesäng/ auff Sonnvnd fürnehme Festtäg deß gantzen Jahrs/ Processionen/ Creutzgängen vnd Wallfahrten/ bey der H. Meß/ Predig/ Kinderlehr/ in Häusern vnd auff dem Feld sehr nützlich vnd andächtig zugebrauchen. Auß sonderm Befelch Deß Hochwürdigen Fürsten vnd Herrn/ Herrn PHILIPPI ADOLPHI Bischoffen zu Wirtzburg/ vnd Hertzogen in Francken/ &c. Sampt einem General Baß zu der Orgel niemals zuvor in Truck außgangen. Würzburg: Anna Maria Volmarin 1628. Nur durch Kopie des Titelblatts eines Exemplars der Kreis- und Studienbibliothek Dillingen nachgewiesen. Erste erhaltene Ausgabe bei Elias Michael Zinck 1630. Him[m]lische Harmony Von vielerley lieblich zusammenstimmenden Frewd- Leid- Trostvnd Klagvöglein/ Das ist/ New Mayntzisch Gesangbuch/ Darinn die außerlesenste/ […] Catholische Kirchengesäng/ mit sonderem fleiß in ein Ordnung gezogen/ vnd sampt dem Basso generali ad Organum, auff alle vnd jede Gesäng/ in Truck verfertigt. Aus sonderm Befelch/ Deß Hochwürdigsten in Gott Fürsten vnd HErrn/ HErrn/ GEORGII FRIDERICI, Ertzbischoffen zu Mayntz/ Bischoffen zu Wormbs/ deß Heil. Röm. Reichs durch Germanien ErtzCantzlers vnd Churfürstens/ &c. Mainz: Anton Strohecker 1628. Von der 2. Aufl. 1631 ist kein Exemplar erhalten. Degen, Johann: Catholisches Gesangbuch Auß vnterschiedlichen/ von der Römischen Catholischen Kirchen approbierten Gesangbüchern […] colligirt […] Mit 4. Stimmen componirt/ in welchen der Discant allzeit führet den Choral […] Bamberg: Augustinus Crinesius 1628. Catholisch Gesang Buch/ Aus vnterschiedenen/ von der Röm-Catholischen Kirchen approbirten Gesangbüchern gezogen […] Erfurt: Christoph Mechler 1630. Gesangbücher der Ära Johann Philipps von Schönborn Alte vnd Newe GEistliche Catholische außerlesene Gesäng […] Auß sonderm Befelch/ Deß Hochwürdigen Fürsten vnd Herrn/ Herrn JOANNIS PHILIPPI, Bischoffen zu Wirtzburg/ Hertzogen in Francken/ &c. Sambt einem GeneralBaß zu der Orgel/ vnd widerumb new in Truck außgangen. Würzburg: Elias Michael Zinck 1645. Alte und Newe GEistliche Catholische außerlesene Gesäng […] Auß sonderm Befelch/ Deß Hochwürdigsten Fürsten vnd Herrn/ Herrn JOANNIS PHILIPPI, des H. Stuls zu Mäintz Ertzbischoff/ deß H. Röm. Reichs durch Germanien ErtzCantz- Andreas Scheidgen 100 ler/ vnd Churfürst/ Bischoffen zu Wirtzburg/ vnd Hertzog zu Francken/ &c. Sambt einem GeneralBaß zu der Orgel/ vnd widerumb new in Truck außgangen. Würzburg: Elias Michael Zinck 1649. Weitere Auflagen bis 1716; ab 1704 mit einem Anhang außerlesener und andächtiger Gesänger. Keusche Meerfräwlein/ Oder Geistliche Gesäng/ CHRISTO IESV Vnserm Seligmacher: MARIAE Seiner Gebenedeyten Mutter zu Ehren/ auß Latein in Teutsch vbersetzt. Allen Häuptern/ vnnd Mitgliedern/ welche in die Sodalitet der Seligsten Jungfrawen/ vnd Gebährerin Gottes verliebt/ vnd einverleibt/ zu einem glückseligen/ frewdenreichen Newen Jahr verehret. Würzburg: Elias Michael Zinck 1649. [vorgebunden: ] Sirenes Partheniae Sive Hymni, Filio Virginis, Christo Iesv; Matri Virgini, Mariae, Sacri: […] Amplissimis DD. ejusdem B. V. Mariae Annunciatae Sodalibus Academicis in strenam oblati. Würzburg: Elias Michael Zinck 1649. Die letzte Auflage erschien 1718. [Schönborn, Johann Philipp von: ] Catholische Sonnvnd Feyertägliche Evangelia/ vnd darauß gezogene Lehrstück […] Würzburg: Elias Michael Zinck 1653. Zweite Auflage mit Epistelliedern 1656. [Schönborn, Johann Philipp von: ] Die Psalmen Des Koniglichen Propheten DAVIDS: In Teutsche Reymen vnd Melodeyen verfasset. Mainz: Nicolaus Heyll 1658. Mäyntzisch Gesangbuch […] Auß sonderem Befelch Deß Hochw. Fürsten/ und Herrn/ Herrn/ JOHANN PHILIPS, Deß Heiligen Stuls zu Mäyntz Ertz-Bischoffs/ […] &c. Von vielen/ mit der Zeit eingeschlichenen/ untauglichen Texten/ ungereumbten Reymen/ und andern dergleichen Truckfehlern geleutert/ und verbessert […]. Mäyntz/ Und in Franckfurt zu finden. Im Jahr M. DC. LXI. Weitere Auflagen 1665, 1666 und 1686. Barockgesangbücher des späten 17. und des 18. Jahrhunderts Außerlesenes Bett- Betrachtvnd Gesang Buchlein von den Sieben farnembsten Schmertzen MARIAE MATRIS DOLOROSAE. In allen Processionen durchs Jahr/ Fürnemblich aber auff der Pilgerfahrt Nacher Eberhards Clausen/ zu vnser L. Frawen Miraculoser H. Capeln gar nützlich zugebrauchen […] Trier: Hubert Reulandt 1653. Weitere Auflagen 1752 und 1803. Catholische Geistliche Nachtigal/ Aus unterschiedenem [sic! ] von der Römischen Catholischen Kirchen Approbirten Gesangbüchern gezogen […] Erfurt: Johann Schäffer 1666. Catholisch Gesangbuch, darinnen Allerhand außerlesene Alt vnd Newe Landübliche Gesänge […] zusammen verfasset […] Duderstadt: Johann Westenhoff 1668. Bamberger Gesangbuch […] Zuvorn von weiland deß Ehrwürdigen Herrn Johan: Degen […] mit Fleiss zusammen getragen/ anjetzo vermehrt. Bamberg: Johann Elias Höffling 1670. Letzte Auflage 1737. Catholisch MANUAL Oder New Füldisch Gesang-Buch […] Fulda: Marcus Bloß 1673. Weitere Auflagen 1695 und 1713. Catholisches CANTUAL, Das ist: Alt und Neu Mäyntzisch-Gesang-Buch […] Mainz: Christoph Küchler 1679. Weitere Auflagen bis 1736. [Martin von Cochem: ] Allgemeines Gesang=Buch In welchem Die ausserlesenste so wol alte als neue Lieder/ so in den Mayntzischen/ Cölnischen/ Trierischen/ Würtzburgischen und Speyrischen Gesang Bücheren Verfast und begriffen in dieses allge- Mainz bis Luxemburg 101 meine Gesangbuch zusammen gesetzt seynd […] Mainz: Christoph Küchler 1683. Weitere Auflagen bis 1737. Alte und Neue Geistliche Catholische außerlesene Gesänger […]. Sambt einem General- Bass zu der Orgel/ und mit allerhand schönen Liedern durch sonder-bahrem grossem [sic! ] Fleiß auffs neu anjetzo vermehrt/ corrigirt und verbessert. Würzburg: Johann Michael Kleyer 1721. Allgemein Neu-Fuldisches Gesang-Buch/ Auß denen Trierischen/ Cöllnischen/ Würtzburgischen und Speyrischen Gesang-Büchern gezogen/ und mit vielen neuen und schönen Liedern […] vermehret […] Fulda: Johann Henrich Küster 1724. Christ-Catholisches Gesang-Buch […] Durch sonderbaren Fleiß anjetzo wieder verbessert/ und zum Druck befördert: Würzburg: Marcus Antonius Engmann 1735. Catholisches Cantual, Eines Mayntzer, auch Allgemeinen Gesang-Buchs Erste Abtheilung […] Anjetzo von neuem übersehen, corrigirt und mit vielen neuen Gesängern vermehrt/ und verbessert Von P. Martin vom Cochem Capuc. Mainz und Frankfurt: Johann Häffner 1745. Letzte, undatierte Auflage um 1780. Des Catholischen Cantuals Zweyte Abtheilung Allgemeines Gesang-Buch, aus denen Mayntzischen, Trierischen, Cöllnischen, Würtzburgischen/ und Speyerischen Gesang-Büchern gezogen, und mit vielen neuen Liedern […] vermehret. […] Durch P. Martin von Cochem, Cap. Mainz und Frankfurt: Johann Häffner 1745. Letzte, undatierte Auflage vermutlich 1782. Christ-Catholisches Neu-vermehrtes Gesang-Buch […] Allen GOtt und Mariam liebenden Hertzen zum Trost aufs neue verbessert, und mit einem Anhang schöner Mißion=Gesänger vermehrt. Würzburg: Nicolaus Rauschs Witwe 1749. Die letzte Ausgabe erschien 1794. Das Zeitalter der Aufklärung [Erthel, Augustin: ] Der nach dem Sinne der katholischen Kirche singende Christ. Fulda: Johann Jakob Stahel 1778. Art und Weise, Gott im Geiste und in der Wahrheit anzubeten, gezeiget in einem geistreichen Gebetbuche […] Bamberg: Johann Georg Klietsch 1783. [darin eingebunden: ] Der heilige katholische Gesang, aus dem Münchner Gesangbuche gezogen samt dem Kreuzwege. O. O., o. J. Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römisch-katholischen Kirche. Nebst einem Anhange […] Aschaffenburg: Melchior Kauffmann 1784. Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römisch-katholischen Kirche nebst einem Anhange […] Koblenz: J. K. Huber 1785. Allgemeines Gesangbuch zum Gebrauch der Chur-Trierischen Landen. Koblenz: Himmes und Eßlinger 1786. [Turin, Ernst Xaver: ] Neues christkatholisches Gesang- und Gebetbuch für die mainzer Erzdiözes […] Mainz: Verlag des St. Rochus Hospitals 1787. Sechs Auflagen bis 1790. Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römisch-katholischen Kirche […] Bamberg: Johann Georg Klietsch 1788. Republikanischer Katechism oder: Grundsäze der Philosophie, der Moral und der republikanischen Politik; für die Jugend aus dem französischen übersezt. Bingen: Henß [1799]. [Innentitel: ] Gesänge zur Feier der Dekaden und republikanischen Festtage. O. O., o. J. Andreas Scheidgen 102 [Willmy, Johann Georg: ] Erbauliche Lieder und Gebethe beym o[e]ffentlichen Gottesdienste im Bisthum Wuerzburg […] Würzburg: Franz Sebastian Sartorius 1800. Allgemeines Gesangbuch, aus den Mainzischen, Trierschen, Kölnschen, Würzburgschen und Speyerschen Gesangbüchern gezogen […] Hadamar: Hergt 1805. [Turin, Ernst Xaver: ] Neues christkatholisches Gesang- und Gebetbuch für die mainzer Dioezes. Siebente Auflage […] Mainz: St. Rochushospitalsbuchdruckerei, durch J. Wirth [1806]. [Neus, Jakob: ] Sammlung der aeltesten deutschen Kirchenlieder zum frommen Gebrauche der katholischen Christen nach dem Beduerfnisse unseres heutigen Sprachgebrauches mit Beybehaltung aller alten Melodien […] Mainz: St. Rochushospital, durch Johann Wirth 1809. Katholisches Gesang- und Gebetbuch für die katholischen Kirchen und Schulen des Harz-Departements. Heiligenstadt: J. C. Dölle & C. Brunn 1811. Euler, Karl Anton: Feierliche Gottesverehrungen in der katholischen Kirche […] Mainz: Theodor Zabern 1813. Vier Auflagen bis 1828. [Hommer, Joseph von: ] Der Heilige Gesang oder Katholisches Gesang und Gebetbuch bey dem oeffentlichen Gottesdienste […] Ehrenbreitstein: Ludwig Jenatz 1818. Die letzte Auflage erschien 1846. Pörtner, Sebastian: Katholisches Gesangbuch für den öffentlichen Gottesdienst im Bißthume Wu[e]rzburg […] Würzburg: Joseph Dorbath 1828. Katholisches Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Limburg. Mit Genehmigung des bischöflichen Domcapitels. Wiesbaden: Verlag des katholischen Central-Kirchenfonds 1839. [Turin, Ernst Xaver: ] Neues christkatholisches Gesang- und Gebetbuch für die Mainzer Diözes. Neue, umgearbeitete und verbesserte Ausgabe. Mit Genehmigung des bischöflichen Ordinariats. Mainz: Fl. Kupferberg und J. Wirth 1841. Gesang- und Gebetbuch für die Diözese Trier. Herausgegeben vom Bischöflichen General-Vicariat […] Trier: Fr. Lintz 1846. [Orsbach, Joseph von: ] Himmelsharfe. Katholisches Kirchenliederbuch, auch zum häuslichen Gebrauch. Luxemburg: V. Bück 1846. Duller, Eduard: Deutsch-katholisches Gesang- und Erbauungsbuch […] Frankfurt a. M.: Johann Valentin Meidinger 1847. Gesangbücher der Restauration Bone, Heinrich: Cantate! Katholisches Gesangbuch nebst Gebeten und Andachten für alle Zeiten und Feste des Kirchenjahres. Nach den alten, sonst allgemein gebräuchlichen Gesängen und Andachten, sowie nach dem lateinischen Kirchenritus bearbeitetet […] Mainz: Kirchheim, Schott und Thielmann 1847. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für die Diöcese Mainz. Herausgegeben im Auftrage des Hochwürdigsten Herrn Wilhelm Emmanuel, Bischof des heiligen Stuhles von Mainz. Mainz: Franz Kirchheim 1865. Gesang- und Gebetbuch für die Diöcese Trier. Herausgegeben von dem Bischöflichen General-Vicariat. Zweite revidirte Stereotyp-Ausgabe. Trier: Fr. Lintz 1871. Eiffler, Julius: Katholisches Gesang- und Gebetbuch für die Angehörigen des Bisthums Limburg. Im Auftrage des Hochwürdigsten Herrn Peter Joseph, Bischofs von Limburg, herausgegeben […] Limburg a. d. Lahn: Heinrich A. Herz 1875. Mainz bis Luxemburg 103 Mohr, Joseph: Lasset uns beten! Katholisches Gebet- und Gesangbuch […] Mit oberhirtlicher Approbation. Regensburg, New York und Cincinnati: Friedrich Pustet 1881. Gelobt sei Jesus Christus! Gebet- und Gesangbuch für das Erzbistum Bamberg […] Auf oberhirtliche Anordnung. Bamberg: Erzbischöfliches Ordnariat 1881. Ave Maria. Katholisches Gebet- und Gesangbuch […] Mit oberhirtlicher Approbation. Regensburg, New York und Cincinnati: Friedrich Pustet/ Würzburg: F. X. Bucher - Leo Wörl 1881. Katholisches Gesang- und Gebetbuch für die Diözese Fulda. Herausgegeben im Auftrag des hochwürdigsten Herrn Joseph, Bischof von Fulda […] Fulda: Fuldaer Actiendruckerei 1890. Gesang- und Gebetbuch für die Diöcese Trier. Herausgegeben von dem Bischöflichen General-Vicariat. Erste Stereotypauflage. Trier: Paulinus-Druckerei (Dasbach & Keil) 1892. Magnificat oder Gebetu. Gesangbuch für die Diözese Luxemburg. Herausgegeben auf Anordnung des Bischöflichen Ordinariates. Luxemburg: Sankt Paulus-Gesellschaft 1919. Überarbeitet 1948 und 1963. Katholisches Gesang- und Gebetbuch für die Diözese Fulda. Herausgegeben im Auftrage des Hochwürdigsten Herrn Joseph Damian, Bischofs von Fulda. […] Dreiundzwanzigste, umgearbeitete Auflage. Fulda: Fuldaer Actiendruckerei 1928. Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Limburg. Herausgegeben im Auftrage des Hochwürdigsten Herrn ANTONIUS Bischofs von Limburg. Limburg (Lahn): Bischöfliches Ordinariat [1931]. Das Buch erschien außerdem in Frankfurt a. Main (Carolusdruckerei), Limburg a. d. Lahn (Gebr. Steffen), Mainz ( Joh. Falk), und Wiesbaden (Hermann Rauch). Ave Maria. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Würzburg […] Auf oberhirtliche Anordnung. Würzburg: Verlag des Ordinariates der Diözese 1931. Lobt den Herrn! Gebet- und Gesangbuch für das Erzbistum Bamberg […] 1. Auflage. Bamberg: Verlag des Ordinariates der Erzdiözese 1935. Gelobt sei Jesus Christus! Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Mainz. Herausgegeben vom Bischöflichen Ordinariat. Mainz: Druckerei Lehrlingshaus [1935]. Katholisches Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Fulda. Neu bearbeitet und herausgegeben im Auftrage des Hochwürdigsten Herrn Dr. Johannes Baptista Dietz, Bischofs von Fulda. Fulda: Verlag Bischöflicher Stuhl 1949. Ave Maria. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Würzburg. Auf oberhirtliche Anordnung […] Würzburg: Verlag des Ordinariates der Diözese [1949]. Gelobt sei Jesus Christus. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Mainz. Herausgegeben vom Bischöflichen Ordinariat. Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag [1952]. Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Trier. Herausgegeben vom Bischöflichen Generalvikariat. Trier: Paulinus-Verlag [1955]. Katholisches Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Fulda. Neu bearbeitet und herausgegeben im Auftrage des Hochwürdigsten Herrn Dr. Johannes Baptista Dietz, Bischofs von Fulda. Leipzig: St. Benno-Verlag/ Heiligenstadt: F. W. Cordier [1957]. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Limburg. Herausgegeben vom Bischöflichen Ordinariat Limburg. Frankfurt am Main: Josef Knecht [1957]. Ave Maria. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Würzburg. Leipzig: St. Benno-Verlag 1960. Andreas Scheidgen 104 Bamberger Gebet- und Gesangbuch. Bamberg: Kommissionsverlag St.-Otto-Verlag GmbH./ Nürnberg: Johann-Michael-Sailer-Verlag 1970. Gotteslob-Ausgaben Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe für das Erzbistum Bamberg. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich. Bamberg: St. Otto-Verlag GmbH [1975]. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Fulda. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich. Fulda: Parzeller & Co. und L. Fleischmann [1975]. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Limburg. Frankfurt am Main: Josef Knecht [1975]. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Mainz. Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag [1975]. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe für das Bistum Trier. Trier: Paulinus-Verlag [1975]. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch mit dem Eigenteil des Bistums Würzburg. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich. Würzburg: Echter-Verlag [1975]. Magnificat. „Gotteslob“ für das Erzbistum Luxemburg. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Luxemburg: Sankt-Paulus-Druckerei 1977. 8. Kapitel Konstanz - Freiburg - Rottenburg - St. Gallen - Sitten - Basel - Chur - Metz - Nancy - Straßburg - Speyer Der Südwesten des deutschen Sprachraums, das meint hier für das Alte Reich die Bistümer Konstanz, Speyer und Straßburg sowie die deutschsprachigen Anteile der Bistümer Basel, Chur, Lausanne, Metz, Nancy und Sitten - bzw. nach der Bistumsneugliederung die heutigen Diözesen Basel, Chur, Metz, Freiburg i. Br., Rottenburg, Sitten, Speyer, St. Gallen und Straßburg - ist gekennzeichnet durch eine flickenteppichhafte, gebietsweise sehr kleinteilige konfessionelle Landkarte, auf welcher der Katholizismus in unmittelbarer Nachbarschaft zu protestantischen Bekenntnissen kaum größere zusammenhängende Gebiete behauptet. Vor allem die Städte bekennen sich fast durchweg zur Reformation. Wichtige Ausnahmen bedeuten hier die katholischen Orte der Schweiz und das von den Habsburgern zwangsweise rekatholisierte Konstanz. Vielerorts sahen sich die katholischen Reichsfürsten in kleine Interimsresidenzen verdrängt: Die alten Sitze Basel, Straßburg, Speyer und zeitweilig auch Konstanz hatten sich evangelischen Bekenntnissen angeschlossen, und auch die Reichsstadt St. Gallen war zur Reformation übergegangen und hatte damit das konfessionelle Band zur alten Fürstabtei zerschnitten. Dies bedeutet übrigens auch, daß sich vielerorts lange vor Erscheinen des ersten katholischen Gesangbuchs eine starke protestantische Tradition fest etabliert hatte, zu der die katholische späterhin in Konkurrenz tritt. Das gilt am prominentesten für Straßburg als einem der wichtigsten Druckorte protestantischer Gesangbücher schlechthin, doch auch in St. Gallen und Speyer finden wir eine stabile lutherische bzw. evangelisch-reformierte Buchproduktion. Für die Entwicklung und Verbreitung des katholischen Gesangbuchs ist vor diesem Hintergrund ein Faktor von entscheidender Bedeutung: Es fällt auf, daß alle Bistümer, die keine wesentliche sprachliche Differenzierung kennen, schon vor 1700 eine eigene Tradition herausbilden; dies gilt für Konstanz ebenso wie für Straßburg oder Speyer. Dabei zeigt sich ein zeitliches Muster: Der Beginn des 17. Jahrhunderts ist allgemein sehr produktiv, die ersten Reihengesangbücher (die einen entsprechenden buchhändlerischen Erfolg voraussetzen) entstehen in Konstanz und Speyer. Eine Zäsur markiert der Dreißigjährige Krieg mit einem weitgehenden Einbruch der Produktion, der in den einzelnen Territorien unterschiedlich lange anhält, sich allerdings auch in Landstrichen bemerkbar macht, die von den unmittelbaren Kriegshändeln weitgehend verschont blieben. Im Bistum Straßburg erscheint schon 1659 wieder ein Gesangbuch, das Kloster St. Gallen knüpft 1689 erfolgreich Dominik Fugger 108 an die untergegangene Konstanzer Produktion an, für das Bistum Speyer kommt es - von einem vereinzelten Druck des Jahres 1683 abgesehen - erst 1768 wieder zu einer regelmäßigen Produktion. Generell zeigt sich die Erstellung eines Gesangbuchs als Kraftakt, häufig findet man lange Pausen vor einem Neueinsatz. Dabei haben es die sprachlichen Randlagen offenbar schwer, die kritische Masse überhaupt zu erreichen: In Chur überwiegen die rätoromanischen Gesangbücher die deutschen deutlich; im katholikenarmen Bistum Basel mit seinen westschweizerischen französischsprachigen Territorien gelingt es erst im 19. Jahrhundert, eine dauerhafte Gesangbuchtradition zu etablieren, und Entsprechendes gilt für die Bistümer Metz und Sitten. Stark vertreten sind im 19. und 20. Jahrhundert die großen katholischen Verlagshäuser, die mit ihren ganz anderen Möglichkeiten der Marktdurchdringung sozusagen die mediengeschichtliche Moderne markieren. Eine bedeutende Rolle spielen vor allem Herder (Freiburg i. Br.), Le Roux (Straßburg) und Benziger (Einsiedeln), der große Teile des damals noch bedeutenden deutschsprachigen Marktes in Nordamerika bedient. 8.1 Die Zeit des Alten Reiches Dominik Fugger 8.1.1 Das Bistum Konstanz Die Frühzeit des Gesangbuchdrucks verbindet sich eng mit der Wirksamkeit der Jesuiten. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts verfügt der Orden im Südwesten über die intellektuellen und organisatorischen Voraussetzungen, Gesangbücher zu schaffen und sie als Teil seiner Strategie zur konfessionellen Selbstbehauptung und Rückgewinnung verlorenen Terrains einzusetzen. Das Jahr 1594 markiert den Beginn der regionalen Tradition: In Konstanz erscheinen erstmals Catholische Kirchen Gesäng/ vor vn[d] nach dem Catechismo/ zu vnderschidlichen Zeiten/ durch das gantze Jahr zusingen. Sampt den Fürnemesten Articklen vnsers Christlichen Glaubens/ in kurtze Frag vnnd Antwort gestellt/ durch Petrum Canisium Societatis JESV Theologum. Der Zweck des für Katholiken noch ungewohnten Mediums versteckt sich nicht, im Gegenteil: der (kleine) Katechismus des Petrus Canisius ist nicht nur wesenhafter Bestandteil des Buches, sondern findet als Bezugspunkt prominente Erwähnung im Titel. Der inneren Abhängigkeit entspricht eine äußere. Canisius, von Geburt Niederländer, verbrachte seine späten Jahre in Freiburg i. Ü., dessen Jesuitenkolleg maßgeblich seinem Namen Existenz und Bedeutung verdankte. Er pflegte eine enge Freundschaft zum dortigen Drucker Abraham Gemperlin und ließ viele seiner Schriften in dessen Offizin erscheinen, so daß ein wirtschaftliches Auskommen des frühen Freiburger Buchdrucks Konstanz bis Speyer 109 ohne die dortige Jesuitenniederlassung gar nicht denkbar gewesen wäre. 1 Gleichwohl geriet Gemperlin verschiedentlich in geschäftliche Schwierigkeiten, denen er Ende des Jahres 1593 dadurch zu entkommen hoffte, daß er seine Druckerei in Freiburg einem Statthalter übergab und selbst nach Konstanz auswanderte. Die Catholischen Kirchen Gesäng sind das erste Buch, das er in seiner neuen Heimat herausbringt, und sie bleiben das einzige: Schon Ende 1594 kehrt er nach Freiburg zurück und läßt dort 1596 eine zweite Auflage folgen. Es spricht somit manches dafür, daß Konstanz lediglich durch einen Zufall am Beginn der südwestdeutschen Gesangbuchgeschichte steht, denn den Plan für das Werk dürfte Gemperlin aus Freiburg bereits mitgebracht haben und die Anregung dafür mag auf Canisius selbst zurückgehen. Das Konstanzer Jesuitenkolleg steckte demgegenüber noch in den Anfängen fest und konnte erst im Jahr 1604 formell begründet werden. Gemperlins Nachfolger in Konstanz erkannten indessen das Potential des neuen Buches und brachten seit 1600 eine überarbeitete, deutlich erweiterte Version unter dem neuen Titel Catholisch Gesangbüchlein. Bis 1627 sind Auflagen dieses Buches in Konstanz nachweisbar, die späteren davon sämtlich in der Offizin von Leonhard Straub, der mit Gemperlin für dessen Konstanzer Episode eine Geschäftspartnerschaft vereinbart hatte, die freilich nie zustande kam. In Freiburg erscheinen wenigstens bis 1614 parallel Ausgaben des nun auch dort Catholisch Gesangbüchlein genannten Werks. Doch die Ausstrahlung der Catholischen Kirchen Gesäng von 1594 reicht viel weiter: Sie bilden die Grundlage für das Buch, das Bischof Eberhard von Dienheim erstmals 1599 für seinen Speyerer Sprengel in Köln drucken läßt und das in der Folge als „Quentelsches Gesangbuch“ auch in Köln selbst weite Verbreitung findet und zahlreiche Auflagen erlebt. Nach 1627 bricht das Konstanzer Gesangbüchlein ohne unmittelbaren Nachfolger ab, und man wird nicht fehlgehen, die Gründe dafür zunächst in den wirtschaftlichen Verhältnissen zu suchen. Zwar bleiben die Stadt Konstanz und die Schweiz vom Dreißigjährigen Krieg weitgehend verschont; dennoch scheinen auch hier Markt und Stimmung für umfangreiche und bis dahin übrigens hervorragend ausgestattete Gesangbücher nicht mehr bestanden zu haben. Die Nachfolger ziehen sich bezeichnenderweise auf den Flugblattdruck zurück oder geben Sammlungen geringen Umfangs heraus, die sich eher absetzen ließen. So wandelt auch die Societas Jesu ihre Strategie, gibt das Katechismusliederbuch herkömmlicher Prägung auf und läßt statt dessen seit den 50er Jahren des 17. Jahrhunderts schmale, thematisch sortierte Drucke erscheinen, die man faszikelweise zu einer „Geistlichen Hausbibliothek“ er- 1 Lioba Schnürer: Die Anfänge des Buchdrucks in Freiburg in der Schweiz 1585-1605 (Freiburger Geschichtsblätter XXXVII). Freiburg i. Ü. 1944; Joseph Leisibach: Das Freiburger Buch 1585-1985. Freiburg i. Ü. 1985; zu Gemperlin im besonderen Abraham Horodin: Die Offizin von Abraham Gemperlin, dem ersten Drucker von Freiburg (Schweiz), Freiburg i. Ü. 1945. Dominik Fugger 110 gänzen konnte. Die Themen wie die Druckorte sprechen eine deutliche Sprache: Vor allem aus Konstanz und Luzern haben sich entsprechende Büchlein erhalten, darunter Titel wie Ignatianischer Jubel; das ist Etliche Auserlesene Gesänglein von dem Vatter Ignatio Loyola, Stiffter der Societät Jesu. In beiden genannten Städten bestanden im 17. Jahrhundert bedeutende Jesuitenkollegien; namentlich das von Luzern läuft nach Canisius’ Tod der Freiburger Ordensniederlassung den Rang ab. Überhaupt ist Luzern in jener Zeit der katholische Vorort der Eidgenossenschaft schlechthin. Deren katholische Orte (Luzern, Zug, Uri, Obwalden, Schwyz, Freiburg, Solothurn) hatten sich 1586 zum sog. Goldenen Bund zusammengeschlossen, der 1655 feierlich erneuert wurde. Die publizistische Verbindung der katholischen Orte untereinander und mit Konstanz bleibt eng; statt eines definierten Zentrums finden wir ein dezentrales Geflecht von Produktionsorten, innerhalb dessen neue Gesangbuchdrucke rasch weitergegeben werden. So bekennt sich das in Umfang und Inhalt für die Region typische Büchlein Gueter Tag - ebenfalls Teil der „Geistlichen Hausbibliothek“ - als „an underschidlichen Orthen zu vor/ und an jetzo [1666] zu Lucern nachgetruckt“. Ein Missionsgesangbuch, das 1722 und 1723 in Zug erscheint, empfiehlt sich „bevor getruckt in der Hochfürstlichen Truckerey zu Constantz [nämlich 1720 bei Leonhard Parcus]“ und ist einer der zahlreichen Abkömmlinge der 1717 in Heidelberg erstmals erschienen Gebeter und Gesänger zum Gebrauch der Heiligen Mission, die sich mit der jesuitischen Volksmission über das ganze katholische Deutschland ausbreiteten. Und ebenso finden wir von den Katholischen Gesängern auf Weihnachten, Advent und Ostern, wie auch durch das ganze Jahr zu gebrauchen, die Heinrich Ignaz Nikomedes Hautt 1750 in Freiburg i. Ü. herausbringt, schon kurz darauf eine etwas veränderte Version wiederum in Zug. An allen genannten Druckorten jedoch machen Lieddrucke seit der Mitte des 17. Jahrhunderts nur einen marginalen Teil der Buchproduktion aus. Dabei waren gerade Luzern und Konstanz Zentren katholischer Publizistik mit weiter Ausstrahlung, doch ein Gesangbuch klassischen Zuschnitts entsteht dort und in der gesamten Innerschweiz nicht mehr bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Die Sphäre der privaten Frömmigkeit, der katholische Gesangbücher in dieser Zeit ja vornehmlich angehören, erobern vielmehr seit den achtziger Jahren des 17. Jahrhunderts die Erbauungsbücher der Kapuziner Laurentius von Schnüffis und Mauriz von Menzingen. Schnüffis’ Schriften erscheinen in Konstanz, verbreiten sich schlagartig vor allem im süddeutschen Sprachraum, und noch die heutige Präsenz seiner Andachtsbücher in Bibliotheken zeugt von der unerhörten Beliebtheit, deren sie sich gerade in der Schweiz erfreut haben müssen. Mauriz von Menzingens in Zug erscheinende Philomela Mariana entspricht dem gleichen Bedürfnis, erreicht nicht dieselbe Verbreitung, bleibt aber regional eine wichtige Erscheinung. Doch auch das Gesangbuch herkömmlicher Prägung fand seine Fortsetzung - allerdings nicht dort, wo seine Wiege stand. Vielmehr ist es das Konstanz bis Speyer 111 Kloster St. Gallen, das gegen Ende des 17. Jahrhunderts die Tradition wiederaufnimmt. Die Fürstabtei behauptete in ihren Besitzungen, die sich als zusammenhängendes Gebiet teils im Konstanzer, teils im Churer Bistum erstreckten, von alters her weitgehende Unabhängigkeit von der bischöflichen Obrigkeit im Bereich der Seelsorge. Man verfügte über eine Druckerei und überhaupt die geistigen und materiellen Mittel, ein eigenes Buch ins Werk zu setzen. Als ein Stimulus mag gewirkt haben, daß in der Stadt St. Gallen schon seit langem evangelische Gesangbücher gedruckt wurden. 1689 erscheint jedenfalls erstmals das Catholisch Gesang=Büchlein/ Darinnen Allerhand schöne Geistliche Gesänger zu finden. Welche durch das gantze Jahr/ an Sonnvnd Feyr=Tägen/ in den Kinderlehren/ Processionen/ Creutzgängen/ vnd anderen Orthen sehr nutzlich zu gebrauchen. Von newem wider getruckt/ verbessert/ gemehret/ vnd auff die Fürstliche St. Gallische Landschafft gerichtet. Der Titel schließt sich an das Konstanzer Catholisch Gesangbüchlein an, das wohl hie und da noch in Gebrauch gewesen sein mochte, und stellt das neue Buch lediglich als eine St. Gallische Variante des alten vor. Die Zusammenstellung freilich ist in wesentlichen Teilen eine neue. Zehn Auflagen erlebt das Buch bis 1769, dazu kommen noch Bearbeitungen für andere Regionen. So erschien 1713 eine Ausgabe in Kempten Gerichtet und getruckt für die Hochfürstliche Kemptische Landschafft, eine andere in Colmar. Das St. Galler ist damit das einzige katholische Reihengesangbuch der Schweiz im 18. Jahrhundert. Der Aufklärung versucht man 1782 zunächst durch eine weitgehende Überarbeitung des Buches und seiner Lieder Rechnung zu tragen, was offenbar nicht befriedigte, denn bereits vier Jahre später gelangt man mit den „Gesänge[n] nach dem Sinne der römisch-katholischen Kirche auf die vornehmsten Sonn- und Festtage des Jahres“ zu einer gänzlichen Neuschöpfung, die bis 1814 im wesentlichen unverändert läuft, allerdings in den späteren Auflagen um einige alte Lieder vermehrt erscheint - offenbar als Zugeständnis an den am unaufgeklärten Alten hängenden Volkswillen. Außerhalb des St. Galler Offizialats zeigt sich der Übergang zur Aufklärung vor allem an der Übernahme von Kohlbrenners Heiligem Gesang, welch letzterer bereits seit 1780 für das Bistum approbiert worden und bei „mehrern Pfarreyen sowohl des Schwabenals des Schweizerlandes“ in Gebrauch war. So informiert das Vorwort einer „wohlfeileren Ausgabe“, die 1782 mit einigen Anpassungen an die regionalen Gepflogenheiten in Konstanz verlegt wird. Unter demselben Titel Heiliger Gesang erscheint in 1788 Luzern eine Kombination von Auszügen aus dem namengebenden Kohlbrennerschen und dem Salzburger Gesangbuch von 1781/ 83; sie erlebt mindestens fünf Auflagen bis 1809. Ähnlich dürfte es sich mit einem Heiligen Gesang verhalten, den wir 1802 in Freiburg i. Ü. beim Buchdrucker Ludwig Piller finden. Noch einige Jahre bevor der Heilige Gesang mit seinen zahlreichen Abkömmlingen seinen Siegeszug durch den oberdeutschen Sprachraum antritt, erscheint 1773 in Bonndorf eine Christliche Lehre in Liedern nebst einigen Dominik Fugger 112 Liedern bey der Heil. Messe […] zum Gebrauche der St. Blasischen Landschulen. Das Kloster scheint unter seinem Fürstabt Gerbert an einer zeitgemäßen Katechese interessiert gewesen zu sein; acht Liedtexte von Gellert und insbesondere sieben von Ignaz Franz sprechen eine deutliche Sprache. Ebenfalls Franz und Gellert verpflichtet ist eine Auswahl katholischer Gesänge vor und nach der Predigt, die 1788 in Konstanz herauskommt. Darüber hinaus enthält sie Dichtungen von Riedel, Denis, Kohlbrenner und dem Fuldaer Gesangbuchherausgeber Augustinus Erthel - mithin eine Auswahl vom Neuesten und im zeitgenössischen Sinne Besten, was die katholische Liedproduktion zu bieten hatte. Das Vorwort unterrichtet über die Vorzüge des muttersprachlichen Gesangs in der heiligen Messe, und zwar, erstens, gegenüber dem lateinischen Gesang und, zweitens, gegenüber dem Rosenkranzgebet. Zu einer eigenständigen Übersetzung der Aufklärung ins katholische Gesangbuch findet das Bistum jedoch erst unter Ignaz Heinrich von Wessenberg mit dem Christkatholischen Gesang- und Andachtsbuch von 1812 (s. u.). 8.1.2 Bistum Chur Das Kloster St. Gallen hatte auch in Bistum Chur Besitz und entsprechenden Einfluß, doch das Zentrum benediktinischen Mönchtums in Rätien war die Abtei Disentis. Schon vier Jahre bevor das erste St. Galler Gesangbuch erscheint, ergreift man hier die Initiative. Die Entstehungsumstände sind außergewöhnlich gut dokumentiert: 2 P. Placidus Rüttimann, ausgebildeter Kirchenmusiker, war 1684 als Koadiutor auf einen Außenposten des Klosters, nämlich die Pfarrei Vals gesetzt worden. Er lieh sich Typen aus dem Kloster und improvisierte in Vals eine Druckerei, in der er 1685 seinen Geistlichen Blumengarten im Umfang von 288 Seiten erscheinen ließ. Noch bemerkenswerter jedoch ist die Art, wie er den Inhalt komponierte: In erster Linie stützt sich seine Liedauswahl nämlich auf eine offenbar recht reichhaltige Sammlung an Liedflugblättern und Kleinschriften, die er in Vals oder Disentis vorfand. Vor allem Drucke aus Augsburg, Innsbruck, Luzern und Zug benutzte er für sein Vorhaben, ferner die Praxis catechistica des Ochsenhausener Benediktiners Placidus Spies, die 1659 erstmals in Bregenz erschienen war und im Südwesten zahlreiche Auflagen erlebte. Im Ergebnis schuf Rüttimann ein von anderen Gesangbüchern weitgehend unabhängiges Werk, das seinen bündnerischen Landsleuten auch etwa mit einem Lied zum heiligen Rock aufwartete. Bei ihnen scheint die Zusammenstellung indessen angekommen zu sein, denn mit bekannten und nur geringfügig veränderten Folgeauflagen von 1731 und 1802 (diese in Bregenz) gehört das Gesangbuch jedenfalls zu den langlebigsten 2 Vgl. die Untersuchung von Iso Müller: Das Valser Liederbüchlein von 1685, Bündner Monatsblatt 3/ 1952, S. 65-89, darin auch ein Verzeichnis der Lieder. Ergänzungen zu den Quellen bringt ders. in: Die Abtei Disentis 1655-1696. Freiburg i. Ü. 1955, S. 474-477. Konstanz bis Speyer 113 Produkten seiner Art. 3 Zudem ist eine Reihe von Liedern in Übersetzung in die zahlreicheren rätoromanischen Gesangbücher übergegangen, die das Kloster herausgab. Nach St. Gallen ist Disentis das zweite Zeugnis für die bedeutende Rolle, die in der Schweiz gerade das benediktinische Mönchtum für das katholische Gesangbuch gespielt hat und die im 19. Jahrhundert ihre Fortsetzung im Kloster Einsiedeln findet, wo erstmals 1773 im Zuge der Aufklärung ein Gesangbuch entsteht (Geistliche Gesänge zur Zierde und Vermehrung der öffentlichen Andacht, wie auch zur besondern Erbauung der Gläubigen). 8.1.3 Elsaß Das Elsaß zerfällt in der diözesanen Gliederung des Alten Reiches in das Bistum Straßburg einerseits, das im wesentlichen das Unterelsaß und rechtsrheinische Gebiete um Lahr und Offenburg umfaßte, sowie das Bistum Basel andererseits, dem das Oberelsaß, das Gebiet um Basel und Teile der Westschweiz unterstanden. Zwischen der Straßburger und der Basler Diözese könnten die Verhältnisse unterschiedlicher nicht sein: Während es dem Bischof von Straßburg schon im 17. Jahrhundert gelingt, eine starke katholische Gesangbuchtradition zu etablieren und die Stadt so zu einem der wichtigsten Produktionsorte im deutschsprachigen Südwesten aufsteigt, sind für Basel bis ins 19. Jahrhundert nicht mehr als Ansätze zu vermerken. 8.1.3.1 Bistum Straßburg Die Anfänge des katholischen Gesangbuchs für das Bistum Straßburg liegen im Städtchen Molsheim, das mit dem Übergang Straßburgs zur Reformation neben Zabern zum wichtigsten Zufluchtsort der Altgläubigen wurde. Die exilierten Bischöfe betrieben den Aufbau der Infrastruktur planmäßig: Seit 1580 bestand ein Jesuitenkolleg, 1617 wurde es zur Universität erhoben. Zugleich sorgte Erzherzog Leopold von Österreich als Straßburger Fürstbischof für die Einrichtung einer Druckerei, womit alle Voraussetzungen geschaffen waren, daß 1621 erstmals Catholische Auserlesene, Alt und Newe Gesäng erscheinen konnten. Inhaltlich an Würzburger Büchern orientiert, erlebten sie fünf Auflagen bis 1688, die beiden letzten beim Straßburger Drucker Dolhopf. Vom starken Würzburger Einfluß in dieser Zeit zeugt ferner, daß man 1668 in Molsheim eine Ausgabe der Keuschen Meerfräulein in Druck gehen läßt. 4 3 Erhalten haben sich nur Exemplare der Auflagen von 1685 und 1802; die letztgenannte bekennt sich im Titel aufgesetzt in dem fürstlich Gotts=Hauß Disentis 1731. Müller (Liederbüchlein S. 80) schließt anscheinend aus dieser Formulierung, daß das Buch 1731 nicht zum Druck gelangte, das abgeschlossene Manuskript sich indes bis 1802 erhalten habe und erst dann in Bregenz unter die Presse gekommen sei. Es bleibt allerdings eine bemerkenswerte Beobachtung, daß ein hochbarockes Buch 1802 im Kern unverändert wieder aufgelegt wird, lediglich vermehrt um einige spätbarocke Zutaten wie etwa ein 92strophiges Wallfahrtslied. 4 Vgl. dazu S. 91. Dominik Fugger 114 Mit der Unterwerfung Straßburgs durch französische Truppen endet 1681 auch das Exil des Bischofs. Der neuen Lage entspricht ein neues Buch: 1697 erscheint das Neu-Vollkommen Catholische Gesang-Buch Straßburger Bisthums, das in dieser Form unverändert bis 1738 läuft und ein Diözesangesangbuch im eigentlichen Sinne - d. h. mit ausschließlichem Anspruch - sein will. Charakteristisch ist das schon im Titel statuierte Gebott keines andern, als dieses allein, in diesem Bischthum sich zu bedienen, und die prominente Selbstnennung des veranlassenden Bischofs Wilhelm Egons von Fürstenberg unterstreicht noch den obrigkeitlichen Regelungswillen. 5 Inhaltlich zeigt es sich von größerer Eigenständigkeit als die vorausgegangenen Molsheimer Bücher. In die auf das Jahr 1738 folgende Umbruchphase fällt das Catholisch Gesangbüchlein des Schlettstädter Druckers Franz Ulrich Gasser aus dem Jahre 1745, woraus manches in die Neubearbeitung des Straßburger Diözesangesangbuchs übergeht, die 1752 unter dem neuen Titel Catholisches Gesang=Buch Zum Gebrauch Des Bischthums Strasburg in Druck geht. Doch erst die erneute Überarbeitung des Jahres 1789 markiert den Einbruch der Aufklärung. Allein 75 Texte stammen nun von Ignaz Franz neben anderen von Riedel und Denis. Alle Diözesangesangbücher seit 1730 erscheinen in der Offizin des aus Versailles zugewanderten Buchdruckers Franz Le Roux, dessen Firma dieses Monopol bis zum Ende der Straßburger Diözesangesangbücher Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr aus der Hand gibt. Unter allen südwestdeutschen Gesangbuchtraditionen ist die Straßburger - ex post betrachtet - die modernste, vergleichbar allenfalls der von St. Gallen. Nirgends sonst findet man eine ähnlich frühe Bindung der Gesangbuchherausgabe an die bischöfliche Obrigkeit, nirgends einen so durchgängigen monopolisierenden Steuerungswillen - nirgends aber auch eine vergleichbar unterbrechungsfreie, nur von kurzen Überarbeitungszäsuren taillierte Stetigkeit in der Produktion. 8.1.3.2 Bistum Basel Ganz anders war die Lage im Bistum Basel. Nicht nur wegen der konfessionellen Zersplitterung, mit der alle südwestdeutschen Bistümer zu kämpfen hatten - und die die Gesangbuchproduktion vielerorts eher beflügelt haben dürfte -, scheint es hier an der kritischen Masse gefehlt zu haben: Die Stadt Basel duldete keine Katholiken in ihren Mauern, der schweizerische Südwesten des Sprengels, in dem die weltlichen Besitzungen des Bischofs fast ausschließlich lagen, sprach großenteils französisch und das Bistum entbehrte eines katholischen Ausstrahlungszentrums, das das bischöfliche Exil im Städtchen Pruntrut nicht sein konnte. So ist es kein Wunder, daß die schwachen Initiativen sich ganz auf das Oberelsaß beschränken, von Colmar ausgehen und vermutlich Privatunternehmungen der dortigen Deckerschen 5 Das Molsheimer Vorgängerbuch war im Bereich des Hochstifts bereits 1682 für Schule und Seelsorge verbindlich geworden. Konstanz bis Speyer 115 Offizin sind, die übrigens auch mit evangelischen Gesangbüchern Geld verdiente. Im Jahr 1692 bringt sie mit dem Catholisch Cantual, Das ist/ Alt und Neu Colmarisch- Gesang-Buch eine absonderlich auf die Elsaßische Provintz gerichtet[e] Variante des Mainzer Cantuals. Ob das Cantual schon vorher regional in Gebrauch war, wie der Titel es nahelegt, läßt sich kaum sagen; jedenfalls aber ließ sich damit keine Tradition begründen, weitere Auflagen sind nicht bekannt geworden. So versucht man es 1740 aufs neue, diesmal mit einem sehr viel schlankeren Catholisch Gesang-Büchlein, wohl in Anlehnung an das St. Galler Buch gleichen Namens. Doch auch diesem Vorstoß scheint nicht der erhoffte Erfolg beschieden gewesen zu sein, und so versanden die Bemühungen. Erst nach Errichtung einer modernen bischöflichen Verwaltung gelingt es 1890 von Solothurn aus, das Mohrsche Psälterlein als Diözesangesangbuch zu etablieren. 8.1.4 Bistum Speyer In der Stadt Speyer verzeichnet die Mainzer Gesangbuchdatenbank bis 1842 eine ganze Reihe protestantischer Drucke, hingegen nur einen einzigen katholischen. Diese Tatsache wirft ein Schlaglicht auf die Situation des Bischofs der überwiegend reformierten Kurpfalz. Gesangbücher für das Bistum gab es freilich schon seit 1599. Der Speyrer Bischof Eberhard von Dienheim hatte die Tradition begründet, indem er die Alten catholischen geistlichen Kirchengeseng auf der Basis des Konstanzer Gesangbuchs von 1594 zusammenstellen und von Quentel in Köln verlegen ließ. Die für anspruchsvolle Catholica ausgewiesene Offizin fand offenkundig auch vor Ort Interesse für das Buch, so daß späterhin für Speyer bestimmte Auflagen mit solchen für den Kölner Raum in rascher Folge abwechselten und insgesamt die früheste Reihengesangbuchtradition neben Konstanz entsteht. Die letzte nachweisbare Auflage läßt der Quentelnachfolger Johann Kreps 1631 in Mainz drucken, dann scheint auch hier der Dreißigjährige Krieg den Gesangbuchmarkt ausgetrocknet zu haben. Fünfzig Jahre später und somit etwa zur selben Zeit, da in St. Gallen, Straßburg und Chur das Gesangbuch neuen Auftrieb erfährt, versucht man auch in Speyer, die abgerissene Tradition wiederzubeleben. 1683 nämlich erscheint eine Neubearbeitung des alten Gesangbuchs als Catholische Kirchen-Gesän[ge], diesmal in Speyer selbst. Doch die Verheerungen durch französische Truppen im Zuge des pfälzischen Erbfolgekrieges ersticken 1689 diesen Versuch im Keim. Von nun an dauert es bis 1768, daß der Speyrer Bischof Franz Christoph von Hutten im Rahmen seiner wirtschaftlichen und religiösen Erneuerungsbemühungen ein neues Buch zusammenstellen läßt. Das umfangreiche Werk trägt einen konventionellen Titel (Catholisches Gesang=Buch begreifend Auserlesene geistliche Gesa[e]nge), gehört allerdings bereits zu den Zwischenstadien bei der Durchsetzung einer aufgeklärten Gesangbucherneuerung, wie man sie ähnlich auch etwa in St. Gallen beobachten Dominik Fugger 116 kann. Die Zusammenstellung enthält noch vorwiegend alte Lieder - zumeist aus dem St. Galler und dem Erfurter Gesangbuch sowie dem Straßburger von 1752 -, außerdem einige neuere aus der Tochter Sion. Doch zeigen sich beinahe alle Lieder einschneidend überarbeitet im Sinne der Aufklärung. Das Buch erlebt innerhalb kürzester Zeit eine Fülle von Auflagen (mindestens vier allein 1770), wird allerdings dann ebenso rasch, nämlich bereits 1783, von den - beinahe durchweg neuen - Geistlichen Liedern zum gottesdienstlichen Gebrauche des Bistums Speier abgelöst. Seit 1768 erscheinen die Speyerer Bücher in der neuen Residenzstadt Bruchsal beim bischöflichen Hofbuchdrucker Bever, der 1784 auch mit dem Druck des Gesangbuchs der württembergischen katholischen Hofkapelle betraut wird, welches zu den herausgehobenen Zeugnissen der katholischen Gesangbuchaufklärung gehört. 6 Mit der Residenz des Speyrer Bischofs wandert das Speyerer Diözesangesangbuch später nach Rastatt, wo es noch bis 1823 aufgelegt wird. Auf die Zähigkeit örtlicher Traditionen wirft folgende Beobachtung ein Schlaglicht: Im Jahre 1837 erscheint das ältere Catholische Gesangbuch von 1768 mit identischem Titel neu - bemerkenswerterweise im elsässischen Weißenburg, das mit der Neugliederung der Bistümer von Speyer abgetrennt worden und an den Straßburger Sprengel gekommen war. Die Art der Einrichtung läßt erkennen, daß das Buch, seit dessen letzter Auflage immerhin 67 Jahre verstrichen waren, zu diesem Zeitpunkt noch unverändert in Gebrauch gewesen sein muß. Entsprechend unbeeindruckt von den Zeitläuften zeigt sich der Titel: Mit gnädigster Verordnung, Approbation und Privilegium des hochwürdigsten Fürsten und Herrn Herrn Franz Christoph der Heil. Röm. Kirchen Kardinal=Priester, Bischof zu Speier, Probst der gefu[e]rsteten Probstey Weissenburg, wie auch des freiadelichen Ritterstifts Odenheim in Bruchsal, des Heil. Ro[e]m. Reichs Fu[e]rst &c. Aufs neue durchgesehene und verbesserte Auflage. 8.1.5 Lothringen In den beiden lothringischen Bistümern Nancy und Metz spielte der volkssprachliche Kirchengesang eine geringere Rolle als andernorts; er blieb namentlich im Bistum Metz auf besondere Andachten beschränkt. Für diese Bedürfnisse waren in den deutschsprachigen Pfarreien, die etwa die Hälfte der Metzer Diözese ausmachten, Speyrer und Trierer Bücher verbreitet. 7 Das aufklärerische Anliegen einer verständlichen Liturgie mit all seinen pädagogischen Implikationen brachte auch hier die Wende und schuf in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts das Bedürfnis nach besonderen Gesangbuch- 6 Ausführliche Inhaltsangabe bei Wilhelm Bäumker: Das katholische deutsche Kirchenlied in seinen Singweisen, Bd. III, Freiburg 1891, Nachdruck 1997, Nr. 324. 7 Diese Informationen bringt Bäumker, Kirchenlied, Bd. IV, S. 376 f. nach einer Mitteilung des Metzer Bischofs Franz Ludwig Fleck. Konstanz bis Speyer 117 drucken für die deutschsprachigen Gebiete Lothringens. 8 Den ersten Impuls gab die Volksmission, die in Lothringen eine besondere Geschichte hat: Der entthronte Polenkönig Stanislaus Lesczinsky stiftete als Herzog von Lothringen das sog. „Etablissement des Missions royales“, das 1771 von Ludwig XV. wiederhergestellt wurde. Die Mission war zunächst den Jesuiten anvertraut und wurde nach der Aufhebung des Ordens Weltpriestern übertragen. In Nancy (Nanzig) erscheinen 1772 beim königlichen Buchdrucker Häner Geistliche Gesaenger Für die Heilige Mission-Zeit, denen binnen kurzem zwei weitere Auflagen folgen. Diese Zusammenstellung stand ihrerseits Pate für das in Blieskastel verlegte Zweibrückische katholische Gesang und Vesperbuch, das sich nur in der „neuen Ausgabe“ von 1787 erhalten hat. Zwei Drittel der deutschen Gesänge sind dem Missionsbüchlein entnommen. Bestimmt war das Buch für die katholischen Pfarreien im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, das kirchlich der Jurisdiktion des Bischofs von Metz unterstand. Die Aufklärung verbindet sich in Lothringen eng mit dem Namen Johann Nikolaus Philipp. Dieser hatte sich schon an einem Anhang neuer Lieder für das Zweibrückische Gesangbuch von 1787 beteiligt und ließ 1789 das Katholische Lehr- Gebet- Gesang- und Schulbuch von einem Pfarrer des Metzer Bisthums in Straßburg drucken. Dieses sogenannte Philippsche Gesangbuch ist ein gediegenes Werk aufgeklärten Gesangbuchschaffens. Der Herausgeber hat die Hymnen und Sequenzen des Missale Metense ebenso in singbare deutsche Verse gebracht wie fast das gesamte Brevier einschließlich aller 150 Psalmen. Einen gewissen Teil der Lieder übernimmt er aus der Straßburger Tradition sowie aus den Aufklärungsgesangbüchern von Kohlbrenner, Lindenborn und Ignaz Franz, einen größeren allerdings dichtet er selbst. 1829 erscheint eine zweite Auflage in Zabern für das Bistum Nancy. In Saargemünd werden im selben Jahr Sions heilige Gesänge für das Bistum Metz gedruckt, die ausweislich ihrer Vorrede ebenfalls eine zweite Auflage des Philippschen Buches sein wollen, im Innern allerdings einer einschneidenden Revision unterworfen worden waren. Einmal eingewurzelt, scheint das Philippsche Buch mit seinen Nachfolgern bis ins 20. Jahrhundert hinein in Gebrauch gewesen zu sein. 9 8.2 Das 19. und 20. Jahrhundert Christiane Schäfer Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist die gesamte deutsche Bistumslandschaft starken territorialen Umbrüchen unterworfen worden. Im Anschluß an den 8 Die Bücher sind heute nur mehr schwer zu greifen; das Folgende beruht zum Wesentlichen auf der Zusammenstellung und eingehenden Beschreibung von Joseph Brauner und Louis Pinck: Katholische deutsche Kirchengesangbücher in Lothringen. Straßburg 1938. 9 Brauner/ Pinck, Kirchengesangbücher, S. 30 f., 45 ff. Christiane Schäfer 118 Reichsdeputationshauptschluß von 1803 kam es zu einer flächendeckenden Säkularisation geistlicher Gebiete und nach dem Wiener Kongreß 1814/ 15 zu einer umfassenden Neuorganisation der katholischen Kirche. Auch im Gebiet des deutschsprachigen Südwestens erhielten fast alle Bistümer einen neuen Zuschnitt, wurden vergrößert oder verkleinert, manche auch ganz zerschlagen, so zum Beispiel Konstanz, das flächenmäßig größte Bistum des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, welches 1821 mit der Bulle Provida solersque endgültig für aufgelöst erklärt worden war. Es ging in den neugegründeten Bistümern Freiburg im Breisgau und Rottenburg auf. Seine schweizerischen Anteile fielen im wesentlichen den Bistümern Basel, Chur und St. Gallen zu, wobei die schweizerischen Kantone Glarus, Ob- und Nidwalden sowie Uri und Zürich bis heute offiziell nur provisorisch von Chur verwaltet werden. In der Schweiz wurden in der Zeit bis 1847 fast alle Bistümer neu umschrieben, lediglich das Bistum Sitten blieb im wesentlichen unverändert. Das Bistum Speyer war 1802 nach der Annexion der linksrheinischen Gebiete durch Frankreich untergegangen und wurde 1821 aus Gebieten der alten Diözesen Mainz, Metz, Straßburg, Trier und Worms wiedererrichtet. Das Bistum Straßburg erstreckte sich seit dem Konkordat von 1802 über das ganze Elsaß, verlor aber seine rechtsrheinischen Gebiete. Von 1871 bis 1918 gehörte es - ebenso wie das in der Französischen Revolution untergegangene und 1802 wiederhergestellte Bistum Metz - zum Deutschen Reich. Diese umfassenden Neuordnungen wirkten sich nicht zuletzt auch auf die Gesangbuchgeschichte aus. 8.2.1 Das Bistum Konstanz und die Folgen seiner Auflösung Auch wenn Ignaz Heinrich von Wessenberg (1787-1860) das Konstanzer Gesangbuch nicht verfaßt hat, so ist es dennoch unauflöslich mit seinem Namen und der von ihm in seiner Funktion als Generalvikar des Bistums Konstanz durchgeführten Liturgiereform verbunden. Diese Reform war den Erneuerungsbestrebungen der katholischen Aufklärung verpflichtet, und so waren es vor allem die frühen Aufklärungsgesangbücher - wie z. B. das 1777 erschienene Landshuter Gesangbuch von Franz Seraph Kohlbrenner - an denen man sich orientierte. Dem 1803 in erster Auflage herausgekommenen Gesangbuch von Melchior Ludolf Herold hatte Wessenberg eine fördernde Empfehlung vorangestellt. Das Jahr 1807 brachte dann gleich drei Gesangbücher hervor, die für das „Konstanzer Gesangbuch“ wegbereitend waren: Die Christlichen Gesänge zur öffentlichen Gottesverehrung (Dillingen 1807) von Christoph Schmid, das Gesangbuch bei den Gottesverehrungen der katholischen Kirche zu gebrauchen (Tübingen 1807) von Benedikt Maria Werkmeister und Beda Pracher sowie das Andachts- und Gesangbuch zur gemeinschaftlichen Erbauung (Konstanz 1807) von Johann Baptist Hahn und Joseph Willibald Strasser. Das letztgenannte Gesangbuch enthielt schon Konstanz bis Speyer 119 einzelne von Wessenberg gedichtete Lieder. Strasser war es dann auch, der im Auftrag Wessenbergs das Konstanzer Gesangbuch erarbeitete, in das er viele Lieder aus den vorangegangenen Büchern sowie eine größere Anzahl von Wessenbergs Eigendichtungen übernahm. Das Buch konnte 1812 von Bischof Karl Theodor von Dalberg (Bischof 1800-1817) unter dem Titel Christkatholisches Gesang- und Andachtsbuch zum Gebrauche bey der öffentlichen Gottesverehrung im Bisthum Konstanz den Diözesanen übergeben werden. Es erschien in zwei Bänden, wobei der erste Band für den vormittägigen und der zweite für den nachmittägigen Gottesdienst bestimmt war. Es war ein neuartiges, stark den liturgischen Reformen der katholischen Aufklärung verpflichtetes Buch, das - trotz widriger Bedingungen - eine weitreichende Wirkung entfalten sollte. Zur Zeit seiner Einführung existierte das Konstanzer Bistum zwar noch in seiner ursprünglichen Gestalt, aber die politischen Verhältnisse waren bereits alles andere als stabil. Rom waren die alte, mächtige Reichskirche und mit ihr die aufklärerischen Reformen ein Dorn im Auge. Bereits 1814 hatte Rom von Bischof Dalberg Wessenbergs Entlassung gefordert, weil er gegen den Widerstand des Apostolischen Stuhles seine aufgeklärten Reformen durchgesetzt hatte. Wessenberg, dessen Demontage mit der Auflösung des Bistums in den Jahren von 1810 bis 1821 einherging, war nach dem Tod Dalbergs 1817 zum Bistumsverweser gewählt, aber von Rom nicht anerkannt worden. Dennoch blieb er auch nach der Aufhebung des Bistums im Amt. Erst 1827 - mit der Einsetzung des ersten Erzbischofs von Freiburg - war das Ende der Diözese und damit auch von Wessenbergs Bistumsverweserschaft endgültig vollzogen. Das Christkatholische Gesangbuch erlebte bis 1827 insgesamt fünf Auflagen und wurde zunächst in Konstanz bei Nikolaus Thaddäus Waibel und ab der vierten Auflage von 1825 ebendort bei J. M. Bannhard gedruckt. In Freiburg bei der Herderschen Buchhandlung erschienen 1813 die Melodien zum zweyten Theile des Diözesan-Gesangbuches für das Bisthum Konstanz und ein Jahr später die Melodien zum ersten Theile in mehreren Heften. Außerdem kam - ebenfalls bei Herder in Freiburg - 1817 ein Auszug aus dem Konstanzer Gesangbuch mit dem Titel Kleines christkatholisches Gesang- und Andachtsbuch […] Ein Auszug aus dem großen Gesang- und Andachtsbuche heraus, der als Ergänzung zum eigentlichen Buch gedacht war, sich an die Schulkinder der unteren Klassen richtete und ebenfalls mehrere Auflagen erlebte. Damit tritt im Zusammenhang mit dem Konstanzer Gesangbuch schon sehr früh die in Freiburg ansässige Herdersche Buchhandlung auf den Plan, die - wie wir noch sehen werden - seit dem 19. Jahrhundert viel zur Verbreitung katholischer Druckerzeugnisse und insbesondere wichtiger katholischer Gesangbücher beigetragen und bis heute ihre Bedeutung nicht verloren hat. Auch nach der Auflösung des Bistums erfreute sich das Christkatholische Gesangbuch einer konstanten Folge von Neuauflagen. 1828 kam in Konstanz Christiane Schäfer 120 bei Bannhard die siebte Auflage heraus. Sie trug im Titel den Zusatz in dem (ehemaligen) Bisthum Constanz. 1831 erschien das Buch auch in Ehingen und 1834 wurde bei Herder in Freiburg die achte Auflage gedruckt. Dort wurde das Buch bis in die 60er Jahre des 19. Jahrhunderts regelmäßig wiederaufgelegt bis es dann 1865 - immerhin schon in der 31. Auflage - vom Verlag Fr. Xav. Wangler übernommen worden ist. Dort kam dann 1870 die 32. und somit die letzte Auflage dieses erfolgreichen Gesangbuches heraus, das das Bistum, für das es ursprünglich entstanden war, um fast fünfzig Jahre überdauert hat. Das Gesangbuch wirkte zum einen durch seine zahlreichen Auflagen in die aus dem Bistum Konstanz hervorgegangenen Bistümer hinein. Zum anderen beeinflußte es diejenigen Gesangbücher, die in den neubegründeten Bistümern im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts aufgrund einer fehlenden gemeinsamen Tradition entstanden. 8.2.1.1 Bistum Rottenburg Das Bistum Rottenburg verfügt über eine bewegte und komplizierte Entstehungsgeschichte. Das Gebiet des 1821 errichteten Bistums gehörte vor der Neuordnung in weiten Teilen zum Bistum Konstanz, im Norden und Osten dagegen zu den Diözesen Augsburg und Würzburg sowie in geringem Maße auch zu den Diözesen Speyer und Worms. Das alte Herzogtum Württemberg, das während der umfassenden territorialen Umwälzungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts sein Gebiet verdoppeln konnte und zum Königreich aufgestiegen war, bildete die historische Kernlandschaft des Bistums. Dort war im Zuge der Reformation (1534) das katholische Kirchenwesen komplett zum Erliegen gekommen. Verschiedene Rekatholisierungsversuche waren gescheitert, so daß im Herzogtum selbst unter der Herrschaft katholischer Landesfürsten (1733-1797) die Feier katholischer Gottesdienste auf wenige Orte beschränkt blieb. Erst die zu Beginn des 19. Jahrhunderts zum alten Herzogtum hinzugekommenen Gebiete waren weitgehend katholisch geprägt. Das neugeschaffene Bistum Rottenburg verfügte demnach über keinerlei eigene Tradition. Vor diesem Hintergrund kommt der katholischen Gesangbuchgeschichte des 19. Jahrhunderts in diesem Bistum eine ganz besondere Bedeutung zu: Das Gesangbuch hatte für die württembergischen Katholiken in einem traditionell protestantischen Gemeinwesen eine identitätsstiftende und zugleich integrierende Wirkung. 10 Schon seit Ende des 18. Jahrhunderts sind in Württemberg einzelne, aber sehr bedeutende Gesangbücher entstanden, so auch das 1784 erstmals und in den folgenden Jahren immer wieder 10 Vgl. Michael Fischer: Ein Sarg nur und ein Leichenkleid. Sterben und Tod im 19. Jahrhundert. Zur Kultur- und Frömmigkeitsgeschichte des Katholizismus in Südwestdeutschland. Paderborn 2004, S. 291-297 und Erwin Gatz (Hg): Die Bistümer der deutschsprachigen Länder. Von der Säkularisation bis zur Gegenwart. Ein historisches Lexikon. Freiburg i. Br. 2005, S. 616 f. Konstanz bis Speyer 121 in „verbesserten“ Auflagen erschienene Gesang=Buch nebst angehängtem öffentlichen Gebethe zum Gebrauche der Herzogl. Wirtembergischen katholischen Hofkapelle. Ebenso das Gesangbuch bei den Gottesverehrungen der katholischen Kirche zu gebrauchen (Tübingen 1807). Nicht zuletzt aber entfaltete das Konstanzer Gesangbuch von 1812 in den württembergischen Gebieten seine Wirkung. Das 1820 in Rottweil erstmals erschienene Kristkatholische Gesang- und Andachtsbuch zum Gebrauche bey der öffentlichen Gottes-Verehrung in den vereinigten Bisthums-Antheilen des Königreichs Württemberg war, wie der Titel angibt, Ein vollständiger Auszug der bekanntesten deutschen Diözesan- Gesang- und Andachtsbücher, besonders des großen Konstanzischen. Außerdem wurde das Christkatholische Gesang- und Andachtsbuch von 1832 bis 1837 in verschiedenen Auflagen auch in Rottenburg gedruckt und war damit dort ebenfalls verbreitet. Für das 1837 erschienene Katholische Gesang- und Gebetbuch zur Feier des öffentlichen Gottesdienstes im Bißthum Rottenburg 11 diente es inhaltlich und von der Anlage her als Vorbild. Mit den Vorarbeiten zu diesem Gesangbuch war der Domkapitular Urban von Ströbele beauftragt worden, nachdem der Rottenburger Generalvikar und Titularbischof Johann Baptist Keller 1824 in einem Hirtenschreiben die Bedeutung des deutschsprachigen Kirchengesanges für den Gottesdienst hervorgehoben hatte. Auch wenn der Titel des Buches einen sehr amtlichen Charakter aufweist, ist das Gesangbuch wegen einiger Schwierigkeiten mit dem württembergischen Katholischen Kirchenamt nicht als offizielles Diözesangesangbuch eingeführt worden, sondern eigentlich eine Privatpublikation Ströbeles. 12 Dieser wird dann ab der um einige Andachten und Lieder vermehrten Neuausgabe von 1839 im Titel als Urheber des Gesangbuches namentlich genannt: Katholisches Gesang- und Gebetbuch zur Feier des öffentlichen Gottesdienstes im Bisthum Rottenburg. Von Domcapitular v. Ströbele. Stuttgart. Im Verlags-Comptoir des katholischen Gesang- und Gebetbuches. Das Buch erschien bis 1857 in mehreren Auflagen und wurde dann 1865 von dem ersten offiziell eingeführten Diözesangesangbuch abgelöst. Dieses entstand unter dem Pontifikat des Rottenburger Bischofs Joseph von Lipp (1848-1869), und zwar in einer Zeit des Umbruchs. Erst nach 1848 gelang es der Kirche, sich allmählich aus der staatlichen Umklammerung zu lösen. So schlossen 1859 die württembergische Regierung und der Heilige Stuhl eine Konvention, die es dem Ortsbischof erlaubte, über Gottesdienst und kirchliche Feierlichkeiten sowie über andere, die Andacht fördernde Religionsübungen nach den kanonischen Vorschriften frei zu entscheiden. In diesem Zusammenhang wurde auch die 1837 eingeführte, noch ganz den 11 Mit Noten erschien das Buch ebenfalls 1837 unter dem Titel: Katholisches Gesangbuch zur Feier des öffentlichen Gottesdienstes im Bisthum Rottenburg. 