Religionsphilosophie
Mit textkritischem Apparat sowie Namen- und Sachregister
0318
2009
978-3-7720-5321-4
978-3-7720-8321-1
A. Francke Verlag
Jakob Frohschammer
Raimund Lachner
Nach seinem Tod am 14. Juni 1893 hinterließ der Münchener Theologie- und nachmalige Philosophieprofessor Jakob Frohschammer (1821-1893) neben den gedruckten wissenschaftlichen Arbeiten zahlreiche Archivalien, darunter eine Reihe ungedruckter Vorlesungshandschriften. Die Handschrift mit dem Titel "Religionsphilosophie", die sich im Besitz der Universitätsbibliothek München befindet, ist von ihren ersten Teilen her nicht nur die älteste und mit ihren insgesamt 247 Blättern zugleich eine der umfangreichsten Vorlesungshandschriften Frohschammers, die Religionsphilosophie ist zweifellos auch jene Thematik, zu der sich Frohschammer seit Beginn seiner akademischen Lehrtätigkeit an der Universität am stärksten hingezogen fühlte und die er von Sommersemester 1851 bis Sommersemester 1866 zuerst als außerordentlicher Professor an der Theologischen und später als ordentlicher Professor an der Philosophischen Fakultät beinahe jedes zweite Semester vortrug.
Die vorliegende textkritische Edition versteht sich als Beitrag zur Erforschung der Philosophie und der Theologie Jakob Frohschammers und darüber hinaus der Philosophie- und Theologiegeschichte des 19. Jahrhunderts allgemein. Sie macht einen bedeutenden Quellentext der wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich und eröffnet so die Möglichkeit zu weiteren Forschungen.
<?page no="0"?> Jakob Frohschammer Nachgelassene Schriften Band 1 Mit textkritischem Apparat sowie Namen- und Sachregister Editorisch bearbeitet, eingeleitet und herausgegeben von Raimund Lachner Religionsphilosophie <?page no="1"?> Jakob Frohschammer Religionsphilosophie <?page no="2"?> Jakob Frohschammer Nachgelassene Schriften Herausgegeben von Raimund Lachner Erster Band <?page no="3"?> Jakob Frohschammer Mit textkritischem Apparat sowie Namen- und Sachregister Editorisch bearbeitet, eingeleitet und herausgegeben von Raimund Lachner Religionsphilosophie <?page no="4"?> Umschlagabbildung: Porträt Jakob Frohschammer aus: Adolf Hinrichsen (Hg.), Jakob Frohschammer. Eine Autobiographie, Berlin 1888. Textauszug aus: Jakob Frohschammer, Vorlesungshandschrift »Religionsphilosophie« (Universitätsbibliothek München, Signatur: 4° Cod. ms. 917b (1e, fol. 9r). Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http: / / dnb.d-nb.de> abrufbar. Gedruckt mit Unterstützung des Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG Wort. © 2009 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem und säurefreiem Werkdruckpapier. Internet: http: / / www.francke.de E-Mail: info@francke.de Druck und Bindung: Hubert + Co., Göttingen Printed in Germany ISBN 978-3-7720-8321-1 <?page no="5"?> V Inhalt Vorwort......................................................................................................................... 1 A. E INLEITUNG ..................................................................................................... 3 I. Die Religionsphilosophie im akademischen Lehramt Frohschammers ............... 5 II. Beschreibung der Vorlesungshandschrift „Religionsphilosophie“ und Editionskriterien .............................................................................................. 7 1. Zur Seitenzählung ........................................................................................ 8 2. Kompositionskritische Analyse .................................................................. 16 B. J AKOB F ROHSCHAMMER : R ELIGIONSPHILOSOPHIE (Text mit kritischem Apparat) 1 ....................................................................................................... 23 Vorwort [1r] ............................................................................................................... 23 Einleitung. [5r] ........................................................................................................... 32 §: 1 Begriff, Gegenstand u[nd] Aufgabe der Religionsphilosophie. [5rl] ................ 32 §: 2 Princip u[nd] Methode 2 der Religionsphilosophie. [11vl] ................................ 47 §: 2 Princip u[nd] Methode d[er] R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] [12rl] ...................... 48 §: 4 3 Eintheilung der R[e]l[i]g[io]nsphil[osophie] [15vr] ........................................ 54 §: 5 4 Literatur der Religionsphilos[ophie] [16vr] .................................................... 58 Einleitung. [19rl] ......................................................................................................... 66 Vorwort 1854 Mai [19rl] ............................................................................................. 66 Einl[ei]t[un]g z[ur] R[e]l[i]g[io]nsphilosophie. (1856 [,] d[en] 17. Apr[il]) Ueber die Aufgabe u[nd] d[en] G[e]g[e]nst[a]nd der Philosophie. [21rl] ...................... 70 Einleitung. [23rl] ......................................................................................................... 75 §: 1 Gegenstand der Religionsphilosophie. [23rl] .................................................. 75 §: 2 Aufgabe der Religionsphilosophie [23vr] ....................................................... 78 §: 3 Princip und Methode der R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] [24rl] ........................... 80 Vorlesung am 4 [.] Mai 1863 [27rl] ............................................................................. 87 1 Die folgende Gliederung der Handschrift ist nicht einheitlich. Dies ergibt sich aus den zahlreichen Überarbeitungsstufen (siehe dazu Näheres unter „II. Beschreibung der Vorlesungshandschrift ‚Religionsphilosophie’ und Editionskriterien“). 2 „u[nd] Methode“ über der Zeile. 3 Ursprüngliche „3“ mit „4“ überschrieben; ein Ersatz für den § 3 ist unauffindbar. „Methode und“ in der Überschrift gestrichen. 4 Ursprüngliche „4“ mit „5“ überschrieben. <?page no="6"?> VI I [.] Kapitel od[er] Theil . [31r] ............................................................................. 98 I [.] Theil. Ursprung u[nd] Entwicklung der R[e]l[i]g[io]n. [31rr] ............... 98 §: 5 Die Religion als allgemeine Thatsache der Menschheit. [31rl] ........................ 98 I [.] Th[ei]l V[om] Daseyn Gottes od[er] V[on] Urspr[u]ng, Entwickl[un]g u[nd] Bedeutung des Gottesbew[u]ßts[e]y[n]s ................. 105 Ursprung der Religion. [33rl] .................................................................................... 105 B[e]gr[i]ff - u[nd] Einth[ei]l[un]g [35rl] .................................................................... 109 §: 7 5 Falsche Hypothesen über d[en] des 6 Ursprungs der Religion. 7 [36rl] ............ 113 I [.] Kap[itel] [40rl] ............................................................................................... 123 §: 8 8 Die religiöse Anlage od[er] die (eingeborne) Idee v[on] Gott. 9 - [40rl] ......... 123 §: 9 10 Anfänge der Religion 11 od[er] Entstehung 12 des Gottesbewußtseyns. (Gott[e]s Ur- 13 Off[e]nb[a]r[un]g) [43rl] ....................................................... 133 § 10 14 Die erste religiöse Grund- 15 Function (od[er] Thätigk[ei]t) des Menschen oder der (religiöse) Glaube. Die Grundfuncti[on] u[nd] Form d[e]s Gott[e]sb[e]wußts[e]y[n]s od[er] d[er] r[e]l[i]g[iö]s[e] Glaube 16 [46rl] ......... 142 § 11 17 Die (rel[i]g[iö]se) Thätigk[ei]t der gesammten geist[i]g[en] Kräfte od[er] Vermögen des Menschen. [51vr] ....................................................... 156 §: 12 18 Die E[n]tst[e]h[un]g der 19 Vielheit u[nd] Verschiedenheit der Religionen, durch 20 geschichtl[ichen] Entwickl[un]gsproceß des G[o]tt[e]sb[ewu]ßts[eyns] u[nd] der 21 Ursp[run]g der Symbolik u[nd] Mythologie 22 [55rl] ........ 166 5 „2)“ über der Zeile. 6 „Hypothesen über d[en]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „Erklärungen“; folgender Genitiv „des Ursprungs“ wurde grammatikalisch nicht angepaßt. 7 Im Nachhinein in die Zeile eingefügt: „od[er] d[a]s Contradictor[ische] G[e]g[en]th[ei]l d[e]s Zeugnißes d[e]r R[e]l[i]g[ion] (od[er] auch d[a]s contraere G[e]g[en]th[ei]l [.] Indirecter Beweis für d[a]s Das[e]y[n] G[o]tt[e]s -“. 8 „3“ über der Zeile. 9 „G[o]tt[e]sidee“ über der Zeile. 10 „(4)“ über der Zeile. 11 „des actual[en] G[o]tt[e]sb[ew]ußts[eyns]“ über der Zeile. 12 „Actualität“ über der Zeile. 13 „Gottes Ur-“ über der Zeile. 14 „10“ im Nachhinein eingeklammert; „5“ über der Zeile. 15 „Grund-“ über der Zeile. 16 „Die Grundfuncti[on] u[nd] Form d[e]s Gott[e]sb[e]wußts[e]y[n]s od[er] d[er] r[e]l[i]g[iö]s[e] Glaube“ im Nachhinein unter die Zeile gesetzt. 17 „(6)“ über der Zeile. 18 „12“ im Nachhinein eingeklammert; „7“ über der Zeile. 19 „E[n]tst[e]h[un]g der“ über der Zeile. 20 „durch“ über der Zeile; „od[er] die falschen Religionen“ in der Zeile im Nachhinein eingeklammert; „geschichtl[ichen] Entwickl[u]ngsproceß des G[o]tt[e]sb[ewu]ßts[eyns] u[nd] der [„der E... (? )“ über der Zeile] Ursp[run]g der Symbolik u[nd] Mythologie“ im Nachhinein unter der Zeile eingefügt. 21 „der“ über der Zeile; unleserliches Wort über der Zeile. 22 „geschichtl[ichen] Entwickl[u]ngsproceß des G[o]tt[e]sb[ewu]ßts[eyns] u[nd] der Ursp[run]g der Symbolik u[nd] Mythologie“ im Nachhinein über der Zeile eingefügt. <?page no="7"?> VII §: 13 23 Wiedervereinigung der Religion[en] zu Einer, der wahren und einzigen. [63rl] ............................................................................................ 186 §: 14 24 Die göttl[iche] Offenbarung [.] Nothw[e]nd[i]gk[ei]t u[nd] Erkennbark[ei]t ders[e]lb[en] 25 (Wirkl[i]chk[ei]t? ) (Gegen Rational[i]sm[us]) [68vr] ............ 199 §: 15 26 Die R[e]l[i]g[io]nswissenschaft. 27 [74vr] ...................................................... 217 II [.] Th[ei]l D[ie] Lehre v[on] Gott. [78rl] ..................................................... 221 §: 16 (Das Bewußtseyn der R[e]l[i]g[io]nen selbst, v[on] d[er] Gotth[ei]t.) Gegenstand der Untersuchung. [78rl] ........................................................... 221 I [.] Vom Daseyn Gottes. [78vr] ......................................................................... 223 §: 16 28 V[on] d[en] Beweisen für d[as] Daseyn G[o]tt[e]s. [78vr] ............................ 223 I [.] Kosmolog[ische] Beweise [81vr] ....................................................... 231 1. Kosmolog[isch] im eng[ern] Sinn [81vr] ........................................ 231 2. Der Teleolog[ische] od[er] physiko-theolog[ische] Bew[eis] [82vr] ................................................................................. 233 II [.] Anthropolog[ische] Bew[eise] [83rl] ................................................. 234 a) Der ontolog[ische] Beweis. [83rl] .................................................. 234 2.) D[er] moralische Bew[eis] [83vr] ................................................. 237 §: 17 29 Wesen u[nd] Eigenschaften Gottes. [85rl] .................................................... 240 A) 30 Betrachtung des Seyns 31 G[o]tt[e]s. 32 [85vr] ...................................... 242 1) Aseitaet. - Woher 33 [85vr] ............................................................. 242 2) Einfachheit G[o]tt[e]s [85vr] ......................................................... 243 B) Eigenschaftl[iche] Betrachtung des Erkennens G[o]tt[e]s. 34 [87rl] ...... 247 C) Eigenschaftl[iche] Betrachtung des g[ö]ttl[ichen] Willens. [89rl] ....... 251 35 Will[en]s-Vollk[ommen]h[ei]t [,] bedi[n]gt du[rc]h Güte [90vr] ...... 254 Schlußbemerk[u]ng[e]n üb[er] die g[ö]ttl[ichen] Eig[e]ns[c]h[a]ft[e]n. [92rl] .......................................................................................................... 259 II [.] Th[ei]l [94rl] ................................................................................................. 264 §: 18 36 Das göttl[iche] Leben, die g[ö]ttl[iche] Persönlichk[ei]t [94rl] ...................... 264 23 „(8)“ über der Zeile. 24 „9)“ über der Zeile. 25 „Nothw[e]nd[i]gk[ei]t u[nd] Erkennbark[ei]t ders[e]lb[en] (Wirkl[i]chk[ei]t? ) (Gegen Rational[i]sm[us])“ im Nachhinein unter die Zeile gesetzt. 26 „(10)“ über der Zeile. 27 „Wiss[en]s[c]h[a]ft vom G[o]tt[e]sbew[u]ßtseyn od[er] d[er] R[e]l[i]g[ion]“ im Nachhinein über die Zeile gesetzt. 28 „16“ im Nachhinein eingeklammert; „(11)“ über der Zeile. 29 „(12)“ über der Zeile. 30 „Eigenschaftl[iche]“ in der Zeile gestrichen. 31 „des W... (? )“ unter der Zeile. 32 „(Absoluth[ei]t)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 33 „Woher“ im Nachhinein ergänzt. „D[a]s göttl[iche] S[e]y[n]“ im Nachhinein vor und in die Zeile eingefügt. 34 Über der Zeile: „Das göttl[iche] Erk[ennen]“. 35 „(D)“ gestrichen. <?page no="8"?> VIII II [.] Th[ei]l V[on] der Welt. II. Abschnitt (Kosmologie) [104r] ................ 290 §: 19 Von der Entstehung der Welt. [104rl] .......................................................... 290 §: 20 37 Wesen u[nd] Beschaffenheit der Welt. [115rl] .............................................. 316 §: 21 38 Wesen des Menschen. [123rl] ...................................................................... 333 §: 22 39 V[on] d[er] Willensfreiheit. [131rl] .............................................................. 351 A) Determinismus? [131vr] ....................................................................... 352 B) Indeterminismus? [132vr] ..................................................................... 354 C) Vermittelnde Ansicht u[nd] die wirkl[iche] Freiheit. [133rl] .................. 355 §: 23 40 V[om] physischen u[nd] moralischen Uebel. 41 [139rl] .................................. 369 §: 24 42 V[on] d[er] Erlösung. [148rl] ....................................................................... 389 §: 25 43 V[on] d[er] Unsterblichkeit. [154rl] ............................................................. 399 §: 26 44 Vom Weltende. d.h. V[om] Ende d[ie]s[er] Entwickl[un]gsperiode 45 der Erde. [163rl] .......................................................................................... 415 III [.] Th[ei]l od[er] Ethik [167vl] ...................................................................... 423 §: 27 46 V[on] d[er] rel[i]g[iö]s[en] Gemeinschaft. [168vr] ....................................... 425 §: 28 47 V[om] rel[i]g[iö]s[en] Cultus. [172vr] .......................................................... 433 A) Das Gebet. [173vr] ............................................................................... 435 B) Die Opfer. [176rl] ................................................................................. 440 §: 29 48 Religiöse Auctorität u[nd] r[e]l[i]g[iö]s[e] Freiheit. [180rl] .......................... 448 §: 30 49 Verhältniß der Religions-Gemeinschaften zu einander. [185vr] .................... 459 §: 31 50 V[om] Verhältniß der R[e]l[i]g[io]n zum Staate. [191vr] .............................. 469 §: 31 51 Religion u[nd] Moralität. [194rl] .................................................................. 473 §: 1 Aufg[abe] d[er] Philosophie. [200rl] ............................................................ 486 §: 2 Aufg[a]be der R[e]l[i]g[io]nsphilosophie [222r] ........................................... 532 §: 1 Aufg[abe] d[er] Philos[ophie] [225rl] .......................................................... 540 36 „13“ über der Zeile. 37 „(15)“ über der Zeile. 38 „21“ im Nachhinein eingeklammert; „16“ über der Zeile. 39 „17“ über der Zeile. 40 „18“ über der Zeile. 41 „in der Welt.“ im Nachhinein unter die Zeile gesetzt. 42 „(19)“ über der Zeile. 43 „(20)“ über der Zeile. 44 „(21)“ über der Zeile. 45 „d[ie]s[e]s Weltlaufes“ über der Zeile. 46 „27“ im Nachhinein eingeklammert; „22“ über der Zeile. 47 „(23)“ über der Zeile. 48 „(24)“ über der Zeile. 49 „30“ im Nachhinein eingeklammert; „25“ über der Zeile. 50 „(27)“ über der Zeile. 51 „(26)“ über der Zeile. <?page no="9"?> IX §: 2 Princip der Philosophie. [227r] .................................................................... 544 A) Ob das Selbstbew[u]ßtseyn Pr[incip] sey. [227vr] .............................. 546 B) Ob irgend ein erstes Produkt d[e]s G[ei]st[e]s - ein 52 Begriff, Gedanke, Princip der Philos[ophie] sey[n] könne. od[er] erste Thät[i]gk[ei]t [229rl] ......................................................................... 550 C) Ob das Thätigseyn des Geistes - das Erkennen [,] Denken, od[er] die Idee des Erkennens Princip seyn könne? [229rl] ........................... 551 D) Ob die Denknothwendigkeit Princip der Philosophie sey? [229vr] ...... 553 E) Ob der Wille Princip der Philos[ophie] seyn könne. (Ob also Philos[ophie] eine freie, nicht eine nothw[e]nd[i]g[e] Wissensch[a]ft sey.) [231vr] ......................................................................... 558 F) Das Gottesbewußts[eyn] - Princip der Philosophie. - [232vr] ............ 560 §: 3 Methode der Philos[ophie] [237r] ................................................................ 571 §: 4 Verhältniß der R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] (zur R[e]l[i]g[ion] u[nd] K[i]rche) 53 [240r] ........................................................................................ 576 A) Gl[a]ube [242rl] ................................................................................ 582 C. A NHANG ...................................................................................................... 599 I. Frohschammers Lehrveranstaltungen an der Universität München (1850-1893)................................................................................................. 599 II. Namenregister.............................................................................................. 605 III. Sachregister ................................................................................................. 607 52 „ein“ über der Zeile. 53 „zur Auctorität“ über der Zeile. <?page no="11"?> 1 Vorwort Die vorliegende kritische Edition der Vorlesungshandschrift des Münchener Theologie- und nachmaligen Philosophieprofessors Jakob Frohschammer (1821-1893) zur „Religionsphilosophie“ versteht sich als Beitrag zur Erforschung seiner Philosophie und Theologie und darüber hinaus der Philosophie- und Theologiegeschichte sowie allgemein der Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts. Sie macht einen bedeutenden Quellentext der wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich und eröffnet zugleich die Möglichkeit zu weiteren Forschungen. Zum Entstehen dieses Werkes haben viele durch ihre engagierte Mitarbeit beigetragen. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang zuerst Frau Dr. Cornelia Töpelmann von der Abteilung Altes Buch der Universitätsbibliothek München, die mich bereits zur Zeit der Erarbeitung meiner Habilitationsschrift „Zwischen Rationalismus und Traditionalismus. Offenbarung und Vernunft bei Jakob Frohschammer“ (Münster 1995) an der Universität München dazu angeregt hat, Frohschammers Vorlesungshandschrift zur „Religionsphilosophie“ zu edieren. Sie und die übrigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung haben mir in den letzten Jahren im Rahmen mehrerer Forschungsreisen immer wieder die Möglichkeit zur Arbeit an der Originalhandschrift eröffnet. Nach ersten noch unspektakulären Editionsarbeiten musste das Forschungsprojekt schon vor, dann aber vor allem nach meiner Berufung an die Universität in Vechta im Herbst 2000 zunächst unterbrochen werden, bis im Herbst 2002 die Editionsarbeiten neu aufgenommen werden konnten. Geduldig haben - mit kurzfristigen Dienstverträgen ausgestattet - die studentischen Mitarbeiterinnen Kerstin Buschen, Julia Eickholt und Tina Vocks meine komplizierten Diktate am Computer umgesetzt. Dr. Susanne Klinger, meine wissenschaftliche Assistentin in den Jahren 2002 bis 2005, hat sich in die Erforschung der Handschrift eingearbeitet und selbstständig erste Rohfassungen einzelner Passagen des Haupttextes erstellt. Bei dem viel Akribie und Konzentration fordernden Überprüfen der Korrekturen haben mich über längere Frist meine studentischen Mitarbeiterinnen Constanze Dietz und Ina Paertmann sowie Sabrina Busse und Eva-Maria Stibbe zuverlässig und tatkräftig unterstützt. Eva-Maria Stibbe hat darüber hinaus langmütig und kompetent bei der Erstellung der Register mitgewirkt. Mein wissenschaftlicher Assistent Stefan Habel und meine studentische Mitarbeiterin Sandra Willen haben mich bei den abschließenden Korrekturarbeiten unterstützt. Nicht zuletzt sei meine Sekretärin Petra Blömer genannt, die mit gewohnter Umsicht, mit Geduld und Zuverlässigkeit die allermeisten Textteile elektronisch erfaßt, die schier nicht enden wollenden Korrekturen eingearbeitet und mit einem erfahrenen Blick das endgültige Layout des Buches gestaltet hat. Ihnen allen sei Dank gesagt. Dem Narr Francke Attempto Verlag in Tübingen, besonders der Lektorin Susanne Fischer, danke ich für die Begleitung in der Endphase des Projektes und dem Verleger Gunter Narr für die Aufnahme des Bandes in das profilierte wissenschaftliche Verlagspro- <?page no="12"?> 2 gramm sowie für die Begründung der Editionsreihe „Jakob Frohschammer. Nachgelassene Schriften“, als deren erster Band Frohschammers „Religionsphilosophie“ nunmehr erscheinen kann. Schließlich gilt mein Dank dem Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG Wort, der die Veröffentlichung dieses Werkes durch die Gewährung eines großzügigen Druckkostenzuschusses ermöglicht hat. Vechta, im Dezember 2008 Raimund Lachner <?page no="13"?> 3 A. E INLEITUNG Das 19. Jahrhundert zählt zu den vitalsten und spannendsten Epochen der Theologiegeschichte und „ist gerade in Deutschland eine Zeit hoffnungsvollen Aufbruchs der katholischen Theologie“ 54 . Dies gilt allgemein vor allem für die erste Hälfte des Jahrhunderts, besonders für die Katholische Tübinger Schule, die denn auch reichlich rezipiert wurde und wird. Späteren Neuansätzen katholischer Theologie hingegen bot sich im Zuge der massiven Förderung der Neuscholastik durch das kirchliche Lehramt und seiner Festlegung auf diese vielfach nur mehr wenig Raum. Nicht wenige katholische Theologen und Philosophen, die sich um eine Begegnung mit dem Geist der modernen Welt, besonders mit der zeitgenössischen, sich nicht mehr als ancilla theologiae verstehenden Philosophie und mit den modernen Naturwissenschaften bemühten, wurden ins kirchliche und wissenschaftliche Abseits sowie in die persönliche Isolation gedrängt und „vergessen“. Zu jenen katholischen Gelehrten, die schon zu Lebzeiten in solcher Weise dem Vergessen anheimfielen, gehört der Münchener Theologie- und spätere Philosophieprofessor Jakob Frohschammer (1821-1893) 55 . Das sein gesamtes wissenschaftliches Werk prägende Interesse galt der Vermittlung von christlichem Glauben und moderner Wissenschaft. Im Jahre 1857 wurde schon sein erstes Buch „Ueber den Ursprung der menschlichen Seelen. Rechtfertigung des Generatianismus“ 56 auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt. Dem folgten bereits fünf Jahre später seine beiden Programmschriften „Einleitung in die Philosophie und Grundriß der Metaphysik. Zur Reform der Philosophie“ 57 und 54 F RIES , H EINRICH / S CHWAIGER , G EORG (Hg.), Katholische Theologen Deutschlands im 19. Jahrhundert, Bd. I, München 1975, 5. 55 Jakob Frohschammer, geboren am 6.1.1821 in Illkofen bei Regensburg, seit 1841 philosophische und theologische Studien an der Universität München, 1847 Promotion zum Doktor der Theologie in München und Priesterweihe in Regensburg, 1850 Habilitation und Ernennung zum Privatdozenten der Theologie, 1854 außerordentlicher Professor der Theologie, 1855 ordentlicher Professor der Philosophie in München, 1863 kirchlich suspendiert und 1871 exkommuniziert; vgl. F ROHSCHAMMER , J AKOB , Autobiographie (Deutsche Denker und ihre Geistesschöpfungen, hg. v. A DOLF H INRICHSEN ), Berlin 1888; H AUSL , R UDOLF , Jakob Frohschammer (1821-1893), in: H EINRICH F RIES und G EORG S CHWAIGER (Hg.), Katholische Theologen im 19. Jahrhundert, Bd. III, München 1975, 169-189, bes. 170-172; L ACHNER , R AIMUND , Jakob Frohschammer (1821-1893). Leben und Werk (Studien zur Theologie und Geschichte, Bd. 5), St. Ottilien 1990; L ACHNER , R AIMUND , Frohschammer, Jakob, in: Lexikon für Theologie und Kirche (hg. v. W ALTER K ASPER ), Bd. IV, Freiburg-Basel-Rom-Wien ³1995, 164; L ACHNER , R AIMUND , Frohschammer, Jakob, in: Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. XIV, Herzberg 1998, 998-1006; M ÜLLER , R AINER A LBERT , Frohschammer, Jakob, in: K ARL B OSL (Hg.), Bosls Bayerische Biographie. 8000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten, Regensburg 1983, 227f; S IMONIS , W ALTER , Jakob Frohschammer (1821-1893), in: E MERICH C ORETH / W ALTER M. N EIDL / G EORG P FLIGERS- DORFFER (Hg.), Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts, Bd. I, Graz-Wien- Köln 1987, 341-364; U NTERBURGER , K LAUS , Frohschammer, Jakob, in: Religion in Geschichte und Gegenwart (hg. v. H ANS D IETER B ETZ , D ON S. B ROWNING , B ERND J ANOWSKI und E BERHARD J ÜNGEL ), Bd. 3, Tübingen 2000, 386. 56 F ROHSCHAMMER , J AKOB , Ueber den Ursprung der menschlichen Seelen. Rechtfertigung des Generatianismus, München 1854. 57 F ROHSCHAMMER , J AKOB , Einleitung in die Philosophie und Grundriß der Metaphysik. Zur Reform der Philosophie, München 1858. <?page no="14"?> 4 „Ueber die Freiheit der Wissenschaft“ 58 . Nachdem Frohschammer sich wiederholt geweigert hatte, sich zu unterwerfen, wurde ihm 1862 von Papst Pius IX. in dem an den Münchener Erzbischof Gregor von Scherr gerichteten Breve „Gravissimas inter“ 59 vorgeworfen, vor allem in zweifacher Hinsicht von der katholischen Lehre abzuweichen, „erstens, weil der Verfasser der menschlichen Vernunft solche Kräfte zuschreibt, wie sie der Vernunft selbst keineswegs zukommen, zweitens aber, weil er derselben Vernunft eine solche Freiheit einräumt, alles zu meinen und sich stets zu allem möglichen zu erdreisten, daß die Rechte, das Amt und die Autorität der Kirche selbst völlig aufgehoben werden“ 60 . Nach seiner erneuten Weigerung, sich dem Urteil des römischen Lehramts zu unterwerfen, wurde Frohschammer 1863 von der kirchlichen Autorität von seinen geistlichen Funktionen suspendiert. Für wie gefährlich der Papst die Lehre Frohschammers ansah, zeigt die Tatsache, daß er im „Syllabus errorum“ von 1864, in dem insgesamt achtzig sogenannte Zeitirrtümer pauschal und ohne nähere Begründung verworfen wurden 61 , unter der Überschrift „§ II. Rationalismus moderatus“ 62 u.a. auf sein gegen Frohschammer gerichtetes Schreiben „Gravissimas inter“ zurückgriff 63 . Frohschammer unterzog seinerseits den Syllabus einer heftigen Kritik. 64 Als suspendierter katholischer Geistlicher, der sich mißverstanden und zunehmend an den Rand der Kirche gedrängt fühlte, nahm Frohschammer bisherige Positionen in Fragen der Freiheit der Wissenschaft im allgemeinen und der Philosophie im besonderen nicht nur nicht zurück, sondern vertrat diese noch kompromißloser. Seit Ende der sechziger Jahre zeigt sich Frohschammers wachsende Skepsis gegenüber einigen kirchlichen Dogmen und gegenüber dem dogmatischen Christentum allgemein, an dessen Stelle er zunehmend ein einfaches dogmenfreies Christentum Christi setzte. Den beiden Papstdogmen des Ersten Vatikanischen Konzils (1869/ 1870) widersprach er noch vehementer als Johann Joseph Ignaz von Döllinger und die altkatholische Bewegung, der er niemals beitrat. Als Konsequenz folgte 1871 Frohschammers Exkommunikation, die ihn in die völlige Entfremdung von Kirche und universitärer Theologie und in die persönliche Isolation führte. Nach seinem Tod am 14. Juni 1893 hinterließ er neben einer Vielzahl von gedruckten wissenschaftlichen Arbeiten - Büchern, Aufsätzen und Rezensionen 65 - zahlreiche Archivalien, darunter auch eine Reihe ungedruckter Vorlesungshandschriften. Die von der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek München aufbewahrten Vorlesungs- 58 F ROHSCHAMMER , J AKOB , Ueber die Freiheit der Wissenschaft, München 1861. 59 Vgl. DH 2850-2861. 60 DH 2850. 61 Vgl. DH 2901-2980. 62 Vgl. DH 2908-2914. 63 Vgl. DH 2909-2911, dazu DH 2857f. 2860. 64 Vgl. F ROHSCHAMMER , J AKOB , Beleuchtung der päpstlichen Encyclica vom 8. Dezember 1864 und des Verzeichnisses der modernen Irrthümer. Nebst einem Anhang: Kritik der Broschüre des Bischofs von Orleans. An den Klerus und das Volk der kath. Kirche von einem Katholiken, Leipzig 1865. 65 Vgl. die Auflistung bei L ACHNER , Jakob Frohschammer (1821-1893). Leben und Werk, 97-110; ergänzend: F ROHSCHAMMER , J AKOB , Die Versammlung katholischer Gelehrter, in: Allgemeine Zeitung (Augsburg) Nr. 285 vom 12.10.1863, 4713-4715. <?page no="15"?> 5 manuskripte sind den beiden Kategorien „Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie“ und „Vorlesungen zur systematischen Philosophie“ zugeordnet. Zu den philosophiegeschichtlichen Vorlesungen zählen dabei die Vorlesungshandschriften „Geschichte der Philosophie“, „Geschichte der griechisch-römischen Philosophie“, „Geschichte der Philosophie des Mittelalters“ mit der angehängten Probevorlesung Frohschammers „Ueber Auferstehungslehre des Origenes“ aus dem Jahr 1850, „Ueber die Philosophie Spinozas“ sowie „Ueber die Kant’sche und Schopenhauer’sche Philosophie“. Die Vorlesungen zur systematischen Philosophie umfassen die Handschriften „Enzyklopädie der Philosophie“, „Metaphysik“, „Logik und Erkenntnistheorie“, „Psychologie“, „Religionsphilosophie“, „Naturphilosophie“ und „Pädagogik“. 66 Die genannten Vorlesungsmanuskripte decken beinahe das gesamte Repertoire an Themengebieten ab, die Frohschammer von Wintersemester 1850/ 51 bis Wintersemester 1892/ 93 an der Theologischen und - ab Sommersemester 1856 - an der Philosophischen Fakultät der Universität München anbot 67 , wobei auffälligerweise für die spezifisch theologischen Lehrveranstaltungen „Enzyklopädie des theologischen Studiums“ und „Dogmengeschichte“ bzw. „Dogmengeschichte in Verbindung mit Patrologie“ zu Beginn seines akademischen Lehramtes keine Vorlesungsmanuskripte nachgewiesen sind. Hat Frohschammer lange Zeit kaum das Interesse der Forschung auf sich gezogen 68 , so gilt dies umso mehr für seine bislang unveröffentlichten Vorlesungsmanuskripte. Erst seit den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts hat die Frohschammer-Forschung an Fahrt gewonnen, wobei dann auch - thematisch bedingt - Frohschammers Vorlesungshandschriften über „Metaphysik“ und „Religionsphilosophie“ in den Focus des wissenschaftlichen Interesses gerieten 69 . Dabei ist gerade die „Religionsphilosophie“-Handschrift nicht nur die umfangreichste, sondern in ihren ältesten Teilen auch die früheste. Da anzunehmen ist, daß Frohschammer nach 1866, da er die „Religionsphilosophie“ nicht mehr vortrug, auch nicht weiter überarbeitete, repräsentiert diese Handschrift allgemein, besonders aber in den früheren Teilen, das Frühwerk Frohschammers mit. Warum Frohschammer nach 1866 offensichtlich kein religionsphilosophisches Kolleg mehr abhielt, ist ungeklärt. I. Die Religionsphilosophie im akademischen Lehramt Frohschammers Die Religionsphilosophie war für Jakob Frohschammer nicht nur ein Thema neben anderen, es war sein Thema. Zwar befaßte er sich in seiner ersten größeren Abhandlung „De charismatis in genere, et de charismatis tou/ glw/ ssaij lalei/ n in specie. I. Cor. XII.- 66 Genauere Angaben hierzu bei L ACHNER , Jakob Frohschammer (1821-1893). Leben und Werk, 97. 67 Vgl. die Auflistung der Lehrveranstaltungen Frohschammers an der Universität München von 1850 bis 1893 im Anhang I; vgl. dazu ferner L ACHNER , Jakob Frohschammer (1821-1893). Leben und Werk, 32f. 39-41. 68 Zur Geschichte der bisherigen Frohschammer-Forschung vgl. den kurzen Überblick bei P AHUD DE M ORTAN- GES , E LKE , Philosophie und kirchliche Autorität. Der Fall Jakob Frohschammer vor der römischen Indexkongregation (1855-1864) (Römische Inquisition und Indexkongregation, Bd. 4), Paderborn-München-Wien-Zürich 2005, 21-24. 69 Vgl. L ACHNER , R AIMUND , Zwischen Rationalismus und Traditionalismus. Offenbarung und Vernunft bei Jakob Frohschammer (Studien zur systematischen Theologie und Ethik, Bd. 5), Münster 1995. <?page no="16"?> 6 XIV.“ 70 , einer theologischen Preisarbeit im Studienjahr 1844/ 45, aufgrund welcher er am 30. April 1847 an der Theologischen Fakultät der Universität München unentgeltlich zum Doktor der Theologie promoviert wurde, mit einem exegetisch-patristischen Thema, und auch seine nächst folgenden wissenschaftlichen Arbeiten 71 waren kirchen- und dogmengeschichtlicher Provenienz. Doch bereits seinen ersten Antrag vom 12. Juni 1849, sich an der Theologischen Fakultät habilitieren zu dürfen, begründete er mit dem Ansinnen, dort Religionsphilosophie, die er als Propädeutik zur Theologie verstand, lehren zu dürfen. „Da gegenwärtig an hiesiger Universität die Religion bei der philosophischen Facultät wissenschaftlich nicht vertreten ist, gleichwohl aber in unserer Zeit es als ein Bedürfniß erscheint, daß bei der fortschreitenden Vervollkommnung aller übrigen Zweige philosophischen Wissens auch die große Erscheinung der Religion wissenschaftlich erforscht und erkannt werde, so glaube ich nichts Ungeeignetes und Unnützes zu thun, wenn ich diesem Gegenstande ein besonderes, anhaltendes Studium widme und öffentliche Vorlesungen darüber beginne.“ 72 Da der Antrag Frohschammers, an der Theologischen Fakultät religionsphilosophische Vorlesungen abhalten zu dürfen, von den Professoren der Theologischen Fakultät mit Beschluss vom 21. Juni 1849 mehrheitlich abgelehnt wurde 73 , stellte Frohschammer am 23. November 1849 ein zweites Habilitationsgesuch an die Theologische Fakultät, das er mit dem Wunsch verband, Vorlesungen über Dogmengeschichte anbieten zu dürfen 74 , das ihm gewährt wurde 75 . So konnte Frohschammer, kurz nachdem er durch ministeriellen Beschluß vom 25. Oktober 1850 als Privatdozent an der Theologischen Fakultät bestätigt worden war, bereits im Wintersemester 1850/ 51 eine Vorlesung zur „Dogmengeschichte in Verbindung mit Patrologie“ ankündigen. Doch wohl schon zuvor, im Sommersemester 1850, also zu einer Zeit, da er sich mitten im Habilitationsverfahren für das Fach Dogmengeschichte befand, hatte Frohscham- 70 Später unter dem Titel „Von den Charismen im Allgemeinen und von dem Sprachen-Charisma im Besondern“ publiziert in: F ROHSCHAMMER , J AKOB , Beiträge zur Kirchengeschichte in drei Abhandlungen, Landshut 1850, 1- 116. 71 Vgl. F ROHSCHAMMER , J AKOB , Die Lehre des Sabellius, in: ThQ 31 (1849) 439-488; F ROHSCHAMMER , J A- KOB , Ueber die Entscheidung der Synode von Antiochia (269) in Betreff des Wortes o` moou, sioj , in: ThQ 32 (1850) 3-23; F ROHSCHAMMER , J AKOB , Ueber den Vorsitz auf der Synode von Nicäa (325), in: D ERS ., Beiträge zur Kirchengeschichte in drei Abhandlungen, 117-138. 72 Das Original des Gesuches ist aufbewahrt im Universitätsarchiv München, Sign.: K I 34, Akten der Theologischen Fakultät 1848/ 49, 306f, abgedruckt in: L ACHNER , Jakob Frohschammer (1821-1893). Leben und Werk, 25, Anm. 2. 73 Vgl. dazu die schriftlichen Stellungnahmen der Professoren Franz Xaver Reithmayr, Daniel Bonifatius Haneberg, Bernhard Fuchs und Franz Michael Permaneder, aufbewahrt im Universitätsarchiv München, Sign.: K I 34, Akten der Theologischen Fakultät 1848/ 49, 310-315, abgedruckt in: L ACHNER , Jakob Frohschammer (1821- 1893). Leben und Werk, 25f, Anm. 3,4 und 6. 74 Das Gesuch Frohschammers ist aufbewahrt im Universitätsarchiv München, Sign.: K I 35, Akten der Theologischen Fakultät 1849/ 50, 149-151, abgedruckt in: L ACHNER , Jakob Frohschammer (1821-1893). Leben und Werk, 27; die dem Antrag beigelegte Habilitationsschrift „Ueber die Differenz zwischen der katholischen und pelagianischen Lehre von der Willensfreiheit“ ist abgedruckt in: F ROHSCHAMMER , Beiträge zur Kirchengeschichte in drei Abhandlungen, 139-168. 75 Vgl. dazu ausführlich L ACHNER , Jakob Frohschammer (1821-1893). Leben und Werk, 27-31. <?page no="17"?> 7 mer, wie eine kurze Notiz auf der ersten Seite seines auf uns gekommenen Vorlesungsmanuskriptes nahe legt, mit der Abfassung des Vorwortes, vermutlich aber auch der Einleitung und der ersten vier Paragraphen seiner Vorlesung zur Religionsphilosophie begonnen. Und obschon die Theologische Fakultät Frohschammers erstes Habilitationsgesuch mit dem Argument zurückgewiesen hatte, daß an der Theologischen Fakultät keine Lehrveranstaltungen zur Religionsphilosophie abgehalten werden sollten, wurde Frohschammer auf Antrag vom 7. Januar 1851 noch in demselben Monat vom zuständigen Ministerium das Recht zugestanden, „Vorträge über Religionsphilosophie zu halten“ 76 . Aus dem „Verzeichnis der Vorlesungen an der Königlichen Ludwig-Maximilians- Universität zu München“ von Sommersemester 1851 bis Sommersemester 1893, da Frohschammer an der Universität München Lehrveranstaltungen ankündigte, geht hervor, daß Frohschammer bereits im zweiten Semester nach seiner Ernennung zum Privatdozenten und nach Aufnahme seines akademischen Lehramtes zunächst als Privatdozent, dann als außerplanmäßiger Professor an der Theologischen Fakultät und später als Professor an der Philosophischen Fakultät von 1851 bis 1866 die „Religionsphilosophie“ nicht nur regelmäßig, sondern auch außergewöhnlich häufig, nämlich rund jedes zweite Semester, vortrug, wobei davon auszugehen ist, daß ihm die vorliegende Handschrift als Vorlesungsmanuskript diente, das dabei - wie noch im einzelnen zu zeigen sein wird - von ihm mehrfach überarbeitet wurde. Im einzelnen trug Frohschammer seine Vorlesung zur Religionsphilosophie im Sommersemester 1851 und im Sommersemester 1852, im Wintersemester 1852/ 53 und im Winterhalbjahr 1853/ 54, sodann im jeweiligen Sommersemester der Jahre 1854, 1855, 1856, 1857, 1858, 1859, 1860, 1861, 1862, 1863, 1864, 1865 sowie zuletzt 1866 vor, und zwar vier mal wöchentlich mit Ausnahme des Sommersemesters 1856, wo er die Religionsphilosophie fünfstündig las. 77 II. Beschreibung der Vorlesungshandschrift „Religionsphilosophie“ und Editionskriterien Frohschammers Vorlesungshandschrift mit dem Titel „Religionsphilosophie“, von der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek München im Nachlaß Frohschammer unter der Signatur 4° Cod. ms. 917 b (1e archiviert, umfaßt insgesamt 247 Blätter. Davon sind 120 vierseitige Schreibbögen und sieben zweiseitige Blätter. Von den 120 Bögen weisen 115 das Standardformat von 28,1 Zentimetern Höhe und 22,2 Zentimetern Breite auf, vier Bögen haben das Format 33,5 Zentimeter Höhe und 21,4 Zentimeter Breite, ein Bogen mißt 21 Zentimeter Höhe und 17 Zentimeter Breite. Von den zweiseitigen Blättern haben zwei das genannte Standardformat, drei Blätter messen in der Höhe 33,5 Zentimeter und 21,4 Zentimeter in der Breite, ein Blatt hat das Format 21 Zentimeter Höhe und 17 76 Schreiben des Königlichen Akademischen Senats an die Theologische Fakultät vom 1. Februar 1851, Universitätsarchiv München, Sign.: K I 36, Akten der Theologischen Fakultät 1850/ 51, 173f; vgl. die entsprechende Mitteilung von Dekan Reithmayr an seine Kollegen vom 8. Februar 1851, ebd., 177. 77 Bei den Ankündigungen für das Sommersemester 1854 fehlt die Angabe der Stundenzahl. Vgl. die Auflistung von Frohschammers Lehrveranstaltungen an der Universität München von 1850 bis 1893 im Anhang I. <?page no="18"?> 8 Zentimeter Breite und ein weiteres mißt 21,5 Zentimeter in der Höhe und 13,4 Zentimeter in der Breite. Der Text ist in deutscher Sprache verfaßt und in der Regel mit Tinte geschrieben; nur vereinzelt finden sich mit Bleistift geschriebene nachträgliche Einfügungen bzw. Randbemerkungen. Die Schreibschrift Frohschammers bildet eine Mischung aus lateinischer und deutscher Schrift. Die Wörter sind zumeist durch Auslassung von Buchstaben abgekürzt, wobei sich bestimmte Vorlieben Frohschammers ausmachen lassen, eine exakte Regel sich allerdings nicht feststellen läßt. Gelegentlich läßt es sich nicht sicher sagen, ob ein Buchstabe vorhanden ist oder nicht. Nicht immer sind „ss“ und „ß“ sicher zu unterscheiden. Auch läßt sich nicht immer mit Sicherheit ausmachen, ob ein Gliederungspunkt, z.B. „a“ oder „ b “ schon ursprünglich gesetzt war oder ob er erst sekundär eingefügt wurde; nur dort, wo eine sekundäre Einfügung offensichtlich ist, wird dies in der Fußnote vermerkt. Die Abkürzungen werden in der vorliegenden Ausgabe aufgelöst und die fehlenden Buchstaben in eckigen Klammern ergänzt. Gleiches gilt für gegebenenfalls fehlende Satzzeichen. Nur an jenen Stellen, wo ganze Wörter fehlen, wurde, wenn dies dem Herausgeber zum besseren Verständnis des Textes nötig erschien, ein fehlendes Wort ebenfalls in eckigen Klammern eingefügt. Unterstreichungen wurden, da sie zumeist unmotiviert wirken und sicher im Laufe der Jahre vorgenommen wurden, nicht übernommen. Die Bögen wurden von Frohschammer zunächst nur einspaltig beschrieben, um die frei gebliebenen Spalten für Ergänzungen zu nutzen. Diese Ergänzungen werden in der vorliegenden Edition entweder als „Randbemerkungen“ identifiziert, wo deren exakte Verortung im Haupttext von Frohschammer nicht festgelegt wurde und die deshalb vom Herausgeber entsprechend dem jeweiligen Sinnzusammenhang vorgenommen wurde, oder als „Einfügungen“ am Seitenrand bzw. über oder unter der Zeile, die von Frohschammer selbst durch Auslassungszeichen an der betreffenden Stelle im Haupttext exakt verortet wurden. Beide werden in dieser Edition als Fußnoten formatiert. Einfügungen, die dem Herausgeber vom Textzusammenhang her als besonders wichtig erschienen, wurden zusätzlich im Haupttext abgedruckt. Einzelne Wörter bzw. Wortteile, die vom Herausgeber trotz größter Mühe nicht rekonstruiert werden konnten und so unleserlich blieben, wurden mit „(? )“ gekennzeichnet, um diesen Hinweis von „[? ]“ als Kennzeichnung eines im Original nicht vorhandenen, von der Grammatik her aber geforderten und daher vom Herausgeber ergänzten Fragezeichens zu unterscheiden; ansonsten wurden sämtliche Einfügungen des Herausgebers in eckige Klammern gesetzt. Gewöhnlich hat Frohschammer die Überschrift über einen größeren Abschnitt, z.B. einen Paragraphen, jeweils zu Beginn eines neuen Bogens wiederholt; zur Vermeidung von Irritationen werden diese Überschriften in dieser Ausgabe kleiner gedruckt. 1. Zur Seitenzählung Frohschammer selbst hat die in der Regel vier Seiten umfassenden Schreibbögen und die nur selten zwei Seiten umfassenden Blätter von wenigen Ausnahmen abgesehen bogen- <?page no="19"?> 9 bzw. blattweise gezählt, indem er am rechten oberen Seitenrand der ersten Seite des jeweiligen Bogens oder Blattes beispielsweise „Religionsphilosophie 86“ oder „4“ anmerkte; „Religionsphilosophie 86“ bzw. „4“ bedeutet dabei jeweils den gesamten vierseitigen Bogen bzw. das gesamte zweiseitige Blatt. Vermutlich weil er dies nicht durchgängig getan hat, wurde erst in jüngster Zeit von der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek München die gesamte Handschrift zusätzlich foliiert, so daß auf einem Bogen bzw. Blatt jede Vorderseite eine Nummer erhielt. Eine Seitenzahl umfaßt jeweils Vorder- und Rückseite, so daß ein vierseitiger Bogen als zwei Blätter mit zwei Nummern gerechnet wird. Im ganzen werden so 247 Blätter (Vorder- und Rückseite) gezählt. Für die vorliegende Edition haben wir diese Zählung übernommen, wobei wir zur Kennzeichnung der Vorderbzw. der Rückseite für die Vorderseite jeweils „r“ (recto) und für die Rückseite jeweils „v“ (verso) ergänzt haben. Da die einzelnen Seiten von Frohschammer in der Regel spaltenweise beschrieben wurden - auf der einen Spalte befindet sich jeweils der durchlaufende Haupttext, auf der anderen Einfügungen in den oder Randbemerkungen zum Haupttext - haben wir zusätzlich „r“ für die rechte und „l“ für die linke Spalte angegeben. Die Angabe [115vr] bedeutet demnach die Rückseite des Blattes (Doppelseite) mit der Nummer 115, rechte Spalte, die Angabe [93rl] hingegen meint die Vorderseite des Blattes (Doppelseite) mit der Nummer 93, linke Spalte. Die Register geben hingegen die Seiten dieser Edition wieder. An dieser Stelle sei angemerkt, daß ich im Rahmen meiner bisherigen Forschungen zu Frohschammer schon vor der von der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek München vorgenommenen Foliierung die gesamte Handschrift durchpaginiert und gemäß dieser Paginierung zitiert habe. Zur Unterscheidung der beiden Spalten habe ich dabei jeweils „r“ für die Angabe der rechten und „l“ für die Angabe der linken Spalte reserviert, so daß beispielsweise die Angabe [424l/ 425r] den Umbruch von der Seite 424, linke Spalte, zu Seite 425, rechte Spalte kennzeichnet. Auf der Originalhandschrift finden sich lediglich die Zählungen Frohschammers und jene der Universitätsbibliothek München. Um dem Leser eine bessere Vergleichsmöglichkeit zu eröffnen, haben wir eine Synopse der verschiedenen Zählweisen erstellt. Dabei findet sich in der linken Spalte die von der Universitätsbibliothek München vorgenommene, aufgrund meiner aktuellen Forschungen teilweise modifizierte und für diese Edition übernommene Foliierung mit der von mir ergänzten Angabe „r“ bzw. „v“; in der mittleren Spalte folgt die originale, von Frohschammer selbst vorgenommene Bogenbzw. Blattzählung; in der dritten Spalte findet sich schließlich die in meiner Habilitationsschrift „Zwischen Rationalismus und Traditionalismus. Offenbarung und Vernunft bei Jakob Frohschammer (Studien zur systematischen Theologie und Ethik, Bd. 5)“ (Münster 1995) praktizierte Seitenzählung. So entspricht beispielsweise die von der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek München vorgenommene Angabe „62“ mit dem von mir zusätzlich angegebenen „r“ (linke Spalte) dem von Frohschammer selbst vorgenommenen Bogen „Rel[i]g[io]nsphilos[ophie] 20“ (mittlere Spalte) und der von mir selbst bis dato vorgenommenen Seite „121“ (rechte Spalte). Im Register werden demgegenüber die Seiten dieser Edition angegeben. <?page no="20"?> 10 Foliierung Originalzählung Frohschammers Seitenzählung 78 1r 79 1 1 1v 80 - 2 2r - 3 2v - 4 3r 2 5 3v - 6 4r - 7 4v - 8 5r 1 9 5v - 10 6r 1 2 11 6v - 12 7r - 13 7v - 14 8r 1 3 15 8v - 16 9r - 17 9v - - 81 10r - 18 10v - 19 11r 2 20 11v - 21 12r 1 4 22 12v - 23 13r - 24 13v - - 82 14r 3 25 14v - 26 15r - 27 15v - 28 16r 4 29 16v - 30 17r - 31 17v - 32 78 So bei L ACHNER , Zwischen Rationalismus und Traditionalismus. Offenbarung und Vernunft bei Jakob Frohschammer (Studien zur systematischen Theologie und Ethik, Bd. 5), Münster 1995. 79 „r“ wurde von mir ergänzt und findet sich nicht auf dem Original. 80 Sämtliche mit „v“ angegebenen Seitenangaben finden sich nicht auf dem Original. 81 Unbeschriebene Seite (nicht gezählt). 82 Unbeschriebene Seite (nicht gezählt). Foliierung Originalzählung Frohschammers Seitenzählung 78 18r - 33 18v - 34 19r - 35 19v - 36 20r - 37 20v - 38 21r - 39 21v - 40 22r - 41 22v - 42 23r 1 43 23v - 44 24r - 45 24v - 46 25r 2 47 25v - 48 26r - 49 26v - 50 27r 1 51 27v - 52 28r - 53 28v - 54 29r 2 55 29v - 56 30r - 57 30v - 58 31r 5 59 31v - 60 32r - 61 32v - 62 33r 6 63 33v - 64 34r - 65 34v - 66 35r - 67 35v - 68 36r 7 69 36v - 70 37r - 71 37v - 72 38r 8 73 38v - 74 39r - 75 39v - 76 <?page no="21"?> 11 Foliierung Originalzählung Frohschammers Seitenzählung 78 40r 9 77 40v - 78 41r - 79 41v - 80 42r 10 81 42v - 82 43r - 83 43v - 84 44r 11 85 44v - 86 45r - 87 45v - 88 46r 12 89 46v - 90 47r - 91 47v - 92 48r 13 93 48v - 94 49r - 95 49v - 96 50r 14 97 50v - 98 51r - 99 51v - 100 52r 15 101 52v - 102 53r - 103 53v - 104 54r 16 105 54v - 106 55r - 107 55v - 108 56r 17 109 56v - 110 57r - 111 57v - 112 58r 18 113 58v - 114 59r - 115 59v - 116 60r 19 117 60v - 118 61r - 119 61v - 120 Foliierung Originalzählung Frohschammers Seitenzählung 78 62r 20 121 62v - 122 63r - 123 63v - 124 64r 21 125 64v - 126 65r - 127 65v - 128 66v - 130 67r - 131 67v - 132 68r 23 133 68v - 134 69r - 135 69v - 136 70r 24 137 70v - 138 71r - 139 71v - 140 72r 25 141 72v - 142 73r - 143 73v - 144 74r 26 145 74v - 146 75r - 147 75v - 148 76r 27 149 76v - 150 77r - - 83 77v - - 84 78r 28 151 78v - 152 79r - 153 79v - 154 80r 29 155 80v - 156 81r - 157 81v - 158 82r 30 159 82v - 160 83 Unbeschriebene Seite (nicht gezählt). 84 Unbeschriebene Seite (nicht gezählt). <?page no="22"?> 12 Foliierung Originalzählung Frohschammers Seitenzählung 78 83r - 161 83v - 162 84r 31 163 84v - 164 85r - 165 85v - 166 86r 32 167 86v - 168 87r - 169 87v - 170 88r 33 171 88v - 172 89r - 173 89v - 174 90r 34 175 90v - 176 91r - 177 91v - 178 92r 35 179 92v - 180 93r - 181 93v - 182 94r 36 191 94v - 192 95r - 193 95v - 194 96r 37 195 96v - 196 97r - 197 97v - 198 98r 38 187 98v - 188 99r 38 189 99v - 190 100r 39 183 100v - 184 101r - 185 101v - 186 102r 40 199 102v - 200 103r - 201 103v - 202 104r 41 203 104v - 204 Foliierung Originalzählung Frohschammers Seitenzählung 78 105r - 205 105v - 206 106r 42 207 106v - 208 107r - 209 107v - 210 108r 43 211 108v - 212 109r - 213 109v - 214 110r 44 215 110v - 216 111r - 217 111v - 218 112r 45 219 112v - 220 113r - 221 113v - 222 114r 46 223 114v - 224 115r - 225 115v - 226 116r 47 227 116v - 228 117r - 229 117v - 230 118r 48 231 118v - 232 119r - 233 119v - 234 120r 49 235 120v - 236 121r - 237 121v - 238 122r 50 239 122v - 240 123r - 241 123v - 242 124r 51 243 124v - 244 125r - 245 125v - 246 126r 52 247 126v - 248 <?page no="23"?> 13 Foliierung Originalzählung Frohschammers Seitenzählung 78 127r - 249 127v - 250 128r 53 251 128v - 252 129r - 253 129v - 254 130r 54 255 130v - 256 131r - 257 131v - 258 132r 55 259 132v - 260 133r - 261 133v - 262 134r 56 263 134v - 264 135r - 265 135v - 266 136r 57 267 136v - 268 137r - 269 137v - 270 138r 58 271 138v - 272 139r - 273 139v - 274 140r 59 275 140v - 276 141r - 277 141v - 278 142r 60 279 142v - 280 143r - 281 143v - 282 144r 61 283 144v - 284 145r - 285 145v - 286 146r - 287 146v - 288 147r 62 289 147v - 290 148r - 291 148v - 292 Foliierung Originalzählung Frohschammers Seitenzählung 78 149r 63 b 293 149v - 294 150r - 295 150v - - 85 151r 63 296 151v - 297 152r - 298 152v - 299 153r 64 300 153v - 301 154r - 302 154v - 303 155r 65 304 155v - 305 156r - 306 156v - 307 157r 66 308 157v - 309 158r - 310 158v - 311 159r - 312 159v - 313 160r - 314 160v - 315 161r - 316 161v - 317 162r 67 318 162v - 319 163r - 320 163v - 321 164r 68 322 164v - 323 165r - 324 165v - 325 166r 69 326 166v - 327 167r - 328 167v - 329 168r 70 330 168v - 331 169r - 332 169v - 333 85 Unbeschriebene Seite (nicht gezählt). <?page no="24"?> 14 Foliierung Originalzählung Frohschammers Seitenzählung 78 170r 71 334 170v - 335 171r - 336 171v - 337 172r 72 338 172v - 339 173r - 340 173v - 341 174r 73 342 174v - 343 175r - 344 175v - 345 176r 74 346 176v - 347 177r - 348 177v - 349 178r 75 350 178v - 351 179r - 352 179v - 353 180r 76 354 180v - 355 181r - 356 181v - 357 182r 77 358 182v - 359 183r - 360 183v - 361 184r 78 362 184v - 363 185r - 364 185v - 365 186r 78 a 366 186v - 367 187r - 368 187v - 369 188r 78 b 370 188v - 371 189r - 372 189v - 373 190r 79 382 190v - 383 191r - 384 191v - 385 Foliierung Originalzählung Frohschammers Seitenzählung 78 192r 79 a 374 192v - 375 193r - 376 193v - 377 194r 79 a 378 194v - 379 195r - 380 195v - 381 196r 80 386 196v - 387 197r - 388 197v - 389 198r 81 390 198v - 391 199r - 392 199v - 393 200r 1 394 200v - 395 201r - 396 201v - 397 202r 2 398 202v - 399 203r - 400 203v - 401 204r 3 402 204v - 403 205r - 404 205v - 405 206r 4 406 206v - 407 207r - 408 207v - 409 208r 5 410 208v - 411 209r - 412 209v - 413 210r 6 414 210v - 415 211r - 416 211v - 417 212r 7 418 212v - 419 213r - 420 213v - 421 <?page no="25"?> 15 Foliierung Originalzählung Frohschammers Seitenzählung 78 214r 8 422 214v - 423 215r - 424 215v - 425 216r 9 426 216v - 427 217r - 428 217v - 429 218r 10 430 218v - 431 219r - 432 219v - 433 220r 11 434 220v - 435 221r - 436 221v - 437 222r 1 438 222v - 439 223r - 440 223v - 441 224r 2 442 224v - 443 225r 12 444 225v - 445 226r - 446 226v - - 86 227r 1 447 227v - 448 228r - 449 228v - 450 229r 2 451 229v - 452 230r - 453 230v - 454 231r 3 455 Foliierung Originalzählung Frohschammers Seitenzählung 78 231v - 456 232r - 457 232v - 458 233r 4 459 233v - 460 234r - 461 234v - 462 235r 5 463 235v - 464 236r - 465 236v - 466 237r 1 467 237v - 468 238r - 469 238v - 470 239r 2 471 239v - 472 240r 1 473 240v - 474 241r - 475 241v - 476 242r 2 477 242v - 478 243r 3 479 243v - 480 244r 4 481 244v - 482 245r - 483 245v - 484 246r 5 485 246v - 486 247r - 487 247v - 488 Die Handschrift wurde von Frohschammer im Laufe der Jahre ständig verändert. Zahlreiche Überschreibungen, sekundäre Einfügungen von Gliederungsmerkmalen im Haupttext, Texteinfügungen über und teilweise unter den Zeilen sowie an den Seitenrändern und noch mehr Randbemerkungen und Einfügungen an den Seitenrändern, die in der vorliegenden Edition in den Fußnoten erscheinen, zeugen davon ebenso wie verschiedene nach- 86 Unbeschriebene Seite (nicht gezählt). <?page no="26"?> 16 einander, gelegentlich auch ineinander verschränkte Fassungen einzelner Teile der Vorlesung, die schon von der Gliederung der gesamten Handschrift her erkennbar werden. Frohschammer selbst hat seiner Vorlesung keine Gesamtgliederung vorangestellt. Die Überschriften geben zwar einen ersten Einblick in die Zusammenstellung des gesamten Textes, zugleich aber machen sie deutlich, daß der vorliegende Text keine geschlossene Einheit darstellt, sondern, von kleineren Neuabfassungen einzelner Abschnitte oder Paragraphen abgesehen, aus zwei größeren Fassungen zusammengefügt ist, die jeweils mehrfach überarbeitet wurden. 2. Kompositionskritische Analyse Die Vorlesung beginnt mit einem wohl im Sommersemester 1850 verfaßten „Vorwort“ [1rl] , das die beiden vierseitigen Bögen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 1“ [1rl-2vr] und „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 2“ [3rl-4vr] umfaßt; eine zweite, spätere Fassung der einleitenden Sätze des Vorwortes am Seitenrand [1rr] ist nicht datiert. Die darauf folgende „Einleitung“ ist auf der ersten Seite [5rl] des Bogens [5rl-5vr und 10rl-10vr] erneut mit „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 1“ [5rr] numeriert. Die Wiederholung der Numerierung „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 1“ könnte zwar darauf hindeuten, daß hier bereits eine zweite Fassung vorliegt, die Frohschammer später an dieser Stelle eingefügt hat, wahrscheinlicher ist aber, daß Frohschammer die „Einleitung“ unabhängig vom „Vorwort“ als eigenen Abschnitt numeriert hat. Inhaltlich schließt diese „Einleitung“ mit der Überschrift „§: 1 Begriff, Gegenstand u[nd] Aufgabe der Religionsphilosophie.“ gut an das „Vorwort“ an. Sie umfaßt auf dem vierseitigen Bogen [5rl-5vr und 10rl-10vr] zunächst die Seiten [5rl-5vr] . Die beiden folgenden Bögen [6rl-7vr] und [8rl-9v] sind in diesen Bogen eingelegt. Inhaltlich bilden diese beiden eingelegten Bögen eine Einheit und verstehen sich als Fortsetzung des Textes auf Seite [5vr] ; entsprechend wird dieser Einschub von Frohschammer auch treffend als „Beil[a]g[e] z[u] §: 1. II.“ [6rl] sowie [8rl] gekennzeichnet; dafür, daß die beiden Bögen erst später eingeschoben wurden, spricht nicht nur die offensichtlich sekundäre Einfügung der Untergliederung „a“ hinter „II“ [5rl] , die durch die Ergänzung des Abschnittes „II b.“ [6rl] auf dem ersten eingelegten Bogen erforderlich wurde, sondern auch die spezifizierende Numerierung des ersten eingelegten Bogens „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 1²“ [6rr] und des zweiten eingelegten Bogens mit der Randnummer „1³“ [8rr] sowie die Tatsache, daß die vierte Seite des zweiten eingelegten Bogens [9v] unbeschrieben ist. An den Bogen [5rl-5vr und 10rl-10vr] mit den beiden eingelegten Bögen schließt inhaltlich unmittelbar ein vierseitiger Bogen [11rl- 11vr und 18rl-18vr] an, der [11rr] mit „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 2“ numeriert ist und auch inhaltlich als zur „Einleitung“ gehörend und sich als Fortsetzung zu „§: 1“ verstehend gekennzeichnet ist [11rl] ; der am Seitenende [11vr] unabgeschlossene Satz wird erst [18rl] fortgesetzt. In diesen Bogen [11rl-11vr und 18rl-18vr] eingelegt folgt ein Bogen [12rl-13v] mit der Numerierung „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 1 4 “, dessen vierte Seite [13v] unbeschrieben ist und insofern schon äußerlich als späterer Einschub identifizierbar ist und der sich sowohl durch seine Numerierung als auch durch seine Überschrift <?page no="27"?> 17 „Beil[a]g[e] z[u] § 1 IV“ inhaltlich als Ersatz des in den Bögen [5rl-5vr und 10rl-10vr] und [11rl-11vr und 18rl-18vr] im Nachhinein eingeklammerten Abschnittes „IV“ [10vr- 11vr] zu erkennen gibt; der unmittelbar auf die „Beil[a]g[e] z[u] § 1 IV“ auf den beiden folgenden Seiten [12rl-12vr] folgende Abschnitt „§: 2 Princip u[nd] Methode d[er] R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie]“ versteht sich so als im Nachhinein verfaßter Einschub vor „§: 2 Princip u[nd] Methode der Religionsphilosophie.“ [11vr] . Fälschlicherweise sind die beiden folgenden Bögen „R[e]l[i]g[io]nsphilosophie 3“ [14rl-15vr] und „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 4“ [16rl-17vr] ebenfalls in den Bogen [11rl-11vr und 18rl-18vr] eingelegt. Inhaltlich knüpfen sie an den [18vr] begonnenen und unabgeschlossenen Satz exakt an, schließen den [11vr] begonnenen Paragraphen 2 ab und führen inhaltlich und von der Gliederung her logisch [15vr] mit dem ursprünglich als „§: 3“ und erst im Nachhinein zu „§: 4“ korrigierten Abschnitt „Eintheilung der R[e]l[i]g[io]nsphil[osophie]“ und [15vr] diesen mit dem ursprünglich als „§: 4“ und erst im Nachhinein zu „§: 5“ korrigierten Abschnitt „Literatur der Religionsphilos[ophie]“ [16vr] fort. Warum Frohschammer die Numerierung der beiden Paragraphen verändert hat, ist angesichts der Tatsache, daß ein dadurch notwendig gewordener Paragraph 3 fehlt, unklar. Diese hier zunächst endende Fassung der Vorlesung zur Religionsphilosophie findet [31rr/ l] mit der von Frohschammer vorgenommenen Bogenzählung „Religionsphilos[ophie] 5“ seine Fortsetzung. Auf den Bogen [11rl-11vr und 18rl-18vr] mit den drei eingelegten Bögen folgt - im Nachhinein eingefügt - ein weiter nicht numerierter Bogen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie]“ [19rl-20vr] , der sich als neue Fassung von „Einleitung.“ mit „Vorwort“ vom Mai 1854 zu erkennen gibt. Hierauf folgt ein weiterer unnumerierter Bogen [21rl-22vr] mit der im Nachhinein mit Bleistift vorgenommenen Datumsangabe „(1856 [,] d[en] 17. Apr[il])“. Dieser Bogen mit der Überschrift „Einl[ei]t[un]g z[ur] R[e]l[i]g[io]nsphilosophie“ und dem Untertitel „Ueber die Aufgabe u[nd] d[en] G[e]g[e]nst[a]nd der Philosophie.“ schließt sicher nicht an den vorherigen Bogen und wohl auch kaum an einen anderen der vorhergehenden Bögen an. Möglicherweise wurde er im Nachhinein vor den folgenden Einschub einer Neufassung der Einleitung und der drei ersten einleitenden Paragraphen der Vorlesung zur Religionsphilosophie gestellt, welche mit dem Bogen [23rl-24vr] , der erneut als „Religionsphilos[ophie] 1“ gezählt wird und „§: 1 Gegenstand der Religionsphilosophie.“ [23rl- 23vr] , „§: 2 Aufgabe der Religionsphilosophie“ [23vr-24rl] sowie den Anfang von „§: 3 Princip und Methode der R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie]“ [24rl-24vr] behandeln. Der folgende Bogen „Religionsphilos[ophie] 2“ [25rl-26vr] schließt unmittelbar an den im vorherigen Bogen [23rl-24vr] begonnenen Paragraphen 3 an. An dieser Stelle ist auf den beiden Bögen „1“ [27rl-28vr] und „2“ [29rl-30vr] Frohschammers „Vorlesung am 4 [.] Mai 1863“ eingeschoben, die den Fortgang der Thematik unterbricht und die Frohschammer offensichtlich im Rahmen seiner Vorlesung zur Religionsphilosophie zum genannten Datum als öffentliche Antwort auf das an ihn ergangene Verurteilungsschreiben „Gravissimas inter“ 87 von Papst Pius IX. vom 11. Dezember 1862 87 DH 2850-2861. <?page no="28"?> 18 hielt. Der Münchener Erzbischof Gregor von Scherr hatte nach der Weigerung Frohschammers seine Unterschrift unter die vorbereitete Unterwerfungserklärung zu setzen, das päpstliche Schreiben erst am 4. April 1863, also exakt einen Monat vor dieser Vorlesung Frohschammers vom 4. Mai 1863 in lateinischer Sprache veröffentlicht. 88 Nach den genannten drei eingeschobenen Teilen [19rl-30vr] folgt ein Bogen „Religionsphilos[ophie] 5“ [31rr/ rl-32vr] , der unter der Überschrift „I [.] Kapitel od[er] Theil.“ [31r] und der Unterüberschrift „I [.] Theil. Ursprung u[nd] Entwicklung der R[e]l[i]g[io]n.“ [31rr] mit „§: 5 Die Religion als allgemeine Thatsache der Menschheit.“ [31rl] einsetzt. Dieser Bogen versteht sich ohne Zweifel als Fortsetzung der ersten Textfassung, die zunächst mit dem ursprünglich mit „§: 4“, später mit „5“ überschriebenen Abschnitt „Literatur der Religionsphilos[ophie]“ abgebrochen worden war [17vr] und der entsprechend mit „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 4“ [16rl-17vr] numeriert ist und schließt dort auch inhaltlich unmittelbar an; die auf dem Bogen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 4“ [16rl- 17vr] veränderte Zählung der Paragraphen wird hier nicht weitergeführt. Der weitere Bogen „Religionsphilos[ophie] 6“ [33rl-34vr] schließt seinerseits unmittelbar an den vorherigen Bogen „Religionsphilos[ophie] 5“ [31rr/ rl-32vr ] an. Das folgende Blatt [35rl-35vr] , das thematisch dem Themenkomplex „R[e]l[i]g[io]nsphil[o]s[ophie] Metaphysik“ [35rr] zugeordnet ist und unter der Überschrift „B[e]gr[i]ff u[nd] Einth[ei]l[un]g“ [35rl] steht, gehört nicht in diese Fassung. Am Seitenrand finden sich die teils mit Tinte, teils mit Bleistift eingefügten, also sicherlich im Nachhinein erfolgten Datumsangaben 9. Mai 1859, 3. Mai 1860, 25. April 1861, 5. Mai 1862, 5. Mai 1863 und 25. April 1864; vermutlich hat Frohschammer diese Passage zu den genannten Zeitpunkten im Rahmen seiner Vorlesung zur Religionsphilosophie vorgetragen und möglicherweise ursprünglich im Frühjahr 1859 verfaßt und danach - wie die Randbemerkungen zeigen - immer wieder überarbeitet. Ihre Fortsetzung findet die zuletzt nach dem Bogen „Religionsphilos[ophie] 6“ [33rl- 34vr] unterbrochene Textfassung mit dem Bogen „Religionsphilos[ophie] 7“ [36rl-37vr] , der zunächst den [33rl] begonnenen „§ 6“ über den „Ursprung der Religion“ abschließt und sodann [36rl] „§: 7 Falsche Hypothesen 89 über d[en] des 90 Ursprungs 91 der Religion“ eröffnet, mit dem folgenden Bogen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 8“ [38rl-39vr] , der den begonnenen § 7 fortsetzt und abschließt, mit dem wiederum unmittelbar folgenden Bogen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 9“ [40rl-41vr] , der [40rl] „§: 8 Die religiöse Anlage od[er] die (eingeborene) Idee v[on] Gott 92 “ behandelt, dem folgenden Bogen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 10“ [42rl-43vr] , der nach Fortsetzung und Abschluss von § 8 mit „§: 9 Anfänge der Religion od[er] Entstehung des Gottesbewußtseyns. (Gott[e]s Ur-Off[e]nb[a]r[un]g)“ [43rl] einsetzt, der zuerst in Bogen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 11“ [44rl-45vr] fortgesetzt und in Bogen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 12“ [46rl-47vr] abge- 88 Pastoral-Blatt für die Erzdiöcese München-Freysing 4 (1863) Nr. 14, 57-59. 89 „Hypothesen“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „Erklärungen“. 90 „über den“ über der Zeile ersetzt in der Zeile allerdings nicht eingeklammertes „des“. 91 Der Genitiv ist im Zuge der sprachlichen Überarbeitung irrtümlich stehen geblieben. 92 „Gottesidee“ über der Zeile. <?page no="29"?> 19 schlossen wird, bevor [46rl] mit „§: 10 Die erste religiöse Grund-Function (od[er] Thätigk[ei]t) des Menschen oder der (religiöse) Glaube. Die Grundfuncti[on] u[nd] Form d[e]s Gott[e]sb[e]wußts[e]y[n]s od[er] d[er] r[e]l[i]g[iö]s[e] Glaube“ eine neue Thematik eröffnet wird, die ihrerseits in dem folgenden Bogen „Rel[i]g[io]nsphilos[ophie] 13“ [48rl-49vr] fortgesetzt und auf dem weiteren Bogen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 14“ [50rl-51vr] abgeschlossen wird, wo sodann [51vr] der anschließende „§: 11 Die (rel[i]g[iö]se) Thätigk[ei]t der gesammten geist[i]g[en] Kräfte od[er] Vermögen des Menschen“ begonnen wird. Diese Fassung des Vorlesungstextes findet ihre Fortsetzung in dem unmittelbar folgenden Bogen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 15“ [52rl-53vr] mit der Fortsetzung von § 11, im folgenden Bogen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 16“ [54rl-55vr] mit dem Abschluss von § 11 und der Eröffnung von „§: 12 Die E[n]tst[e]h[un]g der Vielheit u[nd] Verschiedenheit der Religionen, durch geschichtl[ichen] Entwickl[un]gsproceß des G[o]tt[e]sb[ewu]ßts[eyn]s u[nd] der Ursp[run]g des Symbolik u[nd] Mythologie“ [55rl] , in den folgenden Bögen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 17“ [56rl-57vr] , „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 18“ [58rl-59vr], „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 19“ [60rl-61vr] mit der Fortsetzung von § 12, auf dem Bogen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 20“ [62rl-63vr] mit dem Abschluß von § 12 und dem Beginn von „§: 13 Wiedervereinigung der Religion[en] zu Einer, der wahren und einzigen“ [63rl] , in den folgenden Bögen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 21“ [64rl-65vr] und „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 22“ [66rl-67vr] mit der Fortsetzung dieses Paragraphen, in dem folgenden Bogen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 23“ [68rl-69vr] mit dessen Abschluss und der Eröffnung von „§: 14 Die göttl[iche] Offenbarung [.] Nothw[e]nd[i]gk[ei]t u[nd] Erkennbark[ei]t ders[e]lb[en] (Wirkl[i]chk[ei]t? ). Gegen Rational[i]sm[us]“ [68vr] , in den wiederum unmittelbar folgenden Bögen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 24“ [70rl-71vr] , „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 25“ [72rl-73vr] mit der Fortsetzung des Paragraphen 14, in dem darauf folgenden Bogen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 26“ [74rl-75vr] mit dem Abschluß des Paragraphen 14 und dem Beginn von „§: 15 Die R[e]l[i]g[io]nswissenschaft.“ [74vr] , sowie dessen Abschluß in dem folgenden Bogen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 27“ [76rl-77v] , dessen zwei letzte Seiten [77r-77v] unbeschrieben sind. Auf diesen „I [.] Theil“ folgt in der Handschrift ein „II [.] Th[ei]l D[ie] Lehre v[on] Gott.“ [78rl] , der in seiner Gesamtheit dieser zentralen und umfangreichsten Fassung der Handschrift angehört und direkt an den vorherigen Bogen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 27“ anschließt: der Bogen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 28 [78rl-79vr] mit dem weiter gezählten „§: 16 (Das Bewußtseyn der R[e]l[i]g[io]nen selbst, v[on] d[er] Gotth[ei]t.) Gegenstand der Untersuchung“ [78rl] und dem irrtümlich erneut als „§: 16“ gezählten Paragraphen „V[on] d[en] Beweisen für d[as] Daseyn G[o]tt[e]s.“ [78vr] , der auf den Bögen „R[e]l[i]g[io]nsphilosoph[ie] 29“ [80rl-81vr] und „Rel[i]g[io]nsphilos[ophie] 30“ [82rl-83vr] fortgesetzt und auf dem folgenden Bogen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie 31“ [84rl-85vr] abgeschlossen wird, wo [85rl] „§: 17 Wesen u[nd] Eigenschaften Gottes“ ansetzt. Dieser Paragraph wird in den folgenden Bögen 32 [86rl-87vr] , 33 [88rl-89vr] , 34 [90rl-91vr] und 35 [92rl-93vr] weiter verhandelt. Dieser relativ umfangreiche Paragraph wird in dem Abschnitt „Schlußbemerk[u]ng[e]n üb[er] die g[ö]ttl[ichen] Eig[e]n- <?page no="30"?> 20 s[c]h[a]ft[e]n“ [92rl-93vr] zusammengefaßt. Seine unmittelbare Fortsetzung findet der Text auf den fünf folgenden Bögen 36 [94rl-95vr] , 37 [96rl-97vr] , 38 [98rl-99vr] , 39 [100rl-101vr] und 40 [102rl-103vr] , die unter der Überschrift „§: 18 Das göttl[iche] Leben, die g[ö]ttl[iche] Persönlichk[ei]t“ [94rl] stehen. Hieran schließt wiederum unmittelbar der auf den Bögen 41 [104rl-105vr] , 42 [106rl-107vr] , 43 [108rl-109vr] , 44 [110rl- 111vr] , 45 [112rl-113vr] und 46 [114rl-115vr] behandelte „§: 19 Von der Entstehung der Welt.“ [104rl] an; auf dem zuletzt genannten Bogen beginnt sodann [115rl] „§: 20 Wesen u[nd] Beschaffenheit der Welt.“, der auf den Bögen 47 [116rl-117vr] , 48 [118rl-119vr] , 49 [120rl-121vr] und 50 [122rl-123vr] weiter ausgeführt wird. Auf dem letztgenannten Bogen wird [123rl] mit „§: 21 Wesen des Menschen.“ fortgefahren, der auf den folgenden Bögen 51 [124rl-125vr] , 52 [126rl-127vr] und 53 [128rl-129vr] weitergeführt und auf dem Bogen 54 [130rl-131vr] abgeschlossen wird. Auf dem letztgenannten Bogen schließt folgerichtig „§: 22 V[on] d[er] Willensfreiheit.“ [131rl] an, der auf den Bögen 55 [132rl- 133vr] , 56 [134rl-135vr] und 57 [136rl-137vr] seine Fortsetzung und auf Bogen 58 [138rl-139vr] seinen Abschluss findet, wo dann [139rl] „§: 23 V[om] physischen u[nd] moralischen Uebel.“ beginnt. Dieser Paragraph wird auf den folgenden Bögen 59 [140rl- 141vr] , 60 [142rl-143vr] und 61 [144rl-144vr und 146rl-146vr] , in welchen ein doppelseitig beschriebenes Blatt im Format von 21 Zentimetern Höhe und 17 Zentimetern Breite [145r-145v] mit der Überschrift „Ob d[a]s Böse ein bloßer Mangel.“ [145r] eingelegt ist, fortgesetzt und auf dem Bogen 62 [147rl-148vr] abgeschlossen. Auf demselben Bogen folgt [148rl] „§: 24 V[on] d[er] Erlösung“. Dieser Bogen wird erst [151rl] auf dem Bogen 63 [151rl-152vr] fortgeführt; vor diesen ist im Nachhinein ein Bogen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 63 b “ [149rl-150v] , dessen vierte Seite [150v] unbeschrieben ist, eingefügt, der [149rl] als „Beil[a]g[e] z[u] Bog[en] 63“ mit der Überschrift „Geschichtl[iches] üb[er] d[ie] Erlös[u]ngstheorie.“ gekennzeichnet ist, deren exakte Verortung auf dem Bogen 63 aber nicht auszumachen ist. An den Bogen 63 schließt unmittelbar der Bogen 64 [153rl-154vr] an, wo [154rl] unter konsequenter Weiterzählung der Paragraphen „§: 25 V[on] d[er] Unsterblichkeit.“ folgt, ein Paragraph, der auf den Bögen 65 [155rl- 156vr] und 66 [157rl-157vr und 161rl-161vr] , in den ein von Frohschammer nicht eigens numerierter Bogen im Format von 21 Zentimetern Höhe und 17 Zentimetern Breite [158rl-158vr und 160rl-160vr] mit der Überschrift „Ew[i]ge Straf[en]“ [158r] eingelegt ist, in den seinerseits ein doppelseitig beschriebenes Blatt im Format 21,5 Zentimetern Höhe zu 13,4 Zentimetern Breite [159r-159v] , ebenfalls ohne Originalzählung eingelegt ist; die genaue Verortung dieses eingelegten Bogens und des eingelegten Blattes im fortlaufenden Text ist unklar. Auf dem folgenden Bogen 67 [162rl-163vr] wird § 25 abgeschlossen; [163rl] schließt „§: 26 Vom Weltende“ an, ein Paragraph, der auf dem Bogen 68 [164rl-165vr] fortgeführt und auf dem Bogen 69 [166rl-167v] abgeschlossen wird, wobei die vierte Seite des Bogens 69 [167v] ursprünglich unbeschrieben blieb und erst später eine kurze mit Bleistift geschriebene und sicher erst im Nachhinein eingefügte Gliederung des folgenden III. Teils dieser vom Umfang und von der Gesamtkonzeption her zentralen Fassung seiner Vorlesung, in der es um die „Ethik“ [167vl] oder die „Realisirung der R[e]l[i]g[io]n im Leben“ [168rl] geht, eingetragen wurde. <?page no="31"?> 21 Der „III [.] Theil“ der Vorlesung beginnt mit dem unmittelbar an den Bogen 69 anschließenden Bogen 70 [168rl-169vr] mit einer kurzen „V[o]rb[e]m[e]rk[u]ng“ [168rl] und „§: 27 V[on] d[er] rel[i]g[iö]s[en] Gemeinschaft.“ [168vr] , ein Paragraph, der auf dem Bogen 71 [170rl-171vr] fortgesetzt und auf dem Bogen 72 [172rl-173vr] abgeschlossen wird, auf dem [172vr] „§: 28 V[om] rel[i]g[iö]s[en] Cultus.“ beginnt. Dieser Paragraph setzt sich fort auf den Bögen 73 [174rl-175vr] , 74 [176rl-177vr] und 75 [178rl-179vr] und schließt auf dem unmittelbar folgenden Bogen 76 [180rl-181vr] ab, wo [180rl] „§: 29 Religiöse Auctorität u[nd] r[e]l[i]g[iö]s[e] Freiheit.“ beginnt. Dieser Paragraph findet seine Fortsetzung auf dem folgenden Bogen 77 [182rl-183vr] und seinen Abschluss auf dem Bogen 78 [184rl-185vr] . Auf diesem beginnt [185vr] der unmittelbar anschließende „§: 30 Verhältniß der Religions-Gemeinschaften zu einander.“ Die beiden folgenden Bögen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 78 a “ [186rl-187vr] und „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 78 b “ [188rl-189vr] , die als „Beil[a]g[e] z[u] §: 29“ [186rl und 188rl] bestimmt sind, verstehen sich als später eingefügte Fortsetzung von § 29 und sind inhaltlich unmittelbar vor der Überschrift § 30 [185vr] zu denken. Der letzte Satz von § 30 auf dem Bogen 78 [185vr] wird [190rl] auf dem Bogen 79 [190rl-191vr] fortgesetzt und der gesamte § 30 abgeschlossen, wo [191vr] bruchlos „§: 31 V[om] Verhältniß der R[e]l[i]g[io]n zum Staate.“ beginnt. Die beiden folgenden Bögen 79 a [192rl-193vr] und der folgende, irrtümlicherweise erneut als „79 a “ [194rr] gezählte Bogen [194rl-195vr] , von denen ersterer als „Beil[a]g[e] z[u] §: 30.“ [192rl] gekennzeichnet und letzterer mit „§: 31 Religion u[nd] Moralität.“ [194rl] überschrieben ist, sind als Einschübe vor „§: 31 V[om] Verhältniß der R[e]l[i]g[io]n zum Staate.“ [191vr] auf dem Bogen 79 gedacht. Dieser ursprüngliche Paragraph 31 wird auf den Bögen 80 [196rl-197vr] und 81 [198rl-199vr] fortgesetzt und abgeschlossen. An dieser Stelle endet diese erste, vom Umfang und von der inhaltlichen Geschlossenheit her zentrale Fassung der Vorlesung Frohschammers zur Religionsphilosophie. Die folgenden Bögen sind in ein gedrucktes Thesenblatt einer für 3. Mai 1855, 10 Uhr angekündigten öffentlichen Disputation von Casparus Papius eingeschlagen. Mit der Überschrift „§: 1 Aufg[abe] d[er] Philosophie.“ [200rl] auf einem mit „1“ numerierten Bogen [200rl-201vr] beginnt mit einer weiteren, unabgeschlossenen Fassung von Frohschammers „Einl[ei]t[un]g“ [200rl] zur Vorlesung über Religionsphilosophie, die mit dem mit Bleistift eingefügten Datum „Nov[ember] 1854“ [200rl] versehen ist, die zweite Fassung dieser Vorlesung. Dieser Paragraph findet seine ungebrochene Fortsetzung auf den Bögen „2“ [202rl-203vr] , „3“ [204rl-205vr] , „4“ [206rl-207vr] , „5“ [208rl-209vr] , „6“ [210rl-211vr] , „7“ [212rl-213vr] , „8“ [214rl-215vr] , „9“ [216rl-217vr] , „10“ [218rl- 219vr] und „11“ [220rl-221vl] . Daran schließt auf dem folgenden, erneut mit „1“ gezählten Bogen [222rl-223vr] „§: 2 Aufg[a]be der R[e]l[i]g[io]nsphilosophie“ [222rl] an. Daß dieser Bogen ursprünglich an die unmittelbar vorhergehenden Bögen anknüpft, ist möglich, aber nicht sicher. Dafür spricht der Anschluss eines Paragraphen 2 an den zuvor verhandelten Paragraphen 1; dagegen spricht die Verwendung eines anderen Blattformats von 33,5 mal 21,4 Zentimetern. Möglicherweise schließt er an den folgenden Bogen [225rl-226v] an. Er findet <?page no="32"?> 22 seinerseits aber seine ungebrochene Fortsetzung auf dem mit „2“ [224rl] bezeichneten doppelseitig beschriebenen Blatt [224rl-224vr] in demselben Format. Daß der folgende mit „12“ gezählte Bogen [225rl-226v] , dessen vierte Seite [226v] unbeschrieben ist und der sich als „Recap[itulation]“ von „§: 1 Aufg[abe] d[er] Philos[ophie]“ [225rl] zu erkennen gibt, an den vorhergehenden Bogen anschließt, ist wegen der Numerierung mit „12“ so gut wie ausgeschlossen. Naheliegender ist aus inhaltlichen Gründen, daß dieser Bogen unmittelbar an den obigen Bogen „11“ [220rl-221vl] anschließt. Wahrscheinlich schließt der nächste, erneut mit „1“ gezählte Bogen [227rl-228vr] mit der Überschrift „§: 2 Princip der Philosophie.“ [227rl] an den vorhergehenden Bogen an. Zwar spricht die Numerierung des Bogens dagegen, die inhaltliche Gliederung aber spricht dafür. Möglicherweise wurde dieser Paragraph wie auch die folgenden Paragraphen für sich numeriert. Inhaltlich liegt der unmittelbare Anschluß an [224vr] nahe. In jedem Fall aber schließen die Bögen „2.“ [229rl-230vr] , „3.“ [231rl-232vr] , „4“ [233rl- 234vr] und „5“ [235rl-236vr] nacheinander an diesen Bogen „1“ an. Erneut als „1.“ wird der folgende Bogen [237rl-238vr] gezählt, der die Überschrift „§: 3 Methode der Philos[ophie]“ [237rl] trägt. Inhaltlich knüpft dieser Bogen und das folgende doppelseitig beschriebene Blatt „2“ [239rl-239vr] mit der Überschrift „§: 3 Methode“ an die vorherigen Bögen [227rl-236vr] an. Wiederum mit „1“ gezählt schließt der folgende Bogen in dem Format 33,5 mal 21,4 Zentimeter [240rr/ rl-241vr] mit der Überschrift „§: 4 Verhältniß der R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] (zur R[e]l[i]g[io]n u[nd] K[i]rche)“ [240r] inhaltlich gut an die vorhergehenden Bögen und das doppelseitig beschriebene Blatt an. Der Paragraph 4 findet auf den folgenden doppelseitig beschriebenen Blättern „2.“ [242rl-242vl] und „3“ [243rl-243vr] , in dem Bogen „4“ [244rl-245vr] und in dem letzten Bogen „5“ [246rl-247vl] seine unmittelbare inhaltliche Fortsetzung und seinen Abschluss. Zusammenfassend besteht Frohschammers Vorlesungshandschrift zur Religionsphilosophie aus zwei Fassungen. Eine erste, im Sommersemester 1850 begonnene oder verfaßte, die sich - unterbrochen bzw. ergänzt durch die drei späteren Einschübe [19rl-20vr] , [21rl-26vr] und [27rl-30vr] - vermutlich von [1rl-18vr] über [31rr-34vr] bis [36rl- 199vr] erstreckt. Die zweite Grundschrift, die im November 1854 begonnen wurde, setzt ein mit [200rl-221vl] und wird nach einem kurzen Einschub [225rl-226vr] - [225rl- 247vl] fortgesetzt und abgeschlossen. <?page no="33"?> 23 B. J AKOB F ROHSCHAMMER : R ELIGIONSPHILOSOPHIE (Text mit kritischem Apparat) Vorwort 93 M[eine] H[erren! ] 94 I) Indem ich es unternehme, Vorles[u]ng[e]n über R[e]l[i]g[io]ns- Philosophie zu eröffnen, glaube ich sowohl 95 einem Bedürfniß zu begegnen u[nd] den Wunsch Mancher zu erfüllen, als auch der Religion selbst ein Recht wieder zu Theil werden zu laßen, das ihr seit einigen Jahren nicht mehr gewährt ward an 96 unserer Universität. Während näml[ich] alle andern Gegenstände, die für das mens[c]hl[iche] Wißen v[on] Wichtigkeit sind, die Natur, das Recht, die Geschichte sich einer reichlichen u[nd] gediegenen Vertretung zu erfreuen hatten u[nd] auch philosoph[ischer] Untersuchung gewürdigt wurden, war die R[e]l[i]g[io]n allein unbeachtet geblieben u[nd] sie [,] die mit der Philosophie v[on] jeher in der nächsten Beziehung stand, von dieser gar nicht getrennt werden kann, da stets beide 97 zu jeder Zeit entwed[er] in freundschaftl[ichem] od[er] in feindlichen (sic! ) Verhältniß stehte (sic! ) [,] nie aber außer aller Bezieh[u]ng zu ihr sich befindet, sie, die R[e]l[i]g[io]n ist ohne philosoph[ische] Vertretung u[nd] Anwalt geblieben. - Gleichwohl scheint es mir gewiß, daß, wenn irgend ein G[e]g[e]nstand 98 genauer Prüfung u[nd] Erkenntniß gewürdigt zu werden verdient 99 [,] dieß bei der R[e]l[i]g[io]n der Fall ist 100 , u[nd] ich denke diese Ueberzeugung auch bei Ihnen hervorrufen zu können, wenn Sie den Gründen, die ich dafür anführe, Ihr Nachdenken zuwenden wollen. 101 93 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 1.“ am oberen Seitenrand [ 1rr ]; „1” bezeichnet den Bogen. 94 „1850 SommerSemester (sic! )“ über der Zeile. 95 „sowohl” ersetzt durch Streichung ursprüngliches „ebensowohl“. 96 In der Zeile folgendes „d[er] philos[ophischen] F[akultät]” gestrichen. 97 „stets beide” über der Zeile; „die Philosophie“ in der Zeile eingeklammert. 98 Über der Zeile eingefügtes „in Erscheinung“ gestrichen. 99 „u[nd] gekannt werden soll v[on] Jedem [,] der nicht blos ein fader Handwerker seines engen Berufes seyn will, so ist dieß“ am Seitenrand [1rr] eingefügt. 100 „u[nd] daß sie darum mit vollem Rechte in der Reihe der üb[ri]g[en] philos[ophischen] G[e]g[e]nst[ä]nde ihre Vertretung finde“ am Seitenrand [1rr] eingefügt. 101 Möglicherweise als Ersatz für den vorstehenden einleitenden Absatz bietet die Handschrift [1rr] folgende Einleitung: „M[eine] H[erren! ] Ehe ich d[ie] Vortr[ä]ge üb[er] R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] beginne, [in der Zeile folgende Satzanschlußversuche „glaube scheint wird” gestrichen] ist es, wie mir scheint, zweckdienl[ich,] daß ich zuvor in einigen allgem[einen] Bem[e]rk[u]ng[e]n auf die Bedeut[u]ng u[nd] Wicht[i]gk[ei]t des G[e]g[e]nst[a]nd[e]s Sie aufmerksam zu machen, der hier zur philos[ophischen] Untersuch[u]ng kommen soll, der R[e]l[i]g[io]n näml[ich] [über der Zeile: „u[nd] dieß deßwegen [,] weil -”]. - Es herrscht [in der Zeile folgendes „näml[ich]” gestrichen] [,] wie mir scheint, namentl[ich] bei denen, die sich nicht spez[iell] dem Stud[ium] der Theol[ogie] zuwenden, ein gewisses Vorurtheil, eine gewisse Abneig[u]ng geg[en] d[ie] R[e]l[i]g[io]n u[nd] die Wisse[n]sch[a]ft, die sie zum G[e]g[e]nsta[n]d hat; wenigst[e]ns wird die Belehr[u]ng u[nd] d[as] Stud[ium] hierüber für etwas Ueberflüßiges, Unnöthiges gehalten. [Einfügung [1rr] : „Nicht als wenn der Einzelne erst sich d[ie]s[e]s schiefe Urtheil [,] nein, nicht so ist es gemeint, d[ie]se Ansicht ist vielmehr so herkömml[ich] ... (? ) s[o] z[u] s[agen] und … (? ) ist übliches … (? )]. - D[a]g[e]g[e]n ist nun freil[ich] sogleich zu bemerken, [„Jeder muß si[c]h sogleich … (? )“ über der Zeile] daß wenn es je darum zu thun ist, sich philos[ophische] Kenntniße zu <?page no="34"?> 24 II) a) Betrachten wir die R[e]l[i]g[io]n zuförderst (sic! ) nun als allgemeine Thatsache der Menschh[ei]t, als historische Erscheinung, als bewegende Kraft 102 in der Weltgeschichte, so wird sich ihr keine andere Macht an die Seite stellen können, die v[on] der frühesten Urzeit der Menschheit an durch alle Jahrh[u]nderte hindurch bis auf uns[ere] Tage solchen Einfluß geübt auf die geist[i]ge Entwickl[u]ng u[nd] Bildung der Menschheit, auf Wissenschaft, Kunst [,] Sitten u[nd] Lebenseinrichtung der Völker, ja selbst auf die politische Gestaltung der Staaten 103 , auf Entstehung u[nd] Untergang der großen Weltreiche - w[ie] d[ie] R[e]l[i]g[io]n 104 . - Von der ältesten Geschichte der Menschh[ei]t z.B. wissen wir wenig mehr 105 als einige religiöse Sagen u[nd] Gebräuche, u[nd] die Geschichtskunde der ältest[en] Völker hebt mit diesen an; aus diesen entwickeln sich gewöhnl[ich] erst nach u[nd] nach die staatlichen Einrichtungen u[nd] Gesetze 106 ; und die Religion [1rl/ 1vr] wie sie sonst auch näher beschaffen seyn mochte, hatte stets auf alle Staatsverhältnisse u[nd] Unternehmungen bei allen alten Staaten den größten Einfluß. 107 Wir brauchen aber nicht so weit zurückzugehen, um den großen, entscheidenden Einfluß der Religion auf das Leben der Völker im Groß[en], auf geschichtliche Entwickl[u]ng u[nd] die politische Gestalt[u]ng der Menschh[ei]t darzuthun; betrachten wir nur als evidenten Beweis hiefür zwei R[e]l[i]g[io]ns-Formen, deren Entsteh[u]ng u[nd] Entwicklung wir bestimmter u[nd] genauer kennen. Welche politis[c]he Bewegungen u[nd] Umgestaltungen ganzer Staaten u[nd] Reiche hat der Muhammedanismus in Afrika, Asien u[nd] selbst in Europa hervorgebracht? Kein andres Motiv hätte die Völker so in Beweg[u]ng zu setzen vermocht, hätte solche Veränd[e]r[u]ng[e]n in großartigster u[nd] nachhaltigster Weise hervorrufen können, wie d[ie]se neue R[e]l[i]g[io]nsform, diese wilde, stürmende r[e]l[i]g[iö]se Beerringen, es durchaus nicht vermeiden kann [,] auch die R[e]l[i]g[io]n in den Kreis s[einer] Untersuch[u]ngsg[e]g[e]nst[ä]nde herein zu ziehen, denn so lange es Philos[ophie] gibt [,] stand sie zur R[e]l[i]g[io]n in engster Bez[ie]h[u]ng, in freundsch[a]ftl[ichem] od[er] feindl[ichem] Sinne, [in der Zeile folgendes „ja sie” gestrichen] ging sie jedoch [„sie jedoch” über der Zeile eingefügt] uranfängl[ich] aus der R[e]l[i]g[io]n hervor. Namentl[ich] aber hat [„hat“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „ist“] in uns[eren] Tagen das Verh[ä]ltniß zw[i]sch[en] beiden sich so gestaltet, daß Eine Richtung der Philosophie zugleich R[e]l[i]g[io]n seyn möchte, indem sie ihre Resultate in die populäre Form summarisch (? ) Sentenzen ausprägend, an die Stelle der ch[ri]stl[ichen] Lehren setzen (möchte), also zur sog[enannten] R[e]l[i]g[io]n der Humanität sich umgestalten möchte; - die and[ere] Richtung aber auf alle Weise sich bemüht [,] den bisher[i]g[en] Zwiespalt zw[i]sch[en] ch[ri]stl[icher] R[e]l[i]g[io]n u[nd] Philos[ophie] aufzuheben u[nd] Versöhnung u[nd] Einheit zw[i]sch[en] beide[n] herzustellen. Die [„H” in der Zeile gestrichen] beiden H[au]ptricht[un]g[en] in der Philos[ophie] d[er] neu[eren] Zeit würden [„würden” über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „ziehen”] sich vorzugsweise dem Gebiet der R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] zu. Wie sollte also der, welcher der Philos[ophie] der G[e]g[e]nwart s[eine] Aufmerks[a]mk[ei]t zuwendet, sein Nachdenken widmet, üb[er] die R[e]l[i]g[io]n in Unkenntniß bleiben können? Und üb[e]rh[au]pt wenn irg[e]nd ein G[e]g[e]nst[a]nd etc.“ 102 „Kraft” über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Macht“. 103 „der Staaten“ über der Zeile eingefügt. 104 „ - w[ie] d[ie] R[e]l[i]g[io]n“ über der Zeile eingefügt. 105 „sogar weiter Nichts“ über der Zeile. 106 Einfügung unter der Zeile: „die sich auf rel[i]g[iö]s[e] Ansicht[en] besinnen“. 107 Einfügung am Seitenrand [1vl] : „u[nd] gab jedem Staat sein[en] eigenthüml[ichen] Charakter [,] seine eigenth[üm]l[iche] Physiognomie möchte ich sagen, sie war die Seele [,] die sich in den äußern Formen manifestirte [über der Zeile eingefügtes ‘manifestirte’ ersetzt in der Zeile gestrichenes „spiegelte“], diese selbst hervorbrachte.“ <?page no="35"?> 25 geist[e]rung gethan. - Endl[ich] das Chr[i]st[e]nth[um] hat zwar in stillerer, aber desto nachhaltigerer, intensiverer Weise so zu sagen das Antlitz der halben Welt verändert u[nd] umgestaltet, vielen neu 108 entstehenden Reichen auch in ihren politis[c]h[en] Einricht[u]ng[e]n sein Gepräge aufgedrückt u[nd] als bewegender, leitender Geist innegewohnt; u[nd] wenn auch in neu[erer] Zeit die Staaten sich der rel[i]g[iö]s[e]n Motive bei ihren Einricht[un]g[en] u[nd] Unternehmungen entschlagen haben; so liegen doch noch sehr häufig auch bei politis[c]h[en] Entwickl[un]g[en] im Hintergrunde rel[i]g[iö]se Sympathieen oder Antipathiee[n] zu Grunde. Jedenfalls ist dieß gewiß [,] das (sic! ) Nichts so sehr die Völker trennt u[nd] sich entfremdet als die Verschiedenheit der R[e]l[i]g[io]n, u[nd] hinwiederum Nichts so sehr eint u[nd] befreundet als Uebereinstimmung, Einheit in der R[e]l[i]g[io]n. Wenn 109 auch Sucht nach augenblickl[ichem] Vorth[ei]l oft das Gegentheil bewirkt, so ist das aber nicht für die Dauer u[nd] vor Allem nicht Sache des Volkes, sond[ern] mehr Sache der Diplomatie. Schon um ihres großen Einflußes 110 auf das Leben der Völker, schon als die größte bewegende Macht in demselben 111 , verdient also die R[e]l[i]g[io]n uns[ere] besond[ere] Aufmerks[a]mk[ei]t u[nd] Prüfung. Ohne ihre Kenntniß wird schw[e]rlich [1vr/ 2rl] auch nur die politische Geschichte der Menschh[ei]t verstanden werden können. Ebenso wenig [,] ja noch weniger aber ist die Culturgeschichte der Völker zu verstehen ohne Kenntniß der Religion. Aus ihr gingen, wie schon bemerkt, nicht blos die Wissenschaften ursprünglich hervor [,] sondern auch die Künste [,] u[nd] im Wechselverkehr mit ihr entwickeln sich noch immer beide. Religiöse Vorstellungen waren es bei allen Völkern, selbst bei den freisinnigeren Griechen, welche den Künstlern den Stoff darbot zu ihren Meisterwerken u[nd] wo immer in Baukunst, Malerei od[er] Sculptur Ausgezeichnetes geschaffen ward, geschah es im Dienste der Religion. 112 Ebenso ist bekannt, wie die Wißensch[a]ft zuerst u[nd] urspr[ü]ngl[ich] von den Dienern der R[e]l[i]g[io]n, v[on] den Pr[ie]st[e]rn, begründet, gepflegt u[nd] ausgebildet ward u[nd] also auch sie auf dem Gebiet der R[e]l[i]g[io]n entsprang u[nd] Jahrh[u]nd[e]rte lang auf d[ie]s[e]m Gebiete verweilte, groß wurde u[nd] erstarkte, ehe sie Gemeingut der Menschh[ei]t wurde. 113 108 „neu“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „neuen“. 109 „. Wenn“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „, wenn“. 110 In der Zeile folgendes „also“ gestrichen. 111 „in demselben” über der Zeile ersetzt ursprüngliches, vermutlich im Nachhinein eingeklammertes „im Leben der Völker“. 112 Einfügung am Seitenrand [2rr] : „Die Riesenwerke aus dem Indis[c]h[en] u[nd] Aegyptis[c]h[en] Alterthum [,] sie sind aus dem Geiste der R[e]l[i]g[io]n d[ie]s[e]r Völker hervorgegangen; die herrl[ichen] Götterbilder der Griechen [,] sie sind durch d[ie] Inspiration der R[e]l[i]g[io]n des Griechenvolkes entstanden, sind der Ausdruck ihr[er] rel[i]g[iö]s[en] Idee[n] u[nd] Gefühle. Und ebenso hatte sich d[er] chr[i]stl[iche] Geist seine Kunst geschaffen - s[eine] hoh[en] gewalt[i]g[en] Tempel bei den germanisch[en] Völkern; die vollendeten Gemählde vor Allem bei dem Romanisch[en] Stamme im Mittelalter. - Und üb[e]rh[au]pt ist es anerkannte Thatsache, daß“. Der Satz ist unabgeschlossen. 113 Einfügung am Seitenrand [2rr] : „Und noch jetzt führen auch alle andern Wiss[e]nsch[a]ft[e]n in ihr[em] tiefsten u[nd] letzten Grunde auf d[a]s Gebiet zurück, welches das Eigenthüml[iche] der R[e]l[i]g[io]n ist; auf geheimnißvollen, unsichtbar[en] Grund u[nd] Anfang, auf das Göttliche, Unbegreifl[iche] - so d[ie] Naturwiss[e]nsch[a]ft, die Geschichte etc. - od[er] sie müssen nothw[e]nd[i]g[e]rw[ei]se im entgegengesetzt[en] Falle <?page no="36"?> 26 Schon in d[ie]s[e]r Universalhistoris[c]hen Beziehung also schon um ihres großen, entscheidenden Einflußes willen auf das äußere u[nd] innere Leben der Völker u[nd] des ganzen Menschen-Geschlechtes verdient die R[e]l[i]g[io]n uns[ere] vollste Aufmerks[a]mk[ei]t u[nd] d[a]s 114 Studium eines Jeden [,] der die Geschicke der Menschenwelt kennen u[nd] verstehen will. 115 b) Aber noch in anderer Bez[ie]h[u]ng ist das Verständniß der R[e]l[i]g[io]n von Wichtigkeit, v[on] unmittelbar practischer Bedeutung [für Jeden [,] der auf die Gestaltung der Verhältnisse uns[erer] Zeit Einfluß gewinnen u[nd] mitbestimmend einwirken will [,] zur Ordnung u[nd] Beilegung der herrschenden Wirren. Sie wißen [,] wie vielfach schon verhandelt wurde [,] über das Verhältniß [,] in dem die Religion zum Staat stehe, die Religionsgenoßenschaft mit ihren Verordnungen u[nd] Verbindlichk[ei]t[e]n zur Staatsordnung. 116 Trotz all’ der vielfachen Verhandlungen aber ist gerade in d[ie]s[er] Beziehung noch große Unsicherheit u[nd] Unbestimmtheit. Und kein Wunder [,] daß dieß der Fall ist, da v[ie]ll[e]i[c]ht 117 über keinen andern Gegenstand so ohne genauere Kenntniß seiner Natur u[nd] Bedeutung gesprochen wurde u[nd] wird wie über diesen, u[nd] nicht selten gerade die am meisten reden u[nd] die Sache entscheiden wollen [,] die am wenigsten davon verstehen, 118 die sich am wenigsten damit [2rl/ 2vr] beschäftigt haben u[nd] das Geringste v[on] ihr halten. Das ist nun freilich sonderbar, daß dieß gerade in Bezug auf die Rel[i]g[io]n geschieht. 119 Wenn über irgend einen andern Geg[e]nst[a]nd der Staatsordnung oder des mens[c]hl[ichen] Lebens üb[e]rh[au]pt, über ein Gewerbe z.B. oder über ein[en] Zweig der Kunst irgend Etwas bestimmt od[er] angeordnet werden soll, so wird gewiß Einer [,] der v[on] d[ie]s[e]m Gewerbe od[er] d[ie]s[e]r Kunst gar Nichts versteht, nicht mit drein reden u[nd] darüber entscheiden wollen, auch wird man schwerlich ein Gutachten von Solchen hoch anschlagen können; über die R[e]l[i]g[io]n aber glaubt man ohne weiters sprechen u[nd] entscheiden zu können, wenn man sich auch nie mit d[ie]s[e]m G[e]g[e]nst[a]nd beschäftigt hat, ihn also auch nicht kennt. Etwas Richtiges liegt aber dieser Anmaß[u]ng zu Grunde, näml[ich] dieß, daß die R[e]l[i]g[io]n Sache jedes Menschen ist, wenigstens seyn soll, nicht irgend eines besondern Standes, wie die mit der R[e]l[i]g[io]n auf Leb[en] u[nd] Tod in Kampf treten u[nd] sie zu zerstören suchen - ohne Notiz v[on] ihr zu nehmen [,] können sie aber schlechterdings nicht existiren u[nd] sich geltend machen.“ 114 „d[a]s” über der Zeile eingefügt. 115 Unter der Zeile: „(Uns[ere] Z[ei]t ei[n]e Z[ei]t d[er] Gähr[un]g - Ungl[a]ub[e] u[nd] Ab[er]gl[a]ub[e] wie zur Z[ei]t Christi -“. 116 Die Passage „für Jeden ... Staatsordnung“ ist im Original im Nachhinein in eckige Klammern gesetzt worden. Randbemerkung [2rr] : „namentl[ich] die Kunst nur da blühen könne [über der Zeile eingefügt „(schöpf[er]is[c]h ist -)“] [,] wo die R[e]l[i]g[io]n lebend[i]g ist, weil nur d[ie]se den Menschengeist mit Ideen befruchtet, deren äußere Darstell[u]ng Aufgabe der Kunst ist. Wo das rel[i]g[iö]s[e] Gefühl erkaltet, da ist keine eig[e]ntl[iche] schöpferische Kunst [,] sond[ern] nur Nachahmung möglich, nur Reproduciren u[nd] verschiedenart[i]g[e]s Combiniren deßen, was schon da ist.“ 117 „v[ie]ll[e]i[c]ht“ über der Zeile eingefügt. 118 Randbemerkung [2rr] : „V[ie]ll[ei]cht liegt gerade der Grund darin [,] d[a]ß die, welche hierüb[er] entscheiden wollen [,] so oft nur wenig [„wenig“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „wenige”] od[er] gar keine Ken[n]tnisse v[on] d[em] Wesen d[er] R[e]l[i]g[io]n haben [.] - Wie woll[en] sie da richtig urtheilen -“. 119 Randbemerkung [2vl] : „Zwar wird unt[er] Gebildeten in uns[eren] Tag[en] noch w[en]ig ernstl[ich] der R[e]l[i]g[io]n Aufmerks[a]mk[ei]t gesch[en]kt - aber“. <?page no="37"?> 27 Gewerbe u[nd] Künste; allein darin liegt denn auch wieder die Aufford[e]r[u]ng u[nd] Verpflichtung, d[a]ß Jeder sich darum auch die nöthigen Kenntnisse erwerben soll, eben weil die R[e]l[i]g[io]n Jeden angeht u[nd] Jeder darüber 120 sich eine bestimmte, klare Ansicht bilden soll, um darüber Bescheid zu wissen. c) Es gibt ferner kaum Einen G[e]g[e]nst[a]nd [,] über den so verschieden u[nd] häufig so geringschätzig u[nd] wegwerfend geurtheilt wurde, wie über die R[e]l[i]g[io]n [,] u[nd] wenn wir genauer nachforschen, so geschieht es in der Regel aus Unkenntniß od[er] fals[c]her, oberflächlicher Kenntniß der Sache. Nun sollte man glauben, wenn schon ein gewöhnl[icher] Verbrecher nicht ungehört u[nd] nicht ohne genaue Untersuchung verurtheilt wird, so könnte dieß um so weniger von d[ie]s[e]r großen, wichtigen, einflußreichsten Macht in der Geschichte, von der R[e]l[i]g[io]n [,] geschehen, von der jedenfalls wenigstens [der] größte Theil 121 der Menschen Beruhigung, Trost und Gesittung erhält. 122 Nur zu oft bildet man sich sein Urtheil über die R[e]l[i]g[io]n aus zufälligen oberflächlichen Beobachtungen, oder noch schlimmer [,] man sieht nur auf die Mißbräuche u[nd] urtheilt über die ganze Sache ohne dem Wesentlichen u[nd] Wahren davon weiter nachzuforschen. Man beurtheilt also u[nd] verwirft das eigne Phantom [,] [2vr/ 3rl] 123 Vorwort F[o]rts[e]tz[u]ng: das man sich von der R[e]l[i]g[io]n gebildet, das falsche, abgeschmackte Bild 124 der eignen Phantasie 125 . Gegen d[ie]s[e]s Machwerk des eignen Kopfes ziehen denn die scharfsinnigen Kritiker u[nd] Verurtheiler zu Felde u[nd] gehen natürlich siegreich aus dem Kampfe hervor, denn die arme Creatur, die R[e]l[i]g[io]n ihres eignen Geistes [,] war ja 126 leicht zu überwinden, sie war schon todt bei der Geburt, u[nd] nun glauben sie denn [,] alle R[e]l[i]g[io]n, die R[e]l[i]g[io]n üb[e]rh[au]pt, überwunden u[nd] beseitigt zu haben, während sie doch nur mit ihrer eignen fertig wurden. 127 So kommt es denn [,] daß man in derselben oftmals nichts Andres sehen will, als ein Gemengsel abergläubischer Vorstellungen und wunderlicher Vorschriften [,] die keinen Sinn u[nd] keine Bedeutung mehr haben. Gewöhnlich aber verhält sich die Sache so, daß nur sie, die so Urtheilenden, keinen Sinn dafür haben u[nd] keine Bedeutung dafür zu finden wissen, in ähnl[icher] Weise, wie es ja auch Leute gibt [,] die Alles für Unsinn u[nd] Dummheit erklären [,] was sie nicht verstehen. Es verhält sich damit 128 [,] wie mit 129 den herrlichen Ueberresten der Kunst des 120 In der Zeile folgendes „soll“ gestrichen. 121 „größte Theil“ über der Zeile. 122 Einfügung am Seitenrand [2vl] : „Man liebt es aber sich -“. 123 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 2“ am oberen Seitenrand [3rr] ; „2“ bezeichnet den Bogen. 124 „Bild” ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Phantasiebild“. 125 „Phantasie” über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes unleserliches Wort. 126 „ja“ über der Zeile. 127 Einfügung am Seitenrand [3rr] : „D[ie]se Don-Quixoterie geg[en] die R[e]l[i]g[io]n wäre lächerl[ich,] wenn nicht so Viele Unbefangene d[u]rch sie berückt u[nd] getäuscht würden in Betreff der Rel[i]g[io]n.“ 128 Einfügung am Seitenrand [3rr] : „mit den rel[i]g[iö]s[en] Vorstell[u]ng[e]n u[nd] Gebräuchen d[ie]s[e]n Beurtheilern gegenüber häufig so“. 129 „mit“ über der Zeile. <?page no="38"?> 28 Alterthums [,] die [,] wie d[er] Dichter 130 Schiller sagt [,] „den Barbaren nur Stein sind” 131 [,] weil sie eben keinen Sinn u[nd] kein Gefühl dafür haben, während der Kenner sie schätzt, dafür begeistert ist 132 , sie sorgfältig bewahrt. Andrers[ei]ts aber gibt es in der That auch wiederum selbst unter den Gebildeten Solche, die rel[i]g[iö]s[e]n Vorstell[u]ng[e]n huldigen, die nicht viel mehr sind als Aberglauben. - Um also diese beiden Extreme [,] die man als Unglauben u[nd] Aberglauben bezeichnen kann, zu vermeiden, ist es nothwendig [,] sich über das wahre Wesen der R[e]l[i]g[io]n die nöthige Kenntniß zu verschaffen. 133 d) Ich habe bisher von der R[e]l[i]g[io]n nur gesprochen [,] in so fern sie als eine wichtige Erscheinung des menschl[ichen] Lebens üb[e]rh[au]pt, als große Macht in der Geschichte der Vergangenheit u[nd] im Leben der Gegenwart uns[ere] Aufmerks[a]mk[ei]t erregen u[nd] uns[er] Nachdenken in Anspruch nehmen muß; allein [,] sie hat noch eine höhere Bedeutung [,] insofern sie das subjective 134 Leben jedes Einzelnen unmittelbar angeht 135 , in so fern sie nicht etwa 136 eine fremde Sache, ein bloßes Object für 137 die Be- [3rl/ 3vr] trachtung u[nd] Beurtheilung da ist; nicht blos also als bestimmendes Moment im fremden Leben, im Leben der Vergangenh[ei]t oder des Staates im Allgemeinen erscheint, sond[ern] als Macht im Innern eines jeden Menschen selbst auftritt, 138 v[on] Jugend an wenigstens Jedem mitgegeben wird. 139 Und in so fern 140 hat die R[e]l[i]g[io]n u[nd] ihre 130 „d[er] Dichter“ über der Zeile. 131 Randbemerkung [3rr] : „- dem Barbaren sind sie nur Formeln - die Lehr[en] u[nd] Uebungen der R[e]l[i]g[io]n -“. 132 Einfügung am Seitenrand [3rr] : „u[nd] selbst aus den verunstalteten Resten noch Sinn u[nd] Bedeut[u]ng herauszufinden weiß -“. 133 Einfügung am Seitenrand [3rr] : „In uns[ern] Tagen aber gibt si[c]h eine gewisse Gähru[n]g ku[n]d [.] - Es sch[e]i[n]t di[e] Z[ei]t d[e]s gröbst[en] Ungl[a]ub[en]s sey im Ab[ne]hmen - d[a]g[e]g[en] beginn[e] die Z[ei]t d[e]s gröbst[en] Ab[er]glaub[en]s [.] - Wie zur Z[ei]t Christi - da d[e]r Glaube gesu[n]k[en] - beginnt U[n]gl[a]ub[en] u[nd] Ab[er]gl[a]ub[en.] - Wie d[ama]ls Gauk[e]lei, Zauber u[nd] Todt[en]b[e]schwör[un]g die Stelle d[e]s Gl[a]ub[en]s vertret[en] [m]ußte - so in uns[rer] Z[ei]t Tis[c]hrü[c]k[en] u[nd] Todt[en] ... (? ) - G[ei]st[e]rbes[c]hwö[r]u[n]g [,] magn[e]t[i]s[c]h[e]r Spuk -“. 134 Über der Zeile: „eigen[e]“. 135 Randbemerkung [3rr] : „Erklär[un]g [: ] R[e]l[i]g[io]n muß d[er] M[e]nsch naturnothw[en]d[i]g hab[en] -“. Darunter [3rr/ 3vl] : „ad d) Es ist i[n] u[n]s[rer] Z[ei]t [n]i[c]ht m[e]hr l[eic]ht [,] unbefang[en] zu glaub[en,] ohne schwere Anfecht[un]g[e]n u[nd] v[on] Geg[e]ngrü[n]d[en] u[nd] Zweifel[n] be[m]ächt[i]gt zu werd[en.] - [3rr/ 3vl] d) a [)] Natürl[ich] kommt es so - R[e]l[i]g[ion] muß d[er] M[en]s[c]h naturnothw[en]d[i]g hab[en] - ohne B[e]z[ie]h[un]g zu ihr k[a]nn er gar [n]i[c]ht sey[n] - er muß sie w[en]igst[ens] bestr[ei]t[en] - od[er] ihr anhang[en.] b ) Nu[n] k[omm]t d[ie] R[e]ihe v[ie]ll[ei]cht wi[e]der an Letztes [: ] - g ) I[n] uns[rer] Z[ei]t ist es aber [n]i[c]ht l[e]i[c]ht, unb[e]f[an]g[e]n [,] u[n]a[n]gefocht[en] r[e]l[i]g[iö]s zu gl[au]b[en] -“. 136 „etwa“ über der Zeile. 137 In der Zeile folgendes „f“ gestrichen. 138 In der Zeile folgendes „ja“ gestrichen. 139 Einfügung am Seitenrand [3vl] : „Wird es ja immer allgemeiner anerkannt [,] selbst auf dem Gebiete der Philos[ophie], daß naturnothwend[i]g der Mensch R[e]l[i]g[io]n haben müße, daß [,] wie ein Neuerer Schr[i]ftsteller sich ausdrückt [,] die Religion dem Menschen nur dann aus dem Herzen gerißen werden könne, wenn ihm das Herz selber herausgerissen werde.“ 140 „da nun“ über der Zeile. <?page no="39"?> 29 Kenntniß nach höh[e]rer Wichtigk[ei]t u[nd] zwar auch für den [,] der sich Geschichte um Staat u[nd] Wissenschaft weiter nicht viel bekümmert, sond[ern] nur auf sein[en] speziellen Lebensberuf sich beschränkt. - Ich meine nämlich auch der weltlichst Gesinnte muß im Gewinnen des Lebens doch hie u[nd] da einen Augenblick stille 141 stehen 142 u[nd] bei sich selber fragen, wozu er den[n] eigentlich lebe [,] welchem Ziele er entgegen gehe? Welche Bewandtniß es denn üb[e]rh[au]pt habe mit d[ie]s[e]m menschl[ichen] Leben? Wenigstens werden sich ihm diese Gedanken aufdrängen bei besondern außerordentl[ichen] Ereignissen des Lebens, 143 z.B. dann in solchen 144 Verhältnissen tritt d[o]ch gewöhnl[ich] eine gewisse rel[i]g[iö]se Stimmung ein, die zwar oft schnell vorüber geht, oft aber auch länger andauert od[er] immer fortwährt. 145 - In solchen Augenblicken nun werden die rel[i]g[iö]s[en] Vorstell[u]ng[e]n aus den früheren Jahren des Lebens, aus der Jugendzeit wieder hervorgesucht u[nd] finden wieder Beifall, wenn wenigstens beruhigend für das Gemüth, wenn sie nur auch dem Verstandesräsonnement genügen [,] die (sic! ) Kritik das Urtheil des Verstandes bestehen könnten. In solchen Momenten beginnt aber dann erst die innere Noth u[nd] Qual des Geistes, wenn das Gefühl, das Gemüth sich der rel[i]g[iö]s[en] Wahrh[ei]t vertrauensvoll hingeben möchte, der Verstand aber unerbittlich u[nd] grausam all’ die Räsonnements u[nd] Zweifel dagegen vorbringt, welche gerade im Curs sind 146 (welche gerade gang u[nd] gäbe sind). Denn unter Andern ist auch das etwas Eigenthümliches unserer Zeit [,] daß die Gründe geg[en] die R[e]l[i]g[io]n u[nd] die rel[i]g[iö]s[en] Lehren viel weiter u[nd] eher verbreitet u[nd] auch aus leicht begreiflichen Gründen viel begr...iger (? ) ergriffen u[nd] angeeignet zu [3vr/ 4rl] werden pflegen, als die Gründe für die R[e]l[i]g[io]n u[nd] ihre Wahrheit, die man nun selt[e]ner des Nachdenkens würdigt, während jene andern zwar auch oft ohne Nachdenken, zwar auch oft gedankenlos, aber doch bereitwillig angenommen u[nd] für vollkommen genügend, für unüberwindlich gelten. 147 Es ist das die Gläubigkeit od[er] Leicht-Gläubigkeit 141 „stille“ über der Zeile. 142 In der Zeile folgendes „bleiben“ gestrichen. - Einfügung unter der Zeile: „u[nd] nachsinnt üb[er] d[ie] Bedeut[u]ng des Lebens u[nd] d[a]s Ziel [,] dem es zueilt -“. Randbemerkung [3vl] : „G[em]üth u[nd] Verst[an]d k[ommen] in Zwiespalt [m]iteinander -“. 143 Einfügung am Seitenrand [3vl] : „wenn Unglück u[nd] Trauer sein Gemüth bestürmen“ als Ersatz für in der Zeile folgendes gestrichenes „bei schweren Unglücksu[nd] Trauerfällen“. 144 In der Zeile folgendes „Augenblicken“ gestrichen. 145 Randbemerkung [3vl] : „Schl[u]ß v[on] I - Die R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] hat d[ie] Aufg[abe,] u[n]s d[ie]se Ersch[einun]g n[ac]h Gru[n]d, Wes[en], I[n]halt u[nd] Ersch[ein]ung k[ennen] zu lehr[en] - u[nd] d[a]d[ur]ch im V[er]stä[n]d[n]iß der Ges[c]hi[c]hte - Ku[n]st, Wiß[en]s[c]h[a]ft zu förd[ern] u[nd] zugl[eic]h u[n]s ei[n] maßvoll[e]s Urth[ei]l zu ermögl[ic]h[en] - vor Ungl[a]ub[en] - u[nd] Abergl[a]ub[en] zu bew[a]h[ren] -“. 146 „sind“ über der Zeile; „sind“ in der Zeile gestrichen. 147 Einfügung am Seitenrand [4rr] : „Da schnappt z.B. Einer ein paar Sätze irgendwo auf, die aussehen wie ein Räsonnement geg[en] die Unsterblichk[ei]t der Seele, gleich gelten sie ihm für unüberwindliche Beweisgründe, denn d[er] Gedanke an [„d[er] Gedanke an“ über der Zeile] d[ie]se Unsterbli[c]hk[ei]t war ihm schon lange lästig u[nd] hinderlich in manch[em] Planen [.] -“ <?page no="40"?> 30 des Unglaubens, die nicht minder groß u[nd] abgeschmackt ist als die des Aberglaubens. 148 (Bei d[ie]se[r]) 149 Lage (der Dinge), glaube ich, ist es wünschenswerth, wenn auch die Gründe für die rel[i]g[iö]s[en] Ideen u[nd] Lehren untersucht, gewürdigt u[nd] bekannt werden, nicht blos denen [,] die speziell in den Dienst der R[e]l[i]g[io]n treten, sond[ern] Allen [,] die auf höhere Bildung Anspruch haben u[nd] als selbstständ[i]ge Männer sich eine klare, grundsätzliche Lebensanschauung bilden wollen, und gerade dieß ist auch 150 vorzugsweise die Aufgabe der Religions-Philosophie. 151 III. Aus all’ dem, denk’ ich, ist klar, daß die R[e]l[i]g[io]n in der That ein Geg[e]nst[a]nd ist, der uns[ere] vollste Aufmerks[a]mk[ei]t u[nd] wissens[c]h[a]ftl[iche] Untersuch[u]ng verdient, da ihre Kenntniß [,] wie wir gesehen haben [,] vor Allem nothw[e]nd[i]g ist, wenn wir die älteste Geschichte der Mens[c]hh[ei]t, u[nd] 152 die politis[c]hen Umgestaltung[en] der Völker verstehen 153 wollen; da selbst die Künste u[nd] Wißensch[a]ft[e]n auf ihrem Gebiete ihren Ursprung genommen u[nd] 154 noch jetzt in der vielfachsten Beziehung zu ihr stehen; da ferner in 155 den politis[c]h[en] Verhältnißen der Geg[e]nwart die Frage üb[er] d[ie] R[e]l[i]g[io]n v[on] großer Wicht[i]gk[ei]t ist, u[nd] endl[ich] für jeden Einzelnen 156 bei der gegenwärt[i]g[en] Gestalt[u]ng des geist[i]g[en] Lebens eine wohlbegründete, klare, auf 157 Nachdenken 158 gestützte Ansicht v[on] d[er] R[e]l[i]g[io]n ein 148 Einfügung am Seitenrand [4rr] : „Aber auch in der That gewichtige [erste Silbe „ge-“ über der Zeile eingefügt], schwere Einwend[u]ng[e]n sind du[r]ch d[ie] neue Wiss[e]ns[c]h[aft] geg[en] manche rel[i]g[iö]se Lehren gemacht worden, die ein strenges, ernstes Nachdenken erfordern u[nd] nicht so leicht v[on] Jedermann zu widerlegen sind u[nd] die den Geist, bei aller Bereitw[i]ll[i]gk[ei]t sich dem rel[i]g[iö]s[en] Glauben hinzugeben, immer wieder der Qual zweifelnder Unentschiedenheit überliefern u[nd] das gesunde Leben des Geistes[„Leben des Geistes“ über der Zeile ersetzt ursprüngliches, in der Zeile gestrichenes „Seelenleben“] vergiften oder wenigstens entkräften.“ 149 „In solcher“ über der Zeile gestrichen; die Klammer um „Bei d[ie]se[r]“ ist irrtümlicherweise geblieben. 150 „auch“ über der Zeile. 151 In der Zeile folgendes „Aber auch“ gestrichen. Einfügung am Seitenrand [4rr] : „Vor zwei Extremen, die einander entgegengesetzt [diese Wörter sind ebenfalls gestrichen, aber nicht ersetzt] sind [,] wird Sie d[ie] besonnene Untersuch[u]ng üb[er] das Wesen der R[e]l[i]g[io]n bewahren [.] - Vor unbesonnenem, ungerechtem Absprechen üb[er] die rel[i]g[iö]s[en] Erscheinungen [,] Lehren u[nd] Gebräuche einerseits - u[nd] vor übertrie[bener] Aengstlichk[ei]t u[nd] Engherzigk[ei]t in Bezug auf geltende u[nd] bestehende Aeußerlichk[ei]t[e]n der R[e]l[i]g[io]n. - Sie sollen lernen [,] im Geist der Duldung des S[c]hönen [,] des Wahr[en] u[nd] Richtigen auch in den Meinung[en] des ärmst[en] der Menschenkinder aufzufinden u[nd] anzuerkennen - selbst aber auch einsehen, daß auch auf rel[i]g[iö]s[em] Gebiet nicht Alle Formen gleich seyn, sond[ern] auch hier nur Eines das Wesen u[nd] nur Eine [„Eine“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Eines“] die adäquate Form sey[n] könne.“ Darunter [4rr] teilweise überschrieben: „Im Ged[a]nk[en,] Gefühl, Idee[n], Glaub[en] etc. [,] die einst d[ie] Welt bewegt u[nd] d[a]s M[en]s[c]h[en]ges[c]hlecht u[nd] sie immer beweg[en] werd[en,] so lange d[a]s M[en]s[c]h[en]ges[c]hl[ec]ht existir[en] wird etc. [,] soll nun philos[ophisch] unt[e]rsu[c]ht werd[en]“. Darunter [4rr] : „(vor Unger[ec]ht[i]gk[ei]t g[e]g[en] d[ie] R[e]l[i]g[ion] - u[nd] vor Sklav[en]si[nn] g[e]g[en] sie)“. 152 „u[nd]“ über der Zeile. 153 „verstehen“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „kennen lernen“. 154 In der Zeile folgendes „sich“ gestrichen. 155 „in“ über der Zeile. 156 Über der Zeile eingefügt: „wenigst[en]s die Gebildet[en]“. 157 „auf“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „auch“. <?page no="41"?> 31 Bedürfniß ist. - Man kann mit Recht behaupten, das ganze geist[i]ge Leben der Menschh[ei]t in seiner Entwicklung u[nd] seinem Bestehen sei gegründet auf die Religion als auf seinem Fundamente; wurzle im Reich des Unsichtbaren, des Jenseits, wie das leibl[iche] Leben u[nd] Bestehen im Sichtbaren, im Diesseits seine Wurzeln schlägt: Wie Sie dieß auch jetzt noch nicht klar einsehen, u[nd] Ihnen [4rl/ 4vr] eine solche Behauptung viell[ei]cht übertrieben erschein[t,] so hoffe ich doch im Verlaufe uns[erer] Untersuch[u]ng[e]n Sie zu d[ie]se[r] Ueberzeugung zu bringen. Das ist es [,] was ich Ihnen zuvor s[a]g[en] wollte [,] ehe ich mit d[er] Erört[erun]g - s[e]lbst beginne - w[a]s g[e]s[c]h[e]h[en] soll [.] - 159 (Ich glaube, so mein Unternehmen hinlänglich motivirt zu haben; es wird nun nur darauf ankommen, wie es ausgeführt wird. Darüber brauche ich im voraus Nichts zu sagen, das wird der Verlauf lehren. Das kann ich Ihnen im Voraus versprechen, daß ich Ihnen keine gewöhnl[iche] R[e]l[i]g[io]nslehre vortragen u[nd] für R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] ausgeben werde, ebenso wenig aber werde ich Sie auch in’s Haus der philosoph[ischen] Sprachverwirr[u]ng stürzen, sond[ern] werde 160 mich einer möglichst einfachen, verständlichen Ausdrucksweise bedienen u[nd] Sie mit der philos[ophischen] Technologie verschonen.) II [.] 161 Voll[en]ds erhellt die Wi[c]ht[i]gk[ei]t der wiss[en]s[c]h[a]ftl[ichen] Erk[enn]t- [n]iß der R[e]l[i]g[ion], w[enn] wir die B[e]d[eu]t[un]g der R[e]l[i]g[ions]-philos[ophie] für die Philos[ophie] üb[er]h[au]pt i[n]’s Auge faßen - f[ür] d[ie] philos[ophische] Encyclopädie - die R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] ist die philos[ophische] Gru[n]dod[er] Fundamentalphilosophie [.] - 162 158 „gegr[ündete]” in der Zeile gestrichen. 159 „Das ist es [,] was ich Ihnen zuvor s[a]g[en] wollte [,] ehe ich mit d[er] Erört[erun]g - s[e]lbst beginne - w[a]s g[e]s[c]h[e]h[en] soll -“ ist eine Randbemerkung [4vl] , die möglicherweise den im Haupttext folgenden eingeklammerten Absatz ersetzen soll. 160 „werde“ über der Zeile eingefügt. 161 Der folgende Abschnitt von „II [.]“ gehört nicht zum ursprünglichen Textbestand und wurde später in den freien Teil der Seite eingefügt. 162 Vermutlich gehört die Randbemerkung [5rr] zum vorstehenden Abschnitt „II [.]“: „E[n]dl[ich] das geist[i]g Aufgenomm[ene] insges[am]t [m]it der Idee v[on] Gott in Verbi[n]d[un]g setz[en], die au[c]h uns[erem] Geiste imman[en]t ist - also das Universu[m] geist[i]g aus der Idee v[on] Gott construir[en] (Weltschöpf[un]g) [.] Erkenn[en] heißt [: ] das Dasey[en]de in d[en] Geist aufnehme[n] - (od[er] geist[i]g reproducir[en,] im Bew[u]ßts[eyn] gesetzmäß[i]g nachconstruir[en], als ver[n]u[n]ftgemäß od[er] ver[n]u[n]ftwid[ri]g erkenn[en; ] philos[ophisches] Erke[nnen] h[ei]ßt [: ] das in d[en] Geist Aufgenomm[ene] mit den Idee[n] d[e]s Wahr[en], Gut[en] u[nd] Schö[nen] in Verbi[n]d[un]g setz[en] (die d[em] Bew[u]ßts[eyn] immane[n]t si[n]d [)] (wie d[ie] Pflanz[e] todten Stoff z[ur] Blu[me] gestaltet [.)] NB [: ] Philos[ophie] ist also d[a]s Streb[en,] d[a]s Dasey[en]d[e] so klar u[nd] gewiß mach[en] wie uns[er] eigenes Ich - (d[a]s Ich nä[m]l[ich] enth[äl]t wie d[er] M[en]sch ein[en] Mikrokosmus - so in sich d[en] Kei[m], die Kraft der Nachb[i]ld[un]g d[e]s Univ[e]rsu[m]s, die des Erkenne[n]s [.] - NB [: ] Die Wahrh[ei]t d[e]r R[e]l[i]g[io]n zu erke[nnen,] genügte der Glaube, d.h. die Verglei[c]h[un]g mit d[e]r ch[ri]stl[ichen] R[e]l[i]g[ion.] - Aber philos[ophisch] erke[nnen] würd[en] wir die Wahrh[ei]t d[e]r R[e]l[i]g[ion] noch [n]i[c]ht, da ist Erk[enn]t[n]iß aus der Idee nothw[en]d[i]g. D[ie] Wahrh[ei]t erkenn[en] - u[nd] philosoph[isch] erke[nnen] ist noch [n]i[c]ht identis[c]h [.] - NB [: ] früher [,] i[m] Alterth[um,] war philos[ophisches] Erk[ennen] Wahrh[ei]t erkenn[en] - in neu[erer] [„neu- [erer]“ in der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „jene[r]”] Z[ei]t kommt noch etwas hinzu; näml[ich] aus d[em] Selbstbewußts[eyn] erk[ennen] - ist philos[ophisch]. (Die Erfah[run]g muß vorausgeh[en] - <?page no="42"?> 32 Das erhellt leicht [: ] a) Die Philos[ophie] hat d[ie] Aufg[abe,] d[a]s Absolute zu erk[ennen] u[nd] das Wes[en] u[nd] d[ie] letzt[en] Grü[n]de der Di[n]ge - die Wahrh[ei]t katV evxochn - (w[enn] sie [n]i[c]ht bl[o]ß[en] Fo[rme]lkr[am] biet[en] will [,] oh[ne] Gru[n]d u[nd] Basis) [.] b) D[ie]se Erk[enn]t[n]iß kann si[c]h d[er] M[en]s[c]h[e]ng[ei]st [n]i[c]ht so ohne w[e]iters mach[en.] - Abgeseh[en] v[on] all[em] r[e]l[i]g[iö]s[en] B[e]w[u]ßts[eyn] d[u]rch d[ie]s[e]s hat er ja all[ein] Ku[n]de v[on] höh[erer] W[a]hrh[ei]t - in ihr b[e]thät[i]gt si[c]h die höh[ere] Natur zuerst - jene Natur [,] die ih[n] antreibt [,] üb[er]h[au]pt na[c]h de[n] letzt[en] Grü[n]d[en] d[e]r Di[n]ge zu f[r]ag[en.] - D[e]r r[e]l[i]g[iö]s[e] u[nd] philos[ophische] Trieb (Eros) geh[en] aus ders[e]lb[en] Wurzel hervor - Gl[a]ub[en]su[nd] Wiß[en]stri[e]b [.] - c) Also ist es Naturge[m]äß [,] d[a]ß die Phil[o]s[ophie] a[m] r[e]l[i]g[iö]s[en] B[e]w[u]ßts[eyn] sich festbindet - als Basis i[m] Subj[ect] u[nd] als Erk[enn]t[n]iß-Object i[n]sof[ern] sie allg[emeine] Thatsa[c]h[e] d[e]r M[en]s[c]hh[ei]t ist [.] - [4vr/ 5rl] Einleitung. 163 §: 1 Begriff, Gegenstand u[nd] Aufgabe der Religionsphilosophie. I. Die erste Frage, welche die Einleitung zu beantworten hat [,] ist die: Was ist denn R[e]l[i]g[io]nsphilosophie? Die Antwort hierauf ist aber nicht so geradehin u[nd] einfach zu geben, denn der Begriff „Religions-Philosophie” ist ein zusammengesetzter, wie man sieht [,] aus Philosophie u[nd] R[e]l[i]g[io]n [,] u[nd] die Bestimmung desselben hängt d[a]h[e]r von zwei andern Begriffen ab, nämlich: 1) v[om] Begriff, den man v[on] Philosophie üb[e]rh[au]pt hat, u[nd] 2) v[om] Begriff, den man verbindet mit dem Ausdruck „Religion“. Es ist also nothwendig, daß wir, um (nur 164 vorläufig) bestimmen zu kön[n]en, was R[e]l[i]g[io]nsphilosophie sei, uns zuvor darüber verständigen [,] was 1) Philosophie üb[e]rh[au]pt sei [,] 2) was R[e]l[i]g[io]n sei. Erst nach d[ie]s[e]m wird es möglich seyn, den zusammengesetzten Begriff v[on] R[e]l[i]g[io]nsphilosophie zu bestimmen. II) a. 165 Zuerst also: was ist Philosophie? [n]i[c]ht a priori [,] z.B. als Natur zu construir[en] -) [; ] aber geht auf Wahrh[ei]t nicht jede Wiße[n]s[c]h[a]ft aus? was ist das Unterscheid[en]de der Philosophie - (nicht blos erkannt - sond[ern] bewies[en,] wiß[en]s[c]h[a]ftl[ich] nachconstruirt soll d[a]s Sey[en]de werd[en]). Unter Philosophie versteht man jene Erk[enn]t- [n]iß des Seye[n]d[en], die [n]i[c]ht blos d[u]r[c]h Erfahr[u]ng empir[i]s[ch,] historisch gewo[nnen] ist - sond[ern] die aus d[em] Wes[en] d[e]s M[en]s[c]h[en]geistes selbst nachconstruirt ist [„od[er] was aus seiner im M[en]sch[en]g[ei]ste ruh[en]d[en] Idee construirt ist“ am unteren Seitenrand [5rl] eingefügt.] Weitere Randbemerkung [5rr] : „… (? ) d[ie] Täus[c]h[un]g d[e]r Philos[ophie,] d[a]ß sie d[ie] Welt schaffe - u[nd] d[a]ß sie die … (? ) G[o]tt[e]sidee für Gott selbst hält - P[a]nth[eismu]s“. 163 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 1“ am oberen Seitenrand [5rr] ; „1“ bezeichnet den Bogen. 164 „(nur“ über der Zeile eingefügt. 165 „a.“ wurde erst im Nachhinein in die Zeile eingefügt. <?page no="43"?> 33 a) 166 Philosophie im Allgemeinen ist Streben od[er] Forschen nach Wahrheit - u[nd,] so weit wenigstens d[ie]s[e]s Streben Erfolg hat [,] auch Erkenntniß der Wahrheit; obwohl das Wort selbst - v[on] filoj u[nd] sofia - zunächst nur die Liebe zur Weisheit u[nd] Wahrh[ei]t bezeichnet, die sich eben im Forschen darnach äußert u[nd] bethätigt. D[ie]se Bestimmu[n]g ab[e]r wäre zu allgemein [.] - 167 Unter 168 Wahrheit aber, deren Erforschung die Philosophie ist, versteht man das Wesen od[er] 169 den wirklichen Sachverhalt des Daseyenden 170 ; (entweder Alles deßen [,] was ist, lebt u[nd] wirkt, od[er] irg[e]nd eines Einzelnen). - Diesen wirklichen Sachverhalt des Seyenden (alles Daseyns od[er] irg[e]nd eines einzelnen) 171 [,] die Wahrheit erkennen wir dann, wenn wir das „Wesen“ (den Ursprung), das „Was” (das Wesen [,] den Inhalt) u[nd] das „Wie“? 172 , die Form [,] Manifestation 173 eines einzelnen Dinges oder des ganzen Universum’s od[er] üb[e]rh[au]pt Alles dessen, was ist, erkennen. 174 Dieß steht aber Alles in innigster Verbind[un]g u[nd] Zusammenhang, so daß Eines ohne das Andere [5rl/ 5vr] nicht erkannt werden kann u[nd] Unkenntniß oder Mißverständniß des Einen, auch Mißverständniß des Andern od[er] falsches Erkennen desselb[en] zur Folge hat. Philosophie also, als Streben nach Wahrheit, ist Erforschung des Ursprungs od[er] letzten Grundes, des Wesens od[er] Inhalts u[nd] der Form od[er] Daseynsweise 175 u[nd] 176 des höchsten Endzweckes des Daseyenden. Ist dieß Alles richtig erkannt von irg[e]nd Etwas [,] das ist (existirt [)], dann ist die Wahrheit od[er] d[a]s Wesen 177 desselben erkannt. (Dieß gilt selbst v[on] der G[o]tt[e]serk[e]n[n]tn[i]ß, denn auch hiebei fragen oder forschen wir nach dem Grunde seines Seyns - nach seinem Wesen u[nd] nach s[einem] Leben, s[einer] Lebensäuß[e]r[u]ng od[er] Wie 178 ? [)] Ebenso gilt es v[on] d[er] ganzen Welt, v[om] Universum [; ] wollen wir das Wahre davon kennen 179 , so müssen wir den letzten Grund od[er] Ursprung, den Inhalt u[nd] ... (? ) Form u[nd] d[a]h[e]r auch 180 das Endziel davon erforschen. - Das ist nun allerdings Aufgabe der Philosophie üb[e]rh[au]pt. Da aber das ganze Gebiet des Universums so unermeßlich, 166 „a)“ wurde erst im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 167 „D[ie]se Bestimmu[n]g aber wäre zu allgemein -“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 168 „Unter“ über der Zeile. 169 „od[er]“ über der Zeile eingefügt. 170 Über der Zeile: „od[er] eines bes[onderen] Geg[e]nst[an]d[e]s“; vielleicht als Ersatz für den folgenden eingeklammerten Text. 171 Das in der Zeile folgende „oder das Wesen, kurz“ ist gestrichen. 172 „Wie“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Wozu“. 173 „die Form [,] Manifestation” über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes und gestrichenes „den Zweck, d[ie] Bestimmung”. 174 Einfügung am Seitenrand [5rr] : „Und in d[ie]s[e]n drei Fragen ist zugleich eine 4. beantwortet, näml[ich] das Wozu? (Der Zweck [,] die Bestimmung) des G[e]g[e]nst[a]nd[e]s - die Beantw[ortung] d[ie]s[e]r Fr[a]ge liegt schon in d[er] Beantw[o]rt[un]g der üb[ri]g[e]n [,] brau[c]ht nicht eige[n]s b[e]h[a]nd[e]lt zu werd[en].“ 175 „u[nd] der Form od[er] Daseynsweise“ über der Zeile. 176 Einfügung am Seitenrand [5vl] : „u[nd] damit zugleich“. 177 „od[er] d[a]s Wesen“ über der Zeile. 178 „Wie“ über der Zeile ersetzt „dem Wozu“ in der Zeile. 179 „kennen“ ersetzt durch Streichung „erkennen“. 180 „u[nd] ... (? ) Form u[nd] d[a]h[e]r auch“ über der Zeile. <?page no="44"?> 34 so viel-umfaßend u[nd] vielgetheilt ist, so hat sich auch die Philosophie in mehrere Zweige getheilt, die aber alle demselben Stamme angehören, denselben Charakter haben als Wissenschaft. Wir unterscheiden u[nd] haben d[a]h[er] eine Naturphilosophie, welche die Wahrheit, das Wesen der Natur erforscht. Eine Rechtsphilosophie, wenn das Gleiche geschieht in bezug auf das Recht u[nd] die Verkörperung desselben im Staat; Eine Moralphilosophie, wenn Inhalt, letzter Grund od[er] Ursprung u[nd] Endziel der ethischen Verhältnisse od[er] 181 eine Geschichtsphilosophie, eine Philosophie der Kunst (Aesthetik) 182 ; des Sittengesetzes zum Geg[e]nst[a]nd d[e]s Philosophirens genommen wird 183 [.] Soll nun das Gleiche geschehen in Bezug auf jene große historis[c]he Erscheinung und Thatsache in der Menschenwelt, die wir Religion nennen, so entsteht „Religionsphilosophie“. Diese ist hienach im Allgemeinen Nichts Andres als: die Erfors[c]hung der Wahrheit, des Wesens der Religion 184 , u[nd] dieß geschieht dem Gesagten zufolge dann, wenn Ursprung, Inhalt u[nd] Form u[nd] damit ... (? ) 185 u[nd] Zweck derselben (od[er] mit and[eren] Worten das Wesen u[nd] die letzten Gründe davon 186 erforscht werden.) [5vr/ 6rl] Beil[a]g[e] z[u] § 1. II. 187 II b.a) 188 Das Alles ist nun allerdings richtig, Philosophie ist nichts andres als Erforsch[u]ng der Wahrheit - gleichwohl genügt d[ie]se Definition in neu[erer] Zeit wenigstens nicht mehr, wenn man bestimmt u[nd] erschöpfend sagen will, was Philosophie sei u[nd] wie sie sich v[on] and[eren] Wiß[e]ns[c]h[a]ft[e]n unterscheide. Denn man könnte geg[en] obige Begr[i]ffsbest[imm]ung sogleich einwenden, d[a]ß sich d[ie] Philos[ophie] hienach gar nicht unterscheide v[on] d[en] andern Wiß[e]ns[c]h[a]ft[e]n, denn sie alle gehen darauf aus, die Wahrh[ei]t zu erforschen. Die Naturwiß[e]ns[c]h[a]ft will die Wahrh[ei]t in der Natur erkennen [,] d.h. will erkennen den wirkl[ichen] Sachverhalt u[nd] sich nicht mit d[em] bloß[en] Scheine begnügen [.] - Die Geschichtsforsch[u]ng will geschichtl[iche] Wahrh[ei]t [,] d.h. den wirkl[ichen] geschichtl[ichen] Thatbestand u. s. w. Es haben also die 189 and[eren] Wiß[e]ns[c]h[a]ft[e]n - die nicht Philos[ophie] genannt werden - wie wir sehen [,] nicht blos den gleich[en] G[e]g[e]nst[a]nd mit der Philosophie (Gott, Welt, Geschichte, Natur etc.) [,] sond[ern] auch dens[e]lb[e]n Zweck [,] wie es scheint [,] 190 u[nd] wohl auch denselb[en] Erfolg. - Wie unterscheidet 181 „od[er]“ über der Zeile. 182 „eine Geschichtsphilosophie, eine Philosophie der Kunst (Aesthetik)“ am Seitenrand [5vl] eingefügt. 183 „u. A.“ in der Zeile gestrichen. 184 „od[er]“ in der Zeile gestrichen. 185 „u[nd] Form u[nd] damit ... (? )“ über der Zeile eingefügt. 186 „davon“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „derselben“. 187 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie]“ am oberen Seitenrand [6rr] . Die Bögen [6rl-7vr] und [8rl-9v] sind in den Bogen [5rl-5vr und 10rl-10vr] im Nachhinein eingefügt und schließen inhaltlich unmittelbar an die Seite [5vr] an. 188 Randbemerkung [6rr] : „Unt[e]rsch[ie]d v[on] d[en] and[eren] Wiß[e]ns[c]h[a]ft[en] a [)] G[e]g[e]nst[a]nd d[er] and[eren] W[i]ß[en]s[c]h[a]ft[en].“ 189 „die“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „alle“. 190 „wie es scheint“ über der Zeile. <?page no="45"?> 35 sich denn nun die Philos[ophie] v[on] d[en] and[eren] Wiß[e]ns[c]h[a]ft[e]n? Da nicht im G[e]g[e]nst[a]nde u[nd] nicht im Zwecke - so off[e]nbar 191 in der Form des Erkennens. 192 So näml[ich] b) Die and[eren] Wiß[e]ns[c]h[a]ft[e]n 193 gehen unmittelbar auf 194 d[er] Betracht[u]ng u[nd] Erforsch[u]ng des gegebenen Objectes (G[e]g[e]nst[a]nd[e]s, der erkannt werden soll) 195 [,] suchen ihn nach Eig[e]ns[c]h[a]ft[e]n, Merkmalen, Wirkungen, Gesetzen u.s.w. zu erkennen [,] d.h. sie verfahren analythisch. Der Naturforscher nimmt die G[e]g[e]nst[ä]nde der Natur vor sich, betrachtet sie etc. Also v[on] d[em] G[e]g[e]nst[a]nde s[e]lbst 196 wird hier ausgeg[a]ng[e]n [,] um zu ihr[er] Erk[e]n[n]tn[i]ß zu kommen; Die Philosophie aber verfährt anders 197 - sofern sie wirkl[ich] Philos[ophie] ist - [; ] sie geht bei ihrer Erk[e]n[n]tn[i]ß nicht v[om] erkannten G[e]g[e]nst[a]nde aus [,] sond[ern] v[om] Selbstbew[u]ßts[eyn], v[om] Wesen des M[e]ns[c]h[e]ng[ei]st[e]s u[nd] sucht aus d[ie]s[e]m heraus die Erk[e]n[n]tn[i]ße abzuleit[en,] zu construiren (gleichsam zu ers[c]haffen - verfährt synthetisch). 198 - D[er] Mittelp[unkt] betr[effs] (? ) der Philos[ophie] ist d[a]s Selbstb[e]w[u]ßts[eyn]. g) Nun fragt sich freil[ich,] ob denn das möglich ist u[nd] wie weit es möglich ist 199 - u[nd] wie wir das bestimmter zu verstehen hab[e]n. Man könnte näml[ich] da meinen, der Philosoph brauche gar nichts mehr anzusehen u[nd] z[u] erforschen, sond[ern] Alles [6rl/ 6vr] nur aus s[einem] Selbstbew[u]ßts[eyn], aus s[einem] Ich heraus zu spinnen [.] - So ist es nicht gemeint; um aber zu zeigen [,] wie d[ie]ß zu verstehen [ist], muß in Kürze auf die Frage eingeg[a]ng[e]n werden, wie denn uns[ere] Erken[n]tn[i]ße üb[er]h[au]pt entstehen: eine Frage u[nd] Untersuchu[n]g, die in neu[erer] Philos[ophie] weitaus die wichtigste ist. 200 Es haben sich hier zwei Ansichten geltend gemacht. Die Eine lautet dahin: 201 191 In der Zeile folgendes „nur“ gestrichen. 192 Randbemerkung [6rr] : „(Idealität u[nd] Gewißh[ei]t)“. 193 Randbemerkung [6rr] : „b) Untersch[ie]d v[on] and[eren] W[i]ß[en]s[c]h[aften] 1) a [)] Zuwachs in der Verfahr[u]ngsweise - b [)] dann aber auch im Inhalte [,] d.h. im Resultate - 2) das sich von dem (sic! ) and[eren] Wiß[e]ns[c]h[a]ft[en] - obwohl sie au[c]h nach Wahrh[ei]t streb[en] u[nd] sie erring[en] - doch unterscheidet - 3) in der Sicherheit od[er] Gewißh[ei]t der Erk[enn]t[n]iße -“. Links daneben [6rr] : „Methode Inhalt Form der Erk[e]n[n]tniß“. 194 „auf“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „v[on]“. 195 In der Zeile folgendes „aus“ gestrichen. 196 „s[e]lbst“ über der Zeile. 197 Randbemerkung [6rr] : „B[e]gr[i]ff d[er] Philos[ophie] vorläuf[i]g.“ 198 Randbemerkung [6rr] : „NB [: ] Nicht d[en] Geg[en]st[an]d will sie aus der Ver[n]u[n]ft ableit[en,] sond[ern] die Erkennt[n]iße d[e]s G[e]g[en]st[an]d[e]s - u[m] di[e]ß z[um] Ueb[e]rfluß zu bemerk[en] -“. 199 Randbemerkung [6rr] : „Möglichk[ei]t d[ie]s[e]s Begr[i]ff[e]s - d[ie]s[e]r Aufg[a]be“. 200 Randbemerkung [6vl] : „Ueb[er] d[ie] Entst[e]h[un]g uns[erer] Erk[e]n[n]t[ni]ße“. 201 Randbemerkung [6vl] : „Empiris[m]us“. <?page no="46"?> 36 Unsere Erk[e]n[n]tn[i]ße entstehen ledigl[ich] durch äuß[ere] Eindrücke 202 , Alles [,] was wir erkennen wollen [,] müßen wir erfahren, sehen etc. Gr[un]dsatz [: ] nihil est in intellectu, quod non antea fuerit in sensu -. Die äuß[eren] Dinge [,] das v[on] Außen Gegebene prägt sich uns[erem] Geiste ein u[nd] das ist dann das Erkennen; der Geist wird da wie eine tabula rasa betrachtet, in welche nach u[nd] nach die ganze Summe der Kenntniße sich einschreibe od[er] einpräge. (Empirismus) [.] Die and[ere] Ansicht d[a]g[e]g[e]n s[a]gt: Von den Außendingen erfahren wir eig[e]ntl[ich] gar nichts, sond[ern] uns[ere] Erken[n]tn[i]ße davon sind nur Modifikationen uns[eres] eignen Innern, uns[eres] Geistes [; ] 203 denn die G[e]g[e]nst[ä]nde (Baum z.B.) kommen ja nicht in uns[eren] Geist hinein, sond[ern] bleib[en] außer demselben [,] u[nd] was wir erfahren [,] ist immer nur uns[er] eignes Innere[s], das v[on] dem G[e]g[e]nst[a]nde angeregt ist; die Vorstell[u]ng[e]n also [,] die wir v[on] den (sic! ) G[e]g[e]nst[a]nde haben [,] sind nicht die Dinge selber [,] sond[ern] nur Produkte uns[eres] eignen Innern. 204 Alle uns[ere] Erk[e]n[n]tn[i]ße gehen v[on] uns[erem] eignen Geiste aus [.] - 205 Die wahre Philos[ophie] ist ledigl[ich] eine Construction a priori, nichts voraussetzend als d[a]s Ich des Selbstbew[u]ßts[eyns.] - Die M[e]ns[c]h[e]n-Seele würde da betrachtet als schöpferis[c]he dynamis. Kraft, die Alles aus sich hervorbringe; - die es eig[e]ntl[ich] bestimme, wie wir die Dinge ansehen (nihil est in sensu, quod non antea fuerit in intellectu) [,] d.h. wir machen uns v[on] den Dingen ledigl[ich] die Vorstell[un]g[en,] die uns[er] eigner Geist uns v[on] ihnen gibt; auf d[ie]s[en] kommt es an, nicht auf die Außendinge. Idealismus. 206 [6vr/ 7rl] d) Nun entsteht die Frage: welche v[on] d[ie]s[e]n beiden Ansichten üb[er] d[ie] Entst[e]h[u]ng uns[erer] Erk[e]n[n]tn[i]ße ist dann die richtige? Keine v[on] beiden. Uns[er] Geist ist weder blos eine tabula rasa, noch eine solche Kraft [,] die abgesehen v[on] allen Dingen alle Erk[e]n[n]t[ni]ße aus sich selbst hervorbrä[c]hte; sond[ern] die Wahrh[ei]t liegt in der Mitte. Uns[er] Geist gleicht (in s[einem] Wesen) - in s[einer] Entwickl[un]g wenigstens [-] dem lebend[i]g[en] Keime in d[er] Natur [,] z.B. dem Saamen [,] der sich z[um] Baume entwickelt. 207 Es ist da eine innerl[iche] Kraft od[er] Potenz, aber auch äußerl[iche] Beding[u]ng[e]n müßen erfüllt werden; so ist es auch bei der Erk[e]n[n]tn[i]ß, bei der Ent- 202 Randbemerkung [6vl] : „(Verwerfu[n]g aller Phil[o]s[ophie] - wenigst[en]s wäre sie unmöglich)“. 203 Randbemerkung [6vl] : „(D[ie]se Ans[i]cht unrichtig: Denn woher käme dann d[ie]se Modifikat[ion] des Innern anders als v[on] d[en] Auß[en]dingen [,] u[nd] woher käme die Verschied[en]h[ei]t u[nd] Eigenthüml[i]chk[ei]t d[ie]s[e]r Modifikat[ion] d[e]s Inner[n]) (? ) (Die Vorst[e]ll[un]g [,] wenn nicht v[on] d[er] Vers[c]hied[en]h[ei]t u[nd] Eigenthüml[i]chk[ei]t d[e]r Di[n]ge selbst [.] - Aus der Modifikat[ion,] die d[a]s Auß[en]ding in [„in“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „auf“] uns[erem] Geist macht [„Vorstell[en]“ über der Zeile] [,] schließen wir auf d[ie] Besch[a]ff[en]h[ei]t - von d[er] Versch[ie]d[en]h[ei]t der V[o]rst[e]ll[un]g[en] auf Vers[c]hied[en]h[ei]t der Dinge.)“ 204 „Wenn wir also doch erkennen [,] so müßen alle etc.“ unter der Zeile. 205 Randbemerkung [6vl] : „Idealis[mu]s“. 206 Randbemerkung [6vl] : „(Ueberschätz[u]ng d[e]r Philosophie.)“ 207 Randbemerkung [7rr] : „Wahrer Vorg[a]ng“. <?page no="47"?> 37 wickl[u]ng des M[e]nsch[e]ng[ei]st[e]s in Bezug auf sein Erkennen. 208 Der Geist entwickelt u[nd] bildet sich bekanntl[ich] erst durch Einwirk[u]ng v[on] Seite Anderer, durch Erziehung, Belehr[u]ng, Mitth[ei]l[u]ng v[on] Kenntnißen u[nd] damit in Verbind[un]g durch sinnl[iche] Anschauungen; er verhält sich also hier zunächst aufnehmend, receptiv - doch aber ist er auch hiebei nicht blos paßiv, blos empfangend [,] sond[ern] auch schon activ - da ja das Empfangen, das Aufnehm[en] selbst schon eine gewisse Activität voraussetzt - indeß doch vorherrschend Paßivität [.] - Hat aber auf d[ie]se Weise der Geist ein[en] gewißen Grad v[on] Ausbild[u]ng erlangt, dann fängt er an [,] sich freier u[nd] selbstständ[i]g zu bewahren u[nd] nicht mehr blos aufnehmend ist er dann, sond[ern] auch aus sich producirend (die Pflege d[es] Saam[ens]), das ist der Anf[a]ng philosoph[ischer] Thätigk[ei]t. Auf d[ie]se freie, selbstthät[i]g[e] Kr[a]ft d[e]s G[ei]st[e]s gründet si[c]h die Philosophie. - 209 e) Die Philosophie, die wir ein Construiren der Erk[e]n[n]tniße aus dem Selbstbew[u]ßtsey[n] (aus der Vernunft) genannt haben, kommt nun so zu Stande: (das Erkennen des Daseyend[en] setzt im Geiste eine Fähigk[ei]t des Erkennens voraus, ein gewißes geist[i]g[es] Bild (Potenz) [,] die an sich zwar noch gleichsam schlummert, die aber durch Wahrnehmung der Dinge geweckt u[nd] gebildet wird) [.] Nicht schlechterdings à priori, ohne alles vorausgegang[ene] Forschen u[nd] ohne alle Erfahr[u]ng können die philos[ophischen] Erk[e]n[n]tn[i]ße herausconstruirt werden, sond[ern] die Empirie (die Erfahr[u]ng, die [7rl/ 7vr] Erforsch[u]ng des Daseyend[en]) muß vorausgehen [,] dann erst kann der Versuch gemacht werden [,] diese so gewonnenen Erk[e]n[n]tn[i]ße nun auch à priori - d.h. abgesehen v[on] d[er] Erfahr[u]ng - aus d[em] Selbstbewußts[eyn] 210 heraus zu construiren 211 , d.h. zu prüfe[n,] was an d[ie]s[e]n empiris[c]h[en] Erkenntnißen (dem Inhalte, dem Erfahrenen) vernunftgemäß, was nicht. 212 208 Randbemerkung [7rr] : „Es ist mit d[em] G[ei]ste, wie mit d[em] Leibe - zuerst ... (? ) paßiv - nur ein Minimu[m] v[on] Activität - dann immer selbstst[ä]nd[i]ger etc.“ 209 „Auf d[ie]se freie, selbstthät[i]g[e] Kr[a]ft d[e]s G[ei]st[e]s gründet si[c]h die Philosophie. -“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. - Dazu die Randbemerkung [7rr] : „Rückkehr z[um] Begr[i]ff Philos[ophie]. Bes[c]hränk[un]g des früh[eren] Begr[i]ffs. Wir sehen [,] wie die obige Definit[ion] zu versteh[en] u[nd] z[u] bes[c]hränk[en] ist -“. 210 Über der Zeile: „Vernunft“. 211 Randbemerkung [7vl] : „NB [: ] Das bloße empiris[c]he Daseyn d[e]r R[e]l[i]g[ion] [m]it ihr[em] I[n]halt ist noch kein Beweis [,] daß sie au[c]h wahr s[e]y [.] - Ebenso das bloße Construir[en] aus d[em] Geiste ist noch kein Beweis [,] daß Etwas au[c]h wahr u[nd] wirklich sei [.] - Es kann au[c]h wen[i]g Bedeut[u]ng d[ie]s[e]r Construction, kann bloßes (sic! ) Phantasie sey[n]. (d[a]h[er] Off[en]b[arun]g” [)]. 212 Randbemerkung [7vl] : „Das ist aber nun kein leeres Experiment, in der Art [,] daß d[u]rch d[ie]s[e]s Nachconstruir[en] aus dem Wesen d[e]s G[ei]st[e]s (d[as] Schaff[en]) blos das wieder gewonn[en] würde, was man zuvor scho[n] wüßte auf d[em] Weg empiris[c]h[er] od[er] Erfah[ru]ngsk[enn]t[n]iß, sond[ern] durch d[ie]s[e]s innerl[iche] Nachbild[en] od[er] philos[ophische] Erkennen - wird das Wesen od[er] Wahrhafte selbst erkannt [.] - Nicht mehr blos das Wirkliche wird erkannt - das kann auch Unvollkommenes, Schlechtes sey[n] - sond[ern] es wird erforscht [,] was [„erforscht [,] was” über der Zeile] an d[ie]s[em] Wirkl[i]ch[en] das den empiris[c]h[en] Kennt[n]iß[e]n u[nd] Fors[c]h[un]g[en] erkannt [„erkannt” über der Zeile] - wahr u[nd] fals[c]h - gut u[nd] bös - s[c]hön u[nd] uns[c]hö[n] etc. ist - kurz es wird erprobt [„es wird erprobt” über der Zeile] [,] was vernunftgemäß sei, was nicht [.] - <?page no="48"?> 38 Das Selbstbew[u]ßts[eyn] 213 - die Vernunft hat näml[ich] in sich als Inhalt die Ideen (die Urbilder) des Wahren u[nd] Guten u[nd] Schönen 214 [,] d.h. die Vernunft hat in sich die Potenz [,] 215 zu unterscheiden zw[i]s[c]h[en] wahr u[nd] unwahr, zw[i]s[c]h[en] gut u[nd] bös, zw[i]s[c]h[en] schön u[nd] unschön. - An d[ie]s[e]n Ideen nun werden die Erfahr[u]ngskenntniße geprüft, ob sie mit ihnen übereinstimm[en] od[er] nicht. - Da an d[ie]s[e]n entschieden ist, was wahr, gut, schön - kurz [,] was vernunftgemäß ist - was nicht, d.h. es wird erfors[c]ht [,] was sich v[on] 216 d[ie]s[e]n Ideen ableit[en] laße 217 [,] was nicht (aus u[nd] nach der Idee erkennen). 218 - D[ie]se Ideen selbst aber erlang[en] erst Entwickl[un]g u[nd] Klarh[ei]t durch Erfahr[u]ng u[nd] Fors[c]hen, also gegenseit[i]g[e] Förd[erun]g [,] sie leiten das Forschen, Prüfen u[nd] werd[en] doch selbst wieder entwickelt u[nd] gebildet. Z.B. daß die M[e]ns[c]h[en] etwas für schön - häßl[ich] halt[e]n [,] ist nur möglich durch die innewohnende od[er] eigenthüml[iche] Idee 219 des Schönen, die aber anf[a]ngs auch schlummert gleichsam u[nd] erst nach u[nd] nach geweckt u[nd] gebildet wird. Näml[ich] trotz d[ie]se[r] immanenten Fähigk[ei]t (Anlage) [,] Schönes v[on] Unschönen (sic! ) zu unterscheid[en], würde er nie dahin kommen [,] d[ie]se Unterscheid[un]g wirkl[ich] zu machen, wenn ihm nicht das S[c]höne vor das Auge träte, wenn er Schönes nie sähe; erst durch fortgesetzte 220 Anschauung näml[ich] des wirkl[ich] Schönen bildet sich auch die Idee des Schönen immer mehr aus, so daß er nun immer bestimmter u[nd] sicherer das S[c]höne v[om] Unschönen unterscheid[en] u[nd] zuletzt sich auch am Ideal des Schönen bilden u[nd] gleichsam à priori hieraus eine Theorie (od[er] Philosophie) des Schönen entwickeln kann. 221 [7vr/ 8rl] Die and[eren] Wiß[e]ns[c]h[a]ft[en] lehr[en] also die a) [„a)” über der Zeile] Wahrh[ei]t - im Sinne v[on] Wirkl[i]chk[ei]t [,] b) [„b)” in die Zeile eingefügt] die Philos[ophie] lehrt d[ie] Wahrh[ei]t - im Sinne v[on] Idealität, Wahrhaft[i]gk[ei]t - a) [„a)” in die Zeile eingefügt] jene lehr[en] - was da ist [„Vollkommenh[ei]t” über der Zeile] u[nd] wie es da ist - b) [„b)” in die Zeile eingefügt] diese - was an d[em] Dasey[en]d[en] der Idee gemäß ist, was nicht - also das Seynsollende [.] [Vor und über der folgenden Zeile: „NB [: ] freil[ich] s[a]gt ein Philos[oph]: Alles Wirkl[iche] ist wahr - in gewiß[em] Sinn[e] ist es richtig - aber nur [nic]ht philosophis[c]h - sonst müßte auch die Lüge wahr sey[n], denn wirkl[ich] ist sie.”] Wie ist nun d[a]s möglich? “ 213 Über der Zeile: „Möglichk[ei]t ders[e]lb[en]“. 214 Über der Zeile: „Recht[en]“. 215 Über der Zeile: „NB [: ] Die Fülle der Idee[n] ist eig[en]tl[ich] … (? ) wie d[a]s Weltall - Universu[m]“. 216 „aus“ über der Zeile. 217 „laße“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „laßen“. 218 „Aber woher komm[en] d[ie]se Idee[n] - … (? ) werd[en] sie so Maaßstab - waru[m] [n]i[c]ht i[n] all[en] M[en]s[c]h[en] so klar u[nd] rein? “ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 219 Über der Zeile: „Urb[il]d“. 220 „fortgesetzte“ über der Zeile. 221 Randbemerkung [7vl] : „D[u]rch d[ie]se Prüf[un]g werd[en] d[ie]se Idee[n] selbst immer klarer, bestimmter - entfalt[en] ihr[en] ideal[en] [„ideal[en] ” über der Zeile] Gehalt u[nd] das aber ist d[ie] Wiß[en]s[c]haft (d.h. aus d[en] Idee[n] wird d[e]r Inhalt abgeleitet [)].“ <?page no="49"?> 39 Beil[a]g[e] z[u] §: 1 II. Daraus ist nun aber auch klar [,] daß d[ie]se philos[ophische] Erk[e]n[n]tn[i]ß - d[ie] Re- Construction 222 des empiris[c]h zuvor Erkannten aus dem Selbstbewußtseyn 223 nicht geradezu eine Re-Construction 224 des empiris[c]h Gegebenen nach s[einem] ganzen Umfang u[nd] in jeder Bezieh[u]ng ist, sond[ern] eine kritis[c]he, prüfende [,] indem nur das Rechte, Vernunftgemäße in d[ie]s[e]s philos[ophische] Erk[e]n[n]tn[i]ßsystem aufgenommen, das Nichtvernunftgemäße (der Ideen des Wahr[en,] Gut[en] u[nd] Schönen nicht Entsprechende) aber ausgeschieden wird; also eine ideale Reconstruction ist jedes philos[ophische] Erkennen. - Das Seynsollende wird erkannt, nicht unmitt[e]lb[a]r das Seyende (die Erk[e]n[n]tn[i]ß des Seyend[en], Wirkl[i]ch[en] muß vorausgegang[en] seyn). 225 Also Philosophie 226 ist die Erk[e]n[n]tn[i]ß aus der Idee od[er] 227 nach d[en] Ideen des Wahren, Gut[en] u[nd] Schönen etc. u[nd] weil d[ie]se Ideen gerade den Inhalt der Vernunft bilden - d[ie]se aber mit d[em] 228 Selbstbew[u]ßts[eyn] selbst Eins ist, so sagt man auch [: ] Philos[ophie] ist Ableit[u]ng uns[erer] Erk[e]n[n]tn[i]ße aus dem Selbstbew[u]ßtseyn (aus d[er] Vernunft) [.] 229 D[u]rch d[ie]se Ableit[u]ng aus der Idee des Selbstbew[u]ßtseyns erhält näml[ich] uns[ere] Erk[e]n[n]tn[i]ß eine and[ere] Eigenthüml[i]chk[ei]t, näml[ich] die Form der Gewißh[ei]t; 230 durch d[ie]se Ableit[un]g aus der Idee 231 werden näml[ich] uns[ere] Erk[e]n[n]tn[i]ße (d[a]s Erkannte) so sicher u[nd] gewiß, so wahr u[nd] richtig, wie uns[er] eignes Bew[u]ßtseyn [,] weil sie in nothw[e]nd[i]g[en] Zusammenhang mit d[ie]se[n] tret[en], als Inhalt v[on] d[ie]s[e]m selbst erkannt werden. 232 - Nicht blos Wahrheit sucht d[ie] Philos[ophie,] sond[ern] auch Gewißh[ei]t; - während die empiris[c]h[en] Wiß[e]ns[c]h[a]ft[en] auf Erforsch[u]ng der Wirkl[i]chk[ei]t ausgehen (die nicht gerade immer Wahrh[ei]t seyn, sond[ern] auch Lüge, Unvollkommenh[ei]t, 222 „Re-“ über der Zeile eingefügt. 223 Randbemerkung [8rr] : „Unt[e]rsch[ie]d d[e]s philos[ophisch] Erkannt[en] [„d[e]s philos[ophisch] Erkannt[en]“ über der Zeile] v[om] empiris[c]h Erkannt[en]“. 224 „Re-“ über der Zeile eingefügt. 225 Einfügung am Seitenrand [8rr] : „Ein Doppeltes müßen die empiris[c]h[en] Wiß[e]ns[c]h[a]ft[en] der Philosophie leist[en]. 1) den Stoff, d[en] G[e]g[en]st[a]nd, d.h. die Erkenntniß des Wirklichen - als Material 2) die Entwickl[un]g, Kräftig[un]g der erkenn[e]nd[en] Kraft - Idee - Potenz [.] - Sie geben also d[en] Stoff u[nd] bild[en] die Kraft d[e]s G[ei]st[e]s zur Philosophie.“ 226 Randbemerkung [8rr] : „Zusammenfaß[un]g“. 227 „od[er]“ über der Zeile soll wohl das allerdings nicht gestrichene „u[nd]“ in der Zeile ersetzen. 228 „mit d[em]“ über der Zeile soll wohl das in der Zeile stehende, allerdings nicht gestrichene „v[om]“ ersetzen. 229 Randbemerkung [8rr] : „1) Idealität“. 230 Randbemerkung [8rr] : „2) Bedeut[un]g d[ie]s[e]s Verfahr[en]s. Gewißh[ei]t“. 231 Über der Zeile: „Selbstb[e]w[u]ßts[eyn]“. 232 Randbemerkung [8rr] : „weil wir d[ie]se Erk[enn]t[n]iße [n]i[c]ht mehr v[on] Auß[en], sond[ern] aus uns[erem] eig[enen] Wes[en] nehm[en.] Also nicht mehr auf [„auf“ über der Zeile] d[en] Sinnen beruh[en] od[er] auf den histor[i]s[c]h[en] Bericht[en] od[er] d[em] histor[i]s[c]h[en] Glaub[en] -“. <?page no="50"?> 40 Krankh[ei]t etc. seyn kann) [.] 233 (NB [: ] Nicht d[a]s was - das wie sucht sie z[u] erke[nnen]) [.] z) Damit ist aber d[ie] Aufgabe der Philosophie noch nicht erschöpft 234 [,] daß sie das Daseyende - empiris[c]h Erkannte (Wahrgenommene) od[er] im Glauben Angenommene innerl[ich] (ideal) reconstruirt [,] aus dem Daseyenden ein harmonis[c]hes Gedank[en]- System bildet od[er] die Harmonie des G[ei]st[e]s mit dem Wirklich[en] findet, es auf die Ideen des Geistes zurückgeführt (sic! ), d.h. prüft an d[en] Ideen d[e]s Wahr[en] etc. u[nd] aus ihn[en] hinwiederu[m] d[a]s Wahre etc. ableitet [.] - [8rl/ 8vr] Darum ist die Aufgabe der Philos[ophie] hiemit noch nicht erschöpft, 235 weil der Inhalt des mens[c]hl[ichen] Geistes [,] des Bewußtseyns noch nicht erschöpft, dem mens[c]hl[ichen] Geiste, dem Selbstbew[u]ßts[eyn] wohnt näml[ich] auch unzertrennl[ich] die Idee des Allervollkomm[en]st[en], Unbedingt[en], Absolut[en] (wie man sagt) od[er] die Idee Gottes inne; od[er] die Ideen des Wahren, Gut[en], Schön[en] concentrir[en] sich selbst wieder gerade in d[ie]se[r] Gottesidee, im G[o]tt[e]sbew[u]ßtsey[n]. Die Philos[ophie] hat darum auch die Aufgabe 236 , das Daseyende „od[er] irg[en]d ein[en] Th[ei]l im Gebiet - des Dasey[en]d[en] - z.B. R[ec]ht - R[e]l[i]g[ion] etc.“ 237 auch an d[ie]s[e]r höchst[en] Idee d[e]s G[ei]st[e]s 238 zu prüfen u[nd] wo möglich aus ihr zu reconstruir[en], die Schöpfung G[o]tt[e]s gleichsam geist[i]g zu wiederhol[en] u[nd] ihr Verh[ä]ltn[i]ß zu d[ie]s[e]r Idee zu erforschen. D.h. die Philosophie sucht nicht blos das Wesen des Daseyend[en] zu erkenn[en] (an d[er] Idee d[e]s Wahr[en]), sond[ern] au[c]h d[en] letzt[en] Grund d[e]ss[e]lb[en] (an d[er] G[o]tt[e]sidee). 239 Was Gott in Wirkl[i]chk[ei]t gethan hat, näml[ich] die Welt erschaffen - das versucht die Philosophie im Geiste nachzuthun, d.h. sie will nicht die wirkl[iche] Welt erschaffen, hervorbring[en], wie Gott - sond[ern] aus der immanent[en] G[o]tt[e]sidee die Welt ideal reproducir[en,] d.h. sie sucht zu erkenn[en], wie die Welt der Idee G[o]tt[e]s gemäß sey[n] soll, - wie Gott sie ursp[rü]ngl[ich] gewollt habe [,] sein[em] Wesen gemäß. 240 Auch hier findet wieder eine Gegenseit[i]gk[ei]t statt. Die G[o]tt[e]sidee wird 241 geweckt d[u]rch die Welt, u[nd] d[u]rch die Geschichte [,] u[nd] gebildet, - u[nd] hinwiederum wird an d[ie]s[e]r G[o]tt[e]sidee auch die Welt u[nd] die Geschichte mit ihr[em] Inhalte 233 Randbemerkung [8rr] : „(Doch immer neu Streben darnach - weil die Idee[n] selbst durch d[ie] Wirkl[i]chk[ei]t erst noch klarer gebildet, ausgestaltet werd[en] müß[en].)“ 234 Randbemerkung [8rr] : „d[ie] Aufgabe noch nicht erschöpft“. 235 Randbemerkung [8vl] : „warum nicht? “ 236 Randbemerkung [8vl] : „Höchste Aufg[a]be.“ 237 „od[er] irg[en]d ein[en] Th[ei]l im Gebiet - des Dasey[en]d[en] - z.B. R[ec]ht - R[e]l[i]g[ion] etc.“ am Seitenrand [8vl] eingefügt. 238 „d[e]s G[ei]st[e]s” über der Zeile eingefügt. 239 „D.h. die Philosophie sucht nicht blos das Wesen des Daseyend[en] zu erkenn[en] (an d[er] Idee d[e]s Wahr[en]), sond[ern] au[c]h d[en] letzt[en] Grund d[e]ss[e]lb[en] (an d[er] G[o]tt[e]sidee).“ am Seitenrand [8vl] eingefügt. 240 Randbemerkung [8vl] : „Damit ab[e]r sucht sie d[ie]se höchste Idee selber zu höchst[er] Klarh[ei]t zu bring[en,] d.h. Gott zu erkenn[en] - vermittelt die Weltidee mit d[er] G[o]tt[e]sidee - (sucht aus d[e]r G[o]tt[e]sidee die Weltidee zu find[en]) u[nd] vice versa [,] wie all[en]th[a]lb[en] es der Fall ist.“ 241 „wird“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „wirkt“. <?page no="51"?> 41 geprüft - auch die R[e]l[i]g[io]n - der Inh[a]lt ders[e]lb[en] - wird an ihr geprüft [,] obwohl sie selber hinwiederu[m] gerade d[u]rch 242 d[ie]se geweckt u[nd] gebildet wird. 243 Damit komm[en] wir nun an uns[eren] G[e]g[e]nst[a]nd heran. Philosophie also ist Prüfung des Daseyenden an dem Wesen des M[e]ns[c]heng[ei]st[e]s, an s[einem] Inhalte [,] d.h. an d[en] Idee[n] d[e]s Wahr[en], Gut[en] u[nd] Schönen etc. u[nd] an der höchst[en] Idee d[e]s Bew[u]ßts[e]y[n]s [,] an d[er] G[o]tt[e]sidee, u[nd] damit verbund[en]: die Reconstruction des Dasey[en]d[en] aus dem Bew[u]ßts[eyn], aus d[em] M[e]ns[c]h[e]ng[ei]ste. Damit ist reine - ideale Wahrh[ei]t u[nd] Gewißheit erlangt (mit d[e]r Idee u[nd] [m]it d[em] Selbstbew[u]ßts[eyn] näml[ich] ist der unzertr[e]nnl[iche] Zusamm[en]h[a]ng hergestellt) u[nd] was unzertrennl[ich] hiemit verbund[en] ist - die Ausgestalt[un]g d[ie]s[e]r ursp[rün]gl[ich] im M[en]s[c]h[en]g[ei]ste ruh[e]nd[en] Idee[n] zur voll[en] Klarh[ei]t [.] - 244 Indeß das Daseyende ist ein vielumfaß[en]d[er] Ausdruck - wir nehm[en] ein[en] G[e]g[e]nst[a]nd heraus - die histor[ische] Erscheinung der R[e]l[i]g[io]n. [8vr/ 9rl] Anm[erkung: ] 245 Es könnte noch das Bedenken erhoben werd[en,] ob denn d[er] M[e]ns[c]h[e]ng[ei]st das könne, ob das nicht v[on] vorne herein eine Ueberheb[u]ng u[nd] Anmaß[u]ng dess[e]lb[e]n sei? - Darüber noch Folgendes, v[om] St[a]ndp[u]nkt uns[erer] R[e]l[i]g[io]n aus v[om] St[a]ndp[u]nkt der Philos[ophie] gibt man ohnehin die Möglichk[ei]t gerne zu. Darnach wißen wir [,] daß Gott den M[e]nsch[e]n nach s[einem] Ebenbilde erschaff[en], s[einen] G[ei]st ihm eingehaucht; darauf gründ[en] wir die Mögl[i]chk[ei]t solcher Erk[e]n[n]tniß. Gott näml[ich] hat v[on] Ew[i]gk[ei]t die Idee der Welt in sich - nur die Realis[iru]ng geschah in d[e]r Zeit - [; ] 246 ist nu[n] d[er] M[e]ns[c]h[en]g[ei]st ein Ebenbild G[o]tt[e]s, so muß er auch mit der G[o]tt[e]sidee, die Idee der Welt in sich trag[en,] d.h. wie die Fähigk[ei]t [,] Gott so au[c]h die Welt nach ihr[er] Wahrh[ei]t, nach ihr[em] Seynsoll[en] zu erkennen [.] - Die Idee d[er] Welt ist d[er] göttl[iche] Gedanke od[er] Plan v[on] d[er] Welt [.] - D[ie]s[e]r göttl[iche] Gedanke hat sich realisirt in d[er] Welt, in d[en] Gesetz[en] etc. [.] D[ie]se findend in d[er] Welt, find[en] wir d[en] göttl[ichen] Ged[a]nk[e]n u[nd] damit auch die Weltidee [.] - Philos[ophie] ist Auffind[un]g der g[ö]ttl[ichen] Gedank[en] v[on] d[er] Welt etc. [.] - [9rl/ 10rl] 247 III) Nun entsteht aber die weitere Frage, was denn Religion sei, von der das Wesen od[er] die Wahrheit philosophisch erkannt werden soll? 242 „d[u]rch” über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „ob“. 243 Randbemerkung [8vl] : „NB [: ] Wie sehr d[ie] Philos[ophie] der neu[eren] Z[ei]t d[a]rauf besin[n]t [,] sieht man schon daraus, daß sie G[o]tt[e]sidee mit Gott selbst verwechselt hat - u[nd] die ideale Reconstructi[on] der Welt nach d[ie]s[e]r G[o]tt[e]sidee für Weltschöpf[un]g selbst hält. - P[a]nth[ei]sm[us] waren später Mehreres.“ 244 „u[nd] was unzertrennl[ich] hiemit verbund[en] ist - die Ausgestalt[un]g d[ie]s[e]r ursp[rün]gl[ich] im M[en]s[c]h[en]g[ei]ste ruh[e]nd[en] Idee[n] zur voll[en] Klarh[ei]t -“ am Seitenrand [8vl] eingefügt. 245 „Anm[erkung: ]“ über der Zeile. 246 In der Zeile folgendes „ha[t]“ gestrichen. 247 Die Seite [9v] ist unbeschrieben. <?page no="52"?> 42 Es gibt viele u[nd] verschiedene Definitionen von Religion. 248 Die gangbarste u[nd] populärste ist wohl die: „Rel[i]g[io]n sei die Erkenntniß u[nd] Verehr[u]ng Gottes“; Eine andere lautet: „R[e]l[i]g[io]n ist das Verhältniß des Menschen zu Gott“ 249 ; wieder eine andere h[ei]ßt: [„] R[e]l[i]g[io]n ist das Bewußtseyn od[er] Gefühl der absoluten od[er] schlechthinigen Abhäng[i]gk[ei]t des Menschen v[on] Gott“ 250 u.s.w. 251 Ohne d[ie]se verschiedene[n] Definitionen kritis[c]h zu untersuchen, u[nd] ohne uns auf philologische Erört[e]r[u]ng[e]n üb[er] die Bedeut[un]g des Wortes „Religio“ hier einzulaßen, 252 wollen wir hier nur versuchen, einen Begriff v[on] „Rel[i]g[io]n“ aufzustellen von solcher Allgemeinheit, daß er auf die ganze große, ges[c]hichtl[iche] Erscheinung der R[e]l[i]g[io]n paßt, der aber das Eigenthümliche derselben vollkommen ausdrückt u[nd] das Gemeins[c]haftliche 253 aller verschiedenen R[e]l[i]g[io]nsformen zur Einheit zusammenfaßt. Wir wollen nicht zunächst sagen [,] was die R[e]l[i]g[io]n seyn soll u[nd] wie sie seyn soll, od[er] was es eigentl[ich] philos[ophisch] betrachtet für eine Bewandtniß mit ihr habe, - das ist das Ziel [,] dem wir zustreben, das Resultat, das wir erreichen wollen - hier aber als Ausgangspunkt müssen wir den histor[i]s[c]h[en] Begr[i]ff v[on] R[e]l[i]g[io]n zu Grunde legen, müssen v[on] dem ausgehen [,] als 254 was sie erscheint u[nd] gilt. 255 Religion in d[ie]s[e]m allgemeinen, ihr ganzes, vielgestaltetes Gebiet umfaßenden Sinne ist: Das Bewußtseyn des Menschengeschlechtes v[on] einem Uebernatürlichen 256 , Göttlichen, üb[er] d[ie]se sichtbare Welt Erhabenen 257 ; u[nd] damit untrennbar verbund[en] 258 das Bewußtseyn von einem 259 Verhältniß [,] in welchem d[ie]se Welt[-]Ers[c]h[ein]u[n]g 260 üb[e]rh[au]pt u[nd] der Mensch insbesondere zu diesem Unsichtbaren, Göttlichen stehe. Das ist die allgemeinste Definition [,] die man v[on] R[e]l[i]g[io]n geben kann, die auf jede Form derselben paßt 261 [,] mag sie nun so vollkommen od[er] unvollkommen wie 248 Randbemerkung [10rr] : „D[ie] philos[ophische] Definit[ion] muß nicht blos R[e]l[i]g[ion] [„R[e]l[i]g[ion]“ über der Zeile] als hist[orische] [„hist[orische]“ über der Zeile] Thatsach[e] u[nd] Ers[c]hei[n]u[n]g bezeichn[en,] sond[ern] als Thatsach[e] d[e]s Bewußtsey[n]s -“. 249 Randbemerkung [10rr] : „abstract“. 250 Einfügung am Seitenrand [10rr] : „od[er] modern-philosophisch: [‚] R[e]l[i]g[io]n ist das Bewußtseyn des Menschen um sein eignes Wesen als eines göttlichen -’“. 251 Randbemerkung [10rr] : „d[ie] R[e]l[i]g[io]n ist eine Selbsttäusch[u]ng (R...mus (? ))“. 252 „wozu sich später Gelegenheit finden wird“ in der Zeile gestrichen. Einfügung am Seitenrand [10rr] : „denn eine solche Kritik werden Sie erst später verstehen, wenn wir mit uns[eren] rel[i]g[io]nsphilos[ophischen] Untersuchung[en] zu Ende sind u[nd] wissen, was d[a]s Wesen d[er] R[e]l[i]g[io]n eig[e]ntl[ich] sei -“. 253 „Gemeins[c]haftliche“ über der Zeile als Ersatz für in der Zeile eingeklammertes „Wesentliche“. 254 „als“ über der Zeile. 255 Randbemerkung [10rr] : „Nicht gleich das Ideal der R[e]l[i]g[io]n wollen wir hier finden u[nd] bezeichnen - das ist Aufgabe der ganzen R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie], wie wir sehen werd[en.]“ 256 „Uebernatürlichen“ über der Zeile ersetzt „(Unsichtbaren)“ in der Zeile. 257 Randbemerkung [10rr] : „an ein Göttliches - Unsichtbares od[er] wenigstens über die gewöhnl[iche] Naturerscheinung Erhabenes.“ 258 „damit untrennbar verbund[en]“ am Seitenrand [10rr] . 259 „einem“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „dem“. 260 „Ers[c]h[ein]u[n]g“ über der Zeile. 261 „paßt“ über der Zeile. <?page no="53"?> 43 immer seyn, die aber doch gerade das Eigenthümlichste, Wesentlichste d[ie]s[e]r Erscheinung enthält. 262 Das Eigenthüml[ichste] der R[e]l[i]g[io]n ist aber der Glaube an ein Göttliches, wie d[ie]s[e]s nun auch näher vorgestellt werden mag, ob als Einheit oder Vielheit [,] [10rl/ 10vr] ob ganz anthropomorphistis[c]h oder ganz spiritualist[isc]h. Eben so ist es zunächst auch noch 263 gleichgültig [,] in welchem Verhältniß sich der Mensch zu d[ie]s[e]m Göttlichen denkt [,] ob Furcht u[nd] Schrecken od[er] Liebe u[nd] Vertrauen zu ihm vorherrscht; bestimmt ist nur dieß [,] daß er sich in ein[em] solchen Verh[ä]ltn[i]ß zu demselben glaubt, u[nd] daß d[ie]s[e]s wesentl[ich] zur R[e]l[i]g[io]n gehört. 264 Auch sehen wir sogleich [,] daß die Religion nicht etwas ganz Einfaches ist, sond[ern] daß zwei Factor[en] dazu gehören, die Gotth[ei]t u[nd] der bewußte Mensch [,] u[nd] daß sie also ein Verhältniß ist zw[i]s[c]h[en] d[er] G[o]tth[ei]t u[nd] dem Menschen u[nd] das Bewußts[eyn] v[on] d[ie]s[e]m Verhältniß. ( 265 IV [.] Wenn wir nun im oben gegebenen Begriff v[on] R[e]l[i]g[io]nsphilosophie statt „Religion“ die jetzt gefundene Definition v[on] derselben ,substituiren’, so ist also R[e]l[i]g[io]nsphilosophie: Das Forschen nach dem [,] was im Bewußtseyn der Menschheit v[on] einem Göttlichen u[nd] v[on] ihr[em] 266 Verhältniß zu demselben, wahr u[nd] wesentlich ist; oder die Erforschung 267 des Ursprungs, d[e]s 268 Inhalts, der Form u[nd] 269 u[nd] 270 Zweckes d[ie]s[e]s Bewußts[e]y[ns] v[om] Göttlichen u[nd] v[om] Verhältniß der Menschh[ei]t zu demselben. (aus d[em] Selbstbewußts[eyn] resp[ective] der Idee der R[e]l[i]g[io]n) [.] 271 262 Randbemerkung [10rr] : „(u[nd] d[ie]s[e]r B[e]gr[i]ff ist gleichwohl kein leeres abstractu[m] [über der Zeile: „(wie Verh[ä]lt[n]iß z[u] Gott“ [)]], sond[ern] umfaßt gerade d[a]s Wes[en]tl[iche] in aller R[e]l[i]g[ion] - den innerst[en] Keim u[nd] Kernpu[n]kt [,] v[on] dem alles Uebr[i]g[e,] was zur R[e]l[i]g[ion] g[e]hört [,] getrag[en] wird (d[a]s Bew[u]ßts[eyn] d[e]s Göttl[ichen] näml[ich] geht alles R[e]l[i]g[iö]se i[m] Sinn[e] [von] Glaub[en] u[nd] Thu[n] aus.)“ 263 „noch“ über der Zeile. 264 Einfügung am Seitenrand [10vl] : „Wir wißen durch d[ie]se Definit[ion] nur so viel, mit welcher Erscheinung in der M[e]nsch[e]nwelt wir es zu thun haben - wir haben uns das Gebiet d[u]rch d[ie]s[e] Definit[ion] errungen u[nd] umgränzt [,] auf dem wir uns bewegen, das wir zum Gegenst[a]nd uns[erer] philos[ophischen] Untersuch[u]ng - All’ das in der Menschenwelt, was sich auf d[ie]s[e]s Bewußts[eyn] v[on] ein[em] Ueberird[i]s[c]h[en,] Göttlich[en] bezieht. Lehren, Gebräuche u.s.w gehört ins Gebiet uns[erer] Untersuch[u]ng [,] all das soll philos[ophisch] geprüft werden.“ 265 Die Einklammerung des Abschnittes „IV.“ reicht bis [11vr] . 266 „ihr[em]“ über der Zeile eingefügt. 267 Über der Zeile: „Erk[enn]t[n]iß“. 268 „d[e]s“ über der Zeile eingefügt. 269 „der Form u[nd]“ über der Zeile eingefügt. 270 Aufgrund der Einfügung kam es irrtümlicherweise zu einer Doppelung des „u[nd]“. 271 Randbemerkung [10vl] : „Aber nicht blos d[en] empiris[c]h[en] I[n]halt u[nd] Gebrau[c]h (Zweck) der R[e]l[i]g[io]n soll[en] wir erfors[c]h[en] u[nd] erkennen - sond[ern] das Ideale v[on] all’ d[ie]s[em] - wie All d[ie]s[e]s beschaff[en] sey[n] müsse [,] d[a]ß die wahre R[e]l[i]g[ion] zu Stande komme - (d[a]ß die Idee der R[e]l[i]g[ion] realisirt werde), darum müss[en] wir R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] noch anders definiren: näml[ich] als Prüfu[n]g der thatsächl[ichen] R[e]l[i]g[io]n an der Idee der R[e]l[i]g[io]n - u[nd] als ReConstructio[n] der wahr[en] R[e]l[i]g[ion] - aus d[ie]s[e]r Idee der R[e]l[i]g[ion,] die in uns[erem] Selbstbewußts[eyn] gegeb[en] ist, hier ruht. (D[a]s Selbstbew[u]ßts[eyn] ist der Ausg[an]gspu[n]kt [,] das Centrum der philos[ophischen] Untersuch[un]g).“ <?page no="54"?> 44 2. 272 Nach diesem Begr[i]ff können u[nd] müssen 273 wir nun den Gegenstand od[er] das Object u[nd] die Aufgabe der R[e]l[i]g[io]ns-Philosophie bestimmter angeben. I [.] 1) Zufürderst ist hienach klar, daß die R[e]l[i]g[io]nsphilosoph[i]e ihren Gegenstand nicht erst selbst producirt od[er] construirt à priori, sond[ern] daß er schon gegeben [,] geschichtl[ich,] thatsächl[ich] 274 vorhanden ist; näml[ich] die wirkl[ich] vorhandene, geschichtl[iche] Erscheinung, die wir R[e]l[i]g[io]n nenn[en,] soll der Gegenstand im Lichte der Idee 275 der philosoph[ischen] Untersuchung seyn. - Wie die Naturphilosophie sich nicht ihren Geg[e]nst[a]nd, die Natur, selbst producirt od[er] construirt à priori, sond[ern] ihn thatsächl[ich] vor sich hat u[nd] ihn philosoph[isch] erforscht, so auch die R[e]l[i]g[io]nsphilosophie. Wie die Naturphilos[ophie] nicht, wie man zu sagen pflegt [,] voraussetz[u]ngslos anfängt u[nd] etwa so sagt: 276 Ich will ganz absehen v[on] der wirkl[ichen] 277 Natur u[nd] ihr Seyn u[nd] Wesen blos à priori aus reinem Geist construiren, u[m] daraus zu erkennen, was sie eigentl[ich] ist u[nd] nach welchen Gesetzen sie wirkt; so geht auch die R[e]l[i]g[io]nsphilosophie nicht [10vr/ 11rl] Einleitung. 278 §: 1 F[o]rts[e]tz[u]ng. voraussetzungslos zu Werk, sie will nicht eine neue Rel[i]g[io]n 279 selbstständig erfinden od[er] à priori construiren, durch das bloße Denken hervorbringen, abgesehen v[on] der wirkl[ichen,] thatsächl[ichen] R[e]l[i]g[io]n. 280 Das 281 ist zwar versucht worden durch die Philosophie, aber es ist jedenfalls eine Illusion; fürs 1) weil Niemand die genauere Erk[e]n[n]tn[i]ß des Thatsächlichen der R[e]l[i]g[io]n bei einer solchen Construction vergeßen kann, so [,] als wäre sie gar nicht vorhanden [,] 2) weil ohne d[ie]se Ken[n]tniß der denkende Geist nie zum Bewußtseyn, zur Erk[e]n[n]tn[i]ß des einen Factor’s der R[e]l[i]g[io]n, Gottes nämlich, kommen könnte für sich allein, was wir später näher erörtern werden u[nd] uns hier nur vorläufig bemerkt seyn soll. 282 272 Im Nachhinein wurde vor die Zeile „2.“ gesetzt; korrespondierendes „1.“ ist unauffindbar. 273 „u[nd] müssen“ über der Zeile. 274 „thatsächl[ich]“ über der Zeile. 275 „im Lichte der Idee“ über der Zeile. 276 Randbemerkung [10vl] : „D[er] M[en]s[c]h [mü]ßte sein eig[ne]s Wes[en] (Dasey[n]) vergeß[en] u[nd] fingir[en]: er sei blos Denken, - das hat d[ie] neu[ere] Philos[ophie] seit Fichte aufgethan.“ 277 „wirkl[ichen]“ über der Zeile. 278 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 2“ am oberen Seitenrand [11rr] ; „2“ bezeichnet den Bogen. 279 In der Zeile folgendes „aus sich“ gestrichen. 280 Randbemerkung [11rr] : „NB [: ] Wie d[ie] R[e]l[i]g[io]n selbst ein Verhält[n]iß ist v[on] zwei Factoren [über der Zeile: „Gott u[nd] M[e]ns[c]h] - so ist die Idee der R[e]l[i]g[io]n [über der Zeile: „aus“] ein[em] Verh[ä]lt[ni]ß zweier Ideen gebildet - näml[ich] aus d[e]r G[o]tt[e]sidee u[nd] der Idee d[e]s M[e]ns[c]h[en] - (die ab[er] i[m] Bew[u]ßts[eyn] zur Einh[ei]t verbund[en] si[n]d)“. 281 In der Zeile folgendes „wäre“ gestrichen. 282 Randbemerkung [11rr] : „NB [: ] I[m] philos[ophischen] Bewußts[eyn] vereinfacht (? ) sich d[a]s V[e]rh[ä]lt[ni]ß - (beide Fact[oren] i[n] Ei[n]heit - näml[ich] mit d[em] Gott[e]sb[e]w[u]ßts[eyn] hat es d[ie] Wiß[e]ns[c]h[a]ft zu thu[n,] [n]i[c]ht un[m]itt[e]lb[a]r [m]it Gott selber, denn d[a]s … (? ) rel[i]g[iö]se Uebu[n]g, Gebet) - Gott[e]sbew[u]ßts[eyn] u[nd] Selbstbew[u]ßts[eyn] laß[en] sich aber [n]i[c]ht trenn[en] (wie d[a]s So[nnen]licht (? ) i[m] (? ) Eins geword[en])“. <?page no="55"?> 45 2) Die historis[c]he, thatsächl[ich] vorhandene R[e]l[i]g[io]n (die Gesammth[ei]t aller R[e]l[i]g[io]nen) ist also das Object [,] der Geg[e]nst[a]nd, dessen philos[ophische] Erk[e]n[n]tn[i]ß die R[e]l[i]g[io]nsphilosophie anstrebt. 283 a) Die R[e]l[i]g[io]n hat aber, wie wir gesehen haben, zwei Factoren 284 [,] die Gotth[ei]t [,] das Uebersinnliche [,] u[nd] den Menschen, die eben d[u]rch u[nd] in der R[e]l[i]g[io]n in ein Verhältniß zu einander treten: Da nun d[ie] R[e]l[i]g[io]nsphil[osophie] das Wesen der R[e]l[i]g[io]n kennen lehren will, so genügt es nicht, daß sie blos den Einen Factor wiss[e]ns[c]h[aftlich] erforscht; etwa das Wesen der Gotth[ei]t u[nd] ihr Verhältniß zur Welt, das wäre blos ein Th[ei]l der R[e]l[i]g[io]nsphilosophie. 285 Mit dem Göttlichen, Uebersinnlichen - dem Meta-Physis[c]hen allein hat es vorzugsweise jene W[i]ß[en]s[c]h[aft] zu thun, die wir die Metaphysik nennen, welche die Aufgabe hat, das allem Sinnlichen 286 [,] Sichtbar[en] zu Grunde liegende Unsichtbare, Uebersinnliche zu erforschen, u[nd] die sich vorzügl[ich] d[u]rch d[ie]se Besch[r]änk[un]g von der R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] unterscheidet; die viel mehr zu ihr[em] G[e]g[e]nst[a]nd hat. 287 283 Randbemerkung [11rr] : „(Aus dem ihr Resultat: Die Idee der R[e]l[i]g[io]n u[nd] d[a]s rel[i]g[iö]se [„rel[i]g[iö]se“ über der Zeile] Ideal (ders[e]lb[en]) hervorgehen soll)“. 284 In der Zeile folgendes „(weil sie ein Verh[ä]ltn[i]ß ist)“ gestrichen. 285 Randbemerkung [11rr] : „wie au[c]h die dr[e]i Th[ei]le d[e]r R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] zuletzt Ein u[nd] d[a]ss[e]lbe b[e]h[an]del[n] - 1) nä[m]l[ich] das Gott[e]sbew[u]ßts[eyn], d[a]s Dasey[n] Realität (also Bew[ußtseyn] f[ür] Gott[e]s Das[eyn]) 2. G[o]tt[e]s Wes[en] u[nd] Thät[i]gk[ei]t 3. Gott[e]s Verehru[n]g -“. 286 In der Zeile folgendes „zu“ gestrichen. 287 Randbemerkung [11rr/ 11vl] : „Denn diese hat auch den andern Factor der R[e]l[i]g[io]n [,] die Menschh[ei]t zu betrachten, die Thätigk[ei]t, die der M[e]ns[c]h[e]ngeist hiebei entwickelt, die Wirk[u]ng[en,] welche d[ie]s[e]s Verhältniß zu G[o]tt, sobald es z[um] Bewußtseyn gekommen, hervorbringt, die Manifestationen, Kundgeb[u]ng[e]n davon im Aeußern; also die innere rel[i]g[iö]se Entwickl[u]ng des Mens[c]hengeschlechts u[nd] die äußerl[iche] [in der Zeile folgendes „Kün“ gestrichen] Vorstell[u]ng der R[e]l[i]g[io]n, das religiöse Leben [unter der Zeile, aber unklar, ob hierher gehörig: „u[nd] d[er] Off[e]nb[a]r[un]g des Göttlichen ... (? ) Metaphysik absieht“] [.] (Oder [11rr/ 11vl] wie dieß oben schon bemerkt wurde, die R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] hat [,] um das ganze Wesen der R[e]l[i]g[io]n zu erkennen [,] den Ursprung dess[e]lb[en] zu erforschen, den Inhalt u[nd] [über der Zeile: „Form u[nd]“] Zweck. Der Zweck nun ergibt sich aus Urspr[u]ng u[nd] Inhalt ohne weitere Untersuch[u]ng; der Inhalt aber erstreckt sich auf Inneres, die rel[i]g[iö]s[e]n Ideen [,] wozu freil[ich] als Centralp[u]nkt [„Lebens“ über der Zeile soll wohl nicht gestrichenes „Central“ in der Zeile ersetzen] die Idee v[on] Gott gehört; (u[nd] erstreckt sich auf Aeußeres, die Ausprägung, Darstell[u]ng jenes Innern in (sic! ) Aeußer[n], Sichtbaren, im rel[i]g[iö]s[e]n Leben). Es wird näml[ich] die Erscheinung der R[e]l[i]g[io]n als solche, die uns auf die philos[ophische] Untersuch[u]ng üb[e]rh[au]pt führt u[nd] uns veranlaßt zu [„zu“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „zur“] d[ie]s[e]r. D[ie]se Ers[c]hein[un]g - d[a]s Aeußere ders[e]lb[e]n ist einers[ei]ts die thatsächl[ich] bestehende Basis [,] auf der stehend wir den Urspr[u]ng u[nd] das [in der Zeile folgendes „In[nere]“ gestrichen] innere Wesen erforschen; die wir auf [wahrscheinlich gemeint: „auch“] selbst nach Erk[e]n[n]tn[i]ß hievon wieder beurtheilen u[nd] suchen [,] ob sie d[ie]s[e]m Innern und dem Zwecke ders[e]lb[e]n entspreche.)“ Darunter die weitere Randbemerkung [11rr] : „a) D[ie] R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] hat d[ie] Erk[e]n[n]tn[i]ß G[o]tt[e]s z[um] G[e]g[e]nst[a]nd 1) das Wesen G[o]tt[e]s an sich u[nd] die Thät[i]gk[ei]t G[o]tt[e]s in Bezug auf den M[e]nsch[e]n [,] b) dann - aber auch das Wesen u[nd] die Thät[i]gk[ei]t des Andern Factor’s der R[e]l[i]g[io]n, des Menschen, der M[e]nschh[ei]t, die er in der R[e]l[i]g[io]n entwickelt - v[on] der Welt, v[om] Daseyenden üb[e]rh[au]pt - v[om] Physis[c]h[en] im weitesten Sinne ausgehend das Wesen in demselben zu finden u[nd] d[en] letzt[en] Grund - das Ueberphysis[c]he, das Meta-Physische -)“. <?page no="56"?> 46 b) 288 Die R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] hat 289 nicht blos eine Einzelne R[e]l[i]g[io]n, sei es auch die vollkommenste, also 290 die chr[i]stl[iche], zum G[e]g[e]nst[a]nd, sond[ern] alle R[e]l[i]g[io]n üb[e]rh[au]pt. Sie unterscheidet sich dadurch besond[ers] v[on] der Theologie, welche speziell den Ursprung, u[nd] 291 Inhalt der g[ö]ttl[ichen] Off[e]nbar[u]ng üb[er]h[au]pt u[nd] besond[ers] das Chr[i]st[e]nth[um] wissens[c]h[a]ftl[ich] behandelt, sich also nur auf 2 Form[en,] die jüd[i]s[c]h[e] u[nd] chr[i]stl[iche,] erstreckt. [11rl/ 11vr] II) Daraus ergibt sich nun auch die Aufgabe der R[e]l[i]g[io]nsphilosophie noch bestimmter. Sie hat nicht die: eine neue R[e]l[i]g[io]n denkend zu erfinden, à priori zu construiren, sond[ern] die vorhandenen, histor[i]s[c]h[en] R[e]l[i]g[io]nsformen, also die Gesammtheit der Religionen zu erforschen, um aus dem Vielen, Vers[c]hiedenen, Unvollkommen[en], Zufälligen 292 das Eine, Gleiche, Vollkommene, Wesentliche 293 zu finden. Sie hat zu untersuchen, 1) ob etwas Wahr[e]s sei 294 an d[ie]s[e]r histor[i]s[c]h[en] Erscheinung, woher sie komme - ob etwas Wahres daran sei 295 [,] an d[ie]s[e]m Bewußtsey[n] der Mens[c]hh[ei]t v[on] einem Göttlichen u[nd] v[on] einem Verhältniß zu d[e]rselben u[nd] 2) was d[ie]s[e]s Wahre sei, worin es bestehe [,] u[nd] 3) wie es sich zu äußern, welchen Ausdruck es anzunehmen habe. Die R[e]l[i]g[io]nsphilosophie sucht d[u]rch die Betracht[u]ng der empiris[c]h[en], wirkl[ichen] R[e]l[i]g[io]nen, ein Ideal der R[e]l[i]g[io]n aufzustellen; 296 d.i. die vollkommenste R[e]l[i]g[io]n, die wahre u[nd] wesentl[iche] zu finden u[nd] zu untersuchen 297 , ob d[ie]s[e]s Ideal sich schon in irg[e]nd einer geschichtl[ichen] R[e]l[i]g[io]n [,] z.B. im Chr[i]st[e]nth[um,] sich verwirklicht finde 298 od[er] nicht. Das geschieht also dadurch [,] daß gezeigt wird [, 1)] welchen Urspr[u]ng die wahre, vollkom[mene] R[e]l[i]g[io]n wahren 299 (müsse) [,] 2) welchen Inhalt sie haben u[nd] 3) wie sie sich bethätigen, d. i. im Leben darstellen müsse. - Es fragt sich nun aber, wie die R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] d[ie]se Aufgabe lösen 300 od[er,] wie man philos[ophisch] sagt, ihren Begriff realisiren, vollziehen könne. Dav[on] in f[o]lg[endem] §: ) 301 288 „b)“ in der Zeile gestrichen und durch „a)“ oder „d)“ ersetzt. 289 In der Zeile folgendes „aber endl[ich] auch“ gestrichen. 290 „also“ über der Zeile. 291 „u[nd]“ über der Zeile. 292 „Zufälligen“ über der Zeile. 293 „Wesentliche“ über der Zeile. 294 „sei“ über der Zeile. 295 „woher sie komme - ob etwas Wahres daran sei“ über der Zeile. 296 In der Zeile folgendes „d[as] i[st]“ gestrichen. 297 „u[nd] zu untersuchen“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „ganz abgesehen noch davon“. 298 Das ursprüngliche „findet“ wurde im Text zugunsten des Konjunktivs abgeändert. 299 „wahren“ über der Zeile ersetzt in der Zeile folgendes, eingeklammertes „haben“. 300 Das in der Zeile folgende „könne“ ist eingeklammert. 301 Der vorstehende Abschnitt „IV [.]“ wurde später in Klammern gesetzt. Offensichtlich wurde er später ersetzt durch die „Beil[a]g[e] z[u] § 1 IV“ [12rl-13v] und ist von daher ab [10vr] zu lesen. Randbemerkung [11vl] : „Rec[a]p[itulation] B[e]gr[i]ff: <?page no="57"?> 47 §: 2 Princip u[nd] Methode 302 der Religionsphilosophie. 303 I) Da es, wie gezeigt wurde, die Aufgabe der R[e]l[i]g[io]ns-Philosophie ist, das Wahre u[nd] Wesentliche der Religion 304 - der Gesammth[ei]t der R[e]l[i]g[io]nen - zu erforschen u[nd] dadurch auf der Grundlage der wirkl[ich] vorhandenen R[e]l[i]g[io]nen die Idee der R[e]l[i]g[io]n zu gewinnen 305 , eine ideale (relativ wenigstens) vollkommene R[e]l[i]g[io]n 306 geistig zu [,] wiss[e]ns[c]h[a]ftl[ich] zu 307 construiren 308 , [11vr/ 12rl) Beil[a]g[e] z[u] §: 1. IV. 309 Wir müßen nun den gefundenen Begriff jener histor[i]s[c]h[en] Erscheinung, die man R[e]l[i]g[io]n nennt, mit dem Begriff v[on] Philosophie in Verbind[un]g setzen, um dann den Begr[i]ff der R[e]l[i]g[io]nsphilosophie zu gewinnen. 310 R[e]l[i]g[io]nsphilosophie 311 ist das Streben [,] die Wahrh[ei]t der R[e]l[i]g[io]n zu erkennen; d.h. das Streben: zu erkennen [,] was an der groß[en] 312 histor[i]s[c]h[en] Erscheinung od[er] Thatsache [,] die wir R[e]l[i]g[io]n nennen, wahr ist, was nicht; - u[nd,] was damit zugleich in Verbind[un]g steht [,] das Streben zu erkennen, wie die wahre, vollkommene R[e]l[i]g[io]n beschaffen seyn müße nach allen ihr[en] Bestandtheil[en] u[nd] Bezieh[u]ng[en] - nach Urspr[u]ng, Inhalt u[nd] Bethätig[un]g od[er] Manifestation; - 313 G[e]g[e]nst[a]nd: Beide Factoren der R[e]l[i]g[io]n - G[o]tt u[nd] Mensch u[nd] ihr Verh[ä]ltn[i]ß zu einander; u[nd] nicht blos Eine [,] sond[ern] alle Formen, die aus der verschieden[en] Auffaß[u]ng d[ie]s[e]s Verh[ä]ltn[i]ss[e]s hervorgeg[a]ng[e]n sind [.] Aufg[a]be: Die wahre R[e]l[i]g[io]n, od[er] [„od[er]“ über der Zeile] d[a]s Wahre in d[er] R[e]l[i]g[io]n zu finden, d[a]s Ideal d[er] R[e]l[i]g[io]n philos[ophisch] z[u] bilden auf d[er] Grundl[a]ge des Gegebenen.“ 302 „u[nd] Methode“ über der Zeile. 303 Randbemerkung [11vl] : „NB [: ] D[ie] Aufg[abe] d[er] Einleit[u]ng ist es vorzügl[ich,] den St[a]ndp[u]nkt zu gewinnen, v[on] dem aus die Lösung des betreff[e]nd[e]n wiß[e]ns[c]h[aftlichen] Problems möglich ist, d[a]h[er] §: 2“. 304 „Religion“ in der Zeile ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Religionen“. 305 „die Idee der R[e]l[i]g[io]n zu gewinnen“ am Seitenrand [11vl] eingefügt. 306 „R[e]l[i]g[io]n “ über der Zeile. 307 „wiss[e]ns[c]h[a]ftl[ich] zu“ über der Zeile, daher irrtümliche Doppelung des „zu“. 308 Der an dieser Stelle abgebrochene Satz wird nach der folgenden Beilage fortgesetzt [18rl] . 309 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 1 4 “ am oberen Seitenrand [12rr] . Dieser Bogen [12rl-13v] , dessen vierte Seite [13v] unbeschrieben ist, versteht sich als später eingeschobener Ersatz für den in den Bögen [5rl-5vr und 10rl- 10vr] im Nachhinein eingeklammerten Abschnitt „IV [.]“. 310 Randbemerkung [12rr] : „Recapit[ulation: ] NB [: ] Philos[ophie,] haben wir gesehen [,] ist das Streben [,] die Wahrheit zu erkennen (das Daseyend[e]) [,] u[nd] zwar nicht im Sinne der Wirkl[i]chk[ei]t - sond[ern] der Idealität, der Vollkomm[en]h[ei]t [.] - Das geschieht so, d[a]ß uns[ere] Erk[e]n[n]t[ni]ße aus d[em] Selbst-Bew[u]ßts[eyn] - aus der Ver[n]u[n]ft, d[en] Ideen - herausconstruirt od[er] so [,] d[a]ß d[a]s [„hist[orisch]“ in der Zeile gestrichen] Gegebene, Dasey[en]de, empiris[c]h Erkannte an d[en] Ide[e]n des Wahr[en] etc. geprüft wird - u[nd] zuletzt mit der höchst[en] Idee des M[e]nsch[en]-G[ei]st[e]s od[er] der Ver[n]u[n]ft in B[e]z[ie]hu[n]g gesetzt, aus ihr heraus u[nd] nach ihr - in ihr[em] Lichte erkannt wird - (d.h. Speculation, Erke[nn]tn[i]ß, Erfors[c]h[un]g nach d[en] Ide[e]n od[er] Bespiegelu[n]g in d[en] Ide[e]n [)]“. 311 Randbemerkung [12rr] : „Begr[i]ff“. 312 „groß[en]“ über der Zeile. 313 „Begriff v[on] R[e]l[i]g[io]n einzus[c]halt[en]“ in der Zeile am Seitenrand [12rr] eingefügt. <?page no="58"?> 48 d.h. R[e]l[i]g[io]nsphilosophie ist das Streb[en] zu erkenn[en]: wie das Bewußts[eyn] der M[e]nschh[ei]t v[on] ein[em] Göttlichen [,] üb[er] ih[r] Erhabenen, beschaff[en] sey[n] 314 u[nd] wie sein Verhalt[en] geg[en] d[ie]s[e]s beschaff[en] sey[n] müße, daß es wahr u[nd] vollkomme[n] sei - d.h. daß es der Idee der R[e]l[i]g[io]n od[er] der Idee des Verh[ä]ltn[i]ß[e]s zw[i]s[c]h[en] Gotth[ei]t u[nd] M[e]nschh[ei]t entspreche. Wie dieß geschehen könne [,] soll im Folg[e]nd[en] nach d[em] früher gegeb[enen] B[e]gr[i]ff d[er] Philos[ophie] noch näher erörtert werd[en]. §: 2 Princip u[nd] Methode d[er] R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] I) Als Philosophie 315 - so müßen wir nach dem Früheren sagen - ist die R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] eine Construction à priori. Eine Erk[e]n[n]tn[i]ß der R[e]l[i]g[io]n, die aus dem Selbstbew[u]ßtsey[n] des M[e]ns[c]h[e]n (aus der Vernunft) abgeleitet, herausconstruirt wird, so daß eine Idee dem ganz[en] System zu Grunde liegt, aus d[ie]s[e]r Alles hergeleitet - od[er,] was zuletzt dass[e]lbe ist, an d[ie]s[e]r Idee d[a]s v[on] d[er] R[e]l[i]g[io]n empiris[c]h Erkannte geprüft wird; ob es wahr [,] ob fals[c]h sei, [12rl/ 12vr] u[nd] dadurch eine ideale R[e]l[i]g[io]n, d.h. die vollkommene R[e]l[i]g[io]n philos[ophisch] zu construir[en], d.h. aus der Vernunft abzuleiten. Die Idee der R[e]l[i]g[io]n ist das Princip der R[e]l[i]g[io]nsphilosophie [,] d.h. die Quelle, der Ursprung der Erk[e]n[n]tn[i]ße, die d[a]s ganze Syst[em] enthalt[en] soll (principium essendi) [,] u[nd] d[a]d[ur]ch 316 zugleich der Prüfstein [,] an dem alle rel[i]g[iö]s[en] Erscheinung[en] geprüft werden (princip[ium] cognoscendi) 317 [.] Die Ableitu[n]g aller d[ie]s[e]r Erke[nn]tn[i]ße aus d[ie]s[e]r Einen, höchst[en] Idee ist die Methode [,] die vorherrschend synthetis[c]h ist, in wiefer[n] eb[en] die Erk[e]n[n]t- [ni]ße durch d[ie]se Ableit[un]g aus der Idee gewonn[en] werd[en]; (mit der aber zugleich 318 die 319 analyth[ische] wird verbund[en] seyn, in wiefern wir durchaus immer auch v[on] d[en] histor[i]s[c]h[en] Erscheinung[en] der R[e]l[i]g[io]n ausgeh[en,] d[ie]se als G[e]g[e]nsta[n]d der philos[ophischen] Forsch[u]ng betracht[en] u[nd] den Inhalt d[e]rs[e]lb[en] an d[er] (höchst[en]) Idee der R[e]l[i]g[io]n prüf[en]) [.] - Die Idee der R[e]l[i]g[io]n 320 aber ist nichts andres als dem M[e]ns[c]he[n]g[ei]ste od[er] der Vernunft urspr[ü]ngl[ich] immanente[s] Urbild der 321 wahren vollk[ommenen] 314 In der Zeile folgendes „müße“ gestrichen. 315 „Princip“ am Seitenrand [12rr] . 316 „dad[ur]ch“ über der Zeile. 317 „princip[ium] cognoscendi“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 318 „wir werd[en] aber s[o]gl[e]i[c]h seh[en]“ über der Zeile. 319 „anl“ in der Zeile gestrichen. 320 Randbemerkung [12vl] : „Was unt[er] Idee d[e]r R[e]l[i]g[ion] zu versteh[en].“ 321 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „des“. <?page no="59"?> 49 R[e]l[i]g[io]n [,] d.h. des wahre[n] vollkom[menen] Bewußts[eyns] G[o]tt[e]s u[nd] des recht[en] Verhaltens gegen ihn. 322 Da die R[e]l[i]g[io]n ein Verh[ä]ltn[i]ß ist zw[i]s[c]h[en] zwei Factoren [,] zw[i]s[c]h[en] Gott u[nd] M[e]nsch - so ist die Idee der R[e]l[i]g[io]n ebenf[a]lls ein V[e]rh[ä]ltn[i]ß - d[a]s wahre u[nd] vollkommene näml[ich] - zw[i]s[c]h[en] der G[o]tt[e]sidee u[nd] der Idee des M[e]nsch[en]. II) Obwohl aber d[ie] R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] eine Construction der vollkommen[en] R[e]l[i]g[io]n od[er] d[e]s Ideals d[e]r R[e]l[i]g[io]n 323 - nach Urspr[u]ng, Inhalt u[nd] Bethätig[un]g im Leb[en] 324 - aus der mens[c]hl[ichen] Ver[n]u[n]ft [,] inwiefern 325 sie die Idee der R[e]l[i]g[io]n in sich hat [-] ist; - so geht sie doch nicht voraussetzungslos zu Werk, wie man meine[n] könnte - sie sieht nicht von aller vorhandenen R[e]l[i]g[io]n ab, stellt sich nicht [,] als gäbe es gar keine R[e]l[i]g[io]n [,] als wüßte sie anf[a]ngs 326 gar nichts von einer solch[en] u[nd] wollte sie erst aus dem mens[c]hl[ichen] Bewußtseyn [12vr/ 13rl] erschaffen [,] sond[ern] d[ie] R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] gründet sich durchaus auf die historis[c]h vorhandenen R[e]l[i]g[io]n[en] u[nd] auf die Kenntniß des Inhalts ders[e]lbe[n,] u[nd] zwar aller R[e]l[i]g[io]n[en], nicht blos etwa der ch[ri]stl[ichen] - denn die R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] hat es mit der groß[en] allgem[einen] Thatsache der R[e]l[i]g[io]n auf Erd[en] zu thun. Wie Jemand keine Rechtsphilos[ophie] 327 zu Stande brächte, wenn er nicht zuvor die mens[c]hl[ichen] Rechts-Verhältniße 328 kennen gelernt hätte; so wäre auch eine R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] nie möglich ohne Kenntniß der R[e]l[i]g[io]n[en] u[nd] ihr[e]s I[n]halts 329 [.] Die Kenntniß d[ie]s[e]r muß den Stoff, d[a]s Material, d[en] G[e]g[e]nst[a]nd gegeben (sic! ) [,] üb[er] den philos[ophirt] werd[en] soll; - dann aber muß die Idee der R[e]l[i]g[io]n selbst erst an d[ie]s[e]r wirkl[ich] vorhand[enen] R[e]l[i]g[io]n erwacht seyn u[nd] sich zu einem gewißen Grad v[on] Vollkommenh[ei]t u[nd] Selbstständ[i]gk[ei]t empor gebildet haben, wenn aus ihr ein Ideal der R[e]l[i]g[io]n gebildet [,] d.h. wenn sie eine R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] construir[en] soll. Wie ein Künstler nie dazu käme [,] ein Ideal v[on] S[c]hönheit selbstthätig u[nd] künstl[e]ris[c]h zu schaffen 330 , wenn er nie S[c]hönes gesehen, nie wirkl[iche] S[c]hönheiten betrachtet, die die Idee d[e]s S[c]hön[en] in ih[m] geweckt u[nd] zur Kraft gebracht 331 hätte, deren einzelne Züge 332 mit Hinweglaßung des Unvollkom[menen] in jeder 322 Randbemerkung [12vl] : „od[er] die Potenz (Anlage) zum wahr[en] vollkom[menen] Bewußts[eyn] Gott[e]s u[nd] d[e]s Verh[ä]ltn[i]ßes des M[e]ns[c]h[en] zu ih[m] zu kenne[n] -“. 323 „od[er] d[e]s Ideals d[e]r R[e]l[i]g[io]n“ über der Zeile. 324 Randbemerkung [12vl] : „Nothw[e]nd[i]gk[ei]t gegeb[enen] Materials“. 325 „inwiefern“ über der Zeile; „od[er] aus“ in der Zeile gestrichen. 326 „anf[a]ngs“ über der Zeile. 327 Randbemerkung [13rr] : „Glei[c]h[n]iße v[on] R[ec]ht [,] Naturphilos[ophie] [„Naturphilos[ophie]“ über der Zeile] u[nd] Kunst - [„Natur“ unter der Zeile gestrichen]“. 328 „zu“ in der Zeile gestrichen. 329 „u[nd] ihr[e]s I[n]halts“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 330 „u[nd] aus“ in der Zeile gestrichen. 331 „die die Idee d[e]s S[c]hön[en] in ih[m] geweckt u[nd] zur Kraft gebracht“ über der Zeile. <?page no="60"?> 50 er dann zu jenem Ideal vereinigt 333 [,] das er nun seinerseits selbstständ[ig] producirt aus s[einer] Phantasie 334 - so ist es auch bei d[er] R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] in ihr[em] Streben, aus dem Selbstbew[u]ßts[eyn] od[er] der in d[ie]s[em] immanent[en] Idee ein Ideal der R[e]l[i]g[io]n zu schaff[en,] zu producir[en.] - Es wäre das nie möglich [,] wenn nicht wirkl[iche] R[e]l[i]g[io]n[en] vorhand[en] 335 u[nd] v[on] dem Philosophirend[en] gekannt wären; er muß Kenntniß v[on] d[ie]s[e]n haben u[nd] das Wahre bewahrend, d[a]s Falsche ausscheidend, bildet er d[a]s rel[i]g[io]nsphilos[ophische] Syst[em] . (Ich will die Frage [,] wie dieß Verfahr[en] möglich, wie d[ie] R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] d[ie]se Aufgabe lös[en] könne [,] noch weiter erörtern) - s[iehe] B[eila]g[e] 2 §: 2 I [.] [13rl/ 14rl] 336 Einleitung. 337 §: 2 F[o]rts[e]tz[u]ng. 338 nun ein schweres Bedenken. Es fragt sich näml[ich: ] Woher kommt dann aber d[ie]se Idee der R[e]l[i]g[io]n selbst 339 - welche in ihrer Reinheit bedingt ist d[u]rch die Idee v[on] G[o]tt u[nd] v[om] Mens[c]hen in s[einem] V[e]rh[ä]ltn[i]ß zu ihm? - soll denn nicht diese Idee selbst erst aus ihrem noch dunkl[en] unvollkom[m]nen Zustand im Mens[c]hen d[u]rch die philos[ophische] Erfors[c]h[u]ng der R[e]l[i]g[io]n zur Klarheit, zum vollen [,] sichern Bewußtseyn gebracht werden? Wie soll sie also Ausgangspunkt u[nd] Leitstern [,] Princip u[nd] Krit[e]riu[m] 340 einer Wiss[e]ns[c]h[aft] seyn können, aus der sie vielmehr erst am Schlusse als Resultat hervorgehen kann? 341 Randbemerkung [13rr] : „Stoff wird ih[m] d[a]d[u]r[c]h gegeb[en] u[nd] zugl[eic]h die schöpferis[c]he Kraft geweckt -“. 332 „er“ in der Zeile gestrichen. 333 „vereinigt“ über der Zeile. 334 „aus s[einer] Phantasie“ über der Zeile. 335 Randbemerkung [13rr] : „Es wäre kein G[e]g[e]nst[a]nd da [,] üb[er] d[en] philos[ophirt] wird - u[nd] die Kräft[e], die Fäh[i]gk[ei]t d[a]zu (d.h. die Idee würde ni[c]ht leb[en]d[i]g [„ni[c]ht leb[en]d[i]g“ über der Zeile] [,] nicht gebildet [).] - Die Idee der R[e]l[i]g[ion] ist 1) Princip d[e]r R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie], d.h. aus ihr werd[en] d[ie] Erk[enn]tniße abgeleitet - ihr I[n]halt wird entfaltet. 2) in wie fern aber d[ie] R[e]l[i]g[ion]sphil[osophie] v[on] d[en] vorh[a]nd[enen] R[e]l[i]g[ionen] zugl[e]i[c]h Notiz nimmt, wird d[ie]s[e]r Idee auch ... (? ) Kriteri[um]“. 336 Die Seite [13v] ist unbeschrieben. 337 „R[e]l[i]g[io]nsphilosophie 3“ am oberen Seitenrand [14rr] ; „3“ bezeichnet den Bogen. 338 An dieser Stelle wird der am Seitenende von [18vr] begonnene Satz fortgeführt; die beiden hier fälschlicherweise eingelegten Bögen „R[e]l[i]g[io]nsphilosophie 3“ [14rl-15vr] und „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 4“ [16rl-17vr] gehören ursprünglich nach dem Bogen [11rl-11vr und 18rl-18vr] . 339 „selbst“ über der Zeile. 340 „Princip u[nd] Krit[e]riu[m]“ über der Zeile. 341 Randbemerkung [14rr] : „in ihr[er] Vollkomm[en]h[ei]t -“. Darüber [14rr] , aber ebenfalls an diese Stelle anknüpfend: „Einw[e]nd[un]g. Beides ist der Fall bei der Idee der R[e]l[i]g[io]n in Bezug auf die R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie]. In ihr liegt die Mögl[i]chk[ei]t derselben, der Ausgangsp[u]nkt [,] u[nd] sie ist die Führeri[n] durch das ganze System hindurch.“ <?page no="61"?> 51 Ich erwidere: Alles 342 ist d[ie]se Idee der R[e]l[i]g[io]n, der Ausgangsp[u]nkt u[nd] Führerin d[u]rch u[nd] in d[ie]s[er] Wiss[e]ns[c]h[aft] u[nd] das Ziel davon. Das ist Nichts Unmögliches od[er] Ungereimtes, denn die Natur selbst zeigt uns d[ie]s[e]s Gesetz der Entwickl[u]ng. 343 Auch 344 bei andern Organismen [,] z.B. bei einer Pflanze, ist 345 die künft[i]ge Gestalt u[nd] ganze Ausbild[u]ng d[e]rselben schon im Keime [,] noch vor dem Beginn der Entwickl[u]ng schlummernd, als Idee u[nd] Kraft 346 zur künft[i]g[en] Gestaltung, u[nd] beginnt 347 dann durch sie die Entwickl[u]ng 348 u[nd] nimmt 349 nach ihr [,] d.i. ihr gemäß [,] ihre[n] Fortgang 350 , so d[a]ß sie 351 eine fortwährende Realisir[u]ng ist v[on] d[ie]s[e]r Idee, obwohl d[ie]se erst am Schluße zur vollen, klaren Gestaltung kommt. 352 Wie also bei d[er] Pflanze die schlummernde Idee, die künft[i]ge Gestalt d[er] Pflanze [,] die zugl[e]i[c]h d[ie] Kraft zu 353 ihrer Gestalt[u]ng in sich schließt 354 , Ausgangspunkt u[nd] Leiterin der Entwickl[u]ng ist, gerade in d[ie]s[e]r Entwickl[un]g selber aber sich erst realisirt, vollkommen klare Gestalt u[nd] Ausdruck gibt, so daß sie zugleich das Ziel d[ie]s[e]r Entwickl[un]g ist; - so ist es auch in der W[i]ss[e]ns[c]h[aft] mit dem Princip derselben u[nd] namentl[ich] auch mit der Idee der R[e]l[i]g[io]n, die sich in der R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] Gestalt u[nd] Ausdruck gibt, sich ein[en] geist[i]g[en] Organismus schafft. Daß also die Idee selbst d[u]rch die Wiss[e]ns[c]h[aft] erst zur vollen Klarh[ei]t u[nd] Reinheit gebracht werden soll, darf uns nicht irre machen, das ist kein widernatürl[icher] Verlauf, sond[ern] naturgemäßer Proceß. 355 2) 356 Ehe es aber in der That zu einer Wiß[e]ns[c]h[a]ft der R[e]l[i]g[io]n, zu ein[er] R[e]l[i]g[io]nsphilosophie kommen kann [,] muß d[ie]se dem Menschen eingeborene Idee, die r[e]l[i]g[iö]se Anlage, allerdings schon gebildet u[nd] entwickelt worden (seyn), muß 342 „Alles“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „Beides“. 343 „Das ist Nichts Unmögliches od[er] Ungereimtes, denn die Natur selbst zeigt uns d[ie]s[e]s Gesetz der Entwickl[u]ng.“ am Seitenrand [14rr] eingefügt. 344 „Auch“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Wie“. 345 „ist“ über der Zeile. 346 „ver… (? ) d[ie] Pflanze“ über der Zeile. 347 „beginnt“ über der Zeile. 348 „beginnt“ in der Zeile gestrichen. 349 „nimmt“ über der Zeile. 350 „nimmt“ in der Zeile gestrichen. 351 „so d[a]ß sie“ über der Zeile. 352 Das ursprünglich vorgesehene Semikolon wurde an dieser Stelle durch einen Punkt ersetzt. 353 „zu“ über der Zeile. 354 „die zugl[e]i[c]h d[ie] Kraft zu [„zu“ über der Zeile] ihrer Gestalt[u]ng in sich schließt“ am Seitenrand [14rr] eingefügt. 355 Einfügung am Seitenrand [14rr] : „Durch sie ist das Erkennen urspr[ü]ngl[ich] nur möglich, u[nd] gleichwohl wird sie eben d[u]rch das Erkennen erst immer klarer u[nd] reiner. - Das rel[i]g[iö]s[e] Erkennen [,] ja d[ie] R[e]l[i]g[io]n selbst also ist v[om] ersten Augenblick d[e]s Bewußts[eyns] an nur d[u]rch d[ie]se Idee möglich u[nd] bedingt; ehe es aber in d[er] That zu ein[er] W[i]ss[e]ns[c]h[a]ft [wird]. - Das Erkennen fängt mit d[ie]s[e]r Idee an, schreitet an ihr u[nd] d[u]rch sie fort u[nd] kommt z[ur] Voll[en]d[un]g [.] NB [: ] D[ie]se Idee ist princip[ium] essendi der R[e]l[i]g[io]n u[nd] princip[ium] cognoscendi ders[e]lbe[n,] Princip des Glaub[en]s u[nd] Princip des Wissens.“ 356 Ein korrespondierender Gliederungspunkt „1)“ ist unauffindbar. <?page no="62"?> 52 schon zu einem gewiss[en] Grade v[on] Klarheit gekommen seyn. Nun finden [14rl/ 14vr] wir, daß es sehr verschiedene R[e]l[i]g[io]nen gibt, die sich an Wahrh[ei]t u[nd] Gehalt sehr von einander unterscheiden; da nun gerade die angeborne rel[i]g[iö]se Anlage des Mens[c]hen, in der R[e]l[i]g[io]n [,] in der er geboren ist, gewöhnl[ich] seine Entwickl[un]g u[nd] Bild[u]ng [,] die oft nur 357 Verkümmerung u[nd] Verbild[un]g ist 358 , empfängt, so kommt sehr viel darauf an, in welcher R[e]l[i]g[io]n derj[enige], welcher d[ie]se Wiss[e]ns[c]h[a]ft bildet, selbst seine rel[i]g[iö]se Bild[u]ng empfangen hat. Je unvollkommen[er] d[ie]se R[e]l[i]g[io]n ist, desto weniger wird er im Stande seyn [,] den Anford[e]r[u]ng[e]n der r[e]l[i]g[iö]s[e]n Wissens[c]h[a]ft zu entsprechen; u[nd] in der vollkommensten R[e]l[i]g[io]n wird auch die vollkommenste R[e]l[i]g[io]nsphilosophie möglich seyn; weil 359 in d[ie]s[e]r die Idee der R[e]l[i]g[io]n am vollkommensten u[nd] reinsten gebildet ist 360 [,] eben deßh[a]lb 361 [,] weil die R[e]l[i]g[io]n als historis[c]he Thatsache mit ihrem Inhalt u[nd] ihren Formen ders[e]lb[e]n der Idee die beste u[nd] reinste Nahrung zur Ausbild[un]g waren (sic! ) [.] - Wie der Keim einer Pflanze um so besser gedeiht u[nd] zu um so herrlicherer Gestalt sich entfaltet [,] je beßer der Boden ist, in den er gepflanzt ist [,] u[nd] die üb[ri]g[e]n Bedingungen, die z[um] Wachsthum gehören; so ist es auch bei der R[e]l[i]g[io]n. Es wird 362 um so reiner u[nd] edler 363 auch die Idee v[on] Gott u[nd] aus ihr folgend die Idee der R[e]l[i]g[io]n seyn, je beßer u[nd] vollkommener d[ie] R[e]l[i]g[io]n ist, in der d[ie]se rel[i]g[iö]se Anlage entwickelt wurde d[u]rch die rel[i]g[iö]s[en] Lehren u[nd] Einrichtungen; desto eher ist R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] möglich, desto vollkommener zu werden ist wenigstens d[ie] Möglichk[ei]t vorhanden. (Wenn wir die best[e] 364 histor[ische] R[e]l[i]g[io]n dem Boden vergleichen, das rel[i]g[iö]s[e] Bew[u]ßts[eyn] des Mens[c]h[en], die Idee [,] die auf d[ie]s[em] Bod[en] wächst, der Pflanze; die R[e]l[i]g[io]nswiss[e]ns[c]h[aft] aber die d[u]rch die Fülle u[nd] Reinh[ei]t d[ie]s[e]s rel[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyns], d[ie]se Idee der R[e]l[i]g[io]n bedingt ist, der Blume. - ) 365 III) Damit [,] glaube ich, wird zugleich ein andres Bedenken beseitigt seyn, das allenf[a]lls entstehen könnte üb[er] das V[e]rh[ä]ltn[i]ß der R[e]l[i]g[io]nsphil[osophie] 357 „die oft nur“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „od[er] gar“. 358 „ist“ über der Zeile. 359 „1)“ in der Zeile gestrichen. 360 „2)“ in der Zeile gestrichen. 361 „eben deßh[a]lb“ am Seitenrand [14vl] eingefügt; „denn“ in der Zeile gestrichen; „was unmitt[e]lb[ar] damit verbund[en]“ über der Zeile gestrichen. 362 „so ist es auch bei der R[e]l[i]g[io]n. Es wird“ über der Zeile. 363 „wird“ (? ) in der Zeile gestrichen. 364 „best[e]“ über der Zeile. 365 Vorstehender Absatz „(Wenn wir“ bis „der Blume. -)“ am Seitenrand [14vl] eingefügt als Ersatz für gestrichene Einfügung am Seitenrand [14vl] : „Vergleichen wir näml[ich] die best[e] hist[orische] R[e]l[i]g[ion] dem Bod[en] u[nd -] dem angemeßen [-] endl[ich] auch die Blume sey[n] wird - ebenso ist es auch [„ebenso ist es auch“ in der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „um so mehr wird“] mit d[er] R[e]l[i]g[io]n, ihr[er] Idee u[nd] der Philosophie.“ <?page no="63"?> 53 z[um] Chr[i]st[e]nth[um,] ob 366 denn nicht die R[e]l[i]g[io]nsphil[osophie] eine christl[iche] seye? Ob 367 man denn dabei v[om] Chr[i]st[e]nth[um] ganz absehen, u[nd] selbstständ[i]g eine R[e]l[i]g[io]n aus der Idee construir[en] könne? Es geschieht dieses Letztere, ohne daß man dabei das Chr[i]st[e]nth[um] aufzugeben, oder als unnütz bei Seite zu lassen braucht. - In so fern die R[e]l[i]g[io]nsphilosophie Wißens[c]haft ist, also in ihrem innern Bereich, nimmt sie allerdings nur das an [,] was sie aus der Idee der R[e]l[i]g[io]n - G[o]tt[e]s u[nd] der Welt - abzuleiten vermag, nach den Gesetz[en] [14vr/ 15rl] des Geistes, also nur das, was vernunftgemäß ist, denn die Idee in Verbind[un]g u[nd] lebend[i]g im Geiste u[nd] in seinen Gesetzen - ist eben die Vernunft. In so fern aber der Zustand der Vernunft, ihre höhere Ausbild[un]g, ihr sichreres Erkennen selbst v[on] der 368 R[e]l[i]g[io]n bedingt ist, ist auch wieder die Philosophie der R[e]l[i]g[io]n abhängig v[on] der jeweil[i]g[en] R[e]l[i]g[io]n, in uns[erem] Falle also vom Chr[i]st[e]nthum. (So ist auch z.B. die Naturphilosophie durchaus bedingt durch die wirkl[iche] Natur u[nd] die empiris[c]he Kenntniß derselben, d[u]rch die Naturkunde mittels der Erfahr[u]ng; je vollkommener d[ie]se ist, um so vollkommener wird auch die Naturphilosophie seyn können. Gleichwohl aber ist sie nicht empiris[c]he Naturkunde, eine Zusammenreihung v[on] Erfahrungen, sondern eine geist[i]ge Reconstruction der Natur aus einem Princip; ein geist[i]g[e]r Mikrokosmus (sic! ), der ein Abbild seyn soll des wirkl[ichen] Makrokosmus (sic! ) mit seinen Gesetzen, Kräft[en] u[nd] Wirk[u]ng[e]n, die alle auf die 369 Idee des Kosmus (sic! ) zurückgeführt, od[er] vielmehr aus d[ie]s[e]r abgeleitet werden [.] D[ie] Naturphilos[ophie] strebt die g[ö]ttl[iche] Idee v[on] d[em] Kosmos zu erkennen, die ausgesprochen wurde im ersten Schöpferworte.) 370 : Der Menschengeist vermag auch dieß in der That, so sehr er auch hinwiederum an (sic! ) die Erfahr[u]ng angewiesen ist; er kann auch oft, wo die Erfahr[u]ng ihn verläßt [,] die Lücke dadurch ausfüllen, daß er nach der Idee d[e]s G[e]g[e]nst[a]nd[e]s 371 u[nd] nach den innern Gesetz[en] seines Denkens v[om] Bekannten auf d[as] 372 Unbekan[n]te, schließt [,] u[nd] gar häufig schon hat die später dazu kommende Erfahr[u]ng die Richt[i]gk[ei]t d[ie]s[e]r Schlüße rein nach d[en] Gesetzen des Geistes, bestätigt.) Die wahre philosophis[c]he Wißensch[a]ft kommt eben dadurch zu Stande, daß Denken u[nd] Erfahr[u]ng sich vereinigen u[nd] ergänzen; Idealismus, reine Construction aus dem Geiste selbst, u[nd] Empirismus, Erfahr[u]ngsk[e]n[n]tn[i]sse müssen in Bund treten [,] nicht einseitig für sich walten, denn beide gehören so nothwend[i]g zusammen wie Seele u[nd] Leib zusammengehören beim Menschen. Die positive R[e]l[i]g[io]n, d[u]rch welche 366 „ob“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „soll“. 367 „Ob“ über der Zeile, wohl als Ersatz für nicht gestrichenes „Kann“ in der Zeile. 368 „Vollkomm[en]h[ei]t“ über der Zeile eingefügt. 369 „die“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „eine“. 370 „D[ie] Naturphilos[ophie] strebt die g[ö]ttl[iche] Idee v[on] d[em] Kosmos zu erkennen, die ausgesprochen wurde im ersten Schöpferworte.)“ am Seitenrand [15rr] eingefügt, daher auch der irrtümlich in der Zeile verbliebene folgende Doppelpunkt; geöffnete Klammer unauffindbar. Dazu die Anmerkung [15rr] : „(s[iehe] Ob[en] Nothw[en]d[i]gk[ei]t eines tief[en] St[a]ndp[u]nkt[e]s)“. 371 „d[e]s G[e]g[e]nst[a]nd[e]s“ über der Zeile. 372 „d[as]“ über der Zeile. <?page no="64"?> 54 die Idee d[er] R[e]l[i]g[io]n zu großer Klarh[ei]t gebracht u[nd] gebildet wurde, kann aber doch nicht Princip der Wiß[e]ns[c]h[a]ft seyn [,] wenn sie d[ie]s[e]lb[e] auch erst mögli[c]h macht 373 ; welche sie dem Mens[c]h[en] etwas Aeußeres ist, dem er sich hingibt; während die Wiß[e]ns[c]h[a]ft des Mens[c]hen eigenstes Werk seyn muß, also v[on] s[einem] eignen Wesen, s[einem] Bewußtseyn, s[einem] G[ei]ste ausgeht. Denn die W[i]ß[e]nsch[a]ft besteht ja eben darin, daß er das objectiv Gegebene in seinem eignen G[ei]ste begründet findet u[nd] die Harmonie d[e]ss[e]lb[en] mit s[einem] Wesen erkennt u[nd] es mit Consequenz aus dems[e]lben nach geist[i]g[en] Gesetzen ableiten kann; wo d[ie]s[e]s nicht geschieht [,] da ist keine wissens[c]h[a]ftl[iche] Erk[e]n[n]tn[i]ß, obwohl darum noch kein Grund vorhand[en] ist, es zu verwerfen; es ist eben dann ein noch Unerkanntes, deßen Erk[e]n[n]tn[i]ß ja später noch erfolg[e]n kann. Man kann sagen, die Idee 374 irg[e]nd eines G[e]g[e]nst[an]d[e]s [,] die im G[ei]ste ruht, mit ihm gegeben ist, wird d[u]rch das objectiv Gegebene geweckt, u[nd] wächst dann aus dem lebend[i]g[en] Grunde sei[ne]s Bewußtseyns zum vollkomm[enen] geist[i]g[e]n Bilde, z[um] Ideal empor - u[nd] das ist die Wiß[e]nsch[a]ft d[ie]s[e]s G[e]g[e]nst[a]nd[e]s; - der Mens[c]h baut sich durch sie eine geist[i]ge Welt, ein[en] Mikrokosmus (sic! ), der, so weit er wahr ist [,] ganz dem äußern Object entspricht [.] - 375 Wir müssen auf das in d[ie]s[em] P[a]r[agra]ph[en] Gesagte 376 noch öfter zurückkommen; hier möge zur vorläufigen Orientir[u]ng das Bemerkte genügen. Ehe wir aber an d[en] G[e]g[e]nst[a]nd selbst gehen [,] müssen wir zur leichtern Uebersicht, die Eintheil[un]g noch angeben. [15rl/ 15vr] §: 4 377 Eintheilung der R[e]l[i]g[io]nsphil[osophie] Die Eintheil[u]ng der R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] ist bedingt durch d[en] Gegenstand u[nd] die Aufgabe derselben. Gegenstand ist, wie wir gesehen, die Religion in ihrer Gesammterscheinung in der Mens[c]hh[ei]t, und d[ie] Aufgabe ist, d[ie]se R[e]l[i]g[io]n aus d[er] Idee zu reconstruiren 378 nach ihrem Ursprung u[nd] Entwickl[u]ng [,] also nach Urspr[un]g u[nd] I[n]halt u[nd] Bethät[i]g[un]g 379 [,] nach ihrem Inhalt und äuß[eren] Erscheinung, Ausdruck 380 [,] 373 „wenn sie d[ie]s[e]lb[e] auch erst mögli[c]h macht“ über der Zeile. 374 „d“ in der Zeile gestrichen. 375 „Die positive R[e]l[i]g[io]n, d[u]rch welche die Idee d[er] R[e]l[i]g[io]n zu großer Klarh[ei]t gebracht u[nd] gebildet wurde“ bis „ganz dem äußern Object entspricht -“ am Seitenrand [15rr] eingefügt. 376 „allerd[ings]“ in der Zeile gestrichen. 377 Ursprüngliches „3“ mit „4“ überschrieben; ein Ersatz für den § 3 ist unauffindbar. „Methode und“ in der Zeile gestrichen. 378 „aus d[er] Idee zu reconstruiren“ über der Zeile. 379 „also nach Urspr[un]g u[nd] I[n]halt u[nd] Bethät[i]g[un]g“ über der Zeile. 380 „Ausdruck“ über der Zeile. <?page no="65"?> 55 ihrer Darstell[u]ng im 381 Leben u[nd] damit auch nach ihrem Zwecke zu erforschen, und eben hiedurch das Wesen u[nd] die Wahrh[ei]t der R[e]l[i]g[io]n zu erkennen.) 382 Hienach ergibt sich v[on] selbst die Eintheil[u]ng der R[e]l[i]g[io]nsphilosophie in 3 Th[ei]le od[er] Hauptstücke [,] wovon der I [.] Th[ei]l Vom Urspr[u]ng der R[e]l[i]g[io]n handelt u[nd] weil d[ie]s[e]r erste Ursprung sich traditionell fortsetzt v[on] 383 v[on] 384 d[er] Fortpflanzung derselben; weil d[ur]ch die wechselnd[en] Generat[ionen] d[er] M[e]ns[c]hh[ei]t der Urspr[u]ng gleichsam ein fortgesetzter ist [,] der II [.] Th[ei]l Vom Inhalt, v[on] den rel[i]g[iö]s[e]n Ideen od[er] Lehren [,] d[er] III [.] Th[ei]l 385 v[om] rel[i]g[iö]s[en] Leben; 386 d.h. V[om] Wesen d[e]s M[e]ns[c]heng[ei]st[e]s [,] spez[iell] v[on] d[em] eingebor[nen] G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] od[er] der 387 ihm imman[en]t[en] Idee der R[e]l[i]g[io]n ausgehend, wird ihr wahrer Urspr[u]ng u[nd] ihre wahre Entwickl[un]g u[nd] Vervollkommnung - ihr wahrer I[n]halt - u[nd] ihre adaequate, angemeßene Manifestati[on] i[m] Leb[en] gezeigt werd[en]. 388 ad I. Im I [.] Th[ei]l 389 sucht d[ie] R[e]l[i]g[io]nsphil[osophie] die R[e]l[i]g[io]n zu begreifen nach ihrem Urspr[u]ng u[nd] d[a]h[er] Erscheinung in der Menschenwelt üb[e]r- 381 Unleserliche Wörter über der Zeile. - Die folgende, sekundär eingeklammerte und zusätzlich gestrichene Einfügung am Seitenrand [15vl] läßt sich nicht exakt in den Haupttext einpassen: „Was die Methode betrifft [,] so ist sie in [„in“ über der Zeile] beid[en] vor[i]g[en] §: schon enth[a]lt[e]n [,] näml[ich] im §: 1 ist bemerkt [,] d[a]ß d[ie] R[e]l[i]g[io]n[en] üb[er]h[au]pt d[er] thats[ächlich] vorhand[ene] G[e]g[e]nst[an]d sey[n] soll f[ür] d[ie] philos[ophische] Betracht[un]g - im §: 2 - daß dieß nach ein[er] besti[mm]t[en] Idee gescheh[en] soll - damit ist g[e]s[a]gt [,] d[a]ß d[ie] synth[etische] u[nd] analyt[ische] Meth[o]de verbu[n]d[en] werd[en] soll[en]. - Man kann bei d[er] Wiß[e]ns[c]h[aft] analyt[isch] od[er] synthet[isch] verfahren [.] - Analyt[isch] ist das Verfahren [,] wenn man v[om] Einzelnen, Empiris[c]h[en] ausgehend dem Allgemein[en], Abstracten zustrebt - aus einig[en] Erfahr[u]ng[en] - ein allgem[eines] Gesetz erkennt [.] Synth[etisch] - wenn man vom Allgem[einen] ausgehend das Einzelne aus d[ie]s[e]m folgert u[nd] ableitet [.] Das analyth[ische] V[erfahren] [„V[erfahren]“ über der Zeile] ist [„ist“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „eignet sich“] den empiris[c]h[en] od[er] Erfahr[u]ngswiss[e]ns[c]h[a]ft[e]n eigenthüml[ich,] z.B. der Naturwiss[enscha]ft [.] Das synth[etische] Verfahren ist den rein theoret[ischen] Wiss[enschaften] eigenthüml[ich,] z.B. der Logik. Hier in uns[erer] W[i]ß[e]ns[c]h[aft] müßen beide Verfahr[un]gsweis[en] miteinander verbunden werden - im Ganzen u[nd] Großen herrscht das synth[etische] Verfahren, insofern die allgem[ein] leitende Idee zu Grunde liegt; in den einzel[nen] Theil[en] d[a]g[e]g[en] herrscht d[a]s analyth[ische] Verfahr[en] vor; da immer vom Empiris[c]h[en,] Historis[c]h[en] ausgegang[en] wird. -“ 382 Geöffnete Klammer unauffindbar. 383 „weil d[ie]s[e]r erste Ursprung sich traditionell fortsetzt v[on]“ am Seitenrand [15vl] eingefügt. 384 Durch vorige Einfügung kam es irrtümlicherweise zu einer Doppelung des „v[on]“. 385 Die wohl ursprünglich vorgesehene Überschrift „Von der äuß[ern] u[nd] innern Darstell[u]ng“ wurde mit Klammern versehen und durch „v[om] rel[i]g[iö]s[en] Leben“ ersetzt. 386 „v[on] d[er] Wirk[u]ng der R[e]l[i]g[io]n“ in der Zeile gestrichen. Alternative Formulierung der drei Teile der Religionsphilosophie am Seitenrand [15vl] : „I [.] Th[eil: ] V[om] Daseyn d[er] Nothw[e]nd[i]gk[ei]t u[nd] Wirkl[i]chk[ei]t der G[o]tt[e]sidee II [.] Th[eil: ] V[om] Inhalt der G[o]tt[e]sidee - III [. Theil: ] V[on] d[er] Wirk[u]ng [„Manifestation“ über der Zeile] der G[o]tt[e]sidee. V[on] der Wirkung u[nd] Manifestation der R[e]l[i]g[io]n -“. 387 „schl“ in der Zeile gestrichen. 388 „d.h. V[om] Wesen d[e]s M[e]ns[c]heng[ei]st[e]s“ bis „i[m] Leb[en] gezeigt werd[en].“ am Seitenrand [15vl] eingefügt. 389 Alternative Formulierung am Seitenrand [15vl] : „I [.] Allg[emeine] Thatsache ausg[e]h[e]nd - Urspr[u]ng der R[e]l[i]g[io]n - v[on] ein[er] Uroff[e]nb[a]r[un]g - v[on] d[er] mens[c]hl[ichen] Thät[i]gk[ei]t bei <?page no="66"?> 56 h[au]pt, indem sie, ausgehend v[on] der wirkl[ichen] allgem[einen] Thatsache der R[e]l[i]g[io]n [,] die Beding[u]ng[e]n der Mögl[i]chk[ei]t u[nd] Wirkl[i]chk[ei]t derselben auf Seit[e]n beider Factoren der R[e]l[i]g[io]n - G[o]tt[e]s näml[ich] u[nd] des Menschen - untersucht u[nd] 390 die Thätigk[ei]t beider bei d[er] ursp[rüng]l[ich] erst[en] 391 Entsteh[u]ng u[nd] immanenten E[n]tst[ehung] 392 derselben ins Auge faßt. Es wird also in d[ie]s[e]m Th[ei]le darnach gestrebt, das Daseyn der R[e]l[i]g[io]n selbst, das Gottesbew[u]ßts[eyn] der Menschh[ei]t, den Glauben, als die eig[e]ntl[iche] rel[i]g[iö]s[e] Grundthätigk[ei]t des Mens[c]hen zu begreifen. 393 Indem wir d[ie]s[e]s thun, gewinn[en] wir die richtige Vorstellung v[on] der Religion, oder die rechte Idee v[on] ihr, wir vermögen aber hinwiederum d[ie]s[e]s Ziel selbst nur zu erreichen, geleitet v[on] d[ie]s[e]r Idee - nach der Weise in der Gegenseitigk[ei]t, wie d[ie]s[e]s im vor[i]g[en] § 1 gezeigt ward. D[ie]s[e]r Th[ei]l wird üb[ri]g[ens] 394 vorwiegend historis[c]h u[nd] psychologisch seyn, der Natur der Sache gemäß. [15vr/ 16rl] Einleitung. 395 §: 4 396 F[o]rts[e]tz[u]ng. 397 ad II) Im II [.] Th[ei]l wird der Inhalt der R[e]l[i]g[io]n, also die rel[i]g[iö]s[e]n (Ideen od[er]) Lehren philosophisch geprüft; d.h. h[ei]ßt (sic! ), was in der R[e]l[i]g[io]n nur gefühlt, geahnt [,] geglaubt wird, sucht die R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] zum Wißen zu erheben, indem sie d[ie]se rel[i]g[iö]s[en] Vorstell[u]ng[e]n u[nd] Lehren im Lichte der Idee v[on] Gott betrachtet, u[nd] sie vergleicht u[nd] prüft am Wesen des Menschen u[nd] der Welt üb[e]rh[au]pt. 398 Es werden also in d[ie]s[em] Th[ei]l philos[ophisch] betrachtet werden die rel[i]g[iö]s[en] Lehren v[on] 399 Gott nach s[einem] Daseyn, s[einem] Wesen u[nd] Leben; v[on] 400 der Welt n[a]ch ihr[er] Entsteh[u]ng od[er] Schöpfung; ins- Entst[e]h[un]g d[er] R[e]l[i]g[io]n - v[om] Glaub[en] - v[on] d[er] rel[i]g[iö]s[en] Thät[i]gk[ei]t der gesammt[en] geist[i]g[en] Kräft[e] d[e]r M[e]ns[c]hh[ei]t - v[on] d[er] Entsteh[un]g [„Forte[n]twickl[un]g a)“ über der Zeile] der Vielh[ei]t u[nd] Verschied[en]h[ei]t der R[e]l[i]g[ionen] (od[er] d[en] falsch[en] R[e]l[i]g[ionen]) - V[on] d[er] Wiedervereinig[un]g d[er] R[e]l[i]g[ionen] z[u] Einer, d[er] wahr[en] - V[on] d[er] g[ö]ttl[ichen] Off[en]b[arun]g - Jud[en]th[um] u[nd] Chr[isten]th[um] - V[on] d[er] R[e]l[i]g[ion]swiss[en]s[c]h[a]ft.“ 390 „u[nd]“ über der Zeile. 391 „d[er] ursp[rüng]l[ich] erst[en]“ über der Zeile. 392 „immanent[en] E[n]tst[ehung] (? ) ... (? )“ über der Zeile. 393 Einfügung am Seitenrand [15vl] im Nachhinein wieder gestrichen: „Es wird d[a]h[er] d[ie] Rede seyn v[on] d[er] rel[i]g[iö]s[en] Anlage, v[on] g[ö]ttl[icher] Off[e]nb[a]r[u]ng, v[on] Glauben u[nd] Wissen.“ 394 „üb[ri]g[ens]“ über der Zeile. 395 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 4“ am oberen Seitenrand [16rr] ; „4“ bezeichnet den Bogen. 396 Ursprüngliche „3“ mit „4“ überschrieben. 397 Randbemerkung [16rr] : „NB [: ] Ursp[run]g u[nd] Entwickl[un]g nehmen wir in Ei[nem] Abs[c]h[n]itt zusamm[en], weil wir aus d[e]r E[n]twickl[un]g u[nd] Ges[c]hi[c]hte b[e]s[on]ders auf d[en] Ursp[run]g zurü[c]kschli[e]ßen [,] wir also doch i[m] erst[en] Abschn[itt] v[om] Urspr[un]g - au[c]h s[c]hon v[on] d[er] E[n]tw[ic]k[lun]g spr[ec]h[en] müßt[en] - (d[a]h[er] Ursp[r]u[n]g u[nd] E[n]twickl[un]g = Daseyn d[e]r R[e]l[i]g[ion] -)“. 398 Randbemerkung [16rr] : „an den Gesetzen des Mens[c]henw[e]s[en]s u[nd] an d[en] klar erkannt[en] Gesetzen der Natur.“ 399 „die rel[i]g[iö]s[en] Lehren v[on]“ am Seitenrand [16rr] eingefügt. 400 „v[on]“ über der Zeile. <?page no="67"?> 57 bes[ondere] v[om] 401 Menschen in s[einem] Wesen, seinen Kräften u[nd] Aufgab[e]n, bes[onders] seine[r] Freih[ei]t u[nd] Unsterbl[i]chk[ei]t u[nd] was damit in Zusamm[e]nhang steht. ad III [)] Im III [.] Th[ei]l wird die inn[e]re Wirkung u[nd] äuß[ere] 402 Ausprägung der rel[i]g[iö]s[e]n Ideen im Leben der Menschheit betrachtet u[nd] wissensch[a]ftl[ich] geprüft [,] d.h. an der Idee der wahr[en], vollkom[menen] R[e]l[i]g[io]n; es wird gezeigt [,] wie d[ie] R[e]l[i]g[io]n sich im Leb[en] ausgestalt[en] soll, wenn sie die wahre sey[n] u[nd] die ihr[em] Wes[en] gemäße Form äußerl[ich] gewi[nnen] u[nd] ihr[en] Zweck erreich[en] soll. 403 Also der Einfluß des 404 Inhalts der R[e]l[i]g[io]n auf die Gestaltung des Lebens [,] auf Gesinnung 405 [,] Wollen u[nd] Handeln. Es wird also die Rede seyn v[on] den rel[i]g[iö]s[en] Vereinen, v[on] d[er] Kirche u[nd] ihren Anordnungen, vom rel[i]g[iö]s[en] 406 Cultus; wo das Verh[ä]ltn[i]ß der R[e]l[i]g[io]n zur Kunst [,] Musik z.B. [,] betrachtet werd[en] muß; sodann v[om] Verh[ä]ltn[i]ß der R[e]l[i]g[io]n zum Staatsleben [,] zur politis[c]h[en] Gesells[c]h[a]ft u[nd] Aehnl[iches]. - V[on] d[em] V[e]rh[ä]ltn[i]ß der v[e]rschied[enen] R[e]l[i]g[io]n[en] zu ein ander. Zum Schluße soll dann eine Uebersicht des Ganzen beigefügt u[nd] daraus als 407 Resultat gezogen werden [,] was als Wesen u[nd] Zweck aller R[e]l[i]g[io]n zu betracht[en] ist. - 408 Da die ganze philos[ophische] Untersuchung sich durchaus auf das geschichtl[iche] Daseyn der R[e]l[i]g[io]n gründet, so wäre allerdings wünschenswerth, daß wenigst[e]ns eine kurze Uebersicht aller 409 R[e]l[i]g[io]nen, ein Abriß der Geschichte aller R[e]l[i]g[io]nen vorangestellt würde [,] Allein etc. - 410 ad I [.] 411 Die R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] hat es also mit dem ganzen groß[en] Gebiet der R[e]l[i]g[io]n zu thun - hat z[u] zeigen [,] wie sie in der M[e]ns[c]hh[ei]t entstand[en] ist 401 „v[om]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „der“. 402 „inn[e]re Wirkung u[nd] äuß[ere]“ über der Zeile. 403 „d.h. an der Idee der wahr[en], vollkom[menen] R[e]l[i]g[io]n; es wird gezeigt [,] wie d[ie] R[e]l[i]g[io]n sich im Leb[en] ausgestalt[en] soll, wenn sie die wahre sey[n] u[nd] die ihr[em] Wes[en] gemäße Form äußerl[ich] gewi[nnen] u[nd] ihr[en] Zweck erreich[en] soll“ am Seitenrand [16rr] eingefügt. 404 „rel[i]g[iö]s[en]“ in der Zeile gestrichen. 405 „Gesinnung“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Ha“. 406 „rel[i]g[iö]s[en]“ über der Zeile. 407 „als“ über der Zeile, wohl als Ersatz für in der Zeile allerdings nicht gestrichenes „das“. 408 Randbemerkung [16rr] : „NB [: ] Was die Theol[ogie] in all[en] ihr[en] Disciplin[en] [„in all[en] ihr[en] Disciplin[en]“ über der Zeile] b[e]h[a]nd[e]lt [,] ist auch G[e]g[en]st[an]d der R[e]l[i]g[ion]sph[ilosophie,] aber noch weit mehr, weil sie es mit all[en] R[e]l[i]g[ionen] zu thun hat. - I [.] Th[ei]l [: ] psy[c]holog[isch] u[nd] historis[c]h. II [.] Th[ei]l [: ] metaphysis[c]h. - III [.] Th[ei]l [: ] practisch -“. 409 „aller“ über der Zeile, wohl als Ersatz für in der Zeile allerdings nicht gestrichenes „der“. 410 Randbemerkung [16rr] : „NB [: ] Der I [.] Th[ei]l sucht die Thatsache der R[e]l[i]g[io]n zu begreifen - dieß näml[ich,] daß es eine R[e]l[i]g[io]n gibt [in der Zeile folgendes „u“ gestrichen] [,] wie sie entstand u[nd] besteht. D[er] II. Th[ei]l sucht den Inhalt d[er] R[e]l[i]g[io]nen zu begreifen - d[ie] r[e]l[i]g[iö]s[en] Lehren [.] D[er] III [.] Th[ei]l - Die Wirk[u]ng[e]n u[nd] Aeuß[e]r[u]ng[e]n der R[e]l[i]g[io]n u[nd] ihr Verh[ä]ltn[i]ß zum mens[c]hl[ichen] Leben u[nd] Daseyn üb[e]rh[au]pt.“ 411 „ad I [.]“ über der Zeile. <?page no="68"?> 58 u[nd] wie sie im einzeln[en] M[e]ns[c]h[en] entsteht - u[nd] wie sie sich in der M[e]ns[c]hh[ei]t fortgebildet hat u[nd] im einzel[nen] M[e]ns[c]h[en] bild[en] muß - [,] daß sie der Idee der R[e]l[i]g[io]n entspricht; Wir werd[en] also d[en] Grund u[nd] Urspr[u]ng der wahr[en] R[e]l[i]g[io]n erfors[c]h[en] u[nd] werd[en] die Beding[un]g der recht[en] Entwickl[un]g u[nd] wahr[en] Vervollkommn[un]g kenn[en] lernen [,] u[nd] zwar so [,] daß wir bei d[ie]s[e]r wiß[e]ns[c]h[a]ftl[ichen] Fors[c]h[u]ng zwar die histor[ische] Erschei[n]u[n]g zu Grunde legen [,] die wiß[en]s[c]h[a]ftl[iche] Ents[c]heid[un]g ab[e]r üb[er] Urspr[un]g u[nd] Vervollko[mmnun]g der R[e]l[i]g[ion] immer aus d[em] Wes[en] d[e]s M[e]ns[c]h[en]g[ei]st[e]s selber - aus s[einer] geist[i]g[en] Natur - speziell aus s[einem] G[o]tt[e]sbewußts[eyn] od[er] s[einer] rel[i]g[iö]s[en] Anlage - od[er] der Idee d[e]r R[e]l[i]g[ion] ableit[en.] - Wir werd[en] die äuß[eren] histor[i]s[c]h[en] Ers[c]hei[n]u[n]g[en] der R[e]l[i]g[io]n[en] kenn[en] ler[nen] u[nd] die im M[e]ns[c]h[en]g[ei]ste ruhend[en] rel[i]g[iö]s[en] Kräfte erforsch[en] u[nd] in ihrer Thät[i]gk[ei]t zeig[en], um daraus die histor[i]s[c]h[en] R[e]l[i]g[io]nsform[en] zu erklär[en]. 412 [16rl/ 16vr] §: 5 413 Literatur der Religionsphilos[ophie] Die Rel[i]g[io]nsphilos[ophie] in der 414 angegebenen 415 Art u[nd] Bedeutung, ist eine Wissenschaft, die erst in neu[erer] Zeit sich gebildet hat 416 . Früher nämlich - im chr[i]stl[ichen] Alterthum u[nd] durch das ganze Mittelalter hindurch war Philosophie u[nd] Theologie ganz u[nd] gar mit einander verbunden, bis zur neueren Zeit herab; dann trennte sich die Philosophie immer mehr v[on] d[er] Theologie u[nd] Religion u[nd] stand ihr endlich schroff gegenüber; erst in neuerer Zeit nähern sich beide wieder [,] suchen wieder Vereinig[u]ng [,] u[nd] zwar mittels der R[e]l[i]g[io]nsphilosophie. 417 - Aber die Art u[nd] Weise [,] wie man d[ie]s[e]s bewerkstelligen will, ist sehr verschieden u[nd] es finden sich ganz entgegengesetzte Richtungen u[nd] Absichten dabei. 412 Der vorstehende Abschnitt „ad I [.]“ wurde erst im Nachhinein mit Klammern versehen. „Wir werd[en] die äuß[eren] histor[i]s[c]h[en] Ers[c]hei[n]u[n]g[en] der R[e]l[i]g[io]n[en] kenn[en] ler[nen] u[nd] die im M[e]ns[c]h[en]g[ei]ste ruhend[en] rel[i]g[iö]s[en] Kräfte erforsch[en] u[nd] in ihrer Thät[i]gk[ei]t zeig[en], um daraus die histor[i]s[c]h[en] R[e]l[i]g[io]nsform[en] zu erklär[en].)“ am Seitenrand [16rr] eingefügt. 413 „4“ gestrichen und durch „5“ ersetzt. 414 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „dem“. 415 „Umfang“ in der Zeile gestrichen. 416 „hat“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „war“. 417 Randbemerkung [16vl] : „Verei[ni]g[un]gs-Art v[on] R[e]l[i]g[io]n u[nd] Philos[ophie] a) Naturalist[ische] Ansicht - R[e]l[i]g[ion] g[a]nz unberecht[i]gt - od[er] nur als Poesie zuläßig - b) Pantheist[ische] Ansi[c]ht - R[e]l[i]g[ion] berecht[i]gt - aber hat überzugeh[en] in Wiss[en] - c) Theist[ische] Ansi[c]ht - R[e]l[i]g[ion] Bere[c]ht[i]g[un]g - aber au[c]h d[a]s Wiss[en] - Glaube [m]it de[m] Wiss[en] zu vereinig[e]n - ohne d[a]ß er aufgehob[en] würde - rel[i]g[io]ns-philos[ophische] Ansicht d) Traditionalist[i]s[c]he A[n]s[ic]ht - d[a]s Wiß[en], die Philos[ophie] ist g[a]nz unbere[c]ht[i]gt -“. <?page no="69"?> 59 1) Die Einen, man kann sagen [: ] die v[on] d[er] äußersten Linken auf dem rel[i]g[iö]s[e]n Gebiet, die aus der Hegelschen Schule hervorgegangen, wollen alle positive, historis[c]he R[e]l[i]g[io]n beseitigen u[nd] sie durch Philosophie [,] od[er] allg[emein] 418 durch die Bildung ersetzen, durch die sogen[annte] Humanität; sie wollen, wenn sie das Wort R[e]l[i]g[io]n noch beibehalten, eine Religion der Humanität; unter der wiederum Verschiedenes verstanden wird, im Allgem[einen] soll es ein Cultus, eine Verehr[u]ng u[nd] Anbetung des Menschenwesens, des Menschengeschlechtes im Gegensatz zum Individuum seyn. 419 - Diese Richtung geht demnach dahin [,] die Religion wegzu (sic! ) philosophiren. - Feuerbach - Hr. Ruge − Daumer 420 - Bauer Br[uno]. 2) Andere v[on] etwas gemäßtigterem (sic! ) Streben halten zwar auch auf die bestehenden R[e]l[i]g[io]nen nicht viel - auch nicht auf das Chr[i]st[e]nth[um] - [,] aber sie wollen sie doch wenigstens bestehen lassen, nur aber durch die Philosophie reinigen; sie wollen [,] wie sie sagen, v[on] d[er] R[e]l[i]g[io]n nur das annehmen u[nd] gelten laßen, was mit ihrer Vernunft übereinstimmt, was sie für wahr erkennen; Jeder bildet sich auf d[ie]se Weise seine R[e]l[i]g[io]n selber, oder [16vr/ 17rl] meint wenigstens [,] sie sich selber zu bilden; das ist die sog[enannte] rationalistische Richtung; ihr Streben geht dem Bemerkten zufolge dahin, sich die Religion erst selbst zu erphilosophiren. 421 In d[ie]s[e]n beiden Richt[u]ng[e]n bestünd[e] die Vereinig[u]ng der R[e]l[i]g[io]n u[nd] Philosophie darin, daß die R[e]l[i]g[io]n in d[er] sog[enannten] Philosophie aufginge, von ihr verschlungen würde. D[ie]s[e] Richt[u]ng hat im Theoret[i]s[c]h[en] so zieml[ich] ausgelebt, - im Pract[i]s[c]h[en] aber sucht sie nun Gelt[u]ng u[nd] seine Gemeind[e] etc. 422 3) Eine dritte Richtung der R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] läßt der bestehenden histor[i]s[c]h[en] Rel[i]g[io]n zwar das Recht des Bestehens, 423 erkennt sie als rechtmäß[i]ge Erscheinung u[nd] Thatsache in der Geschichte u[nd] Menschenwelt an, aber in der Weise [,] daß sie allen Religionsformen in der Menschh[ei]t, wie sie auch beschaffen seyn mögen, das Recht der Existenz zugesteht; sie bringt alle d[ie]se Formen in eine bestimmte Ordnung u[nd] Stufenfolge 424 u[nd] betrachtet sie als ebenso viele, nothwend[i]ge Entwickl[u]ngsphasen od[er] Stufen, auf denen die Mens[c]hh[ei]t allmählig bis zum gegenwärt[i]g[en] Zustand emporgestiegen; die durch die Bild[u]ng der Mens[c]hh[ei]t [,] namentl[ich] d[u]rch die Philosophie errungen word[en] seyen u[nd] d[ur]ch sie wieder überwunden u[nd] beseit[i]gt werden müßt[e]n. 425 In d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[u]ng kommt sie 418 „od[er] allg[emein]“ über der Zeile. 419 Randbemerkung [16vl] : „das Individ[uum] soll die Gattung verehren; d[er] einzelne Mensch d[a]s Wesen u[nd] d[ie] Würde der Mens[c]hh[ei]t anbeten; od[er] die Natur geradezu.“ 420 Randbemerkung [16vl] : „Anthropologismus od[er] Naturalismus (Daumer)“. 421 Randbemerkung [17rr] : „Nicht die R[e]l[i]g[io]n erkennen, sond[ern] die R[e]l[i]g[io]n bild[en], producir[en] woll[en] sie, ihre Wiß[en]s[c]h[a]ft will R[e]l[i]g[ion]sstift[un]g sey[n] - Rationalismus (vulg[aris])“. 422 „D[ie]s[e] Richtung hat [„hat“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „ist“] im Theoret[i]s[c]h[en] so zieml[ich] ausgelebt, - im Pract[i]s[c]h[en] aber sucht sie nun Gelt[u]ng u[nd] seine Gemeind[e] etc.“ nachträglich in die Zeile eingefügt. 423 „u[nd]“ in der Zeile gestrichen. 424 Randbemerkung [17rr] : „Klaßifikatio[n]“. 425 Randbemerkung [17rr] : „Schelling d[ie]se Richt[u]ng angebahnt.“ <?page no="70"?> 60 einigermassen mit der vorgenannten überein. 426 - Nur läßt d[ie]se Richtung die thatsächl[ich] bestehend[e]n R[e]l[i]g[ionen] 427 gelten, gibt sich aber für die 428 dieselben bewegende u[nd] belebende Kraft aus. 429 4) D[ie]s[e]r 430 außerchristl[ichen] u[nd] eig[e]ntl[ich] widerchr[i]stl[ichen] R[e]l[i]g[io]nsphilos[o]phie 431 steht gegenüber eine andere Richtung [,] welche auf chr[i]stl[icher] Anschauung 432 ruhend die Gesammth[ei]t der R[e]l[i]g[io]nen im Lichte 433 der durch das Chr[i]st[e]nth[um] gebildeten Vernunft 434 betrachtet u[nd] ihre Bedeut[u]ng u[nd] Geltung bestimmt u[nd] ihr Verhältniß zur Idee der R[e]l[i]g[io]n, u[nd] ebenso die rel[i]g[iö]s[e]n Lehren u[nd] Erscheinungen in d[ie]s[e]r Weise zu erkennen u[nd] zu würdigen strebt. 435 Hier wird eine Versöhnung, ein Bund zw[i]s[c]h[en] R[e]l[i]g[io]n, Chr[i]st[e]nth[um] u[nd] Philosophie versucht. 436 5) Noch eine and[ere] Richtung aber gibt es [,] die nur die R[e]l[i]g[io]n, nur das Chr[i]st[e]nth[um], nur den Glauben will gelten laßen, vor aller Philosophie aber ein[en] horror hat; sie vernichtet haben möchte. 437 [17rl/ 17vr] Natürlich sind alle d[ie]se verschieden[en] Richtungen nicht scharf zu sondern u[nd] zu scheiden, wenigstens nicht die gerade aneinander gränzenden [,] sond[ern] sie spielen auf die manigfaltigste Art in einander über; während die sich ferner stehenden allerdings bestimmt sich einander entgegen stehen u[nd] anfeinden; es ist da wie bei den verschieden[en] polit[ischen] Partheien. Ein bestimmtes, rel[i]g[io]nsphilos[ophisches] Werk habe ich bei mein[en] Vorles[u]ng[e]n nicht z[u] Grunde gelegt; es ist auch in d[ie]s[e]r Weise keines vorhanden; nur wenige [,] eigentl[ich] gar keines 438 [,] rel[i]g[io]nsphil[osophische] Werke beha[n]d[e]ln die R[e]l[i]g[io]n vollständ[i]g nach ihr[er] ganzen Erschein[un]g 439 ; sondern sie haben entweder nur den Inhalt der R[e]l[i]g[io]n [,] die rel[i]g[iö]s[e]n Ideen od[er] 426 Randbemerkung [17rr] : „Pantheismus“. 427 „4)“ in der Zeile gestrichen. 428 „in“ in der Zeile gestrichen. 429 Randbemerkung [17rr] : „Hegel, Schelling, Noack, Schwarz (Wesen d[er] R[e]l[i]g[io]n) etc. (Syst[em] d[er] spek[ulativen] R[e]l[i]g[io]nsw[i]ss[enschaft]) [.] - Noch immer größt[en]th[ei]ls de[m] bef[an]g[en] - Fichte, Weisse, Ulrici, Chalybaeus, Wirth u.A.“ 430 In der Zeile folgendes „eig[e]ntl[ich]“ mit Klammern versehen. 431 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[o]phie“ über der Zeile. 432 „Anschauung“ über der Zeile ersetzt das in der Zeile gestrichene „Principien“. 433 Einfügung am Seitenrand [17rr] : „(nicht geradezu im Lichte d[e]s Chr[i]st[e]nth[ums,] sond[ern] im Lichte der d[u]rch d[a]s Chr[i]st[e]nth[um] gebildeten Vernunft; denn d[a]s Chr[i]st[en]th[um] untersucht u[nd] urth[ei]lt nicht wiss[e]ns[c]h[a]ftl[ich])“. 434 „Vernunft“ über der Zeile ersetzt in der Zeile mit Klammern versehenes und gestrichenes „Idee der R[e]l[i]g[io]n“. 435 Randbemerkung [17rr] : „Theismus“. 436 Randbemerkung [17rr] : „Günther, Sengler, Staudenmayr, (Kuhn) - Baader, Rettberg, Billroth (Steffens) [,] Eschenmayr.“ 437 Randbemerkung [17rr] : „Irrationalismus“. 438 „eigentl[ich] gar keines“ über der Zeile. 439 „1)“ über der Zeile. - Am Seitenrand [17vl] : „Hegel, Noack, Billroth, de Wette [,] Rettberg - Steffens -“. <?page no="71"?> 61 Lehren zum G[e]g[e]nsta[n]d philos[ophischer] Untersuchung, also das, was als G[e]g[e]nst[a]nd des II [.] Th[ei]ls uns[eres] rel[i]g[io]nsphilos[ophischen] Syst[ems] bezeichnet ward 440 ; od[er] sie beh[a]nd[e]ln gar nur ein[en] einzelnen G[e]g[e]nst[a]nd [,] die Lehre v[on] Gott [,] z.B. Staudenmayr, Sengler; od[er] v[on] d[er] Freiheit, Unsterblichk[ei]t u.s.w. Vor Allem sind aber für d[ie] R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] wicht[i]g die rel[i]g[io]nsges[c]hichtl[ichen] Werke; davon namentl[ich] in neu[erer] Zeit viele erscheinen; da der ganze Orient mit all[en] sein[en] Geheimnißen u[nd] R[e]l[i]g[io]nssyst[emen] immer mehr aufgeschloßen wird. 441 Aus ihnen ist für die R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] viel mehr zu lernen als aus philos[ophischen] Constructionen. Aber auch hier fehlt es an übersichtl[ichen], das Gesammtgebiet umfaßenden Arbeit[en,] die auch noch nicht leicht möglich sind, da das Einzelne der verschied[enen] R[e]l[i]g[io]nen noch lange nicht ganz an’s Tageslicht gekommen ist. - Das bedeutendst[e] Werk hierüb[er] ist: Creuzer’s Symbolik u[nd] Mythologie [,] 4 B[än]d[e]. - Dann Benj[amin] Constant - de la religion 5’ V. [,] deuts[c]h 3 B[ände]. - Goerres Mythen-Geschichte [,] 2 B[ände]. [ - ] Baur [,] Symbolik u[nd] Mythologie [-] Edg. Quinet [,] du genie des religions 442 ; Stuhr [,] Die R[e]l[i]g[io]nssyst[eme] der heidn[i]s[c]h[en] Völker des Orients. - Kraft [,] Die Religionen aller Völker (mehr populär) 443 u[nd] K. Eckermann [,] Lehrbuch der R[e]l[i]g[io]nsgesch[ichte] u[nd] Mythologie der vorzügl[i]chst[en] Völker des Alterthums. - Wuttke [,] Gesch[ichte] des Heid[en]thu[m]s [,] 1852 [,] 2 Th[ei]le 444 [.] 445 - [17vr/ 18rl] 446 also die Rel[i]g[io]n innerlich, geistig (mit Weglaßung ihrer Mängel u[nd] Zufälligk[ei]t[e]n in ihr[er] wirkl[ichen] histor[ischen] Erscheinung) zu reproduciren 447 , - so fragt es sich, wie ist d[ie]s[e]s möglich, wie kann es geschehen [,] daß wir das Wahre, Richtige allenthalben erkenn[en] u[nd] annehmen, das Falsche aber u[nd] Unrichtige 448 abweisen? 440 „1)“ über der Zeile. - Am Seitenrand [17vl] : „Günther, - Rettberg - Feuerbach etc.“ 441 Randbemerkung [17vl] : „Anzurathen [: ] Drey [: ] Apolog[etik] (Philos[ophie] der Off[e]nb[arun]g 1.2) Staudenmayr [: ] Theol[ogische] Encyclopädie (R[e]l[i]g[ion]sphil[osophie]) Kuhn [: ] Dogm[atik] 1b. Einleit[un]g Sengler [: ] Lehre v[on] d[er] Idee G[o]tt[e]s Günther [: ] Vorschule z[ur] spek[ulativen] Theol[ogie] - Baader [-] Rapp, M[e]nsch u[nd] s[eine] Anf[änge] Schleiermacher: D[er] christl[iche] Glaube [,] 3 B[än]de. [,] 1835 [,] 3 e Ausg[abe]. Sämmtlicher Werke 3 [.] u[nd] 4 [.] B[a]nd.“ 442 Randbemerkung [17vl] : „Quinet. Nach der Art d[er] Franzos[en] voll [„voll“ über der Zeile] geistr[eicher] Gedank[en], kühne Wend[u]ngen, wenn au[c]h nicht tief u[nd] stichhaltig“. 443 „idealisir[en]d“ über der Zeile. 444 Randbemerkung [17vl] : „Zu empf[ehlen] - Kraft, Drey (z.B.) Rettberg -“. 445 Die an dieser Stelle zunächst abgebrochene Fassung der Vorlesung zur Religionsphilosophie wird unten auf den Bögen [31rr/ rl-32vr] und [33rl-34vr] fortgesetzt. 446 An dieser Stelle wird - nach den eingeschobenen Bögen [12rl-13v] , [14rl-15vr] und [16rl-17vr] - der [11vr] unabgeschlossene Satz fortgeführt. 447 Randbemerkung [18rr] : „Möglichk[ei]t idealer Construction u[nd] kritis[c]he Sicht[u]ng.“ 448 Einfügung am Seitenrand [ 18rr] : „aber das uns in den verschieden[en] R[e]l[i]g[io]nen begegnet, abweisen? “ <?page no="72"?> 62 Wir brauchen hier offenbar irgend einen sichern Maaßstab 449 , einen Prüfstein gleichsam, an den wir alle rel[i]g[iö]s[e]n Lehren u[nd] Gebräuche 450 [,] Erscheinungen halten, um zu sehen [,] ob sie wahr u[nd] ächt oder fals[c]h u[nd] verwerflich sind. Wo d[ie]s[e]s zu such[en]? Denn haben wir d[ie]se nicht [,] so ist ja ein wahres Erkennen nicht möglich. Es kann uns begegnen, daß wir Wahres für falsch u[nd] Falsches für wahr ansehen; u[nd] etwa Alles unrichtig beurtheilen, nach Willkühr od[er] vorgefaßter Meinung. 451 - Welches ist nun d[ie]s[e]r 452 Maaßstab, d[ie]s[e]s Kriterium, das uns der sichere Leiter seyn kann? Liegt es außer uns od[er] in uns selbst? Ist es irgend eine positive R[e]l[i]g[io]n od[er] uns[er] eigner Geist, unsere Vernunft [,] nach der wir hier entscheiden. 1. Man könnte allerdings versucht seyn, irgend eine bestimmte, positive (histor[ische]) R[e]l[i]g[io]n, der man als der allein wahren huldigt, also der christlich[en], als Ideal der R[e]l[i]g[io]n, die alles Wahre u[nd] Wesentliche in sich enthalte, zu Grunde zu legen als Maaßstab der Beurtheil[u]ng aller and[ern] R[e]l[i]g[io]nen mit ihren Lehren 453 [,] Gebräuchen u[nd] Ueberlief[e]r[u]ng[e]n, 454 so daß man also etwa 455 so urtheilte: Alles [,] was mit der chr[i]stl[ichen] R[e]l[i]g[io]n übereinstimmt auf dem gesammten Gebiet der R[e]l[i]g[io]n, ist wahr, alles [,] was nicht mit ihr übereinstimmt [,] ist falsch. Und das Volk ist sicher darauf angewiesen - auf den Gemeinsch[a]ftsglauben u[nd] d[ie] öff[e]ntl[iche] Auctorität, wenn es nicht der willkührl[ichen] Vorspieglung Einzelner anheim fallen soll - allein bei der Wiß[e]ns[c]h[a]ft ist es nicht so [.] - 456 - Allein so verfährt allerdings die Theologie [,] namentl[ich] die Dogmatik, u[nd] muß so verfahren, weil sie auf dem Glauben ruht an d[ie] göttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng. - Die R[e]l[i]g[ion]s[-] 457 Philosophie aber kann nicht so z[u] Werke gehen, wenn sie nicht aufhören will [,] Philosophie u[nd] Wiss[e]ns[c]h[aft] im strengen Sinne zu seyn. 458 Denn der Glaube, 459 auf den sich hiebei die R[e]l[i]g[io]ns-Philosophie stützen müßte [,] ist ja selbst eine rel[i]g[iö]se Function, welche sie erst in ihr[em] Wesen u[nd] in ihr[er] Wahrheit erkennen u[nd] begründen muß; sie kann nicht 460 das zur wissens[c]h[a]ftl[ichen] Basis u[nd] zum Kriterium bei ihr[en] Urtheilen nehmen, von dem sie selbst erst 449 Randbemerkung [18rr] : „Nothw[e]nd[i]gk[ei]t eines Krit[e]riums“. 450 „Lehren u[nd] Gebräuche“ über der Zeile. 451 „Wo d[ie]s[e]s zu such[en]? Denn haben wir d[ie]se nicht [,] so ist ja ein wahres Erkennen nicht möglich. Es kann uns begegnen, daß wir Wahres für falsch u[nd] Falsches für wahr ansehen; u[nd] etwa Alles unrichtig beurtheilen, nach Willkühr od[er] vorgefaßter Meinung.“ am Seitenrand [18rr] eingefügt. 452 „d[ie]s[e]r“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[ie]s[e]s“. 453 „u[nd]“ in der Zeile eingeklammert. 454 Randbemerkung [18rr] : „Ob d[a]s Ch[ri]st[en]th[um] es sei? “ 455 „etwa“ über der Zeile. 456 „Und das Volk ist sicher darauf angewiesen - auf den Gemeinsch[a]ftsglauben u[nd] d[ie] öff[e]ntl[iche] Auctorität, wenn es nicht der willkührl[ichen] Vorspieglung Einzelner anheim fallen soll - allein bei der Wiß[e]ns[c]h[a]ft ist es nicht so -“ am Seitenrand [18rr] eingefügt. 457 „R[e]l[i]g[ion]s“ über der Zeile. 458 Randbemerkung [18rr] : „Warum nicht? “ 459 „den[n] das Princip - d[a]s Krit[e]riu[m]“ über der Zeile. 460 „v.“ in der Zeile gestrichen. <?page no="73"?> 63 die Wahrheit u[nd] Richtigk[ei]t erforschen will u[nd] muß. 461 Das ist bei der R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] der Fall. Sie untersucht die Frage: Was ist das Glauben [,] welche Bedeut[u]ng hat es? 462 Welcher Glaube ist der rechte? D[ie]se Frage 463 geht daraus hervor. Was ist der Glaube u[nd] welche Bedeut[u]ng hat er u[nd] welche Geltung kommt ihm zu? Und sie untersucht selbst erst wiss[e]ns[c]h[aftlich] die Frage [: ] Wie entsteht R[e]l[i]g[io]n? Woher stammt sie? Ist sie Werk G[o]tt[e]s od[er] der M[e]nschh[ei]t - od[er] wie weit ist sie beides? So kann also auch in gleich[er] Weise 464 [.] In gleicher Weise kann die 465 Off[e]nb[a]r[u]ng [,] das Chr[i]st[e]nth[um,] seinem Inhalte nach nicht Maaßstab seyn, an der (sic! ) die Wahrh[ei]t aller r[e]l[i]g[iö]s[en] Lehren ge- [18rl/ 18vr] prüft u[nd] darüber entschieden werden kann. Denn d[ie] R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] soll 466 selbst erst untersuchen, welches die wahre Off[e]nb[a]r[u]ng sei u[nd] soll angeben, wie wir sie zu erkennen vermögen. Und der Inhalt des Chr[i]st[e]nth[ums] muß, wie der der üb[ri]g[en] R[e]l[i]g[io]nsformen wissens[c]h[aftlich] untersucht u[nd] an dem philos[ophisch-] 467 wiss[e]ns[c]h[aftlichen] Kriterium geprüft werd[en], er kann also nicht d[ie]s[e]s Kriterium selbst seyn. Endlich können wir auch auf dem Gebiete der Philosophie die chr[i]stl[iche] R[e]l[i]g[io]n so lange nicht für d[a]s Ideal aller 468 R[e]l[i]g[io]n erklären, als wir nicht zuvor die Idee der R[e]l[i]g[io]n erkannt 469 u[nd] aus ders[e]lb[e]n u[nd] nach ihr das Ideal wiss[e]ns[c]h[aftlich] reproducirt haben. Wir müßt[en] erst wiß[en,] ob d[ie] ch[ri]stl[iche] R[e]l[i]g[ion] [m]it d[er] Idee d[er] R[e]l[i]g[ion] übereinstimmt - quod est demonstrandum. Denn haben wir nicht erst wiss[e]ns[c]h[aftlich] erkannt [,] wie d[ie] vollkom[mene] R[e]l[i]g[io]n beschaffen seyn müsse, so können wir auch nicht zuvor schon v[on] ein[er] R[e]l[i]g[io]n als ein[er] vollkom[menen] ausgehen; weil wir noch nicht wüßten [,] d.h. noch nicht wiss[e]ns[c]h[aftlich] bewiesen hätten, daß dieß die vollkom[mene] R[e]l[i]g[io]n sei. 470 D[ie]s[e]n Standpunkt also können wir für die R[e]l[i]g[io]nsphi- 461 Randbemerkung [18rr] : „Sie fragt selber [: ] ist d[a]s Ch[ri]st[en]th[um] die wahre R[e]l[i]g[ion]? warum prüft auch sie [? ]“ 462 „Was ist das Glauben [,] welche Bedeut[u]ng hat es? “ über der Zeile. 463 „D[ie]se Frage“ über der Zeile. 464 „Was ist der Glaube u[nd] welche Bedeut[u]ng hat er u[nd] welche Geltung kommt ihm zu? Und sie untersucht selbst erst wiss[e]ns[c]haftlich] die Frage [: ] Wie entsteht R[e]l[i]g[io]n? Woher stammt sie? Ist sie Werk G[o]tt[e]s od[er] der M[e]nschh[ei]t - od[er] wie weit ist sie beides? So kann also auch in gleich[er] Weise“ am Seitenrand [18rr] eingefügt. 465 „die“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „irg[e]nd eine“. 466 „Antwort geben“ in der Zeile gestrichen. 467 „philos[ophisch]“ über der Zeile. 468 „aller“ über der Zeile wohl als Ersatz für in der Zeile allerdings nicht gestrichenes „der“. 469 „haben“ in der Zeile gestrichen. 470 „Wir müßt[en] erst wiß[en,] ob d[ie] ch[ri]stl[iche] R[e]l[i]g[ion] [m]it d[er] Idee d[er] R[e]l[i]g[ion] übereinstimmt - quod est demonstrandum. Denn haben wir nicht erst wiss[e]ns[c]h[aftlich] erkannt [,] wie d[ie] vollkom[mene] R[e]l[i]g[io]n beschaffen seyn müsse, so können wir auch nicht zuvor schon v[on] ein[er] R[e]l[i]g[io]n als ein[er] vollkom[menen] <?page no="74"?> 64 losophie nicht einnehmen; irg[e]nd eine positive R[e]l[i]g[io]n, sei es auch die chr[i]stl[iche,] können wir nicht als wissenschaftl[iche] Basis nicht 471 gelten lassen. Aber auch nicht ein bestimmtes philos[ophisches] Syst[em] soll zu Grunde gelegt werden u[nd] etwa so geschloßen werden, was mit d[ie]s[e]m übereinstimmt [,] ist wahr. 472 Wir müssen uns vielmehr nach einer Basis umsehen [,] die noch tiefer, noch allgemeiner u[nd] ursprünglicher ist, die allen rel[i]g[iö]s[e]n Functionen, also auch der des Glaubens, u[nd] allen R[e]l[i]g[io]nsformen, auch der des Christenthums [,] zu Grunde liegt, als nothwend[i]ge Voraussetzung, als Grund der Möglichk[ei]t u[nd] des wirkl[ichen] Daseyns auf ein[er] Basis [,] auf der sich alle Wiss[e]ns[c]h[a]ft [,] jede Philos[ophie] selbst stützen muß 473 . 2) D[ie]se allgemeine Basis der R[e]l[i]g[io]n 474 sowohl 475 der Off[e]nb[a]r[u]ng (u[nd] endl[ich] der wissens[c]h[aftlichen], philosoph[ischen] Erforschung derselben), ist die religiöse Anlage, die Fähigk[ei]t des Mens[c]hen zur R[e]l[i]g[io]n. Das mens[c]hl[iche] Bewußtseyn, in so fern in ihm der Keim der R[e]l[i]g[io]n die Gesetze ihres Daseyns verborgen sind u[nd] nach u[nd] nach sich ausbilden. - Abbild Gottes u[nd] d[er] Welt - G[o]tt[e]s = Selbst = u[nd] Weltbew[u]ßts[eyn,] also d[e]s M[e]ns[c]h[en] eig[ne]s Wes[en] ist Princip 476 [.] Wenn wir d[ie]se Anlage in ihr[er] vollen Ausbildung denken, die Idee der R[e]l[i]g[io]n [,] u[nd] d[ie]se Idee ist d[as] Princip [,] ist d[a]s Kriterium der R[e]l[i]g[io]nsphilosophie; d[a]d[ur]ch wird die rel[i]g[iö]s[e] Kenntn[i]ß erst Philosophie, d[a]ß sie ihre Erkenntn[i]ße aus einer Idee ableitet, u[nd] so auf das eigene Wesen des Mens[c]hen die Erkenntn[i]ß gründet, was bei d[er] Philos[ophie] d[u]rchaus nothw[e]nd[i]g ist. Denn sie muß v[on] d[em] subj[ectiv] Gewissest[en], Sicherst[en] ausgeh[en,] v[om] eign[en] Bew[u]ßts[eyn] u[nd] Wesen, dieß ab[er] ist bei d[er] Idee der Fall 477 [.] ausgehen; weil wir noch nicht wüßten [,] d.h. noch nicht wiss[e]ns[c]h[aftlich] bewiesen hätten, daß dieß die vollkom[mene] R[e]l[i]g[io]n sei.“ am Seitenrand [18vl] eingefügt. 471 Die doppelte Verneinung ist wohl als einfache Verneinung zu verstehen; in der Zeile folgendes „zu“ ist gestrichen. 472 „Aber auch nicht ein bestimmtes philos[ophisches] Syst[em] soll zu Grunde gelegt werden u[nd] etwa so geschloßen werden, was mit d[ie]s[e]m übereinstimmt [,] ist wahr.“ am Seitenrand [18vl] eingefügt. 473 „jede Philos[ophie] selbst stützen muß“ über der Zeile. Randbemerkung [18vl] : „Nothw[e]nd[i]gk[ei]t eines tiefer[n] Standp[u]nkts“. Weitere Randbemerkung [18vl] : „Welches.“ 474 „Innerh[a]lb des M[e]ns[c]h[en]g[ei]st[e]s soll liegend dann v[on] d[ie]s[e]m soll ausgeg[an]g[en] werd[en] -“. 475 „als“ in der Zeile gestrichen. 476 „Das mens[c]hl[iche] Bewußtseyn, in so fern in ihm der Keim der R[e]l[i]g[io]n die Gesetze ihres Daseyns verborgen sind u[nd] nach u[nd] nach sich ausbilden. - Abbild Gottes u[nd] d[er] Welt - G[o]tt[e]s = Selbst = u[nd] Weltbew[u]ßts[eyn,] also d[e]s M[e]ns[c]h[en] eig[ne]s Wes[en] ist Princip“ am Seitenrand [18vl] eingefügt. - In der Zeile folgendes „aber“ gestrichen. 477 „ist d[a]s Kriterium der R[e]l[i]g[io]nsphilosophie; d[a]d[ur]ch wird die rel[i]g[iö]s[e] Kenntn[i]ß erst Philosophie, d[a]ß sie ihre Erkenntn[i]ße aus einer Idee ableitet, u[nd] so auf das eigene Wesen des Mens[c]hen die Erkenntn[i]ß gründet, was bei d[er] Philos[ophie] d[u]rchaus nothw[e]nd[i]g ist. Denn sie muß v[on] d[em] subj[ectiv] Gewissest[en], Sicherst[en] ausgeh[en,] v[om] eign[en] Bew[u]ßts[eyn] u[nd] Wesen, dieß ab[er] ist bei d[er] Idee der Fall“ am Seitenrand [18vl] eingefügt. <?page no="75"?> 65 Die Idee der R[e]l[i]g[io]n [,] d.h. das geistige Bild, die innere Vorstellung der vollkommensten, vollendetsten R[e]l[i]g[io]n, ist der Maaßstab, das wissens[c]h[a]ftl[iche] Kriterium; an dem wir alle R[e]l[i]g[io]nen u[nd] alle r[e]l[i]g[iö]s[e]n Lehren u[nd] Erscheinungen prüfen u[nd] erkennen [,] ob sie wahr u[nd] richtig sind oder nicht. jenachdem 478 (sic! ) sie näml[ich] der Idee der R[e]l[i]g[io]n entsprechen oder nicht. Diese Idee d[er] R[e]l[i]g[io]n - die nicht etwas Todtes, ein bloßes Sch... (? ) ist 479 [,] die in ihrem noch unentwickeltem (sic! ) Zustande die rel[i]g[iö]se Anlage u[nd] in ihren ersten Anfängen, das rel[i]g[iö]se Gefühl, u[nd] noch trübe, dunkle Vorstell[u]ng ist - wird nun, zur Klarh[ei]t gebracht u[nd] als Basis für d[ie] Wiß[e]ns[c]h[aft] v[on] d[er] R[e]l[i]g[io]n dienend - wird nun das Princip dieser Wissensch[a]ft genannt, d[a]s Erk[e]n[n]t[ni]ßprincip 480 , Principium 481 einers[ei]ts der Ausgangspunkt der Wiss[e]ns[c]h[a]ft, der Quell derselben u[nd] anders[ei]ts zugleich der das Ganze leitende u[nd] bewegende u[nd] bildende Gedanke, die Normirende Kraft, die das Wahre, Richtige sich aneignet, das Unwahre aber v[om] Organismus des wissens[c]h[a]ftl[ich] Ganzen. 482 Aber d[ie]s[e] Idee ist 483 nicht etw[as] Todtes - sond[ern] etw[as] L[e]b[en]d[i]g[e]s [,] 484 sie ist ursp[rün]gl[ich] ein Keim. Da aber die Rel[i]g[io]n selbst ein Verhältniß ist zw[i]sch[en] Gott u[nd] dem Menschen, so wird die wahre Idee der R[e]l[i]g[io]n - od[er] populärer, die rechte Vorst[e]ll[u]ng von R[e]l[i]g[io]n - nur der haben, der zur wahren Idee v[on] Gott u[nd] vom Menschen gekommen ist [,] denn durch d[ie]s[e]s (sic! ) beide ist die Idee v[on] der R[e]l[i]g[io]n bedingt - d.i. d[ie] Idee d[e]s recht[en] Verh[ä]lt[ni]ßes zw[i]sch[en] beiden. II) Gegen d[ie]se uns[ere] Annahme der Idee der R[e]l[i]g[io]n als Princip der R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] erhebt sich aber 485 [18vr/ 19rl] 478 „jenachdem“ über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Entsprechen“. 479 „d[er] R[e]l[i]g[io]n - die nicht etwas Todtes, ein bloßes Sch... (? ) ist“ über der Zeile. 480 „d[a]s Erk[e]n[n]t[ni]ßprincip“ über der Zeile. 481 Unleserliche Buchstaben in der Zeile gestrichen. 482 „Diese Idee d[er] R[e]l[i]g[io]n - die nicht etwas Todtes, ein bloßes Sch... (? ) ist [,] die in ihrem noch unentwickeltem (sic! ) Zustande die rel[i]g[iö]se Anlage u[nd] in ihren ersten Anfängen, das rel[i]g[iö]se Gefühl, u[nd] noch trübe, dunkle Vorstell[u]ng ist - wird nun, zur Klarh[ei]t gebracht u[nd] als Basis für d[ie] Wiß[e]ns[c]h[aft] v[on] d[er] R[e]l[i]g[io]n dienend - wird nun das Princip dieser Wissensch[a]ft genannt, d[a]s Erk[e]n[n]t[ni]ßprincip, Principium einers[ei]ts der Ausgangspunkt der Wiss[e]ns[c]h[a]ft, der Quell derselben u[nd] anders[ei]ts zugleich der das Ganze leitende u[nd] bewegende u[nd] bildende Gedanke, die Normirende Kraft, die das Wahre, Richtige sich aneignet, das Unwahre aber v[om] Organismus des wissens[c]h[a]ftl[ich] Ganzen“ am Seitenrand [18vl] eingefügt. 483 „wie g[e]s[a]gt“ über der Zeile. 484 „ein Keim“ in der Zeile gestrichen. 485 Der an dieser Stelle unterbrochene Satz findet [14rl] seinen Abschluß. Die beiden Bögen „R[e]l[i]g[io]nsphilosophie 3“ [14rl-15vr] und „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 4“ [16rl-17vr] schließen ursprünglich hier an. <?page no="76"?> 66 Einleitung. 486 Vorwort 1854 Mai M[eine] H[erren]! Unter allen philos[ophischen] Disciplinen befindet sich gegenwärt[i]g wohl d[ie] R[e]l[i]g[io]nsphilosophie in der schwier[i]gst[e]n, ungünst[i]gst[e]n Lage; 487 denn ein doppelter Druck lastet auf ihr u[nd] ein zwiefaches Vorurth[ei]l steht ihr von vorne herein entgegen; näml[ich] das Vorurth[ei]l [,] das geg[en] d[ie] R[e]l[i]g[io]n nun einmal herrschend ist, dann das Vorurth[ei]l [,] das sich nunmehr auch 488 geg[en] die Philos[ophie] gebildet hat. 489 Schon der Name R[e]l[i]g[io]n hat einen so ernst[en] Klang u[nd] bedeutet eine so ernste Sache, u[nd] ruft in d[er] Sache so viele Beschränk[u]ng[e]n, Pflichten u[nd] ernste Erinnerung[en] u[nd] Besorgniße auf, daß d[e]r M[e]nsch[e]ng[ei]st so viel als nur mögl[i]ch alsogleich die Flucht davor ergreift, um nur Nichts davon zu hören, wenn es [n]i[c]ht gerade durchaus seyn muß; 490 so daß es namentl[ich] für d[en] akadem[ischen] Bürger eines gar ernst[en] Entschlußes bedarf, sich freiwill[i]g, ohne dazu gezwung[en] od[er] obligent zu seyn, da ein zufind[en] (sic! ), wo die Sache d[e]r R[e]l[i]g[io]n geführt, - od[er] wenigst[en]s v[on] ihr die Rede ist. Vollends ist dieß der Fall in uns[erer] Zeit, wo der rel[i]g[iö]s[e] Glaube gerade unt[er] den Gebildeten so schwer darnieder liegt u[nd] bis z[um] Verlöschen vergrab[en] ist unt[er] d[en] and[eren] Interess[en] d[e]s Leb[en]s; d[a]h[er] auch diej[enigen,] die nicht geradezu für den Dienst der Kirche sich vorbereiten, es sich gar nicht einfallen laßen, auch üb[er] d[ie] R[e]l[i]g[io]n sich tiefere 491 Belehr[u]ng zu such[e]n; - obwohl sie gerade daran am nothw[e]nd[i]gst[e]n bedürften. Doch die Verhältniße in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[u]ng sind zu bekannt [,] als d[a]ß es nöth[i]g wäre [,] weitläuf[i]g[e]r davon zu reden. Schon um deßwill[en] also hat d[ie] R[e]l[i]g[io]ns-Philosophie die schwier[i]gste Stell[u]ng unt[er] d[en] philos[ophischen] Disciplinen, weil sie die R[e]l[i]g[io]n z[u]m G[e]g[e]nst[a]nde hat - nicht etwa die Poesie od[er] die Kunst, od[er] das Thier[-] u[nd] Pflanzenreich, od[er] d[ie] chemis[c]h[en] Elem[e]nte u[nd] Stoffe. Dann auch darum, weil sie eben ist, was sie seyn soll u[nd] ist - näml[ich] Philosophie: 492 Philosophie fordert durchaus Selbstdenken u[nd] eigne G[ei]st[e]sanstreng[un]g - das 486 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie]“ am oberen Seitenrand [19rr] . Der hier beginnende nicht weiter numerierte Bogen [19rl-20vr] stellt eine neue Fassung von „Einleitung.“ mit „Vorwort“ vom Mai 1854 dar. 487 Randbemerkung [19rr] : „I) schwierig[e], ungünst[i]g[e] Lage d[er] R[e]l[i]g[io]nsphil[osophie]“. 488 „nunmehr auch“ über der Zeile. 489 Randbemerkung [19rr] : „Weil sie d[ie] R[e]l[i]g[io]n z[um] G[e]g[e]nst[a]nd hat a) an sich b) b[e]s[o]nd[ers] in uns[erer] Z[ei]t c) ohne vorges[c]h[o]b[en] (? ) z[u] s[e]y[n]“. 490 „wenn es [n]i[c]ht gerade durchaus seyn muß; “ am Seitenrand [19rr] eingefügt. 491 „tiefere“ über der Zeile. 492 Randbemerkung [19rr] : „Weil sie Philosophie ist - a) an sich - Nachd[en]k[en] erf[o]rd[e]r[n]d b) in uns[erer] Z[ei]t in innerl[ichem] Verfall <?page no="77"?> 67 aber ist nicht Jedermanns Sache [,] - sond[ern] fordert eine tief[e]re G[ei]st[e]sricht[un]g u[nd] ein[en] ernster gestimmt[en] Will[en], der sich ni[c]ht bei Viel[en] zu find[en] pflegt [,] selbst unt[er] denen nicht [,] die sich d[en] Wiss[e]ns[c]h[a]ft[en] widmen. Wiederum aber in uns[erer] Z[ei]t ist es doppelt schwer [,] für philos[ophische] Untersuch[u]ng[en] u[nd] Vorträge Gehör zu find[en]; da [,] wie nicht zu läugnen ist [,] d[ie] Philosophie im engeren Sinn, in ein[em] Zustand des Verfalles sich befindet. Sie hat sich in ihr[en] [19rl/ 19vr] bisher üblichen Formen u[nd] Bestreb[u]ng[e]n überlebt; sie hat bei ihrem letzten Aufschwunge die G[ei]st[e]r überspannt, hat die großen Hoffnung[en] getäuscht 493 [,] die sie erregte, weil sie ihre immensen Verheißungen nicht erfüllen konnte [,] u[nd] nun hat sich Alles v[on] ihr abgewendet in Kirche u[nd] Staat; u[nd] die [,] welche ihr noch ergeb[en] sind, ergehen sich in Zänkereien über d[as] richt[i]g[e] Verständ[n]iß der letzten Systeme od[er] irren hin u[nd] her nach neuen Anfängen. Daß eine Zeit des Verfalles, der Abspannung [,] der Zerrütt[u]ng eingetreten, d[a]s bekennen so zieml[ich] Alle. In Kirch[e] u[nd] Staat aber wird sie nunmehr so zieml[ich] als ein unnützes od[er] gar gefährl[iches] Ding betrachtet, wird gering geachtet u[nd] verurth[ei]lt - freil[ich] am meist[en] v[on] denen [,] die am wenigsten v[on] ihr verstehen - [,] wie das in d[er] Regel der Fall zu seyn pflegt. 494 II) Alle d[ie]s[e] ungünst[i]g[en] Verh[ä]ltn[i]sse [,] m[eine] H[erren,] sind mir wohl bekannt - dennoch will ich den Versuch nicht unterlaßen, d[ie] R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] zur Anerkennung zu bringen - sey es auch 495 vorl[äu]f[i]g bei nur Wenigen. - Denn es bildet sich mir immer mehr die Ueberzeug[un]g, d[a]ß sie gerad[e] in uns[erer] Z[ei]t beruf[en] sey - eine große Aufg[abe] zu erfüll[en,] u[nd] zwar dopp[elter] Art: Fürs Erste näml[ich] die R[e]l[i]g[io]n - d[en] ch[ri]stl[ichen] Glauben u[nd] die Bild[un]g miteinander zu versöhnen [.] Dann aber soll die R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] die Wiederherstellerin der Philos[ophie] üb[er]h[au]pt werd[en]. Ja [,] ich denke [,] bald den Bew[eis] zu führen, daß es außer der R[e]l[i]g[io]ns[-] 496 Philos[ophie] keine Philosophie gibt - d[a]ß im Grunde genomm[en] weder der Logik noch der Erk[e]n[n]tn[i]ßtheorie, weder der Psy[c]hologie noch der Metaphysik - der Natur [-] od[er] Rechts[-] od[er] Moralphilos[ophie] der Name Philos[ophie] gebührt - für sich betrachtet - [,] sond[ern] daß sie d[ie]s[e]n Namen nur verc) in äuß[erem] Mißerf[o]lg.“ 493 „getäuscht“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „nicht erfüllt“. 494 Randbemerkung [19vl] : „Gl[e]i[c]hwohl darf d[ie] Philos[ophie] sich [n]i[c]ht selber aufgeb[en,] so w[en]ig als d[ie] R[e]l[i]g[ion] si[c]h selbst aufgeb[en] darf, trotz d[e]s Vorurth[ei]ls g[e]g[en] sie [.] - (Gleichwohl d[ie] Versuch[un]g, meh[r] sie z[ur] Anerkennu[n]g z[u] bring[en.] -) Ja gerade die Vereinig[un]g v[on] beid[en] - R[e]l[i]g[ion] u[nd] Philos[ophie] - in der R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] soll beide wied[e]r heb[en] u[nd] ih[nen] d[a]s gesu[n]k[ene] Anseh[en] u[nd] d[ie] Macht wieder verleih[en.] Die R[e]l[i]g[io]nsphil[osophie] hat d[a]ru[m] [e]i[ne] gr[o]ße Zuku[n]ft - a) Versöh[nun]g zw[i]s[c]h[en] R[e]l[i]g[ion] u[nd] Bild[un]g b) Wiederherst[e]ll[un]g d[er] Philos[ophie] soll bewirkt werd[en.] Sie ist d[a]s Centr[um] d[er] Philos[ophie]“. 495 In der Zeile folgendes „b“ gestrichen. 496 „R[e]l[i]g[io]ns“ über der Zeile. <?page no="78"?> 68 dienen [,] insoferne sie ihr[e] höchst[en] Idee[n], ihre philos[ophischen] Principien v[on] der R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] borgen. Das Philosophische an ihnen ist R[e]l[i]g[io]nsphilosophie - was nicht aus d[ie]s[e]r erbracht ist [,] verdient den Namen Philos[ophie] nicht. [19vr/ 20rl] Das wird ihnen (sic! ), hoffe ich [,] im Verlaufe meiner Vorträge bald klar werden. - Der gegenwärt[i]g[e] Verfall der Philos[ophie] ist eingetreten gerade durch d[ie] Mißkennung d[ie]s[e]s Verh[ä]ltn[i]ß[e]s, - durch Trennung der Philos[ophie] v[on] d[er] R[e]l[i]g[io]n, 497 durch Beh[au]pt[u]ng einer Selbstständ[i]gk[ei]t, die ihr nicht zukommt - d[a]h[er] sie bald ihre wahre Aufg[abe] nicht mehr erkannte u[nd] in ungeheuerl[ichen] Unternehmungen unterging. Das wird v[on] d[en] Besseren der neu[eren] Philos[ophie] auch bereits erkannt u[nd] anerkannt [,] u[nd] sie streb[en] d[a]h[er] wieder nach Vereinig[un]g der Philos[ophie] 498 mit der R[e]l[i]g[io]n üb[er]h[au]pt u[nd] mit dem Chr[i]st[e]nth[um] insbes[ondere,] um sich neu auf d[ie]s[e]m Grunde anzubauen u[nd] Nahrung zu finden. Die Philos[ophie] gleicht nun in d[er] That dem verlornen Sohn 499 - der mit ein[em] bestimmt[en] Erbth[ei]l zuerst ausging aus d[em] Vaterhaus, 500 sein Th[ei]l verschwendete [,] zuletzt nicht (sic! ) mehr hatte, wovon er leben konnte, dann endl[ich] zur Rückkehr in’s Vaterhaus sich entschloß, um nicht zu Grunde zu gehen. So auch d[ie] Philosophie. Es ist allgemein anerkannt, d[a]ß sie aus der R[e]l[i]g[io]n hervorgeg[a]ng[e]n, in d[er] R[e]l[i]g[io]n u[nd] d[u]rch sie entstanden sey schon im Alterth[um], damals blieb sie eine zeitlang mit d[er] R[e]l[i]g[io]n vereinigt bei d[en] Griechen (bei Orient[alischen] Völk[e]rn trat eine entscheid[ende] Trennung nicht ein), dann aber sich davon lossagte, die R[e]l[i]g[io]n zerstörte, sie ersetzen 501 wollte [,] ind[em] sie pract[i]s[c]h wurde 502 , aber nicht konnte, in einzelne sich widerstreitende Partheien zerfiel - u[nd] zuletzt allgemein in Mißcredit kam 503 - so d[a]ß d[ie] 504 Philos[ophen] G[e]g[e]nst[a]nd des Spottes, d[er] Veracht[u]ng wurd[en] u[nd] nur mehr als Sonderlinge, Narren u[nd] Hof-Narren figurirten. - Ein ähnl[iches] Schicksal droht d[e]r Philos[ophie] in uns[erer] Zeit. Sie war nach ihr[em] gänzl[ichen] Verfall im Alterth[um] wieder zurückg[e]g[a]ng[e]n in die ch[ri]stl[iche] 505 R[e]l[i]g[io]n, h[a]tte sich wieder in d[ie]s[e]r versenkt, anfangs (fast spurlos) in ihr verschwindend, dann nach u[nd] nach sich aus ihr sich wieder erhebend, immer aber in der engst[en] Verbind[un]g u[nd] Vereinig[un]g mit der R[e]l[i]g[io]n. Um d[ie] Z[ei]t der abendländ[i]s[c]h[en] Kirchentrennung kam auch d[ie] Philos[ophie] wieder z[u] d[em] Entschluß [,] auszuziehen aus ihr[em] Vaterhaus - aus der ch[ri]stl[ichen] 497 Randbemerkung [20rr] : „Ursache d[e]s Verfalls [: ] Trennu[n]g d[er] Philos[ophie] v[on] d[er] R[e]l[i]g[io]n“. 498 „üb[er]h[au]pt“ in der Zeile gestrichen. 499 Randbemerkung [20rr] : „Ph[i]los[ophie] = verlor[ner] Soh[n]“. 500 Randbemerkung [20rr] : „a) in alt[er] Z[ei]t“. 501 „konnte“ in der Zeile gestrichen und durch nachfolgendes „wollte“ ersetzt. 502 „ind[em] sie pract[i]s[c]h wurde“ über der Zeile. 503 Randbemerkung [20rr] : „b) in neuer Z[ei]t“. 504 Unleserliches Wort in der Zeile durch Überschreibung zu „die“ korrigiert. 505 „ch[ri]stl[iche]“ über der Zeile. <?page no="79"?> 69 Kirche - [,] sich gänzl[ich] v[on] ihr [20rl/ 21vr] zu trennen. Sie that es. u[nd] 506 Man unterschied nun philos[ophische] u[nd] rel[i]g[iö]s[e] Wahrh[ei]t[e]n [,] indeß kam es noch nicht zu ein[em] eig[e]ntl[ichen] philos[ophischen] System, das sich neb[en] das Ch[ri]st[e]nth[um] in einer bestimmt[en] Ges[c]hloßenh[ei]t hinstellte [.] - 507 - Die Trennung befestigte sich besonders seit Descartes [.] - Uebr[i]g[e]ns hatte die Philos[ophie] noch ein schönes u[nd] großes Erbth[ei]l aus der Kirche mitgenommen - die wicht[i]gst[e]n rel[i]g[iö]s[en] Wahrh[ei]t[e]n [.] - Aber sie fing nun an [,] so willkührl[ich] 508 u[nd] verschwenderis[c]h damit zu wirthschaften, daß sie bald vergeudet waren. Hierauf fingen am Ende d[e]s verg[angenen] J[a]hrh[underts] die deuts[c]h[en] Philos[ophen] Fichte, Schelling, u[nd] na[c]hher Hegel an [,] statt jener verthanenen (sic! ) Wahrh[ei]t[e]n sich selbst d[ie] Wahrh[ei]t zu schaffen, zu creiren. Allein [,] es gelang nicht, wie sich v[on] selbst versteht − u[nd] am Ende kam man dahin, sich mit d[e]r 509 gemein[en,] platten Wirkl[i]chk[ei]t zu begnügen. - Hegel’s Ausspruch [,] alles Wirkliche ist vernünft[i]g [,] ist das Ende aller Philos[ophie] - denn ist d[ie]s[e]s Wort wahr [,] dann brauch[en] wir keine philos[ophisch]-empiris[c]h[en] Wiss[en]s[c]haft[en] mehr, sond[ern] nur empiris[c]he. In d[ie] Sprache jener Parabel übersetzt, h[ei]ßt jenes Wort Heg[els] - „u[nd] er wollte sich nähr[en] [m]it d[en] Eicheln, die d[ie] Schweine fraß[en] - aber Niemand gab sie ihm“, 510 - In d[er] That, die Naturwiss[en]s[c]h[aft] u[nd] d[ie] Geschichte, die es [m]it d[e]r Wirkl[i]chk[ei]t zu thun hab[e]n, gestatt[en] ihr k[ei]n[e]swegs, d[ie]se Wirkl[i]chk[ei]t zum Inhalt [,] sond[ern] weisen die Philos[ophie] ab. 511 So wird ihr zuletzt nichts andres übr[i]g bleib[en,] als dahin zurückzukehr[en,] woher sie übermüthig sich getrennt - zur R[e]l[i]g[io]n nämlich, um ihr Daseyn zu retten. Die Natur selbst deutet d[ie]s[en] Weg der Wiederherstell[un]g der Philosophie an - als den recht[en]. Die p... (? ) Pflanze z[ie]ht sich [m]it Saft u[nd] Kraft zurück in d[ie] Wurzel z[ur] Z[ei]t d[e]s Winters u[nd] V[e]rfalls [.] - Und d[ie] allgem[eine] Naturkr[a]ft birgt sich in d[er] du[n]kl[en] Tiefe d[e]r Natur - so d[ie] erk[ennen]de philos[ophische] Kr[a]ft d[e]s G[ei]st[e]s in d[a]s Du[n]kel d[e]r R[e]l[i]g[ion]. 512 In welcher Weise dieß geschehen soll - wie die Vermittl[un]g u[nd] Versöhnung stattfind[en] soll - wie hieraus die R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] sich bildet - welchen G[e]g[e]n- 506 „u[nd]“ über der Zeile eingefügt, daher auch die irrtümliche Kleinschreibung. 507 „indeß kam es noch nicht zu ein[em] eig[e]ntl[ichen] philos[ophischen] System, das sich neb[en] das Ch[ri]st[e]nth[um] in einer bestimmt[en] Ges[c]hloßenh[ei]t hinstellte“ am Seitenrand [20vl] eingefügt. 508 „willkührl[ich]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „toll“. 509 „sich mit d[e]r“ über der Zeile eingefügt; „der“ in der Zeile gestrichen. 510 Randbemerkung [20vl] : „Wiederherst[e]ll[un]g = Wiederverei[nigun]g d[er]“; die Bemerkung ist im Manuskript unvollständig, gemeint ist wohl die Wiedervereinigung der Philosophie mit der Religion. 511 Randbemerkung [20vl] , die sich aufgrund des unauffindbaren Einfügungszeichens nicht sicher, von der Sache her aber an dieser Stelle vertreten läßt: „Ein groß[er] Th[ei]l d[er] modernen Philosoph[en] schnappt d[a]h[er] nach Luft u[nd] beschäft[i]gt sich vorläuf[i]g mit Verneinung[en]; andere irren umher auf dem (sic! ) Rückkehr zur R[e]l[i]g[io]n. -“ 512 „Die Natur selbst deutet d[ie]s[en] Weg der Wiederherstell[un]g der Philosophie an - als den recht[en]. Die p... (? ) Pflanze z[ie]ht sich [m]it Saft u[nd] Kraft zurück in d[ie] Wurzel z[ur] Z[ei]t d[e]s Winters u[nd] V[e]rfalls [.] - Und d[ie] allgem[eine] Naturkr[a]ft birgt sich in d[er] du[n]kl[en] Tiefe d[e]r Natur - so d[ie] erk[ennen]de philos[ophische] Kr[a]ft d[e]s G[ei]st[e]s in d[a]s Du[n]kel d[e]r R[e]l[i]g[ion].“ am Seitenrand [20vl] eingefügt. <?page no="80"?> 70 st[a]nd u[nd] welche Aufg[abe] d[ie]se hab[e]n - welches philos[ophische] Princip u[nd] welche Methode ihr eigen u[nd] zu welcher system[atischen] Gliederung sie sich ausgestalte - das soll uns die Einleit[un]g zeig[en] - die wir der eig[e]ntl[ichen] R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] voraussend[en]. [20vr/ 21rl] Einl[ei]t[un]g z[ur] R[e]l[i]g[io]nsphilosophie. (1856 [,] d[en] 17. Apr[il]) Ueber die Aufgabe u[nd] d[en] G[e]g[e]nst[a]nd der Philosophie. 513 I) 1) 514 J[a]hrtaus[en]d[e] zählt d[ie] Philos[ophie] zwar ihr Alter schon, dennoch ist die Frage noch nicht vollkommen entschied[en: ] Was denn Philos[ophie] sey? - 2) Ueb[er] B[e]gr[i]ff, Aufg[abe], G[e]g[e]nstand u[nd] Zweck u[nd] Ausg[an]gsp[un]kt 515 der Philos[ophie] ist noch immer die Frage offen - u[nd] unentschied[en] u[nd] keine Uebereinstimmung. 516 3) Die Feinde der Philos[ophie] benütz[e]n dieß zur Verdächt[i]g[un]g u[nd] Verhöhnung - u[nd] z[ur] Empfehl[un]g d[e]s Unglaub[en]s od[er] des Glaub[en]s [.] - 4) Aber d[a]ß es so ist, ist g[a]nz natürl[ich] - die Philosophie ist Centrum 517 des 518 groß[e]n, g[ei]st[i]g[en] E[n]twickl[un]gsproceßes der M[e]ns[c]hh[eit], ist der eig[e]ntl[iche] Selbstbew[u]ßtsey[n]sproceß d[e]r M[e]ns[c]hh[ei]t 519 [,] inso weit er v[on] d[er] Activität des M[e]ns[c]h[e]nges[c]hl[e]chts selbst ausgeht u[nd] angestrebt wird - während der r[e]l[i]g[iö]s[e] Glaube das entspr[e]ch[en]d[e] 520 passive, aufnehmende Moment bezeichnet [.] (In Betr[e]ff der Natur sind d[ie] Sinn[e]swahrneh[mun]g[en] d[a]s passive Mo[men]t [,] d[a]s D[en]k[en,] Fors[c]h[en], Experimentir[en] d[a]s active.) In d[ie]s[em] groß[en] Proceß sind nun gewiße Stadien, Entwickl[un]gsstuf[en], Erhöh[u]ng[en] d[e]s Bew[u]ßtsey[n]s üb[er] Aufg[a]be, Zweck etc. 521 Sind Momente concertanter Selbstbesinnung [,] Verbeßerung u[nd] Fortschritt [.] - D[e]r G[e]g[e]nst[a]nd, Zweck, Ausg[an]gsp[u]nkt etc. wird immer mehr u[nd] klarer erkannt [,] u[nd] der g[a]nze Proc[e]ß klärt sich immer mehr aber, gestaltet sich immer b[e]stimmter, schärfer heraus. Die Philosophie muß sich selbst gewinn[en] - d.h. die M[e]ns[c]hh[ei]t muß immer klarer werd[en,] innerl[icher], zu immer heller[em] 513 Der an dieser Stelle beginnende unnumerierte Bogen [21rl-22vr] mit der im Nachhinein mit Bleistift vorgenommenen Datierung „[1856 [,] d[en] 17. Apr[il])“ schließt an keinen der vorhergehenden Bögen an. Möglicherweise wurde er im Nachhinein vor die mit Bogen [23rl-24vr] beginnende und bis [25rl-26vr] reichende neue Fassung der drei einleitenden Paragraphen der Vorlesung zur Religionsphilosophie „§: 1 Gegenstand der Religionsphilosophie.“, „§: 2 Aufgabe der Religionsphilosophie“ und „§: 3 Princip und Methode der R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie]“ gestellt. 514 „Nach“ in der Zeile gestrichen. 515 „u[nd] Ausg[an]gsp[un]kt“ über der Zeile. 516 Gedankenstrich nach Satzabschluß gestrichen. 517 „Centrum“ über der Zeile. 518 „des“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „das“. 519 „d[e]r M[e]ns[c]hh[ei]t“ über der Zeile. 520 „entspr[e]ch[en]d[e]“ über der Zeile. 521 „Epoch[e]“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. <?page no="81"?> 71 Selbstbew[u]ßts[eyn] komm[en], immer selbstständ[i]g[e]r werd[en.] - Wie bei d[em] E[n]twickl[un]gsg[an]g d[e]s Einzel[nen] das geschieht. 522 II) Solch’ ein Moment ernannter Selbstbesinnung - auf sich selbst, auf G[e]g[e]nst[a]nd, Zweck u[nd] Aufg[a]be ist insbes[ondere] gegenwärt[i]g - da eine Z[ei]t einer ausgelebt[en] E[n]twickl[un]gsperiode u[nd] Z[ei]t des V[e]rfalls der Philos[ophie] ist. 523 D[ie] Philos[ophie] hat in vergangen[en] J[a]hrzehnd[en] (sic! ) große Anstreng[un]g[en] gemacht - großes ... (? ) - aber nicht geleistet. Sie hatte fehlg[e]gr[i]ff[en,] war irre geg[a]ng[en], h[a]tte umso[n]st gestrebt (der H[au]ptsache nach.) Aufg[a]be, G[e]g[e]nst[a]nd u[nd] Methode muß d[a]h[er] neuerdings in’s Auge gefaßt werd[en,] um d[ie] Philos[ophie] wieder empor u[nd] vorwärts zu bring[en]. I[m] Allgem[einen] habe ich die eig[en]th[üm]l[iche] Reform, die nach meiner Ueberzeug[un]g mit d[er] Philos[ophie] vorgenomm[en] werd[en] muß, schon früher angedeutet - ich will es hier so kurz u[nd] klar als möglich wiederholen. [21rl/ 21vr] III [)] 524 Was ist Aufg[a]b[e] der Philos[ophie]? a) Wir geben eine Antwort darauf [,] die zuverläßig alle billig[en], die zur Philos[ophie] üb[er]h[au]pt sich bekennen. „D[ie] Philos[ophie] hat die Aufg[abe,] die Wahrh[ei]t zu erkenn[en] etc.“ b) Aber was ist d[ie]s[e] Wahrh[ei]t? Die der Philos[ophie] eig[en]th[üm]l[iche] Wahrh[eit] such[en] alle Wissensch[a]ft[en] - wod[u]r[c]h unters[c]heidet sich die Philos[ophie]? Sucht sie 3) eine andere Wahrh[ei]t [,] dens[e]lb[en] G[e]g[en]st[an]d 525 od[er] 1) dies[e]lbe Wahrh[ei]t in and[erer] Weise od[er] 2) 526 die Wahrh[ei]t ei[ne]s and[eren], ihr 527 eig[en]th[üm]l[ichen] G[e]g[e]nstand[e]s. ad 1) Ob dies[e]lbe Wahrh[ei]t in and[erer] Weise [,] z.B. für Natur [,] 528 Geschichte etc. [,] Construction a priori. Theologie - Ju[ri]sp[ru]d[en]z [.] Man meint das oft - ist aber unricht[i]g [.] - ad 2) Ob ein eig[en]thü[m]l[icher] G[e]g[e]nst[a]nd, deßen Wahrh[ei]t (Wirkl[i]chk[ei]t) zu erkennen - näml[ich] die Wahrh[ei]t [,] d.h. Richtigk[ei]t des Denkens, der Denkacte, nicht des Inhalts d[e]r Gedanken [.] - Theoret[ische] Philosophie - Logik [,] Erk[e]n[n]t[ni]ßtheorie [,] Ontologie 529 , Wiß[e]ns[c]h[a]ftslehre. 522 „Die Philosophie muß sich selbst gewinn[en] - d.h. die M[e]ns[c]hh[ei]t muß immer klarer werd[en,] innerl[icher], zu immer heller[em] Selbstbew[u]ßts[eyn] komm[en], immer selbstständ[i]g[e]r werd[en.] - Wie bei d[em] E[n]twickl[un]gsg[an]g d[e]s Einzel[nen] das geschieht.“ am Seitenrand [21rr] eingefügt. 523 Randbemerkung [21rr] : „Krisis“. 524 „Gehen wir aus v[on]“ in der Zeile gestrichen. 525 „dens[e]lb[en] G[e]g[en]st[an]d“ über der Zeile. 526 „2“ ersetzt ursprüngliches, im Nachhinein gestrichenes „3)“. 527 „ihr“ über der Zeile. 528 „ - Welche Wahrh[ei]t? “ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 529 „Ontologie“ über der Zeile. <?page no="82"?> 72 Warum auch dieß nicht - Warum Philosophie nicht = Wissensch[a]ftslehre, Logik etc. 530 530 Randbemerkung [21vl/ 22rr] , die aber im Nachhinein gestrichen wurde: „1) Weil die Logik etc. auch keine [„wes[en]tl[ich]“ über der Zeile] and[ere] Wahrh[ei]t kennen lehrt als eine irdis[c]he - den Verlauf d[e]s Denkens etc. [,] u[nd] zwar nur reflectir[en]d auf d[a]s wirkl[iche] Denken, wie der Botaniker die Pflanz[e] u[nd] ihre Gesetze nur erkennt [,] d.h. Betr[ac]ht[un]g der wirkl[ichen] Pfl[an]z[en]welt [.] - 2) In Betreff d[e]s I[n]h[a]lts wird [unleserlicher Buchstabe gestrichen] [n]i[c]hts erkannt, ob wahr“. Unmittelbar im Anschluß an diese gestrichene Randbemerkung folgt die Randbemerkung [21vl] : „I) 1) Es ist zwar ri[c]ht[i]g [,] d[a]ß hier etwas Anderes erkannt wird als in all[en] üb[ri]g[en] Wiß[e]nsch[a]ft[en] - die Richt[i]gk[ei]t = Wahrh[ei]t d[e]s Denkens [.] 2) Auch ist richt[i]g, d[a]ß stets d[ie]se Wiß[e]nsch[a]ft mit zur Philosophie gezählt ward - v[on] Arist[oteles] u[nd] Plato an u[nd] noch früher - bis auf die G[e]g[e]nwart. 3) Man könnte sogar sprachl[ich] die Benennung Philos[ophie] rechtfert[i]gen woll[en] - sinoj (sa, oj) [über der Zeile: „feist, gesu[n]d“] fanai - die Wiß[en]sch[a]ft d[e]s gesund[en] Red[en]s u[nd] Denk[en]s [.] - 4) Und zuletzt kann man Niemand verwehren [,] seine Wiß[e]nsch[a]ft zu nenn[en,] wie immer [,] auf d[en] Nam[en] kommt es nicht an (bei d[en] Engländern -) [.] [Im Nachhinein unter die Zeile eingefügt: „Wäre d[a]s die ganze Philosophie [,] dann möcht[e] der Name bleib[en] -“.] II [)] Aber - d[ie]s[e]r Th[ei]l der Philos[ophie] ist völlig ungleichart[i]g a) Dem andern - der es mit der höchst[en] Aufg[a]be der Wiß[e]ns[c]h[a]ft zu thun hat u[nd] v[on] je für die H[au]ptaufg[a]be der Philos[ophie] gegolt[en] hat [,] die Erfors[c]h[un]g d[e]s Ew[i]g[en], Göttl[ichen,] Absolut[en.] - Man kann u[nd] soll w[en]igst[en]s nicht 2 so ungl[e]i[c]hart[i]g[e] Dinge miteinander verbind[en] u[nd] vermis[c]h[en] - die Logik u[nd] Wiß[en]s[c]h[a]ft betrachtet als solche [„als solche“ über der Zeile] ei[nen] r[e]i[n] ird[i]s[c]h[en] Vorga[n]g - muß d[ie]s[en] als Praxis von sich geb[en.] - Hat es nur mit der Form zu thun, erkennt v[om] Inh[a]lt nichts [.] - b) Ward auch d[ie]s[es] bisher Philos[ophie] genannt, mit der Metaphysik [21vl/ 22rr] verbund[en], ja vermischt u[nd] in letzter Z[ei]t geradezu an die Stelle der Metaphysik gesetzt - so muß ab[er] jetzt d[ie]se Trennung u[nd] Ausscheid[un]g vorgenomm[en] werd[en.] - Es ist dafür die Zeit gekomm[en] im E[n]twickl[un]gsproceß der Philos[ophie]. Gerade in d[ie]s[en] letzt[en] Zeit[en] wurde d[ie]se Verbind[un]g verhäng[n]ißvoll u[nd] z[um] größt[en] Verderb[en] für d[ie] Philosophie. Es ward der größte Mißbrauch gemacht mit Wiß[e]ns[c]h[a]ftsleh[re.] D[a]h[er] d[u]rch Schad[en] klug geword[en], muß die Philos[ophie] sich zu wehr[en] such[en.] - Kant betrachtete s[eine] Kritik der rei[nen] Ver[n]u[n]ft nur als Vorbereit[un]g z[ur] Philosophie (die ganze große Zurüst[un]g [,] s[a]gt Schelling [,] wird gemacht, u[m] zu find[en], ob d[a]s Dasey[n] G[o]tt[e]s si[c]h beweis[en] laße etc. Fichte machte nun aus d[ie]s[er] Vorb[e]reit[un]g z[ur] Philos[ophie] die Philos[ophie] selbst = Wißensch[a]ftslehre müße jetzt die sog[enannte] Philos[ophie] werd[en] etc. D[ie]s[e]n allmähl[i]g[en] Ausscheid[un]gsproc[e]ß kann man in der g[a]nz[en] Geschichte d[er] Philos[ophie] wahrnehm[en.] - Die Jonier w[e]rd[en] Philos[ophen] genannt [,] obwohl sie noch Alles zusamm[en]faßt[en], Natur vergä[n]gl[ich] - Logik aber kein[e] - oder nur latent [.] - Dann die Eleaten fast [„fast“ über der Zeile] nur Logik - Plato u[nd] Aristot[eles] verband[en] beides [.] - So blieb es bis in d[ie] neueste Z[ei]t [.] - Wo die Ei[nen] die Philos[ophie] = Logik, Wiss[en]s[c]h[a]ftslehr[e] setzt[en,] - die Andern gar kei[ne] Philos[ophie] [„Philos[ophie]“ über der Zeile wohl irrtümlich wiederholt] mehr woll[en,] sond[ern] nur Betr[ac]ht[un]g der Realität - Naturf[o]rs[c]h[ung] (? ) [.] So d[a]ß es sich jetzt um Seyn od[er] Nichtsey[n] d[er] Philos[ophie] h[a]nd[e]lt. Also: Im Proceß der geist[i]g[en] E[n]twickl[un]g d[e]s geist[i]g[en] [unklar, ob „d[e]s geist[i]g[en]“ in der Zeile gestrichen] Bew[u]ßtsey[n]s der M[en]s[c]hh[ei]t muß si[c]h jetzt aus der Vermis[c]h[un]g u[nd] Umhüll[un]g der logis[c]h[en] Wiss[en]s[c]h[a]ft der reine Kern der Metaphysik oder der Philos[ophie] katV ev xochn losschäl[en] od[er] loswind[en]. Die Logik od[er] Wiß[en]s[c]h[a]ftslehre bleibt dabei vollkomm[en] anerkannt u[nd] in ihr[em] Rechte - als Vorüb[un]g u[nd] Vorbereit[un]g für jegl[iche] Wissensch[a]ft. In d[er] Anw[en]d[un]g erleidet allerdi[n]gs d[ie] Wiss[en]s[c]h[a]ftslehre stets Modifikati[onen]. - Verfehlt aber ist es, wenn man eine Wiss[en]s[c]h[afts]lehre od[er] theoret[ische] od[er] negative Philos[ophie] als Gru[n]dlage für die positive Philos[ophie] gelt[en]d m[a]ch[en] will“. <?page no="83"?> 73 ad 3) Ob Philos[ophie] v[on] demselb[en] G[e]g[e]nst[a]nd eine andre Wahrh[ei]t sucht? Dieß in der That. Welche Wahrh[ei]t such[en] die and[eren] Wiss[en]sch[a]ft[en]? a) Wir unterscheid[en] schon im gewöh[n]l[ichen] Leb[en] immer u[nd] immer eine d... (? ) Wahrh[ei]t - eine gewöh[n]l[iche] ird[i]sche - die Wirkl[i]chk[ei]t - die all[en]f[a]lls auch d[a]s Böse u[nd] e[ine] Lüge sey[n] kann [,] u[nd] eine höhere Wahrh[ei]t [.] - b) D[ie]se wäre demnach G[e]g[e]nst[a]nd der Philosophie [.] - Aber die Erk[enn]t[n]iß der höher[n] Wahrh[ei]t in d[en] gewöh[n]l[ichen] Ereigniss[en] u[nd] G[e]g[e]nst[än]d[en] - setzt Erk[e]n[n]tn[i]ß der höchst[en] od[er] Urwahrh[ei]t voraus [.] - D[ie]se muß zuerst erkannt werd[en] - ehe man sie zum Maßstab der Beurth[ei]l[un]g in Betreff höherer Wahrh[ei]t bei d[er] Ird[i]s[c]h[en]. [21vr/ 22rl] IV) Das wäre demnach d[a]s Was od[er] d[er] G[e]g[e]nst[a]nd der Philosophie [.] - Nun h[a]nd[e]lt es sich aber um das Wie. Wie kann man das an sich Wahre, Gute, Schöne etc. od[er] das an sich Vollkommene (d[a]s Vollkommenste), d[a]s Absolute od[er] Gott erkennen? a) Ist’s mögl[ich] d[u]rch bloße Constructi[on,] d[u]rch logische od[er] theoret[ische] Operation à priori 531 ? od[er] b) d[u]rch Betracht[u]ng der Natur? d[er] Geschichte? 532 Die Natur s[a]gt [n]i[c]hts v[on] G[o]tt, sie redet nicht - aber die Ges[c]h[ic]hte redet [.] 533 od[er] c) auf irg[e]nd eine and[ere] Weise? Wenn je wiss[e]nsch[a]ftl[ich] mögl[ich], so ist die Metaphysik mögl[ich] d[u]rch wissensch[a]ftl[iche] Erforsch[u]ng des factisch vorhandenen G[o]tt[e]sbew[u]ßtsey[n]s - der R[e]l[i]g[io]n: Entweder so ist Metaphysik mögl[ich] - od[er] gar nicht. a) 534 Die R[e]l[i]g[io]n ist die practische u[nd] factische Lösung all’ jener Probleme, welche d[en] G[e]g[e]nst[a]nd der eig[e]ntl[ichen] Philosophie bild[en]. b) 535 Es liegt darum doch wohl nichts näher [,] als daß man d[ie]se ohnehin schon vorhandene pract[i]s[c]he Lösung der gegeb[enen] Frag[en] vor All[em] i[n]’s Auge faße, um sie zu prüf[en] u[nd] auf ihr[e]r Grundl[a]ge hin die höchste wissens[c]h[a]ftl[iche] Lösung gewinne. Das liegt doch näher, als daß man die Natur in’s Auge faße [,] um aus ihr zu erfahren, ob es ein[en] Gott gibt od[er] nicht u[nd] wie er bes[c]haff[en] sey - od[er] die Geschichte üb[er]h[au]pt? Die Betracht[un]g d[ie]s[e]r kommt dabei doch auch zu ihrem Rechte. c) 536 Die R[e]l[i]g[io]n, d[a]s factisch vorhandene G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn], der r[e]l[i]g[iö]s[e] Glaube ist aber nur Geg[e]nst[a]nd, Object der Erk[e]n[n]tn[i]ß [,] d[ur]ch deßen Erforsch[u]ng wir erkennen woll[en,] ob es ein[en] G[o]tt gibt u[nd] wie bes[c]haff[en] er sey u[nd] in welchem V[e]rh[ä]ltn[i]ß zur Welt etc.! 531 „à priori“ über der Zeile. 532 „d[a]s Genauere - waru[m] [n]i[c]ht - später -“ über der Zeile. 533 „Die Natur s[a]gt [n]i[c]hts v[on] G[o]tt, sie redet nicht - aber die Ges[c]h[ic]hte redet“ unter der Zeile eingefügt. 534 „a)“ nachträglich in die Zeile eingefügt. 535 „b)“ nachträglich in die Zeile eingefügt. 536 „c)“ nachträglich in die Zeile eingefügt. <?page no="84"?> 74 Nicht d[u]rch d[en] Glaub[en] woll[en] wir es erfahr[en,] nicht glaub[en]d blos daran festh[a]lt[e]n - Glaube u[nd] R[e]l[i]g[io]n gilt uns nicht als Auctorität [,] gilt uns nicht als Erk[e]n[n]t[ni]ßquelle, sond[ern] als Erk[e]n[n]tn[i]ßgege[n]st[a]nd (d[a]d[u]rch großer Unt[e]rs[c]h[ie]d v[on] d[er] Theologie) [.] Doch davon in d[er] Einl[ei]t[un]g Näheres. IV) 537 Ist die große Frage nach dem Daseyn u[nd] d[en] Eig[en]s[c]h[a]ft[en] G[o]tt[e]s ge- [22rl/ 22vr] [löst,] dann sind damit alle andern höchsten Fragen zugleich gelöst od[er] ihre Lösung w[en]igst[e]ns angebahnt. Z.B. die nach der Substantialität u[nd] Unsterbl[i]chk[ei]t der Seele - die Seele betrachtet u[nd] erkannt im Lichte des G[o]tt[e]sbew[u]ßts[e]y[n]s [.] - Einfach u[nd] summaris[c]h ges[a]gt: Die Philosophie hat die Aufg[abe]: Gott zu erkennen [,] ob u[nd] wie er ist 538 [,] u[nd] im Lichte d[ie]s[e]r G[o]tt[e]serk[e]n[n]tn[i]ß Alles Andere zu betrachten u[nd] zu beurth[ei]l[e]n [; ] - u[nd] so ist sie in der That die Wißensch[a]ft der Wißensch[a]ft[en] - denn eig[en]tl[ich] sind alle and[eren] Erk[enn]t[ni]ße ohne d[ie]se doch nur eitler Tand - wie es aller Reichthum der Welt ist ohne Friede der Seele [,] ohne Kraft u[nd] Verstand. - Mit d[ie]s[e]r Frage sind alle Andern gelöst [.] - Wir hab[en] also d[e]r Philos[ophie] als eig[en]th[üm]l[iches] Gebiet jene Wahrh[ei]t errung[en] u[nd] ihre Erforsch[un]g [,] die si[c]h u[n]tersch[e]id[e]t v[on] d[e]r gewöh[n]l[ichen] platt[en] Wirkl[i]chk[ei]t od[er] Thats[ä]chl[i]chk[ei]t [.] − Die Wahrh[ei]t im Si[nne] v[on] Id[ea]lit[ä]t [.] 539 [22vr/ 23rl] 537 „IV)“ irrtümlich wiederholt. 538 „ob u[nd] wie er ist“ über der Zeile. 539 Randbemerkung [22vl] : „Einwend[un]g: Man muß doch zuvor d[en] menschl[ichen] G[ei]st kennen, s[e]i[ne] Kräfte etc., ehe man dran geht [,] z[u] philos[ophiren] etc. Das Kant’sche Unternehm[en] einer Kritik des m[en]s[c]hl[ichen] G[ei]st[e]s war in sofern verfehlt, als man unmögl[ich] d[en] Geist prüf[en] kann, ob er G[o]tt erkenne ohne beständ[i]g d[en] Versu[c]h zu mach[en,] G[o]tt zu erk[ennen] - also ohne b[e]stä[n]d[i]g das hereinzuzieh[en], was wahrh[a]ft Philosophie ist - so daß das schon b[e]stä[n]d[i]g geübt wird, wozu man erst die Vorb[e]reit[un]g treff[en] will. Niemand kann die Ei[n]l[ei]t[un]g vor d[em] wiss[en]s[c]h[a]ftl[ichen] Syst[em] schreib[en] - die Ei[n]l[ei]t[un]g ist für d[en] Fors[c]her u[nd] Darsteller selbst d[a]s Letzte [,] [n]i[c]ht d[a]s Erste [.] - Nur für Vortr[a]g zur Belehr[un]g muß sie vorher geh[en]. Man kann nicht ei[n]e Ei[n]l[ei]t[un]g zur Astronomie schreib[en], ehe man d[a]s astronom[ische] Stud[ium] begi[nn]t - kann nicht erst u[n]tersu[c]h[en] woll[en], ob der M[en]s[c]h der Astronomie fähig ist [,] u[nd] dann erst beginn[en] woll[en]. - Eb[en]so b[e]i d[er] Botanik etc. [,] Mathematik etc. Eb[en]so gilt d[a]ss[e]lbe nun auch v[on] der Metaphysik [.] - Man kann nicht vor der Metaphysik u[n]tersuch[en] u[nd] e[n]ts[c]heid[en] woll[en], ob der Mens[c]h der Metaphysik, der G[o]tt[e]serk[enn]t[n]iß fäh[i]g sey; sond[ern] das ist nur mögl[ich] zu e[n]ts[c]heid[en] in der Metaphysik selbst, u[nd] durch sie. - [Einfügung der Randbemerkung [22rr] , die mit dem Hinweis „s[iehe] Unt[en]“ gekennzeichnet ist: „In neuest[er] Z[ei]t ist d[a]s th[ei]lw[ei]se auch anerkannt - aber man will durch die theoret[ische] Philos[ophie] als negat[ive] Philos[ophie] noch festh[ä]lt. - Mit der ni[c]hts erk[a]nnt wird - wie man eingest[e]ht [.] -“]. Negative Philos[ophie] als Wiß[e]nsch[a]ft d[e]s Möglich[e]n, Denkbaren, Apriorischen ist s[e]lbst unmöglich [.] - In Bezug auf die Natur u[nd] Ges[c]hichte gibt es keine [.] - I[n] Bezug auf Metaphysik eb[en]so wenig. - a) Die negat[ive] Philos[ophie] soll nur denk[en,] aber nichts erk[ennen] u[nd] wiss[en.] b) Es gibt auch daran - ja Schelling selbst scheint nach manch[en] Aeuß[e]r[u]ng[en] dazu zu gehören [.] - Die negative Philos[ophie] habe wenigstens die Aufg[a]be zu zeig[en], daß die Vernunft für sich nichts v[om] <?page no="85"?> 75 Einleitung. 540 §: 1 Gegenstand der Religionsphilosophie. 1) G[e]g[e]nst[a]nd d[er] R[e]l[i]g[io]nsphil[osophie] 541 ist jene 542 allgem[eine] histor[ische] Erscheinung, jene 543 allgem[eine] Thatsache 544 in d[er] M[e]nschh[ei]t [,] die wir Religion nennen [,] d.h. 545 - G[e]g[e]nst[a]nd d[er] R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] ist das allgem[eine] Bewußts[e]yn der M[e]nschh[ei]t v[on] ein[em] Uebernatürlichen 546 , Göttlichen oder wenigst[e]ns üb[er] d[ie] gewöhnl[ichen] Naturerschein[un]g[en] erhabenen 547 Macht 548 u[nd] das damit untrennbar verbundene Bewußtseyn v[on] ein[em] Verhältniß [,] in welchem diese Welt der Erscheinung üb[er]h[au]pt u[nd] der Mens[c]h insbesondere zu d[ie]s[e]m Unsichtbaren, 549 Göttlich[en] stehe. - D[ie]s[e]s B[e]w[u]ßtseyn u[nd] all’ das [,] was mit dems[e]lb[en] in Verbind[un]g steht od[er] daraus folgt - ist G[e]g[e]nst[a]nd der R[e]l[i]g[io]nsphilosophie. Ich 550 sage, was mit d[ie]s[e]m B[e]w[u]ßts[eyn] in Verbind[un]g steht od[er] daraus folgt. Die Lehren, Meinung[en,] B[e]str[e]b[un]g[en], Anstalt[en,] Cultush[an]dl[un]g[en] 551 u.s.w. Denn jenes Bew[u]ßts[eyn] allein ma[c]ht auch keine R[e]l[i]g[ion] - wer blos gl[a]ubt vielerseits (? ) [,] hat kein[e] R[e]l[i]g[io]n. Die vorzügl[i]chsten davon od[er] die Grundelemente aller R[e]l[i]g[io]n dürft[en] ungefähr folgende sey[n]. 552 Ew[i]g[en], Göttl[ichen] wahrh[a]ft zu erkennen vermöge. - Aber soll die Ausstell[un]g d[ie]s[e]s testim[onium] paupertatis für die Vernunft den Ehrennamen Philosophie tragen? - ad a [)] Aber d[a]s Denk[en] selb[e]r soll u[nd] wird sie doch erk[ennen] u[nd] wiss[en]? - Wohl nur jenes, das sie selber bildet, kein anderes. - Da sie über si[c]h selb[e]r ni[c]ht hinauskomm[en] - u[nd] erst die Fr[a]ge ist, ob d[ie]s[e]s D[en]k[en,] d[ie]s[e] D[en]kb[e]sti[mmun]g[en] au[c]h für d[a]s wirkl[iche] Erk[ennen] u[nd] Wiß[en] gelt[en]“. 540 „Religionsphilos[ophie] 1“ am oberen Seitenrand [23rr] ; „1“ bezeichnet den Bogen. An dieser Stelle beginnt offensichtlich eine neue Fassung des Vorlesungstextes. 541 „Fundamentalphilos[ophie]“ über der Zeile. 542 „jene“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „die R[e]l[i]g[io]n als“. 543 „jene“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „als“. 544 Randbemerkung [23rr] : „NB [: ] Allgemeine Thats[ache: ] Indeß wenn auch nur Ein M[e]ns[c]h od[er] einige zur Erk[e]n[n]tn[i]ß, z[um] Glaub[en] G[o]tt[e]s gekommen wären, so könnte man darauf schon d[ie] Wiss[e]nsch[a]ft gründ[en] - denn damit zeigte sich [,] d[a]ß d[ie]s[e]r M[e]ns[c]h wes[en]tl[ich] verschied[en], ein ganz and[eres] Wes[en] sey als die üb[ri]g[en], od[er] daß in all[en] die Anlage z[ur] R[e]l[i]g[ion] ruhe. Wenn d[a]h[er] einige Völker fast keine Spur v[on] R[e]l[i]g[ion] zeig[en,] so beweist das nichts. - Wenn ein Affe z[um] Glaub[en,] z[ur] Erk[e]n[n]tn[i]ß G[o]tt[e]s käme od[er] geg[en] als R[e]l[i]g[ion]sstifter auftret[en], wäre da nicht entschied[e]n [,] d[a]ß alle Aff[en] = Mensch[en] od[er] d[ie]s[e]r kein wirkl[icher] Affe? “ 545 „wir“ in der Zeile gestrichen. 546 „Uebernatürlichen“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „Unsichtbaren“. 547 „erhabenen“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Erhabenen“. 548 „Macht“ über der Zeile. 549 „d“ in der Zeile gestrichen. 550 „Ich“ in der Zeile gestrichen; über der Zeile „ad b)“. 551 „Cultush[an]dl[un]g[en]“ über der Zeile. 552 „D[ie]s[e]s B[e]w[u]ßtseyn u[nd] all’ das [,] was mit dems[e]lb[en] in Verbind[un]g steht od[er] daraus folgt - ist G[e]g[e]nst[a]nd der R[e]l[i]g[io]nsphilosophie. Ich sage, was mit d[ie]s[e]m B[e]w[u]ßts[eyn] in Verbind[un]g steht od[er] daraus folgt. Die Lehren, Meinung[en,] B[e]str[e]b[un]g[en], Anstalt[en,] Cul- <?page no="86"?> 76 2) a) D[ie]s[e]s Bew[u]ßts[eyn] nannte ich allgemeine Thatsache d[er] M[e]nschh[ei]t [.] - 553 Gehen wir näml[ich] in d[er] Gesch[ichte] so weit als möglich etc. B[o]g[en] 5. b) 554 D[ie]se so verschieden[en] R[e]l[i]g[io]nen können doch als Eine allgem[eine] Thatsache d[er] M[e]ns[c]hh[ei]t b[e]tr[a]chtet werden, denn die Grundelemente sind gleich in allen, nämlich: 555 3) 1) Glaube, Ahnung eines Göttlich[en,] Uebernatürl[ichen] 556 - 2) Bezieh[u]ng d[ie]s[e]s Göttlich[en], Unsichtbar[en] z[ur] Welt des Sichtbaren bei All[em] Unt[e]rsch[ie]d 3) Einwirken d[ie]s[e]s Göttlich[en] auf d[ie] Welt; Wille d[e]ss[e]lb[en] in B[e]z[u]g auf d[ie] Welt - 4) Bestreben hin wieder (sic! ) [,] d[a]s Göttl[iche] sich gefällig zu mach[en] - Cultush[a]ndl[u]ng[e]n, Opfer etc. 5) Bestimmter Stand [,] der die rechte Weise hiezu weiß etc. 6) Streben d[e]s Göttl[ichen], Unsichtb[a]ren, sich offenbar, sichtbar zu machen, d[u]rch Bilder etc. 7) Glaube, d[a]ß die noch unsichtbare Welt Ziel der sichtbaren sei od[er] wenigst[en]s Ziel der M[e]nsch[e]n [.] - 4) Aus d[ie]s[e]n einfachen Grundelementen ist die allgem[eine] Thatsache d[er] R[e]l[i]g[io]n zusammenges[e]tzt; aus ihrer manigfaltig[en] Verbind[un]g u[nd] Modifikation u[nd] vorzüglich aus deren verschiedenem Verständniß - 557 gehen die so verschiedenen R[e]l[i]g[io]nen hervor, wie d[ie] manigfalt[i]g[en] Naturgebilde aus den einfach[en] Grundelement[en] sich constituir[en] in u[nd] d[u]rch 558 manigfalt[i]gst[er] Mis[c]hung. tush[an]dl[un]g[en] u.s.w. Denn jenes Bew[u]ßts[eyn] allein ma[c]ht auch keine R[e]l[i]g[ion] - wer blos gl[a]ubt vielerseits (? ) [,] hat kein[e] R[e]l[i]g[io]n. Die vorzügl[i]chsten davon od[er] die Grundelemente aller R[e]l[i]g[io]n dürft[en] ungefähr folgende sey[n].“ am Seitenrand [23rr] eingefügt. 553 „Wenn ein Blödsinniger od[er] eine Rotte v[on] Blödsinn[i]g[en] … (? ) hab[en,] so beweist d[a]s [n]i[c]hts [.] -“ über der Zeile. 554 „Und Eine R[e]l[i]g[io]n − als hist[orische] Thatsache, als gl[e]i[c]hart[i]g[e]r [,] weil -“ über der Zeile. 555 Randbemerkung [23rr] : „I. Geg[e]nst[a]nd d[er] R[e]l[i]g[ion]sph[ilosophie] II [.] Aufgabe ders[e]lb[en] a) Was hat d[ie] R[e]l[i]g[ion]sphil[osophie] [m]it d[ie]s[em] G[e]g[en]st[an]d zu b[e]gi[nnen] - was soll sie in B[e]zug auf ihn? b) Die Wahrh[ei]t erke[nnen] - a) nicht d[ie] Wirkl[i]chk[ei]t = Wahrh[ei]t, denn das ist Sache d[er] R[e]l[i]g[ion]sg[e]s[c]hichte. b) sond[ern] die Wahrh[ei]t im höh[eren] eig[en]tl[ichen] Sinn - ob d[a]s All[e]s Wahr (sic! ) sey od[er] [n]i[c]ht - den letzt[en] Gru[n]d davon [.] - c) Dieß geschieht d[a]d[u]r[c]h, d[a]ß wir d[ie]s[e] ... (? )“ 556 „Uebernatürl[ichen]“ über der Zeile. 557 „u[nd] vorzüglich aus deren verschiedenem Verständniß -“ am Seitenrand [23rr] eingefügt. 558 „u[nd] d[u]rch“ über der Zeile. <?page no="87"?> 77 Mögen auch d[ie] R[e]l[i]g[io]nen 559 v[on] einand[er] noch so verschied[en] sey[n] - R[e]l[i]g[io]nen sind sie doch; zur allgem[einen] Erscheinung u[nd] B[e]gr[i]ff d[er] R[e]l[i]g[io]n gehören sie - selbst die falschesten u[nd] verderbtesten - in ähnl[icher] Weise wie auch die unvollkommenst[en] Naturgebilde - selbst die schädl[ichen] Giftpflanzen z[ur] Natur gehören. - [23rl/ 23vr] 5) D[ie]se allgem[eine] Thatsache d[er] R[e]l[i]g[io]n, welche uns die allgem[eine] R[e]l[i]g[io]nsgeschichte kennen lehrt, ist der G[e]g[e]nst[a]nd d[er] R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie]. Mit d[ie]s[e]m hat sie es zu thun. Sie construirt also ihren Inhalt nicht à priori, wie man das sonst so häuf[i]g versucht hat - sond[ern] findet ihn schon vor [.] - Das ist ohnehin unmöglich. Wollte Jemand alle R[e]l[i]g[io]n gl[e]i[c]hsa[m] vergeßen, u[m] sich philos[ophisch] Eine zu construir[en] - so wäre dieß keine R[e]l[i]g[io]n mehr [,] sond[ern] ein abstractes Gedank[en]di[n]g. Dann aber wäre ein solches Beginnen auch unmögli[c]h. Denn entwed[er] hätte ein Solcher ein[e] r[e]l[i]g[iö]s[e] E[r]z[ie]h[un]g u[nd] Belehr[un]g genoß[en] - dann wüßte er gar [n]i[c]hts v[on] R[e]l[i]g[ion] u[nd] er käme auch ni[c]ht auf d[en] G[e]da[n]k[en,] eine philos[ophische] zu construir[en] - od[er] er hätte K[enn]t[n]iß v[on] d[er] bestimmt[en] R[e]l[i]g[io]n, dann könnte er gar ni[c]ht mehr à priori construir[en], so[n]d[ern] stets nur [m]it bestimmt[er] B[e]z[ie]h[un]g auf d[ie] R[e]l[i]g[io]n. 560 6) In Bezug auf den G[e]g[e]nst[a]nd unterscheidet sich also die R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] a) v[on] allen üb[ri]g[en] G[e]g[e]nst[ä]nd[en] d[er] Philosophie [,] Logik, Naturwiss[e]ns[c]h[a]ft, Geschichte, selbst v[on] d[er] Metaphysik theilw[ei]se [.] b) V[on] d[er] Theologie d[a]d[u]rch, d[a]ß d[ie]se blos Eine R[e]l[i]g[io]n mit ihr[em] gesammten Inhalt G[e]g[e]nst[a]nd ihr[er] wiss[e]ns[c]h[a]ftl[ichen] Untersuchungen ist. Nun fragt es sich [,] was soll mit d[ie]s[em] G[e]g[e]nst[a]nd der R[e]l[i]g[io]nsphilosophie geschehen - od[er] welche Aufgabe hat die R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie? ] 561 D[a]h[er] 559 Randbemerkung [23rr] : „Jede R[e]l[i]g[ion] geht auf d[a]ss[e]lbe Ziel [,] hat glei[c]he Intenti[onen] wie die e[n]tgeg[en]gesetzte - u[nd] will … (? ) beßres Verst[än]d[ni]ß u[nd] ... (? ) Objectivitaet u[nd] paß[en]d[ere] (? ) Form[en] hab[en.] -“ Darunter die weitere Randbemerkung [23rr] : „IV [)] Ist die Wahrh[ei]t in d[ie]s[em] Sinne in Betr[e]ff der R[e]l[i]g[ion] gefund[en] - dann ist auch die Gru[n]daufgabe aller Philosophie gelöst“. 560 „Das ist ohnehin unmöglich. Wollte Jemand alle R[e]l[i]g[io]n gl[e]i[c]hsa[m] vergeßen, u[m] sich philos[ophisch] Eine zu construir[en] - so wäre dieß keine R[e]l[i]g[io]n mehr [,] sond[ern] ein abstractes Gedank[en]di[n]g. Dann aber wäre ein solches Beginnen auch unmögli[c]h. Denn entwed[er] hätte ein Solcher ein[e] r[e]l[i]g[iö]s[e] E[r]z[ie]h[un]g u[nd] Belehr[un]g genoß[en] - dann wüßte er gar [n]i[c]hts v[on] R[e]l[i]g[ion] u[nd] er käme auch ni[ch]ht auf d[en] G[e]da[n]k[en,] eine philos[ophische] zu construir[en] - od[er] er hätte K[enn]t[n]iß v[on] d[er] bestimmt[en] R[e]l[i]g[io]n, dann könnte er gar ni[c]ht mehr à priori construir[en], so[n]d[ern] stets nur [m]it bestimmt[er] B[e]z[ie]h[un]g auf d[ie] R[e]l[i]g[io]n.“ am Seitenrand [23vl] eingefügt. 561 Randbemerkung [23vl] unleserlich. <?page no="88"?> 78 §: 2 Aufgabe der Religionsphilosophie 562 1.) 563 Die R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] kann nicht die Aufgabe haben, die verschieden[en], historis[c]h gegebenen R[e]l[i]g[io]nen nach ihr[em] Urspr[u]ng, u[nd] 564 , Entwickl[un]g, nach ihren Formen u[nd] ihrem ganzen I[n]halt kennen zu lehren (sic! ). Das ist vielmehr Aufg[a]be der R[e]l[i]g[io]nsg[e]schichte [.] - D[ie]se ist Vorbeding[un]g d[er] R[e]l[i]g[ion]sphil[osophie]. 2.) a) Die Philosophie der R[e]l[i]g[io]n hat vielmehr die Aufg[a]be [,] d[ie]s[e]s historis[c]h gegebene Material wiß[e]ns[c]h[a]ftl[ich] zu prüfen, ob etwas Wahres d[a]ran sei 565 [,] um daran zu erkennen [,] was wahr u[nd] was falsch ist; sie hat - wie alle Philosophie üb[er]h[au]pt, die Erk[e]n[n]tn[i]ß der Wahrh[ei]t z[um] Ziele; hier insbesond[ere] die Erkenntn[i]ß der „Wahren Religion“ 566 u[nd] der Wahrh[ei]t in der R[e]l[i]g[io]n“ 567 a) d[e]s Urspr[u]ngs u[nd] d[er] Entwickl[un]g [,] b) d[e]s Inhalts u[nd] d[e]r c) Bethätig[un]g [.] - b) Ich sage, wie alle Philos[ophie,] so hat auch d[ie] Philos[ophie] der R[e]l[i]g[io]n die Wahrh[ei]t zu erkennen. Wir bleiben hienach bei dem erst[en], einfachsten Begr[i]ffe v[on] Philosophie; - Streben nach Wahrh[ei]t - Weish[ei]t [.] - 562 Randbemerkung [23vl/ 24rr] , die aber möglicherweise noch zu den Ausführungen [22vr-23vr] über den Gegenstand der Religionsphilosophie gehört: „ad 5 [)] Man erkennt eine histor[ische] Erscheinung ihr[em] wahr[en] Gehalte - ihrer Wahrh[ei]t - nicht 1) blos Wirkl[i]chk[ei]t nach - wenn man ihr[en] Urspr[u]ng u[nd] Entwickl[un]gsproceß nach den [„den“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „s[einen]“] Beding[u]ng[en] seiner Mögl[i]chk[ei]t u[nd] Wirkl[i]chk[ei]t betrachtet - 2) den Inhalt davon erfors[c]ht u[nd] prüft 3) die Bedeut[un]g für das ganze M[e]ns[c]h[en-]Das[e]y[n] im Groß[en], Ganz[en] u[nd] Einzel[nen]. ad 1 [)] Die Wahrh[ei]t der R[e]l[i]g[io]n als histor[ische] Thatsache [,] d.h. Bew[eis,] daß das G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] in d[er] M[e]ns[c]hh[ei]t nicht blos Trug u[nd] Täus[c]h[u]ng u[nd] leere Phantasie sey - sond[ern] daß ihr ein Objectives als anderer Factor zu Grunde liege (also zugl[ei]ch Beweis für d[a]s Das[e]y[n] G[o]tt[e]s - u[nd] Philos[ophie] der Mythologie u[nd] Off[e]nb[a]r[un]g [).] ad 2 [)] Die wahre R[e]l[i]g[ion] zu zeig[en] (Metaphysik) I[n]h[a]lt d[e]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyns]. Was G[o]tt an sich ist u[nd] was für die Welt [.] ad 3) Die Wahrh[ei]t in der R[e]l[i]g[io]n - Ethik [,] d.h. Lehre v[on] d[em] Verh[a]lt[en] der M[en]s[c]hh[ei]t [,] insofern es si[c]h auf d[a]s G[o]tt[e]sbewußts[e]y[n] grü[n]det. [23vl/ 24rr] ad [4]. V[o]m Einfluß d[e]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[e]y[n]s auf das mens[c]hl[iche] Dasey[n] in s[einer] innern u[nd] äußern Führ[u]ng. - (ad 6) Man könnte auch sagen: Die ideale Welt, die in der M[e]ns[c]hh[ei]t als G[o]tt[e]sbew[u]ßts[e]y[n] u[nd] Bew[u]ßts[eyn] eines Jenseits fortlebt u[nd] wirkt - nach Urspr[u]ng u[nd] Entwickl[un]gsproceß, nach Inhalt u[nd] Bedeut[un]g für di[e] M[e]nschh[ei]t zu erforsch[en] u[nd] zu erkenn[en,] sey die Aufgabe der F[un]damental[-] [„der F[un]damental“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „aller“] Philosophie.“ - Eine durch die letztzitierte Randbemerkung zum Großteil überschriebene weitere Randbemerkung ist unlesbar. 563 Über der Zeile: „1) D[ie] Ph[i]los[ophie] d[ie] Aufg[abe,] d[ie] Wahrh[ei]t zu erk[ennen] d... (? ) Aber au[c]h d... (? ) W[i]ß[en]s[c]h[a]ft d[e]ss[e]lb[en].“ 564 „u[nd]“ über der Zeile eingefügt, daher blieb das Komma nach „Urspr[u]ng“ stehen. 565 „ob etwas Wahres dran sei“ über der Zeile. 566 Über der Zeile: „Wahrh[ei]t i[n] d[er]“. 567 Anfang des Zitats ist nicht gekennzeichnet. <?page no="89"?> 79 3) Das Verh[ä]ltn[i]ß v[on] R[e]l[i]g[io]nsgesch[ichte] u[nd] R[e]l[i]g[io]ns-Philosophie zu einander ist also dieß: daß [23vr/ 24rl] d[ie] R[e]l[i]g[io]nsgesch[i]chte uns die wirklichen - die bestehend[en], vorhandenen R[e]l[i]g[io]n[e]n, kennen lehrt, die R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] aber die Wahrh[ei]t der R[e]l[i]g[io]n, die wahre R[e]l[i]g[io]n - u[nd] damit uns i[n] d[en] Stand setzt [,] unt[er] d[en] wirkl[ichen] R[e]l[i]g[io]n[en] die wahre zu erkennen, u[nd] an ihnen, den verschieden[en] R[e]l[i]g[io]n[en] selbst das Wahre v[om] Fals[c]hen auszuscheiden. 4) Es findet also zw[i]s[c]h[en] d[er] R[e]l[i]g[io]nsg[e]sch[ichte] u[nd] R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 568 d[a]s Verh[ä]ltn[i]ß statt, wie üb[er]h[au]pt zw[i]s[c]h[en] den empiris[c]h[en] Wiß[e]ns[c]h[a]ft[e]n u[nd] d[er] Philos[ophie.] Die empiris[c]h[en] W[i]ß[e]ns[c]h[a]ft[en] lehren d[a]s Wirkliche, d[a]s Factische kennen (wäre es auch unwahr, schlecht etc.) [.] Die Philosophie aber sucht die Wahrh[ei]t, sucht das Wahre im u[nd] am Wirklichen. - 569 5 [)] Ueberg[a]ng. 570 568 In der Zeile folgendes „üb[er]h[au]pt“ gestrichen. 569 Randbemerkung [24rr] : „NB [: ] Die r[ec]hte Beurth[ei]l[un]g all[e]s Das[e]y[en]d[en,] die i[n] d[er] R[e]l[i]g[io]n geübt wird - will die R[e]l[i]g[ion]sphilosophie auf wiss[en]s[c]h[a]ftl[iche] Principie[n] gründ[en,] u[nd] d[a]h[er] für d[ie] and[eren] Wiss[en]s[c]h[a]ft[en] Princip[ien] lief[ern] -“. Darunter die weitere Randbemerkung [24rr] : „NB [: ] Eine Bes[c]hränk[un]g in d[er] Erfüll[un]g d[ie]s[er] Aufg[a]b[e] liegt darin, d[a]ß d[ie] R[e]l[i]g[ionen] namentl[ich] d[e]s Orients bis jetzt noch zu wenig erfors[c]ht sind. -“ 570 „Ueberg[a]ng.“ über der Zeile. Randbemerkung [24rr] , die aber wieder gestrichen wurde: „ad 5 Die Wahrh[ei]t einer histor[ischen] Erscheinung - wie die R[e]l[i]g[ion,] d[a]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] ist - erkennt man nur 1) Wenn man Ursprung u[nd] Erh[a]lt[un]g od[er] Fortbild[un]g - kurz d[en] ganz[en] Anfang u[nd] [„Anfang u[nd]“ über der Zeile eingefügt] histor[ischen] Proceß ders[e]lb[en] erkennt [,] 2) wenn man d[en] I[n]h[a]lt prüft - (Metaphysik) [,] 3) d[en] Ei[n]fluß auf d[a]s ganze mens[c]hl[iche] Das[e]y[n] - Ethik.“ Da diese Randbemerkung gestrichen wurde, versteht sich die folgende Randbemerkung [24rr] möglicherweise als deren Ersatz: „Also ad 5 1) Die Wahrheit der Religio[nen] obj[ectiv] u[nd] subj[ectiv] - Gott u[nd] M[en]s[c]h[en] - 2 Factor[en] 2) Die wahre R[e]l[i]g[io]n: unt[er] d[en] Viel[en] 3) Die Wahrh[ei]t in d[er] R[e]l[i]g[io]n - wie d[er] Inhalt zu versteh[en] sei. Berechtig[un]g der R[e]l[i]g[ion] ad 1 [„Urspr[un]g d[e]r R[e]l[i]g[ion]“ gestrichen] - Ob d[ie]s[e]s V[er]h[ä]lt[n]iß obj[ectiv] u[nd] subj[ectiv] begrü[n]det sei - ad 2 Urspru[n]g u[nd] Entwickl[un]g d[er] R[e]l[i]g[ion] - wie d[ie] wahr[e] R[e]l[i]g[ion] b[e]s[c]haff[en] sei - welches d[as] ri[c]ht[i]g[e] Verh[ä]lt[ni]ß etc. ad 3 Inhalt u[nd] Ausdr[uck] d[e]r R[e]l[i]g[ion] - rechtes V[e]rstä[n]d[n]iß u[nd] recht[e]r Ausdruck u[nd] Ausgest[a]lt[un]g d[er] R[e]l[i]g[io]n. NB [: ] ad 1) Da der obj[ective] Factor d[es] Göttl[ichen,] näml[ich] uns[ere] unmitt[e]lb[are] Wahrnehm[un]g entgegen ist, so werd[en] wir au[c]h b[e]i s[einer] Forschung doch wieder v[om] sub[jectiven], d.h. v[om] rel[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyn] ausgeh[en] müß[en.] - NB [: ] Früher war es nur nothw[en]d[i]g die wahre R[e]l[i]g[ion] u[nd] die Wahrh[ei]t in d[er] R[e]l[i]g[ion] zu erkenn[en.] - Nu[n] aber au[c]h die Wahrh[ei]t der R[e]l[i]g[io]n d[em] moder[nen] St... (? ) - in d[er] Philos[ophie] …(? ) gegenüber.“ Darunter [24rr] : „Feuerbach etc. gegenüber.“ <?page no="90"?> 80 Damit ist schon angedeutet, d[a]ß wir b[ei] d[er] R[e]l[i]g[io]nsphil[osophie] die R[e]l[i]g[io]n als wahre nicht à priori construiren - sond[ern] allerdings v[om] Factisch[en] ausgehen; gleichwohl aber nicht bei diesem stehen bleiben, sond[ern] prüfend an d[ie]s[e]m Wahres u[nd] Fals[c]hes ausscheiden [.] - 571 Damit kommen wir nun aber z[ur] wichtigst[en] u[nd] schwierigst[en] Frage d[er] Einl[ei]t[un]g, näml[ich] z[u] d[er] Frage, Auf (sic! ) welche Art u[nd] Weise wir denn nun zu W[e]rke gehen müßen, um die wahre R[e]l[i]g[io]n zu erkennen, wie es möglich ist, d[a]ß wir unt[er] so mancherlei R[e]l[i]g[io]nen die wahre erkennen, u[nd] unt[er] so viel[en] r[e]l[i]g[iö]s[en] Lehren u[nd] r[e]l[i]g[iö]s[en] 572 Formen das Wahre v[om] Falschen zu sond[ern] vermögen [.] - D[a]h[er] §: 3 Princip und Methode der R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] Es fragt sich, wie ist es möglich, daß wir in d[er] groß[en] histor[ischen] Erschein[un]g der R[e]l[i]g[io]nen Wahres u[nd] Falsches unterscheiden können mit Sicherheit; an welchem Maaßstab müßen wir die Thatsach[en] u[nd] d[en] Inhalt derselben meßen, nach welchem Criterium beurtheilen? 573 I) Sollen wir v[ie]ll[ei]cht eine bestimmte, posit[ive] R[e]l[i]g[io]n - also z.B. die ch[ri]stl[iche] R[e]l[i]g[io]n, als göttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng - zu Grunde legen als Maaßstab, um daran zu prüfen, was wahr u[nd] falsch sei; so etwa [,] daß wir sagen: Alles [,] was mit der ch[ri]stl[ichen] R[e]l[i]g[io]n etc. übereinstimmt [,] ist wahr, Alles, was nicht, mit [24rl/ 24vr] ihr übereinstimmt [,] ist falsch. So kann der Gläubige auf s[einem] St[a]ndp[u]nkt argumentiren - so auch allenfalls die ch[ri]stl[iche] Glaubenslehre im letzten Grunde - aber die Philosophie als solche nicht. II) Die Philosophie kann üb[er]h[au]pt als Erk[e]n[n]tn[i]ßprincip nicht irgend Etwas v[on] Außen Aufgenommenes od[er] Angenommenes betrachten u[nd] gebrauch[en], denn Alles [,] was angenommen wird, muß ja selbst wied[e]r der wiss[e]ns[c]h[aftlichen] Prüf[u]ng sich unterziehen - darf nicht blindlings Angenomme[n] seyn ohne Prüfung - selbst d[ie] ch[ri]stl[iche] R[e]l[i]g[io]n − nicht; es früge sich also doch wieder: Nach welchem Criterium wurde denn d[ie] ch[ri]stl[iche] R[e]l[i]g[io]n − als entscheidendes Criterium bei d[ie]s[er] Prüfung der R[e]l[i]g[io]ne[n] angenommen [? ] - Wir wären also nicht weiter gekommen. 574 571 Einfügung am Seitenrand [24rr] : „6) Wir können nunmehr sagen: Die R[e]l[i]g[io]nsphil[osophie] hat die Aufg[a]be: die wahre, vollkommene Religion philosophisch zu reconstruir[en,] d.h. der Idee der R[e]l[i]g[io]n gemäß zu vor (sic! ) construir[en]; oder die wahre R[e]l[i]g[io]n [„G[o]tt[e]sbew[u]ßts[e]y[n]“ über der Zeile] nach Urspr[u]ng, Entwickl[un]g, Inhalt u[nd] [„äuß[erer]“ in der Zeile gestrichen] Bethätigung aus oder nach ihrer Idee erkennen.“ 572 „r[e]l[i]g[iö]s[en]“ über der Zeile. 573 „Woraus die Erk[e]n[n]t[n]iß d[e]s Wahr[en] schöpf[en? ] − Wo ank[n]üpf[en] als ein Sichres u[nd] Wahres? “ in und unter die Zeile eingefügt. 574 Randbemerkung [24vl] : „Sie will Produkt d[e]s M[e]nsch[en]g[ei]st[e]s selbst sey[n] - d[ie] philos[ophische] Erk[enn]t[n]iß ist v[om] M[e]nsch[en] selbst errung[en] als solche.“ <?page no="91"?> 81 III) Das Criterium 575 [,] nach welchem die Philosophie, d[a]s gegebene Material beurtheilt, u[nd] d[a]s Princip [,] nach welchen sie ihre Erken[n]tn[i]ße construirt, kann [,] sag’ ich [,] üb[e]rh[au]pt nicht v[on] Außen aufgenommen w[e]rd[en,] sond[ern] muß ein inneres, ein dem Geiste immanentes seyn 576 [,] wie Niemand für den Andern erkenn[en] kann, sond[ern] jeder selbst erkennen muß. 577 a) D[ie]s[e]s dem mens[c]hl[ichen] G[ei]ste immanente Princip des Erkennens d[e]r höhern Wahrh[ei]t 578 , also auch die Philosophie - ist die Vernunft, d.i. d[a]s Vermögen [,] Wahres u[nd] Falsches zu vernehm[en], zu erk[ennen] u[nd] 579 v[on] einander zu unterscheiden. 580 b) Und wenn d[ie] Frage ist: Wie es denn möglich sei [,] d[a]ß d[ie] Vernunft dieß könne, so müßen wir die eigenthüml[iche] Natur der Vernu[n]ft erwägen. Sie ist nicht wie der Geist d[e]s M[e]nsch[en] üb[er]h[au]pt 581 zu vergleichen mit ein[em] b) 582 bloß[en] Instrument [,] mit dem sie äußerl[ich] dargebotene Erk[e]n[n]tn[i]ße aufnehm[e] 583 - od[er] a) 584 mit einer leeren Tafel - tabula rasa - [,] in die geschrieben würde u[nd] die sich nur paßiv, aufnehmend verhalten könnte - c) sond[ern] die menschl[iche] Vernunft ist ver- 575 Über der Zeile: „d[er] richt[en]de Maaßstab, Norm“. 576 Einfügung am Seitenrand [24vl] : „Der Geist selber, od[er] ein dem G[ei]ste unmitt[e]lb[a]r Immanententes (sic! ) od[er] von ihm unmittelb[a]r Hervorgebrachtes. -“ 577 Einfügung am Seitenrand [24vl] : „Princip der Philos[ophie] - d.h. der höh[eren] Erke[n]ntn[i]ß kann d[a]h[er] nur der mens[c]hl[iche] Geist selbst sey[n] - u[nd] das Vermög[en] d[e]s G[ei]st[e]s hiezu nenne[n] wir Vernunft [.]“ 578 „d[e]r höhern Wahrh[ei]t“ über der Zeile; das ursprünglich vorgesehene „d[a]s“ wurde dabei überdies mit „d[e]r“ überschrieben. 579 „zu vernehm[en], zu erk[ennen] u[nd]“ über der Zeile. 580 Randbemerkung [24vl] : „ad a) Was aber ist die Vernunft an sich? NB [: ] Allgem[ein] üb[er] d[as] Vermög[en] d[e]s mens[c]hl[ichen] G[ei]st[e]s - G[em]üth - Wille - Erk[enn]t[n]ißvermög[en]. (Die Vernunft ist nicht blos Vermög[en] zu vernehmen - sond[ern] auch zu beurth[ei]l[en] - d.h. sie birgt Verstand in sich - Ver[n]u[n]ft darf nicht verstandslos - Verstand nicht vernunftlos (widermens[c]hl[ich]) sey[n].