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Erfolg mit Werten – Führungskräfte setzen Impulse

0130
2017
978-3-7720-5607-9
978-3-7720-8607-6
A. Francke Verlag 
Harald Danne
Oliver P. Müller

Über 40 erfolgreiche Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik geben wertvolle Einblicke in ihre ethischen Grundsätze und darüber, wie diese ihr Handeln leiten. Welche Werte sind Ihnen besonders wichtig? Was zeichnet eine "anständige" Führungskraft aus? Welche Kernbotschaften geben Sie jungen Menschen mit auf den Weg? Gibt es Grenzen der Ethik in einer globalisierten Welt? Auf diese und viele andere Fragen finden Sie Antworten - persönlich, konkret und pointiert. Sie erfahren an vielen Praxisbeispielen, wie Führungspersönlichkeiten souverän und mit kreativen Ideen an schwierige Fragen herangehen. Das Buch gibt inspirierende Impulse für alle Lebensbereiche. Ein jeder wird es mit Gewinn lesen.

<?page no="0"?> ISBN 978-3-7720-8607-6 Über 40 erfolgreiche Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik geben wertvolle Einblicke in ihre ethischen Grundsätze und darüber, wie diese ihr Handeln leiten. Welche Werte sind ihnen besonders wichtig? Was zeichnet eine „anständige“ Führungskraft aus? Welche Kernbotschaften geben sie jungen Menschen mit auf den Weg? Gibt es Grenzen der Ethik in einer globalisierten Welt? Auf diese und viele andere Fragen finden sie Antworten ‒ persönlich, konkret und pointiert. Sie erfahren an vielen Praxisbeispielen, wie Führungspersönlichkeiten souverän und mit kreativen Ideen an schwierige Fragen herangehen. Das Buch gibt inspirierende Impulse für alle Lebensbereiche. Ein jeder wird es mit Gewinn lesen. Impulsgeber: Manfred Bender · Sabine Bender-Suhr · Reiner Block · Wolfram Dette · Wolfgang Dondorf · Franz Eckardt · Gerhard Federer · Thomas Fehling · Eberhard Flammer · Marion Gottschalk · Hartmut Groos · Uwe Hainbach · Peter Hanker · Dietrich Heine · Helmut Hund · Ulrich Jakobi · Ulrich Jung · Rainer Kirchhübel · Stefan Koch · Reinhard Kubat · Friedhelm Loh · Roland Mandler · Jens Mohr · Fritz Müller · Norbert Müller · Torsten Müller-Kramp · Michael Parsch · Regine Pfeiff · Friedhelm Pfuhl · Wolf-Otto Reuter · Gerhard Röhm · Uwe Röndigs · Uwe Schäkel · Wilfried Schmied · Wolfgang Schuster · Hans-Joachim Selzer · Frank Sommerlad · Thomas Steffen · Werner Stubenrauch · Doris Süß-Schnadmann · Andreas Tielmann · Fritz Jürgen Weg · Matthias Willems · Volker Zimmermann · Thomas Zipp HA R A L D DANN E · O LI V E R P. MÜL L E R (H R S G .) Erfolg mit Werten ‒ Führungskräfte setzen Impulse www.francke.de DA NN E / MÜL L E R (H R S G .) Erfolg mit Werten 1. BAND 1. BAND <?page no="1"?> Prof. Dr. Harald Danne ist Professor an der Technischen Hochschule Mittelhessen und seit 2001 Leitender Direktor des Wissenschaftlichen Zentrums Duales Hochschulstudium. Er lehrt Wirtschafts- und Arbeitsrecht sowie Wirtschafts- und Unternehmensethik. Oliver P. Müller ist Berater, Hochschuldozent, Trainer und systemischer Coach. Seit 2003 lehrt er als Dozent an der Technischen Hochschule Mittelhessen Personal- und Organisationsentwicklung sowie Wirtschafts- und Unternehmensethik. <?page no="2"?> Harald Danne | Oliver P. Müller (Hrsg.) Erfolg mit Werten - Führungskräfte setzen Impulse <?page no="3"?> Ethik konkret! Herausgegeben von Harald Danne <?page no="4"?> Harald Danne Oliver P. Müller (Hrsg.) Erfolg mit Werten - Führungskräfte setzen Impulse Ethik konkret! 1. Band <?page no="5"?> Gedruckt mit freundlicher Unterstützung von CompetenceCenter Duale Hochschulstudien StudiumPlus e. V. Technische Hochschule Mittelhessen | University of Applied Science ( THM ) Regionalmanagement Mittelhessen GmbH Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http: / / dnb.ddb.de> abrufbar. © 2016 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72 070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem und säurefreiem Werkdruckpapier. Internet: www.francke.de E-Mail: info@francke.de Printed in Germany ISSN 2510-1463 ISBN 978-3-7720-8607-6 <?page no="6"?> 5 Inhalt Inhalt Vorwort � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 9 Geleitwort � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 13 „Mit Begeisterung Zukunft verantwortlich gestalten! “ � � � � � � � � � � � � � � � 15 Dr.