12 Vgl. Kurt Küppers: Diözesan- Gesang- und Gebetbücher des deutschen Sprachgebietes im 19. und 20. Jahrhundert. Münster 1987, S. 19. Christiane Schäfer 122 Wessenbergschen Reformen verpflichtete Gottesdienstordnung aufgehoben. Damit wurde dem alten Gesangbuch sozusagen die Grundlage entzogen und der Plan für ein neues Gesangbuch gefaßt. Bereits 1865 konnte das im wesentlichen von Franz Xaver Reihig entworfene Katholische Gesang- und Andachtsbuch zum Gebrauch bei dem öffentlichen Gottesdienste im Bisthum Rottenburg den Diözesanen übergeben werden. Der Liedbestand des Buches besteht zur einen Hälfte aus älteren Liedern und zu anderen Hälfte aus Liedern des 18. und 19. Jahrhunderts 13 . Im Vorwort des Buches wird das damit verbundene Anliegen benannt: Einerseits soll ganz im Sinne der Restauration an den durch die Aufklärung unterbrochenen Traditionsstrom der vorangegangenen Jahrhunderte angeknüpft werden, andererseits soll aber auch die jüngste Vergangenheit nicht ausgeblendet werden: „Wenn Wir nun, zumal in dem Liedertheile, an die mehrere Decennien hindurch mehr oder weniger unterbrochen gewesene Überlieferung der früheren Bisthümer wieder anknüpfen, so durften Wir doch die in der Mitte gelegene Zeit nicht unbeachtet lassen,“ schreibt Bischof Lipp im Vorwort zum Gesangbuch und schlägt damit eine Brücke zwischen Restauration und Aufklärung. Das Buch hatte insgesamt eine Laufzeit von über neunzig Jahren. Es wurde bis ins Jahr 1901 regelmäßig wiederaufgelegt, bevor dann 1904 unter Bischof Paul von Keppler (1898-1926) eine Neuausgabe unter gleichem Titel herauskam. An der Umarbeitung waren Mitglieder des 1879 gegründeten Cäcilienvereins beteiligt. Ganz in deren Sinne wurde das Buch um eine Reihe liturgischer Gesänge erweitert und der Choralgesang verstärkt, im Kern aber blieb es erhalten. Es wurde erst 1949 von dem von Bischof Carl Joseph Leiprecht (1949-1972) herausgegebenen Gesang- und Andachtsbuch für das Bistum Rottenburg abgelöst, das mit kleinen Änderungen bis zum Erscheinen des Gotteslob 1975 in Gebrauch blieb. 8.2.1.2 Bistum Freiburg Die Situation im neubegründeten Erzbistum Freiburg ähnelt derjenigen im Bistum Rottenburg. Die Grenzen des neuen Bistums fielen im wesentlichen mit denen des 1803-1806 entstandenen Großherzogtums Baden zusammen. Das Bistum war, ebenso wie das Großherzogtum, ein heterogenes Gebilde, das sich vorwiegend aus den badischen Teilen der Bistümer Würzburg, Mainz, Worms, Speyer und Straßburg sowie aus den badischen und hohenzollerischen Gebieten des ehemaligen Bistums Konstanz zusammensetzte. Dem neuen Bistum fehlte in einem protestantisch dominierten Land aufgrund der unterschiedlichen Eigentraditionen der einzelnen Bistümer, aus denen es gebildet worden war, eine gemeinsame Identität. Darüber hinaus darf auch der Einfluß des Konstanzer Generalvikars Ignaz Heinrich von Wessenberg und 13 Vgl. Michael Fischer: Ein Sarg nur und ein Leichenkleid, Paderborn 2004, S. 309. Konstanz bis Speyer 123 der seines Christkatholischen Gesangbuches bei der Betrachtung der frühen Freiburger Gesangbuchgeschichte nicht vergessen werden. Der Wunsch nach einem neuen Gesangbuch kam in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts auf. 14 Zu dieser Zeit war in Freiburg - wie oben bereits erwähnt - das Christkatholische Gesangbuch von 1812, welches ab 1831 in siebter Auflage erschienen war, in Gebrauch. Daneben wurde vor allem das Mainzer Diözesangesangbuch von 1787 benutzt; beides Bücher, die deutlich von der Aufklärung beeinflußt waren. Dompräbendar Leopold Lump, der 1830 die Sammlung der bei kirchlichen Feierlichkeiten üblichen Choral- Gesänge für katholische Geistliche. Zum Behufe des Choral-Unterrichtes im Erzbischöflichen Seminar zu Freiburg und zum Privat-Gebrauche herausgeben hatte, und der badische Kanzlist und Hofmusiker Joseph Stemmler, der 1835 dem Ordinariat ein Gesangbuchmanuskript zu Approbierung vorgelegt hatte, wurden mit der Erarbeitung des neuen Diözesangesangbuches beauftragt. Das Buch erschien 1839 in Karlsruhe bei der Müller’schen Hofbuchhandlung unter dem Titel Katholisches Gesang- und Andachtbuch zur Feier des öffentlichen Gottesdienstes in der Erzdiöcese Freiburg. Es enthält über 300 Liedertexte aus dem - wie es in der Approbation heißt - „vortrefflichen“ Konstanzer Gesangbuch von 1812 und steht somit ganz in dessen Tradition. Da die Einführung des neuen Gesangbuches allerdings lediglich für „würdig“ erachtet, aber keineswegs vorgeschrieben worden ist, zog sich die Ablösung der alten Gesangbücher - insbesondere die des Konstanzer Gesangbuches - jahrzehntelang hin. Bereits 1839 hatte die Müller’sche Hofbuchhandlung gegen die Neuauflage des gerade erst vergriffenen Christkatholischen Gesang- und Andachtsbuches durch den Herderverlag protestiert, allerdings ohne Erfolg 15 . Das Konstanzer Gesangbuch erlebte in den Jahren zwischen 1839 und 1849 mindestens fünf Auflagen, während das Katholische Gesang- und Andachtsbuch erst 1849 unter dem Titel Katholisches Gesang- und Gebetbuch für die Erzdiözese Freiburg in zweiter und auf erzbischöfliche Anordnung verbesserte[r] und vermehrte[r] Auflage wieder erschienen ist. Diese erreichte dann bis zum Jahr 1890 insgesamt 27 Auflagen und setzte sich somit mit einer erheblichen Zeitverzögerung doch noch gegen das Konstanzer Gesangbuch durch. Die Zähigkeit, mit der sich das Konstanzer Gesangbuch gerade im Bistum Freiburg behaupten konnte, zeigt aber deutlich, welche Strahlkraft von dem Buch und somit auch von Wessenbergs aufgeklärten Reformen ausgegangen ist. Und hymnologisch betrachtet ging das alte Bistum Konstanz in Freiburg erst 1870 mit dem Erscheinen der letzten Auflage des Konstanzer Gesangbuches oder vielleicht sogar erst 1891 mit der Einführung des neuen Diözesangesangbuches Magnificat endgültig unter. 14 Vgl. Berthold Amann: Geschichte des Freiburger Diözesangesangbuches. Freiburg i. Br. 1956, S. 3, dort auch die im Folgenden erwähnten Details. 15 Vgl. ebd., S. 23-24. Christiane Schäfer 124 Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts geriet das Freiburger Gesangbuch von 1839/ 1849 zunehmend in die Kritik. Die Restauration und mit ihr die kritische Beurteilung der katholischen Aufklärungsgesangbücher brach sich nun auch im Bistum Freiburg allmählich Bahn. Anders als in Rottenburg kam es hier zu einem wirklichen Bruch mit dem „alten“ Gesangbuch, da dieses ja noch ganz in der Tradition des Konstanzer Buches und der Wessenbergschen Reformen stand. Angeregt durch Heinrich Bones Cantate aus dem Jahr 1847 erschienen ab der Jahrhundertmitte zahlreiche Gesangbücher namhafter Einzelpersönlichkeiten, die sich - ganz im Sinne des Cäcilianismus - der Förderung und Bewahrung des alten Kirchengesangs verschrieben hatten; allen voran Guido Maria Dreves und Joseph Mohr 16 . In Freiburg bei Herder war 1885 das von Guido Maria Dreves erarbeitete O Christ hie merk! erschienen. Das Buch war der Versuch einer praktischen Umsetzung dessen, was Dreves in seiner 1884 verfaßten theoretischen Schrift Ein Wort zur Gesangbuchfrage an Bearbeitungsprinzipien formuliert hatte. Einen direkteren Einfluß auf den katholischen Kirchengesang hatten allerdings die verschiedenen Gesangbücher des Jesuiten Joseph Mohr. In Freiburg gilt dies vor allem für Mohrs Psälterlein aus dem Jahr 1891, da man sich dort nach eingehender Prüfung dazu entschloß, dieses Buch als neues Diözesangesangbuch zu übernehmen, obwohl man zuvor J. B. Molitor mit der Erarbeitung eines Gesangbuches für die Diözese beauftragt hatte. Sein Benedicite wurde 1886 in Regensburg bei Pustet mit der Approbation des hochw. Erzbischöfl. Ordinariates in Freiburg gedruckt und positiv beurteilt, dann aber doch zugunsten des Psälterleins abgelehnt. Erzbischof Johann Christoph Roos (1886-1896) überreichte das Mohrsche Buch mit einigen kleinen Änderungen 1892 unter dem Titel Magnificat. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für die Erzdiöcese Freiburg den Diözesanen. Das Buch verbreitete sich zunächst sehr schnell, so daß bereits nach sechs Wochen die erste Auflage vergriffen war. Trotz einer ausgesprochen positiven Kritik in der zeitgenössischen katholischen Presse erntete dieses erste offizielle Diözesangesangbuch des Erzbistums Freiburg nicht nur Lob. Die gegen das Magnificat vorgetragenen Einwände bezogen sich unter anderem auf den als zu groß empfundenen Umfang des Buches, auf das Fehlen der neueren Kirchenlieder, auf das Vorhandensein zu vieler lateinischer Gesänge und nicht zuletzt auf den zu hohen Kaufpreis. Einigen Cäcilianern hingegen waren die deutschen Vespern, die man zusätzlich in den Anhang des Magnificat aufgenommen hatte, ein Dorn im Auge. Hier wird deutlich, daß der von den Cäcilianern eingeforderte radikale Bruch mit der Aufklärung in erster Linie kirchlich verordnet war und nicht unbedingt dem Bedürfnis des Kirchenvolkes entsprang. Dies zeigt das Hirtenschreiben zu Einführung 16 Zu Guido Maria Dreves und Josef Mohr vgl.: Rebecca Schmidt: Gegen den Reiz der Neuheit. Katholische Restauration im 19. Jahrhundert. Tübingen 2005 (Mainzer Hymnologische Studien 15). Konstanz bis Speyer 125 des Magnificat von Erzbischof Roos überdeutlich: „So übergebe ich denn das neue Gesangbuch der hochwürdigen Geistlichkeit, daß sie dasselbe beim Volke einführe, die Schönheit seines Inhaltes erläutere, aufsteigende Zweifel löse, irrige Anschauungen berichtige und widerlege.“ 17 Das Buch wurde in den ersten Jahren nach seiner Einführung jährlich wiederaufgelegt. Allerdings führte die vorgetragene Kritik dann schließlich doch zu einigen auffälligen Änderungen in der zweiten Auflage des Buches von 1904. So wurden die in der ersten Auflage zur „Erleichterung des Übergangs“ in den Anhang verwiesenen Vespern nicht etwa - wie eigentlich gewünscht - ausgeschieden, sondern sie wurden in den Stammteil des Buches integriert; außerdem wurden die lateinischen Vespern durch deutsche ersetzt. Hier zeigt sich, daß nicht alles, was die Cäcilianer und die hohe Geistlichkeit sich für den deutschsprachigen Kirchengesang wünschten, vom Volk und von den Priestern akzeptiert wurde. Die Rhythmen werden nun kürzer. Die nächste Revision trug den Veränderungen durch den Ersten Weltkrieg Rechnung und erschien, weiterhin unter dem Titel Magnificat, ab 1929. Das Buch erlebte zwei Umarbeitungen. Zum einen behalf man sich nach dem Zweiten Weltkrieg 1946 mit einem Auszug aus dem Buch unter dem Titel Kleines Magnifikat. Zum anderen wurde es 1950 mit einigen Erweiterungen nochmals nachgedruckt, bis dann 1960 eine wirkliche Neuausgabe herauskam, die dann ihrerseits nach nur fünfzehn Jahren ins Einheitsgesangbuch Gotteslob mündete. 8.2.2 Der Weg zum schweizerischen Einheitsgesangbuch 8.2.2.1 Bistum Sankt Gallen Die Gründung des heutigen Bistums Sankt Gallen weist einige Besonderheiten auf. Die Abtei Sankt Gallen übte bis 1805 für den Kanton Sankt Gallen, welcher zum einen Teil zum Bistum Konstanz und zum anderen Teil zum Bistum Chur gehörte, die quasiepiskopale Jurisdiktion aus. Dies führte in diesem Gebiet zu einer für die Schweiz eher untypischen konstanten Gesangbuchtradition seit dem 17. Jahrhundert. Sie endet vorläufig 1814 mit den Gesängen nach dem Sinne der römisch-katholischen Kirche und setzt 1863 mit dem Erscheinen des ersten Diözesangesangbuches wieder ein. Dazwischen liegen die Jahre der bewegten und auch komplizierten Gründung des Bistums Sankt Gallen. Nach der Abtrennung der schweizerischen Gebiete vom Bistum Konstanz im Jahr 1815 gab es Pläne, das gesamte schweizerische Territorium des Bistums Konstanz in einem schweizerischen Nationalbistum zusammenzufassen. Diese Pläne scheiterten am Widerstand der Regierung 17 Hirtenschreiben des Hochwürdigsten Herrn Erzbischofs von Freiburg Dr. Johannes Christian Roos an den Hochwürdigen Clerus und die Angehörigen der Erzdiöcese über den kirchlichen Gesang, zur Einführung des neuen Diözesangesangbuches Magnificat. Freiburg i. Br. 1892, S. 24 f. Christiane Schäfer 126 des konfessionell gemischten Kantons Sankt Gallen. Daher wurde 1823 das Doppelbistum Chur - Sankt Gallen errichtet, welches aber bereits 1836 nach heftigen Auseinandersetzungen und Kompetenzrangeleien zwischen den beiden in der Verwaltung selbständig gebliebenen Diözesen durch päpstlichen Entscheid wieder aufgelöst worden ist. Damit wurde die Errichtung des eigenständigen Bistums Sankt Gallen möglich, die schließlich 1847 erfolgte. In Anbetracht dieser kirchenpolitischen Turbulenzen erscheint es nicht verwunderlich, daß sich die bereits 1823 angeregte und 1832 beschlossene Schaffung eines neuen allgemeinen Gebet- und Gesangbuches gut dreißig Jahre hinzog. Mit dem Entscheid für ein neues Gesangbuch richtete man sich auch gegen das zu dieser Zeit im Bistum weit verbreitete und in den Jahren zwischen 1835 und 1842 an der Stiftskirche von Sankt Gallen eingeführte Konstanzer Gesangbuch von 1812. So griff man bei der Erstellung des neuen Gesangbuches nicht in erster Linie auf dieses Buch zurück, sondern man versuchte vielmehr ein neues, der einsetzenden Kirchenliedrestauration verpflichtetes Gesangbuch zu schaffen. Das Katholische Gesangbuch mit einem Anhang von Gebeten zum Gebrauche bei dem öffentlichen Gottesdienste. Herausgegeben vom bischöflichen Ordinariate des Bisthums St. Gallen wurde 1863 schließlich in einem Hirtenschreiben angekündigt und seine Einführung empfohlen. In der „Schweizerischen Kirchenzeitung“ wurde sogar angeregt, es in allen deutschsprachigen Bistümern der Schweiz einzuführen. 18 Dennoch wurde das Buch abgelehnt. Die Kritik entzündete sich vor allem an dem als unzureichend empfundenen Gebetsteil und an den durch den vierstimmigen Satz verursachten hohen Anschaffungskosten. Daher erschien noch im gleichen Jahr eine weitere Ausgabe des Buches, diesmal aber mit einem neuen Gebetsanhang. Bereits 1864 folgten dann gleich zwei einstimmige unterschiedlich zusammengestellte Ausgaben des Katholischen Gesangbuches 19 . Aber trotz dieser innerhalb von zwei Jahren vorgelegten vier verschiedenen Ausgaben setzte sich das erste Sankt Galler Diözesangesangbuch nur ganz allmählich durch und konnte die vielerorts in den Pfarreien verwendeten Bücher nicht vollständig verdrängen 20 . Erst 1873 kam eine zweite, weitgehend unveränderte Auflage der einstimmigen Ausgabe unter dem Titel Katholisches Gesang- und Andachtsbuch heraus. 18 Vgl. Max Hofer: Die Gesang- und Gebetbücher der schweizerischen Diözesen. Eine geschichtliche Untersuchung. Freiburg in der Schweiz 1965, S. 31. 19 Die eine Ausgabe erschien unter gleichem Titel wie das 1863er Buch, die andere trug den Titel Gesang- und Andachtsbuch. Zum Gebrauche bei dem katholischen Gottesdienste, insbesondere für die christliche Jugend und enthielt den Andachtsteil aus dem zwischen 1840 und 1859 in sechs Auflagen erschienenen Jugendgesangbuch Gebete und Gesänge bei der öffentlichen Gottesverehrung der christkatholischen Jugend. 20 So erschien z. B. 1868 in Uznach gegen den Willen des Ordinariates, aber mit kirchlicher Erlaubnis die dritte Auflage des von Pfarrer Josef Anton Zürchner verfaßten Katholischen Gesang- und Andachtsbuches zur Feier des öffentlichen und häuslichen Gottesdienstes. Konstanz bis Speyer 127 Nachdem 1870 der Cäcilienverband der Diözese Sankt Gallen gegründet worden war, verstärkten sich die Bemühungen um die Pflege des volkssprachigen Kirchengesanges. So kam es schließlich zu einer Umarbeitung des Diözesangesangbuches von 1863. Die Vierstimmigkeit blieb erhalten, die Liedanzahl wurde reduziert, der Andachts- und Gebetsteil wurde überarbeitet. Diese veränderte und sehr vereinfachte zweite Auflage des Katholischen Gesangbuches erschien 1883. In der Vorrede schreibt Bischof Augustin Egger den ausschließlichen Gebrauch des Buches vor 21 . Eine dritte und letzte Auflage der vierstimmigen Ausgabe kam schließlich 1904 unter dem Titel Katholisches Gesang- und Andachtsbuch auf den Markt. Gedruckt wurde sie nun nicht mehr in Sankt Gallen bei F. J. Moriell, sondern bei Friedrich Pustet in Regensburg. Bei Pustet war zuvor auch schon eine weitere einstimmige Auflage des Katholischen Gesang- und Andachtsbuches gedruckt worden. Sie war deswegen entstanden, weil im Bistum erneut der Ruf nach einem eigenen Kinder- und Schulgesangbuch laut geworden war. Da ein solches aber von den Verantwortlichen nicht für wünschenswert erachtet wurde, beschloß man, den Liederteil aus dem 1883er Buch zu übernehmen, ihn aber einstimmig darzubieten. Der angehängte Gebetsteil hingegen wurde gründlich überarbeitet, so daß er sich sowohl für Kinder als auch für Erwachsene eignete. Laut den Untersuchungen von Max Hofer erschien das Buch zuerst im Jahr 1890 unter dem Titel Katholisches Gesang- und Andachtsbuch. Zum Gebrauche bei dem öffentlichen Gottesdienste. Einstimmige Ausgabe und mit dem Vermerk: Neunte Auflage. 22 Wie es zu dieser Auflagenzählung gekommen ist, läßt sich mit Hilfe der vorliegenden bibliographischen Daten nicht klären. Aber unabhängig von der Frage, wo die fehlenden sechs Auflagen, die nach dieser Zählung zwischen 1873 und 1890 von der einstimmigen Ausgabe hätten erschienen sein müssen, geblieben sind, wird die Auflagenzählung der nach 1890 in rascher Folge vorgelegten Ausgaben von hier ab weitergeführt, so daß im Jahr 1920 bereits die 19. Auflage nachgewiesen werden kann. Auch wenn die Auflagenzahl etwas zu hoch angesetzt sein mag, so kann man dieses Buch dennoch mit Recht als die erfolgreichste Ausgabe aller seit 1863 im Bistum Sankt Gallen in verschiedenen Variationen verbreiteten Diözesangesangbücher bezeichnen. Bemerkenswert ist, wie sehr die Geschichte des St. Galler Diözesangesangbuches bis zur Ausgabe von 1890 mit derjenigen der Schulgesangbücher verwoben ist. Der Bedarf nach solchen Schulgesangbüchern war offensicht- 21 Gleichzeitig erschien eine neue, deutlich bearbeitete Ausgabe des 1845 erstmals herausgekommenen Cantarium (von Johann Ignaz Oehler). Zum einen Teil war es als Einzelausgabe erhältlich, zum anderen Teil dem Diözesangesangbuch von 1883 beigebunden und ergänzte das eigentliche Gesangbuch um die meist-gebräuchlichen liturgischen Gesänge. 22 Vgl. Hofer: Gesangbücher, S. XVIII und S. 62- 67. In der Mainzer Datenbank findet sich ebenfalls eine „neunte Auflage“ des Buches, allerdings ohne genaue Datierung (erschlossen 1887). Christiane Schäfer 128 lich größer als der nach einem Diözesangesangbuch und wurde wiederholt genutzt, die Verbreitung und den Absatz des Diözesangesangbuches zu beleben. Zugleich zeigt sich hier sehr deutlich, daß gerade die Schulgesangbücher bei der Pflege und Etablierung des deutschsprachigen Kirchengesanges eine wichtige Rolle gespielt haben. 1923 wurde den Diözesanen dann die 20. neubearbeitete und vermehrte Auflage übergeben. Sie wurde 1947 schließlich von einem vollständig neuen Diözesangesangbuch mit dem Titel Orate. Gesang- und Gebetbuch abgelöst. Dieses Buch war entstanden aus den ersten, vorerst aber noch nicht in die Realität umsetzbaren Bemühungen, ein einheitliches Gesangbuch für alle deutschsprachigen Bistümer der Schweiz zu schaffen. Daher enthielt es laut der Vorrede bereits insgesamt 69 Lieder und Marianische Antiphonen, die in allen drei deutschsprachigen Diözesen gleich waren. Außerdem noch 89 Kirchenlieder und Marianische Antiphonen, die mit solchen von Chur, sowie 90, die mit solchen aus Basel übereinstimmten. Dazu kamen noch eine Reihe alter und neuerer Lieder aus der eigenen Tradition. Damit war im Bistum Sankt Gallen der erste Schritt in Richtung auf ein schweizerisches Einheitsgesangbuch getan. Das Orate erschien bis 1963, und zwar bei der Verlagsanstalt Benziger in Einsiedeln. 8.2.2.2 Bistum Sitten Sitten (Sion), das älteste Bistum der Schweiz, umfaßt neben den französischsprachigen Gebieten (Unterwallis und Waadt) auch das deutschsprachige Oberwallis. Der Umfang des Bistums blieb auch während der umfassenden Neuordnungen der schweizerischen Bistümer zu Beginn des 19. Jahrhunderts im wesentlichen unverändert. Die Gesangbuchgeschichte des Bistums Sitten setzt trotzdem erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein, also erstaunlich spät. Zuvor hatte es im Oberwallis so gut wie keinen kirchlichen Volksgesang gegeben. 23 Erst nach der Gründung des Oberwalliser Cäcilienverbandes 1893 versuchte man, dies allmählich zu ändern. So war es der erste Präsident des Cäcilienvereins, Julius Eggs, der eine Sammlung religiöser Gesänge für Kirche und Schule erarbeitete, die dann 1901 mit bischöflicher Empfehlung unter dem Titel Lobsinget! erschien. Sie wurde - wie es im Titel heißt - [b]esorgt durch den „Erziehungsfreund der Walliser Jugend“, eine Zeitschrift für Lehrerinnen und Lehrer. In ebendieser Zeitschrift erschien dann zur Einführung des Buches eine Artikelreihe, in der Julius Eggs die Lieder des Lobsinget! erläuterte und auf ihre Verwendungsmöglichkeiten hinwies. Das schmale Gesangbuch enthielt 76 Gesänge, die hauptsächlich aus den Mohrschen Gesangbüchern, insbesondere aus dem Psälterlein und der Cäcilia übernommen worden waren. Dieses Buch kann als erster und erfolgreicher Versuch gewertet werden, 23 Vgl. ebd., S. 217-219 und Bäumker, Kirchenlied, Bd. IV, Freiburg/ Hildesheim 1911/ 1997, S. 403 f. Konstanz bis Speyer 129 im Bistum Sitten eine katholische Kirchenliedtradition zu begründen. 1907 erschien eine Orgelbegleitung zum Lobsinget! und 1909 eine zweite, um vier Lieder erweiterte Auflage des Buches. Sie bildete dann auch den Grundstock für das 1929 herausgegebene erste offizielle Diözesangesangbuch. Es hieß Lobsinget. Gesang- und Gebetbuch für den deutschen Teil des Bistums Sitten und war - wie das erste Lobsinget! - hauptsächlich von Julius Eggs erarbeitet worden. Eine um zwei Lieder und eine Vesper erweiterte zweite Auflage des Buches erschien 1935; eine dritte im Kern unveränderte, aber wiederum leicht erweiterte Auflage wurde den Diözesanen 1947 übergeben. Auf eine weitere Auflage verzichtete man, da zu dieser Zeit schon erste Überlegungen zur Schaffung eines Schweizer Einheitsgesangbuches kursierten. Die Entstehung einer eigenen Kirchenlied- und Gesangbuchtradition im Bistum Sitten geht somit auf eine vom Cäcilienverein bewußt und mit didaktischem Impetus betriebene Initiative zurück. Der Weg von einer erst sehr spät neu eingeführten gemeinsamen Singtradition hin zu einem Einheitsgesangbuch für alle Schweizer Diözesen war daher in diesem Bistum eher leicht. 8.2.2.3 Bistum Basel Das Bistum Basel ist 1828 in Anlehnung an die Grenzen der Eidgenossenschaft neu umschrieben und Solothurn zum Bischofssitz erhoben worden. Es umfaßt seitdem nur einen Teil des alten Bistums - namentlich den zum Kanton Bern gehörenden Jura, die Kantone Basel und Solothurn sowie die bis 1821 zum Bistum Konstanz gehörenden Kantone Luzern, Zug, Aargau und Thurgau. Es wurde im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts mehrmals erweitert. Basel ist heute das größte Bistum der Schweiz. In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wurde der Aufbau des Bistums, das aus verschiedenen Sprengeln mit sehr unterschiedlichen Traditionen zusammengesetzt worden ist, zusätzlich von dem Gegensatz zwischen den meist liberal dominierten Kantonsregierungen und dem eher ultramontan ausgerichteten Klerus erschwert. Die ersten beiden Bischöfe des neuen Bistums, Josef Anton Salzmann (1829-1854) und Eugen Lachat (1863-1884), befanden sich in einer schwierigen Lage und konnten keine kirchenpolitische Stabilität im Bistum herstellen, so daß es nach Lachats Resignation 1884 im Bistum kein Domkapitel mehr gab, das einen neuen Bischof hätte wählen können. Dem von Papst Leo XIII. bestellten Bischof Odo Fiala (1885-1888) gelang dann die Neuordnung der Diözesanleitung, und sein Nachfolger Bischof Leonhard Haas (1888-1906) sorgte in strenger Romorientierung für den inneren Ausbau des Bistums. 24 24 Zur Geschichte und Entwicklung des Bistums Basel seit dem 19. Jahrhundert vgl. Erwin Gatz (Hg.): Die Bistümer der deutschsprachigen Länder. Von der Säkularisation bis zur Gegenwart. Ein historisches Lexikon. Freiburg i. Br. 2005, S. 68-79. Christiane Schäfer 130 Die Turbulenzen in den ersten Jahrzehnten des neuen Bistums wirkten sich zwangsläufig negativ auf die Pflege der Liturgie und des Kirchengesanges aus. In den verschiedenen Gebieten, aus denen das Bistum zusammengesetzt worden war, wurde der kirchliche Volksgesang gar nicht oder auf sehr unterschiedliche Weise gepflegt. Neben einer großen Zahl kleinerer und heute kaum noch nachweisbarer „Privatgesangbücher“ waren das Konstanzer Gesangbuch und verschiedene Diözesangesangbücher anderer Diözesen in Gebrauch (z. B. St. Gallen 1863/ 1864, Rottenburg 1865, Augsburg 1859) 25 . Mit der Gründung des Allgemeinen Deutschen Cäcilienvereins entsteht - initiiert durch dessen Anhänger - auch im Bistum Basel seit den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts das Bedürfnis nach einem einheitlichen Diözesangesangbuch. Bischof Eugen Lachat, der die von Joseph Mohr herausgegebenen Gesangbücher - namentlich die Cäcilia (1868), das Cantate (1873) und das Jubilate Deo (1877) - sehr schätzte, empfahl in einem Hirtenschreiben von 1879 seinem Bistum die Verwendung dieser Gesangbücher 26 , hatte damit aber nicht den beabsichtigten Erfolg. Nach der Gründung des Baseler Diözesancäcilienverbandes 1886 wurde die Gesangbuchfrage nochmals forciert, bis dann 1890 Bischof Leonhard Haas, ebenso wie sein Vorgänger ermuntert durch den großen Erfolg der Mohrschen Gesangbücher, sich für das neueste und gerade erst entstandene Gesangbuch Joseph Mohrs entschied. So kam es, daß Mohrs Psälterlein in Basel bereits 1890, also ein Jahr vor seinem eigentlichen Erscheinen, unter gleichem Titel als Diözesangesangbuch eingeführt wurde. Bischof Leonhard Haas (1888-1906) hoffte, wie seinem Einführungserlaß zu entnehmen ist, das neue Diözesangesangbuch werde einen Beitrag dazu leisten können, daß in seiner Diözese „[…] der kirchliche Volksgesang wieder mehr gepflegt werde, […] damit nun diese überauß wichtige Angelegenheit wieder in Fluß komme und ersprießlich gefördert werde“ 27 . Daher forderte er im gleichen Erlaß auch die Abschaffung aller in den Gemeinden bis dahin gebräuchlichen Gesangbücher zugunsten des neuen Diözesangesangbuches. 28 Die erste Auflage des Buches war dann auch schnell vergriffen. Der eigentliche Erfolg blieb aber aus. Die Gründe sind in dem zur Zeit der Einführung des Buches in Basel nur wenig praktizierten Volksgesang, in dem als zu hoch eingeschätzten Kaufpreis und in dem als unhandlich empfundenen Format des Buches zu suchen. Neben diesen äußeren Beanstandungen gab es auch auf den Inhalt des Buches bezogene Kritikpunkte: Hier lassen sich zum Beispiel der für das Volk nicht geeignete Gebetsteil, der als zu altertümlich eingeschätzte Charakter der Lieder und der Mangel an neuen Kirchenliedern anführen. Außerdem gab es auch Stimmen, die nicht akzeptieren wollten, 25 Vgl. Max Hofer: Die Gesang- und Gebetbücher der schweizerischen Diözesen. Eine geschichtliche Untersuchung. Freiburg in der Schweiz 1965, S. 116-119. 26 Vgl. ebd., S. 123 f. 27 Zitiert nach ebd., S. 133. 28 Vgl. ebd., S. 133. Konstanz bis Speyer 131 daß der Volksgesang der Schweiz von einem „Ausländer“ in neue Bahnen gelenkt werden sollte. So entwickelte sich schon sehr bald nach der Einführung des Buches der Wunsch nach einer gekürzten Ausgabe des Psälterleins. Unter Bischof Haas, der an „seinem“ Diözesangesangbuch festhielt, waren Veränderungen am Gesangbuch zunächst nicht möglich. Erst unter seinem Nachfolger Bischof Jakob Stammler (1906-1925) setzte man sich mit der Gesangbuchfrage wieder auseinander und entschied sich dann für ein ganz neues Gesangbuch, das 1908 unter dem Titel Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Basel den Diözesanen übergeben wurde. Dafür wurden unter anderem die Liedtexte aus dem Psälterlein einer gründlichen Revision unterzogen und der Gregorianische Choralgesang - das Lieblingskind der Cäcilianer - nicht mehr aufgenommen. Außerdem wurde darauf geachtet, aus Gründen der Kostenminderung den Umfang des Buches deutlich zu reduzieren. Das Problem des zu hohen Preises spielte gerade im Zusammenhang mit den doch recht „dicken“ Gesangbüchern der Restaurationszeit - und insbesondere der Mohrschen Bücher - immer wieder eine Rolle, zumindest dort, wo sie als Diözesangesangbuch eingeführt worden sind (so z. B. auch in Freiburg und Speyer). Das neue Gesangbuch wurde ebenso wie das Psälterlein beim Verlag Friedrich Pustet in Regensburg gedruckt. Hier zeigt sich, daß die Urheberrechte für die Mohrschen Gesangbücher dazu führten, daß die Gesangbücher unterschiedlicher Diözesen häufig in Regensburg bei Pustet gedruckt worden sind (so z. B. auch das Speyrer Diözesangesangbuch Salve Regina, welches Mohrs Lasset uns beten! entsprach). Auch das neue Diözesangesangbuch konnte zunächst nicht in allen Pfarreien des Bistums die verschiedenen Privatgesangbücher verdrängen. Aber mit der Zeit setzte es sich dann doch durch und brachte es bis 1921 auf immerhin zehn Auflagen mit 200.000 verkauften Exemplaren 29 . Mit den 1916 von der Fuldaer Bischofskonferenz bestimmten 23 Einheitsliedern kam im Bistum Basel der Wunsch auf, das eigene Diözesangesangbuch mit diesen in Deutschland zusammengestellten Liedern in Einklang zu bringen. Dies gab letztlich den Anstoß zu einer weiteren Neugestaltung des Baseler Diözesangesangbuches. Es wurde 1927 von Bischof Joseph Ambühl den Diözesanen übergeben und trug den Titel: „Laudate“. Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Basel. Bei der Liedauswahl und -bearbeitung löste man sich allmählich von den durch die Cäcilianer und die Mohrschen Bücher geprägten Kriterien und nahm auch aktuellere Lieder auf, vor allem aus dem seit 1915 in mehreren Auflagen in Regensburg erschienenen Gesangbuch Unsere Kirche des Jesuiten Josef Kreitmaier, der die Wiederbelebung des kirchlichen Volksgesanges nicht nur durch die Restaurierung alter, sondern vor allem auch durch die Schaffung neuer Lieder unterstützen wollte. Das 29 Vgl. ebd., S. 171. Christiane Schäfer 132 Laudate erschien bis 1941 in insgesamt vier Auflagen und wurde 1942 von einer Neuausgabe gleichen Titels abgelöst. Ein Grund für die rasche Revision war unter anderem die Frakturschrift, die den Gebrauch des Buches in den Schulen erschwerte. Dazu kamen die seit 1936 bestehenden Pläne zu einem schweizerischen Einheitsgesangbuch, so daß man die Bearbeitung des Baseler Diözesangesangbuches mit den Arbeiten an dem Einheitsgesangbuch verknüpfte und mit Vertretern aus den Diözesen Sankt Gallen und Chur zusammenarbeitete. Auch der im Zuge der liturgischen Bewegung veränderte Liedbedarf z. B. an deutschsprachigen Meßgesängen wurde berücksichtigt. Das neue Laudate wurde schließlich 1942 von Bischof Franz von Streng als offizielles Diözesangesangbuch eingeführt und den Diözesanen in der Schweizerischen Kirchenzeitung ans Herz gelegt. Es wurde gut aufgenommen und erlebte bis 1963 insgesamt 13 Auflagen, bevor es dann vom schweizerischen Einheitsgesangbuch 1966 abgelöst wurde. 8.2.2.4 Bistum Chur Das Bistum Chur ist im 19. Jahrhundert ebenfalls neu umschrieben worden. Mit der Errichtung des heutigen Bistums im Jahr 1847 wurde der fehlgeschlagene Versuch des Doppelbistums Chur - Sankt Gallen endgültig beendet. Das heutige Bistum besteht aus den Kantonen Graubünden und Schwyz, umfaßt die Gebiete von Usern und Liechtenstein und verwaltet seit 1815 provisorisch die schweizerischen Kantone Uri, Ob- und Nidwalden, Glarus und Zürich. In diesen Gebieten ist der Churer Bischof bis heute der „Administrator Dioecesis Constantiensis“ und erinnert damit noch immer an dieses einst so große und bedeutende Bistum. Aufgrund der Verschiedenheit der einzelnen Bistumsteile und der im Bistumsgebiet herrschenden Dreisprachigkeit gelang es in diesem Bistum erst 1947, das erste gemeinsame Diözesangesangbuch herauszugeben. Bis dahin waren eine Menge verschiedener Gesangbücher im Umlauf. In Chur selbst erschienen z. B. das Gesangbüchlein bey den Gottesverehrungen der katholischen Kirche zu gebrauchen (Chur 1829) oder das in mehreren Auflagen verbreitete Psallite Deo. Sammlung religiöser Lieder und Andachten zum Gebrauch beim katholischen Gottesdienst (Chur 1920-1941). Und für Zürich gab es mehrere Auflagen des Katholischen Gesang- und Andachtsbuches für den öffentlichen Gottesdienst in Zürich (Immensee 1923-1933, Zürich 1937). Die im Bistum Chur am häufigsten aufzufindenden Gesang- und Andachtsbücher stammten allerdings aus dem 1878 in Einsiedeln gegründeten Verlag Benziger. Benziger gehört wie Pustet in Regensburg und Herder in Freiburg zu den Verlagshäusern, die auf die Gesangbuchentwicklung zunehmend Einfluß gewinnen. Bei Benziger erschienen unter vielen anderen die Gesangbücher von P. Konrad Stöcklin: Gebet- und Gesangbuch für den katholischen Gottesdienst. Eine Auswahl drei= und vierstimmiger Gesänge Konstanz bis Speyer 133 für Meß-, Vesper- und Stationenandachten, für heilige Zeiten und Feste des Herrn, der seligsten Jungfrau &c. sammt den gewöhnlichen Andachtsübungen (Einsiedeln 1856), von Anselm Schubiger: Katholisches Gesang- und Gebetbuch für das Volk, enthaltend drei- und vierstimmige Lieder nebst einer Zugabe der gewöhnlichsten lateinischen Choralgesänge zum öffentlichen Gottesdienste, sammt den gebräuchlichen Andachtsübungen (Einsiedeln 1860-1873) oder auch von Bonifaz Graf: Katholisches Gesangbüchlein mit Gebetsanhang (Einsiedeln 1898-1910), um nur einige zu nennen. Und auch der wichtigste Vorläufer des Churer Diözesangesangbuches kam bei Benziger heraus. Im Titel ahmte es das mehrmals wiederaufgelegte Cantate! Lieder und Andachten für den Katholischen Gottesdienst nach, welches 1900 mit Gutheißung des bischöflichen Ordinariates von Chur von J. B. Hildebrand herausgegeben worden war. Es wurde auf Einladung des Benziger Verlages von Karl Hain und Christian Hermann veranstaltet und hieß Cantate. Gesang- und Gebetbuch für den öffentlichen Gottesdienst (Einsiedeln 1931). Nachdem der erst 1944 gegründete Diözesancäcilienverband die Idee eines einheitlichen Diözesangesangbuches für die deutschsprachigen Gebiete des Bistums forciert hatte, orientierte man sich zunächst an diesem Buch, berücksichtigte aber auch die in der Schweiz in allen Bistümern aufgekommenen Bestrebungen zu einem bistumsübergreifenden Einheitsgesangbuch. So erschien 1947 bei Benziger zunächst der Probeband des Cantate. Dieser wurde nochmals umgearbeitet. Ende Oktober 1947 konnte dann das erste offizielle deutschsprachige Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Chur unter dem Namen Cantate den Diözesanen übergeben werden. Es wurde gut angenommen und blieb in Gebrauch, bis es vom Katholischen Kirchengesangbuch der Schweiz 1966 abgelöst wurde. 8.2.2.5 Die katholischen Einheitsgesangbücher der Schweiz Die Geschichte der Diözesangesangbücher in den deutschsprachigen Bistümern der Schweiz macht deutlich, daß die Bedingungen für ein katholisches Einheitsgesangbuch hier im Vergleich zu Deutschland wesentlich günstiger waren: Zum einen mußten nur insgesamt vier Bistümer für ein solches Projekt zusammengebracht werden, zum anderen war in den einzelnen Bistümern, verursacht durch die zum Teil erst verhältnismäßig späte Einführung der Diözesangesangbücher, die jeweilige Eigentradition nicht sehr stark ausgeprägt. Viele der neu entstandenen Bücher waren ohnehin schon mit Blick auf den in den anderen Bistümern gebräuchlichen Liedschatz entstanden und speisten sich darüber hinaus auch aus den gleichen Quellen - insbesondere aus den Gesangbüchern von Joseph Mohr. Bereits 1936 waren von den Bistümern St. Gallen und Basel erste Bemühungen um ein überdiözesanes Gesangbuch ausgegangen. Diese scheiterten zwar 1940 zunächst noch an den partikularen Interessen der einzelnen Christiane Schäfer 134 Diözesen, führten aber dazu, daß man sich immerhin über die Gestalt von insgesamt 80 Liedern einig wurde. Zwischen 1958 und 1965 erarbeitete eine Kommission das 1957 von den Schweizer Bischöfen beschlossene Einheitsgesangbuch, aber schon 1963 mit der Verabschiedung der Liturgiekonstitution auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil war klar, daß es sich hier nur um ein vorläufiges Werk handeln konnte. Es erschien 1966 unter dem Titel Kirchengesangbuch. Katholisches Gesang- und Gebetbuch der Schweiz - also neun Jahre vor dem Gotteslob. Allerdings war in der Schweiz die Verhältnisbestimmung zu diesem 1975 für Deutschland und Österreich erschienenen Einheitsgesangbuch immer ein wichtiges Thema. Daher wurde das Kirchengesangbuch in einer Neuauflage von 1978 um einen Anhang mit ca. einhundert Liedern aus dem Gotteslob erweitert. Zu einer vollständigen Übernahme kam es aber nicht. Statt dessen erschien 1998 unter dem Titel Katholisches Gesangbuch das zweite schweizerische Einheitsgesangbuch. Es enthält zwar viele Lieder aus dem Gotteslob, ist aber insgesamt sehr viel stärker ökumenisch ausgerichtet. Besonders bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, daß das Buch mit dem gleichzeitig entstandenen reformierten Gesangbuch der Schweiz 238 Lieder teilt. Die Entwicklung des katholischen Einheitsgesangbuches war somit den Bemühungen der übrigen deutschsprachigen Diözesen um ein gemeinsames Gesangbuch immer einen Schritt voraus - eine Ungleichzeitigkeit, die sich unter anderem auf gesangbuchgeschichtliche und kirchenhistorische Besonderheiten in dieser Region zurückführen läßt. 8.2.3 Bistum Speyer Nachdem das Bistum Speyer 1821 aus Teilen der alten Diözesen Mainz, Metz, Straßburg, Trier und Worms wiedererrichtet worden war, entstand dort - wie in allen anderen neu gegründeten oder neu umschriebenen Bistümern auch - das Bedürfnis nach einem einheitlichen Gesangbuch für die gesamte Diözese. Bis zu diesem Zeitpunkt waren im Bistum Speyer verschiedene Gesangbücher in Gebrauch, darunter die bis 1827 gedruckten Geistlichen Lieder zum Gebrauche im Bisthum Speyer, oder auch stärker lokal geprägte, aber dennoch recht verbreitete Bücher wie der Kern aller Gesänge zum Pfarr=Gottesdienste, der - wie die Datenbank Gesangbuchbibliographie verrät - 1836 bereits in der dreizehnten Auflage erschien. Das Buch ist laut der Vorrede 1810 das erste Mal herausgekommen und war für den Gebrauch in den Pfarrkirchen zugelassen. Im Jahre 1842 konnte das Katholische Gesangbuch für das Bisthum Speyer den Diözesanen von Bischof Nikolaus von Weis (1842-1869) übergeben werden. Der eigentliche Spiritus rector des Buches war aber sein Vorgänger Johannes Geissel, Bischof von Speyer (1837-1842) und später Kardinal. Es wurde auf Kosten des bischöflichen Priesterseminars und zu dessen Unterstützung in Speyer gedruckt. Das in der Vorrede dieses Buches angesprochene „gefühlte Bedürfnis“ nach einem „für alle Pfarreien bestimmten Konstanz bis Speyer 135 deutschen Gesangbuch“ war, wenn man den Auflagenzahlen glauben darf, tatsächlich vorhanden. Eine zweite, geringfügig verbesserte Auflage wurde bereits 1843 notwendig, und bis zum Jahr 1863 waren 58.000 Exemplare des Buches verkauft 30 . Zuletzt erschien das Buch 1879 in der immerhin schon elften Auflage, bevor es dann 1882 von einem vollständig neuen Gesangbuch abgelöst worden ist. Der 1877 gegründete Speyrer Cäcilienverein setzte sich verstärkt für die Erstellung eines neuen Diözesangesangbuches ein, da das alte Buch den Ansprüchen der Cäcilianer nicht mehr entsprach. Kritisiert wurde vor allem der „moralisierende Predigerton“ und der „belehrende und beschreibende Inhalt“ der Lieder 31 - das Buch war demnach zu stark von der katholischen Aufklärung geprägt. Daher trat der aus Miltenberg in Franken stammende Bischof Joseph von Ehrler (1878-1905) mit den fränkischen Bistümern Bamberg und Würzburg in Verbindung. In Bamberg war gerade Joseph Mohrs bekanntes Gesangbuch Lasset uns beten! (1881) als Diözesangesangbuch eingeführt worden und auch in Würzburg verhandelte man bereits mit Mohr. Ehrler entschied sich ebenfalls für das Mohrsche Buch, ließ es um 15 Liednummern aus dem Gesangbuch von 1842 erweitern und bestimmte es unter dem Titel Salve Regina. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Speyer zum neuen Diözesangesangbuch. Damit hatte die Kirchenliedrestauration auch im Bistum Speyer Fuß gefaßt. Das Buch erlebte bis 1926 insgesamt 46 Auflagen und wurde nicht wie das alte Gesangbuch in Speyer, sondern in Regensburg beim Verlag Friedrich Pustet gedruckt. Der Pustet-Verlag, der die erfolgreichen Gesangbücher Joseph Mohrs verlegte, entwickelte sich auf diese Weise zu einem der bedeutendsten katholischen Verlagshäuser des 19. Jahrhunderts. Doch gab sich die Aufklärungstradition nicht kampflos geschlagen. Ein privates Gesangbuch, welches 1926 in Niederschlettenbach gedruckt wurde, zeigt, daß das 1842er Gesangbuch vierzig Jahre nach seiner Ablösung noch nicht vergessen war: Kathol. Gesangbuch. Deutsche Meßgesänge und Kirchenlieder nebst ihren Melodien für’s ganze Kirchenjahr. Unter Zugrundelegung des früheren, durch Cardinal v. Geissel bearbeiteten Diözesan=Gesangbuches des Bistums Speyer neu herausgegeben für den Privatgebrauch von Nikolaus Redelberger Pfarrer und Geistl. Rat. Sicher handelt es sich hier um eine Privatinitiative ohne breite Wirkung. Aber das Buch erschien laut Vorrede immerhin unter bischöflichem Schutz und es richtet sich ausdrücklich gegen das Salve Regina. Hier zeigt sich, daß die in der zeitgenössischen Publizistik so hoch gelobten Restaurationsgesangbücher immer wieder auch auf Kritik gestoßen sind und auch die aus den Aufklärungsgesangbüchern stammenden 30 Vgl.: Franz Xaver Remling: Nikolaus von Weis. Bischof zu Speyer im Leben und Wirken, Bd. 1. Speyer 1871, S. 105. 31 So die cäcilianische Zeitschrift „Musica Sacra“ im Jahr 1878. Christiane Schäfer 136 und beim Volk beliebten Gesänge nicht vollends aus dessen Bewußtsein verdrängen konnten. Dies zeigt auch die neue Ausgabe des Salve Regina, die 1929 unter Bischof Ludwig Sebastian (1917-1943) herausgegeben wurde. Die Vorrede des Buches verweist darauf, das in dem neuen Gesangbuch „Altes und Neues“ Aufnahme gefunden hat: Vieles wurde unverändert aus dem Salve Regina übernommen, einige Lieder stammten aber auch aus dem Katholischen Gesangbuch von 1842 und stellten damit einen Rückgriff auf die in der Restauration geschmähten Lieder dar. Dazu kamen etliche „neue Lieder und Andachten, wie sie jetzt die katholische Frömmigkeit mit Bevorzugung pflegt“. Dies bezog sich auf die seit den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts einsetzende liturgische Erneuerung. Diese Ausgabe erscheint jeweils mit kleineren kriegsbedingten Unterbrechungen bis 1946. Um der voranschreitenden liturgischen Bewegung Rechnung zu tragen, bringt Erhard Quack 1941 ein kleines Ergänzungsbüchlein mit dem Titel Lobsinget dem Herrn! heraus. Bereits 1943 begannen die Arbeiten an einem neuen Gesangbuch. Ziel der dafür gebildeten Kommission ist es unter anderem, „das Volk zum liturgischen Leben zu führen“ 32 . Die Arbeit zieht sich aufgrund der Zeitumstände hin, so daß 1948 zunächst eine Kurzausgabe des Salve Regina erscheint. Sie soll den durch den Krieg entstandenen Gesangbuchbedarf vorerst decken und die Zeit bis zum Erscheinen des neuen Buches überbrücken. Das neue Salve Regina erschien 1951. Es vereint vieles aus der alten Speyrer Tradition mit einem ebenso großen Bestand an neuerem Lied- und Gebetsgut und blieb bis zu seiner Ablösung durch das Gotteslob 1975 in Gebrauch. 8.2.4 Bistum Straßburg Das Bistum Straßburg erstreckt sich seit dem Konkordat von 1802 über das gesamte Elsaß, verlor aber im Zuge dieser Neuordnung seine rechtsrheinischen Gebiete. Von 1871 bis 1918 gehörte es zum Deutschen Reich und bildet bis heute gemeinsam mit dem Bistum Metz innerhalb Frankreichs ein kirchliches Ausnahmegebiet. Im Bistum Straßburg gab es bereits seit dem 17. Jahrhundert eine kontinuierliche Diözesangesangbuchtradition, die sich bis ins 19. Jahrhundert hinein fortsetzt. So wird das von der katholischen Aufklärung geprägte Katholische Gesangbuch, zum Gebrauche des Bisthums Straßburg aus dem Jahr 1789 zunächst 1804, dann 1821 und zuletzt 1851 erneut aufgelegt. Danach dauert es 49 Jahre bis im Bistum wieder ein Diözesangesangbuch erscheint. Dieser Traditionsbruch läßt sich damit erklären, daß in dieser Zeit vor allem das französische Kirchenlied in den Kirchen eingebürgert werden sollte und daher auch in den Schulen gefördert wurde. Außerdem war neben dem Diözesangesang- 32 Vgl. Werkbuch zum Salve Regina. Speyer 1959, S. 19. Konstanz bis Speyer 137 buch von 1851 - und wahrscheinlich noch weit über dessen Wirkungsdauer hinaus - das Konstanzer Gesangbuch von 1812 im Bistum Straßburg „über Gebühr beliebt und fast allgemein eingeführt“ 33 . Und schließlich hatten nach 1842 - neben einigen heute kaum noch nachweisbaren Privatgesangbüchern in deutscher und französischer Sprache 34 - vor allem die Kirchengesänge für das katholische Volk im Bistum Verbreitung gefunden. Dieses Buch wurde vom Kunstvereine des religiösen Musik-Journals unter dem hohen und wohlwollenden Schutze des Hochwürdigsten Herrn A. Räß herausgeben. Bischof Andreas Räß, der das Bistum Straßburg von 1842 bis zu seinem Tod 1887 leitete, bemühte sich um die Wiederbelebung und Intensivierung bestimmter, in der Zeit der Aufklärung stark zurückgedrängter Ausdrucksformen der Frömmigkeit wie Wallfahrten, Bruderschaften und Andachten und verhalf in seinem Bistum dem Ultramontanismus schon sehr früh zum Durchbruch. Die in Mülhausen i. E. gedruckte Sammlung enthält Kernlieder zu allen Festen und Andachten und sollte, wie es in der Vorrede der zweiten Ausgabe heißt, zur „Pflege des Volksgesanges“ beitragen. Sie erlebte insgesamt vier Auflagen. Während seiner Zugehörigkeit zu Deutschland in den Jahren von 1871 bis 1918 stieg das Bedürfnis nach Liederbüchern in deutscher Sprache erheblich an. Bischof Räß plante deshalb ein neues, zeitgemäßes Diözesangesangbuch und wandte sich in dieser Frage an den erfahrenen Kirchenliedrestaurator Joseph Mohr. Dieser riet dazu, das Vorhaben noch ein wenig aufzuschieben. Seiner Meinung nach war der sich in der Kirchenliedbearbeitung gerade vollziehende Umbruch noch nicht weit genug gediehen. Da aber eine Neuauflage des 1851er Buches aufgrund seiner aufgeklärten Ausrichtung ebenfalls nicht sinnvoll erschien, bediente man sich der in Straßburg und Freiburg bei Herder 1873 erstmals gedruckten Auswahl der vorzüglichsten geistlichen Gesänge für katholische Schulen und Kirchen, darunter die Gesänge des Normal- Lehrplans für Elsaß-Lothringen. Aus dieser Sammlung wurden 35 Lieder ausgewählt und im gleichen Jahr unter dem Titel Die Geistlichen Gesänge des Normal-Lehrplans für die katholischen Schulen in Elsaß-Lothringen veröffentlicht. Dieses Buch erschien in mehreren Auflagen bis 1918; ab 1912 tragen sie im Titel den Zusatz ausgewählt aus dem Straßburger Diözesangesangbuch Psallite und stellen damit eine Ergänzung zu dem im Jahr 1900 für die Diözese Straßburg eingeführten Diözesangesangbuch Psallite dar. Im Vorfeld dieses neuen Diözesangesangbuches entstanden eine Reihe von Kirchliedsammlungen und Gesangbüchern, die hauptsächlich in Rixheim gedruckt worden sind, so z. B. die von A. Heyberger gesammelten Katholischen Kirchengesänge aus dem Jahr 1880. 33 Berthold Amann: Geschichte des Freiburger Diözesangesangbuches. Freiburg i. Br. 1956, S. 13. 34 Johann Müller: Das Straßburger Diöcesan-Gesangbuch. Colmar 1891, S. 18 f. Christiane Schäfer 138 Größere Bedeutung hatte allerdings ein Gesangbuch, das der Priester Johann Müller erabeitet hatte und das sehr deutlich den Anliegen der katholischen Kirchenliedrestauration verpflichtet war. Es wurde zuerst 1890 mit oberhirtlicher Genehmigung ebenfalls in Rixheim unter dem Titel Caecilia. Katholisches Gesangbüchlein von Johann Müller gedruckt und zwar im Selbstverlag des Autors. 1892 kam die zweite, verbesserte Auflage heraus und 1896 eine dritte wiederum deutlich bearbeitete. In der von Müller selbst verfaßten Vorrede zur dritten Auflage wird das Buch in die Tradition der Straßburger Diözesangesangbücher eingeordnet. Außerdem soll es dazu dienen, das fehlende Diözesangesangbuch vorläufig zu ersetzen und einem neuen den Weg zu bahnen. Müllers Bücher, die ganz nach dem Vorbild der Gesangbucharbeit von Joseph Mohr auch Quellennachweise zu den einzelnen Liedern enthalten, wirkten sich sichtbar auf das neue Diözesangesangbuch aus. Dieses erscheint 1900 auf Anordnung des Bischofs Adolf Fritzen, trägt den Titel Psallite und enthält wie Müllers Cäcilia alte und neue Lieder aus der Straßburger Tradition, nebst sorgfältigen Quellennachweisen. 1928 wird es umgearbeitet und unter gleichem Titel neu aufgelegt. 1905 kommt ein Auszug mit dem Titel Deutsche Gesänge für den akademischen Gottesdienst heraus. Mit dem 1940 vorgelegten Auszug Lobet den Herrn! Sammlung geistlicher Gesänge für das Bistum Straßburg endet die Geschichte der Straßburger Diözesangesangbucher, die seit 1730 sämtlich bei Le Roux erschienen waren. 8.2.5 Bistum Metz Das Bistum Metz wurde nach der französischen Revolution mit dem Konkordat von 1801 neu umschrieben und seine Diözesangrenzen den Departementsgrenzen angepaßt. Dadurch verlor das alte Bistum einen Großteil seiner ursprünglichen Gebiete an das Bistum Straßburg und an das neugeschaffene Bistum Nancy. Zwischen 1871 und 1918 gehörte das Bistum Metz - ebenso wie Straßburg - zum Deutschen Reich. Im Unterschied zum Bistum Straßburg besaß Metz zu Beginn des 19. Jahrhunderts kein Diözesangesangbuch. Daher kam es hier zu einer deutlich überarbeiteten Neuauflage des von Johann Nikolaus Philipp herausgegebenen Katholischen Lehr- Gebeth- Gesang- und Schulbuches aus dem Jahr 1789. Sie erschien 1829 unter dem Titel Sions heilige Gesänge, den unheiligen Liedern Babylons, wie auch dem unglaubigen Zeitgeiste entgegengesetzt und bildet mit dem Denkbüchelchen für die Schuljugend, oder Katechetischem Schulgesangbuch eine bibliographische Einheit. Der in keiner Weise mehr an das Philippsche Gesangbuch erinnernde Titel Sions heilige Gesänge deutet an, daß man sich mit diesem Buch gegen die unheiligen Lieder Babylons, also die in dieser Zeit sehr weit verbreiteten weltlichen Volkslieder richtete. Dem gleichen Zweck dienten auch die von Simon Waris 1823 herausgegebenen Nützlichen Sitten- und Andachtslieder, die bis 1840 insgesamt vier Auflagen Konstanz bis Speyer 139 erlebten. 35 Nach einer Bemerkung auf der Titelblattrückseite sind in dem Büchlein Lieder zu finden, „die größten Theils nach der Melodie der sogenannten Gassen-Lieder können gesungen werden, um sie zu vertreiben“ 36 . All diese Bücher haben einen lehrhaften und moralisierenden Ton und stehen ebenso wie das Philippsche Gesangbuch ganz in der Tradition der katholischen Aufklärung. Schon 1812 ist in Saargemünd ein Gesangbuch gedruckt worden, das ebenfalls zu den lothringischen Aufklärungsgesangbüchern gezählt werden muß. Es trägt den Titel Der Weg zum himmlischen Vaterland, oder Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der katholischen Kirche, nebst einigen andern schönen Gesängern und Gebetern und enthält Lieder, die allesamt aus den deutschen Quellen der Aufklärungsperiode geschöpft sind. Gedruckt wurde das Buch - wie auch Sions heilige Gesänge - in der Druckerei von Michael Weiß. Sie war im 19. Jahrhundert für deutsch-lothringischen Raum von besonderer Bedeutung, brachte sie neben den schon erwähnten Gesangbüchern doch auch alle deutschen Schulbücher und eine große Zahl an „Fliegenden Blättern“ mit geistlichen und weltlichen Volksliedern heraus. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind für die deutschsprachigen Gebiete der Diözese Metz nur vereinzelt Gesangbücher erschienen. Darunter auch das Katholische Gesangbüchlein für Kinder, welches bis zum Jahr 1898 immerhin acht Auflagen erlebte. Erst am Beginn des 20. Jahrhunderts entsteht im Bistum Metz, angeregt von dem dort gerade neu gegründeten Cäcilienverein, ein neues deutschsprachiges Gesangbuch. Es wurde 1905 von Bischof Willibrord Benzler (1901-1919) als erstes offizielles Diözesangesangbuch für den deutschen Anteil des Bistums Metz eingeführt und hatte den Titel Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Metz. Es beinhaltet zu einem großen Teil Lieder aus den benachbarten Bistümern Straßburg, Speyer und Trier und erlebte insgesamt sechs Auflagen, von denen die letzten drei in den Jahren zwischen 1928 und 1934 erschienen sind - zu einer Zeit, in der das Bistum längst schon wieder zu Frankreich gehörte. Bibliographie Bistum Konstanz Catholische Kirchen Gesäng/ vor vn[d] nach dem Catechismo/ zu vnderschidlichen Zeiten/ durch das gantze Jahr zusingen. Sampt denn Fürnemesten Articklen vnsers Christlichen Glaubens/ in kurtze Frag vnnd Antwort gestellt/ durch Petrum Canisium Societatis JESV Theologum. Konstanz: Abraham Gemperlin 1594. Zweite Auflage Freiburg i. Ü. 1596. 35 Vgl. Joseph Brauner, Louis Pinck: Katholische deutsche Kirchengesangbücher in Lothringen. Straßburg 1938, S. 59. 36 Zitiert nach ebd. Dominik Fugger und Christiane Schäfer 140 Catholisch Gesangbüchlein/ in fünff vnderschidliche Theil abgetheilt bey dem Catechismo/ auch fürnemmen Festen/ in Processionen/ Creutzgängen vnd Kirche[n]färte sehr nutzlich/ zugebrauchen. […] Konstanz: Nicolaus Kalt 1600. Folgeauflagen in Konstanz bei Leonhard Straub bis 1627; in Freiburg i. Ü. bis 1614. Gueter Tag/ Das ist/ Kurtzvnnd guete Gebettlein/ täglich sehr nutzlich zugebrauchen. So auch mögen gesungen werden. Im Thon: JEsus wie süß Sampt Christlicher Kurtzweyl/ Das ist Kurtzt- und gute Gesänglein/ vilfältig darmit das Gemüth zuermuntern. So auch mögen/ GebettsWeiß/ gebraucht werden. An underschidlichen Orthen zu vor/ und an jetzo zu Lucern nachgetruckt Bey Gottfrid Haut. Anno 1666. Ignatianischer Jubel; das ist Etliche Auserlesene Gesänglein von dem Vatter Ignatio Loyola, Stiffter der Societät Jesu. Alle in besondere Melodey, so hin und wieder zufinden [d. i.: Kleiner geistlichen Hausbibliothek IV. Series oder Abtheylung Musica, Gesang-Büchlein 8] Konstanz: Straub 1668. Catholisch Gesang-Büchlein/ Darinnen Allerhand schöne Geistliche Gesänger zu finden. Welche durch das gantze Jahr/ an Sonnvnd Feyr-Tägen/ in den Kinderlehren/ Processionen/ Creutzgängen/ vnd anderen Orthen sehr nutzlich zu gebrauchen. Von newem wider getruckt/ verbessert/ gemehret/ vnd auff die Fürstliche St. Gallische Landschafft gerichtet. Cum facultate Superiorum. St. Gallen: Johann Georg Schlegel 1689. Zehn Folgeauflagen bis 1769. Catholisch Gesang-Büchlein/ Darinnen Allerhand schöne Geistliche Gesänger zu finden. Welche durch das gantze Jahr an Sonn- und Feyrtägen/ in den Predigen/ Kinderlehren/ Processionen/ Creutzgängen/ und andern Orthen sehr nutzlich zu gebrauchen. Gerichtet und getruckt für die Hochfürstliche Kemptische Landschafft. Cum Licentia Superiorum. Kempten: Johann Mayr 1713. Menzingen, Mauriz von (d. i. Johann Peter Zehnder): Philomela Mariana Die Marianische Nachtigall/ Welche da Underschidlich - schöne Lob- und Liebs-Gesätzlein der allerschönsten und holdseeligsten Himmels-Königin Mariae Zu schuldigem Lob/ Preyß und EhrenSchall schlagend- und singende die Hertzen thut erquicken &c. Jn sechs und dreyssig Lieder Verfasset/ mit beygefügten Musicalischen Noten, schönen Lob-Sprüchen auß H. Schrifft und HH. Vättern/ auch vil außerlesnen überauß trostreichen Exemplen geziert und an den Tag gegeben. […] Zug: Carl Franz Haberer 1712. Geistliche Gesänger Und Gebetter/ Zu Gebrauch Der Heiligen Mission Zusammen getragen. […] Heidelberg: Johann Mayer 1717. Geistliche Gebetter Und Gesänger/ Zum Gebrauch Der Heiligen Mission Zusam[m]en getragen. Bevor getruckt in der Hochfürstlichen Truckerey zu Constantz/ Anjetzo aber zu ZUG in der Schweitz/ Bey Frantz Leonti Schäll/ 1722. Folgeauflage 1723. Katholische Gesänger auf Weihnachten, Advent und Ostern, wie auch durch das ganze Jahr zu gebrauchen. Freiburg i. Ü. 1570 [sic]. 1570 im Titel ist ein Zahlendreher, recte (vermutlich): 1750; der ungenannte Drucker war wohl Heinrich Ignaz Nicomedes Hautt. Die Christliche Lehre in Liedern, nebst einem Anhange einiger Lieder, bey der Heil. Messe, vor und nach der Predigt, bey Bittgängen, und andern Gelegenheiten, zum Gebrauche der St. Blasischen Landschulen. Bonndorf 1773. Katholisches Gesang-Büchlein; das ist: Andächtige Geistliche Gesänger für Unterschiedliche Zeiten, und Festtäge des Jahres, von den heiligen Geheimnissen des Glau- Konstanz bis Speyer 141 bens, in gründlichen Tugends-Übungen, zum geistlichen Nutzen besonders des Landvolks. Neue, und verbesserte Auflage. St. Gallen, im fürstlichen Gotteshause 1782. Gesänge nach dem Sinne der römisch-katholischen Kirche auf die vornehmsten Sonn- und Festtage des Jahres. St. Gallen, in dem fürstlichen Gotteshause 1786. Folgeauflagen bis 1814. Kohlbrenner, Franz Seraph von: Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römischkatholischen Kirche. Erster Theil. Mit gnädigster Genehmhaltung. Landshut: Maximilian Hagen und München: Johann Georg Rueprecht 1777. [Kohlbrenner, Franz Seraph von]: Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römischkatholischen Kirche. Nebst einem Anhange von Morgen- Beicht- und Communiongebethern; dann der Litaneyen von unser lieben Frau; dem heiligsten Altarssacramente; dem Namen Jesu; von allen Heiligen Gottes; wie auch zerschiedener Gebether um ein seliges Ende; und einem Abendgebethe. Augsburg: Matthäus Riegers sel. Söhne 1780. [Kohlbrenner, Franz Seraph von]: Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römischkatholischen Kirche. Nebst einem Anhange von Morgen- Beicht- und Communiongebethern; dann der Litaneyen von unser lieben Frau; dem heiligsten Altarssacramente; dem Namen Jesu; von allen Heiligen Gottes; wie auch zerschiedener Gebether um ein seliges Ende; und einem Abendgebethe. Konstanz: Martin Wagner 1782. Auswahl katholischer Gesänge vor und nach der Predigt, zum Amt der heil. Messe, vor den christlichen Unterweisungen, an heiligen Zeiten, an Festtagen des Herrn, der seligsten Jungfrau Maria, und der Heiligen. aus guten Gesangbüchern ausgehoben, zum Theile verbessert und zum Theile für das gemeine Volk verständlicher gemacht. Konstanz: G. Lüdolf 1788. Der Heilige Gesang zum Gottesdienste in der Römischkatholischen Kirche. Fünfte, mit einem Anhang vermehrte Auflage. Luzern: Joseph Aloys Salzmann 1809. Erste Auflage 1788. [Kohlbrenner, Franz Seraph von]: Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römischkatholischen Kirche. Freiburg i. Ü.: Ludwig Piller 1802. [Herold, Melchior Ludolf: ] Der heilige Gesang oder vollständiges katholisches Gesangbuch bey dem öffentlichen Gottesdienste in der Pfarrkirche zu Hoynkhausen. Aus den besten approbirten Gesangbüchern des katholischen Deutschlandes zusammengetragen. Hoynkhausen 1803. Schmid, Christoph von: Christliche Gesänge zur öffentlichen Gottesverehrung. Dillingen: Leonard Brönner 1807. [Pracher, Beda und Werkmeister, Benedikt Maria]: Gesangbuch bei den Gottesverehrungen der katholischen Kirche zu gebrauchen. Mit Bewilligung der Obern. Tübingen: Jakob Friedrich Heerbrandt 1807. [Hahn, Johann Baptist und Strasser, Joseph Willibald]: Andachts- und Gesang-Buch zur gemeinschäftlichen Erbauung bey dem öffentlichen Gottesdienste für das christkatholische Volk gesammelt. Konstanz: Martin Wagner 1807. Christkatholisches Gesangu. Andachtsbuch zum Gebrauche bey der öffentlichen Gottesverehrung im Bisthum Konstanz. Erster Theil. Für den vormittägigen Gottesdienst. Konstanz: Nikolaus Thaddäus Waibel 1812. Dominik Fugger und Christiane Schäfer 142 Christkatholisches Gesangu. Andachtsbuch zum Gebrauche bey der öffentlichen Gottesverehrung im Bisthum Konstanz. Zweyter Theil. Für den nachmittägigen Gottesdienst. Konstanz: Nikolaus Thaddäus Waibel 1812. Fünf Folgeauflagen bis 1825. Kleines christkatholisches Gesang- und Andachtsbuch zum Gebrauche bey der öffentlichen Gottesverehrung im Bisthum Konstanz. Ein Auszug aus dem großen Gesang- und Andachtsbuche. Freiburg i. Br.: Herder 1817. Christkatholisches Gesang- und Andachtsbuch zum Gebrauche bei der öffentlichen Gottesverehrung in dem (ehemaligen) Bisthum Constanz. Sechste Ausgabe. Konstanz: W. Wallis 1828. Christkatholisches Gesang- und Andachtsbuch zum Gebrauche bei der öffentlichen Gottesverehrung in dem (ehemaligen) Bisthum Constanz. Achte Original-Ausgabe. Freiburg i. Br.: Herder Buchhandlung 1834. Folgeauflagen bis 1865. Christkatholisches Gesang- und Andachtsbuch zum Gebrauche bei der öffentlichen Gottesverehrung in dem (ehemaligen) Bisthum Constanz. Zweiunddreißigste Original-Auflage. Freiburg i. Br.: Franz Xaver Wangler 1870. Bistum Rottenburg [Werkmeister, Benedikt Maria]: Gesang-Buch nebst angehängtem öffentlichen Gebethe zum Gebrauche der Herzogl. Wirtembergischen katholischen Hofkapelle auf gnädigsten Befehl Sr. Herzoglichen Durchlaucht dem Drucke übergeben. 