eBooks

Wandlungen in Glaubensverständnis und Spiritualität

Traditionelle und moderne Osterlieder im Vergleich

1119
2014
978-3-7720-5519-5
978-3-7720-8519-2
A. Francke Verlag 
Annette Albert-Zerlik

Die vorliegende Studie geht der Frage nach dem Glaubensverständnis und der Spiritualität in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts im deutschsprachigen kirchlichen Raum nach. Sie untersucht, ob und wie sich der in der modernen Gesellschaft soziologisch festgestellte religiöse Wandel im Umgang mit Kernaussagen des christlichen Glaubens niederschlägt, ob sich gegenüber der Tradition gar ein Bruch mit der Folge einer Erosion der Plausibilität der Glaubensinhalte selbst voll zogen hat. Dabei wird das Osterfest und besonders die Feier des Osterfestes in Liedern behandelt.

<?page no="0"?> ANNETTE ALBERT-ZERLIK Wandlungen in Glaubensverständnis und Spiritualität? Traditionelle und moderne Osterlieder im Vergleich A. FRANCKE VERLAG TÜBINGEN <?page no="1"?> Wandlungen in Glaubensverständnis und Spiritualität? <?page no="2"?> PIETAS LITURGICA · STUDIA 23 Interdisziplinäre Beiträge zur Liturgiewissenschaft begründet von Hansjakob Becker herausgegeben von Ansgar Franz Die Reihe »Pietas Liturgica« erscheint in Zusammenarbeit mit »KULTUR - LITURGIE - SPIRITUALITÄT e.V.« Interdisziplinäre Vereinigung zur wissenschaftlichen Erforschung und Erschließung des christlichen Gottesdienstes <?page no="3"?> ANNETTE ALBERT-ZERLIK Wandlungen in Glaubensverständnis und Spiritualität? Traditionelle und moderne Osterlieder im Vergleich A. FRANCKE VERLAG TÜBINGEN <?page no="4"?> Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. Gedruckt mit freundlicher Unterstützung des Bistums Mainz und des Vereins KULTUR - LITURGIE - SPIRITUALITÄT e.V © 2014 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Werkdruckpapier. Internet: http: / / www.francke.de E-Mail: info@francke.de Druck und Bindung: Hubert & Co., Göttingen Printed in Germany ISSN 1862-2704 ISBN 978-3-7720-8519-2 Titelabbildung: Sabina See/ Reiß (*1965), Credo - Am dritten Tage auferstanden von den Toten 2013, Aquarell auf Papier, 13 x 23,5 cm (Copyright bei der Künstlerin) Foto: Gabriele Huckelmann <?page no="5"?> Dank Die vorliegende Arbeit wurde als Habilitationsschrift im Fach „Liturgiewissenschaft“ im Wintersemester 2011 an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz angenommen. Das Thema regte mein langjähriger liturgiewissenschaftlicher Lehrer, Herr Prof. Dr. Dr. Hansjakob Becker, an. Ihm gebührt mein herzlicher Dank für die ermutigenden und intensiven Gespräche, die nicht nur die Untersuchungen vorantrieben, sondern auch meinen Weg als Theologin im Ganzen wesentlich geprägt haben. Nach seiner Emeritierung übernahm Herr Prof. Dr. Ansgar Franz die Betreuung der Arbeit. Für seine freundliche und unkomplizierte Bereitschaft, das Projekt weiter zu begleiten, sowie seine fachliche Unterstützung danke ich ihm sehr, vor allem auch für die Erstellung des Erstgutachtens und die Aufnahme des Werks in der Reihe Pietas Liturgica. Studia. Mein großer Dank gilt auch Herrn Prof. Dr. Michael Sievernich, der das Zweitgutachten verfasste. Die Veröffentlichung der Studie wurde erheblich durch finanzielle Förderungen erleichtert: Bei Herrn Karl Kardinal Lehmann bedanke ich mich für den großzügigen Druckkostenzuschuss der Diözese Mainz, ebenso beim Verein „Kultur-Liturgie-Spiritualität e.V.“ für die Beteiligung an den Kosten. Mit Blick auf die Titelabbildung danke ich von Herzen Frau Sabina See/ Reiß, die ihr Studium der Malerei und Kunsttheorie an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule in Frankfurt/ Main absolvierte und als freischaffende Künstlerin tätig ist. Sehr wertvoll waren für mich auch unsere Gespräche über Darstellungen der Auferstehung in der modernen Kunst. Danken möchte ich außerdem Frau Gabriele Huckelmann, die sich spontan bereit erklärte, das Originalgemälde für die Drucklegung abzufotografieren. Im Zusammenhang der aufwändigen Quellensuche, insbesondere im evangelischen Gesangbuchbereich, war mir Herr Pfr. i. R. Heinrich Riehm eine große Hilfe, indem er mir die Möglichkeit bot, in seiner umfangreichen privaten Gesangbuchbibliothek zu recherchieren; für seine Gastfreundlichkeit danke ich ihm von Herzen. Mein Dank geht auch an meinen Ehemann Wolfgang Zerlik, der mir bezüglich musikalischer Fragen seinen kompetenten Rat gab, sowie an meine Tochter Johanna Zerlik, die die Notensätze der kommentierten Lieder erstellte. Frau Bettina Krawinkel unterstützte mich durch ihr interessiertes Korrekturlesen des Manuskriptes, Frau Dr. Andrea Klug bei der Formatierung der Datei für die Drucklegung und so mancher Problembehebung. Bei beiden bedanke ich mich sehr für ihr freundliches Engagement. Frankfurt/ Main, im August 2014 Annette Albert-Zerlik <?page no="7"?> Inhaltsverzeichnis Einleitung ................................................................................................................ 1 I. Ausgangsfrage und Gegenstand der Studie..................................... 1 II. Vorgehen .................................................................................................... 4 T EIL 1 B ESTANDSAUFNAHME – D AS O STERLIEDGUT IN DER ZWEITEN H ÄLFTE DES ZWANZIGSTEN J AHRHUNDERTS ..... 9 A. Vorgehen ............................................................................................................ 9 I. Quellen ....................................................................................................... 9 II. Erhebung des Osterliedbestands....................................................... 11 1. Allgemeine Kriterien..................................................................... 11 2. Bestandsaufnahme aus offiziellen Gesangbüchern .................. 12 3. Bestandsaufnahme aus offiziösen Sammlungen....................... 13 4. Hinweise zu den Tabellen im Rahmen der Bestandsaufnahme ............................................................................................. 13 B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern ......................... 16 I. Katholische Gesangbücher ................................................................. 16 1. Die Gesangbücher vor dem Einheitsgesangbuch Gotteslob.... 16 a. Kirchenlied I (1938) .................................................................... 16 b. Einheitslieder der deutschen Bistümer (1947), Einheitslieder der nordwestdeutschen Diözesen (1947) und Österreichischer Einheitsliederkanon (1951) ............................ 17 c. Diözesangesangbücher (ab 1945)............................................... 19 d. Kirchenlied II (1967) ................................................................... 26 2. Das Gotteslob und seine Anhänge .............................................. 28 a. Gotteslob (Stammteil 1975) ........................................................ 28 b. Diözesananhänge zum Gotteslob .............................................. 33 3. Die katholischen Gesangbücher der deutschsprachigen Schweiz ........................................................................................... 43 a. Katholisches Kirchengesangbuch (1966/ 1978) ......................... 43 b. Katholisches Gesangbuch (1998) ............................................... 45 II. Evangelische Gesangbücher ............................................................... 48 1. Das Evangelische Kirchengesangbuch und seine Regionalanhänge ........................................................................... 48 a. Evangelisches Kirchengesangbuch (Stammausgabe 1950) ...... 48 b. Regionalanhänge zum Evangelischen Kirchengesangbuch (ab 1950) ...................................................................................... 49 <?page no="8"?> Inhaltsverzeichnis VIII a. Evangelisches Gesangbuch (Stammausgabe 1993)................... 52 b. Regionalteile zum Evangelischen Gesangbuch (ab 1993)......... 55 3. Die evangelisch-reformierten Gesangbücher der deutschsprachigen Schweiz ......................................................... 59 a. Gesangbuch der Evangelisch-reformierten Kirchen (1952)...... 59 b. Gesangbuch der Evangelisch-reformierten Kirchen (1998)...... 60 III. Überblick über den Gesamtliedbestand der offiziellen Gesangbücher ......................................................................................... 63 1. Konfessionalität und Ökumene................................................... 63 a. Das Liedgut in katholischen Gesangbüchern ........................... 63 b. Das Liedgut in evangelischen Gesangbüchern......................... 65 c. Das gemeinsame Liedgut........................................................... 67 2. Tradition und Moderne ................................................................ 71 a. Die quantitative Relation von älterem und neuem Liedgut..... 71 b. Die Lieder des zwanzigsten Jahrhunderts ................................ 71 c. Die deutschsprachigen Neuschöpfungen des zwanzigsten Jahrhunderts ............................................................................... 75 C. Osterliedbestand in offiziösen Sammlungen ................................. 78 D. Resümee ........................................................................................................... 83 T EIL 2 T HEMEN UND T HEOLOGIE ............................................................. 85 A. Motive und Themen in Osterliedern .................................................. 85 I. Vorgehen .................................................................................................. 85 1. Untersuchungsmaterial ................................................................ 85 a. Traditionelles Liedgut aus offiziellen Gesangbüchern (TLG).. 86 b. Neues Liedgut aus offiziellen Gesangbüchern (NLG) ............. 88 c. Neues Liedgut aus offiziösen Sammlungen (NLS)................... 89 2. Querschnittsuntersuchungen ...................................................... 90 a. Ziel .............................................................................................. 90 b. Methode ...................................................................................... 90 c. Allgemeine Hinweise zur quantitativen Erfassung untersuchter Aspekte .......................................................................... 91 II. Thematische Einzelaspekte................................................................. 92 1. Auferstehungsbekenntnis ............................................................ 92 2. Grabauffindung ............................................................................. 98 3. Erscheinung.................................................................................... 99 4. Passion .......................................................................................... 101 5. Sieg ................................................................................................ 103 6. Frühling ........................................................................................ 107 7. Verklärung ................................................................................... 108 8. Erlösung........................................................................................ 109 2. Das Evangelische Gesangbuch und seine Regionalteile .......... 52 <?page no="9"?> Inhaltsverzeichnis IX 10. Freude ........................................................................................... 114 11. Aufbruch ...................................................................................... 116 12. Verkündigung.............................................................................. 118 13. Ethisches Handeln....................................................................... 119 14. Reich Gottes ................................................................................. 121 15. Vollendung................................................................................... 123 III. Bilanz ...................................................................................................... 126 1. Das thematische Profil des traditionellen Liedgutes .............. 126 2. Das thematische Profil des neuen Liedgutes ........................... 128 3. Die thematischen Profile des traditionellen und neuen Liedgutes im Vergleich............................................................... 129 B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen ............... 132 I. Vorgehen ................................................................................................ 132 1. Typisierung .................................................................................. 132 2. Methoden der exemplarischen Liedanalysen.......................... 132 II. Typische Osterlieder........................................................................... 133 1. Kategorisierung der Lieder nach Themenschwerpunkten .... 133 2. Vorkommen und Häufigkeit der Kategorien typischer Osterlieder im traditionellen und neuen Liedgut ................... 135 3. Allgemeine Merkmale der nach Themenschwerpunkten kategorisierten Lieder ................................................................. 136 a. Ostererzählung ......................................................................... 137 b. Auferstehungstheologie........................................................... 141 c. Sieg ............................................................................................ 143 d. Frühling .................................................................................... 148 e. Verklärung................................................................................ 151 f. Bleibende Anwesenheit des Auferstandenen ......................... 155 g. Freude ....................................................................................... 156 h. Maria ......................................................................................... 158 i. Persönliche Frömmigkeit ......................................................... 159 j. Aufbruch................................................................................... 161 k. Ethisches Handeln.................................................................... 162 l. Reich Gottes .............................................................................. 163 III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder........................... 165 1. Gelobt sei Gott ............................................................................. 166 a. Entstehung und rezeptionsgeschichtliche Aspekte ................ 167 b. Analyse der ursprünglichen Fassung...................................... 168 c. Analyse der AÖL-Fassung (*GL 218) ...................................... 172 2. Christ lag in Todesbanden ......................................................... 175 a. Entstehung und Verbreitung ................................................... 176 b. Formale und sprachliche Aspekte ........................................... 178 c. Inhaltlich-theologische Aspekte .............................................. 178 9. Verbundenheit mit Jesus ............................................................ 112 <?page no="10"?> Inhaltsverzeichnis X a. Entstehung und rezeptionsgeschichtliche Aspekte ................ 186 b. Analyse der ursprünglichen Fassung...................................... 187 c. Analyse der Fassung *D-Bam 117............................................ 197 d. Analyse der Fassung *Ac-L 869 ............................................... 198 4. Zwei Jünger gingen..................................................................... 201 a. Entstehung und Verbreitung ................................................... 202 b. Formale und sprachliche Aspekte ........................................... 202 c. Inhaltlich-theologische Aspekte .............................................. 203 d. Jesus lebt und alles wird gut? .................................................. 206 5. Lieder mit dem Schwerpunkt „Persönliche Frömmigkeit“ aus drei Epochen ......................................................................... 208 a. Auf, auf, mein Herz.................................................................. 208 1) Entstehung und Verbreitung .............................................. 209 2) Formale und sprachliche Aspekte ...................................... 209 3) Inhaltlich-theologische Aspekte.......................................... 211 b. Jesus lebt, mit ihm auch ich ..................................................... 214 1) Entstehung und Verbreitung .............................................. 215 2) Formale und sprachliche Aspekte ...................................... 215 3) Inhaltlich-theologische Aspekte.......................................... 216 c. Ich hör die Botschaft................................................................. 218 1) Formale und sprachliche Aspekte ...................................... 218 2) Inhaltlich-theologische Aspekte.......................................... 219 d. Osterfrömmigkeit im Wandel.................................................. 221 6. Seht, der Stein ist weggerückt.................................................... 223 a. Entstehung und rezeptionsgeschichtliche Aspekte ................ 223 b. Formale und sprachliche Aspekte ........................................... 224 c. Inhaltlich-theologische Aspekte .............................................. 226 7. Manchmal feiern wir................................................................... 229 a. Entstehung und Verbreitung ................................................... 229 b. Formale und sprachliche Aspekte ........................................... 230 c. Inhaltlich-theologische Aspekte .............................................. 231 d. Fest und Ethik........................................................................... 233 e. Bezüge zum Gedicht „Auferstehung“ von Marie Luise Kaschnitz .................................................................................. 234 8. In der Nacht ................................................................................. 236 a. Formale und sprachliche Aspekte ........................................... 236 b. Inhaltlich-theologische Aspekte .............................................. 238 C. Resümee ......................................................................................................... 242 3. Das Grab ist leer (Kohlbrenner)................................................. 185 <?page no="11"?> Inhaltsverzeichnis XI 2. Bezeichnungen für die trinitarischen Personen und Maria ... 249 3. Wortfelder „loben“ – „danken“ – „bitten“............................... 252 II. Strukturelle Aspekte........................................................................... 254 1. Strophik ........................................................................................ 254 2. Wiederholungselemente............................................................. 254 3. Doxologien ................................................................................... 256 III. Pragmatische Aspekte ........................................................................ 257 1. Vorgehen ...................................................................................... 257 2. Sprecher ........................................................................................ 259 a. Sprecher I CH ............................................................................. 259 b. Sprecher W IR ............................................................................. 261 c. Sprecher M IT I DENTITÄT ............................................................ 262 d. Sprecher U NBESTIMMT ............................................................... 263 3. Kommunikationssituationen ..................................................... 264 a. Horizontale Kommunikationssituationen .............................. 264 b. Symbolische Kommunikationssituation ................................. 272 c. Vertikale Kommunikationssituation ....................................... 274 d. Offene Kommunikationssituation ........................................... 275 4. Bilanz ............................................................................................ 276 a. Sprecher .................................................................................... 276 b. Kommunikationssituationen ................................................... 276 B. Spiritualität der Osterlieder – exemplarische Analysen .......... 279 I. Zu dieses Lammes Ostermahl .......................................................... 279 1. Rezeptionsgeschichtliche Aspekte ............................................ 280 2. Strukturelle und lexikalisch-semantische Aspekte ................. 281 3. Inhaltlicher Duktus ..................................................................... 283 4. Pragmatische Aspekte ................................................................ 285 II. Das Grab ist leer (Büsching) ............................................................. 288 1. Strukturelle und lexikalisch-semantische Aspekte ................. 289 2. Inhaltliche Aspekte ..................................................................... 290 3. Pragmatische Aspekte ................................................................ 292 III. Wo einer dem andern neu vertraut ................................................. 295 1. Strukturelle Aspekte ................................................................... 296 2. Inhaltliche Aspekte ..................................................................... 296 3. Pragmatische Aspekte ................................................................ 298 C. Resümee ......................................................................................................... 299 T EIL 3 S PRACHE UND S PIRITUALITÄT................................................... 247 A. Sprache der Osterlieder ........................................................................... 248 I. Lexematische Aspekte ........................................................................ 248 1. Akklamation „Halleluja“............................................................ 249 <?page no="12"?> Inhaltsverzeichnis XII 2. „Jesus-Christologie“.................................................................... 306 3. Entmetaphorisierung .................................................................. 307 4. Primat der ethischen Praxis ....................................................... 309 II. Sprache und Spiritualität................................................................... 311 1. Rückgang des Gebetes ................................................................ 311 2. Konzentration auf die zwischenmenschliche Kommunikation ............................................................................................ 312 III. Zusammenfassung............................................................................... 314 B. Perspektiven – Drei exemplarische Lieder ..................................... 318 I. Der schöne Ostertag ............................................................................ 319 II. Sucht den Lebendigen nicht bei den Toten.................................. 322 III. Ein Tränenschleier hing rundum .................................................... 324 A NHANG .............................................................................................................. 327 A. Tabellen .......................................................................................................... 327 I. Bestand der Osterlieder und Quellennachweise ........................ 327 T 1 Gesamtbestand der Osterlieder in offiziellen Gesangbüchern (G) .................................................................................. 329 T 2 Quellennachweis der Osterlieder in den Diözesangesangbüchern............................................................. 344 T 3 Quellennachweis der Osterlieder in den katholischen Diözesananhängen des Gotteslobs 1975................................... 350 T 4 Bestand der Osterlieder im Gotteslob 2013 (Nachtrag).......... 353 T 5 Quellennachweis der Osterlieder in den Regionalanhängen des Evangelischen Kirchengesangbuchs .................... 354 T 6 Quellennachweis der Osterlieder in den Regionalteilen des Evangelischen Gesangbuchs ...................................................... 355 T 7 Gesamtbestand und Quellennachweis moderner Osterlieder in offiziösen Sammlungen............................................... 356 II. Liedbestände aus konfessioneller und ökumenischer Sicht ... 363 T 8 Weit verbreitete Osterlieder im Bereich katholischer Gesangbücher .............................................................................. 363 T 9 Weit verbreitete Osterlieder im Bereich evangelischer Gesangbücher .............................................................................. 365 T EIL 4 B ILANZ UND P ERSPEKTIVEN ....................................................... 303 A. Bilanz – Wandlungen in Theologie und Spiritualität ............... 303 I. Themen und Theologie ...................................................................... 303 1. Auferstehung ohne Kreuz? ........................................................ 304 <?page no="13"?> Inhaltsverzeichnis XIII IV. Untersuchungen zu den Wortfeldern „loben“ – „danken“ – „bitten“ ................................................................................................... 371 T 14 Wortfelder „loben“ – „danken“ – „bitten“ im TLG ................ 371 T 15 Wortfelder „loben“ – „danken“ – „bitten“ im NLG ............... 372 T 16 Wortfelder „loben“ – „danken“ – „bitten“ im NLS ................ 372 B. Texte ................................................................................................................. 373 I. Liedtexte des Untersuchungsmaterials .......................................... 373 1. Liedtexte des TLG ....................................................................... 373 2. Liedtexte des NLG ...................................................................... 387 3. Liedtexte des NLS ....................................................................... 391 II. Ergänzende Texte................................................................................. 397 1. Victimae paschali laudes (Ostersequenz) ................................ 397 2. Die Höllenfahrt (aus dem Nikodemusevangelium) ............... 397 Quellen- und Literaturverzeichnis ........................................................... 399 I. Gesangbücher und Liedersammlungen ........................................ 399 II. Textquellen............................................................................................ 413 III. Lexika ...................................................................................................... 414 IV. Hymnologische Hilfsmittel............................................................... 415 V. Sekundärliteratur................................................................................. 416 Abkürzungsverzeichnis ................................................................................ 424 Personenverzeichnis ....................................................................................... 426 T 10 Die gemeinsamen Osterlieder der AÖL ................................... 366 III. Untersuchungen zur Verwendung christologischer Titel ........ 367 T 11 Christologische Titel in Liedern des TLG ................................ 367 T 12 Christologische Titel in Liedern des NLG................................ 370 T 13 Christologische Titel in Liedern des NLS ................................ 370 <?page no="15"?> Einleitung I. Ausgangsfrage und Gegenstand der Studie Für die Weitergabe des christlichen Glaubens sind einerseits die Bewahrung der identitätsstiftenden Grundinhalte, andererseits deren Übersetzung in die jeweiligen zeitlichen beziehungsweise kulturellen Kontexte entscheidend. Nur eine Tradition, die durch aktualisierende Deutungen und Ausdrucksformen lebendig bleibt, hält das kulturelle Gedächtnis des Christentums wach und eröffnet Zugänge zum unaufgebbaren Kern der biblischen Botschaft. Die vorliegende Studie will der Frage nach dem Glaubensverständnis und der Spiritualität in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts im deutschsprachigen kirchlichen Raum nachgehen. Sie will untersuchen, ob und wie sich der in der modernen Gesellschaft soziologisch festgestellte religiöse Wandel 1 im Umgang mit Kernaussagen des christlichen Glaubens niederschlägt, ob sich gegenüber der Tradition gar ein Bruch mit der Folge einer Erosion der Plausibilität der Glaubensinhalte selbst vollzogen hat. Sie tut dies in Bezug auf das zentrale Datum des christlichen Glaubens, die Auferstehung Jesu, die nach neutestamentlichem Zeugnis fundamental ist: „Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos.“ (1 Kor 15,14) Der hermeneutische Prozess bezüglich der Auferstehungsaussage zeichnet sich bereits innerhalb der Schriften des Neuen Testamentes ab. So werden die Kurzbekenntnisse der frühesten Schicht schon bald narrativ in den Erzählungen von der Grabauffindung und den Erscheinungen entfaltet. Im Leben der frühen Kirche realisiert sich die Überzeugung von der Auferweckung Jesu in der Liturgie der versammelten Gemeinde: in der sonntäglichen Feier der Eucharistie und in der jährlichen von Ostern. Letztere steht in Kontinuität zum jüdischen Pesachfest, das vom Kreuzestod und der Parusie Christi her neu gedeutet wird. In seiner ältesten Form begehen die Christen das Pascha in einer Vigil im Rhythmus von Schriftlesung 2 und Gebet. Während dieser einzi- 1 Ausgehend von soziologischen Untersuchungen lässt sich dieser Umbruch mit den beiden Begriffen „Individualisierung“ und „Deinstitutionalisierung“ kennzeichnen. Vgl. hierzu Gebhardt, Signaturen; Ders., Kirche; Ders., Selbstermächtigung; Ebertz, Erosion. Ein Grundzug der Entwicklung ist folgendermaßen zu beschreiben: „Zunehmend macht sich der religiös interessierte Einzelne selbst zur letzten Instanz in Fragen der religiösen Wahrheit und der richtigen Lebensführung … Das Kompetenzmonopol der Kirchen und anderer Institutionen mit Wahrheitsanspruch fällt. Was Religion ist, und was für ihn die richtige Religion sein soll, entscheidet zunehmend jeder für sich allein – oder glaubt dies zumindest zu tun.“ Gebhardt, Signaturen, 11. 2 Als gesichert kann gelten, dass neben anderen Lesungen Ex 12 und der Passionsbericht mit der Auferstehungserzählung vorgetragen werden. Vgl. Meßner, Liturgiewissenschaft, 309. <?page no="16"?> Einleitung 2 gen Feier wird der Weg von der Passion bis hin zur Parusie des Auferstandenen vergegenwärtigt, an deren Ende, am Morgen, die Eucharistie steht, mit der man die noch ausstehende Wiederkunft Christi antizipiert. In dem durch die liturgischen Texte, Riten und Inszenierung geschaffenen Deutungshorizont erfahren die Gläubigen die Wende vom Tod zum Leben als aktuelle Wirklichkeit, als ihren eigenen Übergang von der Trauer zur Freude. 3 In der weiteren geschichtlichen Entwicklung wird das biblische Auferstehungsbekenntnis in den diversen Traditionen der liturgischen und spirituellen Praxis sowie ausgehend von den dazu in Wechselwirkung stehenden dogmatischen Reflexionen immer wieder neu interpretiert. Gleichzeitig verläuft dieser Prozess im Kontext gesellschaftlicher und kultureller Einflüsse. Die vielfältigen Deutungen lassen sich an verschiedenen Manifestationen ablesen, z.B. an gottesdienstlichen Texten und Riten, an Predigten und theologischen Kommentaren, vor allem auch an den künstlerischen Medien der Poesie, Musik und Kunst. Zur Untersuchung des modernen Auferstehungsverständnisses in dieser Studie wurde die Gattung des Kirchenliedes gewählt. Aus mehreren Gründen bieten sich Osterlieder als Untersuchungsgegenstand an: Kirchenlieder sind konstitutive Elemente des Gottesdienstes, mit denen die Gläubigen den jeweils darin zur Sprache gebrachten Glauben äußern. Die Versammelten stellen sich damit in die große kirchliche Traditionsgemeinschaft, und zwar im synchronen und diachronen Sinn, das heißt: sowohl in die Gemeinschaft der gegenwärtigen Gemeinde als auch in die der früheren Generationen, die ihren Glauben auf ihre je eigene Weise bekannt haben. 4 Lieder sind mehr als Beiträge zur Festlichkeit und Schönheit der Liturgie: Im performativen Akt des Singens sind sie Medien des Glaubensvollzugs, der in seinem innersten Kern als Gottesbeziehungsweise Christusbeziehung zu verstehen ist. Demgemäß betont die Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils, dass „… der mit dem Wort verbundene gottesdienstliche Gesang einen notwendigen und integrierenden Bestandteil der feierlichen Liturgie ausmacht“ (SC 112). 5 Deshalb ist es sinnvoll, ja unverzichtbar, die so verwendeten Gesänge bezüglich ihrer inhaltlichen Aussagen sowie ihrer sprachlichen und musikalischen Ausdrucksformen näher in den Blick zu nehmen. Aufgrund der langen, bis in die Zeit des Mittelalters zurückgehenden Tradition der Osterlieder, die ihrerseits aus dem Reichtum der Psalmen sowie 3 Bezüglich der Entwicklung der liturgischen Feier von Ostern seien aus der Fülle der Literatur einige grundlegende Werke genannt: Auf der Maur, Herrenfeste, 56-143; Ders., Osterfeier; Fischer/ Wagner, Paschatis Sollemnia; Meßner, Liturgiewissenschaft, 296-358; Visonà/ Schroeter/ Maser, Art. „Ostern/ Osterfest/ Osterpredigt“. Eine Quellensammlung zur altkirchlichen Osterfeier bietet Cantalamessa, Ostern in der Alten Kirche. 4 Zur ekklesiologischen Bedeutung des Kirchenlieds vgl. z.B. Wannenwetsch, Sich in den Glauben der Kirche hineinsingen. 5 Zur Rolle des Kirchenlieds in der Liturgie vgl. Franz, Liturgische Sprache, bes. 237; Fuhrmann, Worte, 9f. <?page no="17"?> I. Ausgangsfrage und Gegenstand der Studie 3 antiken und mittelalterlichen Hymnen schöpfen, stellen diese – angefangen von der mittelalterlichen Leise Christ ist erstanden bis hin zum sogenannten „Neuen geistlichen Lied“ – geschichtliche Zeugnisse der Auferstehungstheologie und -spiritualität dar. Als Spiegel des Osterglaubens ihrer jeweiligen Zeit können die Lieder als wichtige Quellen fungieren – als solche sind sie in der Vergangenheit viel zu selten ernst genommen worden –, die außerdem über kirchliche, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen Aufschluss geben. Dementsprechend lassen sich Wandlungen des Auferstehungsverständnisses an der Wirkungsgeschichte einzelner Gesänge, an Eliminierungen sowie Neuschöpfungen von Liedern deutlich erkennen. Gerade die seit den Sechzigerjahren in Fülle neu entstandenen Stücke, die überwiegend in Sammlungen Aufnahme gefunden haben, bilden einen ergiebigen Materialfundus, der Einblicke in die moderne Rezeption der Auferstehungsbotschaft ermöglicht. Gesänge transportieren ihre Botschaften auf höchst wirkungsvolle Weise. Sie tun dies aufgrund von Eigenschaften, die die Memorierbarkeit unterstützen: auf textlicher Ebene (z.B. durch Reime, Sprachrhythmen, Textschemata, Metaphern, Erzählkontinua) und auf musikalischer Ebene (z.B. durch einprägsame Melodien, unterstützt durch entsprechende Rhythmik und Harmonik). Insofern ist davon auszugehen, dass vertraute Osterlieder zur Bildung und Aufrechterhaltung bestimmter Auferstehungsvorstellungen beitragen und ihre Analyse Anhaltspunkte für die von den Rezipienten verinnerlichten Aspekte liefert. 6 Dies ist auch unter der Voraussetzung anzunehmen, dass der Textinhalt und das, was von ihm aufgenommen wird, nicht deckungsgleich sind, denn eine einprägsame Formulierung oder ein eindrucksvolles Bild, wie z.B. „Christ, der begraben lag, brach heut aus seiner Zelle“ 7 , werden in der Regel in irgendeiner Weise das Verständnis beeinflussen. Anders als theologische Abhandlungen oder lehramtliche Darlegungen ist das Lied eine Kunstform. Als poetisch-musikalisches Werk ist es durch die Wechselwirkung von Wort und Ton bestimmt und spricht in seiner ästhetischen Gestalt die Ebenen von Körperlichkeit, Emotionalität und Intellekt im ganzheitlichen Sinn an. Insofern geht es über den Rahmen argumentativ 6 In weiteren, rezeptionsästhetischen Untersuchungen, die über die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit hinausgehen würden, wäre es sinnvoll, die Frage zu behandeln, ob und wie der im Text präsentierte Sinnzusammenhang von seinen Hörern bzw. Sängern aufgenommen und verarbeitet wird, welche Rolle dabei die Musik und liedexterne Faktoren spielen. Dabei ginge es um die Untersuchung der „subjektiven Sinnkonstituierungen in der Begegnung zwischen Kirchenlied und KirchenliedbenutzerIn“ (Martini, Rezeptionsforschung, 27). Methoden liefert hierzu die moderne Rezeptionsforschung, die in den letzten Jahren allmählich auch im hymnologischen Bereich Anwendung findet. Vgl. Martini, Rezeptionsforschung, 25-48; Dies., Sprache und Rezeption. Vgl. auch die Studie von Siri Fuhrmann, Der Abend in Lied, Leben und Liturgie, in deren zweitem Teil mit Hilfe von Methoden der Qualitativen Sozialforschung das Erleben des Abends und in diesem Zusammenhang die Wahrnehmung und Deutung von Abendliedern untersucht wird. 7 Der schöne Ostertag, 1,2 (z.B. *RG 486). <?page no="18"?> Einleitung 4 begründeter Glaubenssätze hinaus. Gesänge zeigen zwar Bezüge zu dogmatisch fixierten Glaubensartikeln, indem sie sie interpretieren, aber sie bringen außerdem Sinnliches, Gefühlsmäßiges, Undogmatisches und Populäres zum Ausdruck und bilden so getreuer die – in dieser Arbeit interessierende – Glaubensrealität ab, als dies bei Katechismen oder dogmatischen Traktaten der Fall ist. II. Vorgehen Im Folgenden sei das Vorgehen der Studie grob skizziert; detaillierte Erläuterungen bezüglich der Methoden und Arbeitsschritte werden jeweils im Vorfeld der Kapitel, die die Untersuchungen und deren Ergebnisse darstellen, gegeben. Als Basis wird in Teil 1 das in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gebräuchliche Osterliedgut aus offiziellen evangelischen und katholischen Gesangbüchern nach 1945 erhoben. Um das Material überschaubar zu halten, sind Grenzziehungen notwendig: Zur Durchsicht gelangen nur deutschsprachige Quellen, die in der Verantwortung der Evangelischen Kirche Deutschlands und ihrer Gliedkirchen (Österreich und Elsass/ Lothringen), der Evangelisch-reformierten Kirchen der Schweiz sowie der Katholischen Bistümer (Deutschland, Österreich, Schweiz und Randgebiete) herausgegeben wurden. 8 Neben der Wahrnehmung der Osterliedbestände in den einzelnen Gesangbüchern wird das Gesamtliedgut zum einen hinsichtlich seines konfessionsspezifischen und ökumenischen Vorkommens betrachtet. Des Weiteren wird zwischen dem traditionellen und dem in der vorliegenden Arbeit besonders interessierenden, seit etwa 1960 entstandenen modernen Liedgut differenziert. Im Hinblick auf Letzteres dient der Erweiterung des Spektrums außerdem die Erfassung neuer Gesänge aus offiziösen Sammlungen beider Konfessionen und ökumenischer Organisationen. Damit liegt ein ausreichender Materialfundus vor, um der Frage nachgehen zu können, wie in neueren Gesängen das Thema der Auferstehung akzentuiert wird. Diese ist nur zu beantworten auf der Folie der traditionellen Lieder. Erst wenn deutlich wird, welches Bild dort gezeichnet wird, lassen sich etwaige Veränderungen in den zeitgenössischen Gesängen entdecken. An dieser Stelle sei auf eine terminologische Regelung hingewiesen: Als „traditionell“/ „alt“ werden jene Gesänge bezeichnet, die in der Zeit vor 1960 verfasst wurden, sowie später geschriebene, in denen Sprachstile und Deutungsmuster früherer Epochen wiederkehren. Die Begriffe „modern“/ „neu“ beziehen sich auf Lieder, die nach 1960 entstanden sind und ein innovatives Interesse ihrer Autoren erkennen lassen. 8 Gesangbücher anderer Kirchen und Gemeinschaften können aus Gründen der Begrenzung des Quellenumfangs nicht in die Untersuchung miteinbezogen werden. Hierzu gehören, um nur einige zu nennen, das Evangelisch-methodistische Gesangbuch (*EM), das Gesangbuch freikirchlicher und baptistischer Gemeinden Feiern und Loben (*FL) und das altkatholische Buch Eingestimmt (*ES). <?page no="19"?> II. Vorgehen 5 Die ungenaue Sammelbezeichnung „Neues Geistliches Lied“ wird bewusst nicht als Terminus verwendet. 9 Das Interesse der Studie richtet sich auf zwei Schwerpunkte, die im Anschluss an die Bestandsaufnahme in Teil 2 („Themen und Theologie“) und Teil 3 („Sprache und Spiritualität“) behandelt werden: Beim ersten geht es um die anhand von thematischen Akzentuierungen erkennbare theologische Deutung der Auferstehung: Welche Motive, Themen und Bilder sind in neueren Liedern im Vergleich zu älteren enthalten? Welche werden beibehalten? Welche treten zurück oder verschwinden ganz? Welche erscheinen neu? Lassen sich hinter den Befunden veränderte theologische Konzeptionen feststellen? Den zweiten Fokus bilden die spirituellen Implikationen der Texte, abgelesen an deren sprachlicher Gestalt. Hierzu dienen lexematische, strukturelle sowie pragmatische Untersuchungen. Insbesondere anhand der letztgenannten, den simulierten Kommunikationssituationen und Sprechakten, wird die im Text angelegte spirituelle Haltung sichtbar, nämlich ob und wie es ermöglicht wird, dass die das Lied Vollziehenden auf zwischenmenschlicher Ebene (horizontal) beziehungsweise mit Gott (vertikal) kommunizieren. In Anbetracht dessen, dass Kirchenlieder als wesentliche Bestandteile der Liturgie die vorrangige Funktion haben, Ausdrucksform eines performativen Frömmigkeitsaktes des Einzelnen und der Gemeinschaft zu sein, ist dies von erheblicher Bedeutung. Die thematischen (Teil 2) sowie sprachlichen Untersuchungen (Teil 3) werden am Material ausgewählter traditioneller und moderner Lieder durchgeführt. Dabei konzentrieren sich die Analysen weitgehend auf die Texte, auch wenn ein Lied erst bei der Berücksichtigung von Wort und Ton und deren wechselseitigen Beziehung in seiner Ganzheit erfasst werden kann. Dennoch erscheint die Ausblendung der musikalischen Ebene als gerechtfertigt, da der Text der Träger theologischer Inhalte und Deutungen ist, der aber vielfach durch die jeweilige Melodie dominiert und deshalb oft nur unzureichend wahrgenommen wird. 10 Hinzu kommt, dass sich bisher kaum Monographien und nur 9 Zur Begründung s.u. Teil 1 B.III.2.c (Fußnote 127). 10 Eindrucksvoll beschreibt Augustinus die Problematik: „Jedoch wenn ich meiner Tränen gedenke, die ich beim Gesang der Gemeinde in den Frühlingstagen meines neugewonnenen Glaubens vergoß, sodann auch dessen, wie ich auch jetzt noch ergriffen werde, nicht so sehr durch den Gesang als durch die Worte des Liedes … So schwanke ich hin und her, bald die Gefahr der Sinnenlust, bald die erfahrene Heilsamkeit bedenkend, und neige mich mehr zu der freilich nicht unwiderruflichen Ansicht, den üblichen Kirchengesang zu billigen. Mag sich immerhin ein schwächeres Gemüt durch den einschmeichelnden Wohllaut zu frommen Gefühlen anregen lassen. Widerfährt es mir jedoch, daß mich mehr der Gesang als das gesungene Wort ergreift, so muß ich gestehen, daß ich sträflich sündige, und dann möcht’ ich am liebsten keinen Gesang mehr hören.“ Aurelius Augustinus, Bekenntnisse X (Die gefährlichen Reize des Gehörsinns), 284. In der Reformationszeit erkennt und nutzt man den Effekt, dass die Musik die Verkündigung leichter als das nur gesprochene Wort zu den Herzen transportiert. Grundlegend ist jedoch, dass <?page no="20"?> Einleitung 6 einzelne Beiträge mit neueren geistlichen Liedtexten beschäftigen. Vielmehr richtet sich das Hauptinteresse auf die musikalische Gestaltung, z.B. auf die Verwendung verschiedener Musikstile, wie Folklore, Jazz oder Rock. 11 Auch deshalb ist es sinnvoll, sich einmal speziell der sprachlichen Seite der modernen Liedproduktion zuzuwenden. Im Rahmen der Untersuchungen in Teil 2 und 3 werden qualitative mit quantitativen Analyseverfahren kombiniert. 12 Erstere dienen der Herausarbeitung thematischer beziehungsweise sprachlicher Aspekte mit textanalytischen Methoden. Dabei ist die Herangehensweise nicht normativ, sondern induktiv, das heißt geleitet von den formalen, sprachlichen und inhaltlichen Gegebenheiten, die die Liedtexte selbst bieten. Bewusst werden hierzu die in den Gesangbüchern und Sammlungen abgedruckten Fassungen, die oftmals nicht dem Original entsprechen, als Grundlage der Untersuchungen verwendet. In ihrer Funktion als Gebrauchslyrik sind sie Zeugnisse dafür, welche Interpretationen der Auferstehung den Gläubigen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begegnen. Als quantitative Methode wird die Häufigkeitsanalyse eingesetzt. Sie stellt ein wichtiges Instrument dar, um die textanalytischen Ergebnisse im Bereich des neueren Liedgutes in Relation zu denen des älteren setzen zu können (vor allem Teil 2 A und 3 A), z.B. durch den Vergleich der Häufigkeit eines bestimmten thematischen Aspektes. Das Ziel ist hierbei, einen ersten, vorläufigen Überblick über Ähnlichkeiten und Unterschiede der thematischen und sprachlichen Situation im neueren Liedgut gegenüber dem älteren zu ermöglichen. Um ein umfassendes Bild von theologischer Deutung man den Gesang als Zeichen des Glaubens und umgekehrt den mangelnden Glauben am fehlenden Gesang erkennt. Das legt Martin Luther in seiner Vorrede zum *Bapstschen Gesangbuch dar: „Wer solchs mit ernst gleubet / der kans nicht lassen / er mus frölich und mit lust dauon singen und sagen / das es andere auch hören und herzu komen. Wer aber nicht dauon singen und sagen will / das ist ein zeichen/ das ers nicht gleubet …“ Bei aller Wertschätzung der Musik ist damit allerdings der Anspruch verbunden, dass das Wort nicht durch die Melodie verschleiert, sondern verstärkt werden sollte. Vgl. Greule, Sprache, 84f. 11 Dies zeigt sich z.B. bei der Durchsicht der umfangreichen, von Peter Deckert erarbeiteten Bibliographie „Literatur zum Neuen geistlichen Lied“, die vom AK Singles im Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Erzbistum Köln 1996 herausgegeben wurde (online zugänglich unter http: / / www.afj.de/ archiv/ ngl/ indexngl.html). Der textlichen Seite widmen sich meist nur kleinere Beiträge. Umfassendere Studien sind vielfach als unveröffentlichte Diplom- und Examensarbeiten im Hochschulbereich entstanden, die Deckert in sein Verzeichnis, soweit bekannt, mitaufgenommen hat. Veröffentlichte Monographien haben bisher jedoch Seltenheitswert. Auch in dem umfangreichen Werk von Peter Hahnen, „Das ‚Neue Geistliche Lied’ als zeitgenössische Komponente christlicher Spiritualität“, überwiegt der musikologische Fokus. Vor allem finden sich nur wenige konsequent durchgeführte sprachwissenschaftliche Untersuchungen, die den theologischen und spirituellen Gehalt moderner Texte herausarbeiten. Als eine der wenigen Studien, in denen dies im Rahmen sprachwissenschaftlicher Analysen geschieht, ist die in Fußnote 5 erwähnte von Siri Fuhrmann zu nennen, die in ihrem ersten Teil ausführliche Textanalysen moderner Abendlieder enthält. 12 Vgl. Mayring, Qualitative Inhaltsanalyse, 19f. Beide Vorgehensweisen werden im Vorfeld ihrer jeweiligen Anwendung erläutert. <?page no="21"?> II. Vorgehen 7 und spirituellem Ausdruck zu erhalten, sind außerdem als weitere Herangehensweise detaillierte Analysen exemplarischer Lieder unerlässlich, um diese als Ganze in ihrem jeweiligen Sinnzusammenhang wahrzunehmen (Teil 2 B und 3 B). Die Ergebnisse werden summarisch, jedoch noch nicht wertend, innerhalb der Resümees (Teil 2 C bzw. Teil 3 C) dargelegt. Im Anschluss an die Präsentation der Untersuchungen und Ergebnisse in Teil 2 und 3 geht es in Teil 4 um eine zusammenfassende, kritische Bilanz der Befunde, letztlich um die Frage, ob die Tendenzen, die aufgrund der vorangegangenen Analysen erkennbar geworden sind, Zeichen eines substantiellen Glaubenswandels sind, die über die Veränderungen der Ausdrucksformen hinausgehen (Teil 4 A). Wie zu sehen sein wird, stellt sich die Situation differenziert dar. Das demonstrieren abschließend drei Lieder, die exemplarisch Wege zu einem biblisch orientierten und zeitgemäßen Umgang mit der Auferstehungsbotschaft aufzeigen (Teil 4 B). <?page no="23"?> T EIL 1 B ESTANDSAUFNAHME – D AS O STERLIEDGUT IN DER ZWEITEN H ÄLFTE DES ZWANZIGSTEN J AHRHUNDERTS A. Vorgehen I. Quellen In einem ersten Schritt wird der Osterliedbestand der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus den offiziellen evangelischen und katholischen Gesangbüchern, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie in deutschsprachigen Randgebieten gebräuchlich waren beziehungsweise es noch sind, erhoben. 1 Auf katholischer Seite war die Gesangbuchgeschichte des betrachteten Zeitraums zunächst von Bemühungen um Vereinheitlichung geprägt. Ausgelöst durch das Kriegsende, das tiefgreifende soziologische Veränderungen mit sich brachte, z.B. in der Bevölkerungsstruktur durch die Flüchtlingsbewegungen aus dem Osten, lebte erneut die Idee eines gemeinsamen Gesangbuchs auf, die schon im 19. Jahrhundert eine Rolle gespielt und sich in der Zusammenstellung der *Einheitslieder 1916 niedergeschlagen hatte. Ein weiterer Wegbereiter, noch vor dem Krieg, war die 1938 veröffentlichte, extrem erfolgreiche Sammlung Kirchenlied I (*KL I), deren Gesänge zu weiter Verbreitung gelangten. Nach 1945 blieb es vorerst dabei, dass die Bistümer eigene Diözesangesangbücher (DGB) verwendeten, indem die meisten ihre Vorkriegsausgaben revidierten (DGB I). Dennoch wurde das Ziel eines überregionalen Gesangbuchs weiter verfolgt. In diesem Sinn gaben 1947 die Bischöfe Deutschlands und kurze Zeit später die Österreichs neue Einheits- 1 Umfassende bibliographische Hinweise zu Werken über die Gesangbücher des 20. Jahrhunderts bei Riehm, Kirchenlied, 499-503. Aus der Vielfalt der erschienenen Literatur seien einige Arbeiten, die auch im Hintergrund der hier skizzierten Gesangbuchgeschichte stehen, genannt. Umfassende Darstellungen bei Kurzke/ Neuhaus, Gotteslob-Revision (Teil „Gesangbuchreformen des 20. Jahrhunderts“), 67-190; Riehm, 20. Jahrhundert. Zum Katholischen und Evangelisch-reformierten Gesangbuch der deutschsprachigen Schweiz: Riehm, 20. Jahrhundert, 326-328. Zur katholischen Gesangbuchgeschichte: Labonté, „Kirchenlied“ (zu *KL I); Küppers, Diözesan-Gesang- und Gebetbücher (zu DGB); Scheidgen, Diözesangesangbücher (zu DGB); Nordhues/ Wagner, Redaktionsbericht (zu *GL); Kurzke, Einheitsgesangbuch (zu *GL); Riehm, Kirchenlied, 229-235 (zu kDA I/ II). Zur evangelischen Gesangbuchgeschichte: Riehm, 20. Jahrhundert, 295-297 (zu *EKG); Kück, Kirchengesangbuch (zu *EKG); Mahrenholz, Kirchengesangbuch, 90-111 (zu *EKG); Riehm, Lieder in den Regionalteilen, 175-183 (zu eRA); Ders., Kirchenlied, 161-165 (zu eRA); Riehm, 20. Jahrhundert, 319-325 (zu *EG); Reich, Das Evangelische Gesangbuch (zu *EG). Riehm, Kirchenlied, 161-169 (zu eRT). <?page no="24"?> A. Vorgehen 10 liederhefte (*E-D/ *E-Ö) heraus, jeweils mit einem Kanon an verbindlichen, in die entsprechenden DGB zu übernehmenden Liedern, die dort durch ein „E“ kenntlich gemacht wurden. Daneben erschien 1947 für die nordwestdeutschen Diözesen eine weitere Sammlung mit empfohlenen Gesängen, die in den betreffenden DGB mit einem kleinen „e“ versehen wurden (*e-N 1947). Zu dem Streben nach Vereinheitlichung kam in den Sechzigerjahren eine zweite die Gesangbuchentwicklung prägende Intention hinzu, die auf die Umsetzung der Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ausgerichtet war. So entschlossen sich nach der Veröffentlichung der Liturgiekonstitution 1963 einige Bistümer in Deutschland und Österreich zu Neuausgaben ihrer Gesangbücher, in die entsprechende Veränderungen eingearbeitet wurden (DGB II). Sowohl das Anliegen der Vereinheitlichung als auch das der Reform kam 1975 durch die Einführung des ersten katholischen Einheitsgesangbuches, des Gotteslobs (*GL), im deutsch-österreichischen Bereich zum Ziel. Es erschien in 37 Diözesanausgaben, wobei der Stammteil jeweils mit einem bistumseigenen Anhang (kDA I) verbunden wurde. Allerdings zeigte sich schon bald in den einzelnen Bistümern Revisionsbedarf, so dass seit 1983 nach und nach zweite Anhänge (kDA II) erstellt wurden. In der Schweiz nahm die katholische Gesangbuchentwicklung nach dem Zweiten Vatikanum einen gesonderten Verlauf: Nach dem Krieg waren zunächst, wie auf deutsch-österreichischem Gebiet, Diözesangesangbücher in Gebrauch. Im Anschluss an das Konzil ging man jedoch einen eigenen Weg, indem bereits 1966 das erste Einheitsgesangbuch (*KKG) und 1978 dessen zweite Ausgabe erschien. Zwanzig Jahre später wurde schließlich das neue Katholische Gebet- und Gesangbuch (*KG) herausgegeben. Im evangelischen Bereich führten die Bemühungen um ein Einheitsgesangbuch frühzeitiger als im katholischen zum Erfolg. Als wichtiger Schritt in diese Richtung ist das Deutsche Evangelische Gesangbuch von 1915 (*DEG) zu nennen, das vor dem Zweiten Weltkrieg in vielen landeskirchlichen Teilen Deutschlands übernommen worden war. Nach dessen Modell entstand das 1950 publizierte Evangelische Kirchengesangbuch (*EKG), zu dem zwischen 1950 und 1973 landeskirchliche Regionalanhänge (eRA) erschienen. Nachdem sich das *EKG über vierzig Jahre bewährt hatte, löste es 1993 das neue Evangelische Gesangbuch (*EG) ab, zu dem zwischen 1993 und 1996 Regionalteile veröffentlicht wurden. Eine ähnliche Chronologie ist für die Bücher der Evangelischreformierten Kirchen in der Schweiz zu verzeichnen: Im Anschluss an das seit 1952 verwendete, gemeinsame Gesangbuch der reformierten Gemeinden (*RKG) trat im Jahr 1998, zeitgleich mit *KG, das *RG in Kraft. Ungefähr seit den Sechzigerjahren erschienen vermehrt – parallel zu den offiziellen Gesangbüchern – offiziöse Sammlungen mit meist modernem Liedgut. Zur Erweiterung des Quellenmaterials werden sie in der vorliegenden Arbeit mitherangezogen. Im Unterschied zur früheren Sammlung *KL I, die vor allem durch restaurative Intentionen der Liturgischen Bewegung, und damit zusammenhängend der Jugendbewegung, inspiriert war, ist die Her- <?page no="25"?> II. Erhebung des Osterliedbestands 11 ausgabe der neuen Liederbücher meist von dem Wunsch geleitet, durch Gesänge, die sich von den traditionellen Kirchenliedern absetzen, neue Impulse zu geben. Einen Überblick über die in dieser Arbeit auf Osterlieder untersuchten Gesangbücher und Sammlungen in ihrem konfessionellen, regionalen sowie zeitlichen Kontext gibt folgende Aufstellung: O FFIZIELLE Q UELLEN O FFIZIÖSE Q UELLEN Kath. Gesangbücher Ev. Gesangbücher Kath. / Ev. / Ökum. Sammlungen D / A / CH u.a. 2 D / A CH D / A / CH *KL I 1938 DGB I 1945-1963 *E-D 1947 *e-N 1947 *EKG 1950 – eRA 1950ff *RKG 1952 *E-Ö 1951 DGB II 1964-1973 *KL II 1967 D / A u.a. CH *GL 1975 – kDA I 1975 – kDA II 1983ff *KKG 1966/ 1978 O FFIZIÖSE L IEDSAMMLUNGEN – Kath. Sammlungen – Ev. Sammlungen – Ökum. Sammlungen *EG 1993 – eRT 1994ff *KG 1998 *RG 1998 Das Liedgut des neuen katholischen Gesangbuchs Gotteslob 2013, das erst nach Fertigstellung der vorliegenden Arbeit erschien und deshalb nicht bei den Untersuchungen berücksichtigt werden konnte, präsentieren die im Anhang nachgetragenen Tabellen 4.a und b. II. Erhebung des Osterliedbestands 1. Allgemeine Kriterien Im Rahmen der Bestandsaufnahme finden ausschließlich Stücke in Liedform Beachtung (z.B. keine Rufe, Kehrverse). Gesänge mit biblischen und klassisch-liturgischen Texten werden nicht berücksichtigt (z.B. Psalmen, Ostersequenz), ebenso nicht solche zu einzelnen Messteilen oder zu anderen speziellen liturgischen Vollzügen. Grundsätzlich werden bei der Untersuchung der Gesangbücher und Sammlungen nur die Lieder erfasst, die in Osterrubriken eingeordnet sind oder bei denen auf andere Weise eine Kategorisierung als Osterlied (z.B. 2 Gemeint sind deutschsprachige Randgebiete, z.B. Ermland. <?page no="26"?> A. Vorgehen 12 anhand der Einordnung in eine dem Kirchenjahr entsprechende Abfolge) ersichtlich ist. Insbesondere offiziöse Sammlungen weisen des Öfteren keine Gliederung auf. Hier führen die Lemmata „Auferstehung“ und „Ostern“ zu den Liedern, wobei aber nur solche Berücksichtigung finden, die tatsächlich einen entsprechenden Bezug aufweisen, nicht also allgemeine Lobpreislieder oder ähnliche. Während aus den offiziellen Gesangbüchern alle Osterlieder dokumentiert werden, konzentriert sich die Untersuchung der offiziösen Sammlungen, aufgrund des besonderen Interesses der vorliegenden Arbeit an möglichen Veränderungen in Texten des 20. Jahrhunderts gegenüber traditionellen Kirchenliedern, ausschließlich auf Stücke, die nach 1960 entstanden sind. Zur quantitativen Begrenzung des modernen Liedmaterials werden ausschließlich deutsche Texte sowie Übersetzungen, nicht aber fremdsprachige Originale erfasst. Unberücksichtigt bleiben Bearbeitungen, Neufassungen und Weiterschreibungen älterer Lieder, außerdem Dichtungen im traditionellen Stil sowie Übertragungen lateinischer Texte. 2. Bestandsaufnahme aus offiziellen Gesangbüchern Der Bestand der Osterlieder aus den offiziellen Quellen wird getrennt nach Konfessionen erhoben (B.I und II). Im Rahmen der Untersuchung katholischer Gesangbücher gelangen außerdem *KL I und *KL II zur Durchsicht, da sie in ihrer Wegbereiterfunktion zum Einheitsgesangbuch *GL von besonderem Interesse sind und ihnen ein quasi offizieller Status zukommt. Die Kapitel, die das Liedgut der einzelnen Quellen präsentieren, gliedern sich in die Abschnitte „Bestand“, „Vorkommen“ sowie „Entstehungszeiten“: Als Grundlage enthält der erstgenannte eine Liste mit dem jeweiligen Osterliedgut. Ein Verzeichnis des Gesamtliedbestandes findet sich im Anhang. 3 Soweit notwendig werden die Quellen vorher erläutert und differenziert dargestellt. Ferner werden Angaben zum Vorkommen der einzelnen Gesänge gemacht. Diese können sich in Anbetracht der großen Liedanzahl und der Komplexität der Traditionsprozesse nur auf die untersuchten Gesangbücher nach 1945 beziehen, zumal der Fokus der Arbeit nicht auf einer detaillierten Liedgeschichte liegt. Aufweise zur ökumenischen Verwendung von Liedern werden in der Regel erst ausgehend von der Darstellung der Liedbestände in evangelischen Gesangbüchern erbracht. Ein weiterer Abschnitt widmet sich den Entstehungszeiten der Liedtexte. Hier stößt man in mehreren Fällen, vor allem im katholischen Bereich, auf erhebliche Schwierigkeiten. Zum einen sind Nennungen von Verfassern und Datierungen in den diversen Gesangbüchern oft nicht vorhanden, lücken- oder fehlerhaft und nur schwer, bisweilen gar nicht recherchierbar, 3 Dort werden alle Lieder mit Angaben zu Autoren und Entstehungszeiten bzgl. ihres Vorkommens in den untersuchten Quellen synoptisch aufgeführt. Anhang A.I Tabelle 1. <?page no="27"?> II. Erhebung des Osterliedbestands 13 zum anderen liegen häufig – insbesondere in Diözesangesangbüchern – verschiedene, teilweise oder vollständig voneinander abweichende Fassungen eines Originaltextes vor. Um die betreffenden Gesänge dennoch zeitlich einordnen zu können beziehungsweise aufzuzeigen, auf welche Entstehungszeiten sie zurückgehen, vor allem mit dem Ziel, diesbezügliche Schwerpunktsetzungen in den Osterrubriken der verschiedenen Gesangbücher sichtbar zu machen, wurde folgende Regelung getroffen: Als Entstehungszeit wird die der ursprünglichen Fassung angegeben, jedoch nur, wenn Veränderungen oder Weiterschreibungen in deren Sinn erfolgt sind. In Fällen massiv sinnverändernder Eingriffe gilt das Entstehungsjahr der neuen Fassung. Nach der Präsentation des Osterliedgutes aus den katholischen und evangelischen Quellen richtet sich der Blick auf den Gesamtbestand (III), zum einen zur Wahrnehmung der konfessionellen Unterschiede und ökumenischen Gemeinsamkeiten (III.1), zum anderen zur Differenzierung der im 20. Jahrhundert entstandenen Gesänge vom traditionellen Liedgut (III.2). 3. Bestandsaufnahme aus offiziösen Sammlungen Angesichts der Fülle an Liedsammlungen, die seit den Sechzigerjahren veröffentlicht wurden, ist es zur Gewinnung von repräsentativem Liedmaterial erforderlich, hieraus eine Auswahl zu treffen. Deshalb gelangen ausschließlich Sammlungen mit offiziösem Charakter aus dem evangelischen, katholischen und ökumenischen Bereich zur Durchsicht, also solche, die in der Verantwortung der evangelischen Landeskirchen, der katholischen Diözesen sowie wichtiger Verbände seit den Sechzigerjahren bis zu Beginn des neuen Jahrtausends erschienen sind. 4 Hierbei wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben, da die Zusammenstellung eines Pools mit repräsentativem neuem Liedgut nicht von der Auswertung aller Sammlungen abhängt. Wie bei der Darstellung des Liedgutes offizieller Gesangbücher werden neben dem Bestand auch das Vorkommen der Lieder und die Entstehungszeiten behandelt. Eine Gesamtliste aller neuen Gesänge findet sich im Anhang. 5 4. Hinweise zu den Tabellen im Rahmen der Bestandsaufnahme Die Abbreviaturen sind im allgemeinen Abkürzungs-, die der Quellensiglen im Quellenverzeichnis aufgeschlüsselt. Die Lieder in Einheitsgesangbüchern beziehungsweise Stammausgaben (z.B. *GL) werden in den jeweiligen Bestandslisten mit ihrer Liednummer angegeben. Bei der Dokumentation des Liedguts der regionalen Quellen, DGB, kDA I/ II, eRA und eRT, sowie der offiziösen Sammlungen wird nur 4 Sammlungen, die aus privater Initiative herausgegeben wurden, werden aus Gründen der Materialbegrenzung nicht in die Untersuchungen einbezogen. 5 Anhang A.I Tabelle 7. <?page no="28"?> A. Vorgehen 14 die Anzahl der Quellen, die ein bestimmtes Lied enthalten, genannt. Deren genauen Nachweis erbringen spezielle Tabellen im Anhang. 6 Die Regelung gilt auch für jene Tabellen, die das Vorkommen der Lieder eines Gesangbuches in anderen Quellen synoptisch dokumentieren; abweichend werden Liednummern durch ein „x“ ersetzt zur Kennzeichnung des grundsätzlichen Vorhandenseins. Beispiel: Auszug aus der Tabelle zum Vorkommen der Lieder des *KG in anderen Quellen 7 Incipit (KG) KKG GL kDA I/ II DGB RG EG eRT Christ ist erstanden x x I 2 40 x x Der aus den Diözesangesangbüchern erhobene Liedbestand ergibt sich aus der Untersuchung aller relevanten Ausgaben, die in den einzelnen Bistümern beziehungsweise Geltungsbereichen der DGB nach 1945 erschienen sind. In den Tabellen, die das Vorkommen von Gesängen in den DGB anzeigen, wird gegebenenfalls folgendermaßen differenziert: In Zuordnung zur vorbeziehungsweise nachvatikanischen Periode erscheint in den Spalten „DGB I“ beziehungsweise „DGB II“ jeweils die Gesamtzahl der Ausgaben, die ein bestimmtes Lied enthalten. Vielfach tritt ein Gesang im Bereich eines DGB zwei- oder mehrfach auf, z.B. in der Ausgabe der ersten sowie in der der zweiten Phase, eventuell außerdem in ergänzenden Veröffentlichungen (z.B. in Beiheften). Im Hinblick auf den Vergleich mit anderen Quellen wird jedoch jedes Lied nur ein Mal pro Bistum/ Geltungsbereich gezählt. Auf dieses grundsätzliche Vorkommen bezieht sich die Bezeichnung „DGB“ (ohne Zusatz) in der letzten Spalte. Beispiel: Auszug aus der Tabelle zum Liedbestand der DGB Incipit Entstehung Anzahl DGB I Anzahl DGB II Summe I + II Anzahl DGB Alleluja lasst uns singen 19. Jh. 14 6 20 15 Neufassungen, bei denen die früheren Textvorlagen sehr stark verändert wurden, sodass im Ergebnis nahezu komplett andere Gesänge vorliegen, werden von ersteren getrennt erfasst und durch ein hochgestelltes N gekennzeichnet. Um ihren Bezug zu den Vorgängerversionen deutlich zu machen, wird deren Vorkommen in anderen Quellen durch Einklammerung angezeigt. 6 Anhang A.I Tabellen 2-3.5-6 (Offizielle Gesangbücher) und Tabelle 7 (Offiziöse Sammlungen). 7 S.u. Teil 1 B.I.3.b. <?page no="29"?> II. Erhebung des Osterliedbestands 15 Beispiel: Auszug aus der Tabelle zum Vorkommen der Lieder des *GL in anderen Quellen GL KL II DGB E-D e-N E-Ö KL I KKG 1966 EKG RKG Das ist der Tag N (36) (x) (x) (x) Das in *GL aufgenommene Lied Das ist der Tag ist eine von Friedrich Dörr erstellte Neufassung der auf Heinrich Bone zurückgehenden Dichtung Nun singt dem Herrn ein neues Lied. Letztere findet sich in mehreren katholischen Gesangbüchern vor 1975: in 36 DGB, in *E-D, *E-Ö sowie *KKG 1966. 8 Die angegebenen Entstehungszeiten beziehen sich grundsätzlich nur auf den Text. Zur groben Einordnung enthalten die Tabellen „Bestand“ und „Entstehungszeiten“ das jeweilige Jahrhundert, in dem ein Text entstanden ist. Genauere und umfassende Hinweise, auch zur Abfassungszeit der Melodie und zu den Autoren, finden sich in den Gesamtlisten der Lieder aus den offiziellen Gesangbüchern beziehungsweise aus den offiziösen Sammlungen im Anhang. 9 Nicht sicher recherchierbare Textdatierungen werden mit ~ gekennzeichnet. In den Tabellen, die die Verteilung der Lieder nach ihren Entstehungszeiten darstellen, wird die Frühzeit des Kirchenliedes vom 12. bis zum 16. Jahrhundert in einer Kategorie zusammengefasst. Beispiel: Verteilung der Lieder auf Entstehungszeiten in *EKG Entstehung Liedanzahl Liedanteil 12.-16. Jh. 10 58,8% 17. Jh. 5 29,4% 18. Jh. 2 11,8% 19. Jh. --- --- 20. Jh. --- --- 8 S.u. Teil 1 B.I.2.a. 9 Anhang Tabellen 1 und 7. <?page no="30"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern I. Katholische Gesangbücher 1. Die Gesangbücher vor dem Einheitsgesangbuch Gotteslob a. Kirchenlied I (1938) Am Anfang der Erhebung des Liedbestandes aus katholischen Gesangbüchern steht die Durchsicht der noch vor 1945 entstandenen Sammlung Kirchenlied I, da sie mit ihren 140 Nummern einen entscheidenden Markstein auf dem Weg zur Gesangbucheinheit darstellt: „Diese Auslese geistlicher Lieder verwirklicht den Wunsch nach einem Liedgut, das einem einigen Lobsingen, Danken und Bitten junger Kirche im ganzen deutschen Lande den Weg bereiten soll. … Bei den Liedern zum Kirchenjahr suchten wir vornehmlich nach solchen, die den liturgischen Gedankengehalt der verschiedenen Zeiten zum Ausdruck bringen; es sind ihrer zwar nicht viele, aber diese vor allem müssen unser Eigentum werden.“ 10 1) Bestand Dass die genannten Ziele verwirklicht werden konnten, belegen auch die sechs Ostergesänge, die bis in die heutige Zeit in offiziellen Gesangbüchern vertreten sind. 11 Incipit Entstehung KL I 1 Christ ist erstanden 12.-15. Jh. 59 2 Erschienen ist der herrlich Tag 16. Jh. 64 3 Freu dich, du Himmelskönigin 17. Jh. 63 4 Gelobt sei Gott 16. Jh. 60 5 Ist das der Leib 17. Jh. 61 6 Lasst uns erfreuen herzlich sehr 17. Jh. 62 Durchweg handelt es sich um Stücke, die aus katholischen, aber auch – gemäß der ökumenischen Ausrichtung von *KL I – aus evangelischen Gesangbüchern übernommen wurden. 10 *KL I (Nachwort), 171-172. Eine umfassende Darstellung bietet Labonté, Kirchenlied. 11 Allerdings hat man die beiden Marienlieder, Freu dich, du Himmelskönigin und Lasst uns erfreuen herzlich sehr, in den neueren Büchern, *GL und *KG, in die Rubrik „Maria“ verschoben. B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 16 <?page no="31"?> I. Katholische Gesangbücher 17 2) Entstehungszeiten Entstehung Liedanzahl 12.-16. Jh. 3 17. Jh. 3 18. Jh. --- 19. Jh. --- 20. Jh. --- Das älteste Stück ist die mittelalterliche Leise Christ ist erstanden. Zwei Liedtexte stammen von den reformatorischen Autoren Nikolaus Herman 12 beziehungsweise Michael Weiße 13 . Das Lied Freu dich, du Himmelskönigin basiert mit seiner ersten Strophe auf der marianischen Antiphon Maria coeli laetare, an deren Übertragung sich zwei von Franz Hofbauer hinzugedichtete Strophen (1928) anschließen. Die beiden Barocklieder Lasst uns erfreuen herzlich sehr sowie Ist das der Leib werden Friedrich Spee zugeschrieben. Gesänge aus dem 18. Jahrhundert und Neuproduktionen des 19. Jahrhunderts blieben, entsprechend der in *KL I generellen Bevorzugung von Dichtungen des Mittelalters und des 17. Jahrhunderts, unberücksichtigt. 14 b. Einheitslieder der deutschen Bistümer (1947), Einheitslieder der nordwestdeutschen Diözesen (1947) und Österreichischer Einheitsliederkanon (1951) In Fortführung der durch *KL I vorangetriebenen Einheitsbestrebungen wurde im Jahr 1947 im Auftrag der deutschen Bischofskonferenz das Bändchen Einheitslieder der deutschen Bistümer (*E-D) mit insgesamt 74 für die DGB verbindlich vorgeschriebenen Gesängen herausgegeben. Ergänzend erstellte man im selben Jahr für die nordwestdeutschen Diözesen eine weitere Liedersammlung (*e-N) mit 62 empfohlenen Stücken, die in den Bistümern Aachen, Köln und Paderborn komplett in die DGB übernommen wurden. 15 Etwas später, nachdem 1948 bei der Frühjahrskonferenz der österreichischen Liturgischen Kommission der Beschluss gefasst worden war, dem deutschem Vorbild zu folgen, erschien 1951 die authentische Ausgabe des Österreichischen Einheitsliederkanons (*E-Ö), zusammengestellt aus den österreichischen Diözesangesangbüchern sowie den deutschen Einheitsliedern. 16 12 Erschienen ist der herrlich Tag. 13 Gelobt sei Gott. 14 Vgl. Kurzke, Einheitsgesangbuch, 53. 15 Vgl. Peusquens, Einheitsgesangbuch, 159; Schneider, Wirkungsgeschichte, 307. 16 Die zwischen 1947 und 1951 stattgefundenen Vorbereitungen werden beschrieben in der Einführung zu *E-Ö, V-VIII. <?page no="32"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 18 1) Bestand Wegen der im Bereich der Osterlieder vorhandenen Überschneidungen wird das Liedgut von *E-D und *E-Ö synoptisch dargestellt: Incipit Entstehung E-D E-Ö 1 Christ ist erstanden 12.-15. Jh. 34 341 2 Freu dich, du Himmelskönigin 17. Jh. 38 --- 3 Freu dich, du werte Christenheit 15. Jh. 35 --- 4 Freu dich, erlöste Christenheit 18. Jh. --- 342 5 Lasst uns erfreuen herzlich sehr 17. Jh. 37 343 6 Nun singt dem Herrn ein neues Lied 19. Jh. 36 344 (e) In *E-D sind insgesamt fünf Gesänge festzustellen, wobei drei bereits in *KL I vorkommen 17 – ein Zeichen für den weitreichenden Einfluss dieser Sammlung. 18 Zusätzlich aufgenommen wurden Freu dich, du werte Christenheit sowie Nun singt dem Herrn ein neues Lied. Von den vier Gesängen der österreichischen Ausgabe sind drei in *E-D zu verzeichnen. Gegenüber *KL I und *E-D ist Freu dich, erlöste Christenheit neu. Die Aufnahme von Nun singt dem Herrn ein neues Lied in die österreichischen Diözesangesangbücher ist freigestellt, wird aber empfohlen (Kennzeichnung durch ein kleines „e“). Bei den Einheitsliedern der nordwestdeutschen Bistümer handelt es sich um folgende: Incipit Entstehung 1 Am Sonntag, eh die Sonn aufging 17. Jh. 2 Die ganze Welt 17. Jh. 3 Ist das der Leib 17. Jh. 4 Nun danket Gott, ihr Christen all 17. Jh. 5 Wahrer Gott, wir glauben dir 19. Jh. 2) Entstehungszeiten Entstehung Liedanzahl E-D Liedanzahl E-Ö Liedanzahl e-N 12.-16. Jh. 2 1 --- 17. Jh. 2 1 4 18. Jh. --- 1 --- 19. Jh. 1 1 --- 20. Jh. --- --- 1 17 Es handelt sich um Christ ist erstanden; Freu dich, du Himmelskönigin und Lasst uns erfreuen herzlich sehr. Was das Lied Freu dich, du Himmelskönigin angeht, so entspricht die erste Strophe in *E-D der in *KL I verwendeten Übertragung des lateinischen Textes von Regina coeli laetare. Allerdings wird im Unterschied zu *KL I zwischen die beiden folgenden von Franz Hofbauer gedichteten Strophen eine weitere aus *Mohrs Psälterlein (1891) eingeschoben. In dieser Form findet sich das Lied auch in den DGB und *GL 576. Vgl. WGL, 317. 18 Insgesamt wurden 51 der 140 Gesänge aus *KL I in *E-D übernommen. <?page no="33"?> I. Katholische Gesangbücher 19 Die Sammlungen *E-D und *E-Ö enthalten noch keine Lieder des 20. Jahrhunderts. Während in *E-Ö bezüglich der früheren Jahrhunderte eine gleichmäßige Verteilung der Entstehungszeiten zu beobachten ist, hat man in der deutschen Ausgabe kein Stück aus dem 18. Jahrhundert aufgenommen. Der Bestand von *e-N ist durch Barocklieder – allein drei stammen vermutlich von Friedrich Spee – geprägt. c. Diözesangesangbücher (ab 1945) 1) Quellen Zur Erhebung des Osterliedgutes, das in der Phase zwischen dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Erscheinen des Gotteslobs 1975 verwendet wurde, wurden die Diözesangesangbücher des deutschsprachigen Bereichs ausgewertet, eingeteilt nach den beiden Erscheinungsphasen vor beziehungsweise nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. 19 Zur ersten gehören die in den ersten Jahren nach 1945 edierten Neu-, gelegentlich auch Erstausgaben, außerdem die vielfach hinzugekommenen Anhänge, Beihefte beziehungsweise Ergänzungen. Zur zweiten Stufe werden die in Folge des Konzils revidierten Ausgaben gerechnet, die in einzelnen Bistümern bis zur Fertigstellung des *Gotteslobs als Übergangslösung dienten, 20 die Erstausgaben des Bistums Essen und der Berliner Ordinarienkonferenz 21 sowie ergänzende Anhänge und Beihefte. Einen Überblick über die Diözesen und die untersuchten Gesangbücher gibt folgende Tabelle. 22 Angegeben wird jeweils das Erscheinungsjahr der durchgesehenen Quelle, die mit der ersten Auflage des Ausgabentypus’, zu dem sie gehört, übereinstimmt. Die zweite Spalte enthält die Quellen, die zur Serie der erneuerten Nachkriegsausgaben beziehungsweise der vorkonziliaren Neuerscheinungen gehören (DGB I), die dritte präsentiert nachvatikanische Ausgaben (DGB II). 23 Die Zahlen in eckigen Klammern beziehen sich auf die Menge der jeweils enthaltenen Osterlieder. 19 Die Einteilung in vor- und nachvatikanische Ausgaben und deren Auflistung in untenstehender Tabelle basieren auf den Angaben bei Küppers, Diözesan-Gesang- und Gebetbücher, 159f sowie auf dem Kapitel „Bibliographie der Diözesan-Gesang- und Gebetbücher des deutschen Sprachgebietes im 19. und 20. Jahrhundert“, ebd. 56-154. 20 *D-Reg II (1964); *D-Hil II (1969); *D-Bam II (1970); *D-Osn II (1970); *D-Ac II (1971); *D- Kln II (1971); *D-Mst II (1971); *D-Pas II (1973); *D-StP II (1968). Vgl. Küppers, Diözesangesang- und Gebetbücher, 53. 21 Es handelt sich um die beiden Ausgaben *D-Ess II 1970 und *D-BOK II 1972. 22 In der Liste wird das Bistum Eichsfeld nicht aufgeführt, da es zu den drei Bistümern Paderborn, Fulda, Hildesheim gehört. Die in der ehemaligen DDR liegenden Gebiete waren dem Kommissariat Heiligenstadt und dem Generalvikariat in Erfurt bzw. seit 1973 Erfurt-Meiningen zugeordnet. Vgl. Küppers, Diözesan-Gesang- und Gebetbücher, 74. 23 Die den Siglen nachgestellten römischen Ziffern I und II machen vorvatikanische bzw. nachvatikanische Ausgaben kenntlich. Die Abkürzungen A, B und E stehen für „Anhang“, „Beiheft“ bzw. „Ergänzung“. Die eventuell vorhandenen Osterlied-Bestände in *D-Eic/ A I 1957, *D-Lim/ B I 1959 und *D-Spe/ A I 1961 konnten nicht erhoben werden. Da <?page no="34"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 20 Diözesen DGB I DGB II D EUTSCHLAND Aachen *D-Ac I 1960 [15] *D-Ac II 1971 [12] Augsburg *D-Aug I 1962 [6] *D-Aug/ BII 1965 [1] Bamberg *D-Bam I n. 1960 [7] *D-Bam II 1970 [4] Berlin *D-Bln I 1952 [16] Berliner Ordinarienkonferenz *D-BOK II 1972 [8] Eichstätt *D-Eic I 1952 [8] *D-Eic/ A I 1957 Erfurt-Meiningen *D-Erf I 1959 [11] (= *D-Wbg I) Essen *D-Ess II 1970 [16] Freiburg *D-Fr I 1960 [9] *D-Fr/ A I 1957 [2] Fulda *D-Ful I 1962 [15] *D-Ful/ A II 1967 [15] Görlitz *D-Gör I 1967 [18] Hildesheim *D-Hil I 1952 [10] *D-Hil/ A-Eif 1958 [0] *D-Hil/ A I 1964 [7] *D-Hil II 1969 [13] Köln *D-Kln I 1949 [15] *D-Kln II 1971 [16] Limburg *D-Lim I 1957 [17] *D-Lim/ B I 1959 *D-Lim/ B II 1972 [1] Magdeburg *D-Mag I 1948 [11] (=*D-Pad I) Meißen *D-M I 1953 [15] Mainz *D-Mnz I 1952 [11] *D-Mnz/ A I 1952 [1] München-Freising *D-Mü-F I 1958 [5] *D-Mü-F/ B I 1962 [0] *D-Mü-F/ B II 1971 [9] Münster *D-Mst I 1962 [11] *D-Mst II 1971 [13] Osnabrück *D-Osn I 1962 [11] *D-Osn/ B I 1962 [8] *D-Osn/ A II 1965 [0] *D-Osn II 1973 [10] Paderborn *D-Pad I 1948 [11] *D-Pad/ B I 1951 [8] *D-Pad/ B II 1967 [1] Passau *D-Pas I 1960 [8] *D-Pas II 1973 [10] Regensburg *D-Reg I 1962 [7] *D-Reg II 1964 [9] (= *D-Fr I) Rottenburg *D-Rot I 1951 [8] Schwerin *D-Sch I 1962 [11] (=*D-Osn I) Speyer *D-Spe I 1951 [12] *D-Spe/ A I 1961 Trier *D-Tri I 1955 [15] Würzburg *D-Wbg I 1959 [11] *D-Wbg/ A II 1970 [1] Gesamtanzahl: 28 Gesamtanzahl: 36 Gesamtanzahl: 17 es sich hierbei lediglich um Anhänge bzw. ein Beiheft handelt, ist davon auszugehen, dass eine in diesen durchgeführte Recherche das Bild nur unwesentlich oder gar nicht verändern würde. <?page no="35"?> I. Katholische Gesangbücher 21 Diözesen DGB I DGB II I TALIEN Trient - Brixen *D-Tr-B I 1954 [8] *D-Tr-B II 1964 [8] Gesamtanzahl: 1 Gesamtanzahl: 1 Gesamtanzahl: 1 L UXEMBURG UND B ELGIEN Luxemburg *D-Lux I 1963 [7] *D-Lux/ A II 1969 [8] Lüttich *D-Lüt I 1960 [15] (= *D-Ac I) Gesamtanzahl: 2 Gesamtanzahl: 2 Gesamtanzahl: 1 Ö STERREICH Eisenstadt *D-Eis I 1957 [8] Gurk *D-Gur I 1950 [8] (=*D-Sal I) Innsbruck *D-Inn I 1946 [8] Linz *D-Lin Ia 1947 [10] *D-Lin Ib o. J. [7] Sankt Pölten *D-StP I 1949 [8] *D-StP II 1968 [7] Salzburg *D-Sal I 1950 [8] Seckau *D-Sec I 1955 [7] *D-Sec/ E II 1967 [2] Wien *D-Wie I 1965 [7] *D-Wie/ E II 1969 [0] Gesamtanzahl: 8 Gesamtanzahl: 9 Gesamtanzahl: 3 P OLEN Ermland *D-Erm I 1958 [5] Gesamtanzahl: 1 Gesamtanzahl: 1 S CHWEIZ Basel *D-Bas I 1960 [6] Chur *D-Chu I 1957 [7] Freiburg / Fribourg (CH) *D-Fri I 1960 [6] (= *D-Bas I) Sankt Gallen *D-StG I 1957 [8] Sitten *D-Sit I 1947 [3] Gesamtanzahl: 5 Gesamtanzahl: 5 G ESAMTANZAHL : 45 G ESAMTANZAHL DGB I: 54 G ESAMTANZAHL DGB II: 22 2) Bestand Aufgrund der Durchsicht der aufgeführten Quellen ergibt sich eine Liste mit 64 Osterliedern. 24 Für jedes Lied wird die Anzahl vorvatikanischer und nachvatikanischer DGB, in denen es enthalten ist, sowie deren Summe angegeben. Die letzte Spalte gibt die Anzahl der Bistümer an, in denen ein Lied zu verzeichnen ist, unabhängig davon, ob es in mehreren DGB-Ausgaben des betreffenden Bistums vorkommt. Diese Zahl ist relevant bezüglich vergleichender Untersuchungen zum Vorkommen des jeweiligen Liedes in anderen Gesangbüchern. 25 24 Detaillierte Quellennachweise finden sich im Anhang A.I Tabelle 2. 25 S.o. Teil 1 A.II.4 (Tabellenhinweise). Zur nachstehenden Aufstellung ist Folgendes anzumerken: <?page no="36"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 22 Incipit Entstehung Anzahl DGB I Anzahl DGB II Summe I + II Anzahl DGB 1 Alleluja lasst uns singen 19. Jh. 14 6 20 15 2 Alleluja! Auferstanden 19. Jh. 2 1 3 3 3 Alleluja, freuet euch 20. Jh. 1 1 1 4 Am Sonntag, eh die Sonn aufging 17. Jh. 11 3 14 11 5 Beim Mahl des Lammes singet Lob 19. Jh. 1 1 1 6 Bring, Seele, Preis ~ 18. Jh. 1 1 1 7 Christ ist erstanden 12.-15. Jh. 39 15 54 40 8 Christus ist auferstanden von Tod ~ 18. Jh. 2 2 2 9 Christus ist auferstanden, Freud 17. Jh. 5 2 7 6 10 Christus ist erstanden aus Grabesnacht ~ 19. Jh. 1 1 1 11 Christus ist erstanden von des Todesbanden 19. Jh. 2 2 2 12 Christus ist erstanden! O freut euch 19. Jh. 1 1 1 13 Christus ist erstanden! O tönt 19. Jh. 15 3 18 15 14 Christus ist erstanden, alleluja ~ 18. Jh. 1 1 1 15 Das Grab ist leer 18. Jh. 25 6 31 26 16 Das neue Morgenrot erglüht 19. Jh. 5 5 5 17 Der Heiland erstand 19. Jh. 2 2 2 18 Der Heiland ist erstanden, befreit 18. Jh. 13 2 15 12 19 Der schöne Morgen rötet sich 18. Jh. 1 1 2 1 20 Des Heilands Sieg 19. Jh. 1 1 1 21 Die ganze Welt 17. Jh. 14 3 17 15 22 Dir, großer Gott, sei Ehre 19. Jh. 1 1 1 23 Er hat gesiegt, der starke Held 18. Jh. 3 3 3 24 Erfreue dich, du Christenheit 20. Jh. 1 1 1 25 Erschalle laut, Triumphgesang 19. Jh. 6 3 9 7 26 Erschienen ist der herrlich Tag 16. Jh. 11 6 17 16 27 Erstanden ist der heilge Christ (Spee) 17. Jh. 10 4 14 12 28 Erstanden ist der heilge Christ (Bone) 19. Jh. 1 1 1 – In Spalte 3 sind die Angaben zur Entstehungszeit des Textes mit ~ versehen, die nicht abgesichert werden konnten. – Christus ist erstanden! O tönt kommt in *D-Mnz I 329 mit dem Anfang O tönt, ihr Jubellieder, tönt vor. Abgesehen von dem in allen Strophen gleichermaßen fehlenden Eröffnungsruf „Christus ist erstanden! “ finden sich keine weiteren Abweichungen, sodass das Lied problemlos unter dem Incipit Christus ist erstanden! O tönt einsortiert werden kann. – Es finden sich insgesamt vier Übertragungen des Hymnus’ Ad cenam agni providi bzw. Ad regias agni dapes, die aufgrund verschiedener Fassungen gesondert aufgeführt werden: Beim Mahl des Lammes singet Lob; Nun singet froh im weißen Kleid; Zu dieses Lammes Ostermahl; Zum königlichen Ostermahl. – Lasst uns erfreuen herzlich sehr kommt in *D-Chu I mit dem Initium Lasst uns frohlocken herzlich sehr vor. <?page no="37"?> I. Katholische Gesangbücher 23 Incipit Entstehung Anzahl DGB I Anzahl DGB II Summe I + II Anzahl DGB 29 Erstanden ist der heilig Christ (B.B.) 16. Jh. 1 1 1 30 Erstanden ist nun Jesus Christ 19. Jh. 1 1 1 31 Freu dich, du Himmelskönigin 17. Jh. 21 9 30 23 32 Freu dich, du werte Christenheit 15. Jh. 26 12 38 30 33 Freu dich, erlöste Christenheit 18. Jh. 30 9 39 34 34 Gelobt sei Gott 16. Jh. 12 14 26 23 35 Getröst, getröst! wir sind erlöst 18. Jh. 6 6 6 36 Gewaltiger Herrscher im seligen Reich 18. Jh. 1 1 2 1 37 Glorreiche Himmelkönigin 18. Jh. 2 2 2 38 Heil uns, Heil 19. Jh. 3 3 3 39 Heut ist der Tag 20. Jh. 2 1 3 3 40 Heut triumphieret Gottes Sohn 16. Jh. 1 1 1 41 Im Kreuz ist Sieg 19. Jh. 1 1 2 1 42 Ist das der Leib 17. Jh. 32 8 40 34 43 Jesus lebt, mit ihm auch ich 18. Jh. 7 1 8 7 44 Kommt, Christen, froh 19. Jh. 4 4 4 45 Lasst uns erfreuen herzlich sehr 17. Jh. 33 10 43 33 46 Lasst uns loben, Brüder 20. Jh. 1 1 1 47 Nun danket Gott, ihr Christen all 17. Jh. 7 1 8 7 48 Nun läuten die Osterglocken 19. Jh. 3 3 3 49 Nun singet froh im weißen Kleid 19. Jh. 4 3 7 5 50 Nun singt dem Herrn ein neues Lied 19. Jh. 33 13 46 36 51 Nun werden die Engel 20. Jh. 1 1 1 52 Preis dem Todesüberwinder 18. Jh. 9 4 13 10 53 Seele, dein Heiland 18. Jh. 7 1 8 7 54 Seht, der Stein ist weggerückt 20. Jh. 1 1 1 55 Singet dem Herrn, der das Dunkel 20. Jh. 1 1 1 56 Triumph, der Tod ist überwunden 19. Jh. 6 6 6 57 Wahrer Gott, wir glauben dir 19. Jh. 15 8 23 18 58 Wer sich will freun von Herzen 19. Jh. 1 1 1 59 Wer sich will herzlich freuen 15. Jh. 2 2 2 60 Wir danken dir (Herman) 16. Jh. 1 1 1 61 Wir singen jubelnd 19. Jh. 1 1 1 62 Wir wollen alle fröhlich sein 16. Jh. 2 2 2 63 Zu dieses Lammes Ostermahl 19. Jh. 1 1 1 64 Zum königlichen Ostermahl 19. Jh. 4 4 4 3) Vorkommen Die meisten der 64 Lieder sind schon in den DGB der ersten Phase enthalten. Daraus ergibt sich, dass sich in den nachkonziliaren Ausgaben überwiegend Stücke befinden, die bereits in den jeweiligen Vorgängerquellen oder anderen <?page no="38"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 24 DGB I Aufnahme gefunden hatten. Nur neun Gesänge treten in Phase II zum ersten Mal auf: Incipit DGB II Alleluja, freuet euch D-Pas II 210 Erfreue dich, du Christenheit D-Lux/ A II 61 Heut triumphieret Gottes Sohn D-Lux/ A II 60 Nun werden die Engel D-Ac II 379 Seht, der Stein ist weggerückt D-Lim/ B II 070 Singet dem Herrn, der das Dunkel D-Pas II 219 Wer sich will freun von Herzen D-Mst II 353 Wir danken dir (Herman) D-Ac II 375 Wir wollen alle fröhlich sein D-Ac II 372; D-Sec/ E II 194 Mit Blick auf die DGB insgesamt lässt sich bezüglich der Häufigkeit beziehungsweise Verbreitung der Gesänge eine Einteilung in vier Gruppen (A-D) vornehmen: (A) 14 Lieder kommen in 15-40 DGB vor. (B) 11 Lieder kommen in 6-12 DGB vor. (C) 9 Lieder kommen in 3-5 DGB vor. (D) 30 Lieder kommen in 1-2 DGB vor. Erkennbar ist, dass sehr viele Lieder, nämlich insgesamt 25 der Gruppen A und B, in den Büchern von sechs und mehr Diözesen enthalten sind, und somit einen großen bis sehr großen – im Fall von Christ ist erstanden sogar einen nahezu flächendeckenden – Verbreitungsgrad haben. Es handelt sich in absteigender Sortierung nach Häufigkeit um folgende: Incipit DGB I DGB II DGB E-D e-N E-Ö KL I (A) 1 Christ ist erstanden 39 15 40 x x x 2 Nun singt dem Herrn ein neues Lied 33 13 36 x x (e) 3 Ist das der Leib 32 8 34 x x 4 Freu dich, erlöste Christenheit 30 9 34 x 5 Lasst uns erfreuen herzlich sehr 33 10 33 x x x 6 Freu dich, du werte Christenheit 26 12 30 x 7 Das Grab ist leer 25 6 26 8 Freu dich, du Himmelskönigin 21 9 23 x x x 9 Gelobt sei Gott 12 14 23 x 10 Wahrer Gott, wir glauben dir 15 8 18 x 11 Erschienen ist der herrlich Tag 11 6 16 x 12 Die ganze Welt 14 3 15 x 13 Alleluja lasst uns singen 14 6 15 14 Christus ist erstanden! O tönt 15 3 15 (B) 15 Der Heiland ist erstanden, befreit 13 2 12 16 Erstanden ist der heilge Christ (Spee) 10 4 12 17 Am Sonntag, eh die Sonn aufging 11 3 11 x <?page no="39"?> I. Katholische Gesangbücher 25 Incipit DGB I DGB II DGB E-D e-N E-Ö KL I 18 Preis dem Todesüberwinder 9 4 10 19 Jesus lebt, mit ihm auch ich 7 1 7 20 Nun danket Gott, ihr Christen all 7 1 7 x 21 Erschalle laut Triumphgesang 6 3 7 22 Seele, dein Heiland 7 1 7 23 Christus ist auferstanden, Freud 5 2 6 24 Getröst, getröst! wir sind erlöst 6 6 25 Triumph, der Tod ist überwunden 6 6 Erwartungsgemäß zählen zu den häufigsten Gesängen (Gruppe A) diejenigen, die aufgrund ihrer Aufnahme in *E-D beziehungsweise *E-Ö für die Diözesangesangbücher verbindlich vorgeschrieben waren, außerdem drei der Sammlung *e-N, sowie die sechs aus *KL I. Sie alle finden sich in den Büchern von mindestens 15 Diözesen. An der Spitze der Skala steht mit quasi kanonischem Rang die mittelalterliche Leise Christ ist erstanden. Zu Gruppe A gehören des Weiteren die drei weder in *KL I noch in einem der Einheitsliederhefte auftretenden Lieder Alleluja lasst uns singen, Christus ist erstanden. O tönt sowie Das Grab ist leer. Unter den sechs bis zwölfmal vorkommenden Gesängen (B) sind zwei weitere aus *e-N: Am Sonntag, eh die Sonn aufging und Nun danket Gott, ihr Christen all. Somit kann beim Blick auf die 25 häufigsten Lieder festgestellt werden, dass alle Osterlieder aus *KL I, *E-D, *E-Ö und *e-N weite Verbreitung gefunden haben. 4) Entstehungszeiten Entstehung Gesamtbestand (64=100%) Gruppen A/ B (25=100%) Liedanzahl Liedanteil Liedanzahl Liedanteil 12-16. Jh. 9 14,1% 4 16,0% 17. Jh. 8 12,5% 8 32,0% 18. Jh. 11 17,2% 7 28,0% 19. Jh. 25 39,1% 6 24,0% 20. Jh. 7 10,9% --- --unbekannt 4 6,2% --- --- Bezogen auf die Gesamtanzahl der Lieder ergibt sich bezüglich der Ergebnisse der Zeiträume des 12. bis 16., des 17. und 20. Jahrhunderts eine ziemlich ausgeglichene Verteilung. Leicht über deren Level liegt der Anteil der Gesänge aus dem 18. Jahrhundert (17,2%), während der des 19. Jahrhunderts (39,1%) signifikant hoch ausfällt. Bei den meist nur selten vorkommenden sieben Stücken aus dem 20. Jahrhundert handelt es sich überwiegend um Neufassungen älterer Lieder beziehungsweise um Dichtungen, deren Verfasser einen traditionellen poetischen Stil favorisieren. Hinsichtlich der Teilmenge der 25 häufigen Lieder (Gruppen A/ B) zeigen sich partiell andere Ergebnisse. Verglichen mit den Werten des Gesamtliedgutes besteht nur bezüglich der Anteile von Stücken aus dem 12.-16. Jahrhundert <?page no="40"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 26 eine annähernde Übereinstimmung. Dagegen ist die Quote der Lieder aus dem 17. Jahrhundert deutlich höher; sie macht ein Drittel der häufigen Gesänge aus. Davon gehen sechs der acht Lieder mit ihren Texten mit großer Wahrscheinlichkeit auf Friedrich Spee zurück. 26 Beim Vergleich der Befunde in den Bereichen des 18. und 19. Jahrhunderts zeigt sich bei der Teilmenge ein zum Gesamtpool gegenläufiger Trend: Die Menge der Lieder aus dem 18. Jahrhundert ist mit annähernd einem Drittel deutlich größer, während die der Gesänge aus dem 19. Jahrhundert geringer ist. Trotz der restaurativen, auf Mittelalter und Barock ausgerichteten Bemühungen haben einige Stücke des 18. Jahrhunderts eine große Durchsetzungskraft bewiesen. Insbesondere Freu dich, erlöste Christenheit – eines der österreichischen Einheitslieder – und Das Grab ist leer sind in zahlreiche Gesangbücher eingegangen. Aus dem 20. Jahrhundert haben keine Gesänge weitere Verbreitung gefunden. Dieser Befund lässt sich unter anderem aus der schwierigen Situation nach dem Krieg erklären, in der man nach dem Zusammenbruch erst einmal nach der Sicherheit des traditionell Bewährten strebte, so dass neues Liedgut zunächst nur punktuell in einzelnen Gesangbüchern beziehungsweise Ergänzungsteilen festzustellen ist. d. Kirchenlied II (1967) Nachdem der Sammlung *KL I ein so großer Erfolg beschieden war, erschien nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, im Jahr 1967, der Nachfolgeband *KL II, dessen Herausgeber 27 es sich zur Aufgabe gemacht hatten, der Forderung des Konzils nach Pflege des Volksgesangs zu entsprechen, „… so daß die Stimmen der Gläubigen bei Andachtsübungen und gottesdienstlichen Feiern und auch bei den liturgischen Handlungen selbst gemäß den Richtlinien und Vorschriften der Rubriken erklingen können“ 28 . Neben der ökumenischen Ausrichtung, die schon für *KL I charakteristisch ist, bemühte man sich nicht nur um den Erhalt beziehungsweise die Neufassung von traditionellem, sondern außerdem um neues Liedgut, wie es auch der Osterliedbestand spiegelt. 26 Am Sonntag, eh die Sonn aufging; Christus ist auferstanden, Freud; Die ganze Welt; Erstanden ist der heilge Christ (Spee); Ist das der Leib; Lasst uns erfreuen herzlich sehr. Allgemein trugen *KL I und die Einheitsliedersammlungen entscheidend zur Einspeisung der Friedrich Spee zugeschriebenen Lieder in die DGB bei. Vgl. Schneider, Wirkungsgeschichte, 300- 308. Zur Verfasserfrage siehe Oorschot, Kirchengesäng an entsprechender Stelle. 27 Herausgeber sind Georg Thurmair, Adolf Lohmann und Josef Diewald, die schon für *KL I verantwortlich waren. 28 *KL II (Zum Geleit), 5. Vgl. SC 118. <?page no="41"?> I. Katholische Gesangbücher 27 1) Bestand Insgesamt weist *KL II sechs Osterlieder auf: 29 Incipit Entstehung KL II 1 Christus ist auferstanden, Freud 17. Jh. 39 2 Erfreue dich, du Christenheit 20. Jh. 36 3 Frauenmund tat es kund 20. Jh. 40 4 Herr, dich wollen wir erheben 20. Jh. 38 5 Nun singet froh im weißen Kleid 19. Jh. 41 6 Singet dem Herrn, der das Dunkel 20. Jh. 37 2) Vorkommen Incipit DGB Christus ist auferstanden, Freud 6 Erfreue dich, du Christenheit 1 Frauenmund tat es kund --- Herr, dich wollen wir erheben --- Nun singet froh im weißen Kleid 5 Singet dem Herrn, der das Dunkel 1 Entsprechend seiner Anschlussfunktion an *KL I enthält der zweite Band keine Gesänge aus der Vorgängersammlung. In Diözesangesangbüchern kommen vier Lieder vor. 3) Entstehungszeiten Entstehung Liedanzahl 12-16. Jh. --- 17. Jh. 1 18. Jh. --- 19. Jh. 1 20. Jh. 4 Abgesehen von dem auf Friedrich Spee zurückgeführten Lied Christus ist auferstanden, Freud sowie der im 19. Jahrhundert entstandenen Übertragung Nun singet froh im weißen Kleid des lateinischen Hymnus Ad regias agni dapes sind alle Texte dem 20. Jahrhundert zuzuordnen. Bei dem ursprünglich einstrophigen Spee-Lied 30 mit vier sich anschließenden Strophen handelt es sich um eine neue Weiterschreibung. Insofern liegen in den DGB, zumindest denen der Phase I, andere Fassungen vor. Zwei der im 20. Jahrhundert geschaffenen Gesänge sind in nachkonziliare DGB II aufgenommen worden. 31 Die Intention, neuem Liedgut Wege zu eröffnen, betonen die Herausgeber im Nachwort: 29 Ausgeklammert wird das Lied Alleluja, freuet euch von Marie Luise Thurmair-Murmelter (1962), das als „Singmesse“ konzipiert ist und mit seinen neun Strophen die einzelnen Messteile begleitet. 30 Der ursprüngliche Text ist einsehbar bei Oorschot, Kirchengesäng, 274f. 31 Erfreue dich, du Christenheit (*D-Lux/ A II 1969) und Singet dem Herrn, der das Dunkel (*D-Pas II 1973). <?page no="42"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 28 „Im Hinblick auf die Schwierigkeiten, die heute den Bemühungen um das ‚neue’ Lied im Gottesdienst der Normalgemeinde entgegenstehen, glauben wir, daß dieser Versuch KIRCHENLIED II eine gewisse Lösung bietet. Wieviel daraus bleibt, wird die Zeit erweisen.“ 32 Die später edierten katholischen Gesangbücher (*GL, kDA I/ II, *KG) zeigen jedoch, dass den neuen Liedtexten der Osterrubrik kaum Fortdauer vergönnt war. 33 2. Das Gotteslob und seine Anhänge Im Folgenden werden der Stammteil des Gotteslobs (*GL), danach die ersten zeitgleich erschienenen Diözesananhänge (kDA I) sowie die in vielen Bistümern seit 1983 sukzessive eingeführten zweiten Anhänge (kDA II) bezüglich ihrer Osterliedbestände dargestellt. 34 a. Gotteslob (Stammteil 1975) 1) Bestand Nachstehende Tabelle zeigt das Osterliedgut des Stammteils: 35 Incipit Entstehung GL 1 Christ ist erstanden 12.-15. Jh. 213 2 Das ist der Tag 20. Jh. 220 3 Die ganze Welt 17. Jh. 219 4 Erschienen ist der herrlich Tag 16. Jh. 225 5 Gelobt sei Gott 16. Jh. 218 6 Halleluja. Ihr Christen, singet hocherfreut 19. Jh. 221 7 Nun freue dich, du Christenheit 20. Jh. 222 8 Nun freut euch hier und überall 17. Jh. 226 9 O Licht der wunderbaren Nacht 20. Jh. 208 10 Vom Tode heut erstanden ist 20. Jh. 224 11 Wir wollen alle fröhlich sein 16. Jh. 223 32 *KL II (Nachwort), 218. 33 Ausnahmen: Die Strophen 3-5 von Erfreue dich, du Christenheit (*KL II 36) wurden in *GL 208 (als Lied zum Exultet) und in einem eRT (*BT 559) übernommen. 34 Die komplette Erfassung des Gesamtliedgutes in *GL und dessen Anhängen bietet Riehm, Kirchenlied, 19-130.341-392. 35 Nach den oben dargelegten Kriterien werden in der Gesamtliste nur deutschsprachige Lieder der Rubrik „Osterzeit“ erfasst. Insofern werden folgende Gesänge nicht in die Liste aufgenommen: Christus, Sieger, *GL 214 (Litanei); Victimae paschali laudes, *GL 215 (Ostersequenz lateinisch); Singt das Lob *GL 216 (Ostersequenz, deutsche Übertragung); Weihet dem Osterlamm, *GL 217 (Ostersequenz, deutsche Übertragung); Danket Gott, *GL 227 (Psalm 136). <?page no="43"?> I. Katholische Gesangbücher 29 2) Vorkommen Aufgrund der ökumenischen Ausrichtung des *GL werden im nachstehenden Überblick neben den katholischen auch die zur Zeit der Erstellung von *GL geltenden evangelischen Gesangbücher *EKG und *RKG berücksichtigt: Incipit KL II KKG 1966 DGB E-D e-N E-Ö KL I EKG RKG Christ ist erstanden ö x 40 x x x x x Das ist der Tag N (x) (36) (x) (x) Die ganze Welt ö 15 x x Erschienen ist der herrlich Tag ö 16 x x x Gelobt sei Gott ö x 23 x x x Halleluja. Ihr Christen, singet hocherfreut Nun freue dich, du Christenheit N (x) (30) (x) Nun freut euch hier und überall x O Licht der wunderbaren Nacht x Vom Tode heut erstanden ist N Wir wollen alle fröhlich sein ö 2 x Übereinstimmungen mit anderen Quellen Insgesamt sieben Lieder finden sich in entsprechendem Wortlaut schon in früheren Quellen. Fünf davon wurden aus den DGB relativ unverändert übernommen: Christ ist erstanden Die ganze Welt Erschienen ist der herrlich Tag Gelobt sei Gott Wir wollen alle fröhlich sein Außer dem letztgenannten gehören alle Lieder zur Gruppe der häufigsten im DGB-Bereich (A). Aus dem Bestand von *E-D beziehungsweise *E-Ö ist nur der Gesang Christ ist erstanden, aus dem von *e-N das Lied Die ganze Welt vertreten. Daneben zeigt sich anhand der fünf Gesänge die ökumenische Orientierung von *GL, denn alle kommen schon in *EKG – drei außerdem in *RKG – vor. Durchweg wurden sie in den Fassungen der „Arbeitsgemeinschaft Ökumenisches Liedgut“ (AÖL), wie sie die Sammlung *GKL von 1973 präsentiert, übernommen (ö-Lieder). 36 Im Fall von Gelobt sei Gott hat man nach dem Vor- 36 Damit befindet sich der komplette *GKL-Osterliedbestand in *GL: Christ ist erstanden (29); Wir wollen alle fröhlich sein (30); Gelobt sei Gott im höchsten Thron (31); Erschienen ist der herrlich Tag (32); Die ganze Welt (33). Näheres zu den ö-Liedern s.u. Teil 1 B.III.1.c. Siehe auch Anhang A.II Tabelle 10 (Gemeinsame Osterlieder der AÖL). <?page no="44"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 30 bild der EKG-Fassung, im Unterschied zu den früheren Versionen in *KL I und den meisten DGB, eine Veränderung durchgeführt, indem nach der zweiten eine weitere Strophe eingeschoben wurde, „weil nur so deutlich wird, dass auch Str. 4 die Botschaft des Engels am Grabe wiedergibt“ 37 . Aus dem Schweizer *RKG stammt das einen Ausschnitt aus Paul Gerhardts Dichtung wiedergebende Stück Nun freut euch hier und überall, 38 das bisher keines der katholischen DGB präsentiert. Eine weitere Übernahme ist aus *KL II zu verzeichnen: Von dort wurden die drei letzten Strophen des Gesangs Erfreue dich, du Christenheit als Lied zum Exultet (O Licht der wunderbaren Nacht) in das Formular für die Osternacht eingefügt. Neufassungen Die drei Gesänge Das ist der Tag N , Nun freue dich, du Christenheit N und Vom Tode heut erstanden ist N knüpfen zwar an Versionen an, die sich schon in Diözesangesangbüchern finden, lassen aber gravierende Textänderungen auf sprachlich-stilistischer, aber auch auf inhaltlicher Ebene, bis hin zum Ersatz gestrichener durch neue Strophen erkennen. Deshalb werden sie in den Bestandslisten als eigenständige Lieder geführt. Im Folgenden werden, dem Redaktionsbericht zum Gotteslob folgend, die stärkeren Eingriffe genannt. Das ist der Tag, ehemals: Nun singt dem Herrn ein neues Lied 39 Str. 1: Änderung des Initiums; Str. 2: Textliche Änderungen; Str. 3-4: Ersatz der früheren Strophen durch neugedichtete von Friedrich Dörr (1972), weil deren „Bilderfülle und deren theologische Aussagen mißgedeutet werden konnten“. 40 Str. 5: entspricht fast ganz der ersten Strophe des ursprünglichen Textes von Bone. Nun freue dich, du Christenheit, ehemals: Freu dich, du werte Christenheit 41 Das in vielen DGB aufgenommene sowie zu den Einheitsliedern gehörende und in verschiedenen Fassungen vorliegende Freu dich, du werte Christenheit stellt eine Bearbeitung des Liedes Freut euch, alle Christenheit dar, das sich in einem Mainzer Prozessionale von 1390 findet. Auf der Basis von Str. 1, 2 und 5 des ursprünglichen Textes wurde der von Nun freue dich, du Christenheit von der Subkommission des EGB 1971 neu geschaffen. Vom Tode heut erstanden ist, vgl. Erstanden ist der heilge Christ in drei Fassungen (Böhmische Brüder, Friedrich Spee, Heinrich Bone) 42 Str. 1: Es handelt sich um eine Übertragung der Cantio Surrexit Christi hodie (13./ 14. Jh.), wie auch bei den Gesängen von den Böhmischen Brüdern, Spee und Bone mit 37 Nordhues/ Wagner, Redaktionsbericht, 626. Die ausführliche Analyse dieses Liedes findet sich in Teil 2 B.III.1. 38 Hierbei wurden nur leichte Änderungen durchgeführt, vgl. Nordhues/ Wagner, Redaktionsbericht, 630. 39 Vgl. ebd., 627. 40 Ebd. 41 Vgl. ebd., 628. 42 Vgl. ebd., 629. <?page no="45"?> I. Katholische Gesangbücher 31 dem Initium „Erstanden ist der heilge Christ“ 43 . Allerdings wurde im Vergleich zu den drei genannten Stücken der Anfang umformuliert. Str. 2-4: Die von Silja Walter neu geschaffenen Strophen thematisieren die Wirkungen der Auferstehung auf kosmischer und spiritueller Ebene. Damit ist eine vierte Weiterschreibung der Cantio entstanden, die mit denen der drei anderen Fassungen nichts zu tun hat. Neuaufnahme Als neu aufgenommenes Lied ist Halleluja. Ihr Christen, singet hocherfreut zu nennen, das im untersuchten Osterliedgut beider Konfessionen singulär ist. Es basiert auf einer im 19. Jahrhundert von Christoph Moufang angefertigten Übertragung des Textes O filii et filiae von Jean Tisserant, der vor 1494 zu datieren ist. 44 Nicht übernommene Lieder Mit Blick auf die 14 häufigsten DGB-Gesänge der Gruppe A ist festzustellen, dass sechs von ihnen im Stammteil des *GL nicht mehr vorkommen: Nicht in GL aufgenommen DGB (A) Ist das der Leib 34 Freu dich, erlöste Christenheit 34 Das Grab ist leer 26 Wahrer Gott, wir glauben dir 18 Alleluja lasst uns singen 15 Christus ist erstanden! O tönt 15 Zwei weitere der Gruppe A, die beiden unter „Neufassungen“ erwähnten Stücke Freu dich, du werte Christenheit sowie Nun singt dem Herrn ein neues Lied sind in ihrer Originalfassung kaum noch erkennbar, da sie, wie beschrieben, massiv verändert wurden und mit den neuen Initien Nun freue dich, du Christenheit beziehungsweise Das ist der Tag, den Gott gemacht erscheinen. Die ebenfalls sehr oft, außerdem in *KL I und *E-D enthaltenen Marienlieder Freu dich, du Himmelskönigin und Lasst uns erfreuen herzlich sehr sind im *GL-Stammteil – wie bereits in manchen DGB – der Rubrik „Maria“ zugeordnet worden. Von den elf im DGB-Bereich zwischen 6- und 12-mal vorkommenden Gesängen der Gruppe B hat keiner Aufnahme in den Stammteil des *GL gefunden: 43 Siehe Liste des Gesamtbestandes der Osterlieder: Anhang A.I Tabelle 1. 44 „Der Text aus Moufangs Volksmessbuch ‚Officium divinum’ ist wiederholt überarbeitet worden. Die vorliegende Fg (Fassung, Anm. d. Verf.) wurde für GL geschaffen.“ Nordhues/ Wagner, Redaktionsbericht, 627. Als Vorlagen dienten der EGB-Kommission die aus Liber usualis (1934) sowie *Das bunte Boot (1962). Vgl. ebd. <?page no="46"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 32 Nicht in GL aufgenommen DGB (B) Der Heiland ist erstanden, befreit 12 Erstanden ist der heilge Christ (Spee) 12 Preis dem Todesüberwinder 10 Am Sonntag, eh die Sonn aufging 11 Jesus lebt, mit ihm auch ich 7 Erschalle laut, Triumphgesang 7 Nun danket Gott, ihr Christen all 7 Seele, dein Heiland 7 Christus ist auferstanden, Freud 6 Getröst, getröst! wir sind erlöst 6 Triumph, der Tod ist überwunden 6 3) Entstehungszeiten Entstehung GL (Gesamtbestand Lieder) (11=100%) DGB (häufige Lieder A/ B) (25=100%) Anzahl Anteil Anzahl Anteil 12-16. Jh. 4 36,4% 4 16,0% 17. Jh. 2 18,2% 8 32,0% 18. Jh. --- --- 7 28,0% 19. Jh. 1 9,1% 5 24,0% 20. Jh. 4 36,4% --- --- Den Entstehungszeiten nach liegen die Schwerpunkte in *GL auf der Phase des 12.-16. Jahrhunderts sowie auf der des 20. Jahrhunderts mit jeweils vier Gesängen. Zu letzterer gehören außer O Licht der wunderbaren Nacht die drei genannten Neufassungen älterer Texte. Aus dem 17. Jahrhundert stammen die beiden Stücke Nun freut euch hier und überall sowie Die ganze Welt der prominenten Barockdichter Paul Gerhardt beziehungsweise Friedrich Spee. Auffallend ist, dass im Unterschied zum DGB-Bereich das 18. Jahrhundert überhaupt nicht mehr repräsentiert ist. Ebenso kommen genuin im 19. Jahrhundert geschaffene Texte – sieht man einmal von den Relikten in Das ist der Tag ab – nicht vor. 45 Auch bei Halleluja. Ihr Christen singet hocherfreut handelt es sich um die Übertragung eines mittelalterlichen Gesanges. Im Ergebnis kann man die Osterrubrik des *GL als Reformprodukt bezeichnen, bei dem vor allem die Umsetzung ökumenischer Zielsetzungen zu würdigen ist. Allerdings zeigt sich eine gewisse Blindheit oder ablehnende Haltung gegenüber dem reichen Fundus der traditionellen, zum Teil weit verbreiteten Lieder im DGB-Bereich, indem man diese weitgehend ignoriert beziehungsweise sie den Diözesananhängen überlassen, und nur an wenigen, teilweise in bearbeiteter Form, festgehalten hat. Des Weiteren blieb man gegenüber zeitgenössischen Neuschöpfungen – sieht man einmal von O Licht der wunderbaren Nacht ab – weitgehend verschlossen, obwohl schon vor Erschei- 45 Der Mangel an Liedern aus dem 18. und 19. Jh. entspricht dem Gesamtbild von *GL, das generell nur wenige Gesänge aus diesen Zeiträumen aufweist. Vgl. Nordhues/ Wagner, Redaktionsbericht, 175.180f. <?page no="47"?> I. Katholische Gesangbücher 33 nen des *GL viele neue Osterlieder entstanden und in diversen Sammlungen erschienen waren. b. Diözesananhänge zum Gotteslob Nach der Darstellung der Quellen, wird zuerst das regional geltende Liedgut aus den mit dem Gotteslob-Stammteil zugleich erschienenen Diözesananhängen (kDA I) erfasst. In einem zweiten Schritt sollen dann die Anhänge der zweiten Generation (kDA II) untersucht werden, die in der Zeit zwischen 1983 und 2003 herausgegeben wurden. 46 1) Quellen Einen Überblick über die Quellen und die Anzahl der dort jeweils enthaltenen Osterlieder (eckige Klammern) gibt nachstehende Tabelle: Diözesen kDA I (1975) kDA II (1983ff) D EUTSCHLAND Aachen/ Lüttich *Ac-L I [9] *Ac-L II 1985 [2] Augsburg *Aug I [4] *Aug II 1983 [1] Bamberg *Bam I [6] *Bam II 1994 [0] Berlin *Bln I [5] *Bln II 1988 [4] Dresden-Meißen, Erfurt, Görlitz, Magdeburg *DEGM I [7] *DEGM/ D II 2003 [2] *DEGM/ E II 2002 [1] *DEGM/ G II 2002 [1] *DEGM/ M II o. J. [2] Eichstätt *Eic I [2] *Eic II 1992 [0] Essen *Ess I [4] Freiburg-Rottenburg *Fr-R I [8] *Fr II 1985/ 1992 [1] Fulda *Ful I [7] Hamburg *Hbg II 1996 [8] Hildesheim *Hil I [8] Köln *Kln I [7] Limburg *Lim I [11] *Lim II 1996 [0] Mainz *Mnz I [3] *Mnz II 1997 [1] München-Freising *Mü-F I [1] *Mü-F II 2003 [2] Münster *Mst I [6] *Mst II 1996 [0] Osnabrück *Osn I [5] *Osn II 1996 [0] Paderborn *Pad I [5] *Pad II 1996 [0] Passau *Pas I [5] *Pas II 1997 [0] Regensburg *Reg I [3] *Reg II 1986 [1] 46 Bezüglich der zweiten Phase zeigt sich ein uneinheitliches Bild: In einigen Diözesen hat man den ersten Anhang unverändert beibehalten (z.B. *Ess , *Ful I, *Hil I, *Kln I, *Spe I). In manchen Fällen wurden bestehende Anhänge erweitert bzw. ergänzt, wobei man vielfach die Neuerungen in den bisherigen Bestand unauffällig integriert hat (z.B. *Bam II, *Osn II, *Pad II, *Wbg II, *Bo-B II). Daneben entstanden Eigenteile in deutlicher Abgrenzung vom jeweils bisherigen (z.B. *Bln II, *Lim II, *Lin II, *Wie II, *In-F/ F II), die in der Extremform sogar als gesonderte, nicht beigebundene Hefte herausgegeben wurden. Schließlich sind noch jene kDA II zu nennen, bei denen der Bestand des kDA I unter Einbeziehung neuer Elemente umstrukturiert wurde (z.B. *Eic II, *Mst II, *Eis II, *Gr-S II, *Gu-K II, *StP II). Vgl. Riehm, Kirchenlied, 232-235. <?page no="48"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 34 Diözesen kDA I (1975) kDA II (1983ff) Speyer *Spe I [8] Trier *Tri I [7] *Tri II 1996 [0] Würzburg *Wbg I [6] *Wbg II 1994 [3] Gesamtanzahl: 23 Gesamtanzahl: 22 Gesamtanzahl: 21 I TALIEN Bozen-Brixen *Bo-B I [0] *Bo-B II 1987 [3] Gesamtanzahl: 1 Gesamtanzahl: 1 Gesamtanzahl: 1 L UXEMBURG Luxemburg *Lux I [3] *Lux II 1993 [0] Gesamtanzahl: 1 Gesamtanzahl: 1 Gesamtanzahl: 1 Ö STERREICH Österreich (alle Bistümer) *ÖT I [2] Eisenstadt *Eis I [1] *Eis II 2000 [1] Graz-Seckau *Gr-S I [1] *Gr-S II 1998 [3] Gurk-Klagenfurt *Gu-K I [3] *Gu-K II 1998 [4] Innsbruck/ Feldkirch *In-F I [1] *In-F/ F II 2002 [8] Linz *Lin I [2] *Lin II 1987 [1] Salzburg *Sal I [2] *Sal II 2003 [0] Sankt Pölten *StP I [1] *StP II 1995 [1] Wien *Wie I [1] *Wie II 1998 [0] Gesamtanzahl: 9 Gesamtanzahl: 9 Gesamtanzahl: 8 A NDERE Sudetendeutsche u.a. *Böh I [4] Glatz *Gla I [3] Rumänien *Rum I [1] Gesamtanzahl: 3 Gesamtanzahl: 3 Gesamtanzahl: 0 G ESAMTANZAHL : 37 G ESAMTANZAHL kDA I: 36 G ESAMTANZAHL kDA II: 31 2) Die Diözesananhänge der ersten Phase (1975) a) Bestand Der Bestand der Osterlieder wird aus den insgesamt 36 Diözesananhängen erhoben, die 1975 mit dem Stammteil der ersten Ausgabe des Gotteslob erschienen sind. 47 Insgesamt enthalten die deutschen und außerdeutschen kDA I 46 Osterlieder. 48 47 Zu den kDA I wird hier noch nicht der Anhang des Hamburger Gotteslobs gezählt, da das Bistum erst 1996 gegründet wurde. Vgl. Riehm, Kirchenlied, 341. 48 Die genauen Quellennachweise sind im Anhang A.I Tabelle 3 ersichtlich. Innerhalb des Gesamtliedbestandes finden sich fünf verschiedene Übertragungen des Hymnus’ Ad coenam agni providi bzw. Ad regias agni dapes: Beim Mahl des Lammes; Kommt zu des Lammes Ostermahl; Nun singet froh im weißen Kleid; Zum königlichen Ostermahl; Zum Mahl des Lammes eilt herbei. Das Lied Wer sich will freun von Herzen stellt, im Unterschied zur Fassung Wer sich will herzlich freuen (*D-Mst II 353), eine Neufassung des 20. Jh. dar. <?page no="49"?> I. Katholische Gesangbücher 35 Incipit Entstehung Anzahl kDA I 1 Am Sonntag, eh die Sonn aufging 17. Jh. 1 2 Beim Mahl des Lammes singet Lob 20. Jh. 2 3 Christ ist erstanden 12.-15. Jh. 2 4 Christus ist auferstanden, Freud 17. Jh. 2 5 Christus ist erstanden! O freut euch 19. Jh. 1 6 Christus ist erstanden! O tönt 19. Jh. 7 7 Christus ist erstanden! Von des Todes Banden 19. Jh. 1 8 Das Grab ist leer 18. Jh. 13 9 Das könnte den Herren der Welt 20. Jh. 1 10 Das neue Morgenrot erglüht 19. Jh. 3 11 Der Heiland erstand 19. Jh. 1 12 Der Heiland ist erstanden, befreit 18. Jh. 11 13 Dir, großer Gott, sei Ehre 19. Jh. 1 14 Ein Quell der Gnade sich ergießt 20. Jh. 1 15 Er hat gesiegt, der starke Held 18. Jh. 1 16 Erschalle laut, Triumphgesang 19. Jh. 2 17 Freu dich, erlöste Christenheit 18. Jh. 21 18 Getröst, getröst! wir sind erlöst 18. Jh. 2 19 Gewaltiger Herrscher im seligen Reich 18. Jh. 1 20 Glorreiche Himmelskönigin 18. Jh. 1 21 Halleluja (Alleluja) lasst uns singen 19. Jh. 9 22 Halleluja! Auferstanden aus des dunkeln Grabes Banden 19. Jh. 1 23 Heil uns, Heil 19. Jh. 2 24 Heut ist der Tag 20. Jh. 2 25 Heut triumphieret Gottes Sohn 16. Jh. 1 26 Im Kreuz ist Sieg 19. Jh. 1 27 Ist das der Leib 17. Jh. 19 28 Jauchzet dem Herren 20. Jh. 1 29 Jesus lebt, mit ihm auch ich 18. Jh. 4 30 Kommt zu des Lammes Ostermahl 19. Jh. 1 31 Lobsing, erlöste Christenschar ~ 19. Jh. 1 32 Lobsinget, Christen, dankt und preist ~ 19. Jh. 1 33 Nun singet froh im weißen Kleid 19. Jh. 1 34 Nun singt dem Herrn ein neues Lied 19. Jh. 1 35 Preis dem Todesüberwinder 18. Jh. 10 36 Preist Gott, ihr Völker all 16 Jh. 1 37 Seele, dein Heiland 18. Jh. 3 38 Seht, auferstanden ist der Herr ? 1 39 Seht, der Stein ist weggerückt 20. Jh. 1 40 Seht, er lebt 20. Jh. 1 41 Singet in den Kirchen 20. Jh. 1 42 Triumph, der Tod ist überwunden 19. Jh. 4 43 Wahrer Gott, wir glauben dir 19. Jh. 15 44 Wer sich will freun von Herzen 19. Jh. 1 45 Zum königlichen Ostermahl 19. Jh. 2 46 Zum Mahl des Lammes eilt herbei 20. Jh. 1 <?page no="50"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 36 b) Vorkommen Zur besseren Übersicht ist eine Einteilung in häufige (A), seltene (B) und sehr seltene (C) Gesänge sinnvoll: Anzahl Lieder Anzahl kDA I (A) 8 7-21 (B) 4 3-4 (C) 34 1-2 (A) Häufige Lieder Größte Verbreitung haben die folgenden acht Gesänge gefunden, die in 7 bis 21 kDA I enthalten sind. 49 Incipit kDA I DGB E-D e-N E-Ö KL I Freu dich, erlöste Christenheit 21 34 x Ist das der Leib 19 34 x x (e) x Wahrer Gott, wir glauben dir 15 18 x Das Grab ist leer 13 26 Der Heiland ist erstanden, befreit 11 12 Preis dem Todesüberwinder 10 10 Halleluja (Alleluja) lasst uns singen 9 15 Christus ist erstanden! O tönt 7 15 Durchweg handelt es sich um Lieder, die auch im DGB-Bereich zu den häufigeren (Gruppen A und B) gehören, jedoch nicht in den *GL-Stammteil übernommen wurden. An der Spitze der Häufigkeitsskala stehen Freu dich, erlöste Christenheit und Ist das der Leib, dessen Thema die Meditation des auferstandenen Leibs Christi ist. Die auf den ersten Blick schwer zugängliche Metaphorik des wohl von Friedrich Spee verfassten Textes hatte vermutlich die EGB- Kommission dazu bewogen, auf das Lied zu verzichten. Umso erstaunlicher ist seine Aufnahme in mehr als der Hälfte aller Anhänge, seine dadurch zu Tage tretende Beliebtheit, die nicht allein durch die Melodie zu erklären ist und die zeigt, dass dieses Gedicht doch von seinen Rezipienten angenommen wird. Bei den übrigen Gesängen fällt schon bei oberflächlicher Betrachtung auf, dass die Mehrheit von einer deutlich bis stark akzentuierten Siegesthematik bestimmt ist. Insbesondere sind hier Wahrer Gott, wir glauben dir, Das Grab ist leer, Preis dem Todesüberwinder und Halleluja (Alleluja) lasst uns singen zu nennen. (B) Seltene Lieder Vier Lieder finden sich nur selten, und zwar in den Anhängen von drei bis vier Bistümern. Auch sie kommen bereits in Diözesangesangbüchern vor, dort ebenfalls mit einem geringeren Verbreitungsgrad. 49 Die beiden Lieder Der Heiland ist erstanden, befreit und Freu dich, erlöste Christenheit werden in Hinblick auf ihr Vorkommen in österreichischen Bistümern jeweils achtfach gezählt, da sie im Österreichteil enthalten sind und somit für alle acht Bistümer gelten. Sofern sie zusätzlich in Bistumsanhängen erscheinen, handelt es sich stets um denselben Text mit Abweichungen in der Melodie. <?page no="51"?> I. Katholische Gesangbücher 37 Incipit kDA I DGB E-D/ E-Ö/ e-N KL I Jesus lebt, mit ihm auch ich 4 7 --- --- Triumph, der Tod ist überwunden 4 6 --- --- Das neue Morgenrot erglüht 3 5 --- --- Seele, dein Heiland 3 7 --- --- (C) Sehr seltene Lieder Den größten Anteil machen jene 34 Gesänge aus, die in nur einem bis zwei kDA I auftreten. Dreiundzwanzig stammen aus dem Bereich der DGB, wo sie ebenfalls nur selten vorkommen. Diesbezüglich zeigt sich lediglich im Fall des Erzählliedes Am Sonntag, eh die Sonn aufging eine Abweichung: Das ehemals von elf DGB präsentierte *e-N-Lied ist jetzt nur noch in *Hil I anzutreffen. 50 Zum Kreis der sehr seltenen Stücke gehören außerdem elf neu aufgenommene, die keines der untersuchten DGB aufweist, die sich aber auch in nur jeweils einem kDA I finden: Das könnte den Herren der Welt Ein Quell der Gnade sich ergießt Jauchzet dem Herren Kommt zu des Lammes Ostermahl Lobsing, erlöste Christenschar Lobsinget, Christen, dankt und preist Preist Gott, ihr Völker all Seht, auferstanden ist der Herr Seht, er lebt Singet in den Kirchen Zum Mahl des Lammes eilt herbei Nicht übernommene Lieder Eine relativ große Menge an DGB-Liedern – fast ein Drittel (18) – blieb in den Anhängen gänzlich unberücksichtigt. Die allermeisten spielen schon im DGB- Bereich eine nur periphere Rolle, indem sie in maximal drei DGB vorkommen. Im Verhältnis dazu fallen zwei Ausnahmen auf: Zum einen hat man das früher sehr beliebte, Friedrich Spee zugeschriebene Lied Erstanden ist der heilge Christ 51 , zum anderen das von Angelus Silesius stammende Stück Nun danket Gott, ihr Christen all 52 nicht mehr aufgenommen. Damit sind – nimmt man das nur noch in einem einzigen kDA I vertretene Am Sonntag, eh die Sonn aufging hinzu – drei ehemals geschätzte Barocklieder ins Abseits geraten. 50 Abgenommen hat auch die Zahl der nur noch in jeweils zwei kDA I aufzufindenden Stücke: Christus ist auferstanden, Freud (7 DGB); Erschalle laut, Triumphgesang (6 DGB); Getröst, getröst! wir sind erlöst (6 DGB). 51 Das Lied kommt in 12 DGB vor. 52 Das Lied kommt in 7 DGB sowie in *e-N vor. <?page no="52"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 38 c) Vorkommen Bezogen auf die Gesamtmenge der Lieder (Spalte 2 der nachstehenden Übersicht) sowie auf die Teilmenge A/ B der acht häufigen und vier selteneren Lieder (Spalte 3) verteilen sich die Gesänge der kDA I hinsichtlich der Entstehungszeiten ihrer Texte folgendermaßen: Entstehung Liedanzahl Gesamtbestand Gruppen A/ B 12.-16. Jh. 3 --- 17. Jh. 3 1 18. Jh. 10 6 19. Jh. 18 5 20. Jh. 9 --unbekannt 3 --- Summe 46 12 Im Verhältnis zum gesamten Liedgut sind Gesänge aus dem 12.-16. und dem 17. Jahrhundert jeweils selten, wobei die Epoche des Barock ausschließlich durch Dichtungen, von denen anzunehmen ist, dass sie von Friedrich Spee stammen, repräsentiert ist. Häufiger kommen Stücke aus dem 18. Jahrhundert vor. Am stärksten ist jedoch die Phase des 19. Jahrhunderts mit 18 Stücken vertreten. Immerhin neun Gesänge sind im 20. Jahrhundert entstanden. Ein anderes Bild zeigt sich beim Blick auf die 12 häufigen (A) und seltenen (B) Gesänge, denn diese stammen fast ausschließlich aus dem 18. beziehungsweise 19. Jahrhundert, Zeiträume, die im Stammteil des *GL überhaupt nicht beziehungsweise nur ansatzweise 53 repräsentiert sind. Die Beibehaltung beliebter Stücke aus diesen Zeiträumen durch die bistumsinternen Liedkommissionen führt so in vielen regionalen Ausgaben zu einem ausgleichenden Effekt. Stücke aus dem 20. Jahrhundert fallen aus den Gruppen A und B ganz heraus. Insofern lohnt es sich, auch einen Blick auf die Entstehungszeiten der Gesänge zu werfen, die zur Gruppe C der sehr seltenen Stücke gehören, weil sich hier in einzelnen Bistumsanhängen Ansätze zur Aufnahme neueren Liedgutes zeigen. Die nachstehende Tabelle differenziert zwischen der Gesamtanzahl der Lieder aus Gruppe C und der Teilmenge daraus mit Neuaufnahmen: Entstehung Liedanzahl Gruppe C ges. Neuaufnahmen C 12.-16. Jh. 3 1 17. Jh. 2 --- 18. Jh. 4 --- 19. Jh. 13 1 20. Jh. 9 6 unbekannt 3 3 Summe 34 11 53 Zum Beispiel durch das Anknüpfen an das Lied Nun singt dem Herrn ein neues Lied. <?page no="53"?> I. Katholische Gesangbücher 39 Innerhalb der Gruppe C der sehr seltenen Stücke sind – im Unterschied zum übrigen Liedgut – mehrere Gesänge aus dem 20. Jahrhundert vorhanden. Von den insgesamt neun Liedern stellen sechs Neuaufnahmen dar: Übernahmen aus DGB: Beim Mahl des Lammes singet Lob (Übertragung 1974) Heut ist der Tag (Neufassung 1931) Seht, der Stein ist weggerückt (Neuschöpfung 1971) Neuaufnahmen: Das könnte den Herren der Welt (Neuschöpfung 1970) Ein Quell der Gnade sich ergießt (Neuschöpfung vor 1961) Jauchzet dem Herren (Neuschöpfung 1975) Seht, er lebt (Neuschöpfung 1973) Singet in den Kirchen (Neuschöpfung 1972) Zum Mahl des Lammes eilt herbei (Übertragung 1974) Zwei der aus DGB übernommenen Stücke gehen auf ältere Gesänge zurück; nur Seht, der Stein ist weggerückt ist eine Neuschöpfung. Dagegen finden sich unter den Neuaufnahmen überwiegend originäre Dichtungen des 20. Jahrhunderts, von denen allein drei im Limburger kDA I enthalten sind. 54 3) Diözesananhänge der zweiten Phase (ab 1983) Von den 31 seit 1983 veröffentlichten kDA II enthalten 20 Osterlieder, in der Regel innerhalb von Osterrubriken, gelegentlich aber auch in anderen Kategorien, beispielsweise unter der Überschrift „Neue geistliche Lieder“ (z.B. *Bo-B II). Der überwiegende Teil der deutschen kDA II weist gemäß deren meist ergänzendem Charakter eine nur geringe Anzahl an Ostergesängen auf. Nur der Hamburger Anhang, der aufgrund der Neugründung des Bistums zum ersten Mal 1996 erschien, enthält eine größere Menge mit acht Stücken. In österreichischen kDA II sind die Zahlen hinzugekommener Gesänge ebenfalls niedrig. Eine Ausnahme bildet das Gemeindeliederbuch von Feldkirch, ein gesondert herausgegebenes Bändchen mit einer großen Auswahl an neueren Liedern. 55 In vier Diözesen (Eisenstadt, Graz-Seckau, Gurk-Klagenfurt, Sankt Pölten) hat man Neuordnungen geschaffen, die bezüglich des Osterliedgutes Mischungen aus früherem und neu aufgenommenem Liedgut darstellen. Im Bistumsbereich Bozen-Brixen enthält erst der zweite Anhang Osterlieder. Die folgende Tabelle verzeichnet die Anzahl der deutschen (Spalte 2) beziehungsweise österreichischen kDA II (Spalte 3) in Zuordnung zu den jeweiligen Osterliedmengen (Spalte 1). 54 Das könnte den Herren der Welt; Seht, er lebt; Singet in den Kirchen. Als modernes Stück erscheint in der Limburger Osterrubrik außerdem Lasst uns das Lied singen, gedichtet vom selben Verfasser und vertont von Erna Woll. Aufgrund seiner Litaneiform wird es hier ausgeklammert. Das übernommene Lied Seht, der Stein ist weggerückt findet sich schon in einem Limburger Beiheft (*D-Lim/ B II 1972). 55 Vgl. Riehm, Kirchenlied, 317f. <?page no="54"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 40 Liedanzahl pro kDA II Anzahl kDA II (D) Anzahl kDA II (A) 1-2 10 3 3-4 2 2 8 1 1 0 8 2 a) Bestand Aufgeführt und gezählt werden nur Gesänge, die, wie es fast ausschließlich der Fall ist, in den zweiten Anhängen im Verhältnis zu ihren jeweiligen Vorgängern neu sind. 56 Auf diese Weise kommen insgesamt 32 Gesänge zusammen, die größtenteils in nur einem bis zwei kDA II enthalten sind. 57 Incipit Entstehung kDA II 1 Alle Knospen springen auf 20. Jh. 1 2 Christus ist auferstanden, Freud 17. Jh. 2 3 Christus ist erstanden! O tönt 19. Jh. 2 4 Das Grab ist leer 18. Jh. 2 5 Dein Tod am Kreuz 20. Jh. 1 6 Du bist da, wo Menschen leben 20. Jh. 1 7 Erschalle laut, Triumphgesang 19. Jh. 1 8 Getröst, getröst! wir sind erlöst 18. Jh. 1 9 Gewaltiger Herrscher im seligen Reich 18. Jh. 1 10 Halleluja lasst uns singen 19. Jh. 2 11 Halleluja! Auferstanden aus des dunkeln Grabes Banden 19. Jh. 1 12 Halleluja … auferstanden ist der Herr 20. Jh. 1 13 Halleluja, danke Jesus 20. Jh. 2 14 Halleluja, klatschet in die Hände 20. Jh. 1 15 Im Kreuz ist Sieg 19. Jh. 1 16 Ist das der Leib 17. Jh. 1 17 Jauchzet dem Herren 20. Jh. 1 18 Jesus lebt, mit ihm auch ich 18. Jh. 4 19 Jesus lebt wirklich 20. Jh. 1 20 Kommt zu des Lammes Ostermahl 19. Jh. 1 21 Liebe ist nicht nur ein Wort 20. Jh. 1 22 Mach die Augen auf 20. Jh. 1 23 Manchmal feiern wir 20. Jh. 1 24 Nun singet froh im weißen Kleid 19. Jh. 1 25 Preis dem Todesüberwinder 18. Jh. 3 26 Seht, er lebt 20. Jh. 1 27 Triumph, der Tod ist überwunden 19. Jh. 1 28 Wahrer Gott, wir glauben dir 19. Jh. 2 29 Wir singen jubelnd 19. Jh. 1 30 Zu Ostern in Jerusalem 20. Jh. 1 31 Zum königlichen Ostermahl 19. Jh. 1 32 Zwei Jünger gingen 20. Jh. 2 56 Nur in neugeordneten Anhängen (*Eis II, *Gr-S II, *Gu-K II, *StP II) kommt es vor, dass sich ein Lied bereits im entsprechenden kDA I findet. 57 Ausnahmen bilden die drei- und viermal vorkommenden Lieder Jesus lebt, mit ihm auch ich bzw. Preis dem Todesüberwinder. Der Einzelnachweis der Quellen findet sich im Anhang A.I Tabelle 3. <?page no="55"?> I. Katholische Gesangbücher 41 b) Vorkommen Da die einzelnen Osterlieder jeweils in nur wenigen kDA II auftreten, erübrigt sich eine Kategorienbildung nach dem Kriterium der Häufigkeit. Übereinstimmungen mit anderen Quellen Die Mehrheit der in den kDA II zu verzeichnenden Gesänge (19) findet sich schon in den kDA I jeweils anderer Bistümer sowie in Diözesangesangbüchern. 58 Incipit kDA II kDA I DGB e-N KL I Christus ist auferstanden, Freud 2 2 6 Christus ist erstanden! O tönt 2 7 15 Das Grab ist leer 2 13 26 Erschalle laut, Triumphgesang 1 2 7 Getröst, getröst! wir sind erlöst 1 2 6 Gewaltiger Herrscher im seligen Reich 1 1 1 Halleluja lasst uns singen 2 9 15 Halleluja! Auferstanden aus des dunkeln Grabes Banden 1 1 3 Im Kreuz ist Sieg 1 1 1 Ist das der Leib 1 19 34 e x Jauchzet dem Herren 1 1 --- Jesus lebt, mit ihm auch ich 4 4 7 Kommt zu des Lammes Ostermahl 1 1 --- Nun singet froh im weißen Kleid 1 1 5 Preis dem Todesüberwinder 3 10 10 Seht, er lebt 1 1 --- Triumph, der Tod ist überwunden 1 4 6 Wahrer Gott, wir glauben dir 2 15 18 e Zum königlichen Ostermahl 1 2 4 Neuaufnahmen Gegenüber allen untersuchten früheren katholischen Quellen erscheinen 13 Lieder zum ersten Mal. In Hinblick darauf, dass die meisten in nur einem kDA II vorkommen, ist deren Bedeutung aufs Ganze gesehen gering. 58 In der nachfolgenden Tabelle kommen die Kategorien *E-D und *E-Ö nicht vor, da sich in den kDA II keine Gesänge aus diesen Sammlungen finden. <?page no="56"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 42 Incipit kDA II Alle Knospen springen auf 1 Dein Tod am Kreuz 1 Du bist da, wo Menschen leben 1 Halleluja … auferstanden ist der Herr 1 Halleluja, danke Jesus 2 Halleluja, klatschet in die Hände 1 Jesus lebt wirklich 1 Liebe ist nicht nur ein Wort 1 Mach die Augen auf 1 Manchmal feiern wir 1 Wir singen jubelnd 1 Zu Ostern in Jerusalem 1 Zwei Jünger gingen 2 Nicht übernommene Lieder Die ehemals im DGB-Bereich weit verbreiteten Lieder Am Sonntag, eh die Sonn aufging, Erstanden ist der heilge Christ (Spee) sowie Nun danket Gott, ihr Christen all, die schon in den kDA I kaum beziehungsweise keine Resonanz mehr gefunden haben, werden auch von keinem der kDA II präsentiert. c) Entstehungszeiten Bezüglich der Gesamtzahl (Spalte 2) sowie der Teilmengen der Übernahmen (Spalte 3) und der Neuaufnahmen (Spalte 4) ergibt sich folgendes Bild: Entstehung Liedanzahl Gesamtmenge Übernahmen Neuaufnahmen 12.-16. Jh. --- --- --- 17. Jh. 2 2 --- 18. Jh. 5 5 --- 19. Jh. 11 10 1 20. Jh. 14 2 12 Summe 32 19 13 Beim Blick auf die Gesamtmenge fällt im Unterschied zu den DGB und kDA I die insgesamt große Zahl von 14 Liedern mit Texten aus dem 20. Jahrhundert auf, die sogar die Zahl der aus dem 19. Jahrhundert stammenden übersteigt. Die meisten der betreffenden Gesänge, abgesehen von Jauchzet dem Herren und Seht, er lebt, erscheinen zum ersten Mal im Bereich der katholischen Gesangbuchtradition. Bei der relativ hohen Anzahl (14 von insgesamt 32, also 43,7%) ist allerdings zu bedenken, dass es sich um Randerscheinungen handelt: Nur drei deutsche und vier ausländische der einunddreißig kDA II weisen die Lieder auf, und diese in meist sehr geringer Anzahl. Die große Ausnahme im Gesamtbild bildet das erst 2002 edierte Gemeindeliederbuch der Diözese Feldkirch (*In-F/ F), das acht zeitgenössische Lieder enthält. Einen Überblick über das Vorkommen gibt nachstehende Tabelle: <?page no="57"?> I. Katholische Gesangbücher 43 Lieder des 20. Jh. in kDA II Ac-L DEGM/ D Wbg Bo-B Gr-S Gu-K In-F/ F Alle Knospen springen auf 010 Dein Tod am Kreuz 934 Du bist da, wo Menschen leben 962.3 Halleluja … auferstanden ist der Herr 122 Halleluja, danke Jesus 916 123 Halleluja, klatschet in die Hände 117 Jauchzet dem Herren 933 Jesus lebt wirklich 116 Liebe ist nicht nur ein Wort 011 Mach die Augen auf 119 Manchmal feiern wir 121 Seht, er lebt 916 Zu Ostern in Jerusalem 118 Zwei Jünger gingen 052 120 Ähnlich wie der Limburger kDA I stellt im Bereich der kDA II die Feldkircher Liedsammlung mit ihrer reichhaltigen Auswahl an Osterliedern des 20. Jahrhunderts eine Rarität dar. 3. Die katholischen Gesangbücher der deutschsprachigen Schweiz Im Zuge der Umsetzung der Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils erschien für die deutschsprachige Schweiz bereits 1966 – fast zehn Jahre vor Fertigstellung des Gotteslobs – ein erstes Einheitsgesangbuch, das Kirchengesangbuch (*KKG 1966). Zwölf Jahre später trat die Nachfolgeausgabe *KKG 1978 in Kraft, ergänzt durch einen Anhang mit Liedern aus dem *GL-Stammteil. Erst 1985 kam es zur definitiven Entscheidung, das Gotteslob nicht zu übernehmen und ein eigenes neues Gesangbuch zu schaffen. Die Vorbereitungsarbeiten verliefen in ökumenischer Kooperation mit der evangelischen Kommission, die zeitgleich mit der Erstellung eines neuen Gesangbuchs für die Schweizer Evangelisch-reformierten Kirchen (*RG) befasst war. Als Ergebnis wurde 1998 das neue Katholische Gesangbuch (*KG) eingeführt. 59 a. Katholisches Kirchengesangbuch (1966/ 1978) Da die beiden Ausgaben von 1966 und 1978 in ihrem Osterlieder-Grundbestand übereinstimmen – eine Abweichung zeigt sich nur durch die Aufnahme von Wir wollen alle fröhlich sein im Anhang von *KKG 1978 –, werden sie gemeinsam behandelt. 1) Bestand Der Umfang von insgesamt neun beziehungsweise zehn liedgemäßen Gesängen ist dem der Osterrubrik von *GL vergleichbar. Dabei ist zu bedenken, dass 59 Vgl. Riehm, 20. Jahrhundert, 326-328. Weitere bibliographische Hinweise zu *KG bietet Ders., Kirchenlied, 501-503. <?page no="58"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 44 über diese Lieder hinaus keine weiteren in den Schweizer Bistümern offiziell Verwendung fanden, da keine ergänzenden Diözesananhänge zu *KKG ediert wurden. Incipit Entstehung KKG 1966 KKG 1978 1 Alleluja lasst uns singen 19. Jh. 255 255 2 Beim Mahl des Lammes stehen wir ~20. Jh. 250 250 3 Christ ist erstanden 12.-15. Jh. 251 251 4 Christus ist erstanden! O tönt 19. Jh. 256 256 5 Freu dich, du werte Christenheit 15. Jh. 252 252 6 Freu dich, erlöste Christenheit 18. Jh. 257 257 7 Gelobt sei Gott 16. Jh. 253 253 8 Nun singt dem Herrn ein neues Lied 19. Jh. 254 254 9 Seele, dein Heiland 18. Jh. 258 258 10 Wir wollen alle fröhlich sein 16. Jh. --- 012 2) Vorkommen Hinsichtlich der Lieder in der Ausgabe von 1966 sind die DGB nur der ersten Phase maßgeblich, da die meisten DGB II in der Zeit danach veröffentlicht wurden. Insbesondere interessieren in diesem Zusammenhang die Schweizer Diözesangesangbücher. 60 Incipit (KKG 1966) DGB I CH DGB I gesamt E-D 61 E-Ö KL I Alleluja lasst uns singen 5 (SE) 14 Beim Mahl des Lammes stehen wir Christ ist erstanden 2 (3) 62 39 x x x Christus ist erstanden! O tönt 4 (SE) 15 Freu dich, du werte Christenheit 26 x Freu dich, erlöste Christenheit 4 (SE) 30 x Gelobt sei Gott 12 x Nun singt dem Herrn ein neues Lied 3 33 x x (e) Seele, dein Heiland 2 (SE) 7 Bezogen auf *KKG 1966 kommen acht der neun Gesänge schon im Bereich der vorkonziliaren DGB-Ausgaben größtenteils häufig bis sehr häufig vor. Sechs davon finden sich schon in Schweizer DGB. Bei dem einzigen neu aufgenommenen Gesang handelt es sich um Beim Mahl des Lammes stehen wir, eine Übertragung des Hymnus’ Ad regias agni dapes. Was die Ausgabe von 1978 angeht, 60 Von den in Schweizer DGB bereits enthaltenen Liedern sind in *KKG 1966 vier als überregional geltende einheitliche Fassungen gekennzeichnet (SE = Schweizer Einheitslied): Alleluja, lasst uns singen; Christus ist erstanden! O tönt; Freu dich, erlöste Christenheit; Seele, dein Heiland. 61 Aus *e-N kommen keine Lieder vor. 62 Die eingeklammerte Zahl kommt zustande durch das Miteinbeziehen der auf Christ ist erstanden basierenden Fassung Christus ist erstanden von des Todesbanden (*D-Chu I 42), die wegen des veränderten Initiums und anderer Unterschiede innerhalb des DGB-Bestandes gesondert geführt und gezählt wird. <?page no="59"?