-Ing. E. h. Friedhelm Loh | Inhaber und Vorstandsvorsitzender „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden�“ (Reinhold Niebuhr) � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 19 Fritz Müller | Vorstandsvorsitzender „Carpe diem! Genieße den Tag in all seinen Facetten�“ � � � � � � � � � � � � � � � � 23 Wolfgang Dondorf | Vorstandsvorsitzender „Fair play“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 27 Dr. Wolf-Otto Reuter | Vorstandsvorsitzender „Steter Tropfen höhlt den Stein�“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 31 Eberhard Flammer | Geschäftsführer „Optimistisch bleiben“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 35 Dr. Dietrich Heine | Vorstandsmitglied „Ehrlich währt am längsten�“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 39 Hans-Joachim Selzer | Geschäftsführender Gesellschafter „Es muss ein schlechter Schüler sein, der seinen Lehrer nicht übertrifft�“ (Leonardo da Vinci) � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 43 Dr. Peter Hanker | Vorstandssprecher „Ora et labora - bete und arbeite�“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 49 Norbert Müller | Vorsitzender der Geschäftsführung „Man darf sich selbst nicht so wichtig nehmen�“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 51 Ulrich Jakobi | Vorstandssprecher <?page no="7"?> 6 Inhalt „Du kannst keinen perfekten Tag leben, ohne etwas für einen Menschen zu tun, der niemals in der Lage sein wird, es wieder gutzumachen�“ (John Wooden) � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 55 Stefan Koch | Trainer „Tugenden sind wichtige Erfolgsfaktoren! “ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 59 Dr. Uwe Schäkel | Vorstandsvorsitzender „Mensch, werde wesentlich�“ (Angelus Silesius) � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 63 Helmut Hund | Geschäftsführer „Respekt und Aufrichtigkeit“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 67 Roland Mandler | Geschäftsführer „Familie und Beruf auf der Basis christlicher Werte zu leben und zu gestalten und dabei das Gegenüber zu achten, zu unterstützen und wertzuschätzen�“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 71 Fritz Jürgen Weg | Geschäftsführender Gesellschafter „Meine optimistische Grundhaltung, dass die Überraschungen des Lebens - selbst die weniger angenehmen - immer auch Chancen bieten, beruht auf Vertrauen in meinen Schöpfer und in die Menschen, die mich begleiten�“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 75 Uwe Hainbach | Geschäftsführer „Leben und leben lassen! “ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 79 Doris Süß-Schnadmann | Geschäftsführende Gesellschafterin „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg�“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 83 Manfred Bender | Vorstandsvorsitzender „Arbeit ist wichtig im Leben, aber nicht alles�“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 87 Gerhard Federer | Geschäftsführer „Klar im Ziel, fair im Umgang und offen für Neues�“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � 91 Andreas Tielmann | Hauptgeschäftsführer „Lass dir kein „X“ für ein „U“ vormachen� Hinterfrage ständig und lerne dazu�“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 95 Jens Mohr | Geschäftsführer <?page no="8"?> 7 „Das Leben ist ein einzigartiges Geschenk�“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 99 Marion Gottschalk | Geschäftsführende Gesellschafterin „Das Leben besteht immer aus Kompromissen�“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 103 Wilfried Schmied | Regierungspräsident „Beruflich ständig nach dem Besseren suchen und bei der Umsetzung niemals aufgeben�“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 107 Dr. Thomas Steffen | Geschäftsführer Forschung und Entwicklung „Um klar zu sehen, reicht oft ein Wechsel der Blickrichtung�“ (Antoine de Saint-Exupéry ) � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 111 Gerhard Röhm | Inhaber „Anerkenne dich selbst, dann findest du auch Anerkennung bei anderen�“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 115 Friedhelm Pfuhl | Fachbereichsleiter für Schulen und Bildung „Sei neugierig, aufgeschlossen und beharrlich! “ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 119 Dr. Torsten Müller-Kramp | Geschäftsführer Produktion „Aus allem das Beste machen - in allen Situationen“ � � � � � � � � � � � � � � � � 123 Reiner Block | Geschäftsführer „Die Zukunft ist ein Geheimnis, die Gegenwart ist ein Geschenk�“ � � � � � 127 Volker Zimmermann | Bürgermeister „Humor ist, wenn man trotzdem lacht�“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 131 Wolfgang Schuster | Landrat „Stillstand ist Rückschritt�“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 135 Frank Sommerland | Geschäftsführer „Es ist keine Schande an seine Grenzen zu kommen� Aber es ist eine, es nicht ausprobiert zu haben�“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 139 Thomas Fehling | Bürgermeister „Behandele andere Menschen immer so, wie du auch selber behandelt werden möchtest! Gehe immer vom Besten aus - Gib dein Bestes - Erkenne dich selbst�“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 143 Sabine Bender-Suhr | Geschäftsführerin Inhalt <?page no="9"?