1784. Kristkatholisches Gesang- und Andachtsbuch zum Gebrauche bey der öffentlichen Gottes-Verehrung in den vereinigten Bisthums-Antheilen des Königreichs Württemberg. Ein vollständiger Auszug der bekanntesten deutschen Diözesan-Gesang- und Andachtsbücher, besonders des großen Konstanzischen. Rottweil: Herder 1820. Christkatholisches Gesang- und Andachtsbuch zum Gebrauche bei der öffentlichen Gottesverehrung in dem (ehemaligen) Bisthum Constanz. Siebente Original-Ausgabe. Rottenburg a. N.: J. B. Bäuerle 1832. Folgeauflagen bis 1837. [Urban von Ströbele]: Katholisches Gesang- und Gebetbuch zur Feier des öffentlichen Gottesdienstes im Bißthum Rottenburg. Mit bischöflicher Approbation. Stuttgart: Verlags-Comptoir des katholischen Gesang- und Gebetbuches 1837. Urban von Ströbele: Katholisches Gesang- und Gebetbuch zur Feier des öffentlichen Gottesdienstes im Bisthum Rottenburg. Stuttgart: Verlags-Comptoir des katholischen Gesang- und Gebetbuches 1839. Folgeauflagen bis 1857. Katholisches Gesangu. Andachtsbuch zum Gebrauch bei dem öffentlichen Gottesdienste im Bisthum Rottenburg. Rottenburg und Gmünd: Georg Schmid 1865. Folgeauflagen bis 1901. Katholisches Gesang- und Andachtsbuch zum Gebrauch bei dem öffentlichen Gottesdienste im Bistum Rottenburg. Rottenburg: Verlag der Bischöflichen Kanzlei 1904. Neuauflage. Gesang- und Andachtsbuch für das Bistum Rottenburg Herausgegeben vom Hochwürdigsten Herrn Bischof Dr. Carl Joseph Leiprecht. Stuttgart: Schwabenverlag 1949. Konstanz bis Speyer 143 Bistum Freiburg Turin, Ernst Xaver: Neues christkatholisches Gesang- und Gebetbuch für die mainzer Erzdiözes. Mit Erlaubniß der Obern. Mainz: Verlag des St. Rochus Hospitals 1787. Leopold Lump: Sammlung der bei kirchlichen Feierlichkeiten üblichen Choral-Gesänge für katholische Geistliche. Zum Behufe des Choral-Unterrichtes im Erzbischöflichen Seminar zu Freiburg und zum Privat-Gebrauche mit einer erklärenden Einleitung. Freiburg i. Br.: Herder’sche Kunst- und Buchhandlung 1830. Katholisches Gesangu. Andachtsbuch zur Feier des öffentlichen Gottesdienstes in der Erzdiözese Freiburg. Karlsruhe: Verlag Chr. Fr. Müller 1839. Katholisches Gesang- und Gebetbuch für die Erzdiözese Freiburg. Zweite, auf erzbischöfliche Anordnung verbesserte und vermehrte Auflage. Karlsruhe: Verlag Chr. Fr. Müller 1849. Folgeauflagen bis 1890. Dreves, Guido Maria: O Christ hie merk! Ein Gesangbüchlein geistlicher Lieder. Freiburg i. Br.: Herder 1885. [Molitor, Johann Baptist: ] Benedicite. (Lobpreiset). Katholisches Gesang- und Gebetbuch. Mit Approbation des hochw. Erzbischöfl. Ordinariates in Freiburg. Regensburg, New York und Cincinnati: Friedrich Pustet 1886. [Mohr, Joseph: ] Psälterlein. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Mit oberhirtlicher Approbation. Regensburg, New York und Cincinnati: Friedrich Pustet 1891. Magnificat. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für die Erzdiöcese Freiburg. Freiburg i. Br.: Herder 1892. Folgeauflagen bis 1900. Magnificat. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für die Erzdiöcese Freiburg. Veränderte Auflage. Freiburg i. Br.: Herder 1904. Folgeauflagen bis 1927. Magnifikat. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für die Erzdiözese Freiburg. Neue Ausgabe. Freiburg i. Br.: Herder 1929. Folgeauflagen bis 1949. Gesänge und Gebete für katholische Wehrmachtsgottesdienste in der Erzdiözese Freiburg. Sonderdruck aus dem „Magnifikat“ der Erzdiözese Freiburg i. Br., 1938. Gebete und Gesänge aus dem Magnifikat dem Katholischen Gebet- und Gesangbuch für die Erzdiözese Freiburg. Freiburg i. Br.: Herder 1939. Kleines Magnifikat. Auswahl von Gebeten, Andachten und Liedern aus dem Katholischen Gebet- und Gesangbuch für die Erzdiözese Freiburg. Freiburg i. Br.: Herder 1946. Magnifikat. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für die Erzdiözese Freiburg. Feine Ausgabe ergänzt mit den „Einheitsliedern der deutschen Bistümer“, neueren Gesängen und der Deutschen Komplet. Freiburg i. Br.: Herder 1950. Folgeauflagen bis 1959. Magnificat. Gebet- und Gesangbuch für die Erzdiözese Freiburg. Freiburg i. Br.: Herder 1960. Bistum Sankt Gallen Gesänge nach dem Sinne der römisch-katholischen Kirche auf die vornehmsten Sonn- und Festtage des Jahrs. Fünfte Auflage. St. Gallen: Franz Brentano 1814. J. Höfliger und Kaiser, Gallus: Gebete und Gesänge bei der öffentlichen Gottesverehrung der christkatholischen Jugend. Zweite verbesserte und durch Melodien vermehrte Auflage. St. Gallen: Verlag von Scheitlin und Zollikofer 1840. Folgeauflagen bis 1859. Dominik Fugger und Christiane Schäfer 144 Katholisches Gesangbuch mit einem Anhang von Gebeten zum Gebrauche bei dem öffentlichen Gottesdienste. St. Gallen: Verlag A. J. Köppel 1863. Katholisches Gesang- und Gebetbuch mit einem Anhang von Gebeten zum Gebrauche bei dem öffentlichen Gottesdienste. St. Gallen: Verlag A. J. Köppel 1863. Katholisches Gesangbuch mit einem Anhang von Gebeten zum Gebrauche bei dem öffentlichen Gottesdienste. Einstimmige Ausgabe. St. Gallen: A. J. Köppel 1864. Gesang- und Andachtsbuch. Zum Gebrauche bei dem katholischen Gottesdienste, insbesondere für die christliche Jugend. St. Gallen: A. J. Köppel 1864. Katholisches Gesang- und Andachtsbuch zur Feier des öffentlichen und häuslichen Gottesdienstes. Dritte vermehrte Auflage. Kirchlich approbiert. Uznach: L. Gegenbauer 1868. Katholisches Gesang- und Andachtsbuch. Zum Gebrauche bei dem öffentlichen Gottesdienste. Einstimmige Ausgabe. Zweite Auflage. St. Gallen: A. J. Köppel 1873. Katholisches Gesangbuch mit einem Anhang von Gebeten zum Gebrauche bei dem öffentlichen Gottesdienste. Zweite Auflage. (Verändert und sehr vereinfacht). St. Gallen: F. J. Moriell 1883. Bischoff, J. Chr.: Cantarium. Sammlung meistgebräuchlicher liturgischer Gesänge. Im Auftrage des hochwürdigsten bischöflichen Ordinariates von St. Gallen. St. Gallen: F. J. Moriell 1883. Katholisches Gesang- und Andachtsbuch zum Gebrauche bei dem öffentlichen Gottesdienste. Einstimmige Ausgabe. Neunte Auflage. St Gallen: Verlag der Kanzlei des kath. Administrationsrathes 1890. Folgeauflagen bis 1928. Katholisches Gesang- und Andachtsbuch zum Gebrauche bei dem öffentlichen Gottesdienste. Vierstimmige Ausgabe. Dritte Auflage. St. Gallen: Verlag der Kanzlei des kath. Administrationsrates 1904. Orate. Gesang- und Gebetbuch für die Diözese St. Gallen. St. Gallen: Katholische Administration 1948. Folgeauflagen bis 1957. Bistum Chur Spies, F. Placidus: Praxis Catechistica. Das ist Einfältiges vnd Nutzliches Gespräch/ zwischen einem Vatter vnnd Sohn von dem rechten Glauben vnd Christlichen Catholischen Lehr. Allen den Jenigen die Kinderlehr halten/ zur besten beschrieben. […] Bregenz: Bartholome Schnell 1659. Rüttimann, Placidus: Geistlicher Blumen Garten Angefült mit vilen schönen Geistlichen Gesängen Welche durch das ganze Jahr zu den Aemteren der Heyligen Mess Vesper und Complêt können gebraucht und gesungen werden. Auffgesezt und getruckt in Valle SS. Petri & Pauli. Typis Monasterij Desertinensis. Anno 1685. Geistlicher Blumengarten, angefüllt mit vielen schönen geistlichen Gesängen, welche durch das ganze Jahr zu den Aemtern der heiligen Meß, Vesper und Complet können gebraucht und gesungen werden. Aufgesetzt in dem fürstlich Gotts-Hauß Disentis 1731. Bregenz: K. Graff 1802. Geistliche Gesänge zur Zierde und Vermehrung der öffentlichen Andacht, wie auch zur besondern Erbauung der Gläubigen. Einsiedeln: Franz Xaperi [! ] Kälin 1773. Gesangbüchlein bey den Gottesverehrungen der katholischen Kirche zu gebrauchen. Chur: Otto 1829. Stöcklin, Konrad: Gebet- und Gesangbuch für den katholischen Gottesdienst. Eine Auswahl drei- und vierstimmiger Gesänge für Meß-, Vesper- und Stationen- Konstanz bis Speyer 145 andachten, für heilige Zeiten und Feste des Herrn, der seligsten Jungfrau &c. sammt den gewöhnlichen Andachtsübungen. Einsiedeln und New-York: Benziger 1856. Schubiger, Anselm: Katholisches Gesang- und Gebetbuch für das Volk, enthaltend drei- und vierstimmige Lieder nebst einer Zugabe der gewöhnlichsten lateinischen Choralgesänge zum öffentlichen Gottesdienste, sammt den gebräuchlichen Andachtsübungen. Zweite, vermehrte Ausgabe. Einsiedeln und New-York: Benziger 1860. Folgeauflagen bis 1873. Graf, Bonifaz: Katholisches Gesangbüchlein mit Gebetsanhang. Einsiedeln, Waldshut und Köln: Benziger 1898. Folgeauflagen bis 1910. Hildebrand, J. B.: Cantate! Lieder und Andachten für den Katholischen Gottesdienst. Einsiedeln, Waldshut und Köln: Benziger 1900. Psallite Deo. Sammlung religiöser Lieder bei Volksandachten. Chur: Casanova 1920- 1941. Cantate. Gesang- und Gebetbuch für den katholischen Gottesdienst. Einsiedeln, Waldshut und Köln: Benziger 1931. Cantate. Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Chur. (Probeband). Einsiedeln: Benziger 1947. Cantate. Gesang und Gebetbuch für das Bistum Chur. Einsiedeln: Benziger 1947. Katholisches Gesang- und Andachtsbuch für den öffentlichen Gottesdienst in Zürich. Bistum Chur. Immensee: Buchdruckerei des Missionshauses Bethlehem 1923. Folgeauflagen 1930 und 1933. Katholisches Gesang- und Andachtsbuch für den öffentlichen Gottesdienst in Zürich. Bistum Chur. Zürich: H. Börsigs Erben 1937. Bistum Straßburg Catholische Auserlesene, Alt und Newe Gesäng […] Molsheim 1629. Verschollen; Nachweis Vorrede Molsheim 1665. Catholische Auszerlesene/ alt und neüe Gesäng/ Auff Sonn- und fürnehme Festtäge deß gantzen Jahrs/ bey den Processionen/ Wallfahrten/ und H. Meß/ Predig/ Kinderlehr und anderswo/ sehr nutzlich und andächtig zugebrauchen. Auß sonderem Befehl Des Hochwürdigsten/ Hochgebornen/ Fürsten und Herrn Herrn Frantz Egon/ Bischoffen zu Straßburg/ Administratorn beeder Fürstl. Stiffter Murbach/ und Luders/ Landgraffen im Elsaß/ und Graffen zu Fürstenberg/ &c. Mit dem Discant und General-baß zu der Orgel. Molsheim: Caspar Rößler 1665. Weitere Auflagen 1659, 1682, 1688. Keusches Meerfräulein, oder Geistliche Gesäng. Molsheim 1668. Verschollen. Neu-Vollkommen Catholisches Gesang-Buch/ Straßburger Bisthums: Aus sonderbahrem Befehl, Jhro Eminentz Guillelmi Egonis, Herrn Hrn. Cardinals von Fürstenberg, Fürsten und Bischoffen zu Straßburg; Und Verordnung, Ihro Hochwürden Gnaden Herrn Drn. Francisci von Camilly, als deroselben Vicarii Generalis und Officialis in obbemelten Bischthum zusammen getragen, und Mit außerlesenen, Uhralten, und Neuen, so wohl in allerhand Zufällen, als an Sonn- und Feyr- Tägen bey dem Gottesdienst, in Schulen, Häusern, und anderstwo zu gebrauchen nutzbarsten Gesängen, und verdeutschten Kirchen-Himnis; zugleich mit Kunstrichtig zur Orgel aufgesetzten alten und neuen Melodeyen ausführlich versehen. Auch mit Gebott keines andern, als dieses allein, in diesem Bischthum sich zu Dominik Fugger und Christiane Schäfer 146 bedienen, das erste mahl im Truck verfertiget. Straßburg: Michael Storck 1697. Folgeauflagen bis 1738. Catholisches Gesang-Büchlein, Jn welchem So wohl neue, als alte, Theils auff die vornehmbste Fest-Täg des gantzen Jahrs, Theils auff das Lob und Ehr unseres Heylands Jesu Christi, Wie auch seiner Jungfräulichen Mutter Mariae Und anderer Heiligen Gottes, Theils auff unterschiedliche geistliche Andachts-Ubungen abziehlende außerlesene Geistliche Gesänger enthalten zu grösserer Ehr Gottes und Geistlichem Nutz der lieben Jugend. Schlettstadt: Franz Udalrich Gasser 1745. Catholisches Gesang-Buch Zum Gebrauch Des Bischthums Strasburg, Aus Bischöflichem Befehl Auf das neue übersehen, verbessert und in Druck gegeben. Straßburg: Johann Franz Le Roux 1752. Katholisches Gesangbuch zum Gebrauche des Bistums Straßburg, aus Bischöflichem Befehle neu übersehen, verbessert und in Druck gegeben. Straßburg: Johann Franz Le Roux 1789. Folgeauflagen bis 1851. Kirchen-Gesänge für das katholische Volk nebst den Gebeten der heiligen Messe, herausgegeben vom Kunstvereine des religiösen Musik-Journals unter dem hohen und wohlwollenden Schutze des Hochwürdigsten Herrn A. Räß, Bischofs zu Straßburg. Mülhausen: I. P. Risler. Vier Auflagen zwischen 1842 und 1850. Auswahl der vorzüglichsten geistlichen Gesänge für katholische Schulen und Kirchen, darunter die Gesänge des Normal-Lehrplans für Elsaß-Lothringen. Straßburg und Freiburg i. Br.: Herder 1873. Die Geistlichen Gesänge des Normal-Lehrplans für die katholischen Schulen in Elsaß- Lothringen. Straßburg und Freiburg i. Br.: Herder 1873. Mehrere Folgeauflagen bis 1912. Die Geistlichen Gesänge des Normal-Lehrplans für die katholischen Schulen in Elsaß- Lothringen ausgewählt aus dem Straßburger Diözesangesangbuch Psallite. Straßburg und Freiburg i. Br.: Herder 1912. Folgeauflagen bis 1918. Heyberger, A.: Katholische Kirchengesänge. Rixheim: A. Sutter 1880. Müller, Johann: Caecilia. Katholisches Gesangbüchlein. Mit oberhirtlicher Genehmigung. Düttlenheim, Rixheim: Selbstverlag 1890. Drei (jeweils verbesserte) Auflagen bis 1896. Psallite. Gesangbuch zum Gebrauche der Diözese Straßburg herausgegeben auf Anordnung des hochwürdigsten Herrn Bischofs Adolf. Straßburg: F. X. Le Roux 1900. Mehrere Folgeauflagen. Psallite. Gebet- und Gesangbuch der Diözese Straßburg. Neue, vollständig umgearbeitete Auflage. Straßburg: Le Roux 1928. Deutsche Gesänge für den akademischen Gottesdienst. Auszug aus dem Straßburger Diözesangesangbuch Psallite. Straßburg i. E.: Herder 1905. Lobet den Herrn! Sammlung geistlicher Gesänge für das Bistum Strassburg. Straßburg: Münsterverlag 1940. Bistum Basel Catholisch CANTUAL, Das ist/ Alt und Neu Colmarisch- Gesang-Buch. Darinnen Die außerlesenste/ theils alte/ theils neue Catholische Latein und Teutsche Gesäng/ so man das gantze Jahr durch Jn den Kirchen/ Sodalitäten/ Processionen/ und sonsten zu singen pfleget. Mit dem Discant und General-Baß: zu der Orgel begriffen. Konstanz bis Speyer 147 Anjetzo von neuem übersehen/ mercklich vermehret/ auch absonderlich auf die Elsaßische Provintz gerichtet. Colmar: Joh. Jacob Decker 1692. Catholisch Gesang-Büchlein/ Darinnen allerhand schöne Geistliche Gesänger zu finden: Welche Durch das gantze Jahr/ in Sonn- und Feyr-Tägen, an den Kinderlehren Proceßionen, Creutzgängen, und anderen Orten sehr nutzlich zu gebrauchen. Colmar: Johann Heinrich Decker 1740. Mohr, Joseph: Cäcilia. Ein Gesangbuch für die Kirche mit Congregationsliedern und Gebeten. Zweite Auflage. Paderborn: Junfermann 1868. Mohr, Joseph: Cäcilia. Katholisches Gesang- und Gebetbuch. Fünfte, verbesserte und vermehrte Auflage. Regensburg, New York und Cincinnati: Friedrich Pustet 1874. Folgeauflagen bis 1936. Mohr, Joseph: Cantate. Katholisches Gesang- und Gebetbuch. Regensburg, New York und Cincinnati: Friedrich Pustet 1873. Folgeauflagen bis 1922. [Mohr; Joseph]: Psälterlein. Gebet- und Gesangbuch für die Diözese Basel. Regensburg: Friedrich Pustet 1890. [Mohr, Joseph]: Psälterlein Gebet- und Gesangbuch für die Diözese Basel. Dritte, unveränderte Auflage. Auf oberhirtliche Anordnung. Regensburg: Friedrich Pustet 1892. Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Basel. Solothurn: Buch- und Kunstdruckerei Union, 1908. Folgeauflagen bis 1921. Kreitmaier, Josef: Unsere Kirche. 176 neue religiöse Lieder für Kirche, Schule und Haus mit Orgel- oder Harmoniumbegleitung herausgegeben. Regensburg: Josef Habbel 1915. „Laudate“. Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Basel. Zweite Auflage. Solothurn: Buch- und Kunstdruckerei Union 1927. Folgeauflagen bis 1941. Laudate. Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Basel. Solothurn: Buch- und Kunstdrukkerei Union 1942. Folgeauflagen bis 1963. Bistum Sitten Lobsinget! Gesänge für die Kirche und Schule. Besorgt durch den „Erziehungsfreund der Walliser Jugend“. Regensburg: Friedrich Pustet 1901. Lobsinget! Gesänge für die Kirche und Schule. Besorgt durch den „Erziehungsfreund der Walliser Jugend“. 2. Auflage. Regensburg: Friedrich Pustet 1909. Lobsinget. Gesang- und Gebetbuch für den deutschen Teil des Bistums. Sitten: Bischöfliche Kanzlei 1929. Lobsinget. Gesang- und Gebetbuch für den deutschen Teil des Bistums Sitten. 2. (leicht geänderte) Auflage. Sitten: Bischöfliche Kanzlei 1935. Lobsinget. Gesang- und Gebetbuch für den deutschen Teil des Bistums Sitten. 3. (leicht geänderte) Auflage. Sitten: Bischöfliche Kanzlei 1947. Bistum Speyer Alte Catholische Geistliche Kirchengeseng/ auff die fürnem[m]ste Feste/ Auch in Processionen/ Creutzgängen vnd Kirchenfärten: Bey der H. Meß/ Predig/ in Heusern/ vnd auff dem Feld zugebrauchen/ sehr nützlich/ sampt einem Catechismo. Auß Beuelch Deß Hochwürdigen Fürsten vnd Herrn/ Herrn Eberharten Bischouen zu Speir/ vnnd Probsten zu Weissenburg/ &c. in diese ordnung gestelt. Köln: Arnoldt Quentell. M. D. XCIX. Folgeauflagen bis 1631 (s. u.). Dominik Fugger und Christiane Schäfer 148 Catholische Kirchen Gesänge/ auff die fürnembste Feste/ Auch in Processionen/ Creutzgängen/ vnd Kirchenfahrten zu gebrauchen/ sampt einem Catechismo. Auß Befelch Deß Hochwürdigen Fürsten vnd Herren/ H. Eberhardten Bischoffen zu Speier/ &c. Anjetzo mit vielen newen Gesängen vermehret. Mainz: Hermann Meres, Johann Kreps in der Quenteley M. DC. XXXI. Catholische Kirchen-Gesän[ge] Auff die Fürnemste Fest-Täge/ In Processionen/ Creutz- Gängen/ und dergleichen/ Im Bisthum Speyer gewöhnlichen Kirch- Bitt- und Wallfahrten/ auch aller Orten zu gebrauchen/ gerichtet/ Verbessert/ und mit vielen Neuen auß den Syrenibus oder keuschen Meer-Fräulein gezogenen Gesängern vermehrt/ Samt angehängtem Catechismo. Speyer: Johann Georg Reichardt 1683. Catholisches Gesang-Buch begreifend Auserlesene geistliche Gesänge auf Sonn- und Festtage des ganzen Jahrs, nebst einem Anhang der vornehmsten Messen und Vespern, auch einer Ordnung die Wallfahrten und gewöhnliche Betstunden andächtig zu verrichten. Zum größeren Lob Gottes und Verehrung seiner Heiligen. Nach gnädigster Anordnung, Approbation und ertheilten Privilegio des hochwürdigsten Fürsten und Herrn Herrn Franz Christoph der Heil. Röm. Kirchen Priester Kardinal, Bischof zu Speyer, Probst der gefürsteten Probstey Weissenburg, wie auch des freyadelichen Ritterstifts Odenheim in Bruchsal, des Heil. Römischen Reichs Fürst &c. Aufs neue durchgesehen und verbessert und in Druck gegeben. Bruchsal: Jakob Bever 1768. Vier Folgeauflagen allein im Jahr 1770. Geistliche Lieder zum gottesdienstlichen Gebrauche des Bistums Speier. Bruchsal: Jakob Bever 1783. Geistliche Lieder zum Gebrauche des Bistums Speyer. Rastatt 1801. Geistliche Lieder zum gottesdienstlichen Gebrauche des Bistums Speyer. Fünfte Auflage. Rastatt: Johann Jakob Sprinzing 1816. Folgeauflagen bis 1827. Kern aller Gesänge zum Pfarr-Gottesdienste. Dreizehnte nach dem Original revidirte Auflage. Landau: Carl Georges 1836. Erstauflage wahrscheinlich 1810. Katholisches Gesangbuch enthaltend auserlesene geistliche Gesänge auf die Sonn- und Festtage des ganzen Jahrs, nebst einem Anhang der vornehmsten Messen und Vespern, auch einer Ordnung die Wallfahrten und gewöhnlichen Betstunden andächtig zu verrichten. Zum größeren Lobe Gottes und Verehrung seiner Heiligen. Mit gnädigster Verordnung, Approbation und Privilegium des hochwürdigsten Fürsten und Herrn Herrn Franz Christoph der Heil. Röm. Kirchen Kardinal-Priester, Bischof zu Speier, Probst der gefürsteten Probstey Weissenburg, wie auch des freiadelichen Ritterstifts Odenheim in Bruchsal, des Heil. Röm. Reichs Fürst &c. Aufs neue durchgesehene und verbesserte Auflage. Weißenburg: Fr. Bock’s Wittwe 1837. Katholisches Gesangbuch für das Bisthum Speyer. Speyer: Daniel Kranzbühler 1842. Katholisches Gesangbuch für das Bisthum Speyer. Zweite Auflage. Speyer: Verlag des Bischöflichen Seminars 1843. Folgeauflagen bis 1879. Mohr, Joseph: Lasset uns beten! Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Regensburg, New York und Cincinnati: Friedrich Pustet 1881. Salve Regina. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Speyer. Regensburg, New York und Cincinnati: Friedrich Pustet 1882. Folgeauflagen bis 1926. Redelberger, Nikolaus: Kathol. Gesangbuch. Deutsche Meßgesänge und Kirchenlieder nebst ihren Melodien für’s ganze Kirchenjahr. Unter Zugrundelegung des früheren, durch Cardinal v. Geissel bearbeiteten Diözesan-Gesangbuches des Bistums Speyer. Niederschlettenbach: Selbstverlag 1926. Konstanz bis Speyer 149 Salve Regina Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Speyer. Neuausgabe. Speyer: Verlag des Bischöflichen Priesterseminars 1929. Folgeauflagen bis 1948. Salve Regina Gebet- und Gesangbuch (Kurzausgabe) für das Bistum Speyer. Speyer: Verlag des Bischöflichen Priesterseminars 1948. Salve Regina Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Speyer. Regensburg, New York und Cincinnati: Friedrich Pustet 1951. Folgeauflagen bis 1961. Lothringen Geistliche Gesänger Fuer die Heilige Mission-Zeit, Uber die unterschiedliche Jahr-Zeiten/ die Buß/ das Leyden/ die Auferstehung/ die Gegenwarth Jesu im H. Sacrament die Verehrung seiner H. Mutter Mariae/ und endlich ueber unterschiedliche Tugenden eines frommen Christens. Nanzig (Nancy): Jacob Haener M.DCC.LXXII. Zweite Auflage 1773. Geistliche Gesänge, Welche Bey der Königlichen Mission In Lothringen Pflegen gesungen zu werden. Nanzig (Nancy): Jacob Häner M. DCC. LXX[VI]II. Zweybrückisches katholisches Gesang- und Vesper-Buch mit verschiedenen Gesängen vermehrt sonderbar nach dem Gebrauche des Bischthums Metz eingerichtet. Neue Auflage. Blieskastell: P. Leonard 1787. [Philipp, Johann Nikolaus]: Katholisches Lehr- Gebet- Gesang- und Schulbuchgesammelt und verfasset von einem Pfarrh. des Metzer Bistums, worinnen Morgens- Abends- Meß- Vesper- Complet- Beicht- Buß- und Kommunion-Gesänge Kirchische Prosen und Lobgesänge mit zahlreichen Liedern auf alle Jahrszeiten und Festtage und allem, was einen eifrigen Christen belehren und vergnügen kann, enthalten sind. Straßburg: Lorenz Schuler 1789. Katholisches Lehr-, Gebet-, Gesang- und Schulbuch, von einem Pfarrer des Metzer Bisthums. Zweite, verbesserte Ausgabe. Zabern: J. R. Aweng 1829. Bistum Metz Sions heilige Gesänge, den unheiligen Liedern Babylons, wie auch dem unglaubigen Zeitgeiste entgegengesetzt. Jn einem vollständigen katholischen Gesangbuche, neu herausgegeben von einem Priester des Metzer Bisthumes. Saargemünd: Johann Weiß 1829. [Waris, Simon]: Nützliche Sitten- und Andachtslieder. 1823. Bis 1840 insgesamt 4 Auflagen. Der Weg zum himmlischen Vaterland, oder Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der katholischen Kirche, nebst einigen andern schönen Gesängern und Gebetern. Saargemünd: Michael Weiß 1812. Hamma, Franz: Katholisches Gesangbüchlein für Kinder. Sammlung katholischer Kirchenlieder ein= und zweistimmig für Schule, Kirche und Haus. Achte Auflage. Metz: Paul Even’s Schulbuchhandlung 1898. Bis 1898 insgesamt 8 Auflagen. Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Metz. Kevelaer: Jos Thum und Metz: N. Houpert 1905. Folgeauflagen bis 1934. Dominik Fugger und Christiane Schäfer 150 9. Kapitel Bayern Die Existenz des Landes Bayern kann man bis zu den Anfängen der deutschen Geschichte zurückverfolgen. Doch stimmt seine heutige geographische Gestalt und Ausdehnung keineswegs mit der früherer Zeiten überein. Die Regionen Franken und Schwaben wurden erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts inkorporiert und verfügen über eine lange Tradition politischer und kultureller Eigenständigkeit innerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation: Franken wurde, soweit es nach der Reformation katholisch geblieben war, von den Bischofssitzen Mainz, Würzburg und Bamberg aus regiert, Schwaben hatte seine Metropole in der gemischtkonfessionellen Reichsstadt Augsburg, die zugleich Sitz eines katholischen Bischofs war. Während diese Gebiete politisch und konfessionell zersplittert waren, hatte sich mit dem Herzogtum Bayern, das damals in etwa von den Alpen bis zur Donau und zum Böhmerwald reichte, ein relativ geschlossener Territorialstaat gebildet. Kirchlich lagen die Dinge freilich auch hier komplizierter, denn für die geistliche Betreuung der bayrischen Untertanen waren gleich mehrere Bistümer zuständig: Salzburg, Regensburg, Freising, Chiemsee und Passau (dieses Bistum erstreckte sich übrigens quer durch ganz Österreich bis zur ungarischen Grenze) gehörten zur Kirchenprovinz Salzburg, Augsburg und Eichstätt dagegen unterstanden dem Erzbistum Mainz. Über eine weit größere Ausstrahlung als die Bischofssitze verfügten zu Beginn des 16. Jahrhunderts die großen, politisch unabhängigen und wohlhabenden Reichsstädte Oberdeutschlands wie Nürnberg, Augsburg, Ulm. Hier setzte sich die Reformation schon sehr früh durch und etablierte eine Gesangbuchproduktion, die wie im Falle Nürnbergs zu den ältesten und reichsten des evangelischen Deutschlands gehört. Sie wirkte in die umliegenden Territorien, auch nach Bayern, hinein, denn mit dem volkssprachlichen Gesang hatte die Reformation ein nahezu perfektes Medium zur Verbreitung ihrer Lehren gefunden. Von dieser Propagandastrategie der Protestanten wollte die alte Kirche ebenfalls profitieren, hatte sich doch rasch gezeigt, wie reizvoll und verlockend die neuen Lieder auch für die Anhänger des eigenen Bekenntnisses waren. Deutschen Kirchengesang zu fördern erwies sich jedoch als eine Gratwanderung. Da man die Nähe zum Protestantismus fürchtete, begegnete man ihm mit Skepsis. Deutlich belegen dies die Protokolle kanonischer und landesfürstlicher Visitationen zwischen 1520 und 1600 in der Salzburger Kirchenprovinz. Fast alle fragten mißtrauisch nach der Verwendung und Verbreitung deutscher Lieder, vor allem in der Messe. 1 1 Vgl. Philipp Harnoncourt: Gesamtkirchliche und teilkirchliche Liturgie, Freiburg i. Br. 1974, S. 332. Andrea Neuhaus 152 Während die frühesten katholischen Gesangbücher (Vehe, Leisentrit) sich an evangelische Vorbilder anlehnten und die neuen reformatorischen Lieder nachzuahmen versuchten, rückte im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts die eigene Tradition mehr und mehr ins Blickfeld - eine Entwicklung, die von Bayern und Österreich ausging. Der Schwierigkeit, sich vom Gegner abzugrenzen und sich dabei zugleich seine innovative Vorgehensweise anzueignen, begegnete man dort zunächst mit dem Rückgriff auf die alte, kostbare Überlieferung, auf bewährte volkssprachliche Lieder also. Einerseits demonstrierte man auf diese Weise Kontinuität und Stabilität und schärfte zugleich das eigene Profil. Andererseits ließ sich so beweisen, daß das deutsche geistliche Lied keine Erfindung Luthers war, sondern schon in der alten Kirche eine lange, erhaltenswerte Tradition besaß - obgleich es in der Liturgie nach katholischem Verständnis keinen Platz haben konnte. Die süddeutschen Diözesansynoden des ausgehenden 16. Jahrhunderts genehmigten nur die Verwendung alter Lieder. Auf Vorschlag der Salzburger Provinzialsynode von 1569 wurden in die Ritualien der Diözesen Regensburg, Salzburg, Freising und Augsburg etwa ein Dutzend deutscher Lieder aufgenommen, darunter „Der Tag, der ist so frewdenreich“, „Christ ist erstanden“, „In dulci iubilo“ und „Mitten wir im Leben seind“. Das Repertoire war nahezu identisch. 2 Der süddeutsche Kirchengesang hatte also schon zu einem frühen Zeitpunkt einen Kernbestand gewonnen, der sich bis in die Zeit der Aufklärung als wirkmächtig erweisen sollte. Die frühen Liederdrucke und Gesangbücher in Bayern und Österreich enthalten neben den von den Ritualien genehmigten Liedern meist noch eine größere Zahl von alten Rufen und Liedern zu besonderen Festen. Durch Festigung der eigenen Überlieferung sollte also das Vordringen lutherischer Lieder verhindert werden. Flankiert wurde diese Entwicklung durch verschiedene landesfürstliche Maßnahmen. So hatte Herzog Albrecht V. in Bayern schon 1565 sämtliche an nichtkatholischen Orten gedruckten Gesangbücher verboten. 3 Seine Schulordnung von 1569 erklärte alte Lieder zum Pflichtstoff und untersagte das Singen von neuen. 4 Das neue katholische Identitätsbewußtsein, das sich in dieser Zeit manifestierte, ließ einen Gesangbuchtypus entstehen, zu dessen Wegbereitern der Buchdrucker, Erbauungsschriftsteller und Laientheologe Adam Walasser († 1581) zu zählen ist. Walasser stand in engem Kontakt mit den Trägern der katholischen Reform, vor allem den Jesuiten. Er arbeitete mit Petrus Canisius zusammen, der eine Schlüsselrolle bei der Erneuerung des deutschen Katho- 2 Vgl. Michael Härting, Das deutsche Kirchenlied der Gegenreformation, in: Geschichte der katholischen Kirchenmusik, hrsg. von Karl Gustav Fellerer, Kassel 1972, Bd. 2, S. 59- 63, hier S. 60. 3 Vgl. Dieter Breuer: Oberdeutsche Literatur 1565-1650. Deutsche Literaturgeschichte und Territorialgeschichte in frühabsolutistischer Zeit, München 1979, S. 25. 4 Vgl. Sigmund von Riezler, Geschichte Baierns, Bd. VI, Gotha 1903, S. 289 f. Bayern 153 lizismus spielte und lange im süddeutschen Raum wirkte. Im Auftrag der Benediktiner des Klosters Tegernsee errichtete Walasser eine kleine Druckerei, in der er verschiedene Sammlungen alter geistlicher Volksgesänge veröffentlichte. 1574 kamen die Catholischen Teutschen vnd Lateinischen Gesang heraus. Weitere Ausgaben folgten 1577 und 1581 unter dem Titel Schöne alte Catholische Gesang vnd Ruff. Schon der Titel enthält die Programmatik, die sich vom reformatorischen Modell deutlich abgrenzt. Das Buch wendet sich der katholischen Tradition zu, versucht, eine volkstümliche Religiosität neu zu beleben und nicht meßliturgische Verwendungsmöglichkeiten für Lieder zu eröffnen, etwa auf Wallfahrten, Prozessionen und in Andachten. 1561 hatte Walasser bereits das Volksmeßbuch Ein Edel Kleinat der Seelen veröffentlicht, das 27 Lieder, fast alle vorreformatorischen Ursprungs, enthielt. Walassers Publikationen wurden 1586 im Münchner Gesang vnd Psalmenbuch zusammengefaßt. Dessen Vorrede klagt über „allerley falsche Sectische Gesangbücher/ welche von unsern widersachern, in das edel Catholisch Bayrland gebracht“ und betont damit wiederum das Anliegen, durch Rückgriff auf die eigene Tradition zu einer katholischen Selbstvergewisserung beizutragen. München war kein kirchliches Zentrum, sondern Hauptstadt des Herzogtums Bayern. In dem Prozeß der „katholischen Erneuerung“, der sich von Territorium zu Territorium in unterschiedlichen Phasen vollzog, übernahmen die kirchentreuen bayrischen Herzöge eine Vorreiterrolle. Sie zogen zahlreiche geistliche Hoheits- und Aufsichtsrechte an sich und drängten die Bischöfe der Salzburger Kirchenprovinz so an den Rand 5 . Frühzeitig förderten sie eine Reform der katholischen Kirche, ihre schärfere theologische Abgrenzung gegenüber den reformatorischen Lehren, die Durchführung der Beschlüsse des Konzils von Trient und die Stabilisierung des eigenen Bekenntnisses. Begleitet wurde dieser Prozeß von der Verbreitung des neuen katholischen, im wesentlichen auf Walasser zurückgehenden Gesangbuchtypus, der von München bald auf den gesamten süddeutschen Raum übersprang: In rascher Folge erschienen, zum Teil mit mehreren Auflagen, ähnliche Gesangbücher in Innsbruck (seit 1586), Ingolstadt (seit 1588), Dillingen (seit 1589), Würzburg (seit 1591) und Graz (seit 1594). Die innerkirchliche katholische Reform und die Gegenreformation wurden vor allem von den neuen Orden getragen. Deutscher Liedgesang eignete sich als ideales Hilfsmittel für die Missionsarbeit. Die Jesuiten, die dies früh erkannten, nutzten das volkssprachliche Lied so effizient wie vorher nur die Anhänger der Reformation. An süddeutschen Standorten von Jesuitenkollegien wie Ingolstadt, München und Dillingen erschienen wichtige Gesangbücher und Liedersammlungen, darunter das bekannte Münchner Catholisch Gesangbüchlein (1613). Der Vertrieb jesuitischer Schriften war durch ein 5 Näheres dazu bei Peter Claus Hartmann: Bayerns Weg in die Gegenwart. Vom Stammesherzogtum zum Freistaat heute. Regensburg 1989, S. 209-211. Andrea Neuhaus 154 Netzwerk katholischer Drucker gesichert. Kurfürst Maximilian I. unterstützte durch seine mit der Gesellschaft Jesu vorbereitete Stiftung „Güldenes Almosen“ (1614) den Druck und die in hoher Zahl erfolgende kostengünstige Verbreitung katholischer Schriften und Bücher. Auch der Augsburger Fürstbischof Otto Truchseß von Waldburg förderte die katholische Regeneration: Die Dillinger Jesuitenoffizin, die er schon 1550 ins Leben gerufen hatte, prägte deutlich das kulturelle Leben Oberdeutschlands. Die 1549 von Otto Truchseß von Waldburg gegründete Universität Dillingen, die seit 1563 der Leitung der Jesuiten unterstand, war ein Zentrum der katholischen Reform, ebenso wie andere Kollegien. Otto Truchseß von Waldburg hatte 1559 Petrus Canisius zum Domprediger im protestantisch geprägten Augsburg bestellt. 1567 wurde dort eine erste Niederlassung der Jesuiten gegründet. Am Jesuitenkolleg in Augsburg wirkte von 1600-1603 der Barockdichter Jakob Bidermann als Lehrer, und dort entstanden einige seiner wichtigsten Werke, etwa das noch heute bekannte Drama Cenodoxus, das 1602 uraufgeführt wurde. Nach weiteren Stationen in Ingolstadt und München wurde Bidermann 1615 als Professor der Theologie und Philosophie nach Dillingen berufen. Dort konzipierte er seine erfolgreiche Liedersammlung Himmel Glöcklein, d. i. Catholische außerlesene geistliche Gesäng auff alle Zeit des Jahrs, die erstmals 1621 in Augsburg erschien. Weitere Auflagen wurden 1625 und 1628 in Neuburg an der Donau, auch dies Standort einer Jesuitenniederlassung, in Dillingen 1627 und 1667, sowie in München 1666 und 1685 gedruckt. Die Sammlung war weniger als Singbuch gedacht, sondern eher zur Andacht vorgesehen. Sie enthält Texte des beginnenden Barockzeitalters, deutsche und auch alte lateinische Lieder, die meisten jedoch aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Die Auflagendichte läßt einen hohen Erfolg vermuten. Erstmals 1659 erschien in Augsburg die Psalterübersetzung Harpffen Davids des Jesuiten Albert Curtz, die weniger als reine Verdeutschung, sondern vielmehr als Erbauungsbuch gedacht war. Die sprachlich höchst kunstvoll übertragenen Psalmen sind in Liedform gehalten und werden durch ihre Überschriften christlich ausgedeutet: So ist der 27. Psalm etwa versehen mit dem Titel „Prophetische Seufftzer deß Heylands am Creutz“. Die Harpffen Davids ist ein hervorragendes Beispiel geistlicher Lyrik; in Gesangbüchern wurden die Lieder jedoch nur vereinzelt rezipiert. Dieses Phänomen deutet bereits auf jene Schwerpunktverschiebung hin, die sich bei der Produktion religiöser Poesie im Süddeutschland des 17. Jahrhunderts vollzog. Gesangbücher verloren an Bedeutung, seit sich nach dem Beginn im oberdeutschen Raum die Liedpublizistik der Jesuiten im ersten Drittel des Jahrhunderts mehr und mehr in die rheinische Provinz verlagert hatte. Der Schwerpunkt katholischen Gesangbuchschaffens lag im 17. Jahrhundert in den umkämpften geistlichen Territorien des westlichen deutschen Sprachgebiets. Dort war die direkte Konfrontation mit den Andersgläubigen stärker, viel größer die Notwendigkeit, mit ihren Angeboten konkurrieren Bayern 155 zu können. Eine kontinuierliche Produktion von Gesangbüchern, mit einer Herausbildung von Reihen, ist, anders als im Westen, im süddeutschen Raum im 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts nicht zu beobachten. Einen Aufschwung erlebte dagegen die religiöse Lyrik. Maximilian I. verfolgte eine von den jesuitischen Reformern initiierte konfessionelle Literaturpolitik. Am Münchner Hof wirkten Dichter wie Konrad Vetter oder Jacob Balde, die beide dem Jesuitenorden angehörten. Konrad Vetter brachte 1605 ein kleines Kompendium von Liedern mit dem Titel Rittersporn heraus, im wesentlichen handelte es sich dabei um Übersetzungen aus dem Lateinischen. Die dort abgedruckten Lieder übernahm er in seine von barocker Frömmigkeit geprägte Sammlung Paradeißvogel, die 1613 in Ingolstadt herauskam. Der Münchner Weltpriester Johannes Khuen, der gute Beziehungen zu den Jesuiten pflegte, schrieb die dreibändige Geistlichen Schäfferey (Tabernacula pastorum, Munera pastorum und Gaudia pastorum, München 1650-1655) und andere umfangreiche Liedsammlungen, alle nicht für den gottesdienstlichen, sondern für den privaten Gebrauch gedacht. Der Kapuzinerorden spielte in Süddeutschland für die Volksmission ebenfalls eine große Rolle. Der Orden bemühte sich nicht um die Herausgabe von Gesangbüchern, einige seiner Mitglieder schufen jedoch umfangreiche Liedersammlungen. Deren Lieder gingen nur vereinzelt in Gesangbücher ein. Die kunstvoll ausgestatteten Liederbücher des Laurentius von Schnüffis etwa waren für den privaten Gebrauch gebildeter Schichten gedacht. Es sieht so aus, als hätte das Gesangbuch im bayerischen Raum, nach einem kurzen Aufschwung, einen Bedeutungsverlust erfahren. Sein späteres, marginales Auftreten bestätigt die These, daß Gesangbücher in dieser Zeit in erster Linie als effizientes Medium der Rekatholisierung dienten und daß ihre Herausgabe eng mit dem missionarischen Wirken der Jesuiten verknüpft ist. Im 17. Jahrhundert erscheinen in Süddeutschland neben Liedblattdrucken, Erbauungsbüchern zur Privatandacht, Sammlungen geistlicher Lyrik und Bruderschaftsgesangbüchern nur vereinzelt Gesangbücher, die für die gemeinsame Andacht vorgesehen waren. Da das katholische Liturgieverständnis dem deutschen Kirchenlied in der Messe keine Funktion einräumen durfte, während es für die reformatorischen Christen fester Bestandteil des sonntäglichen Gottesdienstes war, spielten Gesangbücher in den konfessionell weniger umkämpften Gebieten eher eine untergeordnete Rolle. Für volkssprachlichen Gesang boten sich andere Verbreitungsmedien an. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in der Zeit der Aufklärung also, gewinnen die süddeutschen Druckorte für die katholische Gesangbuchgeschichte wieder an Bedeutung. Die letzten Ausläufer der barocken Gesangbuchtradition in der Freien Reichsstadt Augsburg, das Catholische Gesang=Büchlein (1752) und ein Catholisches Gesang=Büchel Jn sich haltend zwey und dreyßig Gesänger (1754 ff.), enthalten noch hauptsächlich ältere Andrea Neuhaus 156 Liedtexte. Das von Johann Barmann herausgebrachte Christ=Catholische Kirchen=Gesang=Buch (Augsburg 1760) veröffentlicht vom Verfasser neu gedichtete Lieder, mit denen aber noch kein Durchbruch zu einem neuen literarischen Stil gelingt. In dem Wunsch, ein neues Liedrepertoire zu schaffen, mag sich aber schon ein gewisses Unbehagen an einer veraltenden Tradition geäußert haben. Der geistesgeschichtliche Umbruch der Aufklärung führte in der katholischen Kirche zu umfassenden Reformen. Als gälte es, einen Rückstand aufzuholen, wurden mit Nachdruck weitreichende Modernisierungsprozesse eingeleitet. Die Ortspfarrei als eigentliches Zentrum kirchlichen Lebens wurde gestärkt, während die im 17. Jahrhundert stark aufgewerteten Wallfahrts-, Bruderschafts- und Klosterkirchen an Bedeutung verloren. Die Seelsorge sollte intensiviert, die Priesterschaft am aufgeklärten Ideal des Sittenlehrers geschult werden. Da die alten Lieder aus dem 16. und 17. Jahrhundert durch Neuschöpfungen ersetzt oder ihre Texte von barocken Manierismen befreit werden sollten, wurden zahlreiche neue Gesangbücher zusammengestellt. Die Liturgie sollte verstärkt muttersprachliche Elemente aufnehmen. Umgesetzt wurde dieser Anspruch z. B. durch die bei den Gläubigen beliebten Singmessen. Dabei begleitete das Volk die vom Priester in lateinischer Sprache zelebrierte Messe mit deutschen Gesängen, die den Laien die Liturgie erschließen sollten. Franz Seraph Kohlbrenners in Landshut und München gedrucktes, erstmals 1777 erschienenes Buch Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römisch-katholischen Kirche hat mit der Singmesse „Hier liegt vor Deiner Majestät“ erstmals ein ganzes Meßformular in deutscher Sprache und mit Noten versehen für die Gemeinde zugänglich gemacht. 6 Kohlbrenners Gesangbuch konnte einen nachhaltigen Erfolg verzeichnen. Zahlreiche Auflagen erschienen u. a. in München, Salzburg, Augsburg, Konstanz, Ottobeuren, Aschaffenburg, Mannheim, Landshut, Bamberg, also im gesamten süddeutschen Raum; auch Auflagen aus Essen, Koblenz und Köln sind bekannt. Die Beliebtheit des Gesangbuchs und seine breite Rezeption sind möglicherweise seiner kompromißvollen Haltung zu verdanken. Mit der Einführung neuer Lieder vollzogen die aufklärerischen Gesangbücher einen Kontinuitätsbruch. Darüber hinaus meidet Kohlbrenner jedoch Einseitigkeiten, die dem Zeitgeist geschuldet sind. Zwar enthält sein Gesangbuch nur neue Lieder - jedoch paßten diese sich nicht immer einem aufklärerischen Anspruch an (etwa durch Hinwendung zu Alltag und Arbeitsleben, durch das Formulieren einer Tugendlehre oder durch Aufrufe zur moralischen Besserung). Kohlbrenners Lieder boten auch Raum für traditionellere Andachts- 6 Vgl. Hermann Ühlein-Sari: Der heilige Gesang zum Gottesdienste, in „Der große Sänger David - euer Muster“. Studien zu den ersten diözesanen Gesang- und Gebetbüchern der katholischen Aufklärung, hrsg. von Franz Kohlschein und Kurt Küppers, Münster 1993, S. 282-321. Bayern 157 und Frömmigkeitsformen. 7 Durch diese vorsichtige Vorgehensweise konnten die Veränderungen, die die Aufklärung einleitete, in einem gewissen Maße abgefedert werden. Zu den wirkmächtigen aufklärerischen Gesangbüchern, die in Bayern entstanden sind, gehört auch die dreibändige Sammlung von Caspar Mastiaux: Katholisches Gesangbuch zum allgemeinen Gebrauche bei oeffentlichen Gottesverehrungen (München 1810/ 11). Das Gesangbuch war nicht für den Gemeindegebrauch gedacht, sondern eine Art Anthologie. Es diente als Quelle für eine Vielzahl von Liedern, viele darunter evangelischer Herkunft. Mastiaux’ Katholisches Gesangbuch zunächst für die Schulen (München 1824) fand dagegen weite Verbreitung. Nicht nur in München, auch an weiteren süddeutschen Druckorten kamen wichtige Aufklärungsgesangbücher heraus, so daß der Süden durchaus als Zentrum für die Entwicklung dieses Gesangbuchtypus betrachtet werden kann. Ab 1762 erschien, zuerst in Dillingen, das von den Jesuiten herausgegebene Gesangbuch Der Singende Christ, an weiteren Jesuitenstandorten unter dem Titel Der neue Singende Christ (Eichstätt 1776 und 1777; Augsburg 1779). Auch Christoph von Schmids wichtiges Aufklärungsgesangbuch Christliche Gesänge zur öffentlichen Gottesverehrung in katholischen Kirchen erschien erstmals 1807 in Dillingen, weitere Auflagen folgten u. a. in Augsburg 1811, 1833 und 1839, in Dillingen 1825 und 1840. Zur gleichen Zeit wurden jedoch auch Bücher publiziert, die schon vorsichtig die Ankunft der nächsten großen Epoche andeuten: der Restauration, die die Tradition, darunter die lateinischen Hymnen und die von der Aufklärung verdrängten Kirchenlieder des Mittelalters, des 16. Jahrhunderts und des Barock, wiederzubeleben versuchte. Zu nennen sind Franz Joseph Weinzierls Gesangbuch der heiligen römisch=katholischen Kirche. Aus ihrer Sprache in gereimten Versen übersetzt (Augsburg 1816) - eine Übertragung altkirchlicher lateinischer Hymnen -, ebenso wie die dreibändigen Katholischen Kirchengesänge in das Deutsche übertragen (1822) von Johann Christoph von Zabuesnig. Ein nachhaltiger Erfolg war diesen Büchern nicht beschieden. Ein besonders markantes Zeugnis der Restaurationszeit profitierte von der kulturell fruchtbaren Atmosphäre Münchens. Der Dichter und Sammler poetischer Überlieferung Guido Görres, Sohn des für die katholische Erneuerung bedeutsamen Joseph Görres, stand in enger Verbindung mit der Münchner Spätromantik. Mit seiner erfolgreichen Sammlung Marienlieder zur Feier der Maiandacht (München 1843) warb er für die spezifisch katholische Devotionsform der Maiandacht, die sich in Deutschland zu Beginn der 1840er Jahre verbreitete. In der Epoche der katholischen Restauration gewann Regensburg für die Gesangbuchgeschichte an Bedeutung, da es Sitz des Cäcilienverbandes und 7 Vgl. ebd. S. 314 ff. Andrea Neuhaus 158 des Pustet-Verlags war, die beide die überregionale Einführung von Restaurationsgesangbüchern (meist die von Joseph Mohr) in Deutschland steuerten. In Regensburg erschienen die Diözesangesangbücher der Bistümer Bamberg, Speyer und Würzburg. In den Grenzen einer territorialen Geschichtsschreibung ist dieses Phänomen freilich nicht mehr zu fassen. Denn im 19. Jahrhundert etablierte sich zunehmend ein überregional tätiges Verlagswesen, die Bistümer arbeiteten nicht mehr zwangsläufig mit lokalen Druckereien zusammen. Joseph Mohr, einer der Wegbereiter der Gesangbuchrestauration, veröffentlichte in rascher Folge eine Reihe von Gesangbüchern mit alten Liedern, beginnend 1868 mit Cäcilia, es folgten Cantate (ab 1873) und Jubilate Deo (ab 1877). Sein Gesangbuchschaffen unterläuft die diözesanen Strukturen, die sonst für die Entwicklung des 19. und 20. Jahrhunderts so prägend waren. So werden zwar allmählich überall Diözesangesangbücher eingeführt, aber sie geraten recht ähnlich. Joseph Mohrs 1881 erschienenes Gesangbuch Lasset uns beten wurde von den Bistümern Bamberg (1881, Titel: Gelobt sei Jesus Christus), Speyer (1882, Titel: Salve Regina), Würzburg (1883, Titel: Ave Maria) und Salzburg (1884, Titel: Alleluja) als Diözesangesangbuch übernommen. 1890 approbierte Bischof Leonhard Haas Mohrs Psälterlein als offizielles Gesangbuch der Diözese Basel, in Freiburg wurde es 1892 unter dem Titel Magnificat eingeführt. Joseph Mohr war auch an der Erarbeitung des 1884 in München und Freising eingeführten Gebet- und Gesangbüchlein für die katholische Schuljugend mit dem Namen Hosanna beteiligt. Das Gesangbuch, das zahlreiche Lieder aus Mohrs Cäcilia enthält, erlebte zahlreiche Auflagen, bis es 1909 von dem cäcilianisch inspirierten Münchner Diözesangesangbuch Gottesdienst abgelöst wurde (1926 und 1950 Neuausgaben). Etwa zeitgleich wurden in den bayerischen Bistümern Passau (1906), Regensburg (1908) und Eichstätt (1910) Gesangbücher eingeführt. Erst kurz vor dem Ersten Weltkrieg ist der Typus Diözesangesangbuch flächendeckend verbreitet. 1939 erschienen unter dem Namen Gotteslob die Kirchenlieder für die Diözese Eichstätt, eine Neuausgabe folgte 1952. Für das Bistum Regensburg kam 1932 ein neues Lob Gottes. Diözesan-Gebet- und Gesangbuch heraus. 1964 wurde in Regensburg das in Freiburg erschienene Magnifikat als Lizenzausgabe eingeführt. In Augsburg war bereits 1859 das katholische Diözesangesangbuch Laudate eingeführt worden, noch 100 Jahre später war es unter gleichem Namen, wenn auch mehrfach revidiert in Gebrauch. 1965 erschien das Ergänzungsheft Singt dem Herrn: neues Liedgut zum Laudate. 1975 wurden die Diözesangesangbücher durch das Einheitsgesangbuch Gotteslob abgelöst. Bibliographie [Walasser, Adam: ] Ein edel Kleinat der Seelen. Von der ordnung vnnd betrachtung der alten Christlichen Kirchen/ an den fürnemsten zeiten vnd Festen des gantzen Jars. […] Dillingen: Sebald Mayer 1561. Bayern 159 [Walasser, Adam: ] Catholische Teutsche und Lateinische Gesang, nach alter weiß vnd form der Heiligen Christlichen Kirchen […] Tegernsee: Klosterdruckerei 1574. [Walasser, Adam: ] Schöne alte Catholische Gesang und Ruff, auff die fürnehmste Fest des Jars, auch bey den Kirchfärten vnnd Creutzgängen nutzlich zu gebrauchen. […] Tegernsee: Klosterdruckerei 1577. [Walasser, Adam: ] Schöne alte catholische Gesang und Ruff auf die fürnemste fest des jars auch bey den kirchfärten vnd Creutzgängen nutzlich zu gebrauchen. […] Tegernsee: Klosterdruckerei 1581. Gesang und Psalmenbuch. Auff die fürnembste Fest durchs gantze Jar/ inn der Kirchen/ auch bey Processionen/ Creutzgäng/ Kirch vnd Wahlfarten nützlich zugebrauchen. […] München: Adam Berg 1586. Vetter, Conrad S. J.: Paradeißvogel/ Das ist/ Himmelische Lobgesang/ vnd solche Betrachtungen/ dardurch das Menschliche Hertz mit Macht erlustiget/ von der Erden zum Paradeiß/ vnd Himmelischen Frewden gelockt/ erquickt/ entzündt/ und verzuckt wirdt. […] Ingolstadt: Andreas Angermayer 1613. Catholisch Gesangbüchlein/ Auff die fürnembste Fest durchs gantze Jahr/ in der Kirchen. […] München: Anna Bergin 1613. [Bidermann, Jakob S. J.: ] Himmel Glöcklein, d. i. Catholische außerlesene geistliche Gesäng auff alle Zeit des Jahrs. Augsburg: Georg Willer 1621. [Khuen, Johannes: ] Tabernacula PASTORVM Die Geistliche Schäfferey/ Mit villerley Newen Gesänglein. […] München: Lucas Straub 1650. [Khuen, Johannes: ] MVNERA PASTORVM Hirten=Ambt/ Und anweisung der Geistlichen Schäfferey Getrewlich vorzustehn. […] München: Lucas Straub 1651. [Khuen, Johannes: ] GAVDIA PASTORVM, SchäfferFrewd/ Oder Triumph der Geistlichen Schäfferey/ Von vilerley Newen Gesänglein. […] München: Lucas Straub 1655. [Curtz, Albert: ] Harpffen Dauids Mit Teutschen Saiten bespannet. […] Augsburg: Aperger 1659. Catholische Kirchengesäng. Für die Christliche vnd Catholische Jugendt/ vnd andere/ besonders bey dem Catechismo/ auch bey den Creutzgängen vnd Kirchfarten/ vnd sonsten durch das gantze Jahr sehr nutzlich zu gebrauchen. […] München: Johann Jäcklin 1660. [Sebastian Schlettstätter O. P.? : ] Schöne außerlesene Gesänger/ So Auff alle Sonn= vnd Feyrtäg/ durch das gantze Jahr in der Prediger= oder Ertz=BruderschafftKirchen deß Psalters IESV MARIAE Gebraucht/ vnnd gesungen werden […] Augsburg: Simon Utzschneider 1667. [Curtz, Albert: ] Harpffen DAVJDS Mit Teutschen Saiten bespanet […] Augsburg: Simon Vtzschneider 1669. Laurentius von Schnüffis: Mirantische Mayen=Pfeiff. ODER Marianische Lob=Verfassung […] Dillingen: Johann Caspar Bencard 1692. Catholisches Gesang=Büchlein/ Worinnen Zehen Uralte Kirchen= Predig= Und Kinder=Lehr=Gesänger, […] Augsburg: Max Simon Pingizer 1752. Catholisches Gesang=Büchel Jn sich haltend zwey und dreyßig Gesänger […] Augsburg: Maria Magdalena Endelin 1754. Barmann, Johann Baptist: Christ=Catholisches KirchenGesang=Buch, nach dem Gedancken Des gecrönten Propheten […] Augsburg: Max. Simon Pingitzer 1760. Andrea Neuhaus 160 Hausen, Wilhelm S. J.: Der Singende Christ, Das ist: Geist= und Lehr=reiche Gesänger Von Ewigen Wahrheiten, vornehmsten Festen, Und Allerhand Tugenden […] Dillingen: Joseph Anton Schnabel 1762. Hausen, Wilhelm S. J.: Der neue Singende Christ, Das ist: Geist= und Lehrreiche Gesänge auf alle heilige Zeiten und Festtage […] Zweyte, sehr vermehrte Auflage. Eichstätt: Willibaldinisches Collegium 1776. [Kohlbrenner, Johann Franz Seraphin von: ] Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römisch=katholischen Kirche. […] Landshut: Maximilian Hagen 1777. Hausen, Wilhelm S. J.: Der neue Singende Christ, Das ist: Geist= und Lehrreiche Gesänge auf alle heilige Zeiten und Festtage […] Dritte, vermehrte und verbesserte Auflage. Augsburg: Rieger 1779. [Kohlbrenner, Johann Franz Seraphin von: ] Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römisch=katholischen Kirche. […] Augsburg: Rieger 1780. [Kohlbrenner, Johann Franz Seraphin von: ] Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römisch=katholischen Kirche, wie solches in den Bischthümern: Augsburg, Konstanz, Eichstätt, Freysingen, Passau, Regenspurg, Salzburg und Wirzburg gutgeheissen worden. Ottobeuren: Karl Joseph Wankenmiller 1783. Gesang= und Gebetbuch zur Befoerderung einer gemeinschaftlichen Gottesverehrung in der katholischen Kirche. […] München und Augsburg: 1805. [Schmid, Christoph von: ] Christliche Gesaenge zur oeffentlichen Gottesverehrung. Dilingen: Leonard Broenner 1807. [Mastiaux, Kaspar Anton v.: ] Katholisches Gesangbuch zum allgemeinen Gebrauche bei oeffentlichen Gottesverehrungen. Drei Bände, München: Zängl 1810-1811. [Schmid, Christoph von: ] Christliche Gesaenge zur oeffentlichen Gottesverehrung. Augsburg: Veith/ Rieger. 1811. Weinzierl, Franz Joseph: Das Gesangbuch der heiligen römisch=katholischen Kirche. […] Augsburg: Nikolaus Doll 1816. Zabuesnig, Johann Christoph von: Katholische Kirchengesänge in das Deutsche uebertragen mit dem Latein zur Seite […] 3 Bände, Augsburg: Joseph Roesl 1822. [Mastiaux, Kaspar Anton v.: ] Katholisches Gesangbuch zunächst für die Schulen im Koenigreiche Baiern […] München: Königl. Central-Schulbücher-Verlag 1824. Görres, Guido: Marienlieder zur Feier der Maiandacht […] München: J. J. Lentner’sche Buchhandlung 1843. Gesänge aus dem katholischen Andachtsbuche zum Gebrauche bei dem öffentlichen Gottesdienste im Bisthum Augsburg. […] Augsburg: B. Schmid 1859. Laudate. Katholisches Andachtsbuch zum Gebrauche bei dem öffentlichen Gottesdienste im Bisthum Augsburg. […] Augsburg: B. Schmid 1859. Mohr, Joseph: Cantate. Katholisches Gesang= und Gebetbuch. […] Regensburg, New York, Cincinnati: Friedrich Pustet 1873. Mohr, Joseph: Cäcilia. Ein Gesangbuch für die Kirche mit Congregationsliedern und Gebeten. […] Zweite Auflage. […] Paderborn: Verlag der Junfermann’schen Buchhandlung 1868. Mohr, Joseph: Jubilate Deo! Lieder für den katholischen Gottesdienst, […] Regensburg, New-York, Cincinnati: Friedrich Pustet 1877. Mohr, Joseph: Lasset uns beten! Katholisches Gebet- und Gesangbuch […] Regensburg, New York, Cincinnati: Friedrich Pustet 1881. Bayern 161 Hosanna. Gebet= und Gesangbüchlein für die katholische Schuljugend des Erzbistums München und Freising. […] Dritte Auflage, Regensburg: Friedrich Pustet 1884. Diözesan-Gebetbuch für Erwachsene, besonders zum Gebrauche bei dem öffentlichen Gottesdienste im Bistum Passau. […] Passau: Verlag der Kanzlei des Ordinariates 1906. Lob Gottes. Diözesan= Gebet= und Gesangbuch besonders zum Gebrauche bei dem öffentlichen Gottesdienste im Bistum Regensburg. […] Regensburg: Verlag der Kanzlei des Ordinariates 1908. Gottesdienst. Gebet= und Gesangbuch für die Erzdiözese München und Freising. […] Regensburg: Friedrich Pustet 1909. Gebet= und Gesangbuch für das Bistum Eichstätt. […] Eichstätt: Kommissionsverlag der Ph. Brönnerschen Buchhandlung 1910. Gottesdienst. Gebet= und Gesangbuch für die Erzdiözese München und Freising […] München: Josef Kösel & Friedrich Pustet 1926. Gotteslob. Kirchenlieder für die Diözese Eichstätt. […] Eichstätt: Brönner & Daentler 1939. Gotteslob. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Eichstätt. Eichstätt: Verlag Bischöfliches Ordinariat 1952. Magnifikat. Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe für das Bistum Regensburg. Regensburg: Friedrich Pustet 1964. Singt dem Herrn: neues Liedgut zum Laudate. […] Dillingen: Manz 1965. Gotteslob Katholisches Gebet- und Gesangbuch Ausgabe für das Erzbistum München und Freising […] München: J. Pfeiffer 1975. Gotteslob Katholisches Gebet- und Gesangbuch mit dem Diözesanteil Augsburg […] München: Kösel 1975. Gotteslob Katholisches Gebet- und Gesangbuch mit dem Eigenteil des Bistums Eichstätt […] Eichstätt: Brönner & Daentler 1975. Gotteslob Katholisches Gebet- und Gesangbuch Ausgabe für das Bistum Regensburg […] Regensburg: Friedrich Pustet 1975. 10. Kapitel Österreich Als ein dringendes Desiderat der hymnologischen Forschung bezeichnet Franz Karl Praßl 2003 1 eine zusammenfassende Darstellung der Entwicklung des Kirchengesangbuchs in Österreich und den übrigen Diözesen der alten Donaumonarchie mit deutschsprachigen Gemeinden. Diesem Manko soll mit dem folgenden Überblick ansatzweise abgeholfen werden. Von den Habsburgerländern sind im Folgenden sowohl die für die erste Produktionsphase relevanten Vorlande als auch der böhmisch-mährische und schlesische Bereich ausgeklammert, da diese an anderer Stelle abgehandelt sind. Hingewiesen sei auf die Sonderstellung des hier durchgängig mitberücksichtigten Landes Salzburg, das bis 1806 ein selbständiges Fürstentum des Heiligen Römischen Reiches war und erst 1849 ein eigenes österreichisches Kronland wurde. Einbezogen wurden also jene Gebiete, die zwischen 1815 und 1919 die Österreichisch-Ungarische Monarchie ausmachten 2 , jedoch ohne Böhmen, aber unter Einschluß Salzburgs. Was als politisches Gebilde durch dynastische Stränge zusammengehalten wurde, erweist sich im Hinblick auf seine Gesangbuchlandschaft als ein zerklüftetes, nur bedingt zu erfassendes Massiv mit zahlreichen Ausläufern und unerwarteten Brüchen. In dieser Lage mußte es darum gehen, ein Relief herauszuarbeiten und Besonderheiten zu markieren sowie Vergleiche zu anderen Regionen des deutschen Sprachraums herzustellen. Nur hinzuweisen ist an dieser Stelle auf ein Medium, das für Österreich wie überhaupt im oberdeutschen Raum eine große Rolle spielt: die Liedflugschrift. Wichtige Zentren waren Innsbruck, Steyr, Linz, doch auch andernorts herrschte eine reichhaltige Produktion vom 16. bis ins 19. Jahrhundert; für die Verbreitung vieler Lieder haben diese Blätter eine entscheidende Rolle gespielt. 10.1 Das 16. Jahrhundert Die ersten katholischen Drucke sind aus dem westlichen bzw. südlichen Teil des heutigen Österreich überliefert: aus Schwaz (Tirol), Graz, Salzburg und 1 In seinem Artikel „Kirchengesangbuch“ im Österreichischen Musiklexikon 1, 2003, S. 1004-1019. 2 Namentlich genannt sind dies vor allem Ungarn sowie ganz im Osten Galizien, die Bukowina und Siebenbürgen (wobei aus diesen Gebieten derzeit kaum Gesangbücher bekannt sind) sowie der südliche Gürtel von Krain über Slawonien bis in das Banat. Sonja Ortner 164 Innsbruck. 1524 ist der früheste Gesangbuchdruck nachweisbar. Er stammt aus der Bergwerksstadt Schwaz in Tirol (Schloß Sigmundslust), wo ein reicher Gewerke „zum eigenen Vergnügen und aus humanistischer Neigung“ eine Druckerei mit Verlag gründete. Der vermutlich vom Humanisten, Komponisten und Lehrer Peter Treibenraiff (Petrus Tritonius Athesinus) 3 geschaffene Hymnarius könnte für die Lateinschule oder eine der drei lokalen Bruderschaften bestimmt gewesen sein. Die 131 Hymnen-Übertragungen ohne Melodien - die vorhandenen Notenlinien sind leer - wurden in der Folge jedoch nicht rezipiert. 4 Ebensowenig wie der Hymnarius kann die Gesang Postill des Pfarrers Andreas Gigler aus Graz, gedruckt 1569 und erneut 1574 von Andreas Franck 5 , als ein Kirchenlieder- oder Volksgesangbuch bezeichnet werden. 6 Sie beinhaltet ausschließlich neu geschaffene Evangelienlieder nach dem Vorbild der Sontags Euangelia des Nikolaus Herman. Zielpublikum waren zwar der ‚gemeine und ungelehrte Mann‘ sowie die Jugend, aber ob das Einstudieren der Lieder, die in vierstimmigen Sätzen des Hofkapellmeisters Johannes de Cleve vorliegen, tatsächlich während des Gottesdienstes möglich war, wie im Vorwort postuliert, bleibe dahingestellt. Konfessionell ist das Gesangbuch nicht eindeutig zuzuordnen. Gigler ging es vermutlich um die Rettung seiner katholischen Stadtpfarre Graz in einem vom Protestantismus dominierten Gebiet. Daher griff er z. B. in der Hälfte der Fälle auf protestantische Melodien zurück, verschwieg diesen Umstand aber. 7 Auch die beiden Salzburger Agenden von 1557 und 1575 sind keine Gesangbücher, doch enthalten sie immerhin Lieder, die eindeutig der Gattung Kirchenlied zuzuordnen und sogar vorreformatorischen Ursprungs sind: Der Libellus agendarum von 1557 bringt vier Gesänge, unter anderem das Christ ist erstanden in sieben Strophen. Der Libri Agendorum zweiter Band aus dem Jahr 1575 (gedruckt in Dillingen) überliefert 14 „Cantiones deuotae“, darunter jene aus dem Druck von 1557. Das erste wirkliche Kirchengesangbuch ist das Innsbrucker Catholisch Gesangbüchlein von 1588, das 69 Lieder und 57 einstimmige Melodien ent- 3 Treibenraiff ist um 1465 in Bozen geboren und starb wahrscheinlich 1525 in Hall in Tirol an der Pest. Er war ein Freund von Konrad Celtis, der ihn zur Vertonung der Horaz-Oden anregte und 1503 nach Wien berief. Der „Südtiroler“ gilt als der bedeutendste Vertreter der Humanistenode. 4 Sonja Ortner, Das Innsbrucker Catholisch Gesangbüchlein von 1588. Das erste vollständige österreichische Kirchengesangbuch als Produkt der Gegenreformation und seine Bedeutung für die Liedgeschichte. Innsbruck, Dissertation, 2002, S. 5 f., 28. 5 Diese Ausgabe wurde 1950 in Graz faksimiliert (Akademische Druck- und Verlagsanstalt). 