“ Darunter eine weitere Randbemerkung [24vl] : „Zwar könn[en] wir [n]i[c]ht sag[en,] was die Ver[nun]ft üb[er]h[au]pt [,] was d[e]r G[ei]st seiner Substanz nach sey - (auch b[e]i d[er] Materie könn[en] wir d[a]s [n]i[c]ht [m]it Besti[mm]th[ei]t sag[en)]“. 581 „wie der Geist d[e]s M[e]nsch[en] üb[er]h[au]pt“ über der Zeile. 582 „b)“ über der Zeile. 583 Randbemerkung [24vl] : „ad b) (Die Vernunft ist also nicht blos paßiv aufnehmend - sond[ern] auch activ, beurth[ei]l[e]nd, prüfend, erkennend - d[a]h[er] nicht blos ein Glauben durch sie möglich ist, sond[ern] auch ein Wißen). - Aber was ist d[ie]se innere Fäh[i]gk[ei]t d[e]s G[ei]st[e]s (die Vernunft -) zu vernehmen, worin besteht sie, wodurch ist es d[em] G[ei]ste mögl[ich,] die übersinnl[ichen] Wahrh[ei]t[en] zu vernehmen u[nd] zu beurth[ei]l[en]. - Durch die innere Anlage könnte man sagen. Aber was ist d[ie]se innere Anlage [,] worin besteht sie. 1) Ist sie ein angeborner Inh[a]lt [„oder“ in der Zeile gestrichen] [,] der sich erschließt u[nd] [„selbststä[n]d[i]g“ über der Zeile] entfaltet (dann [„scheint es“ über der Zeile] reichte ja die Ver[n]u[n]ft hin für sich all[e]i[n] d[a]s Göttl[iche] zu erk[ennen]) [.] 2) od[er] ist sie ei[n] Instrument [„Gedächtniß“ über der Zeile] - um d[en] I[n]h[a]lt selbstthätig [„selbstthätig“ über der Zeile] zu ergreif[en] - aber wie könnte ei[n] bloßes Instrument urth[ei]l[en]? [„ihr eignes Wesen“ unter der Zeile] 3) od[er] ist sie ein Gefäß, d[a]s ganz paßiv ist, in d[a]s hineingegoß[en] wird (das nicht selbstthät[i]g u[nd] noch w[en]iger selbststä[n]d[i]g wäre).“ 584 „a)“ über der Zeile. <?page no="92"?> 82 gleichbar ein[em] lebend[i]g[en] Keim, der v[on] Innen heraus thätig ist u[nd] wächst u[nd] der zwar von Außen Erk[enn]t[n]iß[-] 585 Material aufnimmt, aber nach eigner imm[a]nenter, innerer Norm verarbeitet - aufnehmend u[nd] ausscheidend (wiß[e]ns[c]h[a]ftl[iches] Erkennen.) [.] c) Die innere Norm aber [,] nach welcher die Vernunft erkennt, das ist ihr eigner Inhalt. [24vr/ 25rl] Einleit[u]ng. 586 §: 3 F[o]rts[e]tz[u]ng. Das sind die Ideen des Wahren, Guten, Rechten, Schönen - das ist vor Allem die Idee v[on] Gott 587 ; diese Ideen sind der Seele nicht etwa eingegoßen od[er] eingeboren, sie sind die Seele selbst [,] in so ferne sie der Inhalt der Vernunft sind; sie sind nicht todte Porträte, sond[ern] leb[e]nd[i]ge [,] wissende od[er] wiss[en]sfähige 588 Keime. Der Mensch, die Menschenseele ist ist (sic! ) nicht blos sie selber [,] sondern auch 589 ein Abbild G[o]tt[e]s − kein todtes, sond[ern] ein lebend[i]g[e]s; er hat nicht ein Abbild in sich, sond[ern] er ist es selbst (wenn auch vielfach verunstaltet) [,] u[nd] als solches lebend[i]g[e]s erkenn[en]d[e]s 590 Bild G[o]tt[e]s ist er auch ein Bild des Wahren, Guten, Schönen [,] Rechten etc. u[nd] zwar ein lebend[i]g[e]s; 591 d[a]h[er] ist d[a]s Unwahre, Schlechte, etc. geg[en] seine eigne 592 Natur u[nd] verunstaltet, verschlechtert diese. 593 585 „Erk[enn]t[n]iß“ über der Zeile. 586 „Religionsphilos[ophie] 2“ am oberen Seitenrand [25rr] , „2“ bezeichnet den Bogen. 587 Drei Randbemerkungen [25rr] : „Speculativ = Schauen im Lichte der Idee.“ Darunter: „Gang. Princip ist die Vernunft selbst. I. Was ist aber V[ern]u[n]ft [? ] 3 Fälle mögl[ich: ] 1) entwed[er] paßiv [„paßiv“ über der Zeile] blos Gefäß, tab[ula] rasa, 2) od[er] ein Instrument z[um] Bewerth[en,] selbstthät[i]g - z[um] Glaub[en] - nicht Prüf[en] ad 2) nur Glaub[en,] nicht Prüf[en] mögl[ich] 3) od[er] ein leb[en]d[i]g[er], inhaltvoller Keim - Ein Vermög[en] nicht blos des Aufnehmens u[nd] Vernehmens, sond[ern] auch d[e]s Beurth[ei]l[en]s - d.h. die Vernunft ist nicht verstandlos - d.h. nicht [„nicht“ über der Zeile] ohne Urth[ei]l, nicht z[um] blind[en] Glaub[en] blos geeignet [unleserliche Wörter über der Zeile] - darauf beruht die Mögl[i]chk[ei]t einer Wiss[en]s[c]h[a]ft [,] Vernunft ohne Verstand blos zu blind[em] Gl[a]ub[en] geeig[ne]t. Verstand ohne V[ern]u[n]ft blos z[um] Rational[i]s[mus] od[er] Ath[ei]sm[us].“ Daneben: „II) Was ist nun aber d[ie]s[e]s passiv active Vermög[en], d[ie]se Vernunft noch näher - worin besteht ihre Fähigk[ei]t - was ist ihr Wes[en], ihr Inh[a]lt, ihre Function? Ein ursp[rün]gl[icher] imman[en]ter leb[en]d[i]g[e]r I[n]h[a]lt ist nothw[en]d[i]g.“ 588 „wissende od[er] wiss[en]sfähige“ über der Zeile. 589 „ist nicht blos sie selber [,] sondern auch“ über der Zeile; daher auch irrtümliche Doppelung des „ist“. 590 „lebend[i]g[e]s erkenn[en]d[e]s“ über der Zeile. 591 Randbemerkung [25rr] : „u[nd] ist d[a]h[er] ein leb[e]nd[i]g[e]r Maaßstab d[e]s Wahr[en,] Gut[en] u[nd] Schönen -“. 592 „eigne“ über der Zeile. 593 Einfügung am Seitenrand [25rr] : „D[ie]ser Inhalt der Vernunft - der die Ver[n]u[n]ft selbst ist - ist ursprüngl[ich] - ist nicht erst nach der Hand eingegoß[en] od[er] als Gl[au]b[en]s-Organ mitgetheilt. - Insofern ist d[ie] V[e]r[n]u[n]ft einers[ei]ts w[en]igst[e]ns Quelle der höh[eren] Erk[enn]t[n]iß [,] nicht blos Instrument - nicht ... (? )“ Darunter [25rr] : „(Wir müß[en] b[eim] Glaub[en] selbst noch eine vernünft[i]g[e] Thät[i]gk[ei]t annehm[en] - wie gering sie sey[n] möge - gerade so wie im Ch[ri]st[en]th[um], in d[er] kath[olischen] K[i]r[c]he <?page no="93"?> 83 d) Durch die Vernunft also, d[u]rch d[ie]s[e]n Inbegriff der lebend[i]g[en] Ideen - ist es dem M[e]ns[c]h[e]n möglich [,] Gott zu erkennen u[nd] Wahres v[on] Unwahrem etc. zu unterscheiden [,] zu speculiren 594 (den Thieren fehlt d[ie]s[e]s [,] d[a]h[er] auch ihnen keine solche Unt[e]rs[c]h[ei]d[un]g möglich.) 595 Und d[ie]se so beschaffene Vernunft ist d[a]s Princip aller Philosophie [,] d[a]h[er] auch der R[e]l[i]g[io]nsphilosophie. Die Vernunft ist aber zugleich das Erkennende (Thätige) u[nd] die Norm, das Criterium, das Princip [,] Quell[e] 596 des Erkennens - 597 beides wesenhaft in sich vereinigend. 598 e) 599 Nicht vollkommen genau ist es, wenn man sagt: Die Philosophie habe das Selbstbewußts[eyn] zum Princip. 600 Denn aus dem Selbstbew[u]ßtsey[n] als solchem 601 werden die Erk[e]n[n]tn[i]ße nicht abgeleitet, sond[ern] aus dem Selbst; - das Bewußts[eyn] d[ie]s[e]s Selbst, der Vernunft etc. ist nur die Vorbeding[un]g d[ie]s[er] philos[ophischen] Thätigk[ei]t, d[ie]s[e]s philos[ophischen] Erkennens; u[nd] ist selbst schon eine Thät[i]gk[ei]t, die nur du[r]ch die Vernunft möglich; die sich eben in d[ie]s[e]m Selbstbewußts[eyn] aus ihrer blos potentiell[en], noch keimart[i]g[en] Existenz zur voll[en] Wirkl[i]chk[ei]t erhebt u[nd] dann erst wahrh[a]ft thätig seyn kann. 602 IV) Nun aber muß ich einer Besorgniß begegnen [,] die sich hier erheben könnte [,] u[nd] die Frage erörtern, wie sich denn d[ie]s[e] R[e]l[i]g[io]nsphil[osophie] dann z[um] ch[ri]stl[ichen] Glauben verhalte. a [)] Wenn näml[ich] die Vernunft in sich selbst d[a]s Criter[ium] der Wahrh[ei]t u[nd] d[a]s 603 Princip ihrer Erk[e]n[n]tn[i]ß (also der Gewißh[ei]t) trägt u[nd] nach ihrem immanent[en] Wesen erkennen kann, was wahr u[nd] falsch [25rl/ 25vr] [,] in welchem Verh[ä]ltn[i]ß steht dann nun d[ie] R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] zur ch[ri]stl[ichen] Off[e]nb[a]r[u]ng - z[um] Chr[i]st[e]nth[um], z[um] Glauben [; ] ist sie erhaben üb[er] w[en]igst[en]s, an d[e]r fr[eien] Selbstthät[i]gk[ei]t festgehalt[en] wird b[e]i d[em] Gut[en] (u[nd] Glaub[en]) [,] beides steht in untren[n]b[a]rer Verbi[n]d[un]g miteinander -)“. 594 „zu speculiren“ über der Zeile. 595 Nachträglich in die Zeile eingefügtes „V[e]rgl[eic]h mit künstl[e]ris[c]h[er] u[nd] ästhet[ischer] Ausbild[un]g u[nd] Fäh[i]gk[ei]t“ wurde wieder gestrichen. 596 „Quell[e]“ über der Zeile. 597 Über der Zeile: „u[nd] ein[e]rs[ei]ts (? ) für d[a]s Erkenn[en], Wiss[en] selber, Quelle“. 598 Randbemerkung [25rr] : „NB [: ] Quelle nicht Wahrh[ei]t selbst, aber d[e]s Erk[ennen]s, Wiss[en]s der Wahrh[ei]t - (v[on] subj[ectiver] Seite)“. 599 „Anm[erkung]“ über der Zeile. 600 Randbemerkung [25rr] : „Ob das Denken Princip sey - das ist nur d[a]s Mittel z[um] Erkennen [.] - Ob irgend ein erster, unumstößlicher Gedanke - Begr[i]ff -“. 601 „als solchem“ über der Zeile. 602 Randbemerkung [25rr] : „(IV [)] Also um d[ie] R[e]l[i]g[io]n philos[ophisch,] d.h. aus ihrer Idee zu reconstruiren [,] müß[en] wir d[em] Geiste [„müßen wir d[em] Geiste“ über der Zeile; „od[er] nach“ in der Zeile gestrichen] immanent[e] Erk[e]n[n]tn[i]ßprincipien zu Grunde legen [,] d.h. die Ver[n]u[n]ft [m]it d[e]r imman[en]t[en] Idee v[on] Gott - u[nd] [m]it d[em] Verh[ä]lt[n]iß [„Ver[n]u[n]ft [m]it d[e]r imman[en]t[en] Idee v[on] Gott - u[nd] [m]it d[em] Verh[ä]lt[n]iß“ über der Zeile als Ersatz für in der Zeile eingeklammertes „Idee der R[e]l[i]g[io]n selbst“] - d[ie]se aber ist möglich d[u]rch die uns immanente G[o]tt[e]sidee in Verbind[un]g mit uns[erem] Selbstbew[u]ßts[eyn], wod[u]rch wir die Idee d[e]s V[e]rh[ä]ltn[i]ß[e]s zw[i]s[c]h[en] Gott u[nd] d[em] Mens[c]h[en] zugleich in uns tragen - od[er] die Idee der R[e]l[i]g[io]n.)“ 603 „der Wahrh[ei]t u[nd] d[a]s“ über der Zeile; „u[nd]“ in der Zeile vor „Princip“ gestrichen. <?page no="94"?> 84 dies[e]lb[e]n, kann sie dies[e]lb[e]n entbehren - hebt das Wissen dann Glauben auf [,] u[nd] wenn ein Widerspruch sich ergeben sollte zw[i]s[c]h[en] Ch[ri]st[e]nth[um] u[nd] Philosophie - soll man dann d[er] letzteren folgen od[er] dem ersteren? 604 Darüber nun Folgendes: a) 605 a) Es ist bekannt [,] d[a]ß d[er] menschl[iche] G[ei]st - d[a]h[er] auch die Vernunft - nicht sogleich in ganzer Vollkommenh[ei]t entsteht od[er] geboren wird; sond[ern] zuerst nur potentiell da ist u[nd] erst nach u[nd] nach sich zur vollen Kraft u[nd] Thät[i]gk[ei]t entwickelt - u[nd] daß d[ie]s[e]s nur dann geschehe [,] wenn v[on] Außen d[u]rch Erz[ie]h[u]ng u[nd] Unterr[i]cht gehörig eingewirkt wird - ohne d[ie]s[e]s aber nicht - u[nd] daß ferner der Geist um so beßer und vollkommener sich entwickle, je beßer d[ie]se ganze 606 Einwirkung ist - (z.B. bei ästhet[ischer] Ausbild[un]g − ) [.] 607 b) Was so im Allgem[einen] gilt, gilt auch in Bezug auf die R[e]l[i]g[io]n, in Bezug auf rel[i]g[iö]s[en] Glauben u[nd] rel[i]g[iö]s[e] Erk[e]n[n]tn[i]ß. Jeder M[e]ns[c]h muß in ein[em] bestimmt[en] Glauben erzogen u[nd] d[u]rch rel[i]g[iö]s[en] Unt[e]r[r]icht gebildet werden, wenn er z[ur] rel[i]g[iö]s[en] Erkenntn[i]ß kommen soll; u[nd] er wird um so vollkommener werden in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[u]ng [,] je vollkommener die R[e]l[i]g[io]n ist, in welcher er erzog[en] wird, d.h. vollkommener d[e]r geist[i]g[e] Grund u[nd] Boden (die rel[i]g[iö]s[e] Gemeins[c]h[a]ft) ist, in welcher er erzogen wird. Wie d[e]r Keim, d[er] Saame einer Pflanze [,] um so beßer gedeiht, je beßer der Grund u[nd] Boden ist u[nd] je sorgfältiger die Pfl[a]nze. - D[ie] Ideen des Wahr[en], Gut[en] u[nd] Schön[e]n w[e]rd[en] am meist[en] geweckt u[nd] entwickelt. 608 b) Daraus ergibt sich [,] welche Bedeut[un]g die ch[ri]stl[iche] Off[e]nb[a]r[un]g u[nd] R[e]l[i]g[io]n f[ür] d[ie] Religionsphilosophie habe; - ist sie die vollkommenste R[e]l[i]g[io]n [,] so wird durch sie auch die vollkommenste Philosophie d[er] R[e]l[i]g[io]n möglich seyn; denn sie bildet u[nd] stärkt dann den Geist am Meisten zur philo-s[ophischen] Erken[n]tn[i]ß. Die Idee G[o]tt[e]s wird am klarst[en] entwickelt, die Vernunft am besten 604 Randbemerkung [25vl] : „braucht der Philosoph keine R[e]l[i]g[io]n mehr [? ]“. 605 „a)“ irrtümlich wiederholt. 606 „ganze“ über der Zeile. 607 Randbemerkung [25vl] : „a) Princip der Philosophie ist d[a]h[er] immer der subj[ective] M[e]ns[c]h[en]g[ei]st mit s[einem] imman[e]nt[en] Inhalt u[nd] logisch[en] Kraft (Verstand) [,] 1) aber es liegt sehr viel daran - wie d[ie]s[e]r subj[ective] Geist sonst beschaff[en] ist in s[einem] Natur- Verhält[n]iß - Tal[en]t, Genie. 2) sehr viel dann [,] wie er gebildet word[en] ist u[nd] insof[ern] ist Princip zugl[e]i[c]h d[a]s angeborne Tal[en]t u[nd] die ganze rel[i]g[iö]se, sittl[iche] u[nd] sonst[i]g[e] philos[ophische] etc. [„philos[ophische] etc.“ über der Zeile] Zeitbild[un]g - die obj[ective] Geschichte ist d[a]h[er] zugleich Princip. - (D[a]h[er] au[c]h d[ie] Off[en]b[arun]g i[m] Gr[u]nde [.]) Alle Momente wirk[en] also zusamm[en] - nicht ein abstractes, isolirt[e]s I[c]h ist P[r]i[n]cip -“. 608 Randbemerkung [25vl] : „Nur da erwacht u[nd] bildet sich die Idee v[on] G[o]tt zu[m] G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] - u[nd] klärt sich auf die Idee aller Vollk[ommen]h[ei]t - d[e]s Wahr[en] etc.“ Darunter die weitere Randbemerkung [25vl] : „ad 1 [)] Immanenter Inh[a]lt u[nd] logisch[e] Kraft ist nothw[en]d[i]g [.] - Die log[i]s[c]h[en] Gesetze für sich helf[en] nichts - denn wenn ich auch weiß, d[a]ß jede Wirk[un]g eine Ursache hab[en] müße - so sagt mir d[ie]s[e]s Gesetz noch nicht, welches die genüg[en]de sey - das ersehe ich d[u]r[c]h die immanente Idee“. <?page no="95"?> 85 ausgebildet zur eig[enen], selbststä[n]d[i]g[en] - schöpf[e]r[i]sch[en] 609 Thät[i]gk[ei]t. − Wie die Empirie die Anschauung des Schönen am meist[en] befähigt zur Beurth[ei]l[un]g des Schönen u[nd] zur Philosophie der Kunst, d.h. die Idee des Schönen weckt u[nd] z[um] Criteriu[m] erhebt für die Kunstleist[un]g[en] u[nd] so all[en]th[a]lb[en]. 610 [25vr/ 26rl] Die beste R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] setzt also die beste R[e]l[i]g[ion] voraus. Denn nicht stiften wird die R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] die R[e]l[i]g[io]n [,] sond[ern] erkennen. In so fern also kann d[ie] ch[ri]stl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng auf d[ie] R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] Einfluß haben, in so fern sie den G[ei]st bildet, belehrt, erleuchtet - aber als entscheidendes wiss[e]ns[c]h[a]ftl[iches] Criterium kann sie innerh[a]lb des Gebietes der Wiss[e]ns[c]h[a]ft nicht gelten - sond[ern] wo d[ie]s[e]s Glaub[en]sgebiet gelt[en]d g[e]m[a]cht [,] hört die Wiß[e]ns[c]h[a]ft auf 611 , d.h. der Glaube kann nicht als Wißen gelten. 612 c 613 [)] Wenn nun aber die Philosophie mit dem Inhalte des Glaubens in Wid[e]rspr[u]ch käme? 614 Wenn d[er] Glaube Etwas für Wahrh[ei]t - da ist ein Zweifaches zu unterscheiden. a) Würde wirkl[ich] Etwas mit der größt[en] Evidenz als unwahr erkannt - dann könnten wir es nicht als wahr anerkenn[en] u[nd] müßten auch dem Glauben daran entsagen. Z.B. die G[o]tt[e]sidee d[e]s Polyth[ei]sm[us] hat si[c]h als unricht[i]g erwies[en.] 615 b) Wird aber Etwas [,] was der Glaube lehrt [,] nicht begriffen, als unbegreifl[ich] od[er] unerkennbar gefunden, so ist das etwas Anderes; da ist für d[ie] Wiß[e]ns[c]h[a]ft kein 609 „eig[enen] selbststä[n]d[i]g[en] - schöpf[e]r[i]sch[en]“ über der Zeile. 610 Randbemerkung [25vl] : „u[nd] sogar (? ) zu schöpferisch[e]r Thät[i]gk[ei]t befähigt“. 611 „Glaub[en]sgebiet gelt[en]d g[e]m[a]cht [,] hört die Wiß[e]ns[c]h[a]ft auf“ über der Zeile als Ersatz für in der Zeile teilweise eingeklammertes, teilweise gestrichenes „beginnt [,] hört der Glaube auf“. 612 Einfügung am Seitenrand [26rr] : „Contradictio in adjecto, wenn ein Glaub[en]ssatz Princip s[e]y[n] soll [.] Eine ch[ri]stl[iche] Philosophie im eig[en]tl[ichen] Sinn also gibt es nicht - d.h. eine auf d[em] ch[ri]stl[ichen] Glaub[en] als auf ihr Erk[enn]t[n]ißprincip gegründ[e]te Philosophie - das wäre hölzernes Eisen [.] Wenn auch die Ver[n]u[n]ft an d[er] ch[ri]stl[ichen] Lehr[e] erstarkt u[nd] si[c]h bildet, so geht sie daru[m] [n]i[c]ht u[n]ter als solche, als Erk[enn]t[n]iß-Princip - verliert ihre Selbststä[n]d[i]gk[ei]t nicht, sond[ern] i[m] G[e]g[en]th[ei]l gewinnt sie erst r[ec]ht [.] - So wie nach ch[ri]stl[icher] Lehre die Gnade die Fr[ei]h[ei]t d[e]s M[en]s[c]h[en] [n]i[c]ht aufhebt, s[on]d[ern] b[i]ld[e]t, vervollkom[m]net [.] - Und wie der Wille d[u]r[c]h Bild[un]g u[nd] d[u]r[c]h Gehorsam in d[er] Jug[en]d [„in d[er] Jug[en]d“ über der Zeile] nicht aufgehob[en] od[er] ver[n]i[c]htet wird - so[n]d[ern] gerade d[a]d[urc]h si[c]h selbst erst r[ec]ht gewi[nn]t u[nd] selbstst[än]d[i]g wird - so ist es [a]u[c]h [m]it d[er] Ver[n]u[n]ft.“ 613 „c“ korrigiert durch Überschreibung ursprüngliches „d“. 614 Das ursprünglich an dieser Stelle vorgesehene Komma wurde gestrichen. 615 „Z.B. die G[o]tt[e]sidee d[e]s Polyth[ei]sm[us] hat si[c]h als unricht[i]g erwies[en.]“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. - Die Randbemerkung [26rl] versteht sich wohl als Fortsetzung dieser Einfügung: „Die alt[en] R[e]l[i]g[ionen] ging[en] in d[e]r That unter an d[em] philos[ophischen] D[en]k[en] - weil ihre zersplitterte u[nd] [„Vervoll“ in der Zeile gestrichen] verkommene Gottes-Welt der Idee der G[o]tth[ei]t als d[e]s Allervollk[ommen]st[en] Ei[n]fachst[en], Absolut[en] [n]i[c]ht entspr[ac]h [.] D[ie]se Idee erhielt i[m] Ch[ri]st[en]th[um] ihre Erfüll[un]g [.] - Aber i[n] neu[erer] Z[ei]t will ma[n] die Welt [m]it d[ie]s[em] Gott [n]i[c]ht [me]hr i[n] Uebereinsti[mm]u[n]g finden.“ <?page no="96"?> 86 begründetes Recht da [,] zu widersprechen od[er] zu verwerfen - sond[ern] nur auf sich beruhen zu laßen; denn deßwegen [,] weil Etwas nicht begriffen wird, braucht es noch nicht unwahr zu seyn - denn Vieles war früher unbegriffen [,] was sich später als wahr erwiesen hat in d[er] Wiß[e]ns[c]h[a]ft [.] - Vieles ist auch jetzt noch auf allen Gebieten des Wißens unbegriffen, was erst im Forts[c]hritt der Wiss[e]ns[c]h[a]ft begriffen werden kann; gerade darin liegt ja die möglich (sic! ) des Fortschrittes der Wiß[e]ns[c]h[a]ft begründet; u[nd] wer in vermeintl[i]ch[er] Freisinnigk[ei]t od[er] im Interesse der Freih[ei]t der Wiß[e]ns[c]h[a]ft behaupten wollte, Alles sei unwahr [,] was nicht begriffen sei - der müßte die Wiss[e]n-s[c]h[a]ft für abgeschloßen halten u[nd] den Fortschritt läugnen. 616 [26rl/ 26vr] VI [.] Einth[ei]l[un]g. Drei Theile I [.] Th[ei]l 617 I [.] Absch[nitt] V[om] Urspr[u]ng. II [.] Abschn[itt] V[o]m hist[orischen] Entwickl[un]gs-Proceß der R[e]l[i]g[io]n. V[om] Daseyn der (R[e]l[i]g[io]n) G[o]tt[e]sidee [.] I. Ursp[run]g II. Entwickl[un]g [.] od[er] V[on] der Wahrh[ei]t der R[e]l[i]g[io]n. Vorherrschend histor[isch] psycholog[isch]. V[on] d[en] subj[ectiven] u[nd] objectiv[en] Bed[in]g[un]g[en] der Entst[e]h[un]g u[nd] Fortbild[un]g. 618 616 Im Nachhinein unter der Zeile eingefügt: „Ueb[ri]g[en]s liegt es i[n] d[er] Natur d[er] Philos[ophie,] si[c]h freier zu beweg[en], kühner zu sey[n] u[nd] [me]hr zu wag[en] i[m] Gebiete d[e]s Erk[ennen]s als andre Wiss[en]s[c]h[a]ft[en.] -“ 617 Randbemerkung [26vl] : „a) Ist Philos[ophie] die Erkennt[n]iß [,] d[a]s Prüf[en] all[e]s Dasey[en]d[en] an der Idee - a[m] R[e]i[c]h d[e]r Ide[e]n - a[n] Gott u[nd] s[einer] Vollk[ommen]h[ei]t [,] u[nd] erhalt[en] wir v[on] d[ie]s[em] R[e]i[c]h all[ein] Ku[n]de zunächst d[urch] d[ie] R[e]l[i]g[ion] - so ist klar, d[a]ß d[ie] R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] die einzige Philos[ophie] s[e]y[n] könne“. 618 Randbemerkung [26vl] : „Ueb[er] d[en] wahr[en] Werth d[e]s Dasey[en]d[en] richt[i]g zu urth[ei]l[en], - die Wahrh[ei]t v[on] All[em] zu erk[ennen] ist Aufg[abe] d[er] Philosophie [.] - D[ie]se Aufg[abe] aber wird nur erfüllt u[nd] mögli[c]h d[u]rch d[a]s Bewußtsey[n] eines ideal[en] Dasey[n]s - d[e]s Jenseits - G[o]tt[e]s v[or] All[em.] - D[ie]s[e]s Bew[u]ßts[eyn] ist uns vor All[em] g[e]geb[en] d[urc]h d[ie] R[e]l[i]g[ion] - d[a]h[er] wie [„wie“ als Ersatz für das überschriebene „d[a]s“] so[n]st üb[er] d[en] wahr[en] Werth aller Di[n]ge i[m] Li[c]hte d[e]r R[e]l[i]g[ion], d[e]s Glaub[en]s urth[ei]l[en], der si[c]h i[n] d[en] and[eren] Wiss[en]s[c]h[a]ft[en] gelt[en]d [mac]ht [.] Die R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] aber hat nu[n] d[ie] Aufg[abe,] die rel[i]g[iö]s[e] Lehr[e] selbst aus d[em] Gebiete d[e]s Glaub[en]s i[n] das d[e]s Wissens zu erheb[en] - d[en] g[e]geb[enen] Glaub[en]si[n]halt wiss[en]s[c]h[a]ftl[ich] zu prüf[en,] zu[m] Wiss[en] zu erheb[en.] - D[a]h[er] ist sie all[ein] d[ie] wahre Philosophie [.] - NB [: ] Das All[e]s - d[ie]se Gru[n]dfr[a]g[en] aller Philosophie werd[en] sch[on] i[m] Verl[a]ufe erst vollk[ommen] klar werd[en] - denn d[ie] Ei[n]l[ei]t[un]g soll nur vorläuf[i]g K[enn]t[n]iß geb[en] von d[em,] was wiss[en]s[c]h[a]ftl[ich] erörtert werd[en] soll [.] - Jegl[iches] nur berühr[en]d u[nd] and[e]ut[en]d - wie e[ine] Ouvertüre - (s[c]hr[i]ftl[iche] Arbeit[en])“. <?page no="97"?> 87 II [.] V[on] dem Inhalt der R[e]l[i]g[io]n od[er] G[o]tt[e]sidee (G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn]) [.] 619 V[on] der wahr[en] R[e]l[i]g[io]n [.] Metaphysik [.] III [.] V[on] der Wirkung der G[o]tt[e]sidee [.] - V[on] d[er] Wahrh[ei]t in der R[e]l[i]g[ion.] Ethik. - V[om] r[e]l[i]g[iö]s[en] Leben - im Groß[en] u[nd] Ei[n]zel[nen]. V[on] r[e]l[i]g[iö]s[en] Verbind[un]g[en] - Kirch[en.] V[om] Staate [.] V[om] V[e]rh[ä]lt[n]iß der R[e]l[i]g[io]n zu Kunst, Wiss[en]s[c]h[a]ft [.] - 620 [26vr/ 27rl] Vorlesung am 4 [.] Mai 1863 621 M[eine] H[erren! ] Die Vorfälle während der Osterferien in Betreff 622 meiner Schriften und meiner Person, (sic! ) veranlassen mich [,] dem Beginn meiner Vorl[e]s[un]g[e]n einige Worte vorauszuschicken, die ich Ihnen u[nd] auch jenen [,] die d[u]rch ein Machtgebot fern gehalt[en] sind - 623 zur Aufklärung in der Sache schuldig zu seyn glaube. Ich will nichts sagen von den Maaßregeln, die gegen mich ergriffen wurden und mehr noch die Art u[nd] Weise, wie dieß geschah [,] hier mit Stillschweigen übergehen. Ich beschränke mich einzig auf Darstellung des Verhältnisses, in dem ich mich befinde [,] zu 624 dem Verurtheilungs-Schreiben aus Rom und Anführung 625 der Gesichtspunkte, unter denen die Sache nach meiner Ansicht betrachtet werden muß. I) a) 626 Sie wissen selbst wohl alle, ob ich jemals auf Zerstörung des rel[i]g[iö]s[en] Glaubens oder auf Untergrabung der kirchl[ichen] Auctor[ität] ausgegangen; Sie wissen [,] daß dieß niemals der Fall war, daß im Gegentheil stets mein Bestreben war [,] der indifferen- 619 Randbemerkung [26vr] : „V[on] der wahren R[e]l[i]g[io]n“. 620 Zum Großteil überschriebene Bleistiftnotizen [26vr] unlesbar. 621 „1.“ am oberen Seitenrand [27rr] ; „1“ bezeichnet den Bogen. - Die „Vorlesung am 4 [.] Mai 1863“ [26vr- 30vr] , die den Fortgang der Thematik unterbricht und die Frohschammer offensichtlich zum genannten Datum im Rahmen seiner Vorlesung zur Religionsphilosophie als Antwort auf das an ihn ergangene Verurteilungsschreiben Papst Pius IX. „Gravissimas inter“ vom 11. Dezember 1862 (DH 2850-2861) hielt, ist erst im Nachhinein an dieser Stelle eingeschoben worden. Erst nachdem Frohschammer sich nicht dazu bereit erklärt hatte, den vom Papst geforderten Widerruf in der gewünschten Form zu leisten, veröffentlichte der Münchener Erzbischof Gregor von Scherr am 4. April 1863 das päpstliche Verurteilungsschreiben „Gravissimas inter“ im Pastoral-Blatt für die Erzdiözese München-Freysing 4 (1863) Nr. 14, 57-59 in lateinischer Sprache. In den Osterferien 1863 erging darüber hinaus von Seiten der Bischöfe ein Verbot an die Theologiestudenten, Frohschammers Vorlesungen zu hören. Vgl. zu diesen Vorgängen Lachner, Raimund, Jakob Frohschammer (1821-1893). Leben und Werk (Studien zur Theologie und Geschichte, 5), St. Ottilien 1990, 42-54. 622 „in Betreff“ über der Zeile. 623 „u[nd] auch jenen [,] die d[u]rch ein Machtgebot fern gehalt[en] sind“ am Seitenrand [27rr] eingefügt. 624 „zu“ über der Zeile. 625 „Anführung“ am Seitenrand [27rr] eingefügt. 626 „a)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. - Randbemerkung [27rr] : „M[eine] L[e]hre“. <?page no="98"?> 88 tistis[c]hen und naturalistis[c]hen Richtung der Zeit gegenüber das große u[nd] 627 ideale Wesen des Menschen zu erforschen und geltend zu machen und insbes[ondere] die Wahrheit und das Recht der Religion darzuthun und zu vertheidigen. Und alle meine Schriften sind nichts Andres als der Ausdruck und das Resultat dieses Strebens. b) 628 Da kommt nun v[on] Rom, v[om] Oberhaupte der kathol[ischen] Kirche [,] ein Schreiben 629 und wird öffentlich bekannt gemacht, in welchem mir verderblichste Irrthümer (perniciosissimi errores) Schuld gegeben und das Aergste zum Vorwurf gemacht wird, was bei einem öffentl[ichen] Lehrer möglich ist, näml[ich] Unwahrheit, Lüge behauptet zu haben. Dieß Letzte bezieht sich auf meine Ausstellungen in Betreff der Congreg[ation] des Index d[er] verbot[enen] Bücher; - die verderblichsten Irrthümer aber sollen darin bestehen, daß ich der Vernunft zu viel Kraft zuschreibe und eine wirkl[iche] Erkenntn[i]ß auch v[on] den eigenthüml[ichen] (specif[ischen]) Geistl[ichen] Lehren oder Mysterien des Christenth[ums] behaupte, ja in alle Tiefen der Gotth[ei]t einzudringen 630 , anmaßen müße 631 , - und 2. darin, daß ich eine Freiheit der Wiss[e]ns[c]h[aft] lehre u[nd] in Anspruch nehme, die vielmehr eine zügellose Willkür (effrenata licentia) 632 sey und alles Recht, Amt und Auctorität der Kirche aufhebe. c) Ob ich das Alles lehre und gelehrt habe, weiß jeder, der unbefangen meine Schriften gelesen od[er] meine Vorträge gehört [,] - ich gehe hier gar nicht darauf ein [,] auf alle Stellen meiner Schriften hinzuweisen 633 [,] wo hievon die Rede und das Gegenth[ei]l gelehrt wird. Ich will zuerst nur die Hauptquelle des Mißverständnisses, das hier obwaltet, bemerklich machen u[nd] dann die Auff[a]ß[un]g u[nd] Begründ[un]g der Philos[ophie] 634 der neu[ern] Z[ei]t rechtfert[i]g[en]. 635 [27rl/ 27vr] II. a) 636 In dem fragl[ichen] Schreiben ist stets v[on] ratio die Rede [,] und es soll damit unsre „Vernunft“ bezeichnet werden 637 , und die Philosophie wird bezeichnet als die scientia naturalis rationis, als Wissens[c]h[a]ft [,] die gewonnen werde ex principiis naturalibus rationis und damit soll unsre „Vernunftwissenschaft [“] (Philosophie) ausgedrückt seyn. Es ist nun leicht zu zeigen, daß hier die Quelle des Mißverständnisses ist, denn es ist hier der scholast[ische] Begriff v[on] Vernunfterk[e]nntn[i]ß (scientia rationis) auf uns[ere] Vernunfterken[n]tniß übertragen, wofür es im Lateinis[c]h[en] gar keinen Ausdruck gibt. 638 b) 639 Ratio selbst im ...sten (? ) Sinne genomm[en] 640 ist keineswegs unser Ver- 627 „große u[nd]“ über der Zeile. 628 „b)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 629 Randbemerkung [27rr] : „Päpstl[iches] S[c]hreib[en]“. 630 Unlesbares Wort über der Zeile. 631 „müße“ über der Zeile. 632 „(effrenata licentia)“ über der Zeile. 633 Randbemerkung [27rr] : „Unri[c]ht[i]gk[ei]t“. 634 „u[nd] üb[er]h[au]pt der neuern Philos[ophie]“ am Seitenrand [27rr] eingefügt. 635 In der Zeile folgendes „such[en]“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt; „in Kürze“ unter der Zeile. 636 „a)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 637 Randbemerkung [27vl] : „Ratio u[nd] Ver[n]u[n]ft“. 638 „b)“ nachträglich vor die Zeile gesetzt. 639 „b)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 640 „selbst im ...sten (? ) Sinne genomm[en]“ am Seitenrand [27vl] eingefügt. <?page no="99"?> 89 nunft, eher könnte noch intellectus dafür gebraucht werden, obwohl auch dieser Ausdruck keineswegs adäquat ist. Ratio 641 ist das Vermögen des Geistes [,] du[r]ch Ableitung, Folgerung aus bekannten Wahrheiten und zu oberst aus unmittelbar gewissen natürl[ichen] Wahrh[ei]t[en] od[er] Principien andere Wahrheiten zu gewinnen u[nd] zu begründen, - ist also Vermögen mittelbarer Erkenntniß, durch Deduction und Folgerung. Unser Vernunft dagegen ist uns (nach uns[erem] Sprachgebrauch) das Vermögen unmittelbarer Wahrnehmung 642 [,] Erkenntniß (zunächst) idealer Wahrheiten, ähnl[ich] 643 wie die Sinne für die 644 sinnl[iche] 645 Wahrnehmung das Vermögen sind - im G[e]g[e]nsatz zu Verstand, der uns das Vermögen vermittelter, mittelb[arer] Erk[e]n[n]tn[i]ß ist. c) 646 Wenn also ich behaupte: auch v[on] d[en] specifis[c]h christl[lichen] Wahrh[ei]t[e]n sey eine Vernunfterkenntn[i]ß 647 mögl[ich,] so verstehe ich etwas ganz andres darunter als die scholastis[c]he scientia rationis naturalis. Ich meine damit, daß die mens[c]hl[iche] Vernunft auch zu den sog[enannten] übernatürl[ichen] Wahrh[ei]t[e]n in ein inn[e]res 648 Verhältniß treten, Werth und Bedeutung davon in sich erfahren und darauf hin dann auch mehr od[er] weniger eine Erk[e]nntn[i]ß gewinnen könne, statt deßen aber wird mir die scholast[ische] Auff[a]ß[un]g zugeschrieben, als wollte ich die übernatürl[ichen] Wahrh[ei]t[e]n durch rationale, d[u]rch Verstandes-Operation aus natürl[ichen] Wahrh[ei]t[e]n ableiten. Das ist durchaus unrichtig u[nd] meiner ganzen Auffaßung der Philosophie zuwider. Freil[ich] ist „Vernunfterken[n]tniß“ andrers[ei]ts auch d) 649 nicht Erk[e]n[n]tn[i]ß ex principio divinae auctoritatis [,] sond[ern] eben ein Mittleres zwischen beiden - deßen Möglichkeit, ja Thatsächlichkeit von jeher anerkannt war 650 [,] in der neu[eren] Zeit aber nun besonders hervorgehoben wird u[nd] werden mußte. Eine Erk[e]n[n]tn[i]ß rein ex principiis div[inae] auct[oritatis] ist ja ohnehin rein unmögl[ich], da hier der hl. Geist selbst das Erkennende seyn müßte - was ja selbst die Theologie 651 doch nicht [27vr/ 28rl] in Anspruch nimmt, denn auch in ihr muß doch immer der menschl[iche] Geist selbst das Erkennende seyn (wie im Glauben das Glaubende) u[nd] die logischen Gesetze müßen gelten u[nd] das Urtheil muß v[om] G[ei]ste ausgehen, auch wenn die realen Principien die Dogmen selbst sind. III) Ich sagte so eben (sic! ): die menschl[iche] Vernunft in uns[erer] Auff[a]ß[un]g müßte in neu[erer] Zeit besonders hervortreten und mehr u[nd] mehr 652 zum Fundament der 641 „Ratio“ am Seitenrand [27vl] wiederholt. 642 „Wahrnehmung“ über der Zeile. 643 „ähnl[ich]“ über der Zeile. 644 „die“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „das“. 645 „Sinnl[iche]“ durch Überschreibung in „sinnl[iche]“ korrigiert. 646 „c)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 647 „Vernunfterk[enn]t[n]iß“ am Seitenrand [27vl] wiederholt. 648 „inn[e]res“ über der Zeile. 649 „d)“ nachträglich vor die Zeile gesetzt. 650 „in d[er] Mystik“ über der Zeile. 651 „selbst die Theologie“ am Seitenrand [27vl] eingefügt. 652 „mehr u[nd] mehr“ über der Zeile. <?page no="100"?> 90 philos[ophischen] Wissenschaft mit ihr[em] eig[e]nthüml[ichen] Inhalt u[nd] Wesen gemacht werden. 653 a) 654 Es liegt dieß Bedürfniß u[nd] Factum in der wiss[e]ns[c]h[aftlichen] Entwickl[u]ng der neu[eren] Z[ei]t üb[e]rh[au]pt begründet. - Die Naturwiss[e]ns[c]h[aft] 655 hat sich bekanntl[ich] nach langem, hartem Kampfe v[on] d[er] kirchl[ichen] Auctor[ität] od[er,] besser gesagt, v[on] der auf kirchl[iche] Auctor[ität] sich stützenden veralteten scholast[ischen] Naturauffaßung lose gemacht und einen selbstständ[i]g[en] Gang genomm[en], die Naturwiss[e]ns[c]h[a]ft hat 656 bekanntl[ich] zuerst h[au]ptsächl[ich] der Mechanik u[nd] Astronomie sich zugewandt 657 , dann die Principien der Mechanik immer mehr in alle übr[i]g[en] Zweige der Naturwiss[enschaft], Chemie, selbst Physiologie übertrag[en] u[nd] sucht 658 Alles daraus zu erklären 659 - endl[ich] auch die Lebendigk[ei]t u[nd] den mens[c]hl[ichen] G[ei]st mit s[einem] Denken, Woll[en] etc. selbst, wie die neueste Zeit zeigt. b) 660 Je mehr nun die äuß[ere] Natur so erforscht ward, desto mehr entstand das Bedürfniß [,] auch die innere subj[ective] Natur des Menschen ((u[nd] zwar in ihrem object[iven] Charakter)) 661 zu untersuchen u[nd] je mehr für die Naturfors[c]h[un]g als letztes Erkenntnißprincip die wirkende Ursache, insb[e]s[ondere] das mechanistis[c]he Gravitationsgesetz 662 erkannt und geltend gemacht ward, desto mehr mußte für die philos[ophische] Wiss[e]ns[c]h[aft] ein geistiges innerl[iches] Princip gefunden werden als letztes Erk[e]n[n]tn[i]ßprincip u[nd] als fester Halt g[e]g[enü]ber 663 der veräußerlichenden, mechanisirenden Naturerfors[c]hung. 664 a) 665 Und 666 das ist nun das neueste, geist[i]g[e] Bewußtseyn des M[e]nsch[e]n mit seinem ursprüngl[ichen] unvertilgbaren Inhalt - ist 667 insb[e]s[ondere] für alles höhere Wissen das [,] was wir Vernunft nennen in der oben angegebenen Bedeut[un]g [.] - 668 b) 669 Ein anderes Princip könnte dieß nicht seyn, denn irgend ein gegeb[ene]s müßte d[o]ch immer 653 Randbemerkung [28rr] : „Neue Philos[ophie] mit subj[ectivem] Funda[men]t.“ 654 „a)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 655 Randbemerkung [28rr] : „Naturwiss[enschaft] (mechanist[isch])“. 656 „die Naturwiss[e]ns[c]h[a]ft hat“ über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „bei der Natur, die“. 657 „zugewandt“ korrigiert durch Überschreibung ursprüngliches „zuwandte“. 658 „sucht“ über der Zeile. 659 „suchte“ in der Zeile gestrichen. 660 „b)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 661 Vorstehende Wörter auch im Original mit je zwei runden Klammern versehen. 662 „die W… (? ) u[nd] Z… (? )“ über der Zeile. 663 „g[e][g[enü]ber“ über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „mitten in“. 664 Randbemerkung [28rr] : „Je mehr [n]u[n] die mechanist[ische] Nat[u]rwiss[enschaft], die ihr[er]s[ei]ts ganz ber[ec]ht[i]gt ist, so lange sie in ihr[em] Gebiet bl[e]ibt“. Darunter [28rr] : „Gegengew[icht] d[ur]ch Vernunftwiss[enschaft]“. 665 „a)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 666 „a)“ im Nachhhinein vor die Zeile gesetzt; „Und“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „und“. 667 „ist“ über der Zeile. 668 Randbemerkung [28rr] : „… (? ) Bewußts[eyn] Immanenter (? ) G[e]h[a]lt, kein and[eres] Princip br[a]u[c]hbar“. 669 „b)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. <?page no="101"?> 91 erst angenommen u[nd] zu diesem Zwecke zuvor geprüft seyn, setzte also schon ein Prüfungs-Kriterium voraus. g) 670 Der Verstand in uns[erem] Sinne - (ratio u[nd] intellectus d[er] Scholastik) reichte auch nicht hin [,] da diese nur als an sich leere u[nd] formalistis[c]he Vermögen gelten [,] durch welche die höhere Erk[e]n[n]tn[i]ß, insb[e]s[ondere] die G[o]tt[e]serk[e]nntn[i]ß [,] die ja immer Hauptziel der Philosophie seyn muß - nicht erreichbar erscheint, denn dies[e] höhere Erk[e]n[n]tn[i]ß, G[o]tt[e]serk[e]n[n]tn[i]ß, kann so wenig durch eine Art generatio aequivoca, durch ein heterogenes Princip entstehen als die Organism[en], das Leben entsteht. [28rl/ 28vr] c) 671 Es geschah d[a]h[er] nicht umsonst od[er] zufällig, daß gerade um die Zeit [,] als die auf den Principien der Mechanik mehr u[nd] mehr 672 sich besinnende Naturforschung ihren Aufschwung nahm [,] auch in der Philosophie das Subject mit seiner Selbst- Gewißheit u[nd] sein[em] unmittelb[aren] Bewußtseyn zum Grund[-] u[nd] Eckstein der philos[ophischen] Forschung gemacht ward. 673 Je mehr die Naturfors[c]h[un]g sich veräußerlichte u[nd] erweiterte, desto mehr mußte sich die Philosophie vergeistigen, verinnerlichen u[nd] vertiefen - u[nd] dieß konnte nur geschehen dadurch [,] daß der tiefste u[nd] edelste Geistesgrund mehr u[nd] mehr erforscht u[nd] auf ihn (Vernunft) die höhere Wiss[e]ns[c]h[aft] gegründet ward. 674 d) 675 Deßhalb aber huldigt die neuere Philos[ophie] nicht, wie man ungerechter Weise immer ihr vorwirft, einem schlechten Subjectivismus - es gibt Extreme dieser Richtung - aber die Wendung der neu[eren] Philos[ophie] ist nicht nothwend[i]g so subjectivistisch 676 [,] denn nicht auf subj[ectivem] Belieben gründet sich d[ie]se Philosophie [,] sondern auf das allgemeine u[nd] darum selbst objective (v[on] subj[ectivem] Belieben unabhäng[i]g[e]) Wesen des mens[c]hl[ichen] Geistes [,] die ideale Natur u[nd] Fähigk[ei]t dess[e]lb[e]n, die allen Mensch[en] gemeinsam ist u[nd] es ermöglicht, d[a]ß der Mens[c]h üb[er]h[au]pt der höh[eren] Wahrh[ei]t fähig u[nd] daß alle M[e]nsch[e]n d[e]rselben Wahrh[ei]t u[nd] Erk[e]n[n]tn[i]ß fähig sind. - e) 677 Es handelte sich also darum nachzuweisen, was diese höhere Natur (Vernunft) sey u[nd] was sie voraussetze, da sie nicht durch generatio aequiv[oca] entstanden seyn konnte (was insb[e]s[ondere] nachzuweis[en] die Aufg[abe] spät[erer] Vorles[un]g[e]n seyn wird) - u[nd] es h[a]nd[e]lt sich darum [,] auf d[ie]s[e]m ideal[en] Grund u[nd] unmittelb[aren] Vernunft-Erk[e]n[n]tn[i]ß die philos[ophische] Wiss[e]ns[c]h[aft] aufzubauen, gegenüb[er] der mechanist[ischen] Naturfors[c]h[un]g u[nd] rationalist[ischen] od[er] natural[i]st[ischen] Weltanschauung. 670 „g)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 671 „c)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 672 „mehr u[nd] mehr“ über der Zeile eingefügt. 673 Randbemerkung [28vl] : „Gleichzeit[i]g[e] Wend[un]g in Naturw[i]ss[enschaft] u[nd] Philos[ophie]“. 674 Einfügung am Seitenrand [28vl] : „Nicht subjectivistis[c]h“. 675 „d)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 676 Unleserliche Wörter unter der Zeile. 677 „e)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. Randbemerkung [28vl] : „Eig[en]tl[ich] nächste Aufg[a]b[e]“. <?page no="102"?> 92 f) 678 Und d[ie]s[e]m philos[ophisch-]wissens[c]h[aftlichen] (ja auch rel[i]g[iö]s[en]) Bedürfniß Rechnung zu tragen durch die angedeutete Auffaßung u[nd] Ausbild[un]g d[e]r Philos[ophie,] war v[on] jeher mein Bestreben. D[e]ßhalb mußte ich wie dem Naturalismus (Mat[e]r[ia]l[i]s[m]us) so auch dem modernen Scholasticismus entgegentreten - u[nd] zwar diesem letztern deßhalb [,] weil er ein Hinderniß ist [,] den ersteren 679 wahrhaft zu überwinden u[nd] die Philos[ophie] auf dem Standpunkt der Unfähigkeit dazu erhalten würde. - Dann aber auch im Intereße der Fortbild[un]g der Philos[ophie] üb[er]h[au]pt [,] die als menschl[iche] Wiss[e]ns[c]h[aft] nicht immer auf Einem Punkt stehen bleiben kann. Dieß eigenth[üm]l[iche] V[e]rh[ä]ltn[i]ß u[nd] d[ie]s[e] Aufg[a]b[e] der neu[e]r[en] Philos[ophie] sollte man erwägen, ehe man über uns urtheilt u[nd] uns verurtheilt, da doch wohl 680 ein Anspruch best[e]ht [,] nach V[e]rh[ä]ltn[i]ß[en] u[nd] Streb[u]ng[e]n beurth[ei]lt zu werd[en]. Statt deß[en] aber scheint man auf [n]i[c]hts zu blick[en] - auf die scholast[ische] Wiss[enschaft] u[nd] uns[ere] Abweichung davon und zwar [28vr/ 29rl] derart 681 , daß uns[ere] Werke nur du[r]ch die Brille der Scholastik u[nd] sogar nach deren ganz verschied[e]nen (sic! ) Sprachgebrauch beurth[ei]lt werden. IV [)] Ich bemerkte, die scholast[ische] Wiss[e]ns[c]h[aft] sey nicht im Stande [,] der neu[eren] Naturwiss[e]ns[c]h[aft] das Gegengewicht zu halten und eine höhere, ideale Weltauff[a]ß[un]g zu begründen dieser gegenüber, 682 denn sie hat alle Kraft und alles Fundament dazu verloren. - a) 683 Bekanntl[ich] soll nach scholast[ischer] Art durch ratio (intellectus) einerseits u[nd] Naturbetrachtung andrers[ei]ts die höhere, die philos[ophische] Wiss[enschaft], die Metaphysik begründet, insb[e]s[ondere] Erk[e]n[n]tn[i]ß des Göttl[ichen] gewonnen werden. Man wollte hierin dem Aristot[eles] folgen. b) 684 Allein in beider B[e]z[ie]h[u]ng ist jetzt eine Gestalt[un]g d[ie]s[e]r Wiss[enschaft] unmögl[ich]. Für’s Erste schon deßh[a]lb, weil a) 685 die scholast[ische] ratio (intellectus) doch etwas andres ist als der Aristot[elische] nou/ j (erkennend[er] Geist). 686 D[ie]s[e]r war dem Aristot[eles] etwas unmittelbar Göttl[iches,] od[er] Gottähnl[iches,] u[nd] d[a]h[er] war er dazu angethan [,] eine Wiss[e]ns[c]h[aft] v[om] Göttl[ichen] allenfalls zu gewinnen - die scholast[ische] ratio d[a]g[e]g[en] ist doch nichts als ein leeres Abstractionsu[nd] Schluß-Vermögen, u[nd] es müßte eine Art generatio aequiv[oca] mögl[ich] seyn, wenn d[a]d[u]rch Metaphys[ik] begründet werden sollte. 687 678 „f)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. Randbemerkung [28vl] : „M[ein] Anth[ei]l an d[ie]s[em] Streb[en]“. 679 „zu“ in der Zeile gestrichen. 680 „wohl“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „jedermann“. 681 „2.“ am oberen Seitenrand [29rr] ; „2“ bezeichnet den Bogen. 682 Randbemerkung [29rr] : „Unfähigk[ei]t der Scholastik g[e]g[en]üb[er] d[er] neu[eren] Naturwiss[e]ns[c]h[a]ft.“ 683 „a)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 684 „b)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 685 „a)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 686 Randbemerkung [29rr] : „Arist[oteles] u[nd] s[c]hol[a]st[ischer] nouj u[nd] ratio“. 687 Einfügung am Seitenrand [29rr] : „Doch hätte dieß allerdings weniger, denn wenn ma[n] in d[e]r Theorie auch den G[ei]st als leeres Vermög[en] factisch u[nd] in Wirkl[i]chk[ei]t konnte man ihn doch nicht dazu mach[en], da er ab[er] seine eig[n]e N[a]tur doch behält u[nd] bewährt trotz falscher Theorie“. <?page no="103"?> 93 b) 688 Noch schlimmer sieht es mit dem andern Fundament der scholast[ischen] Philos[ophie] aus, näml[ich] mit der überkommenen Naturauff[a]ß[un]g. Es war dieß wesentl[ich] die Aristot[elische,] auf welche sich Alles besinnte (sic! ), diese aber ist durch die neu[er]e Naturfors[c]h[un]g größ[t]enth[ei]ls zerstört u[nd] damit auch das γ) 689 Fundament jener Wiss[e]ns[c]h[a]ft [,] so sehr man uns auch immer sagt, d[a]s Fundam[en]t s[e]y da. 690 - Die Scholastik war wohl eine Riesengestalt, aber sie hatte ein thönernes Fußwerk 691 - ich meine [,] sie 692 gründete wesentl[ich] auf Naturauff[a]ß[un]g [,] u[nd] zwar auf die Aristot[elische]. Nachdem nun diese thönernen Füße zerschmettert sind durch die moderne Naturwiss[e]ns[c]h[a]ft, wie soll denn der Koloß noch stehen? Mög[en] Haupt u[nd] Brust immerhin v[on] Gold u[nd] Silber seyn, sie kann sich doch selbst 693 nicht halten ohne Fundament u[nd] muß sich nach fremder Stütze umsehen, von der sie gehalten u[nd] getragen wird. Und darum klammert sie sich jetzt an die Auctorität an u[nd] setzt, so viel sie kann [,] diese für sich ein, um sich daran zu halten, 694 statt d[ie]s[e]r eine Stütze, wenn auch nur eine mens[c]hl[iche] zu seyn. d) 695 Eine Wiss[e]ns[c]h[a]ft aber [,] die Bullen u[nd] Breven 696 braucht, um sich zu halten, zeigt dadurch schon, daß sie unbrauchbar u[nd] nutzlos, wo nicht gar schädlich ist für die Auctor[ität]. Denn sie zeigt sich d[a]d[ur]ch als machtlos u[nd] ohne geist[igen] 697 Einfluß auf die Bild[un]g u[nd] Ueberzeugung der Zeit. Und wenn d[ie]se Wissenschaft ohne Gegner, durch die Auctor[ität] richten u[nd] verurth[ei]l[e]n läßt [,] statt sie zu widerlegen, dann richtet u[nd] verurth[ei]lt sie sich damit als Wiss[e]ns[c]h[a]ft nur selbst. Was ist eine Wiss[en]s[c]h[a]ft [,] die sich v[om] Glaub[en] u[nd] v[on] d[er] Glaubensauctor[ität] muß halt[en] lass[en]? [29rl/ 29vr] e) 698 Die Kirche u[nd] ihre Auctor[ität] hat hiebei sicher keinen Nutzen [,] sie gefährdet sich vielmehr selbst durch d[ie]s[e]n Schutz einer unfruchtbar gewordenen Form der Wiss[enschaft] u[nd] sie schadet sich selbst dad[u]r[c]h, daß sie verhindert, daß eine andere [,] bessere Philos[ophie], die der mechanist[ischen] 699 Naturwiss[enschaft] gewachsen wär[e], sich bilden kann, von der sie selbst wahrhafte Förderung u[nd] Unterstütz[u]ng erhalten könnte. V. Uebrigens setzt sich hier nur der Kampf fort, der früher gegen die Naturwiss[enschaft] geführt wurde 700 - die sich trotzdem fein gemacht u[nd] großartig entwickelt hat. - 688 „b)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 689 „g)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 690 „so sehr man uns auch immer sagt, d[a]s Fundam[en]t s[e]y da“ über der Zeile. 691 Randbemerkung [29rr] : „(S[c]hol[a]st[i]sch[e]r Coloss u[nd] neu[ere] Naturwiss[enschaft]“. 692 „sie“ korrigiert durch Überschreibung ursprüngliches „die“. 693 „selbst“ über der Zeile. 694 „u[nd] ... (? )“ über der Zeile. 695 „d)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 696 „Bullen u[nd] Breven“ am Seitenrand [29rr] . 697 „geist[igen]“ über der Zeile. 698 „e)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 699 „mechanist[ischen]“ über der Zeile. 700 Randbemerkung [29vl] : „Früh[erer] Kampf g[e]g[en] d[ie] Naturwiss[enschaft]“. <?page no="104"?> 94 a) 701 Ein Kampf [,] der früher auch geführt ward vermeintl[ich] im Int[e]r[e]ße des chr[i]stl[ichen] Glaubens, in der That aber nur im Intereße einer veralteten Wiss[e]ns[c]h[a]ft. Dieß zeigt sich schon darin, daß der Glaube doch mit der siegreichen Naturwiss[enschaft] sich abzufinden u[nd] zu vereinbaren wußte u[nd] nur die veraltete Naturauff[a]ß[un]g üb[er] d[ie]s[e]m Siege zu Grunde ging. Nutzen hatte bei jenem Kampfe Niemand, der Glaube ward vielmehr vielfach erschüttert, die Wiss[e]ns[c]h[aft] vielfach gehörnt u[nd] die einzelnen Forscher verfolgt u[nd] gequält. D[a]g[e]g[en] hatte gerade die Auctor[ität] dauernden Schaden d[a]d[u]rch, daß sie sich der unhaltbaren wiss[enschaftlichen] Form angenommen u[nd] im Namen des Glaubens für sie gekämpft - denn da sie s[c]hli[e]ßl[ich] doch aufgeben mußte, so ist dieser 702 Kampf als dauerndes Argument ad hominem gegen sie geblieb[en]. b) 703 Man klagt immer, daß die Naturwiss[enschaft], d[a]ß d[ie] Philos[ophie] sich v[om] Glaub[en] u[nd] v[on] d[er] Kirche entferne - man sollte auch bedenken, d[a]ß die 704 Organe der Kirche sie 705 vielfach v[on] sich gestoßen haben u[nd] es nur zu oft noch thun. Und statt eine vertieftere Wiss[enschaft] gegen sie hervorzurufen od[er] wenigstens zu gestatten - sie d[u]rch Verfolg[un]g u[nd] Verurth[ei]l[un]g zu hörnen u[nd] zu unterdrücken sucht[en]. c) 706 Dasselbe wiederholt sich nun gegen die Philosophie. Es wird die Ford[eru]ng gestellt, die Philos[ophie] als Wiss[e]ns[c]h[a]ft selbst müße sich der Auctor[ität] unterwerfen, nicht blos persönl[ich] der Philosoph. Dieß Letztere ist mögl[ich] 707 u[nd] hat einen Sinn, da der Philosoph wohl Glauben u[nd] Wissen zugleich in sich vereinige[n] kann - was die Philosophie als Wiss[e]ns[c]h[a]ft nicht vermag, da sie nur Wissen und Wissenssystem ist u[nd] seyn kann ihrem Begriffe gemäß. Jede Unterwerf[u]ng, jeder Befehl ist da hemmend u[nd] verderbl[ich] für die Wiss[e]ns[c]h[a]ft [.] - Und 708 wenn die Kirche Unterwerf[un]g fordert [,] dann hat auch der Staat das Recht dazu 709 [,] u[nd] alle Wiss[e]ns[c]h[a]ft geht zu Grunde. Soll also Wiss[e]ns[c]h[a]ft üb[er]h[au]pt bestehen, so muß sie selbstständ[i]g seyn, ihr[e]n eignen Gesetzen nur folgend, nicht fremd[en] gegebenen, dictirten Gesetz[en] u[nd] Resultat[en]. Die Selbsterhalt[un]g d[e]r Wiss[enschaft] fordert sie auf [,] ihre Selbstst[ä]nd[i]gk[ei]t zu wahren. 710 [29vr/ 30rl] VI. a) 711 Die Wiss[e]ns[c]h[aft] hat ein urspr[ü]ngl[iches], angestammtes Recht auf Selbstständ[i]gk[ei]t, ein Naturu[nd] göttl[iches] Recht, das ihr nicht genommen werden 701 „a)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 702 „dieser“ korrigiert durch Überschreibung ursprüngliches „dieß“. 703 „b)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 704 „Träger“ in der Zeile gestrichen. 705 „K“ in der Zeile gestrichen. 706 „c)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 707 Unleserliche Wörter über der Zeile. 708 „Und“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „und“. 709 „Und wenn die Ki[rc]he die Philos[ophie] vorschreibt, dann hat auch d[er] Staat d[a]s R[ec]ht etc.“ über der Zeile. - Dazu die Randbemerkung [29vl] : „u[nd] v[ie]ll[ei]cht entgegengesetzte Phil[o]s[ophie] zu fordern -“. 710 Randbemerkung [29vl] : „Nicht effrenata licentia“. 711 „a)“ über der Zeile. <?page no="105"?> 95 darf, wenn nicht die M[e]ns[c]hh[ei]t um 712 die Wahrh[ei]t u[nd] selbst d[en] Glauben 713 gebracht u[nd] in Aberglauben u[nd] Barbarei versinken soll. Recht verstanden ist darum die Wiss[e]ns[c]h[a]ft v[on] Gottes Gnaden [,] wie ich b[e]h[au]pt[e]t habe. Doch ich 714 (u[nd] ich mache durchaus nicht Anspruch [,] der Erste zu seyn [,] der d[ie]s[e]s 715 behauptet) - überall [,] wo wahre Wiss[e]ns[c]h[a]ft gefördert wird [,] versteht sich dieß v[on] selbst, denn es 716 das erste 717 natürl[iche] Recht derselben. Ich will nur Einen anführen, deßen Wort meine Gegner selbst gelten laßen u[nd] der es gleichwohl mit aller Entschied[e]nh[ei]t ausspricht: Thomas v[on] Aq[uin] sagt: Principiorum (autem) naturaliter natorum cognitis nobis divinitus est indita, cum ipse Deus sit auctor nostrae naturae. Haec ergo principia etiam divina sapientia continet. Quidquid igitur principiis hujusmodi contrarium est, est divinae sapientiae contrarium: non igitur a Deo esse potest. Ea igitur quae ex revelatione divina per fidem tenentur, non possunt naturali cognitioni esse contraria. Hier ist das göttl[iche] Recht der Wiss[enschaft] klar ausgesprochen, - die Principien sind uns göttl[ich] gegeben, sie entsprechen den Principi[en] im g[ö]ttl[ichen] G[ei]ste; was ihnen zuwider ist, das ist auch dem g[ö]ttl[ichen] G[ei]ste zuwider u[nd] kann nicht v[on] Gott seyn. So also ruht in d[er] Tiefe d[e]s mens[c]hl[ichen] G[ei]st[e]s urspr[ü]ngl[ich] das Kriterium der Wahrh[ei]t u[nd] der Off[e]nb[arun]g selbst. - I[c]h mein[er]s[ei]ts habe nie mit mehr Schärfe das Recht der Wiss[enschaft] ausgesprochen [,] nur die Consequenz habe ich geltend gemacht. Dieß Recht muß die Vernunft auch brauch[en] dürf[en], sonst hätte es gar keine Bedeut[un]g. - 718 Aber wenn d[ie] Wiss[enschaft] das Recht hat, wo kämen wir da hin [m]it d[er] Auct[orität? ] 719 Man frage lieber 720 : wenn sie es nicht brauch[en] darf, wo kommt d[ie] Wiss[enschaft,] wo die M[e]ns[c]hh[ei]t selbst hin? Aller Unters[c]h[ie]d v[on] wahrer u[nd] fals[c]her Auct[orität], v[on] Wahrh[ei]t u[nd] Unwahrh[ei]t hört auf u[nd] es herrscht nur noch Willkür, Zufall u[nd] Gewalt. 721 b) 722 Da es sich nun bei der Ford[e]r[u]ng, die Philosophie selbst müße sich unterwerfen, nicht um eine einzelne L[e]hre, nicht um diese oder jene Behauptung, die ich etwa aufgestellt habe, handelt, sond[ern] um das Grundprincip, das Grundrecht u[nd] Fundament aller Wiss[e]ns[c]h[a]ft - so kann d[ie]se Ford[e]r[u]ng 723 zu erfüllen [,] nicht mehr als meine persönl[iche] Sache betrachtet werden [.] - Wenn ich als Lehrer an der Hochschule verpflichtet wäre, sie zu erfüllen, dann auch jeder andere. Und 724 die ganze Universität 712 „um“ über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „v[on]“. 713 „und selbst d[en] Glauben“ über der Zeile. 714 „wie ich b[e]h[au]pt[e]t habe. Doch ich“ über der Zeile. 715 In der Zeile folgndes „P“ gestrichen. 716 Verb, z.B. an die Stelle passendes „ist“, fehlt. 717 In der Zeile folgendes „N“ gestrichen. 718 „Man sage nicht“ über der Zeile. 719 „[m]it d[er] Auct[orität]“ über der Zeile. 720 „frage lieber“ über der Zeile ersetzt in der Zeile teilweise gestrichenes „könnte entg[e]g[en] frag[en]“. 721 Die beiden letzten Absätze von „Principiorum (autem) naturaliter“ bis „Willkür, Zufall u[nd] Gewalt.“ am Seitenrand [30rr] eingefügt. 722 „b)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 723 „nicht“ in der Zeile gestrichen. 724 „Und“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „u[nd]“. <?page no="106"?> 96 u[nd] die Akademie als die 725 höchsten Organe der Wissenschaft müßten sich dazu bekennen u[nd] Unterwerfung geloben. Und ich hätte, selbst wenn ich wollte, gar nicht das Recht, der Wiss[e]ns[c]h[a]ft Unterwerf[u]ng zuzumuth[en,] so lange ich Lehrer an d[er] Universität bin [.] 726 c) 727 Und ich noch am wenigsten, da ich gerade auch d[ie] Wiss[en]schaftslehre zu vertreten habe u[nd] die wesentl[ichen] Merkmale ders[e]lb[en] anzuzugeb[en] (sic! ) u[nd] zu begründen die specielle Aufgabe habe. Ein constitutives Merkmal derselben ist wohl die Freiheit [,] d.h. Gesetzmäßigkeit, aber nicht die Unterwerfung, u[nd] ebenso wenig kann ich als wesentl[iches] Merkmal 728 der Wiss[e]ns[c]h[aft] anerkennen [,] daß sie niemals etwas Neues, bisher noch nicht Gehörtes lehren dürfe, u[nd] ebenso wenig habe ich ein Recht zu behaupten, daß es Grenzen gebe, welche die Wiss[e]ns[c]h[aft] 729 niemals zu 730 überschreiten 731 das Recht habe, denn das Recht der Forsch[u]ng, der Vernunft u[nd] Wiss[e]ns[c]h[a]ft ist ein unbegrenztes - u[nd] was immer der menschl[iche] Geist zu erk[e]nnen vermag, das darf er auch erkennen, das ist er auch berechtigt zu erkennen. 732 VII. 733 Von der Index-Congregat[ion] 734 hier zu reden, will ich Umgang nehmen - u[nd] nur bemerken [,] daß derj[enige,] der verhüthen will, daß 735 die kirchl[iche] Auctor[ität] auch fernerhin solchen Schaden nehme dur[c]h Urtheile di[e]ser Congregat[ion,] die sich später als irrig erweisen 736 u[nd] zum Besten der Wiss[en]s[c]h[a]ft u[nd] der Glaub[en]sauctor[ität] selber auf Reform drängt, doch wohl nicht verdient [,] so 737 schimpflich 738 bezeichnet u[nd] 739 verfolgt zu werd[en]. 740 [30rl/ 30vr] VIII [.] 741 Zum Schluße [,] m[eine] H[erren], nur noch dieß. a) 742 Der Glaube u[nd] die Wiss[e]ns[c]haft sind zwei der größten Güter der M[e]nschh[ei]t, die diese beide bedarf. 743 Aber man darf nicht das Eine d[ie]s[e]r Güter erhalten wollen auf Kosten des andern, man darf nicht das Eine unterdrücken od[er] zerstören, um das Andere zu erhal- 725 „die“ über der Zeile. 726 „so lange ich Lehrer an d[er] Universität bin“ über der Zeile. 727 „c)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 728 „od[er] Pflicht“ über der Zeile. 729 „mit Recht“ in der Zeile gestrichen. 730 „zu“ über der Zeile. 731 „dürfe“ in der Zeile gestrichen. 732 Einfügung am Seitenrand, die wieder gestrichen wurde [30rr] : „Abgewiesen aber ist durchaus [,] d[a]ß d[ie]s[e]s R[ec]ht u[nd] Fr[e]ih[ei]t d[e]r Wiss[enschaft] effrenata licentia s[e]y [.] - Nur Gesetzmäß[i]gk[ei]t - Mißbrau[c]h zwar mögl[ich], aber“. 733 „VII.“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 734 „Wo“ in der Zeile gestrichen. 735 „nicht“ in der Zeile gestrichen. 736 „wohl nicht“ in der Zeile gestrichen. 737 „Eb[en]so“ in der Zeile gestrichen. 738 „zu“ in der Zeile gestrichen. 739 „zu“ in der Zeile gestrichen. 740 „doch wohl nicht verdient [,] so schimpflich bezeichnet u[nd] verfolgt zu werd[en].“ am Seitenrand [30rr] eingefügt. 741 „VIII“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 742 „a)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 743 „Sie bedarf beider.“ am Seitenrand [30vl]. <?page no="107"?> 97 ten. Beide fordern u[nd] ergänzen sich. - b) 744 Nichts pflegt hartnäckiger festgehalten zu werden als dieß [,] daß Eines dem andern untergeordnet seyn müße, insb[e]s[ondere,] daß die Wiss[e]ns[c]h[aft] dem Glauben u[nd] d[er] ch[ri]stl[ichen] 745 Glaubensauctorität unterworfen seyn müße, weil sonst das Chr[i]st[en]th[um] u[nd] die Kirche ih[re] Mission u[nd] Aufg[a]be nicht erfüllen könnten. Allein das ist eine Täusch[u]ng u[nd] ... (? ) unberechtigtes Mißtrau[en] in den Glauben u[nd] das Chr[i]st[e]nth[um]. - c) 746 Im Mittelalter hat man auf dies[e]lbe W[ei]se argumentirt 747 , daß der Staat der Kirche untergeordnet seyn müße, da ja sonst die kirchl[iche] Mißion gar nicht zu erfüllen wäre [.] - Jetzt sind beide coordinirt u[nd] Sittl[i]chk[ei]t u[nd] R[e]l[i]g[io]s[i]t[ä]t befinden sich wohl nicht schlechter als im Mittelalter [.] - Die Civilisation ist vielmehr größer. - d) 748 Dass[e]lbe ist der Fall mit d[er] Wiss[e]ns[c]h[aft], die ja ohnehin keine so unmittelb[ar] practisch eingreifende Macht hat, wie der Staat [.] - Glaube u[nd] Kirche wird (sic! ) sich bei freier Wiss[enschaft] nicht schlimmer befinden - u[nd] schlimm genug, wenn sich beides nur erhalten könnte durch Unterdrück[u]ng der Wiss[e]ns[c]h[a]ft, das wäre ein Zeugniß gegen sie. Wenn gleichwohl Conflicte entstehen, so kann u[nd] soll diese persönl[icher] guter Wille ausgleichen. e) 749 Hier nun an d[ie]s[e]r Stelle hat die Wiss[e]ns[c]h[aft] ihre Rechte geltend zu machen u[nd] ihre Selbstständ[i]gk[ei]t zu wahren. Dieß 750 gedenke ich 751 auch in Zukunft zu thun mit aller angemeßenen Achtung vor dem Glauben, wie es bisher geschehen, u[nd] ich bin überzeugt 752 [,] daß auch Sie [,] m[eine] H[erren,] um dessentwillen Ihr Vertrauen [,] das beste, das einem öffentl[ichen] Lehrer 753 zu Th[ei]l werden kann, mir 754 nicht entziehen, sond[ern] wie bisher so auch fernerhin gewähren werden. [30vr/ 31rl] 744 „b)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 745 „ch[ri]stl[ichen]“ über der Zeile. 746 „c)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 747 „beweisen wollen.“ am Seitenrand [30vl] . - Über der Zeile: „d[en] Bew[e]is füh[ren] woll[en]“. 748 „d)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 749 „e)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 750 „Dieß“ über der Zeile anstelle von in der Zeile gestrichenem „u[nd] ich“. 751 „ich“ über der Zeile; „es mit all der“ in der Zeile gestrichen. 752 „bin überzeugt“ über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „hoffe“. 753 „gewährt werd[en]“ in der Zeile gestrichen. 754 „mir“ über der Zeile. <?page no="108"?> 98 I [.] Kapitel od[er] Theil. 755 I [.] Theil. Ursprung u[nd] Entwicklung der R[e]l[i]g[io]n. 756 Vorbem[erkung: ] In d[ie]s[em] Th[ei]l woll[en] wir 757 , wie bemerkt wurde, ausgehend v[on] d[er] R[e]l[i]g[io]n als allgem[einer] Thats[ache], als histor[ischer] Erscheinung in der Mens[c]hh[ei]t - den wahre[n] Urspr[un]g der R[e]l[i]g[io]n gefund[en] u[nd] ihre so verschiedenart[i]ge Entwickl[un]g u[nd] Ausgestalt[u]ng erkannt u[nd] erklärt werden. 758 Wollten wir rein synthetis[c]h verfahren [,] d.h. v[om] M[e]ns[c]heng[ei]ste selber nur ausgehend 759 u[nd] aus d[ie]s[e]m uns[ere] Erk[e]n[n]tn[i]ße abzuleit[en] beginn[en] - so müßten wir anfang[en] v[on] der im M[e]nsch[e]ng[ei]ste ruhend[en] Idee der R[e]l[i]g[io]n od[er] d[em] rel[i]g[iö]s[en] Bewußts[eyn] od[er] v[on] dem mens[c]hl[ichen] G[o]tt[e]sbewußtseyn. Allein da d[ie]s[e]s G[o]tt[e]sbewußts[eyn] selbst doch im M[e]nsch[en] erst geweckt wird durch die histor[ische] R[e]l[i]g[io]n, in der jeder M[e]ns[c]h erzogen wird, wir also schon R[e]l[i]g[ion] hab[en], ehe wir philosophir[en] 760 [,] also d[u]rch (die thatsächl[ich] s[c]hon vorhandene R[e]l[i]g[io]n) u[nd] wir - wie gesagt [-] nur d[ie]se histor[i]s[c]h[e] R[e]l[i]g[ion] ihr[em] Wesen u[nd] ihrer Wahrh[ei]t nach erkennen woll[en] an uns[erem] eign[en] rel[i]g[iö]s[en] Bewußts[eyn] - so ist es naturgemäßer zuerst die histor[i]s[c]h[e] Erscheinung der R[e]l[i]g[io]n [,] die wir erk[ennen] woll[en] 761 [,] mehr zu charakterisir[en,] dann nach 762 d[ie]s[e]r Ers[c]heinu[n]g [,] 763 Ursp[run]g u[nd] Entwickl[un]g zu fors[c]h[en], d[a]h[er] §: 5. 764 §: 5 Die Religion als allgemeine Thatsache der Menschheit. I) Die Religion ist eine allgem[eine] Thatsache der M[e]nschh[ei]t [,] d.h. Alle Völker, so viel wir davon auf der Erde kennen, mögen sie noch auf derselb[en] existiren od[er] schon v[on] derselben verschwunden sein, haben u[nd] hatten Religion. 765 755 „Religionsphilos[ophie] 5“ am oberen Seitenrand [31rr] ; „5“ bezeichnet den Bogen. Der an dieser Stelle beginnende Bogen [31rr/ rl-32vr] und der daran anschließende Bogen [33rl-34vr] bilden die Fortsetzung der oben [17vr] zunächst unterbrochenen Fassung der Vorlesung zur Religionsphilosophie [1rl oder 5rl-17vr] . 756 Die beiden folgenden ineinandergreifenden Randbemerkungen [31rr] sind dem ursprünglichen Haupttext [31rl] vorgeschoben. 757 „woll[en] wir“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „soll“. 758 Folgender Abschnitt „Wollten … §: 5.“ [31rr] versteht sich als Einfügung in die bestehende, erste Randbemerkung [31rr] . 759 „v[on] dem in ihm ruhend[en] Inhalt“ in der Zeile gestrichen. 760 „wir also schon R[e]l[i]g[ion] hab[en], ehe wir philosophir[en]“ über der Zeile. 761 „die wir erk[ennen] woll[en]“ über der Zeile. 762 „nach“ über der Zeile. 763 „zuerst“ in der Zeile gestrichen. 764 An dieser Stelle endet die zweite Randbemerkung [31rr] . 765 Randbemerkung [31rr] : „(NB [: ] ad Einl[eitung] §: 3 [„ad Einl[eitung] §: 3“ über der Zeile] [.] Da d[a]s Daseyn G[o]tt[e]s nicht eig[e]ntl[ich] bewiesen werden kann, sond[ern] unmitt[e]lb[a]r im Bewußtsey[n] des <?page no="109"?> 99 Gehen wir näml[ich] in der Geschichte so weit als möglich zurück zu den Anfängen der Menschh[ei]t, so begegnen wir rel[i]g[iö]s[e]n Vorstellungen; ja noch mehr die ältesten Sagen aller Völker enthalten fast ausschließlich nur Religiöses; sie handeln v[on] den Göttern, v[on] der Thätigk[ei]t ders[e]lb[e]n bei Entsteh[u]ng der Welt u[nd] der Menschen (Theogonieen u[nd] Kosmogoni[een]); von 766 den Erscheinungen u[nd] Off[e]nb[a]r[u]ng[e]n der Gotth[ei]t [,] v[on] ihrem Verkehr mit den erst[en] Menschen u.s.w. Kurz [,] die Urgeschichte der Menschh[ei]t ist bei allen Völkern eine Religionsgeschichte; ein Kreis von verschiedenen Sagen u[nd] Mythen. Und bei jedem Volk finden wir, wenn es aus dem dunklen, nebulosen Gebiete mystischer Vorzeit in die wirkl[iche] klare Geschichte der Menschh[ei]t eintritt, die Religion schon vorhanden. Ebenso wenn wir auf die erst in den neueren Zeiten entdeckten u[nd] bekannt gewordenen Urvölker Amerika’s, Australien’s u[nd] Afrika’s blicken [,] so finden wir auch bei ihnen allenthalben religiöse Vorstellungen; selbst bei den rohesten, auf der tiefsten Stufe stehenden Völkerschaften finden sich wenigstens dunkle Spuren u[nd] Ahnungen solcher Art, wie sie der R[e]l[i]g[io]n eigenthümlich sind u[nd] die sie wesentl[ich] v[on] den Thieren (den Affen) unterscheiden, v[on] denen sie sonst nicht viel unterschieden sind. II) Das Wesentliche u[nd] Gleichartige, das sich in allen Religionen, bei aller sonst[i]g[e]n Verschiedenh[ei]t u[nd] Entgegen[ge]setztem sogar, findet u[nd] das allen im Grunde doch den Einen u[nd] gleichen Charakter - eben den der Religion näml[ich] verleiht -, sind aber folgende Momente od[er] Elemente der Religion: 1) In allen Religionen, auch in den unvoll[-] [31rl/ 31vr] kommensten [,] findet sich das Bewußtseyn, der Glaube od[er] wenigstens die Ahnung eines Göttlichen, einer Macht [,] die erhaben sei 767 (zwar unsichtbar, aber doch höher) sei über 768 als das Sichtbare, als der Mensch 769 u[nd] die ihn umgebende Natur. Dies[e]r Glaube, d[ie]se Ahnung eines Unsichtbaren, wenigst[en]s Erhabenen 770 [,] Göttlichen [,] die wie natürl[ich] das Hauptmoment jeder Religion ist u[nd] die Grundlage alles Uebrigen, was in’s Gebiet des Religiösen gehört -, findet sich bei allen Völkern, selbst den verkommensten u[nd] rohesten. So schreiben z.B. die Australier die Ungewitter, das Glück u[nd] Unglück einem höhern, unsichtbaren Wesen zu, von dem sie freilich weiter größtenth[ei]ls keine Notiz nehmen, als daß sie sich davor fürchten. - In ähnl[icher] Weise ahnen die Süd-Amerikanis[c]h[en] Waldindianer (Indios da mattos) vornehml[ich] im Donner ein höheres Wesen, das sie nicht mit Augen sehen können (To- Menschen gegeben ist, so ist nicht mit der spekulat[iven] Erört[e]r[u]ng üb[er] Gott anzufang[en,] sond[ern] vielmehr mit der histor[i]s[c]h[en], unmittelb[aren] Daseynsweise des G[o]tt[e]sbewußtseyns, oder der Religion - den Beweis [,] daß es ein[en] G[o]tt gibt [,] ist das unmitt[e]lb[a]re [„unmitt[e]lb[a]re“ über der Zeile] G[o]tt[e]sbew[u]ßtseyn [,] d.i. die Religion - d[u]rch sie wissen wir v[on] Gott u[nd] können darum Gott zum G[e]g[e]nst[a]nd wiss[e]ns[c]h[a]ftl[icher] Untersuchung machen [,] nicht umgekehrt die R[e]l[i]g[io]n d[u]rch Philosophie gründen.)“ 766 „von“ korrigiert durch Überschreibung ursprüngliches „Von“. 767 „erhaben sei“ über der Zeile. 768 „über“ über der Zeile. 769 „den M[e]ns[c]h[en] u[nd]“ über der Zeile. 770 „wenigst[en]s Erhabenen“ über der Zeile. <?page no="110"?> 100 pan u[nd] Lehmfuß = bös[er] (? ) Gott). - Wenn auch d[ie]se rohesten Völker vorzugsweise ein hohes Wesen ahnen u[nd] fürchten in den gewalt[i]g[en], gefährl[ichen] Naturerschein[un]g[e]n, so thut das der oben aufgestellten Behaupt[u]ng, d[a]ß in allen R[e]l[i]g[io]nen u[nd] bei allen Völkern ein Unsichtbares, Höheres geehrt od[er] geglaubt wird, keinen Eintrag. Denn auch das böse Wesen ist ihnen nicht etwas Sichtbares, nicht die Natur, nicht die Erscheinung selbst, sond[ern] etwas hinter d[ie]s[e]r Verborgenes, Geheimnißvolles, Höheres. Was so auf der minderst[en] Culturstufe schon der Fall ist, das ist natürl[ich] noch mehr z[um] Bewußts[eyn] u[nd] zur Aussprache gebracht bei den höh[er] stehenden Völkern. Darum also steht die Behauptung fest, d[a]ß alle Völker in ihre Weltanschauung den Gegensatz einer sichtbaren u[nd] unsichtb[aren] Sphäre des Daseyns aufnehmen 771 , ein Irdis[c]hes u[nd] Göttliches v[on] einander unterscheiden. Die Wilden, wenn sie den nächsten besten G[e]g[e]nst[a]nd [,] der ihnen auffällt [,] zu ihr[em] Gott [,] d.h. Götzen od[er] Fetis[c]h machen - betracht[en] ihn doch jetzt ganz anders - nicht mehr so wie die and[eren] 772 Naturgeg[e]nst[ä]nde, sond[ern] legen ihm eine geheime, höhere Macht bei [.] - Also verehr[en] sie nicht die Natur [,] sond[ern] d[ie] Uebernatur - fürchten sich vor der G[o]tth[ei]t od[er] d[em] Götzen nicht so wie etwa der Schlange od[er] dem Tiger - erwarten v[on] d[ie]s[e]m Götzen nicht eine Hülfe wie etwa v[on] ein[em] Kamerad[en] od[er] v[on] ei[nem] Haus[-]Thiere 773 , sond[ern] eine geheimnißvolle zauberische - üb[er] d[a]s Gewöhnl[iche], Natürl[iche] erhabene. 774 Ad Ursp[ru]ng § 775 Diese Scheidung der Welt od[er] alles Daseyns in Sichtbares u[nd] Unsichtbares [,] in Natürliches u[nd] üb[er] d[ie] gewöhnl[iche] Natur Erhab[enes] 776 ist in dieser Allgemeinheit ebenso wichtig als merkwürdig; denn da sie sich sogar 777 bei Völkern findet, bei 778 denen nicht blos jede Spur irg[end] einer rel[i]g[iö]s[en] Off[e]nbarung u[nd] historischen Ueberlief[e]r[u]ng derselben (jetzt) 779 fehlt, sondern die auch ohne alle Bildung, ohne 780 alle Anfänge wissensch[a]ftl[icher] Reflexion u[nd] Spekulation sind; so geht daraus hervor, daß diese Scheidung der sichtb[aren] u[nd] unsichtb[aren] Welt als 781 das unmittelbare Ergebniß des menschl[ichen] Gefühls od[er] Instincts zu betrachten sei, u[nd] es erscheint als ein Gesetz der menschl[ichen] Natur, ein Gesetz des mens[c]hl[ichen] Bewußtseyns, sich alles Daseyenden nur in jener doppelten Form, in jenem Gegensatze bewußt zu werden. 771 „aufnehmen“ über der Zeile. 772 „and[eren]“ über der Zeile. 773 „Haus“ über der Zeile. 774 Die vorstehenden zwei Absätze „Dies[e]r Glaube, d[ie]se Ahnung eines Unsichtbaren“ bis „üb[er] d[a]s Gewöhnl[iche], Natürl[iche] erhabene.“ ist eine Randbemerkung, die möglicherweise als Ersatz für den im Haupttext folgenden, im Nachhinein eingeklammerten Abschnitt „(Ad Ursprung“ bis „zu werden.)“ gedacht ist. 775 „Ad Ursprung §“ über der Zeile. 776 „in Natürliches u[nd] üb[er] d[ie] gewöhn[liche] Natur Erhab[enes]“ über der Zeile. 777 „sogar“ über der Zeile. 778 „bei“ über der Zeile. 779 „(jetzt)“ über der Zeile. 780 „zu“ in der Zeile gestrichen. 781 „als“ über der Zeile. <?page no="111"?> 101 2) D[ie]s[e] unsichtbare Welt (d[ie] G[o]tth[ei]t) 782 ist ferner nach dem Glauben der Völker, zwar 783 höher 784 als d[ie] sichtbare, … (? ) 785 , aber mit 786 dem Menschen in Bez[ie]h[u]ng u[nd] Verbind[un]g 787 , ihm günstig u[nd] helfend od[er] ihn bedrohend; ihm schadend durch Unglück u[nd] Strafe. Das Letztere ist um so mehr überwiegend, je unvollkom[me]ner, roher das Volk noch ist. D[a]h[er] gibt es Völker [,] die v[on] einem gut[en] Wesen wenig Notiz nehmen, dagegen sich viel zu schaffen machen mit dem Bösen, um es zu besänftigen u[nd] seiner Strafe zu entgehen. Wie dem nun auch sei, so viel geht hieraus wenigstens wieder hervor, d[a]ß alle Völker, obwohl sie d[ie] sichtbare u[nd] unsichtbare Welt v[on] einander unterscheiden, beide doch wieder in enge Bez[ie]h[u]ng u[nd] Wechselwirk[u]ng setzen, u[nd] einen Einfluß des Göttlichen auf die äuß[ere] Natur u[nd] auf das Schicksal des Menschen anerkennen. - Die R[e]l[i]g[io]n überall [n]i[c]ht Rationalismus. 788 3) Daran schließt sich dann unmittelbar auch der Glaube [,] daß diese Einwirk[u]ng des Göttlichen auf das Schicksal des Menschen, v[on] dem Verhalten dieser gegen dieselben abhänge. Daß es also ein Thun u[nd] Handeln der Menschen gebe, das 789 den Göttern gefalle, ein anderes das 790 ihnen [31vr/ 32rl] mißfalle; daß sie also das Eine verbieten als ihnen zuwider, das Andere aber wünschen od[er] befehlen. Hier also die erste Spur eines göttl[ichen] Willens, u[nd] als Norm menschl[ichen] Handelns 791 eines sie darnach bestimmenden Unterschiedes v[on] Gut u[nd] Böse in Betreff der Handlungen der Menschen. D[er] Unt[e]rschied v[on] Gut u[nd] Bös gründet sich also auf d[en] Glaub[en] an d[ie] G[o]tth[ei]t. 4) Aus diesem Glauben geht dann hinwiederum das Bestreben hervor, auf die Götter, auf das Unsichtbare 792 bestimmend einzuwirken, das Wohlgefallen derselben zu erwerben od[er] ihren Zorn über ein Handeln, das ihnen mißfiel [,] zu besänftigen. Dieß geschieht dann vornehml[ich] d[u]rch Gebete, die an d[ie]se Gotth[ei]t[e]n gerichtet werden [,] od[er] noch mehr durch Gaben u[nd] Opfer [,] die ihnen gebracht werden, durch die man sich ihre Hülfe, ihr[en] Beistand erwerben od[er] ihren Zorn zu beschwichtigen hofft. Gebet u[nd] Gaben finden sich d[a]h[e]r auch allenth[a]lb[e]n in den R[e]l[i]g[io]nen, sind ein wesentl[iches] Moment in denselben. Wenn ein Wilder sein[en] Fetis[c]h od[er] Götzen prügelt od[er] wegwirft, weil er d[ie] bestimmte Hülfe nicht erlangt - so ist d[a]s zwar ein sehr rohes Verhältniß - aber doch liegt d[e]r G[e]d[a]nke zu Grund [,] d[a]ß d[ie] G[o]tth[ei]t auf d[en] M[e]ns[c]h[en] u[nd] d[er] M[e]ns[c]h wieder auf d[ie] G[o]tth[ei]t einwirken. 793 782 „d[ie] G[o]tth[ei]t“ über der Zeile. 783 „zwar“ über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „die“. 784 „höher“ korrigiert durch Streichung ursprüngliches „höhere“. 785 „als d[ie] sichtbare, ... (? )“ über der Zeile. 786 „mit“ nachträglich in die Zeile eingefügt. 787 „in Bez[ie]h[un]g u[nd] Verbind[un]g“ über der Zeile; in der Zeile folgendes „stehende“ gestrichen. 788 „Die R[e]l[i]g[io]n überall [n]i[c]ht Rationalismus.“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 789 „das“ korrigiert durch Überschreibung ursprüngliches „daß“. 790 „das“ korrigiert durch Überschreibung ursprüngliches „daß“. 791 „als Norm menschl[ichen] Handelns“ über der Zeile. 792 „Uebernatürliche“ über der Zeile. 793 „Wenn ein Wilder sein[en] Fetis[c]h od[er] Götzen prügelt od[er] wegwirft, weil er d[ie] bestimmte Hülfe <?page no="112"?> 102 5) Bei d[en] meisten 794 Völkern, in Verbind[u]ng mit den meisten 795 R[e]l[i]g[io]nen findet sich eine Klasse v[on] Menschen [,] die in besonders naher Verbind[u]ng mit der unsichtbaren Welt gedacht werden u[nd] besondern Einfluß auf diese [,] also auf die Gotth[ei]t [,] haben u[nd] ihr Verhalten geg[en] d[ie] Natur u[nd] die Menschen vorzugsweise bestimmen können. Das sind die Priester, welche allenth[a]lb[e]n eine vermittelnde Stellung einnehmen zw[i]schen der Maße des Volkes u[nd] der Gotth[ei]t od[er] den Göttern. Ich sage [,] d[ie]se Klasse d[er] Mens[c]h[e]n, die Pr[ie]st[e]rs[c]h[a]ft [,] finde sich bei allen Völkern, selbst bei den am tiefsten stehenden 796 . Denn selbst diese [,] z.B. die Australier u[nd] Amerik[anischen] Waldbewohner 797 [,] haben wenigstens Zauberer, welche geheimnißvolle Kräfte kennen, also Kunde v[on] einem Unsichtbaren haben, u[nd] dadurch heilsame od[er] schädl[iche] Wirk[u]ng[e]n für das 798 Volk u[nd] die Einzelnen hervorbringen können. - Die Schamanen bei 799 d[en] Tungusen. 800 6) Allgemein ist dann auch das Bestreben, diese unsichtbare, göttl[iche] Macht sich sichtbar zu machen u[nd] nahe zu bringen. [32rl/ 32vr] Irgend ein Bild [,] ein Zeichen dafür anzunehmen, um sich dies[e]lbe zu vergegenwärt[i]g[e]n u[nd] sie in d[ie]s[e]m Bilde zu ahnen. Der M[e]nsch will die G[o]tth[ei]t, wie ein entschwundenes Gut - das si[c]h ih[m] entzog[en], wieder gewinn[en], wieder in seiner Nähe, in s[einen] Umgang zieh[en] - d[a]ß Zeich[en,] Bilder - u[nd] d[ie] Phantasie verleitet ih[n] zu glaub[en,] d[u]rch d[ie]se Bild[e]r sey es bereits wirkl[ich] g[e]s[c]h[e]h[en]. Gottes Realität u[nd] Bild fällt b[e]i d[ie]s[en] Völk[ern] sogl[e]i[c]h ganz zusamm[en,] deckt sich - u[nd] doch ist hinwied[e]ru[m] au[c]h die besagte Verbi[n]d[un]g zw[i]s[c]h[en] beid[en] - d[er] G[ei]st muß si[c]h ab[er] d[ur]chaus a[n] d[a]s Si[nn]l[iche] halt[en.] 801 Diese Zeichen sind nun nach der sonst[i]g[en] Bild[u]ngsstufe der Völker sehr verschieden u[nd] drücken äußerlich, im Bild, die innere Vorstell[u]ng v[on] der Gotth[ei]t aus; je confuser, unklarer u[nd] niedriger diese innere, geist[i]ge Vorstell[u]ng ist, nicht erlangt - so ist d[a]s zwar ein sehr rohes Verhältniß - aber doch liegt d[e]r G[e]d[a]nke zu Grund [,] d[a]ß d[ie] G[o]tth[ei]t auf d[en] M[e]ns[c]h[en] u[nd] d[er] M[e]ns[c]h wieder auf d[ie] G[o]tth[ei]t einwirken.“ am Seitenrand [32rr] eingefügt. 794 „d[en] meisten“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „allen“. 795 „d[en] meisten“ über der Zeile ersetzt das allerdings weder gestrichene noch eingeklammerte „allen“ in der Zeile. 796 Randbemerkung [32rr] : „(wenige ausgenomm[en], die ganz verkomm[en] sind)“. 797 „wild[e] Amerikaner“ über der Zeile. 798 „das“ korrigiert durch Überschreibung ursprüngliches „die“. 799 „bei“ korrigiert durch Überschreibung ursprüngliches „etc.“. 800 Randbemerkung [32rr] : „Bei den alten Nomaden-Völkern Asiens war es wenigstens das Familien- Oberhaupt, das in nächst[er] Bez[ie]h[u]ng zur G[o]tth[ei]t stand u[nd] der Pr[ie]st[e]r der Familie war; doch gab es auch schon bei d[ie]s[e]n besond[ere] Pr[ie]st[e]r [-] Abrah[am] u[nd] Melchisedek - in d[er] S[c]hr[i]ft - “. 801 „Der M[e]nsch will die G[o]tth[ei]t, wie ein entschwundenes Gut - das si[c]h ih[m] entzog[en], wieder gewinn[en], wieder in seiner Nähe, in s[einen] Umgang zieh[en] - d[a]ß Zeich[en,] Bilder - u[nd] d[ie] Phantasie verleitet ih[n] zu glaub[en,] d[u]rch d[ie]se Bild[e]r sey es bereits wirkl[ich] g[e]s[c]h[e]h[en]. Gottes Realität u[nd] Bild fällt b[e]i d[ie]s[en] Völk[ern] sogl[e]i[c]h ganz zusamm[en,] deckt sich - u[nd] doch ist hinwied[e]ru[m] au[c]h die besagte Verbi[n]d[un]g zw[i]s[c]h[en] beid[en] - d[er] G[ei]st muß si[c]h ab[er] d[ur]chaus a[n] d[a]s Si[nn]l[iche] halt[en.]“ am Seitenrand [32vl] eingefügt. - Unklar ist ob die in der nächsten Zeile folgende Bemerkung hier anschließen soll: „es f[e]hlt ih[m] an selbststä[n]d[iger] Kr[a]ft“. <?page no="113"?> 103 desto geringer, bedeut[u]ngsloser u[nd] unpaßender ist auch das Bild dafür; d[a]h[er] die rohesten, geist[i]g unmündigsten Völker jed[en] belieb[i]g[e]n, oft zufällig ihnen auffallenden G[e]g[e]nst[an]d zum G[o]tth[ei]ts-Bild nehmen u[nd] glauben, dieß sei die entsprechende äußere Darstell[u]ng ihres innern, dunkeln Gefühls v[on] der Gotth[ei]t. 802 Das rel[i]g[iö]s[e] Gefühl ist bei d[ie]s[e]n noch soz[u]s[a]g[e]n ein Vagabund, bald dahin [,] bald dorthin sich wendend, überall suchend die Realität, die Wirklichkeit, jenes göttl[iche] Bildn[i]s [,] das im Wesen des Menschengeistes als Idee ruht. In Allem [,] was frappant ist, was ihm auffällt [,] glaubt er wieder die Gotth[ei]t, deren Ahnung er in sich trägt [,] wirkl[ich] zu finden, u[nd] nimmt es ohne Bedenken dafür auch an, bis er enttäus[c]ht ist [,] d.h. bis er den erwartet[en] Vortheil, S[c]hutz [,] Hülfe bei sein[en] Unternehmungen nicht findet. Dann wirft er aber auch sein[en] Fetis[c]h ohne weiters weg u[nd] sucht sich ein[en] andern, vermeintlich beßren. Denn das Kriterium, woran der Rohe, Wilde seine[n] Glaub[en] prüft [,] ob er wahr sei [,] ist eben sein[em] Zustand angemessen noch ganz äußerl[ich], den äußerl[ichen] Nutzen, der Hülfe [,] die ihm s[ein] Gott gewähren soll - (das ist des Wilden R[e]l[i]g[io]nsphilosophie) [.] Die R[e]l[i]g[io]n besteht hier mehr in einem Suchen des Göttlich[en] unt[er] d[en] Geg[en]st[ä]nd[en] d[e]r Natur - vollkommenste R[e]l[i]g[io]ns-Freih[ei]t herrs[c]ht hier in Betreff der äuß[eren] R[e]l[i]g[io]ns[-]Ueb[u]ng - jeder ahnt d[ie] G[o]tth[ei]t 803 u[nd] betet [n]i[c]ht blos nach seiner Weise - sond[ern] jeder wählt sich s[einen] Götz[en] nach s[einem] Belieb[en] u[nd] Willkühr [.] 804 Ueb[r]ig[en]s ist d[a]s merkwürd[i]g, d[a]ß kein Wilder, wenn er s[einen] Götzen wegwirft [,] weil er die erwartete Hülfe nicht erlangt hat, nun glaubt [,] ohne solch[en] leb[en] zu könn[en] - sond[ern] immer wählt er sich wied[e]r ein[en] ander[n.] 805 Auch finden wir allenthalben, daß über der Beschäftigung mit diesen sichtbaren 806 Bildern der Gedanke an das Unsichtbare 807 , Göttliche zurücktritt u[nd] die Bilder statt desselben göttl[ich] verehrt werden; worin eben der Götzendienst besteht. 802 Einfügung am Seitenrand [32vl] „Bei geist[i]g höher stehenden Völkern“ ist unabgeschlossen und wurde gestrichen. 803 „d[ie] G[o]tth[ei]t“ über der Zeile. 804 „freieste Forschu[n]g -“ unter der Zeile. 805 „Das rel[i]g[iö]s[e] Gefühl ist bei d[ie]s[e]n noch soz[u]s[a]g[e]n ein Vagabund, bald dahin [,] bald dorthin sich wendend, überall suchend die Realität, die Wirklichkeit, jenes göttl[iche] Bildn[i]s [,] das im Wesen des Menschengeistes als Idee ruht. In Allem [,] was frappant ist, was ihm auffällt [,] glaubt er wieder die Gotth[ei]t, deren Ahnung er in sich trägt [,] wirkl[ich] zu finden, u[nd] nimmt es ohne Bedenken dafür auch an, bis er enttäus[c]ht ist [,] d.h. bis er den erwartet[en] Vortheil, S[c]hutz [,] Hülfe bei sein[en] Unternehmungen nicht findet. Dann wirft er aber auch sein[en] Fetis[c]h ohne weiters weg u[nd] sucht sich ein[en] andern, vermeintlich beßren. Denn das Kriterium, woran der Rohe, Wilde seine[n] Glaub[en] prüft [,] ob er wahr sei [,] ist eben sein[em] Zustand angemessen noch ganz äußerl[ich], den äußerl[ichen] Nutzen, der Hülfe [,] die ihm s[ein] Gott gewähren soll - (das ist des Wilden R[e]l[i]g[io]nsphilosophie) [.] Die R[e]l[i]g[io]n besteht hier mehr in einem Suchen des Göttlich[en] unt[er] d[en] Geg[en]st[ä]nd[en] d[e]r Natur - vollkommenste R[e]l[i]g[io]ns-Freih[ei]t herrs[c]ht hier in Betreff der äuß[eren] R[e]l[i]g[io]ns[-]Ueb[u]ng - jeder ahnt d[ie] G[o]tth[ei]t u[nd] betet [n]i[c]ht blos nach seiner Weise - sond[ern] jeder wählt sich s[einen] Götz[en] nach s[einem] Belieb[en] u[nd] Willkühr [.] Ueb[r]ig[en]s ist d[a]s merkwürd[i]g, d[a]ß kein Wilder, wenn er s[einen] Götzen wegwirft [,] weil er die erwartete Hülfe nicht erlangt hat, nun glaubt [,] ohne solch[en] leb[en] zu könn[en] - sond[ern] immer wählt er sich wied[e]r ein[en] ander[n.]“ am Seitenrand [32vl] eingefügt. 806 „sichtbaren“ über der Zeile. <?page no="114"?> 104 7) Endlich finden wir auch noch als constantes Element der Religion den Glauben, daß eben diese jetzt noch 808 unsichtbare göttl[iche] Welt das Ziel sei [,] dem das Leben auf d[ie]s[e]r sichtbaren Erde zuführt [,] u[nd] zwar durch den Tod hindurch; kurz [,] wir finden, bald heller [,] bald dunkler, den Glauben an eine Fortdauer des Menschen auch noch nach d[ie]s[e]m Erdenleben. Die Vorstell[u]ng[e]n v[on] d[ie]s[e]m jenseit[i]g[en] Leben sind freilich oft sehr roh u[nd] sinnlich, allein es ist hiemit gerade so wie mit den Vorstellungen v[on] der Gotth[ei]t od[er] den Göttern, daß sich näml[ich] die nähere Bestimmung des Inhalts des religiös[en] Glaubens gestaltet nach der sonstig[en] Bildungsstufe der Völker; die Unsterbl[i]chk[ei]tsidee od[er] der Unsterblichk[ei]tsinstinct d[e]r M[e]ns[c]hh[ei]t 809 beurkundet sich darin deßungeachtet deutlich genug. III) Das sind nun die wesentlichen Elemente [,] die sich in allen Religionen finden, die sich als constitutive Momente derselben betrachten laß[en], [32vr/ 33rl] I [.] Kap[itel] 810 §: 5 F[o]rts[e]tz[u]ng. die alle in innigem, nothwendigen Zusammenhang stehen und mit Consequenz sich v[on] einander ableiten laßen. Ist nämlich einmal die Ahnung 811 eines unsichtbaren, göttl[ichen] u[nd] mächtigen Wesens da od[er] der Glaube an Götter, so ist damit wie natürl[ich] zugleich der Glaube verbunden v[on] dem Einwirken d[ie]s[e]r göttl[ichen] Macht auf das Sichtbare; ist d[ie]s[e]r Glaube aber vorhanden, so ist auch d[a]s Bestreben der Menschen erklärlich [,] sich diese Macht geneigt zu machen, zu versöhnen, sich zu verbind[en] zum Beistand [,] u[nd] es wird als etwas Großes angesehen werden [,] zu wissen [,] wie dieß am besten geschehen könne, d[a]h[er] Priester u.s.w. Diese Grundelemente, welche jene große histor[i]s[c]he Erscheinung u[nd] Thatsache der Menschh[ei]t, die wir Religion nennen, constituiren, sind immer bei den verschieden[en] Völkern auf die manichfachste Art näher ausgeführt u[nd] modificirt u[nd] in die verschiedensten Religionsformen ausgestaltet [,] welche alle aufzuzählen u[nd] näher 812 nach ihren Eigenthümlichkeiten darzustellen [,] Aufgabe der Religionsgeschichte ist. Die Religionsphilos[ophie] aber hat, wie in d[er] Einl[ei]t[un]g bemerkt wurde, die Aufgabe, d[ie]se allgem[eine] Thatsache der Menschh[ei]t, der Religion [,] Grund, Ursprung u[nd] Entwickl[u]ng zu erforschen, den Inhalt derselb[en] philosophis[c]h zu prüfen u[nd] die Darstell[u]ng u[nd] Aeuß[e]r[u]ng derselben im Leben der Mens[c]hh[eit]. D[ie]s[e]s I. Kap[itel] hat es also zunächst mit dem Ursprung u[nd] d[er] Entwickl[u]ng der R[e]l[i]g[io]n zu thun. D[a]h[er] 807 „Unsichtbare“ korrigiert durch Überschreibung ursprüngliches „unsichtbare“. 808 „jetzt noch“ über der Zeile. 809 „d[e]r M[e]ns[c]hh[ei]t“ über der Zeile. 810 „Religionsphilos[ophie] 6“ am oberen Seitenrand [33rr] : „6“ bezeichnet den Bogen. 811 In der Zeile folgender unleserlicher Buchstabe gestrichen. 812 „darzu“ in der Zeile gestrichen. <?page no="115"?> 105 I [.] Th[ei]l V[om] Daseyn Gottes od[er] V[on] Urspr[u]ng, Entwickl[un]g u[nd] Bedeutung des Gottesbew[u]ßts[e]y[n]s 813 Ursprung der Religion. 814 I) Da die Philosophie der Religion durchaus auf das Thatsächliche, das Historische gegründet [,] nicht aber in jed[em] Sinne voraussetz[u]ngslos 815 [,] à priori construirt werden 813 „§: “ gestrichen. 814 „§: 6 Aussagen der R[e]l[i]g[io]n üb[er] sich selbst“ gestrichen. Randbemerkung [33rr] : „Grund u[nd] Urspru[n]g - obj[ective] u[nd] subj[ective] B[e]di[n]g[un]g[en] I [.] V[om] Daseyn der R[e]l[i]g[io]n = Wahrh[ei]t d[e]r R[e]l[i]g[io]n II [.] V[om] Inhalt der R[e]l[i]g[io]n = d[ie] wahre R[e]l[i]g[io]n III [.] V[om] Leben d[er] R[e]l[i]g[io]n = Bethät[i]g[un]g - Wahrh[ei]t in d[er] R[e]l[i]g[io]n (subj[ectiv]) I [.] Th[ei]l Ueb[er] Ursp[run]g u[nd] hist[orische] Entwi[c]kl[un]g (d[er] R[e]l[i]g[ion] [„G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn]“ über der Zeile] od[er] v[om] Dasey[n] u[nd] der Wahrh[ei]t der R[e]l[i]g[io]n od[er] Das[e]y[n] Gottes a) Währ[en]d and[ere] Metaphys[ik] mit d[em] abstractest[en] B[e]gr[i]ff - Urseyn - Urwesen - höchstes Seyn etc. beginn[en] - als wüßt[en] sie d[ie]s[e] s[c]h[on] vor d[em] D[en]k[en] - b[e]gi[nnen] wir [e]i[ne] (? ) Vorstufe (? ) zu g... (? ). Welch[en] Ursp[run]g nahm d[ie] R[e]l[i]g[io]n (G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßts[eyn] (? )] Wod[u]r[c]h kam[en] die M[en]s[c]h[en] dar[a]uf [,] si[c]h [n]i[c]ht [m]it d[er] Erde zu begnüg[en] gl[e]i[c]h d[en] Thieren [.] -“ An dieser Stelle wird eine andere Randbemerkung [33rr] eingeschoben: „Die Frage ist nun hier nach dem Urspr[u]ng d[ie]s[e]r groß[en] allgem[einen] Thatsache in d[er] Mens[c]hh[ei]t, d[ie]s[e]r R[e]l[i]g[io]n [,] wie man sie nennt. Wie kam denn die M[e]ns[c]hh[ei]t dazu [,] ein Göttliches zu glauben, ein Unsichtbares mitten in d[ie]s[er] Welt des Sichtbaren, u[nd] ihr ganzes Verhalten nach d[ie]s[e]m [ursprüngliches „d[ie]s[e]s“ durch Überschreibung zu „d[ie]s[e]m“ korrigiert] Unsichtbaren angenommen[en] [„angenommen[en]“ über der Zeile] Willen einzurichten, d[ie]s[e]s Unsichtbare, Göttliche zu fürcht[en,] zu lieben, um Hülfe anzurufen, es äußerl[ich] sich nahe zu bringen, endl[ich] gar zu ihm hinzustreben als zum Ziele d[ie]s[e]s Sichtbar[en], ird[i]s[c]h[en] Dasey[n]s [.] Das ist eine höchst auffallende Thatsache - die zwar uns, die wir daran v[om] erst[e]n Augenblick des Bewußts[eyns] daran gewöhnt sind, nicht so vorkommt - wohl aber der noch Nichts davon wüßte u[nd] nun auf einmal d[ie]se Bemerk[u]ng machte - wie d[ie] Völker ihr ganzes Leben nach ein[em] - Unsichtbar[en,] Göttlich[en] einrichten. - D[a]h[er] [ursprüngliches „Das“ durch Überschreibung zu „D[a]h[er]“ korrigiert] f[o]lgender §: “.] An dieser Stelle wird die erste Randbemerkung fortgeführt: „Was sagt d[ie]s[e] hist[orische] Ers[c]hei[n]u[n]g voraus - wod[ur]ch ist sie bedi[n]gt, wod[u]r[c]h wird sie mögli[c]h - wod[u]r[c]h wirkli[c]h [? ] - Wir beginn[en] also [m]it ei[ner] Thatsache - u[nd] zw[a]r [m]it ei[ner] ga[n]z bekannt[en], allgem[einen] Thatsache - u[nd] fors[c]h[en] n[ac]h Ursp[run]g i[m] I [.] Th[ei]l d[e]rs[e]lb[en.] - I [.] Abs[c]hn[itt: ] Ursp[run]g d[e]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[e]y[n]s [„Philosophie der“ über der Zeile gestrichen] II [.] Abs[c]hn[itt: ] Entwickl[un]g des G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyns] Wir beginn[en] also mit ein[er] groß[en] Induction - betr[a]cht[en] eine Ers[c]hei[n]u[n]g, um Natur, Gesetz u[nd] Wesen ders[e]lb[en] zu erkenn[en]“. In der folgenden Zeile vorgesehene Überschrift „§: 6 Aussagen der R[e]l[i]g[io]n üb[er] sich selbst“ gestrichen. Vermutlich versteht sich die Randbemerkung [33rr] als Ersatz: „§ 1 Allgem[eines] Bewußtseyn d[er] Menschh[ei]t üb[er] den Ursprung der Religion [„d[e]s G[o]tt[e]sbewußts[e]y[ns] über der Zeile] u[nd] v[om] Dasey[n] Gott[e]s. I [.] Th[ei]l V[om] Wesen u[nd] [„Wesen u[nd]“ über der Zeile] der Wahrheit der R[e]l[i]g[io]n - od[er] v[om] Dasey[n] G[o]tt[e]s Die Untersuch[un]g will d[ie]s[e]n [ursprüngliches „d[ie]s[e]s“ durch Überschreibung zu „d[ie]s[e]n“ korrigiert] Zweck d[a]d[urc]h erreich[en], d[a]ß a) Ursp[r]u[n]g, B[e]di[n]g[un]g etc. d[er] R[e]l[i]g[ion] - b) E[n]twickl[un]g u[nd] B[e]di[n]g[un]g d[e]rs[e]lb[en] u[n]tersuch[t] w[er]d[en]“. <?page no="116"?> 106 soll, so müssen wir auch gleich bei d[ie]s[e]r ersten Untersuchung fragen: Was sagt die Religion selbst [33rl/ 33vr] über ihre Herkunft, welches Zeugniß legt sie selbst über ihren Ursprung ab; woher haben, nach dem allgemeinen Bewußtseyn u[nd] der Tradition der verschiedenen R[e]l[i]g[io]nen, die Menschen diesen Glauben an Gott u[nd] all’ die übr[i]g[e]n damit in engem Zusammenhang stehenden religiösen Lehren oder Ahnung[en] erhalten? Und hier herrscht, mit Ausnahme etwa der verkommensten, niedersten Stufe derselben, große Einstimmigkeit. Alle R[e]l[i]g[io]nen 816 näml[ich] bezeugen v[on] sich, daß sie v[on] der Gotth[ei]t od[er] den Göttern selbst abstammen. In all[en] R[e]l[i]g[io]nen ist es ein Satz des Glaubens, daß die Götter selbst die Menschen uranfänglich belehrt haben über ihre Entsteh[u]ng, ihr Daseyn, ihre Pflichten u[nd] ihr Endziel. Also der Ursprung der Religion ist wesentl[ich] ein Werk der G[o]tth[ei]t selbst, ist gegeben, vermittelt durch göttliche Off[e]nb[a]r[u]ng. II) Betrachten wir dieß im Einzelnen näher, so finden wir 1) daß schon die Fetis[c]hdiener, also diej[enigen], welche auf der tiefsten Stufe religiös[er] Bild[u]ng stehen, die Gotth[ei]t od[er] die Götter nur darum ehren, anbeten u[nd] fürcht[en], weil sie sich off[e]nbaren in den Naturers[c]hein[u]ng[e]n, im Donner u.s.w. [,] üb[e]rh[au]pt entwed[er] in Schrecknissen der Natur od[er] in Wohlthaten u[nd] glücklichen Ereignißen. (Das sind Off[e]nb[a]r[u]ng[e]n, sind ihre Gott-Gesandten). od[er] in auffall[en]d[en] Ding[en] - d[a]s Auffall[en]d[e] ist ih[nen] Off[e]nb[a]ru[n]g [.] 817 2) Die höher stehenden R[e]l[i]g[io]nen aber wissen gewöhnl[ich] gewisse Gotth[ei]t[e]n 818 zu nennen, welche den Mens[c]hen Belehr[u]ng ertheilten, unmittelbar, od[er] wenigstens Männer, die v[on] den Göttern unmittelbar belehrt diese Off[e]nb[a]r[u]ng ihrerseits wieder ihrem Volke mittheilten u[nd] v[on] diesen als Propheten, Gottges[a]ndte, R[e]l[i]g[io]nsstifter anerkannt u[nd] verehrt wurden. a) So 819 schreiben z.B. die Indier 820 den Ursprung ihrer Relig[ion] dem erst[en] u[nd] vorzügl[i]chst[e]n ihrer G[o]tth[ei]t[e]n, dem Brahma selber [,] zu u[nd] behaupten [,] ihre hl. Bücher 821 [,] in denen ihre religiös[en] Lehren u[nd] Verordnungen enthalten sind, gelten ihnen als 822 das 823 Werk d[ie]s[e]r G[o]tth[ei]t selbst, das von ihr den Menschen als g[ö]ttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng mitgetheilt ward. 815 „in jed[em] Sinne voraussetz[u]ngslos“ über der Zeile. 816 „R[e]l[i]g[io]nen“ über der Zeile. 817 „od[er] in auffall[en]d[en] Ding[en] - d[a]s Auffall[en]d[e] ist ih[nen] Off[e]nb[a]ru[n]g“ nachträglich in die Zeile eingefügt; daher auch die irrtümliche Kleinschreibung nach dem Punkt. 818 Randbemerkung [33vl] : „Der Impuls also geht auch hier v[on] d[er] G[o]tth[ei]t aus [,] ni[c]ht v[on] M[en]s[c]h[en]“. 819 „wissen“ in der Zeile gestrichen. 820 „die Aelt[ere] (? ) Br[a]hmanische R[e]l[i]g[io]n “ über der Zeile. 821 „Veda’s“ über der Zeile. 822 „gelten ihnen als“ in der Zeile gestrichen, „für“ über der Zeile ebenfalls gestrichen; Ersatzwort über der Zeile unleserlich. 823 „das“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „ein“. <?page no="117"?> 107 b) Bei den alten Aegyptiern galt 824 der Gott Thoyt od[er] Hermes Trismegistos als der 825 [,] von dem [33vr/ 34rl] alle religiösen Belehr[u]ng[e]n herstammen; ja schon vor Erschaff[u]ng der Welt wurde nach dem Glauben der Aegyptier d[ie]se Off[e]nb[a]r[u]ng für die Menschen aufgezeichnet u[nd] dann mitgetheilt (d[er] Sinn ist göttl[icher] Weltplan, Idee u[nd] Weltgesetze) (Schreibmateriali[en].) 826 c) So werden auch alle diej[enigen,] welche als Stifter neuer Religionen auftraten, od[er] alte Religionen v[or] ihr[em] Verfalle retteten u[nd] zu neuer Blüthe brachten, durchaus als göttlich belehrte od[er] inspirirte betrachtet, als solche [,] die ihr Werk vollbrachten unter Einwirk[u]ng, im Auftrage der Gotth[ei]t selbst, u[nd] belehrt v[on] ihr. So gilt also z.B. Confucius, der etwa 6 J[a]hrh[underte] vor Christus das Chinesische Religionswesen änderte u[nd] vereinigte [,] als solche göttl[iche] Auctorität. Buddha 827 , der am 828 wahrscheinlichsten eb[e]nf[a]lls wie Moses 829 5-6 J[a]hrh[underte] vor Christus in Indien als Reformator der Indis[c]h[en] R[e]l[i]g[io]n auftrat u[nd] dessen Lehre in Asien solche Ausbreitung gefunden hat, daß sie 830 noch jetzt unter allen Religionen 831 (selbst die christl[iche] nicht ausgenommen) die meisten Anhänger zählt (mehr als 300 Millionen), gilt bei seinen Anhängern nicht blos als göttl[ich] inspirirter Prophet, sond[ern] geradezu als Incarnation einer Gotth[ei]t selbst; u[nd] d[a]h[er] seine Lehre als göttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng. Wie Confucius bei den Chinesen die allen, als göttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng[e]n geltenden rel[i]g[iö]s[en] Vorstellungen u[nd] Lehren sammelte u[nd] zur Geltung brachte - so that ein Gleiches Zoroaster (Zerduscht) bei den Persern u[nd] gilt bei d[ie]s[e]n als rel[i]g[iö]se Auctorität 832 , als solcher, der göttl[ich] dabei geleitet ward. Und Ähnliches findet sich allenthalben auch bei den übrigen Völkern. Die Seher u[nd] Orakel 833 bei Griechen u[nd] and[eren] Völkern galten als göttl[ich] begeistert. Und allenthalben, wo man Lehren als rel[i]g[iö]se Glaubenssätze für wahr annahm, geschah es nicht [,] weil d[ie]s[e]r od[er] jener Mann sie behauptete u[nd] für wahr erklärte, sond[ern] weil er sie für göttl[ich] eingegeben od[er] geoffenbart erklärte. Kurz [,] in Sachen der Rel[i]g[io]n galt u[nd] gilt allenth[a]lb[e]n nach dem Zeugniß der R[e]l[i]g[io]nsges[c]hichte nie mens[c]hliche, sond[ern] nur 834 göttl[iche] Auctorität [,] d.h. 835 die [34rl/ 34vr] menschl[iche] nur in so weit [,] als sie sich für göttl[ich] ausgab u[nd] dafür gehalten ward. 824 „galt“ über der Zeile als Ersatz für in der Zeile mit Klammern versehenes „war es“. 825 „als der“ über der Zeile. 826 Randbemerkung [34rr] : „D[ie] R[e]l[i]g[io]nss[c]hrift[en] der Chines[en] v[on] göttl[ichem] Ansehen. Der Chinese glaubt, die hieroglyph[ische] Tafel Lophu sei in d[er] Vorzeit (2200 v. Chr.) dem Kais[er] Yu v[om] Himmel selbst gegeb[en] worden; d[ie]s[e] Tafel erklärt im Hung-tun, ‘dem erhaben[en] Gesetz, der Grundregel’“. 827 „(Gautama)“ über der Zeile. 828 „am“ über der Zeile. 829 „wie Moses“ über der Zeile. 830 „sie“ über der Zeile. 831 Unleserliche Wörter über der Zeile. 832 „(die alt[e] Deut... (? ))“ am Seitenrand [34rr] . 833 „u[nd] Orakel“ am Seitenrand [34rr] in die Zeile eingefügt. 834 „nur“ über der Zeile. <?page no="118"?> 108 III) Beruht nun auch d[ie]s[e]r Glaube d[er] Völker 836 an göttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng ihrer R[e]l[i]g[io]nswahrh[ei]t[e]n der wahren Off[e]nb[a]r[u]ng d[es] A[lten] u[nd] N[euen] B[undes] 837 dem Judenth[um] u[nd] der ch[ri]stl[ichen] R[e]l[i]g[io]n gegenüber 838 auf Täuschung u[nd] Irrthum, so zeiget (sic! ) uns diese constante Thatsache, die Annahme näml[ich] einer Off[e]nb[a]r[u]ng von 839 Seite[n] der Gotth[ei]t als Ursprung der R[e]l[i]g[io]n, wenigstens [,] daß di[e]ß 1) 840 entweder hier noch Spuren 841 einer traditionellen Kunde v[on] einer Uroffenb[a]r[u]ng G[o]tt[e]s an die Menschen vorhanden seyen; daß also d[ie]s[e]r Glaube auf einer wirkl[ichen,] am Anfange des M[e]ns[c]h[e]ngeschlechts geschehenen Off[e]nb[a]r[u]ng G[o]tt[e]s an die Mens[c]hen beruhe od[er] 2) 842 es gibt d[ie]s[e] constante An[n]ahme einer g[ö]ttl[ichen] Off[e]nb[a]r[u]ng dessen [,] was 843 als rel[i]g[iö]se 844 Wahrheit geglaubt wird 845 ; Zeugniß v[on] dem innern, naturnothw[en]d[i]g[en] Drang des menschl[ichen] G[ei]st [e]s, schlechterdings keine andere als eine 846 göttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng u[nd] Auctorität in Sachen der R[e]l[i]g[io]n gelten zu laßen. 3) 847 Oder auch es kann beides zugleich der Fall seyn, wie es auch in der That nicht anders ist [,] wenigst[e]ns nach den Urkunden, die wir üb[er] d[ie] älteste Ges[c]hichte der M[e]ns[c]hh[ei]t besitzen. Wie indeß dem auch sei 848 , jedenf[a]lls sehen wir daraus: wie der Glaube an ein Unsichtbares, Göttliches [,] d.h. die Religion 849 allgemeine Thatsache der M[e]nschh[ei]t od[er] des menschl[ichen] Bewußtseyns, wenigstens in der Form der Ahnung, des dumpfen Gefühles ist; so ist auch bei der Frage nach dem Ursprung der R[e]l[i]g[io]n, die Antwort, die historis[c]h, also die v[on] d[er] Geschichte der M[e]ns[c]hh[ei]t u[nd] den Religionen gegeben wird [,] die, d[a]ß sie d[u]rch g[ö]ttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng entstanden sei; - der Glaub[e] an g[ö]ttl[iche] Off[e]nb[arun]g 850 allg[emeine] Thatsache der M[e]nschh[ei]t. 851 835 Randbemerkung [34rr] : „Allgemein. - All[en]th[a]lb[en] galt in d[er] R[e]l[i]g[ion] [n]ie m[e]ns[c]hl[iche,] sond[ern] immer nur g[ö]ttl[iche] Auctorität -“. 836 „d[er] Völker“ über der Zeile. 837 In der Zeile folgendes „gegenüber“ eingeklammert und zusätzlich gestrichen. 838 „der wahren Off[e]nb[a]r[u]ng d[es] A[lten] u[nd] N[euen] B[undes] dem Judenth[um] u[nd] der ch[ri]stl[ichen] R[e]l[i]g[io]n gegenüber“ am Seitenrand [34vl] eingefügt. 839 Ursprünglich vorgesehenes „der“ durch Überschreibung zu „von“ korrigiert. 840 Randbemerkung [34vl] : „I[n] d[ie]s[em] Glaub[en] 1) Spur[en] ein[er] Uroff[en]b[a]r[un]g“. 841 „v[on]“ in der Zeile gestrichen. 842 Randbemerkung [34vl] : „2) Zeugniß für d[en] naturnothw[en]d[i]g[en] Dra[n]g d[e]s m[en]s[c]hl[ichen] G[ei]st[e]s [,] eine g[ö]ttl[iche] Auctor[i]t[ä]t anzuerk[ennen].“ 843 „man“ in der Zeile gestrichen. 844 „rel[i]g[iö]se“ über der Zeile. 845 „wird“ über der Zeile. 846 „eine“ über der Zeile. 847 Randbemerkung [34vl] : „3) Beid[e]s zugl[e]i[c]h.“ 848 Randbemerkung [34vl] : „Resultat“. 849 „d.h. die Religion“ über der Zeile. 850 „Ursprung“ über der Zeile gestrichen. 851 Einfügung am Seitenrand [34vl] : „Das wäre [n]u[n] zugl[e]i[c]h [„zugl[e]i[c]h“ über der Zeile] all[e]rdi[n]gs gl[e]i[c]h ei[n] Bew[ußtseyn] für d[a]s Das[e]y[n] G[o]tt[e]s - d[enn] wi[e] d[a]s Bew[u]ßts[eyn] v[on] G[o]tt v[on] d[er] G[o]tth[ei]t stammt, - so [m]uß es eine G[o]tth[ei]t geb[en] - Erkläru[n]g d[e]s U[r]sp[run]gs d[er] <?page no="119"?> 109 IV [)] D[ie]s[e]s allgem[eine] Bew[u]ßts[eyn] der M[e]nschh[ei]t üb[er] d[en] Urspr[u]ng der R[e]l[i]g[io]n ist nun allerdings v[on] Gewicht u[nd] ist vorläufig eine Antwort auf d[ie] Frage nach der Entst[e]h[u]ng der R[e]l[i]g[io]n. 852 Allein uns[ere] Aufgabe ist [,] d[ie]se Frage nicht historisch [,] s[o]nd[ern] 853 philosophis[c]h zu beantworten, um so mehr 854 [,] da hier die histor[i]s[c]h[e] Antwort nicht auf ganz sichren, klaren histor[i]s[c]h[en] Zeugnissen [,] sond[ern] auf dunklen Ueberlief[e]r[u]ng[e]n aus grauer, unerfors[c]hl[icher] Vorzeit beruhen, die sich ihrer Ferne wegen strenger, wiss[e]ns[c]h[aftlicher] Forschung unzugänglich zeigen. 855 [34vr/ 35rl] B[e]gr[i]ff - u[nd] Einth[ei]l[un]g 856 R[e]l[i]g[ion], wäre zugl[e]i[c]h Bew[ußtseyn] f[ür] d[a]s Das[e]y[n] G[o]tt[e]s [.] - Indeß - B[e]deut[un]g d[ie]s[e]s hist[orischen] Zeugnißes üb[er] d[en] Ursp[run]g der R[e]l[i]g[io]n -“. 852 Einfügung am Seitenrand [34vl] : „Und d[a]s Zeugniß hat w[en]igst[en]s Gewicht, so lange nicht die Fals[c]hh[ei]t od[er] Unmögl[i]chk[ei]t ei[ne]s solch[en] Ursp[r]u[n]gs bewiesen ist. -“ 853 „historisch [,] s[o]nd[ern]“ über der Zeile. 854 „die“ in der Zeile gestrichen. 855 Das hier beginnende Blatt [35rl-35vr] bildet einen Einschub. Randbemerkung [34vl] : „NB [: ] a) Wir [m]üß[en] d[as] Bew[ußtseyn] wiss[en]s[c]h[a]ftl[ich,] d.h. aus der Natur d[e]r Sache heraus erfors[c]h[en.] (W[enn] [n]i[c]ht direct - doch indirect - … (? )) Wir [m]üß[en] u[n]tersu- [c]h[en] u[nd] zeig[en,] wie [.] - b) Die D[en]knothw[en]d[i]gk[ei]t zu zeig[en] - den nothw[en]d[i]g zu denk[en]d[en] Ursprung. Zu zeig[en,] wie d[er] U[r]sp[run]g d[er] R[e]l[i]g[ion] ihrer Natur gemäß gedacht w[e]rd[en] [m]uß - od[er] nicht nicht geda[c]ht werd[en] kann u[nd] [n]i[c]ht g[e]dacht w[er]d[en] k[ann]“. 856 Das hier beginnende Blatt [35rl-35vr] bildet einen Einschub. Randbemerkung [35rr] : „ad Einl[ei]t[un]g [“R[e]l[i]g[io]nsphil[o]s[ophie] - Metaphys[ik]” am oberen Seitenrand [35rr] . (25 [.] Apr[il] 1861) (5 [.] Mai 1862) (5 [.] Mai 1863.) (25 [.] Apr[il] 1864.) M[eine] H[erren! ] Alle Mögl[i]chk[ei]t, Berecht[i]g[un]g u[nd] Nothw[e]nd[i]gk[ei]t der Philos[ophie] in A) a) der Auff[a]ß[un]g [,] die ich geltend mache [,] beruht auf d[em] Unters[c]hied v[on] Seyn (W[er]den) u[nd] Vollkomm[en]seyn - (Wahrh[ei]t = Thatsächl[i]chk[ei]t od[er] Idealität) - das Wirkl[iche] nicht = Vernünft[i]g[e] u[nd] umgekehrt. b) Fällt d[ie]s[er] Unt[e]rs[c]h[ie]d [,] dann auch die Philos[ophie] in d[ie]s[er] Auff[a]ß[un]g [,] aber auch üb[er]h[au]pt alle Phil[o]s[ophie] u[nd] nur noch d[as] empir[i]s[c]he Wiss[en] hat Recht zu b[e]steh[en.] c) Davor aber sind wir, glaube ich [,] sicher - denn d[ie]s[e]r Unt[e]rs[c]h[ie]d b[e]zeugt a. das unmitt[e]lb[are] M[e]ns[c]h[en]bewußts[eyn], das mit d[em] bloß[en] S[e]y[n] si[c]h [n]i[c]ht beg[n]ügt b. die Arbeit u[nd] d[er] Forts[c]hritt in der Geschichte g. Selbst die Natur - d[u]rch ... (? ) u[nd] E[m]pfind[un]g. d. Moralgesetz … (? ) B) Philos[ophie] also ist Erk[e]n[n]tniß der Wahrh[ei]t im Sinne v[on] Vollkomm[en]h[ei]t - da[m]it ist kein[e] and[ere] Auff[a]ß[un]g zu verbi[n]d[en.]“ Weitere Randbemerkung [35rr] : „(9 [.] Mai 1859) I [.] [„I“ im Nachhinein unter die Zeile gesetzt] M[eine] H[erren! ] Was nicht ist (Nichts, Nichtseyende) [,] das hat auch a) nichts vonnöthen, dem fehlt auch nichts, hat kein Bedürfniß. b) Was aber ist, existirt u[nd] weiß [,] d[a]ß er ist [„u[nd] weiß [,] d[a]ß er ist“ über der Zeile], dem genügt die bloße Existenz, das bloße Seyn nicht. D[a]s bloße Seyn ist so wenig [unleserliche Wörter über der Zeile], daß es (uns) [„(uns)“ über der Zeile] weniger ist als Nichts, insofern wenigstens, als das Nichtseyende kein Bedürfniß hat; d[a]s bloße Seyn aber hat ein Bedürfniß - das Bedürfniß einer bestimmt[en] Art u[nd] Vollend[un]g d[e]s S[e]yns - das B[e]dürfniß des Vollkommenod[er] Beglücktseyns [,] d[a]s Absol[u]t[e] ausgen[ommen] b... (? ) <?page no="120"?> 110 I [)] Unter Metaphysik (im allgem[einen] Sinn) versteht man (den bisher[i]g[en] in d[er] krit[i]s[c]h[en] Metaphys[ik] gegeb[enen] Erört[erun]g[en] zufolge) 857 die wissenschaftl[iche] Erfors[c]h[u]ng, Erkenntniß und Darstellung des Absoluten oder Gottes. a) Insofern hiebei 858 die histor[ische] Thatsache der R[e]l[i]g[io]n od[er] das (emp[i]ris[c]h) gegeben[e] Gottesbew[u]ßts[eyn] zu Grunde gelegt wird [,] ist sie zugl[ei]ch 859 Religionsphilosophie [.] - b) Insofern das Princip, die Quelle [,] Norm u[nd] Kriterium des Erkennens hiebei nichts anders als die mens[c]hl[iche] Vernunft (mit ihr[em] immanent[en] G[e]halt und Kraft ist) [,] ist sie Vernunftwissens[c]haft im Unterschied v[on] d[er] posit[iven] Theologie als der Glaubenswissenschaft. c) Insofern alle and[ern] philos[ophischen] Disciplinen sich auf d[ie]se Erkennt[ni]ß des Absoluten oder in sich Vollkommen[en] gründ[en] u[nd] ihr[en] philos[ophischen] Charakter erhalten, ist sie Fundamentalphilosophie od[er] Centralphilosophie. [„d[a]s Absol[u]t[e] ausgen[ommen] b... (? )“ über der Zeile]. [Randbemerkung [35rr] : „d[a] S[e]y[n] u[nd] Vollk[ommen]s[eyn] id[en]tis[c]h s[e]y[n] [m]uß“] c) Das Seyn allei[n] z.B. [„b“ in der Zeile gestrichen] genügte dem M[e]nsch[e]n so wenig, d[a]ß es ih[n] zur Verzweiflung bringt, daß er es geringer achtet als Nichts, weil an Vernichtung d[ie]s[e]m Seyn vor ... (? ) Er will irg[e]ndwie vollkommen, beglückt sey[n], also z[um] bloß[en] Sey[n] noch etwas hinzu, das dems[e]lb[en] erst Werth u[nd] Bedeut[un]g verleiht. - [„Spinoza“ am Seitenrand [35rr] ] Darauf g[r]ü[n]det si[c]h der mä[c]ht[i]gste ... (? ) polit[ische] Trieb [,] der no[c]h (? ) Forts[c]hritt, ... (? ) ... (? ) etc. II [.] [„II“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt] d) Hierauf gründet sich, so so[n]derb[a]r es schein[en] mag, die [„die“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „das“] Berecht[i]g[un]g, Bedeut[un]g u[nd] Nothw[en]d[i]gk[ei]t der Philosophie. Man unterscheidet näml[ich] b[e]i d[e]r Betra[c]ht[un]g d[e]s Daseyend[en] - d[e]s Sey[ns], Wirkl[i]chk[ei]t, Thatsächl[i]ch[en] u[nd] Vollkommensey[ns], Idealität. [„(bei Spinoza - Realität u[nd] Vollk[ommen]h[ei]t ... (? )) Ein u[nd] d[a]ss[e]lbe“] Also eine dopp[elte] Wahrh[ei]t - Mit der erst[en] b[e]s[c]häft[i]g[en] si[c]h die posit[iven,] empiris[c]h[en,] d.h. nicht philos[ophischen] Wiss[e]ns[c]h[a]ft[en,] mit der zweit[en] die Phil[o]sophie - nicht blos [m]it d[em] S[e]y[e]nd[en,] s[o]nd[ern] [m]it d[em] wahrh[a]ft Sey[en]d[en] - [n]i[c]ht blos ... (? )“. Darunter [35rr] : „B[e]gr[i]ff der Philos[ophie] Peripheris[c]he Philos[ophie] Centralod[er] Funda[men]talphil[o]s[ophie] R[e]l[i]g[io]nsphil[o]s[ophie] od[er] Metaphysik im ...sten (? ) Sinn. R[e]l[i]g[ion]sphil[o]s[ophie] in B[e]zug [m]it Meth[o]de ... (? ) Ueb[er] Methode [,] Princip etc. ... (? ) „Einl[ei]t[un]g in d[ie] Phil[o]s[ophie] etc“. Weitere Randbemerkung [35rr] : „3 [.] Mai 1860) a) was Philos[ophie] [n]i[c]ht s[e]y b) was sie sey c) was F[un]d[amen]t[a]lphilos[ophie] sey d) wie sie [en]tstehe“. 857 „Die Wiss[e]ns[c]h[aft,] die uns in d[ie]s[er] St[un]de be... (? ) [,] ist die v[on] Gott, d[e]s G[ö]ttl[ichen,] Absolut[en] - ist R[e]l[i]g[ionsphil[o]s[ophie,] Metaphysik [,] Fu[n]dam[en]talphil[o]s[ophie]“ nachträglich in die Zeile eingefügt. 858 „(Nicht aus Natur u[nd] V[ern]u[n]ft all[e]i[n])“ über der Zeile. - Randbemerkung [35rl] unleserlich. 859 „zugl[ei]ch“ über der Zeile. <?page no="121"?> 111 d) In Bezug auf d[en] Uebersi[nn]l[ichen] (sic! ) [,] Uebernatü[r]l[ichen] I[n]halt h[ei]ßt d[ie] Wiß[e]ns[c]h[a]ft - Metaphysik. - 860 II [)] Nach d[ie]s[e]r Auffaßung gestaltet sich auch die Eintheil[u]ng des ganzen metaphys[ischen] Systems [.] - 861 a) Andere Wissenschaften haben den G[e]g[e]nstand ihrer Untersuch[u]ng unmitt[e]lb[a]r gegeb[en,] in unmittelb[arer] Gewißh[ei]t vor sich, so daß sie nicht erst um das Daseyn sich zu kümmern brauchen, da es ohnehin gewiß ist [.] - Bei der Metaphys[ik], die d[a]s Absolute od[er] Gott erk[e]nnen will [,] ist es nicht so, sond[ern] da ist die erste Aufg[a]be [,] Daseyn, Objectivität des Absoluten od[er] G[o]tt [e]s selbst zu erfors[c]hen [,] ehe man die B[e]s[c]haff[e]nh[ei]t u[nd] Wirks[a]mk[ei]t d[e]sselb[en] erkennen kann [.] - 862 Und gerade um d[ie]s[e] erste, Fundamentalaufgabe zu lösen [,] gibt es [,] wie wir sehen, kei[nen] andern Weg als die Untersuchung über die Thatsache des Gottesbewußts[eyns] in der Mens[c]hh[ei]t. D[a]h[er] ist die erste Aufgabe der Met[a]phys[ik] die [,] Ursprung, Grund u[nd] Wes[en] der R[e]l[i]g[ion] selbst zu erfors[c]h[en], um die Beding[un]g[en] der Mögl[i]chk[ei]t u[nd] Wirkl[i]chk[ei]t d[ie]s[e]r Thatsache zu erk[ennen] und das Wes[en,] [35rl/ 35vr] die Wahrh[ei]t daran zu prüfen [.] - 863 Da muß si[c]h entscheid[en], ob d[ie]se Erscheinung mögl[ic]h,] wirkli[c]h, v[e]r[nün]ft[i]g etc. sey ohne obj[ectives] Dasey[n] G[o]tt[e]s. Eig[en]tl[iche] R[e]l[i]g[ion]sphilosophie [.] b) 864 Die weitere Aufgabe der Metaphys[ik] ist dann, das Absolute selbst in s[einem] Wesen, s[einer] Thät[i]gk[ei]t u[nd] in 865 seinen Geschöpfen, sei[nem] V[e]rh[ä]ltniß 866 zur Welt genauer zu erforsche[n] 867 . Das wiederum d[ur]ch kritische: (sic! ) u[nd] constructive Betra[c]ht[un]g der pract[i]s[c]h u[nd] historisch in d[er] R[e]l[i]g[io]n 868 schon gegeb[enen] Lösung hierüber. D[a]h[er] der I[n]halt des G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyns] u[nd] der R[e]l[i]g[io]n zu betr[ac]ht[en] ist [.] - (Eig[en]tl[iche] Metaphysik) [.] c) Endlich soll die Metaphysik die Grundl[a]ge der andern philos[ophischen] Disciplin[en] werd[en], d.h. d[ur]ch Erkennt[n]iß d[e]s Absolut[en] ist philos[ophische] Betr[ac]ht[un]g alles üb[ri]g[en] Das[e]y[n]s, i[n]sb[e]s[ondere] d[e]s m[en]s[c]hl[ichen] Leb[en]s u[nd] Wirk[en]s ermögli[c]ht [.] - Es müß[en] i[n] ihr die Keime der and[eren] 860 Randbemerkung [35rl] : „Verschied[ene] Auff[a]ß[un]g[en] d[e]rs[e]lb[en]“. 861 Nachträgliche Einfügung in und unter der Zeile unleserlich. 862 Randbemerkung [35rl] : „d[a]d[ur]ch d[a]ß di[e] Metaphys[ik] zuerst v[om] Daseyn, ... (? ) d[a]s Absolut[e] zu handeln hat [,] unterscheidet sie sich etc. Vers[c]hied[ene] Art[en] d[ie]s[e]r E[r]k[enn]t[ni]ß zu gewinn[en] - Naturbe... (? ) [,] Construct[ion] à priori [,] G[ei]st[e]s ... (? ) [,] Selbstbewußts[eyn]“. Im Nachhinein in die Zeile eingefügt: „Man fängt aber darum doch [n]i[c]ht [m]it Nichts an, um d[u]rch Constructi[on] d[a]s E[r]k[enn]t[n]ißobj[ect] zu s[c]haff[en.]“ 863 Randbemerkung [35vl] : „D[ie]se Wahrh[ei]t ist bedingt du[r]ch die Objectivität des Inhalts des Gottesbew[u]ßtseyns - u[nd] umgekehrt. Mit dem Einen ist zugleich auch das andere bewiesen.“ 864 „Inhalt“ in der Zeile gestrichen. 865 „in“ über der Zeile. 866 „Relation“ über der Zeile. 867 „erforsche[n]“ über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „betracht[en]“. 868 „in d[er] R[e]l[i]g[io]n“ über der Zeile. <?page no="122"?> 112 philos[ophischen] Disciplin[en] enth[a]lt[en] sey[n] - insb[e]s[ondere] derer, die das m[en]s[c]hl[iche] Wirk[en] u[nd] Leb[en] betreff[en,] die socialphilos[ophischen] Disciplinen [.] - Auch hier wird d[ie] pract[i]s[c]he Lös[un]g zu Gru[n]de gelegt - die B[e]sti[mmun]g [men]s[c]hl[ichen] Th[un]s u[nd] Laß[en]s d[u]rch das G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßtseyn [.] - Es wird d[a]h[er] Cultus, K[i]r[c]he, Staat, Ku[n]st, Moral[i]t[ä]t philos[o]phisch betr[ac]htet werd[en] [m]üß[en.] - D[ie]s[er] Th[ei]l ist d[a]h[er] Ethik - im weitest[en] Sinn. (Eig[en]tl[iche] Fundam[en]talphil[o]s[ophie]) [.] 869 [35vr/ 36rl] I [.] Kap[itel] 870 §: 6 F[o]rts[e]tz[u]ng. 871 Es fragt sich nun, auf welche Weise können wir d[ie]se Frage philos[ophisch] beantworten? 872 - Dieß kann nun nicht anders geschehen a) als indirect 873 [,] als b) 874 direct psychologischem Wege durch Betrachtung der Natur des Menschen, des mens[c]hl[ichen] Gei- 869 Im Nachhinein am unteren Teil der Seite angefügte Notiz [35vr] : „Ueber d[a]s Princip - Princip[ium] esse[n]di Princ[ipium] cognoscendi (formal[)] nach welch[em] ... (? ) aus welch[en] dieß obj[ectiv] ausgedrü[c]kt [.] - D[a]s P[r]i[n]cip [m]uß aber au[c]h a) subj[ective] Wurzel hab[en] i[m] Subj[ect] (Cartes[ius]) b) u[nd] [m]uß eig[en]th[üm]l[ich] sey[n,] homogen d[em] G[e]g[en]st[an]d für Metaphysik ... (? ) Idee - V[e]r[n]u[n]ft ... (? ) [.] Ueb[er] d[a]s V[er]h[ä]lt[ni]ß zur Auct[orität] Ueb[er] d[ie] Selbstst[än]d[i]gk[ei]t - Fr[e]ih[ei]t [.] - Die] Wiss[enschaft] [m]uß fr[e]i sey[n] wie die Ku[n]st [,] d[enn] sie ist [nic]ht Rhetor [„Rhetor“ korrigiert durch Streichung ursprüngliches „Rhetorik“] od[er] Advokat [.] -“ 870 „Religionsphilos[ophie] 7“ am oberen Seitenrand [36rr] ; „7“ bezeichnet den Bogen. Nach dem eingeschobenen Blatt [35rl-35vr] wird die [34vr] unterbrochene Fassung der Vorlesung zur Religionsphilosophie an dieser Stelle fortgesetzt. Die hier fortgesetzte Textfassung endet erst [198rl-199vr] . 871 Eingeklammerte Randbemerkung, deren Verortung im Haupttext unklar ist: „NB [: ] Selbst d[ie] Wilden glaub[en] nur vermeintl[ich] g[ö]ttl[icher] Auctorität. Sie meinen nicht [,] daß sie den Gott machen - ihren Fetis[c]h, sond[ern] daß er es ist, das meinen sie u[nd] darum wählen sie ihn. -“ 872 Randbemerkungen [36rr] : „Philos[ophische] Lösu[n]g d[er] F[ra]ge nach d[em] Ursp[run]g: Wie? “ Als Einfügung an dieser Stelle gekennzeichnet: „Direct könn[en] wir zunächst [„zunächst“ über der Zeile] kein[en] Bew[e]is führ[en] für die Richt[i]gk[ei]t d[ie]s[e]r Aussage - d[enn] di[e] Anfänge der M[en]s[c]hh[ei]t si[n]d uns[erer] Fors[c]h[un]g unzugä[n]gl[ich.] - Wir versuch[en] d[a]h[er] ein[en] indirect[en] ... (? ) Bew[eis] ... (? ) d[es] contradictor[ischen] G[e]g[en]th[ei]ls d[ie]s[e]r Aussage an. - Wir nehm[en] an [,] dem rel[i]g[iö]s[en] Bewußts[eyn] v[on] ein[em] Göttl[ichen] liege nichts wirkl[iches] obj[ectives] Göttl[iches] zu Grunde [.] - Dann ergeb[en] si[c]h [me]hr[e]r[e] Mögl[i]chk[ei]t[en] od[er] Hypothes[en,] wie danach d[ie]s[e]s Bew[u]ßts[eyn] in d[er] M[en]s[c]hh[ei]t e[n]tsteh[en] konnte - a) ob d[u]r[c]h Bet[r]ug u[nd] List b) od[er] Fu[rc]ht c) od[er] Freisi[nn]? Täus[c]h[un]g [? ] Kö[nnen] wir d[ie]se Mögl[i]chk[ei]t[en] ad absurdum füh[ren] - dann ist d[e]r Bew[eis] ... (? )“ - Der mit dieser Randbemerkung teilweise überschriebene Text ist nicht mehr rekonstruierbar. 873 „a) als indirect“ über der Zeile; in der Zeile folgendes „durch“ gestrichen. 874 „b) direct“ über der Zeile. <?page no="123"?> 113 stes in seinem Verhältniß zur (Religion) 875 . Auf diese Weise wird es uns möglich seyn [,] die Genesis der Religion zu erforschen; die Bedingungen [,] auf denen sie beruht [,] in ihr[em] Entstehen u[nd] die Thätigk[ei]t[e]n durch sie 876 sie hervorgebracht wird. Ehe wir aber an d[ie]se psychologische Untersuchung gehen, wollen wir erst die Versuche betrachten, die man schon 877 gemacht hat, um d[ie] Entst[e]h[u]ng der R[e]l[i]g[io]n zu erklären [,] u[nd] zwar th[ei]ls in histor[i]s[c]h[em,] th[ei]ls in philos[ophischem] Interesse. Die Erört[e]r[u]ng hierüb[er] wird uns zur eigentl[ichen] Lösung d[ie]s[e]r Frage vorbereiten u[nd] hinführen. D[a]h[er] §: 7 878 Falsche Hypothesen über d[en] des 879 Ursprungs der Religion. 880 I) Schon im Alterthum 881 fehlte es nicht an einzelnen Männern, welche 882 der Religion den göttl[ichen] Urspr[u]ng 883 [,] d.i. ihre Entsteh[u]ng d[u]rch Off[e]nb[a]r[u]ng u[nd] Belehr[u]ng v[on] Seite der Gotth[ei]t selbst, absprachen, u[nd] sie (d[ie] R[e]l[i]g[io]n) als eine rein natürl[iche] Erscheinung betrachteten, die aus zufälligen, äußern Ursachen entstanden sei [,] z.B. aus Furcht vor gewaltigen Naturerscheinungen: Timor deos fecit 884 , sagte ein Röm[ischer] Schriftsteller 885 . Dieß geschah freilich nicht in der Zeit der höchst[en] Blüthe des Alterthums - Griechenlands [,] mein’ ich [,] u[nd] Rom’s - [,] sond[ern] schon in der Zeit des Sinkens u[nd] Verfalls, als der Glaube an die alten Götter immer mehr schwand u[nd] die R[e]l[i]g[io]n den Einfluß auf das Leben [,] besond[ers] der Gebildeten, verlor. 886 - D[ie]s[er] Zustand wurde indeß bald beseitigt durch die 887 entstehende u[nd] sich ausbreitende Christl[iche] 888 Religion, die sich als die rechte, wirkl[iche,] göttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng im Gegensatz zu dem falschen Götterglauben 875 „zur G[o]tt[e]sidee - G[o]tt[e]sbew[u]ßts[e]y[n].“ am Seitenrand [36rr] ersetzt im Nachhinein eingeklammertes „Religion“. 876 „sie“ hier irrtümlicherweise für „die“. 877 „schon“ über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „bisher“. 878 „2)“ über der Zeile. 879 „Hypothesen über d[en]“ über der Zeile als Ersatz für im Nachhinein eingeklammertes „Erklärungen“. 880 Im Nachhinein in die Zeile eingefügt: „od[er] d[a]s Contradictor[ische] G[e]g[en]th[ei]l d[e]s Zeugnißes d[e]r R[e]l[i]g[ion] (od[er] auch d[a]s contraere G[e]g[en]th[ei]l) [.] Indirecter Beweis für d[a]s Das[e]y[n] G[o]tt[e]s -“. Randbemerkung [36rr] : „NB [: ] Zuerst wäre v[ie]ll[ei]cht noch zu untersuch[en] - ob es zwingende Gründe gibt [,] d[ie]s[e]m allgem[einen] Zeugniß d[er] R[e]l[i]g[ion] zu widersprechen.“ Darunter die weitere Randbemerkung [36rr] : „Geschichtl[ich]“. 881 Randbemerkung [36rr] : „a) Erklär[un]g i[m] Alterth[um]“. 882 „welche“ korrigiert durch Streichung ursprüngliches „welchen“. 883 Einfügung am Seitenrand [36rr] : „welchen die R[e]l[i]g[io]nen v[on] sich behaupteten“. 884 „- Freigeister des Alterthums -” über der Zeile. 885 „Lucretius“ über der Zeile. 886 Randbemerkung [36rr] : „Protagoras - [„Lucretius“ über der Zeile] Ob Götter sey[en,] wisse er nicht -“. 887 „die“ über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „aus“. 888 „Christl[iche]“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Christenthum“. <?page no="124"?> 114 u[nd] zum Unglauben geltend machte. Von da an 889 dachte man über den Ursprung der außerchr[i]stl[ichen] R[e]l[i]g[io]nen, der heidnis[c]hen also 890 , wenig mehr nach u[nd] beschränkte sich darauf [,] den göttl[ichen] Ursprung des Chr[i]st[e]nth[ums] u[nd] [36rl/ 36vr] des Judenth[ums] darzuthun, bis man im vorig[en] Jahrh[undert] anfing [,] das Chr[i]st[e]nth[um] wissenschaftl[ich] zu bestreiten [,] namentl[ich] den göttl[ichen] Ursprung desselben [,] u[nd] dann auch, wie sich hienach ohnehin denken läßt, auch geg[en] d[ie] Rel[i]g[io]n übe[r]h[au]pt zu Felde zog u[nd] sie zu vertilgen strebte, dieß geschah namentl[ich] in Frankreich [,] 891 wo man es in der That bis dahin brachte, daß d[u]r[c]h Beschluß der Nationalvers[a]m[m]l[u]ng (1793) das Chr[i]st[e]nth[um] nicht nur [,] sond[ern] alle R[e]l[i]g[io]n abgeschafft wurde. Es blieb indeß nicht lang dabei; bald ließ man sich herbei [,] durch ein Dekret wenigstens ein „höchstes Wesen (être suprème) [“] anzuerkennen, bis in der Folge das Chr[i]st[e]nth[um] auch v[on] Seite der Reg[ie]r[u]ng wieder eingeführt ward. 892 Aber jene Theoret[ische] Bestreit[u]ng der R[e]l[i]g[io]n übe[r]h[au]pt - nicht blos des Chr[i]st[e]nth[ums] - hörte damit nicht auf u[nd] dauert noch jetzt fort. Denn auch jetzt noch ist, wie in allen Ländern Europa’s [,] so auch in Deutschl[an]d [,] die Zahl derer nicht gering, die v[on] einem göttl[ichen] Urspr[u]ng der R[e]l[i]g[io]n nichts wissen wollen, sond[ern] sie für ein natürlich[es] Gewächs der Erde, ja nicht selten für ein wucherndes Unkraut in der M[e]nsch[e]nwelt halten [,] das man je eher je lieber ausrotten müsse, u[nd] dieß entweder darum 1), weil sie an gar keinen Gott mehr glauben, also dem Atheismus huldigen, wo, wie sich v[on] selbst versteht, auch v[on] R[e]l[i]g[io]n nicht mehr die Rede seyn kann [,] 2) oder indem sie zwar eine Gotth[ei]t annehmen, aber diese in gänzl[icher] Entfernung v[on] d[er] Welt setzen, ihr gar keine Einwirk[u]ng auf dieselbe zuschreiben, also auch keine Off[e]nb[a]r[u]ng für die M[e]ns[c]hh[ei]t, u[nd] somit keinen g[ö]ttl[ichen] Urspr[u]ng für die R[e]l[i]g[io]n wollen gelten laßen; welche G[ei]st[e]sricht[u]ng man im Allgem[einen] mit dem Namen des „Rationalismus“ zu bezeichnen pflegt. Da nun aber doch die R[e]l[i]g[io]n 893 einmal da ist [,] u[nd] zwar als so großart[i]ge histor[i]s[c]he Erschein[un]g, daß sie nicht geläugnet werden kann [,] so suchte man nach einer Erklär[u]ng der Entsteh[u]ng ders[e]lb[e]n aus natürl[ichen], zufälligen, äußern Ursachen [.] - Wir wollen diese Erkl[ärun]g[en] 894 in Kürze untersuchen. II) a) 895 Die Religion, behauptete man 896 , ist ein Werk der [36vr/ 37rl] Willkühr, der Arglist, des Betruges. Sie ist erfunden worden durch die Priester od[er] Gesetzgeber, um das unwissende Volk durch Furcht vor einer Gotth[ei]t leichter im Zaume zu halten u[nd] beherrschen zu können. 889 Randbemerkung [36rr] : „b) Nach E[n]tst[e]h[un]g d[e]s Chr[i]st[e]nth[ums]“. 890 Einfügung am Seitenrand [36rr] : „über die Religion als allgem[eine] Erschein[un]g u[nd] Thatsache der M[e]ns[c]hh[ei]t“. 891 Randbemerkung [36vl] : „in neu[erer] Z[ei]t [,] pract[isch] in Fr[an]kr[eich]“. 892 Randbemerkung [36vl] : „Theor[e]t[ische] B[e]str[e]it[un]g d[e]s g[ö]ttl[ichen] Ursp[run]gs“. 893 „doch“ in der Zeile gestrichen. 894 „Erkl[ärun]g[en]“ über der Zeile. 895 Randbemerkung [36vl] : „a) R[e]l[i]g[io]n ein Werk d[er] Willkühr etc. [,] Priester u[nd] Gesetzgeber“. 896 „man“ über der Zeile eingefügt. <?page no="125"?> 115 Eine nähere Betracht[u]ng zeigt aber sogleich [,] 897 d[a]ß d[ie]se Erklär[u]ng des Urspr[u]ngs der R[e]l[i]g[io]n auf Gedankenlosigk[ei]t, auf historis[c]her u[nd] psy[c]holog[i]s[c]h[er] Unkenntniß beruht. 1) Wie ist es denn möglich, daß Priester die Relig[ion] erfanden, die doch selbst erst die nothw[e]nd[i]ge Beding[un]g des Daseyns der Priester ist. Ist ein Priester vor, also ohne die Religion denkbar? Gehen nicht die Priester erst aus der R[e]l[i]g[io]n hervor? 898 Man müßte also wenigstens sagen: Hervorragende, mehr als Andere begabte u[nd] gebildete Menschen haben den Glauben an eine Gotth[ei]t, also die R[e]l[i]g[io]n [,] erfunden u[nd] sich dann zu Dienern d[ie]s[e]r R[e]l[i]g[io]n u[nd] G[o]tth[ei]t, also zu Priestern gemacht. 899 2) Blicken wir aber auf die älteste Geschichte des Menschengeschlechts, so begegnen uns Völker im frühesten Alterthum, die R[e]l[i]g[io]n hatten, also an die Gotth[ei]t glaubten, ohne Priester 900 zu haben, z.B. selbst die Hebräer, hatten zur Zeit der Patriarchen des Abrah[am], Is[aak,] J[a]c[o]b etc. doch auch R[e]l[i]g[io]n, aber noch keine Priester; ähnl[ich] war es bei and[eren] Nomaden-Horden d[ie]s[e]r primitiven Zeiten. - Und durch die neu[en] Entdeck[u]ng[e]n hat man ja ebenfalls Völker gefunden, die doch wenigstens Spuren v[on] Glauben an höhere, übersinnl[iche] Mächte haben [,] ohne gleichwohl Priester zu haben, die ihnen d[ie]s[e]n Glauben hätten erfinden können. 901 3) 902 Ferner [,] wenn die R[e]l[i]g[io]n von Menschen erfunden worden, die sich dann zu Priestern aufwerfen, so fragt sich: Wie geschah denn diese Erfindung 903 , wenn sie willkührl[ich] u[nd] grundlos war [? ] 904 Die Religion ist ja Glaube an ein Uebersinnliches 905 , Göttliches, wie kamen sie dann auf diesen Gedanken? Wenn es ein Uebersinnliches gar nicht gibt, so kann der Mensch gar kein Vermögen haben, dieses auch nur zu denken, so 897 Randbemerkung [37rr] : „Kritik“. 898 Randbemerkung [37rr] : „1) Pr[ie]st[e]r geh[en] aus d[e]r R[e]l[i]g[ion] hervor - [n]i[c]ht umgek[e]h[r]t [.] D[enn] hab[en] au[c]h alle[r]di[n]gs die m[e]ist[en] R[e]l[i]g[ionen] Pr[ie]st[e]r - so ist d[oc]h d[ie] R[e]l[i]g[ion] selbst noch allg[emeiner] - u[nd] d[ie] Pr[ie]st[e]r gi[n]g[en] aus d[em] B[e]dürf[n]iß hervor -“. 899 Randbemerkung [37rr] : „Dem Stande der Priester könnte man all[e]rdi[n]gs w[en]igst[en]s die Erfind[un]g nicht aufbürd[en] - denn die Erfinder war[en] [n]i[c]ht Priest[e]r noch vor ih[re]r Erfind[un]g [.] 1) R[e]l[i]g[ion] ohne P[rie]st[e]r.“ 900 Unleserliche Wörter über der Zeile. 901 Randbemerkung [37rr] : „Histo[r]is[c]h k[e]i[ne] Erfi[n]d[un]g d[er] R[e]l[i]g[ion] nachzuweis[en] -“. Darunter [37rr] : „I) Fähigk[ei]t [m]uß da sey[n.] II) Dann aber ist R[e]l[i]g[ion] naturgemäß [.] III) Und darum setzt d[ie] F[ä]h[i]gk[ei]t au[c]h obj[ective] Real[i]t[ä]t voraus“. 902 „doch“ in der Zeile gestrichen. 903 Randbemerkung [37rr] : „3) Wie könnt[en] sie denn d[ie] P[rie]st[e]r erfind[en] - wie käm[en] sie auf d[en] Ged[an]k[en]? “ 904 „wenn sie willkührl[ich] u[nd] grundlos war“ nachträglich in die Zeile eingefügt. Randbemerkung [37rr] : „Wenn d[ie] R[e]l[i]g[ion] blos etwas Willkührl[iches], Erfunden[e]s ist - wenn ihr nichts Reales, Wirkl[i]ch[e]s zu Grunde liegt,“. 905 „Uebernatürliches“ über der Zeile. <?page no="126"?> 116 wenig als die Thiere ein Uebersinnliches, Göttliches zu denken oder anzuerkennen vermögen. 906 Was gar nicht existirt, das kann auch gar nicht gedacht od[er] geglaubt u[nd] also auch nicht erfunden werden 907 . a) Weil der Mensch gar kein Vermögen haben könnte; denn woher sollte er d[ie]s[e]s [37rl/ 37vr] Vermögen, Uebersinnliches zu erfinden haben, wenn ein Uebersinnliches gar nicht existirt? Von der Natur? Aber diese kann nicht geben, was sie selbst nicht ist u[nd] nicht hat u[nd] das ist hier der Fall. 908 Denn sie wird ja als Gegensatz des Uebersinnlichen betrachtet u[nd] als allein existirend. - Von sich selber könnte der Mens[c]h d[ie]s[e]s Vermögen auch nicht erhalten haben, denn nach d[ie]s[e]r Ansicht hätte ja der Mens[c]h nichts als ein[en] Theil der sinnl[ichen] Natur u[nd] wäre u[nd] hätte nicht mehr u[nd] nicht weniger als diese selbst. 909 Was also nicht ist, vermag der Mens[c]h auch nicht zu denken u[nd] zu erfinden. Das mag auf d[en] erst[en] Blick unrichtig - paradox - erscheinen, da wir ja tägl[ich] u[nd] augenblickl[ich] gar Viel denken u[nd] uns einbilden [,] was nicht ist in d[er] Wirkl[i]chk[ei]t; bei näherer Betracht[u]ng zeigt sich aber die Richt[i]gk[ei]t davon. Oder versuchen S[ie] es einmal [,] sich etwas zu denken, was gar nicht ist, d.i. ein Wesen [,] das gar Nichts gemein hat mit dem wirkl[ich] Bestehend[en] 910 , das ganz originell ist, ein ganz neues Geschöpf. Es wird nicht möglich seyn, unsere Gedanken müßt[en] dann schöpferische Kraft haben [,] d.h. wir müßten Gott selbst seyn, um aus Nichts Etwas hervorzurufen u[nd] nicht aus dem schon Bestehenden den Stoff zu uns[eren] neu[en] Gedankendinge[n] nehmen. 911 - So aber sind alle uns[ere] Gedanken, Vorstell[u]ng[e]n, Phantasiebilder 906 Randbemerkung [37rr] : „War aber Fähigk[ei]t da, dann ist R[e]l[i]g[ion] k[e]i[ne] willkürl[iche] Erfind[un]g mehr - sond[ern] naturgemäße Bethät[i]g[un]g - der M[en]s[c]h kann dann gar k[e]i[n] Vermög[en] dazu hab[en,] Uebersinnl[iches] z[u] erfind[en.]“ 907 Einfügung am Seitenrand [37rr] : „das mag auf den erst[en] Blick zweifelhaft seyn, da wir ja doch so viel uns denken u[nd] einbilden, dem d[ie] Wirkl[i]chk[ei]t fehlt, näher betrachtet aber z[ei]gt sich d[ie] Richt[i]gk[ei]t davon -“. 908 Randbemerkung [37vl] : „D[enn] woher sollte er es hab[en]? v[on] d[er] sinnl[ichen] [„sinnl[ichen]“ über der Zeile] Natur - od[er] v[on] si[c]h s[e]lbst? Nur v[on] d[er] G[o]tth[ei]t - v[om] Uebersinnl[ichen] kann er d[ie]s[e]s Vermög[en] hab[en] -“. 909 Einfügung am Seitenrand [37vl] : „N[ota]. So wenig der menschl[iche] Geist (im Selbstbewußtseyn) [„(im Selbstbewußtseyn)“ über der Zeile] sich selber erfind[en] kann [,] wenn es nicht ist [„wenn es nicht ist“ über der Zeile] - Was im Grunde der Materialis[m]us beh[au]pt[e]t. Man könnte gerade so gut b[e]h[au]pt[en,] der mens[c]hl[iche] Geist habe aus List u[nd] Betrug sich selbst erfund[en.] Was [n]i[c]ht ist [,] kann au[c]h gar [n]i[c]ht geda[c]ht werd[en] (als sey[en]d) - weil es k[e]i[ne] Fäh[i]gk[ei]t dazu geb[en] kö[nn]t[e.] - Es [m]üßte d[ann] d[a]s G[e]dachte i[m] D[en]k[en] gl[e]i[c]h aus Ni[c]hts g[e]schaff[en] w[e]rd[en] - was g[ö]ttl[iche] Macht voraussetzt [n]i[c]ht ... (? )“. Darunter die weitere Randbemerkung [37vl] : „NB [: ] Der Mat[eri]al[i]sm[us] b[e]h[au]pt[e]t in d[er] That [,] der m[e]ns[c]hl[iche] G[ei]st habe si[c]h selbst erfu[n]d[en,] noch dazu aus Du[mm]h[ei]t, aus M[an]gel an Ei[n]s[ic]ht, aus Blödsin[n]“. 910 „Geist[i]g[en] od[er] Materiell[en]“ über der Zeile. 911 Randbemerkung [37vl] : „Schon hier sind wir an d[en] Alles entscheid[en]d[en] Pu[n]kt gekomm[en.] - Kann d[a]s G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßts[eyn] eine belieb[i]g[e] Erfi[n]d[un]g s[e]y[n], dann ist s[eine] Wahrh[ei]t u[nd] d[a]s D[a]s[e]y[n] G[o]tt[e]s du[rc]haus unbeweisbar [.] - Und wie irg[en]d etwas z[um] Beweis als G[r]u[n]dl[a]ge die[nen] kann [,] dann [m]uß es die [men]s[c]hl[iche] Fäh[i]gk[ei]t z[um] Gott[es]ged[an]k[en] sey[n] - mehr als Alles Andere im Himmel u[nd] auf Erd[en.] -“ <?page no="127"?> 117 v[on] noch so abentheuerlich[er] u[nd] unerhörter Art stets genommen aus dem schon Daseyend[en] u[nd] nur verschieden combinirt, anders gestaltet u[nd] modificirt [,] als die Wirkl[i]chk[ei]t zeigt. So ist es auch mit dem Gottesgedanken. 912 Gott, das Daseyn Gottes kann nicht denkend erfunden werden, wenn er gar nicht wäre. Verschieden gestaltet, modificirt, abentheuerlich vorgestellt kann d[ie] Idee der Gotth[ei]t werden u[nd] das ist auch wirkl[i]ch geschehen, - wie dieß phantast[ische] Willkühr u[nd] Unken[n]tn[i]ß mit allem Daseyenden zu thun vermag; erfunden, d.i. 913 geschaffen aus Nichts kann aber der G[o]tt[e]sgedanke nicht werden. 914 b) Wie aber d[er] G[o]tt[e]sgedanke u[nd] d[ie] R[e]l[i]g[io]n v[on] den Priestern nicht erfunden werden konnte ohne Daseyn G[o]tt[e]s 915 , also blos aus List u[nd] Betrug - so konnte d[ie]s[e]r Gedanke auch v[on] den [37vr/ 38rl] I [.] Kap[itel] 916 §: 7 F[o]rts[e]tz[u]ng. Völkern gar nicht verstanden werden, 917 so wenig als v[on] den Thieren er verstanden u[nd] geglaubt werden konnte, wenn er der mens[c]hl[ichen] Natur ganz fremd, ganz unnatürlich u[nd] eine bloße Fiction war 918 ; denn wiederum, die Menschen können nichts annehmen, begreifen od[er] glauben, wozu sie keine Anlage haben; sie haben eben keine Anlage zu dem, was gar nicht ist, sond[ern] aus Nichts erst erfunden werden soll. 919 II) 920 Aehnl[ich] verhält es sich mit der Behauptung, die R[e]l[i]g[io]n sei durch Gewalthaber u[nd] Gesetzgeber eingeführt u[nd] den Menschen aufgedrungen worden [,] um sie durch den Schrecken vor unsichtbar[en] Mächten im Zaume zu halten. 912 Randbemerkung [37vl] : „NB [: ] Aber die V[o]rst[e]ll[un]g der G[o]tth[ei]t wird doch auch aus Das[e]y[en]d[em] als Stoff - gebaut, gebildet [.] - Wohl aber all[en]th[a]lb[en] wird ih[m] ein plus beigefügt -“. 913 „d.i.“ über der Zeile. 914 Einfügung am Seitenrand [37vl] : „G[e]d[an]k[en]g[a]ng ist der: Gott könnte nicht gedacht, die R[e]l[i]g[ion] also nicht erfund[en] w[er]d[en] a) wenn keine besond[ere] Fähigk[ei]t dazu im M[e]ns[c]h[e]n wäre [„generatio aequivoca“ über der Zeile] - eine besond[ere] Fähigk[ei]t aber wäre dann nicht vorhanden, wenn es kein[en] Gott gäbe [„(wenn also d[ie] R[e]l[i]g[ion] blos Erfi[n]d[un]g wäre)“ über der Zeile], weil die Idee G[o]tt[e]s [unleserliches Wort über der Zeile], d[ie] Fäh[i]gk[ei]t [,] ein Göttl[i]ch[e]s, Uebersinnl[iches] zu denken [,] nicht v[om] Sinnlich[en] gegeb[en] werd[en] kann [.] - Weil da [„das“ in der Zeile gestrichen] die Wirk[u]ng ganz entgegengesetzter Art wäre v[on] d[er] Ursache - währ[en]d die Wirk[un]g über[a]ll gleichartig sey[n] muß. Hätt[en] also P[rie]st[er] wirkl[ich] d[ie] R[e]l[i]g[ion] erfu[n]d[en], so hätt[en] sie Wahres, Nothw[en]d[i]g[e]s erfu[n]d[en] ... (? )“. 915 „g[ei]st[i]g[es] Vermög[en] dazu ... (? )“ über der Zeile. 916 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 8“ am oberen Seitenrand [38rr] ; „8“ bezeichnet den Bogen. 917 Randbemerkung [38rr] : „Wenn List u[nd] Betrug“. 918 Einfügung am Seitenrand [38rr] : „wenn d[ie] R[e]l[i]g[io]n d[en] Mens[c]h[en] willkührl[ich] aufgedrungen würde v[on] einig[en] Betrüg[ern,] die herrs[c]h[en] u[nd] sie bänd[i]g[en] wollt[en] - waru[m] hab[en] d[ie]se denn ni[c]ht auch d[en] Thier[en] willkührl[ich] R[e]l[i]g[io]n aufgezwung[en,] um auch sie bänd[i]g[en] zu können? “ 919 Einfügung am Seitenrand [38rr] : „Ihrer eigentl[ichen] Natur weg[en] ist also d[ie] R[e]l[i]g[io]n, d[er] G[o]tt[e]sg[e]d[a]nke kein G[e]g[e]nst[a]nd, der erfunden werden könnte -“. 920 „II)“ irrtümlich wiederholt. <?page no="128"?> 118 a) Von keiner einzig[en] R[e]l[i]g[io]n ist historis[c]h nachweisbar [,] daß sie einem Volke erst d[u]rch seine Gesetzgeber sei aufgedrungen worden; 921 vielmehr ist bekannt, daß überall schon die R[e]l[i]g[io]n vor den Gesetzgebern sei vorhanden gewesen u[nd] daß sie v[on] groß[en] Männern nur zu neu[em] Leben u[nd] Aufschwung gebracht u[nd] in ihr[em] äußerl[ichen] Verh[ä]ltn[i]ße geordnet u[nd] verbeßert worden. So geschah dieß in China z.B. 922 d[u]rch Confucius, in Persien d[u]rch Zoroaster; bei den Griechen th[ei]lw[ei]se d[u]rch Sòlon, bei den Römern d[u]rch Numa Pompilius [,] d[en] König; bei den Hebräern durch Moses. bei d[en] Arab[ern] d[u]rch Mohammed [.] 923 b) Dann aber, abgesehen davon, daß d[ie] Gesetzgeber so wenig als die Priester, die R[e]l[i]g[io]n u[nd] besond[ers] den Fundamentalgedanken derselben, den Glauben an eine Gotth[ei]t erfinden konnten, aus schon angeführten Gründen, 924 so wäre d[ie]s[e]s Mittel [,] ihre Macht zu schützen [,] nicht eben das geeignetste u[nd] sicherste gewesen. Das rohe Volk - wie es hier vorausgesetzt wird - ist überall für das Sinnliche, Sichtbare, Derbe 925 viel empfänglicher als für das Unsichtbare, Sublime [,] Unfaßbare. 926 Und wie sollte es sich heben [,] 927 d[ie]s[e]s Joch, den Glauben u[nd] die Furcht vor ein[em] Unsichtbar[en], Göttlichen haben aufdrängen laßen, v[on] dem es nichts verstand, Nichts sah u[nd] hörte, für das es 928 nach d[ie]s[e]r Anschauungsweise so wenig Gefühl haben konnte als die Thiere, v[on] dem es nichts verstand. Es hätte sich sicher geg[en] d[ie]s[e]s Joch u[nd] Gesetz so gut gesträubt, wie geg[en] jedes andere [,] das ihm auferlegt wurde, [38rl/ 38vr] 929 Sicher hätte man auch die Absicht [,] welche die Gesetzgeber dabei hatten [,] bald bemerkt u[nd] d[ie]s[e]n aufgedrungenen Glauben 930 verlaßen. - Wie kommt es nun aber [,] daß die Völker sich zwar geg[en] ihre Fürsten u[nd] Gesetzgeber öfters empört u[nd] sie vertrieben od[er] abgesetzt haben, die Religion aber unangetastet bestehen ließen? Wenn die R[e]l[i]g[io]n nur Stütze der Tyrannen u[nd] v[on] d[ie]s[e]n selbst eingeführt [worden wäre], so müßte sie ja vor Allem vom Volke beseitigt worden [sein] od[er,] ihrer bish[e]r[i]g[en] Stütze beraubt [,] v[on] selbst wieder aufhören. 931 - Das geschah aber nie - ein Beweis [,] daß die R[e]l[i]g[io]n tiefer haft[en] müsse im Gemüthe 921 Randbemerkung [38rr] : „a) Unhistorisch. Aus d[er] Luft gegr[i]ff[en]“. 922 Einfügung am Seitenrand [38rr] : „in Indien d[u]rch Buddha“. 923 „bei d[en] Arab[ern] d[u]rch Mohammed“ nachträglich in die Zeile eingefügt; daher blieb der Punkt nach „Moses“ irrtümlich stehen. 924 Randbemerkung [38rr] : „b) Unmögli[c]h c) Ungeeignet -“. 925 Unleserliches Wort über der Zeile. 926 Randbemerkung [38rr] : „Das Volk [em]pfängl[i]ch[e]r für d[a]s Sinnliche als d[a]s Ueb[e]rsinnl[iche].“ 927 Randbemerkung [38rr] : „d) Natürl[iches] Widerstreb[en] d[a]geg[en]“. 928 Unleserlicher Buchstabe in der Zeile gestrichen. 929 „u[nd]“ in der Zeile gestrichen; „Sicher“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „sicher“. Einfügung am Seitenrand [38vl] : „Auch ist das s[c]hon ein Widerspr[u]ch, d[a]ß die R[e]l[i]g[io]n d[u]rch Gewalt sollte eingef[ü]hrt, eingedr[u]ng[e]n worden sey[n] u[nd] doch wied[er] zur Stütze d[ie]s[e]r Gewalt sollte gedient hab[en]. Es verhielte sich gerade umgekehrt; d[ie] R[e]l[i]g[io]n bedurfte da der sinnl[ichen] Gewalt als Stütze, statt d[ie]se zu stützen.“ 930 „bald“ in der Zeile gestrichen. 931 Einfügung am Seitenrand [38vl] : „die Tyrannen hätte man verjagt, das beste Mittel der Tyrannen aber bestehen lassen! Man hätte doch vor Allem d[ie]s[e]s beseit[i]g[e]n müßen. -“ <?page no="129"?> 119 der Menschen als äußerl[iche] tyrann[i]sch[e] Anordnungen; u[nd] andere Bedürfniße des M[e]ns[c]h[e]n befriedig[e]n, als die, welche eine bloße Scheuche zur Einjagung von Furcht vor d[er] Herrs[c]hergewalt od[er] als Wächterin der Staatsgesetze zu befriedigen hat. 932 III) Das Nämliche gilt auch v[on] jener Ansicht, welche die R[e]l[i]g[io]n durch einen Vertrag des Volkes - der Volks-Genossen entstehen läßt; - eine Ansicht [,] die noch abgeschmackter ist, als die Vorigen. 933 IV) Das Wahre an d[ie]s[e]r Sache ist dieß: daß allerdings Priester u[nd] Gesetzgeber die rel[i]g[iö]s[en] 934 Verhältnisse geordnet u[nd] die Bestimmungen derselben gehandhabt u[nd] aufrecht erhalten haben; ja daß sie wohl auch oft die R[e]l[i]g[io]n zu ihren Zwecken mißbraucht, verfäls[c]ht zu Partheizwecken u[nd] zur Befried[i]g[un]g der Herrschsucht angewendet haben. Erfunden aber haben sie d[e]ßwegen die R[e]l[i]g[io]n nicht u[nd] können sie der Natur der Sache wegen nicht erfunden haben. Was sie allenfalls erfunden haben konnten, sind nur 935 Verordnungen [,] die sie mit r[e]l[i]g[iö]s[em] S[c]hein u[nd] Gewand umgaben, deren Befolg[u]ng sie 936 im Namen der R[e]l[i]g[io]n geboten, weil sie sicher waren, daß sie so am ersten u[nd] gewissenhaftesten befolgt würden. Das aber setzt voraus, daß gerade die R[e]l[i]g[io]n schon vor ihnen die Hauptmacht im Volksleben war, die am meisten Einfluß übte, deren Mißbrauch sich also am besten lohnte. b) 937 Diese Ansicht [,] daß die R[e]l[i]g[io]n eine Erfind[un]g der Priester u[nd] Gesetzgeber sei, ist auch jetzt schon zieml[ich] verschollen, aus geschichtl[ichen] u[nd] philos[ophischen] Werken ist sie wenigstens ganz verschwunden u[nd] nur in einigen rabiaten Köpfen Halbgebildeter spukt sie noch. [38vr/ 39rl] Mehr Gewicht legt man noch 938 auf eine andere Erklär[u]ng des Ursprungs der R[e]l[i]g[io]n; näml[ich] die, welche sagt: Die Religion ist ein Werk der Furcht vor der Gewalt der Natur. 939 Noth u[nd] Schrecken haben den Glauben an unsichtbare [,] verderbliche od[er] helfende Mächte erzeugt. Dagegen aber ist zu sagen: 932 Einfügung am Seitenrand [38vl] : „Ein einziger Fall französ[ische] Revolut[ion] ausgenomm[en] - da hatt[e] man aber sch[on] d[ie]se Theorie - u[nd] sie bewährte sich nicht [.] -“ Einfügung in der Zeile gestrichen: „(War die R[e]l[i]g[io]n blos ein Bezähmungsmittel [,] warum nicht auch bei d[en] Thier[en] angewendet? [)]“ Einfügung am Seitenrand [38vl] ebenfalls gestrichen: „Und wie käm[en] die wild[en] Völker dazu [,] sich ein Göttl[i]ch[e]s zu erfind[en]? , wenn sie [„sie“ über der Zeile] es blos aus List u[nd] Betrug erfund[en.] Fiction“. 933 Einfügung am Seitenrand [38vl] : „Das g[a]nze Volk faßt den Beschluß [,] sich etwas vorzulügen! -“ 934 „Gese[tze]“ in der Zeile gestrichen. 935 „r[e]l[i]g[iö]se“ in der Zeile gestrichen. 936 „um“ in der Zeile gestrichen. 937 „b)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. Korrespondierendes „a)“ ist unauffindbar. 938 „noch“ über der Zeile. 939 Randbemerkung [39rr] : „R[e]l[i]g[io]n Product der Furcht vor d[er] Naturgewalt -“. <?page no="130"?> 120 1) D[a]ß die R[e]l[i]g[io]n nicht wesentlich in der Furcht besteht [,] sond[ern] ebenso sehr, ja noch viel mehr in Ergebung [,] Vertrauen auf die Gotth[ei]t, in Liebe zu ihr. D[ie]se aber kann die rohe Maße u[nd] Gewalt der Natur nimmer erzeugen. 940 2) Wie wäre es ferner möglich, daß die äußere rohe Gewalt u[nd] der Schrecken der Natur, also d[ie] äußere Erscheinung, das Sichtbare gerade das Gegentheil von ihr selbst, den Glauben näml[ich] an ein Unsichtbares, über der Natur Stehendes hervorriefe? 941 Je mehr das Natürliche, das Wirkliche sich äußerte, wirksam wäre, desto mehr würde es an Gelt[u]ng u[nd] Bedeut[u]ng verlieren [,] desto mehr riefe es im Mensch[e]n das Gegentheil von ihr hervor. Das Uebernatürliche 942 nämlich. Welch’ ein Räthsel ist das, wenn es in der That nichts Uebernatürliches gibt? 943 - Es ist ein Gesetz der Natur, das der Menschengeist vollkommen anerkennt u[nd] vernünftig findet, daß die Wirk[u]ng nie größer seyn kann als die Ursache; hier aber wäre nicht blos die Wirkung größer als die Ursache, indem näml[ich] die Betracht[u]ng der Gewalt der Natur ein Bewußts[eyn] v[on] einer über der Natur stehenden Gewalt hervorbrächte, sond[ern] die Wirkung wäre völlig anderer, ja sogar entgegengesetzter Natur als die 944 Ursache. 945 Die Ursache wäre das Natürliche [,] die Wirkung des Uebernatürl[iche], die Ursache wäre das Sichtbare [,] die Wirkung das Unsichtbare. 946 - Niemand aber kann geben, was er nicht hat [; ] 947 so gibt es aber in 940 Randbemerkung [39rr] : „a) D[ie] R[e]l[i]g[ion] b[e]st[e]ht [n]i[c]ht blos in Furcht [,] s[on]d[ern] au[c]h i[n] Liebe [.] -“ Der folgende, teilweise überschriebene, zur Gänze gestrichene Text ist zum Großteil unleserlich. Hierauf folgt noch die Bemerkung [39rr] : „N[ota: ] Aber muß man d[enn] Alles, was man fürchtet od[er] liebt [,] gl[e]i[c]h für Gotth[ei]t halten? Die Thiere fürcht[en] si[c]h au[c]h [.] -“ 941 Randbemerkung [39rr] : „b) Die sinnl[iche] Gewalt der Natur kann [n]i[c]ht Glaub[en] a[n] [„Glaub[en] a[n]“ über der Zeile] Uebersinnl[iches] hervorb[rin]g[en.] Aber die Völker seh[en] z.B. die verheer[en]d[en] Wirk[un]g[en] v[on] (Donner u[nd]) Blitz, ohne zu wiss[en], was d[ie]se Macht sey [,] d.h. Furcht vor ei[nem] Unbekannt[en], das s[c]had[en] könnte [,] d[a]h[er] Gebete u[nd] Opfer [,] um d[ie]se unbek[a]nnte Macht, die so gewalt[i]g wirk[en] kann - mens[c]hl[i]cher W[ei]se zu gewi[nnen,] zu b[e]sänftig[en.] Allein [,] auch wir wiss[en] noch nicht [,] was d[e]r Blitz eig[en]tl[ich] ist, ohne ... (? )“ Darunter die weitere Randbemerkung [39rr] : „a) I[m] G[e]g[en]th[ei]l - a) Das Natürl[iche] würde sich selber ver[nic]ht[en,] je wirksa[me]r es wär[e] - d[er] Glaub[e] d[es] M[en]s[c]h[en.] - Und wenn es so ist, was setzt das voraus? Doch wohl dieß, d[a]ß hinter der Natur eine Uebernatur sey [.] - b) Es brä[c]hte ger[a]de die [en]tgeg[en]gesetzt[e] Wirk[un]g hervor.“ 942 „d[a]s Unwirkliche“ über der Zeile. 943 Randbemerkung [39rr] , die besonders aufgrund von Überschreibungen nur zum Teil lesbar ist: „Und zurü[c]kverfolg[en]d komm[en] wir stets zu einer unbegreifl[ichen] unbekannt[en] Macht [,] die wir auf irg[en]d ei[ne] W[ei]se uns d[en]k[en] u[nd] ... (? ) u[nd] v[on] ihr uns abhäng[i]g fühl[en.] - Hätte die R[e]l[i]g[ion] einzig da[m]it begonn[en,] so hätte sie da[m]it au[c]h aufhör[en] müß[en.] - Es könnte kein Bedürfniß menschl[ichen] Ge[m]üthes mehr da s[e]y[n.] -“ 944 „als die“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „zur“. 945 Randbemerkung [39rr] : „(Die Finsterniß kann das Licht nicht hervorbri[n]g[en.] Bei ... (? ) Wirk[un]g[en], Explosi[onen] ... (? ) sch[e]i[n]t all[e]rdings au[c]h die Wirk[un]g oft g[an]z vers[c]hi[e]d[en] v[on] d[er] Urs[a]che - aber es fi[n]det Auslösung statt [.])“ Daneben weitere Randbemerkung [39rr] : „Auslösung der übernatürl[ichen] Fäh[i]gk[ei]t d[u]rch natürl[iche] Einwirk[un]g findet statt [.] -“ 946 Randbemerkung [39rr] : „D[a]g[e]g[en] ist zu sag[en]: a) a) D[ie]se Ursach[en] sind jetzt bekannt u[nd] doch dauert di[e] R[e]l[i]g[ion] (Sache d[e]s Ge[m]üth[e]s u[nd] Erk[ennen]s [)] fort [.] b) Die tiefe[n] Natur- <?page no="131"?> 121 der That kein Uebernatürliches, kein Göttliches, Unsichtbares, so kann auch die Natur die Vorstellung, den Gedanken daran, den Glauben nicht geben, nicht in den Mens[c]hen hervorbringen, denn d[ie]s[e]r Gedanke ist dann weder in ihr noch außer ihr; er kann gar nicht existiren. [39rl/ 39vr] 3) 948 So wenig die Natur es vermag 949 die Vorst[e]ll[un]g eines Göttlichen in den Menschen hineinzubringen, wenn es in der That ein solches gar nicht gibt u[nd] sie also auch keine Off[e]nb[a]r[u]ng od[er] Kundgebung desselben seyn kann - so wenig vermag der Mensch selber willk[ü]h[r]l[ich] 950 die Natur oder etwas üb[er] der Natur stehendes für die Gotth[ei]t zu erklären [,] wenn es 951 eine solche 952 nicht gibt. 953 - 954 Mag auch die Natur in noch so gewaltigen Erschein[un]g[e]n vor ihn treten, ist er blos für das Sinnliche da, durch u[nd] für dasselbe allein, so kann er nie dazu kommen [,] hinter d[ie]s[e]n Naturgewalten Uebersinnliches [,] Geistiges zu suchen u[nd] zu finden. 955 - 956 Wie käme er doch zu solchem Glauben? Das wäre das Unbegreiflichste, Räthselhafteste [,] das es in der Welt gibt. 957 Es wäre d[ie]s[e]r Glaube eine Täuschung, u[nd] doch für den M[e]nsch[e]n ers[c]h[einungen] z.B. ... (? ) Blitz - die Electri[zi]t[ä]t ist auch u[n]bekannt - ohne d[a]ß man sie jetzt für G[o]tt hält - G[o]tt[e]slehr[e] ist jetzt g[a]nz ... (? )“. b) Wir hab[en] d[en] Gedank[en] d[e]s Absolut[en], der si[c]h [n]i[c]ht aus d[e]r N[a]tur u[nd] geh[e]i[mn]ißvoll[en] ... (? ) ableit[en] u[nd] [m]it ... (? ) ausstatt[en] läßt [.] - Und ad 2 [)] Die Naturerschei[n]u[n]g[en] könn[en] d[en] G[o]tt[e]sged[an]k[en] weck[en], lebend[i]g erh[a]lt[en] ... (? ) etc. - Noth lehrt bet[en] - Mens[c]h[en], ab[e]r [n]i[c]ht Thier[e.]“ 947 Randbemerkung [39rr] : „g“; darüber: „g) Niem[a]nd kann geb[en,] was er selbst [nic]ht hat -“. 948 Über der Zeile nachträglich eingefügt: „3) d) Feuerbach’s Ansicht - der M[en]s[c]h selbst, d[a]s Herz s[c]hafft si[c]h G[o]tt - objectivirt [.] ... (? )“ - „3)“ zusätzlich am Seitenrand [39vl] . Dazu die Randbemerkung [39vl] : „Die R[e]l[i]g[ion,] sagt man [,] ist eine Täus[c]h[un]g, ei[ne] poet[ische] Fiction - der M[en]s[c]h objectivirt etc.“ 949 Zweite Silbe „mag“ über der Zeile; zweite und dritte Silbe von „vermochte“ in der Zeile gestrichen. 950 „willk[ü]h[r]l[ich]“ über der Zeile. 951 „k“ in der Zeile gestrichen. 952 „gar“ in der Zeile gestrichen. 953 Randbemerkung [39vl] : „Der M[en]s[c]h kann au[c]h dur[c]h d[ie] Natur [n]i[c]ht veranlaßt od[er] gezwu[n]g[en] werd[en] (Religion = poet[ischer] Wahn) [.] Feuerbach’s Ansicht ist d[a]s Geg[en]th[ei]l v[on] d[ie]s[e]r genannt[en] (Furcht) [,] da er b[e]h[au]pt[e]t [,] die G[o]tth[ei]t sey d[e]r object[ivirte] Wunsch d[e]s Herz[en]s)“. 954 „ad 2)“ über der Zeile. 955 Der Abschnitt „Mag ... finden.“ wurde im Nachhinein eingeklammert. Einfügung am Seitenrand [39vl] : „Muß man denn Alles [,] was man fürchtet (u[nd] nicht kennt) gleich für Gotth[ei]t halten? - warum nicht für Natur schlechtweg, die sich bestimmt als das Daseyende kund gibt? -“ 956 Einfügung am Seitenrand [39vl] : „(Nähmen wir au[c]h an [,] es käme doch dazu, es wäre Feuerb[ach]“. Daneben: „D[a]g[e]g[en] [„ad 5“ über der Zeile] 1) Wenn d[a]s M[en]schsein eine Täus[c]h[un]gsmaschine ist, wer bürgt dann für d[a]s Feuerbach’sche Räsonne[men]t? 2) Wie kann d[ie] Natur [m]it ihr[en] Nothw[en]d[i]gk[ei]tsgesetz[en] eine solche Täus[c]h[un]gsmas[c]hi[ne] aus d[em] Urschlamme hervorbri[n]g[en? ] 3) Warum sollte der M[en]s[c]h all[e]i[n] d[a]s B[e]dü[r]f[n]iß hab[en] - Spottgebilde d[er] Natur s[e]y[n? ] ad 4) W[a]ru[m] zu s[einem] Glü[c]k u[nd] Fri[e]d[en] der Täus[c]h[un]g b[e]dürf[en]? 5) Wie kann er e[n]dl[ich] zur Ei[n]si[c]ht in d[ie]s[e] Täus[c]h[un]g k[ommen] u[nd] d[u]rch ... (? ) [n]i[c]ht, loos w[e]rd[en? ] 6) Wie kann d[ie] Natur ei[n] V[ermö]g[en] ... (? )? “ 957 „ad 3“ über der Zeile; am Seitenrand [39vl] : „3)“. <?page no="132"?> 122 nothw[e]nd[i]g zu seiner Beruhig[un]g [,] zu sein[er] Beseelig[u]ng; 958 das wäre der ärgste Widerspruch in der mens[c]hl[ichen] Natur. 959 Das Thier wäre dann v[on] Natur aus vollkommener, denn es bedürfte für sein Leben u[nd] Daseyn keiner solchen Täusch[u]ng 960 u[nd] fühlt sich einem nicht-Existirend[en,] Uebersinnlichen nicht unterworfen; 961 die Natur selber wäre wahrer u[nd] aufrichtiger gegen d[a]ss[e]lbe 962 [,] denn sie würde ihr nicht eine Lüge, eine Täus[c]h[u]ng aufdringen u[nd] aufdringen können. 963 964 Nur so viel ist auch hier richtig, daß die großen Erschein[un]g[e]n der Natur die Idee v[on] G[o]tt weck[en,] die r[e]l[i]g[iö]se Anlage aufregen, zur Erscheinung u[nd] Uebung bringen können, erzeugen, neu hervorbringen können sie d[ie]s[e]n G[o]tt[e]sglauben, die R[e]l[i]g[io]n nicht. Die R[e]l[i]g[io]n wäre nie entstanden [,] auch bei den gewalt[i]gst[e]n Erscheinungen der Natur nicht, so wenig als sie in den Thieren entstanden ist od[er] entsteht, die ja auch die 965 Naturereignisse vor Augen haben; - 966 wenn nicht im Menschen selbst Etwas wäre, ganz von der äuß[eren] 967 Natur verschieden, das sie also auch nicht geben konnte; 968 ich meine die Anlage zur R[e]l[i]g[io]n, die eingeborne Idee v[on] Gott, die in d[er] R[e]l[i]g[io]n nach Verwirklich[un]g od[er] Darstellung strebt; auf die alle R[e]l[i]g[io]n mit allen ihr[en] Aeuß[e]r[u]ng[e]n sich gründet. Einfügung am unteren Seitenrand [39vr] : „So viel ist richt[i]g [,] d[a]ß sich der poet[ische] Geist der M[en]s[c]hh[ei]t bemächt[i]gt hat u[nd] in Mythologie u[nd] Ku[n]st die manigfalt[i]gst[en] Gebilde hervorgebracht hat [.] -“ 958 Randbemerkung [39vl] : „Bed[e]ut[un]g einer Täus[c]hu[n]g hierin“. 959 Randbemerkung [39vl] : „Richt[i]g ist auch hier nur dieß [,] d[a]ß die Phantasie all[e]rd[in]gs h[au]pts[ä]chl[ich] thät[i]g s[e]y[n] [m]uß i[m] Di[en]ste d[e]s Uebersi[nn]l[ichen.] - NB [: ] D[a]s Volk mythisirt, religionisirt b[e]st[än]d[i]g [.] Was ist nun [m]it d[ie]s[er] B[e]h[au]pt[un]g genau? Nur Ged[an]k[en]losigk[ei]t kann si[c]h dabei beg[n]üg[en] - d[enn] es fragt si[c]h [: ] waru[m] ges[c]hieht d[enn] das? “ 960 „u[nd] fühlte“ in der Zeile gestrichen. 961 Einfügung am Seitenrand [39vl] : „Der Mens[c]h wäre d[a]s lächerlichste Ges[c]höpf, - ein Narr der Natur - ein Spottgebilde ders[e]lb[en.] - Das ganze Dasey[n] d[e]s M[e]ns[c]h[en] wird zur Unvernunft [.] - D[ie]se Ansicht also zerstört sich selbst - da ihr die ... (? ) ist.“ 962 „d[a]s Thier“ über der Zeile. 963 Einfügung am Seitenrand [39vl] : „Daß Gott die Welt aus Nichts ers[c]haffen habe [,] dünkt gerade d[ie]s[e]n R[e]l[i]g[io]nsbek[äm]pf[ern] unbegreifl[ich] u[nd] unmöglich [.] - Daß aber die Welt [„der Mens[c]h“ über der Zeile] (M[e]nschh[ei]t) Gott - wenigst[en]s d[en] G[o]tt[e]sged[a]nk[en] aus Nichts erschaff[en], sich erdacht habe [,] das find[en] sie ganz begreiflich u[nd] natürlich.“ 964 „ad 2)“ über der Zeile. 965 „Er“ in der Zeile gestrichen. 966 Einfügung am Seitenrand [39vl] : „wenn nicht der Mensch zur R[e]l[i]g[io]n geboren u[nd] geschaffen wäre [.]“ Daneben und darunter die Randbemerkung [39vl] : „NB [: ] ad S[c]hl[u]ß [: ] Ueb[ri]g[en]s kann d[ie]s[e] dialekt[ische] Erört[erun]g all[er]di[n]gs d[en] Glaub[en], d[ie] leb[en]d[i]g[e] Ueberzeug[un]g v[on] G[o]tt[e]s Das[e]y[n] [n]i[c]ht hervorbri[n]g[en.] - Es gilt da: Wenn Ihr’s [n]i[c]ht fühlt [,] ihr w[er]det’s [n]i[c]ht erz[eu]g[en]. - Aber sie kann alle ... (? )“ Die übrigen teilweise überschriebenen Zeilen sind großteils unleserlich. 967 „äuß[eren]“ über der Zeile. 968 Einfügung am Seitenrand [39vl] : „S[c]hl[u]ß [: ] Also ad absurdum geführt [.] - Mehr br[auc]ht es [n]i[c]ht - die Philos[ophie] kann Ni[eman]d zwi[n]g[en] v[ern]ü[n]ft[i]g zu d[en]k[en.] - (Darnach auch Feuerb[achs] Ansicht z[u] beurth[ei]l[en]). Sie zeigt nur [,] wie u[nd] was man d[en]k[en] [m]üße [,] ver[nün]ft[i]g zu d[en]k[en] - zwi[n]g[en] z[um] Ver[n]ü[n]ft[i]g[en] D[en]k[en] kann sie nicht“. <?page no="133"?> 123 Von d[ie]s[er] Anlage z[ur] Rel[i]g[io]n im nächst[en] §. [39vr/ 40rl] I [.] Kap[itel] 969 §: 8 970 Die religiöse Anlage od[er] die (eingeborne) Idee v[on] Gott. 971 - I) 972 Wir haben geseh[e]n, d[a]ß d[ie] R[e]l[i]g[io]n nicht aus äußerl[ichen], zufälligen Ursachen entstanden seyn kann, nicht d[u]rch Willkühr der Menschen, - 973 nicht d[u]rch die Natur; (daß vielmehr [,] selbst wenn wirkl[ich] die Menschen die R[e]l[i]g[io]n selbst hervorbringen u[nd] ausbilden könnten, od[er] wenn die Naturgewalten wirkl[ich] den Glauben u[nd] die Ahnung eines Uebersinnlichen, Göttlichen, Mächtigen hervorrufen, dieß vielmehr im Menschen Etwas voraussetzt [)] 974 . Wir haben daraus d[en] Schl[u]ß gezogen, d[a]ß d[as] Daseyn der R[e]l[i]g[io]n im Mensch[en] etwas voraussetzt, das er sich weder selbst geben noch 975 v[on] d[er] Natur empfangen konnte; näml[ich] das Vermögen d[ie]s[e]s Uebersinnl[ichen] zu ehren, zu glauben, zu erkenn[en], od[er] die Idee v[on] Gott, auf welche sich alle R[e]l[i]g[io]n gründet, d[u]rch die sie allein möglich wird. 976 977 Man 978 erkannte auch auf philosoph[ischem] Gebiete dieses bald, 979 daß die Religion nicht eine bloße Erfind[u]ng der Willkühr u[nd] Schlauheit seyn u[nd] auch nicht v[on] Außen her dem Menschen gleichsam als Schrecken eingejagt seyn könne, 980 sond[ern] daß sie in der Natur des Menschen selbst begründet sei, 981 als Anlage u[nd] Kraft 982 969 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 9“ am oberen Seitenrand [40rr] ; „9“ bezeichnet den Bogen. 970 „(3)“ über der Zeile; darüber: „Forts[etzung] d[e]s (posit[iven] [unleserliches Wort über der Zeile] Bew[ei]ses -“. Am Seitenrand [40rr] : „§ 3 Bedeut[un]g u[nd] Wes[en] u[nd] Urspru[n]g [„u[nd] Urspru[n]g“ über der Zeile] der d[em] M[en]s[c]h[en]g[ei]ste imma[nen]t[en] G[o]tt[e]sidee [„G[o]tt[e]sidee“ in der Zeile gestrichen; „od[er]“ über der Zeile gestrichen] Pot[enz] z[um] G[o]tt[e]sbew[u]ßts[e]y[n] od[er] der G[o]tt[e]sidee als Positives M[omen]t d[e]s Bew[ei]ses für das Das[e]y[n] G[o]tt[e]s.“ 971 „G[o]tt[e]sidee“ über der Zeile. 972 „a)“ am Seitenrand [40rr] . 973 Randbemerkung [40rr] : „NB [: ] Der pos[itive] Bew[eis] aus de[m] Das[eyn] d[e]r G[o]tt[e]sidee ist [n]i[c]ht der Bew[eis] a con[sensione] gentium - d[enn] w[enn] auch nur in Ein[em] M[e]ns[c]h[en] d[a]s G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßts[eyn] [en]tstü[n]de, würde er gelt[en.]“ 974 „daß er sich weder selbst geben noch“ in der Zeile gestrichen. 975 „Wir haben daraus d[en] Schl[u]ß gezogen, d[a]ß d[as] Daseyn der R[e]l[i]g[io]n im Mensch[en] etwas voraussetzt, das er sich weder selbst geben noch“ am Seitenrand [40rr] eingefügt. 976 „Man“ in der Zeile gestrichen. - Randbemerkung [40rr] : „die in der R[e]l[i]g[io]n zur Entwickl[un]g u[nd] Darst[e]ll[un]g strebt -“. 977 „II) Was ist nun diese religiöse Anlage, worin besteht sie? “ in der Zeile gestrichen. - „b)“ am Seitenrand [40rr] . 978 „Man“ über der Zeile. 979 „a)“ am Seitenrand [40rr] . 980 „b)“ am Seitenrand [40rr] . 981 Randbemerkung [40rr] : „Wenn also in d[er] M[en]s[c]h[en]natur nothw[en]d[i]g die Anl[a]ge z[um] G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] da ist - u[nd] d[ie]se [n]i[c]ht ger[a]dezu wes[en]tl[ich] [„wes[en]tl[ich]“ über der <?page no="134"?> 124 ursprüngl[ich] in der Seele ruhe u[nd] sich aus ihr naturgemäß entwickle d[u]rch Unterricht, Anstreng[u]ng u[nd] Bild[u]ng, wie die andern urspr[ü]ngl[ichen] Anlagen des Geistes [,] z[ur] Kunst z.B. [,] zur Wissenschaft u.s.w. Die Idee v[on] Gott [,] bekannte man [,] ist dem Menschen eingeboren, u[nd] das Bewußtseyn v[on] G[o]tt u[nd] d[a]s Verh[ä]ltn[i]ß zu ihm - die Rel[i]g[io]n ist d[a]h[er] naturgemäß, berechtigt, nothwendig u[nd] gut. 983 Man erkannte wieder [,] daß Rel[i]g[io]n u[nd] Religiosität 984 das Normale, Berechtigte, Vernünft[i]ge [,] 985 Naturgemäße sei, die Religionslosigk[ei]t aber das Unnatürliche, Verkehrte, Unvernünft[i]ge 986 [,] der Natur des Mens[c]hen Widersprechende; während man früher das Umgekehrte behauptete. 987 Selbst Göthe, der v[on] R[e]l[i]g[io]n nicht sonderlich viel wissen wollte, erkannte daß (sic! ) an: 988 [40rl/ 40vr] „In unsers Busens Reine, sagt er, wogt ein Streben „Sich einem höhern, Reinern, Unbekannten „Aus Dankbarkeit freiwillig hinzugeben „Enträthselnd sich dem ewig Ungenannten; „Wir heißen’s: fromm seyn.“ 989 Freilich gibt es auch noch jetzt Solche, die sich in ihr[em] Haß geg[en] die R[e]l[i]g[io]n so verbißen haben, daß sie stets 990 declamiren, sie sei nur eine Erfind[u]ng der Herrschu[nd] Habsucht, ein Schreckmittel für die Menge [,] sie 991 d[u]rch Furcht vor Strafe im Zaume zu halten u[nd] d[u]rch Verheiß[u]ng v[on] Belohn[un]g[e]n im Jenseits zu beruhigen; u[nd] die darum behaupten [,] die Mens[c]hh[ei]t sei so lange nicht glücklich, als es noch R[e]l[i]g[io]n gebe. Wir können natürl[ich] hier auf d[ie]se abgeschmackten Declamationen verblendeter Sonderlinge nicht eingehen, denn mit blinder Wuth u[nd] z[um] Th[ei]l auch Bosheit hat die Philosophie nichts recht 992 zu thun. 993 II) 1) Die nächste Frage [,] 994 die nun entsteht, ist die: Worin besteht dann aber die r[e]l[i]g[iö]se Anlage, was ist sie? Genau zu sagen, was d[ie]se rel[i]g[iö]se Anlage, ur- Zeile] als Tä[u]s[c]h[un]gsver[mö]g[en] u[nd] der M[en]sch für d[ie] Norm d[er] Natur gelt[en] soll - dann ist j[e]d[en]f[a]lls d[a]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] u[nd] R[e]l[i]g[ion] etwas Naturge[m]äßes, ... (? ) V[ernün]ft[i]g[e]s [.] -“ 982 „Potenz“ über der Zeile. 983 „g)“ am Seitenrand [40rr] . 984 „u[nd]“ über der Zeile. - „Religiosität“ am Seitenrand [40rr] eingefügt. 985 „Vernünft[i]ge“ über der Zeile. 986 „Unvernünft[i]ge“ über der Zeile. 987 Einfügung am Seitenrand [40rr] : „I[m] Allgemei[nen.] - Aber eig[en]tl[iches] I[n]te[re]ße doch noch w[en]ig [.] - Man ist gl[a]ub[en]sge[m]äß [n]i[c]ht z[um] D[en]k[en] aufgelegt ... (? )“ Die restlichen Zeilen sind weitestgehend unleserlich. 988 „In unsers Innern, sagt er,“ in der Zeile gestrichen. 989 Das Zitat stammt aus Johann Wolfgang von Goethes Trilogie der Leidenschaften. Elegie, 14. Strophe (vgl. Goethes Werke, hg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen, I. Abtheilung, 3. Band, Weimar 1890, 24). 990 „behaupten“ in der Zeile gestrichen. 991 Wohl gemeint: „sei“. 992 „recht“ über der Zeile. 993 Im Nachhinein in die Zeile eingefügt: „Sie ist [„aequivoca generatio Intellectus“ über der Zeile] A) Kein leeres Vermög[en,] B) Kein Th[ei]l göttl[icher] Substanz“. 994 „C)“ über der Zeile. <?page no="135"?> 125 anfänglich, vor dem Erwachen des Bewußtseyns, also im noch bewußtlosen Zustand ist 995 , ist nicht möglich, so wenig als es möglich ist zu sagen, was eigentl[ich] der im Saamen schlummernde Keim zum neuen Gewächse, 996 u[nd] zur Blume ist. 997 Sie ist 998 der Keim des künft[i]g[e]n Gottesbewußtseyns, das in der noch bewußtlosen Seele 999 schlummernde Bild von Gott, die Potenz z[um] Ahnen, Fühlen, Erkennen des Göttlichen 1000 [,] wodurch sich schon in d[ie]s[e]m noch bewußtlosen Zustand das Kind 1001 wesentl[ich] v[on] allen üb[ri]g[e]n Geschöpfen unterscheidet, so groß sonst die Aehnl[i]chk[ei]t, d.i. Bewußtlos[i]gk[ei]t ist. - D[ie]se Anlage ist eben die gottverwandte Natur d[e]s M[e]nsch[e]n, der im Menschen v[on] Anfang an 1002 wohnende, ihn beseelende Gotteshauch. 1003 995 „sei“ über der Zeile. 996 „ist“ in der Zeile gestrichen. 997 Einfügung am Seitenrand [40vl] : „denn in d[ie]s[e]r innerst[e]n Tiefe der Seele vermögen wir uns nicht zu versenken, um gleich die ersten Regung[en] auch d[ie]s[e]r Anlage [„zur R[e]l[i]g[io]n“ über der Zeile] zu belauschen [.] - Selbst d[ie] Anfänge uns[res] eignen Bewußts[eyns] sind uns ja nicht mehr zugängl[ich] - u[nd] d[a]s ist leicht erklärl[ich]; weil eben uns[er] Bew[u]ßts[eyn] eben erst sich bild[en] mußte, ehe es sich selber beobacht[en] konnte [.] -“ „Wir müss[en] aber sag[en]“ über der Zeile. 998 „eben“ in der Zeile gestrichen. 999 „Seele“ über der Zeile. 1000 „aber nicht ein ... (? ) Bild [,] sond[ern] eine lebend[i]g[e] Kraft [„die Potenz“ in der Zeile gestrichen] über der Zeile. 1001 „die Seele des Kindes“ durch Streichungen zu „das Kind“ korrigiert. 1002 „v[on] Anfang an“ über der Zeile. 1003 „leb[en]d[i]g[es] G[o]tt[e]sbild, das er selber ist, die Idee G[o]tt[e]s - die ih[m] i[m] eig[nen] Wes[en] sich spiegelt“ in die Zeile eingefügt. Einfügung am Seitenrand [40vl/ 41rr] : „Man hört Nichts öfter als d[ie] Phrase: Unser Geist [„Vernunft“ über der Zeile] sei Nichts andres als ein Funke der G[o]tth[ei]t, ein göttl[icher] Funke. Es ist damit wenig Bestimmtes gesagt, denn wie unser [„G[ei]st“ in der Zeile gestrichen] Auge zwar sonnenhaft seyn kann [„um d[ie] Sonne, d[as] Licht z[u] sehen“ über der Zeile], ohne damit ein Funke der Sonne zu seyn, - so ist wohl auch uns[ere] Vernunft - od[er] zunächst d[ie] Anlage dazu etwas Gottähnliches - ohne darum [„weil sie G[o]tt erk[ennen] kann“ über der Zeile] ein Funke G[o]tt[e]s im strengen Sinne [„d.i.“ über der Zeile] ein wesensgleicher Theil v[on] G[o]tt zu seyn, - etwa im Sinne des Pantheismus. Wir können [unleserliche Wörter über der Zeile] uns hier auf d[ie]s[e] B[e]h[au]pt[u]ng des Panth[ei]sm[us] zwar auch nicht speziell einlassen - doch kann schon hier bemerkt werd[en] [„1“ über der Zeile], d[a]ß gerade die urspr[ü]ngl[iche] Unvollkommenh[ei]t od[er] der [wohl „die“ gemeint] Anlage, Fäh[i]gk[ei]t z[ur] R[e]l[i]g[io]n schon Beweis genug ist [„Panth[ei]sm[us] u[nd] Panenth[ei]sm[us]“ über der Zeile], d[a]ß sie nicht ein Funke des göttl[ichen] Wesens, also d[a]s g[ö]ttl[iche] Wesen selbst ist; denn das wäre uns[ere] Vorst[e]ll[u]ng [„Idee“ über der Zeile] v[on] G[o]tt, - also gerade uns[erer] Vernunft selber d[u]rchaus zuwider, - die in G[o]tt nie eine Unvollkommenh[ei]t, ein Werden, ein Entstehen zuläßt - das aber würde hier geschehen, die G[o]tth[ei]t selber würde der Entwickl[un]g unterworfen, müßte sich erst emporarbeit[en] zur Vollkommenh[ei]t - wenn d[ie] Mens[c]hen[geister] des göttl[ichen] Wesens einzelne Funken wären. 2) Dann aber widerspr[i]cht d[ie]se B[e]h[au]pt[u]ng der P[a]ntheist[en,] d[a]ß d[ie]s[e] eingeborne G[o]tt[e]sidee das göttl[iche] Wesen selber sei [,] gerade der Natur d[ie]s[e]r G[o]tt[e]sidee, denn sie besteht ja wesentl[ich] darin, daß durch sie dem M[e]ns[c]h[e]n es kund wird, d[a]ß er Nicht Gott sei, d[a]ß Gott ein Höheres, üb[er] ihn Erhab[ene]s Wes[en] sei. D[a]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] s[a]gt d[em] M[e]nsch[en,] er sei [n]i[c]ht Gott“. - Die Randbemerkung wird weiter unten [41rr] wie folgt fortgeführt: „wie kann man also sag[en], d[ie]s[e]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] sei [n]i[c]hts andres als Gott, d.h. d[a]s göttl[iche] Wes[en] i[m] M[en]s[c]h[en], da müßte ja gerade d[a]s göttl[iche] Wes[en] i[m] M[en]s[c]h[en] dem M[e]nsch[en] vorlügen [„vorlügen“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „vorlüge“]. Es gehört z[um] Begriff, z[um] Wesen d[ie]s[e]r G[o]tt[e]sidee od[er] d[e]s m[en]s[c]hl[ichen] G[o]tt[e]sbewußts[eyns], d[a]ß er nicht Gott sei, sond[ern] v[on] <?page no="136"?> 126 III 1004 [)] Wenn wir d[a]h[er] fragen: woher kommt dem M[e]ns[c]h[e]n d[ie]se r[e]l[i]g[iö]se Anlage, d[ie]s[e]r Keim zum G[o]tt[e]sbew[u]ßtseyn [,] d[ie]s[e]s 1005 der Seele eingeprägte Gottesbild? So ist zunächst klar, 1006 daß der Mensch sie sich selber nicht geben kann, denn er ist ja noch bewußtlos u[nd] kommt aus d[ie]s[e]m Zustand der Bewußtlosigk[ei]t erst dadurch [,] daß ihm v[on] Andern gegeben [,] d.i. d[a]d[ur]ch [40vr/ 41rl] d[a]ß er 1007 belehrt wird, - daß d[ie]se G[o]tt[e]sidee u[nd] [-]Bewußtseyn 1008 nicht v[om] M[e]ns[c]h[e]n erfunden u[nd] dann mitgeth[ei]lt word[en] seyn kann, haben wir schon gesehen, die Mögl[i]chk[ei]t der Erfind[un]g setzt ja das Vermögen, die Anlage dazu voraus u[nd] um den Urspr[u]ng dieser handelt es sich eben. - Man s[a]gt nun 1009 [: ] Ja [,] sie ist dem Mens[c]hen eben eingeboren. Wohl aber stammt sie v[on] der sinnl[ichen] Natur her? Wir haben gesehen [,] d[a]ß auch dieß nicht seyn kann, weil d[ie]se Idee etwas Andres ist als die Natur. - Sie ist - kann man 1010 sagen [-] ein Keim aus der geist[i]g[en] Natur der Eltern. Das können wir ... (? ) gelt[en] laßen 1011 , aber woher kam ihm abh[än]g[i]g, ih[m] unterworf[en.] Würde er s[on]st zu Gott bet[en] würde (sic! )? [„Würde er s[on]st zu Gott bet[en], würde opfern“ über und unter der Zeile] wie kann man also sag[en], d[a]ß d[er] M[e]nsch gerade dar[a]us schließ[en] müße [,] er sei Gott. Das wäre gerade [,] wie wenn man sag[en] wollte: Daraus [,] daß die Nacht = Nicht-Tag od[er] Finst[er]niß [„od[er] Finst[er]niß“ über der Zeile] ist, sei zu schließ[en,] d[a]ß die Nacht Tag ist [,] d.h. Man müßte Alles auf d[en] Kopf stell[en] (Hegel’sche Methode.)“. Hierher gehört wohl auch die Randbemerkung [42vl] : „ad Bog[en] 9 [: ] Ob d[a]s G[o]tt[e]sbewußts[eyn] nicht zeige [,] d[a]ß der M[en]sch[en]g[e]ist [e]i[n] Fu[n]ke oder Partikel des Göttl[ichen] sey [.] - Nein, weil das i[m] Wid[e]rsp[r]u[c]h steht a) [m]it d[em] I[n]h[a]lt d[e]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[e]y[n]s - b) [m]it d[em] I[n]h[a]lt d[e]s Selbstbewußts[eyns] c) [m]it d[e]r F[r]eih[ei]t - Moralität etc. Wir 1) fühl[en] u[n]s als Ni[c]htgott i[m] Selbstbewußts[eyn] 2) könn[en] der Idee G[o]tt[e]s ge[m]äß Gott [n]i[c]ht als aus Theil[en] b[e]steh[en]d anneh[men] 3) könn[en] u[n]s au[c]h [n]i[c]ht als Mo[men]te d[e]s Göttl[ichen] betracht[en,] weil wir im Selbstbewußts[eyn] uns b[e]st[imm]t als Ganzes abs[c]hli[e]ß[en] (als Persö[n]l[i]chk[ei]t[en]) [n]i[c]ht als Fragmente [„Theile“ über der Zeile] - also [n]i[c]ht blos Theile s[e]y[n] kö[nnen] - u[nd] insbes[on]der[e] weil etc. [„weil wir im Selbstbewußts[eyn] uns b[e]st[imm]t als Ganzes abs[c]hli[e]ß[en] (als Persö[n]l[i]chk[ei]t[en]) [n]i[c]ht als Fragmente - also [n]i[c]ht blos Theile s[e]y[n] kö[nnen] - u[nd] insbes[on]der[e] weil etc.“ ist eine Einfügung, daher die folgende Doppelung des „weil“] weil wir v[on] d[em] Göttl[ichen] zwar i[m] Bewußts[eyn] du[rc]haus abhä[n]g[i]g sind, [n]i[c]ht aber i[n] B[e]zug auf d[en] Will[en] (all[en]f[a]lls nur i[n] B[e]zug auf Vollk[ommen]h[ei]t d[e]ss[e]lb[en.] Aber uns[er] Wille k[ann] d[em] Göttl[ichen] Gesetz e[n]tgeg[en] woll[en] u[nd] wirk[en]. D[a]s göttl[iche] allgem[eine] Gesetz für si[c]h ... (? ) laß[en]d - da würde d[ie]se Disharmonie i[n] d[a]s Göttl[iche] selbst hinei[n] verlegt - was doch der Idee v[on] Gott unangemeß[en.] -“ 1004 „III“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „2)“. 1005 „eing[eprägte]“ in der Zeile gestrichen. 1006 „d[ie]se Idee v[on] Gott? “ über der Zeile. 1007 „III“ über der Zeile. 1008 Über der Zeile: „ad A D[ie]se Idee als dasey[en]d off[en]bart also G[o]tt - wie d[a]s Das[e]y[n] d[e]s Auges d[a]s Li[c]ht off[en]bart - das Das[e]y[n] d[ie]s[e]r Idee b[e]di[n]gt d[a]s Das[e]y[n] G[o]tt[e]s - wie d[a]s Das[e]y[n] d[e]s Auges d[a]s D[a]s[e]y[n] [des] Licht[e]s b[e]di[n]gt.“ 1009 „Man s[a]gt nun“ über der Zeile. 1010 „kann man“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „wird man“. 1011 „Das können wir ... (? ) gelt[en] laßen“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Wohl mag seyn“. <?page no="137"?> 127 d[ie]se Anlage, d[ie]se geist[i]g[e] Natur diesen? Wieder v[on] ihr[en] Eltern? So 1012 kommen wir 1013 zurück auf den Urspr[u]ng des Geschlechtes selbst 1014 [.] Die Idee v[on] Gott kann v[on] Niemand andern stamm[en] als v[on] Gott selbst; sie ist, wie gesagt [,] urspr[ü]ngl[ich] dem Menschen als Centralp[u]nkt seiner geist[i]g[en] Natur, als Vernunft od[er] Vernunftanlage eingehaucht. In so fern ist ihre Mittheil[u]ng v[on] Seite G[o]tt[e]s 1015 an die Menschen die erste Off[e]nb[a]r[u]ng G[o]tt[e]s 1016 ; denn da 1017 er ein Geschöpf schuf mit dem Vermögen ihn zu erkennen, so mußte er auch damit zugleich 1018 den Willen verbinden, sich erkennen zu laßen, sonst wäre jenes Vermögen unnütz, wäre eine Täuschung, ja wäre geradezu Unmöglichk[ei]t, weil der Menschengeist kein lebend[i]g[e]s Abbild des göttl[ichen] seyn kann, ohne daß in d[ie]s[e]m Abbild - der G[o]tt[e]sidee [,] der Vernunft, 1019 das Urbild sich spiegelt, manifestirt, offenbart. 1020 Das ist demnach die Off[e]nb[a]r[un]g G[o]tt[e]s 1021 in der Natur des Menschen selbst u[nd] durch sie. 1022 Und diese Off[e]nb[a]r[u]ng pflanzt sich also fort mit u[nd] in der Fortpflanz[u]ng der Natur des Menschen selbst; ohne sie (d[ie]se natürl[iche] Off[e]nb[arun]g) 1023 ist es nicht möglich, daß ein Mensch entsteht [,] d.i. ein vernünft[i]g[e]s, der R[e]l[i]g[io]n, der Erk[e]n[n]tn[i]ß G[o]tt[e]s fähiges Wesen. D[ie]se Off[e]nb[a]r[u]ng gehört zur Natur des Menschen 1024 . 1012 „Wieder v[on] ihr[en] Eltern? So“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Wir“. 1013 „wir“ korrigiert durch Überschreibung ursprüngliches „so“. 1014 In die Zeile und am Seitenrand [41rr] eingefügt: „,u[nd] dann also entsteht d[ie] Frage [: ] woher kam d[ie]se Anlage, d[ie]s[es] Vermög[en] dem erst[en] Menschen selbst? - Auch der konnte sie sich nicht selber geben - u[nd] eben so wenig konnte er sie v[on] der Natur erhalten [unleserliches über der Zeile]; es bleibt also nichts Andres übr[i]g als d[ie] Ann[a]hme - d[a]ß d[ie]s[e] Idee v[on] G[o]tt nur v[on] G[o]tt selbst stammen kann, nicht aus Urschleim (Günthers Ansicht) u[nd] nicht ewig -“. Darüber [41rr] , aber unklar, ob hierher gehörig: „Der Aussp[r]u[c]h der Ver[nun]ft selbst [,] die ein G[o]tt[e]sfunke sey[n] soll, widersp[r]i[c]ht d[ie]s[e]r B[e]h[au]pt[u]ng [.] -“ 1015 Über der Zeile: „Das Dasey[n] d[e]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[e]y[ns] setzt d[a]s Das[e]y[n] G[o]tt[e]s voraus“. 1016 Über der Zeile: „Kundgeb[un]g [,] daß ein Gott ist“. Randbemerkung [41rr] : „Erste Off[en]b[arun]g G[o]tt[e]s“. Darunter [41rr] : „Das Daseyn der menschl[ichen] Vernunft ist selbst schon eine Off[e]nb[a]r[un]g G[o]tt[e]s [,] weil = Vermög[en,] Gott zu erkennen [.] - Wie d[a]s Das[e]yn d[e]s Auges d[a]s Dasey[n] d[e]s Lichtes voraussetzt.“ Weitere Randbemerkung [41rr] : „Die Fortpflanz[u]ng der M[e]ns[c]hh[ei]t [,] d.i. vernünft[i]ger Wesen [„d.i. vernünft[i]ger Wesen“ über der Zeile] ist in sofern eine Fortsetz[u]ng göttl[icher] Off[e]nb[a]r[un]g - historis[c]h. D[ie]se Off[en]b[arun]g ist aber [n]i[c]ht un[mi]tt[e]lb[a]r v[on] G[o]tt selbst b[e]i jed[em] M[en]sch[en] wie bei ... (? ) [,] sond[ern] mittelbar (historis[c]he) (substantiell nicht in ... (? )) [.] Ist nichts Andres als sein Vernünftigseyn selbst.“ 1017 „da“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „wenn“. 1018 „damit“ in der Zeile gestrichen. 1019 Randbemerkung [41rr] : „sie sagt d[em] Mens[c]h[en,] d[a]ß er nicht Gott sei -“. 1020 Randbemerkung am oberen Seitenrand [41rl] : „Wie das Das[e]y[n] d[e]s Auges das Das[e]y[n] d[e]s Lichtes voraussetzt“. 1021 „unmitt[e]lb[a]r“ über der Zeile. 1022 Randbemerkung [41rr] : „Off[en]b[arun]g G[o]tt[e]s [,] d.h. d[ie] V[e]r[n]u[n]ft off[en]bart G[o]tt od[er] G[o]tt off[en]bart sich in ihr. -“ 1023 „d.i.“ gestrichen. 1024 „(Funke des Göttlichen in ihm)“ in der Zeile gestrichen. <?page no="138"?> 128 Durch d[ie]se eingeborne G[o]tt[e]sidee, durch das schlummernde Vermögen [,] Gott zu vernehmen u[nd] 1025 erkennen [,] nimmt also auch das noch bewußtlose Kind Theil an der göttl[ichen] Off[e]nb[a]r[u]ng 1026 u[nd] an d[er] 1027 Erk[e]n[n]tn[i]ß G[o]tt[e]s [,] an d[er] R[e]l[i]g[io]n 1028 - potentia wenigstens, wenn auch noch nicht actu [.] - Die Seele des Kindes ist zwar noch nicht innerlich [41rl/ 41vr] vollkommen in ihr[en] Kräften organisirt u[nd] aufgeschloßen, 1029 sond[ern] noch im traumart[i]g[e]n Keimen begriff[en,] 1030 wo die geist[i]g[en] Elemente noch confus circulir[en.] 1031 Der Geist 1032 G[o]tt[e]s schwebt über d[ie]s[e]m Entwickl[un]gsu[nd] Entsteh[u]ngsproceß [,] üb[er] d[ie]s[em] still[en] Chaos 1033 der Seele - wie einst über den Chaotischen Gewässern u[nd] 1034 wie noch jetzt über dem ganzen Lebensproceß des Weltalls in seinen Gesetzen u[nd] Kräften 1035 [.] Einfügung am Seitenrand [41rr] : „NB [: ] Jeder Me[n]s[c]h ist d[a]h[er] [m]it s[einer] Natur [,] s[einer] Ver- [nun]ft [,] [m]it d[er] Fäh[i]gk[ei]t, Gott z[u] glaub[en] ... (? ) Off[en]b[arun]g d[e]s g[ö]ttl[ichen] Das[e]y[n]s [e]i[n] Beweis dafür [.]“ 1025 „vernehmen u[nd]“ über der Zeile. 1026 Randbemerkung [41rr] : „Th[ei]lnahm[e] d[e]s Ki[n]des an d[er] g[ö]ttl[ichen] Off[en]b[arun]g“. 1027 „an d[er]“ über der Zeile. 1028 „an d[e]r R[e]l[i]g[io]n “ über der Zeile. 1029 Über der Zeile: „obwohl die Seele erst im Org[an]isir[en] b[e]gr[i]ff[en] - ist doch v[om] erst[en] Mo[men]t an d[ie]se G[o]tt[e]sidee als Centralp[un]kt d[e]s ch[ri]stl[ichen] G[ei]st[e]s da“. 1030 Über der Zeile: „u[nd] d[a]s U[n]t[e]rsch[e]id[en]de v[on] d[em] Thun - selbst in B[e]zug auf d[en] ... (? )“. - Einfügung am Seitenrand [41vl] : „(ich sage [: ] u[nd] wenn wir d[a]s Entsteh[en] d[ie]s[e]r Anlage ergrü[n]d[en,] d[e]n Proceß belaus[c]h[en] woll[en,] so müßen wir uns d[a]s so vorst[e]ll[en] etc.)“. 1031 „aber“ in der Zeile gestrichen. 1032 „aber“ über der Zeile. 1033 „üb[er] d[ie]s[em] still[en] Chaos“ über der Zeile. 1034 Randbemerkung [41vl] wohl hierher gehörig: „der ursp[rün]gl[iche] G[o]tt[e]shau[c]h, die M[en]s[c]he[n]seele, zeugt sich fortspinnend fort i[n] d[er] Generation u[nd] da -“. 1035 Der Satz „Der Geist ... Kräften“ im Nachhinein eingeklammert. Einfügung am Seitenrand [41vl] : „u[nd] es setzt sich als der eig[e]ntl[iche] Centralpunkt des Ganzen als punctueller Keim des Geistes, der Vernunft, d[ie]se Anlage z[ur] R[e]l[i]g[io]n, als lebend[i]g[e]s Abbild d[ie]s[e]s G[o]tt[e]sgeistes fest [,] alle üb[ri]g[en] Kräfte in ihr[em] Entsteh[en] nach sich organisirend, ihr [„(Generat[ion] u[nd] Creat[ion] vereinigt -)“ in der Zeile gestrichen] Wesen u[nd] ihre Art anpaßend; es entsteht so ein vernünft[i]g[e]s Wesen. (Möglich aber ist d[ie]s[e]s [in der Zeile folgendes „nur“ gestrichen] [,] d[a]s Entsteh[en] des leb[en]d[i]g[en] Abbildes G[o]tt[e]s nur d[a]durch - d[a]ß d[er] G[ei]st G[o]tt[e]s als Vorbild u[nd] als mitwirkende Kraft [„schwebt“ in der Zeile gestrichen] üb[er] dem Ganzen schwebt.) [In der Zeile folgendes „als mitwirk[en]de Kräfte“ gestrichen. In der Zeile gestrichen: „u[nd] planzt den punctuellen Keim des Geistes [,] der Vernunft mittels der leibl[ichen] Fortpflanzung (gleichs[am] sacrament[a]l[i]t[e]r) vernünft[i]g[e]r Wesen ein, als leb[e]nd[i]g[e]s Abbild G[o]tt[e]s od[er] als Kraft u[nd] Vermögen, G[o]tt zu erkennen.“] - Nachträglich in die Zeile eingefügt und wohl nicht gestrichen: „N[ota: ] Selbst in B[e]zug auf d[en] Körper muß die G[o]tt[e]sidee b[e]sti[mmen]d wirk[en] - als Ur [„Ur“ über der Zeile] [-]Idee der S[c]h... (? ) - d[a]h[er] d... (? ) ... (? ) Körper am ... (? )“. Weitere Randbemerkung [41vl] , die sich wohl auf diesen Punkt III, vormals „2“, bezieht: „ad 2 [)] Ob Urspru[n]g i[n] Off[en]b[arun]g [.] Aber v[ie]ll[ei]cht ist d[ie]s[e]s Vermög[en] u[nd] G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] ewig - so d[a]ß es immer da ist u[nd] sich fortsetzt, ohne jemals entsta[n]d[en] zu sey[n.] - Aber in d[ie]s[em] Falle kämen wir wieder zu der Auff[a]ß[un]g [,] d[a]ß es ein bloßes Trugu[nd] Täus[c]h[un]gsvermög[en] sey u[nd] es gilt d[a]g[e]g[en,] was früher bemerkt wu[r]de §: 2 [.] - NB [: ] So wenig das actu[e]ll[e] G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßts[eyn] d[u]r[c]h generatio aequivoca e[n]tst[e]h[en] k[onnte] ohne Saam[en] [„V[ernun]ft“ über der Zeile] - so w[eni]g ka[nn] au[c]h die Potenz dazu d[u]r[c]h generatio aequivoca e[n]t[stehen.] - Zur ... (? ) <?page no="139"?> 129 3) 1036 Die Idee v[on] Gott 1037 - die in ihrer Lebend[i]gk[ei]t gedacht wir Vernunft nennen [,] entsteht demnach 1038 auf dieselbe Weise, wie die Seele od[er] der Geist des Mens[c]hen üb[er]h[au]pt entsteht; 1039 sie 1040 ist ja selbst gerade der charakterist[ische] Centralpunkt der Menschenseele [,] die allen übr[i]g[e]n Vermögen - der Einbild[u]ng, d[e]s Kennens u[nd] Thuns den eigenthüml[ichen] höhern Charakter verleiht; diese üb[ri]g[e]n Vermögen, die wir in niedr[i]gern Graden auch bei den Thieren antreffen, werden dad[u]rch erst zu eigentl[ich] mens[c]hl[ichen,] so daß nun das bloße Einbilden u[nd] Vorstellen zum höh[ern] Sinn für Schönheit u[nd] Vollkommenh[ei]t, das Kennen zum Erkennen, das Thun z[um] bewußten, fr[e]i[en] Handeln wird; daß dieß Alles nicht so bleibt wie es etwa beim Affen, Elephanten od[er] Hunde ist. - 1041 4) Bei der Frage aber, wie die Seele des Menschen entsteht, stoßen wir auf jenen berühmten Streit [,] der zwisch[en] den Anhängern zweier vers[c]hiedener Ansichten - des Generatianismus u[nd] Creatianismus [-] s[c]hon seit den ältesten Zeiten geführt wird u[nd] jetzt noch unentschieden ist. Die Anhänger des Generat[ianismus] behaupten näml[ich,] die Seele des Mens[c]hen stamme v[on] den Eltern, entstehe also auch bei der Zeugung durch sie; die Anhänger des Creatian[ismus] aber nehmen an, die Seele des Menschen werde unmittelbar v[on] Gott erschaffen u[nd] dann in den durch die Zeugung entstandenen od[er] entstehend[en] mens[c]hl[ichen] Leib versetzt 1042 ; v[on] den Eltern also stamme also blos der Leib, v[on] Gott unmittelbar aber die Seele. 1043 Zu d[ie]s[e]n beiden Ansichten üb[er] d[ie] Entsteh[u]ng der [41vr/ 42rl] W[enn] Aristot[eles] aus d[er] Beweg[un]g auf d[en] u[n]bewegt[en] Bew[e]ger schloß - so k[önnen] wir d[ie] r[e]l[i]g[iö]s[e] Bew[e]g[un]g [m]it R[ec]ht s[c]hli[e]ß[en] auf Gott als d[en] Urheber“. Daneben [41vl] : „1) Das G[o]tt[e]sbewußts[eyn] kan[n] nicht unm[i]tt[e]lb[ar] d[u]rch generat[io] aequiv[oca] entst[an]d[en] s[e]y[n,] ebenso nicht die Gott[e]sidee“. 1036 Dem Gliederungspunkt „3)“ korrespondieren möglicherweise „1)“ [40vr] und das ursprüngliche, später mit „III“ überschriebene „2)“ [40vr-41vr] . 1037 Über der Zeile: „nach ihr[em] I[n]halt“; daneben: „d[ie] r[e]l[i]g[iö]s[e] Anlage“. 1038 „demnach“ über der Zeile. 1039 „ja“ in der Zeile gestrichen. 1040 „ge“ in der Zeile gestrichen. 1041 Im Nachhinein in die Zeile eingefügt: „Auf die Frage aber [,] wie die M[en]s[c]h[en]seele selbst entsteht [,] könn[e]n wir u[n]s hiernach [n]i[c]ht ausführl[ich] einlaß[en,] ist au[c]h [n]i[c]ht nothw[en]d[i]g [.] -“ 1042 „versetzt“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes und gestrichenes „gethan“. 1043 Randbemerkung [41vl und 41vr unten ] : „Ders[e]lbe Ursp[run]g wie d[ie] [men]s[c]hl[iche] Seele üb[er]h[au]pt. - A) Daß d[ie]se Potenz d[e]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyns] nicht aus d[em] Chaos [,] a[u]s d[em] El[emen]tarstoff [m]it ih[ren] ch[em]is[c]h[en] u[nd] physikal[i]s[c]h[en] K[rä]ft[en] e[n]tst[an]d[en] sey[n] k[ann] - erhellt aus d[er] Natur d[er] Sache [.] - (Ni[c]ht [e]i[nma]l d[a]s Org[an]is[c]he e[n]tst[e]ht d[u]rch generatio aequivoca.) [„Zunächst v[on] d[en] Elt[ern] u[nd] zurück etc.“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt.] B) Auch ewig kann d[ie]s[e] Anlage [n]i[c]ht sey[n] - od[er] w[enn] sie es wäre, dann nur ewige Unv[ern]u[n]ft u[nd] Tä[u]s[c]h[un]g u[nd] all’ uns[er] D[en]k[en] wäre unzuverläßig [.] - Od[er] es wäre ewig[es] Bew[u]ßts[eyn] [e]i[ne]s existi[ren]d[en] G[o]tt[e]s [.] - Od[er] selbst Gott - (s[ein] Wes[en]) ... (? ) [„imma[nen]te Norm des Absolut[en]“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt.] [Daneben: „D[ie]se Anlage muß a) ei- [ne] Ursache [,] b) ein Ziel hab[en] wie d[e]r Instinct ... (? ), Thun etc.“] <?page no="140"?> 130 I [.] Kap[itel] 1044 §: (8) 1045 F[o]rts[e]tz[u]ng Menschenseele kam im chr[i]stl[ichen] Alterthum noch eine dritte [,] namentlich dem 1046 Origenes eigenthüml[iche], der s[o]g[enannte] Praeexistentianismus, der behauptete, die m[e]ns[c]hl[ichen] Seelen existirten schon vor d[ie]s[e]m Erdenleben im Jenseits u[nd] würden erst um irgend einer Verschuld[u]ng willen in dieses Erdenleben versetzt u[nd] in die mens[c]hl[ichen] Leiber wie in ein Gefängniß eingeschloßen. In die chr[i]stl[iche] Lehre fand d[ie]se Ansicht keine Aufnahme, sie wurde als unrichtig zurückgewiesen. In vielen Oriental[i]sch[en] R[e]l[i]g[io]n[s]syst[emen,] namentl[ich] im Indis[c]h[en] u[nd] Aegyptis[c]h[en] aber galt sie allgemein; 1047 auch Plato u[nd] and[ere] Philosoph[en] huldigten ihr; u[nd] selbst in neu[erer] Zeit nimmt man hie u[nd] da wieder zu d[e]rs[e]lb[e]n seine Zuflucht; ich nenne unter den Philosophen nur den bedeutendsten [,] Schelling nämlich, in s[einer] Abh[a]ndl[u]ng üb[er] d[a]s Wesen der mens[c]hl[ichen] Freih[ei]t; unt[er] d[en] Theologen z.B. Jul[ius] Müller 1048 in s[einem] ausführl[ichen] Werke über d[ie] Sünde od[er] d[a]s Böse. 1049 Die chr[i]stl[iche] Kirche - wie ges[a]gt - C) Es kann d[ie]se Pot[en]z nur ei[nen] homogen[en], adäquat[en] - Ursp[run]g hab[en] - G[o]tt selbst [.] - V[om] rel[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyn] schli[e]ß[en] wir auf Gott als d[en] Urheber - wie Aristot[eles] v[on] d[er] Bew[e]g[un]g auf d[en] Beweger (teleologisch) [.] D) Die Gottesidee - V[ern]u[n]ft ist d[a]h[er] die erste, natürl[iche] Off[en]b[arun]g [41vl/ 41vr] G[o]tt[e]s schon d[u]rch ihr Dasey[n] - d[a]h[er] au[c]h d[ie] Ki[n]der s[c]hon an d[ie]s[er] Off[en]b[arun]g Th[ei]l [ne]h[men] - d[enn] sie setzt als Anlage s[c]hon d[en] Will[en] G[o]tt[e]s vora[u]s [,] daß er sich erk[ennen] laße, d[enn] ohne dieß hätte d[ie] Anlage k[e]i[ne] B[e]d[e]ut[un]g. E) Wie d[ie]se Anl[a]ge e[n]tst[e]ht als Centralpu[n]kt d[e]r M[en]s[c]h[en]seele - [m]ittelb[ar] od[er] u[nm]itt[e]lb[ar], ist hier noch [n]i[c]ht zu ... (? ) [.] Ob Generat[ianismus] od[er] Creatianismus.) F. Ob d[a]s Bew[eisen] a consensu gentiu[m] - Nei[n.] Ei[n]e Pot[en]z = ... (? ) Auge u[nd] Licht [.] -“ Links daneben [41vl] : „ad III) Gang üb[er] Ursp[run]g. Schl[u]ß [: ] Bew[eis] f[ür] d[as] Das[eyn] G[o]tt[e]s wie d[a]s Auge d[a]s Dasey[n] d[e]s Licht[e]s postulirt [.] Instinct [.] Ontolog[ischer] B[eweis]“. Inhaltlich schließt hier die Randbemerkung [42rr] an: „NB [: ] D[ie]s[e]r Bew[eis] v[om] Das[eyn] d[er] Pot[en]z d[e]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyns] ist nicht = dem a consensu gentium. Wäre auch nur Eine solche Pot[en]z u[nd] Auctorität d[e]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyns] da, so gälte d[a]s soviel wie Mill... (? ) - wie der Bew[eis,] d[a]ß d[a]s Dreieck = 2 R ist d[ur]ch [„d[ur]ch“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „b“] Ei[ne]s all[e]i[n,] so gewiß ist wie d[u]rch Mill... (? ) Wir hab[en] also d[a]d[u]rch ei[nen] wiss[en]s[c]h[a]ftl[ichen] Bew[eis] f[ür] d[as] Das[eyn] G[o]tt[e]s - [n]i[c]ht blos [e]i[n] histor[isches] Zeug[n]iß u[nd] s[ein] Gewicht - wir hab[en] erkannt [,] wie d[ie]s[e]r Ursp[run]g d[er] R[e]l[i]g[ion] nothw[en]d[i]g gedacht w[e]rd[en] [m]üße [,] so d[a]ß er nicht anders gedacht w[e]rd[en] kann u[nd] zufällig etwa au[c]h anders sey[n] könnte - wie das b[e]i[m] histor[ischen] Zeug[n]iß u[nd] B[e]w[eis] etwa auch zuläß[i]g ers[c]hei[nen] möchte. -“ 1044 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 10“ am oberen Seitenrand [42rr] ; „10“ bezeichnet den Bogen. 1045 „3“ über der Zeile. 1046 „dem“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „v[on]“. 1047 Randbemerkung [42rr] : „NB [: ] Bei d[en] Aegyptier[n] Wanderung d[u]rch Gestirne - d[a]h[er] Beobacht[un]g der Constellation der Gestirne Astrologie, um d[a]s Geschick des Neugebornen zu erfors[c]hen.“ 1048 Danach über der Zeile eingefügt: „Prof. in Berlin (? )“. 1049 Randbemerkung [42rr] : „Humphry Davy Tröstende Gedank[en] auf (? ) Reis[en] (? ) od[er] die letzt[en] Tage eines Naturfors[c]hers übers[etzt] v[on] M... (? ) (1833)“. <?page no="141"?> 131 erklärte sich aber schon in frühest[er] Zeit (geg[en] 1050 Orig[enes]) geg[en] den Praeexistentian[i]smus; die beiden andern Ansichten aber ließ sie bestehen, ohne sich für die eine od[er] die andere zu erklären. (August[inus] u[nd] Hieron[ymus]) [.] Ohne uns hier 1051 in d[ie]se lange Controverse einzulaßen u[nd] Gründe für u[nd] gegen beide Ansichten aufzuzählen, wollen wir gleich zur Erledig[u]ng der Frage selbst s[c]hreiten. - 1052 Ich glaube 1053 keiner v[on] beiden Ansichten in ihrer Einseit[i]gk[ei]t beistimmen zu dürfen 1054 u[nd] andern 1055 sie 1056 vermitteln zu müssen [,] um d[a]s Wahre festzuhalt[en.] 1057 - Die Seele des Menschen stammt ganz v[on] G[o]tt, sie stammt aber auch ganz v[on] den Eltern, sie stammt v[on] Gott durch die Eltern. Nicht unmittelbar, nicht außer u[nd] ohne den Leib wird die Seele v[on] d[er] Gotth[ei]t geschaffen u[nd] in den menschl[ichen] Leib, der d[u]rch d[ie] Eltern erzeugt wird, hinein versetzt; sond[ern] nur in, mit u[nd] durch den Leib u[nd] mittels der Zeug[u]ng [,] wodurch auch der Leib entsteht. 1058 - (Wie die Wiedergeburt nicht unmittelbar d[u]rch G[o]tt[e]s Gnade zu Stande kommt, sond[ern] mittelst der Taufe, im u[nd] d[u]rch das Weßen (sic! ) u[nd] den ganzen äuß[eren] Act der [42rl/ 42vr] Taufe, so ist es auch bei der Geburt od[er] Entsteh[u]ng der Seele. 1059 ) - Wir haben üb[e]rh[au]pt hier zur Ents[c]heid[un]g d[ie]s[e]r Frage keine andere Richtschnur, kein[en] andern Anhaltsp[u]nkt als die Analogie der Entsteh[un]g 1060 aller üb[ri]g[en] Geschöpfe, namentl[ich] aber des menschl[ichen] Leibes. 1061 1050 „b[e]z[ü]gl[ich]“ über der Zeile. 1051 „schon“ über der Zeile. 1052 Randbemerkung [42rr] : „Daß G[o]tt der Urheber der Seele ist, ist gewiß; es kann ja wie wir sehen v[on] Niemand sonst d[a]s Centr[um] ders[e]lb[en] die r[e]l[i]g[iö]s[e] Anlage kommen [.] - Es fr[a]gt sich nur [,] ob mittelbar, ob unmittelb[a]r“. 1053 „glaube“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „meinestheils kann“. 1054 „zu dürfen“ über der Zeile. 1055 „andern“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „stimme gleichwohl wieder jeder bei [,] indem ich“. 1056 „zu“ in der Zeile gestrichen. 1057 In der Zeile folgendes „suche“ gestrichen. „zu müssen um d[a]s Wahre festzuhalt[en]“ über der Zeile. - Einfügung am Seitenrand [42rr] : „(wie schon oben angedeutet bei der Darst[e]ll[un]g des Entsteh[u]ngsproceßes der rel[i]g[iö]s[en] Anlage od[er] G[o]tt[e]sidee im M[e]nsch[e]n)“. 1058 Einfügung am Seitenrand [42rr] : „Auf naturphilos[ophischem] St[a]ndp[u]nkt kann d[ie]se Behaupt[un]g ohnehin gar keinen Anstand finden, im Gegenth[ei]l nur entschiedene Vertheid[i]g[un]g; - aber auch auf chr[i]stl[ichem] St[a]ndp[u]nkt steht ihr Nichts entgegen, im Geg[en]th[ei]l [: ] Vieles u[nd] Wichtiges spricht dafür [.] -“ 1059 Über der Zeile [42vr] und am Seitenrand [42vl] : „Nicht unmitt[e]lb[ar] s[c]hafft Gott die Seele [,] sondern nur durch die Eltern - d.h. d[u]rch d[ie] Seel[en] der Eltern - wie er d[en] Leib d[e]s M[e]ns[c]h[en] d[u]rch d[en] Leib der Eltern schafft [,] beider Schaff[un]g ist gar [n]i[c]ht getrennt zu denken.“ Einfügung am Seitenrand [42vl] : „Wie d[ie] chr[i]stl[iche] Erlösung u[nd] Tugend ganz v[on] Gott, aber auch wieder ganz v[on] d[em] M[e]nsch[e]n stammt [.] -“ 1060 „d[er]“ in der Zeile gestrichen. 1061 Einfügung am Seitenrand [42vl] : „Wenn wir nun schon, um d[a]s Wesen G[o]tt[e]s zu erkennen u[nd] [in der Zeile folgendes „uns“ gestrichen] einigermaß[en] klar zu machen, an die Analogie mit d[em] Ird[i]s[c]h[en], Geschöpflichen angewiesen sind; u[nd] ihre Vollkommenh[ei]t[en,] die wir im Ird[i]s[c]h[en] wahrnehmen [,] zuschreib[en] dürf[en] etc. [,] so noch weit eher hier, wo es sich um Erk[enn]t[n]iß d[e]s Ursp[run]gs d[e]r mens[c]hl[ichen] Seele, also etwas Geschöpflich[es] h[a]nd[e]lt.“ <?page no="142"?> 132 Wie Gott nach der bibl[i]s[c]h[en] Erzähl[u]ng zwar anf[a]ngs d[u]rch seine schöpferische Täth[i]gk[ei]t alle Geschöpfe aus Nichts [,] d.h. ohne schon vorhandenen Stoff u[nd] ohne 1062 Saamen hervorrief in’s Daseyn; die folgend[en] aber nicht mehr so unmittelbar aus Nichts [,] sond[ern] mittels des Saamens, in deßen Keim sich seine erhaltende u[nd] fortwirkende Thätigk[ei]t verbirgt u[nd] wirksam ist; in deßen Keim sein urspr[ün]gl[iches] Schöpf[un]gs-Wort fort u[nd] fort thätig ist 1063 u[nd] wie G[o]tt zwar am Anfang den menschl[ichen] Leib aus Erde bildete u[nd] dann lebendig machte, die folgenden mens[c]hl[ichen] Körper aber nicht mehr so unmittelbar d[u]rch ganz neue Bild[u]ng, sond[ern] eben mittels des menschl[ichen] Saamens u[nd] mittels der Zeug[un]g bildet - 1064 [,] so hat Gott auch zwar anfangs dem menschl[ichen] Leibe zur Beseel[u]ng u[nd] Lebendigmach[u]ng die Seele unmittelbar eingehaucht; den folgenden Mens[c]hen aber nicht mehr so unmittelbar, sondern eben auch mittels Fortwirkung 1065 jenes ersten Hauches, der in u[nd] mit dem Leibe aufs engste zum ganzen Mens[c]hen verbunden, in d[ie]s[e]r Verbind[un]g fruchtbar wird. G[o]tt[e]s erste, schöpferische Thät[i]gk[ei]t, der Hauch [,] der den Leib beseelte [,] wirkt noch fort u[nd] vervielfältigt sich. - Gottes schöpferische Thät[i]gk[ei]t [,] durch die er den Leib schuf [,] ist nicht unwirksam bei der Zeugung des Leibes [,] sond[ern] wirkt eben in ihr; eben so ist Gottes schöpferische Thät[i]gk[ei]t [,] durch die er die Seele schuf [,] nicht unwirksam bei der Entsteh[u]ng der Seelen, sond[ern] wirkt fort. 1066 Um wie viel höher die schöpferische Thät[i]gk[ei]t G[o]tt[e]s bei der urspr[ü]ngl[ichen] Schöpf[u]ng der Seele des Menschen war als bei der des Leibes, um so viel höher ist auch jetzt noch jene fortwirkende 1067 Thät[i]gk[ei]t Gottes [,] die 1068 wirksam ist ei der Entsteh[u]ng der Seele als bei der Entst[e]h[u]ng des Leibes; obgleich beides in u[nd] mittels der Zeug[u]ng geschieht. - Man kann nicht sagen [,] daß nach d[ie]s[e]r Erklär[u]ng die Seele aus dem Leibe [,] aus der Materie hervorgehe (also Materialismus); so wenig als sie uranfängl[ich] aus dem Leibe hervorging; aber sie [42vr/ 43rl] existirt nicht außer dem Leibe u[nd] entsteht nicht außer ihm, so wenig als sie am Anfange erst außer dem Leibe existirte u[nd] dann in ihn hineinversetzt ward; sond[ern] sie kam unmittelbar im Leibe selbst d[u]rch G[o]tt[e]s Hauch als dessen beseelendes Princip zum Daseyn. 1069 - Kurz es 1062 „u[nd] ohne“ über der Zeile soll in der Zeile allerdings nicht gestrichenes „oder“ ersetzen. 1063 „in deßen Keim sein urspr[ün]gl[iches] Schöpf[un]gs-Wort fort u[nd] fort thätig ist“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 1064 „bildet -“ über der Zeile. 1065 „Fortwirkung“ über der Zeile. 1066 Randbemerkung [42vl] : „(Jene g[ö]ttl[iche] Thät[i]gk[ei]t ist ja nicht eine längst vergangene, verschwundene - das ist sie nur uns, den in d[er] Zeit Lebend[en] u[nd] Denkenden - bei Gott aber, dem Ewig[en,] Ewiggegenwärtig[en] ist sie eine gegenwärt[i]ge Fortwirks[a]mk[ei]t.)“ 1067 „fortwirkende“ über der Zeile. 1068 „unter“ in der Zeile gestrichen. 1069 Einfügung am Seitenrand [43rr] : „Aber kann die Seele, der Geist sich fortpflanzen, ist er geschlechtlich? also - gibt es männl[iche] u[nd] weibl[iche] Geister? Das ist nicht nöthig. Nicht die Geister an sich pflanzen sich fort [„etwa auch der Verstorbenen“ über der Zeile] [,] sond[ern] die Menschen [,] d.i. die Wesen [,] die aus Leib u[nd] Seele bestehen, welches die einzig mögl[iche] Daseynsform des Erdenlebens ist, so daß beide für d[ie]s[e]s Leben gar nicht zu tr[ennen] sind u[nd] in d[ie]s[er] unzertrennl[ichen] Verbind[un]g auch wirken u[nd] beide <?page no="143"?> 133 pflanzen sich nicht Leiber fort ... (? ) [,] sondern Menschen; die Generation der Menschen ist d[a]h[er] ein ganz anderer Act als die der Thiere; es ist ein menschl[icher] Act [,] d.i. eines Wesens [,] das aus Leib u[nd] Geist besteht, also eines vernünft[i]g[e]n Wesens, nicht eines Viehes. Wie der menschl[iche] Geist, so entsteht auch, wie g[e]s[a]gt, die menschl[iche] Vernunft, od[er] die lebend[i]ge G[o]tt[e]s-Idee, die r[e]l[i]g[iö]se Anlage, der Keim zum künft[i]g[e]n G[o]tt[e]sbewußtseyn urspr[ü]ngl[ich] d[u]rch G[o]tt[e]s Schöpf[u]ng [,] nicht aus dem Urschlamm, wie d[er] P[a]nth[ei]sm[us] meint. 1070 §: 9 1071 Anfänge der Religion 1072 od[er] Entstehung 1073 des Gottesbewußtseyns. (Gott[e]s Ur- 1074 Off[e]nb[a]r[un]g) 1075 I) 1076 Ohne die eingeborne Idee v[on] Gott, 1077 ohne rel[i]g[iö]se od[er] Vernunft-Anlage [,] wurde behauptet, wäre es nicht möglich, daß der Mensch es zum G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßts[eyn] brächte u[nd] d[a]h[er] der R[e]l[i]g[io]n fähig wäre. Ohne d[ie]se Anlage hülfe alle Belehr[u]ng, selbst 1078 alle Off[e]nbar[u]ng v[on] Seite G[o]tt[e]s Nichts; der ihre Eigenthümlichk[ei]t[e]n sich gewißermaßen mittheilen, gemeinsam hab[en,] u[nd] nicht die Persö[n]l[i]chk[ei]t ist d[a]s geist[i]g Zeugende [,] sond[ern] das Gatt[u]ngswes[en] - wovon später. (NB [: ] D[ie] g[ei]st[i]g[e] Bild[un]g wird den Eltern anvertr[a]ut d[urch] geist[i]g[e] Zeug[u]ng u[nd] Wiedergeburt d[er] Seele - warum nicht auch das Entsteh[en] der Seele? ) Doch darüber später.“ 1070 „urspr[ü]ngl[ich] d[u]rch G[o]tt[e]s Schöpf[u]ng [,] nicht aus dem Urschlamm, wie d[er] P[a]nth[ei]sm[us] meint.“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. Randbemerkung [43rr] : „Recap[itulation: ] Die [„g[ö]ttl[iche]“ in der Zeile gestrichen] Idee G[o]tt[e]s i[m] M[en]s[c]h[en] ist also a) nothw[en]d[i]g [,] b) [m]it d[em] G[ei]ste id[en]tis[c]h als V[ernun]ft [,] c) gl[e]i[c]h ihm [en]tst[an]d[en] u[nd] fortgepfl[an]zt [; ] ohne d[ie]se Idee kein actu[e]ll[e]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn,] k[e]i[ne] R[e]l[i]g[io]nen“. 1071 „(4)“ über der Zeile. 1072 „des actual[en] G[o]tt[e]sb[ew]ußts[eyns]“ über der Zeile. 1073 „Actualität“ über der Zeile. 1074 „Gott[e]s Ur-“ über der Zeile. 1075 Randbemerkung [43rr] : „§: 4 Beding[u]ng d[e]s actual[en] Gottesbewußtseyns u[nd] d[er] wirkl[ichen] R[e]l[i]g[ion] (Ueber [„Ueber“ über der Zeile] die Uroffenb[arun]g).“ 1076 „ad S[c]hl[u]ß v[on] §: 3 Wes[en]“ über der Zeile. Randbemerkung [43rr] : „ad I [)] Die r[e]l[i]g[iö]s[e] Anlage bezeugt also a) Gott, wie d[e]r I[n]sti[n]kt z.B. b[e]zeugt, d[a]ß d[ie] Mögl[i]chk[ei]t d[e]r Befri[e]d[i]g[un]g i[n] d[e]r N[a]tur da sey [,] also d[a]s geforderte thatsächl[ich] sey b) od[er] wie d[a]s Auge“. Weitere Randbemerkung [43rr] , deren Verortung im Haupttext unklar ist, weil in § 9 kein „III“ vorgesehen ist: „ad III [)] [„ad III“ über der Zeile] NB [: ] Bei den ältest[en] Völkern z[ei]gt sich tiefer Inhalt, große Ideen der R[e]l[i]g[io]n in kindl[icher] Form [,] unpaßend[em,] unklaren (sic! ) Ausdruck! - Wie kam die M[e]nschh[ei]t [,] die die Form nicht zu handhaben weiß [,] zu jenem tief[en] Inhalt, der - sollte man glauben - nur Resultat hoher Bild[un]g, langen Nachdenkens seyn k[onn]te? Der kindische Ausdruck bezeugt d[a]s Jugendalter der Völker - der tiefe Inhalt [,] den sie in d[ie]s[e]m Zust[a]nde nicht selbst gefunden haben konnten, bezeugt eine Uroff[e]nb[a]r[u]ng [.] -“ 1077 „d.i. leb[en]d[i]g[e] Fähigk[ei]t v[om] Göttl[ichen] zu verstehen - [n]i[c]ht todt[es] Bild -“ über der Zeile. 1078 „selbst“ über der Zeile. <?page no="144"?> 134 Mensch würde sie nicht verstehen, so wenig das Thier sie verstehen kann. So wenig ein Gewächs, eine Pflanze entstünde ohne Saamen, ohne Keim, wenn auch alle andern Beding[u]ng[e]n dazu erfüllt u[nd] die Umstände äußerst günstig wären 1079 ; wenn der beste Boden vorhanden 1080 wäre u[nd] Luft, Wasser u[nd] Sonnenschein in bester Weise zusammenwirkten; so vermöchte Religion, 1081 das G[o]tt[e]sbewußts[eyn] u[nd] was damit zusammenhängt nie im Menschen zu entstehen 1082 trotz aller Belehr[u]ng v[on] Seite G[o]tt[e]s selbst od[er] anderer vernünft[i]g[e]r Wesen; er würde v[on] all dem nicht das Mindeste verstehen ohne eingeborner G[o]tt[e]sidee 1083 [,] so wenig als der Papagei v[on] solcher Belehr[u]ng versteht. Das erkennt auch Göthe an, indem er sagt: Wäre nicht das Auge sonnenhaft Nie könnte es die Sonn’ erblicken; Läg’ 1084 nicht in uns des Gottes eigne Kraft, Wie könnte uns Göttliches entzücken? 1085 [43rl/ 43vr] Freilich 1086 darf dieß nicht im Sinne des Pantheismus verstanden werden, so nämlich [,] als wäre d[ie]se göttl[iche] Kraft in uns ein Theil des Göttlichen od[er] der Gotth[ei]t selbst, als wäre der Mens[c]h ein göttliches Wesen u[nd] würde sich in der R[e]l[i]g[io]n, im G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] eben erst d[ie]s[e]r [,] seiner eignen göttl[ichen] Natur bewußt, wie Hegel u[nd] And[ere] nach ihm behaupten; sond[ern] nur in dem Sinne, d[a]ß d[ie]se eingeborne Kraft G[o]tt zu erkennen, d[ie]s[e]r Gotth[ei]t selbst wesensähnlich, nicht daß sie ihr wesensgleich sei. 1087 - (V[on] Panth[ei]sm[u]s wird später noch d[ie] Rede seyn). Wie das später erörtert werden wird. II) Bei all’ dem aber dürfen wir nicht übersehen [,] daß die rel[i]g[iö]se Anlage 1088 allein, d[ie]s[e]r Keim der R[e]l[i]g[io]n od[er] des G[o]tt[e]sbew[u]ßtseyns noch keineswegs 1079 „wären“ über der Zeile; „sond[ern]“ in der Zeile gestrichen. 1080 „ist“ in der Zeile gestrichen. 1081 „od[er]“ in der Zeile gestrichen. 1082 Einfügung am Seitenrand [43rr] : „ohne d[ie] immanente G[o]tt[e]sidee“. 1083 „ohne eingeborner G[o]tt[e]sidee“ über der Zeile. 1084 „Wie“ über der Zeile. 1085 Das Zitat stammt aus Johann Wolfgang von Goethes Farbenlehre, vgl. Goethe, Johann Wolfgang von, Zur Farbenlehre. Einleitung (Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche 23/ 1), Frankfurt a. M. 1991, 24. - Randbemerkung [43rr] : „Das Auge nicht auch ... (? ) d[a]s Licht ... (? ) nur wahr [,] wenn es sich offenbart -“. 1086 Randbemerkung [43vl] : „a) Die R[e]l[i]g[io]n (G[o]tt[e]sb[ewußtseyn]) ist da b[e]i d[en] ungebildetst[en] Völk[e]r[n] (sie entsteht also nicht d[u]rch ratiocinium) b) sie kann ihr[en] I[n]h[a]lt (G[o]tt) nach im höchst[en] Denk[en] gedacht w[e]rd[en], also ist sie au[c]h für d[en] erkenn[en]d[en] G[ei]st u[nd] die Wiss[e]ns[c]h[a]ft - ... (? )“. 1087 Randbemerkung [43vl] : „Die F[ra]g[e] d[ie]s[e]s §: ist: Wie ka[m] di[e] Pot[en]z zur Actualität d[e]s Gott[e]sbew[u]ßtsey[n]s - A) An u[nd] für sich kann nicht gerad[e]zu b[e]h[au]pt[e]t w[er]d[en], d[a]ß d[ie] M[en]s[c]h [en] [m]it r[e]l[i]g[iö]s[er] Anlage gar [n]icht zu ... (? ) G[o]ttes ... (? ) B) Factis[c]h aber wohl 1) Die M[en]s[c]h[en] [m]ußt[en] physis[c]h [m]ü[n]d[i]g (? ) s[e]y[n,] w[enn] [n]i[c]ht ... (? ) 2) Die Idee G[o]tt[e]s fordert [,] d[ie]ß C) Die G[e]s[c]hi[c]hte zeigt es“. 1088 „Vernunft“ über der Zeile. Randbemerkung [43vl] : „A) Die r[e]l[i]g[iö]s[e] Pot[en]z k[onn]te si[c]h [n]i[c]ht selbst i[n] Actual[i]tät setz[en] - Wie der Saame [n]i[c]ht etc. a) Also d[a]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] k[onn]t[e] der Natur d[er] Sache nach <?page no="145"?> 135 hinreicht 1089 für sich allein, zur Entsteh[u]ng der R[e]l[i]g[io]n. Mögen sie noch so guten Saamen haben, fehlt[e]n die nöthigen Beding[u]ng[e]n zu seiner Entwickl[u]ng, fehlen ihm guter Boden, Wasser, Luft u[nd] besond[ers] auch das Sonnenlicht, es wird nie eine Pflanze daraus; so ist es auch mit dem Keim zum G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] im Menschen. Mag die rel[i]g[iö]se Anlage noch so gut u[nd] vollkommen im Menschen seyn, er bringt es doch für sich allein nie zur R[e]l[i]g[io]n ohne die zur Entwickl[u]ng ders[e]lb[e]n nothw[e]nd[i]ge Erfüll[u]ng der Beding[u]ng[en]; 1090 ich meine ohne Belehr[u]ng u[nd] Bild[u]ng durch Andere [,] die schon zu d[ie]s[e]m Bewußtseyn erwacht sind, die schon Rel[i]g[io]n haben. 1091 - Das liegt schon a.) 1092 in der Natur Alles dessen [,] was der zeitl[ichen] Entwickl[u]ng unterworfen ist, wohin eben auch der M[e]ns[c]h[e]ngeist gehört; u[nd] dann b.) 1093 bestätigt das auch die Erfahr[u]ng. Es sind Fälle vorgekommen, daß M[e]ns[c]h[e]n in frühester Jugend ausgesetzt wurd[en] 1094 u[nd] fern v[on] aller menschl[ichen] Gesells[c]h[a]ft u[nd] allem mens[c]hl[ichen] Verkehr aufgewachsen sind 1095 . Als man sie nun fand, glichen sie in Allem den Thieren; war[en] ohne Sprache, ohne bestimmtes Bewußts[eyn] der Welt u[nd] ihrer selbst; u[nd] wie sich da v[on] selbst [n]i[c]ht selbststä[n]d[i]g e[n]tsteh[en] oh[ne] Einwirk[un]g, Off[en]b[arun]g, [Text über der Zeile größtenteils unlesbar.] b) Histor[i]s[c]h ist di[e]ß all[en]th[a]lb[en] bezeugt - Einzelne [„Völker“ in der Zeile gestrichen] M[en]s[c]h[en] - Wilde Völker - ad b) D[er] Ei[n]zel[ne] bildet si[c]h u[m] so beßer je beßer d[er] r[e]l[i]g[iö]s[e] Gr[un]d u[nd] Bod[en] ist [.] - Also ... (? ) c) Aber d[u]rch d[ie] Lä[n]ge der Zeit? Ob [n]i[c]ht doch wie Kü[n]ste u[nd] Wiss[en]s[c]h[a]ft[en] - so au[c]h R[e]l[i]g[ion] g[e]grü[n]det w[e]rd[en] k[onnt]e? - a) Viele Völker si[n]d k[e]i[ne]sw[e]gs zu Kü[n]st[en] u[nd] Wiß[en]s[c]h[a]ft[en] g[e]k[ommen.] - b) Die r[e]l[i]g[iö]s[e] A[n]l[a]g[e] ford[e]rt homogene Einwirk[un]g - also göttl[iche], ihr ange[me]ß[ene] Bel[e]h[run]g [,] [n]i[c]ht Natureinwirk[un]g - [Randbemerkung [43vl] : „A) Es wäre g[ö]ttl[ichem] Schöpfer [n]i[c]ht angemeß[en], so zu s[c]haff[en] - körp[er]l[ich] vollk[ommen,] g[ei]st[i]g u[n]vollk[ommen.] B) Die Geschi[c]hte w... (? ) ... (? ) Andres posit[iv] u[nd] negat[iv].“] e) Indeß g[an]z i[n] Ab[re]de st[e]ll[en] k[ann] [man] di[e] Mögl[ic]hk[ei]t freil[ich] nicht [,] d[u]rch Ratiocinium v[ie]ll[ei]cht doch [n]i[c]ht - die Pot[en]z würde sich bethät[i]g[en] i[m] G[em]üth etc. u[nd] kä[me] all[m]ählig au[c]h [m]it d[em] V[e]rst[an]de i[n] Bezieh[un]g [.] - d) Aber - die Off[en]b[arun]g G[o]tt[e]s ist insinuirt d[ur]ch d[ie] Anlage od[er] P[o]t[en]z - d[a]h[er] ist [me]hr Gru[n]d dafür [,] sie als sogl[eic]h gescheh[en] anzu[ne]h[men] - w[e]il sie G[o]tt[e]s Will[en] u[nd] d[e]r Natur d[e]s M[en]sch[en] d[a]s Gemäß[e]st[e] war. Durch die Nothw[en]d[i]gk[ei]t d[e]s Geschaffenwerd[en]s der M[en]sch[en]natur üb[er]h[au]pt [,] u[nd] zwar so [,] d[a]ß sie besteh[en] konnte.“ Daneben [43vl] : „Also: Uroff[en]b[arun]g nothw[en]d[i]g - od[er] w[en]igst[en]s fact[isch.] (? ) Hist[o]r[isches] Zeug[n]iß - ... (? ) d[a]h[er] geg[en] Rational[i]sm[us]“. 1089 „zur“ in der Zeile gestrichen. 1090 Unleserliches Wort über der Zeile. 1091 Von der zum Großteil überschriebenen Einfügung am Seitenrand [43vl] ist nur noch der untere Teil lesbar: „... (? ) Wenn das Auge auf sich selbst sich beschränkt [,] kann es [n]i[c]hts sehen [.] - Eine Li[c]htersch[e]i[n]u[n]g kann es wohl hervorbri[n]g[en,] z.B. d[u]rch Reibung (? ) - aber ma[n] sieht nur d[ie]s[e] Ers[c]h[e]i[n]u[n]g, weiter [n]i[c]hts (das ist d[a]s Wes[en] d[e]s extremen [„subj[ectiven]“ über der Zeile] Ideal[i]sm[us]).“ 1092 „a.)“ über der Zeile. 1093 „b.)“ über der Zeile. 1094 „wurd[en]“ über der Zeile. 1095 „sind“ in der Zeile irrtümlich gestrichen. <?page no="146"?> 136 denken läßt [,] ohne alle Spur v[on] G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßts[eyn] oder Religion. 1096 Die Anlage zu all’ d[ie]s[e]m war wohl da vermöge ihrer Menschen-Natur [,] aber es fehlten eben die unerläßlichen Beding[u]ng[e]n der Ausbild[u]ng [,] näml[ich] der Unterricht u[nd] Verkehr mit solchen, die schon zum Selbst- [,] Weltu[nd] G[o]tt[e]sbew[u]ßtseyn gekomm[en] waren. Denn das Licht des Bewußtseyns muß sich stets am s[c]hon vorhandenem (sic! ) Lichte entzünden. [43vr/ 44rl] I [.] Kap[itel] 1097 §: (9) 1098 F[o]rts[e]tz[u]ng b) 1099 Wir können es also als eine geschichtl[iche] Thatsache annehmen [,] die nicht bestritten od[er] geläugnet werd[en] kann, daß der Geist des Menschen sich nur entwickle u[nd] alle seine Kräfte u[nd] in ihm ruhenden Vermögen zur Thätigk[ei]t entfalte u[nd] z[um] Bewußts[eyn] Seiner (sic! ) selbst, z[um] Bew[u]ßts[eyn] der Welt u[nd] G[o]tt[e]s gelange [,] also zum wirkl[ichen], vernünft[i]g[en] Wesen nur werde im Umgang mit Menschen, die schon ein[en] gewiß[en] Grad der Entwickl[u]ng aller mens[c]hl[ichen] Geisteskräfte erlangt haben. - So kommt er also auch nur zur Religion, z[um] G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] dad[u]rch [,] daß er unter Solchen lebt, v[on] Solchen unterrichtet wird, die s[c]hon des G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyns] 1100 theilhaft[i]g sind, die s[c]hon Religion haben, wie vollkommen oder unvollkommen diese auch seyn möge. - Der Geist des Menschen muß also mit 1101 seinem Keime des G[o]tt[e]sbewußtseyns, mit der Anlage zur R[e]l[i]g[io]n, auf den Grund u[nd] Boden der R[e]l[i]g[io]n verpflanzt 1102 werden, damit er hier aufgehe, sich bilde u[nd] sich zum rel[i]g[iö]s[en] Menschen erschließe. Es wird freilich für das gute Gedeihen des jungen Menschengeistes viel darauf ankommen, v[on] welcher Art u[nd] Weise d[ie]s[e]r rel[i]g[iö]se Grund u[nd] Boden sei, in den er verpflanzt wird u[nd] es wird v[on] d[er] Art der R[e]l[i]g[io]n 1103 [,] in der Jemand erzogen ist, 1104 viel abhängen - bei d[en] meist[en] M[e]ns[c]h[e]n Alles - wie er selbst in 1096 Randbemerkung [43vl] : „[„Beisp[iel]“ in der Zeile gestrichen] Zwar d[ie]se vereinzelt[en] Beisp[iele] u[nd] ganz abnor[men] Zustä[n]de d[ie]s[e]r M[en]sch[en] wär[en] noch nicht entscheid[en]d für sich [.] - Es k[önn]t[en] ja M[en]sch[en] i[n] Gesells[c]h[a]ft n[ac]h J[a]hrh[un]dert[en] zur R[e]l[i]g[ion] k[ommen] wie zu Kü[n]st[en] u[nd] Wiß[en]s[c]h[a]ft[en]! Zu d[ie]s[en] wohl - zur R[e]l[i]g[ion] ab[e]r [n]i[c]ht. Sie würd[en] angemeß[ene] Anregu[n]g erhalt[en] für V[e]rst[an]d[e]süb[un]g, zu all[er]lei Erfi[n]d[un]g[en] zu[m] Schutz u[nd] Gewinn für d[a]s Leb[en] - R[e]l[i]g[ion] kö[nn]t[en] sie si[c]h [n]i[c]ht erfi[n]d[en.] - Weil ih[nen] angemeß[ene], homoge[ne] Anreg[un]g fehlte [.] - a) Keine Pot[e]nz kann d[u]rch si[c]h selbst i[n] Actualität übergeh[en.] - Und b) die Anreg[un]g [m]uß st[e]ts der Pot[en]z angemeß[en], homoge[n] sey[n.] -“ 1097 „Rel[i]g[io]nsphilos[ophie] 11“ am oberen Seitenrand [44rr] ; „11“ bezeichnet den Bogen. 1098 „4“ über der Zeile. 1099 Korrespondierendes „a)“ ist unauffindbar. 1100 „haben“ in der Zeile gestrichen. 1101 Durchgestrichener unleserlicher Buchstabe in der Zeile. 1102 „einer rel[i]g[iö]s[en] Gemeinschaft“ über der Zeile. 1103 „ob vollk[ommen] od[er] unvollk[ommen]“ über der Zeile. 1104 „ob“ in der Zeile gestrichen. <?page no="147"?> 137 s[einem] r[e]l[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyn] sich ausgestalte. Das thut aber hier nichts zur Sache; genug daß es historis[c]h feststeht; der Mens[c]h komme zur R[e]l[i]g[io]n, z[um] G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] nur dad[u]rch [,] daß ihm Belehr[u]ng [,] Unterricht ertheilt wird. 1105 c) Also: eine Generation des M[e]nsch[e]ngeschlechtes überkommt von der andern vorhergehenden ihre 1106 R[e]l[i]g[io]n; wenigstens die Grundzüge ders[e]lb[e]n, wenn auch Einzelnes geändert, verbeßert od[er] verschlimmert werden sollte. - So nun v[on] Geschlecht zu Geschlecht in d[er] M[e]ns[c]h[e]ngeschichte aufwärts od[er] rückwärts geg[en] den Anfang des Geschlechtes gehend, kommen wir zu den ersten Mens[c]hen, zur Entst[e]h[u]ng des Menschengeschlechtes. 1107 Nun fragt sich, woher haben diese die R[e]l[i]g[io]n [,] die sie ihren Nachkommen überlieferten? Von andern Menschen, v[on] ihr[en] Vorfahren können sie dies[e]lbe nicht haben, denn sie haben ja [44rl/ 44vr] keine Vorfahren, die sie hätten unterweisen od[er] die R[e]l[i]g[io]n hätten lehren können. - Diese müssen also die R[e]l[i]g[io]n entweder selber erfunden haben od[er] ihr Schöpfer, Gott selbst [,] muß sie (darin unterrichtet) 1108 , muß sich ihnen geoffenbart haben. 1109 - Das Erste - die Selbsterfind[un]g 1110 , haben wir gesehen [,] ist historisch unerweisbar, ja es widersprechen bestimmte Thatsachen geradezu u[nd] thun es als unmöglich dar 1111 ; u[nd] auch aus der Natur der Sache ergibt sich 1) daß Gott, nachdem er die Menschen einmal mit der Anlage ihn zu erkennen schuf, sich ihnen nicht verhüllt oder verschloßen haben kann, denn das wäre ein Widerspruch geg[en] sein eignes Werk, eine Vereitelung dessen, was er zuvor gewollt, 1112 näml[ich] daß die M[e]nsch[e]n im Stande seyn sollten, ihn zu erkennen; 1105 Einfügung am Seitenrand [44rr] : „NB [: ] Es zeigt sich übr[i]g[e]ns beim Kinde auch schon frühzeitig [„gerade“ in der Zeile gestrichen] instinctmäßig der Trieb gerade nach Entwickl[u]ng der rel[i]g[iö]s[en] Idee. Erzählt man den Kindern v[on] Lebensverh[ä]ltnißen etc. [,] so intereßirt sie das nicht, d[a]g[e]g[e]n horchen sie hoch auf [,] sobald v[on] geheimnißvollen unsichtbaren Dingen [,] v[on] Wundern u[nd] Geistern die Rede ist. - Der Instinct treibt den jung[en] M[e]nsch[e]n-Geist, gerade sein geist[i]g[e]s Wesen mit ein[em] geist[i]g[en] Reiche in Verbind[un]g zu setzen, in dasselbe sich einzuwurzeln wie der Körper in d[er] Erde wurzelt; ein[en] geist[i]g[en] St[a]ndu[nd] Haltp[u]nkt verlangt der M[e]ns[c]h durchaus [,] um leben - froh u[nd] freudig leben zu können. -“ 1106 „ihre“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „seine“. 1107 Einfügung am Seitenrand [44rr] : „Wie wir bei d[er] Erforsch[u]ng d[e]s Urspr[un]gs der Idee v[on] G[o]tt v[on] einer Generat[ion] zur andern kamen, d[a]d[u]rch d[en] Urspr[u]ng der Seelen üb[er]h[au]pt kennen lernend, u[nd] zuletzt zum erst[en] M[e]ns[c]h[en] u[nd] zur Schöpf[un]g selbst kamen [,] so auch hier [.] -“ 1108 Über der Zeile: „d[a]s Vermög[en] zur Actualit[ät] entwickelt hab[en] irg[en]d wie“. 1109 Randbemerkung [44vl] : „a) Ein [nic]hts ist [über der Zeile: „sammt d[er] Anlage dazu“] Selbsterfi[n]d[un]g d[e]r R[e]l[i]g[ion] - der Erfah[ru]ng u[nd] Natur d[er] Sache gemäß unmöglich. - bei d[en] erst[en] M[en]s[c]h[en] so gut wie b[e]i d[en] A[n]dern [.] b) Andrers[ei]ts ist d[ie] Off[en]b[arun]g v[on] S[e]ite G[o]tt[e]s schon insinuirt - wie b[emer]kt“. Daneben [44vl] und darunter: „b) Also kann nur d[er] Schöpfer d[ie]s[er] B[i]ld[un]g g[e]geb[en] c) U[m] so mehr dürf[en] wir d[a]s annehm[en] als c) d[u]rch S[c]höpf[un]g der r[e]l[i]g[iö]s[en] Anlage [.] -“ 1110 „d[er] R[e]l[i]g[io]n selbst, [m]it r[e]l[i]g[iö]s[er] Anl[a]g[e]“ über der Zeile. 1111 Über der Zeile eingefügt: „Es ist kei[n] Gru[n]d [,] d[ie] erst[en] M[e]ns[c]h[en] [me]hr zu ... (? ) als die And[ern] (? )“. 1112 Unleserliche Wörter über der Zeile; „Ges[c]hi[c]ht[e]“ unter der Zeile. <?page no="148"?> 138 2) 1113 hätte er es aber gethan, hätte er sich ihnen nicht geoffenbart, dann hätten sie ihn auch sammt ihrer Anlage u[nd] angebornen Idee v[on] Gott nicht erkannt u[nd] gefunden, deßwegen weil d[ie]se Anlage eben erst ein noch bewußtloser, unentwickelter Keim ist, der erst d[u]rch Unterricht u[nd] Belehr[u]ng 1114 die Kraft zu eignen (sic! ) Erkennen gewinnt u[nd] anfangs ganz ohnmächtig ist. 1115 Wollte man aber sagen: Ja die ersten Mensch[en] wurden eben schon mit entwickelter G[o]tt[e]sidee, mit entwickelter Anlage G[o]tt zu erkennen geschaffen, nicht wie jetzt die Kinder, 1116 in bewußtlosem Zustand, wollte man, sag’ ich dieß [,] behaupten, so wäre eben das s[c]hon zugegeben, was wir wollen. - Denn d[ie]se Schöpf[u]ng mit schon entwickeltem Gottesbew[u]ßts[eyn] wäre dann eben auch Nichts Andres, als zugleich Offenbar[u]ng; Schöpf[u]ng u[nd] Off[e]nb[a]r[u]ng wären dann nur in Einen Act vereinigt; 1117 die Entwickl[u]ng d[e]s G[o]tt[e]sbewußtseyns, die Ausgestalt[u]ng der r[e]l[i]g[iö]s[en] Idee, kurz der Ursprung der R[e]l[i]g[io]n stammte dann doch v[on] der Thätigk[ei]t G[o]tt[e]s her, nicht v[on] d[er] Anstreng[un]g u[nd] Thät[i]gk[ei]t des Menschen. - Es bleiben also zwei Vorstell[u]ngsweisen über d[ie]se Uroffenb[a]r[un]g od[er] üb[er] d[en] Urspr[u]ng der R[e]l[i]g[io]n; entweder die eben genannte; od[er] man kann sich die Sache auch so vorstellen, daß Gott die Anlage schuf u[nd] der Mensch in kindl[ichem] Zustand sich befand u[nd] ihn dann d[u]rch Belehr[u]ng bildete u[nd] vervollkommnete; welcher v[on] beid[en] Ansichten man folgen wolle, ist ziemlich gleich. III) Hiemit ist nun jene Ansicht v[om] Urspr[u]ng der R[e]l[i]g[io]n [44vr/ 45rl] als unrichtig abzuweisen, welche der sog[enannte] vulgäre Rationalismus aufstellt. Diesem zufolge wäre näml[ich] der menschl[iche] Geist zwar v[on] Gott erschaffen, in die Welt also hineinversetzt, dann aber gänzlich sich selbst überlaßen worden; u[nd] ihm obliege es nun [,] sich selber zurecht zu finden, seine Fähigk[ei]t[e]n im Kampfe mit der Natur u[nd] im Umgange mit Seinesgleichen allmählig zu bilden. Die Menschen hätten hienach mit der untersten Stufe des Daseyns, wie wilde Thiere [,] dem Affen sehr ähnl[i]ch [,] ihr Daseyn begonnen. - 1113 Randbemerkung [44vl] : „ad IV Form“. 1114 „d[ie] Nahrung“ über der Zeile. 1115 Randbemerkung [44vl] : „ad 2) vollstä[n]d[i]g zwar ist das [n]i[c]ht [; ] Ei u[nd] Saa[me] s[e]tz[en] zwar z[um] E[n]tst[e]h[en] Dasey[n] Henne (? ) u[nd] B... (? ) voraus - aber zur E[n]twickl[un]g [n]i[c]ht (? ) die k[ann] selbst b[e]i[m] Ei oh[ne] Henne (? ) bewerkst[e]ll[i]gt w[e]rd[en] - so kö[nn]te all[e]nf[a]lls (in d[er] Theorie w[eni]gst[en]s) di[e] V[ern]u[n]ft sich oh[ne] Einwi[r]k[un]g höh[erer] Ve[rn]u[n]ft entwicklen (G[e]g[en] Günther)“. - Einfügungszeichen mit dem Hinweis „s[iehe] Ob[en]“ in der Zeile gestrichen; die dem entsprechende Einfügung wurde im Nachhinein eingeklammert: „(Gibt man das Dasey[n] G[o]tt[e]s ein mal zu [,] die Schöpf[un]g des M[e]ns[c]h[e]n d[u]rch Gott, dann kann man die Annahme einer Ur-Off[e]nb[arun]g nicht läugnen [.] - Das Dasey[n] G[o]tt[e]s erhellt aber wiße[n]sch[a]ftl[ich] vor Allem aus dem Dasey[n] der G[o]tt[e]sidee - die Gott zu[m] Urheber hab[en] muß (wie der Saame od[er] Keim [,] den [über der Zeile „wir“] anbauen [,] keim[en] kann) - welche G[o]tt[e]sidee sich nicht aus ein[em] blind[en] Urschlamm entwick[e]l[n] konnte)“. 1116 Einfügung am Seitenrand [44vl] : „wie sie ja auch nicht als Säuglinge ins Daseyn konnten getret[en] seyn - da ja Niemand gewesen wie die sie be...t (? ) hätt[en]. -“ 1117 Randbemerkung [44vl] : „Sowie (sic! ) etwa ura[n]fä[n]gl[ich] e[n]tw[e]d[er] gleich ... (? ) od[er] Saa[men] geschaff[en] s[e]yn konnt[en.] -“ <?page no="149"?> 139 Abgesehen davon, 1118 daß d[ie]se ganze Vorstell[u]ng v[on] der S[c]höpf[u]ng des Menschen durch Gott der G[o]tth[ei]t gänzl[ich] unwürdig wäre, indem er gehandelt hätte 1119 gleich einer schlechten Mutter [,] die ihr Kind zwar geboren, dann aber aussetzte, dem Zufall überließ u[nd] sich nicht mehr um dasselbe bekümmerte 1120 ; abgesehen davon, sag’ ich, ist 1121 auch nicht recht einzusehen, wie die Menschen, die alle, mögen ihrer anfangs viel od[er] wenig gewesen seyn, wie unmünd[i]ge Kinder, ja noch mehr wie Thiere waren (mit erwachten Leidenschaften näml[ich,] was beim Kinde doch noch nicht der Fall ist) [,] mitten im Drang u[nd] Sturm ihrer sinnl[ichen] Leidenschaften u[nd] ihres wilden Lebens 1122 zur Erkenntn[i]ß G[o]tt[e]s sollten gekommen seyn ohne allen Unterricht, ohne Belehr[u]ng v[on] Außen, die anerkannt unerläßliche Beding[u]ng der Bildung 1123 . 1124 Gegen d[ie]se rationalist[ische] Erklär[u]ng des Urspr[u]ngs der R[e]l[i]g[io]n streitet auch die allgemeine Tradition der Völker v[on] ein[em] höhern beßern Zustand des Menschengeschlechts, v[on] einem uranfängl[ichen] 1125 Umgang der Götter od[er] der G[o]tth[ei]t mit den Menschen, um sie zu belehren u[nd] zu bilden; eine Tradition, an der selbst ganz rohe Völker noch durch dunkle, freil[ich] sehr entstellte Sagen participiren. 1126 Das Hauptgewicht 1127 für die in Frage stehende rationalist[ische] 1128 Erklär[u]ng des Urspr[u]ngs der R[e]l[i]g[io]n dürfte wohl den Umstand haben, daß es so viele u[nd] so verschiedene, so sehr v[on] einander abweichende Religionen gibt, die unmöglich von Einer Urreligion abstammen könnten; u[nd] daß die ungebildetsten Völker auch die rohe- 1118 „a.“ über der Zeile. 1119 „gehandelt hätte“ über der Zeile. 1120 Einfügung am Seitenrand [45rr] : „denn so [„so“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „d[a]s“] hätt[e] er gethan (gehandelt) [,] wenn er d[en] Menschen erschaffen [,] ganz roh u[nd] thieris[c]h in die Welt gesetzt, u[nd] in d[ie]s[e]m entsetzlich rohen Zustand sich selber überlaßen hätte. [„Er hätte für d[ie] Thiere beßer gesorgt d[u]rch d[en] I[n]sti[n]ct u[nd] ... (? )“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt] oder sollte G[o]tt die Menschen erschaffen u[nd] ihn[en] in den Thieren Lehrmeister gesetzt haben [,] wie Viele behaupten? Die Thiere zu Lehrmeist[ern] d[e]r M[en]sch[en] gemacht -“. 1121 „b.“ über der Zeile. 1122 „schweifend[en] (? )“ über der Zeile. 1123 Einfügung am Seitenrand [45rr] : „Weil ohne ist es unt[er] solchen V[e]rh[ä]ltn[i]ß[e]n erklärl[ich,] daß eine gegebene R[e]l[i]g[io]n wieder unterging[e,] statt daß sie dazu kämen [,] sich eine solche zu bild[en]“. Darunter [45rr] die weitere Einfügung am Seitenrand: „Man kann also [n]i[c]ht sagen: Die R[e]l[i]g[io]n gerade so wie Sprache [,] [über der Zeile: „Wiß[en]s[c]h[a]ft, Ku[n]st“] etc. hat -.“ Die Randbemerkung schließt hier. Im Nachhinein in die Zeile des Haupttextes eingefügt: „Nach Jahrtausend[en] s[a]gt man a) Aber die Wilden? b) Die Analogie [m]it all[em] (? ) Ird[i]s[c]h[en] s[a]gt man: s[iehe] Ob[en])“. 1124 „c)“ über der Zeile. 1125 „uranfängl[ichen]“ über der Zeile. 1126 Einfügung am Seitenrand [45rr] : „S[iehe] Bem[erkung] ob[en]: Bei den ältesten Völkern zeigt sich tiefer Inhalt, große Idee[n] in kindl[icher] Form, einfach [,] edel etc. - das Fratzenhafte ist nachweisbar all[en]th[a]lb[en] erst später entstand[en.] - Wie kam die M[en]s[c]hh[ei]t, die die Form noch nicht zu handhab[en] weiß, dazu, ein[en] so tief[en] I[n]halt z[u] besitz[en] etc. Und die gebild[e]tst[en] Völker hab[en] [n]i[c]ht immer die vollk[ommen]ste R[e]l[i]g[ion], also st[e]ht Bild[un]g u[nd] R[e]l[i]g[ion] nicht in Causalzus[ammen]h[an]g“. 1127 Randbemerkung [45rr] : „H[au]ptgeg[en]gru[n]d“. 1128 „rationalist[ische]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „philos[ophische]“. <?page no="150"?> 140 sten, verworrensten r[e]l[i]g[iö]s[en] Vorstell[u]ng[e]n haben. 1129 - Allein auch d[ie]s[e]r Grund hält nicht Stich. Denn fürs 1130 Erste weisen die R[e]l[i]g[io]nen 1131 durchaus zurück auf eine Urrel[i]g[io]n, auf eine Zeit der Belehr[u]ng der Menschen d[u]rch die Götter; dann sehen wir auch, daß es in allen [45rl/ 45vr] R[e]l[i]g[io]nen dieselben Gedanken, dieselb[en] Ideen sind [,] 1132 denen man im Erkennen, Wollen u[nd] im äußern Darstellen nachstrebt, derer man sich nur nicht recht bemächtigen kann; für die man d[ie]se verschiedene[n] Vorstell[u]ng[e]n, Gebräuche u[nd] Zeichen schuf. Es wird in einem der folg[e]nd[e]n Paragr[a]ph[e]n davon die Rede seyn, wie trotz jener urspr[ü]ngl[ichen] Off[e]nb[arun]g G[o]tt[e]s u[nd] der daraus sich ergebenden Einheit der R[e]l[i]g[ion] doch im Laufe der Zeit eine so große Verschiedenh[ei]t u[nd] Verkommenh[ei]t der R[e]l[i]g[io]nen entstehen konnte. Hier nur noch die Bemerk[u]ng, daß, selbst wenn das Menschengeschlecht nicht v[on] Einem Menschenpaare abstammte (das man vielfach in Abrede stellt) 1133 [,] sonder[n] wenn die verschiedenen Racen v[on] verschieden[en] Stammeltern kommen (wie man oft behauptet), auch selbst dieß - wenn es wirkl[ich] der Fall wäre - die B[e]h[au]pt[u]ng einer 1134 ursprüngl[ichen] Einheit der R[e]l[i]g[io]n nicht widerlegen könnte; 1135 Was 1136 hinderte uns denn anzunehmen [,] daß G[o]tt urspr[ü]ngl[ich] Einer Race in ihren Stammelter[n] sich geoffenbart u[nd] diese dann bei ihrer Ausbreitung u[nd] Zusammenkunft mit den Nachkommen der andern Stammracen, dies[e]lb[e]n belehrt hätten; od[er] ebenso was hindert uns anzunehmen, d[a]ß die G[o]tth[ei]t sich allen Stammeltern geoffenbart habe, da doch die Natur der Sache, d[ie] Natur des M[e]ns[c]hen-G[ei]st[e]s u[nd] die histor[i]s[c]h[e] Tradit[ion] aller größ[eren] Völk[er] uns dazu führt, also weder Vernunft u[nd] Geschichte gegen d[ie]se Annahme sind, sond[ern] vielmehr für dieselbe. Doch dieß ist nur ein angenommener Fall, denn daß das Menschengeschlecht nicht v[on] Einem Mens[c]hen-Paare abstamme - wie d[ie] Bibel uns lehrt - [,] sond[ern] v[on] mehreren, ist selbst nur eine Hypothese, die ohne stichhalt[i]ge Gründe angenommen wurde, 1129 Einfügung am Seitenrand [45rr] : „a) Die gebildetst[en] Völker hab[en] [n]i[c]ht immer die vollk[ommen]st[e] R[e]l[i]g[io]n u[nd] die Gebildet[en] [n]i[c]ht immer die best[en] rel[i]g[iö]s[en] Vorstell[u]ngen [.] - Ein Reich kann ja in viele zerfall[en] mit verschied[enen] Einricht[un]g[en], Gebräuch[en] etc. ad b) D[ie] R[e]l[i]g[io]n ist nicht zu erfinden wie Kunst u[nd] Wiss[en]schaft, die sich an d[a]s Ird[i]s[c]he halten [; ] zudem ging Kunst, Wiss[en]s[c]h[a]ft, Sprache uranfä[n]gl[ich] v[on] d[er] R[e]l[i]g[ion] aus [.] - Das Daseyn d[e]s r[e]l[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[e]y[n]s ist nicht zu erfind[en] (nur auszubilden) [.] Wie d[ie] Thiere d[en] I[n]sti[n]ct nicht erfi[n]d[en.] Wie der M[en]s[c]h sein Selbstbew[u]ßts[eyn] nicht erf[in]d[e]t u[nd] sei[ne] Sinnesthät[i]gk[ei]t [.]“ Weitere Randbemerkung [45rr] : „Di[e] Kü[n]st[e] i[m] eig[en]tl[ichen] Sinn gi[n]g[en] aus d[er] R[e]l[i]g[ion] hervor - wo k[ein] ideal[e]s D[en]k[en] u[nd] Fühl[en] - da k[e]i[ne] Ku[n]st [,] s[on]d[ern] nur me[c]ha[ni]sche Fert[i]gk[ei]t -“. 1130 „d[a]s“ über der Zeile. 1131 „gemeins[c]haftl[ich]“ über der Zeile. 1132 Über der Zeile: „dies[e]lb[en] Frag[en,] die man beantwort[en] will -“. 1133 Randbemerkung [45vl] : „Das All[e]s gilt, möge man d[ie] M[en]s[c]h[en] v[on] Ei[nem] Paare abst[ammen] laß[en] od[er] v[on] mehrern - dav[on] später“. 1134 „B[e]h[au]pt[u]ng einer“ über der Zeile. 1135 „denn“ in der Zeile gestrichen. 1136 „Was“ korrigiert durch Überschreibung ursprüngliches „was“; das Semikolon ist hingegen stehengeblieben. <?page no="151"?> 141 u[nd] die sich bei immer genauerer 1137 Erforsch[u]ng der Geschichte, d[er] ältesten Sagen, der ältest[en] R[e]l[i]g[io]nen u[nd] der Sprachen der Völker immer mehr als unbegründet ausweist. Indem geschichtl[iche] Sagen, rel[i]g[iö]s[e] Vorst[e]ll[u]ng[e]n u[nd] Sprachen der verschieden[en] Völker auf eine ursp[rün]gl[iche] Einh[ei]t hinweisen. 1138 IV) 1139 Was nun den Inhalt d[ie]s[e]r ältest[en] erst[en] 1140 Kundgebung G[o]tt[e]s an die Menschen, d[ie]se Uroffenbarung betrifft, so folgt aus der Natur der Sache u[nd] aus den freil[ich] nur sehr sparsamen u[nd] allgemein[en] histor[i]s[c]h[en] Ueberlief[e]r[u]ng[e]n davon - namentl[ich] der biblis[c]h[en], daß sie [45vr/ 46rl] I [.] Kap[itel] 1141 §: 9 F[o]rts[e]tz[u]ng. 1142 sich auf einfache Lehren u[nd] Unterweisungen in großen, klaren Umrissen, habe beschränken müssen. Sie mußte das umfaßen, was der Mensch bedurfte [,] um sein Daseyn, Wesen, sein Ziel u[nd] sein Streben zu begreifen u[nd] darnach zu ordnen 1143 . Vor Allem also mußte ihm Aufschluß werden über G[o]tt[e]s Daseyn u[nd] Wesen, soweit es das Verhältn[i]ß desselben zum Menschengeschlechte betraf, also über seinen Willen vor Allem, an sich u[nd] in Betreff des Menschen selber u[nd] über die Absicht, die er seiner Schöpf[u]ng üb[e]rh[au]pt u[nd] besonders der Schöpf[u]ng des Menschen zu Grunde liege. In d[ie]s[e]m ist dann zugleich auch die nöthige Belehr[u]ng enthalten über das Ziel [,] das der Mens[c]h in sein[em] Daseyn zu verfolgen hat u[nd] die endl[iche] Bestimmung u[nd] über die Art u[nd] Weise [,] wie er d[ie]s[e]s Ziel anzustreben u[nd] zu erreichen habe. (Das Alles ist namentl[ich] in unserer h[ei]l[igen] Urkunde, die wir das A[lte] T[estament] nennen, in großen, klaren Zügen, einfach u[nd] kurz angedeutet.) In anderen R[e]l[i]g[io]nen ältest[er] Urkunden finden sich zwar auch 1144 Züge ähnl[ichen] 1137 „G“ in der Zeile gestrichen. 1138 Randbemerkung [46rr] : „ad Schl[u]ß v[on] III D[ie] Uroff[en]b[arun]g bezeuge also c) Die Traditi[on] der Völker [unter der Zeile: „u[nd] ältest[en] R[e]l[i]g[ion]sform[en]“] b) Die Idee G[o]tt[e]s - der sich d[er] M[en]s[c]h[en] ange[nommen] a) Die Natur d[e]s M[en]s[c]h[en]g[ei]st[e]s - der Ver[n]u[n]ft [,] die wirkl[ich] erwacht ist - u[nd] d[a]d[u]r[c]h bez[e]ugt, d[a]ß sie geweckt word[en] sey. Die Pot[en]z könne a) [„a)“ über der Zeile] nur d[u]r[c]h Einwi[r]k[un]g in Actu[a]lität v[e]rsetzt w[e]rd[en] u[nd] b) zwar nur d[u]r[c]h homogene. d) Die hist[orische] Erfahr[un]g u[nd] Un... (? )“. Daneben [46rr] : „Die Thatsa[c]h[e,] d[a]ß d[en] M[en]s[c]h[en] ohn[e] anf[än]gl[iche] Sorgfalt u[nd] Einwirk[un]g [n]i[c]ht [v]iel ... (? ) sich erhalt[en] k[ö]nnt[e]“. Darunter die später eingeklammerte und zusätzlich durchgestrichene Bemerkung [46rr] : „NB [: ] D[ie] angeborne G[o]tt[e]sidee od[er] d[a]s Daseyn der R[e]l[i]g[io]n ist der sicherste Beweis f[ür] d[as] Dasey[n] G[o]tt[e]s - denn entst[an]d die Welt od[er] Erde aus blind[em] Urschlamm - woher kam dann d[ie]se Idee? (Pa[n]th[eismus])“. 1139 „a)“ über der Zeile. 1140 „erst[en]“ über der Zeile. 1141 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 12“ am oberen Seitenrand [46rr] ; „12“ bezeichnet den Bogen. 1142 Randbemerkung [46rr] : „Nicht ein[em] Katechum[enen] wurde geoff[en]b[a]rt [.] Auch nicht Schule wurde geh[a]lt[en.] Sprache ist auch nicht mitgeth[ei]lt - u[nd] [n]i[c]ht erfund[en], gemacht [,] sond[ern] geworden.“ 1143 Randbemerkung [46rr] : „u[nd] anregend sey[n] für d[ie] Kr[ä]fte des M[e]ns[c]h[en].“ 1144 „mehr od[er] minder“ in der Zeile gestrichen. <?page no="152"?> 142 Inhalts [,] aber mehr od[er] minder mit fremdart[i]g[en] Bestand-Theilen, Phantastereien u[nd] Aberglauben vermis[c]ht u[nd] durchsetzt.) 1145 § 10 1146 Die erste religiöse Grund- 1147 Function (od[er] Thätigk[ei]t) des Menschen oder der (religiöse) Glaube. 1148 Die Grundfuncti[on] u[nd] Form d[e]s Gott[e]sb[e]wußts[e]y[n]s od[er] d[er] r[e]l[i]g[iö]s[e] Glaube 1149 I [)] Die zwei Momente, die wir bis jetzt als Bedingungen zur Entstehung der R[e]l[i]g[io]n 1150 betrachtet haben, hängen beide nicht ab 1151 von dem Willen [,] v[on] d[er] Macht u[nd] Thätigk[ei]t des Menschen, der zur Rel[i]g[io]n gebildet werden soll, sond[ern] kommen ihm ohne seine Mitwirk[u]ng zu: nämlich 1) die r[e]l[i]g[iö]se Anlage, die angeborne 1152 G[o]tt[e]sidee wurde ihm ursprü[n]gl[ich] 1153 unmittelbar durch den Schöpfer gegeben, in der Folge aber, den gebornen Menschen, mittelbar durch die Natur nämlich 1154 , 2) die r[e]l[i]g[iö]se Belehr[u]ng aber [,] die erste Erzieh[u]ng zur R[e]l[i]g[io]n [,] wurde ebenfalls dem ersten Menschen unmittelbar d[u]rch die G[o]tth[ei]t gegeben, den nachfolgenden aber wieder mittelbar d[u]rch dieselbe, mittels [46rl/ 46vr] der menschl[ichen] Erziehung u[nd] Ueberlief[e]r[u]ng der urspr[ün]gl[ichen] göttl[ichen] Off[e]nb[a]r[u]ng. 3) 1155 Nun aber haben wir es zu thun mit einem dritt[en] Moment, das ebenf[a]lls nothw[e]nd[i]g ist zur Entsteh[u]ng der R[e]l[i]g[io]n, u[nd] dieß ist die Thätigk[ei]t des 1145 Im Manuskript findet sich keine korrespondierende geöffnete Klammer. - Im Nachhinein in die Zeile eingefügt: „b) Die Form der ältest[en] Off[e]nb[a]r[un]g - der Natur d[e]s M[e]ns[c]h[en] angemess[en]. s[iehe] Ob[en] IV.“ Dazu die Randbemerkung [46rr] : „ad IV a [)] Bei den ältest[en] Völk[ern] zeigt sich tiefer Inhalt, große Idee in kindl[icher] Form etc. b) D[ie]se Form der Natur d[e]s M[e]nsch[en] angemess[en] a) auf posit[ive] Belehr[u]ng u[nd] b) auf Wirkung d[e]r eig[nen] Kräfte gerichtet -“. 1146 „10“ im Nachhinein eingeklammert; „5“ über der Zeile. 1147 „Grund-“ über der Zeile. 1148 Randbemerkung [46rr] : „d[e]s M[e]ns[c]h[en] eigne Thät[i]gk[ei]t.“ Darunter [46rr] : „Lit[eratur: ] Lange Joh. Pet. Philosoph[ische] Dogmatik. 1849 S. 338ff. Nitzsch System etc. S. 292 Erdmann Vorlesungen üb[er] Glauben u[nd] Wißen Drobisch Grundlehren der Religionsphilosophie (1840) Frauenstaedt Ueb[er] d[as] Verhältniß d[er] Vernunft zur Offenbarung 1848.“ 1149 Diese zweite Überschrift wurde später eingefügt. 1150 „G[o]tt[e]sbewußts[eyns]“ über der Zeile. 1151 „ab“ über der Zeile. 1152 „immanente“ über der Zeile. 1153 „d[em] erst[en] M[en]s[c]h[en]“ über der Zeile. 1154 „nämlich“ über der Zeile. 1155 „3“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. <?page no="153"?> 143 Mens[c]hen selbst [,] die er dabei entwickeln muß, die Anwend[u]ng der r[e]l[i]g[iö]s[en] Anlage zur Aufnahme, z[ur] Annahme der verkündeten r[e]l[i]g[iö]s[e]n Lehren. D[ie]se Thätigk[ei]t der r[e]l[i]g[iö]s[en] Anlage des Menschen in ihrer ersten, allgemeinsten u[nd] unmittelbarsten Art nennen wir den rel[i]g[iö]s[e]n Glauben. 1156 Der Glaube ist in der R[e]l[i]g[io]n, nicht blos in der chr[i]stl[ichen,] sond[ern] in jeder, die Hauptfunction, das Fundament aller übr[i]g[e]n r[e]l[i]g[iö]s[e]n Acte 1157 . Darum ist es nothw[e]nd[i]g [,] das Wesen, die Bedeut[u]ng desselben näher zu untersuchen u[nd] kennen zu lernen. II) Betrachten wir zuerst den Glauben - als psychi[sche] 1158 Function üb[e]rh[au]pt, 1159 noch abgesehen vom rel[i]g[iö]s[e]n Gebiet [,] so finden wir ihn schon im Allgemeinen von der höchsten Bedeut[u]ng; aller Verkehr u[nd] alle Gemeinsch[a]ft der Menschen untereinander; aller Unterricht u[nd] alle Erzieh[u]ng u[nd] zuletzt selbst alle Wissenschaft beruht auf dem Glauben. Was ist nun aber der Glaube? 1160 Glauben üb[e]rh[au]pt nennen wir 1161 jene Function des Geistes, vermöge der wir den Inhalt 1162 irgend eine Aussage oder Behauptung als wahr u[nd] richtig annehmen [,] obwohl wir keinen Beweis dafür haben, weder den [,] welchen der Augenschein, üb[e]rh[au]pt die eignen Sinne gewähren, noch den, welchen das Denken durch Auffinden der Gründe hervorbringt; indem wir uns hiebei lediglich verlaßen auf die Einsicht u[nd] Wahrheitsliebe 1163 deßen [,] der die Aussage macht oder die Behauptung aufstellt. ( 1164 Der Glaube darf 1165 aber darum doch nicht grundlos [,] nicht blind seyn, sond[ern] er muß sich selbst wieder gründen auf ein vernünft[i]g[e]s Urtheil über den od[er] diejenig[en], welchen man glaubt. Nur denen näml[ich,] die ich für verständig u[nd] wahrheitliebend halte, kann ich glauben [,] u[nd] nur das glaube ich, was v[on] d[ie]s[e]n kommt. 1166 Wo dieses Urtheil fehlt [,] ist Leichtgläubigk[ei]t, Aberglaube, blinder Glaube 1156 Randbemerkung [46vl] : „Gottesbew[u]ßts[eyn] ist ein Ausdruck [,] der Glaub[en] u[nd] Wiß[en] zugleich in sich schl[ie]ßt - vorherrs[c]h[en]d d[a]s Ei[ne] od[er] d[a]s Andere - Glaub[en] ist Bew[u]ßts[eyn] u[nd] Wiß[en] auch -“. Darunter [46vl] : „Erste Form d[e]s actu[e]ll[en] G[o]tt[e]sb[ewu]ßts[e]y[ns] = Gl[au]be.“ Darunter [46vl] : „(NB [: ] Insofern der Glaube ein ethisches Mo[men]t in sich enthält - das Anerkenn[en]woll[en] der Wahrh[ei]t u[nd] d[a]s Beistimm[en]woll[en] zu d[em,] was die ewige Wahrh[ei]t sagt - gehört dass[e]lbe in die Ethik zur B[e]h[an]dl[un]g)“. Darunter [46vl] : „D[a]s vielgehaßte [unleserliches Wort über der Zeile] u[nd] vielgepriesene [„vielgepriesene“ korrigiert ursprüngliches „vielgepriesenes“] Thät[i]gk[ei]t d[e]s G[ei]st[e]s soll nun betrachtet werd[en]“. 1157 Einfügung am Seitenrand [46vl] : „u[nd] die erste ursp[r]ü[n]gl[i]chste Bethätig[un]g der Vernunft od[er] imma[nen]t[en] G[o]tt[e]sidee. -“ 1158 „psychi[sche]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „psycholog[ische]“. 1159 Randbemerkung [46vl] : „Glaube üb[er]h[au]pt“. 1160 Randbemerkung [46vl] : „B[e]gr[i]ff d[e]s Glaub[en]s“. 1161 „(im gewöhnl[ichen] histor[ischen] Sinne)“ über der Zeile. 1162 „den Inhalt“ über der Zeile. 1163 „[Wahr]haftigk[ei]t“ über der Zeile. 1164 Die Klammer ersetzt den ursprünglichen Gedankenstrich; die Klammer wird nicht geschlossen. 1165 „darf“ ersetzt in der Zeile gestrichenes „ist“. 1166 „Ohne d[ie]s[e]s Urtheil ent“ in der Zeile gestrichen. <?page no="154"?> 144 u.s.w. üb[er]h[au]pt irgend eine Verzerrung des richt[i]g[e]n, vernünft[i]g[en] [46vr/ 47rl] Glaubens vorhanden. 1) Auf d[ie]s[e]m Glauben nun beruht, sag’ ich, zunächst aller Unterricht, die Möglichkeit alles Unterrichts; 1167 denn die Erkenntniße, die auch schon beim ersten u[nd] einfachsten Unterricht dem Kinde mitgetheilt werden, können v[on] d[ie]s[e]m nicht begriffen u[nd] ihm nicht durch Beweise erhärtet werden, weil es eben auch die Beweise nicht verstehen würde; sond[ern] sie müssen vorläufig 1168 im Glauben angenommen werd[en,] müssen für wahr gehalten werden auf die Auctorität des Lehrers hin. Ohne d[ie]s[e]s könnte der Unterricht, die Bildung des Geistes nicht fortschreiten, ja nicht einmal beginnen. Denn wollte das Kind den Unterricht einerseits nicht gläubig annehmen u[nd] vermöchte andrers[ei]ts doch das Gelehrte 1169 auch nicht zu begreifen [,] weil es aus Mangel an Bildung die Beweise dafür noch nicht verstünde, so bliebe nichts übrig als geradezu auf alle Bild[u]ng zu verzichten. Uebrigens hat die Natur schon dafür gesorgt, daß dieß nicht geschieht, denn die Natur des Kindes ist hingebend, gläubig, vertrauend auf die Wahrhaft[i]gk[ei]t Anderer u[nd] nur dadurch ist geist[i]g[e]s Wachsthum möglich. 1170 2) Wie der Beginn, so beruht auch der Fortschritt aller Bildung u[nd] Erkenntniße zuerst 1171 auf dem Glauben, wenigstens werden die durch Forschen errungenen Kenntnisse nur nützlich u[nd] allgemein durch gläubige Annahme der Resultate der Wißenschaft v[on] Seite derer, die der Wiss[e]ns[c]h[a]ft selbst sich nicht bemächtigen können, z.B. das große Resultat der astronom[i]s[c]h[en] Forschungen [,] daß nicht die Sonne sich um die Erde bewege, sond[ern] umgekehrt, die Erde um die Sonne [,] kann der übergroße Theil der Menschen nur durch den Glauben sich aneignen, sich verlaßend auf die Auctorität derer [,] die durch wiss[e]ns[c]h[a]ftl[iche] Forschung dieß Resultat gefunden haben. Er glaubt hier so lange, als er nicht im Stande ist, es hierin zum Wißen zu bringen [,] d.h. so lange er die physikalis[c]h[en] u[nd] mathemat[i]s[c]h[en] Beweise u[nd] Berechnungen nicht versteht, um sich selber v[on] der Richtigk[ei]t d[ie]s[e]s bisher blos Geglaubten zu überzeugen. Hier haben wir also vollständ[i]g[e]n Auctoritätsglauben. Das Resultat jener astronom[i]s[c]h[en] Forsch[u]ng[e]n wird für Wahrh[ei]t angenommen 1172 trotz der Sinnenwahrnehmung [,] die uns gerade das Gegentheil sagt u[nd] auch ohne sog[enannte] 1173 Vernunftgründe, weil die Beweise dafür v[om] größten Theile nicht ver- [47rl/ 47vr] standen werden können. Hier können S[ie] schon beiläufig sehen, was von jenem vulgären 1174 Grundsatz zu halten sei, der sich so oft geltend machen will: näml[ich] 1167 Randbemerkung [47rr] : „Auf d[ie]s[em] Glaub[en] beruht all[er] Unter[ric]ht u[nd] alle Bild[un]g u[nd] E[r]z[ie]h[un]g“. 1168 „auf Treu“ in der Zeile gestrichen. 1169 „Gegebene“ über der Zeile. 1170 Randbemerkung [47rr] : „Und doch ist auch in d[ie]s[em] Glaub[en] (Vertrau[en]) ein Urth[ei]l verborg[en] - näml[ich] an die Wahrh[a]ft[i]gk[ei]t d[e]r Elter[n] etc. [,] die sich ih[m] als Auctorität, als wohlmeinend u[nd] glaubwürd[i]g bezeugt hab[en] -“. 1171 „zuerst“ über der Zeile. 1172 Einfügung am Seitenrand [47rr] : „ohne u[nd] sogar geg[en] eige[ne] Erfahr[un]g“. 1173 „sog[enannte]“ über der Zeile. 1174 „vulgären“ über der Zeile. <?page no="155"?> 145 daß man Nichts annehmen solle, als was die eigne Vernunft od[er] Sinnenwahrnehmung bezeugt. Auf d[ie]se Weise beruht selbst ein groß[er] Theil jener Erken[n]tnisse, die zur Aufklärung gehören, bei dem größten Theile der Aufgeklärten selbst nicht auf klarem, begründeten (sic! ) Wissen [,] sond[ern] auf Glaub[en.] All’ die Aufschlüße üb[er] verschiedene Verhältnisse des Lebens u[nd] der Natur werden als wahr u[nd] richtig angenommen ledigl[ich] auf die Auctorität derer hin, die sie gegeben haben. 1175 3) Ferner beruht auch unsere ganze Geschichtsken[n]tn[i]ß [,] uns[er] Wißen von den vergangenen Zeiten 1176 auf Glauben; 1177 beruht näml[ich] 1178 auf uns[erem] Vertrauen [,] näml[ich] auf die Wahrh[ei]tsliebe, die Aufricht[i]gk[ei]t u[nd] die richtige Kenntn[i]ß derer, die uns die Ereigniße berichten. Wir können zwar d[u]rch die histor[i]s[c]he Wiss[e]nsch[a]ft die Zuverläß[i]gk[ei]t dadurch verstärken, daß wir die Berichte u[nd] Zeugnisse mehrerer Berichterstatter miteinander vergleichen 1179 u[nd] combinir[en] 1180 u[nd] so zu Einem Zeugniß, zu einer sicher[n] histor[i]s[c]h[en] Auctorität verbinden; allein die Gewähr für die Wahrh[ei]t u[nd] Richtigkeit des Ueberliefert[en] ruht doch immer auf der Auctorität der Berichterstatter, dem wir glauben müssen [,] d.h. dessen Aussagen wir für wahr annehmen, obwohl wir nicht die Gewähr uns[erer] Sinne u[nd] auch nicht Gründe der Vernunft [,] nicht 1181 Beweise also dafür haben. 4) Aber auch der gewöhnl[iche] Verkehr der Menschen, 1182 die meisten Verbind[un]g[e]n u[nd] d[ie] wichtigst[en] Gemeinschaften beruhen auf dem Glauben [,] d.h. auf Wahrheits-Annahme ohne Sinnenwahrnehmung od[er] ohne Beweis aus Vernunftgründen [,] z.B. bei der Gerecht[i]gk[ei]ts-Pflege, also auf dem Gebiete des Rechtes beruht ja sehr viel auf dem Glauben an die Wahrh[ei]t abgelegter Zeugniße, also auf dem Vertrauen an die Wahrhaft[i]gk[ei]t der Aussagen, an die Glaubwürd[i]gk[ei]t der Zeugniß-Gebenden. Und sonst im gewöhnl[ichen] Leben sind ja die Fälle unzählig [,] wo Glauben die bestimmende Macht bei Handlung[en] u[nd] Entschlüßen ist. 5) Aber endl[ich] selbst das Wißen 1183 beruht auf einer Art v[on] Glauben, 1184 die freil[ich] vom bisher [47vr/ 48rl] 1175 Randbemerkung [47vl] : „(Aber leichtlich wird hier freil[ich] nicht geglaubt der Auctorität gegenüb[er] der Sinnenwahrnehmung - d[ie] gelehrt[en] Astron[omen] müßen erst beweis[en,] d[a]ß sie Glaub[en] verdienen [,] z.B. d[u]rch Vorhersag[un]gen der Finsterniße etc. - (Bei aufgeklärt seyn woll[en]d[en] Ungebildet[en] find[en] sie oft am we[n]igst[en] Glaub[en]))“. 1176 Wiederholtes „Zeiten“ gestrichen. 1177 Randbemerkung [47vl] : „Die Geschichtskennt[n]iß beruht auf Auctorit[ät] u[nd] Glaub[en]“. 1178 „beruht näml[ich]“ über der Zeile. 1179 „prüfen vernünft[i]g“ über der Zeile. 1180 „combinir[en]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „verbinden“. 1181 „als“ über der Zeile. 1182 Randbemerkung [47vl] : „Aller gesellige Verkehr [„u[nd] Ordnung“ über der Zeile] - auf Glaub[en] beruh[en]“. 1183 „das Wißen“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „die Wißenschaft“. 1184 Randbemerkung [47vl] : „Selbst d[ie] Wiß[en]sch[a]ft“. <?page no="156"?> 146 I [.] Kap[itel] 1185 §: 10 1186 F[o]rts[e]tz[u]ng. betrachteten etwas verschieden 1187 , im Wesentlich[en] aber doch derselben Art ist. Das Wißen kommt 1188 nämlich dadurch zu Stande, daß wir das Object, den Gegenstand des Wißens in seinen wesentl[ichen] Merkmalen u[nd] Gesetzen od[er] Ursachen 1189 innerlich nachconstruiren u[nd] so an den innern Wahrh[ei]tsgesetzen uns[eres] Geistes 1190 prüfen u[nd] aus Grü[n]d[en] ableit[en] 1191 [,] z.B. der Ungebildete glaubt [,] daß die Erde sich um die Sonne bewege 1192 [,] obwohl der Augenschein 1193 ihm das Gegenth[ei]l zeigt, der Astronom aber glaubt das nicht blos, er weiß es; nämlich er hat die Gesetze der Himmelsbeweg[u]ng[e]n erforscht u[nd] dadurch diese Wahrheit gefunden, so daß ihm der ganze Verlauf in allen sein[en] Bezieh[u]ng[e]n [,] Gesetzen u[nd] Beweg[u]ng[e]n vor dem Geiste schwebt, sich innerlich in seinem Geiste, in Einem Augenblicke reproducirt, also geist[i]g nachconstruirt wird u[nd] darin besteht das Wißen 1194 . (Später d[ie]ß ausführl[i]ch[e]r.) Forschen wir nun aber nach [,] worauf dieß Wissen selber beruht, so müssen wir sagen, auf den Gesetzen u[nd] Kräft[e]n 1195 unsres Geistes, nach diesen u[nd] durch sie kommt es zu Stande, u[nd] es ist ein richtiges nur dann, wenn diese Gesetze und Kräfte richtig u[nd] nicht etwa trügeris[c]h u[nd] täuschend sind. 1196 Wer sagt uns aber, daß d[ie]se Gesetze u[nd] Kräfte wahrh[ei]tsgetreu sind, wie beweisen wir dieß? Wollten wir ein[en] Beweis liefern [,] so könnte es nur wieder durch eben diese eignen Geisteskräfte u[nd] nach d[ie]s[e]n Gesetzen des Geistes selbst geschehen; es wäre also ein Zirkel; eine petitio principii, wie die Logik sagt, das als wahr zu Beweisende würde schon als wahr vorausgesetzt u[nd] dad[u]rch der Beweis erst geführt. - Ein eigentl[icher] Beweis ist also hier nicht mehr möglich, wir sind uns der Wahrhaft[i]gk[ei]t uns[rer] Natur unmittelbar gewiß, wir vertrauen auf sie, wir glauben an uns selbst, wir glauben [,] daß uns[er] Wesen, uns[ere] G[ei]steskräfte etwas Wahrhaftes sei, nicht eine Lüge. 1197 In so fern also beruht 1185 „Rel[i]g[io]nsphilos[ophie] 13“ am oberen Seitenrand [48rr] ; „13“ bezeichnet den Bogen. 1186 „(5)“ über der Zeile. 1187 „ist“ in der Zeile gestrichen. 1188 „kommt“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „besteht“. 1189 „od[er] Ursachen“ über der Zeile. 1190 „geprüften“ in der Zeile gestrichen. 1191 „u[nd] aus Grü[n]d[en] ableit[en]“ über der Zeile. 1192 „auf die Auctorität des Astronomen hin“ am Seitenrand [48rr] eingefügt. 1193 „die Sinne“ über der Zeile. 1194 Randbemerkung [48rr] : „nicht d[a]s philos[ophische] blos [,] sond[ern] jegliches Wissen“. 1195 „u[nd] Kräft[e]n“ über der Zeile. 1196 Randbemerkung [48rr] : „NB [: ] Daß auch d[ie]s[e]r Glaube mit d[em] gewöhnl[ichen] histor[ischen] verwandt ist, zeigt sich schon darin, d[a]ß, wo immer die histor[ische] Auctorität (Gl[au]b[e]) angegriff[en], angezweif[e]lt wird - ma[n] allmähl[i]g dahi[n] kam, sei[ne] eig[ne] Auctorität, d.h. die Zuverläß[i]gk[ei]t d[e]s Wiss[en]s zu vernei[nen] od[er] zu b[e]zweif[e]l[n] (Skepticismus)“. 1197 Randbemerkung [48rr] : „NB [: ] Uns[er] Geist glaubt sich selbst - hält sich für wahrh[a]ft[i]g [,] obwohl er sich ni[c]ht [„[m]it s[einer] Thät[i]gk[ei]t“ über der Zeile eingefügt] [m]it d[en] Sinn[en] wahrnimmt, noch auch eig[en]tl[ich] [m]it Gr[ün]d[en] beweis[en] kann [.] - Die g[ei]st[i]ge Thät[i]gk[ei]t vertraut d[em] tief[en] Gru[n]d, Wes[en] u[nd] Gesetz d[e]s G[ei]st[e]s -“. <?page no="157"?> 147 auch uns[er] Wißen auf einer Art v[on] Glauben, auf dem Glauben näml[ich] an die Wahrh[ei]t uns[rer] eignen Natur. 1198 (Dieß zu erwähnen ist nicht überflüßig, denn in neu[eren] Z[ei]t[e]n hab[en] Philosoph[en] u[nd] P... (? ) angefangen durch dieß zu bezweifeln.) (Reformat[oren]) [.] [48rl/ 48vr] So sehen wir also, wie vielbedeutend, wie häufig u[nd] wichtig jene psychische Function ist im mens[c]hl[ichen] Leben, die wir Glauben nennen. - 1199 Der Glaube vermittelt den Zusammenhang der Mens[c]hh[ei]t 1200 sowohl dem Raume als der Zeit nach, er ist das Verbindungsmittel [,] wodurch der geist[i]ge Verkehr h[au]ptsächl[ich] zu Stande kommt; ganz vorzüglich aber ist er das Organ 1201 , vermittelst dessen der noch junge Geist die nöthige geist[i]ge Nahr[u]ng aufnimmt [,] um durch dieselbe zu wachsen, an Kraft u[nd] Ausbildung zuzunehmen. 1202 Der Glaube ist aber schon 1203 in d[ie]s[er] allgem[einen] Bedeut[u]ng kein blindes, urtheilsloses Verhalten des Geistes, kein thörichtes, grundloses Annehmen Alles Belieb[i]g[en,] was ihm geboten wird, er ist nicht identis[c]h mit Leichtgläubigk[ei]t, 1198 Randbemerkung [48rr] : „Das könnte auch bestritt[en] werden, denn: Es ist ja hier die Probe für das Wißen [,] z.B. die Himm[e]lsbeweg[un]g[en] - als Wahrnehm[en] des wirkl[ichen] Vorgangs, d[a]s Eintreff[en] der Berechnu[n]g[en] etc. [,] also kein Glaube, sond[ern] ein Wißen - das soll ni[c]ht in Abrede gestellt werd[en,] daß d[a]s ein Wiß[en] ist - aber es beruht auf d[em] Vertrau[en] an d[ie] Wahrh[a]ft[i]gk[ei]t uns[rer] G[ei]st[e]skr[ä]fte - d[a]ß wir üb[er]h[au]pt etwas erke[nnen]. (Der Gelbsicht[i]ge sieht gelb)“. 1199 Randbemerkung [48vl] : „B[e]d[eu]t[un]g d[e]s Glaub[en]s üb[er]h[au]pt“. 1200 Randbemerkung [48vl] : „a) Zusamm[en]ha[n]g d[er] M[en]schh[ei]t“. 1201 „des Geistes“ in der Zeile gestrichen. 1202 Einfügung am Seitenrand [48vl] : „b) Er ist gleichsam die große Strömung, durch welche das geist[i]g[e] Leben u[nd] Bild[un]g von Generation zu Generation fortfluthet [„u[nd] Bild[un]g von Generation zu Generation fortfluthet“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „der Einen Generation der nachfolgenden zuströmt“] [.] - c) Der aufnehmende [„der“ in der Zeile gestrichen] Glaube ist gleichsam die weibl[iche] psych[ische] Function d[e]s M[e]ns[c]h[e]n [„Seele“ über der Zeile], d[a]s Lehren [„d[ie] Auctorität“ über der Zeile] die männl[iche] [„gebende“ über der Zeile] - u[nd] d[u]rch beide wird immer der geist[i]g[e] Bild[un]gszustand neu gezeugt [,] d.h. fortgepflanzt [„Ueberzeug[un]g gewonn[en] (hervorgebracht)“ über der Zeile] [.] - (V[ie]ll[ei]cht ist d[ie]se eig[en]thüml[iche] wirkl[iche] Natur d[e]s Glaub[en]s der Grund, d[a]ß d[ie] Frau[en] lieber geneigt sind z[um] Glaub[en] als d[ie] Männer) [„d[u]r[c]h d[en] Glaub[en] u[nd] d[ie] Lehr[e] wird ...(? )“ unter der Zeile]“. Darüber [48vl] : „ad b [)] Und Alles [,] was die Wiss[en]sch[a]ft an Resultat[en] gewinnt, muß in d[ie]s[en] Glaub[en]sstrom [„ins Herz[en]sgemüth“ über der Zeile] aufgenomm[en] u[nd] in das Volk eingeführt, verbr[e]itet w[e]rd[en,] wenn es B[e]d[eu]t[un]g erhalt[en] soll - muß G[e]g[en]st[an]d d[e]s Gl[au]b[en]s werd[en] -“. Darunter die weitere Randbemerkung [48vl] : „NB [: ] d) Der Glaube [„(Gemüth)“ über der Zeile] ist das Einigende unt[er] d[en] M[e]ns[c]h[e]n, d[a]s Gemeinschaft Bildende [„g[ei]st[i]g[e] Verbind[un]gsmittel z[um] M[e]nsch[en]“ über der Zeile] - der Verstand ist das Trennende, Isolirende, d[a]s Selbst-Bewahrende, geltend machende. - Wo der Verstand, das Räsonniren vorherrscht [,] da ist Trennung, Zwiespalt, Selbstständ[i]gk[ei]t - (im Polit[ischen] u[nd] R[e]l[i]g[iö]s[en]) [.] e) Im Glaub[en] lebt die Idee der M[e]ns[c]hh[ei]t fort [„Er gründet sich darauf“ über der Zeile] [.] - Insoweit Jemand[em] gegl[a]ubt wird [,] wird er für erkenn[e]nd u[nd] für wahrhaft[i]g genomm[en], für so genomm[en], wie er sey[n] soll [.] - So darf es uns [n]i[c]ht wundern [,] d[a]ß [,] wo d[er] Glaube schwindet an d[er] M[en]s[c]hh[ei]t [,] da geht die Idee der M[en]s[c]hh[ei]t unter [.] g) Glaube ist endl[ich] auch d[a]s Verbind[un]gsmittel der geist[i]g[en] Sphären des Universums [.] - Die M[en]s[c]hh[ei]t steht mit Gott u[nd] d[em] [„übersinnl[ichen]“ über der Zeile] geist[i]g[en] Reiche eines J[en]s[e]its in Verbind[un]g d[u]r[c]h d[en] Glaub[en] - wie [m]it d[em] geist[i]g[en] Reiche der ird[i]s[c]h[en] Verg[a]ng[en]h[ei]t - der Geschichte“. 1203 „B[e]s[c]hr[än]k[un]g“ über der Zeile. <?page no="158"?> 148 sond[ern] er beruht selbst hinwiederum, wie schon anfangs bemerkt wurde [,] auf einem Urtheil des Geistes über die Auctorität, der geglaubt werden soll, diese muß sich erst als eine glaubwürdige bewähren u[nd] kundgeben. Nicht Jedem glaubt man im gewöhnl[ichen] Verkehr des Lebens; nicht subj[ectiver] Willkühr überläßt man das Lehramt für die Jugend 1204 , der Lehrer muß erprobt, mit allgem[einer] Auctorität bekleidet seyn, nicht Jedem, der der 1205 Wiß[e]nsch[a]ft dient, spricht man die Resultat[e] seines Forschens gleich als unverbrüchliche Wahrh[ei]t nach. Könnte sich [,] z.B. der Astronom [,] nicht als zuverläßige Auctorität bewähren durch Zeugniße, die auch den Ungebildeten v[on] d[er] Richt[i]gk[ei]t u[nd] Zuverläßigk[ei]t seiner Wiss[e]ns[c]h[a]ft überzeugen, so würde er sich vergebens Mühe gebe[n,] den Resultaten seiner Forschung auch bei der Menge Anerkennung zu verschaffen. Wenn er aber augenscheinl[ichen] Beweis liefert [,] daß er die Himmels-Gesetze zu erkennen vermöge, wenn er z.B. eine Sonnen[-] od[er] Mondsfinsterniß voraus verkündet u[nd] sie trifft zur bestimmten Stunde ein, so gewinnt man Zutrauen zu ihm u[nd] schenkt ihm auch im Andern leichter Glauben. Ebenso verhält es sich mit dem Geschichtschreiber. - 1206 III [.] Nach diesen Bemerk[u]ng[e]n über den Glauben (od[er] das Glauben) üb[e]rh[au]pt können wir nun über- [48vr/ 49rl] gehen zu uns[erem] eig[e]ntl[ichen] G[e]g[e]nst[a]nde, zur nähern Betrachtung des religiösen Glaubens. 1207 a) Daß auf dem relig[iö]s[en] Gebiete der Glaube v[on] großer Wicht[i]gk[ei]t u[nd] Geltung seyn müsse, folgt schon gleich aus der Natur der rel[i]g[iö]s[en] Wahrh[ei]t[e]n, denn: 1) Sind d[ie]se rel[i]g[iö]s[en] 1208 Wahrheiten der Sinneswahrnehmung durchaus entrückt, (wenigstens was d[ie] unmittelbare Anschauung betrifft), ja oft in Widerspruch mit dieser 1209 , das Daseyn G[o]tt[e]s [,] z.B. sein Wesen, seine Eigens[c]haften etc. die Schöpf[u]ng der Welt u[nd] des Menschen, des Jenseits, die Unsterblichk[ei]t der Seele, sind lauter Wahrh[ei]t[e]n, die den Inhalt der R[e]l[i]g[io]n ausmachen u[nd] durchaus der Sinnes-Wahrnehmung nicht zugänglich sind. 2) Dann aber setzt der Beweis, also die wissensch[a]ftl[iche] Erforschung der Wahrh[ei]t d[ie]s[e]r rel[i]g[iö]sen Lehren [,] schon einen Grad v[on] Geistesbild[u]ng voraus, den der größte Theil der Menschen sich nie erwerben kann, th[ei]ls aus Mangel an Zeit u[nd] Gelegenh[ei]t dazu [,] th[ei]ls aus Schwäche (des Talents), der geist[i]g[en] Anlagen [,] die dazu erfordert werden. 1204 „belieb[i]g[e] G[ei]st[e]snahrung z... (? )“ über der Zeile. 1205 „der“ über der Zeile eingefügt. 1206 Randbemerkung [48vl] : „Möglichk[ei]t des Glaubens ist begründet im Wahrh[ei]tsgefühl u[nd] Wahrh[ei]tstrieb der menschl[ichen] Natur - d[ie] Wirkl[i]chk[ei]t d[e]ss[e]lb[en] im Wahrh[ei]ts-Trieb - die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t aber in d[er] menschl[ichen] Entwickl[un]gsw[ei]se - im Gesetz der Natur u[nd] ihr[er] Ausbild[un]g.“ 1207 Randbemerkung [49rr] : „D[ie] allgem[einen] Bem[e]rk[u]ng[e]n dienen z[ur] vorläuf[i]g[en] Beseit[i]g[un]g eines gewiss[en] Vorurth[ei]ls geg[en] d[en] Glauben im R[e]l[i]g[iö]s[e]n.“ 1208 „(metaphys[ischen])“ über der Zeile. 1209 Einfügung am Seitenrand [49rr ]: „in solchen Fällen ist d[a]s Surrogat [en]tw[e]der Glaub[en] od[er] Wißen (ratiocinium)“. <?page no="159"?> 149 3) u[nd] endlich sind die meisten der rel[i]g[iö]s[en] Lehren eines strengen 1210 wiss[e]ns[c]h[a]ftl[ichen] Beweises nicht fähig in ähnl[icher] Weise, wie wir auch die Wahrhaft[i]gk[ei]t uns[erer] eignen Natur nicht strenge zu beweisen im Stande sind, sond[ern] ihrer unmittelbar 1211 gewiß sind u[nd] derselben vertrauen. D[er] Glaube faßt ein Mom[e]nt d[e]s Wiß[e]ns (Urth[ei]ls) u[nd] ein Moment d[e]s Woll[en]s in sich [.] - 1212 b) Der Glaube nun, mit dem die rel[i]g[iö]s[e]n Lehren u[nd] Ideen umfaßt, als wahr angenommen werden, ist doppelter Art 1213 : 1214 1) Ein historis[c]her Glaube [,] 2) ein mystischer Glaube 1215 ; 1216 beide stehen in engster Bezieh[u]ng u[nd] Verbind[u]ng mit einander; denn der mystis[c]he kann nicht entstehen ohne den historis[c]hen 1217 , ohne Ueberlief[e]r[u]ng, Belehr[u]ng [,] Off[e]nb[a]r[u]ng; u[nd] hinwiederum wäre der histor[i]s[c]he Unmögl[i]chk[ei]t, wäre ohne Sinn u[nd] Bedeutung für den Menschen [,] wenn nicht die Anlage z[u] mystis[c]h[em] vorhanden wäre; 1218 dieser ist das Ziel, der Endzweck v[on] jenem. (Zugleich auch das Vermög[en] z[ur] Pot[e]nz d[er] histor[i]s[c]h[en] Auctorität) 1219 [.] Wir müssen aber nun beide nach Wesen u[nd] 1220 Bedeut[u]ng näher betrachten. 1. 1221 Wir haben gesehen, daß die Religion, das Bewußtseyn v[on] Gott u[nd] der damit zusammenhängenden rel[i]g[iö]s[en] Wahrheiten bei dem einzelnen Menschen u[nd] dem ganzen Geschlechte nur dadurch entstehen konnte, daß die innere Anlage dazu d[u]rch 1210 „directen“ über der Zeile. 1211 Ursprüngliches „unmittelbaren“ durch Streichung zu „unmittelbar“ korrigiert. 1212 „D[er] Glaube faßt ein Mom[e]nt d[e]s Wiß[e]ns (Urth[ei]ls) u[nd] ein Moment d[e]s Woll[en]s in sich -“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. Randbemerkung [49rr] : „Ob nicht dreifacher Glaube. 1) Ahnung [,] 2) histor[ischer] Glaube [,] 3) mystis[cher] Glaube“. Darunter [49rr] : „NB [: ] Ahnung u[nd] Glaube - Ahnung gehört schon z[um] Anfang des Wißens - näml[ich] z[ur] Nachweis[u]ng [„z[ur] Nachweis[u]ng“ über der Zeile] d[er]) Begründ[un]g des Geglaubt[en] in d[em] eig[nen] Wes[en], d[en] Gesetz[en] d[e]ss[e]lb[en] (Potenz d[e]s Glaub[en]s)“. 1213 „M... (? )“ über der Zeile; „Art“ in der Zeile eingeklammert. 1214 Im Nachhinein in die Zeile eingefügt: „1) (historisch, rationell)“. Randbemerkung [49rr] : „ad b [)] In Bezug auf r[e]l[i]g[iö]s[e] Wahrh[ei]t[en] unterscheidet man 2 Art[en] v[on] Glaub[en] -“. 1215 „(Gottesidee)“ über der Zeile. 1216 Randbemerkung [49rr] : „NB [: ] D[e]r menschl[iche] Glaube gründet auf di[e] Idee der M[e]nschh[ei]t [,] der rel[i]g[iö]s[e] auf die Idee der G[o]tth[ei]t (myst[isch]).“ Weitere Randbemerkung [49rr] : „Historis[c]h - rationell - nicht naturalist[isch] rationell -“. 1217 „(u[nd] seyn ... (? ) Weise)“ über der Zeile. 1218 Randbemerkung [49rr] : „(Der historis[c]h[e] hinwiederum könnte [„nie“ über der Zeile; unleserliches Wort in der Zeile] nicht entstehen ohne jene Anlage. (der Seele [,] die den mystis[c]h[en] begründet u[nd] zu d[ie]s[e]m sich ausgestaltet ... (? )“. 1219 „(Zugleich auch das Vermög[en] z[ur] Pot[e]nz d[er] histor[i]s[c]h[en] Auctorität)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 1220 „Endzweck“ in der Zeile gestrichen; folgendes „u[nd]“ ist irrtümlich stehengeblieben. 1221 Randbemerkung [49rr] : „1) Der histor[ische] Glaube besteht in der Annahme rel[i]g[iö]s[er] Lehr[en], od[er] Wahrh[ei]t[en] auf die Aussage u[nd] Bezeug[un]g ein[er] äuß[eren] histor[ischen] (g[ö]ttl[ichen]) Auctorität hin. 2) Der myst[ische] ... (? ) Glaube best[e]ht in der Ueberzeug[un]g d[e]r rel[i]g[iö]s[en] Wahrh[ei]t auf Grund ... (? ) Erfahrens, Gefühls, Stau[nen]s der Wahrh[ei]t.“ <?page no="160"?> 150 Belehrung [49rl/ 49vr] v[on] Außen geweckt u[nd] gebildet werden kann. Diese Belehrung, Ueberlief[e]r[u]ng der rel[i]g[iö]s[en] Lehren 1222 nimmt der Mensch anfangs auf die Auctorität der ihn Belehrenden hin 1223 als wahr an. (Bei weiterem Fortschritt prüft er dann allerdings sowohl diese rel[i]g[iö]s[en] Lehren als auch die Auctorität [,] auf die hin er sie für wahr hält. - Um dieß Letztere zu thun [,] ist es nothw[e]nd[i]g [,] den ganzen histor[i]s[c]h[en] Verlauf der Ueberlief[e]r[u]ng durchzuforschen, bis zur ersten Auctorität hin, wo d[ie]se Ueberlief[e]r[u]ng begonnen hat [.] Die Auctorität d[ie]s[e]r Lehrenden stützt sich selber wieder auf eine vorhergehende Auctorität, auf die allgem[eine] Ueberlief[e]r[u]ng einer bestimmten R[e]l[i]g[io]nsform u[nd] zuletzt auf den Gründen d[ie]s[e]r bestimmt[en] R[e]l[i]g[io]n als die erste u[nd] unmittelbarste Auctorität. Dieß ist der sogen[annte] histor[i]s[c]he od[er] positive Glaube. Die r[e]l[i]g[iö]s[en] Lehren werden für wahr angenommen [,] weil sie so überliefert u[nd] urspr[ü]ngl[ich] v[on] einer Auctorität gelehrt werden. 1224 2) 1225 Der Geist des Menschen vermag aber auch in eine unmittelbarere [,] natürl[iche] 1226 Bezieh[u]ng zu den r[e]l[i]g[iö]s[en] Ideen, namentl[ich] zu Gott zu treten u[nd] die Wahrh[ei]t derselben 1227 ohne d[ie]se historis[c]he Vermittl[u]ng, - wenigstens (th[ei]lweise) abgesehen von ihr zu schauen, zu empfinden, zu fühlen [,] daß (sic! ) ist jene Art rel[i]g[iö]s[en] Glaubens, den man den mystischen nennt. Es ist schwer zu sagen, worin d[ie]s[e]r myst[i]s[c]h[e] Glaube eig[e]ntl[ich] besteht. - a) 1228 Die innerl[iche] r[e]l[i]g[iö]se Anlage, die Idee v[on] G[o]tt, das unmittelbare G[o]tt[e]sbewußts[eyn] wird so lebend[i]g. b) 1229 Die Empfindung der Wahrh[ei]t des Göttlichen u[nd] alles Religiösen so tief u[nd] innig [.] 1230 c) 1231 Das unsichtbare Reich des jenseits (sic! ) steht so lebendig vor der Seele, daß der histor[i]s[c]h[e] Glaube, durch 1232 die äußerl[iche] Belehrung mehr zurücktritt u[nd] d) 1233 d[ie] Menschenseele im Gemüthe u[nd] durch dasselbe die 1222 „Lehren“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „Wahrh[ei]t[e]n“. 1223 „hin“ über der Zeile. 1224 Einfügung am Seitenrand [49vl] : „NB [: ] [„1)“ über der Zeile] Allerdings muß dem M[e]nsch[e]n die rel[i]g[iö]s[e] Wahrh[ei]t verkündet werden u[nd] er sie im Glauben annehmen [über der Zeile: „hist[orischer] Glaube“] - aber d[ie]s[e]s Angenommene bleibt [über der Zeile: „ist“] ihm nicht Etwas Fremdes, wie eine alte Geschichte [,] die ihm erzählt wird, - sond[ern] er fühlt [,] empfindet nun auch selbst unmittelbar [über der Zeile: „in s[einem] Innern“] die rel[i]g[iö]s[e] Wahrheit [,] d.i. der hist[orische] Glaube geht über in den mystis[c]h[en], der nun verschied[ene] Grade hat.“ - Darüber [49vl] : „2) Myst[ischer] Gl[aube]“. 1225 „2)“ zusätzlich über der Zeile. 1226 „natürl[iche]“ über der Zeile. 1227 „u[nd] er kann dahin kommen“ über der Zeile. 1228 „a)“ nachträglich in die Zeile eingefügt. 1229 „b)“ über der Zeile. 1230 Einfügung am Seitenrand [49vl] : „NB [: ] D[u]rch d[en] historis[c]h[en] Glaub[en] wird immer d[ie] r[e]l[i]g[iö]s[e] Anlage geweckt, gebildet - bei d[er] unvollkomm[en]st[en] R[e]l[i]g[ion] blos bis zur Ahnung, z[um] Suchen d[e]s Göttlich[en] - bei d[er] vollkom[mensten] zu b[e]stimmter Einsicht d[u]rch Ueberlief[erun]g b[e]stimmter Lehren [; ] ein Gebiet d[e]r Ahnung etc. bleibt ab[e]r auch hier noch [,] wo d[a]s Glaub[en] z[um] Erkenn[en] fortges[c]hritt[en.] - Ohne hist[orischen] Glaub[en], ohne Verkehr, beispielsweise (? ) etc. käme es wohl nicht einmal bis z[ur] Ahnung d[e]s Göttl[ichen] -“. 1231 „c)“ über der Zeile. 1232 „durch“ über der Zeile. 1233 „d)“ über der Zeile. <?page no="161"?> 151 r[e]l[i]g[iö]se Wahrh[ei]t unmittelbar erfaßt, sich in sie versenkt 1234 . - Man nennt d[ie]s[e]n myst[i]s[c]h[en] Glauben 1235 Gefühl, Gefühls-Glauben, noch höher gesteigert r[e]l[i]g[iö]se Vision u[nd] zuletzt rel[i]g[iö]se Ecstase 1236 , die r[e]l[i]g[iö]se [,] g[ei]st[i]ge 1237 Entrückung v[on] der Erde ins Gebiet des Jenseits. 1238 - Nicht alle Menschen sind dieses Glaubens in gleicher Weise fähig, obgleich ganz davon entblößt Niemand ist, so wenig als Jemand ganz ohne Gefühl u[nd] Gemüth ist, in dem er wurzelt. - Die geringste [49vr/ 50rl] I [.] Kap[itel] 1239 §: (10) 1240 F[o]rts[e]tz[u]ng. Spur davon findet sich bei den rohen 1241 Menschen od[er] noch mehr bei den trocknen Verstandes-Menschen [,] die Alles in Begriffe faßen u[nd] mit Zahlen berechnen wollen 1242 . Am allgemeinsten findet sich d[ie]s[e]s r[e]l[i]g[iö]s[e] Gefühl, d[ie]se unmittelbare Ueberzeug[u]ng - ohne genaue histor[i]s[c]h[e] Belehr[u]ng u[nd] ohne scharfe wiss[e]ns[c]h[aftliche] Bestimmung bei den Frauen, bei denen ja üb[e]rh[au]pt das Gemüths- Leben vorherrscht. 1243 Wo sich aber d[ie]s[e]s r[e]l[i]g[iö]s[e] Gefühl [,] d[ie]se unmittel- 1234 „sie g... (? )“ über der Zeile. 1235 „auch“ in der Zeile gestrichen. - Einfügung am Seitenrand [49vl] : „wo er noch auf unterster Stufe steht r[e]l[i]g[iö]se Ahnung, etwas weiter gebildet dann“. 1236 „Ecstase“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Extase“. 1237 „g[ei]st[i]ge“ über der Zeile. 1238 Einfügung am Seitenrand [49vl] : „Glaube [„nennt“ in der Zeile gestrichen] kann man d[ie]s[e]s unmitt[e]lb[are] B[e]w[u]ßts[eyn] od[er] Gefühl darum nennen, weil das Object desselben (d[a]s Göttl[iche]) weder im Gebiet der [„im Gebiet der“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „d[u]rch“] Sinnenwahrnehmung eintritt, noch d[u]rch Schlüße des Verstandes, d[u]rch wiss[e]ns[c]h[aftliches] Fors[c]hen erkannt wird. Das Fürwahrhalten also nicht auf d[em] Sinnen-Zeugniß u[nd] nicht auf Vernunftgründen dabei beruht, sond[ern] ledigl[i]ch auf de[m] Vertrauen auf die Richt[i]gk[ei]t des Gefühls also der eign[en] Natur - u[nd] G[o]ttes Kundgebung -“. Darüber [49vl] : „beide Arten v[on] Glauben ruhen auf dems[e]lb[en] Grunde [,] der rel[i]g[iö]s[en] Anlage näml[ich], denn ohne sie würde d[ie] r[e]l[i]g[iö]s[e] Beleh[run]g [n]icht verstand[en] u[nd] wäre unmitt[e]lb[are] Wahrn[e]h[m]u[n]g d[e]s G[ö]ttl[ichen] [n]i[c]ht mögl[ich]“. Daneben die Randbemerkung am unteren Seitenrand [49vr] : „wie d[ie] wiss[e]ns[c]h[a]ftl[iche] Forsch[un]g letztlich auf d[ie]s[em] Vertrau[en] ruht“. 1239 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 14“ am oberen Seitenrand [50rr] ; „14“ bezeichnet den Bogen. 1240 „5“ über der Zeile. 1241 „G“ in der Zeile gestrichen. 1242 Einfügung am Seitenrand [50rr] : „Bei d[ie]s[e]n wird der histor[ische] Glaube mehr z[um] Wiss[en] fortgebildet -“. Darunter [50rr] : „Am wenigst[en] aber findet sich d[ie]s[e]r Glaube bei überbildet[en], raffinirt[en] Alltagsmens[c]h[en] - die ab[er] d[e]ßh[a]lb [,] weil ihr g[ei]st[i]g[es] Wes[en] ganz entleert u[nd] ausges[c]härft s[o] z[u] s[agen] ist - au[c]h die Fäh[i]gk[ei]t z[um] histor[i]s[c]h[en] Glaub[en] verlir[e]n - das ist der Zustand der Blasirth[ei]t - d[e]s geist[i]g[en] Dahinwelkens“. 1243 Randbemerkung [50rr] : „Wo d[ie]se Steig[e]ru[n]g blos subj[ectiv] ist [,] e[n]tst[e]ht f[a]lsche Auctorität [,] wo ab[e]r obj[ectiv,] d.h. g[ö]ttl[ich] zugl[e]i[c]h - da mehr (? ) [.] Gerade aus der höchsten Steigerung d[ie]s[e]s Glaub[en]s [„(nicht etwa des Wissens)“ über der Zeile] gehen also neue Glaubens-Auctoritäten hervor. D[ie]s[er] mystis[c]he Glaube steigert sich näml[ich] bis dahi[n,] daß er sich ganz v[om] historis[c]h[en] trennt, [„Jacobi“ in der Zeile gestrichen] u[nd] autonom u[nd] selbstständ[i]g zu besteh[en] su[c]ht - d[a]d[u]rch aber, weil er au[c]h andere v[on] s[einem] I[n]halt u[nd] s[einer] S[c]hauung zu <?page no="162"?> 152 bare Ueberzeugung in hohem Grade bei Männern findet, da entstehen die begeisterten r[e]l[i]g[iö]s[e]n Seher, Propheten u[nd] R[e]l[i]g[io]nsstifter, die man gleichsam die r[e]l[i]g[iö]s[e]n Genies nennen kann. Es kann sich natürl[ich] d[ie]s[e]s Gefühl sehr leicht verirren u[nd] für den Irrthum schwärmen, d[a]h[er] entstehen dann fanat[i]s[c]he Secten u[nd] rel[i]g[iö]s[e] Sonderlinge. Man hat häufig versucht, diesen unmittelbar[en] Glauben, d[ie]s[e]s unmittelbare Gottesbewußtseyn, d[ie]s[e]s rel[i]g[iö]se Gefühl als die einzig 1244 ächte Art des rel[i]g[iö]s[en] Glaubens geltend zu machen, den historis[c]h[en] Auctoritätsglauben aber als blind u[nd] vernunftlos 1245 zu bezeichnen. Aber sehr mit Unrecht. Denn 1) 1246 für’s Erste ist es eine unbestreitbare Thatsache [,] daß d[ie]s[e]r myst[i]s[c]he Glaube, d[ie]s[e]s unmittelb[are] G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] doch auch gar 1247 nicht entsteht, ohne r[e]l[i]g[iö]s[e] Unterweisung [,] also ohne das historis[c]he Element; erst wenn das G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] geweckt ist 1248 u[nd] einigermaßen durch den histor[i]s[c]h[en] Glauben erstarkt, vermag es sich dann auch selbstständig geltend zu machen, wie ja auch selbstständ[i]ge, wissensch[a]ftl[iche] Forschung erst dann möglich ist, wenn zuvor unselbstständ[i]g[es] Aufnehmen d[u]rch fremden Unterricht den Geist gebildet u[nd] erstarkt hat zur selbstständ[i]g[e]n Thätigk[ei]t. 2) für’s Zweite ist dann, wie schon bemerkt, d[ie]s[e]r unmittelb[are] Glaube, d[ie]s[e]s rel[i]g[iö]s[e] Gefühl nicht Jedermann’s Sache; bei den Einen nur in geringem Maaße vorhanden, bei den Andern bis zum Verschwinden gering, 1249 während er d[a]g[e]g[e]n bei Manchen in hohem Grade sich kund gibt; sollten nun jene nicht v[on] d[er] R[e]l[i]g[io]n ganz ausgeschloßen seyn [,] so müßen sie Ersatz haben u[nd] dieß kann nur geschehen durch treues Festhalten am historis[c]h[en] [50rl/ 50vr] Glauben, dann - um das gleich zu erwähnen - die Wiss[e]ns[c]h[a]ft, die man allenfalls als Ersatz geltend machen wollte, ist ja auch nicht Jedermanns Sache, u[nd] es kann sich gar häufig treffen, daß Jemand weder jenes Gefühlsglaubens noch 1250 auch der Wißens[c]haft fähig ist. 3) 1251 Drittens endl[ich] ist dieser mystis[c]he Glaube, 1252 d[ie]s[e]s r[e]l[i]g[iö]se Gefühl, gar leicht des Irrthums, der Täus[c]hung ausgesetzt u[nd] bedarf eines Leiters u[nd] Mäßigers am histor[i]s[c]h[en] Glauben u[nd] an der histor[i]s[c]h[en] r[e]l[i]g[iö]s[en] Auctorität. Es ist richtig, daß d[ie]s[er] Glaube häufig zu einer Innigk[ei]t, Klarheit u[nd] Tiefe des Gottesbewußts[e]y[n]s führt, wie die Wiss[e]ns[c]h[a]ft mit aller G[ei]st[e]skraft u[nd] überzeug[en] sucht, wird er selbst wieder eine neue Glaub[en]sauctorität [.] - (Wie d[ie] Wiß[en]s[c]h[a]ft autonom sey[n] will - u[nd] es ... (? ) s[e]y[n] kann)“. 1244 Ursprüngliches „einzige“ durch Streichung zu „einzig“ korrigiert. 1245 „werthlos“ über der Zeile. 1246 Randbemerkung [50rr] : „B[e]s[c]hränk[un]g d[e]r Berecht[i]g[un]g d[ie]s[e]s Glaub[en]s.“ 1247 „gar“ über der Zeile. 1248 „ist“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „wird“. 1249 Randbemerkung [50rr] : „Wie der Wiss[en]s[c]h[a]ft [n]i[c]ht Alle fähig sind -“. 1250 „der“ in der Zeile gestrichen. 1251 Randbemerkung [50vl] : „Vollko[mmen]h[ei]t d[ie]s[e]s Glaub[en]s“. 1252 Randbemerkung [50vl] : „der kein inneres Verstehen u[nd] Leben des histor[ischen] Glaub[en]s ist -“. <?page no="163"?> 153 Schärfe es kaum vermag (Jac[ob] Boehme) u[nd] d[a]ß d[a]d[u]rch einfache, kindliche Gemüther hoher, geist[i]g[e]r Anschauungen gewürdigt werden (NB [: ] Sch. Was kein Verstand der Verständ[i]g[e]n sieht etc.) [,] die andern nur d[u]rch große, geist[i]g[e] Anstrengungen zu Theil werden; allein dieß geschieht eben auch nur dann [,] wenn schützende r[e]l[i]g[iö]s[e] Normen zur Seite stehen. Ja die Güte u[nd] Reinheit d[ie]s[e]s r[e]l[i]g[iö]s[en] Gefühls 1253 ist selbst bedingt durch die Art der r[e]l[i]g[iö]s[en] Gemeinsch[a]ft [,] in der ein solches Gemüth sich ursprüngl[ich] genährt u[nd] rel[i]g[iö]s gebildet hat 1254 . - Es gibt näml[ich] nicht etwa blos im Chr[i]st[e]nth[um,] sond[ern] in allen R[e]l[i]g[io]nen Menschen [,] die zu solchen unmittelb[aren] r[e]l[i]g[iö]s[en] Anschauungen befähigt sind; 1255 aber zu welchen Verzerrungen kommt es da oft, zu welchen Phantastereien u[nd] Fehlgeburten artet d[ie]se Befähigung aus! 1256 Um all’ d[ie]s[e]r Gründe willen ist also d[ie]se Art des r[e]l[i]g[iö]s[en] 1257 Glaubens zwar als berechtigt anzuerkennen, aber als alleinige r[e]l[i]g[iö]s[e] Norm ist er nicht zu betrachten (wie d[ie]ß z.B. Jacobi, Schleierm[acher] anzunehmen schein[en]) [.] 1258 c) 1259 der religiöse Glaube 1260 ist aber 1261 keineswegs ein Act blinder Annahme u[nd] Hingebung in seiner wahren, ächten Bedeut[u]ng wenigstens 1262 , sond[ern] auch er beruht wiederum auf ein[em] Urtheil des Geistes 1263 - soll wenigstens darauf beruhen - über die Art der Auctorität [,] der er sich hingibt [,] u[nd] zwar gilt dieß vorzüglich gerade v[on] dem histor[i]s[c]h[en] od[er] [50vr/ 51rl] dem Auctoritätsglauben kat v evxochn, dem man besonders Blindh[ei]t u[nd] Unwerth, Schuld gibt. - 1264 Der rechte r[e]l[i]g[iö]s[e] Glaube [,] sag’ ich [,] muß auf einem vernünft[i]g[en] Urtheil beruhen; auf ein[em] Urtheil üb[er] die Auctorität, der man die r[e]l[i]g[iö]s[en] Lehren glaubt, ob näml[ich] d[ie]se Auctorität es werth sei [,] daß man ihr glaube oder nicht; d[ie]se r[e]l[i]g[iö]s[e] Auctori- 1253 Randbemerkung [50vl] : „Bedi[n]g[un]g d[ie]s[e]r Vollkommenh[ei]t“. 1254 „(wie die rel[i]g[iö]s[e] Wissenschaft)“ über der Zeile. 1255 Randbemerkung [50vl] : „D[ie] Schamanen bei d[en] nord... (? ) Steppenhorden wollen si[c]h ja auch unmitt[e]lbar in’s Göttl[iche] versenke[n]“. 1256 Randbemerkung [50vl] : „NB [: ] Verschied[en] davon ist die Ers[c]hei[n]u[n]g bei man[c]h[er] Secte - das Ergriff[en]werd[en] v[om] g[ö]ttl[ichen] G[ei]ste - hier kommt d[a]s Göttl[iche] z[um] M[en]s[c]h[en] - wäh[ren]d in d[er] Mystik d[a]s Mens[c]hl[iche] in die G[o]tth[ei]t eindri[n]gt. -“ 1257 „r[e]l[i]g[iö]s[en]“ über der Zeile. 1258 Randbemerkung [50vl] : „nicht die leitende Norm u[nd] Auctorität kann er sey[n]“. 1259 Korrespondierende „a)“ und „b)“ sind unauffindbar. Einfügung am Seitenrand [50vl] : „Wie oben bemerkt wurde [,] d[a]ß man bei den üb[ri]g[e]n Arten v[on] Glauben auß[er]h[a]lb des [„dem“ mit „des“ überschrieben] rel[i]g[iö]s[en] Gebietes nicht blind seyn darf, sond[ern] d[ie] Auctorität prüfen muß [,] so auch [„ist“ in der Zeile gestrichen] darf“. - „Allein Auch“ in der Zeile gestrichen. 1260 „(der historis[c]he)“ über der Zeile. 1261 „ist aber“ in der Zeile irrtümlich gestrichen. 1262 „seyn“ über der Zeile. 1263 Randbemerkung [50vl] : „Vernünft[i]gk[ei]t d[e]s rel[i]g[iö]s[en] Glaub[en]s“. 1264 „Der“ in der Zeile gestrichen. <?page no="164"?> 154 tät muß sich also bewähren, legitimiren. 1265 Wenn darum irg[e]nd Jemand als Seher, als Gottbegeisterter od[er] Gottgesandter auftritt u[nd] den Menschen gew[i]sse Lehr[en] als r[e]l[i]g[iö]s[e] Wahrh[ei]t[e]n, als richt[i]ge Aufschlüße üb[er] G[o]tt u[nd] Welt verkündet u[nd] Glauben fordert, so muß er vor Allem sich als glaubwürdig erweisen u[nd] seine Sendung darthun. Sein Leben, seine Lehren u[nd] s[eine] Thaten müssen die Prüfung der Mens[c]hh[ei]t bestehen 1266 [,] wenn sie auf Glauben Anspruch machen wollen. 1267 Wo Unmoralis[c]hes, Unvernünft[i]g[e]s, Gottes Unwürd[i]g[e]s verkündet wird, ist Glaube unmöglich. - Aber könnte man fragen, gerade das, was moralis[c]h, was vernünft[i]g u[nd] Gottes würdig ist, soll ja den Menschen erst d[u]rch den G[o]tt[e]sg[e]s[a]ndt[e]n od[er] R[e]l[i]g[io]nsstifter kund gegeben werden; wie können sie da urtheilen wollen, ob das Verkündete dieß Alles wirkl[ich] sei? 1268 Wenn 1269 sie das schon beurtheilen können, also schon zuvor das Richtige wissen, dann bedarf es nicht erst der Verkündung? 1270 - Die Sache verhält sich aber so, daß eine Gegenseit[i]gk[ei]t statt findet 1271 und der Entwickl[u]ng der innern G[o]tt[e]sidee u[nd] d[er] Idee[n] des Wahren u[nd] Guten, so daß die Idee 1272 zum Leben erweckt [,] nur das ihr Conforme u[nd] Angemessene annimmt, das Andere aber [,] ihr Widersprechende ausscheidet u[nd] zurückstößt; 1273 wie die innere organische 1274 Lebens-Kraft 1275 der Pflanze nur d[u]rch äuß[ere] Einwirk[u]ng zur Entwickl[u]ng geweckt wird, aber hinwiederum nun auch selbstthätig ist 1265 Einfügung am Seitenrand [51rr] : „Ohne d[ie]se Prüf[un]g wäre der Glaube nur Sache a) d[e]s Zufalls od[er] Verhängnißes od[er] Zwanges [; ] u[nd] wer den Gl[a]ub[en] hätt[e], hätt[e] k[e]i[n] Ve[r]di[en]st, wer nicht hätte kei[n] ... (? ) dieß daru[m], weil er nur angethan (? ) [.] b) Es kö[nn]te jeder ko[mmen] u[nd] belieb[i]g sich als Seher r[e]l[i]g[iö]s[er] Auct[orität] gelt[en]d mach[en] woll[en].“ 1266 „(NB [: ] nicht d[ie] vorgesetzte Auctorität? )“ über der Zeile; „(Vorgesetzte Auctorität? )“ am Seitenrand [51rr] . 1267 Einfügung am Seitenrand [51rr] : „Sonst könnte jeder Nächste Beste sich z[um] Propheten aufwerf[en], Ansprüche thun u[nd] Glauben verlangen. Und man könnte Niemand zumuth[en,] seine R[e]l[i]g[ion] zu verlass[en] u[nd] eine andre, bessre anzunehm[en] -“. 1268 „? “ ersetzt ursprüngliches Komma. Randbemerkung [51rr] : „Credo quia absurdum. - Nicht Absurdität [,] sond[ern] Rationalität muß der Fels d[e]s Glaub[en]s sey[n] - (bei neuer R[e]l[i]g[ion] wird freil[ich] naturgemäß an ... (? ) h[au]pts[äc]hl[ich] d[a]s Gefühl si[c]h bethät[i]g[en].)“ 1269 Ursprüngliches „wenn“ mit „Wenn“ überschrieben. 1270 Einfügung am Seitenrand [51rr] : „Das ist allerdings ein schwieriger Punkt - der v[on] den B[e]str[e]iter[n] der Off[e]nb[a]r[un]g stets hervorgehob[en] wurd[e]“. 1271 Einfügung am Seitenrand [51rr] : „zw[i]s[c]hen der äuß[eren] Kundgebung rel[i]g[iö]s[er] Wahrheiten“. 1272 „rel[i]g[iö]s[e] Anl[a]ge“ über der Zeile. 1273 Randbemerkung [51rr] : „NB [: ] D[a]s Urth[ei]l [m]uß ein vernünft[i]g[e]s sey[n] - [n]i[c]ht blos verstä[n]d[i]g[e]s - die imm[anen]t[e] G[o]tt[e]sidee [m]uß dabei si[c]h bethätig[en,] [n]i[c]ht bl[o]s die logis[c]h[en] Gesetze [,] wie der Bli[n]de d[u]rch bl[o]s logis[c]he Gesetze k[ein] Urth[ei]l [,] k[e]i[nen] B[e]gr[i]ff v[on] Farbe erhält) -.“ Weitere sachlich dazugehörige Notiz am unteren Seitenrand [51rl] : „D[a]s Urth[ei]l wird in histor[i]s[c]h[en] R[e]l[i]g[ionen] in d[er] R[e]g[e]l [n]i[c]ht geübt - es wird als Vorurth[ei]l angenomm[en]“. 1274 „organische“ über der Zeile. 1275 „P[r]i[n]cip“ über der Zeile. <?page no="165"?> 155 u[nd] nur den ihr congruenten, paßenden Stoff in den Organismus aufnimmt, den Andern aber ausscheidet. Es findet ein gew[i]ss[er] Kreislauf, Cirkel statt, aber ein solcher, der der Natur der Sache gemäß ist. 1276 Doch dieß nur vorläufig, später muß auf d[ie]s[en] G[e]g[e]nst[a]nd nochmal d[ie] Sprache kommen (s. §: Off[e]nb[a]r[u]ng) [.] 1277 d) Dad[ur]ch geschieht es [,] daß 1278 Der 1279 Glaube aber ist auch der größten Entartung, der größten Abirrung fähig 1280 , wie die vielen v[on] einander abweichenden, also nothw[e]nd[i]g[en] (? ) [51rl/ 51vr] wenigstens th[ei]lw[ei]se falschen R[e]l[i]g[io]nen zeigen u[nd] wie die vielen Verzerrungen des Glaubens, in Aberglauben, Irrglauben, u[nd] 1281 Unglauben kund geben. 1282 Davon später. Hier sollte blos der erste, urspr[ü]ngl[iche] r[e]l[i]g[iö]se Act v[on] Seite des Menschen, die erste Bethätig[u]ng der r[e]l[i]g[iö]s[en] Anlage, der Fähigk[ei]t zur R[e]l[i]g[io]n besprochen werd[en,] welche eben in gläub[i]g[e]r Annahme u[nd] Hingabe besteht. 1283 1276 Randbemerkung [51rr] : „Wenn gleichwohl auch das G[e]g[e]nth[ei]l vorkommt [,] wenn falsche Off[e]nb[arun]g[en] für wahr angenomm[en] werd[en] v[on] d[en] M[e]nsch[en] - also nicht d[a]s Unrechte u[nd] Falsche stets ausgeschied[en] wird, aus d[er] Entwickl[un]g der rel[i]g[iö]s[en] Anlage od[er] G[o]tt[e]sidee - (wie bei d[er] Pfl[an]z[e] es nothw[en]d[i]g [,] so findet d[a]ß (sic! ) Räthsel s[eine] Lösung in d[er] Freih[ei]t des M[e]nsch[en] [„u[nd] histor[ischen] u[nd] natürl[ichen] ... (? )“ über der Zeile] ... (? ) nicht ein zwing[en]d[e]s Wachsth[um] u[nd] Entwickl[un]g d[e]s G[ei]st[e]s stattfi[n]det -“. 1277 Randbemerkung [51rr] : „Und der schlummernde Keim erlöst wird v[om] Sonnen-Lichte - d[a]ß er kei[men] u[nd] wachs[en] kann -. Insofern ist jede höhere Off[en]b[arun]g zugleich schon Erlösung“. 1278 „Dad[ur]ch geschieht es [,] daß“ über der Zeile. 1279 Aufgrund der Einfügung blieb hier irrtümlich die Großschreibung und der Satzbau erhalten. 1280 „ist“ über der Zeile. 1281 „u[nd]“ über der Zeile. 1282 Randbemerkung [51vl] : „D[ie]s[er] tragis[c]he Punkt ist ind[e]ß geeignet [„a)“ über der Zeile eingefügt] [,] uns Mäßig[un]g u[nd] Dulds[a]mk[eit] in uns[erem] Verhalt[en] geg[en] d[ie] verschied[enen] R[e]l[i]g[ionen] [„auf“ in der Zeile gestrichen] z[u] b[e]stimm[en]. Die verschied[enen] R[e]l[i]g[ionen] (der[en] Proc[e]ß wir sogl[e]i[c]h betr[ac]ht[en] w[er]d[en]) si[n]d [n]i[c]ht ... (? ) Trug u[nd] Schl[e]cht[i]gk[ei]t - s[on]d[ern] hab[en] d[en] G[o]tt[e]sgl[a]ub[en] als Gru[n]dw[e]s[en] ge[w]iß (? ) [.] - Nur setz[en] di[e] Ei[nen] Gott i[n] unnahbare Ferne (Rational... (? ) E... (? ) [,] die and[ern] in greifba[re] Nähe ... (? )“. Die folgende Randbemerkung [51vl] wurde durch die vorherige teilweise überschrieben: „D[a]h[er] Glaube also (ratio[ne]ll hist[orisches] u[nd] myst[isches] Mom[en]t) ist die 3 e Bed[in]g[un]g d[e]r E[n]tst[e]h[un]g der R[e]l[i]gi[on].“ Möglicherweise als Fortsetzung der vorletzten Randbemerkung gedachte Randbemerkung [51vl] : „b) Es zeigt si[c]h s[c]h[on] da die B[e]d[eu]t[un]g d[e]r Wiss[en]s[c]h[a]ft, nä[m]l[ich] zur Läut[e]ru[n]g, Befest[i]g[un]g d[e]r eig[nen] Ueb[erzeugung] u[nd] zur Dulds[am]k[ei]t geg[en] andere zu führ[en]“. 1283 Einfügung unter der Zeile: „Schl[u]ß [: ] Der Glaube gehört auch z[um] Urspr[u]ng d[e]r R[e]l[i]g[ion] [-] geschah d[ie]s[e]r dur[c]h Uroff[en]b[arun]g, dann ist d[a]s histor[ische] Mome[n]t d[a]s primäre od[er] ohne Off[en]b[arun]g, dann das mystische d[a]s erste u[nd] aus d[ie]s[e]m geh[en] selbst erst hist[orische] Aeuß[erungen] herv[or]“. <?page no="166"?> 156 § 11 1284 Die (rel[i]g[iö]se) Thätigk[ei]t der gesammten geist[i]g[en] Kräfte od[er] Vermögen des Menschen. 1285 Um die Erkläru[n]g des Entwickl[un]gsproceßes des G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßts[eyns] anzubahnen [,] ist nothw[e]nd[i]g psycholog[ische] Erört[erun]g [.] - I) Der Glaube [,] haben wir gesehen [,] ist die erste Bethätigung u[nd] Manifestation der rel[i]g[iö]s[en] Anlage im Menschen, der Beginn des rel[i]g[iö]s[en] Lebens 1286 . In ihm verhält sich der Mensch nicht so fest 1287 selbstthätig als vielmehr vorherrschend, aufnehmend. Doch auch schon selbstthätig zeigt sich der Mensch hiebei 1288 [,] u[nd] zwar nicht 1284 „(6)“ über der Zeile. 1285 Unter der Zeile eingefügt: „im Dienste d[e]s G[o]tt[e]sbew[u]ßtsey[n]s“. Randbemerkung [51vl] : „II [.] Abschnitt. Entwicklung der Religion oder [„P“ in der Zeile gestrichen] histor[ischer] Proceß des Gottesbewußtseyns.“ Darunter: „Man k[omm]t hieb[e]i in ein un[en]dl[iches] Gewirr v[on] M[e]i[n]u[n]g[en], Myth[en,] Sy[m]bol[en] etc. d[a]her ... (? )“. Daneben: „Man hat [„vorurth[ei]lsfrei ans Werk zu gehen“ über der Zeile eingefügt] sich zu hüthen [,] sich auf eine[n] theocentrisch[en] Standp[u]nkt zu stell[en] hiebei - zulässig ist nur der psycholog[ische] anthropocentrische. (Schelling in d[en] theocentr[i]s[c]h[en] sich hineingeschwindelt). - Um [„nun“ über der Zeile] also d[ie]s[e]n E[n]twi[c]kl[un]gs-Proceß zu verstehen [,] ist [„hist[or]isch -“ über der Zeile] psycholog[ische] Erört[erun]g nöth[i]g. Zu[m] theocent[ri]s[c]h[en] St[an]dp[un]kt gar k[eine] Bere[c]ht[i]g[un]g [,] denn [,] wie b[em]erkt, die V[ernun]ft [„G[o]tt[e]sb[ewu]ßts[eyn]“ über der Zeile] sagt [n]i[c]ht aus [,] daß sie G[o]tt sey - s[on]d[ern] d[a]ß G[o]tt sey u[nd] daß sie [n]i[c]ht G[o]tt sey [.] Nirg[en]ds sehe ich ei[ne] Bere[c]ht[i]g[un]g [,] v[on] solch[em] St[an]dpu[n]kt aus die U[n]t[e]rsuch[un]g zu beginn[en]. Schelli[n]g [n]i[mm]t [„[n]i[mm]t“ über der Zeile ersetzt in der Zeile allerdings nicht gestrichenes „läßt“] Dammann z[ur] Erklä[run]g der Mythol[ogie] zu Hülfe [.] Hegel - betr[ac]ht[e]t d[ie] E[n]twi[c]kl[un]g als Sache i[n]sti[n]ctiv - nothw[en]d[i]ge Thät[i]gk[ei]t - Thieris[c]h [.] - Wir [men]s[c]hl[ich]-psy[c]hologis[c]h“. 1286 Über der Zeile: „hist[orische] E[n]twickl[un]g“. 1287 „sehr“ über der Zeile. 1288 Einfügung am Seitenrand [51vl/ 52rr] : „Wie leibl[ich] d[a]s Kind schon selbstthät[i]g ist bei Aufnahme der Nahru[n]g wenigst[en]s d[u]rch Oeffnen d[e]s Mundes - so geist[i]g eb[en]f[a]lls die Seele selbstthät[i]g d[u]rch Aufneh[men] i[m] Glaub[en.] - ad Vorbem[erkung: ] [unleserliches Wort über der Zeile] Es gibt verschied[ene] Erkl[är]u[n]g[en] der Ersch[ein]u[n]g[en] d[e]s Proceßes d[e]s G[o]tt[e]sb[ewu]ßts[eyns: ] a) Willkür - Arglist, Betrug - Rationalist[en] - dieß all[e]rdi[n]gs auch - b) Dämon[en] - Teufels-Wirk[un]g u[nd] ... (? ) c) Nothw[en]d[i]gk[ei]t - [unleserliches Wort über der Zeile] natürl[ich] pantheist[isch] (Hegel) übernatürl[ich] pantheist[isch] [„Schelling“ unter der Zeile] d) Psy[c]holog[ie] - [unleserliches Wort über der Zeile] Natürl[ich] - willkürl[ich] u[nd] nothw[en]d[i]g -“. Dazu die Randbemerkung [51vl] : „Wie in Betreff d[e]s Urspr[u]ngs [,] so in Betr[e]ff d[e]r Entwickl[un]g verschied[ener] Ansicht[en]“. Weitere Randbemerkung [51vl/ 52rr] : „ad Vorbem[erkung: ] Nicht [,] wie Schelling (u[nd] Hegel) will [,] Gott selber ist das im Proceß Thätige u[nd] Leid[en]de [,] sondern nur die Gott[e]sidee, d[a]s G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßts[eyn,] also nicht das reale Daseyn G[o]tt[e]s ist in d[ie]s[e]m Proceß verflochten [,] sond[ern] nur das formale Daseyn G[o]tt[e]s [,] d.h. die imma[nen]te G[o]tt[e]sid[ee.] Das Thätige ist der M[e]ns[c]h[en]g[ei]st mit s[einen] verschied[enen] Potenz[en.] - Es ist ein psychischer Proceß [,] nicht ein metaphysis[c]her [,] d.h. realgöttl[ich.] Metaphysis[c]h-psy[c]his[c]h kann man ihn nenn[en,] insofern allerdings ders[e]lbe kein bloßes Spiel psychis[c]her M[en]s[c]h[en]kr[ä]fte ist, s[on]d[ern] dur[c]hwirkt [,] bestimmt, bedingt u[nd] d[em] Wes[en] nach <?page no="167"?> 157 etwa nur mit Einer Kraft od[er] Vermögen seiner Seele, sond[ern] mit allen. Im Glauben wirken alle Vermögen noch zusammen in noch ungeschiedener Einheit [,] obwohl 1289 noch nicht in der hervorragenden Weise wie bei der Einzel-Entwickl[u]ng d[ie]s[e]r g[ei]st[i]g[e]n Kräfte. Am meisten bethätiget sich dabei das unmittelbare Wahrh[ei]tsgefühl, der Sinn für Wahrheit [,] der das Kind am ersten bei aufdämmernden 1290 (sic! ) Bewußtsey[n] vor dem Thiere auszeichnet u[nd] es der Belehr[u]ng fähig macht. Aber auch der Wille ist schon thätig im Glauben, denn er ist auch ein freiwilliges Beistimm[en] zur Wahrheit, freil[ich] oft in ganz unmerklicher 1291 [,] vom nothw[e]nd[i]g[e]n Instinct kaum noch 1292 unterscheidbarer Weise. Auch die Phantasie nimmt Theil am Glauben, denn die Glaubensobjecte, meist übersinnlicher Natur [,] sind in der Sichtbark[ei]t nicht wahrzunehmen mit dem leiblichen Auge, sond[ern] nur mit dem Aug’ des Geistes; die Phantasie aber schafft sich aber (sic! ) für d[ie]se übersinnl[ichen] Objecte Formen u[nd] Bilder [,] um sie dem Menschen näher zu bringen. Endlich auch das Erk[e]n[n]tn[i]ßnißvermögen (sic! ), der Verstand ist beim Glauben schon thätig, denn [,] wie bemerkt wurde [,] so beruht der Glaube auf ein[em] Urtheil üb[er] die Auctorität des Glaubensverkünders. [51vr/ 52rl] begründet u[nd] ermöglicht d[u]r[c]h d[a]s formale Dasey[n] G[o]tt[e]s od[er] d[u]r[c]h d[a]s G[o]tt[e]sbew[u]ßtseyn. Der histor[ische] Proceß ist in s[einem] Verlauf auch kein nothw[en]d[i]g[e]r [,] s[on]d[ern] d[u]r[c]h [men]s[c]hl[iche] Fr[ei]h[ei]t bedingter [,] d.h. d[ie]se od[er] jene rel[i]g[iö]s[en] Myth[en,] Symbolfor[men] etc. s[in]d [n]i[c]ht d[a]s Nothw[en]d[i]ge [,] s[on]d[ern] d[a]s Acc[i]d[en]telle od[er] nur (? ) d[a]s b[e]di[n]gt [in der Zeile folgendes „(d[u]r[c]h Verh[ä]lt[ni]ße)“ gestrichen] Nothw[en]d[i]ge. D[a]s Nothw[en]d[i]g[e] dara[n] ist nur a) die imman[en]t[e] G[o]tt[e]s[i]dee [,] b) das Thät[i]gsey[n] der psych[ischen] Kräfte. Die bes[on]d[eren] Form[en] d[er] R[e]l[i]g[ion] i[m] Laufe d[e]r Ges[c]hichte si[n]d [n]i[c]ht nothw[en]d[i]g [.] - Also [n]i[c]ht nothw[en]d[i]g [51vl/ 52rr] ist ger[a]de d[ie]se persis[c]he od[er] indis[c]he od[er] chi[ne]s[i]s[c]h[e] od[er] Aegyptis[c]he R[e]l[i]g[ion]sform, s[on]d[ern] d[ie]se si[n]d nur zufällig, wenn au[c]h [n]i[c]ht ohne Gru[n]d [,] s[on]d[ern] begründet [,] d.h. veranlaßt d[u]r[c]h E[i]g[en]thü[m]l[ic]hk[ei]t[en] d[e]s La[n]des u[nd] Volkes [.] - Aber sie hätten doch auch [n]i[c]ht sey[n] können, ja sogar soll[en], d[enn] d[ie]se Ausart[un]g[en] si[n]d [n]i[c]ht d[a]s Nothw[en]d[i]ge [,] s[on]d[ern] d[a]s Accid[e]ntelle [.] Wollte man Nothw[en]d[i]gk[ei]t hier annehm[en], dann müßte ma[n] no[c]h weiter geh[en] u[nd] sag[en], au[c]h d[ie]se oder j[ene] Horde der Wild[en] [m]üßte nothw[en]d[i]g d[ie]se For[m] d[e]s Fetis[c]hismus ann[e]h[men.] - (Zul[e]tzt au[c]h d[ie]ser Wallfahrtsort etc. [m]üßte e[n]tst[e]h[en] etc.) Kurz au[c]h d[a]s Kl[ein]ste, Zufälligste [m]üßte als nothw[en]d[i]g gelt[en]. -“ Zu dieser Randbemerkung folgende Bemerkung [51vl] : „D[a]s Land mit s[einer] Bes[c]h[a]ff[en]h[ei]t hat Einfluß - aber nur auf Accidentelles [,] nicht Nothw[en]d[i]g[e]s. - Und das bietet zu Extrem[en] Versuch[un]g [,] aber kei[nen] Zwang. - Z.B. Aegypt[en] bot Versuch[un]g zu Nilverehr[un]g - zu Ibis-Verehr[un]g [,] aber nicht Zwang [.] - Anderswo könnte Flußverehr[un]g [n]i[c]ht [en]tsteh[en,] wo k[ein] solcher Fluß war od[er] d[ie]se B[e]d[eu]t[un]g hatte“. 1289 „darum“ in der Zeile gestrichen. 1290 Vorsilbe „auf“ über der Zeile. 1291 Über der Zeile: „Die Wahrh[ei]t muß man woll[en] ... (? ) s[on]st (? ) [n]i[c]ht d[u]r[c]h Fr[e]ih[ei]t bedingt -“. 1292 „noch“ über der Zeile. <?page no="168"?> 158 I [.] Kap[itel] 1293 §: 11 1294 F[o]rts[e]tz[u]ng. Alle diese Thätigk[ei]t[e]n der verschiedenen Seelenkräfte [,] die im Glauben noch in ungeschiedener Einheit u[nd] zumal wirken, gleichsam als die Lebensgeister der erwachenden G[o]tt[e]sidee, 1295 alle d[ie]se Thät[i]gk[ei]t[e]n d[ie]s[e]r Seelenkräfte treten bei weiterer Entwickl[u]ng der Menschh[ei]t u[nd] der R[e]l[i]g[io]n mehr in Sonderung auseinander u[nd] sind so wirksam auf dem Gebiete der R[e]l[i]g[io]n; Jedoch (sic! ) 1296 müssen sie immer d[u]rch das gemeinsame Band des Glaubens zusammengehalten u[nd] in ihrer Thätigk[ei]t geleitet werden, sonst wird diese einseitig u[nd] verkehrt in ihr[er] Trennung v[on] den übr[i]g[e]n thät[i]g[en] Seelenkräften. - D[ie]se Thätigk[ei]t[e]n 1297 nun sollen im Folgenden etwas näher betrachtet werden; (jedoch nur in so fern [,] als sie zur Entwickl[un]g u[nd] Fortbild[un]g der R[e]l[i]g[io]n wirken üb[e]rh[au]pt - 1298 ihr Einfluß auf d[ie] R[e]l[i]g[io]n; nicht wie sie im Dienste der R[e]l[i]g[io]n wirken sollen [,] wie die R[e]l[i]g[io]n auf sie einwirkt - was im III [.] Th[ei]l 1299 zu erörtern seyn wird.) 1300 II) Die Relig[ion] durchdringt den ganzen Menschen, sie nimmt alle Kräfte desselben in Anspruch u[nd] in gewiss[er] Weise in ihren Dienst. - 1) Zuförderst nun, - wenn sie durch äuß[ere] Belehr[u]ng, sei diese auch noch so unvollkommen, hervorgerufen u[nd] im Glauben angenommen ist, wirkt sie d[u]rch ihren Inhalt, besond[ers] d[u]rch die Ahnung (Gottes od[er]) eines unsichtbaren Wesens, auf jene Kraft der Mens[c]hen-Seele, die man Einbildungskraft, Phantasie nennt u[nd] die darin besteht, daß der Mensch Gedanken, Begriffen (sic! ), Ideen, üb[e]rh[au]pt dem Geistigem (sic! ) irg[e]nd eine Gestalt, irg[e]nd einen Ausdruck zu geben vermag, daß er dadurch das rein Geistige auch seiner sinnl[ichen] Natur nahe bringen, mit d[ie]s[e]r vermitteln kann. 1301 1293 „R[e]l[i]g[io]nsphilosoph[ie] 15“ am oberen Seitenrand [52rr] ; „15“ bezeichnet den Bogen. 1294 Über der Zeile: „(6)“. 1295 „tr[eten]“ in der Zeile gestrichen. 1296 Ursprüngliches „jedoch“ zu „Jedoch“ korrigiert, dabei wurde die dadurch erforderlich gewordene Ersetzung des Semikolon durch einen Punkt übersehen. 1297 Einfügung am Seitenrand [52rr] : „insofern sie schärfer hervortret[en]d wirk[en]“. 1298 In der Zeile folgendes „nicht“ gestrichen. 1299 „Th[ei]l“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Kap[itel]“. 1300 Randbemerkung [52rr] : „D[u]rch den Glaub[en] wird die R[e]l[i]g[ion] fortgepflanzt, immer wieder neu geboren in d[er] M[e]ns[c]hh[ei]t (aus der imman[en]t[en] G[o]tt[e]sidee u[nd] Belehr[un]g [)] - u[nd] d[u]rch Phantasie, Wille, Erk[ennen] wird sie fortgebildet - in gut[em] od[er] schli[mmem] Sinn. - D[a]d[u]r[c]h e[n]tst[e]ht nicht blos eine einfache, in sich gleiche Continuitaet v[on] Annehm[en] u[nd] Abgeb[en] des gleich[en] Gutes - sond[ern] ei[ne] E[n]twickl[un]g, ein histor[ischer] Proceß. -“ 1301 Einfügung am Seitenrand [52rr] : „(Das Gemüth als solches hat auf [„auf“ über der Zeile] historisch[en] Verlauf d[e]r R[e]l[i]g[ion] w[eni]g[er] Ei[n]fl[u]ß [.] - Es di[en]t z[um] G[en]uß, [n]i[c]ht zu[r] Entwickl[un]g [,] Ausgest[a]lt[un]g d[e]r R[e]l[i]g[ion.] - [Die schließende Klammer fehlt.] Aus 2 Gründ[en] bethät[i]gt sich d[ie] Phantasie vorzugsw[e]ise im Gebiete d[er] R[e]l[i]g[ion]. 1) U[m] des an sich Ueberod[er] Unsinnl[ichen] Obj[ectiven] will[en], das versi[nn]li[c]ht d[e]r M[en]s[c]h[enna]tur näher gebra[c]ht w[er]d[en] soll [.] 2) Um der Eig[en]thü[m]l[ic]hk[ei]t d[e]r M[en]s[c]h[enna]tur will[en,] die sich b[e]i Beginn der E[n]twi[c]kl[un]g am [me]ist[en] d[u]r[c]h Phantasie bethät[i]gt (Ki[n]der).“ <?page no="169"?> 159 Sobald nun die G[o]tt[e]sidee in ihm geweckt 1302 ist, sucht der Mensch sie sich d[u]rch d[ie]se Einbild[u]ngskraft auch vorstellbar zu machen, ihr eine Gestalt, ein[en] Ausdruck zu geben. 1303 Je dunkler, unvollkom[m]ner das G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßtseyn 1304 [,] desto unvollkom[m]ner wird auch d[ie]s[e]r Ausdruck seyn; der Drang darnach wird aber gleichwohl auch um so größer seyn, weil da das Erkennen, das Wiss[en] 1305 noch beinahe ganz fehlt, das einig[en] Ersatz bieten könnte. - Wir sehen dieß bei den ungebildetsten [52rl/ 52vr] Völkern ganz besonders. 1306 Ueberall suchen sie im Sinnlichen, Sichtbaren einen Ausdruck für die innere Ahnung der Gotth[ei]t, allenthalben wollen sie d[ie]s[e]m Gefühle einen Ausdruck geben; in Allem [,] was ihnen sonderbar u[nd] auffallend, nützlich od[er] schädlich, furchtbar od[er] freundlich erscheint, glauben sie diese unsichtbare, dunkle, unbegreifl[iche] Macht vor sich zu haben; je ungebildeter sie nun sind [,] desto manichfaltiger, wechselnder u[nd] ungeschickter sind die sinnl[ichen] Bilder, die sie für einen solchen Ausdruck der Gotth[ei]t halten. Der nächste, beste G[e]g[e]nst[a]nd dient ihnen d[a]h[e]r zum Fetis[c]h, d.i. zum G[o]tth[ei]tsbilde [,] in das sie d[u]rch ihre Einbild[u]ngskraft [,] ihre G[o]tt[e]sidee mit allen Kräften, die sie in ihr[er] unvollkom[menen] Weise ihr zuschreiben, hineinverlagern u[nd] sich aus dems[e]lb[en] heraus wirksam denken; 1307 d[a]h[er] sie dann d[ie]se Fetis[c]he mit sich führen od[er] wenigstens in ihr[en] Häusern aufbewahren 1308 [.] - Daß die Phantasie in 1309 ungebildet[em] Zustand besonders rege u[nd] zügellos ist, sehen wir ja auch bei Kindern, die sich in den unbedeutendst[en] G[e]g[e]nständen bei ihren Spielen Allerlei vorstellen; bei denen 1310 irg[en]d ein Stückchen Holz jetzt ein Pferd vorstellen muß, im nächsten Augenblick ein Haus, gleich darauf wieder einen Mens[c]hen u.s.w. 1302 Einfügung am Seitenrand [52rr] : „wenn auch nur zu sehr dunkler Ahnung bei groß[er] Mangelhaft[i]gk[ei]t des Unterrichts“. 1303 Einfügung am Seitenrand [52rr] : „Die unbesti[mm]te schwank[en]de Ahnung od[er] Gefühl - condensirt u[nd] formirt si[c]h zu ei[nem] bestimmt[en] Bilde [or]g[an]is[c]h (? ) sinnl[ich] - zu ein[er] Vorstell[un]g - innerl[ichen] G[e]st[a]lt - die si[c]h dann au[c]h äußerl[ich] ei[nen] Ausdru[c]k ... (? ) su[c]ht -“. 1304 Einfügung am Seitenrand [52rr] : „u[nd] sucht sie hinwied[e]rum in Andern d[u]rch d[ie]s[e]n Ausdruck zu wecken, u[nd] auch zu erhalt[en]“. Darunter [52rr] : „u[nd] je unvollkommner der sonst[i]g[e] Bild[un]gsst[an]d der M[en]sch[en] u[nd] Völker“. 1305 „in Begriffen“ am Seitenrand [52rr] eingefügt. 1306 Über der Zeile und am Seitenrand [52vl] eingefügt: „Innerl[ich] vermög[en] sie es zu k[einem] b[e]sti[mm]t[en] Bilde der G[o]tth[ei]t zu b[rin]g[en] - s[on]de[rn] ä[u]ßerl[ich] versuch[en] [Fortsetzung am Seitenrand [52vl] : ] sie es - nur der Dra[n]g dazu pfl[an]zt si[c]h fort - u[nd] das Such[en] nach Außerl[ichem] (sic! ), d[ie]s[er] Dr[an]g oh[ne] b[e]sti[mm]t[e]s inneres Bild äußerl[ichen] Ausdru[c]k zu geb[en] - d[a]h[er] d[er] Zufall waltet -“. 1307 Randbemerkung [52vl] : „(In d[er] Symbolik ri[c]htet si[c]h das Innere [me]hr n[ac]h d[em] Aeuß[e]r[n] - i[n] d[er] Ku[n]st u[m]gekehrt)“. 1308 Einfügung am Seitenrand [52vl] : „ihre histor[i]s[c]h[e] R[e]l[i]g[io]n, ihr hist[orischer] Glaube ist nur eine Ueberlief[e]r[u]ng d[ie]s[e]s Suchens [über der Zeile: „d[e]s Gl[au]b[en]s an d[ie] G[o]tth[ei]t od[er] der G[o]tth[ei]t. -“] wie d[ie] Philos[ophie] und Ueberlief[erun]g des Suchens der Wahrh[ei]t - nicht der Wahrh[ei]t selbst ist - (Protesta[n]tism[us] Ueberl[ie]f[erun]g d[e]s Suchens des wahr[en] Chr[i]st[en]th[ums] nicht Ueberl[ie]f[e]r[un]g des wahr[en] Ch[ri]st[en]th[ums] s[e]lbst ist; ja dieß nicht einmal sey[n] will)“. 1309 In der Zeile folgendes „d[ie]s[em]“ gestrichen. 1310 In der Zeile folgendes „jetzt“ gestrichen. <?page no="170"?> 160 Bei mehr gebildeten Völkern [,] die schon ein entwickelteres Bewußtseyn vom Göttlichen u[nd] v[or] Allem, was in’s Gebiet der R[e]l[i]g[io]n gehört [,] haben, sind dann auch die Gebilde der Einbild[u]ngs-Kraft aus d[ie]s[e]m Gebiete der R[e]l[i]g[io]n, die plastis[c]h[e]n Darstellungen der rel[i]g[iö]s[en] Ideen, ihrem höheren Bild[u]ngsstande angemeßen; 1311 es entstehen bestimmte, constante Darstell[u]ng[e]n der Gotth[ei]t, Götter- Bilder, bestimmte Bilder u[nd] Vorstell[u]ng[e]n für das Reich der Unsterblichk[ei]t, für das Jenseits u.s.w. 1312 Das ist dann freil[ich] wieder vielfach bestimmt u[nd] modificirt durch die ganze G[ei]st[e]sricht[u]ng der einzelnen Völker, ihre r[e]l[i]g[iö]s[e]n Grundanschauungen, die 1313 besondere Beschaff[e]nh[ei]t des Landes, der Nationalität u[nd] d[er]gl[eichen]. 1314 D[a]h[er] dann d[ie]se plastis[c]h[en] Darstell[u]ng[e]n bald sparsamer, bald häufiger, bald phantastis[c]h, ungestaltet u[nd] verzerrt, bald edel, einfach u[nd] v[on] hohem Kunstwerth. So finden sich bei den Indiern [,] der eigenthüml[ichen] Naturüppigk[ei]t des Landes angemeßen, auch eine wuchernde Vegetation v[on] [52vr/ 53rl] Götterbildern u[nd] die 1315 abentheuerlichsten Gestalten unt[er] diesen. Hingegen bei den Persern fanden sich nach der nüchternen, mehr auf das M...lische (? ) gerichteten Art ihrer R[e]l[i]g[io]nslehren nur wenige Abbildungen v[on] Göttern od[er] Genien; während hinwiederum bei den kunstsinnigen (freien) 1316 u[nd] hochgebildeten Griechen das Göttliche zuletzt wenigst[en]s in d[er] Folge 1317 in den erhabensten Meisterwerken der Kunst dargestellt ward, wobei freil[ich] auch zuletzt die R[e]l[i]g[io]n vor der Kunst immer mehr verschwand u[nd] v[on] der Aesthetik verdrängt ward. D[ie]s[e]r Trieb der sinnl[ichen] 1318 Darstell[u]ng d[e]s G[ö]ttl[ichen] 1319 , d[ie]se Thät[i]gk[ei]t der 1320 Einbild[u]ngskraft in Bezug auf das R[e]l[i]g[iö]se, findet sich als ein allgemeiner u[nd] eigenthümlicher der mens[c]hl[ichen] Natur üb[e]rh[au]pt in allen R[e]l[i]g[io]nen mehr od[er] weniger; wie er sich aber äußert, was er für Darst[e]ll[u]ng[e]n des Göttlichen hervorbringt, hängt aber auch hier wieder von der größ[ern] od[er] 1311 Randbemerkung [52vl] : „Die G[o]tth[ei]t bildet si[c]h innerl[ich] u[nd] äuß[e]rl[ich] b[e]i ih[nen] zu b[e]stimmter, abges[c]hloßener, abgegränzter Vorst[e]ll[un]g, d[a]h[er] d[e]r Ausd[r]u[c]k const[an]t bl[e]ibt u[nd] sich vervollkommnet z[um] Ku[n]stwerk z.B. -“ 1312 Einfügung am Seitenrand [52vl] : „Die Kunst entspringt aus der R[e]l[i]g[ion] - denn in der R[e]l[i]g[ion] kommt Ueb[er]sinnl[iches], Vollkomm[en]es zuerst zu[m] B[e]w[u]ßts[eyn], deß[en] D[a]rst[e]ll[un]g die Ku[n]st sey[n] will od[er] beabsi[c]ht[i]gt.“ 1313 Folgender unleserlicher Buchstabe gestrichen. 1314 Einfügung am Seitenrand [52vl] : „Und hier sieht ma[n] schon [,] wie d[a]s Sinnl[iche] Ei[n]fluß hab[en] kann auf d[ie] R[e]l[i]g[ion], d[enn] die Phantasie ist in ihrer Bild[un]g bedi[n]gt dur[c]h die äuß[ere] Natur [.] - Der Nordländer hat ei[ne] ärmere u[nd] anders geartete [„Natur“ in der Zeile gestrichen] Phantasie als d[e]r Südlä[n]der in tropis[c]h[em] Kli[m]a - d[a]h[er] au[c]h in d[er] R[e]l[i]g[ion] anders thätig -“. 1315 „u[nd] die“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „u[nd] v[on]“. 1316 „heitern“ über der Zeile. 1317 „zuletzt wenigst[en]s in d[er] Folge“ über der Zeile. 1318 „sinnl[ichen]“ über der Zeile. 1319 „d[e]s G[ö]ttl[ichen]“ über der Zeile. Randbemerkung [53rr] : „(D[a]h[er] s[e]lbst G[o]tt[e]s Off[en]b[arun]g in menschl[icher] G[e]st[a]lt.) Einfluß auf d[ie] R[e]l[i]g[io]n (gut u[nd] schlimm)“. 1320 „r[e]l[i]g[iö]s[en]“ in der Zeile gestrichen. <?page no="171"?> 161 geringern Vollkom[m]enh[ei]t der R[e]l[i]g[io]n, der 1321 r[e]l[i]g[iö]s[en] Ideen od[er] Lehren ab, in deren Dienst er thätig ist. - Hinwiederum aber haben die r[e]l[i]g[iö]s[en] Gebilde d[ie]s[e]s G[ei]st[e]svermögens auch auf d[en] Gang der r[e]l[i]g[iö]s[en] Entwickl[u]ng eines Volkes großen Einfluß [,] u[nd] zwar weil die Richtung hier auf das Sinnliche gerichtet ist, weil das Unsichtbare, Göttl[iche] in sichtbare Formen gebracht werden soll, so ist der Einfluß 1322 oft 1323 ein verderblicher, so zwar [,] daß oft die R[e]l[i]g[io]n [,] der ganze r[e]l[i]g[iö]se Cult ganz sinnl[ich] u[nd] äußerl[ich] wird u[nd] d[ie]se Gebilde [,] die sich d[ie] Phantasie anfa[n]gs 1324 als Ausdruck, als Symbol des Göttlichen wählt, zuletzt für das Göttliche selbst gehalten werden u[nd] Anbet[u]ng, Verehr[u]ng finden, die R[e]l[i]g[io]n artet aus in Götzendienst. (Der Grund dav[on] im f[o]lg[e]nd[en] P[a]r[agra]ph[e]n.) 2) Auch jene Kraft des G[ei]st[e]s, die wir den Willen nennen 1325 , wirkt ein 1326 auf die weitere Ausbild[u]ng u[nd] Entwickl[u]ng der Religion. Es ist hier nicht davon die Rede, welche Richtung der Wille, als Sittlichk[ei]tsprincip d[u]rch die r[e]l[i]g[iö]s[e]n Ideen erhält 1327 , welchen Einfluß also die R[e]l[i]g[io]n auf die Moralität haben kann u[nd] soll, davon im III [.] Th[ei]l 1328 ; sond[ern] davon [,] welchen Einfluß 1329 umgekehrt das physische Vermögen, das „Wille“ genannt wird, auf die R[e]l[i]g[io]n in ihr[er] Gestalt[u]ng u[nd] Entwickl[u]ng hat. [53rl/ 53vr] Auch hier findet wieder eine Wechselseitigk[ei]t statt in der Weise, daß einerseits 1330 die Beschaffenheit der R[e]l[i]g[io]n auf die Beschaff[e]nh[ei]t des Willens 1331 großen Einfluß hat, also je vollkom[me]ner 1332 eine R[e]l[i]g[io]n ist, in welcher der M[e]nsch erzogen wird [,] eine um so höhere sittl[iche] Richtung auch sein Wille v[on] ihr erhalten kann 1333 ; anderers[ei]ts aber auch wieder der Wille der Menschen, die Willensrichtung z.B. eines ganzen Zeitalters bei einem Volke den größt[en] Einfluß ausübt auf die Gestaltung der R[e]l[i]g[io]n, auf ihre Vervollkom[m]nung oder ihren Verfall. Ein sittl[ich] verdorbenes Zeitalter wird in d[ie]s[e]m Zustande auch keiner reinen u[nd] edlen r[e]l[i]g[iö]s[en] Bildung fähig seyn, nicht dem Glauben [,] sond[ern] entweder dem Aberglauben od[er] dem Unglauben dienen; das rel[i]g[iö]s[e] Bew[u]ßts[eyn] des Ueberird[i]s[c]h[en], Göttlichen wird ihm entwed[er] d[u]rch d[a]s Sin[n]liche ganz verdunkelt u[nd] 1321 Unleserliches Wort über der Zeile. 1322 Einfügung am Seitenrand [53rr] : „zwar v[on] gut[en] Folgen [,] insofern d[a]s äußerl[ich] Dargestellte leichter festgeh[a]lt[e]n u[nd] überliefert werden kann, öfter ab[er] ist d[ie]s[er] Einfluß“. 1323 „oft“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „gewöhnl[ich]“. 1324 „anfa[n]gs“ über der Zeile; „für das Göttl[iche]“ in der Zeile gestrichen. 1325 Randbemerkung [53rr] : „Einfluß d[e]s Willens -“. 1326 „wirkt ein“ über der Zeile als Ersatz für in der Zeile eingeklammertes „hat großen Einfluß“. 1327 „erhalten soll“ über der Zeile. 1328 „Th[ei]l“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Kap[itel]“. 1329 „Thät[i]gk[ei]t“ in der Zeile gestrichen. 1330 „die Vollkommenh[ei]t üb[er]h[au]pt“ in der Zeile gestrichen. 1331 Randbemerkung [53vl] : „Wechselseit[i]gk[ei]t v[on] R[e]l[i]g[io]n u[nd] Wil[le]“. 1332 „unvollkom[me]ner“ durch Streichung der ersten Silbe zu „vollkom[me]ner“ korrigiert. 1333 Einfügung am Seitenrand [53vl] : „je unvollkomm[e]ner [,] desto verbildeter wird Wille u[nd] Gewissen u[nd] desto schlimmer selbst die Sittl[i]chk[ei]t - [n]i[c]ht blos die Unsittl[i]chk[ei]t -“. <?page no="172"?> 162 seine rechte Gestalt in falschem Licht gezeigt, Aberglaube; od[er] es entschwindet ihm vor dem Reiz u[nd] Drang des Sin[n]lichen ganz; Unglaube. 1334 Je reiner also eine R[e]l[i]g[io]n ist, eine desto reinere u[nd] edlere Bild[u]ng vermag sie dem Will[en] zu geben; je unvollkom[me]ner [,] desto roher u[nd] sinnlicher bleibt das Wollen. 1335 Allein auch die reinste R[e]l[i]g[io]n kann dem Willen keinen Zwang anthun u[nd] ihn in einem bestimmten Zustand feßeln [,] er kann vielmehr dem r[e]l[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßtseyn entgegen wirken, dems[e]lb[en] zuwider handeln bei der innigen Verbind[u]ng 1336 od[er] vielmehr wesentl[ichen] Einheit (aber nicht Einerleiheit) der menschl[ichen] Geisteskräfte 1337 , bleibt dann 1338 verkehrte Willens-Richtung nicht ohne großen Einfluß auf die übr[i]g[e]n G[ei]st[e]sthät[i]gk[ei]t[e]n, auf die Phantasie u[nd] das Erkennen u[nd] damit auf das ganze r[e]l[i]g[iö]se Bew[u]ßtseyn 1339 ; Phantasie u[nd] Verstand werden näml[ich] in d[ie]s[e]m Falle v[om] Willen in Dienst genommen od[er] vielmehr in Knechtschaft gebracht, daß sie seinem Begehren, in ihr[en] Thätigk[ei]t[e]n dienen; der Verstand muß dann die rein[en] r[e]l[i]g[iö]s[e]n Lehren, die dem Beginn des verderbt[e]n 1340 Willens im Wege stehen, wegräsonniren, die Phantasie muß ihm das Göttliche so versinnlichen od[er] zu solcher Gestalt bilden, daß 1341 es ihm in s[einer] schlechten Willens-Richtung gleicht, die Gotth[ei]t selbst wird sinnl[ich], lasterhaft [,] also ein Ebenbild des leidenschaftl[ichen] Mensch[en.] 1342 [53vr/ 54rl] I [.] Kap[itel] 1343 § 11 1344 : F[o]rts[e]tz[u]ng. 1345 D[ie]s[e]n Einfluß des Willens auf die R[e]l[i]g[io]n, das r[e]l[i]g[iö]s[e] Bew[u]ßtseyn in dem angegebenen Verlaufe finden 1346 wir geschichtlich allenthalben bestätiget; oft geht 1334 „Es ist also alle[r]di[n]gs richtig. -“ über der Zeile eingefügt. 1335 Randbemerkung [53vl] : „Eig[en]thüml[i]chk[ei]t [.] D[er] Wille läßt sich nicht bind[en] - auch d[u]rch d[ie] beste R[e]l[i]g[io]n nicht -“. 1336 „die“ in der Zeile gestrichen. 1337 Randbemerkung [53vl] : „Der Wille ist ja d[ie] H[au]ptmacht - director der Seele [,] d[a]h[er] er Phantasie u[nd] Erk[ennen] in Di[en]st nimmt für s[eine] Zwecke -“. 1338 „dann“ über der Zeile. 1339 Randbemerkung [53vl] : „Schlechter Wille a) trübt die G[ei]st[e]skr[a]ft, verkehrt sie [,] b) zwingt die and[ern] G[ei]st[e]spot[en]z[en] sogar in s[einen] Di[en]st - Verst[an]d u[nd] Phantasie -“. 1340 „verderbt[e]n“ über der Zeile. 1341 „sie“ in der Zeile gestrichen. 1342 Randbemerkung [53vl] : „D[ie]s[en] Einfluß zeigt d[ie] R[e]l[i]g[ion]sg[e]sch[ic]hte“. 1343 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 16“ am oberen Seitenrand [54rr] ; „16“ bezeichnet den Bogen. 1344 Über der Zeile: „12“. 1345 Randbemerkung [54rr] : „Statt d[a]ß der M[en]s[c]h sich z[um] Eb[en]bild G[o]tt[e]s d[u]rch sittl[iches] Streb[en] e[m]porr[in]gt - wird da die G[o]tth[ei]t selb[e]r z[um] Eb[en]bild d[e]s last[e]rhaft[en] M[en]s[c]h[en] gemacht od[er] ganz weg räsonnirt [,] je nachd[em] die Phantasie od[er] der Verst[a]nd vorherrs[c]ht (Alterth[um] Phant[a]s... (? ) neue Z[ei]t Versta[n]d)“. 1346 „finden“ korrigiert durch Überschreibung ursprüngliches „findet“. <?page no="173"?> 163 ein großer Theil dessen, was man Aufklärung nennt, daraus hervor. 1347 D[er] f[o]lg[e]nde §: wird uns noch Näheres hierüb[er] zeigen. 1348 3) Daß endl[ich] das Erken[n]tnißvermögen, der Verstand in seiner Thätigk[ei]t großen Einfluß auf d[ie] R[e]l[i]g[io]n in ihr[er] histor[i]s[c]h[en] Entwickl[u]ng u[nd] Gestalt[u]ng habe, ist ohnehin sogleich einleuchtend. 1349 Der Grad der Vollkommenh[ei]t einer R[e]l[i]g[io]n hängt ab 1350 von der Reinh[ei]t u[nd] Vollkommenh[ei]t der Ueberlief[e]r[u]ng der r[e]l[i]g[iö]s[en] Lehren von einer Generation zur andern; 1351 die Belehr[u]ng üb[er] das Religiöse, die die eine Generation der andern gibt [,] ist aber in ihrer Richtigk[ei]t u[nd] Vollkommenheit bedingt durch die religiöse Erkenntniß [,] welche die lehrende Generation 1352 v[on] den r[e]l[i]g[iö]s[en] Ideen 1353 besitzt; wo d[ie]se Erk[e]n[n]tn[i]ß getrübt u[nd] unvollkomm[en] ist 1354 [,] kann auch die Ueberlief[e]r[u]ng u[nd] Belehr[u]ng nur getrübt u[nd] unvollkommen seyn [,] u[nd] um d[ie]s[e]r willen muß 1355 demnach auch der Zustand des ganzen folgenden Geschlechts in Bezug auf die R[e]l[i]g[io]n eine Verschlechterung erleid[en.] 1356 1357 Die rel[i]g[iö]se 1358 Erk[e]n[n]tn[i]ß wird 1359 nicht blos d[u]rch Ueberlief[e]r[u]ng u[nd] Belehr[u]ng d[u]rch Andere erlangt 1360 , sond[ern] auch [,] wenn einmal eine gewiße Stufe erreicht ist, durch Selbstthät[i]gk[ei]t [,] d.h. d[u]rch selbstständ[i]g[e]s Forschen, wodurch wieder ein höherer Grad der Bild[u]ng u[nd] Erk[e]n[n]tn[i]ß erreicht werden kann für die eine Zeit im Vergleich mit der vorhergehenden 1361 - hinwiederum aber können 1362 auch d[u]rch d[ie]s[e]s selbstständ[i]g[e] Forschen bedeutender Männer ein ganzes Geschlecht in Irrthum geführt u[nd] der ganzen Bild[u]ng eine falsche Richtung gegeben 1347 Randbemerkung [54rr] : „Hellenen lasterh[a]fte Götter.“ 1348 Randbemerkung [54rr] : „Der Wille also kann d[ie] R[e]l[i]g[ion] so corrumpir[en], d[a]ß Göttl[iches] selbst vernichtet, od[er] auch ärger als lasterhaft vorgest[e]llt wird - hinwiederum ist d[er] reine Wille d[a]s b[e]ste Beförd[erun]gsmittel der wahr[en] R[e]l[i]g[io]n - Chr[istus] selbst hebt es überall hervor, d[a]ß [,] wo s[eine] Lehre nicht angenomm[en] wird, Verderbth[ei]t d[e]s Will[en]s d[ie] Schuld ist [.] - Wer s[eine] Lehre in s[einen] Will[en] aufnehme, sie thue in Werken - der werde sie auch bald wahr finden. -“ 1349 „Wir haben gesehen, daß“ in der Zeile gestrichen. 1350 „hängt ab“ über der Zeile. 1351 Am Seitenrand [54rr] : „? ? “ - Darunter: „Damit die Errung[en]schaft des vorhergeh[en]d[en] Geschlechtes nicht verlor[e]n gehe für d[a]s folg[en]d[e]“. 1352 „Generation“ über der Zeile. 1353 „Lehr[en]“ über der Zeile. 1354 „ist“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. Randbemerkung [54rr] : „D[em] ungebildet[en] Volk kann man s[eine] R[e]l[i]g[ion] lei[c]ht corru[m]pir[en]“. 1355 „muß“ über der Zeile. 1356 „eine Verschlechterung erleid[en]“ später in die Zeile eingefügt. Randbemerkung [54rr] : „(also die Traditi[on] der rel[i]g[iö]s[en] Wahrh[ei]t[en] ist b[e]dingt d[u]rch d[ie] Reinh[ei]t d[e]r Erk[enn]t[ni]ß des Gegeben[en])“ gestrichen. 1357 „Da aber“ in der Zeile gestrichen. „2)“ über der Zeile; korrespondierendes „1)“ ist unauffindbar. 1358 „rel[i]g[iö]se“ über der Zeile. 1359 „wird“ über der Zeile. 1360 „wird“ in der Zeile gestrichen. 1361 Randbemerkung [54rr] : „D[a]s Erk[enn]t[n]ißvermög[en] bedi[n]gt also d[u]rch richt[i]g[e] Lehre [„Lehre“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Beleh[run]g“] des Gegeb[enen] - 2) d[u]rch richt[i]g[e] Weiterf[o]rs[c]hu[n]g die Entwickl[un]g d[er] R[e]l[i]g[io]n -“. 1362 „können“ über der Zeile. <?page no="174"?> 164 werden 1363 ; 1364 daraus ergibt sich 1365 [,] daß auch 1366 die R[e]l[i]g[io]n, die r[e]l[i]g[iö]se Erk[e]n[n]tn[i]ß d[ie]s[e]m Einfluß der Fors[c]hung ausgesetzt ist. Die Wiß[e]nsch[a]ft 1367 hat einen großen Einfluß auf die R[e]l[i]g[io]n [,] bald einen veredelnd[en], vervollkom[m]nenden, bald 1368 aber auch einen verderblichen, verfälschenden, d[u]rch die Irrthümer u[nd] Täuschungen, denen die Wiss[e]ns[c]h[a]ft selbst [54rl/ 54vr] auf ihrem allmähligen Entwickl[u]ngsgange ausgesetzt ist. 1369 Auch hier findet wieder gegenseit[i]g[er] Einfluß statt v[on] R[e]l[i]g[io]n u[nd] Wiß[e]nsch[a]ft. Geschichtl[ich] ist uns bekannt, daß die Wiß[e]nsch[a]ft ihren Urspr[u]ng aus der Rel[i]g[io]n genommen u[nd] uranfängl[ich] sich durchaus nur auf rel[i]g[iö]s[em] Gebiet bewegte, ja häufig ein ausschließl[iches] Eigenthum od[er] Geheimniß derer blieb, die im Dienste der G[o]tth[ei]t standen, als Vermittler zw[i]s[c]h[en] d[ie]s[e]r u[nd] den Völkern, der Priester nämlich. - 1370 (Genau[eres] üb[er] d[ie] W[i]ß[e]nsch[a]ft d[er] R[e]l[i]g[io]n später.) III) Ueberschauen 1371 wir das über den Einfluß, den alle die geist[i]g[en] Kräfte des Menschen auf die R[e]l[i]g[io]n, 1372 auf d[ie] Erk[e]n[n]tn[i]ß G[o]tt[e]s u[nd] alles Ueberird[i]s[c]h[e]n haben nochmal, so sehen wir zwar, daß Phantasie, Wille u[nd] Erk[e]n[n]tn[i]ßvermögen viel leisten im Dienste der R[e]l[i]g[io]n u[nd] 1373 großen Einfluß auf sie ausüben 1374 , 1375 daß aber alle sowohl gut als schlimm in di[e]s[e]m Dienste wirken können, daß keines di[e]s[e]r Vermögen ein sicherer Führer u[nd] untrüglicher Wahrheitsverkünder sei, indem 1) die Art seiner Thätigk[ei]t, die Vollkommenh[ei]t v[on] d[ie]s[e]r abhängig ist v[on] d[em] Grad der Vollkommenh[ei]t der R[e]l[i]g[io]n, in der d[ie]s[e]s Vermögen 1376 v[on] Jugend an gebildet worden [,] u[nd] wenn dann auch richtig ist, daß d[ie]se Vermögen 1377 selbstständ[i]g in ihr[er] Thät[i]gk[ei]t, nach höherer Voll- 1363 „kann“ in der Zeile gestrichen. Randbemerkung [54rr] : „D[as] Erk[enn]t[n]ißvermög[en] übt also th[ei]ls ei[nen] erhalt[en]d[en], th[ei]ls ei[nen] weiterbild[en]d[en], läuter[n]d[en] Ei[n]fluß (au[c]h d[a]h[er] bere[c]ht[i]gt, d[enn] Stillst[a]nd ist Rü[c]kg[an]g)“. 1364 „so ergibt sich“ in der Zeile gestrichen. 1365 „ergibt sich“ über der Zeile. 1366 „v[on] d[ie]s[e]r” in der Zeile gestrichen. 1367 Einfügung am Seitenrand [54rr] : „die histor[ische] u[nd] philos[ophische] Erk[enn]t[n]iß d[e]s Inhalts [„Erk[enn]t[ni]ß d[er] Tradit[ion]“ über der Zeile gestrichen]. 1368 Über der Zeile: „(Beisp[iele] find[en] si[c]h)“. 1369 Randbemerkung [54rr] : „In 2fach[er] B[e]z[ie]h[un]g hat also d[a]s Erk[enn]t[n]ißvermög[en] Einfluß auf d[ie] Entwickl[un]g u[nd] Gestalt[un]g der R[e]l[i]g[io]n [: ] 1) insofer[n] d[a]d[u]rch d[e]r I[n]halt einer R[e]l[i]g[ion] gekannt u[nd] überliefert wird [,] 2) insofern derselbe erkannt, erfors[c]ht werd[en] will ... (? )“. 1370 „u[nd] hinwied[erum]“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 1371 „Ueberschauen“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „Betrachten“. 1372 „1)“ vor der Zeile am Seitenrand [54vl] . 1373 „hinwiederum“ in der Zeile gestrichen. 1374 Einfügung am Seitenrand [54vl] : „in ihr[er] Entwickl[un]g, Ausgestalt[un]g“. 1375 „2)“ vor der Zeile am Seitenrand [54vl] . Randbemerkung [54vl] : „d[a]ß a) Vers[c]hied[en]h[ei]t [,] b) Vollk[ommen]h[eit,] c) Unvollk[ommen]h[ei]t“ gestrichen. 1376 „Wille, V[e]rstand“ über der folgenden Zeile. 1377 „erhalt[en]d wirk[en]“ über der Zeile. <?page no="175"?> 165 kommenh[ei]t ringen können u[nd] also nicht auf dem blos überlieferten Zustand stehen zu bleiben brauchen, so ist doch auch gewiß [,] daß sie bei d[ie]s[e]m Weiterstreben nicht untrüglich die rechte Bahn verfolgen [,] sond[ern] oft dem Irrthum, der Täuschung, dem Truge ausgesetzt sind. 1378 Daraus ergibt sich [,] daß keines d[ie]s[e]r Vermög[en] der ganz sichere Führer seyn kann auf dem Gebiete der R[e]l[i]g[io]n, u[nd] absolute Auctorität hat in demselben - sond[ern] daß d[ie]se anders wo zu suchen seyn müsse als auf dem Gebiet des Menschlichen [,] daß d[ie]se Auctorität eine höhere seyn müsse, die 1379 uns untrüglich leiten soll; denn um es nochmal kurz zu wiederholen: Nicht Alles [,] was sich der Mensch einbildet, nicht Alles [,] was er will u[nd] nicht Alles [,] was er für wahr erkennt, ist auch [54vr/ 55rl] darum schon richtig, gut u[nd] wahr, sond[ern] in All’ d[ie]s[e]m kann Trug u[nd] Täuschung statt finden 1380 ; ja statt d[a]ß d[ie]se menschl[ichen] Kräfte sichere Führer im Gebiet der R[e]l[i]g[io]n wären, haben sie dies[e]lb[e]n in ihr[er] Einseit[i]gk[ei]t u[nd] th[ei]lw[ei]s[e]n Ohnmacht od[er] Zügellos[i]gk[ei]t in die größten Abirrungen geführt, wie der f[o]lg[e]nde §: zeigen soll. - 1378 Einfügung am Seitenrand [54vl] : „Also zur Entwickl[un]g der R[e]l[i]g[io]n als histor[ischer] Erscheinung können alle d[ie]s[e] Vermögen wirken - aber keines v[on] allen fördert u[nd] sichert für sich schon die wahre [,] rechte rel[i]g[iö]s[e] Entwickl[un]g - (noch auch alle zusammen) [.] D[ie] Phantasie - bilderschaffend, veräußerlich[en]d - naturalisirend - anthropomorphisir[en]d. D[er] Wille - wie wir sah[en] - verderbt u[nd] schlecht [-] kann d[ie] R[e]l[i]g[ion] so corru[m]pir[en], d[a]ß selbst d[ie] G[o]tth[ei]t zuletzt für lasterhaft angeseh[en] wird [.] - Die Erk[enn]t[n]iß eb[en]so - kann zuletzt zu lauter ... (? ) Begr[i]ff[en] ...iren (? ) - u[nd] d[ie] g[ö]ttl[iche] Realit[ä]t in Abstracti[on] sich verflüchtig[en] laß[en].“ Darüber [54vl] : „NB [: ] [unter der Zeile: „S[c]hl[u]ß“] Wir hab[en] da d[en] Weg gebahnt zur Erk[enn]t[n]iß a) daß eine g[ö]ttl[iche] Off[en]b[arun]g nothw[en]d[i]g sey, wie zur E[n]tsteh[un]g, so z[ur] [„rein[en]“ über der Zeile] Forterh[a]lt[un]g der R[e]l[i]g[ion,] b) wie d[ie]se Off[en]b[arun]g b[e]s[c]haff[en] seyn müße - näml[ich] alle Vermög[en] in Anspruch nehm[e]nd [: ] Phantasie - s[inn]l[iche] Ers[c]hei[nun]g etc. a) d[en] Weg gebah[n]t zur Erkläru[n]g der Vielh[ei]t u[nd] d[e]s [„d[e]s“ über der Zeile] Verfalls der R[e]l[i]g[ion]“. 1379 Unleserliches Wort über der Zeile. 1380 Einfügung am Seitenrand [55rr] : „Man kann also nicht sagen: D[u]rch d[ie] Phantasie, d[u]rch sinnl[iche] Darst[e]ll[un]g u[nd] Kunst wird d[ie] rechte R[e]l[i]g[io]n ges[c]haffen u[nd] bewahrt - man kann nicht sagen [: ] D[u]rch d[en] Will[en] wird d[ie] rechte R[e]l[i]g[ion] g[e]s[c]h[a]ff[en] u[nd] überliefert ... (? ) u[nd] auch nicht d[ie] Kraft d[e]s Erk[ennen]s s[c]hafft, erhält u[nd] bildet die rechte R[e]l[i]g[ion] - weil jede d[ie]s[er] [„d[ie]s[er]“ über der Zeile] G[ei]st[e]skr[ä]fte in ihr[er] Thät[i]gk[ei]t dem Irrthum ausgesetzt, keine ganz untrügl[ich] u[nd] zuverläßig ist - sond[ern] viel[me]hr etc. S[c]hl[u]ß [: ] Es [sic! ; eigentlich wohl: „Ein“] Zweifaches ist d[u]rch versteh[en]de histor[isch-]psycholog[ische] Betr[ac]ht[un]g gewonnen [: ] 1) Die Mögl[i]chk[ei]t [,] die Mythologie u[nd] Sy[m]bolik zu versteh[en,] 2) Die Gru[n]dl[a]ge für Rechtsetz[un]g u[nd] Grü[n]d[un]g der Off[en]b[arun]g -“. <?page no="176"?> 166 §: 12 1381 Die E[n]tst[e]h[un]g der 1382 Vielheit u[nd] Verschiedenheit der Religionen, durch 1383 geschichtl[ichen] Entwickl[un]gsproceß des G[o]tt[e]sb[ewu]ßts[eyns] u[nd] der 1384 Ursp[run]g der Symbolik u[nd] Mythologie 1385 I) Wenn aber, wie früher dargethan wurde, die R[e]l[i]g[io]n dem Menschen nicht blos als Anlage anerschaffen, sond[ern] vom Schöpfer selbst ursprüngl[ich] auch noch d[u]rch eine Ur-Off[e]nb[a]r[u]ng 1386 , 1387 begründet werd[en] mußte 1388 für die Mens[c]hh[ei]t, also wenn d[ie]se erste R[e]l[i]g[io]n eine ursprüngl[ich] ebenso wahre, weil göttl[ich] gegebene, als auch einheitliche war, wie kommt es dann aber, daß es so viele, so verschiedene, so einander 1389 widersprechende, u[nd] feindliche, u[nd] so gar unvollkommene u[nd] gänzl[ich] verzerrte Religionen gibt? 1390 - In der That hat man auch d[ie]s[e]s schon vielfach angeführt, um eine ursp[rü]ngl[iche] Einheit der R[e]l[i]g[io]n, wie sie d[u]rch eine göttl[iche] Uroffenbar[u]ng begründet werden mußte, zu bestreiten, od[er] zu behaupten [,] die Menschh[ei]t habe nicht in 1391 ein[em] urspr[ü]ngl[ich] vollkom[me]nen [,] sond[ern] in 1392 dem unvollkomm[en]st[en] rohesten Zustand begonnen u[nd] habe sich aus thierähnl[ichem] Zustand erst nach u[nd] nach emporgearbeitet; damit verbinden dann noch Andere die Ansicht [,] die Mens[c]hh[ei]t habe nicht mit Einem Menschenpaare begonnen [,] sond[ern] mit mehreren v[on] einander s[c]hon urspr[ü]ngl[ich] sehr verschiedenen u[nd] sie seyen aus der Erde hervorgekeimt u[nd] entsproßen aus dem Urschleim wie die Pflanzen u[nd] die übr[i]g[e]n Gebilde der Erde. Es wurde schon früher gezeigt [,] wie die Natur des Menschengeistes u[nd] die Geschichtl[ichen] Ueberlief[e]r[u]ng[e]n aller Völker das Gegenth[ei]l bezeugen, daß ein urspr[ü]ngl[ich] [55rl/ 55vr] vollkomm[e]ner u[nd] einheitlicher Zustand des Mens[c]hen-Geschlechtes u[nd] der Religion stattgefunden haben müsse. 1393 - 1394 Gleichwohl hat jene andere An- 1381 „12“ im Nachhinein eingeklammert; „7“ über der Zeile. 1382 „E[n]tst[e]h[un]g der“ über der Zeile. 1383 „durch“ über der Zeile; „od[er] die falschen Religionen“ in der Zeile im Nachhinein mit Klammern versehen. 1384 „der“ über der Zeile; unleserliches Wort über der Zeile. 1385 „geschichtl[ichen] Entwickl[u]ngsproceß des G[o]tt[e]sb[ewu]ßts[eyns] u[nd] der Ursp[run]g der Symbolik u[nd] Mythologie“ im Nachhinein über der Zeile eingefügt. 1386 „eine Ur-“ über der Zeile. 1387 „d[u]rch“ in der Zeile gestrichen. 1388 „mußte“ über der Zeile. 1389 „einander“ über der Zeile. 1390 Einfügung am Seitenrand [55rr] : „Und dann: Wie kommt es [,] daß d[ie] vers[c]hied[enen] Vermög[en] d[e]s M[en]sch[e]ng[ei]st[e]s [n]i[c]ht sicher führ[en] auf d[em] Gebiet d[er] R[e]l[i]g[ion] - u[nd] d[aß] wahre R[e]l[i]g[ion] [n]i[c]ht einmal [„einmal“ über der Zeile] zu erhalt[en] wüßt[e], ges[c]hweige selbst zu s[c]haff[en]? -“ 1391 „in“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „mit“. 1392 „in“ über der Zeile soll wohl „mit“ in der Zeile ersetzen, welches allerdings nicht gestrichen ist. 1393 Randbemerkung [55vl] : „D[ie]se Ansi[c]ht wid[e]rlegt d[u]rch d[ie] G[e]s[c]h[ichte,] gl[ei]chwohl auch Vertr[e]ter“. Darunter weitere Randbemerkung [55vl] : „P[a]ntheist[ische] Ans[ic]ht“. <?page no="177"?> 167 sicht von einem urspr[ü]ngl[ich] ganz rohen, thierisch[en] Zustand der Mens[c]hh[ei]t [,] namentl[ich] seit dem vorig[en] Jahrh[u]nd[e]rt [,] in d[er] Philosophie u[nd] Geschichtsschreib[u]ng viele u[nd] selbst bedeutende Vertreter gefunden (bekannt ist ja d[ie]ß v[on] Rousseau) u[nd] in Bezug auf die R[e]l[i]g[io]n hat man den Versuch gemacht [,] alle verschiedenen R[e]l[i]g[io]nen als die Resultate verschiedener, fortschreitender Entwickl[un]gsphasen geltend zu machen. Man hat d[a]h[e]r v[on] den mindersten R[e]l[i]g[io]n[en] 1395 anfangend sie in eine Art aufsteigender Stufenfolge gebracht als Momente des groß[en] allgemeinen Bildungsproceßes der Mens[c]hh[ei]t [,] eine aus der andern hervorgehend. Als höchste Stufe d[ie]s[e]s Proceßes [,] als höchstes Resultat hat man dann das Chr[i]st[e]nth[um] betrachtet, wissen wollen, jedoch so [,] daß es nur als Resultat d[ie]s[e]s menschl[ichen] Entwickl[u]ngsproceßes [,] nicht aber als göttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng angesehen werden sollte; nicht Werk u[nd] Verkündung G[o]tt[e]s, sondern Werk der Menschh[ei]t selbst sollte es seyn; die Menschh[ei]t selber habe sich d[ie]se höchste oder [,] wie man sagte, absolute R[e]l[i]g[io]n errungen od[er] geschaffen. - Göttlich aber u[nd] göttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng nannte man das Chr[i]st[e]nth[um] gleichwohl doch, aber nur darum [,] weil man die Menschh[ei]t selber für die Gotth[ei]t erklärte, für die urspr[ü]ngl[ich] noch unbewußte, v[on] der schweren Materie in Bewußtlos[i]gk[eit] gehaltene, die sich erst nach u[nd] nach zu höherem Bewußtseyn emporarbeiten konnte in u[nd] d[u]rch die Menschh[ei]t, deren Geschichte selbst nichts andres ist als der Entwickl[u]ngsproceß der Gotth[ei]t. Endlich sei die Zeit der Erschein[u]ng Chr[isti] 1396 angebrochen, u[nd] in ihm sei dann die Mens[c]hh[ei]t nicht blos zum Weltod[er] Selbstbewußts[eyn] gekommen, sond[ern] zum Bewußtseyn ihrer Gotth[ei]t, d.i. ihrer eigenen göttl[ichen] Natur, d[a]h[e]r habe sich Chr[i]st[u]s Gott genannt, bald 1397 Menschensohn u[nd] bald 1398 G[o]tt[e]s Sohn, beides sei Ein u[nd] dasselbe. Die Gotth[ei]t sei die Welt selber u[nd] im Menschen komme sie zum Bewußtseyn ihrer selbst. 1394 Randbemerkung [55rr] : „ad I [„Anfang“ über der Zeile] Zw[ei]erl[ei] Ansicht[en] stehe[n] hier einander geg[e]nüber [: ] 1) Die Eine betrachtet alle R[e]l[i]g[ion]sform[en] als Modifikati[onen] oder Verfall der Urform od[er] Uroff[en]baru[n]g [.] 2) Die Andere betra[c]htet sie als Resultat allmähl[i]g[e]r (E[n]twickl[un]g) Vervollk[ommn]u[n]g d[u]rch m[en]s[c]hl[iche] Thät[i]gk[ei]t - (wieder [„wieder“ über der Zeile] rational[i]st[isch] u[nd] pantheist[isch]) a) so die Rati[on]alist[en,] die G[o]tt so weit als [m]ögli[c]h v[on] d[er] Welt e[n]tfer[nen,] b) die P[an]th[e]ist[en,] welche G[o]tt u[nd] Welt id[en]tificir[en.] Na[c]h beid[er] Ansicht[en] d[en]kt ma[n] sich die R[e]l[i]g[ion]sges[c]hi[c]hte als stetige E[n]twickl[un]gs- Reihe [m]it unvollk[ommen]st[en] Anfä[n]g[en]“. Darunter weitere Randbemerkung [55rr] : „s[iehe] Ob[en] W[e]nn aber, wie f[r]üher dargeth[a]n“. Darunter weitere Randbemerkung [55rr] : „Die naturalist[ische] u[nd] pantheist[ische] Ans[ic]ht ist sch[on] abgeth[an] d[u]rch di[e] Erört[erun]g üb[er] di[e] Pot[en]z zum G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßts[eyn]. Auch d[ie] rationalist[ische] ... (? )“ 1395 „R[e]l[i]g[io]n[en]” über der Zeile. 1396 In der Zeile folgendes „gekommen“ gestrichen. 1397 „bald“ über der Zeile. 1398 „bald“ über der Zeile. <?page no="178"?> 168 Diese ganze Ansicht v[on] der R[e]l[i]g[io]n der Menschh[ei]t hat namentl[ich] Hegel in 1399 einer gewissen Groß-Artigk[ei]t durchgeführt u[nd] neben u[nd] nach ihm noch Viele Andere mit mehr od[er] weniger Modifikationen: 1400 Abgesehen aber von der pantheist[ischen] u[nd] rationalist[ischen] 1401 Anschauung [,] [55vr/ 56rl] I [.] Kap[itel] 1402 §: 12 1403 F[o]rts[e]tz[u]ng. die ihr zu Grunde liegt u[nd] v[on] der später die Rede seyn wird - ist auch die religionsgeschichtl[iche] 1404 Behauptung 1405 , daß alle R[e]l[i]g[io]nen in einem stufenweisen Zusammenhang stehen, daß eine aus der andern sich als höhere Stufe entwickelt habe, durchaus unrichtig. 1406 Die bedeutendsten R[e]l[i]g[io]nen des Alterthums sind nicht gegenseitig subordinirt, sond[ern] coordinirt u[nd] gerade das Gleiche 1407 [,] Gemeinschaftliche [,] das sich bei ihnen findet, ist das Beste, das Wahrste davon; 1408 wäre nun wahr [,] was d[ie]se neu[eren] Philosoph[en] behaupten, daß die Eine immer eine höhere Stufe der andern sei, so müßte nicht das Gemeinschaftliche das Gute u[nd] Wahre seyn [,] sondern das Verschiedene, das näml[ich] müßte das Gute od[er] Beßere seyn, was der höher stehenden eigenthümlich wäre, nicht was sie mit der andern gemein hätte, sonst wäre ja kein Vorzug begründet. Nun aber haben selbst die am tiefsten stehenden R[e]l[i]g[io]nen das Gute od[er] irg[e]nd etwas Gutes mit den vollkom[me]neren gemeinsam, u[nd] nur im Schlechten [,] in d[er] Verzerrung, Verunstaltung vornehml[ich] 1409 sind sie verschieden. Daraus schon ist klar [,] wie unrichtig u[nd] willkührl[ich] d[ie]se Annahme ist. - 1399 „in“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „mit“. 1400 Randbemerkung [55vl] : „Auch di[e] rationalist[ische] Ansi[c]ht ist eig[en]tl[ich] s[c]h[on] abgeth[an] d[u]rch die Erört[erun]g üb[er] d[en] Ueberg[an]g der bl[o]ß[en] Pot[en]z z[um] G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] in Actualität [.] - Wir bemerk[en] aber d[a]g[e]g[en] noch Folg[en]d[e]s“. 1401 „u[nd] rationalist[ischen]“ über der Zeile; „pantheist[ischen] u[nd] rationalist[ischen]“ im Nachhinein eingeklammert. 1402 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 17“ am oberen Seitenrand [56rr] ; „17“ bezeichnet den Bogen. 1403 Über der Zeile: „13“. 1404 „A“ in der Zeile gestrichen. 1405 Einfügung am Seitenrand [56rr] : „auf der d[ie]s[e]s ganze System beruht“. 1406 Randbemerkung [56rr] : „Fals[c]hh[ei]t d[ie]s[e]r Darst[e]ll[un]g[en] a) Die bede[u]t[en]dst[en] R[e]l[i]g[ionen] si[n]d coordinirt, [n]i[c]ht subordinirt [.] b) D[a]s Gemeinsame ist d[a]s Gute - das Unters[c]hied[en]e schle[c]ht - d[a]h[er] keine Vollk[ommen]h[ei]t errung[en] -“. 1407 „Gleiche“ über der Zeile. 1408 Randbemerkung [56rr] : „Das Eigenthüml[iche], Unterscheidende einer jeden [.] Das Schlechte, Unvollkommene - dieß indeß au[c]h [n]i[c]ht immer - s[on]der[n] da es vollk[ommene] u[nd] unvollk[ommene] R[e]l[i]g[ionen] gibt - so ist au[c]h d[a]s Unterscheid[en]d[e] das, was höh[ere] Vollk[ommen]h[ei]t gewährt einers[ei]ts - die vollkommene betr[ac]htet. Die unvollkomm[ene] betr[ac]ht[et,] aber müßte d[a]s Unters[c]heid[en]de d[a]s Unvollk[ommenere] sey[n] - [.] Es läßt si[c]h hierüb[er] [n]i[c]hts B[e]sti[mm]t[e]s behaupt[en] -“. 1409 „in d[er] Verzerrung, Verunstaltung vornehml[ich]“ über der Zeile. <?page no="179"?> 169 Dann aber ist historis[c]h gewiß, daß z.B. das reine G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn], das Bewußtseyn v[on] einem höchsten absoluten persönl[ichen] 1410 Wesen 1411 nicht aus den größten Rel[i]g[ionen] des Alterthums hervorging 1412 [,] etwa d[u]rch langes Ringen u[nd] Streben darnach, d[u]rch Bildung etc. [,] sond[ern] daß sich d[ie]s[e]s Bew[u]ßts[eyn] schon sehr vollkommen bei eine[m] Volke vorfand 1413 [,] das an Bild[u]ng weit hinter den übr[i]g[e]n zurückstand, bei den Hebräern nämlich, 1414 also ein histor[i]s[c]h[er] Beweis, daß das höhere G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] nicht Resultat der mens[c]hl[ichen] Bild[u]ng sey 1415 , sonst hätte das gebildetere Volk d[ie]s[e]s Bew[u]ßts[eyn] früher haben müssen als das ungebildete. Was aber z.B. bei den Griechen die höchst Gebildet[en,] z.B. Sokrates [,] kaum ahnten [,] das wußte bei dem Israelit[ischen] Volke jedes Kind. 1416 Ueberhaupt, da 1417 wir auch im Geschichtlichen darauf angewiesen sind, vom Bekannten u[nd] Gewissen auf das Unbekannte, Ungewiße zu schließen, so läßt sich auch dadurch d[ie]se andere = philos[ophische] Ansicht v[on] der R[e]l[i]g[io]n als unrichtig darthun. Betrachten wir näml[ich] alle R[e]l[i]g[io]nen, deren Entstehung u[nd] ganzer Verlauf uns bekannt ist, so sehen wir [56rl/ 56vr] allenthalben [,] daß sie bei ihrem Beginne, wie am einfachsten, so auch am reinsten u[nd] lebensvollsten waren u[nd] erst nach u[nd] nach verfielen, alterten, ihre Kraft, Reinheit u[nd] ihren Einfluß verloren, d[a]h[er] auch in allen R[e]l[i]g[io]nen auf die ersten Zeiten ihres Entstehens u[nd] Bestehens als auf das Ideal zurückgeblickt wird. So z.B. ist nachgewiesen, d[a]ß der Buddhismus, eine R[e]l[i]g[io]nsform [,] die gegenwärt[i]g die größte Zahl von Anhängern hat, selbst mehr als d[a]s Chr[i]st[e]nth[um], d[a]ß d[ie]s[er] Buddh[i]smus anfangs sehr einfach u[nd] klar war in s[einer] Lehre u[nd] seinen Einricht[u]ng[e]n, während nach u[nd] nach d[ie]se Reinheit immer mehr s[c]hwand u[nd] jetzt unter einem unermeßlich[en] Wust v[on] allerlei Formeln, Ceremonien, Bildern, r[e]l[i]g[iö]s[en] Bestimmungen u[nd] Erläuterungen 1418 begraben ist. - So fehlte auch dem Muhammedan[i]smus anfangs eine gewisse Kraft, Einfachh[ei]t u[nd] verhältnißmäßige Reinheit nicht, die aber auch im Verlaufe der Zeit immer mehr schwand. - Und selbst das Chr[i]st[e]nth[um] blickt auf d[ie] erste Zeit seines Bestehens als auf das Muster u[nd] Ideal chr[i]stl[ichen] Lebens hin. - Was wir nun so bei allen bekannten R[e]l[i]g[io]nen als constante Thatsache finden 1419 , das sind wir berechtigt bei denen, deren Urspr[u]ng uns unbekannt ist, weil er sich ins graue Alterthum 1410 „persönl[ichen]“ über der Zeile. 1411 Randbemerkung [56rr] : „c [)] D[a]s höh[ere] G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] [n]i[c]ht Resultat ei[ne]s Proceßes (Hegel [n]i[mm]t d[a]s Princip allerdi[n]gs für höher [,] d[a]h[er] hat [„hat“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „nim[m]t“] er v[or] kei[nem] Sta[n]dpu[n]kt Re[c]ht - aber petitio principii)“. 1412 Einfügung am Seitenrand [56rr] : „u[nd] nicht der Zeit nach im spätesten“. 1413 „viele Jahrh[u]nd[e]rte“ in der Zeile gestrichen. 1414 Randbemerkung [56rr] : „Hebrä[i]sch[es] Volk“. 1415 Ursprüngliches „seye“ durch Streichung zu „sey“ korrigiert. 1416 Randbemerkung [56rr] : „d) Alle R[e]l[i]g[ionen] blick[en] auf d[ie] Z[ei]t d[e]s Anf[an]gs als auf ihr Ideal zurück - ([n]i[c]ht in d[ie] Zuku[n]ft)“. 1417 „da“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „wenn“. 1418 „Aberglaub[en]“ über der Zeile. 1419 Einfügung am Seitenrand [56vl] : „daß näml[ich] d[ie] besond[ere] R[e]l[i]g[io]nsform am Beginn gut od[er] wenigst[e]ns beßer war - u[nd] in Verfall etc.“ <?page no="180"?> 170 verliert, auch anzunehmen [,] so lange uns nicht 1420 historis[c]h das Gegentheil nachgewiesen ist. Das ist aber noch nicht geschehen u[nd] geschieht auch nimmermehr, weil jene Zeit u[nd] die ersten Anfänge der M[e]ns[c]hh[ei]t histor[i]s[c]h genauer Forsch[u]ng unzugänglich sind. Alle jene philos[ophischen] Annahmen sind d[a]h[e]r nichts als unbegründete Hypothesen. Nicht also durch Fortschritt in der r[e]l[i]g[iö]s[en] Bildung ist die Vielheit der R[e]l[i]g[io]nen entstanden, sondern durch Verfall der urspr[ü]ngl[ich] reinen u[nd] wahren R[e]l[i]g[io]n. 1421 Es handelt sich nun darum, auf welche Weise wir uns die Entsteh[u]ng d[ie]ser 1422 Vielheit, den Verlauf d[ie]s[e]s Verfalls denken u[nd] erklären könn[en]. II) 1423 Die Untersuchung üb[er] die Art u[nd] Weise, wie denn die urspr[ü]ngl[ich] wahre, einheitl[iche] R[e]l[i]g[io]n in Verfall gerieth, sich zersplitterte u[nd] so tief sank bei manchen Völkern, hängt allerdings enge zusammen mit der Untersuch[u]ng über den Zustand [56vr/ 57rl] des Menschengeschlechts üb[e]rh[au]pt beim Beginne desselb[en] u[nd] üb[er] die ersten Ereigniße der beginnenden M[e]nsch[e]ngeschichte. 1424 - Indeß können wir das hier noch bei Seite laßen, da später bei d[er] Untersuch[un]g über d[ie] 1420 Buchstaben in der Zeile gestrichen. 1421 Randbemerkung [56vl] : „S[c]hl[u]ß [: ] Man kann also a) d[en] Anfang d[ie]s[e]s v[on] unten begrü[n]d[eten] Proceßes ni[c]ht erklä[ren] od[er] begreif[en.] b) Die histor[ischen] Thatsache[n] spre[c]h[en] dag[e]g[en.] D[a]h[er] hab[en] wir ei[n] R[ec]ht [,] die and[ere] Erkl[ärun]gsw[e]ise vorzuzieh[en]. - Der Verfall läßt si[c]h lei[c]ht erklä[ren]. -“ Darunter die Randbemerkung [56vl] : „Dieses müß[en] wir nun zusa[mmen]halt[en] [m]it dem, was üb[er] den Ursp[run]g der R[e]l[i]g[ion] gesagt wurde - aus psycholog[ischen] Grü[n]d[en] - dann werd[en] wir zw[i]s[c]h[en] b[e]id[en] Theori[en] [en]ts[c]h[e]id[en] kö[nnen] -“. 1422 Ursprüngliches „d[ie]s[e]s“ durch Überschreibung zu „d[ie]s[e]r“ korrigiert. 1423 Randbemerkung [56vl] : „Beding[un]g d[ie]s[er] Untersuch[un]g - wie d[ie] Vielh[ei]t der R[e]l[i]g[ionen] entst[a]nd II [)] Also di[e] R[e]l[i]g[ionen] beg[annen] d[u]rch Uroff[en]b[arun]g u[nd] ei[nen] V[er]h[ä]lt[ni]ßmäß[i]g rei- [nen] Zust[an]d [.] - Wie k[amen] sie in Verfall? 2) Was setzt die E[n]tart[un]g d[e]s r[e]l[i]g[iö]s[en] Proceß[e]s d[e]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyns] voraus? - Gar [n]i[c]hts als die M[en]s[c]h[en]natur wie sie ist - frei u[nd] irrthu[m]sfäh[i]g“. 1424 Randbemerkung [57rr] : „Ursach[e] d[e]s V[e]rfalls a) die Mensch[en] sich selbst überlaß[en] b) keine ausgebildete G[ei]st[e]skraft au[c]h z[um] Denken u[nd] s[c]harf[e] Unterschied[e] - Ungeübth[ei]t d[e]s D[en]k[en]s c) keine ausgebildete Sprache z[ur] Beleh[ru]ng d) keine S[c]hrift als Traditio[n]smitt[e]l e) der Hang z[um] Symbolisir[en] [„Unken[n]tniß der Natur“ über der Zeile] b[e]i jugendl[ichen] Natur[en] (u[nd] der übermächt[i]g[e] si[nn]l[iche] Trieb) - f) kein eig[ener] Stand [,] um d[as] r[e]l[i]g[iö]s[e] Gut zu bewahr[en] g) die übermächt[i]g[e] si[nn]l[iche,] üppige Natur obj[ectiver] u[nd] subj[ectiver] Landschaft[en] - schlechter Wille - h) die Vereinzelu[n]g u[nd] Zerstreuung der M[en]sch[en] in d[ie]s[e]r Natur -“. Daneben [57rr] : „I [)] Verfall - Art d[e]rs[elben] II [)] pos[itive] Fortbild[un]g - Art ders[e]lb[en]“. Darunter [57rr] : „II [)] Die Uroff[en]b[arun]g d[a]rf jed[en]f[a]lls nicht so gedacht w[er]d[en,] d[a]ß sie etwas Fix u[nd] Fert[i]g[e]s bot u[nd] eigen[e] Thät[i]gk[ei]t u[nd] histor[ische] E[n]twickl[un]g überflüß[i]g machte -“. <?page no="181"?> 171 Schöpf[u]ng des Menschen (II [.] Th[ei]l) 1425 davon besonders die Rede seyn wird. - Hier handelt es sich zunächst darum [,] die Entst[e]h[u]ng der Vielh[ei]t der R[e]l[i]g[io]nen aus der Natur 1426 des Menschengeschlechts heraus, wie sie immer u[nd] üb[er]all seyn muß 1427 [.] - 1428 Denn jedenfalls muß damals [,] als diese Zersplitt[e]r[u]ng der urspr[ü]ngl[ichen] Einheit der R[e]l[i]g[io]n begann [,] in d[ie]s[e]m Zustand schon gewesen seyn, also wenn es auch urspr[ü]ngl[ich] in ein[em] vollkom[me]neren war, aus d[ie]s[e]m schon herausgetreten seyn, sonst wäre dieß ja nicht möglich gewesen. b) 1429 Versetzen wir uns nun einige Augenblicke zurück in jene Urzeit des beginnenden u[nd] sich verbreitenden Menschengeschlechtes u[nd] seiner Geschichte. Anfangs mußte 1430 ihm, so wurde früher dargethan, der Inhalt der R[e]l[i]g[io]n vom Schöpfer selbst in großen, einfachen u[nd] wahren Zügen kund gegeben werden, die er dann selbst seinen Nachkommen d[u]rch Unterricht zu überliefern hatte; wie leicht war es nun da, daß sich der urspr[ü]ngl[ich] reine, klare Inhalt der R[e]l[i]g[io]n alsbald trübte bei dem sich immer weiter verbreitenden u[nd] vereinzelnend[en] (sic! ) Geschlechte! 1431 Bei dem Mangel einer fortgesetzten Belehr[u]ng u[nd] Bewah[ru]ng der Reinheit der Lehre, (da kein eigner Stand noch dazu da war) da dieß wegen der Vereinzelung u[nd] Zerstreuung nicht möglich war, bei der Ungeübtheit des Denkens [,] da von Wißenschaft noch gar keine Rede seyn konnte 1432 , bei der übergewaltigen Sinnlichk[ei]t in dem noch kindlichem (sic! ), frischem (sic! ) Jugendalter der Menschheit, läßt sich denken, daß manche ihrer überliefert[e]n Lehren bald 1433 mißverstanden, bald falsch aufgefaßt, unrichtig oder unges[c]hickt in Worte gefaßt u[nd] den Nachkommen 1434 überliefert ward. Stellen wir uns vor [,] eine 1425 „Th[ei]l“ korrigiert durch Überschreibung ursprüngliches „Kap[itel]“. 1426 „u[nd] A...tung (? )“ über der Zeile. 1427 „wie sie immer u[nd] üb[er]all seyn muß“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „wie es nun einmal ist, zu erklären.“ 1428 Einfügung am Seitenrand [57rr] : „u[nd] das geschieht, sobald wir uns den M[e]nsch[e]n des Anfangs als [über der Zeile: „relativ - nicht Gott u[nd]“] freie u[nd] irrthumsfähige vorstellen müßen - u[nd] das müßen wir [,] wie vollkommen auch die Natur d[e]s M[e]ns[c]h[en] sonst seyn mochte im Anf[a]nge [.] - Sie konnte dann jed[en]f[a]lls d[ie]se Vollkommenh[ei]t verlir[en], wenn sie frei u[nd] irrthumsfähig war [.] - Nur das also brauch[en] wir zu wißen, noch nicht die Art u[nd] Weise, wie der erste Abfall geschah [.] - Genug, d[a]ß wir wiße[n,] daß er möglich war der Natur des M[e]ns[c]h[e]n gemäß [,] weil der M[en]sch [n]i[c]ht absolut unveränderl[ich] war [,] nur relativ - u[nd] zugl[e]i[c]h frei war [.] - Und müß[en] u[n]s die M[en]s[c]h[en]natur der eign[en] Kraft überlasse[n] d[en]k[en].“ 1429 Korrespondierendes „a)“ unauffindbar. 1430 Ursprüngliches „mußten“ durch Streichung zu „mußte“ korrigiert. 1431 Einfügung am Seitenrand [57rr] : „Ohne d[a]ß darum d[ie] Menschen Wilde zu seyn braucht[en,] wie d[ie] [unleserliches Wort über der Zeile] Philos[ophie] annimmt - wenn sie nur so waren [,] wie jetzt die M[e]nsch[en] der gebildet[en] Völker sind - u[nd] höhere Belehr[u]ng ihnen nicht fortwährend zu Theil wurde [.] - Wie lei[c]ht war im Gedächtniß od[er] im Verständniß eine Irrung möglich.)“ - Eine der abschließenden Klammer entsprechende geöffnete Klammer ist unauffindbar. 1432 Einfügung am Seitenrand [57rr] : „denn die Wiß[e]nsch[a]ft, das Denken, d[ie]s[e] denkende [„denkende“ über der Zeile] Thät[i]gk[ei]t d[e]s G[ei]st[e]s selbst ann ja nicht geoff[e]nb[ar]t werd[en]. Au[c]h v[on] Schrift noch keine Rede [.] - NB [: ] Immer die M[e]nschh[ei]t schon in d[em] Zust[a]nd gedacht [,] in dem sie jetzt ist -“. 1433 „falsch“ in der Zeile gestrichen. 1434 Einfügung am Seitenrand [57rr] : „ganz od[er] wenigst[e]ns halb u[nd] halb mißverstand[en] überliefert wurd[en], bald d[u]rch beid[e] s... (? ) Regung getrübt v[on] schlechter Will[en]sricht[un]g zu verkehrter Auffa- <?page no="182"?> 172 einzelne Familie oder ein paar Familien zusammen, die bei uns von Jugend auf guten Unterricht [57rl/ 57vr] in der R[e]l[i]g[io]nslehre erhalten, wanderten aus in einsame Gegenden, die von Niemanden (sic! ) sonst noch bevölkert wäre [,] u[nd] zwar ohne irg[e]nd Jemand bei sich zu haben, der sie noch ferner im Religiös[en] unterrichtete, würden sich bei d[ie]s[e]n nicht bald allerlei Irrthümer u[nd] 1435 Mißverständnisse einschleichen [,] allerlei Bedenken u[nd] Zweifel entstehen, die keine oder nur eine ungeschickte Lösung fänden, u[nd] würde sich dabei die Reinheit ihrer Religion, trotz ihres urspr[ü]ngl[ich] guten r[e]l[i]g[iö]s[en] ch[ri]stl[ichen] Unterrichtes alsbald trüben u[nd] immer mehr schwinden? 1436 Betrachten wir nur die Maße der Ungebildeten bei uns bei allem Jugendunterricht, bei aller Belehr[u]ng d[u]rch Predigten u[n]d sonst[i]g[en] Umgang mit höher Gebildeten, wie viel Unwißenheit, wie viel Aberglauben, wie viel Mißverständniße finden sich allenthalben! Schon d[u]rch d[ie]se Betracht[u]ng können wir es im Allgemeinen wohl begreiflich finden, daß die urspr[ü]ngl[ich] wahre u[nd] reine R[e]l[i]g[io]n bei d[ie]s[e]m Mangel an fortgesetzten (sic! ) Unterricht u[nd] Ueberlief[erun]g 1437 , bei d[ie]-s[e]r Vereinzelung der Menschen, bei d[ie]s[e]r Ungeübtheit des Denkens, bei d[ie]s[e]r Unken[n]tniß der Natur u[nd] ihrer Erscheinung[en,] endl[ich] bei d[ie]s[e]r übermächtigen Sinnlichkeit, sich alsbald trübte, verdunkelte, fälschte; 1438 so daß bei manchen Völkern nach u[nd] nach nichts mehr blieb als einzelne Spuren der ursprüngl[ichen] Belehr[u]ng, v[ie]ll[ei]cht au[c]h 1439 die Tradition [,] daß einst eine ßu[n]g gelangt[en] - [,] bald v[on] [„v[on]“ über der Zeile] getrübt[e]r vor derber Phantasie roh u[nd] sinnl[ich] vorgestellt ward“. 1435 „u[nd]“ über der Zeile soll wohl das ursprüngliche, wenngleich nicht getilgte, Komma in der Zeile ersetzen. 1436 Randbemerkung [57vl] : „Aber werd[en] d[enn] di[e] M[en]s[c]h[en] k[eine] Sorge getrag[en] hab[en,] um ihr[en] geist[i]g[en] B[e]sitz zu bewahr[en]? Gewiß - betracht[en] wir d[ie] Mittel - Buchstab[en] - Sy[m]bole (Dicht[un]g[en] (? )) (Myth[en]).“ Darunter [57vl] : „a) E[n]tsteh[en] d[e]s Cultus der Natur i[m] Groß[en: ] a) Zeich[en], Symbole f[ür] d[ie] G[o]tth[ei]t üb[er]h[au]pt (Buchstab[en]di[en]st d[e]r Naturbibel) b) Zeich[en] für einzel[ne] Eig[en]s[c]h[a]ften (hier b[e]s[on]ders Veranlaß[un]g zur Verschied[en]h[ei]t E[n]tsteh[en] des Thiercultus - etc. [)] b) E[n]tsteh[en] des Fetischdi[en]st[e]s - nur eine Verkleinlichu[n]g d[e]s Vorig[en] (freie Fors[c]h[un]g aus d[e]m Bu[c]hst[a]b[en]d[ien]st) [daneben [57vl] : „Willkührl[iche] künstl[iche] Symbole“] c) Entsteh[en] der Mythologie (Dichtu[n]g üb[er] d[ie] [unleserliches Wort über der Zeile] Schöpf[un]g) [.] Die Ges[c]hichte der Verg[an]g[en]h[ei]t wird [n]i[c]ht aufgezeichnet, d[a]h[er] wird sie in Dunkel gehüllt u[nd] geheimnißvoll - zuglei[c]h kam aus d[ie]s[em] Du[n]kel der Geschichte die du[n]kle Ku[n]de der Ur-off[en]b[arun]g hervor - [m]it d[ie]s[e]r Ku[n]de vermischte sich nu[n] die frühere Ges[c]h[ic]hte.“ Neben dem Abschnitt „c)“ [57vl] : „Mythologie a) Personifici[run]g u[nd] Beleb[un]g d[e]r Symbole b) Vermischung mit der Urgeschi[c]hte d[e]s V[o]lk[e]s g) Ueberreste wirkl[icher] Uroff[en]b[arun]g“. 1437 „u[nd] Ueberlief[erun]g“ über der Zeile. 1438 Einfügung am Seitenrand [57vl] : „dazu besond[ers] d[e]s (sic! ) [„sittl[ichen]“ über der Zeile] Verderbniß, d[er] Leidens[c]haften etc.“ 1439 „v[ie]ll[ei]cht au[c]h“ über der Zeile. <?page no="183"?> 173 solche geschehen, u[nd] vor Allem das unvertilgbare 1440 Bedürfniß eines übersinnl[ichen] Wesens, die Ahnung, 1441 im Gefühl für ein Unsichtbares 1442 u[nd] Gewissen für Recht u[nd] Unrecht. 1443 c) Da nun aber der Mensch gleichwohl 1444 - wenn auch die klare, bestimmte Kenntniß 1445 schon geschwunden - immer noch mit allen sein[en] Geisteskräften darnach ringt, sich jenes Höheren, Uebersinnlichen zu bemächtigen, besonders bei bestimmten Ereignissen 1446 , bei außerordentl[ichen] Lebenszuständen, diese seine Geisteskräfte aber - wie eben erörtert - für sich selbst keinen sichern, untrügl[ichen] Weg zu gehen vermögen, besonders da gewöhnl[ich] eine derselb[en] mit Verdrängung der Rechte der ande[rn] vorherrscht, so ist erklärlich [,] wie eine Ver- [57vr/ 58rl] 1440 „die Einwirkung der G[o]tt[e]sidee“ über der Zeile. 1441 Durch Überschreibung unlesbar gewordene Wörter in der Zeile gestrichen. 1442 „für ein Unsichtbares“ über der Zeile. 1443 Einfügung am Seitenrand [57vl/ 58rr] , die aufgrund der Unauffindbarkeit des Einfügungszeichens im fortlaufenden Text nicht sicher zuzuordnen ist: „NB [: ] [„s[iehe] Unt[en]“ über der Zeile eingefügt] V[ie]ll[ei]cht nahm die erste Entsteh[u]ng des Naturdienstes [„d.h. der b[e]stimmt[en] Bilder u[nd] G[e]g[e]nst[än]de“ über der Zeile] auch den Anfang so: Bei dem Mangel sonst[i]g[e]r Bild[u]ngsu[nd] Ueberlief[erun]gs Mittel (des geist[i]g[en] Eigenthums) mochte man sich sichtbare Zeichen u[nd] Bilder schaff[en] [„schaff[en]“ über der Zeile], u[nd] heftete seine Gedanken u[nd] Vorstell[u]ng[en] an diese [„od[er] an das große Ganze d[e]r Natur u[nd] d[er] einzeln[en] höh[eren] Ers[c]heinung[en]“ über der Zeile]. Die urspr[ü]ngl[ichen] r[e]l[i]g[iö]s[en] Vorstell[u]ng[en] v[on] Gott z.B. mit s[einen] Eigensch[a]ften etc. schrieb man sich so gleichsam in die äußere Natur ein, vertheilte sie an bestimmte G[e]g[e]nstände der Natur [,] um sie leichter zu behalten, lebend[i]g[e]r sich vorzustellen [.] - Wie leicht war es nun da, daß die äuß[eren] Bilder in ihr[er] Großart[i]gk[ei]t [„in ihr[er] Großart[i]gk[ei]t“ über der Zeile] [,] in ihr[er] Zerstreuth[ei]t, die inn[e]rn Vorstell[u]ng[en] ganz verdrängt [„ganz verdrängt“ über der Zeile] [,] in ihrer Einheit [„z“ in der Zeile gestrichen] verdrängten (geht ja auch sonst schriftl[iche] Ueberlief[e]r[un]g rel[i]g[iö]s[er] Lehren leicht in Buchstabenknechtschaft über - [geschlossene runde Klammer gestrichen] hier [57vl/ 58rr] gingen die Symbole in d[ie] Knechtsch[a]ft der Natur Verehr[u]ng über im Klein[en] u[nd] Großen [„im Klein[en] u[nd] Großen“ über der Zeile]. (Wäre hier in den ältest[en] Zeiten d[er] M[e]ns[c]hh[ei]t kein Herabsinken v[on] höh[erer] r[e]l[i]g[iö]s[er] Erk[e]n[n]tn[i]ß thatsächl[ich,] sond[ern] umgekehrt ein Hinaufarbeiten zu höh[erer] Anschauung [,] wie hätte dann gerade die älteste Zeit Symbole - Sinnsprüche u[nd] Sinnbilder? Die älteste Zeit vielmehr müßte die Natur [„Natur“ über der Zeile] G[e]g[e]nstände selbst verehrt haben u[nd] nach u[nd] nach erst die Vergeistig[un]g d[u]rch Symbole eingetreten seyn.)“ Hier schließt folgender Abschnitt [58rr] an: „statt z.B. ein[en] Satz zu überliefe[rn]: ‚ich glaube an Gott, d[en] allmächt[i]g[en] Schöpfer Himmels u[nd] d[e]r Erde [einfaches Anführungszeichen fehlt] - statt d[ie]s[e]s Satzes mochte man d[a]s ganze Himmels-Gewölbe als Symbol dafür betracht[en] - bald ab[e]r s[c]hied man nicht mehr genau zwis[c]h[en] Himmel (d[em] Zeich[en]) u[nd] Gott [,] d[em] B[e]zeichnet[en.] - Wie man oft zw[i]s[c]h[en] Buchstab[en] d[e]r S[c]hrift u[nd] Geist kei[nen] Unt[e]rs[c]h[ie]d macht od[er] den Geist üb[er] d[en] Buchstab[en] statt Eig[en]s[c]h[a]ft G[o]tt[e]s ... (? ) ... (? ) Thier -“. An dieser Stelle ist eine weitere Randbemerkung [58rr] anzufügen: „Aus d[ie]s[e]r Buchstab[en]k[nec]htschaft d[e]r Natur [„d[e]r Natur“ über der Zeile] ging aber gerade zügellose Freih[ei]t hervor innerh[a]lb d[ie]s[er] Naturkn[e]chts[c]h[a]ft, näml[ich] jedes Belieb[i]g[e] in d[er] Natur ward gewählt u[nd] wieder verworf[en] als Zeich[en] u[nd] Ku[n]dgebu[n]g der Gottheit -“. 1444 Über der Zeile: „Indeß hat es zuverläßig nicht an Versu[c]h[en] gefehlt“. 1445 „I[n]halt“ über der Zeile. 1446 „wenn er einmal in d[ie]se Richtung erregt ist z[um] Such[en]“ über der Zeile. <?page no="184"?> 174 I [.] Kap[itel] 1447 §: 12 F[o]rts[e]tz[u]ng schiedenheit der rel[i]g[iö]s[en] Vorstell[u]ng[e]n alsbald eintreten konnte bei dem gemeinsamen Verfall. a) 1448 Die stärkste Anregung v[on] Außen, bei mangelnd[er] bestimmter Belehr[u]ng, kam für die Lebendigerhalt[un]g des Bewußts[eyns] eines Göttlichen, (Ueberird[i]s[c]h[e]n) von der Natur u[nd] ihren Erscheinungen. Da man nun diese bei mangelnder Kenntniß der Natur, nicht begriff u[nd] verstand, da sie durchaus ein Räthsel war, gleichwohl aber ganz übergewaltig, drohend, schädlich u[nd] wohlthätig, ungeheuer u[nd] endlos u[nd] wieder 1449 lieblich u[nd] lockend 1450 sich zeigte, so glaubte man bald in ihr bald jenes Wesen in Wirkl[i]chk[ei]t vor sich zu haben, dessen Ahnung im Innern so unvertilgbar sich bewährte. 1451 - Die neuesten Forschungen üb[er] die ältest[en] R[e]l[i]g[io]nen Asiens zeigen auch, daß allenthalben die großen Naturerschein[un]g[e]n es waren, die urspr[ü]ngl[ich] verehrt wurden, der blaue Himmel, die Sonne, Sterne, die Elemente u.s.w. Dieß Resultat zeigen d[ie] Forschungen üb[er] die indis[c]he[n] (Mantras) [,] 1452 persische u[nd] chinesische R[e]l[i]g[io]n. - Nicht der Thier-Cultus, nicht der eig[e]ntl[iche] Fetischismus [,] d.i. die Verehr[u]ng einzelner G[e]g[e]nstände waren die ursp[rü]ngl[ichen] R[e]l[i]g[io]nsformen; u[nd] 1453 ebenso wenig aber auch die complicirten, philos[ophischen] Systeme [,] die sich in d[en] R[e]l[i]g[io]nsbüchern d[ie]s[e]r Völker allerdings vorfinden, aber offenbar spätern Ursprungs sind. Der Sinn für d[ie]se groß[en] Erschein[un]g[e]n der Natur konnte allerdings bei einzelnen Stämmen, die in unglückliche Verhältniße geriethen, auch noch mehr verkommen u[nd] der Gesichtskreis noch beschränkter werden, d[a]h[er] dann Fetis[c]he entstanden [,] d.h. zufällig in die Sinne fallende od[er] willkührl[ich] gewählte einzelne Gegenstände wurden mit den (sic! ) innern Gefühl u[nd] Drang nach dem Unsichtbaren, Göttlichen in Bezieh[u]ng gebracht, als Erscheinung, Manifestation desselben angenommen u[nd] verehrt. 1447 „Th[ei]l“ mit „Kap[itel]“ überschrieben. - „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 18” am oberen Seitenrand [58rr] ; „18“ bezeichnet den Bogen. 1448 „Gewiß hat es [n]i[c]ht an Versuch[en] gefehlt [,] d[en] I[n]halt d[e]r Off[en]b[arun]g festzuhalt[en.] - Man wird d[a]s dazu g[e]nomm[en] hab[en] etc.“ über der Zeile. 1449 „wieder“ über der Zeile. 1450 „u[nd] lockend“ über der Zeile; „f“ in der Zeile gestrichen. 1451 Einfügung am Seitenrand [58rr] : „dessen bestimmte, ursp[rün]gl[ich] geoff[en]barte Kenntn[i]ß sich gleichwohl s[c]hon getrübt u[nd] [„od[er] th[ei]ls“ über der Zeile] verloren h[a]tte, bis auf das Such[en] desselb[en]“. 1452 Randbemerkung [58rr] : „an Indra - d[a]s hohe Himmelsgewölbe - sind die Gebete d[er] Inder [„d[er] Inder“ über der Zeile] (Mantras) gerichtet - doch so [,] als wäre d[ie]s[er] Himmel persönl[ich] - also d[ie] Ahnung eines persönl[ichen] G[o]tt[e]s wirkt noch nach, obwohl d[ie] Uebermacht der Sinne d[a]s große Himmelsgebäude substituirt - b[ei] d[en] Chinesen ist Tian (od[er] Shangti) der Himmel - u[nd] zugl[ei]ch auch G[o]tt [.] - Beides fließt da in einander über. - Tumala (finnisch) Himmel u[nd] Himmelsgott [.] Stelle bei Plato - d[a]ß d[ie] Völker d[en] Himmel als Gott verehrt - Uranos [.] Plato [,] Kratyl[os: ] ‚Die ältesten Bewohner v[on] Hellas haben, meines Bedünkens, die allein für Götter gehalten, welche auch jetzt noch vielen Barbaren dafür gelten, Sonne, Mond u[nd] Erde, die Gestirne u[nd] der Himmel.’ Herodot s[a]gt d[ie]s[e]s v[on] d[en] Persern“. 1453 „u[nd]“ über der Zeile. <?page no="185"?> 175 Die innere Ahnung G[o]tt[e]s, d[ie] Idee v[on] G[o]tt, war noch mehr verarmt, verkommen [,] d[a]h[e]r konnte man sich mit eine[m] noch unvollkommen[eren] Ausdruck dafür begnügen, u[nd] dieselbe d[a]d[u]rch schon für erschöpft halten. 1454 b) Diese Verehr[u]ng der großen u[nd] kleinen Natur-Erscheinungen th[ei]ls als Gotth[ei]t selber [,] th[ei]ls als Stell-Vertreter od[er] als äuß[ere] Manifestation derselben - denn es findet allenth[a]lb[e]n ein gewisses Schwanken [58rl/ 58vr] hierin statt, bald werden d[ie]se Erschein[un]g[e]n für d[ie] G[o]tth[ei]t selber [,] bald für seine Wirk[u]ng[e]n u[nd] Repräsentant[en] genommen, beide Annahmen fließen in einander über [,] so daß man keine bestimmte Gränze ziehen kann [.] - 1455 Diese Verehr[u]ng also, sag’ ich [,] der groß[en] u[nd] kleinen Naturerschein[un]g[e]n ist die R[e]l[i]g[io]nsform, die sich nach der Trübung der urspr[ü]ngl[ich] wahren, einfachst[en] R[e]l[i]g[io]n, am nächsten den Naturmenschen darbot. Und nun schon hier, wie nahe lag hier die Entsteh[u]ng einer Verschiedenh[ei]t der R[e]l[i]g[io]nen [,] je nachd[em] diese od[er] jene Naturgewalten besonders vor das Auge traten nach der Beschaffenheit des Landes [,] das sie sich z[um] Wohnsitz gewählt. Den Einen imponirte das Meer besonders, weil sie Anwohner desselben waren u[nd] Wohlthaten ihm verdankten u[nd] wiederum Schaden litten; andern war ein Fluß besonders wichtig, weil er auf ihr ganzes Leben u[nd] Daseyn den wichtigsten Einfluß übte [,] z.B. in Aegypten der Nil, in Indien der Ganges [.] Andern standen große Berge vor Augen mit ihren undurchforschten Wipfeln, Schluchten u[nd] Wäldern, über noch andern schimmerte der gestirnte Himmel mit besonderer Pracht u[nd] zog die Aufmerksamk[ei]t auf sich. - 1456 Allein die Verehr[u]ng d[ie]s[e]r allgemeinen, unbestimmten Gegenstände konnte dem sich immer mehr entwickelnden, in immer größern Gemeinschaften zusammenlebenden Menschen nicht genügen, man wollte sich das Göttliche näher bringen, verdeutlichen, sich gegenseitig darüber verständig[en] u[nd] dieß geschah nach der Art jener frühen Zeiten 1454 „Die innere Ahnung G[o]tt[e]s, d[ie] Idee v[on] G[o]tt, war noch mehr verarmt, verkommen [,] d[a]h[e]r konnte man sich mit eine[m] noch unvollkommen[eren] Ausdruck dafür begnügen, u[nd] dieselbe d[a]d[u]rch schon für erschöpft halten.“ in der Zeile und am Seitenrand [58rr] eingefügt. - Das in der Zeile folgende Einfügungszeichen läßt sich im fortlaufenden Text so nicht wiederfinden; dasselbe Einfügungszeichen findet sich wohl in der oben (Anm. 1350) ebenfalls nicht exakt verorteten Randbemerkung „NB [: ] („s[iehe] Unt[en]“ ... (? )). Nach dem Einfügungszeichen folgendes „Oder“ gestrichen und durch „Wir können also (Die Natur war die Bibel)“ ersetzt. 1455 Randbemerkung [58vl] : „Die r[e]l[i]g[iö]s[e] Entwi[c]kl[un]g nahm also d[en] doppelt[en] Verlauf a) V[om] größt[en] Naturobject - Himmel [-] ging der r[e]l[i]g[iö]s[e] I[n]halt immer mehr ein in Zerspl[i]tt[erun]g, in d[a]s Bes[on]dere [,] Nächste [.] - Himm[e]l [-] Gestir[ne] - Ges[c]hi[c]hte - Berge [-] S[c]hl[uc]ht[en] - Quell[en] [-] Flüße, Bäu[me] - b) U[m]gekehrt - d[a]s Göttl[iche] ward immer [me]hr aus der Natur zurü[c]kgedrä[n]gt - bis es gä[n]zl[ich] schw[a]nd [.] - Aber es hatte si[c]h in B[e]gr[i]ff[en] f[e]stgesetzt, statt in Natur Geg[en]stä[n]d[en] - d[a]h[er] d[ie]se z[u] Gött[ern] gemacht. - ad a [)] Vorherrs[c]h[en]d Phantasie ad b [)] Vorherrs[c]h[en]d R[e]fl[e]xion u[nd] Thät[i]gk[ei]t d[e]s Versta[n]des“. 1456 Über der Zeile: „b[ei] Chaldaeern“. - Einfügung am Seitenrand [58vl] : „Wie es mögl[i]ch ist [,] daß d[ie]se G[e]g[e]nst[ä]nde verehrt wurd[en,] sehen wir noch jetzt an Kindern, die das Dunkel naher Wälder mit Ehrfurcht u[nd] S[c]heu betreten, die in fernen S[c]hluchten u[nd] Dickichten unerhörte Geheimnisse ahnen, leicht Etwas sehen u.s.w.“ Darunter [58vl] : „Und Geschichte u[nd] Natur ... (? ) vermischt[en] si[c]h eb[en]so -“. <?page no="186"?> 176 nicht in Begriffen od[er] groß[en] Kunstwerken, sond[ern] in Zeichen, in Symbolen f[ür] d[as] Göttl[iche] 1457 . - Wie man sich zur Mittheil[u]ng der Gedanken übe[r]h[au]pt der Zeichen bediente, d.i. irg[e]nd ein Bild gebrauchte für d[en] mitzutheilenden Gedanken, besonders Thiere darstellte, als Ausdruck für den geist[i]g[en] Gedank[en] od[er] Begriff, 1458 woraus ja bekanntermassen die Buchstabens[c]hrift urspr[ün]gl[ich] entstanden ist 1459 (z.B. im Hebräis[c]h[en] bedeut[en] d[ie] Buchstaben häufig bestim[m]te Thiere u[nd] sollten auch urspr[ü]ngl[ich] die Form ders[e]lb[en] haben); wie dieß [,] sag’ ich [,] im Allgemeinen [58vr/ 59rl] geschah, so auch bei der Mitth[ei]l[u]ng u[nd] Bezeichnung der Ansichten u[nd] Meinungen über das Göttl[iche]. Man wählte allerlei Zeichen u[nd] Symbole [,] d.i. bildl[iche] Darstell[u]ng[e]n von Thieren, welche jene Eigens[c]haften u[nd] Kräfte besonders in sich trugen [,] die man der Gotth[ei]t zuschrieb [,] z.B. für d[ie] Stärke u[nd] Macht des Göttl[ichen] mochte man sich das Zeichen des Löwen od[er] Stieres wählen, für die schöpfer[i]s[c]h[e] Macht ders[e]lb[e]n die Kuh 1460 u.s.w. 1461 Wie es aber bei Symbolen leicht geht, daß dasjenige [,] was anfangs u[nd] urspr[ü]ngl[ich] nur Zeichen seyn soll, nach u[nd] nach für die bezeichnete Sache selbst genommen wird, so ging es hier, die Thiere [,] d.i. anfangs die bloßen Zeichen der Thiere [,] dann die lebenden Thiere selbst, wurden endl[ich] für heilig gehalten, ja zuweilen für das Göttl[i]che selbst angesehen u[nd] verehrt. So entstand der Thiercultus. - Uebrigens wurden natürl[ich] auch andere Gegenstände [,] die besond[ers] passend zu seyn schienen, als Zeichen, od[er] Symbole des Göttli[c]h[en] angenommen. - 1462 Hier zeigt 1457 „f[ür] d[as] Göttl[iche]“ über der Zeile. Randbemerkung [58vl] : „Geist u[nd] Natur vermischt[en] si[c]h also in der Entwickl[un]g der R[e]l[i]g[ion] - die Natur wob sich mit ihr[en] Ers[c]heinu[n]g[en] ein in das geist[ige] Leb[en] u[nd] seinen Proceß (wie im [men]s[c]hl[ichen] Leibe). - (Man wollte gleichsam d[a]s große Gut in kleiner Münze, das aber noch gefährlicher.)“ 1458 Randbemerkung [58vl] : „Symbole [„Thiere“ über der Zeile] für Beg[ri]ffe üb[er]h[au]pt, d[a]h[er] au[c]h für r[e]l[i]g[iö]se -“. 1459 Randbemerkung [58vl] : „od[er] and[ere] bekannte G[e]g[e]nst[ä]nde - Th[ei]le d[e]s Körpers od[er] Geräths[c]haften bedeut[en]“. 1460 Über der Zeile: „Seg[n]u[n]g[en] der F[ruc]htbark[ei]t“. 1461 Randbemerkung [59rr] : „Wie sich anf[a]ngs die größern Naturers[c]heinung[en] als unmitt[e]lb[are] Zeich[en] des Göttlich[en] aufdrängt[en,] so wählte man nun mehr selbstthätig u[nd] künstlich -“. Darunter [59rr] : „Selbst im Chr[i]st[en]th[um] wurde ja Chr[istus] als Löw[e] dargestellt - Taube etc. die Ev[a]ng[e]list[en] mit ihr[en] Thier[en]“. 1462 Randbemerkung [59rr] : „Erklär[un]g A) D[ie] Entst[e]h[un]g d[e]r Himmelsverehr[un]g B) Der Gestir[nen] Cultus C) Der Berg- [,] Meer[-] [„Meer“ über der Zeile] u[nd] Fluß-Cultus - D) Der Thier Cultus - erst Symbol - Zeich[en] der Thiere - dann d[ie] Thie[re] selbst - sehr vers[c]hied[en] E) Fetis[c]hdie[n]st F) Mythologie - Hurencultus u[nd] [„Naturu[nd] Götterges[c]hicht[e]“ unter der Zeile] G) Vermisch[un]g v[on] All d[ie]s[e]m -“. Daneben [59rr] : „ad Göttergeschichte [: ] Man belebt[e] die Sy[m]bole [-] für d[a]s Göttl[iche] selbst sie nehm[en]d - u[nd] nahm nun ihr Naturwirk[en] auf einander für geschichtl[ich,] z.B. Sonne u[nd] Erde - Uranus u[nd] Gaia - zeug[en] mit einander -“. Darunter [59rr] : „Endl[ich] nicht blos Naturgeg[en]st[ä]nd[e,] sondern auch Naturereigniße wurd[en] herbeigezog[en,] u[nd] wie d[urc]h Naturg[e]g[en]stä[n]de d[a]s göttl[iche] Sey[n] u[nd] Eig[en]s[c]haft[en] sy[m]- <?page no="187"?> 177 sich nun wieder [,] wie nahe eine immer größer werdende Verschied[e]nh[ei]t der R[e]l[i]g[io]nen lag u[nd] um so mehr [,] je 1463 größeres Gewicht man den Symbolen u[nd] zuletzt den bestimmten Thieren beilegte. Nach der Bes[c]haff[e]nh[ei]t des Landes, des Einflußes, der Thiergattungen u.s.w. richtete sich ja d[ie]s[e]r Cultus. Das Eine Volk hielt nun dieß Thier für eine besondere Manifestati[on] des Göttlichen, das Andere ein andres, je nachdem es gerade für das Land u[nd] Volk wichtig war, furchtbar u[nd] schädl[ich] od[er] nützlich. 1464 Es ist aber natürlich, daß man bei fortschreitender Bild[u]ng, je mehr sich des Mens[c]hen Wesen entfaltete u[nd] sich selber kennen lernte in sein[em] Unterschied von der äuß[ern] 1465 Natur u[nd] in seiner Erhabenheit über dieselbe, daß man, sag’ ich [,] bei d[ie]s[e]r fortschreitenden Erkenntniß auch zur Einsicht kam, das edelste Bild od[er] Symbol für die Gotth[ei]t u[nd] ihre Kräfte sei der Mensch 1466 [59rl/ 59vr] selber, da er ja die edelsten u[nd] besten Kräfte besitze u[nd] sich auch durch seine Gestalt vor All[en] üb[ri]g[en] Lebend[en] u[nd] Leblosen auszeichne. - 1467 D[a]h[e]r man in Rücksicht d[ie]s[e]r Erk[e]n[n]tn[i]ß u[nd] sich gründ[en]d auf die dunklen Erinnerungen aus der Urzeit (wo die Schöpf[u]ng stattgef[u]nd[e]n nach dem Gleichnisse der Gotth[ei]t); die Gotth[ei]t u[nd] ihre Kräfte, die Untergötter u[nd] die Genien nun in menschl[icher] Gestalt darstellte. Anfangs geschah dieß selbst noch in roher Weise durch unförmliche, kaum kennbare Figuren, die sich aber nach u[nd] nach vervollkom[mne]t[en,] aber in eigenthümlicher Weise [,] je nach dem Charakter des Volkes u[nd] Landes. In Indien z.B. bildeten sich daraus die abentheuerlichsten Figur[en] mit vielen Köpfen, viel[en] 1468 Händen, Augen u.s.w. [,] was offenbar andeuten will, daß die Gotth[ei]t auch in der einfachen bolisirt ward - so dur[c]h Naturereig[n]iße die göttl[iche] Wirksamk[ei]t - u[nd] so [en]tst[an]d dann eine Göttergeschichte - die si[c]h allmählig loslöste von sei[nem] ursp[rün]gl[ichen] Bod[en.]“ Darunter [59rr] : „Das Eine Volk hielt dieß Thier für besond[ers] passend als Symbol des Göttl[ichen], das Andere ein anderes; u[nd] da man bald d[ie]s[en] Symbol[en] eine überwieg[en]d große Bedeut[un]g zuschrieb u[nd] sie g[ö]ttl[ich] verehrte - so war Verschied[en]h[ei]t der R[e]l[i]g[ion] vollendet“. Daneben [ 59rr] : „Dabei noch in Betracht zu zieh[en] die du[n]kl[e] Stu[n]de der wirkl[ichen] Uroff[en]barung.“ 1463 „wich“ in der Zeile gestrichen. 1464 Im Nachhinein in die Zeile eingefügt: „(Beisp[iele] solch[er] Vers[c]h[ie]d[en]h[ei]t selbst bei d[en] einzeln[en] Namen in Aegypten)“. Randbemerkung [59rr] : „Entsteh[en] der Mythologie [: ] a) Man personificirt[e] Natursy[m]bole u[nd] ihr V[e]rh[ä]lt[n]iß zu [einan]der - Der M[en]s[c]h war ... (? ) paß[en]der[e]s Symbol erkannt - ... (? ) b) Dann d[ie] Geschichte d[e]s ... (? ) [m]it d[e]r Ges[c]hi[c]hte d[e]r Uroff[enbarung] vermischt.“ 1465 „äuß[ern]“ über der Zeile. 1466 Unter der Zeile: „Je na[c]h d[em] eig[en]thü[m]l[ichen] Volksgeist -“. 1467 Randbemerkung [59vl] : „Drei Factoren thät[i]g, zusamm[en]wirk[en]d b[e]i d[e]r Mythologie a) Du[n]kle Reste d[er] Uroff[en]b[arun]g - Ges[c]h... (? ) P...ion (? ) b) Sage[n] u[nd] Hym[nen] auf große hervorrag[en]d[e] Männer - Heroen c) Beleb[un]g der Symbole - di[e] für d[a]s G[ö]ttl[iche] selbst genomm[en] wurd[en] - wod[urc]h Naturereig- [ni]ß[e] als ges[c]hichtl[ich] betr[ac]htet wurd[en] (Vereinig[un]g der bild[en]d[en] u[nd] dichtend[en] Phantasiethät[i]gk[ei]t d) Mensche[n]g[e]stalt[en] als künstl[iche] Symbole u[nd] Vergötterung ders[e]lb[en] u[nd] phantast[ische] Beleb[un]g“. 1468 „viel[en]“ über der Zeile. <?page no="188"?> 178 menschl[ichen] Gestalt nicht den entsprechenden Ausdruck finden könne, wegen der Ueberfüll[e] v[on] Kräften, Eigenschaften etc. [,] was d[u]rch die Vielh[ei]t der Organe angedeutet werden sollte; der üppige Reichthum der sonst[i]g[en] Vegetation des Landes prägt sich auch in d[ie]s[e]n Götterbildern aus. 1469 Bei den Aegyptiern hingegen, wo die Verehr[u]ng der Thiere besonders eingebürgert war, hielt man so fest an diesen, daß 1470 sie der menschl[ichen] Gestalt nicht ganz wichen, sond[ern] eine Vermisch[u]ng stattfand, indem man häufig 1471 entweder dem menschl[ichen] Leibe einen Thierkopf aufsetzte, od[er] umgekehrt einem menschl[ichen] Haupte einen Thierleib anfügte. Hinwiederum wurden bei den Griechen, die für edle Menschenbild[u]ng u[nd] Schönheit besondern Sinn hatten, die urspr[ü]ngl[ich] rohen Göttergestalten zu den herrlichsten Idealen v[on] Würde, Kraft, Anmuth, Schönheit u.s.w. ausgebildet; sie hielten das Göttliche vorzügl[ich] in der Form des Schönen [,] Edlen, fest. 1472 g) Aber es war eine noch größere 1473 Vervollkom[m]nung der R[e]l[i]g[io]nen auch d[u]rch blos menschl[iche] Kräfte möglich, u[nd] sie fand auch statt. - Je mehr die Natur in ihren Erscheinungen, Kräft[en] u[nd] Wirkungen nach ihrem causalen Zusammenhang erkannt wird, desto mehr verschwindet die Vorstell[u]ng von unmittelbarer, göttl[icher] Wirk[u]ng [59vr/ 60rl] I [.] Kap[itel] 1474 §: 12 1475 F[o]rts[e]tz[u]ng von Göttern in Quellen, Flüßen, Wolken u.s.w. Ueb[e]rh[au]pt je mehr in das Dunkel der Natur mit der Fackel des Verstandes hineingeleuchtet wurde 1476 , desto weiter zog 1477 1469 Randbemerkung [59vl] : „Die Symbolik u[nd] Mythologie ward dann auch vermischt in d[en] menschl[ichen] u[nd] thieris[c]h[en] Götterbildern -“. Darunter [59vl] : „So weit d[ie] Thät[i]gk[ei]t der Phantasie“. Darunter [59vl] : „Die eins[e]it[i]g[e] Phantasie brachte es zu einer concr[e]t[en] si[nn]l[ichen] Dießeit[i]gk[ei]t - u[nd] Vielh[ei]t [,] d[e]r ei[n]s[e]it[i]g[e] Verst[an]d zu ein[er] abstract[en] Jenseit[i]gk[ei]t u[nd] unb[e]st[imm]t[en] Ei[n]h[ei]t. Nun d[ie] Thät[i]gk[ei]t d[e]s Verstand[e]s - die zuletzt auch zu Buchstab[en]di[en]st führte)“. Eine der geschlossenen Klammer korrespondierende geöffnete Klammer ist unauffindbar. 1470 „man“ in der Zeile gestrichen. 1471 „häufig“ über der Zeile. 1472 Einfügung am Seitenrand [59vl] : „Dazu kam dann noch d[a]s Histor[i]s[c]he, die geschichtl[iche] Vergangenh[ei]t d[e]s Volkes, die glei[c]h d[em] Lande [,] das es bewohnte [,] Einfluß übte auf die Eigenthüml[i]chk[ei]t der R[e]l[i]g[ion] u[nd] zur verschied[enen] Gestalt[un]g ders[e]lb[en] beitrug [„beitrug“ über der Zeile] [.] Wie in [„in“ über der Zeile] d[en] groß[en] [„groß[en]“ über der Zeile] Erscheinu[n]g[en] der Natur, wie in [„in“ über der Zeile] d[en] einzel[nen] Erschei[nun]g[en] ders[e]lbe[n] d[ie] Thiere etc. - so auch erblickte man in d[en] groß[en] Männer[n] d[e]s Volkes, der Vergang[en]h[ei]t ein[en] bes[on]d[eren] Ausdruck für d[a]s Göttl[iche], man verehrte sie göttl[ich], erhob sie z[u] Schutzgotth[ei]t[en]. Da nun jedes Volk seine eigenthüml[ichen] Held[en] hatte, so war dieß neuerdi[n]gs eine Veranlaß[un]g mehr zur Verschied[en]h[ei]t der R[e]l[i]g[io]nen [.] D[ie]se groß[en] Männer vers[c]hmelz[en] häuf[i]g [„mit“ in der Zeile gestrichen] in d[er] Vorst[e]ll[un]g d[e]s V[o]lkes mit ihr[en] Naturg[o]tth[ei]t[e]n in Eins zusamm[en,] so bei d[en] Aegypt[ern] war d[er] Osiris offe[n]bar ein groß[er] histor[ischer] König, zugl[eic]h d[e]r Nil u[nd] zugl[ei]ch d[er] höchste G[o]tt.“ 1473 Über der Zeile: „Verstand[e]sthät[i]gk[ei]t“. 1474 „Rel[i]g[io]nsphilos[ophie] 19” am oberen Seitenrand [60rr] ; „19“ bezeichnet den Bogen. 1475 „15“ über der Zeile. 1476 „wurde“ über der Zeile. <?page no="189"?> 179 sich [,] so zu sagen, das Göttliche zurück u[nd] blos Natürliches kommt zum Vorschein. 1478 Es verschwanden so die Götter nach u[nd] nach vom Land [,] vom Meer, v[on] den Gipfeln der Berge, endl[ich] selbst vom sichtbaren Himmel. - Das Göttliche zog sich in ein Jenseits zurück 1479 , u[nd] hier nun war es dem menschl[ichen] Verstande unerreichbar u[nd] unerkennbar, der menschl[ichen] Phantasie unvorstellbar. Man bezeichnete d[a]h[e]r die höchste Gotth[ei]t als das Unsichtbare, Namenlose, Unerkennbare, als das Mysterium geradezu, als Unendlichk[ei]t, 1480 Unveränderlichk[ei]t im Gegensatze zu der ird[i]s[c]h[en] Endlichk[ei]t u[nd] Veränderung; 1481 als das ewig Ruhige 1482 im Gegensatz zur beständ[i]g[en] Beweg[u]ng des Irdis[c]hen u.s.w. 1483 Freilich setzte d[ie]se Erk[e]n[n]tn[i]ß schon einen bedeutenden Grad von Bild[u]ng u[nd] Erken[n]tniß voraus, der fand sich aber auch bei den groß[en] 1484 Völkern des Alterthums wenigstens bei einer Mens[c]h[en-]Klasse 1485 derselben, näml[ich] bei den Priesterschaften. Diese hatten sich 1477 „zog“ über der Zeile ersetzt „zieht“ in der Zeile. 1478 Randbemerkung [60rr] : „NB [: ] Damit die Phantasie Alles vergöttern könnte [,] war G[o]tt[e]sidee nothw[en]d[i]g [.] - Es ers[c]hi[en] ihr Alles wie G[o]tt (göttl[ich]) [.] Damit der Verstand All[e]s entgötterte [,] war wieder G[o]tt[e]s[i]d[ee] noth[w]e[n]d[i]g [.] - Er [m]ußte wiss[en,] was ... (? ) - was Nichtgott. Nun begann d[u]rch Naturerk[enn]t[n]iß u[nd] d[u]rch d[en] Verstand ein e[n]tgeg[en]gesetzter Proceß. D[u]rch d[ie] Phantasie war[en] d[ie] Götter in d[ie] Natur hereingedichtet word[en] (b[e]i Unk[enn]t[n]iß ders[e]lb[en]) - d[u]rch d[en] Verstand wurd[en] sie wieder hinausgetrieb[en] -“. Darunter [60rr] : „2. E[n]twickl[un]gspotenz u[nd] Reihe (? ) - Der Verst[an]d war zwar au[c]h b[e]i der 1. E[n]twi[c]kl[un]gspot[en]z od[er] Reihe (? ) thät[i]g [,] aber mehr zurü[c]kgedrä[n]gt -“. 1479 Einfügung am Seitenrand [60rr] : „vor der ird[i]s[c]h[en] [„ird[i]s[c]h[en]“ über der Zeile] Thät[i]gk[ei]t der mens[c]hl[ichen] G[ei]st[e]skr[ä]fte. N[ota] Für das r[e]l[i]g[iö]s[e] [„r[e]l[i]g[iö]s[e]“ über der Zeile] Gefühl war das st[e]ts vorhand[en.] Es bild[e]t d[en] du[n]kl[en] Hintergrund d[e]r bu[n]t[en] Göttersymbole u[nd] Myth[en.] - Nu[n] schw[an]d d[a]s bu[n]te Gewirr u[nd] es trat b[e]st[imm]t[e]r hervor.“ 1480 Unleserliche Wörter über der Zeile. 1481 Randbemerkung [60rr] : „Als d[ie]s[e]s Verborgene Etwas, als Allgewalt hatte d[a]s Göttl[iche] stets d[en] du[n]kl[en] Hi[n]t[e]rgru[n]d au[c]h der Phantasie ... (? ) gebildet [.] - Nu[n] trat es [me]hr hervor als die schö[nen] Täusch[un]g[en]“. 1482 „Nirvana“ über der Zeile. 1483 Einfügung am Seitenrand [60rr] : „s[iehe] b[ei] einzeln[en] Völk[ern,] b[ei] d[en] Aegypt[iern] Amun, b[ei] d[en] Indiern Brahm[a,] bei d[en] Buddh[isten] Buddha [„Nirwana“ über der Zeile] etc. [,] b[ei] d[en] Griechen eiv m... (? ) [,] das fatum der Römer, b[ei] d[en] Pers[ern] Zamane akerene (? ) (bei den deuts[c]h[en] (? ) Alhadir) [.] D[ie]s[e]s Verborg[ene], Une[n]dl[iche] aber kam selbst nach Eig[en]th[üm]l[ic]hk[ei]t d[e]r Völk[e]r vers[c]hi[e]d[en] z[um] Bewußts[e]y[n]. Was im Gefühl d[e]s V[o]lk[e]s bei aller Viel-Götterei noch ruhte od[er] in dunkler Sage lebte - im Affect sich offenbarte (Tert[ullian] (? )) u[nd] bei Wild[en] in groß[en] Augenblick[en] - fand nun auch die Wiss[e]ns[c]h[a]ft, der Verstand. Jenes verborgene g[ö]ttl[iche] Urwesen ist d[ie]s[e]n Völkern gleichsam der g[ö]ttl[iche] [„g[ö]ttl[iche]“ über der Zeile] Grund, (Stoff) [,] von dem sich die einzelnen Göttergestalten loslösen, auf dem sie aber immer noch ruhen, v[on] dem sie abhäng[i]g sind sogar. (Wie d[ie] groß[en] Sterne sich v[on] d[em] Urstoff, d[er] Milchstr[a]ße od[er] d[en] Nebelfleck[en] loslösen.) Ganz ers[c]höpf[en] konnte u[nd] wollte die Pha[n]tasie d[a]s Göttl[iche] mit ih[ren] G[e]st[a]lt[en] [nic]ht [,] d[a]h[er] blieb ei[n] du[n]kl[e]r Hi[n]tergru[n]d [.] - Wie also das Vorherrschen der Einbild[un]gskraft auf rel[i]g[iö]s[em] Gebiet den Polytheismus ges[c]haff[en] hat - so schuf das Vorherrs[c]hen des Verstandes den Pantheismus - (od[er] Dualismus)“. 1484 „R[e]l[i]g[io]nen“ in der Zeile gestrichen. 1485 „Mens[c]h[en-]“ über der Zeile. <?page no="190"?> 180 ja urspr[ü]ngl[ich] zu dem Zwecke gebildet, die r[e]l[i]g[iö]s[en] Lehren zu bewahren u[nd] zu bilden, hatten also dieß zum Lebens-Beruf [,] u[nd] so entstanden d[u]rch ihr Studium die großen R[e]l[i]g[io]nssysteme [,] z.B. der Indier, der Aegyptier, der Buddhaisten, 1486 u.s.w. Diese tiefere Erkenntniß blieb freilich größt[en]th[ei]ls dem Volke unzugänglich, blieb Geheimlehre. Aber vorhanden war sie zuverläßig, weil uns Urkunden davon jetzt nach u[nd] nach bekannt werden. 1487 Diese Spekulation konnte aber auch zu ein[em] andern r[e]l[i]g[iö]s[en] Systeme führen [,] nicht blos zu dem Einen, unendlichen, namenlosen, verborgenen Wesen, v[on] dem Alles ausging u[nd] in das Alles zurückkehrte. 1488 Sie konnte näml[ich] ausgehend v[on] d[em] großen Zwiespalt [,] der allenthalben sich zeigt, v[on] dem Kampf u[nd] Gegensatz des Guten u[nd] Bösen, der [60rl/ 60vr] das ganze Leben der Menschheit durchdringt, zu der Ueberzeugung v[on] zwei verschiedenen, ja feindlich[en] Grundwesen kommen, die bei der Entsteh[u]ng oder Schöpf[u]ng der Welt thätig gewesen, einem guten u[nd] einem bösen. 1489 So sehen wir, wie das Uebel [,] der böse Wille 1490 , die Sünde des Menschen nicht blos üb[e]rh[au]pt seinen Geist verdunkelte u[nd] die Ueberlief[e]r[u]ng trübte, sondern auch die üb[ri]g[en] 1491 G[ei]st[e]skr[ä]fte auf das bestimmteste irre leitete, wie in d[ie]s[e]m Falle es mit dem Denken geschah. Einerseits nämlich ließ es die eingeborne unvertilgbare Idee v[on] Gott nicht zu, ihn 1492 als absichtl[ichen] Urheber des Bösen in der Welt zu betrachten, andrers[ei]ts war aber das Böse doch einmal da [,] u[nd] zwar in übermächtiger Weise, man glaubte d[a]h[e]r [,] dieß nicht anders erklären zu können, als durch Annahme eines bösen Princip’s, einer bösen Gotth[ei]t. - 1493 Anklänge eines solchen Dualismus finden sich fast in allen R[e]l[i]g[io]nen, dann allenthalben finden wir neben guten Göttern auch böse verehrt, bei ganz verwahrlosten Völkern die letztern sogar 1486 „der Perser“ in der Zeile gestrichen. 1487 Durchgestrichene Randbemerkung [60rr] : „D[ie] alt[en] einzeln[en] [„einzeln[en]“ über der Zeile] Götter u[nd] R[e]l[i]g[ionen] [„u[nd] R[e]l[i]g[ionen]“ über der Zeile] sind d[ie]s[e]r Reflexion, d[ie]s[em] Ei[n]he[i]tsstreb[en] d[e]s G[ei]st[e]s bei forts[c]hreit[e]nder Bild[un]g auch größt[en]th[ei]ls erlegen, die R[e]l[i]g[ionen] [„Vielgötterey“ über der Zeile] löst[en] si[c]h auf, verlore[n] Glau... (? ) u[nd] Macht üb[er] d[ie] Mens[c]hen.“ 1488 Einfügung am Seitenrand [60rr] : „halb pantheist[isch], halb theistis[c]h - ineinander spielend -.“ 1489 Randbemerkung [60vl] : „NB [: ] Die Spekulat[ion] selbst [„selbst“ über der Zeile] ward in ihr[er] Eig[en]thü[m]l[i]chk[ei]t u[nd] Ri[c]ht[un]g doch au[c]h wied[e]r bestimmt d[u]rch die Eig[en]thü[m]l[i]chk[ei]t der Volksrel[i]g[io]n - wie si[c]h d[ie]ß b[e]i d[em] persis[c]h[en] Dual[i]sm[us] zeigt [.] - Die Volksr[e]l[i]g[ion] hält s[c]h[on] an Zwei[en] b[e]s[on]d[er]s f[e]st: An Licht - u[nd] Finster[n]iß [.] - (Und d[er] Gru[n]dz[u]g d[e]s pers[i]s[c]h[en] Volkes ist ethis[c]h. Ob ab[e]r di[e]ß als Folge od[er] als Ursache ihre[s] dual[i]st[ischen] Urspru[n]g[s] zu betra[c]ht[en]? ) (Eig[en]thü[m]l[iche] G[e]s[c]h[i]chtl[iche] Ereig[n]iße mög[en] [m]itgewirkt hab[en]).“ 1490 „der böse Wille“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „das Böse“. 1491 „üb[ri]g[en]“ über der Zeile. 1492 Das ursprüngliche „ihm“ durch Streichung zu „ihn“ korrigiert. 1493 Randbemerkung [60vl] : „NB [: ] Modifikati[onen] der R[e]l[i]g[io]n ergab[en] sich auch d[u]rch die Thät[i]gk[ei]t d[e]s Verstandes - je nachdem man d[ie]s[e]s od[er] jenes g[ö]ttl[iche] Attribut b[e]s[on]d[er]s betonte - u[nd] mit der Welt u[nd] ihren G[e]g[en]st[än]d[en] u[nd] B[e]s[c]haff[en]h[ei]t[en] vergli[c]h - z.B. entwed[e]r die noth[wen]d[i]g[e] [„noth[wen]d[i]g[e]“ über der Zeile] Ei[n]h[ei]t - g[e]g[en]üb[er] der Vielh[ei]t [,] die nothw[en]d[i]g[e] [„nothw[en]d[i]g[e]“ über der Zeile] Güte geg[en]über d[em] Bös[en] u[nd] Uebel i[n] d[er] Welt“. <?page no="191"?> 181 oft 1494 vorherrschend, aber zu einem großen R[e]l[i]g[io]ns-System 1495 ausgebildet finden wir d[ie]s[e]n Dualismus bei den Persern, in der R[e]l[i]g[io]n Zoroaster’s. Zwei Principe, ein gutes [,] Ormuzd [,] u[nd] ein böses, Ahriman 1496 , stehen in u[nd] außer der Welt v[on] Anfang an sich gegenüber u[nd] führen beständigen Streit untereinander; auf Seite eines Jeden steht eine Anzahl Geister, Genien (Amschaspands, Txeds u[nd] Dharvands, Dev’s) u[nd] das Mens[c]henges[c]hlecht th[ei]lt sich ebenfalls u[nd] stellt sich auf eine der beiden Seiten, zum guten od[er] bösen Principe. Doch ist auch hier der Dualismus kein absoluter, zwar ein vorzeitlicher, d.h. schon vor Entst[e]h[u]ng d[ie]s[e]r Welt vorhanden, 1497 aber kein urewiger (? ). Der Gegensatz u[nd] Streit dauert nicht v[on] Ew[i]gk[ei]t zu Ewigkeit, sond[ern] endigt am Schluß der Zeiten mit dem Sieg des Guten; so wie auch nach einigen Andeutungen der Zwiespalt aus einem guten Urwesen hervor gegangen - der Sernane akerene, indem anf[a]ngs beide [,] Ormuzd u[nd] Ahrimann [,] gut waren, der letztere aber v[on] Haß geg[en] s[eine] Brüder erfüllt ward u[nd] s[eine] Schöpf[u]ng, die Welt verdarb, u[nd] ein[en] Theil der G[ei]st[e]r auf s[eine] Seite brachte. [60vr/ 61rl] III) 1498 Ueberblicken wir nun das bisher über die Entsteh[u]ng der Vielheit der R[e]l[i]g[io]nen Bemerkte, so zeigt sich als der eig[e]ntl[iche] Grund davon, d[a]ß die anfängl[iche] Wahrh[ei]t 1499 u[nd] Einheit derselben sich nicht erhielt, fürs Erste der Mangel an rechter andauernder Unterweisung, wodurch das Verständniß der rel[i]g[iö]s[en] Ueberlief[e]r[u]ng d[er] ursp[rüng]l[ichen] Off[e]nb[aru]ng 1500 sich immer mehr trübte, dann der Mangel an 1501 Ausbild[u]ng der geist[i]g[en] Kräfte u[nd] das einseit[i]ge Hervortreten derselben, dann die übermächtige Sinnlichkeit d[ie]s[e]r ersten Natur-Menschen u[nd] d[a]h[e]r der große Eindruck [,] den die Naturerscheinungen auf dieselben machen mußten, wod[u]rch sie bald an die Stelle des Einen G[o]tt[e]s traten, weil sie der dem Menschen eingebornen Idee v[on] der G[o]tth[ei]t d[u]rch ihre Gewalt, ihre Großartigkeit u[nd] wohlthät[i]g[en] od[er] schädlichen Wirk[u]ng[e]n, zu entsprechen schienen; endl[ich] waren auch ein Hauptgrund der Verdunkl[un]g u[nd] des Verfalls der urspr[ü]ngl[ichen] R[e]l[i]g[io]n die mächt[i]g[en] Leidenschaften, welche die G[ei]st[e]skräfte gefangen nahmen für ihren Dienst u[nd] sie abzogen vom Dienste der 1494 „oft“ über der Zeile. 1495 „R[e]l[i]g[io]ns-“ über der Zeile. 1496 Ursprüngliches „Ahrimann“ durch Streichung zu „Ahriman“ korrigiert. 1497 Unleserliche Buchstaben in der Zeile gestrichen. 1498 Randbemerkung [61rr] : „Nur der Wille brachte keine veredel[n]d[e] Veränd[e]ru[n]g hervor in d[er] R[e]l[i]g[io]n [,] sond[ern] ei[ne] verschlimmernde - d[a]h[er] d[ie] Off[e]nb[arun]g vor All[em] stets mit Beßeru[n]g d[e]s Will[en]s begann - da d[a]d[u]rch alles Andere erst Werth erhielt.“ Darunter [61rr] : „In d[er] S[c]h[r]ift wird d[em] Will[en] d[ie] E[n]tst[e]h[un]g d[e]s H[ei]d[en]thu[m]s zuges[c]hrieb[en] -. Natürl[ich] dann d[u]rch schl[e]cht[en] Will[en] ist Phant[a]sie u[nd] Verst[a]nd in Di[en]st genomm[en] u[nd] in d[er] Thät[i]gk[ei]t b[e]stimmt - (Veranlaß[un]g u[nd] Beginn des Verfalls) [.] Wille ist allerdings das Wichtigste [,] Entscheid[en]d[e] Verdienst u[nd] Mißverdienst d[e]s r[e]l[i]g[iö]s[en] Glaub[en]s b[e]stimmend [.] - Eig[en]tl[icher] Abfall. Heid[en]th[um] kommt v[om] Will[en]. D[u]rch schli[mmen] Will[en] u[nd] die veräuß[e]rl[i]chte Ph[a]ntasi[e]thät[i]gk[ei]t u[nd] räsonnir[en]d[e] Verst[an]d[e]s Thät[i]gk[ei]t - e[n]tst[an]d der Pharisäis[mu]s u[nd] Saduzäis[m]us -“. 1499 „Wahrh[ei]t“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „Reinheit“. 1500 „d[er] ursp[rüng]l[ichen] Off[e]nb[aru]ng“ über der Zeile. 1501 „Unvollkommenh[ei]t d[er]“ über der Zeile. <?page no="192"?> 182 wahren Ueberlief[e]r[u]ng 1502 u[nd] - wie sich ja dieß noch jetzt in der Erfahr[u]ng zeigt - zu Verfälsch[u]ng der reinen R[e]l[i]g[io]nslehre verleiteten. 1503 War aber nun einmal d[ie]se Bahn eingeschlagen, dann konnte es leicht geschehen, daß selbst jene Kräfte u[nd] Thätigk[ei]t[e]n u[nd] jene rel[i]g[iö]s[en] Anordnungen, die sonst 1504 dazu dienen konnten, das urspr[ü]ngl[ich] wahre r[e]l[i]g[iö]s[e] Bewußts[eyn] in seiner Einheit 1505 u[nd] Wahrheit zu erhalten, zu noch größerer Zersplitterung beitrugen, wie eben gezeigt wurde; 1506 ich meine nämlich die äußere Darstell[u]ng des Göttlichen d[u]rch die Produkte der Phantasie in Bildern, als Zeichen u[nd] Symbolen des Göttlich[en]. Dieses feste, bestimmte Fixiren innerer Vorstellungen in äuß[eren] Bildern ist ja sonst geeignet [,] das innere 1507 Schwanken u[nd] Verändern d[ie]s[e]r Vorstell[u]ng[e]n zu vermeiden u[nd] sie in ihrer Identität zu erhalten u[nd] zu überliefern. - In uns[erem] Falle aber, bei der innern Unklarheit u[nd] schon eingetreten[en] 1508 Verworrenheit des Göttlichen im Innern, war die äußere 1509 [61rl/ 61vr] Darstell[u]ng selbst sehr schwankend u[nd] v[on] Zufälligk[ei]t[en] abhängig u[nd] dadurch sehr mannigfaltig u[nd] verschieden. Da aber dann wiederum d[ie]se Darst[e]ll[u]ng[en,] Symbole selbst in ihrer Verschiedenheit häufig an die Stelle des Dargestellten, des Göttlichen traten, so ward die Zersplitter[u]ng noch größer. 1510 Die 1511 Wiss[e]ns[c]h[a]ft [,] die sich nach u[nd] nach entwickelte, wurde th[ei]ls selbst v[on] der rechten Bahn u[nd] v[on] ihrem sonst natürl[ichen] Streben nach Einheit 1512 abgeleitet, 1513 wie wir das bei der Entsteh[u]ng des Dual[i]sm[us] eben gesehen haben, th[ei]ls kam sie zwar zu d[ie]s[e]m angestrebten Einheitsziele für alles Daseyende, aber 1502 Randbemerkung [61rr] : „d[en] Spiegel des Geistes trübten - in dem die G[o]tt[e]sidee dad[ur]ch verdunkelt ward“. 1503 Randbemerkung [61rr] : „Weiterer Verlauf d[u]rch Phantasie u[nd] Bilder - Polyth[ei]sm[us]“. 1504 „sonst“ über der Zeile. 1505 Ursprüngliches „Reinheit“ durch Überschreibung zu „Einheit“ korrigiert. 1506 Randbemerkung [61rr] : „Die Polyth[ei]s[me]n hielt[en] die Leb[en]d[i]gk[ei]t d[e]r G[o]tth[ei]t fest - ohne Ei[n]h[ei]t [.] Der Abstracte Monoth[ei]s[mus] die Ei[n]h[ei]t - ohne Leb[en]d[i]gk[ei]t. Buchstab[en]di[en]st - B[e]gr[i]ffsdi[en]st“. 1507 „innere“ über der Zeile. 1508 „schon eingetreten[en]“ über der Zeile. 1509 Randbemerkung mit Einfügungszeichen [61rr] : „Ob[en]“. Offensichtlich ist damit die mit demselben Einfügungszeichen und mit dem Hinweis „Unt[en]“ eingeleitete Randbemerkung [61rr] gemeint, die allerdings wieder gestrichen wurde: „d[a]h[er] anfängl[ich] zwar nur [„zwar nur“ über der Zeile] als paßend[e] Zeichen [„Symbole“ über der Zeile] für d[ie] G[o]tth[ei]t angesehen werd[en] mocht[en], bald aber für d[ie] G[o]tth[ei]t selbst gelt[en] - todter Buchstabe [,] nachdem der G[ei]st entfloh[en] war -“. 1510 Einfügung am Seitenrand [61vl] : „Ob[en] Da d[er] Buchstabe d[a]s äuß[ere] Zeich[en] blieb, der Geist erlosch [,] so ward d[ie] Wahrh[ei]t verlor[en]“. 1511 „nach u[nd] nach sich entwickelnde“ in der Zeile gestrichen. 1512 Randbemerkung [61vl] : „Einig[un]gsstreb[en] d[u]rch Wiss[e]ns[c]h[a]ft a) konnte ins J[en]seits [n]i[c]ht dring[en] b) ward i[m] Einig[un]gsstr[e]b[en] taus[en]df[a]lt[i]g beirrt d[u]rch Wahr[ne]h[m]u[n]g d[e]s Bös[en]“. 1513 Einfügung am Seitenrand [61vl] : „aber durch die Wahrnehmung des so übermächtig herrs[c]h[en]d[en] Bösen u[nd] Irrthu[m]s - d.h. die Wahrnehmu[n]g des Irrth[ums] u[nd] d[e]s Bös[en] zeugte wieder Irrthum u[nd] Böses -“. <?page no="193"?> 183 das Resultat war nur ein sehr unbestimmtes, fast negatives, sie kam näml[ich] zur Behaupt[u]ng, eines Unendlichen, Namenlosen, Unerkennbaren, Verborgenen, Unaussprechlichen, 1514 weiter kann in der That auch die Wiß[e]nschaft für sich allein, d[u]rch bloße Betracht[u]ng der Welt nicht in der Erk[e]n[n]tn[i]ß des Göttlichen kommen, wie wir später sehen werden. Aber auch d[ie]s[e]s unvollständ[i]ge Resultat, das wenigstens auf die Einheit G[o]tt[e]s hinwies u[nd] den (sic! ) Aberglauben u[nd] d[er] Vielgötterei widerstehen mußte, war der groß[en] Menge unzugänglich, war u[nd] blieb r[e]l[i]g[iö]s[e] Geheimlehre der Priester u[nd] Gebildeten - d[a]s Volk würde sich auch mit d[ie]s[e]m Unbestimmten, Unverständlichen schwerlich begnügt u[nd] zufrieden gegeben haben, denn es fordert auch in der R[e]l[i]g[io]n stets etwas Bestimmtes, Klares, Nennbares u[nd] wo möglich auch Sichtbares. 1515 Das konnte jener spekulative Pantheismus der alt[en] oriental[ischen] R[e]l[i]g[io]n[en] nicht geben 1516 [,] so wenig als der in uns[erer] Zeit. 1517 IV 1518 [)] Der Verlauf der R[e]l[i]g[io]nsentwickl[u]ng ist also im Großen u[nd] Ganzen ungefähr folgender 1519 : Der urspr[ü]ngl[ich] einheitliche, wahre G[o]tt[e]sglaube geht nach u[nd] nach über in Verehr[u]ng der Welterscheinung[en] im Großen u[nd] bei noch tiefern (sic! ) Fall in Verehrung einzelner, zufällig auffallender sinnl[icher] Gegenstände [,] mit andern Worten der Glaube geht über in Aberglauben, th[ei]lw[ei]se od[er] größtenth[ei]ls ganz bis auf wenige Spuren von noch übriger Ahnung des wahren göttl[ichen] Wesens. 1520 Der Aber- [61vr/ 62rl] I [.] Kap[itel] 1521 §: 12 1522 F[o]rts[e]tz[u]ng glaube näml[ich] ist nichts Andres, als im Grunde genommen dieß 1523 [,] daß unbedeutenden od[er] wenigstens rein natürlichen 1524 Dingen od[er] zufälligen Ereignissen u[nd] Erscheinungen unmittelbare göttl[iche] Wirk[u]ng zugeschrieben wird, daß darin unmit- 1514 Randbemerkung [61vl] : „Abstracte Ei[n]h[ei]t - Gedank[enein]h[ei]t -“. 1515 Randbemerkung [61vl] : „Ob damit Alles erklärt - ob Orakel etc., ob [n]i[c]ht Dämon[en] nothw[en]d[i]g. - Die Mögl[ic]hk[ei]t ist [n]i[c]ht abzuspr[e]ch[en] - aber d[ie] Wirkl[i]chk[ei]t [n]i[c]ht zu bew[ei]s[en] - da wir die ... (? ) Kräfte des Mensch[en]w[e]s[en]s noch ni[c]ht g[e]nug kannten. -“ 1516 Einfügungszeichen in der Zeile, dem aber am Seitenrand keine Randbemerkung zugewiesen wird. 1517 Einfügung am Seitenrand [61vl] : „Er konnte dem Polytheismus u[nd] Volksglaub[en] [„u[nd] Volksglaub[en]“ über der Zeile] zerstör[en], aber nicht eine neue R[e]l[i]g[ion] gründ[en]“. 1518 „IV“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 1519 Einfügung über der Zeile: „v[on] subj[ectiver] Seite gefaßt - v[on] Seite des rel[i]g[iö]s[en] Subjectes nicht mehr d[e]s verehrt[en] Objectes betrachtet“. Randbemerkung [61vl] : „V[on] Seite des rel[i]g[iö]s[en] Subjectes das Vorige betrachtet -“. 1520 Randbemerkung [61vl] : „Obj[ect: ] a) äußerl[iches] Obj[ect] sub[jectiv] a) Ab[e]rglaube - Ueberg[an]g ... (? ) b) Streb[en] nach Vergeist[i]g[un]g - Symb[ol] Thiere, b [)] Irrglaube (Heid[en]th[um]) M[e]ns[c]h[en], Götter c) Verallgemei[nerun]g - Unb[e]greifl[iches] Allgemeines c [)] Unglaube“. 1521 „Rel[i]g[io]nsphilos[ophie] 20“ am oberen Seitenrand [62rr] ; „20“ bezeichnet den Bogen. 1522 „16“ über der Zeile. 1523 „dieß“ über der Zeile. 1524 „zufälligen“ in der Zeile gestrichen. <?page no="194"?> 184 telbare göttl[iche] Manifestation erblickt u[nd] verehrt od[er] noch mehr Solches für das Göttliche selbst hält. 1525 Der Aberglaube mischt sich zwar mehr od[er] weniger in alle R[e]l[i]g[io]nen, er entspringt aus dem irdis[c]h[en] Sinne des Menschen, aus sein[em] übermäß[i]g[en] Haften am Sinnliche[n] u[nd] Sichtbaren; aber eig[e]ntl[ich] die R[e]l[i]g[io]n des Aberglaubens kat’ evxoch,n ist der sog[enannte] Fetis[c]hismus [,] den man auch wohl s[c]hon 1526 die R[e]l[i]g[io]n der Zauberei genannt hat. Der Aberglaube ist ein Kind der Unwissenh[ei]t 1527 , des Mangels an Denken, u[nd] ist der tiefsten Culturstufe am meisten eigen; 1528 obwohl er auch oft aus Schuldbewußtseyn u[nd] Furcht entspringt vor der G[o]tth[ei]t, wo der Mens[c]h nach allem Möglichen greift [,] um sich dad[u]rch zu schützen u[nd] Versöhn[u]ng zu bewirken. Große Sünder werden später häufig abergläubische Menschen, wie große Verschwender häufig die ärgsten Geizhälse. 1529 Sobald dann aber das Nachdenken bei d[en] Völkern mehr erwachte, sobald die geist[i]g[en] Kräfte Phantasie u[nd] Verstand thätig wurden u[nd] in der eben bezeichneten Weise Symbole u[nd] Zeichen schuf[en] für die Gotth[ei]t u[nd] 1530 ihre Eigenschaften u[nd] Kräfte in mehrere Götter zertheilten; so entstand, da einmal d[ie]se falsche Bahn eingeschlagen war, d[u]rch d[ie]se G[ei]st[e]sthätigk[ei]t der Irrglaube. 1531 D[ie]s[e]r besteht näml[ich] darin, daß das Göttliche zwar nicht mit dem Sinnlich[en,] Aeußerlichen vermischt u[nd] verwechselt wird, wie dieß beim Aberglauben der Fall ist, wohl aber geist[i]g 1532 unrichtig aufgefaßt und dargestellt wird. Der Aberglaube ist eine Verkehr[u]ng des Göttlichen in’s Sinnliche u[nd] Aeußerliche; der Irrglaube ist eine Verzerrung des Göttlichen in Gedanken u[nd] Vorstellungen. Der Aberglaube ist das Resultat der Unwissenheit u[nd] Unthätigk[ei]t des Geistes, der Irrglaube aber das Resultat falschen Wissens u[nd] irrender Geistesthätigk[ei]t. Uebrigens [62rl/ 62vr] ist es schwer [,] 1525 Randbemerkung [62rr] : „ad a) Wahre R[e]l[i]g[ion] - Glaube b) Trüb[un]g der wahr[en] R[e]l[i]g[io]n - Aberglaube c) Falsche R[e]l[i]g[ion] - Irrglaube d) Keine R[e]l[i]g[io]n - Unglaube Aberglaube (B[e]i[m] Abergl[a]ub[en] kann [„kann“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „liegt“] noch der recht[e] Gl[a]ub[e] zu Gru[n]d[e] liegen [„liegen“ über der Zeile] - nur ist er d[u]rch f[a]ls[c]hes Beiwerk überwuchert [.] Nur Fetischismus geht ganz in Abergl[a]ube auf -)“. 1526 „s[c]hon“ über der Zeile. 1527 Einfügung am Seitenrand [62rr] : „der G[ei]st[e]sschwäche“. 1528 Randbemerkung [62rr] : „- (Aberglaube in Irrgl[a]ube umschl[a]g[en]d - z.B. Reform[ation] - Ablaß = Aber-gl[a]ube - in Irrgl[a]ub[e])“. 1529 Später in die Zeile und am Seitenrand [62rr] eingefügt: „- So auch bei d[en] Völk[er]n im Groß[en] - in verderbt[en], liederl[ichen] Zeit[en], der meiste Unglaube - aber au[c]h d[e]r meiste Aberglaube, - beid[e] häufig in einander überschlagend.“ 1530 Über der Zeile: „od[er]“. 1531 Randbemerkung [62rr] : „Irrglaube“. - Einfügung am Seitenrand [62rr] : „Der Aberglaube des unthätig[en], unbild[en]d[en] u[nd] undenkend[en] G[ei]st[e]s geht über in Irrglaub[e,] wenn d[ie] Thät[i]gk[ei]t d[e]ss[e]lb[en] beginnt - (Ab[e]rglaube Ruhe, Irrglaube, Such[en]) [.] NB [: ] Gleichwohl Aberglaube noch näher oft b[e]i d[er] W[a]hrh[ei]t als Irrglaube - (er glaubt d[a]s W[a]hr[e,] da thät[i]g z[u] find[en,] wo es [n]i[c]ht ist).“ 1532 „geist[i]g“ über der Zeile. <?page no="195"?> 185 beide streng zu scheiden u[nd] in allen heidnisch[en] R[e]l[i]g[io]nen finden sie sich innig verbund[en,] bald der Eine [,] bald der Andere vorherrschend. 1533 Als geschichtl[ich] bestimmte Thatsache kann man behaupten, daß der Irrglaube, das falsche Wissen des Göttlichen - die falschen Götterlehren, Mythologiee[n], Theogonieen, Kosmogonien u.s.w. [,] wie sie sich in den alten R[e]l[i]g[io]nen finden - nicht lange bestehen kann, sond[ern] stets übergeht entweder in Aberglaube - bei den Unwissenden, od[er] in Unglauben, bei den Gebildeten. 1534 Die falschen R[e]l[i]g[io]nen vermögen näml[ich] der Kritik des Verstandes, der Prüfung d[u]rch die W[i]ss[e]ns[c]h[aft,] dem Fortschritt des menschl[ichen] Geistes nicht lange Stand zu halten. Man sieht nach u[nd] nach die Nichtigk[ei]t der Götterlehre u[nd] aller üb[ri]g[en] sich daran knüpfenden r[e]l[i]g[iö]s[en] Bestimmungen ein u[nd] sagt sich los davon, gibt den r[e]l[i]g[iö]s[en] Glauben auf. Da nun aber der menschl[iche] Verstand zwar die falsch[en] Lehren in ihr[er] Falschh[ei]t erkennen u[nd] zerstören, nicht aber - wie die Geschichte bezeugt u[nd] wie wir später aus der Natur der Sache selbst dieß sehen werden - nicht aber sag’ ich selbstständ[i]g, aus eigner Macht die r[e]l[i]g[iö]se Wahrh[ei]t finden u[nd] so die wahre, ächte R[e]l[i]g[io]n auf Erden gründen kann, so bleibt in d[ie]s[e]m Falle der Mensch ganz ohne R[e]l[i]g[io]n [,] d.i. er lebt in Unglauben. - Die Stelle der R[e]l[i]g[io]n soll ihm Bildung [,] Wiss[e]nsch[a]ft, namentl[ich] die Philosophie, irg[e]nd ein philos[ophisches] System vertreten; allein es kommt hiebei zu keiner Gewißheit, da die Wiss[e]ns[c]h[a]ft selbst die Wahrh[ei]t erst sucht, da die philos[ophischen] Systeme sich gegenseit[i]g der Lüge u[nd] Unwahrh[ei]t beschuldigen u[nd] dieß auch sich gegenseitig beweisen. D[a]h[er] dann in solch[em] Zustande geist[i]g[e] Trostlosigk[ei]t, Zweifel, Ungewißheit, geist[i]g[er] Schmerz u[nd] Jammer; th[ei]lw[ei]se Verzweifl[u]ng u[nd] Lebensüberdruß, od[er] thieris[c]he Hingabe an das Sinnliche mit Läugnung einer geist[i]g[en] Welt. - Da aber ein solcher Zustand, weil wider die menschl[iche] Natur, als als (sic! ) unnatürl[iche] nicht lange dauern kann, so stellt sich bald Sehnsucht nach irg[e]nd ein[em] Retter aus der Noth des Geistes dar; u[nd] es bildet sich wieder bei der Erken[n]tniß der geist[i]g[en] Ohnmacht, eine große Geneigth[ei]t zum [62vr/ 63rl] Glauben. Das ist dann die Zeit einer neuen R[e]l[i]g[io]ns- Stiftung oder der Erneu[e]r[u]ng 1535 einer schon bestehenden. - D[ie]s[e]n Verlauf zeigt uns die Geschichte der R[e]l[i]g[io]nen, u[nd] sollen wir Zeiten nennen, wo ein solcher Zustand stattgefunden, so können wir als geschichtl[ich] besonders näher bekannt u[nd] auffallend namentl[ich] zwei bezeichnen; die Zeit kurz vor der Entsteh[u]ng des Chr[i]st[e]nth[ums] u[nd] während der Ausbreit[u]ng desselben; u[nd] die gegenwärt[i]ge Zeit, in der wir leben. - Wir werd[en] hie u[nd] da darauf zurückzukommen noch Gelegenh[ei]t haben. 1536 1533 Randbemerkung [62vl] : „Aberglaube = fals[c]he r[e]l[i]g[iö]s[e] Praxis (Cultus) Irrgl[a]ub[e] = fals[c]he Theorie“. 1534 Randbemerkung [62vl] : „Unglaube.“ 1535 „Reform“ über der Zeile. 1536 Randbemerkung [63rr] : „1) Mit dem Aberglaub[en] kann noch der wahre Glaube verbund[en] sey[n.] - Es wird nur da übernatürl[iche] Kr[a]ft u[nd] Wirk[un]g angeno[mmen,] wo sie [n]i[c]ht ist. <?page no="196"?> 186 §: 13 1537 Wiedervereinigung der Religion[en] zu Einer, der wahren und einzigen. 1538 I) Man hört häufig die Behauptung 1539 , die Vielheit u[nd] Verschiedenheit der Religionen der Völker sei unvermeidlich u[nd] nothwendig [,] d[a]h[er] auch nie zu beseitigen, sie sei begründet in den verschiedenen Volkscharakter[en,] in der eigenthüml[ichen] Beschaffenh[ei]t des Landes u[nd] der dadurch auch begründeten eigenthüml[ichen] Beschaffenheit der menschl[ichen] Natur; der Grund d[ie]s[e]r Verschiedenheit der R[e]l[i]g[io]nen sei eben auch die Endlichk[ei]t, Getheilth[ei]t u[nd] Unvollkommenheit alles Irdis[c]hen. - Damit verbindet sich öfters auch die Behauptung, die R[e]l[i]g[io]nen seyen im Grunde genommen im Wesentlichen alle gleich u[nd] gleich gut, es liege d[a]h[er] Nichts daran [,] welcher man angehöre u[nd] welche mehr od[er] weniger herrschend werde unter den Menschen; denn die Verschiedenheit betreffe nur gleichgültige, unwesentliche Dinge, daß es eine Gotth[ei]t gibt, nehmen ja doch alle an. 1540 Diejenigen, welche so räson[n]iren, müssen wir vor Allem fragen, ob auch das nothw[e]nd[i]g u[nd] unvermeidlich sei nach ihrer Meinung, daß die Einen Menschen für wahr halten, was die Andern für falsch erklären, weil ja doch in beiden Fällen wenigstens dieß das festgehaltene Gemeinsame sei, daß es eine Wahrheit gebe? 1541 ferner (sic! ), ob es gleichgültig u[nd] ganz in der Ordnung sei, daß die Einen Menschen für schön halten, was die Andern für häßlich erklären, weil ja doch wenigstens das Bewußtseyn einer Schönheit in beiden [63rl/ 63vr] Fällen verschieden sei? oder (sic! ) (endl[ich,]) ob sie es für gleichgültig u[nd] unvermeidlich halten [,] daß die Einen Mens[c]hen für gut u[nd] recht erklären, was den Andern für schlecht u[nd] unrecht gilt. - ob (sic! ) sie endl[ich] behaupten [,] die Einen Menschen müßten zwar der Bildung sich erfreuen, die Andern aber in ihr[er] Rohheit immerfort bleiben? Sie werden dieß zuverläßig verneinen [,] in d[ie]s[e]r Allgemeinheit wenigstens; es sind ja unter d[ie]s[e]n geg[en] die R[e]l[i]g[io]n so Gleichgültigen Viele, die dafür schwärmen, daß alle Völker u[nd] Menschen wissensch[a]ftl[ich] ästhetisch u[nd,] wenn auch nicht moralisch [,] doch juristisch gebildet werden sollten, daß die Bildung allgemein werden, 2) Der Irrglaube besteht aber s[c]hon in fals[c]her Auffaß[un]g d[e]s Göttl[ichen] selbst (d[e]s Wes[en]s, Eig[en]s[c]haft[en] etc. d[e]ss[e]lb[en] [)] 3) Der Ungl[a]ube in gänzl[icher] Läug[n]u[n]g etc.“ 1537 Über der Zeile: „(8)“. 1538 Über der Zeile: „(Ziel d[e]s histor[ischen] [„histor[ischen]“ über der Zeile] Proceßes od[er] Wiederherst[e]ll[un]g der wahr[en] R[e]l[i]g[ion])“. 1539 Einfügung am Seitenrand [63rr] : „selbst v[on] Solchen, die d[ie] Nothw[en]d[i]gk[ei]t der R[e]l[i]g[ion] anerkennen [.] - Zwei Fragen sind in d[ie]s[em] §: zu beantwort[en: ] 1) ob? 2) wie? eine Wiederverein[i]g[u]ng z[u] St[a]nde kommen soll u[nd] kann.“ 1540 Randbemerkung [63rr] : „Wahres ist daran wohl - die Will[en]su[nd] Herzensmeinu[n]g ist dieselbe - u[nd] ist anzuerk[ennen,] so lange der Fehler nur i[n] d[er] Ei[n]si[c]ht [,] [n]i[c]ht im Will[en] liegt. - Nur d[ie] F[ra]ge ist gemeinsam - d[ie] Antwort [n]i[c]ht“. 1541 Randbemerkung [63rr] : „D[a]s Gemei[n]same [,] z.B. dieselbe F[r]age nach Wahrh[ei]t - wird hier eb[en] Veranlaßu[n]g zur Verschied[en]h[ei]t, d.h. z[u] verschied[ener] Beantwortu[n]g! “ <?page no="197"?> 187 sich üb[er] d[a]s ganze M[e]nschengeschlecht erstrecken solle 1542 . Ja [,] Leute d[ie]s[e]r Art, die Solches behaupten, stellen nicht selten Theorieen auf 1543 über das Wahre, Gute u[nd] Schöne u[nd] verlangen, daß alle Menschen sie anerkennen sollen, als das allein Richtige u[nd] Wahre. Ist das nicht ein Widerspruch mit der Behauptung [,] daß d[e]s Endlichen Natur es mit sich bringe, daß d[ie] Mens[c]hh[ei]t sich auch auf dem geist[i]g[en] Gebiete des Erkennens, Wollens u[nd] Gefühls nie einige? 1) 1544 So wahr aber alle Menschen im Wesentlichen dieselbe Natur, dieselben Geistesgesetze u[nd] G[ei]st[e]skräfte u.s.w. haben, so wahr u[nd] naturgemäß ist auch die Ford[e]r[u]ng, daß sie in ihrem Erkennen, Wollen u[nd] Gefühl übereinstimmen; 2) 1545 das wirkl[ich] Wahre, Gute u[nd] Schöne müssen 1546 alle als Solches erkennen u[nd] annehm[en,] nicht aber ist dieß naturgemäß, daß in alle Ewigkeit die Einen für falsch halten, was die Andern als wahr annehmen, die Einen für gut, was die Andern schlecht nennen etc. Denn das ist ja noch gar keine Einheit, daß doch Alle irg[e]nd Etwas für wahr, gut, schön etc. halten u[nd] erklären; 1547 denn gerade da liegt ja der Widerspruch, daß sie den an sich leeren Begriff der Wahrheit mit ganz verschiedenen Dingen ausfüllen! II) Aehnlich verhält es sich nun mit der Religion. Der Centralpunkt derselben, um den sich alles Andere anschließt, ist das Bewußtseyn der Gotth[ei]t, des Göttl[ichen]. 1548 [63vr/ 64rl] I [.] Kap[itel] 1549 §: 13 1550 F[o]rts[e]tz[u]ng. Das bloße Bewußtseyn eines Göttlichen genügt aber nicht; 1551 Alles kommt darauf an, was man unt[er] d[ie]s[e]m Göttlichen sich vorstellt u[nd] glaubt. 1552 Es kann ja das Unwürdigste, Gemeinste für das Göttliche gehalten werden - wie es auch wirkl[ich] geschieht; u[nd] auch das kommt vor [,] daß die Einen für göttl[ich] halten [,] was die Andern für ungöttlich erklären. Ist nun dieß naturgemäß, ist da Einheit im Wesentlichen, weil ja doch beide darin übereinstimmen [,] daß es Ein Göttliches, Eine Gottheit gebe? Niemand wird 1542 „solle“ über der Zeile. 1543 „auff“ durch Streichung zu „auf“ korrigiert. 1544 „1)“ im Nachhinein an den Zeilenanfang [63vl] gesetzt. 1545 „2)“ im Nachhinein an den Zeilenanfang [63vl] gesetzt. 1546 „sollen“ über der Zeile. 1547 Randbemerkung [63vl] : „Das deutet nur vorläuf[i]g die Fäh[i]gk[ei]t u[nd] d[a]s Bedürfniß an [,] irg[e]nd etwas für wahr etc. zu erkenn[en]“. 1548 Randbemerkung [63vl/ 64rr] : „D[a]s bloße Bewußts[eyn] eines Göttlichen genügt [n]i[c]ht - d[a]s daß, s[on]d[ern] d[a]s was [.] [63vl/ 64rr] Der Drang [,] der im ‚daß’ liegt, will aber gestillt werd[en], doch d[a]s ‚was’ des G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßts[eyn]s“. 1549 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 21“ am oberen Seitenrand [64rr] ; „21“ bezeichnet den Bogen. 1550 „(8)“ über der Zeile. 1551 Einfügung am Seitenrand [64rr] : „zur wirkl[ichen] R[e]l[i]g[io]n - das Bewußtsey[n,] daß es eine G[o]tth[ei]t, ein Göttliches gebe, d[a]s all[en] R[e]l[i]g[ionen] gemein ist [„d[a]s all[en] R[e]l[i]g[ionen] gemein ist“ über der Zeile] [,] gereicht nicht - man muß au[c]h erk[ennen,] was d[a]s Göttl[iche] sey [.] - Jen[e]s daß deutet blos die Anlage u[nd] d[a]s Bedürf[n]iß ... (? ) an.“ 1552 Randbemerkung [64rr] : „Der bloße Begriff ist noch leer - es kommt erst darauf an [,] ihn mit einem Inhalt auszufüllen. - Der B[e]gr[i]ff Ei[n]h[ei]t od[er] Eins als Wert od[er] Zahl ist unsichtbar.“ <?page no="198"?> 188 dieß behaupten u[nd] 1553 d[ie]s[e]n Zustand für unvermeidlich, für naturgemäß erklären 1554 ! Da 1555 es nur Einen Gott gibt u[nd] geben kann, 1556 weil es nicht möglich ist [,] daß zwei oder mehrere unendliche, absolute Wesen nebeneinander existiren, so kann es auch nur Eine absolut 1557 wahre, vollkommene R[e]l[i]g[io]n geben, diej[enige] nämlich, welche ihn am vollkommenst[en] erkennt in s[einem] Wesen, sein[en] Eigensch[a]ft[e]n, sein[em] Willen u.s.w. Alle andern sind falsch 1558 , mehr od[er] weniger [,] u[nd] sie haben nicht die Aufgabe [,] in d[ie]s[e]m Zustand der Falschh[ei]t zu bleiben, sond[ern] nach der Wahrheit zu streben [,] u[nd] je mehr sie diesem 1559 Ziele nahen, desto mehr verschwindet die Verschiedenheit der R[e]l[i]g[io]n[en,] desto mehr tritt die Einheit hervor. Niemand wird läugnen [,] daß das ganze menschl[iche] Geschlecht in sein[er] geschichtl[ichen] Entwickl[u]ng die Aufgabe habe [,] nach immer größerer Vollkommenh[ei]t in allen Dingen zu streben 1560 u[nd] daß jeder Einzelne die näml[iche] Aufgabe für seinen Theil u[nd] seinen Kräften angemessen habe. 1561 Die näml[iche] Aufgabe wie im Allgem[einen] hat die Mens[c]hh[ei]t u[nd] der Einzelne auch in Bezug auf die R[e]l[i]g[io]n. 1) 1562 Da es nun nur Eine absol[ute] 1563 Wahrh[ei]t gibt [,] die erkannt werden soll, nur Ein absolut Gutes, 1564 dem nachzustreben ist, nur Ein absolut S[c]hönes, das der einzige Maaßstab seyn muß für die Beurtheil[un]g alles Andern, ob es s[c]hön sei od[er] nicht [.] - 1565 2) 1566 Da dann in gleicher Weise die menschl[iche] Natur u[nd] die menschl[ichen] Kräfte wesentl[ich] überall dies[e]lb[e]n sind, also dies[e]lbe Thätigk[ei]t entwickeln, dasselbe [64rl/ 64vr] Ziel verfolgen können; 1567 1553 Unleserliches Wort in der Zeile gestrichen. 1554 „erklären“ in der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „finden“. 1555 „Wenn“ über der Zeile. 1556 Randbemerkung [64rr] : „Nur Ein wahr[er] G[o]tt [,] d[a]h[er] nur Eine wahre R[e]l[i]g[io]n - welche? “ 1557 „absolut“ über der Zeile. 1558 Einfügung am Seitenrand [64rr] : „schon in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[u]ng“. 1559 „diesem“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „dieß“. 1560 Randbemerkung [64rr] : „Ind[em] nach höh[erer] Vollk[ommen]h[ei]t der Ei[n]si[c]ht i[m] Gebi[e]t d[er] R[e]l[i]g[io]n gestrebt wird - [m]uß na[c]h Ei[n]si[c]ht gestrebt werd[en]. -“ 1561 Randbemerkung [64rr] : „D[ie]s[e]lb[e] Bild[u]ng für Alle macht man geltend - waru[m] nicht d[ie]s[e]lb[e] Erk[enn]t[n]iß od[er] gl[ä]ub[i]ge Annahme der Wahrh[ei]t bei All[en]? “ 1562 „1)“ im Nachhinein an den Zeilenanfang gesetzt; zusätzlich am Seitenrand [64rr] : „1)“. 1563 „absol[ute]“ über der Zeile. 1564 „das“ in der Zeile gestrichen. 1565 Randbemerkung [64rr] : „(so kann nur Eine R[e]l[i]g[io]n d[ie]s[e]n wahren Inhalt haben (- aber ist er nicht zersplittert [,] d[ie]s[e]r Inhalt [,] so daß d[as] Ein[e] d[a]s Wahre [,] die And[e]rn d[a]s Gute - u[nd] d[ie] Andern d[a]s S[c]höne [„vorherrs[c]h[en]d“ über der Zeile] erkenne[n]? - Nein, denn [n]i[c]ht um Ird[i]s[c]h[e]s handelt es sich, sond[ern] um d[ie] absolute Einheit v[on] All[em] d[ie]s[em.] - Einseit[i]g ist immer d[a]s Absolute, Gott aufgefaßt (? )“. 1566 „2)“ im Nachhinein an den Zeilenanfang gesetzt; zusätzlich am Seitenrand [64rr] : „2)“. 1567 Im Nachhinein über und in die Zeile eingefügt: „so sind sie bestimmt [,] gleiche Thät[i]gk[eit] in d[er] R[e]l[i]g[io]n zu entwick[e]l[n]“. <?page no="199"?> 189 da also die Menschh[ei]t geistig um so mehr zur Uebereinstimmung kommt, je mehr es diesem seinem höchsten Ziele näher kommt 1568 u[nd] da 1569 die ganze Natur u[nd] Weltgeschichte auf solche Einheit hinweist. 1570 so (sic! ) ist gar kein Zweifel [,] daß auch die R[e]l[i]g[io]n[e]n der Völker nicht 1571 in ihrer Verschiedenheit zu bestehen die Aufgabe haben, denn je verschiedener sie wären, desto mehr würden sie noch von der Wahrh[ei]t u[nd] Vollkommenh[ei]t, die ja 1572 sie einigen müßte, entfernt seyn - sond[ern] auch in Bezug auf die R[e]l[i]g[io]nen muß d[ie] Mens[c]hh[ei]t die Aufgabe haben [,] nach Einheit zu streben; d.h. jede R[e]l[i]g[io]n muß die Wahrheit u[nd] d[as] Gute 1573 zu erkennen streben; u[nd] da d[ie]s[e]s nur Eines seyn kann, so sind auch die R[e]l[i]g[io]nen Eins geworden, wenn sie d[ie]s[e]s Ziel erreicht haben. 1574 1568 Einfügung über der Zeile: „gleich[en] Inhalt sucht - u[nd] gleiche Thät[i]gk[ei]t entwickelt -“. 1569 „da“ über der Zeile; „d[a]h[e]r“ in der Zeile gestrichen. 1570 Randbemerkung [64vl] : „(NB [: ] Sch[e]ll[i]ng nennt d[ie] heidn[i]s[c]h[en] R[e]l[i]g[io]nen ‚wild wachsende’ [,] u[nd] das ist richtig. D[ie]se Wildniße der R[e]l[i]g[io]n sollen aber cultivirt werden - d[a]s Unkraut soll ausgereutet u[nd] gute Fruchtart[en] gepflanzt werd[en] - Pflanze ist d[a]s Unkraut auch, aber ist es darum weder so gut wie d[ie] gut[en] Fruchtart[en,] soll es nicht ausgereutet werd[en]? D[a]s Chr[i]st[e]nth[um] ist d[a]s geist[i]g[e] Paradies mitt[en] in der g[ei]st[i]g[en] [„g[ei]st[i]g[en]“ über der Zeile] Wildniß der üb[ri]g[en] R[e]l[i]g[io]ne[n.] Wie d[a]s Paradies ein Gart[en] war [,] v[on] Gott gepflanzt [„v[on] Gott gepflanzt“ über der Zeile], der d[u]rch M[e]ns[c]h[en]pflege sich ausbreit[en] sollte üb[er] d[ie] ganze Erde - so soll d[a]s Ch[ri]st[en]th[um] gepflegt v[on] Gott sich d[u]rch M[en]s[c]h[en]-Mühe ausbreit[en] üb[er] d[ie] ganze Erde.) -“ Darunter [64vl] : „a) Alle M[en]s[c]h[en] w[e]s[en]tl[ich] gl[e]i[c]he Kräfte b) für alle gilt dass[e]lbe als irrige etc. c) Alle näher[n] si[c]h der Ei[n]h[ei]t [,] u[m] so mehr als sie d[ie]s[e]s Wahre erk[ennen] - d[a]h[er] d[ie] R[e]l[i]g[ion] etc.“ 1571 „nicht“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „immer mehr“. 1572 „ja“ über der Zeile. 1573 „u[nd] d[as] Gute” über der Zeile. 1574 Einfügung am Seitenrand [64vl] : „(Wenn man sagen wollte [,] je das Eine Wahre bricht sich in d[ie]s[e]r Welt in vielen verschieden[en] Strahlen u[nd] erscheint verschieden [,] d[a]h[er] auch d[ie]se Verschied[e]nh[ei]t der Ansichten etc. [,] so ist d[a]g[e]g[e]n zu sagen: jedenf[a]lls müssen dann d[ie]se Strahlen selbst auch richtig erkannt werden u[nd] auch d[ie]se richt[i]ge Erk[e]n[n]tn[i]ß ist nur Eine, nicht aber darf der Eine dens[e]lben Strahl so deuten, der Andere anders etc. [,] es könnte jed[e]nf[a]lls nur Eine Deutung die richtige seyn. -“ Schließende Klammer fehlt. Darunter [64vl] : „(Jede R[e]l[i]g[io]n hätte demnach Ein[en] Strahl der Wahrh[ei]t. Aber sie sind vers[c]hied[en] u[nd] entgeg[en]gesetzt. - Könnten denn die einzel[nen] Strahl[en] ders[e]lb[en] Wahrh[ei]t sich entgeg[en] gesetzt sey[n] od[er] widersprechen? Es ist ders[e]lbe Strahl der W[a]hrh[ei]t [,] nur in and[erer] Form - da gilt d[a]ss[e]lbe [,] wenn wir d[a]s zugeben wollt[en] [„wenn wir d[a]s zugeben wollt[en]“ über der Zeile]. Die Eine Form wird wohl vollkomm[ener] sey[n] als die Andere - d[a]h[er] die unvollkommen[en] zu weich[en] hab[en]) [.] - Hätte es ein[en] Sinn zu sag[en]: In Betr[e]ff der Sonn[en]beweg[un]g hatt[en] die frühern M[e]ns[c]h[en] ein[en] Strahl d[e]r Wahrh[ei]t - u[nd] die später[n]? - Nur all[en]f[a]lls in B[e]zug auf Will[en]sstreb[en] u[nd] Herz[en]smeinung kann all[en] R[e]l[i]g[ionen] ein gewisser Werth zugest[a]nd[en] werd[en] - u[nd] da ist die unvollkommenste R[e]l[i]g[ion] noch beßer als gar k[e]i[ne] - für Glü[c]k, Fried[en] d[e]s Leb[en]s etc. Jed[en]f[a]lls würde die R[e]l[i]g[io]n [,] die Vollkomm[en]ste [,] also auch am meist[en] berecht[i]gt sey[n] - welche alle Strahl[en] d[e]r W[a]hrh[ei]t in sich einigte. - Zud[em] negire[n] ja die R[e]l[i]g[ionen] einander - si[n]d also [n]i[c]ht eig[en]tl[ich] gl[e]iche Strahl[en] -“. <?page no="200"?> 190 Es fragt sich nur darum, auf welche Weise diese Einheit der R[e]l[i]g[io]n hergestellt werden soll od[er,] was dass[e]lbe ist, wie die einzig 1575 wahre R[e]l[i]g[io]n zu gründen u[nd] geltend zu machen sei 1576 . III) 1577 Wir haben also nachzufors[c]hen [,] 1) Wie die wahre Religion zu finden oder wiederherzustellen; 1578 wie diese dann eingeführt u[nd] geltend gemacht u[nd] auf diese Weise also die Einheit der R[e]l[i]g[io]n wieder gebracht werden soll in der Menschheit. 1579 Die wahre R[e]l[i]g[io]n muß a) 1580 entweder v[on] der Menschh[ei]t selber, also durch mens[c]hl[iche] Kräfte u[nd] Thätigk[ei]t [,] wieder hergestellt oder neu gefunden werden; oder b) 1581 die Gotth[ei]t muß, wie sie am Anfang des M[e]ns[c]h[e]ngeschlechts durch eine Uroff[e]nb[a]r[u]ng - wie wir gesehen - die R[e]l[i]g[io]n begründet hat, so auch jetzt die zerrüttete u[nd] verkommene wiederherstellen. ad a) 1582 Sollte sie d[u]rch den Mens[c]hen selber in ihr[er] vollkommenen Wahrheit wiedergefunden u[nd] hergestellt werden, so könnte dieß nur geschehen auf der Grundlage der ihm eingebornen Gottesidee, die durch die Anstreng[u]ng des Geistes in Betracht[u]ng der Natur u[nd] des eignen innern 1583 Wesens 1584 zur Reinheit u[nd] Klarheit erhoben werden müßte. 1585 Nun haben wir aber a) 1586 gesehen, daß die eingeborne G[o]tt[e]sidee nicht anders zum Bewußtseyn [64vr/ 65rl] kommt als durch anfängl[iche] Belehr[u]ng, Unterricht; u[nd] daß sie zunächst 1587 zu dem Grade v[on] Klarheit kommt [,] der in der jedesmal[i]g[e]n R[e]l[i]g[io]nsgenossens[c]haft selber erreicht ist, daß sie d[ie]s[e]r auch in ihr[er] Entwickl[un]g ganz verunstaltet, ganz verkümmert werden könne, wie dieß auch unendl[ich] viele Male geschieht. 1588 1575 „einzig“ über der Zeile. 1576 „geltend zu machen sei“ in der Zeile ersetzt zuvor in der Zeile gestrichenes „herzustellen ist“. 1577 „Ein Doppeltes“ in der Zeile gestrichen. 1578 „2)“ in der Zeile gestrichen. 1579 „ad 1)“ in der Zeile gestrichen. 1580 „a)“ über der Zeile. 1581 „b)“ über der Zeile. 1582 „ad a)“ vor der Zeile am Seitenrand [64vl] ; korrespondierendes „ad b)“ unauffindbar. 1583 „innern“ über der Zeile. 1584 „der Geschichte“ über der Zeile. 1585 Über und neben den ersten Zeilen der folgenden Seite [65rl] : „Die allg[emeine] Gru[n]dlage d[ie]s[e]r Reform müßte die imma[nen]te G[o]tt[e]sidee bild[en.] - Auf d[ie]ser Gru[n]dlage kö[nn]te d[a]h[er] Ph[a]ntasie - Woll[en] od[er] Erk[ennen] di[e] Reform ges[c]heh[en.] All[ein] schon die allg[emeine] Gru[n]dlag[e] ist ja unvollk[ommen] -“. Randbemerkung [65rr] : „Ob durch d[ie] bloße Idee v[on] G[o]tt Reform mögli[c]h [.-] Ob du[rc]h Phantasiethät[i]gk[ei]t [.-] Ob du[rc]h Will[en.] - Ob du[rc]h Erk[enn]t[ni]ßk[ra]ft“. Darunter [65rr] : „Je unvollkomm[en]er d[a]h[er] d[ie] R[e]l[i]g[ion] wird, je reformbedürft[i]g[e]r, desto ohnmächt[i]g[e]r wird d[ie]se eingeborne Idee bleib[en] in ihr[er] Entwickl[un]g, desto unfähiger also au[c]h d[ie] M[en]s[c]hh[ei]t werd[en,] sich selbst zu reformi[ren]“. 1586 „a)“ über der Zeile. 1587 „zunächst“ über der Zeile. 1588 Einfügung am Seitenrand [65rr] : „wod[u]rch die Fäh[i]gk[ei]t der Ausgest[a]lt[un]g d[u]rch eigne Thät[i]gk[ei]t immer schwächer wird [.] - Bei d[en] Wild[en] weiß man v[on] k[e]i[nem] r[e]l[i]g[iö]s[en] Reformer“. <?page no="201"?> 191 Wir haben dann b) 1589 gesehen, daß die Natur in ihr[en] Erscheinungen allerdings die Ahnung des Göttlichen gewaltig errege u[nd] 1590 demselben Anerkennung gleichsam erzwinge. 1591 Aber für sich allein vermag die Natur d[ie]se Ahnung des Göttlichen zu keinem 1592 klaren, reinen Bewußtseyn zu bringen; vielmehr zeigt die Geschichte, daß [,] wenn die Idee des Göttlichen einmal getrübt ist, die Natur sich gar leicht selber an die Stelle der Gotth[ei]t setzt, weil sie der Kurzsichtigk[ei]t des Menschen in d[ie]s[e]m Falle am meisten imponirt, so daß er glaubt [,] auf sie beziehe sich die innere Ahnung des Göttlichen, in ihr erblicke er die Realisir[u]ng der dunklen Idee v[on] d[er] Gotth[ei]t. Er kann diese nicht mehr im Uebersinnlichen suchen u[nd] noch weniger daselbst finden. - 1593 g) 1594 Aber die Kräfte des mens[c]hl[ichen] Geistes, wenn sie einmal bis zu einem gewissen Grad gebildet sind, die werden doch im Stande seyn, getragen v[on] jener angebornen Idee v[on] G[o]tt, die zuerst als Ahnung desselben thätig ist, zur Klarheit des Gottesbewußtseyn[s] es bringen u[nd] so nach u[nd] nach die wahre Religion zu Stande bringen? - Auch d[a]s nicht. 1595 Wir haben als geschichtl[iches] Factum kennen gelernt [,] daß bei noch unausgebildetem Erkenntnißvermögen [,] bei mangelnder Wißenschaft das Vorstell[u]ngsvermögen des Menschen, die Phantasie, es nur zu sehr unges[c]hicktem Ausdruck für das Göttliche bringen kann, zu rohen Zeichen u[nd] Symbolen, zu unförmlichen Figuren. Bei fortschreitender Bildung gehen diese zwar in ästhetis[c]h schönere Formen über [,] z.B. bei den Griechen in ideale Mens[c]hengestalten; Allein die R[e]l[i]g[io]n wird da aber auch ganz Darunter [65rr] : „wie ein an sich guter Saame durch Ungunst der Verhältniße in s[einem] Wachsth[um], s[einer] Entfalt[u]ng ganz verkommen kann.“ 1589 „b)“ über der Zeile ersetzt über der Zeile eingefügtes „b)“. 1590 Unleserlicher Buchstabe in der Zeile gestrichen. 1591 Randbemerkung [65rr] : „Ob durch d[ie] Naturerscheinung[en] solche bewirkt werde - d[a]s r[e]l[i]g[iö]s[e] Bew[u]ßts[eyn] wird dad[u]r[c]h angeregt u[nd] festgehalt[en], belebt - aber nicht gereinigt - (d[u]rch Naturwiss[en]s[c]h[a]ft aber als aberglä[u]bis[c]h lei[c]ht ers[c]hütt[e]rt).“ Darunter [ 65rr] , aber unklar, wo diese Bemerkung im Haupttext anschließt: „NB [: ] Aber stimmt damit d[ie] R[e]l[i]g[io]nsg[e]sch[ic]hte überei[n]? Die Reformen d[u]rch bedeutende Männer - Conf[uzius], Zoroast[er], Buddha, Numa etc. Sie hab[en] nur a) Traditio[nen] gesammelt b) u[nd] das besteh[en]de d[u]rch Gesetze geord[ne]t [.] - Nicht wiss[en]s[c]h[a]ftl[iche] Thät[i]gk[ei]t -“. 1592 „K“ in der Zeile gestrichen. 1593 Einfügung am Seitenrand [65rr] : „[„durch die eingeborne G[o]tt[e]sidee“ in der Zeile gestrichen] d[u]rch d[ie] rel[i]g[iö]s[e] Anlage (allein, auf Gr[u]ndlage der G[o]tt[e]sidee allein kann d[ie] Vervollkommnung d[er] R[e]l[i]g[io]n u[nd] d[ie] Wiederherst[e]ll[u]ng der Einh[ei]t nicht zu Stande [kommen] - weil d[ie]se an sich noch ohnmächtig, selbst abhäng[i]g ist v[on] d[en] vers[c]hied[enen] äuß[eren] Beding[un]g[en] ihr[e]r Entwickl[un]g. Nun aber könnte man sagen)“. 1594 „g)“ im Nachhinein an den Zeilenanfang gesetzt. 1595 „- Auch d[a]s nicht.“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. Randbemerkung [65rr] : „Ob auf [„auf“ über der Zeile] histor[i]s[c]h[er] Basis - auf Symb[olen] hin solche möglich. [„d[u]rch“ in der Zeile gestrichen] G[ei]st[e]sk[rä]fte“. Darunter [65rr] : „Je größer Verfall u[nd] Veräußerlich[un]g - desto unpassend[e]r d[ie] Symbole - desto w[en]iger ist v[on] ih[nen] aus ei[ne] Reform mögl[i]ch -“. Darunter [65rr] : „Die histor[ische] Tradit[ion] kann au[c]h nicht viel helf[en], d[enn] sie ist corru[m]pirt - u[nd] corru[m]pirt d[en] Geist selbst auch [m]it ih[m] i[n] Einer Ri[c]ht[un]g gef... (? ) Und ist selbst jetzt mit uns[ern] Mitteln noch s[c]hwer zu erkennen -“. <?page no="202"?> 192 vermenschlicht [,] ihres 1596 übersinnl[ichen] Charakters entkleidet; wird mehr Kunstverehr[u]ng als Götterverehr[u]ng; das wahre Wesen der Gotth[ei]t wird verkannt, die Götter werden ganz zu Menschen, äußerlich u[nd] innerlich. [65rl/ 65vr] Das aber widerstrebt der Idee v[on] G[o]tt ebenfalls, man kann sagen [: ] ebenso sehr, wie die frühere [,] mehr unästhetis[c]he Darstell[u]ng derselben, denn während hier in den schönen Gestalten allerdings der Ausdruck edler, würdiger ist [,] tritt dabei auch einerseits mens[c]hl[iche] Sinnlichk[ei]t zu sehr hervor, 1597 andrers[ei]ts das Uebersinnliche, Geheimnißvolle, Göttliche zu sehr zurück, während die frühern unförmlich[en] Gestalten wenigstens tieferer Ahnung des Göttlich[en] freien Spielraum ließen u[nd] die Phantasie nicht so gefangen nahmen u[nd] beschränkten. 1598 Es ist auch gewiß [,] daß d[ie]se Göttergestalten zur wahren Religiosität, zur Wiederbeleb[u]ng der sinkenden R[e]l[i]g[io]n nichts beitrugen, ihren Verfall nicht aufhielten. Ein Beweis [,] daß auf d[ie]s[e]m ästhetis[c]h[em] 1599 Wege die Eine wahre R[e]l[i]g[io]n 1600 weder zu finden noch zu begründen u[nd] auszubreiten sei. 1601 Nun bleibt also noch übrig zu untersuchen, ob denn nicht durch das mens[c]hl[iche] Erk[e]n[n]tnißvermögen, d[u]rch die Vernunft, d[u]rch die Wissens[c]h[a]ft, d[u]rch die allgem[eine] Bild[u]ng die wahre R[e]l[i]g[io]n zu finden u[nd] in die Mens[c]hh[ei]t eingeführt werden könne; 1602 ob nicht eine Vernunftrel[i]g[ion] anzustreben u[nd] d[u]rch sie alle üb[ri]g[e]n verschiedenen R[e]l[i]g[io]nen zu verdrängen seyen. 1603 Schon im Alterth[um,] gerade um die Zeit der Entsteh[u]ng des Chr[i]st[e]nth[ums,] machte man auch den Versuch [,] d[u]rch Philosophie, d[u]rch Bildung die Religion zu ersetzen, vorläufig bei den Gebildeten wenigstens, d.h. Stoiker, Epikuräer, Sceptiker, Platoniker u.s.w. 1596 „U“ in der Zeile gestrichen. 1597 „das“ in der Zeile gestrichen. Randbemerkung [65vl] : „Der r[e]l[i]g[iö]s[e] Sinn ward vermindert d[u]rch d[ie] vollkom[menen] (m[en]s[c]hl[ichen]) Götter-Gestalt[en] u[nd] ihre fingirte Ges[c]h[ic]hte“. 1598 Randbemerkung [65vl] : „Also aus d[en] Symbolen konnte man nicht d[u]rch Exegese d[en] wahr[en] Sinn der Urreligi[on] herausbring[en] - (wie man d[u]rch bloße Exeg[ese] der hl. Schr[i]ft d[a]s Urch[ri]st[en]th[um] [n]i[c]ht vollko[mmen] erke[nnen] kann - aber noch weit w[en]iger)“. 1599 „d[u]r[c]h Kunst“ über der Zeile. 1600 „zu“ in der Zeile gestrichen. 1601 Im Nachhinein in die Zeile eingefügt: „c) Wiß[en]s[c]h[a]ft ohne histor[ische] od[er] naturgesch[i]chtl[iche] [„od[er] naturgesch[i]chtl[iche]“ über der Zeile] Gr[un]dl[a]ge“. 1602 Randbemerkung [65vl] : „Ob d[u]rch d[a]s Erk[enn]t[n]ißvermög[en] d[ie]se Ei[n]h[ei]t wiederherzustell[en.] - Wir hab[en] sch[on] geseh[en,] [„geseh[en]“ ersetzt ursprüngliches, durch Streichung korrigiertes „gescheh[en]“] d[a]ß d[u]rch d[a]ss[e]lbe eine Richt[un]g der Ei[n]h[ei]t zu einges[c]hlag[en] - ob die rechte Ei[n]h[ei]t z[u] errei[c]h[en] -“. 1603 Randbemerkung [65vl] : „Also ob d[ie] M[e]ns[c]hh[ei]t d[ie] wahre R[e]l[i]g[io]n selbst herstell[en] könne od[er] ob g[ö]ttl[iche] Off[en]b[arun]g nöth[i]g. - D[ie]se Herst[e]ll[un]g müßte ausgehen v[om] Erken[n]t[n]ißvermög[en,] v[on] d[er] Wiss[en]s[c]h[a]ft [,] die si[c]h i[m] Laufe der Z[ei]t si[c]h entwickelte u[nd] müßte sich besi[nnen] a) auf die Betracht[un]g großer Naturerscheinung[en] - u[nd] die innewohnende G[o]tt[e]sidee b) od[er] d[u]rch Exegese der Natur-Bibel - der Symbole u[nd] ... (? ) [„u[nd] ... (? )“ über der Zeile] [,] näml[ich] Sammlu[n]g u[nd] Fors[c]h[un]g der Tradit[ion] - c) oder d[u]rch eig[e]ntl[iches] philos[ophisches] D[en]k[en,] d[u]rch reflectir[en] auf die - immanente G[o]tt[e]sidee unmitt[e]lb[a]r - verglich[en] [m]it der ungöttl[ichen] Natur u[nd] d[en] unpass[en]d[en] Symbole[n] -“. Neben „b)“: „d[a]s that[en] die r[e]l[i]g[iö]s[en] Reformat[oren] ... (? )“ Neben „c)“: „Construction à priori“. <?page no="203"?> 193 Und ebenso wurden u[nd] werd[en] noch immer in uns[erer] Zeit theoretische u[nd] practische Versuche gemacht [,] eine sogen[annte] Vernunftreligion zu finden u[nd] einzuführen, im Gegensatz zur geoffenbarten Religion. Eine Richtung [,] die man im Allgemeinen, abgesehen von den verschiedenen Modifikationen, die wieder bei ihr[en] einzeln[en] Fractionen 1604 stattfinden, mit dem Namen des „Rationalismus“ bezeichnet u[nd] die als allgem[eine] Devise ungefähr dieß führt: „Nur was meine Vernunft mir sagt u[nd] was sie billigt, nehme ich an, Anderes aber nicht“. Prüfen wir nun d[ie]se ganze Ansicht näher u[nd] d[ie]s[e]s ganze Streben, indem wir zu erforschen suchen, welche Bedeutung das mens[c]hl[iche] [65vr/ 66rl] I [.] Kap[itel] 1605 §: 13 1606 F[o]rts[e]tz[u]ng Erk[e]n[n]tn[i]ßvermögen habe, was es nach dem geschichtl[ichen] Zeugniß erreicht habe, u[nd] was es seiner Natur nach u[nd] in dem Zustand, in dem der Mensch sich befindet [,] zu erreichen vermöge. 1607 Ob die menschl[iche] Vernunft d[u]rch ihr selbstständ[i]g[e]s Streben die Wahrh[ei]t 1608 , das Göttliche zu finden vermöge 1609 u[nd] ob sie, wenn sie sie gefunden [,] in der M[e]nschh[ei]t geltend machen, also die wahre R[e]l[i]g[io]n auch zur Einen, einzigen u[nd] allgemeinen zu machen vermöchte. 1610 Fragen wir nun hierüber zuerst die Geschichte der Religionen, so finden wir allerdings, daß gerade die Wiss[e]ns[c]h[a]ft am meisten beitrug [,] die verschiedenen getrennten Rel[i]g[io]nen einander wieder etwas näher zu bringen. 1611 Der fors[c]hende Geist sucht allenthalben nach einer Einheit, nach einem Höchsten, Absoluten. Dazu kam er auch schon in den groß[en] r[e]l[i]g[io]nsphilos[ophischen] Systemen der alt-oriental[i]s[c]h[en] R[e]l[i]g[io]nen [,] wie wir früher gesehen haben. Man kam zu einem Höchsten, Unbegreiflichen, Namenlosen, Verborgenen, Unterschiedlos[en] Ein[en] 1612 , weiter aber nicht, sond[ern] hier [,] wo nun die Aufgabe erst eig[e]ntl[ich] beginnen sollte u[nd] die Frage zu lösen wäre, was den[n] nun d[ie]s[e]s Höchste, Absolute sei u[nd] wie es be- 1604 „einzeln[en] Fractionen“ über der Zeile. 1605 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 22” am oberen Seitenrand [66rr] ; „22“ bezeichnet den Bogen. 1606 „(8)“ über der Zeile. 1607 „auf Basis d[e]s Histor[i]s[c]h[en]“ unter der Zeile. 1608 „auf Basis des Hist[ori]s[c]h[en]“ über der Zeile. 1609 Randbemerkung [66rr] : „a) Man konnte kein[e] Vernunftrel[i]g[io]n herstell[en] b) Was man wiss[en]s[c]h[a]ftl[ich] erreicht[e,] war nicht a priori - sond[ern] auf Traditi[on] gegrü[n]det -“. Darunter [66rr] : „(d) Sammlung u[nd] Erforsch[un]g der Traditi[on])“. Darunter [66rr] : „(D[a]s Histor[i]s[c]he - der R[e]l[i]g[ion] - das aber eb[en] [n]i[c]ht [me]hr anerkannt wurde u[nd] d[a]h[er] als Geläugnet[e]s eher ei[n] Hinder[n]iß als eine Förderu[n]g der R[e]l[i]g[io]n war)“. 1610 Randbemerkung [66rr] : „Philos[ophische] Erk[enn]t[n]iß - n[a]ch d[er] d[ie] Natur beßer u[nd] als ungöttl[ich] erkannt u[nd] die Symb[ole] [n]i[c]hts [m]ehr gelt[en] -“. 1611 Randbemerkung [66rr] : „Nur formal - nur eine Frage - ni[c]ht d[ie] Antwort -“. Daneben [66rr] - senkrecht geschrieben -: „Reform d[er] R[e]l[i]g[ion] [„d[er] R[e]l[i]g[ion]“ über der Zeile] durch eigne Kraft der Menschh[ei]t können wir, wenigstens was den theoret[ischen] Th[ei]l betrifft, nicht unbedingt als unmögl[ich] bezeichnen“. 1612 „Unterschiedlos[en] Ein[en]“ über der Zeile. <?page no="204"?> 194 schaffen, wie es sich zu den Mens[c]hen verhalte 1613 u.s.w., hier mußte d[ie] W[i]ß[e]ns[c]h[a]ft st[e]hen bleiben. D[u]rch d[ie]se Wiß[e]ns[c]h[a]ft war also eig[e]ntl[ich] mehr nur diese höchste Frage gestellt - statt daß Antwort darauf ertheilt wurde; es wurde d[a]d[u]rch klar [,] daß der Mens[c]h das Absolute d[u]rch s[eine] eigenen Kräfte allein nicht erkennen könne, statt daß er es erkannt hätte; 1614 es wurde mehr das Bedürfniß höherer Belehr[u]ng d[a]d[u]rch bewiesen u[nd] fühlbar, statt daß es befriedigt worden wäre. Auch blieb diese 1615 W[i]ß[e]ns[c]h[a]ft selbst noch größtenth[ei]ls Geheimlehre u[nd] dem Volke verborgen u[nd] unverständlich. - Die Einheit [,] die hied[u]rch erzielt wurde [,] war d[a]h[er] auch nur eine sehr unbestimmte, unfruchtbare; 1616 man kam allerdings in Indien, in Aegypten, in Persien, in Griechenland eig[e]ntl[ich] zu demselben Resultat, daß näml[ich] das höchste Wesen unerkennbar, verborgen 1617 sei, man fühlte dasselbe Bedürfniß höh[e]rer Belehr[u]ng [66rl/ 66vr] allenth[a]lb[e]n [,] u[nd] das war vorzügl[ich] das Gemeinschaftl[iche,] das [,] worin man übereinstimmte, im Orient wie in Griechenland u[nd] Rom - d[ie]s[e]s Eine war aber ein Leeres u[nd] darauf ab[er] kam es an [,] den Inh[a]lt zu find[en.] - 1618 Aber auch jene, allerdings d[u]rch höhere Erk[e]n[n]tn[i]ß [,] zu der sich die Philosophen u[nd] Priester d[u]rch das Denken, d[u]rch die Wiss[e]ns[c]h[a]ft erhoben [,] besinnte (sic! ) sich 1619 durchaus auf die von der Urzeit her überlieferten (Götterlehre) [,] 1620 wenn auch noch so unvollkommenen [,] noch so verunstalteten R[e]l[i]g[io]nslehre. Der Geist des M[e]ns[c]h[e]n, haben wir gesehen, kommt ja nur d[u]rch Erzieh[u]ng, Belehr[u]ng resp. also Off[e]nbar[u]ng v[on] Außen zum Bewußtseyn u[nd] nach u[nd] nach zu der Selbstständ[i]gk[ei]t [,] d[a]ß er frei weiter fors[c]hen kann; da nun aber d[ie]s[e]s Bedürfniß einer Unterweis[u]ng d[e]s Mensch[e]ng[ei]st[e]s uns zuletzt auf eine göttl[iche] Uroffenbar[u]ng führt, indem bei den erst[en] M[e]ns[c]h[e]n Gott selbst die Rolle des Erziehers übernahm, so ist also - mittelbar wenigstens vermöge der Tradition v[on] Alters her - auch die Philosophie, die Wiss[e]ns[c]h[a]ft auf jene Off[e]nbar[u]ng gegründet. - Alle Wiß[e]nsch[a]ft, die Philosophie, die Rechtswiss[e]ns[c]h[a]ft, die Naturu[nd] Arznei-Kunde u.s.w. ging urspr[ü]ngl[ich] aus der R[e]l[i]g[io]n hervor; alle d[ie]se 1613 Einfügung am Seitenrand [66rr] : „worauf es in d[er] R[e]l[i]g[io]n ja gerade wes[en]tl[ich] ankommt“. 1614 Randbemerkung [66rr] : „Wie in neu[erer] Z[ei]t Schelling’s negat[ive] Philos[ophie] dahin hinausläuft zu zeig[en,] d[a]ß wir a priori - d[u]rch bloßes D[en]k[en] [n]i[c]hts wiss[en] können -“. 1615 „diese“ ersetzt ursprüngliches, durch Überschreibung korrigiertes „dieß“. 1616 Randbemerkung [66rr] : „formale Ei[n]h[ei]t“. 1617 Randbemerkung [66rr] : „eine Einheit sei - factum etc.“ 1618 „d[ie]s[e]s Eine war aber ein Leeres u[nd] darauf ab[er] kam es an [,] den Inh[a]lt zu find[en]“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. Randbemerkung [66vl] : „Immerhin aber ist es doch schon ein bedeutender F[o]rts[c]hr[i]tt in d[er] Erk[e]n[n]t[n]iß G[o]tt[e]s - s[eine] Unerf[o]rschl[i]chk[ei]t einzuseh[en] u[nd] man daraus schon ... (? ) Eigensch[a]ften, die ihm zukomme[n] müssen abzuleiten. - [„Es ist schon weniger Irrth[um] jed[en]f[a]lls“ über der Zeile] aber“. 1619 „sich“ über der Zeile. 1620 Randbemerkung [66vl] : „D[ie]se höhere Erk[enn]t[n]iß - war dennoch nicht eig[en]tl[ich] à priori - sond[ern] traditionell zugl[e]i[c]h [.] - Die Wissens[c]h[a]ft ging üb[er]h[au]pt aus der R[e]l[i]g[io]n hervor (in allen Zweig[en)]“. <?page no="205"?> 195 W[i]ß[e]ns[c]h[a]ft[en] gingen auf, waren inbegriffen in der R[e]l[i]g[io]ns-Lehre. 1621 - Selbst bei den Griechen können wir d[ie]s[e]n Urspr[u]ng aller Wiß[e]nsch[a]ft[e]n, namentl[ich] aber der Philosophie [,] aus der R[e]l[i]g[io]n, ihr Hervorsproßen auf d[ie]s[e]m geheiligten Gebiete nachweisen [.] 1) 1622 bei d[en] 1623 groß[en] R[e]l[i]g[io]nen des Orients 1624 enthalten die R[e]l[i]g[io]ns-Bücher nicht blos die eig[e]ntl[ichen] R[e]l[i]g[io]nslehren, u[nd] moral[i]s[c]he u[nd] ceremonielle Vorschriften, sond[ern] auch die staatsrechtl[ichen] u[nd] medicinischen Lehren. 1625 Die Geschichte zeigt also 1626 uns durchaus, daß die R[e]l[i]g[io]n nicht aus der Wiß[e]ns[c]h[a]ft, sond[ern] umgekehrt die Wiß[e]ns[c]h[a]ft aus der R[e]l[i]g[io]n hervorging [,] u[nd] allenthalben war sie im Wesentlichen bedingt durch jene eigenthüml[iche] R[e]l[i]g[io]nsform [,] aus der sie hervorgegangen, mit den eigenthümlichen Vorurtheilen u[nd] Irrthümern behaftet, die der bestimmt[en] R[e]l[i]g[io]n ja eigenthüml[ich] waren [,] z.B. das persische R[e]l[i]g[io]nssyst[em] dem Dual[i]sm[us] vorherrs[c]hend ergeben, das Indis[c]he einer Art Pantheismus; die griech[ische] Philosophie dem Naturalismus u[nd] Spiritualismus [.] [66vr/ 67rl] Und als am Ende des Alterthums, bei Beginn des Chr[i]st[e]nth[ums,] die heidnis[c]he Wissens[c]h[a]ft 1627 , nach d[em] Verfall der verschieden[en] heidn[i]s[c]h[en] R[e]l[i]g[io]nen, den Versuch machte, alle R[e]l[i]g[io]nen als im (sic! ) ihrem Wesen übereinstimmend zu erklären, indem ja doch alle 1628 ein höchstes, unbegreifl[iches,] g[ö]ttl[iches] Wesen 1629 lehrten, während die einzelnen Götter nur Symbole, Hüllen, menschl[iche] Vorstell[u]ngsweisen seyen - als [,] sag’ ich [,] die heidn[i]s[c]he W[i]ß[e]nsch[a]ft d[ie]s[e]n Versuch machte [,] eine wahre, allgemeine R[e]l[i]g[io]n für alle Menschen zu begründen, scheiterte d[ie]s[e]r Versuch vollkommen u[nd] war u[nd] blieb nichts als ein philosoph[isches] Experiment. Der Geist des Mens[c]hen, wie er nun einmal ist [,] [ist] für sich, durch s[eine] eigne Anstreng[u]ng, d[u]rch s[ein] Forschen u[nd] Denken, nicht im Stand [,] die wahre R[e]l[i]g[io]n zu finden u[nd] zu begründen 1) seiner eignen Natur wegen, die gar nicht selbstständ[i]g, unabhäng[i]g seyn kann, weil sie sich nur in Gemeinsch[a]ft, d[u]rch Belehr[u]ng, Unterweis[u]ng, entwickeln kann [,] 2) der Natur dessen wegen, was in sei- 1621 Randbemerkung [66vl] : „Niemals die R[e]l[i]g[ion] aus der Wiss[e]ns[c]h[a]ft - u[nd] d[e]r Versuch d[e]s Neuplatonismus scheiterte - (wie der i[n] neu[erer] Z[ei]t)“. 1622 Randbemerkung [66vl] : „(1) z.B. (Schleiden Leben d[er] Pflanze p. 351 II A.) erkennt d[ie]s[e]s selbst in B[e]z[u]g auf d[ie] Naturwiss[e]ns[c]h[aft] an, er sagt: ‚Der leidende Grieche ...)“. 1623 „bei d[en]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Die“. 1624 „haben“ in der Zeile gestrichen. 1625 Einfügung am Seitenrand [66vl] : „Also die Philosophie, d[a]s Denken fand wenig, sond[ern] stellte nur Fragen, statt sie zu beantworten - u[nd] selbst d[ie]s[e]s Wenige fand sie nicht schlechterdings d[u]rch eigene Kraft [,] sond[ern] sich besinn[en]d auf d[ie] vorhanden[e] R[e]l[i]g[io]n, v[on] d[ie]s[e]r ausgehend - u[nd] da d[ie]se R[e]l[i]g[io]n selbst [„selbst“ über der Zeile] zurückdatir[t] auf eine Uroff[en]b[a]r[un]g [,] so besin[n]t sich au[c]h d[ie] Philos[ophie] mit dem Wenig[en], was sie gefund[en,] auf d[ie]se Uroff[e]nb[arun]g letz[t]lich - weil ohne d[ie]se die continuirl[iche] Fortbild[un]gsreihe, deren letztes Glied jene Philosophie war - gar nicht begonnen hätte.“ 1626 „also“ über der Zeile. 1627 Einfügung am Seitenrand [67rr] : „im Neu-Platonismus“. 1628 Ursprüngliches „allen“ durch Streichung zu „alle“ korrigiert. 1629 „L“ in der Zeile gestrichen. <?page no="206"?> 196 ner Wirkl[i]chk[ei]t u[nd] Wahrh[ei]t erfors[c]ht werden soll als Object der R[e]l[i]g[io]n, Gottes näml[ich] u[nd] des Jenseits üb[e]rh[au]pt, nach dem der Geist nur verlangen, Bedürfniß fühlen [,] fors[c]hen kann, - bei welchem Forschen er aber [,] wie d[ie] Versuche zeigen [,] nur da ankommt, wo er sagt: Gott u[nd] das Jenseits ist unerforschlich - das ist das tiefste Geheimniß mens[c]hl[icher] Erkenntniß. 1630 Doch gesetzt einmal, der mens[c]hl[iche] Geist wäre wirkl[ich] im Stande [,] weiter vorzudringen u[nd] die Wahrh[ei]t th[ei]lw[ei]se wenigstens zu erkennen, 1631 so wäre der, welchem d[ie]se Erk[e]n[n]tn[i]ß [zuteil] geworden wäre, nicht im Stande [,] sie als rel[i]g[iö]se Wahrh[ei]t geltend zu machen, eine R[e]l[i]g[io]n zu gründen, d.i. eine R[e]l[i]g[io]n, die auf die Wiss[e]ns[c]h[a]ft, also auf das Wissen, Erkennen irg[e]nd eines Mens[c]hen sich gründete. Plato, der hierin allerdings am weitesten gekommen - sagt: Die Wahrheit erkennen sei schwer; aber die erkannte Andern mitzutheilen sei noch schwerer. Das kann 1632 nicht blos v[on] der Sprache u[nd] Ausdrucksweise gelten, in welche die erkannte Wahrheit so gekleidet werden soll, daß [67rl/ 67vr] sie Allen verständlich u[nd] klar werde, sondern noch in anderer Beziehung. Aus 1633 der Natur der Sache 1634 ergibt sich, daß die Wißenschaft, d[ie] Philosophie nie irg[e]nd eine neue, vollkommene R[e]l[i]g[io]n gründen kann, - wie es denn auch in der That nie geschehen ist -. Alle R[e]l[i]g[io]n beruht näml[ich] auf dem Glauben an die r[e]l[i]g[iö]s[en] Wahrh[ei]t[e]n od[er] den Lehren [,] die für Wahrh[ei]t[e]n gehalten werden; 1635 der Glaube selber aber an d[ie]se Lehren als Wahrheiten beruht wieder auf 1636 göttl[icher] Auctorität, die für d[ie]se Wahrh[ei]ten einsteht. Blos wenn göttl[iche] Auctorität für die übersinnl[iche] 1637 Wahrh[ei]t Bürge ist [,] entsteht der rel[i]g[iö]se Glaube u[nd] kann eine neue R[e]l[i]g[io]n begründet werd[en]. 1638 Die Wiß[e]nsch[a]ft aber gründet sich nur auf mens[c]hl[iche] Auctorität, dessen näml[ich,] der sie als Resultat seiner Forsch[u]ng[e]n geschaffen hat. Das ist nun aber gar keine Grundlage für eine R[e]l[i]g[io]n 1639 ; denn die Einen, welche ebenf[a]lls wissensch[a]ftl[ich] gebildet sind, werden vor Allem die Gründe des philos[ophischen] Systems prüfen u[nd] werden die Wahrh[ei]t dess[e]lb[en] entweder anerkennen, nicht auf s[eine] Auctorität hin, sondern ihrer eignen Einsicht wegen, od[er] sie werden die Gründe nicht stich- 1630 Der vorstehende Absatz „Der Geist des Mens[c]hen ... Erkenntniß.“ wurde im Nachhinein eingeklammert. Randbemerkung [67rr] : „auch in neu[erer] Philos[ophie] K[a]nt - (F[ichte,] S[chelling] u[nd] H[egel] aber hob[en] d[a]s J[en]s[ei]ts ganz auf u[nd] macht[en] d[a]s Ird[i]s[c]he z[um] G[ö]ttl[ichen)]“. 1631 Randbemerkung [67rr] : „Was man so str[en]ge [n]i[c]ht als u[nm]ögl[ic]h beweis[en] kann - ind[em] si[c]h d[ie] Wiss[en]s[c]h[a]ft auf d[ie] Ges[c]h[ichte] stütz[en] kann -“. 1632 „kann“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „gilt“. 1633 Unleserliches Wort über der Zeile. 1634 „näml[ich]“ in der Zeile gestrichen. 1635 Randbemerkung [67vl] : „D[ie] R[e]l[i]g[ion] beruht wesentl[ich] auf g[ö]ttl[ich] verbürgt[em] Glaub[en] -“. 1636 „d[er]“ in der Zeile gestrichen. 1637 „übersinnl[iche]“ über der Zeile. 1638 „wie schon früher gezeigt wurde d[u]rch Betracht[un]g d[e]r Geschichte“ unter der Zeile. Randbemerkung [67vl] : „nicht menschl[ich]-wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Auctorität - hied[u]rch kann k[e]i[n] rel[i]g[iö]s[er] Glaube g[e]grü[n]d[e]t werd[en] - s[on]d[ern] nur wiss[en]s[c]h[a]ftl[iche] Ueberz[eu]g[un]g (? )“. 1639 Einfügung am Seitenrand [67vl] : „weder für die Gebildeten, noch für die Ungebildeten“. <?page no="207"?> 197 haltig finden u[nd] dann widersprechen u[nd] s[eine] Ansicht bestreiten. 1640 Für die Gebildet[en] also kann kein Mensch, auch der Weiseste nicht, als r[e]l[i]g[iö]s[e] Auctorität gelten, sond[ern] höchstens als wiss[en]s[c]h[aftliche] 1641 . Aber auch für die Ungebildeten kann d[u]rch die W[i]ss[en]schaft keine R[e]l[i]g[io]n gegründet werden; denn wodurch sollte sich der Philosoph ihnen gegenüber geltend machen? Die Gründe für sein System vermögen sie nicht zu erkennen u[nd] einzusehen, weil es ihnen an der nöth[i]g[e]n G[ei]st[e]sbild[u]ng fehlt u[nd] sonst kann er keinen überzeugenden Beweis für d[ie] Wahrh[ei]t seiner Lehre u[nd] für s[eine] Auctorität liefern. 1642 Warum sollte also die Menge ihm glauben u[nd] seine Lehre für wahr halten? Es ist gar kein Grund da dafür 1643 . Im Geg[e]nth[ei]l [,] es sind Gründe stets da [,] ihm unbedingten Glauben zu versagen. Denn so wird auch die ungebildete Menge räsoniren. D[ie]s[e]r Philosoph ist trotz sein[er] allerdings hohen Bild[un]g doch auch nur ein irrender, wenigstens des Irrthu[m]s fähiger Mensch [,] u[nd] wer weiß [,] ob er nicht in groß[em] Irrthum ist? D[ie]s[e]r Verdacht wird um so leichter [67vr/ 68rl] I [.] Kap[itel] 1644 §: 13 F[o]rts[e]tz[u]ng 1645 sich bilden, da auch Andere, die ganz Anderes lehr[en,] mit der gleichen Behaupt[u]ng, ihre Lehre sei Wahrheit [,] aufgetreten vor ihm, die er v[ie]ll[ei]cht des Irrthums bezichtigt, u[nd] da v[ie]ll[ei]cht auch Andere neb[en] u[nd] nach ihm auftreten, die seine Lehre des Irrth[ums] beschuldigen. Das nimmt dann die Menge wahr [,] u[nd] obwohl sie v[om] Streite in d[er] W[i]ss[e]ns[c]h[a]ft Nichts versteht, so wäre doch dad[u]rch das Vertrauen zerstört u[nd] der feste Glaube, wie [er] in der lebend[i]g[en] R[e]l[i]g[io]n eigenthümlich seyn muß, wäre unmöglich. 1646 1640 Einfügung am Seitenrand [67vl] : „Und v[on] Einh[ei]t wäre da gar keine Rede, im Gegenth[ei]l noch größ[ere] Spalt[u]ng wäre die Folge.“ Darüber [67vl] : „NB [: ] In all[en] Ding[en] glaubt ein Mensch d[em] andern [.] - In r[e]l[i]g[iö]s[en] aber hält es der M[e]nsch für seiner unwürd[i]g [,] jemand Ander[m] als G[o]tt selbst zu gl[a]ub[en] - g[ö]ttl[icher] Auctorität sich ... (? ) unterwerfend. -“ 1641 „wiss[en]s[c]h[aftliche]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „menschl[iche]“. 1642 Randbemerkung [67vl] : „Ob r[e]l[i]g[iö]s[er] Glaube (R[e]l[i]g[io]n) jemals d[u]r[c]h Bild[un]g u[nd] Wiß[en]s[c]h[a]ft (R[e]l[i]g[ion] der Humanität) ersetzt werd[en] kann -“. 1643 Über der Zeile eingefügt: „wenigst[en]s f[ür] d[ie] Menge nicht! “ 1644 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 23” am oberen Seitenrand [68rr] ; „23“ bezeichnet den Bogen. 1645 Randbemerkung [68rr] : „NB [: ] Obwohl alle R[e]l[i]g[ion] ei[ne] gl[e]i[c]he - d[ie] [„d[ie]“ über der Zeile] vollk[ommene], wahre sey[n] soll - so doch [n]i[c]ht soll sie die Unifor[m] anzieh[en] - u[nd] i[n] all[e]r W[ei]se gebild[et] u[nd] gehört (? ) werd[en.] - Mit d[er] wes[en]tl[ichen] Ei[n]h[ei]t ist d[ie] größt[e] accid[en]tell[e] Verschied[en]h[ei]t vereinbar [.] Ni[c]ht ... (? ) M[en]sch[en] d[en]k[en], fühl[en] etc. [,] g[an]z ... (? ) Völker nach ... (? )“. 1646 Randbemerkung [68rr] : „(Man könnte sag[en]: d[a]ss[e]lbe findet ja auch statt bei d[en] rel[i]g[iö]s[en] Auctorität[en], die auch verschied[en] si[n]d. Das ist aber nicht der Fall - geg[en] d[ie] rel[i]g[iö]s[e] Auctorität als solche kann kein Mißtrau[en] entsteh[en,] weil sie sich für eine göttl[iche] ausgibt [.] - Das (sic! ) M[e]ns[c]h[en] [„Volk“ (? ) über der Zeile] also nicht aufgefordert werd[en,] ein[em] M[en]s[c]h[en], so[n]d[ern] der Gotth[ei]t zu glaub[en] - (aus d[er] Natur beider Auctorität[en] folgt dieß) [.] - Es wird au[c]h der immer höher denk[en,] der nur d[e]r Gotth[ei]t - wie er wenigst[en]s meint - Glaub[en] schenkt vor dem, der einer wiß[en]s[c]h[a]ftl[ichen] Auctorit[ät] im Glaub[en] sich hingibt [.] - <?page no="208"?> 198 So sehen wir also [,] daß d[u]rch mens[c]hl[iche] Kräfte [,] namentl[ich] auch d[u]rch d[ie] menschl[iche] Wißenschaft [,] die Wahrheit nicht gefunden werden kann [,] u[nd] wenn sie gefunden werden könnte, doch ihre allgemeine Verbreit[u]ng unmöglich wäre, weil es ihr an hinreichender Auctorität fehlte. Mit andern Worten, die wahre R[e]l[i]g[io]n kann nicht v[on] mens[c]hl[ichem] Geiste ausgehen 1647 u[nd] die Wiedervereinig[u]ng aller R[e]l[i]g[io]n[en] in eine einzige, in die wahre [,] kann die 1648 Wiss[e]ns[c]h[a]ft nicht zu Wege bringen. - Nie ist auch eine R[e]l[i]g[io]n d[u]rch Wiß[e]nsch[a]ft gestiftet worden, wenigst[en]s hat sich nie eine auf menschl[iche] Erk[e]n[n]tn[i]ß berufen [,] sond[ern] jede vollkommene od[er] unvollkommene hat sich als göttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng geltend zu machen gesucht u[nd] nur dadurch Glauben gefunden u[nd] Anhang erworben. Andere Versuche, d[u]rch Philosophie z.B. [,] sind stets gescheitert u[nd] werden auch in der Gegenwart, wo man wieder Aehnliches versucht [,] ebenso vergeblich seyn. 1649 Die R[e]l[i]g[io]n muß sich in ihr[en] Lehren, Geboten u[nd] Einricht[u]ng[e]n stets auf göttl[iche] Auctorität gründen - auf wirkl[iche] od[er] vergebliche, die aber als wirkl[iche] geglaubt wird - um so mehr muß also die Wiedervereinig[u]ng aller R[e]l[i]g[io]nen, die Reinig[un]g derselben, die Gründung der einzig wahren R[e]l[i]g[io]n sich auf göttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng sich stützen u[nd] v[on] ihr ausgehen, wenn üb[e]rh[au]pt eine solche stattfinden soll. Von d[ie]s[e]r göttl[ichen] Off[e]nb[a]r[u]ng muß nun im folgenden Paragraph[en] besonders die Rede seyn. 1650 [68rl/ 68vr] Der tiefere Grund ist: daß jenes der me[n]s[c]hl[ichen] Natur u[nd] d[e]r Sache gemäß ist - Gott zu glaub[en] - das andere aber nicht so (auf rel[i]g[iö]s[em] Gebiet)). (Exegeten)“. 1647 Über der Zeile: „mit all sein[en] Kräften“. 1648 „Kunst noch (? )“ über der Zeile. 1649 Randbemerkung [68rr] : „Indeß als s[c]hlechthin unm[ö]glich können wir die (theoret[ische]) Erk[enn]t- [n]iß, Erfors[c]h[un]g der (r[e]l[i]g[iö]s[en]) Wahrh[ei]t d[u]rch d[ie] mens[c]hl[iche] Wiss[e]ns[c]h[a]ft (Phil[o]s[ophie]) nicht b[e]h[au]pt[en]; die theoret[ische] Wahrh[ei]t d[e]r R[e]l[i]g[ion] k[önn]te [m]ögli[c]h[e]rw[ei]se erkannt werd[en] (die R[e]l[i]g[ion] [en]th[ä]lt au[c]h Pract[i]s[c]h[e]s i[n] si[c]h) [.] Aber [„für“ in der Zeile gestrichen] Wirkl[i]chk[ei]t gilt [,] was für Nothw[en]d[i]gk[ei]t d[e]r Ur-off[en]b[arun]g“. 1650 Randbemerkung [68rr] , fortgesetzt unter der letzten Zeile des Haupttextes [68rl] : „Aber in Betreff der R[e]l[i]g[io]n geschieht ja dass[e]lbe? Eine zeiht die andere des Irrthums [,] sucht sie zu verdächtig[en]? Gilt also nicht d[a]ss[e]lbe v[on] der R[e]l[i]g[io]n u[nd] Off[e]nb[arun]g [„u[nd] Off[e]nb[arun]g“ über der Zeile] wie v[on] d[er] W[i]ß[en]sch[a]ft? Gewiß - in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[u]ng [.] - Aber woh[e]r kommt dieß? D[a]h[e]r daß M[e]nsch[en] Gründer d[er] R[e]l[i]g[io]n sey[n] woll[en] u[nd] nicht sey[n] könn[en] - - Gott all[e]i[n] soll Gr[ün]d[e]r sey[n.] Das spri[c]ht si[c]h darin aus [.] - Alle Völker sag[en] also damit [,] nur Gott selber könne Grü[n]der d[er] R[e]l[i]g[ion] sey[n,] postulir[en] göttl[iche] Off[en]b[arun]g -“. <?page no="209"?> 199 §: 14 1651 Die göttl[iche] Offenbarung [.] Nothw[e]nd[i]gk[ei]t u[nd] Erkennbark[ei]t ders[e]lb[en] 1652 (Wirkl[i]chk[ei]t? ) (Gegen Rational[i]sm[us]) I) Wir haben gesehen, daß, wie die R[e]l[i]g[io]n urspr[ü]ngl[ich] nur durch göttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng gegründet werden konnte, nicht durch menschl[iche] Kraft nur, wie etwa irg[e]nd eine Kunst [,] erfunden wurde, - so auch die Wiederherstell[u]ng der wahren, reinen Rel[i]g[io]n u[nd] die Einheit derselben bei dem Menschengeschlecht, nur durch g[ö]ttl[iche] Kundgeb[u]ng od[er] Off[e]nb[a]r[u]ng u[nd] nur d[u]rch göttl[iche] Auctorität möglich sei, nicht aber d[u]rch ird[i]s[c]he u[nd] menschl[iche] Kräfte. - Dieß ergibt sich aus der Natur der Sache [,] u[nd] die Völker waren sich deßen auch von jeher bewußt, d[a]h[e]r jede der bedeutenden R[e]l[i]g[io]nen unter den Menschen ihren Urspr[u]ng oder ihre Erneu[e]rung [,] Reform, von g[ö]ttl[icher] Thätigk[ei]t, v[on] unmittelbarer oder mittels irg[e]nd eines Gottesgesandten, ableiteten. Gerade d[ie]s[e]r Umstand aber, daß die so verschieden[en] R[e]l[i]g[io]nen alle ein[en] göttl[ichen] Urspr[u]ng haben wollen, so günstig er auch als histor[i]s[c]h[es] Zeugniß ist für d[ie] Nothw[e]nd[i]gk[ei]t g[ö]ttl[icher] Off[e]nb[a]r[u]ng, bietet aber nun hinwiederum auch große Schwierigk[ei]t[e]n zur Lösung dar. 1653 Es fragt sich näml[ich,] wenn alle R[e]l[i]g[io]nen sich auf g[ö]ttl[iche] Auctorität berufen u[nd] g[ö]ttl[iches] Werk seyn wollen, aber doch ihrer Verschiedenh[ei]t, ihres th[ei]lw[ei]s[en] Widerspruchs wegen nicht seyn können, wie ist es möglich, die rechte, wahre Off[e]nb[a]r[u]ng G[o]tt[e]s zu erkennen? 1654 Das Judenth[um] z.B. macht Anspruch darauf [,] g[ö]ttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng 1651 „9)“ über der Zeile. 1652 Randbemerkung [68vl] : „V[on] der Nothwend[i]gk[ei]t g[ö]ttl[icher] Off[en]b[arun]g war i[m] Vor[i]g[en] d[ie] Rede - hier v[on] [„war i[m] Vor[i]g[en] d[ie] Rede - hier v[on]“ über der Zeile als Ersatz des in der Zeile allerdings nur teilweise gestrichenen „In d[ie]s[em] §: ist d[ie] Nothw[e]nd[i]gk[ei]t“] Erkennbarkeit u[nd] d[ie] Wirkl[i]chk[ei]t d[er] g[ö]ttl[ichen] Off[e]nb[a]r[u]ng z[u] besprechen [.] - (Da nun schon d[er] bisher[i]g[e] Verlauf uns[erer] Unters[uc]h[u]ng[e]n uns vielfach auf d[ie]s[e] Nothw[e]nd[i]gk[ei]t hinwies, so werden manche früh[ere] Bem[e]rk[u]ng[en] hier wiederholt u[nd] übersichtl[ich] zusammengestellt werden müssen.)“ Darunter [68vl] , aber gestrichen: „D[ie] Nothw[e]nd[i]gk[ei]t d[er] g[ö]ttl[ichen] Off[en]b[arun]g der g[ö]ttl[ichen] Off[en]b[arun]g (sic! ) ist“. Darunter [68vl] : „Anfang [.] A) Eine Wiederh[e]rst[e]ll[un]g der Einen, wahr[en] R[e]l[i]g[io]n ist berecht[i]gt u[nd] wü[n]s[c]h[en]swerth [.] - B) Sie kann aber nur d[u]rch g[ö]ttl[iche] Wirks[a]mk[ei]t ermögl[i]cht werd[en.] - (V[on] all[en] R[e]l[i]g[ionen] anerkannt [.] -) C) Es f[ra]gt si[c]h [,] ob nun wirkl[ich] ei[ne] solche Off[en]b[arun]g st[a]ttgefu[n]d[en]? ob es wahrsch[ein]l[ich]“. 1653 Randbemerkung [68vl] : „Schwierigk[ei]t hiebei“. 1654 Randbemerkung [68vl] : „NB [: ] Ob u[nd] daß eine Off[e]nb[arun]g [„daß“ in der Zeile gestrichen] stattgefund[en,] kann die Philos[ophie] nicht streng (mit Denknothw[en]d[i]gk[ei]t) deducir[en] - da sie jed[en]f[a]lls ein freier, g[ö]ttl[icher] Act war - sie kann nur a) die Nothw[en]d[i]gk[ei]t d[e]ss[e]lb[en] beweis[en] zu Wiederherst[e]ll[un]g der wahr[en] R[e]l[i]g[ion] - wenn diese wiederherg[e]st[e]llt werd[en] soll - c) [ursprüngliches „b“ mit „c“ überschrieben] die Kriteri[en] angeb[en], an denen die vers[c]hied[enen] R[e]l[i]g[ionen] zu prüf[en] - <?page no="210"?> 200 zu seyn, der Muhammedanismus nicht minder, u[nd] ebenso das Chr[i]st[e]nth[um], v[on] den altoriental[i]s[c]h[en] R[e]l[i]g[io]nen zu schweigen. Wie können wir nun hier finden u[nd] entscheiden [,] welches die wahre sei? Oder ob üb[e]rh[au]pt eine davon die wahre sei? - Die Untersuchung d[ie]s[e]r Frage ist ebenso schwierig als unerläßlich [,] besonders in uns[erer] Zeit, wo einesth[ei]ls die verschieden[en] R[e]l[i]g[io]nen immer mehr d[u]rch wiss[e]ns[c]h[a]ftl[iche] Untersuch[u]ng[e]n bekannt werden, andrers[ei]ts sich immer weiter d[ie] Meinung verbreitet, es sei gar keine g[ö]ttl[iche] Kundgeb[u]ng 1655 an die Menschen geschehen u[nd] alles nur mens[c]hl[iches] Werk, betrüblicherweise aber für göttliches ausgegeben. 1656 II) 1657 Um gleich bei der letztern, ziemlich verbreiteten Zeitansicht stehen zu bleiben, so ist gegen sie 1) die Idee v[on] G[o]tt [,] 2) d[a]s Bew[u]ßts[eyn] der Völker [,] 3) d[ie] Natur d[e]s M[en]s[c]h[en.] [68vr/ 69rl]. 1. 1658 Ich sage [,] die Idee v[on] Gott 1659 ist geg[en] jene Ansicht; denn einmal vorausgesetzt u[nd] angenommen, daß es einen Gott gibt, einen lebend[i]g[e]n, persönl[ichen], selbstbewußten, nicht einen unpersönl[ichen] Scheingott, wie der Pantheismus ihn lehrt; - so liegt 1660 schon in d[ie]s[e]r Idee v[on] 1661 Gott, daß er auch in u[nd] für die Welt, nachdem er sie einmal geschaffen, noch weiter wirken, nicht aber sie ihrem Schicksal überlaßen werde; daß er im Falle einer unglückl[ichen] Entwickl[u]ng der Verhältnisse in derselben ihr seine Hülfe nicht entziehen werde, wenn er auch die menschl[iche] Natur noch so selbstständ[i]g, noch so frei geschaffen habe; er wird Hülfe schaffen [,] ohne die Freiheit u[nd] Selbstständ[i]gk[ei]t des Mens[c]hengeschlechts zu vernichten. 1662 Selbst Männer wie Göthe haben in neu[erer] Z[ei]t erkannt, daß es in der Idee Gott[e]s liege [,] für u[nd] in der Welt auch thätig zu seyn, nicht aber sich v[on] ihr in unabsehbare Ferne zurückzuziehen, wie der vulgäre Rational[i]smus behauptet. Göthe sagt: „Was wär’ ein Gott, der nur von Außen stieße, Im Kreis das All’ am Finger laufen ließe! b) Congruenz gründe ... (? ) für d[ie] Wahrsch[ein]l[i]chk[ei]t [,] d[a]ß wirkl[ich] eine Off[en]b[arun]g stattgefund[en] od[er] stattfi[n]d[en] wird (? )“. Darunter [68vl] : „früher sch[o]n anged[e]utet - u[nd] d[ie] Lösung kurz g[e]geb[en] -“. 1655 „Off[en]b[arun]g“ über der Zeile. 1656 Randbemerkung [68vl] : „Und hier liegt in uns[erer] Z[ei]t die eig[e]ntl[iche] Aufgabe auch [„auch“ über der Zeile] der chr[i]stl[ichen] Theologie.“ - In derselben Zeile eingefügt: „Apologetik“. Darunter [68vl] : „Ob [„Ob“ über der Zeile] Zwar [n]i[c]ht R[e]l[i]g[ion,] ab[er] Offenb[arun]g Betrug? )“ 1657 Randbemerkung [68vl] : „Beweis f[ür] d[ie] [„Congruenz d[er]“ über der Zeile] Wirkl[i]chk[ei]t 1) Ob Beweis f[ür] d[ie] Nothw[en]d[i]gk[ei]t war d[a]s Bedürf[n]iß der Völker“. Ferner die wohl hierher gehörige Randbemerkung [71rr] : „ad oben II [: ] NB [: ] Die Nothw[en]d[i]gk[ei]t d[e]r Off[en]b[arun]g kann [n]i[c]ht bewies[en] w[e]rd[en] - da i[n] d[er] G[e]s[c]h[i]chte üb[er]h[au]pt die Fr[ei]h[ei]t [,] [n]i[c]ht Nothw[en]d[i]gk[ei]t waltet“. 1658 Eine in den folgenden Zeilen zu erwartende „2.“ ist unauffindbar. 1659 Randbemerkung [69rr] : „a) D[ie] Idee v[on] G[o]tt“. 1660 „liegt“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „ist“. 1661 „dem persönl[ichen]“ über der Zeile und am Seitenrand [69rr] . 1662 Einfügung am Seitenrand [69rr] : „M[e]ns[c]h[en] ja, die anders h[a]nd[e]ln, würd[en] würd[en] (sic! ) wir d[e]r Grausamk[ei]t zeih[en], würd[en] sag[en]: sie handeln unmenschl[ich; ] für Gott ... (? ) wäre ein solches Verhalt[en] nicht blos unmens[c]hl[ich,] sond[ern] ungöttl[ich], d.h. Gottes Natur zuwider.“ <?page no="211"?> 201 Ihm ziemt’s, die Welt im Innern zu bewegen, Natur in Sich, Sich in Natur zu hegen, So daß, was in Ihm lebt u[nd] webt u[nd] ist, Nie Seine Kraft, nie Seinen Geist vermißt.“ 1663 In der Idee des lebend[i]g[en] persönl[ichen] G[o]tt[e]s liegt es also schon, daß er in der Welt u[nd] für sie fortwährend wirkt, sich in ihr off[e]nb[a]rt u[nd] dem M[e]ns[c]hengeiste [,] der zu seiner Entwickl[un]g, seinem Glück u[nd] Heile Seiner bedarf, sich auch kund gibt [.] 3) 1664 Geg[en] die B[e]h[au]pt[u]ng, daß Gott sich nicht offenbare, sond[ern] den Mens[c]hen sich selbst überlaße [,] ist aber auch das Bewußts[eyn] aller Völker 1665 , d[a]s Bew[u]ßts[eyn] der ganzen Mens[c]hheit; denn alle od[er] fast alle bedeut[en]d[en] 1666 Völker glauben ja, daß die G[o]tth[ei]t sich geoffenbart habe u[nd] sich noch offenbaren könne u[nd] v[on] Z[ei]t zu Z[ei]t offenbare, 1667 dieß bezeugt wenigstens, daß die Menschh[ei]t ein Bedürfniß hat nach solcher Off[e]nb[a]r[u]ng; wenn sich auch d[ie] Völker täuschen, weil doch nur Eine die wahre [,] wirkl[iche] Kundgeb[u]ng G[o]tt[e]s seyn kann, 1668 so weiset uns doch d[ie]s[e]r Irrth[um] auch auf die Wahrh[ei]t hin. Es ist ja bekannt, daß die Täuschung, der Irrthum nur dadurch möglich ist, daß es eine Wirkl[i]chk[ei]t u[nd] Wahrh[ei]t gibt; eben weil irg[e]nd ein Ding 1669 für wahrhaft u[nd] beglückend u[nd] gut [69rl/ 69vr] gehalten wird, wird es angestrebt, also durch den Schein der Güte zieht es an, weil irgend eine Lehre für wahr u[nd] richtig gehalten wird, wird sie angenommen u[nd] hochgehalten; also nur um d[ie]s[e]s Scheines v[on] Wahrheit willen; wäre d[ie]s[e]r Schein nicht, kein aufricht[i]g[e]r Mensch würde ihr anhängen [.] So weiset also der Irrthum selber auf die Wahrh[ei]t hin u[nd] borgt v[on] ihr den Schein u[nd] 1663 Das Zitat stammt aus Johann Wolfgang von Goethe, Prooemion, 3. Strophe (vgl. Goethes Werke, hg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen, I. Abtheilung, 3. Band, Weimar 1890, 73). - Randbemerkung [69rr] : „Geg[e]n Rational[i]sm[us].“ 1664 „3)“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „2)“. 1665 Randbemerkung [69rr] : „b) D[a]s Bew[u]ßts[eyn] d[e]r Völk[e]r“. 1666 „bedeut[en]d[en]“ über der Zeile. 1667 Randbemerkung [69rr] : „u[nd] je vollkommener, höher stehend - um so mehr u[nd] deutlicher“. 1668 Randbemerkung [69rr] : „NB [: ] Da entsteht freil[ich] die große Schwie[ri]gk[ei]t - Welches die rechte [.] Aber a) daß d[a]rum keine die rechte [,] folgt d[a]raus nicht b) Um sie eben zu erk[ennen,] die[nen] Krit[e]ri[en] -“. Auf der folgenden Seite eine weitere, hier inhaltlich anschließende Randbemerkung [69vl] : „NB [: ] Ganz nur natürl[ich] od[er] menschl[ich] u[nd] ganz ungöttl[ich] ist keine R[e]l[i]g[ion] u[nd] Off[en]b[arun]g s[c]hon daru[m] ni[c]ht [,] weil das B[e]stimmende dabei die [„die“ korrigiert durch Überschreibung ursprüngliches „das“; „B“ in der Zeile gestrichen] Quell[e] d[e]s Geschi[c]htl[ichen,] di[e] imma[nen]te G[o]tt[e]sidee ist, di[e] [n]i[c]ht id[en]tis[c]h ist [m]it Natur u[nd] d[em] M[e]ns[c]h[en]g[ei]st (wie er als Selbstbew[u]ßts[eyn] b[e]st[e]ht) [,] sond[ern] ein Anderes, Höher[e]s ist, das i[n] Natur u[nd] d[em] M[en]s[c]h[en]g[ei]st b[e]sti[mmen]d di[e] r[e]l[i]g[iö]s[en] Kräfte b[e]herrs[c]h[en]d wirkt. D[er] Gl[au]b[e] d[a]her myst[i]sch[es] M[omen]t.“ 1669 „Ding“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Gut, irgend eine Lehre für“. <?page no="212"?> 202 kann nur dadur[c]h existiren. 1670 In ähnl[icher] Weise borgen die fälschl[ich] für Off[e]nb[a]r[u]ng gehaltenen R[e]l[i]g[io]nen von der wahren Off[e]nb[a]r[u]ng den Schein [,] u[nd] nur so gelingt es ihnen [,] sich geltend zu machen, falsche Off[e]nb[aru]ng[e]n setzen die wahre voraus, sonst könnten sie ja nicht den Schein von ihr borgen, denn v[on] Nichts kann man Nichts borgen. - 1671 2) 1672 Geg[en] die B[e]h[au]pt[u]ng, d[a]ß G[o]tt sich nicht offenbare, ist endl[ich] auch die menschl[iche] Natur selber, wie dieß schon in Früherem vielfach angedeutet wurde. Die menschl[iche] Natur 1673 trägt in sich einen Drang nach Erk[e]n[n]tn[i]ß d[e]s Göttlichen u[nd] der Wahrheit u[nd] hat die Anlage zur Erk[e]n[n]tn[i]ß davon in sich. - Da sie nun aber gleichwohl für sich allein nicht zur reinen, vollen Erk[e]n[n]tniß 1674 desselb[en] kommen kann, so wäre d[ie]s[e]r Drang vergebl[ich] u[nd] nur eine Quälerei u[nd] jene Anlage umsonst (nur eine Aefferei). Gott hätte den Menschen nur zur innern Qual u[nd] Unruhe erschaffen u[nd] ihn durch d[ie]se Anlage u[nd] Drang 1675 ohne Mögl[i]chk[ei]t der Befried[i]g[un]g recht eig[e]ntl[ich] zum Büßen 1676 gehabt; der Mens[c]h wäre der Narr der Natur 1677 , weil er im Stande wäre [,] sich etwas einzubilden, aber nie im Stande [,] es zu erreichen; er wäre recht für die Täus[c]h[u]ng ges[c]haffen; denn Trugbilder göttl[icher] Off[e]nb[a]r[u]ng könnte er annehmen u[nd] wäre sogar sehr geneigt u[nd] begierig darnach, weil ihn ein Bedürf[ni]ß der Natur dazu treibt. 1678 Da er also einmal das Bedürfniß göttl[icher] Off[e]nb[a]r[u]ng hat [,] so bleibt nun eine doppelte Annahme übrig; entweder hat G[o]tt, indem er ihn mit d[ie]s[e]r Anlage - die in ihr[em] unentwickelt[en] Zustand mehr ein Drang u[nd] Bedürf[n]iß [,] ein geist[i]g[er] Hunger ist - ausrüstete [,] zur Täusch[u]ng absichtlich geschaffen, od[er] aber [,] indem er ihn (sic! ) d[ie]se Anlage gab, so hatte er auch vor, ihrem Bedürfniß entsprechend, sich zu offenbaren. [69vr/ 70rl] 1670 Randbemerkung [69vl] : „Gäbe es keine Wahrh[ei]t, dann gäbe es auch kein[en] Schein der Wahrh[ei]t u[nd] keine Täusch[un]g - weil k[ein] Irrth[um] für Wahrh[ei]t geno[mmen] werd[en] könnte od[er] [„od[er]“ über der Zeile] die Täusch[un]g wär[e] dann d[a]s Wahre, weil Naturgemäße“. Daneben und darüber [69vl] : „(Zuerst muß ich wiss[en,] d[a]ß es ei[ne] Wahrh[ei]t gibt [,] dann erst ist es mögli[c]h, etwas Unwahres für wahr zu halt[en.] Eb[en]so b[e]i Gefahr etc.“ Darunter und daneben [69vl] : „Ohne Existenz ächter Perl[en], k[omm]t Niem[an]d d[ara]uf [,] fals[c]he für ächte zu halt[en.] - Oh[n]e wahr[es] [„wahr[es]“ über der Zeile] Li[c]ht k[ein] fals[c]h[er] S[c]himmer“. 1671 In der Zeile und am Seitenrand [69vl] eingefügt: „Und früher schon wurde bemerkt, d[a]ß d[ie]s[e]s constante Bew[u]ßts[eyn] der Völk[e]r v[on] ein[er] Off[e]nb[a]r[u]ng sich herschreibe v[on] der [„der“ über der Zeile soll wohl nicht getilgtes „ein[er]“ in der Zeile ersetzen] Uroff[e]nb[a]r[u]ng, deren Inhalt sich aber getrübt h[a]tte u[nd] entstellt wurde.“ 1672 „2)“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „3)“. 1673 Randbemerkung [69vl] : „D[ie] mens[c]hl[iche] Natur“. 1674 „ko“ in der Zeile gestrichen. 1675 „u[nd] Drang“ über der Zeile. 1676 „; des“ in der Zeile gestrichen. 1677 Über der Zeile eingefügt: „wie schon einmal bemerkt wurde“. 1678 Einfügung am Seitenrand [69vl] : „Ohne d[a]ß eine Mögl[i]chk[ei]t da wäre [,] d[ie]s[e]s Bedürfniß wahrhaft zu befriedigen d[u]rch eine wirkl[iche], wahre Off[e]nb[a]r[u]ng.“ <?page no="213"?> 203 I [.] Kap[itel] 1679 §: 14 F[o]rts[e]tz[u]ng Da das Erste eine G[o]tt[e]s unwürdige Annahme wäre, so bleibt nur das Letztere übrig, daß näml[ich] G[o]tt [,] der Natur u[nd] dem Bedürfniß des M[e]ns[c]h[e]n zu Hülfe kommend, sich wirkl[ich] geoffenbart habe, u[nd] daß also unter den fäls[c]hl[ich] dafür ausgegebenen Off[e]nb[arun]g[en] auch die wirkl[iche] sich finden müsse u[nd] aufgesucht werden könne. 1680 Es fragt sich nun [,] auf welche Weise können wir die wahre, wirkl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng finden u[nd] erkennen? 1681 III) Der Mensch vermag die wahre göttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng u[nd] d.h. die wahre, Eine Religion, von der falschen zu unters[c]heiden, durch die ihm eingeborne 1682 Idee v[on] G[o]tt - 2) 1683 durch die ihm eingebornen Ideen des Wahren, Guten u[nd] S[c]hönen - d[u]rch s[ein] Gottesgefühl, dann d[u]rch sein Wahrheits-Gefühl, durch sein sittl[iches] u[nd] ästhetis[c]hes Gefühl; 3) endl[ich] durch Kenntniß seiner selbst u[nd] der ihn umgebenden Natur. - Dieß ist nun näher zu erklären. Die Wiederherstell[u]ng der wahren, reinen R[e]l[i]g[io]n, die nur Eine seyn kann, sag’ ich, 1684 kann nur geschehen durch Gott selbst, d[u]rch göttl[iche] Off[e]nb[a]rung, entwed[er] unmitt[e]lb[a]r[e] od[er] mittelbare d[u]rch einen Abgesandten. Ob nun irg[e]nd eine sich für göttl[ich] ausgebende Off[e]nb[a]r[u]ng, wirkl[ich] eine solche sei, ist zu erkennen. 1685 1) Durch die uns eingeborne Idee v[on] Gott - durch sie allein näml[ich], durch d[ie]s[e]s uns innewohnende G[o]tt[e]sbild, ist es dem Menschen möglich zu beurtheilen, ob irg[en]d eine Wirksamk[ei]t, Belehr[u]ng u[nd] Thun, Gottes würdig sei; 1686 d[ie]se eingeborne Idee u[nd] das äußere Thun des Offenbarenden müssen sich gegenseit[i]g 1687 entsprechen, müssen übereinstimmen, damit die Ueberzeug[u]ng entstehe [,] daß hier 1679 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 24” am oberen Seitenrand [70rr] ; „24“ bezeichnet den Bogen. 1680 Randbemerkung [70rr] : „Nur Congruenzgründe. - Aber es ist damit noch nicht bestimmt [,] ob wann eine g[ö]ttl[iche] Off[e]nb[arun]g wirkl[ich] stattgefund[en] wie und welche v[on] den R[e]l[i]g[ionen] d[a]h[er] göttl[iche] Off[en]b[arun]g sey.“ 1681 Randbemerkung [70rr] : „NB [: ] Wenn die frisch[en] Blätter d[e]s leb[en]d[i]g[en] [„leb[en]d[i]g[en]“ über der Zeile] Glaub[en]s abfall[en] v[om] Stamme der E[r]k[enn]t[n]ißkr[a]ft u[nd] Thät[i]gk[ei]t - dann wird d[ie]s[e]r selbst bald dürr, trock[en.] - Und es muß ei[n] neu[er] Frühl[in]g, erfris[c]h[en]d[er] ko[mmen,] u[m] n[e]u[e]s L[e]b[en] zu bek[ommen.] - Aus Quelle ei[n]z[igen] Leb[en]s [m]uß wieder di[e] M[en]schh[ei]t tri[n]k[en.] - (Dad[u]rch allein ist er freil[ich] auch der Täusch[un]g d[e]s Irrthu[m]s fähig - was bei[m] Thiere nicht der Fall ist -)“. 1682 „immanenten“ (sic! ) über der Zeile. 1683 Korrespondierendes „1)“ ist unauffindbar. 1684 Über der Zeile eingefügt: „wenn sie geschieht“. 1685 Randbemerkung [70rr] : „Prüf[un]g d[u]rch immanente G[o]tt[e]sidee“. 1686 Randbemerkung [70rr] : „Die Völker im tiefst[en] Verfall scho[n] am w[eni]gst[en] geeig[ne]t, ei[ne] Off[en]b[arun]g zu prüf[en.] - Aber sie wird ei[nem] Dra[n]g [en]tsprech[en], wird d[a]s G[em]üth ergreif[en] u[nd] die G[o]tt[e]sidee weck[en] -“. 1687 „gegenseit[i]g“ über der Zeile eingefügt. <?page no="214"?> 204 wirkl[ich] Gott selber thätig sei. - Man könnte da sagen, ja [,] aber die Idee v[on] Gott 1688 selber soll 1689 eben d[u]rch d[ie]se Off[e]nb[a]r[u]ng zur Klarh[ei]t gebracht, 1690 zur rechten Entwickl[un]g kommen, v[on] der Trübung u[nd] Verbildung befreit u[nd] geheilt werden. Das wohl; aber es findet eine Wechselwirk[u]ng statt zw[i]s[c]h[en] d[ie]s[e]r äuß[ern] G[o]tt[e]sthät[i]gk[ei]t u[nd] der innern G[o]tt[e]sidee, wodurch beides zugleich ges[c]hieht, also die Gottesidee des Mens[c]hen einerseits d[u]rch die g[ö]ttl[iche] Mittheil[u]ng gereinigt, 1691 d[u]rch d[ie]se göttl[iche] Mitth[ei]l[un]g andrers[ei]ts wieder an der einge-[70rl/ 70vr] bornen G[o]tt[e]sidee als an ihrem Kriterium od[er] Prüfstein geprüft wird. 1692 - Wie der Magnet 1693 dem Pole sich zuwendet [,] so der menschl[iche] Geist vermöge d[ie]s[er] eingebornen G[o]tt[e]sidee der wahren Off[e]nb[a]r[u]ng, vorausgesetzt, daß keine andern bestimmten 1694 moralis[c]hen Hem[m]nisse im Wege sind. - 1695 Die Menschenseele ist nach u[nd] für Gott geschaffen. Darum ist sie im Stande zu ehren, zu erkennen u[nd] zu glauben, wenn G[o]tt wirkl[ich] spricht, ob u[nd] daß er wirkl[ich] es selbst ist, der spricht - wo reiner, aufricht[i]g[e]r Sinn ist. 1696 2) Eng mit der G[o]tt[e]sidee verbunden, ja unzertrennlich v[on] ihr und nur d[u]rch sie möglich sind die Ideen des Wahr[en,] Guten u[nd] Schönen; durch d[ie]se Ideen ist der Mensch in ähnl[icher] Weise im Stande zu beurtheilen, ob die mitgetheilte Lehre wahr - wenigstens ob sie nicht fals[c]h sei u[nd] d[ie]se mit der G[o]tt[e]sidee übereinstimme, Gottes würdig sei - ; 1697 in gleicher Weise ist er d[u]rch die Idee des Guten im Stande zu beurtheilen - wenigstens zu ehren u[nd] zu fühlen, ob die geoffenbarte Lehre sittl[ich] rein u[nd] d[a]h[er] G[o]tt[e]s würdig, göttlich sei; u[nd] ob das Leben u[nd] Thun dessen selbst, der die g[ö]ttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng verkündet, eines G[o]ttgesandten würdig u[nd] göttl[ich] sei; endlich auch die Idee des Schönen ist bei d[ie]s[e]r Prüfung keineswegs ganz ausgeschloss[en,] obwohl sie mehr zurücktritt; auch sie darf in der Off[e]nb[a]r[u]ng nicht verletzt od[er] gar vernichtet werden, weil auch sie ein Merkmal des Wahren u[nd] Guten, u[nd] des Göttlichen ist, während das Böse [,] d[ie] Lüge dem Häßlichen adäquat ist. Auf d[ie]se Weise also wird die Off[e]nb[a]r[u]ng [,] die sich für eine göttl[iche] ausgibt, geprüft, ob sie das wirkl[ich] sei. 1688 „v[on] Gott“ über der Zeile eingefügt. 1689 „j“ in der Zeile gestrichen. 1690 Einfügung am Seitenrand [70rr] : „d[u]rch sie ist er ja eb[en] au[c]h d[er] Täusch[un]g fähig [,] wie eine mißgestaltete, verbildete Pflanze nur d[u]rch d[en] Keim möglich ist“. 1691 Randbemerkung [70rr] : „D[e]r k[eimen]de Saame erhält d[urc]h Nahru[n]g Kr[a]ft u[nd] do[c]h ist er es [,] der d[ie]se N[a]h[run]g au[c]h prüf[en]d aufnimmt [.] - Also 1) Wahr[u]ng [,] 2) Kraft [,] sie aufzunehm[en,] 3) Kraft [,] sie zu prüf[en] - gibt die Off[en]b[arun]g“. 1692 Randbemerkung [70vl] : „Beisp[iel] v[on] d[en] jung[en] Rebhühnern s[iehe] Möhler.“ 1693 „wenn er sonst nicht gehindert wird naturgemäß“ am Seitenrand [138l] eingefügt. 1694 „bes[on]d[eren]“ über der Zeile. 1695 Randbemerkung [70vl] : „Das sittl[iche] Moment ist stets zu beton[en] - u[nd] eine geheimnißvolle Einwirk[un]g auf d[en] Will[en]“. 1696 Randbemerkung [70vl] : „(Aber auch der Täus[c]h[un]g fähig) [.] Also: natürl[iche], histor[ische] u[nd] ethis[c]he Beding[un]g[en] sind zu erfüll[en]. - Gesu[n]de, e[n]twick[e]lte Natur ([n]i[c]ht ...d (? )) - histor[isch] (... (? ) [n]i[c]ht)“. 1697 Randbemerkung [70vl] : „Auch hier wieder Gegenseit[i]gk[ei]t“. <?page no="215"?> 205 3) Es ist aber dazu auch Kenntniß des Menschen u[nd] der Natur nöthig. Die Off[e]nb[a]r[u]ng näml[ich] muß sich auf göttl[iche] Auctorität stützen, muß v[on] d[ie]s[e]r getragen seyn. Soll aber d[ie]se g[ö]ttl[iche] Auctorität anerkannt werden [,] so muß sie sich kund thun u[nd] beweisen durch übermenschl[iche] u[nd] über-natürliche Werke [,] d.h. d[u]rch solche Werke [,] die weder der Mens[c]h mit all’ sein[en] Kräften, noch die Natur nach ihren (sic! ) 1698 gewöhnl[ichen] Verlaufe, nach d[er] gewöhnl[ichen] Thätigk[ei]t ihrer Gesetze u[nd] Kräfte 1699 (u[nd] mit ihren Kräften) hervorbringen können; diese Werke aber sind die Wunder u[nd] die Weißagungen. 1700 - Um aber beurtheilen zu können, ob wirkl[ich] ein übermenschl[iches] u[nd] übernatürl[iches] Werk geschehen sei, muß man eben [70vr/ 71rl] die Kräfte des Menschen u[nd] die Kräfte der Natur kennen, um zu sagen u[nd] zu wissen, was sie vermögen u[nd] was nicht; was 1701 also menschl[iches] u[nd] natürl[iches] Werk sei u[nd] was übermenschl[iches] u[nd] übernatürl[iches]. Wo nun solche übermenschl[ichen] u[nd] übernatürl[ichen] Werke v[on] Jemand verrichtet werd[en] zum Beweise [,] daß ihm göttl[icher] Auftrag u[nd] göttl[iche] Kraft verliehen sei, u[nd] wo zugleich Lehren, Leben u[nd] Thun d[ie]s[e]s G[o]tt[e]sges[a]ndten mit uns[eren] eingebor[nen] Ideen v[on] G[o]tt, v[om] Wahren, Guten u[nd] Schönen oder kurz mit uns[erer] Vernunft übereinstimmen, da bürgt göttl[iche] Auctorität für die Wirkl[i]chk[ei]t g[ö]ttl[icher] Off[e]nb[a]r[u]ng. - 1702 Freilich muß, damit der Mensch solcher Offenbar[u]ng fähig sei, sein geist[i]g[e]s Wesen schon einigermaßen doch entwickelt seyn; an Kinder od[er] an ganz rohe, ungebildete Menschen könnte eine solche göttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng nicht ges[c]hehen, weil sie nicht im Stande wären [,] sie als göttl[iche] zu beurtheilen u[nd] anzuerkennen. 1703 1698 „Gesetzen“ in der Zeile gestrichen. 1699 „gewöhnl[ichen] Verlaufe, nach d[er] gewöhnl[ichen] Thätigk[ei]t ihrer Gesetze u[nd] Kräfte“ über der Zeile. 1700 Randbemerkung [70vl] : „D.h. Ueberru[n]d[un]g der bloß[en] Naturmächte - insb[e]s[ondere] Z[ei]t u[nd] Raum“. 1701 „alles“ in der Zeile gestrichen. 1702 Randbemerkung [71rr] : „Ob Wunder möglich. s[iehe] B[o]g[en] 25.“ 1703 Einfügung am Seitenrand [71rr] : „sie könnten ja Zauberei u[nd] gewöhnl[iche] Gaukelei nicht v[on] wahr[en] Wundern u[nd] übernatürl[ichen] Werk[en] unters[c]heid[en] - da ist dann kein Grund u[nd] Boden [,] die wahre göttl[iche] Off[e]nb[arun]g widerzulegen“. Darunter [71rr] : „In solch kindis[c]hem, rohen Zustand entstanden vielmehr gerade die fals[c]hen Vorstell[u]ng[en] v[on] Off[e]nb[a]r[un]g, u[nd] d[ie] Annahme fals[c]her Off[e]nb[a]r[u]ng[e]n; die dann einmal angenommen u[nd] in ein[em] Volke in histor[i]s[c]h[en] Gang gebracht, wie ein Zauberkreis nicht mehr zu übers[c]hreiten waren v[on] d[ie]s[em] Volke, bis sie sich ganz ausgelebt hatt[en]; denn [,] wie bekannt [,] auch das Unkraut wächst u[nd] wuchert ja [,] u[nd] auch die Giftpflanze ist eine Pflanze [,] die ihre Zeit des Blühens, der Entwickl[un]g hat; - so auch die fäls[c]hl[ich] angenomm[enen] Off[e]nb[a]r[u]ng[e]n -; Um aber z[um] eig[e]ntl[ichen] Zusammenh[a]ng zurückzukehren. - Es wird [,] sag’ ich -“. Unsicher, ob hieran unmittelbar anschließend [71rr] : „a) In d[er] frühest[en] Z[ei]t war d[a]s unmitt[e]lb[are] G[o]tt[e]sg[e]f[ü]hl noch rege u[nd] rein [,] d[a]h[er] d[ie] Off[en]b[arun]g (oft ... (? )) leichter geprüft w[er]d[en] konnte [.] b) Am S[c]hl[u]ße d[e]s Alterth[ums] Verst[a]nd [.] Es tritt uns nun aus d[em] Alterth[um] b[e]sond[ers] Eine R[e]l[i]g[ion] entgeg[en,] mit d[em] dann am Schluße d[e]s Alterth[um]s - wie bekannt [-] d[a]s Ch[ri]st[en]th[um]. -“ Darunter [71rr] : „Die Crit[e]rien auf d[ie]se anzuwend[en] ist Aufg[abe] der Theologie - Apologetik [.] - Hier nur einige Bemerk[u]ng[e]n“. <?page no="216"?> 206 D[a]h[er] wird schon ein gewisser Grad v[on] Bild[u]ng od[er] wenigstens nicht gänzl[icher] Verfall der Geisteskräfte vorausgesetzt bei d[ie]s[er] g[ö]ttl[ichen] Kundgebung. - Eine solche Mitth[ei]l[un]g G[o]tt[e]s an die Mens[c]hen war also nur möglich entweder in den frühern Zeiten des Mens[c]henges[c]hl[e]chts, ehe noch jene große Verwild[e]r[u]ng, jener Verfall eintrat, 1704 oder erst wieder nach mehreren Jahrh[u]nd[e]rt[e]n, nachdem sich die größ[eren] 1705 Völker 1706 doch wieder zu dem Grad einer Cultur emporgearbeitet, daß sie des Verständnisses, der Beurtheil[u]ng einer solchen Off[e]nb[a]r[u]ng fähig waren, also nach der sogen[annten] Erfüllung der Zeiten. IV) 1707 Blicken wir nun auf die Geschichte der Mens[c]hh[ei]t [,] so finden wir, daß in den beiden genannten Zeitpunkten wirkl[ich] eine solche g[ö]ttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng an die Menschen statt fand, 1) in den frühesten Zeiten [,] ehe noch der große Verfall u[nd] die Unfähigk[ei]t für Annahme allgemein 1708 derselb[en] eintrat [,] u[nd] 2) nach Erfüllung der Zeiten, als die M[e]nschh[ei]t aus dem tiefen Verfall sich wenigstens so weit emporgearbeitet hatte, d[a]ß sie ders[e]lb[e]n fähig war, sie verstand u[nd] würdigen konnte; näml[ich] einerseits gebildet genug war, um sie zu verstehen, andrers[ei]ts [71rl/ 71vr] aber auch durch Erfahr[u]ng erkannt hatte, daß die Bild[u]ng die R[e]l[i]-g[io]n nicht ersetzen könne u[nd] d[a]h[er] das große Bedürfniß fühlte nach göttl[icher] Kundgeb[u]ng u[nd] empfängl[i]ch dafür war. 1) Die erste, frühere Off[e]nb[a]r[u]ng, die zur Wiederherstell[u]ng der Einen u[nd] wahren R[e]l[i]g[io]n mitten in dem zunehmenden Verfall selbst, schon begonnen u[nd] dann d[u]rch das ganze Alterthum hindurch bis zur zweiten Off[e]nb[a]r[u]ng hin fortgeführt u[nd] vervollständigt word[en], ist jene [,] die uns in den h[ei]l[igen] Büchern u[nd] R[e]l[i]g[io]nsurkunden, die wir das A[lte] T[estament] nennen, vorliegt. 1709 In frühester Zeit schon, als allenth[a]lben der Glaube an den wahren Gott zu schwinden begann u[nd] der Götzendienst überhand nahm u[nd] die R[e]l[i]g[io]n sich immer mehr zersplitterte u[nd] verfälschte, wählte sich Gott 1710 aus d[er] Maße Einen aus, der noch mitt[en] im Verderben treu hielt am reinen, 1711 edlen, einfachen Glauben, den Abraham näml[ich,] u[nd] machte ihn zum Träger der beginnenden Verbreit[u]ng auf die künft[i]ge große Anstalt zur Wiederherst[e]ll[u]ng der wahren R[e]l[i]g[io]n u[nd] zum Stammvater des Volkes [,] das den Keim der wahren R[e]l[i]g[io]n in sich bergend ihn pflegen u[nd] bewahren sollte bis zur Zeit, wo er aufwachsen konnte z[um] groß[en] Baume der allgemei[nen] R[e]l[i]- 1704 Über der Zeile: „d[a]h[er] G[o]tt sich an die Gut[en] wandte (Noa, Abrah[am], nicht an d[ie] S[c]hlechtest[en])“. 1705 „größ[eren]“ über der Zeile. 1706 „d[u]rch Cult[ur]“ in der Zeile gestrichen. 1707 Über der Zeile: „D[a]s Ch[ri]st[en]th[um] ist sch[on] natürl[ich] betr[ac]ht[e]t d[ie] vollk[ommen]ste R[e]l[i]g[ion] u[nd] ... (? ) d[e]s Jud[en]thu[m]s“. 1708 „allgemein“ über der Zeile. 1709 Randbemerkung [71vl] : „Zur Verbr[e]it[un]g d[e]s Gl[a]ub[en]s an d[ie]se 1. Off[en]b[arun]g war der Weg natürl[icher] Fortpfl[a]nz[un]g gewählt [über der Zeile: „(leibl[iche]) Geburt nicht Wunder ... (? ) kl[einen] Anfä[n]g[en]“] - so d[a]ß g[e]ist[i]g[e] u[nd] leibl[iche] Gem[e]i[n]s[c]h[a]ft i[n] Ei[n]s fiel - d[er] si[c]h ... (? )“ 1710 „so lautet sie“ über der Zeile. 1711 Über der Zeile: „also Prüf[un]g ... (? )“ <?page no="217"?> 207 g[io]n [,] des Christ[e]nth[ums] nämlich. 1712 Das Israelit[ische] Volk ist in Mitte der and[eren] Völker des Alterthums wie ein wohlgepflegter, veredelter Garten in Mitte der allgem[einen] Wildniß der üb[ri]g[e]n Völker. Treffend hat darum ein großer Philosoph der G[e]g[e]nwart die andern, die heidnis[c]h[en] R[e]l[i]g[io]nen, „die wildwachsenden R[e]l[i]g[io]nen“ genannt. 1713 Es ist wichtig, daß uns, die wir in ganz andrer Weise gebildet sind, mit ganz andern Anschauungen aufwachsen, 1714 in ganz andern örtlichen u[nd] historischen Verhältnissen uns befinden, daß uns [,] sag’ ich [,] Manches in d[ie]s[e]r R[e]l[i]g[io]ns-Urkund[e] u[nd] in der Off[e]nb[a]r[u]ngsweise der frühest[en] Zeit befremdend, selbst kleinlich u[nd] unbedeutend, uns[erer] Denku[nd] Betracht[u]ngsw[ei]se unangemessen vorkommt; allein wir müssen bedenken, daß die Mens[c]hh[ei]t in jener Zeit u[nd] unt[er] jenen Verhältnissen nach dem kindl[ichen] Alter, was den Geist betrifft [,] näher stand; 1715 Abstraction u[nd] S[c]härfe des Denkens lag jenen Menschen noch ferne; sie hatten sich noch [71vr/ 72rl] 1712 Einfügung am Seitenrand [71vl] : „NB [: ] In f[rü]h[e]st[er] Z[ei]t sind d[ie] Grenz[en] [n]i[c]ht so s[c]harf gezog[en], daß nur Ei[n] Volk Off[en]b[arun]g hab[en] sollte od[er] zu Th[ei]l ward [,] z.B. Hiob - [„Melchisedek“ über der Zeile]. Und es mochte d[a]s u[nd] dort ges[c]heh[en] sey[n.] - Die R[e]l[i]g[ion]sreform u[n]ter d[en] Heid[en] j[e]d[en]f[a]lls [n]i[c]ht v[on] ... (? ) gelten ja ... (? ) d[er] heid[ni]s[c]h... (? ) Phil[o]s[ophie] als Werkzeug [„(Aber freil[ich] Nichts Vollkommenes)“ über der Zeile] der Vorsehu[n]g [.] - Waru[m] ni[c]ht au[c]h d[ie] Veredl[ung] (? ) der Volksrel[i]gi[on? ]“ 1713 Einfügung am Seitenrand [71vl] : „mehr eine Vorbereitung zur eig[e]ntl[ichen] Off[e]nb[a]rung. Denn die eig[en]tl[iche] object[ive] [„object[ive]“ über der Zeile] Off[en]b[arun]g war die M[en]s[c]hh[ei]t noch [n]i[c]ht fähig, sie wäre untergeg[an]g[en] i[n] Myth[en] u[nd] d[un]kl[en] Sag[en], hätte si[c]h [n]i[c]ht rein erhalt[en] kö[nnen] d[em] übermächt[i]g[en] Naturkultus geg[e]nüb[er] u[nd] nicht verbreit[et] b[e]i d[er] Tre[nnun]g d[e]r Völk[e]r“. 1714 „ganz“ in der Zeile gestrichen. 1715 Randbemerkung [71vl] : „NB [: ] (Die übermächt[i]ge Sinnlichk[ei]t des M[e]nsch[e]n, der sich noch im Jugendalter befand, machte es s[einer] Natur gemäß nöthig [,] d[a]ß G[o]tt sich in sinnl[icher] Weise offenb[a]rte, um verstand[en] zu werfen [sic! ; wohl gemeint: „werden“] [.] - Rein geist[i]g[e] Off[e]nb[a]r[un]g, innere Erleucht[un]g [,] Wiß[e]ns[c]h[a]ft etc. wäre an d[ie]s[e]m Geschlecht spurlos vorüber gegangen - d[a]h[er] auch die sinnl[ichen], ird[i]s[c]h[en] Strafen u[nd] Belohnungen)“. - Es folgt in derselben Zeile ein Textanschlußzeichen und ein Verweis „s[iehe] Ob[en]“. Dem korrespondiert ein ebensolches Textanschlußzeichen [71vl] mit dem Verweis „s[iehe] Unt[en]“ mit dem anschließenden Text: „D[a]h[er] ursp[rün]gl[ich] die Off[en]b[arun]g str[en]g[e]s eisernes Gesetz, d[er] Bew[e]gl[i]chk[ei]t u[nd] wachsenden Phantasiethät[i]gk[ei]t gegenüber -“. <?page no="218"?> 208 I [.] Kap[itel] 1716 §: 14 F[o]rts[e]tz[u]ng 1717 keine Wißens[c]haft gebildet, keine große, geist[i]ge Welterscheinung hatten sie sich erringen könn[en], denn weder lag eine große Menschengeschichte hinter ihnen, die sie in ihrer Entwickl[u]ng u[nd] ihr[en] Gesetzen hätten erforschen mögen, noch war auch eine Naturwissens[c]h[a]ft schon ges[c]haffen od[er] gar s[c]hon ein philosoph[isches] System construirt; die Mens[c]hen jener frühesten Zeit lebten noch mehr ein unmittelbares Naturleben, sie waren gleichsam noch mehr eingetaucht in den Strom der Natur, standen ihr noch nicht so schroff gegenüber, sie glichen noch mehr in ihr[em] Leben den Kindern. Rein geist[i]g[e]r, abstracter Auffaß[u]ng geist[i]g[er] Verhältnisse u[nd] Lehren waren sie noch nicht fähig; die Wahrh[ei]t mußte ihnen am Sinnlichen u[nd] durch dasselbe nahe gebracht u[nd] gegeben werden. D[a]h[er] sehen wir [,] daß sich d[u]rch d[a]s ganze alte Test[ament] u[nd] besond[ers] d[u]rch d[ie] frühest[en] Zeiten, ein sinnl[icher] Charakter zieht, der uns abstracteren Menschen Anstoß erregen mag, aber in jenen Zeiten ganz unverfänglich war: So wenig man verlangen kann, daß den Kindern die Wahrheit in philos[ophischen] Formeln vorgetragen werde, so wenig kann man verlangen, daß G[o]tt jene 1718 groß[en] Stammväter des Israelit[ischen] Volkes Hegel’sche od[er] Kant’sche 1719 1716 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 25” am oberen Seitenrand [72rr] ; „25“ bezeichnet den Bogen. 1717 Randbemerkung [72rr] , die aber inhaltlich an den durchlaufenden Text dieser Seite nicht anschließt und deren Anschluß daher ungeklärt ist: „ad Wunder [: ] Wunder [,] s[a]gt man [,] sey[en] nicht mögl[ich] A) weil G[o]tt kein Pfus[c]hw[er]k ges[c]haff[en] - B) Weil sie wider die Natur-Gesetze. A) D[a]g[e]g[en] a) Niemals wird b[e]h[au]pt[e]t Wunder ges[c]heh[en,] u[m] die Natur zu beß[e]r[n,] s[on]d[ern] stets ist dab[e]i ei[n] höh[erer] geist[i]g[er] Zw[e]ck vorh[a]nd[en.] b) Dann wäre die Natur all[e]rdi[n]gs der Verbeßeru[n]g s[e]hr oft fäh[i]g u[nd] b[e]dü[r]ft[i]g -, die M[en]s[c]h[en] selbst geh[en] ja darauf aus - u[m] 1) All[e]s zu vervollk[ommnen,] 2) d[a]s S[c]hadhafte, Kr[a]nke etc. zu beßern - [,] 3) ... (? ) Erdrevolutionen ... (? ) B) Da ist zu untersuch[en] I a) Was ist in d[e]r Natur mögl[ich]? posit[iv] mögli[c]h [,] 2) nicht unmögl[ich] (negat[iv] mögl[ich]) [,] bedi[n]gt [„bedi[n]gt“ korrigiert durch Streichung ursprüngliches „unbedi[n]gt“] un[m]ögli[c]h (u[n]ter d[ie]s[en] Umst[än]d[en] unbedi[n]gt u[nm]ögli[c]h (NB [: ] was si[c]h selbst wid[e]rsp[r]i[c]ht od[er] g[ö]ttl[ichen] Eig[en]s[c]h[a]ft[en]) [,] od[er] 3 [)] was dies[er] Naturah[nu]ng wid[e]rsp[r]i[c]ht. Für die Natur selbst ist nur das 1) mögl[ich,] was g[r]u[n]dgel[e]gt, wenn die B[e]di[n]g[un]g[en], K[r]äfte g[e]g[e]b[en] si[n]d [.] - In der Natur [.] Die freie (? ) ...ft[i]g[e] (? ) M[en]s[c]h[en]kr[a]ft ist au[c]h 2 [)] mögl[ich] ... (? ) etc. - Für die Natur un[m]ögl[ich] ist z.B. ei[ne] Uhr, ein Gemälde hervorzubri[n]g[en,] d[a]g[e]g[en] in der Natur ist b[e]id[e]s mögl[ich], wenn sich eine Kr[a]ft fi[n]d[e]t b[e]id[e]s hervorzubri[n]g[en,] d[e]nn Natur verbü[r]gt dieß. - So auch kann der Wille üb[er]h[au]pt einwirk[en] auf d[en] Naturg[an]g u[nd] d[ie] K[r]äfte lenk[en], z.B. um ei[nen] G[e]g[en]st[an]d mit Fall[en] zu... (? ) d... (? ) S... (? ) zu finden, ist ei[ne] Stütze nothw[en]d[i]g, u[m] physis[c]h ... ? ... ? “ [Eine durch vorstehende Randbemerkung teilweise überschriebene Randbemerkung ist nicht mehr rekonstruierbar.] Unklar ist, ob die folgende Randbemerkung [72rr] sich als Fortsetzung der vorstehenden Randbemerkung versteht: „II [)] Die Natur geht d[u]rch solche freie m[en]s[c]hl[iche] u[nd] g[ö]ttl[iche] Ei[n]wirk[un]g [n]i[c]ht aus d[en] Fug[en] - so wie sie ders[e]lb[en] au[c]h fähig [,] ja d[a]r[a]uf angel[e]gt ist [.] III [)] Es h[an]d[e]lt si[c]h also nur d[a]ru[m,] ob es ei[ne] höhere Macht gibt, die auf die Natur ei[n]wi[r]k[en] k[ann].“ 1718 „jene“ in der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „die“. <?page no="219"?> 209 Philosophie solle gelehrt haben; so wenig man dem Vater es verargt, wenn er sich der Fass[u]ngs-Kraft seiner Kinder anbequemend, kindlich, einfältiglich, milde u[nd] strenge mit ihnen spricht, zum Behufe der Erzieh[u]ng, so wenig kann man die g[ö]ttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng jener frühest[en] Zeiten, um ihr[er] eigenth[üm]l[ichen] Sprechu[nd] Erzieh[u]ngsw[ei]se tadeln od[er] geradezu läugnen. Des M[e]ns[c]h[e]n Natur u[nd] Zustand war daran Schuld u[nd] erforderte dieß - nicht G[o]tt[e]s Off[e]nb[a]r[u]ng. 1720 2) Einen viel höhern, reinern, geistigeren Charakter trägt aber die 2. g[ö]ttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng [,] die 1721 nach Erfüllung der Zeiten eintrat, an sich; 1722 auf die jene erste nur die Vorbeding[u]ng, die Vorbereit[u]ng war; welche der Wendepunkt in der Geschichte der Mens[c]hh[ei]t üb[er]h[au]pt u[nd] besond[ers] der R[e]l[i]g[io]nen ist; 1723 die eig[e]ntl[iche] Anstalt zur Wiederherstell[u]ng der Einzigen, wahren R[e]l[i]g[io]n, deren Keim damals gepflanzt wurde, daß er wachse u[nd] sich ausbreite als groß[er] Baum über alle [72rl/ 72vr] Völker. Und diese R[e]l[i]g[io]n ist nun das Christenth[um,] das von sich behauptet u[nd] beweist [,] von Gott selber gegründet, die wahre, höchste u[nd] einzige Off[e]nb[a]r[u]ng 1724 zu seyn. Durch Gottes Sohn Chr[istus] gestiftet u[nd] bestimmt [,] alle Völker wieder zu einer R[e]l[i]g[io]n zu bekehren u[nd] die ganze Menschh[ei]t im Verlaufe ihrer Geschichte zu ihrem wahren, am Beginn der Schöpf[u]ng festgestellten Ziele zu führen. Der Beweis für die Göttlichk[ei]t des Chr[i]st[e]nth[ums] u[nd] seines Stifters wird geführt nach den oben angegebenen Kriterien 1725 ; die in der Idee v[on] G[o]tt, der Wahrh[ei]t, des Guten u[nd] S[c]hönen bestehen, in der Kenntniß des Mens[c]hen u[nd] seiner Kräfte u[nd] in d[er] Kenntn[i]ß der Natur, ihrer Gesetze u[nd] ihren 1719 „od[er] Kant’sche“ über der Zeile eingefügt. 1720 „Des M[e]ns[c]hen Natur u[nd] Zustand war daran Schuld u[nd] erforderte dieß - nicht G[o]tt[e]s Off[e]nb[a]r[u]ng.“ später in die Zeile eingefügt. Einfügung am Seitenrand [72rr] : „Und es bedurfte der wuchernd[en] Phantasie u[nd] d[er] leid[en]s[c]h[a]ftl[ichen] Erreg[un]g geg[en]über ein starkes bind[en]des Gesetz, wenn d[a]s Volk nicht in Naturkultus versink[en] sollte -“. Hier soll wohl - so legen es die entsprechenden Auslassungszeichen nahe - folgende Randbemerkung [72rr] anschließen: „z.B. der (? ) Willensact d[ie]s[e]s auch unmittelb[a]r (ni[c]ht etwa blos [m]itt[el]b[ar] d[e]r Gr[u]nd) [„unmittelb[a]r (ni[c]ht etwa blos [m]itt[el]b[ar] d[e]r Gr[u]nd)“ über der Zeile eingefügt] so wäre daru[m] k[e]i[n] Naturges[e]tz aufg[e]hob[en,] s[on]d[ern] nur gehemmt (aufgehalt[en] in d[e]r Wirk[un]g [.] Die Natur wäre nur g[e]stört, wenn das Gesetz d[e]r S[c]hwere als U[r]sa[c]he aufgehob[en] würde. Ob aber eine solche sinnl[iche] Wirk[un]g auch d[u]rch geist[i]g[e] Macht gele[n]kt u[nd] aufgehalt[en] w[e]rd[en] kann ... (? ) nicht d[u]rch V[erm]ittl[un]g einer and[eren] Naturk[r]aft? - Ja [,] j[e]d[e] H[an]dbeweg[un]g zeigt dieß - da der letzte I[m]puls dazu v[om] Geiste ausgeht. (Die Kräfte u[nd] B[e]di[n]g[un]g[en] i[n] d[er] Natur si[n]d dazu da)“. 1721 „die“ über der Zeile eingefügt. 1722 Randbemerkung [72rr] : „Den Beweis für d[ie] Göttl[i]chk[ei]t d[e]s A[lten] Test[amentes] dürfte man anders kaum führ[en] können als d[u]rch d[a]s N[eue] Test[ament].“ 1723 Randbemerkung [72rr] : „Verh[ä]ltn[i]ß v[on] Heidenth[um], Judenth[um], Chr[i]st[e]nth[um] [-] dunkle SternenNacht - Mond-Helle - Sonne. od[er] Wildniß - Umzäunung [„Paradies“ über der Zeile] - [„allgem[ein]“ über der Zeile] Paradies“. Darunter [72rr] : „Ch[ri]st[en]th[um] du[rc]h Bruch d[er] [„d[er]“ über der Zeile] national[en] S[c]hr[an]k[en -] R[e]l[i]g[ion] d[er] Liebe -“. 1724 „G[o]tt[e]s” in der Zeile gestrichen. 1725 Über der Zeile eingefügt: „Beurtheil[u]ngs-Normen“. <?page no="220"?> 210 Wirk[u]ng[e]n. - Hienach wird bewiesen [,] 1) 1726 daß Chr[istus] eine Erscheinung war [,] die in ihrer Lehre, ihrem Leben u[nd] Thun ganz der Idee v[on] Gott entsprach; daß 2) 1727 seine Lehren dem Wahrh[ei]tsgefühl od[er] der Idee d[e]r Wahrh[ei]t vollkommen entspricht 1728 , ebenso der Idee des Guten u[nd] Schönen; 3) 1729 ferner daß er Thaten verrichtete [,] die die Kräfte des Menschen absolut übersteigen u[nd] aus den Wirk[u]ng[e]n der Naturgesetze sich nicht erklären laßen; kurz daß er Wunder that u[nd] sich dad[u]rch als Herrn der Natur bewies u[nd] zeigte [,] daß er mit übernatürl[icher] göttl[icher] Kraft ausgestattet sei, um dad[u]rch die Wahrheit dessen [,] was er verkündete [,] zu beweisen u[nd] sich als Auctorität zu bewähren, der die Mens[c]hen sich gläubig mit Zuversicht hingeben könnten. - Zur Verkünd[u]ng deßen, was er durch seine Wunder u[nd] Weissag[un]g[en] bewies, gehörte auch dieß, daß er G[o]tt[e]s Sohn u[nd] v[on] Gott gesandt sei etc. 1730 1726 „1)“ über der Zeile. 1727 „2)“ über der Zeile. 1728 „gemäß“ über der Zeile. 1729 „3)“ über der Zeile. 1730 Randbemerkung [72vl] : „Es h[an]d[e]lt si[c]h in B[e]tr[e]ff der Wu[n]der - da die Natur k[e]i[n] Hind[e]rniß derselb[en] ist - nur d[a]ru[m], ob ein[e] Macht da ist, die sie wi[r]kt [,] d.h. die d[u]r[c]h g[ei]st[i]g[e] Acte solch[e]s wi[r]kt [,] was so[n]st d[u]r[c]h mat[e]ri[e]ll[e] nach gewöh[n]l[ichen] Naturgesetz[en] st[a]ttfi[n]d[e]t [.] Ei[n]e solche Macht ist eben G[o]tt [.] Gibt es ei[nen] Bew[eis] f[ür] d[as] Das[eyn] G[o]tt[e]s zugl[eich] Bew[eis] f[ür] d[ie] M[ö]gl[ic]hk[ei]t d[er] W[un]d[er.] [über der Zeile: „dann si[n]d au[c]h Wu[n]der mögli[c]h“] ad d) D[a]s Das[e]y[n] u[nd] Wirk[en] d[e]s M[en]s[c]h[en]g[ei]st[e]s selbst ist ei[ne] continuirl[iche] D[u]r[c]hbr[ec]h[un]g d[e]s st[ren]g[en] Naturl[a]ufes - d[a]ß ich jetzt d[en]ke, spr[ec]he etc. [,] liegt ni[c]ht i[m] str[en]g[en] Naturlauf, - (wie es geschieht allerdi[n]gs, aber [n]i[c]ht [,] d[a]ß es geschieht) [.] - Die Rationalist[en] k[ommen] conseque[n]t z[um] Mat[er]ial[i]s[mus] u[nd] Determinism[us.] Die Naturfors[c]her b[e]h[au]pt[en] auch d[a]s Daseyn ei[ne]r Will[en]sdr[ei]h[ei]t [.] NB [: ] Sind Wunder [„wü[r]de ei[n] Wunder, -“ über der Zeile] möglich, dann fällt der größte Theil der moder[nen] Kritik der Ev[an]g[e]li[en] u[nd] Umdeut[un]g in Myth[en] in s[einer] wiss[en]s[c]h[a]ftl[ichen] Bed[e]ut[un]g. Denn man gründet das Ganze auf di[e] Unmögl[i]chk[ei]t der Wunder. Ob Wunder mögli[c]h [unleserliche Wörter in der Zeile gestrichen] Nichts wird mehr bestritten v[on] Naturfors[c]hern u[nd] Philos[ophen] als dieß. - Mit Unrecht, denn der Lauf der Natur wird d[u]r[c]h sie d[u]r[c]haus nicht beeinträcht[i]gt - denn auch d[a]s Wunder geschieht naturgemäß, nach Naturgesetz[en] - nur in and[erer] Anw[en]d[un]g (? ) als in der Natur s[e]lbst geschieht, wie dieß die m[en]schl[iche] Fr[e]ih[ei]t thut [.] - a) Es könnte in d[ie] Natur Neues hineinges[c]h[a]ff[en] w[er]d[en] ohne Störung - so gut als Vorh[a]ndenes (Thiergatt[un]g[en]) aufhören könn[en] (B... (? )) b) Es wird nur ein Gesetz geg[en] d[a]s Andere aufgeboten (wie d[er] Arzt es thut - (Wundenstill[un]g) c) Aber plötzl[iche] Krank[en]heil[un]g[en]? - Wie wenig kommt ... (? ) darauf an, ob etwas gut oder s[c]hl[ec]ht wirkt - u[nd] wie ras[c]h läßt si[c]h d[ie] Wirk[un]g ände[rn] (? ) - Chinin, Strichnin. d) Das Dasey[n] d[e]s freiwoll[en]d[en] M[en]s[c]h[en]g[ei]st[e]s u[n]terbri[c]ht selbst bestä[n]d[i]g d[en] nothw[en]d[i]g[en] Naturla[u]f [: ] - [Daneben [72vl] : „...ung ist nur ... (? ) nicht Neus[c]haff[un]g auch der ...(? )“] Ob Wunder möglich - ob nicht alle Gesetze in d[er] Natur gestört d[a]d[u]r[c]h, der g[a]nze Verlauf der Natur, da ein solch[er] Riß in ihr[em] Zusa[mmen]h[an]g ... (? ) continuirl[ichen] Fluß sich bald weit[e]r verbreit[en] u[nd] Störu[n]g in’s Große fortpfl[an]z[en] müßte - (wie d[ie] Well[en] bei geworf[enem] Stei[n]) z.B. Brodvermehr[un]g[en] wie Schöpf[un]g ein[er] neu[en] Pflanze [.] So we[n]ig als d[ie]se Gesetze d[e]r Natur in ihr[er] Wirks[am]k[ei]t ei[ne] Störu[n]g erleid[en] d[u]r[c]h Vertilg[un]g irg[en]d ei[ner] Gatt[un]g v[on] leb[en]d[en]d[en] (sic! ) Wes[en]. Ob R[e]l[i]g[io]n ohne Wunder u[nd] Off[en]b[arun]g jemals - od[er] in Zukunft möglich ist - <?page no="221"?> 211 Dieß Alles weiter auszuführen ist hier nicht der Ort, das ist Sache der Apologetik des Chr[i]st[e]nth[ums] od[er] der Philosophie der ch[ri]stl[ichen] 1731 Offenbarung; hier kann es nur kurz angedeutet werden. Nur einige Einw[ä]nde 1732 sollen noch besprochen werd[en,] die besond[ers] in uns[erer] Zeit geg[en] d[a]s Chr[i]st[e]nth[um] u[nd] sein[en] Charakter als göttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng vorgebracht werden. (Geschichtsphilosophis[c]h) 1733 [.] V [)] Man sagt: wenn das Chr[i]st[e]nth[um] wirkl[ich] göttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng ist u[nd] die einzig wahre R[e]l[i]g[io]n u[nd] wenn es bestimmt ist [,] alle Völker zu durchdringen [72vr/ 73rl] 1734 u[nd] zu vereinigen u[nd] alle falschen R[e]l[i]g[io]nen zu verdrängen, wie kommt es dann, daß noch so wenig, verhältnißmäßig wenigstens [,] v[on] d[ie]s[e]r Aufgabe erreicht ist u[nd] daß die Verbreit[u]ng des Chr[i]st[e]nth[ums] in d[ie]s[en] vielen J[a]hrh[u]nd[e]rt[e]n noch nicht weitergekommen, ja daß es sich in seinem Innern selbst wieder so vielfach in Partheien gespalten hat, die sich gegenseit[i]g befeinden u[nd] allenth[a]lb[e]n in den Weg treten u[nd] endl[ich] daß innerhalb d[ie]s[e]r chr[i]stl[ichen] Partheien selber wieder so Wenige sich innerlich im Geiste des Chr[i]st[e]nth[ums] ausbilden u[nd] ihr Leben demgemäß führen? Diese Einwend[un]g[e]n, so triftig sie s[c]heinen, können gleichwohl nichts beweisen geg[en] die Göttl[i]chk[ei]t u[nd] Wahrheit des Chr[i]st[e]nthums, obwohl sie an sich auf richt[i]g[e]r Wahrnehmung beruhen. 1735 ad IV a) Di[e] Naturwiß[en]s[c]h[a]ft will Z[e]ug[n]iß geb[en] geg[en] d[as] Wunder ad V b) D[ie] Geschichtsfors[c]h[un]g g[e]g[en] d[ie] Weissag[un]g[en] NB [: ] Nicht die Ges[c]hichte ents[c]heidet [,] ob u[nd] welches g[ö]ttl[iche] Off[e]nb[arun]g sey [,] sond[ern] philos[ophische] Prüf[u]ng; die Frage nach der wahr[en] Auctor[ität] ist d[a]s eine philos[ophische] Frage [n]i[c]ht blos ei[ne] d[e]r Ges[c]hi[c]h[te.] - Weiter hier nicht.)“ 1731 „ch[ri]stl[ichen]“ über der Zeile. 1732 „Einw[ä]nde“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Punkte“. 1733 „(Geschichtsphilosophis[c]h)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 1734 Randbemerkung [73rr] , die sich im näheren Kontext kaum verorten läßt: „VI [)] ad Positivität des Chr[i]st[e]nth[ums] Das Chr[i]st[e]n[thum] muß positiv bleib[en] (göttl[ich] gesetzt) oder muß ganz aufhören - ein Mittleres - philosophisch-anthropologische od[er] geschichtsphilos[ophische] Umdeut[un]g ist nicht möglich. a) So geziemt es der menschl[ichen] Natur [„u[nd] Würde“ über der Zeile eingefügt] - der gebildet[en] am meisten. - In der R[e]l[i]g[io]n darf nie eine andere als g[ö]ttl[iche] Auctorität gelten. - Wo menschl[iche] Auct[o]rität gilt - wo der M[e]nsch si[c]h selbst od[er] Andern in der R[e]l[i]g[ion] glaubt od[er] vertraut, da hat die R[e]l[i]g[ion] schon aufgehört, ihr wese[n]tl[icher] Charakter ist dahin. Sie ist gestorb[en]. b) Das posit[ive] Ch[ri]st[en]th[um] läßt sich nicht in ein unposit[ives], unbestimmtes (rationelles) verwandeln; - die Eiche läßt sich nicht verwandeln in einen - Baum. Eine bestimmte R[e]l[i]g[io]n läßt sich nicht mehr verwandel[n] in eine unbestimmte. Die dogmenhistoris[c]he E[n]twickl[un]g läßt sich nicht beseit[i]g[en.] Eine unbestimmtere R[e]l[i]g[ion] (z.B. d[a]s Jud[en]thum [)] läßt sich wohl in b[e]zug auf G[o]tt[e]slehre in eine bestimmtere verwandeln (Chr[i]st[e]nth[um]) das ist naturgemäß, aber nicht umgekehrt. - VII [)] Ueberg[än]ge Aber dennoch hat d[ie] Wiß[en]s[c]h[a]ft ei[ne] große Aufg[abe] innerh[a]lb d[e]s Ch[ri]st[en]th[ums.] D[a]h[er] d[er] f[o]lg[en]d[e] §: noch d... (? ) Ab[er] die Positiv... (? ) ... (? ) NB [: ] Die Welt müßte sonst absolut vollkomm[en] sey[n]. Ist sie das nicht, so muß sie sich entwick[e]l[n], vervollkomm[nen] - ändern etc.“ 1735 Im Nachhinein in und unter die Zeile eingefügt: „Sie gelten nur einer engen bes[c]hr[ä]nkt[en] Auff[a]ß[un]g gegenüber.“ <?page no="222"?> 212 Denn der Grund v[on] all’ dem Gesagten ist nicht im Chr[i]st[e]nth[um] gelegen [,] sond[ern] 1) in der Natur der Schöpf[u]ng u[nd] alles Daseyend[en,] 2) in der mens[c]hl[ichen] Freih[ei]t u[nd] Selbstthät[i]gk[ei]t üb[er]h[au]pt 1736 insbesondere. Die Natur des Ges[c]höpflichen ist die allmählige Entwickl[u]ng; die Schöpfung selber schon entstand nicht mit Einem Schlage, ictu et actu [,] sond[ern] allmählig in bestimmten Entwickl[u]ngsmomenten in 6 Tagen [,] wie uns[ere] h[ei]l[ige] Urkunde sagt; u[nd] 2) 1737 Alles [,] was in ihr entsteht u[nd] wirkt [,] nimmt Theil an d[ie]s[e]r allmähl[i]g[en] Entfaltung, d.h. es ist eben eingetreten in’s Gebiet des Zeitlichen, es participirt an der Zeit, an d[er] Dauer u[nd] dem Fluße des Daseyenden [.] 3) 1738 Selbst die Menschenseele tritt nicht gleich vollkommen u[nd] ausgebildet in’s Daseyn herein, sond[ern] als noch in sich verschloßener, unentwickelter Keim, der erst nach u[nd] nach si[c]h ers[c]hließt u[nd] ausbildet. 4) 1739 Nach d[ie]s[e]m Gesetz richtet sich auch die göttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng, auch sie ist anfangs als göttl[icher] Wahrheitskeim in die Mens[c]hh[ei]t gepflanzt, gleicht [,] wie Chr[istus] selber sagt [,] einem Senfkorn, das anfangs klein ist u[nd] erst nach u[nd] nach zu einem großen Baume erwächst. Warum aber die Welt mit d[ie]s[e]m Charakter u[nd] Naturgesetz der Entwickl[un]g 1740 geschaffen ist, ist zuletzt allerdings ein Geheimniß [,] in das wir nicht vollkommen einzudringen vermögen - wir werden aber später bei der Lehre v[on] der Schöpf[u]ng darauf zurückkomm[en] u[nd] sehen, wie sich die Philosophie, d[a]s mens[c]hl[iche] Denk[en] d[ie]s[e]s wenigstens einigermaßen zu erklären sucht. 1741 [73rl/ 73vr] 1742 Das Chr[i]st[e]nth[um] ist auch der 1743 mens[c]hl[ichen] 1736 „üb[er]h[au]pt“ über der Zeile eingefügt. 1737 „2)“ über der Zeile; korrespondierendes „1)“ unauffindbar. 1738 „3)“ über der Zeile. 1739 „4)“ über der Zeile. 1740 „der Entwickl[un]g“ über der Zeile eingefügt. 1741 Einfügung am Seitenrand [73rr] : „So viel ist jed[e]nf[a]lls gewiß, daß die Schöpf[u]ng im G[e]g[e]nsatz u[nd] Unt[e]rsch[ie]d v[on] G[o]tt nicht wohl anders gedacht werd[en] kann, als räumlich, örtl[ich], bes[c]hränkt u[nd] zeitlich, d[a]h[er] sich verändernd, sich entwickelnd; ohne dieß wäre die Welt v[om] Wesen G[o]tt[e]s ni[c]ht unterschied[en] - sie müßte ewig u[nd] unveränderlich u[nd] unendl[ich] s[eyn]“. Daneben [73rr] , aber kaum an den Haupttext oder an eine andere Randbemerkung auf derselben Seite anzuschließen: „NB [: ] Man sp[r]i[c]ht v[on] g[ö]ttl[ichem] Genie üb[er]h[au]pt [.] - I[n] d[er] R[e]l[i]g[ion] bethät[i]gt si[c]h d[ie]s[e]s kat’ ev xochn [me]hr od[er] w[en]ig[er] - i[n] all[en] Prophet[en] R[e]l[i]g[ion]sstift[er] - par excellence - G[ei]st[e]s -“. Daneben [73rr] , ebenfalls kaum an den Haupttext oder an eine andere Randbemerkung auf derselben Seite anzuschließen: „NB [: ] Ei[n]e Haupts[c]hwierigk[ei]t für die richt[i]ge Auff[a]ß[un]g Jesu u[nd] d[e]s Chr[i]st[en]th[ums] ist die übl[iche] u[nd] starr formulirte Feststell[un]g v[on] d[er] J... (? ) d[e]s göttl[ichen] Logos u[nd] der S[c]höpf[un]g d[e]r M[en]s[ch]h[ei]t ... (? ) Logos [.] Würde beides ganz [un]t[er]s[a]gt [,] würde es si[c]h i[n] d[er] Tiefe wohl (? ) als endlich erweisen -“. Daneben, erneut kaum anschlußfähige Randbemerkung [73rr] : „NB [: ] Man könnte versucht sey[n], Ch[ristus] so aufzufaß[en], daß er in d[em] Aug[en]bli[c]k [,] wo er Ei[ne] Ei[n]h[ei]t [m]it G[o]tt d[em] Vater betonte [,] u[nmi]tt[e]lb[ar] die Tiefe u[nd] Innigk[ei]t (d[a]s myst[ische] M[omen]t) i[n] d[er] [men]s[c]hl[ichen] Natur darstellte u[nd] i[n] si[c]h erfuhr [,] vermöge der[en] der M[en]s[c]h (M[en]s[c]hh[ei]t) zu G[o]tt strebt nach Ei[n]h[ei]t [,] Wiederverei[ni]g[un]g [m]it s[einem] Quell u[nd] Ursp[run]g [.] - Ei[n] Streb[en,] das der ganz[en] M[en]schh[ei]t eig[e]n u[nd] d[a]h[er] obj[ectiv] ist, obwohl subj[ective] Ersch[ein]u[n]g (M... (? ))“. <?page no="223"?> 213 Thätigk[ei]t, also d[em] 1744 frei (sic! ) Thun der Menschh[ei]t anvertraut 1745 zur Verbreit[u]ng [,] u[nd] wiederum hängt die Annahme desselben ab vom freien Willen des Einzelnen. 1746 Und das muß so seyn, eben weil die Freiheit zur Natur des Mens[c]hen gehört u[nd] die Natur nicht zerstört [,] vernichtet, sond[ern] nur gebildet, veredelt, vollendet werden soll durch dasselbe. Nicht a) 1747 mit physis[c]her Gewalt soll das Chr[i]st[e]nth[um] verbreitet werden u[nd] kann das auch nicht, weil äuß[ere] Gewalt den Geist nicht zwingen kann [,] mit dem es doch das Chr[i]st[e]nth[um] zu thun hat; aber auch nicht b) 1748 mit geist[i]g[em] Zwang will G[o]tt selbst es verbreiten - 1749 (sonst könnte ohnehin Niemand geist[i]g[en] Zwang anwenden) - [,] weil dadurch die geist[i]g[e] Natur des Mens[c]hen, zu 1750 der, wie gesagt [,] wesentl[ich] die Freiheit gehört, zerstört würde; es würde dabei nicht der menschl[iche] Geist, wie er jetzt ist [,] gebeßert u[nd] vervollkom[m]net, sond[ern] zerstört u[nd] ein ganz anderer [,] neuer geschaffen. Das wäre aber eine neue Schöpf[un]g. 1751 1742 „2)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 1743 „auch der“ über der Zeile. 1744 „d[em]“ über der Zeile. 1745 Über der Zeile: „D[a]s Chr[i]st[en]th[um] participirt also auch an d[ie]s[er] Eig[en]s[c]h[a]ft der Räu[m]l[i]chk[ei]t u[nd] Zeitlichk[ei]t -“. 1746 Randbemerkung [73vl] : „Ausbr[ei]t[un]g u[nd] Annahme hängt v[on] d[em] frei[en] Will[en] d[er] M[en]s[c]hh[ei]t ab“. Darunter [73vl] : „Ja [,] selbst die imma[nen]te E[n]twi[c]kl[un]g - d[a]h[er] hat die Wiss[en]s[c]h[a]ft so große B[e]d[e]ut[un]g - b[e]i d[en] W[i]ld[en] ... (? )“ 1747 „a)“ über der Zeile. 1748 „b)“ über der Zeile. 1749 Über der Zeile: „ich sage G[o]tt selbst“. 1750 „zu“ über der Zeile. 1751 Randbemerkung [73vl] : „Sollte also die dasey[en]de M[e]ns[c]hh[ei]t gebeßert u[nd] beseeligt werden d[u]r[c]h d[as] Ch[ri]st[en]th[um] u[nd] nicht viel[me]hr eine ganz andere [,] neue von Vorn an wieder ges[c]haff[en] werd[en] - so mußte bei aller göttl[ichen] Hülfe ... (? ) Off[e]nb[arun]g die mens[c]hl[iche] Freih[ei]t u[nd] Selbstthät[i]gk[ei]t ... (? )“. Weitere Randbemerkung [73vl] , deren exakte Verortung im Haupttext nicht auszumachen ist: „NB [: ] Ind[em] i[n] Ch[ri]st[u]s der göttl[ich] e[n]tsp[r]u[n]g[ene] Gru[n]dzug (G[o]tt[e]sidee) so stark hervortrat [,] daß er i[n] d[er] Tiefe u[nd] Innigk[ei]t d[e]s Gefühls i[n] manch[en] Mo[men]t[en] si[c]h u[nm]itt[e]lb[a]r Ei[n]s wußte [m]it G[o]tt d[em] Vater, d[em] Quell [,] Urheber der M[en]sch[en]natur (M[en]schh[ei]t) - überwand er gl[e]i[c]hsa[m] s[e]i[nen] m[e]ns[c]hl[ichen] Ursprung u[nd] errang gleichsam übernat[ü]rl[ichen] Ursp[run]g (du[r]ch Zurü[c]kst[r]eb[en], Versink[en] i[n] d[em] g[ö]ttl[ichen] Will[en,] der uranfä[n]gl[ich] die M[e]nschh[ei]t s[c]huf - die natürl[iche] Geburt ward dur[c]h Wiedergeburt i[n] d[e]r i[nni]g[en] G[o]ttver[e]i[n]ig[un]g s[einer] Seele zu ei[ne]r u[nm]itt[e]lb[a]r[en,] übernatürl[ichen] u[nd] sollte so Ausg[an]gspu[n]kt ei[ne]r Regenerati[on] d[e]r M[en]schh[ei]t d[u]rch Wiedergeburt (Gl[au]b[en,] Vers[en]k[en] i[n] G[o]tt d[u]r[c]h u[nd] [m]it Ch[ri]st[us]) w[e]rd[en.] - Mehr od[er] w[en]ig[e]r fi[n]d[e]t d[ie]s[e]s auch i[n] and[eren] R[e]l[i]g[ionen] d[u]rch R[e]l[i]g[ion]sstift[e]r etc. statt (od[er] g[an]z äuß[er]l[ich] d[u]r[c]h Naturereig[n]iße [,] die d[a]s G[o]tt[e]sbewußts[eyn] anreg[en,] bel[e]b[en], inniger, b... (? ) mach[en.] - D[a]d[ur]ch k[omm]t Ei[n]h[ei]t in d[ie] wiss[enschaftliche] Auff[a]ß[un]g d[e]r R[e]l[i]g[ion.] - Man kann es gelt[en] laß[en], d[a]ß die übl[iche] Auff[a]ß[un]g i[n] der Ges[c]h[i]chte d[e]r M[e]ns[c]hh[ei]t z[um] B[e]huf d[e]r größ[eren] klar[eren] Auct[orität] u[nd] Wirks[am]k[ei]t d[e]s g[ö]ttl[ichen] I[n]h[a]lts d[e]s Chr[i]st[en]th[ums] nöthig u[nd] heilsam war [.] - Jetzt aber [,] nachd[em] d[ie]se Auff[a]ß[un]g dur[c]h d[ie] Auct[orität] zu ei[nem] Hem[m]niß für d[ie] M[e]ns[c]hh[ei]t [Einfügung [73vl] : „die gewöh[n]l[iche] Auff[a]ß[un]g Jesu u[nd] d[e]s Ch[ri]st[en]th[ums] f[in]d[e]t k[einen] Gl[au]b[en] [me]hr - sie ist i[n] ihr[en] <?page no="224"?> 214 Man kann ferner die Behauptung hören [,] die Off[e]nb[a]r[u]ng A[lten] u[nd] N[euen] T[estamentes,] besond[ers] aber des A[lten] zeige auch darin [,] daß sie nicht durchaus göttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng sei, weil so manche Behaupt[u]ng[e]n über d[ie] Natur darin vorkommen, welche die Naturwiss[e]ns[c]h[a]ft als unrichtig erweise [.] Das ist th[ei]lw[ei]se richtig. Allein die Off[e]nbar[u]ng bezieht sich nicht auf das Sichtbare, Natürliche [,] auf das Dießeits, sond[ern] auf d[a]s Unsichtbare, Uebernatürl[iche], auf das Jenseits, auf das [,] worüber wir aus eignen Kräften, für uns allein, Nichts Sicheres wissen können, worüber wir d[a]h[er] göttl[icher] Belehr[u]ng bedürfen. 1752 Das Sichtbare aber, die Natur [,] ist dem mens[c]hl[ichen] Geiste zur Erfors[c]hung u[nd] Erk[e]n[n]tn[i]ß hingegeben, daß er seine Kräfte daran versuche u[nd] ein Element habe [,] in dem er seinen Naturgemäße[n] (sic! ) Gang der Entwickl[u]ng gehe. Schon Sokrates hat gesagt: „Alles was gemeßen, gezählt u[nd] gewoge[n] werden kann, ist kein Geg[e]nst[a]nd göttl[icher] Off[e]nb[a]r[u]ng.“ Der Gottgesandte tritt darum nicht auf als Prof[essor] der Astronomie od[er] Naturgeschichte od[er] auch üb[er]h[au]pt der Philosophie, sond[ern] als Stimme [,] die aus dem Reich des Unsichtbaren s[eine] Kundgeb[u]ng[e]n hält u[nd] sie ins Sichtbare hineinruft. 1753 - Was die Philosophie [73vr/ 74rl] I [.] Kap[itel] 1754 §: (14) 1755 F[o]rts[e]tz[u]ng insbes[ondere] betrifft, so kann man zugestehen, daß sie in neu[erer] Zeit manche Fortschritte gemacht, u[nd] in mancher Bez[ie]h[un]g weiter gekommen sei als die Philos[ophen] des Alterthums u[nd] daß du[r]ch sie selbst viele Wahrh[ei]t[e]n des Chr[i]st[e]nth[ums] in klareres Licht gestellt worden seyen. Allein die neu[ere] Philos[ophie] ruht hierin auf dem Chr[i]st[e]nth[um]. Das ist ihr Lehrmeister, wenn sie es Wid[er]sp[r]ü[c]h[en] u[n]haltbar, u[n]mögl[ich.] -“] u[nd] d[a]h[e]r g[e]s[c]h[ic]h[t]l[ichem] Forts[c]hr[i]tt wird - u[nd] nachd[em] sie der Kritik g[e]g[en]üb[er] u[n]haltbar geword[en] u[nd] d[a]d[ur]ch ei[ne] Gefahr für die R[e]l[i]g[ion] selbst wird - ist es Z[e]it [,] das ursp[rün]gl[iche] wahre Wes[en] des g[ö]ttl[ichen] Bewußtsey[n]s Jesu wieder gelt[en]d zu mach[en] u[nd] die M[en]schh[ei]t so v[on] falscher Auct[orität] [zu] befrei[en] od[er] die R[e]l[i]g[ion] [zu] schütz[en] - die R[e]l[i]g[ion] k[o]mmt i[n] Fluß [,] u[m] zu neu[e]r For[m] si[c]h zu g[e]stalt[en,] u[m] aus d[er] g[e]sch[ö]pfl[ichen] Aeußerl[i]chk[ei]t si[c]h vertief[en]d, verinnerlich[en]d“. 1752 An diese Stelle schließt möglicherweise die Randbemerkung [73vl] an: „NB [: ] Warum sollte Wiederanknüpfu[n]g d[e]s Bandes zw[i]sch[en] G[o]tt u[nd] M[e]ns[c]h[en], Wied[e]rh[e]rstell[un]g d[e]s recht[en] innig[en], reinen V[e]rh[ä]lt[ni]ßes [n]i[c]ht v[on] ein[em] M[e]nsch[en] ausgeh[en] kö[nnen], w[e]nn Gott [m]it ihm ist? Waru[m] sollte G[o]tt M... (? ) wod[u]r[c]h ... (? ). D[ie]s[e]r innerl[iche] geist[i]g[e] Proceß. Ueberwi[n]d[un]g d[er] natürl[ichen] Gebu[r]t ei[n] Ki[n]d G[o]tt[e]s (Sohn G[o]tt[e]s) zu w[er]d[en,] hat man spät[e]r d[u]r[c]h bloße A[e]uß[er]l[i]chk[ei]t nachah[men] woll[en] in ... (? ) etc.“ 1753 Einfügung am Seitenrand [73vl] : „Als Mittel zur Mitth[ei]l[un]g u[nd] Einführu[n]g wird d[ie] Natur allerdings benützt - es wird aber dabei angeknüpft an die Vorstell[un]g[en,] die d[ie] M[e]ns[c]h[en] gerade von der Natur hab[en] - abgeseh[en] davon [,] ob d[ie]se Vorstellung[en] dem wirkl[ichen] Sachverhalt der Natur entsprech[en.] - Genug [,] jene Vorst[e]ll[u]ng[en] sind d[em] Volke geläufig u[nd] können als Medium der Explikati[on] u[nd] Zeugnißes dienen [.] - Der Prophet hat ... (? )“ Als Fortsetzung dieser Randbemerkung am unteren Seitenende [73vr] : „- Aber di[e] Gläub[i]g[en] soll[en] dann auch d[ie]se Naturvorst[e]ll[un]g[en] jener Z[ei]t nicht zu Dogmen machen“. 1754 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 26“ am oberen Seitenrand [74rr] ; „26“ bezeichnet den Bogen. 1755 „9“ über der Zeile soll offensichtlich „(14)“ in der Zeile ersetzen. <?page no="225"?> 215 auch nicht Wert haben will u[nd] das Chr[i]st[e]nth[um] nachgerade sogar bestreitet. 1756 Für 1757 das Verhältniß der neu[eren] Philos[ophie] z[um] Chr[i]st[e]nth[um] ist treffend jene Fabel v[om] Adler u[nd] Zaunkönig. Nachdem der Adler des Chr[i]st[e]nth[ums] die Philosophie hoch zur Sonne der Wahrheit emporgetragen, machte sie sich gleich dem Zaunkönig v[on] ihm los u[nd] will nun noch einige Ellen höher sich erheben u[nd] gibt nun lächerlicher Weise vor, sie selbst sey so hoch u[nd] höher geflogen als das Chr[i]st[e]nthum. - 1758 In neu[erer] Z[ei]t geht ihr Streben sogar dahin [,] dem Chr[i]st[e]nth[um] sein[en] göttl[ichen] Urspr[u]ng 1759 bestreitend, nachzuweisen [,] es sei nur selbst ein Produkt des Menschengeschlechts; es sei nicht eine Off[e]nb[a]r[u]ng v[on] Oben, sond[ern] ausgeboren aus den eignen Tiefen des Menschengeistes. 1760 Aber 1761 - Man findet es lächerlich [,] wenn L[udwig] Feuerbach behauptet: Alle R[e]l[i]g[io]n sei reine Täuschung, eine Fiction, eine Phantasie; der Gott [,] den sich der Mensch vorstelle [,] sei Nichts Andres als er selber, als 1762 sein eignes Wesen, durch die Phantasie, wie etwas Objectives, v[on] ihm Vers[c]hiedenes, vorgestellt. Man findet das [,] sag’ ich, nicht mehr frivol u[nd] gotteslästeris[c]h, sond[ern] vielmehr abgeschmackt u[nd] lächerlich, weil dadurch der Mensch 1763 eigentl[ich] für Unsinnig v[on] 1764 Natur aus 1765 erklärt wird, da bei der Allgemeinheit d[ie]s[e]s Glaubens an Gott auf diese Weise Täuschung für ein wesentl[iches] Element der mens[c]hl[ichen] Natur wäre, ohne die sie nie vorkäme [,] des Mens[c]hen höchstes, heiligstes, trostvollstes Denken u[nd] Gefühl (Bewußtseyn) eine Lüge wäre u[nd] ohne d[ie]se nicht bestehen könnte, wenigstens gar nicht vorkäme. 1766 Gleichwohl verhält es sich ebenso mit jener andern Behauptung, daß die göttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng nicht eine solche Off[en]b[arun]g 1767 sei, nicht v[on] G[o]tt stamme, 1756 Einfügung am Seitenrand [74rr] : „Ob die Wissens[c]h[a]ft - die Philosophie üb[er] d[a]s Chr[i]st[e]nth[um] hinausschreit[en] könne? b) [ursprüngliches „a“ mit „b“ überschrieben] eine R[e]l[i]g[ion] kann sie [n]i[c]ht stift[en] s[iehe] Unt[en] ad V a) [„b)“ in der Zeile gestrichen] d[er] Grad v[on] Vollko[mmen]h[ei]t verdankt sie d[em] Ch[ri]st[e]nth[um.] Nicht die R[e]l[i]g[io]n an sich mit ihr[em] I[n]h[a]lt kann Förd[erun]g erlang[en] d[u]r[c]h d[ie] Wiß[en]s[c]h[a]ft - s[on]d[ern] nur d[a]s Verständ[n]iß davon. -“ Darunter [74rr] : „Wenn man üb[ri]g[e]ns d[a]s Gebahren d[er] neu[eren] Philos[ophie] dem Chr[i]st[en]th[um] gegenüb[er] u[nd] ihr Pochen auf Selbstständ[i]gk[ei]t u[nd] Unabh[än]g[i]gk[ei]t v[on] R[e]l[i]g[io]n u[nd] namentl[ich] d[em] Ch[ri]st[en]th[um] betrachtet - dann wird man unwillkührl[ich] erinnert an d[ie] Fabel v[om] Adler u[nd] Zaunkönig etc.“ 1757 „Für“ über der Zeile. 1758 Am Seitenrand [74rr] eingefügt: „ad IV Schluß.“ 1759 „zu“ in der Zeile gestrichen. 1760 Einfügung am Seitenrand [74rr] : „Die Wunder aber u[nd] alles Histor[i]s[c]h[e] sey nur Mythus, fromme Dicht[un]g d[e]r Bekenner des Chr[i]st[en]th[ums] ─ als Off[en]b[arun]g aber sey d[a]s Ch[ri]st[en]th[um] ei[ne] Täusch[un]g.“ 1761 „Aber“ über der Zeile. 1762 „als“ über der Zeile. 1763 „zum“ in der Zeile gestrichen. 1764 „für Unsinnig v[on]“ über der Zeile ersetzt „Narren der“ in der Zeile. 1765 „aus“ über der Zeile. 1766 Randbemerkung [74rr] : „so allgem[ein] d[ie] R[e]l[i]g[io]n, so allgemein ist d[er] Glaube an eine Off[e]nb[arun]g [; ] ist d[ie]s[e]r ei[ne] Täus[c]h[un]g, dann ist Täusch[un]g naturnothw[en]d[i]g“. 1767 „Off[en]b[arun]g“ über der Zeile. <?page no="226"?> 216 sond[ern] des Mens[c]h[e]ng[ei]st[e]s eignes Werk, das er aber selber bewußt od[er] unbewußt für ein göttl[iches] ausgebe. Wir haben s[c]hon gesehen [: ] [74rl/ 74vr] Der Glaube an eine göttl[iche] Kundgebung [,] Off[e]nb[a]r[u]ng [,] ist auch allgemein (wie diese auch näher bes[c]haffen seyn mag [,] z.B. bei Wilden); jene einigermaßen geordnete R[e]l[i]g[io]n leitet ihren Urspr[u]ng v[on] 1768 der 1769 Gotth[ei]t selbst ab. Wäre nun die chr[i]stl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng ein blos menschl[iches] Produkt [,] so müßte um so mehr jede andere, die keine solche[n] Beweise hat [,] für ein 1770 solches mens[c]hl[iches] Machwerk gehalten werd[en], d.h. es gäbe also üb[e]rh[au]pt keine wahrh[a]ft g[ö]ttl[iche] 1771 Off[e]nb[a]r[u]ng; d[ie]s[e]r allgem[eine] Glaube an g[ö]ttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng wäre eine Täusch[u]ng; da aber d[ie]se Täusch[u]ng dann aber wieder allgemein wäre, so gehörte sie wesentl[ich] zur mens[c]hl[ichen] Natur, die Lüge wäre dem Mens[c]hengeiste Bedürfniß; der höchste, heiligste, beseeligendste Glaube des Mens[c]hen wäre eine Lüge, die aber unentbehrlich wäre. Der Mensch wäre also wieder der Narr der Natur. 1772 1773 Wir finden [,] daß die Wiß[e]nsch[a]ft keine lebensvolle dauernde R[e]l[i]g[io]n mit Bewußts[eyn] u[nd] Absicht stiften könnte, weil es ihr an Auctorität zu allgemeiner Anerkennung fehlt; was nun der Mens[c]hengeist bei vollkommenster Ausbild[un]g u[nd] mit vollem Bewußts[eyn] nicht vermöchte, das sollte er vermögen ganz unbewußter Weise; ohne daß er selbst es merkt u[nd] weiß [,] im unvollkommensten Zustand also stiftet er eine neue R[e]l[i]g[io]n 1774 [,] u[nd] erst lange hernach kommt er darauf, daß er selber es war, der d[ie]s[e]s Werk vollbracht u[nd] nicht Gott, wie er bisher meinte. Beim Chr[i]st[e]nth[um] wäre das erst jetzt nach 1800 J[ahren] der Fall, daß man d[ie]se Täusch[u]ng entdeckte. - 1775 Wenn nun aber aus All’ d[ie]s[e]m erhellt, daß die R[e]l[i]g[io]n nur durch g[ö]ttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng wiederhergestellt, eingeführt u[nd] geltend gemacht werden kann 1776 1768 „v[on]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „auf“. 1769 Ursprüngliches „die“ mit „der“ überschrieben. 1770 „ein“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „eine“. 1771 „wahrh[a]ft g[ö]ttl[iche]“ über der Zeile. 1772 Randbemerkung [74vl] : „Sollte die Bedi[n]g[un]g d[e]s Gl[au]b[en]s an G[o]tt - die g[ö]ttl[iche] Off[en]b[a]r[un]g - Lüge sey[n], sey[n] müß[en] - sollte ohne d[ie]se Lüge d[ie]s[e]r Gl[au]be nicht mögl[ich] seyn? - Aber es kann doch nur Eine Off[en]b[arun]g die rechte sey[n] - alle and[ern] fals[c]h. Wohl u[nd] eb[en] d[e]ßw[e]g[en] si[n]d die and[eren] fals[c]h, weil ei[ne] recht ist - aber au[c]h th[ei]lw[ei]se wahr u[nd] berecht[i]gt.“ 1773 Am Seitenrand [74vl] : „ad) V b)“. 1774 Einfügung am Seitenrand [74vl] : „merkt es aber nicht, d[a]ß er es selber sei [,] sond[ern] [„u[nd]“ in der Zeile gestrichen] meint [,] es sei die G[o]tth[ei]t gewesen [,] die d[ie]s[e]s gethan“. 1775 Randbemerkung [74vl] : „W[enn] a) d[ie] Wiss[en]s[c]h[a]ft k[e]i[ne] R[e]l[i]g[ion] grü[n]den k[ann] b) d[a]s Ch[ri]st[en]th[um] si[c]h als höchste R[e]l[i]g[ion] erweist c) für j[e]de R[e]l[i]g[ion] es ei[n] Postulat ist - als g[ö]ttl[iche] Off[en]b[arun]g zu ers[c]h[einen.] So hab[en] wir d[am]it sogl[e]i[c]h ei[n] R[ec]ht [,] d[a]s Ch[ri]st[en]th[um] als g[ö]ttl[iche] Off[en]b[arun]g zu erklä[ren]. d) Wir w[e]rd[en] di[e]ß ge[naue]r p[r]üf[en] d[u]r[c]h Erk[enn]t[ni]ß [„Erk[enn]t[ni]ß“ über der Zeile] d[e]s I[n]h[a]lts -“. 1776 Einfügung am Seitenrand [74vl] : „u[nd] im Chr[i]st[e]nth[um] hergestellt worden ist (am m[ei]st[en])“. <?page no="227"?> 217 unter den Menschen, so könnte es scheinen, als hätte das mens[c]hl[iche] Wißen u[nd] uns[ere] Wißens[c]h[a]ft 1777 v[on] d[er] R[e]l[i]g[io]n selbst 1778 keine Bedeut[u]ng mehr, wäre überflüßig. Davon müssen wir d[a]h[er] noch in d[em] letzt[en] §. d[ie]s[e]s Kap[itels] handeln. D[a]h[er] §: 15 1779 Die R[e]l[i]g[io]nswissenschaft. 1780 I [)] Zwar kann 1781 die Wißenschaft, wie wir gesehen haben, die gesunkene u[nd] verfälschte R[e]l[i]g[io]n nicht ersetzen u[nd] alle R[e]l[i]g[io]n[en] der Menschh[ei]t überflüßig machen, u[nd] kann eben so wenig eine neue, reine, allgem[eine] [74vr/ 75rl] R[e]l[i]g[io]n stiften u[nd] einführen; dieß Alles ist vielmehr im Chr[i]st[e]nth[um] du[r]ch g[ö]ttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng selbst geschehen, gleichwohl hat aber die Wissenschaft eine hohe Bedeut[u]ng für die Religion selbst. Alles, was auf den Menschen wirken soll u[nd] ihn wahrhaft vervollkom[m]nen u[nd] fördern will, muß seiner Natur angemessen seyn, also muß seine Freiheit u[nd] Selbstthät[i]gk[ei]t in Anspruch nehmen. 1782 Dieß gilt auch v[on] der R[e]l[i]g[io]n u[nd] Off[e]nb[a]r[u]ng, sie nimmt den ganzen Menschen in Anspruch [,] also auch sein Erkennen, nicht blos sein Gefühl u[nd] sein Wollen. 1783 Die Natur ist 1784 zwar zunächst für den Menschen vorhanden 1785 , daß er in ihr u[nd] durch sie leben [,] sein körperliches Leben zunächst u[nd] mittels d[e]sselben auch sein geistiges 1786 . D[ie]s[e]r Zweck [,] das Leben näml[ich,] kann 1787 zwar schon erreicht werden 1788 [,] ehe noch die Natur tief wissensch[a]ftl[ich] durchforscht ist, ehe also noch eine Naturwiss[e]ns[c]h[a]ft entstand[en] 1777 „selbst“ in der Zeile gestrichen. 1778 „selbst“ über der Zeile. 1779 „(10)“ über der Zeile. 1780 Über der Zeile: „Wiss[en]s[c]h[a]ft vom G[o]tt[e]sbew[u]ßtseyn od[er] d[er] R[e]l[i]g[ion]“. Randbemerkung [74vl] : „D[as] rel[i]g[iö]s[e] Erkennen gehört au[c]h hieher [,] weil es ein Moment der Entwickl[un]g, Fortbild[un]g der R[e]l[i]g[ion] ist - nicht unmitt[e]lb[a]r selbst ein rel[i]g[iö]s[er] Act (sonst gehörte d[ie]s[e]r § in d[en] III [.] Theil. [)] a) Die Wiss[e]ns[c]h[a]ft kann d[ie] R[e]l[i]g[ion] nicht gründ[en.] b) Sie kann auch ihr Posit[ives] [n]i[c]ht aufheb[en] od[er] umdeut[en] - R[e]l[i]g[ion] [m]uß immer posit[iv] s[eyn.] c) Dennoch hat d[ie] Wiss[en]s[c]h[a]ft au[c]h i[n] d[er] R[e]l[i]g[ion] R[ec]ht“. 1781 „könnte“ über der Zeile. 1782 Randbemerkung [75rr] : „ad c 1) D[as] Ch[ri]st[en]th[um] nimmt Fr[ei]h[ei]t u[nd] Selbstthät[i]gk[ei]t d[e]s M[en]s[c]h[en] i[n] Anspr[uc]h [,] d[a]h[er] Wiss[en]s[c]h[a]ft“. 1783 „Wir“ in der Zeile gestrichen. Randbemerkung [75rr] : „D[a]s Verh[ä]lt[ni]ß d[e]s Wiss[en]s z[ur] R[e]l[i]g[io]n ähnl[ich] wie d[a]s Verh[ä]ltn[i]ß d[es] Wiss[en]s zur Natur -“. 1784 „ist“ über der Zeile. 1785 „ist“ in der Zeile gestrichen. 1786 „aber auch für den forsch u[nd] wir ... (? )“ in der Zeile gestrichen. 1787 „das Leben näml[ich,] kann“ über der Zeile. 1788 „kann“ in der Zeile gestrichen. <?page no="228"?> 218 ist, u[nd] doch ist 1789 auch d[ie] Natur 1790 für den forschenden Geist bestimmt 1791 [,] daß er sie immer tiefer erkenne, beßer würdige, vernünft[i]g[e]r gebrauche u[nd] beurtheile; - 1792 so ist die R[e]l[i]g[io]n auch zunächst für den geist[i]g[e]n Menschen vorhanden, daß er in ihr lebe u[nd] gedeihe, 1793 was auch schon geschehen kann [,] ehe noch eine tiefe R[e]l[i]g[io]nswissens[c]h[a]ft begründet ist - wie z[um] natürl[ichen] Leben nicht Naturwiss[e]ns[c]h[aft] absolut nothwend[i]g ist - aber sie 1794 ist auch vorhanden für den fors[c]hend[en] Geist, daß dieser selbst sich an ihr bilde, sie immer tiefer u[nd] beßer würdige, begründe u[nd] festige, das r[e]l[i]g[iö]se Leben reiner u[nd] edler gestalte, wie du[r]ch die Naturw[i]ss[e]ns[c]h[aft] dieß mit dem physis[c]h[en] Leben geschieht, du[r]ch die Rechtsw[i]ss[e]ns[c]h[aft] mit dem Staatsleben. 1795 Wie die Wißensch[a]ft im Allgem[einen] das Leben der Menschen bildet u[nd] veredelt, so bildet u[nd] veredelt die R[e]l[i]g[io]nswiss[e]ns[c]h[a]ft das r[e]l[i]g[iö]se Leben. 1796 Insbesondere bewahrt u[nd] vertheidigt sie die R[e]l[i]g[io]n vor zwei Feinden [,] die stets u[nd] überall dieselbe bedrohen, ich meine den Unglauben u[nd] den Aberglauben. Der Unglaube [,] besond[ers] wenn er mit wissensch[a]ftl[ichem] Streben verbunden ist [,] geht darauf aus [,] die R[e]l[i]g[io]n, den Glauben an Gott u[nd] ein höheres Leben als d[ie]s[e]s ird[i]s[c]he ist, zu vernichten u[nd] späht zu d[ie]s[e]m Zwecke allenthalben umher, um Gründe zu [75rl/ 75vr] finden für s[eine] Ansicht u[nd] Gründe geg[en] die Rel[i]g[io]n u[nd] sucht wenigstens Zweifel u[nd] Ungewißh[ei]t zu erreg[en] u[nd] den Glauben schwankend zu machen. 1797 Hier hat d[ie] R[e]l[i]g[io]nswiss[e]nsch[a]ft die Aufgabe [,] d[ie] R[e]l[i]g[io]n zu vertheidigen, die wiss[e]ns[c]h[a]ftl[ichen] Gründe für sie aufzusuchen u[nd] die Angriffe zurückzuweisen. Der andere Feind ist der Aberglaube 1798 , der immerfort mit s[einem] Unverstande das r[e]l[i]g[iö]se (Leben) Gebiet verunreinigt, verunstaltet, entstellt, zur Carrikatur entwür- 1789 „u[nd] doch ist“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „aber“. 1790 „d[ie] Natur“ über der Zeile. 1791 „ist“ in der Zeile gestrichen. 1792 Randbemerkung [75rr] : „Von der Naturwiss[e]nsch[a]ft kann er nicht leben [,] sond[ern] v[on] d[er] Natur - aber die Naturwiss[enschaft] hilft ih[m] i[n] d[ie]s[em] Leb[en] aus d[er] Natur -“. 1793 Einfügung am Seitenrand [75rr] : „dur[c]h sie geleitet u[nd] b[e]seeligt werde“. 1794 Einfügung über der Zeile: „d[ie] R[e]l[i]g[io]n“. 1795 Einfügung am Seitenrand [75rr] : „Wie d[ie] Naturwiss[e]nsch[a]ft kein Leb[en]d[i]g[e]s (Neu[e]s) schaff[en] kann - s[on]d[ern] nur erfors[c]h[en], veredel[n] etc. [,] so kann die Wiss[e]ns[c]h[a]ft k[e]i[n] aus G[ei]st[i]g[em] (? ) höh[erem] (? ) r[e]l[i]g[iö]s[es] Leb[en] s[c]haff[en] - aber bild[en] u[nd] veredel[n]“. 1796 Einfügung am Seitenrand [75rr] : „Sie ist das, worin sich die menschl[iche] Mitwirk[un]g zur Off[e]nb[a]r[un]g G[o]tt[e]s besonders bethätigt; denn bei Allem, was mit dem M[e]nsch[e]n geschieht [,] muß er selber auch mit thätig sey[n], wenn d[a]s Ges[c]hehende für ihn seyn soll. Selbst beim inner[n] Forts[c]hritt d[e]s Ch[ri]st[en]th[ums] - Dogmen-Entwickl[un]g [-] ist d[ie] Wiß[en]s[c]h[a]ft thätig.“ 1797 Randbemerkung [75vl] : „Unglaube = Losreiß[en] d[e]s Me[n]s[c]h[en] Dasey[n]s v[on] seiner übernatürl[ichen] Basis - Verwelken -“. Darunter [75vl] : „Und Blasirtheit“. 1798 Randbemerkung [75vl] : „Ab[e]rglaub[e] = Ersticken d[e]s übernatürl[ichen] Leb[en]s d[u]r[c]h ird[i]s[c]h[en] Plunder - (... (? ) Madonna z.B. geziert [m]it all[en] mögl[ichen] Zierrath[en], Gewä[n]der[n,] Amulett[en], Ros[en]krä[n]z[en] etc.)“ Darunter [75vl] : „Und Fanatismus - ad c 3“. <?page no="229"?> 219 digt. Gegen d[ie]se hat die W[i]ß[e]nsch[a]ft kritis[c]h zu Werke zu gehen, um seine Wahngebilde zu zerstören u[nd] die R[e]l[i]g[io]n davon zu reinigen. Also: Wie die Naturwissensch[a]ft die (lebend[i]g[e]n) Gebilde der Natur zwar nicht hervorbringen kann - denn d[ie]s[e]s vermag allein die belebende Kraft der Natur, aber doch erfors[c]hen u[nd] kennenlernen soll, ja dadurch selbst vielfach veredelnd [,] bildend, schützend u[nd] fördernd in’s allgem[eine] Leben derselben einzuwirken 1799 versteht 1800 ; so kann auch die R[e]l[i]g[io]nswiss[e]ns[c]h[a]ft zwar nicht die wahre 1801 R[e]l[i]g[io]n hervorbringen 1802 , 1803 gründen, 1804 stiften - , denn dieß kann nur die lebend[i]ge Kraft des sich kundgebenden G[o]tt[e]s, aber sie kann, um bildlich zu reden [,] den Baum der R[e]l[i]g[io]n in seinem Wachsthum fördern u[nd] dasselbe lenken [,] kann ihn vor Zerstör[u]ngsversuchen 1805 schützen, kann ihn vor Unkraut u[nd] verunstaltenden Ansätzen 1806 reinig[en] u[nd] so zu seinem Wachsthum u[nd] Gedeihen beitragen. Nun entsteht aber die Frage: Wie kann die R[e]l[i]g[io]ns-Wiß[e]ns[c]h[a]ft dieß ihr Werk vollbringen? 1807 II) 1808 Im Grunde genommen auf dieselbe Weise, wie wir die Off[e]nb[a]r[u]ng prüfen können, ob sie eine göttl[iche] oder nicht. 1809 Wir werden die rel[i]g[iö]s[e]n Lehren oder Glaubenssätze prüfen, an der Idee v[on] Gott, an den Gesetzen u[nd] an 1810 dem Wesen unsres eignen Geistes u[nd] an den klar erkannten Gesetzen der Natur, 1811 des Universums üb[e]rh[au]pt. 1812 Was mit der eingebornen u[nd] du[r]ch rel[i]g[iö]se Bild[un]g u[nd] wissensch[a]ftl[iche] Thätigk[ei]t entwickelten Idee v[on] Gott, u[nd] sohin auch mit den Urideen des Wahr[en,] Guten u[nd] Schönen in Widerspruch steht, hat kein Recht, kein[en] Anspruch (rel[i]g[iö]se Lehre) 1813 z[u] seyn. 1814 [75vr/ 76rl] 1799 „bauen u[nd] pflanz[en]“ über der Zeile. 1800 Unleserliche Randbemerkung [75vl] . 1801 „wahre“ über der Zeile. 1802 „hervorbringen“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „hervorzubringen“. 1803 „zu“ in der Zeile gestrichen. 1804 „zu“ in der Zeile gestrichen. 1805 „vor freß[e]nden (sic! ) Ungeziefer (d[em] [„Abergl[auben]“ gestrichen] Unglaub[en])“ über der Zeile. 1806 „(Aberglaube)“ über der Zeile. 1807 Randbemerkung [75vl] : „2) Gegen d[en] Fanatismus [über der Zeile: „(r[e]l[i]g[iö]s[er] Instinct)“] - allgem[eine] Bild[un]g“. Darunter [75vl] : „Bewußts[eyn] der Glaub[en]sgründe“. 1808 „d)“ über der Zeile, wohl korrespondierend zu den Gliederungskategorien am Seitenrand „c 1)“ etc. 1809 Randbemerkung [75vl] : „D[a]h[er] [„3)“ überschrieben] d[er] r[e]l[i]g[iö]s[e] Gl[a]ube kann d[a]s Wiss[en] zwar nicht vollkomm[en] ersetz[en], da immer Unbegreifl[iches] zurü[c]kble[i]bt - aber doch befestig[en] u[nd] schütz[en], daß er w[en]iger wirke, sichrer vor Gef[a]h[ren] sey - d[a]s Wiss[en] ist unzerstörbar[er] als d[e]r Gl[a]ube -“. 1810 „an“ über der Zeile. 1811 „u[nd]“ in der Zeile gestrichen. 1812 Einfügung am Seitenrand [75vl] : „Das ist philos[ophische] Spekulation“. 1813 „Wahrheit“ unter der Zeile. 1814 Randbemerkung [75vl] : „An innerem Wes[en] d[e]s G[ei]st[e]s prüf[en] [m]it s[einen] Gesetz[e]n u[nd] Wes[en]“. <?page no="230"?> 220 I [.] Kap[itel] 1815 §: 15 F[o]rts[e]tz[u]ng Was mit dem innersten Wesen unsres Geistes, mit den Gesetzen des Verstandes, des Willens u[nd] des Gefühls in evidenten (sic! ), directem Widerspruch steht, kann nicht als rel[i]g[iö]se Wahrh[ei]t anerkannt 1816 werden. 1817 Ich sage in evidenten (sic! ), direct[em] Widerspruch steht; nicht was demselben noch unerreichbar, unerklärlich, geheimnißvoll ist, denn dieses wäre noch kein Grund der Verwerfung, denn auf allen Gebieten des Wissens, z.B. 1818 in der Psychologie, in der Naturwissensch[a]ft 1819 üb[e]rh[au]pt gibt es noch Vieles, was uns noch unerklärbar, geheimnißvoll, unzugänglich ist, ohne daß wir darum ein Recht hätten, die Existenz davon zu läugnen od[er] in bestimmter Weise darüber abzusprechen. 1820 Endlich [,] was mit klar erkannten Gesetzen der Natur, des Universums in Widerspruch steht (z.B.) [,] ist ebenf[a]lls aus dem Bereich r[e]l[i]g[iö]s[e]r Lehr[en] u[nd] Glaubenssätze auszustoßen. 1821 Hinwiederum aber wird die Uebereinstimmung der rel[i]g[iö]s[e]n Lehren mit dem Wesen u[nd] Gesetzen unsres Geistes u[nd] mit denen der 1822 ganzen Natur, nachzuweisen, Aufgabe der R[e]l[i]g[io]nswissens[c]haft seyn. 1823 Wenn auch dieses damals noch nicht möglich war, als der menschl[iche] Geist noch nicht gebildet u[nd] erzogen war durch den Glauben an d[ie] wahre Off[e]nb[a]r[u]ng, u[nd] 1815 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 27“ am oberen Seitenrand [76rr] ; „27“ bezeichnet den Bogen. 1816 „st“ in der Zeile gestrichen. 1817 Randbemerkung [76rr] : „Daß dann die Wiß[en]sch[a]ft zur Beurth[ei]l[un]g der Off[en]b[arun]g nothw[en]d[i]g ist - weil schon der Gl[a]ube schon auf ein Urth[ei]l si[c]h gründ[en] muß - wurde scho[n] früher gezeigt [.] - Und so ist d[er] Wiss[en]s[c]h[a]ft (Philos[ophie]) immerhin ei[n]e hohe Aufg[abe] gest[e]llt -“. 1818 „z.B.“ über der Zeile. 1819 „Physiologie, Physik, Astronomie etc.“ über der Zeile. 1820 Randbemerkung [76rr] : „Der I[n]halt der R[e]l[i]g[ion] ist für die Philos[ophie] nicht Gl[a]ub[en]sgeg[en]st[an]d, s[on]d[ern] Problem“. 1821 Randbemerkung [76rr] : „NB [: ] Die Wiß[en]s[c]h[a]ft kann nie auf absolute Geltung Ansp[r]u[c]h mach[en] ihrer Natur gemäß, - eb[en] weil sie i[n] bestä[n]d[i]g[em] Fortschritt begr[i]ff[en] ist - wo sie absolut gelt[en] wollte [,] mußte Stillst[an]d ei[n]tret[en].“ 1822 „Na[tur]“ in der Zeile gestrichen. 1823 Einfügung am Seitenrand [76rr] : „Ob die R[e]l[i]g[io]nsphilosophie wesentl[ich] darin bestehe [,] die rel[i]g[iö]s[en] Vorstell[u]ng[e]n zu Begriffen zu erheben (Hegel I p. 81ff.)? Im B[e]z[u]g auf historis[c]h Geschehenes (symbol[ische] Auffaß[u]ng [)] - da wird ja d[a]s hyistor[i]s[c]he [sic! wohl gemeint: historische] doch nur z[um] Bild? - den geist[i]g[en] Gehalt davon zu finden! - Beides hebt sich ja nicht auf: Die Philosophie sucht den Sinn [,] die Bedeut[u]ng des Historis[c]hen, Thatsächlichen od[er] der Vorstellung, deßwegen braucht sie d[a]s Thatsächl[iche] u[nd] d[ie] Vorstellung nicht aufzuheben, zu negiren. (Die Philosophie der Ges[c]hichte braucht die histor[i]s[c]h[en] Vorst[e]ll[u]ng[en] des Thatsächl[ichen] nicht aufzuheben. [)]“ Darunter [76rr] : „Entst[e]h[un]g d[er] W[i]ß[en]s[c]h[a]ft bei d[er] R[e]l[i]g[ion] 1) unmitt[el]b[arer] Glaub[e], Bew[u]ßts[eyn] 2) Fortbild[un]g zu Begr[i]ff[en] 3) spekulat[ive] Wiß[en]sch[a]ft Gott muß jed[en]f[a]lls so b[e]s[c]haff[en] sey[n], d[a]ß er die i[n] d[er] M[en]s[c]hh[ei]t vorha[n]d[ene] Pot[en]z d[e]s G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßts[e]y[n]s geb[en] k[onn]t[e.]“ <?page no="231"?> 221 wenn auch dieses noch jetzt denen, die unter ungebildeten Nationen leben, nicht möglich ist 1824 [,] so kann d[ie]s[e]s Recht doch denen nicht abgesprochen werden, deren Geist genährt u[nd] aufgewachsen ist auf dem Boden des Chr[i]st[e]nthums, u[nd] die nun die Harmonie ihres innern geist[i]g[en] Wesens mit dem Wahrh[ei]ts-Systeme der R[e]l[i]g[io]n darthun u[nd] in gleicher Weise die Uebereinstimmung, die Angemessenheit der irdis[c]h[en] Natur, des Diesseits, mit den Gesetzen u[nd] Lehren [,] die dem Menschengeiste als Normen seines Lebens v[om] Jenseits kommen. Dieses Rechtes uns bewußt u[nd] es in vollem Maaße in Anspruch nehmend können wir nun zu den folgenden 2 Th[ei]l[en] 1825 übergehen. [76rl/ 76vr] Recapit[ulation: ] Es ist in d[ie]s[e]m Th[ei]le d[ie] Erfüllung der Zeiten wiss[e]ns[c]h[a]ftl[ich] vollzogen, durchgemacht. [76vr/ 78rl] 1826 II [.] Th[ei]l 1827 D[ie] Lehre v[on] Gott. §: 16 (Das Bewußtseyn der R[e]l[i]g[io]nen selbst, v[on] d[er] Gotth[ei]t.) Gegenstand der Untersuchung. 1828 I) 1. Alle Völker, das haben wir gesehen, halten in ihrem Glauben fest, daß es eine höhere Macht gebe als d[ie]s[e]s Irdis[c]he, Sichtbare; alle haben das Bewußtseyn [,] daß es ein Göttliches, eine Gotth[ei]t od[er] Götter gebe. Der Glaube an das Daseyn G[o]tt[e]s ist die Grundlage aller R[e]l[i]g[io]n, das Centrum ders[e]lb[e]n, ohne ihn natürl[ich] wäre 1824 „nicht möglich ist“ über der Zeile. 1825 „Th[ei]l[en]“ über der Zeile ersetzt nicht gestrichenes „Kapit[eln]“ in der Zeile. 1826 Die beiden folgenden Seiten des Bogens 27 sind frei. 1827 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 28“ am oberen Seitenrand [78rr] ; „28“ bezeichnet den Bogen. 1828 Randbemerkung [78rr] : „Mit der Prüfu[n]g deßen, was als die höh[e]re Deutung des Leb[en]s v[on] Geschl[ec]ht z[u] G[e]s[c]hl[ec]ht tradirt wird [.] - Mit d[em] I[n]h[a]lt d[e]r R[e]l[i]g[ion] u[nd] Philosoph[ie]“. Darunter: „II [.] Th[ei]l Vorb[e]m[e]rku[ng] Diese hat [„sich“ in der Zeile gestrichen] die r[e]l[i]g[iö]s[en] Lehren [„Uebersinnlich-Objectiv“ über der Zeile] selbst wiss[e]nsch[a]ftl[ich] zu untersuchen u[nd] zu prüfen den bloßen Glauben an dies[e]lb[e]n [„zu“ in der Zeile gestrichen] so weit es möglich ist, zum Wissen zu erheben; dieselben in ihrer Wahrheit wissensch[a]ftl[ich] zu begründen u[nd] in ihrer Reinheit durch kritis[c]he Prüfung herzustellen. Ob sie dad[u]r[c]h aufhören Glaub[en]swahrh[ei]t[e]n zu sey[n.] Die erste u[nd] wichtigste Lehre in allen R[e]l[i]g[io]nen, der Herzpunkt ders[e]lb[en] ist natürl[ich] die Lehre v[on] Gott.“ Der folgende Absatz der Randbemerkung [78rr] gestrichen: „Da wir allenth[a]lb[e]n uns auf d[a]s Histor[i]s[c]he, Thatsächl[iche] stützen, davon ausgehen u[nd] gerade d[ie]s[e]s philosophisch prüfen, so woll[en] wir zuerst die Lehre der R[e]l[i]g[io]nen hierüber im Allgemeinen erw[er]ben. -“ Danach [78rr] : „Zuerst müssen wir also d[ie]se r[e]l[i]g[iö]se Lehre untersuch[en] u[nd] sprechen v[om] [„Daseyn“ in der Zeile gestrichen, aber nicht ersetzt]“. <?page no="232"?> 222 R[e]l[i]g[io]n unmöglich, undenkbar. Die R[e]l[i]g[io]nen selber bedürfen f[ür] d[ie]s[en] Glaub[en] keines Bew[uß]ts[eyns] - das ist ihn[en] unmittelbar gewiß. u[nd] (sic! ) in d[er] That - 1829 [: ] 2) Alle Völker, od[er] alle R[e]l[i]g[io]nen, legen dem göttlichen Wesen höhere Kräfte u[nd] Eigenschaften bei als die Menschen sie besitzen, u[nd] üb[e]rh[au]pt als in den gewöhnl[ichen] Naturwirk[u]ng[e]n vorhanden, denn sie stell[e]n die G[o]tth[ei]t über die Natur, schreiben ihr Macht über dies[e]lb[e] zu u[nd] statten sie mit allen 1830 Vorzügen aus [,] die im Irdis[c]hen als solche gelten, ja erhöhen diese noch bis zur Uebernatürlichkeit. 1831 Auch darin also stimmen R[e]l[i]g[io]nen (d[er] Volksglaube) 1832 im Wesentlichen überein, daß d[a]s Göttliche nicht etwas Lebloses, Leeres, Unwirksames, Eigenschaftloses sei, sond[ern] etwas Reales, Thätiges. 1833 3) Jede Rel[i]g[io]n betrachtet d[ie] G[o]tth[ei]t od[er] d[ie] Götter als 1834 ein Persönliches, die wißen, wollen u[nd] handeln wie die menschl[ichen] Personen. Eine historische R[e]l[i]g[io]n, wo das Göttliche als todtes philosoph[isch] Absolutes, als Begriff, als Ged[a]nkending, als bloßes Welt-Gesetz, od[er] auch als bloße, confuse Weltseele betrachtet würde, wie in d[en] philos[ophischen] Systemen, eine solche R[e]l[i]g[io]n gibt es in d[er] Wirkl[i]chk[ei]t nicht; alle histor[ischen] R[e]l[i]g[io]nen s[c]hreiben vielmehr der G[o]tth[ei]t ein Leben zu u[nd] ein persönl[iches] Thun u[nd] Wirken. Dieß zeigt sich schon darin [,] daß 1835 in allen R[e]l[i]g[io]n[en] Gebete üblich sind u[nd] größtenth[ei]ls auch Opfer, welche bei den Göttern bestimmte Wirk[u]ng[e]n hervorbringen sollen, entwed[er] sie zur Hülfe bewegen od[er] ihre Strafe abwenden, ihren Zorn u[nd] d[er]gl[eichen] besänftigen soll[en]. Das Alles hätte da gar [78rl/ 78vr] keinen Sinn, wo man sich die G[o]tth[ei]t unpersönl[ich,] todt als Gesetz od[er] blinde Naturmacht dächte. Also Daseyn, Persönlichk[ei]t u[nd] Eigensch[a]ft[en] d[er] 1836 G[o]tth[ei]t umfaßt jede R[e]l[i]g[io]n in ihrem rel[i]g[iö]s[en] 1837 Bewußts[eyn]. II [)] 1838 Nun wird es sich darum handeln [,] diese rel[i]g[iö]s[en] Lehren wissens[c]h[a]ftl[ich] zu untersuchen [,] zu prüfen u[nd] zu begründen. 1839 1829 „D[ie] R[e]l[i]g[io]nen selber bedürfen f[ür] d[ie]s[en] Glaub[en] keines Bew[uß]ts[eyns] - das ist ihn[en] unmittelb[a]r gewiß. u[nd] in d[er] That -“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 1830 „allen“ über der Zeile. 1831 Einfügung am Seitenrand [78rr] : „u[nd] erheben sie meistenth[ei]ls geradezu zu besond[eren] Götter[n,] zersplittern so gleichsam das Eine g[ö]ttl[iche] Wesen in viele Götter, welche urspr[ü]ngl[ich] Nichts andres sind als göttl[iche] Eigensch[a]ft[e]n.“ 1832 „(d[er] Volksglaube)“ über der Zeile. 1833 „Ein Wißen, Wollen u[nd] Thun.“ in der Zeile gestrichen. „2. [„a“ über der Zeile] Wiss[en]s[c]h[a]ftl[iches] v[on] d[en] Eig[e]nsch[a]ft[en] G[o]tt[e]s -“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. Randbemerkung [78rr] : „I [.] Abschn[itt] - Inhalt (Theologie) V[on] Gott - v[om] Das[e]yn [,] Eig[en]s[c]h[a]ft[en,] Leb[en]; Pers[ön]l[i]chk[ei]t [,] Wirk[en] nach Auß[en] § 16 [„11“ über der Zeile] Daseyn Gottes. II [.] Absch[nitt] Kosmol[ogie]“. 1834 „etw[as]“ in der Zeile gestrichen. 1835 „al[le]“ in der Zeile gestrichen. 1836 „d[er]“ über der Zeile. 1837 „rel[i]g[iö]s[en]” über der Zeile. <?page no="233"?> 223 Ausgehen aber müssen wir dabei - wie bei jed[er] wiss[e]ns[c]h[aftlichen] Untersuchung 1840 - von uns[erm] eignem Geiste, sein[em] Inhalt (Ideen) u[nd] seinen Gesetzen u[nd] dann das Verh[ä]ltn[i]ß d[ie]s[e]r Bestimmungen der R[e]l[i]g[io]n an ihnen prüfen, sie dann auch mit der Welt u[nd] ihren Gesetzen vergleich[en,] ob sie mit ihr in Harmonie od[er] im Widerspruch stehen u[nd] endl[ich] ihren Inhalt selbst, ihr Inneres selbst prüfen, ob sie nicht sich selbst widersprechend, eine Dißonanz in sich bergen, d.i. ob sie ihrem eign[en] Wesen gemäß möglich sind u[nd] d[a]h[er] wirkl[ich] u[nd] wahr seyn können. D[a]h[er] nun wird sich uns[ere] Untersuchung in Betr[e]ff G[o]tt[e]s beziehen 1) auf d[a]s Daseyn G[o]tt[e]s [,] 2) d[a]s Wesen u[nd] d[ie] Eigens[c]h[a]ft[e]n G[o]tt[e]s [,] 3) auf d[a]s Leben G[o]tt[e]s. - 1841 I [.] Vom Daseyn Gottes. §: 16 1842 V[on] d[en] Beweisen für d[as] Daseyn G[o]tt[e]s. 1843 I) Der wahre, unbesiegbare Beweis für das Daseyn G[o]tt[e]s, der jedem andern zu Grunde liegt u[nd] Bedeut[u]ng verleiht, ist schon im I [.] Th[ei]l geliefert worden; Es (sic! ) wurde näml[ich] dort gezeigt, daß d[a]s Daseyn der R[e]l[i]g[io]n, des G[o]tt[e]sbewußtseyns, nothw[e]nd[i]g die G[o]tt[e]s-Idee im Mens[c]hen voraussetze, sonst wäre es unmöglich; die G[o]tt[e]sidee im M[e]nsch[e]n selbst setzt nothwend[i]g[e]r Weise das Daseyn G[o]tt[e]s selbst voraus [,] sonst wäre sie auch nicht vorhanden, wäre gar nicht möglich. 1844 1838 „Nun fragt es sich: Was sagt zu all’ dem die Wissens[c]haft? “ in der Zeile gestrichen. 1839 Einfügung am Seitenrand [78vl] : „Nehmen werden wir all’ d[ie]se rel[i]g[iö]s[en] Lehr[en] aus d[em] Ch[ri]st[en]th[um], denn d[ie]s[e]s hat alle [.] Die [„Die“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Das“.] Off[e]nb[a]r[un]g, namentl[ich] das Chr[i]st[e]nth[um,] hat [„faßt“ über der Zeile] nun unt[er] allen R[e]l[i]g[io]nen d[ie]se Lehre am vollkommensten, reinsten in sich, u[nd] v[on] d[ie]s[e]r namentl[ich] müssen wir hier ausgehen, da mit Prüfung des Vollkommenen, das Unvollkom[m]ene ohnehin s[c]hon beurtheilt ist.“ 1840 „Wiß[en]s[c]h[a]ft“ über der Zeile. 1841 „§: “ in der Zeile gestrichen. 1842 „(11)“ über der Zeile. 1843 Unter der Zeile im Nachhinein eingefügt: „Eig[en]tl[ich] wäre es nicht nothw[en]d[i]g [,] v[on] Beweis[en] noch zu sprech[en], denn ... (? )“. 1844 Nachträglich in die Zeile eingefügt: „Wir bleiben nicht b[e]i d[em] unmittelb[aren] G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßts[eyn] (wie Jacobi) [,] woll[en] doch ei[nen] [ei]g[en]tl[ichen] (? ) Beweis“. Einfügung am Seitenrand [78vl/ 79rr] : „Das ist übr[i]g[e]ns nicht so gemeint, wie etwa der Bew[eis] a consensu gentium gemeint ist; nicht aus dem bloßen (allgem[einen] Daseyn d[ie]s[e]r Idee, [„b... (? )“ in der Zeile gestrichen] aus d[em]) allgem[einen] Glaub[e]n der Völker wird d[a]s Daseyn G[o]tt[e]s geschloßen; - denn nicht Alles das ist auch schon wahr [,] was alle Völker irg[e]nd ein[er] Z[ei]t für wahr u[nd] wirkl[ich] annehmen u[nd] weil sie es annehmen. Das läßt sich leicht zeigen. Alle Völker u[nd] alle Jahrhunderte nahmen an [,] d[a]ß die Sonne sich um die Erde bewege, nicht umgekehrt - es war consensus gentium - gleichwohl war es falsch. - Mit dem Beweis für d[a]s Daseyn G[o]tt[e]s aus dem Vorhand[en]sey[n] der Idee v[on] G[o]tt ist es aber etwas ganz andres wegen der Eigenthüml[i]chk[ei]t d[ie]s[e]r Idee - die v[on] sonst Niemand herkommen kann, als <?page no="234"?> 224 Auf die G[o]tt[e]sidee u[nd] das dadurch begründete G[o]tt[e]sbew[u]ßtseyn stützen sich alle and[ern] 1845 Beweise, ja werden erst durch dasselbe hervorgerufen u[nd] möglich, denn für Etwas, von dem man gar nichts weiß, sucht man auch nicht nach Beweisen des Daseyns. 1846 Gleichwohl hat es die Wiss[e]ns[c]h[a]ft stets als eine Aufgabe, gleichsam als eine Ehrensache betrachtet, auch ihrerseits so viel möglich zur Auf- 1847 [78vr/ 79rl] hellung u[nd] Befestigung des Gottesbewußtseyns der Menschh[ei]t beizutragen u[nd] d[ie]se Aufgabe suchte sie dad[u]rch zu lösen, daß sie wiss[e]ns[c]h[aftliche] 1848 Beweise für das Daseyn G[o]tt[e]s aufsuchte u[nd] aufstellte. Ueber die Bedeut[u]ng u[nd] den Werth d[ie]s[e]r Beweise ist nun schon viel behauptet u[nd] gestritten worden, bald wurde ihnen aller Werth abgesprochen, bald wieder das größte, ja entscheidende Gewicht beigelegt u[nd] der Streit darüber dauert noch in der Gegenwart fort. Die Zeit erlaubt uns nicht [,] hier auf denselb[en] einzugehen [.] 1849 Wir wollen glei[c]h 1850 versuchen [,] uns ihre Bedeut[u]ng klar zu machen. II) Beweisen heißt eig[e]ntl[ich] hier so viel als wissensch[a]ftl[ich] erkennen, daß ein Gott sei, im Unterschied vom Glauben an das Daseyn Gottes. 1851 v[on] G[o]tt selber; sie ist nicht [„Resultat“ in der Zeile gestrichen] allgem[eine] [„Thätigk[ei]t“ über der Zeile] Annahme der M[e]nschh[ei]t [„als eig[en]thüml[iches] Vermög[en] u[nd] Bewußtsey[n] gegeben ist, u[nd] zwar v[on] Gott“ unter der Zeile] [,] sond[ern] ihr gegeben wie das Auge [,] das die Sonne sieht [Einfügung [78vl] : „also: wie d[a]s Auge gegeb[en] ist - so auch die G[o]tt[e]sidee [„als solches“ unter der Zeile] [; ] wie d[a]s Auge nur möglich ist d[u]rch d[a]s Licht - obwohl mit d[ie]s[e]m nicht identis[c]h - so die G[o]tt[e]sidee nur möglich d[u]rch Gott selbst - obwohl nicht mit ih[m] id[en]tis[c]h [.] - Wie d[a]s Auge zwar selbst sieht [,] aber nur wie ... (? ) Licht erscheint - wie Gott off[en]bart, so die Ver[n]u[n]ft erkennt - aber nur“.] u[nd] das nur möglich ist durch das Licht, u[nd] weil es ein Licht gibt. - Ohne Licht wäre das Auge nicht möglich u[nd] das Sehen nicht - so ohne Idee [„... (? ) G[o]tt[e]sidee“ über der Zeile] etc. Ueber das Wie [„Wie“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „wie“] aber in Betr[e]ff G[o]tt[e]s kann ein allgem[einer] Irrth[um] statt finden; wie d[ie] Völker sich [78vl/ 79rr] geirrt üb[er] d[a]s wie? der Sonne u[nd] ihrer Beweg[u]ng; (das ist zugl[ei]ch Sache, Aufgabe des menschl[ichen] Forschens) nicht aber über das Daseyn der Sonne selbst [.] Nicht d[a]s Auge ist falsch u[nd] nicht d[a]s Sonnenlicht ist nicht existir[en]d, weil die M[en]s[c]hh[ei]t geirrt hat - der Irrth[um] betraf ni[c]ht d[a]s Daß - sond[ern] das wie“. 1845 „and[ern]“ über der Zeile. 1846 Nachträglich in die Zeile eingefügt: „Auch nicht d[a]s testimonium animae - d[a]s Gefühl unmitt[e]lb[aren] Bew[u]ßts[eyns] - d[a]s ist au[c]h ... (? )“. 1847 Unter der Zeile: „NB [: ] Thatsache u[nd] Thätigkeit ist demnach verschied[en] -“. 1848 „wiss[e]ns[c]h[aftliche]“ über der Zeile. 1849 „Die Zeit erlaubt uns nicht [,] hier auf denselb[en] einzugehen“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 1850 „glei[c]h“ über der Zeile. 1851 Im Nachhinein in die Zeile eingefügt: „(Nicht eine Sache v[on] einer andern ableit[en] - s[on]d[ern] i[n] Zusamm[en]h[an]g setz[en] -“. Randbemerkung [79rr] : „1) Geg[en] d[ie] Zuläß[i]gk[ei]t od[er] B[e]d[e]ut[un]g d[er] B[e]w[ei]se f[ür] d[a]s Das[e]y[n] G[o]tt[e]s pfl[e]gt man [„oft“ über der Zeile] einzuwend[en], d[a]ß s[c]ho[n] d[e]ßw[e]g[en] v[on] Bew[ei]s[en] hier [n]i[c]ht d[ie] R[e]de sey[n] könne, weil das schon gewußt u[nd] vorausgesetzt w[e]rde, was man erst beweis[en] will - G[o]tt nä[m]l[ich]. - D[a]s ist irrthüml[ich] u[nd] beruht auf einer Verwechsl[un]g v[on] G[o]tt[e]sbew[u]ßts[e]y[n] u[nd] G[o]tt[e]s Dasey[n.] - 2. Ei[n]w[en]d[un]g [: ] Beweisen sey ableiten v[on] etwas Höhern (sic! ) [über der Zeile: „Nur soviel ist damit g[e]s[a]gt, d[a]ß d[u]rch Bew[ei]se d[a]s G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßts[eyn] ... (? )“] [.] Das ist nicht wahr - denn d[a]s <?page no="235"?> 225 Beweisen in d[ie]s[e]m Sinne - im Unterschied v[on] histor[ischen,] gerichtlich[en] u[nd] and[eren] Arten v[on] Beweisen - heißt nichts Andres als: Ausgehend v[on] etwas ganz Gewissem, Unbestreitbaren (sic! ), einen solchen 1852 Zusammenhang mit etwas noch Ungewißen, noch Bestreitbaren nachweisen, daß das 1853 noch Ungewisse durch Erk[en]ntn[i]ß d[ie]s[e]s nothw[e]nd[i]g[e]n Zusammenhanges mit dem Gewissen, ebenfalls zum Gewissen [,] Unbestreitbaren wird. - Also in uns[erem] Falle soll v[on] etwas ganz Gewissem [,] z.B. v[om] Daseyn der Welt, das nicht geläugnet werden kann, ausgegangen u[nd] ein so nothw[e]nd[i]g[e]r u[nd] wesentl[icher] Zusammenh[a]ng mit dem Daseyn G[o]tt[e]s nachgewiesen werden, daß dadurch das Daseyn G[o]tt[e]s so gewiß u[nd] unbestreitbar wird, wie das Daseyn der Welt, daß man mit Läugnung des Daseyns G[o]tt[e]s, auch das Daseyn der Welt läugnen müßte, was natürl[ich] unmöglich ist. 1854 Nun fragt sich, läßt sich zwischen dem Daseyn der Welt od[er] irg[e]nd etwas Anderm ganz so Gewiss[en,] z.B. einer ganz gewissen Thatsache uns[eres] eignen Geistes od[er] Bewußtseyns, - und dem Daseyn G[o]tt[e]s ein so nothw[e]nd[i]g[e]r u[nd] wesentl[icher] Zusammenh[a]ng nachweisen oder nicht? 1855 - Hievon hängt der Werth u[nd] die Bedeutung der Beweise für das Daseyn G[o]tt[e]s ab! D[ie]se Frage kann mit Ja u[nd] Nein 1856 beantwortet werden. Näml[ich] so: Wir können allerdings ausgehend v[on] etwas Gewissem [,] z.B. v[on] d[er] Welt od[er] einer Thatsache uns[eres] eignen Bewußtseyns, uns[eres] Sittengesetzes z.B., einen nothw[e]nd[i]g[e]n Zusammenh[a]ng aufweis[en] [79rl/ 79vr] mit einem Höheren, Vollkom[m]neren v[on] dem sie 1857 abhängig; wir erkennen die Welt u[nd] ihre Erscheinungen als Wirkungen, die nothw[e]nd[i]g mit einer Ursache in Verbindung stehen müssen; wenigst[en]s kommen wir ausgehend v[on] den Erscheinung[en] u[nd] ihre Ursachen aufsuchend, durch eine ganze Reihe v[on] Wirk[u]ng[e]n u[nd] Ursachen hindurch u[nd] aufwärts geh[e]nd zu immer höhern Ursachen zuletzt ins Unendliche [,] Unfaßbare, zu einer unendlichen Reihe v[on] Wirkungen u[nd] Ursachen; 1858 bestimmt u[nd] direct zu Gott scho[n] Bekannte etc. [,] von d[em] man als Beweisg[run]d (Praemisse) ausgeht [,] brau[c]ht nur gleich [n]i[c]ht gleich [,] [n]i[c]ht höher zu sey[n] - s[on]st wäre nie ei[n] Schluß v[on] Wirk[un]g auf Ursache mögli[c]h -“. 1852 Einfügung am Seitenrand [79rr] : „so nothwend[i]g[en] Schluß [„Schluß“ über der Zeile], wesentl[ich] (u[nd] d[a]h[er] wirkl[ich] Bestehenden)“. 1853 „das“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „dieses“. 1854 Einfügung am Seitenrand [79rr] : „Als solch’ Bekannt[e]s, v[on] dem auszugeh[en,] hat ma[n] nu[n] sch[on] Vers[c]hied[ene]s zu Gru[n]d[e] gelegt [.] - Darnach [en]tst[e]h[en] die vers[c]hied[enen] Bew[ei]se f[ür] d[as] Das[e]y[n] G[o]tt[e]s - Kosmol[ogischer] u[nd] Anthrop[ologischer]. Abgeseh[en] v[on] d[er] immanent[en] G[o]tt[e]sidee“. 1855 Randbemerkung [79rr] : „(Substantieller od[er] dynamischer Zusamm[en]h[a]ng) od[er] zwisch[en] beid[en] (G[o]tt[e]sidee)“. 1856 Über der Zeile: „muß im streng[en] Sinn mit Nein“. - Dazu die Randbemerkung [79rr] : „Nein [,] wenn wir d[ie] bisher üblich[en] Bew[ei]se betracht[en.] Ja, wenn wir d[ie] bisher gef[u]nd[enen] Bew[eise] ins Auge faß[en].“ 1857 „k... (? )“ in der Zeile gestrichen. 1858 Randbemerkung [79vl] : „NB [: ] Die gewöh[n]l[ichen] Beweise für d[a]s Daseyn G[o]tt[e]s such[en] nicht ein[en] Wesenszusamm[en]h[an]g zw[i]s[c]h[en] G[o]tt u[nd] Welt aufzuzeig[en] - (u[nd] entgeh[en] so d[em] Pa[n]th[ei]sm[us]); sond[ern] allerdings nur ein[en] nothw[en]d[i]g[en] dynamischen Zusamm[en]h[an]g [.] - Aber wir werd[en] seh[en], d[a]ß bei d[en] gewöh[n]l[ichen] Bew[ei]s[en] d[ie]s[e]r nicht genügt - um <?page no="236"?> 226 kommen wir aber durch uns[er] Schlußvermögen, durch uns[ern] Verstand nicht, denn immer wäre 1859 es ein Sprung [,] der logisch nicht zu rechtfertigen wäre, vom Endlichen 1860 auf eine unendliche Ursache zu schließen [,] denn eine endl[iche] Wirk[u]ng erfordert nie naturnothw[e]nd[i]g eine unendl[iche] Ursache; 1861 das Relative fordert zu seinem Daseyn noch nicht das Absolute [,] v[on] dem bloßen Daseyn der Welt können wir noch nicht naturnothw[e]nd[i]g auf das Daseyn G[o]tt[e]s schließen, sond[ern] wir kommen nur zu einer unendlich[en] Reihe v[on] endlich[en] 1862 Ursachen u[nd] Wirk[u]ng[e]n, zu einer Unendlichk[ei]t in dem Sinne, wir auch v[om] unendlich[en] Himmelsraum [,] v[on] unendlicher Menge der Sterne u.s.w. reden; kurz es bleibt uns dabei zwar der Verstand stille stehen, aber den lebend[i]g[en,] v[on] der Welt qualitativ, wesentl[ich] verschieden[en] Gott findet 1863 man auf d[ie]s[e]m Wege nicht, weil endl[iche] Wirk[u]ng, wie gesagt [,] nicht naturnothw[e]nd[i]g unendliche Ursache erfordert. 1864 Daß wir aber d[ie]se unendl[iche] Reihe v[on] 1865 Wirk[u]ng[e]n u[nd] Ursachen zum Schluße bringen u[nd] an die Spitze derselben Gott selber setzen könn[en,] das ist nicht Sache uns[eres] Verstandes 1866 [,] sond[ern] uns[erer] Vernunft [,] d.i. das vermögen wir nur durch die uns eingeborne Gottesidee, die dem Verstand aus seiner Verlegenheit hilft. 1867 Die unmittelbare Gewißh[ei]t der Welt führt uns also zwar nicht nothw[e]nd[i]g u[nd] wesentl[ich] auf das Daseyn G[o]tt[e]s u[nd] soll das auch nicht 1868 , denn in d[ie]s[e]m Falle müßte Gott in nothw[e]nd[i]g[em] u[nd] wesentlich[em] Zusammenhang mit der Welt stehen; die Welt gehörte nothw[e]nd[i]g u[nd] wesentlich zum Wesen u[nd] Daseyn Gottes 1869 ; Gott könnte nicht seyn ohne die Welt, er wäre qualitativ nicht v[on] ihr verschie- [79vr/ 80rl] G[o]tt[e]s (Absoluter) Dasey[n] zu beweis[en] - u[nd] daß wenn Ernst gemacht wird [m]it d[ie]s[en] B[e]w[ei]s[e]n [,] sie pantheist[isch] werd[en] -“. Darunter [79vl] : „Beweise selbst einzuschalt[en] auf Gru[n]dlage der Welt od[er] d[e]s G[ei]st[e]s als solch[em]“. 1859 „wäre“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „ist“. 1860 „Wirk[un]g“ über der Zeile. 1861 Randbemerkung [79vl] : „Es kann wohl seyn [,] aber es muß nicht seyn - es folgt nicht mit Nothw[en]d[i]gk[ei]t [,] denn d[ie] Ursache braucht nur der Wirk[un]g adäquat zu sey[n].“ 1862 „endlich[en]“ über der Zeile. 1863 „findet“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „kennt“. 1864 Einfügung am Seitenrand [79vl] : „Ja selbst das könnte man in Frage stell[en,] ob wir üb[er]h[au]pt die Welt, d[a]s Universu[m] zu Gru[n]de leg[en] dürf[en], um v[on] da aus zu schließ[e]n [.] - Wir kenn[en] ja d[ie] Welt [n]i[c]ht einmal vollkomm[en] - nur z[um] geringst[en] Th[ei]l - wie soll[en] wir also v[on] etwas [,] das wir selbst [n]i[c]ht vollkomm[en] kenn[en,] auf ei[n] Anderes [,] au[c]h Unbekanntes schließ[en] dürf[en] [m]it Sicherh[ei]t. -“ 1865 „Ur[sachen]“ in der Zeile gestrichen. 1866 Über der Zeile: „un[seres] Vermög[e]ns z[um] Schließen“. 1867 Randbemerkung [79vl] : „Der Quantität nach [n]i[c]ht - aber der Qualität nach! Ja [,] d[ie] Qualität ist gar [unleserliche Buchstaben in der Zeile gestrichen] vielfach v[on] d[er] Qualität (sic! ) bedi[n]gt -“. 1868 Über der Zeile: „Wohl u[n]s [,] d[a]ß es [n]i[c]ht so ist“. 1869 Einfügung am Seitenrand [79vl] : „(Es wäre keine Kluft zw[i]sch[en] beiden, man könnte in continuirl[icher], ununterbrochener Reihenfolge v[on] Schlüßen zu ihm kommen, wie im Irdis[c]h[en] v[on] Wirk[un]g zu Ursache.)“ <?page no="237"?> 227 II [.] Th[ei]l 1870 §: 16 F[o]rts[e]tz[u]ng den, v[om] Endlichen zum Unendlichen, Göttlichen wäre keine unendl[iche] Kluft, sond[ern] eine qualitativ immer gleiche Continuität, kurz ein Beweis in d[ie]s[e]m Sinne würde zum Pantheismus od[er] zum Pan-Entheismus im schlechten Sinne, wo d[ie] Welt 1871 als Theil od[er] Moment des g[ö]ttl[ichen] Lebens betrachtet wird, führen. Da es aber eine höhere Idee v[on] Gott gibt [,] als die ist [,] zu der, wir auf d[ie]s[e]m Weg des Schließens v[on] Ursache u[nd] Wirk[u]ng kommen, so dürfen wir bei dem Resultat d[ie]s[e]r Schlußreihe, die uns zuletzt nur immerfort im Kreise herumführt, nicht stehen bleiben, sond[ern] müssen eine Vermittl[u]ng d[ie]s[e]r Schlußreihe mit der Idee v[on] Gott suchen u[nd] find[en,] in Verh[ä]ltn[i]ß setzen. Und das geschieht in d[er] That 1872 in den Beweisen für das Daseyn G[o]tt[e]s. 1873 Jene Schlußreihe v[on] Wirk[u]ng zu Ursache aufwärts führt in’s Unendliche u[nd] das Resultat ist zuletzt eine Frage! Näml[ich] die: Was ist dann aber dieß Unendliche? D[ie]se Frage [,] die der Verstand, das Schlußvermögen im Menschen, das Vermögen, das Endliche zu erkennen [,] aufstellt, erwartet gleichsam die Vernunft [,] d.i. das Vermögen für d[a]s Unendliche, Göttliche, u[nd] beantwortet sie nun, indem sie sagt: d[ie]s[e]s Unendliche ist Gott; an die Stelle des Unbestimmten, Unendlich[en] substituirt sie die 1874 Gotth[ei]t; od[er] den persö[n]l[ichen] Gott. 1875 V[on] d[er] Welt, dem gewiß Daseyenden 1876 ausgehend kommt also der Verstand allerd[in]gs 1877 auch zu einer ganz gewiß daseyenden Ursache, aber das erkennt er nicht mehr [,] was d[ie]se Ursache ist, u[nd] wie sie beschaffen ist. Daß sie also vorhanden ist, beweist er - was sie aber ist, das vermag er nicht zu beweisen u[nd] zu sagen 1878 ; - das sagt die Vernunft, die eingeborne Idee v[on] G[o]tt; die zwar ohne d[ie]s[e]n Beweis gewiß ist - unmittelbar 1879 ; aber nicht wiss[e]nsch[a]ftl[ich] vermittelt. Nicht darum also ist das Daseyn G[o]tt[e]s ganz gewiß [,] weil z.B. die Welt da ist; daraus ist nur so viel gewiß, daß auch eine Ursache da seyn müsse, v[on] der sie die Wirkung ist; was aber d[ie]se Ursache eig[e]ntl[ich] ist, ist daraus noch nicht klar u[nd] gewiß. - Da nun aber d[ie]s[e]r Verstandesbeweis [80rl/ 80vr] vom Menschen als vernünft[i]g[em] Geschöpf [,] als unt[er] der Idee v[on] Gott begabt, unternommen wird u[nd] er hiebei sich nicht ders[e]lb[e]n ganz entschlagen kann, um etwa zu sehen [,] wie weit er ohne sie 1870 „R[e]l[i]g[io]nsphilosoph[ie] 29“ am oberen Seitenrand [80rr] ; „29“ bezeichnet den Bogen. 1871 „d[ie] Welt“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „G[o]tt“. 1872 „in d[er] That“ über der Zeile. 1873 Einfügung am Seitenrand [80rr] : „D[a]h[er] pfl[e]gt man zu sag[en,] es würde bei d[ie]s[en] Beweis[en] d[a]s sch[on] vor[a]usgesetzt, was doch erst bewies[en] werd[en] soll -“. 1874 „die“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „der Idee v[on]“. 1875 „od[er] den persönl[ichen] Gott.“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 1876 „gewiß Daseyenden“ ersetzt in der Zeile gestrichenes „Gewissen“. 1877 „allerd[in]gs“ über der Zeile. 1878 Einfügung am Seitenrand [80rr] : „ob es eine [„persö[n]l[iche]“ über der Zeile] Gotth[ei]t ist od[er] sonst irg[en]d Etwas“. 1879 Einfügung am Seitenrand [80rr] : „u[nd] die ihr e[n]tspr[ec]h[en]de obj[ective] Thatsache der R[e]l[i]g[io]n -“. <?page no="238"?> 228 komme, so kann man wohl sagen [,] der Mensch könne auf d[ie]se Weise in der That d[a]s Daseyn G[o]tt[e]s beweisen, weil er dabei nicht blos auf die Welt sieht [,] von der er ausgeht als v[on] etwas ganz Gewissem, sond[ern] stets zugleich auf sich selber, auf die ihm angeborne Idee v[on] G[o]tt, 1880 die ihn dabei 1881 leitet. 1882 Ueberblicken wir den ganzen Verlauf nochmal [,] so können wir sagen, in den gewöhnl[ichen] 1883 Beweisen für G[o]tt[e]s Daseyn sucht sich der Mensch aus dem Geschöpflichen, wirkl[ich] Daseyenden, eine Leiter zu bauen, um auf ihr zu Gott empor zu steigen; er thürmt d[a]s Irdis[c]he übereinander, aber er kommt dabei nicht an’s Ziel, sond[ern] nur ins Unermeßliche, Unendliche; die eingeborne G[o]tt[e]sidee hilft ihm aber hier aus der Noth, indem sie ihm das Ziel kund gibt, dem er nachstrebt. 1884 Betrachten wir d[ie]s[e]n Vorgang [,] wie er im Innern des Menschen sich gestaltet, so verhält sich die Sache so: Das äußerl[ich] Daseyende wird ins Innere des Menschen aufgenommen als Begriff, in d[er] Werkstatt des G[ei]st[e]s zum Begriff gebildet (z[ur] geist[i]g[en] Einheit der wesentl[ichen] Merkmale); bei diesen Beweisen nun wird eine ganze Stufenfolge v[on] Begriffen gebildet [,] v[on] den untersten bis zu den höchsten, allgemeinsten, abstractesten empor; 1885 der höchste, letzte Begriff ist aber fast nur mehr eine allgemeine Formel ohne bestimmten Inhalt; - das Unendliche, das Absolute, v[on] dem sich nichts Bestimmtes aussagen läßt, ein leeres Schema. 1886 Aber durch die Idee v[on] Gott bekommt d[ie]s[e]r allgemeinste Begr[i]ff seinen Inhalt, wird zu einem concreten, bestimmten Bild, zu einer lebend[i]g[e]n Gestalt [,] von der sich wieder Etwas aussagen, bestimmen läßt. Nun müßen wir aber noch einem Bedenken begegnen, das sich hier erheben könnte. Es wurde bemerkt: Wißensch[a]ftl[ich] beweisen sei hier Nichts Andres, als v[on] 1887 Etwas noch Ungewiss[em] mit einem unzweifelhaft Gewissen ein[en] so nothw[e]nd[i]g[en] u[nd] wesentl[ichen] Zusammenhang 1888 nachweisen, daß d[a]d[u]rch auch 1889 d[a]s zuerst 1890 Ungewisse, ders[e]lb[e]n Gewißh[ei]t [80vr/ 81rl] theilhaftig wird; u[nd] es wurde weiter bemerkt [,] daß wir d[a]s Daseyn G[o]tt[e]s in d[ie]s[e]r Weise nicht ganz strictißime beweisen können, weil wir [,] ausgehend z.B. v[on] d[er] Welt [,] zwar ein[en] nothw[e]nd[i]g[en] u[nd] wesentl[ichen] Zusammenhang mit einer Ursache ihres Daseyns nachweisen können, aber nicht bestimmt sagen könn[en,] was denn d[ie]se Ursache 1880 „u[nd] auf den“ in der Zeile gestrichen. 1881 Die zweite Silbe „bei“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichene zweite Silbe „mit“. 1882 Randbemerkung [80vl] : „Das ist aber kein Bew[eis] im eig[e]ntl[ichen] Sinn [,] sond[ern] nur eine Explikation d[e]s G[o]tt[e]sbew[u]ßtsey[n]s.“ Darunter [80vl] : „NB [: ] Hier die Einzelbetra[c]ht[u]ng der Bew[ei]se einzuschieb[en]. Kosmolog[ischer] u[nd] Anthropolog[ischer]“. 1883 „gewöhnl[ichen]“ über der Zeile. 1884 Randbemerkung [80vl] : „babylon[ischer] Thurm d[er] Philosoph[en] -“. 1885 Randbemerkung [80vl] : „i[n] logisch[em] Verfahr[en]“. 1886 Einfügung am Seitenrand [80vl] : „ein leeres, abstractes Allgemeines“. 1887 „v[on]“ über der Zeile. 1888 „bringen“ in der Zeile gestrichen. 1889 In der Zeile irrtümlich gedoppeltes „auch“ gestrichen. 1890 „zuerst“ über der Zeile. <?page no="239"?> 229 eig[e]ntl[ich] sei, d[a]ß G[o]tt, wie wir ihn im Glauben festhalten u[nd] im unmittelb[aren] Bewußtseyn, d[ie]se Ursache sei, geht nicht mit strenger Consequenz hervor, weil das Endl[iche], Relative nicht nothw[e]nd[i]g eine unend[liche], absolute Ursache erfordert, wir kämen auf d[ie]se Weise aus jen[em] Kreislauf nicht hinaus, in dem sich der Pantheismus bewegt, Gott allein auf d[ie]se Weise beweisen woll[en] d[u]rch das Denken üb[er] d[a]s Endliche, führe z[um] Panth[ei]sm[us], zu einem innerweltl[ichen] Gott, der nicht qualitativ v[on] d[er] Welt verschieden ist, wie die 1891 Ursache ja v[on] der Wirk[u]ng nicht qualitativ verschieden zu seyn braucht, sond[ern] vielmehr ders[e]lb[e]n Art sey[n] muß. Aus d[ie]s[em] Cirkel befreit uns, haben wir gesehen, die uns eingeborne Idee v[on] Gott, die wir bei d[ie]s[e]m ganzen wiss[e]ns[c]h[a]ftl[ichen] Proceß gar nicht aus dem Spiel laßen können, wenigstens nicht dürfen [,] weil sie ein constitutives 1892 Moment unsres G[ei]st[e]s ist; 1893 u[nd] ein Denken, das sie unberücksichtigt ließe [,] kein gesundes, richtiges seyn könnte 1894 , kein vollkommen menschl[iches], vernünft[i]g[e]s, weil ge-rade die höchste Kraft des G[ei]st[e]s dabei unberücksicht[i]gt bliebe; kurz es wäre unnatürl[ich], wider die menschl[iche] Natur; d[a]h[er] unwahr. (Heg[els] Philos[ophie]) 1895 [.] Nun aber könnte man sagen, wenn d[ie] Idee v[on] G[o]tt eben ein constitutives [,] wesent[liches] Moment des menschl[ichen] G[ei]st[e]s ist u[nd] wir 1896 des Daseyns G[o]tt[e]s gerade d[u]rch sie ganz gewiß sind, weil sie v[on] Niemand Andern (sic! ) kommen kann als v[on] G[o]tt selber, also ihr gewisses Vorhandenseyn auch das gewisse 1897 Daseyn G[o]tt[e]s kund gibt, - so stehen also beide in nothw[e]nd[i]g[em] Causalzusammenh[a]ng u[nd] sind beide gleichartig - nicht Relativ[es] u[nd] Absolutes wie Welt u[nd] G[o]tt 1898 - sond[ern] wie Ursache u[nd] Wirk[u]ng gleichartig sind, u[nd] daraus folgt, d[a]ß des Menschen Seele in ihr[em] innerst[en] Wesen eben d[u]rch d[ie]se Idee v[on] G[o]tt, - d[ie] Vernunft, g[ö]ttl[ichen] Geschlechts, ein Th[ei]l wenigstens v[on] G[o]tt ist - ein Funke v[on] G[o]tt. [81rl/ 81vr] Aber 1899 mit Unrecht würde man so folgern; denn in der Idee v[on] G[o]tt liegt eben auch dieß, d[a]ß 1900 auch der Menschengeist nicht identisch sei mit Gott. Man kann also nicht v[om] Vorhandenseyn, Daseyn der G[o]tt[e]sidee etwas erschließen wollen, was dem Inhalt d[ie]s[e]r Idee gerade widerspricht. 1901 1891 „Wir[kun]g“ in der Zeile gestrichen. 1892 „wesentl[iches]“ über der Zeile. 1893 Randbemerkung [81rr] : „Die G[o]tt[e]sidee (G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßtsey[n]) st[e]ht in ein[em] nothw[en]d[i]g[en] Zusammenhang mit d[em] Dasey[n] G[o]tt[e]s - sagt aber zugleich aus, d[a]ß d[ie]s[e]r Zusa[mmen]h[an]g ni[c]ht ein substantieller, sond[ern] nur ein dynamischer sey -“. 1894 „könnte“ über der Zeile. 1895 Randbemerkung [81rr] : „Ob die Idee v[on] G[o]tt nicht selbst Gott - u[nd] d[a]h[er] P[a]nth[ei]sm[us]“. 1896 „wir“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „wird“. 1897 Unleserliche Buchstaben in der Zeile. 1898 „wie Welt u[nd] G[o]tt“ über der Zeile. 1899 Über der Zeile: „a) D[a]s Dasey[n] d[e]r Idee v[on] G[o]tt ist Bew[ußtseyn] d[e]s Das[e]y[n]s G[o]tt[e]s [,] b) Der Inhalt d[ie]s[e]r Idee bew[eist,] d[a]s (sic! ) d[er] M[en]sch [nic]ht G[o]tt sey“. 1900 „der“ in der Zeile gestrichen. 1901 Randbemerkung [81vl] : „(Nur Eine Thatsache uns[res] Bew[u]ßtseyns steht in einem nothw[e]nd[i]g[en] Zusammenh[a]ng mit d[em] Daseyn G[o]tt[e]s, näml[ich] die eingeborne Idee v[on] G[o]tt; d[ie]se aber ist unmittelb[ar] gewiß [,] d.h. d[u]rch sie ist G[o]tt unmitt[e]lb[a]r gewiß nicht auf dem Wege des Beweises, des <?page no="240"?> 230 Das Daseyn d[er] G[o]tt[e]sidee bezeugt unwiderlegl[ich,] daß ein Gott sei, der Inhalt d[ie]s[e]r Idee sagt, wie er sei u[nd] gerade d[a]d[u]rch bezeugt sie, daß der Menschengeist nicht gottwesentl[ich] sei, - denn d[ie]se Behaupt[u]ng widerspräche gerade dem Inh[a]lt der Idee der Natur derselben; 1902 denn zum Inhalt der G[o]tt[e]sid[ee] gehört unter Andern auch dieß, d[a]ß G[o]tt v[on] allem Geschöpflichen, Veränderlichen, der Verschlechterung Fähigem, der Vervollkommnung Bedürftigen, wie auch d[er] menschl[ichen] Seele ist sammt ihrer innewohnenden G[o]tt[e]sidee, - wesentl[ich] verschieden ist. 1903 - II 1904 [)] (Ehe wir nun zur Einzelbetracht[u]ng der Beweise für G[o]tt[e]s Daseyn übergehen) 1905 Wir 1906 wollen nun 1907 zur leichteren Uebersicht u[nd] z[u] klarerem Verständniß d[ie]se Bew[ei]se f[ür] G[o]tt[e]s Das[eyn] 1908 eintheilen. Am natürlichsten dürfte 1909 die Eintheil[u]ng in 2 Klaßen seyn 1910 , je nachdem v[on] der Welt im Allgemeinen u[nd] Großen, oder vom Menschenwesen insbesondere, v[on] inner[n] Thatsachen des Mens[c]henwesens ausgegang[en] wird, die I. Kl[asse] umfaßt also die Kosmologischen Beweise od[er] aposteriorisch[en] Bew[ei]se 1911 [.] Die II. die Anthropologischen od[er] apriorische[n] Bew[ei]s[e] 1912 [.] Die I [.] Kl[asse] zerfällt wieder in den Kosmolog[ischen] Bew[eis] im engern Sinn, u[nd] in den Teleologischen. Die II [.] Kl[asse] enthält den sog[enannten] ontologisch[en] Bew[eis] u[nd] den moralischen. 1913 Schließens gefunden; u[nd] d[a]h[e]r unmitt[e]lbar[e] Gewißh[ei]t d[ie]s[e]s Bewußts[e]y[n]s v[on] G[o]tt enthält auch dieß - daß G[o]tt verschieden sei v[on] der Welt u[nd] v[om] M[e]nsch[e]n sammt seiner Idee v[on] G[o]tt.)“ 1902 Randbemerkung [81vl] : „(D[u]r[c]h d[ie]se Idee G[o]tt[e]s wird uns auch gesagt: daß d[a]s Endl[iche], Zeitl[iche] der Idee G[o]tt[e]s nicht entspreche u[nd] gerade d[u]rch sie werd[e]n wir gehindert, Falsches, Ungöttl[iches] für Gott z[u] halt[en] - d[u]rch sie bewahrt vor Pa[n]th[ei]smus)“. 1903 Randbemerkung [81vl] : „Durch ihr Daseyn beweist die G[o]tt[e]sidee [,] d[a]ß ein Gott sei - durch ihr[en] Inhalt, daß sie nicht identisch sei mit Gott -. Sie ist da u[nd] redet - sie sagt [„d[u]rch ihr Dasey[n] wird erschloßen“ über der Zeile] [,] d[a]ß sie v[on] Gott komme, aber nicht Gott selbst sei -“. 1904 Korrespondierendes „I“ unauffindbar. 1905 „Ehe wir nun zur Einzelbetracht[u]ng der Beweise für G[o]tt[e]s Daseyn übergehen“ im Nachhinein eingeklammert. 1906 „Wir“ über der Zeile. 1907 „nun“ über der Zeile; „wir sie“ in der Zeile gestrichen. 1908 „d[ie]se Bew[ei]se f[ür] G[o]tt[e]s Das[eyn]“ über der Zeile. 1909 „dürfte“ über der Zeile; „ist“ in der Zeile gestrichen. 1910 „seyn“ über der Zeile. 1911 „od[er] aposteriorisch[en] Bew[ei]s[e]“ über der Zeile. 1912 „od[er] apriorisch[en] Bew[ei]s[e]“ unter der Zeile. 1913 Randbemerkung [81vl] : „NB [: ] D[ie]se Bew[ei]se gehör[en] all[e]rdi[n]gs zur Verd[e]utl[i]ch[un]g d[e]s G[o]tt[e]sbew[u]ßtsey[n]s - u[m] d[ie] Eig[en]s[c]h[a]ft[en] G[o]tt[e]s zu erk[ennen] - s[eine] W[e]ish[ei]t (teleol[ogischer] Bew[eis,]) Güte, Heil[i]gk[ei]t (moral[ischer]) Bew[eis] etc. Ohne sie blieben wir bei du[n]kl[em] Gefühl steh[en] -“. <?page no="241"?> 231 I [.] Kosmolog[ische] Beweise 1. Kosmolog[isch] im eng[ern] Sinn 1914 Dieser Beweis geht aus v[om] Daseyn der Welt üb[er]h[au]pt u[nd] stützt sich auf das Causalgesetz, das wir im Irdischen wahrnehmen. 1915 Wir sehen näml[ich,] daß [81vr/ 82rl] II. Th[ei]l 1916 §: 16 F[o]rts[e]tz[u]ng Alles innerh[a]lb der Welt seinen bestimmten Grund, daß jede Wirkung ihre Ursache habe 1917 ; was nun so v[on] den einzelnen Bestandtheilen gilt, wenn Nichts sich selber hervorbringt [,] sond[ern] immer v[on] einem Andern herstammt, so gilt dieß Gesetz wohl auch v[on] der Gesammth[ei]t der Bestandth[ei]le, d.h. v[on] der ganzen Welt; so wenig die einzelnen Theile sich selber hervorbringen können, so wenig auch das Ganze [,] das aus den Theilen besteht; 1918 auch das kann sich nicht selber hervorgebracht haben, sonst müßte es vor sich selber schon 1919 gewesen seyn, um sich hervorbringen 1920 zu können. 1921 1914 Randbemerkung [81vl] : „NB [: ] Kosmolog[ischer] Bew[eis] galt d[en] ältest[en] Völker[n] - die d[a]s Universu[m] als Sy[m]bol - als Buchstabe[n] - als Beweis der G[o]tth[ei]t nahmen“. 1915 Randbemerkung [81vl] : „NB [: ] Da die Welt ist [,] so muß immer und ewig etwas gewes[en] sey[n] zu ei[nem] Ewig[en], Unentstand[enen] also all[e]rdi[n]gs. Aber ob man d[a]d[u]rch aus der Welt hinaus kommt zu ei[nem] verschied[enen] Göttl[ichen]? “ 1916 „Rel[i]g[io]nsphilos[ophie] 30“ am oberen Seitenrand [82rr] ; „30“ bezeichnet den Bogen. Randbemerkung [82rr] : „Man kommt a)zu ewig[em] S[e]y[n,] b) od[er] zu [über der Zeile: „erst[em]“] ewig[em], un[en]tst[an]d[enen] Beweger (wenn d[a]s ewig[e] S[e]y[n] nicht als abs[o]lut gilt) [(]Aristot[eles])“. 1917 Einfügung am Seitenrand [82rr] : „u[nd] insbes[ondere], daß Alles [,] was wir sehen, die Wirkung einer bestimmt[en] Ursache sei -“. 1918 Randbemerkung [82rr]: „D[a]g[e]g[en] a) Ob wirkl[ich] eine letzte, höchste Ursache nothw[en]d[i]g - u[nd] [n]i[c]ht viel[me]hr Kreislauf - [über der Zeile: „wir hab[en] gar k[e]i[nen] B[e]weis [,] d[a]ß Subst[an]z entsteht (? )“, möglicherweise als Fortsetzung davon unter der Zeile: „da wir die Welt nicht vollkomm[en] kenn[en], so möchte es ja mögl[ich] sey[n]! “] b) Ob wir v[om] Endlich[en], Relativ[en,] Zufällig[en] - auf unendl[iche], absol[u]t[e,] nothw[en]d[i]ge Ursache schließ[en] dürf[en.] c) Jed[en]falls nur ein Weltgru[n]d zu erschließen - allgem[eines] ewig[es] Seyn - od[er] Werden [,] der gegenwärt[i]g[e] Zust[a]nd setzt ein[en] vorhergeh[en]d[en] voraus. D[ie]s[e]r wieder ein[en] etc. [,] d[a]h[er] ein Ewig[e]s.“ Neben „b)“ [82rr] : „wenn wir b) auch wirkl[ich] über d[en] K[re]islauf der Welt hinausgeführt werden -“ [.] Neben „c)“ [82rr] : „od[er] v[on] d[er] Zeit - (Leibn[iz]) [,] od[er] v[on] der Beweg[un]g (Thom[as: ]) Das Bewegte in d[er] Welt setzt ein Bewegendes voraus etc.“ Vermutlich soll an den Abschnitt „b)“ dieser Randbemerkung die folgende Randbemerkung [82vl] anschließen: „ad b) Man kann sag[en]: d[ie]se g[a]nze Weltord[n]u[n]g ist ewig [.] - Sie bedarf kei[ne]s persö[n]l[ichen] Urhebers - sie ist in sich göttl[ich], unbegreifl[ich], unbewußt weise u[nd] wirksam [.] - Wie ja zuletzt auch wieder der bestimmte, v[on] d[er] Welt verschied[en] angenommene G[o]tt unbegreifl[ich] ist [.] - Geg[en] d[ie]s[e]s Räsonnement gibt aber d[a]s r[e]l[i]g[iö]s[e] Bedürf[n]iß u[nd] G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] der M[e]ns[c]hh[ei]t Zeug[n]iß -“. 1919 „schon“ über der Zeile. 1920 „hervorbringen“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „hervorzubringen“. <?page no="242"?> 232 (Wollte man aber sagen [,] die Welt ist eben von Ew[i]gk[ei]t, 1922 ist sie ein ununterbrochener ew[i]g[e]r 1923 Kreislauf v[on] Wirk[u]ng[e]n u[nd] Ursachen; so könnte man d[a]g[e]g[e]n bemerken, daß das, was an sich ewig ist, nicht zeitlich werden kann, es gäbe ja sein eigenstes Wesen auf, was eben unmöglich ist, wenn es sich nicht selbst vernichten will; denn etwas besteht nur so lange als 1924 sein eigenstes Wesen besteht; das wesentl[ich] Ewige kann nie zeitlich werden.) Mit mehr Recht könnte man sagen [,] nicht v[on] Ew[i]gk[ei]t ist die Welt, 1925 denn das Ewige ist qualitativ vom Zeitlichen verschieden; aber sie ist v[on] unendl[i]ch[e]r Dauer, was allerdings auch v[om] Zeitlichen denkbar ist. - 1926 Der Verstand [,] d.h. das bloße Vermögen das Irdische zu erkennen - also z[u] Meßen, zu Zählen u[nd] zu Wägen - kommt auch zu keinem andern Resultat, als zu einer unendlichen Reihe v[on] Wirkungen u[nd] Ursachen, ohne eine letzte zu finden, wie schon oben bemerkt wurde; d.i. der Verstand kann den Menschen bei d[ie]s[e]r Forsch[u]ng nicht befriedigen; er ermattet u[nd] sinkt bei d[ie]s[e]m Flug ins Unendliche [,] ohne ein Ziel gefunden zu haben; 1927 da kommt aber d[ie] Vernunft zu Hülfe [,] d.i. d[a]s Vermög[en] des Uebersinnlichen, der Ideen, u[nd] setzt nun an die Stelle des Unendlichen die Idee v[on] G[o]tt, u[nd] nun ist d[a]s befriedigende Resultat gefund[en]; nicht d[u]rch d[a]s Vermögen [,] das Sinnliche 1928 z[u] erk[ennen] 1929 , d[u]rch d[en] Verstand, d[u]rch d[a]s bloße Denken geschieht 1921 Randbemerkung [82rr] : „(Wir kommen also v[on] der [über der Zeile: „nächst[en]“] Erscheinung ausgehend u[nd] ihre Ursache erforschend d[u]rch eine Reihe v[on] Wirk[u]ng[e]n u[nd] Ursachen hindurch ins Unendliche fort - regressus in infinitum - ohne zu einem vernünft[i]g[en] Ziel [,] zu dem Ziel zu kommen, das der forschende Geist sucht, zu einer ersten Ursache, die nicht mehr eine andere voraussetzt, u[nd] die ganze folgende Reihe in ihrem Daseyn erklärt.)“ 1922 Gestrichene unleserliche Wörter über der Zeile. 1923 „ew[i]g[e]r“ über der Zeile. 1924 In der Zeile folgendes „es“ gestrichen. 1925 In der Zeile folgendes „aber“ gestrichen. 1926 Einfügung am Seitenrand [82rr] : „Krit[i]k. 1. D[ie] Frage wäre noch: Ob man [über der Zeile: „v[om] Relat[iven] auf Absolutes“] v[om] Zufällig[en] auf ein Nothw[e]nd[i]g[e]s schließ[en] könne - man sollte glaub[en,] gerade d[a]s G[e]g[e]nth[ei]l wäre der Fall, d[a]s Nothw[en]d[i]ge schl[ie]ßt s[einem] B[e]gr[i]ffe nach d[a]s Zufällige aus, wie soll es also Ursache d[e]s Zufällig[en] sey[n]. - Eb[en]so beim Ewig[en,] eb[en]so beim beweg[en]d[en] Unbewegt[en]. 2. Man könnte s[a]g[e]n [,] nur ein unendl[icher] Kreislauf ist Alles [.] Das Einzelne v[om] Einzel[nen] bildet d[a]s Ganze [.] D[ie]s[e]s b[e]st[e]ht d[u]rch die Th[ei]le, die Th[ei]le d[u]r[c]h ih[n.] - Das Beweg[en]de ist ab[er] die Beweg[un]g üb[er]h[au]pt, d[ie]s[e]r Kreislauf der Dinge etc. Jedenf[a]lls können wir nicht mit Nothw[en]d[i]gk[ei]t auf ein auß[erhalb] der Welt Seyendes schließ[en], weil wir die un[en]dl[iche] Reihe v[on] Ursach[en] u[nd] Wirk[un]g[en] [n]i[c]ht erschöpf[en] kö[nnen]. Aber d[a]s Ganze der Welt [,] setzt es nicht eine Ursache voraus [,] d[ie] höher ist [? ] - Man könnte s[a]g[en,] d[a]s Ganze bild[en] eb[en] die [unleserlicher Buchstabe in der Zeile gestrichen] einzel[nen] Th[ei]le u[nd] d[a]s [„d[a]s“ über der Zeile] Ganze bewegende ist eb[en] die Beweg[un]g - die d[u]r[c]h Alles Einzelne hind[u]r[c]hgeht.“ 1927 Randbemerkung [82rr] : „= D[a]s Ird[i]s[c]he übereinander gethürmt, u[m] z[um] Himmel zu komm[en] - zu G[o]tt [.] - Tita[n]is[c]he Arb[e]it [,] aber vergebl[ich] - babylon[i]s[c]h[er] Thurm - [unter der Zeile, exakte Verortung unklar: „od[er] Materie - P[a]nth[ei]sm[us] - da Subst[an]z“] od[er] als innerer Vorga[n]g gedacht [: ] Syst[em] v[on] B[e]gr[i]ff[en] - logis[c]h[er] (? ) P[a]nth[ei]sm[us] - d[a]s höchste Wes[en] ein B[e]gr[i]ff.“ 1928 „Sinnliche“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Sinnlichen“. 1929 „z[u] erk[ennen]“ über der Zeile. <?page no="243"?> 233 dieß aber, wie d[er] Panth[ei]sm[us] behauptet; nicht d[u]rch d[a]s Denken wird G[o]tt gefund[en] - sond[ern] d[u]rch Verbind[un]g d[ie]s[e]s Denkens mit d[em] unmittelb[aren] Bewußts[eyn] v[on] G[o]tt, d[u]rch d[ie] eingeborne G[o]tt[e]sidee; die verschieden ist v[om] Wesen d[er] Welt. 1930 [82rl/ 82vr] 2. Der Teleolog[ische] od[er] physiko-theolog[ische] Bew[eis] Der teleol[ogische] Bew[eis] gründet sich auf die Ordnung und Zweckmäßigkeit, die in der Welt herrscht. In der Welt näml[ich] zeigt sich durchaus nicht ein blindes Ungefähr, trübes verworrenes Chaos, das zufällig u[nd] planlos d[u]rcheinander wirkte; sond[ern] vielmehr ein großes, planvolles Ganzes, ein bestimmtes, regelmäßiges Zusammenwirken 1931 der Kräfte, bis in’s Kleinste u[nd] Größte ein Wirken u[nd] Schaffen nach einem bestimmten Plane. D[ie]s[e]s nun kann 1932 , so wird geschloßen, nicht v[on] der rohen, bewußtlosen Materie selber kommen, der vielmehr ein so regelmäß[i]g[e]s, geordnetes Wirken fremd sei, - sond[ern] es müsse d[ie]s[e]s v[on] einem 1933 Höhern ko[mmen,] der d[ie]se Ordnung hergestellt nach einem Plane, der allen d[ie]s[e]n wirkend[en] Gesetzen die erste Bewegung gab u[nd] das bestimmte Ziel; u[nd] d[ie]s[e]r Ordner u[nd] Beweger sei Gott. 1934 Aber auch d[ie]s[e]r Beweis ist kein bündiger, entscheidender. - Wir kommen auch hier consequenter Weise nur bis dahin zu sagen: wo d[ie]se Ordnung u[nd] Zweckmäß[i]gk[ei]t eig[e]ntl[ich] herkommt, könn[en] wir nicht erforschen, denn der Causalzusammenh[a]ng führt auch hier nur in’s Endlose, nicht aber unmittelb[a]r zur bestimmten, lebend[i]g[en] Gestalt Gottes selber, wie Er in uns[erem] Bewußtseyn lebt. Jedenfalls kommen wir auf d[ie]s[e]m Wege nicht zu 1935 ein[em] 1936 absolut weisen, zu einem göttl[ichen] weisen Ordner der Welt, weil man d[ie]se Zweckmäß[i]gk[ei]t u[nd] Ordnung zwar wieder unendlich - relativ unendl[ich] weise u[nd] zweckmäßig - nennen kann, aber doch als endl[iche] Ordnung nicht zur absoluten mach[en] darf, also auch gesetzmäßig auf ein[en] absolut weisen Ordner schließen kann. 1930 Randbemerkung [82rr] : „Bedeut[un]g d[ie]s[e]s Bew[eises] d[ie]s[e]r G[o]tt[e]sidee wird befestigt, vermittelt [,] aufgestellt [.] - Schon im Ird[i]s[c]h[en] sehen wir z.B. [,] wie bei d[em] Niederst[en] Ursache u[nd] Wirk[un]g sich decken u[nd] geg[en]seit[i]g aufgehe[n]; je höher di[e] Ursach[en], desto weniger geh[en] sie in d[en] Wirk[un]g[en] auf [,] z.B. b[e]i[m] Geiste -“. 1931 „be-“ in der Zeile gestrichen. 1932 „kann“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „könne“. 1933 „einem“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „etwas“. 1934 Randbemerkung [82vl] : „a) Und Unzweckmäßig[e]s s[e]h[en] wir doch au[c]h [.] Die Fülle - nach uns[erem] Urth[ei]l wenigstens - [im Nachhinein in die Zeile eingefügt: „Wir kenn[en] die Welt od[er] ihre (Zweckmäß[i]gk[ei]t) Einricht[un]g gar nicht vollständ[i]g.“] b) Kr[i]t[i]k [: ] wir hab[en] kein[en] d[u]r[c]haus schlag[en]d[en] Grund, Ordnung u[nd] Zw[e]ckmäß[i]gk[ei]t v[on] dem Stoffe der Welt zu trenn[en], wenn man s[a]gt: wie könnte aus d[em] Ver[n]u[n]ftlos[en], aus d[em] blind[en] Stoffe u[nd] Chaos d[ie]s[e] Ord[n]u[n]g komm[en]? So fragt es si[c]h eben [,] ob wir ein Recht hab[en,] nur v[om] Stoffe od[er] Material der Welt, ohne d[a]s ord[nen]d[e] Princip i[n] ih[r] zu reden - ob wir beides trenn[en] dürf[en] - c) jed[en]f[a]lls komm[en] wir nur zu ein[em] Demiurges“. 1935 „zu“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „zum“. 1936 „ein[em]“ über der Zeile. <?page no="244"?> 234 Es findet ganz dass[e]lbe V[e]rh[ä]ltn[i]ß statt wie beim kosmolog[ischen] Beweis; die eingeborne [,] d[u]rch die R[e]l[i]g[io]n entwickelte G[o]tt[e]sidee kommt d[ie]s[e]r wiss[e]nsch[a]ftl[ichen] Schlußreihe entgegen, u[nd] zeigt ihr das eigentl[iche] Ziel, den wirklichen Ordner d[ie]s[e]r Welt. 1937 [82vr/ 83rl] II [.] Anthropolog[ische] Bew[eise] Die anthropolog[ischen] Bew[eise] gehen aus von der geistigen Natur des Menschen, v[on] innern Thatsachen des Bewußtseyns; die wir inne werden in uns[erem] Gefühle, uns[erem] Erkennen u[nd] Wollen. Dahin gehört a) Der ontolog[ische] Beweis. 1938 I [)] Der ontolog[ische] od[er] Anselm’ische Beweis (v[on] Ans[e]lm v[on] Canterbury) lautet eigentl[ich] so: Gott ist dasjenige, größer 1939 als welches Nichts gedacht werden kann, darum muß ihm auch Daseyn zukommen; denn wäre 1940 er nicht, so wäre er nicht dasjenige, größer als welches nichts gedacht werden kann; denn das Daseyende wäre vollkom[m]ner 1941 , weil das Daseyn auch zur Vollkommenh[ei]t gehört. 1942 In d[ie]s[e]r Faßung könnte man allerdings den Bew[eis] nicht einen anthropolog[ischen] nennen, denn er geht da nicht aus v[on] d[er] geist[i]g[en] 1943 Menschen-Natur, sond[ern] v[om] Begr[i]ff 1944 G[o]tt[e]s selbst [,] um daraus die Nothwend[i]gk[ei]t des Daseyns dess[e]lb[en] zu beweisen, d[a]h[er] er ontolog[ischer] Bew[eis] eben heißt. 1937 Randbemerkung [82vl] : „Nicht zur Gewinnung“. 1938 Randbemerkung [83rr] : „Proslog[ion] II. Convincitur ergo esse in intellectu aliquid, quo nihil majus cogitari nequit. Certe id, quo majus cogitari nequit, non potest esse in intellectu solo. Si enim vel in solo intellectu est: potest“. Darunter [83rr] : „NB [: ] [„S[c]hl[u]ß“ über der Zeile] Der dialekt[i]sche [„logische“ über der Zeile] Proceß des ontolog[ischen] Argu[men]t[e]s ist selber d[a]s Gewisse, Unbestreitbar[e]s (Thats... (? )) [,] wovon ausgeg[a]ng[e]n wird u[nd] d[u]rch d[a]s Causalgesetz Gott als Grund der Möglichk[ei]t davon zu erschließen [.] - Geht aus v[om] Begriff G[o]tt[e]s - um das Daseyn zu erschließ[en]“. Darunter [83rr] : „Gott ist das, größer als welches nichts gedacht werd[en] kann, also muß er auch existiren -, nicht blos gedacht w[er]d[en], denn das Nicht-Existirende wäre nicht das [,] größer, als welches nichts gedacht werden kann. (Nicht das in intellectu [,] sond[ern] auch in re das größte seyn, denn ohne d[a]s Letztere, würde auch d[a]s in intellectu nicht statt find[en]).“ 1939 „vollkommener“ über der Zeile. 1940 „existirte“ über der Zeile. 1941 „größer“ über der Zeile. 1942 Einfügung am Seitenrand [83rr] : „Od[er] Gott ist, denn er kann nicht - nicht seyn, denn es läßt sich nicht denken, daß er nicht sei, weil sich nicht denken läßt, daß das vollkommenste Wesen nicht sei, weil gerade d[a]s Daseyn wesentl[ich] zur Vollkommenh[ei]t gehört, das Fundament ders[e]lb[e]n ist. Es will hier aus der Natur unsres Denkgesetzes [„Denkgesetzes“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Denkgesetzens“], das sich das Vollkommenste nothw[e]nd[i]g auch existirend denken muß [,] geschloßen werden, daß G[o]tt existire. Eig[e]ntl[ich] kann man aber den Bew[eis] in d[ie]s[er] Faß[u]ng [,] z.B. also: Gott ist d[a]s vollkomm[en]ste Wesen - [„habe ich“ in der Zeile gestrichen] läugne ich d[a]s Das[e]y[n] G[o]tt[e]s, dann auch d[a]s Das[e]y[n] d[e]s vollkomm[en]st[en] Wes[en]s u[nd] umgekehrt -“. 1943 „d[er] geist[i]g[en]“ über der Zeile. 1944 „Begr[i]ff“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „Wesen“. <?page no="245"?> 235 Allein [,] prüfen wir 1945 genauer, so sehen wir, daß ein solcher Bew[eis] gar nicht möglich ist [,] wenigstens keine Bedeut[u]ng hat. - Aus dem Wesen 1946 G[o]tt[e]s, aus sein[er] Vollkommenh[ei]t soll mit Nothwend[i]gk[ei]t folgen, daß Er auch sei, daß ihm Existenz zukomme, weil d[ie]se nothw[e]nd[i]g zur Vollkommenh[ei]t gehöre. 1947 Allein hier ist das schon vorausgesetzt [,] was erst bewiesen werden soll, das Daseyn des göttl[ichen] Wesens od[er] der göttl[ichen] Vollkommenh[ei]t. Ist 1948 einmal göttl[iche] Vollkom[m]enh[ei]t da, dann muß freil[ich] auch Gott da seyn od[er] existiren, weil beides sich nicht trennen läßt, sond[ern] Ein u[nd] dasselbe ist. Das ist ein Cirkel; eine petitio principii [; ] das, was als existirend 1949 bewiesen werden soll [,] wird schon als existirend angenommen; u[nd] mit Recht wendet Abaelard geg[en] d[ie]s[en] Bew[eis] „Gott ist dasj[enige], größer als welches Nichts gedacht werden kann etc. [“] ganz einfach ein: „Wenn er ist“. u[nd] (sic! ) Kant bemerkt eben so richtig [: ] „Wenn ich das Prädikat in einem identis[c]hen Urtheil aufhebe u[nd] behalte das Subject, so entspringt ein Widerspruch [“], u[nd] d[a]h[e]r sage ich: jenes (Praed[ikat]) komme diesem (Subj[ect]) nothw[e]nd[i]g[e]r Weise zu. Hebe ich aber das Subjekt sammt dem Prädikat auf, so entsteht kein Widerspruch; denn es ist Nichts mehr, welchem widersprochen werd[en] könnte. Einen Triangel setzen u[nd] durch die drei Winkel dess[e]lb[en] aufheben, ist widersprechend; aber den Triangel sammt den drei Winkeln aufheben, ist kein Widerspruch. Gerade so ist es mit dem Begriffe eines absolut nothw[e]nd[i]g[e]n Wesens (das als nicht seyend nicht gedacht werden kann). Hebt man das Daseyn deßelben auf [,] so hebt man dass[e]lbe mit allen s[einen] Prädikaten auf, ein Widerspruch kann da nicht mehr seyn. - Wenn man schließt: Gott muß existiren, weil dem allerrealst[en] Wesen nothw[e]nd[i]g Existenz zukommen muß; so entst[e]ht die Frage: ob denn ein allerrealstes Wesen existirt? Wenn ich d[a]s Daseyn G[o]tt[e]s läugne od[er] aufhebe, dann hebe ich eo ipso auch d[a]s Daseyn eines absolut realen Wesens auf u[nd] ein Wid[e]rspr[u]ch zw[i]sch[e]n dem B[e]gr[i]ffe u[nd] Daseyn kann nicht mehr statt finden. Die Beweiskr[a]ft kommt auch hier nur v[om] unmittelb[aren] G[o]tt[e]sbew[u]ßtsey[n]. 1950 1945 In der Zeile folgendes „ihn“ gestrichen. 1946 „B[e]griffe“ über der Zeile. 1947 Randbemerkung [83rr] : „Wir müß[en] die Uns (? ) subj[ective] B[e]gr[i]ffsbew[e]g[un]g überwind[en] u[nd] d[en] Bew[eis] zu ein[em] object[iven] mach[en] - wie d[en] Kosmolog[ischen] etc.“ 1948 „freil[ich]“ in der Zeile gestrichen. 1949 „als existirend“ über der Zeile. 1950 „u[nd] mit Recht wendet Abaelard geg[en] d[ie]s[en] Bew[eis] ‚Gott ist dasj[enige], größer als welches Nichts gedacht werden kann etc. [‘] ganz einfach ein: ‚Wenn er ist’. u[nd] (sic! ) Kant bemerkt eben so richtig [: ] ‚Wenn ich das Prädikat in einem identis[c]hen Urtheil aufhebe u[nd] behalte das Subject, so entspringt ein Widerspruch [‘], u[nd] d[a]h[e]r sage ich: jenes (Praed[ikat]) komme [83rr/ 83vl] diesem (Subj[ect]) nothw[e]nd[i]g[e]r Weise zu. Hebe ich aber das Subjekt sammt dem Prädikat auf, so entsteht kein Widerspruch; denn es ist Nichts mehr, welchem widersprochen werd[en] könnte. Einen Triangel setzen u[nd] durch die drei Winkel dess[e]lb[en] aufheben, ist widersprechend; aber den Triangel sammt den drei Winkeln aufheben, ist kein Widerspruch. Gerade so ist es mit dem Begriffe eines absolut nothw[e]nd[i]g[e]n Wesens (das als nicht seyend nicht gedacht werden kann). Hebt man das Daseyn deßelben auf [,] so hebt man dass[e]lbe mit allen s[einen] Prädikaten auf, ein Widerspruch kann da nicht mehr seyn. - Wenn man schließt: Gott muß existiren, weil dem allerrealst[en] Wesen nothw[e]nd[i]g Existenz [„be“ in der Zeile gestrichen] zukommen muß; so entst[e]ht die Frage: ob denn ein allerrealstes [„absolutes“ über der Zeile] Wesen existirt? Wenn ich d[a]s Daseyn G[o]tt[e]s läugne <?page no="246"?> 236 II) Machen wir aber d[ie]s[e]n ontolog[ischen] Bew[eis] durch eine andere Wendung [,] wie schon Cartesius gethan 1951 [,] zu einem anthropolog[ischen], dann bekommt er eine ganz andere Geltung. Der Mensch hat das Vermögen 1952 in sich, sich ein vollkommenes, absolutes Wesen, sich Gott vorzustellen [,] [83rl/ 83vr] zu denken, also muß er auch sein; denn wäre er nicht, so könnte der Mensch auch das Vermögen nicht haben [,] sich ihn zu denken, so wenig er das Vermögen hat [,] sich d[a]s 1953 Nichts vorzustellen. - Denn d[ie]s[e]s Vermögen kann d[er] Mensch weder v[on] d[er] Natur [,] noch v[on] sich selbst erhalten haben - denn die Wirkung kann nie größer seyn als die Ursache; hier aber wäre die Wirk[u]ng größer als die Ursache [,] denn d[ie] Wirk[u]ng wäre Gott, die Ursache nur d[ie] Welt, die Wirk[u]ng die Uebernatur 1954 , die Ursache nur die Natur. Man kann dagegen nicht einwenden; 1955 Alles, was wir uns denken können [,] ist auch schon, od[er] wie Kant einwendet 1956 : daß er sich hundert Thaler in seiner Tasche denken könne, ohne sie zu haben; od[er] wie der Mönch Gaunilo geg[en] Anselm v[on] Cant[erbury] einwendet, daß 1957 die herrliche Insel [,] die er sich denke, darum noch nicht sei. - Nicht dieß kann man mit Grund dagegen einwenden; denn dieß ist ein ganz andres Denken; 1958 das ist ein willkührl[iches] Denken v[on] etwas doch bestimmt Daseyend[em]. Inseln existiren jedenf[a]lls [,] u[nd] Thaler existir[en] auch, wo sie sich auch befinden mögen, das ist eine willkührl[iche] u[nd] zufällige Bestimmung - u[nd] das Vermögen [,] dieß zu denken, ist nichts Außerordentl[iches]. - Aber selbst im Irdis[c]h[en] setzt das Vermögen, etwas zu denken 1959 [,] die wirkl[iche] Exist[e]nz desselb[en] voraus; jed[e]nf[a]lls ist d[a]s Gedachte, wenn es auch noch so abentheuerl[ich] ist, nur in s[einen] Best[a]ndth[ei]l[en] combinirt aus 1960 Daseyenden; - denn was nicht ist, das Nichts läßt sich nicht als wirkl[ich] denken; u[nd] das ist hier gemeint. 1961 od[er] aufhebe, dann hebe ich eo ipso auch d[a]s Daseyn eines absolut realen Wesens auf u[nd] ein Wid[e]rspr[u]ch zw[i]sch[e]n dem B[e]gr[i]ffe u[nd] Daseyn kann nicht mehr statt finden. Die [„Gewißh[ei]t“ in der Zeile gestrichen] Beweiskr[a]ft kommt auch hier nur v[om] unmittelb[aren] G[o]tt[e]sbew[u]ßt-sey[n].“ in der Zeile und am Seitenrand [83rr/ 83vl] eingefügt. 1951 „wie schon Cartesius gethan“ über der Zeile. 1952 Über der Zeile: „d[as] ist das reale Vermögen“. 1953 „d[a]s“ über der Zeile. 1954 „Uebernatur“ in der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Natu[r]“. 1955 „Nicht“ in der Zeile gestrichen. 1956 „einwendet“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „s[a]gt“. 1957 „er sich“ in der Zeile gestrichen. 1958 Randbemerkung [83vl] : „(Nicht aus der Bes[c]h[a]ff[en]h[ei]t d[e]s B[e]gr[i]ff[e]s G[o]tt[e]s - sond[ern] aus dem Dasey[n] d[ie]s[e]s B[e]gr[i]ff[e]s könn[en] wir G[o]tt[e]s Dasey[n] erschließe[n.] - NB [: ] Zu[m] D[en]k[en] d[e]r I[n]sel u[nd] z[um] D[en]k[en] der Thaler gehört nur gewöh[n]l[iche] Pha[n]tas[ie] u[nd] V[er]st[an]d [.] Z[um] D[en]k[en] [des (? )] Bewußts[eyns] G[o]tt[e]s aber ei[n] g[a]nz eig[en]th[üm]l[iches] Ver[m]ög[en] [)]“. 1959 „zu denken“ über der Zeile; „als wirkl[ich]“ in der Zeile eingeklammert. 1960 „schon“ in der Zeile gestrichen. 1961 „Vermögen [,] dieß zu denken, ist nichts Außerordentl[iches]. - Aber selbst im Irdis[c]h[en] setzt das Vermögen, etwas zu denken [,] die wirkl[iche] Exist[e]nz desselb[en] voraus; jed[e]nf[a]lls ist d[a]s Gedachte, wenn es auch noch so abentheuerl[ich] ist, nur in s[einen] Best[a]ndth[ei]l[en] combinirt aus Daseyenden; - denn was <?page no="247"?> 237 Das Denken der Existenz G[o]tt[e]s 1962 ist ein ganz andres, ist ein Denken über die gewöhnl[iche] Natur des Menschen hinaus 1963 , ist ein Denken nicht eines Zufälligen, Willkührl[ichen], Unvollkommen[en], Partiell[en,] sond[ern] Denken eines Nothwendigen, absolut Vollkommenen. - Allein G[o]tt wird hier d[u]rch d[a]s Denken nicht erst gefund[en], sond[ern] er ist eben in d[ie]s[em] Vermögen schon gegeben. 1964 Man könnte d[ie]s[e]n Beweis v[ie]ll[ei]cht mit Recht den intellectuellen Bew[eis] nennen, den Bew[eis] hergenommen vom Erk[e]n[n]tn[i]ßvermögen des Menschen [,] v[on] s[einer] Fähigk[ei]t [,] G[o]tt zu denken, v[on] d[er] eingebor[nen] G[o]tt[e]sidee. 1965 2.) D[er] moralische Bew[eis] Zwei Dinge sagt Kant, seyen es [,] die stets seine Bewund[e]r[u]ng auf’s Neue erregen: der gestirnte Himmel über uns, u[nd] das moralische Gesetz in uns. D[ie]s[e]s moralis[c]he Gesetz in uns hat er dann auch, nachdem er alle and[ern] Beweise für G[o]tt[e]s Daseyn [83vr/ 84rl] II [.] Th[ei]l 1966 §: 16 F[o]rts[e]tz[u]ng wegkritisirt u[nd] verworfen hatte, allein noch als solchen Bew[eis] gelten laßen u[nd] in der That hat er auch großes Gewicht. 1967 Man kann ihn etwa so führen: Allen Menschen wohnt ein v[on] Natur aus 1968 sittl[iches] 1969 Gesetz ein, als Regel ihrer H[a]ndl[u]ng[e]n u[nd] der H[a]ndl[u]ng[e]n Anderer. Jeder verlangt Beobachtung d[ie]s[e]s Gesetzes geg[en] sich u[nd] Jeder, der es gegen Andere nicht beobachtet, verurtheilt sich selbst innerlich, führt innerliche Vorwürfe darüber. - D[ie]s[e]s allgemeine, constante unvertilgbare Gesetz nun [,] oder der Kategorische Imperativ 1970 [,] kann offenbar nicht vom Menschen selber herrühren, denn es steht über ihm, auch nicht v[on] der Gesammth[ei]t der M[e]nsch[e]n, denn es steht auch über d[ie]s[e]r u[nd] richtet sich nicht nach der Willkühr derselben, 1971 der Mensch kann d[ie]s[e]s Gesetzes, wenn er auch will, nicht los werden, nicht ist, das Nichts läßt sich nicht als wirkl[ich] denken; u[nd] das ist hier gemeint“ am Seitenrand [83vl] eingefügt. 1962 „aber“ in der Zeile gestrichen. 1963 Über der Zeile: „d[a]s ei[n] eig[ne]s Vermög[en] d[a]zu“. 1964 „- Allein G[o]tt wird hier d[u]rch d[a]s Denken nicht erst gefund[en], sond[ern] er ist eben in d[ie]s[em] Vermögen schon gegeben.“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 1965 Randbemerkung [83vl] : „NB [: ] Um logisch, um widerspruchlos zu denken [,] muß man dasj[enige,] größer als welches nichts gedacht werd[en] kann, auch als seyend denken - wenn man es denkt [.] - Ob es wirkl[ich] ist, ist damit nicht entschieden [.] - Gott ist aber freil[ich] auch nicht blos id quo majus cogitari nequit - d[ie]se B[e]stimm[un]g ist noch zu leer -“. 1966 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 31“ am oberen Seitenrand [84rr] ; „31“ bezeichnet den Bogen. 1967 In der Zeile folgendes „Er lautet etwa so: “ gestrichen. 1968 „v[on] Natur aus“ über der Zeile. 1969 In der Zeile folgendes „natürl[iches]“ eingeklammert und gestrichen. 1970 „oder der Kategorische Imperativ“ am Seitenrand [84rr] eingefügt. 1971 Randbemerkung [84rr] : „nicht d[u]rch Gesetzgeber od[er] Stimm[en]mehrh[ei]t hergestellt -“. <?page no="248"?> 238 es tritt in d[er] Form des Gewissens immer wieder geg[en] ihn 1972 (auf [,] schreibt ihm Gesetze 1973 vor) u[nd] verurtheilt ihn. D[ie]s[e]s Gesetz muß demnach einen höhern Urheber haben als die Welt u[nd] als die Menschh[ei]t u[nd] d[ie]s[e]r Urheber ist G[o]tt selbst. 1974 Doch führt auch das Suchen nach dem Urheber d[ie]s[e]s Gesetzes nicht unmittelbar, nicht nothw[e]nd[i]g u[nd] continuirl[ich] zu G[o]tt, 1975 sond[ern] üb[e]rh[au]pt zu einem höhern, weisen, gerecht[en] Gesetzgeber - od[er] zu einer höhern Weltordnung - als die blos natürl[iche] 1976 ist. - 1977 Daß wir G[o]tt als Urheber d[ie]s[e]s Gesetzes erkennen [,] ist 1978 mögl[ich] d[u]rch d[a]s uns innewohnende Bild v[on] G[o]tt, d[u]rch d[ie] G[o]tt[e]sidee, d[u]rch d[a]s G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßtseyn. Eine etwas andere Wendung 1979 nimmt d[ie]s[e]r 1980 Bew[eis] bei Kant selbst, diese näml[ich]: „Das unbedingt gebietende moralische Gesetz fordert vom menschl[ichen] Willen die Verwirklich[u]ng des höchsten Gutes in der Welt, zunächst Verwirkl[i]ch[un]g 1981 der Sittlichkeit u[nd] deßh[a]lb völlige Angemess[e]nh[ei]t der Gesinnungen u[nd] des Willens zu ihm, zu d[ie]s[e]m Gesetze. Da nun d[ie]se[r] Ford[e]r[u]ng nur in einer in’s Unendliche fortdauernden Existenz des vernünft[i]g[en] Wesens genügt werden kann; so folgt daraus zunächst als Postulat die Unsterblichkeit der Seele; weiterhin aber folgt 1982 auch als solches Postulat die Existenz G[o]tt[e]s [,] da d[ie]s[e]r erstrebten Sittlichk[ei]t eine angemessene Glückseel[i]gk[ei]t [84rl/ 84vr] zu Theil werden müsse, die Bewirkung 1983 d[ie]s[e]r unserer Sittlichk[ei]t angemessenen Glückseel[i]gk[ei]t kann aber nur v[on] einem Wesen ausgehen, das durch Verstand u[nd] Willen Ursache der Natur ist [,] d.h. v[on] Gott. - Es ist dieß im Grund genommen dasselbe, was in 1984 der erst[en] Faßung d[ie]s[e]s Beweises gesagt ist; nun ist dort bemerkt, daß der Ursprung d[ie]s[e]s Gesetzes 1985 Gott voraussetze; hier aber [,] daß das Ziel, der Endzweck d[ie]s[e]s Gesetzes ihn als Postulat verlange; sonst gilt ganz d[a]ss[e]lbe [,] was v[on] der erst[en] Fass[u]ng ges[a]gt ist. - 1972 Über der Zeile: „regt innerl[ich] an“. 1973 „Gesetze“ über der Zeile. 1974 Randbemerkung [84rr] : „Kritik“. 1975 Randbemerkung [84rr] : „Moral[i]s[c]h[e] Weltord[n]u[n]g? “ 1976 „äußerl[iche]“ über der Zeile. 1977 Randbemerkung [84rr] : „- wo man aber wied[e]r bei Unerklärlichk[ei]t ankommt - Moralischer [„höh[e]r[er]“ über der Zeile] Instinct - der v[on] G[o]tt selber nichts aussagt -“. 1978 „Sache“ in der Zeile gestrichen. 1979 „2)“ am Seitenrand [84rr] . 1980 „d[ie]s[e]r“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[ie]s[e]s“. - In der Zeile folgendes „G“ gestrichen. 1981 „Verwirkl[i]ch[un]g“ über der Zeile. 1982 „folgt“ über der Zeile. 1983 „Ertheil[un]g“ über der Zeile. 1984 „in“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „im“. 1985 „Gesetzes“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „Vermögens“. <?page no="249"?> 239 Das Resultat nun ist. Alle d[ie]se Beweise führen [,] in so fern sie als bloße Verstandesoperationen betrachtet werden, nicht direct u[nd] bestimmt z[um] Daseyn G[o]tt[e]s; 1986 in so fern sie aber im Dienste der Vernunft, im Lichte der Idee v[on] Gott unternommen werden [,] führen sie dazu; geben dem unmittelb[aren] G[o]tt[e]sbewußts[eyn] die wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Vermittl[u]ng u[nd] tragen in so fern sehr viel bei zur Klarh[ei]t, Bestimmth[ei]t u[nd] Sicherheit d[ie]s[e]s G[o]tt[e]sbewußtseyns. 1987 Das bloße Schlußvermögen des Menschen, die blos logische Operation, der Mensch als blos verständige Denkmaschine 1988 , die fest gebannt bleibt im Kreise v[on] Schlüßen, v[on] Wirk[u]ng zu Ursache - kommt nicht zum außeru[nd] überweltl[ichen] Gott, sond[ern] blos zu einer „Art“ logischen Pantheismus 1989 od[er] eig[e]ntl[ich] zu einem endlosen Causalzusammenhang od[er] zu einem mor[a]l[i]sch Waltend[en] 1990 ; - die bloße Logik 1991 kann nie für Metaphysik gelten. 1992 Auch die Naturwiss[e]ns[c]h[a]ft für sich allein kommt nicht zum lebend[i]g[en], wahrhaften Gott, darum konnte Lalande allerdings den ganzen gestirnten Himmel durchforschen, ohne [,] wie er selbst sagt, Gott zu finden. - In gleicher Weise kann die Chemie die 1986 Einfügung am Seitenrand [84vl] : „losgetrennt v[om] r[e]l[i]g[iö]s[en] Gefühl und Glauben (histor[ischem] u[nd] mystisch[em]). D[ie]se Bestimmung ist aber auch gar nicht naturgemäß, da der M[en]sch [n]i[c]ht ein Naturwes[en,] s[on]d[ern] ein historisches Wes[en] ist.“ 1987 Einfügung am Seitenrand [84vl] : „Nur d[ie] Idee v[on] G[o]tt selbst, d[a]s G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßts[eyn] selbst steht mit G[o]tt in ein[em] so nothw[e]nd[i]g[en] Zusammenh[a]ng, d[a]ß d[a]d[u]rch auch G[o]tt[e]s Daseyn gewiß ist; allein v[on] d[ie]s[e]m ausgehend kann man nicht ernsth[a]ft beweisen woll[en,] denn man ginge v[on] dem aus [über der Zeile: „gründete d[er] Beweis auf d[er] Gewißh[ei]t [,] daß“], was man beweisen woll [wohl gemeint: „will“]. Man wollte find[en,] ob ein G[o]tt sei, u[nd] ginge dabei v[on] der Gewißh[ei]t od[er] Ueberzeug[un]g aus [,] daß er sei. - Der Sinn eig[e]ntl[ichen] Bew[ei]s[en]s f[ür] G[o]tt[e]s Dasey[n] ist aber [,] s[ein] Daseyn [„s[ein] Daseyn“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „ihn“] aus der Welt herauszulesen.“ Darunter [84vl] : „(Teleolog[isch] [„Schelling“ über der Zeile] Gott = Indifferenz v[on] S[e]y[n] u[nd] D[en]k[en] od[er] b[ei]d[e]s zugl[e]i[c]h [,] b[e]i Schelling Weltseele)“. Daneben [84vl] : „Gott = dem Seyn [„(... (? ) Weltsubst[an]z)“ über der Zeile] b[ei] Spinoza (Kosmolog[ie]) G[o]tt = dem [„log[ischen]“ über der Zeile] Denken b[ei] Hegel (Ontol[ogie]) [„wie Fichte“ unter der Zeile] G[o]tt = d[em] („gesetzmäß[i]g[en]“ über der Zeile] Wollen b[ei] Fichte“. 1988 „(messend - wägend, zähl[en]d)“ über der Zeile. 1989 „wie Hegel Gott“ über der Zeile. 1990 „od[er] zu einem mor[a]l[i]sch Waltend[en]“ über der Zeile. 1991 Über der Zeile: „wie Fichte“. 1992 Randbemerkung [84vl] : „ad S[c]hl[u]ß [: ] a) Ob man denn d[en] P[an]th[ei]s[mus] überwinde [,] wenn man v[om] Dasey[n] d[e]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyns] auf d[a]s Dasey[n] G[o]tt[e]s schließt [.] - b) Ob denn die bish[erigen] Bew[ei]se gar k[e]i[ne] B[e]d[e]ut[un]g hab[en] - u[nd] welche? Sie hab[en] B[e]d[e]ut[un]g in V[e]rbi[n]d[un]g mit d[em] genannt[en] Centralbeweis, nicht aber [,] wenn sie losgetrennt sind davon [; ] denn d[em] log[i]s[c]h[en] Ged[an]k[en]g[an]g am Schluß muß immer die imman[en]te G[o]tt[e]sidee entg[e]g[en]komm[en], um der Kette v[on] B[e]gr[i]ff[en] zuletzt d[a]s letzte Gli[e]d - d[a]s gesuchte anzuschli[e]ß[en], so[n]st verliert s[i]ch d[ie]se Schlußreihe nur i[n]s Un[en]dl[iche,] u[nd] d[a]s Letzte ist ei[n] unbek[ann]tes ... (? ). Es ist au[c]h der Natur der Sache gemäß, daß alle d[ie]se B[e]w[ei]se [n]i[c]ht gek[ann]t (? ) werd[en] dürf[en.] Argumentum a tuto - ab utili - bloße Klugh[ei]t [,] die sehr nahe an gewöhnl[iche] Pfiffigk[ei]t gränzt. Denn v[on] etwas Verstümmelt[en] ausgeh[en]d in d[er] S[c]h[ö]pf[un]g [,] kann man do[c]h unmögli[c]h z[um] S[c]höpfer komm[en]? “ <?page no="250"?> 240 Erde u[nd] alle ihre Elemente untersuchen u[nd] erforschen, sie findet Gott nicht; 1993 höchstens kommt sie an 1994 einen 1995 Punkt, wo der forsch[en]de 1996 Verstand nicht mehr weiter vordringen kann u[nd] da sprechen dann viele Naturforscher zwar nicht [84vr/ 85rl] v[on] Gott, wohl aber von einem Mysterium, das sich nicht weiter bestimmen laße. Jedenf[a]lls müss[en] d[ie]se dann zugeben, daß hier der Punkt 1997 sei, wo die R[e]l[i]g[io]n ihr Heiligthum aufschlagen könne u[nd] der menschl[ichen] Natur u[nd] dem menschl[ichen] Bedürfniß gemäß, aufschlagen müsse, um nicht blos sein[em] Verstande, sond[ern] seiner Vernunft, seinem G[o]tt[e]s-Bewußtseyn Genüge zu thun. 1998 §: 17 1999 Wesen u[nd] Eigenschaften Gottes. 2000 I) 1) 2001 Das Wesen Gottes ist zwar als solches in letzter Instanz unbestimmbar, unerkennbar, in keinen Begriff zu faßen u[nd] auszusprechen. 2002 Und das darf uns nicht Wunder nehmen, da schon das eig[en]tl[iche] 2003 Wesen des Geschöpflichen, des Menschen u[nd] der übr[i]g[e]n Natur uns unergründlich, uns ein Geheimniß ist; wir erforschen die Bestandtheile 2004 derselben, erkenn[en] die Wirkungen u[nd] Kräfte, nehmen die Erscheinung[en] wahr, aber das tiefste Wesen, Leben u[nd] Wirken bleibt uns doch verborgen. 1993 Randbemerkung [84vl] : „D[a]h[er] d[ie] Astronomie als Erforsch[un]g des unendl[ich] Groß[en] als Solch[em] nicht z[u] Gott kommt. D[u]r[c]h Instrumente u[nd] Meßung[en] od[er] Zählung [„B[e]wegung“ über der Zeile] wird er nicht gefunden - u[nd] auch d[ie] Chemie als Erfo[r]s[c]h[un]g des unendl[ich] Kleinen kommt ni[c]ht d[a]zu.“ 1994 „an“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „zu“. 1995 „einen“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „einem“. 1996 „forsch[en]de“ über der Zeile. 1997 „Punkt“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Ort“. 1998 Einfügung am Seitenrand [85rr] : „Das Verhältniß kurz gefaßt kann man sagen: Der Mensch macht sich nicht erst durch sein Denken [,] d[u]rch seine Verstandesthätigk[ei]t zum vernünft[i]g[en,] gottbewußten Wesen, sond[ern] er ist dieß schon v[on] Natur aus; das Denken vervollkom[m]net ihn nur als solches. -“ Darunter [85rr] : „NB [: ] Der Kosmolog[ische] Bew[eis] schließt: So gewiß die Welt ist, so gewiß ist Gott; Der teleolog[ische]: so gewiß die Welt so ist, so gewiß ist Gott. D[er] ontolog[ische]: so gewiß [„ich so bin (d[ie]se Idee, Vernunft habe)“ in der Zeile gestrichen] so gewiß [„so gewiß“ irrtümlich wiederholt] ist G[o]tt; (eig[en]tl[ich: ] so gewiß ich v[on] Gott weiß [,] so gewiß ist er) [.] D[er] moral[ische] Bew[eis]: so gewiß es ein übernatürl[iches] Sittengesetz gibt, so gewiß ist Gott - (so gewiß ich Gott fühle [„im Gewiß[en]“ über der Zeile], so gewiß ist er). G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] [„(Glaube)“ über der Zeile] u[nd] Geist - sind d[ie] eig[en]tl[ichen] Argumente.“ Darunter [85rr] : „ad §: 16 Ob d[er] Bew[eis] aus d[em] Das[e]y[n] der G[o]tt[e]sidee nicht z[um] P[a]nth[ei]sm[us] führe? “ 1999 Über der Zeile „(12)“. 2000 Unter der Überschrift im Nachhinein eingefügt [85rl/ 85rr] : „2 Ansicht[en] abzuweis[en: ] 1) Gott sey gar nicht G[e]g[en]st[an]d wiss[enschaftlicher] Erk[enn]t[n]iß - d[ie]se Ansicht ... (? ); 2) G[o]tt werde nur d[u]rch Negatio[n] erkannt - ohne Positi[on] hat Neg[ation] k[e]i[nen] S[inn].“ 2001 „1)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 2002 Einfügung in die Zeile und am Seitenrand [85rr] : „Intelligibilis non vere comprehensibilis“. 2003 „eig[en]tl[iche]“ über der Zeile. 2004 „2)“ über der Zeile. <?page no="251"?> 241 Um so mehr ist dieß bei Gott der Fall; d[a]h[er] spricht man dann in so fern 2005 v[on] der Unerkennbark[ei]t G[o]tt[e]s. 2006 2) 2007 Gleichwohl aber erkennen wir doch auch unermeßlich viel v[on] Gott, indem das Geschöpfliche, das Sichtbare u[nd] Wirkende als sein Werk Kunde gibt v[on] seinem unsichtbaren Wesen, u[nd] bezeugt 2008 einers[ei]ts [,] wie dasselbe beschaffen sei 2009 , andrers[ei]ts [,] wie dasselbe nicht beschaffen sei, d.h. G[o]tt konnte ni[c]ht s[c]haff[en], was d[ie]s[em] g[a]nz unähnl[ich], zuwider wäre. 2010 2011 Ausgehend von dem von uns erkannten Geschöpflichen u[nd] geführt, geleitet v[on] dem Lichte der uns eingebornen 2012 G[o]tt[e]sidee, v[om] Lichte der Vernunft, schreiben wir Gott All’ das zu, was wir in 2013 demselb[en] Gutes, Treffliches finden - via positionis - 2014 u[nd] sprechen ihm hinwiederum Alles ab, was in der Schöpfung Unvollkommenes, Beschränkendes vorhanden - via negationis. Nicht blos aber schreiben wir ihm das Gute, Vollkommene in der Welt zu im höchsten Grade, sond[ern] wir potenzir[en] [85rl/ 85vr] d[ie]s[e]s Alles zur Unendlichkeit, zur Absolutheit, so daß Gott an Vollkommenh[ei]t nicht blos quantitativ, sond[ern] selbst qualitativ davon doch wieder verschieden ist. 2015 Denn alle endlichen, relativ[en] Vollkommenheiten zusammen genommen [,] würden noch eine unendl[iche], absolute Vollkommenh[ei]t geben, sie werden daher zur Potenz 2005 „in so fern“ über der Zeile. 2006 Einfügung am Seitenrand [85rr] : „ad S[c]hl[u]ß v[on] I b) Das Was also ist nicht vollkomm[en] z[u] b[e]stimm[en: ] - a) Wir hab[en] d[ie] Kr[a]ft b) Wir hab[en] kei[nen] Begr[i]ff u[nd] Maaßstab c) D[a]h[er] Nur Analogie [: ] Erk[e]n[n]tn[i]ße mögl[ic]h u[nd] nur th[ei]lw[ei]se [.] Denn a) d[a]s Wes[en] ist weder ganz so wie d[er] geschöpfl[iche] Geist [,] noch weniger so wie die b) geschöpfl[iche] Materie g) d[en] ges[c]höpfl[ichen] G[ei]st ke[nnen] wir ja au[c]h [n]i[c]ht ganz, ja nicht einmal d[ie] Materie, noch ihr Was [.] (Wir b[e]stimm[en] eb[en] Gott so w[e]it als u[n]s d[e]r G[ei]st b[e]kannt ist u[nd] s[eine] Krit[erien] (? ) u[nd] selbst die Unergrü[n]dl[i]chk[ei]t u[n]s[eres] eig[nen] G[ei]st[e]s di[en]t (? ) wieder zur B[e]stimmu[n]g d[e]s Göttl[ichen] (Analogie) [)]“. 2007 „2)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 2008 In der Zeile folgendes „wie“ gestrichen. 2009 „sei“ über der Zeile. 2010 „G[o]tt konnte ni[c]ht s[c]haff[en], was d[ie]s[em] g[a]nz unähnl[ich], zuwider wäre.“ unter der Zeile. 2011 Einfügung am Seitenrand [85rr] : „Ist d[a]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] v[on] d[er] traditio[ne]ll[en] Ueb[e]rlief[erun]g [,] also v[on] g[ö]ttl[icher] Off[en]b[arun]g geweckt, dann kann au[c]h d[ie] Wiss[en]s[c]h[a]ft Viel[e]s leist[en]“. Darunter [85rr] : „ad S[c]hl[u]ß v[on] I a) NB [: ] Ob man ein Recht habe [,] Gott nach Analogie d[e]r W[e]lt zu b[e]stimm[en]? Ja - denn entwed[er] ist die Welt selbst Gott (Ersch[ein]u[n]g) [,] dann ohnehi[n] - od[e]r sie ist sein Werk. Dann auch [,] denn er kann (sic! ) ni[c]hts si[ch] Widersprech[en]d[e]s g[e]s[c]haff[en] hab[en]“. 2012 „immanent[en]“ über der Zeile. 2013 „in“ korrigiert durch Streichung ursprüngliches „im“. 2014 Unleserliche Wörter über der Zeile. 2015 Randbemerkung [85vl] : „via eminentiae“. Darunter [85vl] : „Analogisches u[nd] Speculatives ist hier verbunden“. <?page no="252"?> 242 „unendlich, absolut“ erhoben [,] um eine angemeßene Bezeichnung für d[a]s g[ö]ttl[iche] Wesen, für die göttl[ichen] Eigenschaften zu seyn. 2016 2017 II) Indem wir nun Gott nach Analogie des Geschöpflichen 2018 ein Seyn, Erkennen u[nd] Wollen zuschreiben, suchen wir [,] in der eben angegeb[enen] Weise [,] die Eigenschaften od[er] Qualitäten seines Seyns, Wollens u[nd] Erkennens zu bestimmen. 2019 D[a]h[er] 2020 A) 2021 Betrachtung des Seyns 2022 G[o]tt[e]s. 2023 1) Aseitaet. - Woher 2024 Die erste Frage ist die nach dem woher? des göttl[ichen] Seyns. Da nun der Ursprung v[on] einem Andern seiner Absolutheit durchaus widerspräche 2025 , so sagen wir: Gott ist nicht v[on] einem Andern, sond[ern] v[on] Sich selber, Er ist der Grund seiner selbst, er ist a h[ei]l[ig], das ist d[ie] Eigensch[a]ft der Aseitas G[o]tt[e]s, wie man dieß genannt hat. 2026 Also nach Analogie des Endlichen schreiben wir Gott ein Seyn zu - via positionis - [,] negiren aber dabei 2027 die Unvollkommenh[ei]t des Endlichen, näml[ich] das Gewordenseyn. 2028 Gott ist schlechthin [,] er ist nicht geworden 2029 [,] weder d[u]rch Andres noch 2016 Einfügung am Seitenrand [85vl] : „Auf d[ie]se Weise suchen wir [,] d[u]rch eine Vielheit v[on] Begriffen - v[on] Eigenschafts-Begriffen uns einigermaßen deutlich zu machen, was wir nicht in Einen Begriff zu faßen vermögen; der Inhalt der Idee v[on] G[o]tt explicirt sich in s[eine] Bestandtheile gleichsam u[nd] wird uns d[a]d[u]rch klar u[nd] erkennbar bis auf ein[en] gewissen Grad.“ 2017 „Müß[en] wir gl[e]i[c]h v[om] Höchst[en] - d[em] m[e]ns[c]hl[ichen] G[ei]st ausgeh[en] zur näh[ern] B[e]st[imm]u[n]g [,] positiv[en] B[e]stimmu[n]g [? ] -“ über der Zeile. 2018 „Gott“ in der Zeile gestrichen. - „Mens[c]hli[c]h[en], d[e]s Höchst[en] Gesch[ö]pfli[c]h[en]“ über Zeile. 2019 Randbemerkung [85vl] : „Explicatio impliciti, wie es bei Geist[e]swiss[enschaften] (eth[i]sche... (? ) Gebiet d[e]s Das[e]y[n]s) [n]i[c]ht anders sey“. 2020 Im Nachhinein in die Zeile eingefügt: „(Quidditas - Was d[a]s Wes[en] G[o]tt[e]s weder Materie - noch selbst G[ei]st“. 2021 „Eigenschaftl[iche]“ in der Zeile gestrichen. 2022 „d[e]s W... (? )“ unter der Zeile. 2023 „(Absoluth[ei]t)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 2024 „ - Woher“ im Nachhinein in die Zeile eingetragen. - „D[a]s göttl[iche] S[e]y[n]“ im Nachhinein vor und in die Zeile eingefügt. Randbemerkung [85vl] : „Wir in d[ie]s[em] ird[i]s[c]h[en] vergä[n]gl[ichen] Dasey[n] - wo E[n]tsteh[en] u[nd] Vergeh[en] b[e]stä[n]d[i]g wechsel[n], si[n]d es gewoh[n]t, n[ac]h d[em] Woher zu fr[a]g[en.] - Auf d[em] St[an]dp[un]kt der Absol[u]th[ei]t hat d[ie]se F[ra]ge eig[en]tl[ich] gar k[e]i[nen] Sinn. Doch wir bet[rac]ht[en] die Sa[c]he v[on] uns[erm] St[an]dp[un]kt aus. -“ 2025 Einfügung am Seitenrand [85vl] : „da er d[a]d[u]rch v[on] ein[em] Andern abhäng[i]g wäre u[nd] d[ie]s[e]s dann ihn dadurch übertreffen würde“. 2026 „ - d.h. Er hat k[e]i[n] Woher“ im Nachhinein in die Zeile eingetragen. Randbemerkung [85vl] : „ad 2) NB [: ] Gott muß Natur hab[en,] s[a]gt man [.] - Aber was ist Natur? Ist sie = sinnl[iche] Natur? “ 2027 Unleserlicher Buchstabe in der Zeile gestrichen. 2028 „Beschränk[un]g“ über der Zeile. Randbemerkung [85vl] : „Seyn = Wesen (Substanz) u[nd] Form [,] u[nd] die Aseitas bezieht sich auf beides.“ 2029 Über der Zeile: „ist d[a]s Sey[n] selbst [,] also au[c]h Gru[n]d d[e]s W[er]d[en]s“. <?page no="253"?> 243 d[u]rch sich selbst, 2030 denn in d[ie]s[e]m Falle müßte er vor sich selber schon gewesen seyn, um sich selbst hervorzubringen. 2031 2) Einfachheit G[o]tt[e]s D[ie] Einfachheit G[o]tt[e]s besteht in Abwesenheit aller Unterschiede in seinem Wesen, in der Abwesenh[ei]t alles Nachu[nd] Neben-Einander der Zeit od[er] dem Raume nach u[nd] besteht dagegen in der vollkommene[n] Intensitaet [,] so z[u] sag[en] Punctualitaet 2032 u[nd] 2033 in sich einiger Energie 2034 . [85vr/ 86rl] II [.] Th[ei]l 2035 §: 17 F[o]rts[e]tz[u]ng 2036 Wir müssen deßhalb 2037 dem 2038 Seyn od[er] Wesen G[o]tt[e]s Unräumlichkeit, Ausdehnungslosigk[ei]t und Unzeitlichk[ei]t 2039 , Dauerlosigk[ei]t zuschreiben [,] um v[on] 2040 ihm die Vorstell[u]ng v[on] Raum u[nd] Zeit im Geschöpflichen 2041 zu entfernen; 2042 denn Räuml[i]chk[ei]t u[nd] Zeitl[i]chk[ei]t 2043 widerspricht der Idee v[on] Gott, der Idee seiner Absolutheit u[nd] Vollkomm[en]heit; denn wo Räumlichk[ei]t, da ist ein 2044 Nebeneinan- 2030 Randbemerkung [85vl] : „(Apagog[ischer] Beweis)“. 2031 Einfügung in der Zeile: „- Schelling Dunkler Urod[er] Ungrund - befriedigt weder d[a]s r[e]l[i]g[iö]s[e] Gefühl noch d[a]s wiss[en]sch[a]ftl[iche] D[e]nk[en].“ Weitere Wörter über der Zeile unleserlich. Randbemerkung [85vl] : „Also die Aseitaet schließt in sich Anfangslos[i]gk[ei]t, denn v[on] wem sollte d[a]s g[ö]ttl[iche] Wesen anfangen? V[on] etwas Andern? Dann wäre d[ie]s[e]s Andere d[a]s höhere, das eig[e]ntl[ich] Göttliche; v[on] [„d[u]rch“ über der Zeile] sich selber? Dann müßte es schon von sich selber sich [wohl gemeint: „seyn“], denn v[on] Nichts kann kein Anf[a]ng ausgehen. - [In die Zeile im Nachhinein eingefügt: „Und zwar eine voll[en]d[e]t[e] - ohn[e] E[n]twickl[un]g -“]“. 2032 „seines Wesens“ über der Zeile. 2033 In der Zeile folgendes „einfacher“ gestrichen; „besteht in der“ über der Zeile. 2034 „seines Wesens“ unter der Zeile. Daneben, ebenfalls unter der Zeile: „Actus purus.“ Randbemerkung [85vl] : „Geist[i]g[e] Natur - [n]i[c]ht Abstracti[on].“ 2035 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 32“ am oberen Seitenrand [86rr] ; „32“ bezeichnet den Bogen. 2036 Einfügung am Seitenrand [86rr] : „Actus purus [.] Baader’s Natur in G[o]tt [.] Wer d[a]g[e]g[en] annimmt, d[a]ß d[er] Geist existire, dem ist auch klar, d[a]ß er existiren könne [,] au[c]h ohne Materie als Substrat - (wie d[ie] Materie existirt ohne Substrat [,] wie man b[e]h[au]pt[e]t.) D.h. Gott ist wesentl[ich] Geist, Kraft [.] - Aber kann Gott - als G[ei]st, Kraft existir[en] ohne Substrat, ohne Materie, Welt - nie. Kann die Materie existir[en] ohne Substrat, könnte man entgeg[en] fragen - es ist auch unerklärbar [.] - Ja sie ist eben [.] - Gut! - auch Gott ist -“. 2037 Über der Zeile: „Weil G[o]tt einfach - actus purus“. 2038 „dem“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „G[o]tt[e]s“. 2039 „Unzeitlichk[ei]t“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „Zeitlosigkeit“. 2040 „v[on]“ über der Zeile soll wohl das nicht gestrichene „aus“ in der Zeile ersetzen. 2041 Über der Zeile: „u[nd] Ausgedeh[n]tes [,] Mat[er]i[e]lles“. 2042 Randbemerkung [86rr] : „P[a]nth[ei]sm[us]“. Darunter [86rr] : „D[er] P[a]nth[ei]sm[us] geht bei s[einer] B[e]h[au]pt[u]ng gleich v[on] d[er] B[e]h[au]pt[un]g [„B[e]h[au]pt[un]g“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „Gewißheit“] aus, d[a]ß d[er] Geist als solcher nicht existire. Beweisen kann er das nicht -“. 2043 „Räuml[i]chk[ei]t u[nd] Zeitl[i]chk[ei]t“ über der Zeile soll wohl das nicht gestrichene „dieß“ in der Zeile ersetzen. 2044 „ein“ über der Zeile. <?page no="254"?> 244 der, da ist Beschränk[u]ng u[nd] Begränzung u[nd] (innere Gliederung), u[nd] wo Zeit, da ist ein Nacheinander, da ist Verlauf, Veränderung, Wechsel, Entwicklu[n]g. Gleichwohl aber dienen uns die 2045 Vorstellung[en] v[on] unermeßlichem [,] unendlich[em] 2046 Raum u[nd] unermeßlicher, endloser Zeit, um Gott etwas Analoges zuzuschreiben. - Im Irdischen näml[ich] verbindet sich mit der Vorstell[u]ng v[on] unendl[ichem] Raum u[nd] unendl[icher] Dauer der Begriff des Vollkommenen, des Erhabenen, Großartigen, Dauerhaften 2047 u[nd] Gediegenen 2048 ; diese Vollkommenh[ei]t wollen wir nun Gottes Seyn u[nd] Wesen auch zuschreiben, 2049 u[nd] dabei gleichwohl das Endliche, Beschränkende [,] das ihr anklebt, entfernt halten. - D[a]h[er] sagen wir [: ] Gott ist unermeßlich, erhaben üb[er] allen Raum u[nd] er ist ewig, erhaben, üb[er] alle Zeit. 2050 Unermeßlichkeit will ausdrücken Größe ohne Raum; Ewigkeit will bezeichnen Seyn [,] Bestehen ohne Dauer, ohne Zeit. 2051 Aber wie ist das mögli[c]h? - 2052 So ist zwar die Vollkommenh[ei]t des 2053 unendl[ichen] Raumes u[nd] Zeit Gott zugeschrieben, üb[er] d[ie]se aber sein Seyn noch hinaufpotenzirt, so daß d[ie] geschöpfl[iche] 2054 Unvollkommenh[ei]t d[e]s Raumes u[nd] der Zeit ihm doch nicht zukommt. Im Verhältniß zum Raume u[nd] der Zeit gedacht [,] gestalten sich d[ie]se Eigenschaften zur Allgegenw[a]rt G[o]tt[e]s; 2055 Seyn G[o]tt[e]s in jedem Raum u[nd] in jeder Zeit. D[ie]s[e]s Verhältniß G[o]tt[e]s zur Welt, d[ie]se Allgegenwart in Z[ei]t u[nd] Raum 2056 ist nun freil[ich] schon etwas Unbegreifl[iches,] jedoch d[u]rchaus ein Postulat uns[eres] 2045 „die“ ersetzt durch Streichung „diese“. 2046 „unendlich[em]“ über der Zeile. 2047 „Dauerhaften“ ersetzt durch Streichung „Dauerhafteren“. 2048 Einfügung am Seitenrand [86rr] : „Das Große imponirt mehr als d[a]s Kleine - das lange Dauernde mehr als das schnell Verschwindende.“ 2049 „ohne“ in der Zeile gestrichen. 2050 Randbemerkung [86rr] : „Unendlich nicht im schlecht[en], extensiv[en] Sinn - sond[ern] im intensiven Sinn - wobei die Unendl[i]chk[ei]t nicht erzielt wird d[u]rch une[n]dl[iche] Wied[e]rhol[u]ng d[e]s Endlich[en,] also durch st... (? ) Verendlichung -“. [„Unendlichk[ei]t (intensiv)“ unter der Zeile.] 2051 Einfügung am Seitenrand [86rr] : „Eine Ahnung des ew[i]g[e]n Seyns [„ohne Zeitdauer“ über der Zeile] geben uns z.B. d[ie] Stunden od[er] Augenblicke des Lebens, wo wir uns gerade ungestörten Glückes, d[er] Glücksel[i]gk[ei]t erfreuen; in solch[en] St[u]nd[e]n merken wir den Gang der Zeit, die Dauer nicht, u[nd] gleichwohl hat gerade d[ie]se Zeit den größten Inhalt, die größte Bedeut[u]ng für uns [„die Intensitaet überwindet die Extensitaet“ über der Zeile]; u[nd] d[ie]se ist ein Bild des ew[i]g[e]n Seyns. Dem Geschöpflich[en] kann ew[i]g[e]s Seyn [„Ew[i]gk[ei]t“ über der Zeile] nicht z[u] Theil werd[en], sond[ern] nur endlose Dauer (weil ein Anf[a]ng vorhand[en]) [,] je größer aber die Seel[i]gk[ei]t d[ie]s[e]r endlose[n] Dauer, desto mehr gleicht sie der Ew[i]gk[ei]t [,] d.i. dem Verschwinden der Zeit, (der Dauer Vermählung der Seeligk[ei]t mit der Z[ei]t nähert sich der Ew[i]gk[ei]t; - Verbind[un]g der Unseel[i]gk[ei]t mit der Zeit verdichtet d[ie]se u[nd] dehnt sie zur rohen Dauer; macht die Zeit gleichsam noch zeitlicher u[nd] auch dauernder [,] d[a]h[er] ew[i]ge Verdammniß - ... (? ) ein entsetzl[iches] M... (? ) d[e]r Zeit“. 2052 „Aber wie ist das mögli[c]h? -” im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 2053 „des“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „v.“. 2054 „geschöpfl[iche]“ über der Zeile. 2055 „Erhabenh[ei]t[en] über Raum u[nd] Zeit“ über der Zeile. 2056 „in Z[ei]t u[nd] Raum“ über der Zeile. <?page no="255"?> 245 denkenden G[ei]st[e]s, weil nur in d[ie]s[em] Falle Gott absolut, unbeschränkt [,] vollkommen ist. - 2057 Analogieen, schwache Aehnlichk[ei]t[e]n können wir übrig[e]ns v[on] d[ie]s[e]r Allgegenwart G[o]tt[e]s schon bilden [86rl/ 86vr] im Geschöpflichen. 2058 So vermag z.B. uns[er] Geist sich in einem Augenblick in das fernste Land zu versetzen u[nd,] wenn wir dort schon uns einmal befanden, so kann er sich im Augenblick ein Bild davon 2059 entwerfen; ja er kann sich sogar an mehrere, an die entferntesten Orte zugleich versetzen; 2060 u[nd] es scheint, daß nur der Körper das Hinderniß ist, daß nicht der menschl[iche] 2061 Geist mit noch größerer als Telegraphen-Schnelligk[ei]t sich nach Asien od[er] Amerika versetze. - Wir schweifen geist[i]g durch unermeßene Himmelsräume u[nd] spüren einen Drang in uns, unserer (sic! ) 2062 inneres Wesen gleichsam in’s Unendliche auszudehn[en,] d.i. uns zu verallgegenwärtigen u[nd] in der Wissenschaft geschieht etwas Aehnliches in der That, indem der Geist durch das Erkennen des Daseyenden sich dasselbe vergegenwärtigt, in seinen Geist aufnimmt als geist[i]g[e] Reproduction u[nd] in so fern d[ie]s[e]s Erkannte geist[i]g durchdringt [,] demselben gegenwärtig ist. 2063 - Würden wir das ganze Universum genau kennen u[nd] erkenn[en,] so wäre dasselbe als geist[i]g[e]r Kosmos in uns gegenwärtig u[nd] so wären wir ihm wieder gegenwärtig u[nd] noch zudem über ihm durch uns[er] Selbst erhaben. Aehnl[ich] ist es mit G[o]tt[e]s Allgegegenwart (sic! ) 2064 . - Ueberdieß gibt es manche Erscheinungen des Seelenlebens, denen zufolge des M[e]ns[c]h[e]n Geist eine gewisse Erhabenh[ei]t, eine gewisse Herrsch[a]ft üb[er] Raum u[nd] Zeit ausübt, für ihn diese Dimensionen viel mehr verschwinden als dieß im gewöhnl[ichen] Leben der Fall ist; ich meine die Erscheinungen des Seelenlebens, die der Magnetismus u[nd] was mit ihm zusammenhängt aufzuweisen hat. Das ist üb[ri]g[e]ns noch 2065 ein so unsicheres Gebiet, daß sich darauf nichts wiss[e]ns[c]h[a]ftl[ich] Bestimmtes bauen läßt. - Was nun aber die Beschaffenh[ei]t d[ie]s[e]r Allgegengenwart (sic! ) 2066 betrifft, 2067 so ist sie nicht etwa eine blos potentielle, virtuelle, sond[ern] eine essentiale, reale, nicht blos 2057 „Schon der Aether [„Gravitation“ über der Zeile] der Physik bietet Analogie [.] - Ebenso der Raum in s[einer] Unmeßl[i]chk[ei]t -“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 2058 Randbemerkung [86vl] : „Ein andres Analogon der Ew[i]gk[ei]t ist die Gegenwart, d.i. [„eig[e]ntl[ich]“ über der Zeile] das Bewußtseyn des Seyns, das Bewußts[eyn] des Selbst, das innere, mitten im sonst[i]g[en] Wechsel u[nd] Verlauf dasselbe bleibt; besteht u[nd] [„doch“ in der Zeile gestrichen] im innersten Wesen als dasselbe beharrt im zeitl[ichen] Verlauf; das Selbstbewußtseyn ist die eig[e]ntl[iche] [„stete“ über der Zeile] Geg[e]nwart des Menschen u[nd] Bild der Ewigk[ei]t.“ 2059 „zu“ in der Zeile gestrichen. 2060 Randbemerkung [86vl] : „Analogie“. Darunter [86vl] : „Allgeg[en]wart G[o]tt[e]s“. 2061 „menschl[iche]“ über der Zeile. 2062 Eigentlich wohl: „unser“. 2063 Einfügung am Seitenrand [86vl] : „bei Naturwiß[e]nsch[a]ft, Geschichte etc.“ 2064 Gemeint: „Allgegenwart“. 2065 „noch“ über der Zeile. 2066 Gemeint: „Allgegenwart“. 2067 Randbemerkung [86vl] : „Beschaff[e]nh[ei]t der Allgeg[en]wart G[o]tt[e]s - nicht potentiell [,] sond[ern] actuell“. <?page no="256"?> 246 eine der Kraft [,] [86vr/ 87rl] sond[ern] eine dem Wesen nach; denn in Gott dürfen wir, was sein Wesen betrifft 2068 [,] keine bloße Fähigk[ei]t, keine bloße Potenz annehmen, die erst werden müßte od[er] könnte, sond[ern] durchgängig Realität; er braucht also seine Gegenwart nicht erst an ein[em] bestimmten Ort zu 2069 bestimmter Zeit zu realisiren, während er etwa zuvor nur potentiell da war, nur die Fähigk[ei]t hatte [,] da zu seyn; denn d[ie]s[e]s hätte bei Gott gar keinen Sinn, da für sein Wesen 2070 Raum u[nd] Zeit wie 2071 nicht existir[en]d zu betrachten sind u[nd] er d[ie]s[e]r dem Einen Orte od[er] dem Einen Himmelskörper im unermeßlichen Weltraum nicht näher od[er] ferner ist, als dem andern. Anders verhält es sich freil[ich] mit seiner Allgegenwart in Bezug auf seinen Willen 2072 u[nd] sein Wirken, denn anders will u[nd] wirkt 2073 er im Guten, anders im Bösen; anders ist er gegenwärt[i]g der bewußtlosen Natur, anders wieder dem freien, persönl[ichen] Wesen. - 2074 2068 Über der Zeile: „(nicht aber Wirken)“. 2069 „einer“ über der Zeile. 2070 „sein Wesen“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „ihr“. 2071 „wie“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „als“. 2072 „Allmacht“ über der Zeile. 2073 „u[nd] wirkt“ über der Zeile eingefügt. 2074 Einfügung am Seitenrand [87rr] : „Die Allgegenwart G[o]tt[e]s ist ein Postulat uns[erer] Vernunft [über und unter der Zeile: „d.h. die G[o]tt[e]sidee enthält sie als ... (? ) Moment“] [; ] denn ohne Allgeg[enwart] wäre G[o]tt beschränkt, begränzt u[nd] d[a]d[urc]h verendlicht. Das ist aber nicht so zu verstehen [,] als wäre Gott die Seele der Welt, als ginge er in der Welt, als sein[em] Leibe auf u[nd] wohnte in ihr allenth[a]lb[en] wie die menschl[iche] Seele im Leibe; als bedürfte G[o]tt der Welt als seines Wohnsitzes, als könnte er ohne dieselbe nicht seyn; er ist in der Welt u[nd] auch außer ihr u[nd] ohne sie. D[er] Panth[eismus] fordert auch d[ie] Allgeg[enwart] G[o]tt[e]s u[nd] schließt daraus, daß G[o]tt mit d[er] Welt identis[c]h seyn müßte; denn - s[a]gt er - [„- s[a]gt er -“ über der Zeile] wäre die Welt v[on] ihm verschieden, so könnte er nicht allgegenwärt[i]g, nicht absolut, nicht unendl[ich] seyn; denn wo die Welt, das Andere [,] das Verschiedene v[on] ihm wäre, da könnte Er nicht sey[n,] sonst wäre sie nicht verschieden, nicht ein Anderes; hier also wäre eine Gränze. Gott mit s[einer] G[e]g[e]nwart hörte [„da“ über der Zeile] auf, wo die Welt begänne, das kann eben nicht seyn, weil G[o]tt d[a]d[u]rch [„begränzt“ über der Zeile] endlich würde, also muß d[ie] Welt z[um] Wesen G[o]tt[e]s gehören, damit d[ie]s[e]s d[u]rch d[as]s[e]lbe nicht eine Gränze erhalte. [Im Nachhinein in die Zeile eingefügt: „G[o]tt u[nd] Welt w[e]rd[en] s[c]h[on] als (? ) gl[e]i[c]h wes[en]tl[ich] vorausgesetzt“.] Allein [,] hier ist die Allgeg[enwart] G[o]tt[e]s als materielle aufgefaßt u[nd] der wesentl[iche] Unt[e]rsch[ie]d zw[i]sch[en] dem Geschöpfl[ichen] Daseyn u[nd] dem göttl[ichen] verkannt, indem sie als coordinirte Größen mathemat[i]s[c]h od[er] physis[c]h betrachtet werden [über der Zeile: „u[nd] [m]it physikal[i]s[c]h[em] Maaße gemeß[en] werd[en]“]. - Auch ist hier einseit[i]g Eine Eig[e]nsch[a]ft nur hervorgehoben, ohne Rücksicht auf die andern, namentl[ich] auf s[eine] Freih[ei]t u[nd] Güte, die d[u]rch freiwillige Beschränk[un]g das Daseyn der Welt bedingt u[nd] möglich macht. V[on] einer wesentl[ichen] Beschränk[un]g od[er] Begränzung G[o]tt[e]s aber kann gar keine Rede seyn, so wenig den menschl[ichen] Geist in s[einem] immanenten Wesen irg[e]nd ein Gedanke eines zufälligen Dinges bes[c]hränkt, so wenig das Daseyn der Welt Gott in s[einem] immanenten Wesen beschränken, der menschl[iche] - zufällige, freiwill[i]ge - Gedanke wohnt im menschl[ichen] Geiste, hat als Gedanke Wirkl[i]chk[ei]t, Realität, Daseyn [„er ist nicht Nichts“ über der Zeile], wer wollte aber sagen [,] d[ie]s[e]r Ged[a]nke sei eine Bes[c]hränk[un]g des menschl[ichen] G[ei]st[e]s; od[er] wer wollte sagen [,] der menschl[iche] Geist sei d[ie]s[e]r Gedanke selbst, er sei sein Wesen [,] ohne das er nicht existiren könne? Der G[ei]st existirte mit s[einem] unverändert[en] immanent[e]n Wesen vor d[ie]s[e]m Gedanken, u[nd] er kann ihn wieder fahren laßen, vergeßen, ohne d[a]ß s[ein] Wesen eine Veränd[e]r[u]ng erführe; nur die Kraft [,] Gedanken zu denken [,] ist dem G[ei]ste wesentl[ich] u[nd] kann ihm ohne Wesensveränd[e]r[u]ng nicht genommen werden; der Ged[a]nke selbst kann im G[ei]ste existir[en,] ohne zu sein[em] Wesen zu gehören u[nd] ohne ihn in s[einem] Wesen zu bes[c]hränken u[nd] kann wieder aufhören. [Über der Zeile: „d[ie]s[e]m G[e]d[a]nk[en] ist <?page no="257"?> 247 B) Eigenschaftl[iche] Betrachtung des Erkennens G[o]tt[e]s. 2075 I) 2076 Aus dem Bisherigen schon geht hervor, daß [,] da dem göttl[ichen] Wesen Räumlichk[ei]t seiner Idee gemäß abgesprochen werden muß, die Bezeichnung seines Wesens als eines geist[i]gen für paßender angenommen werden muß. - Allgemein stimmt man ja überein, daß 2077 im Geschöpflichen das Geistige höheren Ranges u[nd] vollkommener sei als das Materielle; u[nd] so haben wir jedenfalls ein Recht, geist[i]ge Vollkommenh[ei]t[e]n, Eigenschaften u[nd] Functio[nen] 2078 unsres Geistes auf Gott zu übertragen, uns sein Wesen durch sie zu verdeutlichen u[nd] vorstellbar zu machen, sie aber v[on] der mens[c]hl[ichen] 2079 Endl[i]chk[ei]t zur Absolutheit zu potenziren. - Darum schreiben wir Gott, als einem leb[e]nd[i]g[en] 2080 Geiste Erkennen u[nd] Wollen zu. II [)] Die allgemeinste Bestimmung der göttl[ichen] Erkenntniß ist die, daß sie der Idee v[on] G[o]tt als dem absolut vollkommenen Wesen 2081 gemäß [87rl/ 87vr] vollkommen seyn, also Allwissenheit seyn müsse, denn wüßte G[o]tt Etwas nicht, so wäre seine Erk[e]n[n]tn[i]ß nicht vollkommen [,] sond[ern] beschränkt, mangelhaft, was der G[o]tt[e]sidee, der Absoluth[ei]t G[o]tt[e]s widerspricht. 2082 Was nun die nähere Bestimmung d[ie]s[e]r göttl[ichen] Erkenntn[i]ß od[er] Allwiss[e]nh[ei]t betrifft, so müßen wir sie vor Allem unterscheiden nach ihrem G[e]g[e]nst[a]nd od[er] Object. 2083 Sie bezieht sich näml[ich] 1) auf Gott selbst, sie ist göttl[iches] Selbstbewußtseyn, Erkennen, Wissen seines eignen Seyns u[nd] Wesens; immanente Erkenntn[i]ß G[o]tt[e]s, von der später die Rede seyn soll; d[er] G[ei]st allgegenwärt[i]g - ohne in ihm aufzugehen“.] - So auch verhält es sich mit d[er] Welt u[nd] dem göttl[ichen] Wesen; - eig[e]ntl[ich] nicht G[o]tt ist in der Welt [„um in ihr aufzugeh[en]“ über der Zeile], sond[ern] d[ie] Welt in Gott - wie d[er] Gedanke im M[e]nsch[e]ng[ei]ste.“ [Unter der Zeile [87rl/ 87rr] : „Ueb[e]rgr[e]if[en]de Persö[n]li[c]hk[ei]t. Ein Gott [,] d[e]r zur Voll[en]d[un]g, Absol[u]th[ei]t s[e]i[ne]s Wes[en]s d[a]s E[n]dl[iche] bra[uc]ht [,] ist nicht Pan-Entheism[us]. Das Wahre ni[c]ht neu - d[a]s Neue nicht wahr“]. Daneben in der Mitte der Seite [87rr] senkrecht: „Schon der Aether wird als alldurchdri[n]g[en]d angenomm[en.] - Dag[e]g[en] Irrthu[m] a) d[a]ß d[a]s Absolute b[e]s[c]hrä[n]kbar sey d[u]rch d[a]s Relative“. 2075 Über der Zeile: „Das göttl[iche] Erk[ennen]“. 2076 Über der Zeile: „Ob wir [über der Zeile: „d[en] Abs[o]l[u]t[en]“] (G[o]tt) Erk[ennen] zusch[re]ib[en] müß[en] - ? - Gewiß. Da Erk[ennen] ei[ne] Vollk[ommen]h[ei]t ist -“. 2077 In der Zeile folgendes „schon“ gestrichen. 2078 „u[nd] Functio[nen]“ über der Zeile. 2079 „mens[c]hl[ichen]“ über der Zeile. 2080 „leb[e]nd[i]g[en]“ über der Zeile. 2081 Ursprüngliches „Wesens“ durch Streichung zu „Wesen“ korrigiert. 2082 Randbemerkung [87vl] : „NB [: ] Weil [m]it G[o]tt könnte [„könnte“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „werde“] d[urc]h d[ie] W[e]lt bes[c]hrä[n]kt werd[en,] w[e]nn sie [n]i[c]ht zu sei[nem] W[e]s[en] gehört - der d[en]kt si[c]h Gott sch[on] [n]i[c]ht [me]hr ri[c]htig [,] w[e]il er [„er“ über der Zeile] ihn b[e]s[c]h[r]ä[n]k[un]gsf[ä]h[i]g d[en]kt -“. 2083 Im Nachhinein in die Zeile eingefügt: „Denn Erk[enn]t[n]iß üb[er]h[au]pt setzt Selbstb[e]w[u]ßts[eyn] voraus -“. Randbemerkung [87vl] : „Object“. <?page no="258"?> 248 2) bezieht sich das g[ö]ttl[iche] Erkennen auf die Welt, auf das v[on] seinem Selbst Verschiedene, auf das Geschöpfliche. 2084 Daß G[o]tt die Welt, das Geschöpfliche, sein Werk nach sein[em] ganzen Umfang erkenne, ist ohnehin klar u[nd] bedarf keiner weitern Erört[e]r[u]ng. Nur um die Art u[nd] Weise d[ie]s[e]r Erk[e]n[n]tn[i]ß handelt es sich. Das Erkennen G[o]tt[e]s in B[e]z[u]g auf die Welt ist 1) unmittelbar 2085 2) wahr (d.i. der Natur des Endlichen gemäß) so wie es ist - u[nd] zugleich wie es seyn soll) 2086 [.] 1) G[o]tt[e]s Erkennen der Welt ist unmittelbar, das will sagen, es 2087 ist kein Erkennen 2088 durch Schlüße [,] Folgerungen, Ableit[u]ng[e]n etc. [,] kurz kein discursives Erkennen, wie das menschl[iche]. Es kommt weder auf analytisch[em] noch auf synthetis[c]h[em] Wege zu Stande [,] d.i. G[o]tt g[e]ht 2089 weder v[on] den Erscheinungen u[nd] Wirk[u]ng[e]n aus [,] um daraus die Ursachen u[nd] wirkenden Kräfte kennen zu lernen [,] d.h. er geht nicht v[om] Besondern aus [,] um das Allgemeine daraus zu erforschen; - noch geht er vom Allgemeinern, v[on] der Ursache aus [,] um daraus das Besondere, die Wirkungen abzuleiten, wie dieß beides bei der menschl[ichen] Erken[n]tniß der Fall ist. - Sein Erkennen muß unmittelb[are] Intuition seyn v[on] Allem zugleich, v[on] den Ursachen, wie v[on] d[en] Wirkungen u[nd] Folgen. 2) G[o]tt[e]s Erkennen v[on] d[er] Welt ist auch wahr, wahrh[a]ft [,] d.i. er erkennt die Welt so, wie sie wirklich [87vr/ 88rl] II [.] Th[ei]l 2090 §: 17 F[o]rts[e]tz[u]ng ist, als räumliche u[nd] zeitliche, u[nd] das Wirken in ihr als th[ei]ls 2091 nothw[e]nd[i]g[e]s [,] th[ei]ls freies - als Gutes u[nd] Böses [.] - 2092 Also a) 2093 vor der unmittelb[aren] g[ö]ttl[ichen] Intuition verschwindet das Auseinander im Raume nicht, denn das wäre eine unwahre, der Wirklichk[ei]t unangemessene Erkenntniß, da gerade das Eigenthüml[iche], Charakteristische der Welt dabei übersehen wäre, die Räumlichk[ei]t nämlich. 2084 Randbemerkung [87vl] : „Art u[nd] W[e]s[en]“. 2085 Randbemerkung [87vl] : „Das absolute E[r]k[ennen] geg[en]über d[em] Relativ[en] S[e]y[n] u[nd] Gescheh[en] ist unmitt[e]lb[ar]“. 2086 Randbemerkung [87vl] : „3) unbeschränkt“. 2087 „sind“ in der Zeile gestrichen. 2088 Über der Zeile: „dur[c]h Vermittl[un]g“. 2089 „G[o]tt g[e]ht“ über der Zeile. 2090 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 33.“ am oberen Seitenrand [88rr] ; „33“ bezeichnet den Bogen. 2091 „th[ei]ls“ über der Zeile. 2092 „- als Gutes u[nd] Böses -“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. Randbemerkung [88rr] : „Er erkennt nicht blos die moral[i]s[c]h[en] Unt[er]schi[e]de [,] sond[ern] auch die physisch[en]. Wo ma[n] vor lauter Id[een]erk[enn]t[n]iß die letzt[e]re in Abrede st[e]llt, da wird si[c]h auch die erst[e]re bald verlir[en] (Joh[annes] Scot[us] Eriug[ena])“. 2093 „a)“ über der Zeile. <?page no="259"?> 249 b) 2094 Ebenso verschwindet vor d[er] g[ö]ttl[ichen] Intuition die Zeit nicht [,] d.i. das Nacheinander der Welt [,] obwohl er jedem Zeitmomente der ganzen geschöpflichen Dauer gleich gegenwärtig seyn kann u[nd] muß. Gott erkennt also das Frühere als d[ie]s[e]s Frühere, das Gegenwärt[i]ge als solches u[nd] das Zukünft[i]ge ebenso als noch 2095 Zukünft[i]g[e]s; denn gerade die richt[i]ge Erk[e]n[n]tn[i]ß d[ie]s[e]s Verlaufs gehört auch zur Wahrh[ei]t der Erk[e]n[n]tn[i]ß, es darf nicht das als Simultanes angesehen werden, was nacheinander folgt; die Zeit also so wenig als der Raum verschwindet für das göttl[iche] Erkenn[en,] sie ist vielmehr gerade auch ein Gegenstand des göttl[ichen] Erkennens. 2096 2097 G[o]tt erkennt [,] vermöge der Vollkommenh[ei]t seines Erkennens [,] auch das Wirken der Kräfte in der Welt so [,] wie es wirkl[ich] ist, das Nothw[e]nd[i]ge als solches u[nd] das freie als freies. Er erkennt dieß Alles nicht blos in der Idee [,] 2098 sond[ern] in der Wirkl[i]chk[ei]t, sonst könnte er nur das Vollkomm[ene,] nicht das Unvollkommene erkennen. So aber muß, wenn sein Erkennen ein vollkommenes [,] d.i. wahres, der Wirklichk[ei]t angemessenes seyn soll [,] das Unvollkommene ebenso 2099 als Unvollkomm[ene]s erkannt werden u[nd] das Böse als Böses. Man hat gefragt [,] ob denn Gott auch zukünft[i]ge freie H[a]ndl[u]ng[e]n der Menschen z.B. erkenne, 2100 da sich ja das Wollen als freies, jeden Augenblick dem Wechsel unterworfenes nicht bestimmen laße, da ein Causalzusammenh[a]ng hier gar nicht herzustellen sei, sond[ern] d[a]s freie Wollen etwas Schöpferisches, der 2101 Beginn einer ganz neuen Causal-Reihe sei. - Die Freiheit des Menschen ist [88rl/ 88vr] in der That ein so schöpferisches Vermögen, daß es in s[einem] Wirken über den gewöhnl[ichen] Causalzusamm[en]hang erhaben, nicht d[u]rch ihn gebunden ist, sond[ern] einen 2102 bestehenden aufheben u[nd] einen neuen beginn[en] kann (wie wir später sehen werden 2103 ). a [)] 2104 Allein d[ie]s[e]s schöpferische Vermögen des Menschen ist ja selbst v[on] Gott dem Menschen gegeben 2105 u[nd] so wird er es in seiner Natur u[nd] seinem Wirken auch 2094 „b)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 2095 „noch“ über der Zeile. 2096 Einfügung am Seitenrand [88rr] : „Die Zeit u[nd] Raum vers[c]hwind[en] zwar für d[a]s g[ö]ttl[iche] Erk[ennen,] aber nicht vor demselb[en.] - Sie si[n]d [n]i[c]ht [n]i[c]hts - w[enn] sie au[c]h wie [n]i[c]hts [,] d.h. [n]i[c]ht ... (? ) sey[n] k[önnen,] sind auch Object seines Erkennens. -“ 2097 „c“ am Seitenrand [88rr] . 2098 Einfügung am Seitenrand [88rr] : „d.h. wie es seyn soll, seine[m] Will[en] od[er] Pl[a]ne gemäß und nicht und nicht [„und nicht“ irrtümlich wiederholt] blos in sich - s[o]nd[ern] als Ges[c]höpf [; ] wie der Kü[n]stler s[e]i[n] W[e]rk [n]i[c]ht bl[o]s i[n] s[ic]h [,] s[on]d[ern] als Obj[ect] erk[enn]t“. 2099 In der Zeile folgendes „gut“ gestrichen. 2100 Randbemerkung [88rr] : „Wiß[en] G[o]tt[e]s um d[ie] zukünft[i]g[en] frei[en] H[a]ndl[un]g[en] der M[en]s[c]h[en]“. 2101 „der“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „am“. 2102 „einen“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „dem“. 2103 Einfügung am Seitenrand [88vl] : „c) [„c)“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „a)“] D[a]s Erk[ennen] G[o]tt[e]s ist ja intuitiv [,] ni[c]ht discursiv (schließ[en]d v[on] Ursache zu Wirk[un]g u[nd] umgekehrt - also die s[c]höpf[e]r[i]s[c]h[e] Freih[ei]t k[e]i[n] Hinder[n]iß der Erk[enn]t[n]iß - “. 2104 „a [)]“ über der Zeile. 2105 Über der Zeile: „ist relativ“. <?page no="260"?> 250 zu erkennen vermögen. - b) 2106 Wenn G[o]tt die ganze Zeit als sein Werk erkennt, so muß er auch den Inhalt d[ie]s[e]r Zeit, ohne den sie nicht seyn kann [,] erkenn[en]: d[ie]s[e]n Inhalt der Zeit bilden aber auch die frei[en] H[a]ndl[u]ng[e]n der Menschen. c) 2107 Aber können denn d[ie]se H[a]ndl[u]ng[e]n noch frei seyn, wenn sie G[o]tt schon zum Voraus weiß? 2108 Sie müssen ja dann erfolgen, weil u[nd] wie G[o]tt sie weiß, sonst würde 2109 seine Erkenntn[i]ß eine unricht[i]ge, unsichere seyn. 1) 2110 Wie die Freih[ei]t d[er] H[a]ndl[un]g[e]n 2111 mit dem göttl[ichen] Vorherwissen sich vereinigen läßt, davon wird die Rede seyn, wenn v[on] d[er] Freih[ei]t des M[e]nsch[en] gesproch[en] wird. - 2) 2112 Hier nur so viel, daß das Vorherwiss[en] G[o]tt[e]s keinen Zwang ausübt, d[ie]s[e]s Erkennen kein schöpferisches ist, folgt schon daraus, daß in d[ie]s[e]m Falle d[a]s Böse 2113 , schlechtes Wollen u[nd] Handeln als gegenwärt[i]g[e]s Wiß[en] Gott[e]s 2114 nicht möglich wäre, weil es der Idee v[on] G[o]tt durchaus widerspricht [,] ihn z[um] Urheber des Bösen zu machen, da d[ie]s[e]s geradezu d[ie] Idee v[on] G[o]tt aufheben würde. 3) 2115 Die H[a]ndl[u]ng[e]n aber können ohnerachtet des g[ö]ttl[ichen] Vorherwissens noch frei seyn, ebenso 2116 gut, als Gott ohnerachtet seiner g[ö]ttl[ichen] Allmacht u[nd] Wirks[a]mk[ei]t in d[er] Welt u[nd] s[eines] Weltplanes 2117 d[u]rch eine freie, innerhalb der Schöpf[un]g schöpferische Kraft hervorbringen konnte. 2118 2106 „b)“ über der Zeile. 2107 „c)“ über der Zeile. - Einfügung am Seitenrand [88vl] : „Ob d[ie]se H[a]ndl[un]g[en] auch frei s[e]yn k[önnen]“. 2108 „? “ ersetzt ursprüngliches „; “. 2109 „sey[ne]“ in der Zeile gestrichen. 2110 „1)“ über der Zeile. 2111 „d[er] H[a]ndl[un]g[e]n“ über der Zeile. 2112 „2)“ über der Zeile. - Einfügung am Seitenrand [88vl] : „ad 2) [„ad 2)“ über der Zeile] D[a]s göttl[iche] Erkenn[en] üb[er]h[au]pt u[nd] d[a]h[er] auch d[a]s Vorauserk[ennen] ist [n]i[c]ht zwing[en]d, [n]i[c]ht s[c]höpferisch - denn wie d[a]s Wiß[en] G[o]tt[e]s s[c]höpf[e]ris[c]h, zwingend [,] so könnte es entwed[er] Böses, S[c]hl[ec]htes gar [n]i[c]ht geb[en], weil es v[on] Gott [n]i[c]ht hervorgebr[ac]ht werd[en] könnte - od[er] G[o]tt [m]üßte gar [n]i[c]hts dav[on] wiß[en,] weil er es so[n]st au[c]h s[c]haff[en] [m]üßte, weil es so[n]st üb[er]h[au]pt sey[n] müßte. -“ 2113 Unleserliches Wort über der Zeile. Es ist nicht ganz sicher zu erkennen, ob „Falle d[a]s Böse“ gestrichen ist. 2114 „als gegenwärt[i]g[e]s Wiß[en] Gott[e]s“ über der Zeile. 2115 „3)“ über der Zeile. 2116 „eben“ über der Zeile. - In der Zeile folgendes „Gt“ gestrichen. 2117 „in d[er] Welt u[nd] s[eines] Weltplanes“ über der Zeile. 2118 Einfügung am Seitenrand [88vl] : „Außer dem göttl[ichen] Selbstbewußtseyn u[nd] seiner Allwissenheit in Bezug auf das Geschöpfliche [„Wirkliche“ über der Zeile] hat man noch v[on] ein[er] and[eren] Erkenntniß, v[on] ein[em] and[eren] Wiss[en] G[o]tt[e]s gesprochen, v[on] ein[er] scientia media, v[on] ein[em] Wissen des bedingt Wirklichen, des Möglichen. Man hat gesagt, ob G[o]tt auch das wisse [,] was geschehen würde od[er] wäre, wenn dieß u[nd] dieß geschehen würde od[er] wäre; ob er wisse [,] was z.B. ein Mensch thun würde [,] wenn d[ie]s[e]r Fall einträte, wenn er in diese Lage käme, wenn er so alt würde u.s.w. Das Gebiet solcher Möglichk[ei]t[e]n schon im Wirklichen, im Irdis[c]hen ist natürl[ich] unermeßlich; u[nd] wenn man einmal d[ie]s[e]n Pfad betreten hat, so kann man ja auf ihn (sic! ) [eigentlich: „ihm“] [88vl/ 89rr] auch noch weiter gehen u[nd] fragen [,] ob G[o]tt auch weiß [,] was in ein[er] Welt geschehen würde, die nicht ges[c]haffen ist, die er aber schaffen könnte, od[er] noch mehr: ob G[o]tt auch weiß [,] was in unendl[ich] viel[en] Welten, die er schaffen könnte [,] geschehen würde [,] u[nd] wieder im Einzelnen, was in d[ie]s[e]n unendl[ich] vielen möglichen Welten selbst wieder geschehen würde [,] wenn dieß wäre u[nd] dieß u.s.w. [; ] kurz wir kämen hier in ein Chaos v[on] lauter Möglichk[ei]t[e]n hinein - was mir eine völlig unnütze Phantasie zu seyn scheint. - Wir sagen <?page no="261"?> 251 Das göttl[iche] Erkennen u[nd] Wissen, 4) 2119 wird göttl[iche] Weisheit genannt, in so fern sich dasselbe in der Welt, im Wirken 2120 in der Natur u[nd] in d[er] Menschengeschichte bethätigt u[nd] kund gibt; Weisheit ist näml[ich] 2121 d[a]h[er] kein blos s[o] z[u] sag[en] theoretis[c]h[es] Wissen od[er] Erkennen, sond[ern] ein practisch sich bewährendes, das thätige Wiss[en; ] sie 2122 ist also schon bedingt durch [88vr/ 89rl] die Vereinig[u]ng des Erkennens mit dem Wollen u[nd] Handeln und kann 2123 d[a]h[e]r hier den Uebergang bilden zur C) Eigenschaftl[ichen] Betrachtung des g[ö]ttl[ichen] Willens. 2124 I [)] Vom Willen G[o]tt[e]s [,] in so fern er sich auf sein eignes Seyn u[nd] Wesen bezieht, insofern er also das Selbst-Wollen, die Selbstliebe ist, wird später die Rede seyn; - hier haben wir es zu thun mit dem Willen G[o]tt[e]s u[nd] seinen manichfachen Eigenschaften u[nd] Bethätigungen in Bezug auf die Schöpf[u]ng, auf die Welt. Wie sich der Unterschied des göttl[ichen] Erkennens vom g[ö]ttl[ichen] Seyn, 2125 bei aller wesentl[ichen] Einheit beider, schon darin zeigt, daß G[o]tt Vieles erkennt [,] was er nicht ist, die Welt näml[ich], das Nothwend[i]ge u[nd] Freie, das Gute u[nd] Böse in ihr; - so zeigt sich der Unterschied des g[ö]ttl[ichen] Wollens v[on] sein[em] Erkennen 2126 darin, daß er Vieles erkennt [,] was er nicht will, das Böse näml[ich], das Uebel [,] u[nd] daß Er Vieles will, von dem er erkennt [,] daß es nicht ist, nicht geschieht, das Gute näml[ich,] das unterlaßen wird. - 2127 Daß bei d[ie]s[e]m Unt[e]rsch[ie]d v[on] Erkennen u[nd] Wollen, indem er Manches erkennt [,] was er nicht will, u[nd] Vieles will [,] was seine Erk[e]n[n]tn[i]ß als nicht geschehend sieht, d[u]rch die Absoluth[ei]t u[nd] Vollkommenh[ei]t G[o]tt[e]s 2128 nicht beeinträchtigt wird, ist schon daraus klar, daß ja gerade die Möglichk[ei]t d[ie]s[e]s Verhältnisses [,] die kreatürl[iche] 2129 Freiheit näml[ich], sein hierüb[er] einfach: Gott weiß sich allmächtig u[nd] er kennt das Wesen der geschöpfl[ichen] Freih[ei]t; darin sind alle weitern Möglichk[ei]t[e]n enthalten.“ 2119 „4)“ über der Zeile. - Einfügung am Seitenrand [88vl] : „NB [: ] 4) [„4)“ über der Zeile] Gott w[e]iß d[ie] frei[en] That[en] voraus - ab[e]r als frei[e] - würd[en] sie [n]u[n] u[m] d[ie]s[e]s Vorauswiss[en]s [n]i[c]ht [me]hr fr[e]i s[e]y[n], so wüßte er sie ja [n]i[c]ht ri[c]htig voraus [.] - NB [: ] G[o]tt[e]s G[e]da[n]k[en] sind nicht That[e]n - wie man oft sag[en] hört -“. 2120 „im Wirken“ über der Zeile. 2121 „näml[ich]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „aber“. 2122 „entsteht“ in der Zeile gestrichen. 2123 „kann“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „bildet“. 2124 Unter der Zeile: „Auch Woll[en] müß[en] wir v[om] Absolut[en] aussag[en] - da es ei[ne] H[au]ptvollk[ommen]h[ei]t d[a]rst[ellt].“ 2125 Randbemerkung [89rr] : „Unt[e]rsch[ie]d v[on] S[e]y[n] u[nd] Erkenn[en]“. 2126 Randbemerkung [89rr] : „Untersch[ie]d v[on] Erkenn[en] u[nd] Woll[en]“; „abe“ in der Zeile gestrichen. 2127 Randbemerkung [89rr] : „NB [: ] Ob G[o]tt[e]s Gedank[e] = Thaten sey[e]n. Nein. Nicht einmal G[o]tt[e]s Will[en]s(acte) od[er] B[e]stimm[un]g[en] si[n]d That[en]. Denn er will d[a]s Gute - dennoch geschieht es ni[c]ht - u[m] der Fr[ei]h[ei]t will[en] -“. 2128 Randbemerkung [89rr] : „Absoluth[ei]t d[e]s Woll[en]s trotzdem a) weil er Urheber der Mögl[i]chk[ei]t d[e]s Nichtgewollt[en] ist b) weil s[e]i[n] Woll[en] Bef[rie]d[i]g[un]g in s[einer] Immanenz findet“. 2129 „kreatürl[iche]“ über der Zeile. <?page no="262"?> 252 Werk ist, v[on] ihm kommt, also als Act u[nd] Werk seines eig[nen] 2130 Will[en]s ihn nicht bes[c]hränken kann; - dann aber werd[en] wir später - bei d[er] Lehre v[om] g[ö]ttl[ichen] Leben noch sehen, wie des g[ö]ttl[ichen] Erkennens 2131 u[nd] Wollens; Vermög[e] 2132 ein absolutes Object 2133 zur absolut[en] Befried[i]g[un]g ders[e]lb[e]n 2134 in sich u[nd] an sich selber findet, also die Welt mit ihrer Unvollkommenh[ei]t dazu nicht bedarf. Hier sollen nur die Eigenschaften des g[ö]ttl[ichen] Willens erforscht werden. [89rl/ 89vr] II) Wir gehen bei d[ie]s[e]r Untersuchung wieder aus vom Endlichen, Geschöpflichen, u[nd] zwar hier 2135 speziell v[om] geschöpflichen Willen, um an ihm uns orientirend uns die Beschaffenh[ei]t, näml[ich] die Vollkommenh[ei]t des g[ö]ttl[ichen] Willens klar od[er] vorstellbar zu machen. 2136 Des geschöpfl[ichen] Willens innerstes eigentl[iches] Wesen ist die Freiheit, 2137 die innere Selbstbestimmung [,] das Vermögen [,] Acte zu setzen ohne vorhergehend[en], consequent[en], nothw[e]nd[i]g[en] Causalzusamm[en]hang, indem der Wille selbst die s[c]höpferis[c]he Causa ist. Ein Wille ohne d[ie]se Freih[ei]t ist nicht denkbar, denn wo Zwang ist - innerer näml[ich -] da ist kein Willensents[c]hluß. D[ie]s[e]r freie Wille aber ist im Irdis[c]h[en] schon um so vollkommener, je mächtiger, kräftiger er ist, je mehr er vermag u[nd] wirken kann [,] denn ohne dieß ist das Wollen leeres, ohnmächt[i]g[e]s Wünschen; 2138 je mächtiger also der Wille, desto vollkommener. - 2139 Daraus ergeben sich also als erste, nothwend[i]gst[e] Eigenschaften des g[ö]ttl[ichen] Willens, 2140 absolute Freiheit, u[nd] absolute Macht od[er] Allmacht; zusammen die absolut freie Kraft. Daß G[o]tt frei sei, 2141 frei seyn müße seinem Wesen, seiner Idee gemäß, ist sogleich klar, wäre er nicht frei, so wäre er abhängig v[on] irg[en]d etwas [,] u[nd] d[ie]s[e]s wäre dann größer, vollkommener als Er; er wäre bes[c]hränkt, bedingt. Da aber d[ie]se Freih[ei]t G[o]tt[e]s wesentl[ich] Eins ist mit sein[em] Seyn od[er] Wesen, so ist sie keine Willkühr [,] d.i. kein zufälliges, wechselndes Wollen, sond[ern] ein Wollen seinem Wesen u[nd] dem Verein aller seiner Eigenschaften gemäß. - Man hört häufig die Rede, in G[o]tt 2130 „eig[nen]“ über der Zeile. 2131 „Erkenn[en]“ über der Zeile. 2132 „Vermög[e]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „wenn d[a]ss[e]lbe“. 2133 „d[ie]s[e]s Erkennens u[nd] Wollen (sic! )“ in der Zeile gestrichen. 2134 „ders[e]lb[e]n“ über der Zeile. 2135 Unleserliches Wort über der Zeile; in der Zeile gestrichenes „k... (? )“. 2136 Randbemerkung [89vl] : „Zum wirkl[ichen] g[ö]ttl[ichen] Wollen ist wiederu[m] vor Allem Selbstwoll[en], Selbstb[e]st[immun]g, Selbstb[e]sitz, Freih[ei]t nothw[en]d[i]g [.] - Dann erst Woll[en] eines Andern -“. 2137 Randbemerkung [89vl] : „Vollkommenh[ei]t[en]“. Darunter [89vl] : „a) Freiheit d[es] Will[en]s“. 2138 Randbemerkung [89vl] : „b) Macht d[e]s Will[en]s Vollkommenheit“. 2139 Im Nachhinein in die Zeile eingefügt: „(Und eb[en]so: ja beßer, d[a]s Gute will i[m] Ird[i]s[c]h[en])“; über der eingefügten Zeile: „I[m] Ges[c]höpfli[c]h[en] au[c]h [me]hr“. 2140 Randbemerkung [89vl] : „(c) Güte d[e]s Will[en]s? ) E[i]g[en]s[c]h[a]ft[en] d[e]s g[ö]ttl[ichen] Will[en]s -“. 2141 Randbemerkung [89vl] : „a) Fr[ei]h[ei]t“. <?page no="263"?> 253 sei Freih[ei]t u[nd] Nothw[e]nd[i]gk[ei]t Eins; 2142 d[ie]s[e]r Ausdruck Nothw[e]nd[i]gk[ei]t ist zum mindesten überflüßig; die Freih[ei]t u[nd] das vollkommene 2143 Wesen G[o]tt[e]s sind Eins, G[o]tt ist wesentl[ich] frei u[nd] ist freies Wesen; Nothw[e]nd[i]gk[ei]t im Sinne v[on] Zwang 2144 ist jedenf[a]lls unpaßend [,] 2145 als würde die Freih[ei]t v[om] Wesen G[o]tt[e]s 2146 bestimmt, gezwungen [89vr/ 90rl] [,] II [.] Th[ei]l 2147 §: 17 F[o]rts[e]tz[u]ng denn d[ie]s[e]s Wesen läßt sich nicht anders denken denn mit der Freih[ei]t, ohne Freih[ei]t wäre es nicht mehr Wesen G[o]tt[e]s; es würde also das freie Wesen G[o]tt[e]s die Freih[ei]t G[o]tt[e]s bestimmen; 2148 das Bestimmende u[nd] Bestimmte ist Eins; ist also nur ein Cirkel. Nothw[e]nd[i]gk[ei]t od[er] Zwang 2149 als Unvollkommenh[ei]t müss[en] wir bei Bestimmung des g[ö]ttl[ichen] Wesens ganz bei Seite laßen, da doch immer ein Nebenbegriff des Bedingtseyns, der Bes[c]hränk[u]ng damit verbund[en] ist, so als hielte G[o]tt gleichsam in sich selber seine Freih[ei]t im Zaum u[nd] in Bes[c]hränk[u]ng, deßen bedarf die g[ö]ttl[iche] Freih[ei]t nicht. 2150 Unter Allmacht od[er] wollender schöpferis[c]her Kraft versteht man jene Eigens[c]h[a]ft G[o]tt[e]s [,] vermöge welcher er seinem Wollen u[nd] Bes[c]hluß stets Ausführ[u]ng geben kann; doch ist auch d[ie]se Macht nicht zu betrachten wie eine blindwirkende stürmische Natur-Gewalt, sond[ern] sie ist wiederu[m] in Harmonie mit seinem Seyn u[nd] 2142 Randbemerkung [89vl] : „Identität v[on] Fr[ei]h[ei]t u[nd] Nothw[en]d[i]gk[ei]t“. 2143 „vollkommene“ über der Zeile. 2144 „Gesetz“ über der Zeile. 2145 Einfügung am Seitenrand [89vl] : „selbst wenn man das unter d[a]s g[ö]ttl[iche] Wesen selbst versteht“. 2146 „Nothw[e]nd[i]gk[ei]t“ über der Zeile. 2147 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 34“ am oberen Seitenrand [90rr] ; „34“ bezeichnet den Bogen. 2148 Randbemerkung [90rr] : „Tautologie“. 2149 Randbemerkung [90rr] : „NB [: ] Nothwend[i]gk[ei]t = Gesetz? wie b[e]i d[em] mens[c]hl[ichen] Will[en]? “ 2150 Einfügung am Seitenrand [90rr] : „Unter Nothw[e]nd[i]gk[ei]t verstehen wir 1) entweder Unveränderl[i]chk[ei]t [über der Zeile: „erzwu[n]ge[ne]s, unveränderl[iches] Beharr[en] d[e]s S[e]y[n]s“] in Folge v[on] Leblosigk[ei]t od[er] Erstarr[u]ng, so d[a]ß ein Ding in d[em]s[e]lb[en] Zust[a]nd verharren muß [über der Zeile: „wie d[er] Stein - d[ie]s[e]r kann nicht anders s[e]y[n]“] od[er] 2) Unveränderl[i]chk[ei]t, Unmöglichk[ei]t einer Aend[e]ru[n]g trotz innern Lebens [über der Zeile: „Beweg[un]g (Stein) od[er] Pflanze“], indem d[ie]s[e]s nach bestimmten, ihm anderswoher gegeb[ene]n, unveränderl[ichen] Gesetzen sich in bestimmter Weise entfalten u[nd] beweg[e]n muß [,] z.B. d[ie] Pflanze - [„Stei[n]wurf - Fall“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt] [.] Bei G[o]tt nehmen wir zwar auch Unveränderl[i]chk[ei]t an, aber nicht in Folge d[ie]s[e]r beiden angeführt[en] Gründe [,] sond[ern] in Folge seiner Vollkommenh[ei]t, die man nicht Nothw[e]nd[i]gk[ei]t nennen kann, weil ihr ganzes Wesen Selbstheit, daß ich so sage, - od[er] [„od[er]“ über der Zeile] Freih[ei]t ist. - Obwohl aber d[ie]se Freih[ei]t G[o]tt[e]s nicht gebunden ist d[u]rch Nothwend[i]gk[ei]t, so ist sie doch keineswegs s[c]hrankenlose Willkühr, sond[ern,] wie schon bemerkt, Eins mit seiner Vollkommenh[ei]t u[nd] in Harmonie mit den üb[ri]g[en] Eigens[c]h[a]ft[e]n der Erk[e]n[n]tn[i]ß der Weisheit etc.“ Weitere Einfügung am Seitenrand [90rr] : „Fr[e]ih[ei]t ist i[n] G[o]tt [,] i[n]sofer[n] sie Vollk[ommen]h[ei]t, Selbstst[än]d[i]gk[ei]t ist - ist [n]i[c]ht i[n] G[o]tt i[n] sofer[n] sie Willkühr ist [.] - Nothw[en]d[i]gk[ei]t ist i[n] G[o]tt i[n]sofern kei[n] Wille ... (? ) i[n] ih[m] ist - ist [n]i[c]ht [,] insofer[n] sie Zwa[n]g ... (? )“ In die Zeile des Haupttextes im Nachhinein eingefügt: „b) Macht d[e]s Will[en]s“. <?page no="264"?> 254 Erkennen. Daß G[o]tt allmächt[i]g ist [,] folgt aus s[einer] Vollkommenh[ei]t nothwendig, denn irg[e]nd eine Urmacht würde d[ie]se aufheben. In der Schöpfung zeigt sich die Macht G[o]tt[e]s, aber seine Allmacht ist in ihr nicht erschöpft, sonst müßte die Welt Gott selbst seyn, wenn seine ganze immanente, absolute Kraft in ihr realisirt wäre. 2151 Auch ist es der Allmacht nicht entgegen [,] daß Vieles in der Welt ist, was diese nicht wirkt [,] näml[ich] die freien Thaten des Menschen; denn die Macht zu d[ie]s[e]m freien Thun, der freie Wille des Menschen, ist ja auch das Werk der göttl[ichen] Macht, u[nd] zwar das größte, erhebendste Werk derselben; wovon später. Man kann auch nicht etwa sophistisch einwenden, daß es Vieles gebe, was G[o]tt nicht könne, nicht vermöge, 2152 z.B. die Unwahrheit sagen, das Böse wollen 2153 od[er] etwas Geschehenes ungeschehen machen od[er] eine böse That [,] die geschehen [,] in eine gute verwandeln u[nd] d[er]gl[eichen]. 2154 Denn das Alles ist kein Zeichen der [90rl/ 90vr] Macht u[nd] v[on] Gott undenkbar, da es seinem Will[en] u[nd] den Gesetzen [,] die Er dem Daseyn gegeben hat [,] widerspricht. 2155 - Daran schließen sich noch 2156 Will[en]s-Vollk[ommen]h[ei]t [,] bedi[n]gt du[rc]h Güte 2157 Weitere Eigensch[a]ft[e]n aus dem Verein v[on] s[einem] Wißen u[nd] Wollen (u[nd] Seyn) 2158 , näml[ich] a) Die Güte, Gerechtigk[ei]t, u[nd] Weisheit G[o]tt[e]s [,] in so fern wir uns Ihn wirkend in der Welt denken, 2151 In die Zeile im Nachhinein eingefügt: „d.h. nicht all s[eine] Macht ist in d[er] Welt erschöpft -“. 2152 „nicht vermöge,“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. Randbemerkung [90rr] : „Allmacht u[nd] Nichtkönnen G[o]tt[e]s“. 2153 Randbemerkung [90rr] : „Allmacht G[o]tt[e]s u[nd] Böses in d[er] Welt“. 2154 Randbemerkung [90rr] : „Das Böse ist ja eb[en] d[a]s [,] was Gott nicht will - u[nd] ist böse [,] weil er es nicht will - d[a]h[er] hat jene Rede gar kei[nen] Sinn mehr [Fortsetzung folgt [90rl] am unteren Seitenrand: ] [,] denn es hieße das: ‚kann das nicht, was er nicht will -’“. 2155 Einfügung am Seitenrand [90vl] : „Er kann das nicht, weil er es nicht will [,] d.h. weil es den Gesetzen der Vollkomm[en]h[ei]t zuwider ist - d.h. seine[m] Will[en.] - Geschehenes ungeschehen ma[c]h[en] will er nicht [,] fr[e]i[em] Raths[c]hluß gemäß [,] da er Zeit ers[c]haff[en] hat u[nd] erhält [.] - [„weil“ in der Zeile gestrichen] Es kann d[a]s nicht mehr ges[c]hehen, eben weil er d[a]s nicht mehr geschehen, eben weil er gewollt hat, d[a]ß es nicht mehr ges[c]heh[en] könne, d.h. weil er d[ie] Welt so ers[c]haff[en.] Man könnte zuletzt noch sagen: G[o]tt ist nicht allmächt[i]g, denn er kann w[en]igst[en]s etwas nicht: nä[m]l[ich] er kann nicht ohnmächt[i]g sey[n.] - Oder er ist [n]i[c]ht Gott, denn er kann nicht Ni[c]ht-G[o]tt sey[n] - [n]i[c]ht d[a]s Relative etc. Daß er d[ie]ß [n]i[c]ht kann [,] ist ja viel[me]hr eine Vollkomm[en]h[ei]t, [n]i[c]ht Unvollkomm[en]h[ei]t) [.] Od[er] Er kann nicht [,] daß d[a]s Dreieck vier Winkel habe [.] - Er ist da gebund[en] etc. - Abbild s[e]i[ne]s Wes[en]s) [.] Nicht jed[e]s Könn[en] (? ) ist Macht [,] nicht jed[e]s Nichtkö[nnen] Ohnmacht -“. Darunter [90vl] : „3) Vollk[ommen]h[ei]t d[e]s Woll[en]s - Güte u[nd] Gerecht[i]gk[ei]t Güte - kundgegebene Liebe.“ 2156 „(D)“ im Nachhinein gestrichen. 2157 Einfügung am Seitenrand [90vl] : „Gottes Wille ist sich selbst Gesetz - d[a]h[er] Natur - Güte“. 2158 In der Zeile gestrichen: „(Aus dem Vereine d[ie]s[e]r Eigensch[a]ft[e]n mit G[o]tt[e]s Wesen u[nd] Erkennen laßen sich noch andere ableiten)“. <?page no="265"?> 255 b) seine Seligkeit u[nd] Heiligkeit [,] in so fern wir uns Ihn an sich, in s[einem] immanenten Seyn u[nd] Leben denken. - ad a) Güte nennen wir jene innere Gesinnung [,] die den Menschen geneigt 2159 macht zum Wohlwollen und Wohlthun für Andere; d[ie]se Eigenschaft nun schreiben wir auch Gott im vollkommensten Maaße zu, indem wir sagen: seinem Wesen gemäß will Gott das Beste aller Menschen u[nd] das Verderben keines Einzigen u[nd] Er kann Nichts Gutes u[nd] Förderliches dem Menschen versagen, etwa neidis[c]h od[er] feindselig. 2160 - Gleichwohl hat gerade d[ie]se Eigenschaft 2161 das Eigenthümliche, daß sie zu ihrer Vollkommenh[ei]t [,] nam[en]tl[ich] in ihr[er] Wirkung in d[er] Welt, 2162 einer gewissen Beschränk[u]ng u[nd] Leitung bedarf, denn Güte ohne alle Beschränkung u[nd] maßvolles Urtheil könnte auch zur Schwäche werden. D[ie]se Einfügung u[nd] bes[c]hränkende Leitung s[o] z[u] s[a]g[en] erhält die Güte G[o]tt[e]s an der Gerechtigkeit [.] Gerechtigkeit bei einem Menschen nennen wir die innere u[nd] äußere 2163 Angemessenheit seines Seyns 2164 [,] Wollens u[nd] Handelns an die Gesetze seines Daseyns u[nd] Lebens; u[nd] 2165 das Sich-Richten nach d[ie]s[e]n ihm gesetzten Gesetz[e]n seines Seyns u[nd] Wirkens (das Seyn kann nie vernichtet werd[en] in s[einer] Gerecht[i]gk[ei]t, wohl aber das Wirken. 2166 ) Bei G[o]tt aber ist d[ie] Gerecht[i]gk[ei]t als immanent[e] Qualität seines Wesens nicht ein Richten nach [90vr/ 91rl] gegebenen Gesetzen od[er] Normen, selbst nicht nach solchen [,] die Er sich selber gibt, denn auch hier gilt wieder dieß, daß Gott nicht der Gerecht[i]gk[ei]t gemäß will od[er] handelt [,] sond[ern] die Gerecht[i]gk[ei]t selber ist, 2167 2159 „geneigt“ über der Zeile. 2160 Einfügung am Seitenrand [90vl] : „Als immanente Wesensbeschaffenheit [„hat k... (? )“ in der Zeile gestrichen] ist Gott die Güte selbst, hat sie nicht blos [,] u[nd] wenn wir sagen: Gott will nur [,] was gut ist [,] vermöge seiner Güte, so ist dieß fast [„fast (? )“ über der Zeile] unpassend, denn nicht weil etwas gut ist, will Gott es, sondern weil Er es will [,] ist es gut; weil die wesentl[iche] Güte G[o]tt[e]s jeden Willensact als gut qualificirt; indeß in s[einem] Verhalt[en] geg[en] M[en]s[c]h[en] kann man wohl jene Ausdru[c]ksw[ei]se beibehalt[en]. Aber hat dann also G[o]tt blos d[u]r[c]h s[e]i[nen] Will[en]sact festgestellt, was Gut sey, also willkührl[ich]? - Nein, denn was er festsetzt [,] ist [n]i[c]ht [me]hr willkührl[ich], s[on]d[ern] ew[i]g[e]s Gesetz [.] D[a]s Mutwillkührl[iche] paßt da gar [n]i[c]ht [.] Aber wenn er [n]u[n] gewollt, d[a]ß d[a]sj[enige], was u[n]s böse ersch[e]i[n]t, gut sey? Es würde u[n]s [n]i[c]ht [me]hr als böse erschei[nen] - Ermord[un]g als größte Wohlthat etc. Allein [,] es liegt i[n] d[er] Natur der Sache [,] d[a]ß d[a]s Leb[en] als gut ersch[e]i[n]t, [n]i[c]ht der Tod - weil Gott Schöpf[un]g u[nd] Leb[en] gewollt -“. 2161 In der Zeile folgendes „zu“ gestrichen. 2162 „nam[en]tl[ich] in ihr[er] Wirkung in d[er] Welt,“ über der Zeile. 2163 „u[nd] äußere“ über der Zeile. 2164 „Seyns“ ersetzt in der Zeile gestrichenes „Wo[llens]“. 2165 „u[nd]“ über der Zeile. 2166 „beid[e]s [nic]ht vers[c]hieden“ über der Zeile. 2167 Randbemerkung [91rr] : „G[o]tt ist die re[c]hte Ri[c]ht[un]g selbst, die Gerecht[i]gk[ei]t selbst.“ <?page no="266"?> 256 Alles also [,] was Er will u[nd] thut (nothwendig) 2168 auch gerecht ist. Er überlegt [n]i[c]ht erst [,] ob d[a]s [,] was er will [,] auch g[e]r[ec]ht sei. 2169 In Bezug auf die Welt [,] auf 2170 die Menschen [,] ist die g[ö]ttl[iche] Gerecht[i]gk[ei]t sein Urtheil über das Verhalt[en] des Menschen in Betreff der seinem Daseyn u[nd] Leben zur freien Realisir[u]ng vorgezeichneten Gesetze u[nd] das auf d[ie]s[e]s Urtheil sich stützende Richten G[o]tt[e]s über der Menschen Thun. 2171 - Gewisser Maßen beschränkt [,] aber in der That gerade vervollkom[m]net wird d[ie]se g[ö]ttl[iche] Gerecht[i]gk[ei]t d[u]rch seine Güte, sonst wäre sie Härte, Strenge; mit ihr vereint u[nd] in Harmonie 2172 aber wird sie zur Vollkommenh[ei]t vollendet. - V[on] der Weish[ei]t schon oben die Rede [.] - 2173 ad b [)] Aus dem Verein d[ie]s[e]r Eigenschaften gehen gehen 2174 noch besonders hervor die Heiligkeit u[nd] die Seeligk[ei]t G[o]tt[e]s. 2175 Heilig nennen wir im Geschöpflichen, bei den 2176 Menschen [,] denjenigen, der sein inneres Wesen, seine Seele mit allen ihren Kräften durch freies Wollen u[nd] Wirken so gottverähnlicht hat, daß kein Schatten des Bösen mehr in ihm 2177 vorhanden ist, u[nd] nicht bloß dieß, sond[ern] 2178 daß selbst ein äußerl[ich] gegebenes Gesetz seinem Willen nicht mehr als Richtschnur dient, (so daß deßen ... (? )) 2179 freies Wollen das g[ö]ttl[iche] 2180 Gesetz vollkommen in sich aufgenommen hat 2181 , zu lebend[i]g[e]r Einheit mit ihm geworden ist; denn wo das Gesetz noch als gebietendes der Seele vorschwebt u[nd] ihm Gehorsam geleistet, ihm gedient wird, da ist erst - wenn es nur aus Furcht u[nd] Zwang geschieht [,] Legalität 2182 - wenn es aus Schuldigk[ei]t [,] Furcht u[nd] Gehorsam geschieht - Moralität 2183 . 2168 „eo ipso“ über der Zeile. 2169 Einfügung am Seitenrand [91rr] : „Und d[a]s Gerechte erscheint u[n]s deßh[a]lb als gerecht, weil Gott es will - uns[er] Begriff v[on] Gerecht[i]gk[ei]t stammt nicht v[on] irg[en]d einer Nothw[en]d[i]gk[ei]t, sond[ern] v[on] d[em] fr[eien] Will[en] G[o]tt[e]s“. 2170 „auf“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „u[nd]“. 2171 Einfügung am Seitenrand [91rr] : „letztl[ich] E[n]tsch[ei]d[un]g üb[er] d[a]s Loos des M[e]nsch[en]“. 2172 „u[nd] in Harmonie“ über der Zeile. 2173 „V[on] der Weish[ei]t schon oben die Rede [.] -“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 2174 „gehen“ irrtümlich wiederholt. 2175 „(Exist[en]z = Form u[nd] Genuß der Absoluth[ei]t)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 2176 „den“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „dem“. 2177 „ihm“ ersetzt durch Streichung und Überschreibung ursprüngliches „ihre (? )“. 2178 „dieß ist aber dann d[e]r Fall [,] wenn“ über der Zeile sollte wohl in der Zeile im Nachhinein eingeklammertes „u[nd] nicht blos dieß, sond[ern]“ ersetzen, wurde dann aber selbst wieder gestrichen. 2179 „(so daß deßen ... (? ))“ über der Zeile; „sond[ern] sein“ in der Zeile gestrichen. „bei dem sein eig[ne]s Wesen u[nd] G[o]tt[e]s Will[e] od[er] Gesetz Eins geword[en] - dem G[o]tt[e]s Wille also zur andern Natur geword[en]“ ist am Seitenrand vermerkt und könnte als Ersatz von durch Streichung bzw. Einklammerung fehlendem Text gedacht sein. 2180 „g[ö]ttl[iche]“ über der Zeile. 2181 „hat“ über der Zeile. 2182 „Gesetzlichkeit“ über der Zeile. 2183 „Sittlichkeit“ über der Zeile. - Randbemerkung [91rr] : „noch nicht Heiligk[ei]t“. <?page no="267"?> 257 Daraus ergibt sich nun v[on] selbst, daß wir d[ie]se höchste geist[i]g[e] Vollkommenh[ei]t des geschöpflich[en] Wesens, im 2184 höchsten Grade v[on] 2185 Gott aussagen dürfen u[nd] müssen, da ja d[ie] geschöpfl[iche] Heiligk[ei]t gerade in der Aehnlichk[ei]t mit der göttl[ichen] besteht [.] [91rl/ 91vr] Die Heiligk[ei]t G[o]tt[e]s ist Nichts Andres als die vollkommenste Uebereinstimmung seines Wollens u[nd] Wesens; Gott ist d[a]h[er] die Heiligk[ei]t selbst, u[nd] was 2186 im Geschöpflichen d[ie]s[e]r ähnl[ich] ist, ein Abbild davon ist, das ist auch heilig. 2187 Endlich sagen wir vollkommene Seeligkeit als g[ö]ttl[iche] Eigenschaft aus. D[ie]se Seel[i]gk[ei]t ist nicht schon bestimmt, wenn man etwa sagt [,] sie bestehe in vollkommener Bedürfnißlos[i]gk[ei]t G[o]tt[e]s, in vollkommener, innerer Befriedigung, so daß ihm Nichts fehlt, Er nach Nichts Verlangen hat. Wir nennen seelig den, welcher sich des vollkommensten Genusses, der 2188 seinem Wesen 2189 harmonischen Güter 2190 freut, der Alles hat, was seinem Seyn, Erkennen u[nd] Wollen nothwendig [,] angemeßen, begehrenswerth ist, ohne Furcht d[ie]s[e]s Gutes verlustig zu werden; - wie sich v[on] selbst versteht bei Abwesenh[ei]t alles deßen [,] was mit seinem Wesen, Erk[e]nnen u[nd] Wollen in Disharmonie steht. Die Seeligkeit G[o]tt[e]s ist nun nicht Bedürfnißlosigk[ei]t [,] wie sie 2191 beim Unlebend[i]g[e]n der Fall ist [,] beim Stein z.B., sie ist auch nicht vollkommenste Befried[i]g[un]g aller Bedürfniße, denn solche Bedürfniße hat er seinem Wesen gemäß nicht; er wäre nicht G[o]tt [,] wenn er solche hätte, denn Niemand könnte sie befriedigen, - sond[ern] die Seel[i]gk[ei]t G[o]tt[e]s besteht nach der Idee u[nd] Vorstell[u]ng [,] die wir v[on] Gott haben, im vollkommensten Selbstbewußtseyn u[nd] Selbstbesitz seines 2184 „sein[en]“ in der Zeile gestrichen. 2185 „v[on]“ über der Zeile. 2186 „wer“ über der Zeile. 2187 Einfügung am Seitenrand [91vl] : „Ob die Existenz des Bösen - [„od[er] d[ie] Erh[a]lt[u]ng der Welt u[nd] d[e]s Bösen“ über der Zeile eingefügt] die Schöpf[u]ng der Möglichkeit des Bösen keinen Schatten wirft auf G[o]tt[e]s Heil[i]gk[ei]t? [„Ob d[a]du[rc]h s[ein] Will[e] - sein Wesen nicht verletzt habe“ über der Zeile; „Ob G[o]tt[e]s Wille indem er d[a]s Böse zuläßt od[er] die Macht z[um] Bösen ges[c]haff[en] - nicht mit s[e]i[nem] Wes[e]n in Widerspru[c]h gerath[en] u[nd] so die Heil[i]gk[ei]t gefährdet habe. -“ als eigene Randbemerkung [91vl] an dieser Stelle eingefügt.] - Die Existenz des Bösen ist möglich, ist bedingt d[u]rch die Existenz u[nd] Erhalt[u]ng der geschöpflichen Freiheit, wäre d[ie]se nicht, dann würde nach uns[erer] Auffaß[u]ng d[e]s Daseyns auch das Böse nicht seyn u[nd] würde sie aufgehoben, dann wäre auch das Böse beendigt. Es handelt sich also darum ledigl[ich,] [„a)“ über der Zeile] ob es die Heil[i]gk[ei]t G[o]tt[e]s nicht verletzt, daß er freie Wesen schuf, die als solche nothw[e]nd[i]g die Mögl[i]chk[ei]t des Bösen in sich haben; - diese Verletz[u]ng der Heil[i]gk[ei]t G[o]tt[e]s d[u]rch d[ie] Schöpf[u]ng der Freih[ei]t findet nicht statt, denn d[ie]se ist ja an sich Nichts Böses [,] vielmehr die edelste, vollkommenste Gabe des S[c]höpfers, das freie Wesen sein vollkommenstes Ebenbild unt[er] allen üb[ri]g[e]n Geschöpfen [„Geschöpfen“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Geschöpflichen“], ihm mehr ähnl[ich] als Alles Andere. [Im Nachhinein in die Zeile eingefügt: „u[nd] [„b)“ über der Zeile] in ihr“; „Freih[ei]t“ über der Zeile] besteht die Mögl[i]chk[ei]t gerade der geschöpfl[ichen] Heil[i]gk[ei]t [.] - Also ist gerade d[a]dur[c]h die S[c]höpf[un]g d[e]r frei[en] Kr[a]ft s[einer] Heil[i]gk[ei]t ganz gemäß.]“ 2188 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „des“. 2189 „Har[monie]“ in der Zeile gestrichen. 2190 „Güter“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Gutes“. 2191 „sie“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „dieß“. <?page no="268"?> 258 unendl[ichen] Wesens 2192 u[nd] Seyns [,] das eben der 2193 harmonische Verein aller Vollkommenheiten ist, ohne alle innere Dißonanz u[nd] Veränderung; d[ie] g[ö]ttl[iche] Seel[i]gk[ei]t ist vollkommene Ruhe u[nd] vollkommene Bewegung, denn beides kann deßhalb der Fall seyn [,] weil beides imman[en]t ist, die reinste Bewegth[ei]t nicht v[on] etwas Aeußer[m] veranlaßt wird u[nd] v[on] Fremdart[i]g[e]m erlangt wird, ist sich bewegende Ruhe. 2194 - D[ie]se Seel[i]gk[ei]t besteht, wie bemerkt wurde [,] im vollkommenst[en] Selbstbewußts[eyn] u[nd] Selbstbesitz od[er] Genuß seines unendl[ichen,] vollkommenst[en] Wesens, Erkennens u[nd] Wollens, d[ie]se Seel[i]gk[ei]t setzt d[a]h[er] nothw[e]nd[i]g Liebe 2195 [,] Leben, Persönl[i]chk[ei]t [91vr/ 92rl] II [.] Th[ei]l 2196 §: 17 F[o]rts[e]tz[u]ng voraus, denn ohne diese wäre sie nicht möglich, wie ja üb[e]rh[au]pt schon das Erkennen u[nd] Wollen die Geist[i]gk[ei]t G[o]tt[e]s nothwendig als Persönlichk[ei]t aufzufaßen nöthigen. 2197 Wir kommen also hiemit zur Betracht[un]g des g[ei]st[igen] 2198 Lebens od[er] d[er] Persönlichkeit G[o]tt[e]s. - Ehe wir aber die Untersuch[u]ng hierüber beginnen, müssen wir noch nachträgl[ich] einige Bemerk[u]ng[e]n üb[er] die g[ö]ttl[ichen] Eigensch[a]ft[e]n anfügen. 2192 „(absolut vollkomm[enen])“ über der Zeile. 2193 „Ha[rmonie]“ in der Zeile gestrichen. 2194 Einfügung am Seitenrand [91vl] : „Ob das Uebel, d[a]s Unglück in d[er] Schöpf[u]ng G[o]tt[e]s Seel[i]gk[ei]t nicht beeinträchtigt? [Über der Zeile: „D[ie]ß geschieht“] deßh[a]lb nicht [,] weil es [„es“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „sie“] das immanente g[ö]ttl[iche] Wesen nicht berührt - er in sein[em] innern Leben der Schöpf[u]ng gar nicht bedarf, ganz unabhäng[i]g ist v[on] ihr. [„Nur wenn d[ie] Welt z[um] Wesen G[o]tt[e]s gehörte, kö[nn]te di[e]ß d[e]r Fall sey[n]“ als weitere Randbemerkung [91vl] an dieser Stelle eingefügt.] - Eine Trübung s[einer] Seel[i]gk[ei]t in so fern sein Wille in d[er] Welt v[on] den Bösen nicht vollzogen wird, kann ebenf[a]lls nicht statt finden, weil in d[er] Gabe der Freih[ei]t uranfängl[ich] die Zulaß[u]ng auch des Bösen schon gegeben ist.“ 2195 „Liebe“ über der Zeile. 2196 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 35“ am oberen Seitenrand [92rr] ; „35“ bezeichnet den Bogen. 2197 Randbemerkung [92rr] : „wenn darum v[on] Affecten d[ie] Rede ist in d[er] Schr[i]ft [,] z.B. v[on] Zorn, Reue, Mitleid [,] so ist dieß nur menschl[iche] Verdeutlich[u]ngsw[ei]se des g[ö]ttl[ichen] Wirkens in der Welt, - u[nd] hat mit seinem innersten Leben der Seeligk[ei]t nichts zu thun.“ 2198 „g[ei]st[igen]“ über der Zeile. <?page no="269"?> 259 Schlußbemerk[u]ng[e]n üb[er] die g[ö]ttl[ichen] Eig[e]ns[c]h[a]ft[e]n. 2199 Von jeher war es eine vielbesprochene Frage, ob wir mit d[ie]s[e]n Eigenschaften wirkl[ich] das Wesen G[o]tt[e]s erkennen, wie es an sich ist, 2200 od[er] weil anerkannter Maßen das volle Wesen G[o]tt[e]s jedenf[a]lls uns undurchdringl[ich], ein Geheimniß bleibt, ob wenigstens d[ie]se Eigenschaftsbegriffe Einiges vom Wesen G[o]tt[e]s [,] wie a) 2201 es an sich ist, aussagen, also der Wirkl[i]chk[ei]t, dem wirkl[ichen] Wesen G[o]tt[e]s entsprechen; - oder b) 2202 ob d[ie]se Eigensch[a]ftsb[e]gr[i]ffe bloße Beziehungen G[o]tt[e]s zur Welt aussprechen, nicht sein an sich seyendes Wesen, od[er] c) 2203 ob sie gar nur verschiedene Namen, od[er] Benennungen sey[en] für Ein u[nd] dasselbe Eine, unerkennbare Wesen G[o]tt[e]s - wie die sog[enannten] 2204 Nominalisten zu 2205 behaupten geneigt waren. - 2206 Da wir in uns[erem] Erkennen darauf angewiesen sind [,] aus der Wirkung auf die Ursache, aus der Erscheinung, aus d[em] Aeußern 2207 auf das Innere, Verborgene zu schließen, u[nd] dieß vernünft[i]g[e]r Weise auch können, da die Wirk[u]ng doch die Ursache kund geben muß [,] dieselbe in ihrer Beschaffenheit 2208 offenbaren muß, so können wir auch hier ein Gleiches mit Recht u[nd] vernünftiger Weise thun. Wir gehen bei d[ie]s[er] 2209 wissensch[aftlichen] Bestimmung G[o]tt[e]s d[u]rch Eigensch[a]ftsbegr[i]ffe von der uns einwohnenden immanenten 2210 Idee v[on] G[o]tt, die 2199 Randbemerkung [92rr] : „4 Fälle [: ] a) Ob d[ie]s[e] Eig[en]sch[a]ft[en] wirkl[iche] Realit[ä]t ausdr[üc]k[en] an u[nd] in G[o]tt selbst (Real[i]sm[us]) [,] u[nd] zwar wirkl[ich] Verschiedenes - b) od[er] best[immte] Begr[i]ff[e] Nam[en] si[n]d (Nominal[i]sm[us]) c) od[er] blos G[o]tt [„an sich“ über der Zeile] zu k[ennen] i[n] B[e]z[ie]h[un]g zur Welt d) od[er] e[n]dl[ich] gar nur B[e]sch[a]ff[en]h[ei]t[en] (? ) [men]s[c]hl[ichen] Abh[än]g[i]gk[ei]tsgef[ü]hls v[on] G[o]tt si[n]d (Schleier[m]acher [).] a) Wenn d[e]r Idee v[on] G[o]tt objec[ive] Realität zuk[omm]t [,] dann auch dem, was aus d[ie]s[e]r Idee folgt, die E[i]g[en]s[c]h[aften.] Wenn G[o]tt obj[ectiv] existirt, dann sind auch a. d[ie]se E[i]g[en]s[c]h[a]ft[en] obj[ectiv] gelt[en]de B[e]sti[mm]u[n]g[en,] da sie aus d[e]r Idee G[o]tt[e]s folg[en,] also au[c]h in [„in“ ersetzt durch Überschreibung unleserliches Wort] d[e]r ... (? ) Idee vorhand[en] seyn muß [.] - b) Was ihr V[e]rh[ä]lt[n]iß zu einand[er] b[e]trifft [,] so sind sie nicht wesentl[ich] getrennt, wenn au[c]h vers[c]hied[en]; unum re ratione diversa. - Es wi[r]d immer d[a]ss[e]lb[e] g[ö]ttl[iche] W[e]s[en] - nur immer wieder i[n] and[erer] B[e]z[ie]h[un]g b[e]stimmt. - g) Jede sagt aber ganz d[a]s Absolut[e] aus, [n]i[c]ht i[m] Th[ei]l. - D[u]rch jede ist also d[a]s g[an]ze absol[ute] W[e]s[en] b[e]sti[mm]t - u[nd] hört oh[ne] sie auf [,] di[e]ß zu sey[n.] - (Nominal[i]sm[us.]) ad a) Ob nur ex parte ipsius ratiocinantis, nicht aber ex proprietate ipsius rei. (Real[i]sm[us]).“ 2200 Randbemerkung [92rr] : „NB [: ] Wir nehm[en] d[ie]s[e] Eig[en]s[c]haft[en] v[om] ges[c]höpfl[ichen] G[ei]ste auf u[nd] leit[en] sie dann in absolut[er] Pot[en]z v[on] d[er] Idee d[e]s Absolut[en] ab. -“ 2201 „a)“ über der Zeile; „a)“ zusätzlich am Seitenrand [92rr] . 2202 „b)“ über der Zeile; „c)“ zusätzlich am Seitenrand [92rr] ersetzt gestrichenes „b)“. 2203 „c)“ über der Zeile; „b)“ zusätzlich am Seitenrand [92rr] ersetzt überschriebenes „c)“. 2204 „sog[enannten]“ über der Zeile. 2205 „zu“ über der Zeile. 2206 Randbemerkung [92rr] : „1)“. 2207 „aus d[em] Aeußern“ über der Zeile. 2208 „k... (? )“ in der Zeile gestrichen. 2209 „wissensch[aftlichen]“ über der Zeile. 2210 „immanenten“ über der Zeile. <?page no="270"?> 260 off[e]nbar seinem Wesen an sich, als das Abbild derselben, angemessen seyn muß, bei uns[erem] Erkennen aus u[nd] verdeutlichen uns das Wesen G[o]tt[e]s an den ird[i]s[c]h[en] Eigens[c]h[a]ft[e]n, die wir d[ie]s[e]r Idee gemäß ihr wenigstens analog finden. 2211 So wahr uns[ere] Idee v[on] G[o]tt, uns[er] unmittelbares Bew[u]ßts[eyn] dem Wesen [92rl/ 92vr] G[o]tt[e]s angemessen ist 2212 , so wahr sind auch d[ie]se Eigenschaftsbegriffe dem Wesen G[o]tt[e]s angemess[en,] wie sie mit uns[erer] 2213 Idee v[on] G[o]tt übereinstimmen. 2214 Dann ist es allerdings richtig, d[a]ß viele Eigenschaften G[o]tt[e]s 2215 [,] z.B. s[eine] Gnade 2216 [,] Langmuth, Barmherz[i]gk[ei]t 2217 nur zunächst Beziehungen G[o]tt[e]s zur Welt [,] sein Verhalten den Menschen gegenüber, nicht eigentl[ich] sein An sich 2218 ausdenken. Allein, gleichwohl müssen sie sich auch als Bestimmungen seines Wesens an sich geltend machen, es muß ihnen etwas im Wesen G[o]tt[e]s corresspondiren, entsprechen, denn Gott kann nicht etwas offenbaren der Welt gegenüber, was er an sich gar nicht ist, er kann nicht sich barmherzig zeigen [,] ohne d[a]ß sein Wese[n] d[ie]se Qualität an sich hätte 2219 ; gerade die Bezieh[u]ng[en] G[o]tt[e]s zur Welt offenbaren sein An sich seyend[e]s Wesen; 2220 er kann sich nicht anders zur Welt verhalten als er wirkl[ich] ist; 2221 anders wäre es ja Verstell[u]ng, Täuschung, was G[o]tt[e]s unwürd[i]g. 2222 2223 Die Eigenschaftsbegr[i]ffe sind also 2224 nicht blos verschiedene Namen, die alle 2225 Ein u[nd] dasselbe bezeichnen; Es ist richtig [,] daß alle Eigenschaften Ein u[nd] dasselbe g[ö]ttl[iche] Wesen sind 2226 - nicht blos ihm angehören, ihm eigen sind; 2227 jede Eigenschaft ist G[o]tt ganz, nicht etwa blos ein Theil v[on] ihm, sond[ern] das Eine göttl[iche] 2211 Randbemerkung [92rr] : „Die Darst[e]ll[un]g der Eig[en]s[c]h[a]ft[en] G[o]tt[e]s ist darum eine Explicati[on] der gewöh[n]l[ichen] Bew[ei]se für d[a]s Dasey[n] G[o]tt[e]s [,] u[nd] zwar so, d[a]ß der ontolog[ische] bei All[em] der immanente Maaßstab ist. Wie aus d[em] Dasey[n] d[e]r Idee auf d[a]s Dasey[n] G[o]tt[e]s ges[c]hl[o]ß[en] wird - v[on] Wirk[un]g auf Ursache - so aus d[em] I[n]halt der Idee u[nd] der Welt - auf d[a]s Wes[en] G[o]tt[e]s [.] - Die Welt bietet d[ie] Eig[en]s[c]h[a]ft[en], die Idee v[on] G[o]tt pot[en]zirt sie [.] - (NB [: ] D[er] ontolog[ische] Bew[eis] f[ür] G[o]tt[e]s Dasey[n] - paßt hier mit s[einer] Verfahr[u]ngsw[ei]se.)“ 2212 „ist“ in der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „se[y]“. 2213 „uns[erer]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „der“. 2214 Randbemerkung [92vl] „ad) Schleiermacher“ gestrichen. 2215 „G[o]tt[e]s” über der Zeile. 2216 „Gnade“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „Güte“. 2217 „sein“ in der Zeile gestrichen. 2218 „seyendes Wesen“ über der Zeile gestrichen. 2219 „wie Heucheln“ über der Zeile. 2220 Randbemerkung [92vl] : „aber s[eine] Bar[m]herz[i]gk[ei]t würde [n]i[c]ht off[en]bar ohne hülfserbar[m]u[n]gswürd[i]g[e] Geschöpfe“. 2221 „das“ in der Zeile gestrichen. 2222 Randbemerkung [92vl] : „Schleiermach[ers] Ansicht.“ 2223 „2)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 2224 „also“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „auch“. 2225 „alle“ über der Zeile. 2226 Randbemerkung [92vl] : „Die Praedicate (Eig[en]s[c]haft[en]) sind also: unum re - ratione diversa.“ 2227 „sonder[n]“ über der Zeile gestrichen. <?page no="271"?> 261 Wesen selbst; allein es 2228 sagt jede Eigenschaft v[on] d[ie]s[e]m Einen göttl[ichen] Wesen etwas Andres aus; weil wir das ganze Wesen G[o]tt[e]s nicht in Einem Begriffe aussprechen können; der Begriff der g[ö]ttl[ichen] Gerechtigk[ei]t hat einen andern Inhalt als der B[e]gr[i]ff der göttl[ichen] Güte, jeder sagt etw[a]s Andres aus u[nd] jedem entspricht am 2229 göttl[ichen] Wese[n] etwas Eigenthümliches; aber beide Begriffe sind an G[o]tt selber doch nicht getrennt od[er] verschieden, sond[ern] die g[ö]ttl[iche] Gerechtigk[ei]t auch gütig, u[nd] die Güte nothw[e]nd[i]g auch gerecht; jede v[on] beid[en] ist das ganze g[ö]ttl[iche] Wesen. - Beim Menschen z.B. können wir uns Gerecht[i]gk[ei]t, Güte u.s.w. als actuelle, wirkl[ich] vorhandene 2230 Eigenschaft wegdenken, 2231 ohne daß der Begriff [92vr/ 93rl] Mensch deßwegen aufgehoben, vernichtet wäre; es kommen ja in der That Menschen genug vor [,] die nicht gerecht, nicht gütig, nicht weise sind, ohne daß sie darum aufhörten Menschen zu seyn; nur das Vermögen, die Potenz zu all[e]n d[ie]s[e]n Eigenschaften dürfen wir auch dem Menschen nicht absprechen [,] sonst würde er als Mensch vernichtet, weil d[a]s Vermögen zu d[ie]s[e]n Eigensch[a]ft[e]n wesentl[ich] z[u] d[em] Menschen gehört; ein Mensch, ein vernünft[i]g[es] freies Wesen ohne dasselbe nicht möglich wäre; bei Gott aber ist es anders; 2232 ihm dürfen wir nicht blos das Vermögen zu all’ d[ie]s[e]n Vollkommenh[ei]t[e]n nicht absprechen, sond[ern] müß[en] 2233 auch die vollendetste Wirkl[i]chk[ei]t jeder derselben annehmen, weil mit Aufheb[u]ng 2234 Einer die Vollkommenh[ei]t, Absoluth[ei]t G[o]tt[e]s aufgehoben wäre u[nd] damit alle and[ern] Eigensch[a]ft[e]n G[o]tt[e]s, d.h. die Eig[e]nsch[a]ft[e]n G[o]tt[e]s sind nicht Einerlei, aber wesentl[ich] Eins. 2235 Damit ist zugleich eine andere Ansicht abgewiesen, die sich im Mittelalter geltend zu machen suchte, die näml[ich,] welche behauptete, d[ie]se Eigenschaften wären in G[o]tt selbst verschieden, was nahezu an eine Zusammengesetztheit des g[ö]ttl[ichen] Wesens gränzt. 2236 Man kann sich das Verhältniß der verschied[enen] 2237 Eigensch[a]ft[e]n zum Einen göttl[ichen] Wesen etwa so vorstellen, wie das Verhältniß 2238 verschiedener Farben zum 2228 „es“ über der Zeile. 2229 „das“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „am“; Korrektur ergibt aber keinen erkennbaren Sinn. 2230 „A“ in der Zeile gestrichen. 2231 „wie den“ in der Zeile gestrichen. 2232 Randbemerkung [93rr] : „NB [: ] Wenn b[e]i G[o]tt au[c]h ei[n] blos pot[en]tiell[e]s Sey[n] ... (? ) Eig[en]s[c]h[a]ft[en] vorha[n]d[en] zu sey[n] sch[e]i[n]t, so ist di[e]ß [n]i[c]ht [m]it m[en]s[c]hl[icher] Fäh[i]gk[ei]t zu vergl[e]i[c]h[en] - denn i[m] imman[en]t[en] Wes[en] si[n]d d[ie] Eig[en]s[c]h[a]ft[en] imm[e]r actu vorhand[en], - seine Gesi[nn]u[n]g ist imm[e]r dies[e]lbe, wenn au[c]h d[i]e Manifestatio[n] vers[c]hied[en] ist - b[e]i d[en] M[en]s[c]h[en] ab[e]r fehlt die Gesi[nn]u[n]g u[nd] Thät[i]gk[ei]t - währ[en]d die Potenz, die Fähigk[ei]t vorhand[en] ist -“. 2233 „müß[en]“ über der Zeile. 2234 „Aufheb[u]ng“ über der Zeile. 2235 „Das Seyn G[o]tt[e]s, s[a]gt Aug[ustinus,] u[nd] d[a]s Weise s... (? ) [,] ist in G[o]tt [n]i[c]ht verschied[en], sond[ern] Ein u[nd] d[a]sselbe; ist er nicht weise [,] so ist er üb[er]h[au]pt [n]i[c]ht mehr Gott.“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 2236 Einfügung am Seitenrand [93rr] : „Damit dann ist auch d[ie] Ansicht abgewiesen [,] den in neu[erer] Zeit Schleierm[acher] in Curs gebracht, daß näml[ich] die göttl[ichen] Eigensch[a]ft[e]n Nichts andres seyen als <?page no="272"?> 262 Ein[en] Lichte; wie sich z.B. das an sich Eine, reine Licht im Prisma z.B. in mehrere Farben bricht, so erscheint das Eine göttl[iche] Wesen in mehrer[n] Eigenschaften, die aber an sich Eins sind [,] aber nicht Einerlei, sond[ern] eine vielkräftige inhaltvolle 2239 Einheit. 2240 Noch könnte die Frage entstehen [,] ob sich denn all’ die genannten Eigenschaften G[o]tt[e]s sich zusammendenken laßen zu Einem Begriff, sich geist[i]g 2241 zusammenschauen laßen zu Einer Vorstell[u]ng, zu einem in sich einheitlich[en], übereinstimmenden, harmonischen Bilde v[on] Gott, ob 2242 nicht Eine der Andern widerspricht u[nd] sie sich d[a]h[e]r gegenseitig aufheben; wie dieß doch z.B. bei der Gerechtigk[ei]t u[nd] Güte G[o]tt[e]s der Fall zu seyn scheint, da Gerechtigk[ei]t die Güte aufhebt oder sie [93rl/ 93vr] wenigstens hindert in ihrer vollen Geltung, also die Unendlichk[ei]t [,] die Vollkommenh[ei]t [,] die Gerecht[i]gk[ei]t aufhebt, u[nd] umgekehrt wiederum die Gerecht[i]gk[ei]t die Güte nicht zur vollen, der g[ö]ttl[ichen] Idee angemessenen Realisir[u]ng kommen läßt? So daß also absolute Güte od[er] Barmh[er]zigk[ei]t 2243 u[nd] absolute Gerecht[i]gk[ei]t sich einander widersprechen? - Allein es wurde schon bemerkt [,] daß die Absoluth[ei]t, die Vollkommenh[ei]t [,] die g[ö]ttl[iche] Güte gerade dieß verlangt, daß sie mit der Weish[ei]t u[nd] Gerechtigk[ei]t vereint sei, - schon im Irdis[c]hen ist das nothwendig, wenn die Güte im mens[c]hl[ichen] Leben eine Bedeut[u]ng haben soll; u[nd] ebenso ist der Gerecht[i]gk[ei]t die Vereinig[u]ng mit der Modificationen unsres schlechthinnigen Abhängigk[ei]tsgefühls v[on] G[o]tt. V[on] G[o]tt s[a]gt er, als dem absolut Einen, unters[c]hiedslosen Wesen [,] können wir Nichts Verschiedenes, Besonderes aussagen, die sog[enannten] Eigensch[a]ft[e]n seyen nicht Beschaffenh[ei]t[e]n G[o]tt[e]s, sond[ern] Beschaffenh[ei]t[e]n uns[res] eignen Bewußtsey[ns,] uns[res] Verhältnißes zu Gott; welches Bewußts[eyn] je nach der besond[ern] Lage, in der sich d[er] Mensch befindet, verschieden modificirt wird. - Aber da müßte man doch fragen, wodurch denn d[ie]se Modificationen uns[res] Abhängigk[ei]tsgefühls hervorgerufen werd[en]? Und würde man darauf erwidern: durch die verschiedenen Lebensverhältnisse, in die der Mensch geräth [,] durch die verschiedenen innern Stimmungen [,] in die er durch sein Zusammenleben mit dem üb[ri]g[en] Geschöpflichen versetzt wird; so früge es sich wieder, waru[m] man denn d[ie]se Lebensverh[ä]ltn[i]ße u[nd] Stimmung[en] mit G[o]tt in Bezieh[u]ng setzte; das deutet gerade darauf hin [,] daß wir das Verhalten G[o]tt[e]s zum M[e]nsch[e]n in den verschied[enen] Leb[en]slag[en] verschied[en] annehmen; u[nd] d[a]ß d[ie]s[e]m Verhalt[en] G[o]tt[e]s auch in s[einem] Wesen etwas entspricht, d[a]ß es [n]i[c]ht bloß[er] Sch[e]i[n] sei.“ An dieser Stelle schließt folgende Randbemerkung [93rr] an: „Wir dürfen also in Gott weder einen realen Unterschied der Eigensch[a]ft[e]n annehmen, noch ein[en] blos nominellen [,] sond[ern], wenn man so sagen will, einen formalen [„realformal[e]n“ über der Zeile] od[er] virtuelen (sic! ). - Wie man im Mittel-Alter sagte: Es sei nicht blos eine distinctio rationis ratiocinantis [„Mystiker“ über der Zeile gestrichen]; [„sond[ern]“ in der Zeile gestrichen] (wie d[ie] Mystiker u[nd] Nominalist[en] b[e]h[au]pt[en], sond[ern] eine distinctio rationis ratiocinatae; - d.h. nicht blos der Erkennende macht z[u] s[einer] leicht[en] Uebersicht d[ie]s[en] Unt[e]rs[c]h[ie]d. [Unter der Zeile: „Nicht die Ver[n]u[n]ft bestimmt d[iese] Unters[c]hiede, s[o]nd[ern] sie sind ihr bestimmt gegeb[en]] [)]“. 2237 „verschied[enen]“ über der Zeile. 2238 „Verhältniß“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Einheit“. 2239 „inhaltvolle“ über der Zeile. 2240 Randbemerkung [93rr] : „3)“. 2241 „geist[i]g“ über der Zeile. 2242 Unleserliches Wort in der Zeile gestrichen. 2243 „od[er] Barmh[er]zigk[ei]t“ über der Zeile. <?page no="273"?> 263 Weish[ei]t u[nd] Güte nothw[e]nd[i]g selbst schon im Leben, wenn sie nicht einseitig u[nd] d[a]d[u]rch unvollkommen seyn soll. 2244 Noch eine Bem[er]k[un]g 2245 [: ] Wenn nun gleichwohl im menschl[ichen] Leben, weder im Einzelnen noch im Ganzen [,] ein solch’ vollkommener Verein d[ie]s[e]r beiden Eigensch[a]ft[e]n vorkommt wie die Idee v[on] G[o]tt es verlangt, wie wir es uns also vorstellen können, so ist ja dieß gerade ein Beweis geg[en] den Pantheismus, der namentl[ich] jene Einwend[u]ng[e]n geg[en] den chr[i]stl[ichen] Theismus macht. 2246 Denn damit sagen 2247 d[ie]se Pantheisten ja selber [,] daß weder der einzelne Mensch, noch die ganze Menschh[ei]t die Idee v[on] G[o]tt, wie sie uns[erm] Geiste einwohnt, zu realisiren, zu verwirklichen vermöge, u[nd] wenn das nicht der Fall ist [,] so kann auch weder der einzelne Mensch, noch die ganze M[e]nschh[ei]t göttl[ich], Gott selber seyn; denn die Wirkl[i]chk[ei]t G[o]tt[e]s widerspräche ja immerfort dem Begriffe u[nd] der Begriff v[on] G[o]tt der Wirkl[i]chk[ei]t; - der Gedankengott, die Idee v[on] G[o]tt wäre unendl[ich] mä[c]ht[i]g 2248 [,] vollkommen, der wirkl[iche] G[o]tt aber unvollko[mmen,] ohnmächtig, sich selbst widersprechend. Also gerade dieß, daß wir uns im Irdis[c]hen jene Eigensch[a]ft[e]n nicht in absoluter, vollkommener Weise zusammen denken 2249 können, deutet ja darauf hin, d[a]ß ihr vollkommener [,] harmonis[c]her 2250 Verein ein überweltlicher, ein überird[i]s[c]h[e]r sey[n] müße, deßen Bild wir in uns tragen, u[nd] das wir nirg[e]nds in d[er] Welt realisirt finden; kurz daß es ein[en] v[on] der Welt verschied[enen] G[o]tt geben müße. 2251 [93vr/ 94rl] 2244 Randbemerkung [93vl] : „Der Praedestinat[ianismus] macht d[ie] Gerecht[i]gk[ei]t allein geltend. Der Rational[i]sm[us] die Güte allein.“ 2245 „Noch eine Bem[er]k[un]g“ über der Zeile. 2246 Randbemerkung [93vl] : „Ontolog[ischer] Bew[eis] geg[en] d[en] Panth[ei]sm[us]“. 2247 „s[ie]“ in der Zeile gestrichen. 2248 „mä[c]ht[i]g“ über der Zeile. 2249 „realisir[en]“ über der Zeile. 2250 „harmonis[c]her“ über der Zeile. 2251 Randbemerkung [93vl] : „Wir find[en] uns innerl[ich] genöth[i]gt, d[en] I[n]begr[i]ff aller Vollk[ommen]h[ei]t[en] Gott, d[a]s Absolut[e] zu nennen - also ei[n] solches anzunehmen [.] - Die Welt aber zeigt sich [n]i[c]ht als solcher I[n]b[e]gr[i]ff - ja sch[e]i[n]t sogar es als un[m]ögl[ic]h darzuthu[n], all’ d[ie]se Vollk[ommen]h[ei]t[en] i[n] eine Ei[n]h[ei]t zu bri[n]g[en.] - Daraus ergibt s[ich] we[ni]gst[en]s di[e]ß, w[enn] es ei[nen] G[o]tt gibt, so kann er [n]i[c]ht [m]it der Welt id[en]tis[c]h sey[n] -“. <?page no="274"?> 264 II [.] Th[ei]l 2252 §: 18 2253 Das göttl[iche] Leben, die g[ö]ttl[iche] Persönlichk[ei]t 2254 I [)] Nichts ist 2255 im Daseyenden unzugänglicher uns[erer] Forschung, unbegreiflicher für uns, als das Leben, das Lebendigseyn. 2256 - Wir erforschen u[nd] finden die Bestandth[ei]le des Daseyenden, zerlegen dasselbe in die kleinsten Theile u[nd] Elemente, erkennen die Beschaffenh[ei]t[e]n u[nd] Gesetze des Wirkens, sehen die Aeuß[e]r[u]ng[e]n u[nd] Thätigk[ei]t[e]n des Lebendigen; aber das Leben selbst, jene Macht [,] die unsichtbar selbst, d[ie]se sichtba[ren] 2257 Bestandth[ei]le z.B. zu ein[em] sichtbaren, lebenden Organismus vereinigt, d[ie]se Macht hat noch keine Naturwiss[e]ns[c]h[a]ft mikroskopisch untersuchen, können 2258 u[nd] keine vermag zu sagen, was sie sei. - Das läßt uns schon im Voraus erwarten, das 2259 das göttl[iche] Leben auch sein unergründliches Geheimniß haben werde, das auch der schärfsten Kraft u[nd] Forsch[u]ng des G[ei]st[e]s unzugängl[ich] seyn wird. 2260 2252 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 36“ am oberen Seitenrand [94rr] ; „36“ bezeichnet den Bogen. 2253 „13“ über der Zeile. 2254 Randbemerkung [94rr] : „NB [: ] Für Persö[n]l[i]chk[ei]t ist a) die Absoluth[ei]t üb[er]h[au]pt - w[e]il d[ie]se als Vollk[ommen]h[ei]t D[en]k[en], Woll[en] - G[ei]st[i]gk[ei]t [,] Sel[i]gk[ei]t etc. fordert - u[nd] Selbstbew[u]ßts[eyn] b) der B[e]gr[i]ff v[on] Persö[n]l[ic]hk[ei]t selbst c) das G[em]üth - Will[e] - Verst[an]d -“. 2255 In der Zeile folgendes „uns“ sekundär eingeklammert und gestrichen. 2256 Randbemerkung [94rr] : „Schon v[om] S[e]yn [„(Wesen)“ über der Zeile] wurde bemerkt, d[a]ß es in letzt[er] B[e]z[ie]h[un]g unbegreifl[ich] für uns sei - wir müßt[en] hinter d[a]sselbe ko[mmen] [daneben [94rr] : „(das Dasey[n] selbst u[nd])“] (hinter d[a]s une[n]dl[ich] Kleine u[nd] Große) müßt[en] auß[er] d[e]ms[e]lb[en] sey[n] - S[c]höpfer d[e]ss[e]lb[en] sey[n].“ Darunter [94rr] : „Anf[an]g a) S[c]hon die bish[e]r[i]g[en] Erört[erun]g[en] setz[en] Persö[n]l[ic]hk[ei]t, G[ei]st[i]gk[ei]t voraus als Vollk[ommen]h[ei]t. b) Der Einwand g[e]g[en] di[e] Mögl[i]chk[ei]t absoluter Geist[i]gk[ei]t ohne mat[e]riell[e]s Substrat wurde scho[n] erwähnt. c) Das r[e]l[i]g[iö]s[e] Bewußts[eyn] setzt dur[c]haus Pers[ön]l[ic]hk[ei]t voraus - ohn[e] dieß hat d[a]s a [.] r[e]l[i]g[iö]s[e] Gefühl b. u[nd] sittl[iche] Woll[en] keine Bedeut[un]g - g. selbst nicht dem Verstand e[n]tspricht (? ) die pantheist[ische] Unpersö[n]l[ic]hk[ei]t - d) Aber absolute Persö[n]l[ic]hk[ei]t? Unmögli[c]h! “ Daneben [94rr] : „I [.] Persönlichk[ei]t G[o]tt[e]s - Wirklichkeit (? ) [-] Ei[n]w[en]d[un]g d[e]r P[a]ntheist[en] II [.] Nähere Art u[nd] Weise - drei Momente - b[e]i Dasey[n]sform m[en]schl[icher] P[e]rs[ön]l[ic]hk[ei]t i[m] ... (? ) orga[n]is[c]h[en] Leb[en] - i[n] d[er] Natur - III [.] Absolute P[e]rs[ön]l[ic]hk[ei]t“. 2257 „sichtba[ren]“ über der Zeile. 2258 Das Komma ist irrtümlich hinter „untersuchen“, statt hinter „können“ gesetzt. 2259 Gemeint: „daß“. 2260 Einfügung am Seitenrand [94rr] : „Indem wir d[a]s g[ö]ttl[iche] Leb[en], g[ö]ttl[iche] Persö[n]l[i]chk[ei]t b[e]sti[mmen] woll[en] - woll[en] wir eig[en]tl[ich] s[eines] Das[e]y[n]s Form b[e]stimm[en] - [n]i[c]ht mehr s[e]i[n] Wes[en]“. <?page no="275"?> 265 Gleichwohl wollen wir es auch hier versuchen, uns an dem geschöpflichen 2261 Leben orientirend, so weit wir es können, auch das g[ö]ttl[iche] Leben zu verdeutlichen u[nd] zu erkennen. Beginnen 2262 wir bei den untersten Gebilden des Irdischen 2263 , bei dem, das noch kein Leben im gewöhnl[ichen] Sinne hat, bei dem Unorganischen, so sehen wir [,] daß jeder bestimmte G[e]g[e]nst[a]nd ei[ne] Gestaltung 2264 - so entsteht oder besteht, daß das Räumliche, das Materielle zu einer bestimmten Form sich zusamm[en]setzt, wie aber diese Form od[er] Gestaltung des Daseyns d[ie]s[e]s bestimmten G[e]g[e]nst[a]nd[e]s als solchen v[on] allem Andern Verschiedenen, einheitlichen, für sich bestehenden - wie d[ie]se Form auch sonst beschaffen seyn mag, jedenfalls ist sie eine (räumliche) Einheit mit drei räumlichen Ausdehnunge[n] nach Länge, Breite u[nd] Tiefe; wir können uns schlechterdings nichts Räumliches, Materielles 2265 denken [,] auch nicht das kleinste Atom, das nicht d[ie]se drei Ausdehnungen zu einer Einheit verbände; Eine (sic! ) Ausdehnung weg gedacht, würde auch die beid[en] 2266 anderen vernichten, unmöglich machen; ohne Breite z.B. [94rl/ 94vr] ist auch keine Länge od[er] Tiefe od[er] Höhe möglich, weil gerade d[u]rch die beiden andern das Eine immer realisirt wird; Länge z.B. ist ja nichts andres als eine oft wiederholte Breite u[nd] Tiefe, z.B. eine Linie. D[a]s ist zwar noch nicht Leben [,] ab[er] es ist schon immer 2267 Bestehen. Eine Form des Besteh[en]s [.] 2268 Gehen wir nun nach d[ie]s[e]r - zwar nicht unmittelbar [,] aber mittelbar hieher gehörigen Betracht[u]ng: mitt[e]lb[a]r hieher gehörig [,] weil sich auch da das Gesetz 2269 des Daseyns, Bestehens, wenn gleich noch in seiner Ruhe zeigt - gehen wir nach d[ie]s[er] Betr[a]cht[u]ng über zum Organischen, eig[e]ntl[ich] Lebend[i]g[e]n, dem körperlichen, mein’ ich, noch nicht dem Geistigen. 2270 2261 Einfügung am Seitenrand [94rr] : „Daseynsform üb[er]h[au]pt u[nd] Leb[en] u[nd] G[ei]st insbes[ondere]“. 2262 „Beginnen“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Fragen“. 2263 In der Zeile folgendes „an“ gestrichen. - Über der Zeile: „Ganz formlos ist nichts“. Randbemerkung [94rr] : „NB [: ] Ei[n]leit[en]de B[eme]rk[un]g [: ] Daß G[o]tt Geist - Persö[n]l[i]chk[ei]t s[e]y [,] fand[en] wir scho[n.] - Aber wir soll[en] jetzt zur [„zur“ korrigiert wohl durch Überschreibung ursprüngliches „die“, vielleicht auch umgekehrt] Potenz der Absolutheit die Persö[n]l[i]chk[ei]t erheben. - Zu d[em] E[n]de [,] d[a]s Leb[en] G[o]tt[e]s u[nd] s[ein] Wes[en] ... (? ) zu b[e]tr[ac]ht[en]“. 2264 „jeder bestimmte G[e]g[e]nst[a]nd ei[ne] Gestaltung“ über der Zeile soll wohl in der Zeile eingeklammertes „d[a]s Daseyn - d[a]s unlebend[i]ge“ ersetzen. Randbemerkung [94rr] : „Dasey[n]sw[ei]se“. - Daneben [94rr] : „Welche Form, Leben die absolute Substanz habe“. 2265 Randbemerkung [94rr] : „(Sey[en]d[e]s, Substantielles)“. 2266 „die beid[en]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „jede“. 2267 „immer“ über der Zeile. 2268 „D[a]s ist zwar noch nicht Leben [,] ab[er] es ist schon immer Bestehen. Eine Form des Besteh[en]s“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. Randbemerkung [94vl] : „Eine Menge flach[en] Räsonnements ist damit abgeschnitten -“. Darunter [94vl] : „Eine reale Einheit faßt also immer eine Dreih[ei]t in sich [,] ein wirkl[ich] Eines (nicht blos ein gedachtes) ist nicht möglich ohne drei - [.] Nur die bloße Zahl, d[a]s bloße Wort ist wahrh[a]ft Eines schl[ec]hthi[n] - aber auch ein bloßes Wort - leer u[nd] inhaltslos - (bloße Form - formal)“. 2269 „die Weise“ über der Zeile. 2270 Randbemerkung [94vl] : „d[a]ss[e]lbe bei d[er] Zeit“. <?page no="276"?> 266 D[ie]s[e]s Organische (Körperliche) 2271 trägt zunächst als Stoff, als Material in sich das Unorganis[c]he mit dem Gesetze seines Bestehens od[er] Seyns, es enthält aber noch ein Mehr, ein Plus, das ab[er] d[ie]s[e]s Unorganische zum Organischen vereinigt u[nd] durchdringt. - Betrachten wir die Pflanze, so müsse[n] wir an ihr unterscheiden den Stoff, das Material [,] die Elemente [,] aus denen sie besteht, die Kraft [,] die in ihr wirkt [,] u[nd] die bestimmte Form der Art od[er] Gattung [,] zu welcher d[ie]s[e]r bestimmte Stoff durch die innerl[ich] wirkende Kraft verarbeitet wird. 2272 - Wieder eine Dreiheit haben wir hier, die aber nothwendiger Weise zur Constituirung der lebend[i]g[en] organischen Einheit gehören 2273 , die sich nicht trenn[en] od[er] th[ei]lw[ei]se aufheben laßen [,] ohne die Einh[ei]t selber aufzuheben; merkwürd[i]g[e]r Weise gehört also gerade zur Bild[u]ng d[ie]s[e]r Einheit die Dreiheit. Ohne Stoff wäre eine wirkende organische 2274 Kraft, die ein[en] Organismus hervorbrächte [,] gar nicht denkbar; ebenso käme aus dem Stoff allein ohne d[ie]se organisirende, wirkende Kraft kein lebend[i]g[e]r Organismus zu Stande; wir sehen ja [,] wo ein solcher entstehen soll. Da ist überall ein Keim 2275 v[on] ein[em] andern lebend[i]g[en] Organismus nothwendig; endl[ich] muß d[ie]s[e]r wirkenden Kraft die künft[i]g zu erstrebende Gestalt 2276 u[nd] 2277 Qualität der Pflanze einwohnen als Idee gleichsam [,] die zu verwirkl[ic]h[en] ist 2278 , sonst käme es zu Nichts, sonst 2279 wäre es ein zielloses Streben. 2280 Ganz ähnl[ich] verhält es sich mit wenigen Abweichungen bei den thierischen Organismen in Bezug auf d[ie] leibl[iche] Gestalt[u]ng; 2281 wozu noch ein Schatten des geist[i]g[en] Lebens kommt im Instinct u[nd] im Trieb; der Instinct zeigt d[a]s Ziel, der Trieb strebt es an. 2282 Also denn: 1) Organisati[on,] 2) Instinct [,] 3) Trieb [.] Es erbaut sich über 2 Dreieinheit[en] eine dritte - [.] 2283 [94vr/ 95rl] Gehen wir endl[ich] zum geist[i]g[en] Leben des Menschen über [,] so finden wir, daß es wesentl[ich] aus drei constitutiven Momenten od[er] Vermögen besteht 2284 ; 2285 dem 2286 2271 „Lebend[i]ge“ über der Zeile. 2272 Randbemerkung [94vl] : „Auf gemein[em], formal[em], abstract[em] St[an]dp[un]kt gilt allerdi[n]gs, d[a]ß 1 nicht 3 u[nd] 3 nicht = 1 [.] I[m] Organisch[en] - Dre[i]h[ei]t“. 2273 „u[nd] zusa[mmen]gehen“ über der Zeile. 2274 „organische“ über der Zeile. 2275 „eines“ in der Zeile gestrichen. 2276 „Form“, „äußere“ über der Zeile. 2277 „... (? ) innere“ über der Zeile. 2278 „als Idee gleichsam [,] die zu verwirkl[ic]h[en] ist“ über der Zeile. 2279 „Constant[en]“ über der Zeile. 2280 Einfügung am Rande [94vl] : „D[ie]se als Idee der [„wachs[en]d[en]“ über der Zeile] Pflanze einwohnende Form, welche die K[r]aft in ihr[em] Wirk[en] leitet [,] e[n]tspricht im Geiste dem Erkennen, die Kraft aber [,] die wirkt nach d[ie]s[e]r Idee, entspricht im Geist[i]g[en] dem Wollen.“ 2281 Randbemerkung [94vl] : „I[m] Thieris[c]h[en] Dr[e]ih[ei]t“. 2282 Randbemerkung [94vl] : „der Instinct entspr[i]cht wieder dem Erkennen - der Trieb - dem Wollen -“. Darunter [94vl] : „s[e]lbst d[er] Schatt[en] der Geist[i]gk[ei]t zeigt eine Dreih[ei]t - Sey[n] - Trieb - Instinct“. 2283 „Also denn: 1) Organisati[on,] 2) Instinct [,] 3) Trieb [.] Es erbaut sich über 2 Dreieinheit[en] eine dritte - [.]“ unter der Zeile eingefügt. <?page no="277"?> 267 Seyn schlechthin, dem Erkennen u[nd] Wollen; (od[er] aus den Potenzen hiezu.) - Ohne Eines d[ie]s[e]r Momente wäre ein geist[i]g[e]s Wesen, ein Geist nicht möglich; ohne Seyn, ohne Realität 2287 natürl[ich] auch kein Erkennen u[nd] Wollen; wiederum ohne Erkennen kein Wollen [,] d.i. kein freies, weil kein Entschluß dazu u[nd] kein bewußtes 2288 Ziel od[er] Zweck dafür da wäre, kein Motiv also 2289 ; u[nd] ebenso ohne freies Wollen ist kein geist[i]g[e]s Erkennen denkbar, denn ohne d[ie]s[e]n 2290 freien Willen würde das klare, bewußte Erkennen immer wieder zum thierische[n] 2291 Instinct verlöschen. D[ie]s[e] drei Momente 2292 hat aber der menschl[iche] Geist nicht blos in sich, er ist diese drei Momente, sie bilden, constituiren ihn; wo Eines fehlte [,] wäre er nicht mehr als 2293 der persönl[iche] 2294 Menschengeist; d[.]i. nicht mehr als 2295 das selbst- 2296 bewußte, freie Seyn existiren. Er bedarf zunächst aller d[ie]s[e]r drei Momente zu s[einem] eigenen Seyn als Geist; d.i. zum Selbstbewußtsey[n] u[nd] zum freien Seyn od[er] z[um] Selbstwollen, zur Freih[ei]t, zur Selbstliebe; nicht etwa blos z[um] Erkennen u[nd] Wirken d[e]s Aeuß[eren] u[nd] nach Auß[en]. Wieder eine Dreiheit ist also nothw[e]nd[i]g zu d[ie]s[e]r intensivsten, untrennbarsten Einheit des geist[i]g[en] Lebens, ohne Eines d[ie]s[e]r drei Momente wäre die Einh[ei]t d[ie]s[e]s Lebens zerstört; es 2297 wäre innere Bewegung [,] inneres Leben nicht möglich; die Vereinigung d[ie]s[e]r drei Momente aber zur untheilbaren, intensivsten, lebend[i]g[en] g[ei]st[i]g[en] 2298 Einheit, nennen wir Persönlichkeit. Person ist selbstbewußtes, freies Seyn, der Geist also. Es gehört also zur Person: Seyn, Selbstbewußtseyn u[nd] Freiheit od[er] Selbstwollen. Person ist, wer sich Allem Andern, was ist, als Selbst gegenüber weiß, u[nd] sich selber (davon) erkennend u[nd] selbst 2299 wollend unterscheidet. 2300 2284 „besteht“ über der Zeile. 2285 „dem Gefühl od[er]“ in der Zeile gestrichen. 2286 „dem“ über der Zeile. 2287 „Substanz“ über der Zeile. 2288 „bewußtes“ über der Zeile. 2289 „also“ über der Zeile. 2290 „d[ie]s[e]n“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[ie]s[e]s“. 2291 „thierische[n]“ über der Zeile. 2292 Randbemerkung [95rr] : „Sie sind ihm nicht Accidenz[ien] - wie Güte, Gerecht[i]gk[ei]t etc.“ 2293 „als“ über der Zeile. 2294 „persönl[iche]“ über der Zeile. 2295 „als“ über der Zeile. 2296 „selbst-” über der Zeile. 2297 „es“ über der Zeile. 2298 „g[ei]st[i]g[en]“ über der Zeile. 2299 „selbst“ über der Zeile. 2300 Unter der Zeile: „NB [: ] Nach d[ie]s[e]m wäre es vielmehr wunderbar [,] wenn wir in Gott nicht auch eine Dreih[ei]t fänd[en] - soll er nicht leerer Geda[n]ke od[er] Name [,] sond[ern] Realität sey[n]“. Einfügung am Seitenrand [95rr] : „Der persönl[iche] Menschengeist - um ein solcher zu seyn, ist, existirt nicht nur, sond[ern] er weiß [„denkt“ über der Zeile] sich auch u[nd] will od[er] liebt sich auch selbst; dadurch wird das an sich dunkle Seyn aufgehellt [zweite Silbe „ge“ über der Zeile], wird Licht, wird in sich selber wissend <?page no="278"?> 268 II) Nach d[ie]s[e]r Untersuchung über das geschöpfl[iche] Leben 2301 können wir nun zur Betrachtung des göttl[ichen] übergehen, auch hier uns wieder stützend u[nd] berufend auf d[ie]se gefundenen Resultate; auch hier wieder schließend, von der Beschaffenh[ei]t des [95rl/ 95vr] Ebenbildes, auf die des Urbildes. 2302 Das göttl[iche] Leben, soll es ein einheitliches, ein geistiges, ein persönl[iches] seyn - u[nd] das muß es wenigstens 2303 sey[n,] weil schon im Geschöpflichen das Persönliche vollkommener ist, als das Unpersönliche, und wir d[a]h[e]r G[o]tt d[ie]se Vollkommenheit nicht absprechen dürfen. Das g[ö]ttl[iche] Leben also als persönliches muß auch nach uns[eren] Denkgesetzen u[nd] uns[erer] Vorst[e]ll[u]ngsweise diese drei Momente des Seyns, Erkennens u[nd] Wollens in sich vereinigen. 2304 Es muß vor Allem wirkl[ich] seyn, existiren, Realität haben, sonst wäre es Nichts -; d[ie]s[e]s Seyn könnte aber allenfalls auch ein unbestimmtes Etwas, ein unbestimmtes bewußtloses Chaos seyn - es muß also [,] um 2305 bewußte Persönlichk[ei]t zu werden [,] noch weiteres hinzukommen, näml[ich] das Erkennen des eignen Seyns, das Bewußtseyn der eignen Realität [,] u[nd] daraus wird dann eb[en,] weil d[ie]s[e]s Seyn als das eigne Wesen erkannt wird, die Liebe 2306 d[ie]s[e]s eignen 2307 Wesens hervorgehen, die Selbstliebe, das Selbstwollen, 2308 - ich sage mit Nothwend[i]gk[ei]t geht 2309 d[a]h[er] Selbstwollen aus der Selbsterkenntniß hervor, weil es etwas Unnatürl[iches], ja Unmögliches ist, das eigne Seyn u[nd] Wesen nicht zu wollen. 2310 u[nd] d[a]d[u]rch auch Anderes erkennend (befreit v[on] der Trübung, dem Dunkel des Materiell[en], bloß[en] S[e]y[n]s); u[nd] es wird zugleich wollend in sich abgeschloß[en,] v[on] Ander[em] als Selbst sich unterscheidend. Die im körperl[ichen] Organism[us] gebundene, festgesetzte Idee [„Vorbild“ über der Zeile] wird hier Wissen (was nothw[en]d[i]g frei ist, dann ab[er] d[u]rch Lösung der Gebund[en]h[ei]t wird sie frei) [,] u[nd] die bewußtlos u[nd] gezwung[en] wirk[en]de Kraft wird freie Kraft gerade d[u]rch d[a]s Wiss[en] -“. 2301 „Seyn“ über der Zeile. 2302 Randbemerkung [95vl] : „NB [: ] Hienach nun dürf[en] wir au[c]h b[e]i G[o]tt u[nd] s[einem] Leb[en] a) Persö[n]l[i]chk[ei]t [,] b) Dr[e]ih[ei]t d[e]s Leb[en]s u[nd] S[e]y[n]s annehm[en]. Es fragt si[c]h nur, wie man d[ie]s[e] zur Potenz d[er] Absoluth[ei]t erheb[en] kann -“. Darunter [95vl] : „Wäre es bloßes Sey[n,] bloße Realität, müßte es schon drei Momente in sich schließ[en,] wenigst[en]s nach uns[erer] Vorst[e]ll[u]ngsWeise, die sich am Endlich[en] bildet -“. 2303 „wenigstens“ über der Zeile. 2304 Randbemerkung [95vl] : „Eine Substanz in G[o]tt - aber zugl[e]i[c]h eine Dreih[ei]t - nach Analogie alles Ges[c]höpfl[ichen,] u[nd] zwar ei[n]e persö[n]l[iche] Subst[an]z“. Darunter [95vl] : „D[a]s Sey[n] - als Substa[n]z [über der Zeile: „weil rein geist[i]g - also erk[ennen]d u[nd] woll[en]d“] muß s[c]hon drei Mom[en]te enth[a]lt[en], d.h. setzt voraus u[nd] fordert zwei and[ere] Momente -“. Darunter [95vl] : „Wir müß[en] drei Mo[men]te annehm[en] - aber [n]i[c]ht endl[iche,] si[c]h geg[en]s[ei]t[i]g ergänz[e]nde Momente -“. 2305 „um“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „zur“. 2306 „Selbstbesitz“ über der Zeile. 2307 „eignen“ über der Zeile. 2308 Randbemerkung [95vl] : „Erschöpf[en]d nur absolutes Selbsterk[ennen] - ebenso nur absolutes Selbstwoll[en] befriedig[e]nd -“. 2309 „geht“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „muß“. 2310 Randbemerkung [95vl] : „Selbst im Leb[en] bei Abnormitaet seh[e]n wir das - beim Selbsthaß“. <?page no="279"?> 269 Erhebung zur Absoluth[ei]t [.] 2311 Nun aber haben wir es hier nicht mit einer relativen, endlichen, bes[c]hränkten Persönlichkeit zu thun, sond[ern] mit der 2312 absoluten, vollkommenst[en] Persönlichk[ei]t, - hier wird also bei aller Aehnlichk[ei]t mit der (relativ[en]) endlich[en] Persönlichkeit, doch auch wieder ein Unterschied - ein gewisses Plus stattfinden müßen; das soll[en] wir untersuchen. 2313 Betrachten wir die Momente der endl[ichen] Persönlichkeit 2314 , so finden wir [,] daß eben das Merkmal der Endlichkeit, die Unvollkommenh[ei]t, Beschränktheit jedem derselben (jedem d[ie]s[er] Mom[ente]) eigen sei. Das Seyn 2315 der endl[ichen] Persönlichk[ei]t ist beschränkt dadurch schon [,] daß viele andere auch sind 2316 [.] - Das Erkennen dieses Seyns, das eigne Erkennen ist bes[c]hränkt schon durch die Bes[c]hränkung d[ie]s[e]s Seyns selbst, weil das Erkennen aus d[ie]s[em] Seyn hervorgeht [,] ihm adäquat seyn muß, dann dadurch, daß es nicht einmal d[ie]s[e]s endl[iche] Seyn ganz erkennt [,] sond[ern] theilweise über sich selbst im Dunkeln, im Unklaren ist; der M[e]nsch ist sich selbst ein Räthsel; 2317 [95vr/ 96rl] II. Th[ei]l 2318 §: 18 F[o]rts[e]tz[u]ng dieß wiederum deßhalb, weil er seinen eignen Ursprung nicht mit klarem Bewußtseyn erlebt hat, d.i. weil er sich nicht selbst geschaffen, weil er vor sich selber noch nicht war, also sein eignes Selbst sich in s[einem] Urspr[u]ng in eine graue, dunkle Vorzeit verliert u[nd] dann sich nicht auf einmal ganz hat u[nd] erfaßt [,] sond[ern] in die Länge einer gewißen Dauer -, die eine Entwickl[u]ngsperiode für ihn selbst ist -, sich gleichsam ausdehnt. 2311 „Erhebung zur Absoluth[ei]t“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 2312 „der“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „einer“. 2313 „das soll[en] wir untersuchen“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. Randbemerkung [95vl] : „Davon aber müß[en] wir alle Bes[c]hränkung entfernen [,] die der mens[c]hl[ichen] Persönl[i]chk[ei]t mit ihren drei Moment[en] eigen sind - u[nd] alle Momente wieder zur Absoluth[ei]t steigern - (d.h. jed[e]s Mo[men]t muß die beid[en] and[ern] [en]th[a]lt[en] z[ur] Vollk[ommen]h[ei]t u[nd] doch vers[c]hied[en] sey[n], d.h. d[a]s Wesen muß glei[c]h s[e]y[n])“. 2314 „nochmal“ über der Zeile. 2315 „Realität“ über der Zeile. 2316 Über der Zeile: „u[nd] dad[u]rch [,] d[a]ß es erst d[u]rch Erk[ennen] ... (? )“; ebenfalls über der Zeile: „u[nd] d[a]ß es entsteht v[on] andern.“ Darunter [95vl] : „Beschr[än]k[un]g a) im Sey[n] - E[n]tsteh[en] u[nd] Besteh[en] b) in der E[n]twickl[un]gsw[ei]se c) im Resultat [.] - a) Alle zusamm[en] ergänz[en] sich [.] -“ Randbemerkung [95vl] : „u[nd] d[a]d[u]r[c]h [,] d[a]ß es erst ei[nes] Erk[ennen]s bedarf [,] u[m] actuell p[er]s[ön]l[ich] zu sey[n] - d.h. vollk[ommen] ... (? )“ 2317 Randbemerkung [95vl] : „Seine Seele ist wie ein dunkles, unerforschl[iches] Etwas -“. 2318 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 37“ am oberen Seitenrand [96rr] ; „37“ bezeichnet den Bogen. <?page no="280"?> 270 3) 2319 Sein Selbsterkennen wird also erst u[nd] das ist ebenfalls ein 2320 Grund der Unvollkommenh[ei]t -, es 2321 entwickelt sich, wird immer klarer erst d[u]rch Anstre[n]g[un]g u[nd] Thätigk[ei]t. Mit and[eren] Worten, sein Selbsterke[nnen] ist der Beschränkung [,] der Zeitlichkeit, Endlichk[ei]t unterworfen 2322 . - Das Seyn d[e]s G[ei]st[e]s ist früher als das Erkennen desselben, das im Seyn erst als Potenz enthalten ist 2323 , noch schlummernd im nebulosen Chaos des bloßen Seyns (das 2324 noch kein[en] bestimmt[en] selbstständ[i]g[en] Kern hat), daß ich so s[a]ge) 2325 , erst am Andern, am schon bewußten Geist, entzündet sich nach u[nd] nach d[ie]s[e]s Licht 2326 eignen Bewußtseyns. Beide Momente also - das Seyn u[nd] das Erkennen sind bei der menschl[ichen] Persönlichk[ei]t, bei dem endl[ichen] G[ei]st Beschränk[u]ng[e]n unterworfen, ger[a]de durch die eigne Natur [,] die der Zeit, der Entwickl[u]ng unterworfen u[nd] zugleich neben and[eren] Persönl[i]chk[ei]t[en] sich befindet u[nd] d[ie]s[e]r andern sogar bedarf zu s[einer] Ausbild[u]ng. 2327 Zudem endl[ich] ist auch Selbsttäusch[u]ng mögl[i]ch [,] weil d[er] M[e]nsch sein eignes Wesen nicht ganz durchschaut. 2328 Aber 2329 auch das dritte Moment des endl[ichen] Geistes, das Selbstwollen, die Selbstliebe ist gleicher Art. 2330 D[ie]s[e]s Wollen ist aber wieder beschränkt d[u]rch das eigne Seyn in seiner intensiven Kraft u[nd] in s[einem] Geg[e]nst[a]nd, den es will, es kann nicht mehr wollen, als eben d[ie]s[e]s eigne, beschränkte Seyn [; ] wo es mehr will, da ist das Wollen ein leeres, ein unfruchtbares [,] ein bloßes Wünschen, dem Nichts entspricht. Eben so ist d[ie]s[e]s Wollen beschränkt, unvollkommen d[u]rch die Bes[c]hränk[u]ng, u[nd] Unvollkommenh[ei]t des Erkennens; es kann erst als Thätigk[ei]t beginnen mit d[ie]s[e]m, denn wovon man Nichts weiß, das kann man auch nicht wollen; dann kann es das eigne Seyn nur so weit wollen als die Erk[e]n[n]tn[i]ß desselben reicht, den dunklen, unerklärbaren Grund der Seele kann [96rl/ 96vr] es auch nur in d[ie]s[e]r unvollkommnen Weise wollen u[nd] lieben. Also auch bei d[ie]s[e]m 3. Moment der mens[c]hl[ichen] Persönl[i]chk[ei]t wieder mehrfache Bes[c]hränkungen. 2331 2319 „3)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. „3)“ zusätzlich am Seitenrand [96rr] . 2320 „ein“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „eine“. 2321 „es“ über der Zeile. 2322 Einfügung am Seitenrand [96rr] : „wie sein Seyn der Räumlichk[ei]t [über der Zeile: „u[nd] Zeitlichk[ei]t“], dem Nebeneinander [in die Zeile eingefügt: „u[nd] Nacheinander -“]“. 2323 „ist“ über der Zeile. 2324 „selber“ in der Zeile gestrichen. 2325 Welche der beiden geschlossenen Klammern irrtümlich gesetzt ist, ist unklar. 2326 „Licht“ über der Zeile. 2327 „u[nd]“ in der Zeile gestrichen. 2328 „Zudem endl[ich] ist auch Selbsttäusch[u]ng mögl[i]ch [,] weil d[er] M[e]nsch sein eignes Wesen nicht ganz durchschaut.“ im Nachhinein in die Zeile und am Seitenrand [96rr] eingefügt. 2329 Irrtümlich wiederholtes „aber“ in der Zeile gestrichen. 2330 „ist gleicher Art.“ über der Zeile. 2331 Einfügung am Seitenrand [96vl] : „Sollte der Mensch sein ganzes Seyn u[nd] Wesen vollkomm[en] selbst erkennen u[nd] wollen, so müßte er so zu sagen hinter sich selber kommen, d.h. über seinen Urspr[u]ng u[nd] Anf[a]ng hinaus [,] d.h. er müßte seiner s[c]hon bewußt seyn vor seinem Urspr[u]ng, also unzeitl[ich] seyn, u[nd] er müßte sich selbst s[c]hon wollen od[er] lieben vor seine[m] Urspr[u]ng [,] d.h. sich selbst erschaffen od[er] v[on] Ew[i]gk[ei]t seyn, kurz er müßte absolut, müßte G[o]tt seyn.“ <?page no="281"?> 271 Alle d[ie]se Bes[c]hränk[u]ng[e]n der einzelnen Momente können nun bei der absoluten Persönlichk[ei]t, bei G[o]tt nicht stattfinden. Das Seyn endl[icher] Persönlichk[ei]t [,] haben wir gesehen [,] ist bes[c]hränkt durch das DaSeyn 2332 anderer Persönl[i]chk[ei]t[e]n 2333 , dann durch den Urspr[u]ng v[on] Anderem her u[nd] endl[ich] dad[u]rch [,] daß es sich selbst erst nach u[nd] nach erkennt u[nd] weiß, das Alles ist beim göttl[ichen] Seyn nicht der Fall, d[ie]s[e]s ist unendlich, nicht unter od[er] neben andern, ist nicht v[on] andern dem Urspr[u]ng nach [,] sond[ern] ewig 2334 [,] absolut, u[nd] 2335 auch die Erk[e]n[n]tn[i]ß u[nd] d[a]s Wollen sind nicht erst in ihm anfängl[ich] schlummernd u[nd] unentwickelt, sond[ern] ewig actuell u[nd] vollkommen; also schon das Moment des Seyns ist als durchaus vollkommen sich wissend u[nd] wollend [,] d[a]h[er] persönlich schon als dieses Moment u[nd] d[a]h[er] nie bloßes Seyn. 2336 Das Moment des Selbsterkennens od[er] Wissens G[o]tt[e]s ist gleichfalls frei v[on] all’ den Unvollkomm[en]h[ei]t[en] u[nd] Beschränk[u]ng[e]n, derer die menschl[iche] Selbsterkenntniß unterworfen; sie ist v[on] Ewigk[ei]t vollendet, nicht erst sich entwickelnd, sie durchdringt das ganze Wesen 2337 G[o]tt[e]s u[nd] nimmt d[ie]s[e]s vollkommen in sich auf; u[nd] sie ist auch nicht ein leeres Denken [,] sond[ern] vollkommen inhaltsreich, productiv, schöpferis[c]h [,] d.h. zugleich ein kräftiges, wollendes Erkennen, also wieder die beiden andern Momente in sich enthaltend [,] d[a]h[er] als Moment der Selbsterkenntniß wieder schon persönlich. Endlich das 3. Moment der Persönlichk[ei]t od[er] des geist[i]g[en] Lebens ist bei G[o]tt ebenfalls nothw[e]nd[i]g vollkommen, ist 2338 absolut; d.h. es entsteht nicht erst, sond[ern] ist ewig u[nd] es ist nicht ein th[ei]lw[ei]se 2339 leeres Wünschen (wie b[ei] d[en] Mensch[en]) [,] sond[ern] absolut schöpferisch, productiv also mit d[em] 2340 Wesen od[er] Seyn gefüllt u[nd] auch mit dem Selbsterkennen vereint, da ein SelbstWollen 2341 hieb[e]i 2342 ni[c]ht möglich ist od[er] 2343 Kenntniß des Gewollten. Also auch in d[ie]s[em] 2332 Die erste Silbe „Da“ über der Zeile, daher das ursprüngliche „Seyn“ in Großschreibung. 2333 Einfügung am Seitenrand [96vl] : „kommt aber nicht erst im inner[n] Wesen d[u]rch d[ie]se[n] [„Zu“ in der Zeile gestrichen] Zustand (gleichsam zusamm[en]ges[e]tzt d[u]rch [„aus“ über der Zeile] B[e]z[ie]h[un]g[en] zu d[ie]s[e]n - od[er] th[ei]lw[eise] v[on] Auß[en] wie d[er] Stern) - sond[ern] die innere Potenz zur Selbsth[ei]t entwickelt sich nur an d[em] Andern.“ 2334 „ewig“ über der Zeile. 2335 „nicht“ in der Zeile gestrichen. 2336 „u[nd] d[a]h[er] nie bloßes Seyn.“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. Randbemerkung [ 96vl] : „NB [: ] Die materielle Subst[an]z macht d[ie]s[e]s Verh[ä]lt[ni]ß d[e]ßw[e]g[en] wohl a[m] d[e]utl[i]chst[en], weil sie das Fertigste in der S[c]höpf[un]g ist, kei[ne] E[n]twickl[un]g [me]hr hat - währ[en]d z.B. der M[en]sch[en]g[ei]st sich aus d[er] Pot[en]z zur Actualität [en]twick[e]lt -, u[nd] i[n]sof[e]rn u[n]s dieß V[er]h[ä]lt[n]iß [n]i[c]ht so d[e]utl[ich] zu mach[en] g[e]neigt ist -“. 2337 „Seyn“ über der Zeile. 2338 „ist“ über der Zeile. 2339 „th[ei]lw[ei]se“ über der Zeile. 2340 „mit d[em]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „v[om]“. 2341 „Selbst“ über der Zeile, daher das ursprüngliche „Wollen“ in Großschreibung. 2342 „hieb[e]i“ über der Zeile. 2343 Möglicherweise war statt des „od[er]“ „ohne“ intendiert. <?page no="282"?> 272 Momente alle drei vereinigt, weg[en] der Absoluth[ei]t, weg[en] d[er] Vollkommenh[ei]t desselben. 2344 Man könnte nun einwenden: [96vr/ 97rl] Wenn d[ie]se drei Momente bei G[o]tt so untrennbar Eins sind [,] d.h. wenn das Eine - seiner Vollkommenh[ei]t wegen - immer auch die beiden andern schon 2345 in sich enthält, also weder der Zeit, od[er] der Entwickl[un]g nach, noch 2346 der Thät[i]gk[ei]t nach eine Sond[e]r[u]ng, Unterscheid[un]g statt findet, so müssen wir aber sagen: In G[o]tt laßen sich jene drei Momente des persönl[ichen] Geistes 2347 nicht so unterscheiden, wie beim Menschen, sond[ern] sind bei ihm durchaus Eins, identisch, Gott ist in sich, in sei[nem] Wesen ein so z[u] sag[en] ununterscheidbarer Punkt [,] wo sich gar kein bestimmter Inhalt bezeichnen läßt! 2348 Es ist richtig, dem Wesen nach läßt sich kein solcher Unterschied annehmen, das ist auch beim M[e]ns[c]h[e]n schon der Fall (re 2349 sind sie nicht unterschieden); 2350 auch nicht der 2344 Randbemerkung [96vl] : „s[iehe] U[n]t[en: D[a]s Gl[e]i[c]h[n]iß v[on] d[en] 3 räuml[ichen] Dimension[en] macht es am deutl[i]chst[en; ] jede Dimensi[on] ist v[on] der and[eren] verschied[en] - jede hat aber das ganze Material od[er] Substanz in u[nd] für sich [,] u[nd] insofern auch die beid[en] ander[n] Dimensio[nen] - die aber doch au[c]h formaliter wieder nicht d[ie]se Dim[en]si[on] si[n]d. -“ [„Die Materielle Subst[an]z ... (? ) dieß V[er]h[ä]lt[ni]ß ... (? )“ in der Zeile gestrichen.] Wir dürf[en] die 3 Mom[ente] nicht in Ei[n]s vers[c]hw[immen] laß[en] - sonst heb[en] wir d[en] B[e]gr[i]ff der Persönl[i]chk[ei]t auf - u[nd] erhalt[en] eine in sich starre, unleb[e]nd[i]g[e], unthätige, [„E“ in der Zeile gestrichen] in sich gebundene Einh[ei]t [.] - [Einfügung in die Zeile unleserlich.] [An dieser Stelle wird eine weitere Randbemerkung [96vl] eingefügt: „Wir dürfen a) nicht anders als auch in Gott drei Momente annehmen - zum Behufe b) der Persönl[i]chk[ei]t - aber müß[en] jedes d[ie]s[e]r Momente selber wieder absolut nehmen, als s[c]h[on] persönl[ich]. So d[a]ß nicht wie b[e]i d[en] M[en]s[c]h[en] die drei Mo[men]te die Eine P[er]sö[n]l[ic]hk[ei]t [„erst“ über der Zeile] constituir[en].“] Doch aber müßen wir jedes Mo[men]t s[c]hon als absolut gelt[en] laß[en], also mit d[er] Vollk[ommen]h[ei]t der beid[en] ander[n] sch[on] begabt [.] - Wir sag[en] d[a]h[er: ] essentialiter sind in jed[em] Mo[men]t die beid[en] ander[n] sch[on] - formaliter aber nicht [.] Gl[e]i[c]h[n]iß v[on] d[en] 3 Dimensi[onen] paßt da [.]“ 2345 „schon“ über der Zeile. 2346 „noch“ über der Zeile. 2347 „Geistes“ in der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Menschen“. 2348 Randbemerkung [97rr] : „Wie ein mathematis[c]h[er] Punkt“ im Nachhinein eingeklammert und zusätzlich gestrichen. Darüber [97rr] : „Man könnte sagen: Gut, wir erhalt[en] die g[ö]ttl[iche] Persö[n]l[i]chk[ei]t zur Absoluth[ei]t [,] indem wir die ird[i]s[c]h[e] Unt[e]rscheid[un]g der drei Mom[en]te ganz aufgeb[en.] - Allein [,] damit wäre d[er] Knot[en] so z[u] s[a]g[en] zerhau[en], [n]i[c]ht gelöst. Wir soll[en] die Mo[men]te besteh[en] laß[en] u[nd] sie selbst zur Absoluth[ei]t erheb[en] - u[nd] d[a]s kann ges[c]heh[en,] wenn Ei[n]h[ei]t der Subst[an]z gewahrt ist.“ Darunter [97rr] : „D[a]s ... (? ) als d[a]s Beharr[e]nde mit s[einer] Dreih[ei]t ist insofern Ein deutl[i]cheres Bild d[ie]s[e]s Verh[ä]ltn[i]ßes [.] [„Ein sachl.“ in der Zeile gestrichen.] Schon d[a]s Räumliche ist bei d[en] 3 Dimension[en] u[nd] ihr[en] Unters[c]hied[en] sachl[ich] (wes[en]tl[ich]) nicht unters[c]hied[en.] -“ Darunter [97rr] : „kei[ne] Unterscheid[un]g mach[en] läßt“. 2349 „substantia“ über der Zeile. 2350 Randbemerkung [97rr] : „Wir würd[en] uns doch immer wieder die g[ö]ttl[iche] Persö[n]l[ic]hk[ei]t verd[e]utli[c]h[en] an d[e]r menschl[ichen] u[nd] also 3 Mo[men]te annehm[en] - würd[en] wir d[ie]se aber e[n]dl[i]ch - [n]i[c]ht absolut annehmen, so bekäm[en] wir keine absolute Persö[n]l[i]chk[ei]t [.] - <?page no="283"?> 273 Zeit 2351 nach, wie dieß allerdings bei[m] Mens[c]hengeist s[c]hon der Fall ist; denn G[o]tt ist v[on] Ew[i]gk[ei]t; aber ratione od[er] der Form nach dürfte sich doch auch der denkenden Betracht[u]ng ein Unterschied ergeben zw[i]s[c]h[en] d[ie]s[e]n Momenten d[e]s g[ö]ttl[ichen] Lebens 2352 (u[nd] zwar nicht blos menschl[ich] formal [,] sond[ern] göttl[ich] formal, nicht blos ratione humana [,] sond[ern] ratione divina); 2353 denn das Leben, das Leben des Geistes, der Persönlichk[ei]t, ist schon im Irdis[c]h[en,] wie wir gesehen [,] eine innere Wechselwirk[u]ng v[on] d[ie]s[e]n drei Momenten, es ist nicht ein unterschiedsloser leerer Punkt, es ist kein sog[enannter] mathematis[c]her Punkt, der an sich u[nd] für sich 2354 keine Realität hat, sond[ern] das geist[i]g[e] 2355 Leben, wie einfach, wie punctuell wir es uns auch denken mögen, ist doch etwas, hat einen Inhalt u[nd] eine Bewegung in sich; 2356 um so weniger dürfe[n] wir beim göttl[ichen] Leben d[ie]s[e]n Inhalt bei aller Einfachh[ei]t u[nd] Geist[i]gk[ei]t läugnen, müßen vielmehr den reichsten Inhalt annehmen 2357 ; d[ie]s[e]r Inhalt besteht aber eben in der Unterscheid[un]g u[nd] Vereinigung jener drei Momente. Das Seyn G[o]tt[e]s ist absolut 2358 vollkommen für sich, ist persönlich 2359 ; das Erkennen ist wieder vollkommen für sich u[nd] d[a]h[er] persönl[ich] u[nd] ebenso das Wollen, u[nd] man darf gerade 2360 um d[ie]se Vollkommenh[ei]t u[nd] Absoluth[ei]t G[o]tt[e]s zu 2361 retten, nicht sagen: durch das 2. Moment u[nd] 3. Mom[ent] 2362 werde aber das erste vollendet 2363 u[nd] alle drei ergänzen sich gegenseitig; 2364 denn das erste Mom[en]t, das Seyn, wird nicht durch das Selbstdenken erst vollendet; 2365 das Selbstdenken, die Selbsterk[e]n[n]tn[i]ß 2366 [97rl/ 97vr] macht 2367 nicht die Persönlichk[ei]t erst, wie beim Mensch[en,] sond[ern] findet sie so z[u] sag[en] schon vor, sonst wäre der Wenn wir sie aber als u[n]tr[enn]bar Ei[n]s d[en]k[en], aber do[c]h als drei Mo[men]te, so ist ja angeno[mmen], d[a]ß jed[e]s absolut sey. -“ 2351 „tempore“ über der Zeile. 2352 „zw[i]s[c]h[en] d[ie]s[e]n Momenten d[e]s g[ö]ttl[ichen] Lebens“ über der Zeile. 2353 Randbemerkung [97rr] : „NB [: ] weil ratione divina [,] daru[m] Dreih[ei]t d[e]r Person[en] -“. 2354 „und für sich“ über der Zeile. 2355 „geist[i]g[e]“ über der Zeile. 2356 Randbemerkung [97rr] : „Ei[n] innerl[iches] leb[en]d[i]g[e]s Absolut[e]s verlangt dieß, d[enn] G[o]tt ist leb[en]d[i]g, [n]i[c]ht ei[n] bloß[e]r [„leblos[er]“ über der Zeile] Allvollkomm[en]h[ei]tsb[e]gr[i]ff - (Rational[ismus])“. 2357 Einfügung am Seitenrand [97rr] : „die vollste Beweg[u]ng - sonst wäre Leblosigk[ei]t [,] Tod da. Wo aber Beweg[un]g, da Vielh[ei]t“. 2358 „absolut“ über der Zeile. 2359 Einfügung am Seitenrand [97rr] : „Weil geist[i]g[es] [„absolut[e]s“ über der Zeile] Sey[n]“. 2360 „gerade“ über der Zeile. 2361 Unleserliche Buchstaben in der Zeile gestrichen. 2362 „u[nd] 3. Mom[ent]“ über der Zeile. 2363 „vollendet“ über der Zeile. 2364 Randbemerkung [97rr] : „An den 3 Dimensionen des Räumlichen kann man sich das wieder am best[en] verdeutlich[en]“. 2365 „die Persönlichk[ei]t“ in der Zeile gestrichen. 2366 „die Selbsterk[e]n[n]tn[i]ß“ am Seitenrand [97rr] in die Zeile eingefügt. 2367 „constituirt“ über der Zeile. <?page no="284"?> 274 G[e]g[e]nst[a]nd der g[ö]ttl[ichen] 2368 Selbsterkenntniß kein vollkomm[ener], es fehlte ihm eben die Persönlichk[ei]t, die Selbsterkenntniß. So wenig man sagen kann, G[o]tt bringe sich selber d[u]rch sein Wollen erst hervor, so wenig kann man sagen, er bringe erst 2369 seine Persönlichk[ei]t 2370 hervor d[u]rch s[ein] Selbsterkennen 2371 . Freilich ist d[ie]s[e]r Unterschied eig[e]ntl[ich] keine Zahl im kraßen Sinn 2372 zu nennen, nicht drei im gewöhnl[ichen] Sinn, denn das göttl[iche] Leben bestand ja schon [,] ehe die Welt u[nd] damit auch Zahl u[nd] Maaß geschaffen ward 2373 ; aber die irdis[c]he Zahl ist ein Abbild d[ie]s[e]r g[ö]ttl[ichen] Lebens-Momente [,] u[nd] wenn auch unvollkommen [,] so doch im Irdischen das paßendste, entsprechendste. 2374 Wie die Zeit mit ihren drei Momenten der Vergangenh[ei]t, Gegenwart u[nd] Zukunft, die alle drei doch wieder eine continuirliche Einheit bilden 2375 [,] zwar ein Abbild der Ewigk[ei]t ist, aber nicht d[ie]se selbst; so ist auch d[ie]se ird[i]sche 2376 Dreieinheit zwar ein Abbild des g[ö]ttl[ichen] persönl[ichen] Lebens, aber nicht d[ie]s[e]s selbst vollkommen adäquat ausdrückend; da sich göttl[iches] Wesen u[nd] Leben nicht mit Maaß u[nd] Zahl bestimmen läßt, das Relative nicht das Absolute adäquat darstellt. 2377 Man kann also sagen: Gott ist, existirt nicht blos v[on] Ew[i]gk[ei]t in vollk[ommener] Weise 2378 , sond[ern] er denkt u[nd] weiß sich auch selbst in vollkommenster Weise, d[ie]s[e]s Denken u[nd] Wißen ist aber ein substantiales Nennen od[er] Aus-Sprechen 2379 seines ganzen, vollkommenen Wesens, es ist das consubstantiale, das wesensgleiche Wort [,] in dem sein ganzes lebend[i]g[e]s Wesen ausgesprochen ist, das G[o]tt 2380 selbst ist; 2381 2368 „g[ö]ttl[ichen]“ über der Zeile. 2369 „bringe erst“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „mache sich erst“. 2370 Unleserliche Buchstaben in der Zeile gestrichen. 2371 Einfügung am Seitenrand [97vl] : „NB [: ] So schei[n]t es denn, als ob wir je neu[e] P[e]rson[en] ke[nnen] - u[nd] da d[ie]se wieder in all[en] Mom[en]t[en] absolut wär[en] - zu noch mehre[rn] i[n] infinitum - all[e]i[n] die Absoluth[ei]t s[c]h[on] s[c]hli[e]ßt d[ie]se Folg[e]ru[n]g aus - u[nd] da nur drei vers[c]hied[ene] Mo[men]te u[n]terschi[e]d[en] laß[en,] so fall[en] ja immer alle drei gl[e]i[c]h[e] Mo[men]te der P[er]sö[n]l[ic]hk[ei]t in si[c]h zus[ammen.]“ 2372 „im kraßen Sinn“ über der Zeile. 2373 Einfügung am Seitenrand [97vl] : „in seinem immanenten Leben ist d[a]h[er] keine irdis[c]he Zahl, kein ird[i]s[c]h[es] Maaß anzunehmen [.] - Kein Mo[men]t braucht ferner 3 and[e]re - aber weil es die 2 ander[n] s[c]h[on] i[n] si[c]h hat -“. 2374 Randbemerkung [97vl] : „NB [: ] Diese Beweisführ[u]ng nun hat, wer soll es glauben, großen Anstoß gegeben [.] - Ni[c]ht etwa wegen wiss[enschaftlicher] Unricht[i]gk[ei]t, - Niemand noch hat auch nur versucht dieß zu widerleg[en] - sond[ern] weil da ei[n] Bew[eis] geführt wird - rationalist[i]s[c]h, V[e]rdi[en]st d[e]s Glaub[en]s beeinträcht[i]g[en]d -. Und doch sollte man glaub[en], die Wiss[en]s[cha]ft müße w[en]igst[en]s d[a]s Recht hab[en] - ... (? )“ 2375 „auf“ in der Zeile gestrichen. 2376 „ird[i]sche“ über der Zeile. 2377 Einfügung am Seitenrand [97vl] : „Zeit u[nd] Zahl wurde ja erst ges[c]haffen v[on] G[o]tt [,] läßt sich darum nicht geradezu in’s göttl[iche] Wes[en] u[nd] Leb[en] übertrag[en] -“. 2378 „in vollk[ommener] Weise“ über der Zeile. 2379 „Aus-” über der Zeile. 2380 „G[o]tt“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „es“. 2381 Randbemerkung [97vl] : „G[o]tt ist d[a]s Licht s[e]i[ne]r Selbsterl[e]u[c]ht[un]g selbst“. Darunter [97vl] : „Das Denken ist = Sprechen [„Nennen“ über der Zeile] = Wort (d[a]h[er] so häufig der Name G[o]tt[e]s, weil d[ie]s[e]r real ist [,] d.i. d[a]s Wesen G[o]tt[e]s selber)“. <?page no="285"?> 275 der logoj o`moou,sioj. Das Selbstdenken G[o]tt[e]s od[er] das Nennen seines eigen[en] Wesens ist kein unfruchtbares, leeres Wort [,] sond[ern] ein reales, wesenhaftes [,] u[nd] d[ie]s[e]n 2382 seinen real[en] Inhalt bildet das Wesen G[o]tt[e]s mit all’ 2383 sein[en] Vollkommenh[ei]t[e]n selbst; denn G[o]tt erkennt sein ganzes Wesen, es ist ihm nicht etwa auch th[ei]lw[ei]se verborgen. - In gleicher Weise liebt G[o]tt sich auch selbst in vollkommenster wesenhafter 2384 Weise, er will sich selbst, weil er das vollkommenste Wesen ist [,] 2) weil er sich als solches vollkommenstes Wesen erkennt; also d[ie]se wesenhafte Liebe 2385 [97vr/ 98rl] II. Th[ei]l 2386 §: 18 F[o]rts[e]tz[u]ng geht hervor aus seinem Seyn u[nd] seinem Erk[e]nnen, weil er das vollkommenste Wesen ist 2387 u[nd] weil er sich als das vollkommenste Seyn 2388 selbst anerkennt, liebt er sich selbst in vollkommenster Weise; u[nd] durch d[ie]se Liebe kommt das Erkennen mit dem Seyn in Verbind[u]ng, in Vereinigung. Das Erkenn[en] des Vollkommensten verlangt nach demselben 2389 [,] weil es 2390 vollkommen 2391 , die Liebe aber einigt Erkennendes u[nd] Erkanntes. Nun ist allerdings richtig, daß bei all’ d[ie]s[e]m [,] was hierüber bemerkt wurde, doch das innerste Wesen u[nd] Leben G[o]tt[e]s doch ein Geheimniß ist u[nd] bleibt; aber wie schon Eingangs bemerkt wurde [,] ist ja das irdis[c]he Leben uns schon unbegreiflich - bis jetzt, wenigstens - u[nd] der Menschengeist ist sich selber ein Räthsel, er erkennt sich selber nicht ganz; er fühlt einen dunklen Grund in sich [,] den er nicht durchdringen u[nd] beleuchten kann; ja gerade deßhalb, weil er sein eignes geist[i]g[es] 2392 Wesen nicht begreift, kann er auch das göttl[iche] um so weniger begreifen, denn es fehlt ihm nun alle innere Erfahr[u]ng u[nd] aller Maaßstab zu d[ie]s[e]m Begreifen. 2393 2382 „d[ie]s[e]n” über der Zeile. 2383 Unleserliche Wörter über der Zeile. 2384 „wesenhafter“ über der Zeile. 2385 Randbemerkung [97vl] : „Erk[ennen] ist Unters[c]h[e]id[un]g - (ei[ne]s als Ander[es] Erk[ennen])“. Darunter [97vl] : „Woll[en], Lieb[e] ist Vereinig[un]g -“. 2386 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 38“ am oberen Seitenrand [98rr] ; „38“ bezeichnet den Bogen. 2387 In der Zeile folgendes „liebt er sich“ gestrichen. - Randbemerkung [98rr] : „Ex patre filioque -“. 2388 „Seyn“ über der Zeile. 2389 In der Zeile folgendes „ Voll“ gestrichen. 2390 „so“ gestrichen. 2391 „weil es vollkommen“ am Seitenrand [98rr] eingefügt. 2392 „geist[i]g[es]“ über der Zeile. 2393 Es ist nicht genau zu erkennen, ob der vorstehende Absatz nachträglich mit Klammern versehen wurde. Randbemerkung [98rr] : „Aber ist da nicht eine Bes[c]hränk[un]g [? ] Ist [n]i[c]ht w[en]igst[en]s Eine Perso[n] das [n]i[c]ht [,] was die andere ist als Mo[men]t also do[c]h [n]i[c]ht absol[u]t? 1) Jede hat alle dr[e]i M[omen]te i[n] si[c]h 2) w[enn] sie dennoch verschied[en,] so ist eb[en] di[e] Absol[u]th[ei]t b[e]di[n]gt d[urc]h Vers[c]hi[e]d[en]h[ei]t v[on] A[n]de[rem,] wie Güte absol[u]t ist d[ur]ch Ger[ec]ht[i]gk[ei]t etc.“ <?page no="286"?> 276 Man kann die spekulat[ive] Entwickl[u]ng des immanent[en] 2394 göttl[ichen] Lebensproceßes, um die Dreipersönlichk[ei]t u[nd] Einheit desselben darzuthun, - auch so geben. Gott als der vollkommenste Geist, als absolute Persönlichk[ei]t, 2395 ist, existirt nicht blos [,] sond[ern] er muß auch thätig, lebend[i]g seyn, um vollkommen u[nd] seelig seyn zu können. Sein absol[utes] 2396 Erkenntnißvermögen, 2397 die Potenz zu Erkennen [,] um so zu reden, darf nicht unthätig, unrealisirt seyn, sond[ern] sie muß sich bethätigen [,] u[nd] zwar in vollkommenster Weise, in absoluter Weise; der Geg[e]nst[a]nd des Erkennens muß ein absoluter seyn, denn ein anderer würde d[a]s absolute Erk[e]n[n]tn[i]ßvermögen nicht befriedigen [,] ihm nicht ganz entsprechen; d[ie]s[e]r G[e]g[e]nst[a]nd der g[ö]ttl[ichen] Erk[e]n[n]tn[i]ß kann also nur G[o]tt selber seyn, kein endl[icher] G[e]g[e]nst[a]nd wie die Welt. 2398 In derselben Weise muß Gott auch 2399 ein Object seines absoluten, unendl[ichen] Willens- Vermögens haben, das d[ie]s[e]m ganz entspricht [,] das kann wiederum nur Er selber seyn, sein ganzes, volles, absolutes Wesen; d[ie]ses allein ist seiner vollen Liebe angemeßen u[nd] entsprechend. [98rl/ 98vr] Wollte man dieß nicht zugeben, so müßte man ein[en] andern G[e]g[e]nst[a]nd seines absoluten Erkennens u[nd] Wollens auffinden, sonst wäre ja das geist[i]ge Wesen G[o]tt[e]s - seine absoluten Kräfte der Erk[e]n[n]tn[i]ß u[nd] des Wollens - unthätig, unbefriedigt, was sich v[on] G[o]tt nicht denken läßt; d[ie]s[e]s andere Object könnte nur das Geschöpfliche, die 2400 Welt seyn. Und in d[ie]s[e]m Falle bedürfte also Gott der Welt zu seiner Vollkommenh[ei]t; sie könnte kein Werk des freien Willens u[nd] Schaffens seyn, denn er hätte sich dazu genöthigt gesehen, um etwas zu thun [,] nur den inneren Mangel, das Bedürfniß [,] den Trieb des Erkennens u[nd] Wollens zu befriedigen, die Welt gehörte also jedenfalls als nothwend[i]g[e]r Appendix zum Wesen G[o]tt[e]s, das seine volle Befriedig[u]ng nicht in sich fände, sond[ern] in s[einer] Thätigk[ei]t nach Außen suchen müßte. Dann könnte aber die Welt auch nicht zeitlich seyn, sond[ern] sie müßte ewig seyn wie Gott, denn bedürfte ihrer G[o]tt zu seiner eignen Befriedig[u]ng u[nd] vollkom[m]nen Seeligk[ei]t, so wäre d[ie]s[e]s Bedürfniß nicht erst in der Zeit eingetreten, sond[ern] es wäre ewig u[nd] darum müßte auch die Befriedig[u]ng d[ie]s[e]s Bedürfnißes, die Welt [,] ewig seyn, sonst wäre G[o]tt erst unbefriedigt gewesen, hätte th[ei]lw[ei]se Mangel gelitten, wäre unthätig gewesen u[nd] hätte dann durch die Weltschöpf[u]ng erst seine Vollkomm[en]heit erlangt; 2394 „immanent[en]“ über der Zeile. 2395 „a)“ am Seitenrand [98rr] . 2396 „absol[utes]“ über der Zeile. 2397 „b)“ am Seitenrand [98rr] . 2398 „kein endl[icher] G[e]g[e]nst[a]nd wie die Welt.“ am Seitenrand [98rr] angefügt. Randbemerkung [98rr] : „Und d[ie]se absolute Erk[enn]t[n]iß - kann nicht ei[n] bloßer Begr[i]ff [,] ei[n] bloßer G[e]d[an]ke sey[n], wie b[e]i[m] M[en]s[c]h[en], s[on]d[ern] als Absolut [m]uß d[ie]se Erk[enn]t[n]iß real - absolut real sey[n] - eb[en]so die Liebe - [n]i[c]ht bl[o]ß[e]s Seh[nen] od[er] Wü[n]sch[en]“. 2399 „einen Ge[genstand]“ in der Zeile gestrichen. 2400 „die“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „der“. <?page no="287"?> 277 wäre 2401 aber mit dem absoluten Wesen u[nd] Vollkommenh[ei]t 2402 G[o]tt[e]s unvereinbar, also müßte die Welt auch ewig seyn u[nd] auch nie aufhören. In früh[erer] Zeit neigte sich 2403 Origenes d[ie]s[e]r Ansicht in d[er] That 2404 zu, er wollte eine Ewigk[ei]t der Welt oder aufeinanderfolgenden Welten, weil G[o]tt nie unthätig seyn dürfe; in neu[erer] Z[ei]t huldigt der Panentheismus in s[einer] schlechten Bedeut[u]ng d[ie]s[e]r Ansicht, daß die Welt in G[o]tt sei 2405 [,] ein Moment d[e]s immanenten göttl[ichen] Lebens selbst, nicht ein Produkt seines immanenten Wirkens u[nd] Schaffens; - so daß hienach die Welt zu G[o]tt[e]s 2406 Wesen gehörte, ohne die Welt ist G[o]tt nicht Gott, lautet der Spruch. Dieß ist in der That nur ein unconsequenter Panth[ei]sm[us] u[nd] führt nothw[e]nd[i]g dazu. Und in sofern [98vr/ 99rl] kann man sagen, wenn die philos[ophische] Spekulat[ion] üb[er] das Wesen G[o]tt[e]s die Dreipersönlichk[ei]t läugnet u[nd] doch nicht auf alles Wissen in Betreff des g[ö]ttl[ichen] Wesens verzichten will, so kommt sie nothw[e]nd[i]g zum Panth[ei]sm[us]. III) Die Lehre von der Persönlichk[ei]t u[nd] besond[ers] v[on] der Dreipersönlichk[ei]t G[o]tt[e]s ward u[nd] wird vielfach angegriffen [,] u[nd] zwar wird 2407 die Persönlichk[ei]t G[o]tt[e]s v[on] den Pantheisten geläugnet, die 2408 Dreipersönlichk[ei]t aber von den Pantheisten u[nd] Rationalisten od[er] Deisten. Hierüber noch einige Bemerkungen. 2409 a) Die Persönlichk[ei]t G[o]tt[e]s 2410 , sagen die Pantheisten, ist schon darum unmöglich, weil sie (d[ie] P[e]rs[ö]nl[i]chk[ei]t) eine Beschränkung, eine Begränzung ist; Persönlichk[ei]t ist nur möglich durch den Gegensatz zu Andern u[nd] durch bewußte Unter- 2401 „wäre“ über der Zeile ersetzt in der Zeile allerdings nicht gestrichenes „ist“. 2402 „u[nd] Vollkommenh[ei]t“ über der Zeile. 2403 „neigte sich“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „ war“. 2404 In der Zeile folgendes „sich“ gestrichen. 2405 In der Zeile folgendes „ein Moment d[e]s“ wohl gestrichen. Randbemerkung [98vl] : „zwar nicht das ganze Wesen G[o]tt[e]s wäre, wie der Panth[ei]sm[us] s[a]gt [,] aber doch“. Darüber die Randbemerkung [98vl] : „Schiller 1) Freudlos war d[e]r große [„große“ über der Zeile] Welt[enme]ister 2) Fühlte Mangel - darum schuf er Geister [„Geister“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes und gestrichenes „Welt“] 3) Subj[ectiver] Spiegel seiner Sel[i]gk[ei]t! 4) Aus d[em] Kelche d[ie]s[e]s [„g...“ (? ) über der Zeile] G[ei]st[e]swes[e]ns 6) Schimmert ih[nen] d[ie] Unendl[i]chk[ei]t [„Unendl[i]chk[ei]t“ unter der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Unsterbl[i]chk[ei]t“] 5) Fand d[a]s hö[c]hste Wes[en] s[c]h[on] k[e]i[n] Gl[e]i[c]h[e]s“. 2406 In der Zeile folgendes „geh[örte]“ gestrichen. 2407 „wird“ korrigiert durch Überschreibung ursprüngliches „die“. 2408 In der Zeile irrtümlich gedoppeltes „die“ durch Streichung korrigiert. 2409 Randbemerkung [99rr] : „§ 13 V[on] d[er] Persönl[i]chk[ei]t d[e]s Absolut[en]“. Darunter die Randbemerkung [99rr] : „NB [: ] Auch das Eine Menschenwesen - genus - in vielen Species u[nd] Individuen - dasselbe Wesen, bei Aller Vielh[ei]t.“ 2410 „A)“ am Seitenrand [99rr] . <?page no="288"?> 278 scheid[u]ng von d[ie]s[e]m Andern. 2411 Das Bewußtseyn eines Selbst, eines Fürsichseyns entsteht nur durch das Wissen eines Fremden [,] eines Nicht-Selbst 2412 , eines Andern 2413 . Da aber Gott unendl[ich] u[nd] außerweltl[ich] seyn soll, so fehlte ihm d[ie]s[e]s Andere [,] u[nd] darum ist 2414 Persönl[i]chk[ei]t unmöglich, ist er aber persönlich, dann kann er nicht außerweltl[ich] seyn u[nd] nicht unendlich, denn Persönlichk[ei]t ist eine Bestimmung, Beschränkung u[nd] es gelte der Satz Spinoza’s: Omnis determinatio est negatio. Dagegen nun ist zu sagen [,] daß zum Begriff der Persönlichk[ei]t nicht nothwendig das Moment der Bes[c]hränk[u]ng, der Begränzung durch Anderes gehöre. Persönlichk[ei]t 2415 ist das Wissen u[nd] das daraus hervorgehende Wollen des eignen Seyns, - das Wissen um meine Realität u[nd] das Wollen derselben, daß bei dem Menschen noch das hinzukommt, 2416 daß er sich verschieden v[om] Andern weiß u[nd] sich wollend v[om] Andern unterscheidet u[nd] sein eigen Selbst behauptet u[nd] dem Andern gegenüber setzt, das gehört nicht strenge zum Begriff der Persönl[i]chk[ei]t 2417 - denn d[ie]se bedarf ja für sich nichts als das eigne Seyn, 2418 daß das Wissen nichts Andres als das eigne Seyn weiß u[nd] nichts andres als das eigne Seyn will, 2419 ist ja eben das Persönliche, nicht das Unterscheid[ende] v[om] Andern - d[ie]se Unterscheid[un]g v[om] [99rl/ 99vr] v[om] 2420 Andern bringt zum Begriff der Persönlichk[ei]t nur noch das Merkmal der Relativität hinzu. 2421 Denken wir uns d[ie]s[e]s Merkmal weg, so ist damit noch nicht der Begriff v[on] Persönlichk[ei]t aufgehoben, sond[ern] nur der von relativer Persönlichk[ei]t; also ist eine Persönlichk[ei]t möglich, schon 2422 ihrem Begriffe nach ohne jenen Geg[e]nsatz eines Andern, d.i. ohne nothw[e]nd[i]ge Bes[c]hränk[u]ng. 2423 2411 Randbemerkung [99rr] : „a) Daß Gott pers[ön]l[ich] s[e]y [,] geht sch[on] aus d[e]r Idee d[e]r Absoluth[ei]t positiv hervor [,] ind[em] wir ih[m] [n]i[c]ht d[a]s S[e]y[n,] s[on]d[ern] Erk[ennen] u[nd] Woll[en] u[nd] die Eig[en]s[c]h[a]ft[en,] die dar[a]us hervorgeh[en,] zus[c]hreib[en.] b) Daß die Absoluth[ei]t u[nd] P[er]sö[n]l[ic]hk[ei]t sich [n]i[c]ht wid[e]rsp[re]ch[en,] läßt si[c]h unschwer zeig[en]“. 2412 „Vers[c]hied[en]s[e]y[n] ... (? )“ über der Zeile. 2413 „ss[e]y[n]s“ wohl mit „Andern“ in der Zeile zu verbinden zu „Anderss[e]y[n]s“ über der Zeile gestrichen. 2414 „ist“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „wäre“. 2415 „1)“ am Seitenrand [99rr] . 2416 „b)“ am Seitenrand [99rr] . 2417 Randbemerkung [99rr] : „D[a]s wäre in der That Anthropomorphismus. -“ 2418 „u[nd]“ in der Zeile gestrichen. 2419 Randbemerkung [99rr] : „nur d[a]s negative Moment“. 2420 „v[om]“ irrtümlicherweise gedoppelt. 2421 Randbemerkung [99rr] : „Und dann d[ie] Mögl[i]chk[ei]t d[e]r Welt als eines (sic! ) Andern liegt jed[en]f[a]lls i[n] d[er] g[ö]ttl[ichen] Allmacht od[er] auch in s[einem] Selbstwiss[en] -“. 2422 „schon“ über der Zeile. 2423 Einfügung am Seitenrand [99vl] : „Das Wißen des eignen Seyns ist das Wesentl[iche], nicht die Bes[c]hränk[u]ng d[u]rch Anderes, denn d[u]rch all’ d[ie]se Beschränk[u]ng v[on] Andern kommt in Ew[i]gk[ei]t keine Persönl[i]chk[ei]t zu Stande, sonst müßte alles Irdis[c]he persönl[ich] seyn, weil Alles bes[c]hränkt ist d[u]rch Anderes. - Die Persönlichk[ei]t schließt vielmehr gerade das Andere aus, sagt dieß: daß sie d[e]s A[ndern] [„als solch[em]“ über der Zeile] nicht bedarf - besteht darin sie des Andern nicht bedarf - statt es z[u] bedürfen - je mehr sie entwickelt ist, je vollkommener sie ist, um so weniger bedarf sie eines Andern - die vollkomm[en]ste Pers[ön]l[i]chk[ei]t b[e]darf d[a]h[er] am wenigst[en] d[e]s Andern - begränzend“. <?page no="289"?> 279 Dann aber betrachten wir nur uns[ere] eigne Persönlichk[ei]t, ob wir uns ihrer als einer Beschränkung bewußt werden. Wir fühlen das Bewußtseyn unsr[e]s Selbst keineswegs als eine Beschränkung in uns, als Unvollkommenh[ei]t, sond[ern] sind d[ie]s[e]s Selbstbesitzes gerade als des größten Vorzugs froh, der alle and[ern] Vorzüge [,] die wir uns[er] nennen, erst möglich macht. Zudem 2424 aber erweitert sich uns[er] Geist v[on] diesem festen, bestimmten Centrum aus wieder in’s Unendliche, er ist gerade durch d[ie]s[e]s Selbstbewußtseyn im Stande [,] auch Andres zu erkennen, u[nd] dadurch sich eigen zu machen, sein Selbst so in’s Unendliche zu erweitern; 2425 u[nd] in gleicher Weise wird durch den Selbstbesitz erst das Wollen eines 2426 Andern möglich, die Liebe von Anderem. Durch die Liebe aber erweitert wiederum der Mensch sein Selbst, indem er es dad[u]rch an Andere hingibt, mit d[ie]s[e]n in Vereinigung, in Gemeinschaft tritt. Wir vermögen gerade durch uns[er] Selbstbewußts[eyn,] d[u]rch uns[ere] Persönlichk[ei]t, mittels der Phantasie den Flug ins Unermeßliche z[u] unternehmen, können unermeßene, unbegränzte Wünsche hegen; 2427 was Alles nicht möglich ist beim unpersönl[ichen,] bewußtu[nd] willenlosen Gegenstand. Kurz die Persönlichk[ei]t, weit entfernt [,] uns einzuengen, uns auf das Minimum des Daseyns zu beschränken, gibt uns vielmehr die Möglichkeit, uns über Zeit u[nd] Raum auszubreiten, zu erweitern, die engen Schranken uns[eres] individuellen Seyns zu überfliegen. 2428 Und so kann auch Gottes Persönlichkeit das reinste, vollste Selbst und doch zugleich unendlich seyn, bewußt darum [,] nicht beschränkt zu seyn, - da schon wir unerachtet uns[eres] bestimmt[en] in sich geschloßenen Selbst doch ein gewisses Vermög[en] der Unendlichk[ei]t in Erkennen u[nd] Wollen in uns fühlen. 2429 [99vr/ 100rl] II [.] Th[ei]l 2430 §: 18 F[o]rts[e]tz[u]ng b) Doch noch eine andere Einwend[u]ng haben die Pantheisten geg[en] die absolute Persönlichk[ei]t G[o]tt[e]s, 2431 eine Einwendung [,] die zugleich geg[en] das Daseyn eines 2424 „Zudem“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Dann“. 2425 Randbemerkung [99vl] : „NB [: ] Ob Contrapositio Günther’s“. 2426 „eines“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „des“. 2427 Randbemerkung [99vl] : „D[a]s Unpersö[n]l[iche] ist d[a]g[e]g[en] b[e]schränkt, begränzt [,] ist nur so weit als es reicht [m]it sei[ne]r Substanz [,] z.B. Pfl[an]ze, Stein -“. 2428 Einfügung am Seitenrand [99vl] : „Die Persönlichk[ei]t an uns ist gerade im Geg[e]nth[ei]l [über der Zeile: „v[on] Beschränkung“] die Kraft der Unendlichk[ei]t, der Zeit u[nd] dem Raume nach.“ 2429 Unter der Zeile: „welch[e]s g[e]rade d[u]rch je[ne] sch[e]i[n]bare Bes[c]hrä[n]k[un]g d[e]s Selbstbesitzes mögli[c]h ist -“. Randbemerkung [99vl] : „Dieß das ‚Daß’ der Persönlichk[ei]t [.] - Nun das ‚was’ od[er] ‚Wie’ -“. 2430 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 39“ am oberen Seitenrand [100rr] ; „39“ bezeichnet den Bogen. 2431 Randbemerkung [100rr] : „NB [: ] Einige (Günther etc.) haben, um d[ie] Pers[ö]nl[i]chk[ei]t G[o]tt[e]s d[en]kbar zu mach[en,] in d[as] Innere G[o]tt[e]s selbst d[a]s Andere [,] von dem er sein Wes[en] u[n]ters[c]hied u[nd] d[a]d[u]r[c]h persö[n]l[ich] sey[n] soll [,] verlegt - die W[e]ltidee contrapositio - die er ewig als sei[n] Nichtich erkennt u[nd] u[n]ters[c]heidet [.] - Allein [,] d[ie]ses Ni[c]htich ist [n]i[c]ht die B[e]di[n]g[un]g der Persö[n]l[i]chk[ei]t [,] s[on]d[e]rn [n]ur Folge davon, d[enn] erst ind[em] G[o]tt sein eig[ne]s Wes[en] w[e]iß u[nd] als allmächtig weiß, kennt er si[c]h au[c]h als Welts[c]h[ö]pfer [,] d.h. die [m]ögl[iche] S[c]höpf[un]g [.] - D[u]rch d[ie]se Ged[an]k[en] ermögli[c]ht oder <?page no="290"?> 280 von der Welt verschiedenen, eines außerweltl[ichen] G[o[tt[e]s gerichtet ist u[nd] durch die 2432 sie ihr ganzes System, ihre Identificirung v[on] G[o]tt u[nd] Welt begründen wollen, od[er] die wenigstens die Voraussetzung ist, von der sie ausgehen. Sie sagen: Ein Geist, eine Persönlichk[ei]t könne für sich, ohne bestimmtes Substrat [,] ohne materielles Seyn nicht existiren. Geist u[nd] Materie seyen [,] wenn auch nicht identis[c]h [,] doch untrennbar miteinander verbunden, seyen gar nicht auseinander zu denken, könnten gar nicht ohne in 2433 einander zu seyn, bestehen, - Geist ohne Substrat sei nichts Reales, sei Nichts. - 2434 Dieß ist, wie man 2435 sogleich sieht, eine Behauptung [,] die auch zugleich die Unsterblichk[ei]t der menschl[ichen] Seele läugnet. Denn wenn ein Geist, eine Persönlichk[ei]t, ohne Leib nicht existiren kann, so muß die Seele erlöschen mit dem Aufhören des Leibes - od[er] ei[nen] frei[en] mat[e]ri[e]ll[en] Leib hab[en.] - 2436 Das ist nun die Voraussetz[u]ng, die Annahme [,] auf welcher der Panth[ei]sm[us] ruht, ich sage Voraussetz[u]ng [,] weil er einen Beweis dafür nicht erbringt [,] u[nd] dieß auch nicht kann, - es 2437 ist ein 2438 Glaube od[er] eig[e]ntl[ich] Nicht-Glaube [,] von dem die P[a]nth[ei]st[e]n ausgehen. Der eig[e]ntl[iche] Grund 2439 u[nd] Beweis für d[ie]se Annahme [,] d[a]ß es unmöglich sei, d[a]ß 2440 ein geist[i]g[e]s Seyn 2441 ohne materielles Substrat existire, - ist nur dieß, daß wir einen solchen Geist nicht sehen, nicht mit uns[ern] Sinnen wahrnehmen, daß wir keine Erfahr[u]ng davon haben. - 2442 Denken aber, 2443 können wir uns ein solches geist[i]g[e]s] Seyn allerdings 2444 [,] u[nd] was können dann zuletzt die Läugner der Außerweltl[i]chk[ei]t u[nd] Persönlichk[ei]t G[o]tt[e]s wohl dagegen sagen u[nd] beweisen, wenn wir behaupten, daß G[o]tt[e]s Persönlichk[ei]t ein Seyn, eine Realität habe, ein Substrat, das zwar nicht materiell ist, vor dem aber das irdis[c]he, materielle Seyn nur das Abbild 2445 ist in seiner Festigk[ei]t, Dauer, Intensität u[nd] Extensität; voll[en]det G[o]tt s[e]i[ne] P[e]rsö[n]l[i]chk[ei]t [n]i[c]ht [,] s[on]d[ern] er wird selbst erst [m]ögl[ic]h d[u]r[c]h die Persö[n]l[i]chk[ei]t. -“ 2432 „die“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „sie“. 2433 „in“ über der Zeile. 2434 Randbemerkung [100rr] : „Seele nur mögl[i]ch d[u]rch d[en] Leib [im Nachhinein in die Zeile eingefügt: „u[nd] in ihm“] - also au[c]h G[o]tt nur d[u]r[c]h u[nd] in d[er] Welt.“ 2435 „man“ über der Zeile. 2436 „od[er] ei[nen] frei[en] mat[e]ri[e]ll[en] Leib hab[en] -“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. Randbemerkung [100rr] : „Strauß s[a]gt [,] d[ie]s[e]r Gott sey nicht Persö[n]l[ic]hk[ei]t im Sinne v[on] Einpersönlichkeit oder Dreipersönlichk[ei]t [,] sond[ern] im Sinne v[on] Allpersönl[i]chk[ei]t [.] D.h. d[a]s G[ö]ttl[iche] werde b[e]ständ[i]g persö[n]l[i]ch in der M[en]s[c]h[e]nwelt. -“ 2437 „es“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „das“. 2438 „ein“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „der“. 2439 Randbemerkung [100rr] : „(Eig[en]tl[icher] Grund der Annahme“. 2440 „d[a]ß“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „uns“. 2441 In der Zeile folgendes „zu denken“ gestrichen. 2442 Randbemerkung [100rr] : „keine Sinnenwahrnehmung davon hab[en]“. 2443 In der Zeile folgendes „vorstellen“ gestrichen. 2444 Einfügung am Seitenrand [100rr] : „sonst könnte gar kein Streit darüber seyn“. 2445 Einfügung am Seitenrand [100rr] : „In der Fähigk[ei]t des Substratseyns (d[a]s g[ei]st[i]g[e,] Seel[i]s[c]he, Gesetz - erweist sich all[en]th[a]lb[en] mächt[i]g[e]r als d[a]s Materielle a) d[ie]s[e]s folgt d[en] g[ei]st[i]g[en] Gesetzen b) wird vollkom[m]n[e]r organisirt d[u]rch g[ei]st[i]g[e] Kräfte - s[iehe] Unt[en]“. <?page no="291"?> 281 die P[a]nth[ei]st[e]n können nicht beweisen, daß dieß unmöglich sei, da wir ja das Universum nicht ganz kennen u[nd] nicht wissen, wie das Seyn 2446 so viel[er] [100rl/ 100vr] Millionen v[on] Sternen beschaffen sey 2447 , 2448 u[nd] nicht mit uns[ern] Sinnen es wahrnehmen können. 2449 Für den, welcher jene Voraussetz[u]ng der P[a]nth[ei]st[e]n nicht blindgläubig annimmt 2450 [,] hat sie 2451 schlechterdings keinen Sinn, denn d[ie]s[e]r wird sagen, wie soll G[o]tt der Materie als Substrat bedürfen, da er doch der S[c]höpfer derselben ist, sie erst durch ihn entstand? 2452 Betrachten wir übrigens das Daseyende, Sichtbare [,] so weiset es uns hin auf eine geist[i]ge Existenz [,] ohne das grob Materielle als Substrat zu haben, 2453 Untersuchen wir die unterste Stufe des Daseyns [,] das Unorganische [,] so finden wir da vorherrs[c]hend d[a]s Schwere, Finstere, Unbewegl[iche], Ungeistige 2454 . - Gehen wir eine Stufe höher z[um] Organis[c]h[en,] 2455 dann finden wir wieder d[ie]s[e]s grob Materielle, aber dazu schon noch mehr, schon ein Höheres, Vergeistigteres, das Materielle ist v[on] einer nicht sichtbaren Kraft durchdrungen, die nach einem nicht sichtbaren Gesetze od[er] Idee wirkt (durchsuche man nur ein[en] Organismus [,] man wird nirg[e]nds d[ie]se K[r]aft finden [,] sond[ern] lauter Stoff, wie beim Todten, Unorganischen u[nd] doch ist od[er] war sie da) 2456 [.] Der menschl[iche] Organismus 2457 endl[ich] birgt Kräfte in sich u[nd] 2458 gibt sie auch kund, die weit üb[er] die Macht des Materiellen hinausgehen, ja 2446 „Reale“ über der Zeile. 2447 „sey“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „seyn“. 2448 In der Zeile folgendes „so“ gestrichen. 2449 Einfügung am Seitenrand [100vl] : „Und wie schon früher bemerkt wurde - zuletzt auch d[a]s Materielle, als Ganzes wieder ein Substrat haben müßte u[nd] muß [,] um zu b[e]steh[en] (das könn[en] wir sogar beweis[en] u[nd] sag[en] daru[m: ] Alles würde vergehen [,] unhaltbar werd[en], wenn G[o]tt[e]s Macht es nicht erhielte! -“ 2450 „annimmt“ über der Zeile. 2451 In der Zeile folgendes „k“ gestrichen. 2452 Im Nachhinein in die Zeile eingefügt: „Doch abgesehen davon, d[a]ß dieß nur eine pantheist[ische] Beh[au]pt[un]g ohne Bew[eis] ist [,] der wir nur eine and[ere] B[e]h[au]pt[u]ng entgegen setz[en] ... (? )“. 2453 Das Komma ist hier irrtümlich stehen geblieben. Randbemerkung [100vl] : „Und nach d[ie]s[e]r B[e]h[au]pt[u]ng erhält wenigst[en]s d[a]s Höhere d[a]s Nied[ere] - bei d[en] P[a]ntheist[en] aber soll d[a]s Niedere (Materie) - d[a]s Höhere (Geist) erhalten u[nd] beding[en.] (Das Materielle z.B. der Erde ist zusammengehalt[e]n im Centrum; dieß ein mathemat[ischer] Punkt - ein Nichts - eine bloße B[e]z[ie]h[u]ng - die B[e]z[ie]h[un]g zu and[e]r[n] Himmelskörpern etc.)“ 2454 „d[ie]s[e]s folgt Gesetz[en]“ über der Zeile. Randbemerkung [100vl] : „D[ie]s[e]s folgt s[c]ho[n] g[ei]st[i]g[en] Gesetz[en], als der beherrsch[en]d[en] Macht - fr[e]il[ich] noch i[m] Mat[e]riell[en] gebund[en] [unleserliches Wort über der Zeile] [,] vorhand[en] (d[u]rch d[a]ss[e]lbe als dasey[en]d bedi[n]gt, aber doch höher)“. 2455 „z[um] Organis[c]h[en]“ über der Zeile. 2456 Randbemerkung [100vl] : „NB [: ] Wenn bemerkt wird, daß wir d[as] Geist[i]g[e] immer nur im Materiell[en] wirksam seh[en] u[nd] als [„als“ über der Zeile] vorhand[en] erke[nnen] - so geht daraus nur dieß hervor [,] daß d[a]s Materielle der Einwirk[un]g d[e]s Geist[i]g[en] fähig ist u[nd] dess[e]lb[en] bedarf, damit etwas aus ih[m] werde [.] - Und Noch nicht [,] daß es nothw[en]d[i]g[e] Seyns Bedi[n]g[un]g d[e]s Geist[i]g[en] sey - s[on]d[ern] nur Wirksbedi[n]g[un]g“. 2457 „menschl[iche] Organismus“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „M[e]nsch[e]ngeist“. 2458 „b... (? ) k... (? )“ in der Zeile gestrichen. <?page no="292"?> 282 gerade der Eigenthümlichk[ei]t v[on] d[ie]s[e]m zuwider sind u[nd] durch d[ie]s[e]s in ihrer Thätigk[ei]t fühlbar gehemmt werden, wie z.B. das Bewußtseyn u[nd] Wollen selbst, das Erkennen [,] wod[urc]h der Geist weit über sein körperl[iches] Daseyn hinausgreift u[nd] sich also in ihm eine Kraft kund gibt [,] die v[om] Materiellen nicht ausgehen kann. 2459 (Ausführlicheres hierüber bei d[er] Lehre v[on] d[er] Unsterblichkeit der Seele [.]) Und so können wir ja auch eine noch höhere Kraft annehmen, die des Materiell[en] gar nicht bedarf. 2460 Doch abgesehen v[on] dem Sichtbaren, Aeußern 2461 prüfen wir die innere Welt des Menschen selbst, sein geist[i]g[e]s Wesen, daß (sic! ) doch jedenfalls u[nd] zugestandenermaß[e]n selbst v[om] P[a]nth[ei]sm[us] Realität hat u[nd] dessen innere 2462 Thatsachen auf Anerkennung so viel Anspruch haben als die Sinneswahrnehmung - man wollte z.B. der Freude [,] welche die rein geist[i]g[e] Function der Hoffnung etwa gewährt, nicht ebenso viel Realität zuschreiben als der Freude [,] die dem M[e]nsch[en] d[u]rch den Gaumen beim [100vr/ 101rl] Genuße der Speisen möglich ist? Wenn nun die innern Thatsachen wenigstens eben so viel Genuß haben u[nd] Realität als die äußern der Sinne 2463 (die auch der Täusch[u]ng unterliegen); so muß d[ie]s[e]n Thatsachen auch in Bezug auf das Daseyn u[nd] die B[e]s[c]h[a]ff[e]nh[ei]t G[o]tt[e]s wenigst[e]ns ebenso viel Gewicht beigelegt werden, als dem Zeugniß der Natur, 2464 das d[er] P[a]nth[eis]m[us] für sich anführen will. 2465 D[ie]se innern Thatsachen 2466 aber d[e]s M[e]nsch[e]ng[ei]st[e]s sprechen durchaus für d[ie] Persönlichk[ei]t G[o]tt[e]s. Die der menschl[ichen] Natur wesentl[iche] Idee v[on] G[o]tt 2467 hat vor Allem das als ihren Inhalt, daß G[o]tt persönl[ich] sei 2468 u[nd] die Manifestation d[ie]s[e]r Idee, die Bethät[i]g[un]g derselben die R[e]l[i]g[io]nen insgesammt haben die Persönlichk[ei]t G[o]tt[e]s zur Grundlage, z[um] nothw[e]nd[i]g[e]n Postulat, 2469 R[e]l[i]g[io]n könnte es 2459 Einfügung am Seitenrand [100vl] : „Ueb[er]h[au]pt sehen wir s[c]hon im Irdis[c]h[en], daß es auf die Masse [,] auf das Sichtbare, Materielle nicht ankomme in Bezug auf Kraft u[nd] Wirkung; daß also nicht das Massenhafte es sei [,] aus dem das Vollkommene hervorgehe, sond[ern] daß d[a]s relativ Immateriellere, die Kraft vielmehr die Maße bewege u[nd] überwältige [; ] nach der Grundansicht des P[a]nth[ei]sm[us] müßte das Geg[e]nth[ei]l statt finden, wenn er es auch nicht Wert haben will.“ Im Nachhinein in die Zeile eingefügt: „- Waru[m] sollte also schl[ec]hterdi[n]gs d[a]s [„Materielle“ in der Zeile gestrichen] G[ei]st[i]ge ohne d[a]s mi[n]dere Materielle [n]i[c]ht s[e]y[n] k[önnen]? “ 2460 Einfügung am Seitenrand [100vl] : „da schon im Ird[i]s[c]h[e]n [„Materiell[en]“ über der Zeile] ein Streben nach d[ie]s[e]m Ziele wahrzunehmen ist! “ 2461 In der Zeile folgendes „mit“ gestrichen. 2462 „innere“ über der Zeile. 2463 Einfügung am Seitenrand [101rr] : „sie gehören wenigst[e]ns auch zur Natur -“. 2464 „Sinne“ über der Zeile. 2465 Randbemerkung [101rr] : „D[er] P[a]nth[ei]sm[us] b[e]ruft sich auf d[a]s Zeugn[i]ß der Natur - der Sinne - der Th[ei]sm[us] auf d[a]s Zeugniß d[e]s G[ei]st[e]s - die innere Wahrneh[m]u[n]g -“. 2466 Einfügung am Seitenrand [101rr] : „denen auch Geltung zukomm[en] muß“. 2467 „d[a]s r[e]l[i]g[iö]s[e] Bew[u]ßts[eyn]“ über der Zeile. 2468 Randbemerkung [101rr] : „Wir k[ommen] hier auf das zurü[c]k [,] w[o]v[o]n wir ausg[e]g[angen] - r[e]l[i]g[iö]s[es] B[e]w[u]ßts[eyn]“. Darunter [101rr] : „Weitere Bew[ei]se für d[ie] Persönl[i]chk[ei]t G[o]tt[e]s -“. 2469 Randbemerkung [101rr] : „Persönl[i]chk[ei]t G[o]tt[e]s ist ein Postulat -“. <?page no="293"?> 283 gar nicht geben ohne diese Verschiedenh[ei]t G[o]tt[e]s v[on] d[er] Welt u[nd] also auch ohne d[ie]s[e] Persönl[i]chk[ei]t, denn R[e]l[i]g[io]n ist ihr[em] Begr[i]ffe 2470 nach ein 2471 Verhältniß v[on] zwei bewußten Wesen; nach dem P[a]nth[ei]sm[us] aber wäre nur Ein bewußtes Wesen da [,] der Mensch [,] u[nd] d[ie]s[e]r wäre als bewußt die höchste Manifestation des Göttlichen in der Welt, er könnte also nicht zu etwas höhern (sic! ) in Verhältniß stehen, - könnte 2472 d[a]h[er] nicht R[e]l[i]g[io]n haben. Betrachten wir die besond[ern] rel[i]g[iö]s[en] Functionen 2473 [,] z.B. jene rel[i]g[iö]s[e] Uebung, die sich allenth[a]lb[e]n bei den Völk[e]rn findet, die aus innerm Drang seiner Natur hervorgeht - das Gebet. Was sollte das Gebet heiß[en] ohne persönl[ichen] Gott; es wäre ein Reden zu Niem[an]d[em], zu Etwas [,] das nicht für sich ist, nicht sieht u[nd] nicht hört; es wäre ein Unsinn, eine Lächerlichk[ei]t. Und gleichwohl ein so constanter Drang der Natur, d[a]ß selbst solche [,] die jahrelang d[a]s Gebet verhöhnten [,] in größter Gefahr, im Sturme auf dem Meere od[er] sonst selbst unwillkührl[ich] anfingen zu beten; man kann sagen, was dem Thiere der Instinct, das ist dem M[e]nsch[e]n d[ie]s[e]r inn[ere] 2474 Drang z[um] Beten, 2475 d[ie]s[e]m Drang aber muß ein persönl[icher] G[o]tt entsprechen, er wäre sonst unerklärlich. D[ie]s[e]r Drang ist aber eine innere Thatsache [.] - Betrachten wir ferner das Sittengesetz, 2476 wie unverwüstlich ist das dem M[e]nsch[en] eingeboren [,] u[nd] wie wenig vermag der Mensch es [,] seiner innern Stimme zu entgehen, wenn er auch noch so sehr will. Man könnte sagen - das ist ein Gesetz der Natur [101rl/ 101vr] eben, wodur[c]h sie ihm vorschreibt, wie er zu lebe[n] habe; 2477 wohl aber auch die Freih[ei]t es zu übertreten, ist eine Gabe der Natur, u[nd] doch fühlt er Vorwürfe, wenn er es thut. Ist kein persönl[icher] Gott, also auch kein ferneres Daseyn als das zeitl[iche], was hat es dann noch für eine Bedeut[u]ng [,] jenes Gesetz zu übertreten, das oft im Genusse des Daseyns hemmt, also gerade den Zweck derselben vereitelt? Nach bestimmten Gesetzen leben auch die Thiere, des Menschen eigenstes Privilegium aber Daneben weitere Randbemerkung [101rr] : „Schelling [: ] Die Philos[ophie] müße auch d[a]s Gemüth - die ... (? ) d[e]s Herz[en]s befried[i]g[en.] Herz u[nd] Wille ... (? ) V[er]st[an]d“. 2470 „Wesen“ über der Zeile. 2471 „bewußtes“ über der Zeile. 2472 „könnte“ über der Zeile. 2473 Randbemerkung [101rr] : „Gefühl“. 2474 „inn[ere]“ über der Zeile. 2475 „Rufen z[um] persö[n]l[ichen] G[o]tt“ über der Zeile. 2476 Randbemerkung [101rr/ 101vl] : „Wille - Zur Erklär[un]g d[e]s Wie d[e]s Absolut[en], Göttl[ichen] di[en]t d[a]s moral[i]s[c]h[e] Gesetz [.] - W[enn] au[c]h [n]i[c]ht z[um] st[ren]g[en] B[e]w[eis] d[e]s D[a]s[e]y[n]s [.] - We[nn] einm[a]l d[urc]h ei[n]e G[o]tth[ei]t d[a]s Gewiss[en] erklärt w[er]d[en] soll - d[ann] persö[n]l[icher] G[o]tt noth[wen]d[i]g [.] - [101rr/ 101vl] E[n]tw[e]d[er] [m]uß ma[n] d[a]s Sittengesetz geradezu als etwas ga[n]z Unbegr[e]ifl[iches], Unvernü[n]ft[i]g[es] annehm[en] - od[er] persö[n]l[ichen] G[o]tt als Urheber [.] Die Natur gäbe also a) d[a]s Sitt[en]gesetz b) die Fr[ei]h[ei]t [,] es zu übertreten - also wohl au[c]h d[a]s natürl[iche] R[ec]ht c) den Reiz es zu üb[e]rtr[e]t[en] u[nd] doch straft d[ie] Natur - Ueb[e]rtr[e]t[un]g etc. d[ur]ch d[a]s Gewiss[en]“. 2477 „Instinct“ über der Zeile. <?page no="294"?> 284 wäre es gerade [,] v[on] d[ie]s[e]m Gesetze frei zu seyn, weil die Natur ihm Freih[ei]t gegeben, um deren Gebrauchswillen sie ihm doch keine Vorwürfe machen könnte! Sittenlos[i]gk[ei]t 2478 wäre ohne persönl[ichen] Gesetzgeber, wenn es ohne sonst[i]g[en] Schaden geschehen könnte, das Richtige, Vernünft[i]ge, weil damit der Zweck, den in d[ie]s[em] Falle das Daseyn nur haben könnte [,] eher erreicht wäre, als d[u]r[c]h Entsagung - u[nd] doch strafte die Natur - die bewußtlose, unpersönl[iche] G[o]tth[ei]t dieß? Wozu denn? Also das Sittengesetz wäre unmöglich, unerklärlich, ungerechtfert[i]gt, ohne persönl[ichen] G[o]tt. 2479 Endl[ich] entspricht dem Denken des Absoluten [,] 2480 wovon doch auch die P[a]nth[ei]st[e]n sprechen, 2481 die unpersönl[iche], mit der Welt identis[c]he G[o]tth[ei]t d[u]rchaus nicht u[nd,] wie schon früher einmal bemerkt wurde [,] ist hier im System des P[a]nth[ei]sm[us] ein beständ[i]g[e]r Widerspruch zw[i]sch[en] ihrem Absoluten, v[on] dem sie reden [,] u[nd] zw[i]sch[en] der Realisir[u]ng desselben in der Welt, ind[em] d[ie]se Realis[i]r[u]ng der Idee d[ie]s[e]s pantheist[i]s[c]h[en] Absolut[en] nicht entspricht, das 2482 vielmehr in der Welt erst nach Verwirklich[u]ng, Vervollkommnung also ringt; 2483 ist dieß aber 2484 nothw[e]nd[i]g für d[a]s Absolute 2485 ; dann ist der Begriff des Absoluten aufgehoben. 2486 Die neu[eren] Pantheisten, namentl[ich] Hegel [,] verfallen auch 2487 in den 2488 Widerspruch, daß sie dabei zugleich etwas setzen u[nd] nicht setzen; näml[ich] das Absolute [,] sagen sie [,] ringe im Zeitlichen nach Verwirklich[u]ng; was aber ringt [,] das muß seyn [,] sonst kann es nicht ringen, u[nd] es müßte zugleich th[ei]lw[ei]se nicht seyn, sonst bräuchte es nicht erst nach Verwirklichung zu ringen; 2489 also das noch nicht verwirklichte Absolute wäre zwar gewissermaßen schon der Potenz nach 2490 [,] aber in der Welt noch nicht vorhanden, 2491 - es wäre also hier merkwürdiger 2478 „Genuß“ über der Zeile. 2479 Randbemerkung [101vl] : „Das wollen die P[a]nth[ei]st[e]n freil[ich] nicht zugeben [,] aber sie verlaßen dabei eben die Consequenz, auf die sie sich sonst so viel zu Gute thun - beweis[en] aber damit nur die Unhaltbark[ei]t ihrer Behauptung[e]n etc.“ Darunter die weitere Randbemerkung [101vl] : „H[err] Vogt läugnet jedes Sitt[en]gesetz geradezu [.] - Wenn ih[n] ab[e]r Einer beim Wort nimmt u[nd] s[e]i[n] Weib, s[e]i[n] Ki[n]d ers[c]hlägt, ih[n] selbst quält - wird er d[ie]ß für eb[en]so gut halt[en] u[nd] berechtigt? “ 2480 In der Zeile folgendes „das“ gestrichen. Randbemerkung [101vl] : „Denk[en]“. 2481 Einfügung am Seitenrand [101vl] : „weil der eingeborne Drang der Menschenseele sie dazu treibt“. 2482 „das“ über der Ziele ersetzt in der Zeile gestrichenes „daß“. 2483 Randbemerkung [101vl] : „Contra Allpersönl[i]chk[ei]t“. Darunter die Randbemerkung [101vl] : „Entwi[c]kl[un]gsb[e]dürft[i]gk[ei]t d[e]s Absolut[en] -“. 2484 In der Zeile folgendes „für“ gestrichen. 2485 „für d[a]s Absolute“ über der Zeile. 2486 Randbemerkung [101vl] : „Nicht einmal d[em] V[e]rst[an]de e[n]tspricht d[a]s pantheist[ische] Absolute - d[a]g[e]g[en] d[a]s Theist[ische] vollko[mmen]“. 2487 In der Zeile folgendes „d[a]d[u]rch“ gestrichen. 2488 „den“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „einen“. 2489 Randbemerkung [101vl] : „(S[c]hl[u]ß [: ] P[e]rsö[n]l[ic]hk[ei]t ist ei[ne] Vollk[ommen]h[ei]t - also [m]uß sie d[em] Absol[u]t[en] zuk[ommen])“. 2490 „der Potenz nach“ über der Zeile. <?page no="295"?> 285 Weise doch wieder eine Art th[ei]lw[ei]s[e] außerweltl[ichen] Daseyns des Absoluten, was [101vr/ 102rl] II [.] Th[ei]l 2492 §: 18 F[o]rts[e]tz[u]ng. doch d[ie] Pantheisten gerade in Abrede stellen 2493 [.] (NB [: ] Jedenf[a]lls auch hier ein Dualismus zw[i]sch[en] Realisirten [,] Unvollkommnen, Endlichen - u[nd] Unrealisirten, Absoluten, Vollkom[m]nen; - was dann wieder einen Widerspruch in sich enthält, denn die unvollkomm[ene] Realisir[u]ng müßte doch dad[u]rch 2494 vollkom[m]ner seyn als das Absolute, Vollkommene, das der Realis[i]r[u]ng noch entbehrt.) Mit d[ie]s[e]r ganzen Behaupt[u]ng, daß G[o]tt als außerweltl[iche] Persönlichk[ei]t nicht existiren könne, weil ein geist[i]g[e]s Daseyn ohne materielles Substrat nicht möglich sei, verhält es sich also so: I [)] 1) fürs Erste können d[ie] P[a]nth[ei]st[e]n für d[ie]s[e] Behaupt[u]ng keinen Beweis liefern; 2) Die genauere Betracht[u]ng der sinnl[ichen] 2495 Welt zeigt uns sogar [,] daß 2496 [,] je höher d[ie] Stufe des Daseyns, desto geistiger, intensiver, energischer dasselbe sei [,] u[nd] zwar ganz ohne Rücksicht auf die materielle Masse [.] 3) Der M[e]nsch besonders zeigt Kräfte [,] die weit hinausreichen üb[er] das materielle leibl[iche] Daseyn derselb[en] (Kräfte) 2497 [,] v[on] denen das ird[i]s[c]h[e] Substrat nicht d[ie] Ursache seyn kann - also das geist[i]ge Daseyn erweist sich als stärker [,] energischer, als das blos sinnl[iche] - warum sollte der Geist nicht auch für sich bestehen können? 2498 2491 Randbemerkung [101vl] : „Auch der Begr[i]ff E[n]twickl[un]g ist ni[c]ht einmal anw[en]dbar - d[enn] es gehört Einwirk[un]g u[nd] Nahr[un]g zur E[n]twickl[un]g - woher soll d[a]s Absolute d[ie]s[e]s neh[men] - Etwa v[om] ... (? ) Staub? Ab[e]r d[e]r gehörte selbst z[um] Absol[u]t[en] -“. 2492 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 40“ am oberen Seitenrand [102rr] ; „40“ bezeichnet den Bogen. 2493 Einfügung am Seitenrand [102rr] : „Das Absolute wäre hienach noch nicht realisirt u[nd] d[a]h[er] noch unreal, also unvollkommen [.] - Das Realisirte aber wäre zwar als Reales Vollkommen, aber noch nicht absolut [„weil noch [n]i[c]ht ... (? )“ über der Zeile], also doch auch wieder unvollkommen [.] - Kurz die Entwickl[un]gsgeschichte des M[e]nsch[en] ist hier auf G[o]tt übertrag[en], - da aber dieß d[ie] Entwickl[un]gsgesch[ichte] eines Endlichen, nicht eines Unendl[ichen] ist, - so können d[ie] Panth[ei]st[e]n nicht v[on] ein[em] Absoluten sprechen - denn alles Endl[iche] zusam[m]enaddirt gibt noch kein Absolutes. Aber dem Ganz[en] kann man keine Entwickl[un]g zuschreib[en] - denn nach all’ uns[erer] Erfahru[n]g gehört zur Entwickl[un]g v[on] irg[en]d etwas Nahrung, Stoff [,] der aufgenommen werd[en] soll - woher soll [„aber“ über der Zeile] d[as] ganze Universu[m] den Stoff zur Entwick[lung] nehmen [? ] - Wer soll ihm helf[en] ... (? ) - da Niemand ist u[nd] Nichts ist außer ihm? (Auch“ [Fortsetzung fehlt]. 2494 „d[u]rch d[ie] Realis[ir]ung“ über der Zeile. 2495 „sinnl[ichen]“ über der Zeile. 2496 „die“ in der Zeile gestrichen. 2497 Unleserliches Wort über der Zeile. 2498 „energischer, als das blos sinnl[iche] - warum sollte der Geist nicht auch für sich bestehen können? “ am Seitenrand [102rr] eingefügt. - Darunter unleserliche Einfügung [102rr] . <?page no="296"?> 286 II 2499 [)] Das ergibt sich schon aus der Betracht[u]ng des Aeußerlichen, der Natur. Nun hat aber die innere Welt des Menschen, sein physisches Leben, wenigstens eben so viel Gewicht, wie die äußere Natur 2500 - weil es wenigstens auch zur Natur gehört, ein Bestandth[ei]l derselben ist; u[nd] die Thatsachen d[ie]s[er] innern Welt [,] der Drang des 2501 Gefühls, das Willensgesetz, die Vernunft [,] welche z[um] bloßen Denken, v[om] Verstande nicht getrennt u[nd] nicht ignorirt werden darf - d[ie]se 2502 Thatsachen verlang[en] durchaus einen persönl[ichen] G[o]tt. 2503 - Darum ist es auch in allen R[e]l[i]g[io]nen zu einem solchen persönl[ichen] G[o]tt gekommen, wie unvollkommen ders[e]lbe auch sei; in jeder R[e]l[i]g[io]n, auch in der unvollkommensten [,] wird G[o]tt eine Th[ei]lnahme an menschl[ichen] Angeleg[en]h[ei]t[en] zugeschrieben, ein Willensvermögen, ein Bewußtseyn - d[a]h[er] Gebete, Opfer, d[a]h[er] Furcht u[nd] Vertrauen u[nd] Liebe; bei Annahme 2504 einer unpersönl[ichen] Gewalt wäre das Alles nicht möglich, denn d[ie]se könnte ja nichts wissen, nichts wollen u[nd] nichts thun, d[a]h[er] wäre hier alle rel[i]g[iö]se Uebung etc. unnöthig. B) 2505 Noch mehr Gegner, wie sich denken läßt [,] hat die Dreipersönlichk[ei]t G[o]tt[e]s gefunden, in [102rl/ 102vr] neu[erer] Z[ei]t [,] besonders an den rationalist[ischen] Theologen, währ[e]nd die pantheisirend[en] Philos[ophen] - Hegel z.B. - auch v[on] einer göttl[ichen] Dreipersönlichk[ei]t sprechen 2506 . Wir können uns hier übrigens kurz faßen, die Einwend[u]ng[e]n laßen sich einfach auf den Satz reduciren, Eine g[ö]ttl[iche] 2507 Wesenseinh[ei]t u[nd] doch drei g[ö]ttl[iche] 2508 Personen u[nd] doch wieder nur Ein G[o]tt sei unmöglich [,] weil Eins nicht drei u[nd] drei nicht Eins sei, - denn d[ie]s[e]s widerspreche aller Logik u[nd] Rechenkunst; entweder müße man die drei Personen aufgeb[en,] was d[a]s Vernünft[i]gste sei, um die Einh[ei]t G[o]tt[e]s zu rett[en], od[er] zum Polytheismus sich bekennen u[nd] drei Götter anbeten. 2499 „II“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt; „4)“ in der Zeile gestrichen. 2500 Einfügung am Seitenrand [102rr] : „als sein physisches Leben“. 2501 „der Drang des“ über der Zeile; „des“ in der Zeile gestrichen. 2502 Unleserliches Wort über der Zeile. 2503 Einfügung am Seitenrand [102rr] : „Das Bewußtseyn des M[e]nsch[e]n in s[einem] Daseyn u[nd] seiner Entsteh[u]ng verlangt einen persönl[ichen] Urgrund - wäre sonst unerklärl[ich] (ebenso wie das Bewußtseyn v[om] persönl[ichen] Absoluten) [.] Denn d[a]s mens[c]hl[iche] Bewußtseyn bedarf 1) stets z[um] [„wi[r]kl[ichen]“ über der Zeile] Entsteh[en] der Einwirk[u]ng der bewußt[en] G[ei]st[e]r [,] 2) könnte die Anlage z[um] Bewußtsey[n] im Mens[c]h[en], aus unbewußt[em], unpersönl[ichem] Urgrund nicht hervorgehen. - Es müßte also jed[en]f[a]lls die Anlage zur Persönl[i]chk[ei]t im Absolut[en] (Urgr[u]nd) [„All“ über der Zeile] vorhand[en] sey[n]; eine Anlage als Unvollkomm[en]h[ei]t widerspricht aber dem Absoluten; ist Absoluth[ei]t da, so muß au[c]h d[ie] Anlage an d[ie]s[e]r participir[en], muß also schon entwickelt sey[n]. -“ Darunter [102rr] : „also hier Wid[e]rspru[c]h“. 2504 „Annahme“ über der Zeile. 2505 Korrespondierendes „A)“ unauffindbar. 2506 Einfügung am Seitenrand [102vl] : „Natürl[ich] aber d[ie]se drei Momente auffaß[en] als drei Momente des weltl[ichen] Daseyns“. 2507 „g[ö]ttl[iche]“ über der Zeile. 2508 „g[ö]ttl[iche]“ über der Zeile. <?page no="297"?> 287 Wir haben früher gesehen, wie d[ie]se Dreieinheit schon im Irdis[c]hen allenth[a]lb[e]n sich finde in 2509 alle[m] 2510 Dasey[n] u[nd] Leben, u[nd] es wurde auch schon bemerkt, d[a]ß man nicht mit Maaß u[nd] Zahl hier ganz mathematis[c]h verfahren dürfe 2511 [,] um das Wesen u[nd] Leben G[o]tt[e]s d[u]rch Ird[i]s[c]h[e]s, Ges[c]höpfliches auszumeßen; daß [,] wie die Zeit ein Abbild der Ewigk[ei]t ist, aber nicht d[ie]se selbst, so auch d[ie]se Zahl, d[ie]se Dreieinheit nur ein Abbild des g[ö]ttl[ichen] Lebens, nicht aber d[ie]s[e]s selbst vollkomm[en] adäquat ausdrücke. 2512 IV 2513 [)] Zum Schl[u]ße noch einige histor[ische] Bem[e]rk[u]ng[e]n. Man hat in mehrer[en] heidnisch[en] R[e]l[i]g[io]nen Spuren v[on] der Dreieinheit G[o]tt[e]s finden wollen [,] z.B. namentl[ich] dieselbe wiedererkennen wollen in den sog[enannten] indischen Trimurti - Brahma, Vischnu u[nd] Schiwa -. Allein selbst d[ie]se Trimurti [,] die noch am ehesten sich damit vergleichen ließe, ist doch viel anders gestaltet; es sind drei wirkl[ich] verschiedene Götter, die einzeln verehrt werd[en,] so zwar [,] daß die Bekenner des Vischnu z.B. mit denen des Schiwa häufig in Geg[e]nsatz u[nd] Feinds[c]h[a]ften stehen. Erst d[u]rch die Spekulation, d[u]rch die W[issen]sch[a]ft scheinen sie in Zusammenhang gebracht word[en] zu seyn, u[nd] so finden sich allerdings Götterbilder mit drei Köpfen auf einer Gestalt u[nd] verschiedene andere Andeut[u]ng[e]n einer Dreih[ei]t, daneben aber auch unzählige andere Götterbilder mit vielen Köpfen, Händen u.s.w. Im A[lten] T[estament] ist vor Allem die Einheit G[o]tt[e]s hervorgehoben u[nd] eingeschärft, v[on] einer Dreih[ei]t finden sich nur Spuren, zu deren bestimmter [,] [102vr/ 103rl] sicherer Auffind[u]ng es aber schon des Lichtes bedarf [,] das das N[eue] T[estament] d[u]rch d[ie] klaren Off[e]nb[a]r[u]ng[en] der Dreieinheit, angezündet hat. - D[ie]s[e]s Verh[ä]ltn[i]ß 2514 ist aber leicht erklärbar d[u]rch die Betracht[u]ng des histor[i]s[c]h[en] Verlaufes, den die R[e]l[i]g[io]nen nehmen. In den ältest[en] Zeiten des Mensch[e]ngeschlechts, als der menschl[iche] Geist, dem Kindesalter noch nahe u[nd] noch ungeübt war in geist[i]g[e]r Thätigk[ei]t, im Denken u[nd] noch wenig v[on] d[er] Welt erkannte [,] sond[ern] fast lauter Räthsel um sich sah, 2509 „in“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „im“. 2510 „alle[m]“ über der Zeile. 2511 „dürfe“ über der Zeile. 2512 Einfügung am Seitenrand [102vl] : „Man [„Man“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Aber das“] hat noch eingewendet, daß wenigstens bei d[ie]s[e]r Dreipersönl[i]chk[ei]t, Eine Person die Andere bes[c]hränken würde, u[nd] jede unvollkommen sei, doch wenigstens in so ferne als die Eine das nicht an sich habe od[er] sei, was die Andere v[on] ihr unterscheidet [.] Der Vater sei nicht die Persönl[i]chk[ei]t des Sohnes u[nd] entbehre d[ie]s[e]s Vorzugs etc. Allein d[ie]s[e]r Einwurf hat keine Bedeut[u]ng, denn als bestimmte Person findet jede ders[e]lb[e]n gerade in der [„persönl[ichen]“ über der Zeile] Eigenthüml[i]chk[ei]t [unleserliche Wörter über der Zeile] ihre Vollend[u]ng, u[nd] dann ist eine Person für sich allein ganz undenkbar [,] sond[ern] stets nur in Einheit mit den beiden andern; u[nd] man kann d[a]h[er] im G[e]g[e]nth[ei]l sagen, die Eine Person verlange die Andere zu ihrer Vollend[u]ng u[nd] habe sie auch ewig [„ewig“ über der Zeile], sei also ewig vollendet.“ 2513 „IV“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt; korrespondierendes „III“ unauffindbar. 2514 „Umst[a]nd“ über der Zeile. <?page no="298"?> 288 da hatte auf ihn, den vorherrschend Sinnlichen, die Natur mit ihren Erscheinungen u[nd] Gewalten, - die Macht des Sinnlichen also den größten Einfluß auf ihn u[nd] zersplitterte d[u]rch die Vielheit ihrer Erscheinungen die Eine G[o]tt[e]sidee, deren klares Bewußtsey[n] sich immer mehr trübte, in viele Theile gleichsam [,] in viele Götter, die sich gegenseitig eingefügten u[nd] vervollständigten; es entstand der Polytheismus, der Götzendienst, das Heidenthum. D[ie]s[e]m gegenüber nun trat die Off[e]nb[a]r[u]ng des A[lten] B[undes] u[nd] da mußte die Einheit G[o]tt[e]s hervorgehoben werden; d[ie]s[e]r Vielh[ei]t der falschen Götter gegenüber u[nd] es mußte vor Allem das göttl[iche] 2515 Wirken in Bezug auf die Welt betont u[nd] hervorgehoben werden. Vom innern göttl[ichen] Leben, v[on] der immanenten Dreieinigk[ei]t konnte da noch nichts geoffenbart werden, davon hätte 2516 das Volk, hätte die ganze Menschh[ei]t noch nichts verstand[en], weil sie noch zu ungeübt im Denken war; man 2517 hätte unfehlbar drei Götter daraus gemacht nach der ... (? ) sinnl[ichen], wenigstens anthropomorphistisch[en] Auffaßungsweise. Im A[lten] T[estament] finden sich d[a]h[e]r auch, wie g[e]s[a]gt, nur schwache Andeut[un]g[en] v[on] d[er] g[ö]ttl[ichen] Dreipersönlichk[ei]t. Als aber das menschl[iche] Denken selbst erstarkte u[nd] d[u]rch philos[ophisches] Denken u[nd] d[u]rch die immer mehr sich erweiternde Kenntniß der Natur zur Einsicht kam, daß die sinnl[ichen] G[e]g[e]nst[ä]nde nicht die G[o]tth[ei]t selbst, nicht Götter seyn könnten, u[nd] als der Glaube an die alt[en] Götter darum sank, u[nd] die heidnischen R[e]l[i]g[io]nen darum verfielen, da kam man gleichwohl 2518 d[a]d[ur]ch noch nicht zur Kenntniß 2519 des w[a]hr[en], Einen 2520 [103rl/ 103vr] lebendigen G[o]tt[e]s, sond[ern] d[u]rch Abstraction v[om] Endli[c]h[en,] Sinnlichen, Vielen nun zu einer Gedankeneinheit, zu einem leeren Begriff v[on] Einheit, den man sich nicht zu beleben wußte; die rel[i]g[iö]s[en] Spekulationen, wie sie größt[en]th[ei]ls 2521 als Geheimlehren in den groß[en] oriental[ischen] R[e]l[i]g[io]nen niedergelegt waren, sprach[en] darum allerdings v[on] einer g[ö]ttl[ichen] Einheit, aber sie war ihnen unbestimmbar, sie wußten kei[nen] Inhalt dafür anzugeben, sie nannten d[a]h[er] d[ie]se Einheit bald ewige Ruhe (Nirwana) [,] bald Unterschiedslosigk[ei]t (Zemane akenene) [,] bald ewig[en] Kreislauf, bald blindes Schicksal, bald allgemei[ne] Weltordnung. 2522 In d[ie]s[e]m Stadium war der Geist der Menschh[ei]t reif für die weitere Off[e]nb[a]r[u]ng in Betreff G[o]tt[e]s, nicht mehr um die Einheit G[o]tt[e]s handelte es sich 2515 „persö[n]l[iche]“ über der Zeile. 2516 „hätte“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „hätten“. 2517 „man“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „sie“. 2518 In der Zeile folgendes „dan[n]“ gestrichen. 2519 „Kenntniß“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „Einheit“. 2520 „Einen“ am Seitenrand [103rr] in die Zeile eingefügt. 2521 „größt[en]th[ei]ls“ über der Zeile. 2522 Randbemerkung [103vl] : „(Wir finden sogar [,] d[a]ß d[ie] rel[i]g[iö]s[e] Spekulation selbst besond[ers] zu Alexandr[ien,] gestützt auf Andeut[u]ng[e]n im A[lten] T[estament] solcher Dreieinh[ei]t G[o]tt[e]s zustrebte - jüd[i]s[c]h[e] Kabbala, Philo etc.)“. <?page no="299"?> 289 jetzt, d[ie]se wurde schon v[on] den denkend[en] Mensch[en] leichter begriffen u[nd] anerkannt, aber um den Inhalt d[ie]s[e]r g[ö]ttl[ichen] 2523 Einheit, um die Lebendigk[ei]t derselben handelte es sich jetzt; 2524 die Leerheit derselben, die Starrh[ei]t des Begriffs war zu entfernen u[nd] inneres Leb[en] u[nd] Bewegung, - nicht blos ein Seyn [,] sond[ern] auch ein Erkennen u[nd] Wollen für den (sic! ) Idee 2525 der G[o]tth[ei]t zu finden; 2526 d[ie]s[e]s geschah d[u]rch die Off[e]nb[a]r[u]ng im N[euen] B[und,] u[nd] zwar gerade d[u]rch die Off[e]nb[a]r[u]ng der Dreipersönlichk[ei]t G[o]tt[e]s, d[a]d[u]rch ward eine Einheit gegeben, die zugleich der entseelenden, starr machenden Spekulation u[nd] Einheit suchend[en] 2527 Abstraction gegenüber Stand hielt u[nd] die Lebendigk[ei]t der Idee G[o]tt[e]s bewahrte, u[nd] d[u]rch die Einheit G[o]tt[e]s gegenüber den (sic! ) Polytheismus aufs bestimmteste aussprach. Die Lehre v[on] G[o]tt ward dadurch vollendet, so weit sie v[on] d[er] Off[e]nb[a]r[u]ng kommt u[nd] kommen muß, wenn auch die Wiss[e]nsch[a]ft damit noch nichts an’s Ziel gekommen ist, u[nd] der Natur der Sache gemäß auch nie dazu kommen kann. Doch aber kann u[nd] soll sie auch ihrers[ei]ts ihre Kräfte aufbieten, um das auch immer mehr zu erkennen, was im Glauben schon festgehalten wird. [103vr/ 104rl] 2523 „g[ö]ttl[ichen]“ über der Zeile. 2524 Randbemerkung [103vl] : „Eins - nicht als B[e]gr[i]ff od[er] Zahl, sond[ern] als Substanz - Eines“. 2525 „Idee“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „Begriff“; ursprüngliches „den“ ist stehengeblieben. 2526 „u[nd]“ in der Zeile gestrichen. 2527 „Einheit suchend[en]“ über der Zeile. <?page no="300"?> 290 II [.] Th[ei]l 2528 2529 V[on] der Welt. II. Abschnitt (Kosmologie) 2530 §: 19 Von der Entstehung der Welt. I) Das Daseyn der Welt braucht wohl nicht bewiesen zu werden, wohl aber ist auch hier beim Beginne der Untersuchung üb[er] die Welt die erste Frage nach dem Woher? derselben: Ob sie v[on] Ewigkeit besteht od[er] v[on] selbst entstanden od[er] d[u]rch Anderes entst[a]nd[en] 2531 , d[u]rch irg[e]nd eine Ursache zum Daseyn gekommen sei. Was nun die R[e]l[i]g[io]nen betrifft, so bildet irg[e]nd ein Aufschluß üb[er] die Entsteh[u]ng der Welt stets einen wesentl[ichen] Bestandth[ei]l ihrer Lehre. In allen nur einigermaßen vervollkom[m]neten od[er] nicht ganz gesunkenen 2532 R[e]l[i]g[io]nen findet sich irg[e]nd eine Lehre üb[er] d[en] Urspr[u]ng der Welt [,] u[nd] zwar bringen die R[e]l[i]g[io]nen d[ie]s[e]n Urspr[u]ng stets mit einer Thätigk[ei]t ihrer G[o]tth[ei]t, ihrer Götter od[er] eines ihrer Götter in Verbindung. - In den Grundzügen gleichen sich auch die Schöpf[u]ngslehren der verschiedenen R[e]l[i]g[io]nen der größeren Völker, sind aber 2528 „Abschnitt“ unter der Zeile. 2529 „§“ in der Zeile gestrichen. 2530 Randbemerkung [104rr] : „V[on] d[er] eman[e]nt[en] Off[e]nb[arun]g u[nd] Thät[i]gk[ei]t G[o]tt[e]s. A) Ob die Welt entst[a]nd[e]n (nach Stoff u[nd] Form) B) Wie entst[a]nd[e]n - Creatio, Eman[a]t[ion] nothw[en]d[i]g - frei - gut, schlecht C) Wann - D) Warum - E) [„als“ über der Zeile] Was sie entst[a]nd - was sie sey. - 1) Ob die Welt ers[c]haff[en]? Zur wiss[e]nsch[a]ftl[ichen] Erk[enn]t[n]iß kei[ne] recht[en] Anh[a]ltsp[u]nkte - a) Niemand konnte Zeuge der E[n]tst[e]h[un]g sey[n] - also kein histor[ischer] Bew[eis] mögl[ic]h b) Nur d[u]rch Ku[n]dgeb[u]ng d[e]s Schöpfers kann man davon erfahren - aber a) das wäre bl[o]ße Gl[a]ub[en]ssache - Thom[as] v[on] Aq[uin] m...d...m (? ) incaepisse sola fide tenetur. Aber [n]i[c]ht m...d... (? ) creata[m] (? ) esse [,] d[enn] di[e]ß soll ... (? ). b) Wiss[e]ns[c]h[a]ftl[icher] Bew[eis] war es nicht [,] nur indirect wäre ein Bew[eis,] u[nd] zwar allerdi[n]gs ein strenger Bew[eis] zu führen [.] - Wenn bewies[en] werd[en] könnte [,] daß Gott selbst es geoff[en]bart habe [,] d[a]ß die Welt angefang[en,] d.h. Schöpf[un]g [.] - Dann wäre ein str[en]ger Bew[eis] auch für die Wiss[e]nsch[a]ft geliefert [.] [Daneben [104rr] : „I[n] d[er] That - ist d[a]s Das[e]y[n] d[e]s Absolut[en] gewiß - dann au[c]h S[c]hö[pfung] (? )“.] c) Indeß ist doch auch die Natur zu bef[ra]g[en,] was sie über ihr[en] Ursp[run]g uns sagt, ob ei[n] solcher od[er] nicht [.] Und in Bezug auf die Form gibt sie zieml[ich] b[e]stimmte Antwort, daß sie wirkl[ich] entstand[en.] - NB [: ] [daneben [104rr] : „ad Wie“] Man s[a]gt, d[a]s Endl[i]che in seiner Unendl[i]chk[ei]t bildet eb[en] d[a]s Absolute als Moment d[e]sselb[en]. Aber wenn man d[ie]se B[e]h[au]pt[un]g vernünft[i]g findet, warum will man dann es als unmögl[i]ch od[er] unvernünft[i]g bezeichnen, d[a]ß d[a]s Absolute d[a]s Endl[i]che, Relative habe frei hervorbring[en] könn[en]? - Kann d[a]s E[n]dl[i]che d[a]s Absolute constituir[en] [„hervorbring[en]“ über der Zeile] od[er] construir[en,] so wird doch wohl d[a]s Absolut[e] u[m] so [me]hr d[a]s Absolute d[a]s Relat[ive] hervorbri[n]g[en] kö[nnen]“. 2531 „entst[a]nd[en]“ über der Zeile. 2532 „od[er] nicht ganz gesunkenen“ über der Zeile. <?page no="301"?> 291 freil[ich] d[u]rch Nebendinge u[nd] phantastische Ausstaffir[u]ng[e]n je nach der eigenthüml[ichen] Anschauungsweise des Volkes bis fast 2533 zur Unkenntlichk[ei]t entstellt. Die Schöpf[u]ngsgeschichte [,] in uns[eren] h[ei]l[igen] R[e]l[i]g[io]nsurkunden im 2534 Buch der Genesis [,] ist nun freil[ich] sehr einfach [,] leicht verständlich, u[nd] einleuchtend für Jedermann, enthält auch in der That Aufschluß genug für Jeden, wenigstens so viel als er für sein Leben braucht als zu seiner allgem[einen] Orientirung in d[ie]s[e]m Daseyn u[nd] zum Begreifen seiner Lebensaufgabe nothw[e]nd[i]g ist. Denn die Hauptsache ist ja doch immer dieß, zu wissen, die Welt hat zu ihrem Urheber den frei[en] allmächtigen Gott, der sie nach sein[em] Willensentschluße in’s Daseyn gerufen d[u]rch seine Macht u[nd] der 2535 seine bestimmten Gesetze in sie gelegt hat [,] nach denen sich ihr nothw[e]nd[i]g[e]r Verlauf richtet; Gesetze 2536 , die im Menschengeiste 2537 lebend[i]g u[nd] bewußt werden u[nd] als freie Kräfte ihrer Natur gemäß wirken sollen, 2538 in deren Anwendung 2539 aber die Aufgabe des Menschen besteht. - So viel [,] wie gesagt, ist klar [104rl/ 104vr] aus der rel[i]g[iö]s[en] Urkunde [,] die wir haben [,] u[nd] das ist genug für d[as] 2540 menschl[iche] Leben, da Alles Weitere [,] das Wie, Wann u[nd] Warum u[nd] wie all’ 2541 d[ie]se Fragen heißen [,] doch v[on] keinem practis[c]h[en] 2542 unmittelb[aren] Werthe ist, worauf es doch in r[e]l[i]g[iö]s[em] Leben zunächst ankommt. II) Etwas andres ist es aber [,] wenn die Wiss[e]nsch[a]ft üb[er]h[aup]t 2543 , selbst 2544 die R[e]l[i]g[io]nswiss[e]ns[c]h[a]ft an die Untersuchung über die Entstehung der Welt geht. 2545 Die Schwierigk[ei]t[en,] die sich hier entgegen stellen, sind ungeheuer u[nd] unzählige Versuche sind schon gemacht worden hierüber [,] ohne z[u] ein[em] befriedigenden Resultat zu führen u[nd] namentlich werden jetzt, nachdem die Erforsch[u]ng der Natur, der Beschaff[e]nh[ei]t u[nd] Bestandtheile uns[erer] Erde 2546 zu einem bedeutend hohen Grad v[on] Vollkommenh[ei]t gediehen ist, d[ie]se Erklär[u]ngsversuche häufig u[nd] die Resultate davon sind nichts weniger als übereinstimmend. Hiebei wird nun, wie sich denken läßt, die Schöpf[u]ngs-Geschichte, wie uns Moses sie gibt [,] bedeutend kritisirt, th[ei]ls vertheidigt u[nd] wenigstens im Allgem[einen] für nichtig befunden, th[ei]ls aber auch gänzl[ich] verworfen. 2547 Dabei wird 2548 aber auch die theolog[ische] 2533 „fast“ über der Zeile. 2534 „im“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „des“. 2535 „ihr“ in der Zeile gestrichen. 2536 „gegebene“ über der Zeile. 2537 „aber“ in der Zeile gestrichen. 2538 „waren“ in der Zeile gestrichen. 2539 „in deren Anwendung“ über der Zeile. 2540 „für d[as]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „zum“. 2541 „1)“ unter der Zeile. 2542 „S“ in der Zeile gestrichen. „2)“ über der Zeile. 2543 „üb[er]h[aup]t“ über der Zeile. 2544 Unleserliche Buchstaben über der Zeile gestrichen. 2545 Randbemerkung [104vl] : „ad Wie“. 2546 „d[e]s Himmels - Universu[m]s“ am Seitenrand [104vl] . 2547 Randbemerkung [104vl] : „(NB [: ] Mit aller Anstreng[un]g ist indeß die Wiss[en]sch[a]ft (Geologie) noch zu nichts Weiter[em] gekomm[en] als zu Ansicht[en] u[nd] Erklär[u]ngen in Bezug auf E[n]tst[e]h[un]g od[er] viel[me]hr Bild[un]g der Erde [,] die höchste[n]s Wahrscheinlichk[ei]t beanspruch[en] können [.] - <?page no="302"?> 292 Wiss[en]sch[a]ft, die sich früher vorherrschend, zu fast allem nur mit d[ie]s[e]m G[e]g[e]nst[a]nd der Untersuchung befaßt hat, gedacht [,] u[nd] zwar gewöhnl[ich] nicht mit besonderer Ehre u[nd] Lob [,] sond[ern] im G[e]g[e]nth[ei]l, um sie zu schmähen u[nd] den Leuten die Augen zu öffnen üb[er] ihre Unwiss[en]heit. - Als wenn dieß nicht im Fortschritt der mens[c]hl[ichen] Wiss[e]ns[c]h[a]ft gelegen u[nd] ganz natürl[ich] wäre, daß noch J[a]hrh[u]nd[e]rte v[on] geist[i]g[er] Anstreng[u]ng wir 2549 Etwas beßer erkennen müßen als die Frühern. Diesen aber soll u[nd] kann man keinen Vorwurf machen üb[er] Dinge [,] die sie nicht wissen konnten, weil die Bedingungen der Erk[e]n[n]tn[i]ß noch nicht erfüllt waren; es ist nicht blos bei der Theologie [,] sond[ern] in allen Wiss[e]nsch[a]ft[e]n der Fall [,] liegt in der Natur der Sache, daß Spätere erkenn[en,] was Frühere nicht erkannt. 2550 Dann aber müßen wir, bei aller Achtung [,] die wir vor der Naturwiss[e]ns[c]h[a]ft haben, doch auch behaupt[en] 2551 , daß es eine unbillige Ford[e]r[u]ng sei, daß 2552 Einer [,] der eine Theorie der Welt- 2553 Entsteh[un]g aufstellt, nun gleich verlangt, alle Welt solle [104vr/ 105rl] die bisher[i]ge Annahme [,] dem bish[erigen] Glauben der M[e]ns[c]hh[ei]t seiner Theorie z[u] lieb 2554 alsogleich verlaßen u[nd] seiner Ansicht beipflichten, - während sich d[ie]se Ansicht nach einigen Jahren selbst wieder als gänzl[ich] unhaltbar erweisen kann u[nd] gewöhnl[ich] wirklich 2555 erweist u[nd] vergeßen wird als eine unbrauchbare. Damit hat sich dann auch das Schmähen geg[en] 2556 die Theologen als unhaltbar erwiesen 2557 . - Uebrigens will ich damit keineswegs die Ansichten der Theolog[en] üb[er] die Weltentsteh[u]ng durchweg in Schutz nehmen, sie sind in ihr[er] näh[eren] Ausführ[u]ng oft auch 2558 abgeschmackt u[nd] ungeschickt genug; nur um die Hauptsache handelt es sich, um die theolog[ische] Gr[u]ndansicht [,] die sich stets gründet auf d[en] Bericht in der R[e]l[i]g[io]nsurkund[e]. Doch auf d[ie]s[e]n endlos[en] 2559 Streit können wir uns hier nicht näher einlaßen, wir haben nun in möglichster Kürze zu untersuchen, ob Und doch ist die Erde nur ein winziger Bruchtheil im Universum [.] - Wie ist d[ie]s[e]s e[n]tstand[en]? - entstand[en] nach Substanz u[nd] Form)“. 2548 „nun“ in der Zeile gestrichen. 2549 „wir“ über der Zeile. 2550 Einfügung am Seitenrand [104vl] : „z.B. In neu[erer] Z[ei]t werd[en] d[ie] Resultate der Naturwiss[e]nsch[a]ft [,] der Chemie z.B. [,] bei Rechtsfällen, bei Criminal-Untersuchungen angewendet u[nd] dad[u]rch der Gerecht[i]gk[ei]tspflege ein bedeutender Dienst erwiesen; wird man aber darum der Rechtswiss[e]nsch[a]ft einen Vorwurf machen können, daß sie früher nichts v[on] d[ie]s[e]m wußte u[nd] darum sicher oft unrichtig entschied? [„- Die Gerechtigk[ei]t aber war früher doch dieselbe - ist nicht eine andere geword[en.]“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt.] 2551 „behaupten“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „bekennen“. 2552 „Te“ in der Zeile gestrichen. 2553 „s[c]h“ in der Zeile gestrichen. 2554 „dem bish[erigen] Glauben der M[e]nschh[ei]t seiner Theorie z[u] lieb“ über der Zeile. 2555 „erweisen kann u[nd] gewöhnl[ich] wirklich“ über der Zeile. 2556 „geg[en]“ über der Zeile. 2557 „erwiesen“ über der Zeile. 2558 „auch“ über der Zeile. 2559 „endlos[en]“ über der Zeile. <?page no="303"?> 293 sich wissensch[a]ftl[ich] irg[e]nd Etwas üb[er] die Entst[e]h[u]ng, das 2560 Woher der Welt sagen u[nd] bestimmen läßt u[nd] wie dieses geschehen könne. 2561 Dieß könnte nun geschehen auf historis[c]he[m] Wege od[er] d[u]rch wissensch[a]ftl[iche] Untersuchung der Natur u[nd] ihrer Gesetze im Allgemeinen, u[nd] des menschl[ichen] G[ei]st[e]s insbesondere (durch Construction à priori? ) [.] III) 2562 Können wir nun wohl auf histor[i]sch[em] Wege etwas v[on] der Weltentsteh[u]ng wissen, d.h. d[u]rch histor[ische] Forsch[u]ng üb[er] d[ie]s[e]n Act etwas erfahren? In keinem Falle [,] denn das Mens[c]hengeschlecht müßte bei seiner eigenen Entsteh[u]ng od[er] Erzeugung zugegen gewesen seyn [,] was doch unmögl[ich] ist. - Weil gleichwohl dunkle Sagen 2563 gehen bei den Völkern, so gelten d[ie]se doch stets nicht als Resultate eigener, geschichtl[icher] Fors[c]h[u]ng[e]n [,] sond[ern] als Ueberlief[e]r[u]ng[e]n der Aufschlüße, welche die G[o]tth[ei]t od[er] die Götter, die d[ie] Welt schufen, darüber gaben, sie sind also mehr rel[i]g[iö]se Lehren, als geschichtl[iche] Ueberlief[e]r[u]ng[e]n. 2564 b) 2565 Gibt nun aber die Natur Antwort, wenn wir sie in der Wiß[e]nsch[a]ft befragen üb[er] ihren Urspr[u]ng? Aus ihren Gesetzen u[nd] ihr[er] Bes[c]haffenh[ei]t können wir wenigstens Einiges schließen u[nd] jedenf[a]lls sogleich so viel sehen 2566 , daß sie nicht ewig sei, sond[ern] ein[en] Urspr[u]ng haben müße. Wir bemerken näml[ich] in der Natur als 2567 ein allgemei[ne]s Gesetz ihres Bestehens, daß Alles in ihr in einem be- [105rl/ 105vr] ständigen Wechsel begriffen sei, in beständ[i]g[e]m Entstehen u[nd] wieder Vergehen; das sehen wir im Kleinen tagtägl[ich], das macht den Charakter der Zeitl[i]chk[ei]t aus; die immer weiter gehenden Forsch[un]g[en] über das Ganze des Erdkörpers zeigen aber in gleicher Weise Spuren der Entsteh[u]ng, der Bild[un]g [,] Entwickl[u]ng u[nd] Veränd[e]r[u]ng auch d[ie]s[e]s Ganzen 2568 , u[nd] noch weiter gehend findet die Naturwiss[e]nsch[a]ft auch an andern Welt-Körpern Aehnl[iches], 2569 das auf solche Entst[e]h[un]g u[nd] Bildu[n]g hinweiset. - Daraus ist nun zwar noch nicht erwies[en,] daß der Stoff, die Materie entstanden seyn müße u[nd] 2560 „Un“ oder „Ue“ in der Zeile gestrichen. 2561 Randbemerkung [105rr] : „üb[er] Erklär[un]g etwa d[er] Mosais[c]h[en] S[c]höpf[un]gsgeschichte - ad Ob“. 2562 Randbemerkung [105rr] : „III) Also: 1) Ist die Welt (Erde) entstanden od[er] nicht [,] u[nd] zwar a) dem Stoffe b) der Form nach -“. Darunter [105rr] : „(Ob au[c]h d[u]r[c]h Betr[ac]ht[un]g [„(Idee)“ über der Zeile] G[o]tt[e]s selbst [.] - Nur w[e]nn eine ge... (? ) nothw[en]d[i]ge S[c]höpf[un]g anzuneh[men] ist [.] -)“ 2563 „k“ in der Zeile gestrichen. 2564 Randbemerkung [105rr] : „Vor der Wiß[en]s[c]h[a]ft gilt die r[e]l[i]g[iö]s[e] Tradit[ion] nicht unmittelbar - sond[ern] sie muß bestimmtere Anh[a]ltsp[u]nkte hab[en] - da die M[en]s[c]h[en]-Gesch[i]chte hier nichts bring[en] kann. D[a]h[er] Betr[a]cht[un]g der Natur selber - was gibt sie uns kund? “ 2565 Korrespondierendes „a)“ unauffindbar. 2566 Einfügung am Seitenrand [105rr] : „od[er] ihr abmerken“. Darunter [105rr] : „A) ob Forme[n] entst[an]d[en]“. 2567 „als“ über der Zeile. 2568 „auch d[ie]s[e]s Ganzen“ über der Zeile. 2569 „daf“ (? ) in der Zeile gestrichen. <?page no="304"?> 294 nicht v[on] Ewigk[ei]t sei, 2570 vielmehr will man gerade daraus schließen, daß der Stoff ewig sey 2571 , wenn auch die Formen, die Daseynsweise desselben immerfort wechselt; allein auch diese Behauptung ist unberechtigt 2572 , denn 1) Form u[nd] Materie laßen sich nicht trennen, das Eine ist die Beding[un]g des Andern, die Form ist nur möglich durch den Stoff, das Materielle, sonst existirt sie nicht wirkl[ich]. Die Materie als existirend hat jedenfalls Eine bestimmte Daseynsform, sonst wäre sie gar nicht; die übr[i]g[e]n, verschiedenen, wechselnden Formen müßten wenigstens als Gesetze schon in ihr 2573 vorhanden gewesen 2574 seyn. 2575 Da nun aber der Stoff ewig wäre, diese Gesetze aber gerade Gesetze der Zeitlichk[ei]t sind (d[ie]se selber bedingen), so wäre das Ewige zugleich Zeitliches, was ein Widerspruch ist; - das Materielle voraussetzl[ich,] das Starre, Unveränderliche, Ewige, hätte wesentl[ich,] naturnothw[e]nd[i]g 2576 das Veränderliche, Zeitliche in sich [,] was unmöglich ist 2577 . - Materie u[nd] Form gehören wesentl[ich] zusammen u[nd] da das Charakterist[ische,] Eigenthüml[iche] davon gerade die Veränderung, also das Zeitliche ist, so kann dasselbe nicht ewig sey[n,] weder im Einzelnen noch im Ganzen; man kann eine unendliche [,] d.h. unmeßbare, aber nicht anfangslose 2578 Dauer des Zeitlichen annehm[en,] aber keine Ewigkeit des Zeitlichen, weil das ein Widerspruch ist. Ewigk[ei]t ist Prädikat des Absoluten [,] nicht des Relativen. So wenig ma[n] das Relative absolut sehen kann, so wenig kann man v[on] einer ewigen Zeitlichkeit sprechen 2579 [105vr/ 106rl] 2570 In der Zeile folgendes „aber“ gestrichen. 2571 „sey“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „seyn“. 2572 „unberechtigt“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „unrichtig“. 2573 „Vo“ in der Zeile gestrichen. 2574 „gewesen“ über der Zeile. 2575 Unleserlicher Buchstabe in der Zeile. 2576 „natur“ über der Zeile eingefügt. 2577 Einfügung am Seitenrand [105vl] : „u[nd] zwar als das Vollkommene hätte sie das Zeitliche in sich, denn d[ie]se wechselnd[en] Formen wären ja vollkommener, als das Todte [,] Starre, das ewig wäre. Das Zeitl[iche] also wäre vollkommener als das Ewige. - Denn d[a]s Geformte [„d[a]s Zeitl[iche]“ über der Zeile] wäre vollkommener als d[a]s Ungeformte, (d[a]s Materielle) die Materie“. - Dazu gehört wohl die weitere Randbemerkung darunter [105vl] : „b[e]sond[er]s w[enn] die Welt als ewig gedacht wird, ist Materie u[nd] For[m] wes[en]tl[ich] u[n]tr[enn]bar - glei[c]hewig - weil die Form[en] u[nd] Gesetze [n]i[c]ht v[on] auß[en] kommen könn[en]“. 2578 „d.h. unmeßbare, aber nicht anfangslose“ über der Zeile. 2579 Randbemerkung [105vl] : „ad B) 1) Die Materie [m]uß [en]twed[er] selbst d[a]s Absolute sey[n.] - Aber wie dann zeitl[iche] [„relat[ive]“ über der Zeile] Form u[nd] der d[u]rchgä[n]g[i]g[e] Charakter der Relativit[ä]t [,] der Nied[ri]gk[ei]t, Rohh[ei]t, der d[em] blos Mater[i]ell[en] anklebt [.] - Sie [en]tsp[r]i[c]ht d[em] B[e]gr[i]ff d[e]s Absolut[en] [n]i[c]ht. [Daneben [105vl] : „Solches wäre [n]i[c]ht d[u]r[c]h Ersch[e]i[n]u[n]g d[e]s Wes[en]s d[e]s Absolut[en] mögl[i]ch, s[on]d[ern] nur d[u]r[c]h Schöpf[un]g ei[ne]s And[e]r[n]“.] 2) od[er] es [m]üßte neb[en] d[em] Absolut[en] sey[n,] dann aber gäbe es ei[n] Absolutes nicht [me]hr - (Absolutes, Du...es (? ) - Ob Materie e[n]tst[an]d[en]) [.] 3) Wenn aber die Materie ewig [„(absolut)“ über der Zeile] ist, woher komm[en] die zeitl[ichen] Formen - die d[a]s Vollkommnere sind? Sie müßt[en] als Gesetze schon in ih[r] vorhand[en] sey[n.] - Wie d[a]h[e]r Naturforsch[er] od[er] (? ) Ph[i]l[o]soph[en] selbst b[e]h[au]pt[en] -“. <?page no="305"?> 295 II [.] Th[ei]l 2580 §: 19 F[o]rts[e]tz[u]ng u[nd] das müßte man, wenn die Welt ewig wäre. 2581 Selbst eine unendliche [,] d.h. anfangslose Dauer der Welt ist undenkbar, widerspricht dem Charakter der Zeitl[i]chk[ei]t der Welt u[nd] uns[erem] Denken v[on] derselben. Wäre die Welt v[on] unendlicher Dauer, so gäbe es z.B. 2582 schon unendlich viele [,] unz[ä]hlbare 2583 Jahre, aber auch unendl[ich] viele Tage - also eben so viel[e] Jahre als Tage, beidemal näml[ich] unendlich viele; ja es gäbe gerade so viel[e] Jahrhunderte als Sekunden, näml[ich] unendl[ich] viele, denn eine Unendlichk[ei]t kann nicht größer seyn als die andere. Da nun die Zeit d[ie]se Theilbark[ei]t in sich enthält, so kann sie nicht 2584 v[on] unendl[icher] Dauer seyn [,] denn aus unendlichen Theilen, kann kein unendliches Ganze (sic! ) entstehen. 2585 Die ganze Natur mit ihrer Beschaff[e]nh[ei]t u[nd] ihren Erscheinungen 2586 weiset darauf hin, daß sie nicht anfangslos, d[a]h[er] nicht v[on] unendlicher Dauer sei, im Sinne v[on] Darunter, aber hierzu gehörig: „ad B: Wie ei[n] ew[i]g[e]s Wes[en] - nothw[en]d[i]g sich zeitl[ich] off[en]bare - nothw[en]d[i]ge Gesetze der Zeitl[ic]hk[ei]t des Absol[u]t[en] nothw[en]d[i]g relativ[e] For[men] habe - ist u[n]b[e]gr[ei]fl[ich] - w[a]ru[m] [n]i[c]ht au[c]h absol[u]t[e] Form, w[enn] d[a]s Wes[en] absolut ist [.] - 4) Die Form ist d[a]s Vollkommnere - so wäre d[a]s Unvollk[ommene] ewig d[a]s Vollkommene“. Weitere Randbemerkung senkrecht am Seitenrand [105vl] : „a) Daß die Materie ewig - kann aus d[er] Naturbetr[ac]ht[un]g nicht bewies[en] w[e]rd[en,] aber auch nicht abgewies[en,] b) aber die Zeitl[i]chk[ei]t der For[m] wäre unerklärl[ich], in (? ) ih[rem] (? ) erst[en] (? ) E[n]tst[e]h[en] d[u]r[c]h bl[o]ße Materie [.] - c) Di[e] Materie sti[mm]t dann au[c]h [m]it d[em] B[e]gr[i]ff d[e]s Absolut[en] [n]i[c]ht überei[n.] -“ 2580 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 42“ am oberen Seitenrand [106rr] ; „42“ bezeichnet den Bogen. 2581 Randbemerkung [106rr] : „NB [: ] Der Charakter d[e]r Relativität tr[ä]gt die Materie s[c]h[on] als solche in ihr[em] Sey[n] an sich - u[nd] es fr[a]gt si[c]h [,] ob wir da d[a]s Merk[ma]l d[e]r Absoluth[ei]t - Ewigk[ei]t da[m]it verbi[n]d[en] dürf[en.] - I[m] Wirk[en] aber äußert sie si[c]h d[u]r[c]haus relativ - vergeh[en]d u[nd] [en]tst[e]h[en]d [.] a) Ob die Welt entst[a]nd[e]n - ewig sey? - D[ie]se Fr[a]ge erl[e]d[i]gt si[c]h aber erst vollk[ommen] im Wie? b) Wie sie entst[a]nd[e]n - ob d[u]rch Schöpf[u]ng [„Creatio“ über der Zeile] - Emanation - Materie - Weltbild[un]g [„(Nothw[en]d[i]g frei)“ über der Zeile] od[er] Ewig[e]s [.] c) Wann d[ie] Welt entst[a]nd[en]? d) Warum d[ie] Welt entst[a]nd[en]? nothw[en]d[i]g - frei - Welcher Zweck e) Was sie sey - Wes[en], Wirk[un]g[en,] Formen -“. Darunter [106rr] : „NB [: ] So viel ist gewiß [: ] die Welt ist nicht absolut - [n]i[c]ht Gott.“ 2582 „z.B.“ über der Zeile. 2583 „unzählbare“ über der Zeile. 2584 Unleserliches Wort über der Zeile. 2585 Einfügung am Seitenrand [106rr] : „Man könnte sagen: wie die Welt v[on] Ew[i]gk[ei]t ist, ist allerdings unbegreifl[ich], aber es ist ja ebenso unbegreifl[ich,] wie Gott v[on] Ew[i]gk[ei]t ist! - Allerdings ist auch das unbegreifl[ich,] aber d[ie]se Unbegreifl[i]chk[ei]t liegt in der Idee v[on] Gott, sie ist ein Postulat uns[erer] Vernunft; während umgekehrt b[e]i d[e]r Welt die tägl[iche] Erfahr[u]ng ihrer Endlichk[ei]t uns nöthigt [,] das entgegengesetzte Postulat aufzustell[en]; Endl[i]chk[ei]t u[nd] Zeitlichk[ei]t des Ganzen, weil d[a]s Einzelne endl[ich] u[nd] zeitl[ich]. - Entwed[er] muß man also wieder die Idee d[e]s Absolut[en] ganz aufgeb[en] u[nd] blos Relatives gelt[en] laßen, - od[er] d[a]s Absolute unters[c]heid[en] v[om] Relativ[en,] Gott u[nd] d[ie] Welt also trenn[en.] -“ 2586 „Entwickl[u]ng[en]“ am Seitenrand [106rr] eingefügt. Daneben [106rr] : „A) Die Welt als Zeitl[i]ch[e]s [,] Werdendes deutet auf ein Geword[en]s[e]y[n] hin [.] <?page no="306"?> 296 ewig. - Sie muß also entstanden seyn irgend einmal; es fragt sich nur [,] wodurch ist sie entstanden? Durch sich selbst od[er] durch eine von ihr verschiedene Macht. Durch sich selbst kann sie nicht entstanden seyn, wie an sich schon klar ist, denn sonst müßte sie jedenf[a]lls vor sich selbst schon seyn, um sich selbst hervorbringen zu können. Durch Zufall kann sie auch nicht entstanden seyn, denn was wäre solch’ ein Zufall? Ein Ereigniß ohne bestimmten Grund? Also das Reale, das Wirkliche 2587 müßte jedenfalls schon vorhanden seyn, sonst könnte kein Zufall entstehen, denn aus Nichts u[nd] im Nichts kann es sicher auch keinen Zufall geben; um Entst[e]h[u]ng des Realen handelt es sich aber eben. IV [)] Die Betracht[u]ng der Welt selbst führt uns dahin [,] daß wir einen Urheber od[er] Schöpfer aufsuchen [,] 2588 der außer ihr steht, in deßen Macht u[nd] Wirken ihr Daseyn den genügenden Grund findet. D[ie]s[e]r außer der Welt stehende Urheber kann nur Gott seyn. 2589 a) 2590 Wir müßen aber G[o]tt als wirkl[ichen] Urheber des Daseyns der Welt betrachten, nicht etwa nur als den Ordner u[nd] Gesetzgeber 2591 ; 2592 der schon vorhandenen regellosen Maße; denn sonst früge es sich wieder, wo denn dieses Chaos herkomme. [106rl/ 106vr] Dann aber ist das Ordnen, Gesetze-Geben doch gerade so schwierig wie das Schaffen des Stoffes [,] denn d[ie]se Gesetze sind ja auch Etwas, sie sind nicht Nichts, müßten also auch aus Nichtseyn in’s Dasey[n] gerufen worden; u[nd] wenn man das v[om] Höher[n] annimmt - also v[om] G[ei]st[i]g[e]n - 2593 [,] warum sollte man es bei[m] Niedrigern, beim Materiellen für unmöglich halten? - Also 2594 nicht aus 2595 schon Vorhandenem wird die Welt gebildet, sond[ern] sie wird geschaff[en] durch G[o]tt[e]s Wort u[nd] Macht. Um jene Ansicht gleich auszuschließen, sagt man gewöhnl[ich,] sie ward geschaffen aus Nichts [,] d.h. es ward nicht etwas schon Vorhandenes dazu benützt, sond[ern] sie ward aus Nichtseyn ins Daseyn gerufen d[u]rch das Schöpfer Wort. 2596 b) Eine andere Erklär[u]ngsweise der Entsteh[u]ng der Welt d[u]rch G[o]tt nimmt an, sie sei durch Emanation aus G[o]tt entstanden. 2597 B) Das Ird[i]s[c]he [,] Relative [,] Zeitl[iche] kann di[e]se Idee G[o]tt[e]s nicht ausfalt[en] - realisir[en] -“. 2587 „Wirkliche“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Materielle“. 2588 Randbemerkung [106rr] : „ad [„B)“ gestrichen] Wie“. 2589 Einfügung am Seitenrand [106rr] : „Auch hier haben sich indeß verschiedene Ansichten geltend gemacht über die Art u[nd] Weise [,] wie die Welt d[u]rch G[o]tt geworden - a) Der [„strenge“ über der Zeile] Dualismus - der b[e]h[au]pt[e]t eine G[o]tt gleich ew[i]ge Materie, die nur geordnet worden.“ 2590 „Allein“ über der Zeile. 2591 „derselben“ in der Zeile gestrichen. 2592 „denn“ in der Zeile gestrichen. 2593 Über der Zeile: „v[on] dem d[a]s Materielle [,] Ueber... (? )“. 2594 „aus“ in der Zeile gestrichen. 2595 „aus“ über der Zeile. 2596 „Z.B. Ei[nen] todt[en] Leib [„Stoff“ über der Zeile] leb[en]d[i]g zu mach[en], z[um] Bew[u]ßts[eyn] zu bring[en,] b[e]darf wohl eb[en]so großer Macht als d[e]n todt[en] Stoff zu schaff[en] - unbegr[ei]fl[ich] ist b[ei]d[e]s“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 2597 Randbemerkung [106vl] : „Auf die Frage: Ob die Welt (Erde) ewig [,] lautet also die Antwort: 1) In Bezug auf die Materie ist uns gar keine Bestimmung mögl[ich], ob sie entst[a]nd[en] od[er] unentstand[en.] - <?page no="307"?> 297 a) 2598 D[ie]se Ansicht wird gewöhnl[ich] in Verbind[un]g gebracht mit der vorigen - mit dem Dualismus; näml[ich] so: Die Materie, wird angenommen, coexistirt v[on] Ew[i]gk[ei]t der 2599 G[o]tth[ei]t, belebt, beseelt wird sie aber durch Emanation des Geistigen, der Geister, der Seelen, des Lebend[i]g[e]n aus Gott, u[nd] d[u]rch d[ie]se Emanat[ion] aus G[o]tt entstünden dann alle verschiede[nen] Stufen belebter, beseelter Wesen. Je näher das emanirte Geistige der G[o]tth[ei]t sei, desto reiner, vollkom[m]ener bliebe es, je weiter davon entfernt, desto unreiner, unvollkommener werde es, desto mehr vermische es sich mit der Materie [,] werde v[on] d[ie]s[e]r gefangen. Warum d[ie]se Emanati[on] aus d[er] G[o]tth[ei]t geschehe u[nd] wozu, darüber wird in der Regel kein bestimmter 2600 weiterer Aufschluß gegeben, 2601 wo aber eine wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Begründ[u]ng d[ie]s[e]r Emanationslehre versucht wird, da nimmt man in der Regel an, die erste Emanation des höchsten Geist[i]gen sei geschehen zur Selbstmanifestation des an sich unoffenbaren, verborge[nen] 2602 Urwesens od[er] Urgrundes; 2603 in d[ie]s[e]r ersten Emanation 2) I[n] B[e]z[u]g auf die Formen [„den Charakter der Relativität -“ über der Zeile] aber können wir d[ie] bestimmte Antwort geb[en,] d[a]ß sie einmal nicht waren u[nd] dann entstand[en] sind - u[nd] das gibt Anh[a]ltsp[u]nkte auch für d[ie] Materie - die als d[a]s Niedere [„Positive“ über der Zeile] d[en] Formen (realisirt[en] Idee[n]) gege[n]über gilt [.] - (D[a]s V[e]rh[ä]lt[n]iß v[on] Stoff u[nd] Form noch nicht vollkommen ermittelt [.]) - 3) D[a]s rel[i]g[iö]s[e] Bew[u]ßts[eyn] ist [„fast (? )“ über der Zeile] d[u]r[c]haus für E[n]tst[e]h[un]g der Welt u[nd] Erde [.] - Die Idee v[on] G[o]tt fordert eine Schöpf[un]g d[e]r Welt u[nd] verträgt sich nicht mit einer Ewigk[ei]t - weder der Forme[n] (Idee[n]) noch der Stoffe - Materie [.] - ad 4) Also darf man d[ie] Weltschöpf[un]g nicht faß[en] im Sinne ein[e]s str[en]g[en] Dual[i]sm[us] als bloße Weltformung - ohne Schöpf[un]g der Subst[a]nz od[er] Materie [.] 5) V[on] Seite G[o]tt[e]s ist au[c]h k[e]i[n] Gru[n]d da, d[a]ß die Mat[e]rie u[n]ges[c]haff[en] s[e]y[n] soll - denn ei[n]e For[m] zu schaff[en] ist so schwer wie d[ie] Mat[e]rie zu schaff[en.] 6) Materiell[en] Stoff zu schaff[en] [m]it s[einen] ... (? ) Gesetz[en] ist G[o]tt[e]s würd[i]g [.] Bei a) wäre d[ie]se Ordnung der Materie v[on] G[o]tt freiwillig g[e]schaff[en.] - Bei b a) - b[e]i Emanatio[n] aber wäre sie unfreiwill[i]g gescheh[en.] -“ 2598 „a)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. - Dazu die Randbemerkung [106vl] : „[„a“ in der Zeile gestrichen] Die Emanati[on] b[e]zieht si[c]h e[n]tw[e]d[e]r a) bloß auf die [„bl[o]ß[en]“ in der Zeile gestrichen] Geist[e]r, auf d[a]s B[e]seel[en]de [,] Wirk[en]de, Organisir[en]de b) oder au[c]h auf d[a]s Mat[e]rielle [,] d[en] Stoff - so [me]hr i[n] neuerer Z[ei]t.“ Daneben die weitere Randbemerkung [106vl] : „NB [: ] Bei Emanatio[n] ist d[a]s Wes[en], Stoff d[er] Welt ungeschaff[en], wie b[e]i d[en] (? ) Stoff[en] (? ) Dual[i]s[mu]s“ [.] Darunter die Randbemerkung [106vl] : „A) Emanation [über der Zeile: „v[on] Ob[en] nach Unt[en] (Gr... (? )) (v[on] Unt[en] [nac]h Ob[en] Evolution)“] u[nd] Dual[i]sm[us]“. 2599 „der“ über der Zeile. 2600 „bestimmter“ über der Zeile. 2601 Randbemerkung [106vl] : „D[ie]s[e]s Fließ[en] (Emanare) wäre [en]tw[e]d[er] innerh[a]lb G[o]tt (P... (? )) od[er] auß[e]rh[a]lb G[o]tt Panth[ei]sm[us]“. 2602 „schweigenden“ über der Zeile. 2603 Randbemerkung [106vl] : „Man kann unterscheiden A) Monismus B) Dualismus ad A) a) Emanation (nach Stuf[en]gr[a]d[en]) b) Evolution d[e]s g[ö]ttl[ichen] W[e]s[en]s ad B) a) Schroffer Dual[i]sm[us] Emanati[on] u[nd] Reich d[e]r Finst[e]rniß b) Gott Weltbild[u]ng - Demiurges <?page no="308"?> 298 habe sich dann ein Zwiespalt erhoben u[nd] in Folge deßen sei ein Theil d[ie]s[e]s höchst[en] Geist[i]g[en], d[ie]s[e]s Lichtes aus d[em] vollkomm[enen] [106vr/ 107rl] Lichtreich herabgesunken in die dunkle, finstere Materie u[nd] v[on] d[ie]s[e]r verschlungen worden u[nd] werde nun in Gefangensch[a]ft gehalten [,] u[nd] d[a]d[u]rch seyen die ird[i]sch[e]n lebend[i]g[en] Gebilde entstand[en], die also eine Mischung wären v[on] Licht u[nd] Finsterniß, v[on] Geist u[nd] Materie u[nd] um so vollkommener [,] je mehr Geist d[ie] einzeln[e] 2604 Mischung enthalte, um so unvollkommner [,] je mehr die Materie überwiegend. D[ie]se Emanationslehre liegt wieder den ältest[en] oriental[i]s[c]h[en] R[e]l[i]g[io]nslehren zu Grunde 2605 u[nd] sie fand im Alterthum weite Verbreitung, stand mit der Seelenwand[e]r[u]ng (Metempsychosis) in Verbind[un]g u[nd,] wie man sieht [,] mit dem Dualismus, u[nd] gerade d[ie]se Ansicht war es auch, die fast drei Jahrh[u]nd[e]rte lang mit dem Chr[i]st[e]nth[um] um die Herrschaft rang, indem sie sich d[u]rch Verbind[u]ng mit griechisch[er] Philosophie eine wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Begründung zu geben suchte u[nd] unt[er] dem Namen der Gnosis an die Stelle der chr[i]stl[ichen] Lehre zu setzen strebte. Fast die voll[en] 2606 erst[en] drei J[a]hrh[u]nd[e]rte des Chr[i]st[e]nth[ums] dauerte der Streit mit d[ie]s[e]m Gn[o]sticismus u[nd] erst nach größter Anstreng[un]g gelang es [,] ihn zu überwinden. Er tauchte aber oft wieder auf [,] z.B. im sog[enannten] Manichäismus 2607 ; kam im Mittelalter selbst nach dem Abend-Land u[nd] breitete 2608 sich im Geheimen aus in Oberitali[en] Catarer, in Frankr[ei]ch, u[nd] in Deutschl[an]d. Wie wenig indeß d[ie]se Emanat[ions]-Lehre der Wiss[e]ns[c]h[a]ft zu entsprechen vermöge, sieht man sogleich daraus [,] daß 2609 dabei die Idee des Absoluten d[u]rchaus aufgehoben, vernichtet wird, das Absolute 2610 [,] oder ein Theil davon [,] wird ohnmächtig, gefangen v[on] der Materie, das ist 2611 geg[en] allen Begriff des Göttlichen, hebt d[ie]s[e]s selbst auf. 2612 Die Veranlaß[un]g dazu soll in der erst[en] Emanation des Göttl[i]ch[e]n liegen, in welcher ein Riß, ein Zwiespalt entstand; 2613 aber wie war das möglich, wenn d[ie]se Emanation göttl[ichen] Wesens war? Es müßte Ungöttliches, Nicht-Absolutes dabei gewesen seyn, das d[ie]s[e]n Zwiespalt verursachte; d[ie]s[e]s hätte aber dann nicht c) Gott Weltschöpfer -“. 2604 „einzeln[e]“ über der Zeile. 2605 „R[e]l[i]g[ions]philosophie“ über der Zeile. Einfügung am Seitenrand [107rr] : „[„namentl[ich]“ über der Zeile] der Indischen, Buddhaist[ischen] u[nd] Aegypt[i]sch[en] R[e]l[i]g[io]n [„Spekulationen“ über der Zeile] [,] die d[a]h[er] alle Seelen für G[ei]st[e]r erklären [,] die sich im Lichtreich verschuldet hätt[en] u[nd] darum in’s Reich der Materie verbannt u[nd] [irrtümlich wiederholtes „u[nd]“ in der Zeile gestrichen] hier in Gefang[en]s[c]h[a]ft gehalt[en] würd[en]; d[a]h[er] d[ie]se d[a]s Leb[en] [„ledigl[ich]“ über der Zeile] als ein[en] Befreiungsu[nd] Läuterungsproceß ansehen -“. 2606 „voll[en]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „ganzen“. 2607 „im ... (? ) Reiche Bogomilen“ über der Zeile. 2608 „Albigenser“ über der Zeile. 2609 In der Zeile folgendes „hend“ (? ) gestrichen. 2610 „Göttliche“ über der Zeile. 2611 In der Zeile folgendes „also“ gestrichen. 2612 „nicht ein Geschöpf, sond[ern] ein Th[ei]l d[e]s Absolut[en]“ am Seitenrand [107rr] . 2613 Randbemerkung [107rr] : „a) Zwiespalt i[m] Absolut[en] b) Ohnmacht u[nd] Gefang[en]s[c]h[a]ft d[urc]h d[ie] Materie -“. <?page no="309"?> 299 eine Wesens-Emanation seyn können, nicht Absolutes [,] sond[ern] es hätte nur Relatives, Ungöttl[i]ch[e]s seyn können; es müßte also auf andere Weise als d[u]rch Emanat[ion] entst[an]d[en] sey[n]. [107rl/ 107vr] Daß dann der damit in Verbind[un]g gebrachte Dualism[us], die Annahme einer mit d[er] G[o]tth[ei]t gleichew[i]g[e]n Materie wiss[e]nsch[a]ftl[ich] unhaltbar sei, sieht man sogleich; denn Eines wäre d[u]rch das Andere beschränkt, d[a]h[er] nicht unendl[ich], nicht absolut, nicht vollkommen [,] u[nd] das um so weniger, da sich beide feindl[ich] entgegen stünd[en,] 2614 keines das andere überwinden könnte, also jedes wenigst[e]ns th[ei]lw[ei]se ohnmächtig wäre. Es wäre eig[e]ntl[ich] dann auch ungerechtfert[i]gt [,] das Eine gut, das andere bös zu nennen, wenn beide gleichewig wären 2615 , da das Eine dann so viel Berecht[i]g[un]g zur Existenz hätte als das Andere, - jedes nothwend[i]g wäre u[nd] ein wirkl[iches] Seyn u[nd] Wesen hab[en] müßte; u[nd] es nur auf den St[a]ndp[u]nkt ankäme [,] den man ein nähme (sic! ), um das Eine Gut, das Andere bös zu nennen; man könnte 2616 auch das Umgekehrte mit demselb[e]n Rechte thun. b) Da d[ie]se Emanation u[nd] d[ie]s[er] Dualism[us] als wiss[e]nsch[aftlich] gänzl[ich] unhaltbar erschien, so hat man 2617 besond[ers] in neu[erer] Z[ei]t (seit Spinoza) in d[er] Philosophie eine andere Erklär[u]ng versucht 2618 v[on] solcher Art, daß man 2619 d[a]d[u]rch nicht blos d[ie]s[e]n erwähnte[n] Dual[i]sm[us,] sond[ern] auch den Dual[i]sm[us] der freien Schöpf[u]ng, wod[u]rch dem gemäß die Welt v[om] Wesen G[o]tt[e]s verschieden ist, beseitigte u[nd] eine vollkommene Einheit alles Daseyenden [,] G[o]tt[e]s u[nd] der Welt erzielen wollte [.] 2620 Eine Art Emanation wurde beibehalten, 2621 u[nd] die Welt in ihrer Gesammth[ei]t [,] d.i. Geist u[nd] Materie in ihr als g[ö]ttl[ichen] Wesens betrachtet, 2622 aber als eine Selbstentäuß[e]r[u]ng G[o]tt[e]s 2623 - nach Hegel’scher Betr[ac]ht[un]g [,] d[a]s ein Umschlag[en] des Absolut[en] in sein Anderes [,] in’s Geg[e]nth[ei]l, in’s Relative. Das ist nun freil[ich] nur eine Behaupt[u]ng, die d[u]rch Nichts begründet od[er] gar bewiesen wird. Hält man den Begriff des Absoluten fest, so muß man es für unmöglich erklären, daß d[a]ss[e]lbe ein Relatives werde, in’s Geg[e]nth[ei]l umschlage; das hieße: d[ie] 2624 2614 „coordinirt“ über der Zeile. 2615 „gut u[nd] bös könnte [n]i[c]ht u[n]t[e]rschied[en] w[er]d[en]“ am Seitenrand [107vl] . 2616 „d“ in der Zeile gestrichen. 2617 „man“ irrtümlich in der Zeile gedoppelt. 2618 „durch“ in der Zeile gestrichen. 2619 „man“ über der Zeile. 2620 Randbemerkung [107vl] : „(Selbstevoluti[on] G[o]tt[e]s = Schöpfu[n]g)“. Darunter weitere Randbemerkung [107vl] : „B) Emanation u[nd] Monismus (contradictio)“. Darunter [107vl] : „Das H[au]pthinder[n]iß [,] eine freie Schöpf[un]g d[u]r[c]h G[o]tt anzunehm[en,] ist die Fur[c]ht vor ei[nem] Dual[i]sm[us] d[e]s Das[e]y[n]s [.]“ Darunter [107vl] : „NB [: ] Selbstevoluti[on] ist organ[ische] Auff[a]ß[un]g geg[en]üb[er] der unorga[n]isch[en] Emanatio[n]. Aber wie soll d[a]s Absolute evoluti[ve]s (? ) ... (? ) sey[n] od[er] werd[en]? “ 2621 „also Weltentst[e]h[un]g“ über der Zeile. 2622 „natura naturans - natura naturata“ am Seitenrand [107vl] . 2623 „s[e]i[ne]s Wes[en]s“ über der Zeile. - „d... (? ) Spinoza = Erhaltu[n]g der Welt = Schöpf[un]g [,] d.h. b[e]stä[n]d[i]g[e] Selbstmanifestat[ion]“ am Seitenrand [107vl] . 2624 „d[ie]“ über der Zeile. <?page no="310"?> 300 Gotth[ei]t, od[er] das Absolute vernichte sich selber als solches, als Absolutes u[nd] werde d[a]s Gegentheil; 2625 sein eignes Wese[n] aber zu vernichten ist auch dem Absoluten unmöglich. - Dann 2626 aber [,] wozu dann ein solches Umschlagen d[e]s Absoluten in sein Anderes, in’s Gegentheil, was soll denn dad[u]rch erreicht werden, wod[u]rch wird dieß veranlaßt? Das Absolute kann doch kein [107vr/ 108rl] II [.] Th[ei]l 2627 §: 19 F[o]rts[e]tz[u]ng Bedürfniß haben sein[em] Begr[i]ff gemäß 2628 [,] u[nd] wenn es ein solches Bedürfniß hätte [,] d[a]d[u]rch [,] daß es Relatives würde, könnte es doch nicht befriedigt werden, da würde es ja im Gegentheil noch bedürfnißreicher! 2629 Wozu also eine Selbstentäuß[e]r[u]ng G[o]tt[e]s, eine Weltwerdung G[o]tt[e]s, da gar kein Grund dazu vorhanden ist; Es ist 2630 nicht einmal noch Jemand da, dem zu lieb d[ie]se Selbstentäuß[e]r[u]ng G[o]tt[e]s geschehen könnte, denn er selbst ist ja allei[n] da, sollte er sich selber zu lieb es gethan haben? 2631 Man sieht aber [,] dieß ist nur der ch[ri]stl[ichen] Lehre v[on] der Mens[c]hwerd[u]ng G[o]tt[e]s nachgebildet; ohne aber auch nur im Mindesten die Begründung, den Zusamm[e]nhang v[on] dieser zu haben. Indeß kann in d[ie]s[er] Philosophie nicht einmal v[on] einer Selbstentäuß[e]r[u]ng G[o]tt[e]s d[u]rch Weltwerd[u]ng die Rede seyn, denn das göttl[iche] Bewußtseyn soll ja selbst erst im Mens[c]hen zu Stande kommen, u[nd] das Weltwerd[en] müßte doch vor den (sic! ) bewußten M[e]nsch[e]ng[ei]ste geschehen seyn, es wäre also ein bewußtloser Act, d[ie]se Selbst-Entäuß[e]r[u]ng G[o]tt[e]s, d.h. es wäre wieder 2632 keine Selbstentäuß[e]r[u]ng [.] Mit and[eren] Worten: mit d[ie]s[e]r Erklär[u]ng der Weltentsteh[u]ng ist eig[e]ntl[ich] Nichts erklärt. 2633 Das Bestechende u[nd] Anziehende d[ie]s[e]r Einheitslehre v[on] G[o]tt u[nd] Welt (der Panth[ei]sm[us]) 2634 [,] gestehen selbst d[ie] Gegner derselben, bestehe darin, daß sie dem 2625 „(D[a]s Absolute müßte also doch zuvor schon sey[n] - dann in’s Anderss[e]y[n] überschlag[en] - [)].“ am Seitenrand [107vl] . 2626 Einfügung am Seitenrand [107vl] : „aber, wenn man einmal v[on] ein[em] Absolut[en] spricht u[nd] nicht ein bloß[e]s Wort, ein[en] leer[en] Begriff daru[n]ter versteht, sond[ern] etwas Wirkliches -“. 2627 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 43“ am oberen Seitenrand [108rr] ; „43“ bezeichnet den Bogen. 2628 „sein[em] Begr[i]ff gemäß“ über der Zeile. 2629 „bedürftiger“ über der Zeile. - Dazu die Randbemerkung [108rr] : „Hätte d[a]s Absolute ei[n] B[e]dürf- [n]iß [,] so könnte es jed[en]f[a]lls d[a]ss[e]lbe [n]i[c]ht befri[e]d[i]g[en] d[a]d[u]r[c]h [,] d[a]ß es relativ würde - (d[a]s wäre Homöopathie)“. 2630 „auch“ über der Zeile. 2631 Randbemerkung [108rr] : „Niemand [„Ander[m]“ über der Zeile] zu lieb k[onn]te d[ie]se Weltord[nun]g au[c]h nicht gescheh[en] -“. 2632 „wieder“ über der Zeile. 2633 Randbemerkung [108rr] : „Es darf hier v[on] gar k[e]i[nem] Unt[e]rs[c]h[ie]de v[on] G[o]tt u[nd] Welt [me]hr d[ie] R[e]de s[e]y[n.] - Es ist ei[n] Spiel [m]it Wort[en]“. 2634 Randbemerkung [108rr] : „Welt u[nd] G[o]tt sind Eins u[nd] in d[er] Welt strebt G[o]tt z[um] Bewußtsey[n] - d.h. Absolutes u[nd] Relatives sind Eins, u[nd] d[a]s Absolute sucht im Relativen u[nd] d[u]rch d[a]sselbe, vollkommen [,] d.i. absolut zu werden; - einen größern Wid[e]rspruch kann man sich nicht denken. - [Im Nach- <?page no="311"?> 301 Streben des menschl[ichen] Erkennens nach Einheit so sehr entspreche u[nd] genüge, darin [,] daß dad[u]rch der Hiatus vermieden werde [,] der in 2635 uns[erem] Erkennen d[u]rch Annahme 2636 wesentl[icher] Verschied[e]nh[ei]t v[on] G[o]tt u[nd] Welt entsteht, weil da kein stetiger Uebergang u[nd] Zusammenh[a]ng v[on] G[o]tt u[nd] Welt herzustellen sei, was doch uns[er] erkennender Geist verlange. 2637 Aber ein solcher steter Ueberg[a]ng v[on] G[o]tt zur Welt, ein[e] solche Einh[ei]t in uns[erer] Kenntniß wäre wahrhaft[i]g hier zu theuer erkauft, wir würden 2638 dabei weder G[o]tt noch die Welt verstehen, weder d[a]s Absolute noch das Relative, sond[ern] beides vermengen, während doch uns[er] Denken d[e]s Absolut[en] 2639 u[nd] uns[ere] Erfahr[u]ng des Relativ[en] eine Unters[c]heid[un]g fordern. 2640 Dann aber fordert uns[er] Erkennen nicht einmal eine solche Einheit, solchen stet[i]g[en] Zusammenhang v[on] G[o]tt u[nd] Welt 2641 u[nd] es fällt d[a]d[u]rch jeder Vorwand hinweg [,] G[o]tt u[nd] Welt zu identificiren [108rl/ 108vr] u[nd] die Schöpf[u]ng der Welt durch freien Willensentschluß G[o]tt[e]s zu läugnen. Ich sage [,] uns[er] Erkennen fordert eine solche wesentl[iche] Einh[ei]t, solch’ stetigen Zusammenhang nicht, 2642 kann dieß nicht fordern, ohne der eigenen Natur des Mens[c]hengeistes zu widersprechen; denn selbst zw[i]sch[en] dem Menschen u[nd] sein[en] Handl[u]ng[e]n besteht kein so nothw[e]nd[i]g[e]r Zusammenh[a]ng [,] keine solche Einheit, weil der Mensch freier H[a]ndl[u]ng[en] fähig ist, zw[i]sch[en] d[ie]s[e]n freien H[a]ndl[u]ng[en] u[nd] dem m[en]schl[ichen] G[ei]ste besteht kein Nothw[e]nd[i]gk[ei]tsverh[ä]ltn[i]ß, kein stetiger Uebergang, keine solche nothw[e]nd[i]ge Einheit [,] wie man zw[i]sch[en] G[o]tt u[nd] der Welt annehmen will. Eine freie H[a]ndl[u]ng kann geschehen u[nd] unterlaßen werd[en], sie läßt sich nicht à priori aus dem M[e]nsch[en]g[ei]ste als nothw[e]nd[i]g construiren, sond[ern] nur als möglich, d.h. das Vermögen, die Kraft dazu läßt sich nachweisen. - So ist es auch bei der Schöpf[u]ng; sie kann nicht als nothw[e]nd[i]ge That G[o]tt[e]s à priori construirt werd[en], weil 2643 sie 2644 eine freie That ist u[nd] geschehen konnte [,] aber auch unterlaßen werden konnte; uns[er] Denken kann nicht die Ford[e]r[u]ng nothw[e]nd[i]g[en] Zusamm[en]h[an]gs v[on] G[o]tt u[nd] Welt machen, denn da käme d[a]s Denk[en] mit dem Bewußtsey[n] d[e]s freien Willens in hinein in die Zeile eingefügt: „- Ei[n] bloß[e]s Spiel mit Wort[en]; stellt man sich etwas Wirkliches, de[n] Wort[en] Entsprech[en]des darunter vor, dann entsteh[en] lauter Widersprüche.“] 2635 „in“ über der Zeile. 2636 „Annahme“ über der Zeile. 2637 Randbemerkung [108rr] : „(nicht nach Einerleih[ei]t - sond[ern] nach Harmonie [,] nach Uebereinstimmung strebt d[ie] Vernu[n]ft.) s[iehe] Unt[en]“. 2638 „damit“ in der Zeile gestrichen. 2639 „d[e]s Absolut[en]“ über der Zeile. 2640 Randbemerkung [108rr] : „Die Vernunft kann nicht fordern a) durchgäng[i]g[e] Einheit (Einerleih[ei]t - sond[ern] nur Harmonie b) durchgäng[i]g[es] Nothw[en]d[i]gk[ei]tsv[e]rh[ä]lt[n]iß - sond[ern] nur Causalitaet -“. 2641 „es kann das n“ in der Zeile gestrichen. 2642 Randbemerkung [108vl] : „Ob uns[er] Erkenn[en] w[e]s[en]tl[iche] Ei[n]h[ei]t fordert, fordern kann? - Nicht - s[c]hon um der Freih[ei]t willen -“. 2643 „weil“ über der Zeile. 2644 In der Zeile folgendes „ist“ gestrichen. <?page no="312"?> 302 Wid[e]rspruch; so wenig uns[er] Denken Läugnung ... (? ) der menschl[ichen] Freih[ei]t fordert, so wenig fordert es Läugnung der göttl[ichen] Freih[ei]t; fordert es aber dieß nicht, dann ist kein Grund mehr vorhanden, die Weltschöpf[u]ng als freie That G[o]tt[e]s zu läugnen u[nd] darum auch eine wesentl[iche] Verschiedenh[ei]t derselb[en] v[om] g[ö]ttl[ichen] Wesen anzunehmen. 2645 c) Prüft man die verschiedenen Theorieen üb[er] die Entsteh[u]ng der Welt unbefangen [,] so wird man bekennen müßen, daß die, welche eine 2646 freie Schöpf[un]g d[u]rch G[o]tt[e]s Macht behauptet 2647 [,] der Vernunft, der denkend[en] Betracht[u]ng am meisten entspricht; denn warum sollte man nicht dem absoluten Geist jene Macht zuschreiben [,] die doch der endl[iche] Geist besitzt, die Macht der Freiheit, die Kraft des Schaffens. Ja [,] gerade weil der Mensch[e]ng[ei]st, der endliche also [,] der nicht v[on] sich selber ist, sond[ern] v[on] Anderm, diese Freih[ei]t u[nd] Macht besitzt, muß man sie auch dem unendlich[en] G[ei]st zuschreiben als dem Grunde der endl[ichen] G[ei]st[er,] [108vr/ 109rl] denn auch hier gilt wiederum, daß die Wirkung nicht vorzüglicher, vollkommener seyn kann als die Ursache; der Mensch hat aber vermöge seiner Freiheit die Macht [,] eine neue (? ) Causal-Reihe 2648 zu beginnen ohne bestimmten, nothw[e]nd[i]g[e]n Zusammenhang mit einer vorhergehenden, u[nd] zugleich so [,] daß er darum seine Freih[ei]t d[u]rch d[ie]se Wirkung nicht verliert, ohne daß sein Wesen in diese Causalreihe zerfließt, emanirt. D[ie]se Macht werden wir nun wohl auch G[o]tt, dem Absoluten zuschreiben dürfen, selbst dann [,] wenn wir darunter Nichts andres verstehen wollten als den Urgrund, die Ursache der Welt; denn [,] was selber nicht frei ist, kann eben auch Nichts Freies schaffen. 2649 Der Dualismus also im Daseyenden, der d[u]rch Annahme einer freien Schöpf[u]ng der Welt d[u]rch G[o]tt angenommen wird, ist der Wiss[e]ns[c]h[a]ft, dem Denken nicht widersprechend, sonst müßte dem Geiste sein eignes Wesen u[nd] Thun widersprechend seyn; denn ein solcher Dual[i]smus entsteht immer zw[i]s[c]h[en] dem freien G[ei]ste u[nd] seinem Thun od[er] dem [,] was er gethan hat, u[nd] das er doch nicht selber ist. - Wo also die freie S[c]höpf[u]ng geläugnet wird, da muß auch des Menschen Freih[ei]t geläugnet werden, u[nd] nur die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t, der Naturzwang kann herrschen, diese Consequenz ist nothw[e]nd[i]g bei d[er] pantheist[ischen] Emanat[ions]-Lehre, die G[o]tt 2650 [,] Geist u[nd] Materie nicht unters[c]heidet u[nd] Alles d[ie]s[e]s zusammenfaßt unt[er] den Begriff v[on] Natur. - (V[on] d[ie]s[er] Freih[ei]t später.) 2651 2645 Einfügung am Seitenrand [108vl] : „Auch wird nicht einmal d[u]rch d[en] P[a]nth[ei]sm[us] d[a]s angestrebte Ziel erreicht, jene d[u]rchgä[n]g[i]ge Einh[ei]t näml[ich.] - Denn Vollkommenes u[nd] Unvollkomm[ene]s bleibt immer - (u[nd] diese Begriffe s[c]hließ[en] si[c]h aus - u[nd] um Einh[ei]t des Begriffes, des Erkennens ist es ja vorzügl[ich] zu thun! “ (Die geöffnete runde Klammer wird nicht geschlossen.) 2646 Über der Zeile: „d[ie] r[e]l[i]g[iö]s[en] Gefühl[e]“. 2647 „behauptet“ über der Zeile. 2648 „Reihe“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Reiche“. 2649 In der Zeile folgendes „(V[on] d[er] Fr[ei]h[ei]t später.)“ gestrichen. 2650 „G[o]tt“ über der Zeile. 2651 Randbemerkung [109rr] : „Aus All[em] ergibt si[c]h [,] d[a]ß die r[e]l[i]g[iö]s[e] [„Wie d... (? )“ in der Zeile gestrichen] Traditio[n] v[on] ein[er] Weltschöpf[un]g v[on] Seite d[e]s persönl[ichen] G[o]tt[e]s immer noch am ver[n]ü[n]ft[i]gst[en] sey [.] -“ <?page no="313"?> 303 2652 Wir behaupten darum [,] daß die Welt ohne schon vorhandenen Stoff der Form u[nd] Materie nach durch G[o]tt[e]s Schöpferwort aus Nichtseyn in’s Daseyn gerufen worden, u[nd] wenn das auch für uns ein unfaßbarer Gedanke u[nd] etwas Unbegreifliches ist, daß aus Nichtseyendem Seyendes entsteht, so ist das kein Grund zur Läugnung [,] da Alles Werden u[nd] Leben wir nicht begreifen [,] während es doch vorhanden ist; 2653 dann aber ist d[ie]se Behaupt[u]ng auch nicht geg[en] die Vernunft, nicht widersinnig, denn nicht dieß wird behauptet [,] daß aus Nichts Etwas entsteht, 2654 ohne allen Grund u[nd] Veranlaß[u]ng, das wäre freil[ich] widersinnig, sond[ern] vielmehr ist die Behaupt[u]ng die, daß d[u]rch d[a]s allmächtige, kräft[i]ge Schöpferwort die Welt entsteht, das ist nicht Nichts [,] sond[ern] ist göttl[iche] Energie, 2655 [109rl/ 109vr] d[ie]s[e]s Schöpferwort ist der Gedanke 2656 der Welt mit der in denselben gelegten Kraft zur Realisir[u]ng derselben 2657 u[nd] mit den Gesetzen, die d[ie]se Kraft zu befolgen hat; es ist nicht 2658 das Wort G[o]tt[e]s 2659 , das sein eignes Wesen ausspricht, sond[ern] das, wodurch er Anderes als sein Wesen ist, schaffen will. 2660 Die Kraft [,] die diesem Worte innewohnt [,] ist zwar schöpferis[c]he 2652 „V)“ in der Zeile gestrichen. 2653 Einfügung am Seitenrand [109rr] : „D[a]s Werd[en] d[e]s Leb[en]s als ei[n] [en]tst[e]h[en]d[e]s au[c]h aus Nichts - als solches -“. 2654 „das“ in der Zeile gestrichen. 2655 Randbemerkung [109rr] : „NB [: ] Da wir d[u]rch u[n]s selbst d[ie]s[en] G[e]d[an]k[en] d[e]r Schöpf[un]g aus Nichts [n]i[c]ht vollzieh[en] könn[en] (wir müßt[en] s[on]st selbst s[c]höpferisch d[en]k[en] kö[nnen]) [,] so flü[c]ht[en] wir da[m]it i[n]s Absolute (absolute Macht) [,] u[m] ih[n] da zu realisir[en] od[er] als realisirt[en] zu gewinnen.“ 2656 „der Gedanke“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „die Idee“. 2657 „derselben“ über der Zeile. 2658 „nicht“ über der Zeile. 2659 „G[o]tt[e]s” über der Zeile. 2660 Randbemerkung [109vl] : „NB [: ] Wenn man die Thatsächl[i]chk[ei]t der ewigen Creatio etwa d[a]d[urc]h (als mögl[ich] od[er] wirkl[ich] erweisen wollte, d[a]ß man sagte: Jed[en]f[a]lls [m]uß die Idee der Welt ewig in Gott seyn, da[m]it aber au[c]h die Zeit, wenn nun die Zeit [,] so der Idee nach [,] ewig in Gott ist [,] waru[m] soll sie nicht auch [„eb[en]so gut“ über der Zeile] ewig realisirt sey[n] kö[nnen] als Zeit? Allein a) Zwisch[en] Dasey[n] in der Idee G[o]tt[e]s u[nd] wirkl[ichem] Dasey[n] ist ein U[n]ters[c]hied; die Zeit ist da [n]i[c]ht wirkl[ich] i[n] Gott u[nd] d[a]h[er] [n]i[c]ht als Zeit i[n] G[o]tt [,] s[on]d[ern] nur als Mögl[i]chk[ei]t (u[nd] [„gerade“ über der Zeile] G[e]g[en]satz zur Ewigk[ei]t, ewig als Zeit [,] d.h. als etwas [,] das [n]i[c]ht ewig sey[n,] s[on]d[ern] nothw[e]nd[i]g zeitl[ich] s[e]y[n], werd[en] u[nd] bleib[en] [m]uß [.] b) Wollte man so die Zeit als Ew[i]gk[ei]t beweis[en], so müßte man auf dieselbe Weise au[c]h aus der Ew[i]gk[ei]t d[er] Weltidee [,] dem Absolut[en,] auf die Absoluth[ei]t der Welt schließ[en] - weil i[m] Absoluten die Idee d[er] Welt, also ist sie absolut u[nd] d[a]h[er] auch die realisi[r]t[e] Welt selbst absolut. c) Das Creare (wie man es auch s[on]st b[e]sti[mmen] mag) s[c]hli[e]ßt jed[en]f[a]lls in sich das Hervorbring[en] ei[ne]s Etwas (Realität) [,] die zuvor ni[c]ht war. Also ist nothw[en]d[i]g [,] d[a]ß a) ein Nichtsey[n] sey u[nd] b [)] dann ein Sey[n] e[n]tstehe. - D[ie]s[e]s Ni[c]htsey[n] [m]uß ein ernstes wirkl[ich] seyn [,] [n]i[c]ht blos ei[n] nach der Hand gedachtes - s[on]st wäre es k[e]i[n] Creare i[n] d[e]r Wirkl[i]chk[ei]t [,] s[on]d[ern] nur [e]i[n] D[en]k[en]; dann wäre aber d[a]s D[en]k[en] (des Ni[c]htsey[n]s) selbst falsch, weil [m]it der Wirkl[i]chk[ei]t (... (? ) k[e]i[n] wirkl[iches] Ni[c]hts[e]y[n] vor d[em] Creare gewes[en] wäre) [n]i[c]ht übereinsti[mmen]d. d) E[n]dl[ich] aber ka[nn] man eine gewisse Ew[i]gk[ei]t à parte Dei zugeb[en], a parte mu[n]di ist Zeitl[ic]hk[ei]t, Angefa[n]g[e]nhab[en], Alles anzunehm[en]. -“ Weitere Randbemerkung [109vl] : „Ob ewige Creatio mögl[ich] (wie Thom[as] meint) à parte Dei immer gewiss[erma]ß[en] ewig. <?page no="314"?> 304 G[o]tt[e]skraft, aber sie ist nicht ein Theil des göttl[ichen] Wesens, sond[ern] gründet sich nur auf das g[ö]ttl[iche] Wesen in seiner Energie, sie 2661 emanirt nicht aus G[o]tt[e]s Wesen, sond[ern] ist bestimmt durch G[o]tt[e]s Willen [,] d[u]rch den Willen, 2662 vermöge deßen er Anderes will als er selbst ist. Gibt ja auch der Mens[c]h keinen Theil seines Wesens daran, wenn er einen Willensact vollzieht, wenn er will, sond[ern] sein Wesen bleibt unversehrt u[nd] unberührt, aber die Energie des G[ei]st[e]s richtet sich auf Anderes u[nd] wirkt gleichwohl, gewissermaßen auch aus Nichts [,] denn sein Wesen gibt nichts ab, verliert nichts, auch 2663 v[on] Außen her kommt d[ie]s[e]s freie Wollen nicht [,] u[nd] doch ist es etwas, ist eine Macht. - So um so mehr kann dieß bei G[o]tt d[er] Fall seyn. V) Die Welt ist also 1) nicht ewig, ungeworden 2664 [,] sond[ern] einmal geworden, u[nd] sie ist 2) nicht aus 2665 sich selbst geworden [,] sond[ern] d[u]rch Anderes [,] d.h. d[u]rch G[o]tt [,] u[nd] zwar nicht d[u]rch Emanation [,] sond[ern] d[u]rch freien Willensact. 2666 Nun entsteht die weitere Frage [,] wann denn die Welt entstanden, od[er] wie lange sie schon bestehe. Die R[e]l[i]g[io]nen enthalten gewöhnl[ich] auch hierüber Bestimmungen, die chr[i]stl[iche], jüd[i]s[c]h[e] u[nd] Muhammedanis[c]he R[e]l[i]g[io]n stimmen hierin zieml[ich] überein, sie halten sich an den Mosaisch[e]n Bericht hierüber. Die orientalis[c]h[en] R[e]l[i]g[io]nen enthalten gewöhnl[ich] abentheuerlich große Zahlen; die Inder z.B. nahmen an, die Welt bestehe schon länger als 120.000 Jahre. Hier handelt es sich darum [,] ob auch die Wiss[e]ns[c]h[a]ft über die rel[i]g[iö]s[e]n Angaben in Betreff der Dauer der Welt etwas zu bestimmen vermöge. 2667 - Sicherheit kann hier in der Bestimmung nicht stattfinden, da wie natürl[ich] d[a]s M[e]ns[c]h[e]ng[e]s[c]hl[e]cht weder 2668 bei der Schöpf[u]ng seiner selbst u[nd] noch weniger der Natur à parte mundi immer zeitl[ich,] d.h. ein Angefang[en]hab[en], also ei[n] Begi[nn] d[e]r Z[ei]t u[nd] d[a]h[er] ein Alter. D[a]ß d[ie] Welt der Substa[n]z nach aus Ni[c]hts [,] d.h. d[u]r[c]h geist[i]g[e] Energie entst[an]d[en] sey, [„ist“ in der Zeile gestrichen] dar[a]uf d[e]utet au[c]h dieß [,] d[a]ß b[e]i näh[erer] Betr[a]cht[un]g u[ns] All[e]s Material i[n] Atome u[nd] Gesetze sich auflöst - also i[n] bloße Energie - [„u[nd]“ über der Zeile] G[ei]st[i]gk[ei]t mündet - d[a]h[er] man auch sagte [,] die Materie sey erstarrter Geist [.] - J[e]d[en]f[a]lls ist gewiß, d[a]ß hienach Stoff u[nd] Form der Dinge - u[nd] Geist u[nd] Materie eine gemeinsame Wurzel hab[en], d[en] g[ö]ttl[ichen] Will[en] näml[ich,] u[nd] d[a]h[er] kei[nen] schroff[en] G[e]g[e]nsatz bilden, sond[ern] für einand[er] sind“. Daneben [109vl] , aber unklar worauf bezogen: „Wann“. 2661 „fließ“ in der Zeile gestrichen. 2662 „(Emanation)“ über der Zeile. 2663 „auch“ über der Zeile. 2664 „ungeworden“ über der Zeile. 2665 „d[u]rch“ über der Zeile. 2666 „Ob aber nicht ewig ges[c]haff[en]“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 2667 Randbemerkung [109vl] : „NB [: ] Die Fr[a]ge nach d[em] Alter der Welt, der Erde u[nd] nach d[em] Alter d[e]s M[en]s[c]h[en]geschl[e]chts zu tr[ennen]. Di[e]ß f[o]lgt a) [„a)“ über der Zeile] aus der Natur der Sache, da der S[c]hauplatz zuerst da sey[n] u[nd] geord[ne]t s[e]y[n] [m]uß [,] b) aus b[e]sti[mm]t[en] And[e]ut[un]g[en] d[e]r Erdb[e]sch[a]ff[en]h[ei]t - (Geologie) [,] d[a]ß Erde u[nd] Wes[en] auf ihr w[a]r[en], ehe M[en]s[c]h[en] -“. 2668 „weder“ über der Zeile. <?page no="315"?> 305 zugegen war; aber durch Befragen der Natur u[nd] besonders der Menschengeschichte kann es ihm doch [109vr/ 110rl] II [.] Th[ei]l 2669 §: 19 F[o]rts[e]tz[u]ng gelingen, sich wenigstens einigermaßen hierüber zu orientiren; doch ist diese Wiss[e]nsch[a]ft erst in ihren noch schwachen, unsichern Anfängen begriffen [,] wird aber sicher mit den Fortschritten, die die Natur-Wiß[e]nsch[a]ft macht, auch zu bestimmtern Resultaten führen, während sie jetzt nur Versuche macht. 2670 So weiß z.B. die Astronomie 2671 zu reden v[on] Sternen [,] die in so unermeßlich[er] Ferne v[on] uns[erem] Erdkörper sich befinden, daß das Licht derselben mehre[re] 2672 tausend Jahre braucht [,] bis es zu uns kommt, nach der Berechnung der Lichtschnelligk[ei]t näml[ich] u[nd] der Entfernung des Sternes. Da wir nun gleichwohl auch d[ie]se Gestirne sehen, so müße die Erde 2673 schon so lange bestehen, sonst wäre ihr Licht noch nicht bis zu uns gedrungen. Oder ein[en] Beit[ra]g aus der Geologie anzuführen: 2674 Man hat gefunden, daß bei der üppigsten Vegetation selbst der Tropenländer die Bildung einer 9 Zoll dicken Humusschicht (das Torfart[i]g[e] Gewebe abgestandener Pflanz[en]-Th[ei]le) fast ein Jahrh[u]nd[e]rt erfordert, u[nd] daß diese Humusschicht, um zu Steinkohle zu werden, auf den 27. Theil ihrer Dicke, also das Produkt eines Jahrh[u]nd[e]rts auf 4 Linien zusammengepreßt werden muß. Daraus nun kann man schließen, wie viel[e] Jahre ungefähr Kohlenlagen [,] wie sie z.B. in England gefunden werden, die oft eine Gesammtmächtigk[ei]t von 44 Fuß haben, zu ihrer Bildung gebraucht haben müßen. 2675 Wenn näml[ich] 4 Linien zu ihrer Bild[u]ng schon 100 J[ahre] brauchen, so müßte eine solche Steinkohl[en-]Lage 2676 v[on] 44 Fuß 150.000 J[ahre] zur Bild[u]ng erfordern; u[nd] jedenf[a]lls müßte also so lange die Erde schon bestehen od[er] eig[e]ntl[ich] noch länger, da einer solchen Bild[un]g schon eine, schon eine 2677 große, üppige Vegetatio[n] vorausgehen muß. 2678 Ein and[eres] Beispiel: 2679 2669 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 44“ am oberen Seitenrand [110rr] ; „44“ bezeichnet den Bogen. 2670 Randbemerkung [110rr] : „(Im Betr[e]ff d[e]r E[n]tst[e]h[un]g der Materie läßt sich nichts best[immen])“. 2671 Randbemerkung [110rr] : „Astronomische B[e]stimm[un]g[en]“. 2672 „hundert“ in der Zeile gestrichen. 2673 „Erde“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „Welt“. 2674 „Geolog[i]s[c]h[e]r -“ am Seitenrand [110rr] . 2675 Randbemerkung [110rr] : „Aber ob stichhaltig [.] - Es kann ja die große Maße v[on] irg[en]d anderswoher zusamm[en]ges[c]hob[en] sey[n].“ 2676 „Steinkohl[en-]“ über der Zeile. 2677 „schon eine“ irrtümlich wiederholt. 2678 Randbemerkung [110rr] : „H[au]ptsächl[ich] werden auch di[e] Jahrringe der Baumstämme zur Zählung der Erdenjahre verwendet z.B. Im Becken v[on] Neworleans liegt eine Reihe von überschütteten Cypressenwäldern als Braunkohlenlager übereinander. In den einzelnen Wäldern hat man Baumstämme gefunden mit 5000 Jahrringen. Es hat also ein solcher Wald wenigstens so lange bestanden. - In dem 4. Wald v[on] oben gerechnet hat man auch ein mens[c]hl[iches] Gerippe mit wohlerhaltenem S[c]hädel gefund[en], der schon deutlich die Eig[e]nthü[m]l[ic]hk[ei]ten d[e]r Ureinwohn[e]r Amerika’s im Unters[c]hied v[on] d[en] Asiat[en] u[nd] Europä[e]rn etc. zeigt -“. 2679 „Ganges (? )“ am Seitenrand [110rr] . <?page no="316"?> 306 der Niagara-Fall in Nord-Amerika 2680 ergießt sich in eine Schlucht, die in eine Gebirgs- Terraße eingeschnitten ist u[nd] 2681 Lyell hat nachgewiesen, daß der Waßerfall urspr[ü]ngl[ich] sein Waßer über den Rand der Terraße selbst herabschüttet u[nd] erst allmählig sich jene Schlucht ausgewaschen habe. Dazu bedurfte es aber eines Zeitraumes v[on] mindestens 20.000 Jahren [,] u[nd] so lange zum Wenigsten 2682 [110rl/ 110vr] also müße Nord-Amerika schon bestehen. Ich führe d[ie]se Beisp[iele] an, nicht als ob d[ie]s[e]n u[nd] ähnl[ichen] Berechnungen unbedingter Glaube zu schenken wäre [,] 2683 es läuft 2684 gewiß noch viel Schwindelei mit unter, sond[ern] um (Ihnen) einigermaßen zu zeigen, wie die W[i]ß[e]nsch[a]ft der Natur auch üb[er] d[ie]s[e]n G[e]g[e]nst[a]nd Aufschlüße zu gewähren sucht u[nd] auf d[ie]s[e]m Wege fortgehend sicher auch noch gewähren kann. 2685 Der Mosaisch[en] Schöpf[u]ngsgeschichte 2686 ist indeß dieß üb[er] d[ie] Entwickl[un]gsgeschichte der Erde Gefundene nicht entzogen, denn d[ie]se läßt ja die Welt u[nd] die Erde nicht im Nu, nicht mit Einem Schlage entstehen, sond[ern] spricht v[on] mehr[eren] Schöpf[u]ngstagen, die schon in ältest[er] Zeit als Schöpf[u]ngs-Perioden gedeutet wurden, üb[er] deren bestimmte Dauer sich nichts Bestimmtes sagen läßt, deren allenfalsige Bestimmung die Theologie der Geologie überlaß[en] muß; u[nd] d[ie]se hat in der That d[u]rch Untersuch[u]ng der Erdschichten u[nd] ihr[er] Bes[c]haff[e]nh[ei]t schon Beweise genug für mehrere Erdumgestalt[u]ng[e]n, Erdrevolutionen gefunden. Ueber die Entst[e]h[u]ng des Menschengeschlechts aber gibt uns die Erdkunde keinen Aufschluß, da müß[en] wir die Geschichte fragen. Nur das deutet die Erdkunde bestimmt an, daß das Menschengeschlecht am spätesten müße entstanden seyn, später als alle üb[ri]g[e]n Gebilde der Erde, denn während 2687 in den verschiedenen Gebirgsu[nd] Erdschichten eine Menge v[on] vegetabil[en] Ueberresten, ganze Wald[u]ng[en,] die off[en]b[a]r 2688 verschüttet wurden od[er] untersanken ins Meer [,] u[nd] zugleich Thierscelete (sic! ) aller Art [,] bek[ann]t[es] u[nd] unbekanntes gefund[en] hat u[nd] noch findet; hat man nur v[on] Menschensceletten noch Nichts entdeckt. 2689 Ein Beweis also, daß 2680 „Nord-“ über der Zeile. 2681 „ein gewißer“ in der Zeile gestrichen. 2682 „Koralleninseln“ am Seitenrand [110rr] . 2683 „s“ in der Zeile gestrichen. 2684 „läuft“ über der Zeile ersetzt unleserliches, gestrichenes Wort in der Zeile. 2685 Randbemerkung [110vll] : „Ob nicht plötzl[iche] Revolutionen dieß bewirkt; - ob nicht wenigst[e]ns die Wirk[u]ng[e]n der Natur am Anf[a]ng stärker [,] rascher waren als später, d[a]h[er] nicht so viel Zeit erforderten als jetzt u[nd] in Einem J[ah]rh[u]nd[e]rt mehr gewirkt ward als jetzt in Einem Jahrtausend; - beim Wachsthu[m] wenigstens finden wir gewöhnl[ich] Aehnliches. -“ 2686 Randbemerkung [110vl] : „Ob der Mosais[c]h[en] S[c]höpf[un]gsg[e]s[c]h[ic]hte entgeg[en]. -“ 2687 Unleserliches Wort über der Zeile. 2688 „off[en]b[a]r“ über der Zeile. 2689 Einfügung am Seitenrand [110vl] : „S[o] im Becken v[on] Neworleans Schädel im Neander Thal - Schädel in Engisthal Steingeräthe im Sommethal (? ) (Abbeville) Geräthe in Anschüttu[n]g[en] in D... (? ) In manch[en] G[e]g[en]d[en] E[n]gl[an]ds <?page no="317"?> 307 d[a]s Menschen-Geschlecht erst nach d[ie]s[e]n verschiedenen Erdrevolutionen entstanden seyn müße, sonst würde man auch Ueberreste v[on] Menschen verschüttet finden. - Das ist freil[ich] nur ein 2690 vorherrschend negatives Anzeichen üb[er] das Menscheng[e]schl[echt.] Bestimmteres gibt uns die Geschichte der M[e]nschh[ei]t an. 2691 - Wenn wir näml[ich] in der M[e]nsch[e]ngeschichte so weit als möglich zurückgehen, so begegnen wir allenth[a]lb[e]n Völkern [,] die noch off[e]nbar sich in einem gewißen jugendl[ichen], ja kindl[ichen] Alter [110vr/ 111rl] noch befinden, die in ihrer ganzen Sinnesu[nd] Denkweise auf jugendl[iches] Alter hinweisen, 2692 also von ihrem Ursprunge nicht allzu ferne noch seyn können. Alle Lebenseinrichtungen, die ganze Anschauungsweise sind v[on] mehr unmittelbar, natürlicher, v[on] mehr naiver Art, wie sie Völkern, die große Bild[u]ngsperioden schon durchgemacht haben u[nd] deren ganzes Leben dadurch den Charakter der Raffinirtheit erlangt hat, nicht mehr eigen sind. Die Ueberreste an Bauwerken u[nd] die sonst[i]g[e]n Spuren [,] die uns von dem Leben d[ie]s[e]r nun größ[ten]th[ei]ls 2693 verschwundenen oriental[i]s[c]hen Völker u[nd] Reiche geblieben sind, u[nd] die in uns[erer] Zeit d[u]rch ausgezeichnete Forscher [,] die den Orient bereisen [,] immer mehr bekannt werden, zeigen zwar eine Großart[i]gk[ei]t u[nd] eine gewiße Fertigk[ei]t in einigen Künsten, besonders in der Bau-Kunst, aber bei All’ dem trägt doch dieß Alles viel mehr das Zeichen der Kraft des Uebermuthes, zwecklosen Anstreng[u]ng an sich [,] wie sie dem kräft[i]g[e]n Jugend-Alter eigen zu sey[n] pflegt; 2694 als den Charakter besonnener [,] auf hoher geist[i]g[e]r Bild[un]g des Volkes beruhender Künstlerschaft. Bei den Griechen ist das freil[ich] ein Anderes, da tritt 2695 das 2696 Maßenhafte schon zurück u[nd] die Vergeistigung, der Ausdruck von Idee[n] in entsprechender Form hervor. Aber auch bei den Griechen zeigt sich noch ein unmittelbar[er] Natursinn, ein Vorwalten desselben od[er] wenigstens noch die jugendl[iche] Empfind[un]g u[nd] Gefühl, die Sache der Natur ist, im Uebergang zur besonn[enen] Reife des Geistes zum Alter der Reflexion, u[nd] das ist gerade das glücklichste Alter für Werke d[ie]s[er] Art, die einers[ei]ts noch lebhaft[en] Natursinn u[nd] anderers[ei]ts schon eine Besonnenh[ei]t u[nd] Denken 2697 des G[ei]st[e]s erfordern. D[a]h[er] gerade bei Griechen in d[ie]s[er] Art v[on] Werken so ausgezeichnet sind, ja für unnachahmlich gehalten werden u[nd] viell[ei]cht auch sind, weil sich ein so günst[i]g[e]s Zusammentreffen v[on] Umständ[en] 2698 in der Entwickl[u]ngszeit eines Volkes selten findet. Wie dem auch sei, Pfahlbaut[en] in d[er] S[c]hweiz Stein Kupfer - ... (? )“ 2690 „ein“ über der Zeile. 2691 Randbemerkung [110vl] : „a) Ob das M[e]nsch[en]geschl[ec]ht entstand[en] sey [,] ein Alter habe - älter werde b) Wann es entstand[en] -“. 2692 In der Zeile folgendes „u[nd] wenn“ gestrichen. 2693 „nun größ[ten]th[ei]ls“ über der Zeile. 2694 „Die Kinder bau[en] gern - u[nd] phantastisch“ am Seitenrand [111rr] . 2695 „aber auch“ in der Zeile gestrichen. 2696 „das“ über der Zeile. 2697 Unleserliches Wort über der Zeile. 2698 In der Zeile folgendes „b...“ gestrichen. <?page no="318"?> 308 gewiß ist dieß, daß die alt[en] Völker [111rl/ 111vr] alle es bezeugen, daß sie dem Ursprunge der Menschh[ei]t noch nahe seyen u[nd] daß die Bevölk[e]r[u]ng der Erde sich damals erst nach u[nd] nach vollzog [,] wie die verschiedenen Wanderungen der Stämme, die Coloniee[n] u.s.w. bezeugen. Wir finden ein beständ[i]g[e]s Fortschreiten der Mens[c]hh[ei]t extensiv, üb[er] die Erde hin u[nd] intensiv, der Bild[un]g nach. - Ganz bestimmte Angaben etwa d[u]rch Zahlen laßen sich freilich hierüber nicht geben aus d[ie]s[e]n Andeut[u]ng[e]n, indeß werden auch in d[ie]s[e]r Bezieh[u]ng die Forsch[u]ng[e]n über die Sprachen der Völker u[nd] ihre Entwickl[u]ng[e]n namentl[ich], üb[er] die Bauüberreste u[nd] A[nderes] 2699 gewiß mit der Zeit noch zuverläßigere Kunde üb[er] die ersten Zeiten u[nd] die Anfänge uns[eres] Geschlechtes geben u[nd] auf wissensch[a]ftl[ichem] Wege die 2700 Angaben uns[erer] rel[i]g[iö]s[en] Schr[i]ften ergänzen u[nd] bestätigen. Anm[erkung: ] 2701 Man sagt gewöhnl[ich,] die Welt sei in der Zeit entstanden, um damit zu verneinen [,] daß sie v[on] Ewigkeit sei. D[ie]s[e]r Ausdruck ist freil[ich] ungenau, denn nicht eigentl[ich] in der Zeit ist die Welt entstanden, sond[ern] mit ihr, d.h. die Zeit selbst ist erst mit u[nd] d[u]rch die Welt entstanden. In so fern könnte man allerdings sagen, die Welt sei v[on] Ewigkeit [,] d.h. ihr Entstehen geht so z[u] sagen aus der Ewigk[ei]t hervor, aber sie ist daru[m] nicht ewig, Ewigk[ei]t ist keine Qualität, keine Eigenschaft v[on] ihr, sond[ern] gerade die Zeitlichk[ei]t ist dieß. 2702 VI [)] Ueber das Wie der Schöpf[u]ng, 2703 üb[er] die Art u[nd] Weise der Entsteh[u]ng des Alls 2704 enthalten zwar die R[e]l[i]g[io]nsurkunden einige Bestimmungen; die Mosaische 2705 enthält 2706 die einfachsten, klarsten u[nd] beschreibt in großen, klaren Zügen 2707 allmähl[i]ge Entsteh[u]ng alles Daseyenden in dem Sechstage-Werk G[o]tt[e]s. D[ie]s[e] Art u[nd] Weise näher zu untersuchen u[nd] zu prüfen [,] kann natürl[ich] hier nicht uns[ere] Aufgabe seyn, das ist Sache der bibl[i]sch[en] Exegese einerseits u[nd] der Erdkunde andererseits, die freil[ich] hier gewöhnl[ich] im Streit miteinander liegen. 2708 Doch 2699 „üb[er] die R[e]l[i]g[io]nen besond[ers]“ am Seitenrand [111vl] . 2700 „rel[i]g[iö]s[e]n“ in der Zeile gestrichen. 2701 In der Zeile folgendes „Wenn“ gestrichen. 2702 Einfügung am Seitenrand [111vl] : „In B[e]z[u]g auf G[o]tt ist d[ie] Welt ewig, weil für ihn [„ihn“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „ihm“] keine Zeit, kein Vorher u[nd] Nachher - Zeitl[i]chk[ei]t gilt nur für d[ie] Welt - den Uebergang vermitteln die ewigen Ideen v[on] d[en] Dingen - die als Kräfte u[nd] Gesetze (logoj) in denselben wirken - das Zeitliche ruht auf dem Ewigen, - ist v[on] d[ie]s[e]m erhalten u[nd] bewegt -“. 2703 „d.h. allmähl[iche] Entwickl[un]g“ über der Zeile. 2704 Randbemerkung [111vl] : „D[a]s Wie bezieht si[c]h auf a) die immanent[en] Vorgänge in G[o]tt b[e]i d[er] S[c]höpf[un]g - Ideen b) die emanenten - Schöpf[un]gsact u[nd] Art selber“. 2705 In der Zeile folgendes „Urkunde“ gestrichen. 2706 „enthält“ über der Zeile. 2707 „d“ in der Zeile gestrichen. 2708 Randbemerkung [111vl] : „NB [: ] Die Welt wurde [n]i[c]ht gl[e]i[c]h i[m] Zust[an]d der Vollk[ommen]h[ei]t ges[c]haff[en] - s[on]d[ern] es wurde zuerst einfach das Nicht Göttl[iche] gesetzt [,] d.h. [„1) das Seyende gegenüber dem Nichtseyn - Zugleich d[a]s Unvollkommenste, Lebloseste“ im Nachhinein eingefügt] [,] 2) [„2)“ im Nachhinein eingefügt] d[a]s Materi[e]lle (geg[en]üb[er] d[em] Immat[e]riell[en]) [,] 3) [„3)“ im Nachhinein eingefügt] d[a]s Ord[n]u[n]gslose g[e]g[en]üb[er] der absolut[en] Harm[on]ie u[nd] <?page no="319"?> 309 fehlt es auch nicht an Vermittl[u]ngsversuchen, die Resultate der Geologie u[nd] [111vr/ 112rl] II [.] Th[ei]l 2709 §: 19 F[o]rts[e]tz[u]ng die Angaben des Buches Genesis in Uebereinstimmung zu bringen u[nd] auszugleichen. 2710 VII [)] Die Frage aller Fragen bei der Schöpf[u]ng ist aber die nach dem Warum? [,] nach dem Grund u[nd] Motiv derselben od[er] was dasselbe ist [,] nach dem Endzweck [,] zu dem sie G[o]tt geschaffen. - 2711 Zweierlei Beantwortungen suchen sich hier geltend zu machen, die sich übr[i]g[e]ns im Grunde einander gar nicht ausschließen, sond[ern] ganz wohl vereinigen laßen [,] ja vereinigt werd[en] müßen 2712 [.] - Die Einen sagen, G[o]tt habe die Welt erschaffen, zu seiner eignen Verherrlichung [,] also um seinetwillen; die Anderen sagen: Gott habe die Welt erschaffen um der Seeligk[ei]t der Creatur selbst willen, so daß der Zweck der Schöpf[u]ng in ihr selber liegt, nicht in G[o]tt. Man kann ja d[ie]se beiden Ansichten, wie Ord[n]u[n]g [,] 4) [„4)“ im Nachhinein eingefügt] d[a]s Fi[n]stere geg[en]üb[er] d[em] absolut[en] Lichte - [„5) Leblose gegenüb[er] d[em] Leb[en,]“ im Nachhinein eingefügt] 5) [eigentlich: „6)“] dieß Alles sollte sich aber nach u[nd] nach vervollk[ommnen], wo [m]it d[en] Gesetz[en] zur Vollk[ommen]h[ei]t ges[c]haff[en] -“. 2709 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 45“ am oberen Seitenrand [112rr] ; „45“ bezeichnet den Bogen. 2710 „Nur Ein Beisp[iel]“ in der Zeile gestrichen. Einfügung am Seitenrand [112rr] : „Die Forsch[u]ng[e]n [,] die die Erdkunde [„Geologen“ über der Zeile] bis jetzt vorgenommen [,] deuten [„insb[esondere]“ in der Zeile gestrichen] insgesammt darauf hin, daß d[a]s Gesetz aller Zeitl[i]chk[ei]t, d[a]s Gesetz allmähliger Entwickl[u]ng auch hier gewaltet habe u[nd] daß auch die Erdbildung v[om] Unvollkommensten zum Vollkommenen fortgeschritten; daß die Hervorbringungen Einer Bild[u]ngsepoche, die v[ie]ll[ei]cht lange dauern mochte [„mochte“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „mochten“], d[u]rch irg[e]nd eine Erdrevolution [,] d[u]rch irg[e]nd eine allgemeine Umwälzung [,] durch vulkanische Kräfte, d[u]rch Feuer also, oder d[u]rch Ueberschwemmung, d[u]rch Waßer od[er,] noch wahrscheinlicher [,] d[u]rch beides, immer wieder zerstört, unter Schutt u[nd] Schlamm vergraben wurden. Die Ausgrabungen wenigstens zeigen dieß an. In den tiefern Erdschichten finden sich nur [„nur“ über der Zeile] die Ueberreste, Versteinerung[en] v[on] der unvollkomm[en]st[en] Vegetation, zwar nicht der Größe [,] aber doch der Qualität nach, u[nd] ebenso finden sich Ueber-Reste maßiver, aber ungeschlechter Thiere [,] die jetzt v[on] der Erde verschwunden sind. Es zeigt sich also hier ein Fortschreiten zum Vollkommenern auch bei der Bild[u]ng der Erde schon. - Wie die Welt aus d[em] allge[me]i[nen] unb[e]sti[mm]t[en] Sey[n] (in d[a]s der g[ö]ttl[iche] S[c]höpf[un]gslogos si[c]h zuerst realisirte [,] [me]hr u[nd] [me]hr e[n]tfaltete u[nd] bild[e]t[e] u[nd] selbstä[n]d[i]g[e]r wurde (oh[ne] u[nm]itt[e]lb[are]s Ei[n]greif[en] G[o]tt[e]s). So [m]uß auch i[n] d[er] Ges[c]hicht[e] d[ie]s[e]r Verselbstst[än]d[i]g[un]gsproceß st[a]ttf[in]d[en] - Ratio[na]l[i]s[m]us u[nd] Auf... (? ) u[nmi]tt[e]lb[aren] Ei[n]gr[e]if[en]s u[nd] d[e]r du[n]kl[en] Tiefe ... (? ) des S[c]höpf[un]gslogos u[nd] immer [me]hr die Kl[a]rh[ei]t des G[ei]st[e]s ... (? ) rationalist[isch] ([n]i[c]ht vorherrsch[en]d ...stische (? )) zunähm[en]. Der g[ö]ttl[iche] S[c]höpf[un]gslogos realisirt si[c]h also vollstä[n]d[i]g im Einzel[nen] nur allmählig u[nd] in d[em] Maaße [,] wie die Welt in si[c]h vollkomm[ene]r, selbstst[än]d[i]g[e]r [.] - Eb[en]so in d[e]r G[e]s[c]h[ic]ht[e,] die auch immer hoher (? ) ... (? ) d[es] g[ö]ttl[ichen] Logos di[e] M[e]nschh[ei]t ist [,] u[nd] d[a]h[er] selbstst[än]d[ig] macht, ration[a]ler - [n]i[c]ht [me]hr i[m] ... (? )“. 2711 Im Nachhinein in die Zeile eingefügt: „- Mens[c]hl[icher] Orientir[un]gspu[n]kt ... (? )“ 2712 „ja vereinigt werd[en] müßen“ über der Zeile. <?page no="320"?> 310 g[e]s[a]gt, ganz wohl vereinig[en,] denn in der Seel[i]gk[ei]t der Creatur liegt eben G[o]tt[e]s größte Verherrlichung. 2713 Nur die Beh[au]pt[u]ng 2714 ist sogleich abzuweisen, als wenn G[o]tt bei Schöpf[u]ng der Welt v[on] 2715 irg[e]nd ein[em] Bedürfniß darnach war bestimmt worden, so daß es nicht sei[n] freier Entschluß [,] sond[ern] ein gewißer innerer Drang gewesen wäre [,] der ihn dazu bestimmte; daß er ein solches Bedürfniß wed[er] für sein Erkenn[en] noch für s[ein] Wollen od[er] s[eine] Liebe hat, haben wir gesehen bei der Lehre v[on] der Persönlichk[ei]t G[o]tt[e]s; 2716 ein solches Bedürfniß G[o]tt[e]s nach Endlichem, Creatürlichem würde die Vollkommenh[ei]t G[o]tt[e]s u[nd] die ewige 2717 Seel[i]gk[ei]t d[e]ss[e]lb[e]n in Abrede stellen, den (sic! ) Begr[i]ff des Absolut[en] zuwider seyn. 2718 Uebrigens laßen sich auch geg[en] die beiden eben angeführte[n] Beweggründe - d[ie] Verherrl[i]ch[u]ng G[o]tt[e]s u[nd] die Seel[i]gk[ei]t der Creatur[en] selbst [,] wenn sie vereinigt werden - manche Bedenken erheben. Vor Allem näml[ich] erhebt sich die Frage [,] ob denn [,] wenn d[ie]s[e]s beide der Zweck der S[c]höpf[u]ng sei, ob d[ie]s[e]r Zweck erreicht werde - ob in der That die Schöpf[u]ng zu G[o]tt[e]s Verherrlich[u]ng 2719 u[nd] des Geschöpfes Seeligkeit diene. Nach uns[erem] Urtheil, nach uns[erer] Erfahrung müßten wir d[ie]s[e]s verneinen, da es viel[e] unseelige Ges[c]höpfe in der Welt gibt, [112rl/ 112vr] u[nd] zugleich G[o]tt verhältnißmäßig wenig verherrlichet wird [,] vielmehr vielfach verunehrt wird. Wenn nun G[o]tt d[ie]s[e]n Zweck bei der Schöpf[u]ng hatte u[nd] gleichwohl voraussehen mußte, daß er ihn nicht erreichen werde d[u]rch die Weltschöpfung [,] wie konnte sich da G[o]tt noch entschließen [,] die Welt zu schaffen, da er doch wußte, daß er seinen Zweck dabei nicht erreichen werde? 2720 Hierüber 2721 folgende Bemerkungen. 1) Wenn wir üb[e]rh[au]pt wißensch[a]ftl[ich] nach dem Warum? od[er] nach dem Beweggrund [,] den G[o]tt z[ur] Schöpf[u]ng hatte [,] forschen wollen, so müßen wir wie allenth[a]lb[en] so auch hier ausgehen v[on] ird[i]sch[en] Verhältnißen [,] v[on] Betracht[u]ng der Natur od[er] unsr[e]s eignen G[ei]st[e]s. Dah[e]r liegt es nun nahe [,] das Streben, den End-Zweck des schaffend[en] Menschengeistes bei seinen Werken auch auf G[o]tt zu übertragen. Und 2722 da sehen wir nun 2713 Einfügung am Seitenrand [112rr] : „Jede d[ie]s[e]r beiden Ansichten hätte ohnehin [„also“ in der Zeile gestrichen] in ihrer Einseitigkeit keinen rechten Sinn.“ 2714 „die Beh[au]pt[u]ng“ über der Zeile, wobei „die“ über der Zeile ursprüngliches „das“ ersetzt; „die Beh[au]pt[u]ng“ ersetzt sodann das in der Zeile eingeklammerte „so viel“. 2715 „v[on]“ über der Zeile. 2716 Randbemerkung [112rr] aufgrund von Überschreibungen unlesbar. 2717 „ewige“ über der Zeile. 2718 Randbemerkung [112rr] : „NB [: ] Ob nicht in der Schöpf[un]g, weil sie relativ nothw[en]d[i]g [,] ein Princip d[e]s Bösen, der Zerstörung etc. seyn muß, deß[en] Ausdruck der Tod u[nd] die gefräß[i]g[en] [„selbstsü[chtigen]“ über der Zeile] Ungeheuer etc. v[on] Anfang an sind? “ 2719 „Glorie“ über der Zeile. 2720 „ad VII Anfang“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 2721 „ist“ in der Zeile gestrichen. 2722 „Und“ über der Zeile. <?page no="321"?> 311 schon [,] daß nur d[ie]se zwei Endzwecke bei all[en] Werken möglich, entweder sein eignes Glück, seine Ehre, sein Ruhm u.s.w. od[er] das Glück, die Glückseel[i]gk[ei]t v[on] Andern. (Versteht sich [,] d[a]ß hier nur v[on] edlen Menschen die Rede ist.) Und so auch v[on] G[o]tt[e]s Schöpf[u]ng können wir uns schlechterdings keinen andern Grund denken als seine eigne Verherrlich[u]ng od[er] die Seeligk[ei]t des Ges[c]haffenen od[er] noch beßer beides zugleich. - Wenn es nun auch scheint, daß dieß Alles nicht das Motiv zur Schöpf[u]ng für den freien göttl[ichen] Willen seyn konnte, weil d[ie]s[e]r Zweck eben nicht erreicht würde in der Schöpf[u]ng, so 2723 kann uns d[ie]s[e]r Schein gleichwohl weder zu einer beßern Erklärung verhelfen, noch auch ein 2724 hinreichender Grund seyn, d[ie]se Annahme, zu der uns die Betracht[un]g der Menschen-Natur führt (nicht auch die üb[ri]ge Natur? ) zu verlaßen. Um hierüb[er] ents[c]heidend absprechen zu können [,] ob d[ie]s[e]r Zweck der S[c]höpf[u]ng erreicht werde oder nicht, müßten wir die ganze Schöpf[u]ng selbst gen[au] kennen, nicht blos die ganze Menschengeschichte in ihr[em] ganzen, tiefsten Zusammenhang, sond[ern] auch die Myriaden anderer Weltkörper als die Erde ist [,] mit Allem [,] was auf ihnen ist u[nd] in ihnen geschieht. [112vr/ 113rl] Und wir müßten nicht blos die ganze Vergangenheit uns[erer] Erde u[nd] des Menschengeschlechts u[nd] aller üb[ri]g[en] Weltkörper kennen, sond[ern] auch die ganze Zukunft derselben, den Ausgang der ganzen S[c]höpfung; allen Raum u[nd] alle Zeit, kurz die ganze S[c]höpfung müßten wir überschauen, um ein Urtheil abgeben zu können. Das aber ist bei uns nicht der Fall u[nd] wir haben d[a]h[e]r alle Ursache [,] uns in uns[erem] Urtheile üb[er] das Ganze der Bescheidenh[ei]t zu befleißen (sic! ). 2725 Wollten wir aber bei der Erde u[nd] beim M[e]ns[c]h[en] allein stehen bleiben u[nd] sagen, ja auf Erden wenigstens wird ein solcher Zweck der Schöpfung [,] wenn G[o]tt ihn hatte, nicht erreicht u[nd] wenn da die Erde doch auch ein Theil der Welt, wenn auch ein noch so geringer ist - so wäre der Zweck der S[c]höpf[un]g doch nicht ganz erreicht, wenn er auch auf allen üb[ri]g[en] Weltkörpern erreicht würde; denn auf der Erde wenigstens wird 1) G[o]tt nicht immer geehrt u[nd] verherrlicht, im G[e]g[e]nth[ei]l viel mehr verunehrt durch Sünd[e] 2726 [,] 2) auf d[er] Erde herrscht große, überwiegende Unglückseeligk[ei]t der Creatur. Allein d[a]g[e]g[e]n ist zu bemerken, 2727 daß die Sünde, die Verunehrung G[o]tt[e]s u[nd] daß das Uebel u[nd] die Unglückseeligk[ei]t der Creatur nicht v[on] G[o]tt[e]s Thätigkeit kommt, sond[ern] von der Thätigkeit der Creatur, näml[ich] v[on] dem Mißbrauch der Freiheit des Willens. - 2728 2723 „d... (? )“ in der Zeile gestrichen. 2724 „Aber kein“ über der Zeile. 2725 Randbemerkung [113rr] : „NB [: ] Wir müß[en] hier eine Ents[c]heid[un]g geb[en] ähnl[ich] der d[e]s Buchs Hiob“. 2726 „durch Sünd[e]“ über der Zeile. 2727 Randbemerkung [113rr] : „Eine and[ere] Lösung gibt es ... (? )“. 2728 Im Nachhinein in die Zeile eingefügt: „[„Und“ über der Zeile] Der Doppelzweck wird trotzdem erreicht. -“ Randbemerkung [113rr] : „Der genannte Doppelzweck wird dennoch erreicht <?page no="322"?> 312 Die Verherrlichung G[o]tt[e]s liegt vorzügl[ich] darin, daß er das Vollkommenste schuf, so vollkommen, daß es unmittelbar an seine eigne Vollkommenh[ei]t gränzt; u[nd] das ist das freie Geschöpf; in der Freih[ei]t liegt die höchste Vollkommenh[ei]t, die möglich ist, 2729 die Freih[ei]t ist Selbständ[i]gk[ei]t [,] u[nd] durch diese gränzt der Menschengeist zunächst an die Absolutheit, weil er 2730 gerade durch sie, d[ie]se 2731 selbst sich entgegen setzen kann. D[u]rch Schaffung d[ie]s[e]r höchsten Vollkommenh[ei]t des Ges[c]höpfes, worin die größte Glorie G[o]tt[e]s besteht, ist aber auch die höchst mögliche Seel[i]gk[ei]t des Geschöpfes bedingt, sie ist der Potenz nach dadurch gegeben; 2732 unmittelbar u[nd] vollständ[i]g realisirt konnte sie aber dem freien Ges[c]höpf nicht gegeben werden, weil dadurch die Freih[ei]t beeinträchtigt würde u[nd] gerade dadurch die Seeligk[ei]t des [113rl/ 113vl] freien Ges[c]höpfes selbst - d[u]rch Beeinträ[c]ht[i]g[un]g seiner Freiheit 2733 - aufgehoben würde. Auf den ersten Blick scheint es freil[ich,] als wäre es G[o]tt[e]s würd[i]g[e]r u[nd] dem Ges[c]höpfe beßer [,] wenn er d[ie]se Seel[i]gk[ei]t gegeben hätte, ohne d[a]ß die Freih[ei]t dabei gebraucht werden müßte, 2734 allein das s[c]heint nur so, - d[ie]se Ansicht selbst ist aber s[c]hon eine Folge der ges[c]hwächten G[ei]st[e]skraft u[nd] ges[c]hwächten Energie der Freih[ei]t, die sich aus Bequemlichk[ei]t selbst aufgeben möchte; das Wesen des Menschen aber s[c]härfer betrachtet, find[en] wir, daß d[ie]s[e]s gar [n]i[c]ht möglich wäre, ohne 2735 die edelste, vollkommenste Kraft dem Menschen zu nehmen, die Kraft der Selbständ[i]gk[ei]t näml[ich]; Er (sic! ) würde ein seeliger Sklave 2736 [,] wenn G[o]tt ihm die 2737 Seel[i]gk[ei]t ohne Gebrauch seiner Freih[ei]t gegeben hätte; 2738 er würde ein seeliges willenloses Ding; 2739 was ein Widerspruch ist. 2740 Man kann d[a]h[er] 2741 auch nicht einwenden, Gott hätte den Menschen frei schaffen sollen, ohne die Möglichkeit zu sündigen, sond[ern] so, daß er blos zwisch[en] mehr a) Gott [m]ußte d[a]s Vollk[ommen]ste schaff[en,] u[m] s[einer] Verherrl[i]ch[un]g Will[en] - d[a]s Vollk[ommen]ste ab[e]r ist d[a]s selbstbewußte fr[e]i[e] Wes[en.] b) Er [m]ußte sel[i]gk[ei]tsfäh[i]ge Wes[en] schaff[en,] d[a]s si[n]d immer (? ) selbstb[ewu]ßte fr[e]i[e] - Vollk[ommen]h[ei]t - Sel[i]gk[ei]t erri[n]g[en]de. -“ 2729 Randbemerkung [113rr] : „In d[er] Fr[e]ih[ei]t liegt d[ie] Mögl[i]chk[ei]t wahrer Seel[i]gk[ei]t der Creatur - u[nd] d[ie] Schöpf[un]g d[er] Fr[ei]h[ei]t ist d[ie] höchste - also ehr[en]vollste That d[e]s S[c]höpfers.“ 2730 In der Zeile folgendes „sich“ gestrichen. 2731 Über der Zeile: „d[ie] Absoluth[ei]t“. 2732 Randbemerkung [113rr] : „NB [: ] Die S[c]höpf[u]ng des Vollkommenst[en] bedingte zugleich die Mögl[i]chk[ei]t des Unvollkommenst[en.] - Aber warum blos die Potenz der Sel[i]gk[ei]t ([„die“ über der Zeile] Fr[e]ih[ei]t) [,] warum nicht gleich die Sel[i]gk[ei]t selbst -“. 2733 In der Zeile folgendes „beeinträchtigt würde“ gestrichen. 2734 Randbemerkung [113vl] : „Das deutet schon auf eine Art Niederträcht[i]gk[ei]t u[nd] Verzicht[en] auf eigne Würde hin“. 2735 „ohne“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „D[a]her“. 2736 „Stein“ über der Zeile. 2737 „Fre[iheit]“ in der Zeile gestrichen. 2738 „ja noch mehr“ über der Zeile. 2739 „Stein (Diamant)“ über der Zeile. 2740 „Warum aber G[o]tt doch freie Wesen schuf, d.h. warum er doch üb[e]rh[au]pt schuf, obwohl er voraus wußte [,] daß viele sündigen u[nd] z[u] Grunde gehen würden? “ im Haupttext [113vr] gestrichen. <?page no="323"?> 313 od[er] weniger Guten hätte wählen können; denn dieß ist nicht möglich [,] da die Freih[ei]t - wie wir später sehen werden - nicht blos ein 2742 Wahlvermögen ist, sond[ern] vielmehr wesentl[ich] im innern Selbstbesitz, in der Selbständ[i]gk[ei]t u[nd] Selbstbestimmungsvermögen besteht; wäre d[a]h[er] der Freih[ei]t alle Wahl v[on] Aeußerl[ichem] bösen Thun entzogen, die innere Selbstbestimmung müßte bleib[en,] u[nd] so könnte der Mensch wenigstens eine böse Intention haben, innerl[ich] böse Gesinnung; sollte auch diese 2743 unmöglich gemacht werden, so könnte auch dieß nur geschehen durch eine innere Bindung des Willens, durch Aufheb[u]ng d[ie]s[e]r innern Selbstbestimmungsmacht, d.h. d[u]rch Aufhebung der innern Freih[ei]tskraft v[on] Außen her 2744 . - Also wollte G[o]tt sich selbst am höchsten verherrlichen, so war dieß nur möglich d[u]rch S[c]höpf[u]ng der Freiheit, weil das freie Ges[c]höpf allein ihm am nächsten steht u[nd] der ganzen üb[ri]g[en] S[c]höpf[u]ng erst Zweck u[nd] Bedeut[u]ng gibt [,] er aber Freih[ei]tskr[a]ft gegeben, da ist auch Wid[e]rspruch [113vr/ 114rl] II [.] Th[ei]l 2745 §: 19 F[o]rts[e]tz[u]ng u[nd] Sünde möglich, wo aber Sünde ist, da auch Unseeligkeit, Verderben [,] Strafe. 2746 Einfügung am Seitenrand [113vl] : „Zur Freih[ei]t u[nd] d[a]h[er] z[ur] Vollkommenh[ei]t d[e]s Ges[c]höpfes, wie es geschaffen ward [„also z[ur] Verherrl[i]chu[n]g G[o]tt[e]s selbst“ über der Zeile] [,] gehörte d[ie] Macht z[u] sünd[i]g[en], sonst wäre es keine Fr[e]ih[ei]t mehr. D[a]ß d[ie] Seel[i]g[en] nicht sünd[i]g[en], das ist ihnen nicht v[on] G[o]tt angethan, geschieht nicht aus Zwang, sond[ern] ist ihr eignes Werk, ist eben d[a]s Resultat ihres eig[nen], freien Strebens. Dem freien Willen kann d[ie]s[er] Zustand nicht gegeben werden, sond[ern] er kann sich ihr nur selber geben [,] d.h. er muß ihr selbst erringen, muß sich selbst in d[ie]s[e]r Richtung so z[u] s[a]g[e]n innerlich binden; d[a]d[u]rch geht die Freiheit nicht verloren, weil sie selber es ist, die sich selber innerl[ich] leitet u[nd] bindet, so daß sie d[a]s Böse z.B. nie mehr will; freil[ich] ist Beihülfe v[on] anderswoher möglich u[nd] nöthig, aber die Selbstthätigk[ei]t ist doch die H[au]ptsache.“ 2741 „d[a]h[er]“ über der Zeile. 2742 „ein“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „in dem“. 2743 „Unmöglich“ in der Zeile gestrichen. 2744 „v[on] Außen her“ über der Zeile. Randbemerkung [113vl] : „Also lag die Mögl[i]chk[ei]t d[e]s Bös[en] u[nd] der Unsel[i]gk[ei]t i[n] de[m] (? ) Doppelzweck G[o]tt[e]s u[nd] die Nichterreich[un]g ist d[em] Zw[e]cke selbst [n]i[c]ht [e]ntg[e]g[en] - weil d[ie]se M[ö]gl[i]chk[ei]t ger[a]de ei[n] notw[en]d[i]g[e]s Mitt[e]l od[er] Bedi[n]g[un]g zur Errei[c]h[un]g d[e]s Doppelzw[e]ck[e]s ist [,] u[nd] wollte Gott die höchste Seel[i]gk[ei]t der Ges[c]höpfe [,] so mußte er freie s[c]haffen“. 2745 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 46“ am oberen Seitenrand [114rr] ; „46“ bezeichnet den Bogen. 2746 Randbemerkung [114rr] : „Re... (? ). 1) Also seine eigne Verherrl[i]ch[u]ng erreicht G[o]tt nur [„nur“ über der Zeile] d[u]rch Schaff[u]ng der Freih[ei]t - weil d[ie]se d[a]s Vollkommenste ist; 2) die Seel[i]gk[ei]t der Creatur ist nur mögl[i]ch d[u]rch die Fr[ei]h[ei]t [,] weil Unfreies nicht seelig seyn kann - d[a]h[er] auch Sünde möglich - [.] 3) Man kann auch nicht sagen: es hätte die Freih[ei]t anders eingerichtet werden sollen - d[a]ß Sünde nicht möglich gewesen wäre [.] - 4) Es hätte also höchstens d[ie] Schöpf[u]ng ganz unterlaß[en] werd[en] soll[en.] - (Aber G[o]tt erreicht ja sei[nen] Zweck [,] warum hätte er sie nicht schaff[en] soll[en]? etc. 5) Wenn auch noch Manches dunkel bleibt - so ist dieß doch die beste Erklärung -“. <?page no="324"?> 314 Es könnte nun die Frage entstehen, warum hat aber Gott, da er doch vorausgesehen, daß Viele d[u]rch ihre Freih[ei]t zu Grunde gehen od[er] viel zu leiden haben würden, die Schöpf[u]ng nicht unterlaßen? Das ist aber nun eine ganz andere Frage als die [,] warum hat G[o]tt die Welt erschaffen? hier wird nicht mehr nach dem Zweck der Welt gefragt, den er erreichen wollte, sond[ern] nach etwas ganz Anderm. D[ie]se Frage ist darum noch schwieriger zu beantworten [,] weil uns aller Anhaltspunkt dazu fehlt, denn wovon in der Welt z.B. sollen wir ausgehen [,] um v[on] ihm aus zu schließen, warum G[o]tt die Welt-Schöpf[u]ng nicht unterlaßen habe; wir können allenfalls nach dem Zweck alles Einzelnen u[nd] Ganzen forschen, aber darnach zu fragen, warum denn dieß u[nd] jenes nicht nicht sei, ist immer mißlich. - Es wird hier vorausgesetzt [,] G[o]tt habe den Entschluß gefaßt [,] die Welt zu schaff[en], 2747 er hätte sich davon abbringen laßen sollen d[u]rch die Voraussicht des Bösen, des Uebels in ihr, weil dieß seiner Vollkommenh[ei]t, Güte u.s.w. zuwider 2748 sei. Wir bei uns[eren] schwankendem (sic! ), vorausberechnenden Entschlüßen verfahr[en] in der That so, daß wir hin u[nd] her überlegen [,] ob od[er] ob nicht, so daß d[ie]se Erwägungen deßen [,] was allenf[a]lls entstehen könnte [,] uns bestimmen dabei, vorzügl[ich] deßhalb [,] weil wir üb[er] die Umstände, die eintreten können [,] nicht Herr sind u[nd] sie nicht leiten können. Ob man nun dieß Verfahren auch auf G[o]tt, den Herrn u[nd] Leiter der ganzen S[c]höpf[u]ng übertragen dürfe, ist eine andere Frage. 2749 Angenommen nun [,] wir können dieß Verfahren auf ihn übertragen, so könnte etwa Folgendes hierüb[er] bemerkt werd[en]. a) Hätte Gott sich d[u]rch Voraussicht des Bösen bestimm[en] laßen [,] die Welt nicht zu schaffen, so hätte das Böse mehr Bestimmungskraft u[nd] Einfluß auf G[o]tt gehabt als das Gute; er hätte sich gleichsam v[om] Bösen, das er als geschehend wußte, überwinden, in s[einem] Entschluß bestimmen laßen, das Böse hätte also Macht gehabt über G[o]tt 2750 u[nd] in so fern hätte die Voraussicht, die Möglichkeit desselben mehr gewirkt, als Wirkl[i]chk[ei]t; denn die Wirklichk[ei]t [114rl/ 114vr] hätte doch nur Einfluß auf die Welt od[er] auf eine[n] Theil, v[ie]ll[ei]cht einen verschwindend kleinen Theil ders[e]lb[en]. Diese Möglichk[ei]t u[nd] die Voraussicht des Bösen hätte aber Einfluß selbst auf Gott, bestimmte ihn in seine[m] Entschluß, hielte ihn ab u[nd] verhinderte dadurch das ganze Weltall. Ferner kann man sagen: Wenn Gott die Welt ungeschaffen gelaßen hätte, damit die Bösen, die doch nicht aus Zwang es sind, sond[ern] freiwillig, nicht unglücklich würden, so hätte G[o]tt auf die Bösen mehr Rücksicht genommen als auf die Guten, denn um der Bösen willen, aus Rücksicht für sie hätte er auch die Guten unges[c]haffen gelaßen, hätte ihnen das Daseyn versagt; das wäre ebenso u[nd] noch mehr geg[en] die Güte u[nd] Ge- 2747 Einfügung am Seitenrand [114rr] : „das mußte er, sonst hätte er d[a]s Uebel der Welt auch nicht vorausgeseh[en] - den Plan mußte er haben - wenn auch v[on] Ew[i]gk[ei]t)“. 2748 „ist“ in der Zeile gestrichen. 2749 Randbemerkung [114rr] : „Auch [„gege[n]“ in der Zeile gestrichen] bei [„bei“ über der Zeile] d[ie]s[e]r s[c]hwie[ri]gst[en] Fr[a]ge si[n]d wir [n]icht ga[n]z rathlos -“. 2750 Randbemerkung [114rr] : „D[a]s Böse wäre eine bestimm[e]nde [„verhindernde“ über der Zeile] Macht im göttl[ichen] Leb[en] geword[en].“ <?page no="325"?> 315 recht[i]gk[ei]t G[o]tt[e]s, als das andere, daß er schuf [,] obwohl er 2751 Unseeligk[ei]t in der Welt als entst[e]h[e]nd wußte. Doch wie dem auch sei, die Welt ist einmal da u[nd] alle uns[ere] Bedenken u[nd] Fragen, warum sie geschaffen sei, ändern Nichts; 2752 wir müssen sie als vollendete Thatsache nehmen, die wir nicht ganz begreifen; genug ist, daß Jeder die Freih[ei]t in sich fühlt, die Uebel, d[a]s Böse, um deßentwillen er Bedenken erhebt, zu vermeiden u[nd] dadurch verliert die Frage für ihn wenigstens jede Bedeutung; u[nd] das ist bei jedem Einzelnen der Fall, so daß keiner für sich eine Ursache hat, gerade um jener Frage willen Bedenken zu hab[en,] denn ihn (sic! ) kann ja das Böse nichts schaden, eben weil es in s[einem] freien Willen liegt, es zu vermeiden. 2753 Jene Bedenken können auch nicht Veranlaßung seyn, das Daseyn G[o]tt[e]s, des H[ei]l[igen], Gerechten, Vollkommensten zu läugnen, - weil d[ie]s[e]r Nichts Solches hätte schaffen können, weil eine solche Schöpf[u]ng unbegreifl[ich] wäre; wir 2754 haben schon geschehen 2755 , daß die Schöpf[u]ng d[er] Freih[ei]t G[o]tt[e]s Idee ganz entspricht. Nehm[en] wir aber einen Augenblick an, die Welt sei nicht v[on] G[o]tt geschaffen, sie existire immerfort, sei ewig u.s.w. [,] was hätten wir nun zur Erklärung der Sünde u[nd] der Uebel der Welt gewonnen? Wäre uns nun ihr Urspr[u]ng klar? Im Gegenth[ei]l noch dunkler als zuvor; Es (sic! ) könnte nun gerade so gut noch die Frage entstehen: Warum muß denn die Welt gerade [114vr/ 115rl] so seyn, könnte sie nicht auch anders, könnte sie nicht beßer seyn? Antwort aber hierauf würde Niem[an]d geben [,] u[nd] die Pantheisten sind am allerwenigst[en] i[m] Stand [,] die Uebel u[nd] Unvollkommenh[ei]t[e]n in der Welt zu erklären. 2756 Für uns[er] Erkennen wäre also d[u]rch solche Annahme nichts gewonnen, im G[e]g[e]nth[ei]l das Dunkel noch größer, uns[er] moralisches Gefühl aber wäre aufs tiefst[e] verletzt u[nd] würde sich selber nicht mehr begreifen, denn wenn das Uebel u[nd] die Sünde nothw[e]nd[i]g u[nd] ewig wäre in der Welt, wozu dann sich ein[en] Scrupel mach[en] darüber. Endl[ich] würde in d[ie]s[em] Falle 2757 auch v[on] einer Auflösung d[ie]s[e]r Räthsel in Ewigk[ei]t nicht mehr die Rede seyn u[nd] eben so wenig v[on] einer Ausgleichung v[on] Uebel u[nd] Sünde [,] v[on] Gerecht[i]gk[ei]t u[nd] Seeligk[ei]t. - Das Dunkel üb[er] der ganzen Welt würde also nicht gelichtet, sond[ern] noch größer u[nd] unaufhörlich. 2758 2751 „er“ über der Zeile. 2752 Randbemerkung [114vl] : „Die Frage scheint zwar sehr wicht[i]g - u[nd] dennoch ist d[ie]ß nicht der Fall -“. 2753 Randbemerkung [114vl] : „NB [: ] Die letzte schwierigste aller Fragen trägt also die Lösu[n]g i[n] si[c]h selber - u[nd] d[a]s s[c]hw[e]rst[e] Bed[en]k[en] b[e]i d[ie]s[e]r g[a]nz[en] Welterscheinu[n]g überwindet jeder sub[jectiv] ohne alle W... (? ) d[u]r[c]h die Kr[a]ft u[nd] Ri[c]ht[un]g sei[ne]s Will[en]s. Das ist d[ie] pract[ische] Lösung der Frage“. 2754 „wir“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Wir“. 2755 Es ist wohl „gesehen“ gemeint. 2756 Randbemerkung [115rr] : „Es bliebe [n]ur ei[ne] trübe, du[m]pfe, ged[an]kl[i]che (? ) R[e]sign[a]ti[on] üb[r]ig“. 2757 Über der Zeile: „wenn d[ie] Welt nicht gesch[a]ff[en]“. 2758 Im Nachhinein in die Zeile eingefügt: „D... (? ) Th... (? ) läßt uns also wenigst[en]s noch Hoffnung künft[i]g[er] Lösu[n]g d[e]s Räthsels. -“ <?page no="326"?> 316 §: 20 2759 Wesen u[nd] Beschaffenheit der Welt. I [)] Im Allgemeinen kann man das Wesen der Welt im Gegensatz od[er] Unterschied v[on] Gott, als 2760 Endlichk[ei]t, Beschränkth[ei]t, Relativit[ä]t bezeichnen, als solches [,] das in den Schranken der Zeitlichkeit u[nd] Räumlichkeit eingeengt, begränzt ist. 2761 Das scheint nun freilich zunächst nur eine äußerliche Bestimmung zu seyn, nur auf die Oberfläche, auf die Gränze sich zu beziehen, nicht auf das innere Seyn, auf das Wesen der Welt selbst; in der That aber ist damit eine Wesensbestimmung der Welt selbst gegeben, wenn auch nur eine allgemeine. Denn sind Zeit u[nd] Raum die bes[c]hränkenden Formen [,] unter denen das Universum erscheint, so sind sie jedenfalls 2762 Off[e]nb[a]r[u]ng[e]n des inneren Wesens des Universums 2763 , dieses ist selbst zeitlich [,] räumlich, darum erscheint es auch so, wie es erscheint u[nd] existirt, so ist es auch. Zeit ist Dauer, Werden u[nd] Vergehen des Seyenden, Räumlichen, 2764 Relativen 2765 , - Raum ist das Seyn, Bestehen, des Zeitlichen; beides gehört nothwendig zusammen; Eines ohne das Andere ist undenkbar. 2766 Raum ist der Ort des end[lichen] 2767 Seyns [,] [115rl/ 115vr] Zeit der Ort des end[lichen] Dauerns u[nd] 2768 Werdens; Raum der Ort [,] den das endl[iche] 2769 Seyende 2770 bestehend ausfüllt, Zeit der Ort [,] dem es werdend zustrebt u[nd] ausfüllt, aus der Möglichk[ei]t zur Wirklichk[ei]t macht. 2771 - Doch das sind zieml[ich] 2772 abstracte Bestimmungen, um 2773 deren weitere Bestimmung ich nicht weiter gehen will. - 2759 Über der Zeile: „(15)“. 2760 „das“ in der Zeile gestrichen. 2761 Randbemerkung [115rr] : „Ob d[ie] R[e]l[i]g[io]n[en] auch hierüb[er] Bestimmung[en] enth[a]lt[en] - d[a]h[er] d[a]ß G[e]g[e]nst[an]d d[er] R[e]l[i]g[ion]sg[eschic]h[te] (? ) sey[n] könne. - Irg[en]d eine Ansicht ist immer da - s[e]lbst in Betr[e]ff des Mat[e]riell[en]“. 2762 „jedenfalls“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „doch“. 2763 „des Universums“ am Seitenrand [115rr] eingefügt. Randbemerkung [115rr] : „NB [: ] Raum = Ausdehnung des Materi[e]ll[en] in sich u[nd] Entfernung d[e]sselb[en] v[on] einander Zeit = Dauer - Besteh[en] u[nd] Werd[en] u[nd] Nacheinander - (Für jegl[iches] Ding ist die Zeit wieder and[e]rs [,] d.h. hat e[inen] andern I[n]halt - Dauer ist d[a]s Gemeinsame) [.] (Es kann ... (? ))“ 2764 „u[nd] üb[er]h[au]pt“ über der Zeile. 2765 Einfügung am Seitenrand [115rr] : „allgemei[n] des Ges[c]höpflich[en]“. 2766 Randbemerkung [115rr] : „(Der [„G[ei]st“ in der Zeile gestrichen] geschaff[ene] G[ei]st näml[i]ch in so ferne als er d[u]rch Rau[m] besti[mm]t, d.h. [n]i[c]ht allgegenwärt[i]g ist)“. 2767 „endl[ichen]“ über der Zeile. 2768 „Dauerns u[nd]“ über der Zeile. 2769 „endl[iche]“ über der Zeile. 2770 Bei „Seyende“ ist „de“ gestrichen. 2771 Einfügung am Seitenrand [115vl] : „Raum ist an sich eine Leere [,] in der ein Seyn, ein G[e]g[e]nst[a]nd - sich befindet u[nd] [„sie“ über der Zeile] ausfüllt; - Zeit ist eine Leere [,] in der das [„Sey[n] ... (? )“ über der Zeile] Werden vorwärts schreitet u[nd] sie ausfüllt -“. Darunter [115vl] : „NB [: ] Leere nicht = Nichts -“. 2772 „zieml[ich]“ über der Zeile. 2773 „um“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „mit“. <?page no="327"?> 317 Eine andere schwierige Frage ist die: Ob Zeit u[nd] Raum im Ganzen genommen, d.h. 2774 ob das ganze Universum eine Gränze habe, gleich wie die einzeln[en] Bestandtheile der Zeit u[nd] des Raumes. 2775 So weit wir denkend Raum u[nd] Zeit verfolgen können, kommen wir allerdings an keine Gränze 2776 , aber auch die Unbegränzth[ei]t v[on] beiden ist uns undenkbar u[nd] widerstrebt der Natur des endl[ichen] Seyns, wie sie sich allenth[a]lb[e]n kundgibt. Aus lauter Endlichem näml[ich] können wir uns kein Unendliches hervorgehend u[nd] bestehend 2777 denken. Wir kommen also hier zu einer Unbestimmth[ei]t, zu einem nicht mehr Erklärbaren. 2778 Wir komm[en] dahin, wo die Zeit - Ewigkeit zu werden scheint, wo der Raum zu absolutem Seyn, zu Allseyn sich zu erheben scheint u[nd] währ[e]nd 2779 beides doch wieder nicht seyn kann, da es der innersten Natur v[on] beiden widerstrebt. 2780 Kurz wir kommen da hin, wo das Universum von Gott, v[om] Absoluten ausgeht, mit ihm durch das herausgesprochene Schöpfer-Wort so zu sagen in Zusammenhang steht, also an’s Unendliche, Absolute gleichsam gränzt 2781 . Wir kommen dahin, wo die göttl[iche] Idee v[on] der Welt aus seinem immanenten Wesen gleichsam heraustritt durch das ausgesprochene Schöpferwort u[nd] wirkl[iche] reale Welt wird 2782 . D[a]h[e]r es an d[ie]s[e]r Gränze uns[erm] 2774 „d.h.“ über der Zeile. 2775 Randbemerkung [115vl] : „Raum u[nd] Zeit si[n]d [n]i[c]ht blos [„obj[ective] u[nd] subj[ective]“ über der Zeile] Formen [,] sond[ern] [„object[ive]“ über der Zeile] Mögl[i]chk[ei]t[en,] reale Mögl[i]chk[ei]t[en] für die Wirkl[i]chk[ei]t - d[e]s Räuml[ichen] u[nd] Zeitlich[en] -“. Weitere Randbemerkung [115vl] : „Ob Raum identisch mit d[em] Räumlich[en], Materiell[en] -. Nein, sonst gäbe es ja k[e]i[nen] leer[en] Raum [.] - Ob Raum u[nd] Zeit nur subj[ective] Form[en] (Kant)“. Darunter [115vl] : „Raum ist d[a]s Geschaffene = d[a]s Realisirte Schöpferwort [„(schaff[en]d[er] G[o]tt[e]swill[e])“ über der Zeile] mit alle[m] I[n]halte (Raum = das Räumliche = ges[c]höpfl[ich] S[e]yend[e]s.) Zeit ist d[a]s Erhaltende [„G[o]tt[e]s... (? )“ über der Zeile] Schöpferwort, d[a]s Dauer, Werd[en] verleiht etc.“ Darüber [115vl] : „D[a]s Metaphys[ische] Wesen beider zu bestimm[en] ist Aufg[a]be der Phil[o]sophie [.] Das E[m]pirische Wes[en] zu bestimm[en] ist Aufg[abe] der empirisch[en [„empirisch[en]“ über der Zeile] Wiß[en]s[c]h[a]ften.“ 2776 Einfügung am Seitenrand [115vl] : „wir werden immer wieder getrieben zu fragen [: ] was ist dann aber außerhalb der Gränze? Das Nichts? Aber das kann keine Gränze seyn? [„weil es Nichts ist“ über der Zeile] Gott? aber der bildet dem Universum gegenüber auch keine Gränze [„weil er nicht räumlich ist“ über der Zeile]. Kurz die Gränze ist uns undenkbar [,] d.h. uns[er] Denken findet in solcher Annahme keine Ruhe.“ 2777 „u[nd] bestehend“ über der Zeile. 2778 „Erklärbaren“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Erklärbarem“. 2779 „währ[e]nd“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „wo“. 2780 Randbemerkung [115vl] : „NB [: ] Man könnte v[ie]ll[ei]cht sagen: Das Endliche ist zugl[e]i[c]h Unendlich [,] das widerspricht sich nicht - denn als Einzelnding (sic! ) sei zugl[eich] endlich - insofern aber jegl[iches] doch wieder mit Anderm u[nd] mit Allem zusamm[en]hänge [,] sei es unendlich - (Positiv u[nd] negativ zuglei[c]h) - Ab[e]r d[a]s Ganze? Ist es endl[ich] od[er] unendl[ich] als solches? “ Darunter [115vl] : „Rau[m] u[nd] Z[ei]t äuß[eres] Symbol der Un[en]dl[i]chk[ei]t, Absoluth[ei]t“. Darunter [115vl] : „Die Vorst[e]ll[un]g u[nd] d[a]s Denk[en] flüchtet also hier wieder in’s Absolute [,] um für d[a]s Denk[en] d[e]s Raumes u[nd] der Zeit (Begränzu[n]g) Ruhe u[nd] Befried[igun]g zu find[en.] - Wie moral[i]sch[er] Wille [unleserliche Wörter über der Zeile] nur Befri[e]d[i]g[un]g findet in Gott. -“ Daneben [115vl] : „D[ie]s[e]s Flücht[en] ist allerdi[n]gs mit Vorsicht anzuwenden [,] da leicht wiss[e]nsch[aftliche] Bequeml[i]chk[ei]t daraus entsteh[en] könnte [.] -“ 2781 Einfügung am Seitenrand [115vl] : „d.h. v[on] ihm erhalt[en] wird -“. 2782 „realisirt[e]s Schöpfer Wort wird“ über der Zeile. <?page no="328"?> 318 Denken scheint, die Welt selber gehe ins Unendliche [,] Absolute über. 2783 Und d[ie]s[e]r Schein hat die pantheist[ische] Philosophie für Wirklichk[ei]t genommen. Das Schöpfer- Wort geht allerdings v[on] Gott aus, allein es wohnt ihm die göttl[iche] Intention 2784 inne, ein Anderes, als sein eignes Wesen hervorzubringen, wodurch eben d[ie]s[e]s Wort den Charakter der Relativität erhält u[nd] zu 2785 Endlichem 2786 sich realisirt, ausgestaltet. 2787 II) Gehen wir nun aber zur nähern Betrachtung der eigentl[ichen] Substanz der Welt über, zur Betr[a]cht[un]g [115vr/ 116rl] II [.] Th[ei]l 2788 §: 20 F[o]rts[e]tz[u]ng des Eßentiellen [,] des Daseyenden, nicht blos mehr der Form od[er] Art u[nd] Weise des Seyns, so werden wir sogleich auf den Unterschied v[on] Materie u[nd] Geist geführt. 2789 - 2790 Da kommen wir nun allerdings zu einer vielbestrittenen Frage, an einen Punkt [,] wo die philosoph[ischen] Systeme v[on] jeher sich trennten. Ob Geist u[nd] Materie wesentl[ich] verschieden, ob sie wesentl[ich] Eins seyen, u[nd] wenn sie Eins seyen, welches v[on] ihnen das Primäre, Bestimmende sei, od[er] wenn sie nicht Eins, in welchem Verhältniß sie zu einander stehen? Das sind die Fragen, die v[on] jeher verschieden beantwortet wurden v[on] d[en] Philosophen u[nd] noch jetzt sehr verschieden beantwortet werden. Die vorzüglichsten Systeme, die aus d[ie]s[e]n Untersuchungen hervorgingen [,] sind der Materialismus, der Spiritualismus, das Identitätssystem 2791 , u[nd] der Dualismus. 2792 a) Der Materialismus läugnet die Wirklichk[ei]t des Geistes gänzlich, ihm existirt nur die Materie, was 2793 der Geist 2794 genannt werde, das sei nur Resultat des Zusammenwirkens 2783 Einfügung am Seitenrand [115vl] : „verliere sich in dasselbe, während doch nur das sie wirkende u[nd] erhaltende Schöpferwort in dasselbe sich verliert, sich so z[u] sag[e]n, mündet in d[a]ss[e]lbe. [„od[er] si[c]h ausgest... (? ) in dass[e]lbe.“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt.] Und da das Endl[iche], Beschränkte in’s Absolute zu münd[en] scheint - u[nd] doch seiner Natur nach dem Begr[i]ffe des Absoluten nicht entspricht - so ist eb[e]n dieß ein neuer Beweis, daß es v[om] Absolut[en] als ein v[on] ihm Verschiedenes ausgeht - v[on] d[ie]s[e]m geschaffen ist, d[a]h[er] auf d[ie]s[e]s trotz seiner Endlichk[ei]t zurückführt“. 2784 „Willensmeinung“ über der Zeile. 2785 „zu“ über der Zeile. 2786 „Endlichem“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Endliches“. 2787 Randbemerkung [116rr] : „NB [: ] Wie d[e]r Schöpfer d[en] Raum mit Räumli[c]h[em] füll[en] konnte? Wohl so wie wir dauernd, lebend die Zeit [,] indem sie kommt [,] mit Realem füllen.“ 2788 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 47“ am oberen Seitenrand [116rr] ; „47“ bezeichnet den Bogen. 2789 Randbemerkung [116rr] : „W[en]igst[en]s ers[c]h[e]i[n]t d[ie] Welt u[n]t[er] d[ie]s[en] b[e]id[en] Form[en] - d[en] Sch[e]i[n] kann Ni[eman]d läug[nen] -“. 2790 „a)“ am Seitenrand [116rr] . 2791 „Spinoza, Schelling“ über der Zeile. 2792 Randbemerkung [116rr] : „Monismus - u[nd] Dualismus s[c]hroffer - wahrer (? )“ Materialismus, Spiritualism[us; ] Identitätssyst[em] 2793 „was“ über der Zeile. 2794 In der Zeile folgendes „aber“ gestrichen. <?page no="329"?> 319 körperlicher Function[en]. Die Gedanken seyen nur bestimmte Modifikationen des Gehirns: durch äußere Eindrücke veranlaßt. 2795 b) D[ie]s[e]m Materialismus steht der Spiritualismus oder ganz 2796 abstracte Idealismus entgegen, der nur den Geist als das Ursprüngliche u[nd] einzig Reale will gelten laßen u[nd] die Materie nur für ein Erzeugniß, für einen Reflex des Geistes annimmt 2797 . Vorzügl[ich] im Systeme Fichte’s tritt d[ie]s[e]r Idealismus s[c]hroff hervor. Das einzig Reale ist nach ihm das Denken, 2798 mit dem das 2799 Handeln des Ich’s coincidirt. Sowohl das Ich als das Nichtich sollten vermöge der ursprüngl[ichen] Thätigk[ei]t des Ich gesetzt werden. Den Schein der unabhäng[i]g[en] Existenz der äußern Welt suchte er d[a]d[u]rch begreiflich zu machen, daß er annahm, 2800 die objectiven Weltvorstell[u]ng[e]n in uns würd[en] 2801 auf bewußtlose Weise erzeugt 2802 . - Da d[ie]s[e]r Idealismus sich s[c]hon zieml[ich] überlebt hat, so braucht hier nicht weiter v[on] ihm die Rede zu seyn; er ist zu unpopulär u[nd] unnatürl[ich], als daß er großen Eindruck machen könnte, u[nd] nur im geschraubteste[n,] abstractesten Denken kann man sich für einige Aug[en]blicke in d[ie]se Illusio[n] hineinversetzen. [116rl/ 116vr] c) Viel mehr Schein hat für sich das Identitätssyst[em,] das besond[ers] Schelling eine Zeitlang geltend zu machen suchte. Geist u[nd] Materie sind nach ihm wesentl[ich] Eins, ruhen urspr[ü]ngl[ich] vereinigt in einer gewißen Indifferenz; beiden Ers[c]heinung[en,] dem Geiste wie der Materie [,] liegt urspr[ü]ngl[ich] ein indifferentes Wesen zu Grunde, ein Wesen [,] in dem beides in Einheit zusammenfließt. Der Geist wäre gleichsam nur die sublimirte Materie, diese [,] die Materie, gleichsam erstarrter Geist. 2803 2795 Randbemerkung [116rr] : „Die Gedanken, das Geist[i]ge sei nur Hervorbring[u]ng[e]n des Gehirns in der Weise wie etwa der Magen die Speise verarbeitet, das Geruchsorgan riecht, das Ohr hört u.s.w. [,] kurz d[a]s Denken sei eine rein körperl[iche] Functio[n]. Leibniz - Kant - Berkeley“. 2796 „ganz“ über der Zeile. 2797 „annimmt“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „will gelten laßen“. Randbemerkung [116rr] : „NB [: ] Warum [„dann“ über der Zeile] doch die Mögl[i]chk[ei]t des Entsteh[en]s der Körperwelt d[u]rch G[o]tt[e]s S[c]höpfermacht läugnen! “ Darunter [116rr] : „Schopenhauer: Die Welt nur Vorst[e]ll[un]g u[nd] obj[ectiver] Wille. -“ 2798 In der Zeile folgendes „das“ gestrichen. 2799 „das“ über der Zeile. 2800 „er annahm,“ über der Zeile. 2801 „würd[en]“ über der Zeile. 2802 In der Zeile folgendes „werden“ gestrichen. Einfügung am Seitenrand [116rr] : „Ueb[er] d[ie]s[e]s könnte man dann jed[en]f[a]lls auch nichts aussage[n] -“. 2803 Randbemerkung [116vl] : „Es gibt nur Eins [,] was V[e]rs[c]hi[e]d[ene]s aus sich hervorb[r]i[n]g[en] kann, ja E[n]tg[e]g[en]gesetzt[e]s - das ist der freie Wille (S[c]höpferwille)“. Daneben [116vl] : „Es ist ganz unmögl[ich], daß ein in sich gl[eic]h[e]s ei[n]heitl[iches] Wes[en] sich in zwei g[an]z vers[c]hi[e]d[en]e Wes[en] ausgestalte - d[u]rch s[eine] bloße Natur -“. Darunter [116vl] : „Schelli[n]gsche I[n]diff[e]r[en]z ist ei[n] und[en]kba[re]s Ding (wie Subst[an]z v[on] Spinoza) [.] Was soll d[ie]s[e]s Eine s[e]y[n], d[a]s so V[e]rs[c]hi[e]d[ene]s zugl[e]i[c]h i[n] si[c]h [en]thält? (der g[ö]ttl[iche] Wille? -) Schelling findet das Seyn (Subst[an]z) v[on] G[ei]st u[nd] Materie identis[c]h, die Wirk[u]ngsw[ei]se u[nd] Form vers[c]hied[en.] Trendelenburg will die Thät[i]gk[ei]t beider identis[c]h find[en] (als Bewegung, - währ[en]d d[a]s S[e]y[n] vers[c]hied[en] sey[n] könnte [.] - Damit wäre doch nur eine formale Gl[eic]hh[ei]t [,] d.h. Gl[e]i[c]hh[ei]t der Thät[i]gk[ei]tsweise [,] [n]i[c]ht Gl[e]i[c]hh[ei]t d[e]s Wes[en]s dargethan [.] - Sollte d[ie]se Gl[e]i[c]hh[ei]t <?page no="330"?> 320 Im Grunde genommen geht diese Ansicht auf das Nämliche hinaus, wie die vorigen beiden, nur daß man hier nicht recht weiß, ob 2804 der Geist als das Wesentliche genommen wird u[nd] die Materie als Schein - wie beim Idealismus, od[er] aber umgekehrt. d) Der Dualismus endl[ich] behauptet: Geist u[nd] Materie sind beide wirkl[ich] existirend, sind aber beide wesentlich v[on] einander verschieden, können nicht in einander übergehen. In der That betrachten wir das Materielle in s[einen] feinsten Bestandtheilen, in den Urelementen, in den Gasen z.B. [,] 2805 so finden wir nicht die mindesten Spuren v[on] geistigen Eigenschaften, nicht eine Spur v[on] Denken, Wollen, Empfinden, das rohe, 2806 unfreie, bewußtlose Seyn bricht immer wieder hervor, mög[en] wir Licht od[er] Luft od[er] was immer betrachten. 2807 Merken wir aber auf das geist[i]ge Seyn, so find[en] wir [,] daß der Geist sich durchaus verschieden weiß von der Materie in Denken u[nd] Wollen, in Intelligenz u[nd] Freiheit; 2808 während die Materie nicht will u[nd] nicht weiß, sond[ern] nothw[e]nd[i]g[en] Gesetzen folgt, u[nd] ein schweres, unbewußtes empfindungsloses Seyn ist. b) 2809 Was ist aber nun die Materie u[nd] was der Geist? Das sind zwei Fragen [,] zu deren Beantwort[u]ng zwei große Wißenschaften gehören, die Naturwiß[e]nsch[a]ft u[nd] die Psychologie. - Die eig[e]ntl[ichen] Aufschlüße [,] die sie darüber geben u[nd] die die Naturphilosophie in Anspruch zu nehm[en] hat 2810 , sind noch nicht sehr befriedigend. In Bezug auf das Materielle ist die Naturwißenschaft so weit vorgedrungen bis jetzt, daß sie dasselbe zergliedernd u[nd] auflösend zu einfachen, verschiedenen Substanzen gekommen ist [,] worunter namentl[ich] die Gasarten sich auszeichn[e]n [.] [116vr/ 117rl] V[ie]ll[ei]cht gelingt es in Zukunft auch [,] manche v[on] 2811 diesen bis jetzt für einfach gehaltenen Stoffen, in noch einfachere Theile od[er] Elemente zu zerlegen u[nd] dadurch dem Geheimniß der Natur noch mehr auf die Spur zu kommen. Aus der Mischung d[ie]s[e]r einfachen Elemente entsteht nun ja nach dem Grade u[nd] der Manigfaltigk[ei]t der Mischung u[nd] der Verwandtsch[a]ft der Stoffe, die Fülle u[nd] Verschiedenh[ei]t der verschiedenen materiellen Dinge. 2812 Die einfachen Dinge ziehen sich an od[er] stoßen ab[e]r als Gl[e]i[c]hh[ei]t d[e]s Wes[en]s gelt[en,] so [m]üßte d[a]s Wes[en] selbst = Thät[i]gk[ei]t sey[n,] das wäre ab[e]r wieder der Ideal[i]s[mus].“ 2804 „ob“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „wird“. 2805 Randbemerkung [116vl] : „Electricitaet - Magnetismus? “ 2806 „finstere“ in der Zeile gestrichen. 2807 Einfügung am Seitenrand [116vl] : „Und hinwiederum wird aus Geistesatom[e]n in Ewigkeit kein Felsen od[er] Baum - wie das aus materiell[en] Atom[en] gescheh[en] kann -“. 2808 Randbemerkung [116vl] : „Ein[en] H[au]ptbew[eis] gibt wieder d[a]s Sittl[iche], d[a]s Reich des Moral[i]sch[en,] des G[ei]st[e]s - sonst müßt[en] alle Gr[un]dlag[en], die äuß[e]rl[ich] glei[c]h si[n]d, es auch an sich seyn - eine Tödtung ohne Absicht gerade so viel wie eine mit Absicht etc.“ 2809 „b)“ am Seitenrand [116vl] . 2810 „u[nd] die die Naturphilosophie in Anspruch zu nehm[en] hat“ am Seitenrand [116vl] eingefügt. 2811 „manche v[on]“ über der Zeile. 2812 Randbemerkung [117rr] : „Und außer d[en] El[emen]tarstoff[en] hat die Chemie Gesetzmäß[i]gk[ei]t, feste Misch[u]ngsv[e]rh[ä]lt[ni]ße gefund[en.] - Die Materie ist also [n]i[c]ht mehr ein verworr[ene]s, irrational[e]s Seyn - wie man früher annahm, s[on]d[ern] auch v[on] Gesetz u[nd] V[ern]u[n]ft d[u]rchdr[un]g[en.] -“. <?page no="331"?> 321 sich ab, (ähnl[ich] 2813 wie im Großen Attraction u[nd] Repulsion der Himmelskörper, wod[u]rch der Himmelsbau im Gleichgewicht u[nd] Harmonie gehalten wird). 2814 Allein im Materiellen selber bemerken wir wieder sehr verschiedene Bildungen; wir unterscheiden das Unorganische, Leblose u[nd] das Organische, Lebendige, 2815 das Organische selbst wieder zerfällt in 2 viel verschiedene Klaßen, in Pflanzen u[nd] Thiere, u[nd] v[on] hier ist dann der Uebergang zur körperl[ichen] Bildung des Menschen. - Das Wesen des Lebens aber kann die Naturwissensch[a]ft noch weniger erklären, als die Substanz, d.i. als die Bestandtheile, die Stoffe. - Was dasj[enige] sei, das in der einen Pflanze dieselben Elemente zu d[ie]s[e]r Form verarbeite, zu d[ie]s[e]r Farbe bilde, zu d[ie]s[e]m Safte mit d[ie]s[e]n Qualitäten mische, in einer ander[n] Pflanze wieder zu einer ganz andern Form, Farbe u.s.w. [,] hat noch kein Naturforscher gefunden. Wir sagen, diese 2816 Kraft des Lebens u[nd] Bildens sei nichts andres als das urspr[ü]ngl[ich] ausgesprochene, immerdar kräftige fortwirkende Schöpfer-Wort, die ins energische Wort entlaßene Idee der Schöpf[u]ng; 2817 u[nd] die verschiedenen 2818 Kräfte, welche die so manichfalt[i]g[e]n Formen, Farben u[nd] Mischungen hervorbringen nach den bestimmten Gesetzen des Wirkens 2819 , seien gleichsam die einzelnen Strahlen der groß[en] Schöpfungsidee u[nd] 2820 des großen energischen Schöpferwortes [,] die in ihrer bestimmten Weise fortwirken u[nd] die unzähligen Arten u[nd] Gattungen bilden u[nd] erhalten. Sie wißen vielleicht v[on] d[em] groß[en] Streite der namentl[ich] im Mittelalter zw[i]sch[en] den Nominalist[en] u[nd] Realisten geführt wurde. Die Nominalist[en] [117rl/ 117vr] behaupteten [,] den sog[enannten] Universalien od[er] Allgemeinbegriffen komme an u[nd] für sich keine Realität zu, sie seyen bloße Namen, die Realität sei allein im Einzelding in re 2821 ; die Realisten d[a]g[e]g[e]n behauptet[en,] die Realität der Allgemeinbegriffe an sich ante rem. Mir scheint [,] der Streit sei eigentlich nutzlos u[nd] laße sich nach der oben gegebenen Erklärung schlichten. - Das [,] was die Universalien od[er] Allgemeinbegriffe aussagen [,] existirt allerdings wirklich, u[nd] zwar nicht blos in re [,] 2813 „(ähnl[ich]“ über der Zeile. 2814 Einfügung am Seitenrand [117rr] : „Nach bestimmten Gesetzen, die zwar nicht zu sehen [„sind“ in der Zeile gestrichen] [,] die aber doch wirksam sind u[nd] deren Daseyn u[nd] Beschaffenh[ei]t die Erfors[c]h[u]ng der Natur immer bestimmter erkennt.“ 2815 Randbemerkung [117rr] : „Es [m]üß[e] also in d[en] organ[ischen mat[er]i[e]ll[en] Di[n]g[en] w[en]igst[en]s Gesetze sey[n,] u[nd] zwar in jed[em] Einzel[nen] ein eig[en]thüml[iches], wirksa[me]s, leb[en]d[i]g[e]s Gesetz - Leb[en]sgesetz, Kr[a]ft, Idee - etc. Ob mit der neu[en] Zellentheorie viel gewonn[en] ist - ob die E[n]tsteh[un]g des Organisch[en] erklärt [,] wenn nachgewies[en] ist, d[a]ß Zelle an Zelle si[c]h reiht [.] - Da ist nur wieder d[e]rs[e]lbe Organis[m]us [m]it s[einer] immanent[en] Kraft en miniature [.] - Und nicht ein- [ma]l d[ie]s[e]s [,] denn die Zelle ist [n]i[c]ht Organis[m]us en miniature [.] -“ 2816 „diese“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „dieß sei“. 2817 Randbemerkung [117rr] : „Näher[e]s s[iehe] Sch[ri]ft g[e]g[en] C. Vogt.“ 2818 „verschiedenen“ über der Zeile. 2819 „nach den bestimmten Gesetzen des Wirkens“ am Seitenrand [117rr] eingefügt. 2820 „der groß[en] Schöpfungsidee u[nd]“ über der Zeile. 2821 „in re“ über der Zeile. <?page no="332"?> 322 sond[ern] auch ante rem u[nd] post rem. 2822 Näml[ich] das, was der Begriff sagen will 2823 , ist die wirkende Macht, die Kraft [,] die die Arten u[nd] die Gattungen hervorbringt u[nd] erhält u[nd] fortpflanzt, ist je ein besonderer Strahl des wirkenden Schöpf[u]ngswortes; u[nd] muß d[a]h[e]r schon vor dem Einzelding seyn, sonst könnte d[ie]s[e]s nicht entstehen, es ist die wirkende schöpferische 2824 Kraft desselben; es muß in dem Einzelding seyn, ja nach der besond[eren] Art od[er] Gattung, sonst könnte dasselbe 2825 nicht bestehen u[nd] muß endl[ich] auch nach dem Einzelding seyn, um dasselbe fortzupflanzen u[nd] z[u] erhalten, schlummert also z.B. im Saamen [,] um z[u] seiner Zeit neuerdings ein Ding derselben Art od[er] Gattung hervorzubringen. 2826 So erklären wir uns das Leben u[nd] die Manigfaltigk[ei]t der Gestalten u[nd] Bildungen [,] u[nd] die Naturwiss[e]nsch[a]ft hat 2827 wenigstens so lange kein Recht [,] diese Erklärung zu negiren, als sie nicht im Stande ist, sie als unrichtig zu widerlegen u[nd] eine beßere dafür aufzufinden, was bis jetzt nicht geschehen ist; da doch die Naturforscher so ziemlich einstimmig eingestehen, daß sie hier vor einem Räthsel stehen. 2828 2822 Randbemerkung [117vl] : „Es muß etwas sey[n], was die Elementarstoffe zu d[ie]s[e]m od[er] je[nem] Gebilde macht - ante rem - erhält in re - fortpfl[an]zt post rem“. 2823 „ausdrücke“ über der Zeile. 2824 „schöpferische“ über der Zeile. 2825 „(in re)“ über der Zeile. 2826 Randbemerkung [117vl] : „Die Nominaliste[n] zerrißen Alles in Einzeldinge (Atomist[en]) wie die Creatianer -“. Darunter [117vl] : „NB [: ] Theilnahme an den Ideen findet statt nicht d[u]rch Theilung u[nd] Antheilhab[e,] sond[ern] durch die Generation [,] d.h. die Bethätig[un]g des Gattungswesens - u[nd] d[u]rch Thätigk[ei]t (Entwickl[u]ng) [.] Die Fortpflanz[un]gskr[a]ft ist gerade das, was über d[a]s Einzeldi[n]g hinausreicht - gehört [n]i[c]ht d[em] Ei[n]zeldi[n]g [,] s[on]d[ern] d[er] Gatt[un]g etc. D[a]h[e]r [„Sh“ in der Zeile gestrichen] Erhalt[u]ng der Welt nicht = fortwähr[en]d[e] Neuschöpf[u]ng.“ Darunter [117vl] : „Ob Forterh[al]t[un]g d[e]r Welt = b[e]stä[n]d[i]g[e] [„fortg[e]s[e]tzte“ über der Zeile] Welts[c]höpfu[n]g. Nei[n,] denn a) sonst wäre die Welt g[an]z unselbststä[n]d[i]g b) der S[c]höpf[un]gsact gar [n]i[c]ht ernst gem[e]i[n]t u[nd] k[r]äftig c) Es wäre eig[en]tl[ich] die Welt nie [,] s[on]d[ern] nur immerwähr[en]de Schöpfu[n]gsthät[i]gk[ei]t [.] - Es gäbe k[ein] Welts[e]yn [,] s[on]d[ern] nur Weltw[er]d[en,] das nie ans Ziel käme. -“ 2827 „keine“ in der Zeile gestrichen. Randbemerkung [117vl] : „In der Natur auch Gedank[en] - Gesetze, Ideen - realisirt - d[a]h[e]r im Erkei[men] zu find[en]“. 2828 Einfügung am Seitenrand [117vl] : „Näher kann hier auf d[iese]s Alles nicht eingegangen werd[en]. Das Materielle erkennen wir aus sein[en] Aeuß[e]r[u]ng[en] u[nd] s[einem] Seyn u[nd] Wirken - u[nd] den Geist ebenso aus sei[nen] Aeuß[e]r[u]ng[en.] - Da nun beides sich ganz vers[c]hieden äußert, so haben wir keine[n] Grund [,] beides zu identificiren. S[c]hon die verschiedenen organischen, lebend[i]g[en] Gebilde sind aus der Materie, aus dem Stoffe allein nicht erklärbar - es muß auch etwas hinzukommen, eine Kraft od[er] Gesetz, wonach sie zu d[ie]s[e]r Form vereinigt werd[en.] Um so weniger kann man d[en] Geist aus d[er] Materie erklär[en]. D[a]s Geist[i]ge hat 1) Realität - sonst könnte es keine Wirk[u]ng[en] hervorbringen - ni[c]ht denken u[nd] woll[en,] wenn es Nichts wäre [; ] - 2) u[nd] ist doch nicht material, weil die Wirk[u]ng[en] ganz andere sind, als die Materie sie hervorbr[ing]t.“ <?page no="333"?> 323 b) 2829 Was aber das Wesen des Geistes sei zu erforschen, hat die Psychologie zur Aufgabe. - Da der Geist unsichtbar u[nd] d[a]h[er] an sich nicht wahrzunehmen u[nd] zu betrachten ist, so müßen wir uns seinen Aeuß[e]r[u]ng[e]n, Thätigk[ei]t[e]n u[nd] Wirkungen, u[nd] aus den eignen innern Wahrnehmung[en], sein Wesen zu erforschen streben. - Jedenfalls sehen wir daraus, daß der Geist eine unsichtbare Energie, ein Vermögen zu Erkennen, zu Wollen u[nd] z[u] Fühlen ist; also Realität hat u[nd] zwar eine andere als die Materie, weil wir in der Materie alle d[ie]se Vermög[en] nicht finden, zumal nicht das Licht des Selbstbewußts[e]y[n]s [117vr/ 118rl] II [.] Th[ei]l 2830 §: 20 F[o]rts[e]tz[u]ng u[nd] die Macht der Freiheit. - Doch hievon muß noch besonders die Rede seyn; - Hier haben wir nur noch ein paar andere Fragen üb[er] die Beschaffenheit der S[c]höpf[u]ng zu erörtern. 2831 III [)] Vielfach ist näm[lich] s[c]hon die Frage behandelt worden, ob denn Gott die bestmögliche Welt geschaffen habe, ob er nicht eine vollkom[m]nere hätte schaffen können u.s.w. Die Einen halten diese Welt für die beste - Optimisten - [,] Andere wieder für ganz schlecht - Peßimisten. Es fragt sich [,] auf welcher Seite ist das Wahre? Wie gewöhnlich, so liegt auch hier, wie mir scheint, das 2832 Wahre 2833 nicht im Extrem, sond[ern] hält gewißermaßen die Mitte von entgegengesetzten Ansichten. Die Welt, wie Gott sie geschaffen hat, ist die beste, muß die beste seyn, denn so geziemt es seiner Güte u[nd] Vollkommenheit zu schaffen, sie ist so gut als das Endliche, Relative [,] Zeitliche nur seyn kann. 2834 Hier aber liegt auch die Beschränkung der Vollkommenheit. Die Welt ist nicht ewig u[nd] absolut 2835 [,] sond[ern] zeitlich u[nd] relativ, d[a]h[er] auch der Veränderung, der Entwicklung unterworfen [,] u[nd] darin besteht die Unvollkommenh[ei]t derselben, die nicht vermieden werden kann, sonst müßte die Welt ewig u[nd] unveränderlich seyn, wie Gott selbst. 2836 Die Welt ist geschaffen als die vollkommenste [,] d.h. mit der Be- 2829 Korrespondierendes „a)“ unauffindbar. 2830 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 48“ am oberen Seitenrand [118rr] ; „48“ bezeichnet den Bogen. 2831 Randbemerkung [118rr] : „Rec[apitulation: ] 1) Z[ei]t u[nd] Raum - einzel[n] - im Ganz[en] 2) Wohin die Betra[c]ht[un]g d[e]s Ganz[en] führt, z[um] Ausg[an]gsp[u]nkt aus G[o]tt 2) (sic! ) Untersch[ie]d v[on] G[ei]st u[nd] Materie. Material[i]sm[us] - Spiritual[i]s[mus] - Id[e]ntität - Dualism[us] 3) Be... (? ) f[ür] d[en] wes[en]tl[ichen] Unt[e]rs[c]h[ie]d v[on] G[ei]st u[nd] Mat[e]rie - Wes[en] d[er] Materie - Nominal[isten] u[nd] Realist[en] - Wes[en] d[e]s G[ei]st[e]s 4) Ob d[ie]se Welt die vollkomm[en]ste. Da v[on] Wesen u[nd] B[e]sch[a]ff[en]h[ei]t der Welt d[ie] Rede - so darf hier hievon auch g[e]h[an]d[e]lt w[e]rd[en] -“. 2832 „das“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „die“. 2833 „Wahre“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Sache“. 2834 Randbemerkung [118rr] : „Und sie ist schon gleich daru[m] die b[e]ste [,] w[e]il es kei[ne] andere gibt“. 2835 Einfügung am Seitenrand [118rr] : „nicht göttlich, nicht unveränderlich, nicht absolut [„absolut“ über der Zeile] vollkommen.“ 2836 Randbemerkung [118rr] : „NB [: ] Die Welt als Abbild G[o]tt[e]s - mußte au[c]h ein Proceß sey[n] - aber k[e]i[n] absoluter, s[on]d[ern] relativer [.] - Insofern einigermass[en] richtig: Aus dem Kelche d[ie]s[e]s <?page no="334"?> 324 stimmung u[nd] mit der Potenz [,] die vollkommenste zu werden 2837 , immer höherer Vollkommenheit zuzustreben, sich auszubilden, zuzunehmen; das ist ein nothwend[i]g[e]s Attribut ihrer Zeitlichk[ei]t, der Zeitlichkeit [,] die sich im Werden realisirt. Darum begann die Welt -, d[ie]s[e]m Grundgesetze alles Endlichen, gemäß dem Gesetz der Entwickl[u]ng, allmähligen Vervollkommnung gemäß -, mit dem Chaos u[nd] gestaltete sich erst nach u[nd] nach zu größerer Ordnung, Schönheit u[nd] Zweckmäßigkeit durch viele Entwickl[u]ngsperioden hindurch. 2838 Selbst jetzt noch bemerken wir einen solchen Gestaltungsu[nd] Entwickl[u]ngsproceß im Großen, wie ihn einst die Erde durchgemacht hat. Denn es ist so zieml[ich] allgemeine Annahme, daß die v[on] Zeit zu Zeit erscheinenden Kometen nichts Andres seyen als neu sich gestaltende, in der Entwicklung begriffene [118rl/ 118vr] Weltkörper, in denen erst das Chaos sich zur Ordnung ausgestaltet. Das ganze Universum ist also noch im Entwickl[u]ngsproceße begriffen, strebt immer größerer Vollkommenheit, Ordnung, Einheit u[nd] Harmonie zu. - So ist es auch auf der Erde [; ] sie hat die Bestimmung [,] sich immer mehr zu vervollkom[m]nen [,] u[nd] zwar nachdem die großen Naturproceße auf ihr geendet sind, bei denen keine menschl[iche] Thätigkeit mitwirken konnte, ist es nun an den vernünft[i]g[en], freien Geschöpfen, den Menschen d[ie]se Vervollkom[m]nung u[nd] Bildung da weiter zu führen, wo der Naturproceß stehen geblieben. 2839 - Aber mit d[em] freien, vernünft[i]g[en] Wesen verhält es sich ebenso, auch sie sind im Einzelnen u[nd] im Ganzen - die Einzeln[en] u[nd] die Völker, solchem allmählig[en] Bild[u]ngsu[nd] Entwickl[u]ngsproceß unterworfen. - Aus All’ d[ie]s[e]m geht also hervor: Die Welt ist die vollkommenste Schöpf[u]ng; nicht in dem Sinne, als ob sie dieß mit Ein[em] Schlag wäre, nicht ictu et actu, sond[ern] dem Charakter der Relativität gemäß, so, daß sie dem Vollkommenst[en] zustrebt, deßelben fähig ist, die Potenz dazu hat. Die Frage also [,] ob Gott unter vielen möglichen Welt[en] die beste od[er] schlechteste gewählt habe, hat keinen Sinn mehr. 2840 Das Universum geht eine ganze Stufen-Folge v[on] Zuständen hindurch, zum immer 2841 Vollkom[m]neren. Sie ist also zwar unvollkommen, weil sie noch nach Vollkommenh[ei]t zu streben hat u[nd] vollkom[m]ner werd[en] soll; sie ist aber auch schon vollkommen, 2842 weil sie die Potenz, die Fähigkeit, das Streben zu immer größerer Vollkommenheit schon in sich trägt. Wo aber Entwickl[u]ngsfähigk[ei]t, Bildung möglich u[nd] nothwend[i]g ist, da ist auch die Möglichkeit der Verbildung nicht ausgeschloßen, weil kein starr[er,] bewegungsloser Zustand gegeben, sond[ern] ein stetig[e]s Werden, Bewegen, Streben vorhanden ist. Sol- G[ei]st[e]sreiches sch... (? ) ihm die Unendlichk[ei]t ... (? ) Nur zu sagen: D[ie]s[e]s Welten-Reiches u[nd] Unendl[i]chk[ei]t zwar nicht [,] aber Abbildl[i]chk[ei]t seines lebend[i]g[en] unendl[ichen] Wesens.“ 2837 Einfügung am Seitenrand [118rr] : „aber eb[en] deßh[a]lb au[c]h d[e]r Unvollk[ommen]h[ei]t e[n]tgeg[en] zu geh[en] -“. 2838 Einfügung am Seitenrand [118rr] : „Warum aber d[ie]s[e]s Gesetz s[iehe] S[c]hr[i]ft geg[en] C. Vogt.“ 2839 Randbemerkung [118vl] : „Nachdem der geolog[ische] Proceß vollendet [,] beginnt der anthropolog[ische] od[er] welthistor[ische] Proceß.“ 2840 Randbemerkung [118vl] : „Der E[n]tw[ic]kl[un]gsproceß k[omm]t also d[e]r S[c]höpf[un]g j[e]d[en]f[a]lls zu - aber er kann au[c]h im schön[en,] recht[en], normal[en] Verlauf gestört werden - s[iehe] Unt[en]“. 2841 „immer“ über der Zeile. 2842 Einfügung am Seitenrand [118vl] : „u[nd] weil sie ja in einem Entwickl[un]gsstadi[um] so ist, wie sie sey[n] soll. -“ <?page no="335"?> 325 ches Bewegen u[nd] Streben könnte noch wohl durch fremdart[i]ge Einflüße aus der Bahn geleitet werden u[nd] statt der Vollkommenh[ei]t zugeführt zu werden, der Verkehrth[ei]t, Unvollkommenh[ei]t zustreben. Das führt uns zu einer andern Frage. 2843 Daraus schon, aus d[ie]s[e]m allgemein[en] Bildungsgesetze können wir schließen, daß auch der gegenwärt[i]ge [118vr/ 119rl] Zustand uns[erer] Erde 2844 wieder einem höhern Ziele zustrebt, einer Stufe vollkom[m]nerer Bild[u]ng, wenn wir v[on] der Vergangenheit wenigstens auf die Zukunft schließen dürfen. Und in der That [,] fast alle bedeutenden R[e]l[i]g[io]nen sprechen von einer der Erde am Schluße der Zeiten [,] d.h. am Schluße der gegenwärtigen Periode ihres Bestehens, - bevorstehend[en] Katastrophe, Zerstörung, Verbrennung, also v[on] einer vulkanischen (od[er] Neptunisch[en]) 2845 Erdrevolution u[nd] von einer daraus hervorgehenden, vollkom[m]neren Neugestalt[u]ng der Erde. Das Chr[i]st[e]nth[um] insbesondere spricht v[on] einer Neugestalt[u]ng der Erde u[nd] des Himmels, die viel vollkom[m]ner, viel herrlicher seyn werde als der 2846 gegenwärt[i]ge Zustand der Erde. Und die Naturwiss[e]ns[c]h[aft] wird dag[e]g[e]n schwerlich etwas einzuwenden haben, da sie ja Spuren findet, daß dieß auch früher schon geschehen sei, daß aus Erdrevoluti[on] ein vollkom[m]nerer Zustand der Erde hervorgega[n]g[e]n. Der gegenwärt[i]ge Zustand der Erde muß aber erst selbst 2847 sich ausgestalten u[nd] d[ie]s[e]m neu[en] Ziele nach u[nd] nach zustreben. 2848 Nun fragt es sich, kann auf d[ie]s[e]n Entwickl[u]ngs-Gang der Erde Jemand einen Einfluß üben 2849 oder ist jede Einwirk[u]ng durch die bestimmten Gesetze der Natur ausgeschloßen, so daß sie durchaus in ihrem Gang weder aufgehalten, noch v[om] Ziele abgelenkt od[er] irgendwie verkehrt werden kann? Jedenfalls ist sogleich 2850 das anzuerkennen, daß der Schöpfer, Erhalter des Ganzen bestimmend einwirken könne auf dasselbe u[nd,] wenn auch nicht wesentl[ich] d[a]sselbe 2851 ändern, es 2852 doch zu modificiren vermöge dadurch [,] daß er die Gesetze des Wirkens in demselben in Dienst nimmt u[nd] leitet dem Ziele u[nd] Zwecke zu, den das Ganze hat, da ja schon die Menschen so vielfach einwirken können auf die Natur [,] 2843 Der vorstehende Abschnitt „Wo aber ... Frage.“ wurde im Nachhinein eingeklammert. 2844 Randbemerkung [119rr] : „Den geg[en]wärt[i]g[en] Zust[a]nd d[e]r Erde zu vervollkomm[nen] d[u]rch neue Erdrevolution[en] - u[nd] d[em] anthropolog[ischen] od[er] histor[i]s[c]h[en] Proceß wieder ein and[erer] Zusta[n]d f[o]lg[en] w[e]rde.“ 2845 „(od[er] Neptunisch[en])“ über der Zeile. 2846 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „die“. 2847 „selbst“ über der Zeile. 2848 Randbemerkung [119rr] : „Verhältniß v[on] Materie u[nd] Geist Zweck ihrer Ver[e]i[ni]g[un]g. Naturnothw[en]d[i]gk[ei]t u[nd] Zweckmäßigkeit. -“ 2849 Randbemerkung [119rr] : „Ob auf die[s]en Entwickl[un]gsg[an]g [„d[er] Erde“ über der Zeile] Jemand einwirk[en] kann? Welches Ziel d[ie]s[e]r Proceß? - Für wen eig[e]ntl[ich]? “ 2850 „muß“ über der Zeile. 2851 „d[a]sselbe“ über der Zeile. 2852 „es“ über der Zeile. <?page no="336"?> 326 trotz der unveränderl[ichen] Naturgesetze. 2853 Schon das freie Wollen u[nd] Wirken des Menschen näml[ich] kann vielfach bestimmend, modificirend, ändernd auf die Natur einwirken, um bestimmte Zwecke zu erreichen, [119rl/ 119vr] nicht d[u]rch Aend[e]r[u]ng v[on] Naturgesetzen, die nicht möglich ist, sondern dadurch [,] daß er die Gesetze der Natur erforscht, kennen lernt u[nd] sie dann zwingt [,] ihm zu dienen. Bei G[o]tt nun, der alle Gesetze, Kräfte u[nd] Wirk[u]ng[e]n der Natur kennt [,] ist dieß um so mehr möglich u[nd] als wirkli[c]h 2854 anzunehmen. Wir müßen also zugestehen, daß G[o]tt die Natur zu leiten vermöge nach dem Zwecke [,] den dieselbe hat od[er] nach dem Zwecke, der durch dieselbe erreicht werden soll. Welchen Zweck hat nun wohl die Natur, d.i. das Materielle? 2855 was soll d[u]rch ihren ganzen Entwickl[u]ngsgang erreicht werden? Ist sie sich selbst Zweck od[er] liegt er außer ihr in etwas Andern (sic! )? - Das Materielle für sich, weil unbewußt u[nd] unfrei [,] kann keinen bestimmten Zweck in s[einem] Wirken haben, kein Ziel [,] das es erreichen soll, 2856 denn was v[on] sich u[nd] Anderm Nichts weiß [,] das kann auch keinem bestimmten Zwecke zustreben, der bewußtu[nd] willenslosen Materie kann es ganz gleichgültig seyn [,] in welchem Zustande sie gerade sei, da sie ja doch nichts davon weiß u[nd] fühlt, sie hat d[a]h[e]r auch für sich keine Veranlaßung, weiter zu streben. In sich selber kann also das Materielle [,] blos 2857 Räumliche den Zweck seines Daseyns u[nd] seiner Entwickl[u]ng nicht haben. 2858 - Also muß d[ie]s[e]r Zweck außer ihr seyn [,] u[m] dessentwillen sie nicht blos 2859 der Vervollkom[m]nung zustrebt [,] sond[ern] überh[au]pt existirt u[nd] wirkt. Das kann nun nur Gott seyn od[er] ein bewußter, willenskräft[i]g[e]r, freier Geist, für den sie wirken, dem sie dienen soll. Gott bedarf wiederum der Natur nicht, weder zu seiner eignen Existenz, noch zu seiner Verherrlich[u]ng, da Vollkom[m]neres als das Materielle schon hiezu da ist [,] das geist[i]ge Seyn, das er geschaffen. - Also ergibt sich, daß d[a]s 2853 Einfügung am Seitenrand [119rr] : „Je vollkom[m]ner die Natur gekannt wird, wird [wohl gemeint: „um“] so [me]hr ist sie zu beherrsch[en]. D[ie]se Einwirk[un]g liegt sogar in d[em] Zw[ec]k mens[c]hl[icher] E[n]twickl[un]g“. 2854 „als wirkli[c]h“ über der Zeile. 2855 Randbemerkung [119vl] : „Welch[en] Zweck d[ie] Natur? ob in sich selbst od[e]r nicht? “ 2856 Randbemerkung [119vl] : „Ob für die Natur selbst [„(selbst)“ über der Zeile] [n]i[c]ht in der Natur ein Zweck b[e]st[e]ht“. 2857 „blos“ über der Zeile. 2858 Einfügung am Seitenrand [119vl] : „Die Natur erreicht auch für sich keinen bestimmte[n] Zweck od[er] wenn sie ihn erreicht, gibt sie ihn augenblickl[ich] wieder auf. Die Blüthe näml[ich] der Natur, das Hervorbringen, könnte man als Zweck betrachten ihrer selbst, allein sie zerstört sich auch immerfort wieder, es ist also nutzloses Streben; die Blüthe [,] die S[c]hönheit der Natur kann auch ihr Zweck nicht seyn, denn sie weiß ja ni[c]hts v[on] derselben, fühlt u[nd] kennt sie nicht; der Edelstein hat für die bewußtlose Natur u[nd] Thier-Welt so wenig Werth, wie der Kiesel; weil sie nicht nicht [irrtümliche Doppelung des „nicht“] schätzen kann, nicht kennt. Man könnte sagen, die Fortbild[un]g, Fortpflanz[u]ng [„Frucht u[nd] Saam[en]bild[un]g“ über der Zeile] sei Zweck d[e]r Natur, das ist allerdi[n]gs bei d[en] Einzelding[en] all[en]falls ein gewißer Zweck, aber wir erweiter[n] nun die Frage u[nd] sagen: Was ist nun aber der Zweck d[ie]s[e]r ganzen Reihe v[on] Fortpflanzung[en] dem Grundzweck, dem alle d[ie]se klein[en] Zwecke zustreben? Kann kein solcher genannt werden [,] dann ist der ganze Verlauf zwecklos, hat das Ganze k[e]i[nen] Zweck [,] dann könn[en] au[c]h die Thei[le] keine[n] mehr hab[en].“ 2859 „nicht blos“ über der Zeile. <?page no="337"?> 327 Materielle nun im freien, bewußt[en] Geiste 2860 seinen Zweck hat, zum Dienste d[ie]s[e]s letztlich bestimmt seyn muß, wenn sie üb[e]rh[au]pt nicht zwecklos seyn soll. Nur durch den Geist, durch Belebung mit der vernünft[i]g[en] Creatur bekommt die ganze Natur, mit Allem, was sie enthält, Sinn u[nd] Bedeutung. Wenn aber das ist, dann wird sich [119vr/ 120rl] II [.] Th[ei]l 2861 §: 20 F[o]rts[e]tz[u]ng die Natur auch in ihrem Streben den Zwecken des Geistes bequemen, mit ihm harmoniren müßen, sie wird in ihrem Streben und Schicksal v[on] dem Streben u[nd] Schicksal dieses Höhern, dem sie als Mittel dient [,] wenigstens großenth[ei]ls, so weit es der Zweck des geist[i]g[en] Lebens fordert [,] abhängig seyn, nach d[ie]s[e]m sich richten müßen 2862 [.] Und das führt uns zur Frage v[om] Wesen des Menschen, in dem eben d[ie]se Synthese v[on] Materie u[nd] Geist vollzogen ist, in dem eben die Materie mit dem wissenden u[nd] wollend[en] Geiste vereinigt einem bestimmten Zwecke dienen, einem bestimmten Ziele zustreben kann. 2863 Dav[on] im nächst[en] §: Anhang. Wir haben in d[ie]s[e]m §: von der sichtbar[en,] materiellen Welt zunächst gehandelt u[nd] nur vorübergehend, des geist[i]g[en Wesens], das wir in der Materie wirksam finden, also des Menschengeistes gedacht. Es fragt sich 2864 aber weiter [,] ob es nicht auch eine rein geist[i]ge Welt, eine Welt v[on] Geist od[er] G[ei]st[e]rn ohne Körper gebe? Ein reines - wenigstens relativ 2865 im Vergleich mit der materiellen Welt reines - Geisterreich? 2866 Fragen wir die R[e]l[i]g[io]nen hierüber, so antworten sie durchgängig bejahend; ja selbst bei Völker[n,] die kein rechtes Bewußtseyn v[om] Göttlichen haben, die glauben wenigstens an Geister, gute u[nd] böse [,] unsichtbare Mächte od[er] Wesen, die 2867 dann die Stelle der 2868 G[o]tth[ei]t selbst vertreten, die Römer u[nd] Griechen wußten v[on] solchen Mittelwesen, Genien mit vers[c]hiedenen Bezeichnungen u[nd] Attributen; 2869 die Perser hatten ihre guten u[nd] bösen Geister F...s (? ) u[nd] Dev’s (Amschaspands (? ) u[nd] Dharvand’s), und die Lehre v[on] der Seelenwand[e]r[u]ng od[er] Einkerkerung der Geister in die materiellen Leiber zu ihrer Strafe u[nd] Läuterung beruht ja durchaus auf der 2860 „geschöpflichen“ über der Zeile. 2861 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 49“ am oberen Seitenrand [120rr] ; „49“ bezeichnet den Bogen. 2862 Einfügung am Seitenrand [120rr] : „u[nd] ihr ganzer Verlauf, ihre Entwickl[un]g wird sich nach [„nach“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „d[u]rch“] dem Ges[c]hicke u[nd] der Bes[c]haff[e]nh[ei]t d[ie]s[e]s G[ei]st[e]s richten, da sie ihm Organ u[nd] Mittel sey[n] soll.“ 2863 Randbemerkung [120rr] : „Die Materie ist gerade d[u]r[c]h d[ie] Naturnothw[en]d[i]gk[ei]t paß[en]d[e]r, zuverläßiger S[c]hauplatz für d[en] fr[e]i[en] Geist -“. 2864 „sich“ über der Zeile. 2865 „reines“ in der Zeile gestrichen. 2866 Randbemerkung [120rr] : „Man hat eig[en]thü[m]l[iche] Lust [,] das am str[en]gst[en] zu b[e]h[au]pt[en] - u[nd] anders[ei]ts wieder am e[n]ts[c]hied[en]st[en] zu läug[nen] - wov[o]n ma[n] am w[en]igst[en] w[e]iß“. 2867 „de“ in der Zeile gestrichen. 2868 „der“ über der Zeile. 2869 Randbemerkung [120rr] : „Schamanen = R[e]l[i]g[io]n - (Mongol[en])“. <?page no="338"?> 328 Annahme, daß vernünft[i]g[e] Wesen od[er] Geister auch außer u[nd] ohne d[ie]se materielle Welt existir[en]. Das Judenthum u[nd] Chr[i]st[e]nth[um] lehrt ja geläuterter, veredelter Weise ebenfalls die 2870 Existenz eines solchen Geisterreiches, in der Lehre v[on] den Engeln - guten u[nd] bösen. Gleichwohl gibt es für die Philosophie u[nd] rationalisirende 2871 Auffaß[u]ng des Chr[i]st[e]nth[ums] kaum eine 2872 Lehre, die [120rl/ 120vr] in neu[erer] Zeit so in Mißkredit gekommen wäre, wie die Lehre v[on] einem G[ei]st[e]rreich; die so als unhaltbar, als abgethan betrachtet würde als der Glaube an Engel od[er] Geister, an gute u[nd] noch mehr an böse. Man will sie nun mehr als poetis[c]he Bilder u[nd] Fictionen in der Poesie u[nd] Kunst u[nd] auf der Bühne zum Effectemachen figuriren laßen. Fragt man nun aber nach den Gründen für d[ie]se Läugnung der Existenz der Geister, so kann man nicht viel erfahren. Gewöhnlich begnügt man sich mit der Läug[n]ung [,] um aufgeklärt zu erscheinen, um Gründe kümmert man sich weniger, das Vorurtheil ents[c]heidet. II) 2873 Der H[au]ptgrund dagegen möchte wohl der seyn [,] daß wir sie nicht unmittelbar mit Augen sehen u[nd] mit Händen greifen können, u[nd] dann [,] daß kein geist[i]g[e]s Seyn zu existiren vermöge ohne materielle Basis, ohne materielles Substrat. Beides läßt sich auch geg[en] G[o]tt[e]s Daseyn einwenden, ohne daß dieß ein Grund seyn könnte [,] dasselbe zu läugnen; wir sehen ja die Gesammth[ei]t der materiellen S[c]höpf[u]ng nicht einmal, sie geht üb[er] uns[eren] Horizont hinaus u[nd] existirt doch; dann aber wird nicht behauptet, daß die Geister nicht ein Substrat, nicht ein Seyn haben [,] d[e]ßen 2874 Wesen aber die geist[i]g[e] Energie ist; sie sind etwas Ges[c]höpfliches, bedürfen zu ihrer Existenz der üb[ri]g[e]n S[c]höpfung, sind Glieder derselben, sind also nicht Nichts, sind nicht zerfloßene, unbestimmte geist[i]g[e] Thät[i]gk[ei]t[e]n, ohne punctuelles, persönl[iches] Daseyn u[nd] Leben; im Gegentheil, eine reellere Energie u[nd] auch eine 2875 Naturbasis [,] d.i. geist[i]ge Naturbasis wird ihnen zuges[c]hrieben als den Mens[c]hen. Sie sind also ein 2876 reelles Seyn u[nd] bedürfen zu ihrem Daseyn der üb[ri]g[en] S[c]höpf[u]ng [,] d.h. wohnen nicht im Nichts. Ein Beweis [,] daß dieß nicht möglich u[nd] d[a]h[er] nicht wirkl[ich] sei, ist noch nicht geliefert worden. Es wurde oben s[c]hon [,] als v[on] G[o]tt[e]s außerweltl[icher] Persönl[i]chk[ei]t d[ie] Rede war, darauf hingewiesen, daß schon in der Materie, in d[er] Natur sich ein Streben nach geist[i]g[er] Existenz, nach Kraft abgesehen v[on] der Masse des Materiellen kund gebe. - Man sagt [,] die Geister sind nur Product unserer Einbild[u]ngskraft; die guten sind die personificirten Eigens[c]haften Gottes od[er] guter Menschen. Die bösen sind die personificirten Leidens[c]haften [120vr/ 121rl] u[nd] die personificirten Uebel der Welt! - Aber denselben Beweis, wenn er üb[e]rh[au]pt ein solcher wäre, könnte man auch gegen 2870 „die“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „eine“. 2871 „rationalisirende“ korrigiert durch Streichung ursprüngliches „rationalisirenden“. 2872 „eine“ über der Zeile. 2873 Korrespondierendes „I)“ ist unauffindbar. 2874 „geist[i]g[es]“ in der Zeile gestrichen. 2875 „auch eine“ über der Zeile. 2876 „ein“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „eine“. <?page no="339"?> 329 G[o]tt[e]s Daseyn führen [,] u[nd] L. Feuerbach hat dieß auch gethan. G[o]tt [,] s[a]gt er [,] ist nur eine Fiction, ist nur das eigene Wesen des Menschen, aber 2877 identifi[ci]rt u[nd] als objectiv existirend vorgestellt. Die Läugnung der Existenz d[ie]s[er] G[ei]st[e]r führt also immer weiter, als die Läugner selbst wollen, sie führt [,] wenn man sie d[u]rch solche und 2878 ähnl[iche] Gründe stützen will, zum Atheismus. Die bösen Geister insbesondere [,] sagt man, widersprechen G[o]tt[e]s Güte, er konnte sie nicht schaffen! Dasselbe kann man aber geg[en] d[ie] Existenz böser Menschen einwenden, nur straft hier die Erfahr[u]ng d[ie]se Einwendung sogleich Lügen, denn die wirkl[iche] Existenz böser Menschen wird Niemand läugnen können. Daß aber G[o]tt die bösen Geister ges[c]haffen habe als solche braucht man ja dabei nicht anzunehmen [,] so wenig als man die bösen Menschen v[on] ihm unmitt[e]lb[ar] 2879 ges[c]haffen sey[n] läßt, als solche. Da näml[ich] eines G[ei]st[e]s nothw[e]nd[i]ge Eigenschaft eine freie Willenskr[a]ft ist, so können wir uns wohl vorstellen, wie aus gut ges[c]haffen[en] Geistern böse wurden; auf dieselbe Weise wie aus guten Menschen böse werden. Nach dem Gr[u]ndsatz aber corruptio optimi pessima, konnte u[nd] mußt[e] 2880 auch die Wirk[u]ng des Mißbrauchs der Freiheit intensiver [,] nachhaltiger, fruchtbarer seyn. Wir können uns dieß nach Analogie des mens[c]hl[ichen] G[ei]st[e]s ganz wohl als mögl[iches] Denken u[nd] ein trift[i]g[e]r Gegengrund wird sich schwerlich aufbringen laßen. Etwa hohe U[n]k[enn]t[n]iß [,] die ein[en] solch[en] Fall unwahrs[c]h[e]i[n]l[ich] mache - denn da ist au[c]h hoh[er] Wille u[nd] hoh[er] Anspruch.) III) Indeßen ist es richtig [,] daß strenge wissens[c]h[a]ftl[iche] Gründe mit voller Beweiskraft sich nicht 2881 anführen laßen für d[as] Dasey[n] der höh[eren] G[ei]st[e]rwelt: 1) Denn weder die Idee v[on] G[o]tt erfordert mit Nothw[en]d[i]gk[ei]t d[ie]s[e]s G[ei]st[e]rr[ei]ch. Denn wir können uns ja Gott auch ohne dasselbe ganz gut denken, er bedarf sie nicht zu seiner Existenz u[nd] Seeligk[ei]t, so wenig er der M[e]ns[c]hh[ei]t u[nd] d[er] Natur bedarf, deren Daseyn wir eben darum auch nicht à priori aus der Idee G[o]tt[e]s u[nd] seinem Wesen herausconstruiren können, weil sie nicht nothw[e]nd[i]g existirt, sond[ern] freies W[e]rk ist; 2) Auch das Daseyn der sichtbaren Welt setzt nicht [121rl/ 121vr] mit Nothw[e]nd[i]gk[ei]t das Daseyn des G[ei]st[e]rre[i]ch[e]s der Engel voraus; denn weder zum Entstehen der Welt sind Engel nothw[e]nd[i]g, da genügt G[o]tt[e]s eigne Thätigk[ei]t vollkommen, noch zum Bestehen der Natur u[nd] der Menschen-Welt sind sie unumgängl[ich] nothw[e]nd[i]g, da genügt wieder G[o]tt[e]s wirkende u[nd] erhaltende Macht. - Also d[u]rch ein ratiocinium à priori od[er] auf Grundlage des Gegebenen 2882 können wir das Daseyn der Engel nicht finden 2883 . Ebenso wenig aber 2877 „aber“ über der Zeile. 2878 „solche u[nd]“ über der Zeile. 2879 „unmitt[e]lb[ar]“ über der Zeile. 2880 „u[nd] mußt[e]“ über der Zeile. 2881 In der Zeile folgendes „dafür“ gestrichen. 2882 „Gegebenen“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „gegebenen“. 2883 Einfügung am Seitenrand [121vl] : „d[u]rch G[ei]st[e]sarbeit, d[u]rch Verst[a]nd[e]soperatio[n] - auch ist [„ihr“ in der Zeile gestrichen] die Gewißh[ei]t ihres Daseyns nicht d[u]rch unmitt[e]lb[are] G[ei]st[e]sod[er] Vernunft-Wahrneh[m]ung gegeben, wie d[a]s G[o]tt[e]sbew[u]ßtsey[n].“ <?page no="340"?> 330 d[u]rch unmittelb[are] Wahrn[e]h[m]u[n]g der Sinne; denn die Engelsers[c]heinung[en] sind histor[i]s[c]he facta, die nicht dem Gebiet der Philosophie angehören, sie gehören in die Glaubenslehre, in’s Gebiet des Dogmatischen. 2884 Bei All’ dem aber laßen sich, wenn auch nicht strenge Beweise, d[u]rch viele, gewichtige Congruenz-Gründe für d[a]s Daseyn der Engel od[er] d[e]s höh[eren] G[ei]st[e]rreiches anführ[en]. 1) Es wurde s[c]hon erwähnt [,] daß d[a]s allgem[eine] Bewußts[eyn,] der allgem[eine] Glaube der Mens[c]hh[ei]t dafür spricht; wie konnte d[ie]s[e]r Glaube entstehen [,] u[nd] zwar mit solcher Allgemeinheit schon in der frühesten Zeit sich finden u[nd] d[u]rch alle Zeiten sich erhalten, selbst bei den entlegendsten, verwahrlostesten Völkern? So lange nicht die Unmöglichk[ei]t der Existenz eines höh[eren] G[ei]st[e]rreich[e]s dargethan ist, hat wenigstens d[ie]s[e]s allgem[eine] Gefühl, d[ie]s[e]r allgem[eine] Glaube der Völker ein Recht [,] sich geltend zu machen; jedenf[a]lls ebenso viel, als das Geg[e]nth[ei]l für sich in Anspruch nehmen kann; wenn [,] wie hier [,] auch abgesehen v[on] der Off[e]nb[a]r[u]ng. 2885 2) Indeß die Naturwiss[e]nsch[a]ft ist nicht blos nicht geg[en] d[ie]s[en] allgem[einen] Glauben, sond[ern] sie bestätigt ihn sogar mit gewichtigen Gründen. Schon längst nä[m]l[ich] kann man in d[ie]s[er] Wiß[e]ns[c]h[a]ft den Gedanken nicht mehr ertragen, daß all’ die unermeßlich vielen u[nd] unermeßlich großen Himmelskörper ganz entblößt seyn sollten v[on] vernünft[i]g[en], v[on] denkend[en] u[nd] wollend[en] Wesen gleicher od[er] wenigstens ähnl[icher] Art, wie die Menschen, die Erde, ein so verschwindend kleiner Punkt im Universum [,] kann unmöglich allein vernünft[i]ge Wesen haben, so daß alle andern, um so viel größere Himmels-Körper eigentl[ich] gar keinen Zweck hätten, zu dem sie ges[c]haffen wären, als eben den, ihre leeren Bahnen zu verfolgen u[nd] uns[ere] neugiren[den] Augen zu beschäftigen! [121vr/ 122rl] II [.] Th[ei]l 2886 §: 20 F[o]rts[e]tz[u]ng Alle Wahrscheinlichkeit ist vielmehr dafür, daß auch diese Himmelskörper u[nd] viele Andere, die uns[eren] Augen noch unsichtbar sind, von vernünft[i]g[en] Wesen bewohnt seyn u[nd] d[a]h[er] auch einen vernünft[i]g[en] Zweck haben müßten, so daß also jedenf[a]lls außer den Menschen auch noch andere geist[i]ge Naturen mit ihren eigenthüml[ichen], ihrem Wohnort angemesse[nen] Naturbasen existiren. Was hindert nun, auch verschiedene Stufen u[nd] Grade höherer Geister als die Menschen sind anzunehmen; Geister [,] die auf der höchsten Stufe aller daseyenden Vernunftwesen stehen u[nd] 2884 Randbemerkung [121vl] : „NB [: ] Früher hat man d[en] Beweis für d[a]s Das[e]yn der G[ei]st[e]r Engel geführt (aristotelisch) aus der Nothwend[i]gk[ei]t [,] bewegende, führende Kräfte für di[e] Gestirne zu hab[en.] - Ei[n] Beweis [,] der jetzt nicht mehr gilt u[nd] der Zeit wie Beweise suchen Wiss[en]sch[aft] aufhöre[n] könn[en] Bew[ei]se zu seyn. -“ 2885 Randbemerkung [121vl] : „NB [: ] Wie das rein materielle Reich in d[en] organis[c]h[en] Kräft[en] u[nd] Gesetzen (Leb[en]skr[a]ft) ein Analogon des geistig[en] hat - so könnte ja au[c]h d[a]s reine G[ei]st[e]sreich ein Analogon des Materiell[en] an sich hab[en]! “ 2886 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 50“ am oberen Seitenrand [122rr] ; „50“ bezeichnet den Bogen. <?page no="341"?> 331 jenen Ort des Universums einnehmen, den wir Himmel nennen 2887 u[nd] der uns verborgen od[er] unsichtbar ist? Gegen d[ie]se Annahme kann wenigstens kein ents[c]heidender od[er] auch nur gewichtvoller G[e]g[e]ngrund angeführt werden. 3) Betrachten wir ferner alle ird[i]s[c]h[e]n Wesen, so finden wir in allen Gebieten u[nd] Gestaltungen des Daseyns eine gewisse Stufenfolge im Mineralreich, Pflanzenreich, Thierreich 2888 u[nd] selbst unt[er] den Menschen wieder in gleicher Weise viele natürl[iche] Unterschiede - eine Stufenreihe. Und so können wir mit einigem 2889 Recht schließen, daß auch zw[i]sch[en] dem Mens[c]hengeiste u[nd] Gott, wo die Distanz unermeßlich ist, allerdings noch viele Stufen v[on] höhern geist[i]g[en] Wesen 2890 existiren; 2891 um so mehr [,] da, wie wir gesehen haben [,] es G[o]tt[e]s Schöpfermacht angemeßen ist, das Universum in seiner Gesammtheit so vollkommen als möglich zu erschaffen, so vollkommen wie ein Zeitliches, Endliches, Veränderliches nur immer seyn kann. 2892 Der Mensch hat nun zwar auch die Potenz zu größter Vollkomm[en]h[ei]t in sich, aber die Bes[c]hränk[u]ng[e]n seines ganzen Daseyns durch die ihn umgebende Natur, d[u]rch s[einen] Wohnort [,] über den er nicht hinaus kann, sind doch viel zu 2893 groß [,] als daß er jene innere Potenz zu realisire[n] vermöchte [,] u[nd] immerhin zeigen sich des Mens[c]hen wirkl[iche] - selbst geist[i]ge Kräfte, od[er] eigentl[ich] seine Macht im Universum sehr 2894 gering; u[nd] nur als Glied eines noch größern Ganzen, als Stufe einer großen Reihe entspricht er ganz seinem Zwecke, das Universum, trotz zeitlicher u[nd] räumlicher Beschränk[u]ng, die beim Nicht-Göttlichen unvermeidl[ich] ist, z[um] vollkommensten zu machen. 2895 [122rl/ 122vr] 4) Dieselben od[er] ähnl[ichen] Gründe, wie man sie gegen die Existenz der höh[eren] Geister vorbringt, laßen sich auch geg[en] die Unsterblichk[ei]t der menschl[ichen] Seelen vorbringen, wer jenen vollkommenes Gewicht beilegt, muß auch läugnen [,] daß die Menschen unsterblich seyen; wenn näml[ich] ein geist[i]g[e]s Seyn u[nd] Wirken nicht möglich seyn solle ohne den grob sinnl[ichen], irdis[c]hen Körper. - 2896 Ist aber 2887 „nennen“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „nehmen“. 2888 Einfügung am Seitenrand [122rr] : „bis zum Mens[c]hen empor, u[nd] nirgends eine ungeheure Distanz, nirgend ein plötzl[icher] Sprung in der Reihen-Folge -“. 2889 „einigem“ über der Zeile. 2890 In der Zeile folgendes „sich“ gestrichen. 2891 Randbemerkung [122rr] : „Indeß der M[e]nsch kann ja d[u]r[c]h eigne Vollk[ommen]h[ei]t d[ie]se Kluft ausfüllen - (Maria Königi[n] der Engel)“. 2892 Randbemerkung [122rr] : „Wie d[ie] Erde Glied eines größern Ganzen - (Universu[m]s [),] so die M[e]nschh[ei]t Glied ei[ne]s große[n] Ganz[en] (G[ei]stre[i]ch[e]s) wie d[er] einzel[ne] M[en]sch Glied ei[ne]s größ[eren] Ganz[en] (Volkes) u[nd] als solches i[n] jed[em] Stande s[eine] volle B[e]d[e]ut[un]g hat.“ 2893 „zu“ über der Zeile; „größer“ in der Zeile gestrichen. 2894 In der Zeile folgendes „bes[onders]“ gestrichen. 2895 Randbemerkung [122rr] : „Nur im Zusammenhang mit noch höh[eren] Reichen - Naturu[nd] G[ei]st[e]rreich[en] - bekommt die an u[nd] für sich betrachtet unvollkom[mene] Erde mit ihr[em] Naturu[nd] G[ei]st[e]rreiche] vollkommene angemessene Bedeut[u]ng; - als Glied eines größern Ganzen verschwindet ihre Unvollkommenh[ei]t, weil sie d[a]d[u]rch vollkomm[en] ist, daß sie ihrem Zwecke entspricht, als Glied d[e]s groß[en] Organismus, wie Auge, Ohr etc. im Leibe“. 2896 „V[on] d[er]“ in der Zeile gestrichen. <?page no="342"?> 332 Unsterbl[i]chk[ei]t der Mens[c]hen möglich, dann auch ist Existenz von Geistern möglich, denen wir keinen solch grob materiellen Leib zus[c]hreiben. 5) Man kann sagen; Nun (sic! ) wohl [,] es mag Geister od[er] noch höhere u[nd] noch geringere, schlechtere geist[i]ge Wesen geben als der Mens[c]h ist; allein wir wiss[en] nichts Bestimmtes davon, können also auch nichts davo[n] sagen [,] u[nd] zuletzt hat das auch gar 2897 kein Intereße für uns[er] Leben, so lange wir auf d[ie]s[e]m Erdkörper uns befinden; wir wissen Nichts v[on] andern Himmels-Körpern, nichts v[on] ihren Bewohnern, wenn es deren gibt, u[nd] diese werden wahrscheinl[ich] in gleicher Weise auch v[on] uns nicht wißen. Es ist dieß also eine Sache [,] v[on] der sich nichts sagen läßt u[nd] die auch keine Bedeut[u]ng für uns hat. - Allein [,] dem ist doch nicht ganz so; die Philosophie hat Interesse an Allem [,] was ist u[nd] G[e]g[e]nst[a]nd uns[erer] Forschung auch nur einigermaßen werden kann, die Wisse[n]schaft der Natur bes[c]häftigt sich sogar viel mit der Forsch[u]ng, wie die Himmelskörper näher bes[c]haff[en] seyen u[nd] welchen Inhalt sie haben; die Poesie u[nd] Kunst haben v[on] jeher Parthei für die Existenz solch’ geist[i]g[e]r Wesen genommen; Nur (sic! ) der gewöhnl[iche] Rationalismus, der hier nicht wieder meßen, zählen u[nd] wägen kann, findet keinen Ges[c]hmack an d[ie]s[er] Untersuchung u[nd] will ihr keine Bedeutung zus[c]hreiben. Indeß die R[e]l[i]g[io]nen fast insgesammt haben höheres Intereße an dem Daseyn d[ie]s[e]r höh[eren] 2898 geist[i]g[en] Mächte, - Namentl[ich] spielen in den h[ei]l[igen] Schr[i]ften des Ch[ri]stenth[ums] im 2899 A[lten] u[nd] N[euen] T[estament] die höh[eren] G[ei]st[e]r od[er] Engel eine bedeutende Rolle, wirken ein als Boten G[o]tt[e]s auf die Menschengeschichte, erschein[en] in mens[c]hl[icher] Gestalt u.s.w. Die näh[ere] Untersuch[un]g ist freil[ich] Sache der bloß[en] Glaubenslehre; indeßh[a]lb (sic! ) nur 2900 einige Bemerk[u]ng[e]n. [122vr/ 123rl] Ob die höh[eren] G[ei]st[e]r auf die Mens[c]h[e]nwelt einwirken können - 2901 kann man à priori nicht sagen, dieß ist Sache der Geschichte, die kund gibt, ob u[nd] wann u[nd] wie es geschehen. Hier ist nun davon die Rede [,] ob eine solche Einwirkung denkbar u[nd] möglich ist. Betrachten wir die geist[i]g[e] Natur des Mens[c]hen, dann sehen wir allerdings, wie s[c]hon früher einmal bemerkt wurde, - daß der M[e]nsch in s[einem] geist[i]g[en] Wesen ein[e] Kraft in sich hat, Räume u[nd] Zeiten zu überfliegen in s[einer] Phantasie in ferne Gegenden u.s.w. sich zu versetzen u[nd] nur der Körper scheint ihn zu hindern, dieß wirkl[ich] auszuführen; betrachten wir die sinnl[iche] Natur, dann sehen wir ebenfalls, daß sie in ihr[en] sublimirtesten [,] nicht mehr sichtb[aren] Kräften, große Schnelligk[ei]t u[nd] Wirks[a]mk[ei]t entwickle mit scheinbar geringen Mitteln, betrachten wir z.B. die Wirksamkeit des Telegraphen [,] d[u]rch die der Rau[m] 2902 der Erde fast unmerkl[ich] gemacht wird; 2903 - betrachten wir das Licht; die Strahlen desselben dringen 2897 „gar“ über der Zeile. 2898 „höh[eren]“ über der Zeile. 2899 „im“ über der Zeile. 2900 „nur“ über der Zeile. 2901 Randbemerkung [123rr] : „Ob d[ie] höh[eren] G[ei]ster auf d[ie] Mens[c]h[en]welt einwirk[en] können -“. 2902 Unleserliches Wort über der Zeile. 2903 Randbemerkung [123rr] : „der Raum gl[e]i[c]hsam verschwindet“. <?page no="343"?> 333 aus unermeßlichen Fernen zu uns u[nd] bringen hier noch eine bestimmte Wirkung hervor, wenigstens für uns[er] Auge. 2904 - So nun finden wir auch keinen Grund [,] das Kommen u[nd] Einwirken höh[erer] geist[i]g[e]r Himmels-Mächte auf die Menschenwelt zu läugnen oder als unmögl[i]ch in Abrede zu stellen, warum sollten sie nicht mit G[ei]st[e]sschnelle v[on] unermeßlich[er] Ferne sich nahen können, da d[a]s Materielle, d[a]s Licht u[nd] Electricität es kann? - Ob das wirkl[ich] ges[c]hieht od[er] ges[c]hehen ist, dieß z[u] untersuchen [,] ist hier nicht der Ort. §: 21 2905 Wesen des Menschen. 2906 I [)] Im Mens[c]hen allein unter allen Erdenwesen findet sich das Materielle in Synthese mit dem Geistigen, Vernünftigen. Das Körperliche in ihm ist zwar den allgemeinen Gesetzen der materiell[en] Natur u[nd] ihres organischen Lebens unterworfen; der Leib ist durchströmt v[om] allgemeinen Wechsel u[nd] Strömen der Elemente u[nd] folgt den Gesetzen dieses Wechsels. Durch die Vereinigung mit dem Geiste aber kommt das Materielle dazu: irgend ein Ziel, irgend einen bestimmten Zweck anzustreben, den (sic! ) es für sich allein nicht nachstreben kann, da in ihr nur immerwährendes, bewußtloses Entstehen u[nd] Vergehen ist. 2907 [123rl/ 123vr] Als Zweck aber des Körperlichen gibt sich kund dieß, daß es ein Organ seyn soll für das bewußt[e] Wirken des Geistes, ein Organ der Entwickl[un]g, ja selbst das 2908 Mittel der Entsteh[u]ng des Geistes, seines Bestehens u[nd] Bildens u[nd] Wirkens, ein Mittel der Manifestation seines Willens, seiner Kräfte, seiner Eigenschaften. 2909 Daß der Geist in der That eine innerl[iche] Macht sei, die v[om] Körper verschieden, nicht mit ihm identis[c]h sei, erhellt sogleich [,] wie früher schon bemerkt wurde, daraus, d[a]ß der Geist sich selbst in s[einem] Bewußtsey[n] verschieden weiß v[on] der Natur u[nd] sich als verschieden kund gibt; 2910 wäre der Geist blos Materielles Produkt [,] so träte der 2904 Randbemerkung [123rr] : „Re ... (? ) D[ie] Läugnung ohne Gründe hat keine Bedeut[u]ng - die Läug[n]u[n]g mit Gründ[en] führt weiter z[ur] Läug[n]u[n]g G[o]tt[e]s u[nd] der Unsterbl[i]chk[ei]t, weil d[ie] Gelt[u]ng jener Gründe zugl[ei]ch geg[en] d[ie]se beid[en] Annahm[en] auch wär[e] -“. 2905 Über der Zeile: „16“. 2906 Randbemerkung [123rr] : „Die Natur d[e]s Mensche[n]“. 2907 Randbemerkung [123rr] : „Die Natur ist zu faß[en] als Schauplatz geist[i]g[er] vernünft[i]g[er] Thät[i]gk[ei]t u[nd] Entwickl[un]g [.] - Sie ist darum mit Nothw[en]d[i]gk[ei]ts-Gesetzen so sehr gebund[en], daß sie Festigk[ei]t u[nd] Zuverläss[i]gk[ei]t hat - anders[ei]ts aber doch auch so [,] daß sie dem fr[e]i[en] Geiste Seyn gewährt u[nd] Spielraum zur Thät[i]gk[ei]t läßt -“. 2908 In der Zeile folgendes „Organ“ gestrichen. 2909 Einfügung am Seitenrand [123vl] : „Wie [in der Zeile folgendes „ja“ gestrichen] d[a]s Materielle im Lebend[i]g[e]n allenth[a]lb[e]n dient zur Erreich[u]ng des bestimmten Zweckes, den [,] die Kraft des Organismus z.B. [,] um d[ie] Blüthe u[nd] Frucht hervorzubring[en]; auf ähnl[iche] Weise dient d[a]s Materielle, u[nd] hinwiederum der leibl[iche] Organismus [,] um den Zweck [,] den der G[ei]st erstrebt zu erreichen.“ 2910 Randbemerkung [123vl] : „NB [: ] Der Geist a) [„a)“ über der Zeile] folgt ander[n] Gesetz[en,] logisch[en] - moral[i]sch[e]n - b) hat andere B[e]dürfniße d[e]s G[em]üths etc. R[e]l[i]g[ion], Ueberird[i]s[c]h[e]s c) Andre Manifest[a]t[ionen] u[nd] Kräfte Selbstbewußts[eyn] Fr[ei]h[ei]t etc. Ph... (? ) Ku[n]st, Wiss[en] [oder: „Will[en]“ (? )]“. <?page no="344"?> 334 sonderbare Fall ein, daß die Materie ihr eignes Daseyn, ihre eigne Natur verläugnete u[nd] sich selbst für etwas Andres ausgäbe als sie wirkl[ich] ist 2911 . (Dav[on] später [.]) II) Eine wicht[i]ge Frage ist hier die nach der Weise der Vereinigung beider u[nd] ihrem Verhältniß u[nd] ihr[er] Ordnung zu einander. Von jeher hat man es für ein Räthsel gehalten [,] wie Geist u[nd] Leib denn, als vers[c]hiedene, heterogene Kräfte od[er] Substanzen doch so vereinigt seyn 2912 u[nd] auf einander wirken könnten. Verschiedene Erklär[u]ng[e]n [,] das Verhältniß v[on] Seele u[nd] Leib zu einander zu bestimmen [,] hat man d[a]h[er] schon versucht. Es sollen hier die wichtigsten ganz 2913 kurz angeführt werden. 2914 1) Das System des natürl[ichen] Einflußes (Systema influxus physici [)], das schon Aristoteles aufgestellt hat. Nach d[ie]s[e]m System 2915 wird behauptet, daß Seele u[nd] Leib 2916 in einem gegenseitigen Causal-Verhältniß stehen, so daß also die Vorstellungen der Seele entsprechende Thätigk[ei]t[e]n im Leibe u[nd] umgekehrt die Bewegungen des Leibes entsprechende Bestimmungen in 2917 der Seele zur Folge haben. - 2918 Allein d[ie]s[e]s Verhältniß wäre ein mechanisches v[on] Druck u[nd] Gegendruck u[nd] jedenfalls wären viele Erscheinungen auf beiden Seiten nicht erklärt, 2919 jene Erscheinungen [,] wo z.B. in beiden Theilen zu gleicher Zeit verschiedene Zustände u[nd] Thätigk[ei]t[e]n wär[en,] Freude des Geistes bei S[c]hmerz des Körpers z.B. [,] [123vr/ 124rl] II [.] Th[ei]l 2920 §: 21 F[o]rts[e]tz[u]ng wo aber auch harmonische Wechselwirk[u]ng zw[i]sch[en] beiden statt fände, wäre doch d[ie]se Annahme u[nd] Behaupt[u]ng, die Möglichk[ei]t hievon u[nd] die Art u[nd] Weise derselben nicht erklärt [,] sond[ern] nur einfach als factisch angenommen. Weitere Randbemerkung [123vl] : „Ob Geist = Denken Ob Geist = Raum setz[e]nd = erfüll[en]d[e]s Atom -“. 2911 „was abgeschmackt ist -“ über der Zeile. „Eb[en]so b[e]i[m] Will[en] u[nd] s[einen] Act[en] u[nd] dem] Urth[ei]le“ unter der Zeile. 2912 In der Zeile folgendes „könnten“ gestrichen. 2913 „ganz“ über der Zeile. 2914 Randbemerkung [123vl] : „Positive B[e]stimmung d[e]s G[ei]st[e]s ist = d[a]ß er Subject des Bewußts[e]y[n]s, Woll[en]s, Fühl[en]s ist - u[nd] Lebensprincip negativ [,] daß er immateriell sey [,] d.h. zwar im Raum sey [,] aber der Raum nicht in ihne[n] (sic! ), in ihr[em] Wes[en,] sond[ern] all[en]f[a]lls nur im Bewußts[eyn] Vorst[e]ll[un]g -“. 2915 „Theorie“ über der Zeile. 2916 Einfügung am Seitenrand [123vl] : „als zwei entgegengesetzte Nature[n]“. 2917 „in“ über der Zeile. 2918 Randbemerkung [123vl] : „Aber was ist der Geist? Er ist nicht ein bloßes Verhältniß [,] sond[ern] Substanz [,] geist[i]g[e] Substanz [,] d.h. in u[nd] für sich besteh[en]des Etwas, v[on] dem die materiell[e] Subst[an]z nur Sy[m]bol, Abbild ist [.] - B[e]sti[mm]ter kann man au[c]h nicht sag[en,] was die materi[e]ll[e] Subst[an]z s[e]y [,] z.B. Sauerstoff [.] - Er ist etwas, d[a]s d[ie]s[e]r od[er] je[ne]r Ers[c]h[e]i[nun]g ... (? ), Wirk[un]gsw[ei]s[e] etc. ku[n]d gibt. -“ 2919 Randbemerkung [123vl] : „An sich ist d[iese]s richt[i]g [.] - Nur darf man es nicht mischmasch neh[men] wie D[r]u[c]k u[nd] Geg[en]dru[c]k u[nd] nicht für eig[en]tl[ich] ers[c]höpf[en]d anseh[en]“. 2920 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 51“ am oberen Seitenrand [124rr] ; „51“ bezeichnet den Bogen. <?page no="345"?> 335 2) Eine andere Erklär[u]ngsweise ist das System der gelegentlichen Ursachen (Systema causarum occasionalium). Die Cartesianische Schule lehrt näml[ich] einen entschiedenen Gegensatz zwischen Geist [,] deßen Wesen das Denken, u[nd] (zw[i]s[c]h[en]) Körper [,] deßen Wesen die Ausdehnung sei. 2921 - Auf d[ie]s[e]m Standp[u]nkt des sog[enannten] Dualismus ist nun eine reale Wechsel-Wirkung zw[i]sch[en] Seele u[nd] Leib u[nd] eine Vereinig[un]g beider zu einem einigen Wesen nicht zu begreifen. Deßhalb nimmt Cartesius zu einem Wunder seine Zuflucht u[nd] lehrt, daß Gott vor den jedesmaligen Veränderungen, die in einem v[on] beiden Theilen entstehen, Gelegenheit od[er] Anlaß nehme, die entsprechenden Veränderungen im andern Theile zu wirken. D[ie]se Ansicht wird darum auch das Systema assistentiae divinae genannt. 3) Damit verwandt ist das System der vorherbestimmten Uebereinstimmung (Systema harmoniae praestabilitae.) Nach Leibnitz, dem diese Theorie angehört, bestehen näml[ich] alle Dinge [,] geist[i]ge u[nd] materielle, aus absolut einfachen Substanzen, Monaden, die als solche nicht auf einander wirken; aber Gott hat urspr[ü]ngl[ich] diese Monaden zu einer harmonischen Reihe v[on] Veränderungen bestimmt, so daß diese sich gegenseitig entsprechen, obgleich sie unabhäng[i]g v[on] einander nach eigenen Gesetzen erfolgen, wie zwei Uhren, die so künstlich verfertigt sind, daß sie, wiewohl ohne Verbind[un]g, doch immer übereinstimmen, selbstständ[i]g. 2922 Diese beiden Hypothesen heben alle reale Wechselwirk[u]ng zw[i]sch[en] Seele u[nd] Leib auf, sie trenne[n] die Menschen- Natur in zwei sich fremde Theile, v[on] denen jeder immer wieder zum Andern gezogen, hingenöthigt werden muß, daß irg[e]nd etwas zu Stande kommt, u[nd] da sie bei allen H[a]ndl[u]ng[e]n, wo beide Theile thätig sind, den göttl[ichen] Beistand nöthig haben, so machen sie eig[e]ntl[ich] Gott auch zum Mithelfer der bösen Thaten, da er auch bei d[ie]s[e]n, damit sie zu [124rl/ 124vr] Stande kommen die Vereinig[u]ng, od[er] Uebereinstimmung bewirken müßte - entwed[er] voraus bei Leibnitz od[er] in actu selbst bei Cartesius. Die Schwierigk[ei]t ist aber in d[ie]s[e]n Systemen z[um] Theil selbst herbeigeführt d[u]rch die unerwiesene Voraussetz[u]ng, daß Seele u[nd] Leib in einem allseit[i]g[en] absoluten Gegensatze stehen, sich gegenseitig fremd seyen. In d[ie]s[e]m Falle würden sie sich einander gegenseit[i]g ausschließen u[nd] ihre Vereinig[u]ng würde nur 2921 Randbemerkung [124rr] : „Ob Denken d[a]s Wesen d[e]s G[ei]st[e]s (z[um] Denken gehört ein Denkendes, ein Seyn)“. Darunter die weitere Randbemerkung [124rr] : „D[a]s Wesen d[e]s Körperl[ichen] ist [n]i[c]ht Ausdehnung allein [„dieß dürfte schon die Versch[ie]d[en]h[ei]t d[e]r ... (? ) zeigen“ über und unter der Zeile] - (sonder[n] au[c]h Wirk[en], Bewegen, Wachsen -)“. 2922 Einfügung am Seitenrand [124rr] : „Also i[m] Leibe erfolgt entspr[ec]h[en]de Veränd[e]ru[n]g, wenn i[n] d[er] Seele eine erfolgt u[nd] umgekehrt - ab[e]r a) Die Veränd[e]ru[n]g im Ein[en] [m]uß doch immer ... (? ) sey[n] zur Veränd[e]ru[n]g i[m] Ander[n] - also doch wieder sie verursach[en,] wenn auch nicht mitt[e]lb[a]r wirk[en,] da sie gewirkt wird [in der Zeile folgendes „nach“ oder „noch“ gestrichen] im Körper selbst. [„b)“ gestrichen] Man müßte nur freie H[an]dl[un]g[en] ganz i[n] Abrede stell[en], dann könnte [n]i[c]ht blos das Daß [,] s[on]d[ern] au[c]h d[a]s Wie die Aufeinanderf[o]lge best[imm]t sey[n.] b) Leib u[nd] Geist si[n]d aber au[c]h i[m] Ka[m]pfe? “ Dazu die Randbemerkung [124rr] : „ad a: Bei frei[en] Wesen paßt der V[e]rgl[e]i[c]h v[on] gleich[en] ... (? ) nicht [.] Es [m]üßt[en] [imm]er b[e]ide Th[ei]le ... (? ) Nothw[en]d[i]gk[ei]t u[n]terworf[en] sey[n]“. <?page no="346"?> 336 durch die angeführten willkührl[ichen] Annahmen einer übernatürl[ichen] Einwirk[u]ng od[er] Vorherbestimmung zu begreifen seyn. 2923 4) Wollen wir uns das Verhältniß u[nd] die Vereinig[u]ng beider 2924 einigermaßen klar machen [,] so müßen wir die Natur od[er] d[a]s Wesen beider zuerst so genau als möglich bestimmen. 2925 Betrachten wir das Materielle, so ist es allerdings vor Allem etwas Räumliches, Ausgedehntes u[nd] in so fern am weitesten v[om] Geist entfernt; aber wir bemerken schon im Materiellen ein Innerliches [,] Unsichtbares [,] das Wirkungen hervorbringt, das wir Kraft nennen u[nd] das sich in den höhern materiellen Organismen immer mehr potenzirt bis zu Spuren [von] G[ei]st[e]sk[r]aft, v[on] Gedächtniß, Erinnerung [,] Berechnung, List u.s.w. Es ist eine stetige Reihe v[om] Materiellen aufwärts bis zu d[ie]s[e]n Aeuß[e]r[un]g[en] der dem Materiellen immanent[en] Kraft; - so strebt also die materielle Natur dem Geiste entgegen. 2926 Der Geist nun hinwiederum ist allerdings ein immaterielles Denken [,] Wollen, u[nd] 2927 auch Fühlen, aber er ist doch auch ein Seyn, ein Etwas, eine Substanz, ein Bestehendes, das z.B. nicht seyn könnte ohne irg[e]nd ein Substrat od[er,] wie man sagt [,] ohne Ort, im G[e]g[e]nsatz v[on] Nichts od[er] v[on] G[o]tt[e]s Seyn. Hiedurch strebt das geist[i]ge Seyn hinwiederu[m] dem Materiellen entgegen [,] u[nd] da findet sich der Vereinigungspunkt. Geist u[nd] Materie 2928 sind zwar verschieden, sind nicht identis[c]h, aber sie sind auch nicht Gegensätze, stehen sich nicht entgegen, schließen sich nicht aus; so wenig als ehemals das S[c]höpferwort, durch das das Materielle in’s Daseyn gerufen ward u[nd] der Hauch [,] der sich zum Menschengeist realisirte [,] entgege[n] stand[en] als Gegensätze u[nd] sich ausschloßen. 2929 Beide [124vr/ 125rl] 2923 Randbemerkung [124vl] : „NB [: ] Die Ansicht wäre nur dann richtig, wenn der Impuls in beiden gleichartig wäre [-] wie in den 2 Th[ei]len - nicht in dem Einen frei [,] im andern nothwend[i]g -“. 2924 Über der Zeile: „Das System d[e]s influxus physicus [,] d[e]s ... (? )“. 2925 Der Abschnitt „Wollen ... bestimmen.“ wurde im Nachhinein eingeklammert. 2926 Randbemerkung [124vl] : „4) Trichotomie u[nd] moderner Dual[i]sm[us] -“. Darunter die Randbemerkung [124vl] : „D[a]s Syst[em] d[e]s infl[uxus] phys[icus] immer noch d[a]s richt[i]g[ere.] Waru[m] sollt[en] G[ei]st u[nd] Leib (Materi[e]ll[e]s [)] nicht aufeina[n]der wirk[en] kö[nnen]? W[enn] G[o]tt jed[e]smal ei[n]gr[e]if[en] kann (Cart[esius]) od[er] b[e]ide für sich so ord[nen] k[önn]t[e,] waru[m] soll er [n]i[c]ht b[e]ide [,] Leib u[nd] Seele au[c]h so bes[c]haff[en] s[e]y[n] laß[en], d[a]ß sie auf ein- [a]nd[e]r einwirk[en] k[önnen? ] D[e]r G[ei]st wirkt ja i[m] Kü[n]stler - i[m] b[e]wußt[en] Leb[en] all[en]th[a]lb[en] auf d[ie] Mat[e]rie ein. Wie schon Malebranche bemerkt: Auch das Materielle hat eine Bezieh[un]g zur g[ö]ttl[ichen] Vollkommenh[ei]t.“ 2927 „und“ über der Zeile. 2928 „Leib“ über der Zeile; in der Zeile folgendes „stehen“ gestrichen. 2929 Randbemerkung [124vl] : „Also G[ei]st ist Leb[en]sp[r]i[n]cip d[e]s Leib[e]s - u[nd] bildet [m]it d[ie]s[em] Ein[e] Natur - ei[n] u[n]theilbares (ird[i]sch[e]s) Ganzes [.] - G[ei]st = fl[e]ischgeword[en,] i[m] Leib[e] u[nd] d[u]rch ihn - d[a]h[er] [unleserliches Wort über der Zeile] ... (? ) Ursp[run]g d[er] Seel[en.]“ Daneben die dazugehörige Randbemerkung [124vl] : „G[rün]de d[a]für [: ] a) Mat[er]i[e] u[nd] G[ei]st für eina[n]der - b) Der Geist d[e]s Höher[n] - d[a]h[er] beh[err]s[c]h[en]d c) D[e]r Geist all[en]th[a]lb[en] i[n] s[einer] B[i]ld[un]g b[e]di[n]gt d[ur]ch d[en] Leib“. <?page no="347"?> 337 Schöpf[u]ngsworte sind vielmehr für einander, schließen sich nicht aus, können sich schon deßwegen nicht entgegen stehen, weil sie v[on] demselb[en] Schöpfer gesprochen werden. 2930 Der G[o]tt[e]shauch ward dem Erdgebildeten Leib nicht als Gegensatz eingehaucht, sond[ern] vielmehr für ihn, für d[ie]s[e]n Leib bestimmt u[nd] der Leib ward gebildet im Lichte der Idee d[ie]s[e]s Hauches [,] der für ihn bestimmt ward; der gebildete Leib aus Erde u[nd] der G[o]tt[e]shauch des Geistes waren also für einander, harmonirten zusammen, wurden für einander geschaffen. 2931 So gut also das Ineinander-Wirken aller Naturkräfte möglich ist, weil alle aus demselb[en] Schöpferwort hervorgehen, so gut ist auch das unmitt[e]lb[are] 2932 Zusammenwirken v[on] Körper u[nd] Geist möglich [,] weil beide für einander, zum selbstständ[i]g[en] Zusammenwirken geschaffen sind. 2933 Sehen wir indeß v[on] d[ie]s[e]m erst[en] urspr[ü]ngl[ichen] Schöpf[u]ngs-Acte ab, um zu sehen [,] was die gewöhnl[iche] Erfahr[u]ng [,] die Beobacht[u]ng der thatsächl[ichen] Erscheinung uns hierüber kund gibt. 2934 - 2935 Wir finden bei der Geburt des Menschen noch keine Spur v[om] Geist, lange Zeit nicht u[nd] erst nach u[nd] nach taucht sein Daseyn empor aus dem Körperlichen, in einzelnen Acten u[nd] Spuren v[on] ihm, dann immer klarer, bis er z[um] ganze[n] vollen Menschenbewußtseyn u[nd] Menschen-Wollen kommt. Der Geist kommt aus der Natur hervor, nicht weil er mit ihr identis[c]h ist, sond[ern] weil er in ihr wohnt u[nd] schlummert als in einem ihm, sein[em] ganzen Wesen ganz angemessenen Ruhestätte gleichsam, v[on] wo er geweckt u[nd] gebildet wird [,] freil[ich] erst d[u]rch andere Geister. 2936 - Und gleichwohl, obgleich der Geist z.B. im neugebornen Kinde noch nicht denkend, u[nd] 2937 wollend ist, lebt der Mensch schon als 2930 Randbemerkung [125rr] : „Die einfach[en] Stoffe in d[er] Natur sind ja au[c]h verschied[en,] u[nd] doch können sie auf einander wirk[en,] eb[en]so die organisch[en] Kr[ä]fte u[nd] die mat[e]riell[en] B[e]st[a]ndth[ei]le.“ 2931 Randbemerkung [125rr] : „A) B[e]d[e]ut[un]g d[e]s Materiell[en] für d[en] Geist B) Bedeut[un]g d[e]s G[ei]st[e]s für d[a]s Materielle ad A) a) Z[um] Manifestir[en] s[eines] Das[e]y[n]s b) Zur Bild[un]g sei[ne]s Wese[n]s c) Zur E[n]tst[e]h[un]g s[e]i[ne]s Wese[n]s - ad B) Verhält[n]iß v[on] Geist u[nd] Leib a) G[ei]st - Leb[en]sprincip - [„d[e]s Leib[e]s“ über der Zeile] unbewußt wirksam - b[e]i d[er] Leibbild[un]g. b) [kein Text zu „b)“]“. 2932 „unmitt[e]lb[are]“ über der Zeile. 2933 Einfügung am Seitenrand [125rr] : „Der Geist ist auch nicht etwa als ein Fremdling, od[er] als Ueberflüßiges in den s[c]hon belebt[en] Leib gesetzt word[en] [„zwar nicht identisch mit d[em] leibl[ichen] Leb[en,] aber es beding[en]d“ über der Zeile], sond[ern] in den noch unlebend[i]g[en] Leib als das belebende, dominirende Princip: Die Vereinig[un]g kann also keine blos mechanische [„s[on]d[ern] organische“ über der Zeile] seyn [,] sond[ern] so unmitt[e]lb[a]r [,] wie nur immer das Belebende u[nd] das dad[u]rch Lebendige vereinigt seyn, zusammengehören können“. 2934 Der Abschnitt „Sehen wir ... gibt.“ wurde im Nachhinein eingeklammert. 2935 Einfügung am Seitenrand [125rr] : „Ein viel näheres V[e]rh[ä]ltn[i]ß v[on] Leib u[nd] G[ei]st ist anzunehmen - als man bisher anzunehmen geneigt war -“. 2936 Randbemerkung [125rr] : „Statt s[c]hroff[en] G[e]g[en]s[a]tzes ist viel[me]hr das i[nn]igste Wechselv[e]rh[ä]lt[n]iß v[on] G[ei]st u[nd] Leib anzu[ne]h[men] - wie d[ie] Erf[a]h[run]g z[e]igt.“ 2937 „u[nd]“ über der Zeile. <?page no="348"?> 338 solcher (als Mensch), u[nd] doch kann die beseelende, lebend[i]ge Macht nur der Geist seyn. Also der Geist des Menschen ist hier noch versenkt ins Gebiet der Natur, brütend noch über ihr, unbewußt thätig u[nd] die Bild[un]g des Menschenleibes leitend u[nd] wiederum v[on] ihm bestimmt ganz nach Art der üb[ri]g[en] lebend[i]g[en] Organismen 2938 ; also wie eine Naturkraft sich ganz zu d[ie]s[e]n herablaßend, um sie nach u[nd] nach zu sich zu erheben. 2939 - In jedem neuen Mensch[en] incorporirt sich also der Geist der Menschheit aufs neue, wird gleichsam Natur; nimmt materielle Natur [125rl/ 125vr] an, wird eine zeitlang wie sie, um sie zu erheben zu s[einem] Organ u[nd] in d[ie]s[e]m sich selbst zur Herrl[i]chk[ei]t u[nd] Vollkommenheit zu bilden. Der neue Menschengeist 2940 entsteht d[a]h[e]r nicht aus der bewußten Persönlichkeit der Eltern, als würde dieser einfache untheilbare Geist v[on] 2941 beid[en] gleichsam zertheilt u[nd] Theile davon zum neu[en] Geiste zusammengefügt, sond[ern] aus dem Gattungs- Wesen der Menschh[ei]t 2942 geht der Mensch hervor, d.h. aus dem Gattungswesen, aus ihrer Natur [,] vermöge der sie mit der allgemeinen Menschh[ei]t in Zusammenhang stehen, nicht aus dem Wesen [,] vermöge deßen sie diese bestimmten, isolirte[n], für sich bestehenden Personen sind. 2943 D[ie]s[e]r Zusammenhang der Gattung, d[ie]se Macht des 2938 „Organismen“ korrigiert durch Überschreibung ursprüngliches „Organismus“. 2939 Randbemerkung [125rr] : „Der G[ei]st wird glei[c]hsam Fleis[c]h - incarnirt sich stets - um ein[en] Theil der Materie zu Zweck u[nd] Bed[e]ut[un]g zu erheb[en] - zu erlösen - (wie G[o]tt si[c]h incarnirt [,] u[m] d[ie] M[en]s[c]h[en]-Seel[en] zu erlös[en]. D[ie]s[e]r Drang d[e]r Natur gibt si[c]h kund in d[er] Begierde - concupiscentia - in so fern Gutes daran ist. -“ 2940 Randbemerkung [125vl] : „Ursprung des Geistes.“ Darunter [125vl] : „Product“. 2941 „v[on]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „oder der“. 2942 „der Menschh[ei]t“ über der Zeile. 2943 Einfügung am Seitenrand [125vl] : „Aus dem dunkl[en] physische[n] Wesen der mens[c]hl[ichen] Natur - aus d[em] G[a]tt[u]ngswesen entst[eht] d[ie] Seele. In jed[em] M[en]s[c]h[en] ein Doppeltes 1) für sich ist er als Persönl[i]chk[ei]t 2) [m]it d[em] Ganz[en] der M[e]ns[c]hh[ei]t verbund[en] als mens[c]hl[iche] Persönl[i]chk[ei]t [„menschl[iches] Gatt[un]gswes[en]“ über der Zeile]. Aus d[ie]s[em] Letzte[rn] geht der neue M[e]nsch hervor - [.] Für Generat[ia]n[i]sm[us.] A [)] a) Alle Analogie der Natur ist für d[en] Generat[ia]n[i]sm[us; ] i[n] d[er] G[o]tth[ei]t selbst su[c]h[en] wir noch i[r]d[i]s[c]h[e] Analogien zu erkennen [.] - b) Der ganze Entwickl[un]gsg[an]g d[e]s M[en]s[c]h[en]g[ei]st[e]s v[om] frühesten [„Entwickl[un]g der M[e]ns[c]hh[ei]t“ unter der Zeile] an ist dafür - c) Die Bedeut[un]g d[e]s V[e]rh[ä]lt[ni]ß[e]s v[on] Elter[n] u[nd] Kinder[n] rein psych[isch,] nicht phys[isch] blos - (Gemüths...k[ei]t (? ) Will[en]sricht[un]g -) d) D[a]s Myst[e]r[ium] d[e]s g[ö]ttl[ichen] Leb[en]s - e) Die g[a]nz[e] M[e]ns[c]h[en]ges[chichte] ... (? ) f) Auf ch[ri]stl[ichem] St[an]dp[un]kt nach a) Die Lehre v[on] d[er] Erbs[ün]de b) Die Lehre v[on] d[er] Erlösu[n]g g) Trinität [Daneben [125vl] : „a) Alle leb[en]d[i]g[en] Erd[en]wes[en] pflanz[en] si[c]h ganz d[urc]h Generati[on] fort [,] also etc. - (Nicht wir) Papageno: Es gibt s[c]hwarze Vögel [,] warum nicht au[c]h schwarze M[e]ns[c]h[en? ]“] B) Dag[e]g[en] läßt si[c]h [n]i[c]hts Trift[i]g[e]s aufbri[n]g[en.] <?page no="349"?> 339 allgem[einen] Menschenwesens ist eine unbewußte Region der g[ei]st[i]g[en] 2944 Menschen-Natur, ruht im dunkl[en] geheimnißvollem (sic! ) Grunde der Seele, der sich nur bei der Zeug[u]ng erschließt u[nd] dem Wirk[u]ngsgesetze nach dem Willen des Menschen nicht unterworf[en] ist, obwohl er allerdings die Macht hat [,] das Gesetz in Dienst zu nehmen 2945 ; die Macht [,] d[a]s Gesetz zu ändern [,] hat er nicht. Wie also der Menschen- Geist erst nach u[nd] nach aus der Natur, aus dem Leibe hervorgeht, in dem er schlummert, aus der Dunkelheit u[nd] Nacht des Unbewußtseyns, in der er gleichwohl schon vorhanden war, sonst wäre der Leib gar nicht lebendig, so ist der Geist der Menschheit, das Schöpferwort [,] das der Menschh[ei]t schöpferis[c]he, fortpflanzende Kraft gab, die Macht u[nd] das Band der ganzen Gattung es, 2946 die bei der Zeugung unbewußter Weise in u[nd] durch die Materie sich selbst fort potenzirt, den Keim zu neuem Geiste u[nd] Persönlichkeit durch das Materielle, durch die leiblichen Elemente 2947 setzt [.] Im Saamen [,] z.B. d[er] Pflanzen [,] sehen wir ja auch anfangs v[on] der belebend[en] Kraft nichts, es ist nur sichtbare Materie da [,] u[nd] doch schlummert das Lebensu[nd] Bild[u]ngsu[nd] Fortpflanzungsprincip in ihm. So auch bei der Entstehung des Menschen. 2948 Auch Materialistisch (sic! ) wird deßh[a]lb die Entst[e]h[un]g der Menschenseele nicht aufgefaßt, denn nicht aus der Materie an sich geht die Seele hervor [,] sond[ern] nur durch sie u[nd] in ihr pflanzt sie sich fort. [125vr/ 126rl] a) Die Ei[n]fachh[ei]t d[e]s G[ei]st[e]s ist kei[n] Hi[n]d[e]r[n]iß - Zeug[un]g [n]i[c]ht Theil[un]g [unter der Zeile: a [)] Der Geist brau[c]ht nicht ges[c]höpfl[ich] zu sey[n.] Was ist üb[er]h[au]pt G[e]schl[e]cht? ... (? ) Organ? Nein, s[on]d[ern] ... (? ) b) Die Unsterbl[i]chk[ei]t eb[en]so w[en]ig c) Unmögli[c]h ist secundäre [unleserliches Wort über der Zeile] S[c]höpferkr[a]ft eb[en]f[a]lls nicht [.] - Theolog[ie] sollt[e] d[as] Nichtbegreif[en] am w[e]nigst[en] als Maaßstab der Mögl[i]chk[ei]t geben [.] [Daneben [125vl] : „ad c) Da müßte Gott si[c]h ers[c]höpft hab[en] i[n] d[er] s[c]höpf... (? ) [-] di[e]ß ab[e]r P[a]nth[ei]sm[us.]“] C) Nähere Erklär[un]g - Der g[ö]ttl[iche] S[c]höpfer = Logos, der zur M[en]s[c]h[enn]atur geword[en], explicirt si[c]h zu ei[nem] groß[en] Ganz[en] der M[en]s[c]hh[ei]t, v[on] unzählig[en] I[n]dividu[en] - Persö[n]l[ic]hk[ei]t[en] - wes[en]sgleicher (aber [n]i[c]ht wes[en]seiner) Substanz. [Daneben [125vl] : „C) Für den Creat[ia]n[i]sm[us] sp[r]i[c]ht ni[c]hts als etwa: Gott muß etw[a]s zu thun hab[en.] D [)] Gegen ihn Vieles D[a]s ursp[rün]gl[iche] Creare setzt si[c]h fort du[rc]h d[a]s Generare -“]. 2944 „g[ei]st[i]g[en]” über der Zeile. 2945 „Dienst zu nehmen“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Thätigk[ei]t treten zu laßen“. 2946 „das“ in der Zeile gestrichen. 2947 „Elemente“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „Ansätze“. 2948 Einfügung am Seitenrand [125vl] : „Man kann nicht sagen [,] d[a]ß so der persönl[iche] G[ei]st des einzelnen Menschen nicht bestehen könnte, sond[ern] nur Ein geist[i]g[e]s G[a]tt[u]ngswesen; denn gerade dad[u]r[c]h unters[c]heidet sich das allgem[eine] geist[i]g[e] G[a]tt[u]ngswesen des Mens[c]he[n] [„v[on] d[en] üb[ri]g[en] Gatt[un]g[en] u[nd] (? ) Wes[en]“ unter der Zeile] [,] daß es die s[c]höpf[e]ris[c]he Macht in sich hat, [in der Zeile folgendes „zu“ gestrichen] persönl[iche] Wesen hervorzubring[en], Wesen [,] die für sich selbst Bewußtseyn u[nd] Wollen haben [,] sich innerl[ich] zu einem eigenen, unzerstörbar[en], einfach[en] Wesen od[er] Reich constituiren; - wäre das nicht [,] dann gebe (sic! ) es eben keine persönl[ichen] Wes[en,] keine M[e]nsch[en], s[on]d[ern] nur Thiere.“ <?page no="350"?> 340 II [.] Th[ei]l 2949 §: 21 F[o]rts[e]tz[u]ng 2950 Die Seele wird als das Dominirende, Belebende genommen in der Weise [,] wie ehemals bei der S[c]höpf[u]ng des ersten Menschen. Statt daß der Leib durch die Hand G[o]tt[e]s aus Erde gebildet werde, wird er hier durch die Zeugung aus dem materiell[en] Stoff gebildet, nicht der einzelne Mensch bildet ihn mit Wißen u[nd] Wille, sond[ern] die Menschen-Natur, das 2951 Gattungswesen. - Und ebenso statt daß dem so gebildet[e]n Keim des Leibes jedesmal unmittelbar die Seele eingehaucht würde v[on] G[o]tt, ist d[ie]s[e]r ursprüngl[iche] 2952 Hauch mit der schöpferis[c]h[en] Kraft der Erhaltung u[nd] Vermehrung durchdrungen mit der Macht [,] sich zu einer großen Gattungsvielheit zu erweitern; d[a]h[er,] wie schon erwähnt, dürfen wir nicht das einzelne, punctuelle, einfache, persönl[iche] Wesen [,] vermöge deßen der Menschengeist für sich ist, hier thätig seyn laßen, sond[ern] jener dunkle Grund der Seele, vermöge deßen er mit dem Allgemein-Wesen der Mens[c]hh[ei]t in Zusammenhang steht u[nd] seinerseits üb[er] die s[c]höpferis[c]he Gatt[u]ngsmacht der Menschh[ei]t verfügen kann - nicht durch seinen freien Willen, sond[ern] d[u]rch seine Menschen-Natur. 2953 - Dieß nur um den engen Zusammenhang 2949 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 52“ am oberen Seitenrand [126rr] ; „52“ bezeichnet den Bogen. 2950 Über der Zeile [126rl] : „Gründe geg[en] Creat[i]a[nismus] a) Keiner dafür b) D[a]s Gefühl d[e]r Ki[n]d[er] u[nd] Elter[n,] s[on]st [m]üßt[en] si[c]h d[ie] Ki[n]d[e]r d[e]r Elter[n] s[c]hä- [men,] w[enn] es g[e]g[en] [men]s[c]hl[iche] Würde wäre [,] d[u]r[c]h Generati[on] zu [en]tst[e]h[en.] c) [„c“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „d“] Unmögl[i]chk[ei]t d[e]r Leibzeugu[n]g ohne Geist [,] w[enn] d[ie]s[e]s Leb[en]sp[rin]c[i]p ... (? )“ Randbemerkung [126rr] : „Gegen die Generationstheorie a) Die ... (? ) sind S[c]holastiker [.] b) Die Pantheist[en] - d[enn] au[c]h d[ie]se laß[en] ja ihre Gotth[ei]t u[nm]itt[e]lb[a]r thät[i]g sey[n] b[e]i d[e]r Generati[on]“. Darunter die Randbemerkung [126rr] : „NB [: ] D[er] Creat[ianismus] pflegt zu sagen: Gott schafft die M[e]nsch[en]seel[e] unt[er] der Idee der M[e]ns[c]hh[ei]t (der gefallenen) [,] daru[m] geschwächt, mit d[e]r Erbsünde behaftet. Betracht[en] wir das näher. Was ist dann die Idee der Menschh[ei]t? Urspr[ü]ngl[ich] der [„reine“ über der Zeile] Gedanke G[o]tt[e]s v[on] d[er] M[e]ns[c]hh[ei]t; d[ie]s[e]r Gedanke wurde aber That in d[er] Schöpfu[n]g [.] D[ie]s[e]r Gedanke v[on] d[er] M[en]s[c]h[en]seele wurde Hau[c]h G[o]tt[e]s u[nd] d[a]d[u]r[c]h M[en]sch[en]seele; die Idee der M[e]ns[c]hh[ei]t ist also k[e]i[n] leerer G[e]danke [,] s[on]d[ern] Realität, Kraft - kurz d[a]s [„leb[en]d[i]g[e]“ über der Zeile] Gatt[un]gs-Wesen [.] - D[ie] Idee d[er] gefall[enen] M[e]nschh[ei]t ist d[a]s gefallene Gatt[un]gswes[en] der M[en]schh[ei]t [.] - Unt[er] d[er] Idee davon schaff[en] kann [n]i[c]hts andres heiß[en], als aus d[ie]s[e]m Gatt[un]gs-Wes[en] hervorruf[en] - durch die realisirt[e] Idee - die Gatt[un]gspotenz schaff[en] [„Generare“ über der Zeile].“ Darunter [126rr] : „Aus der rein[en,] noch unrealisirt[en] Idee hervorbri[n]g[en] = Creare [.] Aus d[er] sch[on] realis[i]rt[en] Idee hervorbri[n]g[en] = generare“. Darunter [126rr] : „V[on] der gefallenen M[e]nschh[ei]t gibt es keine Idee -“. 2951 „leibl[iche]“ über der Zeile. 2952 „ursprüngl[iche]“ über der Zeile. 2953 Einfügung am Seitenrand [126rr] : „wie er d[u]rch s[einen] freie[n] Willen s[eine] angeborne Art u[nd] eigenthüml[iche] Individualität, seine Natur-Anlage als solche - Talent, Temp[eram]ent etc.“ Darunter die Einfügung am Seitenrand [126rr] : „Daß d[ie] ganze Mens[c]hh[ei]t sich durch eigne Macht, die ihm urspr[ü]ngl[ich] v[om] S[c]höpfer gegeben, vervielfältigt [,] zeigt der innige Zusammenhang des Mens[c]hengeschlechtes unter sich, der geist[i]ge Zusammenhang, der sich in verschiedener Weise in Verbind[un]g mit dem natürl[ichen] Zusamm[en]h[a]ng äußert, in Sympathie [,] Liebe, u[nd] Aehnl[ichem]. Der Zusammen- <?page no="351"?> 341 zw[i]sch[en] Seele u[nd] Leib zu zeigen, der ein lebend[i]g[e]r, inniger, auf d[ie]s[e]r Erde naturnothw[e]nd[i]g[er] ist, ohne materialistisch zu seyn, d.h. materialist[isch] im gewöhnl[ichen] Sinne. Vor einem gewiße[n] Material[i]smus brauchen wir aber gar nicht zurückzuschrecken: Näml[ich] wie u[nd] wo wir uns den Menschengeist auch denken mögen, im Universum, in der S[c]höpf[u]ng muß er jedenf[a]lls sein 2954 ; das ist ihm aber keine Unehre, denn die üb[ri]ge Schöpf[u]ng, das Nicht-Persönl[iche], das Substrat des Persönl[ichen] ist ja 2955 auch G[o]tt[e]s Werk, ist nicht ein seinem ganzen Daseyn u[nd] Wesen Entgegengesetztes, wie man allenfalls im s[c]hroffen Dual[i]smus, wo d[ie] Materie als das Böse geradezu bezeichnet wird, annehmen muß. - Der Menschengeist ist im Leibe u[nd] durch den Leib, er wurde schon urspr[ü]ngl[ich] mit Rücksicht auf den gesammten Leib ges[c]haffen u[nd] setzt sich d[u]rch d[ie]s[e]n fort; u[nd] die Menschh[ei]t ist durch die Erde in ihre[m] Bestehen bedingt 2956 , u[nd] sie ist für sie, d.h. die Erde wäre zwecklos [,] wenn d[ie] Menschh[ei]t nicht mehr wäre u[nd] hinwied[e]ru[m] [126rl/ 126vr] müßte die Menschh[ei]t in ihr[er] ganzen Natur u[nd] Art eine andere werden [,] wenn sie v[on] d[er] Erde weg versetzt würde. Selbst die geist[i]g[e] Natur müßte anders werd[en,] 2957 weil d[ie]se der Erde dem Ird[i]s[c]h[e]n gemäß gebildet ist. Wie innig d[ie]se Verbind[u]ng sei, das geht schon daraus hervor [,] daß wir uns den Geist nicht zu denken vermögen ohne irgend eine Naturbasis, rein für sich als bloßes Fühlen, Denken, Wollen; dann geht dieß daraus hervor [,] daß die innerste Natur des Mens[c]hen seine ganze Seele sich empört u[nd] schaudert, wenn sie den Leib verlaßen soll; es ist also dieß etwas ihr selbst Widerliches, Widernatürliches. - D[ie]s[e]n innigen, eig[e]ntl[ich] naturnothw[e]nd[i]g[e]n Zusammenha[n]g v[on] Seele u[nd] Leib bezeugt auch das Chr[i]st[e]nth[um] durchgäng[i]g [,] den[n] es behandelt den Menschen in allen Bestimmung[en] nicht als bloßen Geist, sond[ern] als Menschen mit Leib u[nd] Seele; ganz besonders aber bezeugt dieß das Ch[ri]st[e]nth[um] d[u]rch d[ie] Lehre v[on] der einst[i]g[en] Wiedervereinig[un]g der Leiber u[nd] d[er] Seelen. D[a]d[u]rch ist ausgesprochen, daß die Mens[c]hh[ei]t für immer der Erde angehört, - der verklärten, verbeßerten - [,] daß die Trennung nur ein interimistisch[er] Zustand sei. - Warum sollt[en] wir uns also sträuben [,] jenen innige[n] Zusammenhang v[on] Seele u[nd] Leib 2958 hang zw[i]s[c]h[en] Eltern u[nd] Kindern wird nicht blos als ein leibl[icher,] äußerl[icher] wahrgen[o]mmen, sond[ern] als geist[i]g[e]r, innerlich gefühlt u[nd] als nothw[e]nd[i]g[e]r anerkannt, u[nd] d[u]rch die Eltern ist d[ie]s[e]r Zusammenhang wieder mit And[e]r[n] vermittelt u[nd] s[o]f[ort]. - Das Chr[i]st[e]nth[um] besinnt sich gerade in s[einen] Grundlehren auf d[ie]s[e]n Zusammenhang. Die Gemeinsch[a]ft der Menschen dießeits, die selbst d[u]rch d[a]s Jenseits nicht getrennt werden soll; d[ie] Lehre v[on] d[er] allgem[einen] Sündh[a]ft[i]gk[ei]t der Mens[c]hen d[u]rch Forterben [,] d.h. dadurch [,] daß die Macht der Fortpflanzung, das schöpferische Genus [unleserliches Wort über der Zeile] der Mens[c]hh[ei]t d[u]rch d[ie] erst[en] Menschen corrumpirt ward; - dann wiederum die Lehre v[on] der Erlösung od[er] Stellvertretung gerade d[u]rch Menschwerdung [,] d.h. d[u]rch den Eintritt G[o]tt[e]s in d[ie]s[e]n generisch[en] Zusamm[en]hang der Mens[c]hh[ei]t als Gesammth[ei]t u.A. D[a]h[er] Mensch[e]nsohn - Sohn der Menschh[ei]t - der M[e]ns[c]h[en]gattu[n]g -“. 2954 „ein Substrat muß er hab[en]“ über der Zeile. 2955 In der Zeile folgendes „nicht“ gestrichen. 2956 „bedingt“ über der Zeile. 2957 „müßte anders werd[en]“ über der Zeile. 2958 „zu läugnen“ in der Zeile gestrichen. <?page no="352"?> 342 anzunehmen? 2959 (Um es üb[ri]g[e]ns nochmal zu erwähnen, nicht aus der Natur, aus dem Leibe geht die Mens[c]henseele ihrem Wesen nach hervor, d[ie]s[e]r ist nur das Mittel z[ur] Entsteh[u]ng, sond[ern] aus der geist[i]g[en] Natur der Mens[c]hh[ei]t, aus dem Geistig-Seyn der Mens[c]hen-Gattung.) Bei der Untersuchu[n]g 2960 nach dem Verh[ä]ltn[i]ß v[on] Seele u[nd] Leib zu einander 2961 hat man auch gewöh[n]l[ich] die Frage aufgestellt nach dem Wohnsitz der Seele im Leibe. Das ist eine Frage [,] welche die Psychologie in Verbind[un]g mit der Physiologie des Menschen zu untersuchen u[nd] zu beantworten hat. Nach den Untersuch[u]ng[e]n u[nd] Experimenten, die man angestellt, hat sich allerdings ergeben, daß das Gehirn vorzugsweise das Organ u[nd] W[e]rkzeug sei für das Denken, die davon ausgehenden u[nd] den ganzen Körper durchziehenden, durchwebend[en] Nerven aber vorzugsweise die Diener u[nd] Bot[en] des Willens in d[ie]s[e]m kleinen Universum, die s[eine] Befehle empfang[en] mit unnen[n]barer Geschwind[i]gk[ei]t [126vr/ 127rl] 2962 [,] dem Theile des Körpers mittheilen, für den sie bestimmt, d[u]rch die Nerven regiert, leitet der Wille den Körper. Im gewöhnl[ichen] Sprachgebrauch endl[ich] hat man schon das Herz als Sitz der Gefühle u[nd] Empfindungen bezeichnet. V[on] ein[em] bestimmten Wohnsitz der Seele im Leibe kann eig[e]ntl[ich] also nicht d[ie] Rede seyn, sond[ern] nur v[on] ein[em] mehr od[er] weniger u[nd] v[on] verschiedener Art der Thät[i]gk[ei]t in verschieden[en] Organen. Die Seele ist dem Leibe eigentl[ich] gewißermaß[e]n 2963 allgegenwärt[i]g. Näher kann hier auf physiolog[ische] Untersuchung in Betreff des Gehirnes, der Nerven u.s.w. nicht eingegangen werden (Ph...nologie (? )). Anm[erkung: ] Um sich den Zusammenhang zw[i]sch[e]n Geist 2964 u[nd] Leib zu erklären [,] 2965 hat man häufig ein Mittleres zw[i]sch[en] beiden angenommen, die Seele, die beide vermitteln soll; man hat eine sog[enannte] Trichotomie gelehrt, 2966 und zwar geschah dieß schon im Alterthum [,] besonders v[on] den chr[i]stl[ichen] K[i]rch[e]nlehrern der ersten Jahrh[u]nd[e]rte, u[nd] d[ie]se Lehre hat sich d[u]rch alle J[a]hrh[u]nd[e]rte hind[u]rch erhalten u[nd] wird in neu[erer] Zeit v[on] Psychologen [,] Philosophen 2967 u[nd] besond[ers] v[on] Theologen häufig verfochten. 2968 - Genau betrachtet scheint mir 2959 Einfügung am Seitenrand [126vl] : „NB [: ] Nach d[ie]s[er] Anschauungsw[ei]se wird auch d[as] A[lte] T[estament] leichter zu verstehen seyn! “ 2960 „Untersuchu[n]g“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Frage“. 2961 Randbemerkung [126vl] : „2) s[iehe] Unt[en]“. 2962 In der Zeile folgendes „jede“ gestrichen. 2963 „gewißermaß[e]n“ über der Zeile. 2964 „Geist“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Seele“. 2965 Randbemerkung [127rr] : „1) s[iehe] Ob[en]“. 2966 Randbemerkung [127rr] : „ad Trichotomie - Die Seele [m]üßte entwed[er] Körper od[er] [„G[ei]st“ in der Zeile gestrichen] Ni[c]htkörper sey[n] - aber dann die[n]te sie [n]i[c]ht zur V[e]r[m]ittl[un]g - od[er] b[e]dürfte selbst wieder einer solch[en.] - Ab[e]r Thierseele - Energie - die ges[c]haff[en.] (? ) G[o]tt z[ur] Ver[m]ittl[un]g[.] - Au[c]h d[ie]s[e]r [n]i[c]ht nothw[en]d[i]g [.] Ueberflüßig u[nd] unhaltbar.“ 2967 „Philosophen“ über der Zeile. 2968 Randbemerkung [127rr] : „D[ie] Gnostiker haben sogar drei verschiedene Menschenklaß[en] unters[c]hieden [,] die coikoi od[er] u`likoi, die yucikoi u[nd] die pneumatikoi.“ <?page no="353"?> 343 d[ie]se ganze Frage um Dichotomie u[nd] Trichotomie nicht die hohe 2969 Bedeutung zu haben, die man ihr beilegt, dann aber, glaube ich [,] daß in der That die Annahme einer Seele als Mittelglied zw[i]s[c]h[en] Leib u[nd] Geist (sw/ ma u[nd] pneu/ ma) überflüßig sei. Denn was soll diese Seele seyn u[nd] wozu soll sie dienen? Den Leib zu beleben u[nd] seine Functionen dem Geiste zu Diensten zu stellen? 2970 Aber warum soll das der Geist nicht selbst thun? Soll dieß für ihn zu geringfügig, zu niedrig seyn? Da es doch für keine Entwürd[i]g[un]g gehalten wird für den Geist [,] sich desselben als Organs zu bedienen, da er in sein[en] Thätigk[ei]t[e]n in d[ie]s[em] Leben allenth[a]lb[e]n v[om] Leibe abhängig sich weiß u[nd] in den höchsten, erhabendsten Thätigk[ei]ten gerade am meisten? Der Leib hat für die Entsteh[u]ng des Geistes die höchste Bedeut[un]g [,] ist die conditio sine qua non selbst nach dem Creatianismus, er ist in s[einer] Entwickl[u]ng an d[a]s leibl[iche] Leben gewiesen, v[on] d[ie]s[e]m bedingt u[nd] abhäng[i]g [; ] wozu also ein Mittelding v[on] Seele [,] das nicht Leib u[nd] nicht Geist ist? - Gibt es wohl einen lebend[i]g[e]n Mens[c]hen ohne Geist; wenn d[er] Geist [127rl/ 127vr] nicht mehr da ist, lebt wohl der Mens[c]h noch [,] solchen M[e]nsch[e]n möcht’ ich sehen, deßen G[ei]st schon abgeschieden, deßen Körper noch lebt d[u]rch die Seele (yuch) [.] 2971 Oder soll die Seele vielleicht das physische Leben des Leibes seyn, unterschieden vom menschl[ichen] Leib selbst. Allein d[ie]se Unters[c]heid[un]g v[on] mens[c]hl[ichem] Leib u[nd] Leben d[ie]s[e]s Leibes ist wieder nicht 2972 zuläßig. Denn ist der Leib des Menschen einmal unlebendig, todt, dann ist er nicht mehr ein Theil des Menschen, ist nicht mehr specifisch menschl[ich], der Cadaver ist, wie jeder andere Gegenst[a]nd nur eine bestimmte Quantität verschied[ener] Elemente u[nd] Stoffe u[nd] unterscheidet sich in nichts mehr v[on] allen üb[ri]g[en] ird[i]sch[en] Dingen; denn gerade das, was all’ d[ie]se Elemente zum menschl[ichen] Leib machte, ist ja nicht mehr in ihnen. Das belebende [,] die ganze Maße z[um] menschl[ichen] Organismus einigende Princip; d[ie]s[e]s belebende Princip u[nd] die Stoffe sind nicht zu trennen [,] sonst ist der menschl[iche] Leib nicht mehr als solcher, man kann also nicht mehr menschl[ichen] Leib u[nd] das Leben desselben unterscheiden, beides gehört naturnothw[e]nd[i]g u[nd] wesentl[ich] zum Begriff u[nd] zur Existenz des menschl[ichen] Leibes. Und wiederu[m,] wie schon bemerkt wurde, ist der Geist nicht trennbar - obwohl 2973 zwar unterscheidbar v[om] Leib od[er] vielmehr v[om] mens[c]hl[ichen] Leben. Das mens[c]hl[iche] Leben läßt sich nicht in Theile zerlegen. Ohne Geist od[er] Mens[c]henseele entsteht kein Leib u[nd] besteht keiner. 2974 2969 „hohe“ über der Zeile. 2970 Randbemerkung [127rr] : „Ein Vermittlu[n]gsglied? Bedürfte denn d[a]s nicht au[c]h wieder der Ver[m]ittl[un]g nach 2 Seit[en] hin - [m]it Leib u[nd] Geist? “ 2971 Einfügung am Seitenrand [127vl] : „Ein physisch[es] Leben ohne Geist gibt es gar nicht. Der Mens[c]h müßte zugleich ein Thier seyn; das ist er aber nie, sond[ern] stets ein Mensch.“ 2972 Unleserliches Wort über der Zeile. 2973 „obwohl“ über der Zeile. 2974 Randbemerkung [127vl] : „[„s[iehe] Unt[en]“ über der Zeile] Man müßte höchstens Geist die Vernunft selbst nennen - Seele den Verstand u[nd] ird[i]sch[en] Sinn, d[a]s Vermögen der Seele für d[a]s Irdis[c]he - allein <?page no="354"?> 344 Was man Seele nennt im Unterschied v[om] Geist, das ist vielmehr der Geist selber in seiner Manifestation durch das Medium des leibl[ichen] Lebens, d[u]rch das Medium des Räumlichen also u[nd] des irdis[c]h[en] Zeitlichen; das reine Licht des Geistes bricht sich in d[ie]s[e]n verschiedenen Organen u[nd] Functionen des Leibes u[nd] d[ie]s[e]r stärkere od[er] schwächere Abglanz des im Innersten thronend[en] Geistes als der Sonne des kleinen Mikrokosmus [,] den wir Leib nennen, scheint dann ein anderes [,] v[on] dem Geiste selbst Vers[c]hiedenes zu seyn, während es doch der Geist selbst nur ist in 2975 räumlicher od[er] zeitlicher Function u[nd] Manifestation. Es wird doch zugegeben, daß d[er] Geist d[e]s [127vr/ 128rl] II [.] Th[ei]l 2976 §: 21 F[o]rts[e]tz[u]ng 2977 Zunehmens [,] d.i. Vervollkom[m]nung, der Ausbild[un]g fähig u[nd] bedürftig sei, gleich dem Körper, daß er auch abnehmen könne, gut u[nd] schlecht werde, 2978 daß er irre, abergläubis[c]h, ungläubig sei; daß er vom geringsten körperl[ichen] Gebrechen oft in seiner Thätigkeit gehemmt werde u.s.w. Im Kinde müßte man den Geist ganz unthätig denken, ganz todt, regungslos; u[nd] doch muß er s[c]hon vorhanden seyn, u[nd] er ist es auch u[nd] ist auch schon thätig, noch confus u[nd] treibend im leibl[ichen] Leben des Kindes, aber doch thätig u[nd] lebendig, immer mehr sich zum lichten Centrum des Menschen bildend, erst als geist[i]ge Morgen- Dämmerung 2979 bei nach u[nd] nach erwachend[em] Selbstbewußtseyn, endl[ich] volle Sonne des Bewußts[e]y[n]s im Innern des Menschen aufgehend. - (Das nur Anmerk[un]gsw[ei]se.) 2980 Verstand u[nd] Vernunft sind in d[er] Menschen-Natur nie getrennt - der Mens[c]h muß stets d[a]s Ird[i]s[c]he auch als vernünft[iges] (? ) Wesen betrachten etc. [„Das“ in der Zeile gestrichen] Die [„sog[enannte]“ über der Zeile] Seele der Thiere ist nichts andres als das eigentl[iche] Gatt[u]ngswesen [,] das d[ie]s[e]n bestimmt[en] Stoff od[er] Elemente als belebendes Princip einigt [.] - Das innere - v[om] [„als geist[i]g[e] Naturbasis“ über der Zeile; „Wes[en]s“ über „Natur“] unpersönl[ichen] Geist sich unterscheidende G[a]tt[u]ngswesen, wod[u]rch die Fort-Zeugung geschieht [,] könnte man viell[ei]cht Seele nennen, obwohl dieß wieder kein B[e]standth[ei]l für sich ist, sond[ern] nur d[u]rch d[en] Verein v[on] G[ei]st [„G[ei]st“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Seele“] u[nd] Leib zu Stande kommt u[nd] nur so lange existirt, als d[ie]s[e]r dauert. - Seele = die Macht des Genus der M[e]ns[c]hh[ei]t in der Welt. -“ 2975 In der Zeile folgendes „Ra“ gestrichen. 2976 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 53“ am oberen Seitenrand [128rr] ; „53“ bezeichnet den Bogen. 2977 Randbemerkung [128rr] : „A) V[e]rh[ä]ltn[i]ß d[e]s G[ei]st[e]s z[um] Leib - Ursprung der Seele [.] NB [: ] I[n] Bezug auf d[en] G[ei]st darf der M[e]ns[c]h au[c]h egoistisch seyn [,] d.h. für sein ewig[e]s Heil sorgen - in B[e]zug auf s[eine] Seele, d[a]s G[a]tt[un]gswes[en], d[a]s Gemeinsame aber nicht - darf [n]i[c]ht d[en] L[e]id[en]sch[a]ft[en] huld[i]g[en] auf Kost[en] Anderer - das [,] was G[o]tt[e]s ist [,] darf er anstreb[en] - [n]i[c]ht das [,] was des M[en]s[c]h[en] ist. -“ 2978 In der Zeile folgendes gestrichenes Wort unlesbar. 2979 „Morgen-“ über der Zeile. 2980 Randbemerkung [128rr] : „NB [: ] Die Seele, könnte man sag[en,] ist gerade durch d[ie]s[e] Vereinig[un]g v[on] Geist u[nd] Leib hervorgebracht - d[a]s Gebiet - der Coincidenz - Punkt der Vereinig[un]g - statt selbst Etwas Drittes, Selbststä[n]d[i]g[e]s zu sey[n] u[nd] zu vermittel[n] G[ei]st u[nd] Leib [.] - <?page no="355"?> 345 III) Wir haben bisher das natürl[iche] 2981 Verh[ä]ltn[i]ß des G[ei]st[e]s z[um] Leibe 2982 betrachtet, das Verh[ä]ltn[i]ß v[on] beiden in physischer u[nd] psy[c]hischer Beziehung, u[nd] auch das mehr metaphysische Verh[ä]ltn[i]ß derselben wurde s[c]hon angedeutet, indem bemerkt wurde, die Zusammengehörigk[ei]t, die Beziehung beider höre nicht auf [,] selbst beim Uebertritt der Seele ins Jenseits, da sie mit dem Menschengeschlecht, mit der Mens[c]hen-Gattung im Dießeits in fortwährenden (sic! ) Zusammenhang bleibt u[nd] am Schluße der Zeiten sogar die ihr stets verbleibende Potenz der Wiederverkörperung im Dießeits verlire bei 2983 der Wiedervereinig[u]ng mit dem Leibe, bei d[er] Aufersteh[u]ng der Todten also. Nun aber wollen wir auch das vorwiegend moralis[c]he Verh[ä]ltn[i]ß beider in 2984 Untersuchung ziehen [,] d.h. das Verhältniß [,] in dem Seele u[nd] Leib stehen in dem Streben nach Erreichung der höchsten Bestimmung des Menschen. Da ist aber zuvor das zu erörtern, was denn die höchste Bestimmung des Menschen sei? a) Als Bestimmung des Menschen sprechen die R[e]l[i]g[io]n[en] insgesammt aus, daß sie üb[er] d[ie]s[e]s Leben hinaus reiche, in einem höhern Gebiete liege, hier auf Erden nicht erreicht werden könne. Selbst der Wilde glaubt 2985 sich zu einem höhern, glücklichern Zustand berufen als er auf d[ie]s[e]r Erde ihm zu Theil geworden. - Vollkom[m]nere R[e]l[i]g[io]nen [128rl/ 128vr] aber, wie d[ie] Indis[c]he u[nd] Budhaist[ische] bezeichnen als Bestimmung des Menschen Rückkehr ins Unendliche, in ewige Ruhe, die man sich Wie ei[n] Reg[en]bog[en] [„also farbig[e]s Li[c]ht“ über der Zeile] [m]it viel[en] Farb[en] e[n]tsteht [,] wenn d[a]s reine Sonn[en]licht si[c]h bri[c]ht in d[en] Reg[en]tropfen - so e[n]tst[e]h[en] die farbig[en] A[e]uß[e]r[un]g[en], Gefühle etc. d[u]rch Ver[e]inig[un]g d[e]s G[ei]st[e]s mit d[em] Leibe - die [n]i[c]ht rei[n] geist[i]g [,] aber au[c]h [n]i[c]ht blos leibl[ich] si[n]d - wie d[e]r R[e]g[en]bog[en] u[nd] s[eine] Farb[en] [n]i[c]ht r[e]i[ne]s Sonn[en]li[c]ht u[nd] [n]i[c]ht bloße Reg[en]tropf[en] si[n]d.“ 2981 „natürl[iche]“ über der Zeile. 2982 Randbemerkung [128rr] : „Bisher Bedeut[un]g d[e]s Leib[e]s in B[e]zug auf den Ursp[run]g d[e]s G[ei]st[e]s [,] zul[e]tzt in B[e]zug auf d[as] Ziel.“ Daneben die Randbemerkung [128rr] : „B) Wesen, I[n]halt d[e]s G[ei]st[e]s. III [)] Die Substanz, d[a]s Wes[en] d[e]s G[ei]st[e]s müß[en] wir erke[nnen] aus d[en] Aeußerung[en] u[nd] aus d[em] I[n]halt [.] - Nam[e]ntl[ich] aus d[em] I[n]halt, aus ursp[rün]gl[ich] Gegebenen (sic! ) - d[en] Ideen - (metaphys[isches] Wes[en]) [.] Daraus ergibt si[c]h dann die Aufg[a]be d[e]s M[e]ns[c]h[en] u[nd] e[n]dl[ich] aus d[er] Aufgabe d[e]ss[e]lb[en,] die si[c]h näml[ich] ankü[n]d[i]gt - als moralisch[e]s Wes[en.] Jedes Wes[en] dazu b[e]sti[mm]t [,] wozu es Dr[an]g, Gest[a]lt[un]gs-Kraft etc. hat [.] (C) Oder moral[i]s[c]hes V[e]rh[ä]lt[n]iß v[on] G[ei]st u[nd] Leib [.] -) Ethische Aufg[a]be d[e]r M[en]s[c]h[en]natur zu erschließ[en] aus d[en] Kräft[en] u[nd] Anlag[en] - Gefühl - Erk[ennen] - Woll[en] - Schö[ne] - Wahre - Gute zu erstr[e]b[en] u[nd] si[c]h anzueig[nen,] d[a]d[u]rch si[c]h selbst dazu bild[en] - in sich [n]i[c]ht blos [,] s[on]d[ern] an sich d[ie]se Ide[en] realis[iren] - dad[u]r[c]h aber G[o]tt[e]s [,] der an sich realisirt [.]“ Zusätzliche Randbemerkung [128rr] zum letzten Absatz der vorherigen Randbemerkung [128rr] : „Nicht blos sich selbst zu erhalt[en,] zu ernähr[en] u[nd] fortzupfl[an]z[en] wie b[e]i d[en] Thi[e]r[en] - ist Aufg[a]b[e] d[e]s M[e]nsch[en]. -“ 2983 „d[u]rch“ über der Zeile. 2984 „in“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „bet[reffs]“. 2985 „glaubt“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „denkt“. <?page no="356"?> 346 freil[ich] auch als Seel[i]gk[ei]t denkt, obwohl man v[on] persönl[icher] Fortdauer keine recht klare Vorstell[u]ng hat. Die Vollendung der rel[i]g[iö]s[e]n Vorstell[u]ng v[on] der endl[ichen] Bestimmung des Menschen enthält das Chr[i]st[e]nth[um,] dem gemäß der Mensch berufen ist 2986 [,] nach immer größrer Gottähnlichkeit zu streben u[nd] 2987 d[ie]se entsprechende Seeligk[ei]t zu erreichen; das Chr[i]st[e]nth[um bezeichnet als Aufgabe des Menschen, um zu d[ie]s[e]m letzten Ziele im Jenseits zu kommen, dieß [,] den wahren, d[en] chr[i]stl[ichen] Glauben anzunehmen, d.h. 2988 also der Wahrh[ei]t beizupflichten; dann die Gebote G[o]tt[e]s zu erfüllen [,] d.h. das Gute zu thun; Wahrheit u[nd] das Gute in entsprechender Form od[er] Ausdruck im Sichtbar[en] dargestellt [,] gibt das wahrh[a]ft 2989 Schöne, u[nd] sich selber, d[a]s eigne Wes[en,] zur Form geist[i]g[er Schönh[ei]t] zu gestalt[en] u[nd] damit am Ende der Tage auch zur Form verklärter, körperl[icher] S[c]hönheit - 2990 [.] b) Doch nun fragt es sich [,] ob wir auch wissensch[a]ftl[ich] uns d[ie]se höchste Bestimmung des Menschen klar mach[en], d.h. durch Betracht[u]ng des eignen Wesens des Menschen u[nd] d[u]rch Vergleichung d[ie]s[e]s Wesens mit Gottes Wesen u[nd] Willen od[er] d[u]rch Prüfung d[ie]s[e]s Menschenwesens an der Idee v[on] Gott. Betrachten wir das immanente Wesen des Menschen-Geistes in sein[er] Ausbild[u]ng 2991 nicht in sein[em] unvollkomm[en]st[en] Zustande 2992 - dann finden wir in demselben Ideen des Wahren, Guten u[nd] S[c]hönen [,] d.h. wir finden in ihm die Fähigkeit [,] etwas für wahr zu halten, u[nd] an ein[em] innern Bilde der Wahrheit zu prüfen, ob es in der That d[ie]s[e]r Idee des Wahren entspreche [,] also wahr sei od[er] nicht, das ist das Vermögen für die Wahrh[ei]t, das Erk[e]n[n]tnißvermögen seiner höchsten Potenz; 2993 zugleich aber fühlen wir das Streben, den Drang in uns [,] das Wahre zu erkenne[n,] ihm nachzuforschen [.] 2994 2986 „ist“ über der Zeile. 2987 „die“ über der Zeile. 2988 „d.h.“ über der Zeile. 2989 „wahrh[a]ft“ über der Zeile. 2990 „u[nd] sich selber, d[a]s eigne Wes[en] zur Form geist[i]g[er] Schönh[ei]t zu gestalt[en]“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt und in der Randbemerkung [128vl] eingefügt: „u[nd] damit am Ende der Tage auch zur Form verklärter, körperl[icher] S[c]hönheit -“. 2991 „Ursp[rün]gl[icher] Inhalt d[e]s G[ei]st[e]s-Wes[en]“ am Seitenrand [128vl] . 2992 Randbemerkung [128vl] : „NB [: ] Wer würde auch, wenn er [„üb[er]“ in der Zeile gestrichen] d[a]s Wesen einer Pflanze beurth[ei]l[e]n u[nd] prüfen wollte, dies[e]lbe nach dem unentwickeltsten, unvollkommenst[en] Zustand prüfen wollen? “ 2993 Randbemerkung [128vl] : „Der M[e]ns[c]h a) Für Wahrh[ei]t - in Glaub[en] u[nd] Wiss[en] b) Für Moral[i]tät [„Güte“ über der Zeile] d[u]rch F[u]r[c]ht (? ) d[e]s W[i]ll[ens] c) Für d[a]s S[c]höne. Ku[n]st - NB [: ] Die Idee[n] sind zunächst nur als Pot[en]z u[nd] Verlang[en] da [.] - Dieß Alles eig[en]tl[ich,] um si[c]h selbst innerl[ich] auszubild[en,] zu realisir[en.] - ... (? )“ 2994 „Streben, den Drang in uns [,] das Wahre zu erkenne[n,] ihm nachzuforschen“ am Seitenrand [128vl] eingefügt. Es ist unsicher, ob sich hierauf die weitere Randbemerkung [128vl] bezieht: „Also [n]i[c]ht bloß[er] Gehorsam, Legalität“. <?page no="357"?> 347 Wir 2995 finden ferner im Menschengeiste das Vermögen [,] das Gute nicht blos zu erkennen [,] sond[ern] auch zu wollen u[nd] einen Drang u[nd] Antrieb 2996 in uns [,] dasselbe zu vollbringen; 2997 u[nd] endl[ich] hat die Seele in sich die Idee des Schön[en] u[nd] den unwiderstehl[ichen] Zug zu dem, was d[ie]s[e]r Idee als Realisirung mehr od[er] weniger entspricht. Das Alles ist thatsächl[ich], wirkl[ich] 2998 erfahrbar, denn wären d[ie]se Ideen nicht im Mens[c]hengeiste als Kriterien, als Prüfsteine gleichsam, er könnte nicht Wahres v[on] Falsch[em,] Gutes v[on] Bösem, Schönes v[on] Häßlichem mehr oder [128vr/ 129rl] weniger unterscheiden. 2999 Zugleich aber ist es eine innere Wahrnehmung u[nd] histor[ische] 3000 Erfahr[u]ng [,] daß der Mensch im Leben nicht dazu komme [,] diese Ideen des Wahren, Guten u[nd] Schönen, ihnen nachstrebend [,] zu erreichen; sie stellen sich dem Geiste als unendl[ich] erhaben dar, u[nd] vereinigen sich der nachsinnenden Betrachtung insgesammt in Einer Idee, in der Idee v[on] Gott, von der sie sich nur als einzelne Strahlen erweisen. 3001 D[ie]s[e]n Ideen d[u]rch Realisir[u]ng nachstrebend, strebt also der Mensch [,] die Idee G[o]tt[e]s in sich zu realisiren [,] d.h. sich Gott ähnl[ich] zu machen durch Erkennen des Wahren, d[u]rch Vollbringen des Guten, durch Darstellung des Schönen. Gott-Aehnlichkeit also erweist sich auf d[ie]se Weise auch der denkenden Betracht[u]ng als höchstes Ziel des Menschengeistes; als Ziel [,] das als Vorbild, als Idee in s[einem] Geiste ruht u[nd] ihm vorschwebt u[nd] zu deßen Realisir[u]ng er auch ein Vermögen, eine Kraft in sich fühlt. 3002 2995 „Wir“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „wir“. 2996 „An“ über der Zeile. 2997 Randbemerkung [128vl] : „Es h[a]nd[e]lt sich nicht um obj[ective] Realis[irun]g d[ie]s[e]r Ideen [,] s[on]d[ern] um subj[ective,] d.h. d[er] Geist selbst muß deren (? ) Realis[irun]g w[er]d[en]“. 2998 „wirkl[ich]“ über der Zeile. 2999 Randbemerkung [128vl] teilweise überschrieben: „Es gebe üb[e]rh[au]pt gar keine[n] Unt[e]rs[c]h[ie]d v[on] Wahrh[ei]t u[nd] Fals[c]hh[ei]t -“. 3000 „histor[ische]“ über der Zeile. 3001 Randbemerkung [129rr] : „NB [: ] Das Göttl[iche] soll realisirt werd[en], aufgethan werden der Seele [.] - Die immanente Gottesidee [in der Zeile folgendes „soll si[c]h“ gestrichen] [,] die der M[en]s[c]h[en]g[ei]st selber ist - soll si[c]h entwickel[n] (wie d[ie] Pfl[an]ze [,] wie der Leib aus der Natur) [,] d[a]h[er] all[en]th[a]lb[en] in d[en] R[e]l[i]g[io]n[en] v[on] ei[nem] Eß[en], Tri[n]k[en] etc. d[e]s Göttl[ichen] die Rede ist [.] -“ Randbemerkung [129rr] : „Aufg[a]be d[e]s G[ei]st[e]s Der M[en]sch[en]g[ei]st hat d[ie]se Idee[n] als leb[en]d[i]g[en] I[n]halt, sie si[n]d sein Wes[en], si[n]d eig[en]tl[ich] [in der Zeile folgendes „sey[n]“ gestrichen] sein Selbst, s[eine] Substanz [.] - Er ist zwar [n]i[c]ht d[a]s Gute an si[c]h [,] s[e]i[nem] Wes[en] nach in absolut[er] Weise - aber er ist gut s[e]i[nem] Wes[en] nach - u[nd] [n]i[c]ht ei[ne] gute Sache, s[on]d[ern] ei[n] leb[en]d[i]g[e]s Gut[e]s, ei[n] Gut[e]s als Selbst, die Idee d[e]s absolut Gut[en] hat ei[n] Abbild, ei[n] leb[en]d[i]g[e]s i[m] G[ei]ste - d[e]r G[ei]st ist selbst [.] - Da aber s[e]i[n] g[an]z[e]s Wes[en,] d.h. d[ie] [„leb[en]d[i]g[en]“ über der Zeile] Ide[en,] die s[e]i[n] Wes[en] bild[en], k[e]i[m]art[i]g, e[n]twi[c]kl[un]gsfäh[i]g u[nd] b[e]dü[r]ft[i]g si[n]d - also [m]it Fur[c]ht (? ) verbund[en] - so ergibt si[c]h die Aufg[a]b[e] d[e]s M[en]s[c]h[en.] -“ 3002 Randbemerkung [129rr] : „s[iehe] Ob[en: ] ad I[n]halt d[e]s G[ei]st[e]s.“ verweist auf Randbemerkung [128vl] , die wohl an dieser Stelle einzufügen ist: „s[iehe] Unt[en: ] Gott [„Gott“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „die Idee v[on] G[o]tt“] gibt uns das Bewußtseyn, uns[ere] Bestimmung durch die Idee v[on] ihm u[nd] die einzelnen Strahlen d[ie]s[e]r Idee - u[nd] er treibt uns an zu d[ie]s[e]r Bestimmung d[u]rch d[a]s Gewißen, welches die Thätigk[ei]t d[ie]s[e]r Idee v[on] G[o]tt ist“. <?page no="358"?> 348 NB [: ] Um bei d[ie]s[e]r Gelegenh[ei]t nochmal auf die Idee v[on] G[o]tt zurückzukommen, so sehen wir [,] daß der Mensch nur durch sie im Stande ist [,] das Wahre zu erkenne[n] u[nd] d[a]s Gute u[nd] das S[c]höne; ohne sie, die die Uridee ist [,] v[on] den secundären Strahlen derselben, den Idee[n] des Wahren, Guten u[nd] Schönen, würde der Mensch so wenig als die Thiere einen Sinn für Wahrheit, Recht u[nd] Schönheit haben [,] d.h. er wäre unvernünftig; das Bewußtseyn G[o]tt[e]s also, die Idee v[on] G[o]tt macht seine Vernünftigkeit aus. 3003 Die Idee v[on] Gott ist nicht geradezu identisch mit dem Erkenntnißvermögen des Menschen, denn er erkennt ja auch Andres als Gott; aber sie ist die dem mens[c]hl[ichen] 3004 Erken[n]tnißvermögen allein innewohnende Potenz [,] auch Gott zu erkennen u[nd] das Andere, was 3005 es noch erkennt in der Welt 3006 im Lichte d[ie]s[e]r G[o]tt[e]serkenntn[i]ß zu erkennen u[nd] darnach zu beurtheilen, worin die vernünft[i]ge Betracht[u]ng der Dinge in der Welt besteht; - nicht aber die berechnende, wägende, zählende Betra[c]htung, die Sache des Verstandes ist. Jene Potenz aber [,] G[o]tt zu erkennen, od[er] die Idee v[on] Gott [,] ist nicht ein bloßes Bild v[on] G[o]tt, das der Seele vors[c]hwebt u[nd] ihr selbst nicht eigen ist, denn da müßt[en] wir doch wieder ein Vermögen, eine Potenz in d[er] Seele selbst immanent 3007 annehm[en,] d[ie]s[e]s Bild zu sehen, wahrzunehmen; [129rl/ 129vr] sond[ern] d[ie]se ist ein lebend[i]g[e]r Keim im Menschengeist [,] der sich ers[c]hließt, sich vervollkom[m]net od[er] auch wieder verkümmert; der Mensch als vernünft[i]g[e]s Wesen selber ist, weil ein lebend[i]g[e]s Ebenbild v[on] Gott, d[ie]se Idee, d[ie]s[e]s lebend[i]ge Abbild v[on] Gott. Der Mensch nimmt also d[u]rch seine Potenz, G[o]tt zu erkennen, nicht ein Abbild, etwa ein Porträt v[on] ihm wahr, sond[ern] ihn 3008 selber, er fühlt Gott unmittelbar d[u]rch d[ie]se Idee, er ist selber der Spiegel [,] sein eignes Wesen. 3009 2) 3010 Es entsteht nun die Frage: Wenn der Mensch die Bestimmung in sich fühlt u[nd] erkennt [,] den Ideen d[e]s Wahren, Guten u[nd] S[c]hönen zuzustreben, u[nd] d[a]d[u]r[c]h der höchsten Centralidee, Gott selber, in welchem Verhältniß steht sein Leib u[nd] in welchem sein Geist zu d[ie]s[e]r Bestimmung? 3011 Darunter [128vl] : „Die Idealität [oder: „Identität“(? )], ethis[c]he Vollk[ommen]h[ei]t (Realis[irun]g der Ide[en] d[e]s Wahr[en] etc.) ist angelegt in d[e]r Imma[nen]z d[e]s G[ei]st[e]s selbst [,] i[n] Erk[enn]t[ni]ßkr[a]ft, Woll[en] u[nd] Will[en]s... (? ) [,] ästhet[ischem] Sinn [.] - Also die ethische Vervollk[ommnun]g wächst v[on] inn[en] her [„organisch“ über der Zeile] - u[nd] d[e]r Geist in s[einer] Natur realis[irt] die Ideen - sie w[er]d[en] [n]i[c]ht blos gedacht od[er] i[m] H[a]ndel[n] obj[ectiv] darg[e]st[e]llt od[er] am si[nn]l[ichen] Stoff[e] realisirt [.] -“ 3003 Randbemerkung [129rr] : „NB [: ] Der Mensch muß s[eine] ethische Natur sog[a]r [,] nicht blos der[en] Vervollkomm[n]u[n]g [,] der sinnl[ichen] N[a]tu[r] erst abringen -“ gestrichen. 3004 „mens[c]hl[ichen]“ über der Zeile. 3005 In der Zeile folgendes „sie“ gestrichen. 3006 In der Zeile folgendes „z.B.“ gestrichen. 3007 „in d[er] Seele selbst immanent“ über der Zeile. 3008 „ihn“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „ihm“. 3009 Randbemerkung [129vl] : „nicht ein todtes Porträt ist d[ie]se Idee.“ 3010 Korrespondierendes „1)“ ist unauffindbar. 3011 Randbemerkung [129vl] : „Verhält[n]iß d[e]s [„geg[en]wärt[i]g[en]“ über der Zeile] Zustandes d[e]s M[e]nsch[e]n zu seiner Bestimmung. Geist u[nd] Leib in ihr[em] V[e]rh[ä]lt[n]iß z[u] d[ie]s[er] B[e]stimmu[n]g“. <?page no="359"?> 349 Wir haben gesehen, im bewußten Geiste ruhen jene Ideen, die er realisiren soll an sich selber 3012 u[nd] im Geiste zugleich die Triebe, den Antrieb u[nd] die Kraft, das Vermögen dazu, nicht im Körper zunächst. Daraus ergibt sich sogleich für den Leib eine untergeordnete Stellung in Betreff der Erreich[u]ng od[er] Erstreb[u]ng d[ie]s[e]r Aufgabe. 3013 D[ie]se Ford[e]r[u]ng liegt wenigstens im Geiste selbst, er stellt sie auf. Der Leib soll als Organ dienen, jenen Ideen d[u]rch Erkenn[en] u[nd] Forschen nach d[em] Wahr[en] 3014 , d[u]rch Handeln, d[u]rch Vollzieh[u]ng des Guten u[nd] endl[ich] durch Darstellung des Schönen nachzustreben, u[nd] 3015 wenigstens den Geist in d[ie]s[e]m seinem Streben nicht zu hindern. Unterordn[u]ng des Körperlichen unter das Geistige ergibt sich also als Normales (sic! ) Verhältniß des Leibes zur Seele in d[ie]s[e]r moralis[c]hen Bez[ie]h[u]ng [,] d.h. in Bez[ie]h[u]ng auf d[a]s Streben nach seiner höchsten Bestimmung. V[on] da geht d[a]h[er] diese Ford[e]r[u]ng aus, daß der Leib nie ein Hinderniß seyn solle für den Geist [,] d[ie]s[e]s höchste Ziel zu erreichen. - Wo aber der Leib sich in irgend einer Weise als ein solches Hinderniß auswiese, da müßten wir ein abnormes moralisches Verhältniß zw[i]sch[en] beiden annehmen. Es fragt sich nun [,] welches Verhältniß findet in d[ie]s[e]r Bez[ie]h[u]ng in Wirkl[i]chk[ei]t zw[i]sch[en] beiden statt [,] dasj[enige], das wir als normales od[er] dasj[enige,] das wir als [129vr/ 130rl] II [.] Th[ei]l 3016 §: 21 F[o]rts[e]tz[u]ng abnormes bezeichnen? in Bezug auf Fühlen, Erkennen u[nd] Wollen? Wir bemerken bei näherer Betracht[u]ng sogleich ein gewißes Preisgegebenseyn des Geistes in seinen Thätigk[ei]t[e]n an das Körperliche, 3017 eine große Ueber-Macht des Leibes nicht blos bei der allmähligen natürl[ichen] Entwickl[u]ng, nicht blos d[u]rch seine eigenthüml[iche] Organisation, indem der Geist in s[einem] Wirken u[nd] in seiner eigenen Entwickl[u]ng vielfach gehemmt ist u[nd] leidet, wenn z.B. der leibl[iche Organismus d[u]rch Zufall od[er] v[on] Geburt aus irgend ein bedeutendes Gebrechen hat, wodurch seine ganze zeitl[iche] Ausbildung gehemmt ist, die Uebung u[nd] Bildung seines Gefühls, Erkennens u[nd] Willensvermögens; nicht blos dieß also, sond[ern] wir bemerken auch [,] daß d[er] leibl[iche] Organismus, d[ie]s[e]r Verein der Elemente mit dem Geiste gewißermaßen in Widerspruch gerathen kann u[nd] ihn oft zu dem zieht u[nd] veranlaßt [,] was seiner Bestimmung, deren Bewußtseyn er in sich trägt [,] zuwider ist. Daraus mögen 3012 „an sich selber“ über der Zeile. 3013 Randbemerkung [129vl] : „Da die H[au]ptaufgabe nicht die physische [,] sond[ern] die ethis[c]he ist - so ist sogleich klar [,] daß d[a]s physische Leb[en] dem ethisch[en], d[e]r Leib d[em] Geiste untergeordnet ist - od[er] seyn soll.“ 3014 „nach d[em] Wahr[en]“ über der Zeile. 3015 „u[nd]“ über der Zeile. 3016 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 54“ am oberen Seitenrand [130rr] ; „54“ bezeichnet den Bogen. 3017 Randbemerkung [130rr] : „Der Mensch muß s[eine] ethis[c]he Natur selbst sogar, nicht blos s[eine] ethisch[e] Vollkommenh[ei]t der sinnl[ichen] Natur abringen.“ <?page no="360"?> 350 wir 3018 schließen, daß 3019 d[a]s V[e]rh[ä]ltn[i]ß zw[i]sch[en] Natur u[nd] Geist nicht mehr ganz normal ist, wenigstens sich als nicht ganz zweckmäßig erweist zur Erreich[u]ng der Bestimmung [,] die dem Mens[c]hen gegeben ist. - Damit ist aber noch nicht gesagt, wer v[on] beiden daran S[c]huld sei, daß d[ie]s[e]s Verh[ä]ltn[i]ß nicht mehr ganz normal, ob der Leib [,] der Geist, ob keines v[on] beiden [,] sond[ern] v[ie]ll[ei]cht der S[c]höpfer selbst, der d[ie]s[e]s V[e]rh[ä]ltn[i]ß ursprüngl[ich] so setzte. - Wir können nur nach uns[erer] Denkweise annehmen, daß d[er] S[c]höpfer dem Mens[c]hen die seiner Bestimmung zweckmäßigste Einricht[u]ng gab, so daß es sie jedenf[a]lls erreichen könnte, wenn sein Wille es wollte, denn es wäre G[o]tt[e]s Wesen u[nd] Willen unwürdig u[nd] zuwider, ein Ges[c]höpf zu schaffen, daß (sic! ) in sich selbst einen Widerspruch trüge [,] 3020 das in sein[en] leibl[ichen] 3021 Bestandth[ei]le[n] etwa eine beständ[i]ge Versuchung zum Falle in sich trüge od[er] wo das niedere mehr Gewalt besäße als das Höhere. Beim Mens[c]hen aber sehen wir, daß dieß wenigstens lange Zeit der Fall ist. Betrachten wir [130rl/ 130vr] nur sein Erken[n]tnißvermögen. Aus welch’ tiefer Nacht des Unbewußtseyns muß sich der Geist aus dem Ums[c]hloßenseyn v[on] der Natur erst nach u[nd] nach emporringen, sich selbst der Natur gleichsam abgewinnen, u[nd] zwar nicht durch die Entwickl[un]g des leibl[ichen] Organismus, denn mit dem leibl[ichen] Wachsthum entwickelt u[nd] bildet sich nicht eo ipso auch der Geist, sond[ern] durch Hülfe der andern bewußten Geister, die ihm selbst aus der Unbewußtheit emporhelfen, ihm nach u[nd] nach einigermaßen die Herrs[c]haft verschaffen üb[er] den Geist [,] ja ihm erst zum Bewußtseyn seiner Aufgabe verhelfen. Dabei nun ist die Erreichung der Bestimmung des Mens[c]hengeistes, ja auch nur d[e]s Bew[u]ßts[eyns] v[on] d[ie]s[e]r Bestimmung abhäng[i]g v[on] tausend oft ganz geringfügig[en] Umständen, die d[ie] G[ei]st[e]sentwickl[un]g bei irgend eine[m] Mens[c]hen hindern u[nd] mit ihm bei tausend[en], wenn d[ie]s[e]r etwa zu einem größern Volke erwächst. 3022 So [,] s[c]hließen wir [,] kann G[o]tt die Menschh[ei]t nicht geschaffen haben. Aber auch der Leib kann an d[ie]s[em] Mißverhältniß nicht Schuld seyn, denn war der Geist das Bestimmende [,] Dominirende v[on] Anfang an u[nd] Harmonie vorhanden zw[i]sch[en] beiden, dann konnte ja die Disharmonie nicht v[om] Beherrschten ausgehen, so lange die Beherrschung dauerte durch den Geist. Es muß also der Geist selbst irgendwie d[ie]s[e]s harmonische Verhältniß gestört hab[en] u[nd] dad[u]rch d[a]s Verh[ä]ltn[i]ß hervorgerufen haben zw[i]sch[en] beiden [,] das wir jetzt sehen u[nd] das diese ganze Entwickl[u]ng der Mens[c]hh[ei]t hervorgerufen hat, wie wir sie in der Geschichte voraus sehen. Wir haben schon im I [.] Th[ei]l die Verirrungen gesehen [,] die auf rel[i]g[iö]s[em] Gebiet aus der Uebergewalt der Natur hervorgingen, 3023 wie Phantasie u[nd] Erkennen war 3018 In der Zeile folgendes „d[u]rch“ gestrichen. 3019 In der Zeile folgendes „d[a]ß“ gestrichen. 3020 Randbemerkung [130rr] : „d[e]ß[en] Bestandth[ei]le v[on] Anf[a]ng an in Kampf wären geg[en]einander.“ 3021 „leibl[ichen]“ über der Zeile. 3022 Randbemerkung [130vl] , deren Verortung im Haupttext unklar ist: „Und i[m] moral[i]s[c]h[en] Streb[en] -“. 3023 Randbemerkung [130vl] : „NB [: ] Gott ward im Heid[en]th[um] all[e]rdi[n]gs auch Alles in Allem - aber i[n] fals[c]her Weise - mit der Natur [„immer mehr“ über der Zeile] id[en]tificirt -“. <?page no="361"?> 351 geführt word[en] dadurch u[nd] all’ die Irrthümer u[nd] fals[c]hen R[e]l[i]g[io]nen daraus entstanden. 3024 Wie d[ie]se Verkehrung des Verhältnißes ursp[rün]gl[ich] geschah [,] werden wir später sehen, nachdem wir erst die wichtigste Macht des Mens[c]hengeistes, das eigentl[iche] Centrum seines Selbst betrachtet haben, durch das er bei allem Verfall doch noch erhaben ist od[er] 3025 wenigstens sich erheben kann üb[er] d[ie] Natur seiner Bestimmung zu, d[u]rch die er auch urspr[ü]ngl[ich] seine Macht über die Natur [130vr/ 131rl] behauptete, u[nd] von der auch die Verkehr[u]ng, wenn in der That eine solche ges[c]hah, nur ausgehen konnte. Ich meine die Macht des Willens, der Willensfreiheit. §: 22 3026 V[on] d[er] Willensfreiheit. 3027 I [)] Die Religionen insgesammt setzen Freiheit des menschl[ichen] Willens voraus, deßhalb weil alle bestimmte moralis[c]he Vorschriften geben, weil alle [,] selbst die unvollkommensten [,] v[on] einem Betragen der Menschen geg[en] die G[o]tth[ei]t u[nd] v[on] einem Verhalten desselben zu Seinesgleichen wissen, das der G[o]tth[ei]t (entweder) angenehm, wohl gefällig ist od[er] v[on] eine[m] solchen [,] das ihr zuwider ist, das den Zorn od[er] d[ie] Strafe der G[o]tth[ei]t geg[en] den Menschen hervorruft. Das setzt also voraus, daß es in des Menschen Willkühr gelegen, so od[er] anders zu handeln, den g[ö]ttl[ichen Willen gemäß od[er] nicht, sonst hätte, wenn Alles aus Zwang geschähe, eine solche Unterscheid[un]g v[on] gut u[nd] bös gar keinen Sinn, wäre eine Ungerechtigk[ei]t. - Selbst jene R[e]l[i]g[io]nen, welche in ihrer Lehre ausdrückl[ich] die Willensfreiheit verneinen, postuliren sie doch wieder in ihren moralis[c]h[en] Vorschriften, weil ohne d[ie]se keine Gesellsch[a]ft, am wenigsten eine rel[i]g[iö]se bestehen könnte, u[nd] die d[a]h[e]r in jeder aufgestellt werden zur Befolg[u]ng, u[nd] wo dieses geschieht [,] 3024 Einfügung am Seitenrand [130vl] : „Vom Mens[c]hen selber muß also d[ie]se Disharmonie ausgegangen seyn u[nd] zwar v[on] s[einem] Geiste; die Macht [,] d[u]rch die er im Stande war u[nd] ist, das urspr[ü]ngl[ich] Gesetzte in Disharmonie z[u] bringen, müßen wir jetzt näh[er] betrachten.“ 3025 In der Zeile folgendes „sich“ gestrichen. 3026 „17“ über der Zeile. 3027 Einfügung am Seitenrand [131rr] : Lit[eratur : ] Sigwart [.] Das Problem v[on] d[er] Freih[ei]t u[nd] d[er] Unfreiheit des menschl[ichen] Willens. Tübing[er] Zeitschr[ift] f[ür] Theologie v[on] Baur etc. J[a]hrg[ang] 1839 H. 3. Wilh[elm] King [.] De origine mali (1704) E. Zeller [.] Ueb[er] d[ie] Freih[ei]t d[e]s menschl[ichen] Willens [,] das Böse u[nd] d[ie] moral[i]sche Weltordnung. Philos[ophische] Unters[u]ch[u]ng. Theolog[ische] J[a]hrbücher v[on] Zeller etc. 1846. u[nd] f[o]lg[ende]. C. Daub [.] Darst[e]ll[u]ng u[nd] Beurth[ei]l[un]g der Hypothesen in Betreff der Willensfr[ei]h[ei]t herausgegeb[en] v[on] Kroeger 1834 J. Frauenstaedt. Die Freih[ei]t d[e]s Menschen u[nd] die Persönl[i]chk[ei]t G[o]tt[e]s 1838. K. Ph. Fischer [.] Ueb[er] d[en] spekulat[iven] Begr[i]ff der Freih[ei]t (geg[en] Romang) in Fichte’s Zeitschr[i]ft III (1839) I, 101-159. Rothe [.] Theolog[ische] Ethik. J. Müller [.] D[ie] ch[ri]stl[iche] Lehre v[on] d[er] Sünde. Vatke etc.“ <?page no="362"?> 352 setzt man practisch die Freiheit des Willens wieder voraus, die man theoretis[c]h negirt hat. 3028 Nun zur Sache selbst uns wendend, wollen wir vor Allem den 3029 Fragepunkt bestimmt feststellen: Es fragt sich näml[ich]: 1) bestimmt sich der Mensch in seinem Wollen u[nd] Thun selbst aus seinen (sic! ) innern Wesen, aus einer 3030 Selbstmacht heraus, oder 2) wird er von etwas Anderm, das nicht er selbst ist [,] in seinem Wollen u[nd] Handeln bestimmt, v[on] d[er] äuß[ern] Natur od[er] v[on] d[en] and[ern] Menschen od[er] v[on] G[o]tt selbst. Also. 1) Liegt der letzte Grund der menschl[ichen] Willensacte im menschl[ichen] Willen selbst, in immanenter Causalitaet; 2) od[er] liegt der letzte Grund der menschl[ichen] Willensacte außerhalb des menschl[ichen] Willens, also in einer dem menschl[ichen] Willen selbst äußern Causalitaet. Mit andern Worten: Ist der Mensch frei od[er] unfrei? - Das ist Gegenst[a]nd der f[o]lge[n]d[en] Untersuch[u]ng. [131rl/ 131vr] II) Diese Frage ist v[on] jeher verschieden beantwortet worden von der Philosophie sowohl als v[on] d[er] theoret[i]sch[en] R[e]l[i]g[io]nslehre; besond[ers] auch auf chr[i]stl[ichem] Gebiete selbst hat sie vielfach die Geister beschäftigt u[nd] vielfach in Zwiespalt gebracht (auf polit[i]s[c]h[em] Gebiet war ohn[e]hi[n] die Frage üb[er] d[ie] Freih[ei]t v[on] jeher ein Zankapfel). Es gibt hier zwei Extreme in der Beantwort[u]ng d[ie]s[e]r Frage, die wir vor Allem kennen lernen müßen, ehe wir zur entscheidenden Erört[e]r[u]ng u[nd] Untersuch[un]g gehen. Die Einen sprechen dem Menschen Selbstbestimmung unbedingt, schlechtweg ab, erklären d[ie] Freih[ei]t für eine Täuschung - d[ie]se Ansicht s[e]tzt der Determinismus. Andere legen dem Menschen die Macht unbedingter Selbstbestimmung bei; d[ie]s[e] Ansicht ist d[er] Indeterminismus. A) Determinismus? Der Determinismus läugnet die menschl[iche] Freih[ei]t u[nd] behauptet [,] der Mensch werde in all’ seinem Thun u[nd] Laß[en] bestimmt, gezwungen [,] u[nd] zwar 3028 Einfügung am Seitenrand [131rr] : „Die wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Untersuch[u]ng üb[er] d[ie]s[e]n G[e]g[e]nst[a]nd ist d[a]h[er] v[on] groß[er] Wichtigk[ei]t, weil die Freih[ei]t d[e]s Mens[c]hen, die eig[e]ntl[iche] Macht der Mens[c]hh[ei]t, die bewegende Macht der Weltgeschichte u[nd] insbes[ondere] der R[e]l[i]g[io]n selbst d[u]rch ihr Vorhandensey[n] erst Sinn u[nd] Bedeut[u]ng gibt, denn ist d[er] Mensch nicht frei, was kann dann Alles Andere für ihn kein[e] Bedeut[u]ng haben, sein ganzes rel[i]g[iö]s[es] Glauben u[nd] Erkennen, s[eine] Gefühle, kurz all’ sein inneres geist[i]g[e]s Leben hat nicht mehr Gewicht als d[a]s Daseyn eines Steines; um der Freih[ei]t d[e]s M[e]nsch[en] willen gibt es R[e]l[i]g[io]n [„R[e]l[i]g[io]n“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „R[e]l[i]g[io]nen“] u[nd] [„kann es nur solche“ in der Zeile gestrichen] sie kann nur existiren durch sie. D[ie]se Untersuch[u]ng nun beginnend u[nd] zur Sache selbst uns wendend -“. 3029 „den“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „das“. 3030 „einer“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „seiner“. <?page no="363"?> 353 a) entweder v[on] Gott selbst, wie der Praedestinatianismus beh[au]pt[e]t, der sich auf dem Gebiete der R[e]l[i]g[io]n geltend zu machen sucht; oder b) er werde bestimmt v[on] der Natur od[er] dem Menschenschicksale. Das ist der Fatalismus, dem d[ie] Philos[ophie] häuf[i]g huldigt. 3031 ad a) Der Praedestin[atianismus] sucht seine Ansicht damit zu begründen, daß die göttl[iche] Allwirks[a]mk[ei]t u[nd] Allmacht es so verlange, daß auch des Menschen Wollen u[nd] Thun 1) 3032 v[on] ihr ausgehe, denn sie wäre sonst aufgehoben od[er] wenigstens bes[c]hränkt, wenn der Mensch ohne oder sogar geg[en] sie etwas wollen u[nd] thun könnte. - 2) 3033 Denn weil die göttl[iche] Weltregirung, der göttl[iche] Weltplan doch (absolut) freie Handlungen immerfort 3034 gestört od[er] sogar vereitelt werden müßte; - 3) 3035 endl[ich] weil die göttl[iche] Allwißenheit mit freien, zufälligen, menschl[ichen] Entschlüßen u[nd] Thun unvereinbar sei; denn weiß Gott die menschl[ichen] H[a]ndlungen voraus, so müßen sie auch geschehen, können nicht mehr unterlaßen werden, sind also nicht mehr frei, sond[ern] nothwendig. Wären sie frei, zufällig, 3036 könnten sie geschehen od[er] auch nicht, wäre es also noch ungewiß, so könnten sie nicht voraus gewußt werden, Gott wäre nicht allwiss[en]d. Denn Allwißenheit od[er] in uns[erm] Falle Vorherwißen sei üb[e]rh[au]pt nur dann möglich, wenn die menschl[ichen] H[a]ndl[un]g[en] nach einem bestimmten Causalitätsgesetz bestimmt 3037 erfolgen, sich [131vr/ 132rl] II [.] Th[ei]l 3038 §: 22 F[o]rts[e]tz[u]ng aus d[ie]s[e]m ableiten, berechnen laßen, sonst sei auch ein göttl[iches] Vorherwißen nicht blos unbegreiflich, sond[ern] unmöglich. - Das bildet s[c]hon den Ueberg[a]ng z[um] Fatalismus. 3039 ad b) Der Fatalismus, der v[om] Daseyn G[o]tt[e]s ganz absieht, behauptet, die mens[c]hl[iche Seele sei in all’ ihr[em] Thun u[nd] Laßen v[on] d[er] Natur, v[on] ihrer angebornen Art od[er] v[on] ihr[em] S[c]hicksal bestimmt; 3040 die mens[c]hl[iche] Seele sei an das allgem[eine] Gesetz alles Seyenden, an das natürl[iche] Causalverhältniß gebunden; 3041 d[a]h[e]r sie sich weder in ihrem Daseyn, noch in ihren Thätigk[ei]tsäuß[e]r[u]ng[e]n selbst bestimmen könne. - Sie folge also hiebei dem Gesetze alles Le- 3031 „dem d[ie] Philos[ophie] häuf[i]g huldigt.“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 3032 „1)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 3033 „2)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 3034 „immerfort“ über der Zeile. 3035 „3)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 3036 In der Zeile folgendes „gar“ gestrichen. 3037 „bestimmt“ über der Zeile. 3038 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 55“ am oberen Seitenrand [132rr] ; „55“ bezeichnet den Bogen. 3039 Die drei folgenden Zeilen gestrichen: „B) Indeterminismus. D[ie]s[e]m schroffen Determinismus steht der Indeterm[inismus] entgegen, der dem menschl[ichen] Will[en]“. 3040 Randbemerkung [132rr] : „v[om] Weltlauf bestimmt - Astrologie etc.)“. 3041 Randbemerkung [132rr] : „Materialisten“. <?page no="364"?> 354 bens u[nd] alles Lebendigen, dem Gesetz der Erregung u[nd] sei d[a]h[er] abhängig von ihrer individuellen Erregungsfähigkeit, von der urspr[ü]ngl[ichen] Bestimmtheit od[er] Anlage des leibl[ichen] Organismus, v[om] Naturell, v[om] Temperament, v[om] Charakter der Eltern, u[nd] 3042 des Volks-Stammes, vom Klima u.s.w. [,] kurz v[on] der Natur mit all’ ihren Kräften u[nd] Wirkungen. Selbst v[om] besond[e]rn Zeitalter sei des Mens[c]hen eigenthüml[iches] Wollen u[nd] Handeln bestimmt, besond[ers] dann v[on] der Erziehung, die er zuerst genießt, vom Beispiel [,] das er von sich hat. Dieß Alles bestimme der Mensch sich nicht selbst, sond[ern] er finde es bei seinem Entstehen s[c]hon vor, sei v[on] ihm bestimmt u[nd] abhängig. Darnach bilde er sich aus u[nd] dadurch erhalte sein Wille seine besondere Richtung. Von der frühern Thätigk[ei]t u[nd] Willensrichtung, v[on] ihren Folgen u[nd] Einflüßen sei die spätere wesentl[ich] bedingt u[nd] abhängig, wie ja die Gewohnheit eine zweite Natur genannt werde. - 3043 Einige, besonders Solche [,] die neuerer pantheist[ischer] Richtung zugethan sind [,] sagen auch, jede besondere Menschenseele sei ein Keim [,] in dem urspr[ü]ngl[ich] schon Alles verschloßen ruhe [,] was sie wollen u[nd] werden solle; 3044 wie 3045 im Pflanzen-Keim z.B. die bestimmte Pflanze mit all’ ihren Bildung[en] u[nd] ihrer ganzen Gestalt enthalten sei u[nd] sich nach d[ie]s[e]m unabänderl[ich] aus sich heraus entfalte nach den ihr innewohnenden Gesetzen. In ähnl[icher] Weise ruhe auch in der Seele des Mens[c]hen ihr ganzes künft[i]g[e]s Leben [132rl/ 132vr] u[nd] Wollen u[nd] entwickle sich also aus ihr selbst 3046 heraus [,] aber nicht aus eigner Bestimmung od[er] Wahl, sondern naturgemäß, nothwendig, unabänderlich. V[on] einer Willensfreiheit u[nd] v[on] freien H[a]ndl[u]ng[e]n kann also nach d[ie]s[e]r fatalist[ischen] Ansicht keine Rede mehr seyn. B) Indeterminismus? D[ie]s[e]m s[c]hroffen Determin[ismus] steht der Indeterm[inismus] entgege[n,] der dem menschl[ichen] Willen unbedingte Selbstbestimmung u[nd] Selbstentscheidung in sein[en] Willensacten zuspricht 3047 , unabhängig v[on] allen äußern Einflüßen; völlig freies gleiches Wahlvermögen für Gutes u[nd] Böses, wie dieß speziell ausgedrückt wird. Im Allgemeinen begründet d[ie]s[er] Indeterm[inismus] seine Ansicht damit, d[a]ß er behauptet, a) 3048 die Freiheit [,] d.i. die Befähigung der Seele, sich in ihrem Wollen u[nd] Handeln durchaus selbst zu bestimmen, sei 3049 eine unmittelbare Thatsache des eigenen Bewußtseyns, die keine Grübelei, kein Räsonnement entfernen könne. Er behauptet, d[a]ß 3042 „u[nd]“ über der Zeile. 3043 Randbemerkung [132rr] : „Die Seele wäre also a) entwed[er] nur äußerl[ich] bestimmt b) od[er] innerl[ich,] aber nothwend[i]g - ihr angeth[an]“. 3044 Randbemerkung [132rr] : „Pantheisten“. 3045 „wie“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Wie“. 3046 „selbst“ über der Zeile. 3047 „spricht“ über der Zeile. 3048 „a)“ vor die Zeile gesetzt. 3049 „sei“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „seine“. <?page no="365"?> 355 alle psychisch[en] Functionen u[nd] Thatsachen d[ie]se Freiheit [,] d.i. das Vermögen vollkommen gleicher Wahl 3050 beurkunden. b) 3051 Das Denken selber sei schon kein blinder zwingender Naturvorgang [,] also kein Zwang; durch das Denken aber erlange er eine Macht über die Natur-Vorgänge, vermöge sie zu leiten, zu modificir[en,] zu hindern, od[er] hervorzurufen. Im Denken schon könne der Mensch die einen Vorstellungen fallen laßen, andere festhalten, könne sie nach Belieben verschieden verbinden u[nd] trennen; er sei d[a]h[er] nicht willenlos vom Strome einmal erhaltener Vorstellungen fortgeriß[en.] c) 3052 Dann aber beurkunden die wesentl[ichen] Acte des Will[en]s selbst diese Freiheit noch mehr. So bezeuge sie der Vorsatz als vorläufige u[nd] der Entschluß als definitive Ents[c]heidung des Willens; u[nd] diese Entscheidung geschehe oft zu Gunsten der schwächeren Gründe, den stärkeren gegenüber. - d) 3053 Daß die Willensacte u[nd] die Handlungen, die daraus erfolgen, frei seyen, bezeuge endl[ich] die nach denselben eintretende Stimmung der Seele; das Gefühl der Billigung u[nd] Mißbillig[u]ng, der Zufriedenheit, der Reue, der Selbstanklage. Der Mens[c]h wiße die freien u[nd] unfreien H[a]ndlu[n]g[en] ganz wohl zu unters[c]heiden u[nd] wenn den unfrei[en] Handlungen noch so schlimme Resultate folgen, noch [132vr/ 133rl] so S[c]hreckliches daraus entspringe, er mache sich d[e]ßh[a]lb doch keine Vorwürfe, fühle hier keine Schuld, weil sein Wille nicht Urheber davon ist. Das wäre unerklärlich, d[ie]s[e]s innere Gefühl in s[einer] Vers[c]hiedenheit bei freien u[nd] unfreien H[a]ndl[u]ng[e]n wäre unmöglich, wenn alle H[a]ndl[un]g[en] gleich wären, näml[ich] gleich nothwend[i]g erfolgen würden. Es wären also alle d[ie]se innern Stimmungen u[nd] die eben genannten physischen Acte ohne Sinn u[nd] Bedeut[u]ng, wären widernatürl[ich], ja unmöglich, wenn die Menschenseele nicht frei ist dabei 3054 , d.i. sich in ihrer Thätigk[ei]t nicht aus eigner Wahl selber bestimmen u[nd] entscheiden könnte. 3055 C) Vermittelnde Ansicht u[nd] die wirkl[iche] Freiheit. Es entsteht nun die Frage, welche v[on] d[ie]s[e]n beiden gerad[e]zu entgegengesetzten Ansichten ist die richtige? Jede v[on] beiden hat triftige Gründe [,] die sie geltend macht u[nd] weil die Gründe der Erfahr[u]ng entnommen sind u[nd] nicht etwa fingirt, so werden sie auch mit großth[ei]ls w[e]nigst[en]s 3056 Recht geltend gemacht. Dieß weist schon darauf hin, daß es eine Vereinig[u]ng, eine Vermittl[u]ng zw[i]s[c]h[en] beiden geben müße, u[nd] welcher der beiderseitigen triftigen Gründe zur Geltung kommen u[nd] sich vereinigen laßen. 3050 „v[on] gut u[nd] bös“ über der Zeile. 3051 „b)“ vor die Zeile gesetzt. 3052 „c)“ vor die Zeile gesetzt. 3053 „d)“ vor die Zeile gesetzt. 3054 „frei wäre“ über der Zeile. 3055 Einfügung am Seitenrand [133rr] : „(beide führen richt[i]ge Gründe an [,] aber die B[e]h[au]pt[un]g, wofür d[ie]se Grü[n]de angeführt werd[en,] ist bei beid[en] fals[c]h [.] - Die Ei[nen] b[e]h[au]pt[en] nä[m]l[ich] ein[en] falsch[en] Begr[i]ff v[on] Fr[ei]h[ei]t - die Ander[n] vernei[nen] die Fr[ei]h[ei]t [,] die sie fals[c]h auffaß[en]).“ 3056 „großth[ei]ls w[e]nigst[en]s” über der Zeile. <?page no="366"?> 356 Diese Ansicht aber lautet: Der Mensch ist wesentlich frei u[nd] accidentell determinirt. 3057 Um das zu beweisen u[nd] zu begreifen [,] müßen wir vor Allem 3058 das Wesen der Freiheit selbst genauer untersuchen; denn der Determinismus sowohl als der Indeterm[inismus] gehen gewöhnl[ich], ja immer, v[on] ein[em] th[ei]lw[ei]se falschen Begr[i]ff v[on] Freih[ei]t aus, indem der Indeterm[inismus] die Freiheit nur immer als Willkühr, als gleiche 3059 Wahlfreih[ei]t zw[i]sch[e]n gut u[nd] bös betrachtet - als Wage (sic! ) [,] die im Gleichgewicht schwebt. Der Determin[ismus] aber die Freih[ei]t unt[er] d[ie]s[e]m Gesichtspunkt, als aequilibrium näml[ich,] bestreitet u[nd] verwirft. Dieß ist nicht der wahre Begriff v[on] Freih[ei]t, wenigstens umfaßt er nicht das ganze Wesen derselben; d[er] Indeterm[inismus] stellt also ein[en] unvollkomm[enen] 3060 (falsch[en]) Begr[i]ff v[on] Freih[ei]t auf u[nd] der Determ[inismus] bestreitet eine[n] falschen B[e]gr[i]ff v[on] Freiheit. 3061 D[ie]s[e]r Begr[i]ff hält freil[ich] geg[en] Einwend[u]ng[e]n nicht Stand [.] Die Erfahr[u]ng 3062 schon bezeugt [,] daß er unrichtig sei, da in der That der Eine leichter, der Andere schwerer das Gute wählt u[nd] sogar nur leichter od[er] schwerer 3063 wählen kann, weg[en] besond[erer] Umstände, Erziehung, Neigung, Temperament, Naturell etc. [,] kurz es gelten hier all’ die Einwendung[en,] die der Determin[ismus] geg[en] d[ie] Freiheit macht. [133rl/ 133vr] Es wäre nach d[ie]s[e]m Begriff v[on] Freiheit ein höherer od[er] niederer Grad derselben nicht möglich, 3064 entwed[er] müßte sie ganz gleich seyn bei allen Menschen, 3065 od[er] gar nicht. Es wäre dann auch eine allmählige Ausbild[u]ng, Vervollkom[m]nung od[er] Verfall derselben nicht möglich; sie müßte mit Einem Schlage ganz da seyn, od[er] gar nicht da seyn; es 3066 wäre ein Vermögen des Geistes [,] ganz verschieden von allen 3057 „Nun ist nur die Frage [,] wie d[a]s mögl[ich] sey? Es ist mögl[ich,] bei richt[i]g[er] Auff[a]ß[un]g der Freih[ei]t -“ im Nachhinein in die Zeile und am Seitenrand [133rr] eingefügt. Randbemerkung [133rr] : „NB [: ] C [)] Um die Thatsächl[i]chk[ei]t der Fr[e]ih[ei]t zu wahr[en,] ist gelt[en]d zu mach[en] a) der rechte B[e]gr[i]ff d[e]s fr[e]i[en] Will[en]s b) die E[n]twickl[un]gsfäh[i]gk[ei]t u[nd] B[e]dü[r]ft[i]gk[ei]t [,] also Relativität d[e]ss[e]lb[en] c) d[e]r metaphys[ische] Hintergru[n]d als f[r]ei[e]s persö[n]l[iches] Wes[en.] Dann si[n]d die Ei[n]w[en]d[un]g[en] ge[nommen] (? ) v[on] G[o]tt - Natu[r] Geschi[c]hte, eig[nem] Wes[en] d[e]s Will[en]s - Materie etc. zu beseit[i]g[en.] - Spinoza [me]i[n]t [,] die F[re]ih[ei]t sey nur Schei[n] u[nd] [in der Zeile folgendes „Sache d[e]r“ gestrichen] veranlaßt d[u]rch uns[ere] Unk[enn]t[n]iß d[e]r Materie [.] Aber gerade helles Bewußts[eyn] ist Erford[ern]iß“. 3058 „vor Allem“ über der Zeile. 3059 „gleiche“ über der Zeile. 3060 „unvollkomm[enen]“ über der Zeile. 3061 Randbemerkung [133rr] : „D[a]s Wes[en] d[er] Fr[ei]h[ei]t [n]i[c]ht [„gl[e]i[c]he“ über der Zeile] Wahl od[er] Willkühr“. 3062 Randbemerkung [133rr] : „a) D[ie] Erfah[run]g s[c]h[on] d[a]g[e]g[en]“. 3063 „nur leichter od[er] schwerer“ über der Zeile. 3064 Randbemerkung [133vl] : „b) D[ie] Vervollkommnungsfäh[i]gk[ei]t“. 3065 „beim S[c]hlechten wie beim Guten“ am Seitenrand [133vl] . 3066 „es“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „sie“. <?page no="367"?> 357 übr[i]g[e]n Seelenkräften, die alle sich nur allmählig ausbilden u[nd] vervollkom[m]n[en]; u[nd] der Anblick, die Beobachtung jedes Kindes, das ger[a]de im Zustand des Uebergangs z[um] Selbstbewußts[eyn] begriff[en] ist, kann uns überzeugen, daß auch d[ie] Freih[ei]t ein Vermögen des G[ei]st[e]s sei, d[a]ß (sic! ) sich allmählig bilde [,] also d[en] Bild[u]ngsgesetzen Alles Uebrigen unterworfen sei. 3067 Endl[ich] wäre d[ie]s[e]s gleiche Wahlvermögen das Wesen der Freih[ei]t, dann wäre Gott nicht frei u[nd] wären die Vollendeten, d[ie] Seel[i]g[e]n, Vollkom[m]nen nicht frei, weil sie nicht mehr wählen zw[i]s[c]h[en] gut u[nd] bös. 2) 3068 Man darf also die Freiheit nicht definiren als Wahl-Vermögen, als gleiches Wahlvermögen (zw[i]sch[en] gut u[nd] bös [)], 3069 das ist nur (eine Specifikation d[er] Freiheit) ein practis[c]h[er] Fall der Anwendung der Freih[ei]ts-Kraft); wir müßen aber wißen [,] was sie an sich sei, zunächst abgesehen v[on] d[ie]s[e]r speziellen Anwendung. Da müßen wir nun sagen, Freiheit ist das Vermögen der Selbstbestimmung, das Vermögen d[e]s Mens[c]hen 3070 [,] Allem [,] was er thut u[nd] läßt [,] den Charakter seines Selbst aufzudrücken, es als 3071 Produkt aus seinem innern Wesen hervorzubringen, mit dem Stempel seines Selbst, seiner Persönlichk[ei]t zu versehen, so daß alle seine Handlungen - S[c]höpfungen v[on] ihm selbst sind, v[on] sein[em] eigenen immanenten Wesen als v[on] ihrer Causalitaet ausgehen; so daß also seine Entschlüße u[nd] H[a]ndl[u]ng[e]n nicht v[on] G[o]tt, nicht v[on] der Natur stamm[en,] sond[ern] von jener schöpferisch[en] Kraft seines Geistes, die wir Selbstmacht od[er] gewöhnl[ich] Freiheit nennen. 3072 Es liegt hier vorläufig noch gar nichts dara[n,] ob diese Handl[u]ng[e]n gut od[er] bös sind; es handelt sich vorläufig nur darum, zu bestimmen, auf welche Weise sie frei sind; wie sie hervorgebracht werden vom Geiste, daß sie frei sind. Sie sind frei nur durch die selbstständ[i]ge, productive Kraft des Geistes, aus dem sie hervorgehen; selbst dann [,] wenn der Geist selbst d[u]rch Motive, d[u]rch Zwecke [,] [133vr/ 134rl] II [.] Th[ei]l 3073 §: 22 F[o]rts[e]tz[u]ng durch Gewohnheit u.s.w. zu d[ie]s[e]n H[a]ndl[u]ng[e]n bestimmt wurde [,] sind sie frei, in so fern, als die Motive selbst erst ihre bewegende Macht erhalten v[om] Geiste, denn was für den Einen Motive zum Handeln sind, weist der Andere zurück, vermöge seiner 3067 Randbemerkung [133vl] : „S[iehe] Beiträge z[ur] K[i]rch[e]ngesch[ichte] III [.] Abh[a]ndl[un]g“. 3068 Korrespondierendes „1)“ ist unauffindbar. 3069 Randbemerkung [133vl] : „Nicht gl[e]i[c]h schweb[en]d[e]s Wahlvermög[en.] (Denn d[ie] Wahl geht selbst aus ei[nem] imman[en]t[en] Pu[n]kt d[e]s G[ei]st[e]s hervor)“. 3070 „d[e]s Mens[c]hen“ über der Zeile. Randbemerkung [133vl] : „B[e]gr[i]ff d[er] Fr[ei]h[ei]t“. 3071 In der Zeile folgendes „Keim“ gestrichen. 3072 Randbemerkung [133vl] : „Der Mens[c]h insofern secundär sein eigner S[c]höpfer od[er] Vollender - ([„als“ in der Zeile gestrichen] Individ[uum] od[er]) Persö[n]l[i]chk[ei]t [.] Wie er als Gatt[un]gswes[en] secundär s[c]höpf[e]ris[c]h wirkt im Dienste der Gatt[un]g zur Fortpflanz[u]ng.“ 3073 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 56“ am oberen Seitenrand [134rr] ; „56“ bezeichnet den Bogen. <?page no="368"?> 358 Freih[ei]t, läßt sie keine Motive seyn, läßt sich nicht bestimmen d[u]rch sie, so daß selbst die Motive ihre bestimmende, entscheidende Macht v[om] G[ei]ste selbst erhalten. 3) Um 3074 die Freiheit allen oben angeführten Einw[e]nd[u]ng[e]n des Determin[ismus] gegenüber zu behaupten u[nd] zu retten [,] müßen wir noch näher nach ihren Momenten betrachten; wir müßen unterscheiden: a) Das tiefste Wesen, der Kern, der Keim 3075 der Freiheit [,] der mit der vernünft[i]g[en] Natur des Menschen zugleich gegeben ist, vor dem Erwachen des Bewußtseyns aber im Menschen noch schlummert, noch in sich verschloßen ist, wie dieß bei den andern, höhern G[ei]st[e]s-Kräften der Fall ist. D[ie]se indeterminirt [,] 3076 b) dann müßen wir betrachten die Entwickl[u]ng d[ie]s[e]s Keimes, die Fortbild[u]ng, die Vervollkom[m]nung, - die Hemmung u[nd] Verbildung des Freiheits-Vermögens. D[ie]se determiniert 3077 [,] c) endlich den höchsten Grad der Freiheit, die Vollendung derselben. D[ie]se wieder indeterminirt. 3078 Die Freiheit, der freie Wille ist näml[ich] im Menschen wie jedes andere leibl[iche] u[nd] geist[i]g[e] Vermögen od[er] Anlage nicht sogleich im Kinde schon vollständig entwickelt [,] sond[ern] bildet sich auch erst nach u[nd] nach wie das Erkenntniß-Vermögen. - (D[er] freie Wille ist nicht eine Maschinerie [,] eine Mechanik, die fix u[nd] fertig in den Menscheng[ei]st hineingestellt wäre u[nd] wie eine Wage (sic! ) auf u[nd] nieder schwankte). Anfangs ist, wie bemerkt, nur die Potenz, nur d[ie] Anlage, die noch schlummernde Kraft der Willens 3079 Freiheit da, wie auch das Bewußtseyn, das Erkennen, d[ie] Vernunft erst als Potenz vorhanden ist. - Denn allmählig beginnt die selbstständ[i]ge Kraft [,] sich zu entwickeln [,] sobald das Bewußtseyn erwacht, od[er] eigentl[ich] in u[nd] mit diesem zugleich; es sind aber anfangs, noch keine eigentl[ich] freie, bestimmte Willensacte, sond[ern] es sind mehr Triebe, sind Aeuß[e]r[u]ng[e]n des Willens, in denen die Motive noch vorherrschend sind, die noch mehr od[er] weniger unselbstständ[i]g sind; die Motive, die Zwecke äußerl[icher] Art regiren noch mehr den Willen als der Wille die Zwecke (beim Kinde). [134rl/ 134vr] Immer mehr werden aber die bloßen Triebe u[nd] Begehr[u]ng[en] 3080 zu bewußten u[nd] vollkommenen Willensacten 3081 u[nd] können nun auch gute od[er] böse seyn; bis endl[ich] in d[er] Vollendung der Freiheit, die Vernunft ganz des Willens Führ[e]rin wird od[er] vielmehr beide im innigst[en] Vereine sind. 3074 In der Zeile folgendes „nun aber“ gestrichen. 3075 „Potenz“ über der Zeile. „1) Seyn (frei)“ am Seitenrand [134rr] . 3076 „D[ie]se indeterminirt” im Nachhinein in die Zeile eingefügt. „2) Entwickl[un]g th[ei]lw[ei]se determinirt.“ am Seitenrand [134rr] . 3077 „D[ie]se determiniert“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 3078 „D[ie]se wieder indeterminirt.“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. „3) Vollkommenseyn (frei) D[ie] Fr[ei]h[ei]t als Potenz - als Keim“. 3079 „Willens“ über der Zeile. 3080 „u[nd] Begehr[u]ng[en]“ über der Zeile; „zu“ in der Zeile gestrichen. 3081 „V... (? ) und Entschlüß[en]“ über der Zeile. <?page no="369"?> 359 So tritt also das Wesen der Freiheit bei allen diesen Entwickl[u]ngsstufen immer bestimmter hervor, die Selbst-Macht, die Selbstbestimmung 3082 concentrirt sich immer mehr - Gott u[nd] der Welt gegenüber - als ein selbstständ[i]g schöpferisches Thun 3083 in dem d[er] G[ei]st 3084 im Stande ist [,] eine neue [,] aus dem innern Wesen seines Selbst hervorgehende Causalitaets-Reihe zu beginnen u[nd] eine vorhergehende Causal-Reihe beliebig abzubrechen. Eine Causal-Reihe kann er beginnen, die v[on] ihm selbst ihr[en] Ursprung nimmt, die nicht aus einem andern Gebiete v[on] Außen herkommend, etwa v[on] der Natur od[er] v[on] andern Menschen u[nd] durch ihn nur so z[u] sagen hindurchzög[e]n seinen Geist, s[einen] Willen mit fort reißend, sond[ern] wenn er auch wirkl[ich] in eine schon gegebene Richtung mit s[einem] Willen eintritt, so macht er jedenf[a]lls diese selbst so zur seinigen, daß sie aufhört [,] eine fremde, angenommene zu seyn, er selbst wird der Quell [,] v[on] dem sie nun ausströmt u[nd] gibt ihr die eigenthü[m]l[iche] Qualität seines Geistes. 3085 Aus all’ dem können wir nun sehen [,] wie vielerlei Stufen u[nd] Grade hier in d[ie]s[e]r Entwickl[u]ngs-Reihe für die Freiheit möglich sind, ohne daß ihr Wesen aufgehoben würde; 3086 sie kann bis auf ein Minimum in ihrer Thätigkeit 3087 bes[c]hränkt seyn u[nd] ist dieß anfängl[ich] im Kinde auch, obwohl sie als Potenz s[c]hon da ist; sie kann wieder auf ein Minimum gebracht werden durch böse 3088 Gewohnheit, d[u]rch Unwißenheit, so daß sie nicht od[er] wenig gebraucht wird, sond[ern] der Mensch sich mehr v[om] Aeußerlichen ziehen läßt, sein Selbst preisgibt. Der Mensch kann auch eine bestimmte Richtung einschlagen u[nd] dauernd verfolgen, sei es [,] welche sie wolle [,] ob z.B. gute od[er] böse; Alles [,] was er in solcher Richt[un]g thut [,] bleibt doch frei, weil sich Alles auf eine urspr[ü]ngl[iche,] jedenf[a]lls freie That stützt, 3089 von d[ie]s[e]r ausgeht, aus ihr sich herausbildet, od[er] weil die ganze Richtung fortwährend mit freie Entschlüße beibehalten wird. [134vr/ 135rl] So viel 3090 üb[er] d[a]s eigenthüml[iche] Wesen u[nd] die damit verbundene Entwickl[u]ngs-Bild[u]ngs-Weise der Freiheit. Nun aber müßen wir die Freiheit als die Macht des Guten u[nd] Bösen betrachten - d.i. die Freiheit nicht mehr an sich 3091 , sond[ern] in ihrem Verhältniß zu Gott [,] in ihr[er] 3082 Randbemerkung [134vl] : „(D[a]s Wesen d[er] Fr[ei]h[ei]t bewahrt b[e]i d[ie]s[em] Entwickl[un]gsgang) [.] - D[a]s Selbst b[e]stimm[e]nde causa“. 3083 In der Zeile folgendes „durch“ gestrichen. 3084 „d[er] G[ei]st“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „er“. 3085 Einfügung am Seitenrand [134vl] : „sich zur Giftpflanze od[er] zur Heilpflanze seiner ganz[en] Qualität nach zu entfalten -“. 3086 Randbemerkung [134vl] : „D[a]s Wes[en] d[e]r Fr[ei]h[ei]t gewahrt b[e]i d[ie]s[em] E[n]twickl[un]gsg[an]g.“ 3087 In der Zeile folgendes „sinken“ gestrichen. 3088 „böse“ über der Zeile. 3089 Randbemerkung [134vl] : „also aus der Wurzel des Selbst als freie That [,] d.h. d[u]rch selbststä[n]d[i]g[e] B[e]stimmung hervorgeg[a]ng[en]“. 3090 In der Zeile irrtümlich wiederholtes „viel“ gestrichen. 3091 „in ihr[er] Eßenz“ über der Zeile. <?page no="370"?> 360 Wirks[a]mk[ei]t 3092 ; d[as] relativ[e] Absolute im Verh[ä]ltn[i]ß z[um] vollkomm[en] Absoluten. 3093 III) Der freie Wille des Menschen ist an sich eig[e]ntl[ich] Nichts andres, als die Macht der Selbstständigkeit, die Macht der Selbstbestimmung, die Macht aus sich selbst, sein[em] eignen Wesen heraus, also productiv, schöpferisch zu wollen u[nd] zu handeln. 3094 Diese Macht der Selbstbestimmung aber ist keine absolute [,] 3095 sond[ern] ist nur relative Selbstständ[i]gk[ei]t u[nd] Produkt aus Kraft, denn der Mensch fühlt u[nd] weiß sich in seinem ganzen Wesen u[nd] Daseyn abhängig v[on] Gott, gesetzt, geschaffen v[on] ihm. 3096 Schon in ihrem Daseyn, 3097 in ihrem Entstehen also, ist die Selbstbestimmungsmacht nicht absolut [,] sond[ern] relativ, weil sie nicht v[on] sich selbst ist 3098 , sond[ern] v[on] ein[em] Andern kommt. Aber auch in ihrem Wirken, in ihr[en] Selbstbestimmungen 3099 ist sie darum nicht absolut frei [,] d.h. nicht frei in dem Sinne, daß sie auch sich selbst das Gesetz d[ie]s[e]r Bestimmungen wäre, d.h. so 3100 [,] daß Alles, was sie will u[nd] vollzieht, darum auch schon berechtigt z[um] Seyn u[nd] z[ur] Vollziehung wäre, so daß das Wollen zugleich auch das Gesetzgeben für das eigne Seyn wäre, in der Weise, daß nun Alles [,] was der Mensch wollte, sei es was immer, 3101 auch darum schon das Richtige, Gute wäre, weil es gewollt wird v[on] ihm, ähnl[ich] wie etwa bei Gott Alles gut ist [,] weil er es will, nicht umgekehrt er es will, weil es gut ist. Beim Menschen ist vielmehr das Umgekehrte der Fall. - Sein Wollen ist nicht auch das Gesetz seines Wollens, sond[ern] d[ie]s[e]s Gesetz seines Wollens u[nd] Wirkens kommt ihm vielmehr v[on] dem - der den freien Willen selbst schuf. Seinem freien Willen, seiner Selbstbestimmungsmacht schwebt also der höhere Wille des Schöpfers vor d[u]rch d[as] 3102 Bewußtseyn seiner Bestimmung, die in d[er] Verähnli- 3092 „in ihr[er] Wirks[a]mk[ei]t“ über der Zeile. 3093 Randbemerkung [135rr] : „Ist d[a]s Wes[en] d[er] Fr[ei]h[ei]t Selbstb[e]st[imm]u[n]gskr[a]ft [,] so scheint d[ie]s[e] Kraft gar [n]i[c]ht [m]ißbr[a]u[c]ht werd[en] zu kö[nnen] - so lange sie sich selbst b[e]sti[mm]t, weil das ihr wes[en]tl[ich] ist [.] - Nur wo sie si[c]h [n]i[c]ht selbst besti[mm]t [,] sch[e]i[n]t es Mißbr[a]u[c]h zu sey[n] - aber do[c]h wieder k[e]i[n] schuldbarer, w[e]il d[a]s Selbst si[c]h [n]i[c]ht besti[mm]t. - (Im Wes[en] d[er] Fr[ei]h[ei]t, u[nd] Selbstb[e]sti[mmun]g liegt es nicht nothw[en]d[i]g, d[a]ß er si[c]h für d[a]s Böse b[e]sti[mme,] sond[ern] i[m] Wes[en] d[e]s Ges[c]höpfli[c]h[en] liegt d[ie]se Nothw[en]d[i]gk[ei]t.)“ 3094 Einfügung am Seitenrand [135rr] : „Das wäre richt[i]g [,] wenn der M[en]s[c]h nur z[um] Freiwoll[en] b[e]sti[mm]t wäre [,] nicht au[c]h z[um] Gutwollen - od[er] wenn das Freiwoll[en] = Gutwoll[en] wäre. -“ 3095 Randbemerkung [135rr] : „D[ie] me[n]s[c]hl[iche] Fr[ei]h[ei]t - Selbstb[e]sti[mm]u[n]gs-Macht [n]i[c]ht absolut. -“ 3096 Randbemerkung [135rr] : „(selbst auch v[on] d[er] Welt)“. 3097 Randbemerkung [135rr] : „Ab... (? ) a) i[m] Dasey[n] - (scho[n] der Natur geg[en]über kann er w[en]igst[en]s [n]i[c]ht [,] was er will)“. 3098 „ist“ über der Zeile. 3099 Randbemerkung [135rr] : „b) in ihr[em] E[n]twickl[un]gsgesetz -“. 3100 „so“ über der Zeile. 3101 In der Zeile folgendes „nun“ gestrichen. 3102 „d[u]rch d[as]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „im“. <?page no="371"?> 361 chung G[o]tt[e]s, in der Realisir[u]ng der Ideen des Wahren, Guten u[nd] Schönen besteht. - 3103 Zweierlei also ist hier abgewiesen 3104 1) Der Mensch [135rl/ 135vr] kann sich trotz seiner Freiheit keine andere Bestimmung geben [,] d.h. sich die Gesetze für s[e]i[n] 3105 Wirken 3106 d[a]s Ziel desselb[en] 3107 nicht selber machen; 2) er ist 3108 aber d[ie]s[e]r Bestimmung nachzustreben nicht gezwungen, sond[ern] kann sie unterlaß[en], gerade durch seine Freiheit; er kann sich selber 3109 Gesetze seines Wirkens geben, 3110 aber sie sind nicht normal, sond[ern] abnorm, in der Weise [,] daß sie seinem Seyn, seiner Bestimmung zuwider sind, nicht aber sogleich auch seine Freih[ei]t vernichten - weil eben dieß auch eine Macht, ein Act der Freih[ei]t ist. 3111 Die letzte Bestimmung des Menschen 3112 , welche seiner freien Kraft durch das Bewußtseyn G[o]tt[e]s, d[u]rch die Vernunft innerlich vorschwebt, ist aber nichts Andres als für jeden einzelnen Mens[c]hen der Wille Gottes in B[e]zug auf die Welt od[er] ein Theil des Weltplanes [,] so weit er jeden 3113 einzelnen Menschen angeht [,] d.h. 3114 da dieser Weltplan sich auch auf die andern relativen Selbstmächte od[er] freien Persönlichkeiten bezieht, also auf die Neben-Menschen, die auch eingeschloßen sind mit ihrer Bestimmung in derselben, so geht daraus hervor, daß es Gesetz ist für d[en] Mens[c]henwillen, nicht blos selbst seiner Bestimmung zuzustreben, sond[ern] auch den Weltplan in Bezug auf Andere nicht zu stören [,] d.h. Andern in 3115 der Erreichung der Bestimmung derselben [,] d.h. in der Realisir[u]ng der Aehnlichkeit mit Gott nicht hinderlich zu seyn. Kurz der Wille G[o]tt[e]s in Bezug auf ihn explicirt sich in eine Reihe v[on] Pflichten geg[en] Gott u[nd] den Nächsten; weil eben die Bestimmung nicht mit Einem S[c]hlag zu erreichen, sond[ern] in einem vielverschlungenen, man[n]igfachen Wollen u[nd] Handeln, das nach bestimmten Gesetzen sich regeln muß. Also die Freiheit, das Selbstbestimmungsvermög[en] des Mens[c]hen ist zwar eine Kraft 3116 . Sie ist aber nicht auch sein Gesetz. Das Gesetz des Gebrauches d[ie]s[e]r Kraft 3103 Randbemerkung [135rr] : „Das Bewußtsey[n] seiner Bestimmung ist die Idee v[on] [„seiner“ über der Zeile] ihm selbst od[er,] was [„was“ ersetzt durch Überschreibung nicht mehr lesbares Wort] dasselbe ist [,] die Idee [,] die G[o]tt v[on] jed[em] M[e]nsch[en] hat [,] in so fern er ihr zustreb[en] soll -“. 3104 „ausgesprochen“ über der Zeile. 3105 „für s[e]i[n]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „seines“. 3106 „Wirken“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Wirkens“. 3107 „d[a]s Ziel desselb[en]“ über der Zeile. 3108 „ist“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „muß“. 3109 In der Zeile folgendes „da“ gestrichen. 3110 Randbemerkung [135vl] : „er will dann absolut seyn -“. 3111 Randbemerkung [135vl] : „(Giftod[er] Heil-Pflanze)“. 3112 Randbemerkung [135vl] : „Die letzte B[e]sti[mm]u[n]g u[nd] Norm der Fr[e]ih[ei]t = Wille Gottes - der aber [„als Weltplan“ über der Zeile] alle and[ern] Ges[c]höpfe zugl[e]i[c]h auch umfaßt als Complex v[on] Bestimmu[n]g[en] u[nd] Normen.“ 3113 „jeden“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „jedem“. 3114 In der Zeile folgendes „den“ gestrichen. 3115 „Andern in“ über der Zeile. 3116 „ei[ne]s Selbst“ über der Zeile. <?page no="372"?> 362 ist vielmehr der Wille Gottes, 3117 der ihr als Norm des Wirkens vors[c]hwebt, welcher Wille G[o]tt[e]s sich aber für dieses Leben sich in eine Reihe v[on] besond[eren] Gesetzen entfaltet u[nd] ihm zum Bewußtseyn kommt, d[u]rch deren Realisir[u]ng er die Idee seiner selbst realisirt [,] d.h. gottähnl[ich] wird. 3118 Nun aber müßen wir einen andern Umstand 3119 [135vr/ 136rl] II [.] Th[ei]l 3120 §: 22 F[o]rts[e]tz[u]ng in’s Auge faßen. Es wurde bemerkt, die Freih[ei]t, die Selbstbestimmungs-Macht sei auch wie alle übr[i]g[e]n geist[i]g[en] Kräfte des Menschen der allmähl[i]g[en] Ausbildung u[nd] Vervollkom[m]nung unterworfen u[nd] derselben fähig. 3121 Wie haben wir uns nun dieß zu denken? Ich glaube 3122 so: Das Gesetz des Wirkens der Freiheit u[nd] die Kraft derselben sind nicht identisch, sond[ern] vers[c]hieden; das Gesetz ist eig[e]ntl[ich] nichts Andres als Gottes Wille od[er] Idee v[on] der Welt, die die Ideen des Wahren, Guten u[nd] S[c]hönen in sich faßt 3123 ; die Freiheit aber ist die Macht der Bestimmung des Selbst [,] d.h. die Macht 3124 der Beschaffenheit des Selbst zu bestimm[en] 3125 . - Die Aufgabe des Menschen besteht also hienach darin, das Selbst, d[a]s eigne Wesen, dem Willen G[o]tt[e]s, der Idee G[o]tt[e]s v[on] ihm gemäß zu bestimmen [,] d.h. die Idee G[o]tt[e]s am Selbst u[nd] durch dasselbe zu realisiren. Indem aber d[ie]s[e]s geschieht, wird die Idee G[o]tt[e]s v[om] M[en]schen 3126 od[er] sein Wille 3127 für denselben durch die Freih[ei]tskraft an demselben realisirt [,] d.i. in das Selbst 3128 aufgenommen 3129 immer 3130 mehr. Durch d[ie]s[e]s Wirken der Freih[ei]t dem Gesetze gemäß vers[c]hwindet der Unterschied zw[i]s[c]h[en] dem Gesetz u[nd] der 3117 Randbemerkung [135vl] : „D[ie]s[e]r Wille G[o]tt[e]s ist ab[e]r der M[en]sch[en]natur nichts fr[em]d[e]s - sond[ern] s[e]i[n]e eigne Idee - dad[u]r[c]h wird viel[en] Declamatio[nen] die Spitze gebroch[en] -“. 3118 „d[u]rch deren Realisir[u]ng er die Idee seiner selbst realisirt [,] d.h. gottähnl[ich] wird.“ am Seitenrand [135vl] . - „Das wäre aber zu we[n]ig u[nd] begründet blos äußerl[ich] od[er] ... (? ) [.]“ im Nachhinein in die Zeile [135vr] eingefügt. 3119 Am Seitenrand [135vl] und unter der Zeile [135vr] : „NB [: ] I[m] Gewiss[en] reagirt die eigne Idee des Mens[c]h[en] geg[en] ihre Verunstaltu[n]g[en] - dad[u]r[c]h Fr[e]ih[ei]t u[nd] Gehorsam vereinbar -“. 3120 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 57“ am Seitenrand [136rr] ; „57“ bezeichnet den Bogen. 3121 Einfügung am Seitenrand [136rr] : „u[nd] endl[ich] auch einer [„einer“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „der“] Vollendung.“ Randbemerkung [136rr] : „NB [: ] Die Fr[e]ih[ei]t ist d[ie] Selbstb[e]st[imm]u[n]gsmacht d[e]s M[e]ns[c]h[en] f[ür] s[eine] H[a]ndl[un]g[en.] - Nicht v[on] Gott - [n]i[c]ht v[on] d[er] übrig[en] [„übrig[en]“ über der Zeile] Natur - [n]i[c]ht v[on] And[e]rn M[e]ns[c]h[en] - ja [n]i[c]ht einmal v[on] d[er] eig[nen] Natur ist er getrieb[en] (Instinct)“. 3122 „Etwa“ über der Zeile. 3123 Einfügung am Seitenrand [136rr] : „aber zugl[e]i[c]h die Idee d[e]s M[en]sch[en] selbst -“. 3124 „die Macht“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „der Bestimmung“. 3125 „zu bestimm[en]“ über der Zeile. 3126 „M[en]schen“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Selbst“. 3127 „sein Wille“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „d[a]s Gesetz“. 3128 „Selbst“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „selbe“. 3129 „2)“ über der Zeile. 3130 „1)“ über der Zeile. <?page no="373"?> 363 Freih[ei]tskraft immer mehr, das Gesetz wird immer mehr in’s Selbst aufgenommen 3131 , in ihm realisirt d[u]rch die Freih[ei]t; diese wird aber dadurch immer mehr vervollkom[m]net, mit der Idee seiner selbst 3132 od[er] d[em] Will[en] G[o]tt[e]s 3133 (dem Gesetze) erfüllt [; ] endl[ich] decken sich beide, das Gesetz od[er] die g[ö]ttl[iche] 3134 Idee 3135 u[nd] die Freih[ei]t sind ineinander, so daß nu[n] das Gesetz nicht mehr als fremdes dem Menschen gegenüber steht, sond[ern] in ihm selber lebend[i]g ist u[nd] da ist dann die Freiheit zugleich das Gesetz, das Gesetz die Freiheit [,] d.h. ein Ueberschreiten des Gesetzes ist nicht mehr möglich; weil Freih[ei]t d[e]s M[e]nsch[e]n u[nd] G[o]tt[e]sgesetz für ihn Eins sind; die Freih[ei]tskraft hat sich an der Idee, durch Realisir[u]ng derselben genährt, ist stark u[nd] groß geworden, ist vollkomm[en]; es ist kein Zwang darum bei den Vollendet[en] (od[er] Heilig[en]) [,] sond[ern] vielmehr die höchste Freiheit. Sie haben das äußerl[ich] dastehende, zwingende Gesetz [136rl/ 136vr] überwunden, haben es in sich aufgenomme[n] u[nd] in ihre Freih[ei]tskraft verarbeitet, so daß es für sie nicht mehr existirt, sond[ern] ihr Selbst geworden ist. 3136 Der Keim der Freiheitskraft ist durch die Nahrung v[on] der Idee G[o]tt[e]s (die er v[om] Mensch[e]n hat) gewachse[n] z[um] vollen, starken Baum der Freiheit. 3137 Zu d[ie]s[e]m Entwickl[u]ngsgang ist jedoch die Selbst-Bestimmungskraft des Mens[c]hen nicht gezwungen [,] sie kann auch einen andern Verlauf nehmen, kann sich 3131 Einfügung am Seitenrand [136rr] : „u[nd] realisirt si[c]h immer mehr v[on] Innen heraus - (als imman[en]te Idee z[um] Ideal[en] (? ))“. 3132 „seiner selbst“ am Seitenrand [136rr] . 3133 „od[er] d[em] Will[en] G[o]tt[e]s“ über der Zeile. 3134 „g[ö]ttl[iche]“ über der Zeile. 3135 In der Zeile folgendes: „u[nd] d[a]s Selb“ gestrichen. 3136 Randbemerkung [136vl] : „Der freie Geist hat si[c]h an g[ö]ttl[ichem] Will[en] u[nd] Gesetz genährt - u[nd] hat d[a]d[u]r[c]h die eigne Idee realisirt“. 3137 Einfügung am Seitenrand [136vl] : „Daß darum die Vollendeten nichts Böses mehr wollen [,] ist nicht Zwang [,] sond[ern] freier Wille; der Zustand [,] wo sie nichts Böses mehr wollen können [,] ist nicht angethan, sond[ern] ist aus der Wurzel der Freih[ei]t, der Selbstbestimmung, ist [„ist“ über der Zeile] aus dem Selbst des Mens[c]hen hervorgewachsen, besin[n]t sich durchaus auf die freie vorhergehende Thätigk[ei]t; das ist zugleich die höchste Vollend[u]ng der Freiheit [,] d.h. nicht des Wahlvermögens zw[i]s[c]h[en] gut u[nd] bös [,] denn die höchste Vollend[un]g v[on] d[ie]s[e]m wäre dann, wenn es dem M[e]ns[c]h[e]n am leichtesten wäre [,] nach beid[en] Seiten zu s[c]hwanken; sond[ern] d[ie]se Vollendung der Freih[ei]t ist eine reale, das Freih[ei]tsvermög[en] ist so z[u] sag[en] gesättigt mit der Idee d[e]s Mensch[en] , beide - die [„die“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „des“] Selbstkraft u[nd] das Seynsgesetz sind Eins geword[en]; - in d[ie]s[e]m Zustand will er d[a]s Böse nicht mehr, weil er es [n]i[c]ht mehr will, weil kein Gesetz ihm mehr vorschwebt, das er erfüllen müßte, sond[ern] weil d[a]s Gesetz in ihm lebend[i]g ist, er sich selber d[a]s Gesetz ist u[nd] er doch nichts andres wollen kann, als er eben will [,] dem mit ihm Eins geworden[en] Gesetz gemäß. Indeß das Gesetz für sich ist für d[en] menschl[ichen] Will[en] - wie er nun einmal ist - eine harte Kost - die ih[n] oft anwidert, so daß er anderer nachgeht. Darum lehrt d[a]s Ch[ri]st[en]th[um] d[ie]ß nicht blos [,] daß Gott d[em] M[e]nsch[en] d[a]s Gesetz gibt [,] sond[ern] auch [,] daß er ihm Gnade gibt als kräftigende Speise [,] um im Stande zu sey[n,] nach u[nd] nach Ei[n]s zu werd[en] mit G[o]tt[e]s Will[en] od[er] Gesetz; - Gnade u[nd] Gesetz - b[e]ides v[on] Gott kommend widerspricht sich nicht - in der Gnade wird die Gesetzeskraft d[em] M[e]nsch[en] gleichsam eingegeb[en.] - Die Stärk[u]ng d[e]s Will[en]s [„d[e]s Will[en]s“ über der Zeile] b[e]steht doch wohl in Nichts Anderm als in Erregu[n]g der Lust, d[e]s Verlang[en]s nach Erfüllu[n]g der göttl[ichen] Idee - also nach Erfüll[un]g d[e]s Gesetzes, des göttl[ichen] Will[en]s, u[m] mit Gott Eins zu werd[en.] - Wir werd[en] später darauf zurückkomm[en].“ <?page no="374"?> 364 eine andere Richtung der Entwickl[u]ng geben; die Macht der Freih[ei]t, der Selbstbestimmung 3138 kann sich in ein[em] Streben äußern u[nd] bilden, das nicht jener höchsten Idee 3139 gemäß ist, sond[ern] ihr entzogen u[nd] dem Daseynsgesetz des Menschen zuwider; das Wirken des Menschen ist auch hier frei, nur ist die Nahr[u]ng des urspr[ü]ngl[ichen] Freih[ei]tskeimes die Freih[ei]tspotenz hier eine andere, u[nd] durch Aufnah[me] derselben bildet sich die Selbstkraft des Menschen in eine Richtung hinein, in der sie auch immer stärker wird u[nd] wächst, aber nicht ihrer Idee gemäß, die v[on] G[o]tt gegeben ist, sond[ern] d[ie]s[e]r entzogen; u[nd] d[ie]se Selbst-Kraft kann auch in d[ie]s[e]r Richtung von 3140 d[ie]s[e]r Nahr[u]ng in einen Zustand kommen, daß eine rückgängige 3141 Entwickl[u]ng, der Idee zu, äußerst schwer, ja zuletzt unmöglich wird. Die Selbstkraft des Menschen hat sich mit Widerspruch geg[en] G[o]tt, geg[en] d[a]s Gesetz u[nd] seine eigne Idee gesättigt, ist mit dem Wid[e]rspruch nahezu identis[c]h geworden, ist eine, ihre Idee, ihre Bestimmung, regirende Kraft geworden. 3142 - Zw[i]sch[en] d[ie]s[e]n beiden äußersten Stufen, der höchsten Vollend[un]g u[nd] des tiefsten Verfalles sind nun unendl[ich] viele Zwischenstufen; es gibt eine große Virtuosität im Gutes-Thun u[nd] eine mächtige Gewohnh[ei]t im Bösen, es gibt wenigstens vorübergehend ein[en] Zustand gleicher Wahl zwischen beiden. Je weiter in beiden Richtungen gegangen wird, desto mehr aßimilirt sich das Freih[ei]tsvermögen d[ie]s[e]r Richtung, so daß der Abfall vom Guten nicht mehr so leicht, u[nd] die Rückkehr v[om] Bösen, Gesetz-Widrigen immer 3143 schwerer ist. Da aber die Eine Richtung des Mensch[e]ng[ei]st[e]s, die der gottgegebenen [136vr/ 137rl] Idee zu, die naturgemäße, die gottgewollte, die mit dem Wesen u[nd] der Bestimmung der Freih[ei]t in Einklang stehende ist, 3144 so wird durch d[ie]se Richtung die Fr[ei]h[ei]tskraft durch angemeßene Nahr[u]ng immer stärker u[nd] d[a]s Selbst immer mehr vervollkom[m]net, v[om] Zwang des Gesetzes immer freier, weil es 3145 immer mehr in d[a]s Selbst übergeht, dadurch auch die Gottähnlichk[ei]t immer größer, die Harmonie im ganzen Wesen immer vollkommener. 3146 Beim entgegengesetzten Verlauf, findet das Entgegengesetzte statt, weil der Entwickl[un]gsgang der Idee d[e]s Menschen zuwider ist. 3138 „Selbstbestimmung“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Selbstbestimmungs“. 3139 In der Zeile folgendes „zustrebt“ gestrichen. 3140 „von“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „u[nd]“. 3141 „rückgängige“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „rückgängiger“. 3142 Unleserliches Wort über der Zeile. 3143 „immer“ über der Zeile. 3144 Randbemerkung [137rr] : „u[nd] dem ganzen Universum, der ganz[en] Schöpfung harmonirende ist -“. 3145 „es“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „ihr“. 3146 Einfügung am Seitenrand [137rr] : „d.h. d[a]s ihm innewohnende Vernunftgesetz, die eigne Idee wird vollkomme[n] realisirt, Vernunft [„G[o]tt[e]s Wille“ über der Zeile] u[nd] Freiheit decken sich gleichsam [,] sind Eins geworden, nicht dem Wesen [,] sond[ern] der Form nach.“ Randbemerkung [137rr] : „Das Freiwollen besteht nicht blos im Gutwoll[en,] wie so häufig behauptet wird [.] - Sonst wäre das Böswoll[en] [n]i[c]ht frei [,] also nicht zuzurechn[en] u[nd] zu straf[en] -“. Darunter weitere Randbemerkung [137rr] : „NB [: ] D[ie] F[ra]ge wiederk[e]h[ren]d - w[a]ru[m] (? ) d[ie]se Kr[a]ft, die d[ie]s[en] Weg einschlag[en] k[ann]? “ <?page no="375"?> 365 IV) Die Freih[ei]t des Willens, so gefaßt, als entwicklungsfähiger Keim u[nd] als immer mehr zunehmende Kraft selbstständ[i]g[e]r Entscheidung 3147 kann sich nun geg[en] die früher erwähnten Einwürfe des Determinismus vollkommen behaupten, da sie verschiedene Entwickl[u]ngs-Stadien u[nd] Vollkommenheitsstufen allerdings hat. Gleichwohl kann sie, in d[ie]s[e]r Auffaß[u]ng alle jene Gründe für sich geltend machen, die der Indeterm[inismus] für sie anführt u[nd] die früh[er] angegeben wurden, ja viele d[ie]s[e]r Gründe erhalten erst in d[ie]s[er] Weise ihre volle Bedeut[un]g u[nd] Wahrheit. Also was der Indeterm[inismus] s[a]gt für die Freiheit 3148 [,] ist auch für den angegebenen Begriff derselben; was aber der Determ[inismus] mit Recht geg[en] die indetermin[istische] Auffaß[u]ng ders[e]lb[e]n vorbringt, trifft sie in der gegebenen Auffaßung nicht. 1) Es kommen bei d[ie]s[e]m Entwickl[u]ngsgange der Freih[ei]t d[a]h[er] Naturell, Temperament, Erziehung u.s.w. allerdings in Betracht u[nd] wirken vielfach ein; allein [,] sie zerstören das Wesen der Freih[ei]t nicht, sond[ern] hemm[en] od[er] fördern nur ihre Entwickl[u]ng u[nd] Ausbild[u]ng. Das Freih[ei]tsvermögen bedarf auch der Erziehung, der Belehr[u]ng, der Gesetze, muß den Weg kennen, den es zu gehen hat. Sich selber überlaßen, würde sie 3149 nicht zu Kraft u[nd] Thätigk[ei]t kommen, in sich selbst verkümmern, nur als thierisch[er] Trieb sich äußern. 2) Die Freiheit, so gefaßt, stört auch nicht den Lauf der Natur, sie ist der Natur gemäß, weil sie ähnl[ichen] Gesetzen folgt, obwohl der Quell ihrer 3150 Entfaltung u[nd] Thätigk[ei]t sie selber ist. 3151 Das 3152 freie Wirken des Mensch[en] stört den Naturverlauf nicht, sie kann ja die Gesetze nicht aufheben [,] sond[ern] [137rl/ 137vr] nur gebrauchen, beherrschen, leiten [,] u[nd] das verträgt die Natur sehr wohl; denn schon die Gesetze u[nd] Wirkungen der Natur selbst thun dieß gegenseitig, sie beherrschen, leiten, hemmen, unterbrechen sich, heben sich gegenseitig auf, ohne d[a]ß deßwegen die Natur selbst davon eine Aend[e]rung erlitte. Hinwiederum kann auch die Natur mit all’ ihren (sic! ) nothw[e]nd[i]g[e]m Verlauf, ihren Gesetzen u[nd] Wirkunge[n] das Wesen der Freiheit, die Selbstmacht nicht aufheben, 3153 denn in 3154 d[ie]s[e]s 3155 innerste Heiligthum des Geistes kann sie nicht eindringen, üb[er] das Selbst hat sie mit all’ ihrer Gewalt keine zwingende Macht; das innerste Wollen bleibt doch selbstständig bei allem äußern Zwang. 3156 3147 „Entscheidung“ über der Zeile. 3148 Randbemerkung [137rr] : „sein[en] Fr[ei]h[ei]tsb[e]gr[i]ff“. 3149 In der Zeile folgendes „d... (? )“ gestrichen. 3150 „ihrer“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „die“. 3151 Randbemerkung [137rr] : „sie kann v[on] der Natur B[e]stimmung[en] erfahr[en] - also d[en] Naturlauf gewähr[en] lass[en], ohne ih[n] od[er] sich aufzuheb[en]“. 3152 In der Zeile folgendes „Freiheit“ gestrichen. 3153 Einfügung am Seitenrand [137vl] : „sond[ern] nur äußerl[ich] hemmen“. 3154 „in“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „in’s“. 3155 „d[ie]s[e]s“ über der Zeile. 3156 Randbemerkung [137vl] : „D[a]s kann sie nicht vernichten, sonst müßte sie den Mensch[en] zum Thier mach[en] können.“ <?page no="376"?> 366 3) Man hat auch schon eingewendet gegen die Freiheit [,] sie wäre, wenn es eine gäbe, ein sich selbst widersprechendes Ding 3157 , weil jeden Augenblick Entgegengesetztes aus ihr hervorgehen könnte; Gutes od[er] Böses - u[nd] noch dazu ohne allen Grund; das könnte unmöglich eine in sich einige Kraft seyn; das Wesen der Freih[ei]t u[nd] der Begriff davon widerspräche sich selber, hebe sich selber auf, sie erweise sich also schon hiedurch als unmöglich. - Allein d[ie]s[e]s Räsonnement beruht auf einem Mißverständniß. 3158 Denn das Freiseyn, od[er] die Thätigkeit des Willens ist in beiden Fällen gleich, es ist in d[em] Einen wie im andern eine Selbstbestimmung, ein selbstthät[i]g[e]s Streben, nur das Ziel, dem d[ie]se Selbstthät[i]gk[ei]t zustrebt, ist verschieden. Das Selbstthätigseyn ist in beiden Fällen, ob Gutes od[er] Böses gewollt wird, gleich, u[nd] das ist ja gerade das Wesen der Freiheit. Es ist auch hiebei nicht wie bei Natur-Vorgängen, wo die Wirkung in der Ursache bestimmt u[nd] unabänderlich, u[nd] in so fern gewißermaßen mechanisch enthalten ist; das ist aber eben das eigenthüml[iche] Wesen 3159 des Willens, das nicht in ihm Wirk[u]ng[e]n u[nd] Thät[i]gk[ei]t[e]n mechanisch enthalten sind u[nd] d[a]h[er] nothw[en]d[i]g erfolgen müßen, sond[ern] daß er sich selbst zur causa machen u[nd] in d[ie]s[e]r Ursache so viel Inhalt u[nd] Wirk[u]ngs-Macht legen kann als er will; 3160 kurz er ist schöpferische Willenskraft, die gewissermaßen aus Nichts schafft, in so fern sie den Grund z[u] wollen u[nd] wirken selbst hervorbringt. Der freie Wille ist ein unbegränztes, unerschöpfliches Wesen, ein unversiegbarer Quell. 4) 3161 Ferner hat man eingewendet geg[en] die Wirk- [137vr/ 138rl] II. Th[ei]l 3162 §: 22 F[o]rts[e]tz[u]ng lichkeit der Freiheit, daß ja doch alle Willensentschlüße u[nd] alle H[a]ndl[u]ng[e]n bestimmt würden durch Motive; daß bei jedem Act des Willens ein Motiv vorhanden sei, warum so u[nd] nicht anders ents[c]hieden wurde; 3163 also sei die H[a]ndl[u]ng, der Entschluß doch nicht frei, sond[ern] durch das Motiv bestimmt. 3164 Ich habe schon früher bemerkt, daß der Wille in s[einer] Selbstents[c]heid[u]ng auch nicht d[u]rch die Motive sich bestimmen läßt [,] sond[ern] daß er selbst es ist, der die Motive zu solchen erst macht, der ihnen erst den Charakter der Motive gibt, denn ein Umstand 3165 [,] was für den 3157 Randbemerkung [137vl] : „Ob sich selbstwidersprechend[e]s Wesen.“ 3158 Randbemerkung [137vl] : „d.h. wieder auf der Ansicht, das Wesen der Fr[e]ih[ei]t sei die Willkühr, d.i. das gl[e]i[c]he Wahlvermög[en] zw[i]s[c]h[en] gut u[nd] bös“. 3159 „Wesen“ über der Zeile. 3160 Randbemerkung [137vl] : „Und er kann die causa [m]it d[ie]s[e]r od[er] jener Qualität begab[en] - W[i]ll[en]s[en]ts[c]heid[un]g - [n]i[c]ht so also [,] wie aus d[em] Pflanz[en]k[e]i[m] nothw[en]d[i]g Giftpfla[n]ze od[er] andr[es] hervorwächst -“. 3161 Randbemerkung [137vl] : „4) Motive“. 3162 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 58“ am oberen Seitenrand [138rr] ; „58“ bezeichnet den Bogen. 3163 Randbemerkung [138rr] : „Spinoza’s Ansicht“. 3164 Randbemerkung [138rr] : „(Es sind verschied[ene] Grade a) v[on] Freih[ei]t [,] b) v[on] Güte des Willens mögl[i]ch -)“. 3165 „ein Umstand“ über der Zeile. <?page no="377"?> 367 Einen Motiv ist unt[er] ganz gleichen Verh[ä]ltn[i]ß[e]n 3166 , ist es für den andern nicht (unt[er] denselben Verh[ä]ltn[i]ß[e]n) [.] Der Wille selbst macht also erst ein[en] bestimmt[en] Umstand z[um] Beweggrund; seine Freih[ei]t ist darum nicht beeinträchtigt. Richtig ist übrigens, daß auf der Stufe unvollkommen gebildeter Freih[ei]t die Umstände großen Einfluß haben auf die Ents[c]heid[u]ng[e]n, u[nd] mehr od[er] weniger den H[a]ndl[u]ng[e]n den Charakter v[on] freien, nehmen [,] das betrifft aber nur einzelne H[a]ndl[u]ng[e]n 3167 , das Wesen der Freih[ei]t selbst heben d[ie] sog[enannten] Motive nicht auf. 5) Endl[ich] auch die göttl[iche] Allmacht u[nd] Allwirks[a]mk[ei]t 3168 läßt sich 3169 mit d[ie]s[e]r Freiheit in Uebereinstimmung bringen; 3170 da G[o]tt selbst es ist [,] der d[ie]se Fr[ei]h[ei]t, d[ie]se Macht der Selbstbestimmung geschaffen u[nd] zu freier Wirkung bestimmt hat, darin liegt der stärkste Grund ihrer Möglichk[ei]t u[nd] Vereinbarkeit mit seinem Wiß[en] u[nd] Willen. Wie die Welt üb[e]rh[au]pt zu existiren vermag [,] ohne zugleich G[o]tt[e]s Wesen zu seyn, so vermag des Menschen Wollen zu wirken, ohne darum G[o]tt[e]s Wollen zu seyn; gerade darin zeigt sich ja G[o]tt[e]s Macht noch weit mehr als in allem Andern, d[a]ß Er sogar freie Ges[c]höpfe schaffen u[nd] sie gewähren laßen konnte. Auch der Weltplan wird nicht gestört, 3171 denn die mens[c]hl[iche] Freih[ei]t ist keine absolute göttl[iche,] sond[ern] nur eine relative, menschl[iche] u[nd] bezieht sich nicht auf das Universum u[nd] den ganzen Plan der Welt in ihr[er] Wirks[a]mk[ei]t, sond[ern] zunächst nur auf des Menschen eignes Wesen; 3172 nicht auf das Was der Wirks[a]mk[ei]t, auf den Umfang des Gewirkt[en,] auf die Gewalt kommt es an, sond[ern] auf das wie? , auf die Qualität des Gewirkten, der Handlung [.] [138rl/ 138vr] Allerdi[n]gs ist richtig [: ] Ein Naturereigniß mag noch so groß seyn - es hat doch nicht die Bedeut[u]ng, den Charakter, wie eine unscheinbare Handlung des Menschen, die den Stempel der Selbstständ[i]gk[ei]t, des menschl[ichen] Selbst, od[er] der Freih[ei]t an sich trägt. Indeß 3173 der Weltplan kann d[u]rch d[ie]se freien H[a]ndl[u]ng[e]n, die sich nicht d[u]rch ihre äußerl[iche] Macht [,] sond[ern] d[u]rch ihre innerl[iche] Qualität auszeichn[en,] darum nicht gestört werden, weil es nicht in d[e]s Menschen Willkühr liegt [,] die Weltgesetze abzuändern u[nd] das ganze Universum in andere Stellung zu bringen; u[nd] auch das freie Reich der Geister kann G[o]tt regieren ohne Zwang u[nd] Bes[c]hränk[u]ng der Freiheit, er braucht nicht jeden einzelnen Bürger d[ie]s[e]s Reiches zu feßeln od[er] in den 3166 „unt[er] ganz gleichen Verh[ä]ltn[i]ß[e]n“ am Seitenrand [138rr] eingefügt. 3167 „das betrifft aber nur einzelne H[a]ndl[u]ng[e]n“ am Seitenrand [138rr] eingefügt. 3168 „b)“ am Seitenrand [138rr] . 3169 In der Zeile folgendes „hiemit“ gestrichen. 3170 Randbemerkung [138rr] : „a) Gott ist so wenig unbedingt[e]s Hinderniß der menschl[ichen] Freih[ei]t [,] daß sein Daseyn vielmehr d[e]r Grund ist, auf dem all[e]i[n] dieselbe Halt und B[e]stand hab[en] kann gegenüb[er] der Naturnothw[e]nd[i]gk[ei]t“. 3171 Randbemerkung [138rr] : „c) Ob Weltplan gestört“. 3172 Randbemerkung [138rr] : „Der M[e]ns[c]h bildet [n]i[c]ht die Welt [,] so[n]d[ern] sei[n] eign[e]s Wes[en], das Ges[c]hick v[on] d[ie]s[e]m ist davon abhäng[i]g -“. 3173 „Indeß“ über der Zeile. <?page no="378"?> 368 Kerker zu werfen [,] um frei d[a]h[er] regieren u[nd] seine Regier[u]ngs-Zwecke erreichen zu können. 3174 Ob dann göttl[iches] Vorherwißen vereinbar sei mit freien H[a]ndl[u]ng[e]n, hat man gefragt, ob die H[a]ndl[un]g[en] der Menschen, weil sie vorhergewußt, nicht gerade deßh[a]lb geschehen müßen? Allein für’s Erste darf man in den Begriff der göttl[ichen] Allwißenheit 3175 die Bestimmung des Endlichen nicht aufnehmen, also die Vorstell[u]ng des zeitl[ichen] Verlaufes nie 3176 in sie 3177 hineinlegen, sie geht 3178 nicht in der Zeit [,] sond[ern] umfaßt die Zeit mit ih[rem] ganz[en] I[n]halt 3179 selbst; u[nd] jedenfalls ist in d[ie]s[e]s 3180 Wißen G[o]tt[e]s auch der göttl[iche] Wille hineingelegt, vermöge deßen er die freien H[a]ndl[u]ng[e]n als solche will u[nd] darum auch weiß. 3181 Die g[ö]ttl[iche Allwissenh[ei]t u[nd] s[eine] Macht sind nicht blind waltende Kräfte [,] die Alles ohne Unterschied mit sich fortreißen, sond[ern] die Eine schafft u[nd] die andere weiß nur in Bezieh[u]ng u[nd] im Vereine mit der (sic! ) g[ö]ttl[ichen] Willen, s[eine] Weish[ei]t u[nd] Liebe. 3182 Dabei ist nicht in Abrede zu stellen, daß G[o]tt auch einwirken könne auf den Mens[c]hen u[nd] daß gleichwohl s[eine] Freih[ei]t darüber nicht zu Grunde geht [,] denn es wirken ja schon die Menschen selbst auf einander bestimmend ein, belehrend, befehlend, täuschend u.s.w. 3183 [,] ohne daß darum das Wesen der Freih[ei]t zu Grunde ginge. Das Alles ist aber nur dadurch möglich [,] [138vr/ 139rl] daß das Wesen der Freih[ei]t eine accidentelle Determination allerdings verträgt [,] ohne darum s[c]hon wesentl[ich] 3184 vernichtet zu seyn. Es kann d[a]h[er] Erzieh[u]ng, Naturell, Angewöhnung sehr großen Einfluß auf den Mens[c]hen üben, 3185 ohne daß sein Leben darum den wesentl[ichen] Charakter eines selbstständ[i]g[en,] freien [,] d.h. menschl[ichen] Lebens verlöre u[nd] z[u] blos thierisch[em] würde; obwohl die Grade hier sehr verschieden sind. 3186 3174 Randbemerkung [138vl] : „Auch w[e]rd[en] - n[ac]h r[e]l[i]g[iö]s[er] Lehre -[„schl[ec]hthi[n]“ über der Zeile] die Störer d[e]s Weltpla[ne]s ausgeschied[en] aus der g[ö]ttl[ich] geord[ne]t[en] Welt - (Göthe)“. 3175 „Vorherwißens“ über der Zeile. 3176 „geradezu“ über der Zeile. 3177 „sie“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „sich“. 3178 Unleserliches Wort über der Zeile. 3179 „mit ih[rem] ganz[en] I[n]halt“ über der Zeile. 3180 „d[ie]s[e]s“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[ie]s[e]m“. 3181 Randbemerkung [138vl] : „NB [: ] Gott weiß die H[a]ndl[un]g[en] vorher [,] weil sie ges[c]heh[en] - sie gescheh[en] aber ni[c]ht [,] weil er sie vorherweiß (Aug[ustinus] (? )) [.] Das Vorherwißen, sollte es d[ie] H[an]dl[un]g[en] zu nothw[en]d[i]g[en] mach[en,] müßte irg[en]d wie best[immen]d auf d[en] Will[en] d[e]s M[en]s[c]h[en] einwirk[en]. Das geschieht aber [n]i[c]ht [,] eb[en] weil G[o]tt[e]s Wille sie als freie w[i]ll [.] D[a]s scheinbar Zwingende d[e]s göttl[ichen] Vorherwiß[en]s wird wieder gelöst durch d[a]s Lös[en]de d[e]s g[ö]ttl[ichen] Will[en]s.“ 3182 Einfügung am Seitenrand [138vl] : „D[a]s g[ö]ttl[iche] Vorherwißen ist d[a]h[e]r kein solches [,] das dem g[ö]ttl[ichen] Willen entgeg[en] ist u[nd] s[einen] Weltplan [„etwa“ über der Zeile] stört. D[a]d[u]rch [,] d[a]ß es die frei gewollten H[a]ndl[u]ng[e]n der M[e]nsch[e]n zu nothw[e]nd[i]g[en] macht.“ 3183 „bewegend“ über der Zeile. 3184 „wesentl[ich]“ am Seitenrand [139rr] eingefügt. 3185 Randbemerkung [139rr] : „u[nd] G[o]tt[e]s Macht u[nd] Gnade eb[en]so“. 3186 Randbemerkung [139rr] : „v[on] ganz gleich[er] Wahl zw[i]s[c]h[en] gut u[nd] böse keine Rede.“ <?page no="379"?> 369 Nun kann man aber d[a]g[e]g[e]n sagen [: ] So ist des M[e]nsch[en] Freiheit 3187 d[u]rch d[ie]se th[ei]lw[ei]se, u[nd] oft so überwiegende Determination 3188 d[u]rch das Gut der Freih[ei]t dem Menschen geschmälert, beeinträchtigt, wie kann also G[o]tt dem M[e]ns[c]h[e]n ein so unvollkommenes Ges[c]henk geben u[nd] sein Ges[c]hick daran knüpfen? 3189 Dann aber wollte man auch davon noch absehen u[nd] sich auf irg[e]nd eine andere Ausgleich[u]ng d[ie]s[e]s Mißverhältnißes vertrösten; so ist doch d[ie]se 3190 Macht der Selbstbestimmung 3191 eine zu gefährl[iche] Macht f[ür] den Menschen, warum hat G[o]tt sie nicht minder gefährl[ich] eingerichtet. Darauf werden wir unt[er] And[erm] 3192 im f[o]lg[en]d[en] §: zu sprechen kommen. §: 23 3193 V[om] physischen u[nd] moralischen Uebel. 3194 I) Das Daseyn physis[c]h[er] Uebel sowohl, als moralis[c]her, braucht am allerwenigsten bewiesen zu werden, da die Erfahr[u]ng sie Jedem täglich zeigt. Die Leiden der Menschen d[u]rch Krankheiten, Unglücks-Fälle, Naturereigniße u.s.w. sehen wir immer u[nd] ebenso können wir uns jeden Tag vom Daseyn des moralisch[en] Uebels, des Bösen, der Sünde überzeugen. - Nur die Frage: woher das Alles kommt, wie d[ie]s[e]r Zustand entstanden ist, ist v[on] jeher aufgeworfen u[nd] verschieden beantwortet worden von den Tagen Hiobs an u[nd] v[on] noch früher her bis auf uns. Ob es v[on] Anfang d[er] W[e]lt 3195 an so war [,] od[er] ob d[ie]s[e]r Zustand erst nachher eintrat; u[nd] wann d[ie]s[e]s geschah, wodurch es 3196 herbeigeführt wurde [,] um 3197 das wird hier gefragt. Die R[e]l[i]g[io]nen nun geben fast durchgäng[i]g die Antwort, daß es nicht nur anfängl[ich] so war, die Völker wißen fast sämmtl[ich] v[on] einer beßern, goldenen Zeit der M[e]ns[c]hh[ei]t zu erzählen. [139rl/ 139vr] Auch das ist fast in allen ältesten Sagen angedeutet, daß d[u]rch Schuld der Menschen d[ie]s[e]r Zustand der Verschlimmerung herbeigeführt ward; ja [,] viele R[e]l[i]g[io]nen s[c]hrieben die Entsteh[u]ng d[ie]s[e]r materiellen Welt selbst einer Schuld der Geister zu, zu deren Bestraf[un]g sie entstand, od[er] wenigstens benützt ward, wenn sie s[c]hon als finstere Materie od[er] Chaos vorhanden war. Selbst Origenes neigte sich zu solcher An- 3187 Randbemerkung [139rr] : „Also wes[en]tl[ich] frei ist der M[e]ns[c]h [,] aber doch accidentell determiniert [,] d[a]h[er] auch dann verschiedene Zurechnung.“ 3188 In der Zeile folgendes „ist“ gestrichen. 3189 „? “ ersetzt ursprüngliches „; “. Randbemerkung [139rr] : „1) relativ - nicht absolut -“. 3190 „d[ie]se“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „d[ie]s[e]s“. 3191 Randbemerkung [139rr] : „2) vollkom[m]e[n]st - d[a]h[er] Fr[e]ih[ei]t.“ 3192 „unt[er] And[erm]“ über der Zeile. 3193 „18“ über der Zeile. 3194 „in d[er] W[e]lt.“ unter der Zeile. 3195 „d[er] W[e]lt“ über der Zeile. 3196 „es“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „er“. 3197 Wohl gemeint: „und“. <?page no="380"?> 370 sicht zu u[nd] die Gn[o]st[i]k[e]r der erst[en] J[a]rh[underte] d[es] Chr[i]st[e]nth[ums] ginge[n] durchweg v[on] solcher Lehre aus. Die Frage, die gerade in jenen ersten Zeiten so lebhaft erörtert ward [,] poqen to. kako.n, suchten sie auf diese Art zu lösen, durch Praeexistenz der Seelen u[nd] d[u]rch außerweltl[ichen] Fall der Geist[er] 3198 also suchte man sich d[ie]s[e]n Zustand zu erklären, den man d[a]h[er] als ein[en] Zustand der Strafe, der Einkerkerung des G[ei]st[e]s, der Läuterung u[nd] allmähl[i]g[en] Wiederbefreiung betrachtete. - Das Judenth[um] u[nd] Chr[i]st[e]nth[um] stimm[en] auch in d[er] Erklär[u]ng d[ie]s[e]s Weltzustandes überein [,] indem das A[lte] T[estament] von dem Fall 3199 der ersten Mensch[en] berichtet, wodurch sie des Paradieses, des ursp[rün]gl[ichen] glückselig[en] Zustandes verlustig gingen; das Chr[i]st[en]th[um] hat dieß Alles näher bestimmt u[nd] die Fortleitu[n]g 3200 des dad[u]rch herbeigeführten Zustandes der M[e]ns[c]hh[ei]t d[u]rch die Lehre v[on] d[er] Erbsünde, v[on] d[er] Fortpflanzung der S[c]huld u[nd] Strafe auf alle Menschen, erklärt. II) Für uns handelt es sich hier wieder nicht daru[m,] blos histor[i]s[c]h[e] Data od[er] Dogmen aufzustellen, sond[ern] den Versuch zu machen, wiederum wiss[e]ns[c]h[a]ftl[ich] d[ie]s[e]n G[e]g[e]nstand zu erörtern, d.h. wiederum ausgehend v[on] der Betracht[u]ng uns[rer] eignen Natur u[nd] uns[res] innern Bewußtseyns, diese eigene Natur in ihr[er] gegenwärt[i]g[en] Bes[c]haffenh[ei]t zu 3201 prüfen an der Idee v[on] G[o]tt u[nd] s[einen] Eigens[c]haften und am eigenen Gefühle d[e]s Menschen, um zu finden, ob der gegenwärt[i]ge unvollkommene, eig[e]ntl[ich] überwiegend unsel[i]ge Zustand der Erde u[nd] der Menschenwelt der urspr[ü]ngl[iche], gottgeschaffene seyn könne, u[nd] wenn nicht, wie er aus den vollkom[m]neren in den schlimm[ern] übergegangen sei. Wir haben schon früher gesehen, daß die Idee v[on] G[o]tt, die uns ihn durchaus als vollkommen, allweise [,] allgütig, allgerecht u.s.w. kund gibt, uns nicht [139vr/ 140rl] II [.] Th[ei]l 3202 §: 23 F[o]rts[e]tz[u]ng anders als so schließen laße, daß auch jedes Werk [,] das er hervorbringe, vollkommen in seiner Art seyn müße, wenigstens in seiner Natur nicht der Widerspruch u[nd] v[on] Anfang an d[er] Unseeligk[ei]t, das Leid in sich tragen dürfe. 3203 - Das wenden wir nun auch 3198 „u[nd] d[u]rch außerweltl[ichen] Fall der Geist[er]“ über der Zeile. 3199 „v[on] d[er] Sünde“ über der Zeile. 3200 „d[ie]s[e]s“ in der Zeile gestrichen. 3201 „zu“ über der Zeile. 3202 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 59“ am oberen Seitenrand [140rr] ; „59“ bezeichnet den Bogen. 3203 Randbemerkung [140rr] : „a) V[on] G[o]tt kommt d[a]s Uebel u[nd] Böse ni[c]ht - s[einer] Idee gemäß. b) V[on] d[er] Natur [n]i[c]ht - weil ihr Lauf unabänderl[ich] u[nd] nothw[en]d[i]g (a) substantielle Böse - b) Schein, S[c]hatt[en]) c) also nur v[om] G[ei]ste - v[on] d[er] Fr[e]ih[ei]t. NB [: ] Auf pantheist[ischem] St[a]ndp[u]nkt ist eine Erkl[ä]r[un]g d[e]s Uebels, d[er] Sünde geradezu unmögli[c]h - er muß sag[en]: Es ist einmal da - da[m]it p... (? ) Es ist nicht entst[a]nd[en] - es ist immer. Aber es wird d[a]d[u]rch zu einem noch größ[e]rn Räthsel, denn wenn [„wenn“ über der Zeile ersetzt in der Zeile überschriebenes unleserliches Wort] d[a]s Uebel so nothw[e]nd[i]g ist wie das Gute, warum fühlt dann der <?page no="381"?> 371 auf die S[c]höpf[u]ng des Menschen an u[nd] sagen: So wie der Mens[c]h gegenwärtig ist, in d[ie]s[e]m Zust[a]nd tausendfachen Leid’s, Unvollkommenh[ei]t, Sündhaft[i]gk[ei]t etc. kann ihn Gott unmöglich erschaffen haben, das wäre all’ seinen Eigensch[a]ft[e]n in der That zuwider, wäre eine Schöpf[u]ng [,] die seiner unwürdig wäre. Von Gott also kann dieser Zustand nicht ausgegangen seyn. - Es fragt sich nun [,] ist er v[on] der Natur [,] d.i. vom Materiellen ausgegangen, hat dieß dem M[e]nsch[e]n all’ dieß Leid gebracht u[nd] die Sünde geschaffen? Auch dieß kann nicht seyn, denn das Materielle, die Natur folgt bestimmten Gesetzen mit Nothwend[i]gk[ei]t, die sie nicht ändern kann, sond[ern] befolgen muß [,] wie sie anfangs gegeben worden, sie kann schon deßwegen auch gar keinen Versuch dazu machen, weil sie kein Bewußtseyn hat u[nd] d[a]h[er] Nichts wollen u[nd] absichtlich erstreben kann. 3204 - Es bleibt also nur übrig [,] daß d[ie]s[e]r Zustand der Unvollkommenheit v[on] dem Ges[c]höpfe komme, das einers[ei]ts kreatürl[ich] - also nicht absolut vollkommen ist, anders[ei]ts sich frei, nach eigenem Entschluße entscheiden kann. D[ie]s[e]s Wesen ist aber der Mensch. 3205 Der Mensch hat d[u]rch s[eine] Willensfracht 3206 die Macht 3207 [,] ein[em] vollkommenen, seiner Bestimmung angemess[enen] Zustand immerfort zuzustreben od[er] v[on] d[ie]s[e]m Streben abzulaßen u[nd] sich v[on] s[einem] Ziele abzuwenden, dad[u]rch aber sein eignes Wesen der Idee dess[e]lb[e]n zu entfremden, vom gottgesetzten Ziele zu entfernen, wovon 3208 natürl[iche] Unvollkommenh[ei]t die Folge seyn muß. Wir können uns dieß als möglich denken, da die Erfahr[u]ng tägl[ich] uns im Menschenleben Aehnliches zeigt: daß Menschen d[u]rch schlechte Willensentscheid[u]ng sich in schlimme Lage versetzen, ihr Los verschlimmern, u[nd] da wir für den Anfangszustand der Menschh[ei]t u[nd] für d[ie] Verschlimmerung des Menschengeschlechtes uns keinen andern Grund denken u[nd] auffinden können [,] so sind wir berechtigt, d[ie]se Erklär[u]ng als die richt[i]ge [140rl/ 140vr] aufzustellen, so lange als sie 3209 uns nicht 3210 als unrichtig bewiesen u[nd] eine richtigere angegeben wird. M[e]ns[c]h in s[einem] Innerst[en] d[a]s Uebel als ein Unberechtigtes (wenn es ebenso noth[we]nd[i]g sey[n] muß wie d[a]s Gute) [.] - Wie kann in d[en] M[e]nsch[en] d[ie]s[e]r Zwiespalt komme[n? ] - D[ie]s[e]s Gefühl wäre dann unbere[c]ht[i]gt in d[er] Natur - wenn d[a]s Uebel berechtigt - nothw[en]d[i]g wäre [.] - Wenn d[a]s Uebel zur Ei[n]h[ei]t u[nd] Harmonie des Ganz[en] gehört - wie kann der M[e]ns[c]h [,] der au[c]h zu d[ie]s[e]r Ei[n]h[ei]t u[nd] Harmonie gehört - d[a]ss[e]lbe fühl[en] als ein Unharmonisches, Unberecht[i]gt[e]s - (Unbegreifl[iches] Räthsel). - NB [: ] Da zeigt sich wieder, wie d[er] P[a]nth[ei]sm[us] in Unphilosophie üb[e]rgehen müße, wie nach ihm die Philosophie sich selber au[c]h vernicht[en] (in G[e]g[en]th[ei]l umschlag[en] Ver[n]u[n]ft in Unver[n]u[n]ft) müße aufgehen in die ander[n] Wiß[en]sch[a]ft[en] - sie hat nur mehr d[a]s Wirkliche - [n]i[c]ht d[a]s Wahr[e,] Ideal[e] zu erk[ennen]“. 3204 Einfügung am Seitenrand [140rr] : „u[nd] eig[en]s zu solchem Ka[m]pf geg[en] d[en] Geist ist sie doch unmögli[c]h g[e]schaff[en], er hätte ja so[n]st selbst d[ie]s[en] Zwiespalt in s[e]i[ne] S[c]höpfu[n]g gesetzt“. 3205 Randbemerkung [140rr] : „(S[iehe] Prantl’s Aufg[abe] d[er] Philos[ophie])“. 3206 Möglicherweise gemeint: „Willenskraft“. 3207 In der Zeile folgendes „sich in“ gestrichen. 3208 „von“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „durch“. 3209 „sie“ über der Zeile. 3210 „das“ in der Zeile gestrichen. <?page no="382"?> 372 Man könnte freil[ich] dagegen sogleich einwenden [,] wenn es G[o]tt[e]s Idee nicht angemeßen ist, unselige Ges[c]höpfe v[on] Anfang an zu schaffen, so ist es ihm wohl auch nicht angemeßen, solche Ges[c]höpfe zu schaffen [,] die d[ie]s[e]r Unseel[i]gk[ei]t fähig sind, od[er] ihnen eine solche Gabe der Freiheit zu geben, wodurch sie augenblickl[ich] in d[ie]s[e]n Zustand kommen konnten. 3211 D[ie]se Einw[e]nd[un]g kehrt immer wieder bei d[ie]s[e]n Untersuch[u]ng[e]n; schon früher wurde Einiges hierüber bemerkt. Wir haben gesehen, die Natur hat an u[nd] für sich keinen bestimmt[en] Zweck, dem sie zustrebt, den sie erreichen kann, sie verzehrt, verschlingt immer wieder [,] was sie hervorbringt; Sinn u[nd] Bedeut[u]ng erhält die ganze bewußtlose Natur erst durch ihre Vereinig[u]ng mit dem bewußten, freien Geist. Wollte also G[o]tt schaff[en] u[nd] irg[e]nd einen Zweck erreichen, so mußte er freie 3212 Ges[c]höpfe s[c]haffen, sonst wäre alles Andere ohne Sinn u[nd] Bedeut[u]ng 3213 . Das freie Ges[c]höpf (schon früher bemerkt) ist das vollkommenste in s[einer] Art, das hervorgerufen werden kann, gränzt unmittelbar an Gott, ist so z[u] sag[en] 3214 relativ absolut. 3215 G[o]tt[e]s S[c]höpfermacht war es angemeßen, freie Wesen zu schaffen, da d[ie]se allein, eine seiner würd[i]ge, angemeßene Manifestation sind. - Nun aber kommt uns wieder d[ie] Frage in den Weg, ob denn d[ie]se Freih[ei]t gerade so bes[c]haff[en] seyn mußte, daß der Mensch auch sünd[i]g[e]n u[nd] d[a]d[u]rch in d[ie]s[e]n unglückl[ichen] Zustand gerathen konnte, 3216 ob denn die Freih[ei]t nicht gleich als vollendete geschaffen werden konnte, so daß sie sich für’s Böse gar nicht ents[c]heiden konnte, sond[ern] nur für’s Gute. - Wir haben schon im vorigen §: gesehen, daß die Vollend[u]ng der Freih[ei]t, in welcher sie nicht mehr sündigen kann [,] nur ihr eigenes Werk seyn kann. 3217 Denn das ist ja gerade das Wesentli[c]he der Freiheit, daß sie sich selbst bestimmt u[nd] ents[c]heidet, so weit das nicht geschehen kann, ist sie nicht Freiheit [,] denn die Selbstbestimmung gehört zu ihrer Natur, diese kann Niemand Anderer für sie vornehmen; also das S[c]haffen der Freiheitskraft ist noch keine Selbstbestimmung derselben, diese muß v[on] d[ie]s[e]r Kraft [140vr/ 141rl] selbst ausgehen u[nd] geschähe es auch gerade in dem Moment [,] wo sie geschaffen würde; würde sie schon so bestimmt erschaffen, so werde dieß Zwang, d.h. es würde keine Freiheit geschaffen. Das innerste Selbst mußte also v[om] ersten Moment des Daseyns an über sich selbst Herr seyn, 3218 mußte sich selber entscheiden können üb[er] sein eignes Wesen u[nd] Wollen, 3211 Randbemerkung [140vl] : „Waru[m] aber d[ie]s[e] gefährl[iche] Fr[ei]h[ei]t. (s[c]ho[n] früher b[eme]rkt - Vollk[ommen]h[ei]t [„Aseitas“ über der Zeile] u[nd] Seel[i]gk[ei]t davo[n] bedi[n]gt).“ Darunter die Randbemerkung [140vl] : „a) Die S[c]höpf[un]g erhält nur d[a]d[ur]ch ei[nen] Zweck [,] d[a]ß freie G[e]s[c]höpfe [en]tst[e]h[en] (Schelling) [.] b) Die Fr[e]ih[ei]t kann [n]i[c]ht aufgezwu[n]g[en] od[er] a[n]geth[an] w[e]rd[en.]“ 3212 „selbstbewußte [,] selbstä[n]d[i]g[e,] zwecks[e]tz[en]de - zweckrealisir[en]de“ über der Zeile. 3213 „u[nd] nutzlos“ über der Zeile. 3214 „so zu sag[en]“ über der Zeile. 3215 Randbemerkung [140vl] : „NB [: ] D[er] Engel als frei ist nicht vollkom[m]ner als d[er] Mensch - nur größere Macht - nicht vollkom[m]enes Wesen - qua libertas.“ 3216 Randbemerkung [140vl] : „Waru[m] die Fäh[i]gk[ei]t zu sünd[i]g[en]? “ 3217 Randbemerkung [140vl] : „Gutsey[n] u[nd] Seligsey[n] davon bedingt“. 3218 Randbemerkung [141rr] : „mußte wenigst[en]s den Anfang mach[en] können dazu“. <?page no="383"?> 373 wäre dem M[e]nsch[e]n Alles genommen, sich 3219 selbst, seine Macht üb[er] sich selbst müßte von ihm laßen, wenn man ihn nicht als Selbst, als freies Wesen vernicht[en] wollte. - Wäre des Menschen Freiheit so, daß er nicht G[o]tt[e]s Willen gegen sich selbst 3220 bestimmen könnte, so hätte er eben keine vollkommene Freiheit, keine Macht über sich selbst; er wäre in so fern gebunden, gefeßelt an das Gute, an den Willen G[o]tt[e]s. (so z[u] s[a]g[e]n wie Prometheus an den Felsen); er gliche also in so weit der bew[u]ßtlos[en] Natur mit ihr[en] nothw[e]nd[i]g[e]n Gesetzen. Er besäße sich selbst nicht, so weit er so gebunden wäre, er würde d[a]h[e]r auch die Seel[i]gk[ei]t, die ihm gerade d[u]rch d[ie]se Bindung zugedacht wäre, nicht fühlen, so weit er sie nur d[u]rch d[ie]se gebundene, gezwungene Vereinig[u]ng mit G[o]tt hätte; d.h. er wäre so weit eben nicht seelig; weil er, so weit er gebunden, nicht Er selbst wäre, nicht sich selbst besäße. - Wenn es 3221 auffallend seyn könnte [,] daß die Freih[ei]t des M[e]nsch[e]n in d[ie]s[e]m Zustand bloßer Potenz geschaffen werden mußte ihrer Natur gemäß u[nd] sich selbst dann erst bethätigen, bestimmen u[nd] vollend[en] mußte, so erweist sich dieß bei näherer Betracht[u]ng sogar als ein Vorzug. 3222 Es ist ein Vorzug für ein Wesen [,] so viel als möglich v[on] sich selbst, nicht von Andern zu seyn; Gott ist darum absolut u[nd] vollkomm[en,] weil er v[on] sich selbst ist; analog ist der Mensch gerade d[a]d[u]rch [,] daß er sich selbst erst vollendet, in so weit v[on] sich selbst. - Er 3223 participirt also gerade d[u]rch d[ie]se anfängl[iche] Keimartigk[ei]t u[nd] Entwickl[u]ngsbedürft[i]gk[ei]t an d[ie]s[e]m göttl[ichen] Vorzug der 3224 Aseitaet. Wenn nun die urspr[ü]ngl[iche] Entscheid[u]ng des freien Menschenwillens geg[en] G[o]tt[e]s Willen u[nd] Absicht ausfiel, u[nd] 3225 der eignen Idee des Menschen entgegen, so mußte er statt sich zu vervollkom[m]nen, vielmehr unvollkommener, endlicher, machtloser werden [,] es mußte Disharmonie in seinem Wesen entstehen, 3226 [141rl/ 141vr] u[nd] da zu d[ie]s[e]m Wesen des ganzen Menschen, als Erd[en]-Wesen auch der Leib gehört, so mußte sich d[ie]se Disharmonie u[nd] Verschlimmerung auch dem Leibe mittheilen; u[nd] da der Leib in den Strom der übr[i]g[e]n Natur aufgenommen ist, ja gerade das höchste Resultat, der eig[e]ntl[iche] Zweck d[ie]s[e]r üb[ri]g[e]n Natur ist, so mußte d[ie]se Verschlecht[e]r[u]ng, Verschlimm[e]rung des Menschenwesens auch auf die Natur zurückwirken [,] d.h. war der Leib gebrechl[ich], sterblich, krank u.s.w. [,] so konnte die Natur, v[on] welcher der Leib das höchste Produkt ist, kein Paradies mehr seyn, denn das wäre ein Widerspruch, wäre widernatürl[ich], wenn die vollkommene Ursache, eine unvollkommene Wirk[u]ng herbrächte, wenn die paradiesische Natur, als 3219 „sich“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „er“. 3220 „selbst“ über der Zeile. 3221 „Wenn es“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Es könnte“. 3222 Randbemerkung [141rr] : „Waru[m] die Freih[ei]t nicht sogl[e]i[c]h vollkom[men] actuell geschaff[en] ward - gerade um relativ[er] Aseitaet - also der Vollk[ommen]h[ei]t will[en]“. 3223 „Er“ über der Zeile. 3224 „G“ in der Zeile gestrichen. 3225 „u[nd]“ über der Zeile. 3226 Randbemerkung [141rr] : „Waru[m] au[c]h d[e]r Leib in d[em] Fall d[u]rch Fr[ei]h[ei]t hineingeräth - u[nd] waru[m] die g[a]nze Natur -“. <?page no="384"?> 374 ihr höchstes Produkt, den unparadiesis[c]h[en] Menschenleib hervorbrächte! - D[ie]se unmittelbare Wirk[u]ng der verkehrten Willensentscheid[un]g d[e]s M[e]nsch[e]n in Bezug auf die Natur u[nd] d[en] Leib wird in uns[erer] R[e]l[i]g[io]nsurkunde als bestimmte Strafe G[o]tt[e]s angegeb[e]n, u[nd] es versteht 3227 sich 3228 ganz v[on] selbst, daß wenn der Mensch bestraft würde auch in Bezug auf s[einen] Leib, dann die üb[ri]ge Natur daran participiren mußte, weil der Leib aus ihr hervorgeht, mit ihr in lebend[i]g[er] Verbind[un]g steht. 3229 III) 3230 Nun aber fragt sich, 3231 wie denn das, was etwa die ersten a) 3232 Menschen gethan haben mögen, b [)] 3233 auch auf andere, auf das ganze Menschengeschlecht sollte Einfluß gehabt haben u[nd] wie sich dann der gegenwärt[i]g[e] jedenf[a]lls sehr unvollkommene Zustand der M[e]nschh[ei]t davon herschreiben könne? Was geht denn die später[n] Menschen, als freie 3234 Personen, das an, was der frühere, als freie Person gethan? Im ersten Menschen war die ganze Menschh[ei]t noch concentrirt, er war die Wurzel des ganze[n] Baumes der Menschh[ei]t 3235 ; aus seiner Natur quoll[en] die spätern Menschen- Naturen u[nd] participir[en] d[a]h[er] an ihrer Qualität. In jenem ersten Acte nun hatte der Mensch die Aufgabe [,] sich selber zu vollenden 3236 , zu klarem Bewußtseyn u[nd] zu geist[i]g[er] Selbstständ[i]gk[ei]t, er hatte sich aus der ihn noch umfangenden u[nd] haltenden Schöpfermacht G[o]tt[e]s gleichsam loszuwinden u[nd] sich selbstständ[i]g zu 3227 „versteht“ über der Zeile ersetzt unleserliches Wort in der Zeile. 3228 „sich“ über der Zeile. 3229 Einfügung am Seitenrand [141vl] : „D[ie] neu[ere] Naturwiß[e]ns[c]h[a]ft bestreitet eine solche Verschlimm[e]r[u]ng d[er] Natur d[u]rch d[en] Fall d[e]s M[e]nsch[e]n. Schon vor dem M[e]nsch[e]n war d[ie] Natur so, folgte dens[e]lben Gesetz[en] etc. Die Ausgrab[u]ng[en] zeigen Thiere [,] die andere verschlangen; die Knochen zeigen Spuren v[on] Krankheit[en] etc. (Oersted II) [.] Da ist z[u] sagen: 1) V[on] welch[er] Z[ei]t d[ie]se ausgegraben[en] G[e]g[e]nst[ä]nde sind, ob es s[c]hon so ausgemacht, d[a]ß sie vormenschl[ich.] 2) Doch dieß zugegebe[n], die Natur entwickelte sich im Großen allmählig, v[om] Unvollkom[m]nen zu[m] Vollkom[m]ner[n]; - man kann mit ders[e]lb[en] Kühnheit behaupt[en], als sie die Vollkomm[en]h[ei]t erlangt hatte, ward der Mensch ges[c]haff[en]; da er fiel, verlor sie d[ie]se Vollkomm[en]h[ei]t wieder; - daß (sic! ) ist auch angedeutet i[n] d[er] S[c]hr[i]ft. G[o]tt baute ein[en] Gart[en], Paradies, s[c]höner also als die üb[ri]ge Erde; - u[nd] d[ie]s[e]s Paradies schw[a]nd wieder mit d[em] Fall; - wie war es auß[erhalb] d[e]s Paradies[es]? “ Darunter weitere Randbemerkung [141vl] : „NB [: ] Hier noch Ungewißh[ei]t. D[ie]se Versteineru[n]g[en] v[on] Pflanz[en,] selbst Thier[en], könnt[en] auch bloße Bild[un]g[en] d[e]r Naturkr[ä]fte sey[n] - wie die gefror[nen] Fensterblumen“. 3230 Randbemerkung [141vl] : „III [)] Art u[nd] W[ei]se d[e]s Falles. Die Naturgesetze müß[en] dies[e]lb[en] geblieben s[e]y[n]! a) D[a]s ist fragl[ich] b) kann sey[n,] ohne doch d[ie]se Aend[erun]g zu hindern“. 3231 „(Fr[a]ge: Warum Gott üb[er]h[au]pt ges[c]haff[en]? s[iehe] fr[ü]her.“ über der Zeile. 3232 „a“ über der Zeile. 3233 „b“ über der Zeile. 3234 „freie“ über der Zeile. 3235 „war nicht blos ein M[e]nsch, sond[ern] d[ie] M[en]schh[ei]t Gattu[n]g - Mens[c]h[en]“ über und unter der Zeile. 3236 Einfügung am Seitenrand [141vl] : „sich selbst seine Stellung in d[er] S[c]höpf[u]ng zu geben, dem Schöpfer u[nd] der S[c]höpf[u]ng gegenüber“. <?page no="385"?> 375 machen 3237 . Da aber sein Wille an sich 3238 nicht auch das Gesetz ist, sond[ern] d[a]s Gesetz für [141vr/ 142rl] II [.] Th[ei]l 3239 §: 23 F[o]rts[e]tz[u]ng ihn G[o]tt[e]s Wille in Bezug auf ihn, so hatte er sich diesem zuzuwenden in Gehorsam u[nd] Liebe. 3240 Geschah dieß nicht, zog sein eignes Selbst od[er] irg[e]nd etwas Andres Ges[c]höpfliches ihn mehr an, so riß er sich los v[on] G[o]tt[e]s haltender, s[c]hirmender Macht, 3241 wurde aber nicht selbstständ[i]g[,] sond[ern] gab sich statt deßen an die Natur, an d[a]s Ges[c]höpfliche hin, das an äußerl[icher] 3242 Gewalt wenigstens stärker ist als er. Vor der Entscheid[un]g war er noch v[on] G[o]tt[e]s Macht umfangen u[nd] geschirmt, nach d[e]rselben aber ward er, weil er sich nicht freiwillig u[nd] selbstständig 3243 anschloß an d[en] S[c]höpfer, hinwiederum v[on] d[er] Gewalt des Ges[c]höpflichen umfangen u[nd] s[eine] Selbstständ[i]gk[ei]t ward th[ei]lw[ei]se eine Beute v[on] d[ie]s[e]r. 3244 D[ie]se Gewalt der Natur üb[er] d[en] Geist zeigt sich schon darin [,] daß d[er] M[e]nsch[e]ngeist sich aus so tiefer Nacht des Unbewußtseyns emporarbeiten muß in Bezug auf s[eine] Erkenntniß u[nd] ebenso aus so tiefer Schwäche des Wollens, so daß nun nicht blos der Wille sich erst entscheiden u[nd] d[a]d[u]rch 3245 vollenden muß in s[einer] Selbstständ[i]gk[ei]t [,] sond[ern] daß er sich erst der Natur gleichsam abringen muß. 3246 3237 Einfügung am Seitenrand [141vl] : „in welcher er anfängl[ich] wohl war, wie das Kind im Mutterschooße - (welches wohl ein Nachbild jenes ursprü[n]gl[ichen] Actes ist)“. 3238 „an sich“ über der Zeile. 3239 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 60“ am oberen Seitenrand [142rr] ; „60“ bezeichnet den Bogen. 3240 Randbemerkung [142rr] : „Ind[em] d[e]r S[c]höpf[e]r a) die Pot[en]z der pers[ön]l[ichen] Selbst[en]ts[c]h[e]id[un]g b) die Pot[en]z der Fortpfl[an]z[un]g in die erst[en] M[en]sch[en] gel[e]gt, hat er die Idee d[e]r M[en]s[c]hh[ei]t s[e]i[ner]s[ei]ts g[a]nz realisirt [,] obwohl actuell die Realis[irun]g noch [n]i[c]ht voll[en]d[e]t -“. Dazu wohl die weitere Randbemerkung [142rr (senkrecht) ] : „doppelt[e] schöpfer[i]sche Thät[i]gk[ei]t“. 3241 Einfügung am Seitenrand [142rr] : „u[nd] das sollte er, da er sich selbst woll[en]d[er] sollte als frei[e]s Ge[s]chöpf (wie die Natur sich selbst wollend[e] sollte in viel[en] Umbild[un]g[en], also au[c]h gewißermaß[en] - selbststä[n]d[i]g)“. Darunter die Randbemerkung [142rr] : „Er sollte relativ-absolut werd[en] - d[u]rch si[c]h selbst relat[ive] Aseitaet erlang[en] - da d[ie]se nicht gegeb[en] werd[en] kann -“. 3242 „äußerl[icher]“ über der Zeile. 3243 „u[nd] selbstständig“ über der Zeile. 3244 Einfügung am Seitenrand [142rr] : „Die Natur als blinde Gewalt kann die Freih[ei]t d[e]s M[e]nsch[en], die sich ihr in je[nem] Acte hingegeb[en], nicht respectiren, nicht berücksichtig[en] - Gott aber, weil selbst frei u[nd] bewußt, hätte sie acht[en], erhalt[en] können, wenn au[c]h d[e]r [„erste“ über der Zeile] M[en]s[c]h d[u]rch Gehorsam sich ganz an ih[n] hingegeb[en] hätte - [.] NB [: ] Dem Wes[en] nach kann d[ie] Natur zwar die Fr[ei]h[ei]t [n]i[c]ht aufheb[en], in der Bethät[igun]g (? ) aber kann sie b[e]stä[n]d[i]g no[c]h (? ) stören (? )“. 3245 „d[a]d[u]rch“ über der Zeile. 3246 Einfügung am Seitenrand [142rr] : „wie er si[c]h anf[an]gs d[u]r[c]h Selbst[en]ts[c]h[ei]d[un]g v[on] G[o]tt[e]s Macht selbstst[ä]nd[i]g mach[en] sollte“. Im Nachhinein in die Zeile des Haupttextes [142rl] eingefügt: „Gatt[u]ngsmacht u[nd] Persönl[iche] Macht war da noch mehr vereint od[er] identis[c]h -“. <?page no="386"?> 376 Es war also jene Willensents[c]heid[un]g des ersten Menschen, eine That, durch die er sein ganzes Verh[ä]ltn[i]ß zu Gott u[nd] zur Natur bestimmte, eine That [,] die d[ie] Stellung der Menschen-Natur, der Menschh[ei]t in der Schöpf[u]ng 3247 entstand; es war die mit 3248 schöpferis[c]he Thätigk[ei]t der ganzen Menschh[ei]t in ihr[em] Stamme in Bezug auf sich selbst [,] da G[o]tt selbst d[a]s freie Wesen nicht vollenden konnt[e,] 3249 ohne sie 3250 selbst, ohne eigne Mitthät[i]gk[ei]t. 3251 Da im erst[en] Menschen das ganze Geschlecht ruhte, die ganze Gattung, so mußte auch das ganze Geschlecht an s[einem] Zustand participiren, denn wie die Wurzel ist, so muß auch der Baum werden. Die Menschen-Natur [,] d.h. der Mensch mit Leib u[nd] Seele hatte nu[n] eine solche Stellung in der S[c]höpf[u]ng, daß er, dem Wesen nach zwar nicht verletzt od[er] zerstört, doch in s[einer] Richtung u[nd] Wirks[a]mk[ei]t 3252 eine seiner Bestimmung nicht mehr ganz angemeßene war; 3253 eine Abneig[u]ng geg[en] das höhere Gesetz seines Seyns u[nd] Wirkens u[nd] ein Zug zur Natur u[nd] für sich selbst [,] d.i. für s[eine] eigne 3254 Bestimmung. 3255 Man nennt dieß eine ererbt[e] Sünde, Schuld u[nd] Strafe; das ist in so fern wahr, als ein 3256 fortwährendes Gelüsten geg[en] G[o]tt[e]s Gesetz, ein überwiegender Hang [,] geg[en] d[a]sselbe zu handeln [,] G[o]tt[e]s Willen ebenso zuwider seyn muß, wie eine [142rl/ 142vr] bestimmte actuelle Sünde, weil sie nicht minder geg[en] G[o]tt[e]s Ordnung u[nd] Gesetz; 3257 wie auch H[a]ndl[u]ng[e]n [,] die aus böser Gewohnh[ei]t hervorgehen [,] gleichwohl, weil sie gewohnh[ei]tsmäßig nicht mit bestimmt[em] Willensentschluß geschehen -, doch nicht gleichgültig od[er] gut sind. 3258 Möglicherweise gehört hierzu die weitere, senkrecht zum Text geschriebene Randbemerkung: „In die Gewalt der noch nicht paradiesisch gewordn[en] Natur -“. 3247 In der Zeile folgendes „bestimmte“ gestrichen. 3248 „mit“ über der Zeile. 3249 „ihr d[ie] St[e]ll[un]g [nic]ht geben konnte“ über der Zeile. 3250 „sie“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „sich“. 3251 „entstand; es war die mit schöpferis[c]he Thätigk[ei]t der ganzen Menschh[ei]t in ihr[em] Stamme in Bezug auf sich selbst [,] da G[o]tt selbst d[a]s freie Wesen nicht vollenden konnt[e] ohne sie selbst, ohne eigne Mitthät[i]gk[ei]t.“ am Seitenrand [142rr] angefügt. 3252 „sein“ in der Zeile gestrichen. 3253 Randbemerkung [142rr] : „Nicht d[a]s Wes[en,] so[n]d[ern] di[e] Sey[n]s-Art u[nd] Thät[i]gk[ei]t d[e]s G[ei]st[e]s hat ei[ne] Störu[n]g erlitt[en] - da indeß g[ei]st[i]g[e] Wes[en] u[nd] Actualität innig verbu[n]d[en] si[n]d [,] so ist es b[e]d[en]kl[ich.] Wer Geist = Denk[en] betr[ac]htet [,] [m]uß ei[ne] gä[n]zl[iche] Corrupti[on] annehm[en]“. 3254 „willküh[r]l[iche] gesetzlose“ über der Zeile. 3255 Einfügung am Seitenrand [142rr] : „Es ist dieß zwar keine Zerstör[u]ng seiner Natur, wohl aber eine Störung derselben.“ 3256 „Ge“ in der Zeile gestrichen. 3257 Randbemerkung [142rr] : „als Zustand od[er] v[on] Natur aus“. Darunter die Randbemerkung [142rr] : „Ein Unrecht = Beschaffenseyn ist eb[en]so mißfäll[i]g als ein Unrechtthun -“. 3258 Randbemerkung [142vl] : „u[nd] d[em] Wes[en] nach fand Th[ei]lnahme aller G[ei]st[e]r an der erst[en] E[n]tsch[ei]d[un]gsthat statt“. <?page no="387"?> 377 Ueber dieß Alles ist nun schon viel gestritten worden für u[nd] geg[en] die sog[enannte] Erbsünde. 3259 Man hat immer wieder eingewendet, es könne keine geben, denn es widerstreitet G[o]tt[e]s Güte u[nd] Gerecht[i]gk[ei]t um des Fehltrittes des Einen willen, alle andern zu strafen [,] u[nd] zwar in so gefährlicher Weise; dag[e]g[en] aber muß immer wieder erwidert werden; wie die Erfahr[u]ng zeigt, ist die Strafe einmal da, die kann nicht geläugnet werden, das Kind schon nimmt Theil an den Leiden der Menschh[ei]t u[nd] an ihr[em] unglückl[ichen] Zustand mehr od[er] minder; wenn immer die Strafe sichtbar vorhanden ist, so müßen wir, gerade um G[o]tt[e]s Güte u[nd] Gerechtigk[ei]t zu vertheidigen, auch die Schuld annehmen. 3260 Denn was ist gerechter, die Menschen alle ohne S[c]huld strafen - wie d[ie] Gegner der Erbsünde wollen - od[er] um der Theilnahme an 3261 Schuld d[e]s Ein[en] 3262 auch alle an der Strafe theilnehmen zu laßen. Das ist der Fragepunkt. 3263 Daß aber die Mens[c]hen-Natur aus ihr[er] rechten Stellung einigermaßen gerückt sei in d[er] Schöpf[u]ng, zeigt uns die Erfahrung, die Geschichte. Betrachten wir die Völker, in welchem Zustand sind sie oft sich befinden, wie unwißend, roh, unsittlich, den Thieren ähnl[ich,] ohne alle höhere Entfalt[u]ng der auch in ihnen ruhenden menschl[ichen] G[ei]st[e]skräfte; ein normaler Zustand kann dieß unmöglich seyn; es handelt sich also jedenf[a]lls darum [,] den Grund v[on] d[ie]s[e]m Zust[a]nd aufzufinden; u[nd] eine befriedigendere Erklär[u]ng wird sich schwerlich finden laßen, als die, w[e]lche d[ie] Lehre v[on] anererbt[er] Unvollkommenh[ei]t u[nd] Verkehrth[ei]t gewährt. 3264 Die sog[enannte] Erbsünde trifft d[ie] ganze Menschh[ei]t als Gatt[un]g [; ] alle Menschen nehmen Theil an ihr, weil alle v[on] Einem abstammen, also d[u]rch die Generation pflanzt sich d[ie]s[er] Zustand fort [,] u[nd] zwar nicht d[u]rch Generation des menschl[ichen] Leibes, sond[ern] d[u]rch Generation der menschl[ichen] Natur, des gan- 3259 Randbemerkung [142vl] : „NB [: ] Erbsünde nicht Act des Mensch[en,] sond[ern] der Menschh[ei]t u[nd] mittelst d[a]h[e]r d[e]s M[e]nsch[en.]“ Darunter [142vl] : „In d[en] erst[en] M[en]s[c]h[en] war die M[e]ns[c]hh[ei]t realisirt [,] d.h. v[on] Seite d[e]s S[c]höpfers d[ie] ganze Idee d[e]r M[en]schh[ei]t, die sie nun (? ) ihr[er]s[ei]ts b[e]sti[mmen], voll[en]d[en] sollte [.] - Also war (? ) die realis[i]rte Idee d[e]r M[en]s[c]hh[eit] d[e]r g[ö]ttl[iche] S[c]höpfung[s]logos gefall[en] - u[nd] aus d[ie]s[em] hervorgeh[en]d mußt[en] die f[o]lg[en]d[en] Seel[en] in de[m]s[e]lb[en] Zust[an]d u[nd] i[n] d[e]rs[e]lb[en] Schuld s[e]y[n] wie die erst[en] M[en]s[c]h[en] selbst -“. 3260 Einfügung am Seitenrand [142vl] : „ohne S[c]huld kann doch G[o]tt nicht str[a]f[en]“. 3261 „um der“ über der Zeile; „Theilnahme an“ am Seitenrand [142vl] . 3262 „d[e]s Ein[en]“ über der Zeile. In der Zeile folgendes „nehmen, weil“ gestrichen. 3263 Einfügung am Seitenrand [142vl] : „Gründe geg[en] d[ie] Verschlimm[e]rung ein[er] anf[a]ngs beßern Natur hergenommen v[on] der Natur selbst u[nd] ihren Gesetzen: [„näml[ich] die M[en]sch[en]-Naturfolge im[m]er d[en]s[e]lb[en] Gesetz[en]“ über der Zeile] S[iehe] Oersted bes[onders] II [.] Allein [,] d[a]g[e]g[e]n ist zu b[e]m[e]rk[e]n: Die Gesetze können ganz die[e]lb[e]n geblieben seyn u[nd] doch kann sich d[ie] Natur verschlechtert haben; bei d[er] Verschlecht[e]r[u]ng des vorher gesunden menschl[ichen] Organismus z.B. ist ja d[a]ss[e]lbe der Fall.“ 3264 Randbemerkung [142vl] : „Fortsetz[un]g der Verk[e]h[run]g wie? “ Darunter die Randbemerkung [142vl] : „Daß d[a]s realis[i]rte, zur M[en]s[c]hh[ei]t geword[ene] S[c]chöpferwort gefall[en,] zeigt si[c]h all[en]th[a]lb[en] i[n] d[er] Geschichte -“. <?page no="388"?> 378 zen Menschen, 3265 [142vr/ 143rl] d[u]rch F[o]rtpflanz[u]ng also auch des innern disharmonis[c]h[en] Verh[ä]ltn[i]ßes der menschl[ichen] Natur. 3266 Im Leibe allein kann sich d[ie]s[e]r Zustand 3267 nicht fortpflanzen, denn der Leib für sich allein folgt seinen bestimmten Naturgesetzen, die als solche nicht schlecht, sond[ern] gut sind u[nd] in der ihnen gesetzten Weise wirken; d[u]rch den Geist allei[n] kann dieß auch nicht geschehen, da er nicht als bewußter, wollender im Nu 3268 entsteht, sond[ern] als solcher erst nach u[nd] nach sich bildet. Denn auch deßweg[en,] weil auch der G[ei]st in s[einem] innersten Wesen nicht verletzt [,] sond[ern] gut 3269 ist. 3270 Also nur im Verhältniß beider, in d[er] Vereinig[u]ngsw[ei]se v[on] beiden kann d[a]s Uebel s[einen] Sitz haben, d.i. in jener unbewußten Region, wo Seele u[nd] Leib innerl[ich] vermählt sind, wo sie vereinigt sind [,] u[nd] das ist auch die Regi[on] der Menschen-Natur, aus der die Generation der Gattung hervorgeht, wo auch die Leidens[c]h[a]ft[e]n, Triebe, Neigungen, Sympathien [,] Gefühle aller Art 3271 etc., entspringen. 3272 Und nicht blos in der Entsteh[u]ng ist d[ie]se Erbschuld wirksam, sond[ern] auch in der Bild[u]ng desselben; denn wie schon früher erwähnt, der M[e]nsch bedarf der Menschen nicht blos zu s[einer] Entsteh[u]ng, sond[ern] auch zu seiner Bildung, Vollendung u[nd] auf den geist[i]g[en] Verein, auf die g[ei]st[i]g[e] 3273 Gemeinsch[a]ft kommt es an, in die er hineingeboren wird, wie er sein[en] G[ei]st ausgestalten werde, ob vervollkom[m]nen od[er] verkehren, auch hier also tritt er eine Erbsch[a]ft an, v[on] groß[er] Wicht[i]gk[ei]t, wie der (ursp[rün]gl[iche]) Zustand der Natur, so erbt sich auch der Zustand der Bild[un]g fort. 3274 3265 Randbemerkung [142vl] : „D[a]s Eine S[c]höpferwort, d[a]s M[en]s[c]h geword[en,] entfaltet si[c]h zur M[e]ns[c]hh[ei]t -“. 3266 Randbemerkung [143rr] : „F[o]rtpfl[an]z[un]g d[er] Erbsü[n]de - ob im Leibe od[er] Geiste -“. 3267 „Zustand“ über der Zeile ersetzt „Sünde“ in der Zeile. 3268 „im Nu“ über der Zeile ersetzt „schon“ in der Zeile. 3269 „ideehaft (? )“ über der Zeile. 3270 Randbemerkung [143rr] : „Sitz der Sünde u[nd] d[e]s Uebels“. 3271 „Gefühle aller Art“ über der Zeile. 3272 Randbemerkung [143rr] : „Blut - d[a]h[er] v[on] je d[ie]se Region des Irdischsey[n]s geopfert ward -“. 3273 „g[ei]st[i]g[e]“ über der Zeile. 3274 Einfügung am Seitenrand [143rr/ 143vl] : „Anm[erkung: ] Um hier nochmal auf ein früh[er] besprochenes Thema zurückzukommen, auf d[ie] F[o]rtpflanz[un]gsw[ei]se d[e]s Mensch[e]n, so wurde v[on] jeher gerade d[ie]s[e] F[o]rtpflanz[un]g d[er] Schuld u[nd] Sünde als Bew[eis] für d[ie] Generation des ganzen Menschen gehalten u[nd] mit Recht, denn: D[ie] ganze Gesch[i]chte bezeugt es, d[a]ß auch die [„eigne“ über der Zeile] Fortpfl[a]nz[un]g [,] die Fortbild[un]g in die Macht der M[e]nschh[ei]t gegeben u[nd] d[a]h[er] allen Geschicken u[nd] Zuständen der M[e]nschh[ei]t unterworfen ist, an allen Th[ei]l nehmen muß. D[a]h[er] die furchtbaren Erschein[u]ng[e]n in der Gesch[ichte], die verwilderten, verthierten Völker, deren Seelen so roh u[nd] ungeschlacht sind wie sie selbst in ihr[em] ganz[en] Lebe[n] u[nd] Treiben sind; ihrem äußerl[ichen] Dasey[n] gleicht großth[ei]ls auch das Innere. - Sollte wohl die Würde der Menschenseele es hier verlangt haben [„v[on] Gott“ über der Zeile], d[ie]se Seelen unmitt[e]lb[a]r zu schaffen u[nd] sie dann in solch’ rohen Zustand zu versetzen, in so rohe Creatur[en] umzugestalt[en]? Die Würde der M[e]ns[c]hh[ei]t ist zwar v[on] Anfang a[n] bestimmt u[nd] gesetzt [„u[nd] an sich wesentl[ich] unveränd[e]rt“ über der Zeile]. Der Grad d[ie]s[e]r Würde ist höher od[er] geringer je nach B[e]s[c]h[a]ff[e]nh[ei]t des M[e]ns[c]h[en] u[nd] des Volkes. Die Würde der Mens[c]h[en]- Seelen [vom ursprünglichen „Mens[c]hh[ei]t“ in der Zeile ist die letzte Silbe „heit“ gestrichen; „Seelen“ über der Zeile] ist aber hier in ihrem Entstehen schon vielfach entwürdigt, wie sie es in ihrem ganzen Leben u[nd] Treib[en] ist, u[nd] aus d[ie]s[e]m entwürd[i]gt[en] Dasey[n] geht [„geht“ ersetzt durch Überschreibung und Streichung ursprüngliches „gehen“] wieder eine ähnl[iche] entwürd[i]gte Generation hervor [,] wenn keine Hülfe <?page no="389"?> 379 In d[ie]s[e]r Bezieh[u]ng also 3275 müßen wir allerdings für alle nachfolg[e]nd[e]n Menschen eine Bes[c]hränk[un]g, eine th[ei]lw[ei]se 3276 Determination der Freih[ei]t zugeben, denn jeder Mensch 3277 fängt nicht mit s[einer] Freih[ei]t u[nd] Ents[c]heid[un]g ab integro an, sond[ern] er tritt in ein[en] bestimmt[en] Zustand ein, v[on] dem großenth[ei]ls seine erst[en] Entscheid[un]g[e]n, sein[e] ganze Willensricht[u]ng bestimmt wird. In zweifacher Bezieh[u]ng also geben wir trotz wesentl[icher] Freih[ei]t des Willens, doch auch eine gewisse Determination des Willens zu: 1) eine angeborne natürl[iche] 3278 Determination desselben, näml[ich] die vorherrschende Neigung z[um] Bösen [,] d.h. die wir eine [143rl/ 143vr] Folge der sog[enannten] Erbsünde nennen, indem näml[ich] d[u]rch die erste Willensbestimmung der Menschh[ei]t, diese selbst u[nd] damit auch die einzelnen Individuen in ihrer ganzen Stellung in der Schöpfung verrückt wurde, eine gewiße falsche Richtung nahm, nicht dem gottgesetzten Ziele od[er] der Idee d[er] M[e]ns[c]hh[ei]t 3279 zu [,] sond[ern] in abweichender Richtung, in d[ie]s[e]r Richtung strebt nun auch der einzelne Mensch v[on] Natur aus fort; sie ist zwar großenth[ei]ls paßiv 3280 bei den Nachkommen des ersten Menschen, doch wird sie durch Aufnahme ins eigene, persönl[iche] Wollen des Menschen auch activ, d.i. eine selbstgewollte, eine mit Beifall aufgenommene u[nd] fortgeführte. Das ist die vorherrschende Neigung z[um] Bösen, die Concupiscentia im Allgemeinen, d.i. das Eigengelüsten abgesehen v[om] höchsten Ziele gebracht wird. Das s[c]höpferische G[o]tt[e]swort [„G[o]tt[e]shau[c]h“ über der Zeile] ist in die Hand der Menschh[ei]t gelegt auch in d[ie]s[er] Bezieh[u]ng, wie sie damit schaltet, das ist ihre [143rr/ 143vl] Sache; wie der Mensch sein eignes Wesen in s[einer] Gewalt hat u[nd] es adelt od[er] entwürd[i]gt, so hat d[ie] ganze M[e]nschh[ei]t auch ihr eignes Wesen in ihrer Gewalt u[nd] adelt od[er] entwürd[i]gt es th[ei]lw[ei]se. Das Generiren der Seele kann ges[c]hehen unt[er] dem Gesetz der Unvollkomm[en]h[ei]t, der Sünde, denn es ist auch ein mens[c]hl[icher] Act. G[o]tt[e]s Thät[i]gk[ei]t aber können [„ab“ in der Zeile gestrichen] wir fürwahr nicht unt[er] das Gesetz der Sünde stelle[n], u[nd] ihr gleichsam gebieten laß[en] [„ge“ in der Zeile gestrichen] v[on] d[er] Sünde; so daß er zwar Gutes schaff[en] möchte, die Sünde der M[e]nschh[ei]t ließe es nicht zu, das hieße G[o]tt z[um] [„gehorsam[en]“ über Zeile] Diener der Sünde machen. (D[a]s müßte aber gescheh[en] bei Annahme eines schroff[en] Creatianismus.). Vielmehr ist dieß der Fall, daß d[ie] g[a]nze M[e]ns[c]hh[ei]t d[u]rch die erste Ents[c]h[ei]d[u]ng v[om] S[c]höpfer, v[on] G[o]tt losgetrennt u[nd] ganz in die Welt, in die Natur verpflanzt wurde u[nd] hier nun fortwucherte mit den in sie gelegt[en] geist[i]g[en] u[nd] leibl[ichen] Kr[ä]ften. - Der schöpf[e]rische G[o]tt[e]shauch d[e]s Anf[a]ngs ist schöpferisch fortwirk[en]d in u[nd] d[u]rch Zeug[u]ng - welche nicht unmitt[el]b[a]r v[on] d[er] Person ausgeht [,] sond[ern] v[on] der geist[i]g[en] Natur üb[er]h[au]pt od[er] v[on] d[em] menschl[ichen] G[a]tt[un]gswes[en.] D[er] ursp[rün]gl[iche] G[o]tt[e]shau[c]h, wodu[rc]h d[er] Leib leb[en]d[i]g w[ir]d [,] war sogar noch vorwieg[e]nd [„blos“ über der Zeile] geist[i]g[er] Natur üb[e]rh[au]pt [,] noch [n]i[c]ht Persö[n]l[i]chk[ei]t im str[e]ngst[en] Sinne - wie d[ie]se der Mensch erst voll[en]d[en], abschließ[en] sollte d[u]rch s[eine] Selbstentscheid[un]g, wodur[c]h er persö[n]l[ich] im strengst[en] Sinne ward [.] - D[ie]se geist[i]g[e] Natur - d[a]s mens[c]h[liche] Gatt[un]gs[-]Wes[en] ist es [,] das si[c]h fortpfl[an]zt, Potenz[en] zur Persönlichk[ei]t setzt - ni[c]ht selbst eig[en]tl[ich] Perso[n,] aber personir[en]d - die Pot[en]z zur Persö[n]l[i]chk[ei]t i[n] sich enth[a]lt[en]d [.] -“ 3275 Über der Zeile: „Aus jen[e]r [„Aus jen[e]r“ vielleicht irrtümlich gestrichen] verkehrt[en] E[n]ts[c]h[ei]d[un]gsthat ging Determination hervor“. 3276 „th[ei]lw[ei]se“ über der Zeile. 3277 „te“ in der Zeile gestrichen. 3278 „natürl[iche]“ über der Zeile. 3279 „d[er] M[e]ns[c]hh[ei]t“ über der Zeile. 3280 „eine angethane (? )“ über der Zeile. <?page no="390"?> 380 des Menschen, die Zügellosigk[ei]t [,] d.i. der Gebrauch der Freiheit außer u[nd] ohne die Schranken [,] die d[ie] Idee des Menschen od[er] die eigne Vernunft mit ander[n] Worten, - ihm gibt. - Die Freih[ei]t 3281 geht trotz d[ie]s[er] natürl[ichen] Determinat[ion] nicht zu Grunde, obwohl sie gehemmt, beeinträchtigt wird. 3282 2) 3283 Die 2. Determinat[ion] d[er] Freih[ei]t ist die durch die Bildung, Erziehung [,] wodurch ebenfalls die Will[en]s-Richtung des Menschen vielfach bestimmt wird, denn die ersten Eindrücke des Menschen sind die dauerndsten, entscheidendsten für sein ganzes Leben, es kommt also für d[a]s freie Wollen u[nd] Thun des Menschen sehr viel darauf an, in welcher R[e]l[i]g[io]ns-Genoßens[c]h[a]ft z.B. seine erste Willensrichtung gebildet wird; denn um so zu reden, die allgemeine Willensströmung einer bestimmt[en] geist[i]g[en Gemeinschaft] nimmt die ganze Seele in sich auf u[nd] folgt ihr; im Allgemeinen wenigstens, denn mehr od[er] weniger weicht er jedenf[a]lls auch davon ab u[nd] geht den eigenthüml[ichen] Weg [,] u[nd] darin zeigt sich aber, daß trotz all’ d[ie]s[e]r Determinat[ion] sein Eigen-Wollen, s[eine] Selbstbestimmung nicht vernichtet, nicht etwa z[um] nothwendigen Instinct erstarrt ist, - obwohl bei manchen Menschen v[on] tiefster Culturstufe es nahezu bis dahin kommt; die Potenz höherer Freih[ei]tsentwickl[un]g geht aber gleichwohl nicht verloren. - [143vr/ 144rl] II. Th[ei]l 3284 §: 23 F[o]rts[e]tz[u]ng Diese zweite Determin[ation] ist aber genau betrachtet nur eine Folge der ersten, 3285 denn aus ihr entsprangen eben die Verschiedenheiten der theoretisch[en] Ansichten od[er] Irrthümer u[nd] der practisch[en] Verkehrth[ei]t[e]n od[er] verschied[enen] falschen Willensrichtungen, in die der Mensch durch die Erziehung hineingezogen wird. 3286 3281 „d[ie] Selbstmacht in höh[erer] E[n]twickl[un]g“ über der Zeile. 3282 „(D[e]r Wille willges... (? ) absolut s[e]y[n.]“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 3283 Randbemerkung [143vl] : „Noch ein Gesichtsp[u]nkt [: ] Gott hat die Idee der M[e]nschh[ei]t realisirt - Schöpfu[n]g - [,] aus d[ie]s[e]r realisirt[en] Idee d[er] M[en]s[c]hh[ei]t [,] Schöpf[un]g der M[en]schh[ei]t als Gatt[un]g [,] geh[en] die einzel[nen] M[en]s[c]h[en] hervor [.] Die Idee ursp[rün]gl[ich] realisirt d[u]rch Schöpfu[n]g, realisirt sich fort u[nd] fort selbst [.] - Die [„v[on] Gott“ über der Zeile] realisirte Idee der M[en]s[c]hh[ei]t ist aber gefall[en] - also setzt sich ihre fernere Realisiru[n]g als gefallene [„Idee“ über der Zeile] fort [.] - Die Idee G[o]tt[e]s v[on] d[er] M[e]ns[c]hh[ei]t ist zur wirkl[ichen] M[e]ns[c]hh[ei]t, zur Gattu[n]g geword[en] durch die S[c]höpfu[n]g u[nd] setzt sich fort [,] obwohl d[ie]se Gattu[n]g vers[c]hl[i]mmert [.] - D[a]d[u]r[c]h wird zwar G[o]tt[e]s Idee u[nd] S[c]höpferwort verschl[i]mmert - aber [n]i[c]ht er selbst z[um] Urheber des Schlimm[en] [„Schlimm[en]“ über der Zeile ersetzt „S[ün]der“ in der Zeile] [,] z[um] Mithelfer der Sü[n]de gemacht - so[n]d[ern] nur als zulaß[en]d gedacht [.] -“ 3284 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 61“ am oberen Seitenrand [144rr] ; „61“ bezeichnet den Bogen. 3285 Randbemerkung [144rr] : „NB [: ] Und [„Und“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Oder“] die Ironie der erst[en] zugl[e]i[c]h, ind[em] gerade d[u]r[c]h d[ie]se histor[ische] Determinat[ion] das Selbstfr[e]ih[ei]ts-Gelüste seine Nahru[n]g nicht findet. In B[e]tr[e]ff d[e]r Ei[n]zel[nen] ist 2. Determinati[on] Ironie der 1. I[n] Betr[e]ff d[e]r Völker die 1. Ironie der 2.“ 3286 Einfügung am Seitenrand [144rr] : „D[ie]s[e]r Umstand [,] daß der Mensch [„so vielfach“ in der Zeile gestrichen] v[on] Anfang an seines Lebens so vielfach bestimmt sei, u[nd] eig[e]ntl[ich] keinen Augenblick d[e]s Lebens habe, wo er rein aus sich selbst, ganz selbstständ[i]g sich entscheide - wie der erste Mensch - [,] bestimmten Sch[e]ll[i]ng u[nd] Jul[ius] Müller nun die mens[c]hl[iche] Freih[ei]t gleichwohl zu retten [„dem <?page no="391"?> 381 Wenn wir aber das Wesen der Freih[ei]t in’s Auge faßen, wie es früher bestimmt wurde, so sehen wir [,] daß bei alledem die Freih[ei]t nicht vernichtet sei u[nd] d[a]h[er] der Determinismus 3287 Un-Recht 3288 habe [,] obwohl auch der Indeterminismus nicht vollkommen Recht hat. IV) Weil nun die wesentl[iche] Freih[ei]t jedem Menschen bleibt, so ist auch jeder noch mehr od[er] weniger freier Willensents[c]heid[u]ng[e]n fähig, d[a]h[er] auch guter u[nd] böser H[a]ndl[u]ng[e]n. (Die beim Determin[i]sm[us] eine Unmöglichk[ei]t sind), u[nd] zwar wirkl[icher], selbstständ[i]g[e]r H[a]ndl[u]ng[e]n auch im Bösen, nicht blos solcher [,] die etwa nur 3289 nothw[e]nd[i]ge consequente Manifestation der 3290 natürl[ichen] od[er] anerzogenen Willensrichtung wären u[nd] d[a]h[er] nicht eig[e]ntl[ich] als selbstständ[i]g[e] frei 3291 gewollte Thaten gelten könnten. Also wirkl[iche], actu[e]lle Sünden sind jedem Mens[c]hen, so weit er Vernunft-Gebrauch hat, möglich. - Nun entsteht die Frage 1) was ist das moralis[c]h Böse, die Sünde [,] u[nd] 2) woher kommt sie, wo hat sie ihren Sitz, v[on] wo geht sie aus? 3292 1) Populär u[nd] practis[c]h sagt man kurzweg: Die Sünde od[er] d[a]s moralisch Böse ist eine Uebertretung des göttl[ichen] Gebotes. Das göttl[iche] Gebot ist eben der Wille G[o]tt[e]s in Bezug auf den Menschen [,] u[nd] d[ie]s[e]r Wille ist wieder nichts andres als die Idee [,] die Gott dem Menschen zu realisiren gesetzt hat [,] d.i. die Vollkommenh[ei]t [,] die der Mensch erstreben soll. 3293 Sünde ist also Ungehorsam geg[en] G[o]tt, geg[en] seinen Willen in B[e]z[u]g auf den Mens[c]hen 3294 u[nd] damit zugleich Abfall des Mens[c]hen v[on] der eignen Idee, v[on] der eignen Vollkommenheit u[nd] Seeligkeit. Beides muß hervorgehoben werden, denn macht man hiebei blos das g[ö]ttl[iche] Gesetz als solches geltend, so kommt ein bloßer Knechtsdienst zu Stande, bloße Legalität, keine Determ[inismus] z[u] entgehen“ über der Zeile], wieder z[ur] Lehre v[on] d[er] Praeexist[e]nz der Seelen Zuflucht zu nehmen, u[nd] sie b[e]h[au]pt[e]n d[a]h[er,] die erste, reine, volle Will[en]sents[c]heid[un]g ohne allen Einfluß sei nicht in d[ie]s[er] Welt, sond[ern] außerweltl[ich,] d.h. vor d[ie]s[em] Erdendaseyn ges[c]hehen. Die Lehre v[on] d[er] Erbs[ü]nde macht eine solche Annahme, die d[u]rch nichts begründet werd[en] kann, überflüßig. - Ein groß[er] Beweis dafür, d[a]ß ursp[rü]ngl[ich] in Betreff der Menschen-Natur eine Veränderu[n]g [„eine Veränderu[n]g“ über der Zeile] vorgeg[a]ng[e]n seyn müße, liegt d[a]h[e]r auch gerade darin, d[a]ß d[er] Mensch einers[ei]ts das Gefühl der Freih[ei]t unverwüstl[ich] in sich trägt, andrers[ei]ts doch auch sieht, d[a]ß eine große Bes[c]hränk[un]g d[e]rs[e]lb[en] bei all[en] M[e]ns[c]h[e]n statt finde; wieder also ein gewißer innerer Zwiespalt, der nicht [„ganz“ über der Zeile] naturgemäß ist. -“ 3287 „nicht“ in der Zeile gestrichen. 3288 „Un“ über der Zeile. 3289 „moralische“ in der Zeile gestrichen. 3290 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „des“. 3291 „frei“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „freie“. 3292 Randbemerkung [144rr] : „Was ist d[a]s Böse, d[ie] Sünde? Woher? “ Weitere Randbemerkung [144rr] : „So viel üb[er] d[en] Ursp[run]g des Uebels u[nd] der Sünden“ gestrichen. Darunter die Randbemerkung [144rr] : „Ob eine Substanz oder ob bloß[er] Mangel, Defect.“ 3293 Randbemerkung [144rr] : „Idee d[e]s M[e]nsch[en] ist der Gedanke G[o]tt[e]s v[on] d[em] M[e]nsch[en.] D[ie]s[er] Gedanke ist aber realisirt eb[en] im Dasey[n] d[e]s M[e]ns[c]h[en, we[n]igst[en]s ist er als Kei[m,] als Pot[en]z gesetzt, welcher sich selbst d[u]rch freie Kraft realisi[ren] soll -“. 3294 Einfügung am Seitenrand [144rr] : „der in bestimmte Gebote od[er] Verbote gefaßt ist“. <?page no="392"?> 382 Moralität, u[nd] d[a]s g[ö]ttl[iche] Gebot ers[c]hiene als bloße 3295 Willkühr in Bezug auf den Menschen. [144rl/ 144vr] (Wie dieß beim Judenth[um] etwa vorwiegend d[er] Fall zu seyn scheint.) - Macht man aber blos die Idee d[e]s eignen Mens[c]henwesens geltend u[nd] sagt etwa: Die Sünde ist Abfall des Mens[che]n 3296 v[on] d[er] eignen Idee, ein Zuwider-Handeln geg[en] die Würde des Menschen, so kommt man zu jenem überspannten 3297 rationalen Moralismus, der sich besond[ers] seit Kant als Moralphilos[ophie] geltend zu machen suchte, der ohne Rücksicht auf G[o]tt, das Gute um des Mens[c]hen willen wollte, um s[eine] Würde od[er] um der Idee des Guten willen, u[nd] Sünde als ein Handeln geg[en] d[ie]se Idee d[e]s Guten bezeichnete; damit war dann natürl[ich] die Moral, d[a]s sittl[iche] Gebiet v[on] d[er] R[e]l[i]g[io]n getrennt, weil man G[o]tt[e]s Willen u[nd] Gesetz dabei außer Acht ließ. - Das Wahre ist vielmehr [,] daß beides zusammengehört, ja Eins ist. Denn das innere Gesetz des Menschen, die Idee d[e]s Gut[en], die thätig ist, sich manifestirt als Gewißen, ist v[on] Gott gehört zu sein[em] erschaffenen Mens[c]henw[e]s[en], u[nd] das äußerlich gegebene g[ö]ttl[iche] Gebot ist nicht willkührl[ich], sond[ern] dem Mens[c]henwesen, seiner Idee also angemeßen; beides harmonirt also, steht in Uebereinstimmung, u[nd] Sünde ist zugleich ein Ungehorsam geg[en] G[o]tt[e]s Gebot u[nd] ein Abfall v[on] der eignen Idee. 3298 2) Eine and[ere] Frage ist schon vielfach verhandelt worden, wo denn die Sünde ihren Urspr[u]ng habe; ob im Fleische, ob im Geiste, od[er] wo sie ihren Sitz habe? 3299 - Viele R[e]l[i]g[io]nen, namentl[ich] die oriental[i]s[c]h[e]n [,] nehmen nach ihrer Grundanschauung v[om] V[e]rh[ä]ltn[i]ß der Seele z[um] Leibe an, der Sitz des Uebels u[nd] des Bösen in der Welt sei im Materiellen, im Körperlichen; die Materie sei das substantielle Böse, 3300 wie auch die 3301 sog[enannten] Gn[o]st[i]k[e]r in d[en] erst[en] J[a]rh[underten] des Chr[i]st[e]nth[ums] u[nd] später die Manichäer u[nd] viele andere Secten behaupteten. Andere kamen hinwiederum selbst unt[er] d[ie] Gn[o]st[i]ker u[nd] bes[onders] Mystiker 3302 auf das 3303 andere Extrem u[nd] achteten den Leib ganz gleichgültig in Bezug auf die Moralität des Menschen u[nd] hielten eb[en] fleischl[iche] Ausschweif[u]ng[e]n für erlaubt od[er] gleichgültig, weil sie auf den Geist doch keinen Einfluß u[nd] keine Bedeutung für ihn hätten. 3295 „bloße“ über der Zeile. 3296 „des Mens[che]n“ über der Zeile. 3297 „überspannten“ über der Zeile eingefügt. 3298 Einfügung am Seitenrand [144vl] : „Ob die Sünde eine Substanz? (Das führt dann gleich über zur folg[e]nd[e]n Frage.)“ 3299 Randbemerkung [144vl] : „Wo d[a]s Böse s[einen] Sitz -? wo die Sünde ihr[en] Ursprung? (In d[er] Gesammtnatur - in d[em] Ird[i]s[c]hsey[n] d[e]s Me[n]s[c]h[en])“. 3300 Randbemerkung [144vl] : „Ob im Leibe? “ 3301 „Gn[ostiker]“ in der Zeile gestrichen. 3302 „u[nd] bes[onders] Mystiker“ über der Zeile. Randbemerkung [144vl] : „Pseudo-Mystiker u[nd] Spiritualist[en]“ gestrichen. 3303 „An“ in der Zeile gestrichen. <?page no="393"?> 383 Gewiß nun ist dieß sogleich, daß das Geist[i]ge 3304 [144vr/ 146rl] 3305 das Wollen bei einer H[a]ndl[u]ng den Ausschlag gibt u[nd] darüber entscheidet, ob eine H[a]ndl[u]ng sittl[ich] 3304 Randbemerkung [144vl] : „Ob d[a]s Böse eine Subst[an]z -“. 3305 Das zweiseitige Blatt [145r-145v] ist in den Bogen [144rl-144vr und 146rl-146vr] eingelegt: „Ob d[a]s Böse ein bloßer Mangel. I) - Begründ[un]g der Thesis - warum ein bloßer Mangel - Gründe dafür. Widerleg[un]g d[ie]s[e]r Gründe. II) A) [„A)“ über der Zeile] Gründe dafür [,] d[a]ß d[a]s Böse Wirkl[i]chk[ei]t habe. a) Das Unwirkl[iche] kann keine Wirkung[en] hervor - das Böse aber bringt Wirk[u]ng[en] hervor - also - b) Der Mangel ist auch Etwas [,] entsteht aus Wirk[u]ng[en] (z.B. d[ie] Krankh[ei]t) [,] er ist nur am Wirkl[i]ch[en] denkbar als Qualität - d.h. als ein Nichtseyn solle[n]des [,] d[a]h[er] bei jed[em] Ding der Mangel ein Anderes ist - was für d[a]s Eine ein Mangel ist [,] es für d[a]s Andere nicht - also die Bes[c]haff[en]h[ei]t eines Wirklich[en] - das Nichtseynsoll[en]de - ni[c]ht d[a]s Nichts [.] Nichts z.B. schadet dem Mag[en] (? ) nicht; aber das Nichtseynsoll[en]de s[c]hadet - also das Nichts (bloße Negatio[n]) ist nicht id[en]tis[c]h mit d[em] Nichtsey[n]soll[en]d[en], d[em] Bös[en]. [Randbemerkung [145rl] : „Sünde nicht Substanz, sond[ern] Accidenz - (geschaff[en] d[u]rch d[en] M[e]nsch[en,] nicht aus nichts [,] sond[ern] d[u]rch Verkehr[un]g d[e]s Vorhand[enen])“.] B) Gleichwohl dürf[en] wir dem Bösen nicht ein eig[e]ntl[iches] Seyn, in dem Sinne wie d[em] Gut[en] zus[c]hreib[en], nicht Substantialität, sonst wäre es ni[c]hts Böses mehr [,] sond[ern] Gutes - d.h. käme ih[m] wes[en]tl[iches] Seyn zu [,] dann wäre es entwed[er] v[on] Gott ges[c]haff[en], also [n]i[c]ht bös - od[er] es wäre v[on] Ewigk[ei]t - dann könnte man es [n]i[c]ht Nichtseynsoll[en]d[e]s: Mangel nenn[en], denn es [145rl/ 145vr] hätte absolute Existenz wie Gott selbst - wäre gerade so berechtigt wie Gott selbst. - [Randbemerkung [145rr/ 145vl] : „NB [: ] Beide Extreme führ[en] zu d[em]s[e]lb[en: ] 1) Das Böse ist etwas Wesentl[iches], Substantiel[l]es - 2) D[a]s Böse ist ein Nichtiges, Nichts [,] nur Mangel. ad 1 [)] Es müßte d[a]s Böse v[on] Ew[i]gk[ei]t existi[ren] od[er] v[on] Gott ges[c]haff[en] sey[n]. Zur Begrü[n]d[un]g v[on] 3 [: ] D[a]s Böse sei d[a]s Nichtsey[n]soll[en]de, Abfall v[on] d[er] Idee [,] Verkehru[n]g d[e]s Gut[en] - dazu brau[c]ht man nur 1) eine der Verkehru[n]g, Verschl[i]mmeru[n]g fähige Natur [.] 2) Freih[ei]t d[e]s Will[en]s u[nd] Irrthu[m]sfähigk[ei]t des M[en]sch[en]. Nicht also ein an sich - absolut Böses gibt es - Substanz - sond[ern] d[a]s Böse geht immer v[on] urspr[ün]gl[ich] gut[en] Kräft[en] aus [,] die verkehrt wirk[en] - [.] Wie der Irrthu[m] ni[c]ht v[on] ewig[en] Kräft[en,] d.h. von Kräft[en,] die wes[e]ntl[ich] für d[en] Irrth[um] b[e]stimmt wär[en,] herkommt [,] sond[ern] v[om] G[ei]ste, da für Wahrh[ei]t best[i]mmt ist - (für [„für“ über der Zeile] wesentl[ich] z[um] Irrth[um] b[e]stimmte Kräfte wär[e] Irrthu[m] Wahrh[ei]t [).] c) Consequenz[en]. Es gäbe dann kei[nen] conträren [,] sond[ern] nur contradictor[ischen] G[e]g[en]satz - blau [„u[nd] roth“ in der Zeile gestrichen] z.B. wäre zu bestimm[en] als [n]i[c]ht roth - weiß als ni[c]ht schwarz - u[nd] umgekehrt - bös als nicht gut - gut als nicht bös u[nd] ni[c]ht gut als bös. Bös aber ist mehr als ni[c]ht gut - ist [n]i[c]ht Negatio[n,] sond[ern] ei[ne] Positio[n.] [145rr/ 145vl] Das Böse hat also nicht für sich eine Existenz [,] sond[ern] geht immer doch aus v[on] ein[em] dem Seyn nach Gut[en,] d.h. v[on] gottgeschaff[enen] Kräft[en] (die nur verkehrt od[er] m[a]ngelhaft wirk[en] -) [.] Doch wieder Wirkl[i]chk[ei]t ist da [,] sonst wäre Nicht wißen = dem fals[c]h[en] Wißen od[er] Irren [,] Nicht gut = bös.)“) C) Wenn nu[n] d[a]s Böse wed[er] eine bloße Negatio[n] od[er] Mangel - noch au[c]h ein wes[en]tl[iches] Sey[n] ist - so bleibt ni[c]hts üb[ri]g als zu sag[en] - das Böse ist eine Verkehru[n]g des wahr[en] Sey[n]s, (sic! ) - Und es liegt der tiefe Sinn hier zu Grunde - d[em] Streb[en,] es bloß als Mangel darzuthu[n] - d[a]ß es d[a]s Nichtsey[n]soll[en]de am Seyn ist, Verk[e]hru[n]g d[e]ss[e]lb[en]. D[a]h[er] läßt sich d[a]s Böse ni[c]ht philosoph[isch] erkennen, d.h. nicht aus der Idee construir[en], weil es das der Idee Widersprech[en]de ist, darum kann es ni[c]ht aus der Idee erkannt werd[en] - aber doch erkannt [,] nä[m]l[ich] als das der Idee ni[c]ht entsprech[en]de - aus ih[rem] Bereich Auszus[c]heid[en]de. Bew[eis] 1 [: ] Da die Philosophie bestrebt ist [,] alles Dasey[en]de aus der Idee construir[en] zu woll[en] - als Nothw[en]d[i]g Sey[en]des, berechtigtes, so macht natürl[ich] das Nichtsey[n]soll[en]de immer ei[nen] Strich durch d[ie]se Rech[n]u[n]g, stört d[a]s philos[ophische] Erkenn[en,] d.h. d[a]s ideale Reconstruir[en] d[e]s <?page no="394"?> 384 u[nd] unsittl[ich] sei od[er] nicht, 3306 denn blos leibl[iche] Thätigk[ei]t[e]n [,] die unbewußt, unabsichtlich, ohne Willens-Intention geschehen, haben keine Bedeut[u]ng u[nd] keine sittl[iche] Qualität; es sind keine freien H[a]ndl[u]ng[e]n, der Mensch ist nicht verantwortlich dafür. In so weit also ist es richtig, daß d[er] Geist entscheidet [,] ob ein actus, eine H[a]ndl[u]ng sittl[ich] od[er] böse sei. Ein anderes aber ist es, wo das Böse eigentl[ich] seinen Urspr[u]ng nehme [,] d.h. woher die böse H[a]ndl[un]g 3307 kommt, von 3308 wo der Antrieb [,] die Veranlaß[u]ng ausgeht? 3309 - Man hört die B[e]h[au]pt[u]ng, es sei hiebei eig[e]ntl[ich] der Leib, d[a]s Materielle, das den Geist ziehe, die Stimme der Vernunft u[nd] die Macht des Willens überwältige u[nd] so das Böse veranlaße; das Böse geschehe eig[e]ntl[ich] durch Nichtgebrauch der Freih[ei]t, od[er] des Wollens. 3310 In gewißem Sinne ist das richtig. Der Leib ist aber darum noch nicht das Böse od[er] v[on] ihm kommt darum noch nicht das Böse; denn der Leib an u[nd] für sich folgt bestimmten, nothw[e]nd[i]g[e]n, ihm immanenten Gesetzen bei allem, was er anstrebt u[nd] das ist an sich, abgesehen v[om] Geiste, gar Nichts Böses, es sind einfach Naturvorgänge. 3311 Erst d[u]rch die B[e]z[ie]h[u]ng auf den Geist u[nd] sein Streben u[nd] seine Aufgabe erhalten die leibl[ichen] Functionen (Eßen, Trinken etc.) sittl[iche] Qualität. - Dann aber gibt es auch moral[i]s[c]he od[er] unmoral[i]s[c]he H[a]ndl[u]ng[e]n, die eig[e]ntl[ich] mit dem Leibe 3312 gar nichts 3313 zu thun haben [,] z.B. der Hochmuth, Neid u.s.w. (Unglaube). - Aber auch aus dem reine[n] Wesen des Geistes 3314 [,] d.h. aus der Vernunft 3315 in Verbind[un]g mit dem freien Willen kommt das moral[i]s[c]h Böse, die Sünde nicht, denn die Vernunft als sol[c]he [,] d.i. der Inbegriff der Ideen des Wahren, Gut[en] u[nd] Schönen u[nd] der höchst[en] Idee G[o]tt[e]s, u[nd] d[a]s höchste Willens- Dasey[en]d[en] - d[a]h[er] erklärt si[c]h d[a]s Bestreb[en,] d[a]s Böse als Nichtdasey[en]d[es] - d.h. als bloß[en] Mangel, Unvollk[o]mm[en]h[ei]t zu betra[c]ht[en,] u[m] die Harmo[n]ie des Syst[em]s ni[c]ht stör[en] zu laßen. - Bew[eis] 2 [: ] Auch der tiefe Sinn liegt hier verborg[en.] (Einfügung am Seitenrand [145vl] : „Möglich aber war d[ie]s[e]r Abfall, d[ie]se Verkehru[n]g [,] weil d[a]s Geschöpfl[iche] [„die Kraft d[e]ss[e]lb[e]n“ über der Zeile] nicht absolut, nicht vollkomm[en], sond[ern] als Ges[c]höpfl[iches] doch relativ u[nd] unvollkomm[en] ist - u[nd] der Freih[ei]t theilhaftig. Aug[ustinus] s[a]gt d[a]h[er: ] D[ie] Sünde nicht durch efficere [,] sond[ern] d[u]rch deficere - Abfall v[on] d[er] Idee. - Daß d[a]s Böse ni[c]ht v[on] Ew[i]gk[ei]t existir[en] u[nd] ni[c]ht v[on] Gott geschaff[en] sey[n] könne [,] sond[ern] d[a]ß es nur entst[an]d[en] sey[n] könne durch Abfall d[e]s Sey[en]d[en] v[on] d[er] Idee - od[er] durch Verkehru[n]g des Sey[en]d[en.]“) 3306 Randbemerkung [146rr] : „Ob im G[ei]ste“. 3307 „der Urspr[u]ng“ in der Zeile gestrichen. 3308 „von“ über der Zeile. 3309 Randbemerkung [146rr] : „Woher bei jed[er] bös[en] [„bös[en]“ über der Zeile] That der Urspr[un]g -“. 3310 Am Seitenrand [146rr] in die Zeile eingefügt: „od[er] d[u]rch Nichtgebrauch der Freiheit.“ - Darüber [146rr] : „Ob Nichtgebrau[c]h blos - der Fr[ei]h[ei]t“. 3311 Randbemerkung [146rr] : „D[a]s Zieh[en]laß[en] ist auch ein Wollen - also ein Act der Fr[ei]h[ei]t u[nd] d[a]h[er] ein Gebrauch der Fr[ei]h[ei]t! “ 3312 Am Seitenrand [146rr] in die Zeile eingefügt: „- mit leibl[ichen] Function[en]“. 3313 „od[er] wenig“ über der Zeile. 3314 Randbemerkung [146rr] : „Ob aus d[em] Wesen d[e]s G[ei]stes? “ 3315 „... (? ) Idee v[on] Gott u[nd] etc.“ über der Zeile. <?page no="395"?> 385 gesetz, d[a]s im Gewißen thätig ist, treten wir mit dem Bösen in Verbind[un]g, um so weniger kann es aus ihnen hervorgehen; das Menschenwesen wäre in d[ie]s[e]m Falle schon vernichtet, wäre tödtlich verletzt, könnte nicht mehr als solches gelten (Verdammt[e]) [,] sein Wesen 3316 wäre 3317 böse. [146rl/ 146vr] Aus All’ dem geht hervor [,] daß die Sünde, das moralis[c]h Böse in der Beziehung des G[ei]st[e]s u[nd] Leibes zu einander, in dem Verhältniß beider zu einander ihren Urspr[u]ng nehme, da [,] wo beide, Geist u[nd] Körper [,] sich vereinigen, vermählen, wo geist[i]ge Thätigk[ei]t[e]n u[nd] körperl[iche] Functionen zusammen... (? ) [,] also in der unbegreifl[ichen], unbekannten Region des Gefühles, des Gemüthes, des Verstandes. 3318 Da entstehen die sinnl[ichen] Triebe u[nd] Leidenschaften, da auch der Egoismus, die berechnende Selbstsucht des Verstandes; also jene mehr sinnl[ichen] u[nd] die mehr geist[i]g[en] Sünden können da ihren Urspr[u]ng haben, wo das eig[e]ntl[iche] Mißverh[ä]ltn[i]ß 3319 [,] das 3320 durch den urspr[ü]ngl[ichen] Fall herbeigeführt wurde 3321 ; u[nd] 3322 da ist es auch 3323 [,] wo das erbl[iche] Uebel der Menschheit seinen Sitz hat u[nd] sich fortpflanzt im Gebiete des Gattungswesens, in der eig[e]ntl[ichen] Region der Menschen-Natur [,] d.h. des vereinigt[en] Wesens v[on] Leib u[nd] Seele. Also die actuelle[n] Sünden nehmen da ihren Urspr[u]ng, 3324 wo auch die erbl[iche] Sünde ihren Sitz u[nd] ihre Macht hat. - 3325 Hier waltet 3326 einerseits das Materielle u[nd] sucht sich den Geist dienstbar zu machen für seine Interess[en,] sucht sich selbst zum Zweck zu erhe- 3316 „d[e]s Mensch[en]“ über der Zeile. 3317 „Bose“ (sic! ) in der Zeile gestrichen. 3318 Randbemerkung [146vl] : „Ob [„Ob“ im Nachhinein eingefügt] In der M[e]nschennatur üb[e]rh[au]pt [.] In d[er] Coincidenz-Region Leib u[nd] G[ei]st - Gemüth - Liebe (Verstand - Berech[n]u[n]g - (Egoismus [; ] d[a]h[er] wenn d[ie]s[e] Regio[n] aufgehob[en,] hat Tug[en]d u[nd] Buße (? ) - d.h. moral[i]s[c]h[es] Streb[en] ein Ende.)“ Daneben die Randbemerkung [146vl] : „Concupiscentia ist immer auf Aeußerl[iches] gerichtet a) entw[eder] auf sinnl[ichen,] körp[e]rl[ichen] Genuß [„Genußsucht“ unter der Zeile] b) auf Erwerb v[on] Geld u[nd] Gut [„Habsucht“ unter der Zeile] c) auf Erwerb äuß[e]rl[icher] Anerkennung - Ehrsucht [.] - Niemals ist da die eigne [„eigne“ über der Zeile] innere Vollkomm[e]nh[ei]t u[nd] d[a]s Wohl Andrer das Ziel des Strebens“. 3319 Einfügung am Seitenrand [146vl] : „in der Stellung des M[e]ns[c]h[e]n zur üb[ri]g[en] [„üb[ri]g[en]“ über der Zeile] Schöpf[u]ng [„d[e]s Menschen“ in der Zeile gestrichen] seinen Sitz hat, d[a]s Mißv[e]rh[ä]ltniß“. 3320 „das“ über der Zeile. 3321 „wurde“ über der Zeile. 3322 In der Zeile folgendes „auch“ gestrichen. 3323 „ist es auch“ über der Zeile. 3324 Über und unter der Zeile: „Weil gerade d[ie]s[e]s Gebiet im Tode aufzuheben ist [.] Darum ist für die M[e]nsch[en] Erlös[un]g mögli[c]h - d[u]r[c]h Erlöser“. 3325 Randbemerkung [146vl] : „NB [: ] Ist die Sünde wesentl[ich] Egoismus, so wird uns d[a]d[u]rch L. Feuerbach’s Beh[au]pt[u]ng in ihr[er] th[ei]lw[ei]s[e]n Wahrheit klar. Die R[e]l[i]g[io]n, s[a]gt er, ist d[a]s Verh[ä]ltn[i]ß d[e]s M[e]ns[c]h[e]n zu sich selbst als dem göttl[ichen] Wesen, der Verehr[u]ng s[einer] Menschen-Natur als göttlicher [.] - Gott = Menschh[ei]t, M[e]nsch[e]nNatur, Gattung [.] - Das ist Nichts Andres als die R[e]l[i]g[io]n der Bösen [,] die nur ihr eignes Ich verehren u[nd] anbeten [,] die R[e]l[i]g[io]n der Teufel -“. 3326 Unleserliches Wort über der Zeile. <?page no="396"?> 386 ben 3327 [,] während es nur Mittel seyn soll für die Zwecke der Vernunft. Das Materielle, der Leib, wird durch diese Vereinig[un]g mit dem Geiste einerseits sich selbst bewußt, eignet sich das Bewußtseyn d[e]s G[ei]st[e]s an, will es aber in seinen Dienst nehmen, für seine Zwecke verwenden u[nd] das ist Mißverhältniß u[nd] Unnatur, u[nd] daraus entspringen jene moral[i]s[c]h[en] Uebel od[er] Laster [,] deren vorherrschender Charakter sinnl[iche,] thierische Lust ist. 3328 Es wurden hiebei die Schranken der Natur, der Instinct selbst überschritten, was bei Thieren nicht der Fall ist, aber weil sich die sinnl[iche] Natur 3329 d[u]rch ihre Verbind[un]g mit d[em] G[ei]st 3330 u[nd] ihre 3331 Macht üb[er] den Geist, über sich selber erhebt, üb[er] ihre sonst[i]g[en] Wirk[u]ng[e]n. 3332 In d[ie]s[e]m Gebiet wurzeln aber auch jene (unmoralisch[en] Gesinnungen) Sünden, die einen mehr geist[i]g[en] Charakter, den Charakter reinen Egoismus haben, Stolz, Neid, Ehrgeiz etc. hier näml[ich] [146vr/ 147rl] II [.] Th[ei]l 3333 §: 23. F[o]rts[e]tz[u]ng 3334 waltet auch jenes Vermögen d[e]s G[ei]st[e]s, das wir Verstand nennen, das Vermögen [,] das Irdis[c]he in seinen Eigenschaften u[nd] Verhältnißen zu erkennen, zu meßen, zählen u[nd] zu wägen; u[nd] das ist die eig[e]ntl[iche] Macht des Egoismus. Wir können zwar den Verstand nicht trennen einseitig v[on] der Vernunft, dem Vermögen des Uebersinnlichen, der Ideen, denn es ist nur Ein u[nd] derselbe Menschengeist [,] einmal der übersinnl[ichen,] das anderemal der sinnl[ichen] Welt zugewendet, es sind also nur die Kehrseiten Ein u[nd] desselben Geistes; aber ein einseit[i]g[e]r Gebrauch desselben in einseit[i]g[e]r Richtung ist möglich; u[nd] dann eine Selbstbestimmung des G[ei]st[e]s nicht 3327 „erheben“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „machen“. Randbemerkung [146vl] : „Concupiscentia - d.h. die Vereinig[un]g d[e]s G[ei]st[e]s zu d[en] Begierd[en] der ird[i]s[c]h[en] Natur [.] - Die Concup[iscentia] ist Eig[en]gelüste d[e]s M[e]nsch[en], aber nicht unmitt[e]lb[a]r geg[en] Gott, sond[ern] geg[en] d[ie] eigne Idee [,] d.h. geg[en] die Stellung [,] die der M[e]ns[c]h einnehm[en] soll in d[er] S[c]höpfu[n]g (welche ursp[rün]gl[ich] verrückt ward) u[nd] geg[en] die Gattu[n]g, geg[en] die M[e]nschh[ei]t. - Selbst Hoch[m]uth u[nd] Neid z.B. könn[en] hier [en]tsteh[en] i[m] Gebiet d[e]r Gattu[n]g -“. 3328 „Thiere hinaus...h[en]d (? )“ über der Zeile gestrichen. „NB [: ] Beweis [,] daß die sinnl[iche] Natur erst durch d[e]n Geist ... (? ) wird [,] gibt z.B. Unmäß[i]gk[ei]t etc.“ am Seitenrand [146vl] . 3329 „es“ in der Zeile gestrichen. 3330 „mit d[em] G[ei]st“ über der Zeile. 3331 „ihre“ über der Zeile. 3332 Randbemerkung [146vl] : „(d[as] sinnl[iche] Gefühl zwar d[u]rchaus [„u[nd] an sich schon“ über der Zeile] entgegengesetzt dem höhern für d[ie] Ideale)“. Darunter die Randbemerkung [146vl] : „NB [: ] Eine Naturpsyche im M[e]ns[c]h[en] könnte d[ie] Unmäß[i]gk[ei]t d[e]s M[e]ns[c]h[en] nicht erklär[en] - müßte instinctmäß[i]g handeln wie d[ie] Thierseele -“. Darunter die weitere Randbemerkung [146vl] : „NB [: ] In d[em] genannt[en] Mitt[e]lgebiet ist der Geist gewissermaß[en] verendlicht - u[nd] verweltlicht d[a]h[er] l[e]i[c]ht [.] - Die Materie ist verunendlicht u[nd] kann über ihr Maaß hinausgehen -“. 3333 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 62“ am oberen Seitenrand [147rr] : „62“ bezeichnet den Bogen. 3334 Möglicherweise als Rekapitulation gedachte Randbemerkung [147rr] oben: „B[e]h[an]delt 1) B[e]g[ri]ff d[er] Sünde [,] 2) Sitz d[e]s Bös[en] - Woher [,] 3) Concupisc[entia]“. <?page no="397"?> 387 im Lichte seiner Idee, die ihm durch die Vernunft kund wird; sond[ern] eine Selbstbestimmung nach der Berechnung des Verstandes, d.h. der berech[nen]de Verstand will den Geist blos bestimmen wie ein blos irdis[c]hes Wesen nach irdis[c]h[e]r Geschäftberechnu[n]g, er macht aus der Selbstbestimmung 3335 des Geistes 3336 ein „Geschäft“ [,] d.h. richtet sich blos nach irdis[c]hem Vortheil, ganz abgesehen v[om] Ueberird[i]s[c]h[en], Höheren. Das sind jene Menschen, die gleichgültig sind für alle höher[n] Intereßen u[nd] sich blos um das Zeitliche kümmern, um Gewinn, Vortheil etc. [,] d.i. es sind die Verweltlichte[n] (nicht eig[e]ntl[ich] Verthierten); der Verstand [,] v[on] dem diese Richtung ausgeht [,] hat [,] wie gesagt [,] seinen Sitz da im Menschen, wo die tiefere sinnl[iche] Natur u[nd] die höhere 3337 geist[i]ge sich berühren, verbinden, wo also der Geist mit dem Körper u[nd] damit zugl[ei]ch mit der Welt in Verbind[un]g steht u[nd] das Gebiet seiner irdis[c]h[en] Berechnungen sich ihm eröffnet. 3338 Ob Privation [,] Mangel 3339 [.] 3335 „Selbst“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „G[ei]st[e]s“. 3336 „aus s[einem] eig[nen] Wes[en]“ über der Zeile. 3337 In der Zeile folgendes „Gei“ gestrichen. 3338 Einfügung am Seitenrand [147rr] : „Das Uebel u[nd] Böse hat sein[en] Sitz u[nd] Ursp[r]u[n]g In (sic! ) d[er] Region jener Kräfte also [„also“ über der Zeile] [,] die gerade [„gerade“ über der Zeile] dazu dien[en,] das ird[i]s[c]he Leb[en] zu erhalt[en] u[nd] zu führ[en], also gerade im Die[n]ste d[e]s Gatt[un]gswes[en]s [,] d.h. des Me[n]s[c]hs[e]y[n]s - sind - ber[ec]h[nen]de Sorge für d[a]s Zeitl[iche] - d[a]s weder Thier noch reiner Geist nöthig hat. - Hier au[c]h jene Affecte u[nd] Neigu[n]g[en,] welche die Verh[ä]lt[ni]ße unt[er] M[e]ns[c]h[en] k[n]üpf[en] od[er] trennen, Liebe [,] Haß, Mitleid, Erbar[men] u[nd] d[a]s G[e]g[en]th[ei]l [,] also was gerade als G[a]tt[un]gswes[en,] als [men]s[c]hl[iches] ih[m] Eig[e]nthü[m]l[iches]. (Ei[n] reiner G[ei]st hat au[c]h d[ie]ß [n]i[c]ht i[n] d[ie]s[e]r Weise - [n]i[c]ht menschl[iches] Mitleid, Haß etc. [,] so[n]st würden sie in d[er] Ew[i]gk[ei]t unseelig sey[n] - wenn jene, die sie liebt[en], etwa verdammt wär[en]) [.] NB [: ] D[u]r[c]h b[e]stä[n]d[i]g[es] Bösesthu[n] wird der Geist ganz formal bös - so d[a]ß s[e]i[ne] Dasey[n]sform [„s[e]i[n] (? ) Wes[en]“ in der Zeile gestrichen] ganz verk[e]hrt wird - d[a]s Wes[en], Sey[n] ist gut [.] - NB [: ] Den formal[en] Ursp[r]u[n]g nimmt freil[ich] die Sünde immer im Geiste - im Will[en]. D[er] Charakter d[er] Sü[n]de erhält das aus d[e]r Concup[iscentia] hervorgeh[en]de erst durch d[ie]s[e]s formale Princip. - Form [,] ab[e]r [n]i[c]ht Leib. Pot[en]z ist d[ie] Sü[n]de immer“. Weitere Randbemerkung [147rr] : „D[ie] Fr[e]ih[ei]t d[e]s M[e]ns[c]h[en] kann Ni[c]hts Neues schaff[en] - also au[c]h d[a]s Böse [nic]ht (als Substa[n]z) [,] so[n]d[ern] nur umschaff[en], umbild[en]; d[ie]s[e]s aber ist doch etwas Wirkliches.“ Weitere Randbemerkung [147rr] : „NB [: ] Daß d[a]s Uebel gerade im ein[en] [„ein[en]“ über der Zeile] verkehrten V[e]rh[ä]ltn[i]ß der menschl[ichen] (g[ei]st[i]g[en] u[nd] leibl[ichen]) Kräfte bestehe [„nicht eine Substanz sei“ über der Zeile], zeigen uns d[ie] Vorgänge der Natur. Die Krankh[ei]t kann nicht eine bestimmte Substanz seyn, sond[ern] es ist eben eine Störung der harmonisch[en] Wirk[u]ng der dem menschl[ichen] Leibe innewohnenden Kräfte (u[nd] Gesetze) [,] also Störung des Verh[ä]ltn[i]ßes d[er] Kräfte; - die Gifte z.B. sind nicht eine and[ere] Substanz als Alles Andere in d[er] Natur, denn auch sie bestehen aus dens[e]lb[e]n [in der Zeile folgendes „Ges[etzen]“ gestrichen] Element[en], aber die Mis[c]hung ders[e]lb[e]n ist vers[c]hieden, d[a]s Verh[ä]lt- [n]iß der einzeln[en] Elemente zu einander bringt d[a]s S[c]hädl[iche] hervor; so ist auch d[a]s Böse im Menschen - eine freie Verkehr[u]ng des [„harm[on]is[c]h[en]“ über der Zeile] Verh[ä]lt[n]ißes der Kräfte zu einander. D[a]s Unglück in [„in“ über der Zeile] der Natur ist ebenf[a]lls Nichts Andres als eine Verkehr[u]ng des richt[i]g[en] Verh[ä]ltn[i]ßes, Ueberschwemmung, Feuersbru[n]st - d[a]s Waßer u[nd] Feuer folgt s[einem] Gesetz, d[a]s nicht böse ist ... (? )“. <?page no="398"?> 388 Anm[erkung: ] Man hat in neu[erer] Zeit vielfach die Behaupt[u]ng aufgestellt [,] das Böse, die Sünde sei Nichts Andres als die bloße Endlichkeit, Bes[c]hränkth[ei]t alles Daseyns, sie sei d[a]h[er] 3340 naturnothwend[i]g; das Endl[iche] könne nicht vollkommen seyn, seiner Natur gemäß. 3341 Davon ist nur so viel wahr, daß d[a]s Endliche der Verschlimmerung fähig ist, weil es endl[ich] ist, u[nd] der endliche G[ei]st der Sünde fähig, weil er endl[ich] ist, wäre er unendl[ich], absolut, so wäre er der Sünde nicht fähig [.] [147rl/ 147vr] Daß aber darum die Sünde auch nothwendig sei, 3342 folgt daraus noch nicht. 3343 Jeder fühlt in sich [,] daß er nicht nothwendig so handle, nicht nothwend[i]g Böses thue, daß es ihm vielmehr frei stehe [,] auch anders zu handeln. In gleicher Weise wird Niemand das Verbrechen [,] das Jemand geg[en] ihn begeht, damit entschuld[i]g[e]n, daß dieß ein nothw[e]nd[i]g[e]s Ergebniß der Endlichkeit od[er] der menschl[ichen] Bes[c]hränkth[ei]t sei. (Das beste Mittel geg[en] 3344 eine solche B[e]h[au]pt[u]ng ist wohl dieß, wenn der [,] welcher d[ie]s[e]s behauptet [,] etwa selbst d[a]s Opfer einer solchen Endl[i]chk[ei]t u[nd] Beschränkth[ei]t wird, wenn er ausgeraubt, um d[a]s Seinige betrogen, verrätherisch eingekerkert [,] Jemand v[on] d[en] Seinig[en] entehrt od[er] ermordet 3345 wurde [,] od[er] wenn ihm sonst Aenl[iches] widerführe; gewiß würde er sich nicht damit trösten [,] d[a]ß dieß nothw[e]nd[i]ge Folge der Endl[i]chk[ei]t sei u[nd] so geschehen müße. 3346 [)] Was aber in jedem einzelnen Fall nicht geschehen muß, das muß auch im Ganzen nicht nothw[e]nd[i]g geschehen, u[nd] so wäre also trotz der Endlichk[ei]t u[nd] Bes[c]hränkth[ei]t der Welt das Böse zu vermeiden, wäre nicht nothw[e]nd[i]g. 3347 3339 „Ob Privation [,] Mangel“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. Dazu die Randbemerkung [147rr] : „Das Böse ist auch nicht bloße Privatio[n], leeres Nichts, sond[ern] ist wirkl[ich], ist Verkehr[u]ng, ist Mißverh[ä]lt- [ni]ß v[on] Kräften in ihr[er] Wirk[u]ng.“ 3340 „d[a]h[er]“ über der Zeile. 3341 In der Zeile folgendes „Das ist“ gestrichen. 3342 Über der Zeile: „NB [: ] Ist doch ein Endliches beßer als d[a]s Andere, was nicht mögli[c]h wäre [,] wenn Endlichk[ei]t = Sünde“. 3343 Randbemerkung [147vl] : „2 F[ra]g[en: ] I [)] Wie verhält sich d[ie] Fr[ei]h[ei]t, d[ie] Macht der Selbstb[e]stimm[un]g zu d[ie]s[e]m geheimnißvoll[en] Gebiet des allgem[einen] M[en]s[c]h[en]wes[en]s - a) entw[eder] [„entw[eder]“ über der Zeile] als negirend, widersteh[en]d, beherrs[c]h[en]d b) od[er] als einstimm[en]d - formal verein[en]d [,] zu fr[e]i[en] Act[en] erheb[en]d -“. Weitere Randbemerkung [147vl] : „II [)] Hat dann aber d[ie]s[e]s Gatt[un]gswes[en] üb[er]h[au]pt Realität - ist’s nicht ein bloßer Name, ein Allg[em]einb[e]gr[i]ff [„Allg[em]ein“ über der Zeile] - da nur d[ie] Individu[en] existir[en]d? Es existirt, ist real - ja sogar d[a]s Realisir[en]de, unbewußt Schöpf[e]ris[c]he des M[en]sch[en]g[ei]st[e]s (d.h. d[a]s Sch[ö]pferische [,] wodu[rc]h [„zugl[ei]ch“ über der Zeile] Gott erhalt[en]d fortwirkt i[n] d[er] Welt, wie d[ie] Will[en]skr[a]ft d[a]s bewußt Schöpf[e]rische ist -“. 3344 „geg[en]“ über der Zeile. 3345 „Jemand v[on] d[en] Seinig[en] entehrt od[er] ermordet“ über der Zeile. 3346 Randbemerkung [147vl] , bei unklarer Verortung im Haupttext: „(Wie b[e]i[m] Baum -).“ Daneben [147vl] : „(efficere - deficere“). 3347 Randbemerkung [147vl] : „NB [: ] Wenn aber d[u]r[c]h Fr[e]ih[ei]t k[e]i[n]e neue Subst[an]z (Sü[n]de) e[n]tsteh[en] kann - wie in der M[en]s[c]h[en]z[e]ug[un]g? Da ges[c]hieht es vermöge g[ö]ttl[ichen] Segens zur Realis[irun]g d[e]r Idee der M[en]s[c]hh[ei]t - die Sü[n]de hat k[e]i[n] Seyn zur Subst[an]zsetz[un]g u[nd] ist g[e]g[en] d[ie] Ideen.“ Darunter die Randbemerkung [147vl] : „D[a]s Gefühl des Unberechtigtsey[n]s wäre unerklärl[ich] - wäre selber unberecht[i]gt.“ <?page no="399"?> 389 D[ie]se B[e]h[au]pt[u]ng geht indeß freil[ich] 3348 gewöhnl[ich] v[on] Solchen aus, die die Welt nicht als G[o]tt[e]s S[c]höpf[u]ng betrachten, sond[ern] irgend einer pantheist[ischen] Richtung zugethan sind. Anm[erkung: ] 2. Noch Andere behaupten, das Böse, die Leidensch[a]ft[en] etc. seien nothw[e]nd[i]g in d[er] Welt zum Forts[c]hritt u[nd] Gedeihen der Menschh[ei]t, wie Gewitter, Sturm u[nd] and[ere] gewaltige Naturereigniße nothw[e]nd[i]g seyen zum Gedeihen der Natur; durch die Leidensch[a]ften würden die Mens[c]hen angespornt zur Thät[i]gk[ei]t, zu Unternehmung[en] etc. [,] u[nd] 3349 so würde d[a]durch der Fortschritt der Menschh[ei]t gefördert; ohne dieß würde allgemeine Ers[c]hlaff[u]ng u[nd] Stagnation eintreten; wären sie ein Uebel, so wären sie ein nothw[e]nd[i]g[e]s. Allein genau betrachtet finden wir schon, daß nicht v[on] den Menschen, die ihr[en] Leidensch[a]ft[e]n gefröhnt u[nd] Lastern ergeben waren, die größten Forts[c]hritte ausgingen - obwohl es manchmal ges[c]hah - sond[ern] überwiegend v[on] den Tugendhaften; damit ist aber die B[e]h[au]pt[u]ng schon als nichtig gezeigt, denn wären Leidens[c]h[a]ften nöthig, so hätte nie ein Tugendh[a]ft[e]r Großes leisten können: Es gibt auch edle Motive [,] die so stark, ja noch stärker u[nd] anhaltender wirken, als unedle, als Leidens[c]h[a]ft[en] u[nd] Begierd[en]. [147vr/ 148rl] Daraus ferner 3350 , daß der Mensch sündhafte 3351 Triebe u[nd] Neigunge[n] in sich habe, ist noch kein Recht abzuleiten, daß er sie auch befriedigen dürfe od[er] müße; man könnte sonst mit demselben Rechte aus dem Daseyn der Gifte z.B. die Befugniß ableiten [,] einander zu vergiften, denn wozu wäre sonst d[a]s Gift [,] wenn es nicht gebraucht würde; ganz so verhält es sich mit der Frage, wozu die Leidens[c]h[a]ft[e]n u[nd] Neigungen, wenn man ihnen nicht folge[n] dürfe. 3352 §: 24 3353 V[on] d[er] Erlösung. 3354 I) Wie allenthalben in d[er] R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie], so auch hier wieder kann es nicht uns[ere] Aufgabe seyn, die Erlösung in ihr[er] Wirkl[i]chk[ei]t u[nd] histor[ischen] 3355 Beschaffenheit philosophisch à priori zu construiren, sond[ern] wir müss[en] auch hier 3348 „freil[ich]“ über der Zeile. 3349 „u[nd]“ über der Zeile. 3350 „ferner“ über der Zeile. 3351 „sündhafte“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „sündhafter“. 3352 Randbemerkung [148rr] : „NB [: ] D[ie] Concup[iscentia] ersch[e]i[n]t als ei[n] Uebel - als Unvollko[mmen]h[ei]t. Nicht daß ein M[e]ns[c]h geprägt wird [,] ist d[a]s Unrechte, Gott Widrige - sond[ern] daß er so gezeugt wurde, in d[ie]s[e]m Zustand - d[ie] Zeug[un]gsbegierde ist d[a]h[er] concup[iscentia,] Lust kat’ exoc[h,n]. Wer [wohl gemeint: „Der“] gottwid[ri]ge Zust[an]d d[a]d[u]r[c]h fortgesetzt wird - Natursü[n]de -“. 3353 „(19)“ über der Zeile. 3354 Randbemerkung [148rr] : „Hier geht die Metaphys[ik] über in Philosophie der Geschichte - denn d[ie]se hat zwar die Ideen zu erfors[c]h[en,] die in der Gesch[ichte] realisirt w[e]rd[en] - muß aber dabei die ganze Ges[c]hichte zuglei[c]h als ein[en] fortwähr[en]d[en] Befreiungsu[nd] Erlös[un]gsproceß auffaßen (d[u]r[c]h Wiss[enschaft,] Künste [,] Sitt[en,] R[e]l[i]g[ion] -) [.] Das ist aber natürl[iche] Erlös[un]g - ob noch übernatürl[ich]? à priori die Erlös[un]g zu construir[en] ei[n]ig[e]rmass[en] aus d[er] Idee v[on] G[o]tt -“. 3355 „histor[ischen]“ über der Zeile. <?page no="400"?> 390 ausgehen v[on] rel[i]g[iö]s[en] Lehren u[nd] histor[i]s[c]h[en] Thatsachen, v[om] Wirklichen also, um zu sehen [,] wie d[ie]s[e]s d[a]s Wirkl[iche] sich wissensch[a]ftl[ich] begreifen läßt. Bei allen Völkern finden wir wenigstens das Bedürfniß [,] Gefühl der Erlös[u]ngsbedürft[i]gk[ei]t, das Gefühl der Nothwendigkeit einer Sühnung weg[en] begangener Verbrechen; d[a]h[er] allenth[a]lb[e]n in d[en] R[e]l[i]g[io]nen die Opfer u[nd] verschiedene andere Versuche [,] die G[o]tth[ei]t wieder zu versöhnen, manchmal mehr zurücktretend, dann wieder stärker werdend; indem zu manchen Zeiten d[er] Geschichte alle mögl[ichen] Versuche gemacht wurden, die rechte Weise der Versöhnung zu finden [,] th[ei]ls durch 3356 große dargebrachte Opfer verschiedener Art 3357 [,] th[ei]ls d[u]rch Kasteiung[en], Selbstpeinigungen u[nd] Abtödtung, Wallfahrten, vers[c]hiedene Arten v[on] Gebeten u.s.w. 3358 Im Chr[i]st[e]nth[um] hat auch d[ie]s[e]s allgem[eine] Bedürfniß der Menschheit seine Befriedig[u]ng 3359 u[nd] die rechte Sühnung gefunden u[nd] d[a]d[u]rch hat d[ie]s[e]s unsichere Streben nach irg[e]nd einer Art v[on] Versöhnung Ziel u[nd] Ende erreicht. D[a]s Chr[i]st[e]nth[um] näml[ich] enthält die Lehre, daß G[o]tt selbst die Sühne für die allgemeine Sündhaftigk[ei]t u[nd] die wirkl[ichen] Sünden der Menschen übernommen habe, d[a]ß G[o]tt selbst es war [,] der für die Mens[c]hh[ei]t einstand u[nd] 3360 Versöhnung erwarb. Die immanente göttl[iche] Trinität, ward dann bei d[ie]s[e]r [148rl/ 148vr] Versöhnung zugleich zu einer emanenten [,] d.h. die g[ö]ttl[ichen] Personen wirken in zeitl[icher] histor[i]s[c]h[er] Weise zusammen z[um] Werke des Heils für d[ie] Menschh[ei]t. II) Suchen wir uns das nun auch wissens[c]h[a]ftl[ich] klar zu machen; das könnte vielleicht so geschehen. Gott allein konnte nur die Versöhnung u[nd] Erlösung des Menschengeschlechtes vollziehen fürs 1) wegen der Größe der Schuld u[nd] 2) wegen des Zustandes der Mens[c]hh[ei]t. Was näml[ich] die Größe der Schuld betrifft, die d[u]rch die erste, allgemeine Sünde der Menschheit u[nd] d[u]rch die f[o]lg[e]nden einzelnen, actuellen Sünden incurrirt wird, so ist sie wegen 3361 Beleidigung des unendl[ichen], absoluten Wesens Gottes ebenfalls eine unendl[iche], die d[a]h[er] weder ein Einzelner der Mens[c]hen noch alle zusammen tilgen können 3362 , weil alle nur endl[iche] Wesen sind u[nd] keine unendl[iche] Wirkung hervor bring[en] 3363 , darum keine unendl[iche Schuld tilgen können. 3356 In der Zeile folgendes „th“ gestrichen. 3357 „Art“ über der Zeile. 3358 Einfügung am Seitenrand [148rr] : „Und auch sonst ist die ganze Geschichte ein Erlös[u]ngs- [,] Befreiungsproceß - (allerdings) nur natürl[icher] Art d[u]r[c]h Wiss[en]s[c]h[a]ft, Cultur“. Darunter die mit demselben Einfügungszeichen versehene Randbemerkung [148rr] : „In [„noch“ über der Zeile] manchen R[e]l[i]g[ionen] ist es d[ie] G[o]tth[ei]t selbst [,] die immer wieder helf[en]d einwirkt - Avatara’s (Incarnatione[n] Wischnu’s bei d[en] Inder[n] - Buddha’s etc. [)]“ 3359 Unleserliche Wörter über der Zeile gestrichen. 3360 In der Zeile folgendes „Sich“ gestrichen. 3361 „wegen“ über der Zeile ersetzt allerdings nicht gestrichenes „als“ in der Zeile. 3362 „tilgen können“ über der Zeile. 3363 „hervor bring[en]“ über der Zeile. <?page no="401"?> 391 Um also die g[ö]ttl[iche] Gerecht[i]gk[ei]t zu sühnen u[nd] für die durch die Beleidigung entzogene Ehre G[o]tt[e]s ein Aequivalent zu geben, mußte Gott selbst d[ie]se Sühne übernehmen für die Menschh[ei]t, mußte einstehen für sie u[nd] d[a]h[er] selbst Mensch werden, in den Zusammenhang des Menschengeschlechts eintreten. (Das sind die Grundgedanken der sog[enannten] Anselm’sch[en] Satisfactions-Theorie.) - Also schon ein Mensch [,] der ganz ohne Schuld gewesen wäre, od[er] mehrere Menschen ganz ohne Schuld hätten die Sühnung nicht 3364 leisten können, auch kein höheres Wesen als der Mensch, ein erschaffener Geist z.B., weil auch ein solcher als Creatur nur endl[ich] gewesen wäre u[nd] Unendl[iches] nicht hätte leisten können. Um so weniger aber konnten die Menschen Genugthuung leisten, da sie nicht rein, da keiner schuldlos [,] sond[ern] v[on] demselben Uebel alle inficirt sind. Sie können sich, wie man dieß auch ausdrücken kann, in den Abgrund gestürzt, nicht selber herausziehen; sie können, weil alle inficirt sind 3365 , kein reines, lauteres Werk zu ihrer Sühnung vollbringen, sond[ern] jedes Werk trüge selbst wieder das Merkmal der Schuld an sich, bedürfte selbst erst wieder der Reinigung, damit es angenehm würde vor Gott. So hat sich die chr[i]stl[iche] Wiss[e]ns[c]h[a]ft die Thatsache der Erlös[u]ng d[u]rch den G[o]ttmenschen wiss[e]ns[c]h[a]ftl[ich] zu [148vr/ 151rl] 3366 3364 „nicht“ über der Zeile. 3365 „sind“ über der Zeile. 3366 Da der vor dem Bogen 63 [151rl-152vr] im Nachhinein eingefügte Bogen 63b [149rl-150rl] den Fortgang des Textes stört und nicht exakt zu verorten ist, wird er an dieser Stelle abgedruckt: „Beil[a]g[e] z[u] Bog[en] 63 [„R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie]“ am oberen Seitenrand [149rr] ]. Geschichtl[iches] üb[er] d[ie] Erlös[u]ngstheorie. [Randbemerkung [149rr] : „Die Erlös[un]gstheorie ist nicht über all[e]s Wiss[en] erhab[en.] - Thatsächl[ich] enth[a]lt[en] ja alle R[e]l[i]g[ionen] Sühnungsversuche - G[o]tt selbst soll sühne[n] - Avataras etc.“] I [)] In d[er] erst[en] Z[ei]t d[e]s Chr[i]st[e]nth[ums] suchte man nicht ausdrückl[ich] nach ein[er] theoret[ischen] Begründung der geschehenen Erlösung, forschte nicht darnach [,] warum Alles so geschah od[er] geschehen mußte [,] sond[ern] war beseeligt im Glauben an d[en] Erlöser, fühlte sich dad[u]rch beglückt - u[nd] d[er] Glückl[iche,] Beseeligte pflegt nicht nachzugrübeln, warum er so od[er] so glückl[ich] sey [„sey“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „seye“] u[nd] wie Alles so geschehen mußte; er stellt keine Theorie seines Glückes auf; - doch nach u[nd] nach kam es doch auch dahin, daß d[ie]s[er] leb[e]nd[i]g[e] lebensfrischer (sic! ) Glauben - die Blöße des Gedankens angekränkelt ward. - Zuerst ges[c]hah dieß nicht in rein wiß[e]ns[c]h[a]ftl[ichem] Intereße, sond[ern] den Irrlehrern u[nd] den Ungläubigen gegenüber. Man stützte sich auf Andeutungen der Schr[i]ft u[nd] hob nun bald d[ie]s[e]s, bald jenes Moment besonders hervor. II [)] Man bildete a) eine juridische Erlös[u]ngstheorie [,] u[nd] zwar th[ei]lt sich d[ie]se in 2 Art[en] a) Befreiung aus der Gewalt des Satans, dem das ganze Geschlecht verfall[e]n war, der ein Eigenthumsrecht erworben hatte - u[nd] dem nun gleichsam Chr[istus] hingegeb[en] war [,] d[a]d[u]rch d[a]ß er d[en] Tod erlitt - deßen Seele d[er] Satan aber nicht behalt[en] konnte [.] - [Randbemerkung [149rl] : „d[ie]se genügte aber bald nicht [,] ward sogar anstößig u[nd] später z[um] Poß[en]spiel ausgebildet -“.] D[er] Satan hatte sich also getäus[c]ht - weil d[er] logoj mens[c]hl[iche] Gestalt angenomm[en] hatte u[nd] d[a]h[er] v[on] dems[e]lb[en] [n]i[c]ht erkannt wurde. [Randbemerkung [149rr] : „1) d[a]d[u]rch d[a]ß d[er] Teufel den Uns[c]huld[i]g[en] getödtet, sei er d[e]s Rechtes üb[er] d[ie] Schuld[i]g[en] verlustig geword[en]. Tertull[ian] de fuga c. XII. - Hil in Ps. 61. Greg[or von] Nyss[a] or. cat. c. 26. Chrys[ostomus] in Rom. 8 Aug[ustinus] lib. arb. III 10 etc. Greg[or] M. mor. 17 c <?page no="402"?> 392 II [.] Theil 3367 §: 24 F[o]rts[e]tz[u]ng begründen gesucht. Es ist das eine Erklär[u]ng [,] die mehr auf juridischer Grundlage ruht u[nd] viel Wahres erhält, doch aber nicht ganz befriedigend ist. Ich meine näml[ich] deß- 2) d[a]d[u]rch d[a]ß er sich d[ie]s[e]m Weltu[nd] Todesfürst[en] s[e]lbst als Lösegeld hingegeben. Orig[enes] in Mtth. T. 16 n 8 etc. Cyr[ill] cat. 12, 15. Greg[or von] Nyss[a] - Ephr[em], Hier[onymus], Ambros[ius] s[iehe] Klee.“] b) Die eig[e]ntl[iche] Satisfactions-Theorie [Randbemerkung [149rr] : „Schon angedeut[et] b[ei] Iren[äus], Greg[or von] Naz[ianz], Cyr[ill] etc.“] - die Leist[u]ng Gott schuld[i]ger Huld[i]g[un]g u[nd] Genugthuung - bes[onders] v[on] Anselm ausgebildet. [Unter der Zeile: „D[ie]se Satisfactio[n] konnte d[ie] M[e]nschh[ei]t s[e]lbst [n]i[c]ht geb[en.]“] b) Die physiologische Erlös[u]ngstheorie [Randbemerkung [149rr] : „b[ei] Iren[äus], Cyr[ill], Athan[asius] c. Arian. or. II 68. (Uns[er] Heil sei organis[c]h d[u]rch d[ie] Incarnat[ion] mit uns[erem] Geschl[e]cht verbund[en] word[en] u[nd] dauernd - ohnedieß hätte d[ie] Wiederherst[e]ll[un]g immer nur d[urc]h ein[en] äuß[eren] will[kührlichen] g[ö]ttl[ichen] Machtsp[r]u[c]h zu Stande komm[en] können.)“] Wie in Adam Alle gesündigt, so sind in Chr[istus] alle erlöset d[a]d[u]rch, daß er in den Zusammenhang des Geschlechtes eintrat - als Sohn der Menschh[ei]t, d[er] M[e]nsch[e]n-Gattung, als M[e]nsch[e]nsohn - u[nd] d[a]h[er] ein 2. Adam ward. [149rl/ 149vr] Allein d[ie]se Erlös[u]ngstheorie genügt für sich auch nicht - denn nicht durchweg so sind wir in Chr[istus] erlöset, [„nach ch[ri]stl[icher] Lehre“ über der Zeile] wie wir in Adam gesündigt hab[en.] - [Randbemerkung [149vl]: „Soll ganz nur eine Erlös[un]gsmas[c]hinerie in der Kirche errichtet seyn [,] so d[a]ß ohne immer ... (? ) v[on] Geber u[nd] Empfänger [,] z.B. der Taufe, die Wirkung erfolgte! Die Kirche wie eine geladene Electrisirmas[c]hine [,] die losgeht [,] wenn man nur äußerl[ich] tupft (ohne b[e]s[onderen] Will[en]). Freil[ich] die Erlös[un]g in der Taufe auch ohne b[e]stimmt[en] Will[e]nsact vermittelt -“.] Denn d[ie] Sünde Adams ist uns eigen ohne uns[ern] bestimmt[en] Will[en]sact, durch uns[ere] Natur. Die Erlös[u]ng aber wird uns nur eigen durch uns[ere] freie Mitwirk[u]ng. - Würde Chr[istus] als 2. Adam ganz so d[ie] Erlös[u]ng wirk[en] wie Adam d[en] Fall verursacht - so müßte d[a]s Paradies wieder hergestellt seyn auf Erd[en,] wir müßt[en] schon durch Geburt, d[u]rch uns[ere] Natur erlöset seyn. Das ist aber nicht d[er] Fall, sond[ern] uns[ere] Mitwirk[un]g ist nothw[en]d[i]g, d[a]h[er] kommt als neues Moment dazu c) Die ethische Erlös[u]ngstheorie, worauf schon d[ie] Väter besond[eres] Gewicht gelegt hab[en,] namentl[ich] Augustin. - Chr[istus] hat uns erlöset dad[u]rch [,] d[a]ß er uns in eminenter Weise seine Liebe u[nd] d[ie] Liebe G[o]tt[e]s gezeigt hat in s[einer] Lehre [,] Leid, Tod; um d[a]d[u]rch in uns d[ie] G[o]tt[e]sliebe zu erregen - [„Wiedergeburt, Geisteserneuerung“ über der Zeile] [.] Das ist selbst in ein[er] Praefation angedeutet. Chr[istus] sei sichtbar erschienen - um uns d[a]d[u]rch hinzureiß[en] zur Liebe d[es] Unsichtbaren. [Randbemerkung [149vl] : „Die Liebe, d[a]s Gemüth ist in Ansp[r]u[c]h genomm[en,] weil d[a]d[u]rch die Fr[ei]h[ei]t geschont u[nd] gewahrt bleibt -“]. - Darunter die Randbemerkung [149vl] : „NB [: ] Dad[u]r[c]h natürl[iche] Anknüpfung der G... (? ) an d[ie] mens[c]hl[iche Natur - (Herz) [.]“] Das ist in d[er] That eines der allerwicht[i]gst[en] Momente - nicht blos bei pract[ischer] Erört[eru]ng der Erlös[un]g - sond[ern] auch in theoret[ischer] Bez[ie]h[u]ng -. Denn alle Erlös[u]ng erhält nur Bedeut[un]g u[nd] Wirks[a]mk[ei]t [,] wenn d[ie] M[e]nsch[e]n [„eingeh[en]“ in der Zeile gestrichen] angeregt werd[en] zur G[e]g[e]nliebe G[o]tt[e]s - ohne d[ie]se gibt es keine Erlös[u]ng. Wollte also Gott die M[e]nsch[en] erlösen - so mußte er gleichsam ein Mittel ausfind[i]g mach[en], in d[em] M[e]nsch[e]n d[ie]se Liebe hervorgeruf[en] - u[nd] ein höheres, beßeres gibt es nicht, als dieß [,] daß er selbst seine Liebe d[em] M[e]nsch[en] recht klar kund gibt in d[er] M[e]nschw[e]rd[un]g, um sie zur G[e]g[e]nliebe anzuregen. [Randbemerkung [149vl] : „Wie Aristot[eles] Gott Beweger sey[n] läßt, d[a]d[u]rch [,] daß er selbst [„selbst“ über der Zeile] (unbewegt) G[e]g[en]st[an]d der Sehnsu[c]ht [,] d[e]s Streb[en]s aller Creatur seyn läßt.“] d) Endl[ich] die metaphys[ische] Erlösungstheorie Die Erlös[u]ng, d.h. die M[e]nschwerd[un]g geschah [,] um der leidend[en] göttl[ichen Weish[ei]t, dem Schöpfer-logoj in d[er] Welt Hülfe zu bring[en]; die Realis[iru]ng der g[ö]ttl[ichen] Schöpf[u]ngs-Idee [149vr/ 150rl] wieder möglich zu machen.“ 3367 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 63.“ am oberen Seitenrand [151rr] ; „63“ bezeichnet den Bogen. <?page no="403"?> 393 wegen ist diese Erklär[u]ng nach einer Seite hin namentl[ich] nicht ganz befriedigend, weil eine unerwiesene Behaupt[u]ng zu Grunde gelegt ist. Es ist näml[ich] behauptet, die Beleidigung G[o]tt[e]s durch die Sünde des Menschen sei eine unendliche [,] d[a]h[er] müße auch eine unendl[iche] Genugthuung gegeben werden. Allein die Beleid[i]g[un]g G[o]tt[e]s kann nicht unendl[ich] schlechthin genannt werden, weil der Beleidiger nicht unendl[ich], sond[ern] nur ein Endlicher Mensch ist; unendl[ich] kann man die Beleid[i]g[un]g nur in Bezug auf G[o]tt nennen - aber gerade in d[ie]s[e]r B[e]zieh[u]ng kann man auch jede gute That unendlich nennen; so gut als Gott mit unendlich[em] Mißfallen auf die böse That sieht, so gut sieht er mit unendlichen (sic! ) Wohlgefallen auf die gute That des Menschen u[nd] so hätte also die gute That des Menschen in ders[e]lb[e]n Beziehung unendl[ichen] Werth, als die böse unendl[ichen] Unwerth hat. D[ie]se Annahme v[on] unendl[icher] Beleid[i]g[un]g hält also nicht vollkommen Stich. Richtiger aber ist das Andere, daß d[a]s Ges[c]höpf, der Mensch, die ganze M[e]ns[c]hh[ei]t einmal v[om] Verderben erfaßt, sich nicht selber retten u[nd] heilen 3368 u[nd] kein reines, gutes Werk vollbringen konnte, weil Alles [,] was sie unternehm[en] mochte, mit dem Makel der Schuld befleckt sey[n] mußte. 2) 3369 Ich glaube aber [,] man kann noch eine andere Erlösungstheorie versuchen, die sich auf ein[en] Umstand gründet, der bisher so gut als unbeachtet blieb [.] - 3370 Es ist bekannt 3371 , daß Einige der 3372 alten Gnostiker sich die 3373 Weltersteh[u]ng so erklärten, daß sie behaupteten [,] im Lichtreich, im Pleroma (Himmel) sei eine Spaltung entstanden zw[i]sch[en] den göttl[ichen] Aeonen od[er] Kräft[en] u[nd] in Folge davon sei ein Aeon, die Sophia od[er] eine Geburt 3374 davon die Achamatti (Weish[ei]t) in’s dunkle, finstere Chaos herabgesunken u[nd] hier festgehalten worden u[nd] daraus seyen die vers[c]hiedenen Gebilde, Organismen der Erde entstanden u[nd] auch die Menschen; alle Organismen enthielt[en] Lichtkeime, Theile der Sophia od[er] Achamatti, die sich in einem Zustand des Leidens befinde, weil [151rl/ 151vr] sie aus dem Pleroma verbannt u[nd] in die unvollkomm[enen] materiellen Gebilde der Erde eingeschloßen sei. Die Manichaeer huldigten einer ähnl[ichen] Ansicht, indem sie behaupteten: Keime aus dem Lichtreich seyen in allen Gebilden der Erde vorhanden, die in derselben geläutert u[nd] befreit werden müßten u[nd] sie nannten d[ie]se Lichtkeime, die in den Gebilden der Erde eingeschloßen seyen, den Jesus patibilis, den leidenden Jesus [,] d.i. den leidenden Licht- Aeon aus dem Pleroma. D[ie]s[e]r Anschauungsweise nun, die zwar phantastis[c]h verzogen ist nach Art der Gnostiker, liegt, wie ich meine, ein tiefer Sinn zu Grunde, den wir uns, gereinigt v[on] 3368 In der Zeile folgendes „konnte“ gestrichen. 3369 Korrespondierendes „1)“ ist unauffindbar. 3370 Einfügung am Seitenrand [151rr] : „Ich will Ihnen so kurz als möglich andeute[n], wie d[a]s geschehe[n] könnte.“ 3371 „Es ist bekannt“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes und gestrichenes „Sie wißen“. 3372 „Einige der“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „die“. 3373 In der Zeile folgendes „Erklär[u]ng“ gestrichen. 3374 „Geburt“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Theil“. <?page no="404"?> 394 gnostis[c]h[em] Beiwerk [,] aneignen können. - Unter der 3375 göttl[ichen Weisheit od[er] Sophia, die in der gegenwärt[i]g verderbten Welt leidet, ist nichts andres zu verstehen als die göttl[iche] Idee v[on] der Welt, die göttl[iche] Weish[ei]t in Bezug auf die Welt, u[nd] der Jesus patibilis der Manachäer darf nichts andres seyn als das göttl[iche] Schöpferwort, in dem Gott 3376 die (göttl[iche]) Idee v[on] d[er] Welt ausgesprochen u[nd] realisirt hat. - D[ie]s[e]r göttl[ichen Idee v[on] der Welt 3377 [,] d[ie]s[e]m göttl[ichen] S[c]höpf[u]ngs- Wort ist d[u]rch das Böse in der That die Realisir[u]ng entzogen worden, sie leidet durch die Verkehr[u]ng der Welt; nicht G[o]tt od[er] eine immanente g[ö]ttl[iche] Kraft leidet, wie die Gnostiker meinten, sond[ern] seine 3378 Schöpfer-Weish[ei]t, sein Schöpfer-Wort, dem die Realisir[u]ng entzogen ist d[u]rch das Böse, d[u]rch die Verkehrtheit der Welt. 3379 - Um dem göttl[ichen] S[c]höpfer-logoj zu Hülfe zu kommen, um die g[ö]ttl[iche S[c]höpfer-Weish[ei]t (sofia) zu retten u[nd] 3380 zu realisiren, mußte Gott selbst wieder vermittelnd eintreten, denn das konnte sonst Niemand, weil eine Störung im großen S[c]höpfer-Plane, im Universum also, v[on] keinem Ges[c]höpfe, das unter d[ie]s[e]m groß[en] Plane steht u[nd] die Folgen u[nd] Wirk[u]ng[e]n nicht hemmen kann, auszugleichen u[nd] zu beseitigen ist. Sollte also seine Schöpfer-Weish[ei]t nicht vernichtet werden, od[er] wenigstens unrealisirt bleiben u[nd] das Werk seines S[c]höpferwortes nicht ganz sein Ziel u[nd] seinen Zweck verfehlen, so mußte er demselben zu Hülfe kommen, um die Realisir[u]ng möglich zu machen u[nd] s[einen] S[c]höpfer-Plan zu erreichen. Damit [151vr/ 152rl] ist aber kein Zwang ausgesprochen u[nd] etwa die Freiheit od[er] Freiwilligkeit der 3381 Erlösung geläugnet, denn die Erlösung ist in dem freien u[nd] freiwillige[n] Schöpfer-Plan schon mit enthalten. Auch ist die Liebe in d[er] Erlösung nicht in Abrede gestellt, als hätte G[o]tt blos seine Ehre retten woll[en] dabei u[nd] s[eine] Verherrlich[u]ng bezweckt, denn in s[einer] S[c]höpfer-Weish[ei]t u[nd] s[einem] S[c]höpferwort, dem zu Hülfe u[nd] zu Lieb[e] an die Erlös[u]ng unternommen, ist vor allem der Mensch mit seiner Bestimmung u[nd] s[einer] Seel[i]gk[ei]t enthalten, er ist das wichtigste Moment d[ie]s[e]r W[e]ish[ei]t u[nd] also gilt ihm vorzugsweise die Erlösung. 3382 Doch das nur Andeut[u]ngsweise (sic! ); Wahrs[c]heinl[ich] hat übrigens der strenge Gegensatz geg[en] den Gn[o]sti[z]ism[us] ab[er] veranlaßt, daß man d[ie]s[e]s Motiv der Erlös[u]ng unberücksicht[i]gt ließ. 3383 3375 „Unter der“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Der“. 3376 „Gott“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „er“. 3377 „d[er] M[e]ns[c]h[en]g[ei]st der gefeßelte Prometheus“ über der Zeile. 3378 „emanente g[ö]ttl[iche] Kr[a]ft“ über der Zeile. 3379 Randbemerkung [151vl] : „Die M[e]nschh[ei]t - der G[o]tt[e]shauch [,] der d[en] M[en]s[c]h[en] belebte, der die Idee G[o]tt[e]s v[on] d[er] M[en]s[c]hh[ei]t realisirte - welche realisirte Idee d[e]r M[en]s[c]hh[ei]t gefall[en] ist durch d[en] Ungehorsam d[e]s erst[en] M[e]nsch[en] u[nd] nun leidet“. 3380 „zu retten u[nd]“ über der Zeile. 3381 „Schöpfung“ in der Zeile gestrichen. 3382 Randbemerkung [152rr] : „Unendl[iche] Liebe geg[en] Gott zu erweck[en,] ist wohl d[er] H[au]ptgru[n]d [,] waru[m] Gott selbst erschi[en] -“. 3383 Randbemerkung [152rr] : „Eine str[en]ge Erlös[un]gstheorie à priori ist nicht mögli[c]h - weil die Erlösu[n]g eine freie That G[o]tt[e]s ist [.] - <?page no="405"?> 395 III) Wirkung u[nd] Umfang der Erlösung. 3384 Die Wirkung der Erlösung muß, wie sich v[on] selbst versteht [,] vor Allem dahin gerichtet seyn, die Schuld der allgem[einen] Sünde u[nd] der besondern, actuellen Vergehungen aufzuheben, Genugthuung zu leisten, Sühnung, Versöhnung zu wirken, die die M[e]nsch[e]n aus eignen Kräften nicht zu wirken nicht im Stande sind, d[a]d[u]rch also die göttl[iche] Ungnade aufzuheben. Dann aber muß sich die Wirk[u]ng der Erlösung auch dahin erstrecken, den sittl[ichen] Zustand zu ändern [,] in den die M[e]ns[c]hh[ei]t versetzt wurde d[u]rch die Sünde, sie muß auch der Geneigtheit des Menschen zur Sünde entgegen wirken, der Herrsch[a]ft der Welt, d[e]s Sinnlichen u[nd] d[e]s Egoismus bei den Menschen. Der Mensch soll geistig verpflanzt werden aus dem Boden der Welt, in dem er bisher gewurzelt, auf dem er mit geist[i]g[en] u[nd] leibl[ichen] Kräften gewuchert, in ein seiner höhern Natur angemeßeneres Gebiet, in’s Reich des Uebernatürlichen 3385 . Es mußte dem M[e]nsch[e]n nicht blos die Strafe nachgelaßen, sond[ern] auch Hülfe gebracht werden, - nicht blos die Ungnade mußte aufgehoben, sond[ern] auch göttl[iche] Hülfe od[er] Gnade mußte ihm zu Theil werden, wenn ihm aus seiner Lage geholfen werden sollte. - Nun fragt sich, worin kann wohl diese Gnade bestehen? Blos in Belehrung od[er] noch in Etwas Andern? 3386 Belehr[u]ng des M[e]nsch[e]ng[ei]st[e]s [152rl/ 152vr] ist allerdings eine erlösende That desselben, doch lernt er dad[u]rch mehr s[eine] Willensschwäche kennen, u[nd] s[eine] Hülfsbedürft[i]gk[ei]t [,] statt daß ihm dad[u]rch auch die geschwächten Willenskräfte verliehen würd[en]. 3387 Es muß also auch eine göttl[iche] 3388 Einwirkung auf den Willen stattfinden, die ihn stärkt u[nd] unterstützt, die ihm hilft. 3389 Nun fragt sich wieder [,] worin diese Gnade in Bezug auf den Willen des M[e]nsch[e]n bestehen könne, od[er] was denn diese Gnad[e], die dem Willen verliehen ward, sei? 3390 Etwa ein unmittelbarer, göttl[icher] Zwang, ein Antrieb für den Willen [,] der ihn fortzieht zum Guten, in der Seele? Wenn wir wieder die Natur des Menschengeistes in’s Auge faßen, müssen wir sagen, daß dieß nicht seyn könne; denn der M[e]nsch[e]ng[ei]st ist bei aller Bes[c]hränk[u]ng u[nd] Determinat[ion] doch noch wesentl[ich] frei, u[nd] es ist d[a]s Eigenthüml[iche] desselben, daß er ohne sich selber, ohne s[eine] Mitwirk[u]ng u[nd] Beistimmung ni[c]ht voll- Moderne Erlös[un]gstheorie? s[iehe] Unt[en] Anm[erkung].“ 3384 Randbemerkung [152rr] : „III Bei Platon philos[ophischer] Tod d[a]s 4) Ziel [.] - 3) I[m] Ch[ri]st[en]th[um] neues Leb[en], Wiedergeburt - Geist[e]serneuerung [,] nicht Lebenstödtung [.] - I[m] Laufe der Geschichte wurde beides b[e]stä[n]d[i]g mit einander verwechselt [.] - Man hielt Leb[en]stödt[un]g [„als solche“ über der Zeile] für G[ei]st[e]serneueru[n]g [.] Die Geisteserneuerung wirkt auch förderl[ich] für andere [,] die Lebenstödt[un]g nur egoistisch für d[a]s Individuum. -“ 3385 Einfügung am Seitenrand [152rr] : „in Verbindung mit Gott.“ Darüber [152rr] die Randbemerkung: „2 [„3“ darunter] Verpflanz[u]ng aus d[em] Boden der Welt in d[en] Gru[n]d der Uebernatürl[i]chk[ei]t - Wiedergeburt - 1) (4)) [„Sühne, Versöhnung u[nd]“ über der Zeile] Verbind[un]g, Vereinig[un]g mit der Gotth[ei]t -“. 3386 Randbemerkung [152rr] : „Was d[ie] Gnade [-] Belehr[u]ng? “ 3387 Einfügung am Seitenrand [152vl] : „blos Beisp[iel]? auch nicht - denn auch d[ie]s[e]s z[ei]gt ihm nur [,] wie er seyn soll - gibt ihm aber noch nicht die Kraft [,] es zu seyn.“ 3388 „göttl[iche]“ über der Zeile. 3389 Randbemerkung [152vl] : „Einwirk[un]g auf d[en] Will[en]“. 3390 Randbemerkung [152vl] : „Ob Zwang? “ <?page no="406"?> 396 endet u[nd] nicht vervollkom[m]net, ja nicht einmal geheilt werden kann. Soll der Wille selbst gebeßert, geheilt werden, so muß er selber auch mitwirken; 3391 Zwang also darf die göttl[iche] Gnade ni[c]ht üben, sonst würde der Wille zuvor vernichtet als freier, aber nicht geheilt. Die innere Hülfe 3392 [,] die dem M[e]nsch[e]n gebracht werden soll, muß also so beschaffen seyn, daß sie angewendet werden kann mit Uebereinstimmung, mit Beiwirkung des freien M[e]nsch[e]ngeistes; so daß d[ie]s[e]r mit Beistimmung, ohne Beeinträchtig[u]ng seiner Selbstmacht u[nd] Selbstbestimmung erlöst wird. Dieß ist nur möglich dadurch [,] daß Gott selbst in ein[em] gewißen persönl[ichen] Verkehr mit dem Menschen tritt 3393 , nicht d[u]rch irgend eine andere Gewalt auf ihn wirkt, die, weil unpersönl[ich] - entweder nur zwingen könnte od[er] hinwiederum vom Menschen fruchtlos zurückgewiesen würde. 3394 Und die Weise dieses 3395 unmittelbaren persönl[ichen] Verkehrs ist die Liebe. 3396 Es ist die Art der Liebe [,] daß sie einerseits nicht Zwang enthält u[nd] ausübt 3397 [,] andererseits doch bestimmend auf die Seele einwirkt, es wird 3398 also die Freiheit der Seele nicht beeinträchtigt u[nd] d[u]rch eine andere Willensrichtung u[nd] Wirksamkeit in ihr hervorgebracht. Die Art der Liebe ist gegenseit[i]ge Activität u[nd] Passivität. [152vr/ 153rl] II. Th[ei]l 3399 §: 24 F[o]rts[e]tz[u]ng Das Chr[i]st[e]nth[um] spricht dieß so aus, d[a]ß es b[e]h[au]pt[e]t: Die Liebe sei durch den göttl[ichen] Geist in die Herzen der Gläubigen ausgegoßen. Der göttl[iche Geist wird aber nicht als bewußtlose, stürmende Gewalt aufgefaßt, die etwa zwingt u[nd] Alles mit sich fortreißt, sond[ern] als göttl[iche Person, die mit der menschl[ichen Person in jenes Verhältniß wechselseit[i]g[e]r Einwirkung u[nd] Anziehung tritt, das wir Liebe, nennen. 3400 3391 Randbemerkung [152vl] : „Was ihm aufgezwung[en] wird, kann nicht sein Eig[en]thu[m], sei[n] selbsterrungenes Verdi[en]st sey[n].“ 3392 „Gnade“ über der Zeile. 3393 Randbemerkung [152vl] : „Nothw[en]d[i]gk[ei]t persö[n]l[ichen] Verkehrs [,] da[m]it bei d[er] Gnad[en]wirk[un]g die Freih[ei]t gewahrt bleibt -“. 3394 Einfügung am Seitenrand [152vl] : „Denn das Unpersönl[iche] kann die Fr[ei]h[ei]t d[e]s M[e]ns[c]h[en] nicht respectiren, wie wir geseh[en] haben [.] - Wäre die Gnade unpersönl[ich,] eine bloße Sache, so würde sie entweder nicht einwirken auf die persö[n]l[iche] Fr[ei]h[ei]t - od[er] d[ie]se Fr[ei]h[ei]t zwing[en], als stürmende Gewalt. Also ein persö[n]l[icher] Verkehr zw[i]s[c]h[en] G[o]tt u[nd] M[e]ns[c]h[en] ist nöthig [,] d[a]ß Einwirk[un]g ges[c]hieht auf d[en] frei[en] Will[en], ohne ih[n] zu zwing[en], aufzuheb[en]“. 3395 „per[sönlichen]“ in der Zeile gestrichen. 3396 Einfügung am Seitenrand [152vl] : „D[a]h[er] d[ie]se ein ganz besonderes Moment der Erlös[un]gstheorie - u[nd] die Art der Erlös[un]g b[e]stimmend, so daß sie gerade d[a]s Gebi[e]t d[e]s G[em]üthes vorzügl[ich] angreift -“. 3397 „u[nd] ausübt“ über der Zeile. 3398 „wird“ korrigiert durch Überschreibung ursprüngliches „wirkt“. 3399 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 64“ am oberen Seitenrand [153rr] ; „64“ bezeichnet den Bogen. 3400 Einfügung am Seitenrand [153rr] : „Nicht also wie eine Sache ist die Gnade zu betrachten, die man gibt u[nd] nimmt - sond[ern] als ein[en] persönl[ichen] Verkehr des g[ö]ttl[ichen] G[ei]st[e]s mit dem menschl[ichen] G[ei]ste. D[a]h[er] G[o]tt ni[c]ht fern v[on] d[er] Welt angenomm[en] wird -“. <?page no="407"?> 397 Doch kann sich bei d[ie]s[e]r Erklär[u]ng noch eine Schwier[i]gk[ei]t erheben. Nicht jeder näml[ich] braucht 3401 sich d[ie]s[e]r g[ö]ttl[ichen] Einwirk[u]ng zu fügen [,] eben weil er noch frei ist bei aller Determinat[ion]; er kann d[ie]se innerl[iche] Gnade auch zurückweisen, eben weil er nicht zur Mitwirk[u]ng u[nd] zur Annahme gezwungen wird. 3402 Ist nun dabei nicht gesagt, daß der gute Wille jene g[ö]ttl[iche] Hülfe annehme, der schlechte aber sie abweise, so daß also um jene Hülfe u[nd] Heilung zu gebrauchen 3403 . Der Wille schon gut seyn muß, also das schon seyn muß, was er doch erst werden soll? Der schlechte aber, eben weil er schlecht ist, die Mitwirk[u]ng versagt, eben weil er schlecht ist, also jene innerl[iche] Gnade bei ihm nutzlos ist. 3404 So daß also die g[ö]ttl[iche] Gnade blos der Guten hülfe, der Bösen aber nicht, blos die Gesunden - od[er] wenigstens die am leichtest[en] Erkrankten heilte, die andern aber nicht. 3405 Es 3406 läßt sich einigermaßen so erklären: der menschl[iche] G[ei]st üb[e]rh[au]pt u[nd] die Willens...h[ei]t (? ) insbesondere muß in d[ie]s[e]m Leben, vom unvollkom[m]en[en] Zustand zu größerer Vollkommenh[ei]t in jeder Bezieh[u]ng 3407 sich bilden, entwickeln. Nichts wird in d[ie]se Bezieh[u]ng mit Einem Schlag vollendet, nichts steht mit Einem Male vollkommen da. D[a]h[er] auch die sittl[iche] Vollendung u[nd] selbst die G[o]tt[e]sliebe d[ie]s[e]n Entwickl[u]ngsgang d[u]rchzumachen hat. Die g[ö]ttl[iche] 3408 Hülfe od[er] Gnade richtet sich in ihrer Wirks[a]mk[ei]t nach d[ie]s[e]m Grundu[nd] Lebensgesetze der M[e]nschh[ei]t, sie unterbricht d[ie]s[e]n Gang nicht, wirkt nicht mit plötzl[ich] zerstörender Gewalt, sond[ern] stets nur so, d[a]ß d[ie]s[e]s wesentl[iche] Gesetz des menschl[ichen] G[ei]st[e]s nicht verletzt wird. 3409 Auch die Heilig[u]ng des M[e]nsch[e]n folgt d[ie]s[e]m Gesetz, auch die G[o]tt[e]s-Liebe. Auch die göttl[iche] Hülfe u[nd] die Liebe muß d[a]h[er] in der Seele mit leisen, fast unmerkl[ichen] Anfängen beginnen, wie Alles [,] was im Irdischen keimen, wachsen u[nd] gedeih[en] soll. 3410 [153rl/ 153vr] 3411 In 3401 „braucht“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „fügt“. 3402 Randbemerkung [153rr] : „NB [: ] Dem gut[en] Will[en] schei[n]t d[ie] Gnade unnöthig - b[e]i d[em] s[c]hl[ec]ht[en] fruchtlos! “ 3403 Einfügung am Seitenrand [153rr] : „die Gott anbietet u[nd] die d[er] Erlöser dem M[e]ns[c]h[en] verdient hat“. 3404 Randbemerkung [153rr] : „Ist die Schwäche g[ö]ttl[icher] Gnade Schuld (Scheinhülfe)? od[er] d[ie] Verkehrth[ei]t des Willens? “ 3405 Einfügung am Seitenrand [153rr] : „Es scheint dieß so, ist aber doch in d[er] That nicht der Fall.“ 3406 „Es“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Dieß“. 3407 In der Zeile folgendes „kommen“ gestrichen. 3408 „Einwirk[ung]“ in der Zeile gestrichen. 3409 Randbemerkung [153rr] : „Aber Paulus? - S[eine] Bekehr[un]g begann innerl[ich] u[nd] leise schon als er bei d[er] Stei[ni]g[un]g d[e]s Stepha[nus] zugeg[en] war. -“ 3410 Randbemerkung [153rr] : „Die Einwirk[un]g der Gnade [,] die Anregu[n]g ist sch[o]n Anf[an]g d[e]s Gut[en] - d[ie]s[e]m kann d[er] M[en]s[c]h ... (? )“. 3411 Einfügung am Seitenrand [153vl] : „Aber könnte man da sagen: So müßte beim größt[en] Sünder v[ie]ll[ei]cht die Gnade am schwächst[en] wirken [,] da sie sich richt[en] muß nach der Macht der Fr[ei]h[ei]ts- Kraft [,] die sie nicht zerstören dürfe in ihren s[c]hwach[en] Resten [„d[e]s Gut[en]“ über der Zeile] [.] - D[a]h[er] dann es komme [,] d[a]ß d[ie]se solle der Gnade folgen [.] - Das scheint nur so - wir müßen aber unterscheiden zw[i]s[c]h[en] [in der Zeile folgendes „p[ositiver]“ gestrichen] negativ[er] u[nd] positiver Wirks[a]mk[ei]t der Gnade [.] - Die negat[ive,] d.h. die Hinderniße wegräumende, die S[c]huld tilg[e]nde, das Böse bekämpf[en]de [„d[ie] böse Richtu[n]g“ über der Zeile] kann die größte <?page no="408"?> 398 Wirkung u[nd] Gegenwirkung v[on] g[ö]ttl[icher] Gnade u[nd] menschl[icher] Fr[ei]h[ei]t 3412 [,] dann durch verschiedene Grade u[nd] Stufen hindurch nimmt die Erlösung u[nd] Heiligung zu, vervollkom[m]net sich; sie kann daru[m] aber auch abnehmen, wieder getilgt werden; eben weil sie nicht in Einem Moment, in Einem Act plötzl[ich] u[nd] für immer u[nd] ewig sich vollendet u[nd] abschließt, s[o]nd[ern] Sache eines in der Zeit sich vollendenden, dauernden Proceßes ist, der verschiedene Stufen hat u[nd] in wechselvollen (sic! ), oft schwankenden (sic! ) Verlaufe sich vollzieht. Zur wirkl[ichen] Erlösung, zur persönl[ichen] factisch[en] Aneignung der wirkl[ichen] vollbrachten Sühnung für 3413 das Menscheng[e]s[c]hlecht, v[on] Seite des Einzelnen gehört also die eigne Mitthätigkeit des Menschen, die sich bewährt in der Anerkennung derselben, in Annahm[e] der historis[c]hen Thatsache derselben [,] d.h. im Glaub[en] u[nd] im Eingehen auf die Wirkung derselben, um sich v[om] Geiste d[ie]s[e]s Werkes durchdringen zu laßen [,] das geschieht d[u]rch die Liebe. Darnach bestimmt sich auch der Umfang der Erlös[u]ng od[er] die Antwort auf die Frage, wie weit sich eine historisch vollbrachte Erlösung des M[e]nschengeschl[e]chts erstrecken werde. Die nächste Antwort 3414 ist 3415 natürl[ich] die, d[a]ß sich dieselbe auf die erstrecke, die in Glaube u[nd] Liebe auf dieselbe eingehen, sie anerkennen, auf die Widerstrebenden kann sie 3416 natürl[ich] nicht wirken, da sie nicht zwingt, od[er] 3417 überwältigt. Da aber die Sühnung als göttl[iches] Werk für die M[e]ns[c]hh[ei]t sich über dieselbe auch erstrecken muß in ihrer Ganzheit, so könnte doch noch gefragt werd[en,] wie denn allenf[a]lls die Erlös[u]ng sich verhalte zu denen, die nach dem unvermeidl[ichen] Gange irdisch[er] Entwickl[u]ng, wo Alles nur v[on] Einem Punkte u[nd] kleinem Anfang ausgeht u[nd] erst nach u[nd] nach sich weiter bildet, - wie sich, sag’ ich [-] hienach die Erlös[u]ng verhalte zu denen [,] die nichts davon erfahre[n,] indem die Zeit od[er] der Raum das Hinderniß ist [,] die entwed[er] vor der historisch vollbrachten Erlösung gelebt od[er] zu denen auch nach Vollbring[u]ng ders[e]lb[en] die Kunde nicht gedrungen ist? - Es läßt sich hierüber natürl[ich] Bestimmtes nicht sagen, doch kann man allenfalls so schließen: Da eine Erlösung für die M[e]ns[c]hh[ei]t nicht blos für d[ie]s[e]s Leben seyn kann, sond[ern] der Existenz der M[e]ns[c]hh[ei]t für alle Zeiten u[nd] Ver- [153vr/ 154rl] hältniße gelten muß, d.i. ein Werk für die Ew[i]gk[ei]t ist, so mag es seyn, daß die Sühnung nicht blos in d[ie]s[e]m Leben u[nd] d[u]rch den Gang historisch[er] Entwickl[u]ng sey[n] beim Sünder [.] - Die positive aber ist hier bei[m] Beginn der Bekehr[u]ng, wo die Will[en]sfr[e]ih[ei]t in d[ie]s[er] Richtung noch nicht erstarkt ist [,] schwach, viel schwächer als beim Fortgeschrittenen u[nd] Vollendeten - denn sie würde sonst die Selbstbestimmungs-Macht des M[e]ns[c]h[en] zwing[en], s[eine] Fr[e]ih[ei]t aufheben; d[a]h[er] ist der Sünder - der Neubekehrte noch der s[c]wächste - leicht wieder Abfallende. Darum der scheinbare Widerspr[u]ch [,] daß man d[en] H[ei]l[igen] die größte Gnad[en]hülfe zus[c]hreibt - währ[e]nd sie d[ie] geringste zu bedü[r]f[en] s[c]hein[en] - u[nd] umgekehrt der Sünder die größte bedürfte - b[ei]d[e]s ist richtig hienach u[nd] doch kein Wid[e]rspr[u]ch.“ 3412 „v[on] g[ö]ttl[icher] Gnade u[nd] menschl[icher] Fr[ei]h[ei]t“ über der Zeile. 3413 „für“ über der Zeile. 3414 In der Zeile folgendes „sie“ gestrichen. 3415 „ist“ über der Zeile. 3416 In der Zeile folgendes „sich“ gestrichen. 3417 „od[er]“ über der Zeile. <?page no="409"?> 399 allein den Mens[c]hen zugewendet wird, sond[ern] auch noch in unmittelbarerer Weise denen in irg[e]nd einer Weise zu Gute kommt, die d[u]rch Zeit, Raum u[nd] Verh[ä]ltn[i]ße an der irdis[c]hen, thätigen Theilnahme daran gehindert waren. 3418 So viel an Bemerk[u]ng[e]n üb[er] d[ie] Erlös[u]ng; die genauere Erört[e]r[u]ng üb[er] d[ie] histor[ische] Thatsache der Erlös[u]ng gehört der Dogmatik an. §: 25 3419 V[on] d[er] Unsterblichkeit. I) Alle Religion, das ganze religiöse Leben der Mens[c]hheit bekommt erst Sinn u[nd] Bedeutung durch die Lehre v[on] der Unsterblichkeit u[nd] d[u]rch den Glauben an dieselbe. 3420 Ohne d[ie]s[e]n Glauben ist auch der Glaube an G[o]tt nicht möglich, jedenf[a]lls unnütz, ebenso ist die Freiheit des Willens eine Täuschung, da es dann kein Reich der geist[i]g[en] Freih[ei]t gibt [,] sond[ern] nur Naturverlauf u[nd] d[a]h[er] nur 3421 nothw[e]nd[i]g[es] Geschehen; endl[ich] ist dann Off[e]nb[a]r[u]ng u[nd] Erlösung von gar keiner Bedeutung mehr für den Menschen. 3422 Kurz alle rel[i]g[iö]s[en Lehren] u[nd] alle rel[i]g[iö]s[en] Functionen sind eig[e]ntl[ich] Illusionen, sind Thorheiten ohne d[ie]s[e]n Glaub[en] an Unsterblichk[ei]t; weil sich doch das ganze geist[i]ge Daseyn des 3418 Einfügung in der Zeile: „D[a]s ist angedeutet in d[er] S[c]hr[i]ft: Hätt[en] sie [n]i[c]ht gehört u[nd] g[e]s[e]h[en] - so hätt[en] sie d[ie] Sünde nicht etc. -“ - Dazu die Einfügung am Seitenrand [154rr] : „Wer glaubt u[nd] getauft wird, wird seelig, wer nicht glaubt etc. - Dieß bez[ie]ht sich nur auf die, welch[en] d[a]s Ev[an]g[elium] verkündet wird - nicht auf jene [,] welch[en] es [n]i[c]ht verkü[n]det wird. - NB [: ] Die neu[eren] Philos[ophen] (u[nd] Theol[ogen]) wollen Chr[istus] den Erlöser s[eine] Wirkl[i]chk[ei]t nehmen u[nd] ihn zu ein[em] bloßen Abstractum machen. Christus - s[a]gt Strauß, ist nicht ein Individuum, sondern eine Idee od[er] vielmehr ein Geschlecht [,] näml[ich] die Menschheit, das menschl[iche] Geschlecht. Dieß ist der menschgewordene Gott; dieß ist das Kind der sichtbaren Jungfrau u[nd] des unsichtb[aren] Vaters [,] d.h. der Materie u[nd] des Geistes; dieß ist der Retter, der Erlöser [,] der Sündelose, dieß ist der, welcher stirbt, aufersteht, welcher z[um] Himmel fährt. Dem Buchstaben der Evangel[ien] unterschiebt man eine metaphys[ische], moralis[c]he, jurist[ische] od[er] etymolog[ische] Mythologie; die abstracten Geister sehen am Crucifix wenig Anderes, als das Unendliche hingegeben an das Endliche od[er] das Ideale gekreuzigt im Realen.“ 3419 „(20)“ über der Zeile. 3420 Randbemerkung [154rr] : „Der Glaube an Unsterbl[ic]hk[ei]t befreit am meist[en] v[on] der Natur u[nd] d[en] ird[i]sch[en] Verh[ä]ltn[i]ß[en] - ist ein H[au]ptfr[e]ih[ei]ts[m]ittel der M[e]ns[c]hh[ei]t - u[nd] läßt sie nicht in der Natur untergehen“. 3421 „nur“ über der Zeile. 3422 Randbemerkung [154rr] : „Vorbemerk[un]g[en] a) R[e]l[i]g[ion] u[nd] Sittl[i]chk[ei]t (Moralität) hab[en] ohne Unst[e]rbl[ic]hk[ei]t keine Bed[e]ut[un]g mehr - sond[ern] höchst[en]s Legalität u[nd] Instinct hab[en]. b) Ohne Glaub[en] an G[o]tt hab[en] wir kein[en] fest[en] Garanten mehr für d[ie] Unsterbl[i]chk[ei]t - wenn d[ie] Psychologie allein, - Betr[a]cht[un]g, Erfors[c]h[un]g d[e]s Wes[e]ns u[nd] Leb[en]s der Seele bietet sie ... (? ) noch nicht [,] währ[en]d fr[e]il[ich] im Zust[an]d der Vollk[ommen]h[ei]t [„der Wiss[en]s[c]h[a]ft“ über der Zeile] das sey[n] müßte [,] - c) Aber die Einw[e]nd[un]g[en] geg[en] d[ie] Unsterbl[i]chk[ei]t weist schon die Psychologie als Wiß[en]schaft zurück ... (? ) (negativ)“. <?page no="410"?> 400 Menschen in rel[i]g[iö]ser Beziehung 3423 auf ein jenseits (sic! ) bezieht; u[nd] stets das dießeit[i]ge Leben in Verbind[un]g setzt mit einem jenseitigen. D[a]h[er] haben dann auch fast alle R[e]l[i]g[io]nen, mit ganz wenigen Ausnahmen, v[on] denen zu dem noch nicht constatirt ist, ob sie solche sind, - die Vorstell[u]ng v[on] einem Leben nach d[ie]s[e]m Erdenleben, als einen der wichtigsten Bestandtheile ihres Inhalts. Die Art u[nd] Weise [,] wie man sich d[ie]se Fortdauer vorstellt [,] ist freil[ich] sehr verschieden je nach der eigenthü[m]l[ichen] Art u[nd] Lebensweise u[nd] dem ganzen Charakter eines Volkes. Die Wilden glauben an ein jenseit[i]g[es] Leben [,] wo sie glücklichere Jagden, beßeren Fischfang u[nd] d[er]gl[eichen] haben würden; die alten Deutschen stellt[en] sich dasselbe vor, als beständ[i]g[e]n Kampf mit darauf [154rl/ 154vr] folgenden Trinkgelag[e]n; die sinnl[ichen], feurig[en] Araber [,] Muham[m]edaner als üppiges Wohlleben, u.s.w. [,] je nach der Eigenthümlichk[ei]t des Volkes. - Das Chr[i]st[en]thum hat auch alle d[ie]se verschiedenen, unpaßenden Vorstell[u]ng[e]n beseitigt u[nd] gereinigt, u[nd] stellt d[a]s jenseit[i]g[e] Leben als geist[i]g[e]s Daseyn voll[er] Licht u[nd] Frieden, voll Erkenntniß u[nd] Seeligk[ei]t oder Liebe dar, aber als eigentl[ich] geist[i]g[e]s Leben, nicht als gespenstisches Schattendaseyn nach Art der Grieche[n]. Freil[ich] sind auch hierüber die näh[eren] Vorst[e]ll[u]ng[e]n unt[er] den Chr[i]st[e]n, je nach Grad der Bild[u]ng u[nd] Charakter verschieden, 3424 bald mehr dem Sinnlichen sich nähernd, bald spiritualistischer; immer aber wird wirkl[iche] persönl[iche] Fortdauer, seelige od[er] unseelige im Glauben festgehalten u[nd] das ist das Wesentliche dabei. Gleichwohl hat nun aber gerade diese Lehre v[on] Seite der Philosophie u[nd] Naturwiss[en]schaft 3425 sowohl als v[om] gewöhnl[ichen], schwelgerischen Epikureismus die heftigsten Angriffe erfahren od[er] 3426 wurde geradezu geläugnet. Bald bot u[nd] bietet der S[c]harfsinn Alles auf [,] um dem Menschen darzuthun, daß er eig[e]ntl[ich] sich doch in Nichts v[om] Vieh unters[c]heide, als daß er d[a]s quälende Bewußtseyn u[nd] d[ie] Gewißh[ei]t in sich trage, daß er über kurz oder lang der Vernichtung anheimfalle [,] während d[a]s Thier, glücklicher bedacht v[on] d[er] Natur, d[ie]s[e]s Bewußts[eyn] nicht haben kann u[nd] d[a]h[er] unbefangener zu leben vermag. Man bemüht sich immerfort zu beweisen, der M[e]nsch habe eig[e]ntl[ich] keinen andern Zweck als d[a]s Leben zu genießen - wenn er kann näml[ich] - u[nd] dann mit dem Reste die Würmer zu mästen. - Die Wiß[e]ns[c]h[a]ft s[c]hon thut d[a]s vielfach [,] besond[ers] d[ie] Naturwiß[e]ns[c]h[a]ft, noch mehr aber thut es die Gedankenlosigk[ei]t u[nd] schwelgerische Feigheit [,] die keinen Grund dafür anzugeben weiß, als ihre Furcht v[or] d[em] J[en]seits 3427 u[nd] Bequemlichk[ei]t, die d[ie]se Läugnung für d[en] ruh[i]g[en] Genuß der G[e]g[e]nwart hat. Es ist hier groß[en]th[ei]ls gedankenlose Stupidität u[nd] Blasirtheit 3428 der 3423 „in rel[i]g[iö]ser Beziehung“ über der Zeile. 3424 „je“ in der Zeile gestrichen. 3425 „u[nd] Naturwiss[en]schaft“ über der Zeile. 3426 „od[er]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „u[nd]“. 3427 „v[or] d[em] J[en]seits“ über der Zeile. 3428 „u[nd] Blasirtheit“ über der Zeile. <?page no="411"?> 401 eig[e]ntl[iche] Grund [,] die meint, 3429 ruhiger u[nd] gewißenloser leben zu können [,] wenn sie läugnet. 3430 II) Wir wollen nun gerade d[ie]se Lehre darum einer etwas genaueren wiß[e]nsch[a]ftl[ichen] 3431 Prüf[u]ng unterwerfen, u[nd] untersuchen [,] ob denn die Wiss[e]ns[c]h[a]ft hierüb[er] gar nichts zu sagen [154vr/ 155rl] II [.] Th[ei]l 3432 §: 25 F[o]rts[e]tz[u]ng vermöge u[nd] was sich hierüber bestimmen laße. Es verhält sich mit den Beweisen für die Unsterblichk[ei]t der Seele fast ebenso, wie mit den Beweisen für das Daseyn G[o]tt[e]s, wir können keine sinnl[iche] Anschauung dafür geltend machen u[nd] keine mathemat[ische] Berechnung dafür machen; aber ausgehend v[om] Wesen uns[erer] Seele, v[on] d[er] Bes[c]h[a]fff[e]nh[ei]t (sic! ) des ganzen Daseyns, v[om] innern, lebend[i]g[en] Drang u[nd] Gefühl u[nd] endl[ich v[on] der Existenz G[o]tt[e]s, können wir die Unsterbl[i]chk[ei]t als nothwend[i]g[e]s Postulat des Mens[c]hendaseyns nachweisen; Es (sic! ) ergibt sich darnach der ontolog[ische], teleolog[ische], moral[ische] u[nd] theolog[ische] u[nd] Kosmolog[ische] 3433 Beweis für d[ie] Unsterblichk[ei]t der Seele [,] die wir nun im Einzelnen näher erörtern wollen. 3434 A) Der ontolog[ische] Bew[eis: ] D[ie]s[e]r geht aus vom Wesen des Menschengeistes u[nd] sucht darzuthun, daß d[ie]s[e]s so b[e]schaffen sei, daß es nie vernichtet werden, nie aufhören könne. a) 3435 Die Seele, der M[e]nsch[e]ngeist ist wirklich, ist ein Daseyendes 3436 , das sehen wir aus den Wirk[u]ng[e]n, aus den Manifestationen desselben an uns u[nd] andern tägl[ich]. 3429 In der Zeile folgendes „wenn“ gestrichen. 3430 Randbemerkung [154vl] : „NB [: ] Da Substanz das ist [,] was in sich selbst b[e]steht u[nd] dauert u[nd] dazu kei[ne]s andern bedarf - so ist der G[ei]st (Seele) als substantiell erwies[en,] wenn er als unsterbl[ich], für sich (ohne Mat[e]rie) b[e]steh[en]d gezeigt wird [.] Daher ist der Bew[eis] für die Unsterbl[i]chk[ei]t auch ein Bew[eis] für die Substantialität - so wie auch umgekehrt [.] - (Freil[ich] nicht strenge [„nur dann [,] wenn Substanz = Persönlichk[ei]t ist“ über der Zeile] - da die nähere Art u[nd] Bedi[n]g[un]g der Fortdauer [n]icht gezeigt ist - ob [n]i[c]ht ein andres (ätheris[c]hes z.B.) Substrat etc. nothw[en]d[i]g sey. - Jed[en]f[a]lls aber gilt der Bew[eis] d[ie]s[e]r körp[e]rl[ichen] Exist[en]z u[nd] d[ie]s[e]m leibl[ichen] Tode geg[en]üb[er].“ 3431 „wiß[e]nsch[a]ftl[ichen]“ über der Zeile. 3432 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 65“ am oberen Seitenrand; „65“ bezeichnet den Bogen. 3433 „u[nd] Kosmolog[ische]“ am Seitenrand [155rr] eingefügt. 3434 Randbemerkung [155rr] : „Zwei Arten directer Bew[ei]s[e] gebe es 1) Die Seelen als fortdauernd der unmittelb[aren] Sinneserfah[r]u[n]g darzustell[en.] 2) Die Fortdauer als denknothw[en]d[i]g aus der Natur der Sache [,] der Seele selbst darzuthu[n,] zu zeig[en,] d[a]ß die Seele ihr[em] Wes[en] ge[m]äß [n]i[c]ht vergehen könne - ontolog[ischer] Bew[eis]. [Am Rande: „a) Substantialität [,] b) Einfachh[ei]t“.] 3) Groß[en]th[ei]ls aber muß man sich bes[c]hränk[en] auf d[en] andern Bew[eis] - darauf [,] zu zeig[en,] daß d[a]s ganze Mensch[en]-Wes[en] u[nd] Dasey[n], wenn es Sinn, Bed[e]ut[un]g hab[en] - [„als“ über der Zeile] rational gelt[en] soll - Unsterbl[ic]hk[ei]t voraussetze.“ 3435 Randbemerkung [155rr] : „Früher bewiesen aus Einfachheit der Seele [.] - Jetzt öfter daraus [,] daß sie Kraft ist [.] Die Unsterblichk[ei]t - od[er] pantheist[isch] Verschwommenheit -“. 3436 „Substantielles“ am Seitenrand [155rr] . <?page no="412"?> 402 Er ist nicht Nichts, sond[ern] er ist Etwas. 3437 Ist nun d[ie]s[e]s der Fall, ist er irg[e]nd etwas Reales, Wirkliches [,] dann ist auch sogleich schon dieß gewiß, daß er als solch’ Reales, Substantielles, wie er auch sonst näher beschaffen seyn möge, nicht zu Grunde gehen, nicht vernichtet werden könne; denn selbst v[om] Materiellen geht Nichts zu Grunde, wird nirgends Etwas zu Nichts, so wenig als aus Nichts Etwas wird. 3438 Die materiell[en] Geg[e]nstände u[nd] Organismen vergehen höchstens in d[er] Weise, daß sie sich in ihre Elemente auslösen, der Stoff aber d[ie]s[e]r Elemente selbst bleiben dies[e]lb[e]n u[nd] gehen stets wieder neue Verbind[un]g[e]n ein. 3439 Wir könnten also hienach höchstens so viel zugeben [: ] Die Seele als Wirkl[i]ches [,] Daseyendes, löse sich auch auf, etwa in feinere Theile od[er] Elemente, zerfließe in Unbestimmth[ei]t, um sich zu neuen Bestimmth[ei]t[e]n in andern Organismen zu sammeln; vernichtet aber könnte auch d[ie]se Seelen-Substanz nicht werden, so wenig als irgend eine andere, das könnte höchstens nur d[u]rch ein Wunder ges[c]hehen, das nur G[o]tt wirken könnte. b) Aber auch ein solches Zerfließen in Bestandth[ei]le ist bei der Menschenseele nicht möglich, weil sie sich als etwas durchaus Einfaches erweist; als immateriell [,] [155rl/ 155vr] als unkörperl[ich] kann sie nicht aus Theilen bestehen, kann also auch nicht theilbar seyn, u[nd] wenn sie nicht theilbar ist, so muß ihr Wesen stets unversehrt bleiben u[nd] stets wesentl[ich] dasselbe seyn, od[er] in 3440 einem Nu ohne Theilung vernichtet werden, das aber geschieht schon mit den materiellen [,] einfachen Stoffen nicht, um so weniger haben wir Grund anzunehmen [,] d[a]ß es mit der 3441 einfachen, geist[i]g[en] Energie der Seele geschehen könne. 3442 - Man könnte d[a]g[e]g[e]n nun höchstens sagen: 3437 „Substantielles“ am Seitenrand [155rr] . 3438 Randbemerkung [155rr] : „Aber ob die [„M[e]nsch[en] -“ über der Zeile] Seele Substanz [,] nicht wie bei d[en] Thier[en] blos Energie d[e]s Leb[e]ns - Leb[en]d[i]gsey[n]“. 3439 Randbemerkung [155rr] : „Aber d[a]s Organisir[en]de hört auf? bei d[en] Naturdi[n]g[en]? - Also auch die Seele? Aber [„in“ über der Zeile] d[ie]s[en] Naturgebild[en] ist d[a]s Organisir[en]de nur d[en] Leib hervorbring[en]d - die Seele aber bri[n]gt [n]i[c]ht blos d[en] Org[a]nis[m]us d[e]s Leib[e]s hervor [,] sond[ern] au[c]h Verschied[ene]s v[om] Leib - Geda[n]k[en], Will[en]sacte. D[er] Geist müßte sich also höchst[en]s in Gedank[en] u[nd] Woll[en] auflös[en] - als freie geist[i]ge Elemente.“ 3440 In der Zeile folgendes „Ei“ gestrichen. 3441 „der“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „dere“. 3442 Einfügung am Seitenrand [155vl] : „Man könnte sagen: wohl ist die Seele kein man[n]igfalt[i]g[e]s Auseinander, ist einfache Natur, ist keine extensive Größe; aber sie sei doch eine intensive Größe [,] d.i. man könne in ihr ein Gradverhältniß der Anlagen u[nd] Kräfte unters[c]heiden; so daß es mögl[ich] sei, d[a]ß d[ie]s[e] intensive Größe immer mehr abnehme u[nd] also die Seelensubstanz zwar nicht d[u]rch Theilung, aber d[u]rch allmählige Nachlaßung ihrer Kräfte verschwinde, in Nichts übergehe, wie sich dieß schon im Wechsel bewußter u[nd] unbewußter Seelenzustände zeige. - Allein die Sache bleibe sich doch gleich, ob die Seele, so od[er] anders vernichtet würde, V[om] Seyn z[um] Nichtseyn [„Substantialität z[u] Unsubstantialität“ über der Zeile] bleibt immer eine unübersteigl[iche] Kluft, v[on] dem Einen z[um] Andern zu kommen [,] ist d[u]rch allmählige Abnahme, allmähl[i]g[e]s Erlöschen so unmögl[ich] wie d[u]rch Theilung. Ueb[e]rh[au]pt ist hier Seelenleben od[er] Wirken der Seele u[nd] Seeleseyn verwechselt; d[a]s thät[i]ge Bewegen u[nd] Aeußern f[ür] d[ie]s[es] Leben kann abnehmen, die Manifestation der Seele; diese aber ist noch nicht die Seele selbst, der Gedanke z.B. ist nie der denk[e]nde Geist selbst, er kann vers[c]hwinden, während der Geist doch bleibt. Der Wechsel bewußter u[nd] unbewußter Zustände ist gerade ein Zeugniß für d[ie] Unsterbl[i]chk[ei]t; es gibt Augenblicke, wo es scheint, das Seelenleben habe aufgehört u[nd] doch kehrt dann wieder die ganze Energie desselben zurück; so <?page no="413"?> 403 wohl, vernichtet wird d[a]s Wesen d[er] Seele nicht u[nd] auch nicht getheilt, aber es fließt zurück sein[er] Substanz nach in’s allgemeine, geist[i]ge Wesen der Welt, in’s allgem[eine] Meer des geist[i]g[en] Seyns, in die allgem[eine] Weltseele. Doch auch das ist nicht möglich, weil es der Natur der Menschenseele ganz zuwider ist, denn diese existirt als Persönlichkeit, d.i. 3443 als Selbstbewußtseyn u[nd] Selbstbestimmung [,] also auf’s Bestimmteste als Einzelwesen; als solches entsteht die Seele schon u[nd] bildet sich u[nd] das ist ihr 3444 Wesen [,] in d[ie]s[e]r Form der Persönlichk[ei]t zu existiren. Ein Zerfließen in den Allgeist, in die Weltseele ist d[a]h[er] undenkbar, wenn die Seelen-Substanz, die v[on] der Form der Persönlichk[ei]t gar nicht zu trennen ist, nicht ganz vernichtet werden soll. - Was soll denn auch d[ie]s[e]r Allgeist od[er] Welt-Seele seyn? ist 3445 er [,] d[er] Allg[ei]st 3446 [,] unpersönl[ich,] so ist das Zerfließen in ihn ein Vernichten des persönl[ichen] G[ei]st[e]s, der in ihn einmündet, ist er bewußt u[nd] persönl[ich,] wie kann er dann zu[-] u[nd] abnehmen? Wie kann er einzeln u[nd] untheilbar seyn als Geist u[nd] doch wieder so z[u] s[a]g[e]n zugleich Behälter v[on] Millionen Einzel-Geistern seyn? Denn wie kann d[ie]se allgem[eine] Seelen-Substanz od[er] Allgeist in sein einfaches Wesen die guten u[nd] bösen Geister od[er] Seelen zugleich aufnehmen - wie können beide [,] der Geist des Mörders u[nd] des Gemordeten [,] Eine Persönl[i]chk[ei]t, Eine Substanz werden! Sollte denn nicht ein solcher Allgeist auch sein Lebensprincipium haben, das Verwandtes nur 3447 anzieht u[nd] das Andere abstoßt? Kurz d[ie]s[e]r Allg[ei]st od[er] Weltseele ist eine Fiction, deren Realität eine Unmöglichk[ei]t ist. 3448 Der ontolog[ische] Bew[eis] ist also kurz der: Nichts Seyendes vergeht ganz, sond[ern] ändert höchstens die Form des Seyns, das innerste Wesen bleibt st[e]ts d[a]ss[e]lbe [,] [155vr/ 156rl] das innerste Wesen der Seele 3449 ist aber Selbstbewußtseyn 3450 u[nd] Wille [,] d.i. Persönlichk[ei]t [,] dah[er] muß hier d[ie] Persönlichk[ei]t unvergängl[ich] seyn, weil eine Aend[e]r[u]ng der Form bei d[ie]s[e]r nicht möglich ist, weil sie einfach u[nd] untheilbar. 3451 kann es um so mehr auch seyn beim Tode [,] u[nd] während es scheint [,] d[a]s Seelenleben sei erloschen [,] kann es mit neuer Energie erwachen; wie nach d[em] S[c]hlafe, Ohnmacht, Betäubung u.s.w. Und wenn auch ei[ne] atomist[ische] Substantialität dargethan wäre, so wäre doch zunächst nur die Unzerstörbark[ei]t, Fortdauer dargeth[a]n, nicht die bewußte Unsterbl[i]chk[ei]t. - Man müßte die Einfachh[ei]t nicht blos auf die Substa[n]z [,] sond[ern] auch auf die Persönlichk[ei]t beziehen [.] - NB [: ] (Aber wie kann etwas [,] das angefang[en,] immer dauer[n,] ohne Ende? )“ 3443 „d.i.“ über der Zeile. 3444 „ihr“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „ihre“. In der Zeile folgendes „Vollendung“ gestrichen. 3445 In der Zeile folgendes „sie“ gestrichen. 3446 „er [,] d[er] Allg[ei]st“ über der Zeile. 3447 „nur“ über der Zeile. 3448 Der Abschnitt „Man könnte ... ist.“ wurde im Nachhinein eingeklammert. 3449 „Einfachh[ei]t“ über der Zeile. 3450 „Selbst“ über der Zeile. 3451 Randbemerkung [156rr] : „NB [: ] Es muß Substantialität [,] u[nd] zwar geist[i]g[e] einfache bewußte Substant[ialität,] u[nd] dieß geschieht [,] wenn der Bew[eis] geführt wird [,] gerade aus d[en] Persö[n]l[i]chk[ei]tsmom[en]t[en.] - Also ontolog[ischer] Bew[eis] = Bew[eis] der Substantialität [.] <?page no="414"?> 404 Man könnte hier das Bedenken erheben, ob denn hienach auch die Kinder, bei denen noch Selbstbewußts[eyn] od[er] Selbstbest[i]m[mun]g nicht vorhanden ist, deren Persönlichkeit also noch nicht vollendet, ausgebildet ist, ob d[ie]se auch unsterblich seyn könnten? Allein d[ie]se könn[en] eben als Potenzen [,] als Keime v[on] Persönlichk[ei]t hinübergehen, die, obwohl schon wesentlich da, sich nur noch nicht entfaltet haben, denn d[ie]se persönl[iche] Entwickl[u]ng hat ja auch sonst unendl[ich] viele Grade u[nd] läßt sich nie genau abmeßen. Man kann also hier wenigstens den untersten Grad v[on] Selbstbewußts[eyn] 3452 annehmen; u[nd] es ist mögl[ich] zu denken, daß die noch in sich verschloßene Persönlichk[ei]t sich die Erde verlaßend sogleich zur vollen Blüthe entfalten könne. - B) Der teleolog[ische] Bew[eis: ] Noch bestimmter spricht für persönl[iche] Fortdauer des Mens[c]hen der teleolog[ische] Beweis. 3453 Der teleolog[ische] Bew[eis] geht aus v[on] der unendl[ichen] 3454 Entwickl[un]gsu[nd] Vervollkommnungsfähigk[ei]t der Seele u[nd] schließt vermöge des Zweckbegriffes auf unendl[iche] Dauer als nothw[e]nd[i]g[e]s Postulat, als nothw[e]nd[i]g[e] Einfügung d[ie]s[e]s eigenthüml[ichen] Vorzugs der Menschen-Natur. 3455 Alle andern Wesen der Erde näml[ich] erreichen d[u]rch d[a]s Erdenleben das Ziel ihres Daseyns, weil sie eben keinen höhern Zweck 3456 haben, keinen bewußt[en] Drang üb[er] d[a]s Erdenseyn u[nd] Leben hinaus in sich spüren können. Weil sie keinen höhern Zweck haben als den zu leben u[nd] irdis[c]h zu seyn, so haben sie ihr[en] Zweck schon erreicht d[u]rch d[a]s bloße Leben 3457 u[nd] etwa ihre Fortpflanzung; wenn sie auch zu sonstig[en] Zwecken 1) Die Seele = Inbegriff der Idee[n] des Wahr[en], Gut[en] etc. [,] u[nd] zwar leb[en]d[i]g[er] Inb[e]gr[i]ff [.] - Wie nun die Idee d[e]s Dreiecks unvergä[n]gl[ich] - so wohl auch d[ie]se Ideen - aber als leb[en]d[i]g[e], sich selbst wiss[en]de. [Daneben am Seitenrand [156rr] : „Er muß d[en] Maaßstab in u[nd] an sich tr[a]g[en] - also diese Idee[n] als leb[en]d[i]ge in sich hab[en] - [m]uß sie selbst sey[n] - als Träger ders[e]lb[en.] -“] 2) D[a]s Selbstbew[u]ßts[eyn] - der G[ei]st s[c]haut in sich, nicht blos periph[e]ris[c]h wie d[ie] Thierseele - u[nd] kommt z[um] Bew[u]ßts[eyn] seiner selbst, weil er etwas in sich findet. - 3) Die Fr[e]ih[ei]t = Maaß der Selbstb[e]stimmung - d[ie]se ist nun mögl[ic]h dad[u]r[c]h, d[a]ß die Seele etwas ist, das ga[n]z d[em] zwi[n]g[en]d[en] Naturstrom d[er] Wes[en] nach [en]thob[en] ist, also sich selbst hab[en] u[nd] bestimm[en] kann - Substrat seiner selbst u[nd] seiner Selbstb[e]stimmung[en] ist. -“ 3452 „Selbst“ über der Zeile. 3453 Randbemerkung [156rr] : „Aber ob persönl[iche] Unsterbl[i]chk[ei]t? V[ie]ll[ei]cht nur Substantialität u[nd] Fortdauer folgt daraus [.] - All[e]i[n] die persö[n]l[ichen] Kräfte u[nd] Thät[i]gk[ei]t[en], d[a]s Persö[n]l[ic]hsey[n] ist ja gerade das [,] woraus ma[n] Subst[an]tial[i]t[ä]t beweist [.] Also muß [m]it d[ie]s[e]r d[a]s P[er]sönlichsey[n] fortdauern -“. 3454 Einfügung am Seitenrand [156rr] : „in d[ie]s[em] Leb[en] nicht zu erschöpf[en]d[en]“. 3455 Randbemerkung [156rr] : „Indirecte Bew[ei]se a) Die d[em] M[e]nsch[en] verlieh[enen] Kräfte müß[en] ein angemeß[e]n[e]s Ziel hab[en.] b) D[ie]s[e]s Ziel muß d[er] M[en]sch [m]uß d[ie]s[e]s Ziel (sic! ) erreich[en] könn[en.] c) Es k[a]nn k[e]i[n] Streb[en], k[e]i[n] Dra[n]g i[n] der Natur da sey[n] - für Etwas [,] d[a]s [n]i[c]ht existirt [.] - ad a [)] Sollen so viele Kräfte - Tal[en]te [n]utzlos da sey[n] u[nd] u[n]gebr[a]u[c]ht wieder ver[a]cht[e]t w[e]rd[en]? Ausspru[c]h Goethes.“ 3456 In der Zeile folgendes „in sich“ gestrichen. 3457 In der Zeile folgendes „wenn sie“ gestrichen. <?page no="415"?> 405 v[on] Menschen gebraucht werd[en,] so liegt das nicht in ihnen, sond[ern] ist ihnen erst aufgedrungen. Betrachten wir dagegen den Menschen, so finden wir bei ihm den Drang u[nd] die 3458 Sehnsucht einer immer größern Entwickl[u]ng, Seeligk[ei]t, Erk[e]n[n]tn[i]ß u[nd] auch die Fähigkeit dazu, (dad[u]rch ist zw[i]s[c]h[en] dem M[e]ns[c]h[e]n u[nd] dem Thiere eine unausfüllbare Kluft u[nd] Grundverschiedenheit des Wesens angedeutet.) [156rl/ 156vr] Und zwar findet sich gerade d[ie]s[e]r Drang u[nd] d[ie]se Fähigk[ei]t am stärksten u[nd] auffallendst[en] bei den edleren, vollkom[m]neren Menschen, die doch gerade am meist[en] der richt[i]ge Maaßstab der Beurth[ei]l[u]ng des M[e]nsch[e]ng[e]schle[c]hts seyn müssen. Je mehr der Mensch sich entwickelt, je mehr er erkennt, je vollkommener, reiner sein Wille, desto weniger 3459 genügt das Errungene ihm, desto mehr strebt der Geist nach immer höherer Vollendung. Das wäre das unerklärlichste Räthsel der Menschen-Natur [,] wenn d[ie]s[e]m innern Drang gar keine Mögl[i]chk[ei]t der Befriedigung entspräche. 3460 Woher sollte dann d[ie]s[e]r Drang, d[ie]se Sehnsucht dem M[e]ns[c]h[e]ng[ei]ste kommen, v[on] der Natur ja unmöglich, da sie nichts geben kann, was sie nicht hat, u[nd] zu nichts anregen kann, v[on] dem sie Nichts weiß. Der Mensch wäre auf unerklärl[iche] Weise geäfft v[on] seiner eignen Natur; er wäre mit d[ie]s[e]m Drang, wenn er nur eine leere Einbil[dun]g, eine Fiction, eine fixe Idee wäre, wieder Nichts andres als ein Narr v[on] Natur aus, niedriger als alle andern Ges[c]höpfe [,] weil er so zu sein[er] innern Befried[i]g[un]g, Beruhig[u]ng, Vervollkom[m]nung einer Lüge bedürfte, u[nd] v[on] d[ie]s[e]r Lüge zu vieler Mühe, Entsag[u]ng, 3461 Anstreng[un]g, ja selbst zu edlem Streben, angeregt u[nd] damit nutzlos geplagt würde. Das Wesen des Menschen wäre Unvernunft u[nd] Unnatur ganz u[nd] gar, wenn er allein unter allen Wesen kein bestimmtes, seinen Kräften u[nd] Bestreb[u]ng[e]n angemeßenes Ziel hätte. Alles wäre Harmonie, Zweck, Ordnung, nur das höchste, edelste Wesen der Erde bestünde ganz aus Mißton u[nd] beruhte in sei[nem] edelsten Streben auf Täusch[u]ng. 3462 Man mag allerdings d[a]g[e]g[e]n einwenden, wenn auch der einzelne Mensch nicht persönl[ich] fortdauert [,] so ist all’ sein Streben u[nd] Thun nicht umsonst, denn es geschieht für die ganze M[e]nschh[ei]t, die ganze M[e]nschh[ei]t aber ist unsterbl[i]ch 3463 [,] d.h. hat 3458 In der Zeile folgendes „Fähigkeit“ gestrichen. 3459 „weniger“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „mehr“. 3460 Randbemerkung [156vl] : „NB [: ] Uns[ere] Seele ist unbefried[i]gt ohne Annahme der Unsterbl[i]chk[ei]t - u[nd] d[ie]se Sehnsucht [„Gemüth“ über der Zeile] sucht u[nd] fordert so gut Befried[i]g[un]g - wie das Denkvermögen - das zudem d[u]rch Annahme des G[e]g[e]nth[ei]ls nicht einmal befriedigt würd[e].“ 3461 In der Zeile folgendes „E“ gestrichen. 3462 Einfügung am Seitenrand [156vl] : „NB [: ] Den M[en]s[c]h[en] als ein so sich selbst widersprech[en]des Wes[en] annehm[en,] ist selbst unbefried[i]g[en]d für d[a]s Denk[en], also unwissenschaftlich -“. Hieran schließt eine zweite Einfügung am Seitenrand [156vl] an: „NB [: ] Doch sag[en] d[ie] Läugner: Es ist gemei[n] zu sag[en,] d[a]s Thier wäre glü[c]kli[c]her daran als d[er] M[en]s[c]h oh[ne] Unsterbl[i]chk[ei]t - denn vollkommner ist d[er] M[en]sch immerhi[n], u[nd] keiner möchte ei[n] Thier sey[n.] - Gewiß [.] - Aber es h[a]nd[e]lt sich u[m] d[en] Wid[e]rspru[c]h [,] der in d[e]r [men]s[c]hl[ichen] Natur vorh[a]nd[en] ist [,] dann - der u[m] so schneid[en]der, je vollkommner der M[en]s[c]h - je höher über d[en] Thier[en] steh[en]d -“. 3463 „ist d[a]s ... (? )“ über der Zeile. <?page no="416"?> 406 eine ird[i]s[c]he Unsterbl[i]chk[ei]t u[nd] für sie geschieht [,] was der Einzelne thut 3464 . 3465 Allein abgesehen v[on] allen sonst[i]g[en] Bedenken 3466 müßen wir dann aber weiter fragen: wohin dann aber die ganze Mens[c]hh[ei]t strebt, 3467 was sie erreichen soll, an welches Ziel sie kommen würde? Was dann hienach, wenn der Einzelne für sich keinen Zweck erreicht, - wenigstens das Ganze für einen Zweck zustrebt, damit [156vr/ 157rl] II. Th[ei]l 3468 §: 25 F[o]rts[e]tz[u]ng die ganze Geschichte nicht eine zwecklose Spielerei u[nd] stete Wiederholung desselben sei u[nd] ein Leben 3469 in den Tag hinein sei, ein stetes Vergehen u[nd] Wiederentstehen mit derselb[e]n Zwecklosigk[ei]t? 3470 Wird vielleicht die ganze M[e]nschh[ei]t nach u[nd] nach immer mächtiger, glücklicher d[u]rch Beherrsch[u]ng der Natur, d[u]rch Bildung u.s.w.? Wenn man das auch zugibt [,] so ist doch kein bestimmtes Ziel u[nd] Ende abzusehen; sie bleibt immer sterblich, immer unbefriedigt, immer v[on] Leiden, Krankh[ei]t[e]n u[nd] and[ern] Uebeln heimgesucht; d[ie]se kann keine menschl[iche] Macht entfer[nen]; ein sog[enannter] Himmel auf Erden ist eine pure Illusio[n]; Arbeitet also der Einzelne für d[a]s Ganze, so arbeitet u[nd] strebt er doch auch ohne Ziel u[nd] Zweck, weil auch das Ganze an kein Ziel kommt auf Erden [,] so wenig als der Einzelne. Ja [,] selbst wenn man zugeben wollte, es würde d[u]rch die ganze Weltgeschichte für die M[e]nschh[ei]t einmal ein vollkommener Zustand, ein sog[enannter] Himmel auf Erden erreicht, wäre das Leben der Vorhergehenden, der Einzelnen sowohl, als ganzer Völker gleichwohl das trostloseste [,] das man sich denke[n] kann. Die ganze Weltgeschichte wäre eine Geschichte purer Sklaverei, puren Frohndienstes für die letzte, glückl[iche] Generation; alle vorausgehenden wären die Sklave[n] u[nd] Diener auf deren S[c]hulter od[er] Leichen die endl[ich] glückl[iche] Menschh[ei]t sich freute; ihr Glück wäre gestützt auf Sklaverei. 3471 Kann wohl ein Sklave sich darüber sonderl[ich] freuen u[nd] beruhigen üb[er] s[eine] Lage, daß sein Hier d[u]rch sein[en] Schweiß u[nd] sein Elend sich ird[i]s[c]h[es] Glück verschafft u[nd] sich wohl seyn läßt? Solcher Freude d[e]s Sklaven gleicht die Freude deßen, der verzichtend auf eigne, höhere Unsterbl[i]chk[ei]t, für die 3464 „thut“ über der Zeile. 3465 Einfügung am Seitenrand [156vl] : „NB [: ] Porten (? ) u[nd] and[ere] Redekünstler begeistern sich [„für“ in der Zeile gestrichen] durch d[ie]se G[e]d[a]nk[e]n oft zu gewaltigen Declamationen üb[er] Würde, Hoheit u[nd] Aufgabe des Einzelnen -“. 3466 Einfügung am Seitenrand [156vl] : „z.B. ob denn d[ie] M[en]schh[ei]t als Ganzes, Gattung unsterbl[ich], unvergängl[ich] sey [.] - Thiergattu[n]g[en] sind ausgestorb[en], warum nicht auch d[ie] Mensch[en]-Gattung? Doch abgeseh[en] davon -“. 3467 „denn nur d[u]rch Erreichu[n]g eines Zieles bekommt d[a]s Str[e]b[en] B[e]deut[un]g“ über der Zeile. 3468 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 66“ am oberen Seitenrand [157rr] ; „66“ bezeichnet den Bogen. 3469 „Leben“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Hinein-Leben“. 3470 Randbemerkung [157rr] : „Viel Lärmen um Nichts ist dann die ganze Geschichte -“. 3471 Randbemerkung [157rr] : „NB [: ] Wenn näml[ich] die Vergang[en]h[ei]t d[e]s M[e]ns[c]h[en]g[e]schl[ec]htes auch Vergang[en]h[ei]t des M[e]nsch[en]geschlechtes in sich s[c]hlöße“. <?page no="417"?> 407 M[e]nschh[ei]t als fortschreitendes Ganzes arbeitet. 3472 Also selbst im günstigsten Falle, wenn die Menschh[ei]t wirkl[ich] zuletzt es zu ein[em] Himmel auf Erden d[u]rch eignes Streben, d[u]rch histor[i]s[c]h[e] Entwickl[u]ng brächte, wäre die Lage der M[e]ns[c]h[e]n [,] die vorher gehen, die trostloseste; allein es ist wie gesagt eine pure Illusion [,] d[a]ß die M[e]nschh[ei]t selbst sich einmal in ein[en] solchen Zustand versetze[n] könne. [157rl/ 157vr] Ohne persönl[iche] Unsterbl[i]chk[ei]t ist d[a]s Streben des Einzel[nen] u[nd] der ganzen M[e]nschh[ei]t unerklärl[ich], ist eine Thorheit. 3473 c) 3474 Ganz besond[ers] spricht aber für persönl[iche], unsterbl[iche] Fortdauer der moralische Beweis, der Bew[eis,] der hergenommen ist v[om] sittl[ichen] Streben d[e]s M[e]nsch[e]n. Das Sittengesetz kündigt sich uns[erm] Geiste als unbedingtes an [,] d.i. als ein über allen Ford[e]r[u]ng[e]n des sinnl[ichen] Lebens stehendes Gesetz. Es gebietet für Verwirklichung des Sittlich-Guten, der Tugend, der Wahrh[ei]t, des Rechtes jede Rücksicht auf Freud’ u[nd] Leid des irdis[c]h[en] Lebens, ja d[ie]s[e]s selbst z[um] Opfer zu bringen, u[nd] straft d[u]rch innere Vorwürfe, d[u]rch Gewissensbiße, wo d[ie]s[e]s wegen zeitl[icher] Rücksichten des Lebens nicht geschieht [.] D[ie]s[e]s innere Gebot mit s[einer] Ford[e]r[u]ng u[nd] Macht wäre wiederum völlig ungereimt u[nd] widersprechend, wäre der M[e]nsch nur zum zeitl[ichen] Daseyn bestimmt, denn in d[ie]s[e]m Falle müßte die Erhalt[u]ng u[nd] Förd[e]r[u]ng d[ie]s[e]s Daseyns als höchstes Gebot, wie äußerl[ich,] so auch innerlich gelten, die Natur d[e]s M[e]ns[c]h[e]n könnte nicht so sich selbst innerlich widersprechen. 3475 Wir sehen ferner eine ungeheure Dißonanz in d[ie]s[e]m Leben zw[i]sch[en] Tugend u[nd] Laster u[nd] irdis[c]h[em] Wohlergehen u[nd] drückender Lage. Wir finden den Lasterhaft[en] ungestraft in den günst[i]gst[e]n Verhältnißen, der Bedrückten, Mißhandelten spotten sein Leben lang; den Tugendhaften d[a]g[e]g[e]n oft in drückendster Lage, ja oft noch dazu mißkannt u[nd] für schlecht gehalten. Angesichts d[ie]s[e]s Mißverhältnißes wird das menschl[iche Gefühl unwiderstehl[ich] zum Glauben u[nd] zur Hoffnung, ja zur Ford[e]r[u]ng gedrängt, daß d[ie]s[e]s in ein[em] andern Daseyn ausgeglichen, daß die Tugend belohnt u[nd] anerkannt, das Laster enthüllt u[nd] verdienter Weise gestraft werde. 3476 Ja [,] selbst ein Zusammenleben der Menschen in bestimmten, geordneten Rechts- 3472 Einfügung am Seitenrand [157rr] : „Die vorh[er]geh[en]d[en] Generationen mit all’ ihr[em] Streb[en] u[nd] Leid[en] wär[en] glei[c]hsam nur der Dünger [,] aus d[em] endl[ich] d[a]s Paradies - d.h. d[ie] letzte glü[c]kl[iche] Generation hervorsproß[en] könnte.“ 3473 Randbemerkung [157vl] : „(D[ie] g[a]nze Weltg[e]sch[i]chte: Viel Lärm u[m] Nichts.)“ 3474 Der Konsequenz wegen müßte hier „C)“ stehen. 3475 Randbemerkung [157vl] : „Es [m]uß also ei[n] höheres Das[e]y[n] geb[en] als d[ie]s[e]s ird[i]s[c]he - u[m] deß[en]twill[en] man d[a]s ird[i]sche als d[a]s geri[n]gere ... (? ) aufgeb[en] kann. -“ 3476 Einfügung am Seitenrand [157vl] : „Ar[istoteles] sagt: Das ist die Natur [,] die so spricht innerl[ich] zu d[en] M[e]nsch[en] - sie th[ei]lt Lohn u[nd] Strafe aus - in d[ie]s[em] Leb[en] glei[c]h. Der einz[i]ge Loh[n] ist d[a]s Bew[u]ßts[eyn] des Gut[en,] d[ie] einzige Strafe ist Bew[u]ßts[eyn] d[e]s Bös[en.] - Auf d[a]s Aeußere kommt es gar [n]i[c]ht an. Hier huld[i]gt Ar[istoteles] d[em] extr[emen] Spiritual[i]sm[us,] de[m] d[a]s Aeußere Ni[c]hts ist [„um d[en] Material[i]s[m]us zu vertheidig[en] -“ über der Zeile] - d[a]h[er] au[c]h k[e]i[ne] Harmonie d[e]s Innern [m]it d[em]s[e]lb[en] nothw[en]d[i]g[.] Geg[en] d[en] ar[isto]tel[ischen] Bew[eis] argum[entirt] er v[om] St[a]ndp[u]nkt d[e]s extr[emen] Material[i]s- [mu]s [.] Es gibt [n]i[c]hts als Materie -“. <?page no="418"?> 408 verh[ä]ltn[i]ß[en] ist nur möglich bei dem Glauben an Unsterbl[i]chk[ei]t; denn gibt es keine höhere Strafe als die irdis[c]he, so wird der Schwächere nur so lange ein 3477 Rechtsverhältniß anerkennen, als er sich schwächer fühlt, fühlt er sich einmal als der Stärkere, so wird er gar kein Bedenken tragen, den bestehend[en], ihm ungünstig[en] Rechtszustand umzustürzen, u[nd] er hat gewißermaßen Recht dabei, denn d[a]s ganze Leben u[nd] Dasey[n] des Menschen ist dann nichts Andres, als ein Ringen u[nd] Kämpfen um ird[i]s[c]h[es] Wohlseyn, Genuß, Besitz, Herrsch[a]ft. [157vr/ 161rl] 3478 3477 „ihm ... (? )“ über der Zeile. 3478 Die in der Handschrift folgenden Seiten [158r-160v] finden sich auf einem in den Bogen 66 eingelegten unnumerierten Bogen [158rl-158vr und 160rl-160vr] , in den seinerseits ein doppelseitig beschriebenes Blatt [159r-159v] eingeschoben ist, der aufgrund der unklaren Verortbarkeit im laufenden Text nur als Fußnote aufgeführt werden soll: „Ew[i]ge Straf[en] [„ratio wohl d[a]s Räsonnement auf Grundlage d[e]s Gegeb[enen] - in Wiss[en]sch[a]ft (? ) Off[en]b[arun]g -“ in der Randbemerkung [158rr] ]. 1) Prüfung an d[e]r G[o]ttesidee I [.] Sie widerspreche a) [„a)“ über der Zeile] mit d[em] Wesen [,] d.h. der Güte, Liebe G[o]tt[e]s [„G[o]tt[e]s“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „G[o]tt[e]sidee“] [,] da [„da“ über der Zeile] er die lautere Liebe ist - (um s[einer] Vollk[ommen]h[ei]t willen) [,] b) (selbst sein[em] Will[en,] da er all[en]th[a]lb[en] Verzeih[u]ng will - e[m]pfiehlt keine Rache) [„waru[m] sollte er selber“ in der Zeile gestrichen] [,] c) [„c)“ vor der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „b)“] schon b[e]i d[en] M[en]sch[en] schätz[en] wir Verzeih[un]g, Gnade all[en]th[a]lb[en] höher als Rache u[nd] Unversöh[n]l[i]chk[ei]t - d[a]h[er] dürf[en] wir das noch mehr b[e]i G[o]tt vor[a]ussetz[en], was wir sch[on] v[on] edl[en] M[en]s[c]h[en] [„h“ in der Zeile gestrichen] erw[a]rt[en] u[nd] bewu[n]der[n] an ih[nen.] - b) G[o]tt kannte [„kannte“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „gebe“] gewiß [n]i[c]ht selbst d[a]s B[e]isp[iel] des Bös[en] - d.h. deß[en,] was er, als s[e]i[nem] Will[en] zuwider [,] so sehr verpönt [.] - II [.] Doch b[e]i d[em] Erst[en] steh[en]d bl[e]ib[en]d - Gott ist [n]i[c]ht blos Güte - sond[ern] au[c]h Gerecht[i]gk[ei]t, d[ie]se fordert Strafe - [.] a) All[e]i[n] d[ie]se g[ö]ttl[iche Gere[c]ht[i]gk[ei]t fi[n]det Spielrau[m] i[n] Belohnung der Gut[en] - das ist ei- [ne] Gerecht[i]gk[ei]t [,] die [m]it d[en] üb[ri]g[en] g[ö]ttl[ichen] Eig[en]s[c]h[a]ft[en] - [m]it s[einem] Wes[en] überei[n]sti[mm]t [,] b) ei[ne] Gerecht[i]gk[ei]t ab[e]r [,] die aus Rache ewig straft, ist ganz discrepant all[en] ande[rn] g[ö]ttl[ichen] Eig[en]sch[a]ft[en.] - c) Gibt man Strafe zu, so soll es nur gescheh[en] zur Büßu[n]g - aber, vor All[em] zur Heilu[n]g - zur Beßeru[n]g - d[a]s ist G[o]tt[e]s Wes[en] harmonisch. [158rl/ 158rr] III) Wohl aber die Gerecht[i]gk[ei]t G[o]tt[e]s muß s[einem] verletzt[en] Wes[en] Sühne verschaff[en] - der un[e]ndl[ichen] Verletzu[n]g [.] - D[a]g[e]g[en] ist zu sag[en,] a) d[a]ß ei[ne] un[e]ndl[iche] Verletzu[n]g gar nicht statt fi[n]det v[on] ei[nem] e[n]dl[ichen] Wes[en] - b) wenn ei[ne] statt f[in]det, so fühlt d[a]s endl[iche] Wes[en] u[nd] erk[enn]t es di[e]ß gar [n]i[c]ht - (Aug[ustinus] sch[on] s[a]gt di[e]ß. - [)] [Notiz am Seitenrand [158rr] und unter die Zeilen gesetzt: „a) endl[iches] Wes[en] verletzt b) emanente Wille wi[r]d verletzt [.] - Und ni[c]ht jener Will[e] G[o]tt[e]s wird verletzt [,] der s[e]i[n] imman[en]t[e]s Wes[en] selber ist, sond[ern] der eman[en]te Wille, der Wille in Bezug auf d[ie] Welt - u[nd] kann es doch d[ur]ch ew[i]ge Strafe nicht büßen - es müßte ein Gott ewig g[e]straft werden“.] c) Wenn d[u]rch ew[i]ge Strafe d[a]h[er] d[u]rch d[a]s Böse verletzte Wes[en] G[o]tt[e]s gesüh[n]t we[r]d[en] soll - so wird a) d[ie]s[e]r Zweck i[n] Bezug auf Gott [n]i[c]ht errei[c]ht [,] weil der Wide[r]sp[r]u[c]h viel [me]hr befest[i]gt [,] d[a]s Böse verewigt wird [,] b) i[n] B[e]z[u]g auf d[ie] S[c]höpfu[n]g wird k[e]i[n] Zweck errei[c]ht [,] denn die Disharmonie statt [en]tf[ern]t zu w[er]d[en,] wird [n]ur befest[i]gt u[nd] verewigt [.] - <?page no="419"?> 409 2) Prüfung an d[er] Natur u[nd] Endzweck des M[e]nsche[n] b) Zur Seel[i]gk[ei]t b[e]st[imm]t a) nur endl[iche] Verletz[un]g fäh[i]g 3) Prüf[un]g an dem Zweck d[e]r W[e]lt Endziel [„G[o]tt[e]srei[c]h“ über der Zeile] - G[o]tt Alles in All[em.] [„2) Prüfung ...“ bis „... in All[em] -“ im Nachhinein in den Text eingefügt.] - [158rr/ 158vl] Wir messen die Lehre v[on] d[er] [„Lehre v[on] d[er]“ über der Zeile] Ew[i]gk[ei]t der g[ö]ttl[ichen Strafe a) an der Idee v[on] Gott, die wir i[m] Glaub[en] festh[a]lt[en] u[nd] [m]it d[em] Wiss[en] vollkomm[en] in Ueberei[n]st[immun]g find[en] - an d[er] Idee G[o]tt[e]s, deß[en] Wes[en] die reine, lautere Liebe u[nd] Güte ist [.] - Die ewig straf[en]de Ger[ec]ht[i]gk[ei]t G[o]tt[e]s nun sch[e]i[n]t [mi]t d[ie]s[e]r Idee v[on] G[o]tt [n]i[c]ht i[n] Ueberei[n]sti[mmun]g - es scheint in d[ie]s[er] Art Gerecht[i]gk[ei]t k[e]i[n]e Spur v[on] Liebe, v[on] imma[nen]ter Güte vorhand[en] zu sey[n,] da es si[c]h blos u[m] Strafe [,] [n]i[c]ht [me]hr u[m] Süh[n]u[n]g, um Beßerung handelt [,] also d[a]s Mo[men]t der Liebe sch[e]i[n]t hier [n]i[c]ht [me]hr vorhand[en] zu sey[n] als zugl[e]i[c]h [„zugl[e]i[c]h“ über der Zeile] immanente Energie [,] das wäre nur dann d[er] Fall - die Liebe wäre nur dann au[c]h in d[er] Gerecht[i]gk[ei]t [noc]h thätig u[nd] imma[nen]t - wenn b[e]i d[ie]s[er] Strafe es wieder z[um] Best[en] käme u[nd] gel[e]nkt würde - ad 3) [„ad 3“ über der Zeile] Wir prüf[en] a[n] d[er] Welt d[ie]se Lehre a) i[n] d[er] Welt d[e]utet Alles auf Er[n]eu[e]ru[n]g od[er] Vernicht[un]g - aus d[er] Verwesu[n]g wächst wieder frisches Leb[en], Blüthe etc. b) Der E[n]dzweck der Schöpf[un]g st[i]mmt [m]it d[er] Ew[i]gk[ei]t der Strafe gar [n]i[c]ht über[e]i[n] 1) Nicht die Seel[i]gk[ei]t d[er] Geschöpfe [,] denn d[ie]se wird ja hier gerade negirt [.] 2) Ni[c]ht di[e] Ehre G[o]tt[e]s [,] d[enn] die Hölle wäre ja gerade [e]i[ne] Vera[n]st[a]lt[un]g der ew[i]g[en] ... (? ) [Randbemerkung [158vl] : „ad 2 [)] U[m] die Ehre G[o]tt[e]s d[en] Sünder[n] g[e]g[en]über zu schütz[en,] wäre viel[me]hr Ver[n]i[c]ht[un]g der Bös[en] [„mögli[c]h“ in der Zeile gestrichen] nothw[en]d[i]g[.] - ad 1 [)] U[m] den [„Zweck“ in der Zeile gestrichen] der Seel[i]gk[ei]t d[er] Gesch[ö]pfe zu erreich[en], wäre ei[n]e Ver[an]stalt[un]g zur Bess[e]ru[n]g (Apocatast[asis]) nothw[en]d[i]g.“] [158vl/ 158vr] D[a]g[e]g[en] (f[ür] d[ie] Ew[i]gk[ei]t [)] a) Gott ist zwar wes[en]tl[ich] die Liebe - diese birgt aber au[c]h d[ie] Ger[e]cht[i]gk[ei]t i[n] si[c]h - das Verlang[en], die Ford[erun]g des Rechtsey[n]s [.] - b) Ist d[a]s Geschöpfliche fähig [,] ewig belohnt zu werd[en] u[nd] drä[n]gt der Zweck der Schöpf[un]g dazu - u[m] der Tug[en]d u[nd] Liebe will[en] - dann ist d[a]s Laster auch würdig [,] ewig bestraft zu werd[en] - die Liebe fordert u[nd] gibt Sel[i]gk[ei]t, aber sie gibt ihre Heil[i]gk[ei]t [n]i[c]ht auf dabei u[nd] [n]i[c]ht u[m] jed[en] Preis kann u[nd] will sie beloh[nen], [n]i[c]ht All[e]s i[n] Bausch u[nd] Bog[en] - bli[n]d u[nd] k[e]i[nen] Unterschied mach[en]d - d[a]s Unlieb[en]swürd[i]ge, ihrem Wes[en] Zuwidersey[en]de kann sie [n]i[c]ht lieb[en] - u[nd] [n]i[c]ht i[m] Umkr[e]is ihrer allwirksa[men], gnäd[i]g[en] Liebe laß[en] - i[m] E[n]twickl[un]gsg[an]ge d[e]s Universu[m]s [n]i[c]ht, weil in d[ie]s[e]m E[n]twickl[un]gsg[an]ge die Liebe u[nd] Gnade waltet - [.] c) [„c“) im Nachhinein vor die Zeile gesetzt] w[i]ed[e]ru[m] die Bös[en] si[c]h [n]i[c]ht selbst blos [,] i[n]d[em] sie i[n] ihr[e]r Fr[ei]h[ei]t a[m] Widersp[ruc]h f[e]sth[a]lt[en], d[a]s wäre k[e]i[ne] eig[en]tl[iche] Verdam[m]niß [,] denn da gewährte d[ie]se ei[n]e Art Befried[i]g[ung] - (d[a]s wäre nur ei[n]e a[n]d[ere] Art Sel[i]gk[ei]t - wie ei[nem] d[ie]se, d[em] ande[rn] j[ene] Speise [m]u[n]det) [.] [158vr/ 159r] Incongruenz zw[i]s[c]h[en] d[em] zeitl[ichen] Act d[er] Sü[n]de u[nd] der ewigen Strafe - Ew[i]gk[ei]t d[e]r Straf[e] st[e]ht i[n] k[e]i[nem] V[e]rh[ä]lt[n]iß zu d[e]r Z[ei]tl[i]chk[ei]t d[e]r Sü[n]d[e.] NB [: ] Kommt G[o]tt allei[n] in Betr[ac]ht, dann ist jede Sü[n]de unendl[ich] - weil durch jede der Unendl[iche] beleid[i]gt wird [,] eine un[en]dl[iche] Bele[i]dig[un]g könnte nur ei[n] unendl[iches] Wes[en] zufüg[en.] G[o]tt selber befiehlt uns immer zu verzeih[en,] uns[ern] F[e]i[n]d[en] zu vergeb[en; ] wenn sie nun i[m] J[en]s[ei]ts auf Einmal einseh[en,] d[a]ß sie gefehlt etc. [,] waru[m] thut er es d[ann] [n]i[c]ht selbst - waru[m] gibt er d[en] Rachsücht[i]g[en] ei[n] so schl[ec]htes B[e]isp[iel]? 3) Sie sü[n]d[i]g[en] fort - waru[m]? weil ih[nen] die Gnade mangelt - G[o]tt sie ih[nen] e[n]tz[ie]ht. - Aber d[ie]se E[n]tz[ie]h[un]g ist selbst scho[n] eine Strafe [.] - 4) Man sagt: Wenn der Lohn ewig ist [,] muß es auch die Strafe sey[n]. <?page no="420"?> 410 d) 3479 Der theolog[ische] Bew[eis] ist eig[e]ntl[ich] nur die Kehrseite vom moralischen. 3480 a) Allein hier ist große Verschi[e]d[en]h[ei]t. Die Seel[i]gk[ei]t der Geschöpfe ist beabsicht[i]gt - ist Zweck der S[c]höpf[un]g - u[nd] es geziemt d[em] S[c]h[ö]pf[e]r [,] Geschöpfe zu beseel[i]g[en], die er einmal i[n]s Dasey[n] geruf[en] - so[n]st wäre es beßer [,] er hätte sie [n]i[c]ht ges[c]haff[en.] - 2) Der ew[i]ge[„ew[i]ge“ über der Zeile] Lohn ist reine Gnade, ist [n]i[c]ht nothw[en]d[i]g - also au[c]h conseque[n]t die ew[i]ge[„ew[i]ge“ über der Zeile] Strafe [n]i[c]ht nothw[e]nd[i]g[.] - 5) Zu[m] S[c]hreck[en,] (? ) da Gottes (? ) [m]uß d[ie] St[ra]fe ewig s[e]y[n] - d[am]it d[em] Bösewi[c]ht k[e]i[ne] Hoff[n]u[n]g bl[e]ibt - wohl d[a]zu dient au[c]h un[en]dl[ich]e Dauer - denn die Ew[i]gk[ei]t kann ja d[e]r M[en]s[c]h ohnehi[n] [n]i[c]ht d[en]k[en] - wozu also nützt sie? [159r/ 159v] 6) Nach d[em] Leb[en] begi[nn]t d[e]r passive Zust[an]d. Ja - aber wird d[ann] die Freih[ei]t aufgehob[en]? Dann wird d[a]s Wes[en] u[nd] die Subst[an]z d[e]s M[en]s[c]h[en] vernichtet (? ) - [Randbemerkung [159vl] : „Wird der Einzelne gezwung[en,] böse zu bleib[en]? “] Nun ab[e]r d[er] s[c]hli[mme] Zust[an]d wird [m]it Fr[ei]h[ei]t f[e]stg[e]h[a]lt[en.] - Wohl [,] dann straft [n]i[c]ht Gott [,] s[on]d[ern] d[e]r Böse will d[a]s sey[n] u[nd] bleib[en] - u[nd] weil er es selbst will [,] kann es ihm [n]i[c]ht schmerzlich - [n]i[c]ht eine Strafe sey[n.] - 7) Ist G[o]tt Alles i[n] All[em] - so kann die Hölle ni[c]ht m[e]hr sey[n.] - Etwas Gott Widerstreb[en]d[e]s kann [n]i[c]ht gl[e]i[c]h ewig [m]it ihm sey[n]. [159vl/ 160rl] D[a]g[e]g[en] (f[ür] d[ie] Ew[i]gk[ei]t) [Randbemerkung [160rr] : „NB [: ] Ma[n] darf [„darf“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „[m]uß“] d[en] M[en]sch[en] nicht z[ur] elendest[en] Creatur erniedrig[en,] u[m] s[eine] Verda[mm]u[n]g v[on] Seite G[o]tt[e]s zu r[ec]htfertig[en] - so[n]d[ern] man [m]uß ih[n] ... (? ) hoch stell[en], u[m] sie zu rechtfert[i]g[en.] - D[ie] Bös en] müß[en] aus d[em] Umk[re]is der Wirks[am]k[ei]t der Liebe u[nd] Gnade ausgeschloß[en] werd[en], so[n]st würde beständ[i]g die wirk[en]de g[ö]ttl[iche Liebe] verletzt (die d[e]r Sü[n]der i[m] g[an]z[en] Leb[en] sch[on] verletzt hat); die Liebe G[o]tt[e]s muß sich selbst schütz[en] vor Verletzu[n]g u[nd] Verunrei[n]ig[un]g [.] - d) [„d)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt] Auch muß d[e]r Unterschied aufr[ec]ht erhalt[en] werd[en] zw[i]s[c]h[en] d[em] Gut[en] u[nd] Bös[en] - d[a]ß [n]i[c]ht ei[ne] allgem[eine] Vermischu[n]g statt findet [.] - - E[n]dl[ich] G[o]tt[e]s Welt-Regir[un]g u[nd] Füh[r]u[n]g muß si[c]h d[em] Schlecht[en] g[e]g[en]über erhalt[en] - so[n]st entsteht ein absolutes R[e]i[c]h d[e]s Bösen [.] - NB [: ] So gut in d[ie]s[em] Leb[en] d[ie] M[en]sch[en] d[er] Gn[a]de widersteh[en], so gut au[c]h i[m] J[en]s[ei]ts - u[nd] durch d[en] Widerst[an]d d[ie] Bek[e]hr[un]g immer schwerer [.] - NB [: ] Ma[n] sagt [: ] We[n]ige M[en]sch[en] werd[en] nach d[em] Tode sogl[eic]h sel[i]g - Man kann wohl ebenso - u[nd] v[ie]ll[ei]cht [m]it [me]hr R[ec]ht sag[en] - w[en]ige M[en]sch[en] werd[en] sogl[eic]h verdammt - so[n]d[ern] sie besteh[e]n v[ie]ll[ei]cht im J[en]s[ei]ts auch [nac]h Paul[us.] - [Am Seitenende auf dem Kopf stehend: „VI [.] Kapitel K. Von Tiberius bis auf [Einfügung am Rande: „III [.] Th[eil] 1 [.] Abth[eilung] S. 207ff. §: 1 Politische Geschichte d[er] Z[ei]t[e]n b[is] Vespasian etc. - §: 2 [„§: 2“ über der Zeile] Staat u[nd] Leben der Z[ei]t[e]n b[is] Ant[oninus] Pius. Tiberius: V. 14-37. S[eine] Reg[i]r[u]ng anf[a]ngs nicht schlecht. S[eine] Umgeb[u]ng [,] bes[onders] Sajan verdarb ihn. Germanicus getödt[et], d[ie] Garden bekam[en] ein befest[i]gt[e]s Lager. V[on] da an Despotism[us]. Er verläßt Rom [,] um d[ie] schmähl[ichen] Lüste s[eines] Alters vor d[en] Aug[en] d[er] M[e]nge zu verberg[en]. (S[eine] Gest[a]lt,) b[e]g[i]bt sich nach Capreä. Sajan als s[ein] Stellvertret[er] in Rom; betrogen d[a]s[e]lbst.] [160rl/ 160vl] Universalhistorische Uebersicht der Geschichte der alten Welt und ihre Cultur. V[on] Fried[rich] Christ[o]ph Schloßer [,] geheim[er] Hofrath u[nd] Professor in Heid[e]lb[e]rg. III [.] Th[ei]l 1 [.] Abth[ei]l[un]g V [.] Abschnitt. Zeiten d[er] röm[ischen] Herrsch[a]ft im Osten u[nd] Westen.“ [In den beiden folgenden Zeilen „VI [.] Kapitel“ und „V.“ gestrichen.] 3479 Der Konsequenz wegen müßte hier „D)“ stehen. 3480 Randbemerkung [161rr] : „ad Einl[ei]t[un]g“. Einfügung am Seitenrand [161rr] : „steht mit d[ie]s[e]m in unzertrennl[ichem] Zusammenhang“. <?page no="421"?> 411 Er lautet: Wenn es einen Gott gibt, dann gibt es auch persönl[iche] Unsterbl[i]chk[ei]t für die Menschen. Gibt es näml[ich] einen Gott [,] der die Menschen erschaffen, mit freiem Willen begabt u[nd] ihnen ein Gesetz ihres Handelns u[nd] bestimmte Gebote 3481 ihres Verhaltens geg[en] ihn u[nd] zu einander gegeben hat, so versteht sich v[on] selbst [,] daß es seiner Güte u[nd] Gerecht[i]gk[ei]t nicht gleichgültig seyn wird, ob d[ie]s[e]s Gesetz befolgt wird od[er] nicht [,] ob die M[e]nsch[e]n seinen Willen thun od[er] nicht; sein Verhalten geg[en] die [,] welche ihn vollziehen u[nd] geg[en] die [,] welche ihn mißachten u[nd] verhöhnen, kann nicht gleich 3482 , sond[ern] muß d[ie]s[e]n angemeßen seyn. Wir finden aber [,] daß in d[ie]s[em] Leben Gerecht[i]gk[ei]t geg[en] Gute u[nd] Böse nicht immer 3483 geübt wird, sond[ern] öfters der Böse triumphirt, der Gute, der G[o]tt[e]s Willen vollzieht, gleichwohl unterdrückt, v[on] Leid u[nd] Unglück heimgesucht wird. D[a]h[er] schließen wir: gibt es eine göttl[iche] Gerecht[i]gk[ei]t u[nd] Güte u[nd] Erbarmen, so muß es noch ein anderes Daseyn geben für das Mens[c]hengeschlecht [,] wo d[ie]s[e]s Mißverhältniß ausgeglichen wird u[nd] die göttl[iche] Weltordnung in der That realisirt wird; es gibt aber eine göttl[iche] Gerecht[i]gk[ei]t, wie sich v[on] selbst versteht, sicher dann, wenn es einen Gott gibt. e) 3484 Endl[ich] aber deutet das ganze Weltsystem, der Kosmos 3485 selbst darauf hin, daß es noch ein anderes Daseyn für den M[e]nsch[e]ngeist geben könne, als d[ie]s[e]r Planet ist, den wir Erde nennen. Es gibt unzählige Welt-Körper, sollten sie wohl für den M[e]nsch[e]ngeist gar keinen weitern Zweck haben, als sie nur anzustaunen u[nd] sein Zählen u[nd] Rechnen 3486 daran zu üben. 3487 Unser Gefühl selbst deutet noch auf einen höhern Zweck hin [,] den 3488 des Universum’s für den M[e]nsch[e]ngeist haben muß. Der gestirnte Himmel weckt ein gewißes Ahnen, eine Art Sehnsucht nach sich in beßern, noch unverdorbenen Menschenseelen; er zieht die M[e]nsch[e]nseele gleichsam an sich, wie eine ferne Heimat. 3489 Sollte das Alles, sollte d[ie]s[es] schöne Gefühl wieder eine Täuschung seyn? Wieder müßen wir die Frage erheben: [161rl/ 161vr] ob denn Alles [,] was schön u[nd] edel ist u[nd] beglückend für den edlen Menschengeist, stets nur Lüge u[nd] trügerischer Schein - u[nd] nur der Schmutz u[nd] Koth unter uns Wahrheit seyn soll? 3490 Darunter [161rr] : „ad Schl[u]ß“. 3481 „geg[en]“ in der Zeile gestrichen. 3482 In der Zeile folgendes „seyn“ gestrichen. 3483 „immer“ über der Zeile. 3484 Der Konsequenz wegen mußte hier „E)“ stehen. 3485 Randbemerkung [161rr] : „Kosmolog[ischer] Bew[eis]“. 3486 „Meßen“ über der Zeile. 3487 Einfügung am Seitenrand [161rr] : „Wie die Himmelskörper als Materie miteinander in Verbi[n]d[un]g steh[en] d[u]rch Gravitation [,] Anzieh[un]g u[nd] Abstoßu[n]g, sie g[e]g[en]s[ei]t[i]g fördern [,] in ihr[en] Bewegu[n]g[en] sich halt[en] u[nd] trag[en] - so können sie wohl auch d[u]rch ihr geist[i]g[es] Leben - d[u]rch d[a]s Leb[en] vernünft[i]g[er] Geschöpfe miteinander in Verbi[n]d[un]g steh[en].“ 3488 „hin [,] den“ über der Zeile. 3489 Einfügung am Seitenrand [161rr] : „Ich glaube, Niemand [„der“ in der Zeile gestrichen] vermag bei dem Anblick des vollen, hellen Sternenhimmels sich sterblich zu denken - (mag er es [„auch“ über der Zeile] versuchen) - die Sympathie des Universums wird in ihm so rege -“. 3490 Randbemerkung [161rr] : „Die Erde wäre nichts als ein großer Todtenhügel [,] der zwecklos s[einen] Kreislauf machte i[n] d[er] Welt“. <?page no="422"?> 412 Wenn also auch richtig ist: daß die Unsterbl[i]chk[ei]t nicht mathematis[c]h od[er] d[u]rch Augenschein bewiesen, d[a]ß dieselbe nicht aus dem Denken selbst a priori herausconstruirt werden kann, sond[ern] d[a]ß d[a]s Bewußts[eyn] davon schon vor dem Denken vorhanden ist u[nd] d[a]ss[e]lbe nun nachgewiesen, in die Formen des Denkens eingekleidet werden kann, so ist dieß kein Mangel, sond[ern] eher ein Vorzug u[nd] neues Zeugniß für d[ie] Wirkl[i]chk[ei]t der Unsterbl[i]chk[ei]t. 3491 Denn ist d[ie]s[e]s Bew[u]ßts[eyn] schon vor der denkenden od[er] wiss[e]ns[c]h[aftlichen] Betracht[u]ng in der M[e]ns[c]hh[ei]t vorhanden, so ist daraus klar, daß d[a]s Unsterbl[i]chk[ei]tsbew[u]ßtseyn d[u]rch den grübelnden M[e]nschenverstand nicht etwa erfunden ist, da d[a]s Denken dasselbe schon vorfindet u[nd] nur noch mehr ordnet u[nd] aufhellt. - Das Denken weist näml[ich] nach, d[a]ß der Unsterbl[i]chk[ei]tsglaube ganz vernünftig ist, mit dem Wesen des Menschengeistes übereinstimmt u[nd] v[on] ihm gefordert ist, ferner daß d[ie]s[e]r Glaube mit dem üb[ri]g[e]n Weltdaseyn nicht in Widerspruch steht [,] sond[ern] im G[e]g[e]nth[ei]l allenthalben insinuirt ist, u[nd] d[a]ß endl[ich] die Annahme der Sterbl[i]chk[ei]t des verständ[i]g[en] u[nd] sittl[ichen] Bewußts[eyns] des Menschen geg[en] sich hat u[nd] das ganze Daseyn des M[e]ns[c]h[e]n zu etwas Unvernünft[i]g[e]n machen würde. 3492 Das ganze Wesen des gesund[en] 3493 M[e]nsch[e]n sträubt sich schon vor dem Tode des Leibes, findet d[ie]s[e]s Natur-widrig, grauenvoll; um so mehr sträubt sich des Menschen ganzes Wesen vor gänzl[icher] Vernicht[un]g auch der Seele. Ja [,] der M[e]nsch kann seine eigne Vernichtung kaum denken, u[nd] eben so wenig, ja noch weniger die Vernichtung derer, die ihm im Leben am allernächsten stehen. D[a]h[er] treten wohl häufig Fälle ein, d[a]ß Solche, die stets d[ie] Unsterbl[i]chk[ei]t läugneten, zum Glauben an dieselbe zurückkehren, wenn solche vor ihnen sterben, die ihnen im Leben am theuersten waren, weil es ihnen ein unmöglicher Gedanke ist, sie gänzl[ich] vernichtet zu denken. Ueberhaucht 3494 , was auch den Verstand, der nur annimmt [,] was er berechnen u[nd] meßen kann, geg[en] [161vr/ 162rl] II [.] Th[ei]l 3495 §: 25 F[o]rts[e]tz[u]ng die Unsterblichkeit einwenden möge, das Gemüth wird nie beistimmen, u[nd] wenn wir v[on] allen Gründ[en,] die wir für d[ie] Unsterbl[i]chk[ei]t vorgebracht, absehen würden, so müßte man schon in d[ie]s[er] B[e]z[ie]hu[n]g behaupt[en,] d[a]ß d[a]s Gemüth, das auch eine Seelenkraft ist [,] wie der Verstand, als solche ebenso viel Anspruch habe auf Beistimmung, wie d[er] Verstand. Was hiebei den sinnl[ichen] M[e]nsch[e]n fehlt, das ist eig[e]ntl[ich] nun die sinnl[ich] fühlbare Gewähr der eignen Augen; allein ein sinnl[ich] wahrnehmbarer Beweis für d[ie] Unsterbl[i]chk[ei]t ist wohl nicht möglich, wie die Welt einmal ist; d.h. würden auch nie 3491 Randbemerkung [161vl] : „f) histor[ischer] Bew[eis] Allgem[eines] Bew[u]ßts[eyn]“. 3492 Randbemerkung [161vl] : „g) Physischer Beweis für d[ie] Unsterbl[ichkeit]“. 3493 „gesund[en]“ über der Zeile. - „vernünft[i]g[en]“ am Seitenrand [161vl] eingefügt. 3494 Wohl gemeint: „Ueberhaupt“. 3495 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 67“ am oberen Seitenrand [162rr] ; „67“ bezeichnet den Bogen. <?page no="423"?> 413 Todte zurückkehren, so würden die, welche sie nicht gesehen, doch nicht glauben, u[nd] selbst die Sehenden würden meinen [,] sie täuschen sich, od[er] wenn sie auch eine Zeitlang überzeugt wären, doch bald wieder zu zweifeln beginnen; jedenfalls müßte dann jedem Menschen einmal od[er] mehreremal Todte ers[c]heinen zur Ueberzeugung u[nd] Kräftigung der sinkend[en] Ueberzeugung. Das Jenseits müßte eig[e]ntl[ich] zum Dießeits werden [,] d.i. die ganze Ordnung der Welt müßte anders werden. III) Was nun aber den Zustand des Menschengeistes im Jenseits betrifft, so läßt sich wiss[e]ns[c]h[a]ftl[ich] hierüber wenig bestimmen, obwohl sich allerdings doch Einiges behaupten läßt. Betrachten wir näml[ich] d[en] M[e]nsch[e]ng[ei]st [,] so erkennen wir aus s[einen] Manifestationen, aus s[einen] Wirk[u]ng[e]n, daß sein an sich einfaches, einheitliches Grundwesen sich in den Kräften kund gibt od[er] drei Vermögen in sich enthält, das Erken[n]tniß- [,] Willensu[nd] Gefühls-Vermögen. Das sind die wesentl[ichen], constitutiven Momente des menschl[ichen Geistes, sie müßen ihm also unter allen Beding[un]g[en] u[nd] in allen Lagen verbleiben, wenn er nicht tödtl[ich] verletzt, vernichtet werden soll, als Geist. Also müßen wir eine Thätigk[ei]t des Erk[e]n[n]tn[i]ßvermögens auch im jenseits (sic! ) annehmen; in gleicher Weise eine Thätigk[ei]t des Willens u[nd] ebenso des höhern Gefühls, das sich im Lieben, Haßen usw. bethätigt. 3496 Daraus läßt sich dann aber schließen [,] das 3497 auch im jenseits (sic! ) der Geist noch in einer gewiß[en] Thät[i]gk[ei]t [162rl/ 162vr] sich befinden müsse 3498 , daß er nicht in s[einem] geist[i]g[en] Leben erstarrt seyn dürfe, wie auch sonst derselbe in Betreff der Vollkommenheit u[nd] Unvollkommenh[ei]t beschaffen seyn möge. Wir müßen annehmen [,] daß er sich, wenn auch in sehr verschiedener Weise [,] v[on] s[einem] Daseyn im Dießeits, doch noch im Laufe der Weltentwickl[u]ng befinden, noch an der Realisir[u]ng 3499 des göttl[ichen] Weltplanes teilnehmen könne u[nd] zwar sowohl in Bezug auf sich selbst, als auch in Bezug auf das Ganze, denn seine Willensthät[i]gk[ei]t [,] also gerade die Energie seines Wesens, die ihm doch zuletzt allein Bedeutung gibt im Leben, darf nicht aufhören, nicht erschlaffen, sonst hätte sei[n] Daseyn selbst keine Bedeut[u]ng mehr, wenigstens gliche es sonst in Allem fast dem leblosen Daseyn. Darauf - daß d[em] G[ei]ste auch im Jenseits noch für die Realis[i]r[u]ng d[e]s ganzen g[ö]ttl[ichen] Weltplanes 3500 thätig seyn können, gründet sich die chr[i]stl[iche] Lehre v[on] der Einwirkung der Vollendeten, Seeligen, auf das Dießeits, auf das Leben der M[e]nschh[ei]t u[nd] des einzelnen Menschen; 3501 darauf gründet sich ferner die ch[ri]stl[iche] Lehre v[on] der Vervoll- 3496 Einfügung am Seitenrand [162rr] : „Aber unter welch[en] Modifikatio[nen] z.B. schon d[a]s Gefühl? - Ni[c]ht mehr ein Gefühl aus Fl[e]is[c]h u[nd] Blut, d.h. v[on] irdis[c]her Qualität - so[n]st wäre Sel[i]gk[ei]t gar nicht [m]ögli[c]h, wenn noch Liebe, Haß, Mitleid etc. gerade so wären, wie bei d[en] Irdis[c]h[en] M[en]s[c]h[en.] Wer ei[nen] Geliebt[en] u[n]glü[c]kl[ich] wüßte [,] könnte vor Gefühl d[e]s Mitleids selbst nicht fertig sey[n] -“. 3497 Eigentlich: „daß“. 3498 „müsse“ über der Zeile. 3499 Unleserlicher Buchstabe in der Zeile gestrichen. 3500 Einfügung am Seitenrand [162vl] : „u[nd] für sich selber noch“. Darunter die Randbemerkung [162vl] : „Wie d[a]s ganze materi[e]ll[e] [„materi[e]ll[e]“ über der Zeile] Univers[um] in Verbi[n]d[un]g steht, sich geg[en]seit[i]g hält u[nd] trägt - so au[c]h d[a]s Geist[i]ge Universu[m] -“. 3501 Randbemerkung [162vl] : „s[iehe] Ob[en] (S. 67) Anm[erkung].“ <?page no="424"?> 414 kom[m]nung u[nd] Reinigung der Seelen im Jenseits; wenn auch bei d[ie]s[e]r Lehre die Ansicht v[on] einer Paßivität der Seelen, die gereinigt, vervollkom[m]net werden soll[en], vorherrs[c]ht, so kann doch solche Passivität nie ausschließl[ich] geltend gemacht werden, weil dieß dem Wesen des M[e]nsch[e]ng[ei]stes widerstreitet, ihn zur bloßen Sache machen würde; es ist dieß auch anerkannt in d[ie]s[en] ch[ri]stl[ichen] Lehren, denn es wird ihnen eine Sehnsucht, ein Verlangen nach Reinigung, Vervollkom[m]nung u[nd] Seeligkeit zuges[c]hrieben, u[nd] das ist doch auch eine active Function des G[ei]st[e]s, eine Th[ä]t[i]gk[ei]t des Willens. 3502 - 3503 Wie aber das jenseit[i]ge Leben d[e]s G[ei]st[e]s sonst beschaffen sei, in Betreff der Form u[nd] Weise des Seyns, darüber läßt sich Nichts bestimmen, wir können hierüb[er] schon in Betreff des g[ei]st[i]g[en] Lebens im Dießeits nichts Bestimmtes sagen, - noch weniger üb[er] d[a]s Leben im jenseits (sic! ). Ob also der Geist [162vr/ 163rl] eine seinem Wesen adäquate Form annehmen od[er] wie es sonst existire u[nd] sich zum Substrat u[nd] zur jenseit[i]g[en] Welt verhalte [,] davon vermögen wir Nichts zu sagen. Es kann dieß auch nicht die Aufgabe der ird[i]s[c]h[en] Wiß[e]nsch[a]ft seyn, das wie das jenseits (sic! ) zu bestimmen, noch weniger als daß 3504 , daß wir das Wie, den Inhalt, die Qualität der Sterne z.B. bestimmen. Die Wiß[e]nsch[a]ft hat in d[ie]s[er] Bez[ie]h[u]ng noch genug auf 3502 Einfügung am Seitenrand [162vl/ 163rr] : „Ueb[er] ewige Verdammung u[nd] Strafweise. 1) Ob ewige Verdammung denkbar - [m]it [„[m]it“ über der Zeile] G[o]tt[e]s a) Gerecht[i]gk[ei]t u[nd] Güte vereinbar - b) u[nd] d[en] endl[ichen] Kräft[en] d[e]s M[e]nsch[en] angemeß[en] - ob ewige Strafe[n] für endl[iche] Thaten? ad b) Nicht um der That[en] will[en] wird gestraft ewig - sond[ern] um des G[ei]st[e]s Zust[a]nds will[en] - der im Widerspru[c]h geg[en] Gott (d.h. unbußfertig [)] hinübergeht [.] - ad a) Geschieht aber dieß, erscheint der M[e]ns[c]h[en]g[ei]st im J[en]seits im Wid[e]rsp[ruc]h geg[en] Gott (unbußfertig) [,] dann bleibt kein andres Mittel als ewige Strafe, um G[o]tt[e]s Weltord[n]u[n]g zu rett[en] - u[m] s[eine] Absoluth[ei]t zu behaupt[en,] [162vl/ 163rr] dann dürft[en] die G[ei]ster [,] obwohl G[o]tt[e]s Gesetz u[nd] Ord[n]u[n]g widersprech[en]d - [n]i[c]ht gestraft werd[en], dann wär[en] sie ums[c]hrä[n]kt [,] wär[en] absolut, wär[en] unabhä[n]g[i]g u[nd] selbstmächt[i]g, wär[en] Gott - wären Götter - u[nd] G[o]tt müßte Verhöh[n]u[n]g u[nd] Störung seines Weltplanes duld[en], ohne straf[en] zu dürf[en.] - Er müßte verzicht[en] auf s[einen] Weltpl[a]n. Aber wenn sie sich b[e]ß[e]r[n] woll[en]? V[on] d[a]h[er] gilt wohl nicht [,] daß sie ew[i]g verd[amm]t sey[en] - die Kir[c]he lehrt ja noch eine Reinig[un]g im J[en]seits [.] - Diej[enigen] aber [,] die i[m] Widersp[r]u[c]h verharr[en,] werd[en] ewig gestraft - denn dürft[en] sie v[on] G[o]tt trotz frech[en] Widerspru[c]hs nicht gestraft werd[en] - u[nd] wär[en] ihrer [n]i[c]ht blos Einige, sond[ern] viele Millio[nen], dann würde d[a]d[u]rch i[n] d[er] That der Weltplan G[o]tt[e]s gestört [.] - Es entstü[n]de ein R[e]i[c]h absoluter Geister [.] - D[ie]se indeß[en] in ihr[em] Egois[m]us würden der Hölle doch [n]i[c]ht entgehen - wenn sie au[c]h v[on] G[o]tt nicht gestraft würd[en] - sie würd[en] sie sich selber schaff[en] - wie schon auf Erd[en] die Lasterhaft[en] d[a]s Leb[en] a[m] meist[en] stör[en] u[nd] d[a]s Glü[c]k d[e]r M[en]sch[en] gefährd[en.] - Ew[i]ge Strafe für d[ie] Gottlos[en] ist daru[m] etwas [,] was aus d[er] Natur der Sache selbst folgt - nicht g[ö]ttl[iche] Willkühr. Ewigk[ei]t der Strafe ist begründet in d[er] relativ[en] Absoluth[ei]t der me[n]s[c]hl[ichen] Fr[ei]h[ei]t u[nd] Fäh[i]gk[ei]t b[e]stä[n]d[i]g[er] Widersetzl[i]chk[ei]t g[e]g[en] G[o]tt.“ 3503 In die Zeile eingefügt [162vr] : „Der Geist zwar nicht räumlich [,] aber im Raum [,] der Raum nicht in ihm“. 3504 Eigentlich: „das“. <?page no="425"?> 415 der 3505 Erde selbst zu thun, wenn sie damit fertig ist, was so bald noch nicht der Fall sein dürfte, dann kann sie auf solche Erober[un]gszüge nach fremd[en] Himmelskörpern ausziehen. §: 26 3506 Vom Weltende. d.h. V[om] Ende d[ie]s[er] Entwickl[un]gsperiode 3507 der Erde. I) Auch darüber hat die R[e]l[i]g[io]n fast unter allen einigermaßen ausgebildeten Formen, der M[e]nschh[ei]t Aufschluß zu geben gesucht, zu welchem Ziel u[nd] Ende d[ie]se Erde [,] d.h. das Sichtbare, das den Menschen umgibt, endl[ich] gelangen werde; die Lehre vom Welt-Ende gehört allenth[a]lb[e]n 3508 zum 3509 Inhalt der R[e]l[i]g[io]nen. In den Grundzügen stimmen auch hier die bedeutendsten R[e]l[i]g[io]nen überein, daß näml[ich] d[ie] Erde in ihr[er] gegenwärt[i]g[en] Form d[u]rch eine (bedeutende) große Katastrophe zu Grunde gehen, d[u]rch Feuer zerstört werde. Cicero schon berichtet v[on] d[ie]s[em] Glauben der R[e]l[i]g[io]nen u[nd] d[er] M[e]nschh[ei]t 3510 ; das Chr[i]st[e]nth[um] enthält ebenf[a]lls eine ähnl[iche] Lehre. Was nun die wiss[e]ns[c]h[a]ftl[iche] Prüfung d[ie]s[e]r Lehre betrifft, so haben wir hiefür keine bestimmten Anhaltspunkte. Betrachten wir den Lauf der Natur, das ganze Leben derselben im Einzelnen u[nd] Ganzen [,] so finden wir zunächst kein höchstes 3511 Streben hienach. 3512 Nur das ist uns zur Kunde gekommen d[u]rch die neuere Naturwissens[c]h[a]ft [,] daß das Feuer mit einer Kraft, S[c]hnelligkeit u[nd] Unwiderstehligk[ei]t wirke, wie sonst Nichts auf Erden. Der Blitz mit seiner Gewalt, die Electricität, deren Wirk[u]ng[e]n wir immer mehr kennen lernen, bezeugen, daß die Wärme, das Feuer [163rl/ 163vr] der eig[e]ntl[iche] Beherrscher der Erde sei [,] in seiner Gewalt sich Alles fügen müße. Die Stürme u[nd] Winde auf Land u[nd] Meer, die ganze Witterung u[nd] d[a]h[er] d[a]s ganze Gedeihen der Erde u[nd] d[a]h[er] auch d[e]s zeitl[ichen] Wohlseyns des Mens[c]hengeschlechtes ist abhängig v[on] der Wärme des Sonnenlichtes u[nd] v[on] den Wirk[u]ng[e]n der Erdwärme u[nd] der verschieden[en] Formen derselben. 3513 Ist demnach das Feuer das mächtigste Element der Erde, so kann 3505 „uns[erer]“ über der Zeile. 3506 „(21)“ über der Zeile. 3507 „d[ie]s[e]s Weltlaufes“ über der Zeile. 3508 „allenth[a]lb[e]n“ über der Zeile. 3509 In der Zeile folgendes „den religiösen“ gestrichen. 3510 Einfügung am Seitenrand [163rr] : „bei den Skandinaviern, Persern.“ 3511 „höchstes“ über der Zeile. 3512 Randbemerkung [163rr] : „Verlust v[on] Wärme u[nd] Erstarrung (Helmholz [)]“. 3513 Einfügung am Seitenrand [163vl] : „Entstehung d[er] [„En“ in der Zeile gestrichen] Winde unter d[em] Aequator d[u]rch d[ie] Wärme -“. Darunter die Randbemerkung [163vl] : „In jed[em] Thalausgang ein Luftzug früh u[nd] Ab[en]ds. - An d[er] Küst[e] d[e]s Meeres. In d[er] Frühe fris[c]h[e]s Morg[en]li[c]ht - an der Sonne hergetrieb[en.] - Ab[en]ds laue Lüftch[en] v[on] der Sonne uns noch zuges[en]det [.] - <?page no="426"?> 416 allerdings v[on] ihm vorzugsweise jene große Katastrophe ausgehen und in so fern bestätigt d[ie] Naturwiss[e]ns[c]h[a]ft d[ie]se r[e]l[i]g[iö]se Lehre. Aber auch noch in and[erer] Beziehung. Die Erdkunde weist nach, d[a]ß der Inhalt d[e]r Erde zeige, d[a]ß mehrere Erdrevolutionen statt gefunden haben, ehe d[ie]se Form u[nd] Gestalt[u]ng der Erde mit ihren eigenthüml[ichen] Hervorbring[u]ng[en] entstand. So gut nun dieß früher ges[c]hehen war, so gut kann es auch in der Folgezeit wieder geschehe[n.] Die Gesetze der Natur weisen das nicht als etwas Unmögliches nach. 3514 - Und wie aus früheren Katastrophen immer eine beßere, vollkom[m]nere Form der Erde hervorging, so kann es auch in Zukunft nach Ablauf d[ie]s[e]r Erdperiode geschehen, d[a]ß aus der Vertilgung u[nd] Umgestalt[u]ng ein neuer, vollkom[m]nerer Zustand hervorgehe. Und das spricht für 3515 jene Lehre des Ch[ri]st[en]th[ums], die behauptet [,] nach jener groß[en] Katastrophe würde ein neuer Himmel u[nd] eine neue Erde entstehen. Ein neuer Himmel näml[ich] in so fern, als, wenn die Erde anders ist, wohl auch der Himmel anders erscheinen muß. 3516 - Wir sehen also [: ] Die Naturwiss[en]sch[a]ft, die hierüb[er] allein einigen wiss[e]ns[c]h[aftlichen] Aufschluß geben kann, ist d[u]r[c]haus nicht geg[en] d[ie]se rel[i]g[iö]se Lehre vom Weltende. 3517 II) Doch noch ein and[erer] Punkt v[on] groß[er] Wichtigk[ei]t ist hier zu besprechen. Das Chr[i]st[e]nth[um] enthält auch die Lehre v[on] 3518 der Aufersteh[u]ng der Todten, v[on] einer Wiedervereinigung der (G[ei]st[e]r) Seelen mit dem Leibe am Ende der Zeiten u[nd] d[a]s endl[iche] Gericht u[nd] Urtheil üb[er] den ganzen Verlauf d[ie]s[e]r Weltperiode u[nd] M[e]ns[c]h[e]ngeschichte. 3519 [163vr/ 164rl] So ist die Ges[un]dh[ei]t u[nd] d[a]s Leb[en] der M[e]nsch[en,] ihre Stimmung[en] u[nd] Ge[m]üthszustä[n]de sogar taus[en]dfaltig v[on] d[er] Wirk[un]g der Wärme, des Feuers bedingt.“ 3514 Einfügung am Seitenrand [163vl] : „Zeug[en] d[ie]s[e]r Mögl[i]chk[ei]t u[nd] Prophet[en] d[ie]s[e]r künft[i]g[en] Katastrophe sind ja die feuerspei[e]nd[en] Berge - die uns verkünd[en,] was i[m] Inner[n] der Erde vorgeht [.] - Wird d[ie]s[e]s innere Feuer gelöst v[on] d[en] Feßeln - u[nd] wird die Macht d[e]r Electricität aber der Erde ganz entbund[en -] waru[m] sollte da die Erde nicht eine solche Katastrophe treff[en] können? - Wir könnt[en] uns au[c]h leicht erklär[en,] wie es mögli[c]h sei, d[a]ß etwa wieder ein Chaos entstünde - gerade durch Feuer [.] - D[ie] Naturwiß[e]nsch[a]ft weiset nach [,] daß d[a]s Eisenoxyd-Hydrat Waßer in sich enthalte, latent (wie d[er] Kalkstein d[a]s Waßer absorbirt, latent macht) u[nd] zwar in solcher Menge [,] d[a]ß, wenn d[a]s Eisenoxydhydrat auch lange nicht d[en] hundertst[en] Th[ei]l d[e]r Erdmaße ausmachte, doch davon eine Fluth Waßer ausgeh[en] könnte, groß ge[n]ug [,] um die g[a]nze Erde [m]it ihr[en] höchst[en] Gebirgsrück[en] unt[er] Waßer zu setz[en.] D[ie]s[e]s Waßer wird aber aus d[em] Eis[en]oxydhyd[r]at ge... (? ) durch Wärme - durch ... (? )“. 3515 In der Zeile folgendes „die“ gestrichen. 3516 Einfügung am Seitenrand [163vl] : „Od[er] als die Lage der Seelig[en] - Verklärt[en] anders wird -“. 3517 Randbemerkung [163vl] : „Die Erde in d[a]s Reich der Himmel aufg[e]nomm[en] od[er] eingeübt wird [.] - Wie es bisher s[c]hon immer [me]hr u[nd] [me]hr ges[c]hah [.] Kometenu[nd] Volksglaube [.] - Es durchdringt b[e]i d[em] Anschau[en] d[ie]s[e]r Himmelserschei[n]u[n]g[en] der Völker die Ahnung des kü[n]ft[i]g[en] S[c]hicksals d[ie]s[e]s Erdkörpers“. 3518 „einer“ über der Zeile. 3519 Randbemerkung [163vl] : „D[ie]se Lehre v[on] d[er] Aufersteh[u]ng enth[ä]lt unt[er] den außerchr[i]stl[ichen] R[e]l[i]g[io]nen in besond[ers] ausgebildeter Form die alt-persische [„alt-“ über der Zeile] R[e]l[i]g[io]nslehre.“ <?page no="427"?> 417 II [.] Th[ei]l 3520 §: 26 F[o]rts[e]tz[u]ng 3521 Es fragt sich nun, ob sich denn auch darüber wiss[e]ns[c]h[aftlich] etwas bestimmen laße, od[er] ob wir hier ganz allein an den Glauben angewiesen sind, sonst aber gar Nichts dafür finden, sond[ern] vielmehr Unwahrscheinlichkeit, wohin wir auch sehen mögen in der Welt? Blicken wir zunächst auf die Natur [,] so finden wir allerdings ein Wiederwachen derselben nach lediger Erstarrung im Winter zu neuer Blüthe [,] zu neuem Wachsthum, ein Wiederwachen vieler lebender Wesen, die wie todt u[nd] regungslos im Winters[c]hlaf gelegen. Insbesondere wurde v[on] jeher der Schmetterling [,] der sich aus der Einpuppung aus dem Grabe der Raupe in leichter, man möchte sagen verklärter Gestalt erhebt, als Symbol der Aufersteh[u]ng des M[e]nsch[e]n angesehen. 3522 Gleichwohl unterscheidet sich die Aufersteh[u]ng d[e]s M[e]nsch[e]n v[on] all’ d[ie]s[e]n Naturvorgängen sehr, weil v[on] Allem [,] was nochmal erwachen u[nd] neu erstehen soll [,] wenigstens der Keim in der Erde seyn od[er] der (? ) erstarrte Organismus wenigstens unversehrt bleiben muß. Der Organismus des M[e]nsch[e]n aber zerfällt ja, wie wir wißen [,] in Staub u[nd] 3523 zerfließt in alle s[eine] Elemente u[nd] d[ie]se gehen die verschiedenartigsten neuen Bild[u]ng[en] im Laufe der Jahrh[u]nd[e]rte ein; wie sollte da an ein neues Keimen u[nd] Aufwachsen des näml[ichen] Menschenleibes zu denken seyn? Kein Staubatom bleibt beim 3524 andern, bei den meisten Menschen, sein ganzer Leib, wie er beim Tode war, zerfließt u[nd] geht mit den andern Elementen die innigste[n] verschiedenartigsten Verbind[u]ng[e]n ein; ja, es ist möglich [,] daß ganz dies[e]lb[e]n Elemente nacheinander im Laufe der Zeit mehreren M[e]nsch[e]n zugleich angehört haben, so daß also bei einer allenfalsig[en] Aufersteh[u]ng der Leiber des Menschen mehrere zugleich an dieselben Elemente Anspruch erheben könnten als an ihr Eigenthum, als an d[en] Stoff [,] aus dem ihr Körper beim Tode bestand. In d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[u]ng müßen wir vor Allem eine Verständ[i]g[un]g suchen. - Die Naturwissensch[a]ft [164rl/ 164vr] lehrt näml[ich], d[a]ß der Stoff des menschl[ichen] Leibes beständig wechselt, in einem beständ[i]g[e]n Strom sich befinde 3525 ; man 3526 kann 3520 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 68“ am oberen Seitenrand [164rr] ; „68“ bezeichnet den Bogen. 3521 Randbemerkung [164rr] : „§ 21 Ueb[er] d[a]s Ziel u[nd] Ende d[e]r S[c]höpf[un]g I [.] Die g[a]nze S[c]höpf[un]g in b[e]stä[n]d[i]g[er] E[n]twickl[un]g b[e]griff[en] z[um] Vollkommneren - z[um] Himmelrei[c]h [.] - II [.] Das ist au[c]h b[e]i d[er] Erde der Fall - das große Seynsoll[en] der Natur u[nd] Geschichte = Himmelrei[c]h [.] a) Läut[e]ru[n]g d[u]r[c]h Feuer etc. b) nach d[em] Gl[a]ub[en] der Völker nach neu[erer] Wiss[e]nsch[a]ft III [.] Aufersteh[un]g der Todt[en] - Gesch[i]chtl[iche] Einw[e]nd[un]g[en] - Lös[un]g -“. 3522 Randbemerkung [164rr] : „Platos Phaedon sucht unter Ander[m] die Unsterbl[i]chk[ei]t daraus zu erweisen, d[a]ß stets aus E[n]tgeg[en]g[e]setzt[em] E[n]tgeg[e]ng[e]s[e]tzt[e]s hervorgehe [.] Aus Tod u[nd] Verwesu[n]g i[n] d[er] N[a]tur Neues Leb[en]“. 3523 In der Zeile folgendes „geht“ gestrichen. 3524 In der Zeile folgendes „An“ gestrichen. 3525 „befinde“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „befinden“. 3526 „man“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Man“. <?page no="428"?> 418 sagen [,] d[a]ß nicht Einen Augenblick ganz dies[e]lb[e]n Elemente den Leib bilden, denn es findet ein beständ[i]g[e]s Ausstoßen der Einen u[nd] Aufnehmen der Andern statt. 3527 Nur die Form also bleibt u[nd] vor Allem die innerl[ichen,] all’ d[ie]se wechselnd[en] Elemente stets zur selben Form verarbeitende [,] organisirende Kraft des Lebens, die all’ d[ie]s[e]n Elementen das Gepräge einer bestimmten menschl[ichen] Individualität aufdrückt. Ein neuerer Physiolog[e] 3528 hat d[a]h[er] den menschl[ichen Leib] nicht mit Unrecht mit dem Regenbogen verglichen, der gebildet wird d[u]rch die Strahlen der Sonne u[nd] die fallenden Tropfen. D[ie]s[e]n fallenden, immer u[nd] immer wechselnden Tropfen gleichen die materiellen Elemente des Mens[c]henleibes, die immer fort fließen, im Strömen sich befinden, dem Lichtstrahl der Sonne, der auf d[ie]se fallenden Tropfen scheint [,] gleicht der Geist des Menschen, als organisirende Kraft des Leibes, dem Farbenbogen selbst, der d[u]rch die wechselnden Tropfen u[nd] das dauernde Sonnenlicht gebildet wird, gleicht nun die bestimmte individuell ausdrucksvolle 3529 Menschengestalt, d[ie] d[u]rch die 3530 wechsel[n]d[en] Elemente u[nd] die dauernde, organisirende Kraft des Leibes, d[u]rch d[ie] Seele gebildet wird. - 3531 Also schon im Leben des M[e]nsch[e]n kommt es nicht darauf an [,] daß immer dies[e]lb[e]n Elemente 3532 sein[en] Leib bilden, der Leib des Jünglings bestand aus ganz andern Elementen als der des Mannes besteht, allein was kümmert den letztern dieß, er ist doch bei allem Wechsel derselbe geblieben, u[nd] jene Elemente [,] die ihn früher gebildet [,] mögen hundertfältige neue Bild[u]ng[e]n eingegangen haben, das hat auf ihn u[nd] seine Identität mit sich selbst keinen Einfluß. 3533 Dieß nun wenden wir auch auf die Aufersteh[un]g an, um jenen eben erwähnten Einwurf zu beseit[i]g[en,] als ob es unmöglich sei, d[a]ß ders[e]lbe Leib wieder erstehe, weil alle Elemente dess[e]lb[e]n schon längst zerfloßen, was beim andern nimmer sei. Nicht die näml[ichen] Elemente sollen bei d[er] Aufersteh[u]ng wieder zusammengefügt werden zum neuen Leibe [,] [164vr/ 165rl] 3534 d[ie]se wechseln ja schon bei Lebzeiten immerfort [,] ohne daß der Leib derselbe zu seyn aufhört, sond[ern] die näml[iche] individuelle, organisirende Macht od[er] Kraft ist nur dazu erforderl[ich]; ist diese da, dann kann sie aus allen belieb[i]g[en] Elementen sich den näml[ichen] Leib, die näml[iche] Individualität wieder schaffen, die sie sonst gebildet. Zur Möglichk[ei]t der Aufersteh[u]ng gehört also nur dieß, daß d[ie]se organisirende, die Elemente zum bestimmten Leib bildende Macht dies[e]lbe bleibe. Und das wird der nicht läugnen, der an eine Unsterblichkeit der Seele glaubt, die, weil noch lebend, darum auch noch wirken u[nd] schaffen kann. Die Naturwiß[e]nsch[a]ft also kann uns keine Einw[e]nd[un]g geg[en] d[ie] Aufersteh[u]ng machen u[nd] etwa behaupten [,] sie sei unmöglich; unmöglich ist sie 3527 Randbemerkung [164vl] : „Flourers Knochen-Prüfung.“ 3528 Unleserliches Wort über der Zeile. 3529 „lebend[i]ge“ über der Zeile. 3530 „inn[e]r[n] u[nd] äuß[ern]“ über der Zeile. 3531 Randbemerkung [164vl] : „Der fleischgewordene Geist [,] d.h. der Mensch“. 3532 In der Zeile folgendes „ihn“ gestrichen. 3533 Randbemerkung [164vl] : „Ohnehin wird kaum d[a]s Ki[n]d als Ki[n]d, der Greis als Greis etc. auferst[e]h[en] i[n] d[er] Verklärung -“. 3534 In der Zeile folgendes „sond[ern]“ gestrichen. <?page no="429"?> 419 dann nicht [,] wenn d[ie]s[e]lbe d[en] Leib organ[i]sir[en]d[e] 3535 Kraft wieder in Wirks[a]mk[ei]t tritt auf Erden. 3536 Also sind wir nun darauf hingewiesen, das Wesen des Geistes näher zu betrachten, um daraus zu sehen, ob denn d[ie]s[e]s irg[e]nd eine Spur od[er] Anlage zu einer solchen Thätigk[ei]t an sich habe; eine solche Macht des Bildens, ein[en] solchen Trieb u[nd] Vermögen dazu. 3537 Wir wißen, das einfache Wesen des G[ei]st[e]s äußert sich in drei Grundkräften od[er] Vermögen [,] im Erkennen, Wollen u[nd] Fühlen od[er] Empfinden im höheren Sinne des Wortes. 3538 D[ie]se Vermögen u[nd] Thätigk[ei]t[e]n finden aber in d[ie]s[e]m Leben, wie schon früher erörtert wurde, keine Befriedig[u]ng, kommen an kein bestimmtes Ziel, das Leben des M[e]nsch[e]n u[nd] die immanente Geisteskraft desselben stehen in keinem entsprechend[en] 3539 Verh[ä]ltn[i]ß zu einander, zwar gelingt es z.B. Einzelnen [,] d[u]rch große Anstreng[u]ng sich zu ein[em] gew[i]ß[e]n Grade v[on] G[ei]st[e]sbild[u]ng u[nd] Erk[e]n[n]tn[i]ß emporzuarbeiten, aber auch das höchste Wissen ist nur sehr unvollkommen, nur fragmentarisch [,] nur auf einzelne Gebiete beschränkt u[nd] da noch äußerst unvollkommen. In ähnl[icher] Weise verhält es sich mit dem Willensvermögen, daraus haben wir scho[n] früher geschloßen, daß der G[ei]st des M[e]nsch[e]n unsterblich seyn, daß er in ein[em] höh[eren] Daseyn seine volle 3540 Bestimmung u[nd] Befried[i]g[un]g erreichen werde, weil es sich unmögl[i]ch annehmen läßt [,] d[a]ß G[o]tt so edle Kräfte [165rl/ 165vr] blos zur Beunruhigung u[nd] Qual des Menschen könne geschaffen haben, ohne höh[eren] Zweck u[nd] Ziel. V[on] d[er] Natur aber können d[ie]se Kräfte nicht als bloßes Spielwerk hervorgebracht seyn, weil d[ie]se üb[er] die Natur hinaus streben, höher als sie sind, ein[en] Drang in sich haben [,] üb[er] sie, ja oft geg[en] sie also mehr u[nd] Andres sind als die Natur hervorbringen kann. Wir nehmen deßhalb an [,] daß vorzügl[ich] d[ie]se beiden Vermögen ihre Befried[i]g[un]g, ihren Zweck erst in ein[em] Jenseits erreichen werden. Nun aber bleibt uns noch die 3. Kraft des Mensch[en] übrig, die wir vorzügl[ich] das Gefühlsvermög[en] nenn[en] u[nd] das sich im Irdis[c]hen [,] besond[ers] im Gebiete der Kunst bethätigt; 3541 das Gefühl für das S[c]höne 3542 ist ein Vermögen, das den Menschen von allen üb[ri]g[en] Erden-Geschöpfen unterscheidet u[nd] auszeichnet, da d[ie]se insgesammt nicht in d[ie]s[e]r Weise desselben 3543 theilhaftig sind; es ist ein Zeichen u[nd] 3535 „d[en] Leib organ[i]sir[en]d[e]“ über der Zeile. 3536 Randbemerkung [165rr] : „Findet eine Auferst[e]h[un]g statt, so muß sie v[om] G[ei]st ausgeh[en], in ihm we[n]igst[en]s der Mögl[i]chk[ei]t, der Potenz nach begründet seyn. -“ 3537 Randbemerkung [165rr] : „Geist = Lebensprincip d[e]s Leib[e]s.“ 3538 In der Zeile folgendes „All’“ gestrichen. Randbemerkung [165rr] : „D[a]s Wollen, Streben muß sich richten auf das Schöne, Wahre u[nd] Gute - denn in d[er] bloß[en] Erh[a]lt[un]g d[e]s si[nn]l[ichen] Leb[en]s ers[c]höpft sich ihre Kr[a]ft u[nd] ihr Trieb nicht [,] wie bei d[en] Thier[en] es d[er] Fall ist.“ 3539 „entsprechend[en]“ über der Zeile. 3540 „volle“ über der Zeile. 3541 Randbemerkung [165vl] : „Realisir[u]ng d[e]s S[c]hönen - S[c]hmuck [,] Kunst -“. 3542 Einfügung am Seitenrand [165vl] : „u[nd] der Trieb [,] es in W[e]rk[en] d[er] Ku[n]st zu schaff[en]“. 3543 In der Zeile folgendes „nicht“ gestrichen. <?page no="430"?> 420 Vorrecht seiner höhern Natur. 3544 Unmöglich nun können wir anneh[men,] daß der Schöpfer d[ie]s[e]n Vorzug, d[ie]se Anlage in d[en] M[e]nsch[e]ngeist sollt gelegt haben, ganz ohne Ziel u[nd] Zweck od[er] etwa blos zu seiner Versuchung, zu seiner Qual, wir müßen vielmehr auch hier ein[en] entsprechenden Zweck annehmen, dem d[ie]se Anlage [,] d[ie]s[e]r Trieb des Geistes zustrebt. Die Bewund[e]r[u]ng 3545 der Schönheit der Schöpf[u]ng ist allerdings ein solcher Zw[ec]k allein, wie wenige M[e]nsch[e]n sind ders[e]lb[e]n vollko[mmen] fähig u[nd] dann wie viel Unschönes gibt es auch auf der Welt. 3546 Die Kunst ist auch ein solcher Zweck für d[ie]s[e]s Vermögen, allein wie wenige M[e]nsch[e]n bringen es dazu, u[nd] wie wenig ist das, wozu auch die größten Künstler es bringen; man spricht immer v[on] ein[em] göttl[ichen] erhabenen Genie der groß[en] Künstler, aber wie wenig ist es doch [,] das jedes leistet u[nd] wie Wenige sind die wieder, die etwas leisten. Dann aber vermögen alle Künstler nur Aeußerl[iches], Objectives hervorzubringen, für die Art u[nd] Weise 3547 ihres 3548 eignen 3549 Daseyns können sie Nichts thun mit all’ ihrer Kunst, sich selber können sie zu keine[m] Kunstwerk bilden; u[nd] doch sind dem Mensche[n] [165vr/ 166rl] II [.] Th[ei]l 3550 §: 26 F[o]rts[e]tz[u]ng all’ seine Kräfte u[nd] Anlagen zunächst für ihn selber gegeben, (er sich selber der Nächste.) [.] 3551 Aus all’ d[ie]s[e]m glaube ich den Schluß ziehen zu dürfen, daß, wie das Erk[e]n[n]tn[i]ßu[nd] Willensvermögen des Menschen durch Unsterbl[i]chk[ei]t des Geistes ihre volle Befriedig[u]ng finden u[nd] Ausbild[u]ng, so jenes dritte Vermögen, das Vermögen für das S[c]höne, der Trieb für die Kunst [,] 3552 wod[u]rch sich d[ie]se Anlage bethätigt - in einer künft[i]g[en] Aufersteh[u]ng des Fleisches, in der Wiedervereinig[u]ng des G[ei]st[e]s mit dem Leibe, seine volle Befried[i]g[un]g finden werde, in der Weise, daß der Geist aus seinem wieder zu bild[en]d[en] Leibe ein vollkommenes, 3544 Randbemerkung [165vl] : „s[iehe] Ob[en]“. Vermutlich wird hier auf die Randbemerkung [165rr] hingewiesen: „ad Unt[en: ] Au[c]h d[ie] K[ra]ft des Gefühles - ästhet[ische] K[ra]ft erschöpft sich ni[c]ht in der Bild[un]g u[nd] Erhalt[u]ng d[e]s eig[nen] Leibes (Sch[m]u[c]k u[nd] Streb[en] nach schö[n]er Darst[e]ll[un]g d[e]s eig[nen] Leibes - Eitelk[ei]t etc.) u[nd] i[n] Zeugu[n]g förd[ern] (? ) Leiber u[nd] Leb[en]s (Geschl[e]chtsLiebe u[nd] Zeug[un]g u[nd] ästet[isches] (sic! ) Gefühl, Sinn für Schönh[ei]t steh[en] i[n] i[nni]ge[m] Zusamm[e]nh[an]ge.) [,] sond[ern] auch Kunstwerke noch bring[en] die M[en]sch[en] hervor [,] u[m] ihr[e]n ästet[ischen] (sic! ) Sinn u[nd] K[r]aft (noch) zu bethätig[en] -“. 3545 Einfügung am Seitenrand [165vl] : „u[nd] Beurtheil[u]ng“. 3546 Randbemerkung [165vl] : „Das Gefühl, Sinn für d[a]s S[c]höne bethät[i]gt sich schon i[n] d[ie]s[em] Lebe[n] i[n] s[e]hr wicht[i]g[e]r Weise in Reinl[i]chk[ei]t, Schmuck, ästhetisch[er] Verklär[u]ng d[e]s Leb[en]s“. 3547 „die Art u[nd] Weise“ über der Zeile. 3548 „ihres“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „ihr“. 3549 „eignen“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „eignes“. 3550 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 69“ am oberen Seitenrand [166rr] ; „69“ bezeichnet den Bogen. 3551 „All“ in der Zeile gestrichen. 3552 Randbemerkung [166rr] : „paßiv Gefühl für d[a]s Schöne [,] activ d[ie] s[c]höpfer[ische] Macht Schö[ne]s hervorzubri[n]g[en]“. <?page no="431"?> 421 vollendetes Kunstwerk 3553 schaffen werde, ein vollkommenes Ideal; u[nd] zwar nach dem Grade vollkommen [,] als der Geist im Erkenn[en] u[nd] Wollen selbst vollkommen ist, als er seine eigne Idee im Leben u[nd] nach demselben vollkommen ausgebildet hat; die realisirte Idee des Mens[c]hengeistes prägt sich dann in vollkommen adäquater Weise aus im neugebildeten Leibe; das Schöne, Wahre u[nd] Gute findet dann die vollkommene Vereinigung u[nd] gegenseit[i]ge Durchdring[u]ng; die gottgebildete materielle Welt hat dann auch ihren Zweck vollko[mmen] erreicht, ist nicht vergeblich geschaffen, sond[ern] dient in verklärter Bild[u]ng zur vollendeten Darstell[u]ng des göttl[ichen] Ebenbildes. Auf d[ie]se Weise [,] glaube ich [,] läßt sich d[ie] Lehre v[on] d[er] Aufersteh[u]ng, üb[er] die man gewöhnl[ich] so vornehm abzusprechen pflegt, doch auch einigermaßen wiss[e]ns[c]h[a]ftl[ich] begründen 3554 , viel wiss[e]nsch[a]ftlicher als manche philos[ophische] Hypothese, die man für groß[en] Gewinn der Wiss[e]ns[c]h[a]ft ausgibt. Ich sage wiss[e]ns[c]h[a]ftl[ich] begründen, denn wir gehen dabei ni[c]ht wiss[e]ns[c]h[aftlich] in so fern zu Werke [,] als wir die Möglichk[ei]t, ja Nothwend[i]gk[ei]t aus dem Wesen des M[e]nsch[e]ng[ei]st[e]s selbst, aus uns unmittelbar g[e]wiss[en] Thatsachen desselben 3555 darzuthun streben; 3556 näml[ich] aus s[einer] Fähigk[ei]t für d[a]s Schöne, für die Kunst, die in d[ie]s[e]m Leben keine angemeßene Thät[i]gk[ei]t u[nd] Ausbild[un]g gelangt, u[nd] d[a]h[er] dem Menschen nutzlos, ja oft blos zu [166rl/ 166vr] seiner Qual gegeben wäre; u[nd] gleichwohl eines 3557 der größten, erhabendsten Vermögen des G[ei]st[e]s ist, sich aber nur wahrhaft bethätigen kann am Sinnlichen, Stofflichen, plastisch Bildbaren; u[nd] dann selbst hier wiederum seiner Würde gemäß nicht im Lohndienste für Andere wirksam seyn soll, d[u]rch Hervorbring[u]ng v[on] Werken [,] die auf ihn selbst gar kein[en] weitern Bezug haben, sond[ern] vielmehr an sich u[nd] für sich selbst soll er d[ie]se Kraft seines Wesens gebrauchen, sich selbst z[um] vollendetsten Kunstwerk bildend. Wenn man hiegegen etwa mit spiritualist[i]s[c]h[em] Hochmuth 3558 einwenden wollte, d[a]ß es doch d[e]s Menschengeistes unwürdig sei, sich neuerdings mit der gemeinen Materie zu befaßen, so ist d[a]g[e]g[e]n zu sagen, 1) daß v[on] verklärter, vervollkom[m]neter Form ders[e]lb[e]n die Rede ist, 2) dann aber [,] daß G[o]tt selbst die Materie nicht für zu gering geachtet habe, sie zu schaffen; darum wird sich auch d[er] Mensch[e]ng[ei]st nicht für zu hoch halten, sich mit ihr zu befaßen, sie gehört auch unvermeidlich zum Universum, ist G[o]tt[e]s Werk u[nd] Manifestation. 3559 3553 Unleserlicher Buchstabe in der Zeile gestrichen. 3554 „begründen“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „begründet“. 3555 Unleserlicher Buchstabe in der Zeile gestrichen. 3556 Randbemerkung [166rr] : „Die wirkende u[nd] Zweck-Ursache dabei in Anspruch nehmend [.] Natürl[ich] nicht eigenmächt[i]g [,] so[n]d[ern] nach Anord[n]u[n]g d[e]s allgem[einen] Weltlaufes“. 3557 In der Zeile folgendes „Noch Anderes deutet übr[i]g[e]ns darauf hin“ gestrichen. 3558 Über der Zeile: „(Kant)“. 3559 Randbemerkung [166vl] : „D[ie] Kunstdenkmale üb[er] Gräbern sind daru[m] bedeutsame Symbole - sie deut[en] an [,] d[a]ß die Kraft d[e]s M[e]ns[c]h[en,] die sie geschaff[en,] wohl au[c]h erst noch an jed[em] M[e]nsch[en] sich bewähr[en] werde in viel höherer Weise als bei m[en]s[c]hl[icher] Ku[n]st es d[e]r Fall sey[n] kann.“ <?page no="432"?> 422 Ich mache hier wiederum darauf aufmerksa[m,] in welch’ innig[e]r Verbind[un]g d[a]s Ch[ri]st[e]nth[um] Seele u[nd] Leib setzt, so daß sie d[ie]s[e]lben für die Ewigk[ei]t nicht getrennt seyn läßt; die Würde d[e]s G[ei]st[e]s leidet also nicht d[u]rch solche Verbind[un]g [,] u[nd] daraus schließen wir wieder zurück auf die Berechtig[u]ng jener Weise der Seelenentsteh[u]ng, v[on] der ich früher gesprochen habe. 3560 Man könnte üb[ri]g[e]ns für d[ie] Auferst[e]h[u]ngslehre noch manche andere Gründe anführen, mehr der Gefühlsregion entnommen, die zwar keine wiss[e]ns[c]h[aftliche] Geltung u[nd] Bedeut[un]g in Anspruch nehme[n] können, in einzelnen Fällen, für den einzelnen M[e]ns[c]h[e]n je nach s[einer] Individualität u[nd] Lebenslage von groß[er] Wichtigk[ei]t sind. Schon die gewöhl[iche] Vorst[e]ll[u]ngsw[ei]se v[on] 3561 den 3562 Hingeschiedenen hält fest an 3563 ihr[er] Gestalt, kann sie v[on] ihr[em] geist[i]g[en] Seyn kaum trennen, weil diese doch - zumeist wenigstens - der Ausdruck des ganzen Wesens sind; u[nd] in der Gefühlsregion der M[e]nsch[e]nseele gibt es viele Seiten [,] die d[u]rch d[ie]se Lehre angeschlagen werden - d[a]s Gefühl ist nun aber einmal auch eine Macht [166vr/ 167rl] in der M[e]nsch[e]nwelt u[nd] im Universum [,] u[nd] zwar eine sehr bedeutende, - der wir nicht jede Bedeut[u]ng u[nd] Geltung nehmen könnten, wenn wir auch wollten. - V[om] allgem[einen] Weltgericht - philos[ophisch] wenig zu sagen. - D[ie] Einw[e]nd[un]g[en] üb[ri]g[e]ns beziehen sich vornehml[ich] auf Mögli[c]hk[ei]t u[nd] Zweck. 3564 a) Möglich ist d[ie]s[e]s Gericht u[nd] Versamml[u]ng d[e]s gesammt[en] M[e]nsch[en]geschl[ec]hts 1) um G[o]tt[e]s Allmacht will[en] 2) um des 3565 M[e]nsch[en] eig[en]thü[m]l[icher] Natur willen - verklärt u[nd] vergeistigt - deßh[a]lb werd[en] alle Platz find[en] - werd[en] alle den Richter vernehmen können. Aber wie lange würde das dauern? - Man darf uns[ere] Gerichte dabei nicht als Maaßstab anlegen. 3566 b) Zweck. a) Es soll ein Weltgericht seyn, - es soll das ganze große Schauspiel der Welt zu eine[m] befriedig[en]d[en] Abschluß gebracht werd[en] ([n]i[c]ht d[u]rch ein[en] deus 3560 Randbemerkung [166vl] : „NB [: ] Aber d[ie] Aufersteh[u]ng ein Wunder u[nd] unmittelbares Werk G[o]tt[e]s [.] - Wohl. Aber all[en]th[a]lb[en] muß b[e]i g[ö]ttl[ichem] Wirk[en] natürl[iche] Grundlage u[nd] natürl[iche] Mitwirk[un]g da seyn [,] so daß d[em] M[e]nsch[en] nie etwas ganz Fremdes willkürl[ich] angethan wird -“. 3561 „v[on]“ über der Zeile. 3562 „den“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „der“. 3563 „an“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „in“. 3564 Randbemerkung [167rr] : „Da sich dieß nicht aus der Natur d[e]s M[e]nsch[en] ableit[en] läßt [,] sond[ern] als g[ö]ttl[icher] Act aus g[ö]ttl[ichem] Rathschl[u]ß hervorgeht, wenn eines stattfindet -“. 3565 „des“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „der“. 3566 Randbemerkung [167rr] : „Die Erde in’s Reich der Himmel aufgenommen - d[a]h[er] dann Platz in d[ie]s[em] Himmel. Die Väter schon [„Orig[enes,] Bas[ilius]“ über der Zeile] mentaliter non vocaliter Thom[as von] Aq[uin]“. <?page no="433"?> 423 ex machina, wie auf d[en] Theatern [,] sond[ern] d[u]rch d[en] wirklich[en] Gott 3567 - d[a]d[u]rch wird au[c]h ei[n] Dra[n]g u[nd] Trieb in d[er] M[e]nsch[e]nb[r]ust u[nd] d[a]h[er] au[c]h der ganz[en] M[e]ns[c]hh[ei]t befriedigt [.] - Es wird ein Gericht sey[n] üb[er] d[ie] M[e]ns[c]hh[ei]t als großes Ganzes, üb[er] d[ie] Völker [,] ihre Beherrscher - die Lenker der Geschichte - die groß[en] G[ei]st[e]r, die auf d[ie] große Maße gewirkt u[nd] die groß[en] Bewegu[n]g[en] hervorgebr[a]cht hab[en]. b) indeß auch für d[en] Einzelnen ist d[ie]s[e]s Geri[c]ht nicht überflüßig - au[c]h der kleinste Leb[en]sberuf ist v[on] groß[er] Bedeut[un]g als Glied des groß[en] Ganz[en] - au[c]h des Einzel[nen] Leben[s] viellei[c]ht 3568 in tause[n]dfält[i]g[en] Verschling[un]g[en] mit ein[em] Complex v[on] Leb[en]sverh[ä]ltn[i]ß[en,] deren Zusammenha[n]g u[nd] Bed[e]ut[un]g er im Leb[en] nicht sieht u[nd] begreift. Mag sich d[a]s Gericht nach s[einem] Tode auf s[eine] bestimmt[en] That[en], B[e]strebu[n]g[en] u[nd] Ged[a]nk[en] bezog[en] hab[en.] - Jenes allgemeine Gericht kann sich dann bezieh[en] auf seine Stellung im Ganzen der M[e]nschh[ei]t - darauf deutet sogar die Aufersteh[un]g hin - die M[e]nsch[en]-Gattu[n]g als Ganzes muß wieder erschein[en,] um den Zusammenh[an]g, d[a]s Zusamm[en]wirk[en] d[e]r M[e]nsch[e]n als Gatt[un]gsglieder u[nd] Factoren der groß[en] M[e]nschh[ei]tsgeschichte zu richt[en]. 3569 Glei[c]h nach d[em] Tode verlaß[en] sie d[en] allgem[einen] Zusamm[en]h[a]ng als Gattu[n]g u[nd] werd[en] vollko[mmen] in si[c]h abgeschloßene Persönl[i]chk[ei]t[en] - d[a]h[er] sie als solche zunächst geri[c]htet werd[en]. 3570 [167rl/ 167vl] III [.] Th[ei]l od[er] Ethik 1) V[on] d[er] r[e]l[i]g[iö]s[en] Gemeinsch[a]ft - K[i]rche 2) V[on] rel[i]g[iö]s[em] Cultus - Gebet [,] Opfer 3) V[om] moral[i]s[c]h[en] Leb[en,] i[n]sb[e]s[ondere] - v[om] sittl[ichen] 3571 Gesetz u[nd] Befolg[un]g d[e]sselb[en,] Gewiß[en] - 4) V[on] d[er] r[e]l[i]g[iö]s[en] Auctorität u[nd] r[e]l[i]g[iö]s[en] Freih[ei]t - 3567 „Gott“ über der Zeile. 3568 „viellei[c]ht“ über der Zeile; „ verläßt“ in der Zeile gestrichen. 3569 Randbemerkung [167rr] : „Die M[e]nschh[ei]t als Gattung wird gerichtet [,] u[nd] jeder Einzelne nicht blos als Perso[n,] so[n]d[ern] als Gatt[un]gswes[en,] d[a]h[er] d[a]s Geri[c]ht nach der Aufersteh[un]g [,] d.h. nach Wiederherst[e]ll[un]g d[er] M[e]ns[c]hh[ei]t als Gatt[un]g -“. 3570 „den Zusammenh[an]g, d[a]s Zusamm[en]wirk[en] d[e]r M[e]nsch[e]n als Gatt[un]gsglieder u[nd] Factoren der groß[en] M[e]nschh[ei]tsgeschichte zu richt[en]. Glei[c]h nach d[em] Tode verlaß[en] sie d[en] allgem[einen] Zusamm[en]h[a]ng als Gattu[n]g u[nd] werd[en] vollko[mmen] in si[c]h abgeschloßene Persönl[i]chk[ei]t[en] - d[a]h[er] sie als solche zunächst geri[c]htet werd[en].“ am Seitenrand [167rr] eingefügt. Einfügung am Seitenrand [167rr] : „Man könnte wohl d[ie]s[es] allgem[eine] Gericht auch darstell[en] od[er] auffaßen als: 1) Darlegu[n]g d[e]s groß[en] Ganzes (sic! ) der Weltgeschichte 2) als Darlegung der g[ö]ttl[ichen] Weltregieru[n]g u[nd] Vorsehung 3) als woher Theodice (vor d[er] Schöpf[un]g).“ 3571 „sittl[ichen]“ über der Zeile. <?page no="434"?> 424 5) V[on] d[em] V[e]rhält[n]iß d[e]r 3572 R[e]l[i]g[ion]sgem[ein]sch[a]ft[en] zu einander 6) V[e]rh[ä]lt[n]iß d[e]r R[e]l[i]g[ion] zum Staate. 3573 [167vl/ 168rl] III [.] Theil 3574 V[o]rb[e]m[e]rk[u]ng - Wir haben im I [.] Th[ei]l den Urspr[u]ng d[er] R[e]l[i]g[io]n kennen gelernt, - die subj[ectiven] u[nd] object[iven] Bedingungen ihrer Entst[e]h[u]ng - dann die Fortpflanz[u]ng, 3575 Entwickl[u]ng derselben, die Bild[u]ng u[nd] Verbildung u[nd] Wiederherst[e]ll[u]ng derselben; im II [.] Th[ei]l haben wir dann die wichtigst[e]n rel[i]g[iö]s[en] Lehren selbst, den Inhalt der R[e]l[i]g[io]n also kennen gelernt u[nd] wiss[e]ns[c]h[a]ftl[ich] untersucht u[nd] geprüft. Die Lehren v[on] G[o]tt, s[einem] Daseyn, s[einem] Wesen u[nd] Eig[e]ns[c]h[a]ft[e]n, s[einer] Persönlichk[ei]t; die r[e]l[i]g[iö]se 3576 Lehre v[on] d[er] Welt, ihr[er] Entst[e]h[u]ng, Zweck, Beschaffenh[ei]t, v[om] M[e]nsch[e]n, s[einem] Wesen u[nd] s[einen] Kräften, s[einem] Wirken u[nd] endl[ichem] Ziele. Im III [.] Th[ei]le nun haben wir es zu thun mit der Realisir[u]ng der R[e]l[i]g[io]n im Leben, 3577 mit der innern u[nd] äußern Bethätigung derselben, mit der innern Stimmung [,] die sie hervorrufen soll u[nd] kann u[nd] der äuß[ern] Form [,] in der sie sich äußern, aussprechen, kund geben kann u[nd] darf. 3578 Beides steht natürl[ich] im innigsten Zusammenhang, denn darum handelt es sich eben, zu finden [,] wie das Innere sich in angemeßener Weise äußern (sic! ) u[nd] hinwiederu[m] zu prüfen, welche Bedeut[u]ng das Aeußere für das Innere hat u[nd] demgemäß beschaffen seyn soll. Wir werden d[a]h[er] vor Allem zu 3579 besprechen haben die wichtigste Bethätig[u]ng der R[e]l[i]g[io]n im Leben, die Bild[u]ng der rel[i]g[iö]s[en] Gemeinsch[a]ft od[er] R[e]l[i]g[io]nsgenoß[e]nsch[a]ft, 3580 dann das Verhältniß des Einzelnen zu d[ie]s[e]r, od[er] v[on] d[er] r[e]l[i]g[iö]s[en] Auctorität u[nd] rel[i]g[iö]s[en] Freiheit; dann vom V[e]rh[ä]ltn[i]ß der rel[i]g[iö]s[en] Genoß[e]nsch[a]ft[e]n zu einander u[nd] z[um] polit[i]sch[en] Leben der Völker od[er] z[um] Staate. Da zuerst 3581 werden wir in’s Innere d[er] r[e]l[i]- 3572 „V[e]rhält[n]iß d[e]r“ über der Zeile. 3573 [167v] war ursprünglich leer geblieben.Vorstehender Abschnitt „III [.] Th[ei]l od[er] Ethik“ wurde erst im Nachhinein mit Bleistift eingefügt. 3574 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 70“ am oberen Seitenrand [168rr] ; „70“ bezeichnet den Bogen. 3575 In der Zeile folgendes „diese“ gestrichen. 3576 „r[e]l[i]g[iö]se” über der Zeile. 3577 Randbemerkung [168rr] : „Ethik im weiteren Sinne. Die R[e]l[i]g[ion] gibt d[em] M[en]s[c]h[en] fest[en] Halt, - r[e]l[i]g[iö]s[e] Ueb[e]rz[e]ug[un]g ist da ... (? ) auf d[er] st[e]h[en]d der M[en]s[c]h d[ie] Welt b... (? ) überwindet [m]it all’ ihr[en] Ereig[n]iß[en] u[nd] Verä[n]d[e]r[un]g[en.] R[e]l[i]g[iö]s[e] [„Ueberzeugu[n]g“ über der Zeile] ist die Basis d[e]s ethis[c]h[en] Verh[a]lt[en]s.“ 3578 Einfügung am Seitenrand [168rr] : „kurz mit dem ethisch[en] Verh[a]lten der M[e]nschh[ei]t - mit der Leb[en]sführ[u]ng der M[en]s[c]hh[ei]t, insofern es sich auf der r[e]l[i]g[iö]s[en] Ueberzeug[un]g gründet“. 3579 In der Zeile folgendes „prüfen“ gestrichen. 3580 Randbemerkung [168rr] : „Form der R[e]l[i]g[io]n - u[nd] d[e]s (sic! ) eth[i]sch[en] [„politisch[en]“ über der Zeile] Gemeinsch[a]ft“. 3581 „Da zuerst“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Dann“. <?page no="435"?> 425 g[iö]s[en] Genoß[e]nsch[a]ft hineinblicken u[nd] da den r[e]l[i]g[iö]s[en] 3582 Cultus m[it] s[einer] nothw[e]nd[i]g[e]n Beschaffenh[ei]t betrachten, in s[einer] Angemeßenh[ei]t an d[er] menschl[ichen] Natur, u[nd] daraus die Form u[nd] die Bestandth[ei]le [168rl/ 168vr] desselben prüfen u[nd] ableiten; 3583 noch ein[en] Blick werfen in’s innere rel[i]g[iö]s[e] Leben des Einzelnen u[nd] 3584 d[er] Aeuß[e]r[u]ng desselben; u[nd] z[um] Schluß das Wesen der R[e]l[i]g[io]n im Allgemein[en] nochmal betrachten u[nd] die Bedeut[u]ng derselben für die ganze Menschh[ei]t [,] f[ür] d[a]s g[ei]st[i]ge Leben des M[e]nsch[e]ngeschlechtes kurz erörtern. - §: 27 3585 V[on] d[er] rel[i]g[iö]s[en] Gemeinschaft. I) Wir finden allenthalben [,] daß sich die Religion nur in bestimmten, geschloßenen Gemeinschaften od[er] Vereinen realisirt, besteht, ausgeübt wird u[nd] sich fortpflanzt. 3586 Nur bei den niedersten Volks-Stämmen, bei den Fetischdienern [,] finden wir, daß dieß größtenth[ei]ls isolirt lebende Stämme od[er] Familie[n] sind, keine bestimmten, größ[eren] Vereine in ihr[en] R[e]l[i]g[io]ns-Uebungen; 3587 gleichwohl findet auch bei ihnen schon eine gewiße Gleichartigk[ei]t in d[en] rel[i]g[iö]s[en] Gebräuchen u[nd] Anschauungen statt, die sich jed[e]nf[a]lls in d[en] einzelnen Familien forterben; man hat Familienfetische [,] um die sich die Einzelnen sammeln, wohl auch Stammesfetische; man hat gewiße allgemeine Formen der Verehr[u]ng. 3588 Schon gleich bei der nächsten Stufe sind die Verhältniße fast bis zu einer rel[i]g[iö]s[en] Gemeinschaft geordnet; 3589 die Priester od[er] Schamenen stehen schon an d[er] Spitze, haben eine gewiße Auctorität in d[en] R[e]l[i]g[io]nssachen u[nd] leiten d[a]s rel[i]g[iö]s[e] Leben; wie unvollkommen es auch noch seyn mag. 3590 Also fühlen wir hier wenigstens schon die Anfänge z[ur] rel[i]g[iö]s[en] Genoßensch[a]ft 3591 . Die gebildeten Völker des Alterth[ums] u[nd] der neu[eren] Z[ei]t lebten u[nd] leben d[u]rchaus in rel[i]g[iö]s[en] Gemeinschaften. Es kam zwar u[nd] kommt stets in Zeiten rel[i]g[iö]s[en] Verfalles vor, daß Einzelne sich von aller rel[i]g[iö]s[en] Verbind[un]g lossag[en], u[nd] sich gar keiner Gemeinsch[a]ft mehr anschließen, sond[ern] ganz isolirt bleiben in ihr[em] geist[i]g[en] Leben, in ihr[er] Lebensu[nd] Daseyns-Anschauung; allein das sind immerhin nur Ausnahmen u[nd] Extre- 3582 „r[e]l[i]g[iö]s[en]“ über der Zeile. 3583 In der Zeile folgendes „endl[ich]“ gestrichen. 3584 In der Zeile folgendes „in“ gestrichen. 3585 „27“ im Nachhinein eingeklammert; „22“ über der Zeile. 3586 Randbemerkung [168vl] : „R[e]l[i]g[ion] am meisten einigend u[nd] trennend in d[er] M[e]nsch[e]nwelt, mehr als das Vaterland - (sie ist Vaterland des G[ei]st[e]s) [,] d[a]h[er] Ethik u[nd] Politik sich darauf gründen muß. -“ 3587 Randbemerkung [168vl] : „a) Die R[e]l[i]g[ion] einigt - u[nd] trennt -“. 3588 Einfügung am Seitenrand [168vl] : „Versamml[u]ng[en] zu rel[i]g[iö]s[en] Zweck[en]“. 3589 Randbemerkung [168vl] : „D[a]s Gemeinsame der R[e]l[i]g[io]n war von jeher d[a]s festeste Band der Menschen u[nd] Völker.“ 3590 Randbemerkung [168vl] : „b) D[ie] R[e]l[i]g[io]n gedeiht auch nur in Vereinen“. 3591 „Genoßensch[a]ft“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Gemeinsch[a]ft“. <?page no="436"?> 426 me; u[nd] werden es Mehrere d[ie]s[e]r Richtung, so werden sie selbst alsbald wieder in eine Art Verbind[un]g treten als Gleichgesinnte [168vr/ 169rl] geistig verwandt u[nd] sich nahe fühlend, - sich vereinen zu gegenseit[i]g[er] Befestig[u]ng u[nd] Ausführ[u]ng ihrer Ansicht[en]; 3592 u[nd] zudem sind solche Isolir[u]ng[e]n, - wie wenigst[e]ns die R[e]l[i]g[io]nsg[e]sch[i]chte bis jetzt zeigt [-] gewöhnl[ich] 3593 Vorboten [,] d[a]ß im Allgem[einen] d[ie] rel[i]g[iö]s[e] Gemeinsch[a]ft in bestimmt[er] Weise sich regenerirt, od[er] ganz neue sich bilden. II. D[ie]se historische Erschein[un]g nun, d[a]ß d[ie] R[e]l[i]g[io]n allenth[a]lb[e]n sich in bestimmt[en] Vereinen realisirt, ist nicht zufällig od[er] willkührl[ich,] sond[ern] ist nothw[e]nd[i]g, weil in d[er] menschl[ichen] Natur begründet. 3594 - Der Mensch ist v[on] Natur ein geselliges Wesen, ja ist in s[einem] Entstehen schon an d[ie] Menschh[ei]t selbst angewiesen, u[nd] 3595 kann nur in ihr[em] Schooße [,] d.i. in Gemeinsch[a]ft, in Verbind[un]g, im Verkehr mit Menschen sich bilden u[nd] gedeihen; er 3596 käme ohne d[ie]s[e] Menschen-Gesellsch[a]ft zu keinem Bewußts[eyn], zu keiner Bild[u]ng. 3597 Was so im Allgem[einen] gilt, das gilt auch in Betreff der R[e]l[i]g[io]n; auch sie ist nur möglich in ihr[er] Entsteh[u]ng u[nd] Fortbild[un]g d[u]rch die Gemeinschaft, d.i. durch Verkehr, Erzieh[u]ng, Belehr[u]ng etc. Die R[e]l[i]g[io]n, die R[e]l[i]g[io]nsgenoßensch[a]ft kann man sagen, ist das geist[i]g[e] Vaterland des Menschen, in das hinein er geboren, in dem 3598 er erzogen wird, dem er sein[en] ganzen Bestand u[nd] seine ganze Lebensrichtung verdankt, in der R[e]l[i]g[io]n, in dem r[e]l[i]g[iö]s[en] Leben wurzelt also der Menschengeist, sie gibt ihm festen Halt in d[ie]s[em] Leben; 3599 die R[e]l[i]g[io]n ist für jeden Menschen jener Punkt [,] v[on] dem aus er die Welt bewegt [,] d.h. auf dem stehend er üb[er] alle Verh[ä]ltn[i]ße, Ges[c]hicke u[nd] Ereigniße des Lebens zu herrs[c]hen wenigstens sich ihnen gegenüber zu halt[en] vermag 3600 . 3601 - Wer sich v[on] ein[er] R[e]l[i]g[io]nsgenoß[e]nsch[a]ft 3602 lostrennt u[nd] z[u] and[erer] übergeht, hat sicherl[ich] ein ähnl[iches] Gefühl, wie derj[enige,] der aus s[einem] Vaterland [,] in dem er geboren u[nd] erzogen ist, auswandert; 3603 wer sich v[on] jeder bestimmt[en] 3604 R[e]l[i]g[io]n 3592 Randbemerkung [169rr] : „Gemeinsame Ueberzeug[un]g einigt stets -“. 3593 „gewöhnl[ich]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „häufig“. 3594 Randbemerkung [169rr] : „c) Begründung in d[er] Natur d[e]s M[e]ns[c]h[e]n - u[nd] der R[e]l[i]g[io]n -“. 3595 „u[nd]“ über der Zeile. 3596 „er“ über der Zeile; eigentlich: „es“. 3597 Einfügung am Seitenrand [169rr] : „Man kann sagen, derj[enige,] der noch Nichts ist u[nd] kann [,] bedarf der M[e]nsch[e]n [,] um etwas zu lernen u[nd] zu werden; u[nd] derj[enige,] der etwas ist u[nd] kann, bedarf ihrer, um für Jemand etwas zu seyn u[nd] zu thun; der größte Künstler [,] was wäre er, wenn er ganz einsam wäre u[nd] s[eine] Kunstwerke Niemand sähe? u[nd] so bei Allem Andern. -“ 3598 In der Zeile folgendes unleserliches Wort gestrichen. 3599 Randbemerkung [169rr] : „ad Einl[ei]t[un]g z[um] III [.] Th[ei]l“. 3600 Einfügung am Seitenrand [169rr] : „[„u[nd]“ über der Zeile] sich zu orientiren sucht.“ 3601 Randbemerkung [169rr] : „d.h. [„Punkt, Fels, Basis für“ über der Zeile] das ethische Verhalten d[e]s M[e]nsch[en], der Völker, der M[en]s[c]hh[ei]t -“. 3602 „in der er gebor[en] u[nd] erzogen ist“ über der Zeile. 3603 Einfügung am Seitenrand [169rr] : „- er verläßt d[a]s Vat[e]rl[a]nd seiner Seele, um in ein beßeres od[er] nach Umständ[en] schlechteres zu zieh[en].“ 3604 „bestimmt[en]“ über der Zeile. <?page no="437"?> 427 u[nd] R[e]l[i]g[io]nsgemeinsch[a]ft 3605 lossagt u[nd] ohne bestimmte Grundsätze für sein geist[i]g[es] Daseyn dahinlebt, sich je nach Umständen richtet, der ist eben ein heimatloser Vagabund auf geist[i]g[em] Gebiet; u[nd] lebt in ein[em] eig[e]ntl[ich] widernatürl[ichen] 3606 G[ei]st[e]szustand [,] d.h. 3607 in ein[em] Zustand [,] deßen allgemeine Einführ[u]ng irg[e]nd eine wahrh[a]ft geist[i]g[e] Existenz der M[e]nschh[ei]t unmöglich machen würde; denn wäre das der normale [169rl/ 169vr] Zustand, dann dürfte man auch Niemanden erziehen in irg[e]nd ein[er] Ansicht - doch dav[on] im f[o]lg[en]d[en] §: Ueber die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t der rel[i]g[iö]s[en] Gemeinsch[a]ft wird sicherl[ich] so wenig Jemand in Zweifel sey[n] könn[en] wie üb[er] d[ie] Thatsächlichk[ei]t ders[e]lb[e]n. Wir habe[n] hier nur z[u] untersuchen, wie eine solche Gemeinsch[a]ft wohl beschaffen seyn müße. III) Im Allgem[einen] muß man aber sagen [: ] diej[enige] rel[i]g[iö]s[e] Gemeinsch[a]ft wird die beste seyn, die ihrem Zwecke am besten entspricht; die der Natur des M[e]nsch[e]n u[nd] der Menschh[ei]t am besten angemeßen ist u[nd] die Zwecke der R[e]l[i]g[io]n am sichersten fördert. - 3608 a) Bei jeder Societät, bei jeder Vereinigung v[on] Menschen um irgend ein[en] Zweck zu erreichen, die stark u[nd] dauernd seyn soll, ist nun vor Allem nothwendig, daß ein einigendes, erhaltendes Princip da sei, 3609 das Alle Einzelnen verbindet, in Einheit zusammenhält, zu Einem Ganzen vereint. 3610 Nun fragt sich, welches wird wohl in einer rel[i]g[iö]s[en] Gesellsch[a]ft dieß einigende Princip seyn? - Ist es wohl ein Einzelner d[ie]s[e]r Gemeinsch[a]ft [,] der d[u]rch sei[nen] Willen u[nd] Befehl, d[u]rch Gewalt u[nd] Zwang Alle vereint u[nd] religiös bestimmt? Dieß sicher nicht, denn d[u]rch Befehle, Gewalt u[nd] Zwang kommt wohl irg[e]nd ein Verei[n] v[on] M[e]nsch[e]n zu Stande [,] der äußerl[ich] ist u[nd] bleibt, 3611 etwa 3612 ein rel[i]g[iö]se[r] aber muß durchaus ein innerliches Bindungsmittel haben, das die Geister zur Gemeinsch[a]ft zusammenführt [,] ohne d[a]ß Zwang od[er] Gesetz dabei nothwendig wäre. Solch’ inneres Vereinig[u]ngs-Mittel 3613 ist aber die gemeinsa[me] 3614 rel[i]g[iö]se Ueberzeugung, 3615 welche hervorgerufen wird d[u]rch den Glauben an dieselben rel[i]g[iö]s[en] 3605 „u[nd] R[e]l[i]g[io]nsgemeinsch[a]ft” über der Zeile. 3606 „un-“ über der Zeile soll offensichtlich das allerdings nicht gestrichene „wider“ in der Zeile ersetzen. 3607 „d.h.“ über der Zeile. 3608 Randbemerkung [169vl] : „Einig[en]d[e]s Princip. -“ 3609 Randbemerkung [169vl] : „Kei[n] äußerl[iches,] s[on]d[ern] innerliches -“. 3610 Einfügung am Seitenrand [169vl] : „Ohne solche einigende, zusammenhaltende Mitte u[nd] Macht ist eine dau[e]rnde Gemeinsch[a]ft unmögli[c]h - schon bei zufällig[en] Einigu[n]g[en] u[nd] Zusamm[en]k[ün]ft[en] der M[en]s[c]h[en] muß ein bestimmtes gemeinsames Etwas - d[a]s frei[en] Entschluß od[er] Zwang zur Vereinig[un]g b[e]di[n]gt [,] da sey[n], das Alle zu glei[c]h[em] Entschluß gebr[ac]ht hat - irg[en]d ein Zweck, der all[en] gemeinsam - irg[en]d ein object[iv] wirkl[iches] od[er] vermeintes -“. 3611 „ein Staat“ über der Zeile; „d“ in der Zeile gestrichen. 3612 „etwa“ über der Zeile. 3613 „Vereinig[u]ngs-“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Bind[u]ngs“. 3614 „gemeinsa[me]“ über der Zeile. 3615 Randbemerkung [169vl] : „Was b[e]i d[er] R[e]l[i]g[io]nsgem[ein]sch[a]ft einigend[e]s Princip - Ge[me]i[n]sa[me] Ueb[er]zeug[un]g -“. <?page no="438"?> 428 Wahrh[ei]t[e]n. D[ie]se näml[ichen] 3616 rel[i]g[iö]s[en] Wahrheiten 3617 also sind es [,] um die sich eine große Gemeinschaft sammelt u[nd] eint, ohne Zwang u[nd] Gesetz. 3618 - Allein die Gesammtheit d[ie]s[e]r Wahrheite[n] müßen als gemeinsch[a]ftl[icher] Vereinig[u]ngspunkt doch auch in bestimmter Weise objectivirt 3619 seyn, müßen, da nicht Jeder schon mit ders[e]lb[en] rel[i]g[iö]s[en] Ueberzeug[u]ng geboren wird u[nd] zudem nicht immer das volle Verständniß d[ie]s[e]r Wahrh[ei]t[e]n mit klarem Bewußts[eyn] in sich tragen wird, d[ie]se Wahrh[ei]t[e]n [,] sag’ ich [,] [169vr/ 170rl] III [.] Th[ei]l 3620 §: 27 F[o]rts[e]tz[u]ng müßen als bestimmte Glaubens-Norm objectiv bestehen, damit Jeder bestimmt wiße [,] woran er sich zu halten 3621 u[nd] was er jeden (sic! ) Eintretenden zu verkünden habe, sonst könnte keine Gemeinschaft im Glauben an dasselbe, in ders[e]lb[en] Ueberzeug[u]ng entstehen, darüber also kann kein Streit entstehen, d[a]ß jede rel[i]g[iö]s[e] Gemeinsch[a]ft ein[en] bestimmt[en], objectiv gegeben[en] Inhalt haben müße [,] d.i. eine mehr od[er] weniger 3622 feste Bestimmung üb[er] die Gesammth[ei]t der rel[i]g[iö]s[en] Lehren u[nd] Anschauung[en]. 3623 Nun aber fragt es sich [,] in welcher Form d[ie]s[e]r Inhalt für d[ie] R[e]l[i]g[io]nsgenoßen hingestellt werd[en] müße? Ob in bestimmte Formeln gefaßt, ob als geschriebenes Buch od[er] ob als lebend[i]ge Tradition, mit solchen, die eigens dazu bestimmt sind, das objectiv Gegebene zu wahren u[nd] zu überliefern? Diese beiden Fälle näml[ich] sind möglich. - Sehen wir nun [,] welcher v[on] beiden der Natur d[er] Sache, dem Zweck der Gesellsch[a]ft am angemeßendsten ist. 3624 a) Nehmen wir einmal an [,] das Einheitsprincip [,] der durchdringende u[nd] einigende Geist od[er] die r[e]l[i]g[iö]s[e] Ueberzeug[u]ng einer R[e]l[i]g[io]nsgenoßensch[a]ft soll niedergelegt, objectivirt seyn in einem bestimmten Buche od[er] in einer bestimmten Glaubensformel [,] die als alleinige Auctorität gelten, u[nd] nach dem allenth[a]lb[e]n 3616 „näml[ichen]“ über der Zeile. 3617 Einfügung am Seitenrand [169vl] : „d.i. das [,] was eben für wahr gehalten wird“. - „Lehr[en]“ über der Zeile. 3618 Randbemerkung [169vl] : „Aber ge[n]ügt gemeinsame subj[ective] Ueberzeug[un]g? - Sie muß au[c]h objectivirt sey[n] -“. 3619 In der Zeile folgendes unleserliches Wort gestrichen. 3620 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 71“ am oberen Seitenrand [170rr] ; „71“ bezeichnet den Bogen. 3621 Einfügung am Seitenrand [170rr] : „da d[a]s Subjective schwankend u[nd] veränderlich [,] d[a]h[er] nicht Gemeinsch[a]ft bildend u[nd] erhaltend seyn kann -“. 3622 „mehr od[er] weniger“ am Seitenrand [170rr] eingefügt. 3623 Einfügung am Seitenrand [170rr] : „Wenn immer Ueberzeug[un]g wird [,] was gerade Ein[em] einfällt (Schl[eie]rm[a]ch[e]r) [,] so ist d[a]s keine r[e]l[i]g[iö]s[e] Gem[e]i[n]sch[a]ft - od[er] eine solche [,] die sich immer neu begrü[n]det u[nd] dauert bis zur nächst[en] Versammlu[n]gsZeit, da aufgehob[en] - u[nd] d[u]rch neue Einfälle [,] die Einer vorbri[n]gt [,] neu b[e]g[r]ü[n]det wird [.] - Das Dauernde aber si[n]d do[c]h au[c]h hier - wenn das üb[er]h[au]pt lange dau[er]t, die Gru[n]dsätze, daß es so sey[n] müße [,] d[a]ß man sich dazu versammel[n] solle.“ 3624 Randbemerkung [170rr] : „Ob d[er] Glaub[en]sinh[a]lt als Buch d[ie]s[e]s Princip sey[n] könne? “ <?page no="439"?> 429 entschieden werden soll; so ist nur möglich [,] daß entweder der strenge Buchstabe 3625 gilt od[er] irgend auch eine weitere Explicirung od[er] Deutung dess[e]lb[e]n zuläßig ist. - Ist das erste der Fall, daß näml[ich] allein d[er] Buchstabe gilt, d[ie]s[e]m allein der G[ei]st sich fügen u[nd] dienen muß, so ist d[ie]s[e]s Princip der Natur des Mensch[e]ng[ei]st[e]s im Einzelnen, wie im Ganzen, in d[er] geschichtl[ichen] Entwickl[un]g desselben zuwider; da im Mensch[e]ng[ei]ste, der Trieb [,] das Streben ist zur Weiterforsch[u]ng, z[u] klarerem Verständniß, zur Auffaßung des G[ei]st[e]s, üb[er] den Buchstaben hinaus. Es wäre gänzl[icher] Stillstand des r[e]l[i]g[iö]s[en] Erkennens dabei unumgängl[ich] nothwendig, dieß aber ist der Natur des Menschen zuwider; ein solcher Zustand kann d[a]h[er] auch nicht dauern, wenigstens nicht unt[er] geist[i]g thätigen, gebildeten Völkern [,] u[nd] die sind hier doch normgebend. [170rl/ 170vr] b) 3626 Ist aber eine bestimmte Explicir[u]ng, Erklär[u]ng der geschriebenen Glaubensformel od[er] des rel[i]g[iö]s[en] Buches zuläßig, dann ist nicht mehr diese die entscheid[en]de 3627 höchste Auctorität [,] sond[ern] der Erklärende, der dann zugleich der Mittelp[u]nkt der Einheit ist, - ist aber Niemand bestimmt zur Erklär[u]ng [,] sond[ern] diese jedem selbst überlaßen aus der einzelnen Glaubensgenoßensch[a]ft, dann ist eig[e]ntl[ich] keine Gemeinsch[a]ft mehr möglich, da dann jeder nach sei[nem] Sinne die rel[i]g[iö]s[e] Wahrheit deuten kann; dann ist die höchste Auctorität, das h[ei]l[ige] Buch z.B., nicht mehr eine solche, sond[ern] sie dient jedem Einzelnen, ist seiner Auctorität, seinem Verständniß, s[einer] Erklärung unterworfen, u[nd] vermag die Einzelnen nicht mehr zu einen, da jeder seinen Sinn hineinlegen kann, der v[on] dem der Uebr[i]g[e]n sehr verschieden seyn mag. Ein todtes Buch kann sich als Auctorität 3628 nicht halten, weil sich dasselbe stumm u[nd] unselbstständ[i]g der Erklär[u]ng jedes Einzelnen unterwerfen muß [,] ohne d[a]g[e]g[e]n etwas thun z[u] können; denn will Jemand für dasselbe auftreten u[nd] es in wahren (sic! ) Sinne expliciren, so redet wieder nicht das Buch, die höchste Auctorität, sond[ern] der Einzelne. b) 3629 Daraus also geht dieß hervor, daß ein todtes Buch, eine geschriebene Formel nicht die höchste Auctorität, nicht das einigende Princip einer rel[i]g[iö]s[en] Genosse[n]sch[a]ft seyn kann; daß wenigstens eine solche Gemeinsch[a]ft 3630 consequenter Weise an d[ie]s[e]s Princip, an d[ie]se Auctorität nicht gebunden ist; daß es nur eine Täusch[u]ng ist [,] d[ie]s[e]s anzunehmen, u[nd] den Zustand der Vollkommenh[ei]t einer R[e]l[i]g[io]nsgenoß[e]nsch[aft] ein anderes, lebend[i]g[e]s Princip u[nd] lebende 3631 Auctorität 3632 erfordert. 3625 „a)“ am Seitenrand [170rr] . 3626 „b)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 3627 „entscheid[en]de“ über der Zeile. 3628 In der Zeile folgendes „h“ gestrichen. 3629 „b)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 3630 In der Zeile folgendes „principiell“ gestrichen. 3631 „lebende“ über der Zeile. 3632 In der Zeile folgendes „verlangt“ gestrichen. <?page no="440"?> 430 Das einigende 3633 Princip der k[i]rchl[ichen] Gemeinsch[a]ft 3634 muß lebend[i]g [,] bewußt seyn schon d[e]ßh[a]lb [,] d[a]ß nur eine solche Gemei[n]schaft beginnen kann, daß sich mehrere um eine rel[i]g[iö]se Auctorität zusammenfinden; ein Buch z.B. kann keine Gemeinsch[a]ft stiften, es ist stets paßiv der Kritik preisgegeben, der verschiedenen Deutung ausgesetzt, wo wir eine neue R[e]l[i]g[io]nsgenoß[e]nsch[a]ft entstehen sehen, da geschieht es stets durch einen [170vr/ 171rl] bedeutenden Mann [,] der seine Lehren mündlich verkündet, die dann erst in d[er] Folge aufgezeichnet werden, nachdem schon die R[e]l[i]g[io]nsgenoß[e]nsch[a]ft sich gebildet hat. - Schon zu Beginn also ist lebend[i]ge, bewußte, wollende Auctorität nothw[e]nd[i]g. - Ebenso nothwendig ist dieß auch bei weiterer Fortbild[u]ng zur Erhalt[u]ng der Einheit u[nd] z[ur] Vervollkom[m]nung derselben. 3635 Die Gesammt-Anschauungsweise u[nd] Bild[u]ng der Völker, der gesammten M[e]nschh[ei]t ist einer fortwährenden Umgestalt[u]ng unterworfen, d[u]rch Forts[c]hritt in Kunst u[nd] Wiss[e]nsch[a]ft u[nd] im ganzen Leben od[er] d[u]rch Rücks[c]hritt in all’ d[ie]s[e]m. D[a]h[er] ist es nothwendig [,] d[a]ß sich der Inhalt einer R[e]l[i]g[io]n, die r[e]l[i]g[iö]se Anschauungsweise einer Gemeinsch[a]ft fortwährend mit dem sonst[i]g[en] Zeitbewußtseyn des Volkes u[nd] der M[e]nschh[ei]t auseinander setzt, th[ei]ls um Angriffe abzuwehren u[nd] sich selbst zu erhalten, th[ei]ls um Mißverständniße zu beseitigen d[a]d[u]rch [,] daß der Inhalt in die Sprache der Zeit übersetzt, in die Form des Ausdrucks gebracht wird, die dem Bild[u]ngsgrade am zugänglichsten u[nd] angemeßendsten ist. Das Alles kann ein todtes 3636 Buch als höchste Auctorität wieder nicht, das kann nicht auf Zeitverhältniße u[nd] Bedürfniße eingehen, kann nicht Einw[e]nd[un]g[e]n beantwort[en], nicht Mißverständniße beseitigen, kurz kann nicht auf die besondere Anschauungsweise u[nd] Wiss[e]nsch[a]ft der Zeit eingehen. Das Alles kann aber eine lebend[i]ge Auctorität, die selbst wißen u[nd] wollen kann, selbst mitten im Zeitbewußtseyn steht u[nd] mit d[en] Zeit- Bestreb[u]ng[e]n 3637 bekannt ist u[nd] für sie od[er] geg[en] sie das Nöthige bestimmen kann. Solch’ lebend[i]ge Auctorität ist nun freil[ich] zunächst die ganze R[e]l[i]g[io]nsgenoß[e]nsch[a]ft selbst durch das in ihr lebend[i]ge, volle Bewußtseyn der bestimmt[en] 3638 rel[i]g[iö]s[en] Anschauungs-Weise des ganzen Daseyns u[nd] d[u]rch die fortwährende Bethätigung derselb[en] im Cultus u[nd] Leben. 3639 Dann aber sind d[ie]se Auctorität insbes[ondere] diej[enigen], welche betraut sind mit der fortwährenden Lebendig-Erhalt[u]ng d[ie]s[e]s Bewußtseyns u[nd] der Fortüberlief[e]r[u]ng an das folg[e]nde Geschlecht. Es sind die, deren Beruf es ist, eine bestimmte Virtuosität in d[ie]s[em] Bewußts[eyn] der R[e]l[i]g[io]nsgenoß[e]nsch[a]ft 3640 zu erlangen u[nd] d[ie]s[e]s stets vor 3633 „einigende“ über der Zeile. 3634 Randbemerkung [170vl] : „Princip zur Stift[un]g r[e]l[i]g[iö]s[er] Gemeinsch[a]ft“. 3635 Randbemerkung [171rr] : „Zur Fortbild[un]g r[e]l[i]g[iö]s[er] Gemeinsch[a]ft[en]“. 3636 „todtes“ über der Zeile. 3637 In der Zeile folgendes „vertraut“ gestrichen. 3638 „bestimmt[en]“ über der Zeile. 3639 Randbemerkung [171rr] : „Allgem[eines] Bew[u]ßts[eyn] u[nd] besond[erer] Stand“. 3640 „der R[e]l[i]g[io]nsgenoß[e]nsch[a]ft” am Seitenrand [171rr] eingefügt. <?page no="441"?> 431 Trübung u[nd] Ver- [171rl/ 171vr] fälschung zu bewahren. Daß dieß nicht Jedermann ohne Weiters zu thun im Stande seyn wird, fällt sogleich in die Augen, wenn man nur ein[en] Blick auf die menschl[ichen] Verhältniße wirft. Schon das geringste Geschäft od[er] Handwerk des tägl[ichen] Lebens erfordert eine besondere Widmung u[nd] Erlernung, wenn es nicht eine Pfuscherei werden 3641 u[nd] in Verfall gerathen soll; um so mehr wird 3642 das eine besond[ere] Lebensaufgabe seyn, üb[er] die Reinheit u[nd] Unverfälschth[ei]t der rel[i]g[iö]s[en] Lehre zu wachen u[nd] sie zu bewahren, da dieß nicht blos die genaue Kenntniß derselb[en] erfordert, sond[ern] auch eine solche Bild[u]ng, die nicht unter dem Zeitbew[u]ßtseyn steht. Um die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t davon einzusehen, darf man ja nur im Leben sich umsehen, wie unvollkommen u[nd] unausgebildet ist d[a]s rel[i]g[iö]s[e] Bewußts[eyn], die Kenntn[i]ß der R[e]l[i]g[io]n bei denen [,] die d[u]rch and[ere] Berufsgeschäfte in Anspruch genommen sind; (ja selbst oft bei denen, die sich d[as]s[e]lbe z[um] Lebensberuf gewählt haben! ); denken wir uns nu[n] die weg, welche die Aufgabe haben [,] für rel[i]g[iö]se Bild[un]g u[nd] Reinh[ei]t od[er] Bewahr[u]ng der Lehre zu sorgen, so können wir uns leicht denken, wohin das führen würde. - Alle R[e]l[i]g[io]nen, ohne Ausnahme fast (die niedersten höchstens ausgenommen, sie sind aber u[nd] bleiben darum auch die niedersten) haben d[a]h[er] ein[en] besond[eren] Stand, die Priestersch[a]ft 3643 , 3644 welche die Verkünd[un]g, Bewahr[u]ng u[nd] Ueb[u]ng der R[e]l[i]g[io]n z[um] Lebens-Beruf haben, u[nd] die d[a]h[er] dem üb[ri]g[en] Volke in Sachen der R[e]l[i]g[io]n als Auctorität gelten; die das bestimmte Organ sind, in dem sich das ganze rel[i]g[iö]se Bewußts[eyn] der R[e]l[i]g[io]nsgenoßensch[a]ft concentrirt u[nd] ausspricht. 3645 - Mit richt[i]g[em] Tact greifen d[a]h[er] die Feinde der R[e]l[i]g[io]n immer die an, welchen die Bewahr[u]ng u[nd] Erhalt[u]ng ders[e]lb[en] Lebensaufgabe ist. Man will eine R[e]l[i]g[io]n ohne Pr[ie]st[e]r zunächst. Mit d[ie]s[e]r würde man sicher bald fertig seyn. 3646 Also wenn auch eine bestimmte R[e]l[i]g[io]ns-Urkunde, die die rel[i]g[iö]s[e] Ueberzeug[u]ng der Gemeinschaft enthält, vorhanden ist, so ist doch sie nicht unmittelbar als solche, das die Einheit u[nd] Identität erhaltende Princip u[nd] die höchste Auctorität, [171vr/ 172rl] 3641 In der Zeile folgendes „soll“ gestrichen. 3642 „wird“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „werden“. 3643 „Lehrer u[nd] Priester“ über der Zeile. 3644 In der Zeile folgendes „u[nd] d[ie]“ gestrichen. 3645 Randbemerkung [171vl] : „Man könnte v[ie]ll[ei]cht einwenden [,] die Chinesen haben eig[e]ntl[ich] nur weltl[iche] Beamte - Mandarine[n]; allein mit Unrecht; man könnte eben so gut sag[en], die Chinesen haben keine Beamte [,] sond[ern] nur Pr[ie]st[e]r; - die Mandarinen sind beides zugl[ei]ch; die Gesetze u[nd] moral[i]sch[en] Vors[c]hr[i]ft[e]n sind nicht getrennt. - Od[er] die Quäcker [,] da gilt d[a]s Umgekehrte - u[nd] sie haben keine (sic! ) bestimmtes Gl[au]b[e]nsbek[e]n[n]tn[i]ß.“ 3646 Einfügung am Seitenrand [171vl] : „Man kann lesen: Chr[istus] hätte ein wohlthät[i]g[es] Werk gestiftet für d[ie] M[e]ns[c]hh[ei]t - wenn er nur keine Pr[ie]st[e]r hinterlaß[en] hätte; d.h. er hätte, wie ein gedankenloser Fasler handeln sollen, ohne bestimmt[en] Zweck u[nd] Ziel, u[nd] hätte, was er gelehrt u[nd] gethan, d[em] Zufall preisgeben soll[en]; er hätte mit Verkünd[un]g s[einer] Lehre Niemand beauftrag[en] soll[en]! “ <?page no="442"?> 432 III [.] Th[ei]l 3647 §: 27 F[o]rts[e]tz[u]ng sond[ern] dieß wird sie erst dad[u]rch [,] daß sie lebend[i]g wird in den bestimmten Trägern des rel[i]g[iö]s[en] Bewußtseyns. 3648 Diese können unt[er] sich allerdings auch wieder in bestimmter Glied[e]r[u]ng bestehen, daß aber ein Einzelner d[ie]se rel[i]g[iö]s[e] Auctorität in unumschränkt[er] 3649 absoluter Weise in sich vereinige [,] 3650 ist, - den Stifter einer R[e]l[i]g[io]n ausgenomm[en -] nicht wohl denkbar; da er nicht mehr, wie d[ie]s[e]r die Quelle des Inhalts der bestimmten R[e]l[i]g[io]n ist [,] sond[ern] nur Bewahrer u[nd] Fortleiter. Setzen wir nun d[en] Fall [,] z.B. innerh[a]lb der ch[ri]stl[ichen] K[i]rche komme irg[e]nd eine Lehre z[ur] Sprache, um das rechte Verständniß derselben zu finden, so wird allerdings das Oberhaupt der K[i]rche die letzte Ents[c]heid[u]ng geben, aber nicht für sich allein, nicht der ganzen üb[ri]g[e]n K[i]rche sich gegenüber setzend, sond[ern] in ihr u[nd] durch sie, - nicht also selbstmächtig, autokratisch, sond[ern] im Geiste des Bewußtseyns der ganzen Kirche; 3651 denn in jed[em] solchen Falle wird nicht entschieden nach eigenem Gutdünken u[nd] Dafürhalten 3652 , sond[ern] im Geiste des objectiv[en] Gegebenen [,] das d[a]h[e]r erforscht werden muß nach s[einem] Inhalt, nach s[einem] frühern Verständniß u[nd] nach sein[er] histor[i]s[c]h[en] Entwickl[u]ng. Das aber kann der Einzelne, sei er auch das Oberhaupt [,] nicht für sich allein, er wird die Prüfung v[on] all’ d[ie]s[e]m Andern übertragen od[er] sie wenigstens gemeinschaftl[ich] mit ihnen unternehmen u[nd] somit entscheidet er letzlich (sic! ) nicht autonomisch [,] sond[ern] nach Befund der Sache, das Urtheil richtet sich darnach; u[nd] für wahr wird eine Lehre nicht darum gehalten [,] blos weil sie so entschieden wurde, sond[ern] umgekehrt sie wurde so entschieden, weil sie so wahr u[nd] richtig ist; das ist ein groß[er] Unterschied, - weil hier d[ie] Ents[c]heid[un]g v[on] dem vorhergehend[en] u[nd] gegenwärt[i]g[e]n Gesammtbewußtseyn der rel[i]g[iö]s[en] Gemeinsch[a]ft od[er] der K[i]rche abhäng[i]g ist. Im Chr[i]st[e]nth[um] findet (sic! ) wir d[a]h[er] auch allgemein anerkannt doch d[as] Institut der Synoden 3653 , die das Gesammtbewußts[eyn] der gegenwärt[i]g[en] K[i]rche sind u[nd] das kirchl[iche] 3654 Gesammtbewußts[eyn] der vorig[en] Zeit kennen u[nd] darnach entscheiden. Nur Einige [172rl/ 172vr] Excentrische wollen eine absolute Auctorität des einzelnen Oberhauptes, eine Unfehlbark[ei]t, wie sie das nennen [,] behaupten, was natürl[ich] eine Unmöglichkeit u[nd] eine Täusch[u]ng ist, da man das Ober- 3647 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 72“ am oberen Seitenrand [172rr] ; „72“ bezeichnet den Bogen. 3648 Randbemerkung [172rr] : „Also bestimmte R[e]l[i]g[ion]surk[un]de - Symbol d[e]s Glaub[en]s - d[ie]s[e]s aber [m]uß leb[en]d[i]g sey[n] in ein[er] leb[en]d[i]g[en] Auctorität u[nd] bewahren“. 3649 „unumschränkt[er]“ über der Zeile. 3650 Randbemerkung [172rr] : „Ob ein Einzelner alleine u[nd] unfehlbar“. 3651 Randbemerkung [172rr] : „D[a]s Oberhaupt der K[i]rche ist nicht die Kirche selbst - s[on]d[ern] nur ei[n] Theil, u[nd] Organ des ganz[en] Org[a]nis[m]us - wie d[a]s H[au]pt nicht der ganze menschl[iche] Org[a]nis- [m]us ist -“. 3652 Randbemerkung [172rr] : „blos d[u]rch s[e]i[nen] Will[en], nach s[einem] Gefall[en] (car tel est nôtre plaisir)“. 3653 Randbemerkung [172rr] : „Institut der Synod[en]“. 3654 „kirchl[iche]“ über der Zeile. <?page no="443"?> 433 haupt nie losreiß[en] kann v[on] dem Gesammtbewußtseyn der K[i]rche 3655 u[nd] ihm der histor[i]sche Gesammt-Verlauf der K[i]rche nicht d[u]rch Inspiratio[n] bekannt ist [,] sond[ern] eben au[c]h auf gewöhnl[ichem] menschl[ichem] Weg erforscht werden muß, u[nd] wo das Ob[e]rh[au]pt hierin selbst kei[nen] bestimmten Bes[c]heid weiß, da überträgt es, wie histor[i]sch all[e]nth[a]lb[e]n geschah, die Untersuch[u]ng Andern. 3656 - D[ie]se excentrische Ansicht strenge durchgeführt würde sogar große Gefahr bringen, denn es ist nicht anders mögli[c]h [,] als daß der Einzelne sich eingefügt durch die Andern; würde hier die natürl[iche], legale Ergänz[u]ng entgegen, so stünde in Aussicht, d[a]ß illegale bestimmend wirken müßte [,] d.i. daß einzelne Günstlinge maaßgebend u[nd] bestimmend einwirken würden. 3657 III 3658 [)] Das Erste u[nd] Wichtigste also für die rel[i]g[iö]se Gemeinsch[a]ft ist der innere Glaubensgehalt, deße[n] Aufnahme in d[ie] Gemüther d[ie]se eint; der Glaubenserhalt aber muß, damit er in der That sich stets erhalten u[nd] wirken kann [,] in einer den Mensche[n] u[nd] den Zeite[n] u[nd] Umstände[n] angemeßen[en] Weise lebend[i]g seyn; das Centrum also, der Mittelp[u]nkt ein[er] rel[i]g[iö]s[en] Gemeinsch[a]ft, soll sie der Vollkommenh[ei]t nahe kommen, muß die lebend[i]ge Glaubensauctorität sey[n,] die Wahrh[ei]t muß wissen u[nd] wollen, 3659 um wahrh[a]ft auf Menschen wirken zu können, auf, die Mensch[en] u[nd] das ist in der That der erste u[nd] höchste Zweck der R[e]l[i]g[io]n, der gerade d[u]rch die rel[i]g[iö]s[e] Gemeinsch[a]ft erreicht werd[en] soll. §: 28 3660 V[om] rel[i]g[iö]s[en] Cultus. I) Es ist ein allgem[eines] Gesetz für die Menschen-Natur, daß [,] weil sie eine innerliche u[nd] äußerl[iche] zugleich ist, sie sich auch so darleben 3661 u[nd] darstell[en] [172vr/ 173rl] muß. Was also den Menschen innerlich bewegt, u[nd] bestimmt, das wird sich auch in s[einem] äußern Leben u[nd] Thun zeigen u[nd] darstellen; wird ein[en] bestimmten Ausdruck suchen, in bestimmte Formen sich kleiden. 3662 - Die rel[i]g[iö]se Wahrh[ei]t, u[nd] die d[u]rch sie begründete rel[i]g[iö]s[e] Ueberzeugung ist sicherl[ich] 3655 Einfügung am Seitenrand [172vl] : „es [„es“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „ihn“] nicht, so z[u] s[a]g[e]n, auf ein[en] Isolirschemel setzen kann, sond[ern] d[a]ss[e]lbe stets tausendfach[en] Einflüß[en] zugängl[ich] ist.“ 3656 Randbemerkung [172vr] : „Es wird nach dem ents[c]hied[en], was immer, z[u] all[en] Z[ei]t[e]n u[nd] überall gegolt[en] - das muß aber erfors[c]ht werden.“ 3657 Im Nachhinein in die Zeile eingefügt: „(Hier d[ie]se Sache nicht genau zu untersuch[en] -).“ Randbemerkung [172vl] : „Die r[e]l[i]g[iö]s[e] Gemeinsch[a]ft ist also die eig[en]tl[iche] ethische Anstalt auf Erden [.] - Das Organ des ethisch[en] Leb[en]s [.] - Wir hab[en] nu[n] zu betracht[en], wie d[a]s ethische Leb[en] selbst auf der Basis r[e]l[i]g[iö]s[er] Ueberzeug[un]g sich vollzieht u[nd] wie es wirkt unt[er] d[en] M[en]s[c]h[en]“. 3658 Hier müßte es konsequenterweise „IV“ heißen. 3659 In der Zeile folgendes „darf“ gestrichen. 3660 „(23)“ über der Zeile. 3661 Wohl gemeint: „darlegen“. 3662 Randbemerkung [173rr] : „Die R[e]l[i]g[ion] als inneres Bew[u]ßts[eyn] bethät[i]gt si[c]h au[c]h äußerl[ich] im Cultus - ohne d[ie]s[en] keine R[e]l[i]g[ion]“. <?page no="444"?> 434 die stärkste Macht in der M[e]nsch[e]nwelt [,] die in ihrem Innern wirkt, wie wenigstens die Geschichte bezeugt; es läßt sich also schon denk[en,] daß sie sich auch am Ents[c]hiedendsten, Manichfalt[i]gst[en,] Großart[i]gst[i]g[en] äußern, im Sichtbaren darstell[en] werde. - Und das finden wir dann auch allenth[a]lb[e]n. Aus dem grauest[en] Alterthum, v[on] dem uns gar nichts mehr übrig ist, finden sich wenigstens noch Ueber- Reste v[on] Werken [,] in denen sich der rel[i]g[iö]s[e] Geist manifestirt, bethätigt hat. Und allenth[a]lb[e]n wo wir eine R[e]l[i]g[io]n betrachten [,] ist ja dieß das Erste, oft das Einzige u[nd] wird 3663 nicht selten für das Wichtigste gehalten, das äußere Zeichen der R[e]l[i]g[io]n, worin das nun auch bestehen mag. Die Gesammth[ei]t d[ie]s[e]r äuß[ern] Bethätig[u]ng[e]n der innern rel[i]g[iö]s[en] Anschauungen u[nd] Gesinnungen 3664 bilden den Cultus im weitesten Sinne. II) Wenn wir nun auch hier wieder prüfend zu Werke gehen, so entsteht zuerst die Frage, ob denn üb[e]rh[au]pt ein solcher Cultus berechtigt, dem Wesen der R[e]l[i]g[io]n u[nd] des Menschen angemeßen sei, denn vielfach schon hat man ihn ganz verworfen, ja nicht selten als d[a]s Verderben, als Ausart[u]ng der R[e]l[i]g[io]n bezeichnet, als welche nur rein innerlich zu bleiben habe. 3665 - Alles aber, was sich dafür sagen läßt u[nd] auch vollkomm[en] ents[c]heidendes 3666 Gewicht hat [,] ist dieß: Daß die R[e]l[i]g[io]n für M[e]nsch[e]n bestimmt sei, nicht für pure 3667 G[ei]st[e]r, für Wesen mit Leib u[nd] Seele, die vielfach an das Aeußerl[iche] angewiesen sind [,] auch für ihr geist[i]g[e]s Leben, 3668 ja [,] deren G[ei]st[e]sbild[un]g z.B. bei der Erzieh[u]ng der Kinder d[u]rchaus mit dem Aeußern beginnt u[nd] sich am Aeußern entwickelt u[nd] so mehr od[er] minder ist auch bei dem Volke üb[e]rh[au]pt stets das Bedürfniß vorhanden [,] am Aeußerl[ichen], Bestimmten das Innere zu bestimmen, zu bilden. - Hinwiederum hat der Mensch auch den Drang in sich [,] die innern Anschauung[en] [173rl/ 173vr] u[nd] Gesinnungen, die Gedanken u[nd] Gefühle äußerl[ich] kund zu geben, auszusprechen, in Zeichen darzustellen. 3669 Der Künstler will sein inneres Schauen u[nd] Vorstellen im Kunstwerke manifestiren, der Denkende durch Lehre seine Anschauungen u[nd] Ged[a]nk[en] kund geben; der innerl[ich] Begeisterte seine Gefühle [,] s[eine] Empfind[u]ng[e]n vor Andern aussprechen. D[a]h[er] darf es uns nicht wundern [,] daß dieß Alles auch in der R[e]l[i]g[io]n geschieht [,] u[nd] zwar hier vorzugsweise, da sie die stärkste Macht ist 3670 [,] die auf den M[e]nsch[e]ng[ei]st u[nd] in demselb[en] wirkt. 3671 3663 „wird“ über der Zeile. 3664 Randbemerkung [173rr] : „u[nd] rel[i]g[iö]s[en] Lehren“. 3665 Randbemerkung [173rr] : „Damit ist scho[n] die Ber[ec]ht[i]g[un]g ausgesproch[en] für d[ie] äußerl[iche] Bethät[i]g[un]g der R[e]l[i]g[ion] - wenn d[ie]se au[c]h vielfach in Abrede gestellt wird. -“ 3666 „ents[c]heidendes“ über der Zeile. 3667 „pure“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „reine“. 3668 Randbemerkung [173rr] : „a) D[a]s Innere bildet sich a[m] Aeuß[ern]“. 3669 Randbemerkung [173rr] : „b) D[a]s Innere sucht sich darzust[e]ll[en] am Aeußer[n]“. 3670 „ist“ über der Zeile. 3671 Randbemerkung [173vl] : „Man kann sagen [„d[ie] Geister“ über der Zeile] 2 Generationen treffen auf d[ie]s[e]m Gebiete zusammen u[nd] communicir[en] mit einander, die bestehende theilt auf d[ie]s[e]m Gebiete od[er] S[c]hauplatz d[en] geist[i]g[en] Schatz in sichtbar[en] Form[en] u[nd] Zeichen der folg[en]d[en] Generatio[n] <?page no="445"?> 435 III [)] Betrachten wir nun aber den Cultus nach seinem Inhalte genauer, so können wir nach den gegebenen Andeut[u]ng[e]n vornehml[ich] 2 Klaßen v[on] Kultushandl[u]ng[e]n unters[c]heiden. 3672 1) Solche [,] welche des Menschen Verhältniß z[u] G[o]tt 3673 u[nd] Verhalten zu ihm ausdrücken solle[n], die also das Innere aussprechen, kund geben; das ist vornehml[ich] das Gebet u[nd] d[a]s Opfer. 2) solche H[a]ndl[u]ng[e]n des Cultus, welche als äußere auf das Innere wirken, rel[i]g[iö]s[e] Stimmung hervorrufen, od[er] die Wirk[u]ng[e]n der R[e]l[i]g[io]n dem M[e]nsch[e]ngeiste mittheilen sollen: Das sind die G[o]tt[e]sdienstl[ichen] H[a]ndl[u]ng[e]n, Liturgieen [,] Sakramente 3674 [,] Belehr[u]ng[e]n, Kunst-Wirkungen. Beide Klaßen laßen sich freil[ich] nicht rein ausscheiden [,] sond[ern] gehen vielfach in einander über, wirken nach beiden Bezieh[u]ng[e]n zugleich [,] z.B. d[a]s Gebet in Gemeinsch[a]ft; die Pred[i]gt etc. - 1) Betrachten wir die erste Kl[a]ße d[ie]s[er] Cultush[a]ndl[un]g[en] zunächst. D[ie]se sind vor Allem das Gebet u[nd] die Opfer. A) Das Gebet. Es gibt sicher kein einziges Volk u[nd] keine R[e]l[i]g[io]n, bei dem sich nicht irg[e]nd ein Rufen u[nd] Sprechen zur G[o]tth[ei]t, z[u] d[em] 3675 Göttlichen, fände, wie unvollkommen auch d[ie] R[e]l[i]g[io]n sey[n] mag; 3676 sei es nun aus Furcht od[er] aus Dankbark[ei]t, od[er] um Hülfe u[nd] Beistand od[er] auch blos aus Ehrfurcht u[nd] Verehrung für die 3677 Gottheit. Es ist dieß auch natürl[ich]: Denkt sich der Mensch die G[o]tth[ei]t in irg[e]nd ein[er] Weise thätig in der Welt u[nd] v[on] Einfluß auf d[ie] Natur u[nd] menschl[ichen] Angelegenheiten, so wird er auch ihre Hülfe [,] [173vr/ 174rl] III [.] Th[ei]l §: 28 F[o]rts[e]tz[u]ng. ihrer (sic! ) Gunst zu erwerben suchen [,] u[nd] der erste u[nd] unmittelbarste Ausdruck d[ie]s[e]s Strebens ist das Gebet. 3678 mit, d[a]d[u]rch d[a]ß es s[einen] geist[i]g[en] Besitz an d[a]s Aeußerl[iche] knüpft in Wort u[nd] Zeichen u[nd] ih[n] übergibt.“ 3672 Randbemerkung [173vl] : „Verschiedene Cultush[a]ndl[u]ng[e]n“. 3673 „z[u] G[o]tt“ über der Zeile. 3674 „Sakramente“ über der Zeile. 3675 „d[em]“ über der Zeile. 3676 Randbemerkung [173vl] : „Allgemeinh[ei]t d[e]s Gebetes [-] Warum -“. 3677 „die“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „das“. 3678 Einfügung am Seitenrand [174rr] : „Die Wilden beten auch - aber noch g[a]nz egoistisch - blos um zu erlang[en] - [„ohne Ehrfurcht“ über der Zeile] (ihr Bet[en] g[e]ht in Schimpfen u[nd] Prügeln d[e]s Götzen über) [.] - Bei d[en] orient[alischen] Völk[e]r[n] wird all[en]th[a]lb[en] d[em] Gebote d[ie] höchste Wicht[i]gk[ei]t beigelegt - die Ind[i]s[c]h[e] R[e]l[i]g[ion]slehre enth[ä]lt d[ie] Ansicht [,] d[u]r[c]h Gebot u[nd] Ascese könne v[on] d[en] Büßern die Gotth[ei]t bezwung[en], der Himmel erschüttert werd[en.] - <?page no="446"?> 436 Manche Einwend[u]ng[e]n sind geg[en] d[as] Gebet schon gemacht worden v[on] d[er] Philosophie sowohl als auch namentl[ich] v[on] d[er] Naturwissens[c]h[a]ft (u[nd] selbst v[on] d[er] rationalist[ischen] Theologie). Sie sind hergenommen th[ei]ls von der Natur u[nd] ihren Gesetzen, th[ei]ls v[om] Wesen G[o]tt[e]s selbst. 3679 a) Man sagt [,] die Natur folgt bestimmten, unabänderl[ichen] Gesetzen, die nicht aufgehoben od[er] geändert werden können, ohne allgem[eine] Störung in d[er] Natur hineinzubringen; 3680 wo die natürl[ichen] Beding[u]ng[e]n nicht vorhanden sind, da erfolgt auch die Wirk[u]ng nicht, Regen z.B. u[nd] Sonnenschein erfolgt nach bestimmten Gesetzen, unt[er] bestimmten Beding[u]ng[e]n, die erfüllt sey[n] müßen d[u]rch den Naturverlauf. Auf d[ie]se allein kommt es an. - Allein um Aufheb[u]ng od[er] gewaltsame Aend[e]r[u]ng der Naturgesetze handelt es sich auch gar nicht, sond[ern] nur um Leitung u[nd] Beherrsch[u]ng der Naturgesetze. Die reiche Aernte [,] die man d[u]rch das Gebet erlangen will, soll nicht durch übernatürl[iche] Mittel bewirkt werden, sond[ern] nur das Zusammenwirken günst[i]g[er] Naturverhältniße [,] das geschehen kann ohne Störung der Naturgesetze. Der Gärtner [,] der seine Pflanzen u[nd] Bäume gut pflegt [,] stört die Natur nicht, u[nd] ein anderer [,] der sie nicht gut pflegt [,] stört die Natur eig[e]ntl[ich] auch nicht, sie beherrschen aber die Naturwirk[u]ng[e]n, fördern od[er] hindern sie. So ist es auch im Großen. Ob d[a]s Volk bittet um fruchtbares Jahr od[er] ob es bittet [,] G[o]tt möge die Gesetze u[nd] Kräfte der Natur so günstig wirken laßen, daß d[a]d[u]rch die Früchte gedeihen [,] das ist ganz gleichgültig; die Wolken [,] die den Regen geben [,] u[nd] der Sonnenschein entstehen nicht nach andern Gesetzen als sonst u[nd] wirken auch nicht in anderer Weise. 3681 V[on] ein[er] Störung der Natur ist keine Rede dabei, sond[ern] nur davon [,] daß die Naturwirkungen in Dienst genommen werden. Der Mensch schon kann das, die Naturforscher selbst thun das vielfach u[nd] bezwingen die Natur; u[nd] so werden wir auch G[o]tt selbst d[ie]se Macht nicht absprechen wollen [,] ohne d[a]ß er d[a]d[u]rch die Natur z[u] verpfuschen brauchte. - 3682 [174rl/ 174vr] b) Eine andere Einw[e]nd[u]ng 3683 stützt sich auf das unveränderl[iche] Wesen, den unveränderl[ichen] Willen G[o]tt[e]s selbst. 3684 - Es widerstrebe G[o]tt[e]s Wesen [,] sich jeden Die Muhammed[anischen] Myst[erien] d[e]s Mitt[e]lalters sind all[en]th[a]lb[en] d[e]r Ansicht - d[u]r[c]h d[a]s wahre Gebet werde der M[e]ns[c]h Eins mit Gott - werde G[o]tt selbst [.] - Neuere [„p[a]nth[eistische]“ über der Zeile] Philos[ophen] reden auch noch v[om] Gebete [.] Ihnen ist d[a]s Gebet der reinste Selbstgenuß des M[e]ns[c]h[en] im Bew[u]ßts[eyn] seiner Göttl[i]chk[ei]t [.] - D[a]s Chr[i]st[en]th[um] nu[n] hat sicher die reinste, edelste Vorst[e]ll[un]g v[om] Gebete - beide Extreme vermeid[en]d. Blos egoist[isches] Erl[a]ng[en] v[on] G[o]tt - u[nd] myst[isches] Hineinschwindeln in d[ie] G[o]tth[ei]t selbst - ja selbst d[e]r Selbst-Genuß des Gebetes [„(Freude etc.)“ unter der Zeile] wird v[om] Chr[i]st[en]th[um] nicht gesch...ert (? )“. 3679 Randbemerkung [174rr] : „Einw[e]nd[un]g[en] g[e]g[en] d[as] Gebet.“ 3680 Randbemerkung [174rr] : „Unveränderl[i]chk[ei]t der Natur“. 3681 Randbemerkung [174rr] : „Gott wird wohl auch so viel vermög[en] s[einer] W[ei]se wie ei[n] experimentir[en]der Physiker od[er] Chemiker -“. 3682 Einfügung am Seitenrand [174rr] : „D[a]ß aber ein [„ein“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „kein“] dur[c]haus [„dur(c)haus“ über der Zeile] nothw[en]d[i]g[e]r Naturverlauf statt findet [,] läßt si[c]h nicht behaupt[en] - denn die letzt[en] Gründ[e] z.B. eines Wett[e]rwechsels kann d[ie] Naturwiß[en]sch[a]ft ni[c]ht einmal find[en]“. 3683 In der Zeile folgendes „ist“ gestrichen. <?page no="447"?> 437 Augenblick umstimmen zu laßen, bald dieß [,] bald jenes zu beschließen u[nd] sich immerfort zu richten nach den veränderl[ichen] Wünschen u[nd] Strebungen der Menschen. Sein Weltplan stehe vielmehr fest u[nd] könne nicht v[on] jedem Einfall der M[e]nsch[e]n abhäng[i]g seyn u[nd] d[u]rch ihr Bitten geändert werden. (Auch stehe es ohnehin G[o]tt[e]s Güte u[nd] Gerecht[i]gk[ei]t an, das Gute, Ersprießliche dem M[e]ns[c]h[e]n auch so zu gewähr[en,] ohne daß er lang darum zu bitten u[nd] z[u] betteln braucht - 3685 nicht Gutes, S[c]hädliches aber dürfe 3686 G[o]tt jed[e]nf[a]lls nicht gewähren trotz der Bitten. - Wozu also das Gebet? 3687 Vor Allem müßen wir uns hier geg[en] d[ie] Unveränderlichk[ei]t G[o]tt[e]s erklären, wie sie hier vorausgesetzt ist. Man erschwindelt sich häufig eine Absolutheit u[nd] Unveränderl[i]chk[ei]t G[o]tt[e]s, die eig[e]ntl[ich] Nichts ist als eine völlige Erstarrung; der Stein wäre da das beste Ebenbild G[o]tt[e]s [,] weil er am wenigst[en] veränderlich. Eine solche Regungsu[nd] Bewegungslosigk[ei]t ist aber keine Vollkommenh[ei]t G[o]tt[e]s, sond[ern] wäre vielmehr Ohnmacht, Bes[c]hränktheit. Willensthät[i]gk[ei]t aber ist keine Veränd[e]r[u]ng des Wesens - schon bei dem M[e]nsch[e]n nicht, um so weniger bei G[o]tt. 3688 Der ew[i]ge 3689 Plan der Welt wird d[u]rch Bittgewährung ebenfalls nicht gestört. In d[ie]s[e]m Weltplan ist auch selbst uranfängl[ich] dieß schon enthalten, d[a]ß freie Wesen in der Schöpf[u]ng seyn u[nd] wirken sollen. D[u]rch freie H[a]ndl[u]ng[en] der M[e]nsch[e]n wird also der Weltplan nicht gestört [,] 3690 denn sie sind ihm Nichts Fremdes [,] sond[ern] in ihm schon enthalten, gehören zu ihm, sind in ihm selbst intendirt. 3691 Freie H[a]ndl[u]ng[e]n der M[e]nsch[e]n machen aber auch freie H[a]ndl[u]ng[e]n v[on] Seite G[o]tt[e]s möglich u[nd] zuläßig, ohne daß darum der Plan der Weltentwickl[u]ng geändert würde; im G[e]g[e]nth[ei]l [,] d[ie]se freien H[a]ndl[u]ng[e]n G[o]tt[e]s können sogar dazu dienen, d[a]ß der g[ö]ttl[iche] Weltplan nicht geändert werde, können ihn vor Veränderung bewahren, statt ihn zu ändern. Die Welt ist v[on] Anfang an so angelegt, d[a]ß der Plan derselb[en] realisirt wird durch freies Zusammenwirk[en] v[on] Seite G[o]tt[e]s u[nd] der Menschen; gemeinschaftl[ich] also [174vr/ 175rl] realisiren sie den Weltplan. Wenn nun der freie Mensch d[u]rch irg[e]nd eine freie H[a]ndl[u]ng od[er] d[u]rch irg[e]nd ein Naturereigniß in unglückl[iche] Lage gerathen ist, u[nd] nun zu s[einem] Schöpfer u[nd] Herrn ruft u[nd] d[ie]s[e]r ihm Hülfe gewährt, so ist der ew[i]ge, nothw[e]nd[i]ge Weltplan G[o]tt[e]s nicht gestört od[er] geändert, sond[ern] es ist nur 3684 Randbemerkung [174vl] : „2) Unveränderl[i]chk[ei]t G[o]tt[e]s“. 3685 In der Zeile folgendes „bei“ gestrichen. 3686 „dürfe“ über der Zeile ersetzt unleserliches gestrichenes Wort in der Zeile. 3687 Schließende Klammer fehlt. Randbemerkung [174vl] : „NB [: ] All[e]rdi[n]gs au[c]h Befestig[un]g ... (? ) Spekul[a]t[ionen] kann d[e]s ... sey[n] - ... (? ) B[e]i Wild[en] z[e]igt sichs i[m] Prügel[n,] b[e]i Geb[i]ld[e]t[en] ... (? ) d[a]ß sie [n]ur bet[en,] wenn sie etwas br[a]u[c]h[en,] d[as] sie woll[en] -“. Darunter [174vl] : „Will[en]sthät[i]gk[ei]t keine Veränd[e]rl[i]chk[ei]t“. 3688 Einfügung am Seitenrand [174vl] : „wenn er auf die S[c]höpf[u]ng ändernd u[nd] leitend einwirkt.“ 3689 „ew[i]ge“ über der Zeile. 3690 In der Zeile folgendes „sond[ern]“ gestrichen. 3691 Randbemerkung [174vl] : „In d[em] Weltplan freie H[a]ndl[un]g[en] schon aufgenomm[en] -“. <?page no="448"?> 438 eine Möglichkeit verwirklicht, die mit in den allgem[einen] Weltplan aufgenommen war. Und auch die Vollkomm[en]h[ei]t G[o]tt[e]s (u[nd] s[einer] Willensfestigk[ei]t) thut das so wenig Eintrag, daß gerade hierin die Vollkommenh[ei]t G[o]tt[e]s immerfort die Unvollkommenh[ei]t der M[e]nsch[e]n eingefügt u[nd] ihr zu Hülfe kommt, so daß sich gerade hier d[ie] Vollkommenh[ei]t G[o]tt[e]s manifestirt. c) Eine and[ere] Einw[e]nd[un]g lautet so: Das Gebet ist wenigstens unnöthig, denn vermöge seiner Allwiss[e]nheit weiß G[o]tt schon z[um] Voraus, was uns Noth thut, u[nd] nützlich ist, ehe wir ihn darum bitten [,] u[nd] vermöge seiner Güte u[nd] Gerecht[i]gk[ei]t u[nd] Weish[ei]t, will er uns auch sicherl[ich] das geben, was zu uns[erem] Heile dienen mag, ohne daß wir ihn lange darum bitten u[nd] zu bettel[n] brauchen. 3692 - Etwas Wahres ist an d[ie]s[er] Einw[e]nd[un]g; dieß näml[ich,] daß G[o]tt allerdings schon weiß [,] was wir bedürfen, was uns frommt, beßer als wir selbst, ohne daß wir es ihm erst zu sagen brauchen, ihn davon benachrichtigen. - So ist aber auch das Gebet nicht gemeint. Nicht um G[o]tt[e]s willen, als ob es bei ihm nöthig wäre Güte, Barmherz[i]gk[ei]t etc. hervorzurufen [,] sond[ern] um des Menschen selbst willen ist es nöthig; 3693 es ist der fortwährende Ausdruck des freien Willens in Bezug auf sich selbst, in Bezug auf sein eignes 3694 Heil u[nd] seine Bestimmung 3695 , 2) 3696 es ist der unmittelbare Ausdruck des Verh[ä]ltn[i]ßes d[e]s M[e]nsch[e]n zu G[o]tt, die fortwährende Anerkennung seiner Abhäng[i]gk[ei]t v[on] G[o]tt u[nd] 3697 der Ausdruck seiner Hingabe an ihn; am Gebet wird sich der Mensch seines eigne[n] Verh[ä]ltnißes zu G[o]tt immerfort bewußt u[nd] der inner[n] Stimmung [,] in der er sich befindet in Bezug auf seine Aufgabe des Lebens. 3) 3698 Das Gebet erreicht darum s[einen] höhern Zweck [,] ob es in Betreff seiner Objecte erhört wird od[er] nicht, da dieß nur sekundärer Natur ist; der höhere Zweck des Gebetes ist vielmehr den M[e]nsch[e]n v[on] d[em] blos ird[i]s[c]h[en] Treiben loszureißen u[nd] ihn in Zusammenhang zu setzen mit der [175rl/ 175vr] unsichtbaren höhern Welt u[nd] vor Allem mit Gott. Im Gebet vorzügl[ich] manifestirt sich die höhere Natur des Menschen, das Hinausstreben üb[er] d[ie]s[e]s materielle, umschränkte Daseyn. 3699 Wie die lebend[en] Organismen der Erde, Thiere u[nd] Pflanzen allenthalben zum ird[i]s[c]h[en] Lichte, zur Sonne sich wenden, so wendet sich der M[e]nsch[e]ng[ei]st im Gebete zu G[o]tt. Die Blume z.B., in’s Dunkle gestellt, strebt dem Lichte zu, 3692 Randbemerkung [175rr] : „3) D[a]s Gebet unnöth[i]g um d[er] Allwiss[en]h[ei]t u[nd] Güte G[o]tt[e]s will[en] -“. 3693 Randbemerkung [175rr] : „1)“. - Dazu die Randbemerkung [175rr] : „ad 1) [„ad 1)“ über der Zeile] Und u[m] d[e]r Fr[ei]h[ei]t d[e]s M[e]ns[c]h[en] Willen [.] - Er soll au[c]h red[en] u[nd] bestimm[en] dürf[en] über sein Loos [.] G[o]tt selbst will nicht absolut üb[er] d[ie] M[en]sch[en] verfüg[en,] s[on]d[ern] gewährt ihm ei[ne] Stimme -“. 3694 „das“ über der Zeile mit damit verbundener nochmaliger Korrektur von „eignes“ zu „eigne“. 3695 „des Menschen“ über der Zeile. 3696 „2)“ im Nachhinein unter der Zeile eingefügt; „2)“ zusätzlich am Seitenrand [175rr] . 3697 „seiner“ in der Zeile gestrichen. 3698 „3)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt; „3)“ zusätzlich am Seitenrand [175rr] . 3699 Randbemerkung [175vl] : „I[m] Gebet [„I[m] Gebet“ über der Zeile] Manifestirt sich die höhere gottzustr[e]b[en]d[e] Natur d[es] M[e]nsche[n] -“. <?page no="449"?> 439 neigt sich zur Sonne hin. 3700 So [,] kann man sagen [,] strebt der M[e]nsch[e]ngeist aus der Umnachtung des Irdis[c]hen der großen Sonne der G[ei]st[e]r, G[o]tt selber zu, u[nd] d[ie]s[e]r Zug u[nd] Drang z[ur] G[ei]st[e]ssonne äußert sich im Gebete, gibt sich kund in der Erheb[u]ng des Gemüthes zu Gott. Das ist wenigstens die höhere Bedeut[u]ng des Gebetes, die zwar nicht immer offen da liegt, nicht immer ausdrückl[ich] sich kund gibt, die aber doch mehr od[er] weniger 3701 vorhanden ist u[nd] dem Daseyn ein[en] höhern Schwung verleiht. - Abgesehen d[a]h[er] v[on] allen Gaben u[nd] Gütern, die das nächste Object des Gebetes sind, hat also dasselbe auch noch eine höhere Bedeut[u]ng für d[a]s höhere Leben der Seele. 3702 Wir sehen schon bei d[er] gewöhnl[ichen] Erziehung, daß gar Vieles gelernt u[nd] geübt wird, was man 3703 im Leben nicht unmittelbar braucht, das aber zur Uebung u[nd] Bild[un]g d[e]s G[ei]st[e]s dient u[nd] selbst verhüthet [,] daß nicht die früheste Jugend durch fortwährende Rücksicht auf den mitt[e]lb[aren] 3704 Nutzen d[e]s zu Erlernenden, ein[en] philisterhaften, prosais[c]h[en] Sinn sich anbilde. 3705 Auch die höhere Wiss[e]nsch[a]ft nimmt eine Bedeut[un]g für sich selbst in Anspruch, abgesehen v[on] dem pract[i]s[c]h[en] Nutze[n,] den sie bringt; ein[en] Zweck (u[nd] eine Würde), den sie in sich selber trage. Das Nämliche gilt auch v[om] Gebete [,] u[nd] zwar in höherm Grade. Das Gebet dient [,] abgesehen v[on] den Gütern u[nd] Gaben [,] am meisten zur Erheb[u]ng u[nd] Veredl[u]ng des G[ei]st[e]s der M[e]nsch[e]n 3706 [,] erhebt sie, wenn sie auch sonst keine höhere geist[i]g[e] Beschäft[i]g[un]g unternehm[en] können, im Drang des ird[i]s[c]h[en] Treibens u[nd] der tagtägl[ichen] Geschäfte, doch einigermaßen u[nd] für Augenblicke üb[er] all’ dieß Treiben u[nd] gibt ihr[em] Leben eine höhere Weihe, hat also ein[en] hohen Zweck in sich selber. 2) 3707 Was nun die äuß[ere] Form u[nd] Faßung des Gebetes betrifft, so läßt sich 3708 keine 3709 natürl[iche] 3710 als nothw[e]nd[i]ge u[nd] schlechterdings geltende 3711 construir[en.] 3712 [175vr/ 176rl] 3700 Einfügung am Seitenrand [175vl] : „wo das nicht mehr möglich ist, da verbleicht sie, verkümmert u[nd] stirbt ab.“ 3701 „immer“ in der Zeile gestrichen. 3702 Randbemerkung [175vl] : „Das Gebet ist nicht blos Mittel - sond[ern] auch Zweck - hat an sich selbst schon s[einen] Werth. (wie die Kunst u[nd] noch mehr als diese).“ 3703 „man“ über der Zeile. 3704 „mitt[e]lb[aren]“ über der Zeile. 3705 Randbemerkung [175vl] : „Das Gebet ist Bild[un]gs[-] u[nd] Veredl[u]ngs[-], Erhebungsmittel für d[ie] M[e]ns[c]h[en].“ 3706 In der Zeile folgendes „bei“ gestrichen. 3707 Korrespondierendes „1)“ ist unauffindbar. 3708 In der Zeile folgendes „d[ie]se“ gestrichen. 3709 „keine“ über der Zeile. 3710 In der Zeile folgendes „nicht“ gestrichen. 3711 Unleserliche Buchstaben über der Zeile. 3712 Randbemerkung [175vl] : „Aeuß[ere] Form d[e]s Gebets -“. <?page no="450"?> 440 III. Th[ei]l 3713 §: 28 F[o]rts[e]tz[u]ng. Bei all’ d[ie]s[e]m kommt viel auf d[ie] sonst[i]g[en] Eigenthüml[i]chk[ei]t[en] des Volkes u[nd] des Einzelnen an [,] u[nd] unbillig ist es [,] stets zu fordern [,] daß Jeder gerade die näml[iche] Form u[nd] Weise dabei beobachte. Das Naturgemäße u[nd] Entsprechendste wäre freil[ich,] wenn sich die innere Stimmung selbst immer unmittelbar den Ausdruck schaffen könnte; allein bei der Ungeübth[ei]t der übergroßen Mehrzahl der Menschen hierin, ist es gut [,] wenn bestimmte, paßende, d[u]rch Alter u[nd] allgemeine Geltung schon an sich in 3714 ehrwürd[i]ge Formen für eine R[e]l[i]g[io]nsgemeinsch[a]ft bestehen. - Man hat geg[en] 3715 Unbeholfenh[ei]t u[nd] 3716 Zerstreuung allerlei Mittel 3717 angewendet u[nd] allerlei Zeichen angenommen [,] an die sich die innere Stimmung festhalten od[er] hervorgerufen w[e]rden könnte. Als solche kann man die verschiedenen äußerl[ichen] Hülfsmittel dabei ansehen [,] z.B. Rosenkränze u[nd] d[er]gl[eichen,] die aber nicht etwa etwas Eigenthümliches des Chr[i]st[e]nth[ums] sind [,] sond[ern] auch in and[eren] R[e]l[i]g[io]nsgenoßensch[a]ft[e]n sich finden [,] z.B. bei den Muhamedanern, bei den Indiern 3718 , besond[ers] bei den Buddhaisten. - An sich ist das ein unschuld[i]g[e]s Mittel [,] u[nd] man kann die Leute damit gewähren laßen, wenn es beiträgt die innerl[iche] Gebets[-]Stimmung 3719 zu fördern u[nd] also der Erheb[u]ng u[nd] Erbauung dient; es sind ja oft geringe Mittel [,] die Wichtiges leisten, u[nd] wer in Todesgefahr ist, etwa in den Strom gestürzt, der rettet sich oft an unbedeutenden Wurzeln od[er] Gesträuchen [,] die er am Gestade ergreift. 3720 - Zelotis[m]us für u[nd] geg[en] solche Dinge ist lächerlich. 3721 B) Die Opfer. Mit nicht minderer Allgemeinheit als das Gebet finden wir auch die Opfer in den R[e]l[i]g[io]nen. 3722 V[on] den phantastisch[s]ten Gestaltungen (Indien) 3723 der R[e]l[i]- 3713 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 74“ am oberen Seitenrand [176rr] ; „74“ bezeichnet den Bogen. 3714 „schon an sich in“ über der Zeile. 3715 „geg[en]“ über der Zeile; „der“ in der Zeile gestrichen. 3716 „u[nd]“ über der Zeile; „der“ in der Zeile gestrichen. 3717 Randbemerkung [176rr] : „Mittel geg[en] Unbeholfenh[ei]t u[nd] Zerstreuung.“ 3718 Randbemerkung [176rr] : „Litanei[en] bei d[en] Indern“. 3719 „Gebets[-]“ über der Zeile. 3720 Einfügung am Seitenrand [176rr] : „So su[c]ht man si[c]h hier aus d[em] gewöh[n]l[ichen] Leb[en]sstrome loszureiß[en] u[nd] innerl[ich] zu sammel[n] d[u]r[c]h d[ie]se geri[n]gfüg[i]g[en] Mittel“. 3721 Einfügung am Seitenrand [176rr] : „3) [„3)“ über der Zeile] V[on] d[er] innern Qualität des Gebetes; V[on] d[er] Andacht; Stufen ders[e]lb[e]n; d[ie] myst[i]s[c]he Erhebung u[nd] Einig[u]ng mit G[o]tt; - Gebet hier Ausdruck des myst[ischen] Glaubens. -“ Weitere Einfügung am Seitenrand [176rr] : „Länge u[nd] Kürze des Gebetes. - Merkwürd[i]g[e]r Ausspr[uc]h Chr[isti: ] Wenn ihr betet, so betet nicht mehr Worte etc. - Es kommt auch auf Stand u[nd] Alter an. Bestimmte Gebetszeich[en] [„u[nd] Vorschr[i]ft[en] üb[er] Stellu[n]g“ über der Zeile] - Strenge b[ei] d[en] Muhammedaner[n] Lebensberuf - d[a]s Beten. - Wie ein [„äußerl[iches]“ über der Zeile] Handwerk [unleserliches Wort über der Zeile] soll es nicht betrieb[en] w[e]rd[en.] - Als innere Fortbild[un]g der Seele ab[e]r wohl [.] - B[e]i Muham[medanern] tägl[ich] 5 mal“. 3722 Randbemerkung [176rr] : „Allgemeinh[ei]t d[e]s [„d[e]s“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches <?page no="451"?> 441 g[io]n bis zur trockendsten Form ders[e]lb[e]n (in China) finden wir sie, sie werden also wohl aus ein[em] allgemein[en] Drang der Menschenseele hervorgehen u[nd] ein[em] allgem[einen] Bedürfniß entsprechen. Die Opfer 3724 bestehen näml[ich] in Darbring[u]ng[e]n v[on] bestimmten Gaben an die Gotth[ei]t, seyen das nun Feld-Früchte od[er] Thiere od[er] auch höh[ere] Güter 3725 mehr geist[i]g[er] Natur, od[er] wenigstens solche [,] die dem M[e]ns[c]h[e]n selbst angehören od[er] v[on] ihm ausgehen. [176rl/ 176vr] Wie der Mensch, das g[a]nze 3726 Menschengeschlecht dazu kam [,] der G[o]tth[ei]t Gaben darzubringen [,] ist historisch nicht zu ermitteln, 3727 denn wo wir ein Volk auftreten sehen [,] findet sich d[ie]s[er] Gr[u]ndzug der R[e]l[i]g[io]n schon vor; u[nd] selbst die Wilden in ihr[en] Wäldern darben lieber u[nd] thun sich allen möglichen Abbruch lieber [,] als daß sie sich an dem vergreifen, was den Göttern als Opfer bestimmt ist. Das Beste, in ihren Augen Kostbarste wird stets dazu ausgesucht u[nd] dargebracht, um die Gunst u[nd] Beistand 3728 der Götter zu gewinnen od[er] sie zu versöhnen wegen 3729 begangener Verbrechen od[er] auch [,] um sie üb[e]rh[au]pt zu ehren u[nd] zu erfreuen. Man könnte zwar hier gleich eine Erklär[u]ng bei der Hand haben u[nd] sagen: 3730 Ja [,] die M[e]nsch[e]n tragen eben auch hier ihre Ansichten u[nd] Neigungen auch auf die Götter über, u[nd] danken [,] weil sie sich d[u]rch Ges[c]henke gewinn[en] laßen zur Hülfe f[ür] Andere, weil sie sich in ihrem Zorne besänftigen laßen d[u]rch Gaben u[nd] weil sie sich daran erfreuen - so tragen sie dieß auch auf ihre Götter über u[nd] thun ihnen gegenüber ein Gleiches. Sicher ist an d[ie]s[e]r Erklär[u]ng wenigstens Einiges richtig. - Daß sie aber nicht genügt, zeigt sich schon darin, daß auch Solches den Göttern als Opfer, als Sühne gebracht wird, was keinen solchen Vortheil bringt [,] z.B. Kasteiungen, Entsagung v[on] Genüß[en,] Fasten u[nd] d[er]gl[eichen]. 3731 Nicht der Genuß auf Seite der Götter kann also das allein Bestimmende seyn hiebei [,] sond[ern] vor Allem auch die Objectivirung, die Bethätigung innerer Gesinnung. Der Opfernde legt sein eignes Seyn u[nd] Wollen od[er] Empfinden in d[ie]s[e]n äußern Ausdruck, um es der G[o]tth[ei]t hinzugeb[en], zu unterbreiten; - das ganze Wesen der R[e]l[i]g[io]n findet also gerade im Opfer seinen thatsächlichst[en,] 3732 angemeßendsten Ausdruck; der Mensch macht sich G[o]tt gegenüb[er] abhäng[i]g u[nd] bedingt, d[a]h[e]r drückt er dieß aus d[u]rch Darbring[un]g deßen [,] was ih[m] am meist[en] gilt [,] u[nd] je lebend[i]g[e]r d[ie]s[e]s Gefühl in ihm ist, desto subjectiver wird d[ie]s[e]r äußere Ausdruck, bis dahin [,] wo er sich selber hingibt d[u]rch Kasteiung[en], „der“] Opf[e]rs -“. 3723 „(Indien)“ über der Zeile. 3724 Randbemerkung [176rr] : „Geg[e]nst[a]nd“. 3725 „u[nd] Gaben“ in der Zeile gestrichen. 3726 „g[a]nze“ über der Zeile. 3727 Randbemerkung [176vl] : „Ursp[run]g d[es] Opf[e]rs -“. 3728 „u[nd] Beistand“ über der Zeile. 3729 „wegen“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „für“. 3730 Randbemerkung [176vl] : „Falsche Erklä[run]g d[e]s Urspr[un]gs d[er] Opfer“. 3731 Randbemerkung [176vl] : „Richt[i]g[e] Erklär[u]ng. -“ 3732 „äußern“ in der Zeile gestrichen. <?page no="452"?> 442 Martern u.s.w. - Die 3733 Ge- [176vr/ 177rl] sichtspunkte [,] unt[er] welch[e]n die Opfer bei den Völkern gestellt werden [,] sind üb[ri]g[e]ns verschieden, bei d[em] einen der besonders hervorgehoben, bei dem ander[n] ein anderer. Allenth[a]lb[e]n sind sie ein Zeichen der Unterwerf[u]ng, der Hingabe, der Liebe od[er] d[er] Furcht, zur Sühnung, zum Danke, zur Verehrung. 3734 Ich rechne zu d[ie]s[en] Opfern, wie schon erwähnt [,] auch d[ie] besond[ern] Entsag[u]ng[e]n, Kasteiungen, Fasten od[er] andres hervorragendes 3735 Thun v[on] rel[i]g[iö]s[em] Charakter [,] Wahlfahrten z.B. u[nd] d[er]gl[eichen]. Das Alles findet sich nicht allein im Chr[i]st[e]nth[um,] sond[ern] all[en]th[a]lb[en] in d[en] R[e]l[i]g[io]nen mehr od[er] minder; u[nd] zwar je nach der sonst[i]g[en] Eigenthüml[i]chk[ei]t des Volkes u[nd] Landes in auffallender Weise; namentl[ich] bei den Indiern u[nd] Buddhaisten. Die Indischen Jogi od[er] Büßer leisten hierin das Außerordentlichste, viel mehr als ch[ri]stl[iche] Büßer je geleistet. - 3736 Das Chr[i]st[e]nth[um] hat wie allenth[a]lb[e]n, so auch hier Maaß u[nd] Geist in d[ie]s[e]s natürl[iche] Streben des M[e]nsch[e]n, verübtes Unrecht u[nd] Sünde zu büßen, gebracht. Ich sage in d[ie]s[es] natürl[iche] Streben; denn es ist ein natürl[icher] Drang im M[e]nsch[e]n dazu [,] u[nd] wir sehen [,] d[a]ß zu solch[en] Büßungen auch in der Regel nur die greifen [,] welche zuvor nach and[rer] Richt[u]ng, excentrisch, ausschweifend waren; bei erwachendem Gewißen u[nd] beginnender Reue 3737 greift nun d[e]r M[e]nsch in s[einer] innern Angst nach Allem, was ihm nur einigermaß[en] Beruhigung gewähren 3733 „be“ in der Zeile gestrichen. 3734 Randbemerkung [177rr] : „Blutige Opfer [,] besond[ers] zur Sicherung v[on] Schuld - Ausgießung des M[e]nschenopfers [,] Blutes [,] Bedeut[un]g hievon Darbring[en] des ganz[en] M[e]nsch[en,] Dasey[n]s, des Irdis[c]h[en] od[er] Mens[c]h-Sey[n]s, denn in dem Blute ist der ganze leibl[iche] M[en]sch enth[a]lt[en] - in der Blutbild[un]g gibt si[c]h d[e]r M[en]sch sei[n] ird[i]sch[es] Sey[n] u[nd] Fortbesteh[en]. - Opfer freiwill[i]g; E[n]ts[a]g[un]g - Berecht[i]g[un]g - Bedeut[un]g - Werth - (Yogi)“. 3735 „rel[i]g[iö]s[es]“ in der Zeile gestrichen. 3736 Einfügung am Seitenrand [177rr] : „D[ie] Büßungen bestehen: in: Rastlos[e]r Wiederholung h[ei]l[iger] Sprüche, nament[lich] des Wortes Oum, Anhalten des Athems, Richtung des Blickes auf Einen Punkt bis z[ur] Erblind[un]g; Zähmung u[nd] Lähmung der Glieder bis z[ur] Unbeweglichk[ei]t u[nd] gänzl[ichen] Erstarrung. Der Yogi sitzt oft im Sommer zw[i]sch[en] 5 Feuer[n,] d.h. zw[i]sch[en] 4 u[nd] oben die glühende Sonne; liegt im Winter in kaltem Waßer, steht unbewegl[ich] auf den Zehenspitz[en,] bedeckt den ganzen Körper mit Ameisenhaufen, sieht Jahre lang in die Sonne, läßt sich an einem d[u]rch den Rücken getriebenen eisernen Hacken in d[ie] Luft schwingen, schließt beide Hände unbewegl[ich] so, daß die Nägel d[u]rch die Hände hind[u]rch wachsen; eine Hauptübung ist, sich auf die Fersen setzen u[nd] die Pforten des Körpers verschließen, näml[ich] die Ohren d[u]rch die Daumen, die Augen d[u]rch die Zeigefinger, die Nase d[u]rch die mittleren, die Lippen d[u]rch die vier and[ern] Finger. D[ie]s[e]m entsprechend müßen dann auch die Thät[i]gk[ei]t[e]n der Seele ertödtet werden - damit es ganz ruhig wird im M[e]nsch[e]n. In gleich[er] Weise wird das Wahlfahrten ing... (? ) getrieben; Schaaren v[on] vielen Tausenden wandern ganze Länder d[u]rch zu irg[e]nd ein[em] h[ei]l[igen] Bilde od[er] Tempel [,] erliegen auf dem Wege, sterben Hungers; od[er] laß[en] sich v[on] den Rädern d[e]s groß[en] Wagens [,] auf dem d[a]s Götzenbild steht [,] zermalmen.“ 3737 „Reue“ korrigiert durch Überschreibung ursprüngliches „Reuhe“. <?page no="453"?> 443 [kann] , was ein äußerl[ich] fühlbares Gegengewicht bildet geg[en] 3738 d[ie] Last früherer Vergeh[u]ngen [.] 3739 Das Ch[ri]st[e]nth[um] hat d[ie]s[e]m Zuge des M[e]nsch[e]n eine Veredl[u]ng u[nd] ein Ziel gegeben [,] vorzügl[ich] d[u]rch die sog[enannten] Evangel[ischen] Räthe, 3740 deren Befolg[u]ng [,] wie bekannt [,] in freiwill[i]g[e]r Uebernahme gewißer Entsag[u]ng[e]n besteht. Man kann d[a]g[e]g[e]n Nichts mit Grund einwenden, wenn dieß in d[er] That freiwillig geschieht mit bestimmt[em] Bewußtseyn u[nd] Ueberleg[u]ng u[nd] vor Allem in d[e]r rechten Absicht. Gewiß kann uns der Mensch nur achtenswerth seyn, der so viel Ernst, Willens-Kraft u[nd] Hingabe an G[o]tt 3741 u[nd] an d[ie] M[e]nsch[e]n besitzt 3742 , daß er sich das versagen kann, wornach sonst d[a]s allgemeine Streben der Welt geht, wenn er daru[m] arm, ehrlos zu leben beschließt [,] nicht etwa aus [177rl/ 177vr] Bequemlichk[ei]t od[er] Eitelkeit u[nd] Trägh[ei]t, sond[ern] aus höh[ern] Zwecken [,] die er in s[einem] ird[i]s[c]h[en] Daseyn zu erreiche[n] strebt. - Aber [,] wie gesagt, d[ie]se Entsag[u]ng[en] müßen durchaus im freien Willen wurzeln, u[nd] daraus entsprieß[en,] wenn sie Werth haben, u[nd] Tugenden seyn sollen. 3743 - Wo sie nicht mehr im frei[en] Willen wurzeln [,] da erlischt ihr Werth. Wie die Blumen welken, wenn sie aus 3744 dem belebenden Boden gerißen werden, so welken d[ie]se Tugend[en,] sobald sie nicht mehr frei gewollt, sobald der Willens-Act [,] der sie urspr[ü]ngl[ich] gepflanzt hat, zurückgenomm[en] wird. Zwar ist es gewöhnlich, daß dann das Gesetz sie schon umfangen, in s[einen] Zwang genommen hat u[nd] aufrecht erhält; allein Werth erhält dadurch eine solche Tugend u[nd] Opfergabe nicht. Wie die Blume nicht mehr blüht, sond[ern] gleichwohl welkt [,] wenn sie auch am Stab od[er] Zaun festgebunden u[nd] so 3745 aufrecht erhalten wird, so ist es auch mit solch[er] Tugend, sie hat kein[en] innerl[ichen] Werth mehr [,] auch wenn sie am Stab od[er] Pfahl des Gesetzes u[nd] Zwanges aufrecht erhalten wird. - Aeußerl[ichen] Werth können allerdings auch solche erzwungene freiwillige 3738 „sei“ in der Zeile gestrichen. 3739 Einfügung am Seitenrand [177rr] : „Daß dabei ungeheuer viel Mißbrauch, Aberglauben, Ueberschätzung u[nd] d[er]gl[eichen] mit unterläuft, läßt sich denk[en,] wenn man d[ie] M[e]nsch[e]n nur einigermaßen kennt, die Aufklärung führt gerade d[a]g[e]g[e]n ein[en] immerwährend[en] Krieg, begeht aber dabei auch d[ie] große Thorh[ei]t, die M[e]ns[c]h[e]n so z[u] sag[en] zwingen zu wollen, so flach u[nd] farblos u[nd] schwächl[ich] zu sey[n] wie sie selbst; während kräft[i]ge leb[en]d[i]ge Natur[en] sich weder i[m] Bös[en] noch im Gut[en] in die Aufklär[un]gsunifor[m] zwingen laß[en]. -“ 3740 „durch“ in der Zeile gestrichen. 3741 „besitzt“ in der Zeile gestrichen. 3742 „besitzt“ über der Zeile. 3743 Einfügung am Seitenrand [177vl] : „Eine früh[ere] Zeit hat es fr[e]il[ich] hieri[n] sehr verseh[en], da Ki[n]der s[c]ho[n] in d[er] Wiege od[er] vor ihr[er] Geburt z[um] geistl[ichen] St[a]nde, z[um] Kloster bestimmt wurd[en] - [„u[nd]“ über der Zeile] [n]i[c]ht immer aus d[en] reinst[en] Absi[c]ht[en]. Da wird widerrechtl[ich] d[em] M[en]sch[en] das heil[i]gste Recht d[e]r Selbstb[e]stim[mun]g genomm[en] u[nd] sei[n] Entsag[un]gsr[e]iches Leb[en] - weil [n]i[c]ht frei gewollt u[nd] gewählt [,] hat k[e]i[nen] [„hoh[en]“ über der Zeile] Werth - u[nd] bietet unnöth[i]g[e]r Weise d[ie] größt[en] Gefahr[en.] - (Bei d[en] Buddh[isten] findet sich Aehnl[iches]. Jeder 5. e Knabe einer Familie wird z[um] Pr[ie]st[e]r b[e]sti[mm]t, die au[c]h klösterl[ich] ar[m] u[nd] unverheirathet leb[en] müß[en.])“ 3744 „v[on]“ über der Zeile. 3745 „so“ über der Zeile. <?page no="454"?> 444 Entsag[un]g[en] noch haben, sie können noch dienen zu irg[e]nd einem äußerl[ichen] Schmuck (od[er] Nutzen) der Kirche, wie die künstl[ichen], leblos[en] Blumen wohl 3746 z[um] Schmuck dienen, an sich aber Nichts sind. Sie können auch irg[e]nd eine[n] äußerl[ichen] Nutzen bringen für d[ie] Gemeinsch[a]ft; wie das Gras an der Sonne getrocknet sich länger erhält u[nd] in ein[er] ordentl[ichen] Oekonomie vielfach v[on] Nutzen ist, so 3747 werden auch solche freiwill[i]g[e]n Tugend[en] getrocknet d[u]rch die Dürre des Gesetzes [,] sich dad[u]rch allerdings (länger) erhalt[en] u[nd] zu mancherlei Gebrauch u[nd] Nutzen verwendet werden können. Innerl[ichen] Werth aber haben sie nicht, sobald sie [,] wie gesagt, nicht mehr im freien Will[en] wurzeln [,] sond[ern] nur d[u]rch äußerl[ichen] Zwang erhalt[en] werd[en], sie hab[en] d[en] Geist dann ausgehaucht, sind todt, (Mumie[n]). 3748 So viel hierüber. Nun gehen wir über zu der 2. Klaße der Cultushandl[u]ng[en], zu denen näml[ich,] die nicht [177vr/ 178rl] III [.] Th[ei]l 3749 §: 28 F[o]rts[e]tz[u]ng. so sehr unmittelbar Ausdruck einer innern Stimmung sind, sond[ern] vielmehr dazu angeordnet sind, die innere Stimmung hervorzurufen. 3750 2) 3751 Dahin gehört nun vor Allem der äußerl[iche] G[o]tt[e]sdienst [,] die Liturgie mit ihren Formen u[nd] Ceremoni[en] üb[e]rh[au]pt. Er ist zur Verehr[u]ng u[nd] Verherrlich[u]ng G[o]tt[e]s u[nd] soll dann d[ur]ch die äußerl[ichen] Erscheinung u[nd] s[eine] Form[en] eine Ahnung erwecken v[on] der Größe, Herrl[i]chk[ei]t u[nd] Heiligk[ei]t G[o]tt[e]s; soll das höhere Reich des Geistes am Sinnlichen, Sichtbaren darstellen, symbolisire[n,] aus dem gewöhnl[ichen] trivialen Gang des Lebens u[nd] der tagtägl[ichen] Bes[c]häftig[u]ng den M[e]nsch[e]n herausreißen u[nd] ein höheres Daseyn ihm wenigstens vorläufig andeuten, das Gefühl, die Ahnung davon vorläufig in die Seele bringen. Von d[ie]s[e]m St[a]ndp[u]nkt aus finde ich keinen Grund [,] eine gewiße Pracht u[nd] Manigfalt[i]gk[ei]t bei den gottesdienstl[ichen] Versamml[u]ng[e]n für unberecht[i]gt od[er] gar verderbl[ich] zu erklären, od[er] für zerstreue[n]d zu halten. 3752 Die gewöhnl[ichen] Leute kommen nicht gesammelt z[um] G[o]tt[e]sdienst [,] sond[ern] zer- 3746 „wohl“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „etwa“. 3747 „erhalt[en]“ in der Zeile gestrichen. 3748 Randbemerkung [177vl] : „Während sie sonst d[a]s höchste Produkt d[e]s Willens sind [,] man könnte sagen übermoralis[c]h - sind sie nun untermoralis[c]h [,] d.h. sind blos legal.“ 3749 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 75“ am oberen Seitenrand [178rr] ; „75“ bezeichnet den Bogen. 3750 Einfügung am Seitenrand [178rr] : „Die Berechtig[u]ng zu solch[en] H[a]ndl[u]ng[e]n liegt wieder in der Natur des Menschen, sein Gefühl hat auch ein Recht [,] sich geltend zu machen wie sein Verstand, also darf, ja muß der G[o]tt[e]sdienst u[nd] d[ie] äußerl[iche] Ueb[u]ng der R[e]l[i]g[io]n Veranstalt[u]ng[e]n u[nd] Momente enthalten, die auf das Gefühl [,] das G[em]üth wirken. Wer das Gefühl [„Calvinisten“ über der Zeile] aus dem Leben der R[e]l[i]g[io]n verbannen u[nd] blos trocknes Verstandeswese[n] einführen wollte, würde gerade so unvernünft[i]g handeln, wie der, welcher das D[e]nken [„Quäcker“ über der Zeile] aus dem Gebiet der R[e]l[i]g[io]n verbannen wollte u[nd] blos dem Gefühl Berecht[i]g[un]g zuspräche. Beides ist extrem u[nd] absurd.“ 3751 Korrespondierendes „1)“ ist unauffindbar. 3752 Einfügung am Seitenrand [178rr] : „Ob ni[c]ht Zerstreuung die Folge.“ <?page no="455"?> 445 streut in der Regel, u[nd] gerade um d[ie]se Art Zerstreuung zu beseitigen ist die Erhabenheit u[nd] Großart[i]gk[ei]t d[e]s G[o]tt[e]sdienstes am besten geeignet. An d[ie]s[e]s Sichtbare anknüpfend [,] werden sie eher ihre sonst[i]g[en] weltl[ichen] Ged[a]nk[e]n losw[e]rden u[nd] zur Erheb[u]ng des Gemüthes gelangen. Freil[ich] muß aber die äußerl[iche] symbol[ische] Darst[e]ll[u]ng in angemeßener, paßender Weise geschehen, sonst ist sie nicht blos nutzlos [,] sond[ern] sogar abgeschmackt u[nd] lächerlich, wenn Alles flach, überhudelnd, handwerksmäßig betrieben wird. - Eine edle symbolis[c]he Darst[e]ll[u]ng ist auch eine Aufgabe des Pr[ie]st[e]rst[a]nd[e]s u[nd] keine unbedeutende, da d[ie] M[e]nsch[e]n in d[er] Regel so viel am Aeußerl[ichen] haften. b) 3753 V[on] d[ie]s[e]r Anschauungsweise ausgehend müße[n] wir auch die Anw[e]nd[u]ng der Kunst innerh[a]lb des Bereiches d[er] R[e]l[i]g[io]n 3754 gerechtfertigt finden. Sie hat Berecht[i]g[un]g so gut wie die Wiß[e]nsch[a]ft, der doch Niemand die Berecht[i]g[un]g absprechen wird; denn sie ist Produkt einer der höchsten geist[i]g[en] Kräfte des M[e]nsch[e]n [.] [178rl/ 178vr] a) 3755 In allen R[e]l[i]g[io]nen spielt auch in der That die Kunst eine 3756 mehr od[er] weniger (freilich) bedeutende Rolle; ja sie bewegte sich in d[en] frühesten Zeiten fast ausschließlich auf d[ie]s[e]m Gebiete u[nd] hat jed[e]nf[a]lls zu allen Zeiten ihre höchste Vollend[u]ng nur im Gebiet des Religiösen, in D[a]rst[e]llung 3757 des Uebersinnlichen gefund[en.] Ausgangsp[u]nkt also u[nd] Vollend[u]ng der Kunst ist auf rel[i]g[iö]s[em] Grund u[nd] Boden zu suchen [,] u[nd] zwar nicht blos für eine Ku[n]st 3758 od[er] für einzelne Künste [,] sond[ern] für alle. D[ie] 3759 Poesie hatte vor Allem rel[i]g[iö]s[e] G[e]g[en]st[än]de zur Darstell[u]ng, - die Musik ebenso u[nd] nicht minder die Baukunst, wie ohnehin bekannt, u[nd] die Sculptur u[nd] Malerei. Die höchste ideale Vollend[u]ng für alle d[ie]se Künste ist wieder nur d[u]rch die R[e]l[i]g[io]n möglich; denn das höchste Streben, die letzte Aufgabe der Kunst ist ja nicht etwa nur [,] die Natur so getreu als möglich nachzuahmen; da bedürfte sie freil[ich] keines höhern, übersinnl[ichen] Gebietes mehr, das Sichtbare, Sinnliche würde genügen; allein das ist eben der höchste Zweck der Kunst nicht, sond[ern] die Darstell[u]ng des Idealen ist das höchste Ziel; das zeigt sich schon als Streben der Kunst gerade auch in Darstell[u]ng[e]n des rein Sinnlich[en] v[on] Landsch[a]ften z.B., wo große Künstler immer auch dahin streben [,] bei aller Naturtreue doch auch ein[en] gewißen idealen Zug miteinfließen zu laß[en,] 3760 irgend einen 3753 Korrespondierendes „a)“ ist unauffindbar. 3754 „d[er] R[e]l[i]g[io]n“ über der Zeile. 3755 Randbemerkung [178vl] : „a) Anf[a]ng d[e]r Ku[n]st v[on] d[er] R[e]l[i]g[ion] Wie die Wiss[en]sch[a]ft - so die Ku[n]st aus d[e]r R[e]l[i]g[ion] hervorgeg[a]ng[en.] - Aus d[em] Streb[en,] si[c]h a[m] Sinnlich[en] [„Sculptur“ über der Zeile] ein adäquates Bild des Uebersi[nn]l[ichen,] Göttl[ichen] zu mach[en] - ein adäquateres als es die sichtbare Natur darbietet - (der Trieb [men]schl[icher] Selbstbeth[ä]t[i]g[un]g zugl[e]i[c]h Nahru[n]g su[c]h[en]d) [.] D[er] Wilde schnitzt sich vor all[em] d[a]s Gott[es]bild (? ) u[nd] be... (? ) es au[c]h -“. 3756 „eine“ über der Zeile. 3757 „in D[a]rst[e]llung“ über der Zeile. 3758 „Ku[n]st“ über der Zeile. 3759 „D[ie]“ über der Zeile. 3760 „sei es auch“ in der Zeile gestrichen. <?page no="456"?> 446 Ged[a]nk[e]n [,] ein Gefühl mit auszudrücken, sei es auch nur d[ur]ch die Wahl eines besondern Zeitmomentes, eines besondern Zusammenwirkens v[on] Umständen, wodurch schon Gedanken u[nd] Gefühle geweckt werden. In den höchsten Kunstwerken aber wird stets darnach gestrebt [,] eine dem M[e]nsch[e]ngeiste einwohnende Idee, die im Künstler sich zur 3761 innerlich[en] Gestalt, z[um] Ideal gebildet hat, auch äußerl[ich] darzustell[en], sei es nun die höchste Idee G[o]tt[e]s selbst in ihr[en] verschiedenen Bezieh[u]ng[en] u[nd] Eigensch[a]ft[e]n, od[er] die secundären Ideen des Wahren, Guten u[nd] Schönen. [178vr/ 179rl] b) 3762 Hieraus läßt sich nun auch Bedeut[u]ng u[nd] Zweck [,] den Kunst in der R[e]l[i]g[io]n hat, ableiten. - Der nächste Zweck 3763 ist, den M[e]nsch[e]n in eine rel[i]g[iö]s[e] Stimmung zu versetzen - schon d[u]rch den Bau eines eigenen G[o]tt[e]shauses, das schon als solches ganz eigenthüml[ich] ist u[nd] verschieden v[on] allen üb[ri]g[e]n Gebäuden; erhabener [,] großart[i]g[e]r u[nd] d[a]d[u]rch schon einwirkt auf das Gemüth des eintretenden M[e]nsch[e]n. 3764 Zu d[ie]s[e]m Zweck 3765 wirken denn auch die üb[ri]g[e]n Künste zusammen, in gleicher Weise [.] Malerei u[nd] Sculptur dienen zunächst dazu [,] das Gebäude in angemeßener Weise zu schmücken u[nd] streben dahin [,] den unbestimmt[en] sinnl[ichen] Eindruck [,] den dasselbe macht [,] zu größerer Kraft u[nd] Bestimmth[ei]t zu erheben d[a]d[u]rch [,] daß sie in Bildern u[nd] Darstell[u]ng[e]n eine rel[i]g[iö]se Sprache führen [,] rel[i]g[iö]se Lehren u[nd] H[a]ndl[u]ng[e]n bildlich verkünden u[nd] in Erinnerung rufen. Poesie u[nd] Musik 3766 wirken ohnehin größtenth[ei]ls zusammen u[nd] dienen dazu [,] die erhöhtere, rel[i]g[iö]se Stimmung d[e]r Gemeinde 3767 zur Aeuß[erun]g zu bringen 3768 , ihr einen angemeßenen, adäquaten, ja wohl auch idealen Ausdruck zu geben, u[nd] dadurch selbst wieder auf Hervorrufung des rel[i]g[iö]s[en] Gefühls, der rel[i]g[iö]s[en] Stimmung einzuwirken; denn erst im Aussprechen, im Kundgeben vervollkom[m]net, vollendet sich d[a]s rel[i]g[iö]se Gefühl [,] wird zu immer höhern (sic! ) Grade geweckt u[nd] gebildet. 3769 Die Kunst hat also die Aufgabe, das Gemüth, d[a]s Gefühl des M[e]nsch[e]n üb[er] das gewöhnl[iche] Thun u[nd] Treiben des Lebens u[nd] Daseyns emporzuheben, d[u]rch ideale, dem Reich des Uebersinnl[ichen] entnommene, od[er] aus den höchsten Sphären des ird[i]s[c]h[en] Daseyns genommene Darstell[u]ng[e]n, die Ahnung, Sehnsucht, Hoffnung, d[en] Glauben an d[a]s höhere, überird[i]s[c]he Daseyn zu erwecken u[nd] auszusprechen. - Ein groß[e]r idealer Zug muß allenth[a]lb[e]n herrschen, nicht die gewöhnl[ichen] Trivialitäten des Lebens dürfen Geg[e]nst[a]nd künstlerisch[er] Darstell[u]ng seyn. D[a]s Gemüth des 3761 „zur“ korrigiert durch Überschreibung ursprüngliches „zum“. 3762 Am Seitenrand [179rr] zusätzlich: „b)“. - Dazu die Randbemerkung [178vl] : „b) höchste Voll[e]nd[un]g der Ku[n]st d[u]rch R[e]l[i]g[io]n“. 3763 „a)“ am Seitenrand [179rr] . 3764 Randbemerkung [179rr] : „Die K[i]rch[en] überrag[e]n stets alle üb[ri]g[en] Gebäude in Stadt u[nd] Dorf.“ 3765 „b)“ am Seitenrand [179rr] . 3766 „g)“ am Seitenrand [179rr] . 3767 „d[e]r Gemeinde“ über der Zeile. 3768 Einfügung am Seitenrand [179rr] : „in Liedern u[nd] Gesangsweisen“. 3769 „c)“ am Seitenrand [179vr] . <?page no="457"?> 447 Volkes muß d[a]d[u]r[c]h veredelt, gebildet werden, nach u[nd] nach wenigstens. D[a]h[er] haben die [,] [179rl/ 179vr] welchen die Wahrung der R[e]l[i]g[io]n u[nd] die rel[i]g[iö]s[e] Bildung des Volkes Lebensaufgabe 3770 ist, auch die Obliegenheit, für d[ie] Bild[un]g d[e]s Volkes in d[ie]s[er] Bez[ie]h[u]ng zu sorgen. 3771 Es ist zwar hiebei Vorsicht nothw[e]nd[i]g, da das Volk, sehr oft eine träge Gewohnh[ei]ts-Maße, d[u]rch langen Anblick v[on] Jugend auf an triviale u[nd] erbärml[iche] Vorst[e]ll[u]ng[e]n oft gewöhnt ist u[nd] dies[e]lb[e]n ungern vermißt. Bei den ältern Leuten ist auch in der That hierin Nichts auszurichten, ab[er] die jüngern müß[en] gebildet werden, d[a]ß sie Gefühl bekommen für edle u[nd] paß[en]de rel[i]g[iö]se Darst[e]ll[u]ng[e]n. Es wäre verkehrt [,] wenn sich die Priester der R[e]l[i]g[io]n hierin nach dem Geschmack des Volkes richten müßt[en]; das Vernünft[i]ge ist vielmehr das Umgekehrte, d[a]ß sich d[a]s Volk wie allenth[a]lb[e]n [,] so auch hierin [,] nach dem geläuterten Geschmack u[nd] der höhern Bild[u]ng seiner Führer in der R[e]l[i]g[io]n richte. c) Einen besonders hervorragenden u[nd] wichtigen Bestandtheil des rel[i]g[iö]s[en] Cultus bildet die religiöse Rede 3772 an das Volk. Der Zweck derselb[en] ist Belehr[u]ng, Ermahnung, Erbauung. (Unterhalt[u]ng aber - delectare [-] können wir nicht z[u] d[ie]s[em] Zweck mehren, das gehört in’s Theater) 3773 . Die Belehr[u]ng bezieht sich zunächst auf die rel[i]g[iö]s[en] Wahrh[ei]t[e]n, die den Inhalt des Glaub[e]ns bilden, auf ihre Darst[e]ll[u]ng, wohl auch Begründ[un]g u[nd] Vertheid[i]g[un]g derselben geg[en] Angriffe u[nd] entgegengesetzte, herrschende Zeitansichten; das Erk[e]n[n]tn[i]ßvermögen der versammelten rel[i]g[iö]s[en] Gemeinde wird also hiebei besonders in Anspruch genommen. - Die Ermahnung bezieht sich auf die Darst[e]ll[u]ng u[nd] Einschärfung der sittl[ichen] Gebote u[nd] in d[er] Warnung v[or] d[en] herrsch[e]nd[e]n Leidensch[a]ft[e]n u[nd] Lastern, wendet sich also vor Allem an das Willensvermögen d[e]s Menschen. Erbauung endl[ich] ist auch Zweck der rel[i]g[iö]s [en] Rede [.] Mit d[ie]s[e]m Worte bezeichnet man eig[e]ntl[ich] eine gewiße erhöhtere, feierl[iche,] 3774 willige, versöhntere Stimmung des Gemüthes, die d[u]rch Vorstellen des höher[n] Zieles des M[e]nsch[e]n, des höhern Zweckes seines Daseyns hervorgerufen wird; bei d[ie]s[e]m näml[ich] richtet sich die Seele des M[e]nsch[e]n empor, erhebt sich üb[er] das Drückende des Erdendaseyns; faßt so z[u] sag[en] Fuß im höh[ern] Daseyn, s[c]hlägt in d[ie]s[e]m Wurzel, baut sich an im Höhern. 3775 [179vr/ 180rl] 3770 „seyn“ in der Zeile gestrichen. 3771 Randbemerkung [179vl] : „Die Pr[ie]st[e]r müß[en] au[c]h v[on] d[er] Ku[n]st Einiges versteh[en] -“. 3772 Unleserlicher Buchstabe in der Zeile gestrichen. 3773 Randbemerkung [179vl] : „Doch d[ie] Leute woll[en] Genuß hab[en] - d[u]rch entsetzl[ichen] Lärm u[nd] Gepolter (d[em] roh[en] Sinn d[e]r Ungebildet[en] [en]tspr[ec]h[en]d) od[er] d[u]rch zierl[iche] u[nd] affectirte Darst[e]ll[un]g - d[u]rch pikant auffall[en]d[en] Vortr[a]g -“. 3774 „feierl[iche]“ über der Zeile. 3775 Randbemerkung [179vl] : „D[a]s geistige Rei[c]h wird immer wieder losgemacht v[on] sinnl[ichem] u[nd] wird gebaut, wiederhergestellt aus d[em] Verfall“. <?page no="458"?> 448 III. Th[ei]l 3776 §: 28 F[o]rts[e]tz[u]ng. Innere Beruhigung, Tröstung, Erhebung, Begeist[e]r[u]ng sind die verschiedenen Stufen d[ie]s[e]s innern Gefühls [,] d[ie]s[er] rel[i]g[iö]s[en] Stimmung. 3777 D[ie] rel[i]g[iö]s[e] Rede muß vor Allem d[u]rch ein[en] g[e]mäß[e]n höhern Ton u[nd] feierl[iche] 3778 Sprache sich unterscheid[e]n v[on] der gewöhnl[ichen] Rede; in platt[e]r u[nd] trivial[e]r Sprache darf sie nie erscheinen [,] selbst vor den (sic! ) gewöhnl[i]chst[e]n [,] ungebildeten Publikum; Popularität darf nie Trivialität werden; die rel[i]g[iö]s[e] Rede muß vielmehr stets eine gewiße Idealität an sich tragen, in der Weise [,] daß sie das Volk allmählig erhebt zu sich, statt ganz zu demselb[en] hinabzusteigen, denn d[ie]s[e]s Verfahren muß bei all[er] Belehr[u]ng u[nd] geist[i]g[er] Einwirk[u]ng auf d[a]s Volk beobachtet werden, sonst würde es ja immer auf ders[e]lb[en] Stufe rel[i]g[iö]s[er] Bild[un]g stehen bleiben. - Wenn auch d[ie] Früchte rel[i]g[iö]s[er] Reden sich nicht sogleich u[nd] ganz offen u[nd] sichtbar zeigen, so sind sie doch in so fern stets v[on] Bedeut[u]ng, als d[a]s Volk dabei immer laut u[nd] öff[e]ntl[ich] jene Stimme reden hört u[nd] hören soll, die innerl[ich] in jedem Einzelnen spricht u[nd] die eben d[a]d[u]rch stets wach u[nd] wirksam erhalten werden soll [; ] es ist wenigstens eine fortwährende Anregung, die [,] wenn sie auch nicht unmittelbar productiv, doch conservativ wirkt [,] d.h. d[u]rch deren Unterlaß[u]ng noch Schlimmeres bewirkt od[er] wenigstens nicht verhindert würde. - §: 29 3779 Religiöse Auctorität u[nd] r[e]l[i]g[iö]s[e] Freiheit. I) Ueber d[ie]se beiden Gegenstände zu handeln [,] hat seine S[c]hwierigk[ei]t, sie sind die Scylla u[nd] Charybdis sowohl im Leben, in der Geschichte, als auch in der Theorie. Jede 3780 v[on] beiden 3781 will ihr 3782 Recht, will nicht beeinträchtigt seyn [,] u[nd] doch scheint es, als wäre eine rechte, friedl[iche] Vereinig[u]ng beider nicht möglich. - Es haben sich auch in der That von jeher zwei Extreme geltend zu machen gesucht, das Eine will nur v[on] Auctorität u[nd] nichts v[on] Freih[ei]t wißen u[nd] d[ie]s[e]m huldig[en,] [180rl/ 180vr] wie natürl[ich] vor Allem gern die Gebietenden, mit der Auctorität Bekleideten; d[ie] Andern wollen nur v[on] Freiheit wißen, u[nd] dieß wollen 3783 , wie sich denk[en] läßt, besond[ers] die Gehorchenden; blind doch tausch[en] sie auch hinwieder- 3776 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 76“ am oberen Seitenrand [180rr] ; „76“ bezeichnet den Bogen. 3777 Einfügung am Seitenrand [180rr] : „Der Erfolg der r[e]l[i]g[iö]s[en] Rede ist h[au]ptsä[c]hl[ich] bedingt d[u]rch das G[em]üth d[e]s R[e]d[en]s, d[u]rch d[ie] eigne Begeist[erun]g, Er[n]st etc. D[a]s erregte G[em]üth entzü[n]det andere G[em]üther - d[a]h[er] gedruckte Pred[i]gt[en] ausw[en]d[i]g lern[en] - unangemess[en] (Fenelon)“. 3778 „feierl[iche]“ über der Zeile. 3779 „(24)“ über der Zeile. 3780 „Jede“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Jedes“. 3781 Einfügung am Seitenrand [180rr] : „sow[ohl] Auct[orität] als Freih[ei]t“. 3782 „ihr“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „sein“. 3783 „wollen“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „thun“. <?page no="459"?> 449 um [,] gerade wenn d[ie]se beiden Gegner in’s Extrem kommen, die Rollen gewißermaßen; die mit d[er] Auctorität Bekleideten wollen doch auch die unumschränkteste Freiheit - für sich näml[ich]; die, welche die Freiheit hinwiederu[m] für sich in extremer Weise in Anspruch nehmen [,] wollen auch wieder unumschränkte Auctorität haben - für sich näml[ich], u[nd] den Andern gegenüber, sonst könnten sie ja ihre Freiheit nicht behaupt[en]. Man sieht also [,] das Eine kann ohne das Andere gar nicht existiren, so widersprechend das zu sey[n] scheint [.] Das Eine ist so zu sagen die Kehrseite des Andern 3784 . Und weil sie sich so als nothwend[i]g erweisen, so werden sich 3785 auch wohl beide Berechtig[u]ng in Anspruch nehmen dürfen u[nd] neben u[nd] miteinander bestehen können; nur aber die Vereinigung ist schwer; die rechte 3786 Gränze u[nd] Schranke für beide zu finden [,] ist die S[c]hwier[i]gk[ei]t. Wir wollen beides einzeln näher betracht[en]. II) Daß vor Allem die Auctorität ihre volle Berechtigung habe, kann uns nicht mehr zweifelhaft seyn, wenn wir nur auf das tägl[iche] Leben sehen. 3787 Alle Bild[u]ng u[nd] Erzieh[u]ng des Menschen gründet sich auf d[ie] Auctorität des Erziehenden u[nd] Lehrenden gegenüb[er] den zu Erziehenden; der Mensch wird scho[n] so z[u] sagen unter 3788 d[er] Auctorität 3789 geboren, die Eltern treten ihm sogleich als solche entgegen; u[nd] an der Auctorität bildet sich der Mensch mit allen seinen Kräften; ja 3790 [,] selbst die Kraft der Freiheit wächst heran u[nd] erstarkt an der Einwirk[u]ng der Auctorität, der er sich unterworfen, der er gehorsam seyn muß, wenn er selber einmal Etwas werden will. D[a]h[er] d[as] Spr[i]chw[or]t: Wer nicht gehorchen lernt, lernt auch nicht befehlen; das sehr viel Sinn hat. Wie hier im Kleinen u[nd] Einzeln[e]n [,] [180vr/ 181rl] so ist es auch im Großen u[nd] bei ganzen Gemeinsch[a]ft[e]n, Staatsod[er] R[e]l[i]g[io]nsverbindungen. Sollen große Zwecke dabei erreicht werden, so muß das Ganze, so müßen Alle demselben zustreben u[nd] zusammen wirken nach dem bestimmt[e]n allgemein geltenden Gesetz [,] nach dem d[ie]s[e]s geschehen soll, das also muß die 3791 leitende u[nd] gebietende Auctorität seyn; da aber das Gesetz an sich todt ist, daru[m] Nichts thun u[nd] vollziehen kann, so muß d[ie]s[e]s Gesetz lebend[i]g werden d[a]d[u]rch [,] d[a]ß mit der Geltend-Machung 3792 u[nd] Vollziehung desselben Jemand - sei’s Einer od[er] Mehrere 3793 - betraut wird. 3794 Diese lebend[i]ge Auctorität hat dann den Einzelnen [,] der 3784 Randbemerkung [180vl] : „Fr[e]ih[ei]t [n]i[c]ht oh[ne] Auctorität, weil sie si[c]h s[on]st [n]i[c]ht b[e]h[au]pt[en] kann, Andern geg[en]über. Auctorität [n]i[c]ht ohne F[rei]h[ei]t - weil sie ni[c]hts wirk[en] kann, wenn sie [n]i[c]ht fr[e]i ist -“. 3785 Wohl gemeint: „sie“. 3786 „rechte“ über der Zeile. 3787 Randbemerkung [180vl] : „Naturae ordo hic se habet ut quum aliquid discimus, rationem praecedat auctoritas (Aug[ustinus] De mor. eccles. cath. c. II)“. 3788 „u[nd] [m]it“ über der Zeile. 3789 „d[em] Schicksal“ über der Zeile. 3790 „ja“ über der Zeile. 3791 „die“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „das“. 3792 „Aufr[e]chthalt[un]g“ über der Zeile. 3793 „Gemei[n]schaft“ über der Zeile. 3794 „D[ie]s[e]r od[er]“ in der Zeile gestrichen. <?page no="460"?> 450 Gemeinschaft gegenüber bestimmte Befugniße, eine 3795 gewiße Berechtig[u]ng z[um] Zweck des Ganzen, zu seiner Erhalt[u]ng od[er] Förd[e]r[u]ng das Nöthige zu bestimm[en] u[nd] im Namen des Ganzen u[nd] des Zweckes [,] der angestrebt werden soll, Befolg[u]ng zu verlang[e]n, also Unterwerfung unt[er] die Auctorität, d[a]h[er] dann in d[ie]s[er] Bezieh[u]ng nicht Jeder Einzelne thun kann, was ihm beliebt. - Bei rel[i]g[iö]s[en] Gemeinsch[a]ft[e]n insbesondere ist der Zweck d[ie]s[e]r Auctorität 3796 Reinerhalt[u]ng der Lehre, Erhalt[u]ng der innern u[nd] der äußern Einheit in den Formen u[nd] Weisen des rel[i]g[iö]s[en] Lebens, des Cultus also u[nd] Aufrechthalt[u]ng der im Gemeinleben bestehenden Gesetze u[nd] Verordnungen. Eine rel[i]g[iö]s[e] Auctorität ohne d[ie]se Befugniße ist nicht denkbar [,] ist unwirksam, ist Schein u[nd] Täusch[u]ng. 3797 D[ie]se Auctorität ist berechtigt. - Es handelt sich nur [,] ob dabei auch noch der rel[i]g[iö]s[en] 3798 Freiheit des M[e]nsch[e]n ihr Recht widerfahren kann, od[er] ob d[ie]se darüber zu Grunde gehen muß. 3799 III) Auch die Freiheit als eine Kraft [,] u[nd] zwar die edelste u[nd] höchste des M[e]nsch[e]n [,] hat ihr Recht, das ihr nicht genommen werden darf. 3800 Eigentl[ich] kann die Freiheit Niemandem genommen werden [,] in sofern sie eine innere Macht der Selbstbestimmung ist, da Zwang sich nur auf das Aeußere erstrecken kann. Die R[e]l[i]g[io]n ist zunächst etwas [181rl/ 181vr] Innerliches [,] ist Glauben u[nd] Wollen; sie wohnt also da [,] wo die innere Freiheit wohnt [,] u[nd] kann d[a]h[er] nicht erzwungen, - nicht d[u]rch Zwang eingeführt [,] nicht d[u]rch Gewalt vertilgt werden. Unmittelbar wenigstens kann dieß nicht geschehen, mittelbar allerdings, dad[u]rch näml[ich,] daß die äuß[ern] Einwirk[u]ng[en] auf d[a]s Innere verhindert werden, Verkünd[un]g einer bestimmten Lehre, Darstell[u]ng derselben im Leben. Dad[u]rch muß die innere Ueberzeug[u]ng nach u[nd] nach auch immer schwächer werden, - wenigstens bei d[e]n Ungebildeten u[nd] bei denen [,] die erst unter d[em] Einfluß des äuß[ern] Zwanges erzogen werden. a) 3801 Es fragt sich zunächst, ob jeder Mensch Freiheit habe in Bezug auf R[e]l[i]g[io]n in dem Sinn, daß er glauben kann [,] was ihm beliebt, was ihm gerade einfällt, daß er sich an 3795 „eine“ über der Zeile. 3796 Einfügung am Seitenrand [181rr] : „Auctorität, Mittelp[unkt,] Centr[um], u[m] d[a]s d[a]s A[n]dere si[c]h bew[e]gt, ist allge[me]i[ne]s Gesetz d[er] Welt i[m] Groß[en] u[nd] Kl[e]i[nen] (St... (? ))“. 3797 Einfügung am Seitenrand [181rr] : „W[enn] au[c]h Auctorität d[a]s Gesetz ist, es [m]uß doch leb[en]d[i]g w[e]rd[en] i[n] Pers[on] -“. 3798 „rel[i]g[iö]s[en]“ über der Zeile. 3799 Einfügung am Seitenrand [181rr] : „So gut neben der Ver[n]u[n]ft (od[er] in ihr zugl[ei]ch) auch die Freih[ei]t besteh[en] kann -“. 3800 Einfügung am Seitenrand [181rr] : „Da Gott d[em] M[e]nsch[en] freie Selbstb[e]st[immun]gsk[ra]ft gegeb[en] hat, so hat Niema[n]d d[a]s R[ec]ht [,] sie ih[m] zu nehmen, sie aufzuheb[en] - da Gott d[en] M[en]sch[e]n [m]it Willensfr[e]ih[ei]t geschaff[en], so will er auch, d[a]ß d[er] M[en]sch Macht u[nd] Geleg[en]h|[ei]t habe [,] sie zu bethätig[en].“ 3801 Randbemerkung [181vl] : „a) Fr[ei]h[ei]t d[e]s Gl[a]ub[en]s - Zustimmu[n]g u[nd] äuß[eres] Bek[enn]t[n]iß der Wahrh[ei]t [,] d[a]s für wahr Gehalt[en] (sic! ) [.] Hier Pfli[c]ht u[nd] Zw[an]g der Zustimmu[n]g u[nd] eb[en] d[e]ßh[a]lb Fr[ei]h[ei]t es zu thun - aber au[c]h Ausschli[e]ß[un]g der Willkühr irg[en]d etwas beli[e]b[i]g anzu[ne]h[men]. D[u]rch moralis[c]h[en] Zwang das Beisp[iel], der Verführ[un]g, Täuschu[n]g etc. b) F[rei]h[ei]t i[n] der Ueb[un]g der R[e]l[i]g[ion] der Auctorität geg[enü]ber <?page no="461"?> 451 gar Nichts hält? - Die innerl[iche] Macht dazu kann man Niemanden (sic! ) nehmen, innerl[ich] kann man Niemanden zwingen; für sich selbst also hat er diese Freih[ei]t sicherlich. - Etwas Andres aber ist nun sein Verhältniß der objectiv[en] Wahrh[ei]t (gegenüber) u[nd] der Gesellsch[a]ft od[er] Gemeinsch[a]ft der üb[ri]g[en] M[e]nsch[e]n gegenüber. 3802 - Da die Wahrh[ei]t doch nur Eine seyn kann, so steht jener innerl[ichen] Freiheit des M[e]nsch[e]n auch stets eine innerl[iche] Schranke entgegen, - die Pflicht näml[ich], nicht seiner Willkühr [,] sond[ern] der Wahrheit zu folgen; wenigstens dem [,] was er für Wahrh[ei]t anerkennt, was sich ihm als solche darstellt [,] u[nd] das steht nicht in seiner Willkühr. 3803 - (Denn der üb[ri]g[en] R[e]l[i]g[io]nsgenoßenschaft gegenüber 3804 hat wieder nicht Jeder unumschränkte Freih[ei]t, näml[ich] nicht jene Freih[ei]t, welche die Rechte derselben beeinträchtigt, auf ihre Zerstörung ausgeht; diese hat das Recht [,] sich selbst zu schützen, u[nd] d[ie]s[e]r Schutz ist wieder nicht anders möglich, als dadurch [,] daß die Freiheit od[er] Willkühr des Andern in gewiße Schranken eingeschloßen wird. - D[a]h[er] ist hier auf d[ie]s[e]m Gebiet ein beständ[i]g[er] Krieg u[nd] beständ[i]ge Klage üb[er] Beeinträchtig[u]ng der Freiheit u[nd] des Rechts; näml[ich] die Einen wollen ihre Freih[ei]t üben u[nd] verletzen die Rechte der Andern; die Andern wieder wollen auch sich die Freih[ei]t nehmen [,] ihre Rechte zu schütze[n,] u[nd] verletzen da wieder die sog[enannte] Freih[ei]t der Erstern). [181vr/ 182rl] III. Th[ei]l 3805 §: 29 F[o]rts[e]tz[u]ng. 3806 3807 So viel ist gewiß [,] daß rel[i]g[iö]s[er] Zwang im eigentl[ichen] Sinne weder möglich ist [,] noch auch irg[e]nd ein[en] Nutzen bringt. 3808 Jedem muß es frei stehen [,] von irg[e]nd einer Genoßenschaft auszutreten, wenn seine Ueberzeug[u]ng nicht mehr mit dem Glauben derselben übereinstimmt. Dann aber kann er auch auf die Rechte u[nd] Befugniße keinen Anspruch mehr machen, die innerh[a]lb d[ie]s[e]r Gemeinsch[a]ft gelten, denn das wäre unbillig. 3809 - Ich sage [,] d[ie]se Freih[ei]t kann Niemand genommen werden; ein Andres ist es [,] ob dem herrsch[e]nd[e]n Glauben auch mit Recht die Zustimmung versagt wurde, 3810 ob nicht gerade dieß [,] daß er den rel[i]g[iö]s[en] Lehren d[ie]s[er] Gemeinsch[a]ft Zustimmung versagt, Pflichtverletzung ist, od[er] welches die Motive sind [,] die eine andere Ueberzeug[u]ng in ihm hervorgerufen haben, ob schlimme c) Fr[ei]h[ei]t der Forsch[un]g d[er] Auctorität g[e]g[en]über.“ 3802 Einfügung am Seitenrand [181vl] : „Pfl[i]cht der W[a]hrh[ei]t gegenüb[er]. 1)“. 3803 Einfügung am Seitenrand [181vl] : „d[er] R[e]l[i]g[io]nsgen[o]ß[en]s[c]h[a]ft geg[en]über 2)“. 3804 „gegenüber“ über der Zeile. 3805 „R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] 77“ am oberen Seitenrand [182rr] ; „77“ bezeichnet den Bogen. 3806 Randbemerkung [182rr] : „Zwang auf rel[i]g[iö]s[em] Gebiet.“ 3807 „b)“ in der Zeile gestrichen. 3808 Randbemerkung [182rr] : „G[o]tt selber hat d[ie] Freih[ei]t geschaffen - u[nd] eben d[a]d[u]rch den Willen ausgesprochen, d[a]ß Niemand darauf ausgehen dürfe, sie zu vernicht[en], sie soll als Freih[ei]t wirken -“. 3809 Randbemerkung [182rr] : „Das hat s[eine] Schwier[i]gk[ei]t da [,] wo Staat u[nd] Kirche od[er] R[e]l[i]g[io]nsgenoß[en]sch[aft] enge verbund[en] sind -“. 3810 Randbemerkung [182rr] : „Zum Tode verurth[ei]lt od[er] mißh[a]nd[e]lt darf Niem[an]d werd[en] um d[e]s Glaub[en]s will[en] - um d[e]s Handelns will[en] allerdi[n]gs.“ <?page no="462"?> 452 od[er] gute; davon wird auch - zwar nicht die Wahrheit - aber doch die Berecht[i]g[un]g der neuen Ueberzeug[u]ng abhäng[i]g seyn. Das ist nun jedes Einzelnen Gewißenssache. 3811 b) Doch es handelt sich hier besonders auch darum [,] ob denn der Einzelne [,] innerh[a]lb einer R[e]l[i]g[io]nsgemeinsch[a]ft verbleibend [,] in s[einem] V[e]rh[ä]ltn[i]ß zur allgem[einen] Auctorität nicht auch 3812 ein[en] gewiß[en] Grad v[on] Freih[ei]t in Anspruch nehmen kann - nicht v[on] Freih[ei]t in d[er] R[e]l[i]g[io]n [,] sond[ern] v[on] Freih[ei]t in d[er] Kirche, in d[er] bestimmt[en] R[e]l[i]g[io]nsgenoß[e]nsch[a]ft soll nun gesprochen werden. Auch in d[ie]s[e]r B[e]z[ie]h[u]ng hat des Einzelnen Fr[ei]h[ei]t bestimmte Rechte u[nd] Ansprüche [,] die v[on] d[er] Auctorität geachtet u[nd] anerkannt werd[en] müßen; sowohl in Bezug auf innere Ueberzeug[u]ng als auch auf äuß[ere] Darstell[u]ng, auf d[a]s Leben d[er] R[e]l[i]g[io]n. Was nun d[a]s rel[i]g[iö]s[e] Leben betrifft, so ist bekannt [,] daß sich dasselbe in bestimmt[en] Formen, Ueb[u]ng[e]n, Gebräuchen etc. darstellt, die d[u]rch bestimmte Verordnung[en] festgesetzt sind d[u]rch die Auctorität [.] 3813 In d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[u]ng hat der Einzelne das Recht [,] zu verlangen, daß die Individualität berücksichtigt werde u[nd] sich geltend machen könne [,] d.h. daß nicht Gesetze u[nd] Bestimmungen als allgemein geltende gegeben werd[en,] deren Befolg[u]ng allenfalls zur Erreich[u]ng des eig[e]ntl[ichen] Zweckes der rel[i]g[iö]s[en] Gemeinsch[a]ft dem Einen förderl[ich] ist, dem Andern aber nicht; od[er] deren Befolg[u]ng dem Einem (sic! ) keine Schwierigk[ei]t macht, dem Andern aber [182rl/ 182vr] schwer fällt, also dem Einen die Erreich[u]ng des höchst[en] Zweckes der R[e]l[i]g[io]n erleichtert u[nd] ihn fördert, dem Andern aber erschwert, ihm Gelegenh[ei]t zum Falle gibt, ihm als beständ[i]g[e] Versuchung vor Augen steht. Die rel[i]g[iö]s[e] Auctorität darf also nicht Dinge [,] die blos Mittel zum Zwecke sind, die blos förderl[ich] sind, aber nicht absolut nothwend[i]g zur Erreich[u]ng des Zweckes [,] solche Mittel darf sie nicht allgemein geltend machen unt[er] Androhung des 3811 Einfügung am Seitenrand [182rr] : „Glaub[en]sfr[e]ih[ei]t in dem Sinne, daß jeder mit Recht glaub[e]n könne [,] was er wolle [,] gibt es nicht - jeder soll u[nd] muß der Wahrh[ei]t beistimm[e]n - Glaub[en]sfreih[ei]t heißt also eig[en]tl[ich] so viel als Irrthumsfreiheit, die Freih[ei]t [,] Mögl[i]chk[ei]t [„Mögl[i]chk[ei]t“ über der Zeile] [,] auch eine falsche Ueberzeug[u]ng, falschen Glauben zu haben - dazu aber hat Niemand ein Recht [,] sond[ern] das ist stets ein Unrecht; Ein Recht also [,] das man das Recht der Glaub[en]sfreih[ei]t nennen könnte [,] gibt es nicht; denn Niemand hat das Recht [,] willkührlich [„willkührlich“ über der Zeile] der Wahrh[ei]t nicht beizustimm[en], wenn er sie erkennt als Solche - erkennt er aber die Wahrheit nicht [,] dann ist das Nichtbeistimm[en] ja auch kein freier Act u[nd] d[a]h[er] Gebrauch eign[e]s Rechtes -. (hier auch nicht v[on] Fr[e]ih[ei]t der K[i]rche die Rede)“. 3812 „doch“ über der Zeile. 3813 Einfügung am Seitenrand [182rr] : „Da hat d[er] Einzelne zwar auch [„auch“ über der Zeile] nicht das Recht u[nd] d[ie] Freih[ei]t [,] die bestimmt[en] Anordnung[en] u[nd] Gesetze [„u[nd] Gesetze“ über der Zeile] der k[i]rchl[ichen] Gemeinsch[a]ft nicht zu halten, si[c]h stets beliebig darüber hinwegzusetzen - denn da könnte eine rel[i]g[iö]s[e] Gemeinsch[a]ft gar nicht bestehen, da jedes Gemeinsch[a]ftsleb[en] sich in bestimmt[en] Formen beweg[en] muß; - nicht die Freih[ei]t hat jeder Einzelne [,] daß er sich selbst bestimmt [,] nach welch[en] Gesetz[en] erleb[en] wolle od[er,] d[a]ß er [„d[a]ß er“ über der Zeile] nach gar kein[en] bestimmt[en] Gesetz[en] lebe [.] - Da ist ja eben der Zweck der Gemei[n]sch[a]ft [,] sich auch [„auch“ über der Zeile] die rechte äußerl[iche] Art u[nd] Weise zu bild[en] u[nd] zu erhalt[en,] rel[i]g[iö]s zu leb[en] u[nd] zu wirk[en]“. <?page no="463"?> 453 Verlustes aller sonst[i]g[en] äußer[n] u[nd] innern Vortheile, die d[ie] R[e]l[i]g[io]nsgemeinsch[a]ft gewährt, d.h. das bloße Mittel - wenn es nicht absolut nothw[e]nd[i]g ist z[ur] Erreich[u]ng des Zweckes - [,] das bloße Mittel darf nie z[um] Zweck gemacht, darf nie zur Würde des Zweckes erhoben werden, darf nie mit dem Zweck verwechselt werden; sobald der Zweck [,] die Seel[i]gk[ei]t also, die Gottähnlichk[ei]t in d[er] R[e]l[i]g[io]n auch ohne Gebrauch d[ie]s[e]s Mittels erreicht werden kann. Solche Mittel dürfen nicht anbefohlen werden [,] etwa unt[er] Androhung der Ausschließ[u]ng aus der K[i]rch[e]ngemeinsch[a]ft, weil hier der Zweck, das Nothw[en]d[i]ge, dem Mittel, dem Zufälligen preisgegeben würde [,] weil hier ein zufäll[i]g[e]s Mittel für gerade so wicht[i]g gehalten würde als der Zweck; das ist aber unrichtig u[nd] wäre ein Unrecht geg[en] d[en] Einzelnen [,] wenn er um 3814 d[ie]s[e]s zufällig beliebten Mittels will[en] 3815 , das für den Einen förderl[ich] u[nd] leicht anwendbar seyn kann, für den Andern aber schwer u[nd] eine unerträgl[iche] Last, weil er es nicht befolgte od[er] anwendete [,] aus der K[i]rch[e]ngemeinsch[a]ft ausgeschloßen würde; denn seine innere Glaubens-Ueberzeug[u]ng kann darum gerade so groß u[nd] stark seyn wie bei den Andern [,] die d[ie]s[e]s Mittel anwenden, denen es keine beständ[i]ge Versuch[u]ng zur Uebertret[u]ng ist. Man kann nicht sag[en] zum Einzelnen, gerade 3816 d[ie]s[e]s Mittel mußt du anwenden [,] wenn auch ein anderes förderlicher für dich wäre [,] u[nd] wenn du es nicht thust, so sollst du der Seel[i]gk[ei]t verlustig gehen [,] d.h. man kann ein so zufälliges Mittel nicht unter Einer Todsünde befehlen, ich sage [,] vorausausgesetzt (sic! ), daß der eig[e]ntl[iche] Zweck auch ohne d[ie]s[e]s Mittel erreicht werden kann; denn das Mittel würde mehr schaden, würde mehr in’s Verderben stürz[en] [182vr/ 183rl] als retten, würde die Erreich[u]ng d[e]s Zieles erschwer[en], denn früher hätte man doch nur d[ie]s[e]s im Auge hab[en] müßen, jetzt aber auch noch eine Unzahl v[on] Mittel[n,] die zw[i]sch[en] das Ziel u[nd] dem Streben darnach hineingestellt wären als ebenso viele Klippen [,] an denen man scheitern könnte; u[nd] da müßte gerade Mancher zu Grunde gehen wegen d[ie]s[e]r peccata mortalia, wozu die Mittel ihm Veranlaß[u]ng u[nd] Versuchung wären, der ohne d[ie]se d[a]s Ziel erreicht, d.i. d[ie]se peccata nicht begangen hätte. 3817 - Aus solchem Streben, das ew[i]ge Heil, die Ew[i]gk[ei]t des Einzelnen, v[on] solch[en] zufällig[en], willkührl[ichen] Verordnung[en] 3818 , die in gar kei[nen] Vergleich u[nd] kein V[e]rh[ä]ltn[i]ß kommen können, abhäng[i]g zu machen, ist sicher schon viel Verderben hervorgegang[en] f[ür] das Ganze u[nd] d[en] Einzelnen; denn d[a]s innerste 3814 „um“ über der Zeile. 3815 „will[en]“ über der Zeile. 3816 „gerade“ über der Zeile. 3817 Einfügung am Seitenrand [183rr] : „In d[er] R[e]l[i]g[ion] ges[c]hieht es in d[e]r Regel, d[a]ß all[m]ähl[i]g ei[ne] Unzahl v[on] Mittel[n] ei[n]geführt wird, die alle zur Errei[c]h[un]g d[e]s Zw[e]ck[e]s di[enen] soll[en] - aber zuletzt d[ie]s[en] g[a]nz verdrä[n]g[en] u[nd] si[c]h a[n] d[essen] Stelle setz[en.] - (Pharisäer) ... (? ) Last[en] auf -“. 3818 Einfügung am Seitenrand [183rr] : „mit d[em] höchst[en] Zweck“. <?page no="464"?> 454 Mensch[e]nrecht des Einzelnen, das er auf seine ew[i]ge Bestimmu[n]g hat [,] empört sich dabei u[nd] übers[c]hreitet dann leicht au[c]h wieder die S[c]hranken. 3819 Die Gränze ist üb[ri]g[e]ns schwer zu ziehen, da doch das ganze Volk im Allgem[einen] zur Auctorität im Verhältniß des Zöglings steht; nun muß aber die schon erlangte Urtheilsfäh[i]gk[ei]t u[nd] Selbstständ[i]gk[ei]t d[ie]s[e]s Zöglings im Auge behalt[en] werden. Schwier[i]g[e]r noch als d[a]s V[e]rh[ä]ltn[i]ß d[er] r[e]l[i]g[iö]s[en Auct[o]rit[ä]t zum rel[i]g[iö]s[en] Leben, ist [,] das V[e]rh[ä]ltn[i]ß d[ie]s[e]r Auctorität zur freien Forsch[u]ng zu bestimmen. - 3820 Und gleichwohl war 3821 dieß v[on] jeher u[nd] ist noch eine H[au]ptfrage, welches Recht das wiss[e]nsch[a]ftl[iche] freie Forschen nach Wahrh[ei]t in Anspruch nehmen könne gegenüber der Auctorität der Kirche, die größten u[nd] meisten Spalt[u]ng[e]n im Chr[i]st[e]nth[um] 3822 sind gerade aus dem Conflict d[ie]s[e]r zwei Mächte stets hervorgegange[n,] u[nd] in d[er] G[e]g[e]nwart selbst ist gerade dieß Verhältniß noch immer die H[au]ptfrage, ob die W[i]ß[e]nsch[a]ft 3823 u[nd] ihre Resultate die Auctorität sei, der d[ie] M[e]nschh[ei]t sich hingeben solle, ob der Inhalt des Chr[i]st[e]nth[ums] u[nd] jene Auctorität, in der d[ie]s[e]r Inh[a]lt lebend[i]g ist u[nd] sich geltend zu machen sucht, den Vorzug verdiene. Eine Versöhnung wird auf beiden Seiten gewöhnl[ich] für unmöglich gehalten. - Schon im 3824 I [.] Th[ei]l der R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] wurde darauf hingewiesen, v[on] welch’ hoher Bedeut[u]ng u[nd] Nothw[e]nd[i]gk[ei]t 3825 der Glaube, d.i. Hingabe an 3826 irgend eine Auctorität [,] auch außerh[a]lb des Gebietes [183rl/ 183vr] der R[e]l[i]g[io]n sei, indem nur sehr wenigen M[e]nsch[e]n im eig[e]ntl[ichen] Sinne ein 3819 Einfügung am Seitenrand [183rr] : „So viel scheint gewiß: So wenig ein Lehrer d[a]s Recht hat [,] s[einem] Zögling eine Vorschrift z[u] geben, - sei sie noch so gut - unt[er] der Droh[u]ng: Wenn du sie nicht erfüllst [,] bringe ich dich um, u[nd] so wenig er d[a]s Recht hat [,] d[ie]se Droh[u]ng auszuführen; - so wenig hat d[ie] r[e]l[i]g[iö]se Auctorität d[a]s Recht [,] irg[e]nd eine willkührl[iche], d[en] Bestand des Ganze[n] ni[c]ht nothw[e]nd[i]g betreff[en]de Verord[n]u[n]g od[er] Vorschrift z[u] geben, mit d[er] Droh[u]ng [,] wenn ihr d[ie]se nicht erfüllt, werde ich euch geist[i]g tödte[n], d.i. d[e]s ew[i]g[en] Zieles berauben, euch verdammen. -“ Darunter [183rr] : „D[ie]se willkührl[ichen] Vererbu[n]g[en] (? ) - Produkte des Eigenwill[en]s, der Individ[uen] sind das [,] was Zaun genannt wird [.] Es soll kein Zaun gezogen werd[en] wie v[on] d[en] Pharis[äern]. - Es soll[en] nicht unerschöpfl[iche] Lasten auferlegt werd[en.] - NB [: ] Dabei ist aber natürlich nicht v[on] solchen gesetzl[ichen] Bestimmung[en] die Rede [,] die für d[a]s Besteh[en] des ganzen k[i]rchl[ichen] Organism[us] nothw[e]nd[i]g sind [.] - Auch soll d[er] Einzelne hinwiederu[m] nicht eigensinnig u[nd] hartnäck[i]g d[en] Verord[n]u[n]g[en] der Auctorität widerstreb[en] u[nd] lieber Alles aufs Spiel setz[en], als sich d[er]s[e]lb[en] u[n]terzieh[en] -“. 3820 „Welches“ in der Zeile gestrichen. 3821 „u[nd] ist“ in der Zeile gestrichen. 3822 „im Chr[i]st[e]nth[um]“ am Seitenrand [183rr] eingefügt. 3823 Einfügung am Seitenrand [183rr] : „im Allgem[einen] - Philos[ophie], Naturwiß[en]sch[a]ft, Rechtsw[i]ß[en]sch[a]ft, Dichtung -“. 3824 „erst[en]“ in der Zeile gestrichen. 3825 „v[on] welch’ hoher Bedeut[u]ng u[nd] Nothw[e]nd[i]gk[ei]t“ am Seitenrand [183rr] eingefügt; in der Zeile folgendes „wie“ gestrichen. 3826 „ch“ in der Zeile gestrichen. <?page no="465"?> 455 Wißen zu Gebote steht, d.i. ein Verständniß der Gründe u[nd] Beweise möglich 3827 ist, die d[a]h[er] auch in d[ie]s[em] Gebiete auf Glauben, auf Hingabe an d[ie] wiss[e]ns[c]h[a]ftl[iche] Auctorität angewiesen sind. 3828 Daß dieß nun auch in Bezug auf das rel[i]g[iö]se Gebiet gilt, erhellt sogleich; denn 3829 auch hier sind die meist[en] M[e]nsch[en] durchaus darauf angewiesen [,] auf Treu u[nd] Glaub[en] an irg[e]nd eine Auctorität hin anzunehmen [,] was wahr sei od[er] nicht; ihre eigene Vernunft können sie da wenig mitsprechen laßen, die würde ihne[n] wenig u[nd] oft Ungereimtes u[nd] Widersprechendes sagen; die sog[enannte] gesunde Vernunft, d[er] gesunde M[e]nsch[e]n-Verstand ist oft sehr ungesund u[nd] unverständig. Also auf Auctorität sind da die Menschen 3830 angewiesen; nun fragt sich nur: welcher sie folgen sollen, irgend einem der verschiedenen Philosoph[en,] der die Wahrh[ei]t gefunden zu haben behauptet, deße[n] Begründ[u]ng sie aber nicht verstehen, - od[er] der feste[n,] bestimmte[n], histor[i]s[c]h[en] Auctorität? - Der Auctorität eines einzelnen Philosophen 3831 werden sie sich wohl deßh[a]lb schon nicht unbedingt hingeben können, weil sie 1) seine Gründe nicht verstehen [,] 2) ein and[erer] Philosoph d[ie]s[e]m oft 3832 entgegensteht, der auch die Wahrh[ei]t gefunden zu haben behauptet, deßen Gründe sie auch nicht versteh[en,] der auch Auctorität sey[n] will 3833 u[nd] Glauben in Anspruch nimmt. Welchem v[on] beiden sollen sie nun folgen, in Bezug auf die höheren, übersinnl[ichen] Wahrh[ei]t[e]n, worüber jeder nur etwas behaupten, aber Nichts beweisen kann, u[nd] nichts augenscheinl[ich] darthun kann, wie daß allenf[a]lls bei den sinnl[ichen] Wahrh[ei]t[e]n, bei der Naturwiss[en]sch[a]ft der Fall ist, obwohl selbst hier groß[er] Zwiespalt u[nd] groß[e] Unsicherh[ei]t herrscht bei aller Augenscheinl[i]chk[ei]t. - Das Volk müßte also höchstens 3834 dem Einen od[er] dem Andern sich blindlings, willkührl[ich] hingeben od[er] in Ungewißh[ei]t [,] in Zweifel bleib[en] üb[er] das [,] was als Wahrh[ei]t anzuerkennen sei. Dieß aber ist ein unnatürlicher, unseliger Zustand, den das Volk am allerwenigsten verträgt, den es um jeden Preis aufgeben würde; den loszuwerd[en] es sich sicher jedem Gaukler u[nd] Betrüger in d[ie] Hände liefern würde, der es zu bearbeit[en] verstünde. [183vr/ 184rl] 3827 „ist“ in der Zeile gestrichen. 3828 Randbemerkung [183vl] : „1) Jed[e]nfalls bedarf d[a]s Volk auf r[e]l[i]g[iö]s[em] Gebiet ei[ne] Auctorität [.] - Es fr[a]gt si[c]h nur [,] welcher es si[c]h hingeb[en] soll. a) ob der histor[ischen], posit[iven], welche Träger d[e]s r[e]l[i]g[iö]s[en] B[e]w[u]ßts[eyns] ist od[er] b) der wissensch[a]ftl[ichen] Auctorität - [.] ad b) Die letztere ist als Auctorität für d[a]s Volk [n]i[c]ht geeig[ne]t -“. 3829 „denn“ über der Zeile. 3830 „jed[en]falls“ über der Zeile. 3831 Einfügung am Seitenrand [183vl] : „od[er] auch eines sog[enannten] Gebildeten, Aufgeklärten“. 3832 „oft“ über der Zeile. 3833 „sey[n] will“ über der Zeile. 3834 „sich“ in der Zeile gestrichen. <?page no="466"?> 456 III [.] Th[ei]l 3835 §: 29 F[o]rts[e]tz[u]ng. Daß also die histor[isch] begründete rel[i]g[iö]s[e] Auctorität für das Volk vorzuziehen sei u[nd] v[on] keiner andern Auctorität irg[end] eines wiss[e]ns[c]h[aftlich] Gebildeten ersetzt werden könne, ist wohl sicher u[nd] unbestreitbar. Nun aber fragt es sich nur: 3836 in welchem V[e]rh[ä]ltn[i]ß die Forscher, die wiss[e]ns[c]h[aftlichen] Auctoritäten selber zur rel[i]g[iö]s[en] Auctorität stehen? 3837 Die Wiß[e]nsch[a]ft nun hat ein wirkl[iches] Recht, die rel[i]g[iö]s[en] Wahrh[ei]t[e]n, deren Verkünd[u]ng u[nd] Aufrechthalt[u]ng Aufgabe der rel[i]g[iö]s[en] Auctorität ist, zu prüfen, nach ihrer Begründung zu forschen, nach ihrem Zusammenh[an]g u[nd] ihrer Uebereinstimmung mit dem, was uns ganz zweifellos gewiß, was unbestreitbar ist. 3838 Jede rel[i]g[iö]se Lehre, die einer solchen, zweifellos bestimmten Wahrheit derart widerspräche 3839 , wäre die Wiß[e]nsch[a]ft berechtigt [,] zurück zu weisen als unwahr, wenn sie den Beweis d[ie]s[e]s Widerspruchs zu liefern vermöchte. Jene rel[i]g[iö]s[en] Lehren aber 3840 [,] v[on] denen sie keinen solchen Widerspruch mit ein[em] unmitt[e]lb[are]n u[nd] zweifellos Gewißen nachweisen kann, hat sie kein Recht zurückzuweisen, wenn sie dieselben auch nicht wiß[e]nsch[a]ftl[ich] begründen kann; sie muß höchstens gestehen, daß sie dies[e]lb[en] nicht zu begreifen vermöge, ob sie wahr seyen od[er] nicht [,] darüber kann sie als Wiß[e]nsch[a]ft Nichts entscheiden; eine philos[ophische] Hypothese aber, die auch nicht begründet werden kann, an die Stelle der rel[i]g[iö]s[en] Lehre zu setzen, hat sie kein Recht. - Das unmittelbar u[nd] zweifellos Gewiße 3841 , was bewiesen werden kann, hat also die Philosophie, die Wiß[e]nsch[a]ft üb[e]rh[au]pt, ein Recht geltend zu machen auch geg[en] die Lehre der R[e]l[i]g[io]n; geg[en] die wahre R[e]l[i]g[io]n aber wird sie damit nicht in Widerspruch komm[en,] sond[ern] vielmehr mit ihr in Harmonie bleiben, die fals[c]he aber hat sie ein Recht zu zerstören. 3842 In 3843 dem aber [,] was die W[i]ß[e]nsch[a]ft noch nicht gewiß begründen kann, hat sie kein Recht [,] der Lehre der R[e]l[i]g[io]n zu widersprechen u[nd] muß mit der Auctorität ders[e]lb[en] in Frieden bleiben, wenn sie weder die Falschh[ei]t der rel[i]g[iö]s[en] Lehre beweisen, noch die Wahrh[ei]t an deren Stelle zu setzen vermag. 3844 3835 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 78“ am oberen Seitenrand [184rr] ; „78“ bezeichnet den Bogen. 3836 „nur: “ über der Zeile. 3837 „B)“ am Seitenrand [184rr] gestrichen. - Randbemerkung [184rr] : „B) Aber ob die Wissenschaft als solche sich auch der Auctorität geradezu unterwerf[en] müße - das ist die eig[en]tl[iche] Frage -“. 3838 Randbemerkung [184rr] : „s[iehe] früher I [.] Th[ei]l Drei Fälle“. 3839 Randbemerkung [184rr] : „1)“. 3840 Randbemerkung [184rr] : „2)“. 3841 Randbemerkung [184rr] : „3)“. 3842 Randbemerkung [184rr] : „s[iehe] Unt[en: ] Aber au[c]h hier Vorsicht u[nd] Zurückhaltu[n]g nothw[e]nd[i]g [.] Es wäre thöri[c]ht, d[a]s alte Haus einzureiß[en] - ohne ein neues bau[en] zu könn[en.] - Erst Baumateriali[en] zu samm[e]l[n] - u[nd] die Ku[n]st d[e]s Bau[en]s lern[en.] Zerstör[en] könn[en] au[c]h Barbaren - nicht aber bau[en]“. 3843 „In“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Bei“. 3844 Randbemerkung [184rr] : „V[e]rh[ä]lt[ni]ß wahrer Wiss[en]sch[a]ft u[nd] wahrer R[e]l[i]g[ion] kann nur Harmo[n]i[e] s[e]y[n] - ists d[ie]se [nic]ht [,] ist Ei[n]s v[on] beid[en] od[er] si[n]d beide [n]i[c]ht wahr.“ <?page no="467"?> 457 Das Verh[ä]ltn[i]ß der wahren W[i]ß[e]nsch[a]ft zur wahr[en] [184rl/ 184vr] R[e]l[i]g[io]n u[nd] ihr[er] Auctorität stellt sich also so heraus [,] daß sie im Gewißen [,] Sichern, wiß[e]nsch[a]ftl[ich] Begründeten harmoniren; daß 3845 im wiß[e]nsch[a]ftl[ich] nicht Begründet[en] aber die Wiß[e]nsch[a]ft kein Recht habe, der rel[i]g[iö]s[en] Auctorität zu widersprechen. Harmoniren nun beide nicht, so ist entwed[er] die R[e]l[i]g[io]n nicht die wahre, od[er] die Wiß[e]nsch[a]ft überschreitet ihr Recht, u[nd] maßt sich Befugniße an, die ihr nicht gebühren. 3846 - Es ist auch noch ein Drittes möglich in d[ie]s[e]m Verh[ä]ltn[i]ß; dieß näml[ich,] daß die W[i]ß[en]sch[aft] die rel[i]g[iö]s[en] Lehren, die oft 3847 populär, dunkel, unausgebildet gegeben sind, zu innrer, größerer Klarheit, Reinheit u[nd] Sicherheit erhebt; u[nd] hier gehen wieder W[i]ß[e]nsch[a]ft u[nd] Auctorität Hand in Hand 3848 . - Sie werden aber auch oft in Conflict kommen, nicht nur der Sache, sond[ern] um der Personen willen; wenn näml[ich] die Träger der rel[i]g[iö]s[en] Auctorität zu bes[c]hränkt, zu ungebildet sind u[nd] d[a]h[er] zu ängstlich an Formen u[nd] Formeln festhalten, u[nd] jede neue Auffaß[u]ng, Begründ[u]ng, Beleucht[u]ng ein[er] rel[i]g[iö]s[en] Wahrh[ei]t s[c]hon für unberecht[i]gt, ketzerisch halten u[nd] als Neuerung verdammen; - oder 3849 aber die Schuld kann an d[er] W[i]ß[e]nsch[a]ft liegen, wenn sie wortklauberisch, eigensinnig, willkührl[ich] zu Werke geht. 3850 - Wiß[e]nsch[a]ft u[nd] Auctorität sollen sich eigentl[ich] stets vereinen, sollen in Ein u[nd] ders[e]lb[e]n Person vereint seyn, dann wäre am wenigsten 3851 Zwiespalt zu fürchten; wenigstens wäre jeder, der entsteht, leichter wieder zu beseit[i]g[e]n; wenn die Wiß[e]nsch[a]ft die Auctorität großsinnig, überlegen machte; hinwiederum die Auctorität die Wiß[e]nsch[a]ft bewahrte vor Unbesonnenheit, Eigensinn u[nd] Rechthaberei. - Da übr[i]g[e]ns hier das V[e]rh[ä]ltn[i]ß v[on] Auctorität u[nd] W[i]ß[e]nsch[a]ft schon ein persönl[iches] geworden ist, so läßt sich hierüber keine wiß[e]nsch[a]ftl[iche] 3852 Bestimmung aufstell[en]; denn hier wird das V[e]rh[ä]ltn[i]ß beider schon Gewissens-Sache, moralis[c]h[es] Verh[ä]ltn[i]ß, nicht mehr ein reines V[e]rh[ä]ltn[i]ß der Objectivität beider. IV) Auctorität also hat ihr Recht [,] u[nd] Freiheit hat es auch. 3853 Eine bestimmte, feste, besonnene Auctorität ist für die Menschen, wie sie einmal sind, die [184vr/ 185rl] größte Wohlthat, denn die Menge würde ohne sie in der Irre umher tappen u[nd] jedem Gaukler 3845 „daß“ über der Zeile. 3846 Randbemerkung [184vl] : „Aufg[a]be d[er] Wiß[en]sch[af]t i[n] B[e]tr[e]ff d[e]r wahr[en] R[e]l[i]g[ion.] - Mögl[ic]her Co[n]flict herb[e]igeführt [n]i[c]ht d[u]rch d[ie] Sache, s[on]d[ern] d[u]rch d[ie] Pers[ön]l[ic]hk[ei]t d[e]r Träger v[on] Auctor[ität] u[nd] Fors[c]h[un]g -“. 3847 „d[ie] Regel“ in der Zeile gestrichen. 3848 Einfügung am Seitenrand [184vl] : „u[nd] dad[u]rch ist der Forts[c]hritt in der rel[i]g[iö]s[en] Lehre bedingt.“ 3849 „oder“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „ob“. 3850 Einfügung am Seitenrand [184vl] : „D[ie] Wiß[en]sch[a]ft kann au[c]h in so fern Schuld seyn, als sie zu ras[c]h u[nd] überstürz[en]d, Alles Unhaltbares zerstör[en] will [.] - s[iehe] Ob[en: ] Nothw[en]d[i]gk[ei]t [,] d[a]ß Wiß[en]sch[a]ft u[nd] Auctorität verbu[n]d[en] sey[en.]“ 3851 „Sp“ in der Zeile gestrichen. 3852 „Regel“ in der Zeile gestrichen. 3853 „hat es auch“ über der Zeile. <?page no="468"?> 458 u[nd] Betrüger in die Hände fallen. Eine Thorheit ist es, allgemeine Freih[ei]t v[on] Auctorität, allgem[eine] Autonomie für jeden Menschen zu verlangen, so daß jeder Mensch nur das Resultat seiner eignen Forschung anerkennen sollte 3854 u[nd] sich selber allein absolut bestimmen könnte. So wenig das die Kinder zu thun vermögen, so wenig vermag es auch die große Maße der M[e]nsch[e]n 3855 zu thun, die weder Zeit noch Ges[c]hick hat zur Forschung im Drange der tägl[ichen] Arbeit u[nd] äußerl[ichen] Beschäftig[u]ng. - Wie man aber bei der Erzieh[u]ng nach u[nd] nach dem Zögling immer mehr Selbstständ[i]gk[ei]t gewährt u[nd] Selbstbestimmungs-Macht gestattet u[nd] nicht den kleinsten, ungebildetsten, unwißendst[en] gerade so wie den schon gebildeten, fortgeschritten[en] behandelt, obwohl beide denselben Grundsätzen zu huldigen haben; - so muß es auch die r[e]l[i]g[iö]se Auctorität halten; 3856 u[nd] nicht mit ein[em] geist[i]g höher stehenden Volke gerade so verfahren, wie mit ein[em] noch ungebildeten u[nd] etwa beide als gleich unmündig behandeln, das ist stets verderblich; u[nd] wie im Ganz[en] u[nd] Große[n], so bei den Einzelnen. Der höher Gebildete, mehr Selbstständ[i]ge u[nd] Selbstbestimmungsfähige hat auch das Recht [,] sich selbst mehr geltend zu machen u[nd] sich unabhäng[i]g[e]r zu fühlen v[on] der Auctorität [,] ohne daß er darum auch in Gegensatz zu trete[n] braucht geg[en] dies[e]lbe. Insbes[ondere] auf wiß[e]nsch[a]ftl[ichem] Gebiet ist Aengbrüst[i]gk[ei]t u[nd] Herrschsucht derer [,] die mit der Auctorität bekleidet sind [,] verderblich; denn der wiß[e]nsch[a]ftl[ich] Strebende hat ein Recht [,] mehr zu wagen u[nd] kühner zu seyn, als die Andern, denn ohne dieses wird in der Wiß[e]nsch[a]ft nichts geleistet [,] so wenig als im Kriege od[er] in d[en] and[ern] Gebiet[en] des Lebens. 3857 Columbus segelte hinaus auf’s 3858 weite Meer [,] selbst auf die Gefahr hin [,] eine Irrfahrt zu machen [,] u[nd] hat die große Entdeck[u]ng gemacht, Aehnliches findet auch in der Wiß[e]nsch[a]ft statt; neue, große, fruchtbare Gedanken werd[en] nicht v[on] Beschränkt[en], Aengstlichen ihre[n] Ausgang nehme[n,] [185rl/ 185vr] sond[ern] vom Kühnen, Strebenden 3859 [,] Größergesinnten. 3860 3854 „sollte“ über der Zeile. 3855 „der M[e]nsch[e]n“ über der Zeile. 3856 Randbemerkung [185rr] : „Freih[ei]t der Wiss[e]nsch[a]ft darf v[on] d[er] Auctorität nicht beschränkt werd[en.] - Wiederum soll auch d[ie] Wiss[en]sch[a]ft ihre Fr[ei]h[ei]t der Auctorität geg[en]über [n]i[c]ht [m]ißbra[u]ch[en.] - D[a]s V[e]rh[ä]lt[n]iß schwierig - moral[i]sch zu lös[en] - s[on]st [n]i[c]ht -”. 3857 Randbemerkung [185rr] : „Die Wiß[en]sch[a]ft u[nd] Forsch[un]g als solche intellect[u]ell [„intellect[u]ell“ über der Zeile] ist [n]i[c]ht gerad[e]zu d[e]r Auctorität unterworf[en] (moralisch all[en]falls, aber intellectuell [nic]ht) [„das wäre Lüge“ über der Zeile] [,] sond[ern] müßte sie si[c]h selbst aufgeb[en.] - Wiß[en]sch[a]ft u[nd] Auctorit[ä]t s[in]d histor[ische], weltbew[e]gende Mä[c]hte - die einander befehd[en] od[er] au[c]h förder[n] -“. 3858 „d[urc]h“ über der Zeile. 3859 „Strebenden“ über der Zeile. 3860 Einfügung am Seitenrand [185vl] : „Hier Einiges z[u] sag[e]n üb[er] die Frage: Ob es auch im Gebiete d[er] ch[ri]stl[ichen] [„ch[ri]stl[ichen]“ über der Zeile] Kirche einen Forts[c]hritt gebe - d[u]rch Zusammenwirk[en] v[on] Auctorität u[nd] Freih[ei]t scheint das bedingt zu sey[n]. S[iehe] Beil[a]g[e].“ Die Beilage wurde später nach diesem Bogen eingefügt und umfaßt [186rl-189vr] . <?page no="469"?> 459 §: 30 3861 Verhältniß der Religions-Gemeinschaften zu einander. I) Wie sich die Anhänger der verschied[enen] R[e]l[i]g[io]ns-Gemeinsch[a]ft[e]n zu einander zu verhalten haben, das ist eine Frage, die in uns[erer] Zeit besond[ers] v[on] großer pract[i]sch[er] Bedeut[u]ng ist, da wir, wie es scheint [,] immer mehr Gelegenh[ei]t bekommen werden, das richt[i]ge Verhalten geg[en] Andersglaubende in immer weiterer Ausdehnung zu üben. - Die Frage ist aber, so viel auch darüber in allen Blättern u[nd] Büchern darüber geschrieben wird, u[nd] so viel man immer v[on] Toler[a]nz spricht, so leicht nicht zu ents[c]heiden, denn zu nahe liegen hier zwei Abwege u[nd] Extreme; näml[ich] Gleichgültigkeit, Indifferentismus, u[nd] Haß oder Fanatismus 3862 [; ] zw[i]sch[en] beiden liegt das Richtige, die wahre Toleranz nämlich; auch hier die rechte Gränze zu bestimmen, ist das S[c]hwierige. II) Der Indifferentismus, um v[on] d[ie]s[e]m zuerst zu reden, ist unserer Zeit am wenigsten fremd, u[nd] gilt gewöhnl[ich] für Toleranz. Er denkt [,] es sei gleichgültig [,] welcher R[e]l[i]g[io]n man angehöre od[er] ob man vielleicht gar keiner angehöre; er b[e]h[a]nd[e]lt das rel[i]g[iö]s[e] Bekenntniß als Sache der Convenienz. - Gleichwohl liegt hier eine große Gedankenlos[i]gk[ei]t zu Grunde, wenn nicht Aergeres; denn entwed[er] 3863 muß d[er] Indifferent[ismus] v[on] d[er] Annahme ausgehen [,] alle verschiedenen R[e]l[i]g[io]nen seien gleich wahr, wenn sie einander auch noch so sehr widersprechen u[nd] einander ausschließen [,] u[nd] das ist eine Thorheit, od[er] 3864 er muß annehmen [,] alle seyen falsch [,] u[nd] dann müßte er ehrlicher Weise behaupten [,] man solle gar keine annehmen; da entstünde dann wieder die Frage [,] ob es denn üb[e]rh[au]pt eine Wahrheit gebe? Gibt es keine, dann wäre es unbegreifl[ich,] wie der M[e]nsch Verlangen darnach haben könnte, er käme mit seiner ganzen Natur in Widerspruch, dieß Verlangen [185vr/ 186rl] 3865 III. Th[ei]l 3866 Beil[a]g[e] z[u] §: 29 V) Ob in d[er] chr[i]stl[ichen] Kirche auch v[on] einem Fortschritt die Rede seyn könne. 1) Fortschritt ist allgem[ein] Gesetz der Natur wie der Geschichte. Die Natur im Großen zeigt uns immer mehr [,] daß sie v[on] unvollkommenster Gestalt[u]ng zu immer vollkommnerer fortgeschritten sei - u[nd] die einzelnen Gebilde der Natur zeigen nicht minder, daß sie d[ie]s[e]s Gesetz befolgen müßen; alle heben an mit ein[em] Zustand re- 3861 „30“ im Nachhinein eingeklammert; „25“ über der Zeile. 3862 Randbemerkung [185vl] : „Intoleranz“. 3863 „a)“ am Seitenrand [185vl] . 3864 „b)“ am Seitenrand [185vl] . 3865 Der an dieser Stelle unterbrochene Satz wird nach dem nun folgenden aus den beiden Bögen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 78 a “ [186rl-187vr] und „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 78 b “ [188rl-189vr] bestehenden Einschub „Beil[a]g[e] z[u] §: 29“ [186rl-189vr] auf dem Bogen 79 [190rl] fortgesetzt. 3866 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 78 a “ am oberen Seitenrand [186rr] ; „78 a “ bezeichnet einen eingeschobenen Bogen, der zusammen mit dem folgenden eingeschobenen Bogen inhaltlich an den ursprünglichen Abschluß von § 29 nach „Größergesinnten.“, unmittelbar vor § 30 zu denken ist. <?page no="470"?> 460 lat[iver] Unvollkommenh[ei]t u[nd] bilden sich zu relativ[er] Vollkommenh[ei]t fort; freil[ich] beginnt auch all[e]nth[a]lb[e]n, wenn die Spitze, avkmh, des Daseyns erreicht ist [,] wieder Abnahme, Rückschritt, Verfall; u[nd] zwar zeigt sich d[ie]s[e]r Verlauf immer um so deutlicher u[nd] bestimmter, je vollkommener die Naturgebilde, so bes[onders] im Pflanzenu[nd] Thierreiche. Dasselbe Gesetz sehen wir in der Geschichte der M[e]nschh[ei]t herrschen. Die histor[isch] merkwürd[i]g[en] Völker u[nd] Staaten haben solch’ geschichtl[ichen] Verlauf genommen, daß sie mit kleinen, aber intensiv kräft[i]g[en] Anfängen begann[en], immer mehr zunahmen, wuchsen, u[nd] zwar intensiv u[nd] extensiv - an Macht u[nd] äuß[erer] Herrschaft u[nd] an Wiß[e]nsch[a]ft, Kunst, Bild[u]ng u[nd] Staatsform - u[nd] dann, wenn d[er] höchste Grad erreicht war, begann allmähliger Verfall, Unterg[a]ng, Verschwinden d[ie]s[e]r Reiche u[nd] Völker u[nd] Aufgehen in andere - gerade so wie bei den Naturgebilden. Dasselbe Gesetz sehen wir die außerch[ri]stl[ichen] R[e]l[i]g[io]n[en] befolgen - auch unvollkommene Anfänge - Ausbild[un]g, Blüthe - die den Verfall schon in sich trägt (ohne Frucht zu bringen? ). Wenn wir nun d[ie]s[e]s Gesetz des Forts[c]hrittes - u[nd] Verfalles - so all[e]nthalben herrschen sehen, so fragt sich - ist auch d[a]s Ch[ri]st[en]th[um] u[nd] d[ie] K[i]rche dems[e]lb[en] unterworf[en] - dem Fortschritt - u[nd] auch dem Verfall? 2) In der That deutet schon am Anf[a]ng des Ch[ri]st[e]nth[ums] Alles darauf hin, daß es auch d[ie]s[e]m Gesetz der Zeitl[i]chk[ei]t solle unterworfen werden. Chr[istus] selber nimmt zu wie 3867 an Alter so an Weish[ei]t u[nd] Liebenswürd[i]gk[ei]t bei Gott u[nd] M[e]nsch[e]n - also bei ihm selber schon ein Fortschritt. Dann vergleicht er sein Werk mit einem Sauerteich (sic! ), der allmählig das Mahl durchsäuert - also auch hier allmähl[i]g[e]r Forts[c]hritt [186rl/ 186vr] angedeutet - der zugleich innerl[ich] u[nd] äußerl[ich] seyn kann; dann vergleicht Chr[istus] seine Kirche mit ein[em] Senfkorn, das allmählig zum großen Baume wächst; was dass[e]lbe allmählige Fortschreiten andeutet. - Dann sehen wird 3868 [,] daß er bei Verkündung seiner Lehre mit ähnl[icher] Allmähligk[eit] verfährt, nicht Alles auf einmal verkündet, sond[ern] sich der Faß[u]ngskr[a]ft der Jünger anbequemt, ja er sagt selbst: „Ich hätte auch noch Vieles zu sagen, aber ihr könnt es jetzt noch nicht ertragen“. Dasselbe Verfahren sehen wir bei den Aposteln, wie an äuß[erer] Verbreit[u]ng, so nahm die Kirche auch an innerer Entwickl[u]ng zu in Lehre, Cultus [,] Disciplin, Verfaßung. Und die ganze folgende Geschichte der Kirche bezeugt dens[e]lb[e]n doppelten Forts[c]hritt nach Außen u[nd] Innen. D[ie]s[e]r Fortschritt ist aber keine Aend[e]rung [,] sond[ern] Entwickl[un]g [.] - Er besteht in dem idem aliter [,] nicht aliud [.] - Aend[e]r[u]ng, Anderswerden ist kein Forts[c]hritt [,] sond[ern] Aufhören; Fortschritt ist Entwickl[un]g desselben, das wesentl[ich] dasselbe bleibt, aber sich ausgestaltet, zunimmt. D[ie]s[e]r Fortschritt ist der Kirche eigen [.] - Auf kirchl[ichem] St[a]ndp[u]nkt 3867 „wie“ über der Zeile. 3868 Wohl gemeint: „wir“. <?page no="471"?> 461 kann man am wenigsten ihn verkennen od[er] läugnen woll[en], od[er] als unberechtigt bezeichnen, denn sonst müßte man geradezu wieder zum erst[en] Anfang zurückkehren. 3) Fragen wir also nach der Art u[nd] Weise d[ie]s[e]s Fortschrittes, so ist allerdings richtig, daß die Wahrheit u[nd] Gnade des Chr[i]st[e]nth[ums] an sich nicht fortschreiten u[nd] sich vervollkom[m]nen kann [.] - Die Wahrheit kann im Laufe der Zeit nicht wahrer werden, die Erlös[u]ngsgnade nicht vollkommner; allein die Wahrheit kann klarer auseinandergesetzt, bestimmter ausgesprochen, nach mehr Bez[e]ichnungen hin entfaltet u[nd] erkannt werden. Das sehen wir ja an der dogmatis[c]h[en] Entwickl[un]g der einzelnen chr[i]stl[ichen] H[au]ptlehren, wie sie einzel[n] für sich u[nd] zusammen sich immer bestimmter ausgestalteten u[nd] v[on] Irrthum schieden u[nd] abgränzt[en] u[nd] sich miteinander in innern Zusammenhang setzt[en.] [186vr/ 187rl] Das zeigt sich klar an der gewöhnl[ichen] Formel des Glaubens - am Credo - [.] Das apostol[ische] Glaubens- Bek[e]n[n]tn[i]ß ist noch viel einfacher, in sich geschloßener [,] unentwickelter als das Nicänische u[nd] Constantinopolitanische Symbol; der implicirte Inhalt hatte sich im Verlaufe der dogmatis[c]h[en] Erört[e]r[u]ng[e]n der erst[en] J[a]hrh[u]nd[e]rte explicirt; je weiter wir darum hinauf gehen an d[en] Anf[a]ng der K[i]rch[e]ngesch[ichte,] desto unbestimmter, unabgegränzter sind die verschiedenen ch[ri]stl[ichen] Lehr[en] noch, desto mehr noch vermischt mit unklaren schwankenden Vorstell[u]ng[e]n [.] - Der Grundkern des ch[ri]stl[ichen] Symbol’s war schon fest u[nd] bestimmt vorhanden, aber in der Peripherie cirkulirt[en] noch confus die üb[ri]g[en] ch[ri]stl[ichen] Anschauung[en], die sich erst abklärten u[nd] läuterten u[nd] mit d[em] Centrum in bestimmte Bezieh[u]ng setzten. D[a]h[er] kommt es, daß in d[en] spätern Zeit[en] Alles viel schärfer bestimmt ist u[nd] den subj[ectiven] Deutungen der ch[ri]stl[ichen] Lehren ein viel begränzterer Spielraum gestattet ist; d[a]h[er] auch bei d[en] meist[en] 3869 erst[en] Kirchenvätern Lehren u[nd] Vorstell[u]ng[en] vorkomm[en,] die jetzt keineswegs mehr gestattet sind, die als unklar, zweideutig u[nd] unrichtig ausgeschloß[en] wurd[en] im Laufe der J[a]hrh[u]nd[e]rte durch d[ie] kirchl[ichen] Lehrentscheidungen; würden wir d[a]h[er] die Kirchenväter mit ihr[en] Vorstell[u]ng[e]n an d[en] jetz[i]g[en] Glaub[en]sentscheid[un]g[en] etwa seit d[em] Conc[ilium] Trid[entinum] meßen od[er] prüfen 3870 [,] Wenige v[on] ihnen würden als vollkommen rechtgläubig erfund[en] werd[en] 3871 mit all’ ihr[en] Behaupt[u]ng[e]n. V[on] Origenes [,] Irenaeus 3872 u[nd] Cyprian nicht zu reden - selbst Chrysost[omus] u[nd] August[inus] würden nicht vollkommen orthodox gefunden werden, weil sie üb[er] Vieles sprach[en] nach subj[ectiven] Ansicht[en], was damals 3873 noch kirchl[ich] gar nicht scharf u[nd] bestimmt festgestellt war - denn 3874 Chrys[ostomus] räumt der Freih[ei]t d[e]s M[e]nsch[e]n mehr ein - als jetzt gestattet ist, Aug[ustinus] 3869 „meist[en]“ über der Zeile. 3870 „meßen od[er] prüfen“ über der Zeile. 3871 „erfund[en] werd[en]“ über der Zeile. 3872 „Irenaeus“ über der Zeile. 3873 „damals“ über der Zeile. 3874 „denn“ über der Zeile. <?page no="472"?> 462 stellt d[ie] Fr[ei]h[ei]t zu sehr zurück u[nd] hebt d[ie] g[ö]ttl[iche] Gnade u[nd] Vorbestimmung in s[einer] Praedestinat[ions-]Lehre zu sehr hervor. Wie mit d[em] Forts[c]hritt in d[er] Glaubenslehre [187rl/ 187vr] so verhält es sich auch mit d[er] Entfwickl[u]ng (sic! ) der Verfaßung u[nd] Liturgie. In denerst[en] (sic! ) J[a]hrh[u]nd[e]rt[e]n war die Verfaß[u]ng der Kirche noch nicht so ausgestaltet, so gegliedert u[nd] festgesetzt wie jetzt, es war Alles noch unbestimmter, nicht so scharf ausgeprägt, das geschah auch erst nach u[nd] nach. Selbst das Ob[e]rh[au]pt der K[i]rche trat noch nicht so bestimmt hervor u[nd] hatte noch nicht so ausgebreitete [,] so bestimmte [,] festgesetzte Rechte; selbst d[a]s Bewußts[eyn] d[ie]s[e]r bestimmt[en] Stellung bildete sich erst im Laufe der Zeiten klarer u[nd] eb[e]nso lehrte erst der Lauf der Ereigniße selbst, welche Befugniße u[nd] Rechte ihm zukommen, ihm 3875 nothw[e]nd[i]g seyen für s[eine] Stell[u]ng als Ob[e]rh[au]pt, welche nicht. Nur befangene Geschichtsforscher können d[a]h[er] d[em] röm[ischen] Bischofe der erst[en] J[a]hrh[underte] alle Rechte u[nd] Befugniße zuschreiben, die er jetzt besitzt; sie lagen in s[einer] Stell[u]ng als Ob[er]h[au]pt potentia [,] ausgeübt aber hat er sie noch nicht actu -, d[a]h[er] in kirchenrechtl[icher] Bez[ie]h[u]ng im Laufe der Zeit[en] manche Umgestalt[u]ng vorgeg[a]ng[en] ist - u[nd] eben deßweg[en] auch in der Zukunft noch manche Umgestalt[un]g vorgeh[en] kann - kurz [,] ein Fortschritt, eine Entwickl[un]g findet auch hier statt. - Dasselbe gilt v[om] Kultus, v[on] d[er] Liturgie. Uns[ere] Liturgie stimmt zwar im Wesentl[ichen], im Opfer überein mit der d[er] erst[en] Zeit, keineswegs aber in aller u[nd] jed[er] B[e]z[ie]h[u]ng [,] aber au[c]h in Bezug auf d[ie] eigenthüml[ichen] Formen u[nd] Gebräuche. 4) Wie aber ein Fortschritt statt fand in d[er] K[i]rche u[nd] ferner statt finden muß - so th[ei]lt die K[i]rche auch das Loos zeitl[ichen] Verfalls mit allem Irdischen - freil[ich] (bis jetzt) nicht - das Loos gänzl[icher] Vernichtung u[nd] Aufhörens. - Daß Verf[a]ll in B[e]zug auf örtl[iche] Ausbreit[u]ng statt hatte [,] ist bekannt - ganze Länder sind ja der K[i]rche entrißen worden - d[a]s Ch[ri]st[e]nth[um] verschwand ja fast gänzl[ich] aus Asien u[nd] Afrika, aus jenen Länder[n,] wo es gerade am schönsten geblüht hatte. Aehnl[iches] gilt in Bezug auf die innere Entwicklung. Auch in Bezug auf d[ie]se gibt es Zeit[en] d[e]s Verfalls. [187vr/ 188rl] III [.] Th[ei]l 3876 Beil[a]g[e] z[u] §: 29 Eine solche Zeit trat ein, als nach Beendigu[n]g der dogmat[ischen] Entwickl[un]g der erst[en] J[a]hrh[u]nd[e]rt[e] die alten Völker untergingen u[nd] in Folge der Völkerwand[e]r[u]ng neue Reiche entst[a]nd[en,] gegründet v[on] ungebildeten, rohen Völkern [,] die allerdings das Chr[i]st[e]nth[um] annahmen, aber doch mehr äußerl[ich] dems[e]lb[en] angehörten, nur die einfachsten Bestimmungen des Glaubens annahm[en,] an- 3875 „ihm“ über der Zeile. 3876 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 78 b “ am oberen Seitenrand [188rr] ; „78 b “ bezeichnet einen eingeschobenen Bogen, der zusammen mit dem vorhergehenden Bogen inhaltlich an den ursprünglichen Abschluß von § 29 nach „Größergesinnten.“, unmittelbar vor § 30 zu denken ist. <?page no="473"?> 463 nehmen konnten; denn die Resultate dogmat[i]s[c]h[er] Entwickl[u]ng[e]n verstanden d[ie]se Völker noch gar nicht, diese waren für sie so viel als gar nicht vorhanden; es war also dieß ein innerl[icher] Rückfall; erst nach u[nd] nach wurde das Verständniß jener Dogmenbestimmung[en] gewonnen u[nd] konnte v[on] einem weitern Forts[c]hritt die Rede seyn. Unwiß[e]nh[ei]t u[nd] Rohh[ei]t der Völker war Ursache des Rückfalls um viele J[a]hrh[u]nd[e]rte. In späterer Zeit - etwa kurz vor d[er] K[i]rch[e]n-Trennung, erlosch das innere Verständniß des Ch[ri]st[e]nth[ums] auch bedeutend, aber in Folge allgemeiner Veräußerlich[u]ng, Sittenlos[i]gk[ei]t u[nd] Mangel an Th[ei]lnahme an d[er] ch[ri]stl[ichen] Lehre - denn d[ie] größte Anzahl begabterer G[ei]st[e]r schwärmte damals für d[a]s klaß[ische] Alterthum. Blicken wir auf uns[ere] Zeit, dann können wir auch nicht anders als sie bezeichnen als Zeit des Verfalls [,] u[nd] zwar des größten u[nd] gefährlichst[en,] der je die Kirche traf. Seit dem vorig[en] J[a]hrh[undert] dauert er schon [,] u[nd] es ist nicht zu sehen [,] nach wohin er führen u[nd] wie er enden werde. Der Verfall kommt nicht mehr eig[e]ntl[ich] v[on] wilder Rohheit u[nd] Unwiß[e]nh[ei]t, auch nicht mehr blos v[on] Sittenlosigk[ei]t - sond[ern] zugleich v[on] Ueberbild[un]g od[er] Verbildung, die d[ie] G[ei]st[e]r dem Ch[ri]st[e]nth[um] entfremdet u[nd] sie unempfängl[ich] gemacht hat. D[a]h[e]r ist Indifferenz eingetreten bei sehr Vielen - ja noch Schlimmeres - jener Zustand näml[ich,] den man Blasirtheit nennt. Blasirtheit - v[on] βλάξειν welken - ist jener Zustand des menschl[ichen] Geistes [,] in dem er abgestorben ist für das höhere, eig[e]ntl[iche] Gebiet des Geistes [,] für Wahrheit, Sittl[i]chk[ei]t u[nd] selbst für die Kunst; also ein Geist, der losgeriß[en] ist v[om] Reich d[e]s G[ei]st[e]s - d[a]h[er] welk ist. [188rl/ 188vr] In solchen Zustand gerathen diej[enigen,] die gebildet werden nach d[en] gewöhnl[ichen] Gr[u]ndsätzen der Welt [,] als Weltlinge also - die oberflächl[ich] über Alles u[nd] Jedes zwar 3877 räsonniren u[nd] schwätzen können, aber doch nichts wahrhaft verstehen, nirg[e]nds wahrh[a]ft eingesenkt sind in d[a]s geist[i]g[e] Reich d[er] Welt u[nd] Ueberwelt. Sie gleichen darum mit ihrer äußerl[ich] feinen Bild[u]ng den vergilbt[en], welkenden u[nd] fallenden Blättern der Bäume im Herbste, die zwar schönes Colorit haben [,] aber doch innerl[ich] abgestorben sind u[nd] darum abfallen. Wo solche blasirte M[e]nsch[e]n sich in großer Anzahl zeigen, da ist es ein Zeichen [,] daß es wieder Herbst geworden sei im Leben der M[e]nschh[ei]t, in der Geschichte - u[nd] in der ch[ri]stl[ichen] Kirche. In d[er] alt[en] Zeit zeigte sich dass[e]lbe. Die vornehmen u[nd] gebildet[en] Griechen u[nd] Römer u[nd] selbst Juden (Saduzäer) hatt[en] auch den Sinn, d[ie] Theilnahme, das Gefühl für Wahrh[ei]t u[nd] Sittl[i]chk[ei]t verloren, waren auch in d[en] Zustand der Blasirtheit gerathen, nur d[a]s Sinnliche, Thierische intereßirte sie, nicht mehr d[a]s Geistige u[nd] Ueberird[i]s[c]he. Aus solchem G[ei]st[e]szustand scheint das bekannte Wort des Pilatus hervorgeg[a]ng[e]n zu seyn: Chr[istus] s[a]gt zu ihm: [„] Ich bin dazu geboren u[nd] in die Welt gekommen, daß ich der Wahrh[ei]t Zeugniß gebe; jeder [,] der aus der Wahrh[ei]t ist, höret meine Stimme.“ Da sprach Pilatus zu ihm: Was ist Wahrheit! Er wollte nicht Belehrung darüber [,] was Wahrh[ei]t sei, als hätte er etwa Intereße 3877 „zwar“ über der Zeile. <?page no="474"?> 464 daran, sond[ern] im G[e]g[e]nth[ei]l [,] gerade s[eine] Intereßelosigk[ei]t spricht sich darin aus; er will sagen: Wie magst du dich doch um d[er] sog[enannten] Wahrh[ei]t willen solcher Gefahr u[nd] solcher Mißh[a]ndl[u]ng aussetzen? , weil der Sinn u[nd] d[ie] Empfängl[i]chk[ei]t für höh[ere], rel[i]g[iö]s[e] Wahrh[ei]t in ihm erloschen war, begriff er gar nicht mehr, wie es nun möglich sei, daß Jemand um etwas, das 3878 man Wahrh[ei]t nenne [,] so viel wagen möge. - Das also ist d[er] Zustand der Blasirth[ei]t - das innerl[ich] welk Werd[en], Absterb[en,] d.h. Unempfängl[ich] werd[en] für höh[ere] Wahrh[ei]t u[nd] d[a]h[er] d[a]s Abfall[en] v[om] höh[ern] geist[i]g[en] Reiche in’s blos ird[i]s[c]h[e] Gebiet [.] [188vr/ 189rl] D[ie]s[e]r Zustand ist, wie man weiß [,] in uns[eren] Tagen gar nicht selten [.] - Und so scheint es denn [,] als ob es das Geschick der M[e]nschh[ei]t sei - daß menschl[ich] Errungenes, Kunst, Wiß[e]nsch[a]ft, Bild[un]g u[nd] göttl[ich] Gegebenes [,] d[ie] geoff[en]b[a]rte 3879 Wahrheit [,] sich nicht miteinander vertragen, u[nd] d[er] Glaube nur da leb[e]nd[i]g seyn könne, wo noch kein höherer Grad v[on] Bild[un]g erreicht ist - hinwiederum [,] sobald d[ie]s[e]r eintritt, dann alsbald der Glaube, d[a]s Gefühl für g[ö]ttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng [,] erlösche. Das ist factisch zwar bisher im Allgem[einen] so gewesen, unmöglich aber kann es stets so seyn - sond[ern] es muß doch der Idee der M[e]nschh[ei]t gemäß einmal ein Zustand eintreten, wo Glaube u[nd] Wiß[e]nsch[a]ft, Bild[un]g u[nd] R[e]l[i]g[io]s[i]t[ä]t sich vollkommen einigen u[nd] gegenseitig ergänzen. Es scheint also Gesetz zu seyn, daß die M[e]nschh[ei]t immer wieder neue Ansätze machen müße, neue Entwickl[un]gsphasen beginnen müße, wenn eine sich ausgelebt hat [,] ohne jenes Ziel eines vollkom[menen] Zust[a]nds d[er] Harmonie des Göttl[ichen] u[nd] M[e]nschl[ichen] zu erreichen. Dem neu[en] Ansatz geht dann eine Zeit des Verfalles vorher [,] u[nd] zwar fallen zuerst ab u[nd] geh[e]n unt[er] stets die Gebildet[en] u[nd] Oberst[en] unt[er] d[en] Völkern; wie etwa bei der Pflanze zuerst die schöner[n], ausgebild[e]t[en] Blätter der Blume abfall[en], wenn d[a]s Welken beginnt - aus dem Stamme des Volkes aber treibt sich ein neuer Entwickl[un]gszust[an]d hervor (freil[ich] mit Beiwirk[en] g[ö]ttl[ichen] G[ei]st[e]s - wie d[er] Frühl[in]gshauch nothw[e]nd[i]g ist z[um] Wiederbeleb[en] der Natur) [.] 5) Das führt uns noch zur kurzen Erört[e]r[un]g der Frage: Wie eine Wiedererneu[e]r[u]ng in Zeit[en] d[e]s Verfalls innerh[a]lb d[es] Ch[ri]st[en]th[ums] mögli[c]h sei - also namentl[ich] in uns[erer] Zeit - d[a]s läßt sich schwer sagen. Viele blicken auf d[a]s Mittelalter u[nd] meinen [,] wenn nur Alles wieder so eingerichtet werde wie damals, dann würde neuer Aufschwu[n]g in d[er] K[i]rche statt find[en], u[nd] 3880 d[a]h[e]r such[en] sie alles Mittel-Alterliche hervor u[nd] wollen es wieder zur Geltung bring[en] 3881 . Eine große Täusch[u]ng [.] - Wenn wir einmal rückwärts gehen wollen, warum gerade bis z[um] Mittelalter, warum nicht gleich bis zur erst[en] Zeit? [189rl/ 189vr] Wollte man sagen: Das Mittelalter ist eben die vollkommenste Ausgestalt[u]ng u[nd] Erscheinung des Ch[ri]st[en]th[ums,] so wäre das schon eine gewagte B[e]h[au]pt[u]ng, denn wer kann 3878 „das“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „daß“. 3879 „geoff[en]b[a]rte“ über der Zeile. 3880 „u[nd]“ über der Zeile. 3881 „bring[en]“ über der Zeile. <?page no="475"?> 465 beweisen [,] ob es nicht eine noch vollkom[m]nere gibt, die angestrebt werd[en] muß? Warum sollte bis zum Mittelalter zwar Entwickl[un]g u[nd] Fortschritt statt gefund[en] haben, später aber ein solcher nicht mehr möglich seyn? Hat sich etwa der Geist des Ch[ri]st[en]th[ums] schon erschöpft u[nd] ausgelebt - dann wäre er [n]u[n] im Verfall[en] begriff[en] u[nd] könnte keineswegs mehr aufgehalt[en] werden im allmählig[en] Erlöschen. Auch wollen jene Mittelalter-Sehnsüchtigen nur die äußerl[ichen] Formen od[er] Buchstab[en] 3882 , nicht aber den Geist d[e]s Mittelalters - ja den Geist dess[e]lb[en] können sie gar nicht wollen, denn da müßt[en] sie gerade v[on] ihre[m] Streben abstehen; denn der Geist d[e]s Mittelalters war auch ein Geist des Fortschrittes; wäre er das nicht gewesen, so wär[en] ja die kirchl[ichen] Verh[ä]ltn[i]ße dess[e]lb[en] gar nicht entstand[en]; denn nur dad[u]rch entst[a]nd d[a]s kirchl[iche] Mittelalter, daß man über die frühern Zeit[en] u[nd] J[a]hrh[underte] hinausschritt, nicht zu dens[e]lb[en] zurückkehrte od[er] sie festhalt[en] wollte; hat also Jemand d[en] Geist des Mittel-Alters, so muß er gerade den Fortschritt wollen [,] die todten Formen aber ohne Geist helfen Nichts. Andere meinen [,] durch viele Gesetze u[nd] Verord[n]u[n]g[en] könne eine Wiedererneuer[un]g des ch[ri]stl[ichen] Lebens herbeigeführt werden. Auch das ist eine Täusch[u]ng - das Gesetz gibt kein Leben, keinen Geist, kann nicht innerl[ich,] sond[ern] nur äußerl[ich] wirken 3883 - kann nur todte Werke zeugen, d[a]s Gesetz wirkt mechanisch, äußerl[ich], nicht dynamisch, innerl[ich]. 3884 Durch Verordnung[en] u[nd] Schreiberei[en] wird der Zust[a]nd der K[i]rche nicht verbeßert - nicht erneuert wenigstens; Nur zur Ordnung u[nd] Erhalt[un]g d[e]s k[i]rchl[ichen] Leb[en]s 3885 [,] deren Gesetze, nicht zur Wiedererneu[e]r[u]ng. Nur aus d[em] innerst[en] Wesen u[nd] Geiste d[e]s Ch[ri]st[en]th[ums] u[nd] d[er] Kirche kann neues Leben ausgehen - mystisch[en,] nicht legalen Ursp[run]gs ist d[ie] Wiederbeleb[un]g - durch inn[e]re Selbstvertief[un]g u[nd] Versenk[u]ng in d[en] g[ö]ttl[ichen] G[ei]st d[er] K[i]rche [,] wie der Frühling nur aus der innerst[en] Werkstätte der Natur geheimnißvoll hervorgeht. 3886 Und wie d[er] Frühli[n]g unt[er] Stürmen eintritt [,] so auch d[ie] Leb[en]serneu[e]ru[n]g der K[i]rche; Stürme sind d[a]h[er] auch d[em] Baume der Kirche heilsam u[nd] förd[e]rlich. Sie reinigen u[nd] befestig[en] ihn. Man s[a]gt: Die faul[en] Früchte fallen ab [,] wenn d[er] Baum d[er] K[i]rche erschüttert wird. Das ist richtig. Aber es geschieht auch noch etwas andres dabei; der Stur[m] reinigt den Baum auch v[on] d[en] dürr[en], unfruchtbare[n], entstellend[en] Aesten, indem er sie bricht u[nd] abreißt, so wird auch d[er] Baum d[er] K[i]rche gereinigt d[u]r[c]h Stürme v[on] d[en] dürr[en], unfru[c]htbar[en] Aesten, d.h. d[en] unnütz[en], unfru[c]htbar[en], abgelebt[en] Gesetz[en] u[nd] Verord[n]u[n]g[en], die sich e[n]dlos sonst aufhäuf[en], 3882 „od[er] Buchstab[en]“ über der Zeile. 3883 „wirken“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Wirken“. 3884 Randbemerkung [189vl] : „D[u]rch Gesetze des Chr[istus] nicht gegründet -“. 3885 „d[e]s k[i]rchl[ichen] Leb[en]s“ über der Zeile. 3886 Randbemerkung [189vl] : „Aus d[en] Stoppel[n] d[e]s Herbstes geht kein Frühli[n]g hervor - aus d[em] bloß[en] Gerippe keine Erneu[e]r[un]g d[e]s [men]s[c]hl[ichen] Leb[en]s.“ <?page no="476"?> 466 u[nd] die K[i]rche entstell[en] u[nd] d[a]s frische Leb[en] nur hemm[en] statt förd[e]rn 3887 [.] [189vr/ 190rl] 3888 III [.] Th[ei]l 3889 §: 30 F[o]rts[e]tz[u]ng. 3890 wäre etwas Ungereimtes, Unberechtigtes [,] u[nd] doch hielte es der Mensch wieder für etwas Gutes - 3891 b) 3892 gibt es aber eine Wahrheit [,] dann ist die Frage [,] wo sie zu finden sei, ob alle R[e]l[i]g[io]nen, wenn sie sich auch noch so sehr widersprechen, in gleicher Weise daran participiren; wenn aber dieß nicht sey[n] kann unt[er] d[ie]s[e]n Umständen, sond[ern] die Eine R[e]l[i]g[io]n mehr v[on] ihr enthalten müße, die andere weniger, dann kann man wieder nicht geg[en] alle R[e]l[i]g[io]nen ganz gleich gesinnt seyn, sond[ern] muß die suchen, die mehr Wahrh[ei]t in sich enthält u[nd] diese dann den andern vorziehen, d.h. also dann nicht mehr indifferent seyn. Wollte man aber auf alle Wahrh[ei]t verzichten, dann müßte man der Vernunft entsagen u[nd] sich den Thieren gleich stellen, die aber selbst auch ein[en] Unters[c]hied nach ihr[er] Weise bei d[en] verschieden[en] Dingen machen u[nd] nicht ganz dem Indifferentismus in ihr[er] Lebenssphäre huldigen. 3893 III) Dem Indifferent[i]smus entgegen steht der Fanatismus als anderes Extrem. D[ie]s[e]r strebt dahin [,] jede andere rel[i]g[iö]s[e] 3894 Ueberzeugung zu vertilgen; während der Indiff[erente] Alles gelten u[nd] bestehen läßt neben seinem eigenen Nichts, so will der Fanatische gar Nichts neben sich bestehen laßen. Der Fanatismus ist eig[e]ntl[ich] die Materialisir[u]ng der rel[i]g[iö]s[en] Ueberzeugung; er ist die R[e]l[i]g[io]n in d[er] 3895 Form der blind wirkenden Naturgewalt, die Alles mit sich fortreißt u[nd] vertilgen will, was ihr widerstrebt; er ist eine Berauschung mit einer bestimmten Ansicht u[nd] Meinung, welche Besinnung u[nd] Ueberlegung raubt u[nd] zu extremen, gewaltthät[i]g[en] Handl[u]ng[e]n im Dienste der R[e]l[i]g[io]n hinreißt. Verständige Ueberlegung wird z[um] unheimlichen Brüten beim Fanatiker, Begeist[e]r[u]ng wird 3896 zur Wuth, z[um] Ingrim[m] u[nd] geht durch mit dem Verstande. Fanatismus findet sich d[a]h[er] vorzügl[ich] bei den Ungebildeten, bei der Menge [,] die zwar v[on] rel[i]g[iö]s[er] innerer 3887 „die K[i]rche entstell[en] u[nd] d[a]s frische Leb[en] nur hemm[en] statt förd[e]rn“ am Seitenrand [189vl] eingefügt. 3888 An dieser Stelle endet der Einschub „Beil[a]g[e] z[u] §: 29“ [186rl-189vr] . 3889 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 79“ am oberen Seitenrand [190rr] ; „79“ bezeichnet den Bogen. 3890 An dieser Stelle wird nach dem Einschub der beiden Bögen „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 78 a “ [186rl-187vr] und „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 78 b “ der [185vr] unabgeschlossene Satz fortgesetzt. 3891 Randbemerkung [190rr] : „g[e]g[e]n all[e]s M[en]sch[en]gefühl -“. Darunter die weitere Randbemerkung [190rr] : „I [.] Th[eil] V[on] d[er] Wied[e]rverei[ni]g[un]g der R[e]l[i]g[io]nen zu d[e]r Einen wahren -“. 3892 „b“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt; „b“ zusätzlich am Seitenrand [190rr] . 3893 Randbemerkung [190rr] : „Gibt es also eine Wahrh[ei]t - u[nd] als G[e]g[en]satz Lüge [,] so ist der Indiffer[en]t[i]sm[us] ungerechtfert[i]gt.“ 3894 „rel[i]g[iö]s[e]“ über der Zeile. 3895 „d[er]“ über der Zeile. 3896 „wird“ über der Zeile. <?page no="477"?> 467 Begeist[e]r[u]ng durchdrungen sind, aber bei ihre[m] Mangel an Bild[u]ng keine andere Art wißen, ihr [190rl/ 190vr] Gefühl, ihre Ueberzeug[u]ng Andern gegenüber geltend zu machen als eben d[u]rch äußere rohe Gewalt, Zwang u[nd] Zerstörung. - Das Gute beim Indiff[erentismus] ist dieß, daß er Andere mit and[eren] eigenen Ueberzeug[u]ng[e]n neben sich bestehen läßt, das Gute, Achtenswerthe beim Fanatismus ist dieß [,] daß er hinwiederum auch für seine eigene Ueberzeug[u]ng zu sterben vermag, den Tod erduldet mit Freude[n]. Wo d[a]h[er] ein Volk zu d[ie]s[er] wilden Begeister[u]ng hingeriß[en] ist, da geschehen große Thaten, u[nd] große Veränd[e]r[u]ng[en] in der Geschichte, weil ein solches Volk den Egoismus v[on] sich wirft u[nd] ganz sein[er] Ueberzeugung dient, wäh[re]nd der Indiff[erentismus,] weil unentschieden, unschlüßig, nie etwas Großes zu Stande bringt, sond[ern] mehr ein schleichend[e]s auflösendes Uebel ist. IV) Zwischen d[ie]s[e]n beiden nun liegt das Wahre, die ächte Toleranz. a) 3897 Sie besteht nicht 3898 im Preisgebe[n] der 3899 eigenen Ueberzeugung 3900 , obwohl sie andere Ueberzeugungen neben sich existir[en] 3901 läßt. b) 3902 Sie besteht in der Anerkennung des Guten [,] das auch in and[ern] R[e]l[i]g[io]nsformen u[nd] Meinungen enthalten ist [,] wenn sie auch auf tieferer Stufe stehen [,] u[nd] in der Würdigung des ernsten Willens, der guten Absicht [,] die der Andersdenkende in s[einem] rel[i]g[iö]s[en] Leben kund gibt, besond[ers] aber vermeidet sie alle Gewaltthät[i]gk[ei]t geg[en] Andere blos 3903 um der R[e]l[i]g[io]n willen, wenn sie nicht etwa d[u]rch Gewaltthät[i]gk[ei]t v[on] d[er] andern Seite hervorgerufen wird 3904 u[nd] zum eignen Schutz, zur Selbsterhalt[u]ng angewendet werden muß. In 3905 Dingen [,] die nicht unmittelbar auf die R[e]l[i]g[io]n sich beziehen u[nd] etwa Preisgeben der eignen Ueberzeug[u]ng forderten, wird der Unterschied in der R[e]l[i]g[io]n nicht beachtet werden; (im gewöhnl[ichen] Verkehr u[nd] Leben nämlich der M[e]nsch[e]n untereinander, wenigstens fordert dieß d[ie] Toleranz [).] Gleichwohl aber schließt ächte Toleranz das Streben nicht aus, seine innere eigne Ueberzeug[u]ng [,] die man als sein höchstes Gut, sein kostbarstes Besitzthum ansieht; d[ie]se eigne Ueberzeugung auch andern mithzutheilen 3906 u[nd] sie zu derselben zu führen. Das ist ein Drang u[nd] Streben [,] der jeder edlen Menschenbrust innewohnt, sich für’s Erste auszu- [190vr/ 191rl] sprechen, was im Innern wohnt u[nd] lebt 3907 , dann aber auch wird den wahrhaft edlen Menschen schon die allgemeine M[e]nschen-Liebe dazu bewegen, die eigenen höchsten Güter [,] die er besitzt, nicht egoistisch für sich zu behalten [,] sond[ern] sie auch seinen Mitmenschen mitzutheilen, u[nd] in so fern erscheint es ihm sogar 3897 „a)“ im Nachhinein über der Zeile eingefügt. 3898 „nicht“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „weder“. 3899 „der“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „seiner“. 3900 „noch auch“ in der Zeile gestrichen. 3901 „existir[en]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „bestehen“. 3902 „b)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 3903 „blos“ über der Zeile. 3904 „wird“ über der Zeile. 3905 „d[ie]s[e]n“ in der Zeile gestrichen. 3906 „mittheilen“ durch Einfügung von „zu“ über der Zeile zu „mitzutheilen“ korrigiert. 3907 „auch äußerl[ich] kund zu thun“ in der Zeile gestrichen. <?page no="478"?> 468 Pflicht [,] für weitere Verbreit[u]ng seiner Ueberzeug[u]ng zu wirken, dabei aber religiös u[nd] moralis[c]h zu Werke zu gehen, menschl[ich,] nicht unmenschl[ich] wie der Fanatismus, d[u]rch Ueberzeug[u]ng u[nd] Begründ[u]ng, nicht d[u]rch Gewalt. - Schwierig ist es 3908 indeßen immer 3909 [,] die Gränzen hier scharf zu ziehen [,] u[nd] die Individualität des Einzelnen macht sich allenthalben geltend. Der Indifferente wird in d[er] Toleranz schon Fanatismus 3910 spüren, der Fanat[i]k[e]r hinwiederum in derselben Indifferentismus erblicken. Auch wird es nie ein solches Verhalten der R[e]l[i]g[io]nsgemeinsch[a]ft[e]n zu einander geben, das sie alle vollkommen befriedigte; denn jede hat wenigstens v[on] sich die Ueberzeug[u]ng, daß sie die beßere sei [,] u[nd] wird diese auch aussprechen; dadurch wird sich die andere verletzt fühlen u[nd] Bes[c]hwerde erheben üb[er] Intoleranz, während sie selber sich hinwiederu[m] für beßer hält als alle übr[i]g[e]n. Das ist stets der Fall bei denen, die mit wirkl[icher] innerer Ueberzeug[u]ng u[nd] Wärme irg[e]nd einem Glauben anhäng[en]; die aber [,] bei denen dieß nicht der Fall ist, die ihrem Glauben keinen Vorzug geben vor den andern, die Indifferenten also, werden aber selbst auch in ihr[er] Weise intolerant seyn, in so fern näml[ich,] als sie ihre indifferente Ansicht für die richtige, wahre halten u[nd] Jeden [,] der nicht indifferent ist [,] sond[ern] den Indifferentismus verwirft [,] für dumm, bes[c]hränkt, unaufgeklärt vers[c]hreien, also eben dad[u]rch ein[en] Act der Intoleranz verüben. Dann aber werd[en] die rel[i]g[iö]s[en] Gemeinsch[a]ften stets in Conflict kommen um der äuß[ern] Verhältniße willen, die sich doch stets immer wieder nach den innern Anschauungen u[nd] Meinungen gestalten; [191rl/ 191vr] 3911 die R[e]l[i]g[io]n nimmt ja stets 3908 „ist es“ über der Zeile; „sond[ern]“ in der Zeile gestrichen. 3909 „immer“ über der Zeile. 3910 „sehen“ in der Zeile gestrichen. 3911 Randbemerkung [191vl] : „D.h. alle R[e]l[i]g[io]nen u[nd] Confeßionen stellen zwar dieselb[en] Fragen, forschen nach dens[e]lb[e]n Aufschlüß[en,] in so fern geht ein groß[er] einheitl[icher] Gr[u]ndzug d[u]rch alle; aber die Beantwort[u]ng ist eben verschieden in der näh[eren] Bestimmung, die gerade für d[ie] M[e]ns[c]hh[ei]t am wichtigst[en] ist, weil sie ents[c]heidet. - Auf polit[ischem] Gebiet werd[en] auch dies[e]lb[e]n Fragen im Grund genomm[en] g[e]stellt - d[e]s Volkes Wohl z.B. etc. [,] aber wie vers[c]hieden, entgegengesetzt ist die Beantwort[u]ng; zu welchem Zwiespalt gibt sie Veranlaß[u]ng? Man sagt gewöhnl[ich,] die Personen muß man toleriren [,] die Lehre ders[e]lb[en], d[en] Glaub[en] ders[e]lb[en], als falsch aber abweis[en]; das ist richtig; allein der [,] welcher sein[em] Glauben eif[ri]g zugethan ist, wird seine Person u[nd] d[en] Glaub[en] d[ie]s[e]r Person nicht gerne trenn[en] laß[en] od[er] wird stets das, was geg[en] seine Lehre gesagt wird, so betrachtet (sic! ) [,] als sei es geg[en] ihn gerichtet, geg[en] s[eine] Person. - R[e]l[i]g[iö]se Duldung ist Sache des [„ethisch[en]“ über der Zeile gestrichen] Willens [.] - R[e]l[i]g[iö]s[e] Indifferenz [„der Nächst[en]liebe - Intoler[a]nz M[a]ngel an Nächst[en]liebe M[a]ngel an Liebe zur Wahrheit“ über und unter der Zeile] - Sache des Erk[e]n[n]tn[i]ßvermög[en]s [,] Gleichgült[i]gk[ei]t geg[en] Wahrh[ei]t u[nd] Lüge [„Mangel an Liebe zur Wahrheit“ über der Zeile]; - also Sache des Wahrh[ei]tssinnes u[nd] Willens. - Man s[a]gt: Wenn nun Alle gleiche Ansichten v[om] Guten haben u[nd] gleiches Streben darnach; die theoret[i]s[c]h[en] R[e]l[i]g[io]nsmeinung[en] sind gleichgültig. - Wohl wenn nun aber eine Parthei gerade irg[end] [„irg[end]“ über der Zeile] ein unmoral[i]s[c]h[e]s Handeln als berecht[i]gt zu s[einer] theoret[ischen] Glaubensansicht machte; hätte da nicht rel[i]g[iö]s[e] Duldu[n]g ihre Gränze? 2) Denn der G[e]g[e]nsatz [„Widerstreit“ über der Zeile] geg[en] d[ie] eigene Ueberzeugung wird eben dann auch für ein unmoralis[c]h[es] Handeln des Gegners genommen! “ Darunter die weitere Randbemerkung [191vl] : „NB [: ] Der Unt[e]rsch[ie]d v[on] Indiff[erentismus] u[nd] Fanatism[us] [„M[a]ngel an Wahrh[ei]tsliebe - Mangel an Nächst[en]liebe“ über der Zeile] läßt sich wohl be- <?page no="479"?> 469 das ganze Daseyn des Menschen, nicht blos sein Inneres in Anspruch; d[er] M[e]nsch ist u[nd] soll wenigstens religiös seyn mit Allem, was er ist u[nd] hat, mit sein[em] Aeußern u[nd] Innern; darum wird die R[e]l[i]g[io]n stets auf alle äuß[ern] Verh[ä]ltn[i]ße des Lebens wirken [,] u[nd] da beginnt dann sicher der Zwiespalt zw[i]s[c]h[en] den einzelnen R[e]l[i]g[io]nspartheien. §: 31 3912 V[om] Verhältniß der R[e]l[i]g[io]n zum Staate. I) Blicken wir in der Geschichte der M[e]nschh[ei]t so weit als möglich zurück, so finden wir allenth[a]lb[e]n R[e]l[i]g[io]n u[nd] Staat, rel[i]g[iö]s[es] u[nd] bürgerl[iches] od[er] politis[c]h[es] Leben in inniger, man kann sagen [,] untrennbarer Vereinig[u]ng [.] In den Staaten des Alterthums war allenth[a]lb[en] d[ie] R[e]l[i]g[io]n ein nothw[e]nd[i]g[e]s Moment des Staatslebens, ja das bedeutendste desselben, das leitende u[nd] bestimmende Moment, die Seele des Ganzen. In dem Staate [,] der noch besteht u[nd] der wohl der älteste ist [,] den es gibt, im Chinesischen näml[ich,] ist noch jetzt rel[i]g[iö]s[es] u[nd] bürgerl[iches] Leben Ein u[nd] d[a]sselbe, u[nd] Beamte u[nd] Priester sind Ein u[nd] dieselben Personen, u[nd] wenn auch das in d[en] üb[ri]g[e]n R[e]l[i]g[io]nen nicht der Fall war, so hatte[n] doch die Priester großen [,] bestimmenden Einfluß auf alle Staatsangeleg[e]nh[ei]t[e]n im Krieg u[nd] Frieden in so fern, als sie überall, allenth[a]lb[e]n um den Will[en] der Götter befragt wurden, ehe die Staatsgewalt etwas unternahm [,] u[nd] v[on] ihr[er] Antwort hing groß[en]th[ei]ls die Ausführ[u]ng der Unternehmun-gen ab, in Griech[e]nl[an]d h[a]tt[e]n ja 3913 , wie bekannt [,] namentl[ich] 3914 die Orakel in früh[eren] Z[ei]t[e]n sehr großen Einfluß. - Die Götter der Völker wurden als Nationalgotth[ei]t[e]n betrachtet, sie wurden größenth[ei]ls (sic! ) für die Gründer des Staates u[nd] Volkes gehalten [,] u[nd] das ganze bürgerl[iche] polit[i]s[c]he Leben war 3915 auf ihre Einricht[u]ng[en], auf ihre Verordnungen gegründet. D[a]h[er] z.B. bei der Entst[e]h[un]g des Chr[i]st[e]nth[ums] der Angriff auf die heidn[i]sche R[e]l[i]g[io]n des römis[c]h[en] Reiches, stets als Angriff auf den Staat u[nd] die Staatsverfaß[u]ng selbst betrachtet 3916 wurde. - [191vr/ 192rl] stimm[en] - nicht aber so besti[mm]t der v[on] Tolera[n]z u[nd] Intolera[n]z - hier nur ethisch[e]r Ausgl[e]i[c]h - Nächst[en]liebe u[nd] Wahrh[ei]tsliebe [„u[nd] Bild[un]g“ über der Zeile gestrichen] zu verein[en.] I[n]deß d[u]rch uns[ere] Deut[un]g d[e]s Satzes extra eccles[iam] ist doch au[c]h eine theoret[ische] Ausglei[c]h[un]g u[nd] Anerk[ennun]g and[erer] R[e]l[i]g[ionen] angebah[n]t [.] Die Tolera[n]z ist bedi[n]gt 1) d[u]rch sittl[iche] Bild[un]g (Nächst[en]liebe) [,] 2) d[u]rch intellectuelle Bild[un]g - Erk[enn]t[n]iß der Gründe für d[ie] Wahrh[ei]t -“. 3912 „(27)“ über der Zeile. 3913 Unleserliches durchgestrichenes Wort über der Zeile. 3914 „namentl[ich]“ über der Zeile. 3915 „war“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „ward“. 3916 „betrachtet“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „geachtet“. <?page no="480"?> 470 III [.] Th[ei]l 3917 Beil[a]g[e] z[u] §: 30. V [)] 1) Als ein[en] Beweis der ärgst[en] Intoleranz der kathol[ischen] Kirche hat man immer den Satz angesehen: extra ecclesiam nulla salus 3918 , der als eine Verdammung aller außer der Kirche Lebenden u[nd] Sterbenden gedeutet ward u[nd] wird. Dieß geschieht indeß mit Unrecht, denn niemals ist v[on] ein[er] Entscheid[u]ng der Kirche selbst d[ie]s[e]r Satz als eine Verdammung aller auß[er] der Kirche sich befindenden M[e]nsch[e]n ausgesprochen worden, sond[ern] kirchl[ich] galt u[nd] gilt d[ie]s[e]r Satz als Verwerfung aller der chr[i]st[lichen] Wahrh[ei]t widersprechenden Lehren u[nd] als d[ie] Behauptung [,] daß in der Kirche alle Wahrh[ei]t [,] die den M[e]nsch[e]n beseeligt, niedergelegt u[nd] daß sie das Organ der göttl[ichen] Gnadenspendung sei auf Erden. - Es ist also in jenem Satze nicht ausgesprochen: Wer üb[er]h[au]pt seelig werde, sond[ern,] was seelig mache u[nd] was nicht 3919 ; also nicht ein Gericht über Personen ist ausgesprochen, sond[ern] üb[er] Lehren u[nd] Meinungen; u[nd] es bleibt immer noch die Annahme offen, daß auch außer der Kirche Lebende seelig werden - nicht durch ihre Lehren u[nd] Meinungen, sond[ern] d[u]rch d[ie] Wahrh[ei]t u[nd] vor All[em] durch die Gnade [,] die in der Kirche niedergelegt ist, gerade mit der Bestimmung, die ganze M[e]nschh[ei]t zu durchdringen, so daß sie also allerdings auch auf die wirken könnte (die ihr nicht widerstehen) - die sie nicht hören u[nd] selbstthätig sie such[en] können; der Satz, daß die Kirche alleinseeligmachend sei, ist darum nicht aufgehoben, denn es ist ja eben damit behauptet, daß auch das Heil d[ie]s[e]r außer der Kirche Gerettet[en] nur durch die in der Kirche wirksame Gnade gerettet werd[en]. 2) Allerdings findet sich jener Satz bei manchen der früh[en] Kirchenväter u[nd] Lehrer mit groß[er] Bestimmth[ei]t u[nd] etwas schrofferer Haltung [192rl/ 192vr] ausgesprochen. Orig[enes] z.B. s[a]gt (In Jesu none (? ) Hom. III n 5) [,] Niemand berede sich selbst, Niemand täusche sich selbst; außer der Kirche wird Niemand seelig (extra ecclesiam nemo salvatur) [.] Wenn Jemand aus ihr 3920 austritt, so ist er selbst Schuld an s[einem] Tode. - Stärker spricht sich Cypr[ian] aus (de unit[ate] eccles[iae]) [: ] Derj[enige] kann Gott nicht zum Vater haben, der die Kirche nicht zur Mutter hat. Wenn Jemand d[em] V[e]rderb[en] 3921 entrinnen konnte, der außer der Arche Noe war, so wird auch Jemand entrinnen, der außer der Kirche ist. Hieronym[us]: Wir sagen, daß, wer immer seelig wird, in der Kirche seelig werde (Dicimus, omnem, qui salvatur, in ecclesia salvari). Auch er vergleicht die Kirche mit der Arche Noe u[nd] s[a]gt: Si quis in arca Noe non fuerit, peribit a facie diluvii. Aug[ustinus] ebenso: Manifestum est, eum, qui non est in membris Christi, christianam salutem habere non posse. - Alles [,] sagt er, könne man haben auch 3917 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 79 a “ am oberen Seitenrand [192rr] ; „79 a “ bezeichnet einen eingeschobenen Bogen [192rl-193vr] , der zusammen mit dem folgenden eingeschobenen Bogen [194rl/ 195vr] , der irrtümlicherweise ebenfalls die Nummer „79 a “ trägt, ist als Einschub hinter den ursprünglichen Abschluß von § 30 und unmittelbar vor der Überschrift von § 31 [191vr] zu denken. 3918 Einfügung am Seitenrand [192rr] : „daß sie die alleinseeligmachende Kirche sei.“ 3919 „u[nd] was nicht“ über der Zeile. 3920 In der Zeile folgendes „hin“ gestrichen. 3921 „d[em] V[e]rderb[en]“ über der Zeile. <?page no="481"?> 471 außer der Kirche [,] nur die Seeligk[ei]t nicht. Extra ecclesiam totum habere potest praeter salutem. Potest habere honorem, potest habere sacramentum, potest cantare Halleluja, potest respondere Amen, potest Ev[a]ngelium tenere, potest in nomine patris et filii et Sp[iritus] S[ancti] fidem habere et praedicare, sed nusquam nisi in ecclesia catholica salutem poterit invenire. 3922 Solche u[nd] ähnl[iche] Aussprüche finden sich viele bei d[en] K[i]rch[e]nvätern, ohne daß sie gerade eine Erklär[u]ng beifügen [,] die den wörtl[ichen] Sinn mildern könnte. Off[e]nbar aber ist hier nur das Eine 3923 Moment hervorgehob[en], näml[ich] daß die K[i]rche es sei [,] durch welche der M[e]nschh[ei]t Rettung werde [,] u[nd] daß Chr[istus] es sei [,] der d[ie] M[e]nschh[ei]t erlöse u[nd] Niemand Anderer. Wie d[ie]se Erlös[u]ng wirke d[u]rch d[ie] K[i]r[c]he 3924 [,] ist nicht so besti[mm]t hervorgehoben. 3925 Es galt zunächst die Existenz der Kirche zu behaupten u[nd] zu vertheidigen den Ungläubig[en] u[nd] Irrgläubigen gegenüber [,] den Juden, Heid[en] u[nd] Häretikern gegenüber. Darum wird so bestimmt u[nd] scharf hervorgehob[en] die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t in der Kirche zu seyn, d.h. bei der Kirche Wahrh[ei]t, Gnade u[nd] Seel[i]gk[ei]t zu such[en], weil [192vr/ 193rl] dieß Alles nur in ihr zu finden u[nd] nur durch sie u[nd] durch Niemand andern u[nd] nirgend anderswo zu erlangen sei. Damals [,] als die Kirche sich erst auszugestalt[en] u[nd] festzusetzen hatte mitten unt[er] d[en] and[ern] R[e]l[i]g[ionen] u[nd] Secten, war es nothw[e]nd[i]g [,] daß gerade dieß ausschließende Moment besond[ers] hervorgehob[en] wurde [.] - Es hieß[en] jene B[e]h[au]pt[u]ng[e]n nichts andres als: Nur die Wahrh[ei]t macht seelig u[nd] nicht die Lüge [,] u[nd] es gibt nur Eine Wahrh[ei]t, nicht verschiedene [,] die sich widersprechen u[nd] die doch dem M[e]ns[c]h[e]n denselb[en] Dienst leisten könnten [.] - Es gibt nur Eine Erlös[u]ng durch Gott selbst u[nd] Niemand kann sich selbst erlösen, sond[ern] wer immer seelig wird, wird es d[u]rch d[ie]se Erlösung. Es war dieß also d[ie] nothw[e]nd[i]ge Intoleranz der Wahrh[ei]t geg[en] d[ie] Lüge. 3926 3) Nachdem die Kirche sich befestigt hat u[nd] nicht mehr so geradezu um ihre Existenz u[nd] Anerkennung zu kämpfen hat, kann nun gerade d[e]ßh[a]lb 3927 auch das and[ere] Moment hervorgehoben werden, nä[m]l[ich] ihre übergreifende Wirk[u]ng zur Beseelig[un]g der M[e]nsch[e]n über ihre räumliche Ausdehnung - so wie üb[er] ihren zeitl[ichen] Verlauf hinaus. Wird ja schon längst u[nd] v[on] Anfang an anerkannt [,] d[a]ß die Wirk[u]ng der Erlös[u]ng sich der Zeit nach üb[er] die Existenz der K[i]rche hinaus [,] d.h. rückwärts erstrecke auf die Geschlechter der M[e]nsch[e]n [,] die vor Chr[istus] leb- 3922 „D[ie]se“ in der Zeile gestrichen. 3923 „Sei“ in der Zeile gestrichen. 3924 „d[u]rch d[ie] K[i]r[c]he“ über der Zeile. 3925 Randbemerkung [192vl] : „I[n] d[ie]s[en] Sätz[en] ist allerdi[n]gs nicht blos v[om] Seeligmach[en] der K[i]rche, s[on]d[ern] v[on] Seligw[e]rd[en] der Perso[nen] die Rede. Aber die Aussp[rüche] sind einseit[i]g“. 3926 Einfügung in die Zeile und am Seitenrand [193rr] : „Und es war d[ie]se stärkere Concentration d[er] K[i]rche in sich nothw[en]d[i]g“. 3927 „gerade d[e]ßh[a]lb“ über der Zeile. <?page no="482"?> 472 ten u[nd] dem natürl[ichen] Lichte folg[en]d 3928 od[er] dem Gesetze im A[lten] B[und] dienend, dan[n] (? ) ihr[en] 3929 möglich[en] Grad v[on] Tugend u[nd] Wahrh[ei]tserken[n]tn[i]ß anstrebten; dasselbe kann darum auch v[on] d[er] Zeit nach Chr[istus] gelten für Alle, die ohne ihre Schuld der Kirche nicht angehören, denn das V[e]rh[ä]ltn[i]ß bleibt gleich, ja gestaltet sich sogar günstiger für die letzteren, da die Erlös[u]ng schon vollbracht u[nd] schon in Wirks[a]mk[ei]t unt[er] dem M[e]nsch[e]ngeschlecht getreten ist. D[ie] Schr[i]ft ist geg[en] d[ie]se Deutung nicht, denn wie schon früher erwähnt, läßt sich gerade die scheinbar stärkste Stelle d[a]g[e]g[en]: „Wer glaubt u[nd] getauft ist etc. [“] g[a]nz mit d[ie]s[e]r Deut[u]ng übereinstimmend erklären; Chr[istus] s[a]gt einmal v[on] d[en] Pharis[äern: ] Wenn sie die W[a]hrh[ei]t ni[c]ht gehört, so hätt[en] sie d[ie] Sü[n]de [n]i[c]ht, s[on]d[ern] wär[en] entschuld[i]gt etc. [193rl/ 193vr] Chr[istus] s[a]gt ferner öfters, d[a]ß G[o]tt alle M[e]nsch[e]n liebe, daß er wolle [,] d[a]ß Alle zur Seel[i]gk[ei]t kommen - er s[a]gt: Gott habe d[en] M[e]nsch[e]n so geliebt [,] d[a]ß er s[einen] Sohn nicht geschont. Hat nu[n] Gott die M[e]nsch[e]n schon geliebt [,] ehe Chr[istus] die Erlösung vollbracht hat, ja wurde gerade die Erlös[un]g erst veranstaltet, um der schon daseyend[en] Liebe G[o]tt[e]s willen - so können wir G[o]tt[e]s Liebe u[nd] Gnade nicht mehr auf Wenige M[e]nsch[e]n bes[c]hränken [.] - Wie G[ott] Alle M[e]nsch[en] v[on] Anf[a]ng an liebte u[nd] nur sein besond[erer] Weltplan ihn veranlaßt haben mochte [,] die Erlös[un]g erst später eintreten zu laß[en] der Zeit nach - so erstreckt sich s[eine] Liebe auch auf d[ie] M[e]nsch[en] üb[er]h[au]pt [,] u[nd] nur s[ein] besond[erer] Weltplan hat es veranstaltet [,] d[a]ß sein Werk, d[ie] K[i]rche [,] sich ein[em] Sauerteich (sic! ), ein[em] Senfkorn gleich erst nach u[nd] nach üb[er] d[ie] Völker der Erde verbreite. Welch ein Unterschied aber dennoch sei - zw[i]sch[en] den wirkl[ich,] actu der K[i]rche Angehörig[en] u[nd] den nur virtuell od[er] potentiell durch sie Beseel[i]gt[en], läßt si[c]h nicht bestimm[en.] Man könnte also etwa sagen: Die Kirche ist das belebende Centrum des rel[i]g[iö]s[en] Lebens auf Erd[en], um das sich die üb[ri]g[en] R[e]l[i]g[io]nsformen als Peripheri[e] herumlegen, od[er] die ch[ri]stl[iche] 3930 Kirche sei das schlagende Herz des rel[i]g[iö]s[en] Lebens auf Erd[e]n - u[nd] was die and[ern] R[e]l[i]g[ionen] an Wahrh[ei]t u[nd] Heil in sich haben [,] verdanken sie nur dem Zusammenhange mit d[em] Centrum. - Daß üb[ri]g[e]ns auch unbewußt als opus operatum der M[e]nschh[ei]t die Erlös[u]ng zu Th[ei]l werde, müßen wir all[en]th[a]lb[e]n zugeben - wie in Bezug auf Wahrh[ei]t [,] so in Bezug auf Gnade. Wie viele M[e]ns[c]h[e]n in d[er] K[i]rche haben kein andres Verdienst als eben dieß, innerh[a]lb der Kirche geboren zu seyn; sie haben nicht mit ihrem Will[en] darnach gestrebt [,] in sie zu kommen, weil sie noch nichts davon wußt[en] - wie Unzählige von denen [,] die auß[er] d[er] K[i]rche sind; - u[nd] selbst in B[e]zug auf Glaube, auf Erk[e]n[n]tn[i]ß der Wahrh[ei]t haben Unzählige in d[er] K[i]rche nur das Verdienst, sie in Bausch u[nd] Bogen gleichsam anzuerkennen [,] ohne sich derselb[en] klar bewußt zu werden u[nd] den Unterschied ders[e]lb[en] v[on] d[er] Unwahrh[ei]t klar 3928 Randbemerkung [193rr] : „NB [: ] die doch sogar s[c]hon abgeschied[en] sind -“. 3929 „ihr[en]“ über der Zeile. 3930 „ch[ri]stl[iche]“ über der Zeile. <?page no="483"?> 473 u[nd] bestimmt aufzufaßen. Wie viele aus d[em] Volke würd[en] z.B. ein pelag[ianisches], semipelag[ianisches,] Nestorian[isches] Glaub[en]sbek[e]n[n]tn[i]ß ohne Arg als Ausdru[c]k ihres Glaubens unterzeichnen - weil sie eben d[ie]se scharf[en] Unterschiede d[e]s wahr[en] u[nd] falsch[en] Glaub[en]s [n]i[c]ht kenn[en]. 3931 [193vr/ 194rl] §: 31 3932 Religion u[nd] Moralität. 3933 I) Die R[e]l[i]g[io]nen insgesammt wißen allenth[a]lb[e]n nicht anders [,] als daß die Sittl[i]chk[ei]t sich gründe auf das G[o]tt[e]sbew[u]ßtseyn u[nd] in nichts Anderm bestehe als in dem Gehorsam geg[en] den Willen der Gotth[ei]t, in d[er] Erfüllung od[er] Haltung der g[ö]ttl[ichen] Gebote; u[nd] alle H[a]ndl[u]ng[e]n des M[e]nsch[e]n [,] die nicht d[ie]se Bezieh[u]ng auf den göttl[ichen] Willen haben, gelten ihnen, wie beschaffen sie auch sonst seyn mögen [,] wie wichtig u[nd] groß, nicht als sittliche; religiös u[nd] sittl[ich] tritt in gar keinen G[e]g[e]ns[a]tz [,] sond[ern] beides eingefügt sich gegenseitig; keine äußerl[iche] religiöse H[a]ndl[u]ng gilt für eine wahrhaft rel[i]g[iö]se [,] wenn sie nicht auch das ist, was man sittl[ich] nennt u[nd] umgekehrt; keine H[a]ndl[u]ng gilt für wahrh[a]ft Sittlich, wenn sie nicht auch religiös ist, d.h. in B[e]z[ie]h[u]ng auf 3934 Gott, zu 3935 dem göttl[ichen] Willen gebracht ist. Die R[e]l[i]g[io]n [,] Frömmigk[ei]t 3936 galt immer als die Quelle der Sittl[i]chk[ei]t u[nd] als sicherste 3937 Garantie des sittl[ichen] Lebens, als Basis [,] auf welcher sich allein ein wahrhaft sittl[iches] Leben erbauen könne. II) Erst die Philosophie begann allmählig das ethische Gebiet v[om] rel[i]g[iö]s[en] zu trennen - u[nd] zwar geschah dieß schon im Alterth[um,] bes[onders] da, als die R[e]l[i]gion[en] d[er] alt[en] Zeit 3938 allgemein verfielen u[nd] zugleich die Philosophie selbst sich schon ers[c]höpft hatte als theoret[ische] Wiß[en]s[c]h[a]ft u[nd] practisch zu werden trachtete u[nd] die Stelle der gesunkenen R[e]l[i]g[io]n einnehmen u[nd] d[ie]se ersetzen wollte. 3931 Einfügung am Seitenrand [193vl] : „Sie hab[en] kein bestimmtes Bewußts[eyn] v[on] d[er] W[a]hrh[ei]t. Nur d[en] gut[en] Will[en]. - Gleichwohl wird ihnen ihr Glaube als d[er] wahre angerechnet, als opus operatum, daru[m] ist es wohl nicht zu viel gewagt [,] wenn man b[e]h[au]pt[e]t, d[a]ß auch noch weiter d[ie]se Zurech- [n]u[n]g sich ausdehne auch auf Solche [,] die auß[er] d[er] K[i]rche u[nd] d[em] Ch[ri]st[en]th[um] sind, aber d[en] gut[en] Will[en] hab[en,] die Wahrh[ei]t anzuerkenn[en].“ 3932 „(26)“ über der Zeile. 3933 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 79 a “ am oberen Seitenrand [194rr] ; „79 a “ bezeichnet einen eingeschobenen Bogen, der zusammen mit dem vorhergehenden eingeschobenen Bogen, der ebenfalls die Nummer „79 a “ trägt, ist als Einschub hinter dem ursprünglichen Abschluß von § 30 und unmittelbar vor der Überschrift von § 31 [191vr] gedacht. 3934 „zu“ über der Zeile. 3935 „zu“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „auf“. 3936 „Frömmigk[ei]t“ über der Zeile. - Dazu die Randbemerkung [194rr] : „D[as] Wort ‚Frömmigk[ei]t’ drückt beides zugl[e]i[c]h aus.“ 3937 „sicherste“ über der Zeile. 3938 „d[er] alt[en] Zeit“ über der Zeile. <?page no="484"?> 474 Die Stoiker, Epikuräer [,] Cyniker 3939 . Sie waren mehr pract[ische] Philosophen [,] philos[ophische] Orden mit bestimmt[en] Leb[e]nsregeln 3940 [.] - Aus d[er] Philos[ophie] hatten sie sich eine Art Lebensweish[ei]t geschöpft, der gemäß sie ruhig u[nd] glückl[ich] leben wollten, ohne der R[e]l[i]g[io]n zu bedürf[en]. Man weiß [,] wohin das führte. Sie trieben ihr philos[ophisches] grundsätzl[iches] Leben als Handwerk u[nd] wurden zuletzt lächerlich u[nd] trugen dazu bei [,] die Philosophie in gänzl[ichen] Mißkredit zu bringen u[nd] voll[en]ds den Ruin u[nd] Verfall ders[e]lb[e]n herbeizuführen. In neu[erer] Zeit nun hat die Philos[ophie] dasselbe versucht. Seit Spinoza zeigt sich dieß Streben bei ihr. Kant hat d[a]s ethische Moment zum factotum [194rl/ 194vr] gemacht u[nd] die R[e]l[i]g[io]n selbst nur mehr als ein[en] Appendix der Ethik, der Moralität gelten laßen. 3941 Die rel[i]g[iö]s[en] Lehren näml[ich] läugnete er theoretisch - d[a]s Daseyn G[o]tt[e]s - Freih[ei]t u[nd] Unst[e]rbl[i]chk[ei]t u[nd] ließ sie nur mehr gelten als Postulate des Sittengesetzes, d.h. des kategor[ischen] Imperativs im Mens[c]hen. Das Verh[ä]ltn[i]ß v[on] R[e]l[i]g[io]n u[nd] Moralität ward v[on] ihm gerade umgekehrt [; ] die R[e]l[i]g[io]n ist nicht mehr Basis u[nd] Motiv 3942 der Sittl[i]chk[ei]t u[nd] Sitt[en]ges[e]tzes 3943 [,] sond[ern] umgekehrt. Das Sittengesetz u[nd] d[ie] Sittl[i]chk[ei]t ist Basis u[nd] Motiv der R[e]l[i]g[io]n; Wir sollen nicht mehr sittl[ich] seyn um Gottes willen, sond[ern] umgekehrt sollen rel[i]g[iö]s seyn, an Gott glauben um uns[rer] Sittl[i]chk[ei]t willen [,] denn uns[ere] Sittl[i]chk[ei]t bedarf G[o]tt[e]s als Complement [,] daß näml[ich] Jemand sei, der uns in ein[en] Zustand versetze [,] der uns[erm] sittl[ichen] Streben angemeßen sei. Fichte ging dann weiter u[nd] ließ d[ie] R[e]l[i]g[io]n au[c]h nicht mehr als solch[en] Appendix u[nd] Complement der Sittl[i]chk[ei]t gelten [.] - Das Sittengesetz im M[e]nsche[n] ward nicht mehr als geheimnißvoller kategor[ischer] Imp[erativ] bezeichnet, sond[ern] als Gotth[ei]t selbst, Gott ist d[em] Fichte die moral[i]s[c]h[e] Weltordnung u[nd] sittl[iches] Leb[en] ist göttl[iches] Leben, d[ie] 3944 Gotth[ei]t lebt ihr Leb[en] i[m] sittl[ichen] Thun der M[e]ns[c]hh[ei]t. - Hegel hat bekanntl[ich] das noch weiter ausgedehnt auf d[ie]s[e]r Bahn fortschreitend [,] u[nd] hat nicht blos d[ie] moral[i]s[c]h[e] Weltord[n]u[n]g mit d[er] G[o]tth[ei]t identificirt, sond[ern] die Weltord[n]u[n]g u[nd] d[ie] 3939 „Cyniker“ über der Zeile. 3940 „philos[ophische] Orden mit bestimmt[en] Leb[e]nsregeln“ über der Zeile. 3941 Randbemerkung [194rr] : „Es wurde darauf hingewies[en], d[a]ß d[er] Staat in neu[erer] Zeit sich ganz losreiß[en] wollte v[on] d[er] R[e]l[i]g[io]n, ganz religio[n]slos seyn - gleichwohl aber sein Begriff so verinnerlicht ward [,] d[a]ß man ih[m] nicht mehr blos äußerl[iche] Ord[n]u[n]g u[nd] Herstell[un]g der Harmonie äußerl[ichen] gesellsch[a]ftl[ichen] Zusammenleb[en]s zuschrieb - sond[ern] ih[n] au[c]h als Anstalt der inner[n] Bild[un]g, der Gesittu[n]g u[nd] Versittl[i]ch[un]g [„zu“ in der Zeile gestrichen] bezeichnete [.] Nicht mehr blos politische u[nd] juridische [,] so[n]d[ern] au[c]h ethische Bedeut[un]g [„u[nd] Aufgabe“ über der Zeile] sollte d[er] Staat hab[en.] - Dieß geschah deßh[a]lb [,] weil man d[em] Wahneehr huldigte, d[ie] Sittl[i]chk[ei]t u[nd] d[ie] Religiosität sey[en] ga[n]z getr[enn]te Gebiete [,] es sei also wahre Sittl[i]chk[ei]t mögli[c]h ohne R[e]l[i]g[ion] -“. 3942 „u[nd] Motiv“ über der Zeile. 3943 „u[nd] Sitt[en]ges[e]tzes“ über der Zeile. 3944 „d[ie]“ über der Zeile. <?page no="485"?> 475 Welt üb[er]h[au]pt - u[nd] hat nicht blos d[a]s sittl[iche] L[e]b[en] als 3945 ein göttl[iches] gelten laß[en], sond[ern] das 3946 Leben üb[er]h[au]pt - aber im Unterschied v[on] Fichte nicht d[a]s moralis[c]he Thun - sond[ern] d[a]s theoret[ische] Wißen als die höchste Manifestatio[n] der G[o]tth[ei]t bezeichnet. Auf d[ie]s[e]r Bahn schreiten nun d[ie] Hegelianer weiter - od[er] bleib[en] steh[en] in ihr. Hegel hat nun den Staat bezeichnet als die Manifestati[on] der sittl[ichen] Idee, als organisirtes Reich der Sittl[i]chk[ei]t [.] - Also v[om] Staat [,] nicht mehr v[on] d[er] K[i]rche soll die Sittl[i]chk[ei]t ausgehen [,] u[nd] die R[e]l[i]g[io]n wird für d[a]s sittl[iche] Leben ganz überflüßig. Die Philosophie hatte sich, um sich nun in ihrer v[on] d[er] R[e]l[i]g[io]n getrennten Stell[u]ng zu 3947 behaupt[en,] ein künstl[iches] Syst[em] der Sittl[i]chk[ei]t ausgedacht [,] u[nd] der Staat sollte nun d[a]s Experiment mache[n,] es zu realisiren. Viele Staatsmänner nun haben der Philosoph[ie] freudig beigestimmt, wohl in d[er] Meinung [,] daß nun R[e]l[i]g[io]n u[nd] K[i]rche ganz entbehrlich werden [,] [194vr/ 195rl] der Staat vollkommen sich selbst genügen u[nd] Alles in Allem seyn könne. Politik u[nd] philos[ophische] 3948 Ethik sollten nun d[ie] M[e]nschh[ei]t bilden, wandeln, beglücken. Nicht mehr der göttl[iche] Wille sollte vollzogen werden [,] sond[ern] der Staatswille - u[nd] nicht mehr um G[o]tt[e]s will[en] sollte man sittl[ich] leben [,] sond[ern] um des Staates, um der Vernunft, um der eignen M[e]nsch[e]n-Würde wegen. Es sollte nur mehr Staatsgesetze u[nd] Vernunftgesetze geben; Philosophie u[nd] Polizei sollten gemeinschaftl[ich] die sittl[iche] Veredl[u]ng anstreb[en] u[nd] den Himmel auf Erden herstellen. Auf pantheist[ischem] Standp[u]nkt hat das Alles seine vollkommene Richtigk[ei]t - denn ist die menschl[iche] Natur selbst göttl[ich], ja die höchste Manifestation der Gotth[ei]t, dann muß sie sich auch selbst ihre Gesetze geben, es gibt keine höhern Gesetze - u[nd] es gibt kein höheres Motiv der Sittl[i]chk[ei]t als die eigne Würde - aber auch keinen höhern Gesetzgeber als den M[e]nsch[e]n selbst. 3949 Allein hier liegt 3950 nu[n] die Schwierigk[ei]t. Ist der Mensch göttl[ich] u[nd] höchste Manifestation der Gotth[ei]t, dann muß er sich auch selbst Gesetze geben dürfe[n]; jeder ist sich selbst Gesetzgeber, Niemand hat ihm [,] dem göttl[ichen] Wesen [,] vorzuschreiben, was zu thun, Niemand sein[en] göttl[ichen] Willen zu bes[c]hränken. Ist jeder sein eigner Gesetzgeber - od[er] folgt jeder, wie man zu sag[en] pflegt, nur der eignen Vernu[n]ft, dann thut Jeder [,] was er mag, u[nd] vollkom[mene] Anarchie ist die Folge d[ie]s[e]s P[a]nth[ei]smus. Die Vernunft läßt si[c]h leicht bestimm[en] v[on] Gelüsten u[nd] erklärt sehr bald das für der M[e]ns[c]h[e]nwürde am angemeß[en]dst[en,] was gerade beliebt. - Hier hab[en] wir Anarchie u[nd] Socialismus auf der breit[en] Grundlage des P[a]nth[ei]sm[us]. - Indeß besonnenere P[a]ntheist[en] geben das nicht zu [,] sond[ern] behaupt[en] eb[en]: Nicht Jeder Mens[c]h 3945 „als“ über der Zeile. 3946 „das“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „jedes“. 3947 „zu“ über der Zeile. 3948 „philos[ophische]“ über der Zeile. 3949 Randbemerkung [195rr] : „Polizei = göttl[iche] Vorseh[u]ng -“. 3950 „liegt“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „ist“. <?page no="486"?> 476 einzeln ist die Gotth[ei]t [,] sond[ern] nur d[a]s Ganze, die M[e]nschh[ei]t, d[a]h[er] kann auch nur das Ganze, die Gemeinsch[a]ft Gesetze geben u[nd] bestimm[en,] was Recht u[nd] Gut u[nd] was zu thun sei. Da aber d[a]s Ganze sich nicht aussprechen kann [,] etwa in ein[em] groß[en] M[e]nschh[ei]tsparlament od[er] durch allgem[eine] Abstimmung [,] um den Willen d[ie]s[e]r groß[en] vielköpfig[en] 3951 G[o]tth[ei]t zu erfahren, so war eine besond[ere] Off[e]nb[arun]g ders[e]lb[en] durch auserlesene Organe nothw[en]d[i]g [,] eine g[ö]ttl[iche] Off[e]nb[arun]g [,] u[nd] das ist Nichts andres als d[ie] Philosophie [.] [195rl/ 195vr] D[ie]se göttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng natürl[ich] muß sich auch eine Kirche schaffen [,] u[nd] das ist der Staat [,] u[nd] d[ie]s[e]r Staat muß die g[ö]ttl[iche] Wahrh[ei]t den and[ern] 3952 M[e]nsch[e]n vermitteln durch bestimmte auctoritative 3953 Organe - u[nd] d[ie]s[e] philos[ophische] 3954 Hierarchie ist die Polizei - Priester sind die Polizei-Soldaten - die im Reiche der Philosophie allerdings eine große Rolle zu spielen hätte [,] um der schwach[en] Vernu[n]ft gnadenvoll zu Hülfe zu kommen u[nd] der leicht vergeßenen Menschenwürde 3955 unt[er] die Arme zu greif[en] u[nd] aufzuhelfen. 3956 Wir sehen [,] die feinsinnige pantheist[ische] Philos[ophie] führt zur Polizeiwirthsch[a]ft [,] ja consequent zum Despotismus. Denn ist die M[e]nschh[ei]t göttl[ich], die G[o]tth[ei]t selber - u[nd] soll doch nicht jeder Mensch sich selbst Gesetze geben dürf[en,] damit nicht Anarchie u[nd] Auflösung entsteht - so hat jeder Gewalthaber das Recht [,] sich für die höchste Manifestation der göttl[ichen] Natur der M[e]nschh[ei]t auszugeben u[nd] unbedingt[en] Gehorsam all[e]nth[a]lb[e]n zu verlangen. 3957 Dann gibt es keinen höh[ern] Gesetzgeber als die M[e]nschh[ei]t u[nd] d[ie] Völker - u[nd] steht Ein Gewalthaber an d[er] Spitze eines Volkes, dann hat er das Recht [,] das zu verlangen, da es für d[ie]s[e]s 3951 „vielköpfig[en]“ über der Zeile. 3952 „and[ern]“ über der Zeile. 3953 „auctoritative“ am Seitenrand [195vl] eingefügt. 3954 „philos[ophische]“ über der Zeile. 3955 „auf“ in der Zeile gestrichen. 3956 Einfügung am Seitenrand [195vl] : „Die Philos[ophie] aber würde d[ie] Stelle des h[ei]l[igen] G[ei]st[e]s vertret[en] u[nd] dem Staate u[nd] sei[nen] Organen jezeitig unfehlbar inspiriren [,] was das Richtige, Wahre, Vernünft[i]ge sei.“ 3957 Randbemerkung [195vl] : „Wahre Sittl[i]chk[ei]t könnte nie für die Dauer best[e]h[en] oh[ne] r[e]l[i]g[iö]s[en] Gl[a]ub[en], oh[n]e G[o]tt als Gesetzgeber - weil d[a]s Sitt[en]gesetz sich der subj[ectiven] Willkühr geg[en]über gar [n]i[c]ht b[e]h[au]pt[en] kö[nn]te ohne absol[u]ten Gesetzg[e]b[er]. Jeder würde als autonomer - sittl[icher] Gesetzgeber d[a]s selbstgegeb[en]e Sitt[en]gesetz [nac]h s[einer] N[e]igu[n]g u[nd] L[e]id[en]sch[a]ft u[nd] M[e]i[n]u[n]g modificir[en] - u[nd] Zuletzt jeder ei[n] ander[e]s Sitt[en]gesetz hab[en.] - Würde aber der Staat a[n]statt G[o]tt[e]s au[c]h d[as] Sitt[en]gesetz mach[en] u[nd] geb[en,] so wär[en] die M[en]sch[en] [n]ur [me]hr Sklav[en] u[nd] zud[em] nur äußerl[ich] verantwortl[ich]. Du sollst di[c]h ni[c]ht ertapp[en] laß[en] wäre d[a]s vorzügl[ic]hste Gebot - (der Poliz[ei] g[e]g[en]über) [.] - Der Gewaltherrs[c]h[e]r [„würde“ in der Zeile gestrichen] od[er] d[e]r Zufall d[e]r Sti[mmenme]hrh[ei]t würde d[a]s Sitt[en]gesetz mach[en.] - Ob d[a]s befolgt würde - u[nd] w[enn] es befolgt würde, ob es zur Veredlu[n]g u[nd] Erhebu[n]g der M[en]schh[ei]t di[en]te, ist ei[ne] andere Frage -“. Darunter [195vl] : „Aber d[ie] M[e]ns[c]hh[ei]t ist einmal nicht so geschaff[en,] daß sie besteh[en] könnte ohne R[e]l[i]g[io]n - ohne Glaub[en] an Gott als außerweltl[iches] Wes[en] u[nd] an ein höheres Dasey[n]. D[a]s Gewebe der M[e]nsch[en]-Geschichte besteht immer aus sichtb[aren] Fäd[en] u[nd] aus unsichtb[a]r[en] -“. <?page no="487"?> 477 Volk keine höhere Ersch[ei]n[un]g [,] üb[er]h[au]pt nichts Größeres gibt als ihn - er muß apotheosirt werden; er wird die Philosophie der Würde [,] all[e]i[n] 3958 göttl[iche] Off[e]nb[arun]g zu sey[n,] entsetzen. Fort mit euch ohnmächtig[en] Sophisten [,] wird er zu d[en] Philosoph[en] sagen [.] - Die g[ö]ttl[iche] Natur d[er] M[e]nschh[ei]t off[e]nb[a]rt sich vor Allem in der Macht [,] die ich b[e]sitze 3959 [,] nicht in eure[n] Sophistereie[n], die zu ni[c]hts führ[en]; Was ich befehle, wird er sagen, ist sittl[ich,] göttl[ich] 3960 , denn ich bin d[ie] Erschei[n]u[n]g des Göttlich[en], was mein[em] Will[en] u[nd] Willkühr zuwider ist, ist unsittl[i]ch. Sittl[i]chk[ei]t wäre also id[en]tis[c]h mit Sklaverei [,] der Sittlichste u[nd] heiligste wäre der 3961 der sklavischste wäre. Das sind d[ie] Consequenz[en] d[e]s P[a]nth[ei]sm[us] in B[e]zug auf Sittl[i]chk[ei]t u[nd] Staat [.] - Practis[c]h nu[n] hat d[ie]se Philos[ophie] mit ihr[en] B[e]h[au]pt[u]ng[en] vollkomm[en] finis gemacht in d[en] letzt[en] Jahren; u[nd] d[ie] Staat[en] u[nd] d[ie] Staatsmänner sind v[on] d[ie]s[er] philos[ophischen] Illusio[n] zurü[c]kgekomm[en.] - Theoretis[c]h freil[ich] halten die Philosoph[en] noch immer daran fest - u[nd] wir könn[en] nah u[nd] fern noch immer d[ie]s[en] panth[eistischen] Philos[ophen] ihre alte Täuschu[n]g festh[a]lt[en] sehe[n]. [195vr/ 196rl] III [.] Th[ei]l 3962 §: 31 F[o]rts[e]tz[u]ng. Das Chr[i]st[e]nth[um] wurde zwar bei s[einer] Entst[e]h[u]ng u[nd] erst[en] Verbreit[u]ng 3963 drei J[a]hrh[u]nd[e]rte hind[u]rch verfolgt, dann aber ward es 3964 die R[e]l[i]g[io]n der Regierenden, der Kaiser u[nd] Könige [,] u[nd] erhielt dad[u]rch den manigfalt[i]gst[e]n Einfluß auf das Staatsleben u[nd] die politis[c]he u[nd] bürgerl[iche] Gestalt[u]ng des Völkerlebens. Im Mittelalter lagen zwar die höchste K[i]rch[e]ng[e]w[a]lt u[nd] die höchste Staatsgewalt - P[a]pst u[nd] Kaiser - gewöhnl[ich] im Streit üb[er] die Gränzen ihrer beiderseit[i]g[en] Befugniße, aber an 3965 eine gänzl[iche] Trennung der K[i]rche od[er] R[e]l[i]g[io]n v[om] Staate ward gar nicht gedacht, so wenig [,] daß beide beständ[i]g in das andere Gebiet übergriffe[n], der P[a]pst weltl[iche] Ents[c]heid[u]ng[e]n u[nd] Bestimmungen für ganze Reiche gab, freil[ich] im Namen der chr[i]stl[ichen] R[e]l[i]g[io]n, der Kaiser hinwiederum geistl[iche] Obliegenh[ei]t[e]n vor s[eine] Ents[c]heid[un]g zog u[nd] über 3966 geistl[iche] Aemter u[nd] Würden schaltete. - Erst in neu[erer] Z[ei]t ist man auf den Ged[a]nk[e]n gekommen, weil der Staat als solcher keine R[e]l[i]g[io]n mehr haben wollte, K[i]rche u[nd] Staat ganz zu trenn[en,] beide 3958 „all[e]i[n]“ über der Zeile. 3959 „die ich b[e]sitze“ über der Zeile. 3960 „göttl[ich]“ über der Zeile. 3961 „der“ über der Zeile. 3962 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 80“ am oberen Seitenrand [196rr] ; „80“ bezeichnet den Bogen. 3963 „an“ in der Zeile gestrichen. 3964 „es“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „sie“. 3965 „an“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „v[on]“. 3966 „über“ über der Zeile. <?page no="488"?> 478 ganz ohne Bezieh[u]ng, ganz unabhäng[i]g v[on] einander hinzustellen. 3967 In Europa wird d[ie]se Trennung wohl nie ganz möglich seyn, weil beide d[u]rch d[ie] histor[i]s[c]h[en] Entwickl[u]ng[e]n zu enge 3968 in einander nach allen B[e]z[ie]h[u]ng[en] hin verschlungen sind; in Nordamerika aber hat man d[ie]se Trennung in d[er] That v[on] Anfang an festgesetzt, so daß d[er] Staat sich um d[ie] rel[i]g[iö]s[en] Verh[ä]ltn[i]ße nicht bekümmert. - Gleichwohl fragt sich noch [,] ob d[ie]s[e]s Verhältniß für die Dauer die Probe bestehen wird; denn s[c]hon jetzt hat doch auch die Staatsgewalt geg[en] eine Secte einschreiten müßen; die Secte der Mormonen näml[ich,] deren rel[i]g[iö]se Grundsätze den üb[ri]g[e]n Bewohnern gefährl[ich] wurden, so daß sie mit ihnen nicht mehr bestehen konnten, wurden aus ihr[em] Gebiete ausgetrieben u[nd] mußten weiter wandern, um sich in ein[em] abgelegenen Gebiete anzusiedeln. 3969 Nach d[ie]s[e]n histor[ischen] Bemerk[u]ng[e]n wollen wir nun versuchen, das V[e]rh[ä]ltn[i]ß v[on] R[e]l[i]g[io]n u[nd] Staat, in dem beide 3970 stehen od[er] stehen sollen, uns einigermaß[en] klar zu machen. - Vor Allem müßen wir [196rl/ 196vr] hier unterscheiden, das Innere der R[e]l[i]g[io]n, den Inhalt derselb[e]n, das gläub[i]ge u[nd] sittl[iche] Moment derselben; u[nd] die äuß[ere] Gestalt[u]ng der Verhältniße des Lebens ein[er] rel[i]g[iö]s[en] Gemeinsch[a]ft mit ihr[en] Gesetze [n] u[nd] Lebensformen; das innere rel[i]g[iö]se Leben also vom äuß[eren] Rechtsleben. II) In Betreff des innern rel[i]g[iö]s[en] Lebens kann d[a]s V[e]rh[ä]ltn[i]ß dess[e]lb[en] z[um] äuß[eren] od[er] 3971 Rechtsleben des Staates keine große Schwier[i]gk[ei]t machen; beide Sphär[en] sind sich nicht homogen, haben gar keine eig[e]ntl[iche] Aehnl[i]chk[ei]t miteinander, wenn wir das äußere Staatsleben u[nd] s[eine] Zwecke u[nd] jenes Innere der R[e]l[i]g[io]n miteinander vergleichen. 3972 - Gehen wir nun aber auch beim Staat od[er] Rechtsleben v[om] Aeußern auf das Inneren (sic! ) [,] so gestaltet sich das Verhältniß anders. Es fragt sich [,] woher kommt das Recht, wo hat es seinen Ursprung, - das vernünft[i]ge näml[ich,] nicht Zwang u[nd] Tyrannei -; es hat sein[en] Urspr[u]ng weder vom Pergamente noch v[on] der jeweil[i]g[e]n Willkühr [,] sond[ern] ist begründet in s[einen] Grundzügen u[nd] Grund-Anschauungen im Wesen des Mens[c]hen selbst; es liegt ihm auch eine bestimmte Idee, Rechtsidee zu Grunde, die mit der Idee des Guten im innigsten Zusammenhang steht, v[on] ihr nicht zu trennen ist. Wie nun die Idee des Guten 3967 Einfügung am Seitenrand [196rr] : „vornehml[ich] darum, damit d[er] Staat d[en] verschied[enen] R[e]l[i]g[io]nspartheien, in s[einem] Umkreise gerecht werd[en] könnte. Dann aber au[c]h darum [,] weil die Leiter der Staat[en] größtenth[ei]ls selbst der R[e]l[i]g[io]n nicht [m]it [„[m]it“ über der Zeile] besond[erer] Huld zugethan [„zugethan“ über der Zeile] waren u[nd] sie nicht mehr zu bedürf[en] glaubten, u[nd] sie höchst[en]s noch duld[en] mocht[en] als angebundene [„angebundene“ über der Zeile] Wächterin vor d[en] Pfort[en] des Staates [,] Paradieses [„Paradieses“ über der Zeile], da[mi]t d[a]s weltl[ich] bequeme Regim[en]t in s[einem] erwünscht[en] Wohlsey[n] [n]i[c]ht sollte gestört werd[en]“. 3968 „mit“ in der Zeile gestrichen. 3969 Randbemerkung [196rl] : „Also müßte sich doch auch s[c]hon d[ie] St[aa]tsg[e]w[a]lt um d[ie] R[e]l[i]g[io]n bekümmern“. 3970 „zu“ in der Zeile gestrichen. 3971 „od[er]“ über der Zeile 3972 Randbemerkung [196vl] : „R[e]l[i]g[ion] als Glaube u[nd] inneres Leb[en] u[nd] äuß[eres] sittl[iches] Verh[a]lt[en] - im V[e]rh[ä]ltniß z[um] Staate -“. <?page no="489"?> 479 der Mensch sich nicht selber gegeben haben kann, 3973 so ist es auch mit der Idee des Rechtes; er hat sie nicht v[on] sich selbst, bringt sie nicht willkührl[ich] hervor, sond[ern] sie ist ihm vom Schöpfer seines ganzen Wesens [,] v[on] G[o]tt gegeben. Das Recht nimmt also - in sein[er] wahren vernünft[i]g[en] Gestalt[u]ng sein[en] Urspr[u]ng da [,] wo auch die R[e]l[i]g[io]n wohnt od[er] 3974 entspringt, u[nd] hier sieht man schon de[n] innigen Zusammenhang v[on] beiden, wenigstens was den Urspr[u]ng betrifft. Dieß gibt sich denn auch kund historis[c]h sowohl als in d[er] Theorie. Hist[o]ris[c]h sehen wir näml[ich,] daß in d[en] frühesten, dem Urspr[u]ng noch nahen Z[ei]t[e]n des M[e]ns[c]h[e]ngeschlechtes, R[e]l[i]g[io]n u[nd] Recht [,] R[e]l[i]g[io]nsleben u[nd] Rechtsleben nicht getrennt wurden, d[a]s R[e]l[i]g[io]nsleben allenth[a]lb[e]n vorherrschte. In der Theorie zeigt sich das darin, d[a]ß z.B. die Rechtsphilos[ophie] [196vr/ 197rl] entweder mit rel[i]g[iö]s[en] Grundprincipien, mit d[er] Idee v[on] G[o]tt u[nd] der Idee d[e]s Guten u[nd] d[er] Freih[ei]t beginnen muß, also d[a]s Recht mit der R[e]l[i]g[io]n in Verbind[un]g setze[n] muß; od[er] aber [,] wie dieß in neu[erer] Zeit gewöhnl[ich] od[er] häufig geschieht [,] die R[e]l[i]g[io]n v[om] Recht absorbiren läßt, die R[e]l[i]g[io]n ganz überflüßig machen will (wie in frühest[er] Z[ei]t d[a]s Recht überflüßig war) u[nd] d[u]rch den Staat auch die früh[ern] religiösen 3975 Zwecke erreichen will; innere Moralität z.B. [,] nicht blos Legalität, d[a]h[er] dann d[er] Staat Sittengesetze aufstellte u[nd] die Erzieh[u]ng übernehmen soll. - Man sieht hieraus wenigstens dieß, daß es nimmer gelingt, Staatsleben od[er] Rechtsleben [,] R[e]l[i]g[io]n 3976 v[on] einander zu trenn[en,] wenn man beide unt[er] höh[erem] Gesichtspunkt betrachtet. b) 3977 Was aber das äußere, bestimmte Darleben d[e]s Rechtes im Staate 3978 betrifft, so hat die R[e]l[i]g[io]n auch in d[ie]s[er] Bezieh[u]ng großen Einfluß, nicht zwar zunächst auf die besond[ern] Verordnungen u[nd] Gesetze - obwohl auch d[ie]se, wenn sie aus d[er] Idee des Rechtes hervorgehen u[nd] vernünft[i]g seyn sollen, dem Inh[a]lt der R[e]l[i]g[io]n nicht widersprechen dürfen -; jedenfalls aber auf die Vollzieh[u]ng d[ie]s[e]r Gesetze im Leben; die R[e]l[i]g[io]n gebietet nicht den 3979 Gesetzen, aber denen, die mit Vollzieh[u]ng [,] mit Handhabung d[ie]s[e]r Gesetze beauftragt sind, sie zu handhaben im Geiste der R[e]l[i]g[io]n, im G[ei]ste der G[o]tt[e]s-Furcht, der Sittl[i]chk[ei]t, Gerecht[i]gk[ei]t; u[nd] das ist der eig[e]ntl[iche] u[nd] best[immende] Einfluß [,] den K[i]rche od[er] R[e]l[i]g[io]n auf den Staat haben kann, daß sie dem Höchsten wie dem Geringsten, die mit der Staatsleit[u]ng u[nd] mit Handhab[u]ng des Rechtes betraut sind, ihr[e] Amts-Führ[u]ng zur rel[i]g[iö]s[en] Pflicht macht. - Die R[e]l[i]g[io]n will nicht damit Staatsgesetze u[nd] Verordnungen machen, sond[ern] rechtschaffene Menschen bilden [,] die d[ie]se Verordnung[en] geben u[nd] in Vollzug 3973 Einfügung am Seitenrand [196vl] : „sond[ern] ihm v[on] ein[em] Höhern gegeben seyn muß“. 3974 „od[er]“ über der Zeile, vermutlich als Ersatz für in der Zeile allerdings nicht gestrichenes „u[nd]“. 3975 „sittl[ichen]“ über der Zeile. 3976 „R[e]l[i]g[io]n“ über der Zeile. 3977 Korrespondierendes „a)“ ist unauffindbar. 3978 „im Staate“ über der Zeile. 3979 Unleserliches Wort über der Zeile. <?page no="490"?> 480 setzen. 3980 Sind 3981 diese Männer v[om] Geiste der R[e]l[i]g[io]sität durchdrungen [,] dann werd[en] die Gesetze u[nd] ihre Handhab[u]ng nicht irreligiös sey[n] u[nd] v[on] ein[er] Trennung v[on] Staat u[nd] K[i]rche ist damit gar keine Rede. - Kurz [,] die R[e]l[i]g[io]n soll in d[ie]s[er] Bezieh[u]ng keinen juristisch[en,] sond[ern] moralisch[en] 3982 Einfluß üben auf den Staat. 3983 [197rl/ 197vr] Der Staat hinwiederum hat aber d[u]rch s[eine] Gesetze u[nd] Verordnungen üb[er] d[a]s Innere, üb[er] d[ie] rel[i]g[iö]s[e] u[nd] moral[i]s[c]he Gesinnung keine Macht, kein[en] directen Einfluß, da ihm nur äuß[ere] Macht u[nd] Zwang zu Gebote steht. III) Nun aber müßen wir das äuß[ere] Leben der R[e]l[i]g[io]n u[nd] des Staates vergleichen. 3984 Die R[e]l[i]g[io]n, die ja immer nur existirt in d[er] Form v[on] R[e]l[i]g[io]nsgemeinschaften, gibt sich in d[ie]s[e]r eine äußere Gestalt[u]ng, eine Art Verfaß[u]ng in Betr[e]ff der Aeuß[e]r[u]ng[e]n der R[e]l[i]g[io]n, d[er] rel[i]g[iö]s[en] H[a]ndl[u]ng[en; ] es entstehen Gesetze u[nd] Vorschriften; es entsteht das [,] was man Kirchenrecht nennt; es treten also zwei Rechtssphären neben einander; die der K[i]rche u[nd] die des Staates [,] u[nd] da fragt es sich nun, in welchem Verhältniß stehen d[ie]se beiden zu einander. Da ist nu[n] die Veranlaß[u]ng des fortwährenden Conflict’s zw[i]s[c]h[en] K[i]rche u[nd] Staat. 3985 Die K[i]rche sagt, die Gesetze u[nd] Verordnungen, die ich gebe [,] sind nothw[e]nd[i]ge Vors[c]hr[i]ft[en] u[nd] Mittel [,] um die innere Macht der R[e]l[i]g[io]n in Wirksamk[ei]t zu setzen, um der Wahrh[ei]t u[nd] Sittl[i]chk[ei]t, die ich zu verbreiten u[nd] zu fördern 3986 habe, den Weg zu bahnen, od[er] die Menschen zu ders[e]lb[e]n zu führen; da die M[e]ns[c]h[e]n sinnl[iche] Wesen sind, so geht der Weg nur d[u]rch das Aeußerl[iche], Sinnliche hindurch in’s Gebiet des Innern, unmittelbar ohne äußere Mittel kann ich nicht zur Seele der M[e]nsch[e]n reden u[nd] auf sie wirken, sond[ern] nur d[u]rch äußere Zeichen; mir d[en] Gebrauch d[ie]s[e]r Zeichen u[nd] Mittel zu versagen, heißt [,] mich in mein[er] Wirks[a]mk[ei]t 3987 hindern, h[ei]ßt [,] mir die Hände binden, h[ei]ßt [,] mich in Feßeln schlagen u[nd] meiner Freih[ei]t, die Freih[ei]t der R[e]l[i]g[io]n also [,] entheb[en]. Der Staat hinwiederum 3988 nimmt das Recht in Anspruch [,] all’ die Gesetze u[nd] Bestimmungen zu geben [,] die ihn in s[einem] Gedeihen, in d[er] Erreich[u]ng seines Zwe- 3980 „.“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „,“. 3981 „Sind“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „sind“. 3982 „r[e]l[i]g[iösen]“ über der Zeile. 3983 Randbemerkung [197rr] : „D[ie] R[e]l[i]g[ion] kann d[er] Staat in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[un]g ni[c]ht entbehr[en]. Wie sollte er [„er“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „der Staat“] d[ie] R[e]l[i]g[ion] ersetz[en] können - da ih[m] d[ie] Motive u[nd] d[a]s Ziel d[e]s inn[e]rn [„inn[e]rn“ über der Zeile] moral[i]s[c]h[en] Streb[en]s fehlt - zu legalem Streb[en] kann d[er] Staat wohl ermu[n]t[e]r[n], au[c]h wohl zwing[en], weil er es nur mit d[em] Aeußer[n] zu thu[n] hat“. 3984 Randbemerkung [197vl] : „R[e]l[i]g[io]n als äuß[ere] Gemeinsch[a]ft [m]it Gesetz[en,] Recht [„Recht“ über der Zeile] [,] Ei[n]ri[c]ht[un]g[en] in ihr[em] V[e]rh[ä]lt[n]iß z[um] Staate [.] - Ethische Ausgl[e]i[c]h[un]g -“. 3985 Randbemerkung [197vl] : „B[e]recht[i]g[un]g der K[i]r[c]he“. 3986 „u[nd] zu fördern“ über der Zeile. 3987 „hied[u]rch“ in der Zeile gestrichen. 3988 Randbemerkung [197vl] : „B[e]re[c]ht[i]g[un]g d[e]s Staates“. <?page no="491"?> 481 ckes fördern u[nd] sein[en] Bestand, s[eine] Ruhe u[nd] Einheit sichern, Alles [,] was in s[einem] Umkreis lebt u[nd] wirkt, muß sich seinem Gesetze unterordnen. D[a]h[er] verlangt er auch v[on] den rechtlich[en] Verordnung[en] der R[e]l[i]g[io]nsgesellsch[a]ft[e]n [,] die in s[einem] Umkreise sich befinden [,] Unterordnung unt[er] seine Gesetze od[er] wenigstens Harmonie mit denselben. Da ist nu[n] die Schwier[i]gk[ei]t: D[i]e k[i]rchl[iche] Auctorität gibt bestimmte Verordnunge[n] u[nd] Vorschrift[en,] [197vr/ 198rl] III [.] Th[ei]l 3989 §: 31 F[o]rts[e]tz[u]ng. v[on] denen sie behauptet [,] daß sie zu ihrem Bestande u[nd] Wirksamk[ei]t 3990 nothw[e]nd[i]g seyen u[nd] d[a]h[er] nicht beeinträchtigt werd[en] dürften, daß sie, weil sie d[a]s Recht des Bestehens habe, auch d[ie]s[e]s Recht des Wirkens haben müße [,] weil sonst auch ihr Bestehen nutzlos wäre; Der Staat hinwiederum gibt auch bestimmte Gesetze, die mit denen der K[i]rche in Widerstreit kommen u[nd] von denen gleichwohl auch er wieder behauptet, er müße sie geben u[nd] in Vollzug setzen, weil er ohne dieß nicht bestehen, weil sein Bestand jeden Augenblick gefährdet werd[en] könnte 3991 [.] - Wer will nun gerade hier scharf die Gränze ziehen u[nd] sagen, dieß Gesetz darf u[nd] muß d[ie] K[i]rche geben, weil sie sonst nicht mehr bestehen könnte - u[nd] hinwiederum dieß der Staat, weil er ohne dieß auch nicht mehr bestehen könnte? Das läßt sich nicht so haarscharf bestimmen, darum werden si[c]h hier immer verschiedene Ansichten geltend machen u[nd] der Staat immer dauern; es wird nun auf die Umsicht u[nd] Einsicht derer ankommen [,] die an d[er] Spitze beider Gebiete stehen, stets eine zeitweil[i]ge Ausgleich[u]ng zu treffen, da die Verhältniße ja immer wechseln, sich verändern. 3992 Trennung - vollständ[i]ge - beider Gebiete [,] des Staates u[nd] d[er] K[i]rche [,] ist gar nicht mögl[i]ch [,] weil es ein u[nd] dies[e]lb[e]n Menschen sind [,] die in beiden sind u[nd] wirken u[nd] ihre rel[i]g[iö]s[en] u[nd] polit[i]s[c]h[en] Gesinnung[e]n innerl[ich] nicht trennen können od[er] gar mit einander in Widerspruch setzen können. Und weil es viele G[e]g[e]nst[ä]nde ganz gemischter Natur gibt. 3993 In Staaten üb[ri]g[e]ns [,] wo nur Eine bestimmte R[e]l[i]g[io]n herrschend ist, läßt sich dieß Alles leichter ausgleichen; der 3994 ganze Staat wird in s[einen] Gr[u]ndl[a]g[en] v[on] den bestimmt[en] R[e]l[i]g[io]nsprincipien durchdrungen seyn [,] u[nd] ein strenger 3989 „R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 81“ am oberen Seitenrand [198rr] ; „81“ bezeichnet den Bogen. 3990 „u[nd] Wirksamk[ei]t“ über der Zeile. 3991 „könnte“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „könnten“. 3992 Randbemerkung [198rr] : „Wo Trennung statt findet [,] ist entw[e]d[e]r ein noch nicht fertiges kirchl[iches] u[nd] Staats Leb[en], wie i[n] Amerika - od[er] ein nicht mehr gesundes -“. 3993 „Und weil es viele G[e]g[e]nst[ä]nde ganz gemischter Natur gibt.“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. Randbemerkung [198rr] : „Nicht juristis[c]h, sond[ern] nur ethisch läßt sich d[ie] Ausgleich[un]g geb[en] - ni[c]ht d[u]rch besti[mm]te Gränzziehung[en] u[nd] Gesetze - sond[ern] nur d[u]rch wohlmeinende Gesinnu[n]g u[nd] ver[n]ü[n]ft[i]g[e] Entscheid[un]g in einzelnen Fäll[en].“ 3994 „G“ in der Zeile gestrichen. <?page no="492"?> 482 G[e]g[e]ns[a]tz wird sich nicht leicht ergeben, wenn nicht etwa der Staat ganz v[on] aller R[e]l[i]g[io]n sich lossagt. - In Staaten d[a]g[e]g[e]n [,] wo viele Confessionen, R[e]l[i]g[io]nspartheien sind, ist das Alles v[on] größerer Schwier[i]gk[ei]t; wie frei gesinnt der Staat auch seyn mag in Bez[u]g auf diese, d[a]hin wird er immer sein Augenmerk richten, daß nicht solche R[e]l[i]g[io]ns-Partheien entstehen, die auf seinen Ruin od[er] auf [198rl/ 198vr] Vernicht[u]ng and[erer] R[e]l[i]g[io]nsgemeinsch[a]ft[en] ausgehen, d[en] garantirten Bestand d[ie]s[e]r beeinträchtigen. IV) In neu[erer] Zeit hat man, wie schon erwähnt [,] vielfach dahin gestrebt, den Staat, das politis[c]he [,] bürg[er]l[iche] 3995 Leben des Volkes ganz v[on] der R[e]l[i]g[io]n zu trenne[n.] Der Staat [,] heißt es [,] darf keine R[e]l[i]g[io]n haben. Bisher hat noch kein Staat bestanden ohne sie, im Gegentheil, wie früher bemerkt wurde [,] d[a]s rel[i]g[iö]se Element herrschte allenth[a]lb[e]n vor in d[en] früh[eren] Staat[en], ja man kann sagen, wo eine große, sehr bedeut[en]de Veränd[e]r[un]g der Völker, eine Erneu[e]r[u]ng der M[e]nschh[ei]t od[er] bestimmter Völker erfolgte, da ging sie fast immer v[on] rel[i]g[iö]s[en] Beweg[u]ng[e]n aus. - Es fragt sich [,] ob wohl das gesellsch[a]ftl[iche] Leben der Menschh[ei]t bestehen könnte ohne R[e]l[i]g[io]n, um die sich d[er] Staat nimmer bekümmern will, die er nicht mehr zu bedürfen glaubt zu seinem Bestand 3996 [,] u[nd] dieß 3995 „bürg[er]l[iche]“ über der Zeile. 3996 Einfügung am Seitenrand [198vl] : „Nicht sonderl[ich] schwer ist es wohl zu zeigen, d[a]ß d[er] Staat nicht im Stande wäre zu b[e]steh[en] ohne R[e]l[i]g[io]n [,] ohne rel[i]g[iö]s[es] Leb[en,] d.h. [„d.h.“ über der Zeile] ohne Glaub[en] u[nd] Hoff[en] eines noch and[ern] höh[e]r[n] Dasey[n]s; denn die Mögl[i]chk[ei]t aller vernünft[i]g[en] Unterord[n]u[n]g u[nd] alles freie[n] Gehorsa[m]s geg[en] d[ie] St[aa]tsgesetze beruht auf d[ie]s[em] Glaub[en], denn er ist eine ideelle Ausgleich[un]g all’ der nothw[en]d[i]g[en] Unters[c]hiede, die d[a]s St[aa]tsleb[en] hervorruft. Ohne d[ie]se Ausgleich[un]g wird stets d[er] Untergeordnete d[em] höher Gestellt[en] ei[nen] unberechtigt Bevorzugt[en] erblick[en], der ei[n] glü[c]kl[iches], genußreiches Leb[en] führen kann, währ[en]d ih[m] nur Arbeit u[nd] El[en]d beschieden ist u[nd] er also sei[n] Dasey[n], sein einziges unwiderbri[n]gl[ich] d[u]rch d[en] Tod ausgelöschtes jämmerl[iches] verliert; der Untergeordnete wird i[m] Verh[ä]lt[ni]ß ein[e]s Lastthieres steh[en] zum Uebergeord[ne]t[en], weil er nur d[ie] Last d[e]s Leb[en]s trägt, ohne in d[ie]s[em] od[er] ein[em] and[ern] Leb[en] dess[e]lb[en] Looses od[er] Vorzugs th[ei]lhaft[i]g zu werd[en], die Würde u[nd] Gl[e]i[c]hh[ei]t wird nur v[on] d[en] äuß[ern] Verh[ä]ltniß[en] bedi[n]gt sey[n,] weil es andere nicht mehr gibt. D[a]h[er] wird bei Glaub[en]su[nd] R[e]l[i]g[io]nslos[en] nothw[en]d[i]g ein Ingrimm e[n]tg[e]g[en] geg[en] besteh[en]de Ord[n]u[n]g, die sie i[m] niedern Kreise d[e]s Dasey[n]s bahnt u[nd] sie werd[en] i[n] Verzweifl[un]g dann sich ihr vermei[n]tl[iches] Recht des glei[c]h[en] Dasey[n]s, glei[c]h[er] Stell[un]g i[m] Leb[en], glei[c]h[en] Genußes d[u]rch Revolut[ion] erzwi[n]g[en] woll[en]. D[er] Staat bedarf also als Garantie s[eines] B[e]st[a]ndes des rel[i]g[iö]s[en] Lebens u[nd] Glaub[en]s - denn nur d[u]rch d[ie] Hoff[n]u[n]g ei[ne]s ew[i]g[en] Leb[en]s kommt Beruhig[un]g u[nd] Versöh[n]u[n]g in d[ie] Ge[m]üther der M[e]nsch[en] üb[er] ihr unvortheilh[a]ft[e]s ird[i]s[c]h[es] Loos in Verglei[c]h [m]it d[em] Loos derer [,] die an d[er] Spitze des (sic! ) staatl[ichen] Ord[n]u[n]g steh[en.] D[ie] R[e]l[i]g[ion] ist die ideelle, geist[i]ge Gru[n]dlage, Fundam[en]t der Staats-Ord[n]ung, ohne d[ie]s[e]s stürzt der Staat zusamm[en.] - D[ie] Ges[c]h[ichte] zeigt, d[a]ß [m]it Verfall der R[e]l[i]g[ion] au[c]h die Staat[en] sank[en] u[nd] fiel[en] - weil da keine Opf[erun]gsfähigk[ei]t [me]hr ist u[nd] au[c]h kei[nen] Sinn mehr hat, da d[a]d[u]r[c]h gerade das verlor[en] geht [,] u[m] d[e]ss[en]will[en] der Staat existirt. Das ird[i]s[c]he Wohlsey[n] näml[ich]. Jeder will nur so viel als mögli[c]h ird[i]s[c]h[es] Wohl v[om] Staate erbeuten [,] will aber d[a]s eig[ne] ihm ni[c]ht z[um] Opfer bri[n]g[en], weil er mei[n]t [,] er verliere d[a]d[u]rch gerade d[en] Zweck sei[ne]s Dasey[n]s, G[en]uß u[nd] Wohlsey[n]. D[ie]se egoist[ische], auflös[en]de Gesinnu[n]g findet hindert aber gerade d[ie] R[e]l[i]g[ion.] [Im Nachhinein in die Zeile eingefügt: „Doch sie bekennt Unterord[n]u[n]g erst ei[n] S... (? ) u[nd] die geringere Leb[en]sstellu[n]g ... (? )“.] In neu[erer] Z[ei]t hat nach manch[er] Erfah[run]g der Staat di[e]ß au[c]h erkannt [.] - <?page no="493"?> 483 führt uns zum Schluß noch zur Frage, welche Bedeut[un]g die R[e]l[i]g[io]n für die M[e]nschh[ei]t üb[e]rh[au]pt habe, u[nd] dieß führt uns dann zuletzt wieder dahin [,] wovon wir v[on] Anfang an ausgeg[a]ng[en] sind, näml[ich] den Begriff od[er] d[a]s Wese[n] der R[e]l[i]g[io]n nochmal kurz auszusprechen. Das gesellsch[a]ftl[iche] Leben, der Staat u[nd,] im weitern Sinne, das menschl[iche] Daseyn, das geist[i]ge Leben der Menschheit kann, (sag ich), ohne R[e]l[i]g[io]n nicht bestehen; 3997 kann nicht bestehen blos aus u[nd] durch sich selber. 3998 Wie unsere Erde üb[e]rh[au]pt, das bestimmte 3999 [,] fest geordnete, materielle Daseyn derselben als Ganzes, nicht für sich allein zu bestehen vermag, ohne alle Bezieh[u]ng u[nd] Zusammenhang mit d[em] üb[ri]g[e]n Universum, mit allen andern Weltkörpern im unermeßlich[en] All; wie [,] sag’ ich [,] uns[ere] Erde nicht für sich allein zu bestehen vermag, sond[ern] nur d[u]rch die Bezieh[u]ng [,] in der sie zum ganzen Himmelsbau steht [,] u[nd] d[u]rch die Einwirk[u]ng [,] die d[ie]s[e]r auf sie hat, namentl[ich] d[u]rch die Attractions-Kraft der Sonne 4000 [,] durch die sie in ihrer Bahn erhalten wird; in ähnl[icher] Weise kann auch das geist[i]ge Daseyn des Menschengeschlechtes nicht für sich bestehen [,] sond[ern] muß in Zusammenhang stehen mit einem höhern geist[i]g[en] Dasey[n], mit G[o]tt u[nd] dem geist[i]g[en] Reiche d[e]s [198vr/ 199rl] Unsichtbaren, muß v[on] d[ie]s[e]m angezogen werden [,] muß v[on] d[ie]s[e]m in s[einer] Bahn erhalten werden, muß Einwirk[u]ng erfahren v[on] d[ie]s[e]m, sonst kann es nicht bestehen u[nd] sich entwickeln. 4001 Wie aber der Erdkörper auch eine eigne Kraft entwickelt [,] die Repulsionskraft, die Centrifugal-Kraft gegenüber der Centripetalkr[a]ft, u[nd] d[a]d[u]rch auch 4002 sich selbst erhält u[nd] bewegt; so hat das geist[i]ge Seyn der M[e]nschh[ei]t auch eine solche Selbstmacht in der Freiheit. Die beiden Gr[u]ndmächte im geist[i]g[en] höh[ern] 4003 Daseyn der M[e]ns[c]hh[ei]t sind also die Idee v[on] G[o]tt (Vernunft) u[nd] die Freiheit; beide müßen zusammen wirken, daß ein wahrh[a]ft mens[c]hl[iches] Dasey[n] zu Stande komme. 4004 Aber au[c]h d[ie] K[i]rche bedarf des Staates z[um] äuß[ern] Schutz geg[en] rohe Störu[n]g u[nd] Gewaltthat. - [„Die R[e]l[i]g[ion] gibt dem M[e]ns[c]h[en] Großherzigk[ei]t, Universal[en] Sinn u[nd] Geist -“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt.]“ 3997 Randbemerkung [198vl] : „D[u]r[c]h R[e]l[i]g[ion] 1) Ungleichh[ei]t d[e]r Leb[en]sloose ausgegli[c]h[en] - da in jed[er] Leb[en]slage Gl[e]i[c]hes zu errei[c]h[en.] 2) Die Aufopf[er]u[n]g für Andere erhält ein[en] Sinn -“. 3998 Einfügung am Seitenrand [198vl] : „u[nd] darum wird auch der Staat immer der R[e]l[i]g[io]n bedürfen“ gestrichen. 3999 „bestimmte“ über der Zeile. 4000 „der Sonne“ über der Zeile. 4001 Einfügung am Seitenrand [199rr] : „D[ie]se geist[i]g[e] Attractionskr[a]ft manifestirt sich vor Allem in der dem Geiste eingebornen Idee v[on] G[o]tt, d[u]rch die er in d[a]s Reich d[e]s Unsichtbaren gezogen wurd[e].“ 4002 „auch“ über der Zeile. 4003 „höh[ern]“ über der Zeile. 4004 „D[u]r[c]h R[e]l[i]g[io]n d[a]s V[e]rh[ä]lt[n]iß b[e]id[e]r geä[n]d[er]t -“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. Randbemerkung [199rr] : „Schl[u]ß [„1856“ über der Zeile] [: ] D[a]s Vollkomm[en]ste wäre allerdi[n]gs, wenn Staat u[nd] K[i]rche Ei[n]s wäre - Staatsre[c]ht u[nd] K[i]r[c]h[en]re[c]ht [.] - I[nnere]s r[e]l[i]g[iö]s[es] sitt- <?page no="494"?> 484 Die Erde, nach ihr[em] materiell[en] Daseyn [,] müßte ohne jene Anziehung des Universums, der Sonne vor Allem, in’s Maaßlose zerfahren, müßte aus ihrer Bahn kommen u[nd] d[u]rch die eigne Macht zu Grunde gehen, ins Unbestimmte zerstreut werden, - so würde auch d[a]s geist[i]g[e] Daseyn der Erde, (d[ie] M[e]nschh[ei]t) in sich selbst zerfallen, wenn es ganz für sich selbst, ganz Egoismus würde. Alle g[ro]ß[en] 4005 Kräfte würden in ein chaotisches Gegeneinander gerathen; die Selbstmacht jedes Einzelnen, der höh[ern] 4006 Bind[un]g los [,] würde in unversöhnl[ichem] Zwiespalt seyn mit allen üb[ri]g[e]n; ja [,] die eign[en] Kräfte des Menschen [,] d[u]rch ein höheres Ziel nicht mehr zur Zusammenwirk[u]ng bestimmt [,] würd[en] innerl[ich] selbst in Zwist seyn - 4007 wie ja das schon jetzt Alles th[ei]lw[ei]se der Fall ist, 4008 u[nd] der R[e]l[i]g[io]n unabläß[i]g[e]s Geschäft ist es ja, den Menschen innerl[ich] in Harmonie zu setzen, innerl[ich] zu versöhn[en,] zu beschwichtigen, u[nd] ebenso ihn in Harmonie od[er] Versöhnung zu halten mit s[einen] Mitmensch[en] dadurch [,] daß sie ihn in Verbind[un]g, in Versöhnung bringt mit ein[er] höh[ern] Welt. 4009 Das Wesen der Religion ist 4010 die Verbind[un]g d[e]s Menschen mit Gott, die Bezieh[u]ng zu einer höh[ern,] vollkom[m]nere[n] Welt. Diese Verbind[un]g nun mit G[o]tt u[nd] d[er] höh[ern] Welt, wird [,] weil kein Augenschein gegeben u[nd] keine Verstandes-Berechnung möglich ist, eingeleitet u[nd] festgehalt[en] [199rl/ 199vr] im Glauben, der th[ei]ls histor[ische] Annahme [,] th[ei]ls unmittelbares Bewußtseyn ist. 4011 - In d[ie]s[e]m Glauben an G[o]tt[e]s Daseyn ist aber als l[iches] u[nd] R[ec]htsleb[en,] I[nnere]s u[nd] Aeußeres - (ohn[e] Herrsch[en] u[nd] Beherrs[c]htw[er]d[en]). Solcher Zust[an]d ist aber unt[er] g[e]g[en]wärt[i]g[en] ird[i]s[c]h[en] Verh[ä]lt[n]iß[en] [n]i[c]ht mögli[c]h [.] - Beid[e]s [m]uß geschied[en,] verschied[en] bleib[en.] - Und die Grä[n]z[en] laß[en] sich theoret[isch] nicht besti[mm]t sicher[n.] - Es ist ab[er] (? ) ei[n] Gewinn zu erk[ennen,] d[a]ß sie si[c]h [n]i[c]ht zieh[en] laß[en.] - Das hi[n]dert die b[e]id[en] ... (? ) u[nd] ... (? ) - Stre[i]te zw[i]s[c]h[en] b[e]id[en] Mächt[en] - der zu [n]i[c]hts führt - u[nd] d[e]ß[en] Opfer d[a]s ar[me] Volk v[on] Jeher war -“. 4005 „g[ro]ß[en]“ über der Zeile. 4006 „höh[ern]“ über der Zeile. 4007 Randbemerkung [199rr] : „‘Er ist innerl[ich] [m]it si[c]h selbst zerfall[en,]’ s[a]gt man v[on] manch[em] M[e]ns[c]h[en] -“. 4008 Einfügung am Seitenrand [199rr] : „Es ist vermöge jener Selbstmacht d[e]s M[e]nsch[en] eine beständ[i]g[e] Unruhe, Unfriede in ihn (sic! ); er fühlt sich unbefried[i]gt, unversöhnt in s[einem] Daseyn [,] u[nd] doch könnte ih[n] Alles Ird[i]sche [,] wenn er es besäße [,] nicht versöhnen innerl[ich] u[nd] befried[i]g[en].“ 4009 Einfügung am Seitenrand [199rr] : „[„Nicht Ruhe all[e]i[n] aber gibt d[ie] R[e]l[i]g[ion,] s[on]d[ern] au[c]h Fortschr[i]tt“ über der Zeile] Durch d[ie] R[e]l[i]g[io]n ist auch aller geist[i]g[e] Forts[c]hritt unt[er] d[en] M[e]nsch[en] bedingt - jede neue Entwickl[un]gs-Phase des geist[i]g[en] Leb[en]s beginnt religiös - u[nd] wo immer d[er] Geist der M[e]ns[c]hh[ei]t ganz unterzugehe[n] droht im Irdisch[en,] da wird er wieder errettet u[nd] aufgerichtet d[u]rch d[ie] R[e]l[i]g[io]n. - Ich sage [,] aller geist[i]g[e] Forts[c]hritt ist bedi[n]gt d[u]rch die R[e]l[i]g[io]n, d[u]rch d[en] Glaub[en] an ein höheres Dasey[n], durch das Hinausblick[en] über die Erde, d[ie]s[e]n so klein[en], unbed[e]ut[en]d[en] Pu[n]kt im Universu[m]“. 4010 „d[a]s Bewußts[eyn] v[on] G[o]tt“ über der Zeile gestrichen. 4011 Randbemerkung [199vl] : „Denken wir uns einmal d[ie]s[e]n Glaub[en] weg aus der M[e]nschh[ei]t, ihr[en] Blick blos auf d[a]s Sichtbare gerichtet [,] ihre Aufg[a]be u[nd] ihr endl[iches] Ziel blos auf Erd[en] such[en]d [,] so würde das zwar eine zeitlang angehen - aber nach u[nd] nach würde der ganz[en] M[e]nschh[ei]t das geschehen, was dem einzel[nen] M[e]nsch[en] geschieht [,] wenn ihm alle Sinnentwickl[un]g gehemmt u[nd] aller geist[i]g[e] Verkehr entzogen ist; wie d[ie]s[e]r äußerl[ich] u[nd] innerlich verkümmert, ein blödes, beschränk- <?page no="495"?> 485 einem Inhaltvollen zugleich die Vorstell[u]ng v[on] G[o]tt[e]s Wesen u[nd] Vollkommenh[ei]t enthalten [,] d[a]h[e]r er zur Liebe sich gestaltet als sein[e] eig[e]ntl[iche] Vollend[un]g [,] die ihm erst sein[en] Gehalt u[nd] Werth verleiht; die Liebe aber enthält nothw[e]nd[i]g[e]r Weise die Sehnsucht, das Verlangen darnach in sich, welche Sehnsucht nach Gott u[nd] dem höh[ern] Daseyn sich in der Form der Hoffnung ausspricht. - In d[ie]s[e]n drei Tugend[en] bethätigt sich das Wesen der R[e]l[i]g[io]n. - Daraus geht dann die Versöhnung des Menschen mit s[einem] ganzen Erdendaseyn hervor; mit seinem Loos u[nd] S[c]hicksal in d[ie]s[e]m Leben; sein ganzes Leben gründet sich nun auf höh[erm], fest[e]rm Grund als sein zufäll[i]g[e]s Erdenloos. Nur d[a]d[u]rch wird er mit der ganz[en] üb[ri]g[en] Menschh[ei]t in Harmonie sey[n] u[nd] wirken können, weil er einen höhern, gemeinsch[a]ftl[ichen] Punkt sieht, auf dem 4012 er gleich allen üb[ri]g[en] M[e]nsch[en,] mögen sie in d[ie]s[e]m Leben zufällig ausgestattet sey[n] wie immer, steht: Sein eignes Innere wird au[c]h den Zwiespalt der vers[c]hieden[en] Kräfte u[nd] Begehr[u]ng[e]n u[nd] Wünsche überwinden u[nd] zur Versöhnung kommen d[u]rch den Blick auf das höhere, üb[er] d[ie]s[e]m Erdendasey[n] stehende Ziel s[eines] Lebens. So [,] kann man sagen [,] ist die R[e]l[i]g[io]n für die M[e]nschh[ei]t, wie für den einzelnen Menschen der Punkt außerhalb der Welt, ... (? ) das Erdendasey[n], auf dem stehend 4013 er sein ganzes Leben u[nd] Wirk[en] leiten, v[on] dem aus er beruhigt u[nd] versöhnt in das große Wirrsal der eignen Schicksale u[nd] der Geschicke der ganzen Menschh[ei]t blicken kann. Die Erk[enn]t[n]iß d[ie]s[e]r R[e]l[i]g[io]n ist Philos[o]phie - 4014 [.] Das Alles wäre aber nicht möglich ohne R[e]l[i]g[io]n; die M[e]nschh[ei]t hätte ein Verlangen, eine Kraft in sich, die die Erde nicht befried[i]g[e]n könnte, u[nd] die d[a]h[er] nur dazu dienen würde, d[a]ß der Einzelne, wie das Ganze in ruhelosem, unbefried[i]gt[em] Streben sich selbst quälte u[nd] resultatlos sich aufriebe. [199vr/ 200rl] 4015 tes [,] armseliges Geschöpf wird - so würde es auch der ganzen M[e]nschh[ei]t gehen ohne d[en] rel[i]g[iö]s[en] Glaub[en], ohne das geist[i]g[e] Versenk[en] in eine höhere, unsichtbare Welt, ohne Erheb[en] der [„der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „des“] geist[i]g[en] Kraft in die geist[i]g höhere Welt [.] Nach dem erst[en] Taumel, der erst[en] Ausgelaß[en]h[ei]t weg[en] d[er] Befreiu[n]g v[on] d[en] Band[en] sittl[icher] u[nd] rel[i]g[iö]s[er] Gebote würde d[ie] M[e]nschh[ei]t anfang[en,] geist[i]g zu verkümmern, würde in sich verschrumpfen u[nd] endl[ich] [„endl[ich]“ über der Zeile] wie ein blödes, verkommenes Ding sich zusammenkauern in d[ie]s[e]m finstern [„finstern“ über der Zeile] Winkel des Universums, den man Erde nennt (verkommene Völker) [.] Soll der Geist der M[e]nschh[ei]t wachsen u[nd] gedeih[en,] dann muß er seine Wurzeln im Glaub[en] versenken in d[en] Abgrund eines höh[ern] geist[i]g[en] Reiches. Und das geschieht auch allenth[a]lb[e]n, wie d[a]s Auge d[e]s M[e]nsch[en] ni[c]ht für d[ie]se Erde allein ist, sond[ern] für d[en] Anblick d[e]s Universu[m]s [,] so ist au[c]h d[er] Geist d[e]s M[e]nsch[en] [n]i[c]ht für d[ie]se Erde allein, sond[ern] für d[a]s unerforschte Reich der geist[i]g[en] Uebernatur; wer d[ie] Sterne ni[c]ht mehr sieht, der ist au[c]h für d[ie] G[e]g[en]st[än]de der Erde blind - u[nd] ebenso ist nur der Geistesblinde une[m]pfä[n]gl[ich] für die höhere geist[i]ge Welt. -“ 4012 „dem“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „deren“. 4013 Einfügung am Seitenrand [199vl] : „er üb[er] d[ie] Welt gebietet“. 4014 „Die Erk[enn]t[n]iß d[ie]s[e]r R[e]l[i]g[io]n ist Phil[o]s[o]phie -“ über der Zeile. 4015 An dieser Stelle endet die vom Umfang und von der inhaltlichen Geschlossenheit her zentrale Fassung [1rl oder 5rl-18vr] , [31rr/ rl-34vr] , [36rl-199vr] der Vorlesung zur Religionsphilosophie. <?page no="496"?> 486 §: 1 Aufg[abe] d[er] Philosophie. 4016 Philosophirt wird allerdings schon seit J[a]hrtausenden, aber dennoch ist man darüber noch nicht einig u[nd] ist das noch nicht ausgemacht [,] was denn die Philosophie eig[e]ntl[ich] sey - od[er] nur darüber [,] was sie 4017 seyn soll, was man darunter zu versteh[en] habe, welches ihr Begr[i]ff sey. 4018 Und ebenso darum 4019 ist auch das noch nicht bestimmt, was denn die Philos[ophie] für eine Aufg[abe] habe, welches Problem sie lösen müße - ebenso wenig darum ist man üb[er] den Gegenst[a]nd einig, der das Object ihrer Forsch[un]g seyn solle u[nd] dürfe. Ferner herrscht Ungewißheit üb[er] den Standpunkt [,] auf den der Philosophirende von Vorne herein sich stellen müße, wie er anfangen solle u[nd] welche sichere Basis er für s[eine] Forsch[u]ng habe - kurz [,] welches das Princip der Philos[ophie] sey. Endl[ich] ist man ebenso wenig darüber einig, welches Verfahren der Philos[oph] bei s[einen] Forsch[u]ng[e]n einzuhalten, welches die rechte Art u[nd] Weise d[ie]s[e]s Forschens - d.h. welches die rechte Methode der Philosophie sey. Ueber all’ dieß haben die Philosophirend[en] sich noch nicht einigen können - u[nd] wir werden im Verlaufe uns[erer] Untersuch[u]ng[e]n sehen, wie verschieden in jed[er] B[e]z[ie]h[u]ng - in B[e]z[u]g auf Aufg[abe] u[nd] G[e]g[en]st[an]d, auf St[a]ndp[u]nkt u[nd] Princip - u[nd] Methode d[er] Philos[ophie] die Ansichten sind, die herrschend waren od[er] noch herrschend sind. Die Feinde der Philos[ophie] 4020 versäumen nicht [,] dieß geltend zu machen - um die Philos[ophie] zu verhöhne[n] od[er] als etwas Unnützes, Vergebliches zu bezeichn[en], da sie nach so lang[er] Zeit eig[e]ntl[ich] doch noch nicht einmal wiße, was sie eig[e]ntl[ich] wolle - u[nd] da man sich 4021 [in] d[ie]s[er] lang[en] Z[ei]t noch nicht einmal üb[er] d[en] Anfang der Philos[ophie] habe einigen können. 4022 - 4016 Die restlichen Bögen sind in ein im Rahmen einer für 3. Mai 1855, 10 Uhr angekündigten öffentlichen Disputation von Casparus Papius stehendes Thesenblatt eingeschlagen. An dieser Stelle beginnt eine neue, unabgeschlossene Fassung von Frohschammers Vorlesung zur Religionsphilosophie, die mindestens bis [220rl- 221vr] , möglicherweise aber - von wenigen Unklarheiten abgesehen - bis zum Schluß [247vl] reicht. Neben der Überschrift [200rl] im Nachhinein eingefügt: „Einl[ei]t[un]g (Nov[ember] 1854)“. 4017 „nur darüber [,] was sie“ über der Zeile. 4018 Randbemerkung [200rr] : „Ungew[i]ßh[ei]t üb[er] Alles in d[er] Philos[ophie] B[e]gr[i]ff Und d[ie]s[e]s darum [,] weil man Aufg[abe] G[e]g[en]st[an]d St[a]ndp[u]nkt Anf[a]ng Princip - Quelle u[nd] Kriteriu[m] Methode“. 4019 „darum“ über der Zeile. 4020 „Benutz[un]g d[er] ... (? ) Seite d[er] Feinde -“ am Seitenrand [200rr] . 4021 „üb[er]“ in der Zeile gestrichen. 4022 Randbemerkung [200rr] : „I[n]deß ist di[e]ß [n]i[c]ht so ... (? ) [,] d[enn] d[ie] ... (? ) Wiss[en]s[c]h[a]ft[en] ... (? ) Und d[ie] U[n]g[e]w[i]ßh[ei]t fi[n]det ... (? ) zu b[e]st[än]d[i]g[er] A[n]st[ren]g[un]g ... (? ) statt zu Ruhe“. <?page no="497"?> 487 Der Denkfaulh[ei]t u[nd] dem Aberglauben u[nd] der Blindgläubigk[ei]t war v[on] jeher 4023 ein solches oberflächl[iches] Absprechen verwünscht u[nd] ist es noch gar sehr - denn ist man nun d[ie] Philos[ophie] los, so braucht man nicht mehr so viel zu denken, - da es 4024 fehlt [,] auch zu nichts führt - u[nd] kann sich getrost jedem Wahn, jeder abergläub[i]g[en] 4025 Einbild[un]g 4026 überlaß[en] od[er] der craß[en] Wirkl[i]chk[ei]t leb[en] (Material[i]sm[us]) 4027 [.] [200rl/ 200vr] 4028 D[a]g[e]g[e]n ist freil[ich] sogl[ei]ch zu bedenken u[nd] soll nur nebenbei bemerkt sey[n] 4029 , daß der Philos[ophie] aus jen[er] Unbestimmth[ei]t üb[er] Aufg[abe], Princip u[nd] Meth[ode] kein so groß[er] Vorwurf gemacht werd[en] kann, da es schon in ihr[em] B[e]gr[i]ffe liegt [,] üb[er] sich selbst, üb[er] ihr eignes Wes[en], Thun u[nd] Ziel mehr u[nd] mehr z[u] Bew[u]ßtsey[n] zu kommen [.] - 4030 Wie der einzelne M[e]nsch[e]ng[ei]st zuerst selbst nicht weiß [,] daß er ist u[nd] was er ist u[nd] wozu er bestimmt ist [,] u[nd] erst nach u[nd] nach z[um] vollen Bew[u]ßts[eyn] üb[er] all d[ie]s[e]s kommt 4031 u[nd] also sich selbst erst auf d[ie]se Weise gewinnt - so ist es auch mit d[er] Philosophie [.] 4032 Sie ist - hier vorläuf[i]g bemerkt - der Entwickl[un]gsproceß der geist[i]g[en] Mens[c]hh[ei]t z[u] voll[em] Bew[u]ßtseyn üb[er] sich selbst [.] - Z[um] Streben der Philos[ophie] gehört es - sich selbst zu gewinn[en,] z[u] Klarh[ei]t u[nd] Bestimmth[ei]t üb[er] sich selbst zu kommen - u[nd] darum hat man auch kein[en] Grund [,] üb[er] d[ie] Philos[ophie] abzusprechen, weil sie nicht sogleich z[um] vollen Bew[u]ßts[eyn] üb[er] das kam, was sie sey u[nd] wolle [,] u[nd] nach so langer Zeit noch nicht dazu gekommen ist. 4033 Der M[e]nsch kommt auch viel später z[um] Bew[u]ßts[eyn] üb[er] das [,] was er ist u[nd] soll - als etwa das Thier, 4034 dem es alsbald nach d[er] Geburt klar ist - dafür aber kommt auch ein menschl[iches] Bew[u]ßts[eyn] zu Stande. So auch bei d[er] Philos[ophie]. 4035 4023 „u[nd] ist da“ in der Zeile gestrichen. 4024 „da es“ über der Zeile. 4025 „abergläub[i]g[en]“ über der Zeile. 4026 „u[nd] abergläub[i]g“ in der Zeile gestrichen. 4027 Randbemerkung [200rr] : „Material[i]sm[us] entwed[er] der Sitten - od[er] des Glaub[en]s - ... (? )“. 4028 „b)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt [200vr] . 4029 „und soll nur nebenbei bemerkt sey[n]“ über der Zeile. 4030 Randbemerkung [200vl] : „Bemerk[un]g d[a]g[e]g[en] a) Verdienste d[er] Ph[i]los[ophie] v[on] jeher g[e]g[en] D[en]kfaulh[ei]t [,] Blindglä[u]b[i]gk[ei]t b) -“. 4031 „(u[nd] zuerst am Aeuß[e]rl[ichen] hängt - dann inn[e]rl[ich] sinnt endl[ich] ... (? ))“ über der Zeile. 4032 Randbemerkung [200vl] : „D[er] M[en]sch[en]g[ei]st muß au[c]h anf[an]gs annehm[en], glaub[en] - dann aber kommt er au[c]h zur selbstständ[i]g[en] Einsicht - die [n]i[c]ht v[on] Auß[en] mehr ist, sond[ern] v[on] Innen heraus -“. 4033 Randbemerkung [200vl] : „Die Phil[o]sophie ist d[a]s edelste m[en]s[c]hl[iche] Product [,] daru[m] br[a]u[c]ht sie so lange [,] bis sie z[um] voll[en] Bew[u]ßts[eyn] kommt - daru[m] ist sie so irrthu[m]sfähig - weil sie so frei ist v[on] thier[i]s[c]h[em] I[n]stinct. -“ 4034 „D[ie] Seele der Thiere hat bald aus ... (? ) u[nd] lernt nichts mehr dazu“ über und unter der Zeile. 4035 Einfügung am Seitenrand [200vl] : „Sie hat darum freil[ich] auch Ursache [,] sich nicht allzu sehr selbst zu erheb[en] - u[nd] nicht ungeheuerl[iche] Ansprüche zu machen“. Darunter die Randbemerkung [200vl] : „Nothw[e]nd[i]gk[ei]t der Unt[er]s[uc]h[un]g üb[er] all’ d[a]s Ungewisse“. <?page no="498"?> 488 Da nun d[ie] Philos[ophie] in B[e]z[u]g auf das Bew[u]ßts[eyn] üb[er] sich selbst, ihr Wesen, ihre Aufg[abe,] ihr Ziel u.s.w. ein[en] solchen Entwickl[un]gsproceß zu bestehen hat - wie alles Menschl[iche] - so liegt die Aufford[erun]g nahe, d[a]ß d[ie] Philos[ophie] immer wieder auch darauf sich besinne, was sie sey, seyn od[er] werden solle - welches Ziel sie zu verfolgen, welchen Weg sie einzuschlag[en] habe. Das nun soll im Folgend[en] geschehen: 4036 Denn wenn jemals d[ie]s[e]s Besinnen auf sich s[e]lbst [,] ihre Aufg[abe], ihr Princip u[nd] Methode nothw[e]nd[i]g war - so ist jetzt d[er] Zeitp[u]nkt da, da die Philos[ophie] in eine große Krisis eingetreten - da sie fast v[on] sich selbst gekomme[n], v[on] sich selbst abgefallen ist - u[nd] zwar in letzt[en] Zeit[en] große Anstreng[un]g[en] gemacht hat, aber Irrwege geg[a]ng[en] u[nd] sich dabei völlig zerrüttet [200vr/ 201rl] hat. Soll ich Ihnen de[n] Zustand d[er] Philos[ophie] in neu[erer] Z[ei]t u[nd] den Entwickl[un]gsg[a]ng ders[e]lb[en] seit 4037 ein paar J[a]hrh[u]nd[e]rt[en] in aller Kürze zur klaren Anschauung bring[en] - so kann ich es nicht beßer als durch eine bibl[ische] Parabel - v[om] verlornen Sohn - [.] Die Philos[ophie] üb[er]h[au]pt - Sch[e]ll[i]ng insb[esondere -] gleicht d[em] verlornen Sohne [.] 4038 - Mit d[er] Rückkehr z[um] r[e]l[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyn] wollen wir aber wirkl[ich] Ernst mach[en,] ohne darum die Fr[ei]h[ei]t d[e]s Forschens aufzugeben - ohne der Philos[ophie] den Charakter der Wiss[e]nsch[a]ft zu rauben. - Daß u[nd] wie d[ie]se Verbind[un]g d[er] Philos[ophie] mit d[er] R[e]l[i]g[io]n statt finden müße, woll[en] wir im Folg[e]nd[en] zeig[en] - bei Beantwort[un]g der Fragen nach d[em] Begr[i]ff, d[er] Aufg[abe], d[em] G[e]g[e]nst[a]nde, dem Principe der Philosophie. - 4039 I Aufg[abe] d[er] Philosophie. I [)] D[ie] erst[e] Fr[a]ge demnach, die w[ir] z[u] beantwort[en] hab[en,] ist die, was d[ie] Philos[ophie] f[ür] eine Aufg[abe] habe, um darnach ein Mome[n]t wenigst[e]ns vorläuf[i]g für ihr[en] Begr[i]ff z[u] gewinn[en]. Wir gehen bei Beantw[o]rt[un]g d[ie]s[er] Fr[a]ge v[on] ein[er] Antw[ort] aus - mit der wohl alle Philos[o]phir[en]d[en] übereinstimmen: Wir sagen [,] Philos[ophie] ist die Erforsch[u]ng u[nd] Erk[e]n[n]tn[i]ß der Wahrh[ei]t - das sagt auch das Wort Philos[ophie] der Etymol[o]gie gemäß [.] - 4040 4036 Randbemerkung [200vl] : „Zustand der Philos[ophie] in d[er] G[e]g[e]nw[a]rt“. 4037 „einig[en]“ in der Zeile gestrichen. 4038 Randbemerkung [201rr] : „Sch[e]ll[in]gs Philos[ophie] hat etwas Geniales - S[c]hweifendes, Verschwend[e]r... (? ) - d[ie] Rückkehr z[ur] R[e]l[i]g[io]n [unleserliche Wörter über der Zeile] - R[e]l[i]g[ion] - Off[en]b[arun]g“. 4039 Randbemerkung [201rr] : „NB [: ] Bei d[er] Wiederh[er]st[e]ll[un]g kann nicht gemei[n]t sey[n,] die Philos[ophie] auf ein[en] St[an]dp[unkt] od[er] in eine Lage zurückzuversetz[en], worin sie früher einmal war [.] - Es will nur sag[en,] die Phil[o]sophie soll wieder in die rechte Bahn d[e]r E[n]twi[c]kl[un]g eingel[en]kt werd[en.] - Nicht rückwärts aber soll sie geh[en] -“. 4040 Randbemerkung [201rr] : „Philosophie = Erforsch[u]ng d[e]r W[a]hrh[ei]t“. <?page no="499"?> 489 Liebe zur Weish[ei]t - Streben nach Weish[ei]t - u[nd] insofern Weish[ei]t nicht mögl[i]ch ist ohne Erk[e]n[n]t[n]iß der Wahrh[ei]t - ist Philos[ophie] d[a]s Streben nach Wahrh[ei]t u[nd] Erkennen ders[e]lb[e]n. Also Philos[ophie] ist Streben nach Wahrh[ei]t u[nd] Weish[ei]t - u[nd] Erk[e]n[n]tn[i]ß der Wahrh[ei]t! II [)] Allein hier entst[e]ht sogl[ei]ch eine Schw[ie]r[i]gk[ei]t. Haben denn nicht alle Wißens[c]h[a]ft[e]n die Wahrh[ei]t z[um] Ziel, streben nicht alle nach ihr[er] Erk[e]n[n]tn[i]ß [,] wod[u]rch nun untersch[ei]d[e]t sich dann die Philos[o]phie v[on] ihnen, u[nd] da sich die üb[ri]g[en], sog[enannten] empiris[c]h[en] Wiß[e]nsch[a]ft[en] in’s Gesammtgebiet d[e]s Daseyns theil[en] u[nd] es umfaß[en], wo bleibt dann noch ein G[e]g[e]nst[a]nd - ein Object z[um] Erkenn[en] üb[ri]g für die philos[ophische] Forsch[u]ng? 4041 Die sog[enannten] posit[iven], empir[i]s[c]h[en] Wiß[e]nsch[a]ft[en] hab[en] d[ie] Aufg[abe,] d[a]s gesammte Daseyn zu erkenn[e]n - das Was - Wie etc. Die Naturwissensch[a]ft - Stoff, Gesetz, Verh[ä]ltn[i]ße, Wirk[u]ng[e]n etc. Die Anthropologie [,] Psych[ologie] 4042 - Histor[ische] Wiss[en]sch[a]ft [,] Theologie etc. [201rl/ 201vr] Es fragt sich nun: 4043 Wenn d[ie] sog[enannten] empiris[c]h[en] Wiß[e]nsch[a]ft[e]n - a) das gesammte Daseyn umfaßen u[nd] b) die Wahrh[ei]t v[on] Allem erforschen u[nd] erkennen [,] ob hienach für die Philos[ophie] noch a) ein Erkenntnißobject u[nd] b) noch eine Aufg[abe], - näml[ich] die Erforsch[u]ng der Wahrh[ei]t - für a) d[ie]s[e]s eigene 4044 Erken[n]t[n]ißobject u[nd] b) für die Erk[e]n[n]t[n]ißobjecte der empiris[c]h[en] Wiß[en]s[c]h[a]ft[en] üb[ri]g bleibt. 4045 Es scheint [,] d[a]ß d[er] Philos[ophie] Nichts mehr zu thun, Nichts mehr zu erkennen üb[ri]g bleibt - d[a]ß sie demnach unnütz sey - in die üb[ri]g[en] Wiss[e]nsch[a]ft[en] sich verlier[en,] verflücht[i]g[en], auflösen müße; u[nd] das b[e]h[au]pt[e]n denn auch viele v[on] denen, die in d[en] posit[iven], empir[i]s[c]h[en] Wiß[e]nsch[a]ft[e]n arbeiten. 4041 Randbemerkung [201rr] : „Auch d[ie] übr[i]g[en] Wiss[e]nsch[a]ft[en] woll[en] Wahrh[ei]t erforschen. a) d[ie] üb[ri]g[en] Wiß[en]s[c]h[a]ft[en] str[e]b[en] au[c]h nach Wahrh[ei]t b) sie umfaß[en] d[a]s g[e]sammte Dasey[n] - so d[a]ß d[er] Philos[ophie] in ... (? ) B[e]z[ie]h[un]g nichts mehr üb[ri]g zu bl[e]ib[en] schei[n]t - wenn ab[er] d[ie] Philos[ophie] ger[a]de die Lehreri[n] d[e]r üb[ri]g[en] Wiß[en]s[c]h[a]ft[en] wäre - die sie d[ie] Wahrh[ei]t erk[ennen] lehrt? “ 4042 „Psych[ologie]“ über der Zeile. 4043 Randbemerkung [201vl] : „Wie bleibt für d[ie] Philos[ophie] noch Object u[nd] Aufg[abe]? “ 4044 „eigene“ über der Zeile. 4045 Randbemerkung [201vl] : „NB [: ] Beides bleibt noch üb[ri]g, wie sich zeig[en] wird. a) eig[enes] Erk[enn]t[n]ißobject - d[a]s r[e]l[i]g[iö]s[e] B[e]w[u]ßts[eyn] in B[e]z[u]g auf s[eine] Wahrh[ei]t b) für d[ie] üb[ri]g[en] e[m]piris[c]h[en] Wiß[en]s[c]h[a]ft[en] die höh[ere] Wahrh[ei]t - d[a]s Urth[ei]l an d[ie]s[er] höh[ern] W[a]hrh[ei]t üb[er] sie -“. <?page no="500"?> 490 III) Indeß die Philos[ophen] haben sich bemüht u[nd] bemühen sich - sich dennoch ein bestimmt[es] Gebiet des Erkennens - od[er] wenigst[e]ns eine bestimmte Aufg[abe] zur Lös[u]ng zu sichern. 4046 a) Die Einen sagen: Die Philos[ophie] hat z[um] G[e]g[e]nst[a]nd des Erkennens, Forschens ganz dass[e]lbe, was auch die üb[ri]g[en] Wiß[e]nsch[a]ft[en] alle zusammen haben - die Philos[ophie] hat z[um] Gegenst[a]nd d[e]s Forschens das All’ [,] alle Dinge od[er] Wesen - [.] 4047 Die G[e]g[e]nst[ä]nde des Erkennens sey[en] also der Philos[ophie] mit den üb[ri]g[en] Wiß[enschaften] 4048 gemeinsam - a) aber die Art des Erkennens sey sey (sic! ) verschieden - sie habe synthet[isch] z[u] verfahr[en], à priori zu construir[en,] die Erk[e]n[n]t[ni]ße alle aus d[em] eig[nen] G[ei]ste abzuleiten - 4049 b) od[er] die Aufgabe sey eine andere - näml[ich] die Einh[ei]t [,] den Zusammenh[a]ng zw[i]sch[en] d[en] gewonnen[en] Erk[e]n[n]tn[i]ß[en] i[n] d[en] üb[ri]g[en] Wiß[e]nsch[a]ft[en] herzustell[en] - [.] b) 4050 Andere sagen: Nein [,] die Philos[ophie] hat [201vr/ 202rl] §: 1 Aufg[abe] d[er] Philos[ophie] nicht dens[e]lb[en] G[e]g[e]nst[a]nd, d[ie]s[e]lb[e]n Erk[e]n[n]tn[i]ßobjecte wie d[ie] and[ern] Wiß[e]nsch[a]ft[e]n, sond[ern] sie hat ein ganz eigenes Gebiet [,] auf dem sie forscht [,] u[nd] d[a]h[er] auch ihre Berecht[i]g[un]g neb[en] d[en] and[ern] Wiß[e]nsch[a]ft[en.] Die Philos[ophie,] sagt man [,] hat nicht irg[e]nd ein Daseyendes, irg[e]nd ein Erk[e]n[n]tn[i]ßobject im gewöhnl[ichen] Sinn z[um] Object d[e]s Forschens, sond[ern] sie hat das Erkennen selbst z[um] G[e]g[e]nst[a]nd ihres Forschens, sie ist Lehrerin der üb[ri]g[en] Wiß[e]nsch[a]ft[e]n, indem sie dies[e]lb[en] lehrt, wie sie erkennen u[nd] erkennen müßen, u[nd] 4051 sie erforscht die Wahrh[ei]t [,] indem sie zeigt, wie d[a]s Erkennen zu Stande kommt, indem sie d[ie] Gesetze d[e]s Erkennens erforscht - Erk[e]n[n]tn[i]ßtheorie u[nd] Logik [-] u[nd] welchen Werth, welche Bedeut[un]g uns[erem] Erkennen zukomme, wie weit man ihm trau[en] dürfe od[er] nicht [.] - 4052 Oder in noch and[erer] Faß[u]ng: Die Philos[ophie] soll Wißenschaftslehre seyn - sie soll das Wißen lehren, sie ist die Wißensch[a]ft d[e]s Wißens, d[a]h[er] die Wiß[e]nschaft der Wiß[e]nsch[a]ft[e]n. 4046 Randbemerkung [201vl] : „Versuche d[er] Philosophen [,] sich neb[en] d[en] Wiss[e]nsch[aften] zu b[e]h[au]pt[en] -“. 4047 Randbemerkung [201vl] : „a) D[ie] Philos[ophie] d[en]s[e]lb[en] G[e]g[en]st[an]d [,] aber a) and[ere] Art d[e]s Erk[ennen]s b) and[ere] Aufg[abe] in B[e]z[u]g auf d[a]ss[e]lbe“. 4048 „Wiß[enschaften]“ über der Zeile. 4049 Einfügung in die Zeile: „od[er] i[m] höchst[en] P[r]i[n]cip - B[e]gr[i]ff“. 4050 Randbemerkung [201vl] : „b) D[ie] Philos[ophie] hat and[eren] G[e]g[e]nst[a]nd -“. 4051 „welche Be-“ in der Zeile gestrichen. 4052 Randbemerkung [202rr] : „(System v[on] B[e]gr[i]ff[en] u[nd] Denkformen - also gleichsam d[a]s geist[i]g[e] Gerüste d[e]s Universums - kosmoj nohtoj)“. <?page no="501"?> 491 Wir werden später genauer prüfen, ob die Philos[ophie] d[ie]se Aufgabe od[er] eine d[ie]s[e]r Aufg[aben] haben kann - oder ob die Lös[u]ng d[ie]s[e]r Aufg[a]b[e]n Philosophie sey - in Unt[e]rsch[ie]d v[on] d[en] empiris[c]h[en] Wiß[e]nsch[a]ft[en]. Hier genüge es vorläuf[i]g [,] angedeutet zu haben - auf welche W[ei]se die Philos[ophie] in ihr[er] bish[erigen] Faßung sich den üb[ri]g[en] W[i]ß[en]s[c]h[a]ft[en] gegenüb[er] zu halten suchte u[nd] ihr Daseyn u[nd] ihre Berecht[i]g[un]g neben od[er] sogar über ihnen zu retten strebte. IV) Wir wollen jetzt aber vor Allem zeig[en,] auf welche Art u[nd] W[ei]se wir jener Gefahr entkomm[en], die dem Daseyn u[nd] d[er] Berecht[i]g[un]g der Philos[ophie] v[on] Seit[e] der üb[ri]g[en] W[i]ß[e]ns[c]h[a]ft[e]n droht. Die empirisch[en] Wiß[e]nsch[a]ft[e]n umfaßen d[a]s gesammte Daseyn als ihr Erk[e]n[n]tn[i]ßgebiet - u[nd] sie hab[en] zur Aufg[abe,] die Wahrh[ei]t zu erkennen vor Allem. 4053 Nun aber hat die Philos[ophie] auch die Aufg[abe,] die Wahrh[ei]t zu erkennen - so scheint eine v[on] beid[en] - die Philos[ophie] od[er] d[ie] empirische Wiss[en]sch[a]ft überflüßig zu sey[n]! 4054 - [202rl/ 202vr] Die Wahrh[ei]t b[e]h[au]pt[e]n die empiris[c]h[en] Wiß[e]nsch[aften] zu erforschen, - zu erkennen. Gut! Was verstehen sie dann aber unt[er] Wahrh[ei]t? Die Uebereinstimmung des Denkens mit dem Gedachten [,] d.h. mit dem Erk[e]n[n]tn[i]ß- Objecte [.] - Die Wahrh[ei]t ist ihnen dann vorhanden [,] wenn der Erk[e]n[n]tn[i]ßg[e]g[e]nst[a]nd so aufgenommen u[nd] so nachgebildet ist im Geiste [,] wie er in der Wirkl[i]chk[ei]t vorhanden ist od[er] war. Das Erkennen ist dann ein wahres [,] wenn es den G[e]g[e]nst[a]nd geist[i]g ganz richtig nachbildet. - Also die Naturwiss[e]nsch[a]ft erkennt dann die Wahrh[ei]t: wenn sie d[ie] Stoffe [,] Kr[ä]fte, Gesetze etc. so erkennt, wie sie in der Wirkl[i]chk[ei]t vorhanden sind u[nd] wirken [.] - Die hist[orischen] Wiß[e]nsch[a]ft[e]n erkennen dann d[ie]se Wahrh[ei]t - wenn sie das u[nd] so berichten, was u[nd] wie Alles geschehen, sich ereignet hat [.] Selbst die Theologie als posit[ive], empi[ri]s[c]h[e] W[i]ß[e]nsch[a]ft forscht nur nach Wahrh[ei]t in d[ie]s[em] Sinne - sie sucht ihr Denken u[nd] Erkenn[en] in Uebereinstimmung zu bringen mit der Wirkl[i]chk[ei]t - d.h. hier mit der Off[e]nb[arun]g - mit d[em] Glaubensobjecte - eben weil sie v[om] Glaub[en] ausgeht, strebt sie nur nach Uebereinstimmung mit dem Glaubensobjecte - od[er] der Glaub[en]s-Auctorität. (Macht es wie d[ie] Philos[ophie,] welche blos die Wirkl[i]chk[ei]t abs[c]hattet in ihr[em] D[en]k[en.]) 4055 4053 Randbemerkung [202rr] : „Lös[u]ng d[er] S[c]hw[ie]r[i]gk[ei]t. - Was ist Wahrh[ei]t“. 4054 Randbemerkung [202rr] : „= Ob es für d[a]s r[e]l[i]g[iö]s[e] B[e]w[u]ßts[eyn] eine obj[ective] Wirkl[i]chk[ei]t gibt“. 4055 „(Macht es wie d[ie] Philos[ophie,] welche blos die Wirkl[i]chk[ei]t abschattet in ihr[em] D[en]k[en])“ nachträglich in die Zeile eingefügt. Randbemerkung [202vl] : „NB [: ] Die Theologie hält d[a]s Obj[ect] im Glaub[en] schon fest - u[nd] sucht nur das Denken in Uebereinstimmung zu bring[en] [m]it de[m] Glaub[en]sobjecte (wie d[ie] Naturwiss[en]s[c]h[a]ft [m]it d[em] Naturobjecte) - sie hat z[um] Resultat nur formale Wahrh[ei]t (denn ob d[a]s Gl[a]ub[en]sobj[ect] wahr sey - damit macht sie kei[nen] Ernst [)] (d[a]h[er] Muhammed[anische] Theologie au[c]h v[on] vorne <?page no="502"?> 492 Aber ist denn dieß in d[er] That die Wahrh[ei]t im höchst[en] od[er] einzig möglichen Sinne? Erkenne ich denn wirkl[ich] schon die Wahrh[ei]t, wenn mein Denken mit dem Objecte übereinstimmt? (Weiß ich denn dann schon [,] was an dem Objecte ist, was davon zu halt[en] sey.) Mit nichten! D[ie]se Wahrh[ei]t, die in Uebereinstimmu[n]g d[e]s Erkenn[en]s [m]it d[em] Erkannt[en] besteht, ist eine blos formale, begründet blos ein Wißen - nicht ein Erkennen [,] u[nd] bringt uns blos die Wirkl[i]chk[ei]t - die objective z[u] Bewußts[eyn], nicht aber die object[ive] Wahrh[ei]t [,] d.h. d[a]s Wesen, die Bedeut[un]g, d[en] wahr [en] Werth der Dinge - die Idee d[e]s Dinges - [.] Solch’ formale Wahrh[ei]t, wie sie Resultat der empirisch[en] Wiß[e]nsch[a]ft[en] ist - kann auch d[ie] Lüge, die Unwahrh[ei]t werd[en.] 4056 [202vr/ 203rl] Durch d[ie]se formale Wahrh[ei]t des Erkennens 4057 wird nur die Wirkl[i]chk[ei]t, die empirische Thatsächlichk[ei]t richtig in d[en] Geist aufgenommen, es entst[e]ht ein Wißen davon. - 4058 Allein mit d[ie]s[e]m Erkennen, das eig[e]ntl[ich] nur ein Kennen, ein Wißen ist - nicht ein Erkennen - das sich stets auf das Wesen u[nd] d[en] Werth der Dinge bezieht - mit d[ie]s[em] Erkenne[n] der Wirkl[i]chk[ei]t od[er] Thatsächl[i]chk[ei]t begnügt sich d[er] menschl[iche] G[ei]st nicht, darin erschöpft sich d[ie] Kraft s[einer] Natur keineswegs, vielmehr fügt er Allem [,] was er erfährt u[nd] kennen lernt [,] immer auch ein Urtheil bei - ein Urth[ei]l nicht blos über d[ie] ird[i]s[c]h[e] Brauchbark[ei]t, Zweckmäß[i]gk[ei]t u[nd] Angemeßenh[ei]t des Thatsächl[ichen,] v[on] dem er Kunde erhalten - sond[ern] er beurth[ei]lt Alles im Lichte einer höheren, idealen Welt, 4059 die zunächst den Sinnen nicht h[e]rei[n] v[on] Wahrh[ei]t ausgeht u[nd] [n]i[c]ht z[ur] Erk[enn]t[n]iß der W[a]hrh[ei]t k[omm]t [.] - Was überall d[e]r Fall ist, wo blos nach log[i]sch[er] formaler Wahrh[ei]t gestrebt wird [)]. Das will au[c]h die Philos[ophie] da, wo sie blos Erk[enn]t[n]ißtheorie, Logik etc. sey[n] will - sie will blos die Ku[n]st lehr[en,] d[a]s D[en]k[en] [m]it d[em] Objecte i[n] Ueber[e]i[n]sti[mm]u[n]g z[u] bri[n]g[en,] u[nd] will zeig[en,] wie d[ie]se Ueberei[n]sti[mm]u[n]g mögli[c]h ist etc.“ 4056 Randbemerkung [202vl] : „D[a]s Erk[enn]t[n]ißobject kann ganz unwahr sey[n] - es ist [e]i[n] Erk[ennen] d[u]rch Wahrh[ei]t, formale näml[ich] -“. Darüber [202vl] die spätere Notiz: „NB [: ] Formale Wahrh[ei]t in d[o]pp[eltem] Sinne - a) Richt[i]gk[ei]t der Ged[an]k[en]beweg[un]g - imman[en]t[e] Logik b) Richt[i]gk[ei]t d[e]s Aufnehme[n]s der Objecte in d[en] erke[nnend[en] G[ei]st u[nd] ri[c]ht[i]g[e] Beurth[ei]l[un]g ihr[e]r K[rä]ft[e,] Wes[en] etc.“ Daneben [202vl] : „a) [„b)“ darunter] beides ind[e]ßen geht wohl wied[e]r in Eins zusammen - da richt[i]g[e] Ged[an]k[en]bew[e]g[un]g nicht möglich - ohne Geda[c]ht[e]s - also ohn[e] Aufneh[men] d[e]s Obj[ectes] in d[ie] Ged[an]k[en]bew[e]g[un]g“. 4057 „der Wir[klichkeit]“ in der Zeile gestrichen. 4058 Randbemerkung [203rr] : „NB [: ] Im Gebiet d[er] Theologie wird auch dahin gestrebt [,] d[a]s Wiß[en] [m]it d[em] empiris[c]h Gegebenen, Positiven in Uebereinstimmung zu bringen. Die Thatsächl[i]chk[ei]t, d[ie] histor[ische] Wirkl[i]chk[ei]t so in d[en] G[ei]st aufzunehme[n], wie sie stattgefund[en] hatte u[nd] wie u[nd] was gegeb[en] war [.] - Ob d[ie]s[e]s histor[i]s[c]h Geschehene u[nd] Gegebene auch Wahrh[ei]t - obj[ectiv] - sey [,] das ist ihr v[on] vorneherei[n] gewiß, ist i[m] Glaub[en] angenommen - darnach fragt sie im Ernste eig[en]tl[ich] nicht.“ 4059 Randbemerkung [203rr] : „Höh[ere] Erk[enn]tniß [„beurth[ei]l[en]“ über der Zeile] als d[a]s bl[o]s empir[i]s[c]he“. Darunter die Randbemerkung [203rr] : „NB [: ] Die Theologie wartet [,] bis ihr d[ie] höh[ere] Welt geoff[en]bart wird u[nd] beschäft[i]gt sich dann [m]it d[ie]s[e]r off[en]bar, [„g“ in der Zeile gestrichen] also irdisch erschie- [nenen], e[m]pirisch geword[enen] höh[eren] Welt [.] <?page no="503"?> 493 wahrnehmbar ist, deren Bew[u]ßts[eyn] u[nd] deren Grundzüge er in sich trägt, gleichsam als Maaßstab [,] an dem er alle Wirkl[i]chk[ei]t u[nd] Thatsächl[i]chk[ei]t mißt u[nd] urth[ei]lt 4060 - über 4061 Werth od[er] Unwerth, Gut od[er] Bös, wahr od[er] falsch, schön od[er] häßlich. D[er] G[ei]st beurth[ei]lt alles Ird[i]s[c]he, Thatsächl[iche,] ob u[nd] wie weit es mit d[ie]s[e]r idealen Welt, deren Bewußts[eyn] er im G[ei]ste trägt, übereinstimmt od[er] nicht - was damit übereinstimmt [,] ist 4062 wahr 4063 [,] was nicht [,] ist unwahr 4064 [.] Wahrh[ei]t 4065 ist also hier in and[erem] Sinne genommen als vorher - nicht im Sinne v[on] Wirkl[i]chk[ei]t - nicht auch im Sinne v[on] 4066 formaler 4067 Richt[i]gk[ei]t des Aufnehmens 4068 , sond[ern] im Sinne v[on] Idealität [,] im Sinne v[on] Angemeßenh[ei]t od[er] Realisir[u]ng d[ie]s[e]r ideal[en] Welt in der Wirkl[i]chk[ei]t [.] - 4069 Das Wirkl[iche] od[er] Thatsächl[iche] wird als wahr betrachtet, so weit 4070 es mit d[er] ideal[en] Welt od[er] zunächst 4071 dem Bew[u]ßts[eyn] davon im M[e]nsch[e]ng[ei]ste übereinstimmt (od[er] nicht). 4072 (Vernunft 4073 übereinstimmt) [.] Wer in d[ie]s[em] Sinne die Welt - die Wirkl[i]chk[ei]t richtig zu beurth[ei]l[e]n versteht und d[ie]s[e]m Urth[ei]le gemäß lebt, den nennt man Weise 4074 u[nd] d[a]s richt[i]g[e] Urth[ei]l üb[er] d[ie]s[e] empiris[c]he Welt im Lichte der ideal[en] Welt nennt man Weisheit, im Untersch[ie]d v[on] Klugh[ei]t. 4075 [203rl/ 203vr] Nun sind wir also der Aufg[abe] auf d[er] Spur [,] welche die Philos[ophie] zu lösen hat. 4076 Sie 4077 hat, im Unterschiede v[on] allen übr[i]g[en] Wißensch[a]ft[e]n die Also ist sie [m]it d[en] üb[ri]g[en] Wiß[e]nsch[a]ft [en] insof[e]rn conform [.] - Die Philosophi[e] su[c]ht v[om] Irdisch[en] nach ob[en] i[n]s Ueberird[i]s[c]he zu dri[n]g[en] - aber [n]i[c]ht auf d[er] Leiter der Natur - sond[ern] d[u]rch d[en] Strom d[e]s r[e]l[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyns], der z[ur] adäquat[en] Quelle füh[ren] muß. -“ 4060 „urtheilt“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „beurtheilt“. 4061 „über“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „nach“. 4062 „nennt er“ über der Zeile. 4063 „gut etc.“ über der Zeile. 4064 „- schl[ec]ht, unrecht.“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 4065 Randbemerkung [203rr] : „Bedeut[un]g v[on] Wahrh[ei]t“. 4066 „Th“ in der Zeile gestrichen. 4067 „Wahrh[ei]t“ in der Zeile gestrichen. 4068 „Aufnehmens“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „Denkens“. 4069 Randbemerkung [203rr] : „Wahrh[ei]t ist hier: Uebereinstimmung der Wirkl[i]chk[ei]t od[er] Thatsächl[i]chk[ei]t mit der Idealwelt“. 4070 „sie“ in der Zeile gestrichen. 4071 „zunächst“ über der Zeile. 4072 „Realisir[u]ng d[ie]s[e]r Idealwelt“ über der Zeile; „Reali[sirung]“ am Seitenrand [203rr] gestrichen. 4073 „(glaub[en])“ über der Zeile. - „Reali[sirung]“ am Seitenrand [203rr] gestrichen. 4074 Randbemerkung [203rr] : „Solche Weise im Alterth[um] = Philosoph[en]“. 4075 Randbemerkung [203rr] : „Weish[ei]t - Klugh[ei]t -“. 4076 Randbemerkung [203vl] : „Sekundäre Aufg[abe] d[er] Philos[ophie]“. Darunter [203vl] : „Insof[e]rn sie zunächst Streb[en] nach Weish[ei]t ist u[nd] damit nach Wahrh[ei]t - (u[nd] Prüf[un]g an d[er] Wahrh[ei]t) [.] Wir hab[en] w[en]igst[en]s noch ei[n] Gebiet für sie gewonn[en] neb[en] d[en] üb[ri]g[en] Wiß[en]sch[a]ft[en].“ 4077 „kann“ über der Zeile. <?page no="504"?> 494 Aufg[abe,] alles Irdische, alles Thatsächl[iche] im Lichte der Idee 4078 , im Lichte der idealen Welt [,] die zunächst als Bewußts[eyn] in uns ist - zu betrachten u[nd] zu erkennen; u[nd] in so fern hat sie dies[e]lb[en] G[e]g[e]nst[ä]nde wie alle üb[ri]g[en] Wiß[e]nsch[a]ft[e]n, nur hat sie nicht d[a]s Geschäft [,] sie zu erfahren 4079 , Kenntniß, Notitz v[on] ihnen zu erhalten, sond[ern] vielmehr die Aufg[abe,] das gesammte Gebiet der Kenntniße - u[nd] der ihnen entsprechend[en] Objectivität zu beurth[ei]l[e]n - zu entscheiden [,] was in ihn[en] wahr sey, was nicht 4080 - was an ihnen der Ideal-Welt 4081 entspreche, was nicht 4082 ; d.h. Alles wird im Spiegel d[ie]s[e]r Idealwelt betrachtet u[nd] nach s[einem] wahren Werthe erkannt, d[u]rch die Philosophie - u[nd] d[ie]s[e]s Forschen u[nd] Erkennen nennt man darum mit Recht - Speculation. Indeßen haben wir damit noch keineswegs die ganze Aufg[abe] der Philos[ophie] bezeichnet [,] nicht einmal noch die H[au]ptaufgabe 4083 [,] sond[ern] nur die secundäre Aufg[a]be. 4084 Die H[au]ptaufg[a]be ist vielmehr: jene Idealwelt, die wir in uns[erem] Bew[u]ßts[eyn] 4085 tragen u[nd] an der wir alles Empirische [,] Thatsächl[iche] prüfen [,] ob es wahr sey od[er] nicht [,] d.h. ob es d[ie]s[e]r Idealwelt entspreche od[er] nicht [.] - D[ie]se Idealwelt selbst wissensch[a]ftl[ich] zu erforschen u[nd] zu erkennen - zu erforschen: was sie sey u[nd] wie sie sey 4086 u[nd] zu erkennen [,] ob sie denn - die wir vorläuf[i]g nur in uns[erem] Bew[u]ßts[eyn] tragen - auch objectiv bestehe als bestimmte, wirkl[iche,] 4087 ideale Realität - od[er] ob d[ie]se 4088 Idealwelt uns[eres] Bew[u]ßts[eyns] eine bloße Fiction, d[u]rch 4089 eine bloße Imaginatio[n] entst[a]nd[en] u[nd] vorhanden sey - u[nd] ob also jene Prüfung u[nd] Erk[e]n[n]tn[i]ß alles Daseyend[en] an d[ie]s[er] Idealwelt eine Bedeut[un]g habe od[er] blos bedeut[un]gsloses Spiel u[nd] Phantasir[en] sey. 4078 „(Lichte der Vernunft)“ über der Zeile. 4079 „ihr Dasey[n] u[nd] empiris[c]hes Wie u[nd] Was“ über der Zeile. 4080 Randbemerkung [203vl] : „Die Sophist[en] spr[ec]h[en] au[c]h v[on] wahr, gut, schö[n,] aber sie nehme[n] si[c]h selbst z[um] Maaßst[a]b ihr[er] subj[ectiven] A[n]si[c]ht u[nd] Willkür - wir [m]üß[en] object[iven] Maaßst[a]b such[en] - ob einer ist - u[nd] welcher“. 4081 „Welt“ über der Zeile. 4082 „(d[as] vernunftgemäß sey)“ über der Zeile. 4083 Randbemerkung [203vl] : „H[au]ptaufg[a]be“. 4084 Einfügung am Seitenrand [203vl] : „D[ie]se g[a]nze Prüf[un]g im Spiegel d[e]r höh[ern] Welt [,] die wir in uns[erm] G[ei]ste trag[en,] kann ja selbst nur Bedeut[un]g hab[en,] wenn wir wiß[en] u[nd] erkenn[en], [„d[a]ß es“ in der Zeile gestrichen] was d[ie]s[es] höh[ere] B[e]w[u]ßts[eyn] b[e]sag[en] will - [„wiss[en]“ über der Zeile] d[a]ß d[ie]se höh[ere] Welt selbst B[e]d[e]ut[un]g habe.“ Darunter [203vl] : („Denn d[ie] große Frage ist [,] ob d[a]s [,] was wir v[e]r[n]ü[n]ft[i]g ne[nnen], auch obj[ectiv] vernünft[i]g, ob die Idealwelt au[c]h wirkl[ich] sey -)“. Darunter [203vl] : „Weish[ei]t setzt - wie früher scho[n] bemerkt wurde [,] Erk[enn]t[n]iß d[e]r Wahrh[ei]t voraus - denn nur im Lichte der Wahrh[ei]t ist all[e]s richt[i]g zu beurth[ei]l[en] - also [m]uß d[ie]se - der Maaßstab einer weis[en] Betr[ac]ht[un]g - erst erk[ann]t sey[n.] - D[a]h[er] ist die erste od[er] H[au]ptaufg[abe] der Philos[ophie]“. 4085 „(in der Vernunft) u[nd] in der Geschichte da“ über der Zeile. 4086 „sie sey“ über der Zeile. 4087 „I“ in der Zeile gestrichen. 4088 In der Zeile folgendes „Real[ität]“ gestrichen. 4089 „d[u]rch“ über der Zeile. <?page no="505"?> 495 D[ie]se Idealwelt 4090 , die wir als Vorst[e]llu[n]g 4091 in uns[erem] Bew[u]ßts[eyn] trag[en] u[nd] deren Centrum die Idee des g[ö]ttl[ichen] Wesens [203vr/ 204rl] §: 1 Aufg[abe] d[er] Philos[ophie] 4092 F[o]rts[etzung] od[er] vielmehr (unbestimmter) der g[ö]ttl[ichen] Vollko[mm]enh[ei]t ist, an der wir das Endl[iche], Unvollkommene prüfen u[nd] beurth[ei]l[e]n - ist aber nicht blos etwas rein Subjectives, Inneres im M[e]nsch[e]n, das g[a]nz v[on] selbst in ihm aufgeht od[er] z[um] vollen Bew[u]ßts[eyn] kommt, sond[ern] sie setzt sich auch historisch u[nd] traditionell fort in jener histor[ischen] Erscheinung [,] die man die R[e]l[i]g[io]n nennt. 4093 D[a]s Wesentl[iche] u[nd] Gemeinsch[a]ftl[iche] aller R[e]l[i]g[io]n ist d[a]s Bew[u]ßts[eyn] eines Ueberird[i]s[c]h[en], Vollkommene[n], Göttl[ichen], das ist d[er] I[n]halt aller R[e]l[i]g[io]n [,] u[nd] in ihr u[nd] d[u]rch sie wird in jedem M[e]nsch[en] jene innere Idealwelt geweckt u[nd] gebildet, da sie s[o]nst wohl nicht z[um] Bew[u]ßts[eyn] käme, obwohl in jede[m] die Potenz, der Keim, d[ie] Anlage vorhanden ist [,] sonst wäre auch eine Weckung [n]i[c]ht möglich. D[ie]s[e]s Himmelreich - d.h. die Idee alles Vollkomm[enen] mit der Idee G[o]tte[s] als Centrum - setzt sich also historisch traditionell als R[e]l[i]g[io]n, als R[e]l[i]g[io]nslehre fort, wohnt aber auch in jedem M[e]nschen als r[e]l[i]g[iö]s[es] Bew[u]ßts[eyn] (od[er] wenigstens Anlage [,] als Vernu[n]ft 4094 dazu) [.] D[ie]s[e]s Bew[u]ßts[eyn] d[er] Idealwelt wird nun verschied[en] modificirt seyn, ja nach Verschiedenh[ei]t der R[e]l[i]g[io]n[en] u[nd] wird wohl auch zumeist als äußerl[ich] aufgenommene Lehre betrachtet (Glaubensbekenntniß) 4095 [.] Im 4096 gewöhnl[ichen] Leben u[nd] bei d[em] Volke jenes höhere Urth[ei]l üb[er] d[ie] Welt u[nd] alles Irdische - v[on] dem wir sagten [,] d[a]ß es der secundäre G[e]g[e]nst[a]nd der Philos[ophie] sey - durchaus v[om] St[a]ndp[u]nkt der bestimmten R[e]l[i]g[io]n, R[e]l[i]g[io]ns-Lehre aus [,] 4097 ob 4098 gegeben. Wir finden [,] d[a]ß d[as] Volk das für wahr [,] gut, recht erklärt, was mit s[einem] Glaub[en] an G[o]tt 4099 [,] d[a]s Uebersinnl[iche], Ew[i]ge mit s[einer] R[e]l[i]g[io]n 4100 , übereinstimmt, das für falsch [,] was nicht damit harmonirt. 4101 4090 Randbemerkung [203vl] : „od[er] das Bew[u]ßts[eyn] d[ie]s[e]r Idealwelt“. Daneben [203vl] : „(R[e]l[i]g[ion])“. 4091 „als Vorst[e]llu[n]g“ über der Zeile. 4092 „3“ am oberen Seitenrand [204rr] ; „3“ bezeichnet den Bogen. 4093 Randbemerkung [204rr] : „Dasey[n] d[e]s philos[ophischen] Erk[e]n[n]t[n]ißobj[ects] in d[er] R[e]l[i]g[io]n“. 4094 „als Vernu[n]ft“ über der Zeile. 4095 In der Zeile folgendes „u[nd]“ gestrichen. Randbemerkung [204rr] : „Verschied[ene] Modifik[ationen] d[ie]s[e]s Erk[e]n[n]t[ni]ßobj[ects] in d[en] vers[c]hied[enen] R[e]l[i]g[io]nen -“. 4096 In der Zeile folgendes „Ge“ gestrichen. 4097 Randbemerkung [204rr] : „Ohne Philos[ophie] wird all[e]s [„höh[ere]“ in der Zeile gestrichen] Dasey[n] im Lichte des r[e]l[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyns] beurth[ei]lt -“. 4098 „ob“ über der Zeile. 4099 „G[o]tt“ über der Zeile. 4100 „mit s[einer] R[e]l[i]g[io]n“ über der Zeile. <?page no="506"?> 496 Das aber ist allenth[a]lb[e]n, auch d[em] gewöhnl[i]chst[en] M[e]nsch[e]nbew[u]ßts[eyn] 4102 (selbst bei d[en] Völkern der tiefst[en] Verkommenh[ei]t [)] gewiß, d[a]ß d[a]s Wirkl[iche], Thatsächl[iche], Empirische noch nicht die eig[e]ntl[iche] Wahrh[ei]t sey, so d[a]ß man nur d[ie]s[e]s 4103 Wirkl[iche] zu erfahren, kennen zu lernen, zu wißen brauchte, um auch sogleich im Besitz der voll[en] Wahrh[ei]t zu seyn 4104 - so also daß wir uns mittels der formalen Wahrh[ei]t in Bez[u]g auf d[ie]se [204rl/ 204vr] Wirklichk[ei]t od[er] Thatsächl[i]chk[ei]t der eig[e]ntl[ichen] höchsten Wahrh[ei]t bemächtigen könnten - indem es im höhern nicht mehr gebe (wie d[ie] neuere Philos[ophie] b[e]h[au]pt[e]te - „d[a]s Wirkl[iche] ist vernünft[i]g, d[a]s Vernünft[i]g[e] wirkl[ich]“ ein Satz [,] der wahr ist im Sinne d[er] Wirklichk[ei]t = höh[ere], ideale Wirkl[i]chk[ei]t = obj[ective] 4105 Wahrh[ei]t) [.] Das aber b[e]h[au]pt[e]t jedes r[e]l[i]g[iö]s[e] Bew[u]ßts[eyn], 4106 wie es ja in den verschieden[en] R[e]l[i]g[io]ne[n] verschieden modificirt ist 4107 , d[a]ß sein Inhalt, sein Glaube in Uebereinstimmung stehe mit der höh[ern] Wahrh[ei]t, mit der idealen Wirkl[i]chk[ei]t, mit d[em] g[ö]ttl[ichen] Seyn, Wesen u[nd] Wollen - u[nd] dem entsprechend b[e]h[au]pt[e]t dann jede posit[ive] R[e]l[i]g[io]nswiss[en]sch[a]ft [,] jede Theologie - daß ihr Denken in Uebereinstimmung stehe mit dem Gedachten, mit dem Göttl[ichen] etc. [,] d[a]ß ihr Denken also formal wahr sey - u[nd] mittelst d[ie]s[e]r formalen Wahrh[ei]t sich der ideal[en] Wirkl[i]chk[ei]t, der ideal[en] Objectivität sich bemächtigt habe. (NB [: ] In d[er] formalen Wahrh[ei]t (d.h. Uebereinstimmung d[e]s Denkens mit dem Gedacht[en], Objectiv[en] (nicht blos Uebereinstimmung des D[en]k[en]s mit sich selbst) bemächtiget sich der G[ei]st des Objectiven, so wie es ist - sey d[ie]s[e]s Objective nu[n] das Irdische od[er] das Ueberird[i]sche, 4108 objective Idealität [,] wod[u]rch die empirisch[en] Wiß[en]sch[a]ft[en] - u[nd] Philosophie entsteht.) Indem also die Philosophie die Aufg[abe] hat, das gesammte Daseyn in Raum u[nd] Zeit spekulativ zu betrachten, 4109 d.h. im Lichte der in uns[erem] Bew[u]ßts[eyn] vorhanden[en] Idealität od[er] - wie man auch sagen kann - im Lichte der Vernunft, im Spiegel der höheren Welt, 4110 thut sie wißensch[a]ftl[ich] dasselbe, was im gewöhnl[ichen] Leben jeder Mensch thut, indem er d[a]s gesammte Dasey[n] im Lichte seines r[e]l[i]g[iö]s[en] Glaub[en]s betrachtet u[nd] beurth[ei]lt - u[nd] entscheidet [,] was wahr u[nd] was 4101 Randbemerkung [204rr] : „D[a]s Volk übt d[as] höh[ere] Urth[ei]l v[om] St[an]dp[un]kt (d[e]s Glaub[en]s aus - je nach d[er] Modifik[ation] d[e]ss[e]lb[en])“. 4102 Randbemerkung [204rr] : „Allgem[e]i[n]h[ei]t d[e]s höh[ern] Urth[ei]ls“. 4103 „d[ie]s[e]s“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[a]s“. 4104 Randbemerkung [204rr] : „Gemeine Wirkl[i]chk[ei]t u[nd] höh[ere] Wahrh[ei]t ist ihm d[a]h[er] nie identis[c]h -“. 4105 „obj[ective]“ über der Zeile. 4106 In der Zeile folgendes „d[a]ß die“ gestrichen. 4107 Randbemerkung [204vl] : „D[a]s Urth[ei]l modificirt nach d[en] vers[c]hied[enen] R[e]l[i]g[ionen]“. 4108 In der Zeile folgendes „ideal“ gestrichen. 4109 Randbemerkung [204vl] : „Sekund[äre] Aufg[abe] d[er] Philos[ophie] - im V[e]rh[ä]lt[ni]ß z[um] r[e]l[i]g[iö]s[en] Urth[ei]l üb[er] d[ie] Welt -“. 4110 Einfügung am Seitenrand [204vl] : „hat sie d[ie] Aufg[abe,] wissensch[a]ftl[ich] d[a]ss[e]lbe zu thun, was“. <?page no="507"?> 497 fals[c]h [,] d.h. was der im Glaub[en] festgeh[a]lt[enen] ideal[en] Welt - dem Himmel u[nd] d[er] g[ö]ttl[ichen] Vollkomm[en]h[ei]t u[nd] Will[en] gemäß ist, was nicht. Die Philosophie als Wiß[e]nsch[a]ft hat das zu leisten, wißensch[a]ftl[ich], was sonst 4111 d[er] Glaube dem M[e]nsch[en] leistet - näml[ich] in d[en] Stand zu setzen - recht u[nd] richtig üb[er] Alles zu ur- [204vr/ 205rl] theil[en] im Lichte der höh[eren] Welt [.] - Da sie also Gleiches zu leisten hat in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[u]ng wie d[er] r[e]l[i]g[iö]s[e] Glaube [,] 4112 so ist klar 4113 , d[a]ß sie sich mit d[ie]s[em] Glaub[en] in B[e]z[ie]h[u]ng setzen, u[nd] d[a]ß sie auch das zu zeig[en] 4114 hat, ob die Urth[ei]le üb[er] die Welt [,] die v[om] St[a]ndp[u]nkte d[e]s Glaub[en]s aus gefällt werden [,] richtig seyen od[er] nicht. - 4115 Das r[e]l[i]g[iö]s[e] Bew[u]ßts[eyn] selbst wird also geprüft werden müßen [,] ob es ein ächter Maaßstab sey für jene Prüfung u[nd] Beurth[ei]l[un]g oder nicht, das r[e]l[i]g[iö]s[e] Bew[u]ßts[eyn] muß z[um] wissensch[a]ftl[ichen] fortgebildet werden. Der pract[i]s[c]h[e] Maaßstab d[er] R[e]l[i]g[io]n, d[e]s Glaub[en]s, wird z[um] theoret[ischen] d[e]s Wiss[en]s, der Vernunft [,] (obw[o]hl Glaube auch Bethät[i]g[un]g d[er] Ver[n]u[n]ft [,] aber mehr aufnehmende, passive) [.] 4116 4117 Und hiemit kommen wir wieder zur ersten eig[e]ntl[ichen] Aufg[abe] der Philosophie auch in B[e]zug auf R[e]l[i]g[io]n. Die H[au]ptaufg[abe] d[er] Philos[ophie,] 4118 haben wir gesehen [,] ist zu erforschen, ob d[ie]se ideale Welt, die wir in uns[erem] Bew[u]ßts[eyn] tragen, eine bloße Fiction sey - blos in uns[erem] G[ei]ste vorhanden, blos als Gedanke also od[er] Gefühl - oder ob d[ie]se Idealität, d[ie]s[e]s Göttl[iche], Absolute, Vollkommene, auch wirkl[ich], auch objectiv sey, so d[a]ß uns[er] Bew[u]ßts[eyn] nur das Abbild einer wirkl[ichen] obj[ectiv] bestehend[en] ideal[en] Welt sey - ob G[o]tt u[nd] s[eine] Vollkomm[en]h[ei]t u[nd] Wille ein bloßer Gedanke d[e]s G[ei]st[e]s od[er] Wunsch d[e]s Herzens sey - od[er] wirkl[ich] bestehe. Da nun dieß d[ie] H[au]ptaufg[abe] d[er] Philos[ophie] ist, so sehen wir wieder [,] wie sie gerade darum wesentl[ich] R[e]l[i]g[io]ns-Philosophie ist. Jenes Bew[u]ßts[eyn] d[e]s Göttl[ichen] wird ja gerade in d[er] R[e]l[i]g[io]n fortgepflanzt, historisch überliefert u[nd] d[u]rch d[ie]s[e] Traditio[n] wird d[ie] ideale Welt in jed[er] Mensch[e]nseele gerade geweckt u[nd] gebildet - d[a]s Vermög[en] dazu, d[ie] Vernunft bethät[i]gt sich zuerst d[er] r[e]l[i]g[iö]s[en] Erz[ie]h[u]ng gegenüber, bethät[i]gt sich zuerst im Glaub[en]. 4111 „sonst“ über der Zeile. 4112 Randbemerkung [205rr] : „Verbi[n]d[un]g d[er] Philos[ophie] u[nd] R[e]l[i]g[ion]“. 4113 „so ist klar“ über der Zeile. 4114 „zeigen“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „beweisen“. 4115 Einfügung am Seitenrand [205rr] : „Es handelt sich b[e]i d[er] Philos[ophie] um rechte [,] richt[i]g[e] Prüf[un]g d[e]s Wirkl[ichen] an d[er] höh[eren] Welt - u[nd] da wird zugl[e]i[c]h sich eine Kritik ergeb[en] j[ene]s Maaßstab[e]s [,] d[en] die verschied[enen] R[e]l[i]g[ionen] d[u]rch ihr[en] verschied[en] modificirt[en] I[n]halt anl[e]g[en] -“. 4116 „w[e]lches d[ie] wahre R[e]l[i]g[io]n“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 4117 Einfügung am Seitenrand [205rr] : „Indeß die Gr[un]df[ra]ge wird alsbald die s[e]y[n] - nicht welche R[e]l[i]g[ion] d[en] re[c]ht[en] Maaßstab, d[a]s rechte Bew[u]ßts[eyn] der überird[i]sch[en] Welt in sich berge - sond[ern] ob d[ie]s[er] Maaßstab üb[er]h[au]pt B[e]d[eu]t[un]g habe“. 4118 Randbemerkung [205rr] : „H[au]ptaufg[abe] auch in B[e]z[ie]hu[n]g auf R[e]l[i]g[io]n -“. <?page no="508"?> 498 Die Philos[ophie] hat also wesentl[ich] die Aufg[abe,] de[n] Inhalt d[er] R[e]l[i]g[io]n u[nd] d[e]s r[e]l[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyns] selbst 4119 in s[einem] Daseyn u[nd] s[einem] Inhalt zu prüf[en] u[nd] zu erforsch[en,] ob ihm eine Objectivität entspreche od[er] nicht [,] [205rl/ 205vr] ob die R[e]l[i]g[io]n eine Wahrh[ei]t sey od[er] eine Täusch[un]g [,] ob sie d[u]rch eine Objectivität veranlaßt od[er] hervorgeruf[en], d[u]rch eine ideale, wirkl[iche] Welt - Gott u[nd] Himmelr[e]i[c]h - (R[e]i[c]h d[er] Vollkommenh[ei]t) od[er] durch eine fixe Idee entstanden. 4120 Da d[a]s Bew[u]ßts[eyn] d[ie]s[er] ideal[en] Welt als wirkl[iches,] thatsächl[iches] (nicht blos potentielles) in d[er] R[e]l[i]g[io]n überliefert wird [,] so erhält die Philos[ophie] d[a]s Object ihrer Forsch[u]ng u[nd] Erk[e]n[n]tn[i]ß aus d[er] H[a]nd der R[e]l[i]g[io]n [,] u[nd] sie muß also v[on] d[er] R[e]l[i]g[io]n ihr[en] Ausgang nehm[en.] 4121 Die Philos[ophie] hat also z[um] Obj[ect] d[a]s r[e]l[i]g[iö]s[e] Bew[u]ßts[eyn] der M[e]ns[c]hh[ei]t, d.h. d[a]s Bew[u]ßts[eyn] v[on] ein[er] höh[eren] Welt als d[ie]se ird[i]sche, empirisch-sinnlich erfahrbare u[nd] sie hat d[ie] Aufg[abe,] d[ie]s[es] r[e]l[i]g[iö]s[e] Bew[u]ßts[eyn], d[a]s eine allgem[eine] histor[ische] Thatsache ist, zu prüfen, zu erkennen, wissensch[a]ftl[ich] zu begreifen, d.h. den Grund, das Wesen u[nd] den Inhalt d[ie]s[e]s Bew[u]ßts[eyns] zu erforschen u[nd] zu erkennen; od[er] bestimmter zu erforschen: ob d[ie]s[e]m r[e]l[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyn], deßen Inhalt die Idealwelt ist, irgend eine ideale Wirkl[i]chk[ei]t, Objectivität zu Grunde liege oder nicht - u[nd] wie d[ie]se Objectivität beschaffen sey. 4122 Die Philos[ophie] bemüht sich darum [,] nicht ihren G[e]g[e]nst[a]nd erst zu schaffen - wie man oft b[e]h[au]pt[e]t - sond[ern] er ist ein schon vorhandener, gegebener, er ist eine empirische, histor[i]sche Thatsache wie and[ere] Thatsachen auch, so positiv, so unläugbar vorhanden als die Natur, als d[er] gestirnte Himmel, als d[ie] M[e]nschh[ei]t u[nd] ihre Geschichte [.] - 4123 Die wissensch[a]ftl[iche] Erk[e]n[n]tn[i]ß d[ie]s[e]r idealen Welt, die wir in uns[erem] Bew[u]ßts[eyn] zunächst als r[e]l[i]g[iö]s[e] Vorstell[u]ng tragen u[nd] deren Kunde sich in d[er] R[e]l[i]g[io]n v[on] Geschlecht zu Geschlecht fortsetzt - ist Aufg[abe] der Philosophie. 4124 4119 „u[nd] d[en] I[n]halt da[vo]n“ über der Zeile gestrichen. 4120 Einfügung am Seitenrand [205vl] : „u[nd] wie d[ie]se ideale Welt b[e]schaff[en] sey -“. 4121 Randbemerkung [205vl] : „Charakter der Philos[ophie] (= Empir[i]s[c]he Wiß[en]sch[a]ft -) [.] Aber sie ni[mm]t d[ie]se Thats[ache] noch [n]i[c]ht als Wahrh[ei]t [,] s[on]d[ern] läßt sie noch dahi[n]g[e]st[e]llt“. Weitere Randbemerkung daneben [205vl] gestrichen: „Wiß[e]nsch[a]ft d[e]r R[e]l[i]g[ion] Wiß[e]nsch[a]ft d[e]r Weish[ei]t. Erk[enn]t[n]iß der Wahrh[ei]t -“. 4122 Randbemerkung [205vl] : „Keine Constr[uction] à priori“. 4123 Randbemerkung [205vl] : „Also Aufg[abe] d[er] Philos[ophie,] die R[e]l[i]g[io]n zu begreif[en] u[nd] dann all[e]s Ueb[ri]ge“. 4124 Randbemerkung [205vl] : „Also I) D[ie] Philos[ophie] hat d[ie] Wahrh[ei]t im Sinne v[on] absolut[er] Realität zu erforsch[en.] II) Die Wahrh[ei]t als Uebereinsti[mm]u[n]g d[e]s Wirkl[ichen], Thatsächl[ichen] [m]it d[em] ideal[en.] Philos[ophie] = R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] = Centralphilos[ophie.] III) Die empiris[c]h[en] Wiß[en]sch[a]ften, die Wahrh[ei]t i[m] Sinne v[on] Wirkl[ic]hk[ei]t [,] Thatsächli[c]hk[ei]t -“. <?page no="509"?> 499 Die Philos[ophie] ist demgemäß: Wissenschaft der R[e]l[i]g[io]n u[nd] damit Erforsch[u]ng der ideal[en] Wahrh[ei]t, der Wahrh[ei]t in absolut[e]r 4125 Bedeut[un]g [.] - Demnach ist R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] die philosoph[ische] Gr[u]ndwiss[e]nsch[a]ft u[nd] durch sie erst erhalten andere Wißensch[a]ft[e]n den philos[ophischen] Charakter; [205vr/ 206rl] §: 1 Aufg[abe] d[er] Philos[ophie] 4126 F[o]rts[etzung] jene Wißensch[a]ft[e]n, die sich mit der Erk[e]n[n]tn[i]ß d[e]s gesammten Universums nach Raum u[nd] Zeit, Form u[nd] Inhalt befaßen. 4127 Philos[ophie] näml[ich] wird jede d[ie]s[e]r Wißensch[a]ft[e]n d[a]d[u]rch, d[a]ß ihr Inhalt - die Erk[e]n[n]tn[i]ß der Wirkl[i]chk[ei]t u[nd] d[a]d[u]rch diese selbst - im Lichte der höheren Welt betrachtet 4128 , an d[em] wiss[en]sch[a]ftl[ichen] 4129 Bew[u]ßts[eyn] v[on] G[o]tt, s[einem] Wesen u[nd] Willen geprüft wird - wod[u]rch erkannt wird - nicht blos [,] was wirkl[ich,] sond[ern] auch [,] was wahr ist, z.B. philos[ophische] Erk[e]n[n]tn[i]ß der Geschichte, der Natur, des Rechtes etc. 4130 Nicht also erhalten die üb[ri]g[en] Wiss[e]nsch[a]ft[en] ihr[en] philos[ophischen] Charakter etwa d[a]d[u]rch, d[a]ß die Logik, od[er] die Erk[e]n[n]t[ni]ßtheorie, Methodologie 4131 [,] die Lehre v[om] Wißen auf sie angewendet u[nd] zu ihrer Ausgestaltung benützt wird 4132 - wie man so gewöhnl[ich] b[e]h[au]pt[e]t - denn d[a]d[u]rch werden sie blos Wissensch[a]ft[en], höre[n] auf bloße Aggregate v[on] Erfahr[u]ng[e]n u[nd] Erk[e]n[n]tn[i]ß[en] zu seyn 4133 ; philos[ophische] Wiss[e]nsch[a]ft[en] werden sie d[a]d[u]rch noch nicht, denn d[u]rch 4134 jenes wird nur gelehrt, d[a]s empirische Erk[e]n[n]tn[i]ßobject 4125 In der Zeile folgendes „Sinn“ gestrichen. 4126 „4“ am Seitenrand [206rr] ; „4“ bezeichnet den Bogen. 4127 Randbemerkung [206rr] : „Die and[ern] Wiß[en]sch[a]ft[en] erh[a]lt[en] philos[ophischen] Ch[a]rakt[e]r nur d[u]rch d[ie] R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie].“ 4128 „geschaut“ über der Zeile. 4129 „wiss[en]sch[a]ftl[ichen]“ über der Zeile. 4130 Randbemerkung [206rr] : „Philos[ophie] also geht darauf aus: a) D[en] I[n]halt d[e]s r[e]l[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyns] od[er] d[en] I[n]halt d[er] Idealwelt [,] die wir in uns[erm] Bew[u]ßts[eyn] tr[a]g[en,] wiss[e]ns[c]h[a]ftl[ich] zu erkenn[en]. b) I[m] Lichte d[ie]s[er] Wiß[en]s[c]h[a]ft all[e]s and[ere] Dasey[n] zu erk[ennen], zu beurth[ei]l[en]“. 4131 „Methodologie“ über der Zeile. 4132 Randbemerkung [206rr] : „Ob Logik etc. den philos[ophischen] Charakter verleihte. Od[er] a) Ein Wissen v[on] Gott u[nd] Göttl[ichem] zu erlang[en] - währ[en]d d[ie] R[e]l[i]g[ion] es b[e]i[m] Glaub[en] bew[e]nd[en] läßt. b) I[m] Li[c]hte d[ie]s[e]s Wiss[en]s [,] d[ie]s[er] Wiss[en]sch[a]ft des Göttl[ichen] all[e]s And[e]re zu beurth[ei]l[en,] währ[en]d so[n]st all[e]s nur im Lichte d[e]s Glaub[en]s beurth[ei]lt wird -. NB [: ] ad a) Da d[ie] Philos[ophie] d[a]s r[e]l[i]g[iö]s[e] Bew[u]ßts[eyn], d[en] r[e]l[i]g[iö]s[en] Glaub[en] u[nd] s[einen] I[n]halt zu erforsch[en] hat [,] so hat sie au[c]h alles zu erforsch[en,] was sich an d[en] rel[i]g[iö]s[en] Glaub[en] k[n]üpft u[nd] auf ih[n] grü[n]det [,] also au[c]h die Theologie, K[i]rch[e] zu erforsch[en] -“. 4133 Randbemerkung [206rr] : „d[a]d[u]rch [,] d[a]ß ihre wiss[en]sch[a]ftl[iche] Thät[i]gk[ei]t eine ih[nen] bewußte wird“. 4134 „d[u]rch“ über der Zeile. <?page no="510"?> 500 richtig zu erforschen, wod[u]rch nur eine Uebereinstimmung d[e]s Ged[a]nk[e]ns mit dem Objecte d[e]s G[e]d[a]nk[e]ns erzielt wird, also formale Wahrh[ei]t in B[e]z[u]g auf Wirkl[i]chk[ei]t; so d[a]ß d[a]d[u]rch gelehrt wird [,] sich der Wirkl[i]chk[ei]t im Denken richtig zu bemächtig[en] u[nd] nach s[einer] ird[i]s[c]h[en] B[e]deut[un]g richtig zu beurth[ei]l[e]n - nicht aber nach s[einer] überird[i]s[c]h[en] B[e]d[e]ut[un]g [,] Klugh[ei]t - nicht Weish[ei]t. So wenig erhalten die and[ern] Wiß[e]nsch[a]ft[en] den philos[ophischen] Charakter 4135 d[a]d[u]rch [,] d[a]ß die Resultate der sog[enannten] theoret[ischen] Philos[ophie] auf sie angewendet werden, die wiss[en]sch[a]ftl[ich] geprüft[en] 4136 Denkgesetze u[nd] Kategorien [,] daß d[ie]se Wiß[e]nsch[a]ft[e]n - Logik, Erk[e]n[n]tnißtheorie, Ontologie [,] Psychologie 4137 - die man sonst unt[er] d[em] Namen der theoret[ischen] Philos[ophie] zusammengefaßt u[nd] gelehrt hat, den Namen der Philosophie nicht einmal im eig[e]ntl[ichen] Sinne verdienen, sond[ern] nur in so weit [,] als sie selbst wiederum mit d[er] philos[ophischen] Centralwiss[e]nsch[a]ft in Verhält[n]iß gesetzt u[nd] v[on] d[a]h[er] ihr[en] philos[ophischen] Gehalt erlangen. Das möchte viel Widerspruch finden - wir werd[en] darum gerade di[e]ß ein[er] näh[eren] Untersuch[un]g unterzieh[en] müß[en], welche zugleich zusammenfällt mit der Unt[e]rs[u]ch[un]g üb[er] d[ie] verschied[enen] Aufg[aben,] die man d[er] Philos[ophie] sonst stellt. [206rl/ 206vr] Es wurde bemerkt, d[a]ß d[ie] Philos[ophie], um sich den and[ern] od[er] d[en] empirisch[en] Wiss[e]nsch[a]ft[en] gegenüb[er] Daseyn u[nd] Berecht[i]g[un]g zu sichern, sich z[um] G[e]g[e]nst[a]nd der Erforsch[u]ng entwed[er] die näml[ichen] G[e]g[e]nst[ä]nde genomm[en,] aber um sie in and[erer] W[ei]se zu erkennen - od[er] sich in ein eigenes Gebiet der Forschung aneignete, näml[ich] das Denken, d[as] 4138 Erkennen, d[a]s Wißen selbst. - D[ie]se Aufg[abe], die d[ie] Philos[ophie] sich stellt, haben wir zu prüfen. A) 4139 Die Philos[ophie,] sagt man [,] hat die näml[ichen] G[e]g[e]nst[ä]nde z[um] Erk[e]n[n]tn[i]ßobj[ect] wie alle übr[i]g[en] Wiß[e]nsch[a]ft[en], u[nd] zwar sie alle u[nd] insgesammt - während d[ie] and[ern] Wiß[e]nsch[a]ft[en] sich darein theilen; aber die Art ihrer Erk[e]n[n]tn[i]ß, ihr[er] Erforsch[u]ng ist eine andere. 4140 Während näml[ich] die and[ern] Wiß[e]nsch[a]ft[en] v[on] d[er] Empirie [,] v[on] d[er] Erfahr[u]ng, v[on] d[er] Wahrnehmung u[nd] Beobacht[un]g der Objecte ausgehen u[nd] sich so ihre Ken[n]tnisse sammeln u[nd] ordnen - gehe die Philos[ophie] v[om] G[ei]ste d[e]s M[e]nsch[e]n, v[om] Subj[ect] der Erk[e]n[n]tn[i]ß aus u[nd] suche aus d[ie]s[e]m heraus das Daseyende zu construir[en] u[nd] damit zu erkennen, zu begreifen. 4135 Randbemerkung [206rr] : „Ob Logik, Erk[e]n[n]t[ni]ßth[eorie], Ontologie = Wiss[en]sch[a]ftsl[ehre] = theoret[ische] Philos[ophie] sey -“. 4136 „wiss[e]nsch[a]ftl[ich] geprüft[en]“ über der Zeile. 4137 „Psychologie“ über der Zeile. 4138 „d[as]“ über der Zeile. 4139 Korrespondierendes „B)“ ist unauffindbar. 4140 Randbemerkung [206vl] : „D[a]ß d[ie] Philos[ophie] dies[e]lb[en] G[e]g[en]st[ä]nde z[um] Erk[ennen] habe wie d[ie] and[ern] Wiss[en]s[c]h[a]ft[en] - ab[e]r d[ie] Art d[e]s Erk[ennen]s eine and[ere] - à priori“. <?page no="511"?> 501 Diese Aufg[abe] h[a]tte sich d[ie] Philos[ophie] gestellt [,] da sie völlig einseit[i]g[er] Ideal[i]sm[us] zu werden anfing [.] 4141 Kant 4142 näml[ich] 4143 hatte 4144 zu zeigen versucht 4145 [,] d[a]ß wir bei uns[erer] Erforsch[u]ng der Welt nicht d[a]s an sich der Dinge erkennen, sond[ern] nur die Erscheinung ders[e]lb[en,] u[nd] zwar auch diese nur so wie sie in uns[eren] subj[ectiven] Erk[e]n[n]tn[i]ßformen - d[en] Anschauungsformen (Raum u[nd] Zeit [)] - u[nd] d[en] Kategorie[n] vorgebildet seyen, so also wie wir sie eig[en]tl[ich] schon à priori in (sic! ) G[ei]ste tragen - u[nd] er hatte sogar schon den Ged[a]nk[e]n hingeworf[en,] das An sich der Dinge sey viell[ei]cht gar identisch mit uns[erem] G[ei]ste selbst. Fichte 4146 nun machte Ernst mit all’ d[ie]s[e]m u[nd] ließ die Objectivität der Dinge ganz fahr[en,] v[on] welchen schon Kant nur die Erscheinung zu 4147 kenn[en] 4148 glaubte; Fichte zog sich mit s[einem] Erkennen u[nd] Forschen ganz u[nd] gar auf d[a]s Subj[ect,] auf d[a]s Innere, auf d[a]s Ich selbst zurück u[nd] construirte sich v[on] da aus seine Welterscheinung [,] die ein Idealism[us] der extremst[en] Art wurde. [206vr/ 207rl] Ueber d[a]s Subj[ect], üb[er] d[a]s Ich, so b[e]h[au]pt[e]te d[ie]s[e]r Ideal[i]sm[us], komme man bei d[em] Erkennen gar nie hinaus, denn alle Vorst[e]ll[u]ng[e]n v[on] ein[er] Außenwelt, alle Ged[a]nken etc. sind immer nur Producte des Ich, v[on] den Dinge[n] auß[er] mir erfahre ich Nichts, denn sie kommen ja nicht in mich hinein, ich habe nur Vorst[e]ll[u]ng[en], Ged[a]nk[e]n v[on] ihnen; d[ie]se aber sind Producte meines Innern, meiner selbst, also weßen ich bewußt werde hiebei, das ist immer nur das, was in mir selbst ist, v[on] mir selbst kommt [.] - Ich komme also über mich selbst hiebei nie hinaus u[nd] kann d[a]h[er] auch nichts bestimmen üb[er] d[a]s Aeußere, Objective - denn was ich bestimme, komme immer wieder v[on] mir - nie lerne ich also das Obj[ect] kennen, sond[ern] immer nur meine Bestimmunge[n] darüber. - Aus dem Ich selbst werden d[a]h[er] alle Erk[e]n[n]tniße producirt, 4149 u[nd] d[ie]s[e]s Produciren der Erkenntniße ist zugleich Wiß[e]nsch[a]ftslehre - zeigt zugleich [,] wie uns[er] Wißen zu Stande komme (neb[en] dem [,] was, - neb[en] d[em] Inhalte). 4150 Auf d[ie]se Weise wurde demnach Alles construirt u[nd] erkannt aus dem Ich, aus dem denkend[en] G[ei]st heraus; das Ich zehrte beständ[i]g v[on] sich selbst - spann v[on] sich 4141 In der Zeile folgendes „Nachdem“ gestrichen. 4142 „Kant“ über der Zeile. - Randbemerkung [206vl] : „Beginn d[ie]s[er] Aufg[abe] seit K[a]nt“. 4143 In der Zeile folgendes „Kant“ gestrichen. 4144 „hatte“ über der Zeile. 4145 In der Zeile folgendes: „hatt[e]“ gestrichen. 4146 „Fichte“ zusätzlich am Seitenrand [206vl] . 4147 „zu“ über der Zeile. 4148 In der Zeile folgendes „wollte“ gestrichen. 4149 Randbemerkung [207rr] : „Ob aber au[c]h nichts in d[a]s Ich hinein komm[e,] das hat [„hat“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „hab“] man fr[e]il[ich] b[e]i d[ie]s[er] Ansi[c]ht nicht gehörig untersucht (ob der allerdi[n]gs selbst thät[i]g[e]r ... (? ) selbst bew[e]g[en]d[er] K[e]i[m] k[eine]r Nahru[n]g b[e]d[a]rf [)]“. 4150 Einfügung am Seitenrand [207rr] : „Da gab es nun zwar eine Wissensch[a]ftslehre [,] aber nichts mehr zu wissen, außer was die Wissensch[a]ftslehre selbst hervorbrachte [,] indem sie d[a]s Wissen lehren wollte [.] - Gewußt konnte nur mehr werd[en], was d[a]s Ich sich selbst producirte u[nd] das war zuletzt nichts als d[ie] Lehre v[om] Wissen - u[nd] d[a]ß man auß[er] d[ie]s[e]r Lehre v[om] Wißen nichts wissen könne.“ <?page no="512"?> 502 selbst heraus [.] - So Fichte [.] - Auch Schelling 4151 philosophirte in d[er] erst[en] Z[ei]t s[eines] schriftstell[erischen] Wirkens in d[ie]s[e]er Weise - allein bei ihm bekam d[ie]s[e]r Ideal[i]sm[us] v[on] d[ie]s[em] beständ[i]g[en] Zehren aus sich selbst alsbald solch[en] Hunger, d[a]ß er es nicht länger aushielt u[nd] die g[a]nze Natur zu 4152 verschlingen suchte 4153 - sich auf d[ie] Natur richtete als Obj[ect] der Erk[e]n[n]tn[i]ß, 4154 Naturphilos[ophie] wurde 4155 . Es h[a]nd[e]lte sich übr[i]g[e]ns bei d[er] Naturphil[osophie] nicht etwa darum [,] die Natur in d[er] Weise der Empiriker zu erforschen 4156 - was u[nd] wie sie sey u[nd] wirke - sond[ern] die Natur sollte im Lichte des Ideal[i]sm[us] betrachtet, das idealist[ische] Ged[a]nk[e]nsyst[em] in sie hineingetragen u[nd] ihr Seyn u[nd] Wesen demgemäß erklärt werden, d[a]s war wenigst[e]ns d[ie] Absicht, d[a]s Streben - wenn auch d[a]s Objective hiebei allerdings wieder Einfluß gewinnen mußte - daß aber jenes eig[e]ntl[ich] d[a]s Streb[en] der Naturphilos[ophie] war, geht schon daraus hervor [,] d[a]ß Schelling b[e]h[au]pt[e]te: Ueb[er] d[ie] Natur philosoph[iren] heißt eig[e]ntl[ich] die Natur schaffen, d.h. wohl [207rl/ 207vr] die Natur aus dem G[ei]ste - ideell also - construiren. Und in d[ie]se Richt[u]ng strebend kam Sch[e]ll[i]ng bald zu s[einem] 4157 pantheist[ischen] Identitätssystem [,] d.h. zu der B[e]h[au]pt[u]ng: Das Seyn u[nd] d[a]s Denken seyen wesentl[ich] Eins - nur zwei verschiedene Erscheinungsformen. - D[a]d[u]rch hatte er s[einer] naturphilos[ophischen] od[er] eig[e]ntl[ich] noch immer ideal[istischen] Constructio[n] eine Bedeut[un]g gesichert. Er konnte b[e]h[au]pt[e]n [,] d[ie]s[e]s Construir[en] sey geist[i]g dass[e]lbe, was die Natur sinnl[ich] sey; beides müße sich d[a]h[e]r gegenseit[i]g entsprechen, G[ei]st[e]sthät[i]gk[ei]t u[nd] Natur, beides müße harmonire[n,] u[nd] d[ie] Philos[ophie] habe eig[en]tl[ich] nur das Geschäft [,] d[ie]se Identität d[e]s Seyns u[nd] Denkens d[e]s geist[i]g[en] u[nd] materiell[en] Daseyns zu erkennen u[nd] darzustell[en]. D[ie]se Aufg[abe] hat dann Hegel übernomme[n] - u[nd] d[ie] Hegelianer bleib[en] noch immer dabei stehen. Doch betrachten wir zuerst d[a]s Streben der Philos[ophie,] die Natur à priori zu construir[en], d[ie]s[e]s Unternehmen ist aber stets 4158 unmöglich, th[ei]ls unnütz - u[nd] jed[e]nf[a]lls nicht 4159 Philosophie. Ich sage: Die Aufg[abe], welche d[ie] Philos[ophie] neb[en] d[en] empirisch[en] Wiß[e]ns[c]h[a]ft[en] sich gestellt, d[a]s g[a]nze Universum 4160 , G[o]tt u[nd] Welt, Natur u[nd] Geschichte à priori zu construiren u[nd] dieß alles als ein großes Begriffssystem 4151 „Schelling“ zusätzlich am Seitenrand [207rr] . 4152 „zu“ über der Zeile. 4153 „suchte“ über der Zeile. 4154 „in“ über der Zeile. 4155 „umschlug“ über der Zeile. 4156 Randbemerkung [207rr] : „Streb[en] [„Streb[en]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „B[e]d[eu]t[un]g“] d[er] Naturphilos[ophie]“. 4157 In der Zeile folgendes „I“ gestrichen. 4158 „aber stets“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „ebenso“. 4159 „nicht“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „keine“. 4160 „Dasey[n]“ über der Zeile. <?page no="513"?> 503 neb[en] d[en] andern Wiss[e]ns[c]h[a]ft[e]n hinzustellen - ist unmöglich 4161 , sowohl der Natur d[e]s mens[c]hl[ichen] G[ei]st[e]s (willen), als auch um d[er] Natur d[e]s Obj[ectes] willen. Der M[e]nsch[e]ng[ei]st ist in s[einem] Wesen u[nd] Kräften beschränkt, relativ u[nd] fühlt u[nd] erfährt 4162 d[ie]se Beschränkth[ei]t nur allzu sehr in jed[em] Augenblicke. Sollte eine solche Construction in d[er] That möglich seyn, so müßte d[er] M[e]nsch[e]ng[ei]st d[a]s g[a]nze Univers[um] in sich tragen, müßte es innerl[ich] g[a]nz überschauen u[nd] durchschauen, nach Quantität u[nd] Qualität es vollkommen kennen (ihm allgegenwärt[i]g seyn [)]; das aber ist off[e]nb[a]r nicht der Fall. Es müßte, um das zu können, das wirkl[ich] seyn [,] was d[ie]s[e] moderne Philos[ophie] v[on] ihm aussagt, göttl[ich] näml[ich.] Die sich sehr erfaßende u[nd] ihrer selbst bewußt werdende G[o]tth[ei]t [,] u[nd] zwar eine wirkl[iche] G[o]tth[ei]t, das absolut vollkommene, allmächt[i]ge, allwissende Wesen, nicht aber eine G[o]tth[ei]t, der jede g[ö]ttl[iche] Eig[e]nsch[a]ft doch wieder fehlt; 4163 nicht eine leere Wirkgotth[ei]t, [207vr/ 208rl] §: 1 Aufg[abe] d[er] Philos[ophie] 4164 F[o]rts[etzung] ein sich selbst beständ[i]g aufhebender leerer Begr[i]ff. Denn wäre eine solche Construction d[e]s Univers[ums] à priori möglich; sie wäre aber dann wohl nichts andres als ein Schaffen des Universums u[nd] Alles deßen, was es enthält. Das aber ist nun bei d[em] menschl[ichen] G[ei]ste aber nicht d[er] Fall u[nd] darum ist ders[e]lbe der Unermeßl[i]chk[ei]t d[er] Welt u[nd] der Unergründl[i]chk[ei]t ders[e]lb[e]n (u[nd] noch mehr G[o]tt[e]s) gegenüber in s[einem] Erkennen nur sehr bes[c]hränkt u[nd] dürftig, u[nd] kann nur sehr langsamen u[nd] vorsichtig[en] Schrittes an d[er] Hand der Erfahr[u]ng vorwärts gehen, sonst baut er sich in überfliegend[en] Phantasie[n] ein Luftschloß, d[a]s nirg[e]nds existirt als im träumend[en], phantasirend[en] Geiste. 4165 In d[er] That alles Construi[ren] à priori hat d[er] Naturwiss[e]nsch[a]ft keine mühsame Forsch[u]ng weder in d[a]s im endl[ichen] Kleine, noch in’s unendl[ich] Große erspart, sond[ern] zu allem sichern Erke[nnen], Erfahren, in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[u]ng war Beobacht[u]ng, Experimentir[en], Hülfe der Instrumente etc. nothw[e]nd[i]g. Man könnte zwar, um jenes Unternehmen, d[a]s die Philos[ophie] sich gestellt, zu rechtfert[i]g[en,] sagen: 4166 Der M[e]nsch[e]ng[ei]st trage in s[einem] Wesen jedenf[a]lls das Bild der Welt in sich, als lebend[i]g[e] Potenz [,] sie zu erkennen; d[ie]se Erk[e]n[n]tn[i]ßpotenz in Bezug auf d[ie] Welt könne nichts andres seyn als das noch in sich verschloßene (keimart[i]g[e]) Bild der Welt, das aber nicht todt u[nd] starr sey, sond[ern] 4161 „Unmögl[i]chk[ei]t“ am Seitenrand [207vl] . 4162 „und erfährt“ über der Zeile. 4163 Randbemerkung [207vl] : „(wie [„d[ann]“ über der Zeile] schon Fichte s[e]i[n] I[c]h z[um] absolut[en] I[c]h hinaufges[c]hraubt - Schell[i]ng blieb dabei - d[a]ß s[e]i[n] Erk[ennen], Ph[i]l[o]s[ophie] [n]i[c]hts andres als die Thät[i]gk[ei]t d[e]s Absolut[en] selbst sey - u[nd] Heg[el] s[a]gte gr[u]nds[ätzlich,] d[e]r Weltg[e]ist sey eig[en]tl[ich] in ih[m] z[u] s[einem] Bewußts[eyn] gek[ommen]“. 4164 „5“ am oberen Seitenrand [208rr] ; „5“ bezeichnet den Bogen. 4165 Randbemerkung [208rr] : „d[ie]s[e]s absolut[en] , philos[ophischen] G[ei]st[e]s“. 4166 Randbemerkung [208rr] : „Wahres an d[ie]s[er] à pr[iori] Construc[t]i[on]“. <?page no="514"?> 504 die Kraft der Entwickl[un]g in sich trage (wie d[ie] Natur d[ie] Kraft der reellen Entf[a]lt[un]g) u[nd] das d[a]h[er] einmal zur Thätigk[ei]t angeregt, sich ausgestalten u[nd] die Welt innerl[ich] im G[ei]ste in philos[ophischer] Construction aufbauen könne. Es läge etwas Wahres zu Grunde [,] wenn ma[n] so argument[iren] wollte, um d[ie] Constr[uction] à pr[iori] zu rechtfert[i]g[en]; denn es läßt sich in d[er] That die g[ei]st[i]g[e] Fähigk[ei]t [,] die Welt selbstthät[i]g zu erforschen (nicht blos gleich den Thieren sich ihr hinzugeb[en], v[on] ihr zieh[en] z[u] laß[en] od[er] sie nur unverständ[i]g anzugaffen); es läßt sich d[ie]se Fäh[i]gk[ei]t wohl nicht anders denken od[er] erklären, sie kann nichts andres seyn, als eine eig[e]nthü[m]l[iche] Potenz, die ein Bild der Welt in sich schließt - v[ie]ll[ei]cht in ähnl[icher] Art, wie d[er] Keim im Saamen d[ie] künft[i]g[e] Form u[nd] Art d[er] Pfl[a]nze in sich verborg[en] trägt - natürl[ich] mit d[er] Modifikat[ion,] die d[ie] M[e]nsch[e]nnatur fordert - [208rl/ 208vr] denn als ein bloß[es] Instrument des Erkennens [,] des Aufnehmens od[er] als leere Tafel, od[er] leeres 4167 Blatt können wir uns d[ie]se Erk[e]n[n]tn[i]ßpotenz nicht denken; 4168 die Selbstthät[i]gk[ei]t 4169 hiebei wäre völlig unmöglich u[nd] unerklärl[ich]; u[nd] die Ausfüll[un]g mancher Lücken uns[erer] empiris[c]h[en] Erk[e]n[n]tn[i]ße d[u]rch Construct[ion] u[nd] Combinatio[n] wäre es noch mehr, was doch in d[er] That statt findet, wie die Gesch[ichte] d[er] Wiss[e]nsch[aften] bezeugt u[nd] wie d[ie] Möglichk[ei]t der Hypothesen scho[n] lehrt. Allein weil d[ie]s[e]s möglich ist in d[er] Wiss[en]sch[a]ft, ist darum noch nicht eine d[u]rchgäng[i]g[e] Construct[ion] à priori möglich 4170 - so wie, weil wir einmal durch ei[nen] Sprung eine Kluft auf (ebene[m]) Wege überwi[n]den, wir darum noch nicht glaub[en] dürf[en,] nun[me]hr d[e]s Bod[e]ns ganz u[nd] gar nicht mehr zu bedürfen, ganz u[nd] gar [en]tbehren zu können beim Gehen. Damit die Potenz der Erk[e]n[n]tn[i]ß sich entwickle z[ur] wirkl[ichen] Erkenntniß, ist vielmehr nothw[e]nd[i]g, d[a]ß immerfort die Erfahr[u]ng zur Seite gehe u[nd] Material biete 4171 - od[er] vielmehr in u[nd] d[u]rch Erfahr[u]ng geschieht es ab[er] - dad[u]rch wird innerl[ich], im G[ei]ste die Welt geist[i]g reconstruirt, g[ei]st[i]g aufgebaut, u[nd] so weit d[ie] Erfahr[un]g reicht, so weit geht auch d[ie] sich[ere] Weltk[e]n[n]tn[i]ß 4172 u[nd] Erk[e]n[n]tn[i]ß - im best[en] Fall. Wenn man d[a]h[er] 4173 meint aus d[er] Ken[n]tn[i]ß ei[ne]s Th[ei]ls der Welt - d[e]s Univers[ums] - auf d[a]s Ganze schließ[en] u[nd] darnach d[a]s Ganze 4174 construir[en] zu könne[n] 4175 - so täuscht man sich; denn wenn auch, wie bereits zugest[a]nd[e]n [,] 4167 „unbesch[rie]b[ene]s“ über der Zeile. 4168 Randbemerkung [208vl] : „Ob uns[er] Erk[e]n[n]t[ni]ßvermög[en] ei[n] todt[es] Instru[men]t etc.“ 4169 Randbemerkung [208vl] : „Zeug[n]iß: a) Selbstthät[ig]k[ei]t b) Ausfüll[un]g ma[n]cher Lü[c]k[en] der E[m]pir[ie] c) d[ie] Hypothes[e]“. 4170 Randbemerkung [208vl] : „B[e]s[c]hrä[n]k[un]g d[er] Constr[uction] à priori“. 4171 „u[nd] Material biete“ über der Zeile. 4172 „Weltk[e]n[n]tn[i]ß“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Welterk[e]n[n]tn[i]ß“. 4173 „d[a]h[er]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes und gestrichenes „aber“. 4174 „ex ... (? )“ über der Zeile. 4175 Randbemerkung [208vl] : „Ob ma[n] [n]i[c]ht aus ei[nem] Th[ei]le auf d[a]s Ganze schli[e]ß[en] könne -“. <?page no="515"?> 505 Manches 4176 möglich ist hierin, so sind doch d[ie] S[c]hrank[en] sehr eng gezogen. Aus d[em] Dasey[n] u[nd] d[er] Besch[a]ff[en]h[ei]t d[e]s Ei[nen], kann ich noch [n]i[c]ht auch jegl[iches] Andere - weder in B[e]z[u]g auf Dasey[n], noch in Bezug auf B[e]sch[a]ff[e]nh[ei]t zu erschließ[en]. 4177 Z.B. aus d[er] Def[inition] der Katze kann ich nicht in nothw[en]d[i]g[er] (philos[ophisch] construir[en]d[er]) Consequ[en]z d[a]s Dasey[n] u[nd] d[ie] B[e]sch[a]ff[en]h[ei]t d[e]s Adlers erschließ[en], aus d[er] Def[inition] d[e]s Spatz[e]s [n]i[c]ht d[a]s daß u[nd] wie d[e]s Elephant[en] - ob es ein[en] gebe u[nd] wie er beschaff[en] sey. - Man möchte einwende[n], man könne wenigst[en]s d[ie] allgem[einen] Leb[e]nsgesetze u[nd] d[ie] Art u[nd] W[ei]se alles Dasey[n]s im Allgem[einen] erkenne[n], 4178 allein d[a]s gilt nur v[on] dem Th[ei]l d[e]s Daseyend[en], den wir empiris[c]h kenne[n] - (in s[einer] unmittelb[aren] Continuität); für d[as] üb[ri]g[e] Univers[um] bleibt uns in d[er] That kaum mehr mit Sicherh[ei]t zu bestimm[en] üb[ri]g als d[a]s Daseyn, 4179 d[a]s wie aber nicht - wenn man si[c]h nicht mit bloß[en] Phras[en] beg[n]üg[en] will. [208vr/ 209rl] So steht es mit d[er] (philos[ophischen]) Construct[ion] alles Dasey[n]s à priori - die man der Philos[ophie] als ihre Aufg[abe] gestellt hat u[nd] mittels der man nicht blos Alles kennen lernen [,] sond[ern] auch begreifen wollte. Es ist nicht mögl[i]ch [,] mit d[ie]s[em] Construiren Anderes zu erfaßen, zu erreichen als das, was man ohnehin schon weiß, d[u]rch Erfahr[u]ng, Unt[e]rr[i]cht u[nd] d[u]rch d[ie] empiris[c]h[en] Wissensch[a]ft[e]n kennen gelernt hat. Es ist d[a]h[er] Constr[u]ct[ion] à pr[iori] im Grunde genommen als ein Wieder-Abhaspeln deßen, was die and[ern] Wiss[e]nsch[a]ft[e]n u[nd] d[ie] Empirie üb[er]h[au]pt aufgehaspelt haben. 4180 - D[ie]se aprioris[c]h[en], aus d[em] Denk[en] selber alle Erk[e]n[n]tn[i]ße herausspinnen wollend[en] Syst[eme] sind d[a]h[er] auch im Grunde genommen nichts Andres als nur schwache, abgeblaßte Schattenbilder der wirkl[ichen] Welt, 4181 - u[nd] zwar d[ie]s[er] wirkl[ichen] Welt nur so weit man sie zuvor schon erkannt hat auf empiris[c]h[em] Weg - mit allen Mängeln u[nd] Irrth[ümern] d[ie]s[e]r empiris[c]h[en] Erk[e]n[n]tn[i]ß u[nd] auch mit ihr[en] Vollkom[men]h[ei]t[e]n; 4182 d[a]h[er] müßen sie sich auch beständ[i]g alle Correctu[ren] v[on] d[en] nachfolg[e]nd[e]n empiris[c]h[en] Forsch[u]ng[e]n gefallen lassen. - Wozu soll aber d[ie]s[e] àpr[iorische] Constr[uction] noch dienen, wenn sie im Wesentl[ichen] 4183 nur das wieder gibt, was man zuvor schon weiß, was d[ie] and[ern] 4176 „Manches“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „manches“. 4177 Randbemerkung [208v1] : „V[on] d[ie]s[em] Erdkörper kann man nur sehr i[m] Allgem[einen] auf d[ie] Planet[en] schli[e]ß[en] - aber [n]i[c]ht welche Dinge sie e[n]th[a]lt[en], - aus welch[en] B[e]st[an]dth[ei]l[en] - etc. [,] u[nd] was ist d[enn] die Sonne - soll es einmal die absol[u]t[e] Ph[i]los[ophie] sag[en]! -“ 4178 In der Zeile folgendes „so“ gestrichen. 4179 Einfügung am Seitenrand [208vl] : „nicht wie viel, wie weit etc.“ 4180 Randbemerkung [209rr] : „Mit d[ie]s[er] Constr[uction] à pr[iori] nur das wieder gewo[nnen], was die empir[i]sch[en] Wiß[en]s[c]h[a]ft[en] zuvor scho[n] gez[e]igt“. 4181 Randbemerkung [209rr] : „Ein Umsetz[en] d[e]r Welt in Worte - Schatt[en]riß d[e]r Wirkl[i]chk[ei]t“. 4182 Randbemerkung [209rr] : „Das ist ein sehr mechanis[c]h[e]s Geschäft [,] nachdem einmal eine Formel dazu gefund[en] ist.“ 4183 „im Wesentl[ichen]“ über der Zeile. <?page no="516"?> 506 W[i]ss[e]nsch[a]ft[e]n schon gefunden. 4184 Sie ist da unnütz u[nd] d[ie] Philos[ophie] eignet da nur fremdes Eigenth[um] sich an, u[nd] eb[e]nd[e]ßh[a]lb verwahr[en] sich auch d[ie] empiris[c]h[en] Wiss[e]nsch[a]ft[e]n mit solch’ erbittert[em] Eifer, namentl[ich] geg[en] d[ie] Naturphilos[ophie]. - In d[er] That kann man ihnen d[ie]s[e]s auch nicht verdenken; 4185 denn in dem Maaße als die Philos[ophie] als die eig[e]ntl[ich] verständ[i]g[e] 4186 Betracht[u]ng der Dinge sich betrachtet, müß[en] d[ie] and[ern] 4187 den Mackel der Unvernünft[i]gk[ei]t sich gefall[en] laßen, u[nd] als blos gemeine, rohe Empirie gelten. Das wollen nun d[ie] and[ern] Wiss[e]nsch[a]ft[en] begreifl[icher] W[ei]se sich nicht gefall[en] laß[en] u[nd] d[a]h[er] ihre erbitterte 4188 Verwahr[u]ng geg[en] d[ie] Philos[ophie,] die sich d[ie] Aufg[abe] gest[e]llt hat alles à pr[iori] zu construire[n] u[nd] 4189 die einzig vernünft[i]g[e] Kenntniß d[er] Welt zu 4190 erzielen, d[a]h[er] ihr Mißtrauen u[nd] ihre Abneig[un]g geg[en] alle Philos[ophie] üb[er]h[au]pt seit lang[er] Z[ei]t schon, die auch wieder in’s Extreme geht u[nd] oft unverständ[i]g u[nd] wegwerfend genug sich gebährdet. Eine Art aprioris[c]h[er] Erk[e]n[n]tniß 4191 , darf man [209rl/ 209vr] wie schon bemerkt, nicht in Abrede stellen - aber ein philos[ophisches] Moment ist das nicht - d[ie]se aprior[ische] Erk[e]n[n]tn[i]ß 4192 kommt in allen empiris[c]h[en] Wiss[e]nsch[a]ft[en], u[nd] bei allem gewöhnl[ichen] menschl[ichen] Erkennen u[nd] Erfahren vor, sie ist nichts andres als die dem M[e]nsch[e]ng[ei]ste immanente Mögl[i]chk[ei]t od[er] Potenz der Erk[e]n[n]tn[i]ß. 4193 D[ie]se Potenz der Erk[e]n[n]tn[i]ß der Wirkl[i]chk[ei]t muß im G[ei]ste vorhand[en] sey[n], sonst käme es zu gar keinem Erkennen - u[nd] d[ie]se Potenz muß etwas Lebend[i]g[e]s 4194 , inhaltvolles [,] w[e]nigst[e]ns triebkräft[i]g[e]s - ein lebend[i]g[es], inhaltvoll[e]s Gesetz seyn od[er] wie man es nennen will 4195 - das durch Erfahr[u]ng, d[u]rch Wahrnehmung u[nd] Belehr[u]ng (Traditio[n]) geweckt wird u[nd] sich thätig erweist - u[nd] nun einmal thätig - sogar die Erfahr[u]ng selbst ergänzen, manche Lücke ders[e]lb[e]n ausfüllen kann - d[u]rch Combiniren, Ueberlegen etc. Das kommt sogar im gewöhnl[ichen] Leben, bei jed[em] Geschäfte vor, sonst wäre Erfind[un]g, Forts[c]hritt in Kunst u[nd] Gewerben gar nicht möglich. 4184 Einfügung am Seitenrand [209rr] : „Höchst[en]s z[um] Behuf systemat[i]s[c]h[er] Ordnung - z[ur] wissensch[a]ftl[ichen] Darst[e]ll[un]g [,] dad[u]rch aber ist keine philosoph[ische] Wiss[en]sch[a]ft aus d[en] e[m]piris[c]h[en] geword[en] -“. 4185 Randbemerkung [209rr] : „Unrecht d[ie]s[e]r Philos[ophie] geg[en] d[ie] empiris[c]h[en] Wiss[en]sch[a]ft [en] -“. 4186 „verständ[i]g[e]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „vernünft[i]g[e]“. 4187 In der Zeile folgendes „mit“ gestrichen. 4188 „erbitterte“ über der Zeile. 4189 In der Zeile folgendes „als“ gestrichen. 4190 In der Zeile folgendes „erscheinen“ gestrichen. 4191 Randbemerkung [209rr] : „B[e]deut[un]g d[er] Constr[uction] à priori“. 4192 Randbemerkung [209vl] : „Bed[e]ut[un]g d[er] Constr[uction] à priori“. 4193 Randbemerkung [209vl] : „D[ie]s[e]r aprior[i]sch[e] Fond gehört au[c]h z[um] empir[i]sch[en] Erk[ennen] - es ist k[e]i[n] str[en]ger Unt[e]rsch[ie]d zw[i]sch[en] b[e]id[en] - zw[i]sch[en] Empirie u[nd] Wiß[en]sch[a]ft“. 4194 „Lebendiges“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „lebendiges“. 4195 „Keim - Bild der Welt (Kategori[en]complex)“ über der Zeile. <?page no="517"?> 507 Zu jed[em] Erkennen u[nd] Erfahren gehört also beides zusammen, jene Erk[e]n[n]tn[i]ßpotenz - Erk[e]n[n]tn[i]ß-Vermögen, das thät[i]g ist u[nd] aprior[ischen] Besitz in sich bergen muß - als Keim der wachsend[en] Erk[e]n[n]tn[i]ß, u[nd] die Wahrnehmung, d[a]s sinnl[iche] u[nd] histor[ische] Erfahren. 4196 Damit insbes[ondere] wahre Wiss[e]nsch[a]ft zu Stande kommt [,] ist d[a]h[er] beides nothw[e]nd[i]g - das v[on] Innen thät[i]g[e], construirende Moment u[nd] d[ie] äuß[ere] Erfahr[u]ng - Eines ist bedingt d[u]rch d[a]s Andere, d[u]rch beid[e]s kommt empiris[c]h[es] Erkennen u[nd] Wiss[e]nsch[a]ft zu Stande. D[a]s construir[en]de Moment u[nd] das empirische, beobachtende, erfahrende ist nicht v[on] einander zu trennen; - im Gr[u]nde genomm[en] geschieht beides mit Ein u[nd] ders[e]lb[e]n Potenz d[e]s G[ei]st[e]s. Das Beobachten, Erfahren darf kein verstandloses Betrachten seyn (kein thier[i]s[c]h[es] Anstarr[en]) [,] sond[ern] muß ein forschendes, combinirendes, construirendes Wahrnehmen werden. - Man darf nicht beides auseinander reiß[en] u[nd] d[a]s Eine Moment d[e]s Erkennens - d[a]s construir[en]de Philosophir[en] nenn[en] - das andere Erfahren od[er] Empirie; das Eine ist nicht mögl[ic]h ohne d[a]s andere [.] [209vr/ 210rl] §: 1 Aufg[abe] d[er] Philos[ophie] 4197 F[o]rts[etzung] Wo die gesammte Erfahr[u]ng, od[er] Kenntn[i]ß irg[e]nd eines Gebietes des Daseyns nach den dem G[ei]ste immanent[en] Normen (od[er] Ordnung) geordnet u[nd] dargestellt wird - v[om] Allgemeinst[en] ausgehend darunter alles Andere s[einer] Natur u[nd] Bedeut[un]g gemäß stellend u[nd] ordnend - da entsteht eine Wissenschaft - eine sog[enannte] empirische Wiss[e]nsch[a]ft 4198 - die aber als solche, obwohl sie ganz nach d[en] Regeln u[nd] Gesetzen d[e]s G[ei]st[e]s gebildet - also die Erk[e]n[n]tn[i]ße in synthet[i]sch[er] Ordnung aus d[em] G[ei]ste nachträgl[ich] herausconstruirt hat - noch keineswegs Philosophie - eine philos[ophische] Disciplin ist. D[ie] Naturgeschichte ist eine solche Wiß[e]ns[c]h[a]ft [,] aber sie ist, obwohl Wiss[e]nsch[a]ft - darum noch nicht Philosophie u[nd] so bei d[en] and[ern] Wiss[e]nsch[a]ft[en] v[on] der empiris[c]h[en] Wirkl[i]chk[ei]t od[er] Thatsächl[i]chk[ei]t. Keine d[ieser] Wiß[e]nsch[a]ft[e]n kann à pr[iori] construirt werd[en] - die Geschichte d[er] M[e]nschh[ei]t so wenig als die Natur u[nd] umgekehrt. D[a]s constru- 4196 Randbemerkung [209vl] : „D[ie]s[e]s Constr[uiren] à priori ist aber zwar ei[n] wiss[en]sch[a]ftl[iches] Mom[en]t [,] aber kein philos[ophisches], denn d[ie]s[e]s Constr[uiren] kann bei jed[em] Geschäfte, selbst b[e]i d[em] gewöh[n]l[ic]hst[en] vorkomm[en] u[nd] angewe[n]det werd[en.] - Ei[n] Find[en] aus d[em] G[ei]ste heraus [,] d.h. ein Schließ[en] v[om] [„s[c]h[on]“ über der Zeile] Bekannt[en] auf noch Unbekanntes [.] - Solche Spekulati[on] ist auch die Handelsu[nd] Börsenspekulatio[n] - die man doch nicht Philos[ophie] wird nenn[en] woll[en,] da wird auch Constr[uction] v[on] bekannt[en] Verhält[n]iß[en] auf noch unbekannte geschloß[en.] Es werd[en] hieb[ei] die komm[en]d[en] Verh[ä]lt[ni]ße in ihr[en] zusa[mmen]greif[en]d[en] Wirk[un]g[en] geist[i]g zusa[mmen]geschaut [.] - Es wird spekulirt“. 4197 „6“ am oberen Seitenrand [210rr] ; „6“ bezeichnet den Bogen. 4198 Randbemerkung [210rr] : „Wiß[e]nsch[a]ft - wie sie entsteht. Es sind hieb[e]i d[ie]s[e]lb[en] Mo[men]te wieder vorhand[en] u[nd] thät[i]g, wie b[e]i d[en] einzel[nen] Erk[e]n[n]t[ni]ß[en], nur in erweit[e]rt[er], zusa[mmen]geh[en]d[er] W[ei]se“. <?page no="518"?> 508 ir[en]de Moment verleiht noch nicht d[en] Charakter philos[ophischer] Wiss[e]nsch[a]ft - u[nd] Constr[uction] à pr[iori] im Großen ist gar nicht möglich. - Physiologie, Chemie etc. 4199 Indeß hat nun freil[ich] das idealist[ische] Constr[uiren] 4200 d[e]s Daseyns aus dem G[ei]ste heraus allmählig eine and[ere] Bedeut[un]g gewonnen - wie schon angedeutet. Man will nun nicht mehr die Ken[n]tniß alles Daseyns auf d[ie]se W[ei]se durch reines Denken erlangen u[nd] d[a]d[u]rch die Erfahr[u]ng u[nd] d[ie] empiris[c]he Wiss[e]nsch[a]ft so gut wie überflüßig mache[n]. Das geht nun einmal nicht - wie nur zu klar ist. Die Philos[ophie] will nun - so weit sie auf d[ie]s[em] St[a]ndp[u]nkt d[e]s einseit[i]g[en] Ideals Hegel’s steht - d[u]rch ihr 4201 Denken u[nd] Constr[uiren] d[u]rch d[a]s Denken die Dinge verstehen [,] erkennen lehren - d.h. das Wesen (Innerste) 4202 der Dinge erforschen u[nd] zum Wissen bring[en]. 4203 D[ie]se philos[ophische] Erk[e]n[n]tn[i]ß soll aber hienach ohne Weitres darin bestehen, d[a]ß man Denken u[nd] Seyn, Subjectives u[nd] Objectives als identis[c]h, als 4204 wesensgleich erkennt [.] - Man stellt d[a]h[er] v[on] d[ie]s[er] Seite der Philos[ophie] sogleich die Aufgabe [,] [210rl/ 210vr] die Identität v[on] Seyn u[nd] Denken (d.h. v[on] Materie u[nd] Geist) nachzuweisen. 4205 D[ie]s[e]r Nachweis besteht aber dann ledigl[ich] darin [,] daß man aus der Erkennbark[ei]t der Dinge v[on] Seite d[e]s G[ei]st[e]s schließt, daß sie wesensgleich seyen, weil sonst der G[ei]st sie nicht zu erkennen, in ihren (sic! ) Wirken nicht nachzubild[en] vermöchte. Weil also die Gesetze der denk[en]d[en] Beweg[u]ng d[e]s Geistes, [m]it d[en] Gesetzen der Wirkl[ich]k[ei]t u[nd] d[e]s Seyns in d[er] Natur in Harmonie treten - darum sollen beide wesensgleich sey[n,] weil sonst dieß nicht möglich wäre. 4206 Einen Sinn hat d[ie] Setz[u]ng d[ie]s[e]r Aufg[abe] für d[ie] Philos[ophie] dann, wenn wenigst[e]ns nicht sogleich v[on] dem als ein[em] Gewissen ausgeg[a]ng[e]n wird, was doch erst d[u]rch Forsch[u]ng gefunden werden soll [,] näml[ich] v[on] d[er] Identität 4199 „- Physiologie, Chemie etc.“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 4200 Randbemerkung [210rr] : „D[u]rch Ideal[istische] Constr[uction] soll V[e]rsteh[en] erzielt werd[en] - das Wes[en] soll erkenn[en] = Philosophie“. 4201 In der Zeile folgendes „Forschen“ gestrichen. 4202 „nicht d[a]s Dasey[n], Gesetz u[nd] K[r]äft[e]“ über der Zeile. 4203 Randbemerkung [210rr] : „Aber das Wes[en] soll eb[en] wieder das Denk[en] sey[n] - da[m]it es eb[en] [m]it d[ie]s[em] Constru[iren] erkannt ist. - (Identificir[un]g v[on] D[en]k[en] u[nd] Sey[n])“. 4204 In der Zeile folgendes „gleich er[kennt]“ gestrichen. Randbemerkung [210rr] : „Andere Bedeut[un]g d[ie]s[e]r Constr[uction] nicht d[a]s was [,] sond[ern] d[a]s wie od[er] d[a]s Wes[en] soll erk[ann]t w[er]d[en]“. (Die Unterstreichungen wurden hier ausnahmsweise berücksichtigt und durch Kursivierung ersetzt.) 4205 Randbemerkung [210vl] : „s[iehe] Unt[en]“. 4206 Randbemerkung [210vl] : „a) Hiev[o]n Vorurth[ei]l ausg[e]g[an]g[en] - waru[m] soll G[ei]st [n]i[c]ht erk[ennen] ohne W[e]s[en]sgl[eic]hh[ei]t (? ) b) d[ie] Ford[erun]g d[er] Ei[n]h[ei]t der V[e]r[n]u[n]ft eb[en]f[a]lls unb[e]g[rün]det c) es würde si[c]h d[am]it alle Philos[ophie] aufheb[en], selbst v[e]rni[c]ht[en] Hegel’sche Philos[ophie] - [„ad a) (? )“ in der Zeile gestrichen] jed[en]f[a]lls k[e]i[n]e Philos[ophie,] sond[ern] gewöh[n]l[iche] Wiß[en]s[c]h[aft,] d[enn] wenn es [n]i[c]ht Phil[o]s[ophie] d[a]s Wes[en] u[nd] Gesetz d[e]r Natur u[nd] eb[en]so W[e]s[en] u[nd] Gesetz d[e]s G[ei]st[e]s zu erfors[c]h[en,] waru[m] sollte es auf ei[nma]l Ph[i]l[o]s[ophie] sey[n] - d[a]s V[e]rh[ä]lt[n]iß b[e]ider zu erfors[c]h[en]? “ <?page no="519"?> 509 d[e]s Seyns u[nd] Denkens. Wenn also der Philos[ophie] d[ie] Aufg[abe] gestellt wird [,] das Verhältniß v[on] beiden zu erforschen - da wird wenigst[e]ns v[on] dem nicht schon ausgeg[a]ng[e]n, was erst gefund[en] werden soll - obwohl in d[ie]s[er] Aufg[abe] schon d[ie] größte 4207 Unbestimmth[ei]t herrscht u[nd] doch wieder das schon angenommen ist, was man finden will. 4208 Es ist näml[ich] da nicht gesagt: was man denn unt[er] d[ie]s[e]m Seyn verstehe u[nd] ebenso nicht, was unt[er] Denken zu verstehen sey; - ob unt[er] S[e]y[n] das empiris[c]he Seyn, Daseyn, Existenz der Dinge zu verstehen - u[nd] ob unt[er] Denken das menschl[iche] Denken, die menschl[iche] G[ei]st[e]sthät[i]gk[ei]t zu verstehen sey. Da nun d[ie]s[e]s beide, d[a]s empirische S[e]yn u[nd] d[a]s menschl[iche] Denken jedenf[a]lls darunter zunächst begriffen werden muß, so ist v[on] vorne herein jedes andere Seyn u[nd] Denken negirt, d[a]s r[e]l[i]g[iö]s[e] Bew[u]ßts[eyn], d[a]s v[on] ein[em] absolut[en] Seyn u[nd] Denken weiß [,] ist da ignorirt - u[nd] das Forschen d[er] Philosophie auf d[ie] platte Wirkl[i]chk[ei]t beschränkt. Es müßte wenigstens erst dargethan werd[en,] daß es nur Ein Seyn u[nd] Ein Denken geb[en] könne - entwed[er] nur relativ[es] od[er] nur absolut[es]. 4209 [210vr/ 211rl] Es wird also hier sogleich v[on] zwei Vorurth[ei]l[e]n ausgeg[a]ng[e]n, d[a]ß d[a]s Seyn u[nd] d[a]ß d[a]s Denken nicht in relat[ives] u[nd] absolut[es] zu unterscheiden [,] sond[ern] d[a]ß jegl[iches] nur Eines sey. Es wird v[om] bloß[en] Wort Seyn u[nd] Denken ausg[e]g[a]ng[e]n. Noch offenbarer wird d[a]s Vorurth[ei]l, worauf sich d[ie]se g[a]nze Philos[ophie] gründet: wenn man [,] wie oben bemerkt [,] geradezu der Philos[ophie] die Aufg[abe] stellt, die Identität v[on] Seyn u[nd] Denken aufzuweisen. 4210 Es früge sich zuerst [,] ob es denn eine solche Identität alles Seyns u[nd] Denkens gibt - ob alles Seyn u[nd] Denken identisch seyn müße. Das wird nicht untersucht [,] sond[ern] nur sogleich als Glaubensartikel angenommen (wie d[ie] Dogmatik etwa die G[o]tth[ei]t Chr[i]sti) u[nd] darauf wird 4207 „b)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 4208 Randbemerkung [210vl] : „Schon d[ie] Ausdrücke selber sind ungeschickt genug, denn das Denken muß doch jedenf[a]lls auch seyn [,] sonst wäre es ja v[on] vorne herein nichts [„u[nd] Nichtseyendes kann auch [n]i[c]ht denk[en]“ über der Zeile] u[nd] könnte auch weiter nicht erforscht werden; dann ist auch der Ausdruck Seyn wiederum unpassend als Bezeichnung deßen [,] was nicht Denken im engeren Sinne ist; denn so gut man d[a]s Denken v[om] Seyn unterscheidet, so gut kann man auch d[a]s Wachsen [„Werd[en]“ über der Zeile] davon unterscheiden - namentl[ich] auf d[em] St[a]ndp[u]nkt d[ie]s[e]r Identitätsphilosophie.“ 4209 Unter der Zeile: „So aber wird gl[e]i[c]h v[on] 2 Vorurth[ei]l[en] ausg[e]g[a]ng[en]“. Randbemerkung [210vl] : „c) Nähme ma[n] d[ie] Sache genau, dann müßte d[a]s V[e]rh[ä]lt[n]iß doch b[e]st[imm]t werd[en] d[u]rch Betr[ac]ht[un]g d[e]s I[n]halts d[e]s D[en]k[en]s [,] d.h. d[e]s G[ei]st[e]s - also au[c]h d[e]s rel[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyns] - u[nd] es [m]üßte zuerst u[n]tersu[c]ht werd[en,] in welch[em] V[e]rh[ä]lt[ni]ß d[ie]s[er] I[n]halt zu[m] e[m]pirisch[en], gewöh[n]l[ichen] S[e]y[n] st[e]he [,] d[a]h[er] R[e]l[i]g[io]nsphilosophie vor All[em]“. 4210 Randbemerkung [211rr] : „a) Und waru[m] das Nachweisen des Verh[ä]ltn[i]ß[e]s zw[i]sch[en] Denken u[nd] S[e]y[n] gerade Philos[ophie] sey - da doch d[ie] Erforsch[un]g d[e]s S[e]y[n]s hienach empiris[c]h[e] Wiss[en]s[c]h[a]ft wäre - wiederu[m] au[c]h d[a]s Erfors[c]h[en] d[e]s D[en]k[en]s - empiris[c]he Psychologie [.] - Waru[m] also gerade d[u]rch B[e]sti[mm]u[n]g d[e]s V[e]rh[ä]lt[ni]ß[e]s zw[i]sch[en] beid[en.] - So gut alle Verh[ä]lt[ni]ße d[e]s S[e]y[en]d[en] (innerh[a]lb d[e]s Sey[n]s) empirisch erka[nn]t werd[en] ko[nn]t[e]n - so gut au[c]h d[a]s Verh[ä]lt[n]iß v[on] S[e]y[n] u[nd] D[en]k[en].“ <?page no="520"?> 510 dann 4211 d[a]s System gegründet. - Man sagt höchstens: d[ie]se Einheit künd[i]ge sich an als eine unmittelb[ar] nothw[e]nd[i]g[e] Vernunftford[e]r[u]ng; 4212 die Vernunft strebe nach Einheit alles Seyenden u[nd] finde nur in d[ie]s[er] gefunden[en] od[er] nachgewiesenen Einheit Befried[i]g[un]g. Allein d[ie]se angebl[iche] Vernunftford[erun]g ist selbst nur ein Vorurth[ei]l, eine ungeprüfte, ... (? ) Formel 4213 wie eine falsche Münze [,] die einmal geprägt 4214 [,] seit langer Zeit v[on] Hand zu Hand gegeben, für voll u[nd] ächt angeno[mmen] 4215 u[nd] wieder ausgegeben wurde u[nd] wird [,] ohne d[a]ß man den Werth ders[e]lb[e]n recht untersucht hat. Allerdings fordert die menschl[iche] Vernunft Einheit in d[er] Erk[e]n[n]tn[i]ß, 4216 aber damit ist noch nicht ohne Weiters 4217 Einheit, Einerleiheit od[er] Identität alles Daseyns gefordert [,] sond[ern] es kann dabei 4218 allerdings auch Verschied[e]nh[ei]t bestehen- schon darum 4219 [,] weil die einheitliche Erk[e]n[n]tn[i]ß nicht das Verschiedene Erkannte selbst zu sey[n] braucht. Jene Einheit der Erk[e]n[n]tn[i]ß fordert nur dieß, daß wir Harmonie, Uebereinstimmung in uns[er] Erkennen bringen - also das Unharmonische ausscheiden; 4220 das geschieht aber dad[u]rch [,] d[a]ß wir an einem höchsten Criterium (Vernunft) 4221 Alles prüfen u[nd] beurth[ei]l[e]n u[nd] demgemäß darüber entscheid[en] - scheiden u[nd] einigen, die wahre 4222 Einh[ei]t u[nd] die Unterschiede im Daseyenden richtig erkennen. [211rl/ 211vr] Nicht aber fordert d[ie]se Vernunft-Einh[ei]t, d[a]ß wir Alles für Einerlei halten, Alles miteinander verwechseln u[nd] vermischen; denn eine Thorheit wäre dieß vielmehr als eine Weish[ei]t u[nd] nicht 4223 wahre Erk[e]n[n]tn[i]ß [,] sond[ern] ein Verzichten auf alles wahre Erkennen; wie denn bei d[ie]s[er] Philos[ophie] der Unterschied v[on] wahr 4211 „dann“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „das“. 4212 Einfügung am Seitenrand [211rr] (das Einfügungszeichen ist im Haupttext unauffindbar, so daß nicht mit Sicherheit auszumachen ist, woran die Einfügung anschließt): „s[iehe] Ob[en] u[nd] d[ie] Mögl[ic]hk[ei]t d[e]s Erk[ennen]s setze voraus die Id[en]tität v[on] S[e]y[n] u[nd] D[en]k[en] - weil nur Gleich[e]s d[a]s Gleiche erkenne etc. Da müßte also Alles sich um so mehr erke[nnen], je mehr id[en]tisch - od[er] gl[e]i[c]h es ist [,] die Thiere untereinander am b[e]st[en] - die ungebildetst[en] M[en]s[c]h[en] einander a[m] b[e]st[en] - das bestätigt die Erfahr[un]g [n]i[c]ht - s[on]d[ern] d[a]ß si[c]h ... (? ) Ungl[e]i[c]h[e]s b[e]ßer erk[enne] etc.“ 4213 „eine ungeprüfte, ... (? ) Formel“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes „eine gläub[i]g[e] Annahme“. - In der Zeile folgendes „das“ gestrichen. 4214 „die einmal geprägt“ über der Zeile. 4215 „angeno[mmen]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „ausgegeben“. 4216 Randbemerkung [211rr] : „Bedeut[un]g der Ei[n]h[ei]tsford[erun]g d[er] m[e]nschl[ichen] V[e]r[n]u[n]ft“. 4217 „ohne Weiters“ über der Zeile. 4218 „bei“ als zweite Silbe von „dabei“ über der Zeile soll in der Zeile wohl irrtümlicherweise nicht gestrichenes „mit“ als zweiter Silbe von „damit“ ersetzen. 4219 „schon darum“ über der Zeile. 4220 Randbemerkung [211rr] : „Die Wahrh[ei]t (ideal - Harmonie, Ueber[e]i[n]sti[mm]u[n]g [m]it d[er] Idee) ist nur Eins“. Darunter die weitere Randbemerkung [211rr] : „D[a]s Beurth[ei]l[en] also fordert j[e]n[en] Ei[n]h[ei]tsd[ran]g - Ausscheid[en] d[e]s Unharmonisch[en,] Schlecht[en,] (? ) statt ei[nem] Zusa[mmen]werf[en] i[n] Bausch u[nd] Bog[en] i[n] ei[ne] Id[en]tität“. 4221 „(Vernunft)“ über der Zeile. 4222 „wahre“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „wahren“. 4223 „nicht“ über der Zeile. <?page no="521"?> 511 u[nd] falsch, gut und bös u.s.w. zuletzt verschwinden muß, so sehr man dieß 4224 auch großenth[ei]ls - inconsequenter Weise - in Abrede stellen mag. 4225 Freilich ist man v[on] d[er] Natur der Sache immer wieder gezwungen, die behauptete Identität v[on] Denken u[nd] Seyn [,] d.h. die Einerleih[ei]t der Substanz nach immer wieder aufzugeben; denn wäre diese wirkl[ich] da, dann wäre keine Verschied[e]nh[ei]t denkbar u[nd] ebenso wenig sichtbar. So wenig aus Einem einfachen Stoffe (allein) die ganze Manigfalt[i]gk[ei]t der Dinge entstehen kann, so wenig aus dem A allein das Abc entsteht, so wenig könnte aus d[ie]s[er] Einerleih[ei]t alles Daseyenden, der Unterschied, die Manigfalt[i]gk[ei]t d[e]s Seyns u[nd] Denkens hervorgehen. 4226 Es 4227 wäre bei solch’ Einer Substanz mit d[en] zwei Modis (sic! ) v[on] Denken u[nd] S[e]y[n] od[er] Ausdehnung 4228 unbegreifl[i]ch 4229 , wie diese zwei Modi möglich sey[n] u[nd] die Manigfalt[i]gk[ei]t der Dinge entstehen u[nd] das[e]y[n] (sic! ) könnten; ja [,] wäre Alles der Substanz nach Eins - es wäre unmöglich, daß jemals ein Vorstell[en] od[er] Denken eines Manigfaltig[en] in d[er] Welt entstand[en], denn es wäre wider die Natur. Unter jener Einheit der Erk[e]n[n]tn[i]ß 4230 ist daher nicht Einerleih[ei]t [,] sond[ern] Harmonie, Uebereinstimmung zu verstehen, die d[u]rch richt[i]g[e]s Erkennen u[nd] Beurth[ei]l[e]n alles Daseyenden entsteht, also das Eine 4231 Wahre in allem Daseyn will die Vernunft zu einer einheitl[ichen] Erk[e]n[n]tn[i]ß vereinigen - wobei d[a]s Falsche, Unwahre nothw[en]d[i]g[e]r Weise auch erkannt u[nd] aus d[ie]s[er] Einh[ei]t ausgeschloß[en] bleib[en] muß als Disharmonisches. Die Philos[ophie] würde sich auch selbst zerstören [,] die wahre Erk[e]n[n]tn[i]ß sich unmöglich machen, wäre ihre Behaupt[u]ng v[on] d[er] wesentl[ichen] Identität alles Daseyend[en] gegründet. 4232 Wäre Alles Erscheinung desselb[en] Wesens, also aus d[em] gleich[en] Nothw[en]d[i]gk[ei]ts-Grunde hervorgegang[en] u[nd] hervorgehend, dann hätte All[e]s [211vr/ 212rl] §: 1 Aufg[abe] d[er] Philos[ophie] 4233 als gleichwesentl[ich] gleiche Berechtig[un]g; also auch Behaupt[u]ng u[nd] Gegenbehaupt[u]ng; d[a]h[er] auch Behaupt[u]ng der Identität alles Daseyend[en] u[nd] Läugnung d[ie]s[e]r Identität, daher auch Wahrh[ei]t u[nd] Irrth[um] identisch 4234 - aus demselben 4224 „dieß“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „sich“. 4225 Einfügung am Seitenrand [211vl] : „D[a]ß ohne Id[en]tität k[e]i[n] Erk[ennen] mögli[c]h etc. [,] weil nur Gleich[e]s d[a]s Gl[e]i[c]he zu erk[ennen] vermöge etc. - Unmögl[i]chk[ei]t d[e]r Id[en]tität“. Daneben [211vl] : „D[a]ß d[e]r G[o]tt d[ie] Welt [n]i[c]ht [me]hr erk[ennen] kö[nn]te [,] außer er wäre s[e]lbst d[ie] Welt [,] versteht si[c]h -“. 4226 Randbemerkung [211vl] : „wenn es lauter Sauerstoff gäbe u[nd] s[on]st [n]i[c]hts [,] dann k[e]i[n]e V[e]rsch[i]ed[en]h[ei]t i[n] d[er] Welt -“. 4227 In der Zeile folgendes „bedürfte“ gestrichen. 4228 Unleserliches Wort in der Zeile gestrichen. 4229 „unbegreifl[i]ch“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „unbegreifl[i]che“. 4230 Randbemerkung [211vl] : „D[ie] wahre Ei[n]h[ei]t d[er] Erk[enn]t[n]iß -“. 4231 „Eine“ über der Zeile. 4232 Randbemerkung [211vl] : „Bei Id[en]tität keine Philos[ophie] mehr mögli[c]h -“. 4233 „7“ am oberen Seitenrand [212rr] ; „7“ bezeichnet den Bogen. 4234 Randbemerkung [212rr] : „also a) von d[er] Id[e]ntit[ät] ausgeh[en]d h[ei]ßt v[on] ein[em] Vorurth[ei]l ausgeh[en] <?page no="522"?> 512 Grunde erwachsend, d[a]h[er] mit gleicher Berechtig[u]ng; d[a]h[er] zerstört sich d[ie]se Philos[ophie] selbst wieder, in sofern sie Erk[e]n[n]tn[i]ß der Wahrh[ei]t seyn will. 4235 Geht also d[ie]se Philos[ophie] von d[ie]s[er] Identität aus, so gründet sie sich auf ein Vorurth[ei]l u[nd] ist also dann selbstverständl[ich] keine Philosophie mehr; geht sie aber auf diese Identität aus, so strebt sie eigentl[ich] nach Vernicht[un]g ihrer selbst u[nd] raubt sich alle Möglichk[ei]t der Wahrh[ei]tserk[e]n[n]tn[i]ß. Auf d[em] St[a]ndp[u]nkt der Hegel’schen Philos[ophie] 4236 , die namentl[ich] d[ie]s[e]m Wahne v[on] d[er] Ident[ität] huldigt, hat auch die Philos[ophie,] neben d[en] and[ern] empiris[c]h[en] Wiss[en]sch[a]ft[en,] gar keine Berecht[i]g[un]g, keine Aufg[abe] mehr. 4237 Ist nicht blos Geist u[nd] Materie, Denken u[nd] Seyn identisch [,] sond[ern] beides auch - weil wesentl[ich] dass[e]lbe, zugleich absolut, so daß es auß[er] d[ie]s[e]m gemein[en], wirkl[ichen] Daseyn kein weiteres zu erkennen gibt [,] so haben nur mehr die empiris[c]h[en] Wiss[e]nsch[a]ft[en] Berecht[i]g[un]g; ihr Erkennen ist dann zugleich Erkenne[n] d[e]s Absolut[en] u[nd] - weil d[a]s Denken selbst d[a]s Absolute ist - absolutes Erkennen. 4238 Die Philos[ophie] hebt sich also auf in d[ie]s[e]n empiris[c]h[en] 4239 positiv[en] Wiss[en]sch[a]ft[en,] die das Wirkliche erforschen u[nd] erkennen u[nd] damit auch das Vernünft[i]g[e]. 4240 Sie müßte wenigstens aufhören [,] die näml[ichen] G[e]g[e]nst[ä]nde z[ur] Erforsch[u]ng in Anspruch zu nehmen wie d[ie] üb[ri]g[en] Wiss[e]nsch[a]ft[en]; sie müßte sich ein anderes, eign[e]s Gebiet in Anspruch nehmen, - wie es auch nun[me]hr gewöhnl[ich] geschieht; wovon später [.] 4241 Noch ist einer (sic! ) Ansicht v[on] d[er] Aufg[abe] der Philos[ophie] zu erwähnen, die ihr auch das gesammte Gebiet der üb[ri]g[en] Wiss[e]nsch[a]ft[en], d[a]s Gebiet der empiris[c]h[en] Erfahr[u]ng zuweiset u[nd] ihr näml[ich] d[ie] Aufg[abe] stellt, den Zusammenhang aufzusuch[en] u[nd] herzustell[en], die einzeln[en] Erk[e]n[n]tn[i]ße zu verbind[en,] mit and[eren] Wahrh[ei]t[en] zu begründ[en] u[nd] d[a]h[er] die Empirie zur b) auf d[ie]se Id[en]tität ausgeh[en] h[ei]ßt auf Ver[n]i[c]ht[un]g d[er] Ph[i]los[ophie] ausgeh[en] - (Erk[enn]t[n]iß d[er] W[a]hrh[ei]t [)]“. 4235 Randbemerkung [212rr] : „Ist Denk[en] u[nd] Sey[n] id[en]tis[c]h - so [m]uß u[m] so mehr all[e]s Denk[en] identis[c]h sey[n,] d[a]h[er] auch d[a]s [in der Zeile folgendes „Ent“ gestrichen] entgegengesetzteste -“. 4236 „absolute Id[en]titätsphilos[ophie]“ über der Zeile. 4237 Randbemerkung [212rr] : „Hegel’sche Philos[ophie] ist Selbstauflös[un]g der Philos[ophie] - sie erk[enn]t [,] d[a]ß es nur E[m]piris[c]h[es], Wirkl[i]ch[e]s gibt - was Geg[en]st[an]d d[er] [em]piris[c]h[en] Wiss[en]sch[a]ft [en]“. 4238 Randbemerkung [212rr] : „NB [: ] Bei d[er] Id[en]tität - Ford[erun]g n[ach] d[u]rchg[ä]ng[i]g[er] Ei[n]h[ei]t all[e]s Sey[en]d[en] - also G[o]tt[e]s - denn Sey[n] u[nd] D[en]k[en] - ist ein wahr[e]s Erk[ennen] u[nd] Wiss[en] [n]i[c]ht [me]hr mögli[c]h, sond[ern] nur eine blinde, mechan[i]sche Denkbeweg[un]g - ohne Urtheil u[nd] E[n]tscheid[un]g über wahr u[nd] falsch [,] gut u[nd] bös etc.“ 4239 In der Zeile folgendes „P“ gestrichen. 4240 Randbemerkung [212rr] : „Oberflächl[ich] ist die Ansicht: ‚Die Philos[ophie] habe die Aufg[abe,] d[a]s Ganz[e], den Zusammenhang der Wiss[e]ns[c]h[a]ft[en] zu ... (? ) (A. Rietter)“. 4241 Einfügung am Seitenrand [212rr] : „Man könnte hier noch sagen - die Nachweisu[n]g d[ie]s[e]r Identität selbst sey eb[en] die Aufg[abe] d[er] Philos[ophie], also die Vermittl[un]g dessen [,] was die empiris[c]h[en] Wiss[en]s[c]h[a]ft[en] gefund[en], die Vergleich[u]ng der gewonnen[en] Erk[enn]t[n]iße u[nd] Resultate [,] um zu zeig[en,] d[a]ß Id[e]ntität hier statt finde. Aber waru[m] sollte das auf einmal Philosophie sey[n], da dieß Ges[c]häft wes[en]tl[ich] gar [n]i[c]ht verschied[en] ist v[on] andern [,] d[en] empiris[c]h[en] Wiss[en]sch[a]ft[en] - die doch zuerst d[ie]se Resultate gefund[en] hab[en] [m]üß[en]? “ <?page no="523"?> 513 Wissenschaft, zur Spekulation zu erheben. [212rl/ 212vr] Man sieht hier sogleich, d[a]ß 4242 Spekulation u[nd] Wiss[en]schaft hier miteinander identificirt, als Ein u[nd] d[a]ss[e]lbe genommen werden und alle G[e]g[e]nstände d[e]s empiris[c]h[en] Wissens od[er] Erfahrens können zugleich G[e]g[e]nst[a]nd der Spekulation w[er]d[en,] also der Philosophie. 4243 Nun kann man zwar Niemanden (sic! ) verwehren, seine wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Beschäft[i]g[un]g mit irg[e]nd ein[em] G[e]g[e]nst[a]nde Spekulati[on] od[er] Spekuliren zu nennen - nur soll man das nicht für Philosophie ausgeben 4244 , sonst muß man zuletzt die Handelsspekulation, die Börsen-Spekulation auch für Philosophie halten. Und genau betrachtet unterscheidet sich d[ie]se Wiss[en]sch[a]ft u[nd] Spekulatio[n], die hier in Frage steht [,] wesentl[ich] auch gar nicht von d[ie]s[en] mercantilen u[nd] pecuniären Spekulationen. - D[ie] Philos[ophie,] d[ie] Wiss[e]nsch[aft] od[er] Spekulat[ion] 4245 soll den Zusammenh[a]ng d[er] empiris[c]h[en] Erk[e]n[n]tn[i]ße erforschen u[nd] herstellen, soll die einzelnen Erk[e]n[n]tn[i]ße verbinden u[nd] 4246 begründen d[u]rch d[ie]s[en] Zusammenhang, d[ie]s[e] Verbind[un]g mit and[eren] Wahrh[ei]t[e]n. 4247 D[a]ß also philos[ophische] Erk[e]n[n]tn[i]ß entstehe [,] kommt es hier nicht auf d[en] G[e]g[e]nst[a]nd d[er] Erk[e]n[n]tn[i]ß an [,] sond[ern] nur auf die Form. Demnach kann auch hienach (wie oben) alles Mögliche G[e]g[e]nst[a]nd der Philos[ophie] werden - auch die Landwirthsch[a]ft, auch die Pferdedreßur, auch die Kochkunst [.] - Man darf ja nur die einzelnen Erfahr[u]ng[e]n u[nd] Kenntn[i]sse der Empirie in Verbind[un]g, in Zusammenh[a]ng bringen mit andern schon bekannten Wahrh[ei]t[e]n 4248 begründen - so hat man philos[ophische] Erk[e]n[n]tn[i]ß gewonnen. Es wäre hienach gar kein Grund da [,] gerade d[ie]se unteren Gebiete d[e]s Daseyns auszuschließ[en], denn es findet kein wesentl[icher] Unt[e]rsch[ie]d statt zwisch[en] d[ie]s[e]n Dingen u[nd] den üb[ri]g[en,] z.B. geschichtl[ichen] od[er] naturwiss[e]nsch[a]ftl[ichen] im engern Sinne od[er] juridis[c]hen; Wirkliches, Thatsächl[iches] sind sie auch, d[a]h[er] mit and[erm] Thatsächl[ichem] zu verbinden [,] zu begründen. Dennoch will das Niemand recht munden, d[a]ß die Kochkunst od[er] Pferdedreßur G[e]g[e]nst[a]nd philos[ophischer] Spekulation seyn soll [.] - Ein Wissen - im Unterschied v[on] bloß[er] Erfahr[u]ng - läßt sich wohl gewinnen - selbst eine Wiss[e]nsch[a]ft [,] [212vr/ 213rl] d.h. ein zusammenhängendes, sich gegenseit[i]g begründendes Wißen - man darf ja nur v[on] ein[em] sichern H[au]ptgr[u]ndsatz, der unbestreitbar wahr ist [,] ausgehen u[nd] darauf Alles Andere zurückführen. (Eine Wiss[e]nsch[a]ft d[er] Pferdedreßur würde v[ie]ll[ei]cht sich gründen u[nd] begründ[en] d[u]rch d[ie] Natur des Pferdes.) - Allein d[a]d[u]rch käme immerhin wohl 4242 „d[a]ß“ über der Zeile. 4243 Randbemerkung [212vl] : „Vereinerleiung v[on] Wiß[en]sch[a]ft, Spekul[ation,] Philosophie -“. 4244 Unleserliche Wörter über der Zeile. 4245 Randbemerkung [212vl] : „Philos[ophie] hier = Wiss[en]sch[a]ft gen[ommen] (? )“. 4246 In der Zeile folgendes „d[a]d[u]rch“ gestrichen. 4247 Randbemerkung [212vl] : „Wenn gesagt wäre [,] welche Wahrh[ei]t u[nd] welche Erk[enn]t[n]iß so begrü[n]det u[nd] i[n] Zusa[mmen]h[a]ng gebra[c]ht werd[en] soll, d[am]it Philos[ophie] [en]tstehe - d[a]ß es nä[m]l[ich] die höh[ere] Wahrh[ei]t - d[ie] Idealit[ä]t sey - u[nd] [n]i[c]ht die platte Wirkl[i]chk[ei]t [,] dann könnte man d[ie]s[e] Stell[un]g d[e]r Aufg[abe] f[ü]r d[ie] Philos[ophie] gelt[en] laß[en,] so aber [n]i[c]ht! -“ 4248 In der Zeile folgendes „zu“ gestrichen. <?page no="524"?> 514 nur empirische Wiss[e]nsch[a]ft zu Stande im Unt[e]rsch[ie]d v[on] d[er] bloß[en] Praxis, od[er] der bloßen zusammenhangslosen Empirie - u[nd] erkannt würde hiebei nur die Wirkl[i]chk[ei]t in ihr[em] thatsächl[ichen] Zusammenhang, nicht aber Wahrh[ei]t in jenem höh[ern] Sinn - von der d[ie] Rede war. Bei d[ie]s[e]r Auffaß[u]ng v[on] Philos[ophie] u[nd] Spekulation würden d[ie] empiris[c]h[en] Wiss[e]nsch[a]ft[e]n ganz wegfall[en], es gäbe nur Empirie od[er] Philosophie [,] d.h. Wiss[e]nsch[a]ft. 4249 Es wäre also jede Wiss[e]nsch[a]ft, Chemie, Physik, Technik etc. eben als solche [,] als Wiss[e]nsch[a]ft, schon auch Philosophie 4250 [.]- Das aber ist doch wieder denen nicht genehm, die jene Aufg[abe] der Philos[ophie] stelle[n]. - ist auch geg[en] allen Sprachgebrauch [,] u[nd] das Ganze kommt eben v[on] ein[er] unklaren u[nd] falschen Auffaß[un]g des Wesens d[er] Philosophie [.] - Bei d[ie]s[e]r Auff[a]ß[un]g müßte die Philos[ophie] als solche vers[c]hwinden u[nd] nur d[ie] empiris[c]h[en] Wiss[e]nsch[a]ft[en] blieb[en] - es gäbe nur mehr Fachwiss[e]nsch[a]ft[en]. Denn jenen Zusammenhang der einzeln[en] Erk[e]n[n]tn[i]ße u[nd] jene Begründ[un]g des noch Unbekannt[en] d[u]rch Bekanntes stellen die empiris[c]h[en] Wiss[e]nsch[a]ft[en] schon selbst her u[nd] sind eben deßwegen Wiss[e]nsch[a]ft[en]. 4251 D[ie]s[e]r Zusammenhang wird ja selbst gefund[en] durch d[a]s empiris[c]he Forschen, Untersuch[en], Experimentir[en,] durch richt[i]g[e] Erk[e]n[n]tn[i]ß des Thatsächl[ichen]. Hiebei ist der wiss[e]nsch[a]ftl[iche] G[ei]st selbst schon mitthätig u[nd] selbst dann apriorisch[e]r Besitz d[e]s G[ei]st[e]s - d.h. sein nicht leeres [,] sond[ern] 4252 inhaltvolles Vermögen d[e]s Erkennens ist dabei thätig. Das empiris[c]he u[nd] wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Moment läßt sich gar nicht trennen [.] - V[on] Philos[ophie] ist aber hiebei gar keine Rede. Und wie es nicht Philos[ophie], sond[ern] blos Wiss[e]nsch[a]ft ist, den Zusammenh[a]ng der einzel[nen] Erk[e]n[n]tn[i]ße Ein u[nd] ders[e]lb[en] Wiß[en]sch[a]ft zu find[en], so ist es auch nicht Philos[ophie], den Zusammenh[a]ng zw[i]sch[en] d[ie]s[en] einzel[nen] e[m]piris[c]h[en] Wiss[en]sch[a]ft[en] selbst herzustell[en] - (Ritter) 4253 [.] 4254 [213rl/ 213vr] 4249 Randbemerkung [213rr] : „Alle empiris[c]h[en] Wiss[e]nsch[a]ft[en] od[er] die Philosophie würde überflüß[i]g od[er] identisch -“. 4250 Über der Zeile „Spekulatio[n]“, daran schließt offenbar die Randbemerkung [213rr] an: „wenn sie nur ihre Erk[e]n[n]t[ni]ße [n]i[c]ht zusa[mmen]ha[n]gslos lieg[en] ließe od[er] neb[en] einander hinstellte -“. 4251 Randbemerkung [213rr] : „Die Zusammenst[e]ll[un]g d[er] einzel[nen] Erk[enn]t[ni]ße zu wiss[en]sch[a]ftl[ichen] Syst[emen] u[nd] d[ie] Zus[ammen]st[el]l[un]g d[ie]s[e]r Syst[eme] zu ein[em] größ[eren] Ganz[en] kann in gl[e]i[c]her Weise v[on] d[en] emp[i]ris[c]h[en] W[i]ss[en]s[c]h[a]ft[en] g[e]scheh[en] - u[nd] es ist kei[n] Gru[n]d d[ie]s[e]s Thu[n] Philosophie zu ne[nnen.] H. Ritter: Der Philos[ophie] ist die Aufg[abe] gestellt, d[a]s Ganze [,] d[en] Zusa[mmen]h[an]g der Wiss[en]sch[a]ft[en] zu verleih[en]“. 4252 „nicht leeres [,] sond[ern]“ über der Zeile. 4253 „Ritter“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 4254 Randbemerkung [213rr] : „Es ist dieß alles nur empiris[c]h[e] Wiss[en]sch[a]ft [,] d.h. eine wiss[en]sch[a]ftl[iche] Erk[enn]t[ni]ß der Welt im Lichte des (ursp[rün]gl[ichen]) Weltbewußts[e]y[n]s (I[n]halt [„im Lichte der“ über der Zeile] der Kategorien) [.] - Philosophie aber, i[n] so f[e]rn sie es [m]it d[er] Welt zu thu[n] hat [,] ist: wiss[en]sch[a]ftl[iche] Erk[enn]t[n]iß der Welt i[m] Lichte d[e]s G[o]tt[e]sbewußts[eyns], im Lichte der Ideen -“. <?page no="525"?> 515 Der größte Th[ei]l der neu[ern] Philosophie stellt der Philosophie wenigst[e]ns als erste u[nd] Haupt-Aufg[abe] dieß: Wissensch[a]ftslehre im weit[e]rn Sinn 4255 zu seyn, d[a]s Wißen, d[a]s Erkennen 4256 selbst zu lehren, die Wiss[e]nsch[a]ft d[e]s Wissens u[nd] damit der Wiss[e]nsch[a]ft der Wiss[e]nsch[a]ft[e]n zu seyn. 4257 Alle übrig[en] Wiss[e]nsch[a]ft[en] sollen ihre erk[ennen]de 4258 Thät[i]gk[ei]t v[on] ihr lernen u[nd] indem sie v[on] d[ie]s[er] Fundamentalphilos[ophie] 4259 durchdrungen wär[en,] den Charakter philosoph[ischer] Disciplinen erhalt[en.] D[ie]se Fundamentalphilos[ophie] soll näml[ich] die theoret[ische] Philos[ophie] seyn, welche angewendet auf d[ie]s[e] and[eren] Wissensgebiete die pract[ische] Philos[ophie] zu Stande bringe. Das Gebiet d[ie]s[er] theoret[ischen] Philos[ophie] od[er] d[ie]s[e]r Wiss[e]nsch[a]ftslehre od[er] Fundamentalphilos[ophie] ist üb[ri]g[e]ns keineswegs bestimmt abgegränzt [,] sond[ern] selbst noch sehr unbestimmt. 4260 Man versteht darunter häufig Psychologie - Logik, wohl auch noch Metaphysik; oder man bezeichnet als solche Fundamentalphilos[ophie] die Erk[e]n[n]tn[i]ßtheorie, die Erforsch[u]ng u[nd] Darstell[u]ng der Art u[nd] Weise [,] wie uns[er] Erkennen möglich ist u[nd] zu Stande kommt; od[er] man nennt sie geradezu Wiss[e]nsch[a]ftslehre [,] worunter selbst wieder der Eine nur di[e] Erforsch[u]ng der subj[ectiven] u[nd] obj[ectiven] Beding[u]ng[e]n u[nd] Voraussetz[u]ng[e]n versteht, die uns[erm] Wissen zu Grunde liegen, wod[u]rch es möglich wird [,] u[nd] welche Bedeut[un]g ihm hienach zukommt 4261 ; Andere dehnen d[ie] Wiss[e]nsch[a]ftslehre aus auf Erken[n]tn[i]ßtheorie (Art Psychologie), 4262 Logik [,] Lehre v[om] Denken 4263 [,] Ontologie (Lehre v[on] d[en] Kategorien od[er] Erk[e]n[n]tn[i]ßbeding[u]ng[en] u[nd] Formen) u[nd] Teleologie od[er] 4264 Metaphysik. 4265 Man kann hienach unter d[ie]s[er] theoret[ischen] Philos[ophie] 4266 , welche die reine od[er] eig[e]ntl[iche] Philosophie sein soll, all die genannten Discipli[nen] zusammenfaßen: Psychologie - Logik [,] Lehre v[om] Denken u[nd] d[en] Denkformen [,] Ontologie 4267 [,] Kategorien [,] Erk[e]n[n]tn[i]ßtheorie u[nd] Wiss[e]nsch[a]ftslehre - th[ei]lweise auch d[ie] Metaphysik. [213vr/ 214rl] 4255 „im weit[e]rn Sinn“ über der Zeile. 4256 „d[a]s Denken“ über der Zeile. 4257 Randbemerkung [213vl] : „Philos[ophie] = Wiss[e]nsch[a]ftsl[ehre]“. 4258 „erk[ennen]de“ über der Zeile. 4259 „philosophia prima“ über der Zeile. 4260 Randbemerkung [213vl] : „Schwankende Begränz[u]ng der theoret[ischen] Philos[ophie]“. 4261 „Ulrici“ über der Zeile. 4262 In der Zeile folgendes „Onto[logie]“ gestrichen. 4263 „Lehre v[om] Denken“ über der Zeile. 4264 In der Zeile folgendes „Ont[ologie]“ gestrichen. 4265 „Chalybaeus“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 4266 Randbemerkung [213vl] : „Theoret[ische] Philos[ophie] = Psych[ologie], Erk[enn]t[n]ißthe[orie,] Logik, Ontologie, Wiss[en]sch[a]ftslehre, Metaphysik“. 4267 „Ontologie“ über der Zeile. <?page no="526"?> 516 §: 1 Aufg[abe] d[er] Philos[ophie] 4268 F[o]rts[etzung] Es fragt sich nun, ob eine d[ie]s[er] Disciplinen od[er] alle zusammen, den Namen Philosophie mit Recht verdienen u[nd] ob v[on] ihnen aus der philos[ophische] Charakter auch auf die and[eren] Wiss[e]nsch[a]ft[e]n übergehen 4269 kann. 4270 Was nun zuerst die Psychologie betrifft 4271 [,] so pflegt man da schon einen Unt[e]rsch[ie]d zu machen zw[i]sch[en] empiris[c]h[er] u[nd] rationaler Psychologie; die erste soll nicht Philos[ophie] seyn [,] sond[ern] nur die zweite - die rationale. - Schon d[ie]se Unt[e]rsch[ei]d[un]g od[er] Trennung d[er] Psychologie ist schief u[nd] falsch, u[nd] unmöglich. Unter empiris[c]h[er] Psych[ologie] versteht man die Erk[e]n[n]tn[i]ß d[er] M[e]nsch[e]nseele aus d[er] Erfahr[u]ng, aus d[en] Vorkommnissen im Seelenleben der M[e]nschh[ei]t, wohl auch aus Experimenten, aus d[en] thatsächl[ichen] 4272 Aeußerungen der Seele. Das ist demnach eine empiris[c]he Wiss[e]nsch[a]ft u[nd] als solche zunächst nicht Philosophie. Man thut aber Unrecht, wenn man ihr die rationale Psych[ologie] als philos[ophische] Disciplin an d[ie] Seite od[er] gegenüber stellt. Denn entwed[er] muß man unt[er] rational[er] Psych[ologie] 4273 die Erfors[c]h[u]ng u[nd] Erk[e]n[n]tn[i]ß der Seele, ihres Wesens, ihrer Kräfte u[nd] Thätigk[ei]t aus sich selber 4274 u[nd] d[u]rch bloß[es] Denken, d[u]rch unmittelb[are] 4275 Reflexion auf sich selber, auf Gr[u]ndl[a]ge der immanenten Denkkraft [verstehen]. 4276 Das aber ist einseit[i]g, wie es hier genommen wäre unmöglich, denn die Seele kann sich selbst so wenig à priori aus sich selbst construiren u[nd] erkennen, als sie die Natur rein aus sich selbst, blos d[u]rch immanente Denk[en]sbeweg[un]g ohne Erfahr[u]ng aus sich selbst construir[en] kann - (der M[e]nsch kommt im Grunde nie zur vollen Erk[e]n[n]tn[i]ß d[e]s eigenen Wesens) [,] andrers[ei]ts aber ist auch d[ie] empiris[c]h[e] Psych[ologie] nicht d[as] G[e]g[e]nth[ei]l v[on] rational[er] Erforsch[un]g, ist nicht irrationales od[er] rationsloses Thun, 4277 sond[ern] ist selbst nur möglich dad[u]rch [,] d[a]ß d[ie] menschl[iche] Ration, d[ie] menschl[iche] Erk[e]n[n]tn[i]ßkr[a]ft fortwährend dabei thätig ist, erkennend die Thatsach[en], sie beurth[ei]l[en]d, sie combinirend, v[on] ihnen aus weiter construir[en]d u[nd] die einzelnen gewon[n]enen Erk[e]n[n]tn[i]ße werd[en] dann verbund[en] zu immer größeren Complex[en] der Erk[e]n[n]tn[i]ß, endl[ich] zum wiss[e]nsch[a]ftl[ich]en System d[er] Seelenerk[e]n[n]tn[i]ß, zur Psychologie. 4268 „8“ am oberen Seitenrand [214rr] ; „8“ bezeichnet den Bogen. 4269 „übergehen“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „übergeht“. 4270 Randbemerkung [214rr] : „Ob d[ie]s[e] Discipl[inen] einzeln od[er] zusamm[en] Philos[ophie] seyen -“. 4271 Randbemerkung [214rr] : „Ob Psychologie.“ 4272 „thatsächl[ichen]“ über der Zeile. 4273 Randbemerkung [214rr] : „Ob rationale Psych[ologie] à priori“. 4274 „sich selber“ über der Zeile. 4275 „unmittelb[are]“ über der Zeile. 4276 Randbemerkung [214rr] : „abgeseh[en] v[on] empiris[c]h[er] Psych[ologie] - die hienach rationslos“. 4277 Randbemerkung [214rr] : „Ob d[ie] empiris[c]h[e] Psych[ologie] irrational“. <?page no="527"?> 517 Versteht man aber unter rationaler [214rl/ 214vr] Psychologie die Erforsch[u]ng d[e]s 4278 Wesens der Seele, ihrer Erscheinungen u[nd] Thätigk[ei]t[e]n [,] ihr[em] letzten Grunde nach - so ist das gar nicht möglich, wenn man nicht das schon erkannt hat [,] was denn der letzte Grund alles Daseyns sey, ob das [,] was man G[o]tt nennt od[er] irg[e]nd etwas Andres. 4279 Sollte demnach auf d[ie]se Weise d[ie] Psych[ologie] zu einer philos[ophischen] Disciplin werden, so könnte das nur geschehen d[a]d[u]rch [,] d[a]ß sie sich in Verbind[un]g setzte mit der Wiß[e]nsch[a]ft v[om] absolut[en] od[er] g[ö]ttl[ichen] Wesen [,] sie erhielte also ihren philos[ophischen] Charakter v[on] d[ie]s[er] Wiss[e]nsch[a]ft - die wir als die Centralod[er] Fundamentalphilos[ophie] bezeichnet haben. 4280 Man 4281 möchte 4282 v[ie]ll[ei]cht noch so sagen: Die rationale Psych[ologie] als philos[ophische] Disciplin haben (sic! ) eb[en] die Aufg[abe,] d[u]rch Betracht[un]g u[nd] Erforsch[un]g d[er] menschl[ichen] Seele, ihrer Kräfte u[nd] Aeußer[u]ng[e]n 4283 [,] ihr Wesen 4284 zu erkennen u[nd] v[on] d[ie]s[er] Erk[e]n[n]tn[i]ß aus auf d[en] Gr[u]nd u[nd] Urspr[u]ng ders[e]lb[e]n zu schließ[en,] also d[a]d[u]rch gerade auf d[ie] Kenntn[i]ß des Absolut[en] od[er] Göttl[ichen] zu kommen. 4285 Allein d[ie]s[e]s Aufsteigen in d[ie] Erk[e]n[n]tn[i]ß v[om] Relativen [,] Psychisch[en] 4286 z[um] Absoluten ist entweder unmögl[i]ch - od[er] nur mögl[i]ch so [,] d[a]ß man v[om] r[e]l[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyn], also v[om] Inhalt d[er] Seele u[nd] d[e]s geist[i]g[en] Lebens der M[e]nschh[ei]t üb[er]h[au]pt ausgeht. Wollte man v[on] d[ie]s[em] höchst[en] Inhalt 4287 , d[ie]s[er] höchst[en] Thät[i]gk[ei]t d[er] menschl[ichen] Seele - v[om] r[e]l[i]g[iö]s[en] Glaub[en] u[nd] Bew[u]ßts[eyn] absehen u[nd] blos d[u]rch Erforsch[un]g d[er] and[ern] Kr[ä]fte u[nd] Thät[i]gk[ei]t[e]n sich d[ie] Erk[e]n[n]tn[i]ß d[e]s Absolut[en], also eig[e]ntl[iche] philos[ophische] Erk[e]n[n]tn[i]ß erringen, so käme man nie zur wahren Erk[e]n[n]tn[i]ß d[ie]s[es] Absoluten, schon daru[m] nicht [,] weil man ohne Ahnung u[nd] Bew[u]ßts[eyn] auch nicht z[um] Suchen d[e]ss[e]lb[e]n käme, jed[e]nf[a]lls aber käme man nicht z[um] wahren Absolut[en], weil man v[on] d[em] verstümmelt[en] Inhalt der Seele - ja e[iner] verstümmelt[en] M[e]nsch[e]nseele ausginge - von verstümmelt[em] Abbild kann man aber nie auf d[a]s reine Urbild komm[en.] Ginge man aber bei d[ie]s[er] rational[en] 4278 „d[e]s“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „der“. - In der Zeile folgendes „Seele“ gestrichen. 4279 Randbemerkung [214vl] : „Rationale Psychol[ogie] = Metaphysik“. 4280 Randbemerkung [214vl] : „ad Ontologie a) soll[en] d[ie] Kateg[orien] blos als Formal[ien] gelt[en], dann ist das Ges[c]häft leere Formelkrämerei [,] b) soll[en] sie real[en] Werth hab[en], dann wird z[um] Voraus b[e]sti[mm]t [,] was All[e]s sey[n] soll, ohne auf d[ie] Sache zu seh[en.] - Alles [m]uß si[c]h i[n] d[as] Fächerwerk einfüg[en] laß[en] - wahre Erk[enn]t[n]iß ist [m]ögli[c]h -“. 4281 „k“ in der Zeile gestrichen. 4282 „Es ließ aber mehr“ über der Zeile. 4283 In der Zeile folgendes „nach ihr[em] Grund“ gestrichen. 4284 In der Zeile folgendes „W“ gestrichen. 4285 Randbemerkung [214vl] : „Ob man nicht gerade v[on] d[er] Seele ausgeh[en] könne, um z[um] Absolut[en] zu komm[en]“. 4286 „Psychisch[en]“ über der Zeile. 4287 In der Zeile folgendes „d“ gestrichen. <?page no="528"?> 518 Psych[ologie] v[on] d[er] höchst[en] Function u[nd] Thät[i]gk[ei]t der menschl[ichen] Seele aus [,] v[on] d[em] r[e]l[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyn], um G[o]tt u[nd] damit Gr[u]nd [,] Wes[en,] 4288 Ursp[run]g d[er] Seele zu erforschen u[nd] zu erkennen [,] so thäte man hiebei aber das, was d[ie] Philos[ophie] thut [,] um ihr eig[e]ntl[iches] Object - d[a]s Göttl[iche] - zu erfors[c]h[en]. 4289 [214vr/ 215rl] Was so v[on] d[er] Psych[ologie] gilt, das gilt auch v[on] d[er] Erk[e]n[n]tn[i]ßtheorie 4290 od[er] Wissensch[a]ft des Wissens, Wissenschaftslehre, insofern man ihr die Aufg[a]be stellt, die Möglichk[ei]t des Erkennens od[er] Wissens [,] die Beding[u]ng[e]n (subj[ective] u[nd] obj[ective]) und die Bedeut[un]g d[e]s Erkennens u[nd] Wissens zu erforschen u[nd] d[a]d[u]rch ein bewußtes Wissen u[nd] Erkennen zu begründen. 4291 Insofern hiebei der menschl[iche] G[ei]st selbst mit s[einer] erkennend[en] Thätigk[ei]t in’s Auge gefaßt u[nd] in ders[e]lb[e]n beobachtet u[nd] erforscht wird [,] geschieht dabei nichts andres, als auch bei d[er] Psych[ologie] üb[er]h[au]pt geschieht u[nd] es gilt das dort bemerkte [.] Man hat keinen Grund [,] d[ie]s[e] Unters[u]ch[un]g u[nd] Erk[e]n[n]tn[i]ß 4292 Philos[ophie] zu nennen im Unt[e]rsch[ie]d v[on] d[en] üb[ri]g[en] Wiss[en]sch[a]ft[en]. Es wird ein ird[i]s[c]h[es] Factum, ein menschl[iches] Thun betrachtet - nennt man d[ie]s[es] Philos[ophie], dann muß man auch die Lehre v[om] Gefühl geradezu Philos[ophie] nennen, u[nd] die Betracht[u]ng u[nd] Erforsch[u]ng der Thät[i]gk[ei]t[e]n u[nd] Beweg[u]ng[e]n d[e]s Willens muß ebenfalls Philos[ophie] seyn; - philos[ophisches] Thun ist dann wohl auch jede Gewissenserforsch[u]ng. 4293 À priori kann auch d[ie] Wiss[e]nsch[a]ft d[e]s Wissens nicht 4294 construirt werden [,] 4295 sond[ern] nur d[u]rch Beobacht[u]ng d[e]s Thatsächl[ichen,] d[e]s empiris[c]h[en] wirkl[ichen] Thuns d[e]s G[ei]st[e]s 4296 wird sie gewonnen im Zusammenwirk[en] mit d[er] Erk[e]n[n]tn[i]ßpot[en]z d[e]s M[e]nsch[e]n (mit d[em] aprior[ischen] Fond) wie bei jed[er] andern wiss[e]nsch[a]ftl[ichen] Thät[i]gk[ei]t u[nd] Untersuchung [,] z.B. der Wirks[a]mk[ei]t der organis[c]h[en] Kr[ä]fte in ihr[em] Entwickl[un]gsproceße. 4297 - Aber [,] möchte man sagen [,] d[u]rch Erforsch[u]ng der Beding[un]g[en] u[nd] Gesetze des Erkennens u[nd] 4288 „Wes[en]“ über der Zeile. 4289 Randbemerkung [214vl] : „Also: a) Die Psych[ologie] ist an sich eine empiris[c]he Wiss[en]sch[a]ft wie jede andere Naturwiss[en]sch[a]ft [.] b.) Philos[ophie] aber wird sie nur d[u]rch Verbi[n]d[un]g mit d[er] R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie]“. 4290 Randbemerkung [215rr] : „Ob Erk[e]n[n]t[ni]ßtheorie = Philos[ophie]“. 4291 Randbemerkung [215rr] : „Th[ei]lw[ei]se = Psychologie“. 4292 „des Erkennens“ am Seitenrand [215rr] eingefügt. 4293 Randbemerkung [215rr] : „Wenn d[ie] Betr[a]cht[un]g d[e]r Entwickl[un]g d[e]s Erk[enn]t[n]ißvermög[en]s, d[e]s Erk[ennen]s Philos[ophie], dann au[c]h d[ie] Erfors[c]h[un]g d[e]s Wachs[en]s -“. 4294 In der Zeile folgendes „b“ gestrichen. 4295 Randbemerkung [215rr] : „Ob aprior[ische] Constr[uction] = Philos[ophie] u[nd] möglich.“ 4296 Einfügung am Seitenrand [215rr] : „in den and[ern] Wiss[e]nsch[a]ft[en]“. 4297 Einfügung am Seitenrand [215rr] : „D[a]s Wiss[en] selber, als g[ei]st[i]g[e] Thät[i]gk[ei]t zu erforsch[en], ohne d[en] I[n]halt d[e]s Wiss[en]s, ist üb[er]h[au]pt gar [n]i[c]ht mögli[c]h [,] weil es k[e]i[n] Wiss[en] an sich [„inhaltloses“ über der Zeile], oh[ne] Gewußtes gibt [,] d[a]h[er] z.B. Fichte [m]it d[em] Wiss[en] zugl[e]ich d[en] G[e]g[en]st[an]d d[e]s Wiss[en]s erk[ennen] wollte [.] - Wiß[en]sch[a]ftslehre ist [n]i[c]ht = Lehre v[om] Wiss[en,] s[on]d[ern] Lehre v[om] Dasey[en]d[en,] G[o]tt u[nd] Welt, eb[en] weil es ei[n] Wiss[en] oh[ne] Gewußt[e]s [n]i[c]ht geb[en] kann -“. <?page no="529"?> 519 Wissens wird eben für d[ie] and[ern] Disciplinen ein bewußtes Wissen möglich u[nd] das ist ein philos[ophisches] Wissen. 4298 Das Bewußts[eyn] des Vorgangs bei d[em] Wissen u[nd] Erkenn[en] zu erring[en,] mag Ziel der Wiss[e]nsch[a]ftslehre seyn - (wie d[ie] neu[ere] wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Botanik den Verlauf d[er] Entwick[lu]ng d[er] Pflanze zu gewinn[en] sucht.) - aber warum ein bewußtes Wissen ein philos[ophisches] genannt werden soll [,] ist nicht einzusehen. 4299 Durch Hinzutritt d[ie]s[es] klaren Bewußts[eyns] der 4300 geist[i]g[en] Vorgänge bei d[em] Forschen in jedem Erk[e]n[n]tn[i]ß-Gebiete mag d[ie]s[e]s Forschen geläutert, geschärft [,] gereinigt werden, es wird aber gar kein wesentl[ich] [215rl/ 215vr] anderes - d[u]rch d[ie]s[e] Wissensch[a]ftslehre - u[nd] zudem ist nirgends die Gränze genau zu ziehen, wo d[a]s Bewußts[eyn] (seiner selbst) Forschen beginnt u[nd] aufhört. Und wiederum - wenn d[u]rch d[ie]se Wiss[e]nsch[a]ftslehre uns[er] Wissen u[nd] Erkennen ein philos[ophischer] 4301 Charakter verliehen würde [,] so müßte dazu jedes unbedeutendste Denken üb[er] jeden unbedeutendst[en] G[e]g[e]nst[a]nd bei ein[em] Solch[en] b[e]ständ[i]g philosoph[isch] seyn, der einmal d[u]rch die Schule d[ie]s[e]r Wiss[e]nsch[a]ftslehre gegangen. 4302 (Legt man aber auf das Moment Gewicht [,] d[a]ß durch d[ie] Wissensch[a]ftslehre die Bedeut[un]g unsres Wissens erkannt werden soll 4303 - u[nd] d[a]ß d[ie]s[e]s richt[i]g[e] Urth[ei]l hierüb[er] wesentl[ich] Philos[ophie] sey, so stellen wir d[ie]s[e]s nicht sogleich u[nd] geradezu in Abrede, müß[en] aber den Sinn hievon genauer erwägen. - Die Bedeut[un]g d[e]s menschl[ichen] Wissens kann nur dann richtig bestimmt werden, wenn wir Natur u[nd] Wesen des wissenden menschl[ichen] G[ei]st[e]s richtig erkennen od[er] erkannt haben; 4304 d[ie]se Bedeut[un]g d[e]s m[en]schl[ichen] G[ei]st[e]s [,] s[eine] Natur 4298 Randbemerkung [215rr] : „Ob bewußtes Wissen = Philos[ophie]“. 4299 Einfügung am Seitenrand [215rr/ 215vl] : „ad aprior[isches] Wiss[en: ] Die Betr[a]cht[un]g der Thät[i]gk[ei]t d[e]s Wiss[en]s ist i[m] Gru[n]de selbst wieder eine empiris[c]he Wiss[en]sch[a]ft, weil ei[ne] Thatsache u[nd] Erfahru[n]g - d[es] Wiss[en]s od[er] Forsch[ung]sthät[i]gk[ei]t in’s Auge gefaßt wird. - [215rr/ 215vl] Und die Wiss[en]s[c]h[a]ftslehre selber wäre demnach noch kein bewußt[e]s Wiss[en,] daru[m] wohl au[c]h [n]i[c]ht Philos[ophie] - also gerade d[a]s die Philos[ophie] b[e]i all[en] and[ern] Wiß[en]s[c]h[a]ft[en] erzeug[en]de wäre selber k[e]i[ne] Philos[ophie] - weil k[e]i[n] bewußt[e]s Thun u[nd] D[en]k[en,] s[on]d[ern] d[ie]s[e]s erst anbahn[en]d -“. 4300 In der Zeile folgendes „Vo“ gestrichen. 4301 „philos[ophischer]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „wiss[e]nsch[a]ftl[icher]“. 4302 Einfügung am Seitenrand [215vl] : „wenn es nur auf d[ie] [„d[ie]“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „d[ie]s[e]“] Form (Bew[u]ßts[eyn] v[om] Wiss[en]) ankomme [,] d[a]ß d[a]s Wiss[en] ein philos[ophisches] sey u[nd] nicht auf d[en] I[n]halt.“ 4303 Randbemerkung [215vl] : „Ob Erk[enn]t[n]iß der Bedeut[un]g uns[res] Wiss[en]s = Philos[ophie]“. 4304 Randbemerkung [215vl] : „Ob die Erk[enn]t[n]iß [,] wie d[a]s Wissen mögli[c]h [,] wie erk[ennen]der G[ei]st - Subject u[nd] Erkannt[e]s (Obj[ect]) zusamm[en]komm[en] - was man ja b[e]stä[n]d[i]g für ei[n] H[au]ptproblem der Philos[ophie] erklärt [.] - Aber wie kann denn d[a]s wohl erkannt werd[en]? Wohl [n]i[c]ht anders als d[u]rch Betr[ac]ht[un]g, Erfors[c]h[un]g d[e]r b[ei]d[en] Factor[en,] also d[u]rch empiris[c]he Wiss[en]s[c]h[a]ft [.] - Oder d[u]rch Erforsch[un]g eines üb[er] ih[m] schweb[en]d[en] höhern Factors [,] d[e]s Absolut[en], Göttl[ichen] - also R[e]l[i]g[ion]sphil[o]s[ophie,] die zu zeig[en] hat - ob d[a]d[u]rch Erk[ennen], Wiss[en] mögli[c]h, d[a]ß beide Facto[ren] i[n] je[nem] höh[ern,] absol[u]t[en] Ei[n]s sey[en.] - <?page no="530"?> 520 u[nd] s[ein] Wesen erkennen wir aber nur d[u]rch Erforsch[u]ng d[e]ss[e]lb[e]n, d[u]rch Erforsch[u]ng seiner Gesetze, seines Inhalts - seines Bew[u]ßtseyns, also wohl auch vor Allem d[u]rch s[ein] r[e]l[i]g[iö]s[es] Bew[u]ßts[eyn] u[nd] der Bedeut[un]g davon u[nd] d[u]rch Betr[a]cht[un]g seines Wesens im Lichte d[ie]s[e]s G[o]tt[e]sbewußtseyns - u[nd] da kommen wir dann wied[er] darauf hinaus [,] d[a]ß d[u]rch die wissensch[a]ftl[iche] Erforsch[u]ng u[nd] Erken[n]tn[i]ß des G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyns] als der Fundamentalphilos[ophie] auch das menschl[iche] Wißen nach s[einem] Werth u[nd] s[einer] Bedeut[u]ng richtig erkannt u[nd] gewürd[i]gt - u[nd] die Lehre davon 4305 zu einer philos[ophischen] Disciplin im eig[e]ntl[ichen] Sinne erhoben werden könne.) Man möchte v[ie]ll[ei]cht besond[ers] die sog[enannte] Ontologie [,] d.h. die Lehre v[on] d[en] Kategorieen, v[on] d[en] Erk[e]n[n]tnißformen des menschl[ichen] G[ei]st[e]s als rein philos[ophische] Disciplin [,] als 4306 Fundamentalphilos[ophie] geltend zu machen geneigt seyn, 4307 wie den[n] gerade auf d[ie]s[em] Gebiet die neuere Philos[ophie] ihre größten Anstreng[u]ng[e]n unternommen hat v[on] Kant’s Kritik der reinen Vernunft an bis z[u] Hegels Logik, Selbst d[ie] neuest[en] Vertreter d[er] Philos[ophie] [215vr/ 216rl] §: 1 Aufg[abe] d[er] Philos[ophie] 4308 F[o]rts[etzung] legen darauf das H[au]ptgewicht u[nd] finden darin die H[au]pt-Aufg[abe] d[er] Philosophie. In der That hat die B[e]h[au]pt[u]ng auch viel Schein für sich, d[a]ß man zuvor in’s Klare u[nd] Sichere gekommen seyn müße üb[er] den Werth u[nd] d[ie] Bedeut[un]g der menschl[ichen] Erk[e]n[n]tn[i]ßkräfte, Erk[e]n[n]tn[i]ßgesetze od[er] Normen - üb[er] d[ie] sog[enannten] Kategori[en,] die Allgemeinbegr[i]ffe 4309 , die den M[e]nsch[e]ng[ei]st befähig[en] d[a]s Dasey[en]de 4310 zu erkennen, zu unterscheiden, zu ordnen [,] zu beurth[ei]l[e]n; 4311 daß man d[a]h[er] zuvor diese 4312 Normen prüfen müße u[nd] dann erst an d[ie] Erforsch[u]ng des Daseyns gehen könne. 4313 Das hat K[a]nt in s[einer] Kritik d[er] rein[en] Vernunft gethan u[nd] seitd[em] allenth[a]lb[e]n d[ie] Philos[ophie]. Man hat aber schon geg[en] d[as] Unternehmen K[a]nt’s mit Recht eingewendet, er gleiche mit s[einer] P[r]üf[u]ng jenem [,] der nicht eher in’s Wasser gehen wollte als bis er schwimmen könne 4314 ; u[nd] auch das Bedenken erhebt sich sogleich [,] wie denn d[ie]se Fundamentalphilos[ophie], d[ie]s[e] Prüf[u]ng u[nd] Erk[e]n[n]tn[i]ß d[er] philos[ophischen] D[a]s führt u[n]s i[n]d[e]ß z[ur] Katego[r]i[en]lehre“. 4305 „die Lehre davon“ über der Zeile. 4306 In der Zeile folgendes „g“ gestrichen. 4307 Randbemerkung [215vl] : „Ob Ontologie = Philos[ophie]“. 4308 „9“ am oberen Seitenrand [216rr] ; „9“ bezeichnet den Bogen. 4309 Randbemerkung [216rr] : „u[nd] ihr V[e]rh[ä]lt[ni]ß z[um] G[ei]ste d[en] erk[ennen]d[en] u[nd] zum Erkannt[en] -“. 4310 „das Dasey[en]de“ über der Zeile. 4311 In der Zeile folgendes „Man“ gestrichen. 4312 „diese“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „dieß“. 4313 Randbemerkung [216rr] : „a) Mögl[i]chk[ei]t d[ie]s[e]r Ontologie“. 4314 Randbemerkung [216rr] : „wie Hegel s[a]gt ... (? )“. <?page no="531"?> 521 Organe möglich sey, ohne d[a]ß d[u]rch wiederum eine Prüf[u]ng d[ie] erkenn[e]nd[e] Kraft, die üb[er] d[ie]s[e] Kateg[orien] urth[ei]lt u[nd] sie prüft [,] vorausgehe - so d[a]ß also die and[ern] philos[ophischen] Disciplin[en] ohne d[ie]s[e] Prüf[u]ng nicht zu Stande kämen, d[a]g[e]g[e]n ger[a]de d[ie] Fundamentalphilos[ophie] ohne sie möglich wäre. Doch wir sehen hievon ab - d[ie]se Ontologie als reine, eig[e]ntl[iche] Philos[ophie] läßt sich auch 4315 nicht halten aus and[ern] Gründen - ja [,] sie ist, wie man wenigst[e]ns gewöhnl[ich] sie ausbildet [,] eine unmögl[i]che Wiss[e]nsch[a]ft u[nd] bringt dem wahren Wissen u[nd] Erke[nnen] häuf[i]g mehr Verderben u[nd] Schaden als Nutzen, dient häuf[i]g[e]r dazu [,] in Irrth[um] zu führen als zur Wahrh[ei]t zu leiten. Wird näml[ich,] wie d[ie]ß in d[er] Ontologie 4316 so üblich ist, Werth u[nd] Bedeut[un]g der Kategorie[n] ein für allemal bestimmt [,] abgesehen v[on] d[en] bestimmt[en] Erk[e]n[n]tn[i]ßgebiet[en], 4317 abgesehen v[on] obj[ectiver] Realität u[nd] ihrer eig[e]ntl[ichen] Besch[a]ff[e]nh[ei]t, werden sie blos 4318 d[u]rch Denken - à priori - bestimmt u[nd] als Formeln hingestellt [,] nach denen sich nun alles Forschen [,] Erkennen u[nd] Bestimme[n] in d[en] and[ern] Wissensgebiet[en] zu richten habe - so werd[en] d[ie]s[e] and[ern] Wiss[e]nsch[a]ft[en] genöth[i]gt wieder v[on] ein[em] Vorurth[ei]l auszugeh[en,] [216rl/ 216vr] v[on] d[er] Anwendbark[ei]t näml[ich] d[ie]s[er] bestimmt[e]n Kategorien auf jedes Gebiet des Daseyns, als verstünde sich das v[on] selbst; wodurch ein wahres [,] vorurth[ei]lsloses Erforschen unmöglich gemacht wird. Die Formeln sind fertig u[nd] in d[ie]s[e]n muß sich nu[n] jegl[iches] einfügen laßen [.] - Alles wird über den Einen Leisten geschlagen u[nd] auf d[ie]se Weise mechanisch beh[a]nd[e]lt. Z.B. wird die Kategor[ie,] Substanz begriffl[ich] bestimmt ohne Rücksicht auf das Reale, Objective u[nd] die gewonnene Formel wird dann auf Alles angewendet, mag es Geist od[er] Materie, Gott od[er] Welt seyn; Alles muß sich unt[er] d[en] Begr[i]ff „Substanz“ beugen [,] der einmal festgesetzt ist v[on] vorne herein u[nd] d[a]h[er] ist dann sogleich auch alles identis[c]h, weil Alles über d[ie]s[en] Leisten „Substanz“ in gleicher Weise geschlagen wird. In d[ie]s[em] mechanisch[en] Verfahren besteht eig[e]ntl[ich] das Geheimniß der pantheist[ischen] Philosophie, d[u]rch Anwend[un]g ders[e]lb[en] Formeln auf Alles ohne Unt[e]rsch[ie]d wird Alles vereinerleiht u[nd] ein wahres, unbefangenes Erforschen u[nd] Erkennen jedes Daseynsgebietes unmöglich gemacht, weil Alles durch die trübe Brille 4319 d[ie]s[er] Formelwiss[e]nsch[a]ft betrachtet wird. Die Kategorien 4320 sind 4321 allerdings Erk[e]n[n]tn[i]ßno[rm,] sind der Fond des Erk[e]n[n]tn[i]ßvermögens - sind immanente Gesetze u[nd] enth[a]lt[e]n d[ie] Befäh[i]g[un]g d[e]s Erk[ennen]s; allein es fragt sich, ob sie geradezu ohne Unt[e]rsch[ie]d auf 4315 In der Zeile folgendes „dann“ gestrichen. 4316 Randbemerkung [216rr] : „b) Bedeut[un]g d[ie]s[e]r Ontologie“. 4317 Randbemerkung [216rr] : „V[on] all[en] d[ie]s[en] Discipli[nen] gilt ‚v[om] bös[en] G[ei]st i[m] K[re]is herumgeführt’ -“. 4318 In der Zeile folgende unleserliche Buchstaben gestrichen. 4319 Unleserliches Wort über der Zeile. 4320 Randbemerkung [216vl] : „Bedeut[un]g der Kategorieen - wod[ur]ch zu bestimm[en]“. 4321 „mög[en] sie s[e]y[n]“ über der Zeile. <?page no="532"?> 522 jed[es] Gebiet der Objectivität anzuwend[en] sind - ob sie nicht Modifikatio[nen] nach 4322 Sinn u[nd] Bedeut[un]g erleid[en]. Der wahre Werth ders[e]lb[en] wird sich also erst bestimmen laßen d[u]rch Betr[a]cht[un]g u[nd] Erforsch[un]g der Objectivität selbst, aus der sich ergibt - nicht blos [,] welche Kategorien auf das gerade betrachtete Seyn od[er] Wirken Anwend[un]g findet, 4323 sond[ern] auch wie weit u[nd] in welchem Sinne. Wie die Objectivität im gegeb[enen] Fall 4324 den Geist nöthigt u[nd] b[e]st[imm]t 4325 [,] entw[e]d[er] die Kategorie der Quantität od[er] Qualität in Anwend[un]g zu bringen - so nöth[i]gt auch d[ie] Objectivit[ät] bei Gebrauch der Kategorie „Substanz“ zu bestimm[en,] ob es geist[i]g[e] od[er] materielle, göttl[iche], absolute od[er] relative Substanz sey. Also erhalten die Kategorien erst ihre Bedeut[un]g d[u]rch d[ie] verschied[enen] empiris[c]h[en] Wiss[e]nsch[a]ft[en] u[nd] d[u]rch die [216vr/ 217rl] sog[enannte] Ontologie kann nicht ein Universalmittel des wahren Erkennens gefunden u[nd] aufgestellt werden - nicht ein Mechanismus, den man nur überall anwenden dürfte, um Alles nu[n] philos[ophisch] zu erkennen. - Die 4326 Kategori[en] erhalten ihre näh[ere] Modifikat[ion] erst d[u]rch die einzelnen Wiss[e]nsch[a]ft[e]n - Substanz - ob materiell, ob geist[i]g - ob göttl[ich] - Ursache 4327 [-] Wirkung - ob nothw[en]d[i]g, ob frei - u.s.w. Der Name also hilft uns da noch nichts, wir müßen erst sehen, was ihm entspricht. Philos[ophischen] Werth u[nd] ihre philos[ophische] Bedeut[un]g erhalten d[ie] Kategorien selbst erst d[u]rch d[ie] philos[ophische] Grundwiss[en]sch[a]ft. D[u]rch d[ie] Wiß[e]nsch[a]ft [,] die d[a]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] z[um] Inhalt hat - denn d[u]rch d[ie]s[e] Wiss[e]nsch[a]ft muß erst bestimmt werden, welch[en] Sinn, welche Bed[e]ut[un]g jegl[iche] der Kategorieen in B[e]zug auf d[a]s Absolute [,] Göttl[iche] hat u[nd] wie weit sie anzuwenden sey, wie weit nicht. - Die Lehre v[on] d[en] Kategori[en] an sich aber, sey sie nun der Wiss[e]nsch[a]ftslehre einverleibt od[er] als Ontologie selbstständ[i]g od[er] mit d[er] Logik verbunden - 4328 hat man kein Recht [,] eine philos[ophische] Wiss[e]nsch[a]ft od[er] Fundamental-Philos[ophie] zu nennen. 4329 Dasselbe müßen wir auch v[on] d[er] Logik sagen, u[nd] zwar zunächst u[nd] vor Allem v[on] d[er] 4330 sog[enannten] formalen Logik, wie sie auch in neu[erer] Z[ei]t noch mei- 4322 „in“ über der Zeile. 4323 Randbemerkung [216vl] : „Allheit - Ei[n]h[ei]t, Vielheit - Substanz, Accide[n]z [,] Raum, Zeit [,] Causalität, Wechselwirk[un]g etc.“ 4324 „im gegeb[e]ne[n] Fall“ über der Zeile. 4325 „u[nd] b[e]st[imm]t“ über der Zeile. 4326 In der Zeile folgendes „Ontologie“ gestrichen. 4327 „Ursache“ über der Zeile. 4328 Einfügung am Seitenrand [217rr] : „(Oder auch mit d[er] Metaphysik als wiss[en]sch[a]ftl[icher] Gru[n]dlage, als Schema, od[er] Gerippe [,] in d[a]s d[er] I[n]halt eingefaßt wird. -“ 4329 Einfügung am Seitenrand [217rr] : „Warum sollte auch eine bloße Samml[u]ng d[ie]s[e]r Kategor[ien] - deren wahr[en] W[e]rth u[nd] Ursp[run]g sie v[on] d[en] and[ern] Wiss[en]sch[a]ft[en] erhalt[en] - Philosophie seyn? Soll d[ie] Philosophie die Krämerin leerer Formeln sey[n] f[ür] d[ie] and[ern] Wiss[e]nsch[a]ft [en? ] - Will sie [„Ontologie“ über der Zeile] aber [me]hr sey[n] (wie b[e]i Fichte u[nd] Hegel), will sie d[en] W[e]rth d[er] Kateg[orien] u[nd] ihre schlechthinige Gelt[u]ng - dann wird je[ne]s mech[an]ische od[er] ganz willkührl[iche] Verfah[ren] a[n]gew[en]det - u[nd] v[on] d[er] Objectivität wi[r]d [n]i[c]hts erhofft [,] erk[ann]t“. 4330 „alter[n]“ (? ) über der Zeile. <?page no="533"?> 523 stens aufgefaßt u[nd] gelehrt wird - aber auch v[on] d[er] spekulativen - v[on] d[er] zur Metaphysik hinaufgeschraubt[en] od[er] wenigst[e]ns dafür ausgegebenen. Unter der formalen Logik versteht man die Lehre od[er] Wissensch[a]ft v[om] Denken u[nd] seinen Gesetzen; es sollen die Gesetze d[e]s Denkens, der denkend[en] - begreifend[en], Begriffe bild[en]d[en,] 4331 urth[ei]l[e]nd[en], schließend[en] Thät[i]gk[ei]t d[e]s G[ei]st[e]s gefunden werden; die Denkformeln eig[e]ntl[ich], der Gang d[e]s Denkens; es soll das richtige Denken selbst gelehrt werden, d[u]rch wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Erforsch[u]ng d[ie]s[e]r Denkthät[i]gk[ei]t [,] abgesehen v[on] irg[e]nd einem bestimmt[en] Inhalt des Denkens - (u[nd] das soll nun eine philos[ophische] Disciplin in eminent[em] Sinne seyn) [.] 4332 [217rl/ 217vr] Es fragt sich nun [,] ob die Logik, 4333 die Lehre v[on] d[er] formalen Wahrh[ei]t d[e]s Denkens - abgesehen v[on] jegl[ichem] Inh[a]lt - ob d[ie]se Philosophie genannt werd[en] könne - um ihres I[n]halts od[er] um ihrer Form willen. 4334 - Wir müß[en] auch das verneinen; denn was zuerst die Form betr[i]fft - so ist es allerdi[n]gs d[ie] wiss[en]sch[a]ftl[iche]; aber es kann auch 4335 nicht eine apriori construir[en]de seyn, so daß sich etwa hied[u]rch di[e] Logik unterscheide v[on] allen and[ern] Wiss[e]nsch[a]ft[en] u[nd] mit Recht dann als Auszeichnu[n]g den besond[e]r[n] Name[n] „Philosophie“ 4336 verdiente. Die Logik als Lehre v[om] Denken u[nd] d[en] Denkgesetz[en] 4337 kommt auf d[ie]s[e]lbe Weise zu Stande, wie jede and[ere] empiris[c]he Wiss[e]nsch[a]ft, d[u]rch Beobachten des Thatsächl[ichen], also d[e]s wirkl[ichen] Denkens, d[u]rch Reflecti[on] auf d[a]s Denken als bestimmte, inhaltsvolle Thät[i]gk[ei]t d[e]s G[ei]st[e]s u[nd] d[u]rch Abstrahiren allgemeiner Gesetze u[nd] Regeln aus d[ie]s[e]m fact[i]sch[en] Denkverlaufe; d[a]s wirkl[iche] Denken der M[e]ns[c]h[e]n, der M[e]ns[c]hh[ei]t ist also das Object [,] das beobachtet, auf das reflectirt wird; ohne d[ie]s[e]s Material könnte keine Logik zu 4331 „Begriffe bild[en]d[en]“ über der Zeile. 4332 Randbemerkung [217rr] : „a) wir erfah[ren] blos ei[n]e Wirkl[i]chk[ei]t - wirkl[ichen] S[a]chverhalt od[er] Thät[i]gk[ei]tsverlauf - [n]i[c]ht d[ie] Wahrh[ei]t - b) Mit d[e]r Wahrh[ei]t - der object[iven] - hat es d[ie] Logik gar [n]i[c]ht zu thu[n] - d[a]s E[n]tg[e]g[en]gesetzteste ka[nn] verth[ei]d[i]gt w[e]rd[en] - all[en] Sätz[en] geht ei[n] Wenn vor[a]us c) Die Logik hat d[a]h[er] i[mme]r zur Metaphysik gestrebt“. 4333 In der Zeile folgendes „ist“ gestrichen. 4334 Randbemerkung [217vl] : „Ob formale Logik = Philos[ophie]. a) Auch d[ie] Logik e[n]tst[e]ht [n]i[c]ht à priori - s[on]d[ern] zugl[eic]h empiris[c]h - d[a]s wirkl[iche] D[en]k[en] [m]uß betr[ac]htet w[e]rd[en] - u[m] d[ie] Gesetze zu fi[n]d[en] - die dann allerd[in]gs au[c]h auf d[er] Idee d[e]s Selbstb[e]w[u]ßts[eyns] [m]it s[einem] Gr[un]dg[e]s[etz] (? ) basirt w[e]rd[en] - ([m]it d[e]r D[en]knothw[en]d[i]gk[ei]t zusa[mmen]geh[a]lt[en,] wie ja b[e]i d[en] a[n]d[ern] Wiss[en]s[c]h[a]ft[en] au[c]h). b) D[ie] Logik ist ei[n] Organ[on] (? ), Kanon - Instru[men]talphilos[ophie] ist nur br[a]u[c]hbar [,] w[enn] ma[n] d[ie] W[a]hrh[ei]t s[c]h[on] hat - (formale) Wahrh[ei]t d[e]s D[en]k[en]s - [n]i[c]ht ab[er] I[n]halt (material) wahr - d[a]h[er] kann d[er] I[n]halt g[a]nz fals[c]h sey[n.] - c) D[ie] spekulat[ive] Logik aber ist nur mögl[ic]h d[u]r[c]h R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie]“. 4335 „auch“ über der Zeile. 4336 In der Zeile folgendes „auch“ gestrichen. 4337 „a)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. - Dazu die Randbemerkung [217vl] : „a) Nicht - weil sie entsteht wie jede and[ere] [„empirische“ über der Zeile] Wiss[e]nsch[a]ft - Beobacht[en] d[e]s [„d[e]s“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „aus“] Thatsächl[ichen.]“ <?page no="534"?> 524 Stande kommen, wie ohne Beobacht[un]g d[e]s Wachsthums in d[er] Natur keine L[e]hre od[er] Wiss[e]nsch[a]ft der 4338 organisch[en] Entwickl[un]g. Dann aber ist es freil[ich] richt[i]g, d[a]ß hier d[a]s aprior[ische] Moment 4339 - das bei keiner Wiss[en]sch[a]ft, bei keinem Erkennen u[nd] Wissen fehlen darf u[nd] bei k[e]i[nem] 4340 fehlen kann - hier bei der Erforsch[un]g d[e]s Denkens eb[e]nf[a]lls sich geltend macht u[nd] zwar hier ganz b[e]sond[ers] u[nd] in höh[erem] Grad, da es sich hier doch um es selber handelt [,] ein[e] Selbsterk[e]n[n]tn[i]ß - aber d[ie]s[e]s 4341 D[en]k[en], das d[a]s Denken in s[einer] Richt[i]gk[ei]t erforscht u[nd] denkt, muß sich d[a]ss[e]lbe d[u]rch objectivir[en,] um es betracht[en] u[nd] beobacht[en] zu können; producirt es also nicht unmitt[e]lb[a]r in s[einer] Richt[i]gk[ei]t u[nd] formal[en] Wahrh[ei]t. 4342 Es wird also hiebei w[e]s[en]tl[ich] gerade so verfahren wie bei d[en] and[ern] Wiss[e]nsch[a]ft[en] auch, nur der G[e]g[e]nst[a]nd ist ein anderer, das menschl[iche] Denken näml[ich] - aber d[ie]s[e]r G[e]g[e]nst[a]nd begründet auch d[en] Anspruch auf d[ie] Bezeichnung „Philosophie“ noch nicht; denn d[a]s Denken - abgeseh[en] v[om] I[n]halt - ist ein[e] ird[i]s[c]h[e] 4343 Thät[i]gk[ei]t, wie d[a]s Wachsen, ist eine ird[i]s[c]h[e] Thatsache - wie d[ie] Will[en]s[e]nts[c]heid[un]g[en], wie d[ie] Geschichte - u[nd] d[ie] Erforsch[un]g [217vr/ 218rl] §: 1 Aufg[abe] d[er] Philos[ophie] 4344 F[o]rts[etzung] davon bedarf keines auszeichnenden Namens [,] sonst muß man auch jede Erforsch[un]g u[nd] Erk[e]n[n]t[ni]ß anderer menschl[icher] Thät[i]gk[ei]t[e]n auch ohne weit[e]res Philosophie nennen. - Daß die Logik nur so entsteht wie jede and[ere] Wiss[e]nsch[a]ft, auf Gr[u]ndlage der Empirie, z[ei]gt sich schon darin, d[a]ß die M[e]nschh[ei]t schon lange u[nd] viel gedacht hab[en] mußte [,] ehe es zu einer Reflexion u[nd] Abstracti[on] in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[un]g kam, ehe d[u]rch Erforsch[un]g d[ie]s[e]s Materials eine Wiss[e]nsch[a]ft d[e]s Denkens sich gebildet hat, b[e]k[ann]tl[ich] d[u]rch Aristoteles. Betrachten wir dann den Inh[a]lt der Logik 4345 [,] so kommt ihr auch um d[ie]s[e]s Willen[s] der Name Philos[ophie] nicht mit Recht zu. Die Logik will nicht selbst Erk[e]n[n]tn[i]ß der realen 4346 Wahrh[ei]t seyn - wenigst[e]ns die formale Logik nicht - sond[ern] nur ein Organon, ein Kanon zur Erk[e]n[n]tn[i]ß der Wahrh[ei]t, ein Instrument zu d[ie]s[em] Zweck (d[a]h[er] man sie auch sehr bezeichnend Instrumentalphilos[ophie] 4338 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „des“. 4339 Randbemerkung [217vl] : „aprior[isches] Moment“. 4340 „bei k[e]i[nem]“ über der Zeile. 4341 In der Zeile folgendes „denk[en]de“ gestrichen. 4342 Randbemerkung [217vl] : „Unt[en: ] Würde sie sich selbst blos hervorbringen, dann würde sie sich nur selbst lehren [,] nur ihr eig[ne]s Denk[en]“. 4343 In der Zeile folgendes „, fact[i]sch[er]“ gestrichen. 4344 „10“ am oberen Seitenrand [218rr] ; „10“ bezeichnet den Bogen. 4345 Randbemerkung [218rr] : „b) Nicht weg[en] des Inh[a]lts [; ] formale Wahrh[ei]t d[e]s D[en]k[en]s, nicht reale Wahrh[ei]t d[e]s Denkinh[a]lts.“ 4346 „realen“ über der Zeile. <?page no="535"?> 525 genannt hat). Der Logik ist es nur um richt[i]g[e] Form des Denkens, um formale Wahrh[ei]t [,] d.h. Richt[i]gk[ei]t d[e]s Denkens zu thun, nicht aber um reale - objective Wahrh[ei]t, nicht um Wahrh[ei]t des Inhalts. D[ie]s[e]r kann wahr od[er] falsch seyn, das kümmert die Logik nicht, wenn nur d[ie] Denkgesetze nicht verletzt werden, die sie aufstellt; - die Logik kann auch gar nicht entscheiden üb[er] Wahrh[ei]t od[er] Unwahrh[ei]t d[e]s Inhaltes 4347 - ihre Gelt[u]ng beruht stets auf bestimmten Voraussetz[u]ng[e]n, auf bestimmt[en] Prämissen, auf 4348 bestimmter rel[i]g[iö]s[er] gläub[i]g[e]r od[er] philos[ophischer] Weltanschauung. Allen ihren Urth[ei]l[e]n u[nd] Bestimmungen steht eig[e]ntl[ich] ein „Wenn“ vor. Sie bleibt als formale Wiss[e]nsch[a]ft g[a]nz dies[e]lbe mit all[en] Gesetzen, mögen d[ie]s[e] Weltanschauungen od[er] Prämiss[en] noch so verschieden seyn - sie dient in gleicher Weise dem Christ[en] wie Jude[n], wie Muhamedaner, wie Heid[en] - dem Gläub[i]g[en] wie dem Ungläub[i]g[en]; dem Angreifer wie dem Vertheidiger. Z.B. die M[e]nsch[e]nseele ist unsterbl[ich] - log[isch] ist ein M[e]nsch [,] also seine Seele [,] unsterbl[ich] - „Wenn - d[ie] Seel[en] unsterbl[ich] sind“ - d[a]s ents[c]heidet d[ie] Logik nicht - d[a]s ist eine Prämisse d[e]s Glaub[en]s od[er] d[er] Wiss[e]nsch[a]ft [.] Od[er] dem G[o]ttges[a]ndt[e]n muß man glaub[en], Muhamed ist ein G[o]ttg[e]s[a]ndt[e]r, also etc. „Wenn“. [218rl/ 218vr] (Indeß selbst die formale Wahrh[ei]t ist durchaus bedingt d[u]rch Erk[e]n[n]tn[i]ß der realen Wahrh[ei]t [.] D[ie] Logik fi[n]det u[nd] construirt d[a]h[er] au[c]h ihre Gesetze [n]i[c]ht aus d[em] G[ei]ste selbst unmitt[e]lb[a]r - sond[ern] gew[inn]t sie d[u]rch Reflexio[n] u[nd] Abstracti[on] v[on] wirkl[ichem] D[en]k[en] u[nd] D[en]k[en] d[e]s Wirkl[i]ch[en].) 4349 Man hat nun in neu[erer] Z[ei]t die Logik allerdi[n]gs umgestalten u[nd] zu ein[er] eig[e]ntl[ichen] inhaltsvoll[en] Wiss[en]sch[a]ft erheben, ja zur Wiss[e]nsch[a]ft aller Wiss[e]nsch[a]ft[e]n zur Erk[e]n[n]tn[i]ß u[nd] Darstell[un]g d[e]s Absoluten selber mach[en] wollen, d.h. man hat sie mit d[er] Metaphysik vereinigen od[er] eig[e]ntl[ich] selbst zur Metaphysik erheb[en] woll[en]. 4350 Heg[el] bek[a]n[n]tl[ich] hat s[eine] Logik als 4351 Metaphysik 4352 betrachtet u[nd] zur absolut[en] Wiss[e]nsch[a]ft d[e]s Absolut[en] zu erheben gemeint. Nach ihm ist Logik nicht die Lehre v[on] d[en] Denkgesetzen u[nd] v[on] d[er] formalen Wahrh[ei]t d[e]s Denkens, sond[ern] die Lehre v[om] ew[i]g[e]n Seyn u[nd] Wesen selbst: Die Logik, s[a]gt er [,] „ist als d[a]s System der reinen Ver- 4347 Randbemerkung [218rr] : „Sie muß sich wie ein Instrument handhab[en] laß[en]“. 4348 „auf“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „aus“. 4349 Randbemerkung [218vl] : „D[a]s Instrument [(„Logik“) über der Zeile] ist ja auch nicht d[a]s Spiel - eb[e]nso w[en]ig die Compositio[n] [„Dasey[n]“ über der Zeile] (d[er] Stoff) - sond[ern] erst aus dem Zusammenwirk[en] beider geht d[a]s Tauwerk selbst wirkl[ich] hervor (Philos[ophie]) [.] [„Das ist mehr d[a]s V[e]rh[ä]lt[n]iß der wiss[en]sch[a]ftl[ichen] Theologie, welche die ... (? )“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt.] Od[er] beßer d[ie] Philos[ophie] gleicht mehr der harmonisch[en] Beweg[un]g der Stimme - Gesang u[nd] Text [,] I[n]halt u[nd] Form werd[en] [m]it Ei[nem] Male hervorgebr[ac]ht u[nd] zugl[e]i[c]h - (d[ie] Philos[ophie] b[e]darf d[er] Formeln der Logik u[nd] Ontologie [n]i[c]ht einmal)“. 4350 Randbemerkung [218vl] : „Spekulative Logik - (das wäre Philosophie)“. 4351 „als“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „z[ur]“. 4352 In der Zeile folgendes „machen“ gestrichen. <?page no="536"?> 526 nunft, als das Reich der reinen Ged[a]nk[e]n zu faßen. D[ie]s[e]s Reich ist die Wahrh[ei]t selbst, wie sie ohne Hülle an u[nd] für sich ist. Man kann sich deßwegen ausdrücken, d[a]ß d[ie]s[e]r Inhalt die Darst[e]ll[u]ng G[o]tt[e]s selbst ist, wie er in s[einem] ewig[en] Wesen vor Erschaff[u]ng der Natur u[nd] eines endl[ichen] G[ei]st[e]s ist.“ 4353 Hienach soll also die Logik nicht mehr blos richtig 4354 Denken lehren 4355 [,] sond[ern] die Erk[e]n[n]tn[i]ß der realen Wahrh[ei]t selber nicht mehr ein Organon, Kanon od[er] Instrument der Wiss[e]nsch[a]ft soll sie seyn, sond[ern] die absolute Erk[e]n[n]tn[i]ß u[nd] Wiss[e]nsch[a]ft selbst. Freil[ich] ist d[a]s bei Hegel nur eine B[e]h[au]pt[u]ng; er b[e]h[a]nd[e]lt im Gru[n]de genommen dens[e]lb[en] Stoff in der Logik [,] indem er nur d[ie] Ontologie d[er] Lehre v[on] d[en] Kategorie[n] 4356 aufnehm[en] u[nd] d[ie]se d[u]rch d[e]nk[en]de Bew[e]g[un]g [,] d[u]r[c]h Dialektik auseinander ableitete, um dann z[um] gewöhnl[ichen] I[n]halt d[er] Logik überzugehen - aber weil ihm d[a]s Denken, d[a]s absolute Denke[n,] d[er] G[ei]st absolut[er] G[ei]st war, darum war[en] ih[m] d[ie]se Kategori[en,] d[ie]se Formeln u[nd] Denknorm[en] selbst die absolute Wahrh[ei]t - abgesehen noch v[on] d[er] Welt ihr Schattenriß, was er Wahrh[ei]t an u[nd] für sich nennt [.] - Und weil S[e]y[n] u[nd] Denk[en] identisch od[er] 4357 in si[c]h vollkomm[enes] Denken - so muß d[a]s R[e]i[c]h der Ged[a]nk[en] au[c]h d[a]s Rei[c]h d[er] Wirkl[i]chk[ei]t seyn - oder w[en]igst[en]s ganz ih[r] angemeß[en] s[e]y[n] (Hiatus) [.] D[ie]s[e]s g[a]nze Unterneh[men] fällt in sich zusamm[en,] da d[ie] Gr[u]ndvoraussetz[un]g, d[e]r P[a]nth[ei]sm[us], die Id[en]tität v[on] Sey[n] u[nd] D[en]k[en], u[nd] 4358 v[on] Gott u[nd] Welt eine falsche [,] haltlose ist; - ob sie di[e]ß sey [,] kann 4359 in d[er] Logik [218vr/ 219rl] nicht untersucht u[nd] bewiesen werd[en], sond[ern] led[i]gl[ich] in d[er] R[e]l[i]g[io]nsphilosophie - d.h. d[u]rch d[ie] Wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Unters[u]ch[u]ng d[e]s r[e]l[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyns] der M[e]nschh[ei]t, d[e]s B[e]w[u]ßts[eyns] v[on] ein[em] absolut[en], g[ö]ttl[ichen] Wesen. Man hat in neu[erer] Z[ei]t d[ie]s[e] Identific[i]r[un]g v[on] Logik u[nd] Metaphysik 4360 als unberecht[i]gt u[nd] unhaltbar wieder aufgegeben - ohne indeß durchgäng[i]g zur früheren, blos formalen Logik od[er] Instrumentalphilos[ophie] zurückzukehren. Man versucht ein Mittleres (Trendelenburg u[nd] Ulrici) [.] Es wird die Ontologie, nicht im Sinne Hegels 4361 [,] die Kategorie[n]lehre [m]it der Lehre v[om] Denken u[nd] s[einen] Formen verbunden. V[on] d[er] Ontologie war schon die Rede - sie ist an u[nd] für sich bloße Lehre v[on] Erk[e]n[n]tn[i]ßnormen u[nd] Formeln [,] die ihren bestimmten Inhalt u[nd] ihre wahre Bedeut[un]g erst erhalten d[u]rch ihre Anw[e]nd[un]g auf d[ie] reale 4353 Frohschammer hat dieses Zitat - wie damals vielfach üblich - durch das Setzen von Anführungszeichen vor jeder Zeile gekennzeichnet, was in dieser Edition nicht entsprechend wiedergegeben wird. 4354 „richtig“ über der Zeile. 4355 „formale Wahrh[ei]t geb[en]“ über der Zeile. 4356 In der Zeile folgendes „eb“ (? ) gestrichen. 4357 „oder“ über der Zeile. 4358 „u[nd]“ über der Zeile. 4359 In der Zeile folgendes „weder“ gestrichen. 4360 Randbemerkung [219rr] : „Neuere Logik -“. 4361 „nicht im Sinne Hegels“ über der Zeile. <?page no="537"?> 527 Welt selber, wie früher bemerkt wurde. Im Gru[n]de genommen hört also die Logik d[u]rch d[ie]s[e] Kategori[en]lehre nicht auf [,] formale Wiss[e]nsch[a]ft zu seyn (wenn ma[n] nicht d[ie] Identität v[on] Seyn u[nd] Denken u[nd] damit den P[a]nth[ei]sm[us] festhält) u[nd] als solche Instrumental-Wiss[e]nsch[a]ft für alle and[ern] Wiss[e]nsch[a]ft[en] wird sie wohl nicht den Namen Philosophie in Anspruch nehmen können - denn sonderbar wäre es [,] wenn d[ie] Philos[ophie] gerade die Formelkrämerin der and[ern] Wiss[en]sch[a]ft[en] seyn sollte. - Soll die Logik wirkl[ich] z[um] Rang, z[ur] Bedeut[un]g ein[er] philos[ophischen] Wiss[e]nsch[a]ft erhoben werden, 4362 dann ist das nur möglich d[a]d[u]rch [,] d[a]ß man sie mit d[er] R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] in Verbind[un]g setzt u[nd] auf sie basirt; d[a]d[u]r[c]h näml[ich] wird geschehen [,] d[a]ß man die Normen u[nd] Gesetze des menschl[ichen] Denkens im Lichte der g[ö]ttl[ichen] Idee betrachtet, den geschöpfl[ichen] 4363 Logos, die D[en]kk[ra]ft u[nd] Dasey[n]sforme[n] der Welt in Verbind[un]g bri[n]gt [m]it d[em] g[ö]ttl[ichen] Logos, mit der Weish[ei]t, [m]it d[em] Denken 4364 G[o]tt[e]s. Doch davon später. Alle d[ie]s[e] Wiss[e]nsch[a]ft [en] also, die es zu thun haben mit der Lehre v[om] Erkennen, Wissen d[e]s M[e]nsch[e]n, sind gleichwohl nicht wahrh[a]ft Philos[ophie,] 1) weil sie alle in B[e]z[u]g auf ihr Entstehen, ihr Zustandekommen si[c]h v[on] den üb[ri]g[en] empiris[c]h[en] Wiss[e]nsch[a]ft[en] nicht unterscheiden - weil d[a]s empiris[c]he u[nd] aprior[ische] Mom[en]t in ihn[en] wie in all[en] and[ern] Wiss[en]sch[a]ft[en] sich vereinig[en] muß [.] 2) Weil ihr Inhalt, wie der aller and[ern] Wiss[en]sch[a]ft[en] sich led[i]gl[ich] auf Ird[i]sch[e]s bezieht, auf ird[i]sch[e] Vorgänge [,] Thät[i]gk[ei]t[en], Gesetze etc. (b[e]d[en]k[en,] ob d[a]s [n]i[c]ht petitio principii) [.] [219rl/ 219vr] Uebr[i]gens ist das richtig, d[a]ß d[ie]se Wisse[n]sch[a]ft[en,] 4365 die sich mit dem Wesen u[nd] den Thät[i]gk[ei]t[e]n des menschl[ichen] G[ei]st[e]s beschäft[i]g[en] u[nd] namentl[ich] auch mit dem Denken u[nd] Wissen - d[a]ß sie am nächst[en] mit der Philos[ophie] im eig[e]ntl[ichen] Sinne, mit der wiss[en]s[c]h[a]ftl[ichen] Erf[orschun]g 4366 d[e]s r[e]l[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyns] u[nd] d[er] Erk[e]n[n]t[ni]ß Gottes, in Verbind[un]g u[nd] Zusammenh[a]ng stehen u[nd] am leichtest[en] zur Würde phi- 4362 Randbemerkung [219rr] : „Wie d[ie] Logik zur philos[ophischen] Disciplin wird.“ 4363 „geschöpfl[ichen]“ über der Zeile. 4364 „Denken“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Ver[nun]ft“. 4365 Randbemerkung [219vl] : „A[m] S[c]hl[u]ß B[e]sp[rec]h[un]g d[e]r Metaphysik -“. Darunter die weitere Randbemerkung [219vl] : „Näh[e]r[e] B[e]z[ie]h[u]ng d[er] Wiss[en]sch[a]ft[en] [„Wiss[en]sch[a]ft[en]“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Wiss[en]sch[a]ftsl[ehre]; in der Zeile folgendes, überschriebenes Wort unlesbar] zur Philosophie“. Darunter die weitere Randbemerkung [219vl] : „D[ie] empiris[c]h[en] Wiss[e]nsch[a]ft[en,] die Wiss[e]nsch[a]ftslehre u[nd] die Philosophie verhalten sich zu einander wie Weltbew[u]ßtsey[n,] Selbstbew[u]ßts[eyn,] G[o]tt[e]sbew[u]ßtsey[n.] - Die empir[i]s[c]h[e] Wiss[e]nsch[a]ft ist d[a]s wissensch[a]ftl[ich] vermittelte Weltbew[u]ßts[e]y[n,] d[ie] Wiss[en]sch[a]ftslehre d[a]s wiss[en]sch[a]ftl[iche] etc. Die wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Vermittl[un]g ist fr[e]il[ich] immer Sache d[e]s Selbstbew[u]ßts[e]y[ns] - u[nd] auf d[ie]s[e]s gründet [sie] sich als auf feste subj[ective] Basis“. 4366 „Erf[orschun]g“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Erk[e]n[n]tn[i]ß“. <?page no="538"?> 528 los[ophischer] Disciplin[en] erhoben werden können. In eine wahrh[a]ft[e,] eingehende, tiefere Erforsch[u]ng d[ie]s[e]s Erk[e]n[n]tn[i]ß-Gebietes [vorzudringen] u[nd] wahrh[a]fte Erk[e]n[n]tn[i]ß [zu erlangen] ist hier gar nicht mögl[i]ch, ohne philos[ophische] Erört[erun]g - weil eb[en] d[a]s höh[ere] Bew[u]ßts[eyn] d[e]s M[e]nsch[en] zunächst 4367 u[nd] d[ie] Anlage dazu - Vernunft u[nd] den I[n]halt d[er] Ideen - gar nicht getrennt werd[en] kann v[on] d[er] Natur d[e]s G[ei]st[e]s - v[on] d[er] Subst[a]nz d[e]ss[e]lb[en], s[einen] Gesetz[en], s[einem] ursp[rün]gl[ichen] u[nd] erworbenen Inhalt 4368 . - Naturwiss[e]nsch[a]ft, Chemie, Physik wird mögl[i]ch sey[n] in ausgezeichneter Weise ohne alle Berücksicht[i]g[un]g menschl[icher] Ver[n]u[n]ft [,] ohne alle Rü[c]ksicht des r[e]l[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyns] u[nd] rel[i]g[iö]s[er] Idee[n], Psychologie aber wird nie wahrh[a]ft u[nd] allseit[i]g gefördert werden können, wenn d[ie] menschl[iche] Ver- [n]u[n]ft, die si[c]h zunächst erschli[e]ßt als r[e]l[i]g[iö]s[es] B[e]w[u]ßts[eyn], als Glaub[e] nicht auch in d[en] Umkreis der Erört[e]r[un]g[en] gezogen wird. Die Philosophie also i[m] eig[en]tl[ichen] Sinne u[nd] d[ie]se theoret[ischen] Wiss[e]nsch[a]ft[en] steh[en] i[n] d[er] innigst[en] Verbi[n]d[un]g u[nd] Wechselwirk[un]g u[nd] sie könne[n] leicht d[en] Charakter philos[ophischer] Disciplin[en] erlang[en] u[nd] als secundäre 4369 Philosophie zur Geltung komme[n]. Nun könnte man hier sagen: Die Metaphysik 4370 aber, die ist doch Philos[ophie] im eig[e]ntl[ichen] Sinne, sie stellt sich die Aufg[abe,] das absolute Sein u[nd] Denken zu erkennen, od[er] das Wesen u[nd] die letzten Gründe der Dinge zu erforsch[en] u[nd] zu erkennen, od[er] geradezu die G[o]tth[ei]t zu erkenn[en] u[nd] ihr Verh[ä]ltn[i]ß zur Welt, so hat also die Metaphys[ik] dies[e]lbe Aufg[abe] wie d[ie] R[e]l[i]g[io]ns-Philos[ophie] u[nd] d[ie]se letztere ist darum nicht allein d[ie] Philos[ophie] od[er] die Centralphilosophie. Wohl - die Aufg[abe,] die sich die Metaphysik in d[ie]s[er] W[ei]se stellt [,] ist d[ie] eig[e]ntl[iche] Aufg[abe] der Philos[ophie] u[nd] darin unters[c]heidet sie sich nicht v[on] d[er] R[e]l[i]g[io]ns-Philosophie - aber es fragt sich, ob die Metaphysik d[ie]se Aufg[abe] nach ihr[er] Weise u[nd] mit ihr[en] [219vr/ 220rl] §: 1 Aufg[abe] d[er] Philos[ophie] 4371 F[o]rts[etzung] 4367 „zunächst“ über der Zeile. 4368 „als ei[n] empiris[c]her“ über der Zeile. 4369 „secundäre“ über der Zeile. 4370 Randbemerkung [219vl] : „Ob Metaphysik = Philosophie - u[nd] mögl[i]ch -“. 4371 „11“ am oberen Seitenrand [220rr] ; „11“ bezeichnet den Bogen. Randbemerkung [220rr] : „Philos[ophie] ist nicht a) d[ie] Erforsch[un]g d[e]s Wes[en]s u[nd] Leb[en]s der m[e]nschl[ichen] Seele üb[er]h[au]pt, b) nicht d[ie] Bestimmu[n]g d[e]s Aprior[ischen] I[n]h[a]lts d[e]s erk[ennen]d[en] G[ei]st[e]s [,] Ontologie [,] c) nicht d[ie] Lehre v[on] d[en] D[en]kgesetz[en] od[er] der formal[en] Wahrh[ei]t d[e]s D[en]k[en]s [,] d) [n]i[c]ht v[on] d[er] Thät[i]gk[ei]t [„E[n]twi[c]kl[un]g“ über der Zeile], d[e]s erk[ennen]d[en] G[ei]st[e]s i[n]sb[e]s[on]dere - Erk[enn]t[n]ißtheorie [,] e) [n]i[c]ht Wiss[en]sch[a]ftslehre - mit d[em] Wege d[e]s bl[o]ß[en] D[en]k[en]s - abg[e]seh[en] v[om] r[e]l[i]g[iö]s[en] Glaub[en].“ Daneben weitere Randbemerkung [220rr] : „ko[mmen] doch alle [,] die d[ie]s[e]s z[ur] Aufg[abe] d[er] Phil[o]s[ophie] ma[c]h[en,] immer unwillkührl[ich] dahi[n,] ihre Besti[mmun]g für (? ) Erk[enn]t[n]iß d[e]s Absol[u]t[en] auszugeb[en.] Aber vers[c]hi[e]d[en]art[i]ge D[in]ge soll ma[n] [n]i[c]ht zus[ammen]w[e]rf[en]“. <?page no="539"?> 529 Mitteln lösen kann od[er] ob sie unfähig sey dazu u[nd] d[a]h[er] v[on] ihr[em] Beginnen abstehen, als Metaphys[ik] aufhören u[nd] in R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] übergehen müße. Es ist dieß in d[er] That d[er] Fall, wie eine kurze Erwäg[un]g uns zeigen kann. Die Metaphysik 4372 will d[u]rch d[ie] Anstreng[un]g d[e]s menschl[ichen] G[ei]st[e]s das Wesen u[nd] d[ie] letzten Gründe der Dinge od[er] den Urgr[u]nd alles Seyns u[nd] Denk[en]s od[er] kurzweg das absolute Seyn u[nd] Denken erkennen, das sucht man nun zu erreichen entweder auf realist[ischem] od[er] idealist[ischem] Wege, wod[u]rch d[as] Syst[em] d[es] Real[i]sm[us] od[er] Ideal[i]sm[us] entstehe[n]. 4373 Bei den (sic! ) Real[i]sm[us] geht man v[om] Seyn aus, v[on] d[em] Daseyn der Welt, ihrer Ordnung, ihren Gesetzen u[nd] sucht d[u]rch 4374 Denken u[nd] Folg[e]rung[e]n v[on] Wirk[u]ng auf Ursache zurück zu kommen auf den Urgr[u]nd alles S[e]yns u[nd] auch d[ie]s[e] zu find[en] u[nd] noch s[eine] Gr[u]ndbestimmungen zu erkennen - hier ist d[ie] Metaphys[ik] eig[e]ntl[ich] nichts andres als ein vollständ[i]g durchgeführter kosmolog[ischer] u[nd] teleolog[ischer] Beweis für d[a]s Daseyn G[o]tt[e]s. Ein Verfahren [,] das man neuestens wieder vielfach eingeschlagen hat u[nd] zwar gerade mit d[em] Streben [,] über den Hegel’sch[en] P[a]nth[ei]sm[us] (u[nd] d[a]h[er] auch Material[i]sm[us]) hinauszukommen u[nd] zw[a]r hinauszukomm[en] d[u]rch philos[ophisches] Streben u[nd] wo mögl[i]ch nach d[em] Principe u[nd] d[er] Methode Hegels selbst - d[ie]se überwindend u[nd] als überwundene Stufe hinter sich laßend. 4375 Wir tadeln d[ie]s[e]s Streben nicht - aber es kann d[er] Natur der Sache gemäß zu dem erwünschten Ziele nicht führen u[nd] wenn d[ie]s[e]s Ziel erreicht w[i]rd, wenn man bei ein[em] wahrh[a]ft absolut[en] persönl[ichen] G[o]tt ankommt, so ist d[ie]ß Resultat nur scheinbar auf d[em] angegeb[enen] Wege erreicht, in d[er] That ist es nur d[a]d[ur]ch zu Stande gekommen, d[a]ß man - wenn auch unbewußter W[ei]se - aus dem r[e]l[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyn] es hervorgeholt. Die Natur soll d[a]s Object der Erforsch[un]g seyn, die denkende Kr[a]ft d[e]s G[ei]st[e]s soll d[a]d[u]rch d[a]s Absolute find[en], d[en] Urgr[u]nd alles Seins, u[nd] es soll d[a]s Ziel rein wiss[e]nsch[a]ftl[ich] erreicht werd[en,] abgeseh[en] v[om] rel[i]g[iö]s[en] Glaub[en], es soll ein reines Wissen v[on] Gott erzielt werd[en]. [220rl/ 220vr] Das nun, sag’ ich, ist unmögl[i]ch, weil man v[on] d[em] verstümmelten Daseyn, v[on] verstümmelter Schöpf[un]g ausgeht - darum kann man auch nur zu eine[m] verstümmelten Urgrund des Daseyns, zu eine[m] Zerrbild des Schöpfers kommen 4376 od[er] man muß den Mangel ergänzen aus d[em] 4377 eigen[en,] dem G[ei]ste immanent[en] Bew[u]ßts[eyn] G[o]tt[e]s, aus der Idee G[o]tt[e]s, dann aber ist d[a]s Resultat nicht erlangt d[u]rch bloße Erforsch[u]ng d[e]s Daseyns 4378 [,] abgeseh[en] v[om] rel[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßtseyn, 4372 Randbemerkung [220rr] : „Aufg[abe] d[er] Metaphys[ik]“. 4373 Randbemerkung [220rr] : „Dopp[elter] Weg zu d[ie]s[em] Ziel -“. 4374 In der Zeile folgendes „Erforsch[u]ng“ gestrichen. 4375 Randbemerkung [220rr] : „d[a]h[er] z.B. Ulrici d[en] teleolog[ischen] Bew[eis] f[ür] G[o]tt[e]s Das[e]y[n] so viel Gewicht zuschreibt - J. Frauenstädt geg[e]nüber“. 4376 Randbemerkung [220vl] : „od[er] man k[omm]t z[um] P[an]th[ei]s[mus]“. 4377 In der Zeile folgendes „eig[e]ntl[ichen]“ gestrichen. 4378 „Welt“ über der Zeile. <?page no="540"?> 530 sond[ern] d[ie]s[e]s ist wieder d[a]s Entscheidende, z[um] Ziele führende. Aus der S[c]höpf[u]ng [,] abgesehen v[om] M[e]nsch[e]n [,] Gott erkenne[n] wollen - ist gerade so, wie wenn man aus der Erforsch[u]ng der Natur u[nd] Art d[e]s Affen den M[e]nsch[e]n erkennen wollte; od[er] aus d[er] Schöpf[un]g mit Einschluß der M[e]nsch[e]nnatur - aber abgeseh[en] v[on] s[einem] r[e]l[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyn]. - D[en] Urgrund alles Dasey[n]s [,] G[o]tt erkenn[en] woll[en], h[ei]ßt gerade so viel als die volle 4379 Natur d[e]s M[e]nsch[en] erkenn[en] wollen, d[u]rch Betracht[un]g ei[ne]s M[e]nsch[e]n, dem der Kopf fehlt, od[er] deßen Kopf man unberücksicht[i]gt läßt. D[ie]s[e]s realist[ische] Verfahren, einseit[i]g festgeh[a]lt[en] u[nd] befolgt [,] kann also hiebei zu keinem Ziele führen. Aber auch das idealist[ische] Verfahren nicht. Dabei will man d[u]rch reines Denken - wiederum abgesehen v[om] r[e]l[i]g[iö]s[en] B[e]w[u]ßtseyn - das Daseyn u[nd] Wesen d[e]s Urgrundes erforschen u[nd] hierauf v[on] d[ie]s[em] abwärts [,] Wesen u[nd] Art alles ges[c]höpfl[ichen] Daseyns - der Natur u[nd] des M[e]nsch[e]n erkennen. Würde d[ie]s[e]s Verfahr[en] rein eingeh[a]lt[e]n [,] es könnte auch zu nichts führ[en] als zu leerer G[e]d[a]nk[e]nbeweg[un]g - was auch bei dem extremen Ideal[i]sm[us] geschehen ist u[nd] b[e]i d[em] Willen u[nd] Streben durch d[ie]s[e] Gedank[e]nbew[e]gung [,] d[a]s Absolute zu erkennen, müßte es zuletzt dahin kommen [,] d[ie]se leere Ged[a]nk[e]nbeweg[un]g selbst für d[a]s Absolute zu halten, wie es auch geschah u[nd] noch geschieht. Uebr[i]g[e]ns läßt sich d[ie]s[e]s nur bewerkstellig[en] d[u]rch d[a]s gewaltsamste, raffinirteste Verfahr[en,] denn es soll bei d[ie]s[er] Denkoperation beständ[i]g v[om] Inh[a]lte d[e]s G[ei]st[e]s, vor Allem von rel[i]g[iö]s[em] Bew[u]ßts[eyn] abgesehen werden - also v[on] d[er] eig[e]ntl[ichen] Vernunft [,] [220vr/ 221rl] damit d[ie] Reinh[ei]t d[e]s Wissens v[om] Absoluten, d[a]s blos d[u]rch Denkoperation errungen werden soll, nicht getrübt wird. Man beginnt hieb[e]i mit d[er] sog[enannten] metaphys[ischen] Ontologie [,] d.h. mit metaphys[ischen] Begr[i]ffsbestimmungen als d[er] eig[e]ntl[ichen] Gr[u]ndl[a]ge der Metaphysik u[nd] wendet d[ie]se dann an auf G[o]tt u[nd] Welt u[nd] G[ei]st - wod[u]rch man angewandte Metaphysik erzielen will, wobei also eig[e]ntl[ich] auseinander gerissen ist [,] was zusammengehört - zuerst näml[ich] will man Gott erkennen u[nd] stellt Erk[e]n[n]tn[i]ßbestimmung[en] auf [,] hierauf aber betrachtet man erst das Object d[e]s Erkennens, näml[ich] d[a]s Absolute selbst, das also nur in jene metaphys[ische] Begr[i]ffsbestimmung[en] eingeschoben wird. 4380 - Eben d[ie]se metaphys[ischen] Begr[i]ffsbestimmung[en] sind aber in d[ie]s[er] Weise mögl[i]ch [,] wenn man nicht d[a]s Object dabei im Auge hat [,] das bestimmt werden soll 4379 „volle“ über der Zeile. 4380 Einfügung am Seitenrand [221rr] : „Nur P[a]nth[ei]sm[us] ist da mögl[i]ch - d.h. ei[n] verstümmelt[e]s Absol[u]tes wird gefund[en] - od[er] es wird aus d[em] r[e]l[i]g[iö]s[en] B[e]w[u]ßts[eyn] eingeschwärzt -“. <?page no="541"?> 531 - d[ie]s[e]s Obj[ectes] aber sind wir uns nur bewußt d[u]rch d[ie] Vernunft, die sich bethät[i]gt zuerst im r[e]l[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyn] od[er] Glauben. 4381 V[on] d[ie]s[e]m r[e]l[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyn], v[on] der in ihm sich bezeugend[en] Idee d[er] G[o]tth[ei]t absehen u[nd] d[u]rch G[o]tt erkennen wollen, das heißt, die Quelle verstopfen u[nd] dann Wasser schöpfen wollen. Also - soll wahrh[a]ft die Aufg[abe] gelöst werd[en], welche die Metaphys[ik] sich stellt, so kann das nur g[e]scheh[en], d[a]d[u]rch [,] d[a]ß ma[n] [n]i[c]ht v[on] d[er] Natur - ni[c]ht v[om] bloß[en] M[en]sch[en]g[ei]st [,] v[om] D[en]k[en] ausgeht - sond[ern] v[om] r[e]l[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyn] der M[en]s[c]hh[ei]t [,] v[om] Bew[u]ßts[eyn] d[e]s G[ö]ttl[ichen], der G[o]tth[ei]t - u[nd] nu[n] zu erforsch[en] su[c]ht, was an d[ie]s[em] B[e]w[u]ßts[eyn] sey, was ih[r] [en]tspr[ec]he - v[on] ih[m] aus d[a]s Das[e]yn G[o]tt[e]s zu erk[ennen] su[c]ht - v[om] I[n]halte d[er] Idee d[e]s Göttl[ichen] au[c]h d[a]s Wes[en] d[e]s Absolut[en], s[einen] Eig[en]s[c]h[a]ft[en,] Thät[i]gk[ei]t[en] etc. [,] s[e]i[n] Verh[ä]lt[n]iß zur Welt [.] - Und v[on] d[ie]s[er] philos[ophischen] Gr[un]d-Erk[enn]t[n]iß aus dann d[a]s g[an]ze Univ[e]rsum betr[ac]ht[en,] beu[r]th[ei]l[en], erk[ennen.] - 4381 Randbemerkung [221rr] : „NB [: ] Aber b[e]h[au]pt[e]t man da nicht [,] d[e]r [men]schl[iche] G[ei]st sey eig[en]tl[ich] an si[c]h nichts [,] sond[ern] nur Product des Object[es] mit s[einen] Ei[n]drü[c]k[en] - wenn nicht einmal Wiss[en]sch[a]ftsleh[re] mögl[i]ch ist rein aus d[em] G[ei]ste heraus, s[on]d[ern] nur d[u]rch Reflexion auf die gegeb[enen] posit[iven] Erk[enn]t[n]iße [.] - Ist denn nur d[a]s Erke[nnen] der G[ei]st - u[nd] ist es [n]i[c]ht etwas an sich Reales - (so d[a]ß er [m]it d[en] Erk[enn]t[n]iß[en] au[c]h wieder scheidet) [? ] Mit Unr[ec]ht wird (? ) ma[n] so einspre[c]h[en,] da wir immer d[em] G[ei]ste ei[nen] aprior[ischen] Fond vindicir[en] - u[nd] b[e]s[onders] d[a]s i[n] B[e]zug auf d[a]s Selbstb[e]w[u]ßts[eyn] - all[e]i[n] gl[e]i[c]hwohl kann si[c]h d[e]r G[ei]st sog[a]r als Selbstbew[u]ßts[eyn] nur nach u[nd] nach selbst [„selbst“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Selbst“] gewinn[en] - (k[ann] wie da [n]i[c]ht wieder dahi[n,] d[en] G[ei]st als bl[o]ße Thät[i]gk[ei]t zu faß[en] od[er] als tabula rasa.)“. Darunter weitere Randbemerkung [221rr/ 221vl] : „ad P[r]i[n]cip. NB [: ] D[ie] R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] gibt der Erk[enn]t[n]ißtheorie etc. erst philos[ophische] B[e]d[e]ut[un]g [,] weil das Selbstbew[u]ßts[eyn] [in der Zeile folgendes „d.h.“ gestrichen] selbst erst v[e]rst[an]d[en] w[i]rd du[r]ch d[a]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[e]y[n] - d.h. eine rechte Erk[enn]t[n]iß d[e]s Selbst wird nur mögli[c]h d[u]rch d[a]s G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßts[e]y[n.] - [221rr/ 221vl] Aber [m]uß d[enn] [n]i[c]ht d[ie] R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] doch d[a]s P[r]i[n]cip aus d[em] Selbstb[e]w[u]ßts[eyn] od[er] w[en]igst[en]s aus d[em] Selbst - ([n]i[c]ht aus G[o]tt n[e]h[men]) ja aus d[em] Selbst - aber eb[en] das aus d[em] Selbst ist Pri[n]cip, was d[a]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] [m]ögli[c]h [mac]ht - die r[e]l[i]g[iö]s[e] Anlage - G[o]tt[e]sidee etc. - Aber b[e]sti[mm]t d[enn] [n]i[c]ht d[en] W[e]rth d[ie]s[e]r G[o]tt[e]s[i]dee d[a]s wiß[en]sch[a]ftl[iche] Räso[nnemen]t d[a]rüber [n]i[c]ht d[oc]h wieder d[a]s Selbst, so d[a]ß d[a]s Selbstb[e]w[u]ßts[e]y[n] u[nd] die Erk[enn]t[n]iß d[e]s r[ec]ht[en] Erk[ennen]s - die Fu[n]da[men]talphilos[ophie] ist [.] - D[ie] Erk[enn]t[n]iß d[ie]s[e]s Selbst ist [n]i[c]ht [m]ögli[c]h ohne d[ie] G[o]tt[e]s[i]dee - da die G[o]tt[e]sidee [n]i[c]ht v[om] Geiste etwas get[renn]t[e]s, s[on]d[ern] das Selbst selber d[a]s Abbild G[o]tt[e]s u[nd] eb[en] als solch leb[en]d[i]g[e]s Abbild ihr G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] mögli[c]h ist, so ist d[a]s Selbst selber thät[i]g au[c]h b[e]i d[er] R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] - u[nd] d[a]s ist d[ie] höchste Thät[i]gk[ei]t d[e]s Selbst u[nd] kann d[u]rch k[e]i[ne] a[n]dere principiell [„principiell“ über der Zeile] b[e]g[r]ü[n]d[e]t - nur verbreitet, verg...bt (? ) werd[en.] - Der aprior[i]sche B[e]sitz d[e]s G[ei]st[e]s - u[nd] d[er] W[e]rth u[nd] B[e]d[e]ut[un]g d[e]s Erk[ennen]s u[nd] s[einer] Wahrh[ei]t kann erst w[a]hrh[a]ft b[e]sti[mm]t werd[en] d[u]rch d[ie]se hö[c]hste Thät[i]gk[ei]t d[e]s Selbst, i[n]sof[e]r[n] es Abbild G[o]tt[e]s ist -“. <?page no="542"?> 532 Man sage [n]i[c]ht [,] hieb[e]i w[e]rde v[on] d[em] sch[on] ausgeg[an]g[en], was ma[n] erst erk[ennen], erforsch[un]g[en] (sic! ) wolle - v[om] Das[e]y[n] G[o]tt[e]s - [n]i[c]ht v[om] Das[e]y[n,] s[on]d[ern] v[om] B[e]wußts[e]y[n.] 4382 [221rl/ 222rl] 4383 §: 2 Aufg[a]be der R[e]l[i]g[io]nsphilosophie 4384 F[o]rts[etzung] I. Die Aufg[abe] 4385 der R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] kann [n]i[c]ht s[e]yn - wie sch[on] aus d[er] vorhergeh[en]d[en] Darst[e]ll[un]g erhellt - ei[ne] R[e]l[i]g[ion] à priori als sog[enannte] V[e]r[n]u[n]ftr[e]l[i]g[ion] zu constru[iren] u[nd] darnach all[e]s Andere - G[o]tt u[nd] Welt u[nd] R[e]l[i]g[ion] zu beurth[ei]l[en]; viel[me]hr hat d[ie] R[e]l[i]g[ion]sphil[o]s[ophie,] wie jede Wiss[en]sch[a]ft [,] ei[n] b[e]sti[mm]tes, gegeb[ene]s Erk[enn]t[n]ißobj[ect]. Die R[e]l[i]g[ion] als allgem[eine] Thatsache der M[en]schh[ei]t, als histor[i]sch[es] Factu[m] in d[er] Welt. Eine apriorische Constructi[on] der R[e]l[i]g[ion] ist - wie d[ie] Di[n]ge ei[nma]l si[n]d i[n] d[er] Welt - schl[ec]hterdi[n]gs u[nm]öglich. Nie[man]d kann sich aus d[em] allgem[einen] histo[ri]s[c]h[en] Strome der Gesch[i]chte u[nd] Traditi[on] der M[en]schh[ei]t herausheb[en] u[nd] auf d[en] Isolirschemel setz[en,] u[m] je[nen] aprior[i]s[c]h[en] Versuch zu mach[en]. Nie[man]d kann s[ein] eig[ne]s Leb[en], s[eine] eigne Gesch[i]chte, sei[ne] G[ei]st[e]se[n]twickl[un]g u[n]gescheh[en] mach[en] [m]it ih[rem] I[n]halt u[nd] blos die e[n]twick[e]lte 4382 Die letzten drei Absätze „Also soll wahrh[a]ft die Aufg[abe] gelöst werd[en] ... B[e]wußts[e]y[n]“ wurden nachträglich in den vorherigen Text angefügt. 4383 [221vl] enthält nur Randbemerkungen. 4384 „1.“ am oberen Seitenrand [222rr] ; „1.“ bezeichnet den Bogen. Ob der folgende Bogen [222rl-223vr] und das daran anschließende doppelseitig beschriebene Blatt [224rl-224vr] an den vorherigen Bogen anschließt, ist nicht sicher auszumachen. Nicht auszuschließen ist, daß sie an den unten folgenden Bogen [225rl-226vr] anknüpfen. 4385 Über der Zeile und am Seitenrand [222rr] : „ad wovo[n] ma[n] [n]i[c]hts w[e]iß, d[a]s k[ann] ma[n] au[c]h gar [n]i[c]ht z[um] G[e]g[en]st[an]d der Forschu[n]g mach[en] - s[on]d[ern] i[mme]r d[a]s weiß ma[n], was ma[n] eig[en]tl[ich] will [,] worüb[e]r ma[n] forsch[en] will - s[on]st ist ja ei[n] Forsch[er] gar [n]i[c]ht D[o]ktor [.] Ob d[em] G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßts[eyn] ei[n] G[o]tt[e]sdas[e]y[n] e[n]tsp[re]che [,] ist [er]st zu erfo[r]sch[en,] [n]i[c]ht ab[e]r di[e]ß - ob es ei[n] G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßts[e]y[n] gebe [.] - Ni[c]ht zu[m] G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßts[e]y[n] soll die Ph[i]l[o]s[ophie] d[u]r[c]h sog[enanntes] r[e]i[ne]s D[en]k[en] zu k[ommen] su[c]h[en] - das br[auc]h[en] wir [n]i[c]ht [me]hr [„zu su[c]h[en]“ über der Zeile], das hab[en] wir schon [.] - Wie wir [n]i[c]ht zu erfo[r]s[c]h[en] br[auc]h[en,] ob wir si[n]d - od[er] ob die Natur ist. -“ Dazu die Randbemerkung [222rr] : „V[om] G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßts[eyn] [m]uß ausg[e]g[an]g[en] w[e]rd[en] - ma[n] k[ann] [n]i[c]ht s[a]g[en,] d[a]ß da v[on] d[em] ausg[e]g[an]g[en] w[i]rd, was erst gefu[n]d[en] w[e]rd[en] soll -“. Darunter die weitere Randbemerkung [222rr] : „Also d[ie] Phil[o]s[ophie] hat die Aufg[a]b[e] a) d[a]s G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßts[e]y[n] i[n] d[er] M[en]schh[ei]t -, die R[e]l[i]g[ion,] wiss[en]sch[a]ftl[ich] zu erforsch[en] - b) d[a]d[u]rch ist sie zugl[eic]h V[e]r[n]u[n]ftwiss[en]sch[a]ft [,] Wiß[en]sch[a]ft d[er] Ideen [.] II. Sie geht also v[on] ein[er] groß[en] allge[meinen] Thatsache aus - d[enn] à priori kann au[c]h da [n]i[c]hts co[n]struirt w[er]d[en]“. <?page no="543"?> 533 G[ei]st[e]skr[a]ft od[er] Pot[en]z zurü[c]kbehalt[en], u[m] da[m]it zu experi[men]tir[en], 4386 er wird immer an das Gegebene anknüpfen [,] dasselbe prüf[en], beurth[ei]l[en], annehme[n] od[er] verwerf[en]; wird nur aus dem schon Vorhandenen sei[n] angebl[ich] Neues bilden u[nd] combiniren, glaub[en]d [,] das sey à priori construirt [,] wenn er dass[e]lbe in die eigne G[e]d[an]k[en]beweg[un]g einengt, durch sie hindurch geh[en] 4387 u[nd] nach s[einem] Sinn geformt wieder hervorkomm[en] läßt. Ein Mensch aber [,] der gar nichts erführe v[on] R[e]l[i]g[io]n, v[on] r[e]l[i]g[iö]s[em] Glaub[en] u[nd] rel[i]g[iö]s[er] Frömmigk[ei]t u[nd] Uebung, der also in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[u]ng in d[e]r Lage wäre vom à priori construir[en] zu können, ei[n] solcher würde rein natürl[ich] gar [n]i[c]ht auf d[en] Ged[an]k[en] komm[en,] ei[ne] R[e]l[i]g[ion] sich d[en]k[en]d zu erfind[en] oder zu construire[n]; 4388 ohnehi[n] wäre ei[ne] wahre Bild[un]g d[e]r [men]schl[ichen] Natur hieb[ei] gar [n]i[c]ht [me]hr möglich, d[enn] Selbstu[nd] Weltbew[u]ßts[e]y[n] könnt[en] i[n] solch[em] Falle au[c]h [n]i[c]ht [me]hr ausgebildet werd[en,] da naturnothw[en]d[i]g d[a]s r[e]l[i]g[iö]s[e] Bew[u]ßts[eyn] d[am]it zugl[ei]ch gebildet werd[en] [m]üßte; es wäre i[n] d[ie]s[em] Falle [n]ur ei[nem] i[n] roh-thier[i]sch[en] Zust[an]d zurü[c]kgefall[en]en M[en]sch[en] möglich, der [n]i[c]ht ei[nma]l zu [men]schl[ichem] Gefühl, Bewußtsey[n], D[en]k[en] u[nd] Woll[en] käme, geschweige d[a]ß er philos[ophisch] à priori zu construir[en] vermöchte. Es ist d[a]h[er] unricht[i]g [,] w[enn] es au[c]h noch so allgemei[n] b[e]h[au]pt[e]t w[er]d[en] mag, d[a]ß die Philosophie üb[er]h[au]pt u[nd] d.h. au[c]h d[ie] R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] sich ihr[en] G[e]g[en]st[an]d selber schaffe od[er] bilde [,] i[n]d[em] sie à priori co[n]struire; k[e]i[ne] Wiss[en]sch[a]ft, d[a]h[er] au[c]h d[ie] Philos[ophie] [n]i[c]ht [,] schafft sich ih[ren] Erk[enn]t[n]iß-Geg[en]st[an]d selbst; sond[ern] nur die Erk[enn]t[n]iß schafft sie sich selbst [,] das ist ihre Thät[i]gk[ei]t u[nd] das Ziel ders[e]lb[en]. Dieß ist also au[c]h der Fall b[e]i d[em] Centru[m] u[nd] Fu[n]da[men]t aller philos[ophischen] Disciplin[en], b[e]i der R[e]l[i]g[ion]sphilosophie. Auch sie hat es, wie alle and[ern] Wiss[en]sch[a]ft[en] da[m]it zu thu[n,] [222rl/ 222vr] eine Thatsache zu prüf[en], zu erk[ennen], zu erklä[ren,] die allgem[eine] histor[i]s[c]h[e] Thatsache nä[m]l[ich] i[n] d[er] M[en]schh[ei]t [,] die ma[n] R[e]l[i]g[ion] ne[nn]t; d[ie] allgem[eine] Thatsache d[e]s Bew[u]ßts[eyns] der M[en]schh[ei]t vo[n] ei[nem] Göttl[i]ch[en], Uebernatü[r]l[ichen] u[nd] Alles deß[en,] was [m]it d[ie]s[em] Bew[u]ßts[eyn] i[n] Verbi[n]d[un]g steht, od[er] zur R[e]l[i]g[ion] gehört; u[nd] in so fer[n] hab[en] d[ie] 4386 „Ein M ...“ (? ) in der Zeile gestrichen. 4387 In der Zeile folgendes „läßt“ gestrichen. 4388 Randbemerkung [222rr] : „Weder v[on] d[er] Natur also gehen wir aus [,] um d[a]s Absolute, Göttl[iche] zu erkenne[n.] - Noch à priori - durch bloßes Denken wollen wir d[ie]se Erk[e]n[n]tn[i]ß gewinnen - sond[ern] v[om] r[e]lig[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyn,] v[on] der imma[nen]t[en] Idee G[o]tt[e]s [.] - Aber au[c]h aus d[ie]s[e]r soll hinwiederu[m] [n]i[c]ht à priori Gott u[nd] R[e]l[i]g[ion] construirt werd[en] - unmögl[ic]h ist ja di[e]ß [.] D[a]s r[e]l[i]g[iö]s[e] B[e]w[u]ßts[eyn] ist [n]i[c]ht blos ei[n] subj[ectives] factum [,] s[on]d[ern] ei[n]e allgem[eine] Thatsache - die Thatsa[c]he der R[e]l[i]g[ion]. Auch die Philos[ophie] hat eine Thatsache z[um] Obj[ect] der Erk[enn]t[n]iß - wie jede andre Wiss[en]s[c]h[a]ft -“. <?page no="544"?> 534 and[ern] Wiss[en]sch[a]ft[en] k[e]i[nen] Vorzug vor d[er] Philos[ophie] i[n] Betr[e]ff der Gew[i]ßh[ei]t, Unläugbark[ei]t u[nd] Thatsä[c]hl[i]chk[ei]t ihres Erk[enn]t[n]ißg[e]g[en]st[an]d[e]s; d[enn] die R[e]l[i]g[ion] ist so unlä[u]gbar gewiß u[nd] thatsä[c]hl[ich] wie d[ie] Geschichte, wie selbst die Natur. Aber fr[e]il[ich] ist sie zugl[e]i[c]h ei[ne] Thatsache, die ei[nen] g[a]nz eig[en]thü[m]l[ichen] Gehalt od[er] I[n]halt hat; ei[nen] I[n]halt idealer, überird[i]sch[er] Art, der geprüft, erka[nn]t werd[en] [m]uß u[nd] daru[m] ist d[ie]se Wiss[en]sch[a]ft [n]i[c]ht e[m]pirische Wiss[en]sch[a]ft blos - so[n]d[ern] sie ist philosophische, obwohl sie es au[c]h [m]it d[e]r Erk[enn]t[n]iß ei[n]er Thatsache zu thu[n] hat. II) Daß d[ie] R[e]l[i]g[io]n ei[n]e allgem[eine] Thatsache d[e]r M[en]schh[ei]t sey, ist u[n]läugbar u[nd] d[a]ß sie z[um] B[e]steh[en] d[e]r M[en]schh[ei]t, z[um] Besteh[en] d[e]r Völker u[nd] Staat[en] u[nd] z[um] [men]schl[ichen] Leb[en] d[e]s Ei[n]zel[nen] notw[en]d[i]g, un[e]ntbehrl[ich] sey [,] ist [n]i[c]ht wi[e]der beka[nn]t. 4389 So natürl[ich] thatsächl[ich] der Zusa[mmen]h[a]ng d[ie]s[e]s Erdballes, als Inbegr[i]ff materieller B[e]st[an]dth[ei]le [m]it i[mm]a[nen]t[en] 4390 Gesetz[en] u[nd] Kräft[en], als grob materielle Masse u[nd] leb[en]d[i]g si[c]h Beweg[en]d[e]s [m]it d[en] üb[ri]g[en] Himmelskörper[n] ist u[nd] [m]it d[em] g[a]nz[en] Universu[m] - so natürl[ich] thatsä[c]hl[ich] ist d[a]s Gefühl, Ah[n]u[n]g, Glaub[e], Bewußts[e]y[n] d[e]r M[en]s[c]hh[ei]t v[on] d[em] Zus[ammen]h[a]nge ihr[e]r Natur, ihr[e]s g[ei]st[i]g[en] Leb[en]s u[nd] Schicksales [m]it ei[nem] Göttlich[en], [m]it ei[ner] höh[ern] g[ö]ttl[ichen] Macht. 4391 Und wie die Erde nothw[en]d[i]g ihr[en] Halt findet i[n] je[nem] Zusa[mmen]h[a]ng [m]it d[em] sinnl[ichen] faßb[a]r[en] Universu[m] od[er] d[er] harmonisch[en] Ges[amm]th[ei]t der 4392 Hi[mme]lskörper 4393 , so findet au[c]h die M[en]schh[ei]t als geist[i]g[es] Dasey[n] ihr[en] Halt 4394 nur i[n] j[enem] Zus[ammen]h[a]ng i[n] d[em] Göttl[ichen], Uebernatürl[ichen,] auf das si[c]h als auf d[en] halt[en]d[en] Mittelp[un]kt, C[e]ntru[m,] Fu[n]da[men]t si[c]h stütz[en]d es nur b[e]steh[en] u[nd] gedeihen kann. Und wie die Erde als Ges[amm]tmasse u[nd] [m]it ih[ren] ei[n]zel[nen] Gebild[en] ohne je[nen] halt[en]d[en] 4395 Zus[ammen]h[a]ng [m]it d[em] materiell[en] Universu[m] zerstieb[en] würde u[nd] si[c]h auflöste - so würde d[a]s geist[i]g[e] Leb[en] d[e]r M[en]schh[ei]t u[nd] aller Ord[n]u[n]g[en] 4396 d[e]s Leb[en]s [,] die d[a]raus hervorgeg[a]ng[en] sich auflös[en] oh[n]e d[a]s Fu[n]da[men]t d[e]s r[e]l[i]g[iö]s[en] Glaub[en]s, d[u]rch d[en] Alles im R[e]i[c]h d[e]s Uebersinnl[ichen] wurzelt u[nd] b[e]steht. 4389 Einfügung am Seitenrand [222vl] : „a) Alle Völker ah[nen], glaub[en] Göttliches - hab[en] R[e]l[i]g[ionen.] b) Alle d[ie]s[e] R[e]l[i]g[ionen] si[n]d b[e]i aller Vers[c]hi[e]d[en]h[ei]t Eine histor[i]s[c]h[e] Thatsache - Ei[n] Ziel - Absicht - Streb[en.] - S[iehe] Beil[a]g[e.]“ 4390 „a)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 4391 Randbemerkung [222vl] : „Bew[eis] f[ür] d[ie] Thatsä[c]hl[ic]hk[ei]t d[er] R[e]l[i]g[ion] -“. 4392 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „des“. 4393 „Hi[mme]lskörper“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Universu[m]s“. 4394 Einfügung am Seitenrand [222vl] : „i[m] Ganz[en] u[nd] i[n] d[en] ei[n]zel[nen] Glied[e]r[n]“. 4395 „halt[en]d[en]“ über der Zeile. 4396 „Org[an]is[men]“ über der Zeile. <?page no="545"?> 535 4397 So thatsächlich ferner die geist[i]g[en] K[r]äfte 4398 u[nd] V[e]rmög[en] [m]it ih[ren] Thät[i]gk[ei]t[en] üb[er]h[au]pt si[n]d, mög[en] diese wie immer b[e]schaff[en] sey[n], so u[n]läugbar die geist[i]g[e] Natur d[e]s M[en]sch[en] [m]it ihrer g[ei]st[i]g[en] Thät[i]gk[ei]t ist, so thatsächl[ich] u[nd] unläugbar ist au[c]h d[a]s Vermög[e]n für d[a]s Uebersi[nn]l[iche,] d.h. d[ie]s[e]s zu eh[ren], zu fühl[en], zu glaub[en,] zu erk[ennen], zu verehr[en] u[nd] kann durch seine Natur u[nd] Thät[i]gk[ei]t nach z[um] G[e]g[en]st[an]d der Erfors[c]h[un]g u[nd] d[e]s Erk[ennen]s gemacht w[e]rd[en] - (u[nd] d[ie] Psychologie od[er] Anthropologie hat k[e]i[nen] Vorzug i[n] d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[un]g vor d[e]r R[e]l[i]g[ion]swiss[en]sch[a]ft) [.] [222vr/ 223rl] So historisch thatsächl[ich] [en]dl[ich] üb[er]h[au]pt die 4399 Geschichte der M[en]schh[ei]t ist [m]it ihr[en] Ereig[n]iß[en], Thatsach[en], Schicksal[en], Einricht[un]g[en] etc. [,] so historisch thatsächl[ich] ist die R[e]l[i]g[ion], d[a]s G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßts[eyn] u[nd] All[e]s [,] was dar[a]us hervorgeht u[nd] sich daran anschli[e]ßt, Lehre, Gebete, Ord- [n]u[n]g[en], Cerem[on]i[en], Cultush[an]dl[un]g[en] etc., kurz All[e]s [,] was z[um] Inn[e]r[n] u[nd] Aeuß[e]rn d[e]r R[e]l[i]g[ion] gehört, [m]it all[en] Schicksal[en], Aend[e]ru[n]g[en], Wirku[n]g[en], die i[m] Laufe d[e]r Z[ei]t[en] i[n] d[er] Gesch[ichte] d[er] R[e]l[i]g[ion] si[n]d. D[ie]se allgem[eine] Thatsache d[er] M[en]schh[ei]t, die R[e]l[i]g[ion], so vers[c]hied[en] u[nd] vielgestaltig sie au[c]h b[e]i d[en] Ei[n]zel[nen] u[nd] b[e]i d[en] verschied[enen] Völk[e]r[n] erschei[nen] mag [,] ist G[e]g[en]st[an]d d[e]r R[e]l[i]g[ion]sphilosophie; daß sie aber ei[n] solcher w[e]rd[en] kann, [m]uß sie erst auf d[em] W[e]ge histor[i]sch[er] Forschu[n]g erk[ann]t w[e]rd[en] u[nd] d[ie] R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] setzt durchaus die R[e]l[i]g[ion]sgesch[i]chte voraus, erhält v[on] d[ie]s[e]r d[en] G[e]g[en]st[an]d ihrer Untersuchu[n]g. III [.] Es fragt sich nu[n], welche Aufg[abe] hat d[ie] R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] d[ie]s[e]r groß[en] histor[i]s[c]h[en] Thatsache der R[e]l[i]g[ion] - oder den R[e]l[i]g[io]n[en] gegenüber? 4400 Die Philos[ophie] hat, wie wir seh[en], die Aufg[a]be [,] die Wahrh[ei]t zu erforsch[en] u[nd] zu erk[ennen], die W[a]hrh[ei]t [n]i[c]ht i[m] Sinne v[on] Wirkl[i]chk[ei]t od[er] Thatsächl[i]chk[ei]t [,] sond[ern] i[m] Sinne v[on] Idealität, und d[a]d[u]rch zur wahr[en] Weish[ei]t zu gelang[en,] d.h. fähig zu werd[en,] Alles i[m] Leb[en] u[nd] Dasey[n] nach s[einem] wahr[en] Werthe, nach s[einer] wah[ren] Bed[e]ut[un]g zu beurth[ei]l[e]n u[nd] zu gebrauch[en]. 4401 Die R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] hat demnach die Aufg[abe,] die Wahrh[ei]t in B[e]zug auf d[ie] R[e]l[i]g[io]n zu erforschen u[nd] zwar die Wahrh[ei]t [n]i[c]ht im Sinne v[on] Thatsächl[i]chk[ei]t [,] d[enn] das ist Aufg[abe] der R[e]l[i]g[ion]sgesch[i]chte - s[o]n- 4397 „b)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 4398 „Die Naturwiss[en]sch[a]ft hat d[a]h[er] Ni[c]hts vor[a]us“ über der Zeile. 4399 „c)“ im Nachhinein an den Seitenrand [223rr] gesetzt. 4400 Randbemerkung [223rr] : „Aufg[abe] d[er] R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie]“. 4401 Randbemerkung [223rr] : „- (a) D[a]s r[e]l[i]g[iö]s[e] Bew[u]ßts[eyn] nach s[einem] Dasey[n] od[er] d[a]s r[e]l[i]g[iö]s[e] Glaub[en] zu erforsch[en])“. <?page no="546"?> 536 d[ern] Wahrh[ei]t im Sinne v[on] Idealität, um d[a]d[u]r[c]h i[m] Stande zu sey[n,] i[m] Gebiete der R[e]l[i]g[ion] der Weish[ei]t gemäß zu urth[ei]l[en] i[n] B[e]zug auf die ganze histor[ische] Ersch[e]i[n]u[n]g u[nd] i[n] B[e]zug auf die ei[n]zel[nen] Mom[e]nte d[e]r R[e]l[i]g[ion]. 4402 Die R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] wird also darauf ausgeh[en] zu erforsch[en,] 4403 ob d[ie]s[e]r g[an]z[en] Thatsache d[e]r M[en]schh[ei]t ei[ne] Wahrh[ei]t zu Gru[n]de liege oder ob sie ei[n] bloßer Wahn sey, ei[n]e bloße Ficti[on], phantastische Di[c]htu[n]g; ob ihr[e]r Wahrh[ei]t ei[n]e b[e]sti[mm]te reale Objectivität zu Gru[n]de liege [,] d.h. ei[n] wirkl[ich] Göttliches, ei[n]e göttl[iche] Objectivität, oder ob ihre Wahrh[ei]t ei[n]e bloße histor[i]sche 4404 Wirkl[i]chk[ei]t sey [,] ei[ne] bloße Ersch[e]i[n]u[n]g, der[en] g[a]nze Wahrh[ei]t blos subjectiv b[e]stehe, nä[m]l[ich] nur i[n] der dicht[en]d[en] phantasir[en]d[en] Thät[i]gk[ei]t des M[en]sch[en]g[ei]st[e]s u[nd] d[a]h[er] nur d[en] Werth ei[ne]r Phan[ta]sie habe od[er] ob das ideale Rei[c]h, das göttl[iche] Wes[en], in dess[en] Bew[u]ßts[eyn] d[ie] R[e]l[i]g[ion] eb[en] b[e]steht, ei[n]e obj[ective] Realität habe 4405 ; es wird also die Frage zur Erled[i]g[un]g komm[en] [m]üß[en,] ob es ei[ne] objective Idealität gebe; dav[on] ist die philos[ophische] 4406 Wahrh[ei]t der R[e]l[i]g[ion] als hist[orische] Thatsache bedi[n]gt. 4407 Da aber dann d[ie]se hist[orische] Thatsache [,] obwohl wes[en]tl[ich] Ei[n]s - i[n] viel[en] Gestalt[en], For[men] u[nd] Modifikati[onen] auftritt, [m]it d[enen] die R[e]l[i]g[ion]sgesch[i]chte u[n]s bekannt macht, so wird die fernere [223rl/ 223vr] Aufg[abe] d[er] R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] dari[n] besteh[en], diese verschied[enen] Form[en] zu prüf[en] u[nd] Wahr[e]s u[nd] Falsch[e]s zu erk[ennen] u[nd] auszuscheid[en]; d.h. also es wird zur Aufg[abe,] die Wahrh[ei]t der R[e]l[i]g[ion] zu erk[ennen], die fernern komm[en], die wahre R[e]l[i]g[ion] zu erkenn[en] aus der Vielh[ei]t u[nd] Verschiedenh[ei]t ihrer Gestaltu[n]g[en] i[m] Laufe der ges[c]hichtl[ichen] E[n]twickl[un]g der M[en]schh[ei]t. Die R[e]l[i]g[ion] hat, wie wir s[e]h[en,] 4408 z[um] I[n]halt d[a]s Bew[u]ßts[eyn] v[on] G[o]tt, d[en] Glaub[en] a[n] dies[e]lbe, s[ein] Wes[en], Thät[i]gk[ei]t, Woll[en] etc. u[nd] d[am]it i[n] V[e]rbi[n]d[un]g steh[en] b[e]sti[mm]te Gl[a]ub[en]ssätze über d[ie] a[n]d[ern] Facten d[e]r R[e]l[i]g[ion,] d[en] [men]schl[ichen] G[ei]st nä[m]l[ich], i[n] Betr[e]ff s[e]i[ne]s V[e]rh[ä]lt[ni]ß[e]s z[ur] G[o]tth[ei]t, s[einer] B[e]sti[mm]u[n]g, Schicksal. D[ie]s[en] I[n]halt zu prüf[en] - u[nd] wiss[en]sch[a]ftl[ich] zu erkenn[en], 4402 Einfügung am Seitenrand [223rr] : „Da die R[e]l[i]g[ion] ei[ne] histor[i]s[c]h[e] Ersch[ein]u[n]g ist i[n] d[er] M[en]schh[ei]t, also ei[ne] Thatsache, die ei[nen] besti[mm]t[en] Ursp[run]g, Verlauf, I[n]halt u[nd] Darstell[un]g [„Wirk[un]g“ über der Zeile] i[n] d[e]r M[en]schh[ei]t hat, so wird sich die philos[ophische] Forschu[n]g auf all’ d[ie]s[e]s erstr[ec]k[en] müß[en], u[m] d[ie]se g[a]nze Ersch[e]i[n]u[n]g [nac]h Ursp[run]g [„Natur (? )“ über der Zeile], I[n]halt u[nd] Wirk[un]g zu begreif[en] u[nd] ri[c]ht[i]g zu beurth[ei]l[en]“. 4403 In der Zeile irrtümlich wiederholtes „zu erforsch[en]“ gestrichen. 4404 „histor[i]sche“ über der Zeile. 4405 Randbemerkung [223rr] : „a) (od[er] wah[re] Wirkl[i]chk[ei]t habe)“. 4406 „philos[ophische]“ über der Zeile. 4407 Einfügung am Seitenrand [223rr] : „Dad[u]r[c]h w[e]rd[en] wir z[ur] Untersuch[un]g des Ursp[run]gs d[ie]s[e]r hist[orischen] Thatsache der Bedi[n]g[un]g[en,] der Mögl[i]chk[ei]t u[nd] Wirkl[i]chk[ei]t d[ie]s[e]r Ersch[e]i[n]u[n]g geführt -“. 4408 „sag[e]n“ über der Zeile. <?page no="547"?> 537 Wahres u[nd] Falsches auszuscheid[en] u[nd] d[a]s Wahre wiss[en]sch[a]ftl[ich] zu b[e]grü[n]d[en,] wi[r]d ga[n]z b[e]s[o]nders z[ur] Aufg[abe] der R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] gehör[en]. E[n]dl[ich] n[oc]h d[a]s pract[ische] Gebiet der R[e]l[i]g[ion], die Bethät[i]g[un]g u[nd] Wirk[un]g ders[e]lb[en] i[m] Leb[en] 4409 wird [n]i[c]ht ausgeschloßen seyn aus d[er] Aufg[abe] d[e]r philos[ophischen] Untersuch[un]g, da ja d[ie]se sich bestimm[en] u[nd] beurth[ei]l[en] läßt nach d[en] gewonne[nen] Resultat[en] der üb[ri]g[en] Untersuch[un]g. I[n]d[e]ß diese Aufg[abe] i[n] ihr[er] näh[ern] E[n]twi[c]kl[un]g soll G[e]g[en]st[an]d d[e]r Darst[e]ll[un]g eines folg[en]d[en] Absch[n]ittes sey[n], d[e]r ei[nen] kurz[en] Gru[n]driß d[e]r R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] selbst i[n] ihr[e]r syst[ematischen] Glied[e]ru[n]g geben wi[r]d. - I[n] d[ie]s[em] Absch[n]itt woll[en] wir nur noch ei[nen] Pu[n]kt ei[ne]r b[e]s[o]nd[ern] Erwäg[un]g u[n]terzieh[en] u[nd] auftau[c]h[en]de B[e]d[en]k[en] zu lös[en] such[en]. Wir b[e]h[a]uptet[en], d[a]ß nur der R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] d[er] Na[me] Philosophie i[m] eig[en]tl[ichen] Sinne zukommen könne, da v[on] 4410 alle[n] üb[ri]g[en] Wiss[en]sch[a]ft[en] k[e]i[ne] 4411 an 4412 I[n]halt u[nd] 4413 For[m] etw[a]s 4414 darbiet[e]t, was sie berecht[i]gte, d[en] Na[men] Philosophie für si[c]h in Ansp[r]u[c]h zu nehmen. Es scheint, d[ie] R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] selbst doch wieder eine blos empirische Wiß[en]sch[a]ft zu seyn, 4415 da sie es mit einer Thatsache zu thu[n] hat u[nd] led[i]gl[ich], wie b[e]h[au]pt[e]t ist, darauf ausgeh[en] [m]uß, d[ie]se zu versteh[en], zu begr[e]if[en,] zu erklären. Es sch[e]i[n]t also au[c]h hier, wie bei d[en] üb[ri]g[en] W[i]ß[en]sch[a]ft[en,] k[e]i[n] Gru[n]d vorhand[en], d[en] b[e]so[n]d[eren] Nam[en] Philos[ophie] d[ie]s[e]r Wiß[en]sch[a]ft zu geb[en]. Allein wir müß[en] die Eig[en]thü[m]l[i]chk[ei]t d[ie]s[e]r Thatsache, all[en] üb[ri]g[en] geg[en]über ins Auge faß[en], die R[e]l[i]g[ion] hat es [m]it d[em] ideal[en] R[e]i[c]he zu thu[n], ist Bew[u]ßts[eyn] d[e]s Ueberird[i]s[c]h[en], Göttl[i]ch[en,] u[nd] d[ie]s[e]s darum wird G[e]g[e]nst[a]nd der Forschu[n]g der philos[ophischen] Wiss[en]sch[a]ft u[nd] es soll der Glaube hier z[um] Wiß[en] erhob[en] w[e]rd[en], d.h. d[ie]se g[a]nze Thatsache, das rel[i]g[iö]s[e] 4416 Glaub[en] u[nd] der I[n]halt d[e]s Glaub[en]s soll erforscht u[nd] erkannt werd[en,] u[nd] dad[u]rch soll dann der ideale Maaßstab, die Beurth[ei]l[un]g all[e]s Dasey[en]d[en,] deß[en] sich alle M[en]sch[en] i[n] 4417 d[em] gewöh[n]l[ichen] Leb[en] bedien[en,] u[m] üb[er] Wahrh[ei]t u[nd] Werth d[e]s Daseyns zu urtheil[en] 4418 . D[ie]s[e]r Maaßstab soll 4409 „i[m] Leb[en]“ über der Zeile. 4410 „v[on]“ über der Zeile. 4411 „k[e]i[ne]“ über der Zeile. 4412 „an“ ist irrtümlich stehengeblieben. 4413 „od[e]r“ über der Zeile. 4414 „etw[a]s“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „[n]i[c]hts“. 4415 Randbemerkung [223vl] : „Ob R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] blos empiris[c]he Wiss[en]sch[a]ft“. 4416 „rel[i]g[iö]s[e]“ über der Zeile. 4417 „i[n]“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „auf“. 4418 „urtheil[en]“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „b[e]urtheil[en]“. <?page no="548"?> 538 zur Wiss[en]sch[a]ft, zur Gewißheit, u[nd] wiß[en]sch[a]ftl[ichen] Verständ[ni]ß u[nd] wissenschaftl[ichen] Wahrh[ei]t erhob[en] word[en] und dad[ur]ch wie [223vr/ 224rl] §: 2 Aufg[a]be der R[e]l[i]g[io]nsphilos[ophie] 4419 F[o]rts[etzung] dann auch dieß err[e]i[c]ht, d[a]ß d[as] rel[i]g[iö]s[e] Bew[u]ßts[eyn] so zur Wiß[en]sch[a]ft erhob[en], wiss[en]sch[a]ftl[iches] 4420 Princip für and[ere] Wiß[en]sch[a]ft[en] sey[n] kann [,] wod[u]rch sie dann eb[en]f[a]lls zu philos[ophischen] Disciplin[en] erhob[en] werd[en] können [,] d.h. wod[u]rch es mögl[i]ch wird, über Bed[e]ut[un]g u[nd] Werth all[e]s Ueb[ri]g[en] i[n] Natur u[nd] Geschichte [n]i[c]ht [me]hr blos d[en] Maaßstab d[e]s Glaub[en]s an d[a]s Göttl[iche] od[er] Ueberird[i]s[c]he anzuleg[en], sond[ern] den Maaßstab d[e]s Wisse[n]s, d.h. die I[n]halt[e] d[e]s Gl[au]b[en]s als 4421 wiß[en]sch[a]ftl[iche] Principi[en] an d[ie] Spitze ders[e]lb[en] zu stell[en]. 4422 Wenn also die rel[i]g[ion]sphilos[ophische] Fors[c]h[un]g es allerdi[n]gs au[c]h, wie alle and[ern] Wiß[en]s[cha]ft[en,] [m]it ei[ne]r Thatsache, [m]it d[em] r[e]i[n] 4423 E[m]pirisch[en] zu thu[n] hat, so ist doch d[e]r I[n]halt d[ie]s[er] Thatsache od[er] d[ie]s[e]s E[m]pirisch[en] üb[er] d[ie] E[m]pirie hinaus [,] üb[er] d[a]s gemei[ne] Reale u[nd] hat es [m]it d[em] Ideal[en] zu thu[n], su[c]ht d[ie]s[e]s i[n] s[einer] Wahrh[ei]t, Wirkl[ic]hk[ei]t, Objectivität zu erke[nnen] u[nd] d[am]it die Mögl[i]chk[ei]t [,] die Basis aller üb[ri]g[en] philos[ophischen] Discipli[nen] wiss[en]sch[a]ftl[ich] zu gewi[nnen] u[nd] festzustell[en]. Die Liebe zur Weish[ei]t [,] d.h. zur richt[i]g[en] Beurth[ei]l[un]g all[e]s Dasey[en]d[en,] bethät[i]gt si[c]h also hier dad[u]rch, d[a]ß der ideale 4424 Maaßstab [,] der s[on]st nur i[m] rel[i]g[iö]s[en] Glaub[en] festgehalt[en] wird, zur Wiß[e]nsch[a]ft erhob[en] wird; wie d[ie] and[ern] Wiß[en]s[cha]ft[en] es d[am]it zu thu[n] hab[en,] die bloße Erfahr[un]g zur Wiß[en]sch[a]ft zu erheb[en,] d.h. d[en] wirkl[ichen] Sachverhalt zu prüf[en], zu erforsch[en] u[nd] so geist[i]g aufzuneh[men] und geist[i]g 4425 nachzubild[en]. 4426 4419 „2.“ am oberen Seitenrand [224rr] ; „2.“ bezeichnet das Blatt. 4420 „(philosoph[isches])“ über der Zeile. 4421 „die I[n]halt[e] d[e]s Gl[au]b[en]s als“ über der Zeile. 4422 Randbemerkung [224rr] : „Alle and[ern] [in der Zeile folgendes „Ph“ gestrichen] Wiß[en]sch[a]ft[en] hab[en] es [m]it d[em] Ges[c]höpfl[ichen] zu thu[n] - die Philos[ophie] [m]it d[em] Ungeschaff[enen,] Göttl[ichen] - u[nd] [m]it d[em] Geschöpfl[ichen] nur in so fern [,] als es i[m] Li[c]hte d[e]s göttl[ichen] Wes[en]s betra[c]htet u[nd] beurth[ei]lt wird -“. 4423 „r[e]i[n]“ über der Zeile. 4424 „der ideale“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[a]s Ideale“. 4425 „geist[i]g“ über der Zeile. 4426 Randbemerkung [224rr] : „a) Alle R[e]l[i]g[ionen] - d[ie] R[e]l[i]g[ion], d[a]s G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßts[eyn] als allg[emeine] Thatsache ist G[e]g[en]st[an]d d[er] Philos[ophie.] b) Der Gl[a]ube u[nd] der I[n]halt d[e]s Gl[a]ub[en]s ist Obj[ect] d[e]s Erk[ennen]s u[nd] B[e]urth[ei]l[en]s [.] - Der r[e]l[i]g[iö]s[e] Gl[a]ube [m]it All[em,] was si[c]h dar[a]uf grü[n]det - was daraus hervorwächst [.] - c) Die Theol[o]gie b[emäc]ht[i]gt si[c]h ih[re]s G[e]g[en]st[an]d[e]s [,] Erk[enn]t[n]ißobj[ects] d[urc]h d[en] posit[iven] [„posit[iven]“ über der Zeile] Gl[a]ub[en] - u[nd] hält ih[n] f[e]st z[um] Behufe d[e]s Erk[ennen]s [.] - <?page no="549"?> 539 Schon i[n] B[e]zug auf d[en] I[n]halt od[er] G[e]g[e]nst[an]d der R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] hat sie also etwas g[a]nz Eig[en]thü[m]l[iches] v[on] all[en] and[ern] Wiß[en]sch[a]ft[en] sie U[n]ters[c]heid[en]d[e]s [,] näml[ich] das Ueberird[i]s[c]h[e], d[a]s Göttl[iche,] u[nd] daru[m] kann ihr au[c]h der auszeich[nen]de Name Philosophie zukomm[en] - sie ist [n]i[c]ht blos Wiß[en]sch[a]ft [,] s[on]d[ern] philos[ophische] Wiß[en]sch[a]ft, weil die Liebe zur Weish[ei]t si[c]h d[ie]se Wiß[en]sch[a]ft bildet, weil die Mögl[i]chk[ei]t der Weish[ei]t 4427 - hier zur Nothw[en]d[i]gk[ei]t s[o] z[u] s[agen] erhob[en] wird - d.h. der freie 4428 Glaube z[um] nothw[en]d[i]g[en] 4429 Wiß[en]. Indeß könnte man fr[e]il[ich] d[a]g[e]g[en] auch ei[n]e Einw[en]d[un]g erheb[en,] u[m] d[ie]se eig[en]thü[m]l[iche] Stell[un]g u[nd] B[e]d[e]ut[un]g d[er] R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] i[n] F[ra]ge zu stell[en] u[nd] aufzuheb[en]. Unt[er] d[en] Wiß[en]sch[a]ft[en] nä[m]l[ich,] die wir i[m] U[n]t[e]rsch[ie]d v[on] d[er] Ph[i]losophie als [em]pirisch[e] b[e]gr[e]if[en], ist ja au[c]h d[ie] Theologie. 4430 D[ie]se [n]u[n] hat es au[c]h [m]it d[em] r[e]l[i]g[iö]s[en] Glaub[en] u[nd] s[einem] I[n]halt zu thu[n], hat also off[en]bar d[en] nä[m]l[ichen] G[e]g[en]st[an]d wie d[ie] R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] u[nd] [m]uß d[a]ru[m] wohl au[c]h Philos[ophie] sey[n], so d[a]ß entw[e]d[er] Theol[o]gie ide[n]tis[c]h ist [m]it R[e]l[i]g[ion]s[-] 4431 Philos[ophie] od[er] R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] [m]it Theol[o]gie, ku[r]z, so d[a]ß ei[n]e v[on] b[e]id[en] Bez[e]i[c]h- [n]u[n]g[en] überflüß[i]g sey[n] wird. Es schei[n]t so - aber d[a]s B[e]d[en]k[en] löst sich alsbald b[e]i näherer Betra[c]ht[un]g. Für’s Erste nä[m]l[ich] u[n]tersch[ei]d[e]t sich Theologie v[on] R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] sch[on] [224rl/ 224vr] d[a]d[u]rch [,] d[a]ß ihr G[e]g[e]nst[a]nd nur eine besti[mm]te positive R[e]l[i]g[io]n bildet, [m]it ihr[en] Thatsach[en] u[nd] ihr[em] Lehrgeh[a]lte u[nd] Einricht[un]g[en], während die R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] die gesammte rel[i]gi[on]sg[e]sch[i]chtl[iche] Thatsache i[n] d[er] M[en]schh[ei]t, alle R[e]l[i]g[ionen] also z[um] Geg[en]st[an]de d[e]r Betr[ac]ht[un]g macht; so d[a]ß z.B. d[ie] ch[ri]stl[iche] Theologie die besti[mm]te positive, die ch[ri]stl[iche] R[e]l[i]g[ion] wiß[en]sch[a]ftl[ich] zu erk[ennen] die Aufg[abe] hat. Sch[on] i[n] d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[un]g also i[m] Unt[e]rsch[ie]d, da ni[c]ht ei[n] Ei[n]zel[ne]s, Zufälliges factum od[er] Dasey[n], s[on]d[ern] ei[n] allge[me]i[ne]s, nothw[en]d[i]g[e]s Obje[c]t G[e]g[en]st[an]d der Phil[o]sophie ist. Ferner aber u[n]terscheidet sich d[ie] R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] i[n]sb[e]s[ondere] d[a]d[u]rch v[on] d[er] Theologie, d[a]ß sie ei[n] anderes wiss[en]schaftl[iches] Pri[n]cip hat, ei[n] P[r]i[n]cip v[on] solcher Art, d[a]ß sie gerade d[u]rch sie i[m] 4432 Unterschied v[on] d[er] Theologie z[ur] Philosophie wi[r]d. Die Philos[ophie] aber macht d[en] Gla[u]b[en] - die Thatsache d[e]s Gl[a]ub[en]s selbst z[um] G[e]g[en]st[an]d wiß[en]sch[a]ftl[icher] Erk[enn]t[n]iß - u[nd] su[c]ht d[u]rch d[ie]se Erk[enn]t[n]iß - au[c]h d[em] Gl[a]ub[en]s-I[n]halt wiß[en]sch[a]ftl[iche] G[r]u[n]dl[a]ge zu[m] Erk[ennen] zu geb[en] -“. 4427 „Wirkl[ic]hk[ei]t“ über der Zeile. 4428 „freie“ über der Zeile. 4429 „nothw[en]d[i]g[en]“ über der Zeile. 4430 Randbemerkung [224rr] : „Theologie“. 4431 „R[e]l[i]g[ion]s“ über der Zeile. 4432 In der Zeile folgendes „G[e]g[enstand]“ gestrichen. <?page no="550"?> 540 Die Theologie grü[n]det sich au[c]h als Wiss[en]sch[a]ft auf d[en] Glaube[n]; u[nd] 4433 d[ie]s[e]s Pri[n]cip ist ei[n] objecti[ve]s [,] ei[n] gegeb[ene]s, die Gl[a]ub[en]sauctorität, Ch[ri]st[u]s u[nd] s[eine] K[i]rche. Das höchste Crit[e]riu[m] b[e]i d[ie]s[er] Wiss[en]sch[a]ft ist u[nd] [m]uß seyn d[ie] thatsä[c]hl[iche] Auct[ori]tät. I[m] I[n]halt d[e]s Gl[a]ub[en]s liegt zugl[e]i[c]h die Gl[a]ub[en]s-Auctorität; ei[n]e Auctorität, die si[c]h selber b[e]zeugt, u[nd] der[en] Z[e]ug[n]iß i[m] Gl[a]ub[en] angen[ommen,] da[nn] zugl[e]i[c]h 4434 Object d[ie]s[e]r Wiß[en]sch[a]ft [m]it d[em] üb[ri]g[en] I[n]halt wird. Was die Dogmatik i[n]sb[e]s[on]d[ere] betr[i]fft, als d[i]e theol[o]g[ische] Wiß[en]sch[a]ft i[m] stre[n]ge[n,] der Philos[ophie] sich annäher[n]d[en] Si[nn] - so dürfte der Streit, was eig[en]tl[ich] ihr Pri[n]cip sey, dahi[n] zu e[n]tscheid[en] sey[n], d[a]ß d[ie]s[e]s P[r]i[n]cip [n]i[c]hts andr[e]s als die Gl[a]ub[en]sauctorität s[e]y - u[nd] da die K[i]rche als Gl[a]ub[en]sauctorität sich do[c]h wieder dur[c]haus auf Chr[istus] selbst stützt u[nd] grü[n]det, so ist letztl[ich] das wiss[en]sch[a]ftl[iche] Pri[n]cip der Dog[ma]t[i]k Chr[istus] selbst [m]it s[einer] Pers[ön]l[ic]hk[ei]t, s[einem] Thu[n] u[nd] Lehr[en] - od[er] wiss[en]sch[a]ftl[ich] ausgedrü[c]kt [: ] der Geist Christi ist P[r]i[n]cip der Dogmatik. D[ie]se hat eig[en]tl[ich] als H[au]pt 4435 [-]Geschäft di[e]ß: I[m] G[ei]ste Chr[i]sti d[ie] Lehr[en] etc. nachzuweis[en], auf ih[n] zurü[c]kzuführ[en] od[er] aus ih[m] ihn constru[iren]. Die R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] aber hat [e]i[n] and[res] Pri[n]cip - ei[n] P[r]i[n]cip [,] d[a]s sie g[e]rade zur Philosophie kat’ exochn macht; ei[n] P[r]i[n]cip [,] das k[e]ine a[n]d[ere] Wiß[en]sch[a]ft i[n] d[em] Maaß zuk[omm]t u[nd] naturgemäß zukomm[en] kann; sie hat nä[m]l[ich] das Wes[en] d[e]s M[en]sch[en]g[ei]st[e]s selbst, das Selbst d[e]s G[ei]st[e]s zu[m] Pri[n]cip. Doch dieß ist näher zu erörter[n] u[nd] zu erklär[en] i[m] nächst[en] Paragraph[en]. 4436 [224vr/ 225rl] §: 1 Aufg[abe] d[er] Philos[ophie] 4437 Recap[itulation] - 1) Wir sind ausgeg[a]ng[e]n v[on] d[er] B[e]h[au]pt[u]ng: Die Philos[ophie] habe die Aufg[abe,] d[ie] Wahrh[ei]t zu erkennen. a) Aber d[as] Erkennen d[er] Wahrh[ei]t haben alle Wiß[e]nsch[a]ft[en] zur Aufg[abe]. 4438 4433 „u[nd]“ über der Zeile. 4434 „zugl[e]i[c]h“ über der Zeile. 4435 „H[au]pt“ über der Zeile. 4436 Der Verweis auf den nächsten Paragraphen, der dann als Paragraph 3 gezählt werden müßte, legt nahe, daß die beiden Bögen [237rl-239vr] mit der Überschrift „§: 3 Methode der Philos[ophie]“ [237rl] hier anschließen. 4437 „12“ am oberen Seitenrand [225rr] ; „12“ bezeichnet den Bogen. Daß dieser Bogen [225rl-226vr] an den vorherigen Bogen [222rl-223vr] und das folgende Blatt [224rl-224vr] anschließt ist unwahrscheinlich. Naheliegender ist der unmittelbare Anschluß an die Fassung [200rl-221vl] . 4438 Einfügung am Seitenrand [225rr] : „D[ie] Philos[ophie] könnte d[a]h[er] d[ie]s[e]s Näml[iche] nur auf andere Weise - od[er] in and[erer] B[e]z[ie]h[un]g erk[ennen] woll[en] - (od[er] ein and[res] Object) [.] Das <?page no="551"?> 541 b) Näher betrachtet hat d[ie] Philos[ophie] eine and[ere] Wahrh[ei]t z[um] Ziel ihr[es] Forschens - Wahrh[ei]t i[m] Sinne v[on] Idealität - v[on] Harmonie mit der Idee 4439 - [m]it d[em] Reich der Ideen [.] c) D[a]d[u]r[c]h hat d[ie] Philos[ophie] ein eigenes Gebiet neben allen üb[ri]g[en] Wiß[e]nsch[a]ft[en]. 2) Obj[ect] der Philos[ophie] also ist folgend[e]s. a) Schon im gewöhnl[ichen] Leb[en] ist es allgem[eine] Thatsache - d[a]ß d[ie] M[e]nsch[e]n sich nicht [m]it der blos empiris[c]h[en] 4440 Erk[e]n[n]tn[i]ß d[e]r Di[n]ge b[e]gnüg[en], [m]it d[em] Dasey[n], Br[a]u[c]hbark[ei]t, wie d[ie] Thiere 4441 - sond[ern] d[a]ß sie Alles noch ein[em] andern höh[ern] Urth[ei]l unterw[er]f[en] - ob es recht u[nd] gut - od[er] unrecht u[nd] bös sey [,] ob wahr od[er] falsch, schön od[er] häßlich. (Wer das am besten z[u] beurth[ei]l[en] versteht, der ist weise - nach d[ie]s[e]r Weish[ei]t nun strebt d[ie] Philos[ophie] - sie ist ihre Aufg[abe].) b) D[ie]s[e]s Urth[ei]l über alles Daseyende 4442 ist aber möglich u[nd] geschieht so: daß Alles 4443 - am Reiche der Idee[n,] vor Allem an der Idee d[e]s 4444 Göttlichen gemeßen, geprüft wird 4445 - welche Idee d[e]s Göttl[ichen] in jedem M[e]nsch[e]n zunächst als Potenz, als vernünft[i]g[e] Anlage vorhand[en] ist - die aber dann z[ur] Actualität geweckt u[nd] entwickelt wi[r]d d[u]rch die R[e]l[i]g[io]n - u[nd] d[a]d[u]rch zunächst z[um] r[e]l[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyn], z[um] r[e]l[i]g[iö]s[en] Glaub[en] sich entfaltet. c) Insofern nun jenes Urth[ei]l blos v[om] St[an]dp[u]nkt d[e]s Glaub[en]s 4446 aus über Alles gefällt wi[r]d [,] ist es noch kein wißenschaftliches 4447 - zu dem jenes zunächst r[e]l[i]g[iö]s[e] Urth[ei]l üb[er] d[en] wahr[en] Werth alles Dasey[en]d[en] zu erheb[en] ist Aufg[a]be der philos[ophischen] Wiß[e]nsch[a]ft 4448 - sie ist insofern die Wiß[e]nschaft der Weisheit [,] d.h. die Wiß[e]nsch[a]ft, w[e]lche lohnt üb[er] Alles ein wahres richt[i]g[es] Urth[ei]l im Lichte der Idee[n], vor All[em] der Idee des Göttlich[en] zu fäll[en]. 4449 [225rl/ 225vr] Erste führt z[ur] unmögl[ichen] [unleserliches Wort über der Zeile] Constr[uction] à pr[iori] - u[nd] z[um] Ein... (? ) in alle and[ren] empiris[c]h[en] Wiß[en]s[c]h[a]ft[en]“. 4439 „Angemeßenheit an d[er] Idee“ über der Zeile. 4440 In der Zeile folgendes „That[sache]“ gestrichen. 4441 Einfügung am Seitenrand [225rr] : „Mit der Wahrh[ei]t im Sinne v[on] Ueb[erein]stimmu[n]g d[e]s D[en]k[en]s [m]it d[em] geda[c]ht[en] Objecte - sey es bes[c]haff[en] wie immer“. 4442 Randbemerkung [225rr] : „Wod[u]r[c]h d[ie]s[e]s Urth[ei]l mögl[ic]h - d[urc]h d[ie] Idee[n]“. 4443 In der Zeile folgendes „an ei[nem] Idealen“ gestrichen. 4444 „ein[e]s“ über der Zeile. 4445 Randbemerkung [225rr] : „an sich höh[erer] [„idealer“ über der Zeile] Vollk[ommen]h[ei]t gemeß[en] wi[r]d - an d[er] Idee d[e]s Vollk[ommen]st[en], d[e]s Absolut[en]“. 4446 In der Zeile folgendes „z“ gestrichen. 4447 Randbemerkung [225rr] : „Zunächst nur Gl[a]ub[en]surth[ei]l [,] r[e]l[i]g[iö]s[e] Betr[ac]ht[un]g d[er] Di[n]ge -“. 4448 Randbemerkung [225rr] : „D[ie]s[e]s zum wiß[en]s[c]h[a]ftl[ichen] Urth[ei]l zu erheb[en] - Aufg[abe] d[er] Philos[ophie]“. 4449 Randbemerkung [225rr] : „Schon im Alterth[um] hieß weise der, welcher d[ie] Dinge nach ihr[em] wahr[en] Werthe - zu schätz[en], zu beurth[ei]l[en] wußte -“. <?page no="552"?> 542 d) Allein es ist da sogleich klar, d[a]ß dabei die Philos[ophie] nicht stehen bleib[en], ja daß sie mit d[ie]s[em] Urth[ei]l üb[er] Alles Daseyn nicht einmal beginn[en] könne - denn eine wahrh[a]ft wiß[e]nsch[a]ftl[iche] Prüf[un]g alles Daseyns an dem Reiche der Idee[n], an der Idee d[e]s Göttl[ichen], die wir i[m] G[ei]ste trag[en], u[nd] die i[n] d[er] R[e]l[i]g[io]n z[um] Bew[u]ßts[eyn] geweckt wi[r]d - ist gar nicht möglich, wenn nicht zuvor d[ie]s[e]s Reich der Idee[n], u[nd] vor All[em] die Idee d[e]s Göttl[ichen] 4450 selbst wiß[en]sch[a]ftl[ich] erforscht u[nd] erkannt ist [.] - D[ie]s[e]s Erforschen u[nd] Erkennen also d[e]s Absolut[en,] d[e]s Göttl[ichen] selbst 4451 w[i]rd 4452 die erste, die primäre Aufg[abe] d[er] Philos[ophie] seyn [.] 4453 - Das Prüf[en] u[nd] Beurth[ei]l[en] alles Andern im Lichte d[ie]s[e]r wiß[en]sch[a]ftl[ich] 4454 erkannt[en] Idee d[e]s Absolut[en] u[nd] d[e]s Absol[u]t[en] selbst 4455 w[i]rd dann d[ie] secundäre Aufg[abe] derselb[en] bild[en.] 4456 - e) a) 4457 Wir haben es also zuerst mit der im M[e]nsch[e]ng[ei]ste immanent[en] Idee d[e]s Absolut[en] zu thun [,] such[en] d[ie]se zu erke[nnen] nach Ursp[run]g, I[n]halt u[nd] B[e]d[e]ut[un]g u[nd] werd[en] d[a]h[er] da[m]it 4458 vor All[em] zu erforsch[en] hab[en] - ob d[ie]se Idee, die zunächst als r[e]l[i]g[iö]s[es] Bew[u]ßts[eyn] aufblüht - w[enn] d[ie] B[e]d[in]g[un]g[en] dazu erfüllt sind - ob d[ie]s[e]r Idee auch eine Realität entspricht - ein wirkl[iches], obj[ectives] Absolutes - od[er] ob es blos ein subj[ectives] Absolut[e]s [,] d.h. ein blos Gedachtes, als G[e]d[an]ke vorhand[ene]s ist [,] dem [n]i[c]hts Reales entspricht - das d[a]h[er] blos eine Fictio[n] ist. b) Da aber d[ie]se Idee d[e]s Absol[u]t[en] 4459 [,] wie bemerkt [,] in d[er] R[e]l[i]g[io]n gewe[c]kt u[nd] gebildet w[i]rd - u[nd] sich als r[e]l[i]g[iö]s[es] Bew[u]ßts[eyn] in d[er] M[en]schh[ei]t v[on] Geschl[ec]ht zu Geschl[ec]ht fortpflanzt - so hab[en] wir es b[e]i d[ie]s[er] wiß[en]sch[a]ftl[ichen] Prüf[un]g u[nd] Forsch[un]g nach Ursp[run]g, I[n]halt, B[e]d[e]ut[un]g u[nd] Wesen der 4460 Idee d[e]s Absolut[en] - zugl[e]i[c]h zu thun mit der R[e]l[i]g[ion], [m]it d[em] r[e]l[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyn] als der groß[en] allgem[einen] Thatsache, welche sich d[ie]s[e] Idee d[e]s Absolut[en] i[n] d[er] M[en]schh[ei]t geschaff[en], in welcher sie fortlebt und fortwirkt [.] - Die Philos[ophie] wi[r]d d[a]d[u]r[c]h nothw[en]d[i]g R[e]l[i]g[ion]s-Philosophie - hat zugleich Ursp[run]g, Inhalt [,] Entwi[c]kl[un]g der R[e]l[i]g[ion] zu erforsch[en] u[nd] zu prüf[en] - weil d[ie] R[e]l[i]g[ion] die Erscheinu[n]g der Idee d[e]s Absolut[en] ist - die 4450 „Absol[u]t[en]“ über der Zeile. 4451 „selbst“ über der Zeile. 4452 In der Zeile folgendes „selbst“ gestrichen. 4453 Randbemerkung [225vl] : „a) primär[e] Aufg[abe]“. 4454 In der Zeile folgendes „E“ gestrichen. 4455 „u[nd] d[e]s Absol[u]t[en] selbst“ über der Zeile. 4456 Randbemerkung [225vl] : „D[a]s aber nur secundäre Aufg[abe] d[er] Philos[ophie]“. 4457 „a)“ unter der Zeile. - Dazu die Randbemerkung [225vl] : „Wie d[ie]s[e] Philos[ophie] wes[en]tl[ich] R[e]l[i]g[ion]sphil[osophie] “. 4458 „da[m]it“ über der Zeile. 4459 „d[e]s Absol[u]t[en]“ über der Zeile. 4460 „der“ über der Zeile; „d[e]s Absolut[en]“ in der Zeile gestrichen. <?page no="553"?> 543 Philos[ophie] wi[r]d sich dab[e]i zugl[e]i[c]h au[c]h z[ur] kritisch[en] P[r]üf[un]g d[er] R[e]l[i]g[ion] gestalt[en]. [225vr/ 226rl] 3) Die Aufg[abe,] die wir hier d[er] Philos[ophie] stellen [,] weicht allerdings vielfach ab v[on] der, welche a) man gewöh[n]l[ich] d[er] Philos[ophie] stellt 4461 - aber mir scheint [,] wir haben damit das Wahre beib[e]h[a]lt[en,] d[a]s Falsche abgewies[en.] - Das Wesen näml[ich] ist all[en]th[a]lb[en], d[a]ß man i[n] d[er] Philos[ophie] d[a]s Absolute erkenn[en] will - u[nd] immer wieder darauf kom[m]t, es erkenn[en] zu woll[en] - wie vers[c]hied[en] man auch sonst zu Werke geht [.] - b) D[a]s Falsche aber vermeid[en] wir näml[ich] insofer[n,] als d[ie] Philos[ophie] ein[en] f[a]lsch[en] Ausg[an]gsp[u]nkt nimmt - wenn sie mit Nichts anf[an]g[en] will - als mit d[em] Denk[en] od[er] Wiß[en] - od[er] das g[a]nze Univers[um] z[um] G[e]g[e]nst[an]d ihr[er] Forsch[un]g macht in d[er] W[ei]se wie d[ie] and[ern] Wiß[e]nsch[a]ft[en] - nur aber à pr[iori] construir[en]d - od[er] ind[em] sie blos das Gebiet menschl[icher] G[ei]st[e]sth[ä]t[i]gk[ei]t z[um] Obj[ect] macht [.] - Wir vermeid[en] also: a) Die leere, objectlose Phantast[erei] des Ideals [.] - b) Die imaginir[en]de 4462 realist[ische] Phantast[erei] d[er] Constr[uction] à pr[iori] d[e]s Univers[ums] - insb[e]s[ondere] der Natur. g) Die abstracte Formelkrämerei d[er] blos formal[en] Logik - d[er] Ontologie, Erk[enn]t- [ni]ßth[eorie]. 4) Verh[ä]ltn[i]ß zu den üb[ri]g[en] Wiß[e]nsch[a]ft[en] in B[e]z[u]g auf d[en] G[e]g[e]nst[a]nd. a) 4463 wod[u]rch sich dann da d[ie] Philos[ophie] v[on] d[en] üb[ri]g[en] 4464 Wiß[e]nsch[a]ft[en] u[n]tersch[ei]de [,] b) wod[u]rch insbes[ondere] v[on] d[er] Theologie, da sie auch d[a]s Absolute, Göttl[i]che z[um] I[n]halt hat. Das ist richt[i]g [,] allein d[ie] Philos[ophie] hat 1) 4465 das allgem[eine] r[e]l[i]g[iö]s[e] Bew[u]ßts[eyn] der M[en]schh[ei]t z[um] G[e]g[e]nst[a]nd der Erforsch[un]g - ob ih[m] object[iv] etwas entspri[c]ht od[er] nicht [.] - Also da[m]it sogl[eic]h a) ein[en] and[ern] G[e]g[e]nst[a]nd [,] β) ein and[eres] Ziel d[e]s Erk[ennen]s [.] - 4466 4461 Randbemerkung [226rr] : „V[e]rh[ä]lt[ni]ß d[ie]s[e]r Aufg[abe] zur gewöh[n]l[ich] gestellt[en] Aufg[abe]“. 4462 In der Zeile folgendes „Phant[asterei]“ gestrichen. 4463 In der Zeile folgendes „ob“ gestrichen. 4464 In der Zeile folgendes „G[e]g[enständen]“ gestrichen. 4465 Korrespondierendes „2)“ ist unauffindbar. 4466 Randbemerkung [226rr] : „NB [: ] Ob da d[er] Gl[a]ub[e] [n]i[c]ht i[n] F[ra]ge gestellt - od[er] d[u]rch d[a]s philos[ophische] Wiß[en] überflüß[i]g gemacht w[er]d[en] will [.] - Nein! Das Dasey[n] d[e]s Glaub[en]s wi[r]d ja z[um] Erk[enn]t[n]ißobject, v[o]n d[em] aus auf d[a]s Das[e]y[n] d[e]s [„Das[e]y[n] d[e]s“ über der Zeile] Objects [,] d[e]s Gl[a]ub[en]s geschloß[en] wi[r]d - ([n]i[c]ht v[on] d[er] Natur aus - [n]i[c]ht v[om] D[en]k[en] aus)“. <?page no="554"?> 544 Die Theologie hat ein bestimmtes posit[ives] Gl[a]ub[en]sbek[enn]t[n]iß z[um] 4467 G[e]g[e]nst[a]nd [,] die ch[ri]stl[iche] d[en] Inhalt der Off[e]nb[arun]g - setzt d[en] off[en]bar[en]d[en] G[o]tt voraus - hält d[ie] Off[en]b[arun]g i[m] Gl[a]ub[en] fest etc. D[ie] R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] hat d[en] Gl[a]ub[en] selbst z[um] Erk[enn]t[n]ißobject [m]it all[em,] was daraus hervorgeht. [226rl/ 227rl] 4468 §: 2 Princip der Philosophie. 4469 I) D[ie] F[ra]ge nach Princip u[nd] M[e]th[o]de ist Frage nach d[er] Art u[nd] W[ei]se [,] wie die der Philos[ophie] gestellte Aufg[abe] zu lösen sey - wie also zu erkennen sey [,] a) was das r[e]l[i]g[iö]s[e] B[e]w[u]ßts[eyn] sey - welche Wahrh[ei]t ihm zukomme - ob ih[m] Wahrh[ei]t - Realität zukomme [.] Urspr[u]ng, Wesen, 4470 Bedeut[un]g (Idee d[e]s Absolut[en]) [,] b) was der Inh[a]lt d[ie]s[e]s r[e]l[i]g[iö]s[en] B[e]w[u]ßts[eyns] sey - d[a]s Absolute - u[nd] wie es beschaffen etc. [,] c) wie zu e[n]tscheid[en], was an d[er] posit[iven] R[e]l[i]g[io]n wahr, was falsch sey - d) u[nd] wie die and[eren] Discipli[nen] zu philos[ophischen] zu erheben sey[en]. II) Was ist Princip d[er] Philos[ophie], das will sagen [: ] A) 4471 Die F[r]age nach d[em] Princip kann nicht seyn die 4472 nach dem absolut[en] schöpfer[i]sch[en] Pri[n]cip 4473 der Philos[ophie]; da wir eine Thatsache haben z[um] Erkennen, etwas G[e]geb[ene]s 4474 - 4475 ; der G[e]g[e]nst[a]nd braucht also [n]i[c]ht erst mit der Erk[e]n[n]tn[i]ß geschaffen zu w[e]rd[en] 4476 - d[en] G[e]g[e]nst[a]nd haben wir schon [.] - Also Pri[n]cip ist [n]i[c]ht das, was aus sich selbst ein g[a]nz[e]s Syst[em] v[on] Wiss[en] hervortreib[en], schaff[en] - à priori construir[en] soll [.] - Nicht ein absolut[es] Moment also i[m] [men]schl[ichen] G[ei]ste such[en] wir, um d[a]ss[e]lb[e] als schaff[en]d[e]s, absolut[es] Pri[n]cip gelt[en]d zu ma[c]h[en,] wie d[ie] neuere panth[ei]st[ische] Philos[ophie] es thut [.] - Freil[ich] v[on] ein[em] Vorurth[ei]l ausgeh[en]d 4477 . 4467 In der Zeile folgendes „Bew[u]ßt[seyn]“ gestrichen. 4468 [226v] ist unbeschrieben. 4469 „1“ am oberen Seitenrand [227rr] ; „1“ bezeichnet den Bogen. Es ist zweifelhaft, ob die folgenden fünf Bögen [227rl-236vr] an [226rl] anknüpfen. Inhaltlich ist der unmittelbare Anschluß an [224vr] wahrscheinlicher. 4470 In der Zeile folgendes „I“ gestrichen. 4471 Die folgenden Ausführungen unter „A)“ sind am Seitenrand [227rr] eingefügt. 4472 „die“ über der Zeile. 4473 „absolut[en] schöpfer[i]sch[en] Pri[n]cip“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „Anf[a]ng“. 4474 „etwas G[e]geb[ene]s“ über der Zeile. 4475 „Wir brauch[en] d[a]h[er] nicht d[en] Weish[ei]ts-Willen - d[e]s Chalyb[aeus] - nicht den Zweifel - (neuest[en]s) v[on] Wirth.)“ in der Zeile gestrichen. 4476 „u[nd] d[a]d[u]r[c]h eine absolute W[i]ss[enschaft]“ über der Zeile. 4477 Von „Nicht ein absolut[es] Mom[en]t“ bis „Vorurth[ei]l ausgeh[en]d“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. <?page no="555"?> 545 B) 4478 D[ie] F[ra]ge ist also hiebei auch nicht eig[en]tl[ich] die nach dem Anf[a]ng d[er] Philos[ophie,] wenn Anf[a]ng genomm[en] wird im Sinne v[on] Veranlaß[u]ng - d[a]h[er] ist nichts damit gewonn[en], wenn man sagt: Der Weish[ei]ts-Wille sey Princip 4479 - od[er] gar d[er] Zweifel sey d[a]sselbe - der Zweifel kann V[e]ranlaß[un]g sey[n.] Pri[n]cip aber nie, da aus d[em] Negativ[en] [n]i[c]hts hervorgeh[en], hervorwachs[en] kann - so w[e]nig als aus d[er] Verwesu[n]g, Auflös[un]g - au[c]h ist d[er] Zweif[e]l [n]i[c]ht nothw[en]d[i]g[e] Veranlaßu[n]g - d[a]s kann gerad[e]zu posit[ives] Verl[an]g[en] nach Erk[e]n[n]tn[i]ß d[er] Wahrh[ei]t 4480 ([n]i[c]ht Wahrh[ei]t geradezu) sey[n] ohne Zweifel [.] - C) a) auf welchen St[a]ndp[u]nkt stellt sich dies[e]lbe bei Beginn der philos[ophischen] Unters[u]ch[un]g (auf sich selbst od[er] auf fremd[en]) [? ] b) Welches Kriter[ium], welcher Maaßstab wird an d[a]s Object der Erk[e]n[n]tn[i]ß angelegt, nach welchen Erk[e]n[n]tn[i]ßnormen wird verfahren [? ] c) welches ist die Quelle, aus welcher die Philos[ophie] ihre Erk[e]n[n]t[ni]ße schöpft - ich sage ihre Erkenntniß - nicht ihr Erk[e]n[n]tn[i]ßobject, das ist ja schon gegeb[en] in d[er] allgem[einen] Thatsache der R[e]l[i]g[io]n, Quelle in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[u]ng ist d[ie] Geschichte der R[e]l[i]g[io]n u[nd] sind alle and[eren] Wiss[en]sch[a]ft[en] mit ihr[en] Erk[e]n[n]tn[i]ß[e]n u[nd] Resultat[en]. Das Alles wird mit d[em] Ausdruck Princip angedeutet - u[nd] 4481 ausgesprochen. III [)] D[ie]s[e]s Princip kann nun nicht etwas dem M[e]nsch[e]ng[ei]ste Aeußeres (- ein Anderes -) 4482 - v[on] Außen kommendes seyn od[er] - Gegebenes - [,] a) weil zur Aufnahme d[e]ss[e]lb[e]n immer wieder ein aufnehmendes, verstehendes, prüf[en]des Princip gehörte [.] - Weil also das Entscheidende hiebei immer wieder d[er] G[ei]st selbst, d[a]s Subject u[nd] s[ein] Urtheil 4483 - wäre - [; ] b) das erkennende Subj[ect] also ist Princip, 4484 ist zugleich 4485 Maaßstab, Criter[ium], Quelle der Erk[e]n[n]tn[i]ß [.] - D[ie]se Errungensch[a]ft der neueren Philos[ophie] muß festgehalt[en] werden [.] c) Also kann nicht d[er] Glaube - Glaub[en]sauctorität, Dogma, posit[ive] R[e]l[i]g[ion] Princip sey[n]. [227rl/ 227vr] IV [)] Das Princip der Philos[ophie] kann also nur im Subj[ect] selbst gesucht werden - wenn Wiss[e]nsch[a]ft [,] u[nd] zwar philos[ophische] Wiß[e]nsch[a]ft [,] möglich seyn u[nd] zu Stande kommen soll. Allein damit ist d[ie] F[r]age nach d[em] Princip d[er] Philos[ophie] noch lange nicht entschieden. Das menschl[iche] Subj[ect] faßt selbst Manigfalt[i]g[e]s in sich u[nd] bethätigt sich in manigfacher Weise [.] 4478 Die folgenden Ausführungen unter „B)“ sind am Seitenrand [227rr] eingefügt. 4479 „das V[e]rlang[en] versteht si[c]h v[on] selbst“ über der Zeile. 4480 „d[er] Wahrh[ei]t“ über der Zeile. 4481 „u[nd]“ über der Zeile. 4482 „(- ein Anderes -)“ über der Zeile. 4483 „u[nd] s[ein] Urtheil“ über der Zeile. 4484 „d[ie]se“ in der Zeile gestrichen. 4485 „P“ in der Zeile gestrichen. <?page no="556"?> 546 Es fragt sich: Ist der menschl[iche] Geist Princip der Philos[ophie]. A) insofern er seiner selbst sich bewußt ist - also ist das Selbstbew[u]ßts[eyn] Princip der Philos[ophie], wie man so 4486 vielfach behaupt[en] hört - B) Oder ist irg[e]nd eine erste Thät[i]gk[ei]t d[e]ss[e]lb[en], irg[e]nd ein Ged[a]nke, ein Begr[i]ff als Prod[u]kt d[e]ss[e]lb[e]n d[ie]s[e]s Princip - C) Oder ist es irg[e]nd eine innere Nöthig[un]g in dems[e]lb[en] bei der denkend[en] Thät[i]gk[ei]t, ist es die Denknothwend[i]gk[ei]t - Philos[ophie] = nothw[en]d[i]g[es] Denk[en]. 4487 D) Oder ist es irg[e]nd ein freies Streben, irg[en]d eine Willensrichtung 4488 - Philos[ophie] = freies Denken. E) Oder ist es das Thät[i]gseyn 4489 d[e]s erkenn[en]den G[ei]st[e]s selbst - etwa die Idee d[e]s Erkenn[en]s [,] das Erkennen also. D[a]s Weltbew[u]ßts[eyn] [n]i[c]ht - seit d[ie] Off[en]b[arun]g in d[er] Welt. 4490 F) Oder endl[ich] ist d[ie]s[e]s Princip das im M[e]nsch[en]g[ei]ste vorh[a]ndene, v[on] ihm unzertrennl[iche] G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] selbst wieder - also im Gr[u]nde genomme[n] d[a]ss[e]lbe, was object[iv] gedacht u[nd] vorhand[en] auch der G[e]g[e]nst[a]nd der philos[ophischen] Erk[e]n[n]tn[i]ß ist. Ist es also die dem M[e]nsch[enge]iste immanente, von ihm unzertrennl[iche] G[o]tt[e]sidee - ist es die r[e]l[i]g[iö]se Anlage, der Vernünft[i]g[e] Gehalt d[e]s M[en]sch[en]g[ei]st[e]s od[er] wie man kurzweg s[a]gt: ist es die Ver[n]u[n]ft als d[as] Vermög[en] f[ür] d[as] Uebersinnl[iche]? 4491 Wir werd[en] dieß Alles zu prüf[en] hab[en], also A) Ob das Selbstbew[u]ßtseyn Pr[incip] sey. 4492 1) Geschichtl[ich] - Seit Descartes - d[ie] g[a]nze neuere Philos[ophie] - wohl auch Theologie. 4493 2) Ob es Princip sey[n] kann d[er] Philos[ophie] u[nd] warum nicht. a) Das Selbst-Bew[u]ßts[eyn] hat zunächst ein [227vr/ 228rl] anderes Obj[ect] als die Philos[ophie] - nicht d[a]s Absolute [,] sond[ern] das 4494 Selbst zunächst - 4495 u[nd] es 4486 „al“ in der Zeile gestrichen. 4487 „Denkmaschinerie“ am Seitenrand [227vl] . 4488 „Will[en]sbeschaff[en]h[ei]t“ über der Zeile. 4489 „Thät[i]gseyn“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Thät[i]gk[ei]t“. 4490 „D[a]s Weltbew[u]ßts[eyn] [n]i[c]ht - seit d[ie] Off[en]b[arun]g in d[er] Welt.“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 4491 Einfügung am Seitenrand [227vl] : „Ob die Sprache - subj[ectiv] od[er] obj[ectiv] betrachtet, Princip der Philosophie sey[n] könne! “ 4492 Randbemerkung [227vl] : „blos daß ich ... (? ) [„Selbstgew[i]ßh[ei]t“ über der Zeile] kann ich aus d[em] D[en]k[en] ers[c]hli[e]ß[en,] aber noch [n]i[c]ht die Wahrh[ei]t einer Erk[e]n[n]tn[i]ß.“ Darunter die Randbemerkung [227vl] : „Ob ein fester P[u]nkt d[er] Erk[enn]t[ni]ß. Die Gew[i]ßh[ei]t d[e]s Ich - gibt sog[a]r d[em] Zweif[e]l erst Kr[a]ft - nur daß ich bin [,] erfahre (? ) ich - aber mei[n]e Erk[enn]t[ni]ß d[e]s Obj[ects] nimmt da[m]it [n]i[c]ht zu.“ Darunter die weitere Randbemerkung [227vl] : „kann ich d[enn] nicht d[u]rch Zweifeln [,] au[c]h wenn ich gewiß weiß, d[a]ß ich bin - ja u[m] so gewisser [,] energischer zw[e]ifel[n], je sichrer mei[n] S[e]y[n] ist“? 4493 Folgende Zeile „2) Wahre Bedeut[un]g - a) Das wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Princip kann es sey[n]“ gestrichen. <?page no="557"?> 547 wird in d[ie]s[em] Selbstb[e]w[u]ßts[eyn] weiter nichts gewußt, als das Selbst 4496 - wenn man also nicht v[on] vorne herein annimmt [,] damit sey schon Alles erkannt - od[er] in d[ie]s[em] Alles enth[a]lt[en] u[nd] daraus abzuleit[en] - so kann d[a]s Bew[u]ßts[eyn] d[e]s Selbst nicht genügen. 4497 b) 4498 Man könnte sagen: Im Selbstbew[u]ßts[eyn] werde d[a]s Ich, d[a]s Selbst mit s[einem] gesa[mm]t[en] Inhalt erkannt u[nd] erfaßt - mit s[einem] Weltu[nd] G[o]tt[e]sbew[u]ßtseyn - also müße es doch Princip - Norm u[nd] Quelle d[er] philos[ophischen] Erk[e]n[n]tn[i]ß sey[n] können [.] - Allein hier würde das Bew[u]ßts[eyn] d[e]s Selbst mit dem Selbst verwechselt - daß d[a]s Selbst Princip sey, wird nicht geläugnet - nur dieß, d[a]ß d[a]s Bew[u]ßts[eyn] d[e]ss[e]lb[en] als solches schon Princip d[e]rs[e]lb[en] sey[n] könne. D[ie]s[e]s Bew[u]ßts[eyn] d[e]s Selbst lehrt uns nur d[a]s Selbst erkenn[en] - weiter vorläuf[i]g nichts - d[ie]s[e]s Selbst eben ist [n]i[c]hts Leeres, Unleb[en]d[i]g[e]s - s[on]d[ern] hat voll[en], leb[en]d[i]g[en] Inhalt. 4499 g) Nun ist es wahr [,] mit dem Selbst ist nichts anzufangen, ehe das Bew[u]ßts[eyn] davon dem M[e]nsch[en] aufgeg[a]ng[e]n - (obwohl es seiner Natur nach sch[on] P[r]i[n]cip ist - ehe es z[um] Selbstbew[u]ßts[eyn] si[c]h erschl[o]ß[en] hat u[nd] gl[e]i[c]h d[em] Gl[a]ub[en] schon b[e]ginnt [m]it d[ie]s[er] Pot[en]z.) 4500 4494 „relative“ über der Zeile. 4495 „b)“ in der Zeile gestrichen. 4496 „d[a]s Göttl[iche] also nicht -“ über der Zeile. 4497 Randbemerkung [228rr] : „V[on] Ander[m] außer d[em] Selbst weiß ich d[u]r[c]h d[ie]s[e]s Bew[u]ßts[eyn] [n]i[c]hts - k[omm]t [n]i[c]hts z[um] Wiss[en] - u[nm]itt[e]lb[a]r“. 4498 Randbemerkung [228rr] : „NB [: ] G[an]g a) Dur[c]h d[a]s Selbstbew[u]ßts[eyn] erfahre u[nd] erk[enne] ich zu[n]ä[c]hst d[a]s Selbst, aber [n]i[c]ht Gott [.] - b) Nu[n] kö[nn]te ma[n] sag[en,] d[a]s s[e]y i[n] d[er] Ord[n]u[n]g [„d[a]s s[e]y i[n] d[er] Ord[n]u[n]g“ über der Zeile], ab[er] die Erk[enn]t[n]iß d[e]s Selbst [m]üße vora[n]geh[en], dann erst kö[nn]e v[on] ein[er] Erk[enn]t- [n]iß G[o]tt[e]s d[ie] Rede sey[n.] -“ Dazu die weitere Randbemerkung [228rr] : „NB [: ] D[urc]h d[a]s Selbstbew[u]ßts[eyn] ist gewiß, d[a]ß d[a]s Selbst a) ist - was es ist, wi[r]d es klar d[u]r[c]h d[a]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn.] b) Ja [„Ja“ über der Zeile] [,] d[a]s Gewisse ist nicht d[a]s Bew[u]ßts[eyn,] sond[ern] d[a]s Selbst, also au[c]h der I[n]halt d[e]s Selbst [,] also ist d[ie]s[e]s d[a]s Gewisse [,] v[on] d[em] auszugeh[en] -“. 4499 Einfügung am Seitenrand [228rr] : „soll etwas Weitr[e]s noch erkannt werd[en], dann muß si[c]h d[ie]s[e]s Selbst b) [„b)“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „a)“] auf ei[n] and[eres] Object - Welt od[er] Gott w[en]d[en] - [n]i[c]ht auf d[a]s Selbst - a) [„a)“ ersetzt in der Zeile folgendes gestrichenes „b)“] ei[ne] and[ere] Pot[en]z, and[eres] Organ in sich zur Thät[i]gk[ei]t bri[n]g[en.] -“ 4500 „(obwohl es seiner Natur nach sch[on] P[r]i[n]cip ist - ehe es z[um] Selbstbew[u]ßts[eyn] si[c]h erschl[o]ß[en] hat u[nd] gl[e]i[c]h d[em] Gl[a]ub[en] schon b[e]g[inn]t [m]it d[ie]s[er] Pot[en]z.)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. Randbemerkung [228vl] : „f) Wollte man sag[en]: D[a]s Selbstbewußts[eyn] muß aber w[en]igst[en]s vor[a]usgeh[en] - die Erk[enn]t[n]iß d[e]s eig[nen] Wes[en]s [m]it s[einem] I[n]h[a]lt [,] s[e]i[nen] Gesetz[en] u[nd] Kräft[en] - denn ohne d[ie]s[e]s sey ja [n]i[c]ht blos k[e]i[n] Bew[u]ßts[eyn] v[on] d[er] angebor[nen], eig[en]thü[m]l[ichen] Fäh[i]gk[ei]t d[e]r G[o]tt[e]serk[enn]t[n]iß, d[e]s Gl[a]ub[en]s mögli[c]h - sond[ern] au[c]h gar <?page no="558"?> 548 Daraus folgt: daß d[a]s Selbstbew[u]ßts[eyn] die Vorbeding[un]g der Philosophie sey, weil dad[ur]ch erst 1) auch 4501 der Inh[a]lt d[e]s Selbst z[um] Bew[u]ßts[eyn] kommt [,] 2) die Kräfte u[nd] Gesetze der Thät[i]gk[ei]t d[e]s Selbst in Besitz genomm[en] u[nd] angewendet werd[en] können [.] - 4502 s[iehe] Ob[en] 3) D[u]rch d[as] Selbstbew[u]ßts[eyn] weiß ich, d[a]ß ich au[c]h ein and[eres] Bew[u]ßts[eyn] in mir tr[a]ge [.] 4503 d) Princip aber ist d[a]s Bew[u]ßts[eyn] des Selbst 4504 nicht als solches - denn nicht das menschl[iche] Selbst als solches - d[a]s menschl[iche] Ich als solches ist Maaßstab u[nd] k[e]i[ne] wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Thät[i]gk[ei]t, also gar k[eine] Wiss[en]sch[a]ft i[n] B[e]z[u]g auf d[a]s Göttl[iche], also keine Philos[ophie] möglich sey [.] - Daran ist, wie schon eben angedeutet wurde [,] etwas Richtiges. Die Selbsterk[e]nnt[ni]ß - die K[enn]t[n]iß der [„K[enn]t[n]iß der“ über der Zeile] Gesetze d[e]s D[en]k[en]s Erk[ennen]s etc. muß vorausgeh[en], ehe v[on] einer Philos[ophie], Erk[enn]t[n]iß d[e]s Absolut[en] d[ie] Rede sey[n] kann [.] - Aber d[ie]se vorausgeh[en]de Erk[enn]t[n]iß a) [„a)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt] ist [„d[a]s Selbst“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt] nicht selbst Philosophie - Fundamental-Philosophie - a) [„a)“ über der Zeile] weil sie Ke[nn]t[n]iß d[e]s Relativ[en] nur wird (? ) [„wird“ (? ) ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „sind“ (? )] - u[nd] b [),] weil d[ie]se Selbsterk[enn]t[n]iß erst d[u]rch Erk[enn]t[n]iß d[e]s Absolut[en] zur wahr[en], vollk[ommenen], philos[ophischen] erhob[en] wird [.] - Sei[n] Selbst gewinnt u[nd] erk[enn]t der M[en]sch erst recht u[nd] voll d[u]rch Erk[enn]t[n]iß d[e]s Absolut[en.] -“ [An dieser Stelle wird eine andere Randbemerkung [228vr] eingefügt: „Dieß ents[c]h[e]id[en]d geg[en] die sog[enannte] Fundam[en]talphil[o]s[ophie] als Wiss[en]sch[a]ftslehre“.] Fortsetzung von voriger, durch Einfügung unterbrochener Randbemerkung: „g) Vorläuf[i]g ist also d[ie] Selbst[e]rk[enn]t[n]iß nur der Philos[ophie] vorausgeh[en]d - geht ja au[c]h die Welterk[enn]tn[i]ß bis zu ei[nem] besti[mm]t[en] Grade der Selbsterk[enn]t[n]iß, d[em] Selbstbew[u]ßts[eyn] voraus - ohne d[a]ß ma[n] d[a]s Weltbew[u]ßts[eyn] als P[r]i[n]cip d[e]s Selbstbew[u]ßts[eyns] gelt[en]d mach[en] wollte. b) Die Gesetze, Norm[en] etc. d[e]s [men]schl[ichen] G[ei]st[e]s müss[en] allerdi[n]gs sch[on] gekannt sey[n] - ehe ich zu philosoph[iren] beginn[e] - aber sie si[n]d ihr[em] Werthe nach noch [n]i[c]ht d[u]rch Wiß[en]sch[a]ftslehre etc. b[e]sti[mm]t [,] s[on]d[ern] erhalt[en] ihre Besti[mm]u[n]g u[nd] ... (? ) erst i[n] d[er] phil[o]s[ophischen] Anw[en]d[un]g - d[u]rch ihre B[e]z[ie]h[un]g auf d[ie] Idee G[o]tt[e]s - (d[en] I[n]h[a]lt der geist[i]g[en] Subst[an]z). Also 1) Ob ei[ne] Erk[enn]t[n]iß wiss[en]s[c]h[a]ftl[ich,] d.h. an d[em] Selbst gep[r]üft etc. [,] [en]tsch[e]idet d[a]s Selbstb[e]wußts[eyn]. 2. Ob philos[ophisch] - G[o]tt[e]s ... (? ) Aus d[em] Weltbew[u]ßts[eyn] [„(im w[e]itest[en] Sinn [m]it Selbstbew[u]ßts[eyn])“ über der Zeile] neh[men] wir d[ie] Kategori[en] - die wir aber immer aus d[em] Fond d[e]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyns] näher besti[mmen] u[nd] ihre Unange[me]ß[en]h[ei]t zugl[e]i[c]h bemerkl[i]ch m[a]ch[en] - ind[em] d[ie]s[e] For[men] d[e]s Weltbew[u]ßts[eyns] [n]i[c]ht g[e]r[a]dezu auf Gott paß[en] - obwohl ei[n]igermaß[en], da d[ie] Welt ei[n] Produkt g[ö]ttl[icher] Thät[i]gk[ei]t ist [.] -“ Daneben [228vl] die weitere Randbemerkung: „Ohne d[a]s G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßts[eyn] erk[enne] ich d[a]s Selbstbew[u]ßts[eyn] hö[c]hst[en]s in so weit als es a) verschied[en] v[om] Materiell[en] sey u[nd] aus d[ie]s[em] [n]i[c]ht erklärt w[e]rd[en] kann b) d[a]ß es etwas Unb[e]gr[ei]fl[iches] sey - das bald da ist, bald verschwi[n]det - d[a]s ab[e]r ist letz[t]li[c]h au[c]h d[a]s Materielle [.]“ 4501 „auch“ über der Zeile. 4502 Für das im Nachhinein in die Zeile eingefügte Einfügezeichen findet sich [228rr] kein eingefügter Text. 4503 Randbemerkung [228rr] : „3) D[u]rch d[as] Selbstbew[u]ßts[eyn] weiß ich, d[a]ß ich au[c]h ein and[eres] Bew[u]ßts[eyn] in mir tr[a]ge“. 4504 Randbemerkung [228rr] : „Erst d[u]rch d[a]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] gewinnt sich d[a]s Selbstbew[u]ßts[eyn] vollkomm[en], kommt hinter sich selbst, währ[en]d ohne dieß d[a]s Selbstbew[u]ßts[eyn] nur ein <?page no="559"?> 549 Norm d[e]s Göttl[ichen,] um dieß zu prüf[en] u[nd] zu erkenn[en] - [,] u[nd] aus d[em] Selbst als solch[em] quillt nicht unmitt[e]lb[a]r die Erk[enn]t[n]iß d[e]s Göttl[ichen,] sond[ern] nur mittelbar 4505 - insofern d[ie]s[e]s Selbst d[a]s Bild G[o]tt[e]s in sich faßt, die Pot[e]nz der G[o]tt[e]serk[e]n[n]t[ni]ß i[n] si[c]h enth[ä]lt, die sich aufschli[e]ßt im G[o]tt[e]sbew[u]ßtsey[n] , die thät[i]g, leb[en]d[i]g ist [,] weil i[n] ihr zugl[e]i[c]h d[a]s Selbst leb[en]d[i]g u[nd] thät[i]g ist - 4506 also nicht d[a]s Selbst [,] in sof[e]rn es solches - Selbst, kreatü[r]l[iche] Substanz ist, ist Pri[n]cip, s[on]d[ern] d[a]s Selbst [,] insofer[n] es die G[o]tt[e]sidee in d[ie]s[er] selbstisch[en] Substanz enthält, als Keim, Anlage etc. - welche, weil unzertrennl[ich,] v[on] d[er] Subst[an]z d[e]s Selbst - au[c]h die K[r]äfte [,] die erk[ennen]d[en] (u[nd] woll[en]d[en]) in Ansp[r]u[c]h nimmt u[nd] in ihrer Thät[i]gk[ei]t bestimmt [,] [m]it ihr[em] Charakt[e]r du[rc]hdri[n]gt (d[a]h[er] d[ie] Kategorie[n] der Ontologie [n]i[c]ht paß[en].) 4507 [228rl/ 228vr] e) Wollte man etwa sag[en]: Das Selbst ist doch Princip au[c]h der G[o]tt[e]serk[e]n[n]tn[i]ß (u[nd] zwar g[e]rade auf ch[ri]stl[ichem] St[a]ndp[u]nkt zumeist) [,] insofern das Selbst ja ein Eb[en]bild G[o]tt[e]s ist u[nd] d[u]rch Betr[a]cht[un]g d[ie]s[e]s Eb[en]bildes d[a]s Urbild - Gott näml[ich,] erkannt wird [.] - 4508 Allein es früge sich [,] b[e]stä[n]d[i]g aus der Naturfluth auftauch[en]d[e]s u[nd] wieder verschwi[n]d[en]d[e]s Phänomen ist, unfaßbar, und[u]rchdri[n]gbar - die Idee G[o]tt[e]s sich ... (? ) Selbst - als solches [.] - Ohne dieß ist d[er] M[en]sch[en]g[ei]st - wenn au[c]h [n]i[c]ht ein Naturproduct - doch ein unverst[än]dl[iches] Etwas, üb[er] das si[c]h [n]i[c]hts Besti[mm]tes aussag[en] läßt - weil d[a]s Unb[e]sti[mm]te, Verschwi[n]d[end]e an ih[m] eb[en] so scho[n] si[c]h gelt[en]d macht, als d[a]s B[e]w[u]ßte, d[a]s Selbst - d[a]s zu ei[nem] verschwi[n]d[en]d[en] Mo[men]t wird [.] - Jenes Höhere, absolute Mo[men]t ... (? ) Selbst zu erk[ennen,] strebt d[u]r[c]h ... (? ) jede Phil[o]sophie“. 4505 „nur d[ie] Erk[enn]t[ni]ß d[e]s Selbst“ über der Zeile gestrichen. 4506 Randbemerkung [228rr] : „(2 Seit[en] eig[e]ntl[ich] d[e]ss[e]lb[en] Ich -)“. Darüber die weitere Randbemerkung [228rr] : „NB [: ] D[a]s Selbstbew[u]ßts[eyn] - d[a]s Selbst kann sich nicht erkennen ohne d[ie] G[o]tt[e]sidee, ohne d[a]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[e]y[n] kann sich aus d[em] Strome des üb[ri]g[en] Dasey[n]s nicht selbst gl[e]i[c]hsam b[e]i[m] Schopfe herauszieh[en] - ei[n] B[e]sti[mmen] d[e]s Ideal[en] u[nd] Real[en] - Geist[i]g[en] u[nd] Materi[e]ll[en] - ist [n]i[c]ht [me]hr mögli[c]h [.] - I[n]sofer[n] also wirket die G[o]tt[e]sidee u[nd] B[e]w[u]ßts[e]y[n] erlösend für d[a]s Selbst d[e]s Mensch[en.] - Ob es also ei[n] Geist, ein Wisse[n] gebe [,] erfahre ich d[u]rch d[en] I[n]h[a]lt des Bew[u]ßts[e]y[n]s [,] vor All[em] d[u]rch d[ie] imman[en]te G[o]tt[e]sidee - die zu erk[ennen] d[a]h[er] vor All[em] nothw[en]d[i]g [.] - Aber setzt d[enn] d[ie]s[e]s [n]i[c]ht s[c]h[on] d[a]s Erk[ennen] u[nd] die K[enn]t[n]iß d[e]s W[e]rthes d[e]s Erk[ennen]s vor[a]us? - D[a]s Erk[ennen] wohl - d[en] wahr[en] W[e]rth d[e]s Erk[ennen]s erfahr[en] wir erst d[u]rch G[o]tt[e]serk[enn]t[n]iß -“. 4507 Randbemerkung [228rr] : „Da die mat[e]rielle Substanz zuletzt i[n]s Unbegr[e]ifl[iche] geht, wie die beh[a]uptete geist[i]g[e] Subst[an]z, so kann die mod[erne] Philos[ophie] auf Gru[n]dlage d[e]s Selbstbew[u]ßts[e]y[n]s (u[nd] s[einer] Thatsa[c]he als Selbstb[e]w[u]ßts[eyn]) d[en] Mat[e]rial[i]s[m]us nicht überwind[en] -“. 4508 Randbemerkung [228vl] : „NB [: ] H[au]ptei[n]w[en]d[un]g. Man müsse erst wissen, was am M[en]sch[en]g[ei]ste sey u[nd] an sei[nem] D[en]k[en] u[nd] Erk[ennen] - dann erst könne man an d[ie] Erforsch[un]g d[e]s Absolut[en] geh[en] - d[a]s Selbst aber [m]it s[einen] Gesetz[en] u[nd] I[n]h[a]lt erfahr[en] wir d[ur]ch Explikation d[e]s Selbstbew[u]ßts[eyns] - also ist d[ie]s[e]s d[a]s P[r]i[n]cip d[er] Phil[o]s[ophie] u[nd] ihr Erk[ennen] d[ie] philos[ophische] Fu[n]dam[en]talwiss[en]sch[a]ft“. Darunter die weitere Randbemerkung [228vl] : „NB [: ] Ob ei[n]e Erk[enn]t[n]iß ei[n]e wiss[en]sch[a]ftl[iche] ist [,] prüfe ich a[m] Selbstbew[u]ßts[eyn] - d.h. ob sie aus ei[nem] Selbst, [m]it s[einem] I[n]h[a]lt geleitet sey od[er] [n]i[c]ht - ob ei[n]e Erk[enn]t[n]iß i[n] B[e]tr[e]ff d[e]s Absolut[en] wahr sey - prüfe ich an d[er] Idee G[o]tt[e]s - a[m] I[n]halt d[e]s Selbst - (b[ei]d[e]s ab[e]r d[a]h[er] i[nn]ig verbu[n]d[en]. [)]“ <?page no="560"?> 550 2) 4509 ob d[a]s Gott-Eb[en]bildl[iche] 4510 am M[en]s[c]h[en]g[ei]st nicht gerade zumeist die Anlage z[um] G[o]tt[e]sbew[u]ßtsey[n] ist, d[ur]ch d[ie] imm[anen]te G[o]tt[e]sidee begrü[n]det ist - (insof[ern] d[a]s Erk[ennen] G[o]tt[e]s d[a]d[urc]h b[e]di[n]gt ist - d[e]r Gru[n]du[n]ters[c]h[ie]d d[e]s M[en]s[c]h[en] v[on] d[en] üb[ri]g[en] Ges[c]höpf[en]) [.] 1) 4511 Und 2. [en]s fr[a]gt si[c]h - ob wir d[ur]ch Betr[ac]ht[un]g d[ie]s[e]s Eb[en]bild[e]s - abgesehen v[on] all[em] Bew[u]ßts[eyn] d[e]s Urbildes 4512 - zur Erk[enn]t[n]iß d[ie]s[e]s Urbild[e]s kämen - si[c]her nicht - [,] wenn [n]i[c]ht eb[en] die Fähigk[ei]t der G[o]tt[e]serk[enn]t[n]iß i[n] Thät[i]gk[ei]t gesetzt würde - u[nd] es wäre also doch wieder ni[c]ht die d[a]s Selbsterk[ennen]de Pot[en]z d[e]s G[ei]st[e]s - s[on]d[ern] die G[o]tterk[ennen]d[e] Pot[enz] d[e]ss[e]lb[en] der Gru[n]d u[nd] d[as] Pri[n]cip d[ie]s[e]r G[o]tt[e]serk[enn]t[n]iß. 4513 3) Also d[a]s Selbstbew[u]ßts[eyn] - u[nd] d[ie] Potenz d[e]s Selbstbew[u]ßts[eyns] - könne[n] nicht Princip der Philos[ophie], d.h. der wiss[en]sch[a]ftl[ichen] Erk[enn]t[n]iß d[e]s Absolut[en] seyn, denn i[n] d[ie]s[em] kommt zunächst u[nd] unmitt[e]lb[a]r nur d[a]s Selbst z[u] Bew[u]ßts[eyn], d[a]s eigene g[ei]st[i]g[e] Wesen, d[a]s aber begrü[n]det noch nicht als solches au[c]h d[ie] Erk[e]n[n]tn[i]ß G[o]tt[e]s [.] - D[a]s Selbst ist zwar Pri[n]cip - aber mit jener Pot[en]z u[nd] Thät[i]gk[ei]t - die sich auf d[a]s absolute bezieht - die Fäh[i]gk[ei]t [,] d[a]s Absolute, g[ö]ttl[iche] zu ahn[en], gl[a]ub[en], erkenne[n,] wird d[a]s subj[ective] Princip sey[n], weil d[ie]s[e]s si[c]h eb[en] auf d[a]s Absolute unmittelb[a]r b[e]zieht [.] - Was üb[ri]g[en]s d[ie]s[e]s Etwas im Selbst sey - das wie d[ie] Gru[n]dl[a]ge der R[e]l[i]g[ion], d[e]s Gl[a]ub[en]s etc. so die Wiss[e]nsch[a]ft seyn kann - wird später nähere Erört[erun]g find[en] - [,] hier h[a]nd[e]lte es sich zunächst darum, zu besti[mmen] - ob d[a]s Selbstbew[u]ßts[eyn] Pri[n]cip der Philos[ophie] sey[n] könne od[er] müße [,] wenn das Selbst Pri[n]cip sey u[nd] außer ihm ni[c]hts d[ie]s[e]s Pri[n]cip sey[n] könne. [228vr/ 229rl] §: 2 Princip der Philos[ophie] B) Ob irgend ein erstes Produkt d[e]s G[ei]st[e]s - ein 4514 Begriff, Gedanke, Princip der Philos[ophie] sey[n] könne. od[er] erste Thät[i]gk[ei]t 4515 Auch dieß nicht. Aus zwei Gründen [: ] 4509 „1)“ in der Zeile gestrichen und durch „2)“ unter der Zeile ersetzt. 4510 „Gott-“ über der Zeile. 4511 „1)“ vor der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „2)“. 4512 „v[om] r[e]l[i]g[iö]s[en] Bew[u]ßts[eyn]“ über der Zeile. 4513 Randbemerkung [228vr] : „D[ie] G[o]tt[e]sidee im M[e]ns[c]h[en]-G[ei]ste ist keine Substanz - wie d[a]s Selbst, aber eine Wirkl[i]chk[ei]t in d[ie]s[er] Subst[a]nz - z[ur] V[ern]ü[n]ft[i]gk[ei]t sie bild[en]d - wie d[er] Keim des Saa[men]s, kei[ne] Subst[an]z ist [,] aber ei[ne] Energie in d[er] substantiell[en] Materie [.] NB [: ] Die Form G[o]tt[e]s ist d[er] M[en]s[c]h[en]-G[ei]st, aber [n]i[c]ht Subst[an]z G[o]tt[e]s (P[a]nth[eis]m[us])“. 4514 „ein“ über der Zeile. 4515 „od[er] erste Thät[i]gk[ei]t“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt; weshalb der Punkt nach „könne“ irrtümlich stehen geblieben ist. <?page no="561"?> 551 1) weil für d[ie]s[e] erste Thät[i]gk[ei]t u[nd] ihr Produkt - erst d[a]s 4516 Princip eben zu suchen ist [,] weil auch d[er] Anfang schon d[er] Philos[ophie] ein Princip bedarf [,] 2) weil d[ie]s[er] erste G[e]d[a]nke od[er] B[e]gr[i]ff für die Erk[e]n[n]tn[i]ß d[e]s Absolut[en] - abges[e]h[en] v[on] diesem nicht alsoglei[c]h anwendbar - u[nd] als adäquat geno[mmen] w[e]rd[en] darf, ob er aber adäquat sey [,] kann nur wieder im Lichte der immanent[en] Idee d[e]s Göttl[ichen] bestimmt od[er] erkannt werden. Man 4517 kann also nicht irgend (eine oberste Kategorie), oberst[en] Begr[i]ff aufstellen u[nd] darnach Alles bilden, Alles beurth[ei]l[en] od[er] daraus Alles ableiten. Man kann nicht z.B. wie Spinoza v[om] B[e]gr[i]ffe Substanz ausgehen od[er] v[om] B[e]g[ri]ff d[e]s Seyns und darnach d[a]s W[e]se[n] v[on] Gott u[nd] Welt bestimm[en] - denn es frägt sich ja erst [,] ob d[ie]s[e]r B[e]gr[i]ff auf Alles paßt - ob er z.B. der Idee d[e]s Absolut[en] in uns Genüge thut - od[er] ob wir, um d[ie]s[en] B[e]gr[i]ff paßend zu find[en], d[ie]s[e]s Absolute unter die Idee [,] die wir davon haben [,] herabsetzen müßt[en] - was off[en]b[a]r ein Zeich[en] ist, d[a]ß jener B[e]gr[i]ff v[on] Subst[an]z auf d[a]s Absolute nicht g[a]nz paßt - zu starr, zu einseitig, zu relativ ist. (z.B. Spin[oza]: Substanz ist dasjen[i]g[e,] was zu seiner Existenz keines Andern bedarf -) [.] Also d[a]s Selbst mit s[einem] immanent[en] Inhalt, als Krit[erium] d[ie]s[e]s erst[en] B[e]gr[i]ffs wäre doch wied[er] d[a]s eig[en]tl[iche] Princip [.] - C) Ob das Thätigseyn des Geistes - das Erkennen [,] Denken, od[er] die Idee des Erkennens Princip seyn könne? Auch das nicht, 1) denn für d[a]s erkennende Thätigseyn soll ja eben ein Princip gefunden w[e]rd[en,] also kann es nicht s[e]lbst d[ie]s[e]s Princip sey[n]. 2) 4518 Was d[ie] Idee des Erkennens betr[i]fft [,] so kann man sie als Princip der Wiss[en]sch[a]ft üb[er]h[au]pt gelten laß[en] (wenn sie noch näher bestimmt wird - als I[n]b[e]g[ri]ff der D[en]kgesetze mit ihr[er] bestimmend[en] Macht od[er] Denknothw[en]d[i]gk[ei]t) [,] aber als Princip der Wahrh[ei]t - der absolut[en] - Wahrh[ei]t kann sie [n]i[c]ht gelt[en], - An der [229rl/ 229vr] Idee d[e]s Denkens 4519 u[nd] Erkennens 4520 prüfe und erkenne ich, ob ich richtig denke, ob d[ie] subject[ive] Denkbeweg[un]g richtig sey - ob aber das Gedachte als richtig u[nd] wahr sey, d[a]s vermag ich daraus nicht zu erkennen; formale Wahrh[ei]t, logische Wahrh[ei]t wird d[a]d[u]rch erzielt - aber nicht 4516 Unleserliches Wort in der Zeile; unleserliches Wort über der Zeile. 4517 In der Zeile folgendes unleserliches Wort mit „Man“ überschrieben. 4518 Randbemerkung [229rr] : „A) Idee d[e]s D[en]k[en]s - logisch - B) Idee d[e]s Erk[ennen]s (Object) [-] ob eine v[on] beid[en] Pri[n]cip d[e]r Philos[ophie] sey[n] kö[nne] -“. 4519 Randbemerkung [229vl] : „Es würde auf zweierlei anko[mmen] z[ur] Erfüll[un]g d[er] Id[e]e a) auf log[i]sche Wahrh[ei]t b) auf reale Wahrh[ei]t“. 4520 Randbemerkung [229vl] : „D[ie] Idee d[e]s Erk[ennen]s ist wohl [n]i[c]hts andres als: Ueberei[n]sti[mm]u[n]g [,] Harmonie d[e]s D[en]k[en]s [m]it d[em] gedacht[en] G[e]g[en]st[an]de (Obj[ect]) - all[e]i[n] woran erk[enn]e ich [,] d[a]ß d[ie]se Ueb[e]r[e]i[n]st[imm]u[n]g st[a]tt fi[n]de? - Bei ird[i]s[c]h[en] Di[n]g[en] d[u]r[c]h Si[nne]swahr[ne]h[mun]g od[er] üb[er]h[au]pt Erfahru[n]g - aber b[e]i d[em] Göttl[ichen]? wo Si[nne]serfah[run]g [,] Erfah[run]g [n]i[c]ht [m]ögli[c]h ist? Außer etwa a[m] geoff[en]b[a]rt[en] G[o]tt[e]s-soh[n]? Da ist d[ie]se Prüf[un]g d[e]s Erk[ennen]s [n]ur [m]ögli[c]h an d[er] Idee d[e]s Göttl[ichen]“. <?page no="562"?> 552 reale, metaphys[ische] od[er] physische, d[ie]se wird vielmehr erst erzielt d[u]rch Vernunftw[a]hrn[e]hmung u[nd] Sinneswahrn[e]h[mun]g in Verbi[n]d[un]g mit d[er] erkennend[en] Thät[i]gk[ei]t d[e]s G[ei]stes - die d[a]d[u]rch erst I[n]halt u[nd] Bedeut[un]g erlangt. Princip der Logik also ist d[ie] Idee d[e]s Erkennens - aber nicht Princip der Phil[o]s[o]phie. Aber wenn man unt[er] Erkennen die Uebereinstimmung d[e]s Denkens - nicht mit sich selbst, log[ische] Widerspruchslosigk[ei]t [,] versteht - sond[ern] mit dem Gedacht[en], Objectivem meint - ist dann nicht die Idee d[ie]s[e]r Uebereinstimmung, Angemeße[n]h[ei]t an d[a]s imman[en]te Wesen 4521 , d[ie]se Harmonie, doch das Merkmal, d[a]s Kriteriu[m] der Wahrh[ei]t? - Wir werd[en] sehen, d[a]ß wir dieß als ein Moment d[e]s philos[ophischen] Princips können gelten laß[en] - aber als in d[ie]s[e]m als Ziel, verborgenes - d[a]s Produkt [,] Resultat - der Thät[i]gk[ei]t d[e]s subj[ectiven] 4522 Princips i[n] B[e]z[u]g auf d[a]s Obj[ect] ist. 4523 - 4521 „Angemeße[n]h[ei]t an d[a]s imman[en]te Wesen“ über der Zeile. 4522 „subj[ectiven]“ über der Zeile. 4523 Einfügung am Seitenrand [229vl] : „Woran soll denn zu erkennen seyn [,] ob uns[er] Erkennen die Idee des Erkennens in Bezug auf Gott realisire? Offenbar wieder nur an der Idee Gottes in uns[erem] Geiste selbst - das Erkenn[en] G[o]tt[e]s [,] das d[ie]s[e]r Idee gemäß ist, ist wahres Erkennen [.] - Also wiederum ist hier d[ie] Idee v[on] Go[tt] - die v[on] uns[erem] Selbst (Wesen) unzertrennbar ist [,] d[a]s Kriteriu[m] der G[o]tt[e]serk[e]n[n]tn[i]ß a) daß recht erkannt ist (d[a]ß d[a]s Erk[ennen] logisch [„logisch“ über der Zeile] r[ec]ht ist) b) daß d[a]s Erkannte richtig ist [,] also a) die Idee d[e]s Erk[ennen]s i[n] B[e]z[u]g auf G[o]tt[e]s-Erk[e]nntn[i]ß realisirt sey b) d[a]ß d[a]s Object ri[c]ht[i]g erkannt sey - d[ie] G[o]tt[e]sidee ist wieder Quelle u[nd] Krit[e]riu[m] zuglei[c]h.“ „s[iehe] Ob[en]“ mit Einfügungszeichen verweist auf eine hier einzufügende weitere Einfügung, die mit „s[iehe] Unt[en]“ mit dem entsprechenden Einfügungszeichen kenntlich gemacht ist [229vl] : „D[ie] Erk[enn]t[n]iß d[e]s Sinnlich[en], Creatürl[ichen] fordert Ueberei[n]sti[mm]u[n]g des D[en]k[en]s [m]it der Thatsä[c]hl[ic]hk[ei]t [.] - Die Erk[enn]t[n]iß d[es] Uebersi[nn]l[ichen], Göttl[ichen], Absolut[en] - Ueber[e]i[n]sti[mm]u[n]g d[e]s D[en]k[en]s zunächst [m]it d[er] Idee - g[ei]st[i]g[e] S[c]hauu[n]g u[nd] erst mittelb[a]r v[on] d[ie]s[e]r aus schli[e]ß[en] wir auf Ueber[e]i[n]sti[mm]u[n]g auch [m]it der Wirkl[i]chk[ei]t - od[er] d[a]ß es ei[ne] Wirkl[ic]hk[ei]t d[ie]s[er] Art geb[e] u[nd] wie sie sey [.] - Also die Idee selbst gibt u[n]s - (vermittelt u[n]s) wiss[en]s[c]h[a]ftl[ich] die Ku[n]de v[on] d[er] Objectivität - um die es s[ic]h hier handelt“. Fortsetzung der ursprünglichen Einfügung: „Man könnte sag[en], d[a]s Erk[ennen] als solches sey immer d[a]s Gl[eic]he [,] s[eine] B[e]gr[i]ffe d[a]h[er] d[a]s Ge[me]i[n]s[c]h[a]ftl[iche.] [letzter Satz über der Zeile]. D[a]s phil[o]s[ophische] Erk[enn]en b[e]st[e]ht allerdings darin [,] d[a]ß eine Harmonie hergestellt w[e]rde zw[i]s[c]h[en] d[a]s (sic! ) Erk[enn]t[n]ißobj[ect] u[nd] dem Erkenne[n] (- Thät[i]gk[ei]t) [,] wod[u]rch ein Dritt[e]s entsteht [,] das Erkenn[en,] d.h. die Erk[e]n[n]tn[i]ß - dann ist näml[ich] d[ie] Idee d[e]s Erkennen[s] erfüllt [.] - Aber d[ie] Idee [„d[ie] Idee“ über der Zeile] d[e]s Erkenn[en]s schl[ec]hthi[n] könn[en] wir hier [n]i[c]ht brauch[en] - denn sie modificirt si[c]h ja nach d[em] Obj[ect] u[nd] d[a]s Absolute erk[ennen] wir selbstverständlich ni[c]ht auf dies[e]lbe Weise, wie das Relative [.] - Also [m]üß[en] wir ei[n] Pri[n]cip hab[en,] wonach wir d[ie] Modifikati[on] d[ie]s[e]s Erk[ennen]s bestimm[en]. Ind[e]ß könnte man sag[en]: Etwas Gemeinschaftl[iches] hat doch alle Erk[enn]t[n]iß - sowohl die d[e]s Absolut[en] als die d[e]s Relativ[en] - näml[ich] die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t [,] so od[er] so zu denk[en] - d[ie]se also sey d[a]s wahre Princip. In d[er] That etc.“ <?page no="563"?> 553 D) Ob die Denknothwendigkeit Princip der Philosophie sey? 1) D[ie]s[e] Denknothw[e]nd[i]gk[ei]t hat d[ie] Philos[ophie] in neu[erer] Zeit stets geltend gemacht u[nd] z[um] größt[en] Th[ei]l ihre Berecht[i]g[un]g darauf gegründet - neuestens aber wird sie als d[a]s eig[e]ntl[iche] Princip der Philos[ophie,] d.h. der Fundamentalphilos[ophie], als der Wiss[e]nsch[a]ft v[om] Wissen geltend gemacht, namentl[ich] v[on] Ulrici. In Ihr[e]r (? ) Darst[e]ll[un]g s[e]lbst wird als Philos[ophie] s[c]h[on] b[e]z[e]i[c]h[ne]t [.] - 4524 2) In d[er] That hat d[ie] Sache auch viel Schein für sich - u[nd] nicht blos uns[er] Wissen [,] sond[ern] all’ uns[er] Glaub[en] u[nd] Meinen - selbst uns[er] Zweifeln od[er] Läugnen gründet si[c]h gewissermassen auf d[ie] Denknothw[en]d[i]gk[ei]t. Wir nehmen etwas als gewiß od[er] als wahr an [,] faßen es so od[er] so auf, weil wir eine innere Nöthigung fühlen od[er] z[u] spüren glaub[en], es so u[nd] nicht anders zu denken [.] - Also d[ie] Denknothw[en]d[i]gk[ei]t bestimmt uns zu uns[erem] Glaub[en], Annehmen - z[u] uns[erem] Erkennen - (abgeseh[en] noch davon [,] woher d[ie]se Nothw[en]d[i]gk[ei]t kommt [,] ob v[on] Auß[en] d[u]rch d[a]s Object - ob v[on] Inne[n] d[u]rch d[as] Subj[ect] selbst) [.] - Selbst d[a]s Zweifeln 4525 od[er] Läugnen gründ[en] wir darauf, d[a]ß wir eine innere Nöthig[un]g dazu fühl[en,] [229vr/ 230rl] daß wir es für nothw[e]nd[i]g erachte[n], u[nd] darauf gründet man dann s[eine] Berecht[i]g[un]g dazu. Das Gefühl d[ie]s[e]r Nöth[i]g[un]g [,] etwas so od[er] so od[er] üb[er]h[au]pt anzunehmen, anzuerkenn[en,] ist das, was man d[ie] subj[ective] Ueberzeug[un]g nennt. 4526 - Also scheint es, könne u[nd] müße man d[ie]se Denknothw[en]d[i]gk[ei]t, d[ie]se innere Nöth[i]g[un]g [,] d[ie]s[e]s Nichtanderskönnen, wie als Pri[n]cip alles Erk[ennen]s üb[er]h[au]pt, so auch insb[e]s[ondere] als Princip der Philos[ophie] als 4527 Kriterium wenigstens [anerkennen] 4528 . a) Die nächst-liegende Einw[e]nd[un]g dag[e]g[e]n, d[a]ß die Denknothw[e]nd[i]gk[ei]t Princip der Philos[ophie] sey, ist wohl die, daß uns d[ie]s[e] Denknothw[en]d[i]gk[ei]t durchaus nicht vor Irrthum schütze - daß sie etwas sehr Unbestimmtes, Vages sey; von Tausend Umständ[en], Täusch[u]ng[en], innerl[ichen] Stimmungen u[nd] äuß[eren] Wahrnehmung[en] abhäng[i]g; so daß es zumeist v[ie]ll[ei]cht nur eine Scheinnothw[en]d[i]gk[ei]t sey - od[er] nur eine subj[ective] Denknothw[en]d[i]gk[ei]t, nur für diesen Mensch[en] - in d[ie]s[e]r Lage, in dieser Stimmung [.] - So daß d[ie]se D[en]k- 4524 „In Ihr[e]r (? ) Darst[e]ll[un]g s[e]lbst wird als Philos[ophie] s[c]h[on] b[e]z[e]i[c]h[ne]t -“ nachträglich in die Zeile eingefügt. 4525 „(so weit es ... (? ) gem[e]int ist -)“ über der Zeile. 4526 Einfügung am Seitenrand [230rr] : „d[en] verschied[enen] Gesetz[en] d[e]s D[en]k[en]s gemäß - “. Im Nachhinein in die Zeile und am Seitenrand [230rr] eingefügt: „- Bewiese [n]i[c]hts andres als Na[c]hw[ei]su[n]g ei[ne]s d[en]knothw[en]d[i]g[en] Zusa[mmen]h[an]gs - D[en]knothw[en]d[i]gk[ei]t = immanente Gesetze d[e]s G[ei]st[e]s -“. 4527 „als“ über der Zeile. 4528 Gestrichene Randbemerkung [230rr] : „a) ob [n]i[c]ht Sch[e]i[n]nothw[en]d[i]gk[ei]t? - aber absolut[es] Krit[erium] läßt si[c]h [n]i[c]ht fi[n]d[en,] b) ob Quelle -? Hätte [n]i[c]hts zu sag[en], d[enn] d[en] Stoff hab[en] wir ja schon [.] c) Aber d[e]r G[run]d d[ie]s[e]r Nöth[i]g[un]g? - d[ie]s[er] Erk[enn]t[n]iß? “ <?page no="564"?> 554 nothw[en]d[i]gk[ei]t schon etwas sehr Unzuverläßiges wird, wenn wir auch sogar ganz absehen von der menschl[ichen] Freih[ei]t - v[on] dem moral[i]sch[en] Moment, daß (sic! ) sich b[e]i d[em] Denk[en] geltend macht - üb[er]h[au]pt u[nd] insbes[ondere] bei d[em] Denk[en] üb[er] d[a]s Unsichtbare, Göttl[iche], d[a]s nicht zwing[en]d d[u]rch Si[nne]swahrneh[m]u[n]g auf de[n] Mensch[en] wirkt. D[a]h[er] dann auch die verschied[en]st[en], widersprech[en]dst[en] B[e]h[au]pt[u]ng[en] u[nd] philos[ophischen] Syst[eme] sich Gelt[u]ng verschaff[en] woll[en] u[n]ter Beruf[un]g auf d[ie]s[e]lbe Denknothw[en]d[i]gk[ei]t, die ihn[en] All[en] Berecht[i]g[un]g u[nd] Wahrh[ei]t sichern soll. - Schon dieß empfiehlt demnach die Denknothw[en]d[i]gk[ei]t nicht sond[e]rl[ich] als Princip d[er] Phil[o]s[ophie] - sie wäre üb[e]rd[ie]ß nicht blos Princip d[er] Phil[o]s[ophie,] sond[ern] jegl[ichen] Erkennens - ja selbst d[e]s Glaub[en]s etc. [,] d[e]s log[ischen] u[nd] real[en] Erk[ennen]s etc. 4529 Aber woran wäre d[ie] D[en]knothw[en]d[i]gk[ei]t selbst wieder zu prüf[en], ob sie die wahre od[er] fals[c]he sey - so könnte man dann d[a]g[e]g[en] wieder einwend[en] - wir bedürft[en] ein Kriter[ium] z[ur] Prüf[un]g d[er] D[en]knothw[en]d[i]gk[ei]t, d[ie] D[en]knothw[en]d[i]gk[ei]t weiset also über sich hinaus [.] - 4530 Indeß könnten sich diej[enigen,] welche d[ie]se Denknothw[en]d[i]gk[ei]t vertheid[i]g[en,] hingeg[en] darauf berufen, d[a]ß sich ein absolut[es] Kriter[ium] der Wahrh[ei]t [,] der Erk[enn]tn[i]ß 4531 u[nd] Richt[i]gk[ei]t d[e]s Denkens üb[er]h[au]pt nicht finden laße, so d[a]ß 4532 aller Irrth[um] nothw[en]d[i]g[e]r Weise verschwinden müßte - es handle sich nur um d[en] relativ[en] Maaßstab [.] - Allein au[c]h d[ie]s[e]s zugegeb[en,] d[ie]s[e]s Pri[n]cip wäre so [,] d[a]ß wir ei[n] aus Princip hiebei ih[n] (? ) gl[e]i[c]hsa[m] b[e]dürft[en.] - 4533 b) Für’s zweite könnten wir geg[en] d[ie]s[e] Denknothw[en]d[i]gk[ei]t einwend[en], d[a]ß sie jed[en]f[a]lls Princip in dem Sinne, wie wir es gef[a]ßt, näml[ich] zugl[e]i[c]h als leb[en]d[i]g[e] Quelle 4534 [230rl/ 230vr] der Erk[e]n[n]tn[i]ß seyn müße, nicht seye (sic! ). D[ie]se Nothw[en]d[i]gk[ei]t soll eine starre, zwingende seyn 4535 , dem Denken imman[en]t [,] si[c]h in d[ie]s[em] durchsetzen, wie ein Naturgesetz - Gesetz d[e]s Falles od[er] Gesetz der organis[c]h[en] Entwickl[un]g - [.] 4536 (Es früge sich dann [,] ob solche 4529 „d[e]s log[ischen] u[nd] real[en] Erk[ennen]s etc.“ über der Zeile. 4530 „d[ie] D[en]knothw[en]d[i]gk[ei]t weiset also über sich hinaus -“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. Randbemerkung [230rr] : „Eb[en] w[e]il neb[en] der D[en]knothw[en]d[i]gk[ei]t au[c]h D[en]kwillkühr u[nd] trügerische, sch[e]i[n]bare D[en]knothw[en]d[i]gk[ei]t gegeb[en] ist - b[e]dürfte ma[n] wieder ei[n] P[r]i[n]cip od[er] Kriteriu[m,] u[m] d[ie]se versc]hied[enen] D[en]knothw[en]d[i]gk[ei]t[en] v[on] einander zu u[n]ters[c]h[e]id[en] u[nd] zu fi[n]d[en], welches die r[ec]hte ist -“. 4531 „der Erk[enn]tn[i]ß“ über der Zeile. 4532 „A“ in der Zeile gestrichen. 4533 „Allein auch d[ie]s[e]s zugegeb[en,] d[ie]s[e]s Pri[n]cip wäre so [,] d[a]ß wir ei[n] aus Princip hiebei ih[n] gl[e]i[c]hsa[m] b[e]dürft[en]“ über der Zeile. Randbemerkung [230rr] : „Wod[u]rch wi[rd] bei Schl[u]ß u[nd] Bew[eis] der denknothw[en]d[i]g[e] Zusamm[en]h[an]g mögl[i]ch - gerade in d[ie]s[e]r B[e]z[ie]h[un]g mit d[ie]ser Qualität des Erschloß[enen].“ 4534 „d.h. der m[en]s[c]hl[iche] Geist wäre jed[en]f[a]lls nicht productiv“ unter der Zeile. 4535 „ist [n]i[c]hts F[r]u[c]htbares, Leb[en]d[i]g[e]s“ über der Zeile. 4536 Randbemerkung [230vl] : „äußerl[icher] od[er] innerl[icher] Zw[an]g; äußerl[icher] wie d[er] Material[i]s[mus] will, der alle Erk[enn]t[n]iß v[on] Auß[en] led[i]gl[ich] hineingezw[un]g[en] werd[en] läßt - inner- <?page no="565"?> 555 Nothw[en]d[i]gk[ei]t mit d[er] M[en]s[c]h[e]nnatur 4537 üb[er]h[au]pt verträgl[ich] sey - dann [,] ob solches Erkenne[n] mit imman[en]t[em] Zw[an]g in ganz gleicher Weise für d[a]s Sichtbare u[nd] Unsichtbare - für d[a]s Relative u[nd] Absolute, für d[a]s an sich Nothw[en]d[i]ge u[nd] Freie gelt[en] soll -) [.] Das wäre also nur ein Gesetz d[e]s Erk[ennen]s [,] das sich durchsetzte d[u]rch d[en] Geist als 4538 ein Mechanismus, d[er] du[rc]h d[en] Geist als 4539 Denk-Maschinerie wirksam wäre u[nd] d[en] denk[en]d[en] Geist nöthigte als ihn zwingendes Gesetz - Norm des Erkennens wäre [,] das aber Quelle d[e]ss[e]lb[en] könnte es nicht seyn - (so w[e]nig als d[a]s Gesetz d[e]s Falles d[ie] Quelle des Fallens ist) [.] Wenn also au[c]h d[e]r G[e]g[en]st[an]d g[e]geb[e]n ist [,] mech[a]nisch drä[n]gt er si[c]h [n]i[c]ht auf - u[nd] org[a]nisch tr[e]ibt er si[c]h [n]i[c]ht du[rc]h, d[urc]h d[en] [men]schl[ichen] G[e]ist [.] - 4540 4541 Man könnte d[a]g[e]g[en] wiederum einwend[en,] d[a]ß man ja k[e]i[n] Pri[n]cip als 4542 Quelle brauche, da man 4543 - gerade nach uns[erer] Auff[a]ß[un]g [-] den G[e]g[e]nst[a]nd d[e]s Erk[ennen]s schon als Thatsache vor sich habe, man ihn also nicht erst noch aus ein[er] Quelle zu schöpfen habe - der erkennende Geist u[nd] der zu erkennende G[e]g[e]nst[a]nd werde also d[u]rch d[ie] Denknoth[wen]d[i]gk[ei]t, d[u]rch d[a]s nöthigende Gesetz, das sich in beiden entspre[c]he [,] vermittelt u[nd] dad[u]rch die Erk[e]n[n]tn[i]ß gewonnen [.] - 4544 Allein 1) wollen wir aus d[em] Princip d[er] Philos[ophie] als Quelle nicht das Erk[e]n[n]tn[i]ßobj[ect] geradezu 4545 , sond[ern] die Erk[e]n[n]tn[i]ß schöpf[en]. 4546 2) Die starre Nothw[en]d[i]gk[ei]t [,] die d[em] G[ei]ste immanent seyn soll, paßt gar nicht z[um] Wesen d[e]s G[ei]st[e]s, d[a]s ja leb[en]d[i]g ist u[nd] b[e]i dem d[a]h[e]r der li[c]her wie d[ie] neue dialekt[ische] Philos[ophie] Hegel’s[c]he b[e]h[au]pt[e]t, die alle Erk[enn]t[n]iße d[u]rch ei[nen] imma[nen]t [en] Trieb i[m] G[ei]ste si[c]h du[rc]hsetz[en], selbstvollzi[e]h[en] läßt, so wie i[n] d[er] Pfl[an]ze d[e]r K[e]i[m] si[c]h nothw[en]d[i]g zur Ausgest[a]lt[un]g forttreibt u[nd] du[rc]hsetzt - (Also setzte sich hier d[a]s g[ei]st[i]ge Leb[en] [„d[a]s gei]st[i]ge Leb[en]“ über der Zeile] der R[e]l[i]g[ion] erk[ennen]d d[u]rch i[m] M[en]sch[e]ng[ei]ste, wie die Naturmacht i[n] d[er] Pfl[an]ze si[c]h d[u]r[c]hsetzt) [.] D[a]s widersp[ric]ht aber der thatsächl[ichen] Natur d[e]s G[ei]st[e]s [,] d[e]r D[en]kwillkühr u[nd] trügeris[c]h[en] D[en]knothw[en]d[i]gk[ei]t“. 4537 „(Fr[e]ih[ei]t)“ über der Zeile. 4538 „d[u]rch d[en] Geist als“ über der Zeile. 4539 Unleserliche Wörter über der Zeile. 4540 „Wenn also au[c]h d[e]r G[e]g[en]st[an]d g[e]geb[en] ist [,] mech[a]nisch drä[n]gt er si[c]h [n]i[c]ht auf - u[nd] org[a]nisch tr[e]ibt er si[c]h [n]i[c]ht du[rc]h, d[urc]h d[en] [men]schl[ichen] G[e]ist“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 4541 „Aber“ in der Zeile gestrichen. 4542 „k[e]i[n] Pri[n]cip als“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „keine“. 4543 „ja“ in der Zeile gestrichen. 4544 Randbemerkung [230vl] : „NB [: ] So fals[c]h ist d[ie]se Ansi[c]ht [,] d[a]ß selbst d[ie] Mögl[ic]hk[ei]t d[e]s Irrth[ums] i[m] groß[en] Zeug[n]iß geg[en] sie gibt -“. 4545 „geradezu“ über der Zeile. 4546 Einfügung am Seitenrand [230vl] : „wenn es si[c]h also au[c]h nur u[m] d[ie] Erk[enn]t[n]iß h[an]d[e]lt, [n]i[c]ht u[m] d[a]s Object [,] so [m]uß immerhin do[c]h d[a]s P[r]i[n]cip Quelle sey[n.] - (Aber b[e]i d[er] Theologie? D[a]s specifisch [„specifisch“ über der Zeile] glä[u]b[i]ge Bew[u]ßts[eyn] Quelle? ) (Aus zwei Todt[en], Starren [en]tst[e]ht [n]i[c]hts Leb[en]d[i]g[e]s)“. <?page no="566"?> 556 gesammte immanente I[n]h[a]lt an d[ie]s[em] Leben u[nd] s[einen] Eig[en]s[c]h[a]ft[en] Theil nehmen muß - also auch v[on] d[er] Fr[ei]h[ei]t du[r]chdrungen sey[n] wi[r]d. 4547 Soll d[ie]se Nothw[en]d[i]gk[ei]t wirkl[ich] eine solche seyn - dann müßte sie als ein dem G[ei]ste äußerl[iches] Gesetz ihn bestimm[en] u[nd] zwing[en,] u[nd] d[ie] Fr[ei]h[ei]t dürfte nicht gelt[en] ih[m] g[e]g[en]über - könnte also gar [n]i[c]ht widersteh[en.] - (Aber dann 4548 müßte doch wieder beurth[ei]lt werd[en,] ob wirkl[ich] d[ie]se wahrh[a]ft[i]ge Nothw[en]d[i]gk[ei]t si[c]h i[n] jed[em] g[e]geb[enen] Falle gelt[en]d machte - dann aber [,] wenn d[ie]se Nothw[en]d[i]gk[ei]t v[om] Objecte selbst ausgi[n]ge, früge si[c]h [,] ob v[on] d[em] 4549 wes[en]tl[ich] Frei[en] Göttl[iches] u[nd] M[en]schl[iches] - wirkl[ich] solche Nothw[en]d[i]gk[ei]t ausgeh[en] könne [.] - Wenn man solch[e]s auch v[on] d[em] Naturnothw[en]d[i]g[en] wollte gelt[en] laß[en], Subj[ective] Nothw[en]d[i]gk[ei]t wäre es dann ohnehi[n] wieder [n]i[c]ht - u[nd] da d[a]s Objective in d[er] Wahrneh[m]u[n]g sehr oft täus[c]ht [,] so wäre auch hier d[ie] D[en]knothw[en]d[i]gk[ei]t k[e]i[ne] Bürgsch[a]ft wahrer Erk[enn]t[n]iß.) c) Indeß [,] abgesehen v[on] All dem, wenn wir s[e]lbst zugeben 4550 , d[a]ß bei d[em] wahr[en] Erkenn[en] sich [230vr/ 231rl] §: 2 Princip der Philos[ophie] 4551 F[o]rts[etzung] eine Art Nothw[e]nd[i]gk[ei]t geltend macht, d[a]ß d[a]s Erkenn[en] in der Form der Denknothw[e]nd[i]gk[ei]t erscheint, 4552 so können wir darum doch d[ie]se Denknothw[en]d[i]gk[ei]t nicht als philos[ophisches] Princip gelten laßen. 4553 Wir müße[n] ei[n] Princip hab[en], d[a]ß (sic! ) den Grund solcher Nöthig[un]g zu d[ie]s[e]r od[er] jener Annahme s[e]lbst enthält u[nd] der nicht bei jeder Erk[e]n[n]tn[i]ß, welch[en] G[e]g[e]nst[a]nd 4554 sie immer z[um] Inh[a]lt hab[en] möge, der 4555 gleiche seyn kann, 4547 Randbemerkung [230vl] : „Ist mit d[em] G[ei]ste einmal d[a]s Princip Ei[ne]s - so kann es nicht [me]hr blos starres Gesetz sey[n] - u[nd] muß als leb[en]d[i]g[es] zugl[eic]h Quelle der Erk[enn]t[n]iß werd[en.] - Alles [,] was i[n] d[en] Orga[n]is[m]us ei[n]geht [,] wird s[e]i[n] Eig[en]th[um] u[nd] wird i[m] gewiss[en] Si[nne] er s[e]lbst - so au[c]h b[e]i d[ie]s[em] Erk[enn]t[n]ißobject wird aus d[em] g[ei]st[i]g[en] Orga[n]is[m]us die Qualität der Fr[ei]h[ei]t si[c]h gelt[en]d mach[en.] NB [: ] Und wie kö[nn]te denn d[a]s Freie si[c]h so nothw[en]d[i]g d[u]r[c]hsetz[en] - s[e]i[ne]r Natur nach - ist aber d[a]s Freie bl[o]ße Täusch[un]g - wie kann dann eine solche Täusch[un]g d[urc]h ei[nen] so nothw[en]d[i]gen Proceß hervorgeht werd[en] (sic! )? “ 4548 „s[iehe] ob[en] a Schl[u]ß“ über der Zeile. 4549 „v[on] d[em]“ über der Zeile; „d[a]s“ in der Zeile gestrichen. 4550 „wollt[en]“ in der Zeile gestrichen. 4551 „3“ am oberen Seitenrand [231rr] ; „3“ bezeichnet den Bogen. 4552 Randbemerkung [231rr] : „d[a]ß d[a]s Erk[ennen] als logis[c]h[er] Proceß also ein[en] d[en]knothw[en]d[i]g[en] Verlauf nehmen [m]uß -“. 4553 Randbemerkung [231rr] : „Im Pfl[an]ze[n]k[e]i[m] ist die Form, d[a]s Gesetz [,] [n]i[c]ht au[c]h die Kr[a]ft - Pri[n]cip, Qu[e]lle d[e]s Wachsthu[m]s - so au[c]h hier - ist d[ie] Nothw[en]d[i]gk[ei]t der Form [n]i[c]ht d[a]s P[r]i[n]cip - die K[ra]ft, Quelle etc. d[e]s Erk[ennen]s ist d[ie] imma[nen]te G[ei]st[e]spot[en]z für d[ie]se od[er] jene Erk[enn]t[n]iß.“ 4554 „sich“ in der Zeile gestrichen. 4555 „G“ in der Zeile gestrichen. <?page no="567"?> 557 sond[ern] für jede Art der Erk[e]n[n]tn[i]ß ein and[eres] Moment im M[e]nsch[e]ng[ei]ste voraussetzt - so d[a]ß die Eine logische 4556 D[e]nknothw[en]d[i]gk[ei]t b[e]i d[er] Erk[e]n[n]t[ni]ß d[e]s Göttl[ichen] ei[nen] and[ern] Grund i[m] M[e]nsch[en]g[ei]ste hat z[ur] Basis als die Erk[e]n[n]t[n]iß d[e]s 4557 Ird[i]s[c]h[en] (ein and[eres] Vermög[en] ihr zu Grund[e] liegt), 4558 sonst könnte kein Unt[e]rsch[ie]d der Erk[enn]t[n]iß, k[e]i[n] Unterscheid[en] d[e]s Göttl[ichen] u[nd] M[en]s[c]hl[ichen] statt find[en]. Die Denknothw[en]d[i]gk[ei]t z.B. soll sich vor All[em] manifestir[en] i[n] d[en] zwei Grundgesetz[en] menschl[ichen] D[en]k[en]s u[nd] Erk[ennen]s, i[m] Gesetze der Id[en]tität u[nd] d[e]s Wid[e]rsp[r]u[c]hs - u[nd] i[m] Gesetze der Causalität. Allein mit d[ie]s[en] zwei Gesetzen ist für d[ie] Erk[e]n[n]t[ni]ß der Wirkl[i]chk[ei]t nichts anzufangen, wenn nicht aus d[em] G[ei]ste s[e]lbst noch ein Mo[men]t hinzutritt, um ihn[en] nähere B[e]sti[mm]th[ei]t zu geben. Um d[a]s Gesetz d[e]r Id[en]tität u[nd] d[e]s Widersp[ru]chs auf d[ie] G[o]tt[e]serk[e]n[n]t[n]iß anzuwend[en,] muß ich schon ei[ne] Idee v[on] G[o]tt hab[en] - muß in mein[em] G[ei]ste d[en] Maaßstab, d[a]s Krit[erium] trag[en], was auf G[o]tt anw[en]dbar u[nd] was nicht [.] - 4559 Eb[en]so b[e]i d[em] Gesetz der Causalität. D[a]s Gesetz der Identität etc. fi[n]det bek[ann]tl[ich] b[e]s[o]nd[ere] Anw[en]d[un]g b[e]i näh[e]rer Besti[mm]u[n]g d[e]s imman[en]t[en] Wes[en]s G[o]tt[e]s - d[a]s Gesetz d[er] Causalit[ät] b[e]i d[en] B[e]w[ei]s[en] für d[a]s Dasey[n] G[o]tt[e]s (vorzügl[ich]) [.] Ab[e]r mit d[em] bloß[en] Gesetz d[er] Causal[it]ät komme ich nie z[ur] Erk[e]n[n]t[ni]ß ei[ne]s G[o]tt[e]s - sond[ern] höchst[en]s zur nothw[en]d[i]g[en] 4560 Ei[n]si[c]ht, 4561 od[er] nothw[en]d[i]g[en] Annahme, d[a]ß Alles ei[nen] Gru[n]d hab[en] [m]üße. Wo d[ie]s[er] Gru[n]d sey - d[a]s erfahre ich d[u]r[c]h d[ie]s[e]s d[en]knothw[en]d[i]ge Gesetz nicht [.] - Daß d[ie]s[e]s G[o]tt sey, füge ich erst d[ur]ch d[a]s Dasey[n] der imma[nen]t[en] G[o]tt[e]sidee i[n] mir 4562 hinzu. Also auch d[ie]se Denknothw[en]d[i]gk[ei]t führt in B[e]zug auf d[ie] G[o]tt[e]serk[e]n[n]t[n]iß auf d[ie] imman[en]te G[o]tt[e]sidee i[m] M[en]sch[en]g[ei]ste. Sie ist d[a]s Erste, b[e]sti[mmen]de - d[a]s P[r]i[n]cip, die Norm - die Quelle der G[o]tt[e]serk[enn]t[n]iß. Die ob[er]ste Form d[er] D[en]knothw[en]d[i]gk[ei]t erhält erst ihre B[e]st[imm]th[ei]t - ihr[en] Gru[n]d, ihr wirk[en]d[e]s Agens in d[er] imman[en]t[en] G[o]tt[e]sidee [.] - 4563 [231rl/ 231vr] 4556 „logische“ über der Zeile ersetzt in der Zeile eingeklammertes und zusätzlich gestrichenes „formale“. 4557 „Gött[lichen]“ in der Zeile gestrichen. 4558 Randbemerkung [231rr] : „Da [m]üß[en] wir Prä[m]iß[en], ei[n]e Basis hab[en,] woran wir d[en] D[en]kproceß ank[nü]pf[en] u[nd] ei[ne] Kr[a]ft [,] die ih[n] führt -“. 4559 Einfügung am Seitenrand [231rr] : „Bei d[er] Natur z.B. ist es die Si[nne]sw[a]hr[ne]h[m]u[n]g [,] die zuerst d[a]s nothw[en]d[i]g [e] D[en]k[en] b[e]sti[mm]t - die Erfahr[un]g üb[er]h[au]pt - bei d[em] G[o]tt[e]sb[e]w[u]ßts[eyn] kann d[a]s [n]i[c]ht sey[n] - weil Si[nne]sw[a]hr[ne]h[m]u[n]g [n]i[c]ht gegeb[en] ist, also etc.“ 4560 „nothw[en]d[i]g[en]“ über der Zeile. 4561 „d[a]ß“ in der Zeile gestrichen. 4562 „zu“ in der Zeile gestrichen. 4563 „Die ob[er]ste Norm“ bis „G[o]tt[e]sidee [.] -“ wurde im Nachhinein unter der Zeile ergänzt. <?page no="568"?> 558 E) Ob der Wille Princip der Philos[ophie] seyn könne. (Ob also Philos[ophie] eine freie, nicht eine nothw[e]nd[i]g[e] Wissensch[a]ft sey.) Man kann den freien Willen in verschied[ener] B[e]z[ie]h[u]ng als Princip d[er] Philos[ophie] faßen wollen. a) Man kann sagen, um die Wahrh[ei]t zu find[en,] zu erkennen, müße man ernstlich, aufricht[i]g dies[e]lbe such[en] u[nd] erkennen wollen, ohne Vorurth[ei]l [,] ohne vorgefaßte Meinung; man müße also ein aufricht[i]g[e]s Verlang[en], Sehnsucht nach Wahrh[ei]t haben und Bereitwill[i]gk[ei]t sie anzuerkennen, wo sie sich bietet. Das ist Alles ganz richtig, und ist unumgängl[ich] nothw[en]d[i]g z[um] Behufe wahrer Philosophie. Allein es ist eine andere Frage [,] ob d[ie]s[e]s d[a]s Princip der Erk[e]n[n]tn[i]ß der W[a]hrh[ei]t sey[n] könne. Das müßen wir durchaus verneinen; Beding[un]g des Forschens nach Wahrh[ei]t u[nd] d[e]s Erkennens ist noch nicht Ein u[nd] d[a]ss[e]lbe mit Kriteriu[m] d[er] Wahrh[ei]t u[nd] Princip d[e]s Erkennens [.] - Auch d[a]s Forschen s[e]lbst ist nicht d[ie]s Princip, sond[ern] für d[ie]s[e]s woll[en] wir eben d[a]ss[e]lbe find[en]. b) Man könnte d[ie] Sache auch so wenden - wie in d[er] Regel Practiker, auch wohl Feinde der Philos[ophie] thun - d[a]ß man b[e]h[au]pt[e]t [,] d[a]s rechte Princip d[er] philos[ophischen] Erk[e]n[n]tn[i]ß sey ein reines Gemüth, sey ein guter (sittl[icher]) Wille, d[a]s Princip d[er] Philos[ophie] müße ethisch sey[n], dem reine[n] Willen off[en]bare sich d[ie] Wahrh[ei]t [,] nicht dem theoret[ischen] Grübeln u[nd] Phantasiren. Wir wollen nicht in Abrede stellen, d[a]ß auch d[ie]s[e]m eine große Wahrh[ei]t zu Grunde liegt, d[a]ß dem reinen, sittl[ichen] gut[en] Willen d[a]s Erkenne[n] d[e]s Wahren leichter ist als dem unsittl[ichen], d[a]ß d[ie] höchste Stufe d[er] Erk[e]n[n]tn[i]ß nur mögl[i]ch ist in Verbind[un]g [m]it d[em] reinst[en] Will[en.] - Sind ja üb[er]h[au]pt die geist[i]g[en] Kr[ä]fte in innigster Verbind[un]g miteinand[e]r [,] ja sie sind Eins - Ein u[nd] d[a]ss[e]lbe g[ei]st[i]g[e] substantielle Wesen bildend, d[a]h[er] Eine auf d[ie] Thät[i]gk[ei]t der andern den entschiedendst[en], fördernd[en] od[er] hemmend[en] Einfluß üben kann [.] - (Die Reinh[ei]t d[e]s Gefühls d[u]rch R[e]i[n]h[ei]t d[e]s Will[en]s u[nd] Erk[ennen]s etc.) Allein 1) ist d[a]s Erkenne[n] ni[c]ht geradezu bedi[n]gt d[u]rch d[a]s Wolle[n]; es kann ei[n] hoh[er] Grad v[on] Erk[e]n[n]tn[i]ß - s[e]lbst philos[ophischer] vorhand[en] sey[n] - ohne ausgezeichnete Willensreinh[ei]t [.] - Wiederum kann hohe Will[en]sreinh[ei]t da sey[n] ohne philos[ophische] Erk[e]n[n]tn[i]ß. 2) Jedenf[a]lls ist aber Willensreinh[ei]t nicht Princip, nicht Maaßstab der Erk[e]n[n]tn[i]ß u[nd] [n]i[c]ht Quelle 4564 - der philos[ophischen] - nicht [.] c) Kriterium c) 4565 Selbst die treibende Macht d[e]s Will[en]s [,] das Gewissen [,] können wir nicht als Solches gelten laßen - obwohl das Vieles für sich hat, da durch [231vr/ 232rl] d[a]sselbe dem M[e]nsch[en] kund zu werden scheint unf[e]hlbar we[n]igst[e]ns [,] was recht u[nd] gut ist u[nd] was nicht - so d[a]ß also die H[au]ptsache, 4564 „u[nd] [n]i[c]ht Quelle“ über der Zeile. 4565 „c“ über der Zeile. <?page no="569"?> 559 d[a]s Practische hied[u]rch festgest[e]llt würde [,] woran sich dann d[a]s Andere d[u]rch Postulation u[nd] Schlüsse erreichen ließe. - Kant hat in d[er] That d[ie]s[e]s Verfahr[en] eingehalten u[nd] hat gestützt auf d[a]s moral[i]s[c]h[e], dem M[en]sch[en] immanente Gesetz od[er] Gewissen - den kategoris[c]h[en] Imperativ - nachdem er auf theoret[ischem] Gebiet zu keinem Ziele zu kommen wußte. - Allein d[a]s Gewissen s[e]lbst ist a) bedingt in s[einer] Art u[nd] Reinh[ei]t od[er] Vollkomm[en]h[ei]t d[u]rch die Reinh[ei]t u[nd] Vollkommenh[ei]t der Erk[e]n[n]tn[i]ß [,] b) u[nd] d[a]s Gewissen 4566 ist letzlich (sic! ) nur möglich d[u]rch d[a]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] (nicht d[u]rch Selbst[-] od[er] Weltbew[u]ßts[eyn]) [.] D[ie]s[e]s ist die Bedi[n]g[un]g u[nd] Quelle des kategor[ischen] Imperat[ivs.] - Wer kein rel[i]g[iö]s[es] B[e]w[u]ßts[eyn] hat, wird bald auch v[om] kategor[ischen] Imperativ nichts mehr vernehmen [.] - We[n]igst[e]ns wird d[ie]s[e]r in dem M[e]nsch[en] gar nicht erwachen [,] der nicht rel[i]g[iö]s[e] Weckung u[nd] Bild[un]g erhält. d) Noch könnte man sagen: insofern (wenigst[e]ns) sey der Wille Princip d[er] Philos[ophie,] als er als Liebe zur Weish[ei]t, Wahrh[ei]tsu[nd] Weish[ei]tswille wird - u[nd] sich als Erk[e]n[n]tn[i]ß schaffender Trieb bethätigt. Princip der Philos[ophie] sey also eig[e]ntl[ich] der philos[ophische] Zeug[u]ngstrieb, der platonis[c]he Eros - die gänzl[iche] Hingabe an die Idee. (Chalybaeus - Schelling) 4567 Es ist hier v[on] ein[em] schöpferis[c]h[en] Thun d[ie] Rede, wozu der Wille Kraft u[nd] Norm - Quelle u[nd] Trieb sey[n] soll - [; ] das ist zwar nicht geradezu u[nd] ganz u[nd] gar unricht[i]g - aber doch näher zu b[e]s[c]hränk[en] u[nd] zu bestimmen. 4568 - Schöpferisch - im Sinne v[on] Construir[en] à priori ist d[ie] Philos[ophie] nicht - sond[ern] sie hat ein gegebenes Object, d[a]s r[e]l[i]g[iö]s[e] B[e]w[u]ßts[eyn], d[ie] R[e]l[i]g[io]n als allgem[eine] Thatsache in d[er] M[e]ns[c]hh[ei]t z[um] Object d[e]s Erkennens [.] - 4569 Anderers[ei]ts aber ist doch d[ie]s[e]s Erkennen v[om] G[ei]ste selbst producirt als solches u[nd] d[a]s 4570 Princip muß, wie schon 4571 bemerkt ist, 4572 ([n]i[c]ht blos als Kriteriu[m] od[er] Norm, sond[ern] zuglei[c]h 4573 als Quelle d[e]s Erkennens betrachtet werd[en]. Quelle aber kann d[e]r Wille nicht sey[n], sond[ern] nur Beweg[un]g, Trieb; Quelle d[er] Philos[ophie,] Erk[e]n[n]tn[i]ß kann d[er] G[ei]st nur sey[n] d[u]rch s[einen] 4566 Randbemerkung [232rr] : „NB [: ] Das Gewissen ist doch [„doch“ über der Zeile] nichts andres als d[a]s imman[en]te Gesetz für d[en] Will[en], die d[em] Will[en] imman[en]te, aber [n]i[c]ht zwingende Norm sei[ne]s Verhalt[en]s - aber was ist dann d[ie]s[e]s als Gewiss[en,] Wirk[en,] wohl [n]i[c]hts andres als die Idee d[e]s Gut[en]? D[ie]se aber [,] was ist sie i[m] letzt[en] Gru[n]de andres als die Idee G[o]tt[e]s? “ 4567 Randbemerkung [232rr] : „Eine Art philos[ophischen] Triebes macht ma[n] meist[en]s gelt[en]d Chalyb[aeus] - Sch[e]ll[i]ng - nach Vorg[an]g Plato’s - b[e]i Sch[e]ll[i]ng hat er pract[i]s[c]h thatsä[c]hl[ich] immer gelt[en]d gemacht [.] - Nu[nme]hr soll er besti[mm]t als P[r]i[n]cip aufgestellt werd[en] - Chalyb[aeus.] - Man sieht sogl[eic]h [,] d[a]ß es hieb[e]i zu ei[nem] Urprincip komm[en] muß - od[er] d[a]ß man d[ie]s[em] Trieb etwas Constantes zu Gru[n]de zu leg[en] hat - was dann d[a]s P[r]i[n]cip ist.“ 4568 Randbemerkung [232rr] : „NB [: ] Wenn man fr[e]il[ich] Philos[ophie] nur allein als Streb[en] nach Weish[ei]t faßt, könnte d[ie]s[er] strebende Wille genüg[en] - allein damit ist wenig gesagt.“ 4569 Randbemerkung [232rr] : „Artet leicht in Sophistik aus. Wahr ist, was man als wahr producirt, will etc.“ 4570 „Krit“ in der Zeile gestrichen. 4571 „schon“ über der Zeile. 4572 „zuglei[c]h“ in der Zeile gestrichen. 4573 Schließende Klammer fehlt im Text. <?page no="570"?> 560 immanente[n] Inhalt, d[u]rch d[ie] immanent[en] Potenz[en] - d[u]rch die Idee[n], vor Allem d[u]rch d[ie] 4574 Idee d[e]s Göttl[i]ch[en] - in Verbi[n]d[un]g mit d[ie]s[e]r wird d[er] Wille dann der wahre Eros [.] - 4575 Also auch hier komm[en] wir wieder auf d[ie] immanente G[o]tt[e]sidee [.] - [232rl/ 232vr] F) Das Gottesbewußts[eyn] - Princip der Philosophie. - Wir sind bei Allem [,] was man als Princip der Philos[ophie] hat geltend machen wollen [,] immer wieder darüber hinausgeführt worden - bei d[em] Selbstbew[u]ßts[eyn,] bei d[em] allgem[einen] Begr[i]ff 4576 - Idee d[e]s Erkennens - Denknothw[e]nd[i]gk[ei]t - Wille od[er] Trieb - ganz natürl[ich,] denn das G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] resp[ective] die Potenz dazu ist ebenso urspr[ü]ngl[ich] wie irg[e]nd eine and[ere] Potenz d[e]s M[e]nsch[e]ng[ei]st[e]s od[er] irg[e]nd ein Gesetz d[e]ss[e]lb[en] - b) 4577 ist aber zugleich das Höhere, v[on] dem aus Alles Andere erst richt[i]g erschaut und erkannt werd[en] kann. Allein es fragt sich nun wiederum: 1) auf welche Weise d[a]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] d[ie]s[e]s Princip seyn könne u[nd] 2) welche Bedeut[un]g d[ie]s[e]s hat, welchen namhaften Gewinn wir damit errungen. 1) Nähere Bestimmung d[e]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyns] als Princip der Philos[ophie] a) Wie kann d[a]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] Princip der Philos[ophie] seyn? ist (sic! ) denn d[a]ss[e]lbe nicht = r[e]l[i]g[iö]s[er] Glauben [,] u[nd] ist da nicht der Glaube zum Princip d[e]s Wissens, des philos[ophischen] Wissens gemacht? a) 4578 Nicht das G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn,] insofern es r[e]l[i]g[iö]s[er] Glaube ist, ist uns Princip - sond[ern] die dem G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] zu Grunde liegende Potenz zu dems[e]lben [,] die leb[en]d[i]g[e] 4579 immanente G[o]tt[e]sidee, die sich im Glaub[en] zuerst bethät[i]gt u[nd] bildet - die aber zugl[ei]ch d[ie] Potenz [,] die Wurzel der Wiss[e]nsch[a]ft 4580 ist - nachdem sie fr[e]il[ich] erst im Glaub[en] zur Actualität kommt od[er] gekommen ist [.] - 4581 (Es v[e]rhält sich geradeso da, wo man d[a]s Selbstbew[u]ßts[eyn] z[um] Princip macht - d[a]s au[c]h pract[i]s[c]h schon gebildet sey[n] [m]uß, ehe man es absichtl[ich] wiss[e]ns[c]h[a]ftl[ich] z[um] Princip erhebt - denn mit Phil[o]sophie beginnt d[ie] G[ei]st[e]s[e]ntwickl[un]g ni[c]ht - s[on]d[ern] voll[en]d[e]t s[ic]h i[n] ihr) [.] 4574 „abs“ in der Zeile gestrichen. 4575 Einfügung am Seitenrand [232rr] : „Und wie kann dann d[ie]s[er] philos[ophische] Trieb selbst e[n]tsteh[en], wod[urc]h wird d[er] M[en]sch deß[en] fähig [? ] - Off[en]bar nur d[u]r[c]h d[ie] imma[nen]te Pot[en]z d[er] G[o]tt[e]serk[enn]t[ni]ß, G[o]tt[e]sidee“. 4576 „nicht Abstractes, Gemachtes, sond[ern] Concretes, Gegeb[ene]s ist nothw[en]d[i]g“ über der Zeile. 4577 „b)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 4578 „a)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 4579 „leb[en]d[i]g[e]“ über der Zeile. 4580 „Philos[ophie]“ über der Zeile. 4581 Randbemerkung [232vl] : „G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] = actuale G[o]tt[e]sidee“. <?page no="571"?> 561 b) 4582 Princip der Philos[ophie] ist also die mit dem M[e]nsch[en]g[ei]ste identische Potenz des G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyns,] welche Potenz man sich näher vorstell[en] kann als dem G[ei]ste immanente G[o]tt[e]sidee, die sich zuerst bethät[i]gt im Glauben. - b) 4583 D[ie]se G[o]tt[e]sidee ist Kriteriu[m] od[er] Maaßstab dem philos[ophischen] Erk[e]n[n]tn[i]ßobj[ect] - der Thatsache d[er] R[e]l[i]g[ion] [232vr/ 233rl] §: 2 Princip der Philos[ophie] 4584 gegenüber; sie ist Quelle - nicht des Erk[e]n[n]tn[i]ß-Objectes, sond[ern] der Erk[e]n[n]tn[i]ß - d[a]h[er] d[u]rch sie auch th[ei]lw[ei]se Construction à priori u[nd] geniale Schauung in B[e]z[u]g auf d[a]s Erk[e]n[n]tn[i]ßobj[ect] möglich ist, weil sie eben nicht etwas Todtes, sond[ern] eine leb[en]d[i]g[e] Kr[a]ft od[er] Potenz ist - Eins mit dem G[ei]ste selbst [,] der Geist selbst [,] insofern ihm die Fähigk[ei]t beiwohnt [,] das Uebersinnl[iche], Göttl[iche,] Absolute zu ahnen [,] zu glaube[n], zu erkenne[n] - u[nd] Kund[e] davon zu versteh[en,] der Belehr[u]ng darüber empfängl[ich] zu seyn. c) 4585 Man nennt d[ie]se Potenz des G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyns], die als innrer Gehalt die immanente G[o]tt[e]sidee in sich trägt [,] auch die Vernunft [.] 4586 Also sind wir d[u]rch d[ie]se g[a]nze Erört[e]r[u]ng - wie es scheint - doch nicht weit gekommen - nur zu der schon längst bekannt[en] B[e]h[au]pt[un]g [,] d[a]ß die Philosophie nichts andres sey als Vernunft-Erk[e]n[n]tn[i]ß - so d[a]ß, was mit d[er] Vernunft übereinstimmt [,] als wahr - was nicht übereinstimmt [,] als unwahr zu bezeichnen sey. - Aber d[ie]se Wahrh[ei]t ist doch eine dialekt[ische.] 4587 Vernunft ist d[a]s Vermög[en] d[e]s G[ei]st[e]s, das Uebersinnl[iche] zu vernehmen 4588 - ist zunächst E[m]pfä[n]gl[i]chk[ei]t dafür u[nd] ist Urth[ei]lskr[a]ft - ob Uebersinnl[iches] u[nd] wo sich Solches kund gebe od[er] nicht. - Wollen wir (ein[en] Augenblick) ihr Wesen näher bestimm[en,] so kommen wir dahin - woher wir auch zu ihr gelangt - daß sie leb[en]d[i]g[e] Potenz od[er] keimart[i]g[e] g[ei]st[i]g[e] Macht sey - die nicht blos paßiv aufnehmend, sond[ern] auch activ thät[i]g, productiv sey - u[nd] daß sie in B[e]z[u]g auf d[a]s Göttl[iche] so thät[i]g u[nd] productiv nur seyn könne d[u]rch d[ie] immanente G[o]tt[e]sidee - G[o]tt[e]sbild - [,] das sich erschließt z[um] Bew[u]ßtsey[n] u[nd] an 4589 dem 4590 alles obj[ectiv] Gegebene geprüft u[nd] beurth[ei]lt werd[en] kann. Die Vernunft ist der menschl[iche] G[ei]st selber, insofern er sich G[o]tt zuwendet u[nd] in B[e]z[u]g auf ih[n] thät[i]g ist [.] - 4591 Verstand ist auch d[er] mens[c]hl[iche] G[ei]st 4582 „b)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 4583 „b)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 4584 „4“ am oberen Seitenrand [233rr] ; „4“ bezeichnet den Bogen. 4585 „c)“ am Seitenrand [233rr] . 4586 Randbemerkung [233rr] : „(Vernunft u[nd] Verstand - in d[er] neu[eren] Philos[ophie])“. Darunter: „B[e]d[en]k[en] -“. 4587 „Ph“ in der Zeile gestrichen. 4588 „Vermittl[un]g hied[u]rch ... (? )“ über der Zeile; „was die Vernunft sey -“ am Seitenrand [233rr] . 4589 „an“ über der Zeile. 4590 „dem“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „das“. 4591 Randbemerkung [233rr] : „Unt[e]rs[c]h[ie]d v[om] Verst[a]nd“. <?page no="572"?> 562 selbst [,] insofern er sich dem Geschöpfl[ichen] zuwendet, um es in s[einer] bloß[en] Wirkl[i]chk[ei]t, Thatsächl[ic]hk[ei]t zu erkennen - obwohl d[e]r Sprachgebrauch nicht richt[i]g - denn Verstand, ist auch d[ie] Vernunft [.] - Wollen wir - wie g[e]s[a]gt [-] näher bestimm[en,] was d[ie] Vernunft sey - dann müß[en] wir zwar gesteh[en,] d[a]ß wir i[m] letzt[en] Grunde d[a]s Wesen, d[ie] Substanz ders[e]lb[en] nicht eig[e]ntl[ich] begreif[en] 4592 - wie d[a]s d[e]s G[ei]st[e]s, ja wie auch [233rl/ 233vr] das Wesen der Materie letztl[i]ch unbegreifl[ich] ist [.] - Wie wir aber doch v[om] g[ei]st[i]g[en] Wesen bestimmen können [,] wie es nicht ist - u[nd] wiederum einigermaß[en,] wie es ist - so auch ist es in Betreff der Vernunft. Was ist der G[ei]st üb[er]h[au]pt? 4593 - Er ist keine tabula rasa - aber auch kein absolut schöpfer[i]sch[e]s Wesen bei d[er] Erk[e]n[n]tn[i]ß [,] - sond[ern] bedarf der Einwirk[un]g v[on] Außen u[nd] muß zugl[ei]ch innerl[ich] thät[i]g sey[n.] - Das ist schon nothw[en]d[i]g b[e]i der Welterk[e]n[n]tn[i]ß, b[e]i der Verstand[e]sthät[i]gk[ei]t - der G[ei]st muß irg[e]nd eine immanente 4594 Befäh[i]g[un]g zu d[ie]s[er] Erk[e]n[n]tn[i]ß haben - irg[e]nd eine[n] aprior[i]sch[en] Besitz, um d[a]s Ird[i]s[c]he zu erkennen, zu beurth[ei]l[e]n [.] - 4595 Was d[ie]s[e]r Besitz eig[en]tl[ich] sey, das hat K[a]nt zuerst in aller Schärfe untersucht - die Kategorien - Allgemeinbilder [; ] - aber todte [,] starre Bilder od[er] Formen v[on] Raum u[nd] Zeit, Größe etc. können die im leb[en]d[i]g[en] G[ei]ste sey[n]? Was sind sie also dann - sind sie Produkte d[e]s G[ei]st[e]s, B[e]gr[i]ffe, gebildete Bilder? Aber was ist denn dann wieder die Kraft [,] d[ie]se Bilder der Welt zu bild[en]? 4596 - Schwierig - v[ie]ll[ei]cht unlösbar? D[a]ss[e]lbe gilt auch - u[nd] noch mehr bei d[er] Vernunft u[nd] G[o]tt[e]serk[e]n[n]tn[i]ß. - Ein aprior[i]s[c]h[er] Besitz d[e]s G[ei]st[e]s ist nothw[en]d[i]g. Aber was d[ie]s[e]r sey? was d[ie]se Potenz - d[ie]se G[o]tt[e]sidee eig[e]ntl[ich] sey [.] - Eine Substanz gerad[e]zu - ist wohl [n]i[c]ht anzunehmen - d[a]h[er] wohl nur eine imma[nen]te Kraft, Form (wie früher schon bemerkt), G[o]tt[e]s-Eb[en]bildl[ic]hk[ei]t [.] - d) Doch wenn wir auch nicht bestimmt sagen können, was eig[en]tl[ich] d[ie]s[e] imma[nen]te, leb[en]d[i]g[e] G[o]tt[e]sidee sey - od[er] die Vernunft d[e]s M[e]nsch[e]n - d[er] M[en]sch[en]g[ei]st i[n] d[ie]s[er] Hinsicht [,] das ist doch zuverläßig, d[a]ß d[ie]s[e]s d[a]s Princip der Philos[ophie] sey - u[nd] nicht irg[en]d ein anderes, von denen [,] die genannt wurd[en.] - e) Die nähere Erörter[u]ng des Wie, der Art u[nd] Weise, wie d[ie]se 4597 imman[e]nte G[o]tt[e]sidee, die sich zuerst i[m] r[e]l[i]g[iö]s[en] Glaub[en] bethät[i]gt - Princip sey[n] könne - u[nd] wie d[u]rch Zusamm[en]wirk[en] d[ie]s[e]s subj[ectiven] Factors, [m]it d[em] obj[ectiven] Factor, der Thatsache der R[e]l[i]g[ion] [m]it ihr[em] gesammt[en] I[n]h[a]lt - die philos[ophische] Erk[e]n[n]t[ni]ß zu Stande komme - wie sich also die 4592 Randbemerkung [233rr] : „Letztl[ich] d[a]s Wesen unfaßbar, unerforschl[ich]“. 4593 Einfügung am Seitenrand [233vl] : „Was G[ei]st üb[er]h[au]pt? welch[en] aprior[ischen] Inh[a]lt -“. 4594 „immanente“ über der Zeile. 4595 Einfügung am Seitenrand [233vl] : „Auch d[e]r V[e]rst[a]nd aprior[ischen] Inh[a]lt - ab[e]r was? “ 4596 Einfügung am Seitenrand [233vl] : „Eb[en]so V[e]r[n]u[n]ft aprior[ischen] I[n]h[a]lt - Schelling: d[er] M[en]s[c]h[en]g[ei]st ist i[m] Besitz d[e]s absolut[en] Prius selbst [,] des der Gotth[ei]t -“. 4597 „d[ie]se“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „d[ie]s[e]s“; in der Zeile folgendes „Prin“ gestrichen. <?page no="573"?> 563 [233vr/ 234rl] Idee des Erkennens realisire - ist Aufg[a]be der f[o]lg[e]nd[en] Erört[eru]ng üb[er] d[ie] Methode der Philos[ophie.] Welches d[ie]se Methode sey - kann üb[ri]g[en]s aus d[em] Bisherig[en] lei[c]ht entnomme[n] werd[en] - es wird die organische Methode sey[n,] d.h. d[a]s philos[ophische] Erkenn[en] wird - mutatis mutandis - gerade so zu Stande kommen, wie d[ie] Organism[en] in d[er] Natur sich bild[en]. f) Daraus wird sich dann aber auch d[a]s Verh[ä]ltn[i]ß ergeben, in dem d[ie] Philos[ophie] zu R[e]l[i]g[ion,] 4598 Chr[i]st[e]nth[um] u[nd] K[i]rche stehe - was eb[en]f[a]lls ei[nen] wicht[i]g[en] Abschn[itt] uns[erer] Erört[erun]g[en] bild[en] soll [.] - 4599 g) 4600 Hier soll uns aber nur noch die Frage beschäft[i]g[en], was uns denn nun d[ie]s[e]s gefundene Princip der Philos[ophie] für ein[en] nammhaft[en] (sic! ) Gewinn bringe [.] - Ob wir denn nun vor Irrth[um] gesichert seyen etc. 4601 2) 4602 Die erste, bedeut[e]ndste Folge ist, d[a]ß dasj[enige,] was man bisher für Fundamentalphilos[ophie] gehalt[en] u[nd] als solche auszubild[en] gesucht hat - d[ie]s[e]s nicht sey[n] könne - sond[ern] entweder gar keine Philos[ophie,] sond[ern] empiris[c]h[e] Wiss[en]s[c]h[a]ft ist - od[er] eine abgeleitete philos[ophische] Disciplin werd[en] [m]uß. 4603 1) 4604 Daß nicht v[om] Selbstbew[u]ßts[eyn] - v[om] cogito ergo sum - d[er] Philos[ophie] ausgehen könne [,] sond[ern] v[om] G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] - 4598 „R[e]l[i]g[ion]“ über der Zeile. 4599 Randbemerkung [234rr] : „Rec[apitulation: ] (? ) Das Princip, d[a]s wir gefund[en] - die immanente G[o]tt[e]sidee - die Potenz d[e]s G[o]tt[e]sglaub[en]s u[nd] Erk[ennen]s, die Vernunft ist also [n]i[c]ht verschied[en] v[om] M[e]nsch[en]g[ei]ste selbst - [„ist also [n]i[c]ht verschied[en] v[om] M[e]nsch[en]g[ei]ste selbst -“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt.] a) Das Höchste im M[en]sch[e]ng[ei]ste seinem I[n]halte nach u[nd] hat insofern d[a]s Recht d[a]s Princip zu sey[n.] b) Es ist eben so urspr[ü]ngl[ich] als d[a]s Selbstbew[u]ßts[eyn,] denn es [ist] v[om] Selbst untr[enn]bar - d[a]h[er] nicht d[a]s Selbstbew[u]ßts[eyn] der Gr[u]nd v[om] G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] - d[a]s P[r]incip [.] c) D[ie]s[e]s Princip ist zugl[e]i[c]h mit d[em] Will[en], [m]it d[er] Fr[ei]h[ei]t verbund[en] - es ist, weil leb[en]d[i]g[e] Pot[en]z jener philos[ophische] Trieb - od[er] macht ih[n] mögl[ic]h [,] den man z[um] Pri[n]cip erheb[en] wollte. d) Es ist zuglei[c]h die Denknothw[en]d[i]gk[ei]t in Bezug auf d[a]s Absolute - macht d[ie]se mögl[ic]h - d[e]nn die G[o]tt[e]sidee enthält die Nöthig[un]g [,] so od[er] so d[a]s Absolute zu denken [.] - e) D[u]rch d[ie]se G[o]tt[e]sidee wird es dann au[c]h mögl[ic]h [,] die Idee d[e]s Erk[ennen]s in B[e]z[u]g auf d[a]s Göttl[iche] zu realisir[en].“ 4600 „(D[a]s Erk[ennen] d[e]s Ri[c]ht[i]g[en] hat s[c]hon an sich Werth -“ über der Zeile. 4601 „D[a]s P[r]i[n]cip ist d[ie] Ver[n]u[n]ft, d[ie]se ist Ei[n]s [m]it d[em] frei[en] Will[en] - also vers[c]hied[en] b[e]sti[mm]bar - zud[em] ma[nn]igfa[c]h gehe[mm]t, natürl[ich] u[nd] historis[c]h -“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 4602 „2)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt, irrtümlicherweise ohne Streichung von ursprünglichem „1)“. 4603 Einfügung unter der Zeile und am Seitenrand [234rr] : „nicht v[on] d[er] Pot[en]z d[e]s Selbst zu erfah[ren], s[on]d[ern] v[on] der [,] G[o]tt zu erk[ennen]“. Daneben [234rr] : „Sie wird zugl[eic]h d[er] ch[ri]stl[ichen] R[e]l[i]g[ion] u[nd] Theologie d[en] Di[en]st erweis[en,] si[c]h [m]it all[en] and[eren] R[e]l[i]g[ionen] - die gerade jetzt immer [me]hr bek[ann]t w[e]rd[en,] si[c]h auseinander zu setz[en.] (D[a]s Syst[em] selbst i[m] 2. Se[me]ster)“. 4604 „1)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt; ursprüngliches „2)“ gestrichen. <?page no="574"?> 564 Einw[e]nd[un]g[e]n - Entg[e]g[nun]g. Es h[a]nd[e]lt si[c]h nicht um d[a]s Erfahren - d[a]s Wirkl[i]ch[e] - sond[ern] um das Verstehen - um d[a]s Begreif[en.] 4605 3) Wir gewinn[en] dann d[u]rch d[ie]s[e]s Princip d[ie] Philos[ophie] als unabhäng[i]g[e] Wiss[en]s[c]h[a]ft - d[a]s Philosophir[en] ist hienach unabhäng[i]g v[on] jeder Auctorität [,] wissensch[a]ftl[icher] od[er] r[e]l[i]g[iö]s[e]r [.] Die Philos[ophie] erhebt sich üb[er] r[ec]htglä[u]b[i]ge u[nd] ungl[äu]b[i]ge Gef[an]g[en]s[c]h[a]ft der V[e]r[nun]ft unt[er] bli[n]d[en] Gla[u]b[en] u[nd] bl[in]d[e] Anhä[n]gl[i]chk[ei]t an ei[n] System [.] - 4606 4) Vernunftwiss[e]ns[c]h[a]ft - verdächt[i]g bei d[er] Theolog[ie]. 4607 [234rl/ 234vr] Recapitulat[ion] I [.] Aufgabe 1) Wir sind davon ausg[e]g[a]ng[e]n [,] d[a]ß d[ie] Philos[ophie] zur Aufg[abe] habe - die Wahrh[ei]t zu erforschen. Unter Wahrh[ei]t aber kann Verschiedenes verstand[en] werd[en]. 2) D[ie] Philos[ophie] will die Wahrh[ei]t alles Daseyns im höher[n] Sinne verstehen u[nd] erkennen [.] - Die Uebereinstimmung mit der Idee der Vollkommenh[ei]t - wenn wir die Sache teleologisch faßen - die Erreich[un]g d[e]s Ziels d[e]s Daseyend[en] - als s[eine] Wahrh[ei]t erkenn[en]d - man kann auch sagen: D[ie] Philos[ophie] habe die Aufg[abe,] 4608 das Wesen u[nd] die letzt[en] Gründe der Dinge zu erforschen - es 4609 führt dieß zu demselb[en,] nur auf and[erem] Wege - ätiologisch - nach d[em] Grund u[nd] Urspr[u]ng von Allem fragend [,] nicht nach d[em] Ziel, nach d[er] Bestimmung. 3) Beides aber führt zu ein[er] höheren Aufg[abe] noch - näml[ich] zu der - die Urwahrh[ei]t, Urvollkommenh[ei]t selber zu erfors[c]h[en,] zu erkennen - od[er] das Absolute od[er] den Urgrund u[nd] das Urwesen von Allem zu ergründ[en] - wieder d[a]s Absolute - die Grundaufg[a]be also - die die Lös[u]ng jeder andern Aufg[abe] erst mögl[i]ch macht [,] ist Gotteserk[e]n[n]tn[i]ß. 4605 Randbemerkung [234rl] : „1) Soll Phil[o]s[ophie] bewußte Wiss[en]s[c]h[a]ft sey[n,] dann ist es g[e]g[e]n (? ) d[ie] sog[enannte] theoret[ische] Fu[n]da[men]talwiss[en]s[c]h[a]ft [n]i[c]ht, d[enn] d[urc]h sie soll sie es erst werd[en.] - 2) Muß das Erk[ennen] erk[ann]t w[er]d[en,] die philos[ophisch] ... (? )“. 4606 „Die Philos[ophie] erhebt sich üb[er] r[ec]htglä[u]b[i]ge u[nd] ungl[äu]b[i]ge Gef[an]g[en]s[c]h[a]ft der V[e]r[nun]ft unt[er] bli[n]d[en] Gla[u]b[en] u[nd] bl[in]d[e] Anhä[n]gl[i]chk[ei]t an ei[n] System“ im Nachhinein in die Zeile und am Seitenrand [234rr] eingefügt. Randbemerkung [234rl] : „geb[en] d[ie] groß[en] Erru[n]g[en]s[c]h[a]ft[en] d[e]r neueren Z[ei]t ni[c]ht auf -“. 4607 Randbemerkung [234rr] : „Wie wir d[en] Gl[a]ub[en] [n]i[c]ht u[nm]itt[e]lb[ar] erl[an]g[en,] s[on]d[ern] hist[ori]sch [,] so au[c]h d[a]s Wiss[en]“. Randbemerkung [234rr] : „Schl[u]ß [: ] Auf d[ie]se W[ei]se wird [„a)“ über der Zeile] d[ie] Phil[o]s[ophie] si[c]h neb[en] d[en] and[ern] Wissens[c]h[a]ft[en] Gelt[un]g vers[c]haff[en] u[nd] Dasey[n] - ohne in Di[en]stbark[ei]t zu gerath[en,] b) wird d[ie] Philos[ophie] ihre H[au]ptaufg[a]ben a) Pers[ön]l[i]chk[ei]t G[o]tt[e]s u[nd] b) Unsterbl[i]chk[ei]t u[nd] F[rei]h[ei]t (? ) d[er] Seel[en] - leist[en] - also g[e]g[en] P[a]nth[ei]sm[us] u[nd] Mat[e]r[i]al[i]s[mus] - b[e]steh[en] -“. 4608 „Gr“ in der Zeile gestrichen. 4609 „j“ (? ) in der Zeile gestrichen. <?page no="575"?> 565 4) Ind[em] d[ie] Philos[ophie] sich d[ie]s[e] Aufg[abe] stellt - muß sie nothw[e]nd[i]g v[on] d[er] R[e]l[i]g[io]n ausgehen - u[nd] muß nothw[en]d[i]g ihr[en] Inhalt u[nd] ihr Daseyn als G[e]g[e]nst[a]nd ihrer Forsch[u]ng betracht[en] - weil v[on] d[er] R[e]l[i]g[io]n schon jenes höhere Urth[ei]l üb[er] Wahrh[ei]t u[nd] Urwahrh[ei]t alles Daseyend[en] gefällt wird - das auch d[ie] Philos[ophie] fäll[en] will, d[a]h[er] sie ihr V[e]rh[ä]lt[n]iß dazu bestimm[en] muß - weil d[as] rel[i]g[iö]se Bew[u]ßts[eyn] - der Glaube [,] üb[er] Gr[u]nd u[nd] Wesen alles Daseyend[en] schon Aufschluß gibt - den d[ie] Philos[ophie] wiß[e]nsch[a]ftl[ich] such[en] u[nd] find[en] will - also wieder nothw[en]d[i]g[e]s V[e]rh[ä]ltn[i]ß zw[i]s[c]h[en] beid[en.] 5) Die Philos[ophie] b[e]st[e]ht also nicht wesentl[ich] nur in Wiß[en]schaftslehre - die sog[enannte] theoret[ische] Philos[ophie] ist nicht Fundamentalphilos[ophie] - sie ist gar nicht Philos[ophie,] wenn sie nicht an d[ie] Erk[e]n[n]tn[i]ß d[e]s Absolut[en] sich anschließt [.] Die neu[eren] Philos[ophen] haben sie allerdings zu wirkl[icher] Philos[ophie] erheben woll[en] - aber nur [,] ind[em] sie dies[e]lbe zur Erk[enn]t[ni]ß d[e]s Absolut[en] erhob[en] - mens[c]hl[iches] Wißen verabsolutir[en]d [.] - II [.] Princip 4610 1) Nicht etwas dem M[e]nsch[e]ng[ei]ste v[on] Auß[en] Kommend[e]s kann Princip seyn. 2) Auch nicht das Selbstbew[u]ßts[eyn] als solches [.] - 3) Auch nicht die Denknothw[e]nd[i]gk[ei]t - 4) nicht d[er] Weish[ei]tsWille [.] 5) Nicht d[a]s Erkennen [,] 6) sond[ern] die Vernunft [.] - [234vr/ 235rl] ad §: 2 Princip d[er] Philos[ophie] 4611 Zusatz (Corollar) 1. z[um] Princip d[er] Philosophie. Indem wir ein bestimmtes 4612 objectiv Gegebenes als Erk[e]n[n]tn[i]ßobject haben - die Thatsache der R[e]l[i]g[io]n nämlich 4613 - kommen wir auch darüber hinaus [,] a) 4614 blos 4610 Randbemerkung [234vl] : „III [.] Methode [: ] D[u]rch beides ist die Methode freil[ich] schon angegeb[en] - als organis[c]he - aber nur erst ganz allgemein [.] -“ 4611 „5“ am oberen Seitenrand [235rr] ; „5“ bezeichnet den Bogen. 4612 „bestimmtes“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Bestimmtes“. 4613 Randbemerkung [235rr] : „Schelling scheint zu d[ie]s[er] Ansicht in letzt[er] Z[ei]t gekomm[en] zu seyn. 1846. zu Steffens nachgelaß[enen] Schr[i]ft[e]n: ‚Alles Glauben ist nur Glauben an die Wirklichk[ei]t, blindes, wenn die Einsicht in die Möglichk[ei]t fehlt, (wie wir im gemeinen Leben blindlings an die Wirkl[i]chk[ei]t der äuß[eren] Dinge glauben); erleuchtetes, wenn die Möglichk[ei]t eingesehen ist. Denn diese Einsicht hebt den Glauben nicht auf; es ist nicht so, daß aus der Möglichk[ei]t nothw[e]nd[i]g die Wirkl[i]chk[ei]t folgt; man könnte die Mögl[i]chk[ei]t einsehen u[nd] doch an die Wirkl[i]chk[ei]t nicht glauben. Was Gott möglich, das thut er darum (noch) nicht nothw[e]nd[i]g; daß er es wirkl[ich] gethan, muß immer geglaubt werden. Der Glaube bleibt so etwas ganz für sich, unabhäng[i]g v[on] aller Wiß[e]nsch[a]ft, frei sogar von jeder Berührung mit derselben, weil rein von allem Allgemein[en], das Persönlichste, in das als innerstes Heil[i]gth[um] mens[c]hl[icher] Fr[e]ih[ei]t nichts v[on] Auß[en], auch nicht die Wiß[e]ns[c]h[a]ft eingreift, ... daher auch der, welcher die Mögl[i]chk[ei]t einsieht, an die Wirkl[i]chk[ei]t in keinem andern Sinne glaubt, als in welchem d[a]s Volk, d.h. derj[enige] größere Theil an sie glaubt, der für sich blos an die Erfahru[n]g gewiesen ist.’“ 4614 „a)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. <?page no="576"?> 566 die Vernunftmäßigkeit oder Mögl[i]chk[ei]t in Betreff des Uebersinnlichen - Metaphysischen - zu zeigen oder zeigen, demonstriren zu wollen, wie dieß im Mittelalter u[nd] in neu[erer] Z[ei]t [-] namentl[ich] bei Wolf[f] - der Fall war; wo der Philos[oph] nur die Aufg[a]be hatte: die Wißenschaft des Möglichen, Vernunftmäßigen zu seyn - wo also nur eine formale Wahrh[ei]t, die Denkwahrh[ei]t, die subj[ective] Wahrh[ei]t angestrebt ward. - Mit der Denkwahrh[ei]t od[er] logisch[en] Wahrh[ei]t ist aber noch nicht bewiesen, daß das Gedachte, 4615 das Metaphysische Gedachte, auch wirklich, thatsächl[i]ch, objectiv sey. - Mit der Vernunftmäß[i]gk[ei]t ist noch nicht die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t des Seyns u[nd] damit auch nicht die Wirkl[i]chk[ei]t d[e]ss[e]lb[e]n erwiesen. b) 4616 Indem wir aber die Thatsache des r[e]l[i]g[iö]s[en] Glaubens u[nd] des Vermögens, der Fähigk[ei]t dazu z[um] G[e]g[e]nst[a]nd d[er] Erforsch[u]ng haben - bilden wir uns das Absolute nicht mehr blos als Gedanken in der Ged[a]nk[e]nbeweg[un]g nach u[nd] such[en] die Vernunftmäß[i]gk[ei]t d[ie]s[e]s Ged[a]nk[e]ns darzuthun -sondern wir suchen für die Mögl[i]chk[ei]t u[nd] Wirkl[i]chk[ei]t d[ie]s[e]s wirkl[ichen], thatsächl[ichen] Gedankens den realen Grund der Mögl[i]chk[ei]t u[nd] d[ie]s[e]r Thatsächl[i]chk[ei]t, wir können uns nicht mehr mit blos formaler Richt[i]gk[ei]t od[er] Wahrh[ei]t d[e]s Denkens d[e]s Absolut[en] begnügen, wir suche[n] für ein Thatsächl[iches], Reales - d[a]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn -] ein[en] 4617 thatsächl[ichen], realen Mögl[i]chk[ei]tsu[nd] Wirkl[i]chk[ei]ts-Grund - 4618 u[nd] such[en] das Daseyn eines solch[en] [n]i[c]ht blos als vernunftmäß[i]g u[nd] d[a]h[er] mögl[ich] - sond[ern] als nothw[en]d[i]g u[nd] d[a]h[er] wirkl[ich] zu erweisen. Also wir suchen v[on] ein[em] Wirkl[i]chen u[nd] s[einer] eigenthüml[ichen] B[e]schaff[e]nh[ei]t - v[on] d[er] R[e]l[i]g[io]n u[nd] ihr[em] Inhalt (dem G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn]) einen nothw[e]nd[i]g[en] Zusammenhang herzustellen mit der Wirkl[i]chk[ei]t od[er] Thätsachl[i]chk[ei]t (sic! ) deßen, was d[ie] R[e]l[i]g[io]n z[um] Inhalt hat; - c) 4619 Nicht blos auf d[a]s principium idententatis 4620 et contradictionis gründ[en] wir uns[ere] G[o]tt[e]serk[e]n[n]tn[i]ß - wod[u]r[c]h 4621 Vernunftmäß[i]gk[ei]t erzielt wi[r]d - sond[ern] auch u[nd] vorzügl[ich] auf d[a]s (principium causalitatis) - indem wir d[en] nothw[e]nd[i]g[en] Grund für d[ie] Thatsache d[er] R[e]l[i]g[io]n suchen [.] - 4615 „M“ in der Zeile gestrichen. 4616 „b)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 4617 „ein[en]“ ersetzt durch Überschreibung unleserliches Wort. 4618 Randbemerkung [235rr] : „NB [: ] Z.B. die Mögl[i]chk[ei]tsphilos[ophie] kann es als mögl[i]ch zugeb[en,] daß auf ein[er] noch unentdeckt[en] Insel ein Baum sich finde, [„den sich Jemand fingirt [,] d[en]kt“ über der Zeile] - den wir noch gar nicht kenn[en] - deß[en] Mögl[i]chk[ei]t aber wir zugeb[en] kö[nnen,] wenn d[em] B[e]gr[i]ffe Bau[m] [n]i[c]ht widersprech[en]d [,] ob er wirkl[ich] ist, das ist damit noch gar ni[c]ht gesagt [.] - Wenn aber z.B. ein Ast d[ie]s[e]s Baumes an d[em] Ufer d[e]s Meeres angespült entdeckt wird - dann schließ[en] wir mit Nothw[en]d[i]gk[ei]t auf d[a]s Dasey[n.] So auch in d[er] Philos[ophie]. - Nicht blos d[a]ß d[er] G[o]tt[e]sg[e]d[an]ke ver[n]ü[n]ft[i]g sey - [n]i[c]ht widersprech[en]d d[en] D[en]k[-] u[nd] Dasey[n]sgesetz[en] also [,] daß G[o]tt mögl[i]ch sey [,] woll[en] wir find[en,] sond[ern] v[on] ein[er] Thatsache woll[en] wir ausgeh[en] u[nd] schließ[en,] d[a]ß er nothw[en]d[i]g da sey [,] so wahr d[ie]se Thatsache (d[e]r Ast) da ist.“ 4619 „c)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 4620 Wohl gemeint: „identitatis“. 4621 „wod[u]r[c]h“ über der Zeile. <?page no="577"?> 567 Verbind[en] aber damit d[a]s princip[ium] rationis u[nd] disjunctionis 4622 sufficientis - das die R[e]l[i]g[ion] all[e]i[n] bietet z[um] Beweis für G[o]tt[e]s D[a]s[e]yn [,] die and[eren] Beweise aber nicht. - [235rl/ 235vr] Zusatz 2. In neu[erer] Z[ei]t ist man darauf gekommen - u[nd] zwar v[on] zwei verschieden[en] Seiten her - die Sprache als Princip der Philos[ophie] zu bezeichnen u[nd] anzunehmen. Von zwei verschieden[en] Seiten her: nä[m]l[ich] v[on] der Philosophie der Strenggläubigkeit − u[nd] die v[on] d[er] Hegelschen Philos[ophie] her kommende u[nd] sich von ihr losringende Richt[u]ng der Philos[ophie] sucht sich auf d[ie]s[e]s Princip − der Sprache zu stellen. ad 1. a) Schon Bonald hat die Sprache als Ausgangspunkt u[nd] Princip philos[ophischer] Untersuch[u]ng[e]n angenommen. Eine Ursprache näml[ich] − die v[on] Gott selbst (wohl mit bestimmt[en] Ged[a]nk[e]n als offenbart[em] Inhalt) dem M[e]nsch[e]ngeschlecht gegeben ward nach s[einer] Annahme. Die Sprache ist hienach urspr[ü]ngl[ich] an d[en] Menschen gesprochenes G[o]tt[e]swort; der Nachklang davon stehe in Offenbarung u[nd] Dogma als absolute Norm des Denkens vor uns [.] - Man sieht sogleich [,] daß es sich hier nicht eig[e]ntl[ich] um d[ie] Sprache als solche, sond[ern] um den Inhalt d[er] Sprache handelt − also um d[en] Inhalt einer g[ö]ttl[ichen] Off[e]nb[arun]g [.] - Und wiederum ist klar, d[a]ß es sich nicht um jeden Inhalt schlechterdings handeln könne − als wären alle mens[c]hl[ichen] Benennung[en] u[nd] Kenntn[i]ße urspr[ün]gl[ich] geoff[e]nb[a]rt word[en] − sond[ern] nur um rel[i]g[iö]s[en] u[nd] ethisch[en] Inhalt wird es sich hier h[a]nd[e]ln. Indem also Bonald hier die Sprache, als urspr[ün]gl[iches] 4623 G[o]tt[e]sw[o]rt z[um] Ausg[a]ngsp[u]nkt der Philos[ophie] macht − macht er im Gr[u]nde genommen die R[e]l[i]g[io]n mit ihr[em] Inh[a]lt, d[a]s r[e]l[i]g[iö]s[e] Bew[u]ßts[eyn] der M[e]nschh[ei]t z[um] Ausg[a]ngsp[u]nkt u[nd] Princip. Allein Princip kann d[a]s r[e]l[i]g[iö]s[e] Bew[u]ßts[eyn] mit s[einem] I[n]halt, die R[e]l[i]g[io]n nicht seyn − sond[ern] nur Object der philos[ophischen] Forsch[u]ng [.] - Um aber den Inhalt der Sprache zu erforschen, zu beurth[ei]l[e]n [,] braucht man eben ein Princip − das nicht objectiv mit gegeben seyn kann [.] b) In neuest[er] Z[ei]t sucht man dass[e]lbe Princip mit einig[er] Modifikation wieder geltend zu machen. (Michelis Kritik der Günther’schen Phil[osophie]) [.] Die Sprache wird betrachtet als ein großer allgemeiner Organismus, als fertiges, organisches Ganzes in der M[e]ns[c]hh[ei]t, das sein Bild[u]ngsgesetz in sich trägt unabhang[i]g (sic! ) u[nd] unverrückbar v[om] Individuum. In der Sprache stehe daher der Einzelvernunft die allgemeine Vernunft gegenüber; die Sprache sey der organische Leib des Gesammtbewußtseyns der M[e]nschh[ei]t − in ihr finde noch ein Hineinleuchten u[nd] Hineinsprechen der ew[i]g[en] Wahrh[ei]t, der Urvernunft in die gefallene M[e]ns[c]hh[ei]t statt. [235vr/ 236rl] 4622 „u[nd] disjunctionis“ über der Zeile. 4623 „urspr[ün]gl[iches]“ über der Zeile. <?page no="578"?> 568 Man sieht [,] auch hier h[a]nd[e]lt es sich eig[e]ntl[ich] um nichts andres als um die rel[i]g[iö]se Urtradition der M[e]ns[c]hh[ei]t [,] die allerdings in der Sprache geschehen mußte, die sich also in der Sprache ein[en] Körper, ein ird[i]sch[e]s Substrat, in dem sie fortbesteht [,] schaffen mußte. − Allein diese Ansicht leidet schon eine große B[e]schränk[un]g [,] wenn wir die r[e]l[i]g[iö]s[e] Traditio[n] betracht[en]. Unter d[en] Traditi[onen] der M[e]nschh[ei]t ist gerade die in der R[e]l[i]g[io]n am wenigst[en] ausschließl[ich] an die Sprache gebund[en.] − Das Symbol nimmt hier eine sehr bedeutende Stelle ein. − 4624 Indeß auch abgesehen davon − die r[e]l[i]g[iö]s[e] Traditio[n] kann nicht Princip der Philos[ophie] seyn − sond[ern,] wie g[e]s[a]gt: nur Object − u[nd] insofern allerdings d[a]s Denken bestimmend in manigfalt[i]gst[e]r W[ei]se. ad 2 [.] 4625 V[on] and[erer] Seite her ist man eb[e]nf[a]lls darauf gekommen, die Sprache als d[a]s Kriter[ium] zur Lösung der philos[ophischen] Probleme zu betrachten − zur Lös[u]ng der Aufg[a]be der Philos[ophie], die in nichts Anderm bestehen soll als in der Erk[e]n[n]tn[i]ß d[e]s V[e]rh[ä]ltn[i]ß[e]s [,] in dem Ideales u[nd] Reales, Denken u[nd] Seyn zu einander stehen - die zeig[en] soll [,] wie beides sich 4626 eine [,] ohne daß Eines von beiden darauf zu gehen brauche [,] so daß also d[u]rch d[ie] Sprache − der einseit[i]g[e] Ideal[i]sm[us] also wie der einseit[i]g[e] Empirismus od[er] Material[i]sm[us] [-] überwund[en] u[nd] abgethan werd[en] könne − u[nd] der Ideal-Real[i]sm[us] als die wahre philos[ophische] Weltanschauung festzuhalt[en] sey. − D[ie] Sprache näml[ich] sey ein Ideal-Reales - in dem Denken u[nd] S[e]yn sich einen, − denn weder bloß[es] S[e]yn sey d[ie] Sprache, noch reines Denken sey d[a]s Wort, 4627 - sond[ern] beides zugleich. − 4628 Hier ist die Sprache als solche genommen − nicht zunächst ihrem Inhalte nach [.] - 4624 Randbemerkung [236rr] : „c) Das Wort, die Sprache gibt uns noch nicht Aufschluß üb[er] den Sinn, die Bedeut[un]g - diese muß erst gesucht werden [.] - a) Man kann d[a]s Vers[c]hiedenste unter einem Wort versteh[en.] - b) Wiederum kann man Eines - gleich-Verstandenes - auf die verschiedenste Weise ausdrück[en] - wie die verschiedenen Sprach[en] b[e]zeug[en]. - Auf d[en] Sinn kommt es an.“ 4625 Randbemerkung [236rr] : „Lit[eratur] Feuerbach und die Philosophie. Ein Beitrag zur Kritik beider, v[on] R. Haym, 1847... (? ), durch die Sprache wird die Natur zur Vernunft, der Naturgott zum Vernunftgotte. Die Sprache ist der Punkt, worin Natur u[nd] Geist sich durchkreuzen. Sie ist die Geburtsstätte G[o]tt[e]s, obwohl sie es selber vergeßen hat; so daß sie mit Recht das verkannte Wesen Gottes genannt werden kann! NB [: ] Es fragt sich nur [,] wie u[nd] wodurch die Sprache selbst entsteht - damit durch sie d[ie] Natur zur Vernunft kommen kann; - ob dazu nicht s[c]hon die Vernunft nothw[e]nd[i]g ist, die erst entsteh[en] soll! Ratio ex auditu [„Traditional[i]st[en]“ über der Zeile] also sagen die Philologen - Ratio ex experientia sagen die Naturforscher u[nd] die exclus[ive] inductive Methode. Ratio ex fide sagen die Uebergläubig[en] - (fides ex auditu -) [.] Das Wahre aber ist, d[a]ß die ratio überall nicht erst entsteht, sond[ern] schon da sey[n] muß, - aber sich allerdings d[u]rch All’ d[ie]s[e]s ausbildet [.] Die Weltver[n]u[n]ft v[on] der jede andere Ver[n]u[n]ft [e]ntsteht als Theil [,] ist die Sprache nicht. -“ 4626 Geöffnete runde Klammer gestrichen. 4627 Randbemerkung [236rr] : „Die Sprache - wäre hier d[ie] allgem[eine] V[e]r[n]u[n]ft - der wahre Gott der M[en]s[c]hh[ei]t wäre ein werd[en]d[en]der (sic! ) [,] wäre die Tradition - d[ie] forts[c]h[re]it[en]de Bild[un]g [.] -“ 4628 „Reines Seyn, reines D[en]k[en] gebe es [n]i[c]ht Realism[us]“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. Hieran schließt die Einfügung am Seitenrand [236rr] an: „wiederum enthalte die Sprache Allgemeines - das im Empirisch[en] nicht aufgehe - d[a]h[er] auch der Ideal[i]sm[us] seine Berecht[i]g[un]g.“ <?page no="579"?> 569 a) Die Sprache als solche 4629 ist weder Bew[eis] für den Material[i]sm[us] noch für d[en] Spiritual[i]sm[us,] 4630 sie ist das [,] was eben das Richt[i]ge v[on] beid[en] ist, u[nd] das soll erst entschied[en] werd[en]. Ist d[er] Mat[e]ri[a]l[i]sm[us] richt[i]g, dann ist d[a]s Sprech[en] − u[nd] Denken − ein blos materieller Vorgang − wie d[a]s Wachsen der Pflanz[en] od[er] d[a]s Leben u[nd] d[ie] Lebensäuß[e]r[un]g[en] der Thiere [.] − Ist der Spiritual[i]sm[us] richt[i]g [,] dann ist d[ie] Sprache mehr − sie ist Ausdru[c]k [,] Kundgeb[u]ng d[e]s Geist[i]g[en] − das aber müßte erst bewiese[n] werd[en.] − Dann aber wäre auch alles Andere spiritualistis[c]h − u[nd] zuletzt wied[e]ru[m] materialistis[c]h [.] − 4631 [236rl/ 236vr] b) Es kommt nicht auf das Formale der Sprache an [,] sond[ern] auf den Inhalt − wir kommen also wieder dahin − wo wir uns hingestellt − das menschl[iche] obj[ectiv] vorhandene Bew[u]ßts[eyn] ist der Ausg[a]ngsp[u]nkt der Philos[ophie] − nicht alles Bew[u]ßts[eyn] aber − nicht d[a]s gewöhnl[iche] triviale mit s[einem] Inhalt − sond[ern] d[a]s rel[i]g[iö]se − wo es sich um Phil[o]sophie h[a]nd[e]lt. − D[ie]s[e]r Ausg[an]gsp[u]nkt ist aber nicht gerad[e]zu auch Princip, sond[ern] man bedarf erst eines solch[en,] um philos[ophisch] das Obj[ect] zu erkennen. − NB [: ] Denk[en] u[nd] Sprache ist [n]i[c]ht ohne ein Materiell[e]s − aber au[c]h [n]i[c]ht oh[ne] ein Geist[i]g[e]s [.] − Man kann also allerd[in]gs aus ihr weder Mat[er]i[a]l[i]sm[us] noch Spirit[u]al[i]sm[us] folgern − aber man kann au[c]h k[e]i[ne]s v[on] beid[en] widerleg[en], wenn d[u]r[c]h and[e]re G[rün]de d[a]s Eine od[er] Andere erwies[en.] - Man betr[ac]htet also Gehalt d[e]s Sinnl[ichen] - u[nd] I[n]halt d[e]s Sprech[en]s u[nd] D[en]k[en]s [.] − NB [: ] Die Sprache ist ein sinnl[ich-] Geist[i]g[e]s [.] − Auch das Denken ist eig[e]ntl[ich] nur ein sinnl[ich-]geist[i]g [e]r Vorgang [.] − Insofern ist da Ideal-Real[i]sm[us.] Aber 4632 damit ist noch nicht bewiesen [,] daß es nur Ideal-Reales gebe − denn es kann ja vorläuf[i]g doch auch blos Reales, Materielles − u[nd] blos Ideales, Geistiges geben − [,] wenn es auch Ideal-Reales − d[a]s D[en]k[en] u[nd] Sprech[en] näml[ich] − gibt [.] − 4629 „allein“ über der Zeile. 4630 Randbemerkung [236rr] : „NB [: ] Das sieht man üb[ri]g[e]ns [,] d[a]ß auch da, wo man die Sprache in d[ie]s[er] Weise z[um] Obj[ect] der Phil[o]s[ophie] macht, doch wieder nur d[a]s Göttl[iche] erkannt werd[en] will - denn die Sprache selbst wird als d[a]s Göttl[iche] b[e]zeich[ne]t.“ 4631 Einfügung am Seitenrand [236rr] : „Die Sprache ist allerdings ein sinnl[ich]-geist[i]g[er] Vorgang - darum aber noch kein Beweis, d[a]ß d[a]s Absolute das Sinnl[ich-]Geist[i]g[e] sey - u[nd] d[a]ß also die Sprache d[a]s eig[en]tl[iche] Object der Philos[ophie] u[nd] d[a]s Bollwerk geg[en] Mater[ia]l[i]sm[us] u[nd] Ideal[i]sm[us] bilde. Das Sinnl[iche] ist off[en]b[a]r für sich mögl[i]ch, denn es ist da [,] ohne d[a]ß es z[um] Sprech[en] od[er] Denken verwendet wird [.] - Ebenso muß d[a]s D[en]kvermögen s[c]hon da sey[n] auch ohne Worte [,] also ohne d[a]s Sinnl[iche].“ Dazu die weitere Notiz [236rl] : „D[a]s Sprech[en] ist pur sinnl[ich] - das D[en]k[en] u[nd] d[er] I[n]halt geist[i]g.“ 4632 „Aber“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „aber“. <?page no="580"?> 570 Nur das ist d[u]rch die Sprache bewiesen − daß es nicht blos 4633 Materielles gibt − weil d[a]s Denke[n,] Sprech[en] 4634 ein Ideal-Real[e]s ja ist, also üb[er] d[en] roh[en] Material[i]smus hinausgeht, d[a]ß es w[en]igst[en]s au[c]h ein G[ei]st[i]g[e]s-Ideales gebe; − Aber (sic! ) was d[ie]s[e]s sey − ob aliud [,] ob aliter − das ist noch nicht erwiesen [.] − Es wäre mögl[i]ch − daß d[ie] Sprache ihr[em] ideal[en] Momente nach nur etwas Formales, eine andere Form materieller Wirksamk[ei]t wäre [.] − Also aus d[em] Actus d[e]s D[en]k[en]s u[nd] Sprech[en]s u[nd] aus d[em] Daseyn d[ie]s[e]s Actus komm[en] wir nicht zur wahrhaft[en] Ueberwind[un]g d[e]s Mater[ia]l[i]sm[us]. Wir [m]üß[en] da d[en] I[n]halt d[e]s D[en]k[en]s u[nd] Bew[u]ßts[eyns] i[n]’s Auge faß[en] − u[m] d[en] 4635 Actus i[n] s[einer] Bedi[n]g[un]g u[nd] Anf[a]ng selbst zu prüf[en] u[nd] s[ein] Product betracht[en]. Wir fi[n]d[en] d[en] B[e]gr[i]ff d[e]s G[ei]st[i]g[en], d[e]s absolut Geist[i]g[en] − find[en] die Negation d[e]s Mat[e]riell[en]. D[a]s G[ei]st[i]ge ist b[ei]d[e]s. Positiv u[nd] negativ d[em] Mat[er]i[e]ll[en] g[e]g[enü]b[e]r. D[a]s wäre d[u]rch blos Mater[ie]ll[e]s [n]i[c]ht mögli[c]h [.] - 4636 [236vr/ 237rl] 4633 „f“ in der Zeile gestrichen. 4634 „Sprech[en]“ über der Zeile. 4635 Irrtümliche Wiederholung von „den“. 4636 Randbemerkung [236vl] : „Erst d[u]rch Zusamm[en]wirk[en] der D[en]kkraft od[er] ratio u[nd] d[e]s Sinnl[ichen] entsteht d[a]s Sprechen - also brau[c]ht beides nicht identis[c]h zu sey[n.] - Wir können uns sehr wohl denken [,] d[a]ß sich die D[en]kkraft nur des Materiell[en] bedient als eines Andern − das auch ein anderes bleibt − wie darum [,] d[a]ß d[er] Kü[n]stler seine Idee in ein[er] Marmorstatue ausdrü[c]kt [„ausdrü[c]kt“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „ausspricht“] [,] noch nicht folgt: der menschl[iche] Geist u[nd] die Marmorstatue seyen Ein u[nd] dasselbe, seyen identis[c]h. Wohl! Aber das Denken selber kommt ja auch nur zu Stande mittels d[e]s Sinnl[ichen], des Gehöres [.] D[ie]s[e]s ist also doch der Indifferenzpunkt [,] aus dem Seyn u[nd] Denken hervorgehen − u[nd] d[a]s D[en]k[en] u[nd] Sprech[en] ist Beweis d[e]r Identität v[on] beid[en.] − Aber auch dem Denken als sinnl[ich-]geist[i]g[em] Vorgang muß doch ein Denkendes als erstes Bewegendes wenigstens zu Grunde liegen − u[nd] d[ie]s[e]s braucht nicht wieder sinnl[ich] zu seyn [.] - Dann haben wir es nicht blos mit dem Denken zu thun als sinnl[ich-]geist[i]g[em] Vorgang − sond[ern] auch mit dem Gedacht[en], das doch wohl geist[i]g sey[n] kann? Man wird sag[en,] das Gedachte hat immer sinnl[iche] Form − ist immer eine Vorstell[un]g [m]ittels des Sinnl[ichen] − selbst bei abstract[en] B[e]gr[i]ff[en] liegt − da- [m]it sie nur verstand[en] werd[en,] sinnl[iches] Bild − Erfahr[un]gsbild [-] zu Grunde − selbst bei solch[en] B[e]gr[i]ff[en,] denen kein sinnl[iches] Object entsprech[en] kann, müß[en] wir doch an eine Erfahr[u]ng denk[en], u[m] uns etwas daru[n]ter d[en]k[en], es versteh[en] zu können. − Nichts zu sag[en] u[nd] B[e]gr[i]ffe d[e]s Allgemei[nen.] [„Nichts zu sag[en] u[nd] B[e]gr[i]ffe d[e]s Allgemei[nen]“ nachträglich in die Zeile eingefügt.] Gut [.] Aber nur Eines. Wie entsteht denn die Negation des Sinnlichen, der Sinnlichkeit − eben im B[e]gr[i]ffe d[e]s Geistes [,] den wir uns bild[en] − u[nd] im B[e]gr[i]ffe d[e]s Absolut[en]? Aus ei[nem] schlechthin sinnl[ichen] Act kann doch ni[c]ht d[a]s Geg[en]th[ei]l seiner selbst − die Negation d[e]s Sinnl[ichen] hervorgeh[en.] − Wenn man s[a]gt, d[a]s ist möglich, weil sinnl[ich-]geist[i]g[er] Act d[a]s D[en]k[en] ist − so ist zu erwiedern: wie also d[a]s Sinnl[iche] uns doch wohl ohne d[a]s Geist[i]g[e] si[c]h zeigt u[nd] existirt − so d[a]s Geist[i]g[e], V[e]r[n]ü[n]ft[i]ge, Freie ohne d[a]s Sinnliche.“ Weitere Randbemerkung darunter [236vl] : „NB [: ] Wenn wir blos auf d[em] Gebi[e]t d[er] Spr[ac]he u[nd] d[e]s D[en]k[en]s bl[e]iben − so komm[en] wir allerdi[n]gs nur zu Negativ[em,] zu bloß[e]r Unerklärl[i]chk[ei]t - z[u] Positiv[em] k[ommen] wir d[u]rch I[n]halt der Sprache [.] -“ <?page no="581"?> 571 §: 3 Methode der Philos[ophie] 4637 I [.] Die Methode der Philos[ophie] ist uns d[a]d[u]rch schon gezeigt u[nd] gegeben, d[a]ß wir Obj[ect] u[nd] Princip gefunden haben als nothw[e]nd[i]g z[um] philos[ophischen] Erkennen; so daß uns weder das Obj[ect] allein genügt, noch das Subj[ect] (Princip) allein, sond[ern] d[u]rch Zusammenwirken v[on] beiden − und zwar d[u]rch organisches Zusammenwirken; d.h. das Princip ist das thätige, das aufnehmende, prüfende, urthe[i]l[en]de Agens bei dem Erk[e]n[n]tn[i]ßproceß − u[nd] baut sich auf d[ie]s[e] Weise das philos[ophische] System; − erringt sich das philos[ophische] Wißen. Damit ist freil[ich] aber nur im Allgemein[en] die richt[i]g[e] Methode angegeben. Es frägt sich aber noch weiter − wie das Princip dem Erk[e]n[n]tn[i]ßobj[ect] gegenüber bei s[einem] Forschen, Prüfen, Beurth[ei]l[e]n zu Werke gehen müße; in welchen Operationen, auf welche bestimmtere Weise − beides zusammenwirkt. (Dieß genau zu untersuchen u[nd] anzugeben [,] würde uns allerdings zu weit führen − u[nd] wir können es nur kurz andeuten; denn d[ie]se Methode des Erkennens zu lehren [,] ist Aufg[a]be einer wissenschaftl[ichen] Disciplin − der Logik näml[ich] − die das Formale des Erkennens od[er] d[a]s D[en]k[en] 4638 zu lehren hat. Näml[ich] die Grundgesetze − die Grundbegriffe u[nd] ihre Handhabung − in Begr[i]ffe-Bilden, Urth[ei]l[e]n, Schließ[en], in der Anw[e]nd[un]g des construirend[en] Verfahrens, der Induction, Analogie, Deduction, Hypothese etc. Zwei Einseit[i]gk[ei]t[e]n aber sind − das zeigt sich sogleich [-] vermieden, die Methode der bloß[en] Empirie od[er] falschen Induction − die des bloß[en] Construirens, der falschen Deducti[on] od[er] das einseitig blos synthetische Verfahren − u[nd] das einseit[i]g analythische Verfahren). II) Wir haben damit zunächst zwei erken[n]tnißtheoret[ische] Ansichten als falsch abgewiesen − die sensualist[ische] (materialist[ische]) u[nd] die idealistische, rein rationale od[er] aprioristis[c]he. − Charakteristik v[on] beid[en]. Historisches. Die organ[ische] Methode einigt beide − ist die Wahrh[ei]t v[on] beiden − der Natur des M[e]ns[c]h[e]ng[ei]st[e]s angemeße[n]. Das im Allgemeinen. − Wenn wir aber näher auf die Bestimmung d[ie]s[e]r Methode eingehen, [237rl/ 237vr] dann müßen wir III [)] Wiederum zwei extreme wißenschaftl[iche] Verfahr[u]ngsweisen abweisen - näml[ich] die ausschließlich a) synthetische od[er] deductive Methode [,] b) die auss[c]hließl[ich] analythische od[er] inductive Methode. Unter synthet[ischer] Methode versteht man (in der Regel) jene, welche v[om] Allgemeinen ausgeht u[nd] daraus das Besondere u[nd] Einzelne in fortschreitender Gliederung 4637 „1.“ am oberen Seitenrand [237rr] . Inhaltlich knüpfen dieser Bogen [237rl-238vr] und das folgende doppelseitig beschriebene Blatt [239rl-239vr] an die vorherigen Bögen [227rl-236vr] unmittelbar an. 4638 „od[er] d[a]s D[en]k[en]“ über der Zeile. <?page no="582"?> 572 ableitet, deducirt, d[a]h[er] auch 4639 deductive Methode; wo also v[on] einem (sic! ) allgemeinen, anerkannten Wahrh[ei]t, v[on] ein[em] Grundsatz, Axiom ausgegangen wird - u[nd] die andern Wahrheiten d[u]rch Folgerungen in strengem G[e]d[a]nk[e]ngang gewonnen werden. - D[a]s Einfache wird immer Zusa[mmen]ges[e]tzt (sic! ) [.] Unter analythisch[er] Methode d[a]g[e]g[e]n versteht man das umgekehrte 4640 Verfahren; indem da vom Einzelnen, Concreten ausgegangen, d[ie]s[e]s erfors[c]ht u[nd] erkannt, unt[er] höhere Begr[i]ffe zusammengefaßt u[nd] zuletzt daraus die allgemeinste Wahrh[ei]t daraus 4641 gewonnen wird; v[om] Concreten wird also immer mehr losgelöst u[nd] dad[u]rch immer Abstracteres gewonnen - analythisch. D[ie]se Methode wird auch oft 4642 als die inductive bezeichnet - indem dabei 4643 ähnl[iche] facta erforscht, zusammengestellt u[nd] dad[u]rch Gesetz, Wesen, Art gefunden wird. Die synthet[ische] Methode wird angewendet in d[en] eig[e]ntl[ichen] sog[enannten] rationalen Disciplinen Logik, Metaphysik, üb[er]h[au]pt in d[er] Philosophie [.] - Die analyth[ische] od[er] inductive Methode bezeichnet die Naturwißensch[a]ft insb[esondere] als die ihrige - als ausschließend zu befolgende. (Bauer). 4644 Betrachtet man indeß die Sache genauer, dann muß man gestehen, daß eig[e]ntl[ich] beide Verfahr[u]ngsw[ei]s[e]n sich nicht trennen laßen, d[a]ß Trennung unnatürl[ich]. - Wechselsweise (sic! ) wird allenth[a]lb[e]n analythisch u[nd] synthetisch in jed[er] Wiß[e]nsch[a]ft verfahren - wobei freil[ich] das Eine od[er] Andere vorherrschen kann. - Ja [,] bei jedem Verf[a]hr[en] ist das andere versteckt mitthätig - das analyth[ische] Moment immer d[en] Blick auf d[ie] Realität gerichtet, v[on] Erfahr[u]ng zu Erfahr[u]ng forts[c]hr[e]it[en]d u[nd] aus ein[er] Summe gleichart[i]g[er] Erfahr[u]ng[en] immer wieder höhere Erkenntn[i]ß ableitend - hat, aber hiebei - bei d[ie]s[er] Ableit[un]g wieder d[en] aprior[ischen] Besitz s[c]h[on] i[m] G[ei]ste [,] 4645 [237vr/ 238rl] denn ohne die allgem[eine] Norm im G[ei]ste − wäre das Zusammenfaß[en] der Erfahr[u]ng[en] zu Einer Wahrh[ei]t nicht möglich, die Induction ohne Zweck u[nd] Ziel. − Und umgekehrt [,] das synthet[ische] Verfahr[en], d[a]s Deducir[en] geschieht auch nicht a priori [,] wenn es 4639 „synt[hetische]“ in der Zeile gestrichen. 4640 „umgekehrte“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Umgekehrte“. 4641 „daraus“ irrtümlich wiederholt. 4642 „oft“ über der Zeile. 4643 „indem da“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „jene“; „welchem v... (? )“ in der Zeile gestrichen. 4644 Randbemerkung [237vl] : „‘Die Induction (Epagoge) schließt v[on] d[er] Wiederkehr gleicher Erscheinungen auf Stätigkeit (sic! ) [„gleicher“ in der Zeile gestrichen] der Ursachen, näml[ich]: Was vielen bekannten Dingen u[nd] Fällen gleicher Art gemeinsam ist, wird allen Dingen u[nd] Fällen derselben Art gemeinsam seyn, wegen gleicher Ursächlichkeit! Erhard Log. p. 178. - [„Analogie schließt v[on] d[er] Aehnlichkeit der Erscheinung“ in der Zeile gestrichen.] ‚Inductiver Schluß ist, wo v[on] d[er] obj[ectiven] Folge auf d[en] obj[ectiven] Grund geschloßen wird’“. 4645 Randbemerkung [237vl] : „‘Wenn der Naturforscher unserer Zeit eine Naturerscheinung, das Brennen des Lichts, das Wachsen einer Pflanze, das Gefrieren des Waßers, das Bleichen einer Farbe, das Rosten des Eisens erklären will, so stellt er die Frage nicht an sich selbst, an seinen Geist, sond[ern] an die Erscheinung, an den Zustand selbst’ Liebig üb[er] d[as] Stud[ium] d[er] Naturwissensch[a]ft [en] p. 14 (1852) [.] Wohl, aber wer beantwortet dann die Frage, wer erforscht d[ie] Ers[c]heinung, d[en] Zustand selbst, ni[c]ht doch wieder die Potenz d[e]s G[ei]st[e]s, die dazu geeignet ist? -“ <?page no="583"?> 573 auch so scheint − sond[ern] indem der geist[i]g[e] Blick zugleich beständ[i]g auf d[ie] Erfahrung gerichtet ist − damit d[a]s Denk[en] bei[m] Fortschreiten kein[en] Irrweg g[e]he od[er] Fehltritt thue. Das (sic! ) organische Methode einigt beide [,] bedient si[c]h ihrer − vorherrschend - wechselsw[ei]se (sic! ), u[nd] anerkennt, d[a]ß bei d[em] Gebrauch der einen die andere nicht geradezu ausgeschloß[en] sey. IV [.] Sollten wir nun noch näher d[a]s organische Verfahren bestimmen − so müßten wir eben die Anwend[un]g der Grundgesetze des Denkens − u[nd] der Grundkategorieen; ihrer Bild[un]g u[nd] ihres Gebrauches näher darthun − um zu zeig[en], wie sich der v[on] d[er] Idee erfüllte Geist im Erkennen jedesmal dem Erk[enn]t[n]ißobjecte gegenüber verhält od[er] verhalten muß. Wir können aber darauf nicht ausführl[ich] eingehen [,] a) weil das ins Gebiet der Logik führt [,] b) weil für jeden gegebenen Fall doch die Anw[e]nd[un]g der richt[i]g[en] Methode nicht gezeigt werd[en] kann − sond[ern] d[a]s jede einzel[ne] Wiß[en]s[c]h[a]ft nach Art u[nd] Umstä[n]d[en] selber find[en] muß 4646 − [,] c) weil die Hauptsache hiebei stets der subj[ective] Geist leisten muß − das Talent, das Genie − das sich d[u]rch keine Methode geben, od[er] ersetzen läßt; man lernt noch nicht philos[ophisch] d[a]d[u]rch [,] d[a]ß man die Methode kennen lernt, es gibt keine fertige Methode, deren man sich wie eines Instrumentes bedienen könnte, d[u]rch deßen mechanischen Gebrauch Jeder ohne weiteres die philos[ophischen] Wahrh[ei]t[e]n zu find[en] vermöchte. d) Es gibt darum auch keine absolute Methode, heiße sie dialektische − od[er] wie immer − für d[en] relativ[en] G[ei]st, u[nd] für relative G[ei]st[e]s-Thät[i]gk[ei]t, od[er] Erkennen gibt es keine absolute V[e]rfahr[u]ngsw[ei]se [.] − D[ie]se kommt nur dem Absoluten selber zu [.] − Die Methode ka[nn] d[a]h[er] au[c]h [n]i[c]ht zugl[e]i[c]h P[r]i[n]cip sey[n.] − 4647 ad a [)] Grundgesetze d[e]s Denkens (noch nicht d[e]s Erkennens) sind bek[a]nntl[ich] d[a]s Gesetz d[er] Ident[ität] u[nd] Wid[e]rsp[ru]chs [.] − [238rl/ 238vr] Die Anw[e]nd[un]g davon läßt sich nicht weiter lehren [.] Das ist in gegeb[enem] Fall Sache des forschend[en], denk[en]d[en] G[ei]st[e]s [.] − Es ist letztl[ich] eine Art inneren subject[iven] 4648 Gefühls, ob etwas mit d[em] Bew[u]ßts[eyn] übereinstimmt − od[er] ob im Bewußts[eyn] etwas mit sich selbst übereinstimmt [.] − 4646 „sond[ern] d[a]s jede einzel[ne] Wiß[en]s[c]h[a]ft nach Art u[nd] Umstä[n]d[en] selber find[en] muß“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 4647 Randbemerkung [238rr] : „D[a]h[e]r kann auch die Methode nicht zugleich auch Princip seyn [.] - Was die absolute Methode allerdi[n]gs sey[n] will u[nd] muß [,] wenn sie absolute ist.“ 4648 „subjec[tiven]“ über der Zeile. <?page no="584"?> 574 Zugleich hat hier auch d[a]s obj[ectiv] Daseyende allgem[eine] Bew[u]ßts[eyn] eine bestimmende, maßgebende Stimme − denn d[a]s subj[ective] Gefühl − subj[ective] Denknöth[i]g[un]g kann ja doch auch täuschen [.] − 4649 Also in 4650 d[er] Philos[ophie] auf d[a]s Absolute angewendet [,] um zu bestimm[en] − was es sey u[nd] wie − wie kann d[ie]s[e]s Gesetz zur Bestimmung dienen? − Es wird d[ie] Frage sey[n]: ob ein Absolutes man denk[en] dürfe ohne Widersp[ru]ch d[e]s G[ei]st[e]s [,] des Bew[u]ßtsey[n]s? wie (sic! ) man d[ie]s[e]s Absolute denken u[nd] wie nicht denken dürfe u[nd] müße? Wenn man auch d[a]s Gesetz kennt, so sucht man an d[ie]s[em] Beisp[iel] sogleich, d[a]ß man damit noch nicht die Anwend[un]g kennt u[nd] unfehlbar die richt[i]g[e] findet. Wod[u]rch weiß ich, d[a]ß d[er] Ged[an]ke d[e]s Absolut[en] m[e]i[nem] G[ei]ste nicht widerspricht, also d[a]s Gesetz d[er] Id[en]tit[ä]t ni[c]ht entg[e]g[en] ist bei d[er] Setzung d[ie]s[e]s Ged[an]k[en]s i[m] Bewußtsey[n]? Nur a) d[u]rch eine innere subj[ective] Stimme, od[er] nöthigendes Gesetz od[er] Gefühl [? ] − Woher aber geht dieß aus? V[on] d[er] immanent[en] Angemess[en]h[ei]t d[e]s [men]s[c]hl[ichen] 4651 Wiß[en]s an d[ie]s[en] Ged[an]k[en] − v[on] d[er] imman[e]nt[en] vorhand[enen] G[o]tt[e]sidee [.] − b) D[u]rch d[a]s obj[ectiv] dasey[en]de, allgem[eine] Bew[u]ßtsey[n] v[on] d[em] Absolut[en] od[er] Göttl[ichen], das d[em] subj[ectiven] Gefühl Bestät[i]g[un]g u[nd] Sicherh[ei]t gibt. Oder um d[a]s Wie d[e]s Absolut[en] zu b[e]sti[mmen]. Wod[u]rch wird es nun klar [,] wie d[a]s Absolute [,] d[a]s Göttl[iche] seyn müße? Was macht d[ie] Anw[en]d[un]g d[e]s Gesetzes der Id[en]tität u[nd] W[i]dersp[r]u[c]hs hiebei möglich? - Wiederum einers[ei]ts die immanente Befäh[i]g[un]g dazu − d[ie] G[o]tt[e]sidee im G[ei]ste − [,] andrers[ei]ts d[a]s allgemein daseyende Bew[u]ßts[eyn] d[e]s g[ö]ttl[ichen] Wie − d[a]d[u]rch ist es mögli[c]h [,] d[ie]s[e]s Gesetz anzuwend[en] − d[a]s Wie d[e]s Göttl[ichen] zu denk[en] u[nd,] wo es ... (? ) gedacht wird [,] zu verst[e]h[en]. - [238vr/ 239rl] §: 3 Methode 4652 F[o]rts[etzung] Dass[elbe] gilt v[om] Gesetz der Causalität 4653 , das namentl[ich] den Schlüßen zu Grunde liegt als Grundgesetz − u[nd] namentl[ich] der Induction dient. 4649 Randbemerkung [238vl] : „Aber au[c]h objectiv zu erkennen - ob etwas gesetzt w[e]rd[en] dürfe - u[nd] ob v[on] Etwas irg[en]d Etwas ausgesagt w[e]rd[en] dü[r]fe od[er] nicht - der obj[ective] Sachverh[a]lt muß zu d[ie]s[em] Zweck [er]f[o]rs[c]ht w[e]rd[en.] -“ 4650 „in“ über der Zeile; „auch“ in der Zeile gestrichen. 4651 „[men]s[c]hl[ichen]“ über der Zeile. 4652 „2“ am oberen Seitenrand [239rr] bezeichnet den Bogen. 4653 „princip[ium] rationis sufficientis“ über der Zeile. <?page no="585"?> 575 Auf Erforsch[u]ng d[e]s Absolut[en] angewendet − in Schlußfolger[u]ng[en] − auf d[a]s Daseyn u[nd] Wie [,] die Eig[en]sch[a]ft[en] d[e]sselb[en]. Man soll v[on] d[er] Wirk[un]g auf d[ie] Ursache schließ[en], v[on] d[er] Beschaff[e]nh[ei]t der Wirk[un]g auf B[e]s[c]h[a]ff[en]h[ei]t der Ursache [.] − Es muß also dabei erst wieder die Wirk[un]g beurth[ei]lt werd[en] − u[nd] wiederum d[ie] Ursache, ehe man d[a]s Gesetz anwend[en] kann − u[nd] dazu ist wiede[rum] die imman[e]nte Nöth[i]g[un]g d[e]s G[ei]st[e]s, d[a]s un[m]itt[e]lbar[e] Gefühl − die u[nm]itt[e]lbar[e] Manifestati[on] der G[o]tt[e]sidee nöthig [.] − D[a]ss[e]lbe bei d[em] Princip[ium] disjunctionis od[er] exclusi medii tertii [.] − Die dialektische Methode. a) Unter Dialektik versteht man in einfachst[er] Bedeut[un]g die Fert[i]gk[ei]t od[er] Kunst [,] die Unterred[un]g, d[a]s Gespräch zu führen, um üb[er] ein[en] bestimmten G[e]g[e]nst[a]nd das Wahre zu finden, das Falsche auszuscheiden. Also urspr[ü]ngl[ich] die Kunst des Dialogs, den Dialog zu führen, in Frag[e] u[nd] Antwort. Practisch geübt findet sich d[ie]se Kunst insbes[ondere] bei Platon. − Dialektische Methode ist zugleich dialogische; der Eine entwick[e]lt od[er] b[e]h[au]pt[e]t, der Andere prüft, gibt zu oder verneint u[nd] antwortet. b) Aber Dialektik bekam alsbald eine höh[ere] Bedeut[u]ng, − weil der H[au]ptinh[a]lt der Philos[ophie] das Absolute, Ideale, Göttl[iche] war; − Dialektik erhielt die Bedeut[un]g v[on] Metaphysik. c) Dann aber bes[c]hränkte si[c]h d[ie] Bedeut[un]g ders[e]lb[en] auf die Ausüb[un]g der logischen Kunst − namentl[ich] im Mittelalter − [: ] Dialektik [,] die Kunst 4654 der Schlußfolgerung aus Begriffen − aus den allgem[einen] B[e]gr[i]ff[en] die besondern d[u]rch rein logis[c]h[e]n Proceß, d[u]rch reines Denken − ohne Rücksicht auf die Objectivität − zu gewinnen [.] − D[a]s Construiren a priori ging daraus hervor. [239rl/ 239vr] d) Die absolute Dialektik − Hegel’sche Methode − absolute Logik = Metaphysik [.] − Die Darstell[u]ng d[e]s menschl[ichen] Denkens mit s[einen] Gesetz[en] u[nd] Formen ist ihm Darst[e]ll[u]ng G[o]tt[e]s − od[er] d[e]s g[ö]ttl[ichen] Denkens selbst. Das Eigenthüml[iche] d[ie]s[e]r absolut[en] Dialektik als philos[ophischer] Methode besteht darin, d[a]ß die Negation das Vehikel der Beweg[un]g, der Constructi[on] der Erk[e]n[n]tn[i]ß ist [.] − Zur Bejahung wird die Verneinung hinzugefügt − aus beiden entsteht ein Drittes; bei d[ie]s[e]m wiederholt sich dasselbe − in Thesis, Antithese 4655 , Synthese. − Z.B. Hegel beginnt mit den B[e]gr[i]ffen „Seyn“ (These) − „Nichts“ − daraus d[a]s „Werden“ [.] Die Thesis schlägt über in sein Anderes u[nd] hebt sich mit d[ie]s[e]m zu einem Dritten auf [.] − 4654 „aus“ in der Zeile gestrichen. 4655 „Antithesis“ durch Streichung in „Antithese“ korrigiert. <?page no="586"?> 576 Alles Positive habe d[a]s Negative an sich − d[a]s Poniren zugleich ein Negire[n] u[nd] umgekehrt [.] − Allein gerade d[a]s G[e]g[e]nth[ei]l ist d[a]s Richtige. Das Gesetzte trägt nicht zugleich sein Anderes an od[er] in sich − sond[ern] d[u]rch 4656 das Setzen ist gerade dieß ges[a]gt, d[a]ß es dieß u[nd] nicht ein Anderes sey. − Muß allerdings innerh[a]lb d[e]r Relativität neben dem Einen zuglei[c]h d[a]s Andere seyn − so rechtfert[i]gt dieß jene Methode noch nicht, die Negation od[er] d[a]s Anderssey[n] ist noch [n]i[c]ht Vehikel der Beweg[un]g − od[er] geist[i]g [ − ] der fortschreit[en]d[en] g[ei]st[i]g[en] Beweg[un]g od[er] construirend[en] Erk[e]n[n]tn[i]ß [.] − 4657 Die Negation ist - kann man sag[en -] die Gränze des Di[n]gs - d[e]r S[c]hatt[en], der si[c]h v[on] selbst versteht [.] - [239vr/ 240rr] §: 4 Verhältniß der R[e]l[i]g[ion]sphilos[ophie] (zur R[e]l[i]g[ion] u[nd] K[i]rche) 4658 I) Die verschied[en]st[en], sogar 4659 e[n]tgeg[en]gesetztest[en] Ansicht[en] herrsch[en] hier b[e]i d[em] schwie[ri]g[en] V[e]rh[ä]lt[n]iß [,] d[a]s wir nu[n] d[er] Erwäg[un]g u[n]t[e]rzieh[en] woll[en]. a) 4660 Die V[e]r[n]u[n]ft u[nd] Philosophie ist All[e]s [,] sag[en] di[e] Ei[nen]. Die R[e]l[i]g[ion] - d[er] Gl[a]ube Ni[c]hts [,] die Ver[n]u[n]ft die höchste Richteri[n] i[n] Glaub[en]ssach[en], die höchste Auctorität, od[er] g[e]rade [e]ndl[ich] die Ver[n]u[n]ft ist die absolute Auctorit[ä]t u[nd] d[ie] wahre g[ö]ttl[iche] Off[en]b[arun]g [.] - b) 4661 D[a]g[e]g[en] dann v[on] and[erer] Seite wird b[e]h[au]pt[e]t [,] die Ver[n]u[n]ft ist oh[nm]ä[c]htig, ist bli[n]d i[n] B[e]zug auf d[ie] R[e]l[i]g[ion], auf d[a]s Uebersi[nn]l[iche], Göttl[iche]. All[e]s [m]uß hier i[m] Gl[a]ub[en] angeno[mmen] werd[en], die Ver- [n]u[n]ft [m]uß gef[an]g[en] gen[ommen,] [m]uß u[n]terworf[en] werd[e]n. So die Extreme. c) 4662 Zwisch[en] beid[en] steh[en] da[nn] die vers[c]hied[en]st[en] Modifikati[onen] der Geltu[n]g u[nd] d[e]s R[ec]htes v[on] beid[en], die verschied[en]st[en] Verei[n]baru[n]g[en] u[nd] Abgränzu[n]g[en] ders[e]lb[en]. 4656 „d[u]rch“ über der Zeile. 4657 Randbemerkung [239vl] : „NB [: ] Macht man d[ie]se negat[ive] Dialektik zur absolut[en] Methode - so kommt man gar nicht mehr z[um] Absolut[en], sond[ern] nur zu lauter Relativ[em], weil jed[e]s Negative B[e]s[c]hrä[n]k[un]g i[n] si[c]h trag[en] [m]uß, also relativ sey[n] muß. Nicht zu ein[em] Absolut[en] bringt es d[ie]se Methode [,] sond[ern] nur zu absoluter Relativität.“ 4658 „zur Auctorität -“ über der Zeile. - „1“ am oberen Seitenrand [240rr] ; „1“ bezeichnet den Bogen. Inhaltliche Gründe sprechen dafür, daß die folgenden Bögen und doppelseitig beschriebenen Blätter [240r-247vl] an [239rr] anschließen. 4659 „sogar“ über der Zeile. 4660 „a)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 4661 „b)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 4662 „c)“ über der Zeile. <?page no="587"?> 577 D[a]s rechte V[e]rh[ä]lt[n]iß zu b[e]sti[mmen,] ist aber au[c]h eb[en]so schwierig als wichtig; schwi[e]rig a) 4663 sch[on] u[m] d[er] Natur d[e]r Sache will[en] u[nd] β) 4664 noch überdi[e]ß du[rc]h die zahllos[en] Erört[erun]g[en] u[nd] V[e]rsuche zur Vereinbaru[n]g u[nd] E[n]tsch[e]id[un]g d[ie]s[e]r F[ra]ge; a) 4665 wichtig - weil i[n] d[er] That es si[c]h hier u[m] S[e]y[n] od[er] Ni[c]htsey[n] - d[e]s Gl[a]ub[en]s, d[e]r R[e]l[i]g[ion] - u[nd] der Ver[n]u[n]ft u[nd] Philosophie handelt. - 4666 [240rr/ 240rl] II [)] Um d[em] schwier[i]g[en] V[e]rh[ä]lt[n]iß [,] d[a]s hier obwaltet [,] möglichst auf d[en] Gru[n]d zu komm[en,] ist es nothw[en]d[i]g [,] [m]it Umsi[c]ht u[nd] Sorgfalt zu Werke zu geh[en] u[nd] Alles wohl zu erwäg[en]; u[m] so mehr d[em] Glaub[en] d[a]s S[e]i[n]ige zu wahren als au[c]h d[e]r V[e]r[n]u[n]ft u[nd] da[m]it d[e]r Philos[o]phie ihr R[ec]ht zu laß[en] u[nd] zu a) 4667 sichern. Unt[e]r Glaub[e]n u[nd] R[e]l[i]g[ion] versteh[en] wir vor All[em] bei dem vielfach[en] Mißtr[a]u[en] d[en] ch[ri]stl[ichen] 4668 u[nd] sogar Haß [,] der 4669 hier auf d[em] Gebiet d[e]s Gl[a]ub[en]s, selbst d[e]s ch[ri]stl[ichen,] e[n]tg[e]g[en]tritt der Ver[n]u[n]ft u[nd] d[er] Phil[o]sophie, ist vor All[em] die F[ra]ge zu erörter[n]: Ob geradezu die a) 4670 V[e]r[n]u[n]ft 4671 od[er] d[a]s Erk[enn]t[n]ißv[e]r[m]ög[en,] d[a]s auf d[a]s Göttl[iche] si[c]h ri[c]htet u[nd] b) 4672 der rel[i]g[iö]s[e] od[er] b[e]sti[mm]ter ch[ri]stl[icher] Gl[a]ube 4673 i[n] k[e]in[e]r Ge[me]i[n]sch[a]ft steh[en,] ob Glaub[en] u[nd] Wiß[en] g[e]rad[e]zu Gegensätze sey[en] u[nd] d[a]her unverei[n]bar [m]itei[na]nder [,] so d[a]ß Ei[ne]s od[er] d[a]s Andere w[e]ich[en] od[er] ver[n]i[c]htet werd[en] [m]üße. Hier schon ei[n] grobes Mißverständ[n]iß [,] da genauerer (sic! ) betr[ac]htet der Gl[a]ube selbst nur d[u]rch d[en] Gebr[a]u[c]h d[er] Ver[n]u[n]ft zu St[a]nde k[ommen] k[ann], w[en]igst[en]s soll; u[nd] we[nn] man so oft sag[en] hört: die V[e]r[n]u[n]ft [m]üße si[c]h 4663 „a)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 4664 „b)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 4665 „a)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt; „schwer“ in der Zeile gestrichen. 4666 Obiger Text unter „I)“ am Seitenrand [240rr] . Darunter die Randbemerkung [240rr] : „A) Ei[n] V[e]rh[ä]lt[n]iß wie zw[i]s[c]h[en] K[i]r[c]he u[nd] Staat - die Grä[n]ze nie ganz genau zu b[e]st[immen.] - Ueber d[em] Streite zw[i]s[c]h[en] b[e]id[en] Mächt[en] leid[en] die Völker au[c]h - wie b[e]i [„b[e]i“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „zw[i]s[c]h[en]“] d[em] Streite zw[i]s[c]h[en] K[i]r[c]he u[nd] Staat [.] - B) Und So (sic! ) we[n]ig sich d[a]s V[e]rh[ä]lt[ni]ß zw[i]s[c]h[en] Glaub[en] u[nd] Wiß[en] genau bestimm[en] l[ä]ßt [,] weil beide physische Thät[i]gk[ei]t[en] zu sehr ineinander spiel[en] u[nd] geg[en]seit[i]g b[e]di[n]g[en] - so we[n]ig läßt si[c]h au[c]h d[a]s V[e]rh[ä]lt[ni]ß v[on] Wiß[en]s[c]h[a]ft u[nd] Auctorit[ä]t g[a]nz genau u[nd] st[ren]g b[e]sti[mmen]. - NB [: ] Die Polizey in d[e]r Wiß[en]s[c]h[a]ft übt wohl zunächst die Wi[ssen]s[c]h[a]ft selbst - dann i[n] 2. I[n]st[an]z die and[eren] Gewalt[en] g[e]g[en] M[i]ß[bräuche] (? )“. 4667 „a)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 4668 „d[en] ch[ri]stl[ichen]“ über der Zeile. 4669 „uns“ in der Zeile gestrichen. 4670 „a“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 4671 Unleserliche Wörter über der Zeile teilweise gestrichen. 4672 „b“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 4673 „Geg[en]sätze sey[en] sich“ in der Zeile gestrichen. <?page no="588"?> 578 i[m] Glaub[e]n (Acte) 4674 gefa[n]g[en] neh[men], [m]üße si[c]h d[em] Gl[a]uben (I[n]halt) 4675 unterw[e]rf[en] 4676 , so ist d[a]s [m]ißverstä[n]dl[ich], man sollte beßer sag[en]: Die Ver[n]u[n]ft [m]üße si[c]h i[m] Glaub[en] zuerst u[nd] zumeist bethätig[en], kundgeb[en], bild[en], vervollkom[m]n[en]. Daß dieß i[n] d[er] That so sey, zeigt u[n]s ei[n]e kurze Erwägu[n]g, mög[en] wir d[en] r[e]l[i]g[iö]s[en] 4677 Glaub[e]n betr[a]cht[en,] i[n] so fern a) 4678 er un[m]itt[e]lbar[e]s Gefühl d[e]s Göttl[ichen], Ahnung, innere Erfahru[n]g d[e]s Göttl[ichen] ist oder i[n] sofer[n] er als historischer Glaube an ei[ne] Auctorität si[c]h hingibt u[nd] das v[on] d[ie]s[e]r Dargebotene festhält. ad a 4679 [)] Jene erste Art d[e]s Glaub[e]ns näml[ich], als unmitt[e]lb[are] Wahrneh[m]u[n]g u[nd] fühl[en]d[e]s Versteh[e]n d[e]s Göttl[ichen], ist ja nur mögli[c]h du[rc]h das i[m] M[en]s[c]h[en,] was man seine Ver[n]u[n]ft nennt, ist ja Bethät[i]g[un]g der leb[en]d[i]g[en] Idee v[on] Gott, die d[em] G[ei]ste immanent ist, ist nur mögl[i]ch d[a]d[u]rch [,] d[a]ß d[er] M[en]sch[en]g[ei]st ei[n] leb[en]d[i]g[es] 4680 Abbild d[e]s Göttlich[en], ei[n] Eb[en]bild G[o]tt[e]s ist. Daru[m] vermag er Gott zu ah[nen], a[n] ih[n] zu glaub[en,] weil er ei[n] vernü[n]ft[i]g[e]s Wes[en] ist, währ[en]d die unv[ern]ü[n]ft[i]g[en] Ges[c]höpfe deß[en] [n]i[c]ht fähig si[n]d [,] eben weil ih[nen] d[ie] Ver[n]u[n]ft fehlt; daru[m] ist d[er] M[en]s[c]h au[c]h r[e]l[i]g[iö]s[er] Beleh[run]g fähig i[m] U[n]t[er]s[c]hiede v[on] all[en] and[eren] Geschöpf[en]. Daru[m] versteht er, was es sey, w[enn] ih[m] v[on] [e]i[ner] G[o]tth[ei]t gesproch[en] wird − u[nd] verst[e]ht d[ie]se selbst [,] wenn sie si[c]h ihm off[en]bart. − Denn 4681 auch d[e]r histor[i]s[c]h positiv[e] 4682 Glaube ist 4683 nur möglich d[a]d[urc]h [,] d[a]ß d[er] M[en]s[c]h Ver[n]u[n]ft hat u[nd] si[c]h ihrer bedient. 4684 Jede Hingabe an ei[ne] r[e]l[i]g[iö]s[e] Auctorität, an ei[ne] off[en]bar[en]de [240rl/ 240vr] Erschei[n]u[n]g od[er] Persönl[i]chk[ei]t 4685 ist bedingt d[u]r[c]h ei[n] Urtheil, ob hier g[ö]ttl[iche] Auctorität u[nd] Off[en]baru[n]g sey od[er] [n]i[c]ht, ob man also v[e]rnü[n]ft[i]g[er] Weise glaub[en] könne u[nd] dürfe od[er] [n]i[c]ht; ohne d[ie]s[e]s Urth[ei]l [,] d[a]s i[n] jed[em] Glaub[en] verborg[en] ist, ist d[er] Glaube selbst ei[n] u[n]v[e]rnü[n]ft[i]g[er], bed[e]ut[un]gsloser, schl[e]chter, ist er kei[n] w[a]hrh[a]ft [men]schl[i]ch[e]r, sond[ern] ei[n] u[n]v[ern]ü[n]ft[i]g[er] thier[i]s[c]h[e]r Act. Jenes Urtheil selber aber, ob ei[n]e g[ö]ttl[iche] Off[en]b[arun]g u[nd] Auctorität vorhand[en] sey u[nd] Glaub[en] u[nd] Gehorsa[m] fordere od[er] ei[n]e u[n]göttl[iche], ist aber wieder [n]ur mögl[ic]h d[u]rch die V[e]r[n]u[n]ft [,] d.h. dur[c]h die d[em] M[en]sch[en]g[ei]ste imma[nen]te Idee v[on] G[o]tt, d[u]rch d[a]s leb[en]d[i]g[e] 4674 „(Acte)“ über der Zeile. 4675 „(I[n]halt)“ über der Zeile. 4676 „[m]üße d[e]r V[ern]u[n]ft [en]tsag[en]“ über der Zeile. 4677 „r[e]l[i]g[iö]s[en]“ über der Zeile. 4678 „a)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 4679 „ad a“ über der Zeile; korrespondierendes „ad b“ ist unauffindbar. 4680 „göttl[iches]“ in der Zeile gestrichen. 4681 „Auch“ in der Zeile gestrichen; „so daß ... (? )“ über der Zeile. 4682 „positiv[e]“ über der Zeile. 4683 Einfügung am Seitenrand [240rr] : „in Betr[e]ff d[e]s I[n]h[a]lts s[c]hon“. 4684 „Dann ist“ über der Zeile. 4685 „[m]uß“ in der Zeile gestrichen. <?page no="589"?> 579 g[ö]ttl[iche] Eb[en]bild [,] d[a]s i[m] M[en]sch[en]-G[ei]ste ist od[er] d[a]s er selber ist; denn eben an d[ie]s[e]r Idee v[on] G[o]tt u[nd] s[einen] Eig[en]s[c]h[a]ft[en] u[nd] Thät[i]gk[ei]t[en] [m]uß die si[c]h a[n]kü[n]dig[e]nde Off[en]b[arun]g u[nd] Ers[c]h[e]i[n]u[n]g G[o]tt[e]s gehalt[en] werd[en,] u[m] zu e[n]ts[c]heid[en], ob die Off[en]b[arun]g ei[n]e g[ö]ttl[iche] sey od[er] ni[c]ht; dies[er] Maaßstab [m]uß jed[er] M[en]s[c]h i[n] si[c]h trag[en] als I[n]halt s[e]in[e]r g[ei]st[i]g[en] Natur, sonst ist [e]i[ne] g[ö]ttl[iche] Off[en]b[arun]g u[nd] B[e]leh[run]g selbst [n]i[c]ht [m]ögl[ic]h, weil sie [n]i[c]ht versta[n]d[en] u[nd] [n]i[c]ht u[n]terschied[en] w[e]rd[en] kann [,] wo g[ö]ttl[iche] Off[en]b[arun]g s[e]y u[nd] wo [n]i[c]ht. D[ie]s[e]r Maaßstab ka[nn] [n]i[c]ht 4686 äußerl[ich] sey[n] für d[en] M[en]s[c]h[en], ka[nn] [n]i[c]ht blos histor[i]sch tradirt, ka[nn] [n]i[c]ht selbst geoff[en]bart sey[n,] denn es bedürfte eb[en], u[m] au[c]h d[ie]se Traditi[on] od[er] Off[en]b[arun]g zu versteh[en], ei[ne]s inn[ern] imma[nen]t[en] Maaßstabs [,] u[m] d[ie]se Off[en]b[arun]g zu prüf[en] u[nd] zu u[n]terscheid[en], ob es ei[n]e wahre od[er] falsche sey, ob ihr beizusti[mmen] od[er] [n]i[c]ht. 4687 An der imma[nen]t[en] G[o]tt[e]s-idee also ist jed[en]f[a]lls j[e]gl[iche] Off[en]b[arun]g zu prüf[en,] ob sie da[m]it überei[n]sti[mme] od[er] [n]i[c]ht − od[er] w[en]igst[en]s [,] ob d[e]r Off[en]bar[en]de wirkl[ich] G[o]tt[e]s Ges[an]dter sey od[er] ei[n]e Trug-Gestalt [,] d.h. die Fäh[i]gk[ei]t, G[o]tt u[nd] Göttl[iches] zu erk[ennen] u[nd] zu g[lau]b[en,] [m]uß si[c]h all[en]th[a]lb[en] bethätig[en,] w[enn] ei[n] w[a]hr[e]r, ächter, ver[n]ü[n]ft[i]g[er] Glaube zu Stande ko[mmen] soll. Es ist hier allerd[in]gs da[nn] ei[n] K[re]islauf, eb[e]n ei[n] Cirkel [,] der nothw[en]d[i]g u[nd] b[e]r[e]cht[i]gt ist u[nd] der i[n] jeder leb[en]d[i]g[en] B[e]w[e]-g[un]g od[er] Organisati[on] vorkommt. An d[er] imma[nen]t[en] Idee v[on] Gott ist jede Off[en]b[arun]g u[nd] jeder Off[en]b[a]rer zu prüf[en,] ob sie g[ö]ttl[ich] od[er] [n]i[c]ht − u[nd] hinwiederu[m] wird d[u]rch d[ie] Off[en]b[arun]g d[ie]se imma[nen]te Idee s[e]lbst gebildet [,] gerei[ni]gt, geläutert. Wäre sie [n]i[c]ht − als K[e]i[m] od[er] Pot[en]z w[en]igst[en]s da − dann wäre 4688 Off[en]b[arun]g u[nd] Gl[a]ube u[nd] d[a]h[er] au[c]h R[e]l[i]g[ion] [n]i[c]ht [m]ögli[c]h u[nd] d[a]h[er] ist d[em] Gl[a]ub[en] [e]i[n] Mo[men]t d[e]r Prüfu[n]g u[nd] ei[n] Urth[ei]l üb[er] d[ie] histor[ische] Auctorität imma[nent,] ob sie nä[m]l[ich] Gl[a]ub[en] verdiene − od[er] [n]i[c]ht. Wollte man das [n]i[c]ht zugeb[en], dann [m]üßte ma[n] dar[a]uf verzicht[en,] üb[er] d[ie] verschied[enen] R[e]l[i]g[ionen] zu urth[ei]l[en] u[nd] wahre u[nd] fals[c]he v[on] ei[na]nder zu u[n]ters[c]heid[en] u[nd] ma[n] 4689 kö[nn]te Niemand[em] zu[m]uth[en,] z.B. d[ie] ch[ri]stl[iche] R[e]l[i]g[ion] anzuneh[men], weil sie die wahre; d[enn] d[a]ß sie di[e] wahre sey, das [240vr/ 241rl] 4690 muß d[em] 4686 „se“ in der Zeile gestrichen. 4687 Randbemerkung [240vl] : „Obwohl auch hier, wie bei der uranfängl[ichen] Erzieh[un]g, Bild[un]g, Unter[ric]ht d[e]s M[en]sch[en] eine Geg[en]s[e]it[i]gk[ei]t statt find[e]t - ja [,] anfängl[ich] d[a]s Aufnehm[en] vorherrsch[en]d seyn muß [.] - Aber selbst d[ie]s[e]s ist wieder Selbstthät[i]gk[ei]t.“ 4688 „R[e]l[i]g[ion]“ in der Zeile gestrichen. 4689 „[m]üßte“ in der Zeile gestrichen. 4690 Im Haupttext gestrichen [241rl] : „Was ist Princip der Philosophie? ad §: 3 <?page no="590"?> 580 v[e]r[n]ü[n]ft[i]g[en] Urth[ei]le d[e]s s[ic]h Bek[e]h[r]end[en] ei[n]l[e]u[c]ht[en], das [m]uß er erke[nnen]; dann erst ka[nn] er si[c]h e[n]tschli[e]ß[en,] d[ie]s[en] Gl[a]ub[en] anzuneh[men]. Man kö[nn]te wohl sag[en]: Der Gl[a]ube an ei[ne] g[ö]ttl[iche] Auctorität, die si[c]h off[en]bart u[nd] a[n] d[en] I[n]halt d[e]r 4691 g[ö]ttl[ichen] Off[en]b[a]ru[n]g sey Sache der Gnade, sey ei[ne] g[ö]ttl[iche] Tug[en]d, ei[n]gegoß[en] v[on] G[o]tt u[nd] [n]i[c]ht M[en]sch[e]nwerk. − 4692 Wir geb[en] das zu [,] kö[nnen] u[nd] [m]üß[en] aber dennoch b[e]i uns[erer] bish[e]r[i]g[en] Beh[a]upt[un]g bleib[en], denn wie hoch wir au[c]h d[a]s Mo[men]t der g[ö]ttl[ichen] Off[en]b[arun]g u[nd] d[as] Werk d[e]r Gnade 4693 aufhä[n]g[en], d[a]s ist gewiß [,] d[a]ß hiebei [n]i[c]ht auf d[en] bloß[en] bli[n]d[en] Will[en] als 4694 d[a]s g[ei]st[i]g[e] Beweg[un]gs-Vermög[en] gewirkt wird [,] s[on]d[ern] au[c]h u[nd] vor All[em] auf die Ver[n]u[n]ft, als d[a]s Erk[enn]t[n]ißvermög[en] i[n] B[e]z[u]g auf die Wahrh[ei]t. Die Ver[n]u[n]ft aber ist [n]i[c]ht etwas Todtes, Unthät[i]g[e]s 4695 [,] Anerke[nnen]d[e]s, so[n]d[ern] u[n]t[renn]bar v[om] Will[en,] v[om] Selbst u[nd] ihrer Natur nach thät[i]g, urth[ei]l[en]d, selbstwirk[en]d; u[nd] auf d[ie] Ver[n]u[n]ft einwirk[en] heißt eben [: ] sie zur Selbstthät[i]gk[ei]t anreg[en], aufford[e]r[n,] [241rl/ 241vr] d[a]ß sie wirke, ihrer Natur gemäß thät[i]g sey. Also jed[en]f[a]lls ist b[e]i d[em] Glaub[en] au[c]h die Ver[n]u[n]ft thät[i]g [,] wirksa[m], u[nd] zwar ihrer Natur gemäß wirksa[m,] erk[ennen]d, urth[ei]l[en]d, anerk[ennen]d u[nd] 1) V[ie]ll[ei]cht irgend eine angeborene Gewißh[ei]t oder Ei[n]h[ei]t - die Selbstgewißh[ei]t od[er] d[a]s selbstgewisse Bewußtsey[n]? (cogito ergo sum) [.] Das ist wohl ei[n]e Fu[n]da[men]talbed[in]g[un]g der Philosophie, aber [„aber“ über der Zeile; „und“ in der Zeile gestrichen] [n]i[c]ht blos d[ie]s[e]r [,] sond[ern] jegl[icher] Wiß[en]s[c]h[a]ft oder Erk[enn]t[n]iß; u[nd] sie ist [„ist“ über der Zeile; „gibt“ in der Zeile gestrichen] nur Gru[n]dbed[in]g[un]g der Gewißh[ei]t, Zuverläß[i]gk[ei]t d[e]s Erk[ennen]s üb[er]h[au]pt, [n]i[c]ht aber ist d[am]it sch[on] ei[n] Pri[n]cip der philos[ophischen] [„philos[ophischen]“ über der Zeile] Wahrh[ei]t gegeb[en] -: obwohl der Ideal[ismus] d[ie]s[e]s Selbstb[e]w[u]ßts[eyn] selbst als Pri[n]cip d[e]r Gewißh[ei]t in Abrede stellt, [„für G[e]g[en]st[än]de auß[er] uns“ über der Zeile], da wir i[mme]r Modifikat[ionen] uns[eres] Inner[n] wahr[ne]h[men], [n]i[c]ht aber die G[e]g[en]st[ä]nde s[e]lbst. Kritik dar[an] - nur Raffinirth[ei]t ist di[e]ß [,] da d[a]s Bew[u]ßts[eyn] d[ie]s[e]r Modifikati[onen] ger[a]de di[e]ß Bew[u]ßts[e]y[n] [„Bew[u]ßts[e]y[n]“ über der Zeile] i[n] si[c]h schli[e]ßt, d[a]ß wir d[ur]ch Anderes erregt w[e]rd[en] (wir [m]üßt[en] u[n]s[erem] Selbst so[n]st k[e]i[n] Zutrau[en] [me]hr s[c]h[en]k[en] u[nd] ger[a]de nur d[em] (? ) S... (? ) dien[en.] - Ferner aber hat d[a]s Selbstbew[u]ßts[e]y[n] als Selbstgewißh[ei]t noch k[e]i[nen] I[n]halt als uns[er] Selbst u[nd] aus d[ie]s[em] kö[nnen] wir k[e]i[n]e weiter[en] Erk[enn]t[n]iße ableit[en] - u[nd] u[n]s[er] Selbst u[nm]itt[e]lb[a]r kann au[c]h [n]i[c]ht d[a]s Crit[e]riu[m] d[e]r Wahrh[ei]t sey[n.] - 2) Ist d[as] Princip v[ie]ll[ei]cht ei[n] erster, unumstößl[icher,] inhaltvoller Ged[an]ke, ei[n] Begr[i]ff? also (sic! ) ei[n] erstes Produkt [? ] - Oft genug hat ma[n] d[ie]s[e]s beh[a]uptet u[nd] v[on] solch[em] ausg[e]g[an]g[en], all[e]i[n,] Maaßstab aller Erk[enn]t[n]iß kann au[c]h ei[n] solcher Ged[an]ke [n]i[c]ht s[e]y[n], denn er selbst [m]üßte ja - als Produkt au[c]h wieder geprüft w[e]rd[en,] ob es s[e]i[n]e Ri[c]ht[i]gk[ei]t habe d[am]it od[er] [n]i[c]ht“. 4691 „I[n]halt d[e]r“ über der Zeile. 4692 Einfügung am Seitenrand [241rr] : „Der Glaube als Erneu[e]ru[n]g u[nd] Tug[en]düb[un]g kann hiebei [n]i[c]ht i[n] Betr[ac]ht ko[mmen,] obwohl au[c]h da d[a]s Mo[men]t d[er] Fr[ei]h[ei]t d[u]r[c]haus anzuerk[ennen] ist. Was d[en] Glaub[en] als Ann[a]hme d[e]r Off[en]b[arun]g u[nd] ein[er] b[e]sti[mm]t[en] R[e]l[i]g[ion] betr[i]fft, so kö[nn]t[en] [„kö[nn]t[en]“ über der Zeile; „geb[en]“ in der Zeile gestrichen] wir zugeb[en] etc. - ohne d[a]ß“. Der Satz ist nicht abgeschlossen. 4693 „u[nd] d[as] Werk der Gnade“ über der Zeile. 4694 „als“ über der Zeile; „od[er]“ in der Zeile gestrichen. 4695 „Unthät[i]g[e]s“ über der Zeile. <?page no="591"?> 581 abweisend. Wollte ma[n] d[a]s [n]i[c]ht zugeb[en], dann [m]üßte ma[n] d[en] M[en]sch[en]g[ei]st [,] i[n]sofer[n] er gl[a]ubt, als u[n]leb[en]d[i]g, als u[n]wirksa[m], als unver[n]ü[n]ft[i]g annehm[en], d[er] si[c]h blos paßiv verhalte, wie ei[n]e Sache [,] [m]it der ma[n] macht, was ma[n] will, u[nd] wäre hienach d[e]r Glaube ei[ne] g[ö]ttl[iche] Wirk[un]g, u[nd] d[ie]se all[e]i[n] wirks[am] u[nd] thätig dab[e]i, dann könnte 4696 es [n]i[c]ht der Me[n]sch seyn [,] der gl[a]ubt a[n] G[o]tt, u[nd] 4697 s[eine] Off[en]b[arun]g, so[n]d[ern] G[o]tt i[m] M[en]sch[en] müßte selbst a[n] si[c]h u[nd] s[e]i[n]e Off[en]b[arun]g glaub[en] u[nd] würde d[ie]s[e]s ihm [,] d[em] M[en]sch[en,] 4698 z[um] Verdi[en]st gere[c]h[ne]t [,] was [n]i[c]ht er selbst thut u[nd] will, dann kö[nn]te der geistu[nd] herzloseste Prädestinati[an]is[m]us [n]i[c]ht [me]hr vermied[en] w[e]rd[en]. III) 4699 Also so w[en]ig ist d[ie] Ve[rn]u[n]ft d[em] Glaube[n] fr[em]d u[nd] Ve[rn]u[n]ftwiß[en] u[nd] Gl[a]ub[en] unver[e]i[n]bar, d[a]ß d[e]r Glaube selbst du[rc]haus nur d[u]rch d[ie] Ver[n]u[n]ft zu St[an]de k[omm]t [,] eine Thät[i]gk[ei]t u[nd] Manif[e]stati[on] d[e]r Ver[n]u[n]ft, d.h. der g[ei]st[i]g[en] Natur, insofern sie leb[en]d[i]g[e]s 4700 Eb[en]bild G[o]tt[e]s u[nd] als solch[e]s 4701 d[ie] Pote[n]z, d[ie] Fäh[i]gk[ei]t der Ah[n]u[n]g u[nd] d[er] Erk[enn]t[n]iß G[o]tt[e]s i[n] si[c]h birgt; d[a]s Göttl[iche] vernehmen kann. 4702 Hinwiederu[m] aber müß[en] wir au[c]h ungerechtere Ansprü[c]he d[e]r Ver[n]u[n]ft zurü[c]kweis[en] u[nd] auf ihr recht[e]s Maaß b[e]s[c]hrä[n]k[en]. Die 4703 Ver[n]u[n]ft 4704 als höchste od[er] einzige Quelle aller Wahrh[ei]t darstell[en] od[er] als höchste e[n]tsch[e]id[en]de Ri[c]hteri[n] i[n] Gl[a]ub[en]ssach[en] u[nd] auf 4705 r[e]l[i]g[iö]s[em] Gebiete betracht[en], als absolute Auctorität endl[ich] sie gelt[en] laß[en] u[nd] ei[n]e absolute Erk[enn]t[n]iß od[er] Philosophie dur[c]h sie begrü[n]d[en] woll[en] − ist eitle Anmaßu[n]g u[nd] verderbl[iche] Täuschu[n]g, die zu d[em] Wahne geführt hat, das Wiß[en] mache d[a]s Gl[a]ub[en] überflüß[i]g od[er] hebe es auf, u[nd] Philosophie u[nd] R[e]l[i]g[ion] sey[en] u[n]verei[n]bar u[nd] d[ie] R[e]l[i]g[ion] könne u[nd] [m]üße i[m] Laufe der Zeit ersetzt werd[en] v[on] d[er] Phil[o]sophie. Um gl[e]i[c]h bei d[er] letzt[en] Beh[au]pt[un]g steh[en] zu bleib[en], so zeigt sich d[ie] Gru[n]dlos[i]gk[ei]t u[nd] Fals[c]hh[ei]t d[e]rs[e]lb[en] sogl[e]i[c]h, wenn wir nur d[en] E[n]twickl[un]gsga[n]g d[e]s M[en]s[c]h[en] u[nd] der M[en]s[c]hh[ei]t i[n]’s Auge faß[en]. 4706 Mit Glaub[en], Hingabe an Auctorität u[nd] An[n]ahme deß[en], was d[ie]se verkü[n]det u[nd] lehrt [,] beginnt alle geist[i]g[e] E[n]twi[c]kl[un]g u[nd] Bild[un]g d[e]s 4696 „könnte“ über der Zeile; „[m]üßte“ in der Zeile gestrichen. 4697 „u[nd]“ über der Zeile. 4698 „d[em] M[en]sch[en]“ über der Zeile. 4699 Randbemerkung [241vl] : „ Nothw[en]digk[ei]t d[e]s Gl[a]ub[en]s“. 4700 „leb[en]d[i]g[e]s“ über der Zeile. 4701 Unleserliche Buchstaben in der Zeile gestrichen. 4702 Randbemerkung [241vl] : „a) Zu[m] Begi[nn] aller Bild[un]g“. 4703 „subj[ective]“ über der Zeile. 4704 „d[e]s Ei[n]zel[nen]“ über der Zeile. 4705 „auf“ über der Zeile. 4706 Randbemerkung [241vl] : „b) Zur Fortpfla[n]z[un]g der geist[i]g[en] Leb[en]sström[u]ng“. <?page no="592"?> 582 einzel[nen] Me[n]sch[en]; [m]it Glaube[n,] sag’ ich, − aber f[re]il[ich] [m]it ei[nem] solch[en,] wie er eb[en] näher dargestellt wurde, nä[m]l[ich] [m]it ein[em] Glaub[en,] i[n] d[em], wenn au[c]h leise u[nd] u[n]vermerkt [,] d[a]s urtheil[en]de u[nd] erkenne[n]de Moment (selbst i[n] d[er] frühesten Z[ei]t d[er] Bild[un]g) 4707 sch[on] thät[i]g ist [,] wodur[c]h eb[en] nach u[nd] nach d[er] G[ei]st z[u] wirkl[ichem,] eig[en]tl[ichem] Erk[ennen] [em]porkommt u[nd] d[e]sselb[en] fäh[i]g wird. So au[c]h i[m] Groß[en] u[nd] Ganz[en] d[e]r M[en]s[c]hh[ei]t, i[n] d[er] E[n]twi[c]kl[un]g d[e]r Maß[en], der Völker i[m] Laufe d[e]r J[a]hrh[un]d[e]rte, i[n] 4708 der g[e]s[c]hi[c]htl[ichen] E[n]twi[c]kl[un]g. Im Glaub[en] u[nd] d[u]rch ih[n] pflanzt s[ic]h d[a]s geist[i]g[e] Leb[en] d[er] M[en]s[c]hh[ei]t [m]it s[einer] Exist[en]z, s[e]i[nem] I[n]halte, all[en] s[e]i[nen] Erru[n]g[en]sch[a]ft[en] [241vr/ 242rl] §: 4 Verh[ä]ltn[i]ß d[er] Philos[ophie] z[u] R[e]l[i]g[io]n u[nd] K[i]rche 4709 A) Gl[a]ube 4710 F[o]rts[etzung] in d[er] Geschichte fort, i[n] ihm (sic! ) fluthet namentl[ich] d[a]s r[e]l[i]g[iö]s[e] Bew[u]ßts[eyn] u[nd] Leb[en] fort v[on] Geschl[ec]ht zu Ges[c]hl[ec]ht, er vermittelt die große Strömung d[e]s geist[i]g[en] Leb[en]s der M[en]s[c]hh[ei]t. Niemals kann d[ie] g[ei]st[i]g[e] Bild[un]g [m]it d[em] Wiß[en], [m]it d[er] Philosophie beginn[en,] so d[a]ß etwa R[e]l[i]g[io]n [,] insof[e]r[n] sie 4711 Glaube ist 4712 [,] überflüß[i]g würde. D[ie] R[e]l[i]g[ion] u[nd] Glaube 4713 endet au[c]h nie [m]it d[em] 4714 Wiß[en] od[er] [m]it d[er] Philosophie [.] Denn abgeseheh[en] (sic! ) davon [,] d[a]ß d[ie] R[e]l[i]g[ion] noch Anderes i[n] si[c]h befaßt als d[ie] bloße gläub[i]ge 4715 An[n]ahm[e] od[er] d[a]s Fürw[a]hrh[a]lt[en] v[on] Lehr[en] u[nd] Wahrh[ei]t[en] − nä[m]l[ich] au[c]h di[e] Frömmigk[ei]t [,] d[en] Cultus u[nd] d[ie] Sittl[i]chk[ei]t, die dem Wiß[en]d[e]n wie dem Glaub[en]d[en] eig[en] sey[n] [m]uß − abgeseh[en] davo[n] ist d[er] I[n]halt d[e]s r[e]l[i]g[iö]s[en] Gl[a]ub[en]s, w[e]il d[a]s Absolute, 4716 J[en]seit[i]g[e] ih[n] bildet, 4707 „(selbst i[n] d[er] frühesten Z[ei]t d[er] Bild[un]g)“ über der Zeile. 4708 „i[n]“ über der Zeile. 4709 „2“ am oberen Seitenrand [242rr] ; „2“ bezeichnet das Blatt. 4710 Randbemerkung [242rr] : „a) Anf[an]g all[e]s (sic! ) G[ei]st[e]sbild[un]g d[u]r[c]h Gl[au]b[en] A) Zu jed[em] Glaub[en] ist au[c]h ein Wiß[en] nothw[en]d[i]g B) Jedes Wiß[en] setzt Glaub[en] voraus u[nd] verliert si[c]h wieder i[n] d[em]s[e]lb[en.] D[a]s Vertrau[en] auf die Zuverläß[i]gk[ei]t d[e]s Wiß[en]s ist selbst Glaub[e.] b) Ueb[e]rlief[erun]g [n]ur d[u]rch Gl[a]ub[en] c) Um der absolut[en] Unergrü[n]dl[i]chk[ei]t d[e]s Gl[a]ub[en]sobject[e]s will[en]“. 4711 „insofern sie“ über der Zeile; „u[nd]“ in der Zeile versehentlich nicht gestrichen. 4712 „ist“ über der Zeile. 4713 „u[nd] Glaube“ über der Zeile. 4714 „d[em]“ über der Zeile. 4715 „gläub[i]ge“ über der Zeile. 4716 „ihm“ in der Zeile gestrichen. <?page no="593"?> 583 i[mm]er der Art [,] d[a]ß au[c]h die höchste Erk[enn]t[n]iß u[nen]dl[ich] Viel[e]s − d[a]s Größte nä[m]l[ich] − zu glaub[en] find[en] wird; d[enn] d[a]s relative Erk[enn]t[n]iß- Vermög[en] kann ja [n]ie d[a]s Absolute begr[e]if[en], d.h. überschau[en] u[nd] du[rc]hschau[en] u[nd] versteh[en]. Vermag ja der relative, [men]schl[iche] G[ei]st au[c]h bei d[er] größt[en] Begab[un]g, d[em] ausdau[e]rndst[en] Fl[e]iße, i[n] 4717 d[em] lä[n]gst[en] Leb[en] [n]i[c]ht ei[nm]al d[ie]se Erde au[c]h nur ei[n]iger Maß[en] befriedig[en]d zu erk[ennen], geschw[e]ige die g[an]ze Schöpf[un]g, d[a]s Weltall − geschw[e]ige de[nn] d[a]s 4718 Absolute 4719 . − D[a]s Wiß[en] begi[nn]t [m]it Glaub[en], wird mögli[c]h du[r]ch ih[n], besin[n]t si[c]h auf ih[n], führt wieder zu ih[m], rechtfert[i]gt ih[n]. 4720 D[a]s sog[enannte] absolute Wiß[en] od[er] absolute Philos[o]phie ist ei[n] Undi[n]g u[nd] eitel Täusch[un]g. 4721 Absolutes Wiß[en], vollk[ommene]s Erk[ennen] od[er] B[e]greif[en] kann nur der zu hab[en] mei[nen], der zu d[em] verzweif[e]lt[en] E[n]tschluß geko[mmen] ist, si[c]h selbst, 4722 s[e]i[n] W[i]s[sen] für absolut zu halt[en] u[nd] all[en] s[einen] Gefühl[en] u[nd] Bew[u]ßts[eyn] e[n]tg[e]g[en] si[c]h i[n] d[ie]s[er] wu[n]derl[ichen] Täus[c]h[un]g gefa[n]g[en] zu halt[en]. Verzweifelt [,] sag’ i[c]h, ist d[ie]s[e]r E[n]ts[c]hluß, d[enn] [m]it ih[m] e[n]det all[e]s Wiß[en] u[nd] Forsch[en]. 4723 Die Welt, d[a]s Universu[m] wird [m]it B... (? ) vers[c]hlag[en], wie ma[n] zu sag[en] pfl[e]gt. Da[m]it ma[n] dur[c]h die ...chu[n]g (? ) der Uner[me]ßl[i]chk[ei]t u[nd] Unb[e]gr[ei]fl[ic]hk[ei]t [n]i[c]ht b[e]stä[n]d[i]g gestört wird i[n] d[er] ei[n]gebildet[en] Absol[u]th[ei]t. Auch d[ie] Quelle d[er] Wahrh[ei]t u[nd] d[er] R[e]l[i]g[ion] 4724 ist weder 4725 d[ie] Ver[n]u[n]ft d[e]s M[en]s[c]h[en] i[m] Ei[n]zel[nen] noch die 4726 in der M[en]schh[ei]t 4727 im Ganzen. 4728 Allerdings 4729 behauptet[en] wir selbst, d[a]ß die Ver[n]u[n]ft, als Pri[n]cip der Philosophie, sogar schöpf[e]risch [,] productiv zu wirk[en] vermöge in genialer Weise; allein schöpf[e]risch, productiv i[n] d[er] Erk[enn]t[n]iß des Gegebenen, d[e]s Positiv[en], der Wahrh[ei]t - [n]i[c]ht Wahrh[ei]t producir[en]d 4730 [,] u[nd] Wiß[en]s[c]h[a]ft 4717 „i[n]“ über der Zeile. 4718 „Univers[um]“ in der Zeile gestrichen. 4719 Randbemerkung [242rr] : „Dem Glaub[en] also ist [n]i[c]ht zu entrinn[en] - außer d[u]r[c]h absolut[es] Wiß[en]“. 4720 Randbemerkung [242rr] : „Nur d[urc]h absolut[es] Wiß[en] wird der Glaube ganz ausges[c]hloß[en] -“. 4721 Randbemerkung [242rr] : „Ob die absolute Philosophie u[nd] Erk[enn]t[n]iß“ (Satz nicht abgeschlossen). 4722 „[m]it“ in der Zeile gestrichen. 4723 Randbemerkung [242rr] : „Wir dürf[en] u[n]s k[e]i[n] absolut[es] Wiß[en] beileg[en] - so[n]st hat d[ie] Wiss[en]schaft sogl[eic]h ei[n] E[n]d[e] - Stillst[a]nd der Fors[c]h[un]g [,] Stagnation muß eintret[en] - w[e]il k[e]i[n] Forts[c]hr[i]tt mehr angestrebt werd[en] dürft[e] -“. 4724 „u[nd] d[er] R[e]l[i]g[ion]“ über der Zeile. 4725 „weder“ über der Zeile. 4726 „noch die“ über der Zeile. 4727 „[n]i[c]ht“ in der Zeile gestrichen. 4728 Randbemerkung [242rr] : „B) Wiß[en] - Erk[ennen] - Ob die V[e]r[n]u[n]ft Quelle d[e]r Wahrh[ei]t od[er] nur der [„nur der“ über der Zeile] Erk[enn]t[n]iß“. 4729 „sag“ in der Zeile gestrichen. 4730 „der Wahrh[ei]t - [n]i[c]ht Wahrh[ei]t producir[en]d“ über der Zeile. <?page no="594"?> 584 producir[en]d, [n]i[c]ht R[e]l[i]g[ion] stift[en]d. 4731 Nicht Urheberi[n] der R[e]l[i]g[ion] ist die Ver[n]u[n]ft, denn und[en]kbar ist d[a]ß (sic! ) [,] wenn wir d[ie] Erfahr[un]g beacht[en]. Die Ver[n]u[n]ft bedarf [,] d[a]ß sie erwache u[nd] wirksam werde u[nd] sich e[n]twickle u[nd] vervollkom[m]ne [,] schon der Einwirk[un]g [242rl/ 242vl] Einl[ei]t[un]g 4732 F[o]rts[etzung] v[on] Seite and[erer] Ver[n]u[n]ft [,] u[nd] es [m]uß ihr Wahrh[ei]t als Nahru[n]g dargebot[en] werd[en,] d[a]ß sie davo[n] sich nähre u[nd] zunehme. Daraus sch[on] ist klar [,] d[a]ß d[ie] Ver[n]u[n]ft [n]i[c]ht die ursp[rün]gl[iche] Quelle d[e]r Wahrh[ei]t u[nd] Urheberi[n] der R[e]l[i]g[ion] sey[n] kann, weil ihr gegeb[en] werd[en], weil sie gebildet werden [m]uß. 4733 Und wie es b[e]i all[en] M[en]sch[en] d[e]r Erfahr[un]g gemäß d[e]r Fall ist, so war es wohl au[c]h ursp[rün]gl[ich] b[e]i d[en] erst[en] M[en]sch[en]; sie konnt[en] si[c]h d[ie] R[e]l[i]g[ion] [n]i[c]ht schaff[en] d[u]r[c]h Ver[n]u[n]ftthät[i]gk[ei]t [,] weil d[ie]se d[er] R[e]l[i]g[ion] - d.h. d[er] Einwirk[un]g G[o]tt[e]s, der Ku[n]dgeb[un]g [,] u[nm]itt[e]lbarer od[er] histor[i]s[c]her [,] schon bedarf [,] u[m] sich als Ver[n]u[n]ft ausbild[en] zu kö[nnen]; d[ie] R[e]l[i]g[ion] k[omm]t nur zu Sta[n]de d[u]r[c]h zwei Factor[en] − d[u]r[c]h d[en] g[ö]ttl[ichen] u[nd] m[e]nschl[ichen,] d.h. d[u]r[c]h Off[en]b[arun]g, Belehr[un]g, Ku[n]dgeb[un]g G[o]tt[e]s u[nd] d[u]r[c]h Annahme d[ie]s[e]r [m]ittels d[e]r Ver[n]u[n]ft i[m] Gl[a]ub[en]; geschieht die Off[en]b[arun]g d[e]s g[ö]ttl[ichen] Factor’s [n]i[c]ht u[nm]itt[e]lb[a]r d[u]r[c]h d[ie] G[o]tth[ei]t selbst [,] so wird d[ie]s[e]r Factor historis[c]h vertret[en] d[u]r[c]h die Belehr[e]nd[en], d[u]rch die [m]ü[n]d[i]g[e] M[en]s[c]hh[ei]t i[n] ihr[er] Ei[n]wirk[un]g auf d[ie] u[nm]ü[n]d[i]ge, der V[e]r[n]u[n]ft nach [n]i[c]ht vollkomm[en] mächt[i]ge[n]. 4731 Randbemerkung [242rr] : „a) Scho[n] i[m] erst[en] Gl[a]ub[en]sacte d[e]s Ki[n]d[e]s - ist Urth[ei]l[en], Prüf[en,] b) b[e]i Annah[me] d[e]s r[e]l[i]g[iö]s[en] Gl[au]b[en]s immer au[c]h Urth[ei]l[en] - Prüf[en.] c) Jeder wahrh[a]ft [men]s[c]hl[iche] G[ei]st[e]s-Act [m]uß v[on] Wiß[en,] Prüf[en], Erk[ennen] d[urc]hd[r]u[n]g[en] sey[n]“. 4732 „NB [: ] D[ie] neu[ere] Philos[ophie] ist zu Gru[n]de geg[a]ng[en] a[n] eig[enen] Bild[un]g[e]n [,] weil − “ in der Zeile gestrichen. Randbemerkung [242vr] : „B[e]d[e]ut[un]g der V[ern]u[n]ft - a) [n]i[c]ht absolute - b) V[om] Gl[a]ub[en]s... (? ) zu ahnen etc. [,] d) aber d[a]h[e]r [„d[a]]h[e]r“ über der Zeile] au[c]h [n]i[c]ht bloß[e] Cisterne - e) aber do[c]h wiederu[m] s[c]hl[ec]hthi[n] nothw[en]d[i]g z[um] Gl[a]ub[en] - insof[e]rn höchste Ri[c]ht[e]ri[n] - üb[er] der Glaub[en]sauctorität - f) i[n] B[e]zug auf I[n]halt d[e]s Gl[a]ub[en]s [n]i[c]ht so [.] - g) Aber V[e]r[n]u[n]ft u[nd] Gl[a]ub[en]s[in]h[a]lt i[n] Harmonie -“. c) also [n]i[c]ht s[c]hl[ec]hthi[n] Quelle der Wahrh[ei]t - s[on]d[ern] nur der Erk[enn]t[n]iß der Wahrh[ei]t [,] die objectiv gegeb[en]“. 4733 Einfügung am Seitenrand [242vr] : „Und i[n] d[er] That ist es au[c]h noch ni[ema]ls g[e]s[c]heh[en,] d[a]ß d[ie] Ver[n]u[n]ft d[u]rch ihr [„ihr“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „ihre“] Werk, d[u]rch Philos[ophie] oder Wiß[en]s[c]h[a]ft ei[n]e R[e]l[i]g[ion] hat stift[en] könne[n].“ <?page no="595"?> 585 Obwohl es aber so ist, obwohl d[ie] V[ern]u[n]ft [n]i[c]ht die primäre Urheberi[n] d[er] R[e]l[i]g[ion] sey[n] k[ann] u[nd] [n]i[c]ht UrQuelle 4734 der Wahrh[ei]t, so ist doch dies[e]lbe [n]i[c]ht etwa nur ei[n] Behälter, ei[ne] Cisterne [,] in der nur d[a]s Waßer ist [,] d[a]s i[n] ihr gesammelt [,] i[n] sie hinei[n]gegoß[en] wurde; 4735 sond[ern] sie ist doch wirkl[iche] Quelle − aber secu[n]därer Art, wie die Waßerquell[en] d[e]s Erdballs. Aufgeno[mmen] in die Ver[n]u[n]ft fi[n]det sie hier adäquate Stätte [,] d[a]s Wes[en] d[e]r Ver[n]u[n]ft schli[e]ßt si[c]h auf an d[ie]s[e]r Nahru[n]g u[nd] verw[a]ndelt sie i[n] ihr Wes[en] − so u[m] noch [me]hr als der K[e]i[m] z[um] Org[a]nis[m]us [,] die Nahru[n]g aus d[e]r Erde i[n] s[e]i[n] Wes[en] verw[a]ndelt u[nd] si[c]h d[a]d[u]rch aus imma[nen]ter Kr[a]ft ausgestaltet u[nd] zur Ersch[e]i[n]u[n]g bri[n]gt. D[a]s Paß[en]de, Adäquate aufneh[men]d, d[a]s Unharmo[n]ische ausschli[e]ß[en]d; d[a]s ist dann der Erk[enn]t[n]ißproceß; u[nd] die Wahrh[ei]t geht dann secu[n]därer Weise aus d[em] eig[nen] Wes[en] d[e]s M[en]sch[en], aus der Ver[n]u[n]ft hervor u[nd] sie ist Urheberi[n] davo[n]. Wie d[ie] gut[en] Werke nach ch[ri]stl[icher] Lehre ganz Gabe G[o]tt[e]s si[n]d, aber au[c]h wieder ganz Product [,] Werk d[e]s M[en]sch[en] 4736 u[nd] wie dieß au[c]h b[e]i d[em] Gl[a]ub[en] d[er] Fall ist, so ist es au[c]h hier der Fall b[e]i d[er] Wiß[en]sch[a]ft, b[e]i d[er] Erk[enn]t[n]iß d[er] Wahrh[ei]t − sie ist als solche ganz Werk d[e]s M[en]s[c]h[en]g[ei]st[e]s, Product der Ver[n]u[n]ft, der eig[nen] imma[nen]t[en] Natur d[e]s M[en]sch[en] [m]it ihr[en] Kräft[en] u[nd] Gesetz[en]. Man könnte hienach sagen, höchste e[n]ts[c]h[ei]d[en]de Richteri[n] üb[er] R[e]l[i]g[ion] u[nd] Gl[a]ub[en]si[n]halt [m]uß demgemäß [242vl/ 243rl] §: 4 Verh[ä]ltn[i]ß d[er] Philos[ophie] z[u] R[e]l[i]g[io]n u[nd] K[i]rche 4737 F[o]rts[etzung] die V[e]r[n]u[n]ft w[en]igst[en]s sey[n] 4738 u[nd] nur das darf ma[n] v[e]r[n]u[n]ftgemäß gl[a]uben u[nd] anneh[men], was [m]it ihr über[e]i[n]sti[mm]t, das aber verwerf[en] od[er] w[en]igst[en]s abweis[en] u[nd] auf si[c]h beruh[en] laß[en], was [n]i[c]ht da[m]it über[e]i[n]sti[mm]t. a) 4739 I[n] gewiß[em] Si[nn]e ist di[e]ß ganz ri[c]htig, so gefährl[ich] eine solche Annahme ersch[e]i[nen] mag. I[n] d[em] Si[nn]e nä[m]l[ich], d[a]ß w[eni]gst[en]s die Auctorität [,] der ma[n] gl[a]ubt, [m]it d[er] V[e]r[n]u[n]ft i[n] Harmonie sehe (sic! ) 4740 , d.h. ver[n]ü[n]ft[i]g[e]r Weise als solche anerkannt w[e]rd[en] kann [,] der man Glaub[en] sch[en]k[en], der ma[n] si[c]h u[n]terwerf[en] dürfe − u[nd] da zur Prüfu[n]g d[ie]s[e]r Auctorität au[c]h P[r]üf[un]g d[e]r vorgetr[a]g[enen] Lehre gehört, so darf ma[n] immerhi[n] behaupten, d[a]ß d[ie]se Lehre w[en]igst[en]s [n]i[c]ht geradezu als 4734 „Ur“ über der Zeile. 4735 Randbemerkung [242vr] : „B[e]d[e]ut[un]g d[e]r V[e]r[n]u[n]ft - ob eine Cisterne [,] die si[c]h i[m] Wiß[en,] Fors[c]h[en], Erk[ennen] ers[c]hli[e]ßt“. 4736 Randbemerkung [242vr] : „(Ve[r]gl[eic]h [m]it gut[en] Werk[en] - u[nd] Fr[ei]h[ei]t)“. 4737 „- 3 -“ am oberen Seitenrand [243rr] ; „- 3 -“ bezeichnet das Blatt. 4738 Randbemerkung [243rr] : „Ob d[ie] Ver[n]u[n]ft höchste Richteri[n] i[n] Betreff d[e]r Wahrh[ei]t? “ 4739 „a)“ über der Zeile; „a) I[n] gewiß[em] Si[nn]e“ am Seitenrand [243rr] . 4740 Wohl gemeint: „stehe“. <?page no="596"?> 586 u[n]ver[n]ü[n]ft[i]g ersch[e]i[nen], d.h. d[em] g[ö]ttl[ichen] Eb[en]bilde [,] d[a]s d[er] M[en]s[c]h[en]g[ei]st selber ist, [n]i[c]ht du[rc]haus widerspr[ec]h[en]d sey[n] dürfe. Dennoch ist hi[er] wiederu[m] die Ver[n]u[n]ft [n]i[c]ht i[n] jed[er] B[e]z[ie]h[un]g die höchste, e[n]tsch[e]id[en]de Ri[c]hteri[n] üb[er] R[e]l[i]g[ion] u[nd] Wahrh[ei]t 4741 . Ist d[ie] Auctorität als solche erk[ann]t, der ma[n] v[e]r[n]ü[n]ft[i]g[er] Weise b[e]isti[mmen] kann, u[nd] ist eb[en]d[e]ßh[a]lb au[c]h zuvor sch[on] erk[ann]t [,] d[a]ß d[ie] rel[i]g[iö]s[en] Lehr[en] d[e]r Ver[n]u[n]ft [n]i[c]ht d[ur]chaus u[nd] evide[n]t widerspr[ec]h[en] (d[em] imma[nen]t[en] G[o]tt[e]sbilde, d[e]r G[o]tt[e]sidee) [,] dann ist d[er] Gl[a]ube als ver[n]ü[n]ft[i]g gerechtfert[i]gt, au[c]h we[nn] s[e]i[n] I[n]halt [n]i[c]ht vollk[ommen] begriff[en], [n]i[c]ht vollk[ommen] erka[nn]t, phil[o]soph[isch] erk[ann]t [,] d.h. idealiter aus d[em] G[ei]ste heraus construirt [,] imma[nen]t als denknothw[e]nd[i]g 4742 nachco[n]struirt werd[en] kann. Daß di[e]ß [n]i[c]ht all[en]th[a]lb[en] der Fall sey[n] könne [,] liegt i[n] d[er] Natur der Sache, weil I[n]halt d[er] R[e]l[i]g[ion] gerade d[a]s Göttl[iche], Absolute, Unbegreifl[iche] also, ist, das, was v[on] kei[nem] endl[ichen], relat[iven] G[ei]ste vollkomm[en] erkannt od[er] erfaßt werd[en] kann i[n] s[einem] Wes[en], s[einen] E[n]tschlüßen, Werke[n] u[nd] Führu[n]g[en]. 4743 Es genügt da, das versteht sich v[on] selbst, die Ei[n]sicht, d[a]ß Gott der Unb[e]greifl[iche] es sey [,] der lehre u[nd] handle u[nd] d[a]s G[e]d[a]chte u[nd] Gethanene (sic! ) 4744 als ver- [n]ü[n]ft[i]g u[nd] gut annehm[en] 4745 zu kö[nnen], we[nn] au[c]h d[a]s Versteh[en], d[a]s Begreif[en] fehl[en] sollte. Ist nur der Glaube ver[n]ü[n]ft[i]g, dann kann au[c]h d[a]s Geglaubte als ver[n]ü[n]ft[i]g gelt[en] − jedoch bleibt es d[a]s Object beständ[i]g[en] Forsch[en]s u[nd] Fortschrittes i[n] d[er] Erk[enn]t[n]iß, i[m] B[e]greif[en]. Denn d[a]s Object d[e]s Glaub[e]ns, d[a]s J[en]seits, d[a]s Göttl[iche] 4746 ist unerschöpfl[ich,] unb[e]greifl[ich] − wie es ja scho[n] d[a]s Werk G[o]tt[e]s, die Welt [,] d[em] e[n]dl[ichen] G[ei]ste ist; ja [,] wie 4747 schon d[a]s Abbild G[o]tt[e]s, der ver[n]ü[n]ft[i]g[e] M[en]sch[en]g[ei]st selbst 4748 , uners[c]höpfl[ich] ist i[n] s[einer] Tiefe u[nd] u[n]b[e]greifl[ich,] we[n]igst[en]s noch unbegriff[en] i[n] sein[em] Wesen [,] so noch [me]hr [m]uß es ja Gott sey[n]. In d[er] Philosophie wird eb[en] d[er] Rapport zw[i]s[c]h[en] G[o]tt u[nd] d[em] M[en]sch[en]g[ei]ste erkannt [,] d.h. d[ie] Eb[en]bildl[i]chk[ei]t d[e]s G[ei]st[e]s [m]it Gott erschli[e]ßt si[c]h immer [me]hr 4749 [243rl/ 243vr] u[nd] i[n] d[er] 4741 „i[n] jeder B[e]z[ie]h[un]g“ in der Zeile gestrichen. Randbemerkung [243rr] : „b) Dennoch [n]i[c]ht i[n] jed[er] B[e]z[ie]h[u]ng“. 4742 „als denknothw[e]nd[i]g“ über der Zeile. 4743 Randbemerkung [243rr] : „Die ver[n]ü[n]ft[i]g[e] Fr[e]ih[ei]t d[e]s Volkes wird si[c]h z.B. au[c]h i[n] polit[ischer] B[e]z[ie]h[un]g dari[n] bethät[i]gt (sic! ), d[a]ß es si[c]h solche wählt, den[en] es si[c]h u[n]t[e]rwerf[en], de[m] es Führu[n]g [,] Verwalt[un]g anvertrau[en] kann -“. 4744 Wohl gemeint: „Gethane“. 4745 „annehm[en]“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „anzunehm[en]“. 4746 „d[a]s Göttl[iche]“ über der Zeile. 4747 „es“ in der Zeile gestrichen. 4748 „ist“ in der Zeile gestrichen. 4749 Randbemerkung [243rr] : „In d[er] Philosophie erschließt si[c]h die Eb[en]bildl[i]chk[ei]t d[e]s G[ei]st[e]s [m]it G[o]tt“. <?page no="597"?> 587 erkannt[en] 4750 Harmo[n]ie zw[i]s[c]h[en] d[em] Göttl[ichen] u[nd] der V[e]r[n]u[n]ft besteht d[a]s philos[ophische] Erkenn[en]; d[a]her die Selbstu[nd] G[o]tt[e]serk[enn]t[n]iß stets gl[e]ich[en] Schritt halt[en] wird − die Selbsterk[enn]t[n]iß [ − ] sag’ ich − [n]i[c]ht i[m] moral[i]s[c]h[en] Sinne blos 4751 [,] s[on]d[ern] au[c]h 4752 i[m] psycholo[gi]sche[n]. 4753 Da[m]it ist d[e]r Philos[ophie] s[c]h[on] d[ie] hö[c]hste B[e]d[e]ut[un]g g[e]sch[en]kt 4754 . Es kommt aber gl[e]i[c]hwohl der Wiss[en]sch[a]ft i[n] der R[e]l[i]g[ion] od[er] d[er] Philosophie i[m] enger[n] Sinne die höchste Wichtigk[ei]t u[nd] Bedeut[un]g zu 4755 , wenn sie au[c]h weder R[e]l[i]g[ion]sstifteri[n] 4756 , noch au[c]h absolute Richteri[n] i[n] Betreff d[e]s Glaub[en]si[n]h[a]lts sey[n] kann. a) 4757 Zuerst näml[ich] kann d[u]rch sie − insofer[n] sie d[ie] höchste Bethät[i]g[un]g d[er] menschl[ichen] Vernu[n]ft, ist - all[ein] wiss[en]sch[a]ftl[ich] 4758 e[n]tsch[ie]d[en] werd[en,] 4759 welches die wahre R[e]l[i]g[ion] sey u[n]t[er] d[en] viel[en] u[nd] vers[c]hied[enen] u[nd] was an jeder wahr u[nd] fals[c]h erkannt word[en]; dann leistet sie d[e]r wahr[en] R[e]l[i]g[io]n die wi[c]ht[i]gst[en] Di[en]ste geg[en]über der Anfei[n]d[un]g u[nd] V[e]rfälschu[n]g u[nd] Veru[n]stalt[un]g du[rc]h fals[c]he Wiss[en]s[c]h[a]ft [,] U[n]gl[a]ube u[nd] Aberglaub[e]. Sie zeigt d[a]s Unver[n]ü[n]ft[i]ge als u[n]ver[n]ü[n]ft[ig], b[e]stehe dass[e]lbe i[n] Behauptu[n]g[en] d[e]s Ungl[a]ub[en]s od[er] Abergl[a]ub[en]s; sie r[e]i[n]igt d[a]h[er] u[nd] bewahrt u[n]versehrt d[e]n echten [,] w[a]hr[en] Gl[a]ub[en]si[n]halt u[nd] hat d[u]rch d[ie]se pole[m]ische u[nd] kritische Thät[i]gk[ei]t s[c]hon 4760 di[e] höchste B[e]d[e]ut[un]g u[nd] leistet der R[e]l[i]g[ion] die wi[c]ht[i]gst[en] Die[n]ste. b) 4761 Dann ist sie d[a]s treib[en]de Mo[men]t i[n] der E[n]twickl[un]g des Glaub[en]si[n]halts selbst [,] d.h. i[n] der immer vollkommner[en] Erk[enn]t[n]iß ders[e]lb[en,] [die] v[on] ihr ausgeht u[nd] i[n] d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[un]g 4762 zwar [n]i[c]ht an sich, aber für d[ie] M[en]schh[ei]t ei[n]e höh[ere] Vollk[ommen]h[ei]t bri[n]gt [,] insofer[n] ei[n] vollkom[m]enes u[nd] reines Verständniß erworb[en] wird; hier [,] wie gesagt [,] wirkt d[ie] Philosophie productiv [.] 4750 „erschloßen[en]“ über der Zeile. 4751 „blos“ über der Zeile. 4752 „au[c]h“ über der Zeile. 4753 Einfügung am Seitenrand [243vl] : „Was noch [n]i[c]ht so erkannt ist, ist daru[m] noch [n]i[c]ht fals[c]h, sond[ern] eb[en] nur noch [n]i[c]ht b[e]griff[en] od[er] erkannt.“ 4754 „Da[m]it ist d[e]r Philos[ophie] s[c]h[on] d[ie] hö[c]hste B[e]d[e]ut[un]g g[e]sch[en]kt“ unter der Zeile. Randbemerkung [243vl] : „Was i[m] moral[i]s[c]h[en] Streb[en] d[u]rch d[en] Will[en] g[e]schi[e]ht [,] d[a]s ges[c]h[ie]ht i[n] d[er] Philos[ophie] au[c]h d[u]rch d[a]s Erk[enn]t[ni]ßvermög[en]“. 4755 Randbemerkung [243vl] : „Bedeut[un]g der W[i]ß[en]sch[a]ft d[er] R[e]l[i]g[ion] od[er] der Philosophie -“. 4756 „Quelle d[er] R[e]l[i]g[ion]“ über der Zeile. 4757 „a)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 4758 „wiss[en]sch[a]ftl[ich]“ über der Zeile. 4759 „werd[en]“ über der Zeile. 4760 „s[c]hon“ über der Zeile. 4761 „b)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 4762 „f“ in der Zeile gestrichen. <?page no="598"?> 588 Zugl[e]i[c]h 4763 wird d[e]r M[en]schh[ei]t, d[a]d[u]rch d[a]ß die Ver[n]ü[n]ft[i]gk[ei]t der rel[i]g[iö]s[en] Lehr[en], d[e]s Gl[a]ub[en]s selbst u[nd] d[e]s Gl[a]ub[en]si[n]h[a]lts gezeigt wird, k[e]i[n] geri[n]ger Di[en]st erwies[en] u[nd] kei[n]e geringe Befried[i]g[un]g gewährt. c) 4764 Es kann die Frage e[n]tsteh[en], ob denn da[m]it [,] d[a]ß die Ver[n]ü[n]ft[i]gk[ei]t irg[en]d ei[n]er rel[i]g[iö]s[en] Lehre erwies[en] ist [ − ] z.B. i[n] Betr[e]ff d[e]s Dasey[n]s G[o]tt[e]s, od[er] der Unsterbl[i]chk[ei]t − [,] ob da[m]it au[c]h die reale Objectivität erwies[en] od[er] bewies[en] sey. 4765 Wir kö[nn]t[en] sogl[eic]h di[e]ß erwider[n], d[a]ß es i[m] Gru[n]de geno[mmen] d[em] M[en]s[c]h[en] sch[on] g[e]nugthu[en]d u[nd] befriedig[en]d sey[n] [m]üße − da er ei[nma]l z[um] Glaub[en] b[e]st[imm]t ist, w[en]igst[en]s ver[n]ü[n]ftig zu glauben u[nd] Vernü[n]ftig[e]s; Eb[en] (sic! ) dara[n] aber kö[nnen] wir dann au[c]h ank[n]üpf[en] i[n] Betr[e]ff der objectiv[en] Realität der Glaub[en]sg[e]g[en]st[än]de; die Ver[n]u[n]ft, d[a]s g[ei]st[i]g[e] Wes[en] d[e]s M[en]sch[en], die d[a]s Gesetz, d[en] Zweck i[n] sich birgt. Uebersinnl[iches] zu ah[nen], zu glaub[en], zu erke[nnen,] trägt au[c]h die Ford[e]r[un]g der Realität dess[e]lb[en] in sich als Ver[n]u[n]ft. Wenn [n]u[n] d[ie]s[em] Ideal[en,] d[em] I[n]halte d[e]s Ver[n]ü[n]ft[i]g[en] Bew[u]ßtsey[n]s keine Realität entspräche [,] sond[ern] alles bloßes Phantasie- [243vr/ 244rl] §: 4 V[e]rh[ä]ltn[i]ß d[er] Philos[ophie] z[ur] R[e]l[i]g[io]n u[nd] K[i]rche 4766 F[o]rts[etzung] Gebilde, Phantasien wäre[n], also [e]ig[en]tl[ich] nur ei[n]e 4767 lock[en]de u[nd] täusch[en]de Scheingestalt, dann wäre eben das [,] was für Ver[n]u[n]ft gilt [,] d[a]s eig[en]tl[ich] Unver[n]ü[n]ft[i]g[e,] d[a]s Täus[c]h[un]gsvermög[en] d[e]s M[en]sch[en] 4768 . − D[ie] Welt u[nd] der I[n]halt der V[e]r[n]u[n]ft, d[en] ma[n] gewöh[n]l[ich] als I[n]begr[i]ff der Idee[n] bezeichnet [,] wäre [n]i[c]ht d[a]s Höchste, Schönste, was der M[en]s[c]h si[c]h vorstellt, 4769 sond[ern] d[a]s wäre viel[me]hr d[a]s 4770 Lüg[en]hafte [,] 4763 „Zu“ am Seitenrand [243vl] gestrichen. 4764 „c)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 4765 „u[nd] [n]i[c]ht blos“ in der Zeile gestrichen. Randbemerkung [243vl] : „Ob die object[ive] Realität d[e]s Metaphys[ischen] d[u]rch d[ie] Philos[ophie] bewies[en] werd[en] kann [.] - Zu b[e]weis[en] a) daß es ver[n]ü[n]ft[i]g sey zu glaub[en,] b) d[a]ß d[a]s Gegl[a]ubte v[ern]ü[nfti]g s[e]y - (die Ver[n]ü[n]ft[i]gk[ei]t d[e]s G[e]gl[a]ubt[en]) [,] c) d[ie] Wirkl[ic]hk[ei]t d[e]s Geglaubt[en.] Dieses wieder a) Mittelbar d[u]rch die Erforsch[un]g des Ursp[run]gs d[e]s G[o]tt[e]sbew[u]ßtsey[n]s [.] b) Unmitt[e]lb[a]r d[u]rch Verse[n]k[en] i[n]s Göttl[iche] - Schau[en] etc.“ 4766 „4“ am oberen Seitenrand; „4“ bezeichnet den Bogen. 4767 „a)“ im Nachhinein an den Seitenrand [244rr] gesetzt. 4768 „d[a]s Täus[c]h[un]gsvermög[en] d[e]s M[en]sch[en]“ über der Zeile. 4769 „eh“ in der Zeile gestrichen. 4770 „Täusch[un]gs“ in der Zeile gestrichen. <?page no="599"?> 589 Unwirkl[iche], Schlechte, Nichtige. D[a]s Vollkommene wäre S[c]hatt[en], Trugbild, d[a]s Unvollkommene all[e]i[n] wäre d[a]s Wirkliche. Man wüßte aber 4771 dann au[c]h [n]i[c]ht [me]hr, woher d[enn] d[ie]s[es] Vermög[en] d[e]s M[en]sch[en,] d[a]s ma[n] V[e]r[n]u[n]ft nennt [,] komme, woher es s[e]i[nen] Urspr[un]g nehme, we[nn] es ei[n]e v[e]r[n]ü[n]ft[i]g[e] Realität od[er] Objectivität gar [n]i[c]ht gibt; u[nd] 4772 ferner [,] was die Ver[n]u[n]ft für ei[nen] Zweck hab[en] könnte, we[nn] sie blos Täusch[un]g[en] d[em] M[en]sch[en] zu Wege brächte. Indem wir also d[en] I[n]halt des Gl[a]ub[en]s als vernü[n]ft[i]g erke[nnen], als i[n] der V[e]r[n]u[n]ft selbst verborg[en], imma[nen]t als I[n]halt der Ver[n]u[n]ft selbst, haben wir zugl[e]i[c]h d[ie] Gewähr [,] daß d[ie]s[er] I[n]halt [n]i[c]ht blos ideal od[er] eig[en]tl[ich] nur formal i[m] G[ei]ste existire [,] so[n]d[ern] d[a]ß d[ie]s[e]r ideal[en] Welt - die i[m] G[ei]ste formal, als Bild, als Erk[enn]t[n]iß vorhand[en] ist, au[c]h ei[n]e reale, objective e[n]tspreche, d[a]ß es also [n]i[c]ht blos ei[n]e unvollkomm[en]e [,] „s[c]hl[ec]hte“ Wirkl[i]chk[ei]t gebe, so[n]d[ern] au[c]h ei[n]e ideale, vollkomme[n]e, gute Wirkl[i]chk[ei]t od[er] viel[me]hr 4773 Substantialität. Jed[en]falls also leistet die V[e]r[n]u[n]ftwiss[en]s[c]h[a]ft, die Philosophie, der R[e]l[i]g[ion] d[en] höchst[en,] wicht[i]gst[en] Die[n]st, der ihr geleistet werd[en] kann. 4774 Ind[em] nä[m]l[ich] ihr I[n]halt als V[e]r[n]ü[n]ft[i]g (sic! ) gezeigt, od[er] construirt wird [,] wird das geleistet, was 4775 eb[en] d[ie] [men]schl[iche] V[e]r[n]u[n]ft v[e]r[n]ü[n]ft[i]g[e]r Weise all[e]i[n] forder[n] kann, nä[m]l[ich] d[a]ß d[ie] R[e]l[i]g[ion] v[e]r[n]ü[n]ft[i]g sey. Ei[n]e weitere Ford[erun]g der Ver[n]u[n]ft d[e]s M[en]sch[en] hieri[n] ist unberecht[i]gt, wäre selbst u[n]ver[n]ü[n]ftig. - Wie d[a]s Glaub[en] u[nd] d[a]s Wiß[en] 4776 also aus einer Wurzel kommt, ja nie ganz v[on] einander getr[enn]t w[e]rd[en] darf, [n]i[c]ht ei[nma]l get[renn]t w[e]rd[en] 4777 kann, so hat jeglich[e]s v[on] beid[en] i[n]sbesondere auch seine Berecht[i]g[un]g, auf d[em] Gebiet d[er] R[e]l[i]g[ion] 4778 die Philosophie u[nd] d[er] Gl[a]ube u[nd] d[ie] Glaub[en]sauctorität. Dem Glaub[en] oder der R[e]l[i]g[ion] die[nen] beide, soll[en] es w[en]igst[en]s [,] erhalt[en]d u[nd] beweg[en]d, wie ja All[e]s i[n] d[er] S[c]höpfu[n]g d[ie]s[en] beid[en] Mom[en]t[en] s[e]i[n] Dasey[n], Besteh[en], Fortschreit[en] u[nd] Wirk[en] verdankt. Wie beide ihr Recht, so hab[en] au[c]h beide ihre Schr[an]k[en,] wie beide ihre Rechte [,] so hab[en] au[c]h beide ihre Pflicht[en] für einander u[nd] gegen einander i[n] B[e]zug auf Erhaltu[n]g, Sicheru[n]g u[nd] Reinig[un]g der R[e]l[i]g[io]n; u[nd] beide [m]üß[en], soll[en] sich duld[en,] [n]i[c]ht blos [244rl/ 244vr] fordern [,] auch fördern, erhalt[en] u[nd] heben. Sollte sich i[n] d[er] That zw[i]s[c]h[en] d[er] Philosophie als d[er] spekulativ[en] R[e]l[i]g[io]nsw[i]ss[en]s[c]h[a]ft u[nd] zw[i]sch[en] d[em] Glau- 4771 „b)“ im Nachhinein an den Seitenrand [244rr] gesetzt. 4772 „g)“ im Nachhinein an den Seitenrand [244rr] gesetzt. 4773 „viel[me]hr“ über der Zeile. 4774 Randbemerkung [244rr] : „S[c]hli[e]ßl[ich]er [: ] Was ist Wiß[en] - was ist Glaub[en]? -“ 4775 „die“ in der Zeile gestrichen. 4776 Randbemerkung [244rr] : „Philosophie u[nd] Glaub[en]sauctor[i]t[ät]“. 4777 „get[renn]t w[e]rd[en]“ über der Zeile. 4778 „auf d[em] Gebiet d[er] R[e]l[i]g[ion]“ über der Zeile. <?page no="600"?> 590 bensi[n]halte u[nd] d[er] histor[i]s[c]h[en] Auctorität für d[en] Glaub[en] Zwiespalt ergeb[en] u[nd] Disharmonie 4779 [,] so ist, we[nn] anders die Auctorität s[e]lbst eine solche ist, d[a]ß sie vor 4780 v[e]r[n]ü[n]ft[i]g[e]r Prüf[un]g besteh[en] kann [,] als solche die E[n]tsch[ei]d[un]g [n]i[c]ht so s[c]hwer [,] als es schein[en] möchte. Jede v[on] beid[en] Auctorität[en] od[er] Mächt[en] ist dab[e]i i[n] ihr[em] Rechte; a) 4781 die Philosophie, denn sie kann nur d[a]s annehm[en] u[nd] b[e]h[au]pt[en,] was sie erkannt u[nd] wie sie es erkannt als wahr; b) 4782 die Glaub[en]sauctorität [m]uß beharr[en] auf ihr[em] Ausspru[c]h[e] od[er] viel[me]hr b[e]i d[em], was sie als Gl[a]ub[en]si[n]halt überkomm[en], denn der I[n]halt d[e]r R[e]l[i]g[ion], der ei[n] Gesch[en]k d[e]r G[o]tth[ei]t u[nd] 4783 theuerste Gut d[e]r Völker ist, darf [n]i[c]ht der Willkühr u[nd] d[em] subj[ectiven] Ermeß[en] pr[e]isg[e]geb[en] werd[en]. Aber g) 4784 doch soll[en] beide Mächte [n]i[c]ht auf gegenseit[i]g[e] Vernicht[un]g ausgeh[en]; die Philosophie kann das [n]i[c]ht, wenn sie sich selbst versteht u[nd] sich selbst treu bleibt; denn für’s erste ist d[er] Gl[a]ube d[ie] Quelle [,] aus der sie selber kommt, d[a]h[er] sie auf Selbstv[e]r[n]i[c]ht[un]g ausgeht [,] wenn sie d[ie]se Quelle abgrab[en] od[er] versieg[en] mach[en] will. Dann aber hat sie nie − ihrer Natur gemäß − ein Recht [,] sich d) 4785 absolute Geltu[n]g, also absolute Vollk[ommen]h[ei]t, W[a]hrh[ei]t, Voll[en]d[un]g zu vindiciren. Sie will eb[en] d[a]s fortschreit[en]de Mo[men]t i[n] B[e]z[u]g auf R[e]l[i]g[io]n u[nd] Erk[enn]t[n]iß der Wahrh[ei]t sey[n]; daraus leitet sie sogar gerade 4786 ihr Recht ab [,] selbst der r[e]l[i]g[iö]s[en] Auctorität zu widersprech[en], weil sie d[a]s Recht d[e]s Forts[c]hreit[en]s, bestä[n]d[i]g[en] Fortschreit[en]s si[c]h zus[c]hreibt u[nd] davo[n] Gebrau[c]h macht. Gerade d[e]ßh[a]lb aber kann sie au[c]h i[n] ei[nem] gegeben[en] Mo[men]te der E[n]twi[c]kl[un]g si[c]h (sic! ) [n]i[c]ht absolute Geltu[n]g i[n] Anspru[c]h nehme[n], weil sie als beständ[i]g forts[c]hr[e]it[en]de, nie voll[en]det, d[a]h[er] nie vollkomm[en], ges[c]hweige denn jemals absolut ist. Die Philos[ophie] hat nur das Recht, d[a]s off[en]bar u[nd] unläugbar Unver[n]ü[n]ft[i]g[e] abzuweis[en], d[a]s [,] was sie besti[mm]t u[nd] klar als solches erk[enn]t, dur[c]hschaut [,] begr[e]ift; das [,] was 4787 ihr als unbegreifl[ich], unerk[enn]bar od[er] unerkannt erscheint, hat sie k[e]i[n] Recht zu verw[e]rf[en] od[er] zu verurth[ei]l[en] 4788 ; u[nd] s[e]lbst i[m] erst[en] Falle ist äußerste Vorsicht ihr nothw[en]d[i]g, weil sehr wohl der Fall mögli[c]h ist, d[a]ß i[n] Ei[nem] E[n]twi[c]kl[un]gsstadiu[m] d[er] Philosophie Manches als u[n]v[e]r[n]ü[n]ft[i]g er- 4779 Randbemerkung [244vl] : „Bei Zwiespalt zw[i]sch[en] Auctor[i]t[ä]t u[nd] Wiß[en]s[c]h[a]ft -“. 4780 „vor“ über der Zeile; „der“ in der Zeile gestrichen. 4781 „a)“ im Nachhinein an den Zeilenanfang gesetzt. 4782 „b)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 4783 „d[a]s“ in der Zeile gestrichen. 4784 „g)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 4785 „d)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. Randbemerkung [244vl] : „Ob absolut[e Gelt[un]g“. 4786 „gerade“ über der Zeile. 4787 „sie“ in der Zeile gestrichen. 4788 Einfügung am Seitenrand [244vl] : „sie [m]uß nur d[a]s beke[nnen], d[a]ß sie es [n]i[c]ht b[e]griff[en], [n]i[c]ht erk[ann]t u[nd] d[a]h[er] auch [n]i[c]ht als ver[n]ü[n]ft[i]g darzustell[en] [„construir[en]“ über der Zeile] vermöge.“ <?page no="601"?> 591 schei[n]t, was i[n] ei[nem] andern sich doch wieder als ver[n]u[n]ftgemäß erweist − wie d[ie] Ges[c]h[ichte] d[er] Philos[ophie] ku[n]d gibt. e) 4789 Anders[ei]ts aber hat au[c]h die r[e]l[i]g[iö]s[e] 4790 Auctorität ke[i]n Recht [,] die Philosophie aus d[em] Gebiet der R[e]l[i]g[io]n zu verbann[en] u[nd] Haß u[nd] b[e]ständ[i]g[e]s 4791 Mißtrau[en] g[e]g[en] sie zu heg[en]. Wollte sie alles Prüf[en] [244vr/ 245rl] u[nd] Forsch[en] verbiet[en], dann würde sie [n]i[c]ht blos der [men]s[c]hl[ichen] Natur − der au[c]h die 4792 Erk[enn]t[n]ißkr[a]ft gegeb[en] ist − zu wider handel[n] u[nd] Widernatürl[iches] begehren, sond[ern] sie würde sich dad[u]rch sogar selbst u[n]mögli[c]h u[nd] mi[n]dest[en]s verächtlich mach[en]. Dürfte Niem[a]nd fors[c]h[en] u[nd] prüf[en], dann könnte au[c]h Niem[a]nd zur Erk[enn]t[n]iß d[e]r Wahrh[ei]t komm[en] 4793 u[nd] Niem[a]nd würde ihrer th[e]ilhaft[i]g [,] außer wer zuf[ä]lliger Weise v[on] Geburt an etwa i[n] ihr u[n]terwies[en] würde u[nd] also ihr nur ged[an]k[en]los huld[i]gte [,] sie nur als Vorurth[ei]l besäße. Und d[ie]se r[e]l[i]g[iö]se od[er] kirchl[iche] Auctorität selbst, die alle Prüf[un]g u[nd] Forschu[n]g verpönte, sie könnte nie auf ei[n]e ver[n]ü[n]ft[i]ge [,] w[a]hrh[a]ft m[en]sch[en]wü[r]d[i]g[e] Anerke[nnun]g Ansp[r]u[c]h mach[en] i[n] Bezug auf si[c]h selbst u[nd] nur diej[enigen] würd[en] ihr huld[i]g[en], die zufällig ihr etwa u[n]terworf[en] würd[en]; u[nd] [n]i[c]ht ver[n]ü[n]ft[i]g geschähe die Unterwerf[un]g [,] s[on]d[ern] wiederu[m] nur als Gewoh[n]h[ei]t od[er] Vorurth[ei]l. Würde aber d[ie]s[e] Auctorität Forsch[un]g u[nd] Prüfu[n]g gestatt[en] i[n] d[er] An[n]ahme od[er] Hoff[n]u[n]g auf v[ern]ü[n]ft[i]g[e] Anerk[enn]u[n]g v[on] Seite d[e]s Forsch[en]d[en], so kann sie hieb[e]i kei[n]e ga[n]z b[e]st[imm]t[en] Schrank[en] u[nd] Gränz[en] zieh[en], wie weit d[a]s Forsch[en] geh[en] dürfe od[er] solle u[nd] wie weit [n]i[c]ht − weil so[n]st d[ie] gewährte Fr[ei]h[ei]t illusorisch wäre. Wir sehen 4794 demnach hier zwei Mächte [,] die si[c]h g[e]g[en]s[ei]t[i]g acht[en], aber au[c]h gewähr[en] laß[en] [m]üß[en], 4795 ei[n]e eig[en]tl[iche,] schl[e]chthinn[i]ge Ei[n]ig[un]g ist [n]i[c]ht [m]öglich [,] so d[a]ß die Ei[n]e au[c]h die a[n]d[e]r[e] würd[e] u[nd] ei[n]e aufhörte zu sey[n] od[er] au[c]h [n]ur so [,] d[a]ß die Ei[n]e die Dieneri[n] der a[n]d[er]n würd[e] − obgl[e]i[c]h i[n] d[er] That ei[n]e d[e]r and[ern] di[en]t [.] − Ausgl[e]i[c]h[un]g ist hier [n]ur auf ethische Weise [m]ögli[c]h i[n] d[er] Persö[n]l[i]chk[ei]t d[e]s Forsch[en]d[en] u[nd] Glaub[en]d[en] − [n]i[c]ht aber ka[nn] d[a]s Wiß[en] Gl[a]ub[en] s[e]y[n] od[er] d[a]s Gl[a]ub[en] Wiß[en] − od[er] ei[ne]s d[a]s a[n]dere gerad[e]zu überflüßig mach[en]. 4789 „e)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 4790 „kirchl[iche]“ über der Zeile. 4791 „b[e]ständ[i]g[e]s“ über der Zeile. 4792 „die“ korrigiert durch Überschreibung ursprüngliches „d[a]s“. 4793 „auß“ in der Zeile gestrichen. 4794 „sehen“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „befi[n]d[en] u[n]s“. 4795 Randbemerkung [245rr] : „Berecht[i]g[un]g beider -“. <?page no="602"?> 592 Uebr[i]g[en]s soll di[e] Philosophie der r[e]l[i]g[iö]s[en] Auctorität [e]i[n]ige Starrh[ei]t u[nd] F[e]sth[a]lt[en] a[m] Tradition[e]ll[en] zu Gute halt[en], d[enn] d[a]s ist ihr Amt 4796 − hinwiederu[m] [m]uß d[ie] Auctorität der Ph[i]los[o]phie ei[n]ige F[rei]h[ei]t u[nd] Küh[n]h[ei]t zu Gute halt[en], da z[u] all[en] E[n]td[ec]ku[n]g[en] u[nd] Erforsch[un]g[en] küh[ne]s 4797 Wagen 4798 u[nd] Ausgeh[en] auf Geradewohl gehört [,] selbst auf die Gefahr hi[n] - ei[n]e Irrfahrt zu mach[en]. 4799 Die [men]schl[ichen] Di[n]ge re[c]ht erwog[en] u[nd] betrachtet, [m]uß man zu d[ie]s[em] Resultate ko[mmen]. Jenes Absprech[en] u[nd] Veracht[en] v[on] Seite der Philosophir[en]d[en] der r[e]l[i]g[iö]s[en] Auctorität, der K[i]rche g[e]g[en]über ist ab[er] so u[n]ber[ec]ht[i]gt u[nd] u[n]ver[n]ü[n]ft[i]g, wie d[a]s Verda[mmen] u[nd] Zeterges[c]hrei der Starkgläub[i]g[en] g[e]g[en]über der Philosophie. 4800 Mißbr[a]u[c]h ist auf b[e]id[en] Seit[en] mögli[c]h u[nd] hat oft ge[n]ug statt gefu[n]d[en] u[nd] wohl erwog[en] möchte si[c]h r[e]l[i]g[iö]s[e] Auctorität v[ie]ll[ei]cht [245rl/ 245vr] eb[en]so oft d[e]ss[e]lb[en] schuld[i]g gemacht hab[en], wie d[ie] Philosophie. Aber Mißbr[a]u[c]h [,] s[a]gt ma[n,] hebt d[en] 4801 Gebr[a]u[c]h [n]i[c]ht auf − d[a]s macht d[ie] Auctorität für si[c]h gelt[en]d, so gestatte man d[ann] Anw[en]d[un]g davo[n] au[c]h auf d[ie] Philosophie. Schließl[ich] müß[en] wir noch eine Frage 4802 zur Sprache bri[n]g[en] u[nd] zu 4803 beantwort[en] such[en,] die na[men]tl[ich] in neu[erer] Zeit vielfach G[e]g[e]nst[a]nd d[e]r Erört[er]u[n]g geword[en] ist. Es wird näml[ich] 4804 zieml[ich] allgemei[n] nu[nme]hr d[ie] Forder[u]ng aufgestellt, die Philosophie [m]üße wieder christlich werd[en], wenn ei[n]e Wiederherst[e]ll[un]g ders[e]lb[en] statt find[en] soll [,] we[nn] sie z[u] neu[em] Leb[en] u[nd] neuer E[n]twickl[un]g gelang[en] wolle; 4805 dabei wird dann natürl[ich] bei noch näherer Bestimmu[n]g des ch[ri]stl[ichen] Mom[en]tes d[er] Phil[o]sophie die Ford[e]r[un]g der Chr[i]stl[i]chk[ei]t wohl au[c]h dahi[n] modificirt u[nd] dahi[n] verstand[en], die Philosophie solle confeßionell werd[en], soll i[m] Di[en]st der best[imm]t[en] Conf[e]ßio[n] wirk[en] u[nd] [n]i[c]hts weiter thun. Es fragt sich [,] i[n] welch[em] V[e]rh[ä]lt[ni]ß soll 4806 der Aufg[abe] gemäß, die wir d[er] Philos[ophie] gestellt u[nd] nach d[em] phil[osophischen] 4807 Pri[n]cipe zufolge, d[em] wir huld[i]g[en] u[nd] d[em] Begr[i]ffe v[on] Philos[ophie] gemäß, d[en] wir auf- 4796 Einfügung am Seitenrand [245rr] : „sie ist die Centripetalkraft der M[en]s[c]hh[ei]t - d[a]s erhalt[en]d[e] Mo[men]t, der Stamm vom Baum“. 4797 „küh[ne]s“ über der Zeile. 4798 „küh[ne]s“ in der Zeile gestrichen. 4799 Randbemerkung [245rr] : „Gegenseit[i]g[e] Zugestä[n]d[ni]ße -“. 4800 Randbemerkung [245rr] : „Kein Absprech[en] u[nd] Vorurth[ei]l“. 4801 „recht[en]“ über der Zeile. 4802 „Umstand“ in der Zeile gestrichen. 4803 „zu“ über der Zeile. 4804 „all“ in der Zeile gestrichen. 4805 Randbemerkung [245vl] : „Ob ch[ri]stl[iche] Philosophie -“. Darunter [245vl] : „Ford[e]r[un]g der Ch[ri]stl[i]chk[ei]t“. 4806 „uns[ere]“ in der Zeile gestrichen. 4807 „phil[osophischen]“ über der Zeile. <?page no="603"?> 593 stell[en,] 4808 i[n] welch[em] V[e]rh[ä]lt[n]iß soll nach all’ d[ie]s[em] die Philosophie zu[m] Ch[ri]st[en]th[um] steh[en] od[er] wie wird jener Ford[erun]g d[e]r 4809 Ch[ri]stl[i]chk[ei]t Genüge gethan [,] od[er] soll d[ie]s[e] Ford[erun]g als unb[e]re[c]ht[i]gt abgewies[en] werd[en]? Wir w[e]rd[en] auf d[ie] Fr[a]ge verschied[en] - bejah[en]d od[er] vernein[e]nd [-] antwort[en], je nachdem [man] unter Ch[ri]stl[i]chk[ei]t der Philosophie di[e]ß od[er] jenes versteht. 4810 Versteht ma[n] u[n]t[er] Ch[ri]stl[i]chk[ei]t di[e]ß, d[a]ß der Glaube selbst u[nd] irg[en]d ei[n] Gl[a]ub[en]ssatz als Pri[n]cip an d[ie] Spitze gestellt u[nd] als Criteriu[m] philos[ophischer] Prüf[un]g u[nd] E[n]ts[c]heid[un]g gebr[a]u[c]ht werd[en] soll − dann weis[en] wir d[ie]se Ford[erun]g v[on] d[er] Philosophie ab, denn da[m]it hörte d[ie] Forsch[un]g auf [,] Ph[i]los[o]phie zu sey[n]; denn d[ie] Philos[ophie] will eb[en] [n]i[c]ht Glaube [,] s[on]d[ern] Wiß[en] sey[n]; ei[ne] ch[ri]stl[iche] Ph[i]losophie i[n] d[ie]s[em] Sinne wäre ei[n] hölzernes Eis[en,] wäre gläub[i]g[e]s Wiß[en] od[er] viel[me]hr Glaub[en]s-Wiss[en; ] das wäre aber ei[n]e Contradictio in adjecto. Denn der Glaube ist [n]i[c]ht d[a]s Wiss[en] u[nd] d[a]s Wiss[en] [n]i[c]ht der Gl[a]ube od[er] das Glaub[en]; ind[em] ich philosophire [,] will ich eb[en] es [n]i[c]ht blos b[e]i d[em] Gl[a]ub[en] bew[en]d[en] laß[en]; ich kann u[nd] darf aber [n]i[c]ht d[en] Glaub[en] selbst wieder z[um] Criteriu[m] d[e]s Wiß[ens] mach[en] od[er] zu[m] Princip, sond[ern] höchst[en]s z[um] Object dess[e]lb[en]. Einer ch[ri]stl[ichen] Philosophie i[n] solch[em] Sinne könn[en] wir [n]i[c]ht d[a]s Wort red[en], denn d[a]s wäre k[e]i[ne] Ph[i]l[o]sophie [me]hr. Gl[e]i[c]hwohl aber weis[en] wir d[ie] Ford[e]r[un]g [n]i[c]ht ab [,] d[a]ß d[ie] Philosophie, we[nn] sie gedeih[en] soll [,] chr[i]stl[ich] sey[n] [m]üße. 4811 Wir sag[en]: Die Phil[o]sophie habe d[ie] Aufg[abe,] d[a]s ideale R[e]i[c]h d[e]s Dasey[n]s, Gott u[nd] Göttl[iches], d[a]s wir i[n] d[er] R[e]l[i]g[ion] i[m] Gl[a]ub[en] festh[a]lt[en,] wiss[en]sch[a]ftl[ich] zu erkenn[en]; d.h. aus d[er] ver[n]ü[n]ft[i]g[en] Natur d[e]s G[ei]st[e]s herauszuconstruir[en] u[nd] da[m]it zugl[e]i[c]h i[n] d[er] ga[n]z[en] Schöpf[un]g begrü[n]det u[nd] bewies[en] zu [245vr/ 246rl] §: 4 V[e]rh[ä]lt[ni]ß d[er] Philos[ophie] z[ur] R[e]l[i]g[io]n u[nd] Kirche 4812 F[o]rts[etzung] finden, die Mögl[i]chk[ei]t dazu, b[e]h[au]pt[en] wir, liege i[n] d[er] [men]schl[ichen] Ver[n]u[n]ft - i[m] [men]schl[ichen] G[ei]ste üb[er]h[au]pt - der ei[n] Abbild der ird[i]sch[en] u[nd] überird[i]sch[en] Welt zugl[e]i[c]h ist. 4813 So weit je[n]e Erk[enn]t[n]iß u[nd] Constructi[on] aus d[er] V[ern]u[n]ft u[nd] D[a]rl[e]g[un]g d[urc]hgä[n]g[i]g[er] 4808 „was soll − “ in der Zeile gestrichen. 4809 „d[e]r“ korrigiert durch Überschreibung ursprüngliches „d[e]s“. 4810 Randbemerkung [245vl] : „Wie d[ie]s[e] Ch[ri]stl[i]chk[ei]t [n]i[c]ht s[e]y[n] kann b[e]i d[er] Philos[ophie]“. 4811 Randbemerkung [245vl] : „Wie d[ie]s[e] Ch[ri]stl[i]chk[ei]t s[e]y[n] kann -“. 4812 „5.“ am oberen Seitenrand [245vr] ; „5.“ bezeichnet den Bogen. 4813 Randbemerkung [246rr] : „Aufg[a]be d[er] Philosophie - u[nd] Wesen d[e]s Wiss[e]ns“ <?page no="604"?> 594 Harmonie [m]it d[em] üb[ri]g[en] Dasey[n] geschieht, ist j[ene]s ideale R[e]i[c]h phil[o]s[o]ph[isch] erkannt [,] ist die Wahrh[ei]t i[m] Si[nn]e v[on] Idealität z[ur] Erk[enn]t[n]iß gekomm[en]; so w[e]it j[en]e Erk[enn]t[n]iß noch [n]i[c]ht erl[an]gt ist, so w[e]it ist ab[er] d[er] Gl[au]b[en]si[n]h[a]lt noch d[em] Gl[a]ub[en] all[e]i[n] a[n]hei[m]gestellt. Das Wiß[en] aber stellt si[c]h [n]i[c]ht auf d[en] Gl[a]ub[en], denn d[a]s wäre k[e]i[n] Wiß[en] [me]hr − s[o]nd[ern] auf si[c]h selbst u[nd] auf d[ie] Ve[rn]u[n]ft [,] u[nd] d[a]d[urc]h ist u[nd] bl[e]ibt es Wißen. So w[e]it [n]u[n] d[ie]s[e]s geschieht − so w[e]it wahr[e]s Wiß[en] erla[n]gt wird, ist es all[en]th[a]lb[en] Ei[n]s u[nd] d[a]ss[e]lbe; es gibt i[n] so fern nu[r] Ei[n]e Philosophie; 4814 diej[enige,] die d[a]s Wahre erk[e]nnt u[nd] k[e]i[ne] ch[ri]stl[iche], jüd[i]s[c]he od[er] heidnische; denn v[on] all’ d[ie]s[em] ist dabei [n]i[c]ht die Rede, so[n]d[ern] blos v[on] d[er] g[ei]st[i]g[en] 4815 Natur d[e]s M[en]sch[en,] v[on] d[er] Ver[n]u[n]ft u[nd] ihr[en] Gesetz[e]n, die i[n] all[en] M[en]sch[en] dies[e]lbe ist ih[rem] Wes[en] nach, ni[c]ht bald heid[n]is[c]h, bald jüd[i]sch, bald ch[ri]stl[ich]. All[e]i[n] die [men]schl[iche] Ve[rn]u[n]ft [,] 4816 wenn sie der Phil[o]s[ophie] fähig sey[n] soll, [m]uß bis z[u] ei[nem] gewiß[en] Grade der Vollk[ommen]h[ei]t u[nd] Thät[i]gk[ei]t sch[on] e[n]twickelt, gebildet werd[en], u[nd] d[ie]se E[n]twi[c]kl[un]g u[nd] Bild[un]g geschieht i[n] d[er] R[e]l[i]g[ion] u[nd] d[u]rch sie, u[nd] begi[nn]t [m]it d[em] Glaub[en] u[nd] d[u]rch ihn. Die m[en]schl[iche] Ver[n]u[n]ft [m]it ihr[en] imma[nen]t[en] Forme[n] od[er] besser 4817 Idee[n] beginnt [m]it ei[nem] keimart[i]g[en,] der E[n]twickl[un]g fäh[i]g[en] u[nd] bedürft[i]g[en] Zustande, [m]uß wie alles üb[ri]g[e] Organische zur E[n]twi[c]kl[un]g angeregt werd[en] dur[c]h Einwirk[un]g v[on] Auß[en], nimmt das Dargebotene, historis[c]h Ueberkommene, Positive, wie Nahr[u]ng i[n] sich auf [,] wovon sich ihre imm[anen]te Kr[a]ft u[nd] Art bethätigt u[nd] zur Vollk[ommen]h[ei]t [en]twick[e]lt. Der g[ei]st[i]g[e] Gru[n]d u[nd] Bod[en] [n]u[n], i[n] den d[ie]s[e] e[n]twickl[un]gsb[e]d[ür]ft[i]g[e] Ver[n]u[n]ft eingepfla[n]zt wird, ist die r[e]l[i]g[iö]s[e] Gem[e]i[n]s[c]h[a]ft [,] in der d[er] M[en]s[c]h[en]g[ei]st si[c]h zu bild[en] beginnt, u[nd] die Nahru[n]g der V[e]r[n]u[n]ft ist der Gl[a]ub[en]si[n]halt u[nd] die äuß[ere] Bethät[i]g[un]g ders[e]lb[en] b[e]steht i[n] der (ver[n]ü[n]ft[i]g[en]) Aufnahme der Gl[a]ub[en]slehr[e] durch d[en] Glauben, welch[en,] wie f[r]üher sch[on] b[eme]rkt wurde [,] stets die V[e]r[n]u[n]ft [,] we[nn] au[c]h i[n] leis[en] Anfä[n]g[en] nur, dennoch urth[ei]l[en]d thätig ist u[nd] e[n]ts[c]heid[en]d, obwohl sie hinwied[er]u[m] zu Urtheilsfäh[i]gk[ei]t d[u]rch d[ie]s[e] Gl[a]ub[en]sthät[i]gk[ei]t immer [me]hr erlangt [,] welche Geg[en]seit[i]gk[ei]t ei[n]e dur[c]haus naturgemäße, berecht[i]gte ist. 4818 - Hienach [n]u[n] könn[en] wir au[c]h die Bed[e]ut[un]g des Ch[ri]st[en]th[ums] für die Ph[i]l[o]- 4814 Randbemerkung [246rr] : „Nur Eine Philosophie“. 4815 „g[ei]st[i]g[en]“ über der Zeile. 4816 Randbemerkung [246rr] : „Beding[un]g der Befähig[un]g zur Philos[ophie]“. 4817 „besser“ über der Zeile. 4818 Randbemerkung [246rr] : „D[a]s beschränkt aber d[ie] Selbstständ[i]gk[ei]t d[e]s G[ei]st[e]s [n]i[c]ht, wenn er so i[n] d[er] vollk[ommen]st[en] R[e]l[i]g[ion] d[u]r[c]h Glaub[en] genährt u[nd] gebildet wird - so wenig als du[rc]h Tücht[i]gk[ei]t d[e]s Lehrers die Selbstst[än]d[i]gk[ei]t d[e]s G[ei]st[e]s d[e]s S[c]hülers getilgt wird - i[m] G[e]g[en]th[ei]l -“. <?page no="605"?> 595 sophie bestimm[en] u[nd] anerke[nnen]. Wie das Saam[en]kor[n] u[m] so beßer kei[men], wachs[en] u[nd] Fru[c]ht bri[n]g[en] wird, je beßer der Gru[n]d u[nd] Bod[en] ist, i[n] d[em] es angepflanzt ist, eb[en]so wird die Ver[n]u[n]ft u[m] so bess[e]r si[c]h e[n]twi[c]k[e]l[n], bild[en] u[nd] vervollk[ommnen], je beßer [246rl/ 246vr] d[er] g[ei]stige Gru[n]d u[nd] B[o]d[en], die r[e]l[i]g[iö]s[e] Gem[ein]s[c]h[a]ft ist 4819 [m]it ihr[em] Gl[a]ub[en]sgute 4820 , d[a]s als Nahru[n]g di[enen] soll d[em] ju[n]g[en] G[ei]ste; u[nd] hinwied[e]ru[m] wird u[m] so beßer die V[e]r[n]u[n]ft [a]u[c]h i[m] Sta[n]de sey[n] zu philos[o]phir[en,] phil[o]soph[i]sch zu erkenn[en]. Ist nu[n] d[a]s Ch[ri]st[en]th[um] die vollko[mmen]ste, die absolut vollk[ommene] R[e]l[i]g[ion], so wird d[u]rch dies[e]lb[e] au[c]h die vollko[mmen]ste R[e]l[i]g[ion] mögli[c]h werd[en], wird durch d[a]ss[e]lb[e] die Vernu[n]ft a[m] [me]ist[en] i[n] d[en] Sta[n]d gesetzt wird 4821 zu phil[o]sophir[en]; u[nd] insofer[n] wird d[ie] ch[ri]stl[iche] Philosophie die vollk[ommen]ste sey[n]; nä[m]l[ich] für’s Erste [,] weil a) 4822 d[ie] ch[ri]stl[iche] R[e]l[i]g[ion] 4823 d[a]s vollk[ommen]ste Object der philos[ophischen] Prüfu[n]g d[em] G[ei]ste darbietet [,] b) 4824 dann [,] weil d[u]rch sie d[er] G[ei]st 4825 d[ie] V[e]r[n]u[n]ft am (sic! ) Kraft u[nd] E[n]twickl[un]g am m[e]ist[en] gewo[nnen] hat. Der Charakter der Christl[i]chk[ei]t 4826 kann also [n]i[c]ht i[m] Pri[n]cipe lieg[en] od[er] i[n] d[er] Aufg[a]b[e], sond[ern] i[m] Objecte u[nd] Vorzügl[i]chk[ei]t d[er] Persö[n]l[i]chk[ei]t des Philosophir[en]d[en], die d[u]rch d[a]s Ch[ri]st[en]th[um] dazu befäh[i]gt wurde [,] die eig[en]e Kraft d[e]s G[ei]st[e]s so zu gebr[a]u[c]h[en], d[a]ß ei[n] selbststä[n]d[i]g[es] Wiß[en] zu Sta[n]de ko[mm]t, wie d[ie] Philos[ophie] es ist [.] Die Philos[o]phie ist nä[m]l[ich] M[en]sch[en]werk, ist M[en]s[c]h[en]product; ist der Versuch d[e]s M[en]s[c]h[en]g[ei]st[e]s [,] i[n] d[a]s ideale R[e]i[c]h, i[n] d[ie] ideale Wirkl[i]chk[ei]t forsch[en]d einzudri[n]g[en] u[nd] dass[e]lbe [m]it d[em] eig[nen] Wes[en] u[nd] s[einen] Gesetz[en] i[n] Harmo[n]ie zu bri[n]g[en,] innerl[ich], geist[i]g aus d[ie]s[en] Gesetz[en] aufzubau[en]. Nicht also so ist hiebei 4827 d[ie] ch[ri]stl[iche] Ph[i]los[ophie] zu versteh[en,] als ob aus d[em] Ch[ri]st[en]th[um] irg[en]d ei[n] Satz als u[n]u[m]stößl[iche] Wahrh[ei]t geno[mmen] u[nd] als Quelle u[nd] Crit[e]riu[m] alles Folg[en]d[en] gebr[a]ucht würde, denn d[a]s wäre keine Philosophie − k[e]i[ne] Phil[o]sophie eb[en] da, wo es a[m] m[e]ist[en] dar[a]uf a[n]k[omm]t [,] a[m] Anf[an]ge nä[m]l[ich]; so kann ma[n] ch[ri]stl[iche] Philos[ophie] [n]ur da versteh[en], wo ma[n] d[er] neuen Phil[o]sophie g[e]g[en]über so gelehr[i]g war, gl[e]i[c]h ihr irg[en]d ei[n] Axio[m], irg[en]d ei[nen] Ged[an]k[en], B[e]gr[i]ff [,] B[e]h[au]pt[un]g als Pri[n]cip a[n] 4819 „ist“ über der Zeile. 4820 „ist“ über der Zeile gestrichen. 4821 „wird“ irrtümlich wiederholt. 4822 „a)“ im Nachhinein vor die Zeile gesetzt. 4823 „d[ie] ch[ri]stl[iche] R[e]l[i]g[ion]“ über der Zeile; „sie“ in der Zeile gestrichen. 4824 „b)“ im Nachhinein in die Zeile eingefügt. 4825 Unleserliches Wort in der Zeile gestrichen. 4826 Randbemerkung [246vl] : „D[er] Charakter der Ch[ri]stl[i]chk[ei]t b[e]z[ie]ht si[c]h nicht auf d[a]s Princip -“. 4827 „hiebei“ über der Zeile. <?page no="606"?> 596 die Spitze d[e]s Syst[em]s 4828 zu stell[en] u[nd] v[on] da a[n] fortzuphilosophir[en] − ei[n] Verfahr[en,] das i[n] [n]i[c]hts a[n]der[m] b[e]steht, als d[a]ß man (? ) [m]it etwas selbst Unbegrü[n]det[em,] weil a[n] k[e]i[nem] Pri[n]cip zu Meß[en]d[en], begi[nn]t, also ei[n] Urtheil 4829 der g[a]nz[en] Phil[o]sophie zu Gru[n]de legt. Nach uns[erer] Auff[a]ß[un]g k[omm]t aber ch[ri]stl[iche] Philosophie [n]i[c]ht d[u]rch irg[e]nd ei[nen] Gl[a]ub[en]ssatz als Pri[n]cip zu St[a]nde, s[on]d[ern] dur[c]h die ch[ri]stl[ich] gebildete u[nd] vervollk[ommne]te Ver[n]u[n]ft, die d[a]d[u]rch a[n] Selbstst[än]d[i]gk[ei]t gar [n]i[c]hts aufzugeb[en] br[a]u[c]ht, i[m] G[e]g[en]th[ei]l [,] nothw[en]d[i]g[e]r Weise Zugewi[nn] hab[en] [m]uß u[nd] [n]u[n] i[m] Gefühle d[ie]s[e]r gew[onnenen] Kr[a]ft u[nd] Selbststä[n]d[i]gk[ei]t die Fors[c]h[un]g beginnt. D[ie]s[e] Ver[n]u[n]ft selbst aber ist ihr[em] Wes[en] u[nd] ih[rem] Gesetz nach b[e]i all[en] M[en]s[c]h[en], Völk[ern] u[nd] R[e]l[i]g[ionen] dies[e]lbe, u[nd] [246vr/ 247rl] d[ie]s[e]s ist b[e]i d[er] Phil[o]sophie d[a]s E[n]tscheid[en]de, d[a]s [,] was eig[en]tl[ich] d[en] Charakter der Phil[o]sophie b[e]grü[n]det. Die B[e]zei[c]h[n]u[n]g ch[ri]stl[iche, griechische 4830 , heid[n]isch[e], jüdische Philosophie b[e]zieht si[c]h nur auf d[en] Gru[n]d u[nd] Bod[en,] auf d[em] die Phil[o]sophie erwachsen ist, [n]i[c]ht aber auf d[a]s Princip − de[nn] d[ie] gri[ec]h[i]s[c]he od[er] jüd[i]s[c]he od[er] ch[ri]stl[iche] Ver[n]u[n]ft ist wes[en]tl[ich] überall dies[e]lbe, [n]ur verschied[en] gebildet, genährt [.] − Es k[omm]t aber ni[c]ht d[urc]h d[ie] Nahru[n]g der Ver[n]u[n]ft d[ie] Phil[o]s[o]phie zu Sta[n]de [,] s[on]d[ern] d[urc]h d[ie] gewährte Kr[a]ft u[nd] Potenz. Dabei kann ma[n] also 4831 ganz wohl gelt[en] laß[en,] d[a]ß d[ie] Ver[n]u[n]ft all[e]i[n] d[u]rch d[a]s Ch[ri]st[en]th[um] fähig werde [,] wahre Philosophie herzustell[en] u[nd] d[a]ß also ch[ri]stl[iche] Phil[o]sophie i[n] d[ie]s[em] Si[nn]e die ei[n]zig wahre sey u[nd] nur d[u]rch d[a]s Ch[ri]st[en]th[um] d[ie]se mögli[c]h werde; denn[oc]h ist es [n]i[c]ht d[a]s Ch[ri]st[en]th[um], au[c]h [n]i[c]ht der Gl[a]ube u[nd] Gl[a]ub[en]si[n]halt [,] der d[ie]se Phil[o]sophie zu Sta[n]de bri[n]gt [,] sond[ern] ei[n]zig die [men]schl[iche] Ver- [n]u[n]ft ist es [,] welche d[ie] Philosophie, hervorbri[n]gt. So viel mag genüg[en], u[m] Ansprü[c]he zu berichtig[en], d[em] si[c]h selbst u[n]klar[en] Kokettir[en] [m]it ch[ri]stl[icher] Phil[o]sophie od[er] Gl[a]ub[en]s-Phil[o]s[o]phie od[er] positiver Phil[o]sophie ei[n] E[n]de zu mach[en] od[er] w[en]igst[en]s nach s[einem] wahr[en] W[e]rthe zu würd[i]g[en] − u[nd] anders[ei]ts je[ne]s hoch[m]üth[i]ge Gebahr[en] zu schätz[en], das d[em] Ch[ri]st[en]th[um] [n]i[c]hts zu verda[n]k[en] 4828 „d[e]s Syst[em]s“ über der Zeile. 4829 „Urtheil“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Vorurtheil“. 4830 „griechische“ über der Zeile. 4831 „also“ über der Zeile. <?page no="607"?> 597 weiß, s[on]d[ern] alles aus si[c]h selbst heraus hervortr[e]ib[en] will − i[n] d[er] That aber nur Aufgeblas[en]h[ei]t ist. 4832 [247rl/ 247vr] 4832 Unter der Zeile: „Doch [,] wie sch[on] b[eme]rkt [,] d[ie] Rechte b[ei]der Mächte si[n]d nur ethis[c]h auszugl[e]i[c]h[en] -“. Randbemerkung [247rr/ 247vl] : „NB [: ] We[nn] d[ie] G[r]u[n]dsätze d[e]r Hierar[c]hie zu st[ren]ge gelt[en]d gema[c]ht w[e]rd[en] - dann zerstört sie si[c]h selbst - da[nn] [m]uß sie sterb[en] a[m] eig[nen] ‚Allzuviel’ [.] - Ja [,] d[a]s Ch[ri]st[en]th[um] hat da[nn] gar k[e]i[n] Re[c]ht d[e]s B[e]st[e]h[en]s [me]hr, hat Unr[ec]ht v[on] A[n]fang a[n] d[em] Jud[en]thu[m] g[e]g[en]über, w[e]il Ch[ri]st[u]s v[on] d[e]r göttl[ichen] Auctorität d[e]s A[lten] T[estamentes] ni[c]ht anerka[nn]t [,] s[on]d[ern] verurth[ei]lt word[en] ist [.] - Ch[ri]st[u]s war dann nur auf (sic! ) Aufrührer geg[en] s[eine] Obrigk[ei]t, ei[n] Häretiker, der [m]it R[ec]ht verurth[ei]lt word[en] ist - nach G[r]u[n]dsätz[en] wie die hyperhierarchis[c]h[en] si[n]d. Chr[istus] lehrte die Wahrh[ei]t [.] - Aber wer hatt[e] d[enn] zu prüf[en,] ob ... (? ) Wahrh[ei]t sey? D[a]s ... (? ) der off[ene] Si[nn] d[e]ss[e]lb[en] di[e] Wiß[en]sch[a]ft? Nun - nach d[ie]s[en] hyperhierar[c]h[ischen] G[r]u[n]dsätz[en] - ei[n]zig u[nd] all[e]i[n] die P[rie]ster u[nd] S[c]hr[i]ftgelehrt[en.] - Chr[istus] that Wunder zur B[e]gl[a]ub[i]g[un]g. Aber wer hatte zu prüf[en], ob es wirkl[ich] Wu[n]der war[en] u[nd] [n]i[c]ht Sata[n]swerke? - Wiederu[m] einzig u[nd] all[e]i[n] die Hoh[en]priester - die rechtmäß[i]g[e] g[ö]ttl[iche] Auctorität. Und d[ie]se sagt[en], d[ie]se Wu[n]der si[n]d [n]i[c]ht ä[c]ht, bew[e]is[en] also [n]i[c]hts [: ] - Waru[m]? [247rr/ 247vl] weil (sic! ) sie gewi[r]kt si[n]d für ei[n]e Lehre, die wir [n]i[c]ht anerk[ennen], u[nd] g[e]g[en] d[ie] rechtmäßige Auctorität geri[c]htet si[n]d. Das thut d[ie] hierar[c]h[ische] Auct[or]it[ä]t jetzt n[oc]h gerade so [.] - Wu[n]der werd[en] [n]i[c]ht als [„unecht“ in der Zeile gestrichen] ächt anerka[nn]t v[on] Irrl[e]hr[ern], v[on] solch[en,] die der r[ec]ht[m]äß[i]g[en] Auctorität irg[en]dwie widerstreit[en.] Nach äh[n]l[ichen] G[r]u[n]dsätz[en] k[onn]te au[c]h d[ie] jüd[i]sche Hierar[c]hie sag[en: ] Christi Wu[n]der si[n]d [n]i[c]ht wahre [,] weil sie u[n]s u[nd] u[n]s[erer] Auctorität e[n]tg[e]g[en] si[n]d u[nd] si[c]h [n]i[c]ht füg[en]. - Das ist d[ie] ei[n]fa[c]he Folg[e]ru[n]g aus d[em] hyperhierar[c]h[ischen] Princip - d[a]s alle F[rei]h[ei]t d[e]s D[en]k[en]s, Forsch[en]s, alle Berecht[i]g[un]g der Wiß[en]s[c]h[a]ft vernicht[en] will [.] - Es ka[nn] [n]i[c]ht s[e]y[n.] - Fr[e]ie Forsch[un]g - fr[e]i[e]s Urth[ei]l und Auctorität - bedi[n]g[en] si[c]h geg[en]seit[i]g [.] - (ad Das hyperhierarch[ische] Pri[n]cip u[nd] die Wiss[en]s[c]haft) Auctorität u[nd] Wiß[en]s[c]h[a]ft si[n]d zw[e]i coordinirte Mächte d[e]s Leb[en]s, die si[c]h g[e]g[en]seit[i]g anerk[ennen] [m]üß[en], der[en] Grä[n]z[en] aber s[c]hwa[n]k[en]d u[nd] str[e]it[i]g wie zw[i]sch[en] K[irc]he u[nd] Staat [.] - Es gibt k[e]i[n]e a[n]dere Ausgl[e]i[c]h[un]g als ei[n]e ethische, g[e]g[en]s[e]it[i]g[er] Anerk[enn]u[n]g, geg[en]seit[i]g[en] Vertrau[en]s - oder geg[en]s[e]it[i]g[er] U[n]t[er]drück[un]g [.] - Aber d[a]s ist ei[n] abnor[me]s V[e]rhält[n]iß [.] -“ Darunter die weitere Randbemerkung [247vl] : „NB [: ] Man könnte sag[en], d[ie] Begl[a]ub[i]g[un]g Christi grü[n]de si[c]h auf d[en] Verheißu[n]g[en], Prophetie [.] - Wohl, aber war d[a]s Synedriu[m] [n]i[c]ht au[c]h Bewahrerin der V[e]rheiß[un]g[en] u[nd] Interpret u[nd] d[a]h[er] au[c]h Beurth[ei]ler d[e]r Erfüll[un]g[en.] - - Ja [,] noch [me]hr - G[o]tt spr[ac]h: Mich geräut etc. - dann wieder, er w[e]rd[e] s[e]i[n] Volk nie verlaß[en] etc. [,] u[nd] doch ist es trotzd[em] ges[c]heh[en.] - Also B[e]s[c]hlüße G[o]tt[e]s si[n]d geändert nach d[en] [„h[ei]l[igen]“ über der Zeile] Urku[n]d[en] ... (? ) Kirche es i[n] B[e]zug auf d[as] Ch[ri]st[en]th[um] ... (? ) gerade so ges[c]heh[en]? “ <?page no="609"?> 599 C. A NHANG I. Frohschammers Lehrveranstaltungen an der Universität München (1850-1893) Im Wintersemester 1850/ 51 kündigte Frohschammer eine Vorlesung „Dogmengeschichte in Verbindung mit Patrologie“ an. 4833 Die weiteren Ankündigungen finden sich in den einschlägigen Vorlesungsverzeichnissen der Universität München von Sommersemester 1851 bis Sommersemester 1893: Sommersemester 1851: Religionsphilosophie Wintersemester 1851/ 52: 1. Enzyklopädie des theologischen Studiums 2. Dogmengeschichte Sommersemester 1852: 1. Religionsphilosophie 2. Pädagogik Wintersemester 1852/ 53: Religionsphilosophie Sommersemester 1853: Pädagogik Wintersemester 1853/ 54: 1. Religionsphilosophie 2. Über einzelne schwierige Fragen aus dem Gebiete der Philosophie und Dogmatik Sommersemester 1854: 1. Pädagogik 2. Religionsphilosophie Wintersemester 1854/ 55: 1. Pädagogik 2. Über einzelne schwierige Fragen aus dem Gebiete der Philosophie und Dogmatik Sommersemester 1855: 1. Religionsphilosophie 2. Über Aufgabe, Prinzip und Methode der Philosophie (Fortsetzung) Wintersemester 1855/ 56: 1. Theologische Enzyklopädie 2. Pädagogik 3. Psychologische Anthropologie, Logik und Metaphysik Sommersemester 1856: 1. Religionsphilosophie 2. Über einzelne schwierige Thesen aus dem Gebiete der Metaphysik Wintersemester 1856/ 57: 1. Einleitung in das akademische Studium 2. Psychologie, Logik und Metaphysik 3. Pädagogik 4833 Frohschammers Ankündigung vom 2.11.1850, Universitätsarchiv München, Sign.: E II 447, Personalakt Frohschammer. <?page no="610"?> 600 Sommersemester 1857: 1. Religionsphilosophie 2. Geschichte der Philosophie des Mittelalters und der neueren Zeit 3. Pädagogik Wintersemester 1857/ 58: 1. Einleitung in das akademische Studium 2. Psychologie, Logik und Metaphysik Sommersemester 1858: 1. Religionsphilosophie 2. Geschichte der Philosophie des Mittelalters und der neueren Zeit 3. Pädagogik Wintersemester 1858/ 59: 1. Einleitung in das akademische Studium 2. Psychologie, Logik und Metaphysik 3. Geschichte der Philosophie des Altertums Sommersemester 1859: 1. Religionsphilosophie 2. Geschichte der Philosophie des Mittelalters und der neueren Zeit 3. Pädagogik Wintersemester 1859/ 60: 1. Einleitung in das akademische Studium 2. Psychologie, Logik und Metaphysik 3. Geschichte der Philosophie des Altertums Sommersemester 1860: 1. Religionsphilosophie 2. Pädagogik 3. Naturphilosophie Wintersemester 1860/ 61: 1. Einleitung in das akademische Studium 2. Psychologie, Logik und Metaphysik 3. Naturphilosophie Sommersemester 1861: 1. Religionsphilosophie 2. Naturphilosophie 3. Über Philosophie der Geschichte Wintersemester 1861/ 62: 1. Einleitung in das akademische Studium 2. Psychologie, Logik und Metaphysik 3. Geschichte der Philosophie 4. Über Philosophie der Geschichte Sommersemester 1862: 1. Religionsphilosophie 2. Pädagogik 3. Conversatorium Wintersemester 1862/ 63: 1. Einleitung in das akademische Studium 2. Psychologie, Logik und Metaphysik 3. Geschichte der Philosophie <?page no="611"?> 601 Sommersemester 1863: 1. Religionsphilosophie 2. Naturphilosophie Wintersemester 1863/ 64: 1. Einleitung in das akademische Studium 2. Psychologie, Logik und Metaphysik 3. Geschichte der griechisch-römischen Philosophie Sommersemester 1864: 1. Naturphilosophie 2. Religionsphilosophie 3. Übungen Wintersemester 1864/ 65: 1. Einleitung in das akademische Studium 2. Psychologie, Logik und Metaphysik 3. Geschichte der Philosophie Sommersemester 1865: 1. Religionsphilosophie 2. Naturphilosophie 3. Über die Philosophie Spinozas Wintersemester 1865/ 66: 1. Einleitung in das akademische Studium, Psychologie, Logik und Metaphysik 2. Geschichte der Philosophie 3. Übungen Sommersemester 1866: 1. Naturphilosophie 2. Religionsphilosophie 3. Über Philosophie der Geschichte Wintersemester 1866/ 67: 1. Einleitung in das akademische Studium 2. Enzyklopädie der Philosophie 3. Geschichte der Philosophie Sommersemester 1867: 1. Geschichte der Philosophie 2. Psychologie Wintersemester 1867/ 68: 1. Einleitung in das akademische Studium, Psychologie, Logik und Metaphysik 2. Geschichte der Philosophie Sommersemester 1868: 1. Naturphilosophie 2. Metaphysik (Schluß) Wintersemester 1868/ 69: 1. Einleitung in das akademische Studium, Psychologie, Logik und Metaphysik 2. Geschichte der Philosophie 3. Philosophisches Conversatorium Sommersemester 1869: 1. Naturphilosophie 2. Geschichte der Philosophie Wintersemester 1869/ 70: - keine Ankündigungen - Sommersemester 1870: 1. Naturphilosophie 2. Geschichte der Philosophie <?page no="612"?> 602 Wintersemester 1870/ 71: 1. Einleitung in das akademische Studium 2. Psychologie, Logik und Metaphysik 3. Geschichte der Philosophie Sommersemester 1871: 1. Naturphilosophie 2. Geschichte der Philosophie Wintersemester 1871/ 72: 1. Einleitung in das akademische Studium, Psychologie, Logik und Metaphysik 2. Geschichte der Philosophie Sommersemester 1872: 1. Naturphilosophie 2. Geschichte der Philosophie Wintersemester 1872/ 73: 1. Einleitung in das akademische Studium 2. Enzyklopädie der Philosophie (mit Einschluß der Logik) 3. Geschichte der Philosophie Sommersemester 1873: 1. Naturphilosophie 2. Geschichte der Philosophie Wintersemester 1873/ 74: 1. Einleitung in das akademische Studium 2. Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften mit Einschluß der Logik 3. Geschichte der Philosophie Sommersemester 1874: 1. Naturphilosophie 2. Geschichte der Philosophie 3. Über die Kant’sche Philosophie (Schluß) Wintersemester 1874/ 75: 1. Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften, mit Einschluß der Logik 2. Geschichte der Philosophie 3. Über die Kant’sche und Schopenhauer’sche Philosophie Sommersemester 1875: 1. Naturphilosophie 2. Geschichte der Philosophie Wintersemester 1875/ 76: 1. Enzyklopädie der Philosophie (mit Logik) 2. Geschichte der Philosophie 3. Über die Philosophie des Spinoza und Leibniz Sommersemester 1876: 1. Naturphilosophie 2. Geschichte der Philosophie Wintersemester 1876/ 77: 1. Enzyklopädie der Philosophie mit Einschluß der Logik 2. Geschichte der Philosophie 3. Über die Kant’sche und Schopenhauer’sche Philosophie Sommersemester 1877: 1. Naturphilosophie 2. Geschichte der Philosophie <?page no="613"?> 603 Wintersemester 1877/ 78: 1. Enzyklopädie der Philosophie mit Einschluß der Logik 2. Geschichte der Philosophie 3. Über die Philosophie von Spinoza und Leibniz Sommersemester 1878: 1. Naturphilosophie 2. Geschichte der Philosophie Wintersemester 1878/ 79: 1. System der Philosophie (mit Einschluß der Logik) 2. Geschichte der Philosophie 3. Über die Kant’sche und Schopenhauer’sche Philosophie Sommersemester 1879: 1. Naturphilosophie 2. Geschichte der Philosophie Wintersemester 1879/ 80: 1. Logik und Enzyklopädie der Philosophie 2. Geschichte der Philosophie 3. Über einzelne philosophische Probleme Sommersemester 1880: 1. Geschichte der Philosophie 2. Über einzelne philosophische Probleme Wintersemester 1880/ 81: 1. Enzyklopädie der Philosophie mit Logik 2. Geschichte der Philosophie 3. Über einzelne philosophische Probleme Sommersemester 1881: 1. Geschichte der Philosophie 2. Über einzelne philosophische Probleme Wintersemester 1881/ 82: 1. Enzyklopädie der Philosophie mit Logik 2. Geschichte der griechisch-römischen Philosophie 3. Über einzelne philosophische Probleme Sommersemester 1882: 1. Geschichte der Philosophie 2. Philosophische Übungen Wintersemester 1882/ 83: 1. Enzyklopädie der Philosophie (mit Einleitung ins akademische Studium) 2. Geschichte der griechisch-römischen Philosophie 3. Philosophische Übungen Sommersemester 1883: 1. Geschichte der Philosophie 2. Philosophische Übungen Wintersemester 1883/ 84: 1. Enzyklopädie der Philosophie und Logik. Einleitungsweise vorher: Über akademisches Studium und Leben 2. Geschichte der Philosophie 3. Philosophische Übungen Sommersemester 1884: 1. Geschichte der neueren Philosophie 2. Philosophische Übungen <?page no="614"?> 604 Wintersemester 1884/ 85: 1. Enzyklopädie der Philosophie mit Logik. Einleitungsweise vorher: Über akademisches Studium und Leben 2. Geschichte der Philosophie 3. Philosophische Übungen Sommersemester 1885: 1. Geschichte der Philosophie 2. Philosophische Übungen Wintersemester 1885/ 86: 1. Geschichte der Philosophie vom Anfang bis auf die neuere Zeit (Kant) 2. System der Philosophie im Umriß Sommersemester 1886: 1. Geschichte der neueren Philosophie 2. Philosophische Übungen Wintersemester 1886/ 87: 1. Geschichte der Philosophie vom Anfang bis zur neuen Zeit (Kant) 2. System der Philosophie im Umriß Sommersemester 1887: 1. Geschichte der neueren Philosophie 2. Philosophische Übungen Wintersemester 1887/ 88: 1. Geschichte der Philosophie vom Anfang bis zur neuen Zeit (Kant) 2. System der Philosophie im Umriß Sommersemester 1888: Geschichte der Philosophie Wintersemester 1888/ 89: 1. System der Philosophie im Umriß 2. Philosophische Übungen Sommersemester 1889: 1. Geschichte der Philosophie 2. Philosophische Übungen Wintersemester 1889/ 90: 1. System der Philosophie im Umriß (Enzyklopädie) 2. Philosophische Übungen Sommersemester 1890: Geschichte der neueren Philosophie Wintersemester 1890/ 91: 1. System der Philosophie im Umriß (Enzyklopädie) 2. Philosophische Übungen Sommersemester 1891: 1. Geschichte der Philosophie 2. Philosophische Übungen Wintersemester 1891/ 92: 1. System der Philosophie im Umriß (Enzyklopädie) 2. Philosophische Übungen Sommersemester 1892: - keine Ankündigungen - Wintersemester 1892/ 93: 1. System der Philosophie im Umriß (Enzyklopädie) 2. Philosophische Übungen Sommersemester 1893: - keine Ankündigungen - <?page no="615"?> 605 II. Namenregister Abaelardus, Petrus 235 Ambrosius 392 Anselm von Canterbury 234, 236, 391, 392 Antoninus Pius 410 Aristoteles 72, 92, 129, 130, 231, 334, 392, 407, 524 Athanasius 392 Augustinus, Aurelius 131, 261, 368, 384, 391, 392, 408, 449, 461, 470 Baader, Franz von 60, 61, 243 Basilius d. Gr. 422 Bauer 572 Bauer, Bruno 59 Baur, Ferdinand Christian 61, 351 Berkeley, George 319 Betz, Hans Dieter 3 Billroth, Gustav 60 Böhme, Jakob 153 Bonald, Louis Gabriel Ambroise 567 Bosl, Karl 3 Browning, Don S. 3 Chalybaeus, Heinrich Moritz 60, 515, 544, 559 Cicero, Marcus Tullius 415 Constant, Benjamin 61 Coreth, Emerich 3 Creuzer, Georg Friedrich 61 Cyprian von Karthago 461, 470 Cyrill von Jerusalem 392 Dammann 156 Daub, Karl 351 Daumer, Georg Friedrich 59 Davy, Humphry 130 De Wette, Wilhelm Martin Geberecht 60 Descartes, René 69, 112, 236, 335, 336, 546 Döllinger, Johann Joseph Ignaz von 4 Drey, Johann Sebastian von 61 Drobisch, Moritz Wilhelm 142 Eckermann, Karl 61 Ephrem 392 Erdmann, Johann Eduard 142 Eschenmayer, Carl August 60 Fénelon, François de Salignac de la Mothe 448 Feuerbach, Ludwig 59, 61, 79, 121, 122, 215, 329, 385, 568 Fichte, Immanuel Hermann 60, 351 Fichte, Johann Gottlieb 44, 69, 72, 196, 239, 319, 474, 475, 501, 502, 503, 518, 522 Fischer, Karl Philipp 351 Flourer 418 Frauenstädt, Julius 142, 351, 529 Fries, Heinrich 3 Frohschammer, Jakob 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 15, 16, 17, 18, 20, 21, 22, 23, 87, 486, 526, 598 Fuchs, Bernhard 6 Gaunilo 236 Gautama Siddharta 107 Germanicus 410 Goethe, Johann Wolfgang von 124, 134, 200, 368, 404 Görres, Johann Joseph 61 Gregor von Nazianz 392 Gregor von Nyssa 391, 392 Günther, Anton 60, 61, 127, 138, 279, 567 Haneberg, Daniel Bonifatius 6 Hausl, Rudolf 3 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 60, 69, 126, 134, 156, 168, 169, 196, 208, 220, 229, 239, 284, 286, 299, 474, 475, 502, 503, 508, 512, 520, 522, 525, 526, 529, 555, 567, 575 Helmholtz, Hermann 415 Hermes Trismegistos 107 Herodot 174 Hieronymus 131, 392, 470 Hinrichsen, Adolf 3 Irenäus von Lyon 392, 461 Jacobi, Friedrich Heinrich 151, 153, 223 Janowski, Bernd 3 Johannes Chrysostomus 391, 461 Johannes Scotus Eriugena 248 Jüngel, Eberhard 3 Kant, Immanuel 72, 74, 196, 208, 209, 235, 236, 237, 238, 317, 319, 382, 421, 474, 501, 520, 559, 562, 601, 602, 603 Kasper, Walter 3 <?page no="616"?> 606 King, William 351 Klee, Heinrich 392 Kolumbus, Christoph 458 Konfuzius 107, 118, 191 Kröger, Johann Christoph 351 Kuhn, Johann Evangelist von 60, 61 Lachner, Raimund 3, 4, 5, 6, 10, 87 Lalande, Joseph Jérôme 239 Lange, Johann Peter 142 Leibniz, Gottfried Wilhelm 231, 319, 335, 601, 602 Liebig, Justus von 572 Lucretius 113 Lyell 306 Malebranche, Nicolas 336 Michelis, Friedrich 567 Mohammed 118, 525 Möhler, Johann Adam 204 Müller, Julius 130, 351, 380 Müller, Rainer Albert 3 Neidl, Walter M. 3 Noack, Ludwig 60 Oersted, Hans Christian 374, 377 Origenes 5, 130, 131, 277, 369, 392, 422, 461, 470 Pahud de Mortanges, Elke 5 Papius, Casparus 21, 486 Permaneder, Franz Michael 6 Pfligersdorffer, Georg 3 Philon von Alexandrien 288 Pius IX. 4, 17, 87 Platon 72, 130, 174, 196, 395, 417, 559, 575 Prantl, Karl 371 Protagoras 113 Quinet, Edgar 61 Rapp 61 Reithmayr, Franz Xaver 6, 7 Rettberg, Friedrich Wilhelm 60, 61 Rietter, Anton 512 Ritter 514 Romang, Johann P. 351 Rothe, Richard 351 Rousseau, Jean-Jacques 167 Ruge, Arnold 59 Sabellius 6 Sajan 410 Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph 59, 60, 69, 72, 74, 130, 156, 189, 194, 196, 239, 243, 283, 318, 319, 372, 380, 488, 502, 503, 559, 562, 565 Scherr, Gregor von 4, 18, 87 Schiller, Friedrich von 28, 277 Schleiden, Matthias Jacob 195 Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 61, 153, 259, 260, 261, 428 Schloßer, Friedrich Christoph 410 Schopenhauer, Arthur 319, 601, 602 Schwaiger, Georg 3 Schwarz, Karl 60 Sengler, Jakob 60, 61 Sigwart, Christoph 351 Simonis, Walter 3 Sokrates 169, 214 Sòlon 118 Spinoza, Baruch de 5, 110, 239, 278, 299, 318, 319, 356, 366, 474, 551, 600, 601, 602 Staudenmaier, Franz Anton 60, 61 Steffens, Henrik 60, 565 Strauß, David Friedrich 280, 399 Stuhr, Peter Feddersen 61 Tertullian 179, 391 Thomas von Aquin 95, 231, 290, 303, 422 Tiberius 410 Trendelenburg, Friedrich Adolf 319, 526 Ulrici, Hermann 60, 515, 526, 529, 553 Unterburger, Klaus 3 Vatke, Wilhelm 351 Vespasian 410 Vogt, Carl 284, 321, 324 Weisse, Christian 60 Wirth 544 Wirth, Johann Ulrich 60 Wolff, Christian 566 Wuttke, Karl Friedrich Adolf 61 Zeller, Eduard 351 Zoroaster 107, 118, 181, 191 <?page no="617"?> 607 III. Sachregister a priori konstruieren 36, 44, 46, 48, 71, 77, 105, 111, 301, 389, 412, 490, 502, 503, 506, 507, 516, 518, 523, 532, 533, 543, 544, 559, 575 Abbeville 306 Abbild 53, 82, 254, 257, 260, 274, 280, 287, 334, 347, 348, 497, 517, 593 Abbild der Ewigkeit 274, 287 Abbild der Gottesidee 127 Abbild des Gottesgeistes 128 Abbild des Göttlichen 578 Abbild Gottes 64, 82, 128, 323, 531, 586 Abbild von Gott 348 Abbild, lebendiges 127, 128, 531 Abendland 298 Aberglaube 26, 28, 29, 30, 95, 142, 143, 155, 161, 162, 169, 172, 183, 184, 185, 218, 219, 443, 487, 587 abergläubig 487 abergläubisch 191, 344 Abfall 171, 181, 382, 383, 384 Abfall des Menschen 381, 382 Abfall vom Guten 364 Abfallen 464 Abhängigkeitsgefühl 262 Abhängigkeitsgefühl, menschliches 259 Abhängigkeitsgefühl, schlechthinniges 262 Abraham 102, 115, 206 absolut 42, 72, 169, 188, 220, 226, 229, 231, 233, 235, 236, 242, 245, 246, 247, 252, 254, 259, 263, 270, 271, 272, 273, 274, 275, 276, 277, 285, 294, 295, 299, 300, 303, 317, 323, 347 , 360, 361, 369, 373, 380, 383, 384, 388, 390, 410, 414, 432, 438, 458, 499, 503, 509, 512, 517, 519, 526, 528, 529, 544, 549, 553, 554, 562, 567, 573, 582, 583, 584, 587, 590 absolut, relativ 372, 375 Absoluter 247 Absolutes 32, 73, 85, 109, 110, 111, 129, 188, 193, 194, 222, 226, 228, 229, 232, 247, 251, 259, 263, 273, 274, 277, 283, 284, 285, 286, 290, 294, 295, 298, 299, 300, 301, 302, 303, 310, 317, 318, 497, 503, 512, 517, 519, 522, 525, 529, 530, 531, 533, 542, 543, 544, 546, 550, 551, 552, 555, 561, 563, 564, 566, 569, 570, 573, 574, 575, 576, 582, 583, 586 Absolutes, objektives 542 Absolutes, pantheistisches 284 Absolutes, persönliches 286 Absolutes, relativ 360 Absolutes, subjektives 542 Absolutes, vollkommen 360 Absolutheit VII, 241, 242, 247, 251, 256, 262, 264, 265, 268, 269, 272, 274, 275, 278, 286, 295, 303, 312, 317, 414, 583 Absolutheit Gottes 247, 261, 273, 437 Absolutheit, relative 414 Abstraktionsvermögen, leeres 92 Absurdität 154 Achamatti 393 actus 384, 462, 570 actus purus 243 Adam 392 Adam, zweiter 392 Afrika 24, 99, 462 Ägypten 157, 175, 177, 194 Ägypter 107, 130, 178, 179, 180 ahnen 56, 99, 100, 102, 103, 169, 175, 534, 550, 561, 578, 584, 588 Ahnen 125, 411 Ahnung 76, 99, 103, 104, 108, 149, 150, 159, 173, 174, 183, 191, 244, 416, 444, 446, 517, 534 Ahnung der Gottheit 159 Ahnung des Göttlichen 150, 191, 192, 578 Ahnung eines Erhabenen 99 Ahnung eines Göttlichen 99 Ahnung eines Übersinnlichen 123 Ahnung eines Unsichtbaren 99, 100 Ahnung Gottes 158, 175, 581 Ahnung, religiöse 106, 151 Ahriman 181 Akademie 96 Akademischer Senat 7 akademisches Studium 598, 599, 600, 601, 602, 603 <?page no="618"?> 608 Aktualität 133, 134, 136, 137, 141, 168, 271 Akzidens 383, 522 Albigenser 298 Alexandrien 288 Alhadir 179 alleinseligmachend 470 Allervollkommenstes 85 Allgegenwart 244, 245, 246 Allgegenwart Gottes 244, 245, 246 allgegenwärtig 246, 247, 316 Allgeist 403 Allgemeinbegriff 321, 388, 520 Allgemeines 55, 183 Allgemeinheit 330 allgerecht 370 allgütig 370 Allmacht 246, 252, 253, 254 Allmacht Gottes 254, 422 Allmacht, göttliche 250, 278, 353, 367 allmächtig 254, 279, 503 Allpersönlichkeit 280, 284 allweise 370 Allwirksamkeit, göttliche 353, 367 allwissend 353, 503 Allwissenheit 247, 250, 353, 438 Allwissenheit Gottes 438 Allwissenheit, göttliche 247, 353, 368 Alter Bund 108, 288, 472 Altertum 28, 31, 61, 68, 113, 162, 168, 169, 179, 192, 195, 205, 206, 207, 214, 298, 342, 425, 469, 473, 493, 541 Altertum, ägyptisches 25 Altertum, christliches 58, 130 Altertum, frühestes 115 Altertum, grauestes 434 Altertum, indisches 25 Altertum, klassisches 463 Altes Testament 141, 206, 208, 209, 214, 287, 288, 332, 342, 370, 597 altkatholisch 4 Amerika 99, 245, 305, 481 Amerikaner 102 Amschaspand 181, 327 Amt 88 Amt, geistliches 477 Amun 179 Analoges 244 Analogie 241, 242, 245, 571, 572 Analogisches 241 analytisch 48, 55, 248, 571, 572 Anarchie 475, 476 anbeten 59, 385 Anbetung 59, 161 ancilla theologiae 3 Andersdenkender 467 Andersglaubender 459 Anlage 38, 49, 64, 117, 123, 124, 125, 126, 127, 128, 129, 130, 133, 135, 136, 137, 138, 149, 166, 187, 202, 286, 345, 354, 358, 402, 419, 420, 495, 528, 549, 550 Anlage zum Bewußtsein 286 Anlage zur Erkenntnis 202 Anlage zur Persönlichkeit 286 Anlage zur Religion 75, 122, 123, 125, 128, 136 Anlage, angeborene 52 Anlage, entwickelte 138 Anlage, geistige 148 Anlage, innere 81, 149 Anlage, religiöse VI, 18, 51, 52, 56, 58, 64, 65, 122, 123, 124, 126, 129, 131, 133, 134, 135, 137, 142, 143, 150, 151, 154, 155, 156, 191, 531, 546 Anlage, vernünftige 541 Anschauung 38, 60 Anschauung, christliche 461 Anschauung, innere 434, 468 Anschauung, religiöse 425, 428, 434 Anschauung, sinnliche 401 Anschauungsform 501 Anschauungsweise, religiöse 430 Ansicht VIII, 23, 27, 30, 35, 36, 87, 116, 119, 121, 122, 127, 129, 130, 131, 138, 156, 166, 167, 168, 169, 176, 189, 193, 197, 200, 218, 240, 260, 261, 277, 291, 292, 296, 297, 298, 309, 310, 312, 316, 320, 323, 335, 336, 352, 353, 354, 355, 356, 366, 370, 380, 393, 414, 426, 427, 433, 435, 436, 441, 466, 468, 481, 486, 494, 512, 565, 568, 571, 576 Ansicht, naturalistische 58 Ansicht, religionsphilosophische 58 <?page no="619"?> 609 Ansicht, religiöse 24 Ansicht, subjektive 461 Ansicht, traditionalistische 58 Anthropologie 489, 535 anthropologisch 211, 324, 325 Anthropologismus 59 Anthropomorphismus 278 anthropomorphistisch 43, 288 anthropozentrisch 156 Antiochia, Synode von 6 Antipathie 25 Antithese 575 Äon 393 Äon, göttlicher 393 Apokatastasis 409 Apologetik 61, 200, 205, 211 Apostel 460 Apostolisches Glaubensbekenntnis 461 apriorisch 505, 506, 507, 514, 518, 524, 527, 528, 531, 532, 562, 572 Apriorisches 74 aprioristisch 571 Araber 118, 400 Arche Noah 470 Arglist 156 aristotelisch 92, 93, 330 Arzneikunde 194 aseitas 242, 372 Aseität VII, 242, 243, 373 Aseität, relative 373, 375 Asiat 305 Asien 24, 102, 107, 174, 245, 462 Askese 435 Ästhetik 34, 160 ästhetisch 186, 191, 192, 348 Astrologie 130, 353 Astronom 145, 146, 148 Astronomie 74, 90, 214, 220, 240, 305 astronomisch 305 Atheismus 82, 114, 329 Atom 265, 304 Atom, materielles 320 Atomist 322 auctoritas 449 Auferstehung 416, 418, 419, 421, 422, 423 Auferstehung der Leiber 417 Auferstehung der Toten 345, 416, 417 Auferstehung des Fleisches 420 Auferstehung des Menschen 417 Auferstehungslehre 5, 422 Aufgeklärter 145, 455 Aufklärung 145, 163, 443 Ausdehnungslosigkeit 243 Ausgedehntes 243, 336 außen 294, 313 Außen 36, 39, 82, 84, 123, 222, 267, 271, 276, 304, 313, 359, 460, 487, 545, 553, 554, 562, 565, 594 Außending 36 Außenwelt 501 Äußeres 45, 54, 159, 258, 259, 267, 282, 402, 407, 424, 434, 450, 469, 478, 480, 484, 501, 535, 545 äußerlich 36, 102, 103, 119, 159, 160, 161, 183, 192, 213, 228, 238, 256, 316, 320, 341, 354, 358, 362, 363, 365, 375, 378, 382, 385, 392, 407, 427, 433, 434, 440, 443, 444, 445, 446, 452, 458, 460, 462, 463, 465, 467, 473, 474, 476, 484, 495, 579 Äußerliches 159, 184, 286, 313, 359, 385, 420, 434, 435, 445, 480, 487 außerweltlich 278, 285, 370, 381, 476 Außerweltlichkeit Gottes 280 Australien 99 Australier 99, 102 autonom 151, 152 Autonomie, allgemeine 458 Autorität IX, 4, 74, 88, 93, 94, 95, 112, 130, 144, 145, 146, 147, 148, 150, 153, 154, 157, 165, 196, 197, 198, 210, 213, 216, 425, 428, 429, 430, 431, 448, 449, 450, 451, 452, 454, 455, 456, 457, 458, 540, 576, 577, 578, 581, 585, 586, 590, 591, 592, 597 Autorität, absolute 165, 432, 576, 581 Autorität, allgemeine 452 Autorität, äußere 149 Autorität, falsche 95, 151, 214 Autorität, göttliche 107, 108, 112, 149, 196, 197, 198, 199, 205, 211, 578, 580, 597 Autorität, hierarchische 597 <?page no="620"?> 610 Autorität, historische 145, 146, 149, 152, 455, 579, 590 Autorität, höchste 429, 430, 431, 576 Autorität, kirchliche 4, 5, 87, 90, 96, 481, 591 Autorität, lebendige 429, 430, 432, 449 Autorität, menschliche 107, 108, 196, 211 Autorität, menschlich-wissenschaftliche 196 Autorität, öffentliche 62 Autorität, rechtmäßige 597 Autorität, religiöse VIII, 21, 107, 152, 154, 197, 423, 424, 430, 432, 448, 450, 452, 454, 456, 457, 458, 564, 578, 590, 591, 592 Autorität, ungöttliche 578 Autorität, unmittelbare 150 Autorität, unumschränkte 449 Autorität, wahre 211 Autorität, wissenschaftliche 197, 455, 456, 564 Autorität, wollende 430 Autoritätsglaube 144, 153 Autoritätsglaube, historischer 152 Avatara 390, 391 Babylonischer Turm 232 Barbar 28, 174, 456 Barbarei 95 barmherzig 260 Barmherzigkeit 260, 262, 438 Bedürfnislosigkeit Gottes, vollkommene 257 Begeisterung, religiöse 467 Begriffsdienst 182 Beistand, göttlicher 335 bekennen 292 Bekenntnis, äußeres 450 Bekenntnis, religiöses 459 Belehrung 23, 37, 66, 74, 106, 113, 133, 134, 135, 137, 138, 139, 140, 141, 142, 149, 150, 157, 158, 163, 170, 171, 172, 174, 190, 194, 195, 203, 365, 395, 426, 435, 447, 448, 463, 506, 561, 584 Belehrung, äußerliche 150 Belehrung, göttliche 214, 579 Belehrung, historische 151 Belehrung, höhere 171, 194 Belehrung, religiöse 77, 107, 142, 151, 578 Belehrung, ursprüngliche 172 Beleidigung Gottes 393 Beleidigung, unendliche 393, 409 belohnen 409 Bergkultus 176 Berlin 130 Beschränktheit 269 beseelen 132, 338 Beseelung 132 bestrafen 374, 409 Bestrafung 369 Bestreitbares 225 beten 126, 435, 437, 440 Beten 435, 440 Betrug 112, 114, 116, 117, 119, 156, 200 Betrüger 117, 455, 458 Beweis 37, 97, 99, 112, 113, 116, 118, 123, 125, 128, 130, 143, 144, 145, 146, 148, 197, 205, 209, 210, 216, 223, 224, 225, 226, 227, 228, 229, 230, 231, 233, 234, 235, 237, 238, 239, 240, 260, 263, 274, 280, 281, 282, 283, 285, 290, 306, 318, 328, 330, 378, 381, 383, 384, 386, 401, 403, 407, 412, 455, 456, 470, 534, 554, 567, 569, 570 Beweis a consensione gentium 123 Beweis a consensu gentium 223 Beweis der Substantialität 403 Beweis, Anselmischer 234 Beweis, anthropologischer VII, 225, 228, 230, 234, 236 Beweis, apagogischer 243 Beweis, aposteriorischer 230 Beweis, apriorischer 230 Beweis, aristotelischer 407 Beweis, direkter 401 Beweis, gerichtlicher 225 Beweis, historischer 169, 225, 290, 412 Beweis, indirekter VI, 112, 290, 404 Beweis, intellektueller 237 Beweis, kosmologischer VII, 225, 228, 230, 231, 234, 235, 240, 401, 411, 529 Beweis, mathematischer 144 Beweis, moralischer VII, 230, 237, 240, 401, 407, 410 <?page no="621"?> 611 Beweis, ontologischer VII, 130, 230, 234, 236, 240, 260, 263, 401, 403 Beweis, physikalischer 144 Beweis, physikotheologischer VII, 233 Beweis, physischer 412 Beweis, strenger 290 Beweis, teleologischer VII, 230, 233, 240, 401, 404, 529 Beweis, theologischer 401, 410 Beweis, wissenschaftlicher 224, 290 beweisen 32, 97, 98, 130, 146, 196, 199, 200, 205, 209, 210, 211, 224, 225, 226, 227, 228, 229, 234, 235, 239, 243, 280, 281, 284, 290, 295, 299, 303, 356, 400, 404, 455, 456, 465, 497, 569, 570 Beweiskraft 329 bewußt 267, 270, 283, 375, 378, 386, 388, 402, 403, 404, 430, 438, 472, 499, 501, 503, 519, 531, 546 Bewußtes 549 bewußtlos 268, 320, 396 Bewußtlosigkeit 167 Bewußtsein 19, 31, 39, 40, 41 , 42, 43, 44, 45, 46, 48, 50, 51, 54, 64, 70, 75, 76, 78, 83, 86, 90, 98, 99, 100, 105, 106, 108, 109, 112, 120, 124, 125, 126, 129, 135, 136, 143, 149, 151, 157, 160, 167, 169, 174, 179, 186, 187, 190, 191, 194, 200, 201, 202, 215, 216, 219, 220, 221, 222, 224, 225, 229, 230, 233, 234, 245, 262, 268, 269, 270, 278, 279, 282, 286, 288, 296, 300, 301, 333, 334, 339, 344, 347, 349, 350, 354, 356, 358, 360, 361, 362, 371, 374, 386, 400, 404, 407, 412, 426, 428, 430, 432, 436, 443, 462, 473, 484, 487, 488, 492, 493, 494, 495, 496, 497, 498, 499, 503, 517, 519, 520, 526, 531, 532, 533, 534, 536, 537, 542, 544, 547, 548, 549, 550, 561, 569, 570, 573, 574, 580, 583 Bewußtsein des Göttlichen 531, 533 Bewußtsein des Übernatürlichen 533 Bewußtsein Gottes 136, 236, 348 Bewußtsein Gottes, vollkommenes 49 Bewußtsein Gottes, wahres 49 Bewußtsein Jesu, göttliches 214 Bewußtsein vom Göttlichen 160, 327 Bewußtsein, allgemeines 330, 412, 430 Bewußtsein, geistiges 72, 90 Bewußtsein, gläubiges 555 Bewußtsein, Gottes 361 Bewußtsein, göttliches 300 Bewußtsein, höheres 167, 494, 528 Bewußtsein, immanentes 529 Bewußtsein, inneres 370, 433 Bewußtsein, menschliches 49, 64, 100, 108, 286, 487, 533, 569 Bewußtsein, philosophisches 44 Bewußtsein, religiöses 32, 52, 79, 98, 112, 130, 137, 140, 161, 162, 182, 191, 222, 264, 282, 297, 431, 432, 455, 488, 489, 491, 493, 495, 496, 497, 498, 499, 509, 517, 518, 520, 526, 527, 528, 529, 530, 531, 533, 535, 538, 541, 542, 543, 544, 550, 559, 565, 567, 569, 582 Bewußtsein, sebstgewisses 580 Bewußtsein, sittliches 412 Bewußtsein, unmittelbares 91, 224, 229, 233, 260, 484 Bewußtsein, vernünftiges 588 Bewußtsein, verständiges 412 Bewußtsein, wahres 182 Bewußtsein, wissenschaftliches 497, 499 Bibel 140, 175 biblisch 132, 141, 488 Bild des Guten 82 Bild des Rechten 82 Bild des Schönen 82 Bild des Wahren 82 Bild Gottes 82, 549 Bild von Gott 348 Bild, heiliges 442 Bild, inneres 346 Bildnis, göttliches 103 Bildung, geistige 307, 581, 582 Bildung, innere 474 Bildung, intellektuelle 469 Bildung, religiöse 52, 106, 161, 170, 219, 431, 447, 448, 559 Bildung, sittliche 469 Bildungsprinzip 339 Bischof, römischer 462 <?page no="622"?> 612 Blindgläubigkeit 487 Bogomile 298 bös 37, 38, 100, 101, 180, 254, 255, 299, 313, 328, 329, 335, 351, 355, 356, 357, 358, 359, 363, 366, 368, 376, 381, 383, 384, 385, 387, 393, 397, 410, 493, 511, 512, 541 Böser 258, 314, 409, 410, 411 Böses 20, 73, 101, 130, 180, 182, 204, 246, 248, 249, 250, 251, 254, 256, 257, 258, 310, 313, 314, 315, 341, 347, 351, 354, 359, 360, 363, 364, 366, 369, 370, 372, 379, 381, 382, 383, 384, 385, 386, 387, 388, 389, 394, 397, 407, 408, 410, 443 Böses, absolut 383 Böses, moralisch 381, 384, 385 Bösestun 387 Böswollen 364 Botanik 74 Botanik, neuere 519 Botanik, wissenschaftliche 519 Botaniker 72 Bote Gottes 332 Brahma 106, 179, 287 Buch, heiliges 206, 429 Buchstabendienst 172, 178, 182 Buchstabenknechtschaft 173 Buddha 107, 118, 179, 191, 390 Buddhismus 169 Buddhist 179, 180, 440, 442, 443 bürgerlich 469, 477, 482 Calvinist 444 Capreä 410 cartesianisch 335 Chaldäer 175 Chaos 324, 369, 393, 416 Charisma 6 Chemie 90, 239, 240, 292, 320, 508, 514, 528 Chemiker 436 chemisch 129 China 118, 441 Chinese 107, 174, 431 chinesisch 469 coikoi, 342 Christ 400, 525 Christentum 25, 46, 53, 56, 59, 60, 62, 63, 64, 68, 69, 82, 83, 84, 85, 88, 97, 114, 153, 167, 169, 176, 189, 195, 200, 205, 206, 207, 209, 211, 212, 213, 214, 215, 216, 217, 218, 221, 223, 298, 325, 328, 332, 341, 346, 363, 370, 382, 390, 391, 395, 396, 400, 415, 416, 422, 432, 436, 440, 442, 443, 454, 460, 461, 462, 463, 464, 465, 473, 477, 563, 593, 594, 595, 596, 597 Christentum, dogmatisches 4 Christentum, dogmenfreies 4 Christentum, positives 211 Christentum, rationelles 211 Christentum, unpositives 211 Christentum, wahres 159 christlich 46, 53, 60, 62, 68, 85, 113, 131, 169, 211, 338, 351, 352, 442, 465, 472, 549, 577, 592, 593, 594, 596 Christlichkeit 592, 593, 595 cognitio naturalis 95 Concilium Tridentinum 461 concupiscentia 338, 379, 385, 386, 387, 389 consensus gentium 130, 223 creare 303, 339, 340 creatio 290, 295 creatio, ewige 303 Credo 461 credo quia absurdum 154 Dämon 156, 183 Dauer 244 Dauer, endlose 244 Dauer, unendliche 244 Dauerhaftes 244 Dauerlosigkeit 243 Deduktion 571 Deduktion, falsche 571 Deduzieren 572 deficere 384, 388 Deist 277 Demiurg 233, 297 Denkakt 71 Denken 44, 53, 70, 71, 72, 75, 83, 90, 105, 116, 122, 124, 129, 134, 143, 170, 171, 172, 180, 184, 194, 195, 207, 215, 229, 232, 233, 236, 237, 239, 240, 264, 274, <?page no="623"?> 613 280, 284, 286, 287, 288, 295, 301, 302, 303, 307, 317, 318, 319, 320, 329, 334, 335, 341, 342, 355, 376, 405, 412, 444, 491, 492, 493, 496, 500, 502, 505, 508, 509, 510, 511, 512, 515, 516, 519, 521, 523, 524, 525, 526, 527, 528, 529, 530, 531, 532, 533, 541, 543, 546, 548, 549, 551, 552, 554, 557, 566, 567, 568, 569, 570, 571, 573, 575, 597 Denken Gottes 527 Denken, absolutes 526 Denken, bloßes 44 Denken, freies 546 Denken, göttliches 575 Denken, ideales 140 Denken, immanentes 554 Denken, immaterielles 336 Denken, katholisches 3 Denken, leeres 271 Denken, menschliches 212, 288, 509, 524, 527, 533, 557, 575 Denken, philosophisches 85, 192, 288 Denken, vollkommenes 526 Denken, willkürliches 236 Denken, wirkliches 523, 525 Denken, wissenschaftliches 243 Denkformel 523 Denkgesetz 234, 268, 500, 523, 525, 528, 551, 566 Denkinhalt 524 Denkkraft 527, 570 Denkkraft, immanente 516 Denknorm 526 Denknötigung, subjektive 574 denknotwendig 553, 554, 556, 586 Denknotwendigkeit 109, 199, 523, 546, 551, 553, 554, 555, 556, 557, 560, 563, 565 Denknotwendigkeit, logische 557 Denknotwendigkeit, subjektive 553 Denktätigkeit 523 Denkvermögen 405, 569 Denkwahrheit 566 Denkwillkür 554, 555 Despotismus 410, 476 Determination 368, 369, 379, 380, 395, 397 Determination der Freiheit 380 Determination des Willens 379 Determination, angeborene 379 Determination, historische 380 Determination, natürliche 379, 380 determiniert 356, 358, 369 Determinismus VIII, 210, 352, 353, 354, 356, 358, 365, 381 deus ex machina 423 Deutscher 400 Deutschland 3, 114, 298 Dev 181, 327 Dharvand 181, 327 Dialektik 526, 575 Dialektik, absolute 575 Dialektik, negative 576 dialektisch 234 Dichotomie 343 diesseitig 400 Diesseits 31, 214, 221, 345, 413, 414 Disharmonie 126, 257, 350, 351, 373, 408, 590 disharmonisch 378 Disharmonisches 511 distinctio rationis ratiocinantis 262 distinctio rationis ratiocinatae 262 Dogma 89, 214, 370, 545, 567 Dogma, kirchliches 4 Dogmatik 61, 62, 399, 509, 540, 598 dogmatisch 461 Dogmatisches 330 Dogmenbestimmung 463 Dogmenentwicklung 218 Dogmengeschichte 5, 6, 598 dogmengeschichtlich 6 Don-Quixoterie 27 Dreieinheit 287 Dreieinheit Gottes 287, 288 Dreieinheit, irdische 274 Dreieinigkeit, immanente 288 Dreiheit 287 Dreipersönlichkeit 276, 277, 280, 287 Dreipersönlichkeit Gottes 277, 286, 289 Dreipersönlichkeit, göttliche 286, 288 Dualismus 179, 180, 181, 182, 195, 285, 296, 297, 298, 299, 302, 318, 320, 323, 335, 336, 341 <?page no="624"?> 614 Dualismus, persischer 180 dualistisch 180 Duldung, religiöse 468 Ebenbild 268, 549, 550 Ebenbild des Menschen 162 Ebenbild Gottes 41, 162, 437, 549, 578, 581 Ebenbild von Gott 348 Ebenbild, göttliches 421, 579, 586 Ebenbild, vollkommenstes 257 Ebenbildlichkeit 586 efficere 384, 388 Ehre 292, 311, 394 Ehre Gottes 391, 409 ehren 106, 123, 204, 441, 535 Ehrfurcht 175, 435 Eigenwollen 380 Einbildungskraft 158, 159, 160, 328 Einfachheit 273, 401, 403 Einfachheit Gottes 243 eingeboren 82, 283 Einheit Gottes 286, 287, 288, 289 Einheit, göttliche 288, 289 Einpersönlichkeit 280 Einzelner 390, 398, 401, 406, 410, 415, 419, 423, 424, 425, 427, 429, 432, 433, 440, 448, 449, 450, 452, 453, 454, 458, 468, 484, 485, 534, 581 Einzelvernunft 567 Ekstase, religiöse 151 Eleat 72 emanare 297 Emanation 290, 295, 296, 297, 298, 299, 304 Emanation, unorganische 299 Emanationslehre 297, 298 Emanationslehre, pantheistische 302 emanent 308, 390, 394 emanieren 302 empfinden 150 Empfinden 320, 419, 441 Empfindung 109, 150, 342, 434 Empfindung, jugendliche 307 Empirie 37, 85, 500, 504, 505, 506, 507, 512, 513, 514, 524, 538, 571 Empiriker 502 empirisch 32, 37, 39, 43, 53, 55, 110, 317, 492, 494, 498, 505, 507, 509, 514, 518, 523, 527, 528 Empirisches 55, 494, 496, 512, 538, 568 Empirismus 35, 36, 53, 568 endlich 226, 233, 246, 268, 269, 272, 276, 295, 302, 316, 317, 346, 373, 388, 390, 391, 408, 414, 484, 503 Endliches 226, 227, 229, 230, 231, 242, 244, 247, 252, 268, 285, 288, 290, 310, 317, 318, 323, 324, 331, 368, 388, 399, 495 Endlichkeit 186, 269, 270, 295, 316, 318, 388 Endlichkeit, irdische 179 Endlichkeit, menschliche 247 Energie 304, 312, 328, 342 Energie des Geistes 304 Energie, geistige 304, 328 Energie, göttliche 303 Energie, unsichtbare 323 Engel 328, 329, 330, 331, 332, 372 Engel, böser 328 Engel, guter 328 Engelserscheinung 330 Engistal 306 England 305, 306 Engländer 72 entgöttern 179 Entstehen 113, 125, 128, 138, 169, 172, 242, 269, 286, 293, 295, 308, 333, 354, 360, 378, 426, 527 Entstehen der Körperwelt 319 Entstehen der Seele 133 Entstehen der Welt 329 Entstehung VI, 19, 24, 35, 36, 56, 86, 106, 113, 114, 129, 131, 165, 166, 169, 170, 171, 173, 175, 176, 177, 180, 181, 182, 220, 286, 290, 291, 293, 296, 308, 337, 342, 369, 378, 415, 424, 426, 477 Entstehung der Materie 305 Entstehung der Menschenseele 339 Entstehung der Religion 56, 109, 113, 135, 142, 155 Entstehung der Seele 131, 132 <?page no="625"?> 615 Entstehung der Welt VIII, 20, 99, 290, 291, 296, 297, 302 Entstehung des Alls 308 Entstehung des Christentums 114, 185, 192, 469 Entstehung des Geistes 333, 343 Entstehung des Gottesbewußtseins VI, 18, 133 Entstehung des Heidentums 181 Entstehung des Leibes 132 Entstehung des Menschen 339 Entstehung des Menschengeschlechts 137, 306 Entstehung des Organischen 321 Entstehung, immanente 56 Entstehungsprozeß 128, 131 Entwicklung 24, 31, 36, 38, 39, 51, 52, 54, 55, 56, 58, 78, 80, 86, 90, 98, 104, 105, 123, 125, 135, 136, 137, 138, 154, 155, 156, 157, 158, 161, 164, 167, 190, 191, 200, 201, 204, 205, 208, 212, 214, 243, 244, 270, 271, 272, 276, 285, 293, 295, 308, 309, 322, 323, 324, 326, 327, 333, 343, 349, 350, 358, 364, 365, 405, 417, 424, 460, 462, 465, 488, 504, 528, 537, 582, 590, 592, 594, 595 Entwicklung der Menschheit 158, 338, 350 Entwicklung der Pflanze 519 Entwicklung der Religion VI, 18, 79, 105, 156, 158, 161, 163, 164, 165, 176, 217, 542 Entwicklung des Erkennens 518 Entwicklung des Erkenntnisvermögens 518 Entwicklung des Geistes 155 Entwicklung des Glaubensinhalts 587 Entwicklung des Gottesbewußtseins 105 Entwicklung des Menschengeistes 37 Entwicklung, dogmatische 461, 462, 463 Entwicklung, dogmenhistorische 211 Entwicklung, geistige 24, 72, 581 Entwicklung, geschichtliche 24, 188, 429, 536, 582 Entwicklung, historische 156, 163, 170, 398, 407, 432, 478 Entwicklung, höhere 380 Entwicklung, immanente 213 Entwicklung, innere 45, 460, 462 Entwicklung, irdische 398 Entwicklung, menschliche 326 Entwicklung, natürliche 349 Entwicklung, organische 524, 554 Entwicklung, persönliche 404 Entwicklung, politische 25 Entwicklung, religiöse 45, 161, 165, 175 entwicklungsbedürftig 347 Entwicklungsbedürftigkeit 356, 373 Entwicklungsbedürftigkeit des Absoluten 284 entwicklungsfähig 347 Entwicklungsfähigkeit 324, 356, 404 Entwicklungsgeschichte der Erde 306 Entwicklungsgeschichte des Menschen 285 Entwicklungsgeschichte eines Endlichen 285 Entwicklungsgeschichte eines Unendlichen 285 Entwicklungsgesetz 360 Entwicklungspotenz 179 Entwicklungsprozeß 78, 128, 156, 324, 488, 518 Entwicklungsprozeß der Gottheit 167 Entwicklungsprozeß der Menschheit 70, 487 Entwicklungsprozeß der Philosophie 72 Entwicklungsprozeß der Religion 86 Entwicklungsprozeß des Gottesbewußtseins VI, 19, 156, 166 Entwicklungsprozeß, geistiger 70 Entwicklungsprozeß, geschichtlicher VI, 19, 166 Entwicklungsprozeß, menschlicher 167 Epikureer 192, 474 Epikureismus 400 Erbarmen 387, 411 Erbschuld 378 Erbsünde 338, 340, 370, 377, 378, 379, 381 Erde VIII, 98, 105, 114, 116, 132, 137, 141, 144, 146, 151, 166, 173, 174, 176, 185, 189, 223, 240, 281, 291, 292, 293, 296, 297, 304, 305, 306, 308, 309, 311, 324, 325, 330, 331, 332, 337, 340, 341, 345, 370, 374, 392, 393, 404, 405, 406, 407, <?page no="626"?> 616 411, 414, 415, 416, 417, 419, 422, 433, 438, 470, 472, 475, 483, 484, 485, 534, 583, 585 Erde, neue 416 Erde, sichtbare 104 Erde, unvollkommene 331 Erdendasein 381, 447, 485 Erdengeschöpf 419 Erdenleben 104, 130, 132, 400, 404 Erdenwesen 333, 338, 373 Erdkörper 293, 305, 332, 416, 483, 505 Erdkunde 306, 308, 309, 416 Erdperiode 416 Erdrevolution 416 erfahren 36, 74, 547 Erfahren 149, 503, 507, 564 Erfahren, empirisches 513 Erfahren, historisches 507 Erfahren, menschliches 506 Erfahren, sinnliches 507 Erfahrenes 37 Erfahrung 31, 32, 37, 38, 53, 55, 135, 137, 144, 182, 206, 280, 285, 295, 301, 310, 329, 337, 355, 356, 369, 371, 377, 482, 499, 500, 503, 504, 505, 506, 507, 508, 510, 513, 516, 519, 538, 551, 557, 565, 570, 572, 573, 584 Erfahrung des Göttlichen 578 Erfahrung, äußere 507 Erfahrung, empirische 512 Erfahrung, historische 141, 347 Erfahrung, innere 275, 578 Erfahrungskenntnis 37, 38, 53 Erfahrungswissenschaft 55 erfinden 44, 115, 116, 118, 136, 137 Erfindung 115, 116, 117, 126 erforschen 33, 34, 35, 37, 38, 40 , 43, 44, 45, 46, 47, 55, 58, 63, 78, 79, 88, 90, 91, 104, 109, 111, 113, 130, 146, 164, 193, 196, 208, 218, 219, 232, 233, 240, 248, 252, 264, 323, 326, 389, 432, 433, 489, 490, 491, 494, 497, 498, 499, 500, 502, 504, 508, 509, 512, 513, 518, 524, 528, 530, 531, 532, 535, 536, 537, 538, 542, 564, 567, 572, 574 Erforschen 521 Erforschen des Absoluten 542 Erforschen des Denkens 509 Erforschen, wahres 521 erforschen, wissenschaftlich 6, 45, 532, 542 Erforschung 33, 35, 37, 39 , 43, 47, 73, 74, 137, 214, 240, 399, 500, 509, 512, 515, 517, 518, 519, 520, 522, 524, 527, 528, 529, 535, 543, 566, 588, 592 Erforschung der Geschichte 141 Erforschung der Natur 291, 321, 530 Erforschung der Religion 50 Erforschung der Seele 516, 517 Erforschung der Tradition 193 Erforschung der Wahrheit 34, 148, 198, 488, 489, 499 Erforschung der Welt 501 Erforschung des Absoluten 549, 575 Erforschung des Denkens 524 Erforschung des Ewigen 72 Erforschung des Göttlichen 72 Erforschung, philosophische 50, 64 Erforschung, rationale 516 Erforschung, wissenschaftliche 64, 73, 110, 520, 523, 527 Erfundenes 115 Erkanntes 39, 245, 275, 492, 510, 519, 520, 552 Erkanntes, empirisch 39, 40 , 47, 48 Erkanntes, philosophisch 39 erkennbar 242, 261 Erkennbarkeit 508 erkennen 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40 , 41, 43, 44, 45, 47, 48, 53, 54, 55, 59, 60, 61, 62, 63, 65, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 85, 86, 90, 96, 98, 105, 111, 123, 124, 125, 127, 128, 130, 131, 134, 137, 138, 147, 148, 151, 164, 165, 177, 178, 185, 187, 188, 189, 191, 192, 193, 194, 195, 196, 197, 198, 199, 200, 201, 203, 204, 206, 218, 219, 220, 224, 225, 227, 230, 232, 238, 240, 241, 245, 248, 249, 250, 251, 259, 264, 265, 267, 268, 269, 270, 271, 275, 279, 281, 287, 289, 292, 321, 322, 323, 338, 345, 346, 347, 348, 371, 383, 386, 391, 405, 408, 413, 452, 461, 482, 484, <?page no="627"?> 617 489, 490, 491, 492, 494, 498, 499, 500, 501, 502, 503, 505, 508, 509, 510, 511, 512, 514, 515, 516, 517, 518, 519, 520, 521, 522, 528, 529, 530, 531, 532, 533, 534, 535, 536, 537, 538, 540, 542, 543, 544, 547, 548, 549, 550, 551, 552, 555, 558, 560, 561, 562, 563, 564, 569, 572, 574, 579, 580, 582, 583, 586, 587, 588, 590, 594 Erkennen 31, 35, 36, 37, 51, 53, 75, 83, 86, 110, 120, 129, 138, 140, 150, 158, 159, 162, 165, 187, 190, 196, 217, 234, 242, 245, 247, 248, 249, 250, 251, 252, 254, 257, 258, 259, 260, 266, 267, 268, 269, 270, 273, 275, 276, 278, 279, 282, 289, 301, 302, 310, 315, 345, 347 , 349, 350 , 358 , 419, 421, 489, 490, 491, 492, 494, 500, 501, 503, 504, 506, 507, 510, 511, 512, 514, 515, 518, 519, 521, 524, 527, 530, 531, 535, 538, 539, 540, 543, 544, 546, 548, 549, 551, 552, 553, 554, 555, 556, 558, 559, 563, 564, 565, 571, 573, 580, 582, 583, 584, 585 Erkennen der Wahrheit 81 Erkennen der Welt 248 Erkennen des Absoluten 542 Erkennen des Göttlichen 125, 542 Erkennen des Vollkommensten 275 Erkennen des Wahren 558 Erkennen Gottes VII, 247, 248, 249, 550, 552 Erkennen, absolutes 248, 276, 512 Erkennen, bewußtes 267, 518 Erkennen, diskursives 248 Erkennen, empirisches 506, 507 Erkennen, falsches 33 Erkennen, geistiges 267 Erkennen, göttliches VII, 247, 248, 249, 250, 251, 252 Erkennen, logisches 552, 554 Erkennen, menschliches 301, 506, 557 erkennen, philosophisch 31, 383, 586, 594, 595 Erkennen, philosophisches 31, 37, 39, 83, 383, 552, 563, 571, 587 Erkennen, reales 554 Erkennen, religiöses 51, 217, 352 , 429 Erkennen, richtiges 511 Erkennen, theoretisches 251 erkennen, vernünftig 589 Erkennen, vollkommenes 583 Erkennen, wahres 62, 510, 512, 521, 522, 552, 556 erkennen, wissenschaftlich 6, 63, 224, 536, 539, 542, 593 Erkennen, wissenschaftliches 82 Erkennen, wollendes 271 Erkennender 262 Erkennendes 83, 89, 275 Erkenntnis 23, 31, 32, 35, 36, 37, 39, 41, 43, 44, 45, 47, 48, 50, 54, 64, 73, 74, 75, 81, 82, 83, 86, 88, 89, 91, 98, 111, 131, 144, 145, 163, 165, 177, 179, 180, 185, 188, 194, 196, 202, 214, 216, 225, 241, 247, 248, 249, 250, 251, 270, 271, 276, 292, 375, 400, 405, 419, 469, 485, 489, 490, 494, 498, 499, 500, 501, 502, 504, 505, 506, 507, 510, 511, 512, 513, 514, 516, 517, 518, 519, 520, 524, 527, 531, 533, 534, 539, 544, 545, 546, 547, 548, 550, 552, 553, 554, 555, 556, 557, 558, 559, 561, 562, 568, 572, 575, 576, 580, 583, 586, 589, 593, 594 Erkenntnis der Religion 31, 48, 78, 485 Erkenntnis der Seele 516 Erkenntnis der Tradition 164 Erkenntnis der Wahrheit 33, 73, 78, 109, 472, 488, 489, 492, 494, 498, 524, 525, 526, 545, 558, 584, 585, 590, 591 Erkenntnis der Weisheit 253 Erkenntnis der Wirklichkeit 557 Erkenntnis des Absoluten 110, 111, 517, 525, 528, 548, 549, 551, 552, 565 Erkenntnis des Gottesbewußtseins 520 Erkenntnis des Göttlichen 92, 183, 202, 549, 552, 557 Erkenntnis des Irdischen 557 Erkenntnis des Kreatürlichen 552 Erkenntnis des Relativen 552 Erkenntnis des Selbst 547, 549 Erkenntnis des Sinnlichen 552 Erkenntnis des Übersinnlichen 552 <?page no="628"?> 618 Erkenntnis des Wahren 80 Erkenntnis ex principiis divinae auctoritatis 89 Erkenntnis ex principio divinae auctoritatis 89 Erkenntnis Gottes 42, 45, 110, 127, 128, 139, 164, 194, 527, 547, 550, 557, 581 Erkenntnis Gottes, immanente 247 Erkenntnis, absolute 276, 526, 581, 583 Erkenntnis, apriorische 506 Erkenntnis, empirische 37, 504, 505, 513, 541 Erkenntnis, göttliche 247, 276 Erkenntnis, historische 164 Erkenntnis, höchste 583 Erkenntnis, höhere 81, 82, 91, 194, 492 Erkenntnis, menschliche 196, 198, 248 Erkenntnis, mittelbare 89 Erkenntnis, philosophische 37, 39, 45, 80, 84, 164, 193, 499, 508, 513, 517, 546, 547, 558, 562 Erkenntnis, positive 531 Erkenntnis, religiöse 84, 163, 164, 173 Erkenntnis, richtige 189, 514 Erkenntnis, theoretische 198 Erkenntnis, unmittelbare 89 Erkenntnis, unwahre 248 Erkenntnis, vollkommene 587 Erkenntnis, wahre 510, 511, 517, 556 Erkenntnis, wahrhafte 528 Erkenntnis, wirkliche 504 Erkenntnis, wissenschaftliche 31, 54, 240, 290, 498, 514, 539, 548, 549, 550 Erkenntnisform 520 Erkenntnisform, subjektive 501 Erkenntnisgegenstand 74, 491, 533, 534 Erkenntnisgesetz, menschliches 520 Erkenntniskraft 190, 203, 348, 591 Erkenntniskraft, menschliche 516, 520 Erkenntnisnorm 521, 526, 545 Erkenntnisobjekt 32, 111, 489, 490, 491, 492, 495, 500, 532, 538, 543, 544, 545, 552, 555, 556, 561, 565, 571, 573 Erkenntnisobjekt, empirisches 499 Erkenntnisobjekt, philosophisches 495, 561 Erkenntnispotenz 503, 504, 507, 518 Erkenntnisprinzip 65, 80, 85, 90 Erkenntnisprinzip, immanentes 83 Erkenntnisprozeß 571, 585 Erkenntnisquelle 74 Erkenntnissystem, philosophisches 39 erkenntnistheoretisch 571 Erkenntnistheorie 5, 67, 71, 490, 492, 499, 500, 515, 518, 528, 531, 543 Erkenntnisvermögen 81, 157, 163, 164, 191, 192, 237, 346, 348, 350, 358, 413, 420, 447, 468, 504, 507, 521, 577, 580, 587 Erkenntnisvermögen, absolutes 276 Erkenntnisvermögen, menschliches 192, 193, 348 Erkenntnisvermögen, relatives 583 Erleuchtung, innere 207 erlösen 338, 392, 396, 471 Erlöser 385, 391, 397, 399 Erlösung VIII, 20, 155, 338, 341, 385, 389, 390, 391, 392, 394, 395, 396, 398, 399, 471, 472 Erlösung, christliche 131 Erlösung, natürliche 389 Erlösungsbedürftigkeit 390 Erlösungsgnade 461 Erlösungsprozeß 389, 390 Erlösungstheorie 20, 391, 392, 393, 394, 396 Erlösungstheorie, ethische 392 Erlösungstheorie, juridische 391 Erlösungstheorie, metaphysische 392 Erlösungstheorie, moderne 395 Erlösungstheorie, physiologische 392 Eros 32 Eros, platonischer 559 Eros, wahrer 560 (er)schaffen 35, 40, 49, 117, 122, 129, 131, 137, 138, 139, 165, 200, 202, 208, 213, 218, 241, 250, 254, 257, 269, 270, 274, 277, 290, 293, 296, 297, 302, 303, 304, 308, 309, 310, 312, 313, 314, 315, 318, 323, 326, 329, 330, 331, 337, 340, 341, 342, 350, 360, 367, 371, 372, 373, 374, 378, 379, 382, 383, 384, 387, 410, 411, 414, 418, 419, 421, 450, 451, 476, 502 (Er)Schaffen 296, 302, 372, 503 <?page no="629"?> 619 Erschaffung 526 Erstes Vatikanisches Konzil 4 Erziehung 37, 84, 143, 144, 194, 209, 354, 356, 365, 368, 380, 426, 434, 439, 449, 458, 479, 579 Erziehung zur Religion 142 Erziehung, menschliche 142 Erziehung, religiöse 77, 497 essential 245 Ethik VIII, 5, 9, 10, 78, 79, 87, 112, 143, 423, 424, 425, 474 Ethik, philosophische 475 ethisch 34, 180, 204, 242, 345, 349, 424, 426, 433, 468, 469, 473, 474, 480, 481, 558, 567, 591, 597 Europa 24, 114, 478 Europäer 305 Evangelische Räte 443 Evangelium 210, 399 Evolution 297 evolutiv 299 ewig 75, 128, 212, 231, 232, 244, 271, 276, 277, 279, 287, 293, 294, 295, 296, 299, 303, 304, 308, 310, 315, 323, 345, 383, 398, 408, 409, 410, 414, 437, 454, 525, 526 Ewiger 132 Ewiges 231, 232, 294, 295, 308, 495 ewiges Leben 482 Ewigkeit 181, 187, 232, 244, 245, 270, 271, 273, 274, 278, 290, 294, 295, 297, 303, 308, 314, 315, 317, 320, 383, 384, 387, 398, 409, 410, 414, 422, 453 Ewigkeit der Welt 277 Exegese, biblische 308 exegetisch 6 Exkommunikation 4 extra ecclesiam 469 extra ecclesiam nemo salvatur 470 extra ecclesiam nulla salus 470 falsch 37, 48, 62, 78, 80, 83, 113, 186, 187, 188, 202, 204, 216, 223, 355, 356, 379, 441, 459, 468, 493, 495, 497, 511, 512, 516, 523, 525, 526, 541, 544, 554, 571, 587 Falsches 50, 61, 62, 79, 80, 81, 155, 230, 347, 511, 536, 537, 543, 575 Falschheit 185, 188, 347 Fanatiker 466, 468 Fanatischer 466 Fanatismus 218, 219, 459, 466, 467, 468 Fatalismus 353 fatalistisch 354 Fetisch 100, 101, 103, 112, 159, 174 Fetischdiener 106, 425 Fetischdienst 172, 176 Fetischismus 157, 174, 184 fides 95, 568 Fiktion 215 Flußkultus 176 Flußverehrung 157 Formel des Glaubens 461 Formel, philosophische 208 Formelwissenschaft 521 forschen 33, 98, 105, 146, 194, 196, 310, 314, 391, 456, 468, 490, 491, 532, 591, 595 Forschen 33, 37, 38, 43, 70, 144, 148, 195, 196, 349, 486, 488, 490, 494, 501, 508, 509, 519, 521, 541, 558, 571, 583, 585, 586, 591, 597 Forschen, empirisches 514 Forschen, freies 454 Forschen, menschliches 224 Forschen, selbständiges 163 Forschen, wissenschaftliches 151, 454 Forschender 591 Forscher 74, 94, 307, 456, 532 Forschung 79, 96, 112, 148, 164, 170, 174, 192, 196, 232, 264, 293, 308, 309, 332, 457, 458, 486, 498, 500, 503, 508, 532, 537, 543, 565, 583, 591, 593, 596 Forschung, astronomische 144 Forschung, empirische 37, 505 Forschung, freie 172, 454, 597 Forschung, freieste 103 Forschung, geschichtliche 293 Forschung, historische 293, 535 Forschung, philosophische 48, 91, 489, 536, 567 Forschung, religionsphilosophische 538 <?page no="630"?> 620 Forschung, wissenschaftliche 58, 109, 144, 151, 152, 542 Forschungstätigkeit 519 Fortdauer, persönliche 346, 400, 404, 407 fortpflanzen 127, 132, 133, 147, 158, 322, 338, 339, 377, 378, 379, 385, 425, 497, 542, 582 Fortpflanzung 55, 127, 326, 357, 375, 378, 404, 581 Fortpflanzung der Menschheit 127 Fortpflanzung der Schuld 370, 378 Fortpflanzung der Sünde 378 Fortpflanzung, leibliche 128 Fortpflanzung, natürliche 206 Fortpflanzungskraft 322 Fortpflanzungsprinzip 339 Fortschritt 70, 86, 430, 457, 458, 459, 460, 461, 462, 463, 465, 484, 506, 583, 586 Fortschritt der Menschheit 389 Fortschritt, geistiger 484 Fortzeugung 344 Frankreich 114, 298 Franzose 61 Französische Revolution 119 frei 170, 171, 194, 199, 200, 208, 246, 248, 249, 250, 251, 252, 253, 254, 256, 257, 261, 267, 268, 271, 284, 290, 291, 295, 301, 302, 310, 312, 313, 324, 329, 335, 336, 352, 353, 354, 355, 356, 357, 358, 359, 360, 361, 363, 364, 365, 366, 367, 368, 369, 371, 372, 373, 374, 375, 376, 381, 384, 387, 388, 392, 394, 395, 396, 397, 402, 427, 437, 443, 449, 451, 452, 482, 487, 522, 539, 546, 558, 565 frei, absolut 252, 360 Freies 251, 302, 555, 556, 570 Freiheit 57, 61, 85, 86, 88, 96, 112, 126, 155, 157, 173, 200, 213, 217, 246, 249, 250, 251, 252, 253, 257, 258, 267, 283, 284, 301, 302, 312, 313, 314, 315, 320, 329, 333, 351, 352, 354, 355, 356, 357, 358, 359, 360, 361, 362, 363, 364, 365, 366, 367, 368, 369, 370, 372, 373, 375, 379, 380, 381, 384, 388, 392, 394, 396, 398, 404, 409, 410, 438, 448, 449, 450, 451, 452, 457, 458, 461, 462, 474, 479, 480, 483, 488, 555, 556, 563, 564, 580, 585, 591, 592, 597 Freiheit der Forschung 451 Freiheit der Seele 396 Freiheit des Menschen 250, 351, 352, 369, 373, 375, 387, 396 Freiheit des Willens 311, 352, 365, 379, 383, 399 Freiheit Gottes 252, 253 Freiheit, absolute 252, 367 Freiheit, allgemeine 458 Freiheit, geistige 399 Freiheit, geschöpfliche 251, 257 Freiheit, göttliche 253, 302, 367 Freiheit, höchste 363 Freiheit, innere 450 Freiheit, innerliche 451 Freiheit, kreatürliche 251 Freiheit, menschliche 130, 157, 210, 212, 213, 302, 352, 360, 367, 380, 398, 414, 554, 565 Freiheit, persönliche 396 Freiheit, relative 367 Freiheit, religiöse VIII, 21, 423, 424, 448, 450 Freiheit, schöpferische 249 Freiheit, unumschränkte 451 Freiheit, vernünftige 586 Freiheit, vollkommene 373 Freiheit, wirkliche VIII Freiheitsbegriff 365 Freiheitsentwicklung, höhere 380 Freiheitskeim 364 Freiheitskraft 313, 362, 363, 364, 372 Freiheitspotenz 364 Freiheitsvermögen 358, 363, 364, 365 Freisein 366 Freiwilligkeit 394 Freiwollen 360, 364 Friede 189, 400, 456, 469 Friede der Seele 74 Frohschammer-Forschung 5 Frömmigkeit 473, 582 Frömmigkeit, religiöse 533 Früheres 249 <?page no="631"?> 621 fühlen 56, 120, 150, 196, 197, 204, 240, 275, 315, 323, 326, 341, 347, 348, 360, 370, 371, 373, 388, 408, 425, 458, 484, 503, 535, 553 Fühlen 125, 334, 336, 341, 349, 419 Fühlen, ideales 140 Fundamentalphilosophie 31, 75, 78, 110, 112, 515, 517, 520, 521, 522, 531, 548, 553, 563, 565 Fundamentalwissenschaft, philosophische 549 Fundamentalwissenschaft, theoretische 564 Funke 125, 126, 127 Funke Gottes 125 Funke, göttlicher 125 Furcht 43, 112, 113, 114, 118, 119, 120, 121, 124, 184, 256, 257, 286, 299, 346, 347, 400, 442 fürchten 99, 100, 105, 106, 120, 121, 457 Fürst 118 Fürwahrhalten 151 Gaia 176 Ganges 175, 305 Gattung 59, 266, 321, 322, 338, 339, 357, 374, 376, 377, 378, 380, 385, 386, 406, 423 Gattungsmacht 375 Gattungsmacht, schöpferische 340 Gattungspotenz 340 Gattungswesen 322, 338, 340, 344, 357, 385, 387, 388, 423 Gattungswesen, gefallenes 340 Gattungswesen, geistiges 339 Gattungswesen, menschliches 338, 379 Gebet 44, 101, 120, 222, 283, 286, 423, 435, 436, 437, 438, 439, 440, 535 Gebet, wahres 436 Gebetsstimmung, innere 440 Gebildeter 26, 28, 30, 66, 113, 140, 169, 172, 183, 185, 192, 196, 197, 437, 455, 458, 464 Gebildeter, wissenschaftlich 456 Gebot 198, 381, 411, 435, 476 Gebot Gottes 346, 382 Gebot, göttliches 381, 382, 473 Gebot, höchstes 407 Gebot, inneres 407 Gebot, religiöses 485 Gebot, sittliches 447, 485 Gedachtes 116, 236, 491, 492, 496, 542, 551, 552, 566, 570, 586 Gedanke 29, 30, 61, 65, 71, 77, 83, 101, 102, 103, 115, 116, 117, 121, 130, 140, 158, 173, 176, 184, 246, 247, 276, 279, 303, 319, 322, 330, 340, 381, 391, 402, 406, 412, 423, 434, 446, 458, 477, 497, 500, 501, 526, 533, 542, 546, 550, 551, 566, 567, 574, 580, 595 Gedanke des Absoluten 121, 574 Gedanke Gottes 251, 340, 381 Gedanke, freiwilliger 246 Gedanke, geistiger 176 Gedanke, göttlicher 41 Gedanke, leerer 267, 340 Gedanke, menschlicher 246 Gedanke, weltlicher 445 Gedanke, zufälliger 246 Gedankending 116, 222 Gedankending, abstraktes 77 Gedankengott 263 Gedankensystem, harmonisches 40 Gedankensystem, idealistisches 502 Gefühl 28, 29, 30, 42, 118, 149, 151, 152, 154, 159, 173, 179, 187, 213, 215, 217, 220, 224, 234, 267, 283, 286, 307, 340, 342, 345, 349, 352, 355, 370, 371, 378, 381, 385, 388, 390, 401, 411, 413, 419, 420, 422, 426, 434, 441, 444, 446, 447, 463, 464, 467, 497, 518, 534, 553, 558, 574, 583, 596 Gefühl, allgemeines 330 Gefühl, ästhetisches 203, 420 Gefühl, dumpfes 108 Gefühl, dunkles 103, 230 Gefühl, höheres 413 Gefühl, inneres 174, 355, 448 Gefühl, menschliches 100, 407, 533 Gefühl, moralisches 315 Gefühl, religiöses 25, 26, 65, 103, 151, 152, 153, 179, 239, 243, 264, 302, 446 Gefühl, sinnliches 386 Gefühl, sittliches 203 <?page no="632"?> 622 Gefühl, subjektives 573, 574 Gefühl, unmittelbares 575, 578 Gefühlsglaube 151, 152 Gefühlsvermögen 413, 419 Gegenliebe 392 Gegenliebe Gottes 392 Gegensatz, kontradiktorischer 383 Gegensatz, konträrer 383 Gegenwart 28, 30, 72, 198, 224, 245, 246, 274, 400, 454, 488 Gegenwärtiges 249 Geglaubtes 144, 149, 586, 588 Geheimlehre 180, 194, 288 Geheimlehre, religiöse 183 Geheimnisvolles 100 Gehirn 319, 342 Gehorsam 85, 256, 346, 362, 375, 473, 476 Gehorsam, freier 482 Geist 25, 27, 29, 30, 31, 36, 37, 39, 40 , 41, 53, 54, 62, 67, 69, 74, 81, 83, 84, 85, 89, 92, 102, 111, 124, 125, 128, 129, 132, 133, 137, 143, 144, 146, 147, 152, 157, 161, 171, 173, 176, 180, 181, 182, 184, 185, 190, 191, 194, 195, 196, 201, 207, 209, 211, 212, 213, 219, 220, 221, 225, 226, 228, 229, 233, 240, 241, 242, 243, 245, 246, 247, 263, 264, 265, 266, 267, 270, 272, 273, 277, 279, 280, 281, 282, 285, 288, 297, 298, 299, 302, 304, 307, 309, 310, 316, 318, 319, 320, 322, 323, 325, 327, 328, 329, 330, 332, 333, 334, 335, 336, 337, 338, 339, 340, 341, 342, 343, 344, 345, 347, 348, 349, 350, 351, 352, 356, 357, 358 , 359, 367, 370, 371, 375, 376, 378, 382, 383, 384, 385, 386, 387, 398, 399, 401, 402, 403, 404, 405, 407, 413, 414, 416, 419, 420, 421, 422, 423, 425, 427, 428, 429, 432, 434, 439, 442, 444, 463, 465, 479, 480, 483, 484, 485, 490, 491, 492, 493, 494, 496, 497, 501, 502, 504, 506, 507, 508, 509, 512, 514, 518, 521, 522, 523, 525, 526, 528, 529, 530, 531, 540, 542, 545, 549, 550, 551, 552, 553, 555, 556, 557, 559, 561, 562, 568, 570, 572, 573, 574, 575, 578, 582, 586, 589, 593, 594, 595 Geist Christi 540 Geist der Menschheit 339 Geist des Menschen 81, 136, 150, 196, 245, 338, 418, 419, 500 Geist Gottes 128 Geist, absoluter 302, 414, 503, 526 Geist, abstrakter 399 Geist, bewußter 270, 286, 326, 327, 350, 372 Geist, böser 327, 328, 329, 403, 521 Geist, christlicher 25, 128 Geist, denkender 44, 402, 501, 555, 573 Geist, endlicher 270, 302, 388, 526, 586 Geist, erkennender 92, 134, 301, 492, 519, 520, 528, 546, 555 Geist, erschaffener 391 Geist, erstarrter 304, 319 Geist, fleischgewordener 418 Geist, forschender 193, 218, 232, 573 Geist, freier 302, 326, 327, 333, 363, 372 Geist, geschaffener 316, 329 Geist, geschöpflicher 241, 259 Geist, göttlicher 95, 153, 396, 464, 465 Geist, guter 327, 328, 403 Geist, höherer 330, 331, 332 Geist, immanenter 555 Geist, menschlicher 40 , 74, 81, 84, 89, 90, 91, 95, 96, 108, 113, 116, 133, 138, 185, 191, 196, 198, 204, 213, 214, 220, 229, 242, 245, 246, 267, 287, 293, 301, 329, 396, 397, 413, 463, 492, 503, 518, 519, 520, 527, 529, 531, 536, 544, 546, 548, 554, 555, 561, 570, 583, 593 Geist, neuer 338 Geist, persönlicher 272, 339, 403 Geist, phantasierender 503 Geist, philosophischer 503 Geist, reiner 44, 387 Geist, relativer 573, 583, 586 Geist, religiöser 434 Geist, subjektiver 84, 573 Geist, unendlicher 302 Geist, unpersönlicher 344 Geist, unteilbarer 338 Geist, vollkommenster 276 Geist, wissender 327 <?page no="633"?> 623 Geist, wissenschaftlicher 514 Geist, wollender 327 Geisterreich 327, 328, 329, 331 Geisterreich, höheres 330 Geisterwelt, höhere 329 Geistesakt, menschlicher 584 Geistesanstrengung 66 Geistesarbeit 329 Geistesatom 320 Geistesbildung 148, 197, 419, 434, 582 Geistesentwicklung 350, 532, 560 Geisteserneuerung 392, 395 Geistesgesetz 187 Geisteskraft 146, 147, 152, 162, 165, 173, 180, 181, 187, 191, 312, 336, 533 Geisteskraft, ausgebildete 170 Geisteskraft, höhere 358 Geisteskraft, immanente 419 Geisteskraft, menschliche 136, 162, 179, 377 Geistespotenz 162 Geistespotenz, immanente 556 Geistesreich 330 Geistestätigkeit 162, 502 Geistestätigkeit, irrende 184 Geistestätigkeit, menschliche 509, 543 Geistestätigkeit, relative 573 Geistesvermögen 161 Geisteswahrnehmung, unmittelbare 329 Geisteswesen 277, 346 Geisteswissenschaft 242 Geisteszustand, widernatürlicher 427 geistig VI, 19, 30, 31, 37, 40 , 47, 53, 61, 72, 93, 103, 117, 128, 133, 135, 137, 144, 146, 147, 151, 153, 156, 157, 164, 172, 173, 176, 181, 184, 185, 187, 189, 202, 205, 208, 209, 210, 214, 217, 220, 221, 228, 234, 245, 247, 258, 262, 266, 267, 268, 271, 273, 275, 276, 280, 281, 282, 285, 287, 292, 320, 326, 327, 328, 330, 331, 332, 333, 335, 336, 339, 340, 341, 344, 345, 352, 362, 376, 378, 379, 385, 386, 387, 395, 399, 400, 402, 403, 411, 413, 414, 425, 426, 427, 429, 434, 435, 439, 445, 447, 448, 454, 458, 463, 464, 482, 483, 484, 485, 490, 491, 502, 504, 507, 517, 518, 519, 534, 535, 538, 550, 552, 555, 558, 562, 569, 570, 573, 576, 580, 581, 582, 588, 594, 595 Geistiges 116, 121, 158, 218, 247, 265, 266, 281, 282, 296, 297, 319, 322, 333, 349, 383, 463, 549, 569, 570 Geistiges, absolut 570 Geistiges, höchstes 297, 298 Geistig-Ideales 570 Geistigkeit 264, 266, 273, 304 Geistigkeit Gottes 258 Geistigkeit, absolute 264 geistlich 443, 477 Geistlicher, katholischer 4 Gelehrter 144 Gelehrter, katholischer 3, 4 Gemeinde, religiöse 447 Gemeinschaft 143, 195, 425, 426, 427, 428, 429, 430, 431, 435, 444, 449, 450, 451, 452, 476, 577 Gemeinschaft, äußere 480 Gemeinschaft, ethische 424 Gemeinschaft, geistige 206, 378, 380 Gemeinschaft, kirchliche 430, 452 Gemeinschaft, leibliche 206 Gemeinschaft, politische 424 Gemeinschaft, religiöse VIII, 21, 84, 136, 153, 423, 424, 425, 426, 427, 428, 430, 432, 433, 450, 452, 468, 478, 594, 595 gemeinschaftlich 140, 485 Gemeinschaftliches 495, 552 Gemeinschaftsglaube 62 Gemüt 29, 81, 118, 120, 135, 147, 150, 151, 153, 158, 203, 264, 283, 333, 385, 392, 396, 405, 412, 433, 439, 444, 445, 446, 447, 448, 482, 558 Gemüt, menschliches 120 Gemütsleben 151 generare 339, 340 Generatianismus 3, 129, 130, 338 generatio aequivoca 91, 92, 117, 128, 129 Generationstheorie 340 Genesis 291, 309 Genie 160, 420 Genie, göttliches 212 Genie, religiöses 152 <?page no="634"?> 624 Genius 177, 181, 327 Genossenschaft 425, 451 Genossenschaft, religiöse 424, 425, 429 Genugtuung 395 Genugtuung, unendliche 393 Geologe 309 Geologie 291, 304, 305, 306, 309 geologisch 305, 324 gerecht 256, 261 Gerechter 315 Gerechtes 256 Gerechtigkeit 254, 255, 256, 261, 262, 263, 267, 275, 292, 315, 408, 409, 411, 414, 438, 479 Gerechtigkeit Gottes 254, 262, 315, 377, 408, 437 Gerechtigkeit Gottes, strafende 409 Gerechtigkeit, absolute 262 Gerechtigkeit, göttliche 256, 261, 391, 408, 411 Gericht 422, 423 Gericht, allgemeines 423 Gesamtbewußtsein 432, 433, 567 Gesamtbewußtsein, kirchliches 432 Geschaffenes 311, 317 Geschichte 3, 23, 25, 27, 29, 34, 40 , 56, 59, 69, 71, 73, 74, 76, 77, 99, 109, 134, 135, 137, 140, 147, 157, 166, 171, 172, 175, 177, 185, 190, 191, 192, 195, 196, 200, 209, 211, 245, 306, 309, 332, 350, 356, 377, 378, 389, 390, 395, 406, 417, 423, 434, 448, 459, 463, 467, 482, 494, 498, 499, 502, 524, 532, 534, 538, 582, 602, 603 Geschichte der Alten Welt 410 Geschichte der Kirche 460 Geschichte der Menschheit 24, 25, 30, 99, 108, 167, 206, 209, 213, 307, 460, 469, 507, 532, 535 Geschichte der Philosophie 5, 72, 591, 599, 600, 601, 602, 603 Geschichte der Religion 535, 545 Geschichte der Religionen 57, 185, 193 Geschichte der Uroffenbarung 177 Geschichte der Vergangenheit 28, 172 Geschichte der Wissenschaften 504 Geschichte des Heidentums 61 Geschichte des Menschengeschlechts 115 Geschichte, frühere 172 Geschichte, objektive 84 Geschichte, politische 410 geschichtlich 34, 42, 44, 57, 113, 119, 136, 162, 164, 166, 176, 177, 180, 185, 191, 193, 214, 417, 460, 513, 546 Geschichtliches 20, 169, 201, 391 Geschichtsforscher 462 Geschichtsforschung 34, 211 Geschichtskenntnis 145 Geschichtskunde 24 Geschichtsphilosophie 34 geschichtsphilosophisch 211 Geschichtsschreibung 167 Geschöpf 111, 116, 122, 125, 127, 131, 132, 249, 257, 298, 310, 312, 313, 350, 361, 371, 372, 393, 394, 405, 409, 410, 485, 550, 578 Geschöpf, erbarmungswürdiges 260 Geschöpf, freies 312, 313, 324, 367, 372, 375 Geschöpf, unseliges 310, 372 Geschöpf, unvernünftiges 578 Geschöpf, vernünftiges 227, 324, 411 geschöpflich 244, 246, 249, 257, 265, 268, 317, 327, 339, 527, 530 Geschöpfliches 131, 212, 228, 230, 240, 241, 242, 243, 244, 245, 247, 248, 250, 252, 256, 257, 262, 268, 276, 287, 316, 328, 360, 375, 384, 409, 538, 562 Geschöpfliches, höchstes 242 Gesellschaft 136, 351, 428, 451 Gesellschaft, menschliche 135 Gesellschaft, politische 57 Gesellschaft, religiöse 351, 427 gesellschaftlich 474, 482, 483 Gesetz 205, 523 Gesetz der Kausalität 557, 574 Gesetz der Natur 148, 210, 326, 416, 459, 508 Gesetz des Denkens 523, 553 Gesetz Gottes 376, 382, 414 Gesetz, allgemeines 55, 293, 333, 353, 433, 450 <?page no="635"?> 625 Gesetz, äußerliches 556 Gesetz, eisernes 207 Gesetz, ewiges 255 Gesetz, geistiges 54, 280, 281 Gesetz, göttliches 126, 256, 381 Gesetz, höheres 475 Gesetz, immanentes 384, 521, 534, 553, 559 Gesetz, inneres 53, 382 Gesetz, innewohnendes 354 Gesetz, logisches 84, 89, 154 Gesetz, moralisches 237, 238, 283 Gesetz, sichtbares 281 Gesetz, sittliches 237, 423 Gesetz, unabänderliches 436 Gesetz, unveränderliches 253 Gesetzeskraft 363 Gesetzgeber 114, 117, 118, 119, 237, 296, 475, 476 Gesetzgeber, absoluter 476 Gesetzgeber, autonomer 476 Gesetzgeber, gerechter 238 Gesetzgeber, höherer 238 Gesetzgeber, persönlicher 284 Gesetzgeber, sittlicher 476 Gesetzgeber, weiser 238 Gesetzlichkeit 256 Gesinnung 57, 261, 481, 482 Gesinnung, böse 313 Gesinnung, innere 255, 434, 441 Gesinnung, innerliche 313 Gesinnung, moralische 480 Gesinnung, politische 481 Gesinnung, religiöse 434, 480, 481 Gesinnung, unmoralische 386 Gewalt 95, 118, 119, 120, 181, 288, 350, 365, 367, 375, 376, 379, 391, 396, 397, 415, 427, 450, 467, 468, 577 Gewalt, äußere 213 Gewalt, physische 213 Gewalt, sinnliche 118 Gewalt, unpersönliche 286 Gewalthaber 117, 476 Gewaltherrscher 476 Gewissen 161, 173, 238, 240, 283, 347 , 362, 382, 385, 423, 442, 558, 559 Gewissenserforschung 518 Gewissenssache 452, 457 Gewisses 169, 225, 227, 228, 234, 457, 508, 547 Gewisses, unmittelbar 456 Gewissestes, subjektiv 64 Gewissestes, subjektives 64 Gewißheit 35, 39, 41 , 83, 185, 228, 236, 239, 329, 400, 580 Gewißheit, angeborene 580 Gewißheit, unmittelbare 111, 226, 230 Gewordensein 242, 295 Gewußtes 518 Glaube 28, 30, 31, 40 , 43, 51, 56, 58, 60, 62, 63, 64, 70, 74, 75, 76, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 89, 93, 94, 95, 96, 97, 99, 100, 101, 103, 104, 106, 107, 108, 113, 115, 118, 119, 120, 121, 122, 123, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 150, 151, 152, 153, 154, 155, 156, 157, 158, 159, 161, 183, 184, 185, 196, 197, 198, 201, 203, 206, 213, 215, 216, 218, 219, 220, 221, 222, 224, 229, 240, 274, 280, 288, 289, 292, 306, 328, 330, 346, 391, 398, 399, 400, 407, 408, 409, 412, 417, 427, 428, 446, 447, 450, 451, 454, 455, 462, 464, 468, 472, 473, 476, 478, 482, 484, 485, 487, 491, 492, 495, 496, 497, 499, 525, 528, 531, 534, 536, 537, 538, 539, 540, 541, 543, 544, 545, 547, 550, 553, 554, 560, 561, 564, 565, 576, 577, 578, 579, 580, 581, 582, 583, 584, 585, 586, 588, 589, 590, 593, 594, 596 Glaube an Gott 399 Glaube an Unsterblichkeit 399 Glaube der Menschheit 415 Glaube der Religionen 415 Glaube, allgemeiner 216, 223, 330 Glaube, beseligendster 216 Glaube, blinder 82, 143, 564 Glaube, christlicher 3, 61, 67, 83, 85, 94, 346, 577 Glaube, dreifacher 149 Glaube, einfacher 206 Glaube, falscher 452, 473 Glaube, freier 539 Glaube, heiligster 216 <?page no="636"?> 626 Glaube, historischer 39 , 149, 150, 151, 152, 159, 239, 578 Glaube, höchster 216 Glaube, menschlicher 149, 578 Glaube, mystischer 149, 150, 151, 152, 239, 440 Glaube, positiver 150, 538, 578 Glaube, rechter 184 Glaube, reiner 206 Glaube, religiöser VI, 19, 30, 66, 70, 73, 84, 87, 104, 142, 143, 148, 150, 152, 153, 181, 185, 196, 197, 219, 476, 485, 496, 497, 499, 517, 528, 529, 533, 534, 535, 537, 538, 539, 541, 560, 562, 566, 577, 578, 582, 584 Glaube, richtiger 144 Glaube, unbedingter 197 Glaube, unmittelbarer 152, 220 Glaube, unvernünftiger 578 Glaube, vernünftiger 144, 579, 586 Glaube, wahrer 185, 346, 473, 579 glauben 28, 56, 74, 75, 76, 100, 102, 103, 105, 108, 112, 114, 115, 116, 117, 123, 128, 131, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 153, 159, 173, 187, 197, 198, 204, 211, 232, 274, 327, 345, 399, 400, 413, 418, 450, 452, 472, 474, 487, 493, 504, 525, 533, 534, 535, 550, 561, 565, 578, 579, 581, 583, 585, 588 Glauben 82, 142, 148, 450, 482, 538, 540, 543, 547, 565, 577, 578, 581, 589, 591, 593, 594 Glauben, religiöses 352 glauben, vernunftgemäß 585 glauben, vernünftig 588 Glaubender 89, 582, 591 Glaubensakt 584 Glaubensansicht, theoretische 468 Glaubensartikel 509 Glaubensautorität 93, 96, 151, 152, 491, 540, 545, 584, 589, 590 Glaubensautorität, christliche 97 Glaubensautorität, lebendige 433 Glaubensbekenntnis 431, 495 Glaubensbekenntnis, positives 544 Glaubensentscheidung 461 Glaubensformel 428, 429 Glaubensfreiheit 452 Glaubensgegenstand 220, 588 Glaubensgehalt, innerer 433 Glaubensgenossenschaft 429 Glaubensgrund 219 Glaubensgut 595 Glaubensinhalt 86, 428, 539, 584, 585, 587, 588, 590, 594, 596 Glaubensinhalt, wahrer 587 Glaubenslehre 330, 332, 462, 594 Glaubenslehre, christliche 80 Glaubensloser 482 Glaubensnorm 428 Glaubensobjekt 157, 491, 582 Glaubensobjekt, wahres 491 Glaubensorgan 82 Glaubensphilosophie 596 Glaubenssache 290, 576, 581 Glaubenssatz 85, 219, 220, 536, 593, 596 Glaubenssatz, religiöser 107 Glaubenstätigkeit 594 Glaubenstrieb 32 Glaubensüberzeugung, innere 453 Glaubensurteil 541 Glaubensverkünder 157 Glaubenswahrheit 221 Glaubenswissen 593 Glaubenswissenschaft 110 gläubig 144, 155, 188, 478, 510, 582 Gläubiger 80, 214, 396, 525 Gläubigkeit 29 glaubwürdig 144, 154 Glaubwürdigkeit 145 gleichgültig 376, 411, 459, 468 Gleichgültigkeit 468 Glück 99, 121, 189, 201, 244, 311, 391, 406, 414 Glück, irdisches 406 glücklich 106, 124, 307, 345, 391, 400, 405, 406, 474, 482 Glücklicher 391 glückselig 370 Glückseligkeit 238, 244, 311 Gnade 85, 260, 363, 368, 395, 396, 397, 408, 409, 410, 461, 470, 471, 472, 580 <?page no="637"?> 627 Gnade, göttliche 395, 396, 397, 398, 462 Gnade, innerliche 397 Gnadenspendung, göttliche 470 Gnadenwirkung 396 Gnosis 298 Gnostiker 342, 370, 382, 393, 394 gnostisch 394 Gnostizismus 298, 394 Gott, allmächtiger 291 Gott, alter 288 Gott, außerweltlicher 280 Gott, böser 180 Gott, falscher 288 Gott, freier 291 Gott, guter 180 Gott, höchster 178 Gott, innerweltlicher 229 Gott, lasterhafter 163 Gott, menschgewordener 399 Gott, offenbarender 544 Gott, persönlicher 174, 201, 227, 283, 284, 286, 302, 529 Gott, überweltlicher 239 Gott, wahrer 188, 206, 288, 568 Gott, wirklicher 263 gottähnlich 92, 362 Gottähnliches 125 Gottähnlichkeit 346, 347 , 364, 453 Gottbegeisterter 154 Gottebenbildliches 550 Götterbild 25, 160, 178, 287 Götterbild, menschliches 178 Götterbild, tierisches 178 Göttergeschichte 176, 177 Göttergestalt 178, 179, 192 Göttergestalt, menschliche 192 Göttergestalt, vollkommene 192 Götterglaube, falscher 113 Götterlehre 185, 194 Götterlehre, falsche 185 Göttersymbol 179 Götterverehrung 192 Gottes Sohn 209, 210 Gottesbewußtsein VI, VII, 19, 40 , 44, 45, 56, 58, 64, 73, 74, 78, 79, 80, 84, 87, 98, 99, 105, 110, 111, 112, 113, 116, 123, 124, 125, 126, 127, 128, 129, 130, 133, 134, 136, 137, 138, 142, 143, 152, 156, 157, 159, 166, 167, 168, 170, 187, 191, 213, 217, 220, 223, 224, 228, 229, 230, 231, 238, 239, 240, 241, 329, 473, 514, 520, 522, 527, 531, 532, 535, 538, 546, 547, 548, 549, 550, 557, 559, 560, 561, 563, 566, 588 Gottesbewußtsein, aktuales 133, 143 Gottesbewußtsein, eingeborenes 55 Gottesbewußtsein, höheres 169 Gottesbewußtsein, menschliches 98, 125 Gottesbewußtsein, reines 169 Gottesbewußtsein, unmittelbares 99, 150, 152, 223, 235, 236, 239 Gottesbild 125, 126, 445, 561 Gottesbild, immanentes 586 Gottesbild, innewohnendes 203 Gottesdienst 444, 445 Gottesdienst, äußerlicher 444 gottesdienstlich 444 Gottesebenbildlichkeit 562 Gotteserkenntnis 33, 74, 91, 348, 547, 549, 550, 552, 557, 560, 562, 564, 566, 587 Gottesfunke 127 Gottesfurcht 479 Gottesgedanke 116, 117, 121, 122 Gottesgedanke, vernünftiger 566 Gottesgefühl 203 Gottesgefühl, unmittelbares 205 Gottesgesandter 154, 199 Gottesgesetz 363 Gottesglaube 122, 155, 563 Gottesglaube, wahrer 183 Gotteshauch 125, 128, 337, 379, 394 Gotteshauch, schöpferischer 379 Gotteshaus 446 Gottesidee VI, 18, 32, 40 , 41 , 44, 49, 55, 85, 86, 87, 113, 123, 125, 126, 128, 129, 130, 131, 138, 149, 154, 155, 156, 158, 159, 173, 179, 182, 191, 192, 203, 204, 213, 223, 224, 225, 229, 230, 233, 238, 240, 246, 247, 288, 408, 531, 549, 550, 552, 557, 560, 561, 562, 563, 574, 575, 586 Gottesidee, aktuale 560 Gottesidee, angeborene 141, 142 <?page no="638"?> 628 Gottesidee, eingeborene 125, 128, 134, 190, 191, 204, 226, 228, 233, 234, 237, 241 Gottesidee, entwickelte 138 Gottesidee, immanente 40 , 83, 123, 134, 143, 154, 156, 157, 158, 190, 192, 201, 203, 225, 239, 347 , 546, 549, 550, 557, 560, 561, 562, 563, 574, 579 Gottesidee, innere 204 Gottesidee, innewohnende 230 Gottesidee, lebendige 133 Gotteskraft, schöpferische 304 Gotteslehre 121, 211 Gottesliebe 392, 397 Gottesreich 324, 409 Gottessohn 167 Gottessohn, geoffenbarter 551 Gottestätigkeit, äußere 204 Gotteswille, schaffender 317 Gotteswort 567 Gotteswort, schöpferisches 379 Gottgesandter 106, 154, 204, 205, 214, 525 gottgewollt 364 Gottheit VII, 19, 43, 45, 48, 88, 99, 100, 101, 102, 103, 106, 107, 108, 113, 114, 115, 116, 117, 118, 120, 121, 125, 131, 134, 139, 140, 142, 153, 159, 160, 162, 164, 165, 167, 172, 173, 175, 176, 177, 181, 182, 184, 186, 187, 190, 191, 192, 197, 201, 216, 221, 222, 227, 231, 283, 288, 290, 293, 297, 299, 300, 327, 338, 340, 351, 390, 395, 435, 436, 441, 473, 474, 475, 476, 503, 528, 531, 536, 562, 578, 584, 590 Gottheit Christi 509 Gottheit, bewußtlose 284 Gottheit, böse 180 Gottheit, höchste 179 Gottheit, unpersönliche 284 Gottheitsbild 159 göttlich VII, 19, 20, 42, 75, 76, 92, 95, 103, 104, 106, 107, 113, 114, 125, 127, 128, 132, 133, 134, 135, 151, 156, 165, 166, 167, 176, 177, 178, 179, 180, 183, 184, 187, 195, 196, 197, 199, 200, 203, 204, 205, 206, 208, 210, 211, 213, 215, 216, 219, 222, 227, 229, 231, 233, 235, 242, 243, 246, 247, 251, 252, 253, 256, 257, 258, 259, 260, 261, 262, 263, 264, 265, 268, 271, 273, 274, 275, 276, 277, 286, 287, 288, 289, 297, 298, 299, 302, 304, 314, 318, 323, 338, 363, 368, 373, 385, 388, 392, 394, 395, 397, 398, 408, 420, 422, 464, 474, 475, 476, 477, 495, 496, 503, 517, 526, 536, 538, 548, 574, 578, 579, 581, 584 Göttliches 25, 42, 43, 45, 46, 48, 75, 79, 81, 100, 101, 103, 105, 108, 110, 112, 115, 116, 117, 118, 119, 121, 123, 126, 127, 133, 134, 150, 151, 153, 160, 161, 162, 163, 174, 175, 176, 177, 178, 179, 182, 184, 185, 186, 187, 191, 192, 193, 196, 204, 221, 222, 227, 231, 241, 243, 280, 283, 298, 347 , 435, 445, 464, 477, 495, 496, 497, 499, 517, 518, 519, 522, 533, 534, 536, 537, 538, 539, 543, 547, 548, 549, 550, 551, 554, 556, 557, 561, 563, 569, 574, 575, 576, 577, 578, 579, 581, 586, 587, 588, 593 Göttliches, objektives 112 Göttlichkeit 209, 211, 436 Gottloser 414 Gottmensch 391 Gottvereinigung, innige 213 gottwidrig 389 Götze 100, 101, 103, 435 Götzenbild 442 Götzendienst 103, 161, 206, 288 Gravissimas inter 4 Gravitation 245 Gravitationsgesetz, mechanistisches 90 Grieche 25, 68, 107, 118, 169, 178, 179, 191, 195, 307, 327, 400 Grieche, gebildeter 463 Grieche, hochgebildeter 160 Griechenland 113, 194, 469 Griechenvolk 25 griechisch 596 Grunderkenntnis, philosophische 531 Grundphilosophie 31 Grundrecht 95 Grundsatz, religiöser 478 <?page no="639"?> 629 Grundwissenschaft, philosophische 499, 522 gut 37, 38, 101, 124, 161, 165, 180, 186, 187, 210, 249, 255, 290, 299, 323, 328, 329, 344, 347, 351, 355, 356, 357, 358, 359, 360, 363, 366, 368, 376, 378, 381, 383, 387, 393, 397, 440, 445, 452, 454, 476, 493, 494, 495, 509, 511, 512, 541, 558, 585, 586 Gut 257, 385 Gut, höchstes 467 Güte 180, 201, 246, 252, 254, 255, 256, 260, 261, 262, 263, 267, 275, 314, 323, 346, 366, 408, 409, 411, 414, 438 Güte Gottes 254, 255, 262, 329, 377, 408, 437, 438 Güte, absolute 262 Güte, göttliche 261, 262 Güte, immanente 409 Guter 206, 314, 411 Gutes 38, 73, 82, 83, 158, 168, 180, 181, 187, 188, 189, 204, 241, 246, 248, 251, 252, 255, 257, 313, 314, 338, 345, 346, 347, 348, 349 , 354, 356, 360, 364 , 366, 370, 371, 372, 373, 379, 382, 383, 395, 397, 399, 407, 408, 410, 419, 421, 437, 443, 466, 467, 468 Gutes, absolut 188 Gutestun 364 gütig 261 Gutsein 372 Gutwollen 360, 364 Handlung, gottesdienstliche 435 Häretiker 471, 597 harmonia praestabilita 335 Harmonie 221, 223, 253, 256, 257, 258, 301, 321, 324, 350, 364, 371, 384, 405, 407, 456, 464, 474, 481, 484, 485, 508, 510, 511, 541, 551, 552, 584, 585, 587, 594, 595 Harmonie des Geistes 40 , 54 Harmonie, absolute 308 harmonieren 327, 337, 364, 382, 457, 495, 502 harmonisch 257, 258, 262, 263, 334, 335, 350, 387, 408, 525, 534 Haß 387, 413, 459, 577, 591 Hassen 413 häßlich 38, 493, 541 Häßliches 204, 347 Hauptlehre, christliche 461 Hebräer 115, 118, 169 hebräisch 176 Hegelianer 475, 502 Hegelsche Schule 59 Heide 207, 471, 525 Heidentum 181, 183, 209, 288, 350 heidnisch 114, 207, 594 Heil 201, 390, 392, 438, 470, 472 Heil, ewiges 344, 453 heilig 176, 215, 242, 256, 257, 442, 477, 597 Heiliger 315, 363, 398 Heiliger Geist 476 Heiligkeit 230, 255, 256, 257, 409 Heiligkeit Gottes 256, 257, 444 Heiligkeit, geschöpfliche 257 Heiligkeit, göttliche 257 Heiligtum 240 Heiligtum des Geistes 365 Heiligtum, innerstes 565 Heiligung 398 Heiligung des Menschen 397 Held 178 Hellas 174 Hellene 163 Heroe 177 Herz 283 Herzensgemüt 147 Herzensmeinung 189 Hierarchie, jüdische 597 Hierarchie, philosophische 476 Himmel 107, 116, 173, 174, 175, 179, 232, 237, 239, 291, 325, 331, 393, 399, 406, 407, 411, 416, 422, 435, 475, 497, 498 Himmel, neuer 416 Himmelreich 417, 495, 498 Himmelsbau 321, 483 Himmelsbewegung 146, 147 Himmelserscheinung 416 Himmelsgebäude 174 Himmelsgesetz 148 <?page no="640"?> 630 Himmelsgewölbe 173, 174 Himmelsgott 174 Himmelskörper 246, 281, 321, 330, 332, 411, 415, 534 Himmelsmacht 333 Himmelsmacht, geistige 333 Himmelsraum 245 Himmelsraum, unendlicher 226 Himmelsverehrung 176 Hiob 207, 311, 369 historisch 24, 32, 34, 39, 42, 46, 47, 48, 49, 52, 56, 57, 58, 61, 75, 76, 78, 79, 80, 86, 98, 99, 104, 105, 108, 109, 110, 111, 113, 114, 115, 118, 127, 130, 135, 137, 140, 141, 143, 146, 149, 150, 152, 153, 155, 156, 157, 158, 165, 169, 170, 178, 186, 191, 192, 199, 204, 205, 207, 220, 239, 287, 293, 325, 330, 347 , 370, 389, 390, 398, 399, 426, 433, 441, 455, 456, 458, 460, 478, 479, 484, 492, 495, 497, 498, 532, 533, 534, 535, 536, 563, 564, 579, 584, 594 Historisches 55, 105, 178, 193, 215, 220, 221, 571 historisch-psychologisch 165 Hochschule 95 Hoffen 482 Hoffnung 407, 410, 446, 482, 485, 591 Höheres 100, 281 Hoherpriester 597 Hölle 409, 410, 414 homogen 136 Homöopathie 300 Humanität 59 Hung-tun 107 Hurenkultus 176 Hymnus 177 Ibisverehrung 157 ideal 38, 40 , 41, 61, 86, 88, 383, 445, 446, 496, 510, 534, 536, 537, 538, 570, 589, 593, 594, 595 Ideal 46, 49, 50, 54, 63, 169, 386, 446, 508, 543 Ideal der Religion 42, 46, 47, 49, 50, 62 Ideal des Schönen 38 Ideal, religiöses 45 Ideal, vollkommenes 421 Ideales 43, 363, 371, 399, 445, 498, 538, 541, 549, 568, 569, 575, 588 Idealismus 36, 53, 135, 319, 320, 501, 502, 529, 530, 568, 569, 580 Idealismus, abstrakter 319 idealistisch 529, 530, 571 Idealität 35, 38, 39, 47, 74, 109, 110, 348 , 448, 493, 496, 497, 513, 535, 536, 541, 594 Idealität, objektive 496, 536 Ideal-Reales 568, 569, 570 Ideal-Realismus 568, 569 Idealwelt 493, 494, 495, 498, 499 Idealwelt, innere 495 Idee 26, 30, 31, 32, 38, 39, 40 , 41 , 44, 47, 48, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 64, 65, 80, 82, 83, 85, 86, 103, 107, 112, 125, 126, 133, 139, 140, 141, 142, 154, 158, 201, 204, 223, 224, 227, 229, 230, 232, 240, 247, 249, 252, 257, 259, 260, 266, 268, 281, 282, 284, 289, 293, 297, 303, 307, 308, 321, 322, 337, 340, 345, 346, 347, 348, 349, 361, 362, 363, 364, 370, 371, 380, 381, 382, 383, 384, 386, 387, 388, 389, 399, 404, 421, 478, 492, 494, 495, 498, 510, 514, 523, 528, 541, 542, 551, 552, 559, 560, 570, 573, 588 Idee der Absolutheit 243, 278 Idee der Gottheit 85, 117, 149, 289, 531 Idee der Menschheit 147, 149, 340, 375, 377, 379, 380, 388, 394, 464 Idee der Natur 230 Idee der Pflanze 266 Idee der Religion 43, 44, 45, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 58, 60, 63, 64, 65, 80, 83, 98, 133 Idee der Schöpfung 321 Idee der Vollkommenheit 84, 243, 564 Idee der Wahrheit 209, 210 Idee der Welt 41, 303 Idee des Absoluten 40 , 259, 295, 298, 541, 542, 544, 551 Idee des Allervollkommensten 40 Idee des Denkens 551 Idee des Dreiecks 404 <?page no="641"?> 631 Idee des Erkennens 546, 551, 552, 560, 563 Idee des Geistes 40 Idee des Göttlichen 191, 531, 541, 542, 551, 560 Idee des Guten 31, 39, 40 , 41 , 82, 84, 154, 204, 209, 210, 346, 347, 348 , 361 , 362 , 382, 384, 404, 446, 478, 479, 559 Idee des Guten, eingeborene 203 Idee des Kosmos 53 Idee des Menschen 44, 49, 362, 363, 364, 373, 380, 381 Idee des Rechten 82 Idee des Rechtes 479 Idee des Schönen 31, 38, 39, 40 , 41 , 49, 82, 84, 85, 204, 209, 210, 346, 347, 348 , 361 , 362, 384, 446 Idee des Schönen, eingeborene 203 Idee des Unbedingten 40 Idee des Vollkommenen 495 Idee des Vollkommensten 541 Idee des Wahren 31, 39, 40 , 41 , 47, 82, 84, 154, 204, 346, 347, 348 , 361 , 362 , 384, 404, 446 Idee des Wahren, eingeborene 203 Idee Gottes 40 , 61, 84, 117, 125, 126, 133, 134, 141, 200, 230, 259, 289, 296, 303, 315, 329, 347, 362, 363, 372, 380, 394, 409, 495, 529, 548, 549, 552, 559 Idee Gottes, höchste 384, 446 Idee Gottes, immanente 533 Idee vom Guten, eingeborene 205 Idee vom Menschen 50, 362 Idee vom Schönen, eingeborene 205 Idee vom Wahren, eingeborene 205 Idee von der Gottheit 191 Idee von der Welt 362 Idee von Gott VI, 18, 31, 45, 50, 52, 56, 82, 84, 122, 123, 124, 126, 127, 129, 137, 138, 150, 175, 180, 190, 192, 200, 204, 209, 210, 219, 223, 227, 228, 229, 230, 232, 239, 242, 243, 247, 250, 259, 260, 263, 282, 295, 297, 329, 346, 347 , 348, 370, 384, 389, 409, 479, 483, 552, 557, 578, 579 Idee von Gott, angeborene 191, 228 Idee von Gott, eingeborene 122, 123, 203, 205, 227, 229 Idee von Gott, höhere 227 Idee von Gott, immanente 83, 259 Idee von Gott, wahre 65 Idee, eingeborene VI, 51, 133, 181, 190, 203, 483 Idee, einwohnende 446 Idee, ewige 308 Idee, fixe 405 Idee, göttliche 53, 262, 317, 363, 394, 527 Idee, höchste 40 , 41 , 47, 48, 68, 364 Idee, immanente 50, 55, 83, 84, 363, 542, 551, 579, 594 Idee, realisierte 297, 340, 421 Idee, religiöse 25, 30, 45, 55, 56, 57, 60, 137, 138, 149, 150, 160, 161, 163, 528 Idee, sittliche 475 Idee, unrealisierte 340 ideell 482, 502 Ideenerkenntnis 248 Identität 182, 253, 323, 348, 418, 431, 502, 508, 509, 510, 511, 512, 526, 527, 557, 570, 573, 574 Identitätsphilosophie 509 Identitätsphilosophie, absolute 512 Identitätssystem 318, 319 Identitätssystem, pantheistisches 502 Illkofen 3 Illusion 44, 406, 407 Illusion, philosophische 477 immanent 31, 38, 81, 82, 83, 84, 90, 142, 203, 241, 246, 254, 255, 258, 259, 260, 261, 274, 276, 277, 308, 317, 321 , 336 , 348 , 357, 394, 408, 409, 506, 507, 516, 551, 552, 556, 557, 559, 560, 562, 574, 575, 578, 579, 585, 586, 589, 594 Immanenz 81, 251 Immanenz des Geistes 348 immateriell 334, 402 Immaterielleres 282 Immaterielles 308 Inder 106, 160, 174, 179, 180, 304, 390, 440, 442 indeterminiert 358 <?page no="642"?> 632 Indeterminismus VIII, 352, 353, 354, 356, 365, 381 indeterministisch 365 Indexkongregation 5, 88, 96 Indien 107, 175, 177, 194, 440, 441 indifferent 466, 468 Indifferenter 466, 468 Indifferentismus 459, 466, 467, 468 indifferentistisch 88 Indifferenz 463 Indifferenz, religiöse 468 Individualität 418, 422, 452, 468 Individualität, menschliche 418 Individuum 59, 277, 339, 357, 379, 388, 395, 399, 454, 567 Indra 174 Induktion 571, 572, 574 Induktion, falsche 571 induktiv 572 Inkarnation 107, 392 innen 348 Innen 82, 363, 460, 487, 507, 553 Inneres 36, 45, 150, 159, 174, 182, 201, 211, 223, 228, 259, 344, 378, 407, 424, 434, 435, 450, 467, 469, 478, 480, 483, 484, 485, 495, 501, 535, 580 Inneres Gottes 279 innerlich 36, 37, 40, 61, 90, 159, 160, 192, 214, 237, 238, 266, 273, 313, 339, 341, 346, 354, 361, 367, 378, 397, 407, 418, 427, 433, 434, 440, 443, 444, 446, 448, 451, 460, 463, 464, 465, 481, 484, 487, 503, 504, 555, 562, 595 Innerliches 336, 450 Innerstes 344, 371 innig 214, 341 Innigkeit 213 Inquisition 5 Instinkt 100, 129, 130, 133, 137, 139, 140, 157, 266, 283, 362, 380, 386, 399 Instinkt, moralischer 238 Instinkt, religiöser 219 Instinkt, tierischer 267, 487 Instrumentalphilosophie 523, 524, 526 Instrumentalwissenschaft 527 intellectus 36, 89, 91, 92, 124, 234 intolerant 468 Intoleranz 459, 468, 469, 470, 471 Intuition, göttliche 248, 249 Intuition, unmittelbare 248 irdisch 72, 73, 105, 147, 179, 184, 199, 207, 218, 242, 260, 272, 274, 275, 280, 285, 298, 310, 331, 336, 338, 343, 344, 387, 399, 404, 407, 408, 413, 438, 439, 442, 443, 446, 464, 482, 484, 492, 500, 518, 524, 527, 551, 568 Irdisches 100, 131, 139, 140, 179, 186, 188, 196, 221, 222, 226, 228, 231, 232, 233, 236, 244, 250, 252, 262, 263, 265, 273, 274, 278, 282, 287, 296, 341, 343, 344, 386, 397, 419, 439, 442, 462, 484, 493, 494, 495, 496, 527, 562 Irdischsein 378, 382 irrational 320, 516 Irrationalismus 60 irreligiös 480 Irren 383 Irrglaube 155, 183, 184, 185, 186 Irrgläubiger 471 Irrlehrer 391, 597 Irrtum 88, 108, 152, 163, 164, 165, 172, 182, 194, 195, 197, 198, 201, 202, 203, 224, 247, 351, 380, 383, 461, 505, 511, 521, 553, 554, 555, 563 irrtumsfähig 170, 171, 487 Irrtumsfähigkeit 383 Irrtumsfreiheit 452 Isaak 115 Jakob 115 jenseitig 104, 400, 414 Jenseitigkeit 178 Jenseits 31, 78, 86, 130, 147, 148, 150, 151, 160, 179, 182, 196, 214, 221, 341, 345, 346, 400, 409, 410, 413, 414, 419, 586 Jesus Christus 26, 163, 167, 176, 209, 210, 212, 213, 391, 392, 399, 431, 440, 460, 463, 465, 470, 471, 472, 540, 597 Jesus patibilis 393, 394 Jesus, leidender 393 Jonier 72 Jude 471, 525 Jude, gebildeter 463 <?page no="643"?> 633 Judentum 56, 108, 114, 199, 206, 209, 211, 328, 370, 382, 597 jüdisch 46, 594 juridisch 474, 513 Jurisprudenz 71 juristisch 186, 480, 481 Kabbala, jüdische 288 Kaiser 477 Kategorie 500, 501, 514, 515, 517, 520, 521, 522, 526, 548, 549, 551, 562 Kategorienlehre 520, 526, 527 Kategorischer Imperativ 237, 474, 559 Katharer 298 katholisch 6 Katholische Tübinger Schule 3 Kausalgesetz 231, 234 Kausalität 301, 357, 522, 557 Kausalität, äußere 352 Kausalität, immanente 352 Kausalitätsgesetz 353 Kausalitätsreihe 359 Kausalreihe 302, 359 Kausalverhältnis 334, 353 Keim 31, 36, 51, 65, 82, 84, 111, 125, 126, 128, 132, 133, 134, 138, 155, 204, 209, 212, 266, 339, 340, 348, 354, 357, 358, 365, 381, 393, 404, 417, 495, 501, 504, 506, 507, 549, 550, 555, 579, 585 Keim der Freiheitskraft 363 Keim der Religion 64, 134, 206 Keim der Vernunft 128 Keim des Geistes 128 Keim des Gottesbewußtseins 136 Keim einer Pflanze 52 Keim zum Gottesbewußtsein 126, 133, 135 Keim, innerster 43 keimartig 503 Keimen 417 ketzerisch 457 Kind Gottes 214 Kirche IX, 4, 22, 57, 66, 67, 69, 87, 88, 93, 94, 97, 112, 392, 414, 423, 432, 433, 444, 446, 451, 452, 454, 460, 462, 463, 464, 465, 466, 470, 471, 472, 473, 475, 476, 477, 479, 480, 481, 483, 499, 540, 563, 576, 577, 582, 585, 588, 592, 593, 597 Kirche, alleinseligmachende 470 Kirche, christliche 69, 130, 432, 458, 459, 463, 472 Kirche, katholische 82, 88, 470 Kirchengemeinschaft 453 Kirchengeschichte 6, 357, 461 kirchengeschichtlich 6 Kirchengewalt 477 Kirchenlehrer, christlicher 342 Kirchenrecht 480, 483 kirchenrechtlich 462 Kirchentrennung 463 Kirchentrennung, abendländische 68 Kirchenvater 461, 470, 471 kirchlich 97, 432, 460, 461, 465, 470, 481, 591 Klugheit 493, 500 Kometenglaube 416 Konfession 468, 482, 592 konfessionell 592 König 477 Konstantinopolitanisches Symbol 461 Konstruktion a priori 192, 293, 498, 503, 504, 505, 506, 508, 541, 543, 561 Konstruktion, apriorische 505, 518, 532 Konstruktion, idealistische 502, 508 Konstruktion, naturphilosophische 502 Konstruktion, philosophische 504, 505 Konstruktion, reine 53 Körper 327, 332, 333, 334, 335, 337, 342, 343, 344, 349, 385, 387, 417, 442, 568 Körper, irdischer 331 Körper, menschlicher 132 Körper, sinnlicher 331 körperlich 217, 282, 319, 321, 344, 385, 401 Körperliches 265, 266, 333, 335, 337, 349, 382 Kosmogonie 99, 185 Kosmologie VIII, 222, 239, 290 kosmologisch VII, 231 Kosmos 53, 411 Kosmos, geistiger 245 Kreatianer 322 Kreatianismus 129, 130, 339, 340, 343, 379 Kreatur 309, 310, 311, 312, 313, 378, 391, 392, 410 <?page no="644"?> 634 Kreatur, vernünftige 327 kreatürlich 251, 371 Kreatürliches 310 Kreislauf, ewiger 288 Krieg 443, 469 Kritik 72 Kult, religiöser 161 Kultur 206, 390, 410 Kulturgeschichte 25 Kultus 59, 112, 172, 177, 185, 430, 433, 434, 435, 450, 460, 462, 582 Kultus, religiöser VIII, 21, 57, 423, 425, 433, 447 Kultushandlung 75, 76, 435, 444, 535 Kunst 24, 25, 26, 27, 29, 30, 49, 57, 66, 87, 112, 122, 124, 135, 136, 139, 140, 159, 160, 165, 192, 198, 199, 307, 328, 332, 333, 346, 389, 419, 420, 421, 430, 439, 445, 446, 447, 456, 460, 463, 464, 492, 506, 575 Kunst, logische 575 Kunst, menschliche 421 Kunst, schöpferische 26 Kunstdenkmal 421 Künstler 25, 420, 445, 446 Kunstverehrung 192 Kunstwerk 160, 176, 420, 426, 434, 446 Kunstwerk, vollendetes 421 Kunstwerk, vollkommenes 420 Kunstwirkung 435 Kyniker 474 Langmut 260 Läuterung 370, 417 Lebensprinzip 339, 340 Legalität 256, 346, 381, 399, 479 Lehramt, kirchliches 3 Lehramt, römisches 4 Lehre der Religion 221, 456 Lehre des Christentums 416 Lehre vom Denken 515, 523, 526 Lehre, christliche 24, 85, 130, 298, 300, 392, 413, 414, 461, 463, 585 Lehre, falsche 185 Lehre, geistliche 88 Lehre, geoffenbarte 204 Lehre, medizinische 195 Lehre, religiöse 29, 30, 52, 55, 56, 57, 60, 61, 62, 63, 65, 80, 86, 106, 107, 143, 148, 149, 150, 153, 161, 162, 163, 173, 180, 219, 220, 221, 222, 223, 293, 368, 390, 399, 416, 424, 428, 431, 434, 446, 451, 456, 457, 474, 586, 588 Lehre, staatsrechtliche 195 Lehrentscheidung, kirchliche 461 Leib 37, 53, 129, 130, 131, 132, 133, 246, 280, 296, 331, 333, 334, 335, 336, 337, 339, 340, 341, 342, 343, 344, 345, 347, 348, 349, 350, 373, 374, 376, 378, 379, 382, 384, 385, 386, 387, 402, 412, 416, 417, 418, 419, 420, 421, 422, 434 Leib, freier 280 Leib, materieller 280, 327, 332 Leib, menschlicher 129, 131, 132, 178, 343, 377, 387, 417, 418 Leib, organischer 567 Leib, unlebendiger 337 Leibbildung 337 leiblich 31, 266, 285, 337, 339, 340, 341, 343, 344, 345, 350, 379, 384, 387, 395, 401 Leibzeugung 340 Leichtgläubigkeit 29, 143, 147 Leid 370, 371, 392, 407, 411 Leiden 393, 406, 407 Leiden der Menschheit 377 Leiden des Menschen 369 Leugnung Gottes 333 licentia effrenata 88, 94, 96 Licht, absolutes 309 Lichtäon, leidender 393 Lichtkeim 393 Lichtreich 298, 393 Lichtreich, vollkommenes 298 Liebe 43, 120, 254, 258, 268, 275, 276, 279, 286, 310, 340, 368, 375, 385, 387, 392, 394, 396, 397, 398, 400, 408, 409, 410, 413, 442, 468, 472, 485, 489, 538, 539, 559 Liebe Gottes 392, 408, 410, 472 Liebe, göttliche 410 Liebe, unendliche 394 lieben 120, 267, 270, 275 <?page no="645"?> 635 Lieben 413 List 112, 116, 117, 119 Liturgie 435, 444, 462 Logik 5, 55, 67, 71, 72, 77, 146, 239, 286, 490, 492, 499, 500, 515, 520, 522, 523, 524, 525, 526, 527, 552, 571, 572, 573, 598, 599, 600, 601, 602, 603 Logik, absolute 575 Logik, formale 522, 523, 524, 526, 543 Logik, immanente 492 Logik, neuere 526 Logik, spekulative 523, 525 logisch 73, 84, 228, 232, 234, 237, 239, 333, 492, 525, 551, 552, 556, 557, 575 lo,goj 308, 391 Logos 339 Logos, geschöpflicher 527 Logos, göttlicher 212, 309, 527 lo,goj o`moou,sioj 275 Lohn, ewiger 410 Lophu 107 Lüge 38, 39 , 73, 88, 122, 185, 204, 215, 216 Macht 24, 25, 27, 28, 67, 75, 97, 99, 104, 118, 120, 142, 145, 159, 180, 185, 210, 222, 253, 254, 264, 281, 291, 296, 302, 304, 313, 314, 322, 329, 331, 338, 339, 340, 344, 351, 352, 355, 357, 358, 360, 361, 362, 365, 368, 369, 371, 372, 373, 375, 385, 386, 407, 418, 419, 422, 427, 434, 436, 450, 460, 477, 480, 484, 551 Macht der Elektrizität 416 Macht der Fortpflanzung 341 Macht der Freiheit 302, 323, 364 Macht der Freiheitskraft 397 Macht der Menschheit 352, 378 Macht der Religion 480 Macht der Selbständigkeit 360 Macht der Selbstbestimmung 360, 364, 367, 369, 388, 450 Macht der Weltgeschichte 352 Macht des Egoismus 386 Macht des Göttlichen 176 Macht des Guten 359 Macht des Materiellen 281 Macht des Menschengeistes 351 Macht des Sinnlichen 288 Macht des Willens 252, 253, 351, 384, 558 Macht Gottes 254, 281, 302, 367, 368, 375 Macht zum Bösen 257 Macht, absolute 252, 303 Macht, äußere 480 Macht, äußerliche 367 Macht, geistige 209, 561 Macht, göttliche 102, 104, 116, 254, 534 Macht, höhere 100, 208, 221 Macht, innerliche 333, 451 Macht, menschliche 406 Macht, persönliche 375 Macht, schöpferische 176, 339, 420 mächtig 251, 263 mächtig, unendlich 263 Mächtiges 123 Magnetismus 320 Makrokosmos, wirklicher 53 Mandarin 431 Manichäer 382, 393, 394 Manichäismus 298 Mantra 174 Mantra, indisches 174 material 322 Material 39, 266, 272, 304, 524 Materialismus 92, 116, 132, 210, 318, 319, 323, 341, 407, 487, 529, 549, 554, 564, 568, 569, 570 Materialismus, extremer 407 Materialist 353 materialistisch 339, 341, 569, 571 Materie 132, 167, 232, 241, 242, 243, 280, 281, 293, 294, 295, 296, 297, 298, 299, 302, 303, 304, 318, 319, 320, 322, 323, 325, 327, 328, 334, 336, 338, 339, 341, 356, 382, 386, 399, 401, 407, 411, 421, 508, 512, 521, 562 Materie, bewußtlose 233, 326 Materie, ewige 296, 299 Materie, finstere 298, 369 Materie, geschöpfliche 241 Materie, sublimierte 319 Materie, substantielle 550 Materie, willenlose 326 materiell 210, 246, 264, 280, 285, 297, 320, 321, 328, 330, 333, 335, 337, 340, 393, <?page no="646"?> 636 402, 413, 418, 438, 483, 484, 502, 534, 569, 570 Materielles 116, 243, 247, 265, 268, 280, 281, 282, 294, 296, 297, 308, 316, 317, 320, 321, 322, 326, 327, 328, 330, 333, 336, 337, 339, 371, 382, 384, 385, 386, 402, 548, 549, 569, 570 Mathematik 74 mathematisch 246, 272, 273, 281, 287, 401, 412 Mechanik 90, 91 mechanisch 140, 334, 337, 366, 465, 512, 521, 522, 555, 573 Mechanismus 522, 555 mechanistisch 90, 93 Meerkultus 176 Meinung 30, 75, 176, 186, 200, 466, 467, 468, 470, 475 Meinung, vorgefaßte 62, 558 Melchisedek 102, 207 Mensch, abergläubischer 184 Mensch, böser 329 Mensch, edler 311, 408 Mensch, endlicher 393 Mensch, erster 194, 340, 341, 370, 374, 375, 376, 377, 379, 380, 394, 584 Mensch, freier 437 Mensch, gebildeter 115 Mensch, geistiger 218 Mensch, guter 329 Mensch, innerlicher 433 Mensch, irdischer 413 Mensch, neuer 338 Mensch, sinnlicher 412 Mensch, ungebildeter 205 Mensch, ungebildetster 510 Mensch, vollkommenerer 405 Menschenbewußtsein 337, 496 Menschenbewußtsein, unmittelbares 109 Menschengattung 341, 342, 345, 392, 406, 423 Menschengefühl 466 Menschengeist 26, 32, 35, 41 , 45, 47, 48, 53, 55, 58, 64, 66, 80, 98, 103, 120, 123, 125, 126, 127, 135, 136, 137, 141, 156, 166, 194, 201, 210, 215, 216, 221, 229, 230, 247, 271, 273, 275, 281, 282, 291, 301, 302, 312, 327, 331, 336, 338, 339, 340, 341, 346, 347, 348, 350, 358, 364, 375, 386, 388, 394, 395, 401, 405, 411, 412, 413, 414, 420, 421, 426, 429, 434, 435, 438, 439, 446, 487, 493, 503, 506, 520, 531, 536, 540, 542, 545, 546, 549, 550, 555, 557, 560, 561, 562, 563, 565, 571, 578, 579, 581, 585, 586, 594, 595 Menschengeist, bewußter 300 Menschengeist, freier 396 Menschengeist, freiwollender 210 Menschengeist, neuer 338 Menschengeist, persönlicher 267 Menschengeist, schaffender 310 Menschengeist, subjektiver 84 Menschengeist, vernünftiger 586 Menschengeschichte 137, 170, 208, 251, 293, 305, 307, 311, 332, 338, 416, 476 Menschengeschlecht 26, 30, 42, 45, 59, 70, 108, 137, 139, 140, 141, 166, 170, 171, 181, 187, 190, 199, 200, 206, 215, 287, 293, 304, 306, 307, 311, 340, 345, 371, 374, 390, 391, 398, 405, 406, 411, 415, 422, 425, 441, 472, 479, 483, 567 Menschengesellschaft 426 Menschengestalt 418 Menschenleib 338, 417, 418 Menschenleib, unparadiesischer 374 Menschenliebe, allgemeine 467 Menschennatur 123, 135, 136, 158, 170, 171, 213, 311, 335, 339, 340, 344, 345, 362, 374, 376, 377, 378, 381, 385, 404, 405, 433, 504, 530, 555 Menschennatur, geistige 234, 339 Menschenopfer 442 Menschenpaar 140 Menschenrecht, innerstes 454 Menschenseele 36, 82, 128, 129, 130, 150, 158, 204, 212, 284, 338, 340, 342, 343, 354, 355, 378, 402, 411, 422, 441, 497, 516, 517, 525 Menschensohn 167, 341, 392 Menschenverstand 412 Menschenverstand, gesunder 455 <?page no="647"?> 637 Menschenwelt 26, 34, 43, 55, 59, 114, 280, 329, 332, 333, 370, 422, 425, 434 Menschenwerk 580, 595 Menschenwesen 56, 59, 183, 230, 277, 339, 346, 373, 382, 385, 388, 401 Menschenwille 361 Menschenwille, freier 373 Menschenwollen 337 Menschenwürde 475, 476 menschenwürdig 591 Menschenzeugung 388 Menschheit VI, 18, 24, 25, 31, 32, 43, 45, 46, 48, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 63, 70, 71, 72, 75, 76, 78, 95, 96, 98, 99, 104, 105, 108, 109, 111, 112, 114, 122, 124, 133, 139, 147, 154, 158, 166, 167, 168, 170, 171, 173, 180, 187, 188, 189, 190, 192, 193, 201, 203, 206, 207, 209, 212, 213, 214, 217, 220, 224, 231, 238, 263, 288, 292, 308, 309, 329, 330, 331, 338, 339, 340, 341, 342, 344, 350, 369, 370, 371, 374, 376, 377, 378, 379, 380, 385, 386, 390, 391, 392, 393, 394, 395, 397, 398, 399, 405, 406, 407, 412, 413, 415, 423, 424, 425, 426, 427, 430, 431, 454, 463, 464, 468, 470, 471, 472, 474, 475, 476, 477, 482, 483, 484, 485, 498, 516, 517, 523, 524, 526, 531, 532, 533, 534, 535, 536, 539, 542, 543, 559, 567, 568, 581, 582, 583, 587, 588, 592 Menschheit, gefallene 340 Menschheit, geistige 487 Menschheit, glückliche 406 Menschheit, mündige 584 Menschheitsgeschichte 423 menschlich 26, 28, 29, 49, 55, 78, 79, 93, 101, 107, 111, 112, 116, 120, 129, 133, 135, 147, 148, 156, 160, 165, 167, 169, 177, 178, 188, 190, 195, 197, 198, 199, 200, 201, 205, 208, 212, 213, 216, 218, 229, 240, 245, 247, 248, 258, 261, 262, 263, 273, 286, 291, 305, 309, 324, 332, 340, 343, 348, 353, 367, 368, 379, 387, 388, 391, 431, 433, 435, 445, 464, 465, 468, 483, 487, 516, 518, 524, 534, 548, 567, 574, 584, 592 menschlicher Leib 176 Menschliches 153, 165, 242, 464, 488, 556, 557 Menschsein 121, 387, 442 Menschwerdung 341, 392 Menschwerdung Gottes 300 Metaphysik 3, 5, 18, 45, 67, 72, 73, 74, 77, 78, 79, 87, 92, 105, 109, 110, 111, 112, 239, 389, 515, 517, 522, 523, 525, 526, 527, 528, 529, 530, 531, 572, 575, 598, 599, 600, 601 Metaphysik, kritische 110 metaphysisch 57, 148, 156, 317, 345, 356, 530 Metaphysisches 45, 566, 588 Metempsychosis 298 Methode V, IX, 17, 22, 35, 47, 48, 55, 70, 71, 80, 110, 126, 486, 487, 488, 529, 540, 544, 563, 565, 571, 572, 573, 574, 576, 598 Methode, absolute 573, 576 Methode, analytische 55, 571, 572 Methode, deduktive 571, 572 Methode, dialektische 573, 575 Methode, dialogische 575 Methode, Hegelsche 575 Methode, induktive 568, 571, 572 Methode, organische 563, 571, 573 Methode, philosophische 575 Methode, synthetische 55, 571, 572 Methodologie 499 Mikrokosmos 31, 54 Mikrokosmos, geistiger 53 Milchstraße 179 Mineralreich 331 Mitleid 258, 387, 413 Mitleid, menschliches 387 Mittelalter 25, 58, 97, 261, 262, 298, 321, 436, 464, 465, 477, 566, 575 Mittelalter, kirchliches 465 Mittelalterliches 464 Mittelaltersehnsüchtiger 465 Mittelwesen 327 Mögliches 250 Möglichkeitsphilosophie 566 Mohammedaner 400, 440, 525 <?page no="648"?> 638 mohammedanisch 436 Mohammedanismus 24, 169, 200 Monade 335 Mond 174 Mondfinsternis 148 Mongole 327 Monismus 297, 299, 318 Monotheismus, abstrakter 182 Moral 382 Moralgesetz 109 moralisch 154, 186, 195, 204, 239, 248, 333, 345, 349, 350, 351, 381, 384, 385, 423, 431, 457, 458, 468, 475, 480, 554, 587 Moralisches 320, 559 Moralismus, rationaler 382 Moralität VIII, 21, 112, 126, 161, 256, 346, 382, 399, 473, 474 Moralität, innere 479 Moralphilosophie 34, 67, 382 Mormone 478 mosaisch 304 Mose 107, 118, 291 München 3 Musik 57 Mysterium 179, 240 Mystik 89, 153 Mystiker 262, 382 mystisch 99, 149, 150, 155, 201, 212, 436, 440, 465 Mythengeschichte 61 mythisieren 122 Mythologie VI, 19, 61, 78, 122, 156, 165, 166, 172, 176, 177, 178, 185 Mythologie, etymologische 399 Mythologie, juristische 399 Mythologie, metaphysische 399 Mythologie, moralische 399 Mythos 99, 156, 172, 179, 207, 210, 215 Mythos, religiöser 157 Nächstenliebe 468, 469 Namenloses 183, 193 Nationalgottheit 469 Nationalität 160 Natur 23, 26, 32, 34, 35, 36, 44, 49, 51, 53, 56, 59, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 77, 82, 90, 92, 99, 100, 102, 103, 105, 106, 109, 110, 116, 117, 119, 120, 121, 122, 123, 124, 125, 126, 127, 128, 133, 134, 135, 137, 138, 142, 144, 145, 146, 147, 149, 151, 160, 166, 170, 171, 172, 173, 174, 175, 176, 178, 179, 187, 189, 190, 191, 193, 195, 197, 200, 201, 202, 203, 204, 205, 207, 208, 209, 210, 212, 213, 214, 215, 216, 217, 218, 219, 220, 222, 234, 236, 237, 238, 240, 242, 243, 249, 251, 254, 256, 264, 270, 282, 283, 284, 286, 288, 290, 291, 293, 295, 302, 304, 305, 306, 307, 310, 311, 317, 318, 319, 320, 322, 325, 326, 327, 328, 329, 331, 333, 334, 336, 337, 338, 339, 341, 342, 344, 347, 348, 350, 351, 353, 354, 356, 357, 359, 360, 362, 365, 370, 371, 372, 373, 374, 375, 376, 377, 378, 379, 383, 386, 387, 388, 389, 392, 399, 400, 402, 404, 405, 406, 407, 409, 415, 417, 419, 426, 427, 429, 435, 436, 438, 443, 444, 445, 459, 464, 465, 481, 492, 493, 498, 499, 502, 503, 504, 507, 508, 511, 513, 516, 519, 524, 526, 528, 529, 530, 531, 532, 533, 534, 535, 536, 538, 543, 547, 555, 556, 557, 563, 568, 571, 580, 586, 590 Natur der Menschenseele 403 Natur der Vernunft 81 Natur des Endlichen 248 Natur des Menschen 90, 112, 124, 127, 135, 209, 213, 333, 407, 422 Natur des Menschengeistes 140, 301, 395 Natur Gottes 200 Natur, äußere 90, 101, 122, 160, 173, 177, 286, 352 Natur, bewußtlose 246, 326, 372, 373 Natur, ethische 348, 349 Natur, geistige 58, 126, 127, 213, 234, 243, 330, 332, 341, 342, 379, 387, 441, 535, 579, 581, 594 Natur, göttliche 134, 167, 476, 477 Natur, gottverwandte 125 Natur, höhere 32, 91, 387, 395, 420, 438 Natur, ideale 91 Natur, immanente 585 Natur, innere 90 <?page no="649"?> 639 Natur, innerste 317, 341 Natur, irdische 221, 386 Natur, materielle 333, 336, 338 Natur, menschliche 100, 117, 122, 148, 160, 185, 186, 188, 198, 200, 202, 211, 212, 215, 216, 229, 240, 282, 338, 377, 378, 392, 405, 425, 426, 475, 533, 591 Natur, paradiesische 373 Natur, sichtbare 445 Natur, sinnliche 116, 126, 158, 170, 242, 332, 348 , 349, 386, 387 Natur, subjektive 90 Natur, ungöttliche 192 Natur, vernünftige 358, 593 natura 95, 449 natura naturans 299 natura naturata 299 Naturahnung 208 Naturalismus 59, 92, 195 naturalistisch 58, 88, 149, 167 Naturanlage 340 Naturauffassung 93 Naturauffassung, scholastische 90 Naturauffassung, veraltete 94 Naturbetrachtung 92, 295 Naturbibel 172, 192 Naturdienst 173 Natureinwirkung 135 Naturell 354, 356, 365, 368 Naturereignis 122, 213, 389, 437 Naturerforschung 90 Naturerkenntnis 179 Naturerscheinung 75, 100, 106, 113, 121, 174, 175, 176, 181, 191, 192 Naturforscher 35, 130, 210, 240, 294, 321, 322, 436, 568, 572 Naturforschung 72, 90, 91 Naturforschung, mechanistische 91 Naturforschung, neuere 93 Naturgebilde 76, 402, 460 Naturgebilde, unvollkommenstes 77 Naturgegenstand 100 Naturgemäßes 124, 202, 214, 440 Naturgeschichte 176, 214, 507 naturgeschichtlich 192 Naturgesetz 208, 209, 210, 212, 326, 374, 378, 436, 554 Naturgesetz, unveränderliches 326 Naturgewalt 119, 121, 123, 175, 253, 466 Naturgott 568 Naturgottheit 178 Naturknechtschaft 173 Naturkraft 69, 209, 337, 374 Naturkultus 207, 209 Naturkunde 53, 194 Naturkunde, empirische 53 Naturlauf 210 Naturlauf, strenger 210 Naturleben, unmittelbares 208 natürlich 113, 114, 118, 120, 122, 150, 183, 204, 205, 213, 237, 238, 283, 307, 331, 340, 345, 379, 390, 422, 433, 436, 439, 442 Natürliches 100, 120, 179, 214 Naturmacht 205 Naturmacht, blinde 222 Naturmensch 175, 181 Naturnotwendigkeit 325, 327, 367 Naturobjekt 175, 491 Naturphilosophie 5, 34, 44, 49, 53, 67, 320, 502, 506, 599, 600, 601, 602 naturphilosophisch 131 Naturprozeß 324 Naturpsyche 386 Naturrecht 94 Naturreich 331 Natursünde 389 Natursymbol 177 Naturverehrung 173 Naturverlauf 365, 399, 436 Naturvorgang 355, 384, 417 Naturwesen 239 Naturwissenschaft 3, 25, 34, 55, 69, 77, 90, 91, 93, 94, 191, 195, 208, 211, 214, 217, 218, 219, 220, 239, 245, 264, 292, 293, 305, 320, 321, 322, 325, 330, 400, 416, 417, 418, 436, 454, 455, 489, 491, 503, 518, 528, 535, 572 Naturwissenschaft, mechanistische 90, 93 Naturwissenschaft, moderne 93 Naturwissenschaft, neuere 92, 93, 374, 415 <?page no="650"?> 640 naturwissenschaftlich 513 Naturzwang 302 Neandertal 306 Nebelflecken 179 Negation 240, 383 negativ 397, 399, 570 Negatives 570, 576 Nestorianisches Glaubensbekenntnis 473 Neuer Bund 108, 289 Neues Testament 209, 214, 287, 332 Neuplatonismus 195 Neuscholastik 3 Neuschöpfung 322 New Orleans 305, 306 Niagarafall 306 Nicht-Absolutes 298 Nicht-Glaube 280 Nicht-Gott 126, 179, 254 Nicht-Göttliches 308, 331 Nichtich 279 Nichtiges 383 Nichtkönnen 254 Nichtkönnen Gottes 254 Nicht-Persönliches 341 Nichtseiendes 109 Nichtsein 383 Nichtvernunftgemäßes 39 Niederes 281 Nil 175, 178 Nilverehrung 157 Nirvana 179, 288 Nitzsch 142 Nizäa, Synode von 6 Nizänisches Symbol 461 Noah 206 Nomade 115 Nomadenvolk 102 Nominalismus 259 Nominalist 259, 262, 321, 322, 323 Nordamerika 306, 478 Nordländer 160 Norm, immanente 82 Norm, innere 82 Norm, religiöse 153 Notwendiges 117, 157, 232, 237, 249, 251, 453 Notwendigkeit VII, 19, 49, 53, 55, 62, 64, 109, 110, 135, 148, 156, 157, 186, 198, 199, 200, 226, 232, 234, 235, 253, 268, 302, 329, 371, 390, 421 Notwendigkeit, subjektive 556 Notwendigkeitsgesetz 121, 333 Notwendigkeitsverhältnis 301 nou/ j 92 Numa 191 Numa Pompilius 118 Oberitalien 298 objektiv 54, 79, 86, 90, 91, 105, 111, 112, 115, 151, 170, 212, 227, 235, 259, 317, 319, 329, 347, 348 , 424, 428, 432, 494, 496, 497, 515, 518, 540, 543, 546, 561, 562, 565, 566, 567, 569, 572, 574, 584, 588 Objektives 78, 158, 215, 420, 496, 501, 502, 508, 521, 552, 556 Objektivität 77, 111, 457, 494, 498, 501, 522, 538, 552, 575 Objektivität des Absoluten 111 Objektivität Gottes 111 Objektivität, göttliche 536 Objektivität, ideale 496 Objektivität, reale 536, 588 Objektivität, vernünftige 589 offenbaren 106, 107, 126, 127, 134, 137, 138, 140, 141, 201, 202, 203, 207, 224, 260, 288, 290, 295, 464, 477, 492, 558, 567, 578, 579, 580 Offenbarender 203, 579 Offenbarer 579 Offenbarung VII, 5, 9, 10, 19, 37, 45, 46, 56, 63, 64, 78, 84, 95, 99, 106, 107, 108, 113, 114, 121, 127, 128, 130, 133, 135, 138, 140, 142, 149, 154, 155, 165, 174, 181, 194, 198, 199, 200, 201, 202, 203, 204, 205, 206, 207, 210, 213, 214, 215, 216, 217, 219, 220, 223, 287, 288, 289, 316, 330, 399, 408, 476, 488, 491, 544, 546, 567, 579, 580, 581, 584 Offenbarung Gottes 160, 199, 209, 218 Offenbarung, christliche 83, 84, 85, 211, 216 Offenbarung, einzige 209 <?page no="651"?> 641 Offenbarung, emanente 290 Offenbarung, erste 206 Offenbarung, falsche 155, 202, 205, 579 Offenbarung, geistige 207 Offenbarung, göttliche 62, 80, 106, 107, 108, 113, 127, 128, 142, 165, 167, 192, 198, 199, 202, 203, 204, 205, 206, 209, 211, 212, 214, 215, 216, 217, 241, 464, 476, 477, 567, 576, 578, 579, 580 Offenbarung, höchste 209 Offenbarung, höhere 155 Offenbarung, natürliche 127, 130 Offenbarung, objektive 207 Offenbarung, religiöse 100 Offenbarung, ungöttliche 578 Offenbarung, ursprüngliche 181 Offenbarung, wahre 63, 108, 199, 202, 203, 204, 205, 209, 220, 576, 579 Offenbarung, wirkliche 203 Offenbarung, zweite 206 Ohnmacht 165, 254, 298, 403, 437 Ohnmacht, geistige 185 ohnmächtig 138, 190, 191, 254, 263, 298, 299 Ontologie 71, 239, 500, 515, 517, 520, 521, 522, 525, 526, 528, 543, 549 Ontologie, metaphysische 530 ontologisch 234 Opfer 76, 101, 120, 222, 286, 388, 390, 407, 423, 435, 440, 441, 442, 462, 482, 484 Opfergabe 443 opfern 126 Optimist 323 opus operatum 472, 473 Orakel 107, 183 Orden, philosophischer 474 Ordnung Gottes 376, 414 Ordnung, absolute 309 Ordnung, staatliche 482 Ordnungsloses 308 Organisches 129, 265, 266, 281, 321, 594 Organismus 51, 65, 91, 155, 266, 281, 321, 331, 333, 338, 393, 402, 417, 432, 534, 556, 563, 567, 585 Organismus der Erde 393 Organismus des Leibes 402 Organismus des Menschen 417 Organismus, geistiger 51, 556 Organismus, höherer materieller 336 Organismus, kirchlicher 454 Organismus, körperlicher 268 Organismus, lebendiger 264, 266, 338, 438 Organismus, leiblicher 333, 349, 350, 354 Organismus, menschlicher 281, 343, 377, 432 Organismus, tierischer 266 Orient 61, 79, 194, 195, 307 Ormuzd 181 Osiris 178 Pädagogik 5, 598, 599 Panentheismus 125, 227, 247, 277 Pantheismus 32, 41, 60, 125, 133, 134, 141, 179, 195, 200, 225, 227, 229, 230, 232, 233, 239, 240, 243, 246, 263, 277, 280, 282, 283, 284, 297, 300, 302, 339, 371, 475, 477, 526, 527, 529, 530, 550, 564 Pantheismus, Hegelscher 529 Pantheismus, logischer 239 Pantheismus, spekulativer 183 Pantheist 125, 167, 263, 264, 277, 279, 280, 281, 284, 285, 315, 340, 354, 475 Pantheist, neuerer 284 pantheistisch 58, 156, 166, 167, 168, 180, 226, 281, 354, 370, 389, 401, 475 Papageno 338 Papst 477 Papstdogma 4 päpstlich 18 Paradies 370, 373, 374, 392, 407, 478 paradiesisch 376 Partei, politische 60 patristisch 6 Patrologie 5, 6, 598 Paulus 397, 410 pelagianisch 6 Pelagianisches Glaubensbekenntnis 473 peripherische Philosophie 110 Perser 107, 160, 174, 179, 180, 181, 327, 415 Persien 118, 194 Person 267, 273, 274, 275, 286, 287, 338, 379, 423, 450, 457, 468, 469, 470, 471 <?page no="652"?> 642 Person, freie 374 Person, göttliche 286, 390, 396 Person, menschliche 222, 396 persönlich 94, 97, 169, 174, 200, 222, 227, 231, 246, 267, 268, 269, 271, 272, 273, 274, 278, 279, 280, 282, 287, 288, 328, 339, 340, 356, 379, 396, 398, 403, 404, 405, 457 Persönliches 222, 268, 278, 341 Persönlichkeit 126, 133, 222, 247, 258, 264, 265, 267, 268, 270, 271, 272, 273, 274, 277, 278, 279, 280, 283, 284, 287, 338, 339, 357, 379, 401, 403, 404, 423, 424, 457, 540, 578, 591, 595 Persönlichkeit Gottes 258, 264, 277, 279, 280, 282, 310, 351, 564 Persönlichkeit Gottes, absolute 279 Persönlichkeit, absolute 264, 269, 271, 272, 276 Persönlichkeit, außerweltliche 285, 328 Persönlichkeit, beschränkte 269 Persönlichkeit, bewußte 268 Persönlichkeit, endliche 269, 271 Persönlichkeit, freie 361 Persönlichkeit, göttliche VII, 20, 264, 272 Persönlichkeit, menschliche 264, 269, 270, 272, 338 Persönlichkeit, relative 269, 278 Persönlichkeit, vollkommenste 269, 278 Persönlichkeitsmoment 403 Persönlichsein 404 Persönlichstes 565 Pessimist 323 petitio principii 169, 235 Pflanze 31, 51, 52, 69, 72, 84, 134, 135, 154, 155, 166, 189, 195, 204, 205, 210, 253, 266, 279, 321, 339, 346, 347 , 354, 374, 436, 438, 464, 504, 555, 569, 572 Pflanzenkeim 354, 366, 556 Pflanzenreich 66, 331, 460 Pflanzenwelt 72 Pflicht 66, 96, 106, 361, 451, 468, 589 Pflicht, religiöse 479 Phantasie 27, 37, 50, 102, 122, 157, 158, 159, 160, 161, 162, 164, 165, 172, 175, 178, 179, 181, 182, 184, 190, 191, 192, 209, 215, 236, 250, 279, 332, 350, 503, 536, 588 Phantasie, leere 78 Phantasie, menschliche 179 Phantasiebild 27, 116 Phantasietätigkeit 177, 181, 190, 207 phantastisch 160, 393 Pharisäer 453, 454, 472 Pharisäismus 181 Philologe 568 Philosoph 35, 38, 68, 72, 84, 94, 130, 147, 194, 197, 210, 214, 228, 294, 318, 342, 455, 477, 486, 490, 493, 566 Philosoph der Gegenwart 207 Philosoph, deutscher 69 Philosoph, katholischer 3 Philosoph, moderner 69 Philosoph, neuerer 168, 399, 436, 565 Philosoph, pantheisierender 286 Philosoph, pantheistischer 436, 477 Philosoph, praktischer 474 philosophia prima 515 Philosophie V, VIII, IX, 3, 5, 17, 21, 22, 23, 24, 28, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40 , 41 , 44, 47, 48, 52, 58, 59, 60, 62, 63, 64, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 77, 78, 79, 80, 81, 83, 84, 85, 86, 88, 89, 90, 91, 92, 94, 95, 99, 105, 109, 110, 122, 124, 159, 167, 171, 185, 192, 194, 195, 196, 198, 199, 207, 211, 212, 214, 215, 220, 221, 229, 283, 299, 300, 317, 328, 330, 332, 352, 353, 371, 383, 400, 436, 454, 456, 473, 474, 475, 476, 477, 485, 486, 487, 488, 489, 490, 491, 492, 493, 494, 495, 496, 497, 498, 499, 500, 501, 502, 503, 505, 506, 507, 508, 509, 510, 511, 512, 513, 514, 515, 516, 518, 519, 520, 522, 523, 524, 525, 527, 528, 532, 533, 534, 535, 537, 538, 539, 540, 541, 542, 543, 544, 545, 546, 548, 549, 550, 551, 552, 553, 554, 555, 556, 558, 559, 560, 561, 562, 563, 564, 565, 566, 567, 568, 569, 571, 572, 574, 575, 576, 577, 579, 580, 581, 582, 583, 584, 585, 586, 587, 588, 589, 590, 591, 592, 593, 594, 595, 596, 598, 601, 602, 603 <?page no="653"?> 643 Philosophie der Gegenwart 24 Philosophie der Geschichte 220, 389, 599, 600 Philosophie der Kunst 34, 85 Philosophie der neueren Zeit 599 Philosophie der Offenbarung 61 Philosophie der Religion 53, 78, 105 Philosophie des Altertums 599 Philosophie des Mittelalters 5, 599 Philosophie des Schönen 38 Philosophie Spinozas 600 Philosophie, absolute 505, 583 Philosophie, bessere 93 Philosophie, christliche 3, 85, 592, 593, 594, 595, 596 Philosophie, dialektische 555 Philosophie, eigentliche 521 Philosophie, griechische 195, 298, 596 Philosophie, griechisch-römische 5, 600, 602 Philosophie, Günthersche 567 Philosophie, Hegelsche 208, 508, 512, 555, 567 Philosophie, heidnische 594, 596 Philosophie, jüdische 594, 596 Philosophie, Kantsche 5, 209, 601, 602 Philosophie, moderne 503, 549 Philosophie, negative 72, 74, 194 Philosophie, neue 595 Philosophie, neuere 35, 44, 68, 88, 91, 92, 196, 214, 215, 496, 515, 520, 545, 546, 561, 584, 602, 603 Philosophie, pantheistische 318, 476, 521, 544 Philosophie, positive 72, 596 Philosophie, praktische 515 Philosophie, reine 521 Philosophie, scholastische 93 Philosophie, Schopenhauersche 5, 601, 602 Philosophie, sekundäre 528 Philosophie, systematische 5 Philosophie, theoretische 71, 72, 74, 500, 515, 565 Philosophie, vollkommenste 84 Philosophie, wahre 36, 86, 558, 596 philosophiegeschichtlich 5 Philosophieprofessor 3 philosophieren 74, 98, 486, 502, 548, 593, 595 Philosophieren 34, 507, 564 Philosophierender 486, 488, 592, 595 philosophisch 6, 23, 30, 31, 37, 38, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 55, 56, 57, 61, 63, 66, 67, 68, 69, 70, 77, 80, 83, 84, 104, 109, 110, 111, 112, 113, 119, 123, 139, 146, 169, 170, 195, 211, 221, 222, 277, 351, 389, 395, 421, 422, 456, 474, 475, 476, 499, 500, 505, 506, 507, 515, 516, 517, 518, 519, 520, 521, 522, 523, 527, 528, 529, 531, 533, 536, 537, 538, 544, 545, 548, 552, 556, 558, 563, 564, 567, 568, 569, 573, 592, 593, 595, 600, 602, 603 Philosophische Enzyklopädie 5, 31, 600, 601, 602, 603 Philosophische Fakultät 5, 6, 7, 23 philosophische Spekulation 219 Philosophisches 68 philosophisch-wissenschaftlich 63, 92 Physik 220, 245, 514, 528 physikalisch 129, 246 Physiker 436 Physiologe, neuerer 418 Physiologie 90, 220, 342, 508 physiologisch 342 physisch 134, 161, 208, 218, 246, 248, 286, 338, 343, 345, 349, 355, 577 Physisches 45 Plan, ewiger 437 Plan, göttlicher 41 Planet 505 Platoniker 192 Pleroma 393 pneu/ ma 343 pneumatikoi, 342 Poesie 58, 66 Politik 425, 475 politisch 24, 25, 30, 352, 424, 468, 469, 474, 477, 482, 586 Politisches 147 Polizei 577 Polytheismus 85, 179, 182, 183, 286, 288, 289 <?page no="654"?> 644 Pontius Pilatus 463 Position 240, 383 positiv 170, 397, 398, 570, 578 Positives 570, 576, 583, 594 potentia 462 potentiell 245, 246 Potenz 36, 37, 38, 39, 49, 123, 124, 125, 128, 129, 130, 134, 135, 136, 141, 149, 156, 167, 168, 220, 241, 246, 261, 265, 267, 268, 270, 271, 276, 284, 312, 324, 331, 345, 346, 348, 358, 359, 373, 375, 379, 380, 381, 387, 404, 419, 495, 503, 504, 506, 507, 533, 541, 547, 549, 550, 560, 561, 562, 563, 572, 579, 581, 596 Potenz, absolute 259 Potenz, gotterkennende 550 Potenz, höchste 346 Potenz, immanente 560 Potenz, innere 271, 331 Potenz, religiöse 134 Potenz, selbsterkennende 550 Prädestinatianismus 263, 353, 581 Prädestinationslehre 462 Präexistentianismus 130, 131 Präexistenz der Seelen 370, 381 praktisch 57, 68, 73, 97, 111, 112 Praktisches 59 Praxis, falsche 185 Praxis, religiöse 185 Predigt 435, 448 Priester 25, 102, 104, 114, 115, 117, 118, 119, 164, 183, 194, 425, 431, 443, 447, 469, 476, 597 Priesterschaft 102, 179, 431 Priesterstand 445 principium cognoscendi 112 principium essendi 112 principium naturale rationis 88 Prinzip, böses 180, 181 Prinzip, gutes 181 Privatdozent 3, 6, 7 Professor 3, 7 Prometheus 373, 394 Propädeutik der Theologie 6 Prophet 106, 107, 152, 154, 214, 416 Protestantismus 159 Pseudo-Mystiker 382 psychisch 143, 147, 156, 157, 338, 345, 355 Psychisches 517 yuch, 343 yucikoi, 342 Psychologe 342 Psychologie 5, 67, 156, 220, 320, 323, 342, 399, 489, 500, 515, 516, 517, 518, 528, 535, 598, 599, 600, 601 Psychologie, empirische 509, 516 Psychologie, rationale 516, 517, 518 psychologisch 56, 57, 86, 112, 113, 115, 143, 156, 170, 587 Psychologische Anthropologie 598 Quäker 431, 444 Räsonnement 29, 265, 354, 366, 408 ratio 88, 89, 91, 92, 259, 260, 273, 408, 449, 567, 568, 570, 574 ratiocinium 134, 135, 148 ratiocinium a priori 329 rational 89, 309, 401, 571, 572 Rationalismus VII, 5, 9, 10, 19, 82, 101, 114, 135, 193, 199, 201, 263, 273, 309, 332 rationalismus moderatus 4 Rationalismus vulgaris 59 Rationalismus, vulgärer 138, 200 Rationalist 156, 167, 210, 277 rationalistisch 59, 139, 167, 168, 274, 309 Rationalität 154 ratione divina 273 ratione humana 273 rationell 149, 155 rationslos 516 Raum 205, 243, 244, 245, 246, 248, 249, 279, 311, 316, 317, 318, 323, 332, 334, 398, 399, 414, 496, 499, 501, 522, 562 Raum, unendlicher 244 räumlich 248, 265, 316, 317, 331, 344, 414, 471 Räumliches 265, 272, 273, 316, 317, 318, 326, 336, 344 Räumlichkeit 213, 243, 247, 248, 270, 316 real 245, 524, 566 real, absolut 235 <?page no="655"?> 645 Reales 115, 281, 285, 296, 318, 319, 399, 402, 521, 531, 538, 542, 549, 566, 568, 569 Realisiertes 285 Realisierung 285 Realisierung, unvollkommene 285 Realismus 259, 529, 568 Realist 321, 323 realistisch 529, 530 Realität 45, 72, 103, 110, 246, 267, 268, 269, 273, 278, 280, 282, 303, 321, 322, 323, 388, 403, 494, 542, 544, 572, 588 Realität Gottes 102 Realität, absolute 498 Realität, ideale 494 Realität, objektive 259, 521, 536, 588 Realität, vernünftige 589 Recht 23, 34, 40 , 49, 88, 94, 95, 96, 109, 145, 173, 330, 348, 391, 407 Recht, göttliches 94, 95 Recht, heiligstes 443 Recht, natürliches 95 Rechtes 39 rechtgläubig 461, 564 Rechtsidee 478 Rechtsleben 478, 479, 484 Rechtsphilosophie 34, 49, 67, 479 Rechtssphäre 480 Rechtswissenschaft 194, 218, 292, 454 Reformation 184 Reformer, religiöser 190 Regensburg 3 Reich der Finsternis 297 Reich der Himmel 416, 422 Reich der Ideen 86 rekonstruieren 54 Rekonstruktion, ideale 39 relativ 248, 294, 295, 300, 323, 327, 360, 361, 369, 384, 503, 509, 547, 551, 554, 576 Relatives 226, 229, 231, 232, 247, 254, 274, 290, 294, 295, 296, 299, 300, 301, 316, 323, 517, 548, 552, 555, 576 Relativität 278, 294, 295, 297, 316, 318, 324, 356, 576 Relativität, absolute 576 religio 42 religion 61 Religion VI, VII, VIII, IX, 6, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 34, 37, 40 , 41 , 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 69, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 110, 111, 113, 114, 115, 116, 117, 118, 119, 120, 121, 122, 123, 124, 125, 127, 128, 130, 133, 134, 135, 136, 137, 138, 139, 140, 141, 142, 143, 148, 149, 150, 152, 153, 154, 155, 157, 158, 160, 161, 162, 163, 164, 165, 166, 167, 168, 169, 170, 171, 172, 175, 177, 178, 179, 180, 181, 183, 184, 185, 186, 187, 188, 189, 190, 191, 192, 193, 194, 195, 196, 197, 198, 199, 200, 201, 202, 203, 205, 206, 207, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 215, 216, 217, 218, 219, 220, 221, 222, 223, 227, 234, 240, 282, 283, 286, 287, 290, 304, 308, 316, 325, 327, 332, 333, 345, 347, 351, 352, 353, 369, 382, 385, 389, 390, 391, 399, 400, 415, 424, 425, 426, 427, 430, 431, 432, 433, 434, 435, 440, 441, 442, 444, 445, 446, 447, 450, 452, 453, 454, 459, 466, 467, 468, 469, 471, 472, 473, 474, 475, 476, 477, 478, 479, 480, 481, 482, 483, 484, 485, 488, 495, 496, 497, 498, 499, 532, 533, 534, 535, 536, 537, 538, 539, 541, 542, 543, 545, 550, 555, 559, 561, 562, 563, 565, 566, 567, 568, 576, 577, 579, 580, 581, 582, 583, 584, 585, 586, 587, 588, 589, 590, 591, 593, 594, 596 Religion der Bösen 385 Religion der Humanität 24, 59, 197 Religion der Liebe 209 Religion der Teufel 385 Religion der Zauberei 184 Religion, absolut vollkommene 595 Religion, absolute 167 Religion, ägyptische 298 Religion, allgemeine 195, 207, 217 Religion, alte 85, 107 <?page no="656"?> 646 Religion, älteste 174 Religion, altorientalische 193, 200 Religion, außerchristliche 114, 416, 460 Religion, bedeutendste 168 Religion, beste 85, 162 Religion, brahmanische 106 Religion, buddhistische 298, 345 Religion, chinesische 174 Religion, christliche 24, 31, 46, 49, 62, 63, 64, 68, 80, 107, 108, 113, 143, 304, 477, 539, 563, 579, 595 Religion, echte 185 Religion, einfachste 175 Religion, einzige 186 Religion, empirische 46 Religion, erste 166 Religion, falsche VI, 56, 155, 166, 184, 185, 203, 211, 351, 456, 579 Religion, falscheste 77 Religion, geoffenbarte 193 Religion, geschichtliche 46 Religion, gesunkene 217 Religion, heidnische 185, 189, 195, 207, 287, 288, 469 Religion, historische 45, 52, 59, 62, 98, 154, 159, 222 Religion, höchste 167, 216 Religion, ideale 47, 48 Religion, indische 107, 298, 345 Religion, jüdische 304 Religion, lebendige 197 Religion, mohammedanische 304 Religion, neue 44, 107, 196, 217 Religion, orientalische 183, 288, 304, 382 Religion, persische 174 Religion, philosophische 77 Religion, positive 53, 54, 59, 62, 64, 80, 539, 544, 545 Religion, rechte 165 Religion, reine 170, 172, 199, 203, 217 Religion, reinste 162 Religion, sinkende 192 Religion, tatsächlich bestehende 60 Religion, tatsächlich vorhandene 45 Religion, tatsächliche 43, 44 Religion, unbestimmtere 211 Religion, unvollkommene 166, 168, 198 Religion, unvollkommenste 189, 286 Religion, ursprüngliche 181 Religion, verderbteste 77 Religion, verfälschte 217 Religion, verzerrte 166 Religion, vollendetste 65 Religion, vollkommene 46, 47, 48, 49, 57, 63, 64, 80, 168, 188, 196, 197, 198 Religion, vollkommenere 345 Religion, vollkommenste 46, 52, 65, 84, 139, 140, 206, 594, 595 Religion, vorhandene 49, 50, 195 Religion, wahre VII, 43, 46, 47, 48, 56, 57, 58, 63, 78, 79, 80, 87, 105, 163, 166, 170, 175, 184, 185, 186, 188, 190, 191, 192, 193, 195, 197, 198, 199, 203, 206, 209, 211, 219, 456, 457, 466, 497, 536, 579, 587 Religion, wesentliche 46 Religion, wirklich vorhandene 47, 49 Religion, wirkliche 44, 46, 50, 79, 187 religionisieren 122 Religionsbekämpfer 122 Religionsentwicklung 183 Religionsform 24, 42, 59, 63, 64, 104, 150, 167, 169, 174, 175, 195, 467, 472 Religionsform, ägyptische 157 Religionsform, älteste 141 Religionsform, chinesische 157 Religionsform, historische 46, 58 Religionsform, indische 157 Religionsform, persische 157 Religionsfreiheit 103 Religionsfreiheit, vollkommenste 103 Religionsgemeinschaft VIII, 21, 424, 427, 440, 452, 453, 459, 468, 480, 482 Religionsgenosse 428 Religionsgenossenschaft 26, 190, 380, 424, 426, 428, 429, 430, 431, 440, 451, 452 Religionsgeschichte 61, 76, 77, 78, 79, 99, 104, 107, 162, 167, 191, 316, 426, 535, 536 religionsgeschichtlich 61, 168, 539 Religionsgesellschaft 481 Religionsleben 479 <?page no="657"?> 647 Religionslehre 31, 160, 172, 194, 195, 495 Religionslehre, älteste orientalische 298 Religionslehre, altpersische 416 Religionslehre, indische 435 Religionslehre, reine 182 Religionslehre, theoretische 352 religionslos 474 Religionsloser 482 Religionslosigkeit 124 Religionsmeinung, theoretische 468 Religionspartei 469, 478, 482 Religionsphilosophie V, VIII, IX, 5, 6, 7, 9, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 29, 30, 31, 32, 34, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 83, 84, 85, 86, 87, 98, 103, 104, 109, 110, 111, 112, 142, 220, 298, 389, 454, 459, 466, 485, 486, 497, 498, 499, 509, 518, 519, 523, 526, 527, 528, 529, 531, 532, 533, 535, 536, 537, 538, 539, 540, 542, 544, 576, 598, 599, 600 Religionsphilosophie, außerchristliche 60 Religionsphilosophie, vollkommenste 52 Religionsphilosophie, widerchristliche 60 religionsphilosophisch 5, 6, 42, 58, 60 Religionsprinzip 481 Religionsreform 207 Religionsstifter 75, 106, 152, 154, 212, 213 Religionsstiftung 59 Religionsstiftung, neue 185 Religionssystem 61, 180, 181 Religionssystem, ägyptisches 130 Religionssystem, indisches 130, 195 Religionssystem, orientalisches 130 Religionssystem, persisches 195 Religionsübung 425 Religionsübung, äußere 103 Religionsurkunde 207, 292, 308, 374, 431, 432 Religionsurkunde, heilige 206, 291 Religionsurkunde, mosaische 308 Religionswahrheit 108 Religionswesen, chinesisches 107 Religionswissenschaft VII, 19, 52, 56, 217, 218, 219, 220, 291, 535 Religionswissenschaft, positive 496 Religionswissenschaft, spekulative 589 religiös VI, 19, 24, 25, 28, 29, 30, 45, 48, 55, 56, 57, 58, 59, 62, 63, 64, 80, 84, 87, 92, 99, 108, 119, 129, 135, 136, 142, 143, 148, 149, 151, 153, 155, 156, 160, 161, 163, 164, 169, 170, 175, 176, 179, 182, 185, 192, 197, 198, 201, 217, 218, 222, 231, 283, 286, 288, 291, 304, 308, 350, 399, 400, 415, 424, 425, 426, 427, 429, 442, 445, 447, 448, 450, 451, 452, 454, 455, 466, 467, 468, 469, 472, 473, 474, 478, 479, 480, 482, 483, 484, 537, 541, 559, 567, 578, 581 Religiöses 43, 99, 147, 148, 150, 160, 163, 172, 445 Religiosität 97, 124, 464, 474, 480 Religiosität, wahre 192 Reue 258 revelatio divina 95 Richtiges 187 Rom 87, 88, 113, 194, 410 romanisch 25 Römer 118, 179, 327 Römer, gebildeter 463 Römisches Reich 469 Rückschritt 430 Ruhiges 179 Sadduzäer 463 Sadduzäismus 181 Sage 99, 139, 141, 177, 179, 207 Sage, geschichtliche 141 Sage, religiöse 24 Sakrament 435 Same 36, 84, 125, 132, 134, 135, 138, 191, 204, 322, 339, 504 Same, menschlicher 132 sapientia, divina 95 Satan 391 Satisfaktion 392 Satisfaktionstheorie 391, 392 Schamane 102, 153, 327, 425 Scheingott, unpersönlicher 200 Schicksal 353 <?page no="658"?> 648 Schicksal, blindes 288 Schiwa 287 schlecht 79, 186, 187, 210, 290, 344, 378, 397, 407, 410, 493 Schlechtes 37, 82, 168, 250, 356, 410 Schlußvermögen 226, 227, 239 Schlußvermögen, leeres 92 Scholastik 91, 92, 93 Scholastiker 340 scholastisch 88, 89, 92, 93 Scholastizismus, moderner 92 schön 37, 38, 187, 188, 411, 493, 494, 541 Schönes 30, 38, 49, 73, 82, 85, 187, 188, 345, 346, 347, 348, 349 , 419, 420, 421 Schönes, absolut 188 Schönheit 49, 129, 186, 324, 348 , 420 Schönheit, geistige 346 Schönheit, körperliche 346 Schönheit, wirkliche 49 Schöpfer 137, 166, 171, 239, 257, 264, 281, 290, 296, 312, 318, 325, 337, 340, 350, 357, 360, 374, 375, 377, 379, 410, 420, 437, 479, 529 Schöpfer, allmächtiger 173 Schöpfer, göttlicher 339 schöpferisch 250, 252, 253, 271, 303, 322, 339, 340, 341, 357, 359, 360, 375, 376, 379, 544, 559, 562, 583 Schöpferisches 249, 388 Schöpferkraft, sekundäre 339 Schöpferlogos 392 Schöpferlogos, göttlicher 394 Schöpfermacht Gottes 319, 331, 372, 374 Schöpferplan 394 Schöpferweisheit 394 Schöpferweisheit, göttliche 394 Schöpferwille 319 Schöpferwort 296, 303, 317, 318, 321, 336, 337, 339, 377, 378, 394 Schöpferwort Gottes 303, 380 Schöpferwort, allmächtiges 303 Schöpferwort, göttliches 394 Schöpferwort, realisiertes 317 Schöpfung 40 , 56, 133, 137, 138, 141, 171, 172, 177, 180, 181, 209, 210, 212, 239, 241, 250, 251, 254, 255, 257, 258, 271, 279, 290, 294, 295, 297, 299, 301, 304, 308, 309, 310, 311, 312, 313, 314, 315, 323, 324, 328, 340, 341, 357, 364, 371, 372, 374, 376, 377, 379, 380, 385, 386, 394, 408, 409, 410, 417, 420, 423, 437, 529, 530, 583, 589, 593 Schöpfung aus Nichts 303 Schöpfung der Menschheit 380 Schöpfung des Menschen 371 Schöpfung Gottes 389 Schöpfung, freie 299, 302 Schöpfung, materielle 328 Schöpfung, neue 213 Schöpfung, notwendige 293 Schöpfung, vollkommenste 324 Schöpfungsakt 308, 322 Schöpfungsakt, ursprünglicher 337 Schöpfungsgeschichte 291 Schöpfungsgeschichte, mosaische 293, 306 Schöpfungsidee 321 Schöpfungsidee, göttliche 392 Schöpfungslehre 290 Schöpfungslogos 309 Schöpfungslogos, göttlicher 309, 377 Schöpfungsperiode 306 Schöpfungstag 306 Schöpfungswort 322, 337 Schöpfungswort, göttliches 394 Schöpfungswort, ursprüngliches 132 Schrift, heilige 332 Schrift, religiöse 308 Schriftgelehrter 597 Schuld 376, 377, 390, 391, 393, 395, 397, 442, 457, 470, 472 Schuld der Geister 369 Schuld des Menschen 369 Schuld, unendliche 390 Schuldiger 391 schuldlos 391 Schutzgottheit 178 Schweiz 307 scientia rationis 88 scientia rationis naturalis 88, 89 Sechstagewerk 308 Seele 24, 53, 74, 82, 124, 125, 126, 128, 129, 131, 132, 133, 137, 147, 149, 150, <?page no="659"?> 649 156, 157, 162, 213, 229, 246, 256, 269, 270, 280, 297, 298, 334, 335, 336, 338, 339, 340, 341, 342, 343, 344, 345, 347, 348, 349, 354, 355, 376, 377, 378, 379, 380, 382, 385, 391, 395, 396, 397, 399, 401, 402, 403, 404, 405, 412, 414, 416, 418, 422, 426, 434, 439, 440, 442, 444, 447, 469, 480, 487, 516, 517, 518, 525 Seele, menschliche 3, 129, 130, 131, 230, 246, 331, 353, 517, 518, 528 Seelenentstehung 422 Seelenerkenntnis 516 Seelenkraft 158, 412 Seelenleben 30, 402, 403, 516 Seelensubstanz 402, 403 Seelensubstanz, allgemeine 403 Seelenwanderung 298, 327 Seelenzustand, bewußter 402 Seelenzustand, unbewußter 402 seelisch 280 Seher 107, 154 Seher, religiöser 152 Sehnen 276 Sehnsucht 185, 405, 411, 414, 446, 485 Sehnsucht nach Wahrheit 558 Seinsgesetz 363 Seinsollen 41 Seinsollendes 38, 39 Sekte 382, 471, 478 Selbständiges 344, 458 Selbständigkeit 49, 68, 85, 94, 97, 112, 147, 194, 200, 215, 253, 312, 313, 367, 375, 454, 458, 594, 596 Selbständigkeit, absolute 360 Selbständigkeit, geistige 374 Selbständigkeit, relative 360 Selbstbesinnung 70, 71 Selbstbesitz 252, 257, 258, 268, 279 Selbstbesitz, innerer 313 Selbstbestimmung 252, 352, 354, 357, 359, 360, 363, 364, 366, 372, 380, 387, 396, 403, 404, 443 Selbstbestimmung des Geistes 386, 387 Selbstbestimmung, innere 252, 313 Selbstbestimmungskraft 360, 363 Selbstbestimmungskraft, freie 450 Selbstbestimmungsmacht 313, 360, 362, 398, 458 Selbstbestimmungsvermögen 313, 361 selbstbewußt 267, 312, 372 Selbstbewußtsein 31, 35, 36, 37, 38, 39, 40 , 41 , 43, 44, 47, 48, 50, 64, 71, 83, 111, 116, 126, 140, 167, 201, 245, 247, 264, 267, 279, 323, 333, 344, 357, 403, 404, 523, 527, 531, 533, 546, 547, 548, 549, 550, 559, 560, 563, 565, 580 Selbstbewußtsein, göttliches 247, 250 Selbstbewußtsein, vollkommenstes 257, 258 Selbstbewußtseinsprozeß der Menschheit 70 Selbstdenken 66, 273 Selbstdenken Gottes 275 Selbstentäußerung 300 Selbstentäußerung Gottes 299, 300 Selbstentscheidung 354, 375, 379 Selbstentscheidung, persönliche 375 Selbsterkennen 270, 271, 274 Selbsterkennen Gottes 271 Selbsterkennen, absolutes 268 Selbsterkenntnis 268, 271, 273, 274, 524, 548, 587 Selbsterkenntnis, göttliche 274 Selbsterkenntnis, menschliche 271 Selbsterkenntnis, philosophische 548 Selbsterkenntnis, vollkommene 548 Selbsterkenntnis, wahre 548 Selbstevolution 299 Selbstevolution Gottes 299 Selbstgewißheit 91, 546, 580 Selbsthaß 268 Selbstheit 271 Selbstkraft 363, 364 Selbstkraft des Menschen 364 Selbstliebe 251, 267, 268, 270 Selbstmacht 352, 357, 359, 365, 380, 396, 483, 484 selbstmächtig 414 Selbsttätigkeit 366, 504, 579, 580 Selbsttätigsein 366 Selbsttäuschung 42, 270 Selbstwissen 278 Selbstwollen 251, 252, 267, 268, 270, 271 Selbstwollen, absolutes 268 <?page no="660"?> 650 selig 257, 276, 312, 313, 373, 399, 400, 410, 470, 471 Seliger 313, 357, 413, 416 Seligkeit 244, 255, 257, 258, 264, 277, 309, 310, 311, 312, 313, 315, 329, 346, 372, 373, 381, 394, 400, 405, 409, 410, 413, 414, 453, 471, 472 Seligkeit Gottes 256, 257, 258 Seligkeit, ewige 310 Seligkeit, göttliche 258 Seligkeit, höchste 313 Seligkeit, vollkommene 257, 276 Seligmachen 471 Seligsein 372 Seligwerden 471 Semipelagianisches Glaubensbekenntnis 473 sensualistisch 571 sensus 36 Shangti 174 sichtbar 76, 100, 101, 103, 161, 173, 264, 476 Sichtbares 31, 45, 99, 100, 104, 105, 118, 120, 159, 183, 184, 214, 221, 241, 281, 282, 346, 415, 434, 444, 445, 484, 555 Sinnentwicklung 484 Sinneserfahrung 551 Sinneserfahrung, unmittelbare 401 Sinneswahrnehmung 144, 145, 148, 151, 280, 282, 551, 552, 554, 557 sinnlich 37, 89, 104, 116, 120, 159, 160, 161, 162, 165, 170, 172, 178, 183, 207, 208, 209, 285, 288, 348, 385, 386, 400, 407, 412, 419, 446, 447, 480, 502, 569, 570 Sinnliches 45, 102, 117, 118, 121, 159, 160, 161, 162, 184, 185, 208, 232, 288, 395, 400, 421, 444, 445, 463, 480, 569, 570 sinnlich-geistig 569, 570 Sinnlich-Geistiges 569 Sinnlichkeit 171, 172, 181, 207, 570 Sinnlichkeit, menschliche 192 Sitte 24, 389, 487 Sittengesetz 34, 225, 283, 284, 407, 474, 476, 479 Sittengesetz, übernatürliches 240 Sittenlosigkeit 284, 463 sittlich 84, 161, 162, 172, 204, 382, 383, 384, 395, 407, 423, 473, 474, 475, 477, 478, 479, 484 Sittliches 320 Sittlichkeit 97, 161, 238, 256, 399, 463, 473, 474, 475, 477, 479, 480, 582 Sittlichkeit, wahre 474, 476 Skandinavier 415 Skeptiker 192 Skeptizismus 146 Sklave 406 Sklaverei 406, 477 Sohn Gottes 214 sola fide 290 sw/ ma 343 Sonne 125, 144, 146, 174, 176, 209, 223, 224, 344, 415, 418, 438, 439, 442, 444, 483, 484, 505 Sonne der Geister 439 Sonnenfinsternis 148 sofi,a 394 Sophia 393, 394 Sophist 494 Sophist, ohnmächtiger 477 Sophisterei 477 Sophistik 559 Sozialismus 475 sozialphilosophisch 112 Spekulation 47, 100, 494, 507, 513, 514 Spekulation, philosophische 513 spekulativ 82, 99 Spekulatives 241 Spekulieren 513 Spiritualismus 195, 318, 319, 323, 569 Spiritualismus, extremer 407 Spiritualist 382 spiritualistisch 43, 400, 421, 569 Sprache 139, 140, 141, 170, 196, 308, 430, 546, 567, 568, 569, 570 Sprache, feierliche 448 Sprache, religiöse 446 Sprache, triviale 448 Sprachen-Charisma 6 Staat VIII, 21, 24, 25, 26, 28, 29, 34, 67, 87, 94, 97, 112, 410, 424, 427, 451, 460, 469, <?page no="661"?> 651 474, 475, 476, 477, 478, 479, 480, 481, 482, 483, 534, 577, 597 staatlich 24 Staatsangelegenheit 469 Staatsgesetz 119, 475, 479, 482 Staatsgewalt 469, 477, 478 Staatsleben 57, 218, 469, 477, 479, 481, 482 Staatsleben, äußeres 478 Staatsleitung 479 Staatsordnung 26, 482 Staatsrecht 483 Staatsverfassung 469 Staatswille 475 Staunen 149 Stellvertretung 341 Stephanus 397 sterben 439 sterblich 373, 406, 411 Sterblichkeit 412 Stern 174, 179, 226, 271, 281, 305, 414, 485 Sternenkultus 176 Stimme, innere 283 Stimmung 262 Stimmung, innere 262, 424, 438, 440, 444 Stimmung, innerliche 553 Stimmung, religiöse 435, 446, 448 Stoiker 192, 474 Strafe 101, 124, 207, 222, 313, 327, 370, 376, 377, 395, 407, 408, 409, 410, 414 Strafe der Gottheit 351 Strafe Gottes 374 Strafe, ewige 20, 408, 409, 410, 414 Strafe, göttliche 409 strafen 283, 284, 364, 377, 407, 408, 410, 414 Strenggläubigkeit 567 Studien, philosophische 3 Studien, theologische 3 Studium, astronomisches 74 Subjekt, erkennendes 545 Subjekt, menschliches 545 Subjekt, religiöses 183 subjektiv 28, 79, 83, 86, 90, 91, 105, 112, 135, 151, 170, 183, 212, 235, 277, 317, 347, 424, 441, 461, 494, 515, 518, 527, 533, 536, 546, 550, 551, 552, 562, 573, 574, 581, 590 Subjektives 428, 495, 508 Subjektivismus, schlechter 91 subjektivistisch 91 substantia 272 substantial 274 Substantialität 74, 383, 401, 402, 403, 404, 589 Substantialität, atomistische 403 Substantialität, bewußte 403 Substantialität, einfache 403 Substantialität, geistige 403 substantiell 127, 558 Substantielles 265, 383, 401, 402 Substanz 231, 232, 242, 267, 268, 272, 279, 289, 292, 297, 304, 318, 319, 320, 321, 334, 336, 345, 347, 381, 382, 383, 387, 388, 401, 402, 403, 511, 521, 522, 528, 549, 550, 551, 562 Substanz des Menschen 410 Substanz, absolute 265, 522 Substanz, einfache 335 Substanz, geistige 334, 522, 548, 549 Substanz, göttliche 124, 522 Substanz, kreatürliche 549 Substanz, materielle 271, 272, 334, 522, 549 Substanz, persönliche 268 Substanz, relative 522 Substanz, selbstische 549 Substanz, wesenseine 339 Südländer 160 Sühne 390, 391, 395, 408, 441 sühnen 391, 408 Sühnung 390, 391, 395, 398, 409, 442 Sünde 180, 311, 313, 315, 351, 369, 370, 371, 378, 379, 380, 381, 382, 383, 384, 385, 386, 387, 388, 393, 395, 399, 409, 442, 472 Sünde Adams 392 Sünde, aktuelle 376, 381, 385, 390 Sünde, allgemeine 390, 395 Sünde, erbliche 385 Sünde, ererbte 376 Sünde, erste 390 Sünde, geistige 385 <?page no="662"?> 652 Sünde, sinnliche 385 Sünde, wirkliche 390 Sündeloser 399 Sünder 184, 380, 397, 398, 409, 410 sündhaft 389 Sündhaftigkeit 371 Sündhaftigkeit, allgemeine 341, 390 sündigen 312, 313, 372, 392, 409 Syllabus errorum 4 Symbol 156, 161, 172, 173, 176, 177, 182, 183, 184, 191, 192, 193, 195, 231, 317, 334, 417, 421, 568 Symbol des Glaubens 432 Symbol, christliches 461 Symbolik VI, 19, 61, 159, 165, 166, 178 symbolisch 445 Sympathie 25, 340, 378, 411 Synode 432 Synthese 575 synthetisch 35, 48, 55, 98, 248, 571, 572 System, metaphysisches 111 System, philosophisches 64, 69, 174, 185, 196, 208, 222, 318, 554, 571 System, religionsphilosophisches 50, 61, 193 System, religiöses 180 System, wissenschaftliches 74, 514 tabula rasa 36, 81, 82, 531, 562 Taufe 392 taufen 399, 472 täuschen 201 Täuschung 78, 108, 112, 121, 122, 127, 129, 152, 164, 165, 179, 201, 202, 203, 204, 215, 216, 260, 282, 352, 399, 405, 411, 429, 432, 450, 464, 465, 477, 498, 553, 556, 581, 583, 589 Täuschungsmaschine 121 Täuschungsvermögen 124, 128, 588 Technik 514 Teleologie 515 teleologisch 130, 239, 564 Tempel 442 Temperament 354, 356, 365 Teufel 391 Theismus 60, 282 Theismus, christlicher 263 theistisch 58, 180 Theistisches 284 Theodizee 423 Theogonie 99, 185 Theologe 130, 292, 342, 399 Theologe, katholischer 3 Theologe, rationalistischer 286 Theologie 3, 23, 46, 57, 58, 62, 71, 74, 77, 89, 205, 222, 292, 306, 339, 351, 489, 491, 492, 496, 499, 538, 539, 540, 543, 544, 546, 555, 563, 564 Theologie, christliche 200, 539, 544 Theologie, katholische 3 Theologie, mohammedanische 491 Theologie, positive 110 Theologie, rationalistische 436 Theologie, spekulative 61 Theologie, systematische 5, 9, 10 Theologie, universitäre 4 Theologie, wissenschaftliche 525 Theologieprofessor 3 theologisch 5, 6, 292, 351 Theologische Enzyklopädie 5, 61, 598 Theologische Ethik 351 Theologische Fakultät 5, 6, 7 theoretisch 73, 469, 474, 477, 484, 558, 559 Theoretisches 59 Theorie, falsche 185 theozentrisch 156 These 575 Thoyt 107 Tian 174 Tier 83, 99, 105, 116, 117, 118, 119, 120, 121, 122, 129, 133, 134, 135, 138, 139, 140, 157, 176, 177, 178, 183, 203, 283, 309, 321, 339, 343, 344, 345, 348, 365, 374, 377, 386, 387, 400, 402, 405, 419, 438, 441, 466, 487, 504, 510, 541, 569 Tiergattung 210, 406 tierisch 267, 368, 386, 507, 578 Tierisches 266, 463 Tierkultus 172, 174, 176 Tierreich 66, 331, 460 Tierseele 342, 386, 404 Tierwelt 326 Toleranz 459, 467, 468, 469 <?page no="663"?> 653 Toleranz, wahre 459 tolerieren 468 Tradition 163, 172, 192, 193, 194, 428, 497, 506, 568, 579 Tradition der Menschheit 532 Tradition, historische 191 Tradition, religiöse 293, 302, 568 Traditionalismus 5, 9, 10 Traditionalist 568 traditionalistisch 58 traditionell 495 Traditionelles 592 Trichotomie 336, 342, 343 Trieb 137, 160, 266, 349, 358, 378, 419, 420, 423, 429, 445, 559, 560 Trieb des Erkennens 276 Trieb des Geistes 420 Trieb des Wollens 276 Trieb, immanenter 555 Trieb, philosophischer 32, 559, 560, 563 Trieb, politischer 110 Trieb, religiöser 32 Trieb, sinnlicher 170, 385 Trieb, sündhafter 389 Trieb, tierischer 365 Trimurti 287 Trinität 338 Trinität, immanente 390 Trug 78, 165 Tugend 385, 407, 409, 443, 444, 472, 485 Tugend, göttliche 580 Tumala 174 Tungusen 102 Txed 181 Tyrann 118 tyrannisch 119 Übel 180, 251, 258, 311, 314, 315, 328, 370, 371, 378, 381, 382, 387, 389, 391, 406, 467 Übel, erbliches 385 Übel, moralisches VIII, 20, 369, 386 Übel, physisches VIII, 20, 369 Übergläubiger 568 überirdisch 263, 446, 500, 534 Überirdisches 43, 161, 164, 174, 333, 387, 463, 493, 495, 496, 537, 538, 539 Überlieferung 62, 149, 150, 159, 163, 172, 180, 241, 293, 582 Überlieferung, dunkle 109 Überlieferung, geschichtliche 166, 293 Überlieferung, historische 100 Überlieferung, religiöse 181 Überlieferung, schriftliche 173 Überlieferung, wahre 182 übermenschlich 205 übermoralisch 444 Übernatur 100, 120, 236 Übernatur, geistige 485 übernatürlich 76, 120, 156, 185, 205, 210, 213, 218, 336, 389, 436 Übernatürliches 42, 75, 101, 111, 115, 120, 121, 214, 395, 534 Übernatürlichkeit 222, 395 Überphysisches 45 übersinnlich 147, 157, 173, 192, 445 Übersinnliches 45, 111, 115, 116, 117, 118, 120, 121, 122, 123, 158, 160, 173, 191, 192, 232, 386, 445, 446, 495, 534, 535, 546, 561, 566, 576, 588 Überwelt 463 überweltlich 263 Überzeugung 23, 31, 67, 71, 93, 122, 147, 149, 155, 180, 203, 239, 413, 428, 451, 452, 467, 468 Überzeugung, falsche 452 Überzeugung, gemeinsame 426, 427 Überzeugung, innere 450, 452, 468 Überzeugung, religiöse 424, 427, 428, 431, 433, 466 Überzeugung, subjektive 428, 553 Überzeugung, unmittelbare 151, 152 Überzeugung, wissenschaftliche 196 Übung, religiöse 44 Unaussprechliches 183 Unbegreifliches 25, 183, 193, 219, 244, 283, 303, 548, 586 Unbekanntes 120 unbeschränkt 245 Unbestreitbares 225 Unbewegtes 232 unbewußt 320, 326, 378, 384, 388, 402, 472, 529 <?page no="664"?> 654 Unbewußtheit 350 Unbewußtsein 339, 350, 375 unendlich 188, 212, 225, 226, 227, 229, 231, 232, 233, 240, 242, 244, 246, 250, 258, 271, 278, 279, 294, 295, 299, 317, 324, 347 , 364 , 388, 390, 393, 404, 409, 410, 503 unendlich, relativ 233 Unendlicher 409 Unendliches 179, 183, 225, 227, 228, 232, 238, 239, 245, 279, 317, 318, 345, 391, 399 Unendlichkeit 179, 226, 241, 244, 262, 277, 279, 290, 295, 317, 324 unentwickelt 271, 346 unerforschlich 196, 269, 562 Unerforschlichkeit 194 unerkannt 590 Unerkanntes 54 unerkennbar 85, 179, 194, 240, 259, 590 Unerkennbares 179, 183 Unerkennbarkeit Gottes 241 Unermeßlichkeit 244, 245 Unfaßbares 118 unfehlbar 432, 574 Unfehlbarkeit 432 unfrei 320, 326, 352, 355 Unfreies 313 Unfreiheit 351 Unfriede 484 Ungebildeter 145, 146, 148, 172, 196, 197, 447, 450, 466 Ungeformtes 294 Ungehorsam 381, 382, 394 Ungeistiges 281 Ungerechtigkeit 351 ungeschaffen 297 Ungeschaffenes 538 Ungewisses 169, 225, 228, 487 Ungewißheit 185, 218, 486 Unglaube 26, 28, 29, 30, 70, 114, 155, 161, 162, 183, 184, 185, 186, 218, 219, 384, 587 ungläubig 344, 564 Ungläubiger 391, 471, 525 Unglück 29, 99, 101, 258, 387, 411 unglücklich 174, 200, 314, 372, 377, 413, 437 Unglückseligkeit 311 Unglücksfall 29 Ungnade 395 Ungnade, göttliche 395 ungöttlich 187, 193, 200, 201 Ungöttliches 230, 298, 299 Unharmonisches 371, 510, 585 Universität 23, 95, 96 Universität München 3, 5, 6, 7, 598 Universitätsarchiv München 6, 7, 598 Universitätsbibliothek München 4, 7, 9 Universum 31, 33, 38, 147, 219, 220, 226, 231, 245, 281, 285, 291, 292, 316, 317, 324, 330, 331, 341, 342, 364, 367, 394, 409, 411, 413, 421, 422, 483, 484, 485, 490, 499, 502, 503, 504, 505, 531, 534, 543, 583 Universum, geistiges 413 Universum, materielles 534 unkörperlich 402 unmenschlich 200, 468 Unmögliches 268 unmoralisch 384, 468 Unmoralisches 154 unmündig 458, 584 Unnatur 386, 405 unnatürlich 117, 229, 455 Unnatürliches 124, 268 Unorganisches 265, 266, 281, 321 unpersönlich 222, 279, 396, 403 Unpersönliches 268, 279, 396 Unpersönlichkeit, pantheistische 264 Unphilosophie 371 Unräumlichkeit 243 Unrealisiertes 285 Unrecht 173, 376, 381, 418, 431, 442, 452, 453, 470, 506, 516 Unrechtes 155, 389 Unrechttun 376 unschön 37, 38 Unschönes 38, 420 Unschuldiger 391 unselig 370, 387, 400, 455 Unseligkeit 244, 313, 315, 370, 372 <?page no="665"?> 655 unsichtbar 75, 76, 99, 100, 102, 104, 117, 119, 137, 150, 241, 264, 323, 330, 331, 476 Unsichtbarer 392 Unsichtbares 31, 42, 45, 75, 100, 101, 102, 103, 105, 108, 118, 120, 121, 161, 173, 174, 179, 214, 336, 483, 554, 555 Unsinnliches 158 unsittlich 384, 477 Unsittlichkeit 161 unsterblich 331, 401, 404, 405, 406, 407, 419, 525 Unsterblichkeit VIII, 20, 29, 57, 61, 160, 277, 333, 339, 399, 401, 402, 405, 408, 412, 417, 474, 588 Unsterblichkeit der Seele 29, 74, 148, 238, 280, 282, 331, 401, 418, 564 Unsterblichkeit des Geistes 420 Unsterblichkeit des Menschen 332 Unsterblichkeit, bewußte 403 Unsterblichkeit, höhere 406 Unsterblichkeit, irdische 406 Unsterblichkeit, persönliche 404, 407, 411 Unsterblichkeitsbewußtsein 412 Unsterblichkeitsglaube 412 Unsterblichkeitsidee 104 Unsterblichkeitsinstinkt 104 Unsubstantialität 402 Untergott 177 untermoralisch 444 Unterricht 84, 124, 136, 137, 138, 139, 143, 144, 152, 159, 171, 172, 190, 505, 579 Unterricht, christlicher 172 Unterricht, religiöser 84, 172 unterrichten 136, 137, 172 Unterweisung 141, 181, 194, 195 Unterweisung, religiöse 152 unveränderlich 253, 323 Unveränderliches 294 Unveränderlichkeit 179, 253 Unveränderlichkeit Gottes 437 unvergänglich 403, 406 Unvernunft 122, 129, 371, 405 unvernünftig 290, 348 , 444, 578, 581, 586, 587, 589, 590, 592 Unvernünftiges 124, 154, 283, 412, 587, 588, 590 Unvernünftigkeit 506 unvollkommen 136, 158, 159, 161, 162, 163, 166, 167, 168, 175, 190, 263, 270, 274, 285, 286, 287, 297, 298, 309, 324, 346, 351, 356, 369, 370, 373, 374, 384, 393, 397, 419, 425, 431, 435, 459, 460 Unvollkommenes 37, 46, 168, 223, 237, 241, 249, 285, 295, 302, 374, 495, 589 Unvollkommenheit 39 , 125, 164, 181, 186, 242, 252, 253, 254, 269, 270, 271, 279, 286, 315, 323, 324, 325, 331, 371, 377, 379, 384, 389, 413 Unvollkommenheit des Menschen 438 Unvollkommenheit, geschöpfliche 244 Unvollkommenheit, natürliche 371 Unvollkommenheit, relative 460 Unvollkommenstes 308, 309, 312 unwahr 38, 79, 85, 86, 229, 456, 492, 493, 561 Unwahres 65, 82, 83, 202, 511 Unwahrheit 88, 95, 185, 254, 472, 492, 525 Unwirkliches 120, 383, 589 Unwissender 185 Unwissenheit 184 unwissenschaftlich 405 unzeitlich 270 Unzeitlichkeit 243 Uranus 174, 176 Urbild 38, 127, 268, 517, 549, 550 Urbild, immanentes 48 Urchristentum 192 Urgeschichte 172 Urgeschichte der Menschheit 99 Urgrund 286 Urgrund, persönlicher 286 Urgrund, unbewußter 286 Urgrund, unpersönlicher 286 Uridee 348 Uridee des Guten 219 Uridee des Schönen 219 Uridee des Wahren 219 Urkunde, heilige 141, 212 Urkunde, religiöse 291 <?page no="666"?> 656 Uroffenbarung VI, 18, 55, 108, 133, 135, 138, 141, 155, 166, 167, 170, 172, 177, 190, 195, 198, 202 Uroffenbarung, göttliche 166, 194 Urreligion 139, 140, 192 Urstoff 179 Urteil 23, 27, 29, 82, 89, 96, 143, 144, 149, 153, 154, 157, 220, 233, 235, 255, 256, 310, 311, 334, 416, 432, 489, 492, 493, 496, 497, 512, 525, 541, 542, 545, 578, 579, 596 Urteil des Geistes 148, 153 Urteil des Verstandes 29 Urteil, freies 597 Urteil, höheres 495, 496, 541, 565 Urteil, religiöses 496, 541 Urteil, richtiges 493, 519, 541 Urteil, vernünftiges 143, 153, 580 Urteil, wahres 541 Urteil, wissenschaftliches 541 urteilen 27, 60, 62, 81, 86, 92, 154, 493, 497, 521, 523, 536, 537, 571, 579, 580, 582, 584, 594 urteilen, richtig 26, 86 Urteilender 27 Urteilsfähigkeit 454, 594 Urteilskraft 561 Urtradition, religiöse 568 Urvernunft 567 Urvollkommenheit 564 Urwahrheit 73, 564, 565 Veda 106 Veränderliches 294, 331 Veränderlichkeit 437 Veränderung 179 Veräußerlichung 191 Verbesserung 70 Verbindung, religiöse 87 Verborgenes 100, 183, 193, 259 Verbot 381 verdammen 454 Verdammnis, ewige 244 Verdammung 410, 470 Verdammung, ewige 414 Verdienst 396, 581 verehren 59, 100, 103, 106, 173, 174, 175, 176, 177, 178, 180, 183, 184, 287, 385, 535 Verehrung 59, 161, 174, 175, 178, 183, 385, 425, 435, 442, 444 Verehrung Gottes 42, 45 Verein, religiöser 57 Verendlichung 244 Verfall 67, 68, 69, 71, 107, 113, 161, 167, 169, 170, 174, 181, 191, 192, 195, 203, 206, 351, 356, 364, 431, 447, 460, 462, 463, 464, 465, 474, 482 Verfall der Geisteskräfte 206 Verfall der Philosophie 68 Verfall der Religion 165 Verfall, innerlicher 66 Verfall, religiöser 425 Verfall, zeitlicher 462 Verfassung 460, 462, 480 Vergangenheit 28, 274, 406 Vergangenheit, geschichtliche 178 Vergehen 242 Vergeistigteres 281 Vergeistigung 183 vergöttern 179 Vergötterung 177 verherrlichen 310, 311, 313 Verherrlichung 311, 312, 313, 326, 394 Verherrlichung Gottes 310, 312, 313 Verkehrtes 124 Verletzung, endliche 409 Verletzung, unendliche 408 Vermögen 323 Vermögen, formalistisches 91 Vermögen, geistiges 358 Vermögen, leeres 91, 92, 124 Vermögen, leibliches 358 Vermögen, schöpferisches 249 vernehmen 81, 128 Vernehmen 82 Vernunft 4, 5, 9, 10, 35, 37, 38, 39, 47, 48, 53, 59, 60, 62, 74, 75, 81, 82, 83, 84, 85, 88, 89, 90, 91, 95, 96, 110, 112, 125, 127, 128, 129, 130, 133, 134, 138, 140, 141, 142, 143, 145, 156, 192, 193, 205, 224, 226, 227, 229, 232, 239, 240, 241, 246, <?page no="667"?> 657 262, 286, 295, 301, 302, 303, 320, 343, 344, 358, 361, 364, 371, 380, 384, 386, 387, 450, 455, 466, 475, 476, 483, 493, 494, 495, 496, 497, 508, 510, 511, 527, 528, 530, 531, 546, 561, 562, 563, 564, 565, 567, 568, 576, 577, 578, 580, 581, 583, 584, 585, 586, 587, 588, 589, 593, 594, 595, 596 Vernunft, allgemeine 568 Vernunft, christliche 596 Vernunft, entwicklungsbedürftige 594 Vernunft, gesunde 455 Vernunft, griechische 596 Vernunft, höhere 138 Vernunft, jüdische 596 Vernunft, menschliche 4, 49, 89, 110, 127, 133, 193, 510, 528, 587, 589, 593, 594, 596 Vernunft, reine 72, 520, 526 Vernunft, vervollkommnete 596 Vernunftanlage 127, 133 Vernunfterkenntnis 88, 89, 561 Vernunfterkenntnis, unmittelbare 91 Vernunftforderung 510 Vernunftgebrauch 381 vernunftgemäß 31, 37, 38, 53, 494, 591 Vernunftgemäßes 39 Vernunftgesetz 475 Vernunftgesetz, innewohnendes 364 Vernunftgott 568 Vernunftgrund 144, 145, 151 vernünftig 69, 82, 111, 122, 127, 128, 133, 134, 136, 154, 229, 232, 238, 240, 259, 261, 290, 302, 324, 328, 330, 333, 344, 348, 412, 479, 481, 482, 494, 496, 506, 546, 578, 585, 586, 588, 589, 590, 591, 594 Vernünftiges 109, 124, 284, 333, 447, 476, 478, 496, 512, 570, 588 Vernünftigkeit 153, 348 , 550, 588 Vernünftigsein 127 vernunftlos 81, 152 Vernunftloses 233 vernunftmäßig 566 Vernunftmäßiges 566 Vernunftmäßigkeit 566 Vernunftreligion 192, 193, 532 Vernunfttätigkeit 584 Vernunftwahrnehmung 552 Vernunftwahrnehmung, unmittelbare 329 Vernunftwesen 330 vernunftwidrig 31 Vernunftwissen 581 Vernunftwissenschaft 88, 90, 110, 532, 564, 589 Verordnung, religiöse 106 Versittlichung 474 Versöhnung 390, 395, 454, 482, 484, 485 Verstand 29, 74, 81, 82, 84, 89, 91, 135, 147, 151, 153, 157, 162, 163, 164, 175, 178, 179, 180, 181, 184, 185, 205, 220, 226, 227, 232, 236, 238, 240, 264, 283, 284, 286, 343, 344, 348, 385, 386, 387, 412, 444, 466, 561, 562 Verstand, berechnender 387 Verstand, forschender 240 Verstand, menschlicher 179, 185 Verstand, räsonnierender 181 Verstandesbeweis 227 Verstandesmensch 151 Verstandesoperation 239, 329 Verstandesräsonnement 29 Verstandestätigkeit 178, 240, 562 Verstandesübung 136 Verstandeswesen 444 verstandlos 81, 82, 507 Verstehen, inneres 152 vertrauen 144, 146, 149, 211, 430 Vertrauen 43, 97, 120, 144, 145, 147, 151, 197, 286, 582, 597 verunehren 310, 311 Verunehrung Gottes 311 vervollkommnen 160, 177, 211, 213, 217, 256, 309, 324, 325, 348, 357, 363, 364, 373, 378, 396, 398, 414, 446, 461, 578, 584, 595 Vervollkommnung 58, 161, 167, 178, 284, 324, 326, 344, 348 , 356, 358, 362, 405, 414, 430 Vervollkommnung der Seele 414 Vervollkommnung, ethische 348 Vervollkommnungsfähigkeit 356, 404 <?page no="668"?> 658 via eminentiae 241 via negationis 241 via positionis 241, 242 Vielgötterei 179, 180, 183 virtuell 245 Vischnu 287, 390 Vision, religiöse 151 Volk 24, 25, 26, 30, 61, 62, 75, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 114, 115, 117, 118, 119, 120, 122, 133, 135, 139, 140, 141, 142, 147, 157, 159, 160, 161, 164, 166, 169, 170, 172, 174, 177, 178, 179, 180, 183, 184, 186, 189, 194, 197, 198, 199, 200, 201, 202, 203, 205, 206, 207, 209, 211, 214, 221, 222, 223, 224, 231, 283, 288, 290, 291, 293, 307, 308, 324, 327, 330, 331, 350, 369, 377, 378, 380, 390, 400, 406, 416, 417, 423, 424, 425, 426, 430, 431, 434, 435, 436, 440, 441, 442, 447, 448, 454, 455, 456, 458, 460, 462, 463, 464, 467, 468, 469, 472, 473, 476, 477, 482, 484, 495, 496, 534, 535, 565, 577, 582, 586, 590, 596, 597 Volk, altes 308 Volk, gebildeteres 169 Volk, gebildetes 160, 171, 425, 429 Volk, gebildetstes 139, 140 Volk, germanisches 25 Volk, hebräisches 169 Volk, heidnisches 61 Volk, israelitisches 169, 207, 208 Volk, orientalisches 68, 307, 435 Volk, persisches 180 Volk, rohes 462 Volk, ungebildetes 163, 169, 462 Volk, ungebildetstes 134, 139, 159 Volk, verkommenes 485 Volk, verwahrlostes 180 Volk, wildes 135 Völkerleben 477 Völkerwanderung 462 Volksgeist 177 Volksglaube 183, 222, 416 Volksreligion 180, 207 vollenden 373, 374, 375, 376, 377, 379, 396, 397, 398, 404, 446, 560, 590 vollendet 271, 273, 372 Vollendeter 357, 363, 398, 413 Vollendung 247, 346, 358, 362, 363, 372, 378, 403, 445, 485 Vollendung, absolute 590 Vollendung, höchste 364, 446 Vollendung, höhere 405 Vollendung, ideale 445 Vollendung, sittliche 397 vollkommen 48, 49, 52, 53, 136, 161, 166, 168, 171, 201, 226, 234, 245, 247, 249, 252, 253, 258, 263, 268, 269, 271, 273, 274, 275, 276, 278, 280, 285, 294, 295, 297, 298, 299, 300, 302, 309, 312, 323, 324, 325, 326, 329, 331, 355, 363, 364, 365, 369, 370, 371, 372, 373, 384, 388, 397, 405, 406, 409, 416, 421, 459, 460, 461, 464, 465, 503, 548, 587, 590, 595 vollkommen, absolut 211, 258 Vollkommener 357 Vollkommeneres 294, 295, 309, 324, 326, 417 Vollkommenes 46, 73, 110, 160, 207, 223, 237, 241, 244, 249, 282, 285, 294, 295, 302, 309, 374, 495, 497, 589 Vollkommenheit 38, 47, 49, 50, 53, 84, 109, 110, 125, 129, 152, 153, 161, 163, 164, 168, 171, 188, 189, 215, 234, 235, 241, 244, 247, 249, 252, 253, 254, 255, 256, 258, 261, 262, 263, 264, 268, 269, 272, 275, 276, 277, 284, 291, 308, 309, 312, 313, 314, 323, 324, 325, 331, 338, 372, 373, 374, 381, 397, 399, 408, 413, 429, 433, 485, 497, 498, 505, 559, 594 Vollkommenheit Gottes 251, 261, 273, 277, 310, 437, 438 Vollkommenheit, absolute 241, 590 Vollkommenheit, endliche 241 Vollkommenheit, ethische 348, 349 Vollkommenheit, geistige 247 Vollkommenheit, göttliche 235, 336, 495, 497 Vollkommenheit, größere 324 Vollkommenheit, höchste 312 <?page no="669"?> 659 Vollkommenheit, höchste geistige 257 Vollkommenheit, höhere 165, 168, 188, 324, 587 Vollkommenheit, ideale 541 Vollkommenheit, innere 385 Vollkommenheit, relative 241, 460 Vollkommenheit, unendliche 241 Vollkommenheitsstufe 365 Vollkommensein 109, 110, 358 Vollkommenster 315 Vollkommenstes 73, 312, 313, 324, 483 Vorauserkennen 250 Vorauswissen 251 Vorherwissen 353, 368 Vorherwissen Gottes 250 Vorherwissen, göttliches 250, 353, 368 Vorsehung 207, 423 Vorsehung, göttliche 475 Vorstellung 36, 65, 104, 116, 121, 125, 139, 140, 159, 160, 173, 178, 182, 184, 214, 220, 243, 244, 257, 262, 317, 319, 334, 346, 355, 368, 400, 436, 447, 461, 485, 495, 501, 570 Vorstellung der Religion 45 Vorstellung eines Göttlichen 121 Vorstellung von der Gottheit 104 Vorstellung von der Religion 56, 65 Vorstellung, abergläubige 27 Vorstellung, falsche 205 Vorstellung, geistige 102 Vorstellung, historische 220 Vorstellung, innere 65, 102, 173, 182 Vorstellung, religiöse 25, 27, 28, 29, 56, 99, 107, 140, 141, 173, 174, 220, 346, 498 Vorurteil 66 Vorzeit, unerforschliche 109 Wahlfreiheit 356 Wahlvermögen 313, 354, 357, 363, 366 Wahn 121, 474, 487, 512, 536, 581 Wahngebilde 219 wahr 36, 37, 38, 43, 48, 49, 54, 59, 62, 65, 72, 76, 78, 80, 83, 85, 86, 103, 107, 134, 143, 145, 146, 150, 163, 165, 166, 168, 183, 186, 187, 188, 197, 198, 200, 201, 202, 204, 216, 219, 223, 224, 247, 248, 249, 260, 346, 348, 356, 376, 383, 388, 428, 429, 432, 450, 455, 456, 459, 461, 468, 479, 491, 492, 493, 494, 495, 496, 499, 510, 511, 512, 513, 522, 523, 525, 526, 533, 535, 541, 544, 546, 547, 549, 551, 552, 553, 554, 559, 561, 566, 587, 590, 596, 597 wahr, absolut 188 Wahres 30, 33, 38, 40 , 46, 47, 50, 61, 62, 65, 73, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 117, 119, 131, 168, 184, 186, 187, 188, 189, 202, 204, 247, 323, 345, 346, 347, 348, 349, 371, 382, 392, 419, 421, 438, 467, 476, 503, 504, 511, 536, 537, 543, 568, 575, 594 Wahrhaftes 37, 146 Wahrhaftigkeit 38, 143, 144, 145, 146, 147, 149 Wahrheit 29, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 38, 39, 41, 47, 52, 55, 62, 63, 69, 71, 72, 73, 74, 76, 77, 78, 79, 83, 85, 86, 87, 88, 89, 91, 95, 98, 105, 109, 110, 111, 116, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 150, 157, 159, 181, 182, 184, 185, 186, 187, 188, 189, 193, 196, 197, 198, 201, 202, 208, 210, 211, 214, 215, 221, 249, 346, 347, 348, 365, 383, 385, 407, 411, 428, 433, 450, 451, 452, 454, 455, 456, 459, 461, 463, 464, 466, 468, 469, 470, 471, 472, 473, 480, 489, 490, 491, 492, 493, 494, 496, 498, 499, 510, 511, 512, 513, 514, 521, 523, 525, 526, 531, 535, 536, 537, 538, 540, 541, 544, 545, 546, 551, 552, 554, 558, 561, 564, 565, 566, 571, 572, 580, 581, 582, 583, 584, 585, 586, 594, 595, 597 Wahrheit, absolute 188, 526, 551, 590 Wahrheit, christliche 89, 470 Wahrheit, dialektische 561 Wahrheit, erkannte 196 Wahrheit, ewige 143, 567 Wahrheit, formale 491, 492, 496, 500, 523, 524, 525, 526, 528, 551, 566 Wahrheit, geoffenbarte 464 Wahrheit, geschichtliche 34 Wahrheit, göttliche 476 Wahrheit, höchste 73, 496 <?page no="670"?> 660 Wahrheit, höhere 32, 73, 81, 91, 489, 496, 513 Wahrheit, ideale 41 , 89, 499 Wahrheit, irdische 73 Wahrheit, logische 551, 566 Wahrheit, metaphysische 552 Wahrheit, natürliche 89 Wahrheit, objektive 451, 492, 496, 523, 525 Wahrheit, philosophische 41, 69, 536, 573, 580 Wahrheit, physische 552 Wahrheit, reale 524, 525, 526, 551, 552 Wahrheit, religiöse 29, 69, 108, 148, 149, 150, 151, 154, 163, 185, 196, 198, 220, 428, 429, 433, 447, 456, 457, 464 Wahrheit, sinnliche 455 Wahrheit, subjektive 566 Wahrheit, theoretische 198 Wahrheit, übernatürliche 89 Wahrheit, übersinnliche 81, 196, 455 Wahrheit, vollkommene 190 Wahrheit, wissenschaftliche 538 Wahrheitserkenntnis 472, 512 Wahrheitsgefühl 148, 203, 210 Wahrheitsgefühl, unmittelbares 157 Wahrheitsgesetz, inneres 146 Wahrheitskeim, göttlicher 212 Wahrheitsliebe 145, 468, 469 Wahrheitssinn 468 Wahrheitssystem 221 Wahrheitstrieb 148 Wahrheitswille 559 Wahrnehmen 147, 507 Wahrnehmung 89, 500, 506, 507, 556 Wahrnehmung, äußere 553 Wahrnehmung, innere 282, 323, 347 Wahrnehmung, sinnliche 89 Wahrnehmung, unmittelbare 89, 330, 578 Waldbewohner, amerikanischer 102 Waldindianer, südamerikanischer 99 weise 261 Weisheit 33, 78, 230, 251, 256, 262, 263, 368, 393, 394, 438, 460, 489, 493, 494, 500, 510, 527, 536, 538, 539, 541, 559 Weisheit Gottes 254 Weisheit, göttliche 251, 392, 394 Weisheit, wahre 535 Weisheitswille 544, 545, 559, 565 Weissagung 205, 210, 211 Welt VIII, 20, 30, 32, 33, 34, 40 , 41, 45, 53, 56, 64, 73, 74, 75, 76, 78, 85, 100, 105, 107, 111, 114, 121, 122, 135, 136, 138, 139, 141, 148, 154, 167, 180, 181, 183, 189, 200, 201, 211, 212, 223, 225, 226, 227, 228, 229, 230, 231, 232, 233, 234, 236, 238, 239, 240, 241, 243, 244, 246, 247, 248, 249, 250, 251, 254, 255, 256, 257, 258, 259, 260, 263, 274, 276, 277, 278, 280, 283, 284, 287, 288, 290, 291, 292, 293, 294, 295, 296, 297, 299, 300, 301, 302, 303, 304, 305, 306, 308, 309, 310, 311, 314, 315, 316, 317, 318, 319, 322, 323, 324, 327, 328, 329, 344, 348, 359, 360, 361, 367, 368, 369, 379, 381, 382, 387, 388, 389, 392, 394, 395, 396, 403, 408, 409, 411, 412, 413, 417, 420, 422, 424, 426, 435, 437, 443, 450, 463, 475, 485, 493, 494, 495, 496, 497, 502, 503, 504, 505, 506, 511, 514, 518, 521, 526, 527, 528, 529, 530, 531, 532, 546, 547, 548, 551, 562, 583, 586, 588 Welt, äußere 319 Welt, bestmögliche 323 Welt, empirische 493 Welt, empirisch-sinnliche 498 Welt, geistige 54, 185, 327, 485 Welt, göttliche 104 Welt, höhere 438, 484, 485, 492, 494, 496, 497, 498, 499 Welt, ideale 78, 492, 493, 494, 497, 498, 589 Welt, innere 282, 286 Welt, irdische 498, 593 Welt, jenseitige 414 Welt, materielle 327, 328, 369, 421 Welt, objektive 589 Welt, reale 317, 527, 589 Welt, sichtbare 42, 76, 100, 101 Welt, sinnliche 285, 386 Welt, überirdische 497, 593 Welt, übersinnliche 386 <?page no="671"?> 661 Welt, unsichtbare 76, 100, 101, 102, 104, 438, 485 Welt, verderbte 394 Welt, vollkommenere 484 Welt, wirkliche 497, 498, 505 Weltall 38, 128, 583 Weltanschauung 525 Weltanschauung, gläubige 525 Weltanschauung, naturalistische 91 Weltanschauung, philosophische 525, 568 Weltanschauung, rationalistische 91 Weltanschauung, religiöse 525 Weltanschauung, wahre 568 Weltauffassung, ideale 92 Weltbewußtsein 64, 136, 167, 514, 527, 533, 546, 547, 548, 559 Weltbildung 295, 297 Weltdasein 412 Weltende VIII, 415, 416 Weltenreich 324 Weltentstehung 292, 293, 299, 300 Weltentwicklung 413, 437 Welterkenntnis 504, 548, 562 Welterstehung 393 Weltformung 297 Weltgeist 503 Weltgericht 422 Weltgericht, allgemeines 422 Weltgeschichte 24, 189, 406, 407, 423 Weltgesetz 107, 222, 367 welthistorisch 324 Weltidee 40 , 41, 279, 303 Weltkenntnis 504 Weltkörper 293, 311, 324, 411, 483 Weltlauf VIII, 415, 421 weltlich 286, 431, 477, 478 Weltordnung 231, 238, 300, 474 Weltordnung Gottes 414 Weltordnung, allgemeine 288 Weltordnung, göttliche 411 Weltordnung, moralische 238, 351, 474 Weltplan 250, 361, 367, 368, 414, 437, 472 Weltplan Gottes 414, 437 Weltplan, allgemeiner 438 Weltplan, ewiger 437 Weltplan, göttlicher 107, 353, 413, 437 Weltregierung Gottes 410 Weltregierung, göttliche 353, 423 Weltschöpfer 279, 298 Weltschöpfung 31, 41, 276, 297, 302, 310, 314 Weltschöpfung, fortgesetzte 322 Weltseele 222, 239, 403 Weltseele, allgemeine 403 Weltsystem 411 Weltvernunft 568 Weltwerden 300 Weltwerdung 300 Weltwerdung Gottes 300 wesensähnlich 134 Wesenseinheit, göttliche 286 Wesensemanation 299 wesensgleich 134 Wesentliches 62 widermenschlich 81 widernatürlich 355, 373 Widernatürliches 341, 591 Wiedergeburt 392, 395 Wiederverkörperung 345 Wilder 100, 101, 103, 112, 139, 157, 171, 179, 190, 213, 216, 345, 400, 435, 437, 441, 445 Wille 67, 76, 81, 85, 126, 127, 135, 141, 142, 157, 158, 161, 162, 163, 164, 165, 181, 186, 188, 190, 204, 208, 220, 238, 246, 249, 252, 253, 254, 256, 257, 258, 264, 283, 304, 313, 315, 329, 333, 334, 339, 340, 342, 346, 348 , 350, 354, 355 , 356 , 358, 359, 362, 363 , 366, 367, 375, 380, 381, 387, 392, 395, 396, 397, 403, 405, 408, 411, 413, 414, 427, 432, 444, 451, 467, 468, 469, 472, 473, 476, 477, 497, 499, 518, 530, 558, 559, 560, 563, 580, 587 Wille des Menschen 368, 395 Wille Gottes 130, 251, 254, 256, 257, 304, 346, 350, 361, 362, 363, 364, 368, 373, 375, 376, 381, 382, 408, 411, 436 Wille Gottes, freier 256 Wille, böser 180 Wille, emanenter 408 Wille, ethischer 468 <?page no="672"?> 662 Wille, freier 213, 252, 254, 267, 276, 301, 311, 313, 315, 319, 340, 356 , 358, 360, 363, 366, 384, 396, 411, 438, 443, 444, 558, 563 Wille, geschöpflicher 252 Wille, göttlicher VII, 101, 213, 251, 252, 304, 311, 319, 351, 363, 368, 473, 475, 497 Wille, guter 397, 473, 558 Wille, höherer 360 Wille, menschlicher 238, 253, 351, 352, 353, 354, 363 Wille, moralischer 317 Wille, objektiver 319 Wille, reiner 163 Wille, schlechter 162, 170, 181, 397 Wille, schlimmer 181 Wille, sittlicher 558 Wille, unsittlicher 558 Willensakt 209, 255, 304, 354, 355, 358, 392, 402, 443 Willensakt Gottes 251 Willensakt, freier 304 Willensakt, menschlicher 352 Willensentscheidung 366, 376, 381, 524 Willensentscheidung des Menschen 374 Willensentscheidung, freie 381 Willensentscheidung, schlechte 371 Willensentschluß 252, 291, 366, 376 Willensentschluß Gottes, freier 301 Willensfreiheit VIII, 6, 20, 351, 354, 358, 398, 450 Willensgesetz 286 Willensgesetz, höchstes 385 Willensintention 384 Willenskraft 371, 388, 395, 443 Willenskraft, freie 329 Willenskraft, schöpferische 366 Willensreinheit 558 Willensrichtung 161, 162, 338, 354, 379, 380, 396, 546 Willensrichtung des Menschen 380 Willensrichtung, anerzogene 381 Willensrichtung, falsche 380 Willensrichtung, natürliche 381 Willensrichtung, schlechte 162, 171 Willensschwäche 395 Willensstreben 189 Willenstätigkeit 413, 437 Willensvermögen 286, 349, 413, 419, 420, 447 Willensvermögen, absolutes 276 Willensvermögen, unendliches 276 Willensvollkommenheit 254 Willkür 62, 88, 95, 103, 114, 117, 123, 156, 237, 252, 253, 356, 366, 382, 450, 451, 477, 478, 494, 590 Willkür des Menschen 351, 367 Willkür, göttliche 414 Willkür, subjektive 148, 476 willkürlich 62, 69, 115, 116, 117, 121, 156, 168, 172, 174, 236, 255, 336, 376, 382, 392, 422, 426, 452, 453, 454, 455, 457, 479, 522 Willkürliches 115, 237 Wirkgottheit 503 Wirkliches 37, 38, 39, 40, 69, 79, 115, 120, 250, 300, 301, 371, 383, 387, 390, 402, 493, 496, 497, 498, 512, 513, 525, 564, 566, 589 Wirkliches, objektiv 427 Wirklichkeit VII, 19, 38, 39, 40, 47, 55, 56, 69, 71, 73, 74, 76, 78, 83, 92, 103, 110, 111, 116, 117, 148, 174, 183, 196, 198, 199, 200, 201, 205, 222, 246, 248, 249, 259, 261, 263, 264, 303, 314, 316, 317, 318, 349, 383, 389, 399, 412, 487, 491, 492, 493, 496, 498, 499, 500, 505, 506, 508, 509, 513, 514, 523, 526, 535, 536, 538, 539, 550, 552, 562, 565, 566, 588 Wirklichkeit Gottes 263 Wirklichkeit, empirische 507 Wirklichkeit, gute 589 Wirklichkeit, historische 492, 536 Wirklichkeit, ideale 496, 498, 589, 595 Wirklichkeit, objektive 491, 492 Wirklichkeit, unvollkommene 589 Wirklichkeit, vollkommene 589 Wirklichkeit, wahre 536 Wirkungsgesetz 339 wissen 63, 74, 75, 106, 194, 202, 205, 222, 250, 251, 267, 270, 271, 274, 278, 279, <?page no="673"?> 663 281, 286, 291, 292, 293, 326, 332, 351, 353, 357, 368, 369, 383, 393, 417, 419, 430, 433, 438, 464, 467, 473, 487, 492, 494, 496, 501, 505, 509, 519, 532, 546, 547, 548, 549, 574, 597 Wissen 51, 56, 58, 75, 81, 83, 84, 85, 86, 94, 142, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 151, 159, 196, 217, 219, 220, 221, 222, 247, 250, 251, 254, 268, 274, 277, 278, 333, 340, 346, 367, 391, 409, 455, 490, 492, 497, 499, 500, 501, 508, 513, 515, 518, 519, 524, 527, 529, 530, 537, 538, 539, 543, 544, 547, 549, 553, 560, 564, 577, 581, 582, 583, 584, 585, 589, 591, 593, 594 Wissen Gottes 249, 250, 271, 368 Wissen, absolutes 583 Wissen, apriorisches 519 Wissen, bewußtes 518, 519 Wissen, empirisches 109, 513 Wissen, falsches 184, 185, 383 Wissen, gläubiges 593 Wissen, göttliches 251 Wissen, höchstes 419 Wissen, höheres 90 Wissen, menschliches 23, 217, 519, 520, 565, 574 Wissen, philosophisches 519, 543, 560, 571 Wissen, selbständiges 595 Wissen, theoretisches 251, 475 Wissen, wahres 512, 521, 594 Wissender 582 Wissenschaft VII, 3, 4, 23, 24, 25, 29, 30, 32, 34, 35, 38, 44, 45, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 58, 59, 62, 64, 65, 67, 71, 72, 73, 74, 75, 78, 79, 82, 85, 86, 87, 88, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 110, 111, 112, 124, 134, 135, 136, 139, 140, 143, 144, 145, 147, 148, 152, 164, 171, 179, 182, 183, 185, 191, 192, 193, 194, 195, 196, 197, 198, 207, 208, 211, 213, 215, 216, 217, 218, 219, 220, 223, 224, 228, 241, 245, 274, 287, 289, 290, 291, 292, 293, 298, 302, 304, 305, 320, 330, 371, 389, 390, 399, 400, 401, 408, 414, 421, 430, 445, 454, 456, 457, 458, 460, 464, 486, 488, 489, 490, 491, 493, 494, 497, 499, 500, 503, 504, 505, 506, 507, 508, 512, 513, 514, 515, 516, 517, 518, 519, 521, 522, 523, 524, 525, 526, 527, 532, 533, 534, 537, 538, 539, 540, 541, 543, 545, 548, 550, 551, 553, 558, 560, 564, 565, 566, 572, 573, 577, 580, 583, 584, 585, 587, 590, 597 Wissenschaft der Ideen 532 Wissenschaft der Natur 306, 332 Wissenschaft der Religion 51, 164, 220, 498 Wissenschaft der Weisheit 498 Wissenschaft der Wissenschaften 74 Wissenschaft des Wissens 518 Wissenschaft vom Denken 523 Wissenschaft vom Göttlichen 92 Wissenschaft von der Religion 217 Wissenschaft, absolute 525, 544 Wissenschaft, christliche 391 Wissenschaft, empirische 39 , 69, 79, 110, 317, 489, 491, 492, 496, 498, 500, 502, 505, 506, 507, 508, 509, 512, 514, 516, 518, 519, 522, 523, 527, 534, 537, 539, 541, 563 Wissenschaft, falsche 587 Wissenschaft, formale 525, 527 Wissenschaft, freie 97 Wissenschaft, heidnische 195 Wissenschaft, historische 145, 489, 491 Wissenschaft, höhere 91, 439 Wissenschaft, irdische 414 Wissenschaft, logische 72 Wissenschaft, menschliche 92, 198, 292 Wissenschaft, neuere 417 Wissenschaft, philosophische 53, 90, 91, 92, 110, 499, 506, 508, 522, 527, 534, 537, 539, 541, 545, 601 Wissenschaft, philosophisch-empirische 69 Wissenschaft, positive 110, 489, 491, 512 Wissenschaft, religiöse 52, 153 Wissenschaft, scholastische 92 Wissenschaft, spekulative 220 Wissenschaft, theologische 292, 540 Wissenschaft, theoretische 55, 473, 528 Wissenschaft, unabhängige 564 Wissenschaft, veraltete 94 Wissenschaft, wahre 95, 456, 457, 507 <?page no="674"?> 664 wissenschaftlich 30, 32, 46, 47, 60, 62, 63, 64, 65, 73, 77, 78, 79, 85, 86, 94, 99, 100, 109, 114, 138, 148, 149, 151, 186, 191, 193, 196, 197, 200, 210, 213, 217, 218, 219, 221, 222, 223, 224, 227, 229, 234, 239, 245, 259, 274, 293, 297, 298, 299, 308, 310, 317, 329, 346, 352, 370, 390, 391, 401, 412, 413, 415, 416, 417, 421, 422, 424, 456, 457, 458, 494, 496, 497, 498, 499, 500, 506, 507, 513, 514, 516, 518, 519, 522, 523, 526, 527, 529, 531, 537, 538, 539, 540, 542, 546, 548, 552, 560, 565, 571, 587 Wissenschaftliches 222 Wissenschaftslehre 71, 72, 96, 490, 500, 501, 515, 518, 519, 522, 527, 528, 531, 548, 565 Wissenssystem 94 Wissenstrieb 32 wollen 40, 222, 251, 255, 256, 267, 268, 270, 271, 275, 278, 286, 322, 323, 330, 337, 347, 353, 360, 368, 375, 430, 433 Wollen 57, 90, 140, 149, 162, 187, 190, 217, 222, 234, 239, 242, 247, 249, 251, 252, 253, 254, 255, 257, 258, 264, 266, 267, 268, 270, 271, 273, 274, 275, 276, 278, 279, 282, 289, 310, 320, 334, 336, 339, 341, 345, 348, 349, 352, 353, 354, 360, 361, 372, 375, 383, 384, 402, 419, 421, 441, 450, 496, 536, 558 Wollen des Menschen 367, 379 Wollen Gottes 367 Wollen, absolutes 276 Wollen, freies 249, 256, 267, 304, 326, 380 Wollen, göttliches 251, 252 Wollen, innerstes 365 Wollen, menschliches 533 Wollen, schlechtes 250 Wollen, sittliches 264 Wort Gottes 303 Wunder 205, 206, 208, 210, 211, 215, 335, 402, 422, 597 Wunsch 121, 437, 485 Wünschen 270, 276 Wünschen, leeres 252, 271 Wünschen, ohnmächtiges 252 u`likoi, 342 Yogi 442 Yogi, indischer 442 Yu 107 Zeichen 102, 140, 172, 173, 176, 182, 184, 191, 254, 307, 419, 434, 435, 440, 442, 463, 480, 551 Zeit 205, 243, 244, 245, 246, 249, 250, 265, 270, 272, 273, 274, 276, 279, 287, 295, 303, 304, 306, 307, 308, 311, 316, 317, 318, 322, 323, 324, 330, 332, 334, 368, 369, 390, 398, 399, 416, 417, 430, 432, 433, 445, 459, 464, 496, 499, 501, 522, 562 Zeit Christi 28 Zeit, alte 68, 463, 473 Zeit, älteste 287, 306 Zeit, endlose 244 Zeit, erste 462, 464 Zeit, frühere 206, 277, 443, 465, 469 Zeit, früheste 131, 205, 206, 207, 208, 209, 330, 445, 479, 582 Zeit, neue 68, 603 Zeit, neuere 24, 25, 34, 41, 58, 61, 85, 88, 89, 90, 99, 114, 130, 194, 195, 200, 214, 215, 261, 277, 286, 292, 297, 299, 328, 342, 388, 425, 474, 477, 479, 482, 488, 522, 525, 526, 553, 564, 566, 567, 592, 603 Zeit, neueste 72, 74, 90, 567 Zeit, spätere 461, 463 zeitlich 232, 248, 276, 283, 294, 295, 303, 304, 316, 323, 331, 344, 349, 368, 390, 407, 409, 415, 471 Zeitliches 212, 230, 232, 284, 294, 295, 296, 308, 316, 317, 323, 331, 344, 387 Zeitlichkeit 213, 243, 270, 293, 294, 295, 303, 308, 309, 316, 324, 409, 460 Zeitlichkeit, ewige 294 Zeitlosigkeit 243 Zelotismus 440 Zentralidee, höchste 348 Zentralphilosophie 110, 498, 517, 528 Zentralwissenschaft, philosophische 500 Zerduscht 107 zeremoniell 195 <?page no="675"?> 665 Zeugung 129, 131, 132, 339, 340, 379, 420 Zeugung, geistige 133 Zeugungsbegierde 389 Zeugungstrieb, philosophischer 559 Zorn 101, 222, 258 Zufall 95, 139, 154, 159, 296, 349, 431, 476 Zufälliges 46, 157, 231, 232, 237, 453, 539 Zufälligkeit 61, 182 Zukunft 274 Zukünftiges 249 Zwang 154, 157, 162, 250, 253, 256, 313, 314, 351, 355, 363, 364, 367, 372, 394, 395, 396, 427, 428, 443, 450, 451, 467, 478, 480 Zwang, äußerer 365, 450 Zwang, äußerlicher 444, 554 Zwang, geistiger 213 Zwang, göttlicher 395 Zwang, immanenter 555 Zwang, innerer 252 Zwang, innerlicher 554 Zwang, moralischer 450 Zwang, religiöser 451 zweckmäßig 233 Zweckmäßigkeit 233, 324, 325, 492 Zweifel 29, 218 zwingen 443