> 8 „Jeder Tag hat etwas Positives�“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 147 Dr. Regine Pfeiff | Ethik & Compliance Direktor „Gemeinsam sind wir stark! “ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 151 Wolfram Dette | Oberbürgermeister „Sei Dir selbst treu�“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 155 Dr. Thomas Zipp | Geschäftsführer „Das Leben ist viel zu bunt und vielfältig, um es mit einem Etikett zu kennzeichnen�“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 159 Dr. Reinhard Kubat | Landrat „Mach, wozu du berufen und begabt bist! “ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 163 Dr. Uwe Röndigs | Chefredakteur „Sorge in allen Beziehungen für eine Ausgewogenheit von Geben und Nehmen, und fange mit dem Geben an�“ � � � � � � � � � � � � � � � � 167 Werner Stubenrauch | Geschäftsführender Gesellschafter „Der einzige Weg, großartige Arbeit zu leisten, ist, diese zu lieben�“ (Steve Jobs) � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 171 Franz-Gerhard Eckardt | Director Sales Baustofftechnik weltweit „Denke nicht so oft an das, was Dir fehlt, sondern an das, was Du hast! “ 175 Michael Parsch | Geschäftsführer „Achtet alle Menschen - egal welche Religion oder Hautfarbe�“ � � � � � � � 179 Hartmut Groos | Chief Executive Officer „Erfolg ist kein großer Schritt in der Zukunft, sondern ein kleiner Schritt heute�“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 183 Rainer Kirchhübel | Geschäftsführer „Vergiss nie Deine Wurzeln; bleib authentisch und glaubhaft�“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 187 Ulrich Jung | Kaufmännischer Geschäftsführer Bildnachweis � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 190 Inhalt <?page no="10"?> 9 Vorwort Vorwort Die Vorgeschichte dieses Buches reicht bis in das Jahr 2004 zurück. In diesem Jahr war erstmals eine bedeutende Unternehmerpersönlichkeit Gast des Moduls „Ethik- und Unternehmergespräch“. Während des Gesprächs erhielten die Studierenden wertvolle Einblicke in sehr persönliche ethische Grundsätze, und die jungen Menschen konnten vom reichhaltigen Erfahrungsschatz eines Unternehmers profitieren. Über vierzig Mal standen inzwischen Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik den Studierenden beim Unternehmergespräch Rede und Antwort. Die vielfältigen Einblicke haben nicht nur unsere Studierenden und zukünftigen Fach- und Führungskräfte nachhaltig beeindruckt, sondern stießen auch in der Presse auf große Resonanz. Die außergewöhnlichen Gespräche und vielfältigen Impulse und Anregungen möchten wir mit dieser Publikation festhalten und einem breiten Leserkreis zugänglich machen. Jeder Mensch braucht für eine sinnhafte Lebensführung wie für eine verantwortliche Berufsausübung Orientierungshilfen bei ethischen Entscheidungen. Das ist nicht neu, tritt aber angesichts der vielen aktuellen spektakulären Skandale und Krisen um beispielsweise Korruption, Steuerhinterziehung, Abgasskandal oder Sozialbetrug verstärkt ins Bewusstsein. All das wirft grundlegende, ja existentielle Fragen nach den Fundamenten des Zusammenlebens auf. Die Frage, was unsere Gesellschaft trägt und was sie nachhaltig zusammenhält, berührt die tiefe Sehnsucht jedes Menschen nach einem verantwortlichen und wahrhaftigen Leben. Dieses Buch bietet keine Standardlösungen oder Patentrezepte. Vielmehr soll es dem Leser zu gedanklicher Klarheit verhelfen, seine Urteilsfähigkeit schärfen und dazu beitragen, sich eine eigenständige Meinung darüber zu bilden, welche Werte und Regeln bei Problemlösungen auch im interkulturellen Umfeld hilfreich sein können. Die Vielzahl erfolgreicher Rat- und Impulsgeber lässt den Leser an vielen Praxisbeispielen erkennen, wie Führungspersönlichkeiten souverän und mit kreativen Ideen konkret an schwierige Fragen herangehen. Es wird deutlich, wie situativ und komplex die Herausforderungen jeweils sind und dass es für ethische Fragenstellungen nie nur die eine richtige Lösung geben kann. In diesem wohlverstandenen Sinne können die Impulsgeber eine Vorbildfunktion einnehmen. Vorbilder sind nie perfekt, auch sie haben Fehler und Schwächen. Sie zeigen uns damit unsere eigene Begrenztheit und inspirieren uns, an unseren Einstellungen zu arbeiten. Sie fordern uns implizit auf, Dinge besser zu machen, eigene Schwächen zu überwinden und die eigenen Stärken sinnerfüllt einzusetzen. Sie zeigen, dass „es“ machbar ist und können dazu motivieren, selbst an seinen Zielen und Träumen zu arbeiten. Dieses soziale Lernen ist vielfach umfassender und schneller als über Versuch und Irrtum; Biographien sind aus diesem Grund die ewigen Bestseller. <?page no="11"?