> I. Katholische Gesangbücher 45 so hat man aus *GL lediglich Wir wollen alle fröhlich sein hinzugefügt. Anders als bei der Erstellung des deutschen Gesangbuches hielt man an den traditionellen Fassungen von Freu dich, du werte Christenheit sowie Nun singt dem Herrn ein neues Lied fest. 3) Entstehungszeiten Unter Einbeziehung des in *KKG 1978 hinzugekommenen Liedes ergibt sich im Vergleich zu *GL folgende Verteilung: Entstehung KKG 1978 (10=100%) GL (11=100%) Liedanzahl Liedanteil Liedanzahl Liedanteil 12-16. Jh. 4 40,0% 4 36,4% 17. Jh. --- --- 2 18,2% 18. Jh. 2 20,0% --- --- 19. Jh. 3 30,0% 1 9,1% 20. Jh. ~1 63 ~10,0% 4 36,4% Auffallend ist das völlige Fehlen von Barockliedern aus dem 17. Jahrhundert Insbesondere haben die weithin beliebten, aber schon in den Schweizer DGB nicht rezipierten Stücke, die vermutlich auf Friedrich Spee zurückgehen, z.B. Ist das der Leib oder Die ganze Welt, keine Aufnahme gefunden. Dagegen sind Gesänge aus dem 18. Jahrhundert zweimal und solche aus dem 19. Jahrhundert dreimal vorhanden. Damit ergibt sich ein im Vergleich zu *GL konträres Bild: Dort finden sich zwar Gesänge aus dem 17. Jahrhundert, aber keine aus dem 18. und nur einer aus dem 19. Jahrhundert. b. Katholisches Gesangbuch (1998) 1) Bestand Im Vergleich zu den beiden Vorgängerausgaben des *KKG präsentiert das neue *KG eine deutlich reichhaltigere Auswahl mit jetzt 16 Osterliedern. Incipit Entstehung KG 1 Christ ist erstanden 12.-15. Jh. 436 2 Christus ist auferstanden, Freud 17.Jh. 451 3 Christus ist erstanden! O tönt 19. Jh. 439 4 Das ist der Tag 20. Jh. 455 5 Das könnte den Herren der Welt 20. Jh. 444 6 Die ganze Welt 17. Jh. 449 7 Erstanden ist der heilig Christ (B.B.) 16. Jh. 438 8 Freu dich, erlöste Christenheit 18. Jh. 452 9 Gelobt sei Gott 16. Jh. 437 10 Halleluja lasst uns singen 19. Jh. 455 11 Heut hören es alle 20. Jh. 456 12 Nun saget Dank 16. Jh. 440 13 Seht, der Stein ist weggerückt 20. Jh. 442 14 Vom Tode heut erstanden ist 20. Jh. 445 63 Die Angabe und der entsprechende Prozentwert beziehen sich auf das Lied Beim Mahl des Lammes stehen wir; die Entstehungszeit dieser Fassung konnte nicht abgesichert werden. <?page no="60"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 46 Incipit Entstehung KG 15 Wir wollen alle fröhlich sein 16. Jh. 447 16 Zum Mahl des Lammes schreiten wir 20. Jh. 443 2) Vorkommen Aufgrund der ökumenisch ausgerichteten Vorarbeiten zum Gesangbuch werden in nachstehender Tabelle auch die evangelischen Quellen *RG, *EG und eRT aufgeführt. 64 Incipit KKG 1966/ 78 GL kDA I/ II DGB RG EG eRT Christ ist erstanden ö x x I 2 40 x x Christus ist auferstanden, Freud ö I 2 / II 2 6 x 5 Christus ist erstanden, o tönt x I 7 / II 2 15 Das ist der Tag N (x) x (36) Das könnte den Herren der Welt I 1 x 1 Die ganze Welt ö x 15 x x Erstanden ist der heilig Christ (B.B.) ö 1 x x Freu dich, erlöste Christenheit x I 21 34 Gelobt sei Gott ö x x 23 x x Halleluja (Alleluja) lasst uns singen x I 9 / II 2 15 Heut hören es alle Nun saget Dank ö Seht, der Stein ist weggerückt I 1 1 x 1 Vom Tode heut erstanden ist N x Wir wollen alle fröhlich sein ö x (1978) x 2 x x Zum Mahl des Lammes schreiten wir I 1 Übereinstimmungen mit anderen Quellen Vierzehn Gesänge erscheinen bereits in Osterrubriken früherer katholischer Quellen des deutschsprachigen Raums. Sechs davon, die schon in DGB und dort meist in größerer Anzahl vorkommen, wurden aus *KKG 1978 übernommen. 65 Bei den aus *KKG rezipierten Gesängen ergeben sich in drei Fällen auch Entsprechungen zu *GL. Hinzu kommen drei weitere, so dass *KG insgesamt sechs der zehn *GL-Lieder aufweist. 66 Daneben spiegelt die Osterrubrik die ökumenische Orientierung des Gesangbuchs: Die Hälfte der Lieder sind auch in dem im gleichen Jahr veröffentlichten *RG zu verzeichnen. Sie finden sich außerdem bereits in *EG oder innerhalb des Bereichs der eRT. Bei allen handelt es sich um ganz oder teilweise übernommene Fassungen der AÖL. 64 Aufgrund des weitgehend identischen Bestandes von *EG mit dem von *EKG wird letzterer in der Tabelle nicht aufgeführt. 65 Christ ist erstanden; Christus ist erstanden! O tönt; Freu dich, erlöste Christenheit; Gelobt sei Gott; Halleluja lasst uns singen; Wir wollen alle fröhlich sein. Nicht berücksichtigt wird Das ist der Tag, da der Text stark von dem der ursprünglichen Fassung Nun singt dem Herrn (*KKG 254) abweicht und aus *GL übernommen wurde. Näheres zur Bearbeitung s.o. Teil 1 B.I.2.a.2). 66 Neben Das ist der Tag wurde aus *GL auch die Neufassung Vom Tode heut erstanden ist übernommen. Näheres zur Bearbeitung s.o. Teil 1 B.I.2.a.2). <?page no="61"?> I. Katholische Gesangbücher 47 Neuaufnahmen Neben der erst 1996 entstandenen Übertragung von Ad cenam agni providi mit dem Incipit Zum Mahl des Lammes schreiten wir 67 sind nur die beiden Stücke Nun saget Dank sowie Heut hören es alle zu nennen, die die Osterrubriken früherer Quellen beziehungsweise des Schwestergesangbuchs *RG nicht enthalten. 68 Nicht übernommene Lieder Zu den drei aus *KKG nicht mehr berücksichtigten Stücken gehört die Fassung Beim Mahl des Lammes stehen wir, die durch die neuere Zum Mahl des Lammes schreiten wir ersetzt wurde. Des Weiteren ist Freu dich, du werte Christenheit zu nennen, das möglicherweise im Schweizer Raum nicht Fuß fassen konnte, denn vor seiner Aufnahme in *KKG 1966 war es in keinem der Schweizer DGB enthalten. Allerdings hat man auch nicht auf die von *GL präsentierte EGB- Fassung Nun freue dich, du Christenheit zurückgegriffen. Schließlich ist noch Seele, dein Heiland zu nennen, das, obwohl es in *KKG als Schweizer Einheitslied firmiert, nicht mehr den Weg in die Osterrubrik fand. 3) Entstehungszeiten Entstehung KG (16=100%) GL (11=100%) Liedanzahl Liedanteil Liedanzahl Liedanteil 12-16. Jh. 5 31,2% 4 36,4% 17. Jh. 2 12,5% 2 18,2% 18. Jh. 1 6,2% --- --- 19. Jh. 2 12,5% 1 9,1% 20. Jh. 6 36,5% 4 36,4% Anders als die Osterrubrik von *GL präsentiert die von *KG Lieder aller Epochen, wenn auch mit unterschiedlicher Gewichtung. Tendenziell stehen Lieder aus dem 17. bis 19. Jahrhundert mit Werten zwischen 6,2% und 12,5% eher im Hintergrund. Dagegen enthält *KG eine relativ große Anzahl an Gesängen aus dem 12.-16. sowie aus dem 20. Jahrhundert. Zu letzteren gehören eine Hymnenübertragung 69 und zwei Neufassungen traditioneller Gesänge 70 . Insoweit ist der Befund dem des *GL ähnlich. Darüber hinaus ist jedoch das Streben der *KG-Gesangbuchkommission erkennbar, das bearbeitete Liedgut durch originär verfasste, zeitgenössische Stücke zu ergänzen: Es handelt sich um die auch in *RG aufgenommenen Gesänge Das könnte den Herren der Welt und Seht der Stein ist weggerückt, die sich beide schon in *Lim I und *HK finden und zum 67 Es handelt sich um die Fassung des Benediktinischen Antiphonale, Bd. III, Vesper – Komplet, 148f, die auch im Evangelischen Tagzeitenbuch, Nr. 624 aufgenommen wurde. 68 Allerdings findet sich der Gesang Nun saget Dank, dessen Text eine Neufassung des Psalmliedes (Ps 118) von Ambrosius Lobwasser (1573) darstellt, auch in anderen Gesangbüchern, dort aber nicht in der Osterrubrik, z.B. in *GL 269 (Lob und Dank), *EG 294 (Psalmen und Lobgesänge) und *RG 75 (Psalmen und andere biblische Gesänge). 69 Zum Mahl des Lammes schreiten wir. 70 Das ist der Tag; Vom Tode heut erstanden ist. <?page no="62"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 48 Zeitpunkt des Erscheinens von *KG fast 30 Jahre alt sind, außerdem um das erst 1991 von Kurt Rose geschaffene Lied Heut hören es alle. II. Evangelische Gesangbücher 1. Das Evangelische Kirchengesangbuch und seine Regionalanhänge Im Folgenden werden die Osterliedbestände der Stammausgabe des Evangelischen Kirchengesangbuchs (*EKG) sowie der regional geltenden Anhänge (eRA) behandelt. a. Evangelisches Kirchengesangbuch (Stammausgabe 1950) 1) Bestand Insgesamt wurden 17 Osterlieder aufgenommen. Darunter sind zwei Gesänge, die an Ostern gesungen werden können, die aber in anderen Rubriken stehen: Jesus, meine Zuversicht (unter „Tod und Ewigkeit“) und Die ganze Welt (unter „Jahreszeiten“). Incipit Entstehung EKG 1 Auf, auf, mein Herz 17. Jh. 86 2 Christ ist erstanden 12.-15. Jh. 75 3 Christ lag in Todesbanden 16. Jh. 76 4 Die ganze Welt 17. Jh. 369 5 Erschienen ist der herrlich Tag 16. Jh. 80 6 Erstanden ist der heilig Christ (B.B.) 16. Jh. 78 7 Früh morgens, da die Sonn aufgeht 17. Jh. 85 8 Gelobt sei Gott 16. Jh. 79 9 Heut triumphieret Gottes Sohn 16. Jh. 83 10 Jesus Christus, unser Heiland 16. Jh. 77 11 Jesus lebt, mit ihm auch ich 18. Jh. 89 12 Jesus, meine Zuversicht 17. Jh. 330 13 Mit Freuden zart 16. Jh. 81 14 O Tod, wo ist dein Stachel nun 17. Jh. 87 15 Wach auf, mein Herz 18. Jh. 88 16 Wir danken dir (Herman) 16. Jh. 84 17 Wir wollen alle fröhlich sein 16. Jh. 82 2) Vorkommen Im Vergleich zu den zur Zeit der Erstellung von *EKG in Gebrauch befindlichen katholischen Nachbargesangbüchern, vor allem den DGB I, zeigen sich Schnittmengen bezüglich der folgenden Lieder: <?page no="63"?> II. Evangelische Gesangbücher 49 Incipit DGB I E-D e-N E-Ö KL I Christ ist erstanden 39 x x x Die ganze Welt 14 x Erschienen ist der herrlich Tag 11 x Erstanden ist der heilig Christ (B.B.) 1 Gelobt sei Gott 12 x Jesus lebt, mit ihm auch ich 7 Fünf Gesänge, Christ ist erstanden, Die ganze Welt, Erschienen ist der herrlich Tag, Gelobt sei Gott und Jesus lebt, mit ihm auch ich, haben im DGB-Bereich weitere Verbreitung gefunden (Gruppe A und B), drei davon sind bereits in *KL I enthalten. 3) Entstehungszeiten Entstehung Liedanzahl Liedanteil 12.-16. Jh. 10 58,8% 17. Jh. 5 29,4% 18. Jh. 2 11,8% 19. Jh. --- --- 20. Jh. --- --- Das Spektrum der vertretenen Epochen reicht vom Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert. Der Zeitraum des 12.-16. Jahrhunderts hat durch die große Zahl reformatorischer Gesänge das größte Gewicht. Aus dem 17. Jahrhundert stammen fünf Barocklieder, zu denen auch Die ganze Welt aus dem katholischen Bereich gehört, während das 18. Jahrhundert nur durch zwei Lieder repräsentiert ist. Weder aus dem 19. noch aus dem 20. Jahrhundert sind Stücke vertreten. Damit spiegelt die Osterrubrik eine Situation, die für das Gesamtliedgut des *EKG charakteristisch ist, die jedoch bei aller Anerkennung des Gesangbuchs auch einige Kritik ausgelöst hat. 71 b. Regionalanhänge zum Evangelischen Kirchengesangbuch (ab 1950) Die zwischen 1950 und 1973 veröffentlichten Regionalanhänge des *EKG enthalten das Eigengut der verschiedenen, teilweise zusammengeschlossenen Landeskirchen. 1) Quellen Aus folgenden Anhängen werden die Osterlieder – ihre Anzahl wird in eckigen Klammern angegeben – erfasst: 72 71 Vgl. z.B. Reich, Das Evangelische Gesangbuch, 93-110, bes. 93-96; Thust, Kirchenlied, 17f. 72 Die Aufstellung folgt der Reihenfolge bei Riehm, Kirchenlied, 164f. Die angegebenen Jahreszahlen entsprechen den untersuchten Auflagen. <?page no="64"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 50 Landeskirchen eRA (1950ff) Niedersachsen 73 *E-N 1951 [2] Braunschweig, Schaumburg/ Lippe, Blankenburg (DDR) *E-NB o. J. [0] Selbständige Ev.-Luth. Kirche *E-NS 1975 [3] Kurhessen-Waldeck, Hessen und Nassau *E-HK 1950/ 51 [2] Bremen *E-Br 1950/ 61 [5] Sachsen *E-S 1953 [0] Unierte Kirchen DDR 74 *E-UK 1951/ 53 [3] Baden *E-Ba 1951 [4] Pfalz *E-Pf 1952 [0] Mecklenburg *E-M 1953 [2] Württemberg *E-Wü 1953 [1] Nordelbien *E-Ne 1954 [3] Thüringen *E-T 1956 [2] Bayern *E-Bay ~1958 [4] Österreich *E-Öst 1960 [2] Rheinland, Westfalen, Lippe, Ev.-ref. Kirche Nordwestdeutschland *E-RWLR 1977 [2] Lutherische Kirchen DDR (Mecklenburg 1953, Sachsen 1950 und Thüringen 1954) *E-LK 1973 [1] Gesamtanzahl 17 2) Bestand Vierzehn der 17 Anhänge enthalten ein bis fünf Osterlieder. Insgesamt umfasst der Bestand 25 Gesänge: Incipit Entstehung eRA 1 Auferstanden, auferstanden ist der Herr (Danneil) 18. Jh. 1 2 Christus ist erstanden 16. Jh. 1 3 Der Höllen Pforten sind zerstört 17. Jh. 1 4 Die Lerche stieg am Ostermorgen 19. Jh. 1 5 Gott sei gedankt zu jeder Zeit 17. Jh. 1 6 Halleluja! Jesus lebt 18. Jh. 1 7 Halleluja, jauchzt ihr Chöre 18. Jh. 1 8 Ich geh zu deinem Grabe 18. Jh. 3 9 Ich sag es jedem, dass er lebt 18. Jh. 2 10 Jesu, Todesüberwinder 19. Jh. 1 11 Jesus, unser Trost und Leben 17. Jh. 3 12 Lasset uns den Herren preisen 17. Jh. 3 13 Mein Fels hat überwunden 18. Jh. 1 73 Der für Niedersachsen geltende Anhang (*E-N) stellt den gemeinsamen der beiden nachstehenden landeskirchlichen Bereiche dar, die außerdem über einen Sonderanhang verfügen (*E-NB, *E-NS). *E-N findet sich außerdem in der Ausgabe für Hannover, Oldenburg, Luth. Italien und Vereinigte Ev.-Luth. Kirche in Afrika. Diese enthält keinen Sonderanhang. 74 Die „Unierten Kirchen der DDR“ sind ein Zusammenschluss der nicht-lutherischen Kirchen der DDR, deren *EKG-Ausgaben einen gemeinsamen Anhang (*E-UK) haben. Zu ihnen gehören: – Anhalt/ Berlin-Brandenburg/ Görlitz/ Greifswald/ Provinz Sachsen/ Berlin-West – Reformierte Gemeinden (zusätzlich: 31 Psalmlieder). Vgl. Riehm, Kirchenlied 164. <?page no="65"?> II. Evangelische Gesangbücher 51 Incipit Entstehung eRA 14 Nun freut euch hier und überall 17. Jh. 1 15 O fröhliche Stunden 17. Jh. 2 16 O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit 17. Jh. 2 17 Ostern, Ostern, Frühlingswehen 18. Jh. 1 18 Sei fröhlich alles weit und breit 17. Jh. 1 19 Siehe, das ist Gottes Lamm 20. Jh. 1 20 Singen wir heut mit einem Mund 16. Jh. 1 21 Triumph, Triumph 17. Jh. 2 22 Wandle leuchtender und schöner 19. Jh. 1 23 Willkommen, Held im Streite 18. Jh. 2 24 Wir danken dir (Praetorius) 18. Jh. 1 25 Zween der Jünger gehen 18. Jh. 1 3) Vorkommen Im Großen und Ganzen sind die Lieder von ausschließlich regionalem Belang, da die meisten (17) in jeweils nur einem Anhang, fünf in zwei und drei in drei Anhängen vorkommen. Auch haben die Stücke im katholischen Bereich keine Bedeutung, denn es findet sich kein einziges in einem der betreffenden Gesangbücher. 4) Entstehungszeiten Hinsichtlich der Entstehungszeiten zeigt sich im Verhältnis zu *EKG folgende Verteilung: Entstehung Liedanzahl eRA EKG 12.-16. Jh. 2 10 17. Jh. 9 5 18. Jh. 10 2 19. Jh. 3 --- 20. Jh. 1 --- Bemerkenswert ist die einerseits relativ niedrige Liedanzahl aus dem 16. Jahrhundert sowie die andererseits große aus dem 17. und dem 18. Jahrhundert. Beim Vergleich mit der Osterrubrik der *EKG-Stammausgabe zeigen sich insbesondere im Hinblick auf das 18. Jahrhundert in manchen eRA ausgleichende Tendenzen, auch wenn dies vermutlich mehr mit der Liedtradition der betreffenden Landeskirchen als mit einer bewussten, an Entstehungszeiten orientierten Liedauswahl zu tun hat. In jedem Fall handelt es sich angesichts der geringen Verbreitung dieser Gesänge nur um punktuelle Kompensationen. Das gilt noch mehr für die insgesamt vier Lieder aus dem 19. und 20. Jahrhundert, von denen jedes in nur einem eRA zu verzeichnen ist. <?page no="66"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 52 2. Das Evangelische Gesangbuch und seine Regionalteile Bei der Erstellung des Stammteils von *EG hat man sich hinsichtlich des Gesamtliedguts um eine ausgewogenere Präsentation aus verschiedenen Traditionen bemüht, womit einerseits eine Ausdünnung bezüglich der reformatorischen und barocken Anteile, andererseits die Aufnahme von Gesängen der in *EKG unterrepräsentierten Epochen des 18., vor allem aber des 19. und 20. Jahrhunderts verbunden waren. 75 Um auch regionalen Traditionen gerecht zu werden, führten die Landeskirchen, manche im Verbund, zwischen 1993 und 1996 Regionalteile (eRT) nach dem Vorbild des *EKG ein. 76 Im Folgenden wird zunächst das Liedgut des Stammteils, danach das der Regionalteile dargestellt. 77 a. Evangelisches Gesangbuch (Stammausgabe 1993) 1) Bestand Insgesamt enthält *EG 19 Osterlieder, zwei mehr als das Vorgängerbuch *EKG. Incipit Entstehung EG 1 Auf, auf mein Herz 17. Jh, 112 2 Christ ist erstanden 12.-15. Jh. 99 3 Christ lag in Todesbanden 16. Jh. 101 4 Der schöne Ostertag 20. Jh. 117 5 Die ganze Welt 17. Jh. 110 6 Er ist erstanden, Halleluja 20.Jh. 116 7 Erschienen ist der herrlich Tag 16. Jh. 106 8 Erstanden ist der heilig Christ (B.B.) 16. Jh. 105 9 Früh morgens, da die Sonn aufgeht 17. Jh. 111 10 Gelobt sei Gott 16. Jh. 103 11 Heut triumphieret Gottes Sohn 16. Jh. 109 12 Jesus Christus, unser Heiland 16. Jh. 102 13 Jesus lebt, mit ihm auch ich 18. Jh. 115 14 Mit Freuden zart 16. Jh. 108 15 O Tod, wo ist dein Stachel nun 17. Jh. 113 16 Singen wir heut mit einem Mund 16. Jh. 104 17 Wach auf, mein Herz 18. Jh. 114 18 Wir danken dir (Herman) 16. Jh. 107 19 Wir wollen alle fröhlich sein 16. Jh. 100 75 Vgl. Reich, Das Evangelische Gesangbuch, 99-101. 76 Vgl. Riehm, Kirchenlied, 165-169. 77 Eine vollständige Erfassung der Gesänge des *EG-Stammteils sowie der Regionalteile bietet Riehm, Kirchenlied, 19-130.169-228. <?page no="67"?> II. Evangelische Gesangbücher 53 2) Vorkommen Incipit EKG eRA GL kDA I/ II DGB E-D / e-N E-Ö KL I Auf, auf, mein Herz x Christ ist erstanden (ö) x x ö I 2 40 x (E) x x Christ lag in Todesbanden x Der schöne Ostertag Die ganze Welt ö x x ö 15 x (e) Er ist erstanden, Halleluja Erschienen ist der herrlich Tag ö x x ö 16 x Erstanden ist der heilig Christ (B.B.) ö x 1 Frühmorgens, da die Sonn aufgeht x Gelobt sei Gott ö x x ö 23 x Heut triumphieret Gottes Sohn x I 1 1 Jesus Christus, unser Heiland x Jesus lebt, mit ihm auch ich (ö) x I 4 / II 4 7 Mit Freuden zart x O Tod, wo ist dein Stachel nun x Singen wir heut mit einem Mund 1 Wach auf, mein Herz x Wir danken dir (Herman) x 1 Wir wollen alle fröhlich sein ö x x ö 2 Übereinstimmungen mit anderen Quellen Der größte Teil der Lieder, nämlich 16 von 19, findet sich schon im Stammteil des *EKG. Die ganze Welt ist in *EG nun unter „Ostern“ – anstatt, wie in *EKG, unter „Jahreszeiten“ – einsortiert. Eines der drei nicht in *EKG vorkommenden Stücke, Singen wir heut mit einem Mund, steht bereits im eRA von Bremen. Sieben Gesänge haben schon länger eine ökumenische Bedeutung, insofern sie bereits von *EKG und DGB I gemeinsam aufgewiesen werden. 78 Vier von ihnen, Christ ist erstanden, Die ganze Welt, Erschienen ist der herrlich Tag und Gelobt sei Gott, wurden dann auch in *GL rezipiert. Ebenfalls in *GL ist das Lied Wir wollen alle fröhlich sein enthalten, das aber erst in zwei DGB der zweiten Phase erscheint. 79 Bei diesen fünf Stücken hat man, wie in *GL, auf die in *GKL publizierten Fassungen der AÖL zurückgegriffen; lediglich Christ ist erstanden zeigt in *EG leichte Abweichungen. 80 Die beiden verbleibenden Lieder, die 78 Um welche DGB I es sich handelt, ist anhand des Quellennachweises im Anhang A.I Tabelle 2 ersichtlich. 79 *D-Ac II und *D-Sec/ E II. 80 Zur Aufnahme der AÖL-Fassungen in *GL s.o. Teil 1 B. I.2.a.2). <?page no="68"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 54 ebenfalls schon von DGB, nicht aber von *GL präsentiert werden, sind das im katholischen Bereich äußerst seltene Heut triumphieret Gottes Sohn (1 DGB, 1 kDA I) sowie Jesus lebt, mit ihm auch ich. Von letzterem existiert eine ökumenische Fassung. 81 Im katholischen Raum hat es, außerhalb von *GL, weitere Verbreitung gefunden (7 DGB, 8 kDA I/ II). Im Unterschied zum Vorgehen bei der Erstellung des Liedteils von *GL sind in der Regel die Texte der aus *EKG übernommenen Gesänge kaum oder gar nicht verändert worden. 82 Keine Veränderungen Leichte Veränderungen Auf, auf, mein Herz Die ganze Welt (Str. 1,3; 6,3) Christ ist erstanden Gelobt sei Gott (Str. 6) 83 Christ lag in Todesbanden Jesus lebt, mit ihm auch ich (Str. 5,5) 84 Erschienen ist der herrlich Tag Heut triumphieret Gottes Sohn (Str. 6,2) Frühmorgens, da die Sonn aufgeht O Tod, wo ist dein Stachel nun Jesus Christus, unser Heiland Wach auf, mein Herz (Str. 1,2) Mit Freuden zart Wir wollen alle fröhlich sein (Str. 3-4) 85 Wir danken dir (Herman) Als einziges Lied, das in seiner Gesamtgestalt etwas stärkere Korrekturen erfuhr, ist Erstanden ist der heilig Christ zu nennen, dessen Erzählteil durch den Einschub der sechsten und siebten Strophe nachvollziehbarer gemacht wurde. 86 Neuaufnahmen Neuaufgenommen wurde Singen wir heut mit einem Mund, ein Text aus dem 16. Jahrhundert von Michael Weisse in einer 1932 angefertigten Bearbeitung von Otto Riethmüller. Die beiden anderen Lieder sind Produktionen unserer Zeit. Dem Lied Er ist erstanden, Halleluja liegt der 1966 verfasste Suaheli-Text Mfurahini, Haleluya zugrunde, der von Ulrich S. Leupold 1969 ins Deutsche übertragen wurde. 87 Auch Der schöne Ostertag hat fremdsprachige Ursprünge. Die Fassung von Jürgen Henkys basiert auf einer niederländischen und verschie- 81 Sie wurde veröffentlicht in *GzB 20. In *EG erscheint diese Fassung mit Veränderungen. 82 Meist handelt es sich nur um kleine Eingriffe, z.B. um die Ersetzung veralteter durch zeitgemäße Wörter. 83 *EKG: „damit von Sünden wir befreit, / dem Namen dein gebenedeit / frei mögen singen allezeit: / Halleluja.“ *EG: „O mache unser Herz bereit, / damit von Sünden wir befreit / dir mögen singen allezeit: / Halleluja.“ 84 Hier wurde der typisch aufklärerische Akzent, den Glaubensakt als Pflicht zu bezeichnen, getilgt. *EKG: „Er gibt Kraft zu dieser Pflicht“. *EG: „Seine Treue wanket nicht“. 85 Z.B. wurde die Formulierung in *EKG: „und all die Sein’ herausgeführt“ (3,2) in *EG ersetzt durch „die Seinen all herausgeführt“, entsprechend der ö-Version *GKL 30. 86 Es handelt sich hier um ein von der AÖL beschlossenes Lied (*LbR 73). Weitere Veränderungen betreffen die Vereinfachung der Rollenverteilung (ursprünglich Engel, Maria, Frauen), indem als Gesprächspartnerinnen des Engels die Frauen nun nur noch summarisch genannt werden. Hinzu kommen in mehreren Strophen Veränderungen der Formulierungen, die meistens jedoch nicht oder nur unwesentlich sinnverändernd wirken. 87 Das Lied hatte schon vorher in offiziösen Sammlungen Einlass gefunden, z.B. *Lieder zum Kirchentag 1975. <?page no="69"?> II. Evangelische Gesangbücher 55 denen englischen Vorlagen aus dem 17. beziehungsweise aus dem 19./ 20. Jahrhundert. Aufgrund des kreativen Umgangs des Autors mit den Textvorlagen, wodurch ein ganz neues Werk entstanden ist, wird das Stück in das 20. Jahrhundert eingeordnet. 88 Nicht übernommene Lieder Im Prinzip hat man kein Lied aus *EKG gestrichen. Lediglich Jesus, meine Zuversicht wird nicht mehr als Osterlied gekennzeichnet, sondern ausschließlich der Rubrik „Sterben und ewiges Leben“ zugeordnet. 89 3) Entstehungszeiten Entstehung EG (19=100%) EKG (17=100%) Liedanzahl Liedanteil Liedanzahl Liedanteil 12.-16. Jh. 11 57,9% 10 58,8% 17. Jh. 4 21,0% 5 29,4% 18. Jh. 2 10,5% 2 11,8% 19. Jh. --- --- --- --- 20. Jh. 2 10,5% --- --- Aufgrund der nahezu kompletten Übernahme der Gesänge aus *EKG zeigen sich bezüglich der Entstehungszeiten zwischen dem 12. und dem 19. Jahrhundert kaum Abweichungen. Dementsprechend dominiert weiterhin das Liedgut aus der Reformationszeit, während Stücke aus dem 19. Jahrhundert, wie bisher, keine Rolle spielen. Insofern hat sich bei den Osterliedern der in der Vorbereitungsphase des *EG geäußerte Wunsch nach Ausgewogenheit der Gesänge aus verschiedenen Epochen nur teilweise erfüllt. Lediglich in Bezug auf das 20. Jahrhundert erweist sich die Osterrubrik durch die Aufnahme der beiden oben genannten Stücke ausländischer Provenienz als erneuert. b. Regionalteile zum Evangelischen Gesangbuch (ab 1993) 1) Quellen Insgesamt sind elf, für einige Landeskirchen gemeinsame Lied-Regionalteile, die jeweils eins bis sieben Ostergesänge (eckige Klammern) enthalten, festzustellen: 90 88 Vgl. Süß, Ostertag. Das Lied wird in Teil 4 B.I. vorgestellt. 89 *EG 526. 90 Vgl. Riehm, Kirchenlied, 166.209. Die genannte Anzahl bezieht sich auf die Regionalteile mit Liedern. Der Textteil *Sa wird hinzugezählt, weil er zwei Lieder enthält. <?page no="70"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 56 Landeskirchen eRT (1993-1996) Lutherisches Sachsen (nur Textteil mit 2 Liedern) *Sa 1994 [0] Österreich *Öst 1994 [3] Bayern/ Thüringen *BT 1994 [5] Mecklenburg *Me 1994 [1] Nordelbien *Ne 1994 [4] Niedersachsen/ Bremen *NB 1994 [2] Hessen-Nassau/ Kurhessen-Waldeck *HK 1994 [4] Baden/ Elsass und Lothringen/ Pfalz *BEP 1995 [7] Württemberg *Wü 1996 [3] Rheinland/ Westfalen/ Lippe/ Ref. Kirche *RWLR 1996 [5] Ref. Kirche „Der Psalter“ (Liedteil = RWLR) *Ref 1996 [s. RWLR] Gesamtanzahl 11 2) Bestand In neun von insgesamt elf Regionalteilen kommen die im Folgenden aufgelisteten Osterlieder vor. Insgesamt ergibt sich eine Liste mit 23 Stücken, die in der Regel in jeweils nur einem bis zwei eRT vorkommen. Incipit Entstehung eRT 1 Auferstanden, auferstanden ist der Herr (Mohn) 19. Jh. 1 2 Besiegt hat Jesus Tod und Nacht 20. Jh. 1 3 Brich an, du hohes Feste 18. Jh. 1 4 Christ, der Herr, ist heut erstanden 20. Jh. 2 5 Christus is opstahn 20. Jh. 1 6 Christus ist auferstanden, Freud 17. Jh. 5 7 Christus lebt, drum lasst das Jammern 20. Jh. 1 8 Das könnte den Herren der Welt 20. Jh. 1 9 Die Sonne geht auf 20. Jh. 2 10 Einer ist unser Leben 20. Jh. 1 11 Große Leute, kleine Leute 20. Jh. 1 12 Ich tanzte, als Gott die Welt gemacht 20. Jh. 1 13 Ich hör die Botschaft 20. Jh. 2 14 Jesus, unser Trost und Leben 17. Jh. 2 15 Nun freut euch, Gottes Kinder all 16. Jh. 1 16 Nun ist der Himmel aufgetan 20. Jh. 2 17 Nun werden die Engel 20. Jh. 2 18 O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit 17. Jh. 2 19 O Licht der wunderbaren Nacht 20. Jh. 1 20 Seht, der Stein ist weggerückt 20. Jh. 1 21 Wie Morgenrot der Tag erwacht 19. Jh. 1 22 Wir singen und verkünden 19. Jh. 1 23 Wo einer dem andern neu vertraut 20. Jh. 1 <?page no="71"?> II. Evangelische Gesangbücher 57 3) Vorkommen Übereinstimmungen mit anderen Quellen Incipit eRT eRA GL kDA I/ II DGB Christus ist auferstanden, Freud 5 I 2 / II 2 6 Das könnte den Herren der Welt 1 I 1 Jesus, unser Trost und Leben 2 3 Nun werden die Engel 2 1 O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit 2 2 Seht, der Stein ist weggerückt 1 I 1 1 Von den nur sechs auch in anderen Quellen zu verzeichnenden Liedern werden zwei von eRA präsentiert, während die übrigen vier in katholischen Gesangbüchern vorkommen. Zu letzteren gehören die in *HK enthaltenen modernen Stücke Das könnte den Herren der Welt und Seht, der Stein ist weggerückt. Beide finden sich im katholischen Nachbaranhang *Lim I, letzteres schon in *D-Lim/ B II 1972. Überraschend ist die Häufigkeit des Liedes Christus ist auferstanden, Freud, das im evangelischen Bereich der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum ersten Mal in gleich fünf eRT auftritt. 91 Neuaufnahmen Im Verhältnis zum Bestand von *EKG und eRA erscheint in den Regionalteilen die Mehrheit aller vorhandenen Gesänge (21) zum ersten Mal. Nicht aufgenommene Lieder Umgekehrt haben aus den eRA fast keine Gesänge – abgesehen von Jesus, unser Trost und Leben sowie O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit – Berücksichtigung gefunden. 4) Entstehungszeiten Bei der Sortierung der 23 Lieder nach ihren Entstehungszeiten ergibt sich beim Vergleich mit der Situation im Bereich der eRA das folgende Bild: Entstehung Liedanzahl eRT eRA 12.-16. Jh. 1 2 17. Jh. 3 9 18. Jh. 1 10 19. Jh. 3 3 20. Jh. 15 1 Summe 23 25 Während Lieder aus den Zeitabschnitten zwischen dem 12. und 19. Jahrhundert in den eRT sehr selten sind, fällt die hohe Anzahl von 15 Gesängen aus dem 20. Jahrhundert auf. Hier zeigt sich ein erheblicher Unterschied zu den eRA, wo als einziges das nicht mehr aufgenommene Stück Siehe, das ist Gottes 91 Dies hat vermutlich mit der Publikation des mit neuen Strophen versehenen Liedes durch die AÖL zu tun: Im Jahr 1983 erschien diese Fassung in *LbR 78. In der ö-Fassung fand es später auch in *KG und *RG Aufnahme. <?page no="72"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 58 Lamm (1938) festzustellen ist. In allen eRT, die überhaupt Osterlieder aufweisen, haben Stücke aus dem 20. Jahrhundert Einlass gefunden. Anhand des Verhältnisses zwischen der Gesamtmenge und dem Anteil neuer Lieder in den einzelnen eRT wird das gewachsene Interesse an letzteren erkennbar. Insbesondere sind *BT, *HK und *Öst zu nennen, die das im Stammteil noch wenig vertretene moderne Liedgut durch zusätzliche Gesänge erweitern. eRT Liedanzahl gesamt 20. Jh. BEP 7 2 BT 5 4 HK 4 4 Me 1 1 NB 2 1 Ne 4 1 Öst 3 3 RWLR 5 2 Wü 3 2 Mehrere Texte haben ihren Ursprung in fremdsprachigen Dichtungen 92 ; ein Stück, Christus is opstahn, ist auf plattdeutsch verfasst. Bei den nach 1945 entstandenen Stücken in deutscher Originalsprache 93 handelt es sich um neun Lieder: 94 Incipit BEP 7 Lieder BT 5 Lieder HK 4 Lieder Öst 3 Lieder RWLR 5 Lieder Wü 3 Lieder Das könnte den Herren der Welt 550 Die Sonne geht auf 556 550 Einer ist unser Leben 552 Große Leute, kleine Leute 565 Ich hör die Botschaft 558 563 Nun werden die Engel 563 563 O Licht der wunderbaren Nacht 559 Seht, der Stein ist weggerückt 551 Wo einer dem andern neu vertraut 551 92 Besiegt hat Jesus Tod und Nacht; Christ, der Herr, ist heut erstanden; Christus lebt, drum lasst das Jammern; Ich tanzte, als Gott die Welt gemacht (I danced in the morning). 93 Das einzige deutschsprachige Lied vor 1945 ist Nun ist der Himmel aufgetan von Gerhard Fritzsche (1941). 94 Unterhalb jeder Sigle in der Titelzeile der nachstehenden Tabelle wird jeweils die Gesamtzahl der Osterlieder des betreffenden eRT angegeben. <?page no="73"?> II. Evangelische Gesangbücher 59 3. Die evangelisch-reformierten Gesangbücher der deutschsprachigen Schweiz Analog zur Entstehung des ersten deutschen evangelischen Einheitsgesangbuches kam auch in der Schweiz ein Prozess in Gang, dessen Frucht das gemeinsame Gesangbuch für die reformierten Gemeinden der deutschsprachigen Schweiz (*RKG 1952) war. Nach mehr als vierzigjährigem Gebrauch erschien im gleichen Jahr wie *KG das neue Gesangbuch *RG (1998). 95 a. Gesangbuch der Evangelisch-reformierten Kirchen (1952) 1) Bestand Das *RKG enthält in der Osterrubrik insgesamt 14 Lieder: Incipit Entstehung RKG 1 Christ ist erstanden 12.-15. Jh. 157 2 Christ lag in Todesbanden 16. Jh. 159 3 Erschienen ist der herrlich Tag 16. Jh. 158 4 Frühmorgens, da die Sonn aufgeht 17. Jh. 162 5 Gelobt sei Gott 16. Jh. 160 6 Heut triumphieret Gottes Sohn 16. Jh. 161 7 Ich sag es jedem, dass er lebt 18. Jh. 170 8 Jesus lebt, mit ihm auch ich 18. Jh. 169 9 Jesus, meine Zuversicht 17. Jh. 165 10 Nun freut euch hier und überall 17. Jh. 164 11 O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit 18. Jh. 166 12 O Tod, wo ist dein Stachel nun 17. Jh. 163 13 Wach auf, mein Herz 18. Jh. 167 14 Willkommen, Held im Streite 18. Jh. 168 2) Vorkommen Hinsichtlich des Auftretens der Gesänge interessieren der Stammteil und die eRA des Nachbargesangbuchs *EKG sowie die zeitlich parallel herausgegebenen katholischen DGB der ersten Phase 96 . Incipit EKG eRA DGB I Christ ist erstanden x 39 Christ lag in Todesbanden x Erschienen ist der herrlich Tag x 11 Frühmorgens, da die Sonn aufgeht x Gelobt sei Gott x 12 Heut triumphieret Gottes Sohn x Ich sag es jedem, dass er lebt 2 Jesus lebt, mit ihm auch ich x 7 Jesus, meine Zuversicht x Nun freut euch hier und überall 1 95 Vgl. Riehm, 20. Jahrhundert, 326-328. 96 Die Schweizer DGB I enthalten lediglich Christ ist erstanden. Deshalb werden sie in der Tabelle nicht berücksichtigt. <?page no="74"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 60 Incipit EKG eRA DGB I O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit 2 O Tod, wo ist dein Stachel nun x Wach auf, mein Herz x Willkommen, Held im Streite 2 Zehn der Gesänge kommen in der Stammausgabe des *EKG und die vier übrigen in dessen Regionalanhängen vor. Damit weist *RKG keine Lieder auf, die gegenüber der deutsch-österreichischen evangelischen Tradition neu wären. Die vier Stücke Christ ist erstanden, Erschienen ist der herrlich Tag, Gelobt sei Gott sowie Jesus lebt, mit ihm auch ich finden sich außerdem im Bereich der katholischen DGB I. Es sind dieselben, die auch *EKG mit den DGB gemeinsam hat. 3) Entstehungszeiten Entstehung RKG (14=100%) EKG (17=100%) Liedanzahl Liedanteil Liedanzahl Liedanteil 12-16. Jh. 5 35,7% 10 58,8% 17. Jh. 4 28,6% 5 29,4% 18. Jh. 5 35,7% 2 11,8% 19. Jh. --- --- --- --- 20. Jh. --- --- --- --- Im Vergleich zu *EKG ist die Anzahl reformatorischer Gesänge geringer, sodass ein ausgewogeneres Verhältnis zu denen aus dem 17. und 18. Jahrhundert besteht. Im 19. und 20. Jahrhundert verfasste Lieder haben, wie in *EKG, noch keine Berücksichtigung gefunden. b. Gesangbuch der Evangelisch-reformierten Kirchen (1998) 1) Bestand Mit einer Anzahl von 22 Liedern weist *RG im Vergleich zu allen anderen untersuchten Einheitsgesangbüchern beziehungsweise Stammteilen die reichhaltigste Osterliedrubrik auf. Incipit Entstehung RKG 1 Am Morge früeh am Oschtertag (berndeutsch) 20. Jh. 488 2 Christ ist erstanden 12.-15. Jh. 462 3 Christ lag in Todesbanden 16. Jh. 464 4 Christus ist auferstanden, Freud 17. Jh. 472 5 Das könnte den Herren der Welt 20. Jh. 487 6 Der schöne Ostertag 20. Jh. 486 7 Die ganze Welt 17. Jh. 471 8 Dir, Auferstandner, sei der Lobgesang 20. Jh. 485 9 Erschienen ist der herrlich Tag 16. Jh. 469 10 Erstanden ist der heilig Christ (B.B.) 16. Jh. 467 11 Frühmorgens, da die Sonn aufgeht 17. Jh. 474 12 Gelobt sei Gott 16. Jh. 466 13 Heut triumphieret Gottes Sohn 16. Jh. 470 14 Ich sag es jedem, dass er lebt 18. Jh. 484 15 Jesus Christus, unser Heiland 16. Jh. 463 <?page no="75"?> II. Evangelische Gesangbücher 61 Incipit Entstehung RKG 16 Jesus lebt, mit ihm auch ich 18. Jh. 482 17 Jesus, meine Zuversicht 17. Jh. 478 18 Nun freut euch hier und überall 17. Jh. 476 19 Seht, der Stein ist weggerückt 20. Jh. 481 20 O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit 18. Jh. 480 21 Wach auf, mein Herz 18. Jh. 483 22 Wir wollen alle fröhlich sein 16. Jh. 468 2) Vorkommen Initium RKG EG eRT EKG eRA KG GL kDA I/ II Am Morge früeh am Oschtertag Christ ist erstanden (ö) x x x x x I 2 Christ lag in Todesbanden x x x Christus ist auferstanden, Freud ö 5 x I 2 / II 2 Das könnte den Herren der Welt 1 x I 1 Der schöne Ostertag x Die ganze Welt ö x x x x Dir, Auferstandner, sei der Lobgesang Erschienen ist der herrlich Tag ö x x x x Erstanden ist der heilig Christ (B.B.) ö x x x Frühmorgens, da die Sonn aufgeht x x x Gelobt sei Gott (ö) x x x x x Heut triumphieret Gottes Sohn x x x Ich sag es jedem, dass er lebt x 2 Jesus Christus, unser Heiland x x Jesus lebt, mit ihm auch ich (ö) x x x I 4/ II 4 Jesus, meine Zuversicht (ö) x x Nun freut euch hier und überall (ö) x 1 x O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit x 2 2 Seht, der Stein ist weggerückt 1 x I 1 Wach auf, mein Herz x x x Wir wollen alle fröhlich sein ö x x x x Übereinstimmungen mit anderen Quellen Zunächst fällt auf, dass nahezu alle Stücke bereits in der evangelischen Liedtradition beheimatet sind. So wurde bis auf zwei Gesänge 97 der ganze Bestand aus *RKG übernommen. Zugleich zeigen sich große Schnittmengen mit *EKG und *EG (jeweils 13 Stücke). Von den weder in *RKG, *EKG noch *EG zu findenden Liedern werden drei von einzelnen eRA beziehungsweise eRT aufgewiesen. In Hinblick auf die katholische Tradition sind acht mit *KG gemeinsame Stücke festzustellen: Zunächst handelt es sich um vier weit verbreitete Lieder der jüngeren ökumenischen Tradition, die schon in *EKG und teils in *RKG 97 O Tod, wo ist dein Stachel nun und Willkommen, Held im Streite. <?page no="76"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 62 sowie in *EG und *GL vorkommen. 98 Des Weiteren sind die Stücke Erstanden ist der heilig Christ in der Fassung der Böhmischen Brüder zu nennen sowie Christus ist erstanden, Freud katholischer Provenienz, das in der Weiterschreibung der AÖL aufgenommen wurde. Außerdem finden sich, wie im katholischen Schwestergesangbuch, die beiden modernen Gesänge Das könnte den Herren der Welt sowie Seht, der Stein ist weggerückt. Neu aufgenommene Lieder Nur zwei Gesänge sind im Verhältnis zur untersuchten evangelischen Osterliedtradition ganz neu: das berndeutsche Dialektlied Am Morge früeh am Oschtertag und die Ende der Achtzigerjahre entstandene Übersetzung aus dem Französischen Dir, Auferstandner, sei der Lobgesang von Fritz Gafner. Nicht übernommene Lieder Die beiden in *RKG und deutschen Gesangbüchern vorkommenden Gesänge O Tod, wo ist dein Stachel nun und Willkommen, Held im Streite wurden nicht mehr berücksichtigt. 3) Entstehungszeiten Entstehung RG (22=100%) RKG (14=100%) EG (19=100%) Liedanzahl Liedanteil Liedanteil Liedanteil 16. Jh. 8 36,4% 35,7% 57,8% 17. Jh. 5 22,7% 28,6% 21,0% 18. Jh. 4 18,2% 35,7% 10,5% 19. Jh. --- --- --- --- 20. Jh. 5 22,7% --- 10,5% Beim Vergleich des Bestandes von *RG mit dem von *RKG zeigen sich einige Tendenzen zur Übereinstimmung: Zum einen variieren die gegenüber *EG wesentlich niedrigeren Liedanteile aus dem 12.-16. Jahrhundert kaum, zum anderen fehlen weiterhin Gesänge aus dem 19. Jahrhundert Dagegen haben die Quoten der Stücke aus dem 17. und 18. Jahrhundert im Verhältnis zu *RKG abgenommen zugunsten der Neuaufnahme von Gesängen aus dem 20. Jahrhundert, die jetzt rund 23% des Osterliedgutes ausmachen, ein Wert der den in *EG (10,5%) deutlich übersteigt. Hier zeichnet sich ein deutlicher Innovationswille ab. Allerdings muss man die Texte genauer in den Blick nehmen: Sowohl das Mundartlied Am Morge früeh am Oschtertag als auch das ursprünglich französische Dir, Auferstandner, sei der Lobgesang folgen textlich und musikalisch einem traditionellen Stil. Als Lieder mit modernen deutschen Texten können nur die beiden zu „Osterklassikern“ avancierten Stücke Das könnte den Herren der Welt sowie Seht, der Stein ist weggerückt bezeichnet werden. 98 Dies sind vier Gesänge in *GKL: Christ ist erstanden, Die ganze Welt, Gelobt sei Gott, Wir wollen alle fröhlich sein. Allerdings wurden in *RG nicht alle ö-Fassungen uneingeschränkt übernommen (siehe eingeklammertes „ö“ in obiger Übersicht zum Vorkommen). <?page no="77"?> III. Überblick über den Gesamtliedbestand der offiziellen Gesangbücher 63 III. Überblick über den Gesamtliedbestand der offiziellen Gesangbücher Die Gesamtzahl aller Osterlieder in den untersuchten Gesangbüchern des deutschsprachigen Bereichs beträgt 153. 99 1. Konfessionalität und Ökumene a. Das Liedgut in katholischen Gesangbüchern 1) Die am weitesten verbreiteten Gesänge und ihr Vorkommen Die katholischen Quellen enthalten insgesamt 100 Lieder. Von diesen haben 38 weite bis sehr weite Verbreitung gefunden, insofern jedes in mindestens einem Einheitsgesangbuch (*GL, *KKG, *KG) oder in mindestens sechs regional geltenden Quellen (DGB, kDA I, kDA II) vertreten ist. 100 Eine Teilmenge davon mit 16 Gesängen erfüllt das Verbreitungskriterium in besonders hohem Maße, indem die betreffenden Lieder von mindestens zwei Einheitsgesangbüchern oder einer entsprechenden Anzahl regionaler Quellen, DGB beziehungsweise kDA I/ II (mindestens je 15), präsentiert werden. Daneben zeigt sich ein zeitübergreifender Aspekt, da diese Stücke stets in mehreren der untersuchten Gesangbuchgenerationen vorkommen. 101 Einen Überblick bietet folgende Tabelle 102 : Incipit Entstehung KL I / E D / E-Ö / e-N DGB GL kDA I kDA II KKG 1978 KG 1 Christ ist erstanden 12.-15. Jh. KL I; E-D; E-Ö 40 x 2 x x 2 Nun singt dem Herrn ein neues Lied/ 19. Jh. E-D; E-Ö (e) 36 1 x 3 Das ist der Tag N 20. Jh. x N x N 4 Freu dich, erlöste Christenheit 18. Jh. E-Ö 34 21 x x 5 Gelobt sei Gott 16. Jh. KL I 23 x x x 6 Alleluja (Halleluja) lasst uns singen 19. Jh. 15 9 2 x x 7 Christus ist erstanden! O tönt 19. Jh. 15 7 2 x x 8 Wir wollen alle fröhlich sein 16. Jh. 2 x x x 99 Die Liste des Gesamtbestands ist im Anhang A.I Tabelle 1 abgedruckt. 100 Die Liste dieser 38 Gesänge wird im Anhang A.II Tabelle 8 präsentiert. 101 Beispielsweise findet sich Gelobt sei Gott schon in *KL I, danach in 23 DGB und schließlich in *GL. In den Schweizer Gesangbüchern kommt es zunächst in *KKG 1966/ 1978 vor und später in *KG. 102 Die in der Tabelle getrennt gezählten Lieder Nun singt dem Herrn ein neues Lied (Nr. 2) und dessen Neufassung Das ist der Tag (Nr. 3) sowie Freu dich, du werte Christenheit (Nr. 9) und dessen Neufassung Nun freue dich, du Christenheit (Nr. 10) werden jeweils untereinander aufgeführt, um die Rezeption besser verfolgen zu können. <?page no="78"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 64 Incipit Entstehung KL I / E D / E-Ö / e-N DGB GL kDA I kDA II KKG 1978 KG 9 Freu dich, du werte Christenheit / 15. Jh. E-D 30 x 10 Nun freue dich, du Christenheit N 20. Jh. x N 11 Vom Tode heut erstanden ist 20. Jh. x x 12 Die ganze Welt 17. Jh. e-N 15 x x 13 Erschienen ist der herrlich Tag 16. Jh. KL I 16 x 14 Ist das der Leib 17. Jh. KL I; e-N 34 19 1 15 Das Grab ist leer 18. Jh. 26 13 2 16 Wahrer Gott, wir glauben dir 19. Jh. e-N 18 15 2 Vor dem Hintergrund der durch *KL I und *E-D beziehungsweise *E-Ö geförderten Einheitsbestrebungen ist zu erkennen, dass sich alle Osterlieder dieser drei Sammlungen, abgesehen von den beiden Marienliedern 103 , unter den 16 am meisten rezipierten Liedern wiederfinden und sich somit längerfristig durchgesetzt haben. Von den Einheitsliedern der nordwestdeutschen Diözesen haben sich zwei nicht weiter behaupten können: Am Sonntag, eh die Sonn aufging und Nun danket Gott, ihr Christen all. Unter regionalen Gesichtspunkten sind zunächst zwölf Lieder (Nr. 1-12) wahrzunehmen, die sowohl in deutschen und österreichischen als auch in Schweizer Quellen vorkommen, allen voran Christ ist erstanden. Fast alle sind von *KG 1998, dem Gesangbuch der letzten Zeitstufe, aufgenommen worden. Die einzige Ausnahme bildet das ehemalige deutsche Einheitslied Freu dich, du werte Christenheit, dessen Rezeption – auch in der EGB-Version Nun freue dich, du Christenheit 104 – in den untersuchten Gesangbüchern nach *KKG 1978 abgebrochen ist. 105 Dagegen lebt Nun singt dem Herrn ein neues Lied partiell in der von *GL präsentierten Neufassung Das ist der Tag in *KG weiter. Die vier Gesänge der Nummern 13 bis 16 kommen in keinem der Schweizer Gesangbücher vor (auch nicht in einem der Schweizer DGB). Dagegen sind sie in zahlreichen deutschen und österreichischen DGB enthalten sind. Allerdings hat nur Erschienen ist der herrlich Tag im Stammteil des *GL Platz gefunden, während die anderen drei, Ist das der Leib, Das Grab ist leer sowie Wahrer Gott, wir glauben dir, ihre Existenz weiterhin in zahlreichen Diözesananhängen behaupten. 103 Freu dich, du Himmelskönigin; Lasst uns erfreuen herzlich sehr. 104 *GL 222. 105 Allerdings findet sich Freu dich, du werte Christenheit noch in *CG 661 (2004) und Nun freue dich, du Christenheit in *ES 417 (2003). Bei beiden handelt es sich um altkatholische Gesangbücher. <?page no="79"?> III. Überblick über den Gesamtliedbestand der offiziellen Gesangbücher 65 2) Entstehungszeiten In Hinblick auf die Entstehungszeiten der 16 am weitesten verbreiteten Lieder ergibt sich folgende Verteilung 106 : Entstehung Liedanzahl Liedanteil (16=100%) 12.-15. Jh. 2 12,5% 16. Jh. 3 18,7% 17. Jh. 2 12,5% 18. Jh. 2 12,5% 19. Jh. 4 25,0% 20. Jh. 3 18,7% Am stärksten ist der Zeitraum des 12.-16. Jahrhunderts durch insgesamt fünf Stücke repräsentiert. Aus dem 17. Jahrhundert stammen nur zwei Gesänge mit jeweils Friedrich Spee zugeschriebenen Texten: Die ganze Welt sowie Ist das der Leib. Das 18. Jahrhundert ist ebenfalls durch zwei Lieder vertreten, darunter das beliebte Aufklärungslied Das Grab ist leer von Franz Seraph Kohlbrenner. Ein zweiter Schwerpunkt zeigt sich anhand von vier im 19. Jahrhundert entstandenen Stücken. Bemerkenswert ist hier die Präsenz zweier Werke von Heinrich Bone 107 , dem großen Förderer der Restaurationsbewegung, da die meisten von ihm selbst geschaffenen Lieder nicht rezipiert wurden. 108 Schließlich sind noch drei Gesänge aus dem 20. Jahrhundert zu nennen, wobei es sich jedoch nicht um originäre Dichtungen, sondern um Neufassungen beziehungsweise Weiterschreibungen traditioneller Texte handelt, die erstmals in *GL Aufnahme fanden: Das ist der Tag, Nun freue dich, du Christenheit und Vom Tode heut erstanden ist. b. Das Liedgut in evangelischen Gesangbüchern Insgesamt umfassen die evangelischen Gesangbücher 67 Lieder. Die gegenüber katholischen Quellen niedrigere Anzahl kann damit erklärt werden, dass die früher einsetzende Vereinheitlichung des Liedgutes im Zuge der Erstellung von *EKG und *RKG Anfang der Fünfzigerjahre eine Einschränkung der Vielfalt mit sich brachte. 1) Die am weitesten verbreiteten Lieder und ihr Vorkommen Relativ weit verbreitet sind 29 Stücke, die von mindestens einem Einheitsgesangbuch (*EKG, *EG, *RKG, *RG) aufgewiesen werden. 109 Von diesen haben die 21 folgenden eine darüber hinausgehende Rezeption erfahren, insofern sie 106 Die Gesänge des 12.-15. Jh. sowie die des 16. Jh. werden ausnahmsweise getrennt gezählt, um bezüglich der in der evangelischen Tradition sehr häufigen Lieder aus dem 16. Jh. Vergleichswerte zu haben. 107 Alleluja lasst uns singen und Nun singt dem Herrn ein neues Lied. 108 Zur Rezeption der von Heinrich Bone selbst verfassten Lieder vgl. Schmidt, Gegen den Reiz, 165. 109 Die betreffende Liste ist im Anhang B.II Tabelle 9 abgedruckt. <?page no="80"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 66 in mindestens zwei Stammteilen vorkommen. Durch die eRA und eRT haben Osterlieder keine regional übergreifende Bedeutung erlangt, da kein Stück in mehr als drei (eRA) beziehungsweise fünf (eRT) Regionalteilen vorkommt. Incipit Entstehung EKG eRA EG eRT RKG RG 1 Christ ist erstanden 12.-15. Jh. x x x x 2 Christ lag in Todesbanden 16 Jh. x x x x 3 Erschienen ist der herrlich Tag 16 Jh. x x x x 4 Früh morgens, da die Sonn aufgeht 17 Jh. x x x x 5 Gelobt sei Gott 16 Jh. x x x x 6 Heut triumphieret Gottes Sohn 16 Jh. x x x x 7 Jesus lebt, mit ihm auch ich 18 Jh. x x x x 8 Wach auf, mein Herz 18. Jh. x x x x 9 Jesus, meine Zuversicht 17. Jh. x x x 10 O Tod, wo ist dein Stachel nun 17. Jh. x x x 11 Die ganze Welt 17 Jh. x x x 12 Erstanden ist der heilig Christ (B.B.) 16 Jh. x x x 13 Jesus Christus, unser Heiland 16 Jh. x x x 14 Wir wollen alle fröhlich sein 16. Jh. x x x 15 Der schöne Ostertag 20 Jh. x x 16 Ich sag es jedem, dass er lebt 18 Jh. 2 x x 17 Nun freut euch hier und überall 17. Jh. 1 x x 18 O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit 17. Jh. 2 2 x x 19 Auf, auf mein Herz 17 Jh. x x 20 Mit Freuden zart 17. Jh. x x 21 Wir danken dir (Herman) 16. Jh. x x Der größte Teil der Gesänge (Nr. 1-18) findet sich sowohl in deutschösterreichischen als auch in schweizerischen Gesangbüchern, wobei die ersten acht obiger Liste nahezu lückenlos in allen Quellen enthalten sind. Das einzige Lied, das nicht mehr in *RG vorkommt, ist O Tod, wo ist dein Stachel nun. Einige Lieder (Nr. 11-15) gehören zum festen Bestand von *EKG (außer Der schöne Ostertag) und *EG. Sie wurden noch nicht in *RKG, dann aber in *RG aufgenommen. Des Weiteren zeigen sich drei eher für Schweizer Bücher typische Stücke (Nr. 16-18), die nur von wenigen eRA beziehungsweise eRT präsentiert werden: Ich sag es jedem, dass er lebt, Nun freut euch hier und überall sowie O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit. Schließlich sind noch drei Gesänge zu nennen, Auf, auf, mein Herz, Mit Freuden zart und Wir danken dir (Nr. 19-21), deren Aufnahme auf den Bereich von *EKG beziehungsweise *EG begrenzt geblieben ist. 2) Entstehungszeiten Hinsichtlich der Datierung der 21 am weitesten verbreiteten Lieder ergibt sich im Vergleich zur katholischen Tradition folgende Verteilung: <?page no="81"?> III. Überblick über den Gesamtliedbestand der offiziellen Gesangbücher 67 Entstehung evangelisch (21=100%) katholisch (16=100%) Liedanzahl Liedanteil Liedanzahl Liedanteil 12.-15. Jh. 1 4,8% 2 12,5% 16. Jh. 8 38,1% 3 18,7% 17. Jh. 8 38,1% 2 12,5% 18. Jh. 3 14,3% 2 12,5% 19. Jh. --- --- 4 25,0% 20. Jh. 1 4,8% 3 18,7% Einige konfessionelle Unterschiede fallen sofort ins Auge: Ein erster, typisch evangelischer Schwerpunkt liegt auf reformatorischen Liedern, die einen Anteil von 38,1% ausmachen. Der entsprechende Wert auf katholischer Seite liegt erheblich darunter. Ebenso häufig sind Gesänge aus dem 17. Jahrhundert vertreten, deren Quote signifikant höher ist als im katholischen Bereich. Während die Werte bezüglich des 18. Jahrhunderts nur wenig voneinander abweichen, besteht der gravierendste konfessionelle Unterschied darin, dass in den evangelischen Gesangbüchern keine Stücke aus dem 19. Jahrhundert – in katholischen sind es 25 Prozent (! ) – weitere Verbreitung gefunden haben. Die generelle Ablehnung von Liedgut aus dieser Zeit wird dadurch belegt, dass sich innerhalb des gesamten evangelischen Osterliedbestandes der untersuchten Quellen nur sechs im 19. Jahrhundert entstandene Texte ( von 67) finden, von denen jeder von nur einem einzigen regionalen Eigenteil präsentiert wird. 110 Was das 20. Jahrhundert angeht, so wurde ausschließlich der Gesang Der schöne Ostertag des Öfteren rezipiert. Neufassungen älterer Vorlagen, die vergleichbar mit den drei von *GL präsentierten wären, finden sich nicht. Insgesamt gesehen wird also der Kanon der weit verbreiteten evangelischen Osterlieder fast ganz durch bewährte, traditionelle Lieder, vor allem solchen aus reformatorischer Zeit, bestimmt. c. Das gemeinsame Liedgut 1) Bestand und Vorkommen Den Gesamtbestand der sowohl in evangelischen als auch in katholischen Gesangbüchern vorkommenden Lieder stellt folgende Übersicht dar, geordnet nach Verbreitungsgrad: 110 Auferstanden, auferstanden ist der Herr (Mohn); Die Lerche stieg am Ostermorgen; Jesu, Todesüberwinder; Wandle leuchtender und schöner; Wie Morgenrot der Tag erwacht; Wir singen und verkünden. Quellennachweise siehe Anhang A.I Tabellen 5 und 6. <?page no="82"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 68 Incipit Entstehung KL I / E-D / E-Ö / e-N DGB GL kDA I / II KKG 1978 KG EKG eRA EG eRT RKG RG 1 Christ ist erstanden ö 12.-15. Jh. KL I; E-D; E-Ö 40 x ö I 2 x x (ö) x x (ö) x x 2 Die ganze Welt ö 17. Jh. e-N 15 x ö x ö x x ö x 3 Erschienen ist der herrlich Tag ö 16. Jh. KL I 16 x ö x x ö x x ö 4 Gelobt sei Gott ö 16. Jh. KL I 23 x ö x x ö x x ö x x (ö) 5 Wir wollen alle fröhlich sein ö 16. Jh. 2 x ö x x ö x x ö x ö 6 Christus ist auferstanden, Freud ö 17. Jh. 6 I 2 II 2 x ö 5 x ö 7 Erstanden ist der heilig Christ (B.B.) ö 16. Jh. 1 x ö x x ö x ö 8 Das könnte den Herren der Welt 20. Jh. I 1 x 1 x 9 Seht, der Stein ist weggerückt 20. Jh. 1 I 1 x 1 x 10 Nun freut euch hier und überall ö 17. Jh. x 1 x x (ö) 11 Jesus lebt, mit ihm auch ich ö 18. Jh. 7 I 4 II 4 x x (ö) x x (ö) 12 Heut triumphieret Gottes Sohn 16. Jh. 1 I 1 x x x x 13 Wir danken dir (Herman) ö 16. Jh. 1 x x 14 Nun werden die Engel ö 20. Jh. 1 2 In einem ersten Block sind Lieder festzustellen, bei denen hinsichtlich ihrer Präsenz auf beiden konfessionellen Seiten eine weitgehende Ausgewogenheit besteht (Nr. 1-9). Hierzu gehören zunächst fünf Stücke (Nr. 1-5) aus den Gruppen der jeweils am weitesten verbreiteten katholischen beziehungsweise evangelischen Lieder 111 , die somit die am meisten rezipierten des Gesamtliedgutes überhaupt darstellen: Christ ist erstanden, Die ganze Welt, Erschienen ist der herrlich Tag, Gelobt sei Gott und Wir wollen alle fröhlich sein. Hinzu kommen vier Gesänge (Nr. 6-9), die vor allem durch ihr gleichzeitiges Vorkommen in den beiden Schweizer Gesangbüchern von 1998 zu ökumenischer Bedeutung gelangt sind: Christus ist auferstanden, Freud und Erstanden ist der heilig Christ sowie die beiden modernen Stücke Das könnte den Herren der Welt sowie Seht der Stein ist weggerückt. 111 S.o. Teil 1 B.III.1.a und b. <?page no="83"?> III. Überblick über den Gesamtliedbestand der offiziellen Gesangbücher 69 Eine zweite Kategorie umfasst Lieder, die schwerpunktmäßig eher in evangelischen Quellen beheimatet sind, jedoch auch katholischerseits rezipiert wurden (Nr. 10-14): Aus *RKG hat man in *GL Nun freut euch hier und überall übernommen. Die fest in der evangelischen Tradition verwurzelten Lieder Jesus lebt, mit ihm auch ich, Heut triumphieret Gottes Sohn und Wir danken dir sowie das neuere, sehr seltene Nun werden die Engel sind nur in einzelnen DGB und kDA vertreten. Von der Mehrzahl der gemeinsamen Lieder – insgesamt elf – sind seit 1973 durch die „Arbeitsgemeinschaft ökumenisches Liedgut“ (AÖL) festgelegte Liedfassungen veröffentlicht worden, in den Gesangbüchern gekennzeichnet durch ein kleines „ö“. 112 Nicht immer wurden diese Fassungen wortbeziehungsweise melodiegetreu übernommen, in manchen Fällen hat man sie ganz abgelehnt. 113 Soweit der Ursprung der Lieder konfessionell festgemacht werden kann, ist allgemein die Übernahme von genuin evangelischem Liedgut in katholische Bücher häufiger als umgekehrt. Das ökumenische Interesse zeigte sich hier schon vor dem Krieg, anhand der durch *KL I rezipierten Lieder Gelobt sei Gott sowie Erschienen ist der herrlich Tag. 114 Des Weiteren lässt sich die Aufgeschlossenheit gegenüber evangelischen Gesängen bereits in einzelnen DGB beziehungsweise in späteren kDA erkennen, und zwar im Fall der drei Lieder Heut triumphieret Gottes Sohn, Jesus lebt, mit ihm auch ich so- 112 Sie sind in folgenden Publikationen der AÖL erschienen: *GKL 1973, *GzB 1978, *LbR 1983, außerdem in einer unveröffentlichten Liste von 1994 (*L II). Eine Übersicht über alle ö-Osterlieder mit Quellennachweisen findet sich im Anhang A.II Tabelle 10. Diese Liste enthält drei weitere Stücke, die sich nicht in den untersuchten offiziellen Quellen finden: Christus ist nicht mehr tot (T u. M: Barbara Uhle), Halleluja. Ihr Kinder kündet voller Freud (T: Sigisbert Kraft 1974, n. O filii et filiae v. Jean Tisserand, 15. Jh., M: Frankreich) sowie Hört ihr’s läuten (T: Gerhard Tauchelt, M: Herbert Beuerle). Grundlage der Zusammenstellung in Tabelle 10 ist die Dokumentation der Arbeitsgemeinschaft für Ökumenisches Liedgut: Die gemeinsamen Lieder und Gesänge, Teil A: Verzeichnisse sowie Teil B: Ausgedruckte Fassungen [*DGL]. Vgl. außerdem die Aufstellung bei Riehm, Kirchenlied, 455-493. Eine umfassende Darstellung zu den ö-Liedern allgemein bietet Kneitschel, Hoffnungszeichen. 113 Ob und inwieweit die ö-Fassungen in den jeweiligen Gesangbüchern übernommen wurden, wird in der tabellarischen Übersicht oben in den jeweiligen Spalten von *GL, *EG, *KG und *RG gemäß dem Usus in den Gesangbüchern markiert: Die vollständige Übernahme einer ö-Fassung wird mit „ö“ gekennzeichnet; wenn es sich um eine variierte Version handelt, steht das „ö“ in Klammern. 114 Auf die Bereitschaft zur Ökumene und den diesbezüglichen Erfolg von *KL I beziehen sich rückblickend die Herausgeber Georg Thurmair, Adolf Lohmann und Josef Diewald im Nachwort zu *KL II, das ebenfalls von ökumenischen Zielsetzungen geleitet war: „Wie das KIRCHENLIED I 1938 erstmals diese Gemeinschaft mit der Aufnahme des Liedgutes der evangelischen Brüder bekundet und fast 40 Lieder in unseren Gemeinden heimisch gemacht hat, so will auch das KIRCHENLIED II zu seinem Teil der Einheit aller Christen Wegbereiter sein.“ (*KL II, 218) Im Unterschied dazu enthalten die Sammlungen *E-D, *e- N und *E-Ö ausschließlich Osterlieder der katholischen Tradition. <?page no="84"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 70 wie Wir danken dir. 115 Vor allem spielte sie bei der Erstellung des *GL eine große Rolle, indem dort alle Osterliedfassungen der ersten AÖL- Publikation *GKL 1973 übernommen wurden. 116 Hinzu kam das Paul Gerhardt-Lied Nun freut euch hier und überall aus *RKG. 117 In *KG nahm man das sonst fast nur im evangelischen Raum zu findende Erzähllied der Böhmischen Brüder Erstanden ist der heilig Christ auf. Die umgekehrte Rezeptionsrichtung ist nur hinsichtlich der beiden Spee zugeordneten Lieder, Die ganze Welt und Christus ist auferstanden, Freud zu beobachten, die seit 1973 beziehungsweise 1983 auch als von der AÖL beschlossene ökumenische Fassungen vorliegen. 118 Während ersteres schon in *EKG zum evangelischen Bestand gehört, ist das zweitgenannte erst in einigen eRT und dann in *RG festzustellen. Im Rahmen der jüngeren Gesangbuchgenese von *KG und *RG waren die Liedkommissionen von vornherein auf ökumenische Zusammenarbeit bedacht. Dies wird insbesondere an der beidseitigen Aufnahme von Seht, der Stein ist weggerückt und Das könnte den Herren der Welt deutlich, die als moderne Lieder keiner typisch evangelischen oder katholischen Tradition zugeordnet werden können. 2) Entstehungszeiten Die Anteile der Lieder bezüglich der Textentstehungszeiten werden im Folgenden im Vergleich zu den 21 sowie 16 besonders weit verbreiteten Liedern in den evangelischen beziehungsweise katholischen Gesangbüchern 119 dargestellt. Dabei zeigen sich zwischen ökumenischem und evangelischem Liedgut partiell Übereinstimmungstendenzen. Entstehung Gemeinsames Liedgut (14=100%) Ev. Liedgut (21=100%) Kath. Liedgut (16=100%) Liedanzahl Liedanteil Liedanteil Liedanteil 12.-15. Jh. 1 7,1% 4,8% 12,5% 16. Jh. 6 42,9% 38,1% 18,7% 17. Jh. 3 21,4% 38,1% 12,5% 18. Jh. 1 7,1% 14,3% 12,5% 19. Jh. --- --- --- 25,0% 20. Jh. 3 21,4% 4,8% 18,7% Dies betrifft positiv den großen Anteil reformatorischer Gesänge und negativ den kompletten Ausfall von Stücken aus dem 19. Jahrhundert Aufgrund der überwiegend evangelischen Provenienz der gemeinsamen Lieder überrascht 115 Bezüglich dieser drei Stücke existiert nur von Jesus lebt, mit ihm auch ich eine ö-Fassung, die zumindest in den evangelischen Quellen nur eingeschränkt rezipiert wurde. 116 Christ ist erstanden, Wir wollen alle fröhlich sein, Gelobt sei Gott, Erschienen ist der herrlich Tag, Die ganze Welt. S.o. Teil 1 B.I.2.a.2). 117 In *RKG wurde der Gesang als eingeschränkte ö-Fassung übernommen. Sie findet sich auf der AÖL-Liste der bisher nicht veröffentlichen ö-Lieder *L II (1994). 118 Siehe Quellennachweis der ö-Lieder im Anhang A.II Tabelle 10. 119 S.o. Teil 1 B.III. 1.a und b. <?page no="85"?> III. Überblick über den Gesamtliedbestand der offiziellen Gesangbücher 71 dieser Befund nicht. Hinsichtlich der Anzahl von im 20. Jahrhundert verfassten Stücken zeigt sich aus quantitativer Sicht eher eine Nähe zum katholischen Bereich. Allerdings handelt es sich bei den drei gemeinsamen Liedern, Nun werden die Engel, Das könnte den Herren der Welt und Seht, der Stein ist weggerückt, um Neuschöpfungen und nicht um Bearbeitungen beziehungsweise Neufassungen älterer Texte, wie dies im katholischen Bereich der 16 am weitesten verbreiteten Lieder ausschließlich der Fall ist. 2. Tradition und Moderne Aufgrund des Hauptinteresses der vorliegenden Arbeit an thematischen und sprachlichen Wandlungen in modernen Gesängen sind im Rahmen der Bestandsaufnahme die Relation zwischen dem Liedgut früherer Epochen und dem neueren des 20. Jahrhunderts sowie eine differenzierende Sichtung des letzteren von Interesse. a. Die quantitative Relation von älterem und neuem Liedgut Um ein vollständiges Bild – auch unter Einbeziehung der selten vorkommenden Gesänge – zu erhalten, wird das Gesamtliedgut mit 153 Gesängen in den Blick genommen: 120 Entstehung Liedanzahl 12-16. Jh. 17 17. Jh. 22 18. Jh. 22 19. Jh. 34 20. Jh. 51 unbekannt 7 Hierbei zeigt sich eine einigermaßen gleichmäßige Verteilung der Lieder auf die Zeiträume zwischen dem 12. und 18. Jahrhundert; um einiges höher ist die Anzahl von Stücken aus dem 19. Jahrhundert. Signifikant größer ist jedoch die Menge der Gesänge aus dem 20. Jahrhundert, von denen die meisten allerdings einen nur geringen Verbreitungsgrad aufweisen (siehe Punkt b). b. Die Lieder des zwanzigsten Jahrhunderts Bei näherer Betrachtung der betreffenden Lieder fällt zunächst auf, dass, bis auf drei Ausnahmen, alle Texte nach 1945, die meisten sogar erst nach 1960, geschrieben wurden. Des Weiteren sind verschiedene Textarten festzustellen: 120 Basis der Einteilung und Zählung der Lieder nach Jahrhunderten sind die Liedangaben in der Gesamtbestandsliste, siehe Anhang A.I.1. <?page no="86"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 72 (A) Bearbeitungen, Neufassungen und Weiterschreibungen älterer Gesänge (B) Übertragungen lateinischer Dichtungen (C) Übersetzungen aus fremden lebendigen Sprachen (D) Dialektlieder (E) Deutschsprachige Neuschöpfungen (1) Texte in tradionellem Stil (2) Moderne Texte Nachstehende Tafel präsentiert die Lieder in ihrer Zuordnung zu den verschiedenen Kategorien in jeweils chronologischer Abfolge. 121 Osterlieder des zwanzigsten Jahrhunderts in offiziellen Gesangbüchern Incipit Verfasser Entstehung Quellen A B EARBEITUNGEN , N EUFASSUNGEN , W EITERSCHREIBUNGEN 1 Heut ist der Tag Aus älteren Liedern, Limburg 1931 3 DGB; 2 KDA I 2 Vom Tode heut erstanden ist Str. 1 n. Surrexit Christus hodie, Engelberg 1372, Str. 2-4 Silja Walter 1968 (Str. 2-4) GL; KG 3 Nun freue dich, du Christenheit EGB, n. Freut euch, alle Christenheit, Mainz um 1410 1971 GL 4 Das ist der Tag Str. 1-2.5 n. Heinrich Bone 1851, Str. 3-4 Friedrich Dörr 1972 1972 GL; KG B Ü BERTRAGUNGEN LATEINISCHER T EXTE 1 Beim Mahl des Lammes stehen wir vor 1966 KKG 2 Beim Mahl des Lammes singet Lob Regionale Fassung, n. Mainz 1865 1974 1 DGB; 2 kDA I 3 Zum Mahl des Lammes eilt herbei Friedrich Dörr 1974 1 kDA I 4 Zum Mahl des Lammes schreiten wir Stundenbuch, n. Ad cenam agni providi 5./ 6. Jh. nach 1978 KG C Ü BERSETZUNGEN AUS ANDEREN S PRACHEN 1 Christ, der Herr, ist heut erstanden Emil Schaller, n. Charles Wesley 1741 1972 2 eRT 2 Ich tanzte, als Gott die Welt gemacht W. Pilz, n. I danced in the morning (Lord of the Dance) 1996 1 eRT 3 Der schöne Ostertag Jürgen Henkys, n. George Ratcliffe Woodward This joyful eastertide 1894/ Joachim Frants Oudaan, 1684 1983 EG; RG 121 Die Angaben zu Verfassern und Entstehungszeiten entsprechen denen in den Gesangbüchern, soweit diese dort vorhanden sind. <?page no="87"?> III. Überblick über den Gesamtliedbestand der offiziellen Gesangbücher 73 Incipit Verfasser Entstehung Quellen 4 Dir, Auferstandner, sei der Lobgesang Fritz Gafner, n. Edmond Budry A toi la gloire. O Ressuscité! 1900 1987/ 1989 RG 5 Christus lebt, drum lasst das Jammern Arthur Blatetzky, n. Nicolas Martinez 1960 (Argentinien) 1972 1 eRT 6 Besiegt hat Jesus Tod und Nacht Bedrich Surman, n. Ludek Rejchrt Premohl Jezis smrti noc 1970 1990 1 eRT 7 Er ist erstanden, Halleluja Ulrich S. Leupold, n. Bernard Kyamanywa Mfurahini, haleluya 1966 1969 EG 8 Halleluja … auferstanden Zappala (Gen Rosso) 1 kDA II 9 Halleluja (Alleluja) … danke Jesus H. Tommek, n. Donald Fishel 2 kDA II D D IALEKTLIEDER 1 Am Morgen früeh am Oschtertag Gertrud Meister (berndeutsch) 1963 RG 2 Christus is opstahn Celle (plattdeutsch) 1989 1 eRT E D EUTSCHSPRACHIGE N EUSCHÖPFUNGEN (1) Texte in traditionellem Stil 1 Siehe, das ist Gottes Lamm Johann Klepper 1938 1 eRA 2 Nun ist der Himmel aufgetan Gerhard Fritzsche 1941 2 eRT 3 Lasst uns loben, Brüder Georg Thurmair 1948 1 DGB 4 Ein Quell der Gnade sich ergießt Karl Borromäus Frank 1 kDA I 5 Alleluja, freuet euch Marie-Luise Thurmair- Murmelter 1962 1 DGB 6 Erfreue dich, du Christenheit Georg Thurmair 1963 KL II; 1 DGB 7 O Licht der wunderbaren Nacht 122 Georg Thurmair 1963 GL, 1 eRT 8 Herr, dich wollen wir erheben Höfer, Albert vor 1967 KL II 9 Singet dem Herrn, der das Dunkel Albert Höfer vor 1967 1 DGB; KL II 10 Frauenmund tat es kund Josef Bauer vor 1967 KL II 11 Dein Tod am Kreuz Karl Günther Peusquens 1974 1 kDA II 12 Jauchzet dem Herren Georg Marx 1975 1 kDA I; 1 KDA II (2) Moderne Texte 1 Nun werden die Engel Friedrich Hofmann 1967 1 DGB; 2 eRT 2 Zu Ostern in Jerusalem Arnim Juhre 1968 1 kDA II 3 Das könnte den Herren der Welt Kurt Marti 1970 1 eRT; 1 kDA I; KG; RG 122 Es handelt sich um die dritte bis fünfte Strophe von Erfreue dich, du Christenheit. <?page no="88"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 74 Incipit Verfasser Entstehung Quellen 4 Seht, der Stein ist weggerückt Lothar Zenetti 1971 1 DGB; 1 kDA I; 1 eRT; KG; RG 5 Singet in den Kirchen Gottfried Neubert 1972 1 kDA I 6 Einer ist unser Leben Lothar Zenetti 1973 1 eRT 7 Liebe ist nicht nur ein Wort Eckart Bücken 1973 1 kDA II 8 Seht, er lebt Lothar Zenetti 1973 1 kDA I; 1 kDA II 9 Manchmal feiern wir Alois Albrecht 1974 1 kDA II 10 Zwei Jünger gingen Helga Poppe 1977 2 kDA II 11 Alle Knospen springen auf Wilhelm Willms 1978 1 kDA II 12 Die Sonne geht auf Hans-Martin Rauch 1980 2 eRT 13 Du bist da, wo Menschen leben Detlev Jöcker 1982 1 kDA II 14 Große Leute, kleine Leute Rolf Krenzer 1983 1 eRT 15 Ich hör die Botschaft Friedrich Hofmann 1985 2 eRT 16 Wo einer dem andern neu vertraut Reinhard Bäcker 1986 1 eRT 17 Heut hören es alle Kurt Rose 1991 KG 18 Halleluja, klatschet in die Hände Raimund Kreidl 1 kDA II 19 Jesus lebt wirklich Josef Faist 1 kDA II 20 Mach die Augen auf Andreas Mikula/ Elisabeth Röthlin 1 kDA II (A) Vier Lieder sind Bearbeitungen, Neufassungen beziehungsweise Weiterschreibungen älterer Stücke. Sie finden sich ausschließlich in katholischen Gesangbüchern, insbesondere in *GL. 123 (B) Den vier Übertragungen aus dem Lateinischen liegt ausnahmslos der aus dem 5./ 6. Jahrhundert stammende Hymnus Ad cenam agni providi beziehungsweise Ad regias agni dapes zu Grunde. (C) Insgesamt finden sich neun Übersetzungen aus verschiedenen Sprachen und Ländern. Insbesondere neuere evangelische Quellen (*EG, eRT, *RG) zeigen als Novum gegenüber den Vorgängerbüchern eine Öffnung hin zu Stücken aus dem Ausland. Im Vorfeld der Erarbeitung des *EG war einer der Leitsätze: „Das Gesangbuch soll viele Gemeinden miteinander verbinden und so einen Beitrag zum vielfältigen Zeugnis der Christen leisten. Es soll einen Austausch 123 Vielfach ist die Qualität dieser Lieder nicht überzeugend. So wurden „… die meisten alten Lieder … ohne großen Respekt vor dem Original überarbeitet, mit oft sinnverändernden Eingriffen im Geiste des vom Zweiten Vatikanischen Konzil propagierten Aggiornamento … Die Macht der Theologen ist erstmals größer als die der Volksfrömmigkeit.“ Kurzke, Einheitsgesangbuch, 57. <?page no="89"?> III. Überblick über den Gesamtliedbestand der offiziellen Gesangbücher 75 vieler Glaubenserfahrungen und Frömmigkeitsformen aus der Weltchristenheit ermöglichen.“ 124 (D) Als regionale Spezifika kommen auch zwei Dialektlieder vor. (E) Den größten Anteil machen deutschsprachige Dichtungen aus. Neben den beiden vor 1945 entstandenen Werken Siehe, das ist Gottes Lamm (1938) und Nun ist der Himmel aufgetan (1941) sind insgesamt 30 nach 1960 geschaffene Stücke zu registrieren, die im Folgenden näher in den Blick genommen werden sollen. c. Die deutschsprachigen Neuschöpfungen des zwanzigsten Jahrhunderts Zunächst ist zwischen traditionsgebundenen (1) und modernen Liedern (2) zu unterscheiden. Dies kann im Rahmen der Bestandsaufnahme, in der die Lieder noch nicht thematisch und sprachlich analysiert werden, nur anhand des Entstehungskontextes geschehen, der erkennen lässt, welche Absichten einen Dichter beziehungsweise Komponisten beim Verfassen eines Liedes geleitet haben. Zu den der Tradition verpflichteten Dichtungen gehören solche, von denen bekannt ist, dass ihre Autoren (z.B. Marie-Luise Thurmair, Georg Thurmair, Albert Höfer) ihr Schaffen im Dienst des Erhalts der Formen und Inhalte des traditionellen Kirchenliedes verstanden. Nach dem Konzil war es ihnen ein Anliegen, den überlieferten Glauben mit aus ihrer Sicht wichtigen theologischen Akzentuierungen in den vertrauten Sprachformen, verbunden mit traditionellen Melodien, zum Ausdruck zu bringen. 125 Insgesamt finden sich zehn nach 1960 entstandene Lieder dieser Art, und zwar überwiegend in den katholischen Osterrubriken von *KL II und *GL sowie einigen kDA. Neben den Gesängen in traditioneller Faktur sind in den späteren Gesangbüchern moderne Lieder anzutreffen, in deren Hintergrund innovative Intentionen ihrer Verfasser stehen. 126 Sie erscheinen in unterschiedlichen textlichen und musikalischen Stilrichtungen sowie mit neuen inhaltlichen Akzentuierungen (z.B. Sacropop, charismatische Lobpreislieder, Kinderlieder u.a.). 127 Zwanzig solcher Gesänge sind in den Quellen kDA I und II, *EG, eRT, 124 Schreiben der Kirchenkanzlei der EKD, Hannover, 13. Juni 1980 (Az.: 3206/ 1.70) an die beteiligten Kirchen, zit. n. Riehm, 20. Jahrhundert, 320. 125 Allerdings veranlassen viele Texte aufgrund sprachlicher und stilistischer Mängel – auch bei positiver Würdigung der konservativen Intention – zu negativer Kritik. Vgl. Scheitler, Gotteslob, 87f; Kurzke, Einheitsgesangbuch, 57f. Speziell zu den Werken von Marie-Luise Thurmair vgl. Braungart/ Malsch, Kompromisslyrik, 29-45. 126 Allgemeine Einblicke in das Schaffen moderner Liedermacher und ihre Motivation geben z.B. die von Peter Hahnen durchgeführten Interviews der Autoren Alois Albrecht, Fritz Baltruweit, Friedrich Karl Barth, Peter Horst, Peter Janssens und Wilhelm Willms. Vgl. Hahnen, Das ‚Neue Geistliche Lied’, 358-457. 127 Vielfach werden diese als „Neue Geistliche Lieder“ bezeichnet, ein Begriff, zu dem in der Vergangenheit zahlreiche mehr oder weniger befriedigende Definitionsversuche unternommen wurden. Vgl. hierzu Eicker/ Müller, Das neue Geistliche Lied, 20-21; Hahnen, Das ‚Neue Geistliche Lied’, 210-212; Offele, Wes Geistes Kind sind wir, 3; Weidinger, Moderne religiöse Lieder, 113. Aufgrund der Vielfalt der unter dem Begriff subsumierten <?page no="90"?> B. Osterliedbestände in offiziellen Gesangbüchern 76 *KG und *RG zu registrieren, deren Texte sich schon bei oberflächlicher Betrachtung – eine intensivere Analyse kann erst im Rahmen der thematischen und sprachlichen Teile der Arbeit (Teil 2 und 3) geleistet werden – deutlich von traditionellen abheben. Angesichts der sehr komplexen Entstehungslinien sei hier nur kurz die Entwicklung skizziert, vor deren Hintergrund die vorgefundenen Osterlieder zu sehen sind. 128 Der eigentliche Aufbruch war in den Sechzigerjahren, angestoßen durch die populäre Musikkultur des Jazz und Rock’n Roll, mit dem ersten Wettbewerb der Evangelischen Akademie in Tutzing (1963), 129 in dessen Folge auch seitens evangelischer Gemeinden Impulse zur Schaffung zeitgemäßer Lieder ausgingen. Auf katholischer Seite war innerkirchlich gesehen das Zweite Vatikanische Konzil ein wichtiges Movens, insbesondere dessen Forderung nach „aktiver Teilnahme“ der Gläubigen am Gottesdienst 130 . Trotz des durch Kardinal Frings 1965 erteilten Verbotes, im Kirchenraum Jazz, Schlager und Spirituals zu spielen, ließ sich die Entwicklung nicht aufhalten. In den Siebziger Jahren erreichte sie einen Höhepunkt. Einer der wichtigsten Protagonisten war Peter Janssens, der mit seinen Werken, vor allem mit sogenannten Sacropop-Musicals, viele Jugendliche begeisterte und Autoren in ihrem musikalischen und poetischen Liedschaffen inspirierte, so z.B. Alois Albrecht und Wilhelm Willms. In dieser Zeit entstand eine Fülle an Liedern, die zunächst die Jugendszene prägten, nicht zuletzt auch wegen ihrer Offenheit gegenüber politischen Themen, die seit den Achtundsechzigerjahren zu scharfen Auseinandersetzungen zwischen den Generationen geführt hatten. Innerhalb des kirchlichen Raums boten sie außerdem ein wirkungsvolles Instrument, um sich von der kirchlich-religiösen Praxis der Erwachsenen absetzen. Seit den Achtzigerjahren gewannen die neuen Lieder zunehmend Akzeptanz in den Gemeinden sowie von offizieller Seite. Eines der wesentlichen Ereignisse war wohl der Katholikentag 1980 in Berlin, auf dessen Abschlussgottesdienst sich die Musik des Sacropop gegen die offiziell geplante Posaunenchormusik durchsetzte. 131 Inhaltlich wurden neue Akzente durch eine erhöhte politische Sensibilität angesichts der Bedrohung durch atomare Waffen und ökologischer Katastrophen gesetzt. Es scheint so, dass spätestens seit den Neunzigerjahren die neuen Lieder kaum noch als Gegenkultur zur traditionellen Kirchenmusik empfunden, sondern als allgemein akzeptierter Bestandteil des Gemeindegesangs akzeptiert werden. Das sogenannte „NGL“ war „… in der traditionellen musikalischen Arbeit angekommen. Die Kirchenmusiker wurden angehalten, auch die Jugendchorarbeit – die bis dahin nur von ehrenamtlichen Popmusikern aus der Subkultur geleistet wurde – in ihren Gemeinden zu übernehmen.“ 132 Gesänge erscheint der Begriff als Gattungsbezeichnung wenig tauglich und wird deshalb im Rahmen dieser Arbeit nicht verwendet. 128 Über die neueren kirchenmusikalischen Entwicklungen geben z.B. folgende Darstellungen Auskunft: Bubmann, Sound, 20-41; Eicker/ Müller, Das „Neue Geistliche Lied“, 23- 30; Hahnen, Das „Neue Geistliche Lied“, 233-263; Handt/ Hartmann, Neues Geistliches Lied, 15; Offele, Einflussnahme, 165-188. 129 Die Evangelische Akademie hatte 1963 auf Initiative des Pfarrers Günter Hegele ein Preisausschreiben veranstaltet, um die Schaffung neuer religiöser Lieder zu fördern. Dabei gewann bekanntermaßen das Lied von Martin Gotthard Schneider Danke für diesen guten Morgen den ersten Preis. 130 Vgl. SC 14. 131 Vgl. Handt/ Hartmann, Neues Geistliches Lied, 14. 132 Linßen, Das Neue Geistliche Lied, 201. <?page no="91"?> III. Überblick über den Gesamtliedbestand der offiziellen Gesangbücher 77 Im Verlauf der dargestellten Entwicklung sind außerdem zwei Subkulturen zu beobachten, die bezüglich einiger Osterlieder von Belang sind: die evangelikale sowie die aus Amerika kommende charismatische Bewegung. Beide verstehen sich als überkonfessionell und streben in ihren Gruppen, teilweise auch innerhalb der Pfarreien, eine spirituelle Erneuerung des christlichen Lebens an. Hierbei spielen in speziellen Gottesdiensten verwurzelte Anbetungs- und Lobpreislieder eine besondere Rolle, deren Anliegen weniger die Vermittlung theologischer Inhalte als viel mehr der spontane Ausdruck der direkten Beziehung zu Gott beziehungsweise Jesus ist. 133 Ostergesänge dieser Art wurden vor allem in dem als Ergänzung zu *GL geltenden Liederbuch der Diözese Innsbruck-Feldkirch (*In-F/ F) aufgenommen. Bezogen auf den Bestand der 20 neuen Lieder in offiziellen Gesangbüchern spiegelt sich unter quantitativen Gesichtspunkten die Dynamik der dargestellten Entwicklung, indem Gesänge beziehungsweise Liedtexte aus den Siebzigerjahren den größten Anteil ausmachen: Entstehung Liedanzahl Liedanteil 20=100% 60-er Jahre 2 10,0% 70-er Jahre 9 45,0% 80-er Jahre 5 25,0% 90-er Jahre 1 5,0% unbekannt 3 15,0% Generell ist zu bedenken, dass der Verbreitungsgrad der meisten Lieder sehr gering ist. 133 Vgl. Handt, Keiner ist wie du, 43-55. <?page no="92"?> C. Osterliedbestand in offiziösen Sammlungen C. Osterliedbestand in offiziösen Sammlungen Wie sich bei der bisherigen Sichtung des Osterliedbestandes in offiziellen Quellen gezeigt hat, spielen moderne Lieder des 20. Jahrhunderts, deren Verfasser gegenüber dem traditionellen Kirchenlied bewusst neue Wege eingeschlagen haben, quantitativ gesehen eine eher unbedeutende Rolle. 134 Des Weiteren ist davon auszugehen, dass die vorhandenen Stücke von den jeweiligen Gesangbuchkommissionen nach bestimmten Kriterien selektiert wurden. Da durch ihre Betrachtung allein ein nur sehr begrenzter Ausschnitt des Spektrums neuerer Produktionen in den Blick käme, sollen außerdem offiziöse Liedsammlungen auf die in ihnen enthaltenen modernen Ostergesänge untersucht werden. Neben den einzelnen Sammlungen kommt der Datenbank „Neues Geistliches Lied“ (*D-K 07/ 08), herausgegeben von der „Arbeitsstelle für Jugendseelsorge“ der Deutschen Bischofkonferenz in Düsseldorf und der „Katholischen Fachstelle für Gestaltung“ in Wiesbaden (1992), 135 eine besondere Bedeutung zu. Denn sie erweitert den Quellenfundus in erheblichem Maße, insofern ihrer Dokumentation von ca. 2000 neueren Liedern rund 210 Sammlungen zugrunde liegen. Die Osterlieder wurden mit Hilfe der Deskriptoren „Osternacht“ (K 07) und „Ostern“ (K 08) recherchiert. Unter den beiden Stichwörtern erscheinen 6 beziehungsweise 32 Gesänge, die jedoch nicht alle aufgrund der oben festgelegten Kriterien 136 in der Bestandsaufnahme Berücksichtigung finden. 1) Quellen Herausgebende Stellen Bereich Sammlungen 137 Ev. Landeskirchliche Stellen Rheinland (Volksmissionarisches Amt) *Neue geistliche Lieder 1967 Westfalen *Geistliche Lieder 1973 Schleswig- Holstein/ Hamburg/ Lübeck und Eutin *Gottes Volk 1975 Baden/ Pfalz *Anhang 77 1977 Hessen-Nassau/ Kurhessen- Waldeck *Singe Christenheit 1981 Bayern *Auf und macht 1982 Württemberg *Neue Lieder 1971/ 1979/ 1983 Kurhessen-Waldeck *Neue Lieder für die Gemeinde o.J. 134 Vgl. Teil 1 B.III.2. 135 Sie wurde unter Mitarbeit des Seminars für Liturgiewissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität erstellt. 136 S.o. Teil 1 A.II.1 (Allgemeine Kriterien zur Erhebung des Osterliedbestands). 137 Die Sammlungen werden mit Kurztiteln angegeben. Die vollständigen Titel und Angaben enthält das Verzeichnis der untersuchten Liedquellen im Rahmen des Quellen- und Literaturverzeichnisses (I.1). C. Osterliedbestand in offiziösen Sammlungen 78 <?page no="93"?> C. Osterliedbestand in offiziösen Sammlungen 79 Herausgebende Stellen Bereich Sammlungen 137 Kath. Diözesanstellen Köln *Singles (Liedblätter) 1977ff Limburg *Aus dem Tod 1987 Köln *Singles 36/ 37 (Ostern) 1991 Köln *Kommt und singt 1992 Limburg *Vom Leben singen 1994 Essen *Halleluja 1994 Aachen *Den Himmel erden 1996 Passau *Effata II 1998 Bamberg *Cantate 1994/ 2000 Rottenburg-Stuttgart *Erdentöne 1995/ 2001 Mainz *Gotteskindermenschenlieder 2003 Osnabrück *Lieder o. J. Paderborn *Liederzeit o. J. Ökumenische Organisationen überregional (AÖL) *LbR (Leuchte bunter Regenbogen) 1983 Ökumenischer Kirchentag Berlin *Gemeinsam unterwegs 2003 138 Deutschsprachige Schweiz *Rise up 2002 Verbände u.a. Organisationen überregional *Sing mit 1974 überregional (EGB-Publikation) *Gib mir ein Lied 1974 überregional (BDKJ Berlin) *Sagt es weiter 1979 überregional (Jugendhaus Düsseldorf) *D-K 08/ D-K 07 1992 (Datenbank „Neues Geistliches Lied“) überregional (Cäcilienverband u.a.) *Unterwegs 1994/ 1998 Würzburg (Kolping-Diözesanverband) *Troubadour 1999 überregional (Katechet. Institut Trier) *LSO (Liedersammlung zum Osterfestkreis) o.J. 2) Bestand Nach Auswertung aller 31 Quellen ergibt sich eine Anzahl von 148 Gesängen, deren komplette Zusammenstellung im Anhang präsentiert wird. 139 Die allermeisten Lieder kommen nur sehr selten vor: Lediglich sechs finden sich in mehr als drei, höchstens jedoch in neun Sammlungen: Liedanzahl Vorkommen in … 108 1 Sammlung 21 2 Sammlungen 13 3 Sammlungen 6 4-9 Sammlungen In Anbetracht dieses Befundes und der großen Gesamtmenge enthält die nachstehende Übersicht nur diejenigen Lieder, die in mindestens zwei Samm- 138 Abgesehen von dieser Sammlung werden Kirchentags-Liederhefte in der Regel nicht berücksichtigt, da diese aufgrund ihrer Veranstaltungsbezogenheit tendenziell keine Osterlieder enthalten. 139 Anhang A.I Tabelle 7. <?page no="94"?> C. Osterliedbestand in offiziösen Sammlungen 80 lungen (S) beziehungsweise in einer Sammlung und außerdem in einem oder mehreren offiziellen Gesangbüchern (G) vertreten sind. Insgesamt handelt es sich um 45 Gesänge; vier davon stellen Übersetzungen fremdsprachiger Texte dar. 140 Die Anordnung folgt, soweit recherchierbar, dem Entstehungsjahr der Texte. Incipit Verfasser Entstehung Anzahl S Anzahl G 1 Hört ihr’s läuten Gerhard Tauchelt 1962 3 2 Christus, der Herr, ist auferstanden Herbert Beuerle 1965 2 3 Christus, der Herr, ist auferstanden Gerhard Valentin 1965 3 4 Auferstanden, auferstanden bist du Martin Ohly vor 1967 2 5 Jesus Christus lebt Kurt Rommel 1967 2 6 Jesus Christus, gestern und heute Kurt Rommel 1967 2 7 Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden Kurt Rommel 1967 3 8 Zwei Männer Dieter Trautwein 1967 2 9 Nun werden die Engel Friedrich Hofmann 1967/ 1990 2 3 10 Zu Ostern in Jerusalem Arnim M. Juhre 1968 1 1 11 Aus dem Tod ist der Herr erstanden Kurt Rommel 1970 2 12 Das könnte den Herren der Welt Kurt Marti 1970 6 4 13 Singet, denn Jesus ist erstanden Ulrich Gohl 1970 3 14 Seht, der Stein ist weggerückt Lothar Zenetti 1971 8 5 15 Wir stehen auf an jedem neuen Morgen Kurt Rommel 1971 2 16 Christus lebt, drum lasst das Jammern Arthur Blatetzky, n. Nicolas Martinez 1972 1 2 17 Singet in den Kirchen Gottfried Neubert 1972 1 1 18 Welcher Engel wird uns sagen Wilhelm Willms 1972 3 19 Die Waffen verrotten zu Staub Wilhelm Willms 1973 4 20 Christ ist erstanden aus des Todes Nacht Kurt Rommel, n. südafr. Vorlage 1973 2 21 Einer ist unser Leben Lothar Zenetti 1973 1 1 22 Jesus Christus ist auferstanden Kurt Rommel 1973 2 23 Liebe ist nicht nur ein Wort Eckart Bücken 1973 2 1 24 Seht, er lebt Lothar Zenetti 1973 2 2 25 Manchmal feiern wir Alois Albrecht 1974 9 1 26 Steht auf vom Tod Wilhelm Willms 1974 5 140 Christus lebt, drum lasst das Jammern; Christ ist erstanden aus des Todes Nacht; Freunde, sprach er; Halleluja … auferstanden ist der Herr. <?page no="95"?> C. Osterliedbestand in offiziösen Sammlungen 81 Incipit Verfasser Entstehung Anzahl S Anzahl G 27 Komm, lass diese Nacht nicht enden Hans-Jürgen Netz 1977 2 28 Zwei Jünger gingen Helga Poppe 1977 1 1 29 Alle Knospen springen auf Wilhelm Willms 1978 3 1 30 Das Grab ist leer (Büsching) Büsching Heinz 1979 2 31 Die Sonne geht auf Hans-Martin Rauch 1980 1 2 32 Freut euch alle, Jesus lebt Sr. C.M. Sillmann 1981 2 33 Wir gehen uns’re Wege Friedrich Karl Barth 1981 4 34 Du bist da, wo Menschen leben Detlev Jöcker 1982 1 35 Dornen stehn am Stein Lothar Petzold 1987 (EJ) 2 36 Durch das Dunkel hindurch Hans-Jürgen Netz 1987 3 37 Rosen blühn im Stacheldraht Helmut Schlegel 1987 (EJ) 3 38 Seht, der Stein ist fort Eugen Eckert 1987 (EJ) 3 39 In der Nacht Thomas Laubach 1988 3 40 Aus Tränen, Angst und Not Kathi Stimmer- Salzeder 1989 2 41 Begreift ihr denn nicht? Peter Kloss 1990 2 42 Freunde, sprach er (Quand il disait) Hans Florenz/ Raymund Weber, n. Didier Rimaud 3 43 Fröhlich sind wir Dr. Beichert/ Froitzheim 2 44 Halleluja … auferstanden ist der Herr Zappala (Genrosso-Messe) 1 1 45 Staunen wird Jubel Stefan Hoffmann 3 3) Vorkommen Zu den häufigeren Liedern, die von vier und mehr Sammlungen präsentiert werden, gehören die sechs folgenden, die zwischen 1970 und 1981 entstanden sind, und von denen drei den Weg in offizielle Gesangbücher gefunden haben: Incipit Anzahl S Anzahl G Das könnte den Herren der Welt 6 4 Die Waffen verrotten zu Staub 4 Manchmal feiern wir 9 1 Seht, der Stein ist weggerückt 8 5 Steht auf vom Tod 5 Wir gehen uns’re Wege 4 Unabhängig von ihrer Häufigkeit in Sammlungen kommen insgesamt vierzehn Lieder in offiziellen Gesangbüchern vor: <?page no="96"?> C. Osterliedbestand in offiziösen Sammlungen 82 Incipit Anzahl S DGB II eRT / kDA I / II KG / RG Alle Knospen springen auf 3 1 kDA II Christus lebt, drum lasst das Jammern 1 1 eRT Das könnte den Herren der Welt 6 1 kDA I; 1 eRT KG; RG Die Sonne geht auf 1 2 eRT Du bist da, wo Menschen leben 1 1 kDA II Einer ist unser Leben 1 1 eRT Halleluja … auferstanden ist der Herr 1 1 kDA II Liebe ist nicht nur ein Wort 2 1 kDA II Manchmal feiern wir 9 1 kDA II Nun werden die Engel 2 1 2 eRT Seht, der Stein ist weggerückt 8 1 1 KDA I; 1 eRT KG; RG Seht, er lebt 2 1 kDA I; 1 kDA II Singet in den Kirchen 2 1 kDA I Zu Ostern in Jerusalem 1 1 kDA II Alle Stücke finden sich in kDA beziehungsweise eRT, zwei davon, Seht, der Stein ist weggerückt und Nun werden die Engel bereits in nachvatikanischen DGB 141 . Nur die – auch in den untersuchten Sammlungen sehr häufig vorkommenden – Stücke Das könnte den Herren der Welt sowie Seht, der Stein ist weggerückt haben es (bisher) in die Osterrubriken von Einheitsgesangbüchern geschafft (*KG und *RG). 142 4) Entstehungszeiten und Autoren Die Texte der 45 in der Bestandsliste präsentierten Lieder decken bezüglich ihrer Entstehungszeiten zwischen 1965 und 1990 ein breites Spektrum ab. Bei den 41 deutschsprachigen Liedern liegt der Schwerpunkt, wie im Bereich der offiziellen Gesangbücher, deutlich auf den Siebzigerjahren. Eine Entsprechung zeigt sich auch hinsichtlich der seltener vertretenen Stücke aus den Achtzigerjahren. Entstehung S (41=100%) G (20=100%) Liedanzahl Liedanteil Liedanteil 60-er Jahre 10 24,4% 10,0% 70-er Jahre 18 43,9% 45,0% 80-er Jahre 10 24,4% 25,0% 90-er Jahre 1 2,4% 5,0% unbekannt 2 4,9% 15,0% Von drei Autoren stammt eine jeweils größere Anzahl an Texten: Kurt Rommel (7) 143 , Wilhelm Willms (4) 144 sowie Lothar Zenetti (3) 145 . Was die Verto- 141 *D-Lim/ B II 070 bzw. *D-Ac II 379. 142 Das könnte den Herren und Seht, der Stein. 143 Aus dem Tod ist der Herr erstanden; Christ ist erstanden; Jesus Christus ist auferstanden; Jesus Christus lebt; Jesus Christus, gestern und heute; Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden; Wir stehen auf an jedem neuen Morgen. Einige der Texte wurden auch von Rommel vertont. 144 Alle Knospen springen auf; Die Waffen verrotten zu Staub; Steht auf vom Tod; Welcher Engel wird uns sagen. <?page no="97"?> D. Resümee 83 nungen angeht, so sind folgende Komponisten mehrfach vertreten: Herbert Beuerle (4) 146 , Kurt Rommel (4) 147 , Peter Janssens (3) 148 und Christoph Lehmann (3) 149 . D. Resümee D. Resümee (1) Alle untersuchten offiziellen Gesangbücher sowie die in diesem Rahmen miteinbezogenen Sammlungen (*KL I, *E-D, *E-Ö) enthalten insgesamt 153 Osterlieder. 150 Diese Anzahl erscheint im Verhältnis zur großen Menge der rund 170 ausgewerteten Quellen aus dem deutschsprachigen Raum als relativ überschaubar. (2) Für den katholischen und den evangelischen Bereich kristallisiert sich jeweils eine Gruppe mit 16 beziehungsweise 21 der am häufigsten rezipierten Osterlieder heraus, die sowohl in Deutschland und Österreich als auch in der Schweiz in Gebrauch waren und es überwiegend noch sind. 151 In Relation zu den jeweiligen Gesamtmengen mit 100 Gesängen auf katholischer und 67 auf evangelischer Seite handelt es sich um Bestände mit geringem Umfang. Dies gilt vor allem für den katholischen Raum, da hier bis 1966 (*KKG) beziehungsweise 1975 (*GL) jede Diözese ihr eigenes Gesangbuch hatte. Demgegenüber ist im evangelischen Bereich aufgrund der schon seit Anfang der Fünfzigerjahre geltenden Einheitsbücher der Anteil an weit verbreiteten Liedern deutlich höher. (3) Der Umfang des gemeinsamen Liedgutes ist begrenzt auf die kleine Zahl von 14 Gesängen, von denen nur fünf auf katholischer und evangelischer Seite gleichermaßen eine weite Verbreitung gefunden haben. Die ökumenische Bedeutung der übrigen bezieht sich auf kleinere Gebiete, vor allem die Schweiz, einzelne Diözesen beziehungsweise Landeskirchen. 152 (4) Moderne Stücke spielen innerhalb des Liedbestands offizieller Quellen eine nur geringe Rolle. 153 Die Anzahl von 51 Liedern aus dem 20. Jahrhundert, von denen 49 nach 1945 entstanden sind, wirkt zwar hoch, aber bei näherem Hinsehen sind zu einem großen Teil Bearbeitungen älterer Lieder, Übertra- 145 Einer ist unser Leben; Seht, der Stein ist weggerückt; Seht, er lebt. 146 Christus, der Herr, ist auferstanden (Beuerle); Christus, der Herr, ist auferstanden (Valentin); Jesus Christus, gestern und heute; Hört ihr’s läuten. 147 Aus dem Tod ist der Herr erstanden; Jesus Christus lebt; Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden; Wir stehen auf an jedem neuen Morgen. 148 Manchmal feiern wir; Das könnte den Herren der Welt; Steht auf vom Tod. 149 Wir gehen uns’re Wege; Durch das Dunkel hindurch; Komm, lass diese Nacht nicht enden. 150 Siehe Anhang A.I.1. 151 S.o. Teil 1 B.III.1.a und b. 152 S.o. Teil 1 B.III.1.c. 153 S.o. Teil 1 B.III.2. <?page no="98"?> D. Resümee 84 gungen lateinischer Texte, Dialektlieder und Texte in traditioneller Machart festzustellen. Nur 29 Texte lassen erkennen, dass deren Verfasser innovative Absichten verfolgten. Dabei handelt es sich um neun Übersetzungen aus lebendigen Fremdsprachen und 20 deutschsprachige Produktionen, wobei zu bedenken ist, dass die meisten Gesänge ausschließlich regionale Bedeutung haben. Lediglich drei der deutschsprachigen modernen Lieder finden sich in einem beziehungsweise zwei Einheitsgesangbüchern. (5) Vor allem seit den Sechzigerjahren ist als Parallelentwicklung zu den offiziellen Gesangbüchern die Herausgabe zahlreicher offiziöser und privater Sammlungen zu beobachten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, moderne Lieder zu verbreiten. Hierzu gehören auch zahlreiche Ostergesänge: Allein in den 31 offiziösen Liedheften, die zur Untersuchung herangezogen wurden, finden sich 148 Stücke. 154 Zwar sind die meisten selten und kommen in nur einer bis zwei Sammlungen vor – wenige haben es bisher in die offiziellen Gesangbücher geschafft –, aber die reiche Produktion spiegelt das Desiderat nach zeitgemäßen Gesängen. Im weiteren Verlauf wird zu zeigen sein, ob und inwieweit diese wegweisende Akzente setzen. 154 S.o. Teil 1 C und Anhang A.I Tabelle 7. <?page no="99"?> T EIL 2 T HEMEN UND T HEOLOGIE Der zweite Teil beschäftigt sich mit den Fragen: Welche Veränderungen zeigen moderne Osterlieder im Vergleich zu traditionellen hinsichtlich der Entfaltungen des Themas der Auferstehung? Welche Bilder und Gedankengänge verwenden sie? In welchen textlichen Zusammenhängen sind diese verarbeitet und was für ein theologisches Konzept spiegeln sie? Hierzu soll zunächst mit Hilfe von Querschnittsuntersuchungen eruiert werden, welche einzelnen Motive und thematischen Aspekte überhaupt sowohl in älteren als auch in neueren Gesängen vorkommen (A). In einem zweiten Schritt werden die Texte als Ganze in den Blick genommen und anhand von Einzelanalysen jeweils bezüglich ihres inhaltlichen Kontextes und ihrer theologischen Deutung der Auferstehung betrachtet (B). Auf der Basis von Teil A und B gibt das Schlusskapitel einen zusammenfassenden Überblick über die Veränderungen im modernen Liedgut im Vergleich zum traditionellen (C). A. Motive und Themen in Osterliedern I. Vorgehen 1. Untersuchungsmaterial Das für die Untersuchungen der Texte bezüglich motivischer und thematischer Einzelaspekte notwendige Material wurde sowohl dem Liedbestand der untersuchten offiziellen Gesangbücher als auch dem der offiziösen Sammlungen entnommen. Als Kriterium zur Eingrenzung galt die genuine Deutschsprachigkeit der Texte. Eine Ausnahme bildeten deutsche Liedfassungen lateinischer Hymnendichtungen, da letztere eine universale, paradigmatische Bedeutung für das Liedschaffen in allen Jahrhunderten haben. Nach diesen Maßgaben konnten drei Gruppen mit Untersuchungsmaterial gewonnen werden, die nicht nur für die thematischen Querschnittsuntersuchungen (Teil 2 A), sondern auch für alle anderen Analysen der vorliegenden Arbeit (Teil 2 B „Theologie der Osterlieder – Exemplarische Analysen“ und Teil 3 „Sprache und Spiritualität“) die Grundlage darstellen: Traditionelles Liedgut aus offiziellen Gesangbüchern (TLG) Neues Liedgut aus offiziellen Gesangbüchern (NLG) Neues Liedgut aus offiziösen Sammlungen (NLS) <?page no="100"?> A. Motive und Themen in Osterliedern 86 Einen differenzierten Überblick über die Abteilungen des Untersuchungsmaterials bietet nachstehende Tabelle: Quellen Liedanzahl gesamt Untersuchungsmaterial Anzahl Lieder / Strophen Entstehungszeiten Anzahl Lieder / Strophen Offizielle Gesangbücher (G) 153 a. TLG 45 L. / 255 Str. 12.-16. Jh. 12 L. / 64 Str. 17. Jh. 13 L. / 86 Str. 18. Jh. 10 L. / 58 Str. 19. Jh. 7 L. / 35 Str. 20. Jh. 3 L. / 12 Str. b. NLG 20 L. / 72 Str. 1960 ff 20 L. / 72 Str. Offiziöse Sammlungen (S) 148 c. NLS 27 L. / 101 Str. 1960 ff 27 L. / 101 Str. a. Traditionelles Liedgut aus offiziellen Gesangbüchern (TLG) Basis der Zusammenstellung des Untersuchungsmaterials mit traditionellen Liedern ist die Bestandsliste der 153 Osterlieder aus den durchgesehenen Gesangbüchern. Im Dienst einer überschaubaren Anzahl werden Lieder aufgenommen, die vertreten sind: in mindestens einem Einheitsgesangbuch beziehungsweise einem Stammteil (*GL, *KKG, *KG, *EKG, *EG, *RKG, *RG) oder in mindestens sechs Diözesangesangbüchern (DGB), sechs Diözesananhängen (kDA), sechs Regionalanhängen (eRA) oder sechs Regionalteilen (eRT). Insgesamt kommen so 45 Lieder mit 255 Strophen zusammen, die das in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in katholischen und evangelischen Gemeinden verwendete Repertoire repräsentieren. Bezüglich ihrer Entstehung werden sie in Kategorien nach Jahrhunderten eingeteilt. 1 Das 20. Jahrhundert ist durch drei Gesänge vertreten, bei denen es sich ausnahmslos um Neufassungen älterer Texte, die den traditionellen Stil beibehalten, handelt, weshalb sie zum TLG gerechnet werden. 2 Durch Zuordnung zu den Entstehungszeiträumen ergeben sich die folgenden Liedlisten. In Spalte 3 wird stets die Fassung angegeben, die als Grundlage der Analysen verwendet wird. 3 Deren Strophenanzahl, die gegebenenfalls von in anderen Gesangbüchern vorhandenen Versionen abweichen kann, erscheint in der letzten Spalte. 1 Als Entstehungszeitraum wird der der ursprünglichen Fassung angegeben, wenn Bearbeitungen geringfügig oder im Sinn des Originals erfolgt sind. Letzteres gilt auch für Weiterschreibungen. Bei stark veränderten Neufassungen wird deren Entstehungszeit genannt. 2 S.o. Teil 1 B.III.2.c. 3 Bezüglich der DGB wurde angestrebt, die zu untersuchenden Lieder aus einer überschaubaren Menge an Quellen zu entnehmen: *D-Ac I; *D-Bam I; *D-Eis I; *D-Fr I; *D-Kln I; *D-Lim I; *D-Osn/ B I; *D-Tr I. <?page no="101"?> I. Vorgehen 87 12. – 16. Jahrhundert (12 Lieder/ 64 Strophen): Incipit Untersuchte Fassung Str. 1 Christ ist erstanden GL 213 3 2 Christ lag in Todesbanden EG 101 7 3 Erschienen ist der herrlich Tag EG 106 5 4 Erstanden ist der heilig Christ (B.B.) EG 105 17 5 Freu dich, du werte Christenheit D-Lim I 367 3 6 Gelobt sei Gott GL 218 6 7 Heut triumphieret Gottes Sohn EG 109 6 8 Jesus Christus, unser Heiland EG 102 3 9 Mit Freuden zart EG 108 3 10 Singen wir heut mit einem Mund EG 104 3 11 Wir danken dir (Herman) EG 107 3 12 Wir wollen alle fröhlich sein EG 100 5 17. Jahrhundert (13 Lieder/ 86 Strophen): Incipit Untersuchte Fassung Str. 1 Am Sonntag, eh die Sonn aufging D-Ac I 195 7 2 Auf, auf, mein Herz EG 112 8 3 Christus ist auferstanden, Freud KG 451 4 4 Die ganze Welt GL 219 6 5 Erstanden ist der heilge Christ (Spee) D-Lim I 370 8 6 Freu dich, du Himmelkönigin D-Lim I 381 4 7 Frühmorgens, da die Sonn aufgeht EG 111 15 8 Ist das der Leib D-Lim I 376 6 9 Jesus, meine Zuversicht EKG 330 7 10 Lasst uns erfreuen herzlich sehr D-Lim I 379 5 11 Nun danket Gott, ihr Christen all D-Ac I 196 4 12 Nun freut euch hier und überall GL 226 4 13 O Tod, wo ist dein Stachel nun EG 113 8 18. Jahrhundert (10 Lieder/ 58 Strophen): Incipit Untersuchte Fassung Str. 1 Das Grab ist leer (Kohlbrenner) D-Bam I 117 4 2 Der Heiland ist erstanden, befreit D-Eis I 118 10 3 Freu dich, erlöste Christenheit D-Kln I 188 4 4 Getröst, getröst! wir sind erlöst D-Osn/ B I 115 7 5 Ich sag es jedem, dass er lebt RG 484 5 6 Jesus lebt, mit ihm auch ich EG 115 6 7 O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit RG 480 4 8 Preis dem Todesüberwinder D-Tri I 92 4 9 Seele, dein Heiland D-Tri I 91 4 10 Wach auf mein Herz EG 114 10 <?page no="102"?> A. Motive und Themen in Osterliedern 88 19. Jahrhundert (7 Lieder/ 35 Strophen): Incipit Untersuchte Fassung Str. 1 Alleluja (Halleluja) lasst uns singen D-Fr I 396 4 2 Christus ist erstanden! O tönt D-Lim I 369 5 3 Erschalle laut, Triumphgesang D-Tri I 88 2 4 Halleluja. Ihr Christen, singet hocherfreut GL 221 12 5 Nun singt dem Herrn ein neues Lied D-Lim I 374 5 6 Wahrer Gott, wir glauben dir D-Lim I 375 2 7 Zum königlichen Ostermahl D-Lim I 377 5 20. Jahrhundert (3 Lieder/ 12 Strophen): Incipit Untersuchte Fassung Str. 1 Das ist der Tag GL 220 5 2 Nun freue dich, du Christenheit GL 222 3 3 Vom Tode heut erstanden ist GL 224 4 b. Neues Liedgut aus offiziellen Gesangbüchern (NLG) Zur thematischen Untersuchung moderner Lieder werden die nach 1960 verfassten Gesänge in offiziellen Gesangbüchern als gesonderte Gruppe zusammengefasst. Aufgrund ihres meist nur geringen Verbreitungsgrades kann ihre Auswahl nicht nach dem Häufigkeitskriterium erfolgen. So entsteht aus der Not eine Tugend: Als Untersuchungsmaterial NLG gelten alle 20 modernen deutschsprachigen Neuschöpfungen mit insgesamt 72 Strophen. Nicht berücksichtigt werden Stücke im traditionellen Stil. 4 Incipit Untersuchte Fassung Str. 1 Alle Knospen springen auf Ac-L II 010 4 2 Das könnte den Herren der Welt Lim I 837 3 3 Die Sonne geht auf BT 556 4 4 Du bist da, wo Menschen leben Wbg II 962.3 4 5 Einer ist unser Leben HK 552 4 6 Große Leute, kleine Leute BEP 565 3 7 Halleluja, klatschet in die Hände In-F/ F II 117 3 8 Heut hören es alle KG 456 4 9 Ich hör die Botschaft BT 558 4 10 Jesus lebt wirklich In-F/ F II 116 3 11 Liebe ist nicht nur ein Wort Ac-L II 011 3 12 Mach die Augen auf In-F/ F II 119 3 13 Manchmal feiern wir In-F/ F II 121 4 14 Nun werden die Engel BEP (ö) 563 4 15 Seht, der Stein ist weggerückt Lim I 836 3 4 Siehe im Rahmen der Bestandsaufnahme Teil 1 B.III.2.b die Liste „Osterlieder des zwanzigsten Jahrhunderts“. Unter Punkt E finden sich „Deutschsprachige Neuschöpfungen“. Der zweite Abschnitt (2) listet die modernen Texte auf, die zugleich als Untersuchungsmaterial (NLG) dienen. <?page no="103"?> I. Vorgehen 89 Incipit Untersuchte Fassung Str. 16 Seht, er lebt Lim I 835 4 17 Singet in den Kirchen Lim I 834 2 18 Wo einer dem andern neu vertraut Wü 551 6 19 Zu Ostern in Jerusalem In-F/ F II 118 4 20 Zwei Jünger gingen In-F/ F II 120 3 c. Neues Liedgut aus offiziösen Sammlungen (NLS) Zur Erweiterung des modernen Liedspektrums werden in offiziösen Liedsammlungen enthaltene Osterlieder in einer gesonderten Materialgruppe erfasst, so dass ein Eindruck von den Inhalten der Texte gewonnen werden kann, denen (bisher) die Aufnahme in offizielle Gesangbücher verwehrt blieb, die aber doch aufgrund ihres Erscheinens in offiziösen Sammlungen eine gewisse Akzeptanz seitens kirchlicher Stellen erfahren haben. Grundlage ist die Bestandsliste mit 45 Liedern aus offiziösen Sammlungen, die in mehr als zwei Sammlungen vorkommen, 5 aus der die Selektion nach folgenden Maßgaben erfolgt: Nicht berücksichtigt werden alle Gesänge, die bereits in offiziellen Gesangbüchern Aufnahme gefunden haben. Sie finden sich im NLG. Wie im Bereich der offiziellen Gesangbücher gelten ausschließlich deutschsprachige Originaltexte als Untersuchungsmaterial. Insgesamt steht so ein Pool mit 27 Liedern und 101 Strophen zur Verfügung. Incipit Untersuchte Fassung Str. 1 Auferstanden, auferstanden bist du Neue geistliche Lieder 67 4 2 Aus dem Tod ist der Herr erstanden Sing mit 37 1 3 Aus Tränen, Angst und Not D-K08 25 4 4 Begreift ihr denn nicht? Liederzeit 60 1 5 Christus, der Herr, ist auferstanden (Beuerle) Neue Lieder (1979) 3 6 6 Christus, der Herr, ist auferstanden (Valentin) Sing mit 28 5 7 Das Grab ist leer (Büsching) Singles 9 79 3 8 Die Waffen verrotten zu Staub Effata 2 130 4 9 Dornen stehn am Stein D-K08 17 5 10 Durch das Dunkel hindurch Cantate 210 5 11 Freut euch alle, Jesus lebt Effata 2 126 2 12 Fröhlich sind wir Kommt und singt 328 4 13 Hört ihr’s läuten Kommt und singt 320 3 14 In der Nacht Cantate 209 3 15 Jesus Christus, gestern und heute Sing mit 40 5 16 Jesus Christus ist auferstanden (Rommel) Sing mit 23 8 17 Jesus Christus lebt Sing mit 49 5 18 Komm, lass diese Nacht nicht enden Cantate 214 3 19 Rosen blühn im Stacheldraht Singles 36/ 37 321 3 20 Singet, denn Jesus ist erstanden Singe 639 3 21 Staunen wird Jubel Cantate 211 3 5 Abgedruckt in Teil 1 C.2. <?page no="104"?> A. Motive und Themen in Osterliedern 90 Incipit Untersuchte Fassung Str. 22 Steht auf vom Tod Sagt es weiter 335 2 23 Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden Neue Lieder (1979) 51 4 24 Welcher Engel wird uns sagen Cantate 223 3 25 Wir gehen uns’re Wege Cantate 218 3 26 Wir stehen auf Sing mit 50 4 27 Zwei Männer Sing mit 31 5 2. Querschnittsuntersuchungen a. Ziel Ausgehend von dem vorerst allgemeinen Eindruck beziehungsweise der Annahme, dass sich die meisten neueren Lieder inhaltlich erheblich von älteren unterscheiden, wurden zunächst Querschnittsuntersuchungen an den Gesängen, eingeteilt nach den Gruppen des Untersuchungsmaterials durchgeführt. Das Hauptinteresse richtete sich dabei auf die Veränderungen im neuen Liedgut seit 1960. Die Ergebnisse führten zur Gewinnung eines differenzierten Bildes, das Aufschluss gibt über das Vorkommen und die Häufigkeit von thematischen Aspekten in traditionellen und modernen Texten. Hinsichtlich der Einteilung der Gesänge des TLG nach Jahrhunderten ist zu beachten, dass es sich hierbei lediglich um eine Kategorisierung handelt, um die untersuchten Texte bezüglich der Entstehungszeiten ihrer ursprünglichen Fassungen einordnen zu können. Die textanalytischen Ergebnisse spiegeln also – entsprechend dem Ziel der vorliegenden Arbeit – Akzentuierungen des im 20. Jahrhundert gebräuchlichen Liedgutes und nicht unbedingt solche der ursprünglichen Dichtungen. 6 Ein Rückgang auf Originaltexte ist erst im Rahmen der in Teil B durchgeführten exemplarischen Einzelanalysen sinnvoll. b. Methode Die Querschnittsuntersuchungen der Gesänge sind von der Methode der induktiven Kategorienbildung geleitet, indem die Motive und Themen direkt aus dem Material erhoben werden. 7 Das heißt: Diese werden nicht auf der Basis vorher definierter, z.B. dogmatischer Kriterien ermittelt, die als Maßstab an die Texte angelegt würden. Vielfach treten die vorgefundenen Aspekte in einem typischen inhaltlichen beziehungsweise sprachlichen Kontext auf, der gegebenenfalls mitberücksichtigt wird, z.B. bei Bindung eines Themas an eine bestimmte Sprachform. Exemplarisch sei der Aspekt „Auferstehungsbekenntnis“ genannt, bei dem die Auferstehungsaussage meist in Form des neutestamentlichen Kurzbekenntnisses erscheint. 8 Die festgestellten Aspekte werden 6 Deshalb und weil es sich bei der vorliegenden Arbeit um keine liedgeschichtliche Studie handelt, wurde von einer Zuordnung der Lieder des Untersuchungsmaterials zu Stilepochen abgesehen. 7 Vgl. Mayring, Qualitative Inhaltsanalyse, 42-91, bes. 59-76. 8 S.u. Teil 2 A.II.1. <?page no="105"?> I. Vorgehen 91 innerhalb der Bereiche des TLG, NLG und NLS hinsichtlich ihrer Häufigkeit registriert. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für die vergleichenden Analysen. Nähere Erläuterungen zur quantitativen Vorgehensweise werden unten gegeben (c). Im Einzelnen werden 15 motivische beziehungsweise thematische Aspekte behandelt, die sich als die bedeutendsten bei den Querschnittsuntersuchungen herauskristallisiert haben (II.1-15). Nach einem vorangestellten exemplarischen Liedzitat gliedern sich die Abschnitte in [1] eine definitorische Beschreibung des jeweiligen Aspekts, [2] eine Liste der betreffenden Gesänge mit Angaben zu deren Anzahl, [3] eine Tabelle mit Daten zu deren prozentualen Häufigkeit in TLG, NLG und NLS sowie [4] einen Kommentar. In Fällen, in denen Motive und Themen nicht nur bestimmte Strophen, sondern ganze Lieder in einer typischen Weise prägen, werden Querverweise gegeben zu deren Behandlung in Teil B. 9 Einen zusammenfassenden Überblick über die sich aufgrund der Untersuchungen abzeichnenden thematischen Profile des TLG, NLG und NLS sowie die Verschiebungen, die sich im nach 1960 entstandenen Liedmaterial zeigen, gibt das Kapitel „Bilanz“ (III). c. Allgemeine Hinweise zur quantitativen Erfassung untersuchter Aspekte 10 Im Rahmen der unter [2] genannten Liste (s.o.) werden die Gesänge, die einen bestimmten Aspekt enthalten, mit den betreffenden Strophen, getrennt nach den Gruppen des TLG, NLG und NLS, verzeichnet. Die Gesänge des TLG erscheinen außerdem nach Entstehungszeiten eingeteilt. Zur Feststellung der Häufigkeit eines Aspektes werden sowohl die in Frage kommenden Lieder als ganze als auch die einzelnen Strophen beziehungsweise Refrains als kleinste Texteinheiten berücksichtigt. Jeder motivische oder thematische Aspekt wird pro Strophe beziehungsweise Junktim aus Strophe und Refrain nur ein Mal gezählt. 11 Beispiel: Der Aspekt „Verkündigung“ findet sich in dem zweistrophigen Lied Singet in den Kirchen sowohl in der ersten Strophe als auch in dem jeder Strophe nachgestellten Refrain. Im Liednachweis wird dies folgendermaßen dargestellt: Singet in den Kirchen, 1/ R. 1-2. Da jede Strophe mit dem Refrain eine Einheit bildet, wird das Thema als in zwei Strophen vorkommend gezählt. 9 S.u. Teil 2 B.II und Teil 2 B.III (exemplarische Analysen). 10 Die folgenden Erläuterungen beziehen sich auch auf die Querschnittsuntersuchungen pragmatischer Aspekte, s.u. Teil 3 A.III. 11 Dies gilt ebenso für die pragmatischen Aspekte im Rahmen der sprachlichen Untersuchungen, s. vorhergehende Fußnote. <?page no="106"?> A. Motive und Themen in Osterliedern 92 In einem weiteren Schritt werden die den Ergebnissen der Zählung entsprechenden Anteile im Verhältnis zu den Liedmengen des TLG, NLG und NLS prozentual errechnet und tabellarisch dargestellt (s.o. [3]). II. Thematische Einzelaspekte 1. Auferstehungsbekenntnis Christ ist erstanden von der Marter alle. 12 Jesus lebt, mit ihm auch ich! 13 Bei der Durchsicht der Lieder fällt die häufige Verwendung der beiden Bekenntnisse „Christus ist auferstanden“ und „Jesus lebt“ auf. Biblisch ist ersteres in seiner ältesten Fassung als eingliedrige Auferweckungsformel zunächst im Passiv bezeugt, z.B. „Gott hat Jesus von den Toten auferweckt“ 14 . Vermutlich wurde es bereits in der Jerusalemer Urgemeinde verwendet. In entsprechendem Wortlaut findet es sich dann im grundlegenden Zeugnis des Osterglaubens, in 1 Kor 15,3-5. 15 Daneben kommt im Neuen Testament auch die aktivische Formulierung vor, z.B. „Der Herr ist auferstanden“ 16 , der die meisten Osterlieder, mehr oder weniger ausgestaltet, den Vorzug geben. Die zweite Formulierung „Jesus lebt“ weist ebenfalls eine große Anzahl an Gesängen auf. Hinsichtlich ihrer Herkunft spielt vor allem Ijob 19,25 eine Rolle: „Doch ich, ich weiß: mein Erlöser lebt …“, außerdem neutestamentliche Stellen, z.B. Lk 24,5: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? “ Im Folgenden werden alle Lieder erfasst, die eines der beiden Bekenntnisse wörtlich oder variiert, auch in Form anderer Sprechakte, enthalten. Grundsätzlich erfüllen die biblischen Kurzbekenntnisse in den Osterliedern den programmatischen Zweck, das Generalthema der Auferstehung zu benennen. Darüber hinaus wird damit aber auch dem biblischen Auftrag zur Weitergabe der Osterbotschaft Folge geleistet, wie ihn die Frauen am Grab erhielten: „Dann geht schnell zu seinen Jüngern und sagt ihnen: Er ist von den Toten auferstanden.“ (Mt 28,7) Insofern bilden die Lieder das Medium, mit dem die Gläubigen ihren Glauben bekennen und sich gegenseitig die erlösende Botschaft zusingen. Weitere Bilder und Themen, z.B. „Sieg“, „Frühling“, 12 Christ ist erstanden, 1. 13 Jesus lebt, mit ihm auch ich, 1. 14 Vgl. z.B. 1 Kor 15,12.20; Röm 6,4.9; 7,4. 15 Vgl. Kessler, Sucht den Lebendigen, 110. „Die … Bekenntnisformel 1 Kor 15,3-5 (und 6-7) erweist sich bei genauerem Zusehen als eine bereits recht komplexe, theologisch hoch reflektierte Bildung, die kaum als das älteste Zeugnis der Auferweckung Jesu zu beurteilen ist. Dennoch ist sie sehr alt; sie stammt aus dem frühen griechischsprechenden Judenchristentum (geht vielleicht sogar auf eine aramäische Vorlage zurück); Paulus hat sie wohl schon wenige (ca. 3-6) Jahre nach Jesu Tod in Damaskus oder Jerusalem (vgl. Gal 1,18) kennengelernt und übernommen.“ Ebd., 116. 16 Z.B. 1 Thess 4,14; Mk 8,31 par; Lk 24,34. <?page no="107"?> II. Thematische Einzelaspekte 93 „Verklärung“, 17 entfalten die Kernaussagen und ermöglichen so Zugänge zur darin ausgedrückten Auferstehungserfahrung. Um ein differenziertes Bild zu erhalten, werden im Folgenden die Lieder je nach Art des Auferstehungsbekenntnisses getrennt erfasst, außerdem jene aufgelistet, die keine der beiden Aussagen enthalten. (1) Lieder mit dem Bekenntnis „Christus ist auferstanden“ Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. Christ ist erstanden, 1-2; Christ lag in Todesbanden, 1; Erschienen ist der herrlich Tag, 2.5; Erstanden ist der heilig Christ, 1-3.10- 11.16; Freu dich, du werte Christenheit, 3; Gelobt sei Gott, 2.4-5; Heut triumphieret Gottes Sohn, 1; Jesus Christus, unser Heiland, 1; Mit Freuden zart, 1; Wir danken dir (Herman), 1; Wir wollen alle fröhlich sein, 2. 11 L. / 20 Str. 17. Jh. Am Sonntag, eh die Sonn aufging; Str. 4.7; Christus ist auferstanden, Freud, 1; Die ganze Welt, 1.6; Erstanden ist der heilge Christ (Spee), 1; Freu dich, du Himmelskönigin, 3; Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, 1; Lasst uns erfreuen herzlich sehr, 3; Nun danket Gott, ihr Christen all, 2; Nun freut euch hier und überall, 1-2.4; O Tod, wo ist dein Stachel nun, 5. 10 L. / 14 Str. 18. Jh. Das Grab ist leer, 1; Der Heiland ist erstanden, befreit, 1.10; Freu dich, erlöste Christenheit, 1; Getröst, getröst! , wir sind erlöst,1; Ich sag es jedem, dass er lebt, 1; O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit, 1; Preis dem Todesüberwinder, 2; Seele, dein Heiland, 1; Wach auf, mein Herz, 4.5.9. 9 L. / 12 Str. 19. Jh. Alleluja lasst uns singen, 3; Christus ist erstanden! O tönt; 1-5; Erschalle laut, Triumphgesang, 1; Halleluja. Ihr Christen singet hocherfreut, 1; Wahrer Gott, wir glauben dir, 1. 5 L. / 9 Str. 20. Jh. Das ist der Tag, 2; Nun freue dich, du Christenheit, 1-3; Vom Tode heut erstanden ist, 1. 3 L. / 5 Str. TLG ges. 38 L. / 60 Str. NLG Das könnte den Herren der Welt, 3; Die Sonne geht auf, 1-4; Einer ist unser Leben, R. 1-5; Große Leute, kleine Leute, 1-3; Heut hören es alle, R. 1-4; Nun werden die Engel, 1-4; Seht, der Stein ist weggerückt, 3; Seht, er lebt, R. 1-4; Singet in den Kirchen, 1. 9 L. / 27 Str. NLS Auferstanden, auferstanden bist du, 1-4; Aus dem Tod ist der Herr erstanden, 1; Christus, der Herr, ist auferstanden (Beuerle), 1-5/ R. 1-6; Christus, der Herr, ist auferstanden (Valentin), 3/ R. 1-5; Fröhlich sind wir, 1; Hört ihr’s läuten, 1-3; Jesus Christus ist auferstanden, R. 1.4.8; Jesus Christus lebt, R. 1-5; Singet, denn Jesus ist erstanden, 2-3/ R. 1-3; Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden, 1- 4; Wir stehen auf an jedem neuen Morgen, 1-4. 11 L. / 39 Str. Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 84,4% 45,0% 40,7 % Strophen 23,5% 37,5 % 38,6 % 17 Siehe unten Teil 2 A.II.5.-7. <?page no="108"?> A. Motive und Themen in Osterliedern 94 (2) Lieder mit dem Bekenntnis „Jesus lebt“ Aufgeführt werden alle Lieder, die das Bekenntnis „Jesus lebt“ enthalten. In vielen Fällen kommt im selben Lied außerdem die Aussage „Christus ist auferstanden“ vor. Lieder, die ausschließlich ersteres verwenden, erscheinen im Fettdruck und werden bezüglich ihrer Häufigkeit in einer zweiten Tabelle gesondert erfasst. Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. --- --- 17. Jh. Freu dich, du Himmelskönigin, 2; Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, 13; Jesus, meine Zuversicht, 1-2; Nun freut euch hier und überall, 1; O Tod, wo ist dein Stachel nun, 5. 5 L. / 6 Str. 18. Jh. Freu dich, erlöste Christenheit, 3; Ich sag es jedem, dass er lebt, 1; Jesus lebt, mit ihm auch ich, 1-6; Getröst, getröst! wir sind erlöst, 2; O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit, 1; Seele, dein Heiland, 1-4; Wach auf mein Herz, die Nacht ist hin, 8. 7L. / 15 Str. 19. Jh. Alleluja lasst uns singen, 1-4 (R.); Christus ist erstanden! O tönt, 2; Erschalle laut, Triumphgesang, 2. 3 L. / 6 Str. 20. Jh. --- --- TLG ges. 15 L. / 27 Str. NLG Halleluja, klatschet in die Hände, R. 1-3; Ich hör die Botschaft: Jesus lebt, 1-4; Jesus lebt wirklich, 1-3; Liebe ist nicht nur ein Wort, 3; Mach die Augen auf, Jesus lebt, R. 1-3; Seht, er lebt, R. 1-4. 6 L. / 18 Str. NLS Freut euch alle, Jesus lebt, 1; Jesus Christus lebt, R. 1-5; Singet, denn Jesus ist erstanden, R. 1-3; Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden, 2; Zwei Männer, 4-5. 5 L. / 12 Str. Lied- und Strophenanteile – bezüglich aller Lieder, einschließlich derjenigen, die außerdem „Christus ist auferstanden“ enthalten: TLG ges. NLG NLS Lieder 33,3% 30,0% 18,5% Strophen 10,6 % 25,0 % 11,9% – bezüglich der Lieder mit dem ausschließlichen Bekenntnis „Jesus lebt“: TLG ges. NLG NLS Lieder 4,4% 25,0% 7,4% Strophen 3,1% 19,4% 3,0% <?page no="109"?> II. Thematische Einzelaspekte 95 (3) Lieder ohne eines der beiden Auferstehungsbekenntnisse Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. Singen wir heut mit einem Mund, 1-3. 1 L. / 3 Str. 17. Jh. Auf, auf, mein Herz, 1-8; Ist das der Leib, 1-6. 2 L. / 14 Str. 18. Jh. --- --- 19. Jh. Nun singt dem Herrn ein neues Lied, 1-5; Zum königlichen Ostermahl, 1-5. 2 L. / 10 Str. 20. Jh. --- --- TLG ges. 5 L. / 27 Str. NLG Alle Knospen springen auf, 1-4; Du bist da, wo Menschen leben, 1- 4; Manchmal feiern wir, 1-4; Wo einer dem andern neu vertraut, 1- 6; Zu Ostern in Jerusalem, 1-4; Zwei Jünger gingen, 1-3. 6 L. / 25 Str. NLS Aus Tränen, Angst und Not; 1-4; Begreift ihr denn nicht, 1; Das Grab ist leer, 1-3; Die Waffen verrotten zu Staub, 1-4; Dornen stehn am Stein; 1-5; Durch das Dunkel hindurch, 1-5; In der Nacht, 1-3; Jesus Christus gestern und heute, 1-5; Komm, lass diese Nacht nicht enden, 1-3; Rosen blühn am Stacheldraht, 1-3; Staunen wird Jubel, 1-3; Steht auf vom Tod, 1-2; Welcher Engel wird uns sagen, 1-3; Wir gehen uns’re Wege, 1-3. 14 L. / 47 Str. Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 11,2% 30,0% 51,9 % Strophen 10,6% 34,7 % 46,5 % a. Traditionelles Liedgut Fast standardmäßig enthalten die traditionellen Ostergesänge wörtlich beziehungsweise nahezu wörtlich das Bekenntnis „Christus ist auferstanden“ im Aktiv. Es handelt sich um 38 Lieder von 45 beziehungsweise um einen Anteil von 84,4%, wobei in einigen das Auferstehungsbekenntnis in mehr als einer Strophe vorkommt. Wie schon in den biblischen Zeugnissen zeigen sich bezüglich des Subjektes Varianten durch Verwendung des einfachen Personalpronomens „Er“ oder anderer Christusprädikate, z.B. „Herr“, „Heiland“ u.s.w. Das Prädikat „(auf)erstehen“ erscheint in der Regel im Perfekt Aktiv und drückt somit das abgeschlossene Auferstehungsgeschehen aus; nur selten steht es im Präsens oder Imperfekt. 18 Als Prototyp für die Verwendung dieses Bekenntnistyps ist das wohl älteste deutsche Kirchenlied Christ ist erstanden zu nennen. Auffallend ist, dass die traditionellen Lieder ausschließlich auf die aktivische Formulierung zurückgreifen, die im deutschen Sprachgebrauch die Vor- 18 Eine Ausnahme bildet Die ganze Welt, 1.6: Dort wird knapp von „deiner Urständ“ gesprochen. <?page no="110"?> A. Motive und Themen in Osterliedern 96 stellung einer Eigenaktivität Jesu fördert, 19 die dem biblischen Verständnis nach jedoch immer das Handeln Gottes am gestorbenen Jesus voraussetzt: „Jesu Auferstehung ist die Machttat Gottes allein. … Für die alt- und neutestamentliche Sprache sind auferstehen und auferwecktwerden … synonym; weil Gott sie erweckt, stehen die Toten auf. Von der Machttat Gottes an Jesus spricht das Neue Testament vielfältig … Die Auferstehung ist nicht die Tat Jesu, sondern die reine, freie Gnadentat des Vaters durch seinen Geist am Sohn.“ 20 Was die Aussage „Jesus lebt“ angeht, so sind zunächst 13 Lieder mit 19 Strophen zu verzeichnen, die diese neben „Christus ist auferstanden“ (o. ä.) enthalten, entweder in ein und derselben oder in anderen Strophen innerhalb eines Gesanges. Hinzu kommen zwei Stücke aus dem 17. beziehungsweise 18. Jahrhundert, die die Formel „Jesus lebt“ allein präsentieren: Jesus, meine Zuversicht mit den Wendungen „Jesus, meine Zuversicht und mein Heiland ist im Leben“ (1,2) und „Jesus, er, mein Heiland, lebt“ (2,1) sowie das Lied Jesus lebt, mit ihm auch ich, in dem jede Strophe mit dem Ausruf „Jesus lebt“ eröffnet wird. 21 Durch die Aufnahme des persönlichen Bekenntnisses Ijob 19,25 in beiden Gesängen wird die Auferstehung in ihrer subjektiven Bedeutung akzentuiert, der die konsequente Formulierung in der ersten Person Singular im jeweiligen Gesamttext entspricht. Es gibt aber auch Lieder, die keine der beiden Auferstehungsformeln enthalten. Es handelt sich um fünf Stücke (11,1%). Dort kommt das österliche Geschehen mit anderen, das biblische Geschehen anklingen lassenden Bildern zum Ausdruck. Hierzu gehört z.B. das nur im katholischen Bereich aufgenommene Stück Ist das der Leib, das sich der Erscheinung des Auferstandenen in seiner körperlichen Schönheit widmet. b. Neues Liedgut NLG Während im Gesamtbereich des TLG der Anteil an Liedern mit dem Bekenntnis „Christus ist auferstanden“ mehr als 80 % beträgt, liegt er in dem des NLG mit 45% um fast die Hälfte niedriger. Mitgezählt sind hierbei auch die beiden Gesänge mit den gegenüber früheren Osterliedern ungewohnten Diktionen: „Doch ist der Befreier vom Tod auferstanden“ 22 und „Hoffnung, die aus dem Tod erstand“ 23 . 19 Zu diesem Missverständnis tragen mehrere Texte bei, die die Auferstehung so detailliert in Szene setzen, dass ihre metaphorische Bedeutung nur noch schwer erkannt werden kann, z.B. manche Siegeslieder, die die Vorstellung von Christus als siegreich aus dem Grab Erstehenden begünstigen. Siehe unten Teil 2 A.II.5. 20 Kessler, Sucht den Lebendigen, 299. 21 Die Einzelanalyse des Liedes Jesus lebt, mit ihm auch ich findet sich in Teil 2 B.III.5.b. 22 Das könnte den Herren der Welt, 3. 23 Einer ist unser Leben, R. 1-5. Wie aus dem übrigen Text hervorgeht, ist mit „Hoffnung“ Christus gemeint. <?page no="111"?> II. Thematische Einzelaspekte 97 Die Wendung „Jesus lebt“ kommt in Kombination mit “Christus ist auferstanden“ in nur einem Lied vor. 24 Dagegen fällt im Unterschied zu TLG der um rund 20% höhere Anteil an Texten auf, die die Aussage allein enthalten: TLG NLG 2 Lieder 4,4% 5 Lieder 25,0% 8 Strophen 3,1% 14 Strophen 19,4% In fast allen Liedern wird die Aussage in mehreren Strophen sowie im Refrain wiederholt. Drei der Stücke machen einen von der charismatischen beziehungsweise der evangelikalen Bewegung inspirierten Eindruck; sie wollen das Bewusstsein für die Nähe des lebendigen Jesus, seine Rolle als vertrauten Freund und Begleiter wecken, zum Beispiel: 25 Jesus lebt wirklich! Er ist bei uns da. Jesus lebt wirklich! Das ist wunderbar. 26 Beachtenswert ist der Unterschied zwischen dem traditionellen und neuen Liedgut hinsichtlich der Gesänge, die keines der beiden Auferstehungsbekenntnisse enthalten. Im Vergleich zum TLG ist der Anteil beim NLG erheblich höher (TLG 11,1% – NLG 30,0%). Bei näherer Betrachtung stellen vier neue Stücke auf andere Weise – durch Stichworte oder kontextuelle Anhaltspunkte – den Bezug zur Auferstehung her. 27 Zwei Gesänge bleiben ganz im Allgemeinen und lassen überhaupt keine direkte Verbindung zu Ostern erkennen. 28 NLS Bezüglich der Häufigkeit des Bekenntnisses „Christus ist auferstanden“ ist der Wert im NLS mit 40,7% etwas niedriger als im NLG. Drei neue Gesänge enthalten zusätzlich die Aussage „Jesus lebt“. Zwei weitere bringen ausschließlich diese Formulierung. Im Unterschied zum Befund im Bereich des NLG (25,0%) liegt der diesbezügliche prozentuale Wert mit 7,4% deutlich niedriger und befindet sich damit in der Nähe des entsprechenden Ergebnisses des TLG (4,4%). Eine bemerkenswert große Anzahl, nämlich über die Hälfte aller Gesänge – das sind rund 20% mehr als beim NLG –, bringt keine der beiden Auferstehungsformeln. Von den betreffenden 14 Liedern zeigen zehn eine relativ deutliche Verbindung zum Thema „Auferstehung“, indem sie Stichworte beziehungsweise einschlägige Formulierungen aus dem Kontext der biblischen 24 Seht, er lebt, R. 1-4. 25 Halleluja, klatschet in die Hände, R. 1-3; Jesus lebt wirklich, Str. 1-3; Mach die Augen auf, R. 1-3. Die drei Gesänge finden sich in *In-F/ F. 26 Jesus lebt wirklich, 3. 27 Manchmal feiern wir; Wo einer dem andern neu vertraut; Zu Ostern in Jerusalem; Zwei Jünger gingen. 28 Alle Knospen springen auf; Du bist da, wo Menschen leben. <?page no="112"?> A. Motive und Themen in Osterliedern 98 Osterzeugnisse bringen, 29 während sich die anderen einer eher allgemeinen und vagen Metaphorik bedienen und keinen klaren christologischen Bezug aufweisen. 30 c. Zusammenfassung Überblickt man die Ergebnisse in den drei Untersuchungsbereichen, dann sind die Unterschiede unübersehbar. Dies zeigt sich beim Vergleich der Anteile der Lieder im TLG, NLG und NLS, die eines der beiden oder beide Auferstehungsbekenntnisse enthalten, im Verhältnis zur jeweiligen Liedmenge: TLG NLG NLS 88% 70,0% 48,1% Während die Differenz zwischen dem TLG und dem NLG nicht sehr groß ist, spiegelt der Befund des NLS, dass man die Auferstehung vielfach nicht mehr mit den gewohnten Formeln zur Sprache bringt. 2. Grabauffindung Am Sonntag, eh die Sonn aufging, und eh der helle Tag anfing, besuchten die Marien drei das Grab des Herrn mit Spezerein. 31 Das entscheidende Kriterium für die Zuordnung von Textstellen zur Kategorie „Grabauffindung“ ist, dass diese einen Aspekt der von den Evangelisten erzählten Grabauffindungsgeschichten enthalten. 32 In den meisten Fällen finden sich solche innerhalb von „Erzählliedern“, deren Merkmal eine größere Anzahl an narrativen Strophen ist, die den biblischen Erzählduktus wiedergeben. Sie werden in Teil 2 B ausführlich behandelt und exemplarisch dargestellt, 33 sodass sich der vorliegende Abschnitt auf die statistischen Ergebnisse konzentrieren kann. Die betreffenden Gesänge kommen sowohl im TLG als auch im NLS vor. 29 Aus Tränen, Angst und Not; Begreift ihr denn nicht; Das Grab ist leer (negierend); Die Waffen verrotten zu Staub; Dornen stehn am Stein; Jesus Christus gestern und heute; Rosen blühn am Stacheldraht; Staunen wird Jubel; Steht auf vom Tod; Wir gehen uns’re Wege. 30 Durch das Dunkel hindurch; In der Nacht; Komm, lass diese Nacht nicht enden; Welcher Engel wird uns sagen. 31 Am Sonntag, eh die Sonn aufging, 1,1-4. 32 Mk 16,1-8; Mt 28,1-10; Lk 24,1-11; Joh 20,1-18. 33 In Teil 2 B.II.3.a wird der Liedtypus „Ostererzählung“ und in Teil 2 B.III.1 Gelobt sei Gott als Liedbeispiel behandelt. <?page no="113"?> II. Thematische Einzelaspekte 99 Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. Gelobt sei Gott, 2-4; Erstanden ist der heilig Christ (B.B.), 4-15. 2 L. / 15 Str. 17. Jh. Am Sonntag, eh die Sonn aufging, 1-6. 1 L. / 6 Str. 18. Jh. --- --- 19. Jh. Christus ist erstanden! O tönt, 3-5; Halleluja. Ihr Christen singet hocherfreut, 2-10. 2 L. / 12 Str. 20. Jh. --- --- TLG ges. 5 L. / 33 Str. NLG --- --- NLS Aus Tränen, Angst und Not, 1-2; Christus, der Herr, ist auferstanden (Beuerle), 2-5; Christus, der Herr, ist auferstanden (Valentin), 1-3; Jesus Christus ist auferstanden, 1-8. 4 L. / 17 Str. Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 11,1% 0 % 14,8% Strophen 12,9 % 0 % 16,8% a. Traditionelles Liedgut Im Verhältnis zur Gesamtmenge schildern nur wenige Lieder, insgesamt fünf, die biblischen Ereignisse am Ostermorgen. b. Neues Liedgut Innerhalb des NLG kommen keine Erzähllieder vor. Wahrscheinlich ist dies darauf zurückzuführen, dass man, was die kDA und eRT angeht, den Typus „Erzähllied“ schon als ausreichend in den Stammteilen von *GL beziehungsweise *EG vertreten sah. Dagegen enthalten die untersuchten Sammlungen insgesamt vier Gesänge, die auf die biblischen Grabauffindungsperikopen zurückgreifen. Der prozentuale Anteil von 14,8% entspricht damit ungefähr dem des TLG. Aus inhaltlicher Sicht folgen die entsprechenden Abschnitte meist traditionellen Mustern. 3. Erscheinung Den Jüngern war das Herz so schwer. In ihre Mitte trat der Herr: “Der Friede sei mit euch! “ sagt er. 34 Neben den Erzählungen von den Ereignissen am leeren Grab geben einige Gesänge auch die von den Erscheinungen des Auferstandenen wieder, wobei nicht überall dem biblischen Erzählfaden gefolgt wird. 35 Entsprechende Sinneinheiten fallen unter die Überschrift „Erscheinung“. 34 Halleluja. Ihr Christen singet hocherfreut, 7,1-4. 35 Zurückgegriffen wird v.a. auf Lk 24,13-32; Joh 20,24-29. <?page no="114"?> A. Motive und Themen in Osterliedern 100 Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. --- --- 17. Jh. --- --- 18. Jh. --- --- 19. Jh. Halleluja. Ihr Christen singet hocherfreut, 7-10. 1 L. / 4 Str. 20. Jh. --- --- TLG ges. 1 L. / 4 Str. NLG Halleluja, klatschet in die Hände, 2; Jesus lebt wirklich, 2; Seht, er lebt, 1-2; Zwei Jünger gingen, 1. 4 L. / 5 Str. NLS Aus Tränen, Angst und Not, 3-4; Zwei Männer, 1-5. 2 L. / 7 Str. Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 2,2 % 20,0% 7,4 % Strophen 1,6 % 6,9 % 6,9% a. Traditionelles Liedgut Überraschenderweise spielen Erscheinungserzählungen und damit Aspekte, die ihrem Kontext entnommen sind, im Bereich des traditionellen Liedguts kaum eine Rolle. In einem einzigen, nur in *GL vorkommenden Gesang, Halleluja. Ihr Christen singet hocherfreut, wird neben der Szene am Grab außerdem die Erscheinung des Auferstandenen im Kreis seiner Jünger beziehungsweise die Begegnung mit Thomas thematisiert. 36 b. Neues Liedgut NLG Im NLG finden sich vier Gesänge, die sich den Erscheinungen des nachösterlichen Jesus widmen. Sie sind alle in katholischen *GL-Anhängen vertreten und stellen in den betreffenden Ausgaben eine Ergänzung zu den beiden Erzählliedern des Stammteils 37 dar. Anders als die traditionellen Stücke berichten sie nur in einzelnen Strophen von den Geschehnissen und stellen in der Regel direkt den Transfer zur aktuellen Situation der Gläubigen her, so z.B. in der ersten Strophe von Seht er lebt: Er geht durch verschlossne Türen, nimmt den Jüngern Angst und Leid. Jeden von uns will er führen aus Gefahr und Traurigkeit. In der zitierten Strophe sowie in der dritten von Halleluja, klatschet in die Hände geht es um die Erscheinung Jesu bei den Jüngern, die sich in Jerusalem hinter verschlossenen Türen versteckt hielten. 38 Vor allem aber ist es die Emmausge- 36 Vgl. Joh 20,24-29. 37 Gelobt sei Gott; Halleluja. Ihr Christen singet hocherfreut. 38 Vgl. Joh 20,19. <?page no="115"?> II. Thematische Einzelaspekte 101 schichte 39 , die zeitgenössische Autoren beim Liedschaffen angeregt hat, wie z.B. im Fall der zweiten Strophe von Seht er lebt: Und wir hören seine Worte, und es brennt in uns das Herz, und er bricht das Brot für alle, und die Augen gehen uns auf. Bekannt ist auch das Lied Zwei Jünger gingen, das in der ersten Strophe die Begegnung mit Jesus auf dem Weg nach Emmaus schildert, bevor es diese im nachfolgenden Text auf die Situation der Menschen heute überträgt. 40 Erfreulicherweise erweitert sich durch solche Texte der im traditionellen Liedgut überwiegend auf das leere Grab bezogene Blickwinkel, indem die Erscheinungserzählungen einbezogen werden. Dabei scheint das Hauptanliegen meist darin zu bestehen, ein Bewusstsein zu schaffen, dass auch für heutige Menschen eine Begegnung mit dem Auferstandenen möglich ist. NLS Hier sind lediglich die Lieder Zwei Männer sowie Aus Tränen, Angst und Not zu nennen, die ebenfalls auf die Emmausgeschichte rekurrieren; letzteres stellt außerdem den Bezug zu den in Joh 20 geschilderten Geschehnissen her. 4. Passion Alleluja, auferstanden ist die Freude dieser Zeit, denn aus Leiden, Schmerz und Banden geht hervor die Herrlichkeit; was im Tode scheint verloren, wird in Christus neu geboren. 41 Osterlieder, die die Passion Jesu miteinbeziehen, machen deutlich, dass die Auferstehung kein isoliertes Geschehen darstellt. Nach biblischem Verständnis gehören Kreuz und Auferstehung zusammen. Zum Beispiel lautet bei Lukas die Botschaft des Engels am leeren Grab: Der Menschensohn muss den Sündern ausgeliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen. (Lk 24,7) 42 Kriterium für die Erfassung entsprechender Liedtexte ist die explizite Nennung von Aspekten der Passion, und zwar mit eindeutigem Bezug zu Jesus Christus. Nicht berücksichtigt werden die adverbialen Bestimmungen „vom Tod“/ „von den Toten“ oder ähnliche im Rahmen von formelhaften Aussagen über die Auferstehung, zum Beispiel: 39 Lk 24,13-32. 40 Exemplarische Analyse s.u. Teil 2 B.III.4. 41 Alleluja, lasst uns singen, 3. 42 Vgl. Mt 28,5; Mk 16,6; 1 Kor 5,7; 1 Thess 4,14. <?page no="116"?> A. Motive und Themen in Osterliedern 102 Fröhlich sind wir, Jesus Christ, dass du auferstanden bist von dem Grab und von dem Tod! “ 43 Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. Christ ist erstanden, 1; Christ lag in Todesbanden, 1.5; Erschienen ist der herrlich Tag, 2; Freu dich, du werte Christenheit, 1-2; Gelobt sei Gott, 4; Singen wir heut mit einem Mund, 1; Wir wollen alle fröhlich sein, 2. 7 L. / 9 Str. 17. Jh. Auf, auf mein Herz, 1-2; Erstanden ist der heilge Christ (Spee), 2-7; Freu dich, du Himmelskönigin, 1; Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, 6; Ist das der Leib, 1-3; Lasst uns erfreuen herzlich sehr, 1-2.4; Nun danket Gott, ihr Christen all, 3; Nun freue dich, du Christenheit, 1; O Tod, wo ist dein Stachel nun, 5. 9 L. / 19 Str. 18. Jh. Das Grab ist leer, 2.4; Der Heiland ist erstanden, befreit, 1.4; Freu dich, erlöste Christenheit, 2; O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit, 1; Preis dem Todesüberwinder, 1-2; Seele, dein Heiland, 4. 6 L. / 9 Str. 19. Jh. Alleluja lasst uns singen, 2-3; Christus ist erstanden! O tönt, 1; Erschalle laut, Triumphgesang, 2; Halleluja. Ihr Christen singet hocherfreut: Str. 9-10; Wahrer Gott, wir glauben dir, 1-2; Zum königlichen Ostermahl, 3. 6 L. / 9 Str. 20. Jh. Nun freue dich, du Christenheit, 1 1 L. / 1Str. TLG ges. 29 L. / 47 Str. NLG Die Sonne geht auf, 3; Große Leute, kleine Leute feiern fröhlich Ostern heute, 2; Heut hören es alle, 2; Liebe ist nicht nur ein Wort, 2. 4 L. / 4 Str. NLS Dornen stehn am Stein, 1-3; Jesus Christus, gestern und heute, 2. 2 L. / 4 Str. Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 64,4% 20,0 % 7,4% Strophen 18,4% 5,6% 4,0% a. Traditionelles Liedgut Welch bedeutende Rolle der Aspekt der Passion in älteren Liedern spielt, zeigt die Zahl der betreffenden Gesänge: Auf die Gesamtmenge des TLG bezogen erinnern mehr als 62% der Lieder und 18 % aller Strophen an das Leiden und Sterben Jesu. Neben punktuellen Erwähnungen des der Auferstehung vorangegangenen Leidens trifft man in den Gesängen häufig ausführlichere Bezugnahmen, indem einzelne oder mehrere Aspekte angeführt werden, wie z.B. Leiden, Kreuz, Tod und Grabesruhe. Im Bereich der katholischen Tradition des Barock zeigen sich spezielle Akzentuierungen. Hier fallen die beiden Gesänge Ist das der Leib sowie Erstanden ist der heilge Christ auf, die die Passion Jesu im Blick auf den auferstandenen Leib mit seinen verklärten Wunden zur 43 Fröhlich sind wir, 1. <?page no="117"?> II. Thematische Einzelaspekte 103 Sprache bringen. 44 Einen Eindruck davon geben die zweite und die dritte Strophe von Erstanden ist der heilge Christ: Der tote Leib ist nicht mehr tot, alleluja, alleluja, schaut her, wie schön die Wunden rot, alleluja, alleluja! Wer schaun will die fünf Wunden an, alleluja, alleluja, fünf Sonnen er da schauen kann, alleluja, alleluja! Eine weitere Besonderheit gegenüber der protestantischen Osterliedtradition stellen zwei Marienlieder dar, die ausgehend von der Auferstehungsfreude an Jesu Passion erinnern, 45 zum Beispiel: Freu dich, du Himmelskönigin! Freu dich, Maria! Freu dich, das Leid ist alles hin! Alleluja! Bitt Gott für uns, Maria! 46 b. Neues Liedgut Im Unterschied zum Durchschnittswert des traditionellen Liedguts sinkt im NLG der Anteil an Gesängen, die auf die Passion hinweisen, um mehr als 40% auf 20%. Auf die Strophenmenge bezogen spielt das Thema im Untersuchungsmaterial des NLG nur noch eine marginale Rolle. Wo es vorkommt, ist die Diktion vielfach konservativ. 47 Noch seltener beziehen sich Texte des NLS auf Leiden und Tod Jesu. 5. Sieg Es war ein wunderlich Krieg, da Tod und Leben ’rungen; das Leben behielt den Sieg, es hat den Tod verschlungen. Die Schrift hat verkündet das, wie ein Tod den andern fraß, ein Spott aus dem Tod ist worden. 48 Eine der beliebtesten Vorstellungen im traditionellen Liedgut ist die von Kampf und Sieg, bei der der auferstandene Christus als Sieger über die feindlichen Mächte dargestellt wird. Im Folgenden werden alle Aspekte, die in einem entsprechenden Sinnzusammenhang stehen, berücksichtigt. Je nach 44 S.u. Teil 2 A.II.7. Erläuterungen zu Liedern, die sich ganz dem Thema der Verklärung widmen, finden sich in Teil 2 B.II.3.e. 45 Freu dich, du Himmelskönigin, 1; Lasst uns erfreuen herzlich sehr, 1-2.4. 46 Freu dich, du Himmelskönigin, 1. 47 Z.B. Die Sonne geht auf, 3 „Mit unseren Sünden ist Christus gestorben“; Große Leute, kleine Leute, 2 „An das Kreuz ward er geschlagen, / er war tot, doch nach drei Tagen / wissen wir, dass Jesus Christ / auferstanden … ist.“ Eine Ausnahme bildet die deutende Formulierung in Liebe ist nicht nur ein Wort, 2 „Als Zeichen der Freiheit ist Jesus gestorben“. 48 Christ lag in Todesbanden, 4. <?page no="118"?> A. Motive und Themen in Osterliedern 104 Dominanz der betreffenden Textpassagen können manche Gesänge insgesamt als „Siegeslieder“ bezeichnet werden. 49 Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. Christ lag in Todesbanden, 3-4; Erschienen ist der herrlich Tag, 1-4; Freu dich, du werte Christenheit, 1-2; Heut triumphieret Gottes Sohn, 1.2.4; Jesus Christus, unser Heiland, 1; Mit Freuden zart, 2; Singen wir heut mit einem Mund, 1-3; Wir danken dir (Herman), 1; Wir wollen alle fröhlich sein; Str. 3. 9 L. / 18 Str. 17. Jh. Am Sonntag, eh die Sonn aufging, 7; Auf, auf mein Herz, 2; Christus ist auferstanden, Freud, 2; Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, 3.6.8-12; Nun danket Gott, ihr Christen all, 1-4; Nun freut euch hier und überall, 1-3; O Tod, wo ist dein Stachel nun, 1-4.7-8. 7 L. / 23 Str. 18. Jh. Das Grab ist leer, 1.4; Der Heiland ist erstanden, befreit, 2-4; Freu dich, erlöste Christenheit, 2; Getröst, getröst! , wir sind erlöst, 1; O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit, 3; Preis dem Todesüberwinder, 1-2; Seele, dein Heiland, 1-4; Wach auf, mein Herz, 6-8. 8 L. / 17 Str. 19. Jh. Alleluja lasst uns singen, 1-2; Christus ist erstanden! O tönt, 2; Erschalle laut, Triumphgesang, 1; Nun singt dem Herrn ein neues Lied, 2-5; Wahrer Gott, wir glauben dir, 1-2; Zum königlichen Ostermahl, 4. 6 L. / 11 Str. 20. Jh. Nun freue dich, du Christenheit, 1; Vom Tode heut erstanden ist, 2- 4. 2 L. / 4 Str. TLG ges. 32 L. / 73 Str. NLG Das könnte den Herren der Welt, 3; Die Sonne geht auf, 2; Große Leute, kleine Leute, 3; Heut hören es alle, 1; Halleluja, klatschet in die Hände, 1; Ich hör die Botschaft, 1. 6 L. / 6 Str. NLS Aus dem Tod ist der Herr erstanden, 1; Jesus Christus lebt, 1. 2 L. / 2 Str. Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 71,1% 30,0% 7,4% Strophen 28,6% 8,3% 2,0% a. Traditionelles Liedgut Die starke Prägung des traditionellen Liedgutes durch „Kampf und Sieg“ zeigt sich daran, dass sich fast 70% aller Lieder und 30% der Strophen mit der Thematik befassen. Dies geschieht beispielsweise durch die einfache Titulierung Christi als Sieger, Held, Siegesfürst, Löwe (Leu) u.s.w. 50 Darüber hinaus gestalten viele Texte das Bild von Christus in seiner Siegerpose aus, zum Beispiel: 49 Ausführliche Erläuterungen zu den betreffenden Gesängen sowie zum Ursprung der Siegesvorstellung s.u. Teil 2 B.II.3.c. Die exemplarische Analyse des Siegesliedes Das Grab ist leer findet sich in Teil 2 B.III.3. 50 Z.B. Wach auf, mein Herz, 8 „Dein Jesus lebt … als ein gekrönter Siegesheld, drum wirst du überwinden“. <?page no="119"?> II. Thematische Einzelaspekte 105 Das Grab ist leer, der Held erwacht, der Heiland ist erstanden! Da sieht man seiner Gottheit Macht, sie macht den Tod zuschanden. Ihm kann kein Siegel, Grab noch Stein, kein Felsen widerstehn. Schließt ihn die Hölle selber ein, sie wird ihn siegreich sehn. Alleluja … 51 Was das Kampfgeschehen angeht, so werden verschiedene Aspekte thematisiert. Vielfach geht es auch um die vorausgegangene Beherrschung durch die feindlichen Kräfte, wie in der zweiten Strophe von Christ lag in Todesbanden: Den Tod niemand zwingen konnt bei allen Menschenkindern: das macht alles unsre Sünd, kein Unschuld war zu finden. Davon kam der Tod so bald und nahm über uns Gewalt, hielt uns in seim Reich gefangen. 52 Als einzelne Stationen des Vorgangs werden des Weiteren einzeln oder in Kombination der Kampf selbst, die Gefangennahme und Vorführung des Feindes, die Kampfesbeute sowie die Befreiung der Menschen genannt. 53 Als Gegner Christi erscheinen Tod, Teufel, Sünde und Hölle häufig im Verbund. 54 In einigen Liedern findet der Kampf zwischen Leben und Tod statt, wobei das „Leben“ mit Christus gleichgesetzt wird, 55 so z.B. in der zweiten Strophe von Christus ist erstanden! O tönt: Christus ist erstanden! Es rang in wunderbarem Streit das Leben mit der Sterblichkeit; es lebet, der gestorben ist, der Fürst des Lebens, Jesus Christ. 56 51 Das Grab ist leer, 1. 52 Eine Einzelanalyse des Liedes wird in Teil 2 B.II.3.b. präsentiert. 53 Im Hintergrund steht vor allem 1 Kor 15,54-57 sowie der Mythos des Nikodemusevangeliums. Letzterer ist auszugsweise im Anhang B.II.2 abgedruckt. Nähere Erläuterungen siehe auch Teil 2 B.II.3.c. Besonders anschaulich stellt das Lied O Tod, wo ist dein Stachel nun den Siegeszug Christi dar. 54 In Luthers Werken erscheinen diese häufig in Kombination, so z.B. in einer seiner Osterpredigten: „Christus erstehet unversehens auff von dem tod und tritt den teufel mit sund, Tod und helle unter die fusse und wird also ein herr uber Teufel, sund und todt.“ Martin Luther, Predigt am Ostersonntag. Die Resurrectionis Coburgi (17. April 1530), WA 32, 40. 55 Vgl. z.B. Joh 14,6. 56 Es handelt sich um die Umdichtung der dritten Strophe der Ostersequenz Victimae paschali laudes. Deren Abdruck mit deutscher Übersetzung findet sich im Anhang B.II.1. Die in Osterliedern häufig rezipierte Sequenz wird u.a. in Christ lag in Todesbanden, 4 verarbeitet: „Es war ein wunderlich Krieg, / da Tod und Leben rungen; / das Leben behielt den Sieg, / es hat den Tod verschlungen …“ (s.u. Einzelanalyse Teil 2 B.III.2), ähnlich in Er- <?page no="120"?> A. Motive und Themen in Osterliedern 106 Eine vergleichsweise seltenere Akzentuierung zeigt sich in Vom Tode heut erstanden ist. Der aus der Tradition übernommenen ersten Strophe 57 folgt ein neu gedichteter Text (1968), in dem die Autorin Silja Walter vom Sieg Christi im Inneren des Menschen sowie in kosmischer Dimension spricht: Des Herren Sieg bricht in uns ein, da sprengt er Riegel, Schloss und Stein; in uns will Christus Sieger sein. Halleluja. Nun jauchzt und jubelt überall, die Welt steht auf von ihrem Fall. Gott herrscht in uns, er herrscht im All. Halleluja. 58 b. Neues Liedgut Der Anteil an Gesängen, die die Auferstehung Jesu als Sieg darstellen, ist im NLG gegenüber dem Befund im traditionellen Bereich (ca. 71%) um mehr als die Hälfte auf 30% zurückgegangen. Während die Strophenmenge im älteren Liedgut fast ein Drittel erreicht, entspricht diese im NLG nur noch einem Anteil von etwas mehr als 10%. Die nähere Betrachtung der betreffenden Stücke zeigt, dass in vier Fällen in eher traditioneller Weise der Sieg Christi über den Tod zur Sprache gebracht wird. Große Leute, kleine Leute, 3 und Halleluja, klatschet in die Hände, 1 bezeichnen den Sieg ausdrücklich als Tat Christi. In Die Sonne geht auf, 2 bleibt es dem Hörer überlassen, die Verknüpfung zwischen dem mehrfach wiederholten Ruf „Christ ist erstanden“ und der daneben gestellten, allgemeinen Feststellung „Der Tod ist besiegt“ zu bilden. Auch die erste Strophe von Heut hören es alle enthält diese Formulierung; dort erscheint der Sieg jedoch als die „Schöpfungstat Gottes“. Zwei Lieder zeigen einen ungewohnten Umgang mit der Siegesvorstellung. In Das könnte den Herren der Welt, das insgesamt von Protest und Kampfbereitschaft bestimmt ist, werden Kampf und Sieg auf die diesseitigen politischen Verhältnisse bezogen: Auf der Basis der geschehenen Auferstehung ist Jesus der „Befreier“, der nun zur „Auferstehung auf Erden“, zum „Aufstand gegen die Herren“ aufruft. Als Sonderfall ist schließlich noch die Negativformulierung der ersten Strophe von Ich hör die Botschaft zu nennen, die den „Ostersieg“ Jesu zweifelnd in Frage stellt. Beim Blick auf die untersuchten offiziösen Sammlungen ist zu beobachten, dass das Thema „Kampf und Sieg“ kaum noch vorkommt. schienen ist der herrlich Tag, 3: „Sein Raub der Tod musst geben her, das Leben siegt und ward ihm Herr, zerstöret ist nun all sein Macht“ u.v.a. 57 Es handelt sich um eine Übertragung von Surrexit Christus hodie, die auch dem Erzähllied Erstanden ist der heilig Christ (B.B.) sowie dem gleichbeginnenden betrachtenden Lied Erstanden ist der heilge Christ (Spee) vorangestellt ist. 58 Vom Tode heut erstanden ist, 3-4. <?page no="121"?> II. Thematische Einzelaspekte 107 6. Frühling Jetzt grünet, was nur grünen kann, Halleluja, Halleluja, die Bäum zu blühen fangen an. Halleluja, Halleluja. 59 Unter der Bezeichnung „Frühling“ werden alle Textpassagen registriert, die ganz oder teilweise von Bildern des Frühlings beziehungsweise der Natur geprägt sind, wodurch die Bedeutung des durch die Auferstehung initiierten Neuanfangs im Sinn von Röm 8,21 auf den ganzen Kosmos ausgedehnt wird. Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. Erschienen ist der herrlich Tag, 4. 1 L. / 1 Str. 17. Jh. Die ganze Welt, 3-5; Lasst uns erfreuen herzlich sehr, 1. 2 L. / 4 Str. 18. Jh. --- --- 19. Jh. --- --- 20. Jh. --- --- TLG ges. --- 3 L. / 5 Str. NLG --- --- NLS --- --- Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 6,7% 0% 0% Strophen 2,0% 0% 0% Neben ihrem Vorkommen in der vierten Strophe von Erschienen ist der herrlich Tag findet sich die Frühlingsmetaphorik nur noch in zwei traditionellen Dichtungen, die beide Friedrich Spee zugeschrieben werden. Das insgesamt als Frühlingslied zu bezeichnende Die ganze Welt gehört zu den häufigsten Gesängen in den Bereichen katholischer sowie evangelischer Gesangbücher, so dass trotz der eingeschränkten Vielfalt entsprechender Stücke die Symbolik des Frühlings, nicht nur im Brauchtum, sondern auch in der Praxis des Kirchengesangs erhalten bleibt. 60 Innerhalb des neuen Liedgutes findet sich kein einziger Text, der für die Auferstehung Frühlingsmetaphern verwendet. 59 Die ganze Welt, 3. 60 Nähere Erläuterungen zu Frühlingsliedern und speziell zu Die ganze Welt liegen in Teil 2 B.II.3.d vor. <?page no="122"?> A. Motive und Themen in Osterliedern 108 7. Verklärung Der tote Leib ist nicht mehr tot, alleluja, alleluja, schaut her, wie schön die Wunden rot, alleluja, alleluja! 61 Im Zentrum der betreffenden Dichtungen steht der von der Kreuzigung gezeichnete Leib des Auferstandenen, eine Vorstellung, die in der Bibel keine direkte Grundlage hat, sondern auf scholastischer Spekulation basiert. Ihren Anknüpfungspunkt hat sie in den paulinischen Reflexionen über die Beschaffenheit der menschlichen Leiber nach ihrer Auferweckung. 62 Die Liedtexte beschreiben die sinnlich wahrnehmbare Schönheit des Leibes des Auferstandenen so anschaulich, dass der das Lied Vollziehende ganz in dessen Betrachtung hineingezogen wird. 63 Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. --- --- 17. Jh. Erstanden ist der heilge Christ (Spee), 2-8; Ist das der Leib, 1-6; Lasst uns erfreuen herzlich sehr, 4. 3 L. / 14 Str. 18. Jh. --- --- 19. Jh. --- --- 20. Jh. --- --- TLG ges. 3 L. / 14 Str. NLG --- --- NLS --- --- Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 6,7% 0 % 0 % Strophen 5,5 % 0 % 0 % Anhand der nur drei Gesänge, deren Merkmale auf Friedrich Spee hinweisen, wird deutlich, dass es sich bei „Verklärung“ um ein sehr spezielles Thema im Rahmen der Osterlieddichtung handelt, das im Zusammenhang mit den im Werk des Dichters zentralen Motiven der Jesusminne und des Wundenkultes steht. 64 Wie im sonstigen traditionellen Liedgut wurde das Thema auch im modernen nicht rezipiert. 61 Erstanden ist der heilge Christ (Spee), 2. 62 1 Kor 15,42-45. 63 Auf die Merkmale der Lieder, die vom Thema „Verklärung“ geprägt sind, wird in Teil 2 B.II.3.e eingegangen. Dort finden sich auch Kurzinterpretationen von Ist das der Leib und Erstanden ist der heilge Christ (Spee). 64 Vgl. Haberkamm, Trvz Nachtigal, 804. <?page no="123"?> II. Thematische Einzelaspekte 109 8. Erlösung Einer ist unser Leben, Licht auf unseren Wegen, Hoffnung, die aus dem Tod erstand, die uns befreit. 65 Untrennbar ist mit der Auferstehung Jesu deren Zielrichtung, nämlich die Erlösung der Menschen, verbunden: Er ist aber für alle gestorben, damit die Lebenden nicht mehr für sich leben, sondern für den, der für sie starb und auferweckt wurde. (2 Kor 5,15) Diese Grundintention bringen viele Texte zum Ausdruck. Erfasst werden solche, in denen die Erlösung aus christologischer Perspektive und in Bezug auf die Befreiung aus Situationen der Bedrängnis, z.B. Sünde, Not, Tod, thematisiert wird. 66 Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. Christ ist erstanden, 1-3; Christ lag in Todesbanden, 1.3.5-6; Erschienen ist der herrlich Tag, 3-5; Erstanden ist der heilig Christ, 1.2.17; Freu dich, du werte Christenheit, 1-3; Gelobt sei Gott, 1.5-6; Heut triumphieret Gottes Sohn, 3-4; Jesus Christus, unser Heiland, 1-3; Singen wir heut mit einem Mund, 1-3; Wir danken dir (Herman), 1-2; Wir wollen alle fröhlich sein, 1.3-4. 11 L. / 32 Str. 17. Jh. Am Sonntag, eh die Sonn aufging, 7; Auf, auf mein Herz, 4.6; Christus ist auferstanden, Freud, 2; Erstanden ist der heilge Christ (Spee), 1; Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, 1-2.11-12.15; Jesus, meine Zuversicht, 2; Nun freut euch hier und überall, 4; O Tod, wo ist dein Stachel nun, 1.6-8. 8 L. / 16 Str. 18. Jh. Das Grab ist leer, 2.4; Der Heiland ist erstanden, befreit, 1-4.7; Freu dich, erlöste Christenheit, 1.4; Getröst, getröst! wir sind erlöst, 1-2.4.6; Ich sag es jedem, dass er lebt, 2-3; Jesus lebt, mit ihm auch ich, 2-3; O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit, 1-2; Preis dem Todesüberwinder, 1-2; Wach auf, mein Herz, 4.6. 9 L. / 23 Str. 19. Jh. Alleluja lasst uns singen, 1.3; Christus ist erstanden! O tönt, 1; Erschalle laut, Triumphgesang, 1-2; Nun singt dem Herrn ein neues Lied, 1-2; Wahrer Gott, wir glauben dir, 2; Zum königlichen Ostermahl, 1-2.4-5. 6 L. / 12 Str. 20. Jh. Das ist der Tag, 1-5; Nun freue dich, du Christenheit, 1-2; Vom Tode heut erstanden ist, 1-2.4. 3 L. / 10 Str. TLG ges. 37 L. / 93 Str. NLG Die Sonne geht auf, 1-3; Einer ist unser Leben, R. 1-4; Halleluja, klatschet in die Hände, 2; Heut hören es alle, 3-4; Ich hör die Botschaft, 3; Mach die Augen auf, 1-3; Nun werden die Engel, 2; Singet in den Kirchen, 2. 8 L. / 16 Str. 65 Einer ist unser Leben, R. 1-4. 66 In Differenzierung zur Erlösung vom Tod wird der Aspekt, bei dem das ewige Leben, die Sehnsucht danach sowie Vorstellungen davon, akzentuiert werden, gesondert behandelt. S.u. Teil 2 A.III.15. <?page no="124"?> A. Motive und Themen in Osterliedern 110 Bereich Lieder Anzahl NLS Aus Tränen, Angst und Not, R. 1-4; Dornen stehn am Stein, 4; Freut euch alle, Jesus lebt, 1/ R. 1-2; Jesus Christus lebt, 1.3; Singet, denn Jesus ist erstanden, 3; Staunen wird Jubel, 2-3; Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden, 4; Wir gehen uns’re Wege, 3. 8 L. / 14 Str. Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 82,2% 40,0% 29,6% Strophen 36,5% 22,2% 13,9% a. Traditionelles Liedgut Die große Häufigkeit des Erlösungsaspektes zeigt sich anhand des Anteils von mehr als 82% der betreffenden Stücke. Ebenso ist der Strophenanteil relativ hoch und signalisiert, dass das Thema in manchen Liedern mehrere Strophen prägt. Aus inhaltlicher Sicht finden sich zunächst Formulierungen, in denen es positiv um die Zuwendung von Heil im allgemeinen Sinn geht, z.B. als Trost, der die Situation des Leids unausgesprochen voraussetzt: Christ ist erstanden von der Marter alle. Des solln wir alle froh sein; Christ will unser Trost sein. Kyrieleis. 67 Der Begriff „Trost“, der auch in anderen Osterliedern verwendet wird, wurde im Mittelalter im Sinn von „Beistand“ und „Schutz“, also im umfassenderen Sinn als heute verstanden. Die meisten Gesänge beziehen sich explizit auf konkrete Bedrängnisse, aus denen die Menschen Befreiung erhoffen: Leid 68 , Sünde 69 , Angriffe des Teufels 70 und Tod 71 . Es sind die gleichen Situationen, die im Rahmen der Vorstellungen von Kampf und Sieg als unterlegene Mächte akzentuiert werden, 72 die aber in den Textstellen des Aspekts „Erlösung“ in einer unmythologischen und nüchternen Art zur Sprache kommen. Diesbezüglich ist es in jüngerer Zeit zu Verschiebungen gekommen. So weist *GL 67 Christ ist erstanden, 1. 68 Z.B. Auf, auf mein Herz, 1.5; Erschienen ist der herrlich Tag, 4.5; Erstanden ist der heilig Christ, 1.15; Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, 11-12.14; Gelobt sei Gott, 4; O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit, 1; O Tod, wo ist dein Stachel nun, 7; Wach auf, mein Herz, 4.6. 69 Z.B. Auf, auf mein Herz, 4; Christ lag in Todesbanden, 1.3.6; Gelobt sei Gott, 6; Heut triumphieret Gottes Sohn, 3; Jesus Christus, unser Heiland, 1-2; O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit, 2. 70 Z.B. Heut triumphieret Gottes Sohn, 4; O Tod, wo ist dein Stachel nun, 1.8; Wach auf, mein Herz, 9. 71 Z.B. Auf, auf mein Herz, 4; Christ lag in Todesbanden, 1.3.5; Erschienen ist der herrlich Tag, 3; Jesus Christus, unser Heiland, 3; Jesus, meine Zuversicht, 2; O Tod, wo ist dein Stachel nun, 6; Wir danken dir (Herman), 1; Wir wollen alle fröhlich sein, 3. 72 S.o. Teil 2 A.II.5. <?page no="125"?> II. Thematische Einzelaspekte 111 zwei im 20. Jahrhundert entstandene, auf ältere Lieder zurückgehende Fassungen auf, in denen das ehemalige Thema des Sieges verdrängt wurde. Es handelt sich um Nun freue dich, du Christenheit und Das ist der Tag, die beide in massiver Abänderung der früheren Versionen Freu dich, du werte Christenheit beziehungsweise Nun singt dem Herrn ein neues Lied aufgenommen wurden. 73 b. Neues Liedgut NLG Gegenüber dem traditionellen Liedgut ist im NLG der Anteil an Liedern, die „Erlösung“ im definierten Sinn thematisieren, mit rund 40% deutlich niedriger, das heißt um mehr als die Hälfte gesunken. Entsprechend ist auch der Anteil an Strophen geringer als in den meisten Zeitkategorien des Gesamtliedgutes. Manche Gesänge sprechen von der Erlösung durch die Auferstehung Jesu sehr allgemein, z.B. indem „Geschenke“ des Friedens, der Liebe und der Freude erwähnt werden 74 . Daneben kommen auch Texte vor, die mehr ins Detail gehen. Hier sind zunächst die zu nennen, die aufzeigen, von was die Menschen erlöst werden (sollen). Wie bei den traditionellen Liedern handelt es sich um Traurigkeit, Kummer, Leid und Not. Dagegen wird die Befreiung von Sünde offensichtlich als nicht mehr zeitgemäß empfunden, denn sie kommt im gesamten Textmaterial nur noch in einer Strophe vor: Mit unseren Sünden ist Christus gestorben und hat für uns dadurch Freiheit erworben … 75 Als moderne Befindlichkeit bringt das Lied Ich hör die Botschaft eine gegenüber dem österlichen Trost zweifelnde Haltung zum Ausdruck. Auffallend ist die depressive Haltung des Sprechers, der bisher keine befreiende Erfahrung gemacht zu haben scheint beziehungsweise innerlich noch nicht die Bereitschaft verspürt, eine solche anzunehmen und deshalb erst um Hilfe bitten muss: Herr, hilf, dass sich mein Herz erhebt aus Kummer, Zweifel, Angst und Leid! Mach es für deinen Trost bereit! 76 NLS Ähnlich wie in anderen bisher dargestellten Themenfeldern sinken die schon in NLG niedrigen Liedanteile im NLS noch mehr, um rund 10% auf 29,6%. Dort, wo Erlösung thematisiert wird, geschieht dies nach traditionellem Muster, wobei die Befreiung von Leid und Sünde eine nur geringe Rolle spielt. 77 73 Näheres hierzu s.u. Teil 2 B.II.3.c.3). 74 Mach die Augen auf, Jesus lebt, 1-3. 75 Die Sonne geht auf, 3. 76 Ich hör die Botschaft: Jesus lebt, 3. 77 Erlösung von Leid nennen Singet, denn Jesus ist erstanden, 3; Staunen wird Jubel, 3, Befreiung von Sünde nur ein Lied: Unser Herr ist vom Tod auferstanden, 4. <?page no="126"?> A. Motive und Themen in Osterliedern 112 Eine typisch moderne Mentalität spiegelt die dritte Strophe von Wir gehen uns’re Wege, in der – ähnlich wie in Ich hör die Botschaft – das Empfinden der Unerlöstheit zum Ausdruck kommt: Wir hoffen auf Erlösung und wagen manchmal aufzustehn. Mit uns und uns’rem Mut am Ende brennt unser Herz, den Herrn zu seh’n. 9. Verbundenheit mit Jesus Ich bin durch der Hoffnung Band zu genau mit ihm verbunden, meine starke Glaubenshand wird in ihn gelegt befunden, dass mich auch kein Todesbann ewig von ihm trennen kann. 78 Aus der Gewissheit heraus, dass der Auferstandene ein für allemal lebt und dass das Leben dadurch eine neue Ausrichtung erhält, wird in einigen Liedern die bleibende Verbundenheit mit Jesus zum Ausdruck gebracht. Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. Singen wir heut mit einem Mund, 3. 1 L. / 1 Str. 17. Jh. Auf, auf mein Herz, 6-8; Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, 12-13; Jesus, meine Zuversicht, 1-5.7-9. 3 L. / 13 Str. 18. Jh. Der Heiland ist erstanden, befreit, 7; Freu dich, erlöste Christenheit, 3; Ich sag es jedem, dass er lebt, 1; Jesus lebt, mit ihm auch ich, 2.4-6; Seele, dein Heiland, 3-4; Wach auf, mein Herz, 1-4.9. 6 L. / 14 Str. 19. Jh. --- --- TLG ges. 10 L. / 28 Str. NLG Das könnte den Herren der Welt, 3; Du bist da, wo Menschen leben, 1-3; Einer ist unser Leben, R. 1-4; Ich hör die Botschaft, 4; Jesus lebt wirklich, 2-3; Liebe ist nicht nur ein Wort, 3; Mach die Augen auf, 2; Seht, der Stein ist weggerückt, 3; Seht, er lebt, 4/ R 1-4; Zwei Jünger gingen, 1-3. 10 L. / 21 Str. NLS Das Grab ist leer, 1-3 (Ch); Freut euch alle, Jesus lebt, 1; Wir gehen uns’re Wege, 1-3. 3 L. / 7 Str. Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 22,2% 50,0% 11,1% Strophen 11,0% 29,2% 6,9% 78 Jesus, meine Zuversicht, 3. <?page no="127"?> II. Thematische Einzelaspekte 113 a. Traditionelles Liedgut Aufs Ganze gesehen spielt die Thematik im traditionellen Liedgut eine nur mäßige Rolle: Gut ein Fünftel aller Gesänge und rund ein Zehntel aller Strophen beziehen sich auf die Verbundenheit mit Jesus. Überwiegend findet diese in den individualistisch akzentuierten Dichtungen des 17. und 18. Jahrhunderts ihren Niederschlag. Die betreffenden Stücke, die fast ausschließlich dem evangelischen Bereich angehören, bringen eine sehr persönliche Bindung zu Jesus, vor allem in seiner Eigenschaft als Führer zum ewigen Leben, zum Ausdruck. Aus katholischer Tradition stammt nur Seele, dein Heiland. b. Neues Liedgut NLG Bei der Untersuchung der neuen Lieder im NLG fällt auf, dass der Aspekt „Verbundenheit mit Jesus“ deutlich öfter vorkommt als im traditionellen Gesamtliedgut. Während die meisten traditionellen Lieder die I CH -Perspektive einnehmen, spricht in den neuen Liedern überwiegend ein gemeinschaftliches W IR . Stärker als in älteren Dichtungen wird dort akzentuiert, dass Jesus im alltäglichen Leben der Menschen anwesend ist, vielfach als Begleiter, der ihnen Hoffnung, Freude und Mut gibt: Seht, er lebt! Ja er lebt! Er stand auf am dritten Tag! Seht, er lebt! Jesus lebt! Er steht mitten unter uns! Kommt durch die verschlossnen Türen, sagt zu uns: Habt keine Angst! Kommt wie damals, so auch heute und sagt: Friede sei mit euch! 79 Vielfach knüpft, wie in diesem Lied, der Gedanke der Gegenwart Jesu an die nachösterlichen Erscheinungserzählungen der Bibel an. 80 NLS Im Vergleich zum Befund im NLG ist das Thema im NLS in geringerem Umfang vertreten. Der prozentuale Liedanteil steht eher in Nähe zu dem durchschnittlichen des TLG als dem des NLG. Trotz der sehr unterschiedlichen Akzentuierung lässt sich feststellen, dass, wie im NLG, für alle der Bezug zur Gemeinschaft charakteristisch ist. Das Kinderlied Freut euch alle bringt auf schlichte, unbefangene Weise die Überzeugung zum Ausdruck, dass Jesus „hier bei uns“ ist. Das Grab ist leer (Büsching) erkennt die Anwesenheit des Auferstandenen in der sozialen Kommunikation, während Wir gehen unsre Wege den Schwerpunkt auf die Sehnsucht legt, „den Herrn zu seh’n“. 79 Seht er lebt, R. und Str. 1. 80 S.o. Teil 2 A.II. 3. <?page no="128"?> A. Motive und Themen in Osterliedern 114 10. Freude Christus ist auferstanden. Freud ist in allen Landen. Lasst uns auch fröhlich singen und Halleluja klingen … 81 Fast alle Osterlieder spiegeln eine freudige Atmosphäre, wie sie schon im biblischen Auferstehungsbericht spürbar ist: Nachdem die Frauen das leere Grab entdeckt und vom Engel den Auftrag erhalten hatten, die Auferstehungsbotschaft den Jüngern zu überbringen, „… verließen sie das Grab und eilten voll Furcht und großer Freude zu seinen Jüngern, um ihnen die Botschaft zu verkünden.“ (Mt 28,8) 82 In den Gesängen fallen viele Textstellen auf, die dem Osterjubel ein besonderes Gewicht verleihen, indem sie Wörter aus dem semantischen Feld des Begriffes „Freude“ verwenden. Als klare Indikatoren werden nur diese als zur Kategorie „Freude“ gehörig erfasst. 83 Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. Christ ist erstanden, 1.3; Christ lag in Todesbanden, 1.6; Erschienen ist der herrlich Tag, 1.4-5; Erstanden ist der heilig Christ (B.B.), 16-17; Freu dich, du werte Christenheit, 1-3; Mit Freuden zart, 1; Wir wollen alle fröhlich sein 1.5. 7 L. / 15 Str. 17. Jh. Auf, auf mein Herz, 1.3.5; Christus ist auferstanden, Freud, 1/ R. 1-4; Die ganze Welt, 1.6; Freu dich, du Himmelskönigin, 1-4; Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, 2.5.8.13-14; Lasst uns erfreuen herzlich sehr, 1-5; Nun danket Gott, ihr Christen all, 1.4; Nun freut euch hier und überall, 1; Wach auf, mein Herz, 1.4. 9 L. / 28 Str. 18. Jh. Freu dich, erlöste Christenheit, 1-4; Getröst, getröst! wir sind erlöst, 3; O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit, 1-4; Preis dem Todesüberwinder, 1; Seele, dein Heiland, 1-2. 5 L. / 12 Str. 19. Jh. Alleluja lasst uns singen, 1.3; Christus ist erstanden! O tönt, 1; Halleluja. Ihr Christen singet hocherfreut, 1; Nun singt dem Herrn ein neues Lied, 1; Wahrer Gott, wir glauben dir, 2. 5 L. / 6 Str. 20. Jh. Das ist der Tag, 1.5; Nun freue dich, du Christenheit, 1.3; Vom Tode heut erstanden ist, 4. 3 L. / 5 Str. TLG ges. 29 L. / 66 Str. NLG Die Sonne geht auf, 4; Große Leute, kleine Leute, 1; Halleluja, klatschet in die Hände, R. 1-3; Heut hören es alle, 4; Mach die Augen auf, 3. 5 L. / 7 Str. NLS Freut euch alle, Jesus lebt, 1-2; Fröhlich sind wir, 1; Hört ihr’s läuten, 2-3. 3 L. / 5 Str. 81 Christus ist auferstanden, Freud, 1. 82 Vgl. z.B. auch 1 Petr 1,3-9. 83 Zu Liedern, die als Ganze vom Ausdruck der Freude bestimmt sind s.u. Teil 2 B.II.3.g. <?page no="129"?> II. Thematische Einzelaspekte 115 Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 64,4% 25,0% 11,1% Strophen 25,9% 9,7% 5,0% a. Traditionelles Liedgut Wie elementar die Äußerung von Freude ist, zeigt der durchgängig festzustellende hohe Anteil betreffender Lieder. Auf die Gesamtmenge bezogen bekunden fast zwei Drittel aller Lieder und mehr als ein Viertel der Strophen ausdrücklich Freude. Dabei sind zwei Weisen zu unterscheiden: Einerseits wird die Freude als spontan auftretende, durch das österliche Ereignis hervorgerufene Stimmung proklamiert, die die Menschen beziehungsweise die gesamte Schöpfung erfasst, wie z.B. in der ersten Strophe von Die ganze Welt: Die ganze Welt , Herr Jesu Christ, Halleluja, halleluja, in deiner Urständ fröhlich ist. Halleluja, halleluja. 84 Andererseits – und das ist deutlich häufiger der Fall – erscheint sie als Emotion, die erst geweckt werden muss. 85 Hier stellt sich die Frage, ob Freude durch einen Aufruf evoziert werden kann. Mit Bezug auf Christ ist erstanden, in dem es heißt „Des solln wir alle froh sein, Christ soll unser Trost sein“ stellt Alex Stock fest: „Anscheinend rechnet das Lied gar nicht damit, daß diese Freude und dieser Trost bei den Sängern bereits ohne weiteres gegeben sind … Man soll sich vielmehr einsingen. Nicht weil man schon fröhlich ist, sondern um fröhlich zu werden, soll man das Lied mitsingen. Dem Lied selbst wird eine Kraft zugetraut, Emotionen nicht nur auszudrücken, sondern auch auszulösen.“ 86 Demnach liegt den betreffenden Aufforderungen das Wissen zugrunde, dass es unrealistisch ist, eine so starke Gefühlsregung wie die Freude als selbstverständlich vorauszusetzen. Es scheint klar zu sein, dass die Menschen je nach ihrer persönlichen Situation mit sehr unterschiedlichen Befindlichkeiten das Osterfest feiern. Daher intendieren die Gesänge, eine positive Stimmung herzustellen, sowohl durch die von den Texten ausgehende Animation, als auch und vor allem durch die Melodie. Was für jedes Kirchenlied gilt, ist im Zusammenhang der von „Freude“ bestimmten Gesänge besonders spürbar: Gerade die Musik ist in der Lage, einen Affekt, wie den der Freude, auch da aus- 84 Weitere Beispiele: Auf, auf mein Herz, 3.5; Christ ist erstanden, 1.3; Christ lag in Todesbanden, 6; Die ganze Welt, 1.6; Erschienen ist der herrlich Tag, 1.4-5; Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, 2.5.8. 85 Weitere Beispiele: Auf, auf mein Herz, 1; Christ ist erstanden, 1.3; Christ lag in Todesbanden, 1; Erstanden ist der heilig Christ (B.B.), 15; Mit Freuden zart, 1; Wach auf, mein Herz, 1; Wir wollen alle fröhlich sein, 1.5. 86 Stock, Motivregister, 205. <?page no="130"?> A. Motive und Themen in Osterliedern 116 zudrücken beziehungsweise auszulösen, wo Worte nicht genügen. Auf sprachlicher Ebene reicht das Spektrum von eher stillem Frohsein bis hin zu extremer Begeisterung. Ersteres gilt vor allem für die von individueller Frömmigkeit geprägten Lieder, z.B. Frühmorgens, da die Sonn aufgeht und Wach auf, mein Herz, die ein inneres Glücksempfinden trotz der Erfahrung gegenwärtigen Leids zum Ausdruck bringen, so z.B. Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, 13- 14: Lebt Christus, was bin ich betrübt? Ich weiß, daß er mich herzlich liebt; wenn mir gleich alle Welt stürb ab, gnug, daß ich Christum bei mir hab. Halleluja. Mein Herz darf nicht entsetzen sich, Gott und die Engel lieben mich; die Freude, die mir ist bereit’ vertreibet Furcht und Traurigkeit. Halleluja. 87 Im Unterschied zu der eher introvertierten Gefühlslage kann als Beispiel expressiver Fröhlichkeit das anfangs zitierte Lied Christus ist auferstanden, Freud angeführt werden. Als Charakteristikum der katholischen Osterfrömmigkeit sind – wie schon in anderen thematischen Zusammenhängen – wiederum die beiden Marienlieder 88 zu nennen, in denen es komplementär zur Compassio Marias um deren Osterfreude geht. b. Neues Liedgut Während das Motiv der „Freude“ in mehr als der Hälfte des traditionellen Liedgutes eine Rolle spielt, sei es in feststellendem oder aufforderndem Modus, ist dies im Bereich der Gesänge des NLG in dieser expliziten Form wesentlich seltener der Fall. Im Bereich des NLS findet sich der österliche Jubel in ausdrücklicher Weise nur noch in drei Kinderliedern. 11. Aufbruch Durch das Dunkel hindurch scheint der Himmel hell. So hell soll auch die Erde sein, steht auf, steht auf, steht auf, so hell soll auch die Erde sein, steht auf! 89 Der mit „Aufbruch“ gemeinte Aspekt drückt – in Abgrenzung zum konkreten ethischen Handeln (s.u. Pkt. 13) – das grundsätzliche In-Bewegung-Kommen der Menschen aus, und zwar im existentiellen Sinn des Verlassens gewohnter Lebens und Denkstrukturen. Er kommt ausschließlich in Texten des NLG und 87 Vgl. auch Wach auf, mein Herz, 4. 88 Freu dich, du Himmelskönigin, 1; Lasst uns erfreuen herzlich sehr, 1-5. Vgl. oben Teil 2 A.II.4. 89 Durch das Dunkel hindurch, 1. <?page no="131"?> II. Thematische Einzelaspekte 117 NLS vor, von denen einige den Begriff „Auferstehung“ beziehungsweise Wörter dieses Lexems, z.B. „aufstehen“, die in traditionellen Liedern ausschließlich in Relation zu Christus verwendet werden, bewusst im analogen Sinn auf die gegenwärtige menschliche Situation beziehen. 90 Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. --- --- 17. Jh. --- --- 18. Jh. --- --- 19. Jh. --- --- 20. Jh. --- --- TLG ges. --- --- NLG Heut hören es alle, 4; Das könnte den Herren der Welt, 3. 2 L. / 2 Str. NLS Durch das Dunkel hindurch, 1-5; Komm, lass diese Nacht nicht enden, R. 1-3; Staunen wird Jubel, 1.3; Steht auf vom Tod, R. 1-2; Wir stehen auf, 1-4; Wir gehen uns’re Wege, 3. 6 L. / 17 Str. Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 0% 10,0% 22,2% Strophen 0% 2,8% 16,8% NLG In offiziellen Gesangbüchern findet sich zum einen das Lied Heut hören es alle, in dessen vierter Strophe der Weg der Menschen genannt wird, der vom „Menschensohn Gottes“ frei geräumt wird. Zum anderen ist das politisch akzentuierte Stück Das könnte den Herren der Welt anzuführen, in dem in Strophe drei die Auferstehung Jesu das Vorbild für die Menschen bildet, die aufgerufen werden zur „Auferstehung auf Erden“. Durch die Verknüpfung mit dem Wort „Aufstand“ entsteht ein Wortspiel mit provozierender Wirkung: 91 Doch ist der Befreier vom Tod auferstanden, ist schon auferstanden und ruft uns jetzt alle zur Auferstehung auf Erden, zum Aufstand gegen d i e Herren, die mit dem Tod uns regieren. NLS In den Sammlungen beträgt der Anteil entsprechender Lieder immerhin fast ein Viertel. Grundsätzlich bringen die Texte die Perspektive eines Neuanfangs zum Ausdruck. Dies geschieht zum einen als direkte Aufforderung, z.B. 90 Allgemeine Merkmale der im Ganzen vom Aspekt „Aufbruch“ bestimmten Lieder werden in Teil 2 B.II.3.j behandelt. Eine Einzelanalyse findet sich in Teil 2 B.III.6 (Seht der Stein ist weggerückt). 91 Zur gesellschaftspolitischen Bedeutung des Textes s.u. Teil 2 B.II.3.k. <?page no="132"?> A. Motive und Themen in Osterliedern 118 ergeht in Durch das Dunkel hindurch in allen Strophen der fünfmalige Aufruf „Steht auf! “. 92 Zum anderen kommen Aussagen vor, wie zum Beispiel: Wir hoffen auf Erlösung und wagen, manchmal aufzusteh’n. Mit uns und uns’rem Mut am Ende brennt unser Herz, den Herrn zu seh’n. 93 Alle Texte spiegeln den Wunsch, den scheinbar unbefriedigenden Alltag in Richtung eines sinnvoll gestalteten Lebens zu durchbrechen. Nicht immer wird dabei die Auferstehung Jesu als ermöglichender Grund genannt. 94 12. Verkündigung Wir räumen die Trübsal und Schatten beiseite und tragen die Nachricht unter die Leute: Das Leben beginnt: Christ ist erstanden! Der Tod ist besiegt. 95 Entsprechend dem Auftrag des Engels am leeren Grab findet sich in den Texten gelegentlich der Hinweis auf die Verkündigung der Osterbotschaft: „Dann geht schnell zu seinen Jüngern und sagt ihnen: Er ist von den Toten auferstanden.“ (Mt 28,7) Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. Mit Freuden zart, 1.3 1 L. / 2 Str. 17. Jh. --- --- 18. Jh. Ich sag es jedem, dass er lebt, 1-2. 1 L. / 1 Str. 19. Jh. --- --- 20. Jh. --- --- TLG ges. 2 L. / 3 Str. NLG Die Sonne geht auf, 2.4; Singet in den Kirchen, 1/ R. 1-2. 2 L. / 4 Str. NLS Christus, der Herr, ist auferstanden (Valentin), 5; Freut euch alle, Jesus lebt, 2; Steht auf vom Tod, 2. 3 L. / 3 Str. Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 4,4% 10,0% 11,1% Strophen 1,2% 5,6% 3,0% Im traditionellen Liedgut kommt dem Thema kaum Bedeutung zu. Nur zwei Lieder greifen den Aspekt der Verkündigung auf. Ähnlich ist der Befund im neuen Liedgut. 92 Jeweils Zeilen 5-6. Des Weiteren hat Steht auf vom Tod, R. 1-2 Aufforderungscharakter. 93 Wir gehen unsre Wege, 3. Weitere Texte: Staunen wird Jubel, 3; Wir stehen auf, 1-4. 94 Hier sind die Gesänge Komm, lass diese Nacht nicht enden und Durch das Dunkel hindurch, 1- 5 zu nennen. 95 Die Sonne geht auf, 2,4-7. <?page no="133"?> II. Thematische Einzelaspekte 119 13. Ethisches Handeln Wir stehen auf zu Gottes neuem Morgen, zum Aufstand gegen Hunger, Krieg und Not, für Freiheit, Friede, Freude, Liebe, Brot, weil Jesus auferstanden ist. 96 Erfasst werden Lieder, in denen das sittliche Handeln, meist im Zusammenhang mit der Auferstehung, zum Ausdruck kommt. Dies geschieht vor allem in modernen Texten, wobei die seltene Verwendung des Imperativs auffällt. Häufiger sind Aussagen mit implizitem Aufforderungscharakter, die zu kritisierende oder ideale Handlungsweisen beziehungsweise Zustände benennen. Neben einer ethischen Praxis im alltäglichen Umgang miteinander sprechen viele neue Lieder auch die Veränderung von Missständen in Gesellschaft und Politik an. 97 Gesänge mit letzterem Aspekt sind in nachstehender Tabelle durch Fettdruck kenntlich gemacht. Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. Singen wir heut mit einem Mund, 3 1 L. / 1 Str. 17. Jh. --- --- 18. Jh. Der Heiland ist erstanden, befreit, 8; Jesus lebt, mit ihm auch ich, 3- 4. 2 L. / 3 Str. 19. Jh. Wahrer Gott, wir glauben dir, 2. 1 L. / 1 Str. 20. Jh. --- --- TLG ges. --- 4 L. / 5 Str. NLG Das könnte den Herren der Welt, 1-3; Einer ist unser Leben, 1- 3; Liebe ist nicht nur ein Wort, 1-3; Mach die Augen auf, 3; Manchmal feiern wir, 1-4; Singet in den Kirchen, 2; Wo einer dem andern neu vertraut, 1-6; Zu Ostern in Jerusalem, 2-4. 8 L. / 24 Str. NLS Auferstanden, auferstanden bist du, 1-4; Aus dem Tod ist der Herr erstanden, 1; Das Grab ist leer, 1-3 (Ch); Die Waffen verrotten zu Staub, 1-3; Dornen stehn am Stein, 5; In der Nacht, 1- 3; Jesus Christus, gestern und heute, 2-4; Jesus Christus lebt, 3-5; Komm, lass diese Nacht nicht enden, 1-3; Rosen blühn im Stacheldraht, 2/ R. 1-3; Staunen wird Jubel, 3; Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden, 2-4; Wir stehen auf an jedem neuen Morgen, 1-3. 13 L. / 34 Str. Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 8,9% 40,0% 48,1% Strophen 2,0% 33,3% 33,7% 96 Wir stehen auf an jedem neuen Morgen, 3. 97 Zu Liedern, die insgesamt durch die ethische Thematik geprägt sind, s.u. Teil 2 B.II.3.k. Exemplarisch analysiert wird das Lied Manchmal feiern wir, s.u. Teil 2 B.III.7. <?page no="134"?> A. Motive und Themen in Osterliedern 120 a. Traditionelles Liedgut Aufs Ganze gesehen ist der Anteil an traditionellen Gesängen mit ethischen Aspekten gering. 98 b. Neues Liedgut NLG Dagegen nimmt die Thematik im Bereich des NLG einen bemerkenswert großen Raum ein: Gegenüber dem im TLG zu verzeichnenden Gesamtanteil an Liedern (8,9%) steigt er im NLG auf 40,0% an. Mehr als ein Drittel aller Strophen verweist auf sittliches Handeln. Manche Gesänge bringen das Thema eher allgemein zum Ausdruck, z.B. Liebe ist nicht nur ein Wort: Hoffnung ist nicht nur ein Wort, Hoffnung, das sind Worte und Taten. Als Zeichen der Hoffnung ist Jesus lebendig, als Zeichen der Hoffnung für diese Welt. 99 Viele Texte gehen mehr ins Detail, indem sie den Handlungsaspekt näher ausführen, z.B. den des sozialen Miteinanders: Wo einer dem andern neu vertraut und mit ihm eine Brücke baut, um Hass und Feindschaft zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden. 100 Auffallend ist die in immerhin drei Stücken auftretende Verbindung zwischen Auferstehung und sozialkritischem Anspruch, die geprägt ist von Hinweisen auf Gerechtigkeit, Befreiung aus Unterdrückung, Frieden und die Beendigung des Hungers in der Welt. 101 Deren Anteil macht im NLG 15% (Lieder) beziehungsweise 9,7% (Strophen) aus. NLS Die Anzahl an Liedern und Strophen mit ethischen Aspekten ist dem Befund im Bereich des NLG ähnlich. Allerdings ist eine Verschiebung innerhalb der thematischen Schwerpunktsetzung feststellbar: Zehn der insgesamt dreizehn Lieder sind gesellschaftspolitisch orientiert. 102 Während der Anteil – jeweils bezogen auf das gesamte Untersuchungsmaterial des NLG beziehungsweise NLS – im NLG nur 15% ausmacht, beträgt er im NLS 37%. Hinsichtlich der Strophenmenge ist ebenfalls die starke Gewichtung erkennbar: Mehr als ein Viertel der Strophen aller Osterlieder im NLS haben einen sozialkritischen 98 Eher findet man Stellen, die eine Stärkung im Glauben bzw. eine dementsprechende spirituelle Haltung thematisieren, z.B. Das Grab ist leer, 3; Wach auf, mein Herz, 2-3.7-8; Singen wir heut mit einem Mund, 2-3. 99 Liebe ist nicht nur ein Wort, 3. 100 Wo einer dem andern neu vertraut, 1, ähnlich auch Str. 2 und 6. 101 Siehe fett gedruckte Initien in obiger Tabelle. 102 Siehe fett gedruckte Initien in obiger Tabelle. <?page no="135"?> II. Thematische Einzelaspekte 121 Akzent. Das in den Untersuchungsbereichen bestehende Verhältnis der Liedanteile bezüglich „Ethisches Handeln allgemein“ und „Gesellschaft/ Politik“, jeweils errechnet als Anteile der Gesamtliedmenge, zeigt folgende Graphik: 40,0% 48,1% 6,7% 0,0% 15,0% 37,0% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% TLG NLG NLS Ethische Aspekte allgemein Gesellschaft und Politik 14. Reich Gottes Recht bekommen die Entrechteten. Die Blinden können seh’n. Friede zieht auf Erden Kreise, die Tage der Trauer vergeh’n. 103 In Abgrenzung zu Gesängen mit dem Aspekt „Vollendung“ 104 , in denen die auf die Zukunft gerichtete Erwartung des ewigen Lebens ausgedrückt wird, werden Lieder mit Bildern vom Reich Gottes als eigene Gruppe aufgefasst. Es handelt sich dabei fast ausschließlich um solche des NLG beziehungsweise des NLS, für die die Darstellung des Reichs Gottes als präsentischer Zustand typisch ist. 105 Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. --- --- 17. Jh. --- --- 18. Jh. Ich sag es jedem, dass er lebt, 2. 1 L. / 1 Str. 19. Jh. --- --- 20. Jh. --- --- TLG ges. 1 L. / 1 Str. 103 In der Nacht, 1. 104 Siehe nächster Abschnitt (15). 105 Lieder, die insgesamt durch Vorstellungen des Reichs Gottes geprägt sind, werden bzgl. ihrer Merkmale behandelt in Teil 2 B.II.3.l. Als exemplarisches Lied wird In der Nacht in Teil 2 B.III.8. analysiert. <?page no="136"?> A. Motive und Themen in Osterliedern 122 Bereich Lieder Anzahl NLG Alle Knospen springen auf, 1-4; Mach die Augen auf, Jesus lebt, R. 1-3; Nun werden die Engel, 2; Singet in den Kirchen, 2. 4 L. / 9 Str. NLS Die Waffen verrotten zu Staub, 1-4; In der Nacht, 1-3; Staunen wird Jubel, 2-3; Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden, 1. 4 L. / 10 Str. Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 2,2% 20,0% 14,8% Strophen 0,4% 12,5% 9,9% a. Traditionelles Liedgut Während die Vorstellung von der menschlichen Auferstehung am Ende des Lebens 106 in traditionellen Liedern eine große Rolle spielt, ist das Bild vom Reich Gottes kaum vertreten. Es findet sich nur in der zweiten Strophe des von Novalis verfassten Textes Ich sag es jedem, dass er lebt: Ich sag es jedem; jeder sagt es seinen Freunden gleich, dass bald an allen Orten tagt das neue Himmelreich. b. Neues Liedgut NLG Im Unterschied zum TLG verarbeitet ein Fünftel aller Gesänge des NLG Vorstellungen vom Reich Gottes. Dabei werden eschatologische Zukunftsvisionen in die Gegenwart verlegt, so z.B. in dem Lied Alle Knospen springen auf, 1-4, das das verheißene messianische Reich mit Bildern aus Jes 35,1-7 beziehungsweise Mt 11,5a als präsentischen Zustand beschreibt. Ähnlich verfahren Mach die Augen auf, Jesus lebt, R. 1-3 sowie Singet in den Kirchen, 2. In beiden Stücken wird die Verheißung einer „neuen Erde“ 107 als schon jetzt zu erlebende Wirklichkeit geschildert: Hass wird begraben, Frieden wir haben, neu wird das Leben schon in dieser Welt. 108 Auch in Nun werden die Engel rückt der Trost für die Trauernden, der bei Jes 61,2 beziehungsweise Mt 5,4 für die Zukunft versprochen ist, in die Gegenwart: 106 Siehe Lieder mit dem Aspekt „Vollendung“ (15). 107 Vgl. Jes 65,17; 66,22; 2 Petr 3,13; Offb 21,1-4. 108 Singet in den Kirchen, 2. <?page no="137"?> II. Thematische Einzelaspekte 123 Nun dürfen die Tränen trocknen auf Erden, die Traurigen getröstet werden, weil Christus erstanden ist … 109 NLS Im Umkreis der Sammlungen ist der Anteil der betreffenden Lieder genauso hoch wie im NLG. Das Stück Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden schildert den Anbruch der „neuen Zeit“ als durch das österliche Geschehen ausgelöst: Unser Herr ist vom Tod auferstanden und beginnt die neue Zeit. Alles Alte ist jetzt vergangen. Was vergangen, gilt nicht mehr. Unser Herr ist vom Tod auferstanden. 110 Wie dieses Lied legen die übrigen drei ebenfalls Wert auf die Vergegenwärtigung der zukünftigen Verheißungen (v.a. im Rückgriff auf Jesaja), wobei mehr oder weniger ausdrücklich auf ein ethisches beziehungsweise sozialpolitisches Handeln abgezielt wird, zum Beispiel: Die Waffen verrotten zu Staub, die Bomben werden taub, unser Zählen reicht nicht bis zehn, wir werden auferstehn Alle, Alleluja, wir werden auferstehn. 111 15. Vollendung Das Kreuz ist unsre Siegesfahn, mit ihm gehn wir die Himmelsbahn, mit unserm Jesus sterben wir, mit unserm Jesus leben wir! 112 Neben Aussagen zur geschehenen Erlösung vom Tod 113 akzentuieren viele Texte auf ausführliche Weise die Hoffnung auf Auferweckung. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Gedanken, dass die Menschen nach dem Vorbild Christi beziehungsweise mit ihm auferstehen und das ewige Leben erlangen werden. Vor allem Paulus erläutert diesen Zusammenhang, zum Beispiel: Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden. Es gibt aber eine bestimmte Reihenfolge: Erster ist Christus; dann folgen, wenn Christus kommt, alle, die zu ihm gehören. (1 Kor 15,23) 114 109 Str. 2. 110 Str. 1. 111 Die Waffen verrotten zu Staub, 1. 112 Nun singt dem Herrn ein neues Lied, 5. 113 Z.B. Wir wollen alle fröhlich sein, 3: „Er hat … uns erlöst vom ewgen Tod“ S.o. A.II.8. 114 Weitere Stellen z.B. 1 Thess 4,14-17; Eph 2,1-8. <?page no="138"?> A. Motive und Themen in Osterliedern 124 Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. Heut triumphieret Gottes Sohn, 3.5; Mit Freuden zart zu dieser Fahrt, 1-3; Wir wollen alle fröhlich sein, 3-4. 3 L. / 7 Str. 17. Jh. Auf, auf mein Herz, 6-8; Christus ist auferstanden, Freud, 4; Erstanden ist der heilge Christ (Spee), 8; Freu dich, du Himmelskönigin, 4; Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, 5.9-10; Jesus, meine Zuversicht, 2-7; Nun danket Gott, ihr Christen all, 4; Nun freut euch hier und überall, 4; O Tod, wo ist dein Stachel nun, 5-7. 9 L. / 20 Str. 18. Jh. Das Grab ist leer, 3-4; Der Heiland ist erstanden, befreit, 5-10; Getröst, getröst! wir sind erlöst, 5.7; Ich sag es jedem, dass er lebt, 4-5; Jesus lebt, mit ihm auch ich, 1-2.6; O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit, 3-4; Preis dem Todesüberwinder, 3-4; Seele, dein Heiland, 4; Wach auf, mein Herz, 9. 9 L. / 21 Str. 19. Jh. Erschalle laut Triumphgesang, 3; Halleluja. Ihr Christen singet hocherfreut, 11; Nun singt dem Herrn ein neues Lied, 5; Wahrer Gott, wir glauben dir, 2; Zum königlichen Ostermahl, 2. 4 L. / 4 Str. 20. Jh. --- --- TLG ges. 25 L. / 52 Str. NLG Halleluja, klatschet in die Hände, 3; Nun werden die Engel, 3; Seht, er lebt, 4. 3 L. / 3 Str. NLS Christus, der Herr, ist auferstanden (Beuerle), 6; Die Waffen verrotten zu Staub, 1-4; Fröhlich sind wir, 4; Jesus Christus lebt, 2; Staunen wird Jubel, 2; Wir stehen auf an jedem neuen Morgen, 4. 6 L. / 9 Str. Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 55,6% 15,0% 22,2% Strophen 20,4% 4,2% 8,9% a. Traditionelles Liedgut Auf das Gesamtliedgut bezogen ergibt sich ein hoher Wert von rund 56% an Liedern, in denen in einer oder mehreren Strophen das eschatologische Thema vorkommt. Insbesondere bei Dichtungen, die auf das 18. Jahrhundert zurückgehen, zeigt sich dessen Relevanz: Fast alle Lieder sowie eine verhältnismäßig große Anzahl an Strophen (mehr als ein Drittel) bringen die Hoffnung auf Vollendung zur Sprache. Die inhaltliche Untersuchung ergibt, dass die Mehrheit der Texte die erwartete Auferstehung im Kontext der Gemeinschaft thematisiert. 115 Daneben spielt aber auch die individuelle Perspektive eine Rolle, zum Beispiel: 115 Das Grab ist leer, 3-4; Freu dich, du Himmelskönigin, 4; Freu dich, erlöste Christenheit, 4; Heut triumphieret Gottes Sohn, 3.5; Mit Freuden zart, 1-3; Nun danket Gott, ihr Christen all, 4; Nun freut euch hier und überall, 4; Nun singt dem Herrn ein neues Lied, 5; O Tod, wo ist dein Stachel nun, 5-7; Preis dem Todesüberwinder, 3; Wahrer Gott, wir glauben dir, 2; Wir wollen alle fröhlich sein, 3-4; Zum königlichen Ostermahl, 2. <?page no="139"?> II. Thematische Einzelaspekte 125 Wenn ich aus dem Grab erstehe … wenn ich, Herr, dein Antlitz sehe, o mein Mittler, Jesu Christ, wenn du dich mir hast enthüllet, ist das Leben mir erfüllet. Alleluja, Jesus lebt … 116 Die insbesondere im evangelischen Bereich vorkommenden individuellen Lieder enthalten häufig Passagen, in denen das I CH von seiner Hoffnung spricht. 117 So setzen z.B. mehrere Strophen des Gedichtes Frühmorgens, da die Sonn aufgeht in Szene, wie der Gläubige aus dem Tod erwacht: 118 Jetzt ist der Tag, da mich die Welt mit Schmach am Kreuz gefangen hält, drauf folgt der Sabbat in dem Grab, darin ich Ruh und Frieden hab. Halleluja. In kurzem wach ich fröhlich auf, mein Ostertag ist schon im Lauf; ich wach auf durch des Herren Stimm, veracht den Tod mit seinem Grimm. Halleluja. (…) Da werd ich Christi Herrlichkeit anschauen ewig voller Freud, ich werde sehn, wie alle Feind zur Höllenpein gestürzet seind. Halleluja. Auffallend ist, dass die meisten Autoren im Kontext von Ostern keine Anspielungen auf das Gericht bringen. 119 b. Neues Liedgut NLG Eine im Unterschied zum TLG geringe Anzahl an Texten – nur 15% der Lieder und 4,2% der Strophen – beschäftigen sich mit dem Thema „Vollendung“ im oben definierten Sinn, wobei die Beibehaltung einer durchweg traditionellen Diktion auffällig ist. In zwei Liedern geschieht dies durch die gemeinschaftsbezogene Äußerung der Gewissheit, dass auch die Menschen auferstehen werden, 120 z.B. in der dritten Strophe von Nun werden die Engel: 116 Preis dem Todesüberwinder, 4. 117 Auf, auf mein Herz, 6-8; Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, 5.10; Jesus lebt, mit ihm auch ich, 1- 2.6; Jesus, meine Zuversicht, 2-7. 118 Str. 4-5.10. 119 Ausnahmen sind Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, 9 (in der Fassung des *RG entfällt übrigens diese Strophe); Jesus, meine Zuversicht, 7. 120 Halleluja, klatschet in die Hände, 3; Nun werden die Engel, 3. <?page no="140"?> A. Motive und Themen in Osterliedern 126 Nun werden auch wir aus dem Tode aufstehen, in Ewigkeit zu Gott eingehen, weil Christus erstanden ist … In Seht, er lebt, 4 ist es nur der Begriff „selig“, der im Unterschied zum übrigen Text auf ein „Ich“ bezogen ist und sowohl im Sinn der gegenwärtigen als auch der zukünftigen Existenz des Menschen gedeutet werden kann. NLS Gegenüber dem NLG liegen die Anteile an betreffenden Liedern (22,2%) und Strophen (8,9%) etwas höher, aber immer noch sehr viel niedriger als beim TLG. Die Texte bringen ausschließlich die kollektive Hoffnung auf die Auferstehung beziehungsweise das ewige Leben zum Ausdruck. Inhaltlich entsprechen die Formulierungen dem traditionellen Befund. III.Bilanz Zusammenfassend werden die Spektren der Motive und Themen in den Untersuchungsbereichen des traditionellen und des neuen Liedgutes dargestellt und verglichen. 1. Das thematische Profil des traditionellen Liedgutes Mit Blick auf die im TLG festzustellenden durchschnittlichen Werte bezüglich der Häufigkeit der Lieder, die einen bestimmten Aspekt enthalten, ergibt sich die nachstehende Rangfolge: Rang Thematische Aspekte Liedanteile (A) I Auferstehungsbekenntnis 88,8% 121 II Erlösung 82,2% III Sieg 71,1% IV Passion 64,4% Freude V Vollendung 55,6% (B) VI Verbundenheit mit Jesus 22,2% VII Grabauffindung 11,1% (C) VIII Ethisches Handeln allgemein 122 8,9% 121 Der angegebene Wert bezieht sich auf alle Gesänge, die mindestens eines der beiden Auferstehungsbekenntnisse („Christus ist auferstanden“ oder „Jesus lebt“) enthalten. 122 Die Bezeichnung „Ethisches Handeln allgemein“ und die Häufigkeitsangaben entsprechender Lieder beziehen sich auf alle Texte mit ethischen Aspekten, einschließlich derer, die gesellschaftspolitische Aspekte enthalten. Letztere kommen allerdings im Rahmen des traditionellen Liedguts nicht vor. Die zusätzliche Registrierung des Aspekts „Gesellschaft/ Politik“ und der entsprechenden prozentualen Liedanteile im Verhältnis zur Gesamtmenge des TLG erweist sich im Bereich der neuen Lieder als von Belang, da der Akzent dort einen relativ hohen Stellenwert hat. S.u. Teil 2 A.III.2 und 3. <?page no="141"?> III. Bilanz 127 Rang Thematische Aspekte Liedanteile IX Frühling 6,7% Verklärung X Verkündigung 4,4% XI Erscheinung 2,2% Reich Gottes (D) Aufbruch 0% Gesellschaft/ Politik (Teilaspekt „Ethisches Handeln allgemein“) Positiv sind dreizehn Aspekte zu verzeichnen, die elf Ränge einnehmen: (A) Dominante Themen (Rang I-V) Sechs Themen kommen in über 50% der Lieder vor. In absteigender Rangfolge handelt es sich um: „Auferstehungsbekenntnis“, „Erlösung“, „Sieg“, „Passion“, „Freude“ und „Vollendung“. (B) Seltenere Themen (Rang VI-VII) Weit darunter liegen die Anteile der Gesänge mit dem Aspekt „Verbundenheit mit Jesus“ (22,2%) und „Grabauffindung“ (11,1%). (C) Marginale Themen (Rang VIII-XI) Weniger als 10% betragen die Liedanteile mit den Aspekten „Ethisches Handeln“, „Frühling“, „Verklärung“, „Verkündigung“ sowie „Erscheinung“ und „Reich Gottes“. (D) Nicht vorkommende Themen Die Aspekte „Aufbruch“ sowie „Gesellschaft/ Politik“ (Untergruppe von „Ethisches Handeln“) finden in traditionellen Liedern keine Beachtung. Wesentlich ist das traditionelle Liedgut durch die sechs Hauptthemen (A) geprägt. Durch die selteneren Aspekte (B) sowie die Randthemen (C) erhält es besondere Akzente. Unter letzteren sind insbesondere „Frühling“ und „Verklärung“ anzuführen, die zwar nur in wenigen, aber – anders als die anderen marginalen Aspekte – in jeweils weit verbreiteten Liedern enthalten sind. 123 Neben diesen positiven Merkmalen kann das traditionelle Liedgut auch negativ charakterisiert werden: Die beiden Aspekte „Aufbruch“ und „Gesellschaft/ Politik“ kommen grundsätzlich nicht vor. 123 Vor allem sind die zwei folgenden zu nennen: Die ganze Welt („Frühling“) findet sich in fünf Einheitsgesangbüchern und zahlreichen DGB. Ist das der Leib („Verklärung“) wurde in vielen katholischen DGB sowie kDA aufgenommen. Eine Übersicht über die Quellen bietet Anhang A.I Tabelle 1. Beide Gesänge werden jeweils insgesamt von den beiden Aspekten bestimmt. <?page no="142"?> A. Motive und Themen in Osterliedern 128 2. Das thematische Profil des neuen Liedgutes a. NLG Rang Thematische Aspekte Liedanteile (A) I Auferstehungsbekenntnis 70,0% II Verbundenheit mit Jesus 50,0% (B) III Erlösung 40,0% Ethisches Handeln allgemein IV Sieg 30,0% V Freude 25,0% VI Erscheinung 20,0% Passion Reich Gottes VII Gesellschaft/ Politik (Teilaspekt „Ethisches Handeln allgemein“) 15,0% 124 Vollendung (C) VIII Aufbruch Verkündigung 10,0% (D) Grabauffindung 0% Frühling Verklärung Insgesamt liegen dreizehn Themen vor, die sich ihrer Häufigkeit nach wiederum vier Gruppen zuordnen lassen: (A) Dominante Themen (Rang I-II) Den beiden häufigsten Aspekten, „Auferstehungsbekenntnis“ und „Verbundenheit mit Jesus“, entsprechen prozentuale Liedanteile von 70% bzw. 50%. (B) Seltenere Themen (III-VII) Im mittleren Bereich, zwischen 40% und 10%, befinden sich die meisten Motive und Themen: „Erlösung“, „Ethisches Handeln allgemein“, „Sieg“, „Freude“, „Erscheinung“, „Reich Gottes“, „Passion“, „Gesellschaft/ Politik“, „Vollendung“. (C) Marginale Themen (VIII) Nur jeweils 10% der Lieder thematisieren „Aufbruch“ und „Verkündigung“. (D) Nicht vorkommende Themen Die auch im TLG eher peripheren Themen, „Grabauffindung“, „Frühling“ und „Verklärung“ spielen keine Rolle. 124 Der prozentuale Wert des Aspekts „Gesellschaft/ Politik“, der ein Teilaspekt von „Ethisches Handeln allgemein“ ist, bezieht sich auf die Gesamtmenge der Lieder des NLG; analog wird im Bereich des NLS verfahren. <?page no="143"?> III. Bilanz 129 b. NLS Rang Thematische Aspekte Liedanteile (B) I Auferstehungsbekenntnis 48,1% Ethisches Handeln allgemein II Gesellschaft/ Politik (Teilaspekt „Ethisches Handeln allgemein“) 37,0% III Erlösung 29,6% IV Aufbruch 22,2% Vollendung V Grabauffindung 14,8% Reich Gottes VI Verbundenheit mit Jesus 11,1% Freude Verkündigung (C) VII Erscheinung 7,4% Passion Sieg (D) Frühling 0% Verklärung Die 14 Themen verteilen sich der Häufigkeit nach auf sieben Ränge mit Anteilen zwischen rund 48% und 7%. (A) Dominante Themen Kein Aspekt findet sich oberhalb der 50%-Marke. (B) Seltenere Themen Wie im NLG steht an der Tabellenspitze „Auferstehungsbekenntnis“, enthalten allerdings in nur knapp der Hälfte aller Gesänge. Gleichrangig findet „Ethisches Handeln allgemein“ große Beachtung. Speziell dessen Unterthema „Gesellschaft/ Politik“ tritt mit einer Häufigkeit von 37% auf. Es schließen sich „Erlösung“, „Aufbruch“ und „Vollendung“ an mit Liedanteilen zwischen 30% und 20%. Darunter sind „Grabauffindung“ und „Reich Gottes“ (jeweils 14,8%) sowie „Verbundenheit mit Jesus“, „Freude“ und „Verkündigung“ (jeweils 11,1%) einzustufen. (C) Marginale Themen Zu den Randthemen gehören „Erscheinung“, „Passion“ und „Sieg“ (jeweils 7,4%). (D) Nicht vorkommende Themen Wie im NLG sind „Frühling“ und „Verklärung“ nicht vertreten. 3. Die thematischen Profile des traditionellen und neuen Liedgutes im Vergleich Während im TLG die sechs Hauptthemen („Auferstehungsbekenntnis“, „Erlösung“, „Sieg“, „Passion“, „Freude“ und „Vollendung“) in 50% bis 100% der Lieder vorkommen, verschieben sich im NLG und NLS die Höchstgrenzen generell nach unten. Abgesehen von den beiden im NLG rangobersten Ergeb- <?page no="144"?> A. Motive und Themen in Osterliedern 130 nissen bezüglich der Aspekte „Auferstehungsbekenntnis“ (70%) und „Verbundenheit mit Jesus“ (50,0%) erreicht in beiden Untersuchungsbereichen der neueren Lieder kein Thema eine mit den Hauptthemen des TLG vergleichbare Häufigkeit über 50%. Häufigkeit traditioneller Hauptthemen im neuen Liedgut Grundsätzlich ist ein Absinken der Frequenz der sechs traditionellen Hauptaspekte auf ein zum Teil extrem niedriges Niveau festzustellen, eine Tendenz, die sich im NLS im Vergleich zum NLG in fast allen Fällen noch verstärkt. Lediglich das Thema der Vollendung erlebt gegenüber NLG einen leichten Anstieg. Bezüglich aller Aspekte sind die prozentualen Abweichungen im Verhältnis zu den entsprechenden TLG-Ergebnissen sehr groß. Am geringsten ist die Differenz zwischen dem TLG und dem NLG beim Aspekt „Auferstehungsbekenntnis“ (18,8%). Bei allen anderen Themen macht der Unterschied rund 40% aus. Zwischen dem TLG und dem NLS ist die Spannweite deutlich größer: Abgesehen von „Auferstehungsbekenntnis“ und „Vollendung“ („nur“ 40,7% bzw. 33,4%) liegt sie über 50%. Thematische Aspekte TLG Bezugswerte NLG Spannweite TLG-NLG NLS Spannweite TLG-NLS Auferstehungsbekenntnis 88,8% 70,0% 18,8% 48,1% 40,7% Passion 64,4% 20,0 % 44,4% 7,4% 57,0% Sieg 71,1% 30,0% 41,1% 7,4% 63,7% Erlösung 82,2% 40,0% 42,2% 29,6% 52,6% Freude 64,4 % 25,0 % 39,4% 11,1% 53,3% Vollendung 55,6% 15,0 % 40.6% 22,2% 33,4% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% TLG NLG NLS Auferstehungsbekenntnis Erlösung Sieg 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% TLG NLG NLS Passion Freude Vollendung <?page no="145"?> III. Bilanz 131 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% TLG NLG NLS Ethik allg. Gesellschaft/ Politik Aufbruch Reich Gottes Häufigkeit traditionell seltenerer Themen im neuen Liedgut Im Fall der im TLG seltener vertretenen Themen „Verbundenheit mit Jesus“ und „Grabauffindung“ zeigen sich in den beiden Untersuchungsbereichen neuer Lieder unterschiedliche Ergebnisse. „Verbundenheit mit Jesus“ drückt im Verhältnis zum NLS ein deutlich höherer Anteil an Gesängen des NLG aus, eine Gegebenheit, die mit der Aufnahme charismatischer Stücke im kDA II der Diözese Innsbruck-Feldkirch zusammenhängt. Dagegen treten im NLG keine Stücke mit Aspekten aus der Grabauffindungserzählung auf, während sich in den Sammlungen immerhin 14,8% finden. Häufigkeit traditionell marginaler und nicht vorkommender Themen im neuen Liedgut Die Themen „Erscheinung“ und „Verkündigung“ sind auch im neuen Liedgut selten bis randständig. „Frühling“ und „Verklärung“ kommen wie auch in mehreren traditionellen Epochen im neuen Liedgut überhaupt nicht vor. Signifikant ist jedoch der starke Anstieg der Liedanteile im NLG und NLS bezüglich des Themas „Ethisches Handeln allgemein“ von 8,9% (TLG) auf 40% (NLG) bzw. 48,1% (NLS) sowie „Reich Gottes“ auf 12,5% (NLG) bzw. 9,9% (NLS). Des Weiteren fällt auf, dass die in keiner der früheren Epochen vorkommenden Aspekte „Gesellschaft/ Politik“ (Untergruppe „Ethisches Handeln allgemein) und „Aufbruch“ relativ viele neue Gesänge bestimmen. Im Verhältnis zum NLG nimmt deren Häufigkeit im NLS sogar noch zu, so dass sich hier ein gegenläufiges Bild zu dem der kontinuierlichen Abnahme der sechs traditionell dominierenden Themen in NLG und NLS zeigt. <?page no="146"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen I. Vorgehen Mit den in Teil A dargelegten Befunden zu Vorkommen und Häufigkeit von thematischen Aspekten und den diesbezüglich statistisch wahrnehmbaren Verschiebungen im neuen Liedgut ist noch nichts gesagt über das Auferstehungsverständnis, wie es im Sinnzusammenhang der einzelnen Lieddichtungen zur Sprache gebracht wird, und über die Unterschiede, die sich hier zwischen traditionellen und modernen Liedern zeigen. Um diesen Fragen nachzugehen, werden die Gesänge der Untersuchungsbereiche des TLG, NLG und NLS in ihrer Ganzheit betrachtet. 1. Typisierung Angesichts der großen Zahl der Lieder, von denen jedes einen Mikrokosmos für sich darstellt mit seiner je eigenen Auslegung von „Auferstehung“, erweist sich die schon bei einer oberflächlichen Durchsicht zu machende Beobachtung von Deutungsmustern als hilfreich. Davon ausgehend wurden die Gesänge mit textanalytischen Methoden genauer untersucht, wobei sich aufgrund der vorgefundenen – vorher nicht festgelegten – dominierenden thematischen, aber auch der formalen und sprachlichen Merkmale Lieder typisieren lassen. Auf dieser Basis ist es möglich, das traditionelle und neue Liedgut zu kategorisieren und unter folgenden Fragestellungen zu betrachten (II): Welche typischen, die Liedtexte im Ganzen prägenden Sinnzusammenhänge finden sich überhaupt im TLG, NLG und NLS? Welche sind sowohl im traditionellen als auch im modernen Liedgut zu verzeichnen? Welche kommen in letzterem nicht mehr vor? Welche treten im NLG und/ oder NLS neu auf? 2. Methoden der exemplarischen Liedanalysen Zur Vertiefung und um den Liedern in ihrer Besonderheit gerecht zu werden, sollen in einem zweiten Schritt einzelne Gesänge, die einen der festgestellten thematischen Zusammenhänge repräsentieren, exemplarisch analysiert werden (III). Methodisch liegt der Schwerpunkt auf dem textimmanenten Analyseverfahren, da die theologische Fragestellung im Vordergrund steht, nämlich welche Deutungen von Auferstehung in den Liedtexten erkennbar sind und welche Veränderungen sich diesbezüglich in den Fassungen der letzten 60 Jahre zeigen. Ausgehend von der Annahme, dass mit der Wahl der sprachlichen Elemente und der Art der Textkonstruktion der Zweck verfolgt wird, das Thema der Auferstehung in einer beabsichtigten Weise zum Ausdruck zu 132 B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen <?page no="147"?> II. Typische Osterlieder 133 bringen, beziehen sich die Untersuchungen auf den im Lied feststellbaren Sinnzusammenhang, vorrangig in seiner semantischen und sprachlichen Dimension. 125 Bezüglich letzterer, mit der sich außerdem Teil 3 unter dem Gesichtspunkt der Spiritualität speziell beschäftigen wird, wird besonderer Wert auf die pragmatische Analyse gelegt, die Aufschluss darüber gibt, welche Funktion der Text in Hinblick auf Sprecher und Adressaten erfüllt. Soweit es als sinnvoll erscheint, finden weitere Gesichtspunkte Berücksichtigung (z.B. Entstehung, Rezeptionsgeschichte, musikalische Aspekte). 126 II. Typische Osterlieder 1. Kategorisierung der Lieder nach Themenschwerpunkten Aufgrund der Feststellung von bestimmten Merkmalen, die die Liedtexte auf jeweils charakteristische Weise prägen, lassen sich die Gesänge des TLG, NLG und NLS in 12 Gruppen einteilen. Hierbei führen auch einige der schon im Verlauf der Querschnittsuntersuchungen vorgefundenen thematischen Aspekte zur Typisierung, und zwar diejenigen, die Lieder im Ganzen dominieren. 127 Aufgrund des speziellen Charakters eines jeden Liedes ist eine Zuordnung nicht immer eindeutig möglich, sondern manchmal eine Sache der Abwägung. Beispielsweise sind manche Siegeslieder so von Jubel geprägt, dass man sie vielleicht auch in die Gruppe der Lieder mit dem beherrschenden Motiv der Freude einordnen könnte. Dennoch soll hier der Versuch einer Kategorisierung gemacht werden mit dem Ziel, über eine Arbeitshilfe zu verfügen, die zunächst einem Überblick über die schwerpunktmäßig vertretenen Deutungsmuster im älteren und neueren Osterliedgut dient. Außerdem stehen auf diese Weise Liedgruppen zur Verfügung, aus denen repräsentative Gesänge für die Einzelanalysen ausgewählt werden können. Die nachstehende Tabelle listet die inhaltlichen und sprachlichen Merkmale, die zur Typisierung geführt haben, auf, wobei erstere gleichzeitig zur Bezeichnung der Kategorien typisierter Lieder dienen. 128 Hinsichtlich der Reihenfolge orientiert sie sich an dem theologischen Sinnzusammenhang, der sich aus der Zusammenschau der dominierenden Themen, die jeweils eine Deutungsfacette des Auferstehungsglaubens spiegeln, ergibt. 125 Vgl. z.B. folgende grundlegende Beiträge: Greule, Sprache, 83-98; Lotmann, Struktur; Mayring, Qualitative Inhaltsanalyse, 50-51; Schutte, Literaturinterpretation (bes. Kategorien und Verfahren der Strukturanalyse, 111-179); Stock, Umgang mit theologischen Texten; Titzmann, Strukturale Textanalyse. 126 Erläuterungen zur Auswahl der Liedbeispiele für die Einzelanalysen s.u. Teil 2 B.III (Vorbemerkungen). 127 Dies betrifft die Aspekte „Sieg“, „Frühling“, „Verklärung“, „Freude“, „Aufbruch“, „Ethisches Handeln“ und „Reich Gottes“. „Grabauffindung“ und „Erscheinung“ werden im Liedtyp „Ostererzählung“ zusammengefasst. 128 Das jeweilige sprachliche Kennzeichen ist für die überwiegende Zahl der betreffenden Lieder charakteristisch. <?page no="148"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 134 Thematisches Merkmal Sprachliches Merkmal Beschreibung Theologische Perspektive Anzahl Lieder TLG NLG NLS 1 Ostererzählung narrativ poetische Nacherzählung der biblischen Ostergeschichten (Grabauffindung/ Erscheinungen) christologisch 5 --- 5 2 Auferstehungstheologie argumentativ argumentative Darlegung des Auferstehungsglaubens 9 1 --- 3 Sieg metaphorisch Auferstehung als Erlösung im Bild von Kampf und Sieg 14 --- --- 4 Frühling metaphorisch Auferstehung als Neuschöpfung im Bild von Frühling und Natur 1 --- --- 5 Verklärung metaphorisch Auferstehung als Vollendung im Bild des verklärten Leibes des Auferstandenen 2 --- --- 6 Bleibende Anwesenheit des Auferstandenen affirmativ Gegenwart des Auferstandenen im Sinn erfahrbarer Nähe anthropologisch --- 5 --- 7 Freude emotional expliziter Ausdruck von Freude 6 4 3 8 Maria emotional Teilnahme an der Osterfreude Marias 2 --- --- 9 Persönliche Frömmigkeit affirmativ individuelle Applikation der Auferstehungsbotschaft 6 1 --- 10 Aufbruch metaphorisch gemeinschaftlicher Neubeginn --- 1 8 11 Ethisches Handeln affirmativ ethische Konsequenzen im allgemeinen und gesellschaftspolitischen Sinn --- 6 8 12 Reich Gottes metaphorisch Bedeutung der Auferstehung im Bild des Reichs Gottes eschatologisch --- 2 2 Zunächst kann unterschieden werden zwischen dem Typus „Ostererzählung“ (1), dessen Lieder die grundlegende biblisch-narrative Entfaltung des Osterglaubens nachzeichnen, und allen anderen Kategorien, deren Texte von einem reflektierenden und deutenden Umgang mit dem Auferstehungsbekenntnis bestimmt sind (2-12). Übergreifend ergibt sich eine Zuordnung entsprechend der jeweiligen theologischen Perspektive, die in den Gesängen einer thematischen Kategorie im Vordergrund steht: Festzustellen sind Akzentuierungen der Auferstehung zunächst in ihrer christologischen Konzentration als ge- <?page no="149"?> II. Typische Osterlieder 135 schehenes Ereignis (1-5), des Weiteren in ihrer anthropologischen, gegenwärtigen Bedeutung, in Bezug zu den Konsequenzen für Glaube, Frömmigkeit und Handeln (6-11) und schließlich in der Ausrichtung auf die eschatologische Zukunft, indem die betreffenden Texte Bilder des „Reichs Gottes“ verwenden (12). 129 2. Vorkommen und Häufigkeit der Kategorien typischer Osterlieder im traditionellen und neuen Liedgut Die folgende Übersicht zeigt die prozentualen Anteile typischer Osterlieder jeweils im Verhältnis zur Gesamtmenge des TLG, NLG beziehungsweise NLS: Theologische Perspektive Kategorie TLG NLG NLS christologisch 1 Ostererzählung 11,1% --- 18,5% 2 Auferstehungstheologie 20,0% 5,0% --- 3 Sieg 31,1% --- --- 4 Frühling 2,2% --- --- 5 Verklärung 4,4% --- --anthropologisch 6 Bleibende Anwesenheit … --- 25,0% --- 7 Freude 13,3% 20,0% 11,1% 8 Maria 4,4% --- --- 9 Persönliche Frömmigkeit 13,3% 5,0% --- 10 Aufbruch --- 5,0% 29,6% 11 Ethisches Handeln --- 30,0% 29,6% eschatologisch 12 Reich Gottes --- 10,0% 7,4% Traditionelles Liedgut Das traditionelle Liedgut weist vor allem heilsgeschichtlich orientierte Deutungsmuster auf, bei denen der Hauptakzent auf der bereits geschehenen Auferstehung Christi liegt. Den größten Teil machen Siegeslieder (3) aus mit einem Anteil von knapp einem Drittel, gefolgt von theologisch-argumentativen Gesängen (2). Erzählende Lieder (1) sind seltener, und die sehr speziellen metaphorisch geprägten Dichtungen mit den thematischen Ausprägungen „Frühling“ und „Verklärung“ sind in nur geringer Zahl vertreten. Die anthropologische Bedeutung der Osterbotschaft betonen die Gesänge der Kategorien „Freude“ und „Persönliche Frömmigkeit“ (jeweils 13,3%), außerdem die beiden Marienlieder (8), in denen die Gläubigen ihrer Teilnahme an Marias Osterfreude Ausdruck verleihen. Texte, die von den eschatologischen Bildern des „Reichs Gottes“ (12) bestimmt werden, finden sich unter den traditionellen überhaupt nicht. 129 Lieder, die durchgängig von der Erwartung der menschlichen Auferstehung bestimmt sind, kommen nicht vor, wenngleich „Vollendung“ zu den Hauptaspekten im TLG gehört, d. h. sich dort sehr häufig in Einzelstrophen findet, und somit einen bedeutsamen theologischen Topos darstellt. S.o. Teil 2 A.II.15 und A.III.1. <?page no="150"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 136 Neues Liedgut Beim Blick auf die tabellarische Übersicht fällt der Unterschied zwischen neuem und älterem Liedgut sofort ins Auge. Die beiden Untersuchungsbereiche NLG und NLS weisen kaum Lieder auf, in denen die Auferstehung als christologisches Geschehen besonders gewichtet wird. Gesänge des Typs „Ostererzählung“ (NLS) und solche der „Auferstehungstheologie“ (NLG: nur ein Lied) sind die Ausnahmen. Dagegen ist ein weit größeres Interesse am Gegenwartsbezug der Auferstehung festzustellen: Neben den auch im TLG anzutreffenden Gesängen, in denen „Freude“ und „Persönliche Frömmigkeit“ im Vordergrund stehen – letzterer Aspekt bestimmt jedoch nur ein Lied des NLG – sind als neue Hauptthemen „Bleibende Anwesenheit des Auferstandenen“, „Aufbruch“, „Ethisches Handeln“ und „Reich Gottes“ zu verzeichnen. Gesänge der erstgenannten Kategorie kommen allerdings nur im NLG mit einem Anteil von 25% vor. Dagegen sind Texte, in denen die Dynamik des „Aufbruchs“ der Menschen vorherrscht (10), im NLS wesentlich häufiger und in verhältnismäßig großer Menge (29,6%) zu verzeichnen. Beide Untersuchungsbereiche spiegeln gleichermaßen ein großes Interesse an Gesängen, die die ethische Praxis betonen (11). Als Innovation gegenüber dem traditionellen Liedgut ist außerdem das Auftreten von Stücken zu werten, die vom Thema „Reich Gottes“ bestimmt werden. 130 In der Gesamtschau repräsentieren die drei Untersuchungsbereiche das Bild einer ganzheitlichen, facettenreichen Ostertheologie, wobei der Eindruck entsteht, dass sich das traditionelle Liedgut mit dem Schwerpunkt auf dem heilsgeschichtlichen Christusereignis und das neue mit dem auf der menschlichen Gegenwart gegenseitig ergänzen könnten. Ob allerdings eine praktische Nutzung des Spektrums möglich wäre, beispielsweise um eine Osterrubrik zusammenzustellen, hängt letztlich von der Qualität der einzelnen Liedern ab, ob es ihnen gelingt, die Auferstehungsbotschaft im Rahmen ihrer jeweils bevorzugten thematischen Akzentuierung und theologischen Perspektive adäquat zur Sprache zu bringen. Dies wird exemplarisch im Rahmen von Einzelanalysen zu sehen sein. 3. Allgemeine Merkmale der nach Themenschwerpunkten kategorisierten Lieder Im Folgenden werden die typisierten Gesänge bezüglich ihrer Charakteristika erläutert. Am Anfang eines jeden Abschnitts steht ein tabellarischer Nachweis der zur betreffenden thematischen Gruppe gehörenden Lieder. Im Anschluss werden die jeweils textanalytisch zu beobachtenden Merkmale, die induktiv zur Kategorienbildung geführt haben, dargelegt. Soweit sinnvoll, schließen sich Hinweise zu anderen Aspekten, beispielsweise zu Themengeschichte und Rezeption, an. Wenn aus einer Kategorie ein Lied exemplarisch analysiert 130 Das neue Lied Begreift ihr denn nicht (NLS) wird keiner Kategorie zugeordnet, da sein Text nur aus der Frage aus Lk 24,25 besteht. <?page no="151"?> II. Typische Osterlieder 137 wird (s.u. III.1-8), findet sich ein Verweis zu Beginn des entsprechenden Abschnitts als Fußnote. Die Lieder mit den prägnanten Themen „Frühling“ und „Verklärung“, für die keine ausführlichen Analysen durchgeführt wurden, werden im Rahmen des vorliegenden Kapitels kurz vorgestellt (3.d.e). a. Ostererzählung 131 Bereich Lieder Anzahl TLG Am Sonntag, eh die Sonn aufging; Christus ist erstanden! O tönt; Erstanden ist der heilig Christ (B.B.); Gelobt sei Gott; Halleluja. Ihr Christen, singet hocherfreut. 5 Lieder NLG --- NLS Aus Tränen, Angst und Not; Christus, der Herr, ist auferstanden (Beuerle); Christus, der Herr, ist auferstanden (Valentin); Jesus Christus ist auferstanden; Zwei Männer 5 Lieder 1) Textanalytische Aspekte Die Dichtungen dieses Typs gehen an den Ausgangspunkt der neutestamentlichen Ostergeschichten von der Grabauffindung 132 und den Erscheinungen 133 zurück, die ihrerseits bereits eine sekundäre Entfaltung des Auferstehungsbekenntnisses darstellen. Insofern die Lieder den Inhalt der Geschichten nacherzählen, sind sie als narrativ zu bezeichnen, auch wenn sie außerdem deutende Textpassagen enthalten. Trotz ihres jeweils spezifischen Charakters lassen sich Gemeinsamkeiten erkennen. Bei den Gesängen des TLG wird der von eröffnenden und abschließenden Strophen gerahmte Hauptteil stets von der Erzählung gebildet, die teilweise beziehungsweise in einem Fall ganz in direkter Rede gehalten ist. 134 In der Regel handelt es sich um die Wiedergabe der Grabauffindungsgeschichten, teilweise mit auslegenden Elementen. Eine Ausnahme bildet das Lied Halleluja. Ihr Christen singet hocherfreut, indem es die Erscheinung Jesu bei den Jüngern und Thomas einbezieht. 135 Die neuen Dichtungen, die häufig didaktische beziehungsweise darstellerische Zielsetzungen erkennen lassen, 136 entsprechen den älteren insofern, dass auch sie dem biblischen Erzählfaden folgen; vier tun dies in Verbindung mit einem Kehrvers. 137 Inhaltlich lehnen sie sich meist eng an die Berichte der Evangelien an, an die Grabauffindungserzählungen beziehungsweise Em- 131 Exemplarische Liedanalyse Gelobt sei Gott s.u. Teil 2 B.III.1. 132 Mk 16,1-8; Mt 28,1-10; Lk 24,1-11; Joh 20,1-18. 133 Z.B. Lk 24,13-32; Joh 20,11-29. 134 Ausschließlich direkte Rede enthält Christus ist erstanden. O tönt, 3-5. 135 Vgl. Joh 20,19-29. 136 Das ist z.B. der Fall bei dem als „Spiellied“ bezeichneten Stück Zwei Männer, dem in der Sammlung *Sing mit ausgedehnte Regieempfehlungen angefügt sind. 137 Die Ausnahme bildet Zwei Männer. <?page no="152"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 138 mausgeschichte 138 . Deutungselemente stellen Ausnahmen dar, so z.B. in Christus, der Herr, ist auferstanden von Gerhard Valentin, wo im Anschluss an die Grabeserzählung der ersten drei Strophen in den beiden letzten in Kombination mit dem Refrain pointiert auf deren Bedeutung hingewiesen wird: 4,1 4,2 4,3 4,4 So hör ich des Berichts Gesicht und Geschichten; der Engel hat mir nichts als dieses auszurichten: R,1 R,2 R,3 Christus, der Herr, ist auferstanden. Halleluja! Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja! 5,1 5,2 5,3 5,4 Und dir auch, Christenheit, wird nichts sonst verkündet: auf Gottes Osterzeit allein bist du gegründet. (R.) 139 2) Entstehungs- und rezeptionsgeschichtliche Aspekte Die Gattung der Erzähllieder hat eine lange, bis ins Mittelalter zurückreichende Geschichte. Eingebettet in die Liturgie der sogenannten visitatio sepulchri am Ende der Osternacht stellte man seit dem 12./ 13. Jahrhundert die Ereignisse des Ostermorgens nach dem Vorbild der Evangelien mit verteilten Rollen (z.B. Engel, Frauen) szenisch dar. 140 Als Prototyp der in diesem Kontext wurzelnden Tradition der Erzähllieder kann die Sequenz Victimae paschali laudes angesehen werden, die in der Folgezeit vielfach übersetzt und bearbeitet wurde und so auch dem bekannten Gesang Christus ist erstanden. O tönt aus dem 19. Jahrhundert als Vorlage diente. 141 Ebenso stand die Cantio Surrexit Christus 138 Die Emmausbegebenheit prägt allerdings nur das Lied Zwei Männer im Ganzen. Das Thema „Emmaus“ taucht zwar in mehreren neuen Osterliedern auf, allerdings nicht durchgängig in Form der Nacherzählung. Z.B. hat in dem von Helga Poppe verfassten Stück Zwei Jünger gingen lediglich die erste Strophe erzählenden Charakter. S.o. Teil 2 A.II.3. Die Einzelanalyse des Gesangs findet sich in Teil 2 B.III.4. 139 Christus, der Herr, ist auferstanden (Valentin), 4-5. 140 Zum Ablauf eines Osterdramas siehe Müller, Victimae paschali laudes, 55-63 (Beispiel Trier 13. Jh.). Als Exempel kann der Text des Osterspiels von Rheinau (13. Jh., Zentralbibliothek Zürich, p. 282/ 3) mit einer Beschreibung genannt werden, präsentiert von Wolfram von den Steinen, Dichterbuch, 120-133.248-253. 141 Die Sequenz ist im Anhang B.II.1 abgedruckt. Auch in anderen liturgischen Vollzügen kam der Gesang zur Verwendung, so z.B. in Taufvespern oder als Prozessionsgesang. Den Ansatzpunkt für den Gebrauch im Zusammenhang der visitatio sepulchri lieferten sicher die sich für das Spiel vorzüglich eignenden, dialogisch angelegten Strophen 3a und 3b. Im Rahmen des Osterspiels kam es mancherorts zur Ankoppelung der Leise Christ ist erstanden, so bezeugt für das 12. Jh. in Passau, wo das Lied direkt im Anschluss an die letzte Strophe der Sequenz gesungen wurde. Vgl. Becker, Christ ist erstanden, 31f; Praßl, Sequenz, 53. Die Verbindung der beiden Gesänge belegt die sowohl textliche als auch musikalische Abhängigkeit der Leise von der Sequenz. Vgl. Becker, Christ ist erstanden, 32-34. <?page no="153"?> II. Typische Osterlieder 139 hodie mit hinzugefügten Erzählstrophen in Verbindung zum Osterspiel. Auf sie geht die Fassung Erstanden ist der heilig Christ der Böhmischen Brüder zurück, deren Hauptteil aus einem Dialog zwischen dem Engel und den Frauen am Ostermorgen besteht. 142 Außerhalb ihrer Situierung im Zusammenhang des Osterdramas setzte man Erzähllieder – insbesondere in der reformatorischen Tradition – in homiletisch-didaktischer Funktion ein, denn sie eigneten sich aufgrund ihrer poetischen und musikalischen Gestaltung als hervorragendes Medium, um den Inhalt der biblischen Geschichten einprägsam zu vermitteln. Mit dieser Zielsetzung entstanden Gesänge auf der Basis älterer Vorlagen sowie als Neudichtungen, z.B. Gelobt sei Gott. 143 Auch im 17. Jahrhundert wurde die narrative Liedtradition fortgeführt, insbesondere durch Paul Gerhardt und Friedrich Spee, vielfach mit dem typisch barocken Akzent auf einer innerlichen Frömmigkeit, der vor allem deutende und betrachtende Texteinschübe Ausdruck verleihen. 144 Der große Reichtum an Erzählliedern lässt sich daran ablesen, dass rund ein Drittel der von Joseph Kehrein in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gesammelten 47 Osterlieder aus den ältesten gedruckten Gesangbüchern der Erzählgattung angehören. 145 Offensichtlich traten diese Lieder jedoch seit dem Aufklärungszeitalter zunehmend in den Hintergrund. Die langfristigen Nachwirkungen sind in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts insofern noch spürbar, dass das Untersuchungsmaterial aus offiziellen Gesangbüchern (TLG und NLG), das insgesamt 65 Gesänge umfasst, nur die in nachstehender Tabelle aufgelisteten fünf Erzähllieder enthält: 142 Die Verwurzelung im Osterspiel ist in heutigen Gesangbüchern erkennbar anhand der Anweisungen zur Rollenbesetzung, vgl. z.B. *EG 105, *RG 467 sowie *KG 438. 143 In diesem Zusammenhang ist auf die Gattung der sogenannten Perikopenlieder hinzuweisen. Gesänge dieser Art hatte der im Geist der Reformation tätige Lehrer und Kantor Nikolaus Herman (1500-1561) in seinen „Sontagsevangelia“ für den Ostersonntag vorgesehen. (Die Sontags Euangelia / und von den fürnemsten festen uber das gantze Jar / In Gesenge gefasset fur Christliche Hausveter und ire Kinder. [zit. n. Ausgabe Wittenberg 1562]). Zu ihnen gehören vier Lieder, darunter Erschienen ist der herrlich Tag sowie Am Sabbath früe Marien drey, von Leisentrit kommentiert mit „Ein Osterlicher Gesang auff das Euangelium Marci am 16. gerichtet“. Vgl. Fischer, Erschienen ist der herrlich Tag, 386f, Anm. 9 und 13. 144 Von Paul Gerhardt stammt das in *GL aufgenommene Stück Nun freut euch hier und überall, das dort allerdings nicht mehr als Erzähllied erkennbar ist. Auf Friedrich Spee wird z.B. der Text Am Sonntag, eh die Sonn aufging zurückgeführt, und zwar in Bearbeitung des ehemaligen Perikopenliedes Am Sabbath früe Marien drey (siehe vorhergehende Fußnote). Kaum bekannt ist das ebenfalls Spee zugeschriebene Werk Nicht ruhen Magdalena kund. Vgl. Oorschot, Kirchengesäng, 288-293. 145 Vgl. Stock, Motivregister, 204. <?page no="154"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 140 Incipit KL I DGB GL kDA I kDA II KKG KG EKG EG RKG RG Am Sonntag, eh die Sonn aufging 11 1 Christus ist erstanden! O tönt 15 7 2 x x Erstanden ist der heilig Christ (B.B.) 1 x x x x Gelobt sei Gott x 23 x x x x x x x Halleluja. Ihr Christen, singet hocherfreut x Anhand der Übersicht ist zu erkennen, dass man in allen Quellen der letzten Jahrzehnte grundsätzlich an narrativen Liedern festgehalten hat. 146 Insbesondere zeigt sich im Bereich der derzeit geltenden Gesangbücher das Bestreben, die Tradition zu bewahren. So wurde konfessionsübergreifend in allen Stammteilen beziehungsweise Einheitsgesangbüchern der schon in *KL I und vielen DGB vorkommende Gesang Gelobt sei Gott übernommen. Daneben spielt in der evangelischen Tradition das Lied Erstanden ist der heilig Christ der Böhmischen Brüder eine konstante Rolle, das 1998 auch im katholischen *KG Aufnahme fand, während *GL das singuläre Halleluja. Ihr Christen singet hocherfreut in einer Neubearbeitung aufweist. Allerdings hat man in *GL auf das außerordentlich beliebte Stück Christus ist erstanden! O tönt verzichtet. 147 Ebenso wurde das Friedrich Spee zugeschriebene Lied Am Sonntag, eh die Sonn aufging, das zuvor in *e-N und immerhin elf DGB vorkommt, nicht mehr in *GL und nur noch in einem kDA berücksichtigt. 148 Dass man die Texte als problematisch empfunden hat, zeigt sich nicht nur an der geschrumpften Vielfalt, sondern auch an den oft unsensiblen und unsachgemäßen Kürzungen, wie z.B. im Fall von Gelobt sei Gott, bei dem der umfangreiche Erzählteil von 16 auf zwei beziehungsweise drei Strophen reduziert wurde. 149 Ein ähnliches Schicksal erlitten auch andere Gesänge, so z.B. Erschienen ist der herrlich Tag, dessen Text ursprünglich 14 Strophen – davon vier narrative – enthielt. In allen untersuchten Osterrubriken, die das Stück aufweisen, finden sich nur noch jeweils fünf Strophen, wobei die erzählenden überhaupt nicht mehr vorkommen. 150 Im Fall von Nun freut euch hier und überall, das von Paul Gerhardt mit 36 Strophen verfasst wurde, verzichtete man in *GL nach dem Vorbild von *RKG vollständig auf die erzählenden Passagen. 151 Durch die massiven Reduktionen bei den beiden letztgenannten Liedern hat 146 Ausnahmen: *E-D, *E-Ö, *KL II, eRA und eRT enthalten keine Erzähllieder. 147 Eine Analyse bietet Praßl, Christus ist erstanden. 148 Das Lied findet sich nur noch in *Hil I. 149 S.u. Einzelanalyse Teil 2 B.III.1. 150 Der vollständige Text nebst einer Besprechung findet sich bei Fischer, Erschienen ist der herrlich Tag. 151 Der erzählende Teil umfasste – mit deutenden Einschüben – die Strophen 3-30. Der Abdruck des kompletten Liedes sowie ein Kommentar liegen vor in dem Beitrag von Axmacher, Nun freut euch hier und überall. <?page no="155"?> II. Typische Osterlieder 141 sich deren thematischer Schwerpunkt entscheidend verlagert. Anstatt der biblischen Erzählung dominiert nun der Aspekt des Sieges: Aus den Erzählliedern sind Siegeslieder geworden. Der Blick auf das neue Liedgut seit 1960 zeigt eine Belebung der Tradition. Moderne Stücke wurden zwar nicht in die offiziellen Gesangbücher aufgenommen, vermutlich weil man keinen Ergänzungsbedarf sah, aber das Interesse zeigt sich anhand von fünf Liedern in einigen der untersuchten Sammlungen. Im Verhältnis zur Gesamtzahl der Lieder des NLS beträgt ihr Anteil 18,5%, ein Wert, der das Ergebnis im Bereich des TLG (8,9%) noch übersteigt. b. Auferstehungstheologie 152 Bereich Lieder Anzahl TLG Christ lag in Todesbanden; Das ist der Tag; Der Heiland ist erstanden, befreit; Getröst, getröst! wir sind erlöst; Jesus Christus, unser Heiland; Ich sag es jedem, dass erlebt; Mit Freuden zart; Wir danken dir (Herman); Zum königlichen Ostermahl. 9 Lieder NLG Heut hören es alle. 1 Lied NLS --- --- 1) Textanalytische Aspekte Zur ersten der interpretatorischen Kategorien gehören die Lieder, deren Texte den Schwerpunkt auf die theologische Reflexion legen. Weitgehend sind diese durch indikativische Sätze mit Aussagen über den Gegenstand der Auferstehung gestaltet. Insofern ist die Sprache als argumentativ zu charakterisieren, während emotionale Äußerungen, z.B. im Unterschied zu Liedern, in denen die thematischen Aspekte „Sieg“ oder „Freude“ prägend sind, eine eher dezente Rolle spielen. Hinsichtlich der Sprachhandlungen dominiert die zusprechende, verkündigende Redeweise in horizontaler Richtung. Eine Ausnahme bildet Wir danken dir (Herman), das durchgängig als Gebet mit den Vollzügen Dank, Bitte und Lob formuliert ist. Aus inhaltlicher Sicht steht das Anliegen im Mittelpunkt, den Sinn der Auferstehung in ihrer christologischen Konzentration in einem reflektierenden, voranschreitenden Duktus verstehbar zu machen. Dies geschieht auf veranschaulichende Weise, im Rückgriff auf biblische Stellen. 153 Anders als die Erzähllieder, die sich an den Ostergeschichten der Evangelien orientieren, nehmen die theologisch argumentierenden Gesänge vor allem Interpretationen aus der neutestamentlichen Briefliteratur auf. 152 Exemplarische Liedanalyse Christ lag in Todesbanden s.u. Teil 2 B.III.2. 153 Z.B. Ex 12.14-15; 1 Kor 15; Röm 6. <?page no="156"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 142 2) Entstehungsgeschichtliche Aspekte Bis auf eine Ausnahme kommen die Gesänge der „Auferstehungstheologie“ nur im TLG vor, fünf der insgesamt neun in evangelischen Gesangbüchern, die fast alle – abgesehen von Ich sag es jedem, dass er lebt – in der Reformationszeit entstanden sind, wobei in zwei Fällen Martin Luther der Autor ist. 154 Dieser Befund überrascht nicht, denn Luther und andere Reformatoren sahen ihre Hauptaufgabe darin, das Wort Gottes zu verkündigen und es den Gläubigen auszulegen. Hierzu bot sich – ähnlich wie im Fall der Erzählgattung – gerade das Lied als effizientes Mittel zur Aneignung der Inhalte durch den Vorgang des Singens an. Insofern sind die betreffenden Texte Zeugnisse der reformatorischen Theologie, vielfach erkennbar an der Thematisierung der Prinzipien „sola fide“ und „sola gratia“. Als grundlegendes Beispiel ist der Gesang Christ lag in Todesbanden zu nennen. In katholischen Gesangbüchern finden sich vier Lieder, die von „Auferstehungstheologie“ bestimmt sind. 155 Besondere Aufmerksamkeit verdient der Text Zum königlichen Ostermahl, der auf den lateinischen Hymnus Ad cenam agni providi zurückgeht. 156 Als einziger katholischer im Bereich des TLG thematisiert er ausführlich die alttestamentlichen Wurzeln des Osterfestes, das Paschalamm und die Befreiung Israels aus Ägypten (Ex 12 und 14-15). Unter den neueren Liedern ist lediglich das in *KG aufgenommene Stück Heut hören es alle der Kategorie „Auferstehungstheologie“ zuzuordnen. Sein Autor Kurt Rose stellt die Auferstehung als Schöpfungshandeln Gottes an Jesus dar, eine im gesamten untersuchten Liedgut singuläre, aber aus biblischer Sicht relevante Deutung: 1,1 1,2 R. 2,1 2,2 Heut hören es alle, heut läuft’s um den Erdball, die Schöpfungstat Gottes; besiegt ist der Tod. Jesus erwacht zum Christus der Welt! Gekreuzigt, gestorben, versenkt in die Erde, da ruft ihn der Schöpfer, macht frei ihm den Weg. (R.) (…) 154 Bei den reformatorischen Gesängen handelt es sich um Christ lag in Todesbanden; Jesus Christus, unser Heiland; Mit Freuden zart; Wir danken dir (Herman). Die beiden ersten stammen von Martin Luther. 155 Das ist der Tag; Der Heiland ist erstanden, befreit; Getröst, getröst! wir sind erlöst; Zum königlichen Ostermahl. 156 Dieser Fassung liegt die von Heinrich Bone verfasste Version Zu dieses Lammes Ostermahl zugrunde. Ihre Analyse mit dem Schwerpunkt auf sprachlichen Aspekten findet sich in Teil 3 B.I. <?page no="157"?> II. Typische Osterlieder 143 c. Sieg 157 Bereich Lieder Anzahl TLG Alleluja (Halleluja) lasst uns singen; Das Grab ist leer; Erschalle laut, Triumphgesang; Erschienen ist der herrlich Tag; Freu dich, du werte Christenheit; Heut triumphieret Gottes Sohn; Nun danket Gott, ihr Christen all; Nun freut euch hier und überall; Nun singt dem Herrn ein neues Lied; O Tod, wo ist dein Stachel nun; Preis dem Todesüberwinder; Singen wir heut mit einem Mund; Vom Tode heut erstanden ist; Wahrer Gott, wir glauben dir. 14 Lieder NLG --- NLS --- 1) Textanalytische Aspekte Lieder, in denen das Thema des Sieges dominiert, knüpfen an Vorstellungen an, in denen die Auferstehung als erfolgreicher Kampf Christi gegen feindliche Mächte interpretiert wird, und setzen diese mehr oder weniger ausgestaltet in Szene. 158 Dementsprechend ist die Sprache von triumphierender Gewissheit und Jubel geprägt. Das lassen schon die Liedanfänge erkennen. So beginnen einige mit Exklamationen, wie z.B. „Heut triumphieret Gottes Sohn“. Mehrere Stücke setzen mit Appellen ein, in der Absicht, die Gläubigen zu Lob, Dank, Freude oder Gesang aufzurufen. In einem Fall stehen am Anfang rhetorische Fragen „O Tod, wo ist dein Stachel nun? Wo ist dein Sieg, o Hölle …? “ 159 Vielfach wird die freudige Stimmung durch Hallelujarufe sowie in vier Gesängen durch Refrains beziehungsweise Kehrstrophen 160 unterstützt. In den meisten Texten sind wiederkehrende inhaltliche Komponenten zu beobachten. Im Allgemeinen beginnen die Gesänge mit einer kurzen Eröffnung mit proklamativem Charakter. Im weiteren Verlauf enthalten sie anamnetische Elemente der als Sieg gedeuteten Auferstehung, häufig verbunden mit der Darstellung des vorausgegangenen Kampfes, teilweise mit Bezug zur Passion. Dass das Geschehen soteriologische Konsequenzen hat, zeigen im Prinzip alle Lieder, indem sie außerdem dessen erlösende Wirkung für die Menschen thematisieren, vor allem in Hinblick auf das Erlangen des ewigen Lebens. Ein typischer Duktus wird am Beispiel der TLG-Fassung von Erschalle laut, Triumphgesang deutlich: 157 Exemplarische Liedanalyse Das Grab ist leer s.u. Teil 2 B.III.3. 158 Vgl. auch die Ausführungen zum thematischen Einzelaspekt „Sieg“. S.o. Teil 2 A.II.5. 159 Vgl. 1 Kor 15,54-55. 160 Alleluja (Halleluja), lasst uns singen; Nun danket Gott, ihr Christen all; Preis dem Todesüberwinder; Singen wir heut mit einem Mund. <?page no="158"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 144 Liedtext Inhaltliche Strukturelemente 1,1 Erschalle laut, Triumphgesang! Proklamation des Sieges 1,2 Triumph, der Heiland ist erstanden! 1,3 Besieget liegt der Tod in Banden, Anamnese des Kampfes 1,4 den seine Gottesmacht bezwang: Feststellung des Sieges über den Tod 1,5 Das Heil der Welt ist wirklich da! Alleluja! Soteriologische Bedeutung und … 2,1 Uns schreckt nun nicht des Todes Nacht, Konsequenzen 2,2 vor der die Väter einst erbebet: Vernichtung der Angst vor dem Tod und 2,3 denn er am Kreuze starb, er lebet Besitz des neuen Lebens 2,4 und hat das Leben uns gebracht, 2,5 und Todesfurcht ist nicht mehr da. Alleluja! 2) Themengeschichtliche Aspekte Bezüglich der Frage nach dem Ursprung der Bilder von Kampf und Sieg ist zunächst festzuhalten, dass diese weder in den Erzählungen der Synoptiker noch bei Johannes eine Rolle spielen. Das leere Grab sowie die Erscheinungen verweisen lediglich darauf, dass, aber nicht wie die Auferstehung stattgefunden hat. Erste Deutungen in Richtung „Sieg“ bringt die neutestamentliche Briefliteratur mit entsprechenden theologischen Interpretationen des Osterereignisses. Die wohl am häufigsten rezipierte Stelle ist 1 Kor 15,54-57: Wenn sich aber dieses Vergängliche mit Unvergänglichkeit bekleidet und dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit, dann erfüllt sich das Wort der Schrift: Verschlungen ist der Tod vom Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel? Der Stachel des Todes ist aber die Sünde, die Kraft der Sünde ist das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg geschenkt hat durch Jesus Christus, unseren Herrn. 161 Viele Lieddichtungen nennen „Tod“ und „Sünde“ aus der paulinischen Stelle in Kombination mit den dort nicht erwähnten Begriffen „Satan“ und „Hölle“. Letztere gehen vor allem auf den Mythos des apokryphen Nikodemus- Evangeliums zurück, in dem geschildert wird, wie Hades, der Herrscher des Totenreichs, und Satan machtlos dem Einzug Christi als König zusehen müssen. 162 Diese Geschichte mit ihrer das poetische Schaffen anregenden Bildhaftigkeit hat vor allem eine soteriologische Bedeutung, denn ihr Zielpunkt ist die Befreiung aller Vorväter, Patriarchen, Propheten und Märtyrer, die durch Christus in das Paradies geführt werden. Ikonographisch hat die Szene ihren Niederschlag in den byzantinischen Anastasis-Darstellungen gefunden. In Hinblick auf die Rezeption der Höllenfahrt-Erzählung in der Kirchenlieddich- 161 Die Stelle greift auf die in liturgischen Texten rezipierte Vulgatafassung von Hos 13,14 zurück: „Ero mors tua, o mors / ero morsus tuus inferne“, in deutscher Übertragung: “Ich werde dein Tod sein, o Tod! Dein Biss werde ich sein, Unterwelt! “. Vgl. auch Kol 2,15: „Die Fürsten und Gewalten hat er entwaffnet und öffentlich zur Schau gestellt; durch Christus hat er über sie triumphiert.“ 162 Vgl. Schneemelcher, Apokryphen, 350-352. Siehe Anhang B.II.2. <?page no="159"?> II. Typische Osterlieder 145 tung ist Strophe 2b der im 11. Jahrhundert entstandenen Ostersequenz Victimae paschali laudes paradigmatisch: Mors et vita duello conflixere mirando, dux vitae mortuus regnat vivus. Tod und Leben stießen aufeinander in erstaunlichem Kampf, der Herr des Lebens, tot, herrscht, ist lebendig. Während hier eine eher nüchterne Feststellung bezüglich des „erstaunlichen Kampfes“ zwischen Tod und Leben getroffen wird, ist in fast allen späteren Siegesliedern ein weiter gehendes Interesse an der Ausgestaltung des Themas zu erkennen. Dabei nehmen die meisten Texte einzelne Aspekte des Mythos’ auf, vor allem die Überwindung des Todes, des Teufels und der Hölle sowie die Herausführung aller in der Unterwelt Gefangenen. Im Unterschied zu den Gesängen der Reformation und des Barock, in denen der Fokus auf der Beschreibung des militärischen Kampfgeschehens und der Proklamation des Sieges liegt, inszenieren viele spätere Lieder außerdem den siegreich aus dem Grab erstehenden Christus, eine Vorstellung, die an die seit dem 12. Jahrhundert im Westen aufgekommenen ikonographischen Abbildungen denken lässt, in deren Mittelpunkt der aus dem Grab Auferstehende mit Kreuzstab oder Siegesfahne steht. 163 Vielfach setzen die Liedtexte den Auferstehenden als autonom Agierenden in Szene – eine nicht ganz unproblematische Vorstellung, insofern der Aspekt des Handelns Gottes an Jesus verdeckt wird –, z.B. durch Formulierungen wie „Das Grab ist leer, der Held erwacht, der Heiland ist erstanden …“. Als Ermöglichung der als Tat akzentuierten Auferstehung wird häufig die Göttlichkeit Christi betont. 164 Ähnlich greifen auch Lieder der Restauration das Bild des mit der Siegesfahne aus dem Grab hervortretenden Christus auf, zum Beispiel: Geendet ist nun Kampf und Krieg, errungen ist Triumph und Sieg. Der Herr besiegte Grab und Tod, erhob die Fahn im Morgenrot. 165 Zusammenfassend zeigen die untersuchten Liedtexte des Zeitraums vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert eine Tendenz zu zunehmender Ausschmückung und bildhafter Inszenierung. Was das einzige Lied aus dem 20. Jahrhundert angeht, Vom Tode heut erstanden ist, so ist in der dritten Strophe ein entmythologisierender Akzent festzustellen, indem der Sieg in das Innere des Menschen verlegt wird, während ihn die vierte, anknüpfend an Gen 3, in seiner kosmischen Reichweite thematisiert. 163 Vgl. Stock, Auferstehungsbilder. 164 Beispiele sind Das Grab ist leer, 1,3; Erschalle laut, Triumphgesang, 1,4; Wahrer Gott, wir glauben dir, 1,2. 165 Nun singt dem Herrn ein neues Lied, 3-4. Ähnlich: Alleluja lasst uns singen, 2; Wahrer Gott, wir glauben dir, 1. <?page no="160"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 146 3) Rezeptionsgeschichtliche Aspekte Die 14 Osterlieder, in denen das Thema des Sieges dominiert, kommen nur im TLG vor. Sie verteilen sich bezüglich ihrer Entstehung relativ gleichmäßig auf die Jahrhundertzeiträume. Nicht in allen Gesängen herrscht – wie schon im Abschnitt zu den Erzählliedern erwähnt – von Anfang an das Siegesmotiv vor: Die Lieder Erschienen ist der herrlich Tag und Nun freut euch hier und überall sind erst durch Kürzung und Bearbeitung zu Siegesliedern geworden. 166 Auffallend ist, dass der Anteil an Siegesliedern in katholischen Gesangbüchern gegenüber dem in evangelischen höher ist: Neun sind ausschließlich in katholischen, fünf überwiegend in evangelischen Gesangbuchbereichen enthalten. 167 Incipit DGB GL kDA I kDA II KKG 1978 KG EKG eRA EG RKG RG Alleluja (Halleluja) lasst uns singen 15 9 2 x x Das Grab ist leer 26 13 2 Erschalle laut, Triumphgesang 7 2 1 Freu dich, du werte Christenheit 30 x Nun danket Gott, ihr Christen all 7 Nun singt dem Herrn ein neues Lied 36 1 x Preis dem Todesüberwinder 10 10 3 Vom Tode heut erstanden ist x x Wahrer Gott, wir glauben dir 18 15 2 O Tod, wo ist dein Stachel nun x x x Singen wir heut mit einem Mund 1 x Heut triumphieret Gottes Sohn 1 1 x x x x Erschienen ist der herrlich Tag 16 x x x x x Nun freut euch hier und überall x 1 x x Im Vergleich zu den DGB ist jedoch bei der Redaktionsarbeit zur Osterrubrik des *GL eine gewisse Zurückhaltung gegenüber dem Siegesthema festzustellen. Das zeigen die Neufassungen Nun freue dich, du Christenheit und Das ist der Tag. Der erstgenannte Gesang stellt eine 1974 durch die EGB-Kommission 166 Vgl. die Erläuterungen im Abschnitt zu den Erzählliedern Teil 2 B.II.3.a.2). 167 *KL II und eRT enthalten keine Siegeslieder. Bzgl. des Vorkommens der aufgelisteten Gesänge in *KL I, *E-D und *E-Ö siehe Gesamtbestand (Anhang A.I Tabelle 1) <?page no="161"?> II. Typische Osterlieder 147 durchgeführte Bearbeitung des Liedes Freu dich, du werte Christenheit 168 dar. In Bezug auf die Thematisierung des Sieges (unterstrichene Passagen) sind in den Strophen eins und zwei deutliche Eliminierungen zu erkennen: Freu dich, du werte Christenheit (*E-D) Nun freue dich, du Christenheit (*GL) 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 Freu dich, du werte Christenheit, der Herr hat überwunden. Die große Marter, Schmerz und Leid, das alles ist verschwunden. Von Satans Joch sind wir befreit, drum jauchze ihm o Christenheit, ein fröhlich Alleluja! Nun freue dich, du Christenheit, der Tag, der ist gekommen, an dem der Herr nach Kreuz und Leid die Schuld von uns genommen. Befreit sind wir von Angst und Not, das Leben hat besiegt den Tod: Der Herr ist auferstanden. 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 Das ist der hohe Ostertag: Auf, juble ihm entgegen! Des Kreuzes Schande, Hohn und Schmach verwandelt sich in Segen. Hebt eure Häupter froh empor und singet mit der Engel Chor: Triumph dem Überwinder! An diesem österlichen Tag, lasst uns den Vater loben; denn er, der alle Ding vermag, hat seinen Sohn erhoben. Das ist der Tag, den Gott gemacht; das Leben ward uns neu gebracht: Der Herr ist auferstanden. Der frühere Text (*E) zeichnet ein Bild von Christus als Überwinder von „Marter, Schmerz und Leid“ (*E 1,2-4), der die Menschen von „Satans Joch“ befreit hat (*E 1,5). Demgegenüber deutet die erste Strophe der Neufassung (*GL) die Tat Christi ausschließlich in ihrer die Menschen erlösenden Wirkung, nämlich als Befreiung von Schuld (*GL 1,4). Die Passion wird nur noch kurz als erläuternde adverbiale Bestimmung („nach Kreuz und Leid“, *GL 1,3) erwähnt. Im Fortgang des Textes bezieht sich die auf den siegreichen Christus zurückzuführende Rettung nicht mehr auf „Satans Joch“ (*E 1,5), sondern – weniger drastisch – auf die menschlichen Bedrängnisse von „Angst und Not“ (*GL 1,5). Nur noch im anschließenden „das Leben hat besiegt den Tod“ wird der Siegesgedanke verwendet. Auch die zweite Strophe distanziert sich von dem ehemals triumphalen Charakter, indem die letzte Zeile „Triumph dem Überwinder! “ (*E 2,7) durch die auch die anderen Strophen beschließende Formel „Der Herr ist auferstanden“ (*GL 1,7 und 2,7) ersetzt wurde. Der Vergleich von Das ist der Tag, den Gott gemacht (*GL 220) mit der früheren Fassung Nun singt dem Herrn ein neues Lied 169 , die sowohl in *E-D als auch in 168 Das Lied wird zum ersten Mal mit dem Incipit Freut euch, alle Christenheit von einem Mainzer Prozessionale um 1390 bezeugt, wobei die ursprünglich fünf Strophen in die österliche marianische Antiphon Regina coeli laetare eingeschoben wurden. In den folgenden Jahrhunderten erfreute sich der vielfach überarbeitete Gesang großer Beliebtheit; seine Rezeption blieb allerdings auf den katholischen Bereich begrenzt. Im 20. Jh. wurde er in die Sammlung *E-D – dort auf der Basis einer Version aus Breslau von 1478 – aufgenommen und ist daher in allen deutschen Diözesangesangbüchern zu finden, außerdem in *KKG. Die Neufassung in *GL 222 Nun freue dich, du Christenheit wurde auf der Grundlage des mittelalterlichen fünfstrophigen Liedes Freut euch, alle Christenheit geschaffen. Vgl. Nordhues/ Wagner, Redaktionsbericht, 628. 169 Die in *E-D und *E-Ö jeweils vorhandenen fünf Strophen entsprechen dem ursprünglichen Text in dem von Heinrich Bone herausgegebenen Gesangbuch *Cantate 1847. <?page no="162"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 148 *E-Ö und damit in allen deutschen und österreichischen DGB vorkommt, ergibt, dass die ursprünglich in der zweiten bis vierten Strophe dominierende Thematik des Sieges zugunsten der der Erlösung – ab Strophe drei unter dem sakramentalen Aspekt der Taufe – völlig verschwunden ist. 170 Nun singt dem Herrn ein neues Lied (*E-D) Das ist der Tag, den Gott gemacht (*GL) 2,1 2,2 2,3 2,4 Verklärt ist alles Leid der Welt, die Gräber sind vom Glanz erhellt, der Tod hat keinen Stachel mehr, gebunden liegt das Höllenheer. Verklärt ist alles Leid der Welt, des Todes Dunkel ist erhellt. Der Herr erstand in Gottes Macht, hat neues Leben uns gebracht. 3,1 3,2 3,3 3,4 Geendet ist nun Kampf und Krieg, errungen ist Triumph und Sieg. Der Herr besiegte Grab und Tod, erhob die Fahn im Morgenrot. Wir sind getauft auf Christi Tod und auferweckt mit ihm zu Gott. Uns ist geschenkt sein heilger Geist, ein Leben, das kein Tod entreißt. 4,1 4,2 4,3 4,4 Das Kreuz ist unsre Siegesfahn, mit ihm gehen wir die Himmelsbahn, mit unserm Jesus sterben wir, mit unserm Jesus leben wir. Wir schauen auf zu Jesus Christ, zu ihm, der unsre Hoffnung ist. Wir sind die Glieder, er das Haupt; erlöst ist, wer an Christus glaubt. Das Bestreben, die ursprünglich reiche szenische Ausgestaltung mit den Bildern von Kampf und Sieg durch allgemeine, theologisch „korrekte“ Formeln zu ersetzen, ist offensichtlich. So wurden die Vorstellungen vom „Höllenheer“ (*E 2,4), vom triumphierenden Christus mit der Siegesfahne (*E 3,4) sowie die Übertragung dieser Pose auf die Gläubigen, denen das Kreuz als Siegesfahne den Weg zum Himmel weist (*E 4,1), gestrichen. Die dritte und vierte Strophe hat Friedrich Dörr komplett neu verfasst, weil – so der Redaktionsbericht – „ihre Bilderfülle und deren theologische Aussagen missgedeutet werden konnten“. 171 d. Frühling Bereich Lieder Anzahl TLG Die ganze Welt 1 Lied NLG --- --- NLS --- --- Das Thema „Frühling“ 172 , das sich bereits im Schrifttum griechischer sowie lateinischer Kirchenväter und danach in dem mittelalterlicher Autoren findet, 173 bringt die in Röm 8,18-22 angesprochene kosmische Bedeutung der 170 Str. 3-4 sind Neudichtungen von Friedrich Dörr (1972). Diese sowie die Veränderungen in der ersten und zweiten Strophe haben dazu geführt, dass quasi ein neues Lied entstanden ist. 171 Nordhues/ Wagner, Redaktionsbericht, 627. 172 Zum Einzelaspekt „Frühling“ s.o. Teil 2 A.II.6. 173 Vgl. Stock, Motivregister, 211; Rahner, Frühling, 241-248; Ders., Frühlingslyrik, 68-75. <?page no="163"?> II. Typische Osterlieder 149 Auferstehung als bereits geschehene Neuschöpfung zum Ausdruck. 174 Im Zusammenhang damit ist von Belang, dass sowohl das jüdische Pesach als auch das daraus hervorgegangene christliche Osterfest im zeitlichen Zusammenhang mit dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert werden, was den Anlass bietet, die Phänomene der Natur und des Kosmos religiös zu deuten. In seiner Eigenschaft als Neuanfang nach der Winterstarre, in der die Natur als tot erlebt wurde, versinnbildlicht der Frühling die durch die Auferstehung bewirkte radikale Wende vom Tod zum Leben und verweist zugleich auf den „ewigen Frühling“ der Vollendung. In den Gesangbüchern des untersuchten Zeitraums findet man ausschließlich das äußerst weit verbreitete Lied Die ganze Welt, das wohl von Friedrich Spee verfasst wurde. Es kommt in 15 DGB sowie in allen katholischen und evangelischen Einheitsgesangbüchern beziehungsweise Stammteilen vor. Da es sich hierbei um das einzige Frühlingslied handelt, soll es im Folgenden in der ö-Fassung von *GL 219 kurz vorgestellt werden. 1,1 1,2 1,3 1,4 Die ganze Welt, Herr Jesu Christ, Halleluja, Halleluja, in deiner Urständ fröhlich ist. Halleluja, Halleluja. 2,1 2,2 2,3 2,4 Des Himmels Heer im Himmel singt, Halleluja, Halleluja, die Christenheit auf Erden klingt. Halleluja, Halleluja. 3,1 3,2 3,3 3,4 Jetzt grünet, was nur grünen kann, Halleluja, Halleluja, die Bäum zu blühen fangen an. Halleluja, Halleluja. 4,1 4,2 4,3 4,4 Es singen jetzt die Vögel all, Halleluja, Halleluja, jetzt singt und klingt die Nachtigall. Halleluja, Halleluja. 5,1 5,2 5,3 5,4 Der Sonnenschein jetzt kommt herein, Halleluja, Halleluja, und gibt der Welt ein' neuen Schein. Halleluja, Halleluja. 6,1 6,2 6,3 6,4 Die ganze Welt, Herr Jesu Christ, Halleluja, Halleluja, in deiner Urständ fröhlich ist. Halleluja, Halleluja. Der ursprüngliche Text entstand wahrscheinlich um 1622. 175 In der heute üblichen Fassung hat er sechs Strophen, von denen die erste und letzte identisch sind. Durch deren Gebetsform steht der Inhalt des gesamten Liedes im Horizont der Hinwendung zum Auferstandenen. 176 Dabei koinzidiert die Aufer- 174 Eine Erläuterung des Zusammenhangs ist z.B. bei Cyrill von Jerusalem (+387) nachzulesen: „Es ist jetzt Winter, wie du siehst. Die Bäume stehen jetzt wie abgestorben da. Wo sind die Blätter des Feigenbaumes? Wo sind die Trauben des Weinstockes? Doch was im Winter tot ist, grünt im Frühling. Kommt die Zeit, dann wird neues Leben gegeben, gleichsam eine Auferstehung von den Toten. Da Gott deinen Unglauben kennt, wirkt er Jahr für Jahr in dieser sichtbaren Welt eine Auferstehung, damit du auf Grund dessen, was du in der unvernünftigen Welt wahrnimmst, auch eine Auferstehung der vernünftigen Wesen glaubst.“ Cyrill von Jerusalem, Procatechesis 18,7 (BKV 41,340f Häuser). 175 Erschienen in Auserlesene Catholische Geistliche Kirchengesäng (Brachel), Köln 1623 (ed. Oorschot, Kirchengesäng, 296-298). Die möglicherweise ältere Melodie erhielt ihre heutige Gestalt im 17. Jh. Vgl. Schell, Die ganze Welt, 71-74. 176 Das Lied bestand ursprünglich aus neun Strophen, zwischen die jeweils die unten zitierte erste Strophe eingeschoben wurde. Auch in sich waren die heute vierzeiligen Strophen durch ein sich anschließendes viermaliges „Alleluja“ um zwei Zeilen länger, z.B. Str. 1: <?page no="164"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 150 stehung Jesu mit dem freudigen Zustand der Welt, d. h. Die Welt ist in, nicht erst aufgrund von dessen „Urständ“ fröhlich: Die ganze Welt, Herr Jesu Christ, Halleluja, Halleluja, in deiner Urständ fröhlich ist Halleluja, Halleluja. In den Strophen zwei bis fünf wird diese Freude mit Bildern des Frühlings in Bezug auf die verschiedenen Lebewesen – Engel, Menschen, Tiere und Pflanzen – sowie in kosmischer Ausweitung auf die Sonne geäußert. Neben dem symbolischen Ausdruck ist auch eine metonymische Beziehung zwischen Auferstehung und Frühling denkbar: „… der Frühling liefert nicht Bilder, um den Sinn eines geistigen Geschehens auszudrücken, sondern er steht mit Ostern in einem ursächlichen Zusammenhang; Frühling ist Applaus an den auferstandenen Christus.“ 177 Die Übereinanderlagerung der beiden Bedeutungsebenen ist deutlich in Strophe fünf zu erkennen: Die Sonne kommt jetzt frisch herein … und füllt die Welt mit neuem Schein. Hier kann das Aufgehen der Sonne als Zeichen für den durch die Auferstehung initiierten Neuanfang und zugleich als deren Wirkung „jetzt“ verstanden werden. Auf einer anderen Ebene stellt die Sonne Christus selbst dar, dessen Parusie man zur Zeit der Märtyrerkirche im Symbol der von Osten her aufgehenden Sonne am Ende der Ostervigil erwartet hat. Von daher vergegenwärtigen die Verse auch die eschatologische Dimension der Auferstehung. „Die ganze Welt, Herr Jesu Christ, / Hilariter, hilariter, / in deiner Urständ fröhlich ist, / Hilariter, hilariter, / Alleluja, Alleluja, / Alleluja, Alleluja.“ Das eher volkstümliche „hilariter“ bedeutet „fröhlich“ / „heiter“ und wurde erst später durch Halleluja-Rufe ersetzt. Man kann sich vorstellen, dass es der Gesang mit seinen wiederholten Hilariter- und Alleluja-Rufen vermochte, die Gläubigen in Begeisterung zu versetzten. 177 Stock, Motivregister, 214f. <?page no="165"?> II. Typische Osterlieder 151 e. Verklärung Bereich Lieder Anzahl TLG Erstanden ist der heilge Christ (Spee); Ist das der Leib 2 Lieder NLG --- --- NLS --- --- 1) Textanalytische Aspekte Für die Gesänge ist typisch, dass sie sich ganz der Betrachtung des verklärten Leibes des Auferstandenen in seiner Vollendung widmen. Im Untersuchungsbereich finden sich nur zwei: Ist das der Leib und Erstanden ist der heilge Christ. 178 Das verbindende Merkmal der Friedrich Spee zugeschriebenen Dichtungen besteht in der Beschreibung der ästhetischen Schönheit des Leibes. Ist das der Leib (Fassung *D-Lim I 376) 179 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Ist das der Leib, Herr Jesus Christ, der tot im Grab gelegen ist? Kommt, kommt, ihr Christen jung und alt, schaut die verklärte Leibsgestalt! Alleluja, alleluja! 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Der Leib ist klar, klar wie Kristall, Rubinen gleich die Wunden all, die Seel durchstrahlt ihn licht und rein wie tausendfacher Sonnenschein. Alleluja, alleluja! 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 Der Leib empfindet nimmer Leid, bleibt unverletzt in Ewigkeit, gleichwie so viele tausend Jahr die Sonne leuchtet eben klar. Alleluja, alleluja! 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 O Leib, wie zart, o Leib wie fein, dringst durch verschlossne Türen ein, wie durch das Glas die Sonne geht, da nichts den Strahlen widersteht. Alleluja, alleluja! 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 Schnell ist der Leib, schnell und geschwind gleichwie ein Pfeil, gleichwie der Wind, gleichwie die Welt viel tausend Meil die Sonn umläuft in schneller Eil. Alleluja, alleluja! 6,1 6,2 6,3 6,4 6,5 Bedeck, o Mensch, dein Augenlicht! Vor dieser Sonn besteht es nicht. Kein Mensch auf dieser Erde kann den Glanz der Gottheit schauen an. Alleluja, alleluja! Der Text des Liedes stellt in gewisser Weise ein Wagnis dar, da es sich hier um poetische Spekulationen handelt, die nur indirekt auf Stellen der Heiligen Schrift basieren. Allgemein erinnert die Art, wie der Sprecher in den Strophen zwei bis fünf den Leib präsentiert, an die Liebeslyrik im Hohenlied, die geprägt ist von den Schilderungen der körperlichen Qualitäten des geliebten Menschen. 180 Speziell in Bezug auf den Aspekt der Verklärung des Leibes 178 Vgl. Teil 2 A.II.7. 179 Vgl. zur folgenden Analyse Stock, Ist das der Leib. 180 Z.B. Hld 3,2-4; 5,10-16. In der mittelalterlichen Dichtung finden sich Stücke, die analog zur Liebesbeziehung in Hld das Verhältnis zwischen dem Auferstandenen und Maria Magdalena bzw. der Kirche zum Ausdruck bringen, z.B. in den mittelalterlichen Ostersequenzen von Notker, dem Stammler, in denen die Kirche die Rolle der Braut übernimmt. Die Verklärungslieder zeigen Ähnlichkeiten mit dieser Tradition (vgl. Stock, Motivregis- <?page no="166"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 152 knüpft das Lied an scholastische Spekulationen an, die auf die Ausführungen zur Beschaffenheit der verwandelten Leiber der auferstandenen Menschen in 1 Kor 15 zurückgreifen: Wie werden die Toten auferweckt, was für einen Leib werden sie haben? … Was gesät wird, ist verweslich, was auferweckt wird, unverweslich. Was gesät wird, ist armselig, was auferweckt wird, herrlich. Was gesät wird, ist schwach, was auferweckt wird, ist stark. Gesät wird ein irdischer Leib, auferweckt ein überirdischer Leib … So steht es auch in der Schrift: Adam, der Erste Mensch, wurde ein irdisches Lebewesen. Der Letzte Adam wurde lebendig machender Geist. (1 Kor 15,35.42-45) In Verbindung mit weiteren Bibelstellen werden die Eigenschaften der Unverweslichkeit, Herrlichkeit, Stärke, Unsterblichkeit und Vergeistigung dann auf Christus übertragen. Nach Thomas von Aquin prägen vier Eigenschaften den Auferstehungsleib: impassibilitas (Unleidenheit), subtilitas (Subtilität), agilitas (Beweglichkeit) und claritas (Klarheit), 181 Merkmale, die, wenn sie die Menschen nach ihrer Auferstehung betreffen, erst recht den verherrlichten Leib Christi 182 kennzeichnen müssen. 183 Nach dem Aufruf der ersten Strophe, die „schöne Leibsgestalt“ anzuschauen, widmen sich die folgenden Strophen (2-5) der Beschreibung dieser vier Eigenschaften, wobei sich durch den ganzen Text, wie ein roter Faden, der Vergleich mit der Sonne zieht, die als Sinnbild für die Klarheit, Unleidenheit, Subtilität und Agilität des auferstandenen Leibes steht. Paradox zum Appell des Schauens am Liedanfang ruft die letzte Strophe dazu auf, die Augen zuzudecken. Es scheint so, als würde sich der Auffordernde, der selbst in den Bann der zeitenthobenen Betrachtung hineingezogen wurde, plötzlich der Göttlichkeit des Gegenübers bewusst, sodass er die Angesprochenen vor der Blendung schützen will. Dem entspricht, dass in 6,3-4 der bis dahin nicht vorkommende Begriff „Gottheit“ verwendet wird: Im Leib die Gottheit schauen an kein Mensch, kein Aug auf Erden kann. ter, 215-223). Jedoch lassen sie sich nicht in allen Punkten als „Liebeslieder“ bezeichnen. Denn die in den Gesängen dargestellte Beziehung unterscheidet sich insofern von einer erotischen, dass der Sprecher in ehrfürchtiger Distanz stehen bleibt und mit seinen Worten eine Atmosphäre der Unantastbarkeit des Leibes herstellt, die in Str. 6 ihren Höhepunkt erreicht, indem dort von der „Gottheit“, deren Glanz kein Mensch anschauen kann, die Rede ist. 181 Biblische Bezugspunkte: Unleidenheit Offb 7,16; 21,4; Beweglichkeit Jes 40,31; Weish 3,7; Subtilität Joh 20,19.26; Klarheit 1 Kor 15,43; Mt 13,43; 17,2. 182 Vgl. Phil 3,21. 183 Vgl. Thomas von Aquin, Sth Suppl. q 82-85 (Die deutsche Thomas-Ausgabe 35, 343-445 Hoffmann). <?page no="167"?> II. Typische Osterlieder 153 Erstanden ist der heilge Christ (Fassung *D-Lim I 370) 1,1 1,2 1,3 1,4 Erstanden ist der heilge Christ, alleluja, alleluja, der aller Welt ein Tröster ist, alleluja, alleluja! 2,1 2,2 2,3 2,4 Der tote Leib ist nicht mehr tot, alleluja, alleluja, schaut her, wie schön die Wunden rot, alleluja, alleluja! 3,1 3,2 3,3 3,4 Wer schaun will die fünf Wunden an, alleluja, alleluja, fünf Sonnen er da schauen kann, alleluja, alleluja! 4,1 4,2 4,3 4,4 Die Wunden voll des teuren Bluts, alleluja, alleluja, sind Brunnen alles Heils und Guts, alleluja, alleluja! 5,1 5,2 5,3 5,4 Schaut an, die schönen Nägelmal, alleluja, alleluja, wie Edelstein im Sonnenstrahl, alleluja, alleluja! 6,1 6,2 6,3 6,4 Nicht Sonn und Mond, nicht Sternenglanz, alleluja, alleluja, den Wunden gleicht vom Dornekranz, alleluja, alleluja! 7,1 7,2 7,3 7,4 Die Seitenwund, o schönste Zier, alleluja, alleluja, zum Himmel ist die rechte Tür, alleluja, alleluja! 8,1 8,2 8,3 8,4 Da geh hindurch, o Christenheit, alleluja, alleluja, das ist die Pfort zur Seligkeit, alleluja, alleluja! Während der Auferstehungsleib in Ist das der Leib hinsichtlich der scholastisch fixierten Eigenschaften beschrieben wird, geschieht dies in Erstanden ist der heilge Christ in Bezug auf die durch die Kreuzigung zugefügten Wunden, die in ersterem Gesang nur in der zweiten Strophe eine Rolle spielen. Im Hintergrund steht die Geschichte von der Erscheinung, bei der der Auferstandene den Jüngern und Thomas seine Wunden zeigt. 184 Der inhaltliche Verlauf der Dichtung ist geprägt von den Aussagen über die Schönheit und die Heilsbedeutsamkeit der Wunden für die Gläubigen, unterbrochen von Aufforderungen, diese zu schauen. Dabei kommt der Seitenwunde eine besondere Symbolik zu. Strophe 8 ermutigt zum Durchgehen, denn „das ist die Pfort zur Seligkeit …“. 185 Mit der Vorstellung knüpft der Autor an die herausragende Bedeutung der Seitenwunde an, die sie im Rahmen des Wundenkultes der seit dem Mittelalter aufgekommenen Passionsfrömmigkeit einnahm. Dabei sah man auch eine Verbindung zu Taufe und Eucharistie, abgeleitet aus Joh 19,34, wonach aus der Seite Christi Wasser und Blut geflossen seien. Ein Ausdruck dessen ist die Bezeichnung „fons vitae“ oder „fons pietatis“, in der bildenden Kunst visualisiert als Gnadenbrunnen, der als Auffangbecken für das Blut aus der Seitenwunde, oft auch aus allen Wunden, dargestellt wird. 186 184 Joh 20,19-29. 185 Vgl. auch Str. 7. 186 Vgl. Köpf, Passionsfrömmigkeit, 747f. <?page no="168"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 154 2) Rezeptionsgeschichtliche Aspekte Beide Lieder erschienen zum ersten Mal im Gesangbuch von Köln (Brachel) 1623. 187 In der Folgezeit waren sie betroffen von den Reformbestrebungen der Aufklärung, durch die es in den neuen Gesangbüchern zu einer Abkehr von Spee-Liedern kam. 188 Allerdings scheint deren Rezeption auf anderen, inoffiziellen Wegen weiter gegangen zu sein, da die Barockgesangbücher häufiger als erwartet in Gebrauch blieben. 189 Im offiziellen Bereich tauchten erst seit ca. 1840 wieder mehrere Lieder des Barockdichters auf. So enthalten von elf Diözesangesangbüchern zwischen 1839 und 1875 immerhin sieben das Lied Ist das der Leib. 190 In den Diözesangesangbüchern der Phase von 1880 bis 1908 gehört es zu den Spee-Liedern, die am häufigsten, in elf Büchern, aufgenommen wurden. 191 Insofern verwundert es nicht, wenn sich der Gesang auch im 20. Jahrhundert weiter Verbreitung erfreut. Bemerkenswerterweise hat er aber trotz seines Vorkommens in *KL I, in *e-N und in den 34 DGB keinen Eingang in den Stammteil von *GL gefunden. Jedoch gelangte er als „heimliches“ Stammteillied in 20 Diözesananhänge 192 . Sowohl die DGB als auch die kDA präsentieren verschiedene Versionen, die vom Ursprungstext abweichen. 193 Lediglich das Hildesheimer Diözesangesangbuch weist das Original mit nur geringfügigen Varianten auf. Im Unterschied zu Ist das der Leib wurde das Lied Erstanden ist der heilge Christ seltener rezipiert: In den Diözesangesangbüchern von 1839 bis 1875 kommt es nur in einem, in denen von 1880 bis 1908 in nur drei Büchern vor. 194 Degegen findet es sich im Bereich der untersuchten Quellen des 20. Jahrhunderts in 12 DGB, danach aber weder im Stammteil noch in einem der kDA von *GL. Dass Lieder mit dem Thema „Verklärung“ im protestantischen Bereich nicht Fuß gefasst haben – andere Stücke, als deren Verfasser Spee gilt, wurden durchaus aufgenommen 195 –, hat vermutlich mit der Kritik an den von der 187 Auserlesene Catholische Geistliche Kirchengesäng (Brachel), Köln 1623. Vgl. Oorschot, Kirchengesäng, 277.279. 188 Vgl. Schneider, Wirkungsgeschichte, 273-279. 189 „Die … für die Trutz-Nachtigall beobachtete Entwicklung, daß sich ihre Wirkung im Verlauf des 18. Jahrhunderts aus dem geistesgeschichtlichen Hauptstrom in Unter- und Gegenströmungen verlagerte, lässt sich auf die Wirkung der Spee-Lieder übertragen. Im geistesgeschichtlichen Hauptstrom der Aufklärung wurden sie verdrängt. Sie bewahrten sich in jenen Unter- oder Gegenströmungen, die am überkommenen Liedgut festhielten.“ Ebd. 279. 190 Vgl. ebd., 287. 191 Vgl. ebd., 296. 192 19 kDA I / 1 kDA II. 193 Sehr viele DGB bzw. kDA haben die im TLG aufgenommene Fassung mit sechs Strophen aus *e-N übernommen, z.B. *D-Ac I 192; *D-Bln I 69; *D-Ful I 216; *D-Kln I 192; *D-Lim I 376; *D-Mst I 155; *D-Osn I 148; *D-Pad I 230; *D-Spe I 134; *Bln I 824; *DEGM I 821; *Fr-R I 823; *Kln I 867; *Lim I 833; *Osn I 870. 194 Vgl. Schneider, Wirkungsgeschichte, 286.296. 195 Die ganze Welt (*EKG; *EG; *RG); Christus ist auferstanden, Freud (5 eRT, *RG 472). <?page no="169"?> II. Typische Osterlieder 155 Scholastik beeinflussten Vorstellungen zu tun, die zwar biblische Anhaltspunkte haben, darüber hinaus aber von weitreichenden Spekulationen geprägt sind. f. Bleibende Anwesenheit des Auferstandenen 196 Bereich Lieder Anzahl TLG --- --- NLG Du bist da, wo Menschen leben; Jesus lebt wirklich; Mach die Augen auf; Seht, er lebt; Zwei Jünger gingen. 5 Lieder NLS --- --- Grundlegend für die Gesänge dieser Kategorie ist der Ausdruck der Erfahrung, dass Jesus Christus „wie damals, so auch heute“ 197 präsent ist und den Menschen begegnet. Auffallend ist, dass der Gedanke in traditionellen Liedern nur stellenweise eine Rolle spielt, 198 während er in einigen modernen Gesängen als Hauptthema verarbeitet wird. Diese finden sich jedoch ausschließlich im NLG, vielfach mit charismatisch-evangelikalem Hintergrund. 199 Im Zentrum aller Dichtungen steht der als erfahrene Wirklichkeit oder als Wunsch formulierte Gedanke der spürbaren Gegenwart des Auferstandenen, der das Bedürfnis nach Aufhebung der Distanz zwischen Christus und den Menschen spiegelt. Anders als traditionelle Texte, die häufig ein autoritäres Verhältnis zwischen Christus und den Menschen darstellen, z.B. im Kontext der Siegesszenen, zeichnen viele neue Lieder das Bild eines zugewandten Jesus, mit dem man auf einer Ebene quasi von Mensch zu Mensch, oftmals wie mit einem persönlichen Freund, kommuniziert. Hierbei spielt neben den neueren anthropologisch orientierten Akzentsetzungen in der Theologie vermutlich die Sehnsucht nach Bewältigung individueller, kirchlicher und gesellschaftlicher Krisen (z.B. psychische und religiöse Identitätsprobleme, Entkirchlichung, Hunger und Krieg) eine Rolle. Der im Zentrum stehende Auferstandene wird ausschließlich mit „Jesus“ beziehungsweise „Herr“ bezeichnet, mit Namen also, die eher menschliche Nähe herstellen, als Titel wie z.B. „Christus“ oder „Sieger“. Dementsprechend verwenden nahezu alle Lieder als Auferstehungsbekenntnis ausschließlich Formulierungen im Sinn von „Jesus lebt“, also solche, die die Präsenz Jesu akzentuieren. 200 196 Exemplarische Liedanalyse Zwei Jünger gingen s.u. Teil 2 B.III.4. 197 Seht, er lebt, 1 198 S.o. Teil 2 A.II.9. 199 Insbesondere sind zu nennen Jesus lebt wirklich; Mach die Augen auf; Zwei Jünger gingen. 200 Lediglich in Seht, er lebt findet sich außerdem im Refrain die Bekenntnisformel „Er stand auf am dritten Tag! “ <?page no="170"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 156 g. Freude Bereich Lieder Anzahl TLG Christ ist erstanden; Christus ist auferstanden, Freud; Freu dich, erlöste Christenheit; Nun freue dich, du Christenheit; O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit; Wir wollen alle fröhlich sein. 6 Lieder NLG Die Sonne geht auf; Große Leute, kleine Leute; Halleluja, klatschet in die Hände; Singet in den Kirchen. 4 Lieder NLS Freut euch alle, Jesus lebt; Hört ihr’s läuten; Singet, denn Jesus ist erstanden. 3 Lieder 1) Textanalytische Aspekte Unter den allgemein immer fröhlich geprägten Osterliedern sind einige, die der Freude explizit und durchgängig Ausdruck verleihen, so dass sie eine eigene Gruppe bilden. 201 Sie kommen sowohl im TLG als auch im NLG und NLS vor. Aus psychologischer Sicht sind mit dem Affekt der Freude oftmals eine extrovertierte Haltung und sich wiederholende Äußerungen verbunden, Merkmale, die auch die entsprechenden Gesänge deutlich prägen. So ist die Liedform von der Intention geprägt, den Jubel immer und immer wieder nach außen zu bekunden. Dies geschieht bei der Mehrzahl der Gesänge durch Textwiederholungen, zum einen in Gestalt des mehrfachen, generell für Ostern typischen „Halleluja“ 202 , zum anderen durch Kehrverse, wie z.B. „Alleluja! Sing fröhlich: Alleluja! “ 203 . In Verbindung mit der Melodie entsteht die Wirkung, dass die freudige Stimmung im Verlauf des gesamten Liedes aufrechterhalten bleibt, auch wenn einzelne Strophen andere oder gar konträre Inhalte aufweisen, wie z.B. das Thema der Passion. Speziell in den Bereichen von NLG und NLS fällt auf, dass mindestens drei der insgesamt sieben Stücke als Kinderlieder zu bezeichnen sind, 204 wie überhaupt bei allen neuen von „Freude“ geprägten Stücken die sprachliche Gestaltung einfach und kindlich wirkt. Innerhalb der meisten Jubellieder dominiert eine horizontale Kommunikationsweise, bei der eine Gruppe zu sich selbst redet (z.B. „Wir wollen alle 201 Zum Vorkommen von „Freude“ als thematischer Aspekt s.o. Teil 2 A.II.10. 202 Die hebräische, in keine Volkssprache übersetzte Akklamation „Halleluja“ („Lobet JHWH“) kommt schon im Kontext der jüdischen Pesachfeier vor, und zwar im Zusammenhang der dort rezitierten Hallelpsalmen (113-118). In der christlichen Liturgie wird das „Halleluja“ als Begrüßungsruf für Christus, den Auferstandenen, verwendet, und insofern schwingt auch die Bedeutung des Auferstehungssieges mit (vgl. Offb 19,1-9, insbesondere V 6b-7). Ausgehend von Offb 19,1-9 ist der Gesang des Halleluja im Gottesdienst die Antizipation des Halleluja der himmlischen Liturgie, der die Erfahrung des „Himmels auf Erden“ machen lässt. Zur Verwendung des Halleluja in Osterliedern s.u. Teil 3 A.I.1. 203 Kehrvers von Freu dich, erlöste Christenheit. Es handelt sich außerdem um folgende Lieder: Christus ist auferstanden. Freud; Halleluja, klatschet in die Hände; Singet in den Kirchen; Singet, denn Jesus ist erstanden. Zur Strukturierung der Lieder durch Wiederholungselemente s.u. Teil 3 A II.1. 204 Große Leute, kleine Leute; Freut euch alle, Jesus lebt; Hört ihr’s läuten. Auch das Lied Singet in den Kirchen klingt eher kindlich. <?page no="171"?> II. Typische Osterlieder 157 fröhlich sein“) oder von außen angesprochen wird (z.B. „Freu dich, erlöste Christenheit“). Neben den überwiegenden Aufforderungen im Imperativ, die meistens gleich in der ersten Strophe und vielfach sogar schon im Incipit geäußert werden, finden sich auch indikativische Aussagen. 205 Da die Äußerung der Freude auf Mitteilung angelegt ist, wird den Hörenden deren Anlass plausibel gemacht: Neben der Nennung der Auferstehung Jesu wird vor allem der Bezug zum Thema des überwundenen Leidens, des Sieges sowie der ewigen Vollendung hergestellt. 2) Liturgiegeschichtliche Aspekte Hinsichtlich der Herkunft des Motivs der Freude in Osterliedern spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Zunächst verweisen neutestamentliche Stellen auf den im Auferstehungsereignis und seiner bleibenden Bedeutung liegenden Grund zur Freude. 206 Dem entspricht von Anfang an der Charakter der Liturgie, insbesondere die der Ostervigil in ihrer ursprünglichen Struktur und Thematik, die den Weg von der Trauer zur Freude darstellt, im Sinne des Psalmworts „Am Abend Weinen, am Morgen Jubel.“ (30,6) Dies bringen vor allem die verschiedenen biblischen und nichtbiblischen Gesänge der Osternacht zum Ausdruck. Zu ersteren gehören die Psalmen und Cantica, allen voran Ps 118, der schon in der Alten Kirche als Osterpsalm verwendet wurde. Er ist einer der Hallelpsalmen 207 , die auch bei der jüdischen Pesach-Feier beim Seder gesungen werden. Die im Psalm thematisierte Befreiung Israels zeigt Gott als denjenigen, der sein Volk und, aus christlicher Sicht, letztlich Jesus sowie alle Menschen rettet, zusammengefasst in Vers 24: Dies ist der Tag, den der Herr gemacht; wir wollen jubeln und uns an ihm freuen. Als nichtbiblischer Gesang ist das Exultet 208 , das hymnische Osterlob in der Lichtfeier der Osternacht zu nennen, das einen der Höhepunkte der Liturgie 209 bildet. Die ersten Strophen des Prologs stellen den Einzug des siegreichen Königs Christus dar: 205 Zur Differenzierung und Bedeutung der Sprechakte „Aufforderung zur Freude“ bzw. „Aussagen über die Freude“ s.o. Teil 2 A.II.10. 206 Zu nennen ist Mt 28,8, wo von den Frauen, die das leere Grab entdeckt haben, berichtet wird, dass sie „in Furcht und großer Freude“ den Jüngern die Auferstehungsbotschaft überbracht haben. Die Freude der Gläubigen aufgrund des Glaubens an die Auferstehung bringt 1 Petr 1,3-9 zum Ausdruck. 207 Ps 113-118. 208 Der Text ist um 400, wahrscheinlich in Norditalien oder Südgallien entstanden und fand erst im 12./ 13. Jh. Aufnahme in die römische Liturgie. Vgl. Meßner, Liturgiewissenschaft, 351. Die abgedruckte Übersetzung der ersten Verse stammt von Norbert Lohfink, zit. n. ebd., 351f. 209 Zur Problematik der Position des Exultet im Verlauf der Osternacht vgl. Becker, Nacht der Wache, 462-491. <?page no="172"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 158 Exultet iam angelica turba caelorum: exultent divina mysteria: et pro tanti regis victoria tuba insonet salutaris. Schon juble in den Himmeln die Menge der Engel, es juble die Schar der göttlichen Dienste; und zu solch eines Königs Einzug künde Sieg die Trompete. Gaudeat et tellus tantis irradiate fulgoribus: et, aeterni Regis spendore illustrate, totius orbis se sentiat amisisse caliginem. Da freue sich auch der Erdkreis, erhellt von leuchtenden Blitzen, und angestrahlt von der Pracht des ewigen Königs, verspüre er, dass er befreit ist vom Dunkel, das alles deckte. Laetetur et mater ecclesia, tanti luminis adornata fulgoribus: et magnis populorum vocibus haec aula resultet. Glückselig sei dann auch die Mutter Kirche, geschmückt mit solch blitzendem Lichte, und vom lauten Jubel der Völker töne wider diese Halle. Als Volksbrauch sei das Ostergelächter, der sogenannte „risus paschalis“ erwähnt, bezeugt seit dem 14. Jahrhundert, bei dem die Gemeinde durch Geschichten und Witze des Predigers in eine fröhliche Stimmung versetzt werden sollte. 210 h. Maria Bereich Lieder Anzahl TLG Freu dich, du Himmelkönigin; Lasst uns erfreuen herzlich sehr 2 Lieder NLG --- --- NLS --- --- In den Osterrubriken von *KL I und zahlreichen DGB erscheinen die beiden Einheitslieder 211 Freu dich, du Himmelskönigin und Lasst uns erfreuen herzlich sehr, die man später in *GL sowie *KG in die Rubrik „Maria“ eingeordnet hat. Ersteres beruht auf der lateinischen Antiphon Regina coeli laetare und geht in seiner deutschen Fassung auf eine um 1600 zu datierende Vorlage aus Konstanz zurück. In erneuerter Form wurde das Lied in die Gesangbücher des 20. Jahrhunderts aufgenommen. 212 Bei dem Text von Lasst uns erfreuen herzlich sehr handelt es sich um ein vermutlich von Friedrich Spee geschaffenes Werk. 213 210 Nicht immer entsprach diese Praxis, die bis ins 19. Jahrhundert nachgewiesen werden kann, der Würde des Gottesdienstes, denn vielfach war es üblich, derbere Witze bis hin zu sexuellen Anspielungen auf der Kanzel zum Besten zu geben. Vgl. Visonà/ Schroeter/ Maser, Art. “Ostern/ Osterfest/ Osterpredigt” (Schroeter, Osterpredigt), 532. 211 Freu dich, du Himmelskönigin findet sich nur in *E-D, Lasst uns erfreuen herzlich sehr in *E-D und *E-Ö. 212 Zum ersten Mal ist der Text um 1170 in einem Antiphonar von St. Peter in Rom bezeugt. Vgl. WGL VI, 317f. Zur Fassung in *GL 576, die sich bereits in *E-D und DGB findet, wird ebd., 317 vermerkt: „Str. 1 ist originalgetreu; Str. 2 und 4 = Fg von Franz Hoffbauer 1928, Str. 3 = Mohrs „Psälterlein“ 1891.“ In *KL I ist Str. 3 nicht vorhanden. 213 Zuerst erschien es in Auserlesene Catholische Geistliche Kirchengesäng (Brachel), Köln 1623, vgl. Oorschot, Kirchengesäng, 286f; WGL VI, 335f. Oorschot verweist auf „die vielen Wiederholungen, die das Übermaß an Freude zum Ausdruck bringen“, die ein <?page no="173"?> II. Typische Osterlieder 159 Trotz unterschiedlicher Genese ist das gemeinsame Charakteristikum beider Lieder die euchologische Kommunikationssituation, in der Maria von einer Gruppe durchgehend, im Wechsel zwischen Vorsänger und Allen, angesprochen wird. Übereinstimmungen zeigen sich auch bezüglich der Thematik, die in emotionaler Weise von der Freude über das überstandene Leiden Christi geprägt ist. Während Freu dich, du Himmelskönigin heilsgeschichtliche Akzente setzt, indem die Menschwerdung 214 und mehrfach explizit die Auferstehung 215 genannt werden, konzentriert sich Lasst uns erfreuen herzlich sehr stärker auf die Betrachtung der inneren, als Hochstimmung beschriebenen Verfasstheit Marias angesichts des überwundenen Leidens. Deren compassio hat sich sozusagen zum „con-gaudium“ gewendet, dargestellt im Bild der Wunden als „fünf Freudenseen, fünf Freudenmeer“. 216 Wie die abschließende Bitte zeigt, ist es das Ziel der Gläubigen, daran teilzuhaben: Ach nun, vergiß auch unser nit, alleluja! Und teil auch uns ein Tröpflein mit. Alleluja! 217 i. Persönliche Frömmigkeit 218 Bereich Lieder Anzahl TLG Auf, auf, mein Herz; Frühmorgens, da die Sonn aufgeht; Jesus, meine Zuversicht; Jesus lebt, mit ihm auch ich; Seele, dein Heiland; Wach auf mein Herz. 6 Lieder NLG Ich hör die Botschaft 1 Lied NLS --- 1) Textanalytische Aspekte Die von „Persönlicher Frömmigkeit“ geprägten Gesänge rufen die Bedeutung der Auferstehung für das eigene Leben ins Bewusstsein. Vielfach spiegeln sie Luthers Anliegen, dass man nicht bei der Osterhistorie stehen bleiben soll, sondern dass diese erst durch die Erkenntnis ihrer Heilswirkung für die Menschen bedeutsam wird: Merkmal der Dichtungen von Spee seien. Vgl. Kirchengesäng, 287. Zur nicht sicheren Autorenschaft Spees vgl. Schäfer, Laßt uns erfreuen, 581f. 214 Str. 2. 215 Str. 2,3; 3,1; 4,3. 216 Str. 4,1-2. 217 Str. 5,3-4. 218 Exemplarische Liedanalysen: Auf, auf mein Herz, Jesus lebt, mit ihm auch ich sowie Ich hör die Botschaft s.u. Teil 2 B.III.5. <?page no="174"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 160 „Erstlich wöllen wir die Histori erzelen und überlauffen, wie es heut ergangen sei, das es jederman weyst. Zum andern von der krafft, nutz und der frucht der auffersteung, dann wo diese erkenntnuss nit ist, da bringd die Geschicht keinen Nutz, dieweyl es der teufel und die gottlosen auch wissen.“ 219 Dieser Absicht entsprechen die sechs ausschließlich dem Barock beziehungsweise der Aufklärung zuzuordnenden Lieder 220 des TLG. In ihnen steht die Einzelperson im Mittelpunkt mit dem Ergebnis einer Intensivierung des Aneignungsprozesses, der nicht von einer Gruppe allgemein, sondern vom Individuum zu leisten ist. Dies geschieht auf affirmative und sehr persönliche Weise, wobei ein I CH -Sprecher sich selbst und andere mit Aussagen sowie Aufforderungen zur Glaubensvergewisserung und Aneignung der Auferstehungsbotschaft ermuntert. So haben die das Lied Vollziehenden die Möglichkeit, sich in die textlich vorgegebene Situation hineinzubegeben. In Identifikation mit dem I CH des Liedes spricht sich jeder/ jede selbst die Botschaft zu und wendet sie auf sein/ ihr Leben an. Dieser Vollzug ist alles andere als vom konkreten Leben abgehoben, denn es ist charakteristisch für die Texte, die Stationen des Lebens- und Glaubensweges höchst anschaulich darzustellen, Situationen, die allgemein bekannt sind: Trübsal, Anfechtungen und vor allem die Angst vor dem Tod. Zur Überwindung dieser Befindlichkeiten evozieren die Lieder hier und jetzt, indem sie modellhaft, mit dem Ziel der realen Vergegenwärtigung, den Weg zur Auferstehung mit Christus vorzeichnen. 2) Entstehungsgeschichtliche Aspekte Die Gesänge des TLG, in denen das Thema „Persönliche Frömmigkeit“ vorherrscht, stammen ausschließlich aus dem 17. und 18. Jahrhundert, aus den Epochen des Barock und der Aufklärung, deren Lyrik allgemein vom Ausdruck der Subjektivität bestimmt ist. Bezüglich des konfessionellen Aspektes sind die Lieder schwerpunktmäßig im evangelischen Bereich, vor allem im Kontext der pietistischen Bewegung, beheimatet. Eine Ausnahme bildet der Gesang Seele, dein Heiland, der ausschließlich in katholischen Gesangbüchern vertreten ist. Das Lied Jesus lebt, mit ihm auch ich, ursprünglich evangelischer Provenienz, hat auch in sieben katholischen DGB und in der Folge in immerhin acht Diözesananhängen des *GL Platz gefunden. Im Bereich neuerer Lieder kommt nur Ich hör die Botschaft vor, das als Auseinandersetzung mit dem Inhalt von Jesus lebt, mit ihm auch ich verstanden werden kann. 221 219 WA 17 (1524), 178, zit. n. Dreher, Osterpredigt, 37. 220 Das Thema spielt selbstverständlich auch in Gesängen der Reformationszeit eine Rolle, betrifft jedoch in der beschriebenen Akzentuierung jeweils nur einzelne Strophen. 221 S.u. Teil 2 B.III.5.b und c. <?page no="175"?> II. Typische Osterlieder 161 j. Aufbruch 222 Bereich Lieder Anzahl TLG --- --- NLG Seht, der Stein ist weggerückt 1 Lied NLS Dornen stehn am Stein; Durch das Dunkel hindurch; Fröhlich sind wir; Komm, lass diese Nacht nicht enden; Staunen wird Jubel; Steht auf vom Tod; Wir gehen uns’re Wege; Wir stehen auf an jedem neuen Morgen. 8 Lieder Während das Thema im traditionellen Liedgut keine Rolle spielt, prägt es einige neuere Osterlieder so stark, dass die betreffenden Stücke, die vor allem im NLS enthalten sind, eine eigene Kategorie bilden. 223 Im Unterschied zu den Gesängen der Gruppe „Ethisches Handeln“ 224 liegt ihr Akzent auf der im Begriff „Auferstehung“ implizierten Dynamik, nämlich angesichts der fundamental gewandelten Situation in Bewegung zu kommen, „aufzustehen“, statt im Alten zu verharren. Kennzeichen der Texte ist eine metaphernreiche, vielfach von Imperativen geprägte Sprache, die diesem Anspruch Ausdruck verleiht. In den meisten Fällen erscheint das Thema des „Aufbruchs“ auf die Gemeinschaft bezogen, indem die Kommunikationssituation von einer Gruppe, die entweder als Sprecher und/ oder als Adressat auftritt, bestimmt ist. 225 Hinsichtlich der inhaltlichen Struktur lassen sich in der Regel zum einen Aspekte der grundlegenden existentiellen Veränderung und zum anderen die sich daraus ergebenden Konsequenzen erkennen. Nicht immer beruft man sich dabei ausdrücklich auf die Auferstehung Jesu, 226 manchmal wird der Neuanfang ausschließlich auf der Ebene der menschlichen Erfahrung thematisiert. Was die Folgen der Situationsveränderung angeht, so werden diese in allen Liedern dynamisch dargestellt, z.B. mit Bildern des Weges, des Aufbruchs, des Hinausgehens und ähnlichen. Damit fügen viele Gesänge der Kategorie „Aufbruch“ dem traditionellen Liedspektrum eine wichtige Perspektive hinzu, die sich vorrangig auf die Wende im Menschen (Umkehr) und eine daraus resultierende diesseitige Praxis bezieht. 222 Exemplarische Liedanalyse Seht, der Stein ist weggerückt s.u. Teil 2 B.III.6. 223 Zum Vorkommen als Einzelaspekt s.o. Teil 2 A.II.11. 224 S.u. Teil 2 B.II.3.k. 225 Ausnahmen bilden die beiden Lieder: Komm, lass diese Nacht nicht enden (Adressat: 2. Ps. Sg.); Staunen wird Jubel (offene Kommunikationssituation). 226 Durch das Dunkel hindurch; Komm, lass diese Nacht nicht enden; Steht auf vom Tod; Wir gehen uns’re Wege. <?page no="176"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 162 k. Ethisches Handeln 227 Bereich Lieder Anzahl TLG --- --- NLG Das könnte den Herren der Welt; Einer ist unser Leben; Liebe ist nicht nur ein Wort; Manchmal feiern wir; Wo einer dem andern neu vertraut; Zu Ostern in Jerusalem. 6 Lieder NLS Auferstanden, auferstanden bist du; Aus dem Tod ist der Herr erstanden; Das Grab ist leer; Jesus Christus, gestern und heute; Jesus Christus lebt; Rosen blühn im Stacheldraht; Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden; Welcher Engel wird uns sagen. 8 Lieder Im Verhältnis zum traditionellen Osterliedgut stellt die Kategorie „Ethisches Handeln“ ein Novum dar, 228 denn alle betreffenden Gesänge sind frühestens in den Sechzigerjahren entstanden und kommen ausschließlich im NLG und NLS vor. Auf konkrete Weise benennen sie den Zusammenhang zwischen Auferstehung und Praxis. Sprachlich fällt auf, dass nur zwei der insgesamt vierzehn Stücke den ethischen Anspruch im Modus des Imperativs vorbringen. 229 Daneben findet sich ein Gesang in ausschließlicher Frageform. 230 Die übrigen enthalten Aussagen und geben nahezu alle durchgängig einen Sprecher in der ersten Person Plural zu erkennen, der sich an eine beziehungsweise seine eigene Gruppe wendet. Es ist zu vermuten, dass imperativische Aufforderungen abgelehnt werden, weil man sie als zu autoritär empfindet. Die Favorisierung des Indikativs zeigt an, dass man eine Übereinstimmung mit den beschriebenen ethischen Handlungsweisen als bereits vorhanden unterstellt oder es dem Hörer überlässt, ob er diese als Anspruch an sich selbst erkennt. Dementsprechend bemerkt einer der zeitgenössischen Autoren, Thomas Laubach: „Neben dem moralinsauren ‚Du musst! ‘ und ‚Du sollst! ‘ ist die Moral der Neuen Geistlichen Lieder zunächst einmal eine beschreibende Moral. Sie macht aufmerksam auf Situationen der Ungerechtigkeit, der Ausbeutung, des Unfriedens.“ 231 Inhaltlich lassen sich die Gesänge in zwei Gruppen unterteilen, zunächst in solche, die ihren Schwerpunkt auf ein allgemeines sittliches Handeln legen, z.B. im Sinn eines gelingenden zwischenmenschlichen Umgangs. 232 Unter den sechs Texten fallen drei auf, die die Auferstehung im ethischen Handeln se- 227 Exemplarische Liedanalyse Manchmal feiern wir s.u. Teil 2 B.III.7. 228 Zum Vorkommen des Einzelaspekts „Ethisches Handeln“ s.o. Teil 2 A.II.13. 229 Aus dem Tod ist der Herr erstanden, 1; Das Grab ist leer, Ch. 1-3. 230 Gemeint ist Welcher Engel wird uns sagen. Hier ist der Bezug zur Auferstehung nur sehr vage. Aus der jeweils am Strophenende stehenden Frage: „Wirst du für mich - werd ich für dich der Engel sein? “ kann man schließen, dass im Handeln des Für-einander-Da- Seins („Engel-Seins“) Auferstehung erfahren wird. 231 http: / / www.bands.bistum-wuerzburg.de/ load.html? / arch_themen/ t_035_afds _laubach.htm (28.10.2008). 232 Es handelt sich um alle Lieder, deren Incipit in obiger Tabelle nicht fett gedruckt ist. <?page no="177"?> II. Typische Osterlieder 163 hen. 233 In Absetzung von objektivistischen Auffassungen, spiegeln sie eine Ansicht, nach der die Auferstehung im Bewusstsein beziehungsweise in den Verhaltensweisen der Gläubigen stattfindet. Des Weiteren treten acht Lieder in Erscheinung, die sich speziell auf die Beseitigung gesellschaftlicher und politischer Missstände konzentrieren, 234 wobei die angestrebten Veränderungen durchweg von der Auferstehung Jesu her motiviert sind. Eines der bekanntesten neueren Stücke ist Das könnte den Herren der Welt von Kurt Marti, das zum Kampf gegen Unterdrückung aufruft. Die Diktion des Textes lässt an eine gesellschaftskritische, befreiungstheologische Position denken, insofern von den „Herren“ die Rede ist, die die „Knechte“ niederhalten, einem Zustand, dem die Hörer des Liedes ein Ende bereiten sollen, indem sie dem Appell des auferstandenen „Befreiers“ zum Aufstand gegen die „Herren“ Folge leisten. 235 l. Reich Gottes 236 Bereich Lieder Anzahl TLG --- --- NLG Alle Knospen springen auf; Nun werden die Engel. 2 Lieder NLS Die Waffen verrotten zu Staub; In der Nacht. 2 Lieder Ausschließlich im NLG und NLS sind Gesänge vertreten, die als Ganze von Vorstellungen des Reichs Gottes bestimmt werden. 237 Ihr Hauptmerkmal sind 233 Das Grab ist leer; Manchmal feiern wir; Wo einer dem andern neu vertraut. 234 Es handelt sich um alle Lieder, deren Incipit in obiger Tabelle fett gedruckt ist. 235 Als Einleitung heißt es in *Lim I 837: „Bei diesem Lied stehen im Blick die Opfer ungerechter Gewalt und alle Menschen, die in totalitären Systemen leben müssen.“ Um dem Missverständnis eines politischen Messiasbildes vorzubeugen hat man in der späteren Ausgabe *Lim II dem Lied einen sehr ausführlichen Kommentar angefügt: „Dieses Osterlied will nicht ein politisches Messiasbild zeichnen, sondern zur Verwirklichung des Osterglaubens in unserem Leben aufrufen. Christus erwies sich in seiner Auferstehung als Sieger im Kampf gegen die versklavenden und todbringenden Mächte des Daseins. Wenn wir schon jetzt durch Glaube und Taufe an der befreienden Macht seiner Auferstehung teilhaben, dann sind wir auch berufen, für diese Freiheit ‚aufzustehen’ gegen jede Form von Versklavung und Unfreiheit in uns und um uns. Mit den ‚Herren, die mit dem Tod uns regieren’, sind also die widergöttlichen Mächte gemeint, von denen die Hl. Schrift immer wieder spricht … Dass der Verfasser sein Lied selbst so versteht, hat er an anderer Stelle ausdrücklich gesagt.“ Vermutlich bezieht man sich hier auf das dem Lied zugrundeliegende Gedicht desselben Verfassers, das - anders als der spätere Liedtext - vom „aufstand gottes gegen die herren und gegen den herrn aller herren: den tod“ (Marti, Leichenreden, 63) spricht. In jedem Fall ist die politische Aussage des Liedes unübersehbar. Dementsprechend hat sich Kurt Marti in einem Interview mit Karl-Josef Kuschel geäußert: „Die Rede von der Auferstehung als Kritik an den bestehenden gesellschaftlichen Hierarchien glaube ich direkt aus der Verkündigung Jesu bezogen zu haben. Wenn er beispielsweise sagt: Die Großen der Welt üben Gewalt über euch, unter euch aber soll und wird es nicht so sein …“ Kuschel, Weil wir uns auf dieser Erde, 2. 236 Exemplarische Liedanalyse In der Nacht s.u. Teil 2 B.III.8. 237 Behandlung des Einzelaspektes „Reich Gottes“ s.o. Teil 2 A.II.14. <?page no="178"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 164 prophetische und apokalyptische Bilder, die aus dem Alten und dem Neuen Testament übernommen wurden. Insofern lehnen sich die Texte insgesamt oder teilweise paraphrasierend an die entsprechenden Bezugsstellen an. 238 Als Tempus weisen sie überwiegend das Präsens auf, woran deutlich wird, dass die Schilderungen des gesellschaftlichen Idealzustandes nicht als Vertröstung auf das Jenseits verstanden werden sollen. Dabei bleibt teilweise in der Schwebe, ob die Visionen als bereits in der Gegenwart realisiert verstanden oder ob sie als Bild vergegenwärtigt und funktionalisiert werden, um zu einem Handeln zu animieren, das die Welt positiv verändert. 239 Bezüglich der Sprechakte finden sich nur Aussagen im Indikativ. Zwei Typen der Kommunikation sind festzustellen: Alle Knospen springen auf und In der Nacht entfalten die visionären Aspekte im Rahmen einer offenen Kommunikationssituation, mit Aussagen, die sich an kein direktes Gegenüber richten. Die beiden anderen Gesänge, Nun werden die Engel und Die Waffen verrotten zu Staub, sind gruppenorientiert. In ihnen geht es auch um den Ausdruck der Hoffnung auf die eigene Auferstehung. 238 Z.B. Jes 65,17-25; Mt 11,5; Offb 21. Der Rückgriff auf entsprechende Schriftstellen wird im Rahmen der Einzelanalyse von In der Nacht exemplarisch dokumentiert. S.u. Teil 2 B.III.8. 239 Dies ist z.B. im Lied In der Nacht der Fall. <?page no="179"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 165 III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder Im Folgenden werden zehn Lieder analysiert, die typische thematische Schwerpunktsetzungen repräsentieren: 240 1. Ostererzählung Gelobt sei Gott 2. Auferstehungstheologie Christ lag in Todesbanden 3. Sieg Das Grab ist leer (Kohlbrenner) 4. Bleibende Anwesenheit des Auferstandenen Zwei Jünger gingen 5. Persönliche Frömmigkeit a. Auf, auf, mein Herz b. Jesus lebt, mit ihm auch ich c. Ich hör die Botschaft 6. Aufbruch Seht, der Stein ist weggerückt 7. Ethisches Handeln Manchmal feiern wir 8. Reich Gottes In der Nacht In der Regel bildet die Fassung aus dem Untersuchungsmaterial (TLG, NLG oder NLS) die Grundlage der Interpretation, da sie in ihrer Funktion als Gebrauchslyrik ein Zeitzeugnis darstellt und insofern eine der thematischen Entfaltungen der Auferstehung spiegelt, die den Gesangbuchnutzern konkret begegnen. Gegebenenfalls wird jedoch zunächst der ursprüngliche Text präsentiert und interpretiert, um inhaltliche und theologische Verschiebungen im Verlauf von dessen Rezeptionsgeschichte sichtbar zu machen. Im Fall des Schwerpunktthemas „Persönliche Frömmigkeit“ demonstrieren drei Gesänge aus verschiedenen Epochen - Barock, Aufklärung und Moderne - den diesbezüglichen Mentalitätswandel. Um der Vielfalt des Zeitspektrums zwischen dem 12. und 20. Jahrhundert Rechnung zu tragen, wurden Exempel aus unterschiedlichen Entstehungszeiten ausgesucht. Da das besondere Interesse modernen Gesängen gilt, machen nach 1960 verfasste Stücke die Hälfte aller Einzelanalysen aus, wobei auch verschiedene Entstehungskontexte Berücksichtigung finden. Im Hinblick auf konfessionelle Ausprägungen wurde auf Ausgewogenheit zwischen Liedern katholischer und evangelischer Provenienz geachtet. 241 240 Zur Methode der Textanalysen s.o. Teil 2 B.I.2. Die Reihenfolge entspricht der der Kategorien typischer Osterlieder, s.o. Teil 2 B.II.1. 241 Hinweise zu vorhandenen Liedkommentaren werden im Rahmen der Einzelanalysen gegeben. Bezüglich der in *EG aufgenommenen Lieder sei auf das Werk von Karl Christian Thust, Bibliographie über die Lieder des Evangelischen Gesangbuchs, Göttingen 2006 hingewiesen. <?page no="180"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 166 1. Gelobt sei Gott 1,1 1,2 1,3 Gelobt sey gott ymm höchsten trohn sampt seynem eyngebornen sohn der für uns hat genug gethan alleluia 2,1 2,2 2,3 Als er alhie gewandelt hat versünet sund und missethat durch seinen reinen bittern todt 3,1 3,2 3,3 Nach welchem er gesalbet wart begraben nach judischer art und da mit hüttern wol verwart 4,1 4,2 4,3 Des morgens frü am dritten tag weil nach der stein am grabe lag erstund er frey on alle klag 5,1 5,2 5,3 Eyn engel steig vom hymmel hrab unnd thet den grossen steyn vom grab welchs den hüttern erschrecken gab 6,1 6,2 6,3 Da er also dz grab aufbrach bald ein gros erdbeben geschach da von d’hütter kraft zurbrach 7,1 7,2 7,3 Der engell satzt sich auf den steyn seyn kleid war weis sein antlitz scheyn gleich wie d’plitz gantz hell und reyn 8,1 8,2 8,3 Da kamen weibesbilder dar worden des engels auch gewar und entsatzten sich gantz und gar 9,1 9,2 9,3 Der engel sprach ey förcht euch nicht denn ich weis wol was euch gebricht ihr sücht jhesum den findt ihr nicht 10,1 10,2 10,3 Er ist erstanden von dem tod hat uberwunden alle not kompt seht wo er gelegen hat 11,1 11,2 11,3 Sie giengen forchtsam jnn das grab jnn dem da sas ein ander knab des glantz jhn auch erschrecken gab 12,1 12,2 12,3 Da sagten die engel zu jhn den ihr sücht d’ist schon da hyn jnn gallilea findt ihr ihn 13,1 13,2 13,3 Denckt wz er euch gesaget hat wie er würd auferstehn vom tod und wisst das sichs ergangen hat 14,1 14,2 14,3 Geht hyn und sagt seinn jüngern frey dz er vom tod erstanden sey und dencket seiner wort da bey 15,1 15,2 15,3 Heysst sie jnn gallileam gehn das sie da selbest vor jhm stehn so bald eyn wenig tag vergehn 16,1 16,2 16,3 Die weyber feelten diser leer und sagten dem betrübten heer wie jhesus weg getragen wer 17,1 17,2 17,3 Doch glaubten dis die jünger nicht wie denn auch die rechte geschicht weils jhn nicht kam vor jhr gesicht 18,1 18,2 18,3 Nu bieten wir dich jhesu christ weil du vom tod erstanden bist verley was uns seliglich ist 19,1 19,2 19,3 O mach unser hertzen bereit antzunehmen deyne warheyt on alle eygensinnikeyt 20,1 20,2 20,3 Damit wir von sunden gefreyt deynem namen gebenedeit frey mügen singen alletzeyt Druckvorlage Text und Melodie wurden übernommen aus *Ein New Geseng buchlen (Michael Weiße), Jungbunzlau 1531 (Faksimile Kassel 1931/ 1957). 242 242 Wackernagel, Kirchenlied III, 298. <?page no="181"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 167 a. Entstehung und rezeptionsgeschichtliche Aspekte Zum ersten Mal ist das Osterlied in dem von Michael Weiße (1488-1534) herausgegebenen *Ein New Geseng buchlen 243 von 1531 bezeugt. Als Pfarrer bei den Böhmischen Brüdern, einer Gemeinschaft, die aus der reformatorischen Bewegung des Jan Hus hervorgegangen war, stellte Weiße damit seinen deutschsprachigen Gemeindemitgliedern in Landskron und Fulnek Lieder in deren Muttersprache zur Verfügung. Gelobt sei Gott findet sich in der Rubrik „Von der auferstendung christi“ (D XI). Dort besteht es aus 20 Strophen und ist zunächst versehen mit der Melodie des Gesangs Surrexit Christus hodie, die bereits aus böhmischen Kantionalien bekannt war. 244 Erst ab 1609 fand es auch Verwendung im lutherischen Umfeld, und zwar durch den Abdruck in *Ein schön geistlich Gesangbuch von Melchior Vulpius 245 , wo es mit der bis heute allgemein gebräuchlichen Melodie und dem Satz des Herausgebers erschien. Am Text wurde hierbei nichts geändert. Allerdings geriet das Lied bald in Vergessenheit. Erst im 19. Jahrhundert, durch die Aufnahme in die Kirchenliedsammlungen von Tucher und Wackernagel, erlangte es wieder mehr Bekanntheit. Seine dadurch erneut in Gang gekommene Rezeption und große Beliebtheit lassen sich daran ablesen, dass es nicht nur in allen untersuchten evangelischen, sondern auch in den katholischen Gesangbüchern zum Bestandteil der Osterrubriken gehört: Schon in *KL I und in 23 DGB fand es Einlass, danach in *GL, *KKG (1966/ 78) sowie *KG. Allerdings hat man überall einen erheblich gekürzten Text aufgenommen. In *KL I und den meisten DGB sind von den ehemals 20 Strophen nur fünf übrig geblieben. 246 Da so der Inhalt des Textes kaum nachvollziehbar ist, schob man in *GL nach dem Vorbild der sechsstrophigen Version in *EKG zwischen die zweite und ursprünglich dritte eine weitere erzählende Strophe ein, die das Verständnis der beiden vorhandenen besser ermöglichen sollte. 247 3. Der Engel sprach: „Nun fürcht’ euch nicht, denn ich weiß wohl, was euch gebricht: Ihr sucht Jesus; den findt ihr nicht.“ 2. Des Morgens früh am dritten Tag, da noch der Stein am Grabe lag, erstand er frei ohn alle Klag. 4. „Er ist erstanden von dem Tod, hat überwunden alle Not. Kommt, seht, wo er gelegen hat.“ 243 S.o. Druckvorlage. 244 Die Melodie ist heute mit Erstanden ist der heilig Christ (B.B.) kombiniert, z.B. *EG 105. 245 Erschienen in Erfurt (DKL 1609 12 ). 246 Es handelt sich um die Strophen 1.4.10.18.19+20 (Str. 19 und 20 wurden zu einer zusammengezogen). Z.B. in *D-Bln I 67; *D-Eic I 161; *D-Ess II 294; *D-Fr I 401; *D-Hil I 69; *D- Lim I 380; *D-Mnz I 327; *D-Pas I 85; *D-Spe I 401. 247 Die neue dritte Strophe ist im Original die neunte. Nordhues/ Wagner, Redaktionsbericht, 626 vermerkt außerdem zwei Änderungen in der Formulierung: „Gegenüber KL steht 5,3 ‚selig’ (wie Original und EKG) statt ‚heilsam’. 6,2 ‚damit von Sünden wir befreit’ statt ‚damit wir von der Sünd’ befreit’.“ Zur Fassung *GL 218 s.u. Pkt. c. <?page no="182"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 168 Um einen exemplarischen Eindruck von der ursprünglichen Konzeption der Gattung „Erzähllied“ zu vermitteln, soll im Folgenden zunächst der Originaltext in den Blick genommen werden, bevor auf dieser Folie das Lied in der AÖL-Version (z.B. *GL 218), der heute am weitesten verbreiteten Form, betrachtet wird. 248 b. Analyse der ursprünglichen Fassung 1) Formale und sprachliche Aspekte Die Strophen des Liedes sind dreizeilig angelegt, in der Erstvertonung jeweils abgeschlossen von einem einmaligen „alleluia“. Mit einer Ausnahme (13) werden die Reimschemata a-a-b (1-2.10) sowie a-a-a (3-9.11-12.14-20) verwendet. Sowohl die formalen als auch die stilistischen Mittel tragen zur Eingängigkeit und damit zur Aneignung des Textes bei. Im Gesamttext lässt sich unter formalen und pragmatischen Gesichtspunkten eine klare Struktur feststellen: Struktur Sprachform Str. Sprechakt Kommunikationssituation (Sprecher → Adressat) 249 (A) Doxologie 1 Aufforderung (als Wunsch) W IR → X (W IR ) (B) Erzählung 2-8 Erzählung X → X 9-10 wörtliche Rede E NGEL → F RAUEN 11 Erzählung X → X 12-15 wörtliche Rede E NGEL → F RAUEN 16-17 Erzählung X → X (C) Gebet 18-20 Bitte W IR → C HRISTUS Aufs Ganze gesehen zeigt sich ein differenziertes Gefüge an Kommunikationssituationen: (A) Zunächst ruft die erste Strophe zum Lob Gottes durch eine indirekte, in Wunschform geäußerte Aufforderung auf. Der Relativsatz „der für uns hat genug gethan“ mit dem Pronomen in der ersten Person Plural (1,3) verweist darauf, dass der im Hintergrund bleibende Sprecher einer Gruppe angehört und sich wahrscheinlich auch an diese wendet. (B) Bei den den Mittelteil bildenden Strophen 2-17 lassen sich zwei Ebenen unterscheiden: Grundlegend ist die offene Kommunikationssituation, bei der ein Sprecher die Geschehnisse am Grab mit indikativischen Aussagen im Tempus des Präteritums nacherzählt. 248 In dieser Fassung, die auch der AÖL-Version (*GKL 31) entspricht, findet sich das Lied außerdem in *EG 103 und *KG 437. Mit geringfügigen Varianten kommt es bereits in *EKG 79, *KKG 253 sowie *RKG 160 vor. Eine zehnstrophige Fassung präsentiert *RG 466. Siehe Liste des Gesamtbestands der Lieder in offiziellen Gesangbüchern: Anhang A.I.1 Tabelle 1. 249 X bezeichnet einen unbestimmten Sprecher bzw. Adressaten. <?page no="183"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 169 In dessen Geschichte wird die wörtliche Engelrede eingeflochten (9-10.12- 15). Zu registrieren ist, dass die angesprochenen Frauen selbst nicht das Wort ergreifen, sondern dass nur deren Reaktion berichtet wird. Der Wechsel von Erzählung und wörtlicher Rede trägt dazu bei, die Aufmerksamkeit der Hörer aufrechtzuerhalten, ein wichtiger Aspekt angesichts der Länge des Liedes. Vor allem aber hat das direkte Sprechen des Engels eine aktualisierende Funktion: Nicht nur den Frauen wird etwas über die Ereignisse am leeren Grab berichtet, sondern die Gläubigen sind selbst Angesprochene, die die Nachricht von der Auferstehung direkt aus dem Mund des Engels (9-10) beziehungsweise der Engel (12-15) zu hören bekommen. Indem sie in die biblische Geschichte - in Identifikation mit den Frauen - eingebunden werden, erfahren sie von der Auferstehung als gegenwärtig an sie ergehende Botschaft. Hierin liegen der besondere Reiz und die Wirksamkeit des Typs „Erzähllied“. (C) Im Übergang zu den letzten drei Strophen (18-20) findet ein Wechsel von der horizontalen zur vertikalen Sprechrichtung statt. Das heißt: Als Reaktion auf das Gehörte kommen die Gläubigen jetzt selbst zu Wort und wenden sich direkt bittend an Christus. 2) Inhaltlich-theologische Aspekte Entsprechend den Kommunikationsebenen lässt der Text auch inhaltlich drei Teile erkennen. Lob Gottes (Str. 1) Mit der Doxologie, die entgegen der sonst üblichen Schlussposition das Lied eröffnet, wird dem Hörer von vornherein das ganze Heilshandeln Gottes für die Menschen ins Bewusstsein gerufen. Denn Gott wird als derjenige attribuiert, „der für uns hat genug getan“, ein programmatischer, Neugier weckender Verweis auf das, was die nachfolgenden Strophen erzählend entfalten. Erzählung (Str. 2-17) Die Einleitung der zweiten Strophe „Als er alhie gewandelt hat“ signalisiert, dass nun die Erzählung der in der Vergangenheit liegenden Geschehnisse beginnt. Grundlegend ist die Vergegenwärtigung der Passion, des Todes Jesu, der alle Sünde sühnt (2,2-3), und des Begräbnisses (3). Damit füllt sich inhaltlich das in der ersten Strophe allgemein thematisierte „Genuggetan-Haben“ Gottes entsprechend der Akzentuierung reformatorischer Theologie, nach der Leiden und Tod Jesu zur vollkommenen Rechtfertigung des Sünders führen, „… auff das er der sunden herr were, darzu gelidden, gestorben und begraben, das er fur mich genug thete und bezalete, was ich verschuldet habe, nicht mit sylber noch gold sondern mit seinem eigenen tewren blut.“ 250 250 Martin Luther, Großer Katechismus II,2. Vgl. 1 Petr 1,18-19; ähnlich z.B. Röm 3,23-25; Hebr 9,11-28; 10,1-18; Kol 1,19-22. <?page no="184"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 170 Mit Strophe vier beginnt die ausführliche Schilderung der Geschehnisse am Ostermorgen: 4,1 4,2 4,3 Des morgens frü am dritten tag weil nach der stein am grabe lag erstund er frey on alle klag … In Anlehnung an Mt 28,2-4 setzen die Strophen 5-7 die damit verbundenen übernatürlichen Phänomene in Szene: das Wegwälzen des Steins durch den vom Himmel herabgestiegenen Engel (5,1-2), das Erdbeben (6,2), die Ohnmacht der Wächter (6,3) sowie das Sich-Hinsetzen des Engels auf den Stein und dessen Aussehen (7). Anders als im Bibeltext (Mt 28,1) kommen die Frauen erst nach diesen Ereignissen zum Grab (8,1), was möglicherweise aufgrund der Scheu vor dem Gedanken, dass sie entweder Augenzeuginnen der Auferstehung geworden wären oder aber, wie die Wächter, das Bewusstsein hätten verlieren müssen, so dargestellt wird. Weiterhin der Matthäus-Perikope folgend geben die neunte und zehnte Strophe die Rede des Engels wieder (Mt 28,5-6) 251 . Es folgt das Eintreten der Frauen in das Grab, wo diese - im Unterschied zum Bericht des Matthäus - einen weiteren Engel erblicken. Die Abweichung kommt zustande, weil der Autor seine Erzählung durch die Beschreibung von Markus ergänzt, nach der die Frauen im Grabesinneren einem Engel begegnen. 252 Das Ergebnis, dass es die Frauen nun mit zwei Engeln zu tun haben, entspricht wiederum der lukanischen Erzählung 253 , nach der sich jedoch beide Männer nicht im Grab sitzend aufhalten. Die Strophe ist ein Beispiel dafür, wie frühere Autoren problemlos die mehr oder weniger variierenden Darstellungen der Evangelisten nach dem Vorbild einer „Evangelienharmonie“ zusammenfügen. Ähnliche Verschränkungen lassen sich auch in den folgenden Strophen beobachten. In den Strophen 12-15 sprechen nun beide Engel zu den Frauen. Sie geben ihnen den Hinweis, dass der Auferstandene in Galiläa zu finden sei (Mt 28,7; Mk 16,7), sie erinnern sie an die Todes- und Auferstehungsankündigung Jesu (Lk 24,6-7) und geben ihnen den Auftrag, den Jüngern von der Auferstehung zu berichten und ihnen zu sagen, dass sie nach Galiläa gehen sollen (Mt 28,7; Mk 16,7). Wie reagieren die Frauen? Anders als die Berichte der Synoptiker unterstellt das Lied den Frauen Unglauben, indem diese die Leere des Grabes auf empirischer Ebene als Resultat eines Grabraubes 254 deuten: 16,1 16,2 16,3 Die weyber feelten diser leer und sagten dem betrübten heer wie jhesus weg getragen wer … Damit greift der Autor auf die nur bei Johannes vorkommende Episode zurück, nach der Maria Magdalena am leeren Grab stehend Jesus trifft und ihm 251 Vgl. Mk 16,6. 252 Mk 16,5. 253 Lk 24,4. 254 Vgl. Mt 28,11-15. <?page no="185"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 171 gegenüber - sie hat ihn noch nicht erkannt - äußert, der Leichnam Jesu wäre weggetragen worden. 255 Im Lied übernehmen die Frauen die Rolle Marias, die jedoch, anders als bei Johannes, den Auferstandenen nicht erkennen. Mit Strophe 17 wechselt die Szene abrupt zu den Jüngern, die weder der Spekulation über einen eventuellen Grabraub (16,3) noch der rechten geschicht (17,2), der Auferstehungsbotschaft, Glauben schenken können: 17,1 17,2 17,3 Doch glaubten dis die jünger nicht wie denn auch die rechte geschicht weils jhn nicht kam vor jhr gesicht … Die Reaktionen der Frauen und der Jünger sind also alles andere als ideal. Interessanterweise lässt der Autor den narrativen Teil des Gesanges ohne Auflösung der Schwierigkeiten enden. Wie die drei beschließenden Strophen (18-20) zeigen, liegt diese auf einer anderen Ebene. Bitte um den Glauben (Str. 18-20) Anstelle von Mahnungen, Erklärungen oder Beruhigungen, beispielsweise mit Hilfe von Glaubenszusprüchen, geht das Lied einen anderen Weg, den Weg des Gebetes, wodurch die Unsicherheiten des Glaubenkönnens aktualisiert und als Realität, die die Menschen damals wie auch heute erfassen, ernst genommen werden: 18,1 18,2 18,3 Nu bieten wir dich jhesu christ weil du vom tod erstanden bist verley was uns seliglich ist … Im Zentrum steht dabei - komplementär zur Zusage der ersten Strophe, dass Gott genug für uns getan hat - die Bitte um die subjektive Bereitschaft, den Glauben, das, „was uns seliglich ist“ (vgl. Joh 20,29), annehmen zu können, wie anhand der nächsten Strophe deutlich wird: 256 19,1 19,2 19,3 O mach unser hertzen bereit antzunehmen deyne warheyt on alle eygensinnikeyt … Durch das „Genug-Tun“ Gottes, durch Christi Tod und Auferstehung sind wir erlöst, wir müssen es aber glauben. Gerade das kann man nicht durch Leistung erzwingen, man kann nur um die Bereitschaft des Herzens dazu bitten mit dem Ziel des unaufhörlichen Lobes Gottes: 20,1 20,2 20,3 Damit wir von sunden gefreyt deynem namen gebenedeit frey mügen singen alletzeyt … 255 Joh 20,13.15. 256 Ein anderer Text von Weisse, MJt frewden wollen wyr singen, 16 verdeutlicht, worum es bei dem, „was uns selig ist“ geht: „O jhesu, durch dein auferstehn / las uns deyn wort zu hertzen gehn, / Hielf, das wyr dyr glauben geben und nach deinem willen leben.“ Wackernagel, Kirchenlied III, 299. <?page no="186"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 172 c. Analyse der AÖL-Fassung (*GL 218) Ein New Gesengbuchlen 1531 GL 218 (ö) 1,1 1,2 1,3 Gelobt sey gott ymm höchsten trohn sampt seynem eyngebornen sohn der für uns hat genug gethan alleluia 1,1 1,2 1,3 Gelobt sei Gott im höchsten Thron samt seinem eingebornen Sohn, der für uns hat genug getan. Halleluja, halleluja, halleluja. […] 4,1 4,2 4,3 Des morgens frü am dritten tag weil nach der stein am grabe lag erstund er frey on alle klag 2,1 2,2 2,3 Des Morgens früh am dritten Tag, da noch der Stein am Grabe lag, erstand er frei ohn alle Klag. […] 9,1 9,2 9,3 Der engel sprach ey förcht euch nicht denn ich weis wol was euch gebricht ihr sücht jhesum den findt ihr nicht 3,1 3,2 3,3 Der Engel sprach: „Nun fürcht’ euch nicht, denn ich weiß wohl, was euch gebricht: Ihr sucht Jesus; den findt ihr nicht. 10,1 10,2 10,3 Er ist erstanden von dem tod hat uberwunden alle not kompt seht wo er gelegen hat 4,1 4,2 4,3 Er ist erstanden von dem Tod, hat überwunden alle Not. Kommt, seht, wo er gelegen hat.“ […] 18,1 18,2 18,3 Nu bieten wir dich jhesu christ weil du vom tod erstanden bist verley was uns seliglich ist 5,1 5,2 5,3 Nun bitten wir dich, Jesu Christ, weil du vom Tod erstanden bist: Verleihe, was uns selig ist. 19,1 19,2 19,3 O mach unser hertzen bereit antzunehmen deyne warheyt on alle eygensinnikeyt 6,1 O mache unser Herz bereit, <?page no="187"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 173 20,1 20,2 20,3 Damit wir von sunden gefreyt deynem namen gebenedeit frey mügen singen alletzeyt 6,2 6,3 damit von Sünden wir befreit dir mögen singen allezeit. Druckvorlage Die hier abgedruckte Fassung der AÖL aus *GL 218 ist bezüglich der heutigen Verwendung des Liedes repräsentativ, da sie sich mit Text und Melodie in den meisten der untersuchten offiziellen Gesangbücher findet. 257 1) Formale und sprachliche Aspekte Der Vergleich der reduzierten, sprachlich modernisierten Fassung mit der ursprünglichen gibt zu erkennen, dass der Aufbau sowie die Reimschemata der entsprechenden Strophen des Originals beibehalten wurden. Abweichend wird das Halleluja am Schluss dreimal, gemäß der Vertonung von Melchior Vulpius, wiederholt. Die Melodie ist durchweg geprägt durch einen schwungvollen, ja euphorischen Charakter, überwiegend begründet durch die klare, ihr stilgerecht zuzuordnende Harmonisierung, durch die synkopisierten Abschnitte in den Zeilen zwei und drei sowie durch die nochmals eine Steigerung bewirkenden Punktierungen in den abschließenden Halleluja-Sequenzen. Unter pragmatischen und inhaltlichen Aspekten ist eine unveränderte Grobstruktur des Gesamttextes zu erkennen: Struktur Sprachform Str. Sprechakt Kommunikationssituation (Sprecher → Adressat) (A) Doxologie 1 Aufforderung (als Wunsch) W IR → X (W IR ) (B) Erzählung 2 Erzählung X → X 3-4 wörtliche Rede E NGEL → F RAUEN (C) Gebet 5-6 Bitte W IR → C HRISTUS So bestehen trotz der massiven Kürzungen die Kommunikationssituationen grundsätzlich weiter. Allerdings ist der narrative Teil in der heutigen Fassung als solcher nur noch schwer nachvollziehbar, insofern sich die Nacherzählung auf die summarische Nennung des Auferstehungsereignisses in der zweiten (ehemals vierten) und auf die darauf folgende, jetzt unvermittelte Rede des Engels in den Strophen 3-4 (ehemals 9-10) beschränkt. 2) Inhaltlich-theologische Aspekte Auch unter inhaltlich-theologischen Gesichtspunkten wirft die Kurzfassung Probleme auf. Dies betrifft zunächst den Anschluss der ehemaligen vierten Strophe an die erste. Während im Originaltext das „Genuggetan-Haben“ Gottes mit der durch den Tod Jesu bewirkten Sühne für die Menschen erklärt wird, wird dem heutigen Rezipienten nur noch das ausschließlich auf Christus konzentrierte Auferstehungsgeschehen berichtet. Zum einen kommt hier nicht 257 S.o. Pkt. a. <?page no="188"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 174 mehr der Erlösungsaspekt des „Für uns“ zum Tragen, zum anderen wird das Thema der Passion komplett ausgeblendet. Nach der im Unterschied zum früheren Text isoliert dastehenden Engelsverkündigung (3-4) folgt der abschließende Gebetsteil (5-6). Die fünfte entspricht der vormals achtzehnten Strophe, wobei auch hier wieder der Anschluss zum vorhergehenden Text Verständnisschwierigkeiten mit sich bringt. So erscheinen die Bitte um das, was „uns selig ist“ (5,3) und der vorhergehende Aufruf des Engels „kommt, seht, wo er gelegen hat“ (4,3) als unverbunden, insofern der frühere Bezug ersterer zum selig machenden Glauben in der neuen Fassung völlig fehlt: Die Textpassagen, die den dem Glauben entgegengesetzten Zweifel der Frauen und der Jünger (16-17) thematisieren, wie auch diejenigen, die die Bitte um Annahme der Auferstehungswahrheit (19,2-3) enthalten, wurden gestrichen. Bedauerlicherweise geht damit der ursprüngliche Fokus des Liedes verloren, dass nämlich die durch Tod und Auferstehung Jesu erwirkte Erlösung erst durch den Glauben, zu dem Bereitschaft notwendig ist, ihr Ziel erreicht. Die Reduktion des Gesamttextes hat man vermutlich aus verschiedenen Gründen als erforderlich angesehen. Aus praktischen Überlegungen heraus erschien das Lied wahrscheinlich als zu lang, als ungeeignet für den Gemeindegesang. Weitere Motive zur Kürzung könnten in der Kritik an der Evangelienharmonie des Liedes bestanden haben, der mit der historisch-kritischen Bibelwissenschaft des 20. Jahrhunderts unvereinbaren Synthese verschiedener Erzähltraditionen, sowie der freie Umgang mit den in den Ostererzählungen berichteten Ereignissen. Die angeführten Gründe sind ernst zu nehmen. Allerdings zeigt sich am vorliegenden Beispiel, dass die Bearbeitung alter Texte ein schwieriges, wenn nicht sogar unmögliches Unterfangen darstellt. Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auf die Fassung des Liedes in *RG 466. Sie besteht aus zehn Strophen, mit zwei neuen narrativen von Sigisbert Kraft (1983), so dass der Erzählduktus, beginnend mit der sühnenden Wirkung des Todes Jesu bis hin zur Engelsverkündigung am Grab, bestehen bleibt. Bedauerlicherweise verzichtete man hier ebenfalls auf die Textpassagen, in denen es um die zweifelnde Reaktion der Frauen und der Jünger sowie die Bitte um die Glaubensannahme geht. Insofern bleibt auch hier ein Defizit bestehen. Letzteres gilt auch für die durch die Einfügung einer weiteren Erzählstrophe von Hagen Horoba (2010) verbesserte ö-Fassung in *GL 2013. <?page no="189"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 175 2. Christ lag in Todesbanden Geystliche gesangk Buchleyn 1524 EG 101 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 Christ lag ynn todes banden fur vnser sund gegeben Der ist wider erstanden vnd hat vns bracht das leben Des wyr sollen frolich seyn Gott loben vnd danckbar seyn vnd singen Alleluia. Christ lag in Todesbanden, für unsre Sünd gegeben, der ist wieder erstanden und hat uns bracht das Leben. Des wir sollen fröhlich sein, Gott loben und dankbar sein und singen Halleluja. Halleluja. 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 Den tod niemand zwingen kund bey allen menschen kinden Das macht alles vnser sund keyn vnschuld war zu finden Dauon kam der tod so bald vnd nam vber vns gewald hielt vns ynn seym reich gefangen. Den Tod niemand zwingen konnt bei allen Menschenkindern; das macht alles unsre Sünd, kein Unschuld war zu finden. Davon kam der Tod so bald und nahm über uns Gewalt, hielt uns in seim Reich gefangen. Halleluja. 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 Jhesus Christus Gottes son an vnser stat ist komen Vnd hat die sund abgethon damit dem tod genomen All seyn recht vnd seyn gewalt da bleybt nichts denn tods gestalt Die stachel hat er verloren. Jesus Christus, Gottes Sohn, an unser Statt ist kommen und hat die Sünd abgetan, damit dem Tod genommen all sein Recht und sein Gewalt; da bleibt nichts denn Tods Gestalt, den Stachel hat er verloren. Halleluja. <?page no="190"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 176 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 4,6 4,7 Es war eyn wunderlich krieg da tod vnd leben rungen Das leben behielt den sieg es hat den tod verschlungen Die schrifft hat verkundet das wie eyn tod den andern fras Eyn spott aus dem tod ist worden. Es war ein wunderlich Krieg, da Tod und Leben ’rungen; das Leben behielt den Sieg, es hat den Tod verschlungen. Die Schrift hat verkündet das, wie ein Tod den andern fraß, ein Spott aus dem Tod ist worden. Halleluja. 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 5,6 5,7 Hie ist das recht Osterlamm dauon Gott hat gepotten Das ist an des Creutzes stamm ynn heysser lieb gebrotten Des blut zeichnet vnser thur das hellt der glaub dem tod fur Der wurger kan vns nicht ruren. Hier ist das recht Osterlamm, davon wir sollen leben, das ist an des Kreuzes Stamm in heißer Lieb gegeben. Des Blut zeichnet unsre Tür, das hält der Glaub dem Tod für, der Würger kann uns nicht rühren. Halleluja. 6,1 6,2 6,3 6,4 6,5 6,6 6,7 So feyren wyr dis hoch fest mit hertzen freud vnd wonne Das vns der Herr scheynen lest er ist selber die sonne Der durch seyner gnaden glantz erleucht vnser hertzen gantz Der sunden nacht ist vergangen. So feiern wir das hoh Fest mit Herzensfreud und Wonne, das uns der Herr scheinen läßt. Er ist selber die Sonne, der durch seiner Gnaden Glanz erleucht’ unsre Herzen ganz; der Sünden Nacht ist vergangen. Halleluja. 7,1 7,2 7,3 7,4 7,5 7,6 7,7 Wyr essen vnd leben wol ynn rechten Ostern fladen Der allte saurteyg nicht soll seyn bey dem wort der gnaden Christus will die koste seyn vnd speysen die seel alleyn Der glaub wil keyns andern leben. Wir essen und leben wohl, zum süßen Brot geladen; der alte Sau’rteig nicht soll sein bei dem Wort der Gnaden. Christus will die Kost uns sein und speisen die Seel allein; der Glaub will keins andern leben. Halleluja. Druckvorlage Der in der linken Spalte präsentierte Text entspricht der Fassung in *Geystliche gesangk Buchleyn (Walter), Wittenberg 1524. 258 Der Text in der rechten Spalte sowie die Melodie folgen der modernisierten Version in *EG 101. 259 a. Entstehung und Verbreitung Der Autor des 1524 erstmals erschienenen Liedes 260 ist Martin Luther, der darin sowohl Text als auch Melodie des Liedes Christ ist erstanden 261 verarbeitet 258 DKL 1524 18 , Nr. IX. 259 Die *EG- Fassung findet sich bereits in *EKG 76 mit minimalen Abweichungen. 260 In: *Eyn Enchiridion oder Handbüchlein und *Enchiridion Oder eyn Handbuchlein (Erfurter Enchiridien zum Färbefass und Schwarzen Horn), Erfurt 1524 (DKL 1524 03 und DKL 1524 05 ); *Geystliche gesangk Buchleyn (1524). 261 Im Mittelalter, einer Zeit, in der die Gläubigen weitgehend von der aktiven Teilnahme am Gottesdienst ausgeschlossen waren, kamen die sogenannten „Leisen“ auf, Gesänge, in denen die liturgische Akklamation des Volkes, das Kyrie eleison, mit volkssprachlichen Texten verbunden wurde. Eine der ersten war Christ ist erstanden. Weitere sind z.B. Gott sei gelobet und gebenedeiet, Gelobet seist du, Jesu Christ, Mitten wir im Leben sind. Durch den Gesang solcher Lieder, die sich allmählich auch im Bereich der liturgischen Feier der <?page no="191"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 177 hat. Der Bezug wird an der schon bei der ersten Veröffentlichung verwendeten Überschrift ersichtlich: „Der lobesang Christ ist erstanden, gebessert“, die jedoch nicht im Sinn einer qualitativen Aufwertung der Leise zu verstehen ist, denn Luther schätzte diese sehr und ließ sie mit drei Strophen eigens in den Wittenberger Gesangbüchern ab 1529 262 abdrucken. Vielmehr bezieht sich das „gebessert“ auf die theologische Auslegung des Inhalts mit dem Ziel, den Gläubigen die Auferstehungsbotschaft verständlich zu machen. 263 Der Blick auf die musikalische Gestaltung zeigt ebenfalls eine Abhängigkeit von dem Lied Christ ist erstanden, dessen Melodie auf die von Victimae paschali laudes zurückgeht, sodass bei allen drei Stücken musikalische Parallelen festzustellen sind. 264 Was die Verbreitung des Gesangs angeht, so blieb diese auf den evangelischen Raum begrenzt. Im 20. Jahrhundert findet sich das Stück in modernisierter Sprache in *EKG und *EG, mit nur fünf Strophen in *RKG und *RG. 265 Hochfeste etablierten, hatten die Gottesdienstbesucher die Gelegenheit, wenigstens punktuell ihrem Glauben aktiv Ausdruck zu verleihen. Seinen ursprünglichen Platz hatte Christ ist erstanden im Kontext des beim Volk beliebten Osterspiels. Im Rahmen der sogenannten visitatio sepulchri am Ende der Matutin fand die szenische Darstellung der Ereignisse am leeren Grab statt, bei der dem Volk als Zeichen der Auferstehung die Leinentücher aus dem Grab gezeigt wurden. Dazu sang der Chor „Surrexit enim, sicut dixit“, worauf das Volk mit dem Gesang von Christ ist erstanden antwortete. Vgl. Becker, Christ ist erstanden, 30-32. Ein Beispiel hierfür ist das Osterspiel von Rheinau. In einer Nürnberger Handschrift aus dem 13. Jh. (Germanisches Museum von Nürnberg, Ms. 22923, f. 105v.) heißt es: Hic redeuntes a sepulchro cum processione eant in chorum, cantantes hanc antiphonam: Surrexit … populo interim acclamante: „Christ ist erstanden von der marter alle. Des sul wir alle fro sein. Christ will unser trost sein. Kyrieleyson.“ Et cantores imponant: Te deum laudamus. (Zit. n. Von den Steinen, Dichterbuch, 253.) Im Rahmen des Osterspiels bestand mancherorts eine Verbindung zwischen der Ostersequenz Victimae paschali laudes und der Leise, so bezeugt für das 12. Jh. in Passau. Vgl. Becker, Christ ist erstanden, 31f; Praßl, Sequenz, 53. Dort wurde das Lied direkt im Anschluss an die letzte Strophe der Sequenz gesungen. Die Verbindung der beiden Gesänge belegt die sowohl textliche als auch musikalische Abhängigkeit der Leise von der Sequenz. Vgl. Becker, Christ ist erstanden, 32-34. Als früheste Quelle der Leise, die nur das Incipit verzeichnet, ist ein Liber Ordinarius des Salzburger Domstiftes aus der Zeit um 1150 zu nennen. Vgl. Praßl, Liber Ordinarius, 31- 47. In seinem gesamten Wortlaut wird der zunächst einstrophige Text zuerst von einer Klosterneuburger Handschrift aus dem 14. Jh. bezeugt (Klosterneuburg, CCL 1213, f. 83v.). Vgl. Becker, Christ ist erstanden, 29. Dass sich das Lied einer regen Rezeption erfreute, zeigt sich an der Aufnahme in das *Klugsche Gesangbuch 1533 (1529), wo es um zwei Strophen erweitert wurde. In der Folgezeit erschien Christ ist erstanden in vielen Gesangbüchern mit verschiedenen Varianten, z.B. weiteren Strophen. Die Erfolgsgeschichte der ältesten Leise (nur das Freisinger Petruslied aus dem 9. Jh. ist noch früher zu datieren) und wohl des ältesten Kirchenliedes überhaupt lässt sich daran ablesen, dass es im 20. Jh. in allen untersuchten Gesangbüchern des deutschsprachigen Raums vorkommt. 262 *Klugsches Gesangbuch; Titel der ersten Auflage: Geistliche Lieder auffs new gebessert zu Wittemberg (Josef Klug), Wittenberg 1529 (DKL 1529 03 ). 263 Vgl. Hahn, Evangelium, 177. 264 Vgl. Marti/ Hahn, Christ lag in Todesbanden, 60-62; Becker, Christ ist erstanden, 33f. 265 *EKG 76; *EG 101; *RKG 159; *RG 464. In den beiden letztgenannten Quellen fehlen Str. 5 und 7. <?page no="192"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 178 b. Formale und sprachliche Aspekte 266 Die kunstvolle Machart des Stückes zeigt sich schon am Aufbau des Textes, der aus sieben Strophen besteht, die sich ihrerseits aus sieben Zeilen beziehungsweise zwei Stollen und einem dreigliedrigen Abgesang zusammensetzen. Jede Zeile enthält wiederum sieben Silben, wobei das Schema ab der zweiten Strophe leicht verändert wird, indem die siebte Zeile jeweils acht Silben aufweist. Anders als der Gesang Christ ist erstanden, der die knapp gefasste Auferstehungsbotschaft und den Jubel über diese zum Ausdruck bringt, und damit die Funktion wahrnimmt, dem Volk in der mittelalterlichen Klerikerliturgie eine Stimme zu verleihen, verfolgt Luthers Dichtung ein didaktisches Ziel. Auf narrativ-argumentative Weise, mittels einer bildhaften Predigt, erklärt sie den Hörern schrittweise, in einem nachvollziehbaren Duktus, die Bedeutung der Auferstehung. Hierbei ist die Kommunikationssituation durch die erste Person Plural geprägt (in allen Strophen außer der vierten), wodurch der Eindruck entsteht, dass ein Sprecher seiner Gemeinde, sich selbst miteinschließend, die Inhalte klar macht. c. Inhaltlich-theologische Aspekte Was die Struktur der Gesamttextes angeht, so bildet die erste Strophe die Exposition, indem sie alle wesentlichen Aspekte des Paschamysteriums - Passion und Auferstehung sowie deren erlösende Wirkung - benennt. Die drei anschließenden Strophen entfalten die Erlösung durch Christus als Überwindung des Todes als geschehenes Ereignis, wonach die fünfte bis siebte Strophe diese als im Glauben wirksam vergegenwärtigen: Struktur Str. Thema Zeitdimension (A) 1,1-4 1,5-7 Passion/ Auferstehung/ Erlösung Freude/ Lob/ Dank P ASCHA Vergangenheit Gegenwart (B) 2 Herrschaft des Todes über die Menschen 3 Sieg Christi über den Tod E RLÖSUNG Vergangenheit 4 Kampf zwischen Tod und Leben (C) 5 Paschalamm 6 Osterfest G LAUBE Gegenwart 7 Christus als Speise (A) Einheit des Paschamysteriums (Str. 1) Die erste Strophe beginnt in ihren vier Anfangszeilen mit der Auslegung des ersten Satzes der Leise: „Christ ist erstanden von der Marter alle“. Luther behält die hier zum Ausdruck kommende Einheit von Auferstehung und Passion 266 Textzitate werden der sprachlich modernisierten *EG-Fassung entnommen, da diese dem Original weitgehend entspricht. Bezüglich des Sinns abweichende Textpassagen werden in der Fassung des *Waltherschen Gesangbüchleins zitiert. <?page no="193"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 179 bei, allerdings in chronologischer Reihenfolge, indem er mit dem Karfreitagsthema einsetzt (1,1), dem die Auferstehungsbotschaft folgt (1,3). Der Effekt ist eine deutliche Akzentuierung der Passion als der Auferstehung vorausgehende Bedingung der Erlösung. Zugleich hebt sich aufgrund der Vorstellung des durch den Tod gefesselten Christus („Todesbanden“) das Gegenbild der Auferstehung stärker ab. Die beiden heilgeschichtlichen Daten werden jeweils durch eine soteriologische Erläuterung ergänzt: Christus wurde für die Sünde der Menschen hingegeben (1,2), und er ist auferstanden, um diesen das Leben wiederzubringen (1,4). Im Hintergrund steht Röm 4,25: Welcher ist vmb Vnser sunde willen dahin gegeben / Vnd vmb Vnser gerechtigkeit willen aufferwecket. 267 Durch die in den beiden Stollen vorgenommene Zuordnung der soteriologischen Aussagen zu den christologischen wird deren theologische Einheit unterstrichen: 1,1-2 Christ lag in Todesbanden - für unsre Sünd gegeben 1,3-4 der ist wieder erstanden - und hat uns bracht das Leben Auf der Basis der so vergegenwärtigten Erlösung resultiert der im Abgesang aus der Leise aufgenommene und erweiterte Aufruf zum Fröhlichsein sowie zum Dank und Lob Gottes. (B) Erlösung (Str. 2-4) Der Eingangsstrophe, die den Kern des österlichen Geschehens benannt hat, folgt im ersten erläuternden Liedteil (2-4) die Auslegung der zweiten Strophe von Christ ist erstanden „Wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen“, indem Luther in die Vergangenheit rückblendend schildert, wie die Erlösung vonstatten ging. Zunächst beschreibt Strophe zwei drastisch den durch die Sünde bedingten Zustand der Herrschaft des Todes über die Menschen. Dabei entspricht die Formulierung „hielt uns in seim Reich gefangen“ (2,7) auf der anthropologischen Ebene der anfänglichen Aussage „Christ lag in Todesbanden“ (1,1), wodurch die Situation der Menschen mit der von Christus gleichgesetzt wird. Im Kontrast dazu legt die dritte Strophe die Rettung aus der scheinbar ausweglosen Situation dar. Sie ist auf die vorhergehende bezogen, sowohl durch Stichwortverbindungen und sinngemäße Entsprechungen in den parallelen Zeilen (unterstrichen), als auch durch die gegensätzlichen Aussagen der Verse (Pfeile). 267 Innerhalb dieses Kapitels werden die biblischen Stellen grundsätzlich, soweit nicht anders vermerkt, nach der Luther-Übersetzung Biblia 1534 zitiert. <?page no="194"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 180 Strophe 2 Strophe 3 Den Tod niemand zwingen konnt bei allen Menschenkindern; das macht alles unsre Sünd, kein Unschuld war zu finden. Davon kam der Tod so bald und nahm über uns Gewalt, hielt uns in seim Reich gefangen. Jesus Christus, Gottes Sohn, an unser Statt ist kommen und hat die Sünd abgetan, damit dem Tod genommen all sein Recht und sein Gewalt; da bleibt nichts denn Tods Gestalt, den Stachel hat er verloren. Als Gegenpart des Todes hat Jesus Christus an Stelle der Menschen deren desolater Situation ein Ende bereitet, indem er die Sünde „abgetan“ und dadurch dem Tod „sein Recht und sein Gewalt“ genommen hat. Im Hintergrund der beiden Szenen von Strophe zwei und drei stehen die Gedanken aus Röm 5,12-21, mit denen Paulus darlegt, wie der Zustand der Sünde, der durch Adam in der Welt seinen Anfang genommen hat, durch Christus zur Gnade gewendet worden ist: Auff das gleich wie die sunde geherschet hat zu dem tode / also auch hersche die gnade durch die gerechtigkeit zum ewigen leben / durch Jhesum Christ. (Röm 5,21) 268 Was vom Tod übrig bleibt, ist dessen „Gestalt“, ein substanzloser Schatten, der den Stachel verloren hat. 269 Weiter in die Vergangenheit blickend beschreibt Strophe vier nun die vorangegangene Krise, in der sich alles zugespitzt und schließlich zum Guten verändert hat, den Kampf zwischen Tod und Leben. Dabei ist der Rückgriff auf die Sequenz Victimae paschali laudes 270 unübersehbar: 2b,1 2b,2 2b,3 2b,4 Mors et vita duello conflixere mirando, dux vitae mortuus regnat vivus. Tod und Leben stießen aufeinander in erstaunlichem Kampf, der Herr des Lebens, tot, herrscht, ist lebendig. 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 4,6 4,7 Es war ein wunderlich Krieg, da Tod und Leben ’rungen; das Leben behielt den Sieg, es hat den Tod verschlungen. Die Schrift hat verkündet das, wie ein Tod den andern fraß, ein Spott aus dem Tod ist worden. Die ersten vier Zeilen des Gesangs übernimmt Luther relativ textnah, wobei seine Ausdrucksweise in 4,3-4 gegenüber der nüchterneren Vorlage drastischer klingt: Das Leben, das den Sieg errang, „hat den Tod verschlungen“, eine Formulierung, die - wie schon die dritte Strophe - 1 Kor 15,54-57 erken- 268 Vgl. auch Röm 6,23; ähnlich 2 Tim 1,10. 269 Vgl. 1 Kor 15,55. Im Originaltext verwendet Luther für „Stachel“ den Plural (3,7). 270 Text und Übersetzung siehe Anhang B.II.1. <?page no="195"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 181 nen lässt. 271 Die folgenden Zeilen (4,5-7) nehmen mit dem Bild des Todes, der den anderen frisst, die hinter der Paulusstelle stehende Verheißung Hos 13,14 auf, die sich mit Christus erfüllt hat: Der Tod Christi hat den aus der Sünde resultierenden Tod gefressen. 272 (C) Glaube (Str. 5-7) Nachdem der Blick in den bisherigen Strophen auf die vergangene Heilstat Christi gerichtet war, wird danach deren Erlösungswirkung im Glauben fokussiert. Dies geschieht auf der Folie von Ex 12,1-26, wo das Pesachfest in seinem doppelten Bezug, einerseits zum Opferlamm und andererseits zu den ungesäuerten Broten (Mazzot), im Kontext der Rettung Israels aus Ägypten beschrieben wird. 273 Luther greift daraus wesentliche Elemente auf: 274 Thematische Aspekte Biblische Referenzstellen Ex 275 Pesachlamm 5,1 5,2 Hie ist das recht Osterlamm dauon Gott hat gepotten … JR solt aber ein solch schaf nemen / da kein feil an ist … 12,5 Braten des Lammes 5,3 5,4 Das ist an des Creutzes stamm ynn heysser lieb gebrotten … Vnd ein jglichs heufflin im gantzen Jsrael sols schlachten … Vnd solt also Fleisch essen jnn der selben nacht / am fewr gebraten. 12,6.8 Bestreichen der Türpfosten mit Blut 5,5 5,6 5,7 Des blut zeichnet vnser thur das hellt der glaub dem tod fur Der wurger kan vns nicht ruren. Vnd solt seins bluts nemen / vnd beide pfosten an der thür / vnd die öberste schwelle damit bestreichen … und das Blut sol ewr Zeichen sein / an den heusern darinn jr seid / das / wenn ich das blut sehe / fur euch vber gehe 12,7.13 271 In der Lutherübersetzung lauten die Verse: „Der Tod ist verschlungen in dem Sieg. Tod/ wo ist deine Stachel? Helle / wo ist dein Sieg? Aber der Stachel des Todtes ist die Sünde.“ Luther erklärt die Stelle als Sieg des Lebens über den Tod: „Das ist / Der Tod ligt darnider vnd hat nu keine macht mehr / Sondern das Leben ligt oben / vnd spricht / Hie gewonnen / Wo bistu nu Tod.“ Biblia 1545, Epistel Sanct Paulus zu den Corinthern, Cap. 15, Anm. 5. Vgl. z.B. auch Martin Luther, Predigt am Ostertag (16. April 1525), WA 17,I, 189f. 272 Vgl. die Übersetzung der Vulgata: „Ero mors tua, o mors! Morsus tuus ero, inferne.“ Zur Thematisierung von Kampf und Sieg siehe auch Teil 2 A.II.5. und Teil 2 B.II.3.c. 273 Vgl. Dtn 16,1-8. Dort wird das Fest als Gedächtnis der Herausführung Israels aus Ägypten im Rahmen des deuteronomistischen Festkalenders beschrieben. 274 Da die ursprüngliche Textfassung von Str. 5 und 7 von der modernisierten in *EG 105 abweicht, wird sie in folgender Übersicht zugrundegelegt. Außerdem ist so die Parallelität zwischen Liedtext und Ex 12 in der Luther-Übersetzung deutlicher erkennbar. 275 Die Stellenangaben können um weitere ergänzt werden, da die einzelnen Aspekte in Ex 12 mehrfach vorkommen Dies ergibt sich aufgrund der Gliederung des Textes in die Anweisungen Gottes bzgl. des Pesach an Mose und Aaron sowie deren Wiederholung bei der Weitergabe an die Ältesten Israels. <?page no="196"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 182 Thematische Aspekte Biblische Referenzstellen Ex 275 / vnd euch nicht die plage widderfare die euch verderbe / wenn ich Egyptenland schlahe. Feiern des Pesachfestes 6,1 6,2 So feyren wyr dis hoch fest mit hertzen freud vnd wonne … Und solt diesen tag haben zum gedechtnis / vnd solt jn feiren dem HERRN zum fest / jr vnd alle ewr nachkomen / zur ewigen weise. 12,14 Essen der ungesäuerten Brote 7,1 7,2 Wyr essen vnd leben wol ynn rechten Ostern fladen … Sieben tag solt jr vngesewrt brod essen … 12,15 Entfernung von allem Gesäuerten 7,3 7,4 Der allte saurteyg nicht soll seyn bey dem wort der gnaden Nemlich am ersten tag / solt jr auffhören mit gesewrtem brod jnn ewrn heusern. Wer gesewrt brod jsset … des seel sol ausgerottet werden von Jsrael. 12,15 Der Text des Liedes spiegelt die christliche Interpretation der alttestamentlichen Aspekte. Mit dem gleich zu Beginn der fünften Strophe genannten Osterlamm - aktualisiert durch den Hinweis, dass dieses „hier“ anwesend ist - klingt erneut die Ostersequenz an: 1,1 1,2 2a,1 2a,2 2a,3 2a,4 Victimae paschali laudes immolent Christiani. Agnus redemit oves: Christus innocens patri reconciliavit peccatores. Dem österlichen Osterlamm sollen Lob opfern die Christen. Das Lamm erlöste die Schafe: Christus, der Unschuldige, versöhnte mit dem Vater die Sünder. Im Hintergrund steht das typologische Verständnis Christi als Lamm, wie es Paulus in 1 Kor 5,7 lapidar zusammenfasst: Denn wir haben auch ein Osterlamb / das ist Christus / fur vns geopffert. Ausgangspunkt des Gedankens ist die Deutung des beim Pesach geschlachteten und geopferten Lammes auf den getöteten Christus hin. 276 Dem entsprechend überträgt Luther den Vorgang des Lämmerbratens direkt auf den Kreuzestod Jesu, wobei Abweichungen zwischen der ursprünglichen und der modernisierten Fassung zu erkennen sind: 277 276 Vgl. Joh 1,29; 19,14: Nach dem Johannesevangelium stirbt Jesus am Rüsttag, zur gleichen Zeit, während die Lämmer im Tempel für das Pesachfest geschlachtet werden. Vgl. auch Offb 5,9. 277 Hinzuweisen ist auch auf die Variante in Z. 2. <?page no="197"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 183 5,1 5,2 5,3 5,4 Hie ist das recht Osterlamm dauon Gott hat gepotten Das ist an des Creutzes stamm ynn heysser lieb gebrotten Hier ist das recht Osterlamm, davon wir sollen leben, das ist an des Kreuzes Stamm in heißer Lieb gegeben. Die Vorstellung, dass Jesus am Kreuz „in heißer Liebe“ gebraten wird, erschien für das zeitgenössische Verständnis wohl als zu schwierig, so dass in *EKG und *EG die Zeile durch „in heißer Lieb gegeben“ ersetzt wurde. 278 Die neue Formulierung ist zwar weniger anstößig, verdeckt aber die Verwurzelung der christlichen in der jüdischen Tradition. Im weiteren Verlauf der Strophe geht es, in Kontinuität zur alttestamentlichen Erzählung, um das auf die Türpfosten gestrichene Blut, jetzt verstanden als Blut Christi, das der Glaube dem „Würger“ Tod entgegenhält (5,6), so dass dieser den Menschen nicht mehr schaden kann (5,7). Die beiden letzten Strophen zeigen Vergegenwärtigungsweisen der Erlösung. Entsprechend der Exoduserzählung, nach der Israel seiner Rettung am Fest des Pesach gedenken soll, 279 thematisiert Strophe sechs zunächst das „hoh Fest“, das sich nicht menschlicher Initiative verdankt, sondern „das uns der Herr scheinen lässt“ (6,3). Luther geht es um das spirituelle Ostern, das darin besteht, dass Christus als Gnadensonne die Herzen der Menschen ganz erleuchtet (6,6), so dass die Sündennacht der Vergangenheit angehört (6,7). 280 Die letzte Strophe greift das Essen des ungesäuerten Brotes auf. 281 Beim Vergleich zwischen dem Originaltext und der modernisierten Version ist in der zweiten Zeile eine deutliche Veränderung zu sehen: 7,1 7,2 7,3 7,4 7,5 7,6 7,7 Wyr essen vnd leben wol ynn rechten Ostern fladen Der allte saurteyg nicht soll seyn bey dem wort der gnaden Christus will die koste seyn vnd speysen die seel alleyn Der glaub wil keyns andern leben. Wir essen und leben wohl, zum süßen Brot geladen; der alte Sau’rteig nicht soll sein bei dem Wort der Gnaden. Christus will die Kost uns sein und speisen die Seel allein; der Glaub will keins andern leben. Halleluja. In der heutigen Fassung findet sich anstelle der „rechten Ostern fladen“ (7,2) die Formulierung „süßes Brot“, zu dem die Menschen „geladen“ sind. Aufgrund dessen legt sich ein Verständnis im Kontext des Abendmahls nahe, das auch durch die übrigen Wörter des Wortfelds „Mahl“ im Strophentext unterstützt wird: „essen“ (7,1), „Kost“ (7,5) und „speisen“ (7,6). Dagegen spricht die Originalstelle von „rechten Ostern fladen“, in denen wir „essen und leben“. Unübersehbar ist der Rückgriff auf 1 Kor 5,7-8, wo keine Rede von der Eucharistie ist, vielmehr der „Süsteig der lauterkeit vnd der warheit“ als Symbol für 278 In *RKG und *RG fehlt die Strophe ganz. 279 Vgl. Ex 12,14; Dtn 16,1. 280 Zur Symbolisierung Christi als Sonne s.o. Teil 2 B.II.3.d. 281 Vgl. Ex 12,15.17-20. <?page no="198"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 184 die radikal veränderte Existenz im Kontrast zum „alten Saurteig“ genannt wird: Darumb feget den alten saurteig aus / auff das jr ein newer teig seid / gleich wie jr vngeseuert seid. Denn wir haben auch ein Osterlamb / das ist Christus / fur vns geopffert. Darumb lasset vns Ostern halten / nicht im alten saurteig / auch nicht im saurteig der bosheit vnd schalckheit Sondern jnn dem süsteig der lauterkeit vnd der warheit. In einer seiner Osterpredigten deutet auch Luther den „Osterfladen“ im nichteucharistischen Sinn: „Also haben wir die zway stuck, Zum ersten die histori, zum andern den nutz, das du allayn denckest, wie du es dir nutz machest, und das seynd die rechten osterfladen, nemlich die erkantnuß Christi, solichs zu hertzen nemen, das es allain uns gilt und uns geschenckt sey …“ 282 Allerdings weist das von Luther neben „leben“ verwendete Verb „essen“ (7,1) darauf hin, dass das Leben aus dem Glauben und das Essen der eucharistischen Speise als sakramental vollzogener Glaubensakt eine Einheit bilden. 282 Martin Luther, Predigt am Ostertag (16. April 1525), WA 17,I, 192. <?page no="199"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 185 3. Das Grab ist leer (Kohlbrenner) 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 Das Grab ist leer, der Held erwacht, Der Hyland ist erstanden: Da sieht man seiner Gottheit Macht, Sie macht den Tod zu Schanden. Ihm kann kein Siegel, Grab, noch Stein, Kein Felsen widerstehn. Schließt ihn der Unglaub selber ein; Er wird ihn siegreich sehn. Alleluja! 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 2,8 Seht, Christen, wie der Gottes Sohn, Der Hölle Überwinder, Sich schwingt vom Kreuz zum höchsten Thron, Als Mittler für uns Sünder. Er, drückt dem theuren Seelenkauf Der Herr, der Wunder that, Der Urkund heut das Siegel auf, Wie ers versprochen hat. Alleluja! <?page no="200"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 186 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 3,8 Heut wird der Christen Glaub gestützt, Durch seiner Allmacht Werke, Und weil er zu der Rechten sitzt, Giebt er den Jüngern Stärke. Der Jünger sieht die Göttlichkeit Der Lehre und der Macht, Und geht mit Unerschrockenheit, Zum Martyrtod, und lacht. Alleluja! 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 4,6 4,7 4,8 Der unsre Schuld zu tilgen kam, Den Kreuzestod zu leiden, Er, unser wahres Osterlamm, Verspricht des Himmels Freuden. Er wünscht uns heute Fried und Ruh Mit Menschen und mit Gott: Und liebreich ruft er Sündern zu, Zu halten sein Geboth. Alleluja! 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 5,6 5,7 5,8 Du auferstandner Menschenfreund! Stärk’ uns zum Tugend=üben, Dass Christenherzen stets vereint, Dich und den Nächsten lieben. Lass Friede, Lieb und Einigkeit In Deiner Kirche sehen, Lass uns durch dich zur Himmelsfreud’ Einst glorreich auferstehen. Alleluja! Druckvorlage Der abgedruckte Ursprungstext stammt aus dem 1777 von Norbert Hauner und Franz Seraph Kohlbrenner herausgegebenen Gesangbuch *Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römisch-katholischen Kirche. 283 Die weitgehend mit der Originalkomposition übereinstimmende Melodie wurde aus *Ac- L I 869 übernommen. 284 a. Entstehung und rezeptionsgeschichtliche Aspekte In dem wirkungsgeschichtlich äußerst bedeutsamen Gesangbuch der katholischen Aufklärung geht die Mehrzahl der Liedtexte auf Kohlbrenner selbst zurück. 285 Die Lieder lassen sich in zwei Kategorien unterteilen, solche, die als Neuschöpfungen, und solche, die als Übersetzungen lateinischer Hymnen und Sequenzen ausgewiesen werden. 286 Das Grab ist leer gehört zu letzteren, insofern es mit dem Verweis auf die lateinische Sequenz Victimae paschali laudes abgedruckt ist, wobei noch zu sehen sein wird, inwieweit die Vorlage im Lied verarbeitet wurde. Der Komponist des Stückes ist Norbert Hauner, der auch zu den meisten anderen Liedtexten im Gesangbuch die Melodien schuf. Der ursprünglich fünfstrophige Gesang wurde in der Folgezeit reichlich rezipiert. Allerdings geschah dies größtenteils durch Bearbeitungen, bei denen Originalstrophen gestrichen und teilweise neue Strophen hinzugefügt wur- 283 *Der heilige Gesang 76-80. 284 Die Originalmelodie steht in D-Dur und ist im Dreihalbe-Takt notiert. 285 Zu Gesangbuch und Verfasser vgl. Brenninger, Landshuter Kirchengesangbuch; Ühlein- Sari, Der heilige Gesang. 286 Größtenteils wurden die neuen Stücke von Kohlbrenner selbst verfasst. Daneben finden sich sechs weitere, die von Michael Denis stammen. Auch die meisten Übersetzungen gehen auf Kohlbrenner zurück; zwei Übertragungen wurden von Xaver Riedel angefertigt. <?page no="201"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 187 den. 287 Zuerst sind solche Fassungen zu nennen, die die ersten vier Strophen (mehr oder weniger urtextnah) ohne die fünfte präsentieren. 288 Des Weiteren erfreuen sich andere weiter Verbreitung, die außerdem neugedichtete Textpassagen integrieren. 289 In den zahlreichen DGB (26), die das Lied aufweisen, findet sich am häufigsten eine Version, bei der nur noch die erste Strophe des Originals vorkommt unter Anfügung von zwei neuen, aus dem 19. Jahrhundert stammenden Strophen. 290 In dieser Form wurde das Lied in die meisten der insgesamt 15 kDA übernommen. 291 Im Folgenden wird zunächst der Text von Kohlbrenner vorgestellt, danach als Beispiele typischer Bearbeitungen die Versionen *D-Bam I 117 (TLG) sowie *Ac-L I 869. b. Analyse der ursprünglichen Fassung 1) Formale und sprachliche Aspekte Die fünf Strophen des Originaltextes bestehen aus jeweils acht Zeilen mit einem abschließenden dreifachen „Halleluja“. Gestaltungsmittel sind Kreuzreim sowie ein jambisches Versmaß mit vier und drei Hebungen in den ungeraden beziehungsweise geraden Zeilen. Diese Merkmale kennzeichnen auch die unten behandelten Fassungen des Bamberger sowie des Aachener Diözesangesangbuches. Auffallend ist das fast durchgängige Präsens, das nicht nur der Beschreibung der momentanen Situation der Gläubigen, sondern auch der vergegenwärtigenden Darstellung der vergangenen Ereignisse (Auferstehung und Kreuz) dient; nur punktuell werden Perfekt beziehungsweise Präteritum in rückblendender Funktion eingesetzt. 292 Was die Kommunikationssituationen angeht, so ist folgende Struktur zu erkennen: 287 Die Originalfassung findet sich z.B. noch in *Cantate 1905, 190 und in dem Osnabrücker Diözesangesangbuch, *Osnabrück o. J. (vor 1947) 77. 288 *D-Bam I 117 (Besprechung s.u. Pkt. c). Außerdem findet sich die Fassung z.B. in Diözesangesangbüchern vor 1945: *Speyer 1884 352; *Würzburg 1935 251; *Trier 1892 66 (mit Originalstrophen 1, 2 und 4). Im Bereich der Quellen des Untersuchungsmaterial ist *D- Wbg I 251 zu nennen. 289 Z.B. das Diözesangesangbuch *Köln 1930 63 und *D-Lim I 371. Beide Gesangbücher enthalten das Lied mit den ursprünglichen Str. 1, 2 und 4 sowie einer neu verfassten Strophe mit dem Incipit „Wir danken dir, Herr Jesu Christ“, die den Abschluss bildet. 290 Entstehung: Münster 1866 (Angabe in *D-Osn I 145), Verfasser unbekannt. Von den untersuchten Diözesangesangbüchern weisen beispielsweise folgende diese dreistrophige Fassung auf: *D-M I 162; *D-Kln I 187; *D-Ac I 187; *D-Mst I 149; *D-Spe I 130; *D-Osn I 145; *D-Pad I 227. 291 Die Fassung wird unten nach der Vorlage von *Ac-L I 829 behandelt (Pkt. d). In den kDA I und II von *DEGM erscheint sie zweimal: Neben der Aufnahme in *DEGM I 819 wurde der Text im Sonderteil von Magdeburg (*DEGM/ M 911) nochmals mit einer variierten Melodie abgedruckt. Textliche Ausnahmen bilden *Bln I 823 mit vier Strophen (zwischen zwei neuen Strophen erscheint dort Str. 4 des Originals), *Lim I 831 und *Spe I 863 mit nur noch zwei Strophen. 292 „Der Hyland ist erstanden“ (1,2); „Der Herr, der Wunder that“ (2,6); „Wie ers versprochen hat“ (2,8); „Der unsre Schuld zu tilgen kam“ (4,1). <?page no="202"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 188 Str. Kommunikationssituation 1 offene KS 2 gruppenbezogene KS 3 offene KS 4 gruppenbezogene KS 5 Gebet Strophe eins setzt mit einem proklamierenden Bekenntnis ein, wobei sowohl Sprecher als auch Adressat unbestimmt sind und es auch im weiteren Textverlauf bleiben. Die Situation ändert sich in der zweiten Strophe, wenn gleich zu Beginn, in horizontaler Sprechrichtung, der Aufmerksamkeit erzeugende Appell „Seht! “ an die Christen ergeht. Vermutlich gehört der Sprecher selbst zur angeredeten Gruppe, da er das Pronomen „uns“ (2,4) verwendet. In den beiden folgenden Strophen wiederholen sich die bisherigen Konstellationen: Strophe drei hat eine offene, Strophe vier eine gruppenbezogene Kommunikationssituation, in der ein W IR beziehungsweise ein stellvertretender Redner zur eigenen Gruppe spricht (allerdings ohne die explizite Anrede in der zweiten Person Plural). In der Schlussstrophe findet ein Wechsel von der horizontalen zur vertikalen Sprechrichtung statt: Im Gebet wendet sich die Gemeinde nun bittend an Christus. Abgesehen von dieser Bitte und der Aufforderung (2,1) ist der gesamte Text überwiegend von erklärenden Sprechakten in Aussageform geprägt, die die Einstellung einer tiefen Überzeugtheit von den mitgeteilten Inhalten erkennen lassen. 2) Musikalische Aspekte Die im Dreier-Rhythmus komponierte Melodie findet sich in den Gesangbüchern in mehreren Varianten, wobei das Original von Norbert Hauner die Grundlage bildet. Bis auf Tonart, Takt und Verzierungen entspricht die Fassung von *Ac-L der im Kohlbrennerschen Gesangbuch. Die ersten vier Melodiebögen, die zu Beginn jeweils eine aufsteigende Quart verwenden, sind, davon abgesehen, weitgehend von aufwärts und abwärts verlaufenden Sekundschritten gekennzeichnet. Im ersten Abschnitt wird jeweils Spannung aufgebaut, die sich im zweiten entlädt. Die Ausnahme bildet die bekräftigende Wiederholung des Satzes in Zeile acht (z.B. „er wird ihn siegreich sehn“, 1,8), die in der Terz über dem Grundton beginnt. Hier wird auch der Spitzenton ein zweites Mal ereicht, der ansonsten nur in der ersten Phrase vorkommt, bezeichnenderweise auf dem Wort „erstanden“. Die Dreizahl des Halleluja erinnert an das dreifache, in der Tonart jeweils ansteigende Halleluja der Osternacht. Aufgrund ihres vorwärts drängenden Charakters bringt die Melodie den textlichen Inhalt auf höchst emphatische Weise zum Ausdruck, ein Aspekt, der vermutlich entscheidend zum Erfolg des Liedes beigetragen hat. 3) Textologische Struktur Beim Durchgang durch den Text zeigt sich zunächst, dass dessen großer Zusammenhang unter anderem durch die in allen Strophen explizit, teilweise mehrfach genannte Person Christi entsteht. Mit verschiedenen Titulierungen werden in der ersten bis vierten Strophe Aussagen über Christus gemacht, in <?page no="203"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 189 der fünften wird er direkt angesprochen. Deiktische Wörter und Formulierungen lassen die Relation der Menschen (z.B. Christen [2,1; 3,1], Jünger [3,4; 3,5]), der Dinge (Siegel, Grab, Stein, Felsen [1,5-6]) beziehungsweise des Todes und Unglaubens (1,4.7-8) zum Protagonisten Christus erkennen. Die Themen des Liedes werden im Wesentlichen durch vier Isotopieebenen bestimmt: „Sieg und Niederlage“, „Macht und Stärke“, „Erlösung“ sowie „Harmonie“. (I) Sieg und Niederlage 1,1 der Held erwacht 1,4 macht den Tod zu Schanden 1,5 Ihm kann kein…widerstehn 1,8 siegreich 2,2 der Hölle Überwinder 5,8 glorreich auferstehen Trotz der verschiedenen thematischen Ebenen erscheint eine Einordnung des Originaltextes in die Kategorie der Siegeslieder als gerechtfertigt, und zwar zunächst aufgrund der Konzentration von entsprechenden Lexemen in der ersten Strophe, nebst punktuellen Aufnahmen im weiteren Liedverlauf (2,2; 5,8). Im textlichen Zusammenhang werden auf der einen Seite der siegreiche Christus und seine Handlungen dargestellt, auf der anderen seine ihm unterliegenden Gegner (Tod, Siegel, Grab, Stein, Felsen, Unglaube [1,4-7] sowie Hölle [2,2]). (II) Macht und Stärke 1,3 Gottheit Macht 2,3 zum höchsten Thron 2,6 Herr, der Wunder that 3,1 gestützt 3,2 Allmacht Werke 3,3 zu der Rechten sitzt 3,4 giebt … Stärke 3,5 Göttlichkeit 3,6 der Macht 3,7 Unerschrockenheit 3,8 lacht (Überlegenheit) 5,2 stärk’ Eine Verstärkung erfährt die Siegesthematik durch den Gebrauch von Wörtern der Isotopieebene „Macht und Stärke“, zu denen auch solche gehören, die „Göttlichkeit“ ausdrücken. Zum einen beziehen sie sich auf die siegreiche Auferstehung Christi (1,3) und dessen Erhöhung („höchster Thron“ 2,3). Zum anderen wird der Zusammenhang auf anthropologischer Ebene dargestellt: Der „Jünger“ ist durch die Erkenntnis der „Göttlichkeit von Lehre und Macht“ (3,5) in der Lage, den Märtyrertod in überlegener, siegesgewisser Haltung zu sterben (3,7-8). <?page no="204"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 190 (III) Erlösung 1,2 Hyland 2,3 Kreuz 2,4 Mittler für uns Sünder 2,5 theuren Seelenkauf 4,1 unsre Schuld zu tilgen 4,2 Kreuzestod zu leiden 4,3 wahres Osterlamm Ein weiteres semantisches Feld ist das der Erlösung: In zwei Blöcken werden Kreuz und Tod auf theologisch-reflektierender Ebene erläutert, zum einen aus der Perspektive der Erhöhung Jesu (2,3-8) und zum andern in Bezug auf die Menschen hinsichtlich ihrer sündenvergebenden Wirkung (4,1-4). Analog zur Erhöhung (2,3) wird dabei die menschliche Perspektive der „Himmelsfreuden“ genannt (4,4). (IV) Harmonie 4,4 Himmels Freuden 4,5 wünscht uns …Fried und Ruh 4,6 mit Menschen und mit Gott 4,7 liebreich ruft er Sündern zu 4,8 zu halten sein Geboth 5,1 Menschenfreund 5,2 Tugend=üben 5,3 Christenherzen stets vereint 5,4 dich und den Nächsten lieben 5,5 Friede, Lieb und Einigkeit 5,6 in deiner Kirche 5,7 Himmelsfreud Die beiden letzten Strophen verwenden gehäuft Wörter, die Harmonie im umfassenden Sinn zum Ausdruck bringen. Sie stellen damit das typisch aufklärerische Erziehungsziel einer harmonischen Gemeinschaft der Menschen untereinander und mit Gott mit Ausblick auf die zukünftige Vollendung vor Augen. Auf diesem Hintergrund - speziell dem der reformpädagogischen Bewegung des Philanthropismus - ist auch der für Christus ungewöhnliche Titel „Menschenfreund“ (5,1) zu verstehen. 293 4) Inhaltlich-theologische Aspekte Bevor der Text im Detail interpretiert wird, soll ein Blick auf den inhaltlichen Gesamtduktus und die thematischen Bezüge der Strophen untereinander geworfen werden: 293 S.u. Detailanalyse: Spiritualität und Praxis (Str. 3-5). <?page no="205"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 191 Struktur Str. Thema Zeitdimension Kommunikationssituation (A) 1 Auferstehung offen E RLÖSUNG Vergangenheit 2 Kreuz und Erhöhung horizontal gruppenbezogen (B) 3 Glaube offen S PIRITUALITÄT Gegenwart 4 Christuspräsenz horizontal gruppenbezogen (C) 5 Handeln P RAXIS Zukunft vertikal (Gebet/ Bitte) In den beiden ersten Strophen wird das grundlegende heilsgeschichtliche Geschehen im Tempus des Präsens dargestellt: die Auferstehung als Sieg über den Unglauben (1) sowie Kreuz und Erhöhung in ihrer Bedeutung für den Loskauf der Sünder (2). Danach geht es im zweiten Teil auf anthropologischspiritueller Ebene um die sich daraus ergebenden Konsequenzen in der Gegenwart: den Glauben (3) und die erfahrbare Anwesenheit Christi (4). Über diese Abfolge hinaus sind außerdem thematische Gemeinsamkeiten zwischen der ersten und dritten sowie der zweiten und vierten Strophe erkennbar. Sowohl in der ersten als auch in der dritten Strophe zeigt sich zunächst das Glaubensmotiv. Auf der Basis der Feststellung, dass der Unglaube gegen den auferstandenen Christus keine Chance hat (1,7), richtet sich die Aufmerksamkeit in der dritten Strophe auf den Glauben der heutigen Christen, der „durch seiner Allmacht Werke“ - Kreuz und Auferstehung - gestärkt wird (3,1-2). Auch der Gedanke, dass die Auferstehung Christi mit der Folge der Niederlage des Todes der Erweis „seiner Gottheit Macht“ ist (1,3), wird in der dritten Strophe aufgenommen und auf das Verhalten des Idealjüngers, der dem Vorbild des „Helden“ (1,2) entspricht, übertragen (3,5-8): „Der Jünger sieht die Göttlichkeit der Lehre und der Macht“ (3,5-6) und kann so in den Märtyrertod gehen (3,7-8). Dies tut er in einer souveränen Haltung, „mit Unerschrockenheit“ (3,7) und lachend (3,8), so wie Christus gegenüber dem Unglauben „siegreich“ (1,8) ist. Die zweite und vierte Strophe, die nach den jeweils offen formulierten Aussagen der vorangehenden Passagen von einer gruppenbezogenen Kommunikationssituation bestimmt werden, sind durch das Thema der Befreiung von Schuld aufgrund der Passion miteinander verbunden, das in der zweiten Strophe mit dem Stichwort „Kreuz“ und dem Christustitel „Mittler“ (2,4) anklingt und in dem Bild vom Loskauf der Sünder (2,5-8) entfaltet wird. Mit dem Ziel, die ideale Lebensweise der Gläubigen darzulegen, rekurriert die vierte Strophe auf diese Thematik („der unsre Schuld zu tilgen kam, den Kreuzestod zu leiden“, 4,1-2), wobei Christus jetzt als „Osterlamm“ bezeichnet wird, das „Himmelsfreuden“ verheißt (4,4) und zum Halten des Gebots aufruft (4,8). Strophe fünf (C) ist eng mit der vierten verknüpft, indem sie das dort von Christus geforderte „Halten des Gebots“ (4,7-8) ausführlich zur Sprache bringt, ist aber insofern eigenständig, dass sie sich aufgrund der Form der <?page no="206"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 192 Gebetsbitte und der damit verbundenen Ausrichtung auf die Erfüllung der Anliegen in der Zukunft vom übrigen Text abhebt. Erlösung durch Auferstehung und Kreuz (Str. 1-2) Fanfarenartig setzt der Text ein mit dem triumphalen Ruf „Das Grab ist leer, der Held erwacht, der Heiland ist erstanden …“ Der Hörer sieht das Wunder vor seinem inneren Auge ablaufen und bekommt auch die Erklärung dafür: Es ist die göttliche Macht, die den Tod „zu Schanden macht“ (1,3-4). Mit dieser Darstellung knüpft der Autor zum ersten Mal an die Sequenz Victimae paschali laudes 294 an, als deren Übertragung das Lied im Gesangbuch von Kohlbrenner ausgewiesen ist. Es handelt sich um Strophe 2b, die den Kampf zwischen Tod und Leben thematisiert: 2b,1 2b,2 2b,3 2b,4 Mors et vita duello conflixere mirando, dux vitae mortuus regnat vivus. Tod und Leben stießen aufeinander in erstaunlichem Kampf, der Herr des Lebens, tot, herrscht, ist lebendig. Anders als der Verfasser der Sequenz gestaltet Kohlbrenner die Szene anschaulich aus, indem er die in den Evangelien erwähnten materiellen Dinge, die das Grab sichern sollten, aufzählt: Siegel, Grab, Stein und Felsen. Selbst diese kaum zu überwindenden Elemente können „dem Helden“ nicht widerstehen. In der Phantasie der Zuschauer entwickelt sich eine Vorstellung von dem Vorgang der Auferstehung, der weder in der Sequenz noch in der Bibel näher beschrieben wird. Dabei erscheint Christus als autark Handelnder, der aufgrund seiner göttlichen Macht den Tod besiegt und sich aus dem Grab erhoben hat. Der Text müsste jedoch als naiv beurteilt werden, wenn er den Zuhörer einer mythischen Heldenvorstellung überließe, nach Art einschlägiger Comic-Figuren („Superman“ u.ä.). Die Sinnspitze bringen nämlich die beiden letzten Zeilen: 1,7 1,8 Schließt ihn der Unglaub selber ein; Er wird ihn siegreich sehn. Im Vergleich zu den zuvor genannten Widerständen tritt der Unglaube als schwerster Gegner auf. Das Ziel des Textes ist es also nicht, bei der triumphalen Außenansicht stehen zu bleiben, sondern den Blick nach innen zu wenden, vom objektivierten Bild der Grabesszene auf die subjektive Glaubenshaltung. In der zweiten Strophe geht es um die Erlösung der Menschen durch das Kreuz. Diese Dimension klingt schon in der ersten an, wenn Christus dort nicht nur als „Held“, sondern auch als „Hyland“, als Heilbringer 295 , tituliert 294 Abdruck im Anhang B.II.1. 295 Der Titel „Heiland“ geht auf das Partizip Präsens des althochdeutschen Verbs „heilen“/ „retten“ zurück. Er bringt die grundlegende Bedeutung Jesu als σωτήρ zum Ausdruck, wie sie in Mt 1,21 anklingt: "Er soll Jesus heißen, denn er wird sein Volk erlösen von allen seinen Sünden." Im deutschsprachigen Raum wurde seit dem 9. Jh. vermehrt der Begriff „Heiland“ verwendet, z.B. in der Kombination „Herr und Heiland“ (2 Petr 3,18) oder „Heiland der Welt“ (Joh 4,42). Vgl. Saller/ Frank, „Heiland“. <?page no="207"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 193 wird. Zunächst werden die Christen direkt angesprochen und zum Hinschauen aufgefordert: 2,1 2,2 2,3 2,4 Seht, Christen, wie der Gottes Sohn, Der Hölle Überwinder, Sich schwingt vom Kreuz zum höchsten Thron, Als Mittler für uns Sünder. Erneut breitet sich vor den Hörern eine anschauliche Szenerie aus, in der der Hauptdarsteller - anknüpfend an Strophe eins - noch einmal als Sieger, diesmal als „der Hölle Überwinder“, in Erscheinung tritt, eine Formulierung, die an den Satz „abgestiegen zu der Hölle“ des vorvatikanischen Apostolischen Glaubensbekenntnisses denken lässt. 296 In Gegenbewegung zum Höllenabstieg zeichnet der Verfasser nun das eigenartige, höchst dynamische Bild eines Christus, der „sich schwingt vom Kreuz zum höchsten Thron“ (2,3), eine Darstellung der Himmelfahrt, bei der die Auferstehung aus dem Grab und die nachösterlichen Erscheinungen übersprungen werden. 297 Spätestens hier wird deutlich, dass der Verfasser keine realistische Berichterstattung liefern will. Das zeigt auch die Synchronizität der verschiedenen, durchweg im Präsens genannten Stationen: Zustand des leeren Grabs (1,1) - Kampf (1,4-8) - Kreuz (2,3) - Aufschwung zum Himmel (2,4). Das eigentliche Anliegen des Textes ist es zu erklären, welche Bedeutung diese Ereignisse für die Menschen haben. So steht im Hintergrund der Szene des Aufschwungs die johanneische Theologie des Kreuzestodes als Erhöhung: Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen. Das sagte er, um anzudeuten, auf welche Weise er sterben werde. (Joh 12,32) 298 Die hier ausgedrückte soteriologische Dimension wird im Lied durch den Gedanken der Mittlerschaft Christi erläutert (2,4). 299 Damit zeigt sich ein weiterer Bezug zu Victimae paschali laudes: 2a,1 2a,2 2a,3 2a,4 Agnus redemit oves: Christus innocens patri reconciliavit peccatores. Das Lamm erlöste die Schafe: Christus, der Unschuldige, versöhnte mit dem Vater die Sünder. Wie das vermittelnde Handeln Christi vonstatten ging, veranschaulicht der Verfasser mit dem Wort vom „theuren Seelenkauf“ (2,5-8) und greift dabei auf 1 Petr 1,18f zurück: 296 Im Hintergrund steht die Erzählung des Nikodemusevangeliums. S.o. Teil 2 B.II.3.c. Abdruck des Textes Anhang B.II.2. 297 Vgl. Lk 24,50-52; Apg 1,9-11. 298 Vgl. auch Joh 13,1: „Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen.“ 299 Vgl. z.B. Hebr 9,15 „Und darum ist er der Mittler eines neuen Bundes; sein Tod hat die Erlösung von den im ersten Bund begangenen Übertretungen bewirkt, damit die Berufenen das verheißene ewige Erbe erhalten.“ Weitere Stellen Hebr 8,6; 12,24; 1 Tim 2,5. <?page no="208"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 194 Ihr wisst, dass ihr aus eurer sinnlosen, von den Vätern ererbten Lebensweise nicht um einen vergänglichen Preis losgekauft wurdet, nicht um Silber oder Gold, sondern mit dem kostbaren Blut Christi, des Lammes ohne Fehl und Makel. Dem Petrusbrief zufolge wird die Erlösung mit dem Loskauf aus der Sklaverei verglichen, deren Preis der Tod Jesu am Kreuz war. Das Lied nimmt das Gleichnis auf und deutet die Auferstehung mit amtssprachlichen Formulierungen als letzte Besiegelung der Erlösung durch den Kreuzestod, so „wie ers versprochen hat“ (2,8). Die Rettung ist somit quasi rechtskräftig und nicht mehr rückgängig zu machen. 300 Spiritualität und Praxis (Str. 3-5) Nachdem die Erlösung durch Auferstehung und Kreuz in der ersten und zweiten Strophe betrachtet wurde, geht es in den drei folgenden darum, dass und wie diese im Leben der Menschen in der Gegenwart zur Wirkung kommt. Das signalisiert der Beginn der dritten Strophe mit der Feststellung, dass der Glaube der Christen heute Unterstützung erfährt, und zwar durch „seiner (Jesu) Allmacht Werke“ (3,1-2). Die Formulierung erinnert an die Pfingstpredigt des Petrus, in der Jesus als der von Gott durch „machtvolle Taten, Wunder und Zeichen“ Beglaubigte bezeichnet wird. 301 Die nächsten Verse bestätigen den Rückgriff auf diese Rede, zunächst hinsichtlich der Lokalisierung des Auferstandenen als sitzend „zu der Rechten“ (3,3), eine Zuschreibung an Christus, die schon aus 2,3 („höchster Thron“) abgeleitet werden kann, und die aus dem Credo bekannt ist. Die bereits in den Königspsalmen zu findende Vorstellung 302 wird in der Petrusrede auf den Erhöhten übertragen und drückt dessen Würde und Macht als Kyrios aus, der den von Gott empfangenen Geist ausgegossen hat: Diesen Jesus hat Gott auferweckt, dafür sind wir alle Zeugen. Nachdem er durch die rechte Hand Gottes erhöht worden war und vom Vater den verheißenen Heiligen Geist empfangen hatte, hat er ihn ausgegossen, wie ihr seht und hört. David … sagt …: Es sprach der Herr zu meinem Herrn: Setze dich mir zur Rechten, und ich lege dir deine Feinde als Schemel unter die Füße. (Apg 2,32- 35) Im Unterschied zur Predigt 303 bringt der Liedtext die Ausgießung des Geistes als Verleihung von „Stärke“ an die Jünger zur Sprache. Vermutlich greift der Autor damit auf den in Lk 24,49 verwendeten Begriff der „Kraft aus der Hö- 300 Vgl. Kol 1,14. 301 Vgl. Apg 2,22. 302 Ps 2; 110. 303 Vgl. auch z.B. Apg 2,4: Κ α ὶ ἐ πλ ή σθησαν π ά ντες πνε ύ ματος ἁ γ ί ου, κα ὶ ἤ ρξαντο λαλε ῖ ν ἑ τ έ ραις γλ ώ σσαις καθ ὼ ς τ ὸ πνε ῦ μα ἐ δ ί δου ἀ ποφθ έ γγεσθαι α ὐ το ῖ ς. Vgl. 2,17 (Zitat Joel 3,1-5). <?page no="209"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 195 he“ 304 zurück, die Jesus den Jüngern vor seiner Himmelfahrt zugesagt hat - eine dem entmythologisierenden Streben der Aufklärung wohl entgegenkommende Ausdrucksweise. Wie sich die „Stärke“ auswirkt, führt die zweite Strophenhälfte anhand der Figur des idealen Jüngers vor Augen, in deren Hintergrund der erste christliche Märtyrer zu erkennen ist. Das siebte Kapitel der Apostelgeschichte schildert, dass der geisterfüllte Stephanus vor seiner Hinrichtung die „Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten stehend“ gesehen habe. 305 Ähnlich wie im Fall der Deutung des Geistes als „Stärke“ interpretiert der Text auch diese übernatürliche Erfahrung rationalisierend: Aus der Vision wird die Vernunfterkenntnis der „Göttlichkeit der Lehre und der Macht“ (3,5-6), sodass der nicht namentlich genannte „Jünger“ nun leichter als Vorbild für alle Gläubigen gelten kann: Wer glaubt beziehungsweise erkennt wie dieser Jünger, kann sogar ohne Angst in den Märtyrertod gehen. Zeichen seiner Überlegenheit ist - abweichend zur Stephanuserzählung - das Lachen, mit dem er stirbt (3,8), eine emotionale Äußerung, die in Ps 2,4 von Gott ausgesagt wird gegenüber den Feinden, die sich gegen ihn verbündet haben: „Doch er, der im Himmel thront, lacht, der Herr verspottet sie.“ 306 Die beiden letzten Strophen sind thematisch in einem engen Beziehungsverhältnis miteinander verknüpft. Zunächst fällt auf, dass in beiden die bisher vorherrschende Siegesbeziehungsweise Machtthematik völlig verlassen wurde, dass stattdessen ein freundschaftlicher und sanfter Ton den Text bestimmt, durch die Wörter und Formulierungen „verspricht“ (4,4), „wünscht“ (4,5), „Fried und Ruh mit Menschen und mit Gott“ (4,5-6), „liebreich“ (4,7), „Menschenfreund“ (5,1), „dass Christenherzen stets vereint (5,3), „Dich und den Nächsten lieben“ (5,4), „Friede, Lieb und Einigkeit in Deiner Kirche“ (5,5- 6). Beide Strophen legen die Folgen der Erlösung für die Lebenspraxis der Menschen dar. Hierzu nimmt die vierte Strophe die Perspektive des anwesenden gekreuzigten Auferstandenen ein, verdichtet im Bild des Osterlammes (4,3), mit dem der Autor wiederum auf Victimae paschali laudes (1-2a) zurückgreift. 307 Das Lamm verspricht „Himmelsfreuden“ (5,4), womit dessen Bedeutung in eschatologischer Perspektive anklingt. 308 Im Bewusstsein des Versprechens (4,3-4) richten sich die Zeilen 5-8 - etwas unvermittelt - ganz auf die gegenwärtige sittliche Praxis: Christus, das Lamm, wünscht den Gläubigen „heute Fried und 304 Κ α ὶ [ ἰ δο ὺ ] ἐ γ ὼ ἀ ποστ έ λλω τ ὴ ν ἐ παγγελ ί αν το ῦ πατρ ό ς μου ἐ φ' ὑ μ ᾶ ς: ὑ με ῖ ς δ ὲ καθ ί σατε ἐ ν τ ῇ π ό λει ἕ ως ο ὗ ἐ νδ ύ σησθε ἐ ξ ὕ ψους δ ύ ναμιν. (Lk 24,49). 305 Apg 7,55. 306 Das Motiv des Lachens findet sich auch in dem Lied Auf, auf, mein Herz mit Freuden, 5. S.u. Einzelanalyse Teil 2 B.III.5.a.3) „Immun gegen feindliche Mächte“ (Str. 4-5). 307 Zum Bild des Lammes siehe Einzelanalyse von Christ lag in Todesbanden, s.o. Teil 2 B.III.2.c Glaube (Str. 5-7). 308 Vgl. Offb 3,5; 5-8,5. <?page no="210"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 196 Ruh mit Menschen und mit Gott“ 309 und mahnt die Sünder zur Einhaltung des „Gebotes“; gemeint ist wohl das Liebesgebot: Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid. 310 Das Modell eines harmonischen Miteinanders in der Welt 311 stellt einen Vorgeschmack der „Himmelsfreuden“ auf Erden dar. Der Gedankengang wird in der fünften Strophe aufgenommen, die das Streben nach dem noch nicht erreichten sittlichen Ziel in Form des Gebetes zur Sprache bringt. Jetzt kommen die Gläubigen selbst zu Wort und sprechen Christus direkt an, nicht mehr in seiner Eigenschaft als Sieger, sondern als „Menschenfreund“, eine Titulierung, die im Zusammenhang mit der im 18. Jahrhundert entstandenen pädagogischen Bewegung des Philanthropismus zu sehen ist. 312 Auch die Bitten um Stärkung im „Tugendüben“, um Nächsten- und Christusliebe, um „Frieden, Lieb und Einigkeit“ in der Kirche spiegeln Ideale der Aufklärungszeit, in der Religion und Liturgie die Aufgabe erfüllen sollten, die Menschen auf einen höheren Stand des Sittlichen zu führen. Vermutlich diente hierzu die in der Apostelgeschichte beschriebene Urgemeinde als Vorbild. 313 Das Lied schließt mit der Bitte um die Auferstehung der Gläubigen. Gleichzeitig klingt damit die eschatologische Verheißung der „Himmelsfreuden“ aus 4,4 erneut an. Hinsichtlich der dadurch entstehenden Rahmung und der insgesamt zu erkennenden symmetrischen Konstruktion der inhaltlichen Elemente erweisen sich die Strophen vier und fünf als zusammengehörig: Versprechen der Himmelsfreuden (4,1-4) Wunsch des Friedens und der Ruhe (4,5-6) Aufforderung zur Einhaltung der Gebote (4,7-8) Bitte um Stärkung zur Tugendübung (5,1-2) Bitte um Friede, Liebe, Einigkeit (5,3-6) Bitte um Auferstehung zur Himmelsfreude (5,7-8) 309 Vgl. Joh 20,21.26 310 Joh 13,34-35; vgl. Mk 12,29-31. 311 Vgl. Gal 5,22. 312 Der Initiator der Bewegung war Johann Bernhard Basedow (1724-1790). Er richtete sein Interesse hauptsächlich auf eine Erziehung im Geist der Aufklärung, die natur- und vernunftgemäß sein sollte. Sein erstes Werk trägt den Titel „Vorstellung an Menschenfreunde“ (1768), in dem er seine Verbesserungsvorschläge für das Ausbildungswesen erläuterte. Basedows pädagogische Vorstellungen sollten in dem von ihm begründeten „Philanthropinum“ umgesetzt werden. In Das Grab ist leer wird der Begriff des „Menschenfreundes“ auf Christus übertragen, der somit als vollkommener Erzieher der Christenheit erscheint. 313 Vgl. Apg 2,43-47. <?page no="211"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 197 c. Analyse der Fassung *D-Bam 117 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 Das Grab ist leer, der Held erwacht, der Heiland ist erstanden, da sieht man seiner Gottheit Macht, sie macht den Tod zuschanden. Ihm kann kein Siegel, Grab noch Stein, kein Felsen widerstehn, schließt ihn der Unglaub selber ein, |: er wird ihn siegreich sehn.: | Alleluja (3x) 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 2,8 Frohlocket, Christen, Gottes Sohn, der Hölle Überwinder, schwingt sich vom Kreuz zum Vaterthron als Mittler für uns Sünder. Es drückt dem teuren Lösungskauf der Herr von Wort und Tat das Siegel der Vollendung auf, |: wie er’s verheißen hat.: | Alleluja (3x) 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 3,8 Der Christen Glaub ist nun gestützt durch Jesu Allmachtswerke; der zu des Vaters Rechten sitzt, gibt seinen Jüngern Stärke; der Jünger sieht die Göttlichkeit der Lehre und der Macht und geht mit Unerschrockenheit |: in Tod und Grabesnacht.: | Alleluja (3x) 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 4,6 4,7 4,8 Der unsre Schuld zu tilgen kam, den Kreuzestod zu leiden, er, unser wahres Osterlamm, erwarb uns Himmelsfreuden. Er bringt uns heute Fried und Ruh, da wir versöhnt mit Gott; er ruft uns Sündern liebreich zu: |: „Besiegt ist Höll und Tod! “: | Alleluja (3x) Druckvorlage Die Fassung wurde der Ausgabe des Bamberger Diözesangesangbuchs *D- Bam I 117 entnommen. Im Vergleich zu anderen Bearbeitungen, die stärker von Kürzungen geprägt sind und vielfach Ergänzungen durch neu geschaffene Strophen aufweisen, bleibt die Bamberger Fassung dem Original relativ treu, indem die erste bis vierte Strophe beibehalten und nur die fünfte Strophe gestrichen wurde. Während die erste Strophe ohne Veränderungen übernommen wurde, enthält der restliche Text Varianten, die Tendenzen zur Entmythologisierung, zu größerer theologischer Korrektheit sowie zum Abbau ethischer Akzentsetzungen erkennen lassen: So wurden Eingriffe mit dem Ziel der Entdramatisierung durchgeführt, wodurch wohl der Gefahr eines zu veräußerlichten Interesses an der Auferstehung entgegengewirkt werden sollte. Dementsprechend werden die Christen nun nicht mehr mit dem Imperativ „Seht“ (2,1) zum Hinschauen aufgerufen, wie Gottes Sohn sich zum Himmel aufschwingt, sondern zum „Frohlocken“ über das Geschehen: Ursprüngliche Fassung (U) *D-Bam 2,1 2,2 2,3 Seht, Christen, wie der Gottes Sohn, der Hölle Überwinder, sich schwingt vom Kreuz zum höchsten Thron … Frohlocket, Christen, Gottes Sohn, der Hölle Überwinder, schwingt sich vom Kreuz zum Vaterthron … Des Weiteren tritt an die Stelle des Ziels des Märtyrertodes, in den der Jünger lachend geht (U 3,8), das allgemeine, weit weniger anschaulich beschriebene von „Tod und Grabesnacht“. <?page no="212"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 198 Das Streben nach theologischer Genauigkeit zeigt sich an dem Ersatz des Begriffs des „Seelenkaufs“ (U 2,5), dem eine dualistische Leib-Seele Vorstellung zugrunde liegt, durch den des „Lösungskaufs“ im biblisch-ganzheitlichen Sinn. Vor allem erschien dem Bearbeiter vermutlich die im ursprünglichen Text an verschiedenen Stellen massiv zum Ausdruck kommende Autonomie des auferstehenden Christus als irreführend, wodurch das biblische Grundverständnis, nach dem der Vater an seinem Sohn rettend gehandelt hat, überhaupt nicht erkennbar ist. Auf diesem Hintergrund ist sicher die Präzisierung des „höchsten Throns“ (U 2,3), den Christus einnimmt, als „Vaterthron“ sowie die nähere Bestimmung „der Rechten“ (U 3,3) als der „des Vaters“ zu verstehen. Während das ethische Thema in der ursprünglichen Fassung, entsprechend dem Anliegen der Aufklärung, ausführlich behandelt wird, bekommt dieses in der neueren Version deutlich weniger Raum, nicht nur durch die Eliminierung der fünften Strophe - womit außerdem das Gebetselement verloren geht - sondern auch durch die Abänderungen in der vierten Strophe: Ursprüngliche Fassung (U) *D-Bam 117 4,3 4,4 4,5 4,6 4,7 4,8 … Er, unser wahres Osterlamm, Verspricht des Himmels Freuden. Er wünscht uns heute Fried und Ruh Mit Menschen und mit Gott: Und liebreich ruft er Sündern zu, Zu halten sein Geboth. … er, unser wahres Osterlamm, erwarb uns Himmelsfreuden. Er bringt uns heute Fried und Ruh, da wir versöhnt mit Gott; er ruft uns Sündern liebreich zu: „Besiegt ist Höll und Tod! “ Die Ziele, die im Originaltext als noch nicht erreicht dargestellt werden - Christus „verspricht“ den Menschen erst „Himmelsfreuden“ und „wünscht“ ihnen Frieden (U 4,4-5) -, haben sich in der Fassung von *D-Bam schon erfüllt, weshalb die Mahnung zum Halten des Gebots (U 4,8) als nicht mehr so wichtig erscheint. An deren Stelle ergeht an die Sünder die Proklamation „Besiegt ist Höll’ und Tod! “, die das Thema des Sieges der ersten Strophe aufnimmt und das Lied als Ganzes besiegelt, sodass das Lied im Vergleich zur Originalfassung insgesamt stärker als Siegeslied akzentuiert wird. d. Analyse der Fassung *Ac-L 869 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 Das Grab ist leer, der Held erwacht, der Heiland ist erstanden; da sieht man seiner Gottheit Macht, sie macht den Tod zuschanden. Ihm kann kein Siegel, Grab, noch Stein, kein Felsen widerstehn; schließt ihn der Unglaub selber ein, |: er wird ihn siegreich sehn.: | Halleluja! (3x) 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 2,8 Wo ist dein Sieg, o bittrer Tod? Du selber musst erbeben; der mit dir rang, ist unser Gott, Herr über Tod und Leben. Verbürgt ist nun die Göttlichkeit von Jesu Werk und Wort, und Jesus ist im letzten Streit |: für uns ein sichrer Hort.: | Halleluja! (3x) <?page no="213"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 199 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 3,8 Dir danken nun, Herr Jesu Christ, die Völker aller Zungen, dass du vom Tod erstanden bist, das Heil uns hast errungen. Herr, bleib bei uns, wenns Abend wird, dass wir nicht irregehn! So wird die Herde wie der Hirt |: einst glorreich auferstehn.: | Halleluja (3x) Druckvorlage Der abgedruckte Text folgt der Fassung im kDA *Ac-L I 869. Wie in *D-Bam 117 entspricht die erste Strophe dem Original, der jedoch zwei im 19. Jahrhundert gedichtete Strophen folgen, die dem Siegesthema noch mehr Gewicht verleihen. 314 Dies wird gleich zu Beginn der zweiten Strophe deutlich, wenn sich der Sprecher, ein W IR , in der Pose der Überlegenheit direkt an den Tod wendet, und zwar mit der 1 Kor 15,55 aufgreifenden rhetorischen Frage „Wo ist dein Sieg, o bittrer Tod? “ (2,1). Die Anrede weiterführend wird im Anschluss Strophe 2b von Victimae paschali laudes aufgegriffen, die schon in der ersten Originalstrophe anklingt, jetzt aber direkter als Vorlage, in einem pathetischen Sprachstil verarbeitet wird. Das Ergebnis ist eine erhebliche Ausweitung des Siegesthemas: 2b,1 2b,2 2b,3 2b,4 Tod und Leben stießen aufeinander in erstaunlichem Kampf, der Herr des Lebens, tot, herrscht, ist lebendig. 2,1 2,2 2,3 2,4 Wo ist dein Sieg, o bittrer Tod? Du selber musst erbeben; der mit dir rang, ist unser Gott, Herr über Tod und Leben. Die Fortsetzung des Textes (2,5-8) zeigt Entsprechungen zur dritten Originalstrophe bezüglich der identischen Wörter „Göttlichkeit“ (U 3,5/ 2,5) und „Werk“ (U 3,2/ 2,6), außerdem der sinngemäß ähnlichen Ausdrücke „Lehre“ (U 3,6) und „Wort“ (2,6) sowie „Martyrtod“ (U 3,8) und „letzter Streit“ (2,7): Ursprüngliche Fassung (U) *Ac-L 869 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 3,8 Heut wird der Christen Glaub gestützt, Durch seiner Allmacht Werke, Und weil er zu der Rechten sitzt, Giebt er den Jüngern Stärke. Der Jünger sieht die Göttlichkeit Der Lehre und der Macht, Und geht mit Unerschrockenheit, Zum Martyrtod, und lacht. 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 2,8 Wo ist dein Sieg … Verbürgt ist nun die Göttlichkeit von Jesu Werk und Wort, und Jesus ist im letzten Streit für uns ein sichrer Hort. : | Allerdings erweisen sich die inneren Logiken als different: Im ursprünglichen Text erkennt der „Jünger“ die Göttlichkeit der Lehre und der Macht Christi, kraft derer er den Märtyrertod erleiden kann. Im neuen Text stellt die Verbürgung der Göttlichkeit von „Werk und Wort“ das Ergebnis des vorher be- 314 Als liedhistorische Angabe findet sich nur in *D-Osn I 145 der Hinweis „Münster 1866“. <?page no="214"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 200 schriebenen siegreichen Kampfes Christi dar und steht in loser und nicht näher präzisierter Verbindung zum menschlichen Tod, der jetzt floskelhaft als „letzter Streit“ bezeichnet wird. Wie die ursprüngliche Fassung endet das Lied in Gebetsform, allerdings nicht als durchgängige Bitte. Die erste Strophenhälfte stellt einen Dank an Christus dar für die Auferstehung und das von ihm errungene Heil, der allumfassend von „den Völkern aller Zungen“ ausgeht. Die Redeweise wechselt in Zeile fünf: Mit den Worten der Emmausjünger folgt die Aufforderung, dass Christus, wenn es Abend wird, anwesend bleiben möge. 315 Mit ihr verbindet sich das johanneische Bild vom guten Hirten, der seine Herde führt. 316 Ausgehend davon wird abschließend die Hoffnung auf Auferstehung nach dem Vorbild des Hirten formuliert. Die letzte Zeile („…einst glorreich auferstehn“, 3,8) bildet eine Reminiszenz bezüglich des Schlusses des ursprünglichen Liedes, indem sie mit dessen letztem Vers (U 5,8) identisch ist. Zusammenfassend lassen sich massive Unterschiede zwischen der Dichtung Kohlbrenners und der Neufassung in *Ac-L feststellen. Zunächst ist zu beobachten, dass sich die Deutung der Auferstehung nun fast ausschließlich auf die Thematik des Sieges konzentriert, die so dominant ist, dass ihr auch die Eliminierung der Passagen mit Lexemen aus dem Wortfeld „Macht und Stärke“ (nur noch „Göttlichkeit“ 2,5) keinen Abbruch tut. 317 In diesem Zusammenhang spielt außerdem die heilsgeschichtliche Dimension der Erhöhung keine Rolle mehr. Des Weiteren fällt der komplette Ausfall der Isotopieebene „Erlösung“ mit den Aspekten des Kreuzes, der Mittlerschaft und der Schuldtilgung auf. Der soteriologische Aspekt kommt nun ausschließlich durch Formulierungen der Siegesmetaphorik zum Ausdruck. Schließlich ist der vollständige Abbau typischer Aufklärungsinhalte zu verzeichnen, die sich im ursprünglichen Text vor allem anhand von Formulierungen des semantischen Feldes „Harmonie“ zeigen. Das Ziel der Tugendübung (U 4,5-8; 5,1-6), die im Streben nach sozialer und religiöser Harmonie realisiert wird, hat keine Aufnahme mehr gefunden. 318 Als neues Motiv erscheint die Schutzbedürftigkeit der Gläubigen im Angesicht des Todes (2,7-8) verbunden mit dem Bild des guten Hirten (3,7). Insgesamt gesehen zeigt der Vergleich der drei betrachteten Fassungen, wie der ehemals thematisch vielschichtige Text auf das Thema Sieg fokussiert wurde. 315 Vgl. Lk 24,29. 316 Vgl. Joh 10,11-16. 317 Bemerkenswert ist die Änderung, die in einigen späteren Fassungen in der siebten Zeile durchgeführt wurde: Statt „Schließt ihn der Unglaub selber ein …“ steht dort „Schließt ihn die Hölle selber ein …“ (z.B. *D-Lim I 371), womit dem Text seine ursprüngliche theologische Sinnspitze genommen wird. 318 Dies trifft auch auf eine variierte Fassung von Str. 4 des Originals zu, z.B. in *D-Lim I 371: „Der unsre Schuld zu tilgen kam, / den Kreuzestod zu leiden, / er, unser wahres Osterlamm, / erwarb uns Himmels Freuden. / Er ruft uns Sündern liebreich zu: / „Der Friede sei mit euch! “, / bringt Gnade, Heil und Seelenruh / und stürzt des Satans Reich. Alleluja! “. Neben anderen Änderungen wird das Halten des Gebotes in der ursprünglichen Schlusszeile durch den Sieg Christi über das Reich des Satans ersetzt. <?page no="215"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 201 4. Zwei Jünger gingen 1,1 1,2 Zwei Jünger gingen voll Not und Zweifel, traurig war ihr Gesicht. Doch da kam Jesus und sprach mit ihnen und plötzlich wurde es Licht. R,1 R,2 Bleibe bei uns, weil es Abend wird, bleibe bei uns, o Herr. Bleibe bei uns, weil es dunkel ist, bleibe bei uns, o Herr. 2,1 2,2 Herr, deine Wege, die du mich leitest, kann ich oft nicht verstehn. Doch weil du mitgehst und um das Ziel weißt, will ich sie gern mit dir gehn. (R.) 3,1 3,2 Was uns dein Wort sagt, ist klar und deutlich, täglich sprichst du zu mir. Doch all mein Reden, mein Tun und Denken, zeigt herzlich wenig von dir. (R.) 4,1 4,2 Doch weil wir dein sind mit Leib und Leben, komme, was immer mag. Wir mögen fallen, in Nacht verzagen, bei dir ist Hilfe und Tag. (R.) 5,1 5,2 Viel Jünger gehen voll Not und Zweifel, traurig ist ihr Gesicht. Doch da kommt Jesus und spricht mit ihnen, und um sie leuchtet sein Licht. (R.) Druckvorlage Als Druckvorlage wurde die ursprüngliche Fassung in der Sammlung *Herr, wir sind Brüder 11 gewählt. <?page no="216"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 202 a. Entstehung und Verbreitung Text und Melodie des 1977 entstandenen Gesanges stammen von Helga Poppe (*1942), die als damaliges Mitglied der ökumenisch-charismatisch orientierten „Kreuzbruderschaft“ für diese mehrere Lieder verfasst hatte. Im Rahmen der untersuchten Quellen kommt das Lied in zwei österreichischen kDA II vor, und zwar in einer Fassung, die nur die erste, zweite und fünfte Strophe des ursprünglichen Textes enthält. 319 Daneben hat es durch zahlreiche Sammlungen Verbreitung gefunden. 320 b. Formale und sprachliche Aspekte Jede Strophe, wie auch der jeweils folgende Refrain, setzt sich aus zwei geschlossenen Versen zusammen, die ihrerseits aus dreigliedrigen Satzreihungen beziehungsweise -gefügen bestehen. Gestaltet sind sie mittels eines Paarreims am Zeilenende. Außerdem sind einige Alliterationen und Assonanzen zu erkennen, die möglicherweise nicht bewusst eingesetzt wurden, z.B. „Zwei“ / „Zweifel“ (1,1), „Doch da kam“ (1,2), „Leib und Leben“ (4,1), „Bleibe bei uns“ (Refrain). Bezüglich des Sprachmetrums lässt sich hinsichtlich der Endbetonungen der einzelnen Versglieder eine Einheitlichkeit feststellen: Bei den ersten beiden Abschnitten ist immer die vorletzte, beim letzten Segment die drittbeziehungsweise viertletzte Silbe betont. Die Wortwahl lehnt sich teilweise an die Emmauserzählung an. 321 Das gilt für die erste und fünfte Strophe, vor allem aber für den Refrain, in dem Lk 24,29 wörtlich anklingt. Insgesamt handelt es sich um eine sehr schlichte Sprache, die aufgrund zahlreicher Archaismen einen konservativen Eindruck erweckt, so z.B. „deine Wege, die du mich leitest“ (2,1), „weil wir dein sind mit Leib und Leben“ (4,1), „in Nacht verzagen“ (4,2). Daneben wirken umgangssprachliche Formulierungen, beispielsweise „Doch all mein Reden … zeigt herzlich wenig von dir“ (3,2), als Fremdkörper. Auffallend oft wird die adversative Konjunktion „doch“ gebraucht. In den Strophen eins bis drei sowie fünf leitet sie jeweils die zweite Zeile ein, wodurch die Struktur eines antithetischen Parallelismus’ nach Art der Psalmen entsteht, ein möglicherweise absichtsvolles Vorgehen der Autorin. In der vierten Strophe steht die Konjunktion allerdings gleich am Beginn der ersten Zeile und markiert so einen Gegensatz zum Inhalt des vorhergehenden Verses beziehungsweise Refrains. Aufgrund der verwendeten Kommunikationssituationen und der parallelen Formulierung von erster und letzter Strophe kann der Text in zwei Rahmenelemente und einen Mittelteil gegliedert werden, wobei sich jeder Strophe der gebetsförmige Refrain anschließt: 319 *Gu-K II 052 und *In-F/ F II 120. 320 Im Bereich der untersuchten Liedhefte kommt es in*Lieder 66 vor. Ansonsten präsentieren es z.B. *Laudato si mi signore, 58; *Weil du uns gerufen hast, 109. 321 Lk 24,13-35. <?page no="217"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 203 Textstruktur Sprechakt Sprecher – Adressat KS (A) 1,1 1,2 Zwei Jünger gingen … Doch da kam Jesus … Erzählung X → X offen R Bleibe bei uns … Gebet/ Bitte W IR → H ERR vertikal (B) 2,1 2,2 Herr, deine Wege … Doch weil du mitgehst… Gebet / Aussagen I CH → H ERR vertikal R Bleibe bei uns … Gebet/ Bitte W IR → H ERR vertikal 3,1 3,2 Was uns dein Wort sagt … Doch all mein Reden … Gebet / Aussagen W IR / I CH → D U vertikal R Bleibe bei uns … Gebet/ Bitte W IR → H ERR vertikal 4,1 4,2 Doch weil wir dein sind … Wir mögen fallen … Gebet / Aussagen W IR → D U vertikal R Bleibe bei uns … Gebet/ Bitte W IR → H ERR vertikal (A’) 5,1 5,2 Viel Jünger gehen … Doch da kommt Jesus … Erzählung X → X offen R Bleibe bei uns … Gebet/ Bitte W IR → H ERR vertikal Die beiden Randstrophen präsentieren erzählend Aussagen im offenen Kommunikationsmodus, bei dem kein expliziter Sprecher beziehungsweise Adressat erkennbar ist: Die erste erinnert an die in der Vergangenheit liegende Erscheinung Jesu bei den Emmausjüngern, die zweite überträgt diese Begegnung in die Gegenwart. Dazwischen liegen drei Gebetsstrophen, wobei sich zunächst ein I CH (2-3), dann ein W IR (4) an ein D U wendet, das aufgrund der Anrede mit „Herr“ zu Beginn der Sequenz (2,1) und im Refrain als Jesus identifiziert werden kann. Die Situation in der dritten Strophe ist verschwommen, insofern zunächst ein W IR („Was uns dein Wort sagt“), dann aber erneut das I CH spricht („täglich sprichst du mit mir“). Durchweg handelt es sich um vertrauensvolle Aussagen gegenwärtig gespürter Glaubensgewissheit. Wesentlich wird das Lied durch den Refrain geprägt, in dem sich ein Sprecher in der ersten Person Plural bittend an Jesus wendet. c. Inhaltlich-theologische Aspekte Emmaus damals (Str. 1) Der Text ruft zunächst die bekannte Emmausperikope ins Gedächtnis. Er erzählt von den traurigen Jüngern, die unterwegs waren, und wie sich deren Situation wendete - eingeleitet durch das adversative „doch“ -, als der Auferstandene kam und mit ihnen redete. Abweichend vom Bibeltext wird die Wirkung beschrieben mit „und plötzlich wurde es Licht“ (1,2). Bei Lukas wird nichts dergleichen in diesem Stadium der Begegnung berichtet. Vielmehr konstatiert der Evangelist, dass die Jünger zu Beginn des Treffens mit „Blindheit geschlagen“ waren 322 , ein Zustand der auch dann noch anhielt, nachdem Jesus ihnen die Schrift erklärt hatte. Erst an der Geste des Brotbrechens erkannten 322 Lk 24,16. <?page no="218"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 204 sie ihn: „Da gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten ihn.“ 323 Vermutlich ist es dieser Moment, der im Liedtext als Lichtwerdung beschrieben und in die Gesprächsphase vorverlegt wird. Damit lässt die Autorin allerdings die bei Lk konstitutive, das Erkennen auslösende Handlung des Brotbrechens aus. Vielmehr legt sie den Akzent ganz auf die Wirkung des Wortes in der Begegnung mit dem Auferstandenen, wobei sie das Schöpfungswort Gen 1,3 aufgreift: „Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht“. Analog dazu heißt es in 1,2: „(Er) sprach mit ihnen, und plötzlich wurde es Licht“. Ebenso erscheint auch der Rückgriff auf den Johannesprolog, der ja seinerseits auf den Schöpfungsbericht rekurriert, plausibel: Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. (Joh 1,9-10) Im Unterschied zur Welt haben die Emmausjünger Jesus, das wahre Licht, erkannt. Anwesenheit Jesu (Refrain und Str. 2-4) Wie aber ergeht es den Menschen heute? Damit beschäftigt sich das Lied im weiteren Verlauf. Inhaltlich führt der Refrain mit dem Lk 24,29 sehr ähnlichen Wortlaut das in Strophe eins Gesagte - abgesehen von der Lichtwerdung - dem biblischen Duktus entsprechend weiter: Nachdem Jesus ein Stück mit den Jüngern gegangen war und ihnen die Schrift ausgelegt hatte, baten diese ihn: „Bleib doch bei uns; denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt.“ R,1 R,2 Bleibe bei uns, weil es Abend wird, bleibe bei uns, o Herr. Bleibe bei uns, weil es dunkel ist, bleibe bei uns, o Herr. Der Kehrvers, in dem viermal der flehende Imperativ „Bleibe bei uns“ wiederholt wird, weicht vom lukanischen Text ab durch die Begründung im Präsens „weil es dunkel ist“ (R,2). Demnach herrscht schon Dunkelheit, bevor es Abend geworden ist. Während in der ersten Strophe von den damaligen Jüngern die Rede ist, stellt der Refrain nun ein Gebet in der Gegenwart dar, in dem sich die heutigen Menschen bittend an Jesus wenden. Im Gegensatz zur als vergangen geschilderten Erfahrung der Jünger ist ihre Situation von Dunkel bestimmt. Auch hier kann man eine Verbindung zu Joh 1 erkennen: „Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.“ 324 Wie das Dunkel zu deuten ist, entfaltet zunächst Strophe zwei, in der ein Einzelner mit dem „Herrn“ in ein Gespräch eintritt. Dabei knüpft der Sprecher an die Aussage „Zwei Jünger gingen …“ (1,1) an und überträgt sie auf die Wege des eigenen Lebens, die ihm oft unverständlich bleiben. Anders als im Bibeltext, begleitet Jesus die Menschen nicht, sondern führt sie, wie der die „Wege“ erläuternde Relativsatz („… die du mich leitest“) deutlich macht. Der 323 Lk 24,31. 324 Vgl. auch Joh 8,12. <?page no="219"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 205 durch „Doch“ eingeleitete zweite Vers stellt als beruhigenden Gegensatz die Gewissheit vor Augen, dass Jesus „um das Ziel weiß“, sodass der Sprecher „gerne“ mitgeht. Ohne weitere Fragen zu stellen, willigt er in die von Jesus eingeschlagene Richtung ein. Jesus leitet nicht nur die Menschen, sondern er spricht auch zu ihnen, so wie einst zu den Emmausjüngern (vgl. 1,2). So stellt die dritte Strophe fest „Was uns dein Wort sagt, ist klar und deutlich“, eine auf die erste Person Plural bezogene Aussage, die unvermittelt und unmotiviert von einem I CH fortgesetzt wird. Anders als die „Wege“ (2,2) sind die Worte Jesu „klar und deutlich“ und „täglich“ zu vernehmen, eine sehr schlichte Vorstellung davon, wie die Kommunikation von Christus zum Menschen verläuft. Sollten die Worte der Bibel gemeint sein, so wird aufgrund der Eindeutigkeit ein biblizistisches Verständnis vertreten. An sich müsste diese Unmissverständlichkeit dazu führen, dass der Hörende dem Gehörten in seiner Lebenspraxis entspricht. Dass dies nicht so ist, zeigt der Adversativsatz „Doch all mein Reden, mein Tun und Denken zeigt herzlich wenig von dir.“ (3,2). Psychologisch ist diese Reaktion nicht verwunderlich: Solange Jesus als äußere Autorität vorgestellt wird, bleibt der Gläubige in einem unmündigen Verhältnis zu ihm gefangen und wird sich dementsprechend verhalten, nämlich wie ein Kind, das entweder Gehorsam leistet oder eben gegen Vorschriften verstößt. Insofern demonstriert die Strophe nicht nur ein eingeengtes Jesusbild, sondern gleichzeitig auch dessen negative Folgen. Strophe vier bringt die Zugehörigkeit zu Jesus zum Ausdruck. Das diesmal einleitende „Doch“ markiert den Kontrast zur vorhergehenden Aussage über das menschliche Fehlverhalten (3,2), wobei zu bedenken ist, dass zwischen den Strophen der Refrain eingeschoben wird, zu dessen abschließenden gläubigen Bitte „Bleibe bei uns, o Herr“ der aufgestellte Gegensatz „Doch weil wir dein sind mit Leib und Leben, komme, was immer mag“ nicht so recht passt. Die Formulierung „weil wir dein sind“ erinnert an die mit der Taufe verbundene Übereignung an Christus. 325 Die folgende Zeile führt den Gedanken paradox weiter, indem hypothetisch die Möglichkeiten des „Fallens“ und des „In-der-Nacht-Verzagens“ in Betracht gezogen werden, denen aber das Vertrauen auf „Hilfe und Tag“ entgegengesetzt wird. Hier kommt erneut die Polarität von Dunkel und Licht - jetzt als Nacht und Tag - zur Sprache, die im Refrain („Abend“, „dunkel“) und in 1,2 („Licht“) ausgedrückt wird. Die Wortwahl erinnert an 1 Thess 5,5: Ihr alle seid Söhne des Lichts und Söhne des Tages. Wir gehören nicht der Nacht und nicht der Finsternis. Insgesamt hat die vierte Strophe eine beruhigende Funktion, indem sie die im vorhergehenden Text ausgedrückte Unzufriedenheit mit der Fehlhaltung, dem „klar und deutlich“ vernommenen Wort Jesu nicht zu entsprechen (3,1), die 325 Vgl. z.B. Gal 3,26-29. <?page no="220"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 206 Gewissheit entgegensetzt: Trotz aller Fehler („fallen“) und Ängste („in Nacht verzagen“) bleiben die Menschen nie ohne Hilfe (4,3). Emmaus heute (Str. 5) Abschließend wiederholt die fünfte Strophe den Text der ersten im Präsens. Der Blick wendet sich hierbei von der eigenen Person beziehungsweise der Gruppe nach außen, hin zu den „vielen Jüngern“ 326 , die in „Not und Zweifel“ ihren Weg gehen, denen aber auch heute noch der Auferstandene begegnet. Der im Verhältnis zu 1,2 geänderte Schluss definiert das Licht nun als eines, das die Jünger umgibt: „und um sie leuchtet sein Licht“. Die kleine Veränderung ist insofern bemerkenswert, weil das Licht nun stärker an die Person Jesu gebunden ist im Sinne von dessen Erleuchtung („sein Licht“), in die die Jünger hineingenommen werden, eine Szene, die an die Verklärung und Offenbarung Jesu als Gottes Sohn erinnert. 327 d. Jesus lebt und alles wird gut? Das Anliegen des Liedes Zwei Jünger gingen ist es zu zeigen, dass es auch heute möglich ist, Jesus zu begegnen und mit ihm zu kommunizieren, ein Thema, das offensichtlich erst in den neueren Gesängen des 20. Jahrhunderts virulent geworden ist. Während traditionelle Texte von einem selbstverständlichen, christologisch zentrierten Auferstehungsglauben geleitet sind, bei dem die Situation der Gläubigen meist als Erlösung von Leid, Sünde und Tod zur Sprache kommt, spiegelt der vorliegende Text eine veränderte Mentalität. Dabei spielt die im Detail dargestellte, psychische Befindlichkeit der Menschen eine wichtige Rolle, die nicht nur von Not, sondern - typisch modern - auch vom Zweifel geprägt ist (1,1; 5,1). Hier bietet sich die Emmausgeschichte als geeignete biblische Erzählung an, in der sich heutige Menschen mit ihrer Unsicherheit und Orientierungslosigkeit wiederfinden können. Das vorliegende Lied akzentuiert vor allem die emotionale Ebene, indem das Bild einer depressiven Stimmung gezeichnet wird, geprägt von „Not und Zweifel“, Traurigkeit (1,1; 5,1), von „Nicht-Verstehen“ (2,1), moralischer Unzulänglichkeit (3,2; 4,2), der Erfahrung von Verzagtheit (4,2) sowie dem Empfinden der Dunkelheit (R.). Die Lösung in diesen ausweglos erscheinenden Schwierigkeiten liegt in der Gewissheit der Begegnung mit Jesus (1,2; 5,2) und im vollkommenen Vertrauen auf den „Herrn“ (2-4). Beide Aspekte sind grundlegend, insofern sie die Bewegung von Jesus zum Menschen beziehungsweise umgekehrt die Bereitschaft des Menschen zur Antwort wiederspiegeln. Bei rechtem Hinsehen zeigen sich allerdings Probleme. Zum einen wird die lukanische Perikope stark verkürzt, indem die Zusammengehörigkeit von Schrifterklärung und Brotbrechung ignoriert wird. Erst aufgrund letzterer 326 Im Liedtext grammatikalisch falsch: „Viel Jünger“ (5,1). 