6 Auch Lipphardt vermerkt: „Diese ist ja gar kein Gesangbuch im üblichen Sinne, sondern eine gesungene Evangelienparaphrase […]“ [Walther Lipphardt (Hrsg.), Nicolaus Beuttner. Catholisch Gesang-Buch. Faksimile-Ausgabe der 1. Auflage, Graz 1602. Graz, Akademische Druck- und Verlagsanstalt, 1968, S. 3*] 7 Ortner, Innsbruck 1588, S. 31 f. Österreich 165 hält. Laut Angaben in der älteren Sekundärliteratur hat es bereits 1586 und dann nochmals 1589 eine Auflage dieses Gesangbuchs gegeben. Erhalten ist jedoch nur ein Fragment des Jahres 1587 (eventuell ein Probedruck), das aus zwei unaufgeschnittenen Bögen besteht. 8 Seine Entstehung verdankt es einer gegenreformatorisch motivierten Unternehmung zur religiösen Erziehung der Jugend, die der damalige Tiroler Landesfürst Erzherzog Ferdinand II. veranlaßte. Vermutlich waren die Jesuiten bei der Entstehung dieses Drukkes, der im Zusammenhang mit dem Speculum catechismi von 1586 zu sehen ist, federführend. 9 Im Vorwort wird der Einbruch der Reformation für den Rückgang, die Verfälschung und den Mißbrauch einer seit den Anfängen des Christentums geübten Singpraxis verantwortlich gemacht. Daher ist es „für hoch/ nutz/ vnd notwendig angesehen worden/ solche inn der alten […] Kirchen herkomne Gesang (inmassen dasselbig etlicher orthen auch allberait beschehen) widerumb inn vorigen gang vnd vbung zubringen/ vnnd zu bequemern taeglichem gebrauch/ in diß handsams Buechlein zusamen zuziehen […]“ 10 Das gerade einmal handflächengroße Catholisch Gesangbüchlein mit seinen 132 fol. enthält in erster Linie Gesänge für das gesamte Kirchenjahr (30), des Weiteren katechetische (7), Marien- und Heiligenlieder (9), Trostlieder und -psalmen (5), die sieben Buß- und zwei andere Psalmen sowie Prozessions- und Wallfahrtslieder (9). Auch als früheste Quelle für drei Lieder, vier Texte, acht Melodien und einige Varianten verdient es Beachtung. Welche Wechselbeziehungen zwischen Gesangbuchlandschaften bestehen, kann bereits anhand des Innsbrucker Catholisch Gesangbüchlein exemplifiziert werden. Denn Bedeutung hat es in der Folgezeit nicht nur für Corners Gesangbuch von 1631, sondern auch für Kölner Drucke (z. B. 1599-1619), für das Konstanzer (1600), Andernacher (1608), Neißer (1625), Mainzer (1631) oder Trierer Gesangbuch (1695). Umgekehrt ist dieser Druck selbst von Vorlagen aus dem südbzw. mitteldeutschen Gebiet abhängig: vom Münchner Gesang vnd Psalmenbuch von 1586, von Leisentrits Gesangbuch (insbesondere der Ausgabe von 1584), vom Psalter Ulenbergs (Köln 1582) sowie von den Tegernseer Drucken 1577 und 1581 (Schoene alte Catholische Gesang vnd Rueff ). 11 Von der Jahrhundertmitte an sind überdies einzelne Liedblattdrucke aus Wien (1548, 1550, 1552, 1561 und um 1584) sowie einer aus Innsbruck (1558) bekannt. Neben einem Weihnachtslied, Bußlied, Dankesruf oder Psalm ist 8 Die sich daraus ergebenen 32 Seiten enthalten neun Lieder. Interessant ist, daß zwei protestantische (bzw. protestantisch vereinnahmte) Melodien in der Ausgabe von 1588 durch neue ersetzt wurden! - Wilhelm Bäumker: Das katholische deutsche Kirchenlied in seinen Singweisen. 4 Bde., Freiburg 1886-1911, Nachdruck Hildesheim u. a. 1997, nennt alle vier Ausgaben des Innsbrucker Gesangbuchs (vgl. Bd. II, Nr. 22 f., I 165, I 167, I 168). 9 Vgl. Ortner, Innsbruck 1588, S. 34. 10 Zit. nach Ortner, Innsbruck 1588, S. 44. 11 Ortner, Innsbruck 1588, S. 55, 62. Sonja Ortner 166 mit dem Innsbrucker Druck ein Trostlied „wider etlich jetzt schwebende vermainte Lehren vnnd Jrthumen“ überliefert. 10.2 Das 17. Jahrhundert Das 17. Jahrhundert ist geprägt von ein paar gewichtigen Gesangbuchdrukken, vornehmlich aus Graz und Wien, die über Jahrzehnte hinweg immer wieder neu aufgelegt wurden. Viele Drucke entstanden im Umfeld von Ordensgemeinschaften/ Bruderschaften bzw. auf Initiative einzelner Ordensbrüder, wurden aber über diesen Personenkreis hinaus auch im süddeutschen Raum rezipiert. Zur Mitte des Jahrhunderts trat der gegenreformatorische Impetus zurück zugunsten neuer, die Anbetung in den Mittelpunkt stellender Frömmigkeitsformen. 10.2.1 Beuttner, Corner und die Jesuiten Seit dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts ging man in der Steiermark unter Erzherzog Karl und dessen bayerischer Gemahlin Maria wie auch andernorts massiv gegen das Luthertum vor: Seit 1573 wurden Jesuiten mit der Rekatholisierung betraut, 1598 lutherische Prädikanten ausgewiesen und einschlägige Bücher verboten. 12 Zur publizistischen Wirksamkeit bedurfte es einer Druckerei vor Ort. Zwar wurden in Graz seit 1559 Bücher gedruckt, seit 1569 sind evangelische Gesangbücher bekannt; doch einen katholischen Drucker gab es hier nicht. In dieser Zeit ließ sich Georg Widmanstetter aus München, der Neffe eines seinerzeit berühmten Astronomen, in Graz nieder, um der sich aufschwingenden Gegenreformation die medialen Flügel zu verleihen. Damit war eine folgenreiche und für das Widmanstettersche Unternehmen dauerhaft gedeihliche Zusammenarbeit besiegelt. 1650 erhielt das Haus von Kaiser Ferdinand III. das Druckmonopol für die Steiermark, bis 1805 zählte das bekannte Schrifttum aus dieser Presse etwa 2.700 Titel. 1594 kündigte die Firma im Frankfurter Meßkatalog ein erstes katholisches Gesang- und Andachtsbüchlein, das Güldene Haußkleinot, an. Ein ungleich größerer Erfolg gelang mit dem erstmals 1602 erschienenen Catholisch Gesang-B ů ch von Nikolaus Beuttner, einem aus Franken gebürtigen Schulmeister. Das rund 450 Seiten starke Buch enthält mindestens 150 Lieder (Teil 1: XLVI und Teil 2: XCVII) 13 , die vorwiegend aus mündlicher Tradition stammen. Den Gesängen für das gesamte Kirchenjahr (46), die während der Messe zu singen waren, stellte man die beachtenswerten „Kirchfaerter Rüff“ an die Seite, die überdies bei Prozessionen und im Privatbereich verwendet werden konnten. Neben etlichen Bearbeitungen evangelischer Lieder sind neun 12 Lipphardt, Beuttner 1602, S. 3*. 13 Die sieben Bußpsalmen stehen z.B. unter einer Nummer. Österreich 167 direkt evangelischen Quellen entnommen. Im Gegensatz zum Innsbrucker Gesangbuch von 1588 kennen wir also nicht nur den Herausgeber, sondern es handelt sich auch nicht wie jenes primär um ein Kompilationswerk aus gedruckten Vorlagen: Beuttner hat die meisten Lieder respektive Rufe „von frommen Catholischen Christen/ die solche von jren lieben alten Voreltern gelernt“ übermittelt bekommen. Beuttner ging also auf Feldforschung, und zwar in das Mürztal. 14 Ausdrücklich das mündlich überlieferte, „noch nicht ganz verlorene katholische Liedgut“ wollte man wiederbeleben und man fand in der Person Beuttners - der zu jenen Männern gezählt haben dürfte, die Erzherzog Karl aus dem süddeutschen Raum beorderte - den befähigten Mann für die Zusammenstellung eines entsprechenden Repertoires. 15 Das Catholisch Gesang-B ů ch wurde im 17. Jahrhundert (bis 1689) mindestens sieben Mal neu aufgelegt 16 und dürfte dementsprechend rezipiert worden sein. Selbst noch 1718 (11. Aufl.) - also über 100 Jahre später! - war „der Beuttner“ auf dem Markt. 17 Eine ähnliche Verbreitung hatte die breiter und überregionaler angelegte Geistliche Nachtigal des Göttweiger Abtes und späteren Rektors der Wiener Universität David Gregor Corner. Sie erschien 1649 postum, aber wohl noch von Corner selbst redigiert, in Wien als vierte, stark veränderte Auflage des in Nürnberg und Fürth gedruckten Groß Catolisch Gesangbüch von 1625/ 1631. In der Literatur wird es vielfach als das bedeutendste und umfangreichste katholische Gesangbuch jener Zeit bezeichnet, das den Abschluß der ersten Gesangbuchepoche bzw. des klassischen alten Kirchenliedes bildet. Der Bedeutung dieses Werks wurde in der Forschung bisher jedoch kaum Rechnung getragen. Die größte Auflage ist mit fast 1.100 Seiten und 546 Liedern die Nürnberger von 1631. Die Wiener Auflage von 1649 umfaßt 695 Seiten und enthält 363 Lieder mit 181 Melodien. Der Großteil der Lieder reicht in die vorreformatorische Zeit zurück, ca. 45 sind protestantischen Ursprungs - manchmal mit dem Hinweis „incerti authoris“ versehen -, 57 sind Kontrafakturen (weltliche Melodien), des weiteren finden sich „moderne“ barocke Lieder wie jene von Friedrich Spee; 23 tragen den Verweis „D. G. C.“, wobei nicht geklärt ist, ob Corner der Dichter und/ oder der Komponist der Lieder ist. Corner sei mit diesem Repertoire, so Johandl, dem singgewohnten und sangesfreudigen Volk entgegengekommen. „Er wollte den Rekatholisierten die Gewohnheit des ‚verführerischen Singens‘ nicht nehmen“ 18 , verfolgte also mit seiner 14 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1005. 15 Lipphardt, Beuttner 1602, S. 5* f. 16 Liedaufstellung der 7. Aufl. von 1660 bei Bäumker I, S. 159-162; ab 1625 werden zwölf Lieder ergänzt (Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1005). 17 S. auch Walther Lipphardt, Die älteste Ausgabe von Beuttners Gesangbuch, Graz 1602, in: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie 7, 1962 (S. 134-149) und 8, 1963 (S. 143-152). 18 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1005. Sonja Ortner 168 Kompromissbereitschaft ähnliche Strategien wie schon Gigler. Bekannt sind bis 1676 insgesamt sieben Auflagen. Die erste Wiener Ausgabe wurde noch beim kaiserlichen Hofbuchdrucker Gregor Gelbhaar gedruckt und verlegt, ab 1658 übernahm dies Johann Jacob Kürner. In der Barockzeit war Corners Gesangbuch weit verbreitet, im 19. Jahrhundert bedienten sich Joseph Mohr und Heinrich Bone seines Repertoires. 19 Dem Titelwortlaut kann man entnehmen, daß die Gesänge „auß gar vielen Alt und Neuen Catholisch. Gesangbuechern in ein gute und richtige Ordnung zusammengetragen, auch theils von Neuem gestellet“ wurden - insgesamt führt Corner im Vorwort 30 Quellen an, namentlich Leisentrits Gesangbuch, Ulenbergs Psalter oder Georg Voglers Katechismus. In der Dedikation (1631) berichtet er, er habe „[…] auß all den Catholischen Gesangbuechern, so ich damaln haben koennen, ein zimblich groß Buch zusamb getragen, auch dasselbe mit allerley nuetzlichen Gesängern, welche zu Hauß vnnd zu Kirchen, wie auch bey Processionen vnd Kirchfahrten zu allen vnterschiedenen Fasten vnd Jahrszeiten deß Jahrs koenen gesungen werden, so reichlich vermehret, daß ich es nicht vnbillich das Groß Catholische Gesangbuch tituliren koennen.“ In kurzer Zeit seien 2.000 Exemplare verkauft worden, „also daß ich zu einer newen edition von vielen fuernehmen Orten zu mehrmalen ersucht, auch durch vberschickung anderer gar nuetzlicher Newer vnd alter Gesänger, den vorigen zu inferiren, angelangt vnd angetrieben worden“. 20 Er habe dieses Werk in der Folge korrigiert und Gesänge ausgetauscht, „damit das Buch nicht all zu groß vnd vnbequem zu brauchen wuerde“. Bedient habe er sich dabei „kleine(r) doch sehr gute(r)“ Gesangbücher, die erst kürzlich in Mainz, Köln, Würzburg, Heidelberg, Amberg und anderen Orten erschienen sind. Ein Mitglied einer Bruderschaft des Grazer Jesuitenordens gab 1644 die Himmelische Harmaney Oder Außerlesene Catholische Gesänger heraus. Sie „Seynd dienstlich allen Teutschen Bruderschafften vnnd der lieben Jugendt der Christlichen Lehr“ und können auch bei Kirchfahrten, bei der Arbeit oder auf Reisen „zu Wasser vnd Landt“ gesungen werden. Die 64 Lieder, von denen 18 nur als Text vorliegen, lassen sich in Gesänge für das Kirchenjahr, Sakraments-, Marien-, Heiligen- und eschatologische Lieder gliedern. Fast die Hälfte der Lieder ist zeitgenössisch: Sie wurden zwischen 1621 und 1628 19 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1005; s. dazu folgende Artikel: Corner, P. David Gregor OSB, in: Österreichisches Musiklexikon 1, 2002, S. 286. - Robert Johandl, David Gregor Corner und sein Gesangbuch. Eine bibliographische Skizze, in: Archiv für Musikwissenschaft 2, 1920, S. 447-464. - Ernst Tittel, David Gregor Corner und sein Gesangbuch, in: Singende Kirche 15/ 3, 1968, S. 108-112. 20 Zit. nach Bäumker I, S. 216 f. Österreich 169 von Friedrich Spee geschaffen. 21 Inwieweit dieser 168-seitige Druck von Ernst Widmanstetters sel. Erben Verbreitung fand, ist nicht bekannt. Die ebenfalls von den Jesuiten besorgte Davidische HARMONIA (Wien: Johann Jacob Kürner) enthält 115 Kirchenlieder, 95 mit Melodie, für alle hohe Fest durch das gantze Jahr, wie auch auff andere Zeiten vnd Fälle. Zusammen getragen Auß vnterschidlichen GesangBüchern (1659). Die 74 protestantischen Lieder - das sind zwei Drittel der Gesamtzahl! - zählen zum „Kernrepertoire des lutherischen Kirchengesangs“ (Praßl), sind aber gemäß Vorwort ursprünglich katholischer Herkunft und hiermit wieder „gesäubert“ worden. Hauptzweck des Buches ist es, den Rekatholisierten die Freude am Kirchengesang zu erhalten 22 , zu dessen Rechtfertigung man auf Corners Vorrede in der Geistlichen Nachtigal verweist. 1666 wurde die Davidische Harmonia in Augsburg deutlich erweitert und unter dem Titel Rheinfelßisch Deutsches Catholisches Gesang-Buch neu aufgelegt (mehrentheils dem Wienerischen/ Davidische Harmonj genannt/ nachgedruckt). 10.2.2 Neue Frömmigkeitsformen „In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts geht die Schaffung klassischer, von der Gegenreformation bestimmter Gesangbücher zurück; inhaltlich hat sich der Schwerpunkt vom Kirchenjahr auf die Anbetungsfrömmigkeit verlagert.“ 23 Diese Bewegung tragen vor allem Orden - Dominikaner und Kapuziner - und (mit ihnen verbundene) Bruderschaften. Den höchsten Bekanntheitsgrad erreichen die zahlreichen Schriften des Laurentius von Schnüffis, die zumeist in Konstanz erschienen sind. 24 Doch auch aus den österreichischen Kernlanden finden sich einschlägige Beispiele in beachtlicher Zahl. So gab die Rosenkranz-Bruderschaft des Dominikanerordens 1636 eine Erbauungsschrift mit dem Titel Himmels Schlüssel heraus (Druck: Matthaeus Cosmerovius Im Coellnerhoff ), Beschriben durch R. P. T. Albertum Sollinger Prediger Ord. der H. Schrifft Lectorem Suppriorem, vnd Ordinari Prediger Jn Wien (zitiert nach RISM 1649/ 08). Die (dritte) Ausgabe von 1653, die auf dem Titelblatt die Jahreszahl 1636 führt und daher mit der Erstausgabe ident sein dürfte 25 , enthält im fünften Teil 74 Andächtige Geistliche Gesäng, 21 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1005. 22 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1005. 23 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1006. 24 Der aus dem heutigen Vorarlberg gebürtige Laurentius von Schnüffis war ein bedeutender Prediger des Spätbarock, aber auch Komponist. Zunächst war er am Innsbrucker Hof als Schauspieler angestellt, später publizierte er als Kapuziner der vorderösterreichischen Provinz unter anderem den Schäferroman Philotheus (Hohenems 1665, Wien 1678) mit „eingestreuten Liedern und Melodien“ (Bäumker III, Nr. 38). Viele Bücher wurden über seinen Tod hinaus veröffentlicht. 25 Auch die Ausgaben von 1649 und 1653 haben annähernd dieselbe Seitenzahl (insgesamt über 900 S.! ). Sonja Ortner 170 vor vnnd nach dem Rosenkrantz durch das gantze Jahr zu gebrauchen mit 14 Melodien. 26 Diese Lieder wurden 1662 gesondert aufgelegt. In den Jahren 1648 und 1649 wurden in München je sechs Lieder gedruckt (Advent bis Weihnachten, Weihnachten bis Lichtmeß), wie sie zu Beginn der Ausgabe von 1653 stehen, vermutlich basierend auf der Ausgabe von 1636. Eine vierte (? ) Ausgabe des Himmels=Schlüssels erschien 1690/ 1691, hergestellt von der Hofbuchdruckerin Susanna Christina Cosmerovin. Ob es eine Verbindung zum bereits 1631 erschienenen Buch Andächtige Vbung Vnd Geistliche Gesäng des Heyligen Rosenkrantzes IESV MARIAE, Durch das gantze Jahr vor vnnd nach dem Rosenkrantz in den Bruederschafft Kirchen bey Wallfahrten vnd im Hauß zugebrauchen gibt, das der Generalprediger und Dominikaner-Superior zu Wien Eustachius Mayer besorgte und das ebenfalls im Cöllnerhoff (damals aber von Mattheus Formica) gedruckt wurde, muß noch verifiziert werden. Jedenfalls druckte man es 1638 in Augsburg nach. Mit dem Titelwortlaut fast ident sind die Schoenen Andaechtigen Geistlichen Gesäng von 1671 und 1739 (! ), die bey den Predigern in Wienn vor- und nach dem Rosenkrantz durch das gantze Jahr […] gesungen werden und ebenfalls Melodien enthalten. Die Ausgabe von 1671 wurde wie der Himmels Schlüssel von Matthaeus Cosmerovius gedruckt, von Albert Sollinger zusammengestellt 27 und umfaßt 200 Seiten, entspricht also im Umfang dem oben genannten Liedteil von 1653. Bei derselben Wiener Offizin erschienen übrigens weitere einschlägige Titel, wie die Ehrliche Gemueths-Erquickung/ Das ist: Vnterschiedliche annehmliche Gesänger/ Mit Trostreichen sittlichen Lehren vntermischet/ Sambt beygesetzten Melodeyen/ von neuen gemacht vnd zusammen getragen, gedruckt zunächst bei J. Chr. Cosmerovius (1677), dann bei der R. K. M. Hoffbuchdruckerin Susanna Christina Cosmerovin (1686). Hinweise auf Herausgeber oder den Zweck dieses Büchleins, das 32 Lieder enthält und mindestens drei Auflagen erfährt, gibt es keine. Drei Jahre später ging ebenfalls bei Susanna Cosmerovin ein Zeugnis für das lokale Brauchtum in Vnder Oesterreich/ dem Closter Seitenstaetten […] zugehoerig in Druck: Die Sonntags-Berger Wallfahrt (1689) enthält Dreifaltigkeitslieder für die gleichnamige Bruderschaft sowie für alle Wallfahrer. Aus dem heutigen Vorarlberg ist uns die zweimal in Bregenz, später auch in Konstanz und Kempten aufgelegte PRAXIS Catechistica (1659, 1661) des Benediktiners Placidus Spies aus dem Kloster Ochsenhausen in Schwaben überliefert. Sie enthält acht Lieder. Aus der Reihe der in diesem Bereich publizierenden Ordensmitglieder sei neben dem Augustinereremiten P. Sebastian a San Vincentio (Weihnaechtlicher Seeln Jubel, Wien 1657) noch eine Frau, nämlich die Prämonstratenserin A. Jacobina von Questenberg mit ihren 26 Zit. nach Bäumker IV, Nr. 89. 27 gemäß RISM 1671/ 10 Österreich 171 Andaechtigen Geistlichen Gebett, Hymni, Collecten vnd Psalmen von 1673 erwähnt. 28 Auch aus Salzburg sind zwei Drucke nachweisbar, die zwar keine Gesangbücher sind, doch Lieder (ohne Melodien) enthalten: 1667 das Mariale Processionale mit acht Marienliedtexten sowie 1674 das Catechismale mit „vielen eingestreuten Liedern“, beide besorgt vom Kapuziner und Liederdichter Prokop von Templin. 29 10.3 Das 18. Jahrhundert Dieses Jahrhundert läßt sich - bedingt durch politische Maßnahmen - in zwei Abschnitte gliedern: War die Herstellung von Gesangbüchern zunächst in erster Linie von den Bemühungen der jesuitischen Mission bestimmt, so fanden die unter Kaiserin Maria Theresia und insbesondere Kaiser Joseph II. einsetzenden Reformbestrebungen, in deren Kontext unter anderem die in Kirchenmusik und religiösem Brauchtum verbreiteten barocken Gestaltungsformen eingedämmt wurden, auch im Kirchenlied entsprechenden Niederschlag. Der Schwerpunkt der Gesangbuchproduktion lag weiterhin in Wien. Besonders markant setzte die Vermarktung von speziell für den Schulgebrauch konzipierten Gesangbüchern ein. Auch Wallfahrtslieder füllten bis zur Jahrhundertmitte ganze Bücher. 10.3.1 Wallfahrt, Mission, Katechese Eine Erscheinung des 18. Jahrhunderts sind Gesangbücher für die Marienwallfahrt, die neben die bislang verbreiteten Liedflugschriften treten und im Gegensatz zu diesen Lieder für eine Mehrzahl von Wallfahrtsorten vereinen. Hierher gehören die Marianischen Lob- und Bitt-Gesänger/ Absonderlich Fuer die Kirchfarten an Marianische Gnaden-Orth zu gebrauchen, die 43 Lieder enthalten - davon zehn mit Melodien - und 1733 von der Katechetischen Bibliothek der Societas Jesu publiziert wurden. 30 Dieses Institut gab die meisten Wiener Drucke der Zeit heraus 31 , so auch die Catholischen in Reim verfaßten Lehren von 1725, die den Zweck hatten, „Jn denen Missionibus dem Volck vorgesungen/ und außgeleget“ zu werden. Eine Fortsetzung dürften die 1737 erschienenen und bei Leopold Johann Kaliwoda gedruckten Geistlichen In Reim verfaßten Lehren sein, mit 79 Liedern und 22 Melodien. 28 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1006. 29 Bäumker I, Nr. 425, 448. In Wien und Passau erschien 1661 das Eucharistiale mit Liedern über das Altarsakrament (Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1005 f.); s. auch Bäumker I, Nr. 412. 30 Ein dritter Teil erschien 1736. Entsprechende Wallfahrtsliederbücher finden sich etwa in Brüx 1752 (Marianischer Wallfahrts-Stern) und in Köln 1744 (Marianischer Leitstern). 31 Nicht näher eingegangen wird an dieser Stelle z. B. auf die bei RISM erfaßten drei Drucke 1737/ 02-04 kleineren Umfangs, geistliche Lieder für den Alltag bzw. Liedblätter. Sonja Ortner 172 Sie wurden um 1750 sowie 1753 neuerlich aufgelegt, in letzterem Fall beim Universitätsbuchdrucker Franz Andre Kirchberger und in stark erweiterter Form. Melodien des Druckes von 1737 finden sich übrigens in dem im gleichen Jahr ebendort publizierten, auch von Kaliwoda gedruckten und von der Katechetischen Bibliothek verlegten GOTT-Lob Singenden Jahr mit knapp 200 Liedern für das gesamte Kirchenjahr. 32 In den „Vor=Erinnerungen“ wird darauf aufmerksam gemacht, daß man die Lieder auch zum Lesen gebrauchen könne und daß „etliche alte und bekante“ darunter seien, die adaptiert wurden. 33 1750 erschien ebenfalls in Wien Der Katechismus mit den drei Schulen und gewöhnlichen Gesängen des Jesuiten und Pädagogen Ignaz Parhamer. 34 Der Titel bezieht sich auf dessen Fragbüchlein in drey Schulen ordentlich eingetheilet, mit beygesezten Gesängen, das in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unter leicht abweichenden Titeln eine Vielzahl von Auflagen in Bayern und der Habsburgermonarchie erlebte, wovon einige ausdrücklich für die Mission bestimmt waren. Auch die Dominikaner stellten sich in den Dienst der Mission. Raymundus Bruns ist der Herausgeber des im gesamten deutschen Sprachraum verbreiteten und mit über 700 Seiten besonders umfangreichen Catholischen Unterrichtungs= Gebett= und Gesangbuchs, das vor seinem Erscheinen in Wien 1754 bereits zweimal in Berlin (erstmals 1738) und 1745 in Halberstadt in dritter Auflage 35 ediert worden ist. In letzterem heißt es im Untertitel, daß es zum Gebrauch der Missionen In denen Königl. Preußischen Ländern vorgesehen sei. Im Zuge der jesuitischen Volksmissionen entstanden vielerorts im deutschen Sprachraum zumeist recht schmale Missionsgesangbücher, die sich mehr oder weniger eng an die 1717 in Heidelberg erschienenen Geistlichen Gesänger und Gebeter zum Gebrauch der heiligen Mission anlehnten. Für die „Jm Land Tyrol eingefuehrte Heilige MISSION“ schufen die Jesuiten 1721 die Christlichen Gesänger mit 41 Seiten. 1739 erschien ein weiteres Missions- Büchlein in Innsbruck mit nunmehr 165 Seiten. Es ist trotz unterschiedlicher Seitenzahl angeblich identisch mit dem gleichnamigen aus Bamberg. 36 32 Gemeinsam mit den Faszikeln GOtt Lob=singender Tag, GOtt=Lob=singende Wochen sowie den Christlichen Lehr-Gesängern ergibt dies „ein umfangreiches Gesangbuch“ (Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1007). 33 Zit. nach Bäumker IV, Nr. 139. 34 Parhamer setzte sich für den Schulbesuch und die religiöse Unterweisung ein, verfaßte Katechismen und baute die Christenlehrbruderschaft aus. Seit 1759 leitete er das Wiener Waisenhaus, das für ähnliche Einrichtungen der österreichischen Monarchie zum Vorbild wurde. 1781/ 82 amtierte er als Rektor der Universität Wien. 35 Mit noch wesentlich geringerem Umfang! 36 So jedenfalls Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1007. - Ebenfalls in Innsbruck verlegt, aber in Augsburg gedruckt wurde das fast 750 Seiten starke, vom Kapuziner und Theologieprofessor Jordan Annaniensis herausgebrachte Predigtbuch mit Liedern Hell-klingender Ehren- Schall (1724). Österreich 173 Zunächst in St. Georg bei Tollet, später in Schwanenstadt im heutigen Oberösterreich wirkte Pfarrer Johann F. Gessel. Er zeichnet für eine Reihe von kleineren Drucken verantwortlich, die seit 1726 anfänglich in Passau und dann in Linz herauskamen, teilweise mehrere Auflagen erlebten und sich inhaltlich in die spätbarocke Liedkatechese einordnen. Darunter finden sich Titel wie Des gutmeinenden Petriners Catechißmalisches Vergiß Mein Nicht von 1743 oder Des gutmeinenden Petriners Monatliche Seelen-Speiß von 1746. Ebenfalls noch spätbarocker Frömmigkeit verpflichtet sind die Geistlichen Lieder, welche das Jahr hindurch bey denen Kinderlehren von der auswendigen Schuljugend deren Ursulinerinnen pflegen abgesungen zu werden, die 1770 in Graz bei den Widmannstätterschen Erben erschienen und zu den letzten Produkten dieser Epoche in den Habsburgerländern zählen dürften. 10.3.2 Der Einbruch der Aufklärung 10.3.2.1 Die Zeit Maria Theresias (bis 1780) Die Aufklärung wird in den Habsburger Ländern früher und entschiedener als andernorts obrigkeitlich durchgesetzt. Für die Art, in der dies geschah, liefern die Vorgänge am Wiener Stephansdom ein gutes Bild. Noch 1744 waren in Brünn Andächtige Kirchen=Gesänger gedruckt worden, so Jn der Hohen Metropolitan-Kirchen Bey St. Stephan, In Wienn, Alle Sonn= und Feyertäg Vor der Predig Dem Volck von der Cantzel vorgesungen werden. 37 Bäumker spricht von „14 zum Theil alten Liedern ohne Melodien“. Dreißig Jahre später schuf man für dieselbe Kirche neuerlich ein Gesangbuch: Die 17 Geistlichen Lieder zum Gebrauche der hohen Metropolitankirche bey St. Stephan in Wien und des ganzen wienerischen Erzbisthums 38 von 1774 wurden „unentgeltlich in allen Kirchen für das Volk in einer nicht kleinen Zahl vertheilet und in den Kirchen abzusingen, mit Verboth und Unterdrückung der vorigen Lieder, verordnet […]“. 39 Herausgeber und Dichter der Texte - darunter auch das Lied „Tauet Himmel den Gerechten“ - ist Michael Denis. 1783 wurde das Büchlein in erweiterter Form bei Franz Leopold Grund, später noch bei Ignaz Grund aufgelegt. 40 37 Zit. nach Bäumker III, Nr. 192. 38 Gedruckt mit Schulzischen Schriften, ausführlich bei Bäumker III, Nr. 272. 39 Zit. nach Hans Hollerweger: Die josephinischen Gesangsbücher, in: Singende Kirche 26, 1978/ 79, S. 105. 40 Eine Nachlese zu Sined’s [= Michael Denis’] Liedern wurde 1784 von Joseph von Retzer in Wien herausgegeben. Ob selbst noch die vermutlich 1830 gedruckten Melodien aller deutschen Kirchenlieder, welche in der Haupt= und Metropolitankirche zu St. Stephan in Wien das ganze Jahr hindurch von dem Volke gesungen werden, herausgegeben von Joseph Preindl (bei Pietro Machetti), mit Denis’ Gesangbuch in Verbindung stehen, wurde noch nicht überprüft. 1778 druckte man übrigens mit Erlaubnis der Oberen Geistliche Lieder, zum Gebrauche der Kollegiatkirche bey St. Wenzel in Nikolsburg (im heutigen niederöster- Sonja Ortner 174 Die von der Regierung ab der Jahrhundertmitte veranlaßten Änderungen im Bereich des religiösen Lebens fanden unmittelbar ihren Niederschlag in der Gesangbuchproduktion: 1756 erschien in Innsbruck, ebenso wie etwa in Graz, Linz oder Passau 41 , ein schmales Bändchen mit dem Titel Auserlesenes Meß=Gesang Auf alle Theile Der Heiligen Messe eingetheilet. Der kleinformatige Druck geht auf die Initiative von Kaiserin Maria Theresia persönlich zurück und ist symptomatisch für den Beginn einer neuen Epoche in der Geschichte des Kirchenliedes, dessen Schwerpunkt „sich nun nach fast 200 Jahren wieder auf die Meßliturgie zu verlagern“ begann. 42 Maria Theresia wünschte damit die allgemeine Einführung des Meßgesanges „Kommt, lasset uns Gott ehren“, der in Wien, Nieder- und Oberösterreich bereits mit Erfolg gesungen wurde. 43 Neun Jahre später, 1765, veröffentlichte man dasselbe Meßlied, wiederum in Innsbruck bei Michael Anton Wagner, in dem Heftchen Andaechtiges Messgesang, Welches in Sonn= und Feyertaegen bey dem Amt auf allerhoechste Verordnung Jhrer Kaiserl. Koeniglich=Apostolischen Majestaet gesungen wird. Auf Italienisch findet sich das dem Meßlied entnommene, nach der Wandlung zu singende „Freut euch, ihr lieben Seelen“ in den sechseitigen Geistlichen Liedern/ Canzoni spirituali von 1753, So bey dem löblichen Wasquetzischen Infanterie Regiment, Unter der Heil. Meß abgesungen werden. Eine volkssprachliche Liturgie gehörte zu den Kernanliegen der Aufklärung. In diesem Sinne legte der am Theresianum in Wien lehrende Franz Xaver Riedel 1773 mit den Liedern der Kirche aus den roemischen Tagzeiten, und Meßbuche uebersetzt 156 Übertragungen von Hymnen und Sequenzen aus Brevier und Missale vor. Dem Textbuch wurde ein musikalischer Abschnitt mit 57 neu komponierten Melodien beigefügt, die zwar weitertradiert wurden, sich aber letztendlich nicht durchsetzen konnten. Die Lieder der Kirche wurden vielfach als Quelle benutzt, so etwa auch von Kohlbrenner für sein Landshuter Gesangbuch. 44 Als Staatsstück der habsburgischen Gesangbuchproduktion kann das großformatige Katholische Gesangbuch, auf allerhoechsten Befehl Ihrer k. k. apost. Majestaet Marien Theresiens zum Druck befoerdert gelten. Primär für den Gebrauch in der Kirche bestimmt, sollte es im ganzen Land Verwendung reichischen Grenzgebiet). Der Druck mit 15 Liedtexten trägt einen ähnlichen Titelwortlaut und beinhaltet fast dieselbe Liederzahl wie Denis’ Gesangbuch. 41 Für diese Städte existieren Exemplare (s. Hollerweger, Die josephinischen Gesangsbücher, S. 108/ Fußnote 2). 42 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1008. 43 Dieses Meßlied diente Ignaz Franz als Anregung für sein eigenes, „Wir werfen uns darnieder“, „welches der Kern des josephinischen Normalgesanges wurde und zu den bis in die jüngste Zeit flächendeckend bekannten Liedern der alten Donaumonarchie zählte“ (Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1008). 44 Hollerweger, Die josephinischen Gesangsbücher, S. 105; Dorneger, Das 19. Jahrhundert, S. 59. Österreich 175 finden, hatte aber nur eine verhältnismäßig kurze Lebensdauer. 45 Es erschien ohne Angabe einer Jahreszahl wohl in mehreren Auflagen zwischen 1774 und 1780 in Wien im bereits genannten Verlag der katechetischen Bibliothek und ist gleichsam ein Spiegel der habsburgischen Religionspolitik, die sich unter anderem durch vermehrte Eingriffe in die Befugnisse der Kirche äußerte und ihren maßgeblichen Einfluß schon im Titel des Buches prominent dokumentierte. Von den 87 Liedern stammen 47 von Ignaz Franz, dem aus Schlesien gebürtigen Priester, Theologen und Kirchenlieddichter, der das berühmte Lied „Großer Gott, wir loben dich“ schuf. 46 Das im ungewöhnlichen Querformat hergestellte Buch enthält neben Gesängen für das Kirchenjahr Heiligen-, Meß-, Predigt- und Segenslieder. Das Augenmerk der die Aufklärung tragenden Instanzen richtete sich von Beginn an auf die Schulen. So wurden in Innsbruck 1770 und wiederholt 1771 Geistliche Gesänge gedruckt, die - wie der ausführliche Untertitel verrät - besonders für Lehranstalten gedacht waren: Geistliche Gesänge, in welchen die christkatholischen Glaubens- und Sittenlehren zum leichtern Begriff der christlichen Schuljugend und gemeiner Leute auf dem Lande vorgetragen werden, und derselben Gebrauch sowohl täglich in den Schulen, als bey jeder Christenlehre, oder auch andern Gottesdiensten, sonderbar in den öffentlichen Processionen eingeführet wird. Hier verblüfft der Hinweis auf die Prozessionen, die von Maria Theresia gerade in dieser Zeit stark eingeschränkt und 1782 fast gänzlich eingestellt wurden. Die Geistlichen Gesänge wurden jedenfalls 1780 (? ) in Brixen im Verlag des hochfürstlich bischöflichen Priesterhauses neuerlich aufgelegt. Nach Einführung der allgemeinen Schulpflicht durch Kaiserin Maria Theresia (1774) 47 wurden 1775 von staatlicher Seite die Katechetischen Gesänge zum Gebrauche in den Deutschen Schulen der k. k. Erblaender […] im Verlagsgewoelbe der deutschen Schulanstalt bey St. Anna in Wien zunächst mit 13 Liedern publiziert. Spätestens vier Jahre später 48 erschienen sie, nunmehr auf 38 Lieder aufgestockt, unter dem aufschlußreichen Titel Verbesserte, Katechetische Gesänge, welche nun nach der Ordnung und dem Inhalte des fuer die k. k. Staaten vorgeschriebenen Katechismus sind abgeaendert wor- 45 Bei den Olmützer Geistlichen Liedern von 1788 wird im Titel Bezug auf das theresianische Werk genommen, womöglich auch beim Druck Drey(er) Kirchenlieder für Ravelsbach (Niederösterreich) 1805. 46 Ausführlicher zu diesem Liederbuch schreibt Bäumker III, Nr. 273 und IV, Nr. 180. 47 Ein interessantes Detail am Rande ist, daß Propst Ignaz Felbiger vom Augustiner-Chorherrenstift Sagan in Schlesien, der für jenes Gesangbuch verantwortlich zeichnete, in dem „Wir werfen uns darnieder“ erstmals gedruckt wurde (s. unten), an der Einführung der Schulpflicht maßgeblich beteiligt war (Karl Dorneger, Das 19. Jahrhundert im deutschsprachigen katholischen Kirchenlied, in: Bulletin der IAH 22, 1994, S. 59). 48 Bäumker nennt eine Neuausgabe bereits für das Jahr 1778. Diese habe auf die 1780 in Dillingen gedruckte Harpfe Davids Einfluß genommen (vgl. Bäumker III, Nr. 293 und 298). Sonja Ortner 176 den. Nebst einem Anhange von Liedern zu der heiligen Messe und dem Segen. Ein eigener Band mit 22 Melodien samt Orgelbegleitung kam ebenfalls 1779 heraus. 1782 wurde diese Ausgabe mit 38 Liedern ohne Melodien vermutlich unverändert erneut aufgelegt. Ebenfalls schulischen Zwecken dienten die 1781 veröffentlichten Kirchengesänge zum Gebrauche der Schuljugend in der k. k. vorösterr. Stadt Bregenz mit 48 Seiten. 10.3.2.2 Das Gesangbuch von Franz Seraph von Kohlbrenner Als „österreichisches Gesangbuch“ wurde das Flaggschiff der Maria-Theresianischen Gesangbuchschöpfungen allerdings schon bald durch den Heiligen Gesang zum Gottesdienste in der roemisch=katholischen Kirche ersetzt, den Franz Seraph von Kohlbrenner auf eigene Kosten erstmals 1777 im bayerischen Landshut herausgebracht hatte. Die Melodien zu den Texten schuf ein Augustinerchorherr aus Chiemsee, Norbert Hauner. Noch im Erscheinungsjahr edierte man einen Auszug für die Münchener Schulen, innerhalb von fünf Jahren erschienen 16 Auflagen! 49 Dieser „Bestseller der Aufklärungszeit“ (Brenninger) wurde alleine bis 1830 dreißigmal aufgelegt. 50 Daß ein Gesangbuch bayerischer Herkunft eine solche Stellung erlangte, hängt damit zusammen, daß der Salzburger Erzbischof Hieronymus von Colloredo dieses nach der noch im Erscheinungsjahr von Seiten des Konsistoriums ausgesprochenen Empfehlung auch in seinem Hoheitsgebiet vorschreiben ließ und es in der Folge über das Fürstbistum Salzburg hinaus große Verbreitung im gesamten österreichischen Raum erfuhr. 51 In Österreich wurde es über die Schuljugend eingeführt und war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts in Gebrauch. Für die österreichische Kirchenliedgeschichte von Bedeutung ist dieses Gesangbuch nicht zuletzt aufgrund des darin erstmals gedruckten Meßlieds „Hier liegt vor deiner Majestät“, der sogenannten ‚Haydnmesse‘. 1781 veröffentlichte man in Salzburg einen Auszug aus dem Landshuter Gesangbuch, der erfolgreich Fuß faßte und zugleich schon eine Bearbeitung war. 1782 erschien Colloredos berühmter Hirtenbrief zur Zwölfhundertjahrfeier der Gründung des Bistums Salzburg, in dem er strenge Richtlinien für die Pflege und Förderung des deutschen Kirchenliedes erließ. Ein Jahr darauf, also 1783, erschien erstmals der zweite Teil des Landshuter Gesangbuchs, mit gnaedigster Genehmhaltung des hohen Erzbißthums Salzburg und versehen mit dem Zusatz: Zweyter Theil zur Andacht fuer Sonntaege, und hohe Feste 49 Vgl. hierzu und zum Folgenden: Sonja Ortner, Katholische Gesangbuchdrucke der Mozart- Zeit, in: Vokalmusik zur Zeit Mozarts. Bericht zum Salzburger Symposium der AGACH (Arbeitsgemeinschaft alpenländischer Chorverbände) im Juni 2006. Hrsg. vom Chorverband Salzburg in Zusammenarbeit mit dem Tiroler Volksliedarchiv Innsbruck, Salzburg, 2007, S. 53 ff. 50 Dorneger, Das 19. Jahrhundert, S. 56. 51 In Deutschland wurde es u. a. in Konstanz (1782), Essen (1785) oder Köln (1798) gedruckt; ebenso ist es für Mannheim, Koblenz, Trier und andere Orte bis mindestens 1850 belegt! Österreich 177 des Herrn. Das Buch umfaßt 282 Seiten und 24 Melodieseiten im Anhang und wurde, wie schon der Auszug von 1781, in Salzburg bei der Waisenhausbuchhandlung herausgebracht. 1784 und 1791 wird der erste Teil nachgedruckt. 52 Mit einem Anhang von Gebeten wurde Der heilige Gesang als Neue, vermehrte und verbesserte Auflage 1798 auch in Bregenz gedruckt. 10.3.2.3 Michael Haydns Deutsches Hochamt „Hier liegt vor Deiner Majestät“ Da sich angesehene Kirchenmusiker und -sänger über die zu schwierig und zu hoch gesetzten Melodien beklagten und ein Großteil des Volkes die neuen Texte nicht lesen konnte, beauftragte man keinen geringeren als Michael Haydn mit der Überarbeitung des ersten Teils des Landshuter Gesangbuchs. 1789 und 1790 53 erschien diese verbesserte Ausgabe. 1812 kam sie in dritter Auflage nochmals heraus, ausdrücklich mit „von Hrn. Joh. Michael Haydn verbesserter Musik“. 54 Das darin enthaltene „Hier liegt vor deiner Majestät“ wurde in der von Michael Haydn überarbeiteten Fassung auch separat gedruckt und trat so seinen Siegeszug an. Im Verlage der Mayerschen Buchhandlung in Salzburg veröffentlichte man 1795 das Deutsche vollstaendige Hoch-Amt mit den gewoehnlichen vier Singstimmen, zwey Hoernern und der Orgel. Zum Gebrauche fuer Stadt und Land. Der Text ist aus dem oesterreichischen Gesangbuche entnommen. In Musik gesetzt von Johann Michael Haydn, hochfuerstlich-Salzburgischem Conzertmeister. Eine zweite Auflage folgte 1797 sowie im Jahr 1800, wie dasselbe von den Zoeglingen des k. k. Waisenhauses in Wien gesungen wird. 55 Mit einem neuen Text versehen (! ) brachte Dominikus F. Kinsky 1815 und 1817 (3. Aufl.) in Brünn einen Meßgesang zur Musik von Haydn heraus. 56 Mit 1830 datiert Bäumker schließlich den Druck Michael Haydn’s deutsches Hochamt […] für Stadt= und Landkirchen. Für die Orgel und die gewöhnlichen vier Gesangstimmen (Wien: Tobias Haslinger) und zitiert dabei Folgendes aus der Allgemeinen Musikalischen Zeitung (1830, Nr. 26): Das Hochamt von M. Haydn werde in der k. k. Waisenerziehungsanstalt „von 4 bis 500 Zöglingen und Erwachsenen mit ungetheiltem Beifalle aller sie besuchenden Jn= und Ausländer, nicht nur andächtig abgesungen, sondern hat sich auch unter dieser Zeit im österreichischen Kaiserstaate, im katholischen Deutschlande, und in noch weiter entlegenen Provinzen bis Jrland [! ] so verbreitet, daß die vom Hrn. Sauer veranstaltete erste Auflage desselben schon seit mehreren Jahren gänzlich vergriffen ist …“. 57 52 Er entspricht aber vom Umfang her weder Landshut 1777 noch Salzburg 1781. 53 Die beiden Ausgaben dürften deckungsgleich sein, da die Seitenzahl ident ist; die Ausgabe von 1790 wurde allerdings bei einem anderen Drucker (Franz X. Duyle) hergestellt. 54 Bäumker IV, Nr. 329. Die Ausgabe stimmt inhaltlich mit jener von 1790 überein. 55 Mit dem Hinweis, daß das Meßlied auch mit „13stimmiger Jnstrumentalharmonie“ in der Sauer’schen K. K. priv. Kunsthandlung zu haben ist! 56 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1014. 57 Zit. nach Bäumker IV, Nr. 458. Sonja Ortner 178 10.3.2.4 Der Normalmeßgesang „Wir werfen uns darnieder“ Eine Fortsetzung der Bemühungen Maria Theresias um den Meßgesang und zugleich einen radikalen Eingriff in die Liturgie bedeutete es, als im Zuge der neuen Gottesdienstordnung von Kaiser Joseph II. der so genannte Normalmeßgesang 1783 per Gesetz vorgeschrieben und in zahlreichen Ausgaben, auch in slowenischer oder tschechischer Übersetzung, verbreitet wurde. Als „Normalmeßgesang“ wurde damit die Meßliedreihe „Wir werfen uns darnieder“ statuiert, die eine Bearbeitung der Fassung von Ignaz Franz 58 aus dem theresianischen Gesangbuch darstellt. Sie besteht aus einfachen, kurzen Gesängen und sollte nun alle bisher gebräuchlichen Lieder und selbst die barocke Figuralmusik ersetzen! In den meisten größeren Städten - bekannt sind Exemplare aus Wien, Graz, Innsbruck, Klagenfurt und Prag - erschien nun der Druck Normalmeßgesang, Litaneyen und Gebethe, wie dieselben bey der neuen Gottesdiensteinrichtung zu allgemeinem Gebrauche vorgeschrieben werden. 59 Ob die Inni per la Messa, Litanie ed Orazioni giusta la normale di Vienna (Wien, 1783) den Normalmeßgesang auch auf Italienisch beinhalten, geht aus Bäumkers Angaben nicht hervor. Interessant ist die Tatsache, daß just im selben Jahr in Wien auch zwölf Wallfahrt=Lieder zum Gebrauche des ganzen wienerischen Erzbisthums gedruckt wurden (Franz Leopold Grund) sowie auf Veranlassung der k. k. Normalschuldirektion in Prag die 120 Lieder zur öffentlichen und häuslichen Andacht mit Melodien größtentheils von den besten vaterländischen Meistern, darunter Gesänge von Ignaz Franz bzw. aus bereits genannten Gesangbüchern (z. B. den katechetischen Gesängen von 1778 sowie 1782 oder dem theresianischen Gesangbuch). 60 Und selbst noch zwei Jahre später, 1785, kam man mit dem Katholischen Gesangbuch zum Gebrauch der Pfarrgemeinde ob der Laimgrube (Wien, Druck: Matthias Andreas Schmidt) offenbar dem Bedürfnis „nach mehr“ als dem Normalmeßgesang entgegen. Ansonsten veröffentlichte man in diesem Jahrzehnt - abgesehen von den Neuauflagen (Katechetische Gesänge, Gesangbuch von Denis) - offenbar keine neuen Gesangbücher. Ebenfalls „im Grundischen Verlags=Gewölbe“ kamen 1780 61 , 1783 und nochmals 1793 die Gesänge zum Amte der heiligen Messe samt dem Gesange vor der Predigt heraus. Jeweils ein Jahr später, also 1784 und 1794, erschienen 58 Erstmals im Gesangbuch von Sagan/ Schlesien 1766 (s. dazu ausführlicher bei Dorneger, Das 19. Jahrhundert, S. 55). 59 In Innsbruck wiederholt 1786. 60 Über deren Verwendung in der Messe wird auf mehreren Seiten informiert. In der Vorrede liest man, daß diese Lieder schon seit einigen Jahren an der Prager Normalschule geläufig waren. Eine fünfte, vermehrte Auflage gab es 1805 (Prassl, Kirchengesangbuch, S. 1009). 61 Bäumker datiert den Druck ohne Jahresangabe (vermutlich zu früh) mit 1780 (Bäumker III, Nr. 299). Österreich 179 sie in Brünn 62 und 1796 neuerlich in Wien mit Gebeten (Hofbuchdrucker und Buchhändler von Trattnern). Noch 1854 ist ein Druck des Messliedes in Trient nachweisbar (Tiroler Landesmuseen/ Ferdinandeum). Die sogenannten gewöhnlichen Meßgesänge gliederte man auch bald Gebetbüchern ein, so etwa 1796 in das Christliche Gebethbuch […] Sammt den gewöhnlichen Meß= und andern Gesängen aus Korneuburg. Welche Lieder schließlich das 1780 in Pest 63 gedruckte Neue katholische Gesangbüchl zur heiligen Messe und Predigt. Zum Gebrauch bey dem öffentlichen Gottesdienste in den k. k. Staaten enthält, ist bedauerlicherweise nicht bekannt. Ende des Jahrhunderts erschien in Ofen ein vom geweßten oeffentlichen Tonlehrer der koenigl. Hauptnazionalschule zu Pressburg Franz Paul Rigler besorgtes Lehrwerk mit dem Titel Anleitung zum Gesange, und dem Klaviere, oder die Orgel zu spielen (1798). Dieses führt im ersten Anhang „KirchenGesänge, aus dem katholischen deutschen, und boehmischen Normalgesangbuche. nebst einigen verbesserten. und neuverfertigten; in den vier Landessprachen; Ungarisch, Deutsch, Schlowakisch [sic], Rusniakisch, mit drey- und vierstimmiger Begleitung der Orgel“. 64 10.4 Das 19. und 20. Jahrhundert Will man das 19. Jahrhundert mit Schlagworten versehen, so wären als Einflüsse auf die Gesangbuchproduktion folgende Faktoren zu nennen: Zunächst wirkten die Vorgaben der Aufklärungszeit nach (Liedanhänge in Gebetbüchern), die Revolution von 1848 zog aufgrund der allgemeinen Liberalisierung eine Vielfalt an Gesangbuchdrucken nach sich, die Romantik verursachte mit ihrer Rückbesinnung auf das Mittelalter, aber auch auf den Barock und durch das Interesse für die mündliche Überlieferung einen einschneidenden Wandel und eine Weitung des Repertoires. Es entstanden erste Anthologien, die hymnologische Forschung nahm ihren Anfang. Der Cäcilianismus schließlich bescherte den Gesangbüchern zahlreiche lateinische, vor allem gregorianische Gesänge und bestimmte mit seinen Vereinen wesentlich die Herausgabe der ersten Diözesangesangbücher mit. 65 Neben den klassischen Kirchendominieren Schulgesangbücher. Im 20. Jahrhundert setzten sich die Diözesangesangbücher fast flächendeckend durch und wurden dann 1975 vom Gotteslob, dem ersten Einheitsgesangbuch für die deutschen und österreichischen Bistümer, abgelöst. 62 Zumindest im Fall von Brünn 1794 konnte überprüft werden, daß es sich um den Normalmeßgesang handelt. 63 Pest, Ofen/ Buda und Óbuda wurden erst 1873 zu Budapest zusammengeschlossen. 64 Ein weiterer, bisher nicht näher beschriebener Druck liegt aus Essegg in Südungarn vor (1781). 65 S. dazu Dorneger, Das 19. Jahrhundert, passim. Sonja Ortner 180 10.4.1 Gebet- und Andachtsbücher mit Kirchenliedern Neben den im österreichischen Raum erst sehr spät entstandenen Diözesangesangbüchern wird die Gesangbuchlandschaft im 19. Jahrhundert geprägt von volksfrommen Gebets- und Andachtsbüchern, von Marien- und Wallfahrtsbüchern sowie von einer großen Zahl an Schulgesangbüchern. In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts griffen noch die Bestimmungen der bis 1850 gültigen josephinischen Gottesdienstordnung. Es kristallisierte sich ein Repertoire an Liedern heraus, „das - nicht zuletzt durch die Verbreitung im Pflichtschulbereich - zum Allgemeingut der katholischen Bevölkerungsmehrheit“ und zum „typisch österreichischen“ Kirchengesang avancierte. 66 Dieses Repertoire findet man vornehmlich in Gebetbüchern, die eben nur die tatsächlich gebrauchten Gesänge inkludierten. So wurden vielfach Gebetbücher von auswärts adaptiert und um die Meßgesänge erweitert. Allein in der Diözese Seckau approbierte man im 19. Jahrhundert etwa 400 Gebetbücher. 67 Insbesondere in Wien sind ab den 1820er Jahren zahlreiche Gebetbzw. Andachtsbücher erschienen, die geistliche bzw. kirchliche Lieder enthalten, meist in Form gesonderter Anhänge. So druckte Anton Strauß 1820 das Gebethbuch zur Erbauung gefuehlvoller Christen von Anton Slabe (verlegt bei Jos. Riedl, bürgerl. Buchbinder im Schottenhof ) mit zahlreichen Kirchenliedern, darunter die Singmessen von Kohlbrenner und Franz, „Großer Gott, wir loben dich“ usw. Vier Auflagen sind bekannt von der Koeniglichen Hals=Zierde; eine Sammlung der kraeftigsten Morgen=, Abend=, Meß=, Beicht= und Communion=Gebethe […] sammt einem Anhange sämmtlicher Kirchenlieder, erschienen 1822 als neue, vermehrte Auflage und zweimal ohne Jahreszahl, aber stets Gedruckt bey Leopold Grund, k. k. priv. Buchdrukker am Stephansplatze. In Ofen edierte man das Buch in scheinbar gekürzter Form 1847. Auch Die Himmelsharfe. Geistliche Dichtungen als Andachtsbuch für gebildete Christen. Sammt den vorgeschriebenen Kirchenliedern und Litaneien von K. J. Braun von Braunthal (1826) verließ die Grund’sche Offizin und war In Commission bey Friedrich Fleischer in Leipzig erhältlich. Nicht im Titel erwähnt, aber doch enthalten sind die Gesänge zum Gebrauche des öffentlichen Gottesdienstes im Gebetbuch Erkenntniss und Liebe von Johann Emanuel Veith, Domprediger an der Metropolitankirche zu St. Stephan (verlegt von Franz Riedl, k. k. Hof- und bürgerlicher Buchbinder, 1833). Aufschlußreich ist in diesem Zusammenhang der Hinweis im Gesangbuch mit Melodien, zum Gebrauche für die katholische Schul=Jugend, das 1853 von 66 Zum Kern zählten das Wiener und Salzburger Meßlied, das Predigtlied „In Gott des Vaters und des Sohns“, je eines für die Kirchenjahreszeiten (z. B. „Tauet Himmel“) und „Großer Gott, wir loben dich“ (Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1010; vgl. auch Dorneger, Das 19. Jahrhundert, S. 62, 74 f.). 67 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1010. Österreich 181 der Lehrer=Konferenz des Dekanates Thalheim im Kronlande Oesterreich ob der Enns in Wels mit Druckerlaubnis des bischöflichen Konsistoriums Linz herausgebracht wurde. Denn in der Vorrede des für den Schulgottesdienst bestimmten Büchleins wird erläutert, daß die 32 Lieder aus verschiedenen Andachtsbüchern (! ) kompiliert und bei den Melodien die in diesem Gebiet üblichen herangezogen wurden. 10.4.2 Schul- und Jugendgesangbücher Schon die Aufklärung hatte mit speziellen Gesangbüchern für den Schulgebrauch ihre Anliegen in breite Kreise zu tragen unternommen; über die bereits genannten hinaus etwa die 1807 erstmals erschienenen Meßgesänge für den Gottesdienst der studierenden Jugend in Kremsmünster. 68 Die Zweyte, vermehrte, und zur Unterstützung dürftiger Studierender veranstaltete Auflage von 1813 erhielt den geänderten Titel Gesänge zur öffentlichen Gottesverehrung der studierenden Jugend am Gymnasium zu Kremsmünster (erschienen bei Joseph Kastner, kaiserlich-königlichen privilegirten Buchdrucker und Buchhändler). Der Druck beinhaltet 39 Liedtexte, „vielfach protestantischer Herkunft“. Herausgeber ist Michael David Landsmann O. S. B., Religionslehrer am dortigen Gymnasium. 69 Aus der lokalen Einzelinitiative konnten sich Bücher von übergeordnetem Wirkungsinteresse entwickeln, so publizierte man am selben Ort 1823 die Gesänge der Andacht zur öffentlichen Gottesverehrung an katholischen Lehr- und Bildungsanstalten wie auch für andere katholische Gemeinden anwendbar. Mit Genehmigung und Gutheissung des Hochwürdigen Linzerischen Ordinariates, verlegt In Commission bey Joseph Fink, Buchhändler. Das Buch enthält 119 Liedtexte 70 , die Melodien sollten bei ausreichender Subskription gedruckt werden (Vorrede). 1841 kam eine zweite, verbesserte Auflage mit gleicher Liedzahl und gleichem Umfang heraus, nunmehr in Kommission bei Vinzenz Fink. Die dritte Auflage ist 1857 in Wien erschienen, 1881 folgte noch eine sechste, unveränderte Auflage. Das Buch wurde offenbar nie erweitert, denn es umfaßt stets dieselbe Seitenzahl. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang noch das mit einem Vorwort Johann Michael Sailers versehene Katholische Gebet= und Gesangbuch für nachdenkende und innige Christen, mit besonderer Ruecksicht auf die Bedürfnisse der studirenden Jugend von Johann Baptist Weigl, öffentl. ordentl. Professor der Moraltheologie und Kirchengeschichte am königl. baierschen Lyzeum zu Amberg. Es ist 1817 in Sulzbach erschienen, war aber auch in Wien 68 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1012. 69 Bäumker IV, Nr. 339. 70 Darin findet sich u. a. eine Übersetzung des Normalmeßgesangs „Wir werfen uns darnieder“ ins Lateinische: „Prostrati ante thronum“ (Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1012). Sonja Ortner 182 bei Carl Gerold erhältlich. Die Melodien zu den 120 Liedertexten erschienen gesondert im selben Jahr. Eine wahrhafte Hochkonjunktur erlebten Schul- und Jugendgesangbücher jedoch seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, was mit der „institutionell bedingten engen Verquickung von Kirche und Schule in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der Forcierung der katholischen Privatschulen in der zweiten Hälfte“ zusammenhängt. 71 Katholische Gesangbücher hatten in der Jugenderziehung sichtlich einen bedeutenden Stellenwert, vor allem für die Durchsetzung der jeweils neuen Frömmigkeitsrichtung, und das bedeutet ab 1850 der Restauration. Mit entsprechenden Drucken wurden alle Schultypen - von der Volksschule bis zum Gymnasium - sowie spezielle Schulen bedient. Sie enthalten bis zu vierstimmige Sätze. Die Produktion war dementsprechend von großer Vielfalt, allein in Graz - und vermutlich nicht nur dort - hatte jede bedeutende Schule ihr eigenes Gesangbuch. 72 Das 1902 gedruckte Magnificat! Kirchliches Gesangbuch zunächst für die Studierenden am fürstbischöflichen Knabenseminar in Graz (mit 60 Nummern und vierstimmigen Melodien) beispielsweise erlebte weitere Auflagen bis 1958. Schulgesangbücher in dieser Form sind ein Phänomen, das man in der gesamten Habsburgermonarchie findet, was die folgende, beliebig erweiterbare Zusammenstellung andeuten soll. Ihre Beziehungen untereinander bzw. zu anderen Gesangbuchtypen sind noch weitgehend unbekannt, sofern sie nicht schon aus dem Titel hervorgehen: So weisen sich die 1882 in Brixen erschienenen Katholischen Kirchen-Gesänge für die Schuljugend als ein Auszug aus dem Leitmeritzer Diözesan-Gesangbuche gesammelt von Josef Pietsch aus, womit vermutlich die 1844 für die böhmische Diözese herausgebrachten Katholischen Gesänge für die öffentliche und häusliche Andacht gemeint sind. In Wien erschienen gleich mehrere bedeutende Schulgesangbücher, die zeitweise die Funktion eines Diözesangesangbuches übernahmen bzw. zu diesem in Konkurrenz standen. So edierte man (Gebetund) Gesangbücher unter anderem für Real- und Gewerbeschulen (Vom Verfasser des homiletischen Reallexikons P. Franz Edmund Krönes, Haupt= und Realschullehrer zu Neutitschein, 2. Aufl. 1868), zum Privatgebrauche für die Zöglinge des Wiener f. e. Knaben=Seminars (1876) 73 oder für die oberen Klassen der Volks- und 71 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1012. 72 Die Information nach Dorneger, Das 19. Jahrhundert, S. 61. 73 Die Erzdiözese Wien gründete 1856 dieses Knabenseminar, das 1881 nach Oberhollabrunn (heute Hollabrunn, Niederösterreich) verlegt wurde. Deshalb brachte man auch dort 1896, wieder im Selbstverlag des fürsterzbischöflichen Knaben-Seminars, ein Katholisches Gesangbuch für die Studierende Jugend mit 15 vierstimmigen und 135 einstimmigen Liedern heraus. Auch noch 1906 erschien ein vom Wiener f. e. Ordinariat genehmigtes Gesangbuch dieses Titels, herausgegeben von Wilhelm Klein in Wien (auch mit einigen vierstimmigen Sätzen). Eine Fortsetzung fand das Buch 1927 als Gesangbuch für die Zöglinge des Kna- Österreich 183 Bürgerschulen (1877). Das 1884 von der Direktion des k. k. Waisenhauses in Wien herausgebrachte Gesangbuch zum gottesdienstlichen Gebrauche in katholischen Erziehungsanstalten umfaßt immerhin 400 Seiten. Vierstimmige Sätze enthalten die Choräle und Lieder für den öffentlichen Gottesdienst an Realschulen und Gymnasien (Wien und Troppau, 1874) sowie zwei Drucke aus den 1850er Jahren: Die Kirchengesänge für die Schüler der k. k. Ober=Realschule am Schottenfelde in Wien (1852) liegen in vier Stimmbüchern vor und die 46 Vierstimmigen Kirchengesänge für Studierende an Oesterreichischen Realschulen (1855) werden in der Vorrede als auch für den „einstimmigen Massengesang“ geeignet angepriesen, wobei in dem Fall die Orgel den vierstimmigen Part übernehmen sollte. 74 Nicht speziell für den Schulgebrauch, aber doch für die („katholische“ oder „studierende“) Jugend bestimmt waren die Meß-Gesänge und Kirchen=Lieder für die Jugend (3. Aufl. 1878), ein Gebet- und Gesang-Buch für die katholische Jugend 75 (1891) und Laudate Pueri Dominum. […] Gebet- und Gesangbuch für die studierende Jugend (1893), das 1910 noch eine dritte Auflage erlebte. 76 Trotz des allgemein gehaltenen Titels Kirchengesänge für Katholiken dürfte das in Korneuburg bei Wien gedruckte und vom bischöflichen Ordinariat approbierte Büchlein in der Schule Verwendung gefunden haben, da es vom Schuldirektor Johann Niernberger zusammengestellt wurde. 1891 kam bereits die sechste Auflage heraus. In Triest erschien 1885 in dritter und 1889 in vierter Auflage eine Sammlung katholischer Kirchenlieder für die Schuljugend. 77 Alle fünf greifbaren Klagenfurter Drucke sind Schulgesangbücher aus verschiedenen Verlagshäusern. 1850 gab ein Priester der Gurker Diözese in zweiter Auflage Gebethe und Gesänge für die katholische Schul=Jugend heraus 78 , 1856 folgten die Gesänge für katholische Realschulen, 1860 Gesänge für katholische Mädchenschulen, 1872 Kinderlieder für die Schul-Jugend und 1894 Magnificat anima mea dominum […] Ein katholisches Gebet- und Gesangbuch für Mittelschulen. In Temeschwar/ Timo ş oara im Banat, also im südlichen Teil des damaligen Habsburgerreichs erschienen 1857 zum einen die Gesänge für die katholische Pfarrkirche der Vorstadt Josephstadt in Temesvar, zum anderen die benseminars der Erzdiözese Wien, das, so Prassl, als Ergänzung zum Diözesangesangbuch angelegt war (Prassl, Kirchengesangbuch, S. 1018). 74 Bäumker IV, Nr. 663. Darin findet sich auch die „Deutsche Messe“ von Franz Schubert, „die zu dieser Zeit noch kaum in Kirchengesangbüchern zu finden war“ (Prassl, Kirchengesangbuch, S. 1012). 75 Denselben Titel trägt ein Pressburger Gesangbuch von 1850 (Bäumker IV, Nr. 614; Prassl, Kirchengesangbuch, S. 1012). 76 Prassl, Kirchengesangbuch, S. 1012. 77 Es sind dies übrigens die einzigen zwei Drucke, die die Datenbank Gesangbuchbibliographie für die Stadt an der Adria enthält! 78 Vgl. Fußnote 75. Sonja Ortner 184 Messgesänge für die Schuljugend, die 1859 in den Meßgesängen für die Jugend eine Fortsetzung erfahren haben dürften. 79 1923 und nochmals 1943 gab die Priester-Marien-Kongregation der Tschanader Diözese 80 ein 176seitiges Gebet- und Gesangbuch für die katholische Schuljugend heraus (Verlag: Der Landbote). Ein Jahr später, 1924, erschien es - noch präziser im Wortlaut - als Katholisches Gebet- und Gesangbuch für die katholische Schuljugend vermehrt auf 192 Seiten. 81 1933 wurde es nochmals unter diesem Titel vom neu errichteten Bistum Temeschwar (Druck: Sonntagsblatt) schließlich mit 235 Seiten veröffentlicht. Aufgrund der Titelgebung könnte es vom Wiener Gebet- und Gesangbuch (1912) beeinflußt sein. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts erschienen in Pest vier Liederbücher speziell für die Schuljugend, unter anderem 1858 die Schul- und Kirchenlieder von Jakob Haller, zweisprachig in Deutsch und Ungarisch, oder das vom erzbischöflichen Ordinariat von Gran approbierte und von C. Rössler besorgte Gebet- und Gesangbuch für die katholische Schuljugend (1860). Zur selben Zeit und ebenfalls mit deutschen und ungarischen Texten kamen in Ofen von Anton Reigl gesammelte Messgesänge und Kirchenlieder für die Schuljugend (1870) heraus - eine Fortsetzung der beiden fast gleichlautenden Temeschwarer Drucke von 1857 und 1859? In Ödenburg/ Sopron findet sich 1806 eine zweite Auflage des Gesangbuchs für die katholische Schuljugend in Oedenburg, 1856 und wiederholt 1858 erschienen Kirchenlieder zum Gebrauche für die Schuljugend an der Normalschule zu Güns südwestlich von Ödenburg. 1893 schließlich gaben Joseph Hahnekamp und Anton Aisleitner das Gesang- und Gebetbuch. Zunächst für die katholische Schuljugend, jedoch auch für Erwachsene heraus. 10.4.3 Restauration Ein neues Verhältnis zu den durch die Aufklärung weitgehend verdrängten alten Liedern kündigt sich in den romantischen Sammlungen und Anthologien an, wie etwa jenen von Johann Peter Silbert, die 1820 unter den Namen Die heilige Lyra und Vom heiligen Sänger oder fromme Gesänge der Vorzeit (mit einer Vorrede von Friedrich von Schlegel) veröffentlicht wurden. Alte Kirchenlieder finden sich hier unter der geistlichen Lyrik, weniger als „Gebrauchstexte“. 1829 brachte Silbert außerdem die zweite Auflage des 79 Fast 40 Jahre später kam erneut ein Gesangbuch für den Nachwuchs heraus: Lobpreiset den Herrn! Katholisches Gebet- und Liederbuch für die fromme Jugend (1897). 80 Der Bischofssitz der ungarischen Diözese Csanád befand sich in Temeschwar. 1930 wurde der rumänisch gewordene Teil von Csanád zum Bistum Temeschwar erhoben (Kurt Küppers: Diözesan-Gesang- und Gebetbücher des deutschen Sprachgebiets im 19. und 20. Jahrhundert. Geschichte - Bibliographie. Münster 1987, S. 50). 81 Vgl. Laudate Pueri Dominum […] Gebet- und Gesangbuch für die studierende Jugend von 1893 mit derselben Seitenzahl oder Gebet- und Gesangbuch zum Gebrauche für die katholische Schuljugend von 1892, beide in Wien gedruckt. Österreich 185 Gebetbuches Gegrüßet seyst du, Maria! heraus, in das er auch Lieder aus der letztgenannten Sammlung aufnahm und damit in die Frömmigkeitspraxis einspeiste. 82 Sowohl Silbert als auch Schlegel und die Brüder Passy gehörten dem um Klemens Maria Hofbauer formierten Kreis zur Erneuerung des religiösen Lebens an, der sich gegen den Josephinismus und die Aufklärung richtete. 1830 und 1843 kamen die Orgeltöne des Redemptoristen Anton Passy 83 mit geistlichen Dichtungen, darunter Kirchenliedern, heraus. Sie wurden zunächst bei B. Ph. Bauer gedruckt und verlegt, dann bei Ueberreuter. Die zweite Auflage sei zwar gemäß dem Titelwortlaut unverändert, die Seitenzahl steigt jedoch von 590 auf 860. Die Melodien waren gesondert bei Thomas Haslinger in Wien erhältlich. Zu der mit 1840 datierten zweiten Melodieausgabe vermerkt Bäumker, daß diese „100 geistliche Lieder für eine Singstimme mit Begleitung der Orgel oder des Pianoforte“ enthält und daß die Melodien „zum Teil von den Komponisten neu erfunden, teils ältern geistlichen Volksliedern entlehnt“ seien. 84 Passy hat auch Lieder des Ordensgründers der Redemptoristen, Alfons Maria de Liguori, übersetzt. 