> 10 Vorwort Alle Entscheidungen, und damit auch die unternehmerischen, werden von Menschen mit ihren jeweils sehr persönlichen Werten getroffen. Noch nie zuvor wurden Entscheidungen so schnell, so vielfältig, so kritisch und mit einer solchen Reichweite beurteilt wie heute - noch nie war die Verantwortungsdichte so hoch. Aufgabe eines werteorientierten Hochschulstudiums ist es daher, neben der Vermittlung des fachlichen Wissens auf höchstem Niveau gleichzeitig die verantwortliche Urteils- und Entscheidungsfähigkeit des Einzelnen zu stärken. Wir danken den Autoren für ihr Vertrauen in das Konzept des Moduls und die Zeit, die sie sich genommen haben, um den Studierenden Einblicke in ihre persönlichen Biographien und Wertvorstellungen zu geben und ihre Gedanken zum schier unerschöpflichen Themenfeld Ethik mit uns zu teilen. Ebenso gilt unser Dank für die engagierte Manuskripterstellung. Die Autoren haben uns ihr Lebensmotto und die wichtigste Kernbotschaft für junge Menschen mitgeteilt. Aus einem Fragenkatalog von sieben Fragen haben sie sodann eine, mehrere oder alle Fragen beantwortet. An den Antworten wird deutlich, dass es für ethische Probleme und interkulturelle Besonderheiten nicht immer einfache Lösungen gibt und dass auf dieselbe Frage eine ganze Reihe von Antworten „richtig“ sein kann. Auf die in dieser Publikation besonders betonten „Impulse“ haben uns unsere Studierenden in der Reflexion aufmerksam gemacht. An unsere gemeinsamen Unternehmergespräche erinnern wir uns gerne und mit großer Freude zurück; sie standen jeweils unter einem Jahresmotto: u. a. „Preis der Ethik - Ethik ohne Grenzen? “; „Verantwortung und Verbindlichkeit“; „Fairness und Werte in der Krise“; „Werteorientierung - Ein Balanceakt zwischen Anspruch und Wirklichkeit“; „Bewusstsein Wohlstand“ und „Leben ohne Vorschriften und Regeln - Wo liegen die Grenzen der Toleranz? “ Der Abschnitt „Profil“ fußt auf der Pressemitteilung, die im Anschluss an das Kamingespräch verfasst und von der regionalen Presse veröffentlicht wurde; die Pressemitteilung wurde für diese Veröffentlichung teilweise aktualisiert und ergänzt. Die Vorstandsvorsitzenden des Wirtschaftsvereins der Partnerunternehmen Herr Dr. Uwe Schäkel (bis 2013) und Herr Norbert Müller haben das Ethikmodul mit seinen interkulturellen Aspekten und die Unternehmergespräche intensiv begleitet und befördert, hierfür sprechen wir unseren tiefen Dank aus. Ebenso herzlich danken wir dem ehemaligen Präsidenten der Technischen Hochschule Mittelhessen Herr Professor Dr. Günther Grabatin (2006-2016), der mit seiner Unterstützung für das Ethikmodul klar gezeigt hat, welch hohen Stellenwert die Thematik in der Hochschulbildung genießt. Dies gilt gleichermaßen für den seit 2016 amtierenden Präsidenten Herrn Professor Dr. Matthias Willems, dem wir zudem für das Geleitwort zu diesem Buch sehr verbunden sind. Den Wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Frau Harciye Agirman-Ortac, Frau Nina Wiche und Frau Kristina Barchfeld sind wir für die Mitgestaltung und Begleitung des Ethikmoduls und Frau Janika Wiesner für die vielfältige und umfassende Unter- <?page no="12"?> 11 Vorwort stützung bei der redaktionellen Erstellung des Buches zu großem Dank verpflichtet. Liebe Leserinnen und Leser, seien Sie bereit für Inspiration. In diesem Buch geht es nicht um Wissensfragen und auch nicht um objektiv überprüfbare Antworten, vielmehr sollen Sie die Fragen und Antworten dazu anregen, spannenden und facettenreichen Fragen des menschlichen Miteinanders - auch unterschiedlicher Kulturen - offen und reflektiert zu begegnen und nach eigenen Antworten zu suchen. Es geht inhaltlich um die Königsfragen, die sich in allen Lebenslagen stellen und die keinen Menschen loslassen. Wir hoffen daher, dass die Impulse die Fragen möglichst vieler Leserinnen und Leser treffen. Prof. Dr. Harald Danne; Oliver P. Müller, M. A. Herausgeber <?page no="14"?> 13 Geleitwort Geleitwort „Was soll ich tun? “ Auf Kants klassische Grundfrage der Ethik können die Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften keine Antwort geben. Betriebswirte und Techniker brauchen aber für eine verantwortliche Praxis Orientierung bei ethischen Entscheidungen. Das ist nicht neu. Es tritt allerdings angesichts aktueller Skandale in der deutschen Wirtschaft verstärkt ins Bewusstsein. Die Liste der einst renommierten Unternehmen, die systematisch gegen Gesetze verstoßen haben, wird immer länger. Angesichts der jüngsten Skandale von Deutscher Bank und Volkswagen kommt die Wochenzeitung „Die Zeit“ zu dem Schluss: „Der traditionelle Glaube an die Rechtschaffenheit deutscher Manager und Funktionäre ist weitgehend zerstört.“ Selbst der ADAC , lange Zeit die vertrauenswürdigste Institution der Deutschen, und der Fairness propagierende Deutsche Fußballbund haben sich offenbar gravierende Fehler zu Schulden kommen lassen. Dax-Unternehmen richten Vorstandsressorts für Compliance (Integrität und Recht) ein, um die Probleme in den Griff zu bekommen. Dabei geht es nicht nur um das gute Gewissen von Führungskräften und Mitarbeitern, sondern um viel Geld. Denn wer erwischt wird, dem drohen Strafen und hohe Schadenersatzforderungen. Dass klare ethische Grundsätze für den nachhaltigen Unternehmenserfolg wichtig sind, ist an der TH Mittelhessen herrschende Lehrmeinung. Wir wissen ebenso, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fähig sein müssen, diese Grundsätze in der betrieblichen Praxis zu beherzigen. Und uns ist auch klar, dass Führungskräfte hier eine Vorbildfunktion haben. Das gilt in gleicher Weise für das erfolgreiche Zusammenleben unterschiedlicher kultureller Identitäten. Deshalb bietet die TH Mittelhessen in ihren fünf grundständigen dualen Studiengängen bei StudiumPlus seit mehr als zehn Jahren ein verbindliches Modul „Ethik und Unternehmergespräche“ an. Das Lehrkonzept der Veranstaltung realisiert den Anspruch von StudiumPlus, Lehrinhalte fachlich auf höchstem Niveau und gleichzeitig praxisnah zu vermitteln. Durch eine Vielfalt von Arbeitsformen fördert es zugleich soziale wie interkulturelle Kompetenzen, die Voraussetzung für Erfolge in Beruf und Privatleben sind. Das Modul „Ethik und Unternehmergespräch“ ist bei StudiumPlus für alle dual Studierenden verbindlich in den Lehrplan integriert; womit der TH Mittelhessen insoweit eine bundesweite Pionierfunktion in der deutschen Hochschullandschaft zukommt. StudiumPlus ist ein innovatives duales Studienangebot, an dem mittlerweile über 700 Unternehmen der Region als Kooperationspartner beteiligt sind. In den Bachelor- und Master-Studiengängen bereiten sich zurzeit mehr als 1 200 Studen- <?page no="15"?> 14 Geleitwort tinnen und Studenten an der Hochschule und im Betrieb auf ihre Berufstätigkeit vor. Das Studium vermittelt praxisnahes Fachwissen. Die Entwicklung außerfachlicher Kompetenzen gehört ebenfalls zum Studienprogramm. Denn nicht nur Wissen, sondern auch Werte und Kompetenzen sind Voraussetzung für ein erfolgreiches Berufsleben und die Integration in ein Sozialgefüge, das zunehmend interkulturell bestimmt wird. Für das Modul „Ethik und Unternehmergespräche“ ist als Ziel definiert, dass „die Studierenden (…) die Bedeutung von persönlichen Einstellungen und Verhaltensmustern, von Erfahrungswerten bei Problemlösungen und - z. B. interkulturell bedingten - Interessengegensätzen im täglichen Miteinander (erkennen). Sie verlassen hergebrachte Denkmuster und begreifen neue Herausforderungen als Chance“. Wie das gesamte duale Studium setzt auch die Ethikveranstaltung darauf, Lernen auf solider theoretischer Grundlage praxisnah und eigenverantwortlich zu gestalten. Zentraler Bestandteil des Ethikmoduls ist ein zweitägiger Workshop. Er bietet den Seminarteilnehmern Ruhe und optimale Arbeitsbedingungen. Sie erproben das bisher Gelernte in Übungen, Gruppenarbeit und Reflexionsrunden. Übungsspiele, die zum Beispiel Dilemmastrukturen auflösen sollen oder Einigungszwänge unter Zeitdruck simulieren, gehören ebenfalls zum Programm. Höhepunkt des Workshops ist das abendliche „Unternehmergespräch“, zu dem jeweils ein Unternehmer oder hochrangiger Manager eingeladen wird. Die Studierenden haben in diesem Gespräch Gelegenheit, Fragen der Ethik im unternehmerischen Alltag mit denjenigen zu diskutieren, die tatsächlich Entscheidungen von großer Tragweite für Menschen, Unternehmen und Umwelt treffen. Über 40 dieser erfolgreichen Führungskräfte, die alle engagiert und mit großer Ernsthaftigkeit das Kamingespräch geführt haben, kommen in diesem Buch noch einmal zu Wort. Wir haben sie nach ihrem Lebensmotto gefragt und nach den wichtigsten Botschaften, die sie jungen Menschen mit auf ihren Lebensweg geben möchten. Das vorliegende Buch ist nicht nur für Studentinnen und Studenten, die sich auf ihr Berufsleben vorbereiten, eine anregende Lektüre; ein jeder wird es mit Gewinn lesen. Prof. Dr. Matthias Willems Präsident der Technischen Hochschule Mittelhessen <?page no="16"?