327 Mt 17,1-9. Möglicherweise steht auch die Bekehrung des Saulus im Hintergrund: „Unterwegs aber, als er sich bereits Damaskus näherte, geschah es, dass ihn plötzlich ein Licht vom Himmel umstrahlte.“ (Apg 9,3) <?page no="221"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 207 haben die Jünger den Auferstandenen als Jesus identifiziert. Gerade die poetische Darstellung des ganzen Prozesses vom ersten Begegnen bis hin zum Erkennen könnte in Hinblick auf eine zeitgemäße Deutung fruchtbar sein. Des Weiteren stellt sich die Frage, ob das Verhältnis zwischen Jesus und den Menschen aus pastoraltheologischer und psychologischer Sicht als befriedigend bezeichnet werden kann. Die Lösung der im Prinzip sensibel geschilderten Schwierigkeiten heutiger Menschen wird in einem veräußerlichten und autoritär gedachten Beziehungsverhältnis zu Jesus vorgestellt: Alles wird gut, wenn man sich nur leiten lässt (2,1-2). Jesus redet täglich mit den Menschen, so dass sie eigentlich wissen müssten, wie sie handeln sollen (3,1-2). Auch wenn sie dem nicht entsprechen, so nehmen sie im Wissen um ihre totale Zugehörigkeit zu ihm eine vertrauensvolle Haltung ein (4,1-2). Schließlich „kommt Jesus, spricht mit ihnen und um sie leuchtet sein Licht“ (5,2). Die Botschaft angesichts der immerhin drastisch als durch „Not und Zweifel“ charakterisierten Situation erscheint als allzu simpel. Sie fördert ein regressives psychisches und religiöses Verhaltensmuster, das der Entwicklung zu einem erwachsenen Glauben und Handeln hinderlich sein könnte. <?page no="222"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 208 5. Lieder mit dem Schwerpunkt „Persönliche Frömmigkeit“ aus drei Epochen Auf den Schwerpunkt der individuellen Spiritualität konzentrieren sich sowohl traditionelle als auch neue Lieder, eine Gegebenheit, die die Chance bietet, die unterschiedlichen Ausprägungen anhand mehrerer Einzelanalysen herauszuarbeiten. Drei Gesänge aus den Epochen des Barock, der Aufklärung und der Moderne sollen im Folgenden betrachtet werden: Auf, auf, mein Herz, Jesus lebt, mit ihm auch ich sowie Ich hör die Botschaft. a. Auf, auf, mein Herz 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 Auf, auf, mein Herz, mit Freuden nimm wahr, was heut geschicht; wie kommt nach großem Leiden nun ein so großes Licht! Mein Heiland war gelegt, da, wo man uns hinträgt, wenn von uns unser Geist gen Himmel ist gereist. 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 2,8 Er war ins Grab gesenket, der Feind trieb groß Geschrei; eh er’s vermeint und denket, ist Christus wieder frei und ruft Viktoria, schwingt fröhlich hier und da sein Fähnlein als ein Held, der Feld und Mut behält. <?page no="223"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 209 2a,1 2a,2 2a,3 2a,4 2a,5 2a,6 2a,7 2a,8 Der Held steht auf dem Grabe und sieht sich munter um. Der Feind liegt und legt abe Gift, Gall und Ungestüm. Er wirft zu Christi Fuß sein Höllenreich und muss selbst in des Siegers Band ergeben Fuß und Hand. 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 3,8 Das ist mir anzuschauen ein rechtes Freudenspiel; nun soll mir nicht mehr grauen vor allem, was mir will entnehmen meinen Mut zusamt dem edlen Gut, so mir durch Jesus Christ aus Lieb erworben ist. 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 4,6 4,7 4,8 Die Höll und ihre Rotten die krümmen mir kein Haar; der Sünden kann ich spotten, bleib allzeit ohn Gefahr. Der Tod mit seiner Macht wird nichts bei mir geacht’: er bleibt ein totes Bild, und wär er noch so wild. 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 5,6 5,7 5,8 Die Welt ist mir ein Lachen mit ihrem großen Zorn, sie zürnt und kann nichts machen, all Arbeit ist verlorn. Die Trübsal trübt mir nicht mein Herz und Angesicht, das Unglück ist mein Glück, die Nacht mein Sonnenblick. 6,1 6,2 6,3 6,4 6,5 6,6 6,7 6,8 Ich hang und bleib auch hangen an Christus als ein Glied; wo mein Haupt durch ist gangen, da nimmt er mich auch mit. Er reißet durch den Tod, durch Welt, durch Sünd, durch Not, er reißet durch die Höll, ich bin stets sein Gesell. 7,1 7,2 7,3 7,4 7,5 7,6 7,7 7,8 Er dringt zum Saal der Ehren, ich folg ihm immer nach und darf mich gar nicht kehren an einzig Ungemach. Es tobe, was da kann, mein Haupt nimmt sich mein an, mein Heiland ist mein Schild, der alles Toben stillt. 8,1 8,2 8,3 8,4 8,5 8,6 8,7 8,8 Er bringt mich an die Pforten, die in den Himmel führt, daran mit güldnen Worten der Reim gelesen wird: „Wer dort wird mit verhöhnt, wird hier auch mit gekrönt; wer dort mit sterben geht, wird hier auch mit erhöht.“ Druckvorlage Text und Melodie folgen der Fassung von *EG 112, die mit *EKG 86 übereinstimmt. Strophe 2a (kursiv) wurde eingeschaltet, da sie zum ursprünglichen Text gehört. 1) Entstehung und Verbreitung Der von Paul Gerhardt verfasste Text erschien zusammen mit der von Johann Crüger komponierten Melodie zum ersten Mal im Jahr 1647 in dem Gesangbuch *Praxis pietatis melica. Die Evangelisch-reformierten Gesangbücher der deutschsprachigen Schweiz weisen das Lied nicht auf. Ebenso wurde es im katholischen Bereich nicht rezipiert. 2) Formale und sprachliche Aspekte Die acht beziehungsweise neun Strophen umfassen jeweils acht Zeilen in stollenförmiger Bauweise, die durch Verwendung von Kreuz- und Paarreim nach dem Schema ab ab cc dd gestaltet sind, ein Schema, das in Korrelation zum <?page no="224"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 210 Inhalt den Eindruck eines schneller werdenden Voranschreitens zum Ziel hin bewirkt. Unterstützt wird der Effekt dadurch, dass in den ersten vier Versen unbetonte mit betonten Endungen wechseln, während im Abgesang die Endungen ausschließlich betont sind. Die Kommunikationssituation ist im ganzen Lied von der Rede eines I CH geprägt, das den Eindruck erweckt, zu sich selbst zu sprechen. In der ersten Strophe geschieht dies aus einer gewissen Distanz, indem die in der barocken Kirchenlieddichtung vielfach verwendete Redefigur der Ansprache an das eigene Herz verwendet wird. Als wissende Instanz appelliert das I CH an das „Herz“, das einen Anteil der Persönlichkeit repräsentiert, das wahrzunehmen, was es bereits erkannt hat. Auf poetische Weise wird so eine häufig gemachte Erfahrung dargestellt, nämlich die, dass zwischen dem kognitiven Erkannthaben eines bedeutenden Sachverhalts auf der einen Seite und der intentionalen, ganzheitlichen Aneignung des Erkannten auf der anderen Seite eine Kluft besteht. Erst durch bewusstes Hinschauen und die Bereitschaft, in die sich daraus ergebenden Konsequenzen einzuwilligen, kann diese überwunden werden. Genau dazu möchte das Lied ermuntern, und zwar in Bezug auf das für den Glauben zentrale Datum der Auferstehung. Dabei zielt die zwischen dem lyrischen „Ich“ und dem „Herz“ konstellierte Kommunikationsform auf die Identifikation des Hörers ab. Die beiden folgenden Strophen (2-2a) weisen für sich genommen eine offene Kommunikationssituation, das heißt ohne einen bestimmten Sprecher beziehungsweise Adressaten, auf und nehmen die Funktion wahr, das Heilsereignis der Auferstehung vergegenwärtigend darzulegen. Von der dritten Strophe an bis zum Schluss bringt sich wieder explizit das I CH ins Spiel, erkennbar an den entsprechenden Deiktika (z.B. „mir“, „mein“), wobei die vier letzten Zeilen des Liedes einen offen formulierten Sinnspruch zitieren. In Anlehnung an das reformatorische Predigtschema lassen sich die ersten drei Strophen (1-2a) als Explicatio, die nachfolgenden als Applicatio bezeichnen: Zuerst vergegenwärtigt und deutet das I CH die biblische Botschaft, dann reflektiert und wendet es diese auf sein Leben an. 328 Struktur Texteinheiten Kommunikationssituation Weckruf 1,1-4 Auf, auf, mein Herz … individuell-reflexiv EXPLICATIO 1,5-8 Mein Heiland war gelegt … individuell-reflexiv 2,1-8 Er war ins Grab gesenket … offen 2a,1-8 Der Held steht auf vom Grabe … offen APPLICATIO 3,1-8,4 Das ist mir anzuschauen … individuell reflexiv Sinnspruch 8,5-8 „Wer dort wird mit verhöhnt …“ offen 328 Vgl. Hammelsbeck, Auf, auf, mein Herz, 79-80; Dreher, Osterpredigt, 36-38. <?page no="225"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 211 3) Inhaltlich-theologische Aspekte Das Freudenspiel des Siegs über den Höllenfürsten (Str. 1-2a) Der Weckruf „Auf, auf, mein Herz mit Freuden, nimm wahr was heut geschicht“ (1,1-2) suggeriert zunächst eine Situation bei Tagesanbruch, in der angekündigt wird, dass sich „heut“ etwas ereignet, das Anlass zur Freude gibt, so dass man es auf keinen Fall verpassen sollte. Worum es geht, erfahren die Hörer zunächst nur andeutungsweise: „… wie kommt nach großem Leiden nun ein so großes Licht“ (1,3-4). Inhaltlich antizipiert dieser Satz durch seine noch sehr allgemeine, aber Spannung erzeugende Formulierung mit den Polen „Leiden“ und „Licht“ (Alliteration) die ganze Botschaft des Gesanges, vorerst noch ohne explizite Nennung der Auferstehung. Auch der weitere Strophentext verzichtet darauf und setzt stattdessen mit dem Tod Jesu ein, genauer mit dessen Begräbnis, das zugleich mit der Tatsache des menschlichen Sterben-Müssens im Sinn eines memento mori in Verbindung gebracht wird (1,5-6). Sterben und Tod waren für Paul Gerhardt und seine Gemeindemitglieder, die den dreißigjährigen Krieg miterlebten, keine Sondersituation, sondern leidvoller Alltag. Insofern schuf Gerhardt hier einen Bezugspunkt, durch den sich die Gläubigen sofort angesprochen fühlen konnten: 1,5 1,6 1,7 1,8 Mein Heiland war gelegt, da, wo man uns hinträgt, wenn von uns unser Geist gen Himmel ist gereist. Gleichzeitig wird schon eine erste hoffnungsvolle Perspektive vorweggenommen, wenn der Tod, spiegelbildlich zum Begräbnis, als Himmelsreise des „Geistes“ gedeutet wird (1,7-8). Nachdem Strophe eins nach Art einer Ouvertüre die Aufmerksamkeit der Hörer geweckt und die wesentlichen Themen hat anklingen lassen, führt die folgende Strophe wie auf einer Bühne das vor Augen, was der Gläubige „wahrnehmen“ soll (1,2): das Schauspiel der Auferstehung, in dem Christus als Feldherr die Fahne zum Zeichen seines Sieges schwenkt. Die Szenerie erinnert an entsprechende ikonographische Darstellungen des Auferstehenden, und ist bekannt aus den oben besprochenen Siegesliedern. 329 In der in *EKG und *EG nicht mehr aufgenommenen Strophe (2a) wird im Rückgriff auf die Höllenfahrt-Erzählung des Nikodemusevangeliums die Siegesdarstellung gleichsam „nach unten“ erweitert. 330 Zum Bild des Siegers Christus gesellt sich das des besiegten „Feindes“, der zu dessen Füßen am Boden liegt, seine Waffen, „Gift, Gall und Ungestüm“, niederlegt und der schließlich an Händen und Füßen gefesselt als endgültig Unterlegener aufgeben muss. Die Streichung des Textes hat wahrscheinlich mit der Abwehr my- 329 S.o. Teil 2 A.II.5 (Thematischer Einzelaspekt „Sieg“); Teil 2 B.II.3.c (Allgemeine Merkmale von Siegesliedern); Teil 2 B.III.3 (Einzelanalyse von Das Grab ist leer). 330 Vgl. auch Offb 12,7ff; 20,2. <?page no="226"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 212 thischer Darstellungen zu tun, von denen man befürchtete, dass sie von der Heilsbedeutung der Auferstehung ablenken könnten. Die Wandlung des Zuschauers (Str. 3) Im Vergleich zu anderen Gesängen, die das Thema des Sieges - sei es punktuell oder dominierend - enthalten, ist das Spezifische des Liedes von Gerhardt, dass der Text die individuelle Reaktion des Zuschauers benennt, wobei die dritte Strophe - eingeleitet mit „Das ist mir anzusehen ein rechtes Freudenspiel“ - die tiefgreifende Wirkung des Vorgangs beschreibt. Dabei fällt auf, dass das „Herz“ nicht mehr als gesonderter Adressat erscheint. Die Distanz zwischen I CH und „Herz“ ist überwunden, Erkenntnis und Aneignung sind durch das Schauen des „Freudenspiels“ eins geworden, so dass es sich erübrigt, das „Herz“ als gesonderte Instanz anzusprechen. Mit der bewussten Wahrnehmung des Geschehens wird dieses auch sofort wirksam: Der Zuschauer, das I CH , verliert seine frühere Angst, sein „Grauen“, er appliziert die österliche Botschaft so, dass sie ihn wandelt: Seine neue Wirklichkeit ist nun geprägt von der Überzeugung, dass ihm nichts und niemand den Mut „zusamt dem edlen Gut“ 331 nehmen kann (3,5-6). Immun gegen feindliche Mächte (Str. 4-5) Die beiden folgenden Strophen entfalten näher, worin sich die neu erworbene Stärke zeigt. Die vierte zeigt zunächst, dass und wie die von Luther häufig im Verbund genannten Feinde, Hölle, Sünde und Tod, unschädlich geworden sind. Im Hintergrund stehen Gedanken, wie sie Luther in seinen Osterpredigten formuliert hat, zum Beispiel: „Der Teufel … war der gewalt und herrschafft auch gewonet. Aber er sahe nicht die ewige herrschafft Christi, so laufft er nu dran und will den uberwinden, der nicht zu uberwinden ist. So gehen sie nu auff einen hauffen da hin, Teufel, sund und Tod, und solches hat aufgericht die aufferstehung Christi.“ 332 Wie Christus ist auch der Gläubige des Liedtextes gegenüber der „Höll und ihren Rotten“ (4,1-2), den Sünden (4,3-4) sowie dem Tod (4,5-6) immun. Durch Nichtbeziehungsweise Verachtung erhält der Tod erst gar keine Macht, so dass er ein „totes Bild“ bleibt, substanzlos, ohne Wirkung. In gleicher Weise kann - wie Strophe fünf ausführt - auch die Welt dem „Ich“ nichts anhaben: 5,1 5,2 5,3 5,4 Die Welt ist mir ein Lachen mit ihrem großen Zorn, sie zürnt und kann nichts machen, all Arbeit ist verlorn. 331 Das „edle Gut“ (3,6) ist als Frieden zu deuten. Vgl. Hammelsbeck, Auf, auf, mein Herz, 82, Fußnote 7. 332 Martin Luther, Predigt am Ostersonntag. Die Resurrectionis Coburgi (17. April 1530), WA 32, 42. <?page no="227"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 213 In seinem „Lachen“ erweist sich der Mensch analog zu dem in Ps 2,1-4 geschilderten Verhalten Gottes als der Überlegene: 333 Warum toben die Völker, warum machen die Nationen vergebliche Pläne? Die Könige der Erde stehen auf, die Großen haben sich verbündet gegen den Herrn und seinen Gesalbten. ‚Lasst uns ihre Fesseln zerreißen und von uns werfen ihre Stricke! ’ Doch er, der im Himmel thront, lacht, der Herr verspottet sie. 334 Gegenüber den in der vierten Strophe erwähnten klassischen, veräußerlicht dargestellten Feinden kommen in der fünften nun menschliche Befindlichkeiten zur Sprache: „Trübsal“, „Unglück“ und „Nacht“ als Sinnbilder für die dunkle Seite des Daseins. Auch sie bilden für den Gläubigen keine Gefahr, denn dessen Reaktion ist paradox: Was soll einem Menschen noch das Unglück anhaben, wenn dieser es als Glück wertet (5,7)? Wie kann die „Nacht“ das Leben verfinstern, wenn sie als „Sonnenblick“ wahrgenommen wird (5,8)? 335 Deutlich wird hier der Rückbezug zur Aussage der ersten Strophe hergestellt, die das nach dem Leiden kommende Licht ankündigt. Auf dem Weg mit Christus (Str. 6-8) Die drei letzten Strophen stellen dar, dass die Wandlung des Menschen, dessen Unverletzlichkeit gegenüber den Gefahren von Unterwelt und Welt kein statisches Verharren bedeutet. Vielmehr kommt ein dynamischer Prozess in Gang. Voraussetzung dafür ist das in Strophe sechs geschilderte „Hängenbleiben“ an Christus, veranschaulicht anhand des auf die individuelle Ebene übertragenen Bildes der unzertrennbaren Einheit von Haupt und Gliedern. 336 Christus nimmt den Gläubigen mit und „reißt“ ihn durch alle bereits in Strophe vier und fünf genannten Widrigkeiten, die in Strophe sechs noch einmal summarisch aufgezählt werden: Str. Tod Welt Sünde Not Hölle 4 4,5 4,3 4,1 5 5,1 5,5.7 6 6,5 6,6 6,6 6,6 6,7 Die Aktivität Christi setzt sich auch in der nächsten Strophe fort, indem dort dessen Vorwärtsdrängen zum „Saal der Ehren“, dem Ort der Siegerehrung, ausgedrückt wird. Dabei fällt auf, dass die Affinität des Gläubigen zu Christus jetzt mehr unter dem Aspekt der freien Entscheidung erscheint („ich folg ihm immer nach“, 7,2), indem das Motiv der Nachfolge aus Mk 8,34 aufgegriffen wird: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. 333 Vgl. Das Grab ist leer, 3 (Originaltext), s.o. Teil 2 B.III.3.b.4). 334 Das Motiv des Spotts findet sich schon in Str. 4,3. 335 Vgl. Ps 139,11-12. 336 Vgl. 1 Kor 12,12-27. <?page no="228"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 214 Die mit Leid verbundene Nachfolge findet Ausdruck in der Darstellung des Weges, der geschildert wird als Durchgang durch ein wildes „Toben“, das aber wie der Seesturm 337 durch Christus gestillt wird. Das Ziel ist mit der Ankunft an der Himmelspforte (8,1-2) erreicht. Auch hier bleibt das Ganze des Auferstehungsgeschehens im Bewusstsein, denn an das der Auferstehung vorausgegangene Leiden erinnert der Spruch mit den vergoldeten Buchstaben an der Himmelstür: 8,5 8,6 8,7 8,8 „Wer dort wird mit verhöhnt, wird hier auch mit gekrönt; wer dort mit sterben geht, wird hier auch mit erhöht.“ Mit diesem Gedicht schließt sich der Kreis zum Ausgangspunkt der anfänglichen Aussage: „Wie kommt nach großem Leiden nun ein so großes Licht“ (1,3- 4). Es bringt dasselbe mit anderen Worten zum Ausdruck, mit Worten, die aufgrund des vorher beschriebenen Prozesses mit Inhalt gefüllt wurden. Der Hörer bekommt sie als eine Art Merksatz mit auf den Weg, der zusammenfasst, dass sich Ostern im Transitus vom Leid zur Freude und als ein Beziehungsgeschehen zwischen Christus und dem Menschen ereignet. b. Jesus lebt, mit ihm auch ich 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 Jesus lebt, mit ihm auch ich! Tod, wo sind nun deine Schrecken? Er, er lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken. Er verklärt mich in sein Licht; dies ist meine Zuversicht. 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 Jesus lebt! Ihm ist das Reich über alle Welt gegeben; Mit ihm werd auch ich zugleich ewig herrschen, ewig leben. Gott erfüllt, was er verspricht; dies ist meine Zuversicht. 337 Vgl. Mt 8,23-27 par. <?page no="229"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 215 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 Jesus lebt! Wer nun verzagt, lästert ihn und Gottes Ehre. Gnade hat er zugesagt, dass der Sünder sich bekehre. Gott verstößt in Christus nicht; dies ist meine Zuversicht. 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 4,6 Jesus lebt! Sein Heil ist mein, sein sei auch mein ganzes Leben; Reines Herzens will ich sein, bösen Lüsten widerstreben. Er verlässt den Schwachen nicht; dies ist meine Zuversicht. 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 5,6 Jesus lebt! Ich bin gewiss, nichts soll mich von Jesus scheiden, keine Macht der Finsternis, keine Herrlichkeit, kein Leiden. Seine Treue wanket nicht; dies ist meine Zuversicht. 6,1 6,2 6,3 6,4 6,5 6,6 Jesus lebt! Nun ist der Tod mir der Eingang in das Leben. Welchen Trost in Todesnot wird er meiner Seele geben, wenn sie gläubig zu ihm spricht: „Herr, Herr, meine Zuversicht! “ Druckvorlage Die abgedruckte Fassung entspricht in Text und Melodie der in *EG 115. 338 1) Entstehung und Verbreitung Den Text dichtete Christian Fürchtegott Gellert, die 1653 in Berlin erschienene Melodie entnahm er dem Lied Jesus, meine Zuversicht 339 , zu dem auch textliche Verwandtschaften bestehen, vor allem bezüglich des jede Strophe beschließenden Satzes „dies ist meine Zuversicht“. Dennoch ist Gellerts Werk als eigenständiges anzusehen. 340 Erstmals wurde das Lied in der Sammlung des Autors *Geistliche Oden und Lieder ediert, deren Dichtungen die religiösen Ideale der Aufklärung auf dem Gebiet des Kirchengesangs verwirklichen wollten, nämlich „die Erbauung der Leser zu befördern, den Geschmack an der Religion zu vermehren und Herzen in fromme Empfindungen zu setzen…“ 341 Die Lieder erfreuten sich schnell großer Beliebtheit mit dem Ergebnis, dass sie auch in andere Gesangbücher aufgenommen wurden. So findet sich Jesus lebt, mit ihm auch ich in allen untersuchten evangelischen Gesangbüchern des 20. Jahrhunderts, außerdem auf katholischer Seite in sieben DGB sowie acht Diözesananhängen des *GL. 342 Der hier präsentierte Text von *EG 115 stimmt weitgehend mit der Originalfassung überein. 343 2) Formale und sprachliche Aspekte Alle sechs Strophen mit jeweils sechs Zeilen werden durch eine Kombination aus Kreuz- und Paarreim (ab ab cc) gestaltet. Jede Strophe beginnt mit dem Ausruf „Jesus lebt! “ und schließt mit dem Satz „dies ist meine Zuversicht“, der 338 *EG präsentiert neben der hier abgedruckten Melodie außerdem eine spätere mit geringfügigen, v.a. rhythmischen Varianten. 339 T: Otto von Schwerin (1644) 1653, M: Berlin 1653. 340 Vgl. Sitzmann, Jesus lebt, 85. 341 *Geistliche Oden und Lieder, Vorrede, zit. n. Rößler, 18. Jahrhundert, 193. 342 Siehe Gesamtbestandsliste (Anhang A.I Tabelle 1) sowie Quellennachweise zu den DGB und kDA (Anhang A.I Tabellen 2 und 3). 343 Inhaltliche Abweichungen finden sich in 4,4 („und den Lüsten“ wurde in *EG geändert zu „bösen Lüsten“) sowie in 6,5 („Er giebt Kraft zu dieser Pflicht“ wurde in *EG geändert zu „Seine Treue wanket nicht“). *EKG 89 entspricht dem ursprünglichen Wortlaut. <?page no="230"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 216 lediglich in der letzten Strophe zur wörtlichen Rede „Herr, Herr, meine Zuversicht“ abgewandelt wird. Die Syntax ist unkompliziert, geprägt durch kurze Aussagesätze beziehungsweise einfach zu überblickende Satzkonstruktionen. Hinsichtlich der pragmatischen Situation ist als Redner durchgängig ein I CH festzustellen. Aufgrund der Verwendung einer großen Zahl an Personal- und Possessivpronomen in der ersten Person Singular (z.B. mir, mich, mein) sowie des Fehlens eines bestimmten Adressaten entsteht der Eindruck, dass der Sprecher seine Worte an sich selbst richtet. Seine bekenntnisartigen Äußerungen, die er in der demonstrativen Haltung einer unerschütterlichen Glaubensgewissheit vorbringt, lassen jedoch erkennen, dass sie auch von einer Zuhörerschaft außerhalb wahrgenommen werden sollen. Bezüglich der Sprechrichtung bildet der letzte Vers in seiner vertikalen Gebetsform (6,6) eine Ausnahme, wobei es sich hier um ein vorweggenommenes Gebet der zukünftigen Todesstunde handelt: 6,3 6,4 6,5 6,6 Welchen Trost in Todesnot wird er meiner Seele geben, wenn sie gläubig zu ihm spricht: „Herr, Herr, meine Zuversicht! “ Bemerkenswert ist der durchgehende Bezug zwischen dem Sprecher-I CH und Jesus, was sich nicht nur im Sinnzusammenhang, sondern außerdem anhand der syntaktischen Konstruktionen zeigt, die von einem wiederholten Alternieren zwischen erster und dritter Person geprägt sind, so z.B. in Strophe eins: 1,1 Jesus - mit ihm - ich 1,3 Er, er - mich 1,5 Er - mich - sein 1,6 meine Im Sinn dieser engen Verbindung ist sicher auch die grammatikalische Ungenauigkeit in Vers 1,1 zu verstehen, die darin besteht, dass das Prädikat „lebt“ in der dritten Person Singular sowohl in Bezug auf Jesus, als auch auf das I CH verwendet wird. 3) Inhaltlich-theologische Aspekte Einem überlegten Gedankengang entsprechend präsentiert der Sprecher in Gellerts Gesang nacheinander die verschiedenen Aspekte der Bedeutung der Auferstehung für die Frömmigkeit des Einzelnen. Der Text beginnt proklamierend mit der Osterbotschaft „Jesus lebt! “ in unmittelbarer Verbindung mit der daraus resultierenden Gewissheit des Sprechers, dass auch er von den Toten auferweckt werden wird (1,1-4). Im Hintergrund steht Ijob 19,25: <?page no="231"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 217 Ich weis / das mein Erlöser lebet / vnd er wird mich hernach aus der erden auffwecken … 344 Im Prinzip stellt das ganze Lied eine Entfaltung dieses einen Satzes unter verschiedenen Gesichtspunkten dar. Immer geht es um die - stereotyp am Beginn jeder Strophe wiederholte - Gewissheit, „dass mein Erlöser lebt“ und welche Bedeutung dieses Faktum für den Menschen hat. Wie die erste, so ist auch die zweite Strophe heilsgeschichtlich orientiert, indem sie den erhöhten Christus in Herrschervollmacht in den Mittelpunkt stellt 345 und die grandios wirkende Überzeugung zum Ausdruck bringt, dass auch der Sprecher „ewig herrschen, ewig leben“ wird (2,3-4). 346 Danach wendet sich der Text der soteriologischen Dimension der Auferstehung zu, der von Gott zugesagten unumstößlichen Gnade (3,3-4), angesichts deren ein Verzagen nicht gebilligt werden kann, wie der Sprecher zuvor in lapidarer Weise erklärt: 3,1 3,2 Jesus lebt! Wer nun verzagt, lästert ihn und Gottes Ehre. Strophe vier weist auf die Konsequenzen für die Lebenspraxis hin, die angestrebte Übereignung des ganzen Lebens an Christus als Antwort auf das Heil, das dem Menschen zuteil geworden ist (4,1-2). Konkret bedeutet dies, sich ein „reines Herz“ zu bewahren und sich den „bösen Lüsten“ - im ursprünglichen Text werden die „Lüste“ ohne Attribut pauschal genannt - zu widersetzen (4,3-4). Ausgehend von der Vorrede zu den *Geistlichen Oden und Liedern sind letztere im Sinn triebhafter Begierde zu deuten: „Die Lieder für das Herz, denen der Gesang vorzüglich eigen ist, müssen so beschaffen seyn, daß sie uns alles, was erhaben und rührend in der Religion ist, fühlen lassen …; daß sie uns die Schändlichkeit des Lasters, das Thierische der Lüste und Sinnlichkeit … empfinden lassen …“ 347 In *EG hat man wohl im Sinn der Kritik an einer grundsätzlichen Lustfeindlichkeit die unakzeptablen „Lüste“ als „böse Lüste“ präzisiert. Zusammenfassend stellt die fünfte Strophe im Rückgriff Röm 8,38-39 348 die bleibende Verbundenheit mit Jesus fest: „Ich bin gewiss, nichts soll mich von Jesus scheiden“ (5,1-2). Von da aus wendet sich das I CH vorausschauend dem eigenen Tod zu. Die in der ersten Strophe geäußerte Überzeugung, dass Jesus 344 Aufgrund der evangelischen Tradition des Liedes werden Zitate in der Luther- Übersetzung Biblia 1534 wiedergegeben. 345 Vgl. z.B. Mt 28,18; Eph 1,20-22. 346 Vgl. 2 Tim 2,12: „Dulden wir / so werden wir mit herrschen / Verleugnen wir / so wird er vns auch verleugnen.“ 347 *Geistliche Oden und Lieder, Vorrede, zit. n. Rößler, 18. Jahrhundert, 195. 348 „Denn ich bin gewis / Das weder Tod noch Leben / weder Engel noch Fürstenthum / noch gewalt / weder gegenwertiges noch zukünfftiges / weder hohes noch tieffes noch keine andere Creatur / mag vns scheiden von der liebe Gottes / die in Christo Jhesu ist vnserm HErrn.“ <?page no="232"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 218 den Gläubigen auferwecken wird, wird sich im Moment des Todes als praktische Sterbehilfe bewähren, wenn die Seele zu Christus spricht: „Herr, Herr, meine Zuversicht“ (6,6). c. Ich hör die Botschaft 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Ich hör die Botschaft: Jesus lebt! Doch seh ich nur: Die Welt erbebt, weil Krankheit herrscht und Tod und Krieg. Wo find ich Jesu Ostersieg? Herr, steh mir bei! 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Ich hör die Botschaft: Jesus lebt! Ob dem nicht alles widerstrebt, was täglich unsre Welt bedroht: Der Bosheit Trug, Gewalt und Not. Herr, steh mir bei! 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 Ich hör die Botschaft: Jesus lebt! Herr, hilf, daß sich mein Herz erhebt aus Kummer, Zweifel, Angst und Leid! Mach es für deinen Trost bereit! Herr, steh mir bei! 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 Ich hör die Botschaft: Jesus lebt! Ihr Boten, die ihr Hoffnung gebt, führt mich zum Auferstandnen hin, daß ich bei ihm geborgen bin! Herr, steh mir bei! Druckvorlage Die hier präsentierte Fassung stammt aus dem Regionalteil *BT 558 zum *EG. 349 1) Formale und sprachliche Aspekte Den Text verfasste 1985 Friedrich Hofmann, die Melodie, die 1560 von Nikolaus Herman komponiert wurde, entlehnte er dem Lied Erschienen ist der herrlich Tag. Der Text hat vier fünfzeilige Strophen, die alle dem gleichen Bauplan folgen, wobei jede Strophe durch denselben ersten und letzten Vers gerahmt wird. Nicht nur hinsichtlich der aus dem 16. Jahrhundert stammenden Melodie, sondern auch des Sprachstils lehnt sich das Stück an traditionelle Lieder an. So lassen sich zur heutigen Fassung von Erschienen ist der herrlich Tag the- 349 Außerdem findet sich das Lied in *Öst 563. <?page no="233"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 219 matische Bezüge feststellen (s.u.); vor allem sind jedoch beim Vergleich mit dem zuvor behandelten Stück, Jesus lebt, mit ihm auch ich, formale und inhaltliche Entsprechungen in größerem Umfang zu bemerken. Auch im Fall, dass dies vom Autor nicht bewusst intendiert war, lohnt sich der Aufweis korrelierender Elemente, wodurch Mentalitätsverschiebungen zwischen traditioneller, insbesondere aufklärerischer, und moderner Auferstehungsfrömmigkeit sichtbar werden. Zunächst erinnert die in Hofmanns Lied vorgenommene Rahmung der Strophen an die Dichtung Gellerts, wobei sich bei den betreffenden Versen über die formale Gestaltung hinaus auch inhaltliche Bezüge erkennen lassen, zum einen hinsichtlich der Aussage „Jesus lebt“, die jetzt durch „Ich hör die Botschaft …“ eingeleitet wird (Z. 1), sodass der Eindruck entsteht, dass der I CH -Sprecher das frühere Lied kennt und im Folgenden seiner eigenen Sichtweise Ausdruck verleihen will. Zum anderen scheint die abschließende, Hilfsbedürftigkeit ausdrückende Bitte um Beistand (Z. 5) in einem bewusst hergestellten Kontrast zu dem selbstbewussten Bekenntnis „dies ist meine Zuversicht“ zu stehen. Z. 1 Z. 6 Jesus lebt, mit ihm auch ich! […] dies ist meine Zuversicht. Z. 1 Z. 5 Ich hör die Botschaft: Jesus lebt! […] Herr, steh mir bei! Auch was die Kommunikationssituation angeht, kann man das Lied von Hofmann als zeitgenössische Auseinandersetzung mit dem Gesang von Gellert sehen. Das moderne Stück ist zwar ebenfalls durchgängig von einem Sprecher in der ersten Person Singular bestimmt, jedoch mit abweichenden Sprechakten. Bekennende Aussagen der Glaubensgewissheit fehlen völlig. Schon in der ersten Strophe wird nach der Beschreibung des desolaten Zustandes der Welt (1,2-3) die skeptische Frage gestellt: „Wo find ich Jesu Ostersieg“ (1,4), ähnlich in den Versen 2,2-4. Alle Strophen sind vom Bittgebet zu Christus bestimmt, in den ersten beiden nur im Schlussvers, in den Strophen drei und vier jeweils in der zweiten bis fünften Zeile. Damit zeichnet der Text ein ganz anderes Bild von der Situation des I CH als der von Gellert: An die Stelle eines als Vorbild fungierenden, seinen festen Glauben bekennenden Menschen tritt einer, der von zweifelnden Fragen und Hilfsbedürftigkeit geprägt ist. 2) Inhaltlich-theologische Aspekte Betrachtet man den Inhalt des Gesamttextes, so zeigen sich in allen Strophen kontrastierende Bezüge zu Jesus lebt, mit ihm auch ich. Ich hör die Botschaft Jesus lebt, mit ihm auch ich (G) 1,1 1,2 1,3 Ich hör die Botschaft: Jesus lebt! Doch seh ich nur: Die Welt erbebt, weil Krankheit herrscht und Tod und Krieg. 1,1 1,2 Jesus lebt, mit ihm auch ich! Tod, wo sind nun deine Schrecken? 1,4 Wo find ich Jesu Ostersieg? 1,3 1,4 Er, er lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken. <?page no="234"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 220 2,2 2,3 2,4 Ob dem nicht alles widerstrebt, was täglich unsre Welt bedroht: Der Bosheit Trug, Gewalt und Not. 2,1 2,2 … Ihm ist das Reich über alle Welt gegeben … 3,2 3,3 Herr, hilf, daß sich mein Herz erhebt aus Kummer, Zweifel, Angst und Leid! 3,1 3,2 … Wer nun verzagt, lästert ihn und Gottes Ehre. 3,4 Mach es für deinen Trost bereit! 3,3 Gnade hat er zugesagt 4,2 4,3 4,4 Ihr Boten, die ihr Hoffnung gebt, führt mich zum Auferstandnen hin, daß ich bei ihm geborgen bin! 5,1 5,2 … Ich bin gewiss, nichts soll mich von Jesus scheiden Schon gleich zu Beginn und mit jeder Strophe neu wird die Situation des Einzelnen zum Ausdruck gebracht, der von der Auferstehung zwar erfährt, ihr aber in kritischer Distanz gegenübersteht, eine Darstellung, die wie eine Antithese zu Gellerts Bekenntnis „Jesus lebt, mit ihm auch ich! “ wirkt. Die einleitende Formulierung „Ich hör die Botschaft“ ruft die Szene aus Goethes „Faust“ in Erinnerung, in der Faust am Ostermorgen beim Hören der Glocken und des Chorgesangs „Christ ist erstanden“ der Entfremdung von seinem früheren Glauben Ausdruck verleiht: „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“ 350 Dem I CH des Liedes scheint es zumindest stimmungsmäßig ähnlich zu gehen. Die Gründe legen die beiden ersten Strophen dar, indem sie den in Gellerts Lied (G) dargestellten Aspekten der siegreichen Auferstehung Christi (G 1,2-3) und der Herrschaft des Erhöhten (G 2,1-2) die Misere der Welt entgegensetzen: Angesichts der negativen Erfahrungen von Krankheit, Tod und Krieg (1,2-3) ist der Ostersieg Christi fraglich (1,4). Die Herrschaft Christi scheint sich nicht durchsetzen zu können, vielmehr regieren in der Welt „der Bosheit Trug, Gewalt und Not“ (2,4). Die Gesamtsituation wird als so bedrängend und aus eigener Kraft nicht lösbar erlebt, dass jede Strophe mit dem Gebetsruf „Herr steh mir bei! “ beendet wird. Diese individuelle Befindlichkeit bestimmt die dritte und vierte Strophe ganz, wobei sich wiederum Bezüge zu Jesus lebt, mit ihm auch ich erkennen lassen. In Strophe drei präsentiert sich der Sprecher gerade in der verzagten Haltung, die in der korrespondierenden Strophe des Liedes von Gellert rigoros als Gotteslästerung gewertet wird (G 3,1-2). In seiner Unvollkommenheit, die im Kontrast zum Ideal des perfekten Gläubigen steht, bittet er darum, aus „Kummer, Zweifel, Angst und Leid“ herauszufinden (3,2-3). An die Stelle des theologischen Begriffes „Gnade“ (G 3,3) tritt der dem heutigen Verständnis nach eher psychologische des „Trostes“ (3,4). 351 Die nächste Strophe (4) spiegelt zusammenfassend die Gefühlslage des I CH -Sprechers, die von Ungeborgenheit gekennzeichnet ist, aus der heraus er hoffnungsvoll die Bitte äußert, durch die „Boten“ zum Auferstandenen geführt zu werden. Sein Ziel ist jedoch nicht, wie man meinen könnte, die Stärkung im Engagement gegen die in den beiden ersten Strophen erwähnten 350 Goethe, Faust. Der Tragödie erster Teil. Nacht, 27f. 351 Möglicherweise hat der Autor aber bewusst den im Mittelalter umfassenden Begriff des „Trostes“ (im Sinn von „Beistand“/ „Schutz“) verwendet. Vgl. z.B. Christ ist erstanden. <?page no="235"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 221 Missstände in der Welt (1,2-3; 2,3-4), sondern das Finden eines Rückzugsortes der Geborgenheit. 352 Insgesamt entsteht der Eindruck eines Menschen, der unter einer Depression leidet mit den typischen Symptomen von Niedergeschlagenheit, Regression (Suche nach Trost [3,4] und Geborgenheit [4,4]) und Antriebslosigkeit. Einzig die Bitte um Hilfe scheint ihm noch möglich zu sein. Wenigstens kurz soll noch ein Blick auf den Text von Erschienen ist der herrlich Tag, wie ihn die heutigen Gesangbücher präsentieren 353 , geworfen werden, dessen Weise Hofmann seinem Text unterlegt hat, vermutlich nicht nur aus ästhetischen Gründen. Aufgrund der bekannten Melodie können die in der Dichtung von Erschienen ist der herrlich Tag zum Ausdruck kommenden Themen des Sieges und der Freude assoziiert werden, während der neue Text deren inhaltliche Umkehrung darstellt: Dem Sieg tritt dessen Hinterfragung, der allgemeinen freudigen Stimmung tritt die Niedergeschlagenheit und Trostbedürftigkeit des Individuums gegenüber. Möglicherweise soll diese paradoxe Zusammenstellung dazu anregen, über die Bedeutung der Auferstehung angesichts der heute bestehenden Leiderfahrungen nachzudenken: Erschienen ist der herrlich Tag Ich hör die Botschaft 1,1 1,2 1,3 1,4 Erschienen ist der herrlich Tag, dran niemand g’nug sich freuen mag: Christ, unser Herr, heut triumphiert, sein Feind er all gefangen führt. Halleluja. 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Ich hör die Botschaft: Jesus lebt! Doch seh ich nur: Die Welt erbebt, weil Krankheit herrscht und Tod und Krieg. Wo find ich Jesu Ostersieg? Herr, steh mir bei! (...) (...) 4,1 4,2 4,3 4,4 Die Sonn, die Erd, all Kreatur, alls, was betrübet war zuvor, das freut sich heut an diesem Tag, da der Welt Fürst darniederlag. Halleluja. 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 Ich hör die Botschaft: Jesus lebt! Herr, hilf, daß sich mein Herz erhebt aus Kummer, Zweifel, Angst und Leid! Mach es für deinen Trost bereit! Herr, steh mir bei! d. Osterfrömmigkeit im Wandel Die unterschiedlichen, zeitbedingten Ausprägungen der Osterfrömmigkeit sind deutlich anhand der drei präsentierten Gesänge zu erkennen. Paul Gerhardts Dichtung verfolgt den Zweck, den Hörer auf psychologischer Ebene in den Prozess der Aneignung der Auferstehungsbotschaft einzubinden. Dies geschieht durch die Schaffung der Möglichkeit zur Identifikation: durch den Textzusammenhang, der den Prozess des ganzen Weges, den das I CH mit Christus zurücklegt, abbildet, die Wahl zahlreicher Wörter und Formulierun- 352 Diesbezüglich steht das Lied in direktem Gegensatz zu dem von Kurt Marti verfassten Das könnte den Herren der Welt (NLG), in dem der Auferstandene die Menschen zum Kampf gegen Ungerechtigkeit aufruft. Erläuterungen zu diesem Lied s.o. Teil 2 B.II.3.k. 353 Zur umfangreicheren Originalfassung s.o. Teil 2 B.II.3.a.2). <?page no="236"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 222 gen, die Emotionalität und Dynamik ausdrücken, sowie die selbstreflexive Kommunikationssituation. Auch Gellert möchte seinen Hörern die Bedeutung der Auferstehung für das eigene Leben nahe bringen. Anders als der Barockdichter setzt er dabei auf didaktische Methoden, zum einen - modern gesprochen - auf die des Lernens am Vorbild, indem das I CH seine feste Überzeugung und seinen Willen zu rechtem Verhalten und Handeln bekundet, und zwar in einem Gestus überzeugter Glaubensgewissheit, in der Gefühle und Bilder eher störend wirken würden. Dementsprechend ist die Sprache - im Unterschied zur Barockdichtung - belehrend, teilweise sogar apodiktisch. Zum anderen ist die didaktische Zielsetzung erkennbar am wohlstrukturierten Argumentationsgang des Gesamttextes mit dem Ziel, dass der Hörer die einzelnen Aspekte schrittweise für sein Glaubensleben fruchtbar machen soll. Vielen heutigen Menschen mag die Spiritualität beider Lieder fremd sein, ein Empfinden, das möglicherweise in Hinblick auf den Gesang der Aufklärung noch stärker ausgeprägt ist, weil die unerschütterliche Glaubensgewissheit, vorgetragen in einem autoritären und pathetischen Ton sowie die negative Bewertung von emotionaler Schwäche („verzagen“) und Triebhaftigkeit („böse Lüste“) als nicht mehr nachvollziehbar und theologisch unsachgemäß empfunden werden. Einen Eindruck von der im Verhältnis zur gesamten Tradition gewandelten Mentalität, die sich vor allem in der Problematisierung der Auferstehungsbotschaft ausdrückt, gibt das neue Osterlied Ich hör die Botschaft. Man merkt dem Lied seine Entstehungszeit Mitte der Achtziger Jahre an, eine Zeit des erhöhten sozialen und politischen Engagements, die in Deutschland von Aufrüstung - vor allem der Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen im Rahmen des Nato-Doppelbeschlusses - bestimmt war und in der der Atomkrieg von Vielen als ernste Bedrohung empfunden wurde. Neben den sozialkritischen Äußerungen geht der Text detailliert auf die individuelle psychische Befindlichkeit der Menschen ein, auf die emotionalen Nöte, aber auch auf die Zweifel an dem nicht mehr selbstverständlich hingenommenen Auferstehungsglauben - Themen, die gegenüber früheren Liedern neu sind und zu denken geben. Ob die Verarbeitung der gesellschaftskritischen, psychologischen und theologischen Aspekte im vorliegenden Lied gelungen ist, scheint allerdings angesichts der antiquierten sprachlichen Gestaltung und der Herstellung der beschriebenen depressiven Atmosphäre als fraglich. Eine Identifizierung mit der sehr persönlich, fast intim dargestellten Situation des I CH - Sprechers wird vermutlich nur dem gelingen, der sich in einer entsprechenden Lage befindet. Von daher ist eine Verwendung im Gemeindegottesdienst an Ostern nur schwer vorstellbar. <?page no="237"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 223 6. Seht, der Stein ist weggerückt 354 1,1 1,2 1,3 1,4 Seht, der Stein ist weggerückt, nicht mehr, wo er war; nichts ist mehr am alten Platz, nichts ist, wo es war. Halleluja. 2,1 2,2 2,3 2,4 Seht, das Grab ist nicht mehr Grab, tot ist nicht mehr tot. Ende ist nicht Ende mehr, nichts ist, wie es war. Halleluja! 3,1 3,2 3,3 3,4 Seht, der Herr erstand vom Tod, sucht ihn nicht mehr hier, geht mit ihm in alle Welt, er geht euch voraus. Halleluja! Druckvorlage Die Vorlage der abgedruckten Fassung findet sich im Limburger Diözesanteil des Gotteslobs *Lim I 836. a. Entstehung und rezeptionsgeschichtliche Aspekte Der Text wurde 1971 von Lothar Zenetti 355 verfasst und zunächst unvertont veröffentlicht. 356 Die Melodie schrieb Karl Fink 357 , ebenfalls 1971. 358 Ein Jahr 354 Vgl. zu den nachstehenden Ausführungen Albert-Zerlik, Seht der Stein. 355 Lothar Zenetti (*1926) war 1962 als katholischer Studentenpfarrer und danach von 1969- 1995 als Gemeindepfarrer in Frankfurt tätig. Außerdem hatte er im Zeitraum 1982-1992 das Amt des Katholischen Hörfunkbeauftragten beim Hessischen Rundfunk inne. Seit 1995 befindet er sich im Ruhestand. Sein Werk umfasst zahlreiche Bücher über religionspädagogische, gottesdienstliche und pastorale Themen sowie Ausgaben seiner poetischen Texte. Vgl. Schmid, Zenetti; Meyer, Das neue Lied. 356 Die ursprüngliche Fassung des Textes (ohne Melodie) erschien in Zenetti, Zuversicht, 72. Entsprechend dem Stil der damaligen Zeit wird der Text dort weitgehend ohne Interpunktion präsentiert. Es stehen nur Kommata innerhalb der Zeilen, nach „Seht“ (1,1; 2,1; 3,1) sowie nach „nichts ist, …“ (1,4; 2,4). Der Verzicht auf Interpunktion dient - nach Auskunft des Autors (Gespräch am 15.01.02) - keiner bestimmten Aussage. 357 Karl Fink (1923-1977) war Kantor in Eltville und Kirchenmusikdirektor. Vgl. *EG 957 (Liederkunde, Dichter und Komponisten). 358 Das Lied liegt auch in anderen, später entstandenen Vertonungen vor, so in einer von Herbert Beuerle (z.B. *LSO 11) sowie einer weiteren von Heinz Martin Lonquich (z.B. *Unterwegs 40). <?page no="238"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 224 später erschien der Gesang in dem Heft *Neue Lieder für den Gottesdienst 359 und 1975 in *Neue Gemeindelieder. Schon früh wurde es auch in die Osterrubriken offizieller Gesangbücher, zunächst in ein Beiheft zum Limburger DGB 360 , dann in dem kDA *Lim I 836 und in dem eRT *HK 551 aufgenommen, des weiteren in die Schweizer Gesangbücher *KG 442 und *RG 481. 361 Die Beliebtheit des Liedes zeigt sich daran, dass es außerdem in insgesamt acht der untersuchten offiziösen Sammlungen vorkommt. 362 Die früheste Ausgabe in *Neue Lieder für den Gottesdienst (1972) - ebenso die spätere in *EG - enthält einen Fehler in der Melodie: Im vorletzten Takt findet sich die Wiederholung der Achtelnote a. Richtig ist jedoch der Terzsprung a-f, wie ihn die Editionen in *Neue Gemeindelieder, *Lim I, *KG und *RG übereinstimmend aufweisen. Dies belegt auch der von Karl Fink 1974 selbst komponierte Satz. 363 b. Formale und sprachliche Aspekte Der Text gliedert sich in drei Strophen zu je vier Zeilen mit einem abschließenden Halleluja-Ruf. Es finden sich keine Endreime, lediglich Assonanzen (erste Strophe: „war“ [1,2] - “Platz“ [1,3] - “war“ [1,4]). Das Metrum wird vom trochäischen Versmaß bestimmt, wobei Zeilen mit vier beziehungsweise drei Hebungen abwechseln. Der Aufbau der einzelnen Textabschnitte ist gleichförmig: Jede Strophe beginnt mit dem Imperativ "Seht" und endet mit Halleluja. Dazwischen befinden sich kurze Aussagebeziehungsweise Aufforderungssätze, die jeweils innerhalb einer Zeile verbleiben. Die einzige Ausnahme bilden die Zeilen 1,1-2, indem 1,2 eine prädikative Ergänzung zum vorhergehenden Satz darstellt. Die mit der Aufforderung „Seht“ verbundene, zunächst positive Feststellung „der Stein ist weggerückt“ (1,1) erfährt durch die negativ formulierte prädikative Ergänzung „nicht mehr, wo er war“ Bekräftigung. Die beiden anschließenden Sätze erweitern diese Aussage: Wurde zunächst nur die veränderte Position des Steins thematisiert, so wird diese Situation nun generali- 359 *Neue Lieder für den Gottesdienst, 25. 360 *D-Lim/ B II 070. 361 Aufgrund der nachträglichen Einfügung von Satzzeichen sind in den verschiedenen Ausgaben geringfügige Abweichungen festzustellen, die z.B. darin bestehen, dass in *Lim I und *KG nach 2,2 singulär ein Punkt gesetzt wurde, während alle anderen Zeilen innerhalb der Strophen mit einem Komma voneinander getrennt werden. 362 Siehe Gesamtbestand und Quellennachweis moderner Osterlieder in offiziösen Sammlungen, Anhang A.I Tabelle 7. 363 *Orgelbuch zum Gotteslob. Limburger Diözesanteil, 836. Im Zusammenhang mit den Vorarbeiten zur Aufnahme des Liedes in das *RG wies der Bosse-Verlag darauf hin, dass die Fassung mit der Terz in dem von ihm herausgegebenen Heft *Neue Gemeindelieder die ursprüngliche sei. Daraufhin wurde diese als Vorlage für die Edition in *RG ausgewählt. Außerdem bestätigte Franz Fink, der Sohn des verstorbenen Komponisten, dass sie die vom Komponisten beabsichtigte sei. Der vorliegenden Analyse wird deshalb nicht die früheste Edition von 1972, sondern die von *Lim I, die der Fassung in *Neue Gemeindelieder von 1975 entspricht, zugrunde gelegt. <?page no="239"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 225 sierend auf alles Existente bezogen, zusammengefasst im Schlusssatz: „Nichts ist, wo es war“ (1,4). Dabei verstärkt das Wortspiel mit den Elementen „nicht mehr“ (1,2) und „nichts … mehr“ (1,3-4) die Zäsur zwischen dem vorausgesetzten alten und dem neuen Zustand und trägt dazu bei, dass die ins Allgemeine übergreifenden Aussagen an Eindringlichkeit gewinnen. Auch der nächste Textabschnitt wird von den Wörtern „nicht mehr“ (2,1.2.3) sowie „nichts“ (2,4) beherrscht. Drei lapidare, gleichgebaute Aussagesätze konstatieren negativ die Weise des neuen Seins, das an dem in der ersten Strophe programmatisch genannten Bild des weggerückten Steins zuerst sichtbar wurde. Als Ausdrucksmittel der radikalen Wandlung dienen Paradoxa, die in der Feststellung gipfeln: „nichts ist, wie es war“ (2,4). Dieser Satz stimmt nahezu wörtlich mit dem Ende der ersten Strophe überein; lediglich das „wo“ (1,4) wurde durch das „wie“ (2,4) ausgetauscht. Im Nachhall bleiben die beiden jeweils letzten Aussagen (1,4 und 2,4) wie Merksätze im Gedächtnis haften, mit dem Ergebnis, dass der Hörer vor der Frage steht, ob etwas und, wenn ja, was an die Stelle der totalen Negation treten wird. Die Spannung löst sich in der dritten Strophe durch das Aufgeben des Verneinungsprinzips. Die einzige Ausnahme bildet die zweite Zeile „sucht ihn nicht mehr hier“ (3,2). Im Unterschied zu den Negationen der beiden vorhergehenden Textabschnitte stellt diese jedoch keine Zustandsbeschreibung, sondern eine Aufforderung dar, die mit der nachfolgenden Handlungsanweisung „geht mit ihm in alle Welt“ (3,3) verbunden ist. Beide Imperative werden durch die positiven Aussagen „der Herr erstand vom Tod“ (3,1) und „er geht euch voraus“ (3,4) eingerahmt. Insgesamt ist der Sprachstil geprägt durch eine sparsame, am Elementaren orientierte Wortwahl, bei der weitgehend auf adjektivische Attribute verzichtet wurde (außer „alten Platz“, 1,3). In den Strophen eins und zwei ist der Text - sieht man einmal vom Halleluja ab - nicht ausgesprochen theolektal. Dennoch wird der aus christlichem Umfeld kommende Hörer den „weggerückten Stein“ (1,1) und das „Grab“ (2,1) sofort dem österlichen Kontext zuordnen können. Eindeutig präsentiert die dritte Strophe die Abhängigkeit von der markinischen Grabeserzählung Mk 16,1-8. Fast alle Wörter und Ausdrücke („Seht“, „erstand“, „sucht“, „nicht ... hier“, „geht“, „in alle Welt“, „er geht euch voraus“) wurden Mk 16,6.7.15 entnommen und neu kombiniert. Der jede Strophe eröffnende Ruf „Seht“ kommt im Kontext des Auferstehungsberichtes mehrfach vor. 364 Die Kommunikationssituation wird durchgängig durch den zu Beginn jeder Texteinheit stehenden Imperativ „Seht“ bestimmt, der den Beginn der Rede eines Sprechers zu einer Gruppe markiert. Im Hintergrund stehen die 364 Den Angaben zum Wortgebrauch liegt die Einheitsübersetzung der Bibel zugrunde. Die Aufforderung „Seht“ wird auch im lateinischen Text der Vulgata im Sinn von „Hinsehen“ gebraucht, indem dort der Imperativ videte und nicht das deiktische Partikel ecce (Da! ) steht. <?page no="240"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 226 Worte des Engels in Mk 16,6-7. Strophe drei nimmt die Formulierungen (kursiv) zum Teil wörtlich auf: Liedtext Mk 16 3,1 3,2 Seht, der Herr erstand vom Tod, sucht ihn nicht mehr hier, 6 Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier. Seht, da ist die Stelle, wo man ihn hingelegt hatte. 3,3 3,4 geht mit ihm in alle Welt, er geht euch voraus. 7 Nun aber geht und sagt seinen Jüngern …: Er geht euch voraus nach Galiläa. Allerdings werden die in 3,3 und 3,4 verwendeten Formulierungen in einen neuen Kontext gebracht: Beim Imperativ „Geht“ (3,3) handelt es sich nämlich nicht mehr um die ursprünglich an die Frauen gerichtete Aufforderung des Engels, zu den Jüngern zu gehen. Vielmehr bezieht sich diese jetzt auf den Auftrag, den Jesus selbst seinen Jüngern bei der anschließend geschilderten Erscheinung (Mk 16,9-18) erteilt hat: Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! (Mk 16,15) Dem entsprechend entfällt in der dritten und vierten Zeile die Nennung der Jünger sowie des Zielorts Galiläa. Die so erreichte Erweiterung und Verallgemeinerung der biblischen Ausgangssituation bilden die Voraussetzung zur Aktualisierung. Die neue Kommunikationssituation besteht darin, dass die, die das Lied heute im Gottesdienst singen, sich nun gegenseitig die Auferstehungsbotschaft - einschließlich des Jüngerauftrags - zurufen. Damit setzen sie den kerygmatischen Prozess fort und bestärken sich im Glauben. c. Inhaltlich-theologische Aspekte In allen drei Strophen erscheinen die inhaltlichen Aussagen konsequent auf zwei Stufen: Auf der ersten (jeweils Z. 1-2) bildet die konkrete Situation des leeren Grabs den Ausgangspunkt: Mittels der Vorstellungen des weggerückten Steins (1,1-2), des Grabs (2,1-2) sowie des dort nicht mehr anwesenden Herrn (3,1-2) wird der Hörer in die Lage der Frauen am Ostermorgen versetzt. Auf der zweiten Stufe (jeweils Z. 3-4) weitet sich der Blickwinkel, indem die ursprüngliche biblische Situation auf räumlicher (1,3-4), zeitlich-qualitativer (2,3-4) sowie personaler (3,3-4) Ebene generalisiert und somit der aktuellen Erfahrung zugänglich gemacht wird. Der weggerückte Stein – die räumliche Dimension (Str. 1) Der erste Satz ruft den Hörer auf, seinen Blick auf die Leerstelle des weggerückten Steins zu richten. Der mit der Ostererzählung Vertraute weiß um die Ungeheuerlichkeit und das Wunderbare des damit verbundenen Ereignisses, denn Markus schildert den Stein als „sehr groß“, angesichts dessen sich die Frauen gefragt haben, wer ihn für sie wegwälzen könnte - eine schier ausweg- <?page no="241"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 227 lose Situation! 365 Das Motiv vom weggewälzten Stein erinnert auch an Jes 62,10. Im Zusammenhang der Vision vom neuen Jerusalem wird die Beseitigung hindernder Steine als Zeichen der Erlösung verstanden: Zieht durch die Tore ein und aus, und bahnt dem Volk einen Weg! Baut, ja baut eine Straße, und räumt die Steine beiseite! Wie in der Fortsetzung (1,3-4) deutlich wird, symbolisiert das Nicht-Mehr- Vorhandensein des Steins die totale Umwälzung der bisherigen Realität. Die Wörter „wo“ (zweimal: 1,2.4) und „Platz“ (1,3) verweisen auf eine räumlich wahrnehmbare Szene, in der die gewohnte Topographie als radikal verändert erscheint. Das Nicht-Grab – die qualitativ-zeitliche Dimension (Str. 2) Nach erneuter Aufforderung richtet sich der Blick jetzt auf das Grab, von dem jedoch behauptet wird, dass es keines mehr ist, eine Vorstellung, die die gewohnte vom leeren Grab noch überbietet, denn es entsteht ein Bild - oder besser ein „Nicht-Bild“ - einer neuen Wirklichkeit, in der es grundsätzlich kein Totsein mehr gibt. Das Paradoxon „tot ist nicht mehr tot“ (2,2) hat in erster Linie Konsequenzen für das Zeitverständnis, ausgedrückt in dem Satz „Ende ist nicht Ende mehr“ (2,3), was heißt, dass die Begrenzung der Zeit aufgehoben ist. Die Zusammenfassung „Nichts ist, wie es war“ (2,4) in Parallele zu „Nichts ist, wo es war“ (1,4) erzeugt beim Hörer zunächst ein Vakuum, das die Frage nach einer neuen Orientierung aufwirft. Vorerst steht die Antwort hierzu noch aus. Allerdings signalisiert schon das jeweils abschließende Halleluja mit seinem freudigen Charakter eine positive Perspektive. Der auferstandene Herr – die personale Dimension (Str. 3) Die dritte Strophe setzt der Verneinung aller gewohnten Realität das positive Ereignis der Auferstehung entgegen, aufgrund dessen die Aussagen des bisherigen Textes, in denen nur andeutungsweise das Ostergeschehen anklang (durch die Stichworte „Stein“, „Grab“ sowie „Halleluja“), verständlich werden. In Hinblick auf die Angesprochenen bleibt es nicht bei der bloßen Übermittlung der Botschaft. Vielmehr zeigt sich eine Handlungsperspektive, die zunächst negativ ausgedrückt wird: „Sucht ihn nicht mehr hier“. Mit „hier“ ist die alte Vorstellungswelt gemeint, in der das Grab Grab und tot tot ist. Von diesem Ort heißt es, sich loszureißen. Spontan kommt die Frage auf: Wenn „der Herr“ nicht hier ist, wo soll man ihn dann suchen? Die Antwort ist in der Aufforderung „Geht mit ihm in alle Welt“ (3,3) enthalten, in der der Einschub „mit ihm“ darauf verweist, dass er gar nicht zu suchen ist, sondern schon bei den Menschen ist und lebt. Hier klingen andere Erscheinungserzählungen an, insbesondere die vom Emmausgang 366 , und die letzte Zusage des Auferstandenen: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ 367 Außerdem kön- 365 Vgl. Mk 16,4. 366 Lk 24,13-32. 367 Mt 28,20. <?page no="242"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 228 nen mit dem Appell „Geht mit ihm in alle Welt“ die Themen von Verkündigung und Taufe konnotiert werden: Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet … (Mk 16,15-16) Die vierte Zeile „er geht euch voraus“ knüpft zunächst (ohne die Ortsangabe Galiläa) an die Botschaft an, die die Frauen den Jüngern überbringen sollten. 368 Das Bild des vorangehenden Herrn findet sich schon als Typologie im Zusammenhang der für die Feier von Ostern konstitutiven Exoduserzählung, nach der Gott die Israeliten durch das Rote Meer in das verheißene Land geführt hat. 369 Vor allem aber ruft der Satz das johanneische Bild vom guten Hirten ins Gedächtnis, der seinen Schafen vorangeht, nachdem er sie aus dem Stall herausgeführt hat. 370 Der Kontext, in dem dieses Gleichnis bei Johannes steht, thematisiert das Pascha, dass nämlich das Vorangehen als die Lebenshingabe und die Auferstehung Jesu zu deuten ist. 371 Insofern bedeutet das „Mit-ihm-Gehen“ das Mitvollziehen des Transitus’ vom Tod zum Leben. Überblickt man das Lied im Ganzen, so fällt die kunstvolle Verbindung der Zeitebenen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf: Die in der biblischen Erzählung als historisches Geschehen dargestellte Auferstehung wird für den Hörer zur Gegenwart, indem der Sprecher die Rolle des Engels im Grab einnimmt und seinen Adressaten das österliche Ereignis als aktuelle, sie angehende Botschaft verkündet. Zugleich findet sich der Verweis auf die Zukunft, insofern in der dritten Strophe die Perspektive eines neuen Handelns genannt wird, das darin besteht, dem vorausgehenden Auferstandenen nachzufolgen. Auch noch nach mehr als vierzig Jahren kann man davon ausgehen, dass das Lied heutigen Menschen etwas zu sagen hat. Hierzu trägt der innovative, von Wortspielen geprägte, nüchterne Sprachstil bei, bei dem der Verzicht auf die in traditionellen Osterliedern übliche Terminologie auffällt. Dennoch ist die Dichtung an der biblischen Grundlage orientiert. Erweiternde und interpretierende Aussagen haben eine aktualisierende Wirkung. Bedingt durch ihre Allgemeinheit sind sie so offen, dass der Hörer nicht von vornherein auf bestimmte Deutungen festgelegt ist. Ebenso werden keine Reaktionsweisen, z.B. emotionaler oder ethischer Art, vorgegeben. 368 Mk 16,7. 369 Ex 15,13. In der typologischen Deutung der Patristik ist der Vorangehende Christus, der die Getauften auf dem Weg zum Vater führt. Vgl. Einig, Christe, qui lux, 753f. 370 Joh 10,1-6. 371 Vgl. Joh 10,17. „Durch sein Wirken als Hirte bis hin zur Lebenshingabe am Kreuz hat Jesus die eigenen Schafe, die auf seine Stimme hören, aus dem Hof hinausgetrieben (10,3f) und geht von da an - als der Erhöhte - vor ihnen her.“ Schenke, Johannes, 196f. <?page no="243"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 229 7. Manchmal feiern wir 1,1 1,2 1,3 1,4 Manchmal feiern wir mitten im Tag ein Fest der Auferstehung. |: Stunden werden eingeschmolzen und ein Glück ist da. : | 2,1 2,2 2,3 2,4 Manchmal feiern wir mitten im Wort ein Fest der Auferstehung. |: Sätze werden aufgebrochen und ein Lied ist da. : | 3,1 3,2 3,3 3,4 Manchmal feiern wir mitten im Streit ein Fest der Auferstehung. |: Waffen werden umgeschmiedet und ein Friede ist da. : | 4,1 4,2 4,3 4,4 Manchmal feiern wir mitten im Tun ein Fest der Auferstehung. |: Sperren werden übersprungen und ein Geist ist da. : | Druckvorlage Die vorliegende Fassung wurde der Sammlung *Cantate 215 entnommen. a. Entstehung und Verbreitung Den Text hat Alois Albrecht verfasst, die Melodie stammt von Peter Janssens. Im Jahr 1974 erschien der Gesang zunächst in der Sammlung *Ihr seid meine Lieder und erfreute sich in der Folgezeit großer Beliebtheit, was sich beispielsweise daran zeigt, dass er in neun der untersuchten Sammlungen 372 sowie in der Osterrubrik des kDA II von Innsbruck-Feldkirch 373 vorkommt. Damit gehört er zu den häufigsten modernen Liedern. 372 Siehe „Gesamtbestand und Quellennachweis moderner Osterlieder in offiziösen Sammlungen“, Anhang A.I Tabelle 7. 373 *In-F/ F 121. Das Lied findet sich in fünf weiteren kDA außerhalb der Osterrubrik. <?page no="244"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 230 b. Formale und sprachliche Aspekte Das Lied setzt sich aus vier Strophen mit je vier Zeilen zusammen, strukturiert durch ein gleichbleibendes, zweiteiliges Schema: I. Z. 1 Manchmal feiern wir mitten im [ … ] Z. 2 ein Fest der Auferstehung. II. Z. 3 [ … ]werden [ … ] Z. 4 und ein [ … ] ist da. Abschnitt I besteht aus der in allen Strophen wiederholten Aussage: „Manchmal feiern wir mitten im [ … ] ein Fest der Auferstehung.“ Dabei ist nur das auf die adverbiale Bestimmung „mitten im …“ bezogene Substantiv variabel, nämlich „Tag“ (1,1), „Wort“ (2,1), „Streit“ (3,1) und „Tun“ (4,1). Auch der zweite Teil folgt einem stereotypen Muster. Der jeweils dritte Vers enthält bei konstanter Satzkonstruktion eine Aussage im Passiv: 1,3 Stunden werden eingeschmolzen 2,3 Sätze werden aufgebrochen 3,3 Waffen werden umgeschmiedet 4,3 Sperren werden übersprungen In das Satzgerüst der letzten Zeile „Und ein [ … ] ist da“ werden lediglich die Subjekte „Glück“ (1,4), „Lied“ (2,4), „Friede“ (3,4) sowie „Geist“ (4,4) eingesetzt. Die Syntax ist einfach und klar: Die erste Strophenhälfte stellt einen über zwei Zeilen gehenden Aussagesatz dar, der mit einer zeitlichen und einer lokalen adverbialen Bestimmung („manchmal“, „mitten im“) versehen ist; Teil II besteht aus zwei parataktisch durch „und“ verbundenen Hauptsätzen. Von daher gelingt es problemlos, dem inhaltlichen Duktus des Textes zu folgen. Hinsichtlich des Tempus’ wird ausschließlich das Präsens verwendet mit dem Effekt der Konzentration auf das hier und jetzt geschehende „Fest der Auferstehung“, unterstrichen vom durchgängigen Gebrauch des Indikativs. Es fällt auf, dass alle Substantive des Gesangs ohne bestimmten Artikel erscheinen, z.B. in Strophe eins: „ein Fest “, „Stunden“, „ein Glück“. Lediglich das Genitivattribut „der Auferstehung“ ist determiniert und signalisiert somit, dass im gesamten Lied immer dieselbe Auferstehung gemeint ist. Hierbei handelt es sich um den einzigen Begriff aus dem religiös-christlichen Kontext, während die Wortwahl ansonsten aus dem profanen Bereich getroffen wurde. Auch die Ausdrücke „Fest“, „Friede“ (3,4) und „Geist“ (4,4) müssen keine exklusiv religiöse Bedeutung haben. Die plastischen Bilder in der jeweils dritten Zeile sind zum Teil in Entsprechung zur Realität nachvollziehbar: „Waffen werden umgeschmiedet“ (3,3) sowie „Sperren werden übersprungen“ (4,3). Daneben erscheinen die Aussagen „Stunden werden eingeschmolzen“ (1,3) und „Sätze werden aufgebrochen“ (2,3) als in sich inkompatibel; auf der metaphorischen Ebene versinnbildlichen sie grundlegende Veränderungen, die die Durchschnittserfahrungen übersteigen. Ähnlich sprengen die Vorstellungen des Feierns „mitten im Wort“ (2,1), „im Streit“ (3,1) beziehungsweise „im <?page no="245"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 231 Tun“ (4,1) die gewohnten Muster. Aufgrund der prozessanzeigenden Verben „feiern“, „einschmelzen“, „umschmieden“, „aufbrechen“, „überspringen“ ist der Text durchgängig von Dynamik geprägt, die jeweils am Strophenende in der Feststellung „und ein [ … ] ist da“ zum Ziel kommt. Hinsichtlich der Textpragmatik ist zunächst aufgrund des parallelen Aufbaus der Strophen die Wiederholung der Kommunikationssituationen zu erkennen. Im Zentrum der ersten beiden Zeilen steht das W IR einer Gruppe, die ihre Erfahrung vom Feiern des „Festes der Auferstehung“ weitergibt, wodurch den Hörern/ Sängern die Identifikation mit dem W IR ermöglicht wird. An wen sich der Text wendet, bleibt offen. Die Mitteilung kann mit dem Ziel der Bestärkung sowohl reflexiv an die eigene als auch an eine sich außerhalb befindende Gruppe gerichtet sein. Die unpersönlich formulierten Zeilen drei und vier, in denen Sprecher und Adressat nicht explizit in Erscheinung treten, haben einen eher „objektiven“ Charakter. Von daher können deren Aussagen als erläuternde Ergänzungen zum Erfahrungsbericht aus dem Mund des zuvor redenden W IR verstanden werden. c. Inhaltlich-theologische Aspekte Auf den ersten Blick liegt es vielleicht angesichts des in jedem ersten Vers wiederkehrenden Stichwortes „Fest der Auferstehung“ nahe, das Lied in die Osterrubrik einzuordnen. Bei genauerem Hinsehen ist jedoch zu erkennen, dass man hier eigentlich kein Osterlied vor sich hat, sondern vielmehr eines, das man im Alltag singt, denn es geht um Auferstehungserfahrungen, die sich nicht an einen fixierten Festtermin halten. Wie und in welchen Kontexten sich diese ereignen können, zeigen die einzelnen Strophen. Das Fest der Auferstehung mitten im Tag (Str. 1) Die erste Strophe verortet das Fest „mitten im Tag“, wobei die Präposition „im“ in der Kombination mit „Tag“ ungebräuchlich ist. Vermutlich ging es dem Verfasser nicht nur um die konsequente Durchführung des Strophenschemas 374 , sondern auch darum, über die zeitliche Angabe hinaus auf qualitativer Ebene auf die Vielzahl der Ereignisse und Handlungen während eines Tages zu verweisen. Inmitten der verschiedenen Abläufe kommt es zur Feier eines Festes, das das W IR anscheinend nicht willentlich bewerkstelligen kann. Das zeigt zunächst Zeile drei: „Stunden werden eingeschmolzen“, ein Satz, in dem die Unverfügbarkeit des Vorgangs durch die Verwendung des Passivs zum Ausdruck kommt. Die Bedeutung des Bildes liegt in der Erfahrung von Zeitlosigkeit, in der Zeit nicht mehr als chronologische Abfolge messbarer Abschnitte erlebt wird. Wahrgenommen wird die Situation als „ein Glück“, das nun einfach da ist und den ganzen Menschen ergreift (1,4). Dabei regt die Verwendung des unbestimmten Artikels zum Nachdenken an: Offensichtlich handelt es sich nicht um das Glück im absoluten und bleibenden Sinn, sondern um einen Glücksmoment, in dem man der Zeit enthoben ist, einen Zustand, 374 Vgl. „im Wort“ (2,1), „im Streit“ (3,1), „im Tun“ (4,1). <?page no="246"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 232 der einen im Fluss des Alltags immer wieder unerwartet ergreifen und den man im Sinn einer mystischen Erfahrung verstehen kann. Das Fest der Auferstehung mitten im Wort (Str. 2) In der zweiten Strophe geht es um Kommunikation, wenn nämlich vom „Fest der Auferstehung“ „mitten im Wort“ gesprochen wird, das sich im „Aufbrechen“ von Sätzen vollzieht (2,3). Im Hintergrund steht wohl das Erleben einer Sprach-Unkultur, die wenig auf wirkliche Beziehung angelegt und oberflächlich ist. Erst durch das Aufbrechen des Gesagten wird das Wesentliche freigelegt, wird verstanden, was und wie etwas gemeint ist, bleibt es nicht bei der bloßen Information. Dies bringt der Begriff „Lied“ zum Ausdruck, der eine erweiterte Dimension spürbar macht. Über seine Bedeutung als musikalischpoetische Gattung hinaus symbolisiert er die Öffnung des bloßen Sprechens hin zu einer ganzheitlichen Erfahrung, in der auch ästhetische, emotionale und - wenn man zusammen singt - gemeinschaftsbezogene Aspekte zum Zuge kommen. So gesehen intendiert die zweite Strophe eine Atmosphäre des Sich- Verstehens in einem vertieften Sinn des geflügelten Wortes „Musik kennt keine Grenzen“. Das Fest der Auferstehung mitten im Streit (Str. 3) Im Unterschied dazu setzt Strophe drei bei der konträren Situation des Streits ein, in der man spontan wohl am wenigsten mit der Möglichkeit eines Auferstehungsfestes rechnen würde. Müsste dem nicht ein friedlicher Umgang miteinander vorausgehen? Demgegenüber spiegelt der Text eine Gleichzeitigkeit, dass nämlich das Fest in der Umschmiedung von Waffen (3,3) besteht, die man psychologisch als Sublimierung der Aggression in ein für die Gemeinschaft fruchtbares Verhalten deuten kann. Zurückgegriffen wird auf die prophetische Aussage Jes 2,4, die sich ursprünglich auf den eschatologischen Frieden bezieht: „Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern.“ 375 Im Lied wird die auf die Zukunft bezogene prophetische Verheißung des Friedens als bereits in der Gegenwart erfüllt dargestellt. Eventuell lässt sich dies dahingehend interpretieren, dass der Text mit dem „Schon“ des mit Jesus angebrochenen Reiches Gottes rechnet - allerdings ohne explizit von Jesus zu sprechen. Dabei handelt es sich um eine punktuelle Situation, wie der Einsatz des unbestimmten Artikels in der Formulierung „und ein Friede ist da“ zeigt. Das Fest der Auferstehung mitten im Tun (Str. 4) Die letzte Strophe beschreibt das Auferstehungsfest „mitten im Tun“ als „Überspringen“ von „Sperren“ (4,3), ein Bild, das vielfältige Assoziationen wachzurufen vermag, so z.B. hinsichtlich der Überwindung von innerpsychischen Blockaden, festgefahrenen Meinungen, aber auch von Barrieren im sozialen und politischen Bereich (Standesunterschiede, Rassentrennung, Landesgrenzen u.s.w.). Die Formulierung erinnert an Psalm 18,30: „Mit dir erstürme ich Wälle, mit meinem Gott überspringe ich Mauern.“ Als Ergebnis stellt Zeile 375 Vgl. Mich 4,3; Joel 4,10. <?page no="247"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 233 vier fest: „und ein Geist ist da.“ Der mit dem unbestimmten Artikel kombinierte Begriff „Geist“ ist nicht eindeutig. Auf profaner Ebene kann er als Einmütigkeit erklärt werden, als gemeinsame Intention, z.B. innerhalb einer politischen Partei, in der sich Menschen „eines Geistes“ engagieren. Im religiöschristlichen Kontext ist an den „Heiligen Geist“ zu denken, von dem die Gläubigen überzeugt sind, dass er ihre Gemeinschaft konstituiert und zugleich ihre Beziehung zu Gott ermöglicht. Sowohl in der horizontalen als auch in der vertikalen Richtung ist seine Wirkung eine entgrenzende. Das diesbezüglich grundlegende biblische Ereignis ist Pfingsten, bei dem alle sprachlichen Barrieren keine Rolle mehr spielten. 376 Von da aus könnte man das Fest der Auferstehung „mitten im Tun“ als Erfahrung des Heiligen Geistes verstehen, der alle Sperren überwinden lässt (4,3). Wie immer man interpretiert, erscheint die Verwendung des unbestimmten Artikels, der im Fall von „Glück“ (1,4) „Lied“ (2,4) und „Friede“ (3,4) als Kennzeichnung von deren situativem Charakter plausibel gemacht werden kann, im Zusammenhang mit „Geist“ als schwierig. Sollte der „Heilige Geist“ gemeint sein, wäre der bestimmte Artikel angebracht, was allerdings zu einem Bruch im Verhältnis zu den Parallelstellen führen würde. Aber auch das erstgenannte Verständnis von „ein Geist“ als Einigkeit ist problematisch, denn dann wäre es sinnvoll, dass der rhythmische Akzent in Text und Melodie auf „ein“ liegt, um deutlich zu machen, dass es sich um den einen, zum gemeinsamen Handeln motivierenden Geist handelt. d. Fest und Ethik Im Zentrum des ganzen Liedes steht der Begriff des „Festes der Auferstehung“, der schon insofern Aufmerksamkeit verdient, weil der Text ansonsten ohne jeglichen Ausdruck aus dem religiös-christlichen Bereich auskommt. Ein christliches Verständnis ist jedoch selbst hier nicht zwingend, denn das Feiern von Festen geschieht auch im profanen Bereich und „Auferstehung“ wird gelegentlich im übertragenen Sinn verwendet. Zum Beispiel bezeichnet man die Genesung nach schwerer Krankheit als Auferstehung. Auch wenn es dem Hörer überlassen bleibt, welchen Kontext er assoziiert, legt sich dennoch, da nicht nur einfach von „Auferstehung“, sondern vom „Fest der Auferstehung“ gesprochen wird, ein Verständnis in Richtung des christlichen Osterfestes nahe. Wo dies der Fall ist, werden sich vermutlich gedankliche Verbindungen zur liturgischen Feier und zu deren Inhalt, zu Kreuz und Auferstehung Christi, mit den verschiedenen tradierten Bildern einstellen. Der Begriff „Fest“ ist - selbst im säkularen Zusammenhang - nicht nur im Sinn von Fröhlichkeit und Feierlaune, sondern als Gegenpart zur Alltagswirklichkeit zu verstehen: „Als bedeutungsvolle, sinntragende Fest-Zeit kann Zeit nur dort wahrgenommen und ‚begangen’ werden, wo sie sich von anderer Zeit absetzt und unterscheidet, die als Nicht-Fest, gegebenenfalls auch als Gegen-Fest, erfahren wird - wo es also andere Zeit gibt, die in semantischer Opposition zu ihr steht. In 376 Apg 2. <?page no="248"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 234 diesem Sinne ist Festzeit Ausnahmezeit, Gegen-Zeit, die den Lauf der Dinge ebenso wie den Lauf der Zeit unterbricht und alternative Zeit-Erfahrungen ermöglicht.“ 377 Genau das spiegelt der Text des Liedes, wenn er zur Sprache bringt, wie mitten im Alltag die gewohnten Mechanismen außer Kraft gesetzt werden. Abgesehen von der ersten Strophe geht es dabei - jeweils in den Zeilen drei und vier - um ethische Implikationen, die sich auf den sozialen Umgang miteinander, vor allem auf die Herstellung von Kommunikation, beziehen. Bemerkenswert ist, dass die neuen Verhaltensweisen nicht als Voraussetzung für die Feier der Auferstehung angesehen werden. Vielmehr stellen sie selbst, als Erleben eines geglückten Miteinanders, das Fest dar. Durch Vermeidung von Handlungsappellen gelingt es dem Verfasser, das Wunder solcher Erfahrungen zum Ausdruck zu bringen, das sich gelegentlich, neben allen notwendigen sittlichen Anstrengungen, unverhofft und unverfügbar einstellt. Er erreicht dies aufgrund einer ideologisch nicht festgelegten Sprache, deren Offenheit die Verbalisierung einer urreligiösen Tiefenerfahrung ermöglicht, mit der sich auch Menschen, die nicht zur christlichen Glaubensgemeinschaft gehören, identifizieren können. e. Bezüge zum Gedicht „Auferstehung“ von Marie Luise Kaschnitz Unüberhörbar sind die in Alois Albrechts Text wahrzunehmenden Anklänge an das Gedicht „Auferstehung“ von Marie Luise Kaschnitz: 1 Manchmal stehen wir auf 2 Stehen wir zur Auferstehung auf. 3 Mitten am Tage 4 Mit unserem lebendigen Haar 5 Mit unserer atmenden Haut. 6 Nur das Gewohnte ist um uns. 7 Keine Fata Morgana von Palmen 8 Mit weidenden Löwen 9 Und sanften Wölfen. 10 Die Weckuhren hören nicht auf zu ticken 11 Ihre Leuchtzeiger löschen nicht aus. 12 Und dennoch leicht 13 Und dennoch unverwundbar 14 Geordnet in geheimnisvolle Ordnung 15 Vorweggenommen in ein Haus aus Licht. 378 Parallelen bestehen zunächst in der Verwendung von Wörtern, die in den ersten drei Zeilen des Gedichts vorkommen: „Manchmal“ (1), „Auferstehung“ (2), „mitten (am) Tage“ (3). Daraus entwickelt der Liedautor die Aussage: 377 Bieritz, Liturgik, 60. 378 Marie-Luise Kaschnitz, Dein Schweigen, 13. <?page no="249"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 235 „Manchmal feiern wir mitten im Tag ein Fest der Auferstehung“ 379 , die in allen Strophen mit der variierten lokalen Bestimmung wiederholt wird. Abweichend deutet er den bei Kaschnitz ausgedrückten Vollzug des „Aufstehens zur Auferstehung“ (1-2), der in Vers zwei durch die Wiederholung des Prädikats verstärkt wird, als Fest der Auferstehung. Die Dichterin entfaltet im weiteren Verlauf den Vorgang der Auferstehung, die nicht erst nach dem Tod, sondern jetzt „mit unserem lebendigen Haar“ (4) und „mit unserer atmenden Haut“ (5) stattfindet. Dabei handelt es sich um keine Vorspiegelung unwirklicher Bilder, um „keine Fata Morgana“ (7), zu der auch die biblische Zukunftsvision von „weidenden Löwen“ und „sanften Wölfen“ (8-9) 380 gerechnet wird. Während Albrecht in seinem Text konkrete Einzelsituationen des Alltags benennt, bezieht sich Kaschnitz grundsätzlicher auf die besondere Erfahrung des „Aufstehens zur Auferstehung“: Sie betrifft den ganzen Menschen mit „Haut und Haar“, innerhalb der menschlichen Zeit, während die „Weckuhren“ weiterticken (10), und gleichzeitig außerhalb von ihr: „vorweggenommen in ein Haus aus Licht“ (15). 379 Albrecht verändert „am Tage“ (Z. 3) zu „im Tag“. 380 Vgl. Jes 65,25. <?page no="250"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 236 8. In der Nacht R,1 R,2 In der Nacht kommt an den Tag sein Licht, und im Tod wird das Leben neu. 1,1 1,2 1,3 1,4 Recht bekommen die Entrechteten. Die Blinden können seh’n. Friede zieht auf Erden Kreise, die Tage der Trauer vergeh’n. (R.) 2,1 2,2 2,3 2,4 Trost erfahren die Verzweifelten, die Lahmen wieder geh’n. Neu wird das Gesicht der Erde, die Tage der Trauer vergeh’n. (R.) 3,1 3,2 3,3 3,4 Licht fällt über die Gefangenen, die Toten aufersteh’n. Steine werden weich und fließen,die Tage Trauer vergeh’n. (R.) Druckvorlage Text und Melodie des Gesangs wurden aus der Sammlung *Cantate 209 übernommen. a. Formale und sprachliche Aspekte Der Text des 1988 entstandenen Liedes wurde von Thomas Laubach verfasst, die Melodie von Thomas Quast komponiert. Im Bereich der untersuchten <?page no="251"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 237 Quellen findet es sich außer in *Cantate in zwei weiteren Sammlungen. 381 Die drei gleich gebauten Strophen enthalten je vier Verse, wobei der vierte stets denselben Wortlaut hat. Insgesamt besteht der Text aus einfachen, leicht verständlichen Aussagesätzen im Indikativ, die nie über eine Zeile hinausgehen. Die letzten Wörter der jeweils zweiten und vierten Zeile reimen sich. In Strophe zwei und drei fällt in der zweiten Zeile jeweils die Satzstellung auf: Vermutlich infolge des Bestrebens, die Syntax sowie das Reimschema in allen Strophen beizubehalten, erscheint bei „die Lahmen wieder geh’n“ (2,2) das dem Verb vorangestellte Adverb als ungewöhnlich. Im Fall des Satzes „die Toten aufersteh’n“ (3,2) ist der Gebrauch von „auferstehen“ als Kompositum im Präsens Aktiv unüblich; vom Sprachempfinden her würde man eher „erstehen“ ohne Präfix verwenden. Vor der ersten und nach jeder Strophe ist ein Refrain vorgesehen, der sich aus zwei parataktisch angeordneten Sätzen zusammensetzt. Im Großen und Ganzen ist der Sprachstil als eher konservativ, jedenfalls nicht als innovativ zu bezeichnen. Neben dem Rückgriff auf biblische Stellen, vor allem solche der prophetischen Literatur, 382 zeigt sich eine Anlehnung an bekannte Redewendungen, mit denen das Lied vermutlich heutige Menschen ansprechen will. So erinnert der erste Satz des Refrains „In der Nacht kommt an den Tag sein Licht“ an das Sprichwort: „Die Sonne bringt es an den Tag“, womit man in der Regel die Enthüllung einer verborgenen, meist unmoralischen Tat meint. Im Lied handelt es sich jedoch um das im Allgemeinen positiv konnotierte „Licht“, wobei der Anklang an die Redewendung, dass es „an den Tag kommt“, zwar ein reizvolles Wortspiel darstellt, aber der sinnlichen Realisierung Probleme bereitet: Kann Licht in der Nacht an den Tag kommen? Entweder ist es Nacht oder Tag. Die Nacht kann zwar hell wie der Tag werden, aber dann kommt das Licht nicht an den Tag, sondern in die Nacht und erleuchtet sie. Eine weitere Redensart wird in der ersten Strophe verwendet, indem dort vom Frieden ausgesagt wird, dass er „Kreise zieht“ (1,3), sich also ausbreitet. Als besondere, weder aus dem sprichwörtlichen noch biblischen Zusammenhang bekannte Formulierung fällt das Bild „Steine werden weich und fließen“ (3,3) auf, wahrscheinlich gemeint im Sinn der Auflösung von erstarrten Strukturen. Diese Vorstellung findet sich bereits in dem thematisch ähnlichen, 1978 entstandenen Lied Alle Knospen springen auf von Wilhelm Willms. Dort heißt es in der vierten Strophe: „Alle Mauern tot und hart werden weich und fließen.“ Aus pragmatischer Sicht ist der Text von einer offenen Kommunikationssituation geprägt, bei der weder Sprecher noch Adressat näher in Erscheinung treten. Losgelöst von der Beziehungsebene werden konstatierende Aussagen über eine heile Welt in den Raum gestellt, die den Anschein erwecken, dass sie 381 *Erdentöne 201; *AK Singles 36/ 37 313. In offizielle Gesangbücher wurde es nicht aufgenommen. 382 Auf die biblischen Bezüge wird im Rahmen der inhaltlich-theologischen Analyse genauer eingegangen. <?page no="252"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 238 allein von der Sache her einleuchten und akzeptiert werden können. Gerade das könnte aber aufgrund der realen Verhältnisse von Unrecht, Leid und Tod eine Schwierigkeit sein. b. Inhaltlich-theologische Aspekte Der Inhalt wird wesentlich durch die der Bibel entnommenen eschatologischen Bilder bestimmt. Dies betrifft zunächst den Refrain: R,1 R,2 In der Nacht kommt an den Tag sein Licht, und im Tod wird das Leben neu. Vermutlich geht die erste Zeile mit den zu „Nacht“ kontrastierenden Begriffen „Tag“ und „Licht“ auf Jes 60,19f zurück: 383 Bei Tag wird nicht mehr die Sonne dein Licht sein, und um die Nacht zu erhellen, scheint dir nicht mehr der Mond, sondern der Herr ist dein ewiges Licht, dein Gott dein strahlender Glanz. Deine Sonne geht nicht mehr unter und dein Mond nimmt nicht mehr ab; denn der Herr ist dein ewiges Licht, zu Ende sind deine Tage der Trauer. Ausgehend von dieser Stelle, die zugleich Quelle des Verses „die Tage der Trauer vergeh’n“ ist (1,4; 2,4; 3,4), kann das „Licht“ im Liedtext in Relation zu Gott gesehen werden, und zwar aufgrund der Zusage „… der Herr ist dein ewiges Licht“. Allerdings bleibt eine gewisse Unsicherheit bestehen, da Gott - anders als bei Jesaja - nicht genannt, vielleicht auch gar nicht gemeint ist. Es kann lediglich angenommen werden, dass sich das zu „Licht“ gehörende Possessivpronomen „sein“ auf Gott bezieht. Sollte dies richtig sein, so erscheint im Unterschied zur biblischen Stelle das „Licht“ nicht als Gott selbst, sondern als dessen Besitz beziehungsweise Ausstrahlung. Eine zweite Interpretationsmöglichkeit könnte darin bestehen, dass das Licht in Anlehnung an Joh 1,5 als Christus, das Licht, das in der Finsternis leuchtet, verstanden wird. Dann bezöge sich „sein“ auf Gott Vater, der sich im Sohn, dem Licht der Welt, offenbart. 384 Der Eindruck einer bewussten Zurückhaltung gegenüber der expliziten Nennung Gottes/ Jesu stellt sich auf andere Weise im zweiten Refrainteil ein: Die Ausdrucksweise des im Verhältnis zum vorherigen Satz eigenständigen Hauptsatzes „im Tod wird das Leben neu“ ist so offen, dass sie zwar eine theologische beziehungsweise christologische Deutung ermöglicht, vermutlich jedoch eher im Sinn einer allgemeinen Metapher, z.B. für die positive Wendung menschlicher Not, interpretiert werden wird. Was die Strophen anbelangt, so entfalten sie die Bedeutung des im Refrain angesprochenen Wandels nahezu vollständig mit biblischen Formulierungen, 383 Vgl. Jes 9,1: „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen strahlt ein helles Licht auf“ und Ps 139,12; 1 Thess 5,4-6. 384 Nur schwer vorstellbar ist, dass mit „sein Licht“ das des Tages gemeint ist, da dann hierfür rückbezüglich auf „Tag“ der falsche Kasus gewählt worden wäre. <?page no="253"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 239 die die verschiedenen Facetten des Reiches Gottes zum Ausdruck bringen. Diese gehen ebenfalls auf Verheißungen bei Jesaja zurück, teilweise aufgenommen bei Matthäus beziehungsweise Lukas, aber auch auf andere Stellen, z.B. der Offenbarung. Einen Überblick gibt folgende Aufstellung: 385 Liedtext Biblische Referenzstellen 1,1 Recht bekommen die Entrechteten Jes 2,4 Jes 29,19 Er spricht Recht im Streit der Völker. Die Erniedrigten freuen sich wieder über den Herrn und die Armen jubeln über den Heiligen Israels. 386 1,2 Die Blinden können seh’n Jes 29,18 Mt 11,5 An jenem Tag hören alle, die taub sind, … und die Augen der Blinden sehen selbst im Dunkeln und Finstern. 387 Blinde sehen wieder 388 1,3 Friede zieht auf Erden Kreise Jes 2,4 Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg. 389 1,4 die Tage der Trauer vergeh’n Jes 60,20 … zu Ende sind deine Tage der Trauer 390 2,1 Trost erfahren die Verzweifelten Jes 61,1-3 Er hat mich gesandt, damit ich …alle heile, deren Herz zerbrochen ist, … damit ich alle Trauernden tröste, die Trauernden Zions erfreue … 391 2,2 die Lahmen wieder geh’n Jes 35,6 Mt 11,5 Dann springt der Lahme wie ein Hirsch Blinde sehen wieder und Lahme gehen 392 2,3 Neu wird das Gesicht der Erde Jes 65,17 Offb 21,1.5 Ja, vergessen sind die früheren Nöte … Denn schon erschaffe ich einen neuen Himmel und eine neue Erde. 393 Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde … Er, der auf dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu. 3,1 Licht fällt über die Gefangenen Jes 61,1 Lk 4,18 Er hat mich gesandt, … damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Gefesselten die Befreiung 394 Er hat mich gesandt, … damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze 385 Die Angabe der biblischen Bezugsstellen erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. 386 Vgl. Jes 9,3; 61,1. 387 Vgl. Jes 35,5. 388 Vgl. Lk 4,18; 7,22. 389 Vgl. Jes 60,17-18; Mi 4,3. 390 Vgl. Jes 25,8; 61,1-3; 65,18-19; Ps 30,6; Mt 5,4; Offb 21,4. 391 Vgl. vorhergehende Fußnote. 392 Vgl. Lk 7,22. 393 Vgl. Ps 104,30. 394 Vgl. Jes 58,6. <?page no="254"?> B. Theologie der Osterlieder – exemplarische Analysen 240 Liedtext Biblische Referenzstellen 3,2 die Toten aufersteh’n Jes 26,19 Mt 11,5 Deine Toten werden leben, die Leichen stehen wieder auf; wer in der Erde liegt, wird erwachen und jubeln. Tote stehen auf 395 3,3 Steine werden weich und fließen --- --- Hinsichtlich der inhaltlichen Struktur der Strophen lässt sich ein paralleles Muster feststellen: Die erste Zeile bringt jeweils eine Veränderung zum Ausdruck, die auf die Initiative von Menschen zurückgehen könnte und die insofern einen indirekten ethischen Anspruch impliziert, z.B. „Licht fällt über die Gefangenen“ (3,1) 396 In der Fortsetzung kommen Phänomene zur Sprache, die über das Menschenmögliche hinausgehen, wie vor allem „Die Toten aufersteh’n“ (3,2). Das Ergebnis fassen die Zeilen drei und vier - letztere immer gleichlautend - zusammen, z.B. „Steine werden weich und fließen, die Tage der Trauer vergeh’n“ (3,3-4). Vermutlich soll über das notwendige Mitwirken der Menschen am Reich Gottes hinaus gezeigt werden, dass dessen Vollendung letztlich unverfügbar ist. Während in früheren Ostergesängen der Gedanke der Vollendung meist nur im Zusammenhang der zukünftig erwarteten individuellen beziehungsweise kollektiven Auferstehung als Zielpunkt berücksichtigt wird, spielt er im vorliegenden Lied im umfassenderen Sinn, als Reich-Gottes-Vorstellung, eine dominierende Rolle. Damit widmet sich der Gesang einem der großen österlichen Themen, dessen Relevanz sich beispielsweise im Wortgottesdienst der Osternacht spiegelt, indem dort vier der insgesamt sieben alttestamentlichen Lesungen aus prophetischen Schriften stammen, und von denen vor allem die aus Deuterojesaja und Ezechiel die eschatologische Perspektive thematisieren. 397 Dieser Aspekt spielt schon in der Deutung des jüdischen Pesach eine konstitutive Rolle und hat die Feier und das Verständnis des christlichen Osterfestes wesentlich beeinflusst. Im Targum Neophyti zu Ex 12,42 ist neben der Nacht der Herausführung Israels aus Ägypten von drei weiteren Nächten die Rede, deren Heilsbedeutung gedacht werden soll: der Nacht der Schöpfung, der Nacht der Offenbarung Gottes an Abraham 398 sowie der Nacht der Vollendung: 395 Vgl. Lk 7,22. 396 Dazu passend bemerkt der Autor an anderer Stelle: „Die Moral der Neuen Geistlichen Lieder ist eine Moral der Utopie. Es ist allerdings keine Utopie, die sich auf das Jenseits richtet. Neue Geistliche Lieder verbinden fast immer die Utopie des Reiches Gottes mit Erlösungs- und Befreiungserfahrungen im Hier und Jetzt.“ http: / / www.bands.bistumwuerzburg.de/ load.html? / arch_themen/ t_035_afds_laubach.htm (28.10.2008). 397 Vgl. MR 1970. Es handelt sich um die vierte bis siebte Lesung: Jes 54,5-14; 55,1-11; Bar 3,9- 15.32-4,4; Ez 36,16-17a.18-28. 398 Angespielt wird vor allem auf das Isaakopfer Gen 22,1-18. <?page no="255"?> III. Exemplarische Analysen typischer Osterlieder 241 „Vierte Nacht, wenn er die Welt - ihr Ende - vollenden wird, damit ausgelöst werde, werden die Joche aus Eisen zerbrochen werden, und das Geschlecht der Frevler, sie werden vertilgt werden.“ 399 Auffallend ist hier, wie auch in den prophetischen Verheißungen, die Perspektive der Zukunft, womit das Ausstehen der endgültigen Rettung deutlich wird. Im Lied erscheint jedoch die Erlösung aufgrund der durchgängigen präsentischen Schilderung als schon erreicht, vermutlich im Sinn der Rezeption der alttestamentlichen Verheißungen im Neuen Testament, die dort so interpretiert werden, dass sie sich in Jesus schon erfüllt haben: Johannes hörte im Gefängnis von den Taten Christi. Da schickte er seine Jünger zu ihm und ließ ihn fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten? Jesus antwortete ihnen: Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium verkündet. (Mt 11,2-5) 400 Während in den Evangelien die Heilungen und die Auferstehung der Toten als Zeichen der angebrochenen Gottesherrschaft an die Person Jesu und dessen vollmächtiges Handeln gebunden sind, verzichtet der Liedtext völlig auf diesen Bezug. Damit ergeben sich Probleme beim Verständnis des Textes. Die von Gottes beziehungsweise Jesu Handeln losgelösten Bilder erscheinen als gegenwärtige Zustandsbeschreibungen und bewirken möglicherweise den Eindruck, dass das tatsächliche Leid, dem Menschen ausgesetzt sind, beispielsweise das der „Entrechtung“ (1,1), nicht ernst genommen wird. Dem könnte man entgegenhalten, dass der Text nicht den Ist-Zustand, sondern einen Idealzustand beschreiben will, von dem die Rezipienten natürlich wissen, dass er der Realität nicht entspricht. Aber womit ist diese Utopie zu begründen? Das Lied will ja, so ist zu unterstellen, keinen bloßen Traum, wohl aber erfahrbare Wirklichkeit zum Ausdruck bringen. Insofern müssten die Behauptungen des Textes in Hinblick auf einen glaubbaren Grund transparent sein, oder es müsste einen Hinweis auf jemanden geben, der sich für sie verbürgt. Ersteres ist nicht gegeben, da die Anbindung der Textinhalte an das Handeln Gottes beziehungsweise an die Person Jesu und dessen Auferstehung fehlt; auch der Refrain ist diesbezüglich, wie oben dargelegt, zu verschwommen. Die zweite Möglichkeit scheidet ebenfalls aus, und zwar aufgrund der offenen Kommunikationssituation, bei der kein Sprecher erkennbar ist, weshalb die Äußerungen den Eindruck empirisch belegbarer Fakten erwecken. Somit entfällt auch der Aspekt des Zeugen, der dem Sänger die Möglichkeit zur Identifikation mit den Inhalten böte. Ein Verweis auf den transzendenten Grund der Aussagen wäre jedoch notwendig, da der Text nicht nur ethische Forderungen impliziert, sondern darüber hinaus die durch Menschen nicht zustande zu bringende, vollkommene Heilung der Welt darstellt. 399 Targum Neophyti I, übersetzt v. Martin Lang, zit. n. Meßner, Liturgiewissenschaft, 301. 400 Vgl. Lk 7,18-23. Vgl. Jes 29,18; 35,5f; 61,1. <?page no="256"?> C. Resümee C. Resümee Anhand der Querschnittsuntersuchungen zu thematischen Einzelaspekten (Teil A) und der Analysen der Liedtexte als ganze (Teil B) lassen sich einige deutliche Unterschiede zwischen traditionellem und modernem Liedgut erkennen, die im Folgenden zusammenfassend dargestellt werden. Traditionelles Liedgut (1) Im Rahmen der Querschnittsuntersuchungen (A), die einen zunächst oberflächenhaften Eindruck von der thematischen Topographie des älteren und neueren Liedgutes ermöglichen, ist als elementarer Befund zu registrieren, dass sechs Einzelaspekte die traditionellen Dichtungen in hohem Maße prägen: „Auferstehungsbekenntnis“, „Erlösung“, „Sieg“, „Passion“, „Freude“ und „Vollendung“. 401 Auch die beiden selteneren Aspekte „Verbundenheit mit Jesus“ und „Grabauffindung“ spielen eine nicht unerhebliche Rolle. Die Beobachtungen lassen sich dahingehend interpretieren, dass in älteren Liedern die Auferstehung so gut wie immer als christologisch-soteriologisches Ereignis akzentuiert wird, eine Gegebenheit, die bei der Betrachtung der Texte im Ganzen festzustellen ist (B). In der Regel stehen die Hauptaspekte in folgendem prinzipiellen theologischen Zusammenhang: Passion und Auferstehung Jesu sind für uns Menschen geschehen zur Erlösung von Leid und Sünde. Sie begründen die Hoffnung auf die endgültige Befreiung vom Tod, die Vollendung. Dem entspricht als Grundhaltung die Freude. 402 Insgesamt gesehen stellen die Lieder den heilsgeschichtlichen Zusammenhang in seiner vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Dimension dar. (2) Diesbezüglich sind Akzentsetzungen zu beobachten, die sich anhand der Typisierung der Lieder aufgrund dominierender Motive und Themen zeigen (B.II). Im TLG wird die Mehrzahl der Gesänge (knapp 70%) durch Deutungsmuster bestimmt, in denen die Auferstehung als geschehenes christologisches Ereignis im Mittelpunkt steht: „Ostererzählung“, „Auferstehungstheologie“, „Sieg“, „Frühling“ und „Verklärung“. Dagegen ist die Zahl der Lieder, in denen die präsentische anthropologische Bedeutung der Auferstehung betont wird, deutlich geringer: Der Anteil an Gesängen innerhalb der Kategorien „Freude“, Maria“ und „Persönliche Frömmigkeit“ beträgt insgesamt nur 31%. 403 (3) Im Spiegel des TLG ist zu erkennen, dass sich Lieder mit bestimmten Deutungszusammenhängen in den untersuchten Gesangbüchern besonders 401 Die Aspekte werden entsprechend der Häufigkeit ihres Auftretens im TLG in absteigender Reihenfolge genannt. S.o. Teil 2.A.III.1. 402 Das heilsgeschichtliche Muster ist gut anhand der exemplarisch analysierten traditionellen Lieder Gelobt sei Gott, Christ lag in Todesbanden, Das Grab ist leer sowie Auf, auf mein Herz zu erkennen. S.o. Teil 2 B.III.1.-3. und 5.a. 403 S.o. Teil 2 B.II.2. C. Resümee 242 <?page no="257"?> C. Resümee 243 durchgesetzt haben. An erster Stelle stehen solche, die die Auferstehung als „Sieg“ entfalten. Das Thema hat seit der Frühzeit des Kirchenliedes bis zum 20. Jahrhundert ein dauerhaftes Interesse auf sich gezogen. Häufig finden sich auch Texte mit dem Schwerpunkt „Auferstehungstheologie“. Seltener sind solche, in denen „Freude“ beziehungsweise „Persönliche Frömmigkeit“ den Hauptakzent bilden. Gesänge, die letzterer durchgängig im definierten Sinn Ausdruck verleihen, kommen fast ausschließlich im evangelischen Bereich vor. Andere Akzentuierungen der Auferstehung werden in den untersuchten Quellen von nur sehr wenigen Liedern präsentiert. So ist die Vielfalt der Gesänge mit poetischen Nacherzählungen der Osterhistorie begrenzt: Aus der ehemals reichhaltigen Produktion stehen in den zurzeit geltenden Gesangbüchern lediglich vier Stücke zur Verfügung, von denen Gelobt sei Gott in erheblich gekürzter Form am weitesten verbreitet ist. 404 Als Frühlingslied findet sich ausschließlich Die ganze Welt. Das speziell in der katholischen Tradition anzutreffende Bild des verklärten Leibes verarbeiten nur zwei Stücke, nämlich Ist das der Leib und Erstanden ist der heilge Christ, wobei letzteres zunächst noch in mehreren DGB vorkommt, in späteren Gesangbüchern jedoch keine Aufnahme mehr gefunden hat. In diesem Zusammenhang ist auch auf die in *GL vorgenommene, die Vielfalt des österlichen Themenspektrums reduzierende Verlagerung der beiden Marienlieder 405 in die Rubrik „Maria“ hinzuweisen. Neues Liedgut (4) Bei den meisten neueren Texten ist ein Perspektivewechsel festzustellen: Während traditionelle Dichtungen den Blick häufiger auf die geschehene Auferstehung lenken und diese auf metaphorische und argumentative Weise deuten, konzentrieren sich die modernen Texte überwiegend auf die gegenwärtige menschliche Situation, auf die Erfahrung von Auferstehung heute. Darauf verweist zunächst der statistische Rückgang von vier ehemaligen Hauptthemen, die sich auf die geschehene Auferstehung beziehen, „Auferstehungsbekenntnis“, „Sieg“, „Passion“ und „Vollendung“, eine Tendenz, die besonders im Liedgut der Sammlungen auffällt, wo diese Aspekte - abgesehen von „Auferstehungsbekenntnis“ - in weniger als 12% der Gesänge vorkommen. Aber auch im Bereich der offiziellen Gesangbücher liegen die entsprechenden Liedanteile nicht höher als 30%. 406 (5) Des Weiteren zeigt sich die Reduktion auch beim Blick auf die Texte insgesamt. Das christologische Ereignis wird ausschließlich durch Lieder der Kategorien „Ostererzählung“ und „Auferstehungstheologie“ fokussiert. 407 404 Bei den drei anderen handelt es sich um: Erstanden ist der heilig Christ (B.B.), Halleluja. Ihr Christen singet hoch erfreut sowie Christus ist erstanden! O tönt (nur *KG). S.o. Teil 2 B.II.3.a. 405 Freu dich, du Himmelskönigin; Lasst uns erfreuen herzlich sehr. 406 Im Vergleich dazu kommen im TLG alle genannten Aspekte mit einer Häufigkeit von mindestens 64% vor. Einen Überblick gibt das Kapitel „Das thematische Profil des neuen Liedgutes“ in Teil 2 A.III.2. 407 Neben fünf Liedern des Typs „Ostererzählung“ (NLS) kommt allerdings nur ein Stück der Kategorie „Auferstehungstheologie“ (NLG) vor. S.o. Teil 2 B.II.2 und 3.a-b. <?page no="258"?> C. Resümee 244 Zwar bleibt der heilsgeschichtliche Bezug auch in den meisten Stücken anderer Schwerpunktsetzungen erhalten, jedoch in deutlich geringerer Gewichtung. So lässt eine relativ große Anzahl der Gesänge anhand der in ihnen enthaltenen Auferstehungsbekenntnisse 408 eine grundsätzliche Akzeptanz der Auferstehung als heilsgeschichtliches Datum erkennen. Allerdings bleibt es meist bei der Repetition der biblisch vorgegebenen Kurzformeln und Aussagen, aus denen oft direkt praktische Konsequenzen, insbesondere ethische Ansprüche, abgeleitet werden. Auch Lieder, die sich traditionellen Deutungen früherer Kirchenlieder anschließen, wie vor allem Kinderlieder und solche aus dem charismatischen und evangelikalen Kontext, wirken in ihrer Darstellung wenig originell, indem sie die übernommenen Inhalte verkürzt, klischee- und formelhaft wiedergegeben. 409 An die Stelle der früheren Entfaltungen der Auferstehungsbekenntnisse, z.B. der Inszenierungen von Kampf und Sieg, der Bilder des Frühlings und der Verklärung, sind kaum neue Ausdrucksweisen getreten. Nur wenige Gesänge lassen die Auferstehung auf innovative, einen neuen Zugang eröffnende Weise anklingen. Sie tun das vor allem durch sparsam eingesetzte Stichwörter, Umschreibungen und bildhafte Formulierungen, die teilweise in ihrem Bezug zur Auferstehung sehr vage sind, vermutlich weil sich die Autoren bewusst von traditionellen Sprechweisen absetzen wollen. Insofern sind für ein Verständnis im christlichen Sinn entsprechende Konnotationen der Rezipienten ausschlaggebend, die sich allerdings nur unter der Voraussetzung eines vorhandenen Verstehenshorizontes (z.B. Vertrautheit mit der Bibel) einstellen können. 410 (6) Die neuen Akzentuierungen der gegenwärtigen menschlichen Situation in den modernen Texten sind wahrnehmbar am Auftreten entsprechender Einzelaspekte und Deutungszusammenhänge, die im traditionellen Liedgut keine oder eine nur randständige Bedeutung haben. Zu nennen sind vor allem die praxisorientierten Themen „Aufbruch“, „Ethisches Handeln“ und „Reich Gottes“, die jeweils auch ganze Lieder prägen. 411 So bestimmt der Gedanke des „Aufbruchs“, des durch die Auferstehung initiierten Neuanfangs, ausgedrückt mit Bildern des Aufstehens, des Weges und ähnlichen, ganze Dichtungen. Vor allem erlebt das Thema „Ethisches Handeln“ einen signifikanten Aufschwung. Während es in einem nur kleinen Anteil traditioneller Lieder und dort lediglich als Einzelaspekt vorkommt, steht es auf den oberen Plätzen der Häufigkeitsskalen des NLG und NLS und dominiert viele Gesänge so stark - vielfach in gesellschaftspolitischer Akzentuierung -, dass man sie als ethische Lieder 408 Gemeint sind die Bekenntnisse „Christus ist auferstanden“ und „Jesus lebt“, deren Häufigkeit im NLG 70% und im NLS ca. 48% beträgt. S.o. Teil 2 A.III.2. 409 Z.B. Fröhlich sind wir; Große Leute, kleine Leute. 410 Als Beispiel kann das Lied Manchmal feiern wir genannt werden, in dem der Ausdruck „Fest der Auferstehung“ erst durch die Bekanntheit des Osterfestes bzw. ein biblisches Vorverständnis von „Auferstehung“ im christlichen Sinn gedeutet werden kann. S.o. Teil 2 B.III.7 (Einzelanalyse). 411 Vgl. hierzu die repräsentativen Einzelanalysen von Seht, der Stein (Teil 2 B.III.6), Manchmal feiern wir (Teil 2 B.III.7) und In der Nacht (Teil 2 B.III.8). <?page no="259"?> C. Resümee 245 bezeichnen kann. Der Bezug zum Handeln ist auch in jenen Dichtungen zu sehen, die sich mit dem mehrere Texte dominierenden Thema des „Reichs Gottes“ beschäftigen. Hier werden die Bilder aus den prophetischen und apokalyptischen Schriften vielfach mit ethischer Intention als schon gegenwärtig erreichter Zustand beziehungsweise als Traum von einer diesseitigen idealen Gesellschaft vor Augen geführt. Dabei fällt auf, dass die Dimension des begründenden Handelns Gottes sowie die der Wiederkunft Christi fast immer unerwähnt bleiben. 412 (7) Detaillierte Formulierungen für individuelle Befindlichkeiten, soziale Situationen und politische Missstände lassen erkennen, dass man der menschlichen Seite auf differenzierte und sensible Weise Aufmerksamkeit schenkt. Von daher erklärt es sich, dass man mit Äußerungen der Freude vorsichtiger als früher umgeht, ganz im Sinn der Mahnung „Jubelt nicht unbedacht“ 413 . Explizite Äußerungen von Freude, die in fast allen älteren Liedern festzustellen sind, sind nur noch in wenigen modernen vorhanden. Wichtiger ist letzteren eine realitätsentsprechende, „ehrliche“ Benennung von Gedanken und Gefühlen, wie z.B. zweifelnde, ängstliche, aggressiv-protestierende oder auch depressiv-regressive Regungen. (8) Was die Beziehung der Menschen zu Christus angeht, so lässt sich, da wo er genannt wird - das ist nicht immer der Fall -, ein deutlich verändertes Verhältnis zu ihm wahrzunehmen. Während eine große Zahl früherer Dichtungen den Blick auf Christus als Autorität lenkt, sei es durch dessen Abbildung als Triumphator, als Haupt oder als Vorbild, zu dem der Mensch ehrfurchtsvoll aufsieht, betonen viele neuen Texte Jesus eher als vertrauten und verständnisvollen „Herrn“, im Sinne eines Freundes, der bei den Menschen ist, ihnen den Weg weist, mit ihnen geht und Geborgenheit gibt. 414 412 S.o. Einzelanalyse des Liedes In der Nacht. Teil 2 B.III.8. 413 Vgl. den Titel „Jubelt nicht unbedacht“ einer Liedsammlung des Bistums Essen aus dem Jahr 1969. 414 Vgl. die Einzelanalysen von Zwei Jünger gingen sowie Ich hör die Botschaft. S.o. Teil 2 B.III.4 und 5.c. Lexematische Untersuchungen zu Christusbezeichnungen bestätigen diesen Befund, insofern in neuen Liedern christologische Hoheitstitel im Verhältnis zum Jesus- Namen in den Hintergrund treten. S.u. Teil 3 A.I.2. <?page no="261"?> T EIL 3 S PRACHE UND S PIRITUALITÄT Wie bereits im Rahmen der in Teil 2 durchgeführten Untersuchungen zu Themen und Theologie der Osterlieder, insbesondere anhand der exemplarischen Textanalysen, deutlich wurde, werden die Aussagen über die Auferstehung erst im Vollzug eines Sprechakts für die Singenden und Hörenden zur Wirklichkeit. Dementsprechend dient das Lied als Medium der Spiritualität der Gemeinschaft und des Einzelnen. Ausgehend von einem spezifisch christlichen Verständnis wird „Spiritualität“ 1 hier als eine den ganzen Menschen bestimmende Grundhaltung verstanden, die auf der Überzeugung der unbedingten Heilszusage Gottes beruht, die in der Auferweckung Jesu gipfelt, insofern diese „die Vollendung des Heilshandelns Gottes an der Welt und am Menschen ist, in der er sich … der Welt unwiderruflich mitteilt und darum die Welt in eschatologischer Endgültigkeit zum Heil annimmt …“ 2 . Daraus resultiert eine kraft des Heiligen Geistes antwortende, die eigene Existenz transzendierende, auf Gott und die Welt ausgerichtete Lebensgestaltung, die als österliche wesentlich vom Sterben und Auferstehen mit Christus (vgl. Röm 6,4f) geprägt ist, und die bewusst in der gemeinschaftlich gefeierten Liturgie sowie im privaten Gebet vollzogen wird. 3 Entscheidend für ihren textlichen Ausdruck sind die Wahl und Verwendungsweisen sprachlicher Mittel, die im positiven Fall eine Identifikation mit den Aussagen bewirken, im negativen allerdings auch verhindern können. Die folgenden Analysen wollen den Zusammenhang zwischen Sprache und Spiritualität aufzeigen, wobei davon auszugehen ist, dass dieser, da den Liedern im Gottesdienst eine konstitutive Bedeutung zukommt, 4 liturgisch geprägt ist. Insofern ist mit den Untersuchungen die Fragestellung verbunden, welche Rolle ältere und im Vergleich dazu neuere Gesänge als Elemente in der kommunikativen Handlung des Gottesdienstes spielen. Hierzu sollen die Texte des 1 In Hinblick auf die Vielfalt der Definitionen des Begriffs „Spiritualität“ sowie die umfangreiche Literatur zum Thema sei der Artikel von Anton Rotzetter, „Spiritualität“ in: Lexikon christlicher Spiritualität genannt. Im Rahmen seiner Studie „Das ‚Neue Geistliche Lied’ als zeitgenössische Komponente christlicher Spiritualität“ gibt Peter Hahnen einen Überblick über neuere Begriffsbestimmungen. Vgl. Ders., Das neue Geistliche Lied, Kap. 1 „Spiritualität“. Annäherung an einen schwierigen Begriff, 19-56. 2 Rahner, Auferstehung Jesu, 420. 3 Vgl. SC 10 und 12. 4 Diesbezüglich betont das Zweite Vatikanum: „Die überlieferte Musik der Gesamtkirche stellt einen Reichtum von unschätzbarem Wert dar, ausgezeichnet unter allen übrigen künstlerischen Ausdrucksformen vor allem deshalb, weil sie als der mit dem Wort verbundene gottesdienstliche Gesang einen notwendigen und integrierenden Bestandteil der feierlichen Liturgie ausmacht.“ (SC 112) <?page no="262"?> A. Sprache der Osterlieder 248 TLG, NLG und NLS querschnittsmäßig unter lexematischen, strukturellen und pragmatischen Gesichtspunkten untersucht werden (A.I-III). Um die diesbezüglichen Ergebnisse zu verdeutlichen und um sprachliche Ausprägungen auch im Gesamttext wahrzunehmen, schließen sich exemplarische Analysen an (B.I-III). 5 Eine Zusammenfassung bietet Teil C. A. Sprache der Osterlieder I. Lexematische Aspekte Hinsichtlich des Wortbestands traditioneller und moderner Gesänge sind schon auf thematischer Ebene charakteristische Ausprägungen sichtbar geworden. So trug die Feststellung von bestimmten, häufig auftretenden Lexemen beziehungsweise Isotopieebenen maßgeblich zur Definition von thematischen Einzelaspekten sowie Typisierungen von Osterliedern bei. 6 Zum Beispiel finden sich in dem Gesang Das Grab ist leer (Kohlbrenner), der in die Kategorie „Sieg“ eingeordnet wurde, die Wörter „Held“, „zuschanden machen“, „siegreich“, „Überwinder“ u.s.w. 7 Der sozialkritische Text des Liedes Auferstanden, auferstanden bist du, typisiert als Lied der thematischen Gruppe „Ethisches Handeln“ mit dem Schwerpunkt „Gesellschaft und Politik“, ist geprägt von den Begriffen „Waffen“, „Panzer“, „Mauern“, „Schrei des Kindes“ und ähnlichen. Im vorliegenden Kapitel interessieren Wörter und Syntagmen, die die liturgische Funktion der Gesänge kennzeichnen. Zentral sind in diesem Zusammenhang die bereits im Bereich der thematischen Untersuchungen behandelten Auferstehungsbekenntnisse „Christus ist auferstanden“ und „Jesus lebt“, die sich die Gläubigen gegenseitig zusprechen oder in Gebetsform äußern. 8 Im Folgenden soll der Einsatz der für Osterlieder typischen Halleluja- Akklamationen untersucht werden (I.1). In Bezug auf die Dimension der Liturgie als Kommunikationsgeschehen zwischen Gott und Mensch erscheint es des Weiteren als lohnenswert - unter anderem aufgrund der Beobachtung, dass Auferstehungsbekenntnisse, und mit ihnen Christusprädikate, im neueren Liedgut deutlich seltener vorkommen 9 -, die grundsätzliche Verwendung von Bezeichnungen für die Personen der transzendenten Ebene (z.B. für Gott 5 Zum Verfahren der textlichen Analyse neuer geistlicher Lieder mit dem Schwerpunkt auf sprachlichen Aspekten vgl. vor allem Greule, Sprache. Weitere methodische Hinweise s.o. Teil 2 B.I.2. 6 S.o. Teil 2 A.II und B.II. 7 S.o. exemplarische Analyse Teil 2 B.III.3. 8 S.o. Teil 2 A.II.1. 9 Vgl. ebd. und Teil 2 A.III.3. <?page no="263"?> I. Lexematische Aspekte 249 Vater, Christus, Maria) in den Blick zu nehmen (I.2). Außerdem gilt dem Vorkommen von Wörtern aus den Bedeutungsfeldern „loben“, „danken“ und „bitten“ Aufmerksamkeit, die grundlegende Vollzüge der Beziehung zu Gott darstellen (I.3). 1. Akklamation „Halleluja“ Bezüglich der prozentualen Anteile der Lieder mit der Akklamation „Halleluja“ 10 ergibt sich folgender Befund (Liedanzahl jeweils in Klammern): TLG (100%=45) NLG (100%=20) NLS (100%=27) Alleluja / Halleluja 55,6% (25) 20,0% (4) 25,9% (7) Als österlicher Jubelbeziehungsweise Siegesruf ist das Halleluja in einfacher oder wiederholter Form Bestandteil in mehr als der Hälfte der Gesänge des TLG. Es findet sich entweder ohne Zusätze, erweitert zu einem kurzen oder integriert in einen längeren Kehrvers. 11 In modernen Liedern kommt die Akklamation wesentlich seltener vor: im NLG in nur einem Fünftel, im NLS in etwas mehr als einem Viertel der Gesänge. 12 2. Bezeichnungen für die trinitarischen Personen und Maria Grundsätzlich ist bemerkenswert, dass alle Lieder des TLG Christus und mehr als die Hälfte Gott ausdrücklich nennen, während im neuen Liedgut beider Untersuchungsbereiche neun Stücke zu verzeichnen sind, die ohne entsprechende Bezeichnungen auskommen und sich ganz auf die menschliche Seite konzentrieren. 13 Die folgende Aufstellung enthält alle vorgefundenen Benennungen sortiert nach ihrer Häufigkeit im TLG. 14 Diese können in den Texten auch in umgestellter oder variierter Form erscheinen, z.B. statt „Gottes Sohn“: „Sohn Gottes“ oder statt „Lamm“: „Osterlamm“. Was die Bezeichnungen „Er“ 10 Zum „Halleluja-Ruf“ in Osterliedern siehe auch oben Teil 2 B.II.3.g. 11 S.u. Teil 3 A.II.2. Im Rahmen der Behandlung von Wiederholungselementen werden die Lieder genannt, bei denen Halleluja-Akklamationen in jeder Strophe wiederkehren. Dies ist im TLG fast durchweg der Fall. Die einzige Ausnahme bildet Christ ist erstanden, wo sich Halleluja-Rufe nur in der dritten Strophe finden. 12 NLG: Die Sonne geht auf, 4; Du bist da, wo Menschen leben, 4; Halleluja, klatschet in die Hände, R. 1-3; Seht, der Stein ist weggerückt, 1-3. NLS: Aus Tränen, Angst und Not, R. 1-4; Christus, der Herr, ist auferstanden (Beuerle), R. 1-6; Christus, der Herr, ist auferstanden (Valentin), R. 1-5; Die Waffen verrotten zu Staub, R. 1-4; Fröhlich sind wir, R. 1-3; Singet, denn Jesus ist erstanden, R. 1-3; Jesus Christus ist auferstanden (Rommel), 1-8. 13 NLG 6,7% (3 Lieder): Alle Knospen springen auf; Manchmal feiern wir; Wo einer dem andern neu vertraut. NLS 22,2% (6 Lieder): Begreift ihr denn nicht; Die Waffen verrotten zu Staub; In der Nacht; Komm, lass diese Nacht nicht enden; Steht auf vom Tod; Welcher Engel wird uns sagen. 14 Im Anhang finden sich Tabellen mit den Nachweisen, in welchen Liedern des TLG, NLG und NLS die aufgelisteten christologischen Titel vorkommen. Anhang A.III. Tabellen 11- 13. <?page no="264"?> A. Sprache der Osterlieder 250 und „Du“ betrifft, so werden nur diejenigen Lieder gezählt, die die beiden Pronomen in Ausschließlichkeit verwenden. Wie in der vorangegangenen Tabelle geben die Prozentwerte die Liedanteile pro Untersuchungsbereich an, die eingeklammerten Zahlen beziehen sich jeweils auf die Anzahl der betreffenden Stücke. Differenzierungen TLG NLG NLS Gott Gott 46,7% (21) 25,0% (5) 25,9% (7) Vater 17,8% (8) 5,0% (1) Schöpfer 5,0% (1) Jesus Christus Jesus Christus 55,6% (25) 5,0% (1) 22,2% (6) Herr 53,3% (24) 25,0% (5) 25,9% (7) Christ(us) 46,7% (21) 20,0% (4) 7,4% (2) Jesus 31,1% (14) 40,0% (8) 33,3% (9) Heiland 28,9% (13) Gottes Sohn 20,0% (9) 5,0% (1) 3,7% (1) Held 17,8% (8) 3,7% (1) Gott 11,1% (5) Lamm (Oster-, Opfer-) 15,6% (7) Lebensfürst 8,9% (4) Leben 8,9% (4) Erlöser 6,7% (3) Tröster 6,7% (3) Sieger 6,7% (3) Überwinder 6,7% (3) Haupt 6,7% (3) (Auf-) Erstandener 4,4% (2) 5,0% (1) Mittler 4,4% (2) Sonne 4,4% (2) Meister 2,2% (1) 3,7% (1) Er 2,2% (1) König 2,2% (1) Friedefürst 2,2% (1) Du 5% (1) 3,7% (1) Einer 5% (1) Auferweckter 3,7% (1) Menschensohn 5,0% (1) Befreier 5,0% (1) Hoffnung 5,0% (1) Licht 5,0% (1) Wunderrat 3,7% (1) Anwalt 3,7% (1) Angeld 3,7% (1) Heiliger Geist Heiliger Geist 6,7% (3) 5,0% (1) Maria Maria u.a. 15 8,9% (4) 15 Es finden sich noch die Bezeichnungen „Himmelskönigin“ und „Jungfrau“. <?page no="265"?> I. Lexematische Aspekte 251 Nachstehende Tabelle gibt die Mengen der Lieder an mit mindestens einer Bezeichnung für Gott, Jesus Christus, Heiliger Geist beziehungsweise Maria: TLG NLG NLS Gott 51,1% (23) 25,0% (5) 25,9% (7) Jesus Christus 100,0% (45) 80,0% (16) 74,1% (20) Heiliger Geist 6,7% (3) 5,0% (1) --- Maria 8,9% (4) --- --a. Gott Vater In mehr als der Hälfte der traditionellen Dichtungen wird Gott im Sinn der ersten trinitarischen Person genannt, meist bezeichnet als „Gott“, seltener als „Vater“. 16 Demgegenüber findet sich eine Erwähnung Gottes im NLG und NLS in nur (rund) einem Viertel. Ungewöhnlich für Osterlieder ist das Prädikat „Schöpfer“ in dem modernen Gesang Heut hören es alle. b. Jesus Christus Die Tatsache, dass alle Gesänge des TLG, oft sogar mehrfach, durch Christustitulierungen geprägt sind, entspricht - zusammen mit der Beobachtung, dass Christus-Doxologien häufiger als andere vorkommen 17 - der bereits im Rahmen der thematischen Untersuchungen festgestellten christologischen Zentriertheit traditioneller Dichtungen. Die Vielfalt ist dabei außerordentlich groß: Insgesamt lassen sich 23 verschiedene Bezeichnungen festzustellen, von denen die folgenden acht am häufigsten sind und in Liedanteilen zwischen 55,6% und 15,6% auftreten. In absteigender Reihenfolge handelt es sich um „Jesus Christus“ (als Doppeltitel), „Herr“, „Christ(us)“, „Jesus“, „Gottes Sohn“, „Heiland“, „Held“, „Lamm“ (auch „Oster-“ oder „Opferlamm“) sowie „Gott“ (zur Betonung der göttlichen Natur Christi). In geringerer Häufigkeit finden sich des Weiteren vor allem Prädikate, die sich, wie „Held“, auf den Sieg Christi beziehen (z.B. „Lebensfürst“, „Sieger“, „Überwinder“) und solche, die, wie „Heiland“ oder „Lamm“, dessen soteriologische Bedeutung akzentuieren (z.B. „Erlöser“, „Tröster“, „Mittler“). Das moderne Liedgut enthält ebenfalls relativ große Liedanteile mit Christusbezeichnungen (NLG 80%/ NLS rund 74%). Dennoch ist als Unterschied zum Befund des TLG zu bedenken, dass immerhin 20% (NLG) beziehungsweise fast 26% (NLS) der Gesänge ganz auf die explizite Nennung Christi verzichten. Was die vorhandenen Titel angeht, so beschränkt sich das Spektrum auf jeweils zwölf im NLG beziehungsweise im NLS. Häufiger kommen von diesen nur „Jesus“ (40%/ 30%), „Herr“ (25%/ 25,9%), „Jesus Christus“ 16 Dies geschieht in vier Liedern innerhalb der doxologischen Formel: Gelobt sei Gott, 1; Heut triumphieret Gottes Sohn, 6; Wir danken dir (Herman), 3; Halleluja. Ihr Christen singet hoch erfreut, 12. 17 S.u. Teil 3 A.II.3. <?page no="266"?> A. Sprache der Osterlieder 252 (5%/ 22,2%) und „Christus“ (20%/ 7,4%) vor. 18 Alle anderen finden sich nur in einzelnen Liedern. Übereinstimmungen zwischen TLG, NLG und NLS bestehen im Wesentlichen bezüglich dieser vier Titel; alle anderen im neuen Liedgut parallel zum TLG festgestellten spielen in ersterem eine nur marginale Rolle. Generell sind die Anteile neuer Lieder mit christologischen Titeln jeweils geringer als im TLG. Die einzige Ausnahme bildet die Häufigkeit des Namens „Jesus“, die im NLG und NLS nur geringfügig von der im TLG abweicht. Zusammen mit dem Befund des Rückgangs christologischer Hoheitstitel kann dies als Hinweis auf die Fokussierung der menschlichen Seite des Auferstandenen in neuen Texten gewertet werden. 19 c. Heiliger Geist Die Person des Heiligen Geistes erscheint in drei Gesängen des TLG sowie in einem des NLG und ausschließlich im Zusammenhang von Doxologien. 20 d. Maria Maria wird in vier Liedern des TLG genannt, davon widmen sich ihr zwei durchgehend. 21 3. Wortfelder „loben“ - „danken“ - „bitten“ 22 In einem weiteren Durchgang wurden die Liedtexte des TLG, NLG und NLS auf Wörter durchgesehen, die zu den Bedeutungsfeldern „loben“, „danken“ sowie „bitten“ gehören. Deren Vorkommen in der Relation zu Gott/ Christus beziehungsweise Maria 23 stellt einen wichtigen Indikator in Hinblick auf die Frömmigkeitsform dar. Die Registrierung erfolgte ausschließlich in lexematischer Hinsicht. 24 Sekundär wurden die Wörter außerdem in Hinblick auf ihre Verwendung in horizontalen beziehungsweise vertikalen Sprechakten wahrgenommen. 18 Die eingeklammerten Angaben vor dem Querstrich beziehen sich auf das NLG, die danach auf das NLS. 19 S.u. Teil 4 A.I.2 „Jesus-Christologie“. 20 S.u. Teil 3 Kap. II.3. 21 Freu dich, du Himmelskönigin; Lasst uns erfreuen herzlich sehr. 22 Vgl. hierzu die Listen der Lieder, die Wörter der drei lexikalischen Felder enthalten. Siehe Anhang A.IV Tabellen 14-16. 23 Wörter, die auf menschliche Adressaten bezogen sind, werden nicht berücksichtigt. 24 Das heißt: Sprechakte des Lobes, Dankes oder der Bitte, die keine Wörter aus den entsprechenden Wortfeldern enthalten, bleiben unberücksichtigt, z.B. die Bitte in Die Sonne geht auf, 4,4-5: „O Herr, hilf, dass wir auch in unseren Tagen / den Menschen die Botschaft der Hoffnung sagen.“ Auf die Verwendung von Sprechakten wird weiter unten im Rahmen der Behandlung der Kommunikationssituationen eingegangen, s.u. Teil 3 A.III.3. <?page no="267"?> I. Lexematische Aspekte 253 a. „Loben“ Das in der Liturgie zentrale Lob Gottes spiegeln traditionelle Lieder generell in hohem Maße. In den 45 Osterliedern des TLG finden sich folgende Ausdrücke: „loben“/ „hochloben“/ „preisen“/ „ihm singen“/ „lobsingen“/ „ihm jauchzen“/ „Ehr(e“)/ „Herrlichkeit“/ „Lob“/ „Preis“/ „Ruhm“. Fast die Hälfte aller Stücke (21) weist eines dieser Wörter auf, entweder im Rahmen der zwischenmenschlichen Kommunikation, z.B. als Aufforderung zum Lob Christi, 25 oder des direkten Gebetsaktes, vielfach innerhalb einer doxologischen Formel. 26 Im Unterschied zum TLG enthalten NLG und NLS jeweils nur ein entsprechendes Lied mit den Ausdrücken „Ehr“ (NLG) und „ihm singen“/ „ihm tanzen“/ „ihm jubeln“ (NLS 27 ). Gesamtzahl horizontal vertikal doxologische Formeln TLG 46,7% (21) 35,6% (16) 17,8% (8) 28,9% (13) NLG 5,0% (1) 5,0% (1) --- 5,0% (1) NLS 3,7% (1) 3,7% (1) --- --b. „Danken“ Weniger, aber doch 20 % der traditionellen Gesänge (9) verwenden in horizontaler beziehungsweise vertikaler Ausrichtung ein Wort aus dem Bereich des „Dankens“: „danken“/ „dankbar“/ „Dank“/ „Dankbarkeit“. Demgegenüber sind diesbezüglich kaum neuere Gesänge zu verzeichnen. Gesamtzahl horizontal vertikal doxologische Formeln TLG 20% (9) 11,1% (5) 8,9% (4) 6,7% (3) NLG 5,0% (1) 5,0% (1) --- --- NLS 3,7% (1) 3,7% (1) --- --c. „Bitten“ Als explizite Wörter kommen in fünf Stücken des TLG „bitten“ bzw. „flehen“ jeweils im Zusammenhang eines Gebets vor. Unter den neueren Gesängen findet sich nur einer im NLS, der ebenfalls in einem vertikalen Sprechakt das Wort „bitten“ verwendet. Gesamtzahl horizontal vertikal TLG 11,1% (5) --- 11,1% (5) NLG --- --- --- NLS 3,7% (1) --- 3,7% (1) 25 Hierunter zählen auch die Sprechakte, bei denen kein expliziter Adressat erkennbar ist. In den nachstehenden Tabellen werden sie in den Spalten „horizontal“ mitgezählt. 26 Manche Gesänge weisen Wörter aus dem Bedeutungsfeld „loben“ sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Ausrichtung auf. Aufgrund dessen ist in nachstehender Tabelle die Gesamtzahl der Lieder, die grundsätzlich ein entsprechendes Wort enthalten niedriger (Sp. 1) als die Summe der angegebenen Zahlen in den Spalten „horizontal“ (Sp. 2) und „vertikal“ (Sp. 3). Zu doxologischen Formeln s.u. Teil 3 A.II.3. 27 Alle drei Verben finden sich innerhalb einer Liedstrophe. <?page no="268"?> A. Sprache der Osterlieder 254 II. Strukturelle Aspekte 1. Strophik Bis auf eine Ausnahme umfassen alle Liedfassungen des TLG mindestens drei Strophen, rund 55% enthalten sogar mehr als fünf. 28 Im Vergleich dazu sind die Gesänge des neuen Liedgutes meistens kürzer. So bestehen die Stücke des NLG - abgesehen von einer Ausnahme - aus höchstens vier Strophen. 29 Dem Befund entspricht das NLS mit 19 Liedern (ca. 70%). 30 2. Wiederholungselemente Bezüglich des TLG ist festzustellen, dass der größere Anteil (mehr als zwei Drittel) durch Wiederholungselemente gestaltet ist: 31 Besonders häufig finden sich klassische liturgische Akklamationen: 18 Gesänge weisen ein- oder mehrfach das für die Osterzeit typische Halleluja ohne Zusätze auf; 32 die Strophen von zwei Liedern werden durch einen Kyrie-Ruf beschlossen. 33 Andere Kehrverse - teilweise erweiterte Halleluja-Rufe - kommen in 12 Stücken (26,7%) vor; in der Regel werden sie durch nur einen Vers gebildet. 34 Überwiegend sind die genannten Elemente am Ende der Strophen platziert, gelegentlich unterbrechen sie außerdem deren inneren Verlauf. 35 Bei nur wenigen Liedern haben sie eine Stellung am Anfang. 36 28 Nur ein Lied hat weniger als drei Strophen: Wahrer Gott, wir glauben dir (2 Strophen). 29 Die Ausnahme bildet das sechsstrophige Lied Wo einer dem andern neu vertraut. 30 Die acht übrigen Lieder enthalten fünf bis acht Strophen. 31 Weniger als ein Drittel der Gesänge des TLG, insgesamt 13, enthalten keinerlei wiederkehrende Formulierungen: Auf, auf mein Herz; Das ist der Tag; Freu dich, du werte Christenheit; Getröst, getröst, wir sind erlöst; Ich sag es jedem, dass er lebt; Jesus, meine Zuversicht; Mit Freuden zart; Nun freut euch hier und überall; Nun singt dem Herrn ein neues Lied; O Tod, wo ist dein Stachel nun; Wach auf, mein Herz; Wahrer Gott, wir glauben dir; Zum königlichen Ostermahl. 32 Am Sonntag, eh die Sonn aufging; Christ lag in Todesbanden; Christus ist erstanden! O tönt; Das Grab ist leer (Kohlbrenner); Der Heiland ist erstanden, befreit; Die ganze Welt; Erschalle laut, Triumphgesang; Erschienen ist der herrlich Tag; Erstanden ist der heilge Christ (Spee); Erstanden ist der heilig Christ (B.B.); Frühmorgens, da die Sonn aufgeht; Gelobt sei Gott; Halleluja. Ihr Christen, singet hocherfreut; Heut triumphieret Gottes Sohn; Ist das der Leib; Lasst uns erfreuen herzlich sehr; Vom Tode heut erstanden ist; Wir danken dir (Herman). 33 Christ ist erstanden und Jesus Christus, unser Heiland. 34 Erweiterte Halleluja-Rufe: Alleluja (Halleluja) lasst uns singen; Freu dich, du Himmelskönigin; Freu dich, erlöste Christenheit; Preis dem Todesüberwinder; Wir wollen alle fröhlich sein. Andere kurze Kehrverse finden sich in: Jesus lebt, mit ihm auch ich; Nun freue dich, du Christenheit; O herrlicher Tag; Seele, dein Heiland. Nur drei Stücke weisen Refrains mit zwei und mehr Versen auf: Christus ist auferstanden, Freud; Nun danket Gott, ihr Christen all; Singen wir heut mit einem Mund. <?page no="269"?> II. Strukturelle Aspekte 255 Neuere Dichtungen sind noch stärker durch wiederkehrende Textelemente geprägt als dies bei den älteren der Fall ist. Allerdings sind fast keine für sich stehenden Akklamationen, wie vor allem Halleluja-Rufe, zu verzeichnen. 37 Wesentlich öfter als in älteren Liedern kommen komplexere Refrains vor, die aus mehreren Sätzen gebildet sind. Im NLG und NLS ist das in mehr als zwei Dritteln der Gesänge (70%/ 74,1%) der Fall. 38 Vielfach werden sie schon der ersten Strophe vorangestellt. Als weiterer Unterschied ist die häufige Strukturierung durch Textschemata festzustellen, im NLG in 70%, im NLS in 63% der Lieder. 39 Dabei handelt es sich um fest positionierte Wörter, Wortkombinationen oder Gliedsätze, die den Strophen eines Liedes eine unveränderliche Form geben. Zu verzeichnen sind stereotype Initien, wiederkehrende Schlüsse sowie Textgerüste nach Art von Lückentexten, in die variierende, einen jeweils neuen Sinn stiftende Formulierungen eingesetzt werden. Syntax und Wortwahl 35 Unterbrechungen durch Halleluja-Rufe: Die ganze Welt; Erstanden ist der heilge Christ (Spee); Erstanden ist der heilig Christ (B.B.); Heut triumphieret Gottes Sohn; Lasst uns erfreuen herzlich sehr. Bei den als Wechselgesang konzipierten Stücken Freu dich, du Himmelskönigin sowie Freu dich, erlöste Christenheit finden sich die Einschübe „freu dich, Maria“ bzw. „freu dich und singe“. 36 Alleluja (Halleluja) lasst uns singen; Christus ist erstanden! O tönt; Halleluja. Ihr Christen singet hocherfreut; Jesus lebt, mit ihm auch ich; O herrlicher Tag. 37 Die einzige Ausnahme bildet das Lied Seht, der Stein ist weggerückt, dessen drei Strophen jeweils durch ein allein stehendes Halleluja beschlossen werden. Integriert in Kehrverse finden sich Halleluja-Rufe im NLG nur in Halleluja, klatschet in die Hände. Im NLS kommen sie vor in: Aus Tränen, Angst und Not; Christus, der Herr, ist auferstanden (Beuerle); Christus, der Herr, ist auferstanden (Valentin); Die Waffen verrotten zu Staub; Fröhlich sind wir; Jesus Christus ist auferstanden (Rommel); Singet, denn Jesus ist erstanden. 38 NLG: Alle Knospen springen auf; Die Sonne geht auf; Einer ist unser Leben; Große Leute, kleine Leute; Halleluja, klatschet in die Hände; Heut hören es alle; Ich hör die Botschaft; Mach die Augen auf; Nun werden die Engel; Seht, er lebt; Singet in den Kirchen; Wo einer dem andern neu vertraut; Zu Ostern in Jerusalem; Zwei Jünger gingen. NLS: Auferstanden, auferstanden bist du; Aus Tränen, Angst und Not; Christus, der Herr, ist auferstanden (Beuerle); Christus, der Herr, ist auferstanden (Valentin); Das Grab ist leer (Büsching); Die Waffen verrotten zu Staub; Freut euch alle, Jesus lebt; Fröhlich sind wir; Hört ihr’s läuten; In der Nacht; Jesus Christus ist auferstanden (Rommel); Jesus Christus lebt; Komm, lass diese Nacht nicht enden; Rosen blühn im Stacheldraht; Singet, denn Jesus ist erstanden; Steht auf vom Tod; Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden; Welcher Engel wird uns sagen; Wir gehen uns’re Wege; Wir stehen auf. 39 NLG: Alle Knospen springen auf; Das könnte den Herren der Welt; Die Sonne geht auf; Du bist da, wo Menschen leben; Einer ist unser Leben; Ich hör die Botschaft; Jesus lebt wirklich; Liebe ist nicht nur ein Wort; Mach die Augen auf; Manchmal feiern wir; Nun werden die Engel; Seht, der Stein ist weggerückt; Wo einer dem andern neu vertraut; Zu Ostern in Jerusalem. NLS: Auferstanden, auferstanden bist du; Aus Tränen Angst und Not; Das Grab ist leer (Büsching); Die Waffen verrotten zu Staub; Durch das Dunkel hindurch; Hört ihr’s läuten; In der Nacht; Jesus Christus, gestern und heute; Komm, lass diese Nacht nicht enden; Rosen blühn im Stacheldraht; Staunen wird Jubel; Steht auf vom Tod; Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden; Welcher Engel wird uns sagen; Wir gehen uns’re Wege; Wir stehen auf; Zwei Männer. <?page no="270"?> A. Sprache der Osterlieder 256 sind dementsprechend meist einfach. Derartige Serialisierungen stellen in modernen Dichtungen ein beliebtes Gestaltungsmittel dar, wobei auf den Reiz des Kontrastes zwischen der Gewöhnung an gleichbleibende Formulierungen einerseits und dem Überraschungseffekt durch variable Textbausteine andererseits gesetzt wird - Aspekte, die zugleich im Dienst der didaktischen Vermittlung der jeweiligen Textbotschaft funktionalisiert werden können. Die Anforderungen an die poetische sowie musikalische Kreativität sind im Fall solcher Modelle sehr hoch, da die stete Wiederkehr von gleichem Textbeziehungsweise Melodiematerial leicht zu Langeweile und innerlichem Abschalten führen kann. 3. Doxologien Mehrere traditionelle Lieder weisen als formgebendes Element eine doxologische Eröffnungs- oder Schlussstrophe auf. 40 Dies betrifft insbesondere neun Stücke aus dem 16. Jahrhundert. Am häufigsten ist der an Christus gerichtete Lobpreis in immerhin 20% der Lieder des TLG; andere Varianten, wie vor allem die Nennung aller drei Personen oder die von Gott Vater und Christus in Kombination, sind selten. 41 Im Unterschied zum Befund des TLG ist der nahezu völlige Verzicht auf doxologische Strophen in neuen Gesängen signifikant. 42 40 12.-16. Jh.: Erschienen ist der herrlich Tag, 5; Freu dich, du werte Christenheit, 3; Gelobt sei Gott, 1; Heut triumphieret Gottes Sohn, 6; Mit Freuden zart, 3; Singen wir heut mit einem Mund, R. 1- 3; Wir danken dir (Herman), 3; Wir wollen alle fröhlich sein, 12. 17. Jh.: Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, 15. 18. Jh.: Wach auf mein Herz, 10. 19. Jh.: Halleluja. Ihr Christen singet hocherfreut, 12; Zum königlichen Ostermahl, 1. 20. Jh.: Nun freue dich, du Christenheit, 3. Die genannten Strophen stehen am Anfang oder Ende eines Liedes. Daneben finden sich doxologische Strophen auch im mittleren Bereich von Liedern, z.B. Getröst, getröst! wir sind erlöst, 4. 41 Adressat Gott Vater: Halleluja. Ihr Christen singet hocherfreut, 12; Adressaten Vater und Sohn: Gelobt sei Gott, 1. Trinitarischer Lobpreis: Heut triumphieret Gottes Sohn, 6; Wir danken dir (Herman), 3. 42 Die einzige Ausnahme bildet Nun werden die Engel, 4 mit einem trinitarischen Lobpreis. <?page no="271"?> III. Pragmatische Aspekte 257 III. Pragmatische Aspekte In Hinblick auf die Funktion der Lieder innerhalb der komplexen Kommunikationsstruktur des Gottesdienstes, die geprägt ist von der Beziehung zwischen Mensch und Gott und der zwischen den Menschen, ist den pragmatischen Aspekten besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Denn die jeweiligen simulierten Kommunikationssituationen, Sprecherhandlungen und -einstellungen bestimmen die durch den Text hergestellte Situation und die Rolle, die sich dem Sänger beziehungsweise Hörer zur Identifikation bietet. 43 1. Vorgehen Um einen Überblick über die Kommunikationsweisen in traditionellen und modernen Liedern zu erhalten, werden Querschnittsuntersuchungen der Lieder des TLG, NLG und NLS durchgeführt mit dem Ziel der Feststellung von Vorkommen und Häufigkeit bestimmter pragmatischer Aspekte. Die Analysen beziehen sich auf den Sprecher und auf den Adressaten sowie auf die jeweilige Sprechrichtung, des Weiteren auf die Sprechakte. Bei der Durchsicht des Materials kristallisieren sich nachstehend aufgeführte Modi heraus: Pragmatischer Aspekt Modus Charakterisierung Sprecher I CH W IR M IT I DENTITÄT (I D ) U NBESTIMMT (X) Sprecher ist ein Individuum. Sprecher ist eine Gruppe. Sprecher hat in einer Szene eine Identität. Es ist kein bestimmter Sprecher feststellbar. Kommunikationssituation H ORIZONTAL (I) individuell-reflexiv (II) gruppenorientiertreflexiv (III) sozial-extrovertiert (IV) szenisch S YMBOLISCH V ERTIKAL O FFEN Z WISCHENMENSCHLICHE E BENE I CH spricht zum eigenen I CH . W IR (oder Stellvertreter) spricht zum W IR der eigenen Gruppe. I CH / W IR / X spricht zu mitmenschlichem D U / I HR . I CH / W IR / I D / X spricht zu D U / I HR auf szenischer Ebene. I CH / W IR / X spricht zu symbolischem D U / I HR . I CH / W IR / X spricht zu transzendentem D U / I HR . X spricht zu X (weder Sprecher noch Adressat feststellbar). Sprechakt Aussage Aufforderung Frage z.B. Bekenntnis, Mitteilung, Erzählung z.B. Ermahnung, Bitte z.B. Entscheidungsfrage 43 Vgl. Greule, Sprache, 86. <?page no="272"?> A. Sprache der Osterlieder 258 Als Sprecher sind zunächst das I CH und das W IR zu nennen, die eine individuelle beziehungsweise gemeinschaftsbezogene Identifikation ermöglichen. Außerdem kommt in den Szenen von Erzählliedern der Sprecher M IT I DENTITÄT vor, z.B. in der Rolle des Engels in der Grabesszene. Schließlich gibt es eine Reihe an Gesängen des Sprechertyps U NBESTIMMT , solche, die in keiner Strophe einen Hinweis auf den Sender der Botschaft geben. Hinsichtlich der Kommunikationssituationen - im Folgenden abgekürzt KS - lassen sich in den Osterliedern je nach Adressat und Sprechrichtung folgende Modi feststellen: In horizontaler Sprechrichtung sind zunächst die individuell-reflexive (I) und die gruppenbezogen-reflexive KS (II) zu beobachten, in denen sich ein I CH beziehungsweise ein W IR jeweils auf sich selbst bezieht. Daneben kommen auch solche vor, in denen sich der Sprecher nach außen an ein menschliches D U oder I HR wendet, die sozial-extrovertierte (III) und szenische KS (IV). Für die das Lied Vollziehenden ergeben sich in allen diesen Konstellationen die beiden Identifikationsmöglichkeiten des Senders oder des Empfängers. Von den horizontalen KS unterscheidet sich die Ebene der Anrede an einen symbolischen Adressaten, z.B. an den Tod. Hierbei bietet nur der Sprecher eine Identifikationsmöglichkeit. Ähnlich ist die Situation beim Gebet in vertikaler Sprechrichtung, in der sich der Redende einer transzendenten Person, meistens einem D U (vor allem Christus) zuwendet. Schließlich ist noch die offene KS zu nennen, in der Sprecher wie Adressat durchgängig unbekannt bleiben. Im Folgenden werden die einzelnen Aspekte - Sprecher, Kommunikationssituation und Sprechakt - näher beschrieben sowie bezüglich ihres Vorkommens und ihrer Häufigkeit präsentiert (2-3). 44 Auf Beobachtungen hinsichtlich der verwendeten Sprechakte wird im Zusammenhang der Behandlung der Kommunikationssituationen eingegangen (3). Eine summarische Darstellung der Veränderungen im neuen Liedgut gegenüber dem traditionellen bietet die Bilanz (4). Im Rahmen der quantitativen Erfassung (Sprecher und KS) werden nur jene Strophen gezählt, die aufgrund der Nennung von Personen beziehungsweise Deiktika eindeutige Hinweise auf einen Sprecher und/ oder Adressaten geben. Uneindeutige Liedpassagen ohne explizite Rollenzuweisungen bleiben unberücksichtigt, da ihre Zuordnung zu einem Sprecherbeziehungsweise Kommunikationsmodus davon abhängt, inwieweit das deiktische Sprachmaterial anderer umgebender Strophen auf sie bezogen wird. Lediglich Gesänge, die durchgehend indifferent in Bezug auf Sender beziehungsweise Empfänger bleiben, die also eindeutig uneindeutig sind, werden in der Kategorie „Offene Kommunikationssituation“ erfasst. Soweit bestimmte Konstellationen, auch andere als die offene, durchgehend alle Strophen eines 44 Allgemeine Hinweise zur quantitativen Erfassung untersuchter Aspekte s.o. Teil 2 A.I.2.c. <?page no="273"?> III. Pragmatische Aspekte 259 Gesanges prägen, was vor allem in den Untersuchungsbereichen der neuen Lieder der Fall ist, werden die betreffenden Stücke in den Listen mit * markiert. 2. Sprecher Das vorliegende Kapitel stellt die in den Osterliedern ermittelten Sprechertypen vor, zunächst unter Ausblendung der Empfängerseite, um die verschiedenen Rollen, mit denen sich der Sänger in seiner Eigenschaft als Sender einer Botschaft identifizieren kann, wahrzunehmen. a. Sprecher I CH In manchen Liedern lassen einige oder alle Strophen aufgrund bestimmter deiktischer Wörter (z.B. „ich“, „mich“, „mein“) einen individuellen Sprecher erkennen. Solche Texte geben dem Sänger die Gelegenheit, die Rolle des fiktiven I CH zu realisieren und aus dieser persönlichen Perspektive zu sich selbst oder nach außen zu sprechen. Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. --- --- 17. Jh. Auf, auf mein Herz, 1.3-8; Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, 1- 5.10-14; Jesus, meine Zuversicht, 1-9; Nun freut euch hier und überall, 4. 4 L. / 27 Str. 18. Jh. Der Heiland ist erstanden, befreit, 1.4-9; Preis dem Todesüberwinder, 4; Ich sag es jedem, dass er lebt, 1-2; Jesus lebt, mit ihm auch ich, 1-6; Wach auf, mein Herz, 1.7.9. 5 L. / 19 Str. 19. Jh. --- --- 20. Jh. --- --- TLG ges. 9 L. / 46 Str. NLG Ich hör die Botschaft, 1-4; Seht, er lebt, 4; Zwei Jünger gingen, 2. 3 L. / 6 Str. NLS Auferstanden, auferstanden bist du, 1-4; Christus, der Herr ist auferstanden (Valentin), 4. 2 L. / 5 Str. Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 20,0% 15,0% 7,4% Strophen 18,0% 8,3% 5,0% 1) Traditionelles Liedgut Die meisten Gesänge mit entsprechenden Textpassagen gehen bezüglich ihrer Entstehung auf das 17. und 18. Jahrhundert zurück. Mehrere dieser zum Teil barocken Lieder sind durchgängig von der individuellen Perspektive bestimmt, sodass man von I CH -Liedern sprechen kann: Auf, auf mein Herz mit Freuden 45 , Jesus, meine Zuversicht und Jesus lebt, mit ihm auch ich. 46 Während sich 45 Str. 2 bildet eine Ausnahme. <?page no="274"?> A. Sprache der Osterlieder 260 einige Dichtungen eher auf die innere Glaubenserfahrung konzentrieren, 47 sind andere tendenziell auf Außenwirkung ausgerichtet. So stellt das I CH in dem aus der Aufklärungszeit stammenden Gesang Jesus lebt, mit ihm auch ich seine Überzeugung weniger mit der Absicht einer Selbstreflexion dar, sondern eher in einer Weise der Selbstinszenierung mit dem Ziel der demonstrativen Belehrung, deutlich zu erkennen in der dritten Strophe: 48 Jesus lebt! Wer nun verzagt, lästert ihn und Gottes Ehre. Gnade hat er zugesagt, daß der Sünder sich bekehre. Gott verstößt in Christus nicht; dies ist meine Zuversicht. Zu den Gesängen, die den individuellen Sprecher in nur einzelnen Strophen aufweisen, gehört Preis dem Todesüberwinder. Hier tritt das I CH unvermittelt, nachdem zuvor in W IR -Form gesprochen wurde, erst in der letzten Strophe auf und wendet die zuvor allgemeinen und in der Gruppe gemachten Aussagen auf die eigene zukünftige Existenz an: 49 Uns zum Himmel zu erheben, ging er zu dem Vater hin. Wenn aus seinem Tod wir leben, dann ist Sterben uns Gewinn. Sitzend zu des Vaters Rechten, zieht er an sich die Gerechten. Alleluja, Jesus lebt … Wenn ich aus dem Grab erstehe, wenn mein Staub verkläret ist, wenn ich, Herr, dein Antlitz sehe, o mein Mittler, Jesus Christ, wenn du dich mir hast enthüllet, ist das Leben mir erfüllet. Alleluja, Jesus lebt … 50 2) Neues Liedgut Als durchgehendes I CH -Lied ist im NLG nur Ich hör die Botschaft zu nennen, das von seiner Anlage her Bezüge zu Jesus lebt, mit ihm auch ich erkennen lässt. 51 Im Bereich der Sammlungen fällt der deutliche Rückgang des Liedanteils auf 7,4% auf. Innerhalb der Gesamtzahl von 101 Strophen finden sich nur fünf, in denen die individuelle Perspektive eindeutig eingenommen wird. 46 Auch das Lied Frühmorgens, da die Sonn aufgeht könnte als I CH -Lied bezeichnet werden, da die Strophen 1-5 sowie 10-14 eindeutig in der Ich-Form verfasst sind, was den Anlass bietet, die dazwischenliegenden Textabschnitte aus dem Mund desselben Sprechers zu vermuten. Siehe auch unten Teil 3 A.III. 3.a. 1). 47 Nähere Erläuterungen und Beispiele hierzu ebd. (Abschnitt „Individuell-reflexive Kommunikationssituation“). 48 S.o. Einzelanalyse Teil 2 B.III.5.b. 49 Dies ist außerdem der Fall bei Nun freut euch hier und überall, der stark gekürzten Fassung des ehemals 36-strophigen Liedes von Paul Gerhardt. 50 Preis dem Todesüberwinder, 3-4. 51 S.o. Einzelanalyse Teil 2 B.III.5.c. <?page no="275"?> III. Pragmatische Aspekte 261 b. Sprecher W IR Eine große Anzahl an älteren und neuen Gesängen ist von der ersten Person Plural geprägt, so dass der Eindruck einer redenden Gruppe entsteht. Dies zeigt sich anhand entsprechender Pronomina („wir“, „uns“, „unser“), wobei in einigen Texten durch die Wahl des Nominativs das Gruppenbewusstsein besonders betont wird. Grundsätzlich entspricht das W IR dem Charakter der gemeinschaftlich gefeierten Liturgie. Es vermittelt dem Sänger die Erfahrung, im gemeinsamen Singen Teil der Gemeinde zu sein beziehungsweise es zu werden, was ebenso für die rezeptive Form des Hörens gelten kann. Denkbar ist auch, dass bei solistischem Vortrag das W IR durch einen Einzelsprecher aus der Gruppe vertreten wird. Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. Christ ist erstanden, 1.3; Christ lag in Todesbanden, 1-3.5-7; Erschienen ist der herrlich Tag, 1.5; Erstanden ist der heilig Christ (B.B.), 3.17; Freu dich, du werte Christenheit, 1.3; Gelobt sei Gott, 1.5-6; Heut triumphieret Gottes Sohn, 1.3-5; Jesus Christus, unser Heiland, 2; Mit Freuden zart, 1-3; Singen wir heut mit einem Mund, 1.3; Wir danken dir (Herman), 1-2; Wir wollen alle fröhlich sein, 1.3-4. 12 L. / 32 Str. 17. Jh. Christus ist auferstanden, Freud, 1-4/ R.; Freu dich, du Himmelskönigin, 1-4; Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, 15; Lasst uns erfreuen herzlich sehr, 1.5; O Tod, wo ist dein Stachel nun, 1.5.7-8. 5 L. / 15 Str. 18. Jh. Das Grab ist leer (Kohlbrenner), 2.4; Der Heiland ist erstanden, befreit, 3.10; Getröst, getröst! wir sind erlöst, 1-7; O herrlicher Tag, 1-4; Preis dem Todesüberwinder, 2-3/ R. 1-4. 4 L. / 19 Str. 19. Jh. Alleluja (Halleluja) lasst uns singen, 1; Christus ist erstanden! O tönt, 3; Erschalle laut, Triumphgesang, 2; Nun singt dem Herrn ein neues Lied, 5; Wahrer Gott, wir glauben dir, 1-2; Zum königlichen Ostermahl, 1-3.5. 6 L. / 10 Str. 20. Jh. Das ist der Tag, 2-4; Nun freue dich, du Christenheit, 1-3; Vom Tode heut erstanden ist, 3-4. 3 L. / 8 Str. TLG ges. 30 L. / 84 Str. NLG Das könnte den Herren der Welt , 3; Die Sonne geht auf, 1-4; Einer ist unser Leben, R. 1-4; Große Leute, kleine Leute, 2-3; Halleluja, klatschet in die Hände, 2-3; Heut hören es alle, 4; Jesus lebt wirklich, 1-3; Mach die Augen auf, Jesus lebt, 1-3; Manchmal feiern wir, 1-4; Nun werden die Engel, 3; Seht, er lebt, 1-4; Singet in den Kirchen, 2; Zu Ostern in Jerusalem, 4; Zwei Jünger gingen, R. 1-3. 14 L. / 34 Str. NLS Aus dem Tod ist der Herr erstanden, 1; Christus, der Herr, ist auferstanden (Beuerle), 1-6; Das Grab ist leer (Büsching), 1-3 (V. 1- 2/ Ch. 1-3); Die Waffen verrotten zu Staub, 1-4; Dornen stehn am Stein, 2-5; Durch das Dunkel hindurch, 2-5; Freut euch alle, Jesus lebt, 1-2; Fröhlich sind wir, 1-3; Jesus Christus lebt, 1; Komm, lass diese Nacht nicht enden, Str./ R. 1-3; Singet, denn Jesus ist erstanden, 3; Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden, 1-4; Welcher Engel wird uns sagen, 1-3; Wir gehen uns’re Wege, 1-3; Wir stehen auf, 1-4. 15 L. / 46 Str. <?page no="276"?> A. Sprache der Osterlieder 262 Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 66,7% 70,0% 55,6% Strophen 32,9% 47,2% 45,5% 1) Traditionelles Liedgut Die Relevanz des Gemeinschaftsbezugs ist daran zu erkennen, dass rund zwei Drittel des TLG Strophen mit einem W IR -Sprecher enthalten. 2) Neues Liedgut Bezüglich der Ergebnisse der Liedanteile zeigen sich gegenüber den Befunden im traditionellen Bereich kaum Änderungen. Die Zahlen der beiden Untersuchungsbereiche (NLG 70%/ NLS 55,6%) befinden sich auf vergleichbarer Höhe des TLG-Wertes von 66,7%. Auch der Strophenwert ist recht hoch: Jeweils fast die Hälfte aller Strophen ist durch die erste Person Plural geprägt. c. Sprecher M IT I DENTITÄT Mit dieser Bezeichnung sind Sprecher gemeint, die im Rahmen der erzählenden Darstellung biblischer Ostergeschichten (Grabauffindung, Erscheinungen) namentlich oder als Angehörige einer dort genannten Gruppe in Erscheinung treten. Die Zuhörer nehmen sozusagen am Urgeschehen teil und erfahren aus erster Hand von der Auferstehung Jesu. 52 Je nach Rolle der Akteure können sie sich mit bestimmten Personen des Geschehens identifizieren, z.B. mit den Frauen am leeren Grab oder mit den Jüngern bei Erscheinungen. Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. Erstanden ist der heilig Christ (B.B.), 4-16; Gelobt sei Gott, 3-4. 2 L. / 15 Str. 17. Jh. --- --- 18. Jh. --- --- 19. Jh. Christus ist erstanden! O tönt, 3-5; Halleluja. Ihr Christen singet hocherfreut, 6-10. 2 L. / 8 Str. 20. Jh. --- --- TLG ges. 4 L. / 23Str. NLG --- --- NLS Christus, der Herr, ist auferstanden (Beuerle), 2-5; Jesus Christus ist auferstanden (Rommel), 4; Zwei Männer, 1-5. 3 L. / 10 Str. Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 8,9% 0% 11,1% Strophen 9,0% 0% 9,9% 52 S.o. Teil 2 A.II.2-3; B.II.3.a; B III.1. <?page no="277"?> III. Pragmatische Aspekte 263 1) Traditionelles Liedgut In Abhängigkeit von der geringen Anzahl erzählender Lieder kommt auch der Sprechertyp mit Identität nur selten vor. Zum einen sind zwei Gesänge zu nennen, die direkt ein Osterspiel mit verteilten Rollen darstellen: In Erstanden ist der heilig Christ (B.B.) liefern die Strophen 4-16 die Texte des Evangelisten, der Frauen und des Engels. 53 Das Stück Christus ist erstanden. O tönt gibt einen Dialog zwischen den Sängern und Maria Magdalena wieder, wobei die Gläubigen letztere mit Namen ansprechen und diese darauf in direkter Rede antwortet. In den anderen beiden Gesängen zitiert ein nicht näher bezeichneter Sprecher die Rede bestimmter Personen im Rahmen einer Erzählung, z.B. in Gelobt sei Gott „Der Engel sprach: „Nun fürcht’ euch nicht …“ 54 . 2) Neues Liedgut Während in den offiziellen Gesangbüchern keinerlei neue Lieder mit einem Sprecher, der eine festgelegte Rolle innehat, vorkommen, finden sich im Bereich der Sammlungen drei Stücke. Wie das Incipit schon erahnen lässt, geht es in dem Spiellied Zwei Männer um die Emmausgeschichte, die im direkten Wechsel von Frage und Antwort zwischen Gemeinde und Jüngern erzählt wird. d. Sprecher U NBESTIMMT Generell ist an den untersuchten Liedern zu erkennen, dass die Liedpassagen, in denen bei isolierter Betrachtung unklar ist, wer der Sprecher ist, überwiegen, z.B. in der ersten Strophe von Das könnte den Herren der Welt: Das könnte den Herren der Welt ja so passen, wenn erst nach dem Tode Gerechtigkeit käme; erst dann die Herrschaft der Herren, erst dann die Knechtschaft der Knechte vergessen wäre für wie immer, vergessen wäre für wie immer. Allerdings bieten die meisten Texte die Möglichkeit, den Sprecher aufgrund von sprachlichen Indizien, die die Nachbarstrophen liefern, zu vermuten. So kann im anzitierten Lied aus dessen dritter Strophe rückwirkend geschlossen werden, dass ein W IR redet: Doch ist der Befreier vom Tod auferstanden, ist schon auferstanden und ruft uns jetzt alle zur Auferstehung auf Erden … Daher enthält die nachstehende Liste nur die Stücke, in denen keine Strophe einen bestimmten Sprecher aufweist. Die Singenden werden in diesem Fall 53 Die Angaben beziehen sich auf die TLG-Fassung *EG 105. 54 Gelobt sei Gott, 3-4. Ähnlich - mit weiteren Rollen - verfährt Halleluja. Ihr Christen singet hocherfreut, 6-10. <?page no="278"?> A. Sprache der Osterlieder 264 spontan - in der Regel sicher unreflektiert - eine individuelle oder kollektive Rolle einnehmen. Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. --- ---. 17. Jh. Die ganze Welt, 1-6; Erstanden ist der heilge Christ (Spee), 1-8; Ist das der Leib, 1-6; Nun danket Gott, ihr Christen all, 1-4. 4 L. / 24 Str. 18. Jh. Freu dich, erlöste Christenheit, 1-4. 1 L. / 4 Str. 19. Jh. Halleluja. Ihr Christen singet hocherfreut, 1-12. 1 L. / 12 Str. 20. Jh. --- --- TLG ges. 6 L. / 40 Str. NLG Alle Knospen springen auf, 1-4; Du bist da, wo Menschen leben, 1- 4; Liebe ist nicht nur ein Wort, 1-3; Seht, der Stein ist weggerückt, 1-3; Wo einer dem andern neu vertraut, 1-6. 5 L. / 20 Str. NLS Aus Tränen, Angst und Not, Str./ R. 1-4; Begreift ihr denn nicht, 1; Hört ihr’s läuten, Str./ R. 1-3; In der Nacht, Str./ R. 1-3; Jesus Christus, gestern und heute, Str./ R. 1-5; Rosen blühn im Stacheldraht, Str./ R. 1-3; Staunen wird Jubel, 1-3; Steht auf vom Tod, Str./ R 1-2. 8 L. / 24 Str. Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 13,3% 25,0% 29,6% Strophen 15,7% 27,8% 23,8% 1) Traditionelles Liedgut Lieder ohne erkennbaren Sprecher sind im TLG nur mit einem Anteil von 13,3% vertreten. 2) Neues Liedgut Die prozentualen Werte der Lieder beziehungsweise Strophen, in denen der Redende durchgängig nicht definiert werden kann, weichen in den beiden Untersuchungsbereichen des neuen Liedgutes nur wenig voneinander ab. Mit 25% (NLG) beziehungsweise 29,6% (NLS) sind sie jedoch deutlich höher als der Durchschnittswert des TLG. 3. Kommunikationssituationen a. Horizontale Kommunikationssituationen 1) Individuell-reflexive Kommunikationssituation Als individuell-reflexiv werden die Konstellationen bezeichnet, in denen ein I CH -Sprecher zu sich selbst redet. Dies ist anhand sprachlicher Kriterien zwar häufig zu vermuten, aber nur selten eindeutig festzumachen, meist aufgrund der Verwendung einer symbolischen Anrede, z.B. an das eigene Herz: <?page no="279"?> III. Pragmatische Aspekte 265 Auf, auf, mein Herz, mit Freuden nimm wahr, was heut geschicht; wie kommt nach großem Leiden nun ein so großes Licht! 55 Zu beachten ist, dass nicht jedes Lied in der ersten Person Singular einen reflexiven Charakter hat, da sich das I CH in manchen Fällen an einen Adressaten außerhalb wendet. Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. --- --- 17. Jh. Auf, auf, mein Herz; 1. 1 L./ 1 Str. 18. Jh. Seele, dein Heiland, 1-4*; Wach auf, mein Herz, 1-8. 2 L. / 12 Str. 19. Jh. --- --- 20. Jh. --- --- TLG ges. 3 L. / 13 Str. NLG Ich hör die Botschaft, 1-4*. 1 L. / 4 Str. NLS --- --- Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 6,7% 5,0% 0% Strophen 5,1% 5,6% 0% a) Traditionelles Liedgut Lediglich drei Gesänge aus dem 17. und 18. Jahrhundert geben eindeutige sprachliche Hinweise auf eine individuell-reflexive KS. 56 In den beiden der evangelischen Tradition angehörenden Liedern Auf, auf, mein Herz sowie Wach auf, mein Herz zeigt sich die Selbstbezogenheit gleich in der ersten Zeile, indem dort jeweils das I CH mit seinem Herz, das einen psychischen Anteil repräsentiert, auffordernd in Kontakt tritt: 57 55 Auf, Auf, mein Herz, 1,1-4. 56 Als individuell-reflexiv könnte man eventuell auch Früh morgens, da die Sonn aufgeht sowie Jesus, meine Zuversicht auffassen. Aufgrund des in beiden Werken nicht definitiv genannten Adressaten bleibt die Zuweisung allerdings der Interpretation des Rezipienten überlassen. 57 Im Fall von Wach auf, mein Herz ist die Situation komplex, da in Str. 3 ein Adressatenwechsel stattfindet: Der Sprecher spricht nicht mehr, wie zuvor, sein eigenes Herz direkt an. Vielmehr wendet er sich an ein äußeres Gegenüber und redet über dessen Herz, das sich erheben soll: „Vergiss nun, was dahinten ist, … damit dein Herz zu jeder Frist zu Jesus sei erhoben …“. Eventuell meint er sich selbst, denn in Str. 7 geht er unvermittelt wieder zur Form der ersten Strophe über: „Drum auf, mein Herz, fang an den Streit …“. <?page no="280"?> A. Sprache der Osterlieder 266 Wach auf, mein Herz, die Nacht ist hin, die Sonn ist aufgegangen. Ermuntre deinen Geist und Sinn, den Heiland zu umfangen, der heute durch des Todes Tür gebrochen aus dem Grab herfür der ganzen Welt zur Wonne. 58 Die im Barock beliebte Redefigur ermöglicht dem das Lied Vollziehenden, sich selbst in Distanz gegenüberzutreten und Zuspruch im Glauben zu geben. 59 Die Poesie des Textes, gekennzeichnet durch die Herstellung einer intimen Atmosphäre sowie die emotionale und dynamische Sprache, lässt beim Sänger einen inneren Prozess in Gang kommen. Die Intensität der Anrede bewirkt, dass die Beziehung zu sich selbst auch die nachfolgenden Strophen, die keine explizite KS erkennen lassen, bestimmt. 60 In katholischen Gesangbüchern findet sich der Gesang Seele, dein Heiland, bestehend aus einer Mischung aus zusprechenden Aussagen und Aufforderungen: Seele, dein Heiland ist frei von den Banden, glorreich und herrlich vom Tod auferstanden. Freue dich, Seele, die Hölle erbebt: Jesus, dein Heiland, ist Sieger und lebt! 61 Die euphorische Sprechweise vermittelt, noch stärker als in den beiden anderen Lieder, den Eindruck, dass das zu sich selbst beziehungsweise zu seiner Seele sprechende Individuum die Absicht verfolgt, dass seine Äußerungen der Selbstvergewisserung gleichzeitig als Botschaft an Außenstehende gehört werden sollen. b) Neues Liedgut Innerhalb des neuen Liedgutes gibt es nur ein Lied, in dem ein I CH zu sich selbst redet. Es handelt sich um das im NLG vorkommende Ich hör die Botschaft, dessen Strophen jeweils durch diesen Satz stereotyp eingeleitet werden. Die selbstreflexive Sprechrichtung wechselt jeweils in der letzten Zeile zur vertikalen des Gebets „Herr, steh mir bei“. Die in diesem Stoßgebet zum Ausdruck kommende Intimität unterstützt die Einschätzung, dass die Singenden mit den jeweils vorhergehenden Strophenzeilen dazu eingeladen werden sollen, in persönlicher Reflexion den Sinn der Auferstehung zu hinterfragen: 58 Wach auf, mein Herz, 1. 59 So z.B. Geh aus, mein Herz, und suche Freud von Paul Gerhardt. Vgl. Reich, Geh aus, 267. 60 Siehe auch Einzelanalyse von Auf, auf, mein Herz in Teil 2 B.III.5.a. 61 Seele dein Heiland, 1. <?page no="281"?> III. Pragmatische Aspekte 267 Ich hör die Botschaft: Jesus lebt! Doch seh ich nur: Die Welt erbebt, weil Krankheit herrscht und Tod und Krieg. Wo find ich Jesu Ostersieg? Herr, steh mir bei! 62 2) Gruppenbezogen-reflexive Kommunikationssituation Die gruppenbezogen-reflexive Situation ist daran zu erkennen, dass sich Deiktika der ersten Person Plural sowohl auf den Sender als auch auf den Empfänger beziehen, außerdem an dem fast immer vorhandenen Modus des Imperativs (z.B. „Lasst uns …“). Die Simulierung einer solchen Kommunikation, bei der eine Gruppe oder stellvertretend für sie ein Mitglied aus ihr das Wort an sich selbst richtet, stärkt die Identität der Gemeinschaft, die für den christlichen Glauben und dessen Ausdruck in der Liturgie konstitutiv ist. Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. Christ ist erstanden, 1.3; Christ lag in Todesbanden, 1.5; Erstanden ist der heilig Christ (B.B.), 17; Mit Freuden zart, 1.3; Wir wollen alle fröhlich sein, 1. 5 L. / 8 Str. 17. Jh. Christus ist auferstanden, Freud, Str./ R. 1-4; Lasst uns erfreuen herzlich sehr, 1. 2 L. / 5 Str. 18. Jh. Das Grab ist leer (Kohlbrenner), 2; Getröst, getröst! wir sind erlöst 2; O herrlicher Tag, 3; Preis dem Todesüberwinder, 1. 4 L. / 4 Str. 19. Jh. Alleluja (Halleluja) lasst uns singen, 1; 1 L. / 1 Str. 20. Jh. Nun freue dich, du Christenheit, 2. 1 L. / 1 Str. TLG ges. 13 L. / 19 Str. NLG Das könnte den Herren der Welt, 3; Mach die Augen auf, Jesus lebt, 1-2; Seht, er lebt, R. 1-4*; Zu Ostern in Jerusalem, 4. 4 L. / 8 Str. NLS Das Grab ist leer (Büsching), 1-3 (Ch)*; Welcher Engel wird uns sagen, 1-3*. 2 L. / 6 Str. Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 28,9% 20,0% 7,4% Strophen 7,5% 11,1% 5,9% a) Traditionelles Liedgut Im Unterschied zum individuell-reflexiven Typus kommt der gruppenbezogene häufiger vor, zum Beispiel: Alleluja lasst uns singen, denn die Freudenzeit ist da; hoch in Lüften lasst erklingen, was im dunklen Grab geschah: Jesus hat den Tod bezwungen und uns allen Sieg errungen … 63 62 Ich hör die Botschaft, 1. S.o. Einzelanalyse Teil 2 B.III.5.c. 63 Alleluja lasst uns singen, 1. <?page no="282"?> A. Sprache der Osterlieder 268 Die Kommunikation vollzieht sich meistens in Form von Aufforderungen (Lasst uns ...). Neben direkten Imperativen finden sich Appelle auch indirekt als Aussagen, so das Incipit Wir wollen alle fröhlich sein. In fast allen Gesängen geht es um die Animation zu freudigen beziehungsweise spirituellen Haltungen. Dagegen finden sich kaum moralische Mahnungen. b) Neues Liedgut NLG In einem Fünftel der Stücke des NLG, einem Anteil der kaum nennenswert unter dem Durchschnittswert des TLG liegt (Differenz ca. 9%), wendet sich das W IR an die eigene Gemeinschaft. Nicht immer ist die Situation gleich klar. So scheint der Sprecher im Refrain von Seht, er lebt zunächst der Gruppe gegenüber zu stehen (R, 1-2): Seht, er lebt! Ja, er lebt! Er stand auf am dritten Tag! Erst in der letzten Zeile erkennt man ihn als zur angesprochenen Gruppe Gehörenden, der diese auf die Präsenz Christi „mitten unter uns“ hinweist, sodass von da aus die Beziehung als reflexiv zu bezeichnen ist: Seht, er lebt! Jesus lebt! Er steht mitten unter uns! 64 Was die Sprechakte angeht, so finden sich, wie im TLG, überwiegend direkte oder indirekte Aufforderungen. Letztere liegen durch Verwendung des Indikativs vor, wie z.B. in der dritten Strophe des Gesangs Das könnte den Herren der Welt: „und ruft uns jetzt alle zur Auferstehung auf Erden“. Inhaltlich geht es stets um bestimmte Handlungen und Haltungen, die jedoch nur selten auf ein ethisches Ziel ausgerichtet sind. 65 NLS Im NLS trifft man Lieder mit gruppenreflexiven Passagen nur zweimal an. Singulär im gesamten neuen Liedgut, auch im Vergleich zu dem des NLG, sind in Das Grab ist leer die in allen Strophen festzustellenden, auf ethisches Handeln abzielenden Aufforderungen: Lasst uns einander fest vertrauen, uns offen in die Augen schauen! 66 Außergewöhnlich ist auch die ausschließliche Aneinanderreihung von Fragen in Welcher Engel wird uns sagen, die ausgehend vom Refrain ebenfalls implizite Handlungsappelle enthalten: 64 Seht, er lebt, R. 1-4. Ähnlich ist auch der Wechsel in Zu Ostern in Jerusalem, 4 im Verhältnis zu den vorangehenden drei Strophen. 65 Ausnahmen sind Das könnte den Herren der Welt, 3 und Zu Ostern in Jerusalem, 4. 66 Das Grab ist leer (Büsching), 1 (Ch). S.u. exemplarische Analyse des Liedes in Teil 3 B. II. <?page no="283"?> III. Pragmatische Aspekte 269 Welcher Engel wird uns sagen, dass das Leben weitergeht? Welcher Engel wird wohl kommen, der den Stein vom Grabe hebt? Wirst du für mich - werd ich für dich der Engel sein? (Refrain) 67 3) Sozial-extrovertierte Kommunikationssituation Grundsätzlich werden alle Texte als sozial-extrovertiert bezeichnet, in denen ein Sprecher eine Botschaft an ein menschliches D U beziehungsweise I HR richtet, das sich außerhalb befindet. Das gilt auch für solche, in denen ein Redner, ohne sich selbst mitzumeinen, zur eigenen, ihm jedoch gegenüberstehenden Gruppe spricht. In einem solchen Fall handelt es sich zwar um eine gruppenbezogene, aber nicht um eine reflexive Situation. Soweit die Anreden im Imperativ ergehen, haben sie den Zweck, den das Lied Hörenden direkt zu einer Haltung oder einem Tun aufzufordern. Umgekehrt kann dieser auch die Funktion des Sprechers übernehmen und sich an seine Mitmenschen wenden. Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. Erstanden ist der heilig Christ (B.B.), 16; Freu dich, du werte Christenheit, 1-2. 2 L. / 3 Str. 17. Jh. Erstanden ist der heilge Christ (Spee), 2.5.8; Ist das der Leib, 1.6; Nun danket Gott, ihr Christen all, 1.4; Nun freut euch hier und überall, 1-2. 4 L. / 9 Str. 18. Jh. Das Grab ist leer (Kohlbrenner), 2; Freu dich, erlöste Christenheit, 1-4*; Getröst, getröst! wir sind erlöst, 2-3. 3 L. / 7 Str. 19. Jh. Halleluja. Ihr Christen singet hocherfreut, 1; Nun singt dem Herrn ein neues Lied, 1; Zum königlichen Ostermahl, 1. 3 L. / 3 Str. 20. Jh. Das ist der Tag, 5; Nun freue dich, du Christenheit, 1; Vom Tode heut erstanden ist, 4. 3 L. / 3 Str. TLG ges. 15 L. / 25 Str. NLG Große Leute, kleine Leute, 3; Halleluja, klatschet in die Hände, R. 1- 3*; Mach die Augen auf, Jesus lebt, R. 1-3*; Seht, der Stein ist weggerückt, 1-3*; Seht, er lebt, R. 1-4*; Singet in den Kirchen, 1/ R. 1-2*; Wo einer dem andern neu vertraut,/ R. 1-6*; Zu Ostern in Jerusalem, da ist etwas geschehen, 1-4*. 8 L. / 26 Str. NLS Aus dem Tod ist der Herr erstanden, 1*; Begreift ihr denn nicht, 1*; Christus, der Herr, ist auferstanden (Valentin), 5; Durch das Dunkel hindurch, 1-5*; Freut euch alle, Jesus lebt, 1-2*; Hört ihr’s läuten, 1-3*; Komm, lass diese Nacht nicht enden, Str./ R. 1-3*; Singet, denn Jesus ist erstanden, R. 1-3*; Steht auf vom Tod, Str./ R. 1-2*; Welcher Engel wird uns sagen, R. 1-3*; Wir gehen uns’re Wege, R. 1-3*. 11 L. / 27 Str. 67 Welcher Engel wird uns sagen, 1 und R. <?page no="284"?> A. Sprache der Osterlieder 270 Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 33,3% 40,0% 40,7% Strophen 9,8% 36,1% 26,7% a) Traditionelles Liedgut Eine extrovertierte Kommunikation weist ein Drittel der Gesänge des TLG auf. Hinsichtlich des Strophenanteils ist das Ergebnis im Verhältnis zum Liedanteil niedrig, da sich die zweite Person Plural fast immer in nur ein bis zwei Strophen findet. 68 Trotz des sparsamen Einsatzes bestimmt sie in vielen Gesängen teilweise oder ganz die Atmosphäre, wenn sich offen formulierte, von ihr abhängige Strophen in der Umgebung befinden. Grundsätzlich werden im TLG nur Aufforderungen verwendet, 69 die meistens mit Aussagen beziehungsweise Ausrufen verbunden werden, formuliert als Erklärung, Bekenntnis oder Zuspruch. Deren Funktion besteht darin, den Grund der Aufforderung plausibel zu machen. Inhaltlich verfolgen die Appelle keine ethischen Ziele, sondern solche, die sich auf die emotionale und spirituelle Ebene beziehen, so vor allem sich zu freuen, zu jubeln, zu singen, zu loben und zu danken, zum Beispiel: Freu dich, erlöste Christenheit, freu dich und singe! Der Heiland ist erstanden heut. Alleluja! Sing fröhlich: Alleluja! 70 b) Neues Liedgut NLG Der Anteil an Liedern, in denen sich ein Sprecher an einen äußeren Adressaten wendet, ist im NLG mit 40% recht groß. Auffallend ist der im Verhältnis hohe Strophenwert von rund 36%, der weit über dem des TLG liegt. Er lässt sich dadurch erklären, dass die Mehrheit der Gesänge in jeweils allen Strophen, bedingt durch Refrains oder Strophenschemata, dieselbe Anrede wiederholt. Dabei wird überwiegend die zweite Person Plural verwendet. 71 Fast alle Texte enthalten Aufforderungen im Imperativ. 72 68 Eine Ausnahme zeigt sich im Liedgut des 19. Jh.: Dort findet sich der durchgehend an ein D U - als Sammelbezeichnung für die Gemeinschaft der Christen - gerichtete Gesang Freu dich, erlöste Christenheit, 1-4*. 69 Die einzige Ausnahme bildet Nun freut euch hier und überall, 2. 70 Freu dich, erlöste Christenheit, 1. 71 Zwei Gesänge mit neun Strophen fallen durch die Anrede in der zweiten Person Singular auf: Mach die Augen auf, R. 1-3; Wo einer dem andern neu vertraut, Str./ R. 1-6. 72 Eine Ausnahme bildet Wo einer dem andern neu vertraut, 1-6* mit ausschließlich indikativischen Aussagen. <?page no="285"?> III. Pragmatische Aspekte 271 NLS Bei der Untersuchung des NLS zeigt ein ähnlicher Befund. Rund 40% der Lieder und etwas mehr als ein Viertel aller Strophen weisen einen Adressaten in der zweiten Person Singular oder Plural auf. 73 Bemerkenswert ist auch hier die häufige sich in allen Strophen wiederholende Nennung desselben Adressaten. Wie bei den Gesängen im NLG handelt es sich überwiegend um Aufforderungen. 74 Daneben fällt bei dreien der Fragemodus auf. 75 Übereinstimmend mit der Situation der entsprechenden Texte des NLG wird in der Regel keine bestimmte ethische Gesinnung oder Verhaltensweise intendiert. 76 Nur ein Gesang fordert seine Adressaten direkt zu sittlichem Handeln auf: Aus dem Tod ist der Herr erstanden, und darum ist er unser Herr. Lasst das Streiten, lasst das Hassen! Lasst das Neiden, lasst den Krieg! Denn der Herr ist vom Tod erstanden, und er errang für uns den Sieg. 4) Szenische Kommunikationssituation Horizontal ist auch jene Kommunikationsweise zu nennen, bei der die Darsteller einer Szene - Sprecher M IT I DENTITÄT - das Wort gegenseitig an sich und/ oder an die „Zuschauer“ richten. Hauptmerkmal ist die wörtliche Rede. Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. Erstanden ist der heilig Christ (B.B.), 4-16; Gelobt sei Gott, 3-4. 2 L. / 15 Str. 17. Jh. --- --- 18. Jh. --- --- 19. Jh. Christus ist erstanden! O tönt, 3-5; Halleluja, ihr Christen singet hocherfreut, 6-10. 2 L. / 8 Str. 20. Jh. --- --- TLG ges. 4 L. / 23 Str. NLG --- --- NLS Christus, der Herr, ist auferstanden (Beuerle), 2-5; Jesus Christus ist auferstanden (Rommel), 4.8; Zwei Männer, 1-5*. 3 L. / 11 Str. Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 8,9% 0% 11,1% Strophen 9,0% 0% 10,9% 73 Uneindeutig ist der Adressat in Komm, lass diese Nacht nicht enden. Der Angesprochene könnte eventuell auch ein göttlicher Adressat sein: „Komm, lass diese Nacht nicht enden, / in der wir einen Anfang seh’n, / lass in uns sie weiterleben / und in den Tagen weitergeh’n …“ 74 Ausnahmen: Begreift ihr denn nicht, 1; Christus, der Herr, ist auferstanden (Valentin), 5; Hört ihr’s läuten, 1-2; Welcher Engel wird uns sagen, R. 1-3. 75 Es handelt sich um alle in der vorherigen Fußnote genannten Gesänge, außer Christus, der Herr, ist auferstanden (Valentin), 5. 76 Zu den Sprechakten im Themenbereich „Ethisches Handeln“ s.o. Teil 2 B.II.3.k. <?page no="286"?> A. Sprache der Osterlieder 272 a) Traditionelles Liedgut In manchen Liedern treten alle agierenden Personen namentlich in Erscheinung, so in Erstanden ist der heilig Christ (B.B.) und Halleluja. Ihr Christen singet hocherfreut. In Gelobt sei Gott wird als Sprecher nur der „Engel“ genannt, der sich in der dritten und vierten Strophe an die im gekürzten Text nicht mehr in Erscheinung tretenden Frauen wendet. Bei der Erstellung der Fassung scheint man davon ausgegangen zu sein, dass die biblische Situation einen so hohen Bekanntheitsgrad hat, dass die Identität der Adressatinnen mühelos erschlossen und mitgedacht werden kann. 77 Trotz der sprachlichen Hinweise, die das Geschehen in der biblischen Vergangenheit situieren, ist es möglich - und intendiert -, dass die Hörer die Verkündigung als an sich gerichtet wahrnehmen. Das Lied Christus ist erstanden. O tönt gibt eine szenenübergreifende Kommunikation vor, indem ein Dialog zwischen den Gläubigen auf der realen und Maria Magdalena auf der szenischen Ebene stattfindet. 78 b) Neues Liedgut Im NLG kommen keine Gesänge vor, die eine biblische Geschichte nacherzählen. Unter den im NLS zu verzeichnenden drei längeren Stücken findet sich das „Spiellied“ Zwei Männer. Es besteht aus einem Gespräch, bei dem die Emmausjünger auf Fragen anderer Mitspieler von ihren Erlebnissen berichten. b. Symbolische Kommunikationssituation Zu dieser Rubrik zählen alle Texte, in denen keine wirklichen Personen (Menschen oder Gott), sondern Personifikationen, wie z.B. „Tod“, „Hölle“, „Jubellieder“, direkt angesprochen werden. Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. --- --- 17. Jh. Ist das der Leib, 4; O Tod, wo ist dein Stachel nun,1.8. 2 L. / 3 Str. 18. Jh. Jesus lebt, mit ihm auch ich, 1; Preis dem Todesüberwinder, 2. 2 L. / 2 Str. 19. Jh. Alleluja (Halleluja) lasst uns singen, 4; Christus ist erstanden! O tönt, 1; Erschalle laut, Triumphgesang, 1. 3 L. / 3 Str. 20. Jh. --- --- TLG ges. 7 L. / 8 Str. NLG Halleluja, klatschet in die Hände, 3 1 L. / 1 Str. NLS Jesus Christus lebt; 1 1 L. / 1 Str. 77 Zur Problematik des Vorgehens siehe die exemplarische Analyse des Gesangs: Teil 2 B.III.1. 78 Vgl. die KS in der als Vorlage verwendeten Sequenz Victimae paschali laudes (Anhang B.II.1). <?page no="287"?> III. Pragmatische Aspekte 273 Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 15,6% 5,0% 3,7% Strophen 3,1% 1,4% 1,0% 1) Traditionelles Liedgut Auftretend in stets nur einem, höchstens zwei Versen eines Liedes geht von der symbolischen Anrede ein stimulierender Effekt aus. Angesprochen werden z.B. die „Jubellieder“ („O tönt, ihr Jubellieder, tönt“) 79 oder der „Ostersegen“ („Alleluja, Ostersegen, komm herab wie Morgentau“) 80 . In der vierten Strophe von Ist das der Leib ist der Leib des Auferstandenen der Adressat. Hier ist die Grenze zwischen der Anrede an den Leib im körperlichen Sinn beziehungsweise Christus fließend, insofern der Leib als beseelter und lebendiger ja selbst Christus ist. Im Rückgriff auf 1 Kor 15,55 „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel? “ wird in einigen Liedern der Tod beziehungsweise die Hölle herausgefordert, so z.B. in O Tod, wo ist dein Stachel nun: O Tod, wo ist dein Stachel nun? Wo ist dein Sieg, o Hölle? Was kann uns jetzt der Teufel tun, wie grausam er sich stelle? 81 Das direkte Ansprechen des Todes und der Hölle ist in hohem Maße wirkungsvoll. Der Sänger wird in die unmittelbare Konfrontation mit den dunklen Mächten hineinversetzt und tritt diesen in Nachahmung des siegreichen Christus selbstbewusst und siegesgewiss entgegen. Auf diese Weise bekommt er quasi als Übung die Gelegenheit, die Haltung des bereits erlösten Menschen, vor allem im Vorgriff auf die Situation des Todes, zu übernehmen. 2) Neues Liedgut Im Vergleich zum traditionellen Untersuchungsbereich spielt die symbolische KS sowohl im Bereich der offiziellen wie auch in dem der offiziösen Quellen eine nur noch randständige Rolle: Jeweils ein Lied findet sich im NLG beziehungsweise NLS. In beiden ist nach dem Muster traditioneller Gesänge der Tod das Gegenüber, so z.B. in Halleluja, klatschet in die Hände: Tod, du sollst uns nicht erschrecken, wenn für uns die Stunde naht. Jesus wird uns auferwecken, wie er uns versprochen hat. 82 79 Christus ist erstanden! O tönt, 1. 80 Alleluja lasst uns singen, 4. 81 O Tod, wo ist dein Stachel nun, 1,1-4. Vgl. Jesus lebt, mit ihm auch ich, 1, wo als Adressat nur der „Tod“ genannt wird. 82 Str. 3. Der Beginn der ersten Strophe von Jesus Christus lebt enthält außerdem die Anrede an die Hölle und zitiert damit - auch in den nächsten Versen - 1 Kor 15,55-57. Zugleich <?page no="288"?> A. Sprache der Osterlieder 274 c. Vertikale Kommunikationssituation In der vertikalen KS wendet sich der Sprecher an ein transzendentes Wesen, an Gott (Vater, Sohn, Heiliger Geist) beziehungsweise Maria. Dieser Sprechrichtung kommt aus spiritueller Sicht eine besondere Wichtigkeit zu, da sich durch sie der Glaube direkt vollziehen kann. Mit ihr begeben sich die Sänger in ein Verhältnis zum DU, in dem Gott kein Gegenstand mehr ist, über den man redet, sondern personhafte Wirklichkeit, mit der man in Beziehung tritt. Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. Erschienen ist der herrlich Tag, 5; Freu dich, du werte Christenheit, 3; Gelobt sei Gott, 5-6; Heut triumphieret Gottes Sohn, 3; Singen wir heut mit einem Mund, 1.3/ R. 1-3*.Wir danken dir (Herman), 1-2. 6 L. / 10 Str. 17. Jh. Die ganze Welt, 1.6; Freu dich, du Himmelkönigin, 1-4*; Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, 2.15; Ist das der Leib, 1; Lasst uns erfreuen herzlich sehr, 2-5. Nun freut euch hier und überall, 3-4; 6 L. / 15 Str. 18. Jh. Der Heiland ist erstanden, befreit, 7-10; Getröst, getröst! wir sind erlöst, 4-7; O herrlicher Tag, 4; Preis dem Todesüberwinder, 4; Wach auf, mein Herz, 9-10. 5 L. / 12 Str. 19. Jh. Wahrer Gott, wir glauben dir, 1-2*; Zum königlichen Ostermahl, 4- 5. 2 L. / 4 Str. 20. Jh. Nun freue dich, du Christenheit, 3; 1 L. / 1 Str. TLG ges. 20 L. / 42 Str. NLG Die Sonne geht auf, 4; Du bist da, wo Menschen leben, 1-3*; Ich hör die Botschaft, 1-4*; Mach die Augen auf, Jesus lebt, 2-3; Zwei Jünger gingen, 2/ R. 1-3*. 5 L. / 13 Str. NLS Auferstanden, auferstanden bist du, 1-4*; Christus, der Herr ist auferstanden (Beuerle), 6; Dornen stehn am Stein, 2.5; Fröhlich sind wir, 1-4*. 4 L. / 11 Str. Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 44,4% 25,0% 14,8% Strophen 16,5% 18,1% 10,9% 1) Traditionelles Liedgut Die euchologische Sprechrichtung kommt in fast der Hälfte der älteren Gesänge vor. Dabei stellt die Mehrheit der betreffenden Texte eine Beziehung zu Christus her. Vielfach geschieht dies innerhalb einer oder zweier Schlussstrophen, in denen die zuvor entfaltete Osterbotschaft in das Gebet mündet, als Äußerung von Lob, Dank, Bitte beziehungsweise Glaubensgewissheit. Ersterer kommt besondere Bedeutung zu: Acht Lieder verwenden als Sprechakt einen Lobpreis. 83 In den Liedern Freu dich, du Himmelskönigin und Lasst uns erfreuen klingt damit das traditionelle, aus dem 17. Jh. stammende Lied O Tod, wo ist dein Stachel nun, 1 an. 83 Erschienen ist der herrlich Tag, 5; Freu dich, du werte Christenheit, 3; Singen wir heut mit einem Mund, 1/ R.1-3; Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, 15; Getröst, getröst! wir sind erlöst, 4; Wach auf, mein Herz, 10; Wahrer Gott, wir glauben dir, 1; Nun freue dich, du Christenheit, 3. <?page no="289"?> III. Pragmatische Aspekte 275 herzlich sehr wendet sich der Sprecher in jeweils allen Strophen an Maria, zum Beispiel: Dein Herz nun ganz in Freuden schwimmt, alleluja! Und zu und zu die Freude nimmt. Alleluja! Ach, nun vergiss auch unser nit, alleluja! Und teil auch uns ein Tröpflein mit. Alleluja! 84 2) Neues Liedgut NLG Der Anteil der Dichtungen, die eine Anrede an ein transzendentes „Du“ - durchweg an Christus - enthalten, liegt im NLG mit 25% niedriger als in allen Bereichen des TLG. Der Wert der betreffenden Strophen (18,1%) weicht von dem des TLG nur wenig ab, was durch das in drei neuen Liedern festzustellende Vorkommen der vertikalen KS in allen Strophen zu erklären ist. NLS Im NLS ist die vertikale KS noch seltener: In einem Anteil von nur 14,8% der Lieder und 10,9% der Strophen äußert sich ein Sprecher in Gebetsform, wobei überwiegend Christus der Adressat ist. Nicht immer ist dieser direkt erkennbar, so z.B. in dem Gesang Du bist da, wo Menschen leben, wo ausschließlich die D U -Anrede verwendet wird. Erst aufgrund der lokalen Nebensätze, die die Menschennähe des D U thematisieren, ist dessen Identifizierung als Jesus möglich. Im Unterschied zum TLG fällt auf, dass der Akt des Lobens sowohl in den Liedern des NLG als auch in denen des NLS fast gar nicht vorkommt. 85 Meistens finden sich - ungefähr gleich häufig - Bitten oder Aussagen. d. Offene Kommunikationssituation In einigen Gesängen sind der Sprecher sowie der Adressat unbekannt. Bereich Lieder Anzahl 12.-16. Jh. --- --- 17. Jh. --- --- 18. Jh. --- --- 19. Jh. --- --- 20. Jh. --- --- TLG ges. --- --- NLG Alle Knospen springen auf, 1-4*; Liebe ist nicht nur ein Wort, 1-3*. 2 L. / 7 Str. NLS Aus Tränen, Angst und Not, 1-4*; In der Nacht, 1-3*; Jesus Christus, gestern und heute, 1-5*; Jesus Christus ist auferstanden (Rommel), 1-8/ R. 1.4.8*; Rosen blühn im Stacheldraht, Str./ R. 1-3*; Staunen wird Jubel, Str. 1-3*. 6 L. / 26 Str. 84 Lasst uns erfreuen herzlich sehr, 5. 85 Hier ist lediglich das Stück Fröhlich sind wir zu nennen. Dort endet jede Strophe mit „Halleluja, großer Gott! “ <?page no="290"?> A. Sprache der Osterlieder 276 Lied- und Strophenanteile TLG ges. NLG NLS Lieder 0% 10,0% 22,2% Strophen 0% 9,7% 25,7% In den Bereichen älterer Lieder findet sich kein einziges, das eine durchgängig offene KS erkennen lässt. Dagegen weist das neue Liedgut einige Gesänge auf. Im NLG sind es 10%. Höhere Anteile zeigt das Material des NLS, sowohl in Bezug auf die Anzahl der Lieder als auch auf die der Strophen, die ein Viertel der Gesamtmenge ausmachen. 4. Bilanz a. Sprecher Einen Überblick über die Anteile der Lieder mit einem bestimmten Sprechertypus in den einzelnen Untersuchungsbereichen gibt nachstehende Tabelle: Sprecher TLG ges. NLG NLS I CH 20,0% 15,0% 7,4% W IR 66,7% 70,0% 55,6% M IT I DENTITÄT 8,9% 0% 11,1% U NBESTIMMT 13,3% 25,0% 29,6% Beim Vergleich der Befunde des TLG mit denen des neuen Liedgutes ergeben sich vor allem in Bezug auf die Häufigkeit des W IR -Sprechers ähnliche Werte: Sowohl im traditionellen als auch im modernen Liedbereich kommen Lieder, die aus der gemeinschaftlichen Perspektive des W IR sprechen, sehr häufig vor. Ansonsten zeigen sich partiell Annäherungen: bezüglich des I CH -Sprechers zwischen TLG und NLG, bezüglich des Sprechers MIT I DENTITÄT zwischen TLG und NLS. Tendenziell sind Lieder, die durchgängig keinen bestimmten Sprecher aufweisen, im neuen Liedgut, vor allem im NLS, häufiger als im traditionellen. b. Kommunikationssituationen Die verschiedenen Kommunikationssituationen verteilen sich auf die Lieder der Untersuchungsbereiche wie folgt: KS TLG NLG NLS H ORIZONTAL - individuell-reflexiv 6,7% 5,0% 0% - gruppenbezogen-reflexiv 28,9% 20,0% 7,4% - sozial-extrovertiert 33,3% 40,0% 40,7% - szenisch 8,9% 0% 11,1% S YMBOLISCH 15,6% 5,0% 3,7% V ERTIKAL 44,4% 25,0% 14,8% O FFEN 0% 10,0% 22,2% <?page no="291"?> III. Pragmatische Aspekte 277 1) Vorkommen und Häufigkeit im traditionellen Liedgut Am häufigsten kommen die horizontalen Kommunikationssituationen der gruppenbezogen-reflexiven und der sozial-extrovertierten Konstellation vor (28,9% und 33,3%). Beide stellen Beziehungen auf zwischenmenschlicher Ebene dar. Daneben spielt die vertikale Sprechrichtung des Gebetes in rund 45% der Lieder eine bedeutsame Rolle. Seltener sind die symbolische (15,9%), die szenische (8,9%) sowie die individuell-reflexive Konstellation (6,7%), die speziell Gesänge des 17. und 18. Jahrhunderts prägt. Die offene KS wird von keinem der traditionellen Lieder durchgängig verwendet. 2) Vorkommen und Häufigkeit im neuen Liedgut Fast alle KS sind sowohl im Liedgut des NLG als auch in dem des NLS zu verzeichnen. Ausnahmen bilden die individuell-reflexive, die sich nicht im NLS, allerdings auch nur selten im NLG findet, außerdem die szenische, die nicht im NLG, aber im NLS mit rund 11% vorkommt. Übereinstimmungen zwischen dem NLG und dem NLS zeigen sich zunächst beim Blick auf die sozial-extrovertierte Konstellation, wobei die diesbezüglichen Liedanteile in beiden Untersuchungsbereichen im Verhältnis zu den anderen KS an der Spitze liegen mit jeweils rund 40%. Ähnlichkeiten gibt es in umgekehrter Richtung bei den sehr niedrigen Ergebnissen der Lieder mit dem symbolischen Modus (5% bzw. 3,7%). Abweichungen sind bei den selteneren Stücken mit einer offenen KS festzustellen (NLG 10% / NLS ca. 22%), außerdem bei der vertikalen, die im NLG mit 25% und im NLS mit rund 15% vertreten ist. 3) Vergleich der Befunde des traditionellen mit denen des neuen Liedgutes Tendenzen zur Übereinstimmung bezüglich der horizontalen KS Quantitative Übereinstimmungen lassen sich in Hinblick auf die sozialextrovertierte Sprechrichtung feststellen. Im NLG und NLS ist diese mit jeweils rund 40% im Vergleich zum Durchschnittswert von TLG (33,3%) nur geringfügig stärker vertreten. Ähnlichkeiten zeigen sich auch bezüglich der gruppenbezogen-reflexiven Konstellation. Im Verhältnis zum TLG weichen die prozentualen Liedanteile des NLG (20%) nicht signifikant vom TLG-Durchschnittswert (28,9%) ab. Im Unterschied dazu ist allerdings im NLS gegenüber dem NLG und dem TLG eine massive Verringerung auf 7,4% zu beobachten. Ebenso differieren die Werte bezüglich der individuell-reflexiven KS im TLG und NLG nur unerheblich (6,7% bzw. 5%), während es im NLS keine entsprechenden Lieder gibt. Ein umgekehrtes Bild ergibt sich in Bezug auf die szenische KS: Im NLG findet sich kein entsprechendes Lied. Demgegenüber beträgt der Liedanteil im NLS rund 11% und entspricht ungefähr dem des TLG (rund 9%). <?page no="292"?> A. Sprache der Osterlieder 278 Tendenzen zur Abnahme bestimmter Kommunikationssituationen im neuen Liedgut Bei der symbolischen KS, die in 15,6% der Lieder des TLG vertreten ist, ist im NLG sowie NLS ein deutlich geringeres Vorkommen (maximal 5%) festzustellen. Am stärksten machen sich Veränderungen in Bezug auf die vertikale KS bemerkbar. Im Vergleich zum durchschnittlichen Liedanteil des TLG (44,4%), ist der Anteil der betreffenden Gesänge im NLG um rund 19%, im NLS sogar um etwa 30% niedriger. Die Strophenmenge im NLG (18,1%), die den Mittelwert des TLG (16,5%) etwas überragt, kann darüber nicht hinwegtäuschen. Sie lässt sich aus der Tatsache erklären, dass vier der fünf Gesänge durchgängig von der Gebetsform geprägt sind. Neue Tendenzen im modernen Liedgut Ein signifikanter Unterschied zum TLG besteht im Auftreten von Liedern mit durchgängig offener KS, die 10% der Lieder des NLG und 22% des NLS bestimmt. <?page no="293"?> B. Spiritualität der Osterlieder - exemplarische Analysen Bei den Einzelanalysen steht die Frage im Vordergrund, wie sich die Verwendung sprachlicher Mittel auf den Ausdruck von Spiritualität im Textganzen auswirkt. Insofern liegen die Schwerpunkte auf lexikalischen, grammatikalischen, strukturellen und vor allem pragmatischen Aspekten. 86 Als Beispiel aus dem traditionellen Liedgut wird zunächst der Gesang Zu dieses Lammes Ostermahl vorgestellt. Es schließen sich die Interpretationen zweier moderner Stücke an: Das Grab ist leer (Büsching) sowie Wo einer dem andern neu vertraut. I. Zu dieses Lammes Ostermahl 1,1 1,2 1,3 1,4 Zu dieses Lammes Ostermahl, geschmückt mit weißen Kleidern all, Christus, dem Herrn, singt Lob und Ehr’, der uns geführt durchs Rote Meer! 2,1 2,2 2,3 2,4 Bereitet auf dem Kreuzaltar, reicht er das Brot des Lebens dar: Sein eignes Fleisch, sein eignes Blut. So leben wir vom höchsten Gut. 3,1 3,2 3,3 3,4 Mit Blut gezeichnet, sind wir frei, der Todesengel geht vorbei. Gelöst ist schwerer Knechtschaft Band: so zieh’n wir ins gelobte Land. 4,1 4,2 4,3 4,4 Christus ist unser Osterlamm, geschlachtet an dem Kreuzesstamm, sein heilig’ Fleisch liegt uns bereit als Speise der Unsterblichkeit. 5,1 5,2 5,3 5,4 O wahres Opfer, Jesus Christ, dadurch die Höll’ gefesselt ist. Dein Volk aus langer Sklaverei ist nun erlöst und ewig frei. 6,1 6,2 6,3 6,4 Denn aus dem Grab gingst Du hervor, zogst siegreich durch der Hölle Tor. Du legst dem Satan Ketten an, und öffnest uns die Himmelsbahn. 7,1 7,2 7,3 7,4 Ach, Lebensfürst, wir bitten Dich, sieh auf die Deinen gnädiglich! Gib uns zu dieser Osterzeit viel Gnaden für die Ewigkeit. 8,1 8,2 8,3 8,4 Gelobt seist Du, Gott, Jesu Christ, der Du vom Tod erstanden bist! Gelobt in der Dreieinigkeit von nun an bis in Ewigkeit! Druckvorlage Der Text folgt der ohne Melodie abgedruckten Fassung im Mainzer Diözesangesangbuch (*D-Mnz I 330). 87 86 Zur Methode der Textanalysen s.o. Teil 2 B.I.2. 87 Dort findet sich der Hinweis, dass als Melodie die des Liedes Aus Lieb’ verwund’ter Jesus mein verwendet werden soll (*D-Mnz I 384; Angabe zur Entstehung: Mainz 1725 nach Duderstadt 1724). 279 I. Zu dieses Lammes Ostermahl <?page no="294"?> B. Spiritualität der Osterlieder – exemplarische Analysen 280 1. Rezeptionsgeschichtliche Aspekte Als Herkunft des Liedtextes wird in *D-Mnz I 330 das Mainzer Diözesangesangbuch von 1865 genannt. Die dort präsentierte Fassung basiert auf der von Heinrich Bone geschaffenen Übertragung des Hymnus’ Ad cenam agni providi, der spätestens im 6. Jahrhundert wahrscheinlich in Gallien entstanden ist: 88 1,1 1,2 1,3 1,4 Ad cenam agni providi stolis albis candidi post transitum maris rubri Christo canamus principi. Zum Mahl des fürsorglichen Lammes mit weißen klaren Kleidern, nach dem Durchzug durchs Rote Meer, Christus, dem Fürsten, lasst uns singen, 2,1 2,2 2,3 2,4 cuius sacrum corpusculum in ara crucis torridum, cruore eius roseo gustando vivimus deo. dessen heiliger Leib auf dem Altar des Kreuzes gebraten wurde. Durch seines roten Blutes Genuss leben wir Gott, 3,1 3,2 3,3 3,4 protecti paschae vesperum a devastante angelo, erepti de durissimo Pharaonis imperio. beschützt am Passahabend vor dem verwüstenden Engel, errettet von der härtesten Gewalt des Pharaos. 4,1 4,2 4,3 4,4 iam pascha nostrum Christus est, qui immolatus agnus est, sinceritatis azyma caro eius oblata est. Nun ist unser Passah Christus, der geschlachtet ist als Lamm. Als das ungesäuerte Brot der Lauterkeit ist sein Fleisch geopfert worden. 5,1 5,2 5,3 5,4 o vera digna hostia, per quam fracta sunt tartara, redempta plebs captivata, reddita vitae praemia, O wahrhaft würdige Opfergabe, durch die die Hölle zerbrochen wurde, erlöst wurde das gefangene Volk, zurückgegeben wurden die Gaben des Lebens. 6,1 6,2 6,3 6,4 consurgit Christus tumulo, victor redit de barathro, tyrannum trudens vinculo et reserans paradisum. Als Christus ersteht aus dem Grabe, kommt ein Sieger zurück aus dem Schlund, den Tyrann in Fesseln gedrängt und aufschließend das Paradies. 7,1 7,2 7,3 7,4 quaesumus, auctor omnium, in hoc paschale gaudio, ab omni mortis impetu tuum defendas populum. Wir bitten, Schöpfer von allem, in dieser österlichen Freude, dass du vor jedem Angriff des Todes beschützen wollest dein Volk. Im Rahmen der Brevierreform von 1632 hat man diesen Text überarbeitet und mit dem neuen Initium Ad regias agni dapes in die Stundenbücher aufgenommen. 89 Die Version von Heinrich Bone orientiert sich an der ursprünglichen 88 Der anonym überlieferte Hymnus wird bis heute in der Vesper des Ostersonntags und der Osterzeit verwendet. Vgl. Häußling, Ad cenam, 124. Der im Folgenden abgedruckte Text Ad cenam agni providi sowie dessen Übersetzung ins Deutsche werden nach Bulst, Hymni, 116, 195 (Nr. VIII 16) präsentiert. 89 Im Allgemeinen rekurrieren die katholischen Liedfassungen auf diese Version. Mit deren Initium wurde der Hymnus, allerdings in einer neuen Bearbeitung, die sich an der ursprünglichen Fassung orientiert, in LH II, 418 aufgenommen. <?page no="295"?> I. Zu dieses Lammes Ostermahl 281 Fassung und erschien zum ersten Mal im Gesangbuch *Cantate (1846) sowie in späteren Auflagen. Daneben ist eine Fülle an weiteren Übertragungen zu verzeichnen, darunter auch solche, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden sind. 90 In den untersuchten offiziellen Gesangbüchern kommt am häufigsten das im TLG aufgenommene fünfstrophige Stück Zum königlichen Ostermahl vor, das sich in vier DGB und drei kDA findet. Im Folgenden wird jedoch die teilweise mit ihm übereinstimmende Fassung Zu dieses Lammes Ostermahl behandelt, weil diese eine vollständige, wenn auch freie Übertragung des siebenstrophigen lateinischen Hymnus’ darstellt. Letzterer wird im Rahmen dieser Analyse nicht ausführlich behandelt - vergleichende Hinweise finden sich im Fußnotentext -, da es im Wesentlichen darum geht, eine im 20. Jahrhundert gebräuchliche traditionelle Liedfassung in ihrer sprachlichen Ausprägung vorzustellen, vor allem im Hinblick auf die Frage nach der Gestaltung moderner Texte. 2. Strukturelle und lexikalisch-semantische Aspekte Das Lied hat acht Strophen zu je vier Zeilen, die durch einen Paarreim gestaltet sind. Im Unterschied zur lateinischen Fassung bilden alle Strophen syntaktisch geschlossene Einheiten. 91 Die erste stellt ein Invitatorium zum Lobpreis Christi dar, die letzte, im lateinischen Text nicht vorkommende ist eine Doxologie und nimmt als solche das Motiv des Lobes aus 1,3 auf. Den Anlass des Gesanges, nämlich die Feier von Ostern, geben die Begriffe „Ostermahl“ (1,1), „Osterlamm“ (3,1) und „Osterzeit“ (6,3) zu erkennen. Im Wesentlichen konzentriert sich der Wortbestand auf zwei semantische Felder: Zum ersten gehören Begriffe und Syntagmen, die auf den Kontext „Opfer“ verweisen, in dem das Wort „Lamm“, das den Bezug zum jüdischen Pesach 92 markiert und im Lied Christus bezeichnet, zentral ist. Der zweite Komplex umfasst Ausdrücke, die der Überschrift „Befreiung“ zuzuordnen sind. Es handelt sich zunächst um solche, die direkt auf die Exodusgeschichte 93 zurückgreifen, des Weiteren um Formulierungen, die auf dieser Folie die Rettung der Menschen durch den Sieg Christi thematisieren. Damit zeigen sich im Lied die beiden schon für das jüdische Pesach konstitutiven Aspekte, die typologisch gedeutet das christliche Verständnis von Ostern wesentlich prägen: das Lamm, umgedeutet auf 90 Allein im Bereich der untersuchten offiziellen Gesangbücher kommen vier Versionen vor. S.o. Teil 1 B.III.2.b (Tabelle Gruppe B). Eine davon ist Zum Mahl des Lammes schreiten wir, die sich im Stundenbuch II, 256 findet und in *KG 443 übernommen wurde. Auf den lateinischen Hymnus sowie verschiedene Übertragungen geht der Beitrag von Heike Wennemuth, Lamm ein. 91 Im lateinischen Text greift der in der ersten Strophe begonnene Satz auf die zweite über (bis 2,2). Ab 2,3 beginnt ein neuer, wiederum strophenüberschreitender Satz, der in 3,4 endet. 92 Vgl. Ex 12; Dtn 16,1-8. 93 Vgl. Ex 14-15. <?page no="296"?> B. Spiritualität der Osterlieder – exemplarische Analysen 282 Christus 94 , und der Auszug aus Ägypten, übertragen auf die Befreiung der Menschen aus Sünde und Tod durch Kreuz und Auferstehung Christi. Die zwei Schwerpunkte spielen eine maßgebliche Rolle in der altkirchlichen Ostertheologie, wobei die antiochenische Tradition, z.B. repräsentiert durch Melito von Sardes 95 , das Pesach, in dessen Zentrum das geschlachtete Lamm steht, im Sinne der Passion Christi interpretiert, während im alexandrinischen Überlieferungsstrang, z.B. bei Ambrosius von Mailand, der Gedanke des Transitus das hermeneutische Paradigma bildet. Diesen Übergang vollzieht der Einzelne nach dem Vorbild des Exodus in der Taufe: „Was ist so außerordentlich wie der Durchzug des jüdischen Volkes durch das Meer … um inzwischen von der Taufe zu sprechen? Dennoch sind die Juden, die hindurchgezogen sind, alle in der Wüste gestorben … Wer aber durch diesen Brunnen hinübergeht, das heißt vom Irdischen zum Himmlischen - hier findet nämlich ein Hinübergang statt, deshalb Pascha, das heißt ‚sein Hinübergang’ …, der Hinübergang von der Sünde zum Leben, von der Schuld zur Gnade, vom Schmutz zur Heiligung -, wer durch diesen Brunnen hinübergeht, stirbt nicht, sondern steht wieder auf.“ 96 Beide Akzentuierungen - Passion und Transitus - bestimmen den Text der Liedfassung, wie schon den des Hymnus’. Die durch sie thematisierte Heilsbedeutung des Pascha zeigt sich an der zweipoligen Struktur hinsichtlich der wiederholten Nennungen von Christus (mit verschiedenen Titeln) sowie des zu Christus und den Heilsgeschehnissen in Relation stehenden W IR . Folgende Tabelle gibt einen Überblick über das Wechselspiel dieser Referenzobjekte sowie die beiden semantischen Felder. Dabei werden die Wörter, soweit sinnvoll, in ihrem syntaktischen Zusammenhang belassen: 94 Vgl. 1 Kor 5,7. Laut dem Johannesevangelium stirbt Jesus am Rüsttag des Pesachfestes zur Zeit des Lämmerschlachtens (vgl. Joh 13,1-2; 19,31-37). 95 Vgl. Melito von Sardes, De pascha 1-10 (TC IV 36-39 Cantalamessa). 96 Ambrosius, De sacramentis 12 (FC III 86-87 Schmitz). Augustinus führt beide Interpretationsschwerpunkte - Passion und Transitus - zur Synthese: „Jetzt also ist das prophetische Vorbild wahrhaft in Erfüllung gegangen, da Christus wie ein Schaf zur Schlachtung geführt wird, durch dessen Blut wir, wenn unsre Türpfosten damit besprengt, d. h. unsere Stirnen mit seinem Kreuzeszeichen bezeichnet sind, von dem Verderben dieser Welt wie von der ägyptischen Knechtschaft oder Hinmetzelung befreit werden und den heilsamen Übergang vollziehen, indem wir vom Teufel zu Christus und von dieser unbeständigen Welt zu seinem unvergänglichen Reiche übergehen.“ Augustinus, Tract. in ev. Ioannis 55,1 (TC IV 194-197 Cantalamessa). <?page no="297"?> I. Zu dieses Lammes Ostermahl 283 C HRISTUS W IR Lamm Transitus (kursiv) 1,1 L AMM Lammes Ostermahl 1,3 C HRISTUS / H ERR 1,4 U NS der uns geführt durchs Rote Meer 2,1 bereitet auf dem Kreuzaltar 2,2 E R Brot des Lebens: 2,2 S EIN / S EIN sein eignes Fleisch, sein eignes Blut 2,4 W IR 3,1 W IR Blut mit Blut gezeichnet sind wir frei 3,2 der Todesengel geht vorbei 3,3 gelöst ist schwerer Knechtschaft Band 3,4 W IR so zieh’n wir ins gelobte Land 4,1 C HRISTUS U NSER Christus ist unser Osterlamm 4,2 geschlachtet an dem Kreuzesstamm 4,3 S EIN U NS sein heilig Fleisch liegt uns bereit 4,4 als Speise der Unsterblichkeit 5,1 O PFER / J. C HR . O wahres Opfer, Jesu Christ 5,2 dadurch die Höll’ gefesselt ist 5,3 D EIN V OLK Dein Volk aus langer Sklaverei 5,4 ist nun erlöst und ewig frei 6,1 D U Denn aus dem Grab gingst Du hervor 6,2 zogst siegreich durch der Hölle Tor 6,3 D U du legst dem Satan Ketten an 6,4 U NS und öffnest uns die Himmelsbahn 7,1 L EBENSFÜRST W IR 7,2 D IE D EINEN 7,3 U NS 8,1 D U / G OTT / J. C HR . 8,2 D U 3. Inhaltlicher Duktus Die beiden ersten Strophen verweisen auf den ursprünglichen Sitz des Hymnus’ im Leben, auf die Situation in der Osternacht, in der die Neugetauften mit weißen Kleidern in die Kirche einziehen, um zum ersten Mal an der Eucharistie teilzunehmen (1,1-2). Rückblickend wird die vorangegangene Taufe (im Baptisterium) auf der Folie der Erzählung vom Durchzug durch das Rote Meer gedeutet, bei dem Christus der Führer war (1,3-4). Zugleich rückt die neue Orientierung der Getauften in den Blick, und zwar anhand des im Buch der Offenbarung gezeichneten Bildes, in dessen Zentrum das Lamm steht. 97 Ihm huldigen die Heiligen, die „ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht“ 98 haben. Die zweite Strophe überträgt die Szene auf 97 Vgl. Offb 7,9-17 und 19,7-8. 98 Offb 7,14. <?page no="298"?> B. Spiritualität der Osterlieder – exemplarische Analysen 284 die bevorstehende Eucharistiefeier, auf das Ostermahl des Lammes (vgl. 1,1), das auf dem „Kreuzaltar“ bereitete Fleisch und Blut Christi (2,3). 99 Die Strophen drei bis sechs haben anamnetischen Charakter. Zunächst wird die in 1,4 anklingende Rettungsthematik des Exodus in christlicher Umdeutung weitergeführt (3,1-4), indem die Verschonung der Israeliten vor dem Würgeengel von den Gläubigen ausgesagt wird, die durch das Blut Christi geschützt „ins gelobte Land“ ziehen. Im Anschluss bringt die vierte Strophe den anderen fundamentalen Aspekt des christlichen Pascha zur Sprache, nämlich die Deutung Christi als Osterlamm, das am Kreuz geschlachtet wurde. Bone hat auf die Übersetzung des „iam“ im lateinischen Text (4,1), das die gegenwärtige Präsenz des Lammes signalisiert, verzichtet. Dennoch bleibt die Gegenwartsbetonung durch den Satz „sein heilig’ Fleisch liegt uns bereit als Speise der Unsterblichkeit“ (4,3) gewahrt. 100 Dieses Opfer meditierend stellen Strophe fünf und sechs die Erlösung durch Christus mit den bekannten Bildern des Sieges über Hölle und Satan dar. Dabei ist wieder das Motiv des Transitus prägend, jetzt dargestellt als Siegeszug Christi (6,1-2), der auch für die Menschen nicht ohne positive Folgen bleibt (5,4; 6,4). Ablesbar ist dies vor allem an den Dynamik ausdrückenden Formulierungen „gingst hervor“ (6,1), „zogst … durch der Hölle Tor“ (6,2), „legst … Ketten an“ (6,3) und „öffnest uns die Himmelsbahn“ (6,4). Aus inhaltlicher Sicht bildet die siebte, ehemals letzte Strophe den Schluss, indem sie nach der Vergegenwärtigung der heilsgeschichtlichen Ereignisse auf die Zukunft ausgerichtete Bitten enthält. Im Unterschied zur entsprechenden Hymnusstrophe, in der es auf der Basis der Aussagen über die Fesselung des Tyrannen (6,3) und des aufgeschlossenen Paradieses (6,4) um den Schutz vor „jedem Angriff des Todes“ (7,3) geht, wirkt der Inhalt der Übertragung harmloser, wenn dort allgemein um Schutz und „Gnaden für die Ewigkeit“ (7,4) gebeten wird. 101 Innerhalb der am Ende des Liedes angefügten Doxologie fällt die Anrede Christi als „Gott“ auf (8,1). Sie entspricht dem zur Entstehungszeit der Liedfassung gängigen neuscholasti- 99 Dem entspricht im lateinischen Text der auf Christus bezogene Attributivsatz „cuius sacrum corpusculum in ara crucis torridum“ (2,1-2). Wie in der *EG-Fassung von Christ lag in Todesbanden (Einzelanalyse s.o. Teil 2 B.III.2) hat man die wörtliche Übersetzung „gebraten“ vermieden. 100 Diese Formulierung stellt eine freie Übertragung des Satzes „sinceritatis azyma caro eius oblata est” dar, der im lateinischen Text das geschlachtete Lamm (4,1-2) mit einem neuen Bild expliziert. In der Liedfassung wird das „ungesäuerte Brot der Lauterkeit“ (vgl. 1 Kor 5,6-8) zur „Speise der Unsterblichkeit“. „Sinceritas“ wäre jedoch eher mit „Aufrichtigkeit“, „Echtheit“ beziehungsweise „Lauterkeit“ zu übersetzen, wie z.B. in Zum königlichen Ostermahl, 3,4. 101 Die im Hymnus verwendete Anrede Christi als Schöpfer („auctor omnium“), in deren Hintergrund Joh 1,3 steht, wo vom Logos die Rede ist, durch den alles geworden ist, wurde in Zu dieses Lammes Ostermahl nicht übernommen, vermutlich weil sie dem neuzeitlichen Glaubensbewusstsein als nicht entsprechend angesehen wurde. Stattdessen hat man den Titel „Lebensfürst“ gewählt, der zum Kontext der vorhergehenden Siegesthematik passt. <?page no="299"?> I. Zu dieses Lammes Ostermahl 285 schen Verständnis der Auferstehung als Glaubwürdigkeitserweis für die Gottheit Christi. 102 4. Pragmatische Aspekte Str. Sprechakt KS 1 Aufforderung (Einladung) horizontal 2-4 Aussagen der Glaubensgewissheit 5-6 Aussagen der Glaubensgewissheit vertikal 7 Bitte (Aufforderungen) 8 Lob (Wunsch) In der ersten Strophe ergeht zunächst der Appell: „Christus, dem Herrn, singt Lob und Ehr’“ (1,3) an eine Gruppe. Aus der adverbialen Bestimmung zum Imperativ „geschmückt mit weißen Kleidern all“ (1,2) kann abgeleitet werden, dass es sich bei den Angesprochenen um die Neugetauften handelt. Innerhalb des sich auf Christus beziehenden attributiven Relativsatzes „der uns geführt durchs Rote Meer“ (1,4) deutet das U NS auf einen W IR -Sprecher hin. Der Inhalt der Aussage verweist darauf, dass das W IR identisch ist mit den Neugetauften, die ihre Taufe als Führung durch das Rote Meer deuten. Aufgrund von deren Anrede in der zweiten Person Plural ist die Situation so zu interpretieren, dass ein Sprecher aus der Gruppe der Neugetauften diese - und damit sich selbst - zum Christuslob aufruft. 103 In der zweiten bis vierten Strophe redet wiederum ein W IR beziehungsweise dessen Stellvertreter, erkennbar an den entsprechenden Pronomina in der ersten Person Plural. Aufgrund situativer und inhaltlicher Verbindungen wird deutlich, dass das W IR mit dem der ersten Strophe identisch ist und das Wort auch weiterhin an die eigene Gruppe richtet. Die Kontinuität besteht zum einen im Hinblick auf den Begriff des „Ostermahls“ (1,1), der als eucharistische Hingabe Jesu in Strophe zwei entfaltet wird, und zum andern in der Anknüpfung an die Pesachthematik (1,4) in den Strophen drei (Exodus) und vier (Lamm) - Aspekte, die in ihrer Heilsbedeutung durchgängig auf das W IR bezogen sind. Hierbei ändert sich allerdings der Sprechakt, denn das W IR äußert jetzt, nach dem anfänglichen Aufruf, bekennende Aussagen der Glaubensgewissheit. Ab der fünften Strophe wechselt die Sprechrichtung, indem sich die Gemeinschaft direkt demjenigen zuwendet, über den sie zuvor gesprochen hat: Jesus Christus (5,1). Zunächst geschieht dies mit Aussagen über seine Erlösungstat (5,2-4 und 6,1-4), wobei die Strophen die im vorhergehenden Text vollzogene Anamnese in Gebetsform weiterführen, die in der siebten Strophe in eine Bitte der Gläubigen mündet. Auch die Doxologie (8) ist in vertikaler Ausrichtung formuliert. 102 Vgl. Kessler, Sucht den Lebenden, 22. 103 Im lateinischen Text steht der Imperativ in der 1. Ps. Pl. („canamus“), wobei sich die Gruppe quasi selbst zum Lob auffordert: „Christo canamus principi“ („Christus, dem Fürsten, lasst uns singen …“). <?page no="300"?> B. Spiritualität der Osterlieder – exemplarische Analysen 286 Die Liedfassung Bones spiegelt die Situation der ursprünglichen Verwendung des zugrundeliegenden Hymnus’ in der Osternacht. Insofern stellt sich die Frage nach der pragmatischen Funktion des Liedtextes in heutiger Zeit, denn der Einzug einer größeren Gruppe Neugetaufter in die Kirche, in der die übrige Gemeinde bereits versammelt ist, spielt in der heutigen Feier keine Rolle mehr. In jedem Fall ist das Lied innerhalb der Messe zu verorten, da sich die Strophen zwei und vier direkt auf die Eucharistie als jetzt zu feiernde beziehen. Diesbezüglich kann sich die Gemeinde mühelos mit dem W IR identifizieren, denn die inhaltlichen Aussagen betreffen alle Gläubigen. So kann die erste Strophe als Taufgedächtnis verstanden werden, im Sinne dessen, dass alle den Weg der Taufe beschritten haben (1,4) und jetzt erneut versammelt sind, um Eucharistie zu feiern (2). In diesem Bewusstsein vergegenwärtigen die Teilnehmenden in den folgenden Strophen die Heilstaten Christi, die sie in Rückbezug auf die biblischen Ereignisse als unmittelbar jetzt an ihnen geschehende Erlösung deuten. Dazu trägt wesentlich die Kommunikationssituation bei, indem das W IR seine Befreiung aus der Knechtschaft als am eigenen Leib erfahrene bekennt (3,1-4). 104 Ebenso äußert es in authentischer Weise den 1 Kor 5,7 wiedergebenden Satz „Christus ist unser Osterlamm“ (4,1), so dass dieser seinen Zitatcharakter völlig verliert. Die Fortsetzung der Strophe - wie schon die vorherige Thematisierung der Eucharistie (2) - zeigt, dass die Vergegenwärtigung nicht nur in der Weise des Gedenkens, sondern auch auf sakramentaler Ebene geschieht: … sein heilig Fleisch liegt uns bereit als Speise der Unsterblichkeit. (4,3-4). Die Intensität des Vorgangs wird durch die nachfolgenden Gebetsstrophen noch gesteigert, indem sich die Anamnese im direkten Sprechen zu Christus fortsetzt. Auch hier beziehen die Gläubigen den Sieg Christi unmittelbar auf sich selbst: Du legst dem Satan Ketten an und öffnest uns die Himmelsbahn. (6,3-4) Aus dem Bewusstsein der neuen Perspektive resultiert mit Blick auf die noch nicht vollendete Situation der Menschen die Bitte um „Gnaden für die Ewigkeit“ (7,4). Zusammenfassend ist festzuhalten, dass aufgrund der stark ausgeprägten Sprecherrolle des W IR sich die Sänger beziehungsweise Hörer als Gemeinschaft auf optimale Weise mit der Botschaft des Liedes identifizieren können. Jeder einzelne kann die Position des stellvertretend für alle Redenden oder des Hörenden innerhalb der Gemeinde einnehmen. Unter der Voraussetzung, dass 104 Dieser Grundzug der Anamnese ist schon für die jüdische Pesachfeier wesentlich. Vgl. z.B. den Text der „Einladung zum Gedenken und Danken“ in der Pesach-Haggadah: „In allen Zeitaltern ist es Pflicht eines jeden Einzelnen sich vorzustellen, als sei er selbst aus Ägypten gezogen … Nicht unsere Vorfahren allein hat der Heilige … erlöst, sondern mit ihnen hat er auch uns erlöst …“ Schlesinger/ Guns, Pesach-Haggadah, 3-4.28-29. <?page no="301"?> I. Zu dieses Lammes Ostermahl 287 er mit den biblischen Erzählungen und Deutungen vertraut ist, hat er die Gelegenheit, den Befreiungsweg, der im Urbild des Exodus vorgezeichnet ist, auf verschiedenen Ebenen zu erkennen: erstens im Rückblick auf die vergangenen Rettungstaten Gottes an Israel, die in der Auferstehung Jesu gipfeln, zweitens durch deren Vergegenwärtigung im Gedenken und im sakramentalen Vollzug und drittens durch die Antizipation der zukünftigen Vollendung, des Einzugs in das Gelobte Land oder, wie das Lied formuliert, des Beschreitens der „Himmelsbahn“. <?page no="302"?> B. Spiritualität der Osterlieder – exemplarische Analysen 288 II. Das Grab ist leer (Büsching) R,1 R,2 Ch Das Grab ist leer! Wo ist der Herr? R,1 R,2 Ch Das Grab ist leer! Wo ist der Herr? 1,1 1,2 1,3 1,4 V Ist er vielleicht im Heiligen Land, am See, wo er das Brot vermehrte oder am Berg, auf dem er lehrte, am Wege, wo ihn Paulus fand? 2,1 2,2 2,3 2,4 V Ist er vielleicht im Kopf der Weisen, in der gelehrten Diskussion, beim Unterricht in Religion, muss man vielleicht nach Rom verreisen? 1,5 1,6 1,7 1,8 Ch Lasst uns einander fest vertrauen, uns offen in die Augen schauen! In den Blicken, die verbinden, da, Herr, werden wir dich finden! 2,5 2,6 2,7 2,8 Ch Wir wollen miteinander sprechen, das Schweigen unsrer Fremdheit brechen! In den Worten, die verbinden, da, Herr, werden wir dich finden! <?page no="303"?> II. Das Grab ist leer (Büsching) 289 R,1 R,2 Ch Das Grab ist leer! Wo ist der Herr? 3,1 3,2 3,3 3,4 V Ist er im Himmel uns voraus, im Paradies, nach dem wir streben, weit weg von uns im ew’gen Leben, im Jenseits dort im Vaterhaus? 3,5 3,6 3,7 3,8 Ch Lasst uns in seinem Geiste leben, der eine sich dem andern geben! Auf den Brücken, die verbinden, da, Herr, werden wir dich finden! Druckvorlage Der Text wurde aus *Singles Liedblatt 9,79 entnommen, wo das Lied 1980 zum ersten Mal veröffentlicht wurde. 105 Dort wird es in einem Arrangement für Vorsänger, Chor und Instrumente 106 präsentiert. Der Text des 1979 entstandenen Liedes stammt von Heinz Büsching, die Musik von Hans Florenz. 1. Strukturelle und lexikalisch-semantische Aspekte Der Gesang hat drei Strophen mit dem jeweils vorangestellten Refrain „Das Grab ist leer! Wo ist der Herr? “. Der Refrain und Z. 2-3 sowie 5-8 sind durch Paarreime, Z. 1 und 4 durch einen umarmenden Reim gestaltet. Alle Strophen folgen demselben Bauplan: Die erste Hälfte (Z. 1-4) stellt eine vierteilige Frage dar. Dieser folgt eine aus zwei Satzgliedern bestehende imperativische Aufforderung (Z. 5-6), die am Schluss in einen bekenntnisartigen Gebetsruf (Z. 7- 8) übergeht. Der Struktur entsprechen aufführungspraktische Empfehlungen: Nach dem vom Chor gesungenen Refrain übernimmt ein Vorsänger den Fragenteil. Dem schließt sich wieder der Chor mit der zweiten Strophenhälfte an. Im Arrangement sind die Chorparts jeweils vierstimmig gesetzt. Bezüglich der Syntax zeigen sich folgende Parallelen: Jeder Satz in der ersten Strophenhälfte beginnt mit der Konstruktion „Ist er …“, die ihn als nur mit Ja oder Nein zu beantwortende Entscheidungsfrage markiert. Jeweils vier Orte werden als mögliche Aufenthaltsorte des „Herrn“ angegeben. Die sich anschließenden Aufforderungen (Z. 5-6) werden durch „Lasst uns …“ (1,5; 3,5) beziehungsweise „Wir wollen …“ (2,5) eingeleitet. Sie bestehen aus zwei aneinandergereihten Satzgliedern mit variablen Formulierungen. Abgesehen von abweichenden lokalen adverbialen Bestimmungen ist der Wortlaut in Z. 7-8 in allen Strophen derselbe. 105 Im Rahmen der untersuchten Sammlungen findet sich das Lied auch in der Datenbank Neues Geistliches Lied (*D-K 08 11). 106 Klavier oder Orgel/ Flöte/ Trompete. <?page no="304"?> B. Spiritualität der Osterlieder – exemplarische Analysen 290 Ausführende Feststehende Formulierungen Satzarten Refr. R,1 Chor Das Grab ist leer ! Ausrufesatz R,2 Wo ist der Herr ? Fragesatz Str. 1-3 Z. 1-4 Vorsänger Ist er … ? Fragesatz Z. 5-6 Chor Lasst uns … / Wir wollen … ! Aufforderungssatz Z. 7-8 In den …, die verbinden, da, Herr, werden wir dich finden ! Ausrufesatz Betrachtet man unter lexematischen Gesichtspunkten den Refrain, die erste sowie die zweite Strophenhälfte, so sind deutlich abgegrenzte Isotopieebenen zu erkennen, deren Lexeme sich zum einen auf überwiegend räumliche Aspekte auf verschiedenen Ebenen (Refrain und Z. 1-4), zum anderen auf solche der menschlichen Gemeinschaft (Z. 5-8) beziehen: R,1-2 Das Grab ist leer! Wo ist der Herr? Str. 1 Str. 2 Str. 3 Geographische Ebene ( Vergangenheit ) Intellektuelle Ebene ( Gegenwart ) Eschatologische Ebene (Zukunft) Z. 1 Heiliges Land Kopf der Weisen Himmel Z. 2 See, wo er das Brot vermehrte gelehrte Diskussion Paradies Z. 3 Berg, auf dem er lehrte Unterricht in Religion ewiges Leben Z. 4 Wege, wo ihn Paulus fand Rom (~ kirchl. Lehramt) Jenseits/ Vaterhaus Vertrauen Gespräch Hingabe Z. 5 fest vertrauen miteinander sprechen in seinem Geiste leben Z. 6 offen in die Augen schauen Schweigen … brechen sich dem andern geben Z. 7 In den Blicken, In den Worten, Auf den Brücken, Z. 8 … die verbinden, da, Herr, werden wir dich finden Grundsätzlich ist der „Herr“ der Bezugspunkt des ganzen Liedes, indem der Refrain die Frage nach seinem Aufenthaltsort stellt, die in der ersten Strophenhälfte jeweils erweitert wird, und indem das Ende einer jeden Strophe die Antwort darauf gibt (Z. 7-8). Zwischengeschaltet sind zwei Verse, deren Subjekt das W IR ist (Z. 5-6). 2. Inhaltliche Aspekte Das zentrale Anliegen des Liedes ist die Frage nach der Anwesenheit des Auferstandenen heute. Dies kommt gleich am Anfang durch den signalartigen Refrain zum Ausdruck, der schon deshalb für Aufmerksamkeit sorgt, weil er das Incipit des bekannten, im 18. Jahrhundert entstandenen Osterliedes von Franz Seraph Kohlbrenner 107 zitiert und den Hörer, soweit er das Stück kennt, in eine bestimmte Erwartungshaltung versetzt. Allerdings hat die neue Fortsetzung einen verfremdenden Effekt: Ist man vom älteren Lied her an die Vorstellung des erwachten, erhöhten beziehungsweise siegenden Christus ge- 107 S.o. Einzelanalyse Teil 2 B.III.3. <?page no="305"?> II. Das Grab ist leer (Büsching) 291 wöhnt, so gerät nun das vertraute Bild ins Wanken durch die Frage „Wo ist der Herr? “. Diese wird in den ersten Strophenhälften stets mit Entscheidungsfragen (Z. 1-4), die sich auf verschiedene räumliche und gleichzeitig zeitliche Ebenen beziehen, entfaltet, und zwar, wie schon im Refrain, mittels einer offenen KS: Strophe 1,1-4 fragt danach, ob man Jesus an den biblischen Orten, an denen er den Menschen in der Vergangenheit begegnet ist, antreffen kann. Es handelt sich um Anspielungen auf drei exemplarische, im Neuen Testament berichtete Geschehnisse: das Wunder der Brotvermehrung 108 , die Bergpredigt 109 sowie die Bekehrung des Saulus zu Paulus 110 . In der zweiten Strophe (2,1-4) geht es auf der Ebene der Gegenwart um die Frage, ob man Jesus im Kontext intellektueller Bemühungen finden kann, im „Kopf der Weisen“, in der „gelehrten Diskussion“, „beim Unterricht in Religion“ oder in „Rom“, eventuell gemeint als Sitz des kirchlichen Lehramtes. Schließlich nennt die dritte Strophe (3,1-4) Topoi, die mit der Erhöhung Christi beziehungsweise der eschatologischen Perspektive der Menschen zu tun haben: „Himmel“, „Paradies“, „weit weg von uns im ew’gen Leben“. Der durch die Aneinanderreihung entstehende vorwärtsdrängende Effekt, der leicht ironisch-provozierende Stil und vor allem der Entscheidungscharakter der Fragen tragen in jeder Strophe zum Aufbau einer Spannung bei, die beim Hörer das Bedürfnis nach einer Lösung beziehungsweise einer bestätigenden oder ablehnenden Antwort bewirkt. Die Erwartung wird zunächst enttäuscht: Statt Antworten ergehen Appelle, die, nachdem Sprecher und Adressat bisher unbestimmt waren, ein W IR an sich selbst richtet (Z. 5-6). Auch inhaltlich zeigt sich ein Wechsel, indem unvermittelt Aspekte der sozialen Beziehungsebene gebracht werden. Möglicherweise ist hier mit Irritationen zu rechnen, da deren Bezüge zum jeweils vorherigen Text nicht offenkundig, vielleicht auch gar nicht vorhanden sind, geht es doch jetzt um Vertrauen (1,5- 6), Gespräch (2,5-6) sowie Hingabe (3,5-6). Wenn überhaupt, erschließen sich Zusammenhänge erst durch intensivere Textbetrachtung. Ausweglos erscheinen die Bemühungen in der ersten Strophe: Auf die angebotenen Aufenthaltsmöglichkeiten des Auferstandenen im Kontext der biblischen Vergangenheit (1,1-4) folgt der Aufruf zum gegenseitigen Vertrauen in der Gegenwart (1,5-6). In den beiden nächsten Strophen können bei näherem Hinsehen Verbindungen entdeckt werden. In der zweiten besteht ein Bezug aufgrund der Begriffe „Diskussion“ (2,2) und „miteinander sprechen“ (2,5). Hinsichtlich der dritten Strophe ist zu überlegen, ob auf dem Hintergrund der pneumatologischen Dimension der Auferstehung eventuell eine theologisch begründete Verknüpfung erkennbar ist. Der Frage, ob sich Jesus im „Himmel“, „weit weg von uns im ew’gen Leben“ befindet, stellt der Autor die For- 108 Vgl. Mt 14,13-21; Mk 6,32-44; Joh 6,1-15. 109 Vgl. Mt 5-7. Dass der Autor auf die Bergpredigt anspielt, ist aufgrund der Formulierung „am Berg, auf dem er lehrte“ anzunehmen. 110 Vgl. Apg 9,3-19. <?page no="306"?> B. Spiritualität der Osterlieder – exemplarische Analysen 292 derung nach einem Leben „in seinem Geiste“ (3,5) gegenüber und greift dabei möglicherweise auf die Zusage Jesu, den Jüngern als Erhöhter den „Geist der Wahrheit“ zu senden (Joh 16,13) zurück. Allerdings wird aufgrund der imperativischen Formulierung „Lasst uns in seinem Geiste leben …! “ die Unverfügbarkeit der Geisterfahrung nicht ausgedrückt. Eher scheint der Akzent auf der durch Menschen initiierten ethischen Praxis nach dem Vorbild Jesu zu liegen. In den beiden Schlussversen (Z. 7-8) ändert sich erneut die Sprechrichtung. Das W IR wendet sich nun an Christus und äußert ihm gegenüber die Zuversicht, dass er in den verbindenden „Blicken“ (1,7-8), „Worten“ (2,7-8) sowie auf den „Brücken“ (3,7-8) anzutreffen sein wird. Zumindest in Strophe eins und zwei besteht zwischen diesen Orten und den zuvor geforderten Handlungsweisen eine Kontinuität: in die Augen schauen (1,6) - Blicke, die verbinden (1,7) miteinander sprechen (2,5) - Worte, die verbinden (2,7). In der letzten Strophe kann eine Verknüpfung nur in einem sehr weiten Horizont erahnt werden. Die Forderung nach der im Zusammenhang von Gemeinschaft eigentlich nicht zu überbietenden Haltung der gegenseitigen Hingabe (3,6) erscheint mit dem Bild der verbindenden Brücken (3,7) als abgeschwächt und nicht so recht passend. Mit den beiden Gebetsversen schließt sich der Kreis, indem sie dem Refrain bezüglich der räumlichen Perspektive entsprechen und die dort gestellte Frage „Wo ist der Herr? “ beantworten: R,1 Das Grab ist leer! → Z. 7 In den Blicken / Worten / Brücken, die verbinden, R,2 Wo ist der Herr? → Z. 8 da, Herr, werden wir dich finden. Gleichzeitig ist aus den Feststellungen der Schluss zu ziehen, dass die Entscheidungsfragen (Z. 1-4) verneint werden. 3. Pragmatische Aspekte Die Frage nach dem Erfahrungsort des Auferstandenen wird auf polemische Weise thematisiert. Dies geschieht nicht nur durch die inhaltliche Auseinandersetzung, sondern zugleich durch den Einsatz beziehungsweise den Wechsel der Kommunikationssituationen. Sprecher → Adressat KS Sprechakt Refr. R,1 R,2 X → X offene KS Ausruf Ergänzungsfrage Str. 1-2 Str. 3 Z. 1-4 Z. 1-4 X → X W IR → W IR offene KS horizontale KS (gruppenbezogen-reflexiv) Entscheidungsfragen Str. 1-3 Z. 5-6 W IR → W IR horizontale KS (gruppenbezogen-reflexiv) Aufforderungen Z. 7-8 W IR → Christus vertikale KS (Gebet) Ausrufe der Glaubensgewissheit <?page no="307"?> II. Das Grab ist leer (Büsching) 293 Sowohl im Refrain als auch in den ersten vier Strophenversen verwendet der Autor zunächst die offene KS, vermutlich um zu verdeutlichen, dass es sich um allgemeine, nach Objektivierung strebende Fragen bezüglich des leeren Grabes handelt. Diese scheinen jedoch auf kein Interesse zu stoßen, da sie in der Fortsetzung (Z. 5-6) auf inhaltlicher Ebene ignoriert werden. Den Eindruck verstärkt die Änderung der KS, indem plötzlich ein W IR auf den Plan tritt, das an sich selbst Aufforderungen zu gemeinschaftsbezogenen Handlungen richtet. Die Gruppe scheint sich mit einem Sprechakt der Selbstbezogenheit über die Fragen hinwegzusetzen und sich bewusst nicht auf diese einzulassen. Offensichtlich ist sie schon längst zu einer anderen Überzeugung gekommen. Damit kündigt sich bereits ein Dissens an, auch wenn er noch nicht im Sinn einer offenen Kontroverse zur Sprache kommt. Diese tritt im anschließenden Gebet (Z. 7-8) zutage, das eine zweite überraschende Wende in der Kommunikation darstellt. Mit einer emphatischen, bekenntnisartigen Aussage - versehen mit einem Ausrufezeichen - wird in Anrede an Christus die Gewissheit formuliert, dass das zuvor geforderte Handeln (Z. 5-6) der Ort sei, an dem man ihm begegnen könne. Ohne die explizite Konstruktion eines Gegensatzes durch entsprechende Wörter (z.B. adversative Konjunktionen), allein durch den gezielten Einsatz der gruppenbezogenen und vertikalen KS, erreicht den Hörer die Botschaft, dass der „Herr“ nicht im Heiligen Land oder an den anderen genannten Orten, wohl aber in menschlichen Beziehungen zu finden sei. Die vertikale Sprechrichtung untermauert die Richtigkeit dieser Auffassung, denn einem Gebet, insbesondere einem Bekenntnis, wird man kaum den Wahrheitsgehalt absprechen wollen. Insgesamt gesehen wird das Anliegen des Liedes mit Hilfe der verschiedenen KS inszeniert und so auf wirkungsvolle Weise vermittelt. Die Absicht besteht darin, dass sich der Hörer mit dem W IR der Gruppe identifizieren soll, mit dem Ziel der Übernahme des dem Text zugrundeliegenden Auferstehungsverständnisses. Dieses erscheint jedoch als einseitig, indem es allein die gegenwärtige soziale Ebene als Erfahrungsort des Auferstandenen gelten lässt und wesentliche biblisch-theologische Inhalte, wie vor allem den der Erhöhung Christi (3,1-4), abschlägig behandelt. Im Hintergrund steht vermutlich die Ablehnung gewohnter, unreflektierter Erklärungsmuster, die vom Rückzug auf biblizistische Interpretationen des Neuen Testaments (vgl. 1,1-4) und auf eine Vertröstung auf das Jenseits (vgl. 3,1-4) geprägt sind. Ebenso scheint man sich gegen eine Vereinnahmung der Erfahrung des Auferstandenen durch intellektuelle Kreise sowie amtskirchliche Institutionen zu wenden (vgl. 2,1-4). Sicher spiegeln die Kritikpunkte die Einstellung vieler heutiger Christen und sind ernst zu nehmen. Insofern tragen die Provokationen des Liedes zur Reflexion des Auferstehungsverständnisses bei. Hier wäre allerdings anzufragen, ob der Text nicht eine grundlegende theologische Schwierigkeit hinsichtlich der Anordnung der Sprechakte „Aufforderung“ und „Gebet“ birgt: Das jeweils mit den Aufforderungen an erster Stelle genannte Handeln erscheint als Voraussetzung, das Finden des „Herrn“ als daraus hervorgehende Konsequenz. Dies kann exemplarisch an der ersten Strophe beobachtet werden, in <?page no="308"?> B. Spiritualität der Osterlieder – exemplarische Analysen 294 der sich erst bei Erreichen einer gewissen Intensität des Vertrauens - Kann man zum Vertrauen auffordern? -, nämlich dann, wenn sich die Blicke verbinden (1,7), die Erfahrung des Findens einstellen wird: 1,5 1,6 Lasst uns einander fest vertrauen, uns offen in die Augen schauen! Handeln V ORAUSSETZUNG 1,7 1,8 In den Blicken, die verbinden, da, Herr, werden wir dich finden! Finden des Herrn F OLGE Die Begegnung mit dem Auferstandenen wird demnach als Ereignis gedeutet, das an bestimmte Verhaltensweisen gebunden ist. 111 Damit wird allerdings das biblische Paradigma auf den Kopf gestellt, demzufolge Gott am Menschen voraussetzungslos handelt und menschliche Leistungen erst auf dieser Basis möglich sind. 111 Ganz anders stellt sich der Zusammenhang in Manchmal feiern wir dar: Hier werden konkrete Situationen, sogar die des Streits, genannt, in denen plötzlich das „Fest der Auferstehung“ in den Alltag einbricht. Das „Fest“ erscheint dort nicht als Konsequenz des Handelns, sondern bleibt unverfügbar. S.o. Einzelanalyse Teil 2 B.III.7. <?page no="309"?> III. Wo einer dem andern neu vertraut 295 III. Wo einer dem andern neu vertraut 1,1 1,2 1,3 1,4 Wo einer dem andern neu vertraut und mit ihm eine Brücke baut, um Hass und Feindschaft zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden. 2,1 2,2 2,3 2,4 Wo einer am Ende nicht verzagt und einen neuen Anfang wagt, um Leid und Trauer zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden. (R.) R,1 R,2 R,3 R,4 Wo einer im Dunkeln nicht verstummt, sondern das Lied der Hoffnung summt, um Totenstille zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden. 3,1 3,2 3,3 3,4 Wo einer das Unrecht beim Namen nennt und sich zu seiner Schuld bekennt, um das Vergessen zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden. (R.) 4,1 4,2 4,3 4,4 Wo einer das Unbequeme wagt und offen seine Meinung sagt, um Schein und Lüge zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden. (R.) <?page no="310"?> B. Spiritualität der Osterlieder – exemplarische Analysen 296 5,1 5,2 5,3 5,4 Wo einer gegen die Strömung schwimmt und fremde Lasten auf sich nimmt, um Not und Leiden zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden. (R.) 6,1 6,2 6,3 6,4 Wo einer dich aus der Trägheit weckt und einen Weg mit dir entdeckt, um hohe Mauern zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden. (R.) Druckvorlage Die Druckvorlage des 1986 entstandenen Liedes, dessen Text von Reinhard Bäcker und dessen Melodie von Detlev Jöcker verfasst wurde, findet sich im Regionalteil des Evangelischen Gesangbuchs von Würzburg (*Wü 551). 1. Strukturelle Aspekte Das Lied setzt sich aus sechs Strophen mit je vier Zeilen zusammen, die jeweils ein Satzgefüge bilden. Dieses ist aufgebaut aus einem Hauptsatz (Z. 4) und einem vorangestellen zweigliedrigen Adverbialsatz (Z. 1-2), erweitert durch einen Infinitivsatz (Z. 3). Das sich in jeder Strophe wiederholende Schema strukturiert auch den Refrain, mit dem einzigen Unterschied, dass hier die beiden Glieder des Adverbialsatzes nicht in einem additiven, sondern adversativen Verhältnis zueinander stehen. Neben der syntaktischen Parallelität zeigt sich ein stereotyper Aufbau auch hinsichtlich eines feststehenden lexematischen Gerüstes, in das jeweils variierende Formulierungen eingesetzt werden. Diesem Schema entspricht ebenfalls der Refrain, bei dem außerdem auf musikalischer Ebene eine Identität der Phrasen R,3-4 mit den entsprechenden der Strophen (Z. 3-4) festzustellen ist. Alle Strophen und der Refrain sind durch Paarreime gestaltet. Als Beispiel sei die Struktur der ersten Strophe und des Refrains dargestellt (feststehende Formulierungen: fett). Strophe 1 Refrain Satzart Wo einer dem andern neu vertraut und mit ihm eine Brücke baut, Wo einer im Dunkeln nicht verstummt, sondern das Lied der Hoffnung summt, Adverbialsatz um Haß und Feindschaft zu überwinden, um Totenstille zu überwinden, erweiterter Infinitiv da kannst du Osterspuren finden. da kannst du Osterspuren finden. Hauptsatz 2. Inhaltliche Aspekte Dass das Lied mit Ostern zu tun hat, erscheint als selbstverständlich, denn stets im letzten Vers wird das Ziel „da kannst du Osterspuren finden“ formuliert. Allerdings geht der Text über diese Spurensuche nicht hinaus, denn er vermeidet, direkt oder mit Bildern von der Auferstehung Christi beziehungsweise der Menschen zu sprechen. Wohl aber nennt er die Orte, an denen österliche Hinweise gefunden werden können. Bei diesen handelt es sich durchweg um Topoi des sozialen Verhaltens, auf allgemein mitmenschlicher (1; 2; 6) sowie auf gesellschaftlich-politischer Ebene (3; 4; 5). Das Subjekt des Handelns ist „Einer“, eine Bezeichnung, die sich vom unverbindlichen „Man“ abhebt und <?page no="311"?> III. Wo einer dem andern neu vertraut 297 mit der der Typus eines vorbildlich handelnden Menschen gemeint ist, der Vertrauen fasst (1,1) und Mut aufbringt (2,1), sich gegen Unrecht wendet (3,1), „offen seine Meinung sagt“ (4,2), gegen den Strom schwimmt (5,1) und seine Mitmenschen aus der Lethargie holt (6,1). Damit sind jeweils ideale Ziele verbunden: ein Zusammenleben ohne Feindschaft (1,3), Leid und Trauer (2,3), Schuldverdrängung (3,3), Schein und Lüge (4,3), Not (5,3) und Hindernisse (6,3). Den Hörern werden so Modelle eines gelingenden Umgangs miteinander vor Augen gestellt. Der Refrain weicht von diesem Muster ab, indem er, statt ethische Verhaltensweisen zu nennen, die Hoffnung als grundlegende Haltung beschwört, die durch das Summen des „Liedes der Hoffnung“ im Dunkeln aufrecht erhalten wird. Dadurch wird die „Totenstille“ überwunden, neben „Osterspuren“ die einzige Formulierung, die die Auferstehung, als Kontrapunkt dieser Stille, assoziieren lässt. Das 1986 entstandene Lied spiegelt das politische und geistige Klima der Achtziger-Jahre wieder, in denen das Bewusstsein und das Engagement für soziale Gerechtigkeit und Frieden aufgrund des Kalten Krieges und der Hochrüstung besonders ausgeprägt waren. Zudem ist deutlich die Auseinandersetzung mit überkommenen Glaubensvorstellungen bezüglich der Auferstehung zu spüren. Darauf verweist die vorsichtige Wahl des Wortes „Osterspuren“, ein Bild, das für verschiedene Deutungen offen ist, in jedem Fall aber zeigt, dass man nur ansatzweise mit einer österlichen Erfahrung rechnet. Auf deren Spuren trifft man nicht spontan, sondern erst im bewussten menschlichen Handeln, ein in den Strophen zum Ausdruck kommendes Postulat, das nicht weiter begründet wird. Der Refrain zeigt, dass dieser ethische Anspruch irgendwie mit der Haltung der Hoffnung zu tun hat, denn seine regelmäßige Wiederkehr nach den Strophen hat den Effekt, dass sich das „Hoffnungssummen“ (R,2) wie ein roter Faden durch das ganze Lied zieht, so dass der Zusammenhang zwischen Hoffnung und Handeln im kausalen Sinn gedeutet werden kann. Allerdings bleibt letztlich unklar, worauf sich die Hoffnung gründet. Im Unterschied zu dem in manchem ähnlichen Gesang Das Grab ist leer (Büsching), fehlt ein christologischer Bezug völlig. Die große Bedeutung des Themas „Hoffnung“ verbunden mit dem sozialkritischen Akzent lässt sich vermutlich auf die in den Achtziger-Jahren verstärkte Rezeption des Werks von Ernst Bloch „Das Prinzip Hoffnung“ zurückführen. Dort findet sich das Bild vom „Dunkel des gelebten Augenblicks“, in dem sich jeder Mensch vorfindet und in dem er sich in der Haltung der Hoffnung auf die ebenfalls im Dunkel liegende Zukunft ausrichtet. Möglicherweise greift der Autor mit der Refrainformulierung „Wo einer im Dunkeln nicht verstummt, sondern das Lied der Hoffnung summt …“ darauf zurück. 112 112 Vgl. Bloch, Prinzip Hoffnung (Kap. 20), 334-368. Die theologische Rezeption erfolgte v.a. durch Moltmann, Theologie der Hoffnung. <?page no="312"?> B. Spiritualität der Osterlieder – exemplarische Analysen 298 3. Pragmatische Aspekte Obwohl der Text ausschließlich aus Aussagen besteht und keine Imperative enthält, hat er dennoch einen nicht zu überhörenden Aufforderungscharakter, der durch die Kommunikationssituation zustande kommt: Im Refrain und in allen Strophen redet ein unbestimmter Sprecher auf höchst eindringliche Weise ein D U an. Dabei scheint er eine didaktische Intention zu verfolgen, indem er dem Adressaten eine Serie an Mustersituationen präsentiert, in denen dieser jeweils „Osterspuren“ erkennen soll. Diese durchgängig aufrecht erhaltene Konstellation ist im Vergleich zum traditionellen Liedgut ein Novum: Im Bereich der untersuchten traditionellen Osterlieder findet man kein einziges, in dem sich ein Redner ausschließlich an einen Einzeladressaten wendet. Was will der Autor mit dieser Simulation erreichen? Beim konkreten Vollzug des Liedes in einer Gemeinde ist zu überlegen, wie die Sänger in die vorgegebene Kommunikationssituation einsteigen können: Jeder Sänger spricht einen Mitchristen persönlich mit D U an. Hier stellt sich jedoch die Frage, wie das gehen soll: Redet er gleichzeitig alle als Individuen an? Bezieht er sich nur auf seinen Banknachbarn? Oder wendet er sich an einen Typus von Mitmensch, damit aber letztlich an keinen? Eventuell könnte man sich vorstellen, dass das D U als Sammelbezeichnung für eine Gemeinschaft fungiert wie in einigen traditionellen Liedern oder in dem neuen Unser Herr ist vom Tod auferstanden (Valentin, Str. 5,1). Dann allerdings hätte der Verfasser auch die zweite Person Plural benutzen können. Außerdem spricht vor allem der Inhalt der letzten Strophe dagegen, der sich doch eher auf eine Einzelperson bezieht. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, das D U im Sinn von individueller Reflexivität zu verstehen. Das würde heißen, dass sich jeder Sänger selbst mit D U anredet, wozu jedoch wiederum nicht die sechste Strophe und allgemein nicht die dezidierte Unterweisungsform passen. Am sinnvollsten wäre es wohl, die simulierte Kommunikationssituation aufführungspraktisch umzusetzen, indem das Lied nicht von der ganzen Gemeinde gesungen, sondern von einem den Sprecherpart realisierenden Vorsänger (oder Schola) vorgetragen wird, wobei jeder einzelne der Zuhörenden die Rolle des persönlich mit D U angesprochenen Adressaten übernimmt. In jedem Fall erfordert die Kommunikationssituation, dass sich der Sänger mit der Botschaft des Liedes voll identifiziert, denn nur dann kann er die Botschaft glaubwürdig an ein D U vermitteln. Hinsichtlich des Adressaten erscheint der belehrende Stil als schwierig, mit dem auf autoritäre Weise ein auf das ethische Handeln begrenztes Osterverständnis vermittelt wird. <?page no="313"?> C. Resümee C. Resümee Traditionelles Liedgut (1) Insgesamt gesehen spiegelt die Mehrheit der Gesänge des TLG eine liturgisch geprägte Spiritualität, für die schon die große Häufigkeit der Halleluja- Rufe symptomatisch ist. 113 Des Weiteren sind mehrfach Doxologiestrophen festzustellen. 114 Beide Elemente strukturieren die betreffenden Gesänge durch Wiederholung beziehungsweise abschließende oder eröffnende Stellung und bewirken, dass deren gesamter Inhalt in den Horizont des Lobpreises Gottes beziehungsweise Christi gestellt wird. Aus lexematischer Sicht wird der Befund aufgrund der Häufigkeit von Wörtern aus den Bedeutungsfeldern „loben“ und „danken“ unterstützt. Damit entsprechen die Lieder der Grunddimension von Liturgie, in der der Lobpreis die Antwort auf die im Pascha- Mysterium gipfelnden Heilstaten Gottes darstellt. (2) In diesem Sinn sind die Gesänge durchweg von einer auf Christus ausgerichteten Frömmigkeit bestimmt. Ein Hinweis darauf ist die im Rahmen der lexematischen Untersuchung festgestellte Vielfalt an Prädikaten, die verschiedene Akzentsetzungen des Bekenntnisses zu Christus darstellen. 115 Schon auf thematischer Ebene ließ sich in der Entfaltung der verschiedenen Bilder und Vorstellungen diese Zentriertheit beobachten. 116 (3) Die Art und Weise, wie sich die Osterfrömmigkeit manifestiert, lässt sich vor allem anhand der pragmatischen Untersuchungen ablesen. 117 Bei den Kommunikationssituationen stehen zunächst gemeinschaftsbezogene Modi im Vordergrund, was sich schon daran zeigt, dass als Sprecher die erste Person Plural, das W IR , am häufigsten vorkommt. Auch beim Blick auf die Adressaten beziehungsweise die Beziehungen zwischen Sender und Empfänger bestätigt sich dieser Eindruck: Die horizontalen Konstellationen, bei denen sich die Gruppe selbst zuspricht (gruppenbezogen-reflexiv) beziehungsweise ein I CH oder W IR zu einem oder mehreren außenstehenden Adressaten redet (sozialextrovertiert), sind sehr oft vertreten. Im Bereich dieser Kommunikationsarten überwiegen Sprechakte der Aufforderung, die vor allem zu einem Tun gegenüber Gott (z.B. Loben, Danken) beziehungsweise zu einer inneren Haltung (z.B. Freude), kaum aber zu ethischen Handlungen animieren. Des Weiteren zeigt sich, dass eine große Zahl traditioneller Lieder der vertikalen Sprechrichtung eine besondere Relevanz zumisst. Das Gebet, bei dem sich ein Einzelner oder eine Gruppe an eine transzendente Person, vor allem an Christus, wendet, spielt in fast der Hälfte aller traditionellen Gesänge eine konstitutive Rolle. Dabei ist die überwiegend festzustellende Position inner- 113 S.o. Teil 3 A.I.1. 114 S.o. Teil 3 A.II.3. 115 S.o. Teil 3 A.I.2. 116 S.o. zusammenfassend Teil 2 C. 117 S.o. Teil 3 A.III. C. Resümee 299 <?page no="314"?> C. Resümee 300 halb einer oder zweier Schlussstrophe(n) bedeutsam: Die zuvor, noch in einer gewissen Distanz beziehungsweise auf horizontaler Ebene vollzogenen Sprechhandlungen, wie z.B. an menschliche Adressaten gerichtete Aussagen der Glaubensgewissheit oder Aufforderungen, münden in den unmittelbaren Akt der Beziehung zu Gott beziehungsweise Christus. Die betreffenden Lieder stellen so die für die Liturgie wesentliche Dynamik der Anamnese der Heilstaten Gottes auf der einen, und der dankbar-lobenden oder bittenden Antwort des Menschen auf der anderen Seite dar. Neues Liedgut (4) Im Unterschied zum traditionellen Liedgut kommen im modernen kaum noch Wörter aus den Wortfeldern des „Lobens“ und „Dankens“ vor. 118 Des Weiteren finden sich seltener klassische liturgische Formelemente. Entsprechende sprachliche Ausdrucksformen werden nicht mehr selbstverständlich verwendet, wie am Rückgang der für ältere Osterlieder typischen Halleluja- Akklamationen, aber auch der doxologischen Strophen zu sehen ist. 119 (5) Auch bezüglich der Christusorientierung sind im neuen Liedgut Veränderungen zu beobachten: Wie anhand der lexematischen Untersuchungen zu sehen war, weist ein Fünftel (NLG) beziehungsweise rund ein Viertel (NLS) der Gesänge keine Christustitel auf. Die vorhandenen spiegeln eine Reserviertheit gegenüber Differenzierungen, indem sich der Großteil der Stücke zum einen auf den Namen „Jesus“, zum anderen auf die drei Hoheitstitel „Christus“, „Jesus Christus“ und „Herr“ beschränkt. Im Verhältnis zum erstgenannten sind die anderen - auch im Vergleich zu ihrem Vorkommen im TLG - deutlich seltener. Speziellere Bezeichnungen, die Christus näher charakterisieren, kommen nur in einzelnen Stücken vor. 120 (6) Was die pragmatischen Aspekte angeht, 121 liegt in den modernen Liedern eindeutig der Schwerpunkt auf den horizontalen gemeinschaftsbezogenen Kommunikationssituationen - ein dem TLG grundsätzlich ähnlicher Befund. Abweichend zeigen sich interne Verschiebungen, insofern in beiden neuen Untersuchungsbreichen der gruppenbezogen-reflexive Modus seltener und der sozial-extrovertierte häufiger - im Vergleich zu allen anderen Konstellationen jeweils am häufigsten - vorkommt. Würde man ein Buch mit den neuen Osterliedern des NLG und NLS zusammenstellen, so würden die Benutzer bei rund 40% der Lieder eine Kommunikationssituation vorfinden, in der sie die Rolle zugewiesen bekommen, ein D U oder I HR anzusprechen beziehungsweise als Botschaftsempfänger mit D U oder I HR angeredet zu werden. Die in diesen Beziehungen verwendeten Sprechakte, vor allem die am häufigsten auftretenden direkten und indirekten Aufforderungen, gelegentlich auch mahnende Fragen, wie z.B. „Wirst du für mich - werd ich für dich der Engel sein? “ be- 118 S.o. Teil 3 A.I.3. 119 S.o. Teil 3 A.I.1 und II.3. 120 S.o. Teil 3 A I.2. 121 Zusammenfassende Darlegungen zu Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen modernen und traditionellem Liedgut bzgl. der Pragmatik s.o. Teil 3 A.III.4. <?page no="315"?> C. Resümee 301 wirken eine Intensität der Anrede, der sich der Adressat kaum entziehen kann. Dabei ist die Absicht erkennbar, die Hörer aufzurütteln und sie zu einer bestimmten Einstellung, Haltung beziehungsweise Handlungsweise zu bringen. Das geschieht durch Verben des Wahrnehmens (z.B. „seht“, „hört“), des Fühlens (z.B. „freut euch“) und vor allem solchen der Bewegung (z.B. „steht auf“, „geht“, komm“, „tanzt“, „klatschet“). Auffallend ist, dass es dabei kaum um die ansonsten im neuen Liedgut häufig thematisierten ethischen Ziele geht. Diese werden so gut wie nie als Aufforderung, sondern fast immer in Aussageform - z.B. als Absichtsbekundung oder Beschreibung negativer oder idealer Zustände - genannt. Im Vergleich zur horizontalen Kommunikationssituation ist die vertikale Sprechrichtung im neuen Liedgut, vor allem im NLS, deutlich seltener als im früheren vertreten. Da, wo sie zu finden ist, kommt sie - bis auf eine Ausnahme 122 - im Rahmen von Schlussstrophe(n) nicht mehr vor. Hinsichtlich der Sprechakte ist im Vergleich zu früheren Liedern festzustellen, dass das Lob Gottes beziehungsweise Christi so gut wie keine Rolle spielt. 123 Eine weitere große Veränderung zeigt sich bezüglich des neuen Auftretens der den Gesamttext eines Liedes bestimmenden offenen Kommunikationssituation. Indem keine Sender und Adressaten explizit genannt werden, entsteht der Eindruck allgemeingültiger Aussagen, mit denen sich die Sänger als Sender oder Adressaten identifizieren sollen. (7) Von besonderer Bedeutung sind die in der neueren Lieddichtung beliebten längeren Refrains und Strophenschemata. 124 Wie anhand der Einzelanalysen, insbesondere an dem des Textes von Wo einer dem andern neu vertraut, erkennbar wurde, führt deren ständige Wiederholung dazu, dass der Sänger immer wieder neu, Strophe für Strophe, explizit in eine bestimmte Kommunikationssituation hineinversetzt wird, z.B. in die am häufigsten vorgegebene sozialextrovertierte Konstellation. Mit der Serialisierung ist ferner eine Vervielfältigung der jeweiligen Sprechakte, z.B. Aufforderungen, verbunden, wodurch eine intensive - möglicherweise aber auch eine abstumpfende - Wirkung erzielt wird. In Entsprechung zu den Beobachtungen aus thematischer Perspektive zeigt sich auch in Bezug auf die von modernen Liedern ausgedrückte Spiritualität ein unübersehbarer Umschwung, der als Wechsel von einer liturgischeuchologischen hin zu einer praktisch-sozialen Prägung charakterisiert werden kann. 122 Christus, der Herr ist auferstanden (Beuerle), 6. 123 S.o. Teil 3 A.III.3.c. 124 S.o. Teil 3 A.II.2. <?page no="317"?> T EIL 4 B ILANZ UND P ERSPEKTIVEN A. Bilanz - Wandlungen in Theologie und Spiritualität Bezüglich der Ausgangsfrage, ob und wie sich Auferstehungsverständnis und Spiritualität in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts gewandelt haben, konnten anhand des Materials traditioneller und moderner Osterlieder in offiziellen und offiziösen Quellen Veränderungen festgestellt werden, die in manchen Texten sogar einen Paradigmenwechsel indizieren. Im Folgenden sollen die sich diesbezüglich abzeichnenden Grundzüge kritisch in den Blick genommen werden, und zwar erstens in Bezug auf thematisch-theologische (I) und zweitens auf sprachlich-spirituelle (II) Veränderungen. Dabei geht es nicht darum, einen Katalog zu erstellen, dessen Kriterien jedes Lied vollständig erfüllen müsste, sondern um das Aufzeigen frag-würdiger Entwicklungen. Denn etwaige Brüche zur Tradition sind keineswegs von vornherein als negativ zu werten. Sie können Anlass für eine Standortbestimmung und notwendige Innovationen sein. Insofern müssen sie wahrgenommen, reflektiert und gegebenenfalls als Problem benannt werden - ein Vorgang, der im kirchlichpastoralen Raum bisher zu selten stattgefunden hat. I. Themen und Theologie 1 Im Unterschied zu traditionellen Texten steht in modernen meist die gegenwärtige Situation im Vordergrund, wobei die individuellen Befindlichkeiten der Menschen, die gesellschaftlichen Verhältnisse sowie eine mit Ostern zusammenhängende Praxis, die in früheren Dichtungen kaum eine Rolle gespielt hat, thematisiert werden. Prinzipiell zeigt sich daran die Intention, die Auferstehungsbotschaft zeitgemäß zu deuten, ein wichtiges Anliegen, denn nur durch einen nicht abreißenden Übersetzungsprozess kann der Inhalt der Auferstehung lebendig bleiben. Insofern gehen von zahlreichen der untersuchten Texte wichtige Impulse aus. Allerdings werden anhand der Untersuchungsergebnisse auch einige Tendenzen sichtbar, die nachdenklich stimmen. 1 Grundlage der Ausführungen ist Teil 2. <?page no="318"?> A. Bilanz – Wandlungen in Theologie und Spiritualität 304 1. Auferstehung ohne Kreuz? Im Zusammenhang mit der in modernen Liedern selteneren Entfaltung des Inhalts der Auferstehung im heilsgeschichtlich geschehenen Sinn steht der anhand der thematischen Querschnittsuntersuchungen zu erkennende Befund, dass der Aspekt der Passion dort in wesentlich geringerer Häufigkeit zur Sprache kommt. 2 Das gilt größtenteils auch für die Stücke, die die Auferstehung Jesu ausdrücklich, oft jedoch klischeehaft nennen. Für das neutestamentliche Verständnis ist das Kreuz konstitutiv, wie z.B. an den doppelgliedrigen Bekenntnissen 3 und besonders am theologischen Konzept des Johannes- Evangeliums zu sehen ist. Dort umfasst das Auferstehungsgeschehen unter dem Begriff „Verherrlichung“ die Aspekte Kreuzestod, Auferstehung und Erhöhung, 4 ein Verständnis, das die liturgische Feier wesentlich prägt: „Dieses Werk der Erlösung der Menschen und der vollendeten Verherrlichung Gottes, dessen Vorspiel die göttlichen Machterweise am Volk des Alten Bundes waren, hat Christus, der Herr, erfüllt, besonders durch das Pascha-Mysterium: sein seliges Leiden, seine Auferstehung von den Toten und seine glorreiche Himmelfahrt. In diesem Mysterium ‚hat er durch sein Sterben unseren Tod vernichtet und durch sein Auferstehen das Leben neugeschaffen’ … Wie daher Christus vom Vater gesandt ist, so hat er selbst die … Apostel gesandt, nicht nur das Evangelium aller Kreatur zu verkünden, die Botschaft, daß der Sohn Gottes uns durch seinen Tod und seine Auferstehung der Macht des Satans entrissen und in das Reich des Vaters versetzt hat, sondern auch das von ihnen verkündete Heilswerk zu vollziehen durch Opfer und Sakrament, um die das ganze liturgische Leben kreist.“ 5 In der Liturgie wird immer das Ganze dieses Paschamysteriums vergegenwärtigt. Im wöchentlichen Rhythmus des Herrentags und im jährlichen des Osterfestes, prinzipiell aber in jedem Gottesdienst, bildet der Transitus vom Tod zum Leben den Mittelpunkt. 6 Geht man der Frage nach dem Warum der Ausblendung der Passion in neueren Gesängen nach, so ist neben der insgesamt festzustellenden geringeren Ausprägung der heilsgeschichtlichen Perspektive eine Ursache anzunehmen, die mit der Art der Feier von Ostern zusammenhängt. Aufgrund der Erfahrung der heute voneinander getrennten Gottesdienste am Karfreitag und an Ostern liegt der Schluss nahe, dass das Leiden und Sterben Jesu zum Karfreitag, die Auferstehung aber zum Ostersonntag gehöre, womit der Verlust 2 S.o. Teil 2 A. 3 Z.B. „Wenn Jesus … gestorben und auferstanden ist, dann wird Gott durch Jesus auch die Verstorbenen zusammen mit ihm zur Herrlichkeit führen.“ (1 Thess 4,14) 4 Vgl. z.B. Joh 3,14; 8,28; 12,32-33. 5 SC 5-6. 6 Die christliche Liturgie steht damit in Kontinuität zur jüdischen Pesachfeier, in der die Teilnehmenden ausdrücklich den Übergang ihrer Vorfahren aus der Sklaverei zur Freiheit, aus dem Tod zum Leben als ihren eigenen Weg vergegenwärtigen, ausgedrückt z.B. in der „Einladung zum Gedenken und Danken“ bei der Feier des Pesach, s.o. Teil 3 B.I.4 Fußnote 104. <?page no="319"?> I. Themen und Theologie 305 des Bewusstseins für die Einheit der beiden Aspekte verbunden ist. 7 Hierzu trägt auch die im Missale Romanum von 1970 vorgesehene Osternachtsfeier bei. Diese wird zwar bereits seit Pius XII. wieder als Vigil (und nicht mehr als Karsamstagsgottesdienst) begangen, aber abgesehen davon, dass in vielen Gemeinden eher eine „Vorabendmesse mit einigen ‚Extras’ (2 atl. Lesungen, Osterkerze, Taufgelübdeerneuerung)“ 8 üblich ist, krankt die Gestaltung an strukturellen Problemen, die dazu führen, dass das Thema „Auferstehung“ einseitig akzentuiert wird, und so die Erfahrung des Übergangs von der Trauer zur Freude verhindert wird. 9 Wahrscheinlich leisten dieser Situation Veränderungen der Mentalität in der modernen westlichen Gesellschaft Vorschub: Leiden und Tod finden in der Öffentlichkeit zwar durchaus Interesse - ganze Medienzweige leben davon -, aber ihre starke Präsenz scheint eher die Funktion der Verdrängung zu erfüllen, denn stets handelt es sich um das Leid der anderen, das man in der Alltagskommunikation und beim Medienkonsum aus sicherer Distanz wahrnimmt und es sich so vom Leibe hält. Ähnlich wird auch die Passion als Angelegenheit Jesu verstanden, die Gott sei Dank überstanden ist, mit der man nach 2000 Jahren selbst eigentlich nichts zu tun hat. 10 Es ist zu vermuten, dass deren Fixierung auf den Karfreitag zeitgenössischem Empfinden und kommerziellen Interessen des Ostergeschäfts entgegenkommt: Das Verweisen des Leids in einen abgegrenzten Bezirk gibt die Legitimation, Ostern ausschließlich als Fest der Freude feiern zu können. Gefördert wird eine solche Einstellung durch die theologisch richtige, aber unvollständige Auffassung, wir Menschen seien doch bereits Erlöste, die keinen Grund mehr zur Trauer hätten. 11 7 Im Wesentlichen liegen die Gründe hierfür in der liturgiegeschichtlichen Entwicklung: Gegenüber der Praxis der Alten Kirche, in der man das ganze Pascha, den Übergang vom Tod zum Leben, sinnenfällig in einer Vigil vollzog, setzte sich seit Konstantin mehr und mehr eine diesbezügliche Dissoziation durch: Es entstand die Feier des Karfreitags mit dem Schwerpunkt der Passion, während der Osternacht die Auferstehungsthematik zugeordnet wurde. Nachdem im Mittelalter der Nachtgottesdienst zunehmend auf den Samstagmorgen vorverlagert worden war, wurde erfreulicherweise unter Pius XII. der Beginn der Feier auf den Abend, nach Sonnenuntergang, zurückverlegt. Im deutschen Messbuch von 1975 wird wieder auf die Ganznachtsfeier Wert gelegt: „Die Osternacht, in der Christus auferstanden ist, gilt als ‚Mutter aller Vigilien’. In ihr erwartet (Hervorh. d. Verf.) die Kirche nächtlich wachehaltend die Auferstehung des Herrn und feiert sie in heiligen Zeichen. Daher soll die ganze Vigil als nächtliche Feier gehalten werden, d. h. erst nach Anbruch der Dunkelheit beginnen und vor dem Morgengrauen des Sonntags enden.“ (GOK, Nr. 21) 8 Becker, Nacht der Wache, 467. 9 Vgl. ebd., 462-491. 10 Dieses Verständnis wird auch durch die Überschrift im Deutschen Messbuch (1975) gefördert: „Die Feier vom Leiden und Sterben Christi“. 11 Entsprechende Beobachtungen sind auch bei der Betrachtung des vatikanischen Sterberitus Ordo unctionis infirmorum eorumque pastoralis curae. Edition typica, Rom 1972 zu machen, indem dort - im Unterschied zu den Vorgängerritualien - überwiegend die tröstlichen Aspekte der Auferstehung, weniger aber Angst, Schmerz und Verzweiflung <?page no="320"?> A. Bilanz – Wandlungen in Theologie und Spiritualität 306 Die Erfahrung der Erlösung kann aber vermutlich nur derjenige machen, der vorher Gelegenheit hatte, sein Leid wahrzunehmen und zum Ausdruck zu bringen. 2. „Jesus-Christologie“ 12 Mit dem Zurücktreten der heilsgeschichtlichen Akzentuierung geht des Weiteren eine anhand verschiedener Untersuchungsergebnisse erkennbare generelle Verminderung der Rede von und zu Christus einher: Während alle traditionellen Lieder christuszentriert sind, ist das bei den neueren wesentlich seltener der Fall. Speziell macht sich diese Tendenz an der weniger häufigen Verwendung der Auferstehungsbekenntnisse und der Abnahme thematischer Einzelaspekte bemerkbar, in denen Christus im Mittelpunkt steht (z.B. der Bilder von Sieg und Verklärung). 13 Dies wird dadurch bestätigt, dass Lieder, die im Ganzen entsprechend geprägt sind, in geringerer Anzahl oder gar nicht vorkommen, 14 außerdem durch den lexematischen Befund, der zeigt, dass sich die Häufigkeit christologischer Prädikate verringert hat 15 . Dabei verweist die im Verhältnis zum traditionellen Liedgut in etwa gleich gebliebene Frequenz des Jesus-Namens darauf, dass sich die ehemalige Christuszentriertheit partiell in Richtung einer „Jesus-Christologie“ verschoben hat. 16 Die Ursachen hierfür sind sicher komplex. Im Hinblick auf die Verdrängung ehemals dominanter Vorstellungen, mit denen bestimmte Christustitel verknüpft sind, wie z.B. „Sieg“ mit „Sieger“, „Überwinder“, „Held“ und ähnlichen Bezeichnungen, könnte es sich allgemein um die Ablehnung von autoritären Strukturen handeln, so dass man auf Titulierungen verzichtet, durch die man ein solches Verhältnis konstituiert sieht. Ein weiterer Aspekt ist das stärkere Interesse am irdischen Leben Jesu und an dessen Vorbildcharakter mit der Folge, dass man dem Namen „Jesus“ den Vorzug gibt, während man Hoheitstitel, die den Aspekt der Erhöhung implizieren, seltener gebraucht. Hinzu kommen vermutlich theologische Verständnisschwierigkeiten bezüglich der Gott-Mensch-Einheit in Jesus Christus. Dem reduzierenden Trend ist kritische Aufmerksamkeit zu schenken, denn aus biblisch-theologischer Sicht ist die Bindung des Auferstehungsverständnisses an Christus unaufgebbar. Die Auferstehung ist im Sinn der Kontinuität des auferstandenen Jesus zu seiner irdischen Existenz und zugleich als dessen des Sterbens zum Ausdruck gebracht werden. Vgl. Albert-Zerlik, Sterbebegleitung und Trauerhilfe, 250-255.268f. 12 Der Begriff wurde dem Artikel von Frieder Schulz, Entchristologisierung, 195 entlehnt. 13 S.o. Teil 2 A.II (insbes. 1) und III.3. 14 S.o. Teil 2 B.II (insbes. 2). 15 S.o. Teil 3 A.I.2. 16 Eine ähnliche Entwicklung beschreibt Frieder Schulz für den Bereich neuerer gottesdienstlicher Gebete in evangelischen Agenden nach 1955. Zum einen stellt er die seltenere Nennung der Person Christi und der auf ihn bezogenen Aussagen fest, zum anderen den Rückgang an Hoheitstiteln, mit dem eine Verschiebung hin zu einer „Jesus- Christologie“ verbunden ist. Vgl. Schulz, Entchristologisierung, 195. <?page no="321"?> I. Themen und Theologie 307 endgültige Einheit mit Gott zu verstehen, ausgedrückt durch christologische Hoheitstitel und entsprechende Metaphern, wie z.B. die der „Erhöhung“. Alle Aussagen über die grundsätzlich zu allen Zeiten, also auch heutigen Menschen erfahrbare Nähe Jesu sowie deren Hoffnung auf die eigene Auferstehung gehen von dieser Voraussetzung aus. Bei einer Ausblendung des Aspekts der Erhöhung stellt sich die Frage, ob die in den Liedtexten thematisierte Gegenwart Jesu auf ihren transzendenten Grund hin transparent wird. „Eine pastoral begründete Reduktion christologischer Aussagen im Sinne einer ‚Jesus-Christologie’ kann sich zwar zunächst auf die Formulierung des Christus-Hymnus im Philipperbrief berufen, wo es heißt: ‚Er ward den Menschen gleich’. Aber es geht im Hymnus weiter und muss auch mit dem Beten weiter gehen zum Bekenntnis, daß Jesus Christus der Herr ist zur Ehre Gottes des Vaters’. Darauf richtet sich die Hoffnung der Glaubenden.“ 17 3. Entmetaphorisierung Die Auferstehung als Christusgeschehen wird zwar in den meisten der überwiegend präsentisch orientierten neuen Lieder genannt, aber nur selten in einer innovativen metaphorischen Sprache zum Ausdruck gebracht. Bevorzugt werden Formulierungen des Neuen Testamentes. Überwiegend handelt es sich um die Wiedergabe der kurzen Auferstehungsbekenntnisse, gelegentlich auch anderer Deutungen, z.B. 2 Kor 5,17 in der ersten Strophe von Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden: Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden und beginnt die neue Zeit. Alles Alte ist jetzt vergangen. Was vergangen, gilt nicht mehr. Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden. Neben der mehr oder weniger wörtlichen Aufnahme einzelner Sätze kommen auf narrativer Ebene textnahe Nacherzählungen der Osterevangelien vor. Dagegen finden sich kaum die im früheren Liedgut verwendeten Bilder und Mythen, die die neutestamentliche Auferstehungsbotschaft entfalten, z.B. die Metaphorik des Frühlings, der Verklärung und vor allem des Sieges. Die hier festzustellende Reserve verweist auf eine Entfremdung „… gegenüber früheren weltbildlichen Vorstellungshilfen, deren bildlichmetaphorischer Charakter der großen Theologie durchaus bewusst war, die man also transzendieren und wie Krücken hinter sich lassen musste …“ 18 . Das Unvermögen, den alten Bildern einen Sinn abzugewinnen, beziehungsweise deren bewusste Ablehnung zeigt sich am Beispiel des Abbruchs der Rezeption der traditionsreichen Siegesmetaphorik, dessen Gründe vielschichtig sind. Sicher spielt hier die prinzipielle Absage an mythologische Vorstel- 17 Ebd., 202. 18 Kessler, Sucht den Lebenden, 28. <?page no="322"?> A. Bilanz – Wandlungen in Theologie und Spiritualität 308 lungen eine Rolle, die auch bei den Revisionen beziehungsweise Neuschaffungen liturgischer Texte im Zuge der vatikanischen Reformen zu beobachten ist. Hinzu kommen die zeitgeschichtlich bedingten Erfahrungen der beiden Weltkriege und vor allem der Bedrohung durch einen Atomkrieg. Die darauf reagierende Friedensbewegung strebt(e) ja gerade an, Konflikte ohne aggressive Interventionen zu lösen. Zu berücksichtigen ist außerdem die oftmals als beherrschend empfundene Präsenz des Siegesthemas im traditionellen Liedgut der Osterrubriken in den untersuchten Gesangbüchern. Merkwürdigerweise steht die ablehnende Haltung in Spannung zum hohen Stellenwert, der dem Gedanken des „Sieges“ im alltäglichen Leben zugemessen wird, sei es in Sport, Politik oder Medizin als Überlegenheit über die besiegte Fußballmannschaft, Partei beziehungsweise Krankheit. Indessen scheint das Thema im christlich-religiösen Bereich zum Problem geworden zu sein. Lieber stellt man sich einen friedliebenden Jesus als einen kriegerischen Feldherrn vor. Zu bedenken wäre jedoch, dass die Auferstehung nicht nur auf ein Friedensengagement im Sinne eines ständig aufrecht zu erhaltenden Protestes gegen lebensfeindliche Bedingungen zielt, sondern letztlich auf die Vernichtung des Todes an sich, die per se einen aggressiven Akt darstellt, so wie Paulus es formuliert: „Der letzte Feind, der entmachtet wird, ist der Tod.“ 19 Bedingung hierfür wäre aber, dass es „… die Erlaubnis und den Raum gäbe, für eine Zeit aus der Welt der Ängste und Sorgen (der ‚Vorposten’ des Todes) herauszuspringen in eine Welt, in der man den Sieg über den Tod doch schon feiern kann, ohne sich und andere dabei preisgeben zu müssen.“ 20 Grundsätzlich kommt die Auferstehung nur in der Sprache der Metaphern und des Mythos adäquat zum Ausdruck. Schon die biblischen Begriffe „Auferstehung“, „Erhöhung“ oder „Leben“ sind Bildworte für eine Wirklichkeit, die die gewohnte übersteigt. 21 Sie haben die Funktion, den engen Horizont der alltäglichen Erfahrung zu erweitern, einen Durchblick zu ermöglichen in eine geistige Wirklichkeit, die sich nicht mit eindeutigen Begriffen beschreiben, sondern nur symbolisch andeuten lässt. Auf dieser Ebene eröffnen auch die in Kirchenliedern verarbeiteten Vorstellungen Zugänge und sind nicht als objektive Schilderungen, beispielsweise eines Nahkampfes zwischen Christus und dem Teufel, zu verstehen. Aus mehreren Gründen ist deshalb die Zurückhaltung gegenüber metaphorischen und mythischen Darstellungsweisen, vor allem deren stagnierende Neuproduktion, problematisch: Wenn ausschließlich die allzu bekannten Kurzformeln und Erzählungen wiedergegeben und aus ihnen kurzschlussartig Folgerungen für die menschliche Praxis gezogen werden, erreicht den Hörer das, was die neutestamentlichen Zeugnisse eigentlich ausdrücken wollen, vermutlich nicht 19 1 Kor 15,26. 20 Stock, Motivregister, 208. 21 Vgl. Kessler, Sucht den Lebenden, 278-282. <?page no="323"?> I. Themen und Theologie 309 in der gemeinten Tiefendimension. Aufgrund der fehlenden Übersetzung der Auferstehungsaussagen in zeitgemäße Bilder besteht die Gefahr, dass diese an der Oberfläche bleiben, z.B. durch moralische Engführung, und nicht in ihrer grundlegenden, die menschliche Existenz verändernden Dimension verstanden werden. In manchen Fällen kann es zu einem objektivistischen Missverständnis der Auferstehung kommen, nämlich dann, wenn, wie in nachstehender Liedstrophe, die Chance vergeben wird, bekannte Metaphern (z.B. „auferstehen“) neu zu kontextualisieren und sie dadurch als Bild zu erkennbar zu machen: Fröhlich sind wir, Jesus Christ, dass du auferstanden bist von dem Grab und von dem Tod! Halleluja, großer Gott. 22 Aus anthropologischer Sicht werden die in der menschlichen Psyche angelegten Voraussetzungen für eine ganzheitliche religiöse Erfahrung, die archetypischen Grundmuster, nicht aktiviert, durch die über die verstandesgemäße Erkenntnis hinaus intuitiv ein tieferes Verstehen, was Auferstehung existentiell bedeutet, ermöglicht würde. Aus dem Gesagten ergibt sich die Notwendigkeit zeitgemäßer poetischer Formulierungen, die das ursprüngliche biblische Sprechen von der Auferstehung neu deuten, wie dies im Bereich der modernen freien Lyrik häufiger und auf kreativere Weise der Fall ist. Hierzu stellen die Bibel und deren Rezeption in Literatur, Kunst und Musik einen reichen Fundus dar. Texte mit einer neuen kreativen Metaphorik könnten zudem dazu beitragen, die oftmals fremd gewordenen Bilder traditioneller Lieder intertextuell zu interpretieren, ohne dass letztere durch unsachgemäße Eingriffe verunstaltet oder ganz abgeschafft werden müssten, wie dies mehrfach der Fall ist. 4. Primat der ethischen Praxis Die in den meisten modernen Liedtexten wahrzunehmende Betonung der menschlichen Ebene zeigt sich in der beschreibenden Darstellung meist alltäglicher Situationen und Befindlichkeiten und vielfach in der Erhebung des Anspruchs einer neuen Praxis. Letzteren enthalten einige der untersuchten Gesänge in Form des allgemeinen Bildes vom „Aufbruch“ - wie es die entsprechenden Einzelaspekte und Liedtypen spiegeln -, woran die Überzeugung zu erkennen ist, dass sich die „Auferstehung“ der Menschen schon jetzt und nicht erst nach dem Tod ereignet beziehungsweise ereignen soll. Daneben fällt gegenüber früheren Dichtungen die häufige Nennung konkreter ethischer Handlungsweisen auf, insbesondere im Sinne eines sozialpolitischen Engagements. Prinzipiell thematisieren die betreffenden Texte damit einen vom Auf- 22 Fröhlich sind wir, 1. <?page no="324"?> A. Bilanz – Wandlungen in Theologie und Spiritualität 310 erstehungsglauben nicht zu trennenden Aspekt: Die Rettung Jesu aus dem Tod bezieht sich nicht nur auf die eigene Rettung, sondern auf die aller Menschen, sodass man die Augen vor dem Leid der anderen nicht verschließen kann, wenn man die Bedeutung der Auferstehung ernst nimmt. Ansonsten bliebe die Rede von der Auferstehung leer. 23 Häufig ist in den Texten jedoch ein Missverhältnis zu beobachten, insofern die ethische Praxis ein solches Übergewicht hat, sodass die Botschaft der Auferstehung primär als Aufforderung und weniger als Heilszusage wahrzunehmen ist. Einige Gesänge scheinen in der Gemeinschaft der Glaubenden und deren Praxis die Voraussetzung für die Erfahrung der Auferstehung zu sehen, zum Beispiel: Wo einer dem andern neu vertraut und mit ihm eine Brücke baut, um Haß und Feindschaft zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden. R. Wo einer im Dunkeln nicht verstummt, sondern das Lied der Hoffnung summt, um Totenstille zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden. 24 Der Glaube an die Auferstehung beziehungsweise den auferstandenen Christus ist jedoch der ermöglichende, nicht herstellbare Grund für die menschlichen Leistungen. Er ist die Quelle des gelingenden Miteinanders, des sozialen Engagements in Gemeinde, Gesellschaft und Politik. Als Elemente der Liturgie müssten die Liedtexte genau das sichtbar machen, denn Liturgie ist primär Zusage der unbedingten Zuwendung Gottes zu den Menschen und deswegen „… der Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt. Denn die apostolische Arbeit ist darauf hingeordnet, daß alle, durch Glauben und Taufe Kinder Gottes geworden, sich versammeln, inmitten der Kirche Gott loben, am Opfer teilnehmen und das Herrenmahl genießen. Andererseits treibt die Liturgie die Gläubigen an, daß sie, mit den ‚österlichen Geheimnissen’ gesättigt, ‚in Liebe eines Herzens sind’; sie be- 23 Vgl. Kessler, Sucht den Lebenden, 402-404. „Wer an den auferweckten Gekreuzigten glaubt, wer Gott als die rettende Wirklichkeit für den getöteten Jesus behauptet, kann dies nur so tun, daß er diesen Gott zugleich - wie der irdische Jesus - als die rettende Wirklichkeit für den andern Menschen … praktisch in Anspruch zu nehmen wagt. Ohne wenigstens den Versuch zur Anerkennung und Annahme auch des Andern, die dessen Unterdrückung ausschließt und die tätige Teilnahme an seinem Leid einschließt, ist die Rettung Jesu aus dem Tod praktisch geleugnet … Die Bekehrung zu dem Gott, der den verlorenen Gekreuzigten auferweckt und zum Herrn gemacht hat, verlangt daher auch die Hinkehr zu den Verlorenen und Opfern unserer Herrschaftsgeschichte. Solange wir uns nicht für die geschundenen Mitmenschen und Mitgeschöpfe engagieren, bleibt unsere Rede von der Auferstehung Jesu unglaubhaft.“ Ebd. 404. 24 Wo einer dem andern neu vertraut, 1 und Refrain. Es ist anzunehmen, dass das „wo“ im Sinn von „wenn“ interpretiert wird. S.o. Einzelanalyse Teil 3 B.III. Ähnlich ist die Situation in Das Grab ist leer, z.B. in dem Satz „In den Blicken, die verbinden, da, Herr, werden wir dich finden.“ (Str. 1,7-8) S.o. Einzelanalyse Teil 3 B.II. <?page no="325"?> II. Sprache und Spiritualität 311 tet, daß sie ‚im Leben festhalten, was sie im Glauben empfangen haben’; wenn der Bund Gottes mit den Menschen in der Feier der Eucharistie neu bekräftigt wird, werden die Gläubigen von der drängenden Liebe Christi angezogen und entzündet.“ 25 II. Sprache und Spiritualität 26 Um die spirituelle Dimension traditioneller und moderner Lieder im Vergleich zu beleuchten, wurden innerhalb des dritten Teils der Arbeit sprachliche Untersuchungen durchgeführt. Insofern den untersuchten Ostergesängen primär eine gottesdienstliche Funktion zukommt, weshalb sie ja in offizielle und offiziöse Gesangbücher aufgenommen wurden, sollten sie eine Spiritualität spiegeln, die dem entspricht, was Liturgie ist, nämlich Dialog zwischen Gott und den Menschen, aus dem heraus eine neue Sicht der eigenen Person und der Welt sowie entsprechende Handlungsoptionen erwachsen können. In neueren Liedern zeigen sich diesbezüglich deutlich Verschiebungen, die vor allem anhand der pragmatischen Aspekte von Sprechrichtung, Sprechakt und Sprechereinstellung zu erkennen sind. 1. Rückgang des Gebetes Die Untersuchungen zur Pragmatik ergaben, dass die vertikale Sprechrichtung im traditionellen Liedgut in fast 45% aller Gesänge vorkommt und damit die häufigste ist. Demgegenüber ist sie in den modernen Liedern der offiziellen Gesangbücher deutlich seltener (25%) und in denen der Sammlungen noch spärlicher (14%) vertreten. Nicht nur die geringe Quantität gibt zu denken, sondern auch der Befund bezüglich der Sprecherhandlungen in den vorhandenen Gebetsstrophen. Hier zeigt sich eine weitere signifikante Verschiebung: Während die euchologischen Strophen älterer Lieder häufig den Akt des Gottesbeziehungsweise Christuslobes ausdrücken, 27 verwenden die der neueren Gesänge ausschließlich Bitten und feststellende Aussagen. Ergänzend ist zu bemerken, dass generell, auch in nicht-vertikalen Sprechakten, das Thema des Lobens in den Gesängen des NLG und NLS kaum noch eine Rolle spielt. Das zeigt das fast komplette Verschwinden der Wörter des Wortfelds „loben“, 28 der massive Rückgang der Halleluja-Akklamationen 29 sowie der doxologischen Strophen 30 . Hier scheint sich die in der freien Lyrik zu beobachtende Zurückhaltung gegenüber dem Akt des Lobens auch in der geistlichen Dichtung bemerkbar 25 SC 10. 26 Vgl. die Untersuchungen in Teil 3. 27 S.o. Teil 3 A.I.3.a. 28 S.o. ebd. 29 S.o. Teil 3 A.I.1. 30 S.o. Teil 3 A.II.3. <?page no="326"?> A. Bilanz – Wandlungen in Theologie und Spiritualität 312 zu machen. 31 Die Ursachen liegen vermutlich in der vielfach als inflationär beurteilten Häufung entsprechender Formulierungen in traditionellen gottesdienstlichen Texten und Gesängen, verbunden mit einer erhöhten Sensibilität für individuelle und soziale Probleme, angesichts derer man meint, zu einem ehrlichen Lob Gottes nicht fähig oder bereit sein zu können, sodass sich der Blick konsequent auf die eigene Befindlichkeit richtet. Vermutlich ist hier der umfassendere Sinn des Gotteslobes verloren gegangen, den man folgendermaßen umschreiben kann: „Wo Menschen von der doxa des Gottes Israels oder, wie Paulus formuliert, von der ‚Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi’ (2 Kor 4,6) angerührt werden, da entsteht Doxologie, Rühmung. Dieser Gott wird gerühmt für das, was er tut, was er getan hat und was er tun wird, in Schöpfung und Geschichte. Er wird gepriesen für das, was er ist, was er war und was er sein wird (z.B. Jes 44,1-8; Offb 1,8).“ 32 In Hinblick auf den Ausfall der euchologischen Dimension ist zu bedenken, dass gerade die performative Sprache des Gebetes die Wirklichkeit des Auferstandenen am deutlichsten bezeugt. Alles Reden über die Auferstehung ist aufgrund des biblischen Auftrags zur Verkündigung unaufgebbar. Als Wirklichkeit wird es aber erst erfahren, wenn es in die tatsächliche Beziehung zu Gott beziehungsweise Christus überführt wird, denn das Sprechen zu Christus ist die sachliche Konsequenz und zugleich die praktische Bestätigung der als Wahrheit geglaubten Auferstehung, und umgekehrt: Ohne Auferstehung wäre das Gebet zu Christus sinnlos. 2. Konzentration auf die zwischenmenschliche Kommunikation Mit dem Abbau der Gebetsform in neueren Liedern verlagert sich der Kommunikationsschwerpunkt auf die horizontale Ebene, und zwar im Wesentlichen auf die beiden gemeinschaftsbezogenen Modi, die gruppenbezogenreflexive sowie die sozial-extrovertierte Kommunikationssituation. Überraschenderweise unterscheiden sich die diesbezüglichen Ergebnisse des traditionellen nur wenig von denen des modernen Liedgutes, 33 sodass man den älteren Liedern kaum weniger Gemeinschaftsbewusstsein bescheinigen kann als den neuen. Darauf verweist außerdem die ungefähr gleich häufige Verwendung der ersten Person Plural als Sprecher. 31 Zu den Schwierigkeiten des Lobpreises in der deutschen Lyrik seit 1945 vgl. Kurz, Sprache; Franz, Liturgische Sprache, 238. Die anhand des Untersuchungsmaterials gemachte Beobachtung der Reserve gegenüber dem Akt des Lobens gilt sicher nicht für alle Bereiche der neueren Lieddichtung. Insbesondere charismatische und evangelikale Lieder sind oft vom Lobpreis bestimmt, so dass sie gar als „Lobpreislieder“ bezeichnet werden. Vgl. Handt, Keiner ist wie du. 32 Reich, Herrlichkeit, 4. 33 Ausnahme: Die gruppenbezogen-reflexive KS findet sich im NLS deutlich seltener als im TLG. Die Abweichung beträgt mehr als 20%. S.o. Teil 3 A.III.4.b. <?page no="327"?> II. Sprache und Spiritualität 313 Dennoch ist eine tendenzielle Veränderung innerhalb des modernen Liedgutes festzustellen, nämlich bezüglich des häufigeren Interesses an der sozialextrovertierten Konstellation, in der die Mitmenschen als Gegenüber, meistens als I HR , seltener als D U , direkt angesprochen werden. Zwar übersteigen die Anteile der Lieder des NLG beziehungsweise des NLS nur geringfügig die des TLG, aber die der Strophen liegen deutlich höher. 34 Dies hängt mit der Beliebtheit serialisierender Bauprinzipien zusammen, aufgrund derer sich die Anrede mit einem intensivierenden Effekt durchgehend wiederholt. Das heißt: Die betreffenden Texte spiegeln die gemeinschaftliche Ebene weniger durch ein geschlossenes, die ganze Versammlung repräsentierendes W IR , als viel mehr durch einen vom Sprecher zum Adressaten verlaufenden Kommunikationsakt. In der Regel ist dieser durch Imperative bestimmt, wodurch oftmals ein ungleiches Verhältnis konstituiert wird, z.B. dann, wenn ein Sprecher eine Gruppe von Mitmenschen belehrt oder zu einer Haltung auffordert. Zum einen kann eine solche Rollenverteilung zur Verlebendigung eines Textes beitragen. Zum anderen hat sie den Nachteil, dass ein Gefälle zwischen einem engagierten Sender der Botschaft und einem eher passiven, erst zu motivierenden Empfänger entsteht. Hinzu kommt eine Abnutzung der Appelle durch strukturbedingte Wiederholungen (z.B. in Kehrversen). Die sich in der Kommunikationsstruktur spiegelnde Konzentration auf die menschliche Ebene bedeutet, dass das durch Gott gewirkte und zugesagte Handeln nun in der Regie der Menschen gesehen wird. Zunächst ist das erkennbar am Gebrauch des beliebten Lexems „Aufstehen“, das nun nicht mehr ausschließlich auf die Auferstehung Jesu, sondern auf die Aktion der Menschen bezogen wird: Die Menschen sollen aufstehen, in Bewegung kommen und ihr Sein verändern. Vor allem sind sie aufgerufen, wie an der Dominanz des ethischen Themas zu sehen ist, für humane Verhältnisse im sozialen und politischen Bereich, ja für die umfassende Heilung der Welt zu sorgen. Spiritualität wird weniger im Sinne einer Transzendierung der eigenen Existenz auf Gott hin verstanden, die verantwortliches Handeln nach sich zieht, sondern eher als Erfüllung ethischer Ansprüche, die man sich gegenseitig überwiegend durch Schilderungen des Idealzustands oder kritische Anfragen - nur selten durch Aufforderungen - vor Augen führt. Vielfach wird hierbei eine Fundierung aus dem Glauben vernachlässigt, denn die Auferstehungsaussagen werden, soweit sie vorkommen, mit ihren gewohnten Formulierungen nur klischeehaft, ohne weitere Entfaltungen repetiert, so dass ihr Bezug zum Handeln nicht recht nachvollziehbar ist. 34 S.o. Teil 3 III.3.a.3). <?page no="328"?> A. Bilanz – Wandlungen in Theologie und Spiritualität 314 III. Zusammenfassung Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die meisten modernen Texte den Boden des biblischen und kirchlich tradierten Auferstehungsverständnisses nicht verlassen, indem sie sich mehr oder weniger explizit auf das christologische Auferstehungsgeschehen berufen. Dennoch zeigen die bei einem Großteil des modernen Liedgutes festgestellten neuen Akzentuierungen einen Perspektive- und damit zusammenhängend einen Paradigmenwechsel an. Dabei handelt es sich auf theologischer Ebene um die Ablösung der heilsgeschichtlichen durch die anthropologische Sichtweise: In den traditionellen Texten konzentriert sich der Blick weitgehend auf die geschehene Auferstehung Jesu, wobei die gegenwärtige Situation der Menschen kaum im Detail erläutert wird, sondern eher allgemein, vor allem als Erlösung von Leid und Sünde und - in Hinblick auf die Zukunft - vom Tod benannt wird. Dagegen legen die meisten neueren Texte den Schwerpunkt auf konkrete individuelle und soziale Gegebenheiten. Auf spiritueller Ebene besteht der Wandel in der Verschiebung von einer liturgisch-euchologischen zu einer praktisch-sozialen Prägung der Texte. Trotz aller Wertschätzung der sich daraus ergebenden Impulse sind diese Entwicklungen auch als problematisch zu beurteilen, da mit ihnen vielfach eine Verkürzung des Auferstehungsverständnisses und, wie an einzelnen Gesängen zu sehen ist, sogar substantielle Veränderungen des Osterglaubens verbunden sind, z.B. wenn ethisches Verhalten als Bedingung für die Auferstehungserfahrung vorausgesetzt wird. Im Hinblick auf das Zurücktreten der heilsgeschichtlichen Sichtweise lässt sich in vielen neueren Texten eine Auflösung des Zusammenhangs von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beobachten. Für den sprachlichen Vollzug des christlichen Glaubens in der Liturgie ist jedoch die Verknüpfung der drei zeitlichen Dimensionen wesentlich. Grundlegend ist hierbei, wie schon im jüdischen Gottesdienst, die Anamnese des Rettungshandelns Gottes an den Menschen in der Geschichte. 35 Für die Juden ist das entscheidende Ereignis der Exodus 36 , das für vorhergehende und nachfolgende Heilserfahrungen paradigmatisch ist. Durch dessen verbale und rituelle Vergegenwärtigung im Gottesdienst, vor allem im Rahmen des alljährlichen Pesachfestes, haben die jeweils aktuell Feiernden an der Heilstat Gottes teil. 37 Die Christen stehen in dieser Tradition und vergegenwärtigen das Befreiungshandeln Gottes als die endgültige durch Jesu Sterben und Auferstehung verwirklichte Rettung des ganzen Gottesvolkes. Deren Gedächtnis bestimmt jede liturgische Feier, insbe- 35 Aus kulturanthropologischer Sicht ist die Anamnese im Juden- und Christentum als kulturelles Gedächtnis zu verstehen, das die kollektive Erinnerung einer Gruppe an das sie begründende Ursprungsgeschehen darstellt, durch das diese Sinn und Identität erfährt. Vgl. Assmann, Das kulturelle Gedächtnis (erster Teil); Ders., Der zweidimensionale Mensch; Meßner, Liturgiewissenschaft, 160-163. 36 Auf dessen Gedächtnis wird hingewiesen in Ex 13,14-15; Dtn 6,10-23. 37 Zum Ausdruck kommt sie z.B. in der „Einladung zum Gedenken und Danken“ bei der Feier des Seder. <?page no="329"?> III. Zusammenfassung 315 sondere die von Ostern. Als konstitutive Elemente der Liturgie sollten Osterlieder diesen Grundzug spiegeln, indem sie die Auferstehung als in der Vergangenheit begründete, in der Gegenwart zu erfahrende und in der Zukunft erhoffte Wirklichkeit thematisieren. Mehrere der untersuchten neueren Texte lassen dies kaum oder gar nicht erkennen. Im Hintergrund der Verschiebungen stehen kulturgeschichtliche, sozialpolitische sowie innerkirchliche Umwälzungen, die entscheidend motiviert wurden von der seit den Achtundsechzigerjahren in Gang gekommenen - prinzipiell positiv zu bewertenden - Bewusstwerdung der eigenen Rolle der Menschen in Gesellschaft und Politik, womit eine kritische Hinterfragung autoritärer Strukturen einherging. Der sich in der Folgezeit zum Beispiel in der Anti-Atom- und Friedensbewegung, in ökologischen sowie sozialen Initiativen fortsetzende Prozess bestimmte zunehmend auch den kirchlichen Bereich, gefördert durch das Ereignis des Zweiten Vatikanischen Konzils, evangelische Kirchen- und katholische Katholikentage, des Weiteren durch Bewegungen wie „Kirche von unten“, in denen die Volk-Gottes-Theologie des Konzils rezipiert wurde. Nach Adolf Exeler liegt deren Stärke darin, „… daß sie die ganz schlichten Erscheinungsformen christlichen Glaubens im Alltag ernst nimmt, sie reflektiert und dieser Reflexion Ausdruck verschafft. Die ganz alltäglichen Erfahrungen und Situationen - in Glück und Leid - die Solidarität der Menschen …, sofern dies alles mit dem Glauben im Zusammenhang steht, müssen einbezogen werden. Die alltägliche Glaubenspraxis und Glaubenserfahrung der Christen käme in einer solchen Konzeption als konstitutiver Bestandteil des Glaubenszeugnisses der Kirche zur Geltung.“ 38 Dementsprechend wurden und werden die Gesellschaft und den Einzelnen betreffende Themen auch in geistlichen Liedern verarbeitet und in den Gottesdienst eingebracht, nicht zuletzt mit der Intention der durch die Liturgiekonstitution geforderten „vollen, bewussten und tätigen Teilnahme“ (participatio actuosa) aller getauften Gläubigen. 39 Die neue Schwerpunktsetzung scheint, zumindest vordergründig, mit vielen Inhalten der älteren Osterliedtexte, wie sie die Gesangbücher nach 1945 präsentieren, wenig kompatibel zu sein. So werden jene Deutungen abgelehnt, von denen man meint, dass sie dem anthropologisch gewendeten theologischen Verständnis widersprechen (z.B. Auferstehung als Sieg Christi, als Erhöhung, als Erlösung am passiv dargestellten Menschen, als Vorbild der menschlich-individuellen Auferstehung erst nach dem Tod). Bemängelt wird vor allem der meist nur schwach ausgeprägte, häufig formelhaft ausgedrückte Gegenwartsbezug - eine in jedem Fall ernst zu nehmende Kritik -, dem moderne Liedproduktionen umso stärker Rechnung tragen. Allerdings zeigen mehrere von ihnen, dass eine Hermeneutik fehlt, um das Hier und Jetzt der Auferstehungserfahrung in den zeitüber- 38 Adolf Exeler, Vom sprachmächtigen Glauben zur „Theologie des Volkes“, in: Diakonia 9 (1978), 20, zit. n. Weidinger, Lieder, 115. 39 Vgl. SC 14. <?page no="330"?> A. Bilanz – Wandlungen in Theologie und Spiritualität 316 greifenden Zusammenhang der biblisch begründeten Heilsgeschichte integrieren zu können. Eine wichtige Ursache hierfür besteht zum einen vermutlich in der theologiegeschichtlich zu beobachtenden stiefmütterlichen Behandlung des Themas der Auferstehung. Obwohl die Auferstehung als Zentrum des christlichen Glaubens in der kirchlichen Tradition unhinterfragt akzeptiert wurde, 40 spielte sie in der theologischen Reflexion seit dem Mittelalter eine nur randständige Rolle. So beschäftigte man sich in der Scholastik überwiegend mit ontologischen Fragestellungen (Beschaffenheit der Auferstehung). In der Neuscholastik (19./ 20. Jh.) reduzierte sich das Interesse noch mehr und richtete sich fast ausschließlich auf den Erweis der Göttlichkeit Jesu durch die Auferstehung. 41 Hinzu kam die seit dem 18. Jahrhundert aufkommende Konzentration auf die Botschaft und das Leben des vorösterlichen Jesus, unter anderem gefördert durch die historisch-kritische Forschung. Erst seit dem zwanzigsten Jahrhundert (seit etwa 1920) finden sich Ansätze, die die Auferstehung umfassend auf der Basis des neutestamentlichen Zeugnisses bedenken. 42 Dennoch wirkt sich die fehlende Reflexion bis in die heutige Zeit hinein aus, mit der Folge eines defizitären Auferstehungsverständnisses im Bewusstsein vieler Christen, das sich vermutlich auch auf Neuproduktionen geistlicher Liedtexte auswirkt, indem man Klischees wiedergibt oder das Thema ganz umgeht. Als wohl bedeutsamster Aspekt ist zum anderen die liturgiehistorische Entwicklung der Feier von Ostern zu bedenken, insbesondere die seit dem Mittelalter zu verzeichnende, wirkungsgeschichtlich nachhaltige Degeneration der Osternacht, die auch nach ihrer Rehabilitierung im zwanzigsten Jahrhundert in ihrer Struktur immer noch nur unzureichend den Transitus vom Tod zum Leben vermittelt. Vor diesem Hintergrund mangelnder ganzheitlicher Erfahrung und aufgrund der oben angesprochenen theologischen Defizite ist die oft unbefriedigende Behandlung des Auferstehungsthemas in Predigt, Katechese und Religionsunterricht zu verstehen. Selbst Theologen sind oftmals nicht fähig zu vermitteln, was (ihnen) „Auferstehung“ bedeutet. Insofern verwundert es nicht, wenn in modernen Texten eine Vernachlässigung bezie- 40 Für das christliche Selbstverständnis war immer klar, dass ein Glaube ohne Auferstehung sinnlos wäre, im Sinn von 1 Kor 15,17-18: „Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren.“ 41 Kessler, Sucht den Lebenden, 22. 42 Vgl. die theologiegeschichtliche Skizze von Hans Kessler in: Sucht den Lebenden, 21-25; Kremer/ Kessler/ Nitz, Auferstehung Christi, Sp. 1182-1185. Als Beispiele neuerer Ansätze sind zu nennen: Barth, Kirchliche Dogmatik IV/ 3 (1. Hälfte); Koch, Auferstehung; Rahner, Osterfrömmigkeit; Ders., Auferstehung. Das Werk von Kessler, Sucht den Lebendigen, in dem der Autor seinen eigenen Ansatz darlegt, präsentiert eine Auseinandersetzung mit den neuesten Positionen von Gerd Lüdemann und Hansjürgen Verweyen (419-463). Kessler bezieht sich auf folgende Darstellungen: Lüdemann, Auferstehung Jesu sowie Verweyen, „Auferstehung“: ein Wort verstellt die Sache. Als weiterführenden Ansatz stellt Kessler den von Georg Essen (Ders., Historische Vernunft und Auferweckung Jesu) vor. <?page no="331"?> III. Zusammenfassung 317 hungsweise bewusste Zurückdrängung der heilsgeschichtlichen Dimension und zugleich eine Überakzentuierung der - grundsätzlich für ein vollständiges Auferstehungsverständnis notwendigen - anthropologischen Ebene festzustellen ist. Die Beobachtungen am untersuchten Liedmaterial geben Anlass zur Frage, inwieweit sich der dort wahrzunehmende Paradigmenwechsel in anderen kirchlichen Feldern, z.B. in Gebet, Predigt, Katechese, Religionsunterricht, niederschlägt. <?page no="332"?> B. Perspektiven - Drei exemplarische Lieder Erstrebenswert wären geistliche Liedtexte, in denen die anthropologische Seite ernst genommen und zugleich in die umfassendere heilsgeschichtliche Sichtweise der Auferstehung integriert würde. Das heißt: Die menschliche Situation müsste im Horizont des zeitgemäß übersetzten Paschamysteriums zum Ausdruck kommen, und zwar in einer nicht nur ethisierenden, sondern die ganze Existenz betreffenden Form. Zur Schaffung des hierzu notwendigen Erfahrungsraums bedürfte es seitens der Verantwortlichen eines Überdenkens der Weise des Feierns von Ostern, nicht nur in Hinblick auf die konkrete gottesdienstliche Gestaltung in den Gemeinden auf der Basis der derzeit geltenden Formulare, sondern weiterreichend auch in Richtung einer grundlegenden Revision der Osternachtsfeier. 43 Vorauszusetzen wäre außerdem eine theologische Reflexion der Auferstehung, die über den akademischen Rahmen hinausgeht. Erst durch einen bewussten Umgang mit dem Thema auf liturgischer, spiritueller und theologischer Ebene sowie dessen Kontextualisierung mit anderen kulturellen Bereichen, z.B. Literatur, Film, Kunst und Musik, ist es möglich, stimmige, innovative sprachliche Formulierungen, die im Fall der Auferstehung nur metaphorisch sein können, zu kreieren. Hierbei muss der Maßstab poetischer Qualität angelegt werden, denn geistliche Lieder sind Lyrik, deren Anspruch es ist, das der Glaubensgemeinschaft Wichtigste zum Ausdruck zu bringen. 44 Dass dies gelingen kann, haben einige, wenn auch wenige Gesänge gezeigt. 45 Zum Ausklang seien drei weitere in unserer Zeit entstandene Lieder präsentiert, die das Thema der Auferstehung auf zeitgemäße und verständliche Weise, inhaltlich und ästhetisch niveauvoll deuten. Sie sind gekennzeichnet von einer kreativen und sorgfältigen poetischen Sprache, die einen Sinnzusammenhang schafft, innerhalb dessen die Auferstehung in ihrer spezifisch christlichen Ausprägung aufscheinen kann. In diesem Sinn mögen die Texte selbst den Lesenden erschließen, was „Auferstehung“ heißt. Daher wird bewusst auf ausführliche Analysen verzichtet; die beigefügten Kommentare geben lediglich einige Hinweise ohne den Anspruch, den betreffenden Gesang erschöpfend zu behandeln. An erster Stelle steht Der schöne Ostertag, eine Bearbeitung älterer Vorlagen aus dem Niederländischen beziehungsweise Englischen von Jürgen Henkys. Es folgen das Lied Sucht den Lebendigen des deutschen Autors Lothar Zenetti und abschließend ein Gesang aus den Niederlanden, Ein Tränenschleier hing rundum („Maria von Magdala im Garten“) von Sytze de Vries. Dabei wurde das zuvor aus Gründen der Material- 43 Als Vorschläge liegen vor z.B. Kleinheyer, Haec nox est; Berger, Gehalt und Gestalt; Stock, Ostern feiern; Auf der Maur, Wiederentdeckung; Becker, Nacht der Wache. 44 Vgl. Franz, Liturgische Sprache, 238f. 45 Hervorzuheben sind beispielsweise Seht, der Stein und Manchmal feiern wir. Vgl. Einzelanalysen Teil 2 B.III.6 und 7. 318 B. Perspektiven – Drei exemplarische Lieder <?page no="333"?> I. Der schöne Ostertag 319 eingrenzung erforderliche Prinzip aufgegeben, nur Texte in deutscher Sprache zu betrachten, um darüber hinaus einen Eindruck von der reichen und vielfach anspruchsvollen Produktion moderner fremdsprachiger Lieder zu vermitteln, die eine eigene Präsentation wert wären. 46 I. Der schöne Ostertag 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 Der schöne Ostertag! Ihr Menschen kommt ins Helle! Christ, der begraben lag, brach heut aus seiner Zelle. Wär vorm Gefängnis noch der schwere Stein vorhanden, so glaubten wir umsonst. Doch nun ist er erstanden, erstanden, erstanden, erstanden! 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 2,8 Was euch auch niederwirft, Schuld, Krankheit, Flut und Beben - der, den ihr lieben dürft, trug euer Kreuz ins Leben. Läg er noch immer, wo die Frauen ihn nicht fanden, so kämpften wir umsonst. Doch nun ist er erstanden, erstanden, erstanden, erstanden! 46 Nicht nur in England und den Niederlanden, v.a. auch in Skandinavien entstanden in den letzten Jahrzehnten und entstehen weiterhin aus poetischer, theologischer und spiritueller Sicht bemerkenswerte Texte. Vgl. z.B. die Gesänge der Sammlung *Stimme, die Stein zerbricht. <?page no="334"?> B. Perspektiven – Drei exemplarische Lieder 320 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 3,8 Muss ich von hier nach dort - er hat den Weg erlitten. Der Fluss reißt mich nicht fort, seit Jesus ihn durchschritten. Wär er geblieben, wo des Todes Wellen branden, so hofften wir umsonst. Doch nun ist er erstanden, erstanden, erstanden, erstanden! Druckvorlage Text und Melodie wurden aus *EG 117 übernommen. Den Text verfasste Jürgen Henkys 1983 nach der englischen Vorlage „This joyful Eastertide“ von George Ratcliffe Woodward (1894) und der niederländischen „Hoe groot de vrugten zijn“ von Joachim Frants Oudaan (1684). Die fröhliche, frühbarocke Weise wurde von Dirk Raphaelszoon Camphuysen komponiert (1624). 47 Im Hintergrund der Dichtung steht der Gedankengang aus 1 Kor 15, mit dem Paulus den Zusammenhang zwischen der Auferstehung Jesu und dem durch sie begründeten Glauben erklärt. 48 Die Argumentationsstruktur wird in jeder Strophe übernommen, wobei die nüchternen theologischen Überlegungen durch lebendige Bilder mit Bezügen zur Passion und Osterhistorie ausgedrückt werden. Folgende Übersicht zeigt den zum Bibeltext analogen Aufbau am Beispiel der ersten Strophe: Text 1 Kor 15,3-4.17.20 49 1,1 1,2 Der schöne Ostertag! Ihr Menschen kommt ins Helle! Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist … und 1,3 1,4 Christ, der begraben lag, brach heut aus seiner Zelle. dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist (…) 1,5 1,6 Wär vorm Gefängnis noch der schwere Stein vorhanden, so glaubten wir umsonst. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig (…) 1,7 1,8 Doch nun ist er erstanden, erstanden, erstanden, erstanden! Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten (…) Im Liedtext gelingt es, das Ereignis der Auferstehung Jesu, dessen gegenwärtige Bedeutung für die Menschen und die Hoffnung auf Vollendung miteinander zu verbinden. Das geschieht, indem Jesu Auferstehen als Ausbruch aus der Gefängniszelle (1,4), als Ins-Leben-Tragen des Kreuzes (der Menschen heute! ) (2,4) und als Durchschreiten des Todesflusses (3,4) dargestellt wird, 47 Mit dem Lied beschäftigen sich z.B. die Interpretationen Süß, Ostertag; Kloppenburg, Ostertag; weitere Literaturhinweise ebd. 48 1 Kor 15,12-20. 49 Zitiert nach der revidierten Fassung der Lutherbibel von 1984. <?page no="335"?> I. Der schöne Ostertag 321 immer in Bezug zur menschlichen Existenz: auf den Ebenen des Glaubens (1,5- 6), des Lebenskampfes (2,5-6) sowie der Hoffnung (3,5-6). Die Kommunikationssituation ist in den beiden ersten Strophen zunächst durch die Anrede an ein I HR mit indikativischen Sprechakten tröstlicher Zusagen geprägt. Deren Aneignung vollzieht sich in W IR -Form (jeweils Z. 5-8). Die einzige Aufforderung, „Ihr Menschen kommt ins Helle“ (1,2), hat die Funktion, die Hörer an den Ort der Freiheit zu rufen, analog zum Ausbruch Jesu aus seiner „Zelle“ (1,3-4). Insofern impliziert auch dieser Appell eine Heilszusage. Obwohl der Text keine Gebetsform hat, spiegelt er eine lebendige und emotionale Beziehung zum Auferstandenen, die vor allem in der dritten Strophe beim Wechsel von der I HR -Anrede zur I CH -Perspektive zu erkennen ist, in der das Zugesagte auf die Situation des eigenen Todes bezogen wird (3,1-4). <?page no="336"?> B. Perspektiven – Drei exemplarische Lieder 322 II. Sucht den Lebendigen nicht bei den Toten R,1 R,2 R,3 R,4 Sucht den Lebendigen nicht bei den Toten, denn er will in uns allen erstehn. Ja, es geschehen noch Zeichen und Wunder, und wer glaubt, kann sie heute schon sehn. 1,1 1,2 1,3 1,4 Vor Freude selig und von Tränen blind, mit Augen, die das Licht noch nicht ertragen, wie Menschen, die noch nicht geboren sind, so stehn wir auf am Morgen nach drei Tagen. (R.) <?page no="337"?> II. Sucht den Lebendigen nicht bei den Toten 323 2,1 2,2 2,3 2,4 Von finstern Mächten waren wir bewacht, gefesselt und dem Tode übergeben. Nun ist vorbei die lange dunkle Nacht, in Ängsten waren wir und sieh, wir leben. (R.) 3,1 3,2 3,3 3,4 Nun ist der Bann gebrochen, wir sind frei, nicht länger wird die Folter uns noch quälen. Es singt ein Volk die große Litanei, und niemand kann die vielen Stimmen zählen. (R.) Druckvorlage Die hier abgedruckte Fassung des von Lothar Zenetti verfassten Textes mit der Melodie von Hans Georg Bertram wurde der Sammlung *Lieder zum Kirchentag 28b entnommen. 50 Was Auferstehung bedeutet, bringt das Gedicht in übereinandergelegten Zeit- und Erfahrungsebenen zum Ausdruck: Schon die nach Lk 24,5 zitierte Aufforderung des Refrains „Sucht den Lebendigen nicht bei den Toten …“, die die Grabesszene ins Gedächtnis ruft, führt in der Fortsetzung direkt in die Gegenwart der Angesprochenen: „… denn er will in uns allen erstehn“, und die sprichwörtlichen „Zeichen und Wunder“ kann jeder, der glaubt, „heute schon sehn“. In allen drei Strophen wird die Auferstehung als gegenwärtige Befreiung des singenden W IR , auf der Folie der für Israel zentralen Rettungserfahrungen gedeutet. In der ersten Strophe klingt die Herausführung aus dem Exil im Rückgriff auf Psalm 126 an: Als der Herr das Los der Gefangenschaft Zions wendete, da waren wir alle wie Träumende. Da war unser Mund voll Lachen und unsere Zunge voll Jubel. Da sagte man unter den andern Völkern: «Der Herr hat an ihnen Großes getan.» Ja, Großes hat der Herr an uns getan. Da waren wir fröhlich. Wende doch, Herr, unser Geschick, wie du versiegte Bäche wieder füllst im Südland. Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten. Sie gehen hin unter Tränen und tragen den Samen zur Aussaat. Sie kommen wieder mit Jubel und bringen ihre Garben ein. Den beiden folgenden Strophen liegt die Erzählung von der Herausführung aus Ägypten 51 zugrunde. Des Weiteren bringt der Text die eschatologische Perspektive zur Sprache mit Bildern der Vollendung, vor allem aus Jesaja und dem Buch der Offenbarung (Strophe 1 und 3,3-4). 52 Der vergegenwärtigenden Darstellung der zukünftigen wie auch der vergangenen Geschehnisse ent- 50 Das Gedicht wurde erstmalig ediert in Lothar Zenetti, Sieben Farben hat das Licht, Mainz 1975. Die hier präsentierte Melodie entspricht der Motette von Hans Georg Bertram, Sucht den Lebendigen nicht bei den Toten. Motette nach Worten von Lothar Zenetti für gemischten Chor und Gemeindegesang ad libitum (1975), Kassel 1976. In *Lieder zum Kirchentag 28a findet sich außerdem eine Version von Winfried Heurich. Eine weitere Vertonung schuf Jutta Bitsch 1995, mit der der Text in *GL 2013 (Nr. 811) erscheint. 51 Ex 14-15. 52 Vgl. Jes 25,8; Jes 35,10; Offb 21,4. <?page no="338"?> B. Perspektiven – Drei exemplarische Lieder 324 spricht der Vollzug liturgischen Feierns, worauf explizit die beiden letzten Verse der dritten Strophe verweisen: Es singt ein Volk die große Litanei, und niemand kann die vielen Stimmen zählen. Diese „Litanei“ erinnert sowohl an das Lied des Mose und der Miriam nach dem Durchzug durch das Rote Meer 53 (anknüpfend an 3,1-2) als auch an das im Buch der Offenbarung geschilderte Lob der nicht zählbaren „großen Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen“ 54 . Zugleich ist das Lied der Gesang der aktuell versammelten Gemeinde. III. Ein Tränenschleier hing rundum Zum Ausklang soll ein im Jahr 2008 entstandener Gesang vorgestellt werden. Der Verfasser des niederländischen Originaltextes mit der Überschrift „Maria van Magdala in de tuin“ (Maria von Magdala im Garten) ist Sytze de Vries. Die deutsche Übersetzung erstellte Christa Reich (2009), die Melodie schrieb Rolf Schweizer (2009). 55 Das Gedicht nimmt die Perspektive von Maria Magdalena ein, die auf die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus zurückblickt und der Erfahrung ihrer neu gewonnenen Freiheit Ausdruck verleiht. 56 Ein Kommentar erübrigt sich, denn die poetisch gefassten Worte der Osterzeugin selbst vermögen es, die ganz andere und doch erfahrbare Wirklichkeit der Auferstehung erahnen zu lassen. 53 Ex 15. 54 Offb 7,9; 14,3; 15,3. 55 Druckvorlage: Vier neue Lieder aus den Niederlanden, in: Von Auferstehung singen, 85. 56 Als persönliche Rede aus der I CH -Perspektive wird das Stück vermutlich am besten in einem solistischen Vortrag seine Wirkung entfalten. <?page no="339"?> III. Ein Tränenschleier hing rundum 325 1. 2. Een web van tranen hing rondom. En ik zag niet, gesponnen in verdriet, de gouden glinstering van ’t allereerste licht in mijn betraande oog, – hoe daar een regenboog van troost werd opgericht. Ein Tränenschleier hing rundum. Und ich sah nicht durchs graue Gramgespinst, wie glitzernd goldner Wink des allerersten Lichts mein trübes Auge fand, und Trost vor mir erstand, dem Regenbogen gleich. 3. 4. Ik doolde vragend rond. De hemel doof en stom, het eeuwige waarom bestorven in mijn mond. Mijn leven leek voorbij. Ik zocht in diepe nacht waar mijn verleden lag. Mijn liefste, waar was hij? Ich irrte fragend rund. Der Himmel taub und stumm, das ewige Warum erstarb in meinem Mund. Mein Leben glitt vorbei. Was mir vergangen war, das sucht’ ich in der Nacht: Wo war der Liebste mein? 5. 6. Maar hij was zo nabij! Met liefde onverbloemd heeft hij mijn naam genoemd. Nu weet ik mij bevrijd de toekomst aan te gaan. Zijn stem heeft mij bekoord als levenwekkend woord, als vraag om op te staan. Und doch war er so nah! Beim Namen rief er mich, in Liebe zeigt’ er sich. Jetzt fühle ich mich stark, die Zukunft anzugehn. Sein Ton hat mich berührt, sein Lebenswort verführt, es ließ mich auferstehn. 7. 8. Mijn ommekeer werd hij, mijn doop en opstanding! Ik schrei niet meer, ik zing mij aan de nacht voorbij. Boven de lege tuin vlamt toch de nieuwe dag. De hemel hijst de vlag, en steekt weer de bazuin! Er kehrt mich um, macht frei, er tauft, lässt aufrecht gehen! Ich wein nicht mehr, ich sing mich an der Nacht vorbei. Der leere Garten liegt im Leuchten neuen Tags. Der Himmel hat geflaggt, er glänzt in seinem Sieg. <?page no="341"?> A NHANG A. Tabellen I. Bestand der Osterlieder und Quellennachweise Vorbemerkungen zu den Tabellen 1-7 Tabelle 1 präsentiert alle Osterlieder der untersuchten offiziellen Gesangbücher (G) hinsichtlich ihres Vorkommens in einer synoptischen Übersicht. Gemäß dem Kriterium, dass nur jene Lieder Berücksichtigung finden, die in den Gesangbüchern ausdrücklich dem Thema „Ostern“ bzw. „Auferstehung“ zugeordnet sind – in der Regel durch ihre Position innerhalb einer Osterrubrik –, werden auch nur die Quellen genannt, in denen dies der Fall ist. Das heißt: Gesangbücher, in denen ein Lied nicht explizit als Osterlied erscheint, bleiben unerwähnt. 1 Lieder in Einheitsgesangbüchern bzw. Stammausgaben werden mit ihrer jeweiligen Nummer verzeichnet. Bezüglich der DGB, kDA I/ II, eRA und eRT wird nur die Anzahl der Quellen angegeben, die ein bestimmtes Lied enthalten. Diese wird differenzierend zur Nummernangabe kursiv dargestellt. Die Quellennachweise im Detail bieten die Tabellen 2-3 und 5-6. Die Angaben zu den Verfassern und zur Datierung der Gesänge sind aus Gesangbüchern entnommen, da umfassende liedhistorische Recherchen über den Rahmen der vorliegenden Arbeit hinausgehen würden. Beim Vorkommen eines Liedes in mehreren Quellen zeigen sich oft Abweichungen, sowohl in Bezug auf das Auftreten mehrerer Fassungen, als auch auf verschiedene Herkunftsangaben bei ein und derselben Version. Um der Genauigkeit des Nachweises willen wird deshalb die Quelle, aus der die Informationen stammen, in der Verfasserspalte in Klammern aufgeführt (Zelle rechts unten). Im Fall, dass sich ein Lied in nur einem Gesangbuch findet, werden dessen Angaben verwendet, sodass sich ein gesonderter Verweis erübrigt. Grundsätzlich ist zu beachten, dass die liedhistorischen Hinweise lediglich einer ersten Orientierung dienen können und gegebenenfalls zu überprüfen sind. Tabellen 2-3 und 5-6 enthalten die detaillierten Quellennachweise zu den Osterliedern in den regional geltenden Gesangbüchern: DGB (T 2), kDA I/ II (T 3), eRA (T 5), eRT (T 6). 1 Als Beispiel können die Marienlieder Freu dich, du Himmelskönigin und Lasst uns erfreuen herzlich sehr genannt werden. In vielen älteren Gesangbüchern (z.B. in *KL I und mehreren DGB) erscheinen sie in der Osterrubrik. Dagegen präsentiert *GL sie in der Rubrik „Maria“, weshalb *GL nicht als Quelle aufgeführt wird. <?page no="342"?> A. Tabellen 328 Tabellen 4.a und b ergänzen als Nachtrag die Listen des Liedbestands (T 1) und der Quellennachweise im katholischen Bereich (T 2-3) um den Bestand des Gotteslobs 2013 (Stammteil und Eigenteile). Tabelle 7 umfasst den Gesamtbestand der modernen Osterlieder in den offiziösen Sammlungen (S) nebst Quellennachweisen. Neben der Anzahl der Sammlungen, die ein Lied präsentieren, wird gegebenenfalls auch die der offiziellen Gesangbücher angegeben. Analog zu Tabelle 1 gilt, dass nur jene Quellen aufgeführt werden, in denen die betreffenden Lieder ausdrücklich den Kategorien „Ostern“ bzw. „Auferstehung“ zugeordnet sind. Im Fall der Sammlungen ist dies oftmals nicht anhand von Rubriken, sondern aufgrund der Registrierung unter entsprechenden Stichwörtern erkennbar. <?page no="343"?> T 1 Gesamtbestand der Osterlieder in offiziellen Gesangbüchern (G) Incipit Verfasser KL I E-D E-Ö DGB KL II GL kDA I kDA II KKG 1978 KG EKG eRA EG eRT RKG RG Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Nr. Anz. Anz. Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Anz. Nr. Nr. 1 Alle Knospen springen auf T: Wilhelm Willms 1978 M: Edelkötter, Ludger 1 2 Alleluja (Halleluja) lasst uns singen T: Bone, Heinrich 1851 M: Schmidts Gsb. 1836 (D-Fr I) 15 9 2 255 455 3 Alleluja! Auferstanden T: Tilmanns Gsb. 1802 M: Knievel (D-Ess) 3 4 Alleluja, freuet euch T: Thurmair-Murmelter, Marie-Luise M: Kath. Gsb. München 1811 (D-Pas II) 1 5 Am Morge früeh am Oschtertag T: Meister, Gertrud 1963 M: Köln 1623 488 6 Am Sonntag, eh die Sonn aufging T: n. Spee, Friedrich 1623 M: Köln/ Speyer 1623 (D-Ac) 11 1 7 Auf, auf mein Herz T: Gerhardt, Paul 1647 M. Crüger, Johann 1647 (EG) 86 112 8 Auferstanden, auferstanden ist der Herr (Danneil) T: n. Danneil, Friedrich 1761/ 62 M: „Sollt ich meinem Gott nicht singen“ 1 9 Auferstanden, auferstanden ist der Herr (Mohn) T: Mohn, M: Gläser, Carl G. 1821 1 10 Beim Mahl des Lammes singet Lob T: Mainz 1865, regionale Fassung 1974 M: Duderstadt 1724, Mainz 1725 (Mnz I) 1 2 29 3 I. Bestand der Osterlieder und Quellennachweise <?page no="344"?> Incipit Verfasser KL I E-D E-Ö DGB KL II GL kDA I kDA II KKG 1978 KG EKG eRA EG eRT RKG RG Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Nr. Anz. Anz. Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Anz. Nr. Nr. 11 Beim Mahl des Lammes stehen wir ohne Angaben 250 12 Besiegt hat Jesus Tod und Nacht T: Surman, Bedrich 1990 M: Rejchrt, Ludek 1970 1 13 Brich an, du hohes Feste T: Meckert, M. 1727-1808 1 14 Bring, Seele, Preis ohne Angaben 1 15 Christ ist erstanden T: EGB 1971 n. Bayern/ Österreich 12.-15. Jh.; Wittenberg 1529 M: n. Salzburg/ Tegernsee 14./ 15. Jh.; Wittenberg (1529) 1533 (KG) 59 34 341 40 213 2 251 436 75 99 157 462 16 Christ lag in Todesbanden T u. M: Luther, Martin 1524 (EG) 76 101 159 464 17 Christ, der Herr, ist heut erstanden T: Schaller, Emil 1972, n. Wesley, Charles 1741 2 18 Christus is opstahn T: Celle 1989 M: Gastoldi, Giovanni 1591 1 19 Christus ist auferstanden von Tod ohne Angaben (~ 18. Jh.) 2 20 Christus ist auferstanden, Freud T: Spee, Friedrich 1623 (Str. 1) / AÖL 1983 (Str. 2-4) M: Köln 1623 (KG) 6 39 2 2 451 5 472 21 Christus ist erstanden T: Weiße, Michael 1531 M: 12. Jh. / Wittenberg 1529 1 22 Christus ist erstanden aus Grabesnacht T: Grand, A. M: Johann Immahorn 1 23 Christus ist erstanden! O freut euch T: Schmid, Christoph v. 1807 M: Schiebel, J.P. 1838 (Fr-R) 1 1 A. Tabellen 330 <?page no="345"?> Incipit Verfasser KL I E-D E-Ö DGB KL II GL kDA I kDA II KKG 1978 KG EKG eRA EG eRT RKG RG Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Nr. Anz. Anz. Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Anz. Nr. Nr. 24 Christus ist erstanden! O tönt (O tönt, ihr Jubellieder) T: n. Weinzierl, Johann 1816 M: Schiebel, Paul, 1837 (D-Lim I) 15 7 2 256 439 25 Christus ist erstanden von des Todesbanden T u. M: Gesangbuch M. Vehe, Leipzig 1537 (D-StG I) 2 26 Christus ist erstanden! Von des Todes Banden T u. M: Konstanz 1812 1 27 Christus ist erstanden, alleluja nach einem alten, im Wallis üblichen Lied bearbeitet 1 28 Christus lebt, drum lasst das Jammern T: Blatetzky, Arthur 1972, n. Martinez, Nicolas 1960 M: Sosa, Pablo. D. 1960 1 29 Das Grab ist leer T: Kohlbrenner, Franz S. 1777 M: Hauner, Norbert 1777 (D-Bam I) 26 13 2 30 Das ist der Tag T: n. Bone, Heinrich 1851 (Str. 1-2) / Dörr, Friedrich 1972 (Str. 3+4) M: n. Leisentrit, Johannes 1567 (GL) 220 455 31 Das könnte den Herren der Welt T: Marti, Kurt 1970 M: Janssens, Peter 1970 1 444 1 487 32 Das neue Morgenrot erglüht T: n. ambros. Hymnus „Aurora caelum purpurat“ M: 1853 (D-Spe I) 5 3 33 Dein Tod am Kreuz T: Peusquens, Karl G. 1974 M: Bonn 1826 1 I. Bestand der Osterlieder und Quellennachweise 331 <?page no="346"?> Incipit Verfasser KL I E-D E-Ö DGB KL II GL kDA I kDA II KKG 1978 KG EKG eRA EG eRT RKG RG Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Nr. Anz. Anz. Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Anz. Nr. Nr. 34 Der Heiland erstand T u. M: Aus dem Auferstehungslied von Carl Santner +1885 (D-Mü-F I) 2 1 35 Der Heiland ist erstanden, befreit T: Denis, Michael 1774 M: Gsb. Fulda 1778 (D-Ful I) 12 11 1 1 36 Der Höllen Pforten sind zerstört T: Schirmer, Michael 1640 M: 15. Jh. / Geistlich Wittenberg 1529 1 37 Der schöne Morgen rötet sich T u. M: Gsb. Fulda 1778 1 38 Der schöne Ostertag T: Henkys Jürgen 1983 n. Woodward, George Ratcliffe 1902 und Oudaan, Joachim Frants 1685 M: Camphuysen, Dirk Raphaelszoon 1624 (EG) 117 486 39 Des Heilands Sieg T: Haunschild, W. M: Wolf, F. +1842 1 40 Die ganze Welt T: Spee, Friedrich 1623 M: Köln 1623 (GL) 15 219 449 369 110 471 41 Die Lerche stieg am Ostermorgen T: Geibel, Emmanuel 1815- 1884 M: Halle 1704 1 42 Die Sonne geht auf T u. M: Rauch, Hans-Martin 1980 2 1 Entsprechend der Geltung des *ÖT für alle acht österreichischen Bistümer wird das Lied achtfach gezählt. Hinzu kommen drei weitere kDA I. Siehe Tabelle 3. A. Tabellen 332 <?page no="347"?> Incipit Verfasser KL I E-D E-Ö DGB KL II GL kDA I kDA II KKG 1978 KG EKG eRA EG eRT RKG RG Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Nr. Anz. Anz. Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Anz. Nr. Nr. 43 Dir, Auferstandner, sei der Lobgesang T: Gafner, Fritz 1987/ 1989 n. Budry, Edmond 1900 M: n. Händel, Georg F. 1747 485 44 Dir, großer Gott, sei Ehre T: 1812/ 1955 (Str. 2) M: 1846 (D-Tr I) 1 1 45 Du bist da, wo Menschen leben T u. M: Jöcker, Detlev 1982 1 46 Ein Quell der Gnade sich ergießt T: Frank, Karl B. +1961 M: Pretzenberger, Johannes 1973 1 47 Einer ist unser Leben T: Zenetti, Lothar 1973 M: Liesse, J. 1971 1 48 Er hat gesiegt, der starke Held T: Gesangbuch Ignaz Franz 1778 (Gla) 3 1 49 Er ist erstanden, Halleluja T: Leupold, Ulrich S. 1969, n. Kyamanywa, Bernhard 1966 M: aus Tansania 116 50 Erfreue dich, du Christenheit T: Thurmair, Georg 1963 M: 15. Jh. (KL II) 1 36 51 Erschalle laut, Triumphgesang T: Krefeld 1831 M: Tochter Sion (D-Kln I) 7 2 1 52 Erschienen ist der herrlich Tag T u. M: Herman, Nikolaus 1560 (EG) 60 16 225 80 106 158 469 53 Erstanden ist der heilge Christ (Bone) T: Bone, Heinrich 1847 M: Dillinger Gsb. 1675 1 I. Bestand der Osterlieder und Quellennachweise 333 <?page no="348"?> Incipit Verfasser KL I E-D E-Ö DGB KL II GL kDA I kDA II KKG 1978 KG EKG eRA EG eRT RKG RG Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Nr. Anz. Anz. Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Anz. Nr. Nr. 54 Erstanden ist der heilge Christ (Spee) T: n. „Surrexit“ 14. Jh. (Str. 1) / n. Spee, Friedrich 1623 (Str. 2-8) M: Triller, Valentin 1555 (D-Lim I) 12 55 Erstanden ist der heilig Christ (B.B.) T: Böhmische Brüder 1544 n. Surrexit 13./ 14. Jh. (Engelberg 1372) M: Hohenfurt 1410, Böhmische Brüder 1501/ 31 (EG) 1 438 78 105 467 56 Erstanden ist nun Jesus Christ ohne Angaben 1 57 Frauenmund tat es kund T: Bauer, Josef (*1894) M: Lohmann, Adolf 1960 40 58 Freu dich, du Himmelkönigin T u. M: Konstanz 1600 (D-Lim I) 63 38 23 59 Freu dich, du werte Christenheit T: n. Breslauer HS 1478 M: München 1586 (D-Lim I) 35 30 252 60 Freu dich, erlöste Christenheit T: Turin, Ernst Xaver, Mainz 1787 (Str. 1-2) / Trier 1846 (Str. 3-4) M: Limburg 1838 (D-Kln I) 342 34 21 2 257 452 61 Frühmorgens, da die Sonn aufgeht T: Heermann, Johann 1630 M: Herman, Nikolaus 1560 (EG) 85 111 162 474 62 Gelobt sei Gott T: Weiße, Michael 1531 M: Vulpius, Melchior 1609 (EG) 60 23 218 253 437 79 103 160 466 2 Das bzgl. des *ÖT achtfach gezählte Lied findet sich außerdem in 13 anderen kDA I. Siehe Tabelle 3. A. Tabellen 334 <?page no="349"?> Incipit Verfasser KL I E-D E-Ö DGB KL II GL kDA I kDA II KKG 1978 KG EKG eRA EG eRT RKG RG Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Nr. Anz. Anz. Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Anz. Nr. Nr. 63 Getröst, getröst! wir sind erlöst M: Steffan, A. +1797 (D-Bln I) 6 2 1 64 Gewaltiger Herrscher im seligen Reich T: n. Pax 1781 1 1 1 65 Glorreiche Himmelskönigin T: Landshut 1777 M: Salzburg 1781 (D-Lim I) 2 1 66 Gott sei gedankt zu jeder Zeit T: Peter Hagen 1569-1620 M: 15. Jh. / Straßburg 1560 1 67 Große Leute, kleine Leute T: Krenzer, Rolf 1983 M: Edelkötter, Ludger 1983 1 68 Halleluja (Alleluja), danke Jesus T: Hudler, Helmut M: Fishel, Donald (In-F/ F II) 2 69 Halleluja …, auferstanden ist der Herr T u. M: Gen Rosso/ Mancuso (In-F/ F II) 1 70 Halleluja! Auferstanden aus des dunkeln Grabes Banden ohne Angaben 1 1 71 Halleluja! Jesus lebt T: Schmolck, Benjamin 1731 M: Halle 1704 1 72 Halleluja, jauchzt ihr Chöre T: Funk, Gottfried B. 1734- 1814 M: Sachs, Hans 1555/ Nicolai, Philipp 1599 1 73 Halleluja, klatschet in die Hände T u. M: Kreidl, Raimund 1 74 Halleluja. Ihr Christen, singet hocherfreut T: EGB 1972 n. Moufang, Christoph 1865 M: Frankreich 221 I. Bestand der Osterlieder und Quellennachweise 335 <?page no="350"?> Incipit Verfasser KL I E-D E-Ö DGB KL II GL kDA I kDA II KKG 1978 KG EKG eRA EG eRT RKG RG Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Nr. Anz. Anz. Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Anz. Nr. Nr. 75 Heil uns, Heil T u. M: Gsb. Pörtner, Würzburg 1828 (D-Bam I) 3 2 76 Herr, dich wollen wir erheben T: Höfer, Albert *1932 M: Lohmann, Adolf 1966 38 77 Heut hören es alle T: Rose, Kurt 1991 M: Schwarz, Joachim 1991 456 78 Heut ist der Tag T: Aus älteren Liedern, Limburg 1931 M: n. Konstanz 1613 (D-Lim I) 3 2 79 Heut triumphieret Gottes Sohn T: Stolzhagen, Kaspar 1591 M: Gesius, Bartholomäus 1601 (EG) 1 1 83 109 161 470 80 Ich geh zu deinem Grabe T: Schmolck, Benjamin M: Teschner, Melchior 1615 (E-UK) 3 81 Ich hör die Botschaft T: Hoffmann, Friedrich 1985 M: Herman, Nikolaus 1560 2 82 Ich sag es jedem, dass er lebt T: Hardenberg, Friedrich v. (1799) 1802 M: Darmstadt 1687 / Egli, Johann H. 1787 (RG) 2 170 484 83 Ich tanzte, als Gott die Welt gemacht T: Pilz, W. 1996 M: England 1 84 Im Kreuz ist Sieg T: unbek. M: Müller, H. F., Fulda 1884 (D-Ful I) 1 1 1 85 Ist das der Leib T: Spee, Friedrich M: Köln 1623 (D-Kln I) 61 34 19 1 A. Tabellen 336 <?page no="351"?> Incipit Verfasser KL I E-D E-Ö DGB KL II GL kDA I kDA II KKG 1978 KG EKG eRA EG eRT RKG RG Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Nr. Anz. Anz. Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Anz. Nr. Nr. 86 Jauchzet dem Herren T: Marx, Georg 1975 M: Stralsund 1665, Halle 1741 (Hil) 1 1 87 Jesu, Todesüberwinder T: Aus d. 19. Jh. M: Weßnitzer, Wolfgang 1661 1 88 Jesus Christus, unser Heiland T: Luther, Martin 1524 M: Luther, Martin 1529, Leipzig 1545 (EG) 77 102 463 89 Jesus lebt wirklich T u. M: Faist, Josef 1 90 Jesus lebt, mit ihm auch ich T: Gellert, Christian Fürchtegott 1757, GB München 1811 M: Berlin 1653 (EG) 7 4 4 89 115 169 482 91 Jesus, meine Zuversicht T: Berlin 1653 M: Berlin 1653 (RG) 330 165 478 92 Jesus, unser Trost und Leben T: Homburg, Ernst Ch. 1659 M: Halle 1714 3 2 93 Kommt zu des Lammes Ostermahl T: Ad coenam agni (Str. 1), Münster 1866 (Str. 2-7) M: Leisentritt 1567, Münster 1677 (Mst) 1 1 94 Kommt, Christen, froh ohne Angaben 4 95 Lasset uns den Herren preisen T: Rist, Johann 1641 M: Schop, Johann 1641 (E-HK) 3 96 Lasst uns erfreuen herzlich sehr T: Spee, Friedrich M: Köln 1623 (D-Kln I) 62 37 343 33 97 Lasst uns loben, Brüder T: Thurmair, Georg 1948 1 I. Bestand der Osterlieder und Quellennachweise 337 <?page no="352"?> Incipit Verfasser KL I E-D E-Ö DGB KL II GL kDA I kDA II KKG 1978 KG EKG eRA EG eRT RKG RG Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Nr. Anz. Anz. Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Anz. Nr. Nr. 98 Liebe ist nicht nur ein Wort T: Bücken, Eckart 1973 M: Geerken, Gerd 1973 1 99 Lobsing, erlöste Christenschar ohne Angaben 1 100 Lobsinget, Christen ohne Angaben 1 101 Mach die Augen auf T u. M: Mikula, Andreas/ Röthlin, Elisabeth 1 102 Manchmal feiern wir T: Albrecht, Alois 1974 M: Janssens, Peter 1974 1 103 Mein Fels hat überwunden T: Lampe, Friedrich A. 1723 M: 15. Jh. / Geistlich Wittenberg 1524 1 104 Mit Freuden zart T: Vetter, Georg 1566 M: Böhmische Brüder 1566, n. Franc, Guillaume 1543 (EG) 81 108 105 Nun danket Gott, ihr Christen all T: Silesius, Angelus 1657 M: Bamberg 1691 (D-Ac I) 7 106 Nun freue dich, du Christenheit T: EGB 1971 n. „Freut euch, alle Christenheit“, Mainz um 1410 M: Mainz 1410/ 1947 222 107 Nun freut euch hier und überall T: n. Gerhardt, Paul 1656 M: Crüger, Johann 1653 (GL) 226 1 164 476 108 Nun freut euch, Gottes Kinder all T: Erasmus Alberus (+1553) M: Herman, Nikolaus 1560 1 109 Nun ist der Himmel aufgetan T: Fritzsche, Gerhard 1941 M: Krüger, Martin 2 A. Tabellen 338 <?page no="353"?> Incipit Verfasser KL I E-D E-Ö DGB KL II GL kDA I kDA II KKG 1978 KG EKG eRA EG eRT RKG RG Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Nr. Anz. Anz. Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Anz. Nr. Nr. 110 Nun läuten die Osterglocken T: Prywara, P. Köln 1913 M: Kreitmaier, P. (1874-46) (D-Bas I) 3 111 Nun saget Dank T: Enderlin, Fritz 1952 n. Ambrosius Lobwasser 1573 M: Franc, Guillaume 1543/ Bourgeois, Loys 1551 440 112 Nun singet froh im weißen Kleid T: Münster, n. „Ad regias“ 1866 M: n. Leisentrit 1567 (D-Ful I) 5 41 1 1 113 Nun singt dem Herrn ein neues Lied T: Bone, Heinrich 1851 M: n. Leisentrit 1567 (D-Lim I) 36 344 36 1 254 114 Nun werden die Engel T: Hofmann, Friedrich 1967 (Str. 1-3) / Michel, Josef 1990 (Str. 4) M: Michel, Josef 1967 (BEP) 1 2 115 O fröhliche Stunden T: Rist, Johann 1655 M: Selle, Thomas 1655 (E-M) 2 116 O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit T: Günther, Cyriakus 1714 M: Köln 1623 / Scheidt, Samuel 1650 (RG) 2 2 166 480 117 O Licht der wunderbaren Nacht (= Erfreue dich, du Christenheit, 3-5) T: Thurmair, Georg 1963 M: Mainz um 1390, Nürnberg 1523/ 24 (BT) 208 1x 118 O Tod, wo ist dein Stachel nun T: Lüneburg 1657 n. Weißel, Georg (vor 1635) 1644 M: Mainz um 1390, Nürnberg 1523/ 24 (EG) 87 113 163 I. Bestand der Osterlieder und Quellennachweise 339 <?page no="354"?> Incipit Verfasser KL I E-D E-Ö DGB KL II GL kDA I kDA II KKG 1978 KG EKG eRA EG eRT RKG RG Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Nr. Anz. Anz. Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Anz. Nr. Nr. 119 Ostern, Ostern, Frühlingswehen T: Schenkendorf, Max v. 1783-1817 M: 1843 1 120 Preis dem Todesüberwinder T: n. Klopstock, Friedrich G. 1769 M: Schmidts Gsb. 1836 (D-Spe I) 10 10 3 121 Preist Gott, ihr Völker all T: Ulenbergpsalter 1 122 Seele, dein Heiland T: Felner, Ignaz 1783 M: Straßburg 1755 (D-Kln) 7 3 258 123 Seht, auferstanden ist der Herr T: Budweis alt 1 124 Seht, der Stein ist weggerückt T: Zenetti, Lothar 1971 M: Fink, Karl 197 (KG) 1 1 442 1 481 125 Seht, er lebt T: Zenetti, Lothar 1973 M: aus Israel (Lim) 1 1 126 Sei fröhlich alles weit und breit T: Gerhardt, Paul M: 15. Jh. / Nürnberg 1523 1 127 Siehe, das ist Gottes Lamm T: Klepper, Johann 1938 M: Zöbeley, Rudolf 1941/ 1951 1 128 Singen wir heut mit einem Mund T: Weiße, Michael 1531, bearb. v. Riethmüller, Otto 1932 M: 10. Jh., bei Müntzer, Thomas 1524 (EG) 1 104 129 Singet dem Herrn, der das Dunkel T: Höfer, Albert *1932 M: Stingl, Anton jun. 1966 (KL II) 1 37 A. Tabellen 340 <?page no="355"?> Incipit Verfasser KL I E-D E-Ö DGB KL II GL kDA I kDA II KKG 1978 KG EKG eRA EG eRT RKG RG Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Nr. Anz. Anz. Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Anz. Nr. Nr. 130 Singet in den Kirchen T u. M: Neubert, Gottfried 1972 1 131 Triumph, der Tod ist überwunden T: Oppeln 1827 / Breslau 1861 M: Wolf, F. 1842 6 4 1 132 Triumph, Triumph T: Praetorius, Benjamin 1659 M: Herman, Nikolaus 1560 (E-Bay) 2 133 Vom Tode heut erstanden ist T: EGB 1968 n. „Surrexit“ Engelberg 1372 (Str. 1), Walter, Silja 1968 (Str. 2-4) M: Böhmen 15. Jh. / bei Weiße, Michael 1531 (KG) 224 445 134 Wach auf mein Herz T: Lorenzen, Lorenz 1700 M: Crüger, Johann 1653 (EG) 88 114 167 483 135 Wahrer Gott, wir glauben dir T u. M: Verspoell, Chr. Bernhard 1810 (D-Kln I) 18 15 2 136 Wandle leuchtender und schöner T: Spitta, Philipp 1801-1859 M: 17. Jh., Geistlich Bamberg 1732, Herrnhaag um 1735 1 137 Wer sich will freun von Herzen T u. M: Münster 1866 1 1 138 Wer sich will herzlich freuen T: 15. Jh. / Neufassung Hüttermann 20. Jh. M: 16. Jh. (D-Pad I) 2 139 Wie Morgenrot der Tag erwacht T: Grundtvig, N. F. S. (1783- 1872) M: Laub, Thomas 1 I. Bestand der Osterlieder und Quellennachweise 341 <?page no="356"?> Incipit Verfasser KL I E-D E-Ö DGB KL II GL kDA I kDA II KKG 1978 KG EKG eRA EG eRT RKG RG Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Nr. Anz. Anz. Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Anz. Nr. Nr. 140 Willkommen, Held im Streite T: Schmolck, Benjamin 1712 M: Vulpius, Melchior 1609 2 168 141 Wir danken dir (Herman) T: Herman, Nikolaus (Str. 1) 1560, Hartmann, Thomas (Str. 2) 1604, Stolzhagen, Kaspar (Str. 3) 1591 M: Herman, Nikolaus 1560 (EG) 1 84 107 142 Wir danken dir (Praetorius) T: bei Praetorius, Michael 1715 M: Teschner, Melchior 1615 1 143 Wir singen jubelnd T: Konstanzer Ges.b. 1812 1 1 144 Wir singen und verkünden T: Sturm, Julius 1816-96 1 145 Wir wollen alle fröhlich sein T: Medingen um 1380 (Str. 1), Spangenberg, Cyriakus 1568 (Str. 2-5), n. Resurrexit Dominus 14. Jh. M: Hohenfurt 1410, Böhmische Brüder 1544, Wittenberg 1573 (EG) 2 223 012 447 82 100 468 146 Wo einer dem andern neu vertraut T: Bäcker, Reinhard 1986 M: Jöcker, Detlev 1986 1 147 Zu dieses Lammes Ostermahl T: Mainz 1865 M: Mainz 1725 1 148 Zu Ostern in Jerusalem T: Juhre, Arnim 1968 M: Wiesenthal, Karl- Wolfgang 1968 1 149 Zum königlichen Ostermahl T: n. Bone, Heinrich 1851 M: Rheinfelsisches Gsb. 1666 (D-Lim I) 4 2 1 A. Tabellen 342 <?page no="357"?> Incipit Verfasser KL I E-D E-Ö DGB KL II GL kDA I kDA II KKG 1978 KG EKG eRA EG eRT RKG RG Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Nr. Anz. Anz. Nr. Nr. Nr. Anz. Nr. Anz. Nr. Nr. 150 Zum Mahl des Lammes eilt herbei T: Dörr, Friedrich 1974 1 151 Zum Mahl des Lammes schreiten wir T: Stundenbuch nach dem Hymnus „Ad cenam agni providi“ 5./ 6. Jh. M: nach Leisentrit, Johann 1584 / Quack, Erhard 1941 443 152 Zween der Jünger gehen T: Neunherz, Johannes 1652- 1737 M: Weßnitzer, Wolfgang 1661 1 153 Zwei Jünger gingen T u. M: Poppe, Helga 1977 2 I. Bestand der Osterlieder und Quellennachweise 343 <?page no="358"?> A. Tabellen 344 T 2 Quellennachweis der Osterlieder in den Diözesangesangbüchern 1 Incipit DGB I Anz. DGB II Anz. DGB 2 1 Alleluja lasst uns singen D-Bas I 80; D-Chu I 45; D-Fr I 396; D-Fri I ; D- Gur I; D-Hil I 65; D-Lin Ia 160; D-Lin Ib 345; D- Mst I 152; D-Sal I 345; D- StG I 49; D-StP I 160; D- Sit I 16; D-Tr-B I 106 14 D-Ess II 291; D-Hil II 571; D-Mst II = I; D-Reg II; D-StP II 404; D-Tr-B II 197 6 15 2 Alleluja! Auferstanden D-Mag I; D-Pad I 218 2 D-Ess II 297 1 3 3 Alleluja, freuet euch D-Pas II 210 1 1 4 Am Sonntag, eh die Sonn aufging D-Ac I 195; D-Ful I 215; D-Hil I 66; D-Kln I 195; D-Lüt I; D-M I 155; D- Mag I; D-Osn I 143; D- Pad I 235; D-Sch I; D- Spe I 127 11 D-Ful II 215; D-Hil II 562; D-Kln II 195 3 11 5 Beim Mahl des Lammes singet Lob D-Mü-F/ B II 172 1 1 6 Bring, Seele, Preis D-Eis I 124 1 1 7 Christ ist erstanden D-Ac I 186; D-Aug I 129; D-Bam I 116; D-Bas I 82; D-Bln I 63; D-Eic I 156; D-Erf I; D-Fr I 397; D-Fri I; D-Ful I 206; D-Gör I 63; D-Gur I; D-Hil I 60; D-Inn I 123; D-Kln I 186; D-Lim I 366; D-Lin Ia 163; D-Lin Ib 341; D-Lüt I; D-Lux I 621; D-M I 151; D-Mag I; D-Mnz I 323; D-Mü-F I 92; D-Mst I 148; D-Osn I 144; D- Pad I 213; D-Pas I 82; D- Reg I 128; D-Rot I 145; D-Sal I 341; D-StP I 163; D-Sch I; D-Sec I 55; D- Spe I 126; D-Tr-B I 107; D-Tri I 82; D-Wie I 84; D-Wbg I 250 39 D-Ac II 367; D-Bam II 613; D-BOK II 144; D- Ess II 286; D-Ful II 206; D-Hil II 560; D-Kln II 186; D-Lux/ A II 55; D- Mü-F/ B II 169; D-Mst II = I; D-Osn II 144; D-Pas II 211; D-Reg II; D-StP II 402; D-Tr-B II 198 15 40 8 Christus ist auferstanden von Tod D-Eis I 125; D-Hil/ A I 378 2 2 1 Bezüglich des Vorkommens von Liedern in solchen Gesangbüchern, die aus anderen Diözesen mit unverändertem Liedbestand übernommen wurden, werden keine Nummernangaben gemacht. Dies betrifft folgende DGB: *D-Erf I (=*D-Wbg I); *D-Mag I (=*D- Pad I); *D-Sch I (=*D-Osn I); *D-Lüt I (=*D-Ac I); *D-Gur I (=*D-Sal I); *D-Fri (=*D-Bas I); *D- Reg II (=*D-Fr I). 2 Da jedes Lied nur ein Mal pro Bistum bzw. Geltungsbereich gezählt wird, auch wenn es mehrere Ausgaben gibt, kann die in dieser Spalte jeweils angegebene Anzahl der DGB von der Summe der in Spalte 3 und 5 aufgeführten Ausgaben der DGB I bzw. II abweichen. S.o. „Hinweise zu den Tabellen im Rahmen der Bestandsaufnahme“, Teil 1 A.II.4, Pkt. (4) und B.I.1.c.2). <?page no="359"?> I. Bestand der Osterlieder und Quellennachweise 345 Incipit DGB I Anz. DGB II Anz. DGB 2 9 Christus ist auferstanden, Freud D-Lin Ia 167a; D-Lin Ib 357; D-M I 159; D-Mag I; D-Pad I 233 5 D-Ac II 374; D-Ess II 298 2 6 10 Christus ist erstanden aus Grabesnacht D-Sit I 15 1 1 11 Christus ist erstanden von des Todesbanden D-Chu I 42; D-StG I 50 2 2 12 Christus ist erstanden! O freut euch D-Rot I 146 1 1 13 Christus ist erstanden! O tönt D-Bas I 83; D-Chu I 43; D-Fr/ A I 590; D-Fri I; D- Ful I 208; D-Inn I 122; D- Lim I 369; D-Lin Ia 164; D-Lux I 622; D-M I 164; D-Mnz I 329*; D-StG I 51; D-StP I 164; D-Tr-B I 108; D-Tri I 84 15 D-Ful II 208; D-Lux/ A II 56; D-Tr-B II 200 3 15 14 Christus ist erstanden, alleluja D-Sit 14 1 1 15 Das Grab ist leer D-Ac I 187; D-Bam I 117; D-Bln I 66; D-Eis I 122; D-Erf I; D-Ful I 201; D- Gör I 66; D-Gur I; D-Kln I 187; D-Lim I 371; D-Lin I 161; D-Lüt I; D-Lux I 624; D-M I 162; D-Mag I; D-Mst I 149; D-Osn I 145; D-Pad I 227; D-Sal I 348; D-StP I 161; D-Sch I; D-Sec I 57; D-Spe I 130; D-Tri I 85; D-Wbg I 251 25 D-Ac II 376; D-Ess II 296; D-Ful II 201; D-Kln II 187; D-Mst II = I; D- Osn II 145 6 26 16 Das neue Morgenrot erglüht D-Bam I 118; D-Erf I; D- Mnz I 333; D-Spe I 128; D-Wbg I 252 5 5 17 Der Heiland erstand D-Mü-F I 96; D-Reg I 56 2 2 18 Der Heiland ist erstanden, befreit D-Eis I 118; D-Ful I 207; D-Gur I; D-Lin Ia 162; D-Lin Ib 346; D-M I 161; D-Mnz/ A I 6; D-Osn B I 109; D-Pad B I; D-Sal I 346; D-StP I 162; D-Sec I 56; D-Wie I 83 13 D-Ful II 207; D-StP II 403; 2 12 19 Der schöne Morgen rötet sich D-Ful I 212 1 D-Ful II 212 1 1 20 Des Heilands Sieg D-Gör I 311 1 1 21 Die ganze Welt D-Ac I 193; D-Bln I 76; D-Ful I 214; D-Gör I 76; D-Kln I 193; D-Lim I 372; D-Lüt I; D-M I 157; D-Mag I; D-Mnz I 324; D-Pad I 219; D-Rot I 148; D-Tri I 90; D-Wie I 88 14 D-BOK II 145; D-Ful II 214; D-Kln II 193 3 15 <?page no="360"?> A. Tabellen 346 Incipit DGB I Anz. DGB II Anz. DGB 2 22 Dir, großer Gott, sei Ehre D-Tri I 93 1 1 23 Er hat gesiegt, der starke Held D-Hil/ A I 381; D-Osn/ B I 112; D-Pad/ B I 3 3 24 Erfreue dich, du Christenheit D-Lux/ A II 61 1 1 25 Erschalle laut, Triumphgesang D-Ac I 191; D-Erf I; D- Kln I 191; D-Lüt I; D-Tri I 88; D-Wbg I 254 6 D-Ac II 370; D-Ess II 295; D-Kln II 191 3 7 26 Erschienen ist der herrlich Tag D-Bln I 68; D-Eic I 162; D-Erf I; D-Fr I 398; D- Gör I 68; D-Inn I 125; D- Lim I 373; D-Mnz I 325; D-Mst I 150; D-Spe I 129; D-Wbg I 258 11 D-Bam II 616; D-BOK II 146; D-Hil II 561; D-Mü- F/ B II 171; D-Mst II = I; D-Reg II 6 16 27 Erstanden ist der heilge Christ (Spee) D-Ac I 194; D-Bln I 75; D-Gör I 75; D-Kln I 194; D-Lim I 370; D-Lüt I; D- M I 154; D-Mag I; D-Mst I 151; D-Pad I 229 10 D-BOK II 148; D-Ess II 292; D-Kln II 194; D-Mst II = I 4 12 28 Erstanden ist der heilge Christ (Bone) D-StG I 52 1 1 29 Erstanden ist der heilig Christ (B.B.) D-Erm I 144 1 1 30 Erstanden ist nun Jesus Christ D-Lin 167b 1 1 31 Freu dich, du Himmelskönigin D-Ac I 200; D-Bln I 79; D-Ful I 218; D-Gör I 78; D-Hil I 64; D-Inn I 134; D-Kln I 200; D-Lim I 381; D-Lüt I; D-Lux I 689; D-Mag I; D-Mst I 158; D-Osn I 146; D-Pad I 237; D-Pas I 83; D-Reg I 55; D-StG I 53; D-Sch I; D-Sec I 61; D-Tr-B I 110; D-Tri I 94 21 D-Ess II 301; D-Ful II 218; D-Hil II 573; D-Kln II 200; D-Lux/ A II 65; D- Mü-F/ B II 176; D-Mst II = I; D-Osn II 146; D-Tr-B II 201 9 23 32 Freu dich, du werte Christenheit D-Ac I 190; D-Aug I 130; D-Bln I 72; D-Eic I 159; D-Erf I; D-Erm I 147; D- Fr I 399; D-Ful I 209; D- Gör I 72; D-Hil I 61; D- Kln I 190; D-Lim I 367; D-Lüt I; D-M I 152; D- Mag I; D-Mnz I 326; D-Mü-F I 93; D-Mst I 154; D-Osn I 147; D-Pad I 228; D-Reg I 129; D-Rot I 147; D-Sch I; D-Spe I 132; D-Tri I 83; D-Wbg I 259 26 D-Ac II 368; D-Bam II 615; D-BOK II 149; D- Ess II 288; D-Ful II 209; D-Hil II 565; D-Kln II 190; D-Mü-F/ B II 170; D-Mst II = I; D-Osn II 147; D-Pas II 212; D-Reg II 12 30 33 Freu dich, erlöste Christenheit D-Ac I 188; D-Aug I 128; D-Bas I 84; D-Bln I 71; D-Chu I 47; D-Eic I 160; D-Eis I 119; D-Fr I 400; 30 D-Ac II 369; D-Bam II 614; D-Ess II 287; D-Kln II 188; D-Mü-F/ B II 175; D-Pas II 213; D-Reg II; 9 34 <?page no="361"?> I. Bestand der Osterlieder und Quellennachweise 347 Incipit DGB I Anz. DGB II Anz. DGB 2 D-Fri I; D-Gör I 71; D- Gur I; D-Hil/ A I 382; D- Inn I 124; D-Kln I 188; D-Lim I 368; D-Lin Ia 165; D-Lin Ib 342; D-Lüt I; D-M I 160; D-Osn/ B I 113; D-Pad/ B I; D-Pas I 84; D-Sal I 342; D-StG I 54; D-StP I 165; D-Sec I 58; D-Spe I 135; D-Tr-B I 111; D-Tri I 86; D-Wie I 85 D-StP II 405; D-Tr-B II 202 34 Gelobt sei Gott D-Bln I 67; D-Eic I 161; D-Fr I 401; D-Gör I 67; D-Hil I 69; D-Inn I 127; D-Lim I 380; D-Mnz I 327; D-Osn/ B I 114; D- Pad/ B I; D-Pas I 85; D- Wie I 89 12 D-Ac II 371; D-Aug/ B II 411; D-BOK II 150; D- Ess II 294; D-Hil II 563; D-Kln II 490; D-Lux/ A II 63; D-Mü-F/ B II 174; D-Pad/ B II 588; D-Pas II 214; D-Reg II; D-StP II 406; D-Sec/ E II 193; D- Wbg/ A II 513 14 23 35 Getröst, getröst! wir sind erlöst D-Bln I 74; D-Erm I 150; D-Gör I 74; D-Hil/ A I 383; D-Osn/ B I 115; D- Pad/ B I 6 6 36 Gewaltiger Herrscher im seligen Reich D-Hil I 68 1 D-Hil II 570 1 1 37 Glorreiche Himmelskönigin D-Lim I 382; D-Tri I 96 2 2 38 Heil uns, Heil D-Bam I 119; D-Erf I; D- Wbg I 253 3 3 39 Heut ist der Tag D-Fr I 404; D-Lim I 378 2 D-Reg II 1 3 40 Heut triumphieret Gottes Sohn D-Lux/ A II 60 1 1 41 Im Kreuz ist Sieg D-Ful I 213 1 D-Ful II 213 1 1 42 Ist das der Leib D-Ac I 192; D-Bam I 120; D-Bln I 69; D-Eic I 163; D-Eis I 120; D-Erf I; D-Fr I 402; D-Ful I 216; D-Gör I 69; D-Gur I; D-Hil I 67; D-Kln I 192; D-Lim 3 I 76; D-Lin Ia 166; D-Lüt I; D-M I 158; D-Mag I; D- Mnz I 328; D-Mst I 155; D-Osn I 148; D-Pad I 230; D-Pas I 87; D-Rot I 149; D-Sal I 347; D-StP I 166; D-Sch I; D-Sec I 59; D-Spe I 134; D-Tr-B I 113; D-Tri I 89; D-Wie I 86; D-Wbg I 255 32 D-Ac II 377; D-Ess II 293; D-Ful II 216; D-Hil II 566; D-Kln II 192; D- Mst II = I; D-Osn II 148; D-Reg II 8 34 43 Jesus lebt, mit ihm auch ich D-Aug I 127; D-Erm I 153; D-Gör I 310; 7 D-Hil II 568/ 9 1 7 <?page no="362"?> A. Tabellen 348 Incipit DGB I Anz. DGB II Anz. DGB 2 D-Hil/ A I 384; D-Osn/ B I 116; D-Pad/ B I; D-Pas I 86 44 Kommt, Christen, froh D-Erm I 149; D-Hil/ A I 380; D-Osn/ B I 111; D- Pad/ B I 4 4 45 Lasst uns erfreuen herzlich sehr D-Ac I 199; D-Aug I 132; D-Bln I 70; D-Chu I 48; D-Eis I 121; D-Erf I; D- Ful I 217; D-Gör I 70; D- Gur I; D-Hil I 63; D-Inn I 126; D-Kln I 199; D-Lim I 379; D-Lin Ia 167; D- Lin Ib 343; D-Lüt I; D- Lux I 690; D-Mag I; D- Mü-F I 95; D-Mst I 157; D-Osn I 149; D-Pad I 231; D-Pas I 88; D-Reg I 131; D-Rot I 150; D-Sal I 343; D-StP I 167; D-Sch I; D-Sec I 60; D-Tr-B I 114; D-Tri I 95; D-Wie I 87; D-Wbg I 260 33 D-Ess II 300; D-Ful II 217; D-Hil II 572; D-Mü- F/ B II 177; D-Kln II 199; D-Mst II = I; D-Osn II 149; D-Pas II 215; D-StP II 408; D-Tr-B II 204 10 33 46 Lasst uns loben, Brüder D-Lin Ib 351 1 1 47 Nun danket Gott, ihr Christen all D-Ac I 196; D-Bln I 77; D-Gör I 77; D-Kln I 196; D-Lüt I; D-Mag I; D-Pad I 232 7 D-Kln II 196 1 7 48 Nun läuten die Osterglocken D-Bas I 85; D-Fri I; D- Reg I 57 3 3 49 Nun singet froh im weißen Kleid D-Ful I 198; D-Inn I 143; D-Osn I 150; D-Sch I 4 D-Ful II 198; D-Mst II 352; D-Osn II 150; 3 5 50 Nun singt dem Herrn ein neues Lied D-Ac I 189; D-Aug I 131; D-Bas I 86; D-Bln I 73; D-Chu I 46; D-Eic I 158; D-Erf I; D-Fr I 403; D-Fri I; D-Ful I 210; D-Gör I 73; D-Gur I; D-Hil I 62; D-Kln I 189; D-Lim I 374; D-Lüt I; D-Lux I 625; D-M I 153; D-Mag I; D-Mnz I 332; D-Mü-F I 94; D-Mst I 153; D-Osn I 151; D-Pad I 234; D-Pas I 89; D-Reg I 130; D-Rot I 151; D-Sal I 344; D-StG I 5; D-Sch I; D-Spe I 31; D- Tri I 87; D-Wbg I 257 33 D-BOK II 151; D-Ess II 289; D-Ful II 210; D-Hil II 564; D-Kln II 189; D- Lux/ A II 57; D-Mü-F/ B II 174; D-Mst II = I; D- Osn II 151; D-Pas II 216; D-Reg II; D-StP II 407; D-Tr-B II 203 13 36 51 Nun werden die Engel D-Ac II 379 1 1 52 Preis dem Todesüberwinder D-Bam I 121; D-Erf I; D- Ful I 211; D-Lux I 623; D-Osn I 152; D-Sch I; D- Spe I 133; D-Tri I 92; 9 D-Ful II 211; D-Lux/ A II 59; D-Osn II 152; D-Pas II 218 4 10 <?page no="363"?> I. Bestand der Osterlieder und Quellennachweise 349 Incipit DGB I Anz. DGB II Anz. DGB 2 D-Wbg I 256 53 Seele, dein Heiland D-Ac I 198; D-Chu I 44; D-Eic I 164; D-Kln I 198; D-Lüt I; D-StG I 56; D- Tri I 91 7 D-Kln II 198 1 7 54 Seht, der Stein ist weggerückt D-Lim/ B II 070 1 1 55 Singet dem Herrn, der das Dunkel D-Pas II 219 1 1 56 Triumph, der Tod ist überwunden D-Bln I 64; D-Gör I 64; D-Hil/ A I 379; D-M I 163; D-Osn/ B I 110; D- Pad/ B I 6 6 57 Wahrer Gott, wir glauben dir D-Ac I 197; D-Bam I 122; D-Bln I 65; D-Eis I 123; D-Gör I 65; D-Kln I 197; D-Lim I 375; D-Lüt I; D- M I 165; D-Mnz I 331; D- Mst I 156; D-Osn I 153; D-Sch I; D-Spe I 136; D- Tr-B I 116 15 D-Ac II 373; D-BOK II 152; D-Ess II 290; D-Hil II 567; D-Kln II 197; D- Mst II = I; D-Osn II 153; D-Tr-B II 199 8 18 58 Wer sich will freun von Herzen D-Mst II 353 1 1 59 Wer sich will herzlich freuen D-Mag I; D-Pad I 236 2 2 60 Wir danken dir (Herman) D-Ac II 375 1 1 61 Wir singen jubelnd D-Fr/ A I 591 1 1 62 Wir wollen alle fröhlich sein D-Ac II 372; D-Sec/ E II 194 2 2 63 Zu dieses Lammes Ostermahl D-Mnz I 330 1 1 64 Zum königlichen Ostermahl D-Lim I 377; D-M I 156; D-Rot I 152; D-Spe I 137 4 4 <?page no="364"?> A. Tabellen 350 T 3 Quellennachweis der Osterlieder in den katholischen Diözesananhängen des Gotteslobs 1975 1 Incipit kDA I Anz. kDA II Anz. Summe 1 Alle Knospen springen auf Ac-L II 010 1 1 2 Am Sonntag, eh die Sonn aufging Hil I 828 1 1 3 Beim Mahl des Lammes singet Lob Ful I 825; Mnz I 854 2 2 4 Christ ist erstanden Ac-L 863; Kln 868.1 2 2 5 Christus ist auferstanden, Freud Ac-L I 868; DEGM I 818 2 Bln II 891; Lin II 943 2 4 6 Christus ist erstanden! O freut euch Fr I 818 1 1 7 Christus ist erstanden! O tönt Ful I 824; In-F I 931; Lim I 830; Lux I 828; Mnz I 853; Spe I 867; Tri I 826 7 Bo-B II 888; StP II 943 2 9 8 Christus ist erstanden! Von des Todesbanden Fr I 819 1 1 9 Das Grab ist leer Ac-L I 869; Bln I 823; DEGM 819; Ess I 841; Ful I 822; Gu-K I 952; Kln I 862; Lim I 831; Mst I 927; Osn I 869; Pad I 848; Spe I 863; Tri I 827 13 Hbg II 874; Wbg II 960 (DEGM/ M 911=DEGM 819; Gu-K II 048 = Gu-K I 952) 2 15 10 Das könnte den Herren der Welt Lim I 837 1 1 11 Das neue Morgenrot erglüht Bam I 859; Spe I 862; Wbg I 857 3 3 12 Dein Tod am Kreuz Gr-S II 934 1 1 13 Der Heiland erstand Reg I 828 1 1 14 Der Heiland ist erstanden, befreit Böh I 062; Ful I 823; ÖT I 827 2 ; Rum I 820 11 (Gr-S II 936 vgl. ÖT I 827; Gu-K II 049 vgl. ÖT 827) 11 15 Dir, großer Gott, sei Ehre Tri I 833 1 1 16 Du bist da, wo Menschen leben Wbg II 963.3 1 1 17 Ein Quell der Gnade sich ergießt Fr I 822 1 1 18 Er hat gesiegt, der starke Held Gla I 34 1 1 1 Grundlage der Quellennachweise ist Riehm, Kirchenlied, 236-392. Die kDA II enthalten in der Regel nur ergänzende Gesänge. Ausnahmen können sich ergeben, wenn es sich bei einem kDA II um einen umstrukturierten Vorgängeranhang handelt, sodass er auch ehemaliges Liedgut (evtl. mit neuer Melodie) präsentiert. Entsprechende Quellenangaben werden durch Kursivdruck und in Klammern kenntlich gemacht, in die Zählung jedoch nicht einbezogen. 2 Das bezüglich des *ÖT achtfach gezählte Lied erscheint zusätzlich mit einer anderen Melodie in folgenden österreichischen kDA I: *Gu-K 953; *Wie I 915; *Sal I 909; *Lin I 905. <?page no="365"?> I. Bestand der Osterlieder und Quellennachweise 351 Incipit kDA I Anz. kDA II Anz. Summe 19 Erschalle laut, Triumphgesang Ac-L I 866; Kln I 864 2 Wbg II 961 1 3 20 Freu dich, erlöste Christenheit Ac-L I 865; Aug I 820; Bam I 860; Böh I 060; Eic I 839; Fr-R I 820; Kln I 863; Lim I 829; Mü-F I 837; ÖT I 826 3 ; Pas I 851; Spe I 865; Tri I 828; Wbg I 861 21 21 21 Getröst, getröst! wir sind erlöst Bln I 825; Gla I 36 2 DEGM/ G II 931 1 3 22 Gewaltiger Herrscher im seligen Reich Hil I 832 1 Hbg II 882 1 2 23 Glorreiche Himmelskönigin Aug I 821 1 1 24 Halleluja lasst uns singen Ess I 842; Fr-R I 817; Gu- K I 954; Hil I 833; Lin I 904; Mst I 928; Reg I 827; Sal I 910; StP I 916 9 Bo-B II 889; Mü-F II 947 (Gu-K II 047 = Gu-K I 954) 2 11 25 Halleluja! Auferstanden aus des dunkeln Grabes Banden Pad I 852 1 Degm/ M II 912 1 2 26 Halleluja … auferstanden ist der Herr In-F/ F II 122 1 27 Halleluja (Alleluja), danke Jesus Bo-B II 916; In-F/ F II 123 2 2 28 Halleluja, klatschet in die Hände In-F/ F II 117 1 1 29 Heil uns, Heil Bam I 863; Wbg I 858 2 2 30 Heut ist der Tag Fr I 824; Lim I 828 2 2 31 Heut triumphieret Gottes Sohn Lux I 830 1 1 32 Im Kreuz ist Sieg Ful I 826 1 DEGM/ E II 917 1 2 33 Ist das der Leib Ac-L I 871; Aug I 822; Bam I 862; Bln I 824; DEGM I 821; Eis I 911; Ess I 839; Fr-R I 823; Gr- S 920; Hil I 829; Kln I 867; Lim I 833; Mst I 932; Osn I 870; Pas I 852; Reg I 826; Spe I 866; Tri I 829; Wbg I 859 19 Hbg II 876 (Eis II 027 = Eis I 911; Gr-S II 935 = Gr-S 920) 1 20 34 Jauchzet dem Herren Hil I 827 1 Gr-S II 933 1 2 35 Jesus lebt, mit ihm auch ich Aug I 819; DEGM I 820; Hil I 831; Pas I 853 4 Bln II 892; Hbg II 880; MüF II 948; Reg II 929 4 8 36 Jesus lebt wirklich In-F/ F II 116 1 37 Kommt zu des Lammes Ostermahl Mst I 933 1 Bln II 894 1 2 3 Bezüglich des Vorkommens in *ÖT wird das Lied achtfach gezählt. <?page no="366"?> A. Tabellen 352 Incipit kDA I Anz. kDA II Anz. Summe 38 Liebe ist nicht nur ein Wort Ac-L II 011 1 1 39 Lobsing, erlöste Christenschar Pad I 849 1 1 40 Lobsinget, Christen, dankt und preist Pad I 856 1 1 41 Mach die Augen auf In-F/ F II 119 1 1 42 Manchmal feiern wir In-F/ F II 121 1 1 43 Nun singet froh im weißen Kleid Osn I 871 1 Hbg II 877 1 2 44 Nun singt dem Herrn ein neues Lied Ac-L I 867 1 1 45 Preis dem Todesüberwinder Bam 861; Böh 061; DEGM 822; Ful 821; Lux 829; Osn 872; Pas 854; Spe 864; Tri 831; Wbg 856 10 Bln II 893; Hbg II 878; Mnz II 06 3 13 46 Preist Gott, ihr Völker all Pas I 856 1 1 47 Seele, dein Heiland Ac-L 873; Kln I 866; Tri I 830 3 3 48 Seht, auferstanden ist der Herr Böh I 063 1 1 49 Seht, der Stein ist weggerückt Lim I 836 1 1 50 Seht, er lebt Lim I 835 1 DEGM/ D II 916 1 2 51 Singet in den Kirchen Lim I 834 1 1 52 Triumph, der Tod ist überwunden Bln I 821; DEGM I 823; Gla I 35; Hil I 834 4 Hbg II 881 1 5 53 Wahrer Gott, wir glauben dir Ac-L I 870; Bam I 864; Bln I 822; DEGM I 824; Ess I 840; Ful I 827; Hil I 830; Kln I 865; Lim I 832; Mnz I 851; Mst I 930; Osn I 873; Pad I 854/ 855; Spe I 868; Wbg I 860 15 Aug II 912; Hbg II 879 2 17 54 Wer sich will freun von Herzen Mst I 929 1 55 Wir singen jubelnd Fr-R II 011 1 1 56 Zu Ostern in Jerusalem In-F/ F II 118 1 1 57 Zum königlichen Ostermahl Fr-R I 821; Spe I 869 2 DEGM/ D II 915 1 3 58 Zum Mahl des Lammes eilt herbei Eic I 841 1 1 59 Zwei Jünger gingen Gu-K II 052; In-F/ F II 120 2 2 <?page no="367"?> I. Bestand der Osterlieder und Quellennachweise 353 T 4 Bestand der Osterlieder im Gotteslob 2013 (Nachtrag) a. Stammteil Incipit Nr. 1 Bleibe bei uns, du Wandrer 325 2 Christ ist erstanden 318 3 Das ist der Tag, den Gott gemacht 329 4 Die ganze Welt 332 5 Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt 323 6 Freu dich, erlöste Christenheit 337 7 Gelobt sei Gott 328 8 Ihr Christen, singet hocherfreut 322 9 Ist das der Leib 331 10 Jerusalem, du neue Stadt 338 11 Jesus lebt, mit ihm auch ich 336 12 O Licht der wunderbaren Nacht 334 13 Vom Tode heut erstanden ist 324 14 Wir wollen alle fröhlich sein 326 b. Eigenteile der Bistümer Incipit Eigenteile der Bistümer 1 Am Sonntag, eh die Sonn aufging HHO 780 2 Halleluja (Alleluja) lasst uns singen AUG 776; BO-B 830; ESS 752; FR-R 796; MÜ-F 772; MST 779; ÖT 837; PAD 754; REG 790 3 Beim Mahl des Lammes singet Lob FUL 780 4 Christus ist auferstanden, Freud OST 765; FR-R 799; KLN 768 5 Christus ist erstanden! O freut euch FR-R 797 6 Christus ist erstanden! O tönt (O tönt) AUG 775; BO-B 828; KLN 769; LIM 778; MNZ 815; ÖT 833; SPE 792; TR 779 7 Christus ist erstanden! Von des Todesbanden FR-R 798 8 Cristo risusciti BO-B 836 9 Das Grab ist leer AC 763; OST 761; ESS 749/ 750/ 751; FUL 783; HHO 771; KLN 767; LIM 779; L 763; MST 778; ÖT 834; PAD 752; SPE 790; TRI 780 10 Das neue Morgenrot erglüht BAM 793; SPE 788; WBG 775 11 Der Glaube ist nun fest verbürgt PAD 759 12 Der Heiland erstand REG 791 13 Der Heiland ist erstanden, befreit BO-B 829; FUL 781; ÖT 823/ 829/ 830/ 831/ 832 14 Dir, Gott in den höchsten Höhen LIM 776 15 Dir, großer Gott, sei Ehre TRI 783 16 Ein Funke aus Stein geschlagen BAM 794 17 Er ist erstanden, Halleluja AUG 774; BAM 796; MNZ 820; MÜ-F 773 18 Erschalle laut, Triumphgesang AC 765; ESS 748; KLN 775; L 765 19 Erschienen ist der herrlich Tag FUL 786; KLN 771; MNZ 816 20 Freu dich, du Himmelskönigin … am höchsten Throne MNZ 821 21 Gehet nicht auf PAS 815 22 Gewaltiger Herrscher im seligen Reich HHO 775 23 Glorreiche Himmelskönigin AUG 779 <?page no="368"?> A. Tabellen 354 Incipit Eigenteile der Bistümer 24 Halleluja! Auferstanden aus des dunkeln Grabes Banden OST 766; PAD 755 25 Halleluja (Alleluja), danke Jesus BO-B 831 26 Heil uns, Heil WBG 777; BAM 800; 27 Heut ist der Tag LIM 777 28 Im Kreuz ist Sieg FUL 785 29 Jauchzet dem Herren ÖT 826; REG 794 30 Kommt zu des Lammes Ostermahl MST 781 31 Lobsing, erlöste Christenschar PAD 758 32 Nun freue dich, du Christenheit WBG 776; AC 764; AUG 778; BAM 790; OST 760; EIC 773; ESS 753; FUL 787; HHO 773; KLN 773; LIM 775; L 764; MNZ 817; MÜ-F 770; MST 783; PAD 757; PAS 812; REG 792; SPE 791 33 Nun freut euch hier und überall AUG 777; BAM 791; OST 763; ESS 747; FR-R 801; HHO 776; KLN 774; LIM 782; MNZ 814; MÜ-F 771; PAD 756 34 O Christe, wahres Osterlamm PAD 753 35 Preis dem Todesüberwinder WBG 780; BAM 792; OST 759; EIC 774; FUL 784; HHO 778; KLN 772; MNZ 819; PAS 816; SPE 789; TRI 782 36 Preist Gott, ihr Völker all PAS 814 37 Seele, dein Heiland EIC 776; KLN 777; TRI 781 38 Seht, der Stein ist weggerückt AC 766; FR-R 800; LIM 783; L 766; MNZ 812 39 Seht, er lebt LIM 781 40 Sei Siegesfürst, gebenedeit PAD 763 41 Sucht den Lebendigen MNZ 811 42 Triumph, der Tod ist überwunden OST 764; HHO 777 43 Verklärter Leib, o sei gegrüßt OST 762; PAD 762 44 Wahrer Gott, wir glauben dir WBG 779; AC 762; BAM 795; OST 767; ESS 746; FUL 782; HHO 774; KLN 770; LIM 780; L 762; MNZ 818; MST 780; PAD 760/ 761; SPE 793 45 Wer sich will freun von Herzen MST 782 46 Wir gehen unsre Wege TRI 784 47 Wir singen jubelnd FR-R 803 48 Zum Mahl des Lammes eilt herbei EIC 775; PAS 811 49 Zwei Jünger gingen BO-B 833 T 5 Quellennachweis der Osterlieder in den Regionalanhängen des Evangelischen Kirchengesangbuchs Incipit eRA Anz. 1 Auferstanden, auferstanden ist der Herr (Danneil) E-Ba 417 1 2 Christus ist erstanden E-Bay 417 1 3 Der Höllen Pforten sind zerstört E-UK 413 1 4 Die Lerche stieg am Ostermorgen E-Br 424 1 5 Gott sei gedankt zu jeder Zeit E-N 407 1 6 Halleluja! Jesus lebt E-Ba 416 1 7 Halleluja, jauchzt ihr Chöre E-HK 437 1 <?page no="369"?> I. Bestand der Osterlieder und Quellennachweise 355 Incipit eRA Anz. 8 Ich geh zu deinem Grabe E-NS 495; E-T 408; E-UK 414 3 9 Ich sag es jedem, dass er lebt E-Br 422; E-Öst 425 2 10 Jesu, Todesüberwinder E-Ba 418 1 11 Jesus, unser Trost und Leben E-Ne 416; E-T 407; E-LK 416 3 12 Lasset uns den Herren preisen E-HK 449; E-Ne 417; E-N 408 3 13 Mein Fels hat überwunden E-RWLR 424 1 14 Nun freut euch hier und überall E-Bay 418 1 15 O fröhliche Stunden E-Ne 418; E-M 410 2 16 O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit E-Br 421; E-RWLR 425 2 17 Ostern, Ostern, Frühlingswehen E-Br 423 1 18 Sei fröhlich alles weit und breit E-NS 493 1 19 Siehe, das ist Gottes Lamm E-Ba 419 1 20 Singen wir heut mit einem Mund E-Br 420 1 21 Triumph, Triumph E-M 411; E-Bay 419 2 22 Wandle leuchtender und schöner E-Öst 426 1 23 Willkommen, Held im Streite E-Bay 420; E-Wü 422 2 24 Wir danken dir (Praetorius) E-UK 415 1 25 Zween der Jünger gehen E-NS 494 1 T 6 Quellennachweis der Osterlieder in den Regionalteilen des Evangelischen Gesangbuchs 1 Incipit eRT Anz. 1 Auferstanden, auferstanden ist der Herr (Mohn) BEP 561 1 2 Besiegt hat Jesus Tod und Nacht HK 553 1 3 Brich an, du hohes Feste BEP 562 1 4 Christ, der Herr, ist heut erstanden Öst 562; RWLR 564 2 5 Christus is opstahn NB 551 1 6 Christus ist auferstanden, Freud BEP 564; BT 555; NB 550; RWLR 559; Wü 549 5 7 Christus lebt, drum lasst das Jammern BT 560 1 8 Das könnte den Herren der Welt HK 550 1 9 Die Sonne geht auf BT 556; Wü 550 2 10 Einer ist unser Leben HK 552 1 11 Große Leute, kleine Leute BEP 565 1 12 Ich tanzte, als Gott die Welt gemacht Me 538 1 13 Ich hör die Botschaft BT 559; Öst 563 2 14 Jesus, unser Trost und Leben Ne 552; RWLR 561 2 15 Nun freut euch, Gottes Kinder all Ne 554 1 16 Nun ist der Himmel aufgetan Ne 551; Öst 561 2 17 Nun werden die Engel BEP 563; RWLR 563 2 18 O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit BEP 559; RWLR 560 2 19 O Licht der wunderbaren Nacht BT 559 1 20 Seht, der Stein ist weggerückt HK 551 1 21 Wie Morgenrot der Tag erwacht Ne 553 1 22 Wir singen und verkünden BEP 558 1 23 Wo einer dem andern neu vertraut Wü 551 1 1 Grundlage der Quellennachweise ist Riehm, Kirchenlied, 169-225. <?page no="370"?> A. Tabellen 356 T 7 Gesamtbestand und Quellennachweis moderner Osterlieder in offiziösen Sammlungen 1 Incipit Verfasser Sammlungen (S) Anz. S Anz. G 1 Alle Knospen springen auf T: Willms, Wilhelm M: Edelkötter, Ludger Ej 1978 Cantate (1994) 221; Erdentöne 2 138; Vom Leben singen 1 3 1 2 Andere Lieder wollen wir singen T: Albrecht, Alois M: Janssens, Peter 1972 Unterwegs 42 1 3 Auf! Auf! Jubelt fröhlich T: Jasper, Gerhard / Rommel, Kurt 1973 (Ü), n. Text aus Tansania M: Tansania Sing mit 51 1 4 Auferstanden, auferstanden bist du T: Ohly, Martin (vor 1967) M1: Geppert, Harald; M2: Kloft, Gerhard LSO 185; Neue geistliche Lieder 67 2 5 Auferstehn, ja auferstehn T u. M: Stimmer-Salzeder, Kathi Troubadour 520 1 6 Auferstehung T: Höly, Claudia M: Luig, Johannes Gotteskindermenschenlieder 13 1 7 Aufsteh’n, aufeinander zugeh’n T u. M: Bittlinger, Clemens Gotteskindermenschenlieder 14 1 8 Aus dem Tod ist der Herr erstanden T u. M: Rommel, Kurt 1970 LSO 190; Sing mit 37 2 9 Aus Tränen, Angst und Not T u. M: Stimmer-Salzeder, Kathi 1989 D-K08 25; Troubadour 524 2 10 Aus Traum und Tränen T: Zenetti, Lothar M: Sahm, Stephan Aus dem Tod 48 1 11 Begreift ihr denn nicht? T u. M: Kloss, Peter 1990 D-K08 16; Liederzeit 60 2 12 Blinde bleiben blind T: Netz, Hans-Jürgen M: Edelkötter, Ludger Ej 1978 Cantate 206 1 13 Brot, Brot T: Albrecht, Alois M: Janssens, Peter Ej 1977 Den Himmel erden 105 1 14 Bruder, bist du auch nach Emmaus gegangen T: Wiemer, Rudolf Otto M: Wiemer, Wolfgang LSO 37 1 15 Christ ist erstanden aus des Todes Nacht T: Rommel, Kurt 1973 M: aus Botswana/ Südafrika LSO 173; Sing mit 19 2 16 Christ lag in Banden T: Eckert, Eugen M: Walsh, James Ej 1990 D-K08 29 1 17 Christus ist auferweckt vom Tod T: Csanady / R. Ibounigg 1984 (Ü), n. Pnehard, M. und F. M: Pnehard, M. und F. Singe Christenheit 26 1 18 Christus ist nicht mehr tot T u. M: Barbara Uhle o. J. LbR 68 1 1 Soweit die Entstehungszeiten des Textes bzw. der Melodie ermittelt werden konnten, folgen diese direkt dem Verfassernamen. Wenn nur das Ersterscheinungsjahr eines Gesangs in einer Sammlung bekannt ist, wird es rechtsbündig, gekennzeichnet mit „Ej“, aufgeführt. 2 Bei Erscheinen eines Liedes in *Erdentöne 1995 und 2001 unter gleicher Nummer wird die Quelle ohne Jahreszahl angegeben. Bei den in der späteren Auflage zusätzlichen Stücken wird die Quelle mit dem Erscheinungsjahr 2001 vermerkt. <?page no="371"?> I. Bestand der Osterlieder und Quellennachweise 357 Incipit Verfasser Sammlungen (S) Anz. S Anz. G 19 Christus lebt, drum lasst das Jammern T: Blatetzky, Arthur 1972 (Ü), n. Martinez, Nicolas 1960 M: Sosa, Pablo D. 1960 Aus dem Tod 52; D-K08 24 2 1 20 Christus, der Herr ist auferstanden (Beuerle) T u. M: Beuerle, Herbert 1965 D-K08 7; Neue Lieder (1979) 3 2 21 Christus, der Herr, ist auferstanden (Valentin) T: Valentin, Gerhard 1965 M: Beuerle, Herbert 1972; M 2 Ruppel, Ernst 1972 LSO 27; Gottes Volk 906; Sing mit 28 3 22 Da ging die Nacht zu Ende T: Eckert, Eugen M: Kandziora, Jürgen Aus dem Tod 53 1 23 Das Dunkel wird Licht T: Heinemann, B. M: Heinemann, M. Liederzeit 63 1 24 Das Grab ist leer (Büsching) T: Büsching, Heinz 1979 M: Florenz, Hans D-K08 11; Singles 9 79 2 25 Das könnte den Herren der Welt T: Marti, Kurt 1970 M: Janssens, Peter 1970 Cantate 208; D-K08 15; Den Himmel erden 33; Gemeinsam unterwegs 28; rise up 219; Sagt es weiter 215 6 4 26 Das Unglaubliche passiert T: Hoffmann, Stefan M: Hoffmann, St. / Klehr, Johannes Cantate 207 1 27 Das Weizenkorn muss sterben T: Zenetti, Lothar 1971 M: Beuerle, Herbert 1973 Sing mit 45 1 28 Der Friedhof bleibt nicht länger Endstation T: Kopp, Clemens M: Florenz, Hans 1985 Singles 36/ 37 314 1 29 Der Herr geht uns voran T u. M: Hoffmann / Mauberg/ Norres / Schuhen Sagt es weiter 61 1 30 Der Herr ist auferstanden T u. M: Lorenz, Gertrud LSO 145 1 31 Der Herr ist da T: Ibounegg, Roger (Ü), n. span. Text M: Arguello, Kiko Ej 1975 Singe Christenheit 285 1 32 Der Himmel geht auf Erden auf T: Laubach, Thomas M: Quast, Thomas Ej 1987 Singles 36/ 37 322 1 33 Die Erde ist schön (Entwurf für ein Osterlied) T: Wiemer, Rudolf Otto M: Raile, Hans Joachim Ej 1973 Sagt es weiter 218-221 1 34 Die Gnade Gottes T: Macht, Siegfried n. Newton, John M: aus England/ USA Vom Leben singen 87 1 35 Die Sonne dieses Morgens T: Stork, Dieter M: Fietz, Siegfried LSO 159 1 36 Die Sonne geht auf T u. M: Rauch, Hans-Martin 1980 Auf und macht 773 1 2 37 Die Sonne ist aufgestiegen T: Stork, Dieter M: Fietz, Siegfried LSO 142 1 38 Die Steppe wird blühen T: Rotheberg-Joerges (Ü), n. Oosterhuis, Huub M: Oomen, Antoine Gemeinsam unterwegs 88 1 <?page no="372"?> A. Tabellen 358 Incipit Verfasser Sammlungen (S) Anz. S Anz. G 39 Die Waffen verrotten zu Staub T: Willms, Wilhelm M: Böckeler, Hans-Jörg Ej 1973 Cantate 219; D-K08 32; Effata II 130; Sagt es weiter 217 4 40 Dornen stehn am Stein T: Petzold, Lothar M: List-Petersen, Nis-Edwin Ej 1987 D-K08 17; Halleluja 131 2 41 Drei traurige Frauen T u. M: Rommel, Kurt Neue Lieder (1979) 70 1 42 Du bist da, wo Menschen leben T u. M Jöcker, Detlev 1982 Kommt und singt 324 1 1 43 Du bist der Atem T: Laubach, Thomas / Nesgen, Thomas / Pilz, Winfried M: Nesgen, Thomas Vom Leben singen 89 1 44 Du wirst den Tod in uns wandeln T u. M: Stimmer-Salzeder, Kathi Troubadour 523 1 45 Durch das Dunkel hindurch T: Netz, Hans-Jürgen M: Lehmann, Christoph Ej 1987 Cantate 210; Erdentöne 112; Gemeinsam unterwegs 31 3 46 Ein Funke aus Stein geschlagen T u. M: Linssen, Gregor rise up 229 1 47 Ein Licht erschien in dieser Welt T: Zenetti, Lothar M: Heurich, Winfried Vom Leben singen 154 1 48 Ein neuer Himmel T: Netz, Hans-Jürgen / Seidel, Uwe M: Lehmann, Christoph Ej 1979 Cantate 212 1 49 Eine freudige Nachricht T u. M: Schneider, Martin Gotthard LSO 141 1 50 Einer ist unser Leben T: Zenetti, Lothar 1973 M: Liesse, Jean 1971 Effata II 128; Singe Christenheit 753 2 1 51 Einmal ward es am Himmel hell T: Willms, Wilhelm M: Janssens, Peter Sagt es weiter 290 1 52 Einmal werden wir erwachen T u. M: Linßen, Gregor Erdentöne (2001) 301 1 53 Emmaus T: Bergmann, Hermann M: Cavagna, Ricardo Liederzeit 62 1 54 Er ging für uns den Weg T u. M: Faust, Günter Liederzeit 57 1 55 Er ist erstanden! Jesus, der Herr T: Jasper, Gerhard / Rommel, Kurt 1973 (Ü), n. Text aus Tansania M: Mzengi, Zakarias Sing mit 47 1 56 Es bleibt uns sein Wort T: Rommel, Kurt 1971 M: Beuerle, Herbert 1972 Sing mit 56 1 57 Feiert Jesus (Celebrate Jesus) T: Maranatha Evangelisationszentrum München (Ü), n. Gary Oliver M: Gary Oliver Singe Christenheit 23 1 58 Freunde, sprach er T: Florenz, Hans / Weber, Raymund (Ü), n. Rimaud, Didier M: Akepsimas, Jo D-K08 1; Halleluja 136; Singles 9 78 3 59 Freut euch alle, Jesus lebt T: Sillmann, Sr. C. M: Neubauer, H. Ej 1981 Effata II 126; LSO 99 2 60 Freut euch, Christus lebt T u. M: Fromm, Johannes 1986/ 91 Singles 36/ 37 315 1 61 Freut euch, ihr Christen T: Hopfer, Gerhard (Str. 1) / Hermann, Matthias (Str. 2-3) M: Lafferty, Karen Neue Lieder (1983) 790 b 1 <?page no="373"?> I. Bestand der Osterlieder und Quellennachweise 359 Incipit Verfasser Sammlungen (S) Anz. S Anz. G 62 Fröhlich sind wir T: Beichert, D. (Str. 1) / Froitzheim (Str. 2-3) M: Stingl, Anton Kommt und singt 328; LSO 150 2 63 Gib mir ein Halleluja T u. M: Stimmer-Salzeder, Kathi 1989 D-K08 26 1 64 Glaubt uns, er lebt T u. M: Fromm, Johannes 1986/ 91 Singles 36/ 37 323 1 65 Gott ist anders, als wir denken T: Rommel, Kurt M: Schweizer, Rolf Anhang 77 833 1 66 Großes hat der Herr getan T: Bittlinger, Clemens M: traditional Effata II 131 1 67 Halleluja, es ist Ostern T u. M: Lorenz, Gertrud LSO 109 1 68 Halleluja, Jesus ist der Herr T u. M: Camper, Rita 1982 Singe Christenheit 128 1 69 Halleluja, wir sind auch dabei T: Hoffmann / Mausberg / Norres / Schuhen LSO 123 1 70 Halleluja … auferstanden ist der Herr T u. M: Genrosso / Zappala, Mancuso rise up 187 1 1 71 Herr, wenn es stimmt T u. M: Eckstein, Hans-Joachim Singe Christenheit 158 1 72 Herr, bleibe bei uns in der Nacht T: Lüchtefeld, Klaus M: Lonquich, Heinz-M. LSO 39 1 73 Heut ist der Tag T: Pawlowsky, Peter (Ü), n. Oosterhuis, Huub M: Stralsund 1614 / Halle 1741 D-K08 27 1 74 Hört ihr’s läuten T: Tauchelt, Gerhard M: Beuerle, Herbert Ej 1962 Kommt und singt 320; LbR 66; LSO 106 3 75 Hört man uns nicht T: Schöne, Gerhard M: Janssens, Peter Effata II 129 1 76 Ich bin die Auferstehung T: Tommek, Hubertus (Ü), n. Repp, Ray M: Repp, Ray Troubadour 528 1 77 Ich muß dich nicht erjagen T: Peikert-Flaspöhler, Christa M: Faust, Günter Liederzeit 64 1 78 Ihr seid Freunde Autoren unbekannt LSO 167 1 79 Im Frieden mach uns eins T: Flesch-Thebesius, Marlies 1972 (Ü), n. Ombrie, Dominique 1962 M: Ombrie, Dominique 1962 Singe Christenheit 737 1 80 In der Mitte der Nacht T: Fritsch-Oppermann, Sybille M: Baltruweit, Fritz Vom Leben singen 22 1 81 In der Nacht T: Laubach, Thomas 1988 M: Quast, Thomas Singles 36/ 37 313; Cantate 209; Erdentöne 201; 3 82 In unsre Trauer fällt ein Licht T: Laubach, Thomas 1988 M: : Quast, Thomas 1988 Singles 36/ 37 318 1 83 Jericho T: Juhre, Arnim 1970 M: Choral Brother Ogo 1970 Sagt es weiter 1 84 Jesu, Freund der Armen T: Schöne, Gerhard M: Crüger, Johann 1653 Vom Leben singen 18 1 85 Jesus Christus ist auferstanden (Eckert) T: Eckert, Eugen 1990 M: aus Zaire D-K08 3 1 <?page no="374"?> A. Tabellen 360 Incipit Verfasser Sammlungen (S) Anz. S Anz. G 86 Jesus Christus ist auferstanden (Rommel) T: Rommel, Kurt 1973 M: aus dem Kongo LSO 19; Sing mit 23 2 87 Jesus Christus lebt T u. M: Rommel, Kurt 1967 LSO 139; Sing mit 49 2 88 Jesus Christus! Halleluja! T: Froitzheim, Ewald M: Lonquich, Heinz Martin 1975/ 91 Singles 36/ 37 317 1 89 Jesus Christus, gestern und heute T: Rommel, Kurt 1967 M: Beuerle, Herbert 1971 LSO 4; Sing mit 40 2 90 Jesus lebt T: Reinhard, Thomas M: Spiritual LSO 165 1 91 Jesus starb am Kreuz T u. M: Rommel, Kurt Sing mit 10 1 92 Jesus war ans Kreuz geschlagen T: Krenzer, Rolf M: Clasen, Hans-Werner LSO 125 1 93 Jesus! Jesus! Er erstand T: Jasper, Gerhard/ Rommel, Kurt 1973 (Ü), n. Text aus Tansania M: Tansania Sing mit 48 1 94 Kleine Raupe T u. M: Bönig, Konrad Troubadour 525 1 95 Komm, lass diese Nacht nicht enden T: Netz, Hans-Jürgen M: Lehmann, Christoph Ej 1977 Cantate 214; D-K07 5 2 96 Kommt, freut euch mit uns T: Krenzer, Rolf M: Janssens, Peter 1978 Effata II 125 1 97 Kommt, lasset uns singen T: Froitzheim M: Volkslied Kommt und singt 318 1 98 Laßt uns alle froh sein unbekannt LSO 107 1 99 Laßt uns das Ja zum Leben feiern T: Schlegel, Helmut M: Heurich, Winfried Vom Leben singen 27 1 100 Lebt Jesus? T: Meurer, Hein M: Watkinson, Gerd 1972 LSO 41 1 101 Letzte werden erste T: Marti, Kurt M: Heurich, Winfried Vom Leben singen 169 1 102 Liebe ist nicht nur ein Wort T: Bücken, Eckart 1973 M: Geerken, Gerd 1973 Den Himmel erden 62; Gotteskindermenschenlieder 146 2 1 103 Liebte Gott, der Herr, uns nicht T: Oeß, Helmut (dt.) M: Cocagnac, A. M. Ej 1962 D-K08 9 1 104 Lied vom heiligen Mahl; Kommt ihr alle T: Zenetti, Lothar M: Weiß, Wolfgang Ej 1990 D-K07 6 1 105 Manchmal feiern wir T: Albrecht, Alois 1974 M: Janssens, Peter 1974 Cantate 215; Den Himmel erden 14; Erdentöne 146; Halleluja 138; Lieder 64; rise up 230; Sagt es weiter 212; Unterwegs 30; Vom Leben singen 111 9 1 106 Mitten am Tag T: Netz, Hans-Jürgen M: Lehmann, Christoph Erdentöne (2001) 203 1 107 Mitten in dem Tod T: Becker, Karl (Ü), n. Jacobse, Muus M: Veelenturf, Rik Gib mir ein Lied 11 1 <?page no="375"?> I. Bestand der Osterlieder und Quellennachweise 361 Incipit Verfasser Sammlungen (S) Anz. S Anz. G 108 Niemand weiß wie lange T: Zenetti, Lothar M: Recker, Christoph Liederzeit 58 1 109 Nun werden die Engel singen T: Hofmann, Friedrich (Str.1-3) 1967 M: Michel, Josef 1967 Kommt und singt 323; LbR 76; LS0 94 3/ 3 110 Österliches Brot T: Peikert-Flaspöhler, Christa M: Faust, Günther Ej 1984 D-K08 10/ 23 1 111 Rosen blühn im Stacheldraht T: Schlegel, Helmut M: Heurich, Winfried Ej 1987 Aus dem Tod 67; Singles 36/ 37 321; Vom Leben singen 112 3 112 Sag Dank dem auferstandnen Herrn T: Hudler, Helmut 1977 (Ü), n. Fishel, Donald M: Fishel, Donald Singe Christenheit 289 1 113 Seht, der Stein ist fort T: Eckert, Eugen M: Heurich, Winfried Ej 1987 Aus dem Tod 69; D-K08 12; Singles 36/ 37 325 3 114 Seht, der Stein ist weggerückt T: Zenetti, Lothar 1971 M1: Fink, Karl 1971; M2: Lonquich, Heinz Martin M3: Beuerle, Herbert 1973 D-K08 18; Erdentöne (2001) 298; Gib mir ein Lied 36; Halleluja 141; LSO 11; Sing mit 25; Singe Christenheit 638; Unterwegs 40 8 5 115 Seht, er lebt T: Zenetti, Lothar 1973 M1: aus Israel; M2: Lonquich, Heinz M. Effata II 124; Singles 36/ 37 320 2 2 116 Sein Leib Brot T: Eckert, Eugen M: Heurich, Winfried Ej 1982 D-K08 13 1 117 Singet in den Kirchen T u. M: Neubert, Gottfried 1972 Singe Christenheit 640; Vom Leben singen 64 2 1 118 Singet, denn Jesus ist erstanden T u. M: Gohl, Ulrich 1970 LSO 30; Sing mit 39; Singe Christenheit 639 3 119 So gibt euch Gott ein Lebenszeichen T: Albrecht, Alois M: Edelkötter, Ludger Cantate 217 1 120 Spielt nicht mehr die Rolle T: Barth, Friedrich Karl / Horst, Peter M: Janssens, Peter Ej 1975 Cantate 220 1 121 Staunen wird Jubel T: Hoffmann, Stefan M: Hoffmann, Stefan / Klehr, Johannes Cantate 211; Erdentöne (2001) 299; Troubadour 527 3 122 Steh auf T: Laubach, Thomas M: Quast, Thomas Gotteskindermenschenlieder 184 1 123 Steht auf vom Tod T: Willms, Wilhelm M: Janssens, Peter Ej 1974 Cantate 213; Effata II 127; Erdentöne 149; Gotteskindermenschenlieder 185; Sagt es weiter 335 5 124 Tanzend ziehen helle Lichter T: Thiele, J. M: Recker, Christoph Liederzeit 59 1 125 Und als sie noch gingen T: Eckert, Eugen M: Kandziora, Jürgen Aus dem Tod 99 1 <?page no="376"?> A. Tabellen 362 Incipit Verfasser Sammlungen (S) Anz. S Anz. G 126 Und der Keim schlägt aus T: Albrecht, Alois M: Grmaß, Klaus Cantate 224 1 127 Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden T u. M: Rommel, Kurt 1967 LSO 189; Neue Lieder (1979) 51; Sing mit 30 3 128 Von Gott kommt diese Kunde T: Spangenberg, Peter 1971 M: Crüger, Johann 1647 LSO 149 1 129 Wach auf, du Schlafmütze unbekannt LSO 162 1 130 Welcher Engel wird uns sagen T: Willms, Wilhelm 1972 M: Böckeler, Hans-Jörg Cantate 223; D-K08 8/ 14; Sagt es weiter 307 3 131 Wenn uns das Leben lebendig macht T: Bücken, Eckart M: Blarr, Oskar Gottlieb LSO 182 1 132 Wer wälzt den Stein vom Grabe fort T: Willms, Wilhelm M: Böckeler, H. J. Sagt es weiter 216 1 133 Wer zeigt den Weg in das Vaterland T: Pawlowsky, Peter (Ü), n. Oosterhuis, Huub M: aus Flamen D-K07 2 1 134 Werde, wachse T1: Eckert, Eugen / T2: Portugal M: Portugal Aus dem Tod 73 1 135 Wir banden ihn T: Laubach, Thomas M: Quast, Thomas Troubadour 526 1 136 Wir gehen uns’re Wege T: Barth, Friedrich Karl M: Lehmann, Christoph Ej 1981 Cantate 218; Erdentöne 157; Halleluja 139; Unterwegs 135 4 137 Wir haben ihn gesehen T u. M: Kloss, Peter Liederzeit 61 1 138 Wir kommen von Jerusalem unbekannt LSO 38 1 139 Wir setzen einen Stein T: Zenetti, Lothar M: Weinz, Hans-Jakob Ej 1986 D-K08 30 1 140 Wir sind erfüllt vom Leid T: Zenetti, Lothar M: Arnold, Philipp Troubadour 521 1 141 Wir stehen auf T u. M: Rommel, Kurt 1971 LSO 177; Sing mit 50 2 142 Wir werden leben, überleben T: Albrecht, Alois M: Lehmann, Christoph Ej 1977 Cantate 216 1 143 Wir zeugen selbst dafür T: Schlenker, Maria/ Rommel, Kurt (Ü), n. Text aus Kamerun M: Kamerun Ej 1973 Sing mit 43 1 144 Wo wir das Wort verstehen unbekannt LSO 188 1 145 Zu Ostern in Jerusalem T: Juhre, Arnim M: Wiesenthal, Karl-Wolfgang Ej 1968 LSO 181 1 1 146 Zu zweit und zweit T: Willms, Wilhelm M: Heurich, Winfried Aus dem Tod 77 1 147 Zwei Jünger gingen T u. M: Poppe, Helga 1977 Lieder 66 1 1 148 Zwei Männer T: Trautwein, Dieter 1967 M: Seminargruppe Frankfurt 1968 LSO 35; Sing mit 31 2 <?page no="377"?> II. Liedbestände aus konfessioneller und ökumenischer Sicht Die drei nachstehenden Tabellen sind dem Kapitel „Konfessionalität und Ökumene“ zuzuordnen. 1 T 8 Weit verbreitete Osterlieder im Bereich katholischer Gesangbücher Bei den folgenden 38 Liedern handelt es sich um die besonders weit verbreiteten im Bereich aller untersuchten katholischen Gesangbücher. Kriterium für die Aufnahme eines Liedes in die Liste ist dessen Vorkommen in mindestens einem Einheitsgesangbuch (*GL, *KKG, *KG) oder in mindestens sechs regionalen Quellen (DGB, kDA I/ II). Incipit KL I E-D e-N E-Ö DGB GL kDA I kDA II KKG 1978 KG 1 Alleluja (Halleluja) lasst uns singen 15 9 2 x x 2 Am Sonntag, eh die Sonn aufging e 11 1 3 Beim Mahl des Lammes stehen wir x 4 Christ ist erstanden x E E 40 x 2 x x 5 Christus ist auferstanden, Freud 6 2 2 x 6 Christus ist erstanden! O tönt 15 7 2 x x 7 Das Grab ist leer 26 13 2 8 Das ist der Tag x x 9 Das könnte den Herren der Welt 1 x 10 Der Heiland ist erstanden, befreit 12 11 11 Die ganze Welt e 15 x x 12 Erschalle laut Triumphgesang 7 2 1 13 Erschienen ist der herrlich Tag x 16 x 14 Erstanden ist der heilge Christ (Spee) 12 15 Erstanden ist der heilig Christ (B.B.) 1 x 16 Freu dich, du Himmelskönigin x E 23 17 Freu dich, du werte Christenheit E 30 x 18 Freu dich, erlöste Christenheit E 30 21 x x 19 Gelobt sei Gott x 23 x x x 20 Getröst, getröst! wir sind erlöst 6 2 1 21 Halleluja. Ihr Christen, singet hocherfreut x 1 Teil 1 B.III.1. II. Liedbestände aus konfessioneller und ökumenischer Sicht 363 <?page no="378"?> A. Tabellen 364 Incipit KL I E-D e-N E-Ö DGB GL kDA I kDA II KKG 1978 KG 22 Heut hören es alle x 23 Ist das der Leib x e 34 19 1 24 Jesus lebt, mit ihm auch ich 7 4 4 25 Lasst uns erfreuen herzlich sehr x E E 33 26 Nun danket Gott, ihr Christen all 7 27 Nun freue dich, du Christenheit x 28 Nun freut euch hier und überall x 29 Nun saget Dank x 30 Nun singt dem Herrn ein neues Lied E e 36 1 x 31 Preis dem Todesüberwinder 10 10 3 32 Seele, dein Heiland 7 3 x 33 Seht, der Stein ist weggerückt 1 1 x 34 Triumph, der Tod ist überwunden 6 4 1 35 Vom Tode heut erstanden ist x x 36 Wahrer Gott, wir glauben dir e 18 15 2 37 Wir wollen alle fröhlich sein 2 x x x 38 Zum Mahl des Lammes schreiten wir x <?page no="379"?> II. Liedbestände aus konfessioneller und ökumenischer Sicht 365 T 9 Weit verbreitete Osterlieder im Bereich evangelischer Gesangbücher Die 29 Lieder der Tabelle stellen die am weitesten verbreiteten im Bereich aller untersuchten evangelischen Gesangbücher dar. Kriterium für die Aufnahme eines Liedes in die Liste ist dessen Auftreten in mindestens einer deutschen Stammausgabe (*EKG, *EG) beziehungsweise einem Schweizer Einheitsgesangbuch (*RKG, *RG). Die Anzahl der regionalen Quellen, die ein bestimmtes Lied gemeinsam aufweisen, liegt durchweg unter fünf. Incipit EKG eRA EG eRT RKG RG 1 Am Morgen früeh am Oschtertag x 2 Auf, auf mein Herz x x 3 Christ ist erstanden x x x x 4 Christ lag in Todesbanden x x x x 5 Christus ist auferstanden, Freud 5 x 6 Das könnte den Herren der Welt 1 x 7 Der schöne Ostertag x x 8 Die ganze Welt x x x 9 Dir, Auferstandner, sei der Lobgesang x 10 Er ist erstanden, Halleluja x 11 Erschienen ist der herrlich Tag x x x x 12 Erstanden ist der heilig Christ (B.B.) x x x 13 Früh morgens, da die Sonn aufgeht x x x x 14 Gelobt sei Gott x x x x 15 Heut triumphieret Gottes Sohn x x x x 16 Ich sag es jedem, dass er lebt 2 x x 17 Jesus Christus, unser Heiland x x x 18 Jesus lebt, mit ihm auch ich x x x x 19 Jesus, meine Zuversicht x x x 20 Mit Freuden zart x x 21 Nun freut euch hier und überall 1 x x 22 O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit 2 2 x x 23 O Tod, wo ist dein Stachel nun x x x 24 Seht, der Stein ist weggerückt 1 x 25 Singen wir heut mit einem Mund 1 x 26 Wach auf mein Herz x x x x 27 Willkommen, Held im Streite 2 x 28 Wir danken dir (Herman) x x 29 Wir wollen alle fröhlich sein x x x <?page no="380"?> T 10 Die gemeinsamen Osterlieder der AÖL Die Tabelle listet alle Osterlieder auf, von denen die AÖL Fassungen erarbeitet und beschlossen hat. Grundlage ist die Dokumentation der AÖL „Die gemeinsamen Lieder und Gesänge der deutschsprachigen Christenheit (ö-Lieder)“, Teil A: Verzeichnisse (2004) / Teil B: Ausgedruckte Fassungen (2004). Die ö-Kennzeichnungen in der Tabelle entsprechen dem Stand des Verzeichnisses. Insofern ist es möglich, dass ein Lied bei der Herausgabe eines Gesangbuches dort noch nicht als ö-Fassung erscheint. Die ergänzenden Angaben zu den Gesangbüchern *ES, *CG, *EM *FL und *JF stammen aus Riehm, Kirchenlied, 455-493. Außerhalb der Osterrubrik vorhandene Lieder erscheinen in kursiver Schrift (nicht fett). Incipit GKL 1973 GzB 1978 LbR 1983 L II 1994 DGL GL EG KG RG ES CG EM FL JF 1 Christ ist erstanden 29 9 80 29 ö 213 (ö) 99 (ö) 436 (ö) 462 ö 405 ö 659 (ö) 225 (ö) 255 (ö) 107 2 Christus ist auferstanden. Freud 32 ö 451 ö 472 ö 666 ö 236 ö 259 3 Christus ist nicht mehr tot 68 33 4 Die ganze Welt 33 79 57 ö 219 ö 110 ö 449 ö 471 ö 425 ö 664 5 Erschienen ist der herrlich Tag 32 92 ö 225 ö 106 ö 469 ö 419 ö 233 ö 111 6 Erstanden ist der heilig Christ (B.B.) 73 93 ö 105 ö 438 ö 467 ö 660 ö 230 7 Halleluja. Ihr Kinder kündet 71 136 8 Hört ihr’s läuten 66 163 9 Gelobt sei Gott 31 74 108 ö 218 ö 103 ö 437 (ö) 466 ö 409 (ö) 663 (ö) 231 (ö) 258 ö 113 10 Jesus lebt, mit ihm auch ich 20 196 (ö) 115 (ö) 482 429 665 (ö) 649 (ö) 261 (ö) 117 11 Jesus, meine Zuversicht 21 199 (ö) 526 II (ö) 478 (ö) 716 ö 768 651 (ö) 444 (ö) 701 12 Lasst uns erfreuen herzlich sehr 81 218 (ö) 558 ö 753 ö 497 13 Nun freut euch hier und überall 98 267 ö 226 (ö) 476 ö 420 14 Nun saget Dank 48 275 ö 269 ö 294 (ö) 440 (ö) 75 ö 576 (ö) 803 15 Nun werden die Engel singen 76 282 16 Wir wollen alle fröhlich sein 30 75 369 ö 223 ö 100 ö 447 ö 468 ö 418 ö 658 ö 239 ö 266 ö 124 A. Tabellen 366 <?page no="381"?> III. Untersuchungen zur Verwendung christologischer Titel T 11 Christologische Titel in Liedern des TLG Jesus Christus Herr Christus Jesus Heiland Gottes Sohn Held Gott Lamm Lebensfürst Leben Erlöser Tröster Sieger Überwinder Haupt Erstandener Mittler Meister Sonne Er König Friedefürst 12.-16. Jh. (12 Lieder) Christ ist erstanden Christ lag in Todesbanden x x x x x 1 x Erschienen ist der herrlich Tag x x x Erstanden ist der heilig Christ (B.B.) x x x x x Freu dich, du werte Christenheit x x x Gelobt sei Gott x x x Heut triumphieret Gottes Sohn x x x x x Jesus Christus, unser Heiland x x Mit Freuden zart x Singen wir heut mit einem Mund x x x x 2 x x Wir danken dir (Herman) x x Wir wollen alle fröhlich sein x x x 17. Jh. (13 Lieder) Am Sonntag, eh die Sonn aufging x x Auf, auf, mein Herz x x x x x Christus ist auferstanden, Freud x Die ganze Welt x Erstanden ist der heilge Christ (Spee) x x Freu dich, du Himmelskönigin x x x Früh morgens, da die Sonn aufgeht x x x x x 1 Osterlamm 2 Osterheld III. Untersuchungen zur Verwendung christologischer Titel 367 <?page no="382"?> Jesus Christus Herr Christus Jesus Heiland Gottes Sohn Held Gott Lamm Lebensfürst Leben Erlöser Tröster Sieger Überwinder Haupt Erstandener Mittler Meister Sonne Er König Friedefürst Ist das der Leib x x x 3 Jesus, meine Zuversicht x x x x Lasst uns erfreuen herzlich sehr x Nun danket Gott, ihr Christen all x x x x Nun freut euch hier und überall x x x x x O Tod, wo ist dein Stachel nun x x x x x 18. Jh. (10 Lieder) Das Grab ist leer (Kohlbrenner) x x x x x 4 x 5 x x Der Heiland ist erstanden, befreit x x x x 6 x x x Freu dich, erlöste Christenheit x x Getröst, getröst! wir sind erlöst x x x x x Ich sag es jedem, dass er lebt x Jesus lebt, mit ihm auch ich x x x O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit x x Preis dem Todesüberwinder x x x x 7 x Seele, dein Heiland x x x Wach auf, mein Herz x x x x x 8 x 9 19. Jh. (7 Lieder) Alleluja (Halleluja) lasst uns singen x x Christus ist erstanden! O tönt x x x 10 x x x 3 Gottheit 4 Gottheit 5 Osterlamm 6 Osterlamm 7 Todesüberwinder 8 Siegesheld 9 Gotteslamm 10 Lamm/ Osterlamm A. Tabellen 368 <?page no="383"?> Jesus Christus Herr Christus Jesus Heiland Gottes Sohn Held Gott Lamm Lebensfürst Leben Erlöser Tröster Sieger Überwinder Haupt Erstandener Mittler Meister Sonne Er König Friedefürst Erschalle laut, Triumphgesang x Halleluja. Ihr Christen, singet hocherfreut x x x x x Nun singt dem Herrn ein neues Lied x x Wahrer Gott, wir glauben dir x x x x Zum königlichen Ostermahl x x x x 11 x 20. Jh. (3 Lieder) Das ist der Tag x x x x Nun freue dich, du Christenheit x x x x Vom Tode heut erstanden ist x x x x x 11 Opferlamm III. Untersuchungen zur Verwendung christologischer Titel 369 <?page no="384"?> A. Tabellen 370 T 12 Christologische Titel in Liedern des NLG Incipit Jesus Christus Herr Christus Jesus Gottes Sohn Du Einer Auferstandner Menschensohn Befreier Hoffung Licht Das könnte den Herren der Welt x Die Sonne geht auf x x Du bist da, wo Menschen leben x Einer ist unser Leben x x x Große Leute, kleine Leute x Halleluja, klatschet in die Hände x Heut hören es alle x x x Ich hör die Botschaft x x x Jesus lebt wirklich x Liebe ist nicht nur ein Wort x Mach die Augen auf x x Nun werden die Engel x x Seht, der Stein ist weggerückt x Seht, er lebt x Singet in den Kirchen x Zwei Jünger gingen x x T 13 Christologische Titel in Liedern des NLS Incipit Jesus Christus Herr Christus Jesus Gottes Sohn Du Held Auferweckter Meister Wunderrat Anwalt Angeld Auferstanden, auferstanden bist du x Aus dem Tod ist der Herr erstanden x Aus Tränen Angst und Not x x Christus, der Herr, ist auferstanden (Beuerle) x x x x Christus, der Herr, ist auferstanden (Valentin) x x Das Grab ist leer (Büsching) x Dornen stehn am Stein x x x Freut euch alle, Jesus lebt x Fröhlich sind wir x Hört ihr’s läuten x <?page no="385"?> IV. Untersuchungen zu den Wortfeldern „loben“ - „danken“ - „bitten“ 371 Incipit Jesus Christus Herr Christus Jesus Gottes Sohn Du Held Auferweckter Meister Wunderrat Anwalt Angeld Jesus Christus, gestern und heute x x x Jesus Christus ist auferstanden x Jesus Christus lebt x x Rosen blühn im Stacheldraht x Singet, denn Jesus ist erstanden x Staunen wird Jubel x x Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden x Wir gehen uns’re Wege x Wir stehen auf x Zwei Männer x x IV. Untersuchungen zu den Wortfeldern „loben“ - „danken“ - „bitten“ Die Tabellen 14-16 listen alle im Untersuchungsmaterial des TLG, NLG und NLS vorkommenden Lieder auf, in denen Wörter aus den lexikalischen Feldern „loben“, „danken“ und „bitten“ vorkommen. Abkürzungen: v Verwendung im vertikalen Sprechakt x Verwendung im nicht-vertikalen, meist horizontalen Sprechakt D (hochgestellt) Verwendung innerhalb einer doxologischen Formel T 14 Wortfelder „loben“ - „danken“ - „bitten“ im TLG Incipit loben danken bitten 12.-16. Jh. Christ lag in Todesbanden x x Erschienen ist der herrlich Tag v D Erstanden ist der heilig Christ (B.B.) x Freu dich, du werte Christenheit x+v D Gelobt sei Gott x D v Heut triumphieret Gottes Sohn x D x Mit Freuden zart x D x D Singen wir heut mit einem Mund v D Wir danken dir (Herman) x D v v Wir wollen alle fröhlich sein x D 17. Jh. Am Sonntag, eh die Sonn aufging v Freu dich, du Himmelskönigin v 1 1 Bitte an Maria um Fürbitte: „Bitt Gott für uns …“. <?page no="386"?> A. Tabellen 372 Incipit loben danken bitten Früh morgens, da die Sonn aufgeht v D v D Nun danket Gott, ihr Christen all x x O Tod, wo ist dein Stachel nun x 18. Jh. Getröst, getröst! wir sind erlöst x+v v D v Preis dem Todesüberwinder x Wach auf, mein Herz v D 19. Jh. Halleluja. Ihr Christen, singet hocherfreut x D Nun singt dem Herrn ein neues Lied x Wahrer Gott, wir glauben dir v Zum königlichen Ostermahl x D v 20. Jh. Das ist der Tag x Nun freue dich, du Christenheit x+v D T 15 Wortfelder „loben“ - „danken“ - „bitten“ im NLG Incipit loben danken bitten Mach die Augen auf x Nun werden die Engel x D T 16 Wortfelder „loben“ - „danken“ - „bitten“ im NLS Incipit loben danken bitten Christus, der Herr, ist auferstanden (Beuerle) v Freut euch alle, Jesus lebt x Jesus Christus lebt x <?page no="387"?> B. Texte I. Liedtexte des Untersuchungsmaterials Im Folgenden werden die Liedtexte der drei Gruppen des Untersuchungsmaterials (TLG, NLG und NLS) in alphabetischer Reihenfolge präsentiert. Die in der Arbeit verwendeten Liedanfänge erscheinen im Fettdruck. Im Anschluss an jede Textfassung wird das Gesangbuch genannt, aus dem diese entnommen wurde. Nähere Angaben zu Verfassern und Verfasserinnen sowie zum Vorkommen in anderen Gesangbüchern finden sich in den Tabellen zum Liedbestand (T 1 und 7). 1. Liedtexte des TLG 1. Alleluja lasst uns singen, denn die Freudenzeit ist da; hoch in Lüften lasst erklingen, was im dunklen Grab geschah: Jesus hat den Tod bezwungen und uns allen Sieg errungen. R. Alleluja, Jesus lebt, Jesus lebt, Jesus lebt; alleluja, Jesus lebt! 2. Alleluja, der in Qualen wie ein Wurm zertreten war, hebt die Fahne, glänzt in Strahlen, unverletzt und ewig klar; wandelt leuchtend wie die Sonne, spendet Licht und Kraft und Wonne. (R.) 3. Alleluja, auferstanden ist die Freude dieser Zeit, denn aus Leiden, Schmerz und Banden geht hervor die Herrlichkeit; was im Tode scheint verloren, wird in Christus neu geboren. (R.) 4. Alleluja, Ostersegen, komm herab wie Morgentau, dich in jedes Herz zu legen, dass es froh nach oben schau’ und zu neuem Wuchs und Leben sich in Christus mög’ erheben. (R.) *D-Fr I 396 1. Am Sonntag, eh die Sonn aufging, und eh der helle Tag anfing, besuchten die Marien drei das Grab des Herrn mit Spezerein. Alleluja, alleluja, alleluja! 2. Noch waren sie vom Grabe weit, da sprachen sie mit Traurigkeit: „Wer wird uns wälzen von dem Grab den großen, schweren Felsen ab? “ Alleluja, alleluja, alleluja! 3. Schau, Wunder! als sie weiter gehn, das Grab sie schon geöffnet sehn; drin saß ein Engel, hell und klar, der wie ein Blitz im Antlitz war. Alleluja, alleluja, alleluja! 4. Der Engel sprach: „Ihr Frauen gut, nicht fürchtet euch, seid wohlgemut! Ihr sucht den Herren Jesum Christ, der schon vom Tod erstanden ist.“ Alleluja, alleluja, alleluja! 5. „Seht hier die Stelle, wo er lag! Da ruht er bis zum dritten Tag. So geht nun hin und machts zur Stund dem Petrus und den Jüngern kund! “ Alleluja, alleluja, alleluja! 6. O trost- und freudenreiches Wort! Auf dieses Wort sie eilen fort; in Freuden kommen sie nach Haus und richten ihre Botschaft aus. Alleluja, alleluja, alleluja! 7. Wir danken dir, Herr Jesu Christ, dass du vom Tod erstanden bist, dass du zerstört des Feindes Macht und uns das ewge Heil gebracht! Alleluja, alleluja, alleluja! *D-Ac I 195 1. Auf, auf, mein Herz, mit Freuden nimm wahr, was heut geschicht; wie kommt nach großem Leiden nun ein so großes Licht! Mein Heiland war gelegt, da, wo man uns hinträgt, wenn von uns unser Geist gen Himmel ist gereist. I. Liedtexte des Untersuchungsmaterials 373 <?page no="388"?> B. Texte 374 2. Er war ins Grab gesenket, der Feind trieb groß Geschrei; eh er’s vermeint und denket, ist Christus wieder frei und ruft Viktoria, schwingt fröhlich hier und da sein Fähnlein als ein Held, der Feld und Mut behält. 3. Das ist mir anzuschauen ein rechtes Freudenspiel; nun soll mir nicht mehr grauen vor allem, was mir will entnehmen meinen Mut zusamt dem edlen Gut, so mir durch Jesus Christ aus Lieb erworben ist. 4. Die Höll und ihre Rotten die krümmen mir kein Haar; der Sünden kann ich spotten, bleib allzeit ohn Gefahr. Der Tod mit seiner Macht wird nichts bei mir geacht’: er bleibt ein totes Bild, und wär er noch so wild. 5. Die Welt ist mir ein Lachen mit ihrem großen Zorn, sie zürnt und kann nichts machen, all Arbeit ist verlorn. Die Trübsal trübt mir nicht mein Herz und Angesicht, das Unglück ist mein Glück, die Nacht mein Sonnenblick. 6. Ich hang und bleib auch hangen an Christus als ein Glied; wo mein Haupt durch ist gangen, da nimmt er mich auch mit. Er reißet durch den Tod, durch Welt, durch Sünd, durch Not, er reißet durch die Höll, ich bin stets sein Gesell. 7. Er dringt zum Saal der Ehren, ich folg ihm immer nach und darf mich gar nicht kehren an einzig Ungemach. Es tobe, was da kann, mein Haupt nimmt sich mein an, mein Heiland ist mein Schild, der alles Toben stillt. 8. Er bringt mich an die Pforten, die in den Himmel führt, daran mit güldnen Worten der Reim gelesen wird: „Wer dort wird mit verhöhnt, wird hier auch mit gekrönt; wer dort mit sterben geht, wird hier auch mit erhöht.“ *EG 112 1. Christ ist erstanden von der Marter alle. Des solln wir alle froh sein; Christ will unser Trost sein. Kyrieleis. 2. Wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen. Seit daß er erstanden ist, so freut sich alles, was da ist. Kyrieleis. 3. Halleluja, halleluja, halleluja. Des solln wir alle froh sein; Christ will unser Trost sein. Kyrieleis. *GL 213 1. Christ lag in Todesbanden, für unsre Sünd gegeben, der ist wieder erstanden, und hat uns bracht das Leben. Des wir sollen fröhlich sein, Gott loben und dankbar sein und singen Halleluja. Halleluja. 2. Den Tod niemand zwingen konnt bei allen Menschenkindern; das macht alles unsre Sünd, kein Unschuld war zu finden. Davon kam der Tod so bald und nahm über uns Gewalt, hielt uns in seim Reich gefangen. Halleluja. 3. Jesus Christus, Gottes Sohn, an unser Statt ist kommen und hat die Sünd abgetan, damit dem Tod genommen all sein Recht und sein Gewalt; da bleibt nichts denn Tods Gestalt, den Stachel hat er verloren. Halleluja. 4. Es war ein wunderlich Krieg, da Tod und Leben ’rungen; das Leben behielt den Sieg, es hat den Tod verschlungen. Die Schrift hat verkündet das, wie ein Tod den andern fraß, ein Spott aus dem Tod ist worden. Halleluja. 5. Hier ist das recht Osterlamm, davon wir sollen leben, das ist an des Kreuzes Stamm in heißer Lieb gegeben. Des Blut zeichnet unsre Tür, das hält der Glaub dem Tod für, der Würger kann uns nicht rühren. Halleluja. <?page no="389"?> I. Liedtexte des Untersuchungsmaterials 375 6. So feiern wir das hoh Fest mit Herzensfreud und Wonne, das uns der Herr scheinen läßt. Er ist selber die Sonne, der durch seiner Gnaden Glanz erleucht’ unsre Herzen ganz; der Sünden Nacht ist vergangen. Halleluja. 7. Wir essen und leben wohl, zum süßen Brot geladen; der alte Sau’rteig nicht soll sein bei dem Wort der Gnaden. Christus will die Kost uns sein und speisen die Seel allein; der Glaub will keins andern leben. Halleluja. *EG 101 1. Christus ist auferstanden. Freud ist in allen Landen. Lasst uns auch fröhlich singen und Halleluja klingen R. in cymbalis, in cymbalis bene sonantibus: Halleluja, Halleluja, Halle-, Halleluja, Halleluja, Halleluja. 2. Er hat den Tod bezwungen, das Leben uns errungen. Drum lasst uns fröhlich singen und Halleluja klingen. (R.) 3. Christus ist aufgefahren. Jubelt, ihr Engelscharen. Drum lasst uns fröhlich singen und Halleluja klingen. (R.) 4. So, wie er aufgenommen, wird er einst wiederkommen. Drum lasst uns fröhlich singen und Halleluja klingen. (R.) *KG 451 1. Christus ist erstanden! O tönt, ihr Jubellieder, tönt! Die Schafe hat das Lamm versöhnt; geschlachtet ward das Osterlamm, das von der Welt die Sünden nahm. Alleluja, alleluja! 2. Christus ist erstanden! Es rang in wunderbarem Streit das Leben mit der Sterblichkeit; es lebet, der gestorben ist, der Fürst des Lebens, Jesus Christ. Alleluja, Alleluja! 3. Christus ist erstanden! O Magdalena, künd’ uns an, was staunend deine Augen sah’n: „Ich sah das Grab von Tod befreit und des Erstand’nen Herrlichkeit.“ Alleluja, Alleluja. 4. Christus ist erstanden! „Ich sah, wie an des Grabes Rand im Lichtglanz Gottes Engel stand; Ich sah das Leichentuch im Grab, mit dem man seinen Leib umgab.“ Alleluja, Alleluja. 5. Christus ist erstanden! „Erstanden ist er aus dem Grab, auf den ich all mein Hoffen hab; Er geht nach Galiläa hin, dort - Jünger eilt! - dort seht ihr ihn.“ Alleluja, Alleluja! *D-Lim I 369 1. Das Grab ist leer, der Held erwacht, der Heiland ist erstanden, da sieht man seiner Gottheit Macht, sie macht den Tod zuschanden. Ihm kann kein Siegel, Grab noch Stein, kein Felsen widerstehn, schließt ihn der Unglaub selber ein, |: er wird ihn siegreich sehn. : | Alleluja, alleluja, alleluja. 2. Frohlocket, Christen, Gottes Sohn, der Hölle Überwinder, schwingt sich vom Kreuz zum Vaterthron als Mittler für uns Sünder. Er drückt dem teuren Lösungskauf der Herr von Wort und Tat das Siegel der Vollendung auf, |: wie er’s verheißen hat. : | Alleluja, alleluja, alleluja. 3. Der Christen Glaub ist nun gestützt durch Jesu Allmachtswerke; der zu des Vaters Rechten sitzt, gibt seinen Jüngern Stärke; der Jünger sieht die Göttlichkeit der Lehre und der Macht und geht mit Unerschrockenheit |: in Tod und Grabesnacht. : | Alleluja, alleluja, alleluja. 4. Der unsre Schuld zu tilgen kam, den Kreuzestod zu leiden, er, unser wahres Osterlamm, erwarb uns Himmelsfreuden. Er bringt uns heute Fried und Ruh, da wir versöhnt mit Gott; er ruft uns Sündern liebreich zu: |: „Besiegt ist Höll’ und Tod! “ : | Alleluja, alleluja, alleluja. *D-Bam I 117 <?page no="390"?> B. Texte 376 1. Das ist der Tag, den Gott gemacht, der Freud in alle Welt gebracht. Es freu sich, was sich freuen kann, denn Wunder hat der Herr getan. 2. Verklärt ist alles Leid der Welt, des Todes Dunkel ist erhellt. Der Herr erstand in Gottes Macht, hat neues Leben uns gebracht. 3. Wir sind getauft auf Christi Tod und auferweckt mit ihm zu Gott. Uns ist geschenkt sein Heilger Geist, ein Leben, das kein Tod entreißt. 4. Wir schauen auf zu Jesus Christ, zu ihm, der unsre Hoffnung ist. Wir sind die Glieder, er das Haupt; erlöst ist, wer an Christus glaubt. 5. Nun singt dem Herrn das neue Lied, in aller Welt ist Freud und Fried. Es freu sich, was sich freuen kann, denn Wunder hat der Herr getan. *GL 220 1. Der Heiland ist erstanden, befreit von Todesbanden, der als ein wahres Osterlamm, für mich den Tod zu leiden kam. Alleluja! 2. Nun ist der Mensch gerettet und Satan angekettet. Der Tod hat keinen Stachel mehr, der Stein ist weg, das Grab ist leer. Alleluja! 3. Der Sieger führt die Scharen, die lang gefangen waren, in Seines Vaters Reich empor, das Adam sich und uns verlor. Alleluja! 4. O wie die Wunden prangen, die Er für mich empfangen! Wie schallt der Engel Siegsgesang dem Starken, der den Tod bezwang! Alleluja! 5. Mein Glaube darf nicht wanken, o tröstlicher Gedanken! Ich werde durch Sein Auferstehn gleich Ihm aus meinem Grabe gehn! Alleluja! 6. Die Nacht, die mich dort decket, bis mich der Engel wecket, ist kurz, dann ruft mein Heiland mich ins Reich, wo niemand stirbt, zu sich. Alleluja! 7. O Meer der Seligkeit! Den Ort mir zu bereiten, ging mein Erlöser hin vor mir; Erstandener, ich folge Dir! Alleluja! 8. Ja, durch ein neues Leben will ich zur Höhe streben, wo Du mit Deinem Vater thronst und jede gute Tat belohnst. Alleluja! 9. Dann werd’ ich im Gerichte vor Deinem Angesichte, vor Deinem Blute glänzend stehn und zu des Lammes Hochzeit gehn. Alleluja! 10. Alleluja! Alleluja! Alleluja! Wie Du vom Tod erstanden bist, lass uns erstehn, Herr Jesu Christ! Alleluja! *D-Eis I 118 1. Die ganze Welt, Herr Jesu Christ, Halleluja, Halleluja, in deiner Urständ fröhlich ist. Halleluja, Halleluja. 2. Des Himmels Heer im Himmel singt, Halleluja, Halleluja, die Christenheit auf Erden klingt. Halleluja, Halleluja. 3. Jetzt grünet, was nur grünen kann, Halleluja, Halleluja, die Bäum zu blühen fangen an. Halleluja, Halleluja. 4. Es singen jetzt die Vögel all, Halleluja, Halleluja, jetzt singt und klingt die Nachtigall. Halleluja, Halleluja. 5. Der Sonnenschein jetzt kommt herein, Halleluja, Halleluja, und gibt der Welt ein' neuen Schein. Halleluja, Halleluja. 6. Die ganze Welt, Herr Jesu Christ, Halleluja, Halleluja, in deiner Urständ fröhlich ist. Halleluja, Halleluja. *GL 219 1. Erschalle laut, Triumphgesang! Triumph, der Heiland ist erstanden! Besieget liegt der Tod in Banden, den seine Gottesmacht bezwang. Das Heil der Welt ist wirklich da! Alleluja! 2. Uns schreckt nun nicht des Todes Nacht, vor der die Väter einst erbebet; denn der am Kreuze starb, er lebet und hat das Leben uns gebracht, <?page no="391"?> I. Liedtexte des Untersuchungsmaterials 377 und Todesfurcht ist nicht mehr da. Alleluja! *D-Tr I 88 1. Erschienen ist der herrlich Tag, dran niemand g’nug sich freuen mag: Christ, unser Herr, heut triumphiert, sein Feind er all gefangen führt. Halleluja. 2. Die alte Schlange, Sünd und Tod, die Höll, all Jammer, Angst und Not hat überwunden Jesus Christ, der heut vom Tod erstanden ist. Halleluja. 3. Sein’ Raub der Tod musst geben her, das Leben siegt und ward ihm Herr, zerstöret ist nun all sein Macht. Christ hat das Leben wiederbracht. Halleluja. 4. Die Sonn, die Erd, all Kreatur, alls, was betrübet war zuvor, das freut sich heut an diesem Tag, da der Welt Fürst darniederlag. Halleluja. 5. Drum wollen wir auch fröhlich sein, das Halleluja singen fein und loben dich, Herr Jesu Christ; zu Trost du uns erstanden bist. Halleluja. *EG 106 1. Erstanden ist der heilge Christ, alleluja, alleluja, der aller Welt ein Tröster ist, alleluja, alleluja! 2. Der tote Leib ist nicht mehr tot, alleluja, alleluja, schaut her, wie schön die Wunden rot, alleluja, alleluja! 3. Wer schaun will die fünf Wunden an, alleluja, alleluja, fünf Sonnen er da schauen kann, alleluja, alleluja! 4. Die Wunden voll des teuren Bluts, alleluja, alleluja, sind Brunnen alles Heils und Guts, alleluja, alleluja! 5. Schaut an, die schönen Nägelmal, alleluja, alleluja, wie Edelstein im Sonnenstrahl, alleluja, alleluja! 6. Nicht Sonn und Mond, nicht Sternenglanz, alleluja, alleluja, den Wunden gleicht vom Dornenkranz, alleluja, alleluja! 7. Die Seitenwund, o schönste Zier, alleluja, alleluja, zum Himmel ist die rechte Tür, alleluja, alleluja! 8. Da geh hindurch, o Christenheit, alleluja, alleluja, das ist die Pfort zur Seligkeit, alleluja, alleluja! *D-Lim I 370 1. Erstanden ist der heilig Christ, Halleluja, Halleluja, der aller Welt ein Tröster ist. Halleluja, Halleluja. 2. Und wär er nicht erstanden, Halleluja, Halleluja, so wär die Welt vergangen. Halleluja, Halleluja. 3. Und seit dass er erstanden ist, Halleluja, Halleluja, so loben wir den Herren Christ. Halleluja, Halleluja. [Evangelist: ] 4. Drei Frauen gehn des Morgens früh; Halleluja, Halleluja, den Herrn zu salben kommen sie. Halleluja, Halleluja. 5. Sie suchen den Herrn Jesus Christ, Halleluja, Halleluja, der an dem Kreuz gestorben ist. Halleluja, Halleluja. [Frauen: ] 6. Wer wälzt uns fort den schweren Stein, Halleluja, Halleluja, dass wir gelangn ins Grab hinein? Halleluja, Halleluja. 7. Der Stein ist fort! Das Grab ist leer! Halleluja, Halleluja. Wer hilft uns? Wo ist unser Herr? Halleluja, Halleluja. [Engel: ] 8. Erschrecket nicht! Was weinet ihr? Halleluja, Halleluja. Der, den ihr sucht, der ist nicht hier. Halleluja, Halleluja. [Frauen: ] 9. Du lieber Engel, sag uns an, Halleluja, Halleluja, wo habt ihr ihn denn hingetan? Halleluja, Halleluja. <?page no="392"?> B. Texte 378 [Engel: ] 10. Er ist erstanden aus dem Grab, Halleluja, Halleluja, heut an dem heilgen Ostertag. Halleluja, Halleluja. [Frauen: ] 11. Zeig uns den Herren Jesus Christ, Halleluja, Halleluja, der von dem Tod erstanden ist! Halleluja, Halleluja. [Engel: ] 12. So tret't herzu und seht die Statt, Halleluja, Halleluja, wo euer Herr gelegen hat. Halleluja, Halleluja. [Frauen: ] 13. Wir sehen's wohl, das Grab ist leer. Halleluja, Halleluja. Wo aber ist denn unser Herr? Halleluja, Halleluja. [Engel: ] 14. Ihr sollt nach Galiläa gehn; Halleluja, Halleluja, dort werdet ihr den Heiland sehn. Halleluja, Halleluja. [Frauen: ] 15. Du lieber Engel, Dank sei dir. Halleluja, Halleluja. Getröstet gehen wir von hier. Halleluja, Halleluja. [Evangelist: ] 16. Nun singet alle voller Freud: Halleluja, Halleluja. Der Herr ist auferstanden heut. Halleluja, Halleluja. [Alle: ] 17. Des solln wir alle fröhlich sein, Halleluja, Halleluja, und Christ soll unser Tröster sein. Halleluja, Halleluja. *EG 105 1. V Freu dich, du Himmelskönigin! A Freu dich, Maria! V Freu dich, das Leid ist alles hin! A Alleluja! Bitt Gott für uns, Maria! 2. V Den du zu tragen würdig warst, A Freu dich, Maria! V Der Heiland lebt, den du gebarst! A Alleluja! Bitt Gott für uns, Maria! 3. V Er ist erstanden von dem Tod, A Freu dich, Maria! V Wie er gesagt, der wahre Gott. A Alleluja! Bitt Gott für uns, Maria! 4. V Bitt Gott für uns, so wird’s geschehn, A Freu dich, Maria! V Daß wir mit Christus auferstehn. A Alleluja! Bitt Gott für uns, Maria! *D-Lim I 381 1. Freu dich, du werte Christenheit, der Herr hat überwunden. Die große Marter, Schmerz und Leid, das alles ist verschwunden. Von Satans Joch sind wir befreit, drum jauchze ihm, o Christenheit, ein fröhlich Alleluja! 2. Dies ist der hohe Ostertag: Auf, juble ihm entgegen! Des Kreuzes Schande, Hohn und Schmach verwandelt sich in Segen. Hebt eure Häupter froh empor und singet mit der Engel Chor: Triumph dem Überwinder! 3. Sei hoch gelobt, Herr Jesu Christ, wir freun mit dir uns heute, dass du vom Tod erstanden bist zum Trost der Christenleute! Des sind wir froh und singen all mit Herz und Mund im Jubelschall: Gelobt sei mit Maria! *D-Lim I 367 1. Freu dich, erlöste Christenheit, freu dich und singe! Der Heiland ist erstanden heut. Alleluja! Sing fröhlich: Alleluja! 2. Drei Tage nur hielt ihn das Grab, freu dich und singe! Er warf des Todes Fesseln ab. Alleluja! Sing fröhlich: Alleluja! 3. Lebt Christus, was bist du betrübt? Freu dich und singe! Du weißt, dass er dich herzlich liebt. Alleluja! Sing fröhlich: Alleluja! 4. Durch ihn bist du mit Gott versöhnt, freu dich und singe! Durch ihn mit Gottes Huld gekrönt. Alleluja! Sing fröhlich: Alleluja! *D-Kln I 188 1. Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, mein Heiland Christus aufersteht. Vertrieben ist der Sünden Nacht, Licht, Heil und Leben wiederbracht. Halleluja. 2. Wenn ich des Nachts oft lieg in Not, verschlossen, gleich als wär ich tot, lässt Du mir früh die Gnadensonn <?page no="393"?> I. Liedtexte des Untersuchungsmaterials 379 aufgehn: nach Trauern Freud und Wonn. Halleluja. 3. Nicht mehr als nur drei Tage lang mein Heiland bleibt ins Todes Zwang; am dritten Tag durchs Grab er dringt, mit Ehr sein Siegesfähnlein schwingt. Halleluja. 4. Jetzt ist der Tag, da mich die Welt mit Schmach am Kreuz gefangen hält; drauf folgt der Sabbat in dem Grab, darin ich Ruh und Frieden hab. Halleluja. 5. In kurzem wach ich fröhlich auf, mein Ostertag ist schon im Lauf; ich wach auf durch des Herren Stimm, veracht den Tod mit seinem Grimm. Halleluja. 6. Am Kreuz lässt Christus öffentlich vor allem Volke töten sich; da er durchs Todes Kerker bricht, lässt er’s die Menschen sehen nicht. Halleluja. 7. Sein Reich ist nicht von dieser Welt, kein groß Gepräng ihm hier gefällt; was schlicht und niedrig geht herein, soll ihm das Allerliebste sein. Halleluja. 8. Hier ist noch nicht ganz kundgemacht, was er aus seinem Grab gebracht, der große Schatz, die reiche Beut, drauf sich ein Christ so herzlich freut. Halleluja. 9. Der Jüngste Tag wird’s zeigen an, was er für Taten hat getan, wie er der Schlangen Kopf zerknickt, die Höll zerstört, den Tod erdrückt. Halleluja. 10. Da werd ich Christi Herrlichkeit anschauen ewig voller Freud, ich werde sehn, wie alle Feind zur Höllenpein gestürzet seind. Halleluja. 11. O Wunder groß, o starker Held! Wo ist ein Feind, den er nicht fällt? Kein Angststein liegt so schwer auf mir, er wälzt ihn von des Herzens Tür. Halleluja. 12. Wie tief Kreuz, Trübsal oder Pein: mein Heiland greift allmächtig drein, führt mich heraus mit seiner Hand. Wer mich will halten, wird zuschand’. Halleluja. 13. Lebt Christus, was bin ich betrübt? Ich weiß, dass er mich herzlich liebt; wenn mir gleich alle Welt stürb ab, g'nug, dass ich Christum bei mir hab. Halleluja. 14. Mein Herz darf nicht entsetzten sich, Gott und die Engel lieben mich; die Freude, die mir ist bereit’, vertreibet Furcht und Traurigkeit. Halleluja. 15. Für diesen Trost, o großer Held, Herr Jesu, dankt dir alle Welt. Dort wollen wir mit größerm Fleiß erheben deinen Ruhm und Preis. Halleluja. *EG 111 1. Gelobt sei Gott im höchsten Thron samt seinem eingebornen Sohn, der für uns hat genug getan. Halleluja, halleluja, halleluja. 2. Des Morgens früh am dritten Tag, da noch der Stein am Grabe lag, erstand er frei ohn alle Klag. Halleluja, halleluja, halleluja. 3. Der Engel sprach: „Nun fürcht’ euch nicht; denn ich weiß wohl, was euch gebricht: ihr sucht Jesus, den findt ihr nicht. Halleluja, halleluja, halleluja. 4. Er ist erstanden von dem Tod, hat überwunden alle Not. Kommt, seht, wo er gelegen hat.“ Halleluja, halleluja, halleluja. 5. Nun bitten wir dich, Jesu Christ, weil du vom Tod erstanden bist: Verleihe, was uns selig ist. Halleluja, halleluja, halleluja. 6. O mache unser Herz bereit, damit von Sünden wir befreit dir mögen singen allezeit. Halleluja, Halleluja, Halleluja. *GL 218 1. Getröst, getröst! wir sind erlöst; die Hölle ward zuschanden; denn wahrhaft ist Gott, Jesus Christ, vom Tode auferstanden. 2. Heil uns, er lebt! kommt und erhebt, o Christen, eure Herzen; kommt, benedeit den, der befreit von Sünd und Todesschmerzen. 3. Lobt, preiset ihn mit Herz und Sinn! Die ganze Welt erzähle <?page no="394"?> B. Texte 380 mit frohem Mut, was Gott uns tut. Lobsingt von ganzer Seele. 4. Preis, Herrlichkeit, Ruhm, Dankbarkeit soll Gott zu ewgen Zeiten dir und dem Lamm, das für uns kam, die hohe Welt bereiten. 5. O Gottes Sohn, werd unser Lohn, lass uns, wie du, zum Leben aus Todesnacht, kraft deiner Macht, verklärt einst uns erheben! 6. Nun können wir, o Gott, zu dir wie Kinder Vater sagen. Auch was wir flehn, das wird geschehn, du hörst auf unser Klagen. 7. Nicht mehr erschreckt, weil Gott uns weckt aus Grab und Todesgrauen; wir hoffen, dich, Gott, ewiglich und Jesus einst zu schauen. *D-Osn/ B I 115 KV Halleluja, Halleluja, Halleluja. 1. Ihr Christen singet hocherfreut; der Herr der ewgen Herrlichkeit ist von dem Tod erstanden heut. Halleluja. (KV) 2. Die Frauen kamen zu dem Ort; sie wollten Jesus salben dort: wer wälzt den Stein vom Grabe fort? Halleluja. (KV) 3. Die Jünger früh am dritten Tag sehn ängstlich an der Stätte nach, wo Jesus Christ begraben lag. Halleluja. (KV) 4. Der liebste Jünger Sankt Johann, er eilt dem Petrus schnell voran, kam früher bei dem Grabe an. Halleluja. (KV) 5. Ein Engel strahlt im Lichtgewand, den frommen Frauen macht bekannt, dass Jesus Christus auferstand. Halleluja. (KV) 6. „Bleibt nicht beim leeren Grabe stehn, ihr sollt nach Galiläa gehn, dort werdet ihr den Meister sehn.“ Halleluja. (KV) 7. Den Jüngern war das Herz so schwer. In ihre Mitte trat der Herr: “Der Friede sei mit euch! “ sagt er. Halleluja. (KV) 8. Sie sahn den Herrn von Angesicht. Doch voller Zweifel Thomas spricht: „Wenn ich nicht sehe, glaub ich nicht.“ Halleluja. (KV) 9. „Sieh, Thomas, sieh die Seite an, sieh Händ und Füß, die Male dran, und glaube doch, was Gott getan.“ Halleluja. (KV) 10. Am achten Tag er vor ihm stand, an Jesu Leib die Male fand, „Mein Herr und Gott“, er da bekannt’. Halleluja. (KV) 11. Glückselig alle, die nicht sehn und dennoch fest im Glauben stehn; sie werden mit ihm auferstehn. Halleluja. (KV) 12. An diesem Tag, den Gott gemacht, sei Lob und Ehr und Preis und Macht dem Allerhöchsten dargebracht. Halleluja. (KV) *GL 221 1. Heut triumphieret Gottes Sohn, der von dem Tod erstanden schon, Halleluja, Halleluja, mit großer Pracht und Herrlichkeit, des dankn wir ihm in Ewigkeit. Halleluja, Halleluja. 2. Dem Teufel hat er sein Gewalt zerstört, verheert ihm all Gestalt, Halleluja, Halleluja, wie pflegt zu tun ein großer Held, der seinen Feind gewaltig fällt. Halleluja, Halleluja. 3. O süßer Herre Jesu Christ, der du der Sünder Heiland bist, Halleluja, Halleluja, führ uns durch dein Barmherzigkeit mit Freuden in dein Herrlichkeit. Halleluja, Halleluja. 4. Nun kann uns kein Feind schaden mehr, ob er gleich murrt, ist's ohn Gefahr. Halleluja, Halleluja. Er liegt im Staub, der arge Feind, wir aber Gottes Kinder seind. Halleluja, Halleluja. 5. Dafür wir danken all zugleich und sehnen uns ins Himmelreich. Halleluja, Halleluja. Zum sel'gen End Gott helf uns alln, so singen wir mit großem Schalln: Halleluja, Halleluja. 6. Gott Vater in dem höchsten Thron samt seinem eingebornen Sohn, Halleluja, Halleluja, dem Heilgen Geist in gleicher Weis in Ewigkeit sei Lob und Preis! Halleluja, Halleluja. *EG 109 <?page no="395"?> I. Liedtexte des Untersuchungsmaterials 381 1. Ich sag es jedem, dass er lebt und auferstanden ist, dass er in unsrer Mitte schwebt und ewig bei uns ist. 2. Ich sag es jedem; jeder sagt es seinen Freunden gleich, dass bald an allen Orten tagt das neue Himmelreich. 3. Jetzt scheint die Welt dem neuen Sinn erst wie ein Vaterland; ein neues Leben nimmt man hin entzückt aus seiner Hand. 4. Hinunter in das tiefe Meer versank des Todes Graun, und jeder kann nun leicht und hehr in seine Zukunft schaun. 5. Der dunkle Weg, den er betrat, geht in den Himmel aus, und wer nur hört auf seinen Rat, kommt auch in Vaters Haus. *RG 484 1. Ist das der Leib, Herr Jesus Christ, der tot im Grab gelegen ist? Kommt, kommt, ihr Christen jung und alt, schaut die verklärte Leibsgestalt! Alleluja, alleluja! 2. Der Leib ist klar, klar wie Kristall, Rubinen gleich die Wunden all, die Seel durchstrahlt ihn licht und rein wie tausendfacher Sonnenschein. Alleluja, alleluja! 3. Der Leib empfindet nimmer Leid, bleibt unverletzt in Ewigkeit, gleichwie so viele tausend Jahr die Sonne leuchtet eben klar. Alleluja, alleluja! 4. O Leib, wie zart, o Leib wie fein, dringst durch verschlossne Türen ein, wie durch das Glas die Sonne geht, da nichts den Strahlen widersteht. Alleluja, alleluja! 5. Schnell ist der Leib, schnell und geschwind gleichwie ein Pfeil, gleichwie der Wind, gleichwie die Welt viel tausend Meil die Sonn umläuft in schneller Eil. Alleluja, alleluja! 6. Bedeck, o Mensch, dein Augenlicht! Vor dieser Sonn besteht es nicht. Kein Mensch auf dieser Erde kann den Glanz der Gottheit schauen an. Alleluja, alleluja! *D-Lim I 376 1. Jesus Christus, unser Heiland, der den Tod überwand, ist auferstanden, die Sünd hat er gefangen. Kyrie eleison! 2. Der ohn Sünden war geboren, trug für uns Gottes Zorn, hat uns versöhnet, daß Gott uns sein' Huld gönnet. Kyrie eleison! 3. Tod, Sünd, Leben und auch Gnad, alls in Händen er hat; er kann erretten alle, die zu ihm treten. Kyrie eleison! *EG 102 1. Jesus lebt, mit ihm auch ich! Tod, wo sind nun deine Schrecken? Er, er lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken. Er verklärt mich in sein Licht; dies ist meine Zuversicht. 2. Jesus lebt! Ihm ist das Reich über alle Welt gegeben; mit ihm werd auch ich zugleich ewig herrschen, ewig leben. Gott erfüllt, was er verspricht; dies ist meine Zuversicht. 3. Jesus lebt! Wer nun verzagt, lästert ihn und Gottes Ehre. Gnade hat er zugesagt, dass der Sünder sich bekehre. Gott verstößt in Christus nicht; dies ist meine Zuversicht. 4. Jesus lebt! Sein Heil ist mein, sein sei auch mein ganzes Leben; reines Herzens will ich sein, bösen Lüsten widerstreben. Er verlässt den Schwachen nicht; dies ist meine Zuversicht. 5. Jesus lebt! Ich bin gewiss, nichts soll mich von Jesus scheiden, keine Macht der Finsternis, keine Herrlichkeit, kein Leiden. Seine Treue wanket nicht; dies ist meine Zuversicht. 6. Jesus lebt! Nun ist der Tod mir der Eingang in das Leben. Welchen Trost in Todesnot wird er meiner Seele geben, wenn sie gläubig zu ihm spricht: "Herr, Herr, meine Zuversicht! " *EG 115 <?page no="396"?> B. Texte 382 1. Jesus, meine Zuversicht und mein Heiland, ist im Leben. Dieses weiß ich; sollt ich nicht darum mich zufrieden geben, was die lange Todesnacht mir auch für Gedanken macht? 2. Jesus, er mein Heiland, lebt; ich werd auch das Leben schauen, sein, wo mein Erlöser schwebt; warum sollte mir denn grauen? Lässet auch ein Haupt sein Glied, welches es nicht nach sich zieht? 3. Ich bin durch der Hoffnung Band zu genau mit ihm verbunden, meine starke Glaubenshand wird in ihn gelegt befunden, dass mich auch kein Todesbann ewig von ihm trennen kann. 4. Ich bin Fleisch und muss daher auch einmal zu Asche werden; das gesteh ich, doch wird er mich erwecken aus der Erden, dass ich in der Herrlichkeit um ihn sein mög allezeit. 5. Dieser meiner Augen Licht wird ihn, meinen Heiland, kennen, ich, ich selbst, ein Fremder nicht, werd in seiner Liebe brennen; nur die Schwachheit um und an wird von mir sein abgetan. 6. Was hier kranket, seufzt und fleht, wird dort frisch und herrlich gehen; irdisch werd ich ausgesät, himmlisch werd ich auferstehen; hier geh ich natürlich ein, dort da werd ich geistlich sein. 7. Seid getrost und hocherfreut, Jesus trägt euch, meine Glieder. Gebt nicht statt der Traurigkeit: sterbt ihr, – Christus ruft euch wieder, wenn die letzt’ Posaun erklingt, die auch durch die Gräber dringt. 8. Lacht der finstern Erdenkluft, lacht des Todes und der Höllen, denn ihr sollt euch durch die Luft eurem Heiland zugesellen. Dann wird Schwachheit und Verdruß liegen unter eurem Fuß. 9. Nur dass ihr den Geist erhebt von den Lüsten dieser Erden und euch dem schon jetzt ergebt, dem ihr beigefügt wollt werden. Schickt das Herze da hinein, wo ihr ewig wünscht zu sein! *EKG 330 1. V Lasst uns erfreuen herzlich sehr, alleluja! A Maria seufzt und weint nicht mehr! Alleluja! V Verschwunden sind die Nebel all, alleluja! A Jetzt glänzt der lieben Sonne Strahl! Alleluja! Alleluja, alleluja, alleluja! 2. V Wo ist, o freudenreiches Herz, alleluja! A Wo ist dein Weh, wo ist dein Schmerz? Alleluja! V Wie wohl ist dir, o Herz, wie wohl, alleluja! A Nun bist du aller Freuden voll! Alleluja! Alleluja, alleluja, alleluja! 3. V Sag an, Maria, Jungfrau rein, alleluja! A Kommt das nicht von dem Sohne dein? Alleluja! V Ach ja, dein Sohn erstanden ist. Alleluja! A Kein Wunder, dass du fröhlich bist! Alleluja! Alleluja, alleluja, alleluja! 4. V Aus seinen Wunden fließen her, alleluja! A Fünf Freudenseen, fünf Freudenmeer. Alleluja! V Die Freud sich über dich ergoss, alleluja! A Und durch dein Herz die Freude floss. Alleluja! Alleluja, alleluja, alleluja! 5. V Dein Herz nun ganz in Freuden schwimmt, alleluja! A Und zu und zu die Freude nimmt. Alleluja! V Ach, nun vergiss auch unser nit, Alleluja! A Und teil auch uns ein Tröpflein mit. Alleluja! Alleluja, alleluja, alleluja! *D-Lim I 379 1. Mit Freuden zart zu dieser Fahrt lasst uns zugleich fröhlich singen, beid, groß und klein, von Herzen rein mit hellem Ton frei erklingen. Das ewig Heil wird uns zuteil, denn Jesus Christ erstanden ist, welchs er lässt reichlich verkünden. 2. Er ist der Erst, der stark und fest all unsre Feind hat bezwungen und durch den Tod als wahrer Gott zum neuen Leben gedrungen, auch seiner Schar verheißen klar durch sein rein Wort, zur Himmelspfort desgleichen Sieg zu erlangen. <?page no="397"?> I. Liedtexte des Untersuchungsmaterials 383 3. Singt Lob und Dank mit freiem Klang unserm Herrn zu allen Zeiten und tut sein Ehr je mehr und mehr mit Wort und Tat weit ausbreiten: so wird er uns aus Lieb und Gunst nach unserm Tod, frei aller Not, zur ewgen Freude geleiten.*EG 108 1. Nun danket Gott, ihr Christen all, und jauchzet ihm mit lautem Schall, dieweil er seiner Gottheit Macht durch seinen Sohn hat kundgemacht. R. Triumph, Triumph in aller Welt, denn Jesus hat den Feind gefällt. 2. Er ist erstanden von dem Tod, der Lebensfürst, der wahre Gott; er hat des Bösen Macht zerstört und Gottes Himmelreich gemehrt. (R.) 3. Er hat nun überwunden gar sein Leiden, Trübsal und Gefahr, sein Haupt trägt schon mit großem Glanz den ewig grünen Siegeskranz. (R.) 4. Drum danket Gott, ihr Christen all, und jauchzet ihm mit großem Schall; ihr sollt in ihm auch auferstehn und in die ewge Freude gehn! (R.) *D-Ac I 196 1. Nun freue dich, du Christenheit, der Tag, der ist gekommen, an dem der Herr nach Kreuz und Leid die Schuld von uns genommen. Befreit sind wir von Angst und Not, das Leben hat besiegt den Tod: Der Herr ist auferstanden. 2. An diesem österlichen Tag lasst uns den Vater loben; denn er, der alle Ding vermag, hat seinen Sohn erhoben. Das ist der Tag, den Gott gemacht; das Leben ward uns neu gebracht: Der Herr ist auferstanden. 3. Du lieber Herre Jesu Christ, da du erstanden heute, so lobt dich alles, was da ist, in übergroßer Freude. Mir dir sind wir von Herzen froh, wir rufen laut und singen so: Der Herr ist auferstanden. *GL 222 1. Nun freut euch hier und überall, der Herr ist auferstanden; im Tod bracht er den Tod zu Fall und macht die Höll zuschanden. Des Lebens Leben lebet noch; sein Arm hat aller Feinde Joch mit aller Macht zerbrochen. 2. Die Morgenröte war noch nicht mit ihrem Licht vorhanden; und siehe, da war schon das Licht, das ewig leucht, erstanden. Die Sonne war noch nicht erwacht, da wachte und ging auf voll Macht die unerschaffne Sonne. 3. O Lebensfürst, o starker Held, von Gott vorzeit versprochen, vor dir die Hölle niederfällt, da du ihr Tor zerbrochen. Du hast gesiegt und trägst zum Lohn ein allzeit unverwelkte Kron als Herr all deiner Feinde. 4. Ich will von Sünden auferstehn, wie du vom Grab aufstehest; ich will zum andern Leben gehen, wie du zum Himmel gehest. Dies Leben ist doch lauter Tod; drum komm und reiß aus aller Not uns in das rechte Leben. *GL 226 1. Nun singt dem Herrn ein neues Lied! In aller Welt ist Freud und Fried. Es freu sich, was sich freuen kann, denn Wunder hat der Herr getan! 2. Verklärt ist alles Leid der Welt, die Gräber sind vom Glanz erhellt, der Tod hat keinen Stachel mehr, gebunden liegt das Höllenheer. 3. Geendet ist nun Kampf und Krieg, errungen ist Triumph und Sieg. Der Herr besiegte Grab und Tod, erhob die Fahn im Morgenrot. 4. Er trat hervor wie Sonnenschein, der strahlt in alle Welt hinein, verriegelt ist der Hölle Macht, geöffnet alle Himmelspracht. 5. Das Kreuz ist unsre Siegesfahn, mit ihm gehn wir die Himmelsbahn, mit unserm Jesus sterben wir, mit unserm Jesus leben wir! *D-Lim I 374 1. O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit, da Jesus lebt ohn alles Leid. Er ist erstanden von dem Tod; wir sind erlöst aus aller Not. O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit! 2. O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit, da wir von Sünden sind befreit. <?page no="398"?> B. Texte 384 Getilget ist nun unsre Schuld; wir sind gerecht aus Gottes Huld. O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit! 3. O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit! Der Tod ist überwunden heut. Es darf uns nicht mehr vor ihm graun; auf Christi Sieg wir nun vertraun. O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit! 4. O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit! Erhalt uns, Jesu, diese Freud, zu sagen hier zu aller Stund und dort einmal mit frohem Mund: O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit! *RG 480 1. O Tod, wo ist dein Stachel nun? Wo ist dein Sieg, o Hölle? Was kann uns jetzt der Teufel tun, wie grausam er sich stelle? Gott sei gedankt, der uns den Sieg so herrlich hat nach diesem Krieg durch Jesus Christ gegeben! 2. Wie sträubte sich die alte Schlang, da Christus mit ihr kämpfte! Mit List und Macht sie auf ihn drang, und dennoch er sie dämpfte. Ob sie ihn in die Ferse sticht, so sieget sie doch darum nicht, der Kopf ist ihr zertreten. 3. Lebendig Christus kommt herfür, die Feind nimmt er gefangen, zerbricht der Hölle Schloss und Tür, trägt weg den Raub mit Prangen. Nichts ist, das in dem Siegeslauf den starken Held kann halten auf, alls liegt da überwunden. 4. Des Herren Rechte, die behält den Sieg und ist erhöhet; des Herren Rechte mächtig fällt, was ihr entgegenstehet. Tod, Teufel, Höll und alle Feind durch Christi Sieg bezwungen seind, ihr Zorn ist kraftlos worden. 5. Es war getötet Jesus Christ, und sieh, er lebet wieder. Weil nun das Haupt erstanden ist, stehn wir auch auf, die Glieder. So jemand Christi Worten glaubt, im Tod und Grabe der nicht bleibt; er lebt, ob er gleich stirbet. 6. Wer täglich hier durch wahre Reu mit Christus auferstehet, ist dort vom andern Tode frei, derselb ihn nicht angehet. Genommen ist dem Tod die Macht, Unschuld und Leben wiederbracht und unvergänglich Wesen. 7. Das ist die reiche Osterbeut, der wir teilhaftig werden: Fried, Freude, Heil, Gerechtigkeit im Himmel und auf Erden. Hier sind wir still und warten fort, bis unser Leib wird ähnlich dort Christi verklärtem Leibe. 8. O Tod, wo ist dein Stachel nun? Wo ist dein Sieg, o Hölle? Was kann uns jetzt der Teufel tun, wie grausam er sich stelle? Gott sei gedankt, der uns den Sieg so herrlich hat nach diesem Krieg durch Jesus Christ gegeben! *EG 113 1. Preis dem Todesüberwinder, der da starb auf Golgatha, dem Erlöser aller Sünder, Preis ihm und Alleluja! Lasst des Bundes Harfe klingen, lasst von Herzen froh uns singen: R. Alleluja, Jesus lebt, Jesus lebt, Jesus lebt, alleluja, Jesus lebt! 2. Uns vom Tode zu befreien, sank er in des Grabes Nacht; uns zum Leben einzuweihen, steht er auf durch Gottes Macht. Tod, du bist im Sieg verschlungen, und das Leben ist errungen. (R.) 3. Uns zum Himmel zu erheben, ging er zu dem Vater hin. Wenn aus seinem Tod wir leben, dann ist Sterben uns Gewinn. Sitzend zu des Vaters Rechten, zieht er an sich die Gerechten. (R.) 4. Wenn ich aus dem Grab erstehe, wenn mein Staub verkläret ist, wenn ich, Herr, dein Antlitz sehe, o mein Mittler, Jesus Christ, wenn du dich mir hast enthüllet, ist das Leben mir erfüllet. (R.) *D-Tr I 92 1. Seele, dein Heiland ist frei von den Banden, glorreich und herrlich vom Tode erstanden. Freue dich, Seele, die Hölle erbebt: Jesus, dein Heiland, ist Sieger und lebt! 2. Freue dich, Seele, die Hölle erlieget, Sünde und Satan und Tod sind besieget! Der im Triumphe vom Grab sich erhebt: Jesus, dein Heiland, ist Sieger und lebt! <?page no="399"?> I. Liedtexte des Untersuchungsmaterials 385 3. Fasse dich, Seele, sei tapfer im Streite, Jesus ist mit dir und kämpft dir zur Seite! Zage nicht, wenn auch der Tod dich umschwebt: Jesus, dein Heiland, ist Sieger und lebt! 4. Hast du dann standhaft mit Jesus gestritten, hast du den Tod wie dein Heiland erlitten, glaube, dass er aus dem Grab dich erhebt: Jesus, dein Heiland, ist Sieger und lebt! *D-Tr I 91 1. Singen wir heut mit einem Mund in Eintracht und aus Herzensgrund dir, o Herr aller Heer, Christe, Lob und Preis und Ehr; der für uns alle Missetat an dem Kreuz selbst gebüßet hat. Friedefürst, Osterheld, du hast nun den Feind gefällt. R. Lob sei dir für und für, Jesus Christ, daß du bist sünd’ger Welt Heil und Held, der das Feld im Kampf mit Tod und Höll behält. 2. Christus hat alle Schrift erfüllt und dadurch Todes Trotz gestillt, und sein Wort auf dem Berg hat zerstört des Teufels Werk. Sünd und Schuld bleiben ohne Kraft, wenn die Seel am Wort Gottes haft’, Christ, dem Herrn, sich ergibt und von Herzen glaubt und liebt. (R.) 3. Gib, dass wir alle Gottes Kind’, deiner Wahrheit gehorsam sind, dass wir stets bei dir stehn und nicht mehr zurücke gehen. Leite du, König, uns, und Held, dass wir wandeln, wie dir’s gefällt, singen auch Lob und Ehr mit dem ganzen Himmelsheer. (R.) *EG 104 1. Vom Tode heut erstanden ist der heilge Herre Jesus Christ, der aller Welt ein Tröster ist. Halleluja. 2. Die ganze Erde staunt und bebt, weil Gottes Herrlichkeit anhebt; der Tod ist tot, das Leben lebt. Halleluja. 3. Des Herren Sieg bricht in uns ein, da sprengt er Riegel, Schloß und Stein; in uns will Christus Sieger sein. Halleluja. 4. Nun jauchzt und jubelt überall. Die Welt steht auf von ihrem Fall. Gott herrscht in uns, er herrscht im All. Halleluja. *GL 224 1. Wach auf, mein Herz, die Nacht ist hin, die Sonn ist aufgegangen. Ermuntre deinen Geist und Sinn, den Heiland zu umfangen, der heute durch des Todes Tür gebrochen aus dem Grab herfür der ganzen Welt zur Wonne. 2. Steh aus dem Grab der Sünden auf, und such ein neues Leben, vollführe deinen Glaubenslauf, und lass dein Herz sich heben gen Himmel, da dein Jesus ist, und such, was droben, als ein Christ, der geistlich auferstanden. 3. Vergiss nun, was dahinten ist, und tracht nach dem, was droben, damit dein Herz zu jeder Frist zu Jesus sei erhoben. Tritt unter dich die böse Welt, und strebe nach des Himmels Zelt, wo Jesus ist zu finden. 4. Quält dich ein schwerer Sorgenstein, dein Jesus wird ihn heben; es kann ein Christ bei Kreuzespein in Freud und Wonne leben. Wirf dein Anliegen auf den Herrn, und sorge nicht, er ist nicht fern, weil er ist auferstanden. 5. Geh mit Maria Magdalen und Salome zum Grabe, die früh dahin aus Liebe gehn mit ihrer Salbungsgabe, so wirst du sehn, dass Jesus Christ vom Tod heut auferstanden ist und nicht im Grab zu finden. 6. Es hat der Löw aus Judas Stamm heut siegreich überwunden, und das erwürgte Gotteslamm hat uns zum Heil erfunden das Leben und Gerechtigkeit, weil er nach überstandnem Streit den Feind zur Schau getragen. 7. Drum auf, mein Herz, fang an den Streit, weil Jesus überwunden; er wird auch überwinden weit in dir, weil er gebunden der Feinde Macht, dass du aufstehst <?page no="400"?> B. Texte 386 und in ein neues Leben gehst und Gott im Glauben dienest. 8. Scheu weder Teufel, Welt noch Tod noch gar der Hölle Rachen. Dein Jesus lebt, es hat kein Not, er ist noch bei den Schwachen und den Geringen in der Welt als ein gekrönter Siegesheld; drum wirst du überwinden. 9. Ach mein Herr Jesu, der du bist vom Tode auferstanden, rett uns aus Satans Macht und List und aus des Todes Banden, dass wir zusammen insgemein zum neuen Leben gehen ein, das du uns hast erworben. 10. Sei hochgelobt in dieser Zeit von allen Gotteskindern und ewig in der Herrlichkeit von allen Überwindern, die überwunden durch dein Blut; Herr Jesu, gib uns Kraft und Mut, dass wir auch überwinden. *EG 114 1. Wahrer Gott, wir glauben dir, du bist mit Gottheit und Menschheit hier; du, der den Satan und Tod überwand, der im Triumph aus dem Grabe erstand: Preis dir, du Sieger auf Golgatha! Sieger auf ewig, Alleluja! 2. Jesu, dir jauchzt alles zu! Herr über Leben und Tod bist du! In deinem Blute gereinigt von Schuld, freun wir uns wieder der göttlichen Huld; gib, dass wir stets deine Wege gehn, glorreich wie du aus dem Grabe erstehn! *D-Lim I 375 1. Wir danken dir, Herr Jesu Christ, dass du vom Tod erstanden bist und hast dem Tod zerstört sein Macht und uns zum Leben wiederbracht. Halleluja. 2. Wir bitten dich durch deine Gnad: nimm von uns unsre Missetat und hilf uns durch die Güte dein, dass wir dein treuen Diener sein. Halleluja. 3. Gott Vater in dem höchsten Thron samt seinem eingebornen Sohn, dem Heilgen Geist in gleicher Weis in Ewigkeit sei Lob und Preis! Halleluja. *EG 107 1. Wir wollen alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit; denn unser Heil hat Gott bereit’. R. Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, gelobt sei Christus, Marien Sohn. 2. Es ist erstanden Jesus Christ, der an dem Kreuz gestorben ist, dem sei Lob, Ehr zu aller Frist. (R.) 3. Er hat zerstört der Höllen Pfort, die Seinen all herausgeführt und uns erlöst vom ewgen Tod. (R.) 4. Es singt der ganze Erdenkreis dem Gottessohne Lob und Preis, der uns erkauft das Paradeis. (R.) 5. Des freu sich alle Christenheit und lobe die Dreifaltigkeit von nun an bis in Ewigkeit. (R.) *EG 100 1. Zum königlichen Ostermahl kommt weißgeschmücket allzumal! Christo, dem Herrn, sei Lob und Ehr, der uns geführt durchs Rote Meer. 2. Mit Blut gezeichnet, sind wir frei; der Todesengel geht vorbei. Erlöst von schwerer Knechtschaft Band, ziehn wir in das gelobte Land. 3. Christus ist unser Opferlamm, geschlachtet an dem Kreuzesstamm. Sein heilges Fleisch liegt uns bereit als Brot der höchsten Lauterkeit. 4. O wahres Opfer, Jesus Christ, durch das die Höll gebrochen ist. Du hast gelöst des Todes Band, geschenkt des Lebens Unterpfand. 5. Ach, Lebensfürst, wir bitten dich, sieh auf dein Volk her gnädiglich; gib uns in dieser Osterzeit viel Gnaden für die Ewigkeit (Amen). *D-Lim I 377 <?page no="401"?> I. Liedtexte des Untersuchungsmaterials 387 2. Liedtexte des NLG 1. Alle Knospen springen auf, fangen an zu blühen. Alle Nächte werden hell, fangen an zu glühen. Knospen blühen, Nächte glühen, Knospen blühen, Nächte glühen. 2. Alle Menschen auf der Welt fangen an zu teilen. Alle Wunden auf der Welt fangen an zu heilen. Menschen teilen, Wunden heilen, Knospen blühen, Nächte glühen. 3. Alle Augen springen auf, fangen an zu sehen. Alle Lahmen stehen auf, fangen an zu gehen. Augen sehen, Lahme gehen, Menschen teilen, Wunden heilen, Knospen blühen, Nächte glühen. 4. Alle Stummen hier und da fangen an zu grüßen. Alle Mauern tot und hart werden weich und fließen. Stumme grüßen, Mauern fließen, Augen sehen, Lahme gehen, Menschen teilen, Wunden heilen, Knospen blühen, Nächte glühen. *Ac-L II 010 1. Das könnte den Herren der Welt ja so passen, wenn erst nach dem Tode Gerechtigkeit käme, erst dann die Herrschaft der Herren, erst dann die Knechtschaft der Knechte vergessen wäre für immer, vergessen wäre für immer. 2. Das könnte den Herren der Welt ja so passen, wenn hier auf der Erde stets alles so bliebe, wenn hier die Herrschaft der Herren, wenn hier die Knechtschaft der Knechte so weiterginge wie immer. 3. Doch ist der Befreier vom Tod auferstanden, ist schon auferstanden und ruft uns jetzt alle zur Auferstehung auf Erden, zum Aufstand gegen d i e Herren, die mit dem Tod uns regieren. *Lim I 837 1. Die Sonne geht auf: Christ ist erstanden! Die Nacht ist vorbei: Christ ist erstanden! Die Sonne geht auf. Vergessen sind Ängste, Not, Kummer und Schmerzen, wir atmen freier und singen von Herzen Die Sonne geht auf: Christ ist erstanden! Die Nacht ist vorbei. 2. Das Leben beginnt: Christ ist erstanden! Der Tod ist besiegt: Christ ist erstanden! Das Leben beginnt. Wir räumen die Trübsal und Schatten beiseite und tragen die Nachricht unter die Leute: Das Leben beginnt: Christ ist erstanden! Der Tod ist besiegt. 3. Wir hören es neu: Christ ist erstanden! Wir singen es frei: Christ ist erstanden! Wir hören es neu. Mit unseren Sünden ist Christus gestorben und hat für uns dadurch Freiheit erworben. Wir hören es neu: Christ ist erstanden! Wir singen es frei. 4. Die Freude ist groß: Christ ist erstanden! Wir halten sie fest: Christ ist erstanden! Die Freude ist groß. O Herr, hilf, dass wir auch in unseren Tagen den Menschen die Botschaft der Hoffnung sagen. Die Freude ist groß: Christ ist erstanden! Halleluja! *BT 556 1. Du bist da, wo Menschen leben, du bist da, wo Leben ist, du bist da, wo Menschen leben, du bist da, wo Leben ist. 2. Du bist da, wo Menschen lieben, du bist da, wo Liebe ist, du bist da, wo Menschen lieben, du bist da, wo Liebe ist. 3. Du bist da, wo Menschen hoffen, du bist da, wo Hoffnung ist, du bist da, wo Menschen hoffen, du bist da, wo Hoffnung ist. 4. Halleluja, halleluja, halleluja, halleluja. Halleluja, halleluja, halleluja, halleluja. *Wbg II 962.3 <?page no="402"?> B. Texte 388 KV Einer ist unser Leben, Licht auf unseren Wegen, Hoffnung, die aus dem Tod erstand, die uns befreit. 1. Viele hungern, die andern sind satt in dieser Welt, einer teilte schon einmal das Brot, und es reichte für alle. (KV) 2. Viele werden verkannt und verlacht und unterdrückt, einer nahm sich der Wehrlosen an und erbarmt sich der Armen. (KV) 3. Viele kennen nur Waffen und Krieg, Hass und Gewalt, einer lehrt' uns dem Feind zu verzeihn und die Menschen zu lieben. (KV) 4. Viele Menschen sind blind oder stumm und wissen's nicht. Einer machte die Kranken gesund, einer heilte sie alle. (KV) 5. Viele zweifeln und glauben nicht mehr, viele von uns, einer ging wie ein Licht vor uns her in den Tod und das Leben. (KV) *HK 552 1. Große Leute, kleine Leute feiern fröhlich Ostern heute, weil vom Tode Jesus Christ auferstanden, auferstanden, wirklich auferstanden ist. 2. An das Kreuz ward er geschlagen, er war tot, doch nach drei Tagen wissen wir, dass Jesus Christ auferstanden, auferstanden, wirklich auferstanden ist. 3. Das konnt’ einem nur gelingen, einer konnt’ den Tod bezwingen. Singt mit uns, dass Jesus Christ auferstanden, auferstanden, wirklich auferstanden ist. *BEP 565 R. |: Halleluja, klatschet in die Hände, jubelt ohne Ende, Jesus lebt. : | 1. Jesus hat den Tod bezwungen, seinen Stachel bricht er ab. Welchen Sieg hat er errungen! Lebend steigt er aus dem Grab. (R.) 2. Er geht durch verschlossne Türen, nimmt den Jüngern Angst und Leid. Jeden von uns will er führen aus Gefahr und Traurigkeit. (R.) 3. Tod, du sollst uns nicht erschrecken, wenn für uns die Stunde naht. Jesus wird uns auferwecken, wie er uns versprochen hat. (R.) *In-F/ F II 117 1. Heut hören es alle, heut läuft’s um den Erdball, die Schöpfungstat Gottes; besiegt ist der Tod. R. Jesus erwacht zum Christus der Welt! 2. Gekreuzigt, gestorben, versenkt in die Erde, da ruft ihn der Schöpfer, macht frei ihm den Weg. (R.) 3. Der Glaube, die Hoffnung zu leben in Fülle, vollkommenes Leben, jetzt ist es geschehn. (R.) 4. Wir hören es alle, da fasst uns die Freude, der Menschensohn Gottes macht frei uns den Weg. (R.) *KG 456 1. Ich hör die Botschaft: Jesus lebt! Doch seh ich nur: Die Welt erbebt, weil Krankheit herrscht und Tod und Krieg. Wo find ich Jesu Ostersieg? Herr, steh mir bei! 2. Ich hör die Botschaft: Jesus lebt! Ob dem nicht alles widerstrebt, was täglich unsre Welt bedroht: der Bosheit Trug, Gewalt und Not. Herr, steh mir bei! 3. Ich hör die Botschaft: Jesus lebt! Herr, hilf, dass sich mein Herz erhebt aus Kummer, Zweifel, Angst und Leid! Mach es für deinen Trost bereit! Herr, steh mir bei! 4. Ich hör die Botschaft: Jesus lebt! Ihr Boten, die ihr Hoffnung gebt, führt mich zum Auferstandnen hin, daß ich bei ihm geborgen bin! Herr, steh mir bei! *BT 558 1. Jesus lebt wirklich! Er ist nicht mehr tot! Jesus lebt wirklich! Groß ist unser Gott! <?page no="403"?> I. Liedtexte des Untersuchungsmaterials 389 2. Jesus lebt wirklich! Er ging mit uns ins Haus. Jesus lebt wirklich! Er teilt das Brot uns aus. 3. Jesus lebt wirklich! Er ist bei uns da. Jesus lebt wirklich! Das ist wunderbar. *In-F/ F II 116 1. Liebe ist nicht nur ein Wort, Liebe, das sind Worte und Taten. Als Zeichen der Liebe ist Jesus geboren, als Zeichen der Liebe für diese Welt. 2. Freiheit ist nicht nur ein Wort, Freiheit, das sind Worte und Taten. Als Zeichen der Freiheit ist Jesus gestorben, als Zeichen der Freiheit für diese Welt. 3. Hoffnung ist nicht nur ein Wort, Hoffnung, das sind Worte und Taten. Als Zeichen der Hoffnung ist Jesus lebendig, als Zeichen der Hoffnung für diese Welt. *Ac-L II 011 R. |: Mach die Augen auf, Jesus lebt, komm und sieh, alles wird neu. : | 1. Ein Geschenk ist dieser Friede, lasst uns dafür danken dem Herrn und Gott. Durch sein Wort sind wir lebendig, denn seine Liebe brennt in uns neu. (R.) 2. Ein Geschenk ist diese Liebe, die uns stets begleitet, uns niemals verlässt. Sie hilft uns in dunklen Stunden und lässt uns spüren, du bist bei uns. (R.) 3. Ein Geschenk ist diese Freude, die durch dich in uns lebt, uns immer erfüllt. Lass uns doch die Freude teilen, damit die Menschen das Leben seh’n. (R.) *In-F/ F II 119 1. Manchmal feiern wir mitten im Tag ein Fest der Auferstehung. |: Stunden werden eingeschmolzen und ein Glück ist da. : | 2. Manchmal feiern wir mitten im Wort ein Fest der Auferstehung. |: Sätze werden aufgebrochen und ein Lied ist da. : | 3. Manchmal feiern wir mitten im Streit ein Fest der Auferstehung. |: Waffen werden umgeschmiedet und ein Friede ist da. : | 4. Manchmal feiern wir mitten im Tun ein Fest der Auferstehung. |: Sperren werden übersprungen und ein Geist ist da. : | *InF/ F II 121 1. Nun werden die Engel im Himmel singen, die Steine von den Gräbern springen, weil Christus erstanden ist, weil Christus erstanden ist. 2. Nun dürfen die Tränen trocknen auf Erden, die Traurigen getröstet werden, weil Christus erstanden ist. 3. Nun werden auch wir aus dem Tode aufstehen, in Ewigkeit zu Gott eingehen, weil Christus erstanden ist. 4. Ehr sei Gott, dem Vater und Ehre dem Sohne, dem Heilgen Geist in einem Throne, weil Christus erstanden ist. *BEP 563 1. Seht, der Stein ist weggerückt, nicht mehr, wo er war; nichts ist mehr am alten Platz, nichts ist, wo es war. Halleluja. 2. Seht, das Grab ist nicht mehr Grab, tot ist nicht mehr tot. Ende ist nicht Ende mehr, nichts ist, wie es war. Halleluja. 3. Seht, der Herr erstand vom Tod, sucht ihn nicht mehr hier, geht mit ihm in alle Welt, er geht euch voraus. Halleluja. *Lim I 836 KV V/ A Seht, er lebt! Ja er lebt! Er stand auf am dritten Tag! Seht, er lebt! Jesus lebt! Er steht mitten unter uns! 1. V Kommt durch die verschlossnen Türen, sagt zu uns: Habt keine Angst! Kommt wie damals, so auch heute und sagt: Friede sei mit euch! (KV) 2. V Und wir hören seine Worte, und es brennt in uns das Herz, und er bricht das Brot für alle, und die Augen gehn uns auf. (KV) <?page no="404"?> B. Texte 390 3. V Keiner lebt nur für sich selber, keiner stirbt für sich allein, ob wir leben oder sterben, wir gehören zu dem Herrn. (KV) 4. V Er ist bei uns alle Tage bis ans Ende dieser Welt, und es ist kein andrer Name, der mich selig machen kann. (KV) *Lim I 835 KV V/ A Singet in den Kirchen, singet auf den Straßen, singet in der Stadt und auf dem Land! 1. V Singet in Chören, lasset euch hören, Christ ist erstanden, sagt es aller Welt! (KV) 2. V Hass wird begraben, Frieden wir haben, neu wird das Leben schon in dieser Welt! (KV) *Lim I 834 1. Wo einer dem andern neu vertraut und mit ihm eine Brücke baut, um Hass und Feindschaft zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden. R. Wo einer im Dunkeln nicht verstummt, sondern das Lied der Hoffnung summt, um Totenstille zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden. 2. Wo einer am Ende nicht verzagt und einen neuen Anfang wagt, um Leid und Trauer zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden. (R.) 3. Wo einer das Unrecht beim Namen nennt und sich zu seiner Schuld bekennt, um das Vergessen zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden. (R.) 4. Wo einer das Unbequeme wagt und offen seine Meinung sagt, um Schein und Lüge zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden. (R.) 5. Wo einer gegen die Strömung schwimmt und fremde Lasten auf sich nimmt, um Not und Leiden zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden. (R.) 6. Wo einer dich aus der Trägheit weckt und einen Weg mit dir entdeckt, um hohe Mauern zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden. (R.) *Wü 551 1. Zu Ostern in Jerusalem, da ist etwas geschehn. Das ist noch heute wunderbar, nicht jeder kann‘s verstehn. |: Hört, hört, hört, hört, nicht jeder kann‘s verstehn. : | 2. Zu Pfingsten in Jerusalem, da ist etwas geschehn. Die Jünger reden ohne Angst und jeder kann‘s verstehn. |: Hört, hört, hört, hört, und jeder kann‘s verstehn. : | 3. Zu jeder Zeit in jedem Land kann plötzlich was geschehn. Die Menschen hören, was Gott will, und können sich verstehn. |: Hört, hört, hört, hört, und können sich verstehn. : | 4. Wo Menschen lieben und verzeihn, da ist etwas geschehn. Sie sind einander Brot und Wein, wir sollen es verstehn. |: Hört, hört, hört, hört, wir sollen es verstehn. : | *InF/ F II 118 1. Zwei Jünger gingen voll Not und Zweifel, traurig war ihr Gesicht. Doch da kam Jesus und sprach mit ihnen, und plötzlich wurde es Licht. R. Bleibe bei uns, weil es Abend wird, bleibe bei uns, o Herr. Bleibe bei uns, weil es dunkel ist, bleibe bei uns, o Herr. (R.) 2. Herr, deine Wege, die du mich leitest, kann ich oft nicht verstehn. Doch weil du mitgehst und um das Ziel weißt, will ich sie gern mit dir gehn. (R.) 3. Viel Jünger gehen voll Not und Zweifel, traurig ist ihr Gesicht. Doch da kommt Jesus und spricht mit ihnen, und um sie leuchtet sein Licht. (R.) *InF/ F II 120 <?page no="405"?> I. Liedtexte des Untersuchungsmaterials 391 3. Liedtexte des NLS 1. Auferstanden, auferstanden bist du. Ich glaube nicht mehr, dass Waffen uns helfen. |: Die Panzer müssen verrotten am Wege. : | 2. Auferstanden, auferstanden bist du. Ich glaube nicht mehr, dass Mauern uns schützen. |: Verschwinden müssen im Atlas die Grenzen. : | 3. Auferstanden, auferstanden bist du. Ich glaube nicht mehr, dass Welten uns trennen |: vom Schrei des Kindes, das heute kein Brot fand. : | 4. Auferstanden, auferstanden bist du. Ich glaube nicht mehr, dass Mörder und Opfer |: gestrichen werden aus Gottes Gedächtnis. : | *Neue geistliche Lieder 67 Aus dem Tod ist der Herr erstanden, und darum ist er unser Herr. Lasst das Streiten, lasst das Hassen! Lasst das Neiden, lasst den Krieg! Denn der Herr ist vom Tod erstanden, und er errang für uns den Sieg. *Sing mit 11 KV Aus Tränen, Angst und Not erhebt sich neues Leben, aus Hass, Gewalt und Tod steht Gottes Liebe auf. Halleluja! Halleluja! 1. Ein schwerer Stein – hinweggerückt, ein leeres Grab, das Zeugnis gibt und Menschen, die sehen und glauben. (KV) 2. Die Frau, die tiefste Trauer kennt und Jesus, der sie beim Namen nennt – so kann sie sehen und glauben. (KV) 3. Ein Weg, der da begleitet wird, ein Mahl, das zum Erkennen führt mit Menschen, die sehen und glauben. (KV) 4. Verschloss’ne Türen sind aufgetan, die Menschen schau’n ihren Meister an, sind Menschen, die sehen und glauben. (KV) *D-K08 25 Begreift ihr denn nicht, begreift ihr immer noch nicht, begreift ihr nicht, begreift ihr nicht? Begreift ihr nicht, begreift ihr denn nicht, begreift ihr nicht? Begreift ihr denn nicht? Begreift ihr nicht, begreift ihr nicht? Begreift ihr nicht? *Liederzeit 60 R. Christus, der Herr ist auferstanden. Halleluja. Er ist wahrhaft auferstanden. Halleluja. 1. Jesus Christ, unser Herr, ist nicht mehr im Grabe, er ist auferstanden, der Engel es verkündet: (R.) 2. Fürchtet euch nun nicht mehr, ich weiß, wen ihr suchet, Jesus, den Gekreuzigten, er ist auferstanden. (R.) 3. Auferstanden ist er, nicht mehr bei den Toten, seht die leere Stätte, da unser Herr gelegen. (R.) 4. Gehet nun eilend hin, sagt es seinen Jüngern, der Herr ist erstanden, erstanden aus dem Grabe. (R.) 5. Er wird vor euch hingehn, bis nach Galiläa, ihr werdet ihn sehen, erstanden von den Toten. (R.) 6. Herr, wir bitten dich nun, lass uns nicht im Tode, führ uns in das Leben, das du uns hast erworben. (R.) T: H. Beuerle, *Neue Lieder (1979) 3 R. Christus, der Herr ist auferstanden. Halleluja! Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja! 1. Der Stein ist weggerückt, das Grab leer und offen; Johannes steht gebückt und wagt noch nicht zu hoffen. (R.) 2. Der Jünger Petrus fand im Grab nur die Binden; der, den man damit band, ist dort nicht mehr zu finden. (R.) <?page no="406"?> B. Texte 392 3. Maria Magdalen ging aus, ihn zu salben, und hat den Herrn gesehn erstanden allenthalben. (R.) 4. So hör ich des Berichts Gesicht und Geschichten; der Engel hat mir nichts als dieses auszurichten: (R.) 5. Und dir auch, Christenheit, wird nichts sonst verkündet: auf Gottes Osterzeit allein bist du gegründet. (R.) T: G. Valentin,*Sing mit 28 R. Ch Das Grab ist leer! Wo ist der Herr? 1. V Ist er vielleicht im Heiligen Land, am See, wo er das Brot vermehrte oder am Berg, auf dem er lehrte, am Wege, wo ihn Paulus fand? Ch Lasst uns einander fest vertrauen, uns offen in die Augen schauen! In den Blicken, die verbinden, da, Herr, werden wir dich finden! (R.) 2. V Ist er vielleicht im Kopf der Weisen, in der gelehrten Diskussion, beim Unterricht in Religion, muß man vielleicht nach Rom verreisen? Ch Wir wollen miteinander sprechen, das Schweigen unsrer Fremdheit brechen! In den Worten, die verbinden, da, Herr, werden wir dich finden! (R.) 3. V Ist er im Himmel uns voraus, im Paradies, nach dem wir streben, weit weg von uns im ew’gen Leben, im Jenseits dort im Vaterhaus? Ch Lasst uns in seinem Geiste leben, der eine sich dem andern geben! Auf den Brücken, die verbinden, da, Herr, werden wir dich finden! (R.) *Singles 9 79 1. Die Waffen verrotten zu Staub, die Bomben werden taub, unser Zählen reicht nicht bis zehn, wir werden auferstehn. R. |: Alle, Alleluja, wir werden auferstehn. : | 2. Kleider von Motten zerfressen, mit neuem Maß gemessen, Verlogenes wird nicht bestehn, wir werden auferstehn. (R.) 3. Das Brot wird sich vermehren, die Armen kommen zu Ehren, Banknoten im Winde verwehn, wir werden auferstehn. (R.) 4. Die Träume werden wahr, die Blinden sehen klar, die Lahmen wieder gehn, wir werden auferstehn. (R.) *Effata 2 130 1. Dornen stehn am Stein. Der Gottessohn verworfen, gefoltert und gestorben, soll gottlos sein. 2. Nagelkreuzgesicht, du hast uns angesehen, Vergebung soll geschehen – wir glauben nicht. 3. Fluchbeladne Nacht, der Tod kennt kein Erbarmen, wir Reichen sind die Armen, Was ist vollbracht? 4. Feuer bricht den Stein, das Tor ist aufgesprungen, der Engel hat gesungen, uns zu befrein. 5. Wunderrat und Held, dein Fest wird Leben bringen. Wird Leben uns gelingen? Du rufst die Welt. *D-K08 17 1. Freut euch alle, Jesus lebt! Er ist hier bei uns! Singt und tanzt und jubelt Gott! Er ist hier bei uns! R. Gott ist gut, ein Gott des Lebens, er verlässt uns nicht. Er befreit aus Tod zum Leben, er verlässt uns nicht. 2. Darum geht und rufet froh: Gott ist stets bei uns! Darum lebt, dass jeder spürt: Gott ist stets bei uns. (R.) *Effata 2 126 1. |: Durch das Dunkel hindurch scheint der Himmel hell. : | So hell soll auch die Erde sein, steht auf, steht auf, steht auf, so hell soll auch die Erde sein, steht auf! 2. |: Durch das Dunkel hindurch dringt ein neues Wort. : | Das Wort wird uns zur Zuversicht, <?page no="407"?> I. Liedtexte des Untersuchungsmaterials 393 steht auf, steht auf, steht auf, das Wort wird uns zur Zuversicht, steht auf! 3. |: Durch das Dunkel hindurch führt ein neuer Weg. : | Der Weg wird uns’re Zukunft sein, steht auf, steht auf, steht auf, der Weg wird uns’re Zukunft sein, steht auf! 4. |: Durch das Dunkel hindurch stärkt ein Bissen Brot. : | Das Brot soll unser Zeichen sein, steht auf, steht auf, steht auf, das Brot soll unser Zeichen sein, steht auf! 5. |: Durch das Dunkel hindurch schließen wir den Bund, : | den Bund, der uns mit Gott vereint, steht auf, steht auf, steht auf, den Bund, der uns mit Gott vereint, steht auf! *Cantate 210 1. Fröhlich sind wir, Jesus Christ, dass du auferstanden bist von dem Grab und von dem Tod! Halleluja, großer Gott. 2. Auf der Erde wandern wir, suchen einen Weg zu dir, der uns führt aus aller Not! Halleluja, großer Gott. 3. Stärke uns mit deiner Kraft auf der weiten Wanderschaft, stärk uns mit dem Himmelsbrot! Halleluja, großer Gott. 4. Gib uns nach dem Leben hier einst die Seligkeit bei dir, ewges Leben nach dem Tod. Halleluja, großer Gott! *Kommt und singt 328 1. Hört ihr’s läuten, läuten, läuten, läuten laut in allen Landen? Heute ist Jesus Christ auferstanden, auferstanden. 2. Hört ihr’s singen, singen, singen, singen laut in allen Landen? Heute ist Jesus Christ auferstanden, auferstanden. 3. All ihr Menschen! Freut euch, freut euch, freut euch laut in allen Landen! Heute ist Jesus Christ auferstanden, auferstanden. *Kommt und singt 320 R. In der Nacht kommt an den Tag sein Licht, und im Tod wird das Leben neu. 1. Recht bekommen die Entrechteten. Die Blinden können seh’n. Friede zieht auf Erden Kreise, die Tage der Trauer vergeh’n. (R.) 2. Trost erfahren die Verzweifelten, die Lahmen wieder geh’n. Neu wird das Gesicht der Erde, die Tage der Trauer vergeh’n. (R.) 3. Licht fällt über die Gefangenen, die Toten aufersteh’n. Steine werden weich und fließen, die Tage der Trauer vergeh’n. (R.) *Cantate 209 1. Jesus Christus, gestern und heute und morgen derselbe und alle Tage ohne Ende. 2. Jesus Christus, Anstoß zum Frieden. Verborgen in Ohnmacht, im Kreuz, im Tod begann das Leben 3. Jesus Christus, Anwalt im Heute und mächtig in Menschen, die heute seinen Frieden leben. 4. Jesus Christus, Angeld auf morgen. Es bangen die Mächte. Denn Friede wird die Welt bezwingen. 5. Jesus Christus, gestern und heute und morgen derselbe und alle Tage ohne Ende. Jesus Christus, gestern und heute. *Sing mit 40 R. Jesus Christus ist auferstanden! Halleluja! Halleluja! 1. An dem ersten Tag der Woche – Halleluja! Halleluja! 2. suchten ihn die Frauen am Grabe – Halleluja! Halleluja! 3. Doch sie fanden ich nicht im Grabe – Halleluja! Halleluja! 4. Und ein Bote sagte zu ihnen: Halleluja! Halleluja! (R.) 5. Und er zeigte ihnen die Tücher. Halleluja! Halleluja! 6. Dann wies er sie nach Galiläa. Halleluja! Halleluja! 7. Alle Frauen flohen vom Grabe. Halleluja! Halleluja! <?page no="408"?> B. Texte 394 8. Und sie sagten, was sie erlebten: Halleluja! Halleluja! (R.) *Sing mit 23 R. Jesus Christus lebt, er ist auferstanden! 1. Tod, wo ist dein Stachel nun und wo dein Sieg, du Hölle? Gott sei Dank! Er gibt uns Sieg durch das Leben Jesu. (R.) 2. Tod hat nicht das letzte Wort im Leben aller Menschen. Über allem Sterben liegt Licht aus Jesu Leben. (R.) 3. Angst steht nicht mehr vorne an im Chor der Menschenfeinde: Mit dem Lebensangebot steht die Zukunft offen. (R.) 4. Krieg ist keine Lösung mehr der großen Menschenfragen. Menschen reichen sich die Hand über tiefen Gräben. (R.) 5. Hunger bleibt nicht stärkste Macht der überreichen Erde. Menschen fangen plötzlich an auch ihr Brot zu teilen. (R.) *Sing mit 49 R. Komm, lass diese Nacht nicht enden, in der wir einen Anfang seh’n, lass in uns sie weiterleben und in den Tagen weitergeh’n, 1. dass die Worte, die gesprochen, mehr als leere Worte sind, dass der Weg, der hier begonnen, nicht im Sand verläuft. (R.) 2. dass die Träne, die vergossen, nicht umsonst herunterrinnt, dass die Kraft, die hier gefunden, nicht im Keim erstickt. (R.) 3. dass das Lied, das hier gesungen, auf den Straßen weiterklingt, dass die Hoffnung, die geboren, morgen größer wird. (R.) *Cantate 214 R. Rosen blühn im Stacheldraht, aus dem Tod wächst Leben. Weizenkorn wird Friedenssaat, sterbend hingegeben. 1. Einer geht den Weg des Glaubens, legt die Hände an den Pflug; folgt dem Ruf, geht Jesu Spuren, Gottes Wort ist ihm genug. (R.) 2. Einer geht den Weg der Wahrheit, fürchtet weder Hass noch Tod; nennt beim Namen Recht und Unrecht, Gottes Wort ist Maß und Lot. (R.) 3. Einer geht den Weg der Liebe, teilt sein Leben, gibt es hin; traut dem Licht der Auferstehung. Gottes Wort gibt neuen Sinn. (R.) *Singles 36/ 37 321 R. Singet, denn Jesus ist erstanden; singet, denn Jesus lebt! Singet, denn Jesus ist erstanden, singet: Halleluja! Halleluja! 1. Der Stein lag auf dem Grabe, ein Stein, ganz groß und schwer, und wer darunter liegen muss, hat nichts zu sagen mehr. (R.) 2. Doch kann der Stein ihn halten, den Herrn, der auferstand? Er mag so groß sein, wie er will: Gott hat ihn in der Hand. (R.) 3. Es gibt noch viele Steine aus Sorge, Schuld und Leid. Doch Jesus, der heut auferstand, der hat auch uns befreit. (R.) *Singe 639 1. Staunen wird Jubel, Staunen wird Jubel, weil Jesu Geschichte weitergeht. Hoffnung wird Glauben, Hoffnung wird Glauben, weil Gottes Leben den Tod übersteht. Das Grab ist leer, der Keim treibt aus, der Auferweckte führt sein Volk heraus. 2. Enge wird Weite, Enge wird Weite, weil Gottes Macht die Angst aufbricht. Zweifel wird Vertrauen, Zweifel wird Vertrauen, denn Gott verlässt auch die Toten nicht. Er hält sein Wort: „Ich bleib’ euch treu! “ Dem Tod zum Trotz erweckt Gott Leben neu. 3. Ende wird Anfang, Ende wird Anfang, Geschundene werden aufersteh’n. Verzagtheit wird Aufbruch, Verzagtheit wird Aufbruch, Gott macht, dass Lahme von neuem aufsteh’n. Sie fassen Mut, auf Leben und Tod, steh’n ein zusammen gegen alle Not. *Cantate 211 <?page no="409"?> I. Liedtexte des Untersuchungsmaterials 395 R. Steht auf vom Tod, ihr seid geweckt. Kommt her zu Tisch, er ist gedeckt. 1. Geht und verteilt, ihr seid das Brot. Geht und reicht rund, ihr seid der Wein. (R.) 2. Geht und sagt rund von Mund zu Mund. Geht und sagt rund, ein neuer Bund. (R.) *Sagt es weiter 335 1. Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden und beginnt die neue Zeit. Alles Alte ist jetzt vergangen. Was vergangen, gilt nicht mehr. Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden. 2. Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden, fängt ein neues Leben an. Fernste Menschen werden zu Nächsten. Hungern lassen gilt nicht mehr. Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden. 3. Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden. Auf die Nacht folgt ein neuer Tag. Brüder sind auch die, die uns hassen. Aug um Auge gilt nicht mehr. Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden. 4. Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden, zeigt den Weg zu neuem Tun. Er hat unsre Fehler verziehen. Nicht verzeihen gilt nicht mehr. Unser Herr ist aus dem Tod auferstanden. *Neue Lieder (1979) 51 1. Welcher Engel wird uns sagen, dass das Leben weitergeht? Welcher Engel wird wohl kommen, der den Stein vom Grabe hebt? R. |: Wirst du für mich, werd ich für dich der Engel sein? : | 2. Welcher Engel wird uns zeigen, wie das Leben zu bestehn? Welcher Engel schenkt uns Augen, die im Keim die Frucht schon sehn? (R.) 3. Welcher Engel öffnet Ohren, die Geheimnisse versteh’n? Welcher Engel leiht uns Flügel, unseren Himmel einzuseh’n? (R.) *Cantate 223 1. Wir gehen uns’re Wege und bleiben manchmal traurig steh’n. Mit uns und uns’rer Kunst am Ende brennt unser Herz, den Herrn zu seh’n. R. Sucht euer Leben nicht bei den Toten, sucht euer Leben nicht bei den Toten. 2. Wir schmieden uns’re Pläne und glauben manchmal weit zu geh’n. Mit und uns’rem Glück am Ende brennt unser Herz, den Herrn zu seh’n. (R.) 3. Wir hoffen auf Erlösung und wagen manchmal aufzusteh’n. Mit uns und uns’rem Mut am Ende brennt unser Herz, den Herrn zu seh’n. (R.) *Cantate 218 1. Wir stehen auf an jedem neuen Morgen zum Tagewerk, zu dem, was vor uns steht, und hoffen drauf, dass einer mit uns geht, weil Jesus auferstanden ist. 2. Wir stehen auf an jedem neuen Morgen ins Ungewisse: Was die Zeit wohl bringt? Wir hoffen, dass das Planen uns gelingt, weil Jesus auferstanden ist. 3. Wir stehen auf zu Gottes neuem Morgen, zum Aufstand gegen Hunger, Krieg und Not, für Freiheit, Friede, Freude, Liebe, Brot, weil Jesus auferstanden ist. 4. Wir stehen auf zu Gottes letztem Morgen, zum Leben, das nun keine Zeit bedroht, zur Zukunft ohne Ende, Leid und Tod, weil Jesus auferstanden ist. *Sing mit 50 1. V Zwei Männer kommen aus Jerusalem, sind traurig und sind stumm. A „Ach, sagt uns doch, was ist geschehn, was ist geschehn? Bleibt stehn, sagt es uns schnell! “ J „Wir kommen aus Jerusalem, denn unser Herr ist tot. Er starb am Kreuz und liegt im Grab, kann nichts mehr für uns tun. Wir kommen aus Jerusalem, denn unser Herr ist tot.“ <?page no="410"?> B. Texte 396 2. V Zwei Männer kommen aus Jerusalem, ein dritter ist dabei. A „Ach, sagt uns doch, was ist geschehn, was ist geschehn? Bleibt stehn, sagt es uns schnell! “ J „Wir kommen aus Jerusalem, ein fremder Mann geht mit. Er kennt die Schrift, und was er sagt, das gibt uns wieder Mut. Wir kommen aus Jerusalem, ein fremder Mann geht mit.“ 3. V Zwei Männer kommen aus Jerusalem, Bald wird es finstre Nacht. A „Ach, sagt uns doch, was wird geschehn, was wird geschehn? Bleibt stehn, sagt es uns schnell! “ J „Wir gehen jetzt nach Emmaus. Den Fremden bitten wir: ‚Ach bleib bei uns, es kommt die Nacht, lass uns nicht mehr allein.’ Wir gehen jetzt nach Emmaus, und unser Gast geht mit.“ 4. V Zwei Männer gehen nach Jerusalem, sind froh, man kann es sehn. A „Ach, sagt uns doch, was ist geschehn, was ist geschehn? Bleibt stehn, sagt es uns schnell! “ J „Wir eilen nach Jerusalem. Der Fremde war der Herr. Er brach das Brot, und was er sprach, das zeigt uns, dass er lebt. Wir eilen nach Jerusalem. Der Fremde war der Herr.“ 5. V Zwei Männer gehen nach Jerusalem, sind froh und laufen schnell. A „Wir möchten auch so fröhlich sein, so fröhlich sein. Bleibt stehn und nehmt uns mit! “ J „Wir sagen es in aller Welt: Hört, Jesus ist der Herr. Er bricht das Brot, und was er spricht, das zeigt uns, dass er lebt. Wir sagen es in aller Welt: Hört, Jesus ist der Herr! “ (J = Jünger) *Sing mit 31 <?page no="411"?> II. Ergänzende Texte 397 II. Ergänzende Texte 1. Victimae paschali laudes (Ostersequenz) 1 1 Victimae paschali laudes immolent Christiani. Dem österlichen Opferlamm sollen Lob opfern die Christen. 2a Agnus redemit oves: Christus innocens patri reconciliavit peccatores. Das Lamm erlöste die Schafe: Christus, der Unschuldige, versöhnte mit dem Vater die Sünder. 2b Mors et vita duello conflixere mirando, dux vitae mortuus regnat vivus. Tod und Leben stießen aufeinander in erstaunlichem Kampf, der Herr des Lebens, tot, herrscht, ist lebendig. 3a “Dic nobis, Maria, quid vidisti in via? ” – “Sepulchrum Christi viventis et gloriam vidi resurgentis, “Sag uns, Maria, was sahst du auf dem Weg? ” – „Ich sah das Grab Christi, des Lebenden und die Herrlichkeit des Auferstandenen, 3b angelicos testes, sudarium et vestes. Surrexit Christus spes mea, praecedet suos in Galilea.“ die Engel als Zeugen, Schweißtuch und Gewänder. Auferstanden ist Christus, meine Hoffnung, er geht den Seinen voran nach Galiläa.“ 4a Credendum est magis soli Mariae veraci quam Juedaeorum turbae fallaci. Eher zu glauben ist allein Maria, der wahrhaftigen, als der Juden lügnerischem Haufen. 4b Scimus Christum surrexisse a mortuis vere; tu nobis, victor rex, miserere! Wir wissen: Christus ist auferstanden von den Toten wahrhaftig; du, Sieger, König, erbarme dich unser! 2. Die Höllenfahrt (aus dem Nikodemusevangelium) 2 V (XXI). Während Satan und Hades so miteinander sprachen, ertönte wie Donner eine gewaltige Stimme: Öffnet, ihr Herrscher, eure Tore, gehet auf ewige Pforten! Einziehen wird der König der Herrlichkeit (Ps 23,7 LXX). Als Hades das hörte, sprach er zu Satan: Geh hinaus, wenn du kannst, und tritt ihm entgegen! Satan ging nun hinaus. Dann befahl Hades seinen Dienern: Verammelt gut und kräftig die ehernen Tore, schiebt die eisernen Querbalken vor, behaltet meine Verschlüsse in der Gewalt, steht gerade und schaut nach allem! Denn kommt er herein, wird Wehe über uns kommen. 2. Als die 1 Als Druckvorlage dient der Text aus AH 54, 12f (Nr. 7), der von zahlreichen Handschriften, vor allem solchen aus dem 11. und 12. Jahrhundert, bezeugt wird. Die Übersetzung wurde mit geringfügigen Änderungen aus dem Artikel „Christ ist erstanden“, Wunderhorn, 32 von Hansjakob Becker übernommen. 2 Schneemelcher, Apokryphen, 350-352. Online: http: / / 12koerbe.de/ euangelion.htm (Zugriff 03/ 2009). <?page no="412"?> B. Texte 398 Vorväter das hörten, begannen sie alle ihn zu verspotten. Sie sagten: Du Allesverschlinger, du Unersättlicher, öffne, damit der König der Herrlichkeit einziehe! Der Prophet David sprach: Weißt du nicht, du Blinder, daß ich, als ich noch in der Welt lebte, einen solchen Ruf: 'Öffnet eure Tore, ihr Herrscher! ' vorausgesagt habe? (Ps 23,7). Jesaja sprach: Ich habe, erleuchtet vom heiligen Geist, vorausgesehen und geschrieben: Die Toten werden auferstehen, und die in den Gräbern werden auferweckt werden, freuen werden sich die unter der Erde (26,19). Wo ist dein Stachel, Tod? Wo ist, Hades, dein Sieg? (1Kor 15,55 soll auf Jes 25,8 zurückgehen). 3. Da erscholl wieder die Stimme: Öffnet die Tore! Als Hades die Stimme zum zweitenmal hörte, verhielt er sich wie ein Ahnungsloser und fragte: Wer ist dieser König der Herrlichkeit? Die Engel des Herrn erwiderten: Ein mächtiger und gewaltiger Herr, ein Herr, machtvoll im Kriege! (Ps 23,8 LXX) Und zugleich mit diesem Bescheid wurden die ehernen Tore zerschlagen und die eisernen Querbalken zerbrochen und die gefesselten Toten alle von ihren Banden gelöst und wir mit ihnen. Und es zog ein der König der Herrlichkeit wie ein Mensch, und alle dunklen Winkel des Hades wurden licht. (…) VIII (XXIV). Während Hades so mit Satan sprach, streckte der König der Herrlichkeit seine rechte Hand aus, ergriff den Urvater Adam und richtete ihn auf. Dann wandte er sich auch zu den übrigen und sprach: Her zu mir alle, die ihr durch das Holz, nach dem dieser griff, sterben mußtet! Denn seht, ich erwecke euch alle wieder durch das Holz des Kreuzes. Darauf ließ er sie alle hinaus. Und der Urvater Adam, dem man ansah, daß er voller Freude war, sprach: Ich danke deiner Majestät, Herr, daß du mich aus der tiefsten Unterwelt hinaufgeführt hast. Ebenso sprachen auch alle Propheten und Heiligen. Wir danken dir, Christus, Heiland der Welt, daß du unser Leben aus dem Verderben hinaufgeführt hast. 2. Als sie so gesprochen hatten, segnete der Heiland den Adam, indem er das Kreuzeszeichen auf seine Stirn machte. Und so tat er es auch bei den Patriarchen, Propheten, Märtyrern und Vorvätern. Dann stieg er mit ihnen aus der Unterwelt empor. Während er ging, folgten ihm die heiligen Väter und stimmten den Lobgesang an: Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn! Alleluja! (Ps 118,26). Ihm gebührt Ehre und Lob von allen Heiligen. IX (XXV). Der Herr ging also zum Paradiese. Er hielt den Urvater Adam bei der Hand und übergab ihn und alle Gerechten dem Erzengel Michael. (…) X (XXVI). Während sie so miteinander sprachen, kam ein anderer, ein unscheinbarer Mensch, der auf seiner Schulter ein Kreuz trug. Ihn fragten die heiligen Väter: Wer bist du, der du das Aussehen eines Räubers hast, und was ist das für ein Kreuz, das du auf der Schulter trägst? Er antwortete: Ich war, wie ihr vermutet, ein Räuber und Dieb auf Erden, und deshalb faßten mich die Juden und überlieferten mich mit unserem Herrn Jesus Christus dem Kreuzestode. Als er nun am Kreuz hing, schaute ich die Wunder, die geschahen, und glaubte so an ihn. Und ich rief ihn an und sprach: Herr, wenn du deine Herrschaft antrittst, dann vergiß mich nicht! Und sogleich sprach er zu mir: Wahrlich! Heute, sage ich dir, wirst du mit mir im Paradiese sein (Lk 23,43). Mein Kreuz tragend, kam ich also zum Paradiese, fand den Erzengel Michael und sagte zu ihm: Unser Herr Jesus, der Gekreuzigte, hat mich hergeschickt. Führe mich also zum Tor des Gartens Eden! Und da der Engel mit dem blitzenden Schwert das Zeichen des Kreuzes sah, öffnete er mir, und ich ging hinein. Dann sprach der Erzengel zu mir: Warte ein Weilchen! Denn auch Adam, der Urvater des Menschengeschlechts, kommt mit den Gerechten, damit auch sie hier eintreten. Und da ich euch jetzt sah, ging ich euch entgegen. Als die Heiligen das hörten, riefen sie alle mit lauter Stimme: Groß ist unser Herr, und groß ist seine Kraft! (…) <?page no="413"?> Quellen- und Literaturverzeichnis I. Gesangbücher und Liedersammlungen 1. Untersuchte offizielle Gesangbücher und offiziöse Liedsammlungen Nachstehend werden alle Quellen aufgeführt, die zur Erhebung des Osterliedbestandes der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts durchgesehen wurden. Die Angaben zu den Quellen der Diözesananhänge zum Gotteslob (kDA I und II) sowie der evangelischen Regionalteile zum Evangelischen Gesangbuch (eRT) orientieren sich an der Dokumentation von Heinrich Riehm: Das Kirchenlied am Anfang des 21. Jahrhunderts in den evangelischen und katholischen Gesangbüchern des deutschen Sprachbereichs, (MHS 12), Tübingen/ Basel 2004, 233-340 (kDA) bzw. 166-196 (eRT). Die Siglen der kDA sowie der eRT wurden ebenfalls von dort übernommen (341 bzw. 209). Auf ihnen basieren die in der vorliegenden Arbeit festgelegten Abkürzungen für die Diözesangesangbücher (DGB) und die Regionalanhänge zum Evangelischen Kirchengesangbuch (eRA). Differenzierend wird ihnen jeweils ein *D bzw. *E vorangestellt (siehe auch Abkürzungsverzeichnis). a. Offizielle katholische Gesangbücher Einheitslieder *E-D Einheitslieder der deutschen Bistümer. Authentische Gesamtausgabe, Freiburg/ Mainz 1947. *E-Ö Die Einheitslieder der österreichischen Bistümer. Authentische Gesamtausgabe, i.A. d. Österreichischen Bischofskonferenz, hg. v. Institutum Liturgicum, Salzburg 1952. Diözesangesangbücher (DGB) *D-Ac I Oremus. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Aachen, Mönchengladbach 1960. *D-Ac II Oremus. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Aachen, Mönchengladbach 1971. *D-Aug I Laudate. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Augsburg, München/ Kempten 1962. *D-Aug/ B II Laudate. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Augsburg. Singt dem Herrn. Neues Liedgut zum Laudate, hg. v. Liturgische Kommission der Diözese Augsburg, Dillingen 1965. *D-Bam I Lobt den Herrn. Gebet- und Gesangbuch für das Erzbistum Bamberg, hg. v. Erzbischöfliches Ordinariat Bamberg, Nürnberg o. J. (zwischen 1960 und 1969). *D-Bam II Bamberger Gebet- und Gesangbuch, hg. v. Erzbischöfliches Ordinariat Bamberg, Bamberg 1970. *D-Bas I Laudate. Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Basel, hg. v. Bischöfliches Ordinariat in Solothurn, ca. 1960. *D-Bln I Ehre sei Gott. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Berlin, hg. v. Bischöfliches Ordinariat Berlin, Berlin 1952. <?page no="414"?> Quellen- und Literaturverzeichnis 400 *D-BOK II Katholisches Gesangbuch, hg. i.A. der Berliner Ordinarienkonferenz, Leipzig 1972. *D-Chu I Cantate. Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Chur, Einsiedeln 1957. *D-Eic I Gotteslob. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Eichstätt, Eichstätt 1952. *D-Eis I Lobgesang. Gebet- und Gesangbuch der Apostolischen Administration Burgenland, Eisenstadt 1957. *D-Erm I Lobet den Herrn. Gesang- und Gebetbuch für die Diözese Ermland. Eine Auswahl und Ergänzung, Münster/ Osnabrück 1958. *D-Ess II Gesangbuch für das Bistum Essen, Bochum 1970. *D-Fr I Magnificat. Gebet- und Gesangbuch für die Erzdiözese Freiburg, hg. i.A. d. Hochw. Erzbischofs von Freiburg, Freiburg 1960. *D-Fr/ A I Magnificat. Katholisches Gesang- und Gebetbuch für die Erzdiözese Freiburg. Anhang zum Magnificat, Freiburg 1957. *D-Ful I Katholisches Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Fulda, Fulda 1962. *D-Ful/ A II Katholisches Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Fulda. Anhang, Fulda 1967. *D-Gör I Lobet den Herrn. Diözesan-Gesang- und Gebetbuch, Görlitz 1967. *D-Gur I Heiliges Volk. Gebet- und Gesangbuch für die Diözese Gurk, Klagenfurt 1950. *D-Hil I Canta bona. Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Hildesheim, Hildesheim 1952. *D-Hil/ A-Eif I Canta bona. Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Hildesheim. Liedanhang für das Eichsfeld, Göttingen 1958. *D-Hil/ A I Canta bona. Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Hildesheim. Ostdeutsche Kirchenlieder. Anhang zu Canta bona, Göttingen 1964. *D-Hil II Canta bona. Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Hildesheim, Hildesheim 1969. *D-Inn I Gotteslob. Gebet- und Gesangbuch, hg. v. d. Apostolischen Administratur Innsbruck, Einsiedeln 1946. *D-Kln I Gebet- und Gesangbuch für das Erzbistum Köln, Köln 1949. *D-Kln II Gebet- und Gesangbuch für das Erzbistum Köln, Köln 1971. *D-Lim I Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Limburg, Frankfurt 1957. *D-Lim/ B II Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Limburg. Beiheft zum Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Limburg, Frankfurt 1972. *D-Lin Ia Vater unser. Gebet- und Gesangbuch der Diözese Linz, hg. v. Bischöfliches Ordinariat Linz, Linz 1947. *D-Lin Ib Unser Messbuch. Diözesan-Missale, hg. v. Bischöfliches Seelsorgeamt Linz, Linz o. J. (Auflagen 1959 bis 1971). *D-Lux I Magnifikat. Gebet- und Gesangbuch für die Diözese Luxemburg, hg. i.A. d. Hochwürdigsten Herrn Bischofs von Luxemburg, Luxemburg 1963. *D-Lux/ A II Magnifikat. Gebet- und Gesangbuch für die Diözese Luxemburg. Gesänge für die Osterzeit. Anhang zum Magnifikat, Luxemburg 1969. *D-M I Laudate. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Meißen, Leipzig 1953. *D-Mnz I Gelobt sei Jesus Christus. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Mainz, Mainz 1952. <?page no="415"?> I. Gesangbücher und Liedersammlungen 401 *D-Mnz/ A I Gelobt sei Jesus Christus. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Mainz. Mit Anhang: Kirchenlieder unserer Brüder aus dem Osten, Mainz 1952. *D-Mst I Laudate. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Münster, Münster 1962. *D-Mst II Laudate. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Münster, Münster 1971. *D-Mü-F I Gottesdienst. Gebet- und Gesangbuch für das Erzbistum München und Freising, München 1958. *D-Mü-F/ B I Gottesdienst. Gebet- und Gesangbuch für das Erzbistum München und Freising. Beiheft, München 1962. *D-Mü-F/ B II Gottesdienst. Gebet- und Gesangbuch für das Erzbistum München und Freising. Liedheft zum „Gottesdienst“. Erweiterte Ausgabe, München 1971. *D-Osn I Gotteslob. Gesangbuch und Gebetbuch für das Bistum Osnabrück, Osnabrück/ Kevelaer 1962. *D-Osn/ B I Ostdeutsche Kirchenlieder. Bearbeitet durch J. Smaczny in Zusammenarbeit mit H. Smaczny, Osnabrück 1962. *D-Osn/ A II Gotteslob. Gesangbuch und Gebetbuch für das Bistum Osnabrück. Liedanhang zum Gotteslob, Osnabrück 1965. *D-Osn II Gotteslob. Gesangbuch und Gebetbuch für das Bistum Osnabrück, Osnabrück/ Kevelaer 1973. *D-Pad I Sursum Corda! Gesang- und Gebetbuch für das Erzbistum Paderborn, Paderborn 1948. *D-Pad/ B I Ostdeutsche Kirchenlieder, hg. v. Hedwigswerk der Erzdiözese Paderborn, Lippstadt 1951. *D-Pad/ B II Sursum Corda! Gesang- und Gebetbuch für das Erzbistum Paderborn. Gemeinde-Singheft, Paderborn 1967. *D-Pas I Lob Gottes. Gebet- und Gesangbuch der Diözese Passau, Passau 1960. *D-Pas II Lob Gottes. Gebet- und Gesangbuch der Diözese Passau, Passau 1973. *D-Reg I Lob Gottes. Diözesan-Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Regensburg, Regensburg 1962. *D-Rot I Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Rottenburg, Stuttgart 1951. *D-Sal I Kirchenbuch. Gebet- und Gesangbuch für die Erzdiözese Salzburg, hg. i.A. d. Hochw. Fürsterzbischofs A. Rohracher, Salzburg 1950. *D-Sec I Lobet den Herrn. Gebet- und Gesangbuch der Diözese Seckau, Graz 1955. *D-Sec/ E II Lobgesang. Völlig neu bearbeitete Ausgabe 1955. Ergänzungen, Graz- Seckau 1967. *D-Sit I Lobsinget. Gesang- und Gebetbuch für den deutschen Teil des Bistums Sitten, hg. auf Anordnung des Hochw. Herrn Bischofs von Sitten, Sitten 1947. *D-Spe I Salve Regina. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Speyer, Regensburg 1951. *D-StG I Orate. Gesang- und Gebetbuch für die Diözese St. Gallen, 1957. *D-StP I Heiliges Volk. Gebete und Gesänge zum Gottesdienst für das Bistum St. Pölten, St. Pölten 1949. <?page no="416"?> Quellen- und Literaturverzeichnis 402 *D-StP II Volk vor Gott. Gebet- und Gesangbuch der Diözese St. Pölten, St. Pölten 1968. *D-Tr-B I Unser Kirchenlied. Diözesan-Gebet- und Gesangbuch des Erzbistums Trient und des Bistums Brixen, Brixen 1954. *D-Tr-B II Unser Gotteslob. Gebet- und Gesangbuch für die Diözesen Trient und Brixen, München 1964. *D-Tri I Gesang- und Gebetbuch für das Bistum Trier, Trier 1955. *D-Wbg I Ave Maria. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Würzburg, Würzburg 1959 (Neuausgabe). *D-Wbg/ A II Ave Maria. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Würzburg. Anhang 2, Würzburg ca. 1970. *D-Wie I Die betende Gemeinde. Gebet- und Gesangbuch der Erzdiözese Wien, Wien 1965. *D-Wie/ E II Die betende Gemeinde. Gebet- und Gesangbuch der Erzdiözese Wien. Ergänzungsband, Wien 1969. Gotteslob: Stammteil (*GL) und Diözesananhänge (kDA) *GL Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Stammteil, hg. v. d. Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich, Stuttgart 1975. *Ac-L I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Aachen, Mönchengladbach 1975. Diözesananhang für das Bistum Aachen 1975/ Diözesananhang für das Bistum Lüttich 1975 (identisch). *Ac-L II --- Gesänge im Kirchenjahr (Ergänzung) 1985 (identisch für Bistum Aachen und Lüttich). *Aug I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch mit dem Diözesanteil Augsburg, München 1975. Diözesanteil Augsburg 1975. *Aug II --- Diözesanteil Augsburg – Erweiterung 1983. *Bam I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe für das Erzbistum Bamberg, Bamberg 1975. Diözesanteil des Erzbistums Bamberg 1975. *Bam II --- Diözesanteil II 1994. *Bln I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch mit dem Anhang für das Bistum Berlin, Berlin 1975. Berliner Anhang I 1975. *Bln II --- Berliner Anhang II 1988. *Bo-B I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe für das Bistum Bozen-Brixen, Bozen 1975. Diözesanteil Bozen-Brixen 1975. *Bo-B II --- Diözesanteil-Ergänzung 1987. *Böh I Beiheft zum Gotteslob mit Kirchenliedern aus den Diözesen Böhmens und Mähren-Schlesiens, aus den deutschen Sprachgebieten der Karpaten und des Südostens 1975 (als Beiheft zum Einlegen in beliebige *GL- Ausgaben). *DEGM I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch, Leipzig 1975. Liedanhang für die Bistümer Dresden-Meißen, Erfurt, Görlitz, Magdeburg 1975. *DEGM/ D II Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe Dresden- Meißen, Leipzig 1995. Bistumsanhang Dresden-Meißen 2003. <?page no="417"?> I. Gesangbücher und Liedersammlungen 403 *DEGM/ E II Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe Bistum Erfurt/ Görlitz, Leipzig 1995. Bistumsanhang Erfurt 2002. *DEGM/ G II --- Bistumsanhang Görlitz 2002. *DEGM/ M II Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe für das Bistum Magdeburg, Leipzig 1995. Bistumsanhang Magdeburg 1998. *Eic I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch mit dem Eigenteil des Bistums Eichstätt, Eichstätt 1974. Eigenteil des Bistums Eichstätt 1975. *Eic II --- Eigenteil des Bistums Eichstätt, neugeordnet 1992. *Eis I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Diözese Eisenstadt, Eisenstadt 1975. Diözesananhang 1975. *Eis II --- Diözesananhang, neugeordnet 2000. *Ess I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Essen, Essen 1975. Anhang für das Bistum Essen 1975. *Fr-R I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe für das Erzbistum Freiburg mit dem gemeinsamen Eigenteil für die Diözesen Freiburg und Rottenburg, Freiburg i. Br. 1975. Gemeinsamer Anhang für die Diözesen Freiburg und Rottenburg 1975. *Fr II --- Beiheft zum Gotteslob für die Erzdiözese Freiburg 1985/ 3 1992 *Ful I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Fulda, Fulda 1974. Gesänge und Gebete unseres Bistums 1975. *Gla I Katholische Kirchenlieder aus der Grafschaft Glatz. Einlage in das „Gotteslob“, Paderborn 1978 (zum Einlegen in beliebige *GL-Ausgaben). *Gr-S I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch Diözese Graz-Seckau, Graz 1975. Diözesananhang 1975. *Gr-S II --- Diözesananhang, neugeordnet 1998. Gu-K I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch Diözese Gurk- Klagenfurt, Klagenfurt 1975. Diözesananhang 1975. *Gu-K II --- Diözesananhang, neugeordnet 1998. *Ham II Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für das Erzbistum Hamburg, Hamburg 1997. Eigenteil des Erzbistums Hamburg 1996. *Hil I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Bistum Hildesheim, Hildesheim 1975. Diözesanteil des Bistums Hildesheim 1975. *In-F I Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Diözesen Innsbruck und Feldkirch, Innsbruck 1975. Diözesananhang (gemeinsam für die Diözesen Innsbruck und Feldkirch) 1975. *In-F/ F II „Gemeindeliederbuch“ für die Katholische Kirche in Vorarlberg 2002. *Kln I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe für das Erzbistum Köln, Köln 1975. Diözesananhang für das Erzbistum Köln 1975. *Lim I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Limburg, Frankfurt 1975. Limburger Diözesanteil 1975. *Lim II --- Limburger Diözesanteil – Anhang 1996. *Orgelbuch Orgelbuch zum Gotteslob. Limburger Diözesanteil, hg. v. Dezernat Grundseelsorge im Bischöflichen Ordinariat Limburg, Limburg 1975. *Lin I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Diözese Linz, Linz 1975. Diözesananhang 1975. *Lin II --- Ergänzungsheft für die Diözese Linz 1987 (eingebunden 1994). <?page no="418"?> Quellen- und Literaturverzeichnis 404 *Lux I Magnificat. „Gotteslob“ für das Erzbistum Luxemburg. Katholisches Gebet- und Gesangbuch, Luxemburg 1976. Eigenteil für das Erzbistum Luxemburg 1975. *Lux II --- Anhang 1993. *Mnz I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Mainz, Mainz 1975. Anhang für das Bistum Mainz 1975. *Mnz II --- Beiheft zum Gotteslob für das Bistum Mainz 1997. *Mst I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe Bistum Münster, Münster 1975. Eigenteil des Bistums Münster 1975. *Mst II --- Eigenteil des Bistums Münster, neugeordnet 1996. *Mü-F I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe für das Erzbistum München, München 1975. Diözesanteil des Erzbistums München- Freising 1975. *Mü-F II --- Diözesanteil II des Erzbistums München-Freising 2003. *Osn I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch mit dem Eigenteil der Diözese Osnabrück, Osnabrück 1975. Diözesanteil Osnabrück 1975. *Osn II --- Ergänzungsanhang 1996. *Pad I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch mit dem Anhang für das Erzbistum Paderborn, Paderborn 1975. Anhang für das Erzbistum Paderborn 1975. *Pad II --- Erweiterung 1996. *Pas I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch mit dem Diözesanteil Passau, Passau 1975. Diözesanteil des Bistums Passau 1975. *Pas II --- Anhang II zum Gotteslob. Ausgabe für das Bistum Passau o. J. [1997]. *Reg I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe für das Bistum Regensburg, Regensburg 1975. Diözesanteil I 1975. *Reg II --- Diözesanteil II 1986. *Rum I Anhang für Rumänien, Kevelaer o. J. (einzulegen in *GL-Ausgaben). *Sal I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch Erzdiözese Salzburg, Salzburg 1975. Diözesananhang 1975. *Sal II --- Ergänzungsheft der Erzdiözese Salzburg 2003. *Spe I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Speyer, Speyer 1975. Speyerer Anhang 1975. *StP I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Diözese St. Pölten, St. Pölten 1975. Diözesananhang 1975. *StP II --- Diözesananhang neugeordnet 1995. *Tri I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe für das Bistum Trier, Trier 1975. Anhang für das Bistum Trier 1975. *Tri II --- Erweiterung 1996. *Wbg I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch mit dem Eigenteil des Bistums Würzburg, Würzburg 1975. Eigenteil für das Bistum Würzburg 1975. *Wbg II --- Eigenteil II 1994. *Wie I Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Erzdiözese Wien, Wien 1975. Diözesananhang 1975. *Wie II --- Ergänzung zum Diözesananhang 1993 (eingebunden 1998). <?page no="419"?> I. Gesangbücher und Liedersammlungen 405 Katholische Gesangbücher der deutschsprachigen Schweiz *KKG 1966 Kirchengesangbuch. Katholisches Gesang und Gebetbuch der Schweiz, hg. i.A. der Schweizerischen Bischöfe, Zug 1966. *KKG 1978 Kirchengesangbuch. Katholisches Gesang- und Gebetbuch der Schweiz, hg. i.A. der Schweizerischen Bischöfe, Einsiedeln/ Solothurn 1978 (Anhang Lieder aus *GL). *KG Katholisches Gesangbuch. Gesang- und Gebetbuch der deutschsprachigen Schweiz, hg. i.A. der Schweizer Bischofskonferenz, Zug 1998. b. Offizielle evangelische Gesangbücher Evangelisches Kirchengesangbuch: Stammausgabe (*EKG) und Regionalanhänge (eRA) *EKG Evangelisches Kirchengesangbuch. Stammausgabe, Kassel 1950. *E-Ba --- Ausgabe für die Vereinigte Evangelisch-protestantische Landeskirche Badens, Karlsruhe 1 1951. Regionalanhang. *E-Bay --- Ausgabe für die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, München o. J. [~ 1958]. Regionalanhang. *E-Br --- Ausgabe für die Evangelische Kirche in Bremen, Hamburg 1950/ 1961. 1961. Regionalanhang. *E-HK --- Ausgabe für die Evangelische Landskirche von Kurhessen-Waldeck, Kassel 1950. Liederanhang. --- Ausgabe für die Evangelische Kirche in Hessen Nassau, Frankfurt 1951. (Identischer Regionalanhang). *E-LK --- Verlagsrechte bei Evangelisch-Lutherischen Landeskirchen von Mecklenburg, Sachsen und Thüringen, Berlin 1 1973. Regionalanhang. *E-M --- Ausgabe für die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs, Berlin 1 1953. Regionalanhang. *e-N --- Ausgabe für die evangelisch-lutherischen Kirchen Niedersachsens. Hannover, Hannover/ Göttingen 1951. Regionalanhang. *E-NB --- Ausgabe für die evangelisch-lutherischen Kirchen Niedersachsens, Braunschweig/ Schaumburg-Lippe, o. J. Sonderanhang o. J. *E-NS --- Ausgabe für die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche, Göttingen 1975. Sonderanhang 1975. *E-Ne --- Ausgabe für die Evangelisch-Lutherischen Landeskirchen Schleswig- Holstein-Lauenburg, Hamburg, Lübeck und Eutin, Hamburg 1 1954. Regionalanhang. *E-Öst --- Für die Evangelische Kirche Augsburgischen und Helvetischen Bekenntnisses in Österreich, Wien 1 1960. Regionalanhang. *E-Pf --- Ausgabe für die Vereinigte, protestantische, christliche Kirche der Pfalz, Speyer 1 1952. Regionalanhang. *E-RWLR --- Ausgabe für die Landeskirchen Rheinland, Westfalen und Lippe, Gütersloh 8 1977. Regionalanhang. *E-S --- Ausgabe für die Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen, Berlin o. J. [1953]. Regionalanhang. *E-T --- Ausgabe für die Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen, Berlin 1956. Regionalanhang. <?page no="420"?> Quellen- und Literaturverzeichnis 406 *E-UK Gemeinsamer Anhang der Gesangbücher der Unierten Kirchen der DDR: --- Landeskirche Anhalt, Evangelisches Konsistorium Görlitz, Evangelisches Konsistorium Greifswald, Leipzig 1953. --- Ausgabe für die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg, Berlin 1951 (EKU Ost). --- Ausgabe für die Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen, Berlin 1953 (gehört zu EKU Ost). --- Ausgabe für die Evangelisch-Reformierten Gemeinden, Berlin o. J. Anhang: Sondergut der unierten Kirchen und der Ev. Kirche von Sachsen Anhalt. *E-Wü --- Ausgabe für die Evangelische Landeskirche in Württemberg, Stuttgart 1 1953. Regionalanhang Evangelisches Gesangbuch: Stammausgabe (*EG) und Regionalteile (eRT) *EG Evangelisches Gesangbuch. Stammausgabe der Evangelischen Kirche in Deutschland, Stuttgart 1993. *BEP --- Ausgabe für die Evangelische Kirche der Pfalz, Speyer 1994. Regionalteil Baden – Elsass und Lothringen – Pfalz. --- Ausgabe für die Evangelische Landeskirche in Baden, pour l’église de la Confession d’Augsbourg d’Alsace et de Lorraine, pour l’Église Réformée d’Alsace et de Lorraine, Karlsruhe 1995. (Identischer Regionalteil) *BT --- Ausgabe für die Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen, München 1994. Lieder für Bayern und Thüringen. *HK --- Ausgabe für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, Frankfurt 1994. Regionalteil für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau und die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck. --- Ausgabe für die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck, Kassel 1994. (Identischer Regionalteil) *Me --- Ausgabe für die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs, Berlin 1994. Zusätzliche Lieder. *NB --- Ausgabe für die Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Niedersachsen und für die Bremische Evangelische Kirche, Göttingen 1994. Regionalteil Niedersachsen und Bremen. *Ne --- Ausgabe für die Nordelbisch-Lutherische Kirche, Hamburg/ Kiel 1994. Gott ist mein Lied – Regionaler Liederteil der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche. *Öst --- Ausgabe der Evangelischen Kirche in Österreich, Evangelischer Presseverband in Österreich 1994. Die besonderen Lieder der Evangelischen Kirche Österreich. *Sa --- Ausgabe für die Evangelische-Lutherische Landeskirche Sachsens, Leipzig 1994. *RWLR --- Ausgabe für die Evangelische Kirche im Rheinland, die Evangelische Kirche in Westfalen, die Lippische Landeskirche, in Gemeinschaft mit der Evangelisch-reformierten Kirche (Synode evangelisch-reformierter Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland), in Gebrauch auch in den evangelischen Kirchen im Großherzogtum Luxemburg, Gütersloh/ Bielefeld/ Neukirchen-Vluyn 1996. Landeskirchlicher Liederteil. <?page no="421"?> I. Gesangbücher und Liedersammlungen 407 *Ref --- Ausgabe für die Evangelisch-reformierte Kirche (Synode evangelischreformierter Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland), die Evangelisch-altreformierte Kirche in Niedersachsen, in Gemeinschaft mit der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Evangelischen Kirche von Westfalen, der Lippischen Landeskirche, in Gebrauch auch in Gemeinden des Bundes evangelisch-reformierter Kirchen in der Bundesrepublik Deutschland, Gütersloh/ Bielefeld/ Neukirchen-Vluyn 1996. Der Psalter. *Wü --- Ausgabe für die Evangelische Landeskirche in Württemberg, Stuttgart 1996. Regionalteil Württemberg. Evangelisch-reformierte Gesangbücher der deutschsprachigen Schweiz *RKG Gesangbuch der Evangelisch-reformierten Kirchen der deutschsprachigen Schweiz, Zürich u.a. 1952. *RG Gesangbuch der Evangelisch-reformierten Kirchen der deutschsprachigen Schweiz, Basel/ Zürich 1998. c. Offiziöse Liedersammlungen *Anhang 77 mit Anhang 71. Neue geistliche Lieder, hg. v. d. Vereinigten protestantischevangelisch-christlichen Kirche der Pfalz/ Evangelische Landeskirche Baden, Stuttgart 1977. *Auf und macht die Herzen weit. Liederheft für die Gemeinde, hg. i.A. des Landeskirchenrates der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, München 1982. *Aus dem Tod wächst Leben. Neue Geistliche Lieder für die Fasten- und Osterzeit. Liederheft, hg. v. Bischöfliches Ordinariat Limburg (Medienpaket 4), Hamburg 1987. *Cantate Vom Leben singen mit Leidenschaft, hg. v. Abteilung Jugendseelsorge und Jugendarbeit des Erzbischöflichen Ordinariates Bamberg, Bamberg 1 1992/ 2 1994/ 4 2000. *D-K 07/ *D-K 08 Datenbank „Neues Geistliches Lied“ (Deskriptoren „Ostern“/ „Osternacht“), hg. v. Jugendhaus Düsseldorf e.V./ Katholische Fachstelle für Gestaltung Wiesbaden, Düsseldorf 1992. *Den Himmel erden Lieder für Schule und Gemeinde, hg. v. d. Hauptabteilung Gemeindearbeit im Bischöflichen Generalvikariat Aachen, Aachen 1996. *DGL Die gemeinsamen Lieder und Gesänge der deutschsprachigen Christenheit (ö- Lieder). Teil A: Verzeichnisse, Stand 1. Mai 2004 / Teil B: Ausgedruckte Fassungen, Stand 1. Mai 2004, hg. v. d. Arbeitsgemeinschaft für ökumenisches Liedgut im deutschen Sprachbereich (AÖL). *Effata II Neue religiöse Lieder für Gottesdienst und Gruppen, hg. v. Bischöfliches Jugendamt der Diözese Passau, Grafenau 1998. *Erdentöne – Himmelsklang. Neue geistliche Lieder, hg. i.A. d. Diözese Rottenburg-Stuttgart vertreten durch das Amt für Kirchenmusik und das Bischöfliche Jugendamt Rottenburg-Stuttgart/ Ostfildern 1 1995/ 3 2001. <?page no="422"?> Quellen- und Literaturverzeichnis 408 *Geistliche Lieder für unsere Zeit, hg. i.A. d. Leitung der Evangelischen Kirche von Westfalen vom Kirchenmusikalischen Ausschuss, Gütersloh 1973. *Gemeinsam unterwegs Lieder und Texte zur Ökumene. Ökumenischer Kirchentag „Ihr sollt ein Segen sein“ 2003 in Berlin, Stuttgart 2003. *Gib mir ein Lied Publikationen zum Einheitsgesangbuch EGB 10. Gesänge aus unserer Zeit, hg. v. Paul Nordhues/ Alois Wagner, Berlin/ Wien 1974. *GKL Gemeinsame Kirchenlieder. Gesänge der deutschsprachigen Christenheit, hg. i.A. d. christlichen Kirchen des deutschen Sprachbereichs v. d. Arbeitsgemeinschaft für ökumenisches Liedgut, Berlin u.a. 1973. *Gottes Volk geht nicht allein. Lieder für die Gemeinde heute, hg. i.A. d. Gesangbuchausschusses der evangelisch-lutherischen Landeskirchen von Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübeck und Eutin, v. Otto Brodde/ Herwarth von Schade, Hamburg 1975. *Gotteskindermenschenlieder beherzt, hg. v. Arbeitskreis Kontrapunkt. Neues Geistliches Lied Mainz/ Bischöfliches Jugendamt Mainz, Viernheim 1 2003. *GzB Gesänge zur Bestattung. Gemeinsame Kirchenlieder und Gebete der deutschsprachigen Christenheit, hg. i.A. d. christlichen Kirchen des deutschen Sprachbereichs v. d. Arbeitsgemeinschaft für ökumenisches Liedgut, Berlin u.a. 1978. *Halleluja IV. Lieder auf dem Weg des Glaubens, hg. v. Bischöfliches Seelsorgeamt des Bistums Essen, Essen 1994. *KL I (Kirchenlied I) Kirchenlied. Eine Auslese geistlicher Lieder, Berlin/ Freiburg 1938. *KL II (Kirchenlied II) Kirchenlied. Eine Auslese geistlicher Lieder. Zweiter Teil, Freiburg 1967. *Kommt und singt hg. v. Erzbischöfliches Generalvikariat Köln, Hauptabteilung Seelsorge, Köln 1992. *LbR Leuchte, bunter Regenbogen. Gemeinsame geistliche Kirchenlieder der deutschsprachigen Christenheit, hg. i.A. d. christlichen Kirchen des deutschen Sprachbereichs von der AÖL, Kassel/ Regensburg u.a. 1983. *Lieder hg. v. Bischöfliches Generalvikariat Osnabrück, Osnabrück o. J. *Liederzeit hg. v. Diözesanarbeitsgemeinschaft musisch kultureller Bildung im Erzbistum Paderborn, Paderborn o. J. *LSO Liedersammlung zum Osterfestkreis in 4 Bänden. Ostern (Bd. 3), hg. v. Katechetisches Institut Trier o. J. *Neue geistliche Lieder hg. v. Oskar Gottlieb Blarr, Christine Heuser, Uwe Seidel, Regensburg 1967. *Neue Lieder hg. v. Arbeitskreis für die Evangelische Landeskirche Württemberg, Neuhausen/ Stuttgart 1971/ 1979/ 1983. <?page no="423"?> I. Gesangbücher und Liedersammlungen 409 *Neue Lieder für die Gemeinde hg. v. Arbeitskreis für die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck, Kassel o. J. *Rise up Ökumenisches Liederbuch für junge Leute. Lieder und Texte für Gottesdienst, Unterricht und Jugendarbeit, hg. v. Verein für die Herausgabe des Katholischen Kirchengesangbuchs der Schweiz/ Verein zur Herausgabe des Gesangbuchs der Evangelisch-reformierten Kirchen der deutschsprachigen Schweiz, Luzern 2002. *Sagt es weiter hg. v. BDKJ Berlin, 1979. *Sing mit V. 106 Kanons, Lieder, Texte zu Passion, Ostern und Pfingsten, Gelnhausen 1974. *Singe, Christenheit Beiheft zum Evangelischen Kirchengesangbuch für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau und die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck, Kassel/ Frankfurt 1981. *Singles Liedblätter, hg. v. Arbeitskreis Singles im BDKJ im Erzbistum Köln, Köln 1977 ff. *Singles 36/ 37 Liedblatt (Ostern), hg. v. Arbeitskreis Singles im BDKJ im Erzbistum Köln, Köln 1991. *Troubadour für Gott hg. v. Kolping-Diözesanverband Würzburg, 2 1991/ 6 1999. *Unterwegs Lieder und Gebete, hg. v. Allgemeiner Cäcilienverband für Deutschland/ Deutsches Liturgisches Institut/ Zentralkomitee der deutschen Katholiken im Auftrag der Liturgie-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Köln 1 1994/ 2 1998. *Vom Leben singen Neue geistliche Lieder, hg. v. Arbeitskreis Kirchenmusik und Jugendseelsorge im Bistum Limburg, München 1994. 2. Weitere Gesangbücher und Liedersammlungen sowie hymnologische Editionen a. Gesangbücher und Liedersammlungen *Babstsches Gesangbuch Geystliche Lieder. Mit einer newen vorrhede / D. Mart. Luth. Gedruckt zu Leipzig durch Valentin Babst … 1545 (Reprint Kassel u.a. 1988, hg. v. Konrad Ameln). *Cantate 1847/ 1905 Katholisches Gesangbuch nebst Gebeten und Andachten für alle Zeiten und Feste des Kirchenjahres. Nach den alten, sonst allgemein gebräuchlichen Gesängen und Andachten, sowie nach dem lateinischen Kirchenritus, bearbeitet von Heinrich Bone, mit hoher geistlicher Genehmigung, Mainz 1 1847/ 11 1905. *CG Christkatholisches Gebet- und Gesangbuch der Schweiz, Basel 2004. *D-Eic/ A I Gotteslob. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Eichstätt. Anhang zum Gotteslob, Eichstätt 1957. *D-Lim/ B I Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Limburg. Beilage. Lieder der Heimatvertriebenen, 1959. <?page no="424"?> Quellen- und Literaturverzeichnis 410 *D-Spe/ A I Salve Regina. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Speyer mit Liedanhang, ca. 1961 (11. Aufl.). *Das bunte Boot Lieder für Jungen und Mädchen, Freiburg 1962. *DEG Deutsches Evangelisches Gesangbuch, vom Deutschen Evangelischen Kirchenausschuß den deutschen evangelischen Gemeinden des Auslands dargeboten, Berlin 1915. *Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römisch-katholischen Kirche, hg. v. Norbert Hauner und Franz Seraph Kohlbrenner, Landshut 1777. *Die Zeit färben Neue geistliche Lieder für Chöre und Bands, hg. v. Arbeitskreis Kirchenmusik und Jugendseelsorge im Bistum Limburg, München 1999. *Du bist der Atem meiner Lieder Lieder und Gesänge von Huub Oosterhuis und Bernhard Hujbers, übertragen v. Peter Pawlowsky, Freiburg i. Br. 1976. *Ein New Geseng buchlen v. Michael Weiße, Jungbunzlau 1531 (Faksimile Kassel 1931/ 1957, hg. von Wilhelm Thomas, Kassel 1931). *Ein schön geistlich Gesangbuch v. Melchior Vulpius, Jena/ Erfurt 1609. *Einheitslieder 1916 Katholisches Gesang- und Gebetbuch für die Diözese Fulda, hg. i.A. d. Hochwürdigsten Herrn Joseph, Bischofs von Fulda, Fulda 16 1916. Anhang zum Gesang- und Gebetbuch für die Diözese Fulda. Enthaltend 23 Einheitslieder, Fulda 1916. *EM Gesangbuch der Evangelisch-Methodistischen Kirche, hg. v. d. Evangelisch-Methodistischen Kirche in Deutschland, Österreich und Schweiz/ Frankreich, Stuttgart/ Zürich/ Wien 2002. *ES Eingestimmt. Gesangbuch des Katholischen Bistums der Altkatholiken in Deutschland, Bonn 2003 (gültig auch für Österreich). *Eyn Enchiridion oder Handbüchlein eynem ytzlichen Christen fast nutzlich bey sich zuhaben / zur stetter vbung vnd trachtung geystlicher gesenge und Psalmen … Erfurt 1524 (Reprint Kassel 1983, mit einem Geleitwort von Konrad Ameln). *FL Feiern und Loben. Die Gemeindelieder. Gesangbuch des Bundes Freier Evangelischer Gemeinden u. des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten), Holzgerlingen/ Kassel 2003. *Geistliche Oden und Lieder von Christian Fürchtegott Gellert, Leipzig 1757. *Geystliche gesangk Buchleyn (Walthersches Gesangbuch), Wittenberg 1524. <?page no="425"?> I. Gesangbücher und Liedersammlungen 411 Gotteslob 2013: Stammteil und Eigenteile *GL 2013 Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Stammteil. Herausgegeben von den (Erz-)Bischöfen Deutschlands und Österreichs und dem Bischof von Bozen-Brixen. Stuttgart 2013. *AC --- Ausgabe für die Diözese Aachen. Aachen 2013. *AUG --- Ausgabe für die Diözese Augsburg. Augsburg 2013. *BAM --- Ausgabe für die Erzdiözese Bamberg. Nördlingen 2013. *OST --- Ausgabe für die (Erz-)Diözesen Berlin, Dreden-Meißen, Erfurt, Görlitz und Magdeburg. Leipzig 2013. *BO-B --- Ausgabe für die Diözese Bozen-Brixen. Stuttgart 2013. *EIC --- Ausgabe für die Diözese Eichstätt. Regensburg 2013. *ESS --- Ausgabe für das Bistum Essen. Stuttgart 2013. *FR-R --- Ausgabe für die Diözese Rottenburg-Stuttgart. Gemeinsamer Eigenteil mit der Erzdiözese Freiburg. Ostfildern 2013. *FUL --- Ausgabe für das Bistum Fulda. Stuttgart 2013. *HHO --- Ausgabe für die (Erz-)Bistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück. Osnabrück 2013. *KLN --- Ausgabe für das Erzbistum Köln. Stuttgart 2013. *LIM --- Ausgabe für die Diözese Limburg. Kevelaer 2013. *L --- Ausgabe für die Diözese Lüttich. Mönchengladbach 2013. *MNZ --- Ausgabe für das Bistum Mainz. Ostfildern 2013. *MÜ-F --- Ausgabe für das Erzbistum München und Freising. München 2013. *MST --- Ausgabe für die Diözese Münster. Münster 2013. *ÖT --- Eigenteil für die (Erz-)Bistümer Österreichs. Stuttgart/ Wien 2013. *PAD --- Ausgabe für das Erzbistum Paderborn. Stuttgart/ Paderborn 2013. *PAS --- Eigenteil für das Bistum Passau. Stuttgart 2013. *REG --- Ausgabe für die Diözese Regensburg. Regensburg 2013. *FR-R --- Ausgabe für die Erzdiözese Freiburg. Gemeinsamer Eigenteil mit der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Freiburg 2013. *SPE --- Ausgabe für die Diözese Speyer. Annweiler 2013. *TRI --- Ausgabe für die Diözese Trier. Trier 2013. *WBG --- Ausgabe für die Diözese Würzburg. Echter Verlag 2013. *Herr, wir sind Brüder Lieder der Kreuzbruderschaft, Sammelband 1-3, Gnadenthal/ Hünfelden 1977. *Ihr seid meine Lieder Gesungene Stundengebete. Singheft, von Peter Janssens, Telgte 1974. *JF Jesus – unsere Freude. Gemeinschaftsliederbuch, hg. v. Evangelischer Gemeinschaftsverband e. V., Gießen 1995. *Jubelt nicht unbedacht. Eine Auswahl von Gesängen für Jugendgottesdienste, hg. v. Bischöfliches Jugendamt im Bistum Essen, 1969. *Klugsches Gesangbuch Geistliche lieder auffs new gebessert zu Wittemberg. D. Mart. Luth., Wittenberg 1533 (Reprint Kassel u.a. 1954, ergänzt und hg. v. Konrad Ameln). <?page no="426"?> Quellen- und Literaturverzeichnis 412 *Köln 1930 Gebet und Gesangbuch für das Erzbistum Köln, Köln 1930. *Laudato si mi signore Eine Sammlung geistlicher Lieder, hg. v. Franziskaner-Minoriten, Würzburg o. J. *Lieder zum Kirchentag 1975 („In Ängsten – und siehe, wir leben“), hg. v. Beratungsstelle für Gestaltung von Gottesdiensten und anderen Gemeindeveranstaltungen, Frankfurt 1975. *Mennonitisches Gesangbuch hg. v. Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland/ Konferenz der Mennoniten der Schweiz (Alttäufer), München 2004. *Mohrs Psälterlein Psälterlein. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Mit oberhirtlicher Approbation, hg. v. Joseph Mohr, Regensburg/ New York/ Cincinnati 1891. *Neue Gemeindelieder Werkheft. Neue geistliche Lieder III, hg. v. Oskar Gottlieb Blarr/ Uwe Seidel, Regensburg 1975. *Neue Lieder für den Gottesdienst hg. i.A. d. Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Frankfurt 1972. *Osnabrück o. J. (vor 1947) Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Osnabrück, Osnabrück o. J. *Praxis pietatis melica Das ist: Vbung der Gottseligkeit in Christlichen und trostreichen Gesängen, von Johann Crüger, Berlin 2 1647. *Speyer 1884 Salve Regina. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Speyer, Regensburg 1884. *Stimme, die Stein zerbricht Geistliche Lieder aus benachbarten Sprachen, ausgewählt und übertragen v. Jürgen Henkys, München 2003. *Trier 1892 Gesang- und Gebetbuch für die Diözese Trier, hg. v. Bischöfliches General-Vicariat, Trier 1892. *Weil du uns gerufen hast. Lieder der Frohbotschaft, hg. v. Münchener Provinz der Redemptoristen, Rosenheim 1978. *Würzburg 1935 Ave Maria. Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Würzburg, Würzburg 1935. b. Hymnologische Editionen Analecta Hymnica Medii Aevi [AH], hg. v. Clemens Blume/ Guido Maria Dreves, Leipzig 1915 (Nachdruck 1961). Bäumker, Wilhelm, Das katholische deutsche Kirchenlied in seinen Singweisen, 4 Bde., Freiburg 1983-1911 (Nachdruck Hildesheim 1962). Bulst, Walter (Hg.), Hymni latini antiquissimi, LXXV Psalmi III, Heidelberg 1956. Das deutsche Kirchenlied [DKL]. Verzeichnis der Drucke von den Anfängen bis 1800, bearbeitet v. Konrad Ameln, Markus Jenny und Walther Lipphardt, Bd. 1, Teil 1: Verzeichnis der Drucke (= RISM B/ VIII/ 1 ), Kassel u.a. 1975; Bd. 1, Teil 2: Verzeichnis der Drucke, Register, Kassel u.a. 1980. <?page no="427"?> II. Textquellen 413 Das deutsche Kirchenlied [DKL]. Kritische Gesamtausgabe der Melodien. Abteilung 3, vorgelegt v. Joachim Stalmann, bearbeitet v. Karl-Günther Hartmann/ Hans-Otto Korth, Kassel 1993ff. Fischer, Albert Friedrich Wilhelm/ Tümpel, Wilhelm, Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts, 6 Bde., Gütersloh 1904-1916 (Nachdruck Hildesheim 1981). Kehrein, Joseph, Katholische Kirchenlieder, Hymnen, Psalmen. Aus den ältesten deutschen gedruckten Gesang- und Gebetbüchern, 3 Bde., Würzburg 1859-63 (Nachdruck Hildesheim 1965). Oorschot, Theo G. M. van (Hg.), Friedrich Spee, „Auserlesene, Catholische, Geistliche Kirchengesäng”. Ein Arbeitsbuch, (Emmy Rosenfeld (Hg.), Friedrich Spee: Sämtliche Schriften 4, Bern u.a. 1985-2005), Tübingen/ Basel 2005. Tucher, Gottlieb Freiherr von, Schatz des evangelischen Kirchengesangs im ersten Jahrhundert der Reformation, 2 Bde., Leipzig 1848/ 1867 (Nachdruck Hildesheim 1972). Wackernagel, Philipp, Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts, 5 Bde., Leipzig 1864-1877 (Nachdruck Hildesheim 1964). II. Textquellen 1. Ausgaben der Heiligen Schrift und Apokryphen Biblia, das ist die gantze Heilige Schrifft deutdsch [Biblia 1534], übersetzt v. D. Martin Luther, Wittemberg 1534 (Vollständiger Nachdruck der Luther Bibel, Köln u.a. 2002). Biblia, das ist die gantze heilige Schrifft Deudsch [Biblia 1545], übersetzt v. D. Martin Luther, Wittemberg 1545. (online: http: / / lutherbibel.net/ ). Das Neue Testament. Griechisch und Deutsch, hg. v. Barbara Aland und Kurt Aland, Stuttgart 4 2003. Die Bibel. Altes und Neues Testament. Einheitsübersetzung, hg. i.A. d. Bischöfe Deutschlands, Österreichs, der Schweiz, des Bischofs von Luxemburg, des Bischofs von Lüttich, des Bischofs von Bozen-Brixen, Stuttgart 1980. Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers (Revidierte Fassung der Lutherbibel von 1984), hg. v. EKD, Stuttgart 1985. Schneemelcher, Wilhelm (Hg.), Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung, Bd. 1, Tübingen 4 1968. Vulgata. Biblia Sacra iuxta Vulgatam versionem, ed. Robert Weber, Stuttgart 4 1994. 2. Liturgische Quellen und Dokumente zur Liturgie Benediktinisches Antiphonale, hg. v. d. Abtei Münsterschwarzach, Münsterschwarzach 1996. Die Feier der heiligen Messe. Meßbuch für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Teil I: Die Sonn- und Feiertage deutsch und lateinisch. Die Karwoche deutsch. Teil II: Das Meßbuch deutsch für alle Tage des Jahres außer der Karwoche. Einsiedeln u.a. 1975/ 2 1988. Die Feier des Stundengebetes. Stundenbuch für die katholischen Bistümer des deutschen Sprachgebietes (3 Bände), hg. im Auftrag der Deutschen und der Berliner Bischofskonferenz, der Österreichischen Bischofskonferenz, der Schweizer Bischofs- <?page no="428"?> Quellen- und Literaturverzeichnis 414 konferenz sowie der Bischöfe von Luxemburg, Bozen-Brixen, Lüttich, Metz und Straßburg, Zürich u.a. 1978. Evangelisches Tagzeitenbuch, 4., völlig neu gestaltete Auflage, Münsterschwarzach/ Göttingen 1998. Grundordnung des Kirchenjahres und des Kalenders vom 21. Marz 1969 [GOK], in: Nachkonziliare Dokumentation, Bd. 20, hg. i.A. der Deutschen Bischofskonferenz, Trier 1969. Konstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils über die heilige Liturgie vom 4. Dezember 1963 (Sacrosanctam Concilium) [SC], lateinischer und deutscher Text, Trier 3 1964. Liber usualis missae et officii pro dominicis et festis, ex editione Vaticana adamussim excerpto, Paris/ Tournai/ Rom 1936. Liturgia horarum iuxta ritum Romanum [LH]. Officium divinum ex decreto Sacrosancti Œcumenici Concilii Vaticani II instauratum, auctoritate Pauli PP. VI promulgatum, Editio typica (4 Bände), 1971-1972. Missale Romanum [MR 1970], ex decreto sacrosancti oecumenici concilii Vaticani II instauratam auctoritate Pauli PP. VI promulgatum, editio typica, Rom 1970. Officium divinum. Ein katholisches Gebetbuch, lateinisch und deutsch, zum Gebrauche beim öffentlichen Gottesdienst und zur Privatandacht. Volksmessbuch, hg. v. Christoph Moufang/ Joseph Selbst, Mainz 20 1912. Schlesinger, P./ Guns, J. (Hgg.), Die Pesach-Haggadah, Tel Aviv 1976. 3. Sonstige Quellen Ambrosius, De sacramentis, ed. Josef Schmitz, (FC 3, 76-203), Freiburg 1993. Aurelius Augustinus, Bekenntnisse. Vollständige Ausgabe, eingeleitet und übertragen von Wilhelm Thimme, München 1982. Cantalamessa, Raniero (Hg.), Ostern in der Alten Kirche, (TC 4), Bern 1981. Cyrill von Jerusalem, Procatechesis 18, ed. Philipp Haeuser, (BKV 41, 337-360), München 1922. Luther, Martin, Deudsch Catechismus, Leipzig 1529/ 1549, (WA 30 I, 125-238). Luther, Martin, Predigt am Ostertag (16. April 1525), WA 17,I. Luther, Martin, Predigt am Ostersonntag. Die Resurrectionis Coburgi (17. April 1530), WA 32, 39-47. Luther, Martin, Predigt am heiligen Ostertag über das Evangelium Marc. 16,1-8 (13. April 1533), http: / / www.ostern.eu/ osterpredigten.htm. Melito de Sardes, De pascha 1-10, ed. Raniero Cantalamessa, (TC 4 [Ostern in der Alten Kirche], 37-39), Bern 1981. Thomas von Aquin, Auferstehung des Fleisches. Supplement 69-86, kommentiert v. Adolf Hoffmann, (Die deutsche Thomas-Ausgabe. Vollständige, ungekürzte deutschlateinische Ausgabe der Summa theologica, Bd. 35), Walherberg 1958. III. Lexika Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik [MGG], hg. v. Friedrich Blume, 17 Bde., Kassel/ Basel 1949-1986. Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. Zweite, neubearbeitete Ausgabe [MGG 2 ], hg. v. Ludwig Finscher, 26 Bde., Kassel/ Basel u.a. 1994ff. <?page no="429"?> IV. Hymnologische Hilfsmittel 415 Kindlers neues Literaturlexikon, hg. v. Walter Jens, 23 Bde., München 1988-1998. Lexikon christlicher Spiritualität, v. Anton Rotzetter, Darmstadt 2008. Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Auflage [LThK 3 ], hg. v. Walter Kasper, 11 Bde., Freiburg i. Br. 1993-2001. Neues Lexikon christlicher Symbole, hg. v. Dorothea Forstner/ Renate Becker, Innsbruck/ Wien 1991. Sacramentum Mundi. Theologisches Lexikon für die Praxis [SM], hg. v. Karl Rahner, 4 Bde., 1967-1969. Theologische Realenzyklopädie [TRE], hg. v. Gerhard Krause/ Gerhard Müller, 36 Bde., Berlin/ New York 1977-2004. Theologisches Handwörterbuch zum Alten Testament [THAT], hg. v. Ernst Jenni/ Claus Westermann, 2 Bde., Gütersloh 1971-1975/ Darmstadt 6 2004. Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament [ThWNT], hg. v. Gerhard Kittel (Bd. 1-4)/ Gerhard Friedrich (Bd. 5-10), 10 Bde., Stuttgart 1933-1979. IV. Hymnologische Hilfsmittel (Bibliographien, Handbücher, Liedkommentare) Becker, Hansjakob/ Franz, Ansgar/ Henkys, Jürgen/ Kurzke, Hermann/ Reich, Christa/ Stock, Alex (Hgg.), Geistliches Wunderhorn. Große deutsche Kirchenlieder, München 2001. Deckert, Peter, Literatur zum Neuen geistlichen Lied, hg. v. AK Singles im Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Erzbistum Köln, 1996 (Stand 2000), http: / / www.afj.de/ archiv/ ngl/ indexngl.html. Franz, Ansgar (Hg.), Kirchenlied im Kirchenjahr. Fünfzig neue und alte Lieder zu den christlichen Festen, (MHS 8), Tübingen/ Basel 2002. Handbuch zum Evangelischen Gesangbuch [HbEG], Göttingen ab 1995. Bd. 1 Konkordanz zum Evangelischen Gesangbuch, erarbeitet und hg. i.A. der EKD v. Ernst Lippold und Günter Vogelsang, 1995. Bd. 2 Komponisten und Liederdichter des Evangelischen Gesangbuchs, hg. v. Wolfgang Herbst, 1999. Bd. 3 Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch [LKEG], i.A. der EKD hg. v. Gerhard Hahn und Jürgen Henkys, Ausgabe in Einzelheften ab 2000. Handbuch zum Evangelischen Kirchengesangbuch [HEKG], 3 Bde., hg. v. Christhard Mahrenholz/ Oskar Söhngen, Göttingen/ Berlin 1953-1990. Küppers, Kurt, Diözesangesang- und Gebetbücher des deutschen Sprachgebietes im 19. und 20. Jahrhundert. Geschichte. Bibliographie, (LQF 69), Münster 1987. Möller, Christian (Hg.), Kirchenlied und Gesangbuch. Quellen zu ihrer Geschichte, (MHS 1), Tübingen/ Basel 2000. Nordhues, Paul/ Wagner, Alois (Hgg.), Redaktionsbericht zum Einheitsgesangbuch „Gotteslob“ [RGL], Paderborn/ Stuttgart 1988. Ökumenischer Liederkommentar zum Katholischen, Reformierten und Christkatholischen Gesangbuch [ÖLK], hg. v. Peter Bernoulli/ Christine Esser/ Andreas Marti/ Daniel Schmid/ Hans J. Stefan/ Walter Wiesli, Freiburg CH/ Basel/ Zürich ab 2001. Riehm, Heinrich, Das Kirchenlied am Anfang des 21. Jahrhunderts in den evangelischen und katholischen Gesangbüchern des deutschen Sprachbereichs, (MHS 12), Tübingen/ Basel 2004. <?page no="430"?> Quellen- und Literaturverzeichnis 416 Schlunk, Walter, Wort und Lied. Biblische Texte zu den Gesangbuchliedern, Berlin 1951. Thust, Karl Christian, Bibliographie über die Lieder des Evangelischen Gesangbuchs, Göttingen 2006. Werkbuch zum Gotteslob [WGL], hg. i.A. d. Kommission für das Einheitsgesangbuch von Josef Seuffert, Freiburg u.a. 1975ff ( 2 1981). V. Sekundärliteratur Albert-Zerlik, Annette, „Doch ist der Befreier vom Tod auferstanden“. Das Verständnis der Auferstehung im Spiegel alter und neuer Osterlieder, in: Dies./ Siri Fuhrmann (Hgg.), Auf der Suche nach dem neuen geistlichen Lied, (MHS 19), Tübingen/ Basel 2006, 137-161. Albert-Zerlik, Annette, Liturgie als Sterbebegleitung und Trauerhilfe. Spätmittelalterliches Erbe und pastorale Gegenwart unter besonderer Berücksichtigung der Ordines von Castellani (1523) und Sanctorius (1575-1602), (PiLi.S 13), Tübingen 2003. Albert-Zerlik, Annette, Seht, der Stein ist weggerückt, in: Ansgar Franz (Hg.), Kirchenlied im Kirchenjahr. Fünfzig neue und alte Lieder zu den christlichen Festen, (MHS 8), Tübingen/ Basel 2002, 437-447. Albert-Zerlik, Annette, Themen und Botschaften in offiziellen Sammlungen Neuer Geistlicher Lieder: Zeitschrift der GAGF 16 (02/ 2002), 84-94. Albert-Zerlik, Annette/ Fuhrmann, Siri (Hgg.), Auf der Suche nach dem neuen geistlichen Lied, (MHS 19), Tübingen/ Basel 2006. Assmann, Jan, Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen, München 2 1997. Assmann, Jan, Der zweidimensionale Mensch: das Fest als Medium des kollektiven Gedächtnisses, in: Ders. (in Zus.arbeit mit Th. Sundermeier), Das Fest und das Heilige. Religiöse Kontrapunkte zur Alltagswelt, (Studien zum Verstehen fremder Religionen 1), Gütersloh 1991, 13-30. Auf der Maur, Hansjörg, Die Osterfeier in der Alten Kirche. Aus dem Nachlass hg. v. Reinhard Meßner mit einem Beitrag von Clemens Leonhard, (Liturgica Oenipontana 2), Münster 2003. Auf der Maur, Hansjörg, Die Wiederentdeckung der Osternachtfeier in den abendländischen Kirchen des 20. Jahrhunderts. Ein noch nicht ganz ernst genommener Beitrag zum ökumenischen Dialog: BiLi 60 (1987), 2-25. Auf der Maur, Hansjörg, Feiern im Rhythmus der Zeit I. Herrenfeste in Woche und Jahr, (GdK 5), Regensburg 1983, 56-143. Axmacher, Elke, Nun freut euch hier und überall, in: Ansgar Franz (Hg.), Kirchenlied im Kirchenjahr. Fünfzig neue und alte Lieder zu den christlichen Festen, (MHS 8), Tübingen/ Basel 2002, 397-414. Axmacher, Elke/ Finke, Christian, Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, in: LKEG 2, Göttingen 2000, 75-78. Baldermann, Ingo, Wir danken dir, Herr Jesu Christ, dass du vom Tod erstanden bist, in: LKEG 3, Göttingen 2001, 66-67. Baldermann, Ingo/ Heinrich, Johannes, Erschienen ist der herrlich Tag, in: LKEG 3, Göttingen 2001, 61-65. Barth, Karl, Die Kirchliche Dogmatik IV/ 3, Zürich 1959. <?page no="431"?> V. Sekundärliteratur 417 Becker, Hansjakob, Christ ist erstanden, in: Hansjakob Becker/ Ansgar Franz/ Jürgen Henkys/ Hermann Kurzke/ Christa Reich/ Alex Stock (Hgg.), Geistliches Wunderhorn. Große deutsche Kirchenlieder, München 2001, 29-41. Becker, Hansjakob, ‚Eine Nacht der Wache für den Herrn’? Die Paschavigil als Ursprung und Vollgestalt des christlichen Stundengebetes, in: Martin Klöckener/ Heinrich Rennings (Hgg.), Lebendiges Stundengebet, Freiburg/ Basel/ Wien 1989, 462-491. Berger, Rupert, Gehalt und Gestalt der Osternacht, in: Ders./ Hans Hollerweger, Dies ist die Nacht. Hilfen zur Feier der Osternacht, Regensburg 1979, 37-44. Bieritz, Karl-Heinrich, Liturgik, Berlin/ New York 2004. Bloch, Ernst, Das Prinzip Hoffnung, 3 Bde., Frankfurt 1973. Bosch, J., Ostergedanken in deutschen Dichtungen: Dichterstimmen der Gegenwart 25 (1911), 268-272. Braungart, Wolfgang/ Malsch, Katja, Kompromisslyrik. Anmerkungen zu den Kirchenliedern Marie Luise Thurmairs, in: Hermann Kurzke/ Andrea Neuhaus (Hgg.), Gotteslob-Revision, (MHS 9), Tübingen/ Basel 2003, 29-45. Brenninger, Georg, Das Landshuter Kirchengesangbuch von 1777 – ein Bestseller der Aufklärungszeit, in: Hansjakob Becker/ Reiner Kaczynski (Hgg.), Liturgie und Dichtung, Bd. 1, (PiLi 1), St. Ottilien 1983, 811-820. Bubmann, Peter, Sound zwischen Himmel und Erde. Populäre christliche Musik, Stuttgart 1990. De Vries, Sytze, Die Erde ganz erfüllt, in: Ansgar Franz (Hg.), Kirchenlied im Kirchenjahr. Fünfzig neue und alte Lieder zu den christlichen Festen, (MHS 8), Tübingen/ Basel 2002, 459-471. Deckert, Peter, Zwischen „gut gemeint“ und „gut geraten“ – ein Blick auf die Texte Neuer Geistlicher Lieder: BiLi 76 (2003), 244-252. Dezernat Schule und Hochschule im Bischöflichen Ordinariat Limburg (Hg.), In der Spur des Auferstandenen – leiblich auferstehen: Informationen für Religionslehrerinnen und Religionslehrer 31/ 01 (2001). Dreher, Bruno, Die Osterpredigt, (UTS 111), Freiburg 1951. Ebertz, Michael N., Erosion der Gnadenanstalt? Zum Wandel der Sozialgestalt der Kirche, Freiburg i. Br. 1998. Eicker, Thomas/ Müller, Bernd (bearbeitet und zusammengestellt von Peter Deckert), Das „Neue Geistliche Lied“ (NGL), in: Jugendhaus Düsseldorf e. V./ Katholische Fachstelle für Gestaltung, Wiesbaden (Hgg.), Datenbank Neues Geistliches Lied (Begleitbuch zur digitalen Dokumentation), Düsseldorf/ Wiesbaden 1992, 19-50. Einig, Bernhard, „Christe, qui lux es et dies“, in: Hansjakob Becker/ Reiner Kaczynski (Hgg.), Liturgie und Dichtung, Bd. 2, (PiLi 2), St. Ottilien 1983, 721-763. Essen, Georg, Historische Vernunft und Auferweckung Jesu. Theologie und Historik im Streit um den Begriff geschichtlicher Wirklichkeit, Mainz 1995. Fischer, Balthasar, Die Schöpfungsfrömmigkeit Friedrich Spees, in: Gunther Franz (Hg.), Friedrich Spee zum 400. Geburtstag. Kolloquium der Friedrich-Spee- Gesellschaft, Paderborn 1995, 33-50. Fischer, Balthasar/ Wagner, Johannes (Hgg.), Paschatis sollemnia. Studien zu Osterfeier und Osterfrömmigkeit, Freiburg 1959. Fischer, Michael, Erschienen ist der herrliche Tag, in: Ansgar Franz (Hg.), Kirchenlied im Kirchenjahr. Fünfzig neue und alte Lieder zu den christlichen Festen, (MHS 8), Tübingen/ Basel 2002, 383-396. Forstner, Dorothea/ Becker, Renate (Hgg.), Art. „Sonne“, in: Dies. (Hgg.), Neues Lexikon christlicher Symbole, Innsbruck/ Wien 1991, 333-352. <?page no="432"?> Quellen- und Literaturverzeichnis 418 Franz, Ansgar, Liturgische Sprache und Kirchenlied: BiLi 76 (2003), 236-244. Franz, Gunther (Hg.), Friedrich Spee zum 400. Geburtstag. Kolloquium der Friedrich- Spee-Gesellschaft Trier, Paderborn 1995. GAGF (Hg.), Von Auferstehung singen. Erträge aus dem 15. Interdisziplinären ökumenischen Seminar zum Kirchenlied, (Zeitschrift der Gemeinsamen Arbeitsstelle für gottesdienstliche Fragen der Evangelischen Kirche in Deutschland 23), 03/ 2009. Fugger, Dominik/ Scheidgen, Andreas (Hgg.), Geschichte des katholischen Gesangbuchs, (MHS 21), Tübingen 2008. Fuhrmann, Siri, Der Abend in Lied, Leben und Liturgie. Studie zu Motiven, Riten und Alltagserfahrungen an der Schwelle vom Tag zur Nacht, (PiLi.S 18), Tübingen 2008. Fuhrmann, Siri, „Mehr als Worte sagt ein Lied“. Zur Beurteilung und Analyse geistlicher Lieder, in: Annette Albert-Zerlik/ Siri Fuhrmann (Hgg.), Auf der Suche nach dem neuen geistlichen Lied, (MHS 19), Tübingen/ Basel 2006, 3-24. Gebhardt, Winfried, Die ‚klingende’ Selbstermächtigung des religiösen Subjekts. Religiöser Wandel im Spiegel zeitgenössischer Kirchenlieder, in: Annette Albert- Zerlik/ Siri Fuhrmann (Hgg.), Auf der Suche nach dem neuen geistlichen Lied, (MHS 19), Tübingen/ Basel 2006, 79-93. Gebhardt, Winfried, Die Verszenung der Gesellschaft und die Eventisierung der Kultur. Kulturanalyse jenseits traditioneller Kulturwissenschaften und Cultural Studies, in: Udo Göttlich/ Clemens Albrecht/ Rainer Winter/ Winfried Gebhardt (Hgg.), Populäre Kultur als repräsentative Kultur. Die Herausforderung der Cultural Studies, Köln 2002, 287-305. Gebhardt, Winfried, Kirche zwischen charismatischer Bewegung und formaler Organisation. Religiöser Wandel als Problem der soziologischen Theoriebildung, in: Michael Krüggeler/ Karl Gabriel/ Winfried Gebhardt (Hgg.), Institution, Organisation, Bewegung. Sozialformen der Religion im Wandel, Opladen 1999, 101-120. Gebhardt, Winfried, Signaturen der religiösen Gegenwartskultur. Die Verszenung der Kirchen und die Eventisierung der Religion, in: Orte für den Glauben, (Bensberger Protokolle 106), Bensberg 2002, 9-24. Gerhards, Albert/ Kranemann, Benedikt, Einführung in die Liturgiewissenschaft, Darmstadt 2006. Goethe, Johann Wolfgang von, Faust. Eine Tragödie, Der Tragödie erster Teil, München 1977. Gotzen, J., Art. „Osterlied“, in: Paul Merker/ Wolfgang Stammler (Hgg.), RDL 2, Berlin 1926/ 28, 552-556. Greule, Albrecht, Die Sprache im Neuen Geistlichen Lied, in: Hermann Kurzke/ Hermann Ühlein (Hgg.), Kirchenlied interdisziplinär. Hymnologische Beiträge aus Germanistik, Theologie und Musikwissenschaft, Frankfurt 2 2002, 83-98. Greule, Albrecht, So sie’s nicht verstehen, so sollten sie’s nicht singen? Über den Beitrag der Sprachwissenschaft zur Kirchenliedforschung, in: Hermann Kurzke/ Hermann Ühlein (Hgg.), Kirchenlied interdisziplinär. Hymnologische Beiträge aus Germanistik, Theologie und Musikwissenschaft, Frankfurt 2 2002, 48-64. Grunewald, Eckhard/ Gussone, Nikolaus, Von Spee zu Eichendorff. Zur Wirkungsgeschichte eines rheinischen Barockdichters, Berlin 1991. Haberkamm, Klaus, Art. „Friedrich Spee von Langenfeld“. Abschn. „Trvz Nachtigal“, in: Walter Jens (Hg.), Kindlers neues Literaturlexikon 15 (1991), 804-806. Härting, Michael (Hg.), Die anonymen geistlichen Lieder vor 1623. Friedrich Spee, Berlin 1979. Häußling, Angelus A., Art. “Ad cenam agni providi”, in: LThK 1, Sp. 124. <?page no="433"?> V. Sekundärliteratur 419 Hahn, Gerhard, „Christ ist erstanden gebessert“. Zu Luthers Stellung in der Geschichte des deutschen Gemeindeliedes, in: Ingeborg Glier/ Gerhard Hahn/ Walter Haug/ Burghart Wachinger (Hgg.), Werk – Typ – Situation. Studien zu poetologischen Bedingungen in der älteren deutschen Literatur, Stuttgart 1969, 326-345. Hahn, Gerhard, Evangelium als literarische Anweisung. Zu Luthers Stellung in der Geschichte des deutschen kirchlichen Liedes, (MTU 73), München 1981. Hahn, Gerhard/ Gerber, Gotthard, Jesus Christus, unser Heiland, in: LKEG 3, Göttingen 2001, 56-60. Hahnen, Peter, Das ‚Neue Geistliche Lied’ als zeitgenössische Komponente christlicher Spiritualität, (Theologie und Praxis 3), Münster 1998. Hammelsbeck, Sebastian, Auf, auf mein Herz mit Freuden, in: LKEG 2, Göttingen 2001, 79-84. Handt, Hartmut, „Keiner ist wie du …“ – Lobpreis anders: Zeitschrift der GAGF 17 (02/ 2003), 43-55. Handt, Hartmut/ Hartmann, Richard, Neues Geistliches Lied. Standortbestimmung auf dem Hintergrund der geschichtlichen Entwicklung: Zeitschrift der GAGF 16 (02/ 2002), 4-23. Heinz, Andreas, Seele, dein Heiland ist frei von den Banden, in: Kirchenlied im Kirchenjahr. Fünfzig neue und alte Lieder zu den christlichen Festen, (MHS 8), Tübingen/ Basel 2002, 425-436. Hunzinger, Michael, Mit Freuden zart, in: LKEG 10, Göttingen 2004, 65-68. Kaschnitz, Marie-Luise, Dein Schweigen – meine Stimme. Gedichte 1958-1961, Düsseldorf 1962, 13. Keller, Karl, Das Auferstehungslied „Ist das der Leib, Herr Jesu Christ“ und das kopernikanische Weltbild, in: Spee-Jahrbuch 1995, hg. v. Arbeitsgemeinschaft der Friedrich-Spee-Gesellschaften Düsseldorf und Trier, 2. Jg. (1995), 89-104. Kessler, Hans, Sucht den Lebenden nicht bei den Toten. Die Auferstehung Jesu Christi in biblischer, fundamentaltheologischer und systematischer Sicht, Würzburg 2002 (erweiterte Neuausgabe). Kleinheyer, Bruno, Haec nox est. Pastoralliturgische Überlegungen zur Feier des Paschamysteriums in der Osternacht: LJ 21 (1971), 1-15. Kloppenburg, Wim, Der schöne Ostertag, in: LKEG 1, Göttingen 2000, 92-94. Kneitschel, Ernst-Ulrich, Hoffnungszeichen – ö? Die Kirchenlieder der Arbeitsgemeinschaft für Ökumenisches Liedgut als Spiegel der Ökumene, Leipzig 2003. Koch, Gerhard, Die Auferstehung Jesu Christi, Tübingen 1959. Köpf, Ulrich, Art. „Passionsfrömmigkeit“, in: TRE 27 (1997), 722-764. Kremer, Jakob/ Kessler, Hans/ Nitz, Genoveva, Art. „Auferstehung Christi“, in: LThK 1, Sp. 1177-1191. Kück, Cornelia, Das Evangelische Kirchengesangbuch (1950), in: Hermann Kurzke/ Andrea Neuhaus (Hgg.), Gotteslob-Revision, (MHS 9), Tübingen/ Basel 2003, 67- 77. Küppers, Kurt, „Neues christkatholisches Gesang- und Gebetbuch für die mainzer Erzdiöces“ (Mainz 1787), in: Franz Kohlschein/ Ders. (Hgg.), „Der große Sänger David – euer Muster“. Studien zu den ersten diözesanen Gesang- und Gebetbüchern der katholischen Aufklärung, (LQF 73), 85-136. Kurz, Paul Konrad, „Die Sprache, die einmal ausschwang, Dich zu loben“. Schwierigkeiten des Preisens in der deutschen Lyrik nach 1945: Zeitschrift der GAGF 17 (02/ 2003), 61-73. <?page no="434"?> Quellen- und Literaturverzeichnis 420 Kurzke, Hermann, Auferstehn, ja auferstehn wirst du, in: Hansjakob Becker/ Ansgar Franz/ Jürgen Henkys/ Hermann Kurzke/ Christa Reich/ Alex Stock (Hgg.), Geistliches Wunderhorn. Große deutsche Kirchenlieder, München 2001, 366-371. Kurzke, Hermann, Das Einheitsgesangbuch Gotteslob (1975-2008) und seine Vorgeschichte, in: Dominik Fugger/ Andreas Scheidgen (Hgg.), Geschichte des katholischen Gesangbuchs, (MHS 21), Tübingen 2008, 51-64. Kurzke, Hermann/ Neuhaus, Andrea (Hgg.), Gotteslob-Revision, (MHS 9), Tübingen/ Basel 2003. Kurzke, Hermann/ Ühlein, Hermann (Hgg.), Kirchenlied interdisziplinär. Hymnologische Beiträge aus Germanistik, Theologie und Musikwissenschaft, Frankfurt u.a. 2 2002. Kuschel, Karl-Josef, Weil wir uns auf dieser Erde nicht ganz zu Hause fühlen, 12 Schriftsteller über Religion, München 1985. Labonté, Thomas, Die Sammlung „Kirchenlied“ (1938). Entstehung, Corpusanalyse, Rezeption, (MHS 20), Tübingen 2008. Linßen, Gregor, Das Neue Geistliche Lied als etablierter Bestandteil des modernen Kirchengesangs, in: Annette Albert-Zerlik/ Siri Fuhrmann (Hgg.), Auf der Suche nach dem neuen geistlichen Lied, (MHS 19), Tübingen/ Basel 2006, 199-209. Löwenberg, Bruno, Zum Verkündigungsgehalt des deutschen Osterliedes, in: Balthasar Fischer/ Johannes Wagner (Hgg.), Paschatis sollemnia. Studien zu Osterfeier und Osterfrömmigkeit, Freiburg 1959, 329-336. Lotmann, Jurij M., Die Struktur literarischer Texte, München 2 1981. Lüdemann, Gerd, Die Auferstehung Jesu, Göttingen 1994. Mahrenholz, Christhard, Das Evangelische Kirchengesangbuch. Ein Bericht über seine Vorgeschichte, sein Werden und die Grundsätze seiner Gestaltung, Kassel/ Basel 1950. Marti, Andreas/ Hahn, Gerhard, Christ lag in Todesbanden, in: LKEG 12, Göttingen 2005, 56-62. Marti, Kurt, Leichenreden, Darmstadt 1984. Martini, Britta, Sprache und Rezeption des Kirchenliedes. Analysen und Interviews zu einem Tauflied aus dem Evangelischen Gesangbuch, Göttingen 2002. Martini, Britta, Theorie und Praxis der hymnologischen Rezeptionsforschung. Ein Interview mit Kindern und Jugendlichen zum Lied „Stimme, die Stein zerbricht“, in: Annette Albert-Zerlik/ Siri Fuhrmann (Hgg.), Auf der Suche nach dem neuen geistlichen Lied, (MHS 19), ), Tübingen/ Basel 2006, 25-48. Mayer, Anton, Die Liturgie in der europäischen Geistesgeschichte, Darmstadt 1971. Mayring, Philipp, Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken, Weinheim/ Basel, 8 2003. Meßner, Reinhard, Einführung in die Liturgiewissenschaft, Paderborn u.a. 2001. Meyer, Dietrich (Hg.), Das neue Lied im Evangelischen Gesangbuch, (Arbeitshilfen des Archivs der Evangelischen Kirche im Rheinland 3), Düsseldorf 1997, 323-325. Moltmann, Jürgen, Theologie der Hoffnung, München 1964. Müller, Nikolaus Götz, Victimae paschali laudes. Vom deutschen mittelalterlichen Osterspiel, namentlich in Schlesien, in: Theodor Bogler (Hg.), Spiel und Feier. Ihre Gestaltung aus dem Geist der Liturgie, (LuM 16), Maria Laach 1955, 54-76. Offele, Winfried, Das ungeliebte Gesangbuch. Plädoyer für ein besseres „Gotteslob“, (Theologie und Wirklichkeit 10), Frankfurt 1979. Offele, Winfried, Die Einflussnahme von Jazz, Beat und Folklore auf den Gottesdienst: LJ 33 (1983), 165-188. <?page no="435"?> V. Sekundärliteratur 421 Offele, Winfried, Wes Geistes Kind sind wir? Die Dienlichkeit „neuer geistlicher Lieder“ für den Gottesdienst, in: Walter Seidel/ Peter Reifenberg (Hgg.), „Geist“ im ‚neuen geistlichen Lied’. Aspekte einer Auseinandersetzung, (Materialien 8/ 1994), Mainz 1995 (Studientagung in Kooperation mit dem Chorknabenverband „Pueri Cantores“ und dem Institut für Kirchenmusik der Diözese Mainz 1995). Peusquens, Karl-Günther, Einheitsgesangbuch – oder Zerstörung der Liedeinheit, in: Hans Lonnendonker (Hg.), In caritate et veritate. Festschrift für Johannes Overath, (Schriftenreihe des Allgemeinen Cäcilien-Verbandes für die Länder der deutschen Sprache 8), Saarbrücken 1973, 153-175. Praßl, Franz Karl, Christ ist erstanden, in: LKEG 10, Göttingen 2004, 55-60. Praßl, Franz Karl, Christus ist erstanden, in: Ansgar Franz (Hg.), Kirchenlied im Kirchenjahr. Fünfzig neue und alte Lieder zu den christlichen Festen, (MHS 8), Tübingen/ Basel 2002, 415-423. Praßl, Franz Karl, Der älteste Salzburger Liber Ordinarius (Codex M II 6 der Universitätsbibliothek Salzburg), in: Stefan Engels/ Gerhard Walterskirchen (Hgg.), Musica Sacra Mediaevalis. Geistliche Musik Salzburgs im Mittelalter, St. Ottilien 1998, 31- 47. Praßl, Franz Karl, Wir wollen alle fröhlich sein, in: LKEG 10, Göttingen 2004, 61-64. Rahner, Hugo, Österliche Frühlingslyrik bei Kyrillos von Alexandreia, in: Balthasar Fischer/ Johannes Wagner, Paschatis Sollemnia, Freiburg 1959, 68-75. Rahner, Hugo, Österlicher Frühling: Wort und Wahrheit 4 (1949), 241-248. Rahner, Karl, Art „Auferstehung Jesu Christi“, in: SM 1, Sp. 403-425. Rahner, Karl, Dogmatische Fragen zur Osterfrömmigkeit, in: Schriften zur Theologie 4, Einsiedeln 1960; Reich, Christa, Das Evangelische Gesangbuch (1993), in: Hermann Kurzke/ Andrea Neuhaus (Hgg.), Gotteslob-Revision, (MHS 9), Tübingen/ Basel 2003, 93-110. Reich, Christa, „…dein ist die Herrlichkeit“ – Doxologische Spurensuche im Horizont von Te Deum und Feuerofen: Zeitschrift der GAGF 17 (02/ 2003), 4-11. Reich, Christa, Geh aus, mein Herz und suche Freud, in: Hansjakob Becker/ Ansgar Franz/ Jürgen Henkys/ Hermann Kurzke/ Christa Reich/ Alex Stock (Hgg.), Geistliches Wunderhorn. Große deutsche Kirchenlieder, München 2001, 262-274. Riehm, Heinrich (in Verbindung mit Peter Bubmann und Holger Müller), Das 20. Jahrhundert, in: Christian Möller (Hg.), Kirchenlied und Gesangbuch. Quellen zu ihrer Geschichte, (MHS 1), 267-330. Riehm, Heinrich, Die Lieder in den Regionalteilen des Evangelischen Kirchengesangbuches: MuK 4 (1980), 175-183. Rössler, Martin, Das 18. Jahrhundert, in: Christian Möller (Hg.), Kirchenlied und Gesangbuch. Quellen zu ihrer Geschichte, (MHS 1), Tübingen/ Basel 2000, 170-213. Rothaug, Diana, Gelobt sei Gott im höchsten Thron, in: LKEG 5, Göttingen 2002, 81-86. Rotzetter, Anton, Art. „Spiritualität“, in: Ders., Lexikon christlicher Spiritualität, Darmstadt 2008, 567-569. Rzeznik, Julia, Manchmal feiern wir mitten im Tag. Akzentsetzungen heutigen Osterglaubens untersucht an ausgewählten Beispielen neugeistlicher Lieder, Mainz 1985 (unveröffentlichte Diplomarbeit am Fachbereich 01, Katholische Theologie, Johannes Gutenberg-Universität Mainz). Saller, Margot/ Frank, Karl Suso, Art. „Heiland“, in: LThK 3 4, Sp. 1264-1265. Sauer-Geppert, Waldtraud Ingeborg, Innerlichkeit und „Vergeistigung“ im Kirchenlied von Pietismus und Rationalismus, in: Hansjakob Becker/ Reiner Kaczynski (Hgg.), Liturgie und Dichtung, Bd. 1, (PiLi 1), St. Ottilien 1983, 775-810. <?page no="436"?> Quellen- und Literaturverzeichnis 422 Schäfer, Christiane, Laßt uns erfreuen herzlich sehr, in: Ansgar Franz (Hg.), Kirchenlied im Kirchenjahr. Fünfzig neue und alte Lieder zu den christlichen Festen, (MHS 8), Tübingen/ Basel 2002, 575-583. Scheele, Paul-Werner, Friedrich Spees frühe Dichtungen als Hoffnungsimpulse, in: Michael Sievernich (Hg.), Friedrich von Spee. Priester – Poet – Prophet, Frankfurt, 1986, 65-82. Scheidgen, Andreas, Diözesangesangbücher und Kirchenliedrestauration, in: Dominik Fugger/ Ders. (Hgg.), Geschichte des katholischen Gesangbuchs, (MHS 21), Tübingen 2008, 35-48. Scheitler, Irmgard, Gotteslob (1975). Vorgeschichte, Problematik, Programm, Kritik, in: Hermann Kurzke,/ Andrea Neuhaus (Hgg.), Gotteslob-Revision, (MHS 9), Tübingen/ Basel 2003, 79-92. Schell, Johanna, Die ganze Welt, Herr Jesu Christ, in: LKEG 2, Göttingen 2001, 71-74. Schenke, Ludger, Johannes. Kommentar, Düsseldorf 1998. Schmid, Bernhard, Art. „Zenetti, Lothar“, in: Wolfgang Herbst (Hg.), Komponisten und Liederdichter des Evangelischen Gesangbuchs, (HbEG 2), Göttingen 1999, 355-356. Schmidt, Rebecca, Gegen den Reiz der Neuheit, (MHS 15), Tübingen 2005. Schneider, Bernhard, Die Wirkungsgeschichte der Lieder Friedrich Spees in katholischen Gesangbüchern vom Barock bis zur Gegenwart, in: Gunther Franz (Hg.), Friedrich Spee zum 400. Geburtstag. Kolloquium der Friedrich-Spee-Gesellschaft Trier, Paderborn 1995, 265-347. Schneider, Thomas, Ostern im Spiegel des Deutschen Kirchenliedes, Mainz 2003 (Unveröffentlichte Diplomarbeit am Fachbereich 01, Katholische Theologie, Johannes Gutenberg-Universität Mainz). Schulz, Frieder, Entchristologisierung der gottesdienstlichen Gebete? Beobachtungen an neuen evangelischen Gottesdienstbüchern: LJ 50 (2000), 195-204. Schutte, Jürgen, Einführung in die Literaturinterpretation, Stuttgart/ Weimar 5 2005. Sitzmann, Manfred, Jesus lebt, mit ihm auch ich, in: LKEG 2, Göttingen 2001, 85-88. Sölle, Dorothee, spiel doch von brot und rosen. gedichte, Berlin 1981. Steinen, Wolfram von den, Ein Dichterbuch des Mittelalters, Bern/ München 1974. Stock, Alex, Auferstehungsbilder, in: Ders./ Manfred Wichelhaus, Ostern in Bildern, Reden, Riten, Geschichten und Gesängen, Zürich/ Einsiedeln/ Köln 1979, 9-32. Stock, Alex, Ist das der Leib, Herr Jesu Christ, in: Hansjakob Becker/ Ansgar Franz/ Jürgen Henkys/ Hermann Kurzke/ Christa Reich/ Alex Stock (Hgg.), Geistliches Wunderhorn. Große deutsche Kirchenlieder, München 2001, 200-206. Stock, Alex, Kleines Motivregister christlicher Ostergesänge, in: Ders./ Manfred Wichelhaus, Ostern in Bildern, Reden, Riten, Geschichten und Gesängen, Zürich/ Einsiedeln/ Köln 1979, 201-223. Stock, Alex, Ostern feiern. Eine semiotische Untersuchung zur Osterliturgie, in: Ders./ Manfred Wichelhaus, Ostern in Bildern, Reden, Riten, Geschichten und Gesängen, Zürich/ Einsiedeln/ Köln 1979, 103-128. Stock, Alex, Umgang mit theologischen Texten – Methoden, Analysen, Vorschläge, Zürich u.a. 1974. Süß, Ulrike, Der schöne Ostertag, in: Ansgar Franz (Hg.), Kirchenlied im Kirchenjahr. Fünfzig neue und alte Lieder zu den christlichen Festen, (MHS 8), Tübingen/ Basel 2002, 449-458. Thust, Karl Christian, Das Kirchenlied der Gegenwart. Kritische Bestandsaufnahme, Würdigung und Situationsbestimmung, (VEGL 21), Göttingen 1976. Titzmann, Michael, Strukturale Textanalyse. Theorie und Praxis der Interpretation, München 1977. <?page no="437"?> V. Sekundärliteratur 423 Ühlein-Sari, Hermann, Das neue geistliche Lied. Versuch einer Bestandsaufnahme. Aspekte einer Kriteriologie, in: Walter Seidel/ Peter Reifenberg (Hgg.), „Geist“ im ‚neuen geistlichen Lied’. Aspekte einer Auseinandersetzung, (Materialien 8/ 1994), Mainz 1995 (Studientagung in Kooperation mit dem Chorknabenverband „Pueri Cantores“ und dem Institut für Kirchenmusik der Diözese Mainz 1995). Ühlein, Hermann, Das neue geistliche Lied. Versuch einer Bestandsaufnahme. Aspekte einer Kriteriologie, in: Hermann Kurzke/ Ders. (Hgg.), Kirchenlied interdisziplinär. Hymnologische Beiträge aus Germanistik, Theologie und Musikwissenschaft, Frankfurt 2 2002, 65-81. Ühlein-Sari, Hermann, „Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römischkatholischen Kirche.“ Der erste Band des Landshuter Gebet- und Gesangbuches (Landshut 1777), in: Franz Kohlschein/ Kurt Küppers (Hgg.), „Der große Sänger David – euer Muster“. Studien zu den ersten diözesanen Gesang- und Gebetbüchern der katholischen Aufklärung, (LQF 73), 282-321. Verweyen, Hansjürgen, „Auferstehung“: ein Wort verstellt die Sache, in: Ders. (Hg.), Osterglaube ohne Auferstehung? Diskussion mit Gerd Lüdemann, Freiburg 1995. Visonà, Giuseppe/ Schroeter, Harald/ Maser, Peter, Art. “Ostern/ Osterfest/ Osterpredigt”, in: TRE 25 (1995), 517-537. Völker, Alexander, Heut triumphieret Gottes Sohn, in: LKEG 4, Göttingen 2002, 63-67. Völker, Alexander, Wach auf mein Herz, die Nacht ist hin, in: LKEG 11, Göttingen 2005, 59-62. Wannenwetsch, Bernd, Sich in den Glauben der Kirche hineinsingen. Gesangbuch – Glaube – Kultur: ekklesiologisch gesehen, in: Hermann Kurzke/ Andrea Neuhaus (Hgg.), Gotteslob-Revision, (MHS 9), Tübingen/ Basel 2003, 207-224. Weidinger, Norbert, Die modernen religiösen Lieder – Ausdruck einer Theologie des Volkes: Diakonia 12 (1981), 110-116. Wennemuth, Heike, Das Lamm lädt uns zum Mahle ein, in: Ansgar Franz (Hg.), Kirchenlied im Kirchenjahr. Fünfzig neue und alte Lieder zu den christlichen Festen, (MHS 8), Tübingen/ Basel 2002, 367-379. Wooning, Martina, Lieder der Befreiung. Eine Kriteriologie für zeitgenössische Kirchenlieder am Beispiel des Osterliedes, Köln 2003 (unveröffentlichte schriftliche Hausarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt für die Sekundarstufe II, vorgelegt dem Staatlichen Prüfungsamt Köln. Berichterstatter Prof. Dr. Albert Gerhards). Zenetti, Lothar, Sieben Farben hat das Licht, Mainz 1975. Zenetti, Lothar, Texte der Zuversicht, München 1972. <?page no="438"?> Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis A Österreich Anz. Anzahl AÖL Arbeitsgemeinschaft für ökumenisches Liedgut B.B. Böhmische Brüder Ch Chor CH Schweiz D Deutschland DGB Diözesangesangbücher (allgemeiner Sammelbegriff) *D-… bezeichnet in Voranstellung die Ausgabe eines Diözesangesangbuchs nach 1945, z.B. *D-Ful = Diözesangesangbuch der Diözese Fulda. *D-… I Ausgabe eines Diözesangesangbuchs, Anhangs, Beihefts oder einer Ergänzung, erschienen zwischen 1945 und 1963 (Phase I vorvatikanisch) *D-… II Ausgabe eines Diözesangesangbuchs, Anhangs, Beihefts oder einer Ergänzung, erschienen zwischen 1964 und 1975 (Phase II nachvatikanisch) *D-…/ A … Anhang zu einem Diözesangesangbuch, z.B. *D-Ful/ A II = Anhang zum Diözesangesangbuch des Bistums Fulda, Phase II *D-…/ B … Beiheft zu einem Diözesangesangbuch, z. B. *D-Lim/ B II = Beiheft zum Diözesangesangbuch des Bistums Limburg, Phase II *D-…/ E … Ergänzung(sheft) zu einem Diözesangesangbuch, z.B. *D-Wie/ E II = Ergänzung zum Diözesangesangbuch des Bistums Wien, Phase II DKL Das deutsche Kirchenlied (s. Quellen- und Literaturverzeichnis I.2.b) EGB Arbeitstitel „Einheitsgesangbuch“ während der Vorbereitungsphase von *GL *E-… Beginn der Sigle für einen Regionalanhang zum *EKG EKD Evangelische Kirche in Deutschland eRA Evangelische Regionalanhänge des *EKG eRT Evangelische Regionalteile des *EG (Abkürzung übernommen aus Riehm, Kirchenlied, Abkürzungsverzeichnis) G untersuchte offizielle Gesangbücher GAGF Gemeinsame Arbeitsstelle für gottesdienstliche Fragen der EKD GOK Grundordnung des Kirchenjahres und des Kalenders (s. Quellen- und Literaturverzeichnis II.2) ID Sprecher mit Identität (s. Teil 3 A.III) MHS Mainzer hymnologische Studien, hg. v. Hermann Kurzke, Tübingen 2000ff kDA Katholische Diözesananhänge des *GL (Abkürzung übernommen aus Riehm, Kirchenlied, Abkürzungsverzeichnis) kDA I Katholische Diözesananhänge des *GL, Phase I, 1975 kDA II Katholische Diözesananhänge des *GL, Phase II, ab 1983 KS Kommunikationssituation <?page no="439"?> Abkürzungsverzeichnis 425 KV Kehrvers L. Lied(er) LH Liturgia Horarum iuxta Ritum Romanum (s. Quellen- und Literaturverzeichnis II.2) LKEG Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch (s. Quellen- und Literaturverzeichnis IV) N hochgestelltes N am Ende des Incipits zur Kennzeichnung von textlich stark veränderten Neufassungen auf der Grundlage traditioneller Dichtungen ö ökumenische Fassung, vollständig übereinstimmend mit der von der AÖL erarbeiteten und beschlossenen Fassung (ö) teilweise mit der AÖL-Fassung übereinstimmende Fassung PiLi Pietas Liturgica (Reihe) PiLi.S Pietas Liturgica Studia (Reihe) R. Refrain S untersuchte offiziöse Sammlungen SE Schweizer Einheitslied Str. Strophe X unbekannter Sprecher bzw. Adressat in einer KS (s. Teil 3 A.III) V Vers WGL Werkbuch zum Gotteslob Siglen für Gesangbücher und Liedsammlungen werden im Quellenverzeichnis (Quellen- und Literaturverzeichnis I) aufgeschlüsselt. Grundsätzlich wird ihnen ein * vorangestellt. Psalmen werden nach der hebräischen Zählweise angegeben. <?page no="440"?> Personenverzeichnis Albrecht, A. 75, 76, 230, 235, 236 Ambrosius v. Mailand 282 Augustinus 5f, 282 Bäcker, R. 296 Baltruweit, F. 75 Barth, F. K. 75 Basedow, J. B. 197 Bertram, H. G. 323 Beuerle, H. 83, 224 Bloch, E. 297 Böhmische Brüder 30, 31, 62, 70, 140, 141, 168 Bone, H. 15, 30, 31, 65, 143, 148, 280, 284, 286 Büsching, H. 113, 279, 288, 289, 297 Camphuysen, D. R. 320 Crüger, J. 210 Cyrill von Jerusalem 150 Denis, M. 187 Diewald, J. 26, 69 Dörr, F. 15, 30, 149 Exeler, A. 315 Fink, K. 224, 225 Florenz, H. 289 Frings, J. Kard. 76 Gafner, F. 62 Gellert, Ch. F. 216, 217, 220-223 Gerhardt, P. 30, 32, 70, 140, 141, 210, 212, 213, 222, 260, 266 Goethe, J. W. v. 221 Hauner, N. 187, 189 Hegele, G. 76 Henkys, J. 54, 318, 320 Herman, N. 140, 219 Hofbauer, F. 17, 18 Höfer, A. 75 Hofmann, F. 219, 220, 222 Horst, P. 75 Janssens, P. 75, 76, 83, 230 Jöcker, D. 296 Kaschnitz, M. L. 235f Kehrein, J. 140 Kohlbrenner, F. S. 65, 166, 186f, 193, 201, 248, 290 Kuschel, K.-J. 164 Laubach, Th. 163, 237 Lehmann, Ch. 83 Leupold,U. S. 54 Lohmann, A. 26, 69 Lonquich, H. M. 224 Luther, M. 6, 105, 143, 160, 177, 178, 180, 181, 182, 183, 184f, 213 Marti, K. 164, 222 Melito v. Sardes 282 Moufang, Ch. 31 Oudaan, J. F. 320 Pius XII. 305 Poppe, H. 139, 203 Quast, Th. 237 Reich, Ch. 324 Riedel, X. 187 Riethmüller, O. 54 Rommel, K. 82, 83 Rose, K. 84, 143 Schneider, M. G. 76 Schulz, F. 306 Schweizer, R. 324 Silesius, A. 37 Spee, F. 17, 19, 26, 27, 30, 31, 32, 36, 37, 38, 45, 65, 70, 107, 108, 140, 141, 150, 152, 155, 160, 159 Thomas v. Aquin 153 Thurmair, G. 26, 69, 75 Thurmair, M.-L. 75 Tisserant, J. 31 Tucher, G. Frh. v. 168 Valentin, G. 139 Vries, S. de 318, 324 Vulpius, M. 168, 174 Wackernagel, Ph. 168 Walter, S. 31, 106 Weiße, M. 17, 167, 168 Willms, W. 75, 76, 82, 238 Woodward, G. R. 320 Zenetti, L. 82, 224, 318, 323 <?page no="441"?> Das Verständnis und die Spiritualität des christlichen Glaubens haben sich im kirchlichen Raum der letzten Jahrzehnte spürbar verändert. Wie wirkt sich dieser Prozess auf den Umgang mit christlichen Kerninhalten aus? Die Studie geht der Frage am Beispiel des zentralen Themas der Auferstehung Jesu nach. Untersucht werden traditionelle und neue Osterlieder aus offiziellen evangelischen und katholischen Gesangbüchern des deutschen Sprachraums nach 1945 sowie aus offiziösen Sammlungen beider Konfessionen nach 1960. Im Anschluss an eine umfassende Bestandsaufnahme werden die häufigsten Lieder zunächst bezüglich ihrer Motive und Themen sowie theologischen Deutungen untersucht. Der anschließende Teil konzentriert sich auf den Ausdruck von Spiritualität, abgelesen an der sprachlichen Gestalt der Texte. Aufgrund des Vergleichs der Befunde aus den Bereichen des traditionellen und des neuen Liedgutes lassen sich Veränderungen und Trends erkennen, die im letzten Teil zusammenfassend und kritisch bilanzierend dargestellt werden.