85 Das in einem spätromantischen Sinne bewahrende Element der Restauration äußert sich in reger Sammlungstätigkeit, die sich nicht in der Archivierung erschöpft, sondern das Vorgefundene neu in die Tradition einzuspeisen bestrebt ist. 86 Zu den bedeutendsten Repräsentanten dieser Richtung gehören Josef Gabler und Remigius Sztachovics. Gabler gab 1884 in Linz mit der Neuen Geistlichen Nachtigal […] sechshundert religiöse Volkslieder mit ihren Singweisen heraus, die in der Diöcese St. Pölten gesammelt wurden (Katholischer Preßverein). 1890 wurde der Druck neuerlich unter dem modifizierten Titel Geistliche Volkslieder in Regensburg herausgebracht und auf 714 Lieder mit 387 Melodien vermehrt. Als Quelle dienten „handschriftliche Sammlungen der Vorbeter und Vorsänger bei Prozessionen und außerkirchlichen Volksandachten“, „[…] alte Liederdrucke und vier ältere in der Diözese erschienene Liederbücher. Die Melodien wurden aufgeschrieben, wie sie im Volke gesungen werden […]“. 87 In St. Pölten hatte Gabler, seinerzeit dort Pfarrer, bereits 1868 ein Gebet- und Gesangbuch für die studirende Jugend 82 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1013. 83 Der aus Wien gebürtige Passy war Kirchenhistoriker, Verfasser geistlicher Lyrik, Publizist und einer der beliebtesten Prediger seiner Zeit. Als Vertreter eines restaurativen Katholizismus verfaßte er u. a. Andachts- und Gebetbücher. 84 Bäumker IV, Nr. 534. 85 Vollständige Sammlung der geistlichen Lieder des Seligen Alphonsus Maria Liguori, metrisch übersetzt von Anton Passy, Priester aus der von dem Seligen gestifteten Versammlung des allerheiligsten Erlösers. Nebst einem Versuche von Singweisen zu zehn dieser Lieder von einem Mitgliede derselben Versammlung. Das Buch mit 28 Liedern erschien 1827 bei den P. P. Mechitaristen. 86 Zu diesen Vorgängen im einzelnen Christiane Schäfer, „Wunderschön prächtige“. Tübingen 2006, S. 143-146. 87 Bäumker IV, Nr. 866. Sonja Ortner 186 mit vierstimmigen Sätzen vorgelegt. Eine zweite Auflage erschien zehn Jahre später. 88 In Wien gedruckt (Mayer & Compagnie), aber bestimmt „für den deutschen Teil der Raaber Diözese“, der viele später dem Burgenland zugehörige Pfarreien unterstellt waren, ist das 1868 und 1869 verlegte Katholische Gebet- und Gesangbuch für Kirche und Haus. Es versammelt 390 meist ältere, auch volkstümliche Kirchenliedtexte. 89 Sein Herausgeber, der gelehrte Benediktiner Remigius Sztachovics, nahm lediglich solche Lieder auf, die in der Raaber Diözese bereits verbreitet waren. Sztachovics war Gymnasialprofessor, dann Bibliothekar und Archivar in der Abtei Martinsberg (Pannonhalma). Er stand in Verbindung mit dem Kreis um Guido Görres, unternahm volkskundliche Studien und legte im Burgenländischen Seewinkel umfangreiche Liedersammlungen an, aus denen das Eisenstädter Diözesangesangbuch Lobgesang später ebenso schöpfte wie der Heilige Gesang aus Steinamanger. 90 10.4.4 Marienlieder- und Wallfahrtsbücher Mit der Restauration erlebten auch die traditionellen Ausdrucksformen der Frömmigkeit eine Renaissance, die sich an der Liedproduktion ablesen läßt. Zahllose Publikationen galten der Marienverehrung. Am häufigsten aufgelegt wurden die Marianische Sodalin (Graz) und Maria, die Gnadenmutter (Wien). Von einigen ist eine siebte bzw. neunte Auflage bekannt (Unbefleckte sei gegrüßt, Wien; Lieder zum Gebrauch der marianischen Kongregationen, Klagenfurt oder Salve Regina, Linz). Für Österreich-Ungarn nimmt der Wallfahrtsort Mariazell eine herausgehobene Position ein. Bereits 1850 erschien - wohl nicht durch Zufall gerade in Graz - eine Sammlung kirchlicher Volksgesänge, die ausdrücklich zunächst für die Wallfahrter nach Maria Zell bestimmt ist. Es wurde von offizieller kirchlicher Stelle gefördert, war sehr beliebt und erfuhr mehrere Auflagen, eine fünfte im Jahre 1888. Es beinhaltet 76 Lieder - ausschließlich solche, die im Volk bereits bekannt waren. 91 Lieder für Mariazeller Wallfahrer versam- 88 Gablers Katholisches Wallfahrtsbuch mit Liedern ist schon 1854 in Neuhaus erschienen. - Der Verbreitung von Wallfahrtsbüchern im 19. Jh. widmet Praßl einen längeren Abschnitt (Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1011 f.). 89 Ob die dritte, umgearbeitete Auflage des Katholischen Gebet- und Gesangbuchs von 1883 (Druck und Verlag ebenfalls Ludwig Mayer) mit diesem übereinstimmt, ist fraglich, da es laut Datenbank Gesangbuchbibliographie nur 79 Lieder enthält. 90 Geiza Kurzweil: P. Remigius Sztachovics O. S. B. und die Anfänge der deutsch-ungarischen Volkskundeforschung, in: Deutsch-ungarische Heimatblätter 3, 1931, S. 324. - Harald Dreo: Remigius Sztachovics und das geistliche Volkslied, in: Jahrbuch des Österreichischen Volksliedwerks 24, 1975, S. 19. 91 Dorneger, Das 19. Jahrhundert, 67 f. In diesem Zusammenhang thematisiert Dorneger das um die Mitte des 19. Jh. einsetzende verstärkte Interesse kirchlicher Zentralstellen für „außerliturgische“ Gottesdienstformen und der damit einhergehenden Verschriftlichung dessen, was er als „geistliche Volkslieder“ definiert. Österreich 187 melte ebenso Kaplan August Geratitsch in einem schmalen Bändchen, das er 1929 in der Grazer Stadthauptpfarrkirche verlegte. 92 In Wien brachte 1905 Anton Mauß, Religionslehrer und Kirchendirektor bei St. Ruprecht in Wien, das Mariazeller Gebet= und Gesangbuch zum Gebrauche für das ganze Jahr zu Hause und auf der Wallfahrt im Selbstverlag 93 heraus (Zu haben in der Sakristei der St. Ruprechtskirche. Buchdruckerei Ambr. Opitz Nachf.) und erzielte immerhin vier bekannte Auflagen. In Pressburg druckte man 1908 den Wallfahrts-Liederkranz, gesammelt aus ältesten Marienliedern zu Ehren der großen Gottes Mutter und unbefleckten Jungfrau Maria in Zell; und schließlich besorgte man in Brünn 1910 (bereits in 2. Aufl.) ein Gebet- und Gesangbuch wiederum für die Wallfahrt nach Mariazell. Daneben finden sich verschiedentlich Bücher für andere Wallfahrten und ebenso für andere volksliturgische Anlässe, etwa die Maiandachten. Franz Puchas stellte das 1913 bzw. 1930 (4. und 5. vermehrte Aufl.) in Graz, 1928 in Salzburg und 1937 (6. und 7. vermehrte Aufl.) in Wien gedruckte Buch Unbefleckte sei gegrüßt! Gebet- und Gesangbuch für Lourdespilger und alle Verehrer Unserer Lieben Frau von Lourdes zusammen. Mit seinen 520 Seiten ist es recht stattlich und enthält Noten sowie Illustrationen. Puchas war Chorvikar und Domkaplan in Graz und deckte mit seinen Liedersammlungen 94 all jene Bedürfnisse ab, denen das offizielle Gesangbuch Hosanna! aus liturgiepädagogischen Gründen nicht nachkam. 95 Ofen wird als Druckort für die Andächtigen Wallfahrtslieder zum heiligen Kreuz von 1819 angeführt. Denselben Zweck erfüllt das Gesangs-Büchel zum Gebrauch der Wallfahrer von 1858, das 1863 mit einem Eigentheil in 43 Liedern erneut aufgelegt wurde und mit dem 1850 in Pest gedruckten sowie jenem von Nagybecskerek (heute Zrenjanin in Serbien) von 1898 ident sein dürfte. Beliebt waren überdies Marienliedersammlungen speziell für die Jugend, die sich zu den vor allem um die Wende zum 20. Jahrhundert in Blüte stehenden Marianischen Kongregationen und Sodalitäten zusammenfand. Deren Liederbücher erlebten zahlreiche Auflagen, allen voran Die Marianische Sodalin. Regel- Gebet- und Gesangbuch zum Gebrauche der Kongregationen der seligsten Jungfrau Maria, zusammengestellt von Heinrich Brokamp S. J. und später neu herausgegeben von Franz Pölzl S. J. bei Moser. Die dritte und vierte Auflage von 1905 waren betitelt mit Der marianische Sodale. Bis 1929 (38. bis 42. Aufl.) 96 bleibt der Umfang fast unverändert, wobei die Gesänge einen Anhang von über 60 Seiten bilden. Wie in Wien, Graz und Linz kamen 92 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1017. 93 1908 dann im Verlag des „Mariazeller Glöcklein“ 94 Bereits 1901 brachte er Dreißig Ausgewählte Lieder zum Gebrauche bei der Anbetung des Allerheiligsten Sakramentes heraus. 95 Prassl, Kirchengesangbuch, S. 1017. 96 1913 ist es bereits die 17. bis 21. Auflage. Sonja Ortner 188 auch in Klagenfurt Lieder zum Gebrauch der marianischen Kongregationen heraus, 1907 bereits als vermehrte Auflage (St. Joseph-Vereins-Buchdruck), weiters 1912 und schließlich 1914 als siebte Auflage. Das Kind Mariens. Gebet=, Betrachtungs= und Gesangbuch für die liebe Schuljugend und marianischen Kinderkongregationen wurde 1923 in erster bis fünfter Auflage von Pfarrer Johann Hiebl im Verlag der Buch= und Kunsthandlung Carinthia des St. Josef=Vereines mit 320 Seiten (ohne Melodien) ediert. 10.4.5 Österreichische Diözesangesangbücher vor dem Gotteslob Im Vergleich zu Deutschland, wo es bereits um 1600 die ersten Diözesangesangbücher gab, deckte man in österreichischen Gebieten diesen Sektor erst relativ spät ab, in der Regel nach dem Ersten Vatikanum von 1870. Mehrfach wurden bereits bestehende Gesangbücher, die engagierten Einzelpersonen zu verdanken waren, in den Status offizieller Diözesangesangbücher erhoben (z. B. Wien oder Brixen). Waren die frühen Ausgaben noch vom Cäcilianismus geprägt (Joseph Mohr, Josef Gabler; Gesangbuch für die österreichische Kirchenprovinz), so zeigen jene ab etwa 1925 den Einfluß der Liturgischen Bewegung (Vinzenz Goller). In den 1930er Jahren ist andererseits aber auch ein Rückgriff auf Liedgut festzustellen, das die Cäcilianer nicht berücksichtigten. 97 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in vielen Diözesen neue Gesangbücher angeschafft. Das Zweite Vatikanische Konzil brachte wieder entscheidende inhaltliche Änderungen mit sich, die schließlich im Einheitsgesangbuch Gotteslob ihren Abschluß fanden. 98 Vorauszuschicken ist an dieser Stelle noch, daß das heutige Österreich in zwei Kirchenprovinzen eingeteilt ist: Zu Salzburg (gegr. 739) gehören die Suffraganbistümer Gurk-Klagenfurt (1072), Graz-Seckau (1218) und die relativ jungen Diözesen Innsbruck (1964) und Feldkirch (1968), zu Wien (1469) die 1785 unter Kaiser Joseph II. begründeten Suffraganbistümer Linz und St. Pölten sowie die neuere Diözese Eisenstadt (1960). 10.4.5.1 Ein Gesangbuch für die Kirchenprovinz (1880 -1931) Auffallend häufig und bis weit ins 20. Jahrhundert hinein gedruckt - nämlich mit zwanzig Auflagen über vierzig Jahre hinweg - wurde das Gesangbuch für die österreichische Kirchenprovinz, das man zunächst 1880 (im Verlag der Katholischen Preßvereinsdruckerei) und 1881 auflegte. 99 Treibende Kraft für dieses Buch war der damalige St. Pöltener Bischof, der es in seiner Diözese auch offiziell als Diözesangesangbuch vorschrieb. Approbiert wurde es 97 Karl Dorneger, „„Gotteslob“ und vieles andere …. Liturgischer Gemeindegesang im Spiegel der österreichischen Gesangbuchlandschaft“, in: Heiliger Dienst 54, 2000, S. 106. 98 Dazu ausführlicher Küppers, Diözesan-Gesang- und Gebetbücher, S. 51-55. 99 Die Mainzer Datenbank Gesangbuchbibliographie verzeichnet Exemplare bis 1924, Praßl nennt, nicht näher beschreibend, „Auflagen bis 1931“ (Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1015). Österreich 189 zunächst von den Ordinariaten der Kirchenprovinz (Wien, Linz, St. Pölten) sowie zwischen 1904 und 1911 auch von Salzburg und Gurk. Die Liedauswahl traf der den Cäcilianismus stark mitbestimmende Josef Gabler. Unter dem Namen Te deum laudamus wurde es ab 1897 „für mehr als eine Generation maßgebend“. 100 1881 erschien ein Orgelbuch zum Gesangbuche für die österreichische Kirchenprovinz, bearbeitet von Johannes Ev. Habert und herausgegeben im Selbstverlag des oberösterreichischen Diözesan-Cäcilienvereins. Zu jenem vermerkt Bäumker, daß es „mit einem Drittel seiner Lieder den Anschluss an das alte Kirchenlied wieder gefunden“ habe und 1897 eine zweite Auflage erfuhr. 101 Für die dritte Auflage von 1884 liegen in der Mainzer Datenbank Gesangbuchbibliographie genauere Angaben vor: Gesangbuch für die österreichische Kirchenprovinz. Mit einem Anhange, die gebräuchlichsten Litaneien enthaltend. Mit Genehmigung des hochwürdigsten fürsterzbischöflichen Ordinariates von Wien und der hochwürdigsten bischöflichen Ordinariate von Linz und St. Pölten (Druck und Verlag: Katholischer Preßverein), mit 120 Liednummern ohne Melodien. 1890 kam die 2. Ausgabe mit den Melodien der Lieder als sechste, verbesserte und vermehrte Auflage im Verlag des Cäcilien-Vereins heraus. Auch die achte bis zehnte Auflage (1904, 1906, 1911), nunmehr auch von Salzburg und Gurk genehmigt, enthält Melodien. Gedruckt und schließlich wieder verlegt beim Katholischen Preßverein in Linz, allerdings ohne Noten, wurden die 13. bis 15. Auflage aus dem Jahr 1918 sowie die 16. bis 20. Auflage von 1923/ 1924 (beide wieder ohne Salzburg und Gurk). Als ein „im Donauraum äußerst erfolgreiches Gesangbuch“ bezeichnet Praßl Ehre sei Gott in der Höhe. Katholisches Gesang- und Gebetbuch für Groß und Klein des Zwettler Zisterziensers Coloman Assem. Die Erstauflage stammt aus dem Jahr 1867, eine 21. Auflage kam 1925 und 1939 heraus. Diese Ausgabe mit Noten von P. Gilbert Kozmoud umfaßt 245 Liednummern und war in Wien, Budweis, Klagenfurt, Linz, St. Pölten, Regensburg, Salzburg und Teschen approbiert! Alleine der Erscheinungszeitraum macht klar, welch einschneidende Änderungen dieses Gesangbuch im Laufe der Jahrzehnte erfahren haben muß. Zunächst wurden die Texte an die Versionen des Gesangbuchs der österreichischen Kirchenprovinz angepaßt, später adaptierte man sie entsprechend dem Wiener und St. Pöltener Diözesangesangbuch. 102 100 Küppers, Diözesan-Gesang- und Gebetbücher, S. 43 f. 101 Bäumker IV, Nr. 803. 102 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1016 f.; Küppers, Diözesan-Gesang- und Gebetbücher, Nr. 1175 f. Sonja Ortner 190 10.4.5.2 Das Wiener Diözesangesangbuch und seine Vorläufer Gewissermaßen als Vorläufer der Diözesangesangbücher dürfen wohl jene gelten, die gemäß Titelwortlaut für bestimmte Diözesen konzipiert wurden oder das in ihren Territorien gepflegte Repertoire aufgreifen, wie etwa das 1868 in Korneuburg bei Wien gedruckte Katholische Gesang- und Gebetbuch mit besonderer Rücksicht auf die gottesdienstliche Ordnung der Erzdiöcese Wien. Herausgeber ist A. J. Steinwachs, Priester der Erzdiöcese Wien (Druck und Verlag: F. Kühkopf). Die etwa 200 Lieder sind zwar ohne Noten abgedruckt, doch wird auf die gleichzeitig im selben Verlag publizierte Orgelbegleitung hingewiesen. 13 Jahre später publizierte man die Katholischen Kirchenlieder wie sie in den Kirchen der Wiener Erzdiöcese gesungen werden; mit einem Anhange: Marienlieder während der Mai-Andacht, für die katholische Jugend zweistimmig gesetzt von Rudolf Bibl (1881, Wiener-Neustadt). Auch die Meßgesänge und Kirchenlieder sind 1896 nebst einem Anhange von Marienliedern für den Monat Mai immerhin schon in sechzehnter Auflage erschienen, mit 83 in Wien üblichen Liedern. 103 Aber auch die in Wien in beachtlicher Anzahl herausgegebenen Schulgesangbücher waren für die Entstehung des ersten Wiener Diözesangesangbuches sehr bedeutsam. Besonders großer Verbreitung erfreute sich das von der Kongregation der christlichen Schulbrüder in Fünfhaus verantwortete und bei Gorischek in Wien gedruckte Gebet- und Gesangbuch zum Gebrauche für die katholische Schuljugend, das 1892 bereits in siebter Auflage erschien und von den Ordinariaten in Wien und St. Pölten approbiert wurde. Die achte, verbesserte Auflage von 1894 lautet dann Lobet den Herrn! Gebet- und Gesangbuch zum Gebrauche beim katholischen Gottesdienste, besonders für die Schuljugend. 104 Ab 1922 (17. Aufl.) heißt es Lobet den Herrn! Katholisches Gebet- und Gesangbuch für Erziehungsanstalten und wurde 1936 (19., neu bearb. Aufl.) nochmals gedruckt. 105 Praßl sieht in ihm „eine große Konkurrenz zum offiziellen Gesangbuch für die österreichische Kirchenprovinz“ 106 , das auch für den Gebrauch in der Diözese Wien approbiert war. Eine gewisse Bedeutung hatte anscheinend auch das Gebet- und Liederbuch für die katholische Jugend von Adam Latschka - Kooperator an der Votivkirche in Wien und ab 1897 Pfarrer von Ottakring -, dessen zweite, gänzlich umgearbeitete und vermehrte Auflage 1884 herauskam. Weitere Auflagen erschienen unter dem Titel Der kleine Katholische Christ. Gebet- und Liederbuch für die katholische Jugend, so 1897 (11. Aufl.), 1899 und 1905 (als Zweite, dem neuen Katechismus angepasste Auflage). 103 Die erste Auflage erschien laut Bäumker in den 1850er Jahren (Bäumker IV, Nr. 912). 104 Über diese Ausgabe schreibt Bäumker: „Ein ausgezeichnetes Gesangbüchlein auf traditioneller Grundlage.“ (Bäumker IV, Nr. 889). 105 In den 1930er Jahren hat das Gebet- und Gesangbuch für die Diözese Seckau (Graz-Wien) denselben Titel. 106 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1012. Österreich 191 1912 kam die erste, 1914 die zweite Auflage des Gebet= und Gesangbuchs für die katholische Schuljugend der Erzdiözese Wien im kaiserlich=königlichen Schulbücher=Verlage mit 93 Liedern inkl. Melodie heraus. 107 Inwieweit dieses eine Fortführung ähnlicher Vorgängerpublikationen ist (z. B. Kleiner Katholischer Christ von Latschka oder Gebet- und Gesangbuch zum Gebrauche für die katholische Schuljugend von 1892), harrt noch der Untersuchung. Bis 1937, also über einen Zeitraum von 25 Jahren, sind 15 im Prinzip unveränderte Auflagen nachweisbar, seit 1920 im Österreichischen Schulbücherverlag, 1926 mit leicht modifiziertem Titel ( Jugend statt Schuljugend) im Österreichischen Bundesverlag (vormals Österreichischer Schulbücherverlag). Die Auflagen von 1930 bzw. 1934 sind in Wien und Leipzig erschienen. Die letzte bekannte Auflage besorgte schließlich 1937 der Österreichische Landesverlag. 1923 wurde in Falkenstein (Niederösterreich? ) ein Auszug unter dem Titel Gebet- und Gesangbuch für Schulkinder hergestellt. Ab 1915 edierte man im selben Verlag den Liedteil mit gut 200 Seiten separat als Gesangbuch für die Erzdiözese Wien. 1916 erfolgte, gleichzeitig zur dritten Auflage des Gebet- und Gesangbuchs, ein Nachdruck, weitere Ausgaben sind für 1923 108 , 1927 sowie 1931 109 (Wien und Leipzig) belegt. Ein Auszug aus einem Schulgesangbuch wurde damit zum ersten Wiener Diözesangesangbuch. 1926 brachte Pfarrer Jakob Zeggl sein Gesangbuch Die betende Gemeinde. Katholisches Gebet- und Gesangbuch im Österreichischen Bundesverlag zunächst privat heraus, 1936 war bereits eine fünfte Auflage notwendig. Im Jahr 1939 avancierte es zum offiziellen Diözesan-Gebet- und Gesangbuch. Die sechste bis neunte Auflage von 1940 lief daher, fortan im Verlag Herder, unter dem Titel Die betende Gemeinde. Gebet- und Gesangbuch der Erzdiözese Wien weiter. 1947 erschien die zehnte, vollständig umgearbeitete und vermehrte Auflage mit dem Hinweis auf den Herausgeber, den Geistl. Rat Pfarrer Jakob Zeggl, der auch die bisherigen Auflagen besorgte. Die elfte, vollständig umgearbeitete und vermehrte Auflage von 1948 umfaßte inzwischen über 870 Seiten und 189 Lieder mit Melodien. 1950 gab es eine Dünndruck-Ausgabe ohne Noten (12., unveränderte Aufl. im Umfang der Ausgabe von 1947) sowie eine 13., unveränderte Ausgabe mit Noten (Umfang wie 1948). Die 14. bis 23. Auflage (1951 bis 1965) stimmt ebenfalls mit jener von 1948 überein. 1969 erschien zuletzt ein Ergänzungsband im Verlag Herder und im Wiener Dom-Verlag mit 81 Liednummern inkl. Melodien auf 264 Seiten, „der die Zeit bis zum Erscheinen des erwarteten Einheitsge- 107 In Mödling bei Wien erschien 1914 ein Anhang unter dem Titel Kirchenlieder. Anhang zum Liederteil des Gebet- und Gesangbuches für die katholische Schuljugend der Erzdiözese Wien. 108 Separat ein Anhang für die Universitätskirche und die Kirche Am Hof in Wien. 109 Im Wesentlichen unveränderter Abdruck der allgemein zugelassenen zweiten Auflage von 1916. Sonja Ortner 192 sangbuches überbrücken helfen sollte“. 110 Ein Sonderdruck aus Die betende Gemeinde zum Gebrauch für die Kindermesse kam 1949 heraus. 10.4.5.3 Burgenland und Brünn In der sechsten, 1940 veröffentlichten Auflage wurde das Gesangbuch der Erzdiözese Wien für die 1922 geschaffene Apostolische Administratur Burgenland übernommen. Es umfaßte mit 134 gleich viele Liednummern, allerdings 45 Seiten mehr wegen des Liederanhangs für das Burgenland. Die siebte und achte Auflage erschienen noch im selben Jahr. Seine Nachfolge als Gebet- und Gesangbuch der Apostolischen Administration Burgenland trat 1947 der Lobgesang an. Herausgeber dieses über 1.000 Seiten starken Drukkes, der sich „durch die Aufnahme vieler aus der Tradition des westungarischen Raumes stammender Lieder hervorhebt“ 111 , sind Johannes Kodatsch und Josef Schwartz (St. Martinsverlag). Die dritte Auflage erschien 1952, die vierte erneuerte 1957 sowie im Jahr der Gründung der Diözese Eisenstadt: 1960. Ein Kinder-Lobgesang kam 1949 im selben Verlag heraus. In siebter und achter Auflage wurde Die betende Gemeinde 1940 außerdem als Gebet- und Gesangbuch des ostmärkischen Anteiles der Diözese Brünn vom Generalvikariat Nikolsburg mit einem südmährischen Liedanhang herausgegeben. Der historische Hintergrund hierfür ist, daß während des Zweiten Weltkriegs viele deutsche Pfarreien der Archipresbyterate Nikolsburg und Znaim als Generalvikariat Südmähren dem Wiener Erzbistum unterstellt waren. 112 10.4.5.4 Graz-Seckau In Graz wurde zwischen 1885 und 1899 acht Mal folgendes Werk mit fast 400 Seiten aufgelegt: Hosanna! Kirchliches Volks-Gesangbuch für die Diöcese Seckau. Mit einem kurzen Gebetbuche. Auf oberhirtliche Anordnung hrsg. vom Cäcilienvereine der Diöcese Seckau (Verlags-Buchhandlung Styria). Es enthält Noten und wurde in drei verschiedenen Ausgaben für Erwachsene, für die Jugend und für Kinder (Kleines Hosanna) herausgebracht. 1908 druckte man eine neunte Auflage, wieder in zwei getrennten Ausgaben für Erwachsene und die Jugend. Es beinhaltet 183 Liednummern zuzüglich lateinischer Gesänge, meist Choralmessen. „Der größte Teil der Texte und Melodien ist aus dem alten kirchlichen Liederschatze genommen worden. […] Das Buch ist für österreichische Verhältnisse ein ganz vortreffliches Reformgesangbuch“, meint Bäumker. In der Gregorianischen Rundschau wurde eine zweistimmige Ausgabe verlangt, weil das Volk den mehrstimmigen Gesang liebe. 113 110 Küppers, Diözesan-Gesang- und Gebetbücher, S. 46. 111 Dorneger, Gotteslob, S. 108. 112 Küppers, Diözesan-Gesang- und Gebetbücher, S. 49. 113 Bäumker IV, Nr. 829. Österreich 193 Eine Art Vorläufer zu diesem verbreiteten Buch dürfte folgendes aus dem Jahr 1835 gewesen sein: Kirchenlieder, welche in der Fuerst=Bischoeflichen Seckauer= und Leobner=Dioecese 114 das ganze Jahr hindurch gesungen und mit der Orgel begleitet werden. Gesammelt, und für die Orgel mit leichten einfachen Zwischenspielen eingerichtet […], herausgegeben von August Duk, öffentlichem Lehrer des Generalbasses und des Kirchengesanges in Gratz (gedruckt in Wien bei A. Strauß’s sel. Witwe). Von 32 Liedern mit Melodien sind zwei in slowenischer Sprache 115 . Aus dem Jahr 1882 existiert noch ein Orgelbuch zu Katholischen Kirchenliedern, wie sie in den Kirchen der Diözese Seckau und Lavant in Steiermark üblich sind. 116 Mit dem Hosanna! im Zusammenhang stehen könnte auch das von Franz Schönberger und Joseph Wallner, Weltpriestern der Seckauer Dözese gesammelte und verbesserte Katholische Volks-Gesangbuch mit einem Anhange von Morgen-, Abend-, Meß-, Beicht-, Communionu. anderen Gebeten, das 1856 erstmals, 1890 in vierter Auflage erschienen ist und für die Steiermark große Bedeutung hatte. Es enthält 220 Lieder ohne Melodien, die eingeteilt sind in „Kirchliche Volksgesänge zum Gebrauche an den Festen und heiligen Zeiten des katholischen Kirchenjahres […] bei Wallfahrten und Prozessionen […] bei verschiedenen Andachten und Gelegenheiten“. 117 Dieses als „quasi- Diözesangesangbuch“ konzipierte Werk entstand aus den Erfahrungen, die man mit der Sammlung kirchlicher Volksgesänge gemacht hatte. 1920 erschien noch eine siebte Auflage. 118 Kein gleichzeitiges Grazer Gesangbuch allerdings erreicht die Auflagenziffern der Sammlung katholischer Kirchenlieder mit einem Anhange der wichtigsten Gebete von P. Othmar Berger O. S. B., Ritter des Franz Josef=Ordens, geistlicher Rath und Prior in Admont. 1878 erschien das „als Gegenstück zum offiziellen Gesangbuch Hosanna gerne verwendete ‚Bergerbüchl‘“ (Praßl) zunächst im Selbstverlag des Herausgebers in Admont. 119 Die 60 nummerierten Lieder mit einbis dreistimmigen Melodien repräsentieren „ein(en) maßvoll modernisierten herkömmlichen Liederkanon, der das faktisch Gesungene repräsentiert“. 120 Die 16. bis 20. Auflage kam dann 1897 in Linz im Verlag Ebenhöch heraus und enthält 67 ein- und zweistimmige Lieder. Um 1900 folgte ebendort die 31. bis 36. Auflage. Insgesamt wurde die Sammlung in Graz und Linz bis nach dem Ersten Weltkrieg 58 Mal aufgelegt! 121 114 Die kurzlebige Diözese Leoben bestand seit 1786 und wurde bereits 1859 mit dem Bistum Graz-Seckau vereinigt. 115 Zu Gesangbüchern in slowenischer Sprache s. z. B. Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1011. 116 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1013. 117 Bäumker IV, Nr. 869. 118 Dorneger, Das 19. Jahrhundert, 67 f. 119 Bäumker IV, Nr. 792. 120 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1013. 121 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1013. Sonja Ortner 194 Wie das Bergerbüchl, das auf der aktuellen Singpraxis basiert, kompensierte auch das im Verlag der Kongregation der Missionspriester 1886 in vierter Auflage edierte Pange lingua! den retrospektiven Charakter cäcilianischer Bestrebungen. Das 592 Seiten starke Buch trägt den Untertitel Sammlung von Gebeten, Liedern und gemeinschaftlichen Andachten, alte Meßliedreihen sind nur als Text wiedergegeben. Dieses mit neueren Liedern und Melodien ausgestattete Werk stehe, so Bäumker, „zu dem im Jahre 1885 in Graz erschienenen Gsb. Hosanna in schroffem Gegensatze“. 122 Erstmals gedruckt wurde es 1863. Praßl führt es als Beispiel für die im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts einsetzende katholische Restauration an, die unter anderem von Volksmissionen - nun von Redemptoristen und Lazaristen - getragen wurde. 123 1921 brachte der steirische Katechetenverein Gebete und Lieder für den katholischen Gottesdienst heraus 124 , die offenbar keine größere Verbreitung erfuhren. Abgelöst wurde das Hosanna! als offizielles Diözesangesangbuch erst vom Gebet- und Gesangbuch für die Diözese Seckau, das den bereits aus Wien und Brünn bekannten Titel Lobet den Herrn! (Graz und Wien: Styria) trägt. 125 Es umfaßt 532 Seiten und enthält Melodien. Lobet den Herrn! war das Resultat von Bemühungen, ein „volkstümliches, der Eigenart der Steirer entsprechendes, aus dem religiösen Leben des Volkes heraus gearbeitetes Gebet- und Gesangbuch“ zu schaffen, womit 1929 eine Kommission unter Franz Puchas beauftragt wurde. 126 1932 kam die erste 127 , 1938 bereits eine fünfte idente Ausgabe heraus. 1941 publizierte man die sechste, neu bearbeitete Auflage in Wien. Nach dem Zweiten Weltkrieg erschien es in erweiterter Form 1948, 1949 (? ) und 1956 (2. Aufl.) nur mehr in Graz. 1950 und 1951 besorgte man einen Auszug unter dem Titel Der neue Lobgesang (Graz und Wien: Styria). Die „völlig neu bearbeitete Ausgabe“ Lobgesang, die 1955 vom Seelsorgewerk des bischöflichen Ordinariates in Graz bei Styria mit 304 Seiten herausgegeben wurde, dürfte eine Fortsetzung dieses Druckes sein. Nach dem Konzil veröffentlichte man 1967 in Graz-Seckau eine Ergänzung zum Lobgesang, im Auftrag des Bischofs herausgegeben von der Sektion für Kirchenmusik der Diözesankommission für Liturgie (Eigenverlag des bischöflichen Ordinariats). 10.4.5.5 St. Pölten, Linz und Gurk-Klagenfurt Als frühester Linzer Druck des 19. Jahrhunderts ist das Allgemeine Gebet- und Gesangbuch zum Gebrauch des öffentlichen Gottesdienstes der k. k. Staaten von 1805 nachweisbar. 1816 gab dann der bischöfliche Hofkaplan Jakob 122 Bäumker IV, Nr. 837. 123 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1011. 124 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1017. 125 Wiener Schulgesangbuch (seit 1894) und Brünner Diözesangesangbuch (seit 1907). 126 Dorneger, Gotteslob, S. 106 f. 127 Im selben Jahr erschien auch das darauf basierende Schulmess-Büchel mit 79 Seiten. Österreich 195 Witzlsteiner ein Gebethbuch […] nebst den gewoehnlichen [11] Kirchenliedern heraus. 1867 erschienen die Alten und neuen katholischen Gesänge für den öffentlichen Gottesdienst und zur häuslichen Erbauung für die Jugend und für Erwachsene (Hermann Danner’s Verlag) mit 51 Nummern. Das Vorwort hat Franz Waldeck verfaßt 128 , herausgegeben wurde es mit Begleitung der Orgel oder des Harmoniums oder des Pianoforte von Johannes Ev. Habert, Stadtpfarr-Organisten in Gmunden, der 1881 auch das Orgelbuch zum Gesangbuche für die österreichische Kirchenprovinz besorgte. Bei jedem Lied sind Dichter, Komponist und Quelle angeführt, das Buch enthält „neben einer Anzahl älterer Lieder meistens neuere Texte und Melodien“. 129 Im Jahr 1898 wurde im kaiserlich-königlichen Schulbücher-Verlage in erster Auflage ein Katholisches Gebet= und Gesangbuch. Approbiert von dem hochwürdigsten bischöflichen Ordinariate St. Pölten bei Karl Gorischek in Wien gedruckt. 130 1901 erschien ebenfalls in Wien ein gleichnamiges und anscheinend identes Buch, approbiert von den hochw. bischöfl. Ordinariaten St. Pölten und Linz, im k. k. Schulbücher-Verlag. 131 1907 kam ein unveränderter Nachdruck heraus. In den Jahren 1911, 1912 und 1913 übernahm der Verlag des Cäcilienvereins Linz das Katholische Gebet- und Gesangbuch. Während des Ersten Weltkrieges (1914, 1915 und 1916) veröffentlichte man die ergänzte und vermehrte Auflage wieder im Wiener Schulbücher-Verlag, aus dem Jahr 1915 gibt es außerdem einen Separatdruck des Gesangsteils. 1928 wurde eine unveränderte Auflage im Österreichischen Bundesverlag gedruckt. Ein Jahr darauf gab es eine Auflage in Wien und Leipzig, 1931 eine weitere in Wien. Seit 1914 wurde das Buch also bis 1929 mindestens fünf Mal unverändert nachgedruckt. In Klosterneuburg bei Wien kam im Verlag des Volksliturgischen Apostolats 1931, also im Anschluß an das soeben beschriebene Buch, das Diözesan- Gesangbuch für das Bistum St. Pölten heraus. Dies bestätige, so Küppers, „daß eine Reihe von Impulsen und Anregungen seitens der Liturgischen Bewegung aufgenommen“ wurden, zumal der Entstehungsprozeß von Vinzenz Goller, einem ihrer führenden Vertreter, begleitet wurde. „Das Unternehmen erregte großes Aufsehen“ und mobilisierte folglich auch andere Diözesen. 132 1939 erschien daher das Diözesan= Gesangbuch für die Bistümer Gurk, Linz, 128 Waldeck hat auch ein Gebet= und Kirchen=Liederbuch zusammengestellt, das 1858 (und 1865) in Steyr erschienen ist und in der Vorrede des obig genannten Gesangbuches erwähnt wird (Bäumker IV, Nr. 729). 129 Bäumker IV, Nr. 743. 130 Küppers sieht in ihm eine Fortsetzung des Gesangbuchs für die österreichische Kirchenprovinz (Küppers, Diözesan-Gesang- und Gebetbücher, Nr. 1169). 131 Das im selben Jahr publizierte und wohl aufgrund des fehlenden Gebetsteils nur 275 Seiten zählende Katholische Gesangbuch. Approbiert von den hochw. bischöfl. Ordinariaten St. Pölten und Linz dürfte damit ident sein. 132 Küppers, Diözesan-Gesang- und Gebetbücher, S. 44. Sonja Ortner 196 St. Pölten, gedruckt von der Missionsdruckerei St. Gabriel in Wien-Mödling (2. Aufl.) mit Anhängen für Gurk 133 und Linz. Für die einzelnen Diözesen legte man bis etwa 1965 offenbar Separatausgaben unter dem Titel Heiliges Volk auf: In St. Pölten wurde zwischen 1935 und 1965 (6. Aufl.) das Buch Heiliges Volk. Gebete und Gesänge zum Gottesdienst für das Bistum St. Pölten (Kath. Preßvereinsdruckerei) gedruckt. Auf dem Titelblatt verso der dritten Auflage von 1939 wird als Verfasser Johann Landlinger genannt. 1939 brachte das Bischöfliche Ordinariat St. Pölten in erster Auflage Heiliges Volk. Gebete und Gesänge zum Gottesdienst für das Bistum Gurk heraus (Missionsdruckerei St. Gabriel, Wien-Mödling). Nach dem Krieg kam es 1947 als Auszug aus dem Diözesan-Gebet- und Gesangbuch (Interimsausgabe) und 1950 als Gebet- und Gesangbuch für die Diözese Gurk (2.-5. Aufl.) mit einem Gesangsteil in Klagenfurt heraus. 134 Um 1960 und um 1965 wurde es neuerlich gedruckt. Als Auszug aus dem Heiligen Volk erschien 1937 Volk vor Gott. Katholische Volksandachten nach dem Diözesangebetbuch „Heiliges Volk“ des Bistums St. Pölten. Eben dieser Titel, Volk vor Gott, wurde 1968 für das neue, durch die Konzilsvorgaben auch adaptierte Gebet- und Gesangbuch der St. Pöltener Diözese verwendet. 135 Ein eigenes Linzer Diözesangebetbuch mit Liedanhang ist 1899 in erster Auflage einmal mehr vom Katholischen Preßverein (Druck und Verlag) herausgegeben worden unter dem Titel Vater unser! Gebetbuch für katholische Christen und Diöcesan=Gebetbuch für die Diöcese Linz. Verfasser ist P. Ulrich Steindlberger - wie Landsmann und Berger ebenfalls ein Benediktiner. Im 45seitigen Anhang finden sich die gebräuchlichsten Kirchenlieder, allerdings ohne Melodien. 1905 erschien es erneut. 136 1901 und 1916 kam das Andachtsbüchlein für den öffentlichen Gottesdienst in der Linzer Diözese heraus. Das Linzer Diözesan-Gesangbuch wurde 1927 schon in der elften (geänderten) Auflage veröffentlicht. Ob dieses auf dem Gesangbuch Vater unser! von 1899 oder dem oben genannten Katholischen Gebet- und Gesangbuch basiert, wurde nicht überprüft. Wie das Vater unser! erschien es jedoch im Katholischen Preßverein. 1931 folgte eine 13. und 1935 eine 14. Auflage. Das 133 Für die Diözese Gurk war ja zuvor die achte bis zehnte Auflage des Gesangbuchs für die österreichische Kirchenprovinz (1904-1911) maßgeblich. 1904 kam außerdem beim St. Josef- Verein in Klagenfurt das vom f. b. Gurker Ordinariat approbierte Kirchenliederbuch für Katholiken mit 84 zweistimmigen Liedern heraus; ein Auszug für die Schuljugend erschien im gleichen Jahr. 134 Es ist ident mit dem Salzburger Kirchenbuch von 1950. Die Verbindung zwischen Gurk und Salzburg könnte, so Küppers, in der Person Andreas Rohrachers (zuerst Weihbischof in Gurk, dann Fürsterzbischof von Salzburg) begründet sein (Küppers, Diözesan-Gesang- und Gebetbücher, S. 45). 135 Es ist laut Küppers das einzige österreichische Diözesangesangbuch für die Zeitspanne zwischen dem Zweiten Vatikanischen Konzil und der Herausgabe des Gotteslob (Küppers, Diözesan-Gesang- und Gebetbücher, S. 53). 136 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1015. Österreich 197 Vater unser! fand jedenfalls spätestens ab 1934 bis nachweislich 1953 mit neuem Inhalt Fortsetzung im Vater unser. Gebet- und Gesangbuch der Diözese Linz, gedruckt zuerst in Salzburg (F. Pustet). Der Liederteil (ohne Noten) ist gemäß der Ausgabe von 1939 (nunmehr in Linz erschienen) aus dem oben genannten Diözesan-Gesangbuch Gurk-Linz-St. Pölten 1939 übernommen. 1940 erschien die zweite, unveränderte und die dritte Auflage, letztere in Regensburg (wieder bei Pustet). Ab 1947 (4. bis 6. Aufl.) 137 wurde es nicht mehr beim Bischöflichen Ordinariat, sondern im Oberösterreichischen Landesverlag veröffentlicht. Eine siebte, verbesserte Auflage kam 1950 heraus. Zwischen 1959 und 1971 (12. Aufl.) wurde fast jährlich eine Ausgabe von Unser Meßbuch. Diözesan-Missale für Sonnu. Festtage. Messe, Sakramente, Gebete, Gesänge publiziert. Herausgeber ist das Bischöfliche Seelsorgeamt Linz (Verlag: Veritas). Zusammenfassend kann also festgehalten werden: Für die Diözesen St. Pölten und Linz war spätestens ab 1901 das gemeinsame Katholische Gebet- und Gesangbuch in Verwendung, das spätestens ab 1929 nur mehr für St. Pölten gültig war (bis 1939). Während in St. Pölten seit 1935 und in Gurk seit 1939 das Heilige Volk bis 1965 Gültigkeit besaß, verfügte Linz schon parallel zum Katholischen Gebet- und Gesangbuch über ein Diözesangesangbuch, das 1927 bereits in elfter Auflage erschienen und bis 1935 nachweisbar ist. 1934 wurde dieses durch das Vater Unser bis 1953 ergänzt/ abgelöst, im Liedteil griff man (später) auf das 1939 für St. Pölten, Gurk und Linz approbierte Diözesangesangbuch zurück, vielleicht schon auf die nur für St. Pölten bestimmte Ausgabe von 1931. 10.4.5.6 Salzburg In Regensburg (Friedrich Pustet) wurde 1884 das Alleluja. Gebet- und Gesangbuch für das Erzbistum Salzburg gedruckt und verlegt. Zu beziehen war der mit 483 Liedern inkl. Melodien ausgestattete Druck über den katholischen Bücherverein in Salzburg. Für das gleiche Jahr gibt es auch eine Schulausgabe sowie ein Orgelbuch. Initiator dieses zeitgemäßen Gesangbuchs war der damalige Fürsterzbischof Franz de Paula Albert Eder, der damit auf die Tatsache reagierte, daß der Volksgesang in der Diözese für fast ausgestorben galt. Mit einem Anhang der beliebtesten Gesänge kam man dem gläubigen Volk entgegen, das „an den Liedern, die es von Jugend auf zu singen gewohnt war, mit Pietät und Zähigkeit hieng“. So wollte man das Singen während des Gottesdienstes „nach dem wiederholt ausgesprochenen Wunsche unseres hochwürdigsten Oberhirten wieder ins Leben“ rufen und insbesondere durch die Schulen verbreitet wissen, denn „dort müssen die Lieder des Alleluja unseren Kindern gleichsam in Fleisch und Blut übergehen, um durch sie dann ins Volk hinein zu wachsen“. Ein besonderes liturgisches Bemühen zeigt 137 Die fünfte und sechste nochmals im Jahr 1953. Sonja Ortner 198 sich darin, daß alle lateinische Gesänge und Gebete auf Deutsch übersetzt wurden. 138 Das Alleluja entspricht im wesentlichen Joseph Mohrs ebenfalls bei Pustet herausgebrachten Gebet- und Gesangbuch Lasset uns beten aus dem Jahr 1881, mit dem Zusatz von drei Singmessen und eben speziell in der Diözese Salzburg gebräuchlichen Liedern. Dort sowie in Bamberg, Speyer und Würzburg wurde Mohrs Werk als Diözesangesangbuch eingeführt. 139 1893 erschien das Kleine Alleluja. Gebet= und Gesangbuch für die Schulen des Erzbistums Salzburg in Regensburg, 1907 dann in fünfter, veränderter und vermehrter Auflage, nun aber gedruckt und verlegt in Salzburg bei Zaunrith. Zunächst war das in den Jahren 1904, 1906 und 1911 auch von der Diözese Salzburg genehmigte Gesangbuch für die österreichische Kirchenprovinz im Gebrauch. 1918 erschien dann Mein Kirchenbuch. Gebet- und Gesangbuch für die Erzdiözese Salzburg. Die dritte (Verlag: Salzburger Preßverein) bzw. eine gekürzte Ausgabe (Verlag: Wilhelm Müller) kamen 1932 heraus. Letztere wurde erneut 1939 gedruckt. Ab 1950 heißt es nur mehr Kirchenbuch. Gebet- und Gesangbuch für die Erzdiözese Salzburg (das ja jenem von Gurk entspricht, siehe oben). Um die gleiche Zeit erschien ein Auszug unter dem Titel Lobsinget! Ca. 1965 gab es eine sechste Auflage des Kirchenbuchs. 140 10.4.5.7 Tirol und Vorarlberg Tirol war über Jahrhunderte auf verschiedene Diözesen aufgeteilt, unter anderem gehörten Gebiete zur Diözese Chur oder zum Erzbistum Salzburg. Das flächenmäßig weitaus größte Gebiet fiel allerdings in die Zuständigkeit der Diözese Brixen. Als nach dem Ersten Weltkrieg Brixen Italien zufiel, wurde 1918 die Errichtung einer Filiale des fürstbischöflichen Ordinariates in Innsbruck beschlossen, die dem Generalvikar von Vorarlberg unterstellt wurde. 1921 schuf man eine Apostolische Administratur für den österreichischen Teil der Diözese Brixen, vier Jahre später erhielt der damalige Administrator und Weihbischof Sigismund Waitz die Vollmachten eines Bischofs. Im gleichen Dekret wurden die Rechte des Fürstbischofs von Brixen ausdrücklich auf das Gebiet südlich des Brenners beschränkt. Damit wurde die Apostolische Administratur Innsbruck-Feldkirch zu einem selbstständigen kirchlichen Verwaltungsgebiet, das Vorarlberg, den nördlich des Brenners gelegenen Teil der Diözese Brixen und Osttirol umfaßte. Sitz des Apostolischen Administrators blieb Feldkirch. Daraus erklärt sich die Tatsache, daß das Gottes=Lob 1926 für dieses Verwaltungsgebiet in Feldkirch erschienen ist. Seit 1938 gab es in Innsbruck auf Drängen des nunmehrigen Salzburger 138 Armin Kircher: Ein Hauch der Gottheit ist Musik (www.kirchen.net/ upload/ 17107_a_kircher.pdf), S. 540. 139 Küppers, Diözesan-Gesang- und Gebetbücher, S. 45, 52. 140 Interessanterweise nennt sich ein 1934 gedrucktes Gebet- und Gesang-Büchlein für die katholische Schuljugend des Stadtpfarramtes Kufstein ebenfalls Mein Kirchenbuch. Österreich 199 Erzbischofs Waitz, in Innsbruck aufgrund der Größe des Verwaltungsgebietes einen eigenen Bischof einzusetzen, einen Apostolischen Administrator. Nach dem Krieg wurde 1964 schließlich die Diözese Innsbruck gegründet. Gleichzeitig trennte man von der Erzdiözese Trient jenes Gebiet, das zur Provinz Bozen gehörte, und vereinigte es mit dem Gebiet der Diözese Brixen, die seither den Namen Diözese Bozen-Brixen führt. Die Diözese Feldkirch wurde 1968 errichtet. Die spätere Vorarlberger Diözese Feldkirch war ursprünglich zwischen den Diözesen Konstanz, Augsburg und Chur aufgeteilt, was erklärt, warum die Gesänge und Gebethe zur heil. Advent=, Rorate= und Weihnachtmesse nach der Gottesdienstordnung des Bisthums Konstanz 1810 in Bregenz gedruckt wurden. Wenige Jahre später wurde das seit dem 6. Jahrhundert bestehende Bistum Konstanz aufgelöst, die Vorarlberger Anteile fielen an die Diözese Brixen. Die Nähe zur Schweiz bzw. zum Bistum Chur zeigt sich im 1802 ebenfalls in Bregenz veröffentlichten Geistlichen Blumengarten […] Aufgesetzt in dem fürstlich Gotts=Hauß Disentis 1731. Zu dieser Zeit war Bregenz noch eine Landstadt im habsburgischen Vorderösterreich, das 1805 aufgelöst wurde. Aus Innsbruck, das bis 1964 der Diözese Brixen angehörte, sind für das 19. Jahrhundert vier Bücher aus unterschiedlichen Verlagen überliefert, darunter die Meßgesänge, Festlieder, Litaneien und Gebete […] vor und nach der Christenlehre von 1822 (Wagner) oder die neun Kirchenlieder zum Gebrauche beim Nachmittägigen Gottesdienste in der Pfarrkirche zu Klausen, gedruckt Mit Erlaubniß des Fürstbischöflichen Ordinariates Trient, das seit 1825 Suffraganbistum von Salzburg war (1861, Vereins=Buchdruckerei). Mit Dem Herzen Jesu singe! Liederkranz zu Ehren des göttlichen Herzens Jesu. Aus den 25 Jahrgängen des „Sendboten des göttlichen Herzens“ gesammelt von P. Franz Hattler, S. J. aus dem Jahr 1890 wurde der tirolspezifischen Verehrung des Herzen Jesu Rechnung getragen, die auf ein bei Kriegsgefahr abzulegendes Gelöbnis des Jahres 1796 zurückgeht (Druck und Verlag: Felizian Rauch). 141 Für die deutschsprechende Bevölkerungsgruppe der Trienter Diözese hatte das Ordinariat bereits 1883 Joseph Mohrs Lasset uns beten empfohlen. 142 1904 erschien dann in Bozen das „Ave Maria.“ Gebet= und Gesangbüchlein für den deutschen Anteil der Diözese Trient, das von mehreren Katecheten zusammengestellt und von Alois Lintner, Chorkaplan u. Katechet herausgegeben wurde (Druck und Verlag: Alois Auer & Comp.). Auf gut 120 Seiten finden sich im zweiten Teil 56 Gesänge mit Melodien. Das Buch stellt eine völlig umgearbeitete neue Ausgabe eines Gesangbuchs aus der Mitte des 141 Das von Ignaz Mitterer vertonte Tiroler Herz-Jesu-Bundeslied („Auf zum Schwur, Tirolerland“) wurde anläßlich des 100jährigen Bestehens dieses Gelöbnisses 1896 auch in Brixen „für einstimmigen Chor. Ausg. mit Orgel- oder Harmoniumbegleitung“ ediert. 142 Küppers, Diözesan-Gesang- und Gebetbücher, S. 47. Sonja Ortner 200 19. Jahrhundert dar, das Dekan Alois D. Schenk 1891 verbessert herausgab. 143 Das Vorwort gibt einige Hinweise zu den Entstehungsumständen: Als Hauptquelle dienten die Volksgesangbücher von Joseph Mohr, bei der Auswahl wurde auf schöne Melodien und gute Sangbarkeit geachtet. Das Buch sollte den kirchlichen Volksgesang neu beleben. Eine zweite, verbesserte Auflage kam 1909 heraus. Während des Zweiten Weltkriegs, 1942, wurde ein weiteres Gesangbuch dieser Art in Bozen (Athesia) gedruckt, allerdings war es für den gesamtitalienischen Raum bestimmt: Singet dem Herrn! Gesangbuch für die deutschsprachigen katholischen Gemeinden Italiens von Theodor Bützler, einem deutschen Seelsorger in Florenz. Es enthält 140 Lieder mit Melodie. Das erste Brixner Diözesan-Gesangbuch kam 1903, dann 1906 (2. Aufl.) und 1914 (3. Aufl.) in Innsbruck bei Felizian Rauch wie so oft auf Initiative des Cäcilienvereins 144 heraus. Ein Vorbetbuch existiert aus den Jahren 1908 und 1925, letzteres wurde in Brixen bei Weger aufgelegt. Auszüge für die Schulen sind 1912, 1913 und 1923 erschienen. Zusammengestellt hat dieses erste Brixner Diözesangesangbuch Wunibald Briem, Stadtpfarrorganist in Feldkirch. Im Vorwort wird über Entstehung und Aufbau des Gesangbuchs berichtet. Als Grundlage für die Lieder diente das Mohr’sche Psälterlein von 1891, das übrigens bereits viel früher in Basel und Freiburg Diözesangesangbuch wurde. 145 Der Druck umfaßt bei allen drei Auflagen 520 Seiten und 153 Lieder mit Melodien. In Vorarlberg wurde er über J. N. Teutsch’s Buchhandlung in Bregenz vertrieben. Eine gewisse Bedeutung für den Tiroler Raum könnte auch das 1902 vom Franziskaner Engelbert Scharmer in München edierte Lobsinget dem Herrn! Eine Sammlung von Gesängen für das katholische Volk zum Gebrauche in Kirche und Haus gehabt haben, da es nicht nur von München, sondern auch von Innsbruck, Hall, Trient, Brixen, Klagenfurt und Linz approbiert wurde. Es beinhaltet 222 zweistimmige Lieder und kam 1921 in fünfter Auflage heraus. 1937 erschien Unser Kirchenlied vom Brixner Domkapellmeister Angelo Alverà zunächst in Bozen (Athesia). 1942 kam ebendort die zweite Auflage heraus. Die dritte, umgearbeitete und vermehrte Auflage von Unser Kirchenlied. Diözesan-Gebet- und Gesangbuch des Erzbistums Trient und des Bistums Brixen wurde 1950 nun in Brixen veröffentlicht. Mit jeder Auflage erweiterte man den Umfang. 1954 schließlich druckte man (in Bergamo), wieder im Selbstverlag des bischöflichen Ordinariates Brixen, eine Ausgabe ohne 143 Bäumker IV, Nr. 955. 144 Vgl. Gesangbuch für die österreichische Kirchenprovinz 1881 oder Hosanna! 1885. Auch Küppers hebt die Bedeutung der Cäcilienvereine hervor, denen zwischen 1906 und 1910 die Entstehung der ersten Diözesangesangbücher in süddeutschen Bistümern zu verdanken ist (Küppers, Diözesan-Gesang- und Gebetbücher, S. 52). 145 Küppers, Diözesan-Gesang- und Gebetbücher, S. 47, 52. Österreich 201 Noten. Dem Gotteslob für die Diözese Bozen-Brixen von 1975 voran ging Unser Gotteslob. Gebet- und Gesangbuch der Diözesen Trient und Brixen, das in den Jahren 1964, 1965 und 1970 (Diözese Bozen-Brixen) in München (Pfeiffer) gedruckt wurde. Das Gottes=Lob. Diözesan=Gesangbuch für den Bereich der Apostolischen Administratur Innsbruck=Feldkirch wurde 1926 im Selbstverlag dieser eben erst geschaffenen Apostolischen Administratur ediert (Druck: Tyrolia). Eine dritte Auflage erschien 1935, eine vierte 1937, nunmehr im Verlag Tyrolia, Innsbruck. Es enthält 76 Kirchenlieder mit Melodien. Während des Zweiten Weltkriegs (1941) kam es in Einsiedeln heraus. 1946 druckte und verlegte Felizian Rauch die erste Auflage des Gotteslob. Gebet= und Gesangbuch, herausgegeben von der Apostolischen Administratur Innsbruck, mit 466 Liedern. Ab 1948 (2. Aufl.) folgten über 20 Jahre weitere Auflagen mit stets gleich bleibender Liedzahl. Das Kleine Gotteslob erschien 1947 bereits in dritter Auflage, nochmals ca. 1957, 1961 und 1969 in fünfter, geänderter Auflage. 10.4.5.8 Slowakei (Apostolische Administratur Tyrnau) Zu den wichtigeren Entstehungsorten für Gesangbücher im Habsburgerreich gehörte Pressburg, wo man neben der katholischen auch eine bedeutende evangelische Produktion findet. Ein katholisches Gesangbüchl zur hl. Meße und Predigt kam bereits 1788 heraus. Im 19. Jahrhundert überwogen Schul- und Jugendgesangbücher. So erschienen etwa 1857 und 1881 Drucke für die Oberrealschule in Pressburg 146 , drei Gesangbücher (1850, 1854 und 1894) wurden speziell für die katholische Jugend aufgelegt, das jüngste ausdrücklich mit ungarischem und deutschem Text. Das Vakuum eines Diözesangesangbuches füllen daneben auffallend viele Drucke für einzelne Kirchen, so für die Dreifaltigkeits- (1842), Salvator- (1861, 1884) oder Bürgerspital-Kirche (1899). In Neusohl (Banská Bystrica) druckte man 1842 ein Katholisches Gesang-Buch enthaltend auserlesene geistliche Gesänge auf alle Sonn- und Festtage des ganzen Jahres. 1942 schließlich erhält die Apostolische Administratur Tyrnau ein offizielles Gebet- und Gesangbuch für deutsche Katholiken. 10.4.5.9 Die ungarischen und rumänischen Bistümer Die im folgenden behandelten Diözesen sind alle etwa 1.000 Jahre alt. Das Erzbistum Gran wurde 1000 gegründet und 1993 in Erzbistum Esztergom- Budapest umbenannt, das Erzbistum Erlau (Eger) besteht seit dem 10. Jahrhundert und erlangte 1804 den Rang eines Erzbistums mit zwei Suffraganen. Die Diözesen Raab (Suffraganbistum von Budapest) und Fünfkirchen gehen 146 Ähnlich betitelt ist das Gesangbuch für die k. k. Ober=Realschule am Schottenfelde in Wien (1852). Sonja Ortner 202 auf das Jahr 1009 zurück. Als Kaiserin Maria Theresia 1777 das Bistum Steinamanger errichtete, wurden Teile von Raab, Wesprim und Agram abgetrennt. 1922 verlor die Diözese Raab weitere Pfarreien an die Apostolische Administratur Burgenland. Eine gestraffte Darstellung für das heutige Ungarn kann nicht gegeben werden, da es - abgesehen von den Drucken aus Steinamanger oder Fünfkirchen - kaum Mehrfachauflagen bestimmter Gesangbücher gibt. Viele haben gleichlautende oder ähnliche Titel. Die meisten Druckorte liegen (entsprechend der Verteilung der deutschsprachigen Bevölkerung) im Dreieck von Wien, Graz und Budapest. Zu berücksichtigen ist dabei selbstverständlich, daß die Produktion von Wien beeinflußt war und eine gewisse Parallelität gegeben ist, so beispielsweise im Fall der Publikationen von Passy oder der ab den 1850er Jahren einsetzenden Schulbuch-Welle. Explosionsartig erschienen mit dem 19. Jahrhundert Drucke nicht nur in zahlreichen Städten und selbst in kleineren Orten, sondern auch vermehrt an der Südgrenze des Habsburgerreichs, im Raum Banat (vor allem Temeschwar und Arad), sowie in Budapest und im Gebiet westlich davon. Zentren in Ungarn waren neben Budapest und Ödenburg vor allem Fünfkirchen und Steinamanger, wo unzählige Auflagen des Gesangbuches Der Heilige Gesang herauskamen. Aber auch in am Rande des Reiches gelegenen Städten, die als Hochburgen des evangelischen Gesangbuch-Drucks bezeichnet werden können, wie etwa Hermannstadt oder Kronstadt, stand die katholische Produktion nicht still. Inhaltlich liegt der Schwerpunkt bei Gesangbüchern für die (Schul-)Jugend. Wie auch in Wien wurden Gesangbücher für bestimmte Einrichtungen zusammengestellt, etwa für die Normalschule in Güns oder für die k. u. k. Infanterie-Cadetten-Schule zu Hermannstadt. Auch sind einige Gesangbücher darunter, die für spezielle Pfarreien geschaffen wurden, so etwa für die Pfarrgemeinde Josephstadt in Temeschwar oder für die Kapuzinerkirche in Essegg. Für die Verehrung Mariens sind Gesangbücher in Arad, Ofen oder Ödenburg nachweisbar. Hervorzuheben wäre noch das in Pest, Ofen und Nagybecskerek gedruckte Wallfahrtsbüchel sowie die auf den Wiener Druck von 1779 basierenden Katechetischen Gesänge (1823) aus dem entfernten Lemberg! In der Diözese Steinamanger/ Szombathely, zu der weite Teile des heutigen Burgenlandes zählten, erschien erstmals 1817 ein Gesangbuch mit dem für die Aufklärung kennzeichnenden Titel Heiliger Gesang bey dem katholischen Gottesdienste. Der ersten Auflage in Ödenburg folgten 16 weitere, zumeist in Steinamanger selbst, doch war das Buch offensichtlich auch im Bistum Fünfkirchen in Gebrauch und wurde zu Mitte des Jahrhunderts mehrfach dort gedruckt. Bäumker erwähnt bei der Auflage von 1882 den Verfasser der Vorrede Franz Dirnbeck, Pfarrer in Ober-Kohlstätten in Ungarn (heute Südburgenland) und daß sich unter den zu diesem Zeitpunkt 156 Liedtexten Österreich 203 eine „ziemliche Anzahl protestantischer Herkunft“ befinde. 147 Glaubt man dem Vorwort, so war dieses Gesangbuch in den meisten deutschsprachigen Pfarreien Ungarns in Verwendung, jedenfalls wurde es vom Bischof „zum Gebrauch meiner Diözesanen deutscher Zunge gutgeheißen“. 1892 arbeitete man das Buch in wesentlichen Teilen gemäß cäcilianischer Vorstellungen um. 148 Daneben finden sich 1847 Christkatholische Kirchengesänge, nebst Meß-, Beicht-, Communion- und Rosenkranz-Gebeten, erschienen in Ödenburg 149 sowie die auch in Ungarn häufigen Gemeindegesangbücher, etwa eine Sammlung verschiedener Predigt-, Mess-, Christenlehr- und anderer Gesänge […], welche in der Pfarr-Kirche zu Agendorf, Loipersbach, Wandorf und Brennberg gehalten werden (Ödenburg 1828). In Fünfkirchen/ Pécs, kamen in den Dreißiger-, Vierziger- und erneut ab den Achzigerjahren ausdrücklich für die Kirche bestimmte Gesangbücher in mehreren Auflagen (mehrheitlich in der Lyceum-Druckerei) heraus. Zunächst wurden 1832 die Gebethe und Gesänger zum Gebrauche der Glaubigen des Fünfkirchner Sprengels bey öffentlicher Gottes-Verehrung an Sonn- Fest und Werk-Tagen (Knesewitsch) gedruckt und 1838 sowie 1848 neuerlich aufgelegt. 150 Selbst noch im 20. Jahrhundert erfuhr es weitere Auflagen, zunächst in Bonhard 1907 (7. Aufl.) und 1915, dann wiederum in Fünfkirchen 1928 und 1937 als elfte, offenbar stark erweiterte Auflage. Es war also über 100 Jahre in Verwendung. 1844 und 1848 (2. Aufl.) publizierte man die Oeffentlichen Andachtsübungen im Fünfkirchener Bisthume mit 72, dann 132 Seiten und „73 Liedern ohne Melodien aus deutsch=österreichischen Gesangbüchern“ (Ausgabe von 1848). 151 1842, 1845 und 1847 wurden die fünfte bis siebte Auflage, jeweils vermehrt und verbessert, von Der Heilige Gesang bei dem katholischen Gottesdienste aufgelegt, der sonst in Steinamanger herausgebracht wurde. Und schließlich sind auch zwei Ausgaben des Katholischen Gesang- und Gebetbuchs von Johann Papp, Organist und Lehrer in Szigetvár, nachweisbar, nämlich für die Jahre 1884 und 1885. Zum frommen Gebrauch der röm. kath. Pfarrgemeinde in Nemet Boly edierte Desiderius Klein 1887 ein Kirchliches Gesangbuch. Der Pfarrer von Német-Boly, Joseph Streicher, veröffentlichte 1896 in dritter, verbesserter Auflage (in 10.000 Exemplaren) das Schulgebet- und Gesangbuch Der Schutzengel. Es enthält 66 deutsche, 25 ungarische sowie ein lateinisches Lied und erlebte viele Auflagen, 1937 ist noch eine elfte nachweisbar. 152 Daß 147 Bäumker IV, Nr. 812. 148 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1014. 149 Die 1857 in Steinamanger publizierten Christkatholischen Kirchengesänge zum Gebrauche an Sonn- und Festtagen des gantzen Jahres sind womöglich ident damit. 150 Letztere ist als zweite, vermehrte Auflage ausgewiesen, weist aber nur ca. 130 Seiten auf. 151 Bäumker IV, Nr. 602. 152 Küppers, Diözesan-Gesang- und Gebetbücher, Nr. 452. Sonja Ortner 204 seit 1848 kein Gesangbuch mehr für die Diözese Fünfkirchen herausgegeben wurde, ist für Bäumker der Grund für die angeblich weite Verbreitung dieses Schulgesangbuches auch im Volk. 153 In Baja, etwa 50 km nordöstlich von Fünfkirchen gelegen und seit dem frühen 18. Jahrhundert von Donauschwaben bewohnt, wurde 1882 ein Christkatholisches Gebet- und Gesangbuch gedruckt, das gemäß dem Titel Eine - besonders für das Landvolk - verbesserte und vermehrte Ausgabe des [nicht identifizierbaren] Hajoscher Gesangbuches darstellt. 154 Erwähnenswert ist schließlich das Katholische Gebet- und Gesangbuch aus dem Jahr 1913, das offenbar aus einem Bedürfnis der Singenden heraus entstand und nicht von offizieller Stelle vorgelegt wurde. Denn die Lieder wurden vom Popovacer Männerchor (Osijek) unter der Leitung des Lehrers und Kantors Josef Gutpelet gesammelt. Für Erlau/ Eger sind 1856 die von der Erzbischöflichen Buchdruckerei hergestellten Kirchlichen Lieder, Litaneien und Gebete zum öffentlichen Gottesdienste für catholische Christen dokumentiert (im Titelwortlaut dem ein Jahr später publizierten Gesangbuch aus Ungarisch Altenburg/ Magyaróvár verwandt). 1897 edierte man Mit oberhirtlicher Genehmigung ein über 350 Seiten starkes Katholisches Gebet= und Gesangbuch, das Zum Gebrauche der Schuljugend und Erwachsener zusammengestellt wurde von Johann Schuh, f. e. Consistorialrath, Bezirks-Vicär und Erzdechant in Eger. Das Buch enthält keine Melodien, eine Notenausgabe für Schul- und Kirchenchöre wird jedoch im Vorwort in Aussicht gestellt. In Raab/ Györ, zwischen Ödenburg und Budapest gelegen, erschienen zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Lieder zur Beförderung des Andachtseifers der Rechtsgläubigen, besonders des Landvolkes (1808). 1868 stellte der Benediktinerpater Remigius Sztachovics auf Verlangen des Raaber Bischofs das bereits weiter oben vorgestellte Katholische Gebet- und Gesangbuch für Kirche und Haus zusammen und ließ es in Wien verlegen. Zum Ende des Jahrhunderts erlangte das Gesang- und Gebetbuch zum Gebrauch der deutsch-ungarischen katholischen Schulkinder und Gläubigen eine gewisse Verbreitung: 1897 erstmals in Raab ediert, findet sich das Werk eines Zisterziensers noch im gleichen Jahr in Wesprim und ebenda 1928 in stark vermehrter vierter Auflage. In Ödenburg wurde 1940 wiederum für die Diözese Raab ein Gebet- und Gesangbuch für unsere Gläubigen gedruckt, das in Deutschungarischem Text verfaßt ist. In Temeschwar residierte der Bischof der Diözese Csanád. Hier veröffentlichte man - neben Jugend- und Pfarreigesangbüchern - im Jahr 1868 Kirchen-Gesänge für katholische Christen und 1895 das mit über 540 Seiten stattliche Christkatholische Gesang= u. Gebetbuch. Gesammelt, größtentheils 153 Bäumker IV, Nr. 909. 154 Vgl. die ähnlich lautenden Gesangbücher aus Temeschwar, Arad oder Raab. Österreich 205 auch neu verfaßt, verbessert, mit vielen nützlichen Zusätzen vermehrt und zum Gebrauche des gläubigen Volkes herausgegeben von einem Weltpriester der Csanáder Diözese. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts finden sich Bücher mit stets demselben schlichten Haupttitel Katholisches Gebet- und Gesangbuch. So erschien im Jahr 1900 ein Katholisches Gebet- und Gesangbuch mit einem Anhang der nöthigsten ungarischen Lieder. Verantwortlich zeichnete Matthias Reitter, Oberlehrer an der katholischen Volksschule und Organist zu Nagy-Kovacsi. 1904 besorgte die Tschanader Diözesan-Buchdruckerei ein gleichnamiges Gesangbuch für Steierdorf, das etwa 100 km südöstlich von Temeschwar und fast an der Grenze der Monarchie liegt (Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Den Gläubigen der katholischen Kirchengemeinden Stajerlak (Steierdorf) Anina gewidmet). Ebenfalls fast gleich betitelt und im Banat entstanden ist ein Katholisches Gesang- und Gebetbuch aus dem Jahr 1913. Es wurde von den Lehrern Rudolf Haag und Michael Herold, Staatslehrer in Omlod (Homolitz), Kom. Torontal, zusammengestellt. Im Jahre 1930 wurde der rumänische Teil des Bistums Csanád zum Bistum Temeschwar erhoben, so daß die zweite Auflage des Katholischen Gebet= und Gesangbuchs aus dem Jahre 1936 den Vermerk tragen kann: Genehmigt und herausgegeben vom Timisoaraer Bistum. Sie enthält 195 Liednummern inklusive Melodien (Druck: Victoria). Die vierte Auflage mit demselben Umfang wurde 1942 von der Druckerei Sonntagsblatt hergestellt. Erscheinungsjahr der ersten Auflage ist 1929 - sie kam in Regensburg bei Pustet heraus! In Arad (Bistum Großwardein) edierte man bereits 1844 ein Gesangbuch mit fast identem Titel wie das oben genannte Temeschwarer Gesangbuch von 1895: Christkatholisches Gesang- und Gebetbuch. Gesammelt, theilweise auch neu verfaßt, und zum Gebrauch des gläubigen Volkes herausgegeben von einem Weltpriester der Großwardeiner Diözese. Vierzig Jahre später, 1884, wurde nochmals ein Gesangbuch mit ähnlichem Titel gedruckt: Gott Hilf! Christkatholisches Gesang- und Gebetbuch. 1900 erschien es erneut, nun offensichtlich wie ersteres ohne Haupttitel. Selbst in jener Stadt, in der die meisten evangelischen Gesangbücher in Druck gingen, nämlich in Hermannstadt - die Datenbank Gesangbuchbibliographie verzeichnet für das 19. Jahrhundert über 60! - sind vereinzelte katholische Erzeugnisse greifbar: Die Messgesänge für die studierende Jugend aus dem Jahr 1859 könnten mit den zeitgleichen Ausgaben von Temeschwar (1857, 1859) übereinstimmen. Die beiden anderen Drucke sind für spezielle Personengruppen gedacht: Für den frommen Bergmann im Nagyáger Bergbezirk (1832) sowie für die katholischen Zöglinge der k. u. k. Infanterie- Cadetten-Schule zu Hermannstadt (1893). Im 20. Jahrhundert ändert sich das Bild nicht: Den beinahe 100 Titeln, die in der Datenbank für das evangelische Gesangbuch in Hermannstadt erfaßt sind, steht ein einziges katholisches Gesangbuch gegenüber: Die Gebete der Kirche und eine Sammlung der gebräuchlichsten und schönsten katholischen Kirchenlieder wurden 1926 vom Sonja Ortner 206 katholischen Stadtpfarrorganisten Rudolf P. Resch zusammengestellt und herausgegeben zum Gebrauche des Volksgesanges in Kirche und Schule von dem röm.-kath. Kirchenmusikverein in Sibiu. In einer weiteren Hochburg des evangelischen Gesangbuchdrucks, in Kronstadt 155 im südöstlichsten Winkel des Habsburgerreichs, ist für das Jahr 1847 ein katholisches Gebet- und Gesangbuch (2. verm. Aufl.) nachweisbar. 10.4.5.10 Weitere Gesangbücher Deutschsprachige Gesangbücher erschienen im übrigen an den verschiedenen Orten des Habsburgerreichs, wo sich ein entsprechendes Bedürfnis einer deutschen Minderheit geltend machte. Über diese Werke ist meist wenig bekannt. Beispielhaft seien hier noch einige wenige aufgeführt. Im nordöstlichen Grenzgebiet der einstigen Monarchie liegt Lemberg, wo 1823 Katechetische Gesänge, nebst einem Anhange von Liedern, bey der heiligen Messe und beym Segen […] bey Joseph Johann Piller, k. k. Gubernial= und Normalschul= Instituts=Buchdrucker veröffentlicht wurden. Das Buch enthält keine Noten, beruht aber anscheinend auf den 1779 in Wien gedruckten Verbesserten, katechetischen Gesängen, zu denen auch ein Choralbuch erschienen war. Daß es sich um eine Neuauflage des rund 40 Jahre zuvor in Wien entstandenen Buches handelt, ist aufgrund des sonst nirgendwo um diese Zeit mehr anzutreffenden Titels und der Konkordanzen der autopsierten Exemplare (Inhalt, Seitenzahl) naheliegend. Mit dem Ende des Habsburgerreiches nach dem Ersten Weltkrieg sah sich die deutsche Bevölkerung in den Nachfolgestaaten in der Rolle einer Minderheit, für die nun gleichsam auf nationaler Ebene Gesangbücher geschaffen wurden. Um 1920 gab ein gewisser J. Böhm in Essegg/ Osijek ein Kirchen-Gesang- und Gebetbuch in der Ersten Kroatischen Aktiendruckerei heraus. Mit der auch gesondert gedruckten Beilage Gemeinsame Messfeier für katholische Deutsche in Kroatien erschien 1942 ein Katholisches Kirchen-Gesang- und Gebetbuch, das mit jenem von 1920 ident sein könnte, allerdings eine geringere Seitenzahl aufweist. Das Pendant für die Deutschen in Ungarn bildet das in Budapest erschienene Alleluja. Gebetbuch für katholische Christen mit allen notwendigen Gebeten und einer Sammlung alter und neuer Kirchenlieder für das deutsche katholische Volk. Unter Mitwirkung mehrerer Geistlicher, Chordirigenten und Kantoren gesammelt und zusammengestellt von Josef Franz, Pfarrer zu Lapancsa, und Johann Babócsay, Kantor zu Bataszek (1939). Auch in Dunaszentmiklós, das ab 1733 von süddeutschen Bauern besiedelt wurde, bestand noch nach der Auflösung der Donaumonarchie Bedarf an deutschem Liedgut, wie das über 620 Seiten starke Gebet- und Gesangbuch Erhebet die Herzen von 1929 belegt. 1936 erschien es in Budapest in zweiter Auflage. 155 Vierzehn Drucke, in der Mehrheit Neuauflagen ein- und desselben Gesangbuches, erfaßt alleine die Datenbank Gesangbuchbibliographie. Österreich 207 Von Czernowitz aus versorgte man die deutschsprechende Minderheit in der Bukowina mit dem Gebet- und Gesangbuch der katholischen Deutschen, das 1937 in dritter Auflage mit 123 Liedern und deren Melodien ediert wurde. 10.4.5.11 Vinzenz Goller, Pius Parsch und die Liturgische Bewegung Pius Parsch aus Mähren und Vinzenz Goller aus Südtirol - zwei Männer, die sich in ihren liturgischen Ansichten und der Volksnähe trafen. Der Kirchenmusiker, Komponist und Pädagoge Goller, heute bekannt vor allem wegen seiner Vertonung des berühmten Volksliedes „Tirol is lei oans“, studierte unter anderem an der Kirchenmusikschule in Regensburg - finanziert angeblich durch den Verkauf von Gamsbärten! -, wo er über Franz X. Haberl und andere mit dem Cäcilianismus in Berührung kam. 1910 wurde er mit der Einrichtung der Abteilung für Katholische Kirchenmusik in Wien- Klosterneuburg betraut. 156 Dort traf er auf den Augustinerchorherrn und Theologen Pius Parsch, der sich seit 1904 in Klosterneuburg aufhielt und ab 1922 Gemeinschaftsmessen in der Kirche St. Gertrud feierte, bei denen Teile der Messe vom Volk in deutscher Sprache gesungen wurden. Mit diesen sogenannten Betsingmessen erwirkte er die aktive Teilnahme der Mitfeiernden. Es war dies die Geburtsstunde der Liturgischen Bewegung in Österreich. Auch Goller betonte stets die Wichtigkeit des Gemeindegesangs und schuf zahlreiche liturgische Kompositionen wie etwa Orgelmessen, die in erster Linie für einfachere Verhältnisse (z. B. für Landkirchenchöre) gedacht waren und weite Verbreitung fanden. Mit Kompositionen auf deutsche Texte unter aktiver Beteiligung der Gemeinde legte er den Grundstein für eine Neuorientierung der katholischen Kirchenmusik im 20. Jahrhundert. Um die biblische und liturgische Erneuerung weiter zu verbreiten, gründete Parsch 1928 den Verlag Volksliturgisches Apostolat sowie die Augustinus- Druckerei. Abgesehen von zwei Zeitschriften verließen diese Druckerei z. B. das von Goller besorgte St. Pöltener Diözesangesangbuch 1931 (siehe oben), das Kyrie. Gebet und Gesang beim Schulgottesdienst (1934), das Parsch und Goller gemeinsam herausgaben, oder das Meßsingbuch (1936 f.). Unzählige Auflagen mit mehreren Hunderttausend Stück erlebten die Volksliturgischen Andachten und Texte, die sich in Klosterarchiven erhalten haben, darunter die von Goller und Karl B. Frank verfaßte Klosterneuburger Betsingmesse für das Christkönigsfest. Zeitgleich mit der seit ca. 1925 einsetzenden Liturgischen Erneuerung kamen in unmittelbarer Umgebung, in Mödling bei Wien, zwischen 1925 und 1957 sechs Auflagen des Exsultemus Domino. Katholische Kirchengesänge in der Missionsdruckerei St. Gabriel 157 heraus. Enthält es schon zu Beginn um 156 In den Jahren 1936 bis 1938 war Goller übrigens Bürgermeister von Klosterneuburg. 157 Diese Druckerei verließen ja auch - wie oben ausgeführt - Ausgaben der Diözesangesangbücher Heiliges Volk und Die betende Gemeinde. Sonja Ortner 208 die 500 Lieder mit Melodien, so steigert sich sein Umfang bis zu über 560 Liedern. Urheber ist P. Stanislaus Marusczyk S. V. D. (Steyler Missionare) 158 , dem einmal mehr Vinzenz Goller als kompetenter Partner zur Seite stand. Ausschlaggebend für die Schaffung dieses Gesangbuchs war das Bedürfnis, in den Missionshäusern des Ordens eine einheitliche Sammlung von Kirchenliedern zur Hand zu haben (Vorwort). 1934 ist ein Anhang zum Exsultemus mit modernen Liedern gedruckt worden. 159 10.4.6 Von den Einheitsliedern zum Gotteslob und den ökumenischen Liedausgaben Den Bestrebungen zu einem für das gesamte deutsche Sprachgebiet einheitlichen Gesang- und Gebetbuch griff beispielsweise im 19. Jahrhundert das von mehreren Diözesen approbierte Gesangbuch für die österreichische Kirchenprovinz vor. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab man in Deutschland zunächst 1947 die 74 Einheitslieder der deutschen Bistümer heraus. 1948 erstellte eine Sonderkommission im Auftrag der Österreichischen Bischofskonferenz die Authentische Gesamtausgabe der Einheitslieder der österreichischen Bistümer. 160 Herausgeber ist das Institutum Liturgicum Salzburg, gedruckt hat man sie in Wien. Das Buch enthält 189 Nummern mit Noten. 1949 und 1952 wurde es neuerlich aufgelegt. 1966 hat sich die österreichische Bischofskonferenz dem in Deutschland seit 1962 laufenden Projekt zur Herausgabe eines einheitlichen Gesang- und Gebetbuchs für die deutschen Diözesen angeschlossen. 161 In den frühen Siebziger Jahren wurden die (Voraus-)Publikationen zum Einheitsgesangbuch veröffentlicht, ediert nach den verschiedenen Abschnitten des Kirchenjahrs bzw. Themenbereichen (Karwoche, Advent und Weihnachten, Taufe usw.). Herausgegeben wurde diese Reihe von den Weihbischöfen Paul Nordhues (Paderborn) und Alois Wagner (Linz) im Wiener Veritasbzw. Innsbrucker Tyrolia-Verlag gemeinsam mit diversen deutschen Verlagen in Freiburg, München, Trier, Mainz und Paderborn. 1975 erschien erstmals in ganz Österreich das Diözesangesangbuch Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch, das von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und den Bistümern Bozen-Brixen und Lüttich her- 158 Die Steyler Missionare benennen sich nach dem Ort Steyl in den Niederlanden, wo der 2003 heilig gesprochene Arnold Janssen 1875 die Gesellschaft des Göttlichen Wortes (Societas Verbi Divini) gründete. 159 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1017 (dort auch ausführlicher über Gesangbücher der einzelnen Ordensgemeinschaften) 160 Laut Dorneger aber erst 1951 erschienen; den vollständigen Einheitsliederkanon übernahmen nur die Diözesen Salzburg und Gurk 1950 (Dorneger, Gotteslob, S. 107). 161 Dennoch brachte man in St. Pölten mit Volk vor Gott noch einen neuen Druck auf den Markt, in Graz, Innsbruck und Wien behalf man sich mit Ergänzungen zu den bestehenden Gesangbüchern (Dorneger, Gotteslob, S. 108). Österreich 209 ausgegeben und mit den entsprechenden Diözesananhängen versehen wurde. Abgesehen von einem Österreich-Anhang gibt es noch acht Diözesananhänge extra (für Innsbruck und Feldkirch einen gemeinsam). Das Gotteslob für Bozen-Brixen wurde in den Folgejahren immer wieder neu gedruckt, die österreichischen Ausgaben vor allem 1998 (Wien, Graz-Seckau, Linz, St. Pölten, Gurk-Klagenfurt, Salzburg) und 2000 (Eisenstadt, Innsbruck-Feldkirch). Mit Ergänzungsblättern behalf man sich seit 1983, Ergänzungshefte sind ab 1987 separat erschienen, zunächst für Eisenstadt und Linz, 1993 folgte z. B. die Ergänzung zum Diözesananhang der Erzdiözese Wien. Beihefte für das Bistum Bozen-Brixen kamen 1983 und 1987 (Neue Geistliche Lieder) heraus. Relativ groß sind die Anhänge - sie enthalten schwerpunktmäßig Neue Geistliche Lieder - von Gurk-Klagenfurt 1998, Graz-Seckau 1999, Eisenstadt 2000 oder Salzburg 2003. 162 Einen Diözesananhang für den Schulgebrauch aller Diözesen (ab der zweiten Schulstufe) publizierte man 1977 unter dem Titel Unser Gotteslob. 163 In diesem Zusammenhang soll kurz auf die vom nachkonziliaren Aufbruch bestimmte ökumenische Ausrichtung verwiesen werden. 164 Im Auftrag der christlichen Kirchen des deutschen Sprachbereichs gab die Arbeitsgemeinschaft für ökumenisches Liedgut 165 im Jahr 1973 die Gemeinsamen Kirchenlieder. Gesänge der deutschsprachigen Christenheit in den drei Ländern Deutschland, Österreich und Schweiz 166 mit 102 Liedern inkl. Melodie heraus. Sechs Jahre später (1979) erschien die zweite, 1987 die dritte Auflage mit gleicher Liedzahl. Das Entstehen des Neuen Geistlichen Liedes in den 1960er Jahren zog, abgesehen von den genannten Anhängen zum Gotteslob, zahlreiche neue Publikationen nach sich. Zuvorderst sei das 1970 in Wien veröffentlichte Liederheft Jericho. Rhythmische Lieder und Messen erwähnt. Das im Süden Österreichs dominierende Lobet den Herrn (15 Aufl. zwischen 1976 und 1993) wurde 1993 durch Du wirst ein Segen sein ersetzt und 2006 von Du mit uns abgelöst. Die Sammlung Das Lob, geistlich rhythmisches Liederbuch kam 1979 in Pettenbach (Oberösterreich) heraus und bedient vor allem den 162 Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1015. 163 Das Gotteslob erhielt den Status eines Schulbuches, wurde aber aufgrund fehlenden neuen Repertoires kaum als solches rezipiert, was man seit 1987 durch das Liederbuch Religion wettzumachen versuchte (Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1017). 164 Am Rande zu erwähnen ist das bereits 1962 publizierte Gesangbuch der Alt-Katholischen Kirche Österreichs mit über 100 z. T. mehrstimmig gesetzten Liedern, da sich die altkatholische Kirche seit Beginn ihrer eigenen kirchlichen Existenz (1870) für eine Verständigung unter den einzelnen Konfessionen eingesetzt hat. 165 Die AÖL wurde unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Christhard Mahrenholz und Weihbischof Dr. Paul Nordhues 1969 konstituiert. 166 Verlag Merseburger GmbH Berlin, Verlag Friedrich Pustet Regensburg, Evangelischer Pressverband Wien, Styria Verlag Graz, Theologischer Verlag Zürich, Union Druck und Verlag AG Solothurn Sonja Ortner 210 Donauraum. Die zwölfte Auflage von 2002 enthält 740 (! ) Lieder, produziert wurden etwa 155.000 Exemplare. 167 In den ehemals habsburgischen Gebieten mit verbliebenen deutschen Bevölkerungsanteilen entstanden in jüngster Zeit (2005) vereinzelte katholische Gesangbücher, etwa Ferenc Neubrandts Katholisches Gebet- und Gesangbuch: eine Sammlung von Gebeten und Gesängen für katholische Christen in Schaumar/ Solymár aufgrund der Liturgiereform, mit 736 Seiten immerhin ein Werk von beachtlichem Umfang. Bibliographie Die in die folgende Auswahl nicht aufgenommenen Titel lassen sich über die Datenbank Gesangbuchbibliographie ermitteln. 16. Jahrhundert [Tritonius, Petrus]: Hymnarius: durch das ganntz Jar ver teutscht/ nach gewondlicher weyß vnnd Art zw synngen/ so yedlicher Hymnus/ Gemacht ist. .Got zu lob/ eer/ vnd preyß. Vnnd vnns Cristen zu trost. Schwaz (Burg Sigmundslust): Joseph Piernsieder 1524. [Gigler, Andreas]: Gesang Postilla: Das ist/ Euangelia auf die fürnemste Feste vnd Feyrtag/ (sampt einem Christlichen Gebet) durch das gantze Jahr/ in Gesang verfaßt. Graz: Andreas Franck 1569. Zweite Auflage 1574. Catholisch Gesangbüchlein/ bey dem Catechismo/ auch fürnembsten Festen des Jars/ vnd inn den Processionen oder Walfahrten zugebrauchen. Der Jugend vnd allen liebhabern Catholischer Religion zuo guotem in dise Ordnung zusamen gebracht. Innsbruck: Hans Paur 1588. Mörlin, David: Das güldene Haußkleinot, darinnen Catechismus, Communion vnd Sacramentbuchlein, Catholische Kirchen, Creutz vnd Walfahrt Gesäng, andächtige Gebettlein, in das Leyden Christi, die neun Gesäng, vnser lieben Frawen Cron Gebet vnd Rosenkrantz, sampt ermahnung die H. Meß zu hören, Wie sich in der Kirchen zu halten, mit der Christlichen Tagordnung vnd 7 Bußpsalmen. Graz: Georg Widmanstetter 1594. 17. Jahrhundert Beuttner, Nicolaus: Catholisch Gesang-Büch: Darinnen vil schöner/ newe/ vnn zuuor noch nie im druck gesehen/ Christliche/ andächtige Gesänger/ die man nit allein bey dem Ambt der H. Meß/ in Processionibus, Creutz: vnn Walfarten/ sonder auch zu Haus sehr nützlichen gebrauchen mag. Graz: Georg Widmanstetter 1602. Elf Auflagen bis 1718. Corner, David Gregor: Groß Catholisch Gesangbuch/ darinnen in die vier hundert andächtige alte vnd newe Gesäng vnd Ruff/ in eine gute vnd richtige Ordnung zusamb gebracht/ so theils zu Hauß/ theils zu Kirchen/ auch bey Processionen vnnd Kirchenfesten/ mit grossem Nutz können gesungen werden: Fürth: Georg Endter 1625. 167 S. dazu ausführlicher bei Praßl, Kirchengesangbuch, S. 1018. Österreich 211 Corner, David Gregor: Geistliche Nachtigal, der Catholischen Teütschen. das ist Außerlesene Catholische Gesänge, auß gar vielen Alt und Neuen Catholisch. Gesangbüchern in ein gute und richtige Ordnung zusammen getragen, auch theils von Neuem gestellet. Jetzo zum dritten mal Corrigiert, und verbessert. Wien: G. Gelbhaar 1649. Sieben Auflagen bis 1676. Himmelische Harmaney/ Oder Außerlesene Catholische Gesänger/ Welche zu höchster Ehre Gottes/ seiner gebenedeyten Mutter/ auch der lieben Heiligen/ mit fleiß zusammen getragen/ vnd von einer löblichen Bruderschafft ledigen Standts Manns Personen/ vnter dem Titl vnser lieben Frawen Auffopfferung/ So zu Grätz in dem Ertzhertzoglichem Collegio der Societet JEsu/ Anno 1643 auffgericht/ vnnd in dem Truck verfertiget. Seynd dienstlich allen Teutschen Bruderschafften/ vnnd der lieben Jugendt der Christlichen Lehr; Können auch auff Kirchfahrten/ anheimbs vnder der Arbeit/ oder sonst im Raißen zu Wasser vnd Landt mit nutz vnd Geistlicher Frewde gesungen werden. Graz: Ernst Widmanstetters sel. Erben 1644. Davidische Harmonia. Das ist/ Christlich Catholische Gesänge/ mit vorgesetzten Melodeyen/ auff alle hohe Fest durch das gantze Jahr; wie auch auff andere Zeiten vnd Fälle. Zusammen getragen/ Auß vnterschidlichen GesangBüchern/ vnd jetzo zum erstenmal in dise Form gebracht. Wien: Johann Jacob Kürner 1659. Sollinger, Albert: Himmels Schlüssel das ist Von Iesv vnd Mariae gnadenreicher Ertzbruderschafft des H. Rosenkrantzn vnd des Süessen Namens Iesv gründtlicher bericht Sambt Dero vilfeltigen Priuilegien, grossen gnaden, vnd Indulgenz. Wien: Mathäus Cosmerovius 1636. Mehrere Auflagen bis 1690/ 91. Mayer, Eustachius: Andächtige Vbung Vnd Geistliche Gesäng des Heyligen Rosenkrantzes Iesv Mariae, Durch das gantze Jahr/ vor vnnd nach dem Rosenkrantz/ in den Bruederschafft Kirchen/ bey Wallfahrten/ vnd im Hauß/ zugebrauchen. Jn diese Form allen der Brüderschafft des H. Rosenkrantzes Iesu Mariae Mitglidern zu gefallen gestellt. Wien: Mattheus Formica 1631. Weitere Auflage Augsburg 1638. Schöne Andächtige Geistliche Gesäng/ Welche In Vnser Lieben Frawen Gottshauß bey den Predigern in Wienn vorvnd nach dem Rosen-Krantz durch das gantze Jahr an allen Sonnvnd Feyertägen gesungen werden. Wien: Matthaeus Cosmerovius 1671. Weitere Auflage 1739. Drey schöne newe geistliche Lieder/ Vonn vnser lieben Frawen der Muetter der Barmhertzigkeit. Gemacht und gesungen zu ehren der heyligen Bildnuß vnser lieben Frawen von Foy/ so auß der Wunderthätigen Aichen geschnitzlet. […] Innsbruck: Michael Wagner 1640. In einem Band zusammengefaßt mit weiteren Liedflugschriften geistlicher Lieder, die um 1640 in Innsbruck gedruckt worden sind. 18. Jahrhundert Marianische Lob= und Bitt=Gesänger/ Absonderlich Für die Kirchfarten an Marianische Gnaden=Orth zu gebrauchen. Wien: Katechetische Bibliothek S. J. 1733. Catholische in Reim verfaßte Lehren/ Gebett/ Oder Gesänger Von Täglichen Verrichtungen/ von dem Zihl und letzten Dingen deß Menschen. […] Wien: Katechetische Bibliothek S. J. 1725. Geistliche In Reim verfaßte Lehren, Ubungen, Oder Gesänger Von denen Wahrheiten/ Welche Fürnemlich in denen Geistlichen Exercitiis, Missionibus, Wie auch In denen Predigen vorgebracht werden. […] Wien: Katechetische Bibliothek S. J. 1737. Weitere Auflagen 1750 und 1753. Sonja Ortner 212 GOtt Lobsingender Tag. Oder: Geistliche Tag- Morgen- Abend- Tisch- Arbeit- &c. Gesänger. Wien: Katechetische Bibliothek S. J. 1737. Bruns, Raymund: Catholisches Unterrichtungs- Gebett- und Gesang- Buch. Wien: Trattner 1754. Erste Auflage Berlin 1738, 3. Auflage Halberstadt 1745. Geistliche Gesänger Und Gebetter/ Zu Gebrauch Der Heiligen Mission Zusammen getragen. Heidelberg: Johann Mayer 1717. Christliche Gesänger Zu Gebrauch Der Jm Land Tyrol eingeführten Heiligen Mission. Innsbruck: Michael Anton Wagner 1721. Geistliche Lieder, welche das Jahr hindurch bey denen Kinderlehren von der auswendigen Schuljugend deren Ursulinerinnen pflegen abgesungen zu werden. Graz: Widmanstätterische Erben 1770. Andächtige Kirchen-Gesänger, So Jn der Hohen Metropolitan-Kirchen Bey St. Stephan, Jn Wienn, Alle Sonn- und Feyertäg Vor der Predig Dem Volck von der Kanzel vorgesungen werden. Brünn: Swobodische Erben, durch Wenzel Lenhart. 1744. Geistliche Lieder zum Gebrauche der hohen Metropolitankirche bey St. Stephan in Wien und des ganzen wienerischen Erzbistums. Wien: gedruckt mit Schulzischen Schriften 1774. Weitere Auflage 1783. Auserlesenes Meß-Gesang Auf alle Theile Der Heiligen Messe eingetheilet. Innsbruck: Michael Anton Wagner 1756. Andaechtiges Meßgesang, Welches an Sonn- und Feyertaegen bey dem Amt auf allerhoechste Verordnung Jhrer Kaiserl. Koeniglich-Apostolischen Majestaet gesungen wird. […] Innsbruck: Michael Anton Wagner 1765. Riedel, Franz Xaver: Lieder der Kirche aus den römischen Tagzeiten, und Meßbuche übersetzt. Wien: Augustin Bernardi 1773. Katholisches Gesangbuch, auf allerhöchsten Befehl Ihrer k. k. apost. Majestät Marien Theresiens zum Druck befördert. Wien: Verlag der katechetischen Bibliothek. o. J. [vermutlich 1776]. Weitere undatierte Auflagen (um 1780). Geistliche Gesaenge, in welchen die christkatholischen Glaubens- und Sittenlehren zum leichtern Begriff der christlichen Schuljugend und gemeiner Leute auf dem Lande vorgetragen werden. […] Innsbruck: k. k. Hofbuchdruckerey mit v. Trattnerischen Schriften, und zu haben im Verlag der deutschen Schulen 1770. Weitere Auflage Brixen 1780. Katechetische Gesänge zum Gebrauche in den Deutschen Schulen der k. k. Erbländer. Mit Jhrer röm. kais. auch k. k. apostol. Majestät allergnädigster Druckfreyheit. Wien: Verlagsgewölbe der deutschen Schulanstalt bey St. Anna in der Johannesgasse 1775. Verbesserte, katechetische Gesänge, welche nun nach der Ordnung und dem Inhalte des für die k. k. Staaten vorgeschriebenen Katechismus sind abgeändert worden. Nebst einem Anhange von Liedern zu der heiligen Messe und dem Segen. Wien: im Verlagsgewölbe der deutschen Schulanstalt bei St. Anna in der Johannesgasse 1779. Weitere Auflage 1782. Kirchengesänge zum Gebrauche der Schuljugend in der k. k. vorösterreichischen Stadt Bregenz. Bregenz 1781. Kohlbrenner, Franz Seraph von: Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römischkatholischen Kirche. Erster Theil. Mit gnädigster Genehmhaltung. Landshut: Maximilian Hagen und München: Johann Georg Rueprecht 1777. Zahlreiche Folgeauflagen. Österreich 213 [Kohlbrenner, Franz Seraph von]: Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römisch=katholischen Kirche. Aus dem größeren Werke gezogen. Mit gnädigster Approbation verschiedener hoher Ordinariate, und mit des Herrn Verfassers Genehmhaltung nachgedruckt. Salzburg: Waisenhausbuchhandlung 1781. Weitere Auflagen 1784 und 1791. [Kohlbrenner, Franz Seraph von]: Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römischkatholischen Kirche. Zweyter Theil zur Andacht für Sonntäge, und hohe Feste des Herrn. Salzburg: Waisenhausbuchhandlung, und in dem churfürstl. Intelligenzcomtoir zu München 1783. [Kohlbrenner, Franz Seraph von]: Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römischkatholischen Kirche. Mit einem Anhange von Morgen- Abend- Beicht- und Kommunion-Gebetern; Litaneyen von unser lieben Frau; dem heiligsten Altarssacramente; dem Namen Jesu; von allen Heiligen Gottes; verschiedene Gebeter um ein seliges Ende; nebst Vespergesänge. Neue, vermehrte und verbesserte Auflage. Bregenz: Neue Buchhandlung 1798. Haydn, Michael: Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römisch-katholischen Kirche. Erster Theil. Neu, vom H. Michael Haydn, hochfürstl. Conzertmeister, verbesserter deutscher Kirchengesang zum leichtern Gebrauch sowohl für die Stadt, als das Land. Salzburg: Waisenhausbuchhandlung 1789. Weitere Auflagen 1790 und 1812. Haydn, Michael: Deutsches vollständiges Hoch-Amt mit den gewöhnlichen vier Singstimmen, zwey Hörnern und der Orgel. Zum Gebrauche für Stadt und Land. Der Text ist aus dem österreichischen Gesangbuche entnommen. Salzburg: Mayersche Buchhandlung 1795. Weitere Auflagen 1797 und 1800. Normalmeßgesang, Litaneyen und Gebether, wie selbe bey der neuen Gottesdiensteseinrichtung zu allgemeinen Gebrauch vorgeschrieben worden. Wien: mit Edlen von Gehlenschen Schriften 1783. Weitere Auflagen in Graz, Innsbruck, Klagenfurt und Prag. Christliches Gebethbuch, welches in sich enthält Morgen-, Abend-, Meß-, Beicht- und Communions- Gebether. Wie auch zur Mutter Gottes und vielen Heiligen auf alle Festtage des ganzen Jahrs und in allen Anliegen zu gebrauchen. […] Korneuburg: Johann Karl Edlinger 1796. Neues katholisches Gesangbüchl zur heiligen Messe und Predigt. Zum Gebrauch bey dem öffentlichen Gottesdienste in den k. k. Staaten. Pest 1780. 19. und 20. Jahrhundert Schul- und Jugendgesangbücher Gesänge zur öffentlichen Gottesverehrung der studierenden Jugend am Gymnasium zu Kremsmünster. Zweyte, vermehrte, und zur Unterstützung dürftiger Studierender veranstaltete Auflage. Linz: Joseph Kastner 1813. Erste Auflage 1807. Gesänge der Andacht zur öffentlichen Gottesverehrung an katholischen Lehr- und Bildungsanstalten wie auch für andere katholische Gemeinden anwendbar. Linz: Joseph Fink 1823. Sechs Auflagen bis 1881. Pietsch, Josef: Katholische Kirchen-Gesänge für die Schuljugend. Auszug aus dem Leitmeritzer Diözesan-Gesangbuche. Brixen: Selbstverlag 1882. Sonja Ortner 214 Sammlung katholischer Kirchenlieder für die Schuljugend. 3. Auflage. Triest: 1885. 4. Auflage 1890. Gebethe und Gesänge für die katholische Schul-Jugend. Hrsg. von einem Priester der Erfurter Diözese. 2. Aufl. Klagenfurt: Leon 1850. Einspieler, Andreas: Gesänge für katholische Realschulen. Klagenfurt 1856. Gesänge für katholische Mädchenschulen. Klagenfurt: Leon 1860. Pazdera, L. F.: Magnificat anima mea dominum. (Hoch preiset meine Seele den Herrn.) Ein katholisches Gebet- und Gesangbuch für Mittelschulen. Klagenfurt: St. Joseph-Vereins-Buchdruck 1894. Gebet- und Gesangbuch für die katholische Schuljugend. Herausgegeben von der Priester-Marien-Kongregation der Csanader Diözese. Temesvar: Der Landbote 1923. Weitere Auflagen 1924, 1933 und 1943. Restauration Gabler, Joseph: Geistliche Volkslieder. Siebenhundertvierzehn religiöse Lieder mit 387 Melodien gesammelt in der Diözese St. Pölten. […] Zweite, verbesserte und sehr vermehrte Auflage der „Neuen geistlichen Nachtigall“. Regensburg: In Commission der Verlags-Anstalt vormals G. J. Manz 1890. Erste Auflage Linz 1884. Gabler, Joseph: Gebet- und Gesangbuch für die studirende Jugend. St. Pölten: Passy und Sysy 1868. Sztachovics, Remigius: Katholisches Gebet- und Gesangbuch für Kirche und Haus. Wien: Ludwig Mayer 1868. Weitere Auflage 1869. Marienlieder- und Wallfahrtsbücher Sammlung kirchlicher Volksgesänge. Graz 1850. 5. Auflage 1888. Geratitsch, August: Lieder für Mariazeller Wallfahrer. Graz 1929. Mauß, Anton: Mariazeller Gebet- und Gesangbuch zum Gebrauche für das ganze Jahr zu Hause und auf der Wallfahrt. Wien: Selbstverlag 1905. Vier Auflagen bis 1908. Wallfahrts-Liederkranz, gesammelt aus ältesten Marienliedern zu Ehren der großen Gottes Mutter und unbefleckten Jungfrau Maria in Zell. Pressburg 1908. Gebet- und Gesangbuch für die Wallfahrt nach Mariazell. 2. durchgesehene und verbesserte Auflage. Brünn: Carl Winiker 1910. Brokamp, Heinrich: Der marianische Sodale: Regel-, Gebet- und Gesangbuch zum Gebrauche der Kongregationen der seligsten Jungfrau Maria. 3. Auflage. Graz: Moser 1905. 42 Auflagen bis 1929. Lieder zum Gebrauch der marianischen Kongregationen. Vermehrte Auflage. Klagenfurt: St. Joseph-Vereins-Buchdruck 1912. 7. Auflage 1914. Hiebl, Johann: Das Kind Mariens. Gebet-, Betrachtungs- und Gesangbuch für die liebe Schuljugend und marianischen Kinderkongregationen. 1. bis 5. Auflage. Klagenfurt: Verlag der Buch- und Kunsthandlung Carinthia des St. Josef-Vereines 1923. Österreichische Diözesangesangbücher vor dem Gotteslob Gesangbuch für die österreichische Kirchenprovinz. Linz: Katholischer Preßverein 1880. Zwanzig Auflagen bis 1924. Assem, Coloman: Ehre sei Gott in der Höhe! Katholisches Gesang- und Gebetbuch für Groß und Klein. […] Mit Bewilligung der Oberen und Druckerlaubnis des hochw. Österreich 215 erzb. Ordinariats Wien, der bischöfl. Ordinariate Budweis, Klagenfurt, Linz, St. Pölten, Regensburg, Salzburg und des f.=b. Generalvikariats Teschen. 21. vermehrte, in den Liedertexten mit dem Wiener und St. Pöltner Diözesangesangsbuche übereinstimmende Auflage. Wien: Josef Habbel vormals Verlag von Heinrich Kirsch 1925. Erste Auflage 1867, zahlreiche Auflagen bis 1939. Wien Steinwachs, A. J.: Katholisches Gesang- und Gebetbuch mit besonderer Rücksicht auf die gottesdienstliche Ordnung der Erzdiöcese Wien. Korneuburg: F. Kühkopf 1868. Bibl, Rudolf: Katholische Kirchenlieder wie sie in den Kirchen der Wiener Erzdiöcese gesungen werden. Mit einem Anhange: Marienlieder während der Mai-Andacht, für die katholische Jugend zweistimmig gesetzt. Wiener-Neustadt: Wedl 1881. Meßgesänge und Kirchenlieder. Nebst einem Anhange von Marienliedern für den Monat Mai. Sechzehnte Auflage. Wien: Mayer & Compagnie [1896? ]. Gebet- und Gesangbuch zum Gebrauche für die katholische Schuljugend. Mit Approbation der hochwürdigsten Ordinariate in Wien und St. Pölten. Siebente, unveränderte Auflage. Wien: Selbstverlag der Congregation der christlichen Schulbrüder 1892. Lobet den Herrn! Gebet- und Gesangbuch zum Gebrauche beim katholischen Gottesdienste, besonders für die Schuljugend. II. Gesangbuch. Mit Approbation der hochw. Ordinariate in Wien u. St. Pölten. Wien: Selbstverlag der Congregation der christlichen Schulbrüder 1894. Zahlreiche Auflagen bis 1936. Gebet- und Gesangbuch für die katholische Schuljugend der Erzdiözese Wien. Wien: Kaiserl.-Königl. Schulbücher-Verlag 1912. Zahlreiche Auflagen bis 1937. Gebet- und Gesangbuch für Schulkinder. Kurzer Auszug aus dem Gebet- und Gesangbuch für die katholische Schuljugend der Erzdiözese Wien. Falkenstein: Selbstverlag 1923. Gesangbuch für die Erzdiözese Wien. Wien: Kaiserlich-königlicher Schulbücher-Verlag 1915. Mehrere Auflagen bis 1931. [Zeggl, Jakob]: Die betende Gemeinde. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1926. Zahlreiche Auflagen. Zeggl, Jakob: Die betende Gemeinde. Gebet- und Gesangbuch der Erzdiözese Wien. Herausgegeben vom Erzbischöflichen Ordinariat. Wien: Verlag Herder & Co. 1940. Zahlreiche Auflagen bis 1968. Graz-Seckau Duk, August: Kirchenlieder, welche in der Fürst-Bischöflichen Seckauer- und Leobner- Diöcese das ganze Jahr hindurch gesungen und mit der Orgel begleitet werden. […] Graz: A. Strauß’s sel. Witwe 1835. Hosanna! Kirchliches Volks-Gesangbuch für die Diöcese Seckau. Mit einem kurzen Gebetbuche. Auf oberhirtliche Anordnung herausgegeben vom Cäcilienvereine der Diöcese Seckau. Graz: Verlags-Buchhandlung Styria 1885. Neun Auflagen bis 1908. Schönberger, Franz und Wallner, Joseph: Katholisches Volks-Gesangbuch mit einem Anhange von Morgen-, Abend-, Meß-, Beicht-, Communion- und anderen Gebeten. Vierte Auflage. Graz: Joh. Rzebrziczek 1890. Erste Auflage 1856, mehrere Auflagen bis 1920. Sonja Ortner 216 Berger, Othmar: Sammlung katholischer Kirchenlieder mit einem Anhange der wichtigsten Gebete. Mit Genehmigung des fürstbischöflichen Ordinariates in Graz. Admont: Selbstverlag des Herausgebers 1878. 58 Auflagen bis 1918. Pange lingua! Sammlung von Gebeten, Liedern und gemeinschaftlichen Andachten. 4. verbesserte Auflage. Graz: Verlag der Congregation der Missionspriester 1886. Erste Auflage 1863. Lobet den Herrn! Gebet- und Gesangbuch für die Diözese Seckau. Graz und Wien: Verlagsbuchhandlung „Styria“ 1932. Mehrere Auflagen bis 1956. Der neue Lobgesang. Graz und Wien: Styria 1950. Weitere Auflage 1951. St. Pölten, Linz und Gurk-Klagenfurt Allgemeines Gebet- und Gesangbuch zum Gebrauch des öffentlichen Gottesdienstes der k. k. Staaten. Linz: Haslinger 1805. Witzlsteiner, Jakob: Gebethbuch nach dem Gebrauche unserer heiligen katholischen Kirche, nebst den gewöhnlichen Kirchenliedern. Linz: Joseph Kastner 1816. Habert, Johannes: Alte und neue katholische Gesänge für den öffentlichen Gottesdienst und zur häuslichen Erbauung für die Jugend und für Erwachsene. Mit einem Vorwort vom Prof. Dr. Franz Waldeck. Linz: Hermann Danner 1867. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Approbiert von dem hochwürdigsten bischöflichen Ordinariate St. Pölten. Wien: Im kaiserlich-königlichen Schulbücher-Verlage. 1898. Zahlreiche Auflagen bis 1929. Diözesan-Gesangbuch für das Bistum St. Pölten. In oberhirtl. Auftrag. Klosterneuburg: Verlag des volksliturgischen Apostolates 1931. Diözesan-Gesangbuch für die Bistümer Gurk, Linz, St. Pölten. In oberhirtlichem Auftrag. 2. Auflage. Wien-Mödling: Missionsdruckerei St. Gabriel 1939. [Landlinger, Johann]: Heiliges Volk. Gebete und Gesänge zum Gottesdienst für das Bistum St. Pölten. St. Pölten: Kath. Preßvereinsdruckerei 1935. Zahlreiche Auflagen. Heiliges Volk. Gebete und Gesänge zum Gottesdienst für das Bistum Gurk. Wien-Mödling: St. Gabriel 1939. Heiliges Volk. Auszug aus dem Diözesan-Gebet- und Gesangbuch. Herausgegeben vom Fb. Seelsorgeamt Klagenfurt. Klagenfurt: Carinthia 1947 (Interimsausgabe). Heiliges Volk. Gebet-und Gesangbuch für die Diözese Gurk, im heiligen Jahr 1950 herausgegeben im Auftrag des hochwürdigsten Fürstbischofs Josef Köstner. 2. Auflage. Klagenfurt: Verlag des Seelsorgeamtes 1950. Weitere Auflagen bis 1965. Landlinger, Johann: Volk vor Gott. Katholische Volksandachten nach dem Diözesangebetbuch „Heiliges Volk“ des Bistums St. Pölten. St. Pölten: Verlag des Bischöflichen Ordinariates 1937. Steindlberger, Ulrich: Vater unser! Gebetbuch für katholische Christen und Diöcesan- Gebetbuch für die Diöcese Linz. Mit einem Anhang von Liedern. Linz: Druck und Verlag des katholischen Pressvereines 1899. Weitere Auflage 1905. Linzer Diözesan-Gesangbuch. Herausgeben von der Diözesan-Kommission für Kirchenmusik in Linz. 11., geänderte Auflage. Linz: Verlag des katholischen Preßvereins 1927. Weitere Auflagen 1931 und 1935. Gföllner, Johannes: Vater unser. Gebet- und Gesangbuch der Diözese Linz. Salzburg: Friedrich Pustet 1934. Weitere Auflagen bis 1950. Österreich 217 Unser Meßbuch. Diözesan-Missale für Sonn- und Festtage. Messe, Sakramente, Gebete, Gesänge. Herausgegeben vom Bischöflichen Seelsorgeamt. Linz: Veritas-Verlag 1959. Zahlreiche Auflagen bis 1971. Salzburg Mohr, Joseph: Lasset uns beten! Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Regensburg, New York und Cincinnati: Friedrich Pustet 1881. Alleluja. Gebet- und Gesangbuch für das Erzbistum Salzburg. Auf oberhirtliche Anordnung. Regensburg: Friedrich Pustet 1884. Kleines Alleluja. Gebet- und Gesangbuch für die Schulen des Erzbisthums Salzburg. Mit erzbischöflicher Approbation. Regensburg: Friedrich Pustet 1893. Weitere Auflagen bis 1907. Mein Kirchenbuch. Gebet- und Gesangbuch für die Erzdiözese Salzburg. Mit oberhirtlicher Genehmigung. Salzburg: Zaunrith 1918. Weitere Auflagen bis 1950. Lobsinget! Gebet- und Gesangheft der Erzdiözese Salzburg. Auszug aus dem Kirchenbuch der Erzdiözese Salzburg. Salzburg: Seelsorgeamt [1950]. Tirol und Vorarlberg, Brixen, Innsbruck, Trient [Strasser, Joseph Wilibald]: Gesänge und Gebethe zur heil. Advent-, Rorate- und Weihnachtsmesse nach der Gottesdienstordnung des Bisthums Konstanz. Bregenz: Joseph Brentano 1810. Geistlicher Blumengarten, angefüllt mit vielen schönen geistlichen Gesängen, welche durch das ganze Jahr zu den Ämtern der heiligen Meß, Vesper und Complet können gebraucht und gesungen werden. Aufgesetzt in dem fürstlich Gotts-Hauß Disentis 1731. Bregenz: K. Graff. 1802. Meßgesänge, Festlieder, Litaneien und Gebete, nebst Morgen- und Abendgebeten, vor und nach der Christenlehre. Innsbruck: Wagner 1822. Hattler, Franz: Dem Herzen Jesu singe! Liederkranz zu Ehren des göttlichen Herzens Jesu. Aus den 25 Jahrgängen des „Sendboten des göttlichen Herzens“ gesammelt. Innsbruck: Fel. Rauch 1890. Lintner, Alois: „Ave Maria.“ Gebet- und Gesangbüchlein für den deutschen Anteil der Diözese Trient. Zusammengestellt von mehreren Katecheten. Mit Genehmigung des F. B. Ordinariates. Bozen: Alois Auer & Comp., vormals J. Wohlgemuth, 1904. Bützler, Theodor: Singet dem Herrn! Gesangbuch für die deutschsprachigen katholischen Gemeinden Italiens mit einem Gebetsanhang. Bozen: Athesia 1942. Briem, Wunibald: Brixner Diözesan-Gesangbuch mit Gebeten. Mit oberhirtlicher Approbation. Innsbruck: Fel. Rauch 1903. Scharmer, Engelbert: Lobsinget dem Herrn! Eine Sammlung von Gesängen für das katholische Volk zum Gebrauche in Kirche und Haus. 3. Auflage. München: Carl Aug. Seyfried & Comp. 1902. Fünf Auflagen bis 1921. Alverà, Angelo: Unser Kirchenlied. Bozen: Athesia 1937. Mehrere Auflagen bis 1954. Unser Gotteslob. Gebet- und Gesangbuch der Diözesen Trient und Brixen im Auftrag der Ordinarien. München: J. Pfeiffer 1964. Weitere Auflagen 1965 und 1970. Gottes-Lob. Diözesan-Gesangbuch für den Bereich der Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch mit Gebetsanhang. Innsbruck-Feldkirch: Selbstverlag der Apostolischen Administratur 1926. Weitere Auflagen bis 1941. Sonja Ortner 218 Gotteslob. Gebet- und Gesangbuch. Herausgeber: Apostolische Administratur Innsbruck. Innsbruck: Felizian Rauch 1946. Zahlreiche Auflagen bis 1968. Kleines Gotteslob. Herausgegeben von der Apostolischen Administratur Innsbruck. 3. Auflage. Innsbruck: Tyrolia 1947. Fünf Auflagen bis 1969. Slowakei Gesangbüchl zur Heiligen Messe und Predigt. Preßburg 1788. Gebet- und Gesangbuch für die katholische Jugend. Preßburg 1850. Katholisches Gesang-Buch enthaltend auserlesene geistliche Gesänge auf alle Sonn- und Festtage des ganzen Jahres, nebst einem Anhang der vornehmsten Messen und Vespern und einer Ordnung die Wallfahrten und gewöhnlichen Betstunden andächtig zu verrichten. Neusohl 1842. Steinamanger Der heilige Gesang bey dem katholischen Gottesdienste. Ödenburg: Sieß 1817 Der Heilige Gesang bei dem katholischen Gottesdienste. 2. Auflage. Steinamanger: Perger 1825. Zahlreiche Auflagen bis 1907. Fünfkirchen Gebethe und Gesänger zum Gebrauche der Glaubigen des Fünfkirchner Sprengels bey öffentlicher Gottes-Verehrung an Sonn- Fest und Werk-Tagen; wie auch bey Gelegenheit der Ertheilung des heil. Sakramentes der Firmung. Fünfkirchen: Knesewitsch 1832. Zahlreiche Auflagen bis 1937. Der Heilige Gesang bei dem katholischen Gottesdienste. 5., vermehrte und verbesserte Auflage. Fünfkirchen-Güns: Lyceum-Druck 1842. Weitere Auflagen 1845 und 1847. Streicher, Joseph: Der Schutzengel. Gebet- und Gesangsbüchlein. Der katholischen lieben Schuljugend gewidmet. 3., verbesserte Auflage. Fünfkirchen: Madarasz 1898. Elf Auflagen bis 1937. Temeschwar Kirchen-Gesänge für katholische Christen. Nebst einem Anhange von Morgen-, Mess-, Beicht-, Communion-, Abendgebeten und mehreren Litaneien. Temeschwar 1868. Christkatholisches Gesang- und Gebetbuch. Gesammelt, größtentheils auch neu verfaßt, verbessert, mit vielen nützlichen Zusätzen vermehrt und zum Gebrauche des gläubigen Volkes herausgegeben von einem Weltpriester der Csanáder Diözese. Temeschwar: „Union“ Buchdruckerei und Verlagsanstalt 1895. Reitter, Matthias: Katholisches Gebet- und Gesangbuch mit einem Anhang der nöthigsten ungarischen Lieder. Temeschwar 1900. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Den Gläubigen der katholischen Kirchengemeinden Stajerlak (Steierdorf) Anina gewidmet. Temeschwar: Tschanader Diözesan- Buchdruckerei 1904. Haag, Rudolf und Herold, Michael: Katholisches Gesang- und Gebetbuch. Temeschwar 1913. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Genehmigt und herausgegeben vom Timisoaraer Bistum. 2. Auflage. Timisoara (Temeschwar): „Victoria“=Buchdruckerei 1936. Erste Auflage Regensburg 1929, vier Auflagen bis 1942. Österreich 219 Weitere Katechetische Gesänge, nebst einem Anhange von Liedern, bey der heiligen Messe und beym Segen. Lemberg: Joseph Johann Piller 1823. Böhm, Joseph: Kirchen-Gesang- und Gebetbuch. Osijek-Essegg: Erste kroatische Aktiendruckerei, 1920. Katholisches Kirchen-Gesang- und Gebetbuch mit der Beilage „Gemeinsame Meßfeier“. Osijek-Essegg: Erste kroatische Aktiendruckerei 1942. Babocsay, Johann und Franz, Josef: Alleluja. Gebetbuch für katholische Christen mit allen notwendigen Gebeten und einer Sammlung alter und neuer Kirchenlieder für das deutsche katholische Volk. Budapest 1938. Gebet- und Gesangbuch der katholischen Deutschen in der Bukowina. Cernauti (Czernowitz): Bonifatiusverlag 1937. Parsch, Pius und Goller, Vinzenz: Kyrie. Gebet und Gesang beim Schulgottesdienst herausgegeben auf Veranlassung der Abteilung für Kirchen- und Schulmusik der Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien. Klosterneuburg: Verlag des Volksliturgischen Apostolates (Pius Parsch) 1934. Parsch, Pius: Meßsingbuch. Deutsche Gesänge für die Betsingmesse. Klosterneuburg: Verlag des Volksliturgischen Apostolates (Pius Parsch) 1936. Weitere Auflage 1937. Parsch, Pius: Volksliturgische Andachten und Texte Nr. 1 (8. Auflage). Klosterneuburg: Volksliturgisches Apostolat 1933. Die „Volksliturgischen Andachten“ erschienen in unzähligen Auflagen. [Marusczyk, Stanislaus]: Exsultemus Domino. Katholische Kirchengesänge. Mödling: Missionsdruckerei St. Gabriel 1925. Sechs Auflagen bis 1957. Anhang zum Exsultemus. Mödling: Missionsdruckerei St. Gabriel 1934. Einheitslieder der deutschen Bistümer. Authentische Gesamtausgabe. Freiburg i. Br.: Christophorus-Verlag und Mainz: B. Schott’s Söhne 1947. Die Einheitslieder der österreichischen Bistümer. Authentische Gesamtausgabe. Im Auftrag der Österreichischen Bischofskonferenz erarbeitet von einer Sonderkommission. Herausgegeben vom Institutum Liturgicum. Salzburg 1948. Weitere Auflagen 1949 und 1952. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe für das Bistum Bozen-Brixen. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich. München: Verlag J. Pfeiffer 1975. Weitere Auflagen u. a. 1998 und 2000. Unser Gotteslob. Diözesananhang für den Schulgebrauch der Diözesen Eisenstadt, Feldkirch, Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Linz, Salzburg, St. Pölten, Wien, zum Gebrauch ab der 2. Schulstufe. Klagenfurt: Verlag Carinthia [u. a.] 1977. Gemeinsame Kirchenlieder. Gesänge der deutschsprachigen Christenheit. Herausgegeben im Auftrag der christlichen Kirchen des deutschen Sprachbereichs von der Arbeitsgemeinschaft für ökumenisches Liedgut. Berlin: Merseburger u. a. 1973. Weitere Auflagen 1979 und 1987. Katholisches Gebet- und Gesangbuch: eine Sammlung von Gebeten und Gesängen für katholische Christen in Schaumar/ Solymár aufgrund der Liturgiereform. Schaumar 2005. 11. Kapitel Die Böhmischen Länder Es ist beinahe unmöglich, eine durchgängige Entwicklungslinie der deutschsprachigen Gesangbücher aus den Böhmischen Ländern zu verfolgen, denn eine solche gab es nicht. Im Unterschied zu anderen Gesangbuchzentren, wie Köln, Mainz oder Leipzig, kam es hier nicht nur zu den üblichen epochenbedingten (barocken, aufklärerischen usw.) Geschmackswechseln, sondern auch zur grundlegenden Veränderung der konfessionellen Verhältnisse, getragen von der katholischen Restauration nach der Schlacht am Weißen Berge 1620. Deshalb begegnet man auf böhmischem Boden Vertretern der brüderischen, lutherischen sowie katholischen Gesangbuchtradition. Zu den wichtigsten Voraussetzungen für jegliche Entwicklung gehört die Auseinandersetzung mit Anderem, Fremdem. Und so ist auch der Beitrag der Böhmischen Länder zur Entwicklung des deutschen Gesangbuches als Ergebnis einer friedlichen sowie einer streitbaren Begegnung zu bezeichnen - der friedlichen Begegnung der Tschechen und Deutschen und der streitbaren Begegnung der Konfessionen. Die gängige Bezeichnung von Böhmen als Mutterland des Gesangbuches stützt sich jedoch auf einige unwiderlegbare Fakten. 11.1 Die Böhmischen Brüder Das älteste uns bekannte Gesangbuch, das in einer Volkssprache gedruckt wurde - auf Tschechisch - erschien 1501 und entstammte den böhmischen utraquistischen Kreisen. Von da aus bahnte sich diese Erfindung den Weg über eine kleine religiöse Gemeinschaft (Brüderunität) in den sich eben etablierenden deutschen Protestantismus. Auf die weitere Entwicklung des deutschen Gesangbuches übte den entscheidenden Einfluß die Leistung des aus Schlesien stammenden Predigers der deutschen Brüdergemeinden in Landskron und Fulnek Michael Weiße aus, denn sein 1531 in der Jungbunzlauer (Mladá Boleslav) Brüderoffizin gedruckte Ein New Geseng buchlen 1 war das erste echte Gesangbuch deutscher Zunge, entstanden in der Zeit, als die deutschen Anhänger Luthers erst kleine Liedersammlungen wie das Enchiridion herausgaben, von den Katholiken ganz zu schweigen. Die Originalität des Gesangbuchs besteht nicht nur in dem bis dahin beispiellosen Umfang von 157 Liedern, sondern auch in der Systematisierung der Liedordnung und besonders in dessen zentraler Rolle für das religiöse Leben der 1 Faksimile: Thomas, Wilhelm (Hg.): Michael Weiße. Gesangbuch der Böhmischen Brüder vom Jahre 1531. Kassel 1931. Jan Kvapil 222 Gemeinde und des Einzelnen. Die Hochachtung der Brüderunität gegenüber dem geistlichen Gesang belegt auch das 1566 im mährischen Eibenschitz (Ivan č ice) gedruckte Gesangbuch Kirchengeseng darinnen die Heubtartickel des Christlichen glaubens kurtz gefasset vnd ausgeleget sind, deren 450 Lieder als eine Art Konfession dieser kleinen religiösen Gemeinschaft dem Kaiser Maximilian II. zugeschrieben und vorgelegt wurden. 11.2 Die Lutheraner Im Unterschied zu den Böhmischen Brüdern waren die hiesigen Lutheraner deutscher Zunge von Anfang an eng an die auswärtigen geistlichen Zentren des Protestantismus geknüpft. Die Autorität Martin Luthers und anderer protestantischer Liedermacher außerhalb der Landesgrenzen war so unerschütterlich und andererseits der Einfluß der Gegenreformation auf die konfessionellen Verhältnisse im Lande so tiefgreifend, daß es nicht verwundert, wenn sich in den Böhmischen Ländern keine eigenständige lutherische Gesangbuchtradition 2 etablierte. Trotzdem beteiligten sich auch böhmische Lutheraner an der Gestaltung der böhmischen und deutschen hymnischen Landschaft, ihr Beitrag blieb jedoch auf Einzelpersonen begrenzt. Die erzgebirgische Bergstadt St. Joachimsthal ist mit dem Namen des dortigen Kantors Nikolaus Herman verbunden, dessen hymnographische Tätigkeit die Entwicklung des Gesangbuchs wie des geistlichen Liedes wesentlich bereicherte. Wohl am wirkungsvollsten war sein Gesangbuch Die Sontags Euangelia/ vnd von den fuernemsten Festen vber das gantze Jar/ Jn Gesenge gefasset (Wittenberg 1560), das zum einen zur Etablierung der Liedgattung Perikopenlied (Erzähllieder zu sonntäglichen biblischen Predigttexten) beitrug, zum anderen wurde es vorbildhaft für zahllose Dichter und Komponisten, welche sich in den folgenden zwei Jahrhunderten bemühten, zum einen Evangelien in Reime zu bringen, zum anderen auch Kinderlieder zu schaffen. 3 Eine andere Sondergestalt hängt genauso wie Nikolaus Herman mit dem Bergbau zusammen. Der 1617 in der erzgebirgischen Bergstadt Graslitz (Kraslice) geborene und 1678 im sächsischen Freiberg gestorbene Matthäus Wieser wurde erst 1672 seines Glaubens wegen ins Exil getrieben, also in der Zeit, als das innere Böhmen schon als rekatholisiert galt. In seiner außerhalb von Böhmen gedruckten Erbauungsschrift Seelen-Schatz (Hof 1658), die 2 Die einzige Ausnahme bilden Gesangbücher für die Herrschaft Asch (Aš), welche auf Grund ihrer politischen Sonderstellung auch nach dem Westfälischen Frieden von 1648 evangelisch bleiben durfte. Die Ascher Gesangbuchtradition kann man kontinuierlich seit der Mitte des 18. bis in das 20. Jahrhundert verfolgen. Näheres bei Fellerer, Karl Gustav: Das deutsche Kirchenlied im Ausland. Münster 1935, S. 42-43. 3 Rößler, Martin: Liedermacher im Gesangbuch. Liedgeschichte in Lebensbildern. Stuttgart 2001, S. 259-300; und Fischer, Michael: Erschienen ist der herrliche Tag. In: Kirchenjahr im Kirchenlied. Tübingen 2002, S. 383-396. Die Böhmischen Länder 223 jedoch als verschollen gilt und nur dank der 1716 in Schneeberg gedruckten dritten Auflage bekannt ist, veröffentlichte er eine Reihe von geistlichen Bergliedern, die den Grundstock und das Vorbild der Gattung bilden. 4 Inwieweit in seinem 1657 ebenfalls in Hof erschienenen und zur Zeit nicht auffindbaren Gesangbuch 230. Christliche Gebet/ Geistliche Lieder/ und andächtige Wünsche auch die geistlichen Berglieder enthalten sind, bleibt offen. 11.3 Sporck Als ein Bindeglied zwischen der protestantischen und katholischen Liedtradition könnte symbolhaft der den Jansenisten nahe stehende und mit Protestanten sympathisierende böhmische Mäzen und Exzentriker Franz Anton Graf von Sporck (1662-1738) verstanden werden. Er gehört zu den am schwersten faßbaren Persönlichkeiten der böhmischen Gesangbuchgeschichte. Für die von ihm initiierten hymnischen Projekte kann man kaum einen Hauptnenner finden. Auf der einen Seite dienten ihm Lieder zu propagandistischen, polemischen und satirischen Zwecken - nicht selten wurden sie gegen Jesuiten gerichtet -, auf der anderen Seite benutzte er sie auch in seinem Bemühen um das Seelenheil seiner deutschen wie auch tschechischen Untertanen, denn es war seine Absicht, durch gute Erbauungsschriften die schlechten (d. h. im Prinzip die gängigen barocken Gebet- und Gesangbücher) zu verdrängen. Neben einem einflußreichen großformatigen tschechischen Gesangbuch Slavi č ek rájský (Paradiesnachtigall) von Jan Josef Božan ließ er eine Sammlung katechetischer Lieder Christliche Kinder-Lehr (Prag 1720) herausgeben, die der jesuitische Missionar und Zensor Antonius Koniass in das Gesangbuch Lob-Klingende Harffe des Neuen Testaments (Königgrätz 1730) komplett übernahm. Dies überrascht insofern, als Sporcks nächstes hymnisches Projekt Geistreiche Gesänge und Lieder Auf Alle Sonntags-Evangelien und Episteln (Schweidnitz 1725) an dem Eingreifen desselben Jesuiten Antonius Koniass scheiterte. Sporck beauftragte nämlich eine Reihe von lutherischen Dichtern aus Schlesien, unter denen sich auch Johann Christian Günther befand, mit der Ausfertigung einer repräsentativen Sammlung von Perikopenliedern, einer Gattung also, die zu dieser Zeit als lutherisch verstanden wurde. Sporck war sich der heiklen Angelegenheit bewußt, und um der jesuitischen Zensur zu entgehen, ließ er die Sammlung beim evangelischen Drucker Johann Christian Müller im schlesischen Schweidnitz drucken. Das Buch ist zwar erschienen, aber Antonius Koniass ordnete es prompt in den Index der verbotenen Bücher Clavis Haeresim claudens & apariens (Königgrätz 1729, 2. Auflage 1749) ein; übrigens ist Sporck später einem Ketzerprozeß nicht entkommen. 5 4 Heilfurth, Gerhard: Das erzgebirgische Bergmannslied. Schwarzenberg 1936, S. 29-33. 5 Näheres zu seiner Biographie bei Benedikt, Heinrich: Franz Anton Graf von Sporck (1662-1738). Zur Kultur der Barockzeit in Böhmen. Wien 1923. Jan Kvapil 224 11.4 Die Katholiken Der katholische Beitrag zur Entwicklung des geistlichen Gesangs ist in den böhmischen Kronlanden - wie andernorts auch - zahlenmäßig weit geringer und zeitlich später anzusetzen als der der Protestanten. Dies hängt mit der Einstellung der katholischen Geistlichkeit zum deutschen Kirchengesang zusammen, die wegen des lateinischen Messritus von Anfang an als nicht als besonders positiv zu bezeichnen ist. Erst die atemberaubenden Erfolge des protestantischen Liedguts in der Glaubenspropaganda bahnten den Weg zur Herausbildung einer konkurrierenden katholischen Gesangbuchtradition, doch quantitativ ist sie nicht mit der protestantischen zu vergleichen, denn in der Seelsorge bevorzugten die Katholiken eher das gesprochene Wort in der Gebetbuch-Form. Der katholische Kirchengesang wurde nach wie vor eher geduldet als gefördert. Den äußeren Druck gibt bspw. Wenceslaus Franciscus Menich, der Pfarrer zu Niemes (Mimo ň ) in Nordböhmen, zu, der den Beweggrund für die Herausgabe seines Gesangbuchs in der Konkurrenz eingeschmuggelter evangelischer Gesangbücher sieht: „[…] weil in dieser Gegend wenig Catholische Gesang-Bücher gefunden werden/ und also auß Mangel solcher unterdessen die uncatholische Bücher/ ja auch uncatholische Lieder gebraucht werden.“ 6 Auch mitunter in Gesangbüchern aufgeführte Empfehlungen zur andächtigen Lektüre der Liedtexte verraten die vorwiegende Abneigung der katholischen Geistlichkeit gegen den Kirchengesang. Doch trotz alledem erreichte die hymnische Produktion böhmischer Katholiken ein sehr hohes Niveau. Die Wiege der böhmischen katholischen Gesangbücher liegt in der Lausitz - in der Region, die bis 1635 ein integraler Bestandteil der Länder der Wenzelskrone war. In der Niederlausitzer Hauptstadt Bautzen amtierte als Domdekan und Kanonikus der aus Olmütz (Olomouc) gebürtige Johannes Leisentrit (1527-1586). Die rasche Verbreitung des Protestantismus vor allem mit Hilfe des Kirchengesangs in der Lausitz hatte ihn zum Gedanken geführt, den Gläubigen eine bislang fehlende katholische Alternative zu den evangelischen Gesangbüchern anzubieten. Schon der erste Blick auf die graphische Gestaltung seines Gesangbuchs Geistliche Lieder und Psalmen (Bautzen 1567) 7 verrät, daß es ohne den Einfluß und das Vorbild des von Martin Luther erarbeiteten sog. Babstschen Gesangbuchs (Leipzig 1545) wohl kaum erschienen wäre. Leisentrit hält sich nicht nur äußerlich an die Luthersche Vorlage (Format und Aufbau des Gesangbuchs, zahlreiche Holzschnitte und anderer Buchschmuck), auch inhaltlich kam sein Werk den Protestanten entgegen, indem er in seinem Bemühen um die Einheit des Christentums versuchte, dem deutschen Kirchengesang anstelle des lateinischen mehr Raum zu geben. So 6 Menich, Wenceslaus Franciscus: Seelen-Lust/ Das ist: Gemeine/ alte/ andächtige/ Catholische/ Geistliche Lieder. Prag 1715, S. [IV] (Dedikation). 7 Faksimile-Ausgabe unter dem Titel: Gesangbuch von 1567. Kassel - Leipzig 1966. Die Böhmischen Länder 225 bot er einige deutschsprachige Meßlieder und zahlreiche Kontrafakturen aus protestantischem Gut an. Zwei Nachdrucke von 1573 und 1584 beweisen große Nachfrage in der sich konsolidierenden nachtridentinischen Kirche, obwohl ausgerechnet die Meßlieder und die allzu bereitwilligen Entlehnungen aus dem feindlichen Lager häufig unter Beschuß seiner Konfessionsgenossen gerieten. Die freudige Aufnahme seines Gesangbuchs in Böhmen geht nicht nur aus den an ihn gerichteten Schenkungen (Stadt Budweis) und positiven Urteilen (Kaiser Maximilian und Prager Erzbischof) hervor, sondern auch aus der Tatsache, daß das Gesangbuch in den anderswo kritisierten Punkten in Böhmen kodifizierende Funktion besaß: Zum einen wurden Meßlieder zu einem beinahe obligatorischen Bestandteil der im 17. und 18. Jahrhundert gedruckten Gesangbücher, zum anderen erwiesen sich die Böhmischen Länder als besonders aufgeschlossen für das protestantische Liedgut. Direkt mit Böhmen verbindet das Gesangbuch auch die persönliche Widmung seines zweiten Teiles an den Ossegger (Osek) Zisterzienserabt Balthasar. 8 In den Geistlichen Liedern und Psalmen druckte Leisentrit auch 24 Lieder aus der Feder seines Freundes Christoph Schweher, humanistisch Hecyrus genannt, ab. Schweher, in der humanistischen Tradition der Dichterkomponisten stehend, veröffentlichte 1561 in Nürnberg 63 lateinische cantiones in vierstimmigen Choralsätzen unter dem Titel Veteres ac Piae Cantiones. 1569 wurde er zum Priester geweiht und war in Budweis ( Č eské Bud ě jovice), Komotau (Chomutov) und Kaaden (Kada ň ) als Pfarrer tätig. 1581 ließ er beim Prager Buchdrucker Michael Peterle das Gesangbuch Christliche Gebet vnd Gesäng auff die heilige zeit vnd Fayertage vber das gantze Jar drucken, das jedoch im Unterschied zu Leisentrit primär für die private Andacht bestimmt ist. 9 In den nächsten politisch wie religiös unüberschaubaren Jahrzehnten verstummte die katholische Gesangbuchproduktion. Den Impuls zu ihrer Wiederbelebung brachte die verstärkte Bemühung um die Rekatholisierung der Böhmischen Länder nach der Schlacht am Weißen Berge (1620). Katholischen Missionaren dienten als geistliche Waffe neben verschiedenen Erbauungs- und polemischen Schriften auch Gesangbücher. 11.4.1 Tepl Das westböhmische Prämonstratenserstift Tepl (Teplá) gehörte zu den wenigen böhmischen Ordensinstitutionen, die das Reformationszeitalter personell und finanziell konsolidiert überlebten. Deshalb auch fiel ihm in der Rekatholisierung Westböhmens gleich nach der Wende im sog. böhmischen 8 Gerblich, Walter: Johann Leisentrit und die Administratur des Bistums Meißen in den Lausitzen. Leipzig 1959. 9 Zur Geschichte der böhmischen Gesangbücher im 16. Jahrhundert Irmgard Scheitler: Der Beitrag der böhmischen Länder zur Entwicklung des Gesangbuchs und des deutschen geistlichen Liedgesangs. In: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie 38 (1999), S. 157-190. Jan Kvapil 226 Krieg (1618-20) die führende Rolle zu. Der Abt Andreas Ebersbach engagierte sich in der Reformationskommission über die westböhmischen Städte wie Joachimsthal und Eger, allesamt Horte des Protestantismus. Darüber hinaus übernahmen die Tepler Missionare die Seelsorge in zahlreichen Ortschaften Westböhmens. 10 Und vor dem Hintergrund ihrer Missionstätigkeit und Seelsorge in den ehemals protestantischen Gebieten muß man die Leistung des Stiftssekretärs Valentin Schlindel betrachten, der, nachdem er „bey dem Andächtigen Volck aber einen mangel der Gesangbücher obseruiert vnnd verspürt/ […] auß Catholischen in Truck gegebnen Gesangbüchern die schönste vnd gewöhnlichiste Lobgesänger/ wie auch etliche/ hier sehr gebräuchige Hymnos in Latein vnnd Teutscher Sprach/ darbey Choralis cantus mit den figurali gezieret/ in ein opusculum zu colligieren vnd in Truck zugeben“ beschloß. 11 So erblickte im Jahre 1624 das erste Gesangbuch das Licht der Welt, das den Titel Hymnodia Catholica trug, der für die hymnographische Produktion Böhmens der nächsten hundert Jahre namengebend war. Die zweite vermehrte Auflage folgte sieben Jahre später (1631) unter dem veränderten Titel Catholisches Gesangbuch/ in Kirchen/ zu Hauß/ in Processionibus vnnd Kirchfahrten/ gar hailsam: nutzlich/ löblich/ vnd andächtigklich zugebrauchen. Beide mit vierstimmigen Choralsätzen versehene Gesangbücher ließen die Prämonstratenser in der Münchner Druckerei von Nicolaus Henricus (Niclas Hainrich) drucken, was wohl entweder mit der schlechten Wirtschaftslage von dessen Prager Konkurrenten während des Dreißigjährigen Kriegs oder/ und mit deren mangelnden Erfahrungen mit dem Druck von Musikalien zusammenhing - bei Nicolaus Henricus sind nämlich musikalisch wie dichterisch hochwertige Liedsammlungen von Johannes Khuen gedruckt worden, die in den Böhmischen Ländern nicht nur mit Vorliebe aufgenommen, sondern auch teilweise ins Tschechische übersetzt worden sind. 11.4.2 Prag Die nächsten Gesangbücher mit dem Titel Hymnodia Catholica. Das ist: Alt vnd Newe Catholische Kirchen-Gesänge/ Auff die fürnehmbste Fest Christi deß Herrn/ seiner hochgelobten Mutter allzeit Jungfrawen Maria/ vnd etlich anderer Heiligen Gottes/ Auß vnterschiedlichen approbirten Authoren der Catholischen Kirchen zusammen gebracht erschienen in den Jahren 1668 und 1676 im Verlag des Prager Buchdruckers Urban Goliasch. Vergleicht man diese Gesangbücher mit ihren Prager Vorläufern Alte vnd Newe Catholische Kirchen Gesänge/ Auß vnderschiedlichen vnd Approbirten Authoren der Catholischen Kirchen/ auff die fürnembste Festvnnd Feyertäg Christi JESV/ vnd seiner Hochgelobten Mutter vnnd werthen Jungfrawen Mariae/ vnd etlich an- 10 Festschrift zum siebenhundertjährigen Jubiläum der Gründung des Praemonstratenser- Stiftes Tepl. Marienbad 1893, S. 155. 11 Hymnodia Catholica. München 1624, S. [IV] (Dedikation). Die Böhmischen Länder 227 derer Heiligen vnnd Freunden Gottes zusammen gebracht und Newe vnd Alte auserlesene sehr anmüttige Catholische KirchenLieder/ durch das gantze Jahr gebräuchig (Prag 1652, resp. 1655), welche in der jesuitischen Universitätsdruckerei gedruckt worden waren und wohl im Umfeld des nordböhmischen Komotauer Jesuitenkollegiums entstanden sind, stellt man fest, daß Goliasch heute wahrscheinlich aus folgenden Gründen Probleme mit dem Urheberrecht hätte: Erstens, eine beinahe komplette Übernahme der Texte und der zweistimmigen Notationen (Diskant und Baß) aus einer der älteren Vorlagen und auch, zweitens, die nur spärliche Modifizierung des Titels (Zugabe von Hymnodia catholica und Veränderung der Satzreihenfolge) verraten die genetische Verwandtschaft. Seine Verteidigung kann auf die Verdoppelung der Liederzahl von 118 auf 209 verweisen, wobei er ein Mainzer, ein Corner’sches und ein Würzburger Gesangbuch zur Hand gehabt haben muß. 11.4.3 Eger Das letzte mit der Wortverbindung Hymnodia catholica betitelte Gesangbuch ist die im Jahre 1701 beim Egerer Buchdrucker Johann Franz Fritsch erschienene Hymnodia Catholica, Oder Ausserlesene Alte- und Neue Catholische Kirchen-Gesänger/ zusammen getragen durch einen Liebhaber Deß Singens. Dieses Werk eines anonymen Editors zeichnet sich durch das offene Bekenntnis aus: „Und letzlichen wolte ich von Hertzen gern der Löblichen Böhmischen Nation zur Liebe/ wie es dann mehr als billig ebenmässig ein und das andere Böhmische Lied (dann sie von Natur Liebhaber deß Singens und Psallirens seynd) diesem kleinen Gesang-Büchlein zugeben. Bin aber der Böhmischen Sprach nicht allerseits recht erfahren/ dahero ihnen gleichwol in etwas ein Genügen zu thun/ absonderlich denen die zugleich der Teutschen Sprach kundig. Habe ich auff die Böhmische Melodeyen oder Arien (weilen sie gewiß anmüthig) Teutsche Text und Lieder gemacht.“ 12 Bislang konnten sieben Übersetzungen aus dem Tschechischen, mitsamt der Übertragung der damaligen Landeshymne, des St. Wenceslaus-Chorals „Svatý Václave vévodo č eské zem ě “ als „Heiliger Wenceslae des Böhmer-Lands Beschützer seie“, identifiziert werden. 13 Die in der Vorrede erwähnten und dem Gesangbuch beigelegten Noten sind in keinem der erhaltenen Exemplare vorhanden. Im selben Jahr (1701) und im Selbstverlag desselben Druckers (Fritsch) erschien auch die laut dem Titelblatt zweite und vermehrte Auflage des Egerischen Gesang-Büchleins Alter- und Neu- Catholischer Kirchen-Gesänge. Die dem Titel entnommene Information kann der Wahrheit entsprechen, denn tatsächlich ist zum Jahre 1662 ein in Amberg gedrucktes und etwas dünneres (157 gegen 235 Seiten) Egerisches Gesangbüchlein Alter vnnd New Catholischer Kirchen-Gesänger belegt. Mit diesem Druck hatte sich ein 12 Hymnodia Catholica. Eger 1701, S. 5- 6. 13 Hymnodia Catholica. Eger 1701, Appendix, S. 9-10. Jan Kvapil 228 neues Gesangbuch-Zentrum etabliert, und zwar die Stadt Eger (Cheb). Politisch wurde das Reichslehen Egerland zwar erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Böhmen voll inkorporiert und kirchlich unterstand es der Jurisdiktion des Bischofs von Regensburg. Auch sind die ersten Egerer Gesangbücher jenseits der böhmischen Landesgrenze erschienen, doch wegen der Zugehörigkeit in die habsburgische Monarchie und anderer kulturellen und religiösen Bindungen an Böhmen (so war das Jesuitenkolleg der böhmischen Provinz untergeordnet ) muß die Egerer Produktion im Kontext der böhmischen Gesangbuchgeschichte besprochen werden. Der Höhepunkt der Egerer Gesangbuchproduktion ist mit dem Namen Johann Georg Braun verbunden, der als Egerer Regenschori und Mitglied der dortigen, von Jesuiten geleiteten Marianischen Bruderschaft für letztere das Gebet- und Gesangbuch Marianischer Psalter/ Das ist: Siben grosse vnd kleine Tagzeiten/ der reinvnd vnbefleckten/ auch schmertzhafften Jungfrawen MARIAE, neben andern schönen Gebettlein (Amberg 1664) verfaßte. Als das bedeutsamste Produkt der Egerer Gesangbuchgeschichte ist jedoch ohne Zweifel sein Echo Hymnodiae Coelestis, Nachklang der himmlischen Sing-Chör/ das ist/ Alte- und Neue Catholische Kirchen-Gesänge/ Auf die fürnehmste Zeiten deß gantzen Jahrs/ wie auch Fest-Täge der gebenedeyten Mutter JEsu/ und etlich anderer Heiligen GOttes (Sulzbach 1675) zu bezeichnen, dessen Beziehung zum Egerischen Gesangbüchlein Braun selbst in der Widmung erklärt: „Dahero/ weil deß Egerischen Gesang-Büchleins (welches ich vor eilff Jahren/ zum Trost deß Vatterlandes/ im Druck ausgehen lassen/ ) alle Exemplaria in kurtzer Zeit abgangen/ und ich öffters/ von Gottliebenden Seelen bin ersucht/ solches aufs neue drucken zu lassen; Als habe auf so vielfältigen Antrieb/ gedachtes Gesang-Büchleins Lieder/ in eine bessere Ordnung stellen/ mit Neuen vermehren/ mit annehmlichen Melodeyen zieren/ in offentlichen Druck bringen.“ 14 Der Aussage dieser Widmung und dem Inhalt der Gesangbücher nach erweist sich das Egerische Gesangbüchlein als eine Taschenbuch-Variante des weit größeren und mit zweistimmigen Melodien reichlich versehenen Gesangbuchs Echo Hymnodiae Coelestis. Nur eine Unstimmigkeit ist noch erklärungsbedürftig, und sie betrifft die Jahreszahlen: 1675 minus 11 ergibt als Erscheinungsjahr des Egerischen Gesangbüchleins das Jahr 1664, also dasjenige Jahr, in dem Brauns Marianischer Psalter erschien. Falls die Zeitangabe der Herausgabe vom Amberger Egerischen Gesangbüchlein (1662) richtig wäre (das Gesangbuch gilt heute als verloren), müßte Braun selbst die Jahreszahlen verwechselt haben. Das im Jahre 1701 vom Verleger Fritsch wiederentdeckte und neu herausgegebene Egerische Gesangbüchlein wurde gleich zu einem Verkaufsschlager, denn zum Jahre 1740 verzeichnen wir schon die sechste und noch im Jahre 1762 die siebte unveränderte Auflage. Es liegt also nahe, daß der seit 1701 14 Braun, Johann Georg: Echo Hymnodiae Coelestis, S. [VI]-[VII]. Die Böhmischen Länder 229 (laut anderen Angaben seit 1699) in Eger ansässige Buchdrucker Johann Franz Fritsch auf der Suche nach einem Verlagsprogramm mit dem Egerischen Gesangbüchlein einen Volltreffer landete. Seit den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts überwogen in der Egerer Gesangbuchproduktion Werke, die für die „studierende Jugend“ bestimmt waren. Namhaft zu machen sind etwa die Lieder für den öffentlichen Gottesdienst der Egerer Gymnasial-Jugend (Eger 1832), das Gebeth- und Gesang- Buch für die studierende Jugend (Eger 1834) oder das von Johann Schuh zusammengestellte Katholische Gebet- und Gesangbuch zum Gebrauche der Schuljugend und Erwachsener (Eger 1897). Für die Mädchen sind wiederum die von der Privat-Lehrerinnenbildungsanstalt der Schwestern vom hl. Kreuze in Eger herausgegebenen Gesangbücher Katholische Kirchengesänge und Gebete (Eger 1905, 1917) bestimmt. Solche religiös-didaktischen Bestrebungen gipfeln in der Egerer Gesangbuchproduktion mit dem im Jahre 1932 erschienenen Gesangbuch Lob Gottes Gebete und Lieder für Jugend und Volk des Egerer Katecheten Michael Magerl. 11.4.4 Neiße Zum regionalen Zentrum der Gesangbuchproduktion für das im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts allmählich rekatholisierte Schlesien wurde die bischöfliche Residenzstadt Neiße. Das erste Neißer Produkt, Catholische Kirchengesänge vnd geistlich Lieder/ mit sonderm fleiß zu sammen getragen von newem stammt aus dem Jahre 1625. Als Beweggrund für dessen Herausgabe führt der anonyme Herausgeber den Mangel an guten katholischen Gesangbüchern ein. Nur die Angabe des Editors in der Vorrede, daß das Gesangbuch „aus vielen andern zusammen getragen“ worden sei, 15 scheint unhaltbar, denn im wesentlichen hätten ihm zwei ausreichen können: Zum einen das Leisentrit’sche Gesangbuch Geistliche Lieder und Psalmen (Bautzen 1567, 1573, 1584) und zum zweiten und vor allem das Groß Catolisch Gesangbüch (Nürnberg 1625) von David Gregor Corner, die für die überwiegende Mehrheit der Lieder als Vorlage dienten. Einige wenige protestantische Lieder und anderswo unbekannte katholische Lieder entstammen wohl dem lokalen Liedgut oder anderen, uns heute unbekannten Vorlagen. Unter dem Titel Geistlicher ParadeiszVogel erschien in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts beim Neißer Buchdrucker Ignaz Schubart eine Reihe von Gesangbüchern (1663, 1675, 1680, 1688), die zwar auch auf Leisentrit und Corner zurückzuführen sind (mit zum Teil anderer Liederauswahl), doch bei der Zusammensetzung des Gesangbuchs benutzte der Editor auch eines der späteren Corner’schen Gesangbücher (wahrscheinlich die Wiener Geistliche Nachtigal von 1649 oder 1658). Im Gesangbuch begegnet man auch mehreren katholischen geistlichen Liedern (von Angelus Silesius oder Johannes Khuen) 15 Catholische Kirchengesänge. Neiße 1625, S. [III]. Jan Kvapil 230 und protestantischen Kirchenliedern. Formal orientiert sich der Geistliche ParadeiszVogel an Corner’schen Gesangbüchern viel stärker als die Catholischen Kirchengesänge vnd geistlichen Lieder (Neiße 1625), denn es sind hier nicht nur das Format, der Großteil der Texte, die Art der Nummerierung mit den römischen Zahlen und sogar auch der metaphorische Titel übernommen, es sind sogar einzelne Corner’sche Liedtitel wortwörtlich wiedergegeben, ohne daß die in den Überschriften aufgeführten Initialen „D. G. C.“ 16 (= David Gregor Corner) ein einziges Mal erklärt würden. Ansonsten ist bei den Gesangbüchern Geistlicher ParadeiszVogel (genauso wie bei allen Auflagen des Egerischen Gesangbüchleins und der Prager Gesangbücher Hymnodia Catholica) eine gewisse Stagnation zu beobachten, denn alle vier uns bekannten Ausgaben (Neiße 1663, 1675, 1680, 1688) sind mit Ausnahme der Widmungsadressaten textlich identisch, in der letzten Ausgabe von 1688 sind sogar einige Notationen verschwunden. Der Grund für diese Stagnation ist wohl in der Tatsache zu suchen, daß die Herausgabe der genannten Neißer, Prager und Egerer Gesangbücher nicht mehr von den Editoren und Autoren, sondern nur noch von den Druckern initiiert wurde, die in ihrem Blickwinkel eher den finanziellen Profit als die Qualität (und die damit zusammenhängenden durchgehenden Verbesserungen und Erweiterungen) des Produkts hatten. 11.4.5 Wallfahrtsbücher Die vorzüglichsten Orte für den katholischen kirchlichen und geistlichen Gesang in der Zeit der Gegenreformation waren, trotz zahlreicher liturgischer Kompromisse gegenüber dem Meßgesang in der Volkssprache, außerliturgische Andachten und Nebengottesdienste (Hausandachten, Prozessionen, Wallfahrten, Bruderschaftandachten, Andachten an hohen Festtagen, sowie vor und nach der Predigt). Die meisten Lieder zu solchen Gelegenheiten fanden Eingang in die entsprechenden Rubriken der gängigen Gesangbücher (Morgen- und Abendgesänge, Wallfahrtslieder, Heiligenlieder usw.), doch es haben sich auch spezialisierte Gesangbücher (bzw. Andachtsbücher mit größerem Liedanteil) etabliert. Als ergiebige Liedquellen erweisen sich also vor allem Bruderschaftsbücher und viel seltener auch Wallfahrtsbücher, deren überwiegende Mehrheit ohne Notensatz auskommt. Teilweise finden sich Tonangaben, bei allgemein bekannten Liedern können selbst sie fehlen. Eines der wenigen, doch zugleich frühesten Wallfahrtsbücher mit einem integrierten Gesangsteil, welcher auch im Titel angekündigt wird, steht im Zusammenhang mit der Marienwallfahrt zum Heiligen Berg (Svatá Hora) bei P ř íbram, dem wohl bedeutendsten Wallfahrtsort Böhmens. Seine jesuitischen Verwalter stellten 1661 für die deutschen Pilger das Wolfahrt-B ů chlein/ Jn 16 Z.B. Geistlicher ParadeiszVogel. Neiße 1675, S. 8. „II. Die alte gemeine Tagweiß/ verbessert durch D. G. C.“ Die Böhmischen Länder 231 welchen Andächtige Morgenvnd Abend- Beichtvnd Communion- Meß vnd Anligen-Gebett vnd Gesänger: begrieffen zusammen. Die bescheidene Rubrik „Gesänger zu Ablauff jedweder Meil zusingen“ 17 enthält neben sechs marianischen Liedern auch die Übersetzung des tschechischen Chorals „Svatý Václave vévodo č eské zem ě “ als „Heiliger Wenceslae des Böhmerlands Patrone“. 18 Der Titel Andächtige Wall-Fahrt/ Zu dem Wunderthätigen Bild Mariae, Auff dem Heil: Berg in Königreich Böheimb, das zwischen den Jahren 1687 und 1710 in Prag gedruckt wurde (zweite Auflage P ř íbram 1708) und unter dem sich eine Umarbeitung des Wolfahrt-B ů chlein verbirgt, beinhaltet eine zum Großteil ähnliche Auswahl an marianischen Liedern, darüber hinaus wurde die böhmische „Landeshymne“ „Heiliger Wenceslae“ durch zwei Johannes Nepomuk-Lieder ersetzt. Im Jahre 1752 ist im nordböhmischen Brüx (Most) ein universales Wallfahrtsbuch Marianischer Wallfahrts-Stern erschienen. Die hierin angebotene hymnische Ausrüstung für eine marianische Wallfahrt ist zwar recht bescheiden (drei Morgen- und drei Abendlieder), doch das Vorkommen der Gerhardt’schen Lieder „Wach auf mein Herz“ und „Nun ruhen alle Wälder“ kündigt schon neue Zeiten an. Nicht zu vergessen ist das Lauretanische Gesang-Büchlein/ Jn welchem auß unterschiedlichen gedruckten und approbirten Büchlein alte und neue Catholische Kirchen-Gesänger […] zusammen getragen (Prag zwischen 1733 und 1754). Wie aus dem Titel folgt, ist es bestimmt Zum Gebrauch der andächtigen Singer/ fürnemlich der jenigen Welche in den Heil: Lauretanischen Hauß zu Prag auff dem Hradschin vor der Predig mitzusingen ein Belieben haben. Die Loretto-Kapelle in Prag bauten die Kapuziner im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts zu einem der beliebtesten Wallfahrtsorte Prags aus. Möglicherweise machte sich um das Entstehen des Gesangbuchs auch die bei der Loretta errichtete Bruderschaft unter den heiligen Namen Jesus Maria Joseph verdient, in der auch der Gesang gepflegt wurde. 19 Eine geringere Anzahl an Wallfahrtsorten, doch verhältnismäßig zahlreichere Wallfahrtsbücher mit größerem Liedanteil sind in Schlesien zu verzeichnen, was wohl an die unmittelbare Nähe des sangesfreudigen Protestantismus zurückzuführen ist. Im Jahre 1707 ist bei Caspar Rudolph Müller, dem Glatzer Nachfolger von Andreas Pega, das für die zur Mutter Gottes von Warta „wallenden“ Pilger Geistlicher Pilgram-Staab/ Vor die Nach der Warta reisende andächtige Wallfahrtner; Bestehend Auß einer schönen neuen/ und zum singen mit Fleiß wohl eingerichteten Litaney/ Neuen Wallfahrts-Liedern/ und etlichen schönen Gebettern gedruckt worden. Für Albendorf wurde im Jahre 1695 beim Jauerer Buchdrucker Johann Gottfried Weber das Wall- 17 Wolfahrt-B ů chlein. Prag 1661, S. 62-103. 18 Wolfahrt-B ů chlein. Prag 1661, S. 101-102. 19 Z. B. das für die Bruderschaft bestimmte Andachtsbüchlein Andachten Der Bruderschafft Unter den HH. Nahmen JESUS MARIA JOSEPH (Prag 1739) enthält zwei Bruderschaftslieder. Jan Kvapil 232 fahrtsbuch Marianischer Gnaden-Thron/ Vnser lieben Frauen zu Albendorff/ Mit Sechß tausend Gnaden leuchtend herausgegeben, welches wiederum eine Handvoll Lieder enthält. Eine ganz eigenartige Produktion von Wallfahrtsbüchern betrieben die Grüssauer Zisterzienser unter der Leitung des kunstsinnigen Abtes Bernhard Rosa (1660-1696), die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts versuchten, ein neues Andachtsbuchkonzept zu erstellen. So entstanden Schriften, in denen kunstvolle geistliche Lieder und Kupferstiche in sinnreich aufgebaute Andachtstexte hineingelassen wurden. Diese Erbauungsschriften standen dann in direkter Verbindung mit konkreten Stätten in Grüssau und Umgebung. Auf solche Weise verliehen die Zisterzienser ihrem Dominium, welches sie durch zahlreiche Sakralbauten und reges religiöses Leben als das Heilige Land konzipierten, die geistliche und literarische Dimension. Für diesen Zweck wurden (um nur einige zu nennen) das Andachtsbuch Schmertzhaffter Lieb und Creutz-Weeg (Glatz 1682) 20 oder für die Kirche der heiligen 14 Nothelfer im nahe gelegenen Dorf Ullersdorf die Schrift Hülff in der Noth (Glatz 1687, 1693) verfaßt. Die meisten Bücher, die die Grüssauer Zisterzienser verfaßten, wurden genauso wie die zahlreichen jesuitischen und Scheffler’schen Schriften bei Andreas Pega in Glatz gedruckt, wo in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ein wichtiges hymnographisches Produktionszentrum entstand. 21 Auf die Glatzer Offizin sind auch sechs Lieder mit zweistimmigem Notensatz in dem von Kamenický in Leitomischl (Litomyšl) gedruckten Wallfahrtsbuch Weisz und Vbung Zu verehren und anzuruffen S. Annam (1700, 2. Auflage Brünn 1761) zurückzuführen, die Zu Lieb Der Andächtigen Kirchfährtern Zu Sanct Anna in Altwasser (Stará Voda) angeboten wurden, denn sie sind schon in Glatzer früheren Lieddrucken anzutreffen. 22 Nicht zuletzt betrachtete man die Lieder und Andachtsbücher als Investition und Werbeträger für eine in der starken Konkurrenz neu errichtete Wallfahrt. Ein Beispiel dafür ist das Andachtsbuch Kurze Marianische Andacht Zu Ehren Der Ubergebenedeytesten Jungfrauen und Mutter GOttes. Mariae- Hülf, Worinnen Morgen- Abend- Meß- Beicht- und Communionsamt andern andächtigen Gebethern. Bey Ubertragung ihrer Heil. Bildnuß in die neue Kirch Theresia genannt nächst dem Carls-Thor zu Prag Zusammen getragen von einem unwürdigen Marianischen Verehrer J. C. M. W. (Prag 1761), welches (wie aus dem Titel ersichtlich) hinter dem späten Versuch steht, eine neue Wallfahrt zur Kopie des Gnadenbildes der Mutter Gottes von Passau einzuführen, und das zwei Rubriken mit sechs marianischen Liedern, resp. vier Kirchengesängen enthält. 20 Fischer, Michael: Gekreuzigte Liebe. Das Grüssauer Kreuzwegbuch von 1682. In: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie, 41 (2002), S. 161-186. 21 Rose, Ambrosius: Abt Bernardus Rosa von Grüssau. Stuttgart 1960. 22 Weisz und Vbung Zu verehren und anzuruffen S. Annam. Leitomischl 1700, S. 164-179 (falsche Seitenzählung, soll stehen: 164-187). Die Böhmischen Länder 233 11.4.6 Bruderschaftsbücher Die vornehmste Rolle für die Pflege des volkssprachlichen Kirchengesangs fiel in der Zeit der katholischen Restauration den religiösen Bruderschaften zu, was besonders die von den Jesuiten geleiteten Marianischen Kongregationen und die von den Dominikanern geleiteten Rosenkranzbruderschaften reichlich erweisen. Die Existenz der Bruderschaften ermöglichte die Herausgabe einiger allgemeiner Gesangbücher, wie der Seelen-Lust/ Das ist: Gemeine/ alte/ andächtige/ Catholische/ Geistliche Lieder (Prag 1715). Sie war von ihrem Editor Wenceslaus Franciscus Menich „Der Hochlöblichen Ertz-Bruderschafft Deß H. Rosenkrantzes“ 23 zu Niemes in Nordböhmen dediziert worden, Menich war Präses der Bruderschaft und sie unterstützte den Druck höchstwahrscheinlich auch finanziell. Die Widmung ist mit der Jahreszahl 1682 datiert, die wohl auch das Jahr der ersten (heute verlorenen) Auflage angibt. Die Marianische Sodalität beim Jesuitenkolleg in Olmütz ließ im Jahre 1743 im österreichisch-schlesischen Troppau (Opava) als Anhang an das Hand- Büchlein Der Löblichen Sodalität Unser lieben Frauen Mariae (Troppau 1743) das Christ-Catholisch-Gesang-Buch/ darinnen Schöne und außerlösene, theils allte/ theils neue/ Catholische Gesänge enthalten seynd herausgeben. Da zu den Aufgaben der jesuitischen Kongregationisten auch aktive Mitarbeit an der Verkündigung des Wortes Gottes gehörte, war dieses Gesangbuch primär für Volksmissionen auf dem mährischen Lande bestimmt, was übrigens auch aus dem Inhalt abzuleiten ist - so finden sich z. B. zahlreiche Lieder aus der lokalen katholischen Tradition. Beim Entstehen einiger anderer allgemeiner Gesangbücher wirkten die Bruderschaften entweder direkt mit, oder man rechnete mit ihnen als vorrangigen Abnehmern. So berücksichtigte z. B. Johann Georg Braun als aktives Mitglied der Marianischen Bruderschaft in Eger mit der Aufnahme von zahlreichen geistlichen Liedern (bspw. von Khuen, Spee oder Angelus Silesius) in sein Gesangbuch Echo Hymnodiae Coelestis (Sulzbach 1675) offensichtlich die Gesanggewohnheiten und -vorlieben seiner frommen Mitbrüder. Zum Gebrauch aller Seelsorgern, Schulmeistern, Eltern, Kindern und Mitgliedern der Christenlehr-Bruderschaft gab der Neißer Buchdrucker Joseph Schlögel im Jahre 1759 ein Allgemeines Mission-Frag-Büchlein 24 heraus. Die Christenlehrbruderschaft war zwar schon im Jahr 1571 gegründet worden, in diesem Falle handelt es sich jedoch um keine übliche fromme Versammlung, sondern um eine katechetische Einrichtung, die erst in den dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts im Zusammenhang mit den erneuerten Missionsbestrebungen in die habsburgischen Erblande eingeführt wurde. Obzwar das Missionsbüchlein erst nach der Eroberung Schlesiens durch Preußen erschien, 23 Menich, Wenceslaus Franciscus: Seelen-Lust. Prag 1715, S. [III]-[XII]. 24 Das Missionsbuch führt auf den Seiten 136-194 insgesamt 37 Lieder auf. Jan Kvapil 234 ist sein Aussehen und Erscheinen den von Jesuiten vertriebenen Missionsbüchern (siehe nächstes Kapitel) verpflichtet. Für den primären Bedarf der frommen Brüder und Schwestern während ihrer gemeinsamen sowie privaten Andachten ist eine Reihe von Flugblattliedern, kleineren Liedsammlungen, aber auch Andachtsbüchern mit einem mehr oder weniger umfangreichen Liedbestand erschienen. So entstand zum Beispiel der Marianische Psalter (Amberg 1664) vom mehrmals erwähnten Johann Georg Braun zugunsten der Marianischen Bruderschafft/ bey Herren P. P. Soc. IESV in Eger. 25 Um das Jahr 1653 ließen die Prager Dominikaner für die von ihnen geleitete Rosenkranzbruderschaft einen chronologischen Zyklus von kleineren Liedheften drucken, welche nacheinander gereiht die Brüder und Schwestern durch das ganze Jahr während gemeinsamer Rosenkranzandachten begleiteten. Bei Ausgehen des einen oder anderen Heftes wurde vermutlich umgehend der Nachdruck bestellt, so daß das einzige erhaltene Rosenkranzgesangbuch 26 aus zwölf separat zum Teil zu verschiedenen Zeiten bei verschiedenen Druckern erschienenen Heften besteht. Die Prager Dominikaner initiierten auch die Herausgebe des Andachtsbuchs Marianisches Hand-Büchlein Der Uralten Gnadenreichen Hoch-Löblichen Ertz-Bruderschafft Deß Allerheiligsten Rosenkrantzes Jesu und Mariae (Prag 1719), welches insgesamt 18 Lieder enthält. Damit auch der mährische Boden in diesem eher repräsentativen Verzeichnis ohne Anspruch auf Vollständigkeit vertreten ist, sei noch das Bruderschaftsbuch Kräfftige Geistliche Seelen-Nahrung/ Das ist: Außerlesene schöne Andachten/ Gebett und Lobgesänge/ sambt andern geistlichen Ubungen; So […] Vor Die Hochlöbliche auffgerichte Bruderschafft Corporis Christi, in der Königl: Stadt Brünn in Mähren/ in der uhralten Pfarr bey St. Jacob/ […] zusammen getragen erwähnt. Das im Jahre 1690 beim Brünner Buchdrucker Sinapi erschienene Andachtsbuch enthält „außerlesene/ theils neue/ theils auß unterschiedlichen geistlichen Büchern gezogene schöne Lobgesänge von dem Hochwürdigen Sacrament deß Altars/ am Fest Corporis Christi bey den Stationen oder Altaren/ bey vor- und nach deren Zusammenkünfften/ Gottes-Diensten/ Processionen/ oder andern Begebenheiten“, die „nach eines jeden Belieben andächtig zu singen oder zu betten“ 27 sind. Ein Teil der (19) mit Generalbaßmelodien versehenen Sakramentslieder und marianischen Gesänge, für die wohl die Bezeichnung „theils neue“ zutrifft, sind anscheinend der lokalen mündlichen Tradition oder uns bislang unbekannten Quellen entnommen. 28 25 Braun, Johann Georg: Marianischer Psalter. Amberg 1664, Titel. 26 Das Rosenkranzgesangbuch enthält 62 Rosenkranzlieder, einige davon mit Notensatz. 27 Kräfftige Geistliche Seelen-Nahrung. Brünn 1690, S. 161. 28 Ma ň as, Vladimír: Náboženská bratrstva a hudba na Morav ě v raném novov ě ku. Dissertation ÚHV FF MU Brno 2007 (zur Zeit noch nicht eingereicht). (Religiöse Bruderschaften und die Musik in Mähren in der frühen Neuzeit.) Die Böhmischen Länder 235 Für die neuerrichtete St. Laurentius-Bruderschaft in Prag und zahlreiche fromme Besucher des Kreuzwegs, der auf den Berg Pet ř ín mit der St. Laurentius-Kirche und Kalvaria führte, stellte P. Norbert Zaatzer ein Mischbuch zusammen, das Merkmale eines Bruderschaftssowie Wallfahrtsbuches trägt, nämlich das Andachtsbuch Der getreue Weeg-Weiser Aus der wüsten Welt in das heilige gelobte Land […] Das ist: Der schmertzhaffte Creutz-Weeg Jesu Christi (Prag 1736), in das 54 Lieder verschiedenen Charakters eingestreut sind: neben den obligatorischen Liedern zum heiligen Laurentius sind hier gängige Kirchenlieder, Heiligenlieder, Meßgesänge und Lieder zu einzelnen Kreuzwegstationen anzutreffen. 11.4.7 Missionsbücher Das wohl bedeutendste, vom Jesuitenpater, Zensor und Missionar Antonius Koniass zusammengestellte Missionsgesangbuch Lob-Klingende Harffe Deß Neuen Testaments erschien im Jahre 1730 im ostböhmischen Königgrätz (Hradec Králové). Das Hauptanliegen des Editors ist gleich aus dem Titelblatt ersichtlich: „einem jeden anstat anderen mit Ketzereye angesteckten Liedern zu einer Gaab gewidmet.“ Dies deutet eindeutig auf den Gebrauch des Werks bei den Volksmissionen hin, die seit den dreißiger Jahren auf dem Böhmischen Boden vor allem von jesuitischen Missionaren durchgeführt wurden. 29 Neben der konfessionell propagandistischen Dimension des Gesangbuchs von Koniass muß noch der für katholische Verhältnisse riesige Umfang erwähnt werden - auf 912 Seiten sind schier 600 Lieder ohne Notationen verzeichnet. Bei der näheren Untersuchung des Inhaltes kommt man unbedingt zum Schluß, daß Koniass eine Menge katholischer wie auch protestantischer Quellen und Vorlagen benutzt haben muß, was aufgrund seiner langjährigen zensorischen Tätigkeit durchaus möglich ist. Er war sehr aufgeschlossen gegenüber dem protestantischen Liedgut - so war er zum Beispiel der erste katholische Gesangbucheditor, der sich erlaubte, u. a. das Lied „Nun ruhen alle Wälder“ von Paul Gerhardt abzudrucken. Koniass verflocht aber nicht nur katholische und protestantische Einflüsse, er scheute sich nicht, geistliche Kunstlieder, Flugblattlieder und nicht zuletzt auch eine ganze Reihe der lokal tradierten Lieder direkt neben die alten ehrwürdigen Kirchengesänge zu setzen. In sein Gesangbuch fanden auch pietistische Lieder und ihre katholischen Entsprechungen Eingang, wie z. B. die affektvollen „Liebs-Seufftzer deß H. Jgnatii Lojolä“ und „Liebs-Seufftzer deß H. Francisci Xaverij“. 30 Darüber hinaus würdigte Wilhelm Bäumker einige als „Meeß-Gesänger“ 31 29 Ducreux, Marie-Elizabeth: Kniha a kací ř ství, zp ů sob č etby a knižní politika v Č echách 18. století. In: Č eská literatura doby baroka. Literární archív 27 (1994), S. 61-87. 30 Koniass, Antonius: Lob-Klingende Harffe Deß Neuen Testaments. König-Gratz 1730, S. 680- 682. 31 Koniass, Antonius: Lob-Klingende Harffe Deß Neuen Testaments. König-Gratz 1730, S. 44-56 und S. 896-905. Jan Kvapil 236 bezeichneten Lieder als einen Meilenstein auf dem Weg zur deutschen Singmesse. 32 Eine literaturwissenschaftliche Auswertung dieser Sammlung steht jedenfalls noch aus. Noch bevor die preußische Besetzung 1741 die Bindung Schlesiens an die Böhmischen Länder endgültig unterbrach, erschien in der Neißer Druckerei von Francisca Schlögel das undatierte Gesangbuch Catholische Kirchen-Gesänge/ Und Geistliche Lieder. Auff alle Hohe Feste/ auff das gantze Jahr/ wie auch bey denen Proceßionen, Kirchen- und Wahlfahrten/ ingleichen deß Morgens und Abends, nach alter Christlicher Gewohnheit zu singen. Trotz dem vielversprechenden Titel enthält das Gesangbuch nur 23 Lieder auf 36 Seiten und ist an ein Tägliches Hand-Büchel/ Der zwey HH. Schwestern Gertruden/ Und Mechtilden angebunden. Da der Titel Tägliches Hand-Büchel offensichtlich an populäre ähnlich benannte protestantische Erbauungsschriften erinnert, die der Jesuit Antonius Koniass auf den Index der verbotenen Bücher setzte, 33 und auch die Liederauswahl gegenüber Protestanten sehr freundlich ist (von den 23 Liedern sind 17 in beiden Konfessionen geläufig), handelt es sich um eine Erbauungsschrift, die im Zusammenhang mit den von Jesuiten bzw. Kapuzinern geführten Volksmissionen zwischen 1739 (Tod von Joseph Schlögel) und 1741 (Besetzung Schlesiens) erschienen sein muß. Aufgrund der Inhaltsanalyse des Gesangbuchs liegt es nahe, daß der anonyme Herausgeber das von Antonius Koniass zusammengestellte Gesangbuch Lob-Klingende Harffe Deß Neuen Testaments (Königgrätz 1730) als eine hymnische Kodifizierung verwendete. 34 Die Herausgabe des Gesangbuchs Lob-Klingende Harffe Deß Neuen Testaments von Koniass fällt in die Zeit, als es auf dem Hintergrund der Erneuerung der intensiven Bekehrungsbestrebungen während der Regierungszeit des Kaisers Karl VI. zu einer qualitativen Wende der für die Mission bestimmten Gesangbücher kam. Es zeigte sich nämlich, daß in den scheinbar vollständig katholisch gewordenen Kronländern eine große Anzahl von Kryptoprotestanten lebte, die sich vor allem in Ostböhmen und in den nicht nur an Sachsen, sondern auch an Schlesien angrenzenden Regionen konzentrierten. In Schlesien festigte sich aber die Lage der Protestanten dank der Altranstädter Konvention von 1707. Die bislang erschienenen ex- und impliziten Missionsgesangbücher waren als Ersatz für abgegebene bzw. beschlagnahmte protestantische Gesangbücher bestimmt. 32 Bäumker, Wilhelm: Das katholische deutsche Kirchenlied in seinen Singweisen. Bd. IV. Freiburg 1911, S. 52. 33 Koniass, Antonius: Clavis Haeresim claudens & aperiens. Hradec Králové 1729, S. 156. und Clavis Haeresim claudens & aperiens. Hradec Králové 1749, S. 139. „Tägliches Hand- Büchlein. Zu Freiberg.“ 34 Kvapil, Jan: Catholische Kirchen-Gesänge. Die Endphase der katholischen Mission in Schlesien anhand eines Neisser Gesangbuches. In: Neisse: Kulturalität und Regionalität (Hrsg. von Kunicki, Wojciech - Witt, Monika), Nysa 2004, S. 177-189. Die Böhmischen Länder 237 Den frömmigkeitsgeschichtlichen Hintergrund für die oben aufgeführten Erscheinungen bildet die in den dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts erfolgte Umwandlung der jesuitischen Bekehrungsstrategie, die schließlich auch Veränderung in die Anwendung des geistlichen Gesangs brachte. Im Zusammenhang mit dieser neuen Bekehrungsstrategie steht eine neue Welle der Volksmissionen (die sog. feierliche Mission), die jedoch recht positiv, das heißt ohne jegliche Invektiven gegen die (geheimen) Protestanten, gestaltet wurden. Von dem 1717 von den oberrheinischen Jesuiten in Heidelberg gedruckten Missionsbuch Geistliche Gesänger und Gebetter/ Zu Gebrauch Der Heiligen Mission ausgehend, ist seit dem Jahre 1733 auch in Prag eine Reihe der Missionsbücher Außerlesene Geistliche Ubungen Eines recht Christlichen Lebens-Wandels nach Anleitung Der Mission (weitere Ausgaben von 1737, 1748, 1769) zu verzeichnen. Für den Bedarf der tschechisch sprechenden Bevölkerung wurde das Missionsbuch noch im gleichen Jahr 1733 in ihre Landessprache übersetzt. 35 Die hierin enthaltenen und wohl dem Heidelberger Missionsbuch entnommenen (zehn) Lieder bringen im Unterschied zur älteren Gesangbuchproduktion affektive Elemente verstärkt zum Ausdruck. In Mähren sind im Jahre 1764 Auserlesene geistliche Uebungen oder Heilsame Lehren, allen nach ihrem Seelen-Heil, und Vollkommenheit Seufzenden […] an die Hand gegeben (gedruckt in Brünn) erschienen, hinter denen sich eine erweiterte Umarbeitung der Prager jesuitischen Missionsbücher verbirgt. Die Autorschaft ist einem unbekannten Petrinerpriester zuzuschreiben, der sich laut Titel als Missionar in Mähren betätigte. Für die sog. Bußmissionen benutzte man ähnlich aufgebaute Missionsbücher, die unter Titeln wie Katholisches Gebethbuch. Herausgegeben von der deutschen Bußmission in Böhmen (Prag 1776) oder Vorbereitung zur heil. Beicht. sammt einem Anhange von Missionsliedern (Prag 1781) eine identische Liedauswahl und -zahl (in beiden Fällen 23 Stücke) bringen, an denen schon der Geschmackswechsel und das Mißtrauen gegenüber dem älteren Liedbestand (anfangs wohl nur seitens der geistlichen Obrigkeit) zu beobachten ist. Die hymnische Basis bilden jedoch nach wie vor die affektvollen Liebe- Gottes-Lieder. Als einen Sonderfall innerhalb der Missionsbücher kann man das Brüxer Gesangbuch vom Jahre 1767 Heil- und Hülfs-Mittel zum thätigen Christenthum bezeichnen, das laut dem Titelblatt der Josephinischen Jugend zu Dreßden bestimmt wurde. Obzwar das Gesangbuch nur sechs Jahre vor der Aufhebung der Gesellschaft Jesu in der habsburgischen Monarchie erschien, ist es doch der jesuitischen Mission in der sächsischen Residenzstadt Dresden zuzurechnen. Schon seit der Konversion des sächsischen Königshauses zum Katholizismus (1697) die dortige Mission wurde vorwiegend von böhmi- 35 Merkwürdigerweise sind beide sprachlichen Varianten als 10. Auflage bezeichnet, was eben auf die in Deutschland erschienenen Vorlagen zurückzuführen ist. Jan Kvapil 238 schen Jesuiten betreut. Und diese enge Beziehung zu Böhmen und besonders zum Komotauer Jesuitenkolleg bestätigt nicht nur das relativ umfangreiche, mit Melodien reichlich ausgestattete Gesangbuch, das in der nahe gelegenen nordböhmischen Stadt Brüx gedruckt wurde, sondern auch die Tatsache, daß in Dresden zum ersten Mal der deutsche katholische Passionsgesang eingeführt wurde, der auf die Mariascheiner (Bohosudov) Jesuitenresidenz zurückzuführen ist, die wiederum dem Komotauer Kolleg in Komotau unterstand. 36 11.4.8 Soldatenbücher Neben den Bergleuten erhielt in der älteren Zeit noch eine Profession ihre berufsspezifischen Andachtsbücher, und zwar die sog. „Kriegs-Leuthe“. Auf dem böhmischen Boden sind, soweit bekannt, nur zwei solche Andachtsbücher entstanden, die auch Lieder enthalten. Das erste heißt Oesterreichisch Kriegs-Heers geistliche Feld-Posaun (Prag 1666) und wurde von seinem Editor, dem Hauptmann der Herrschaft Schlackenwerth (Ostrov nad Oh ř í) Johann Erasmus Wegener, dem Kaiser Leopold I. dediziert. Die meisten von mehr als 50 in erbauliche Texte eingestreuten Gesängen sind gängige Kirchenlieder, einige dürfen jedoch der lokalen Tradition bzw. bislang unbekannten Quellen entnommen oder auch Wegeners eigene Dichtungen sein. Die Besonderheit dieser Schrift beruht darin, daß sie das erste katholische Soldatengesangbuch ist und daß ihr Autor nicht dem geistlichen Stand angehörte. Das nächste Soldatengesangbuch ist erst nach beinahe 100 Jahren erschienen - im Jahre 1755 wurde in Olmütz das Gebett- und Gesang-Buch Zum Gebrauch des Löbl. Bottaischen Jnfanterie-Regiments herausgegeben. Trotz aller Erwartungen aufgrund der Ankündigung im Titel enthält das Buch nur sechs Liedertexte, was im Vergleich zum übrigen Text nur exakt ein Achtel ausmacht (von den 160 Seiten sind 20 den Liedern vorbehalten). 11.4.9 Exkurs: Schlesien unter preußischer Herrschaft Andreas Scheidgen Als der preußische König Friedrich II. 1740 seine Truppen nach Schlesien schickte und das bis dahin habsburgische Land nach drei Kriegen schließlich dauerhaft in Besitz nahm, bewirkte er damit nicht nur einen tiefgreifenden politischen Umbruch. Der Sieg Preußens hatte auch kulturelle und religiöse Fernwirkungen, die weit über Schlesien hinausreichten. Indirekt gab er einen wesentlichen Anstoß für den Durchbruch aufklärerischer Ideen im katholischen Deutschland, was sich nicht zuletzt am scheinbar so peripheren Bereich 36 Massenkeil, Günther: Katholischer deutscher Passionsgesang im 18. und 19. Jahrhundert. In: Kirchenmusikalisches Jahrbuch 81 (1997), S. 41- 60. Die Böhmischen Länder 239 der Kirchenlieder ablesen läßt. Die katholische Kirche Schlesiens hatte mit Rückendeckung des Wiener Hofs über Jahrzehnte die Rekatholisierung des gemischtkonfessionellen Territoriums angestrebt. Nun sah sie sich plötzlich vom Sockel des herrschenden Bekenntnisses gestürzt 37 . Zwar gewährte Friedrich der Große den Katholiken freie Religionsausübung, doch den hohen Klerus demütigte er: Dem Fürstbischof von Breslau, der während des Siebenjährigen Krieges nach Österreich geflohen war, verbot er die Wahrnehmung seiner Amtsgeschäfte und zwang ihn, für die preußischen Teile der Diözese einen Weihbischof abzuordnen. Das jähe Ende der triumphalen barocken Sakralarchitektur um die Mitte des Jahrhunderts ist zwar sicher auch den Kriegswirren geschuldet, belegt aber trotzdem den eingetretenen Klimawandel: Die römische Kirche mußte sich in Schlesien gewissermaßen neu erfinden - sie wurde zum Experimentierfeld moderner, aufgeklärter Ideen. Im Augustiner-Chorherrenstift Sagan (Zagan) erprobte der Abt Johann Ignaz Felbiger eine durchgreifende Reform des Schulwesens, die schließlich auf ganz Schlesien ausgedehnt wurde. Das schmale Bändchen Die Christlich=katholische Lehre in Liedern, das er 1766 zum Gebrauche der Saganischen Schulen herausgab, war ein Teil seiner pädagogischen Bemühungen. Es enthielt eine Reihe von Liedern aus der Feder des Pfarrers Ignaz Franz, im Anhang auch eine vollständige Reihe deutscher Meßgesänge, die Franz für seine Gemeinde in Schlawa (Sława) geschrieben hatte. Es ist kaum übertrieben, wenn man das Saganer Buch als Wiege der deutschen Singmesse bezeichnet, denn Franz’ Ordinariumsgesänge mit dem Eingangslied „Wir werfen uns darnieder vor dir, Gott Sabaoth“ wurden zum Vorbild dieser neuen Form des liturgischen Gesangs. Zwar hatte man schon vorher ähnliche Meßreihen zusammengestellt, doch erst die Aufklärung setzte sie flächendekkend ein, um die lateinische Liturgie des Gottesdienstes zu verdrängen. Eine zweite Auflage des Saganer Büchleins erschien bereits 1768; sie enthielt die Urfassung des deutschen Te Deums „Großer Gott, wir loben dich“, das von hier aus seinen Siegeszug antrat und bis heute als Inbegriff eines katholischen Kirchenliedes angesehen wird. „Heilig, Herr Gott Sabaoth! Heilig, Herr der Kriegesheere! “ - steckt in dieser Rückbesinnung von den irdischen auf die himmlischen Streitkräfte nicht auch ein Stück Kompensation einer demütigenden Niederlage? Beide Saganer Bücher galten bislang als verschollen. Durch die Recherchen des Projekts Gesangbuchbibliographie konnten sie in mehreren Bibliotheken wiedergefunden werden, darunter auch im Mainzer Priesterseminar: Der reformbeflissene Geistliche Ernst Xaver Turin, Herausgeber des Gesangbuchs von 1787, hatte sich die Bücher kommen lassen, um an ihnen den aufgeklärten Kirchengesang zu studieren. 37 Dazu Kopiec, Jan: Bistum Breslau. In: Erwin Gatz (Hg.), Die Bistümer des Heiligen Römischen Reiches von ihren Anfängen bis zur Säkularisation. Freiburg i. Br. 2003, S. 128-144, bes. S. 140 f. Jan Kvapil 240 Ungeachtet der politischen Trennung funktionierten die Beziehungen des katholischen Schlesien zur alten Schutzmacht Österreich noch eine Zeitlang weiter: Am Wiener Hof war man nämlich auf den rührigen Abt Felbiger aufmerksam geworden und übertrug ihm die Reform des gesamten österreichischen Schulwesens. Und als 1776 auf Anordnung der Kaiserin Maria Theresia in Wien ein neues Gesangbuch erschien, bildeten die Lieder von Ignaz Franz seinen Grundstock. Hier wurden sie einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Der „Normalmeßgesang“, den Maria Theresias Nachfolger Joseph II. 1783 für die Länder seiner Monarchie verbindlich vorschrieb, war eine nur wenig umgearbeitete Fassung der Franzschen Singmesse „Wir werfen uns darnieder“ 38 . In seinen kirchenmusikalischen und liturgischen Aspekten beruhte also der Josephinismus, der das katholische Leben im Habsburgerreich und in weiten Teilen Deutschlands nachhaltig prägte, in nicht geringem Maß auf den Erzeugnissen der Saganer Schulreform. Franz selbst war mittlerweile zum Rektor des Breslauer Priesterseminars aufgestiegen. 1778 brachte er ein umfangreiches Allgemeines und vollständiges catholisches Gesangbuch heraus, das im Titel deutlich die Anlehnung an protestantische Modelle erkennen läßt. In Breslau wurde es bis 1859 nachgedruckt und begleitete damit die Umbrüche von der Säkularisierung 1810 bis zur Neugründung des Bistums, dem 1821 die Zuständigkeit für die Provinzen Brandenburg und Pommern übertragen wurde. So führten die Lieder von Ignaz Franz nicht nur die österreichischen, sondern auch die preußischen Katholiken ins 19. Jahrhundert. 11.4.10 Aufklärung Eine tiefgreifende Veränderung der religiösen Situation in den Böhmischen Ländern brachte die Aufklärung. Die Ablehnung der alten barocken Frömmigkeitspraxis (auch mit ihrem Liedgut) fand in den Böhmischen Ländern den äußeren Ausdruck in der Aufhebung des Jesuitenordens (1773), der Abschaffung der Wallfahrten und in der Säkularisierung von zahlreichen Klöstern während der Regierungszeit der Kaiserin Maria Theresia und ihres Sohnes Joseph II. Der Versuch, die gängige Frömmigkeitspraxis zu modernisieren, bedeutete einen Bruch in der Gesangbuchentwicklung. Aus dem säkularisierten Klostervermögen wurden neue Bildungsprojekte - darunter auch die Herausgabe neuer Gesangbücher - gefördert. Das ältere Liedgut wurde entweder ausgeschieden oder umgearbeitet, die weitere Herausgabe des traditionellen Gesangbestands mittels der Zensur unterbunden. Als Ersatz wurden die neuen, dem aufklärerischen Geschmack entsprechenden so ge- 38 Dazu Karl Dorneger, Staatskirchentum und Kirchenlied am Beispiel des Josephinismus in Österreich. In: Cornelia Kück - Hermann Kurzke (Hgg.): Kirchenlied und nationale Identität. Internationale und interkulturelle Beiträge (Mainzer Hymnologische Studien 10). Tübingen 2003, S. 77-99. Die Böhmischen Länder 241 nannten Normalgesänge eingeführt. Die ehemalige Prager Jesuitendruckerei wurde in die Normalschuldruckerei umgewandelt und etablierte sich in der Folgezeit als der bedeutendste Produzent der aufklärerischen Gesangbücher, wie Lieder zur öffentlichen und häuslichen Andacht (Prag 1783, 1786, 1788, 1794, 1805, 1818) oder Kirchengesänge und Gebete gemäß der Gottesdiensteinrichtung zu Prag (Prag 1787, 1794, 1807). Ein mährischer Petrinerpriester, der sich hinter den Initialen T. F. verbirgt, gab unter dem Titel Geistliche Lieder, enthaltend Morgenlieder […] (Olmütz 1788) einen Auszug aus dem für die aufklärerische Gesangbuchproduktion mustergültigen Katholischen Gesangbuch auf allerhöchsten Befehl Ihrer k. k. apost. Majestät Marien Theresiens zum Druck befördert (Wien 1776) heraus. Ein möglicher Zusammenhang mit dem Missionsbuch Auserlesene geistliche Uebungen oder Heilsame Lehren (Brünn 1764), das laut dem Titelblatt ebenfalls von einem anonymen Petrinerpriester zusammengestellt wurde, ist nicht auszuschließen - solch ein schizophrener Stilbruch wäre ein beispielhafter Beleg für die Unterordnung und Dienstwilligkeit des katholischen Klerus gegenüber der weltlichen Obrigkeit in der österreichischen Monarchie, der in die Rolle des Beamtentums getrieben wurde. Die im Vergleich mit der vorhergehenden Epoche eher kleineren Gesangbücher, wie z. B. Normalgesänge/ Litaneyen und Gebether, wie selbe bei der neuen Gottesdiensteseinrichtung zu allgemeinen Gebrauch vorgeschrieben worden (Olmütz 1784), Normalgesänge, Liteneyen und Gebete, wie solche bey der neuen Gottesdiensteinrichtung zu Prag zum allgemeinen Gebrauch vorgeschrieben worden (Prag 1784), Gesänge zum Amte der heiligen Messe samt dem Gesange vor der Predigt (Brünn 1794) oder Religiöse Gesänge für den katholischen Bürger und Bauersmann von Wenzel Stach (Olmütz 1791), wurden seitens der Landbevölkerung nicht freundlich aufgenommen, doch die langjährige obrigkeitliche Unterstützung bewirkte zumindest die Einbürgerung der volkssprachlichen Singmesse in der Bevölkerung. Als ein eigenartig buntes Zusammentreffen von Aufklärung, Empfindsamkeit, böhmischem Patriotismus, barocker Tradition und Rokokomode erscheint das vom Umfang her eher bescheidene Gesangbuch Erbauliche Kirchenlieder, welche dem dreyeinigen Gott zur Ehre, und der löbl. k. k. Normalschule zum andächtigen Gebrauch gewidmet (Prag 1776) von dem damaligen Kooperator in der St. Karl Borromaeus-Kirche beim sog. welschen Spital in Prag, Johann Christoph Pannich. In der Vorrede läßt der Autor die katechetische Intention und die Abkehr vom traditionellen barocken „Schwulst“ anklingen: „Diese Lieder sind zu keinem andern Entzwecke bestimmet, als die Andacht, und den Unterricht des gemeinen Volkes zu befördern. In dieser Absicht hat man mehr das Herz, als die Dichtkunst reden lassen, und sich aller hohen und schwülstigen Ausdrücke mit Fleiß enthalten.“ Die Vermittler seines Gesangbuchs sieht Pannich in Katecheten und Lehrern, an die er die Worte richtet: „Weil aber die Jugend in den Schulen, zur Erlernung solcher Jan Kvapil 242 geistlichen Gesänge am fähigsten ist, so werden alle diejenigen, die sich mit dem Unterrichte der Kinder beschäftigen, freundlichst ersuchet, ihren Kindern wöchentlich einen kurzen Gesang vorzusagen, das Gedächtniß der Kinder wird hiedurch geschärfet, und mit heilsamen Religionswahrheiten erfüllet.“ 39 So treten hier neben vereinzelten stark zerdichteten älteren Liedern wie „Aus meines Herzengrunde preist dich mein Lobgesang“ (S. 2-3) auch ausgesprochene Kinderlieder wie „Ich bin noch itz ein zartes Kind“ (S. 4-5) auf. Der dem Geist der jesuitischen Missionslieder entnommene affektive Zug erscheint in den Liedern wie „O mein Gott ich liebe dich und will dich auch ewig lieben“ (S. 13-14). Das aufklärerische Auge sieht dagegen in den „Krieges Helden“ 40 nicht mehr die Heiligenscharen (wie es noch vor wenigen Jahren üblich war), sondern normale Soldaten aus Blut und Fleisch, die für das Vaterland (nicht mehr himmlisches Vaterland, sondern die Monarchie) ihr Leben einsetzen. Das einzige im Gesangbuch enthaltene Heiligenlied „Auf Böhmens hochbeglückte Söhne“ (S. 54-56) richtet sich auf den böhmischen Landespatron Johannes von Nepomuk. Hinter den drei weihnachtlichen Hirtenliedern (S. 56-61) mit dem üblichen Namensinventar (Coridon, Damon, Tityrus) ist die Beliebtheit der Schäferidylle im Rokoko auf der einen und der volksnahen barocken Hirtenspiele auf der anderen Seite zu spüren. 11.4.11 Diözesangesangbücher Obwohl es scheint, daß die allerersten Diözesangesangbücher erst im Laufe des 19. Jahrhunderts zum „gesungenen“ Wort kamen, sind doch ihre Vorläufer schon im 17. Jahrhundert aufzuspüren. Zu dem im Jahre 1642 in Prag gedruckten Ritvale Romano-Pragense gehört noch ein Appendix Ritvalis Romano Pragensis (Wien 1643), in welchem den Pfarrern in der Erzdiözese Prag dreizehn von der Obrigkeit approbierte Kirchenlieder (ohne Notensatz) dargeboten wurden. Ein aufwendigeres Kirchenliedrepertoire wurde dagegen den Geistlichen in der Diözese Olmütz mittels des Novae Agendae Olomucensis Directorium Chori (Brünn 1695) vorgelegt. Im Anhang enthält es neben den tschechischen auch 43 deutsche Lieder, die teilweise mit Notationen versehen sind. Diese beiden Kirchenliedsammlungen sind Zeugen der Bestrebung um ein einheitliches Kirchenliedrepertoire. Erst nach hundertjährigem Verstummen lebte der Gedanke vom einheitlichen Gesangbuch wieder auf. Zu dem Ruf eines Diözesangesangbuches gelangten entweder auf Privatinitiative zurückgehende Gesangbücher, die durch ein Zusammentreffen günstiger Umstände große Popularität erreichten, oder die von Anfang an als Diözesangesangbücher geplanten Projekte. So wurde in Mähren das von Anton Kuhn stammende Christkatholische 39 Erbauliche Kirchenlieder, Prag 1776, S. [III]-[VIII]. 40 Im „Kriegslied“ „Auf Krieges Helden auf! | […] | Es hofft das Vaterland | Jetzt Schutz von eurer Hand.“ (S. 19-21) Die Böhmischen Länder 243 Gebet- und Gesangbuch für die deutschen Seelsorgsstationen der Olmützer Erzdiöcese von 1842 verwendet. Zum Ende des 19. Jahrhunderts (seit 1891) wurde auf Anordnung des Olmützer Erzbischofs das Katholische Gebet- und Gesangbuch herausgegeben, zu Anfang des 20. Jahrhunderts (1907) seine sparsamere Version Kleines Gesang- und Gebetbuch der Erzdiözese Olmütz. Für die Diözese Leitmeritz stellte der dortige Spiritual und bischöfliche Zensor Stephan Vater im Jahre 1844 das Diözesangesangbuch Katholische Gesänge für die öffentliche und häusliche Andacht zusammen. Erst 1897 kam für die Diözese Königgrätz das deutsche Diözesangesangbuch Altar. Dank der großen Verbreitung vertraten die Rolle eines Budweiser Diözesangesangbuchs die Katholischen Gesänge und Gebete (Budweis 1892) von Franz Schmidtmayer. Seit 1907 hatten die deutschen Gemeinden der Diözese Brünn (Brno) das Gesangbuch Lobet den Herrn in Gebrauch. Am Ende des Weges vom ersten Vorzeichen eines Einheitsgesangbuch im Ritvale Romano-Pragense steht im Jahre 1912 das Gesangbuch Manna, mit dem die Einheitsgesangbuch-Bewegung in Böhmen gipfelte und das für das gesamte deutsche Sprachgebiet Böhmens bestimmt war. Weitere Auflagen erfolgten in den Jahren 1913, 1914, 1918 und 1925. Auf dem Lande fand jedoch das Manna wenig Interesse und auch wegen des hohen Kaufpreises konnte es sich nicht völlig durchsetzen. Darüber hinaus zeigte sich unter den Deutschen in den böhmischen Ländern trotz der Einheitsgesangbuch-Bewegung eine starke Zersplitterung, die durch zahlreiche lokale Gesangbücher zum Ausdruck gebracht wurde. 41 11.4.12 Warnsdorf Zu einem herausragenden Druckort religiöser Schriften avancierte im letzten Drittel des 19. und zu Anfang des 20. Jahrhunderts die nordböhmische Industriestadt Warnsdorf (Varnsdorf). Die rege verlegerische Tätigkeit hängt mit dem Ersten Vatikanischen Konzil (1870) eng zusammen, denn Warnsdorf und die umliegende Grenzregion wurde mit 16.000 Mitgliedern zur stärksten Gemeinde der neugegründeten Altkatholischen Kirche in der habsburgischen Monarchie. Diese vorrangige Position festigte nicht nur die Verlegung des altkatholischen Bistums (1897), sondern vor allem die altkatholische Drukkerei von Eduard Strache (1847-1912) seit 1874. Dem stellte sich der dortige katholische Kaplan und Gründer des politischen Katholizismus Ambros Opitz (1846-1907) entgegen, der im Jahre 1873 aus einer Erbschaft eine kleine katholische Druckerei gründete, in der er zahlreiche Streitschriften gegen Altkatholiken und die Los-von-Rom-Bewegung herausgab. 42 Zur Jahrhun- 41 Fellerer, Karl Gustav: Das deutsche Kirchenlied im Ausland. Münster 1935, S. 50-58. 42 Kaiserová, Kristina: Konfesní myšlení č eských N ě mc ů v 19. a po č átkem 20. století. Úvaly u Prahy 2003. (Das konfessionelle Denken bei den tschechischen Deutschen im 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts.) Jan Kvapil 244 dertwende wurde die Druckerei zum führenden katholischen Verlag in den böhmischen Ländern mit einem breiten Angebot an religiösem Schrifttum. Für die inzwischen klein gewordene Bedeutung des geistlichen Gesangs im Leben der katholischen Gemeinde spricht der relativ kleine Anteil der hymnischen Produktion am Verlagsprogramm. Darunter findet sich eine Reihe kleinerer Gesangbücher für katholische Gemeinden und Institutionen in der Region, wie z. B. die Pfarrei von Schönlinde, Neudorf und Neustadtl, oder das bischöfliche Knabenseminar in Mariaschein und das Dominikanerkloster in Aussig. Daneben bot er in eigenem Verlag allerdings auch Gesangbücher an, wie das Gebet- und Gesangbuch für die katholische Schuljugend (1898) oder ein Gesang- und Gebetbuch für den katholischen Gottesdienst. Herausgegeben vom Verbande der deutschen katholischen Geistlichkeit Böhmens (1907), die eine überregionale Reichweite erzielten. Daß die geistlichen und Kirchenlieder nicht mehr zur konfessionellen Rüstung gehörten und zur bloßen Gebrauchsliteratur absanken, ist auch aus der spärlichen Präsenz von altkatholischen Gesangbüchern aus dem Verlag Eduard Strache ersichtlich. Im Jahre 1876 ist bei ihm das Gesangbuch Kirchengesänge für die altkatholische Gemeinde in Warnsdorf erschienen, dem 1879 die zweite Auflage folgte. Im 20. Jahrhundert ist für Warnsdorf ein einziges altkatholisches Gesangbuch unter dem sparsamen Titel Altkatholisches Gesangbuch (1933) verzeichnet. Andere altkatholische Gemeinden in Nordböhmen gaben eigene Gesangbücher bei lokalen Druckern heraus. 11.4.13 Winterberg Das weltgrößte Gebetbücherverlagshaus des ausgehenden 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts allerdings wurde von Johannes Steinbrenner (1835-1909) im Jahre 1870 im südböhmischen Winterberg (Vimperk) gegründet. Trotz Millionenauflagen beliebter Gebetbücher wie Kleiner Himmelschlüssel in allen möglichen Sprachen spielten die Gesangbücher im Verlagsprogramm eine völlig marginale Rolle. Diese Behauptung muß jedoch durch die Tatsache relativiert werden, daß viele katholische Gebetbücher dieser Zeit eine kleine Rubrik mit Kirchenliedern enthalten. Nach der Besetzung von tschechischen Grenzgebieten durch das nationalsozialistische Deutschland im Jahre 1938 wurden die Aktivitäten des Verlags zum großen Teil eingestellt. Dem folgte dann im Jahre 1945 die Konfiszierung des Verlags durch tschechische Behörden. 43 Dennoch behielt wohl der Verlag Steinbrenner die undankbare Aufgabe, das allerletzte deutschsprachige Gesangbuch auf böhmischem Boden herauszugeben: Wahrscheinlich noch im Jahre 1945 oder kurz danach ist als ein Schwanenlied der deutschen Hymnik Das Got- 43 Grulich, Rudolf: Die größte Gebetbuch-Druckerei der Welt: Die Druck- und Verlagsanstalt Steinbrenner in Winterberg. In: Archiv für Kirchengeschichte von Böhmen - Mähren - Schlesien X (1989), S. 118-129. Die Böhmischen Länder 245 teskind. Gebet- und Gesangbuch für die Jugend erschienen. Dieses (diesmal nicht mehr in Winterberg/ Vimperk, sondern nur noch) in Vimperk gedruckte Buch war offensichtlich für den Export bestimmt, denn die Zwangsaussiedlung der deutschen Bevölkerung aus den deutschsprachigen Gebieten der Tschechoslowakei nach dem Zweiten Weltkrieg bedeutete für alle Kirchen das endgültige Erlöschen ihrer deutschen Gesangbuchtraditionen. 11.4.14 Deutsche Kirchenlieder aus Böhmen und Schlesien nach 1945 Andreas Scheidgen Die Vertriebenen brachten ihre Kirchenlieder mit, die in den Aufnahmegebieten im Westen Deutschlands oft unbekannt waren. In den Bistümern Osnabrück und Paderborn veröffentlichte das für die Vertriebenenseelsorge gegründete und nach der schlesischen Landespatronin benannte St. Hedwigswerk Ostdeutsche Kirchenlieder. Kleinere unselbständige Anhänge mit Liedern für die Vertriebenen gab es auch in vielen anderen Diözesen. Am stärksten war der Einfluß der Vertriebenen wohl in den katholischen Diasporagebieten Norddeutschlands. Wie bedeutend der Liederzufluß war, kann etwa für das Bistum Hildesheim der Vergleich zwischen dem Diözesangesangbuch Canta bona und seinem 1952 beigehefteten ostdeutschen Anhang verdeutlichen: Er enthält u. a. die im Stammteil fehlenden Weihnachts- und Marienlieder „Ihr Kinderlein kommet“, „Kommet, ihr Hirten“, „Segne du, Maria“, „Milde Königin, gedenke“ sowie die für die Gebiete des ehemaligen Habsburgerreichs typische Schubert-Messe „Wohin soll ich mich wenden“, aber auch Lieder protestantischen Ursprungs („Näher mein Gott zu dir“). Selbst das bekannte Lied „Mir nach spricht Christus unser Held“ des Schlesiers Angelus Silesius kam in Hildesheim erst durch die Vertriebenen in Gebrauch. Ihr Einfluß auf den Kirchengesang nach 1945 war ohne Zweifel beträchtlich. Er sank jedoch mit der Einführung des Einheitsgesangbuchs Gotteslob, dessen Abneigung gegen die Liedproduktion des 18. und 19. Jahrhunderts nicht zuletzt zu Lasten der ostdeutschen Lieder ging. Bibliographie Die Böhmischen Brüder Weiße, Michael: Ein New Geseng buchlen […] Jungbunzlau: Georg Wylmschwerer 1531. Kirchengeseng darinnen die Heubtartickel des Christlichen glaubens kurtz gefasset und ausgeleget sind: jtzt vom newen durchsehen/ gemehret/ und Der Rö. Kei. Maiestat/ in unterthenigsten demut zugeschrieben. [Eibenschitz] 1566. Die Lutheraner Herman, Nikolaus: Die SontagsEuangelia uber das gantze Jar/ In Gesenge verfasset/ Für die Kinder und Christlichen Haußveter […] Wittenberg: Georg Rhau Erben 1560. Jan Kvapil 246 [Wieser, Matthäus: ] 230. Christliche Gebet/ Geistliche Lieder/ und andächtige Wünsche. Hof: Mintzlische Wittib 1657. Sporck [Sporck, Franz Anton: ] Christliche Kinder-Lehr, Oder Das heilige Vatter Unser. Der Englische Gruß. Die Apostolische Glaubens-Bekanntnüs. Die Zehen Geboth Gottes. Die Fünff Gebot der Kirchen. Die sieben Heilige Sacramenten. Sammt der gantzen Christlichen Gerechtigkeit in Reymen verfasset. Prag: Wolfgang Wickhart 1720. [Sporck, Franz Anton: ] Geistreiche Gesänge und Lieder Auf Alle Sonntags-Evangelien und Episteln So in dem Christlichen Jahre enthalten seyn [11 Teile in zwei Bänden]. Schweidnitz: Johann Christian Müller 1725-26. Die Katholiken Leisentrit, Johann: Geistliche Lieder und Psalmen/ der alten Apostolischer recht und warglaubiger Christlicher Kirchen […] Bautzen: Hans Wolrab 1567. Zweite Auflage 1573, dritte Auflage 1584. [Schweher, Christoph: ] Veteres ac Piae Cantiones Praecipuorum Anni Festorum […] Omnia quatuor uocibus composita […] Nürnberg: Johannes Montanus & Ulrich Neuber 1561. [Schweher, Christoph: ] Christliche Gebet und Gesäng auff die heilige zeit und Fayertage uber das gantze Jar […] Prag: Michael Peterle 1581. Tepl Schlindel, Valentin: Hymnodia Catholica. Auß vnderschidlichen von der Catholischen Kirchen approbierten Gesangbüchern […] seligiert und zusammen getragen […] München: Nicolaus Henricus 1624. Schlindel, Valentin: Catholisches Gesangbuch […] München: Nicolaus Henricus 1631. Prag Rosenkranzgesangbuch [Zwölf Bändchen ohne gemeinsames Titelblatt]. Prag: Akademische Druckerei 1650 (Bd. VIII); Ludmilla Schyparzin 1653 (V); Urban Goliasch 1653 (VII). Alte und Newe Catholische Kirche[n] Gesänge/ Auß underschiedlichen und Approbirten Authoren d[er] Catholischen Kirche[n] […] zusammen gebracht […] Prag: Akademische Druckerei 1652. Newe und Alte auserlesene sehr anmüttige Catholische KirchenLieder/ durch das gantze Jahr gebräuchig. Prag: Akademische Druckerei 1655. Oesterreichisch Kriegs-Heers geistliche Feld-Posaun. Das ist Außerlesene schöne Gebetter und Gesänge allerley Standt-Persohn/ Jnsonderheit aber denen Kriegs-Leuthen sehr nützlich zu gebrauchen […] Prag: Akademische Druckerei 1666. Hymnodia Catholica. Das ist: Alt und Newe Catholische Kirchen-Gesänge […] Auß vnterschiedlichen approbirten Authoren der Catholischen Kirchen zusammen gebracht […] Prag: Urban Goliasch 1668. Zweite Auflage 1676. [Menich, Wenceslaus Franciscus: ] Seelen=Lust, Das ist: Gemeine, alte, andächtige, Catholische, Geistliche Lieder […] Prag: Peter Anton Benneck 1715. Die Böhmischen Länder 247 Lauretanisches Gesang-Büchlein/ Jn welchen auß unterschiedlichen gedruckten und approbirten Büchlein alte und neue Catholische Kirchen=Gesänger […] zusammen getragen. Zum Gebrauch der andächtigen Singer/ fürnemlich der jenigen Welche in den Heil: Lauretanischen Hauß zu Prag auff dem Hradschin vor der Predig mitzusingen ein Belieben haben. Prag: Johann Julius Gerzabeck o. J. Zwischen 1733 und 1754 erschienen. Eger Braun, Johann Georg: Egerisches Gesangbüchlein Alter vnnd New Catholischer Kirchen- Gesänger, auß vnderschiedlichen Authoren […] Amberg 1662. Verschollen. Braun, Johann Georg: Marianischer Psalter Das ist: Siben grosse un[d] kleine Tagzeiten/ der rein- und unbefleckten/ auch schmertzhafften Jungfrawen MARIAE, neben andern schönen Gebettlein […] Alles zu grösserer Ehre GOttes/ und besseren Aufnemmen/ der (under dem Titul Verkündigung) Marianischen Bruderschafft/ bey Herren P. P. Soc. IESV in Eger/ auff newe Weiß/ sambt schönen Melodeyen verfertiget […] Amberg: Johann Burger 1664. Braun, Johann Georg: Echo Hymnodiae Caelestis, Nachklang der himmlischen Sing= Chör/ das ist/ Alte- und Neue Catholische Kirchen-Gesänge/ […] Aus approbirten Authoren der Catholischen Kirchen zusammen getragen/ mit neuen Gesängern vermehret: Und […] zum nutzlichen Gebrauch der Herren Schul- und Kirchen- Bedienten allenthalben/ bey denen gehaltenen GOttesdiensten und Wallfahrten/ mit annehmlichen Melodeyen/ zum Singen und Schlagen/ aufs fleissigste gestellet […] Sulzbach: Wolfgang Moritz Endter und Johann Andreas Endters Erben 1675. Egerisches Gesang-Büchlein/ Alter- und Neu-Catholischer Kirchen-Gesänge/ Auß unterschiedlichen Authores, […] zusammen getragen/ und mit neuen Gesängern vermehret. Zum Trost und Erquickung allen GOtt-liebenden frommen Catholischen Christen zum andernmahl in Druck befördert […] [Eger: ] Johann Franz Fritsch 1701. Sieben Auflagen bis 1762. Hymnodia Catholica, Oder Ausserlesene Alte- und Neue Catholische Kirchen-Gesänger/ zusammen getragen durch einen Liebhaber Deß Singens. Eger: Johann Franz Fritsch 1701. Lieder für den öffentlichen Gottesdienst der Egerer Gymnasial-Jugend. Eger: J. Kobrtsch und Gschihay 1832. Gebeth- und Gesang-Buch für die studierende Jugend. Eger: J. Kobrtsch und Gschihay 1834. Schuh, Johann: Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Zum Gebrauche der Schuljugend und Erwachsener […] Eger: J. Kobetsch & Gschihay 1897. Zweite Auflage 1907. Katholische Kirchengesänge und Gebete. Herausgegeben von der Privat-Lehrerinnenbildungsanstalt der Schwestern vom hl. Kreuze in Eger. Tonsatz von Josef Czerny […] Eger: Verlag der Privat-Lehrerinnenbildungsanstalt [1905]. Zweite Auflage 1917. Magerl, Michael: Lob Gottes. Gebete und Lieder für Jugend und Volk […] Eger: Kommissions-Verlag Preßverein „Egerland“ 1932. Neiße Catholische Kirchengesänge und geistliche Lieder/ mit sonderm fleiß zu sammen getragen von newem […] Neiße: Johann Schubart 1625. Jan Kvapil 248 Geistlicher Paradeisz Vogel Der Catholischen Deutschen Daß ist: Außerlößene Catholische Gesänge/ auß gar vielen Alt und Newen Catholischen Gesangbüchern […] Neiße: Ignaz Schubart 1663. Weitere Auflagen 1675, 1680, 1688. Catholische Kirchen-Gesänge/ Und Geistliche Lieder. Auff alle Hohe Feste/ auff das gantze Jahr/ wie auch bey denen Proceßionen, Kirchen- und Wahlfahrten/ ingleichen deß Morgens und Abends, nach alter Christlicher Gewohnheit zu singen. Neiße: Francisca Schlögel [1740]. Glatz Schmertzhaffter Lieb und Creutz-Weeg/ Welchen […] willig eingangen/ Der Weeg/ die Warheit und das Leben/ Nemblich Der Auß Lieb der Menschheit einverleibte GOTT CHRISTUS JESUS, Als Er durch ein kläglichen Todt/ auff dem Calvari- Berg am Creutz erwöhlet zusterben. Glatz: Andreas Pega 1682. Hülff in der Noth/ Oder Gewisses Mittel in unterschiedlichen Nöthen […] getröst zu werden/ durch gnädigen Beystand Jesu, Mariae, Joseph, Und Fürbitt der Heiligen vierzehen Noth-Helffer […] zusammen getragen worden Von dem Denen Heiligen höchstverpflichteten Fürstl. Gestifft Grüssau/ Cist: Ordens im Hertzogthum Schlesien. Glatz: Andreas Pega 1693. Erste Auflage 1687. Königgrätz [Koniass, Antonius: ] Lob=Klingende Harffe Deß Neuen Testaments/ So den wahren GOtt in den unaußforschlichen Geheimnussen deß Christlichen Glaubens/ und seine Heilige ehret und preiset/ Oder ein außerlösenes Gesang=Buch […] Mit sonderbahren Fleiß aus vielen Uhr-alten/ und bewehrtesten Authoren in zehen Theil zusammen gefüget von einem Priester auß der Gesellschaft JEsu. Einem jeden anstat anderen mit Ketzereye angesteckten Liedern zu einer Gaab gewidmet. Königgrätz: Wenzel Tibelli 1730. Troppau Christ-Catholisch-Gesang-Buch, darinnen Schöne und ausserlösene, theils allte, theils neue, Catholische-Gesänge enthalten seynd, Welche man das Jahr hindurch In denen Kirchen, Processionen, Bettstunden, Wallfahrten, Schulen, zu Hauss und sonsten zu singen pflegt […] Troppau: Johann W. Schindler 1743. Brüx Heil- und Hülfs-Mittel zum thätigen Christenthum in verschiedenen neu- und alten, Glaubens-geheimniße, christliche Gerechtigkeit, Fest-täge, und tägliche Uebungen eines Christen, in sich haltenden Gesängen […] zum Gebrauch der Josephinischen Jugend zu Dreßden. Brüx [Most]: Kottingische Buchdruckerei (Johann Paul Jacob Vötter) [1767]. Schlesien unter preußischer Herrschaft [Felbiger, Johann Ignaz von: ] Die Christlich-katholische Lehre in Liedern; das ist: Catechetische Gesänge zum Gebrauche der Saganischen Schulen […] Sagan: Verlag der katholischen Trivialschule 1766. [Darin: ] Anhang etlicher Kirchen=Gesänge bey Die Böhmischen Länder 249 der Heiligen Messe, vor und nach der Predigt, an den Bethtagen, und bey Betrübnissen, nebst einigen Begräbniß-Liedern, zum Gebrauche der Römisch-katholischen Gemeine zu Schlava verfasset. 1766. Die zweite Auflage erschien 1768. Franz, Ignaz: Allgemeines und vollständiges Catholisches Gesangbuch, worinn neue geistliche Lieder zu finden sind […] Breslau: Johann Friedrich Korn 1778. Letzte Auflage 1859. Aufklärung Pannich, Johann Christoph: Erbauliche Kirchenlieder […] dem dreyeinigen GOTT zur Ehre, und der löbl. k. k. Normalschule zum andächtigen Gebrauch […] Prag: Johanna Pruschin, durch Adalbert Mach 1776. Lieder zur öffentlichen und häuslichen Andacht, mit Melodien größtentheils von den besten vaterländischen Meistern. Herausgegeben auf Veranlassung der k. k. Normalschuldirektion […] Prag: K. k. Normalschulbuchdruckerei 1783. Weitere Auflagen bis 1818. Normalgesänge/ Litaneyen und Gebether, wie selbe bei der neuen Gottesdiensteseinrichtung zu allgemeinen Gebrauch vorgeschrieben worden. Olmütz: Josepha Hirnlin, durch Joseph Franz Loserth 1784. Normalgesänge, Litaneyen und Gebete, wie solche bey der neuen Gottesdiensteseinrichtung zu Prag zum allgemeinen Gebrauch vorgeschrieben worden. Prag: Johann Ferdinand Edler von Schönfeld 1784. Kirchengesänge und Gebete gemäß der Gottesdiensteinrichtung zu Prag. Mit erzbischöflicher Einverständniß. Zufolge k. k. Gubernialverordnung vom 23. April 1784. Prag: K. k. Normalschul-Buchdruckerei 1787. Weitere Auflagen bis 1807. Geistliche Lieder, enthaltend Morgenlieder, - bei alltäglichen Werken, - Abendlieder, - zur hl. Messe, - an Jahreszeiten - und an Feiertagen, - zu christlichen Standespflichten ermahnende, - in verschiedenen Zeiten, - Nöthen - und Gelegenheiten. Dem Sinne nach aus dem deutschen Gesangbuche, welches auf Befehl Ihrer R. K. Majestät Maria Theresia, glorreichen Andenkens in Wien herausgegeben worden war, ausgezogen von T** F**, Priester des Petrinischen Standes. Olmütz: Ökonomischpatriotische Druckerei 1788. Gesänge zum Amte der heiligen Messe samt dem Gesange vor der Predigt. Brünn: Siedler 1794. Religiöse Gesänge für den katholischen Bürger und Bauersmann zum öffentlichen und Privat-Gottesdienst auf alle Feier und Gedächtnißtage; von Wenzel Stach, Professor der Pastoral. Olmütz 1791. Diözesangesangbücher Appendix Ritvalis Romano Pragensis, Continens ea, Qvae Parochi Prae Manibvs habere debent, vel ex laudabili consuetudine á fidelibus desiderati solent. Wien: Matthaeus Cosmerovius 1643. Manna. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für Böhmen. Verfaßt im Auftrage und mit Gutheißung der hochwürdigsten Bischöfe Böhmens. Prag: Kaiserlich-königlicher Schulbücher-Verlag 1912. Novae Agendae Olomucensis Directorium Chori. Jussu & Authoritate Reverendissimi ac Celsissimi Principis, Domini Domini Caroli, Dei Gratia Episcopi Olomucensis, Jan Kvapil 250 Ducis, Sacri Romani Imperii Principis, Regiae Capellae Bohemiae & de Lichtenstein Comitis, &c. &c. In lucem editum, ut publicae Functiones Ecclesiae, rite, ac uniformiter peragantur. Brünn: Franciscus Ignatius Sinapi 1695. [Darin als Anhang: ] Kirchen=Gesänge/ Nach Ordnung der Christlichen Catholischen Kirchen/ auffs gantze Jahr gerichtet und geordnet. Lobet den Herrn! Katholisches Gebet- und Gesangbuch für die Diözese Brünn. Brünn: K. u. k. Hofbuchhandlung Carl Winkler 1907. Kuhn, Anton: Christkatholisches Gebeth- und Gesangbuch für die deutschen Seelsorgstationen der Olmützer Erzdiöcese […] Olmütz: Eduard Hölzel 1842. Fünf Auflagen bis 1854. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Auf Anordnung und mit Approbation Seiner Eminenz des Hochwürdigsten Oberhirten der Erzdiöcese Olmütz Friedrich Cardinal Fürstenberg. Olmütz: Eduard Hölzel 1891. Kleines Gesang- und Gebetbuch der Erzdiözese Olmütz. Erweiterte Noten-Ausgabe. Olmütz: Eduard Hölzel 1907. Vater, Stephan: Katholische Gesänge für die öffentliche und häusliche Andacht, zunächst zum Gebrauche der Gläubigen der Leitmeritzer bischöflichen Diöcese, mit Melodien von größtentheils vaterländischen Meistern […] Mit Genehmigung und auf Veranstaltung des hochwürdigsten bischöflichen Ordinariates. Leitmeritz: C. W. Medau 1844. Altar. Ein Lehr- Gebet- und Gesangbuch für die Diöcese Königingräz. Mit Gutheissung des hochwürdigsten Bischöflichen Ordinariates in Königingräz. Königgrätz: Verlag des bischöflichen Consistoriums 1897. Schmidtmayer, Franz A.: Katholische Gesänge und Gebete […] Budweis: F. Zdarssa 1892. Warnsdorf Kirchengesänge für die altkatholische Gemeinde in Warnsdorf. Warnsdorf: Eduard Strache 1876. Zweite Auflage 1879. Erhebet die Herzen! Katholisches Gebetu. Gesangbuch, zunächst für die Kirchengemeinde Schönlinde […] Schönlinde: Verlag der Pfarrei/ Warnsdorf: Ambros Opitz 1890. Kirchen-Lieder mit einer Messandacht. Mit dem Erlass des fürst.-erzb. Cons. von Prag dto. 28. Juli 1897, Nr. 6507. Genehmigt für den Kirchsprengel Neudorf. Selbstverlag. - Druck von Ambros Opitz in Warnsdorf. Wewerka, Richard: Katholische Kirchen-Lieder des Kirchsprengels Neustadtl. Nebst einigen Gebeten […] Selbstverlag. Druck von Ambros Opitz, Warnsdorf o. J. Katholische Gesänge und Gebete für Kirche und Haus mit einem Anhange von christlichen Lebensgrundsätzen. Warnsdorf. 1897. Verlag des bischöfl. Knabenseminars Mariaschein. Druck von Ambros Opitz in Warnsdorf. Mariascheiner Gebet- und Gesangbuch. Zunächst zum Gebrauche für die Zöglinge des bischöflichen Knabenseminares. Mit Druckgenehmigung von Seite des hochw. bischöflichen Ordinariates Leitmeritz u. Erlaubnis der Oberen. Warnsdorf u. Wien: Ambros Opitz 1900. Gebet= und Gesangbuch für die katholische Schuljugend. Mit oberhirtlicher Genehmigung. Warnsdorf: Ambros Opitz 1898. Die Böhmischen Länder 251 Gesang- und Gebetbuch für den katholischen Gottesdienst. Herausgegeben vom Verbande der deutschen katholischen Geistlichkeit Böhmens. Mit Genehmigung des hochw. bischöfl. Konsistoriums zu Leitmeritz. Warnsdorf: Ambros Opitz 1907. P. Innozenz M. Räber, O. Pr.: Kirchenlieder wie sie in der Klosterkirche zu Aussig gesungen werden. Im Selbstverlag des Klosters. Druck von Ambros Opitz in Warnsdorf [1916]. Altkatholisches Kirchengesangbuch. Warnsdorf: Eduard Strache 1933. Winterberg Meisl, Moritz: Das Gotteskind. Gebet und Gesangbuch für die Jugend. Vimperk: Katholische Verlagsanstalt J. Steinbrenner N. A. Imprimatur Passau 1940. Deutsche Kirchenlieder Böhmens und Schlesiens nach 1945 St. Hedwigswerk/ Erzdiözese Paderborn: Ostdeutsche Kirchenlieder. Lippstadt in Westfalen: C. Jos. Laumann [1951]. Zweite Auflage 1955. St. Hedwigs-Werk/ Diözese Osnabrück: Ostdeutsche Kirchenlieder. Meppen/ Ems: Geschäftsstelle des St.-Hedwig-Werkes - Diözese Osnabrück [1952]. Zweite Auflage 1962. Anhang mit ostdeutschen Liedern zu CANTA BONA. Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Hildesheim. Göttingen: Herdersche Buchhandlung 1952. 12. Kapitel Katholische Gesangbücher in den protestantischen Gebieten Nord- und Ostdeutschlands Im Zuge der Reformation wurden die meisten Bischofssitze in Norddeutschland aufgehoben (Hamburg, Bremen, Lübeck, Schleswig, Schwerin, Merseburg, Halberstadt u. a. m.). Ihre ehemaligen Gebiete, in denen nur noch spärliche Reste einer katholischen Bevölkerung lebten, wurden als Nordische Missionen bezeichnet und 1622 direkt der Congregatio de Propaganda Fide in Rom unterstellt. Die daraus erwachsenden Aufgaben wurden für Norddeutschland dem Erzbischof von Köln zugewiesen. 1667 erfolgte dann die Gründung des „Apostolischen Vikariates für die Nordischen Missionen“, das anfangs seinen Sitz in Hannover hatte, wo damals für wenige Jahrzehnte ein zum Katholizismus konvertierter Fürst residierte. Der Apostolische Vikar organisierte und betrieb in den evangelischen Gebieten die Seelsorge für die wenigen Katholiken, so gut es ging. Die meisten protestantischen Fürsten weigerten sich, ihm in ihren Ländern Rechte - zum Beispiel Ernennungsrechte - zuzugestehen, so daß seine Wirkungsmöglichkeiten bescheiden waren. Am meisten erreichte er in Zusammenarbeit mit den Orden, wobei den Jesuiten und den Dominikanern die wichtigste Rolle zufiel. Die kirchengeschichtlichen Umbrüche infolge der Säkularisation und die aus ihr folgenden Konkordate und sonstigen Neuordnungen führten im 19. Jahrhundert allmählich zum Bedeutungsverlust des Vikariats für die Nordischen Missionen. Wenn man unter Diaspora die Gegebenheiten von katholischen Minderheiten in protestantischen Mehrheitsgebieten versteht, dann waren nicht alle norddeutschen Diaspora-Gebiete verwaist, denn manche standen unter katholischer Herrschaft. So reichten die Bistumsgrenzen von Köln, Münster, Paderborn oder Osnabrück weit ins Protestantische, und das alte katholische Bistum Hildesheim hatte und hat bis heute außer dem Eichsfeld überhaupt keine Gebiete mit katholischer Bevölkerungsmehrheit. Hildesheim weist eine reiche und kontinuierliche Gesangbuchtradition auf, die von 1605 an über die Barockzeit, die Aufklärungszeit und die Restauration bis zum Gotteslob hin paradigmatisch die Geschichte des katholischen Kirchengesangs illustriert. Doch soll im folgenden hauptsächlich die nord- und nordostdeutsche Diaspora in protestantischen Herrschaftsgebieten betrachtet werden. Ausnahmesituationen gibt es auch in diesen Gebieten immer wieder. In Hannover regierte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Herzog Johann Friedrich, der 1651 katholisch geworden war. Er ließ neben anderen gegenreformatorischen Schriften auch ein Gesangbuch drucken, das 1675 erschien. Da sein Hermann Kurzke 254 Nachfolger wieder evangelisch war, blieb es bei einem Unikat ohne dauerhafte Wirkung: Catholisches Manual; Begreiffend ein Vollständigs in der Herzogl. B: . Lün. Residentz=Statt Hannover übliches Gesang= Buch Mit 400. Gesängen. Gezogen aus allen Catholischen Gesang=Büchern so je zufinden gewesen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erscheinen wieder katholische Kirchengesangbücher in Hannover. ähnlich oder noch magerer ist der Befund bis heute für die Druckorte Hamburg, Bremen, Braunschweig, Lübeck, Oldenburg, Emden, Flensburg oder Schleswig. Die gesangbuchgeschichtliche Situation in der nord- und nordostdeutschen Diaspora ist deshalb wesentlich überschaubarer als die in den alten katholischen Gebieten. Wo der Mutterboden einer reichen Tradition fehlte, konnte nicht viel wachsen. Außerdem war das ganze Geschehen in hohem Maße von politischen Vorgaben und von Zensurbedingungen abhängig, die nur selten die Entstehung von Gesangbüchern erlaubten. Es dauerte Jahrhunderte, bis die katholische Kirche in den evangelischen Gebieten eine der heutigen vergleichbare Infrastruktur aufbauen konnte, die leistungsfähig genug war, eigene Gesangbücher hervorzubringen. Auf dem Höhepunkt der Konfessionalisierung im 17. und frühen 18. Jahrhundert haben die wenigen Katholiken, die sich im Zeitalter des Prinzips cuius regio, eius religio in protestantischen Regionen halten konnten, ihre eng begrenzte gottesdienstliche Praxis mit Gesangbüchern bestritten, die sie aus den katholischen Gebieten bezogen hatten. Die unterschiedlichen Verhältnisse und Entwicklungen in den zahlreichen politischen Gebilden des alten Reichs, mit ihren vielfältigen Abstufungen religiöser Toleranz oder Intoleranz, können hier nicht im einzelnen nachgezeichnet werden. Der Akzent liegt auf Preußen, ein Seitenblick fällt auf Sachsen. Dabei ist zu bedenken, daß Preußen von seiner Keimzelle in der Mark Brandenburg sich, wenn man von den Einbrüchen während der napoleonischen Herrschaft absieht, im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts so weit ausdehnte, daß es am Ende des 19. Jahrhunderts zwei Drittel des Reichsgebiets umfaßte und von Trier bis Memel und von Emden und Flensburg bis Kattowitz reichte. Schon früh befinden sich unter den preußischen Eroberungen auch katholische Gebiete - insbesondere jene, die zwischen Preußen und Polen mehrfach die Zugehörigkeit wechselten. So hat Danzig (Gda ń sk) immer eine katholische Minderheit gehabt und weist daher auch eine weit zurückreichende katholische Gesangbuchtradition auf, die erst nach dem zweiten Weltkrieg abreißt. Dasselbe gilt für die alte Bischofsstadt Kulm (heute Chelmno) an der Weichsel. In Braunsberg (Ostpreußen, heute Branievo in Polen), dem Sitz des Bischofs von Ermland, spielen bis zur Aufhebung des Ordens im ausgehenden 18. Jahrhundert die Jesuiten eine große Rolle. Bereits 1621 stellen sie ein Gesangbuch zusammen. Ein eigenes Braunsberger Diözesangesangbuch gibt es dann von 1855 bis zum Zweiten Weltkrieg. Das auf halber Strecke Die protestantischen Gebiete Nord- und Ostdeutschlands 255 zwischen Posen und Breslau gelegene Lissa (heute Leszno in Polen) war einst als Hauptsitz der böhmischen Brüder in Polen mehrheitlich protestantisch, wurde 1793 preußisch und blieb das bis 1920. Die katholische Minderheit, etwa ein Drittel der Bevölkerung, brachte es seit 1850 zu einem eigenen, derzeit in fünf Auflagen nachweisbaren Gesangbuch. Für das 1742 eroberte, überwiegend katholische Schlesien mußten Lösungen gefunden werden. Friedrich II., damals König von Preußen, war in religiösen Fragen relativ liberal - das cuius regio kam nicht mehr in Frage. In der Barockzeit war nicht das dominant evangelische Breslau, sondern Neiße der wichtigste Druckort der schlesischen Gesangbücher. Später wurde Breslau jedoch ausgerechnet durch Preußen zur katholischen Kapitale aufgewertet. 1821 wurden die Provinzen Brandenburg (mit Berlin) und Pommern als „Fürstbischöfliche Delegatur“ dem Bischof von Breslau unterstellt. Seit dem Wiener Kongreß waren aus den großen katholischen Gebieten der ehemaligen Erzbistümer Köln, Trier und Münster die preußischen Provinzen Rheinland und Westfalen geworden. Damit kamen, wie schon in den napoleonischen Kriegen, erneut Wanderungsbewegungen und Bevölkerungsdurchmischungen in Gang, die den Begriff Diaspora einerseits wichtiger machten, weil überall katholische Minderheiten in protestantischen Ländern entstanden, andererseits auf die Dauer auch sinnlos werden ließen, weil die konfessionelle Durchmischung zum Normalzustand zu werden begann. Preußen und die von Preußen beeinflußten Gebiete Nord- und Mitteldeutschlands waren aus katholischer Sicht seit der Reformation Missionsländer. Sobald es politisch eine dafür hinreichende konfessionelle Liberalität gab, entwickelte sich eine solche Mission und entstand auch das dafür benötigte Gesangbuch. Mehr als eineinhalb Jahrhundert beherrschte ein Erzeugnis des Predigermönchs Raymundus Bruns die Szene: das zuerst 1738 erschienene Catholische Unterrichtungs-, Gebett- und Gesang-Buch eingerichtet zum Gebrauch der Missionen in denen Königl. Preußischen Ländern. Es handelte sich jedoch nicht um ein subversives, sondern um ein von der Obrigkeit gebilligtes, wenn nicht sogar angeordnetes Buch. Der König von Preußen verstand sich als Summus Episcopus auch in Bezug auf die Katholiken und hatte P. Bruns 1731 zum Ersten Prediger in Potsdam und zum Betreuer der katholischen Soldaten seiner Leibgarde ernannt. Der Prediger- oder Dominikanerorden hatte bis zur Säkularisation ein Kloster in Halberstadt, dessen missionarische Bemühungen sich auf ganz Norddeutschland erstreckten. Friedrich II. (später der Alte Fritz genannt) wollte nur Dominikaner aus Halberstadt als Feldkapläne für die katholischen Soldaten seines Heeres haben. So zog im ersten Schlesischen Krieg 1741/ 42 auch P. Raymund Bruns (zusammen mit fünf weiteren Dominikanern) mit der königlichen Armee. Der Entstehungshintergrund seines Buches ist also in der Militärseelsorge zu sehen, obgleich seine Wirkung weit darüber hinaus reichte. Die preußische Militärseelsorge war auch im weiteren Verlauf immer gut organisiert und Hermann Kurzke 256 verfügte vom 19. Jahrhundert an auch über eigene katholische Gesangbücher. 1 So weist die Datenbank zahlreiche Ausgaben des Gebet= und Gesangbuchs für die katholischen Mannschaften der Königlich Preußischen Armee nach. Die Verbreitung des Bruns’schen Gesangbuchs war außerordentlich. Die meisten Ausgaben erschienen in Halberstadt - in der Bibliographie sind Halberstädter Exemplare von 1745 an bis zur dreizehnten Auflage von 1824 zu finden. Auch vom katholischen Gebiet aus wurde offenbar mit diesem Buch missioniert: Weitere Bruns-Druckorte sind Köln, Paderborn und Colmar im Elsaß. Zahlreiche Ausgaben erschienen in Berlin, und noch 1895 wurde Bruns dort im Titel eines im übrigen wesentlich veränderten Buches genannt: Katholische Gebete und Kirchengesänge. Auf Grund des Bruns’schen Gesangbuches herausgegeben von der Fürstbischöflichen Delegatur in Berlin. Der Fürstbischöfliche Delegierte in Berlin, in der Regel der Propst der Hedwigskathedrale, war zwar de facto eine Art Bischof, hatte aber seinen Dienstherrn offiziell im schlesischen Breslau, von wo aus die katholische Bevölkerung in Preußen betreut wurde, solange es noch kein Bistum Berlin gab. Dieses wurde erst 1930 gegründet. Die katholische Minderheit war inzwischen beträchtlich angewachsen - um 1900 lebten allein in Berlin rund 160.000 Katholiken, unter allerdings zehn Mal so viel Protestanten. Gleich 1930 erschien dann auch das erste Berliner Diözesangesangbuch: Katholische Kirchengesänge und Gebete für das Bistum Berlin. Schon 1939 wurde es als unzureichend empfunden, und Bischof Konrad Graf von Preysing ließ ein neues machen: Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Berlin. Nach dem Krieg erscheint es 1946 bis 1948 in Notausgaben, betitelt Katholisches Gebet- und Gesangbuch (Auszug aus dem Gebet-und Gesangbuch für das Bistum Berlin). Herausgegeben im Auftrage Sr. Eminenz des Bischofs von Berlin Konrad Kardinal v. Preysing. Die Laufzeiten der Berliner Gesangbücher dieser Jahrzehnte sind ganz besonders kurz, denn schon 1952 wird wieder revidiert. Ehre sei Gott. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Berlin heißt das neue Buch. 1975 wird es abgelöst von der Berliner Ausgabe des Einheitsgesangbuchs Gotteslob. Der Berliner Gotteslob-Anhang weist Diaspora-Akzente nur insoweit auf, als er auf tagesaktuelle Experimente verzichtet. Er beginnt mit einem Kalendarium der Eigenfeiern des Bistums Berlin, das gefolgt wird von einer dominant traditionalistischen Liedauswahl, die den Modernisierungsabsichten des Gotteslob beinahe ein wenig in den Rücken fällt. Sachsen war als Kernland der Reformation dominant evangelisch, wenngleich der Dresdner Hof seit 1697 katholisch war. Dennoch spielt Dresden als Gesangbuchdruckort keine nennenswerte Rolle. In Leipzig gab es für 1 Über die Geschichte der Militärgesangbücher orientiert die in Kürze erscheinende Untersuchung von Andreas Wittenberg: Die deutschen Gesang- und Gebetbücher für Soldaten und ihre Lieder, Tübingen: Francke 2009 (=Mainzer Hymnologische Studien 22). Die protestantischen Gebiete Nord- und Ostdeutschlands 257 die katholische Minderheit schon 1724 ein Catholisches Gesang=Buch Auf unterschiedliche Zeiten und Feste des gantzen Jahrs eingerichtet, Und Aus andern gebräuchlichen Catholischen Gesang=Büchern Zusammen getragen, Samt den Sonn= und Fest=Tags=Vespern und Complet, Zum Gebrauch der Catholischen Gemeinde in Leipzig. In den übrigen Landesteilen war das Werk von Raymundus Bruns im Gebrauch, von dessen Missionsgesangbuch es auch eine Leipziger Ausgabe gab. Erhalten hat sich davon zum Beispiel die 13. Auflage von 1824: Catholisches Unterrichtungs- Gebet- und Gesang-Buch: zum Gebrauch für katholische Christen von P. Raymund Bruns, Prediger- Ordens. Dreizehnte Auflage. Durchgesehen und verbessert von Raymund Nolte, Mitglied des vormaligen Dominikanerklosters und jetzt katholischen Pfarrers zu Halberstadt. Die Aufklärung setzt eine lebhafte Gesangbuchproduktion in Gang, aus der, neben etlichen Privatprojekten, für den Druckort Leipzig die Konzeptionen von Moritz Brosig und Franz Dirschke einen kirchenoffiziellen Status gewinnen und besonderen Anklang finden. Brosigs Gesangbuch kam ursprünglich aus Breslau und ist in der Bibliographie bis 1884 nachweisbar. Auch Dirschke war Breslauer. Von seinem dort von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg in zahlreichen Auflagen verbreiteten Buch erschienen einige Ausgaben auch in Leipzig. Auch die weitere Versorgung scheint bis zum Zweiten Weltkrieg von Breslau aus erfolgt zu sein, denn die Verlagsstadt Leipzig druckt zwar vielerlei, auch Gesangbücher für St. Pölten in Österreich, die Grafschaft Glatz in Schlesien oder die Diözese Rottenburg in Württemberg, aber nichts für den Bedarf der Katholiken in Sachsen. Nach dem Zweiten Weltkrieg werden die Bistumsgrenzen durch die Grenzen der Besatzungszonen zerrissen. Die diözesane Gliederung der DDR war zunächst ein Flickenteppich. Sie bestand aus dem Bistum Berlin, dem Bistum Meißen mit Sitz in Bautzen (heute Dresden-Meißen), ferner aus Teilen des Bistums Osnabrück, die später zur Apostolischen Nuntiatur Schwerin wurden, Teilen der Bistümer Fulda und Würzburg, die später zur Apostolischen Administratur (und nach der Wende zum Bistum) Erfurt wurden, Teilen des Erzbistums Breslau, die später zur Apostolischen Administratur (und dann zum Bistum) Görlitz wurden, sowie Teilen des Erzbistums Paderborn, die später zur Apostolischen Administratur (und dann zum Bistum) Magdeburg wurden. 1994 entstanden daraus die Bistümer Berlin, Dresden, Erfurt, Görlitz und Magdeburg. Sie haben heute jeweils eigene Gotteslob-Ausgaben. Eine Diaspora-Situation besteht in diesen Bistümern in einer neuen Form, sofern die Bevölkerungsmehrheit nicht mehr evangelisch, sondern zu drei Vierteln konfessionslos ist. Die Katholiken stellen fast überall nur noch eine winzige Minderheit dar. Hermann Kurzke 258 Bibliographie Hildesheim Catholisch MAnual oder Handbuch/ darinne begriffen seynd: Die Euangelia mit den Episteln deß gantzen Jahrs. Cantuale oder Psalmbüchlein/ Teutscher vnd Lateinischer meistentheils alter Gesäng/ sampt dem Catechis: Musico. Klein Catechismus D. Petri Canisii. Meßtractätlein. Com[m]unionbericht. Betbüchlein. Beichtform. Rosenkrantzbüchlein. Auß bewehrten Catholischen Theologischen Schrifften. Den Catholischen Pastorn vnd Seelsorgern/ auch allen andern altgläubigen Christen zu dienst vnd nutz in diese Form verfasset. Jetzt von newen vbersehen/ vermehret vnd mit vielen schönen Gesäng vnd Gebett verbessert. Hildesheim: Johan Blankkenberg 1619. [Angebunden: ] Catholisch Cantual oder Kirchengesäng Darinnen viel Lateinische vnd teutsche/ alte Catholische gesäng begriffen/ welche man auff die fürnembste Fest deß gantzen Jahrs/ auch bey dem Ampt der heiligen Meß/ Processionen vnnd sonst zu singen pflegt. [Angebunden: ] Catechismus/ Jn kurtze Frage vnd Antwort gestelt/ Durch Petrum Canisium/ der heiligen Schrifft Doctor. Erste Ausgabe 1605. Catholisches Gesang=Buch/ Auf alle Hohe Feste/ Sonn= und Feyer=Täge des gantzen Jahrs/ bey dem Amt der H. Meß/ Procession und Kinder=Lehr/ auch sonsten, und zu Haus hoch nützlich und tröstlich zu singen. Mit sonderbahren Fleiß Aus Alt= und Neu=bewehrten Catholischen Gesang=Büchern zusammen getragen/ übersehen und approbirt. Mit einem Neuen Anhang allerhand schöner Gesänge vermehret. Hildesheim: Wilhelm Diederich Schlegel 1721. Erste Auflage 1712. [Deutgen, Rudolf: ] Neues Katholisches Gesang= und Gebetbuch. Auf gnädigsten Befehl seiner Hochfürstl. Gnaden Friedrich Wilhelm zum Gebrauch bey dem öffentlichen Gottesdienste im Hochstift Hildesheim verordnet. Hildesheim: Schlegel 1787. Vollständiges katholisches Gesang- und Gebetbuch für die Diöcese Hildesheim. Hildesheim: Kornacker 1857. Katholisches Gesangbuch für das Bistum Hildesheim. Ausgabe ohne Noten. Hrsg. vom Bischöflichen Ordinariate. Hildesheim 1935. Canta bona. Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Hildesheim. 10. Auflage. Hannover [u. a.]: Herder 1964. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch Bistum Hildesheim. Herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich. Hildesheim: Bernward Verlag 1975. Hannover Catholisches Manual; Begreiffend ein Vollständigs in der Herzogl. B: . Lün. Residentz=Statt Hannover übliches Gesang=Buch/ Mit 400. Gesängen. Gezogen aus allen Catholischen Gesang=Büchern/ so je zufinden gewesen/ um alle Gesänge/ so wol new als alte/ Teutsch und Lateinische/ beysamen in einen Band zubringen […] Hannover: Wolffgang Schwendiman 1675. Danzig Catholisches Gesang=Buch, Darinnen auserlesene Alte und neue Gesänge, auf die fürnehmste Fest=Tage, das Jahr hindurch, zu finden seynd; Welche bey dem Die protestantischen Gebiete Nord- und Ostdeutschlands 259 Gottes=Dienst in der Kirchen, auch sonst zu Hause von einem andächtigen Christen nützlich mögen gebrauchet werden. Jtzo aufs neue fleißig übersehen, und nach unterschiedlichen wol approbirten Catholischen Gesang=Büchen vermehret und verbessert. Danzig 1732. Braunsberg Elger, Georg: Geistliche Catholische Gesänge/ von gutherzigen Christen/ auß den LAteinischen/ Teutschen/ vnd Polnischen Psalmen vnd Kirchengesängen in Unteutsche sprach gebracht […] Braunsberg: George Schönfels 1621. Gesangbuch für das Bisthum Ermland. Zweite Auflage. Braunsberg: J. R. Huye 1860. Lobet den Herrn. Gesang= und Gebetbuch für die Diözese Ermland. Herausgegeben im Auftrage des Hochwürdigen Herrn Bischofs Maximilian Kaller. Braunsberg: Herdersche Buchhandlung 1940. Lissa Sydow, Stanislaus C. V.: Katholisches Gebet- und Gesangbuch, worin im ersten Theil auserlesene Morgen=, Abend=, Tägliche=, Wöchentliche=, Meß=, Buß=, Beicht=, Kommunion= und Ablaß=Gebete; ferner Andachtsübungen und Gebete auf die Festtage des Herrn und der Heiligen durch’s ganze Kirchenjahr, so wie Gebete bei gewissen Anlässen und Nöthen, als auch Gebete für Kranke und Verstorbene enthalten sind. Der zweite Theil umfaßt eine zahlreiche Sammlung gottesdienstlicher alter und neuer allgemein gebräuchlicher Gesänge mit den sonn= und festtäglichen Vespern und dem Officium Defunctorum lateinisch und deutsch. Zweite verbesserte und vermehrte Auflage. Mit Approbation des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariates Posen. Lissa: Ernst Günther 1850. Fünf weitere Auflagen bis 1864. Raymundus Bruns Catholisches Unterrichtungs-, Gebett- und Gesang-Buch eingerichtet zum Gebrauch der Missionen in denen Königl. Preußischen Ländern […] Berlin 1738. Catholisches Unterrichtungs Gebett= und Gesang=Buch, Welches zum Gebrauch der Missionen In denen Königl. Preußischen Ländern eingerichtet und herausgegeben Fr. Raymundus Bruns […] vormahlens Missionarius Apostolicus Beym Königl. Leib=Regiment in Potsdam. Nach der zweymahligen in Berlin gedruckten Dritte Auflage. Halberstadt: H. W. Friderich 1745. Catholisches Unterrichtungs= Gebett= Und Gesang=Buch, Welches Zum Gebrauch der Missionen In denen Königl. Preußischen Ländern eingerichtet […] Nach der zweymahligen in Berlin gedruckten Dritte Auflage. Köln: Johann Wilhelm Krakamp und Erben 1748. Catholisches Unterrichtungs= Gebett= und Gesang=Buch, Welches zu allgemeinen geistlichen Nutzen Eingerichtet und herausgegeben […] Paderborn: Wilhelm Junfferman 1764. Katholisches Unterrichtungs=Gebet= und Gesangbuch, worinn zu finden, zwo schöne Messen, Beicht- und Communiongebeter, die sieben Bußpsalmen, die tägliche Andacht für jeden Tag der Woche, mit schönen Litaneyen: Die Vespern und Hymnen auf Deutsch und Latein, für alle Sonn- und Festtage durchs ganze Jahr, wie auch die Vesper für die Abgestorbene […] Colmar: Decker und Sohn 1798. Hermann Kurzke 260 Catholisches Unterrichtungs- Gebet- und Gesang-Buch: zum Gebrauch für katholische Christen […] Dreizehnte Auflage. Durchgesehen und verbessert von Raymund Nolte, Mitglied des vormaligen Dominikanerklosters und jetzt katholischen Pfarrers zu Halberstadt. Leipzig: Reimann 1824. Katholisches Unterrichtungs=, Gebet= und Gesangbuch […] Unter Päpstlicher Approbation. Vierzehnte, verbesserte und vermehrte Auflage. Berlin: Hasselbergsche Verlagsbuchhandlung 1844. Katholische Gebete und Kirchengesänge. Auf Grund des Bruns’schen Gesangbuches herausgegeben von der Fürstbischöflichen Delegatur in Berlin. Berlin: Verlag der Germania 1895. Berlin Gebet= und Gesangbuch für die katholischen Mannschaften der Königlich Preußischen Armee. Mit kirchlicher Approbation. Berlin: Georg Reimer 1891. Katholische Kirchengesänge und Gebete. Gesammelt und herausgegeben im Auftrage der Fürstbischöflichen Delegatur zu Berlin. Berlin: Verlag der Germania 1902. Katholische Kirchengesänge und Gebete für das Bistum Berlin. Gesammelt und herausgegeben vom Bischöflichen Ordinariat zu Berlin. Berlin: Germania 1930. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Berlin. Herausgegeben im Auftrag des Hochwürdigsten Herrn Bischofs Konrad Graf von Preysing. Berlin: Christophorus-Verlag; Herder 1939. Katholisches Gebet- und Gesangbuch (Auszug aus dem Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Berlin) Herausgegeben im Auftrage Sr. Eminenz des Bischofs von Berlin Konrad Kardinal von Preysing. Berlin 1946. Ehre sei Gott. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Berlin. Berlin 1952. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch mit dem Anhang für das Bistum Berlin […]. Berlin: Morus 1975. Leipzig Catholisches Gesang=Buch Auf unterschiedliche Zeiten und Feste des gantzen Jahrs eingerichtet, Und Aus andern gebräuchlichen Catholischen Gesang=Büchern Zusammen getragen, Samt den Sonn= und Fest=Tags=Vespern und Complet, Zum Gebrauch der Catholischen Gemeinde in Leipzig. Anno 1724. Brosig, Moritz: Gesangbuch für den katholischen Gottesdienst […] Mit Genehmigung des Fürstbischöflichen General=Vikariat=Amtes zu Breslau. […] Breslau: F. E. C. Leuckart 1850. Moritz Brosigs Gesangbuch für den katholischen Gottesdienst. Mit Genehmigung des Hochwürdigsten General=Vikariat=Amtes zu Breslau. Sechste Auflage mit einem Anhange. Leipzig: F. E. C. Leuckart [1861]. Katholisches Gesang- und Gebetbuch für die Grafschaft Glatz. Zum Gebrauche beim öffentlichen Gottesdienste, sowie bei Privatandachten. Leipzig: Peters 1879. Dirschke, Franz: Kirchengesänge für den katholischen Gottesdienst […] Siebente verbesserte und vermehrte Auflage. Leipzig: F. E. C. Leuckart 1892. Die protestantischen Gebiete Nord- und Ostdeutschlands 261 Ausgaben für die katholische Diaspora in der DDR Lobet den Herrn. Diözesan-Gesang- und Gebetbuch. Herausgegeben vom Erzbischöflichen Amt Görlitz. Leipzig: St. Benno 1950. 20. Auflage 1955. Imprimatur vom 15. 1. 1940. Katholisches Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Fulda. Neu bearbeitet und herausgegeben im Auftrage des Hochwürdigsten Herrn Dr. Johannes Baptista Dietz, Bischofs von Fulda. Ausgabe im Bereiche des Bischöflichen Generalvikariates Erfurt für den thüringischen Teil der Diözese Fulda. Leipzig: St. Benno, Heiligenstadt: F. W. Cordier 1952. Sursum corda. Gesang- und Gebetbuch für das Erzbistum Paderborn. Ausgabe im Bereiche des Erzbischöflichen Kommissariates Magdeburg. Herausgegeben von den Bischöflichen Ordinariaten und Kommissariaten im Bereich der Deutschen Demokratischen Republik durch das Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg. Leipzig: St. Benno, Heiligenstadt: F. W. Cordier 1952. Laudate. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Meißen. Leipzig: St. Benno 1953. Gotteslob. Gesangbuch und Gebetbuch für das Bischöfliche Kommissariat Schwerin. (= Ausgabe Osnabrück). Leipzig: St. Benno-Verlag 1953. Lobet den Herrn. Diözesan- Gesang- und Gebetbuch 1957. Herausgegeben vom Erzbischöflichen Amt Görlitz […] Nur für den Vertrieb im Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik bestimmt. Leipzig: St. Benno 1957. Ave Maria. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Würzburg. Lizenzausgabe des Echter- Verlags Würzburg, für den Vertrieb in der Deutschen Demokratischen Republik. Leipzig: St. Benno 1960. Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Herausgegeben von der Berliner Ordinarienkonferenz […] Nur zum Vertrieb und Versand in der Deutschen Demokratischen Republik und in den sozialistischen Ländern bestimmt. Leipzig: St. Benno 1975. Achte Auflage 1990. Albrecht V., Herzog von Bayern 152 Albrecht von Brandenburg, Kardinal, Erzbischof von Mainz und Magdeburg, Administrator von Halberstadt 4, 85 f. Alverà, Angelo, Domkapellmeister in Brixen 200 Ambühl, Joseph, Bischof von Basel 131 Angelus Silesius (d. i. Johann Scheffler) 14, 229, 233,245 Assem, Coloman, Zisterzienser des Stiftes Zwettl 189 Bäumker, Wilhelm 235 Balde, Jacob 15, 155 Balthasar, O. Cist., Abt von Ossegg 225 Barmann, Johann 156 Behem, Franz, Drucker in Mainz 86 Benziger, Verlagshaus in Einsiedeln 108, 128, 132 f. Berghaus, Friedrich Matthias 76 Benzler, Willibrord, Bischof von Metz 139 Berger, Othmar O. S. B., Prior des Stiftes Admont 193 f., 196 Beuttner, Nikolaus 15, 166 f. Bever, Jakob, Drucker in Bruchsal 116 Bidermann, Jakob 154 Bone, Heinrich 36-40, 53, 57, 77, 96, 124, 168 Božan, Jan Josef 223 Brachel, Peter von, Drucker in Köln 70, 72 f. Braun, Johann Georg 228, 233 f. Brentano, Clemens 35 Briem, Wunibald, Komponist, Lehrer und Organist in Feldkirch 200 Brokamp, Heinrich S. J. 187 Brosig, Moritz 257 Bruns, Raymundus O. P. 172, 255-257 Busch, Ludwig 28 Calenius, Gerwin, Geschäftsführer des Kölner Druckhauses Quentel 69 Calvin, Jean 67 Canisius, Petrus S. J. 6, 11, 108-110, 152, 154 Cholinus, Maternus, Drucker in Köln 69 Cleve, Johannes de, Komponist und Hofkapellmeister in Graz 164 Colloredo, Hieronymus von, Erzbischof von Salzburg 176 Cochem, Martin von O. F. M. Cap. 13, 92, 94 Cochläus, Johann 86 Corner, David Gregor O. S. B., Abt von Göttweig 14 f., 165-169, 227, 229 f. Cosmerovin, Susanna Christina, Druckerin in Wien 170 Cosmerovius, Matthaeus, Drucker in Wien 169 f. Curtz, Albert 154 Dalberg, Karl Theodor von, Bischof von Konstanz 119 Dathenus, Petrus 67 Degen, Johann 90, 93 Denis, Michael S. J. 23, 25, 112, 114, 173, 178 Deutgen, Rudolph 25 f., 74-76 Dienheim, Eberhard von, Bischof von Speyer 109, 115 Diewald, Josef 52 f. Dirschke, Franz 257 Dörr, Friedrich 57 Dreves, Guido Maria S. J. 38-40, 124 Duller, Eduard 95 Ebersbach, Andreas, O. Praem., Abt von Tepl 226 Personenregister Personenregister 264 Eder, Franz de Paula Albert, Fürsterzbischof von Salzburg 197 Edingius, Rutgerus 68 f. Egger, Augustin, Bischof von Sankt Gallen 127 Eggs, Julius 128 f. Ehrler, Joseph von, Bischof von Speyer 135 Ernst von Bayern, Erzbischof von Köln 69 Erthel, Augustin O. S. B. 25, 93, 112 Euler, Karl Anton 94 Felbiger, Johann Ignaz, O. S. A., Abt von Sagan 239 f. Ferdinand von Bayern, Erzbischof von Köln 70 Ferdinand II., Erzherzog (Landesfürst) von Tirol 165 Fiala, Odo, Bischof von Basel 129 Franck, Andreas 164 Franz, Ignaz 23-25, 27, 30, 112, 114, 117, 175, 178, 180, 239 f. Friedrich II., König von Preußen 238 f., 255 Fritsch, Johann Franz, Drucker in Eger 227-229 Fritzen, Adolf, Bischof von Straßburg 138 Fürstenberg, Wilhelm Egon von, Bischof von Straßburg 114 Gabler, Josef 185 f., 188 f. Gasser, Franz Ulrich, Drucker in Schlettstadt 114 Gebhard Truchseß von Waldburg, Erzbischof von Köln 68 Geissel, Johannes Kardinal von, Bischof von Speyer 134 Gellert, Christian Fürchtegott 23, 74, 77 Gemperlin, Abraham, Drucker in Freiburg i. Ü. und Konstanz 108 f. Gerhardt, Paul 52, 231, 235 Gessel, Johann Ferdinand 173 Gigler, Andreas 164, 168 Gippenbusch, Jakob S. J. 73 Görres, Guido 157 Goliasch (Goliáš), Urban, Drucker in Prag 226 f. Goller, Vinzenz, Komponist und Kirchenmusiker 188, 195, 207 f. Gottsched, Johann Christoph 74 Grund, Franz Leopold, Verleger in Wien 173, 178, 180 Grund, Druck und Verlagshaus in Wien 173 Guardini, Romano 41, 44 Günther, Johann Christian 223 Haas, Leonhard, Bischof von Basel 40, 129-131 Habert, Johannes Ev., Komponist 189, 195 Häffner, Johann, Verleger in Mainz 92 Häner, Jacob, Drucker in Nancy 117 Hahn, Johann Baptist 118 Hainrich (Henricus), Niclas, Drucker in München 226 Hammer, Johannes S. J. 88 Hauner, Norbert 176 Hausen, Wilhelm S. J. 23 Hautt, Heinrich Ignaz Nikomedes, Drucker in Freiburg i. Ü. 110 Haydn, Michael 176 f. Heine, Heinrich 76 Herder, Verlagshaus in Freiburg i. Br. 40, 108, 119 f., 123 f. 132, 137 Heringsdorf, Johann von, S. J. 73 Herman, Nikolaus 164, 222 Herold, Melchior Ludolf 25, 76-78, 108 Hommer, Joseph von, Bischof von Trier 85 Hutten, Franz Christoph von, Bischof von Speyer 115 Ignatius von Loyola S. J., hl. 235 Johann Friedrich, Herzog von Hannover 253 Johann Wilhelm von Jülich, Kleve und Berg, Bischof von Münster 69 Johann von Nepomuk, hl., böhmischer Landespatron 231, 242 Joseph II., Kaiser 171, 178, 188, 240 Personenregister 265 Kaliwoda, Leopold Johann, Drucker und Verleger in Wien 171 f. Karl VI., Kaiser 236 Kamenický, Daniel Adalbert, Drucker in Leitomischl 232 Karl II., Erzherzog von Innerösterreich (Steiermark) 166 f. Karl Alexander, Herzog von Württemberg 27 Karl Eugen, Herzog von Württemberg 27 Keller, Johann Baptist 121 Keppler, Paul von, Bischof von Rottenburg 122 Kethner, Leonhard, O. Cist. 87 Ketteler, Wilhelm Emanuel von, Bischof von Mainz 38 Keyenberg, Petrus 73 Khuen, Johannes 15, 155, 226, 229, 233 Kirchheim, Franz, Verlagshaus in Mainz 96 Kirchner, Heinrich 15 Klopstock, Friedrich Gottlieb 23, 74, 76 Könn, Josef 42 Kohlbrenner, Franz Seraph von 24 f., 27, 111 f., 117 f., 156, 174, 176, 180 Koniass (Koniáš), Antonius S. J. 223, 235 f. Krebs, Gerwin von, Inhaber des Druckhauses Quentel in Köln 70 Kreps, Johann, Neffe von Arnold Quentel, Inhaber des Kölner Druckhauses Quentel 115 Kreitmaier, Joseph S. J. 42, 131 Küchler, Christoph, Drucker in Mainz 92 Kürner, Johann Jacob, Drucker und Verleger in Wien 168 f. Kuhn, Anton 242 Lachat, Eugen, Bischof von Basel 129 f. Landlinger, Johann 196 Latschka, Adam 190 f. Laurentius, hl. 235 Leiprecht, Carl Joseph, Bischof von Rottenburg 122 Leisentrit, Johann, Domdekan in Bautzen 4- 6, 87, 165, 168, 224 f., 229 Leopold I., Kaiser 91, 238 Leopold, Erzherzog von Österreich, Fürstbischof von Straßburg 113 Le Roux, Verlagshaus in Straßburg 108, 114, 138 Lesczinsky, Stanislaus, Herzog von Lothringen 117 Lindenborn, Heinrich 22 f., 74 Lipp, Joseph von, Bischof von Rottenburg 38, 121 f. Lohmann, Adolf 52 f. Lump, Leopold 123 Luther, Martin 4, 52, 54, 56, 85, 87, 238 Magerl, Michael 229 Maria Theresia, Kaiserin 24, 171, 173-175, 178, 202, 240 Martin, Konrad, Bischof von Paderborn 37, 77 Mastiaux, Caspar Anton von 28 f., 157 Maximilian I., Römischer Kaiser 15, 154 f. Maximilian II., Römischer Kaiser 4, 222, 225 Mayer, Sebald, Drucker in Dillingen an der Donau 5, 87 Memelauer, Michael, Bischof von St. Pölten 41 Menich, Wenceslaus Franciscus 224, 233 Menzingen, Mauriz von O. F. M. Cap. 110 Mohr, Joseph S. J. 38-40, 42, 96 f., 115, 124, 128, 130 f., 133, 135, 137 f., 158, 168, 188, 198-200 Molitor, J. B. 124 Müller, Caspar Rudolph, Drucker in Glatz 231 Müller, Johann 138 Müller, Johann Christian, Drucker in Schweidnitz 223 Müntzer, Thomas 87 Nadermann, Hermann Ludwig 76 Neumann, Johann Philipp 36 Neus, Jakob 94 Nolte, Raymund 257 Personenregister 266 Nordhues, Paul 54 Nugent, Dominicus S. J. 73 Opitz, Ambros, Verlagshaus in Warnsdorf 243 Opitz, Martin 15 Pannich, Johann Christoph 241 Parcus, Leonhard, Drucker in Konstanz 110 Parhamer, Ignaz 172 Parsch, Pius 207 Passy, Anton 185, 202 Pega, Andreas, Drucker in Glatz 231 f. Peterle, Michael, Drucker in Prag 225 Philipp Adolf von Ehrenberg, Bischof von Würzburg 89 Philipp, Johann Nikolaus 117, 138 f. Piller, Ludwig, Drucker in Freiburg i. Ü. 111 Pius V., hl., Papst 5, 88 Pius VI., Papst 25 Pörtner, Sebastian 95 Pontanus (d. i. Brückner), Matthäus, Drucker in Paderborn 72 Preysing, Konrad Graf von 256 Prokop von Templin O. F. M. Cap. 15, 171 Przywara, Erich S. J. 42 Puchas, Franz 187, 194 Pustet, Friedrich, Verlagshaus in Regensburg 40, 124, 127, 131 f., 135 Quack, Erhard 44, 136 Quentel, Arnold, Drucker in Köln 70 Quentel, Kölner Druckhaus 6, 68 f., 72, 109, 115 Querhammer, Kaspar 4, 86 Questenberg, Jacobina von 170 Räß, Andreas, Bischof von Straßburg 137 Rauch, Felizian, Drucker in Innsbruck 199-201 Redelberger, Nikolaus 135 Reihig, Franz Xaver 122 Riedel, Franz Xaver S. J. 23, 25, 112, 114, 174 Rohr, Heinrich 44, 97 Roos, Johann Christoph, Erzbischof von Freiburg i. Br. 124 f. Rosa, Bernhard, O. Cist., Abt von Grüssau 232 Rüttimann, Placidus S. J. 112 Salzmann, Josef Anton, Bischof von Basel 129 Scharmer, Engelbert 200 Schieri, Fritz 44 Schlindel (Schlündel), Valentin 226 Schlögel, Francisca, Druckerin in Neiße 236 Schlögel, Joseph, Drucker in Neiße 233, 236 Schmid, Christoph von 157 Schmidtmayer, Franz 243 Schnüffis, Laurentius von O. F. M. Cap. 15, 110, 155, 169 Schönberger, Franz 193 Schönborn, Johann Philipp von, Erzbischof von Mainz, Bischof von Würzburg und Worms 91 f. Schöningh, Ferdinand, Verlagshaus in Paderborn 37, 40, 77 Schubart, Ignaz, Drucker in Neiße 229 Schubert, Franz 36, 42 Schütz, Heinrich 90 Schuh, Johann 229 Schweher (Hecyrus), Christoph 225 Sebastian, Ludwig, Bischof von Speyer 136 Seuffert, Josef 54 Silbert, Johann Peter 184 f. Sinapi, Franciscus Ignatius, Drucker in Brünn 234 Sollinger, Albert 169 f. Spee, Friedrich S. J. 14, 71, 73, 89, 167, 169, 233 Spies, Placidus O. S. B. 112, 170 Sporck, Franz Anton von 223 Stach, Wenzel 241 Stammler, Jakob, Bischof von Basel 131 Stein, Albert Gereon 77 Steinbrenner, Johann, Verlagshaus in Winterberg 244 Personenregister 267 Stemmler, Joseph 123 Stohr, Albert, Bischof von Mainz 43 Stolberg, Friedrich von 76 Strache, Eduard, Drucker in Warnsdorf 243 f. Strasser, Joseph Willibald 118 f. Straub, Leonhard, Drucker in Konstanz 109 Streicher, Joseph 203 Streng, Franz von, Bischof von Basel 132 Ströbele, Urban von 121 Strohecker, Anton, Drucker in Mainz 91 Sztachovics, Remigius O. S. B. 185 f., 204 Thurmair, Georg 44, 52 f., 57 f. Thurmair, Maria-Luise 44, 57 Treibenraiff (Tritonius), Peter 3, 164 Truchseß von Waldburg, Otto 154 Turin, Ernst Xaver 26, 93-95, 239 Ulenberg, Kaspar 6, 67-70, 165, 168 Vater, Stephan 243 Vehe, Michael O. P. 3- 6, 85 f. Verspoell, Christoph Bernhard 76 Vetter, Konrad 15, 155 Vogler, Georg S.J. 11, 89 Volmar, Johann, Drucker in Würzburg 90 Wagner, Alois 54 Walasser, Adam 5 f., 152 f. Wallner, Joseph 193 Waris, Simon 138 Weber, Johann Gottfried, Drucker in Jauer 231 Wegener, Johann Erasmus 238 Weinzierl, Franz Joseph 157 Weis, Nikolaus von, Bischof von Speyer 134 Weiß, Michael, Drucker in Saargemünd 139 Weiße, Michael 221 Wenceslaus, hl., böhmischer Landespatron 227 Werkmeister, Benedikt Maria von 27 Wessenberg, Ignaz Heinrich von, Generalvikar im Bistum Konstanz 28 f., 36, 76, 112, 118 f., 122-124 Widmanstetter, Georg, Drucker in Graz 166 Widmanstetter, Druck- und Verlagshaus in Graz 169 Wieser, Matthäus 222 Willmy, Georg 94 Witzel, Georg 4, 86 f. Wolrab, Nikolaus, Drucker in Leipzig 3, 86 Xaverius, Franciscus S. J., hl. 235 Zaatzer, Norbert 235 Zabuesnig, Johann Christoph von 157 Zürchner, Josef Anton 126 Aachen 36 Aachen (Bistum) 43, 78 Admont 193 Agendorf 203 Agram (Bistum) 202 Albendorf 231 Altwasser 232 Amberg 168, 181, 228, 234 Amsterdam 15, 73 Andernach 165 Arad 202 Asch (Herrschaft) 222 Anm. 2 Aschaffenburg 87, 94, 156 Augsburg 28 Anm. 8, 112, 151, 154-156, 169 Augsburg (Bistum) 43, 130, 151 f., 158, 199 Aussig 244 Baja 204 Bamberg 12 f., 87, 94, 156, 172 Bamberg (Bistum) 5, 40, 42, 44, 87, 89, 93-96, 135, 151, 158 Basel 113 Basel (Bistum) 40, 107 f., 113-115, 118, 128-133, 158, 200 Bataszek 206 Bautzen 4, 87, 224, 257 Berg (Herzogtum) 70 Bergamo 200 Berlin 53, 172, 256 Berlin (Bistum) 43, 56, 256 Blieskastel 117 Bonndorf 111 Bozen 199 f. Bozen-Brixen (Bistum) 199, 201, 208 f. Braunsberg 254 Braunsberg (Bistum) 254 Braunschweig 254 Bregenz 113, 170, 176 f., 199 f. Bremen 254 Bremen (Bistum) 253 Brennberg 203 Breslau 14, 23, 240, 255, 257 Breslau (Bistum) 239, 257 Brixen 175, 182, 188, 200 Brixen (Bistum) 198-201 Bruchsal 116 Brünn 173, 177, 179, 187, 234, 237, 241-243 Brünn (Bistum) 192, 194 Brüx 171 Anm. 30, 231, 237 f. Budapest 202, 206 Budweis 225 Budweis (Bistum) 189 Burgenland (Apost. Administratur) 192, 202 Chiemsee 176 Chur 132 Chur (Bistum) 85, 107 f., 111-113, 115, 118, 126, 128, 132 f., 198 f. Colmar 111, 114, 256 Csanád (Bistum) 184, 204 f. Czernowitz 207 Danzig 254 Dillingen a. d. Donau 5 f., 15, 23, 87, 118, 153 f., 157, 164 Disentis 112 f., 199 Dresden 86, 237, 256 Dresden-Meißen (Bistum) 56, 257 Ortsregister Bei kirchlichen Verwaltungseinheiten, die im Laufe der Zeit ihren Status (Administratur, Bistum, Erzbistum) geändert haben, ist zumeist nur der für diesen Band wichtigste Rechtszustand angegeben. Ortsregister 270 Duderstadt 93 Dunaszentmiklós 206 Düsseldorf 52 Eger 226-230, 233 f. Ehrenbreitstein 95 Eibenschitz 222 Eichstätt 157 Eichstätt (Bistum) 41, 43, 158 Einsiedeln 112, 132 f. Eisenstadt (Bistum) 186, 188, 192, 209 Emden 254 Erfurt 14, 85, 87, 116 Erfurt (Bistum) 56, 93, 257 Erlangen 28 Erlau (Erzbistum) 201 Erlau 204 Essegg 179 Anm. 64, 202, 204, 206 Essen 156 Essen (Bistum) 44, 78 Feldkirch 198, 200 Feldkirch (Bistum) 188, 198 f., 201, 209 Flensburg 254 Frankfurt a. M. 95 Freiburg i. Br. 35, 53, 119, 137 Freiburg i. Br. (Erzbistum) 29, 36, 40 f., 43, 56, 107, 118, 122-125, 131, 158, 200 Freiburg i. Ü. 108-111 Fulda 52, 89, 93 Fulda (Bistum) 25, 43, 52, 56, 93 f., 96, 257 Fünfhaus 190 Fünfkirchen 202 f. Fünfkirchen (Bistum) 201-204 Geldern 76 Glatz 231 f., 257 Görlitz (Bistum) 56, 257 Göttweig 15 Gran (Erzbistum) 201 Graslitz 222 Graz 6, 15, 153, 163 f., 166 f., 168 f., 173 f., 178, 182, 186 f., 192-194, 202, 208 Anm. 161 Graz-Seckau (Bistum) 188, 192-193, 209 Großwardein (Bistum) 205 Grüssau 232 Güns 184, 202 Gurk-Klagenfurt (Bistum) 14, 183, 188 f., 196 f., 200, 208 Anm. 160, 209 Hadamar 94 Halberstadt 172, 255, 257 Halberstadt (Bistum) 85, 253 Hall 200 Halle a. d. Saale 4, 85 f. Hamburg 254 Hamburg (Bistum) 253 Hannover 253 f. Hannover (Apost. Vikariat) 253 Heidelberg 13, 15, 110, 168, 172, 237 Heiligenstadt 95 Heilsbronn 87 Hermannstadt 202, 205 Hildesheim 12, 72 f., 88 Hildesheim (Bistum) 25, 43, 70, 72, 75, 78, 88, 245 Hof 222 f. Hoinkhausen 76 Homolitz 205 Immensee 132 Ingolstadt 6, 15, 153 f. Innsbruck 6, 112, 153, 163-166, 174 f., 178, 199, 201 Innsbruck (Bistum) 188, 201, 208 Anm. 161, 209 Jülich (Herzogtum) 70 Jungbunzlau 221 Kaaden 225 Karlsruhe 123 Kattowitz 254 Kempten 111, 170 Kevelaer 76 Klagenfurt 178, 183, 188 Kleve (Herzogtum) 70 Klosterneuburg 195 Koblenz 94, 156 Köln 6, 12-14, 22, 44, 68-78, 89, 92, 109, 115, 156, 165, 168, 171 Anm. 30, 256 Köln (Erzbistum) 42 f., 68-78, 95, 253, 255 Ortsregister 271 Komotau 225, 238 Königgrätz 223, 235 f., 243 Konstanz 6, 12, 15, 28, 35, 107-112, 118-125, 156, 165, 169 f. Konstanz (Bistum) 28 f., 35, 107-112, 115, 118-125, 129, 132, 199 Korneuburg 179, 183, 190 Kremsmünster 181 Kronstadt 202, 206 Kulm 254 Lahr 113 Landshut 24, 28, 94 f., 156, 176 Lapancsa 206 Lausanne (Bistum) 107 Leipzig 3, 5, 86, 180, 191, 224, 257 Leitmeritz (Bistum) 182, 243 Leitomischl 232 Lemberg 202, 206 Leoben (Bistum) 193 Limburg a. d. Lahn 36 Limburg a. d. L. (Bistum) 43, 56, 95 f. Linz 163, 173 f., 181, 185, 189, 193-195 Linz (Bistum) 41, 188 f., 196 f., 200, 209 Lippstadt 77 Lissa 255 Loipersbach 203 Lourdes 187 Lübeck 254 Lübeck (Bistum) 253 Lüttich (Bistum) 70, 78, 208 Luxemburg (Apost. Nuntiatur) 95 Luzern 110-112 Magdeburg (Bistum) 56, 257 Mainz 4, 12 f., 15, 26, 37 f., 44, 56, 72, 86 f., 89 f., 94, 96, 115, 165, 168, 227 Mainz (Erzstift/ Bistum) 4, 26 f., 38, 43, 85-97, 118, 122, 134, 151 Mannheim 156 Mariaschein 238, 244 Mariazell 186 Mark (Grafschaft) 70 Martinsberg 186 Meiningen (Kommissariat) 97 Meißen 86 Memel 254 Merseburg (Bistum) 253 Metz (Bistum) 107 f., 116-118, 134, 136, 138 f. Miltenberg 135 Mindelheim 15 Mödling b. Wien 191 Anm. 107, 207 Molsheim 14, 113 Mülhausen i. E. 137 Mülheim a. Rh. 75 München 6, 15, 28, 44, 56, 153-157, 166, 170, 200 f., 226 München-Freising (Bistum) 41, 43, 151 f., 158 Münster i. W. 12 f., 72 f., 76 Münster i. W. (Bistum) 25, 43 f., 70, 72, 78, 253, 255 Nagykovácsi 205 Nancy 117 Nancy (Bistum) 107, 116 f., 138 Neiße 165, 229 f., 233, 236 Németbóly 203 Neresheim 27 Neuburg a. d. Donau 154 Neudorf 244 Neusohl 201 Neustadtl 244 Niederschlettenbach 135 Niemes 224, 233 Nikolsburg 173 Anm. 40, 192 Nürnberg 15, 229 Oberhollabrunn 182 Oberkohlstätten 202 Ochsenhausen 112, 170 Ödenburg 184, 202-204 Ofen (s. a. Budapest) 180, 187, 202 Offenburg 113 Olmütz (Erzbistum) 243 Olmütz 175 Anm. 45, 224, 238, 241 Osnabrück 25, 43, 73, 245, 257 Osnabrück (Bistum) 70, 74 f., 78, 253 Ossegg 225 Ottakring 190 Ottobeuren 156 Paderborn 12 f., 37 f. 40, 72, 77, 245, 256 f. Ortsregister 272 Paderborn (Bistum) 43, 74, 77 f., 253 Passau 173 f., 232 Passau (Bistum) 41, 43, 151, 158 Peine (Grafschaft) 72 Pest (s. a. Budapest) 179, 184, 187, 202 Pettenbach 209 Posen 255 Potsdam 255 Prag 178, 223, 225-227, 230-235, 237 f., 241 f. Pressburg 179, 183 Anm. 75 u. 78, 187, 201 P ř íbram 230 f. Pruntrut 114 Raab 204 Raab (Bistum) 186, 201 f., 204 Rastatt 116 Ravelsbach 175 Anm. 45 Ravensberg (Grafschaft) 70 Regensburg 40, 96, 124, 127, 131 f., 135, 185, 197, 205, 207 Regensburg (Bistum) 41 f., 151 f., 158, 189, 228 Rixheim 137 f. Rottenburg 35, 56, 107, 121 Rottenburg (Bistum) 36, 38, 43, 118, 120-122, 124, 130, 257 Rottweil 15, 121 Rüdesheim 26 Saargemünd 117, 139 Sagan 23, 178 Anm. 58, 239 Salzburg 28, 156, 163 f., 171, 176 f., 187, 197 f., 208 Salzburg (Erzbistum/ Kirchenprovinz) 40 f., 151 f., 158, 176, 188 f., 196 Anm. 134, 197-199, 208 Anm. 160, 209 Salzburg (Fürstentum) 163 Schaumar 210 Schlackenwerth (Herrschaft) 238 Schlawa 23, 239 Schleswig 254 Schleswig (Bistum) 253 Schlettstadt 114 Schneeberg 223 Schönlinde 244 Schwanenstadt 173 Schwaz 3, 163 f. Schweidnitz 223 Schwerin (Bistum) 253, 257 Seckau (Bistum) 180 Seitenstetten 170 Sitten (Bistum) 107 f., 118, 128 f. Solothurn 110, 115, 129 Speyer 44, 107, 115, 134 Speyer (Bistum) 6, 13, 25, 40, 42 f., 56, 107-109, 115 f., 118, 122, 131, 134-136, 139, 158 St. Blasien 112 St. Gallen 25, 107, 111 f., 113, 125 f. St. Gallen (Offizialat/ Bistum) 107, 111, 114 f., 118, 125-128, 133 St. Georg bei Tollet 173 St. Joachimsthal 222, 226 St. Pölten 185 St. Pölten (Bistum) 41 f., 185, 188-190, 195-197, 208 Anm. 161, 209, 257 Stadt am Hof 15 Steierdorf 205 Steinamanger 202 f. Steinamanger (Bistum) 202 Steyr 163 Straßburg i. E. 25, 107, 113 f., 117 Straßburg i. E. (Bistum) 85, 107, 113-116, 118, 122, 134, 136-139 Stuttgart 27, 121 Sulzbach 181, 228, 233 Szigetvár 203 Tegernsee 6, 153, 165 Temeschwar 183 f., 202, 204 Temeschwar (Bistum) 184, 205 Tepl 225 f. Teschen (Bistum) 189 Trient 179 Trient (Bistum) 199-201 Trier 92, 94 f., 165, 254 f. Trier (Bistum) 43, 56, 92, 95-97, 116, 118, 134, 139 Triest 183 Troppau 183, 233 Tübingen 118, 121 Tyrnau (Apost. Administratur) 201 Ortsregister 273 Ullersdorf 232 Ulm 35, 151 Ungarisch Altenburg 204 Uznach 126 Anm. 19 Vals 112 Verden a. d. A. 85 Wandorf 203 Warnsdorf 243 f. Weißenburg i. E. 116 Wels 181 Wesprim (Bistum) 202 Wesprim 204 Wien (Kirchenprovinz/ Bistum) 41, 173, 188-190, 192, 194, 209 Wien 15 f., 23 f., 28, 165-169, 171 f., 174 f., 177 f., 180-183, 185-188, 190 f., 194 f., 202, 204, 206-209, 229, 241 f. Wiener-Neustadt 190 Winterberg 244 f. Wittenberg 85 Worms (Bistum) 118, 122, 134, Würzburg 6, 11-14, 28 Anm. 8, 87, 89, 113, 153, 168, 227 Würzburg (Bistum) 40, 43, 87, 89-93, 95-97, 122, 135, 151, 158 Zabern i. E. 113, 117 Zug 15, 110, 112 Zürich 118, 132 Zweibrücken 117 Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Postfach 25 60 · D-72015 Tübingen · Fax (0 7071) 97 97-11 Internet: www.francke.de · E-Mail: info@francke.de Die Sammlung „Kirchenlied“, ein schmales Bändchen mit 140 Liedern, ist in mancher Hinsicht das einflußstärkste katholische Gesangbuch des 20. Jahrhunderts. Sie hat fast alle Diözesangesangbücher der Nachkriegszeit inspirier t und färbt noch das heutige Einheitsgesangbuch „Gotteslob“ maßgeblich. Das betrifft das Liedcorpus wie auch die im „Kirchenlied“ vorgenommenen Bearbeitungen in Text und Melodie. Hinsichtlich des Corpus gelingt es das erste Mal in Jahrhunderten konfessioneller Trennung, eine nennenswerte Anzahl großer evangelischer Lieder katholisch in Gebrauch zu bringen. Bezüglich der Fassungen orientieren sich die Bearbeiter in einem gewissen Grad an den Urtexten, nehmen aber so geschickte Bearbeitungen vor, daß sie die Fassungen des 19. Jahrhunderts erfolgreich verdrängen. Bei den Melodien gelingen nicht nur gute Bearbeitungen, sondern auch einige Neuschöpfungen. Gründe genug, um dieses in bis zu 2 Millionen Exemplaren verbreitete Zeugnis der religiösen Massenkultur des 20. Jahrhunderts einer genauen Untersuchung zu unterziehen. Thomas Labonté Die Sammlung »Kirchenlied« (1938) Entstehung, Corpusanalyse, Rezeption Mainzer Hymnologische Studien, Band 20 2008, X, 230 Seiten, €[D] 48,00/ Sfr 81,00 ISBN 978-3-7720-8251-1 002708 Auslieferung Januar 2008.9 9 24.01.2008 12: 03: 46 Uhr Annette Albert-Zerlik Siri Fuhrmann (Hrsg.) Auf der Suche nach dem neuen geistlichen Lied Sichtung - Würdigung - Kritik Mainzer Hymnologische Studien Band 19, 2006, XVI, 272 Seiten, [D] 58,-/ SFR 98,- ISBN 978-3-7720-8168-2 Seit den 60-er Jahren prägt das so genannte „Neue Geistliche Lied“ die kirchliche Szene: Mit neuer Musik und neuen Texten bemüht man sich, den christlichen Glauben zeitgemäß auszudrücken. Doch worin zeigt sich das Neue und das Geistliche? Die Beiträge des vorliegenden Bandes versuchen aus der Perspektive unterschiedlicher Disziplinen - Sprachwissenschaft, Soziologie, Psychologie, und Theologie - die Liedkultur der letzten 50 Jahre aufzuarbeiten, sie in ihrem Bestand zu sichten und kritisch zu reflektieren. Es werden vielfältige Hilfestellungen geboten, die zu einer Urteilsbildung hinsichtlich der Aufnahme zeitgenössischen geistlichen Liedguts in neu entstehende Gesangbücher anregen. MAINZER HYMNOLOGISCHE STUDIEN A. Francke Verlag Tübingen und Basel Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Postfach 25 60 · D-72015 Tübingen · Fax (0 7071) 97 97-11 Internet: www.francke.de · E-Mail: info@francke.de Siri Fuhrmann Der Abend in Lied, Leben und Liturgie Studien zu Motiven, Riten und Alltagserfahrungen an der Schwelle vom Tag zur Nacht Pietas Liturgica Studia, Band 18 2008, XIV, 440 Seiten, €[D] 88,00/ Sfr 149,00 ISBN 978-3-7720-8258-0 Die christliche Tradition kennt für den Abend zwei Gebetszeiten: die Vesper und die Komplet. Beide Gebete, deren rituelle Ursprünge teilweise schon in der frühen Kirche liegen, beziehen sich durch speziell ausgewählte Psalmen, Hymnen und Cantica implizit und explizit auf naturhafte, psychische und soziale Phänomene des Abends und deuten diese heilsgeschichtlich. Seit der liturgischen Bewegung der 1920er Jahre gibt es immer wieder das Bestreben, die traditionellen Gebetszeiten zu Beginn und zum Ende des Abends über Klöster und Kleriker hinaus für die gesamte kirchliche Gemeinschaft zugänglich zu machen. In der pastoralen Praxis erweist es sich jedoch oftmals als problematisch, Menschen an die Form und den Inhalt dieser Gebete heranzuführen. In dieses Problemfeld hineingestellt befasst sich die vorliegende Untersuchung mit der alltäglichen Hermeneutik liturgischer Sprache. Die Studie verbindet traditionelle hymnologische Methoden aus Theologie, Musik- und Sprachwissenschaft mit Forschungspraktiken der Qualitativen Sozialforschung: Ausgehend von Abendliedern des 20. Jahrhunderts werden unter Einbeziehung der traditionell geformten Abendliturgie Themen des Abends untersucht. In einem weiteren Schritt wird evaluiert, wie diese liturgisch ver wendeten Motive gegenwärtig wahrgenommen und gedeutet werden. Schließlich werden Herausforderungen benannt, die sich aus den Ergebnissen der empirischen Untersuchung für Theorie und Praxis des Glaubens ergeben und die weit über den Kontext der Tagzeitenliturgie hinausgreifen. 008708 Auslileferung Februar 20017 17 13.02.2008 14: 37: 36 Uhr Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Postfach 25 60 · D-72015 Tübingen · Fax (0 7071) 97 97-11 Internet: www.francke.de · E-Mail: info@francke.de Das Lese- und Betbuch von 1783 ist dasjenige der Werke Johann Michael Sailers, welches den gewiss größten katholischen Theologen seiner Zeit ebenso im gelehrten Deutschland wie bei den einfachen Gläubigen bekannt gemacht hat. Trotz dieses bemerkenswerten Erfolges ließ ihn der Text seines Buches nie zur Ruhe kommen: 1785 erschien neben der zweiten Auflage ein Auszug davon - das so genannte kleine Gebetbuch. Bis kurz vor seinem Tod im Jahre 1832 wurde Sailer nicht müde, Seite für Seite jeder weiteren Auflage des kleinen Gebetbuchs zu begutachten und seine Texte nötigenfalls zu korrigieren. Die letzte Überarbeitung blieb Fragment und muss heute als verschollen gelten. Übrig davon blieb allein die Einleitung, welche aber im Verein mit den veränderten Auflagen des kleinen Gebetbuchs genaue Auskunft darüber gibt, mit welcher Aufmerksamkeit Sailer einerseits an den geistigen und geistlichen Auseinandersetzungen seiner Zeit teilnahm und wie er andererseits durch den Zeitstrom hindurch sich immer tiefer in die ihm wesentlich erscheinende Aufgabe vertiefte: die Herzensbildung aller an Christus Glaubenden. Philipp Gahn Johann Michael Sailers Gebetbücher Eine Studie über den lebenslangen Versuch, ein Dolmetsch des betenden Herzens zu sein Pietas Liturgica Studia, Band 16 2007, X, 253 Seiten, div. Tabellen geb. €[D] 58,00/ SFR 98,00 ISBN 978-3-7720-8192-7 Mainzer Hymn inzer Hymnologische Studien Mainzer Hymnologis ,! 7ID7H2-aicgfi! ISBN 978-3-7720-8265-8 Gesangbücher sind Massenmedien, bis heute haben sie Millionenauflagen. Sie formten Welt- und Menschenbilder, gaben Jenseitshoffnung, prägten Sittenlehren ein und schufen konfessionelle Identität. In ihnen fand die Volksfrömmigkeit Ausdruck, und zugleich sind sie wichtige Zeugnisse der Literatur- und Musikgeschichte. Die katholische Gesangbuchgeschichte stand lange im Schatten einer dominant evangelisch orientierten hymnologischen Forschung und ist deshalb so gut wie unbekannt. In diesem Band werden ihre wichtigsten Schwerpunkte, Traditionsstränge und Weichenstellungen zum ersten Mal erschlossen. Das Buch, das aus dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft getragenen Untersuchungsvorhaben „Gesangbuchbibliographie“ erwachsen ist, besteht aus einem chronologisch geordneten Teil, der eine Literaturgeschichte des Gesangbuchs schreibt, und einem nach Regionen geordneten Teil, der die sehr unterschiedlichen Entwicklungen in den einzelnen katholischen Territorien (z.B. Bayern, Böhmen, Schlesien, Köln, Mainz) unter politischen, konfessions- und mediengeschichtlichen Aspekten nachzeichnet.