> Friedhelm Loh Mit Begeisterung Zukunft verantwortlich gestalten 15 Dr.-Ing. E. h. Friedhelm Loh „Mit Begeisterung Zukunft verantwortlich gestalten! “ Friedhelm Loh, Dr.-Ing. E. h. Inhaber und Vorstandsvorsitzender Friedhelm Loh Stiftung & Co. KG Jahrgang 1946 verheiratet, drei Kinder Berufliche Laufbahn seit 1974: Gesellschafter und Vorsitzender der Geschäftsführung der Rittal GmbH & Co. KG , Herborn seit 1989: Inhaber und Vorstandsvorsitzender Friedhelm Loh Stiftung & Co. KG , Haiger Mitgliedschaften / Ehrenämter Ehrenpräsident Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e. V. ( ZVEI ) Aufsichtsratsmitglied Deutsche Messe AG Hannover Aufsichtsratsmitglied KUKA Aktiengesellschaft Senator Fraunhofer Gesellschaft Vorstandsvorsitzender der Stiftung Christliche Medien Vorstand Bibellesebund Stiftungsratsmitglied Stiftung Volkenroda Aufsichtsratsmitglied der Klöckner & Co SE u. a. Auszeichnungen Bundesverdienstkreuz Hessischer Verdienstorden Samariterkreuz in Gold Dieselmedaille Ehrenmedaille THM -StudiumPlus u. v. a. Aktivität bei THM -StudiumPlus: Gründungsmitglied Impulse „Werte spielen in Unternehmen eine bedeutende Rolle und müssen von den Führungskräften permanent vorgelebt werden, damit sie sich auch bei den Mitarbeitern langfristig durchsetzen.“ „Unternehmenswerte auf dem Papier sind mir nicht wirksam genug.“ „Ehrlichkeit wird als Grundsatz verwässert, wenn man Notlügen zulässt und hier und da ein Auge zudrückt. Besser ist es, einen Fehler einfach zuzugeben.“ „Sehen Sie Arbeit nicht nur als Mittel, um Geld und Wohlstand zu erlangen, sondern auch als wertvollen Lebensinhalt.“ „In meiner Bibel steht nirgendwo was von Rente. Da steht was von Gaben und dem Einsetzen von Gaben. Solange mir Gott die Kraft gibt, werde ich weitermachen.“ „Langfristige Werte schaffen Vertrauen, das sich auszahlt.“ <?page no="17"?> Friedhelm Loh Mit Begeisterung Zukunft verantwortlich gestalten 16 Profil „Ethik ist der Umgang miteinander, orientiert an einer gemeinsamen Lebensform.“ So einfach und treffend definierte Friedhelm Loh, Unternehmer und Vorstandsvorsitzender des Friedhelm Loh Group mit Sitz in Haiger, den scheinbar schwer zu fassenden Begriff. Der Unternehmer steht 78 Gesellschaften mit weltweit über 11 000 Beschäftigten vor - darunter der Systemanbieter für Gehäuse- und Schaltschranktechnik Rittal GmbH & Co. KG . Die Unternehmensgruppe ist insbesondere in den Bereichen Maschinenbau, Elektrotechnik / Automation, Informationstechnologie, Prozessindustrie und Verkehrstechnologie aktiv. Gegründet im Jahr 1961 von Friedhelm Lohs Vater wurde aus dem mittelständischen Familienunternehmen über die Jahre ein Global Player mit 18 internationalen Produktionsstätten in Europa, Asien sowie Nord- und Südamerika. Friedhelm Loh stellte sich differenziert und stets authentisch auch unbequemen Fragen: „Haben Sie schon einmal einen Mitarbeiter persönlich entlassen müssen? “ Der gläubige Christ antwortete ehrlich und gerade heraus. Entlassungen seien immer das Schwierigste. Vor dem Hintergrund der aktuellen Wertefragen im Wirtschafts- und Gesellschaftsbereich wurde nicht nur diskutiert, was Ethik im eigentlichen Sinne bedeutet, sondern auch, ob es generelle Verhaltensregeln für eine erfolgreiche Unternehmensführung gebe. Darauf antwortete Loh mit dem Stichwort „Verbindlichkeit“: Werte wie Ordnung, Ehrlichkeit, die Einhaltung von Spielregeln und soziale Kompetenz seien das A und O. Und ein gutes Betriebsklima habe immer mit gegenseitigem Vertrauen zu tun. „Wichtig ist, dass Führungskräfte die Grundsätze selbst leben und immer wieder in die Diskussion hineinbringen“, so Loh. Wichtig sei es außerdem, gemeinsame Ziele und Werte zu definieren. Wer einen Grundsatz über Bord werfe, bloß weil er selber einmal einen Fehler gemacht habe, wirke nicht mehr glaubhaft. „Am Menschen macht man immer wieder Fehler - auch ich habe oft Fehler gemacht. Es muss einem dann gelingen, zuzugeben: Das war falsch! “ Einhundertprozentige Konsequenz sei der Weg zum Erfolg. [Das Gespräch fand am 7. Mai 2004 statt.] <?page no="18"?> Friedhelm Loh Mit Begeisterung Zukunft verantwortlich gestalten 17 Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Arbeit sollte mehr sein als nur ein Mittel, um Geld und Wohlstand zu erlangen. Wirklich erfolgreich ist, wer im Beruf auch Sinn, Erfüllung und wertvollen Lebensinhalt findet. Dazu braucht es Begeisterung, Offenheit, Veränderungsbereitschaft und den Mut, immer wieder neue Chancen zu ergreifen. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Vertrauen, Verbindlichkeit und Verantwortungsbewusstsein. Ich selbst bin stark durch christliche Werte geprägt, die in meiner Überzeugung auch im betrieblichen Kontext gelebt werden müssen. Gewinn und Moral schließen sich nicht aus. Im Gegenteil: Erst durch werteorientiertes Handeln können sich vertrauensvolle Beziehungen zu Mitarbeitern und Kunden entwickeln, die letztlich Basis sind für einen langfristigen Erfolg. Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? In unserer unternehmenseigenen Akademie haben wir vielfältige Möglichkeiten durch Trainings, Seminare, Workshops oder Coachings die Unternehmenswerte zu transportieren und für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter greifbar zu machen. Die Sensibilisierungsarbeit ist ein dauerhafter Prozess. Sie beginnt bereits bei unseren Auszubildenden und setzt sich fort bis zum Top-Management. Im Alltag sind die wichtigsten Vermittler unserer Unternehmensethik die Führungskräfte, die aber nicht nur durch Reden, sondern vor allem durch ihr Handeln erkennen lassen müssen, worauf es uns in Sachen Ethik und Moral ankommt. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? die christlichen Werte in unserer Gesellschaft wieder mehr Gewicht bekämen. Aus diesem Grund habe ich u. a. die Stiftung Christliche Wertebildung ins Leben gerufen, die jungen Menschen eine am christlichen Menschenbild orientierte Erziehung ermöglichen soll. <?page no="20"?> Fritz Müller Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann 19 Fritz Müller „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ (Reinhold Niebuhr) Impulse „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ „Ethische Grundsätze werden einem von der Wiege an mitgegeben und durch Vorbilder geprägt.“ „Was du nicht willst, was man dir tut, das füg auch keinem anderen zu.“ „Du musst durch Täler gehen, um Höhen zu erreichen.“ „Offenheit ist die Grundvoraussetzung menschlichen Miteinanders und somit für gute Führung.“ „Du musst den Standort auch mal wechseln, um einen neuen Blickwinkel zu bekommen.“ „Veränderung fängt bei mir an.“ Fritz Müller, Dipl.-Verwaltungswirt Vorstandsvorsitzender AOK Hessen (bis 2015) gegenwärtige Position: im Ruhestand Jahrgang 1948 verheiratet, zwei Töchter Ausbildung / Studium: Diplom-Verwaltungswirt Hobbies: Wandern, Trekking, Reisen, Wein und Essen Berufliche Laufbahn seit 1993: Mitglied der Geschäftsführung der AOK Hessen seit 1996: Mitglied des Vorstands seit 2002: Vorstandsvorsitzender Mitgliedschaften / Ehrenämter Beirat Willy Robert Pitzer Stiftung Aktivitäten bei THM -StudiumPlus: Gründungsmitglied, Mitglied des Kuratoriums, Dozent <?page no="21"?> Fritz Müller Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann 20 Profil Schließen Wirtschaft und Ethik einander aus? Dies war eine der Kernfragen, mit denen sich die Studierenden auseinander zu setzen hatten. Vorrangig ging es dabei um Unternehmensethik in Zeiten leerer Kassen, „ein zeitlos aktuelles Thema“, so Fritz Müller, der Vorstandsvorsitzende der AOK Hessen (im Amt bis Ende 2015). Gegründet wurde die AOK Hessen 1993. Sie entstand aus dem Zusammenschluss von 20 selbstständigen hessischen AOK n mit dem damaligen Landesverband. Die AOK Hessen ist die mitgliederstärkste Krankenkasse in Hessen. In Bad Homburg vor der Höhe hat die Kasse ihren Hauptsitz. In 53 Beratungscentern sowie über Callcenter werden die über 1 500 000 Versicherten (davon ungefähr 1 100 000 Mitglieder) und etwa 100 000 Firmenkunden betreut. Damit ist gut ein Viertel der hessischen Bevölkerung AOK -versichert. Es soll eine Welt sein, die von mehr Menschlichkeit, Verständnis und Offenheit geprägt ist, berichtete Müller. Eine klare Absage erteilte er also der gegenwärtigen Kälte in den meisten Betrieben. Auch das Instrumentarium auf dem Wege dorthin legten die einzelnen Projektgruppen vor. Von Verantwortung und der sie tragenden Säule war da viel die Rede. Diese sind nach Ansicht der Studenten unter anderem Wertschätzung und Risikobereitschaft, Vertrauen, Nähe, aktive und passive Kritikfähigkeit, Gleichbehandlung und Teamfähigkeit. Dem Lernziel entsprechend hatte sich natürlich auch ein Team mit der Verantwortung in der medizinischen Versorgung zu befassen. Dabei scheuten sich die Teilnehmer nicht, die verschiedenen Faktoren zu hinterfragen, welche die medizinische Versorgung beeinflussen. Sie stellten Qualität und Wirtschaftlichkeit gegenüber und suchten die Balance zwischen Leistungsbeschränkung, Gewinnmaximierung und Budgetierung. Sicher kein leichtes Unterfangen angesichts diverser Schieflagen auf diesen Feldern. [Das Gespräch fand am 5. Juni 2004 statt.] Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Das Reden muss deckungsgleich mit dem Handeln sein - und führen Sie immer so, wie Sie gerne geführt werden würden. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Wertschätzung gegenüber allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Keine „Härte“, aber konsequentes Führen ist wichtig. <?page no="22"?> Fritz Müller Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann 21 Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Man muss Menschen mögen und mit Freude führen. Auch in Stresssituationen sollte man stets fair bleiben. Jeder Mitarbeiter hat ein ganz spezielles Potenzial, dieses gilt es zu entwickeln. Ein guter Führungsstil entsteht nicht durch vermeintlich allgemeingültige Theorien, sondern durch einen situativen Führungsansatz. Entscheidend ist es, als Person authentisch zu sein. Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Grau ist hier alle Theorie: Ethische Grundsätze sollten auf Führungsebene vorgelebt werden. Wo sehen Sie die Grenzen der Unternehmensethik in einer globalisierten Welt? Zwischen Marktorientierung und ethischen Grundsätze kann eine Diskrepanz entstehen. Dieser sollte man sich bewusst sein und nicht von seinen ethischen Grundsätzen abweichen. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? zwischenmenschliche Wertschätzung und Respekt seltener vernachlässigt würden. <?page no="24"?> Wolfgang Dondorf Carpe diem! Genieße den Tag in all seinen Facetten 23 Wolfgang Dondorf „Carpe diem! Genieße den Tag in all seinen Facetten.“ Wolfgang Dondorf, Dipl.-Ingenieur Vorstandsvorsitzender Pfeiffer Vacuum AG (bis 2007) gegenwärtige Position: im Ruhestand Jahrgang 1944 verheiratet Ausbildung / Studium: Studium der Elektrotechnik an der RWTH Aachen Hobbies: Flugzeuge fliegen mit europäischer und amerikanischer Pilotenlizenz, Segeln, Reisen, Lesen, Handwerkern Berufliche Laufbahn 1971-1978: Technischer Leiter Sprague Electric, Rheydt und Genf 1979-1982: Geschäftsführer Square D, Gummersbach 1983-1989: Geschäftsführer Pulsotronic, Gummersbach 1990-1994: Geschäftsführer King Plastic, Gummersbach 1994-1996: Geschäftsführer Balzers-Pfeiffer, Aßlar 1996-2007: Vorstandsvorsitzender Pfeiffer Vacuum AG , Aßlar Aktivität bei THM -StudiumPlus: Gründungsmitglied Impulse „Von meinen Mitarbeitern fordere ich viel Leistung. Dabei ist es aber wichtig, dies selber vorzuleben.“ „Man muss von innen brennen, um andere anzustecken.“ „Wer lügt muss ein gutes Gedächtnis haben.“ „Jede Führungskraft bekommt die Mitarbeiter, die sie verdient.“ „Entscheidend ist es, die Verantwortung für seine Fehler zu übernehmen, denn den Hauptverantwortlichen sehe ich morgens beim Rasieren im Spiegel.“ „Bei schwierigen Entscheidungen setze ich auf die Vier-Fragen-Probe von Rotary: Ist es wahr? Ist es fair für alle Beteiligten? Wird es Freundschaft und guten Willen fördern? Wird es dem Wohl aller Beteiligten dienen? Kann ich alle vier Fragen mit ja beantworten, weiß ich, dass ich diese Entscheidung mit gutem Gewissen treffen kann.“ <?page no="25"?> Wolfgang Dondorf Carpe diem! Genieße den Tag in all seinen Facetten 24 Profil In Krisenzeiten entließ er keine Mitarbeiter, sondern reduzierte ihre Arbeitszeit vorübergehend auf vier Tage pro Woche bei der Weiterzahlung des vollen Gehalts. Ethik und Werte gehören für ihn zum normalen menschlichen Verhalten. Darin bildet das Geschäftsleben keine Ausnahme. Den schlechten Ruf, den die Wirtschaft mittlerweile „genießt“, hält er für begründet, denn der 61-Jährige kennt noch Zeiten, in denen Gespräche per Handschlag abgeschlossen werden konnten. Wolfgang Dondorf ist Vorstandvorsitzender der Aßlarer Pfeiffer Vacuum Technology AG (im Amt bis Ende 2007). Der international tätige Maschinenbaukonzern Pfeiffer Vacuum Technology AG ist insbesondere im Geschäftsfeld Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Vakuumpumpensystemen bzw. -komponenten aktiv. Der Konzern hat seinen Hauptsitz in Aßlar in Mittelhessen und betreibt weltweit mehr als 20 Tochtergesellschaften. Gegründet wurde das Unternehmen 1890 von Arthur Pfeiffer, der die Öl-Luftpumpe erfand. Bis 1926 avancierte Pfeiffer zum führenden Unternehmen der Vakuumtechnik. Pfeiffer Vacuum ging 1996 an die New Yorker Börse und war der erste deutsche Mittelständler, der diesen direkten Schritt wagte. Im Jahr 1998 ging Pfeiffer Vacuum auch an die Deutsche Börse in Frankfurt am Main, im Segment Neuer Markt (heute Tec DAX ). Mit 2 258 Mitarbeitern erwirtschaftete das Unternehmen 2014 einen Umsatzerlös von rund 406 Mio. Euro. „Den Hauptschuldigen habe ich heute Morgen beim Rasieren im Spiegel gesehen.“ Mit diesem Satz fasste Dondorf sein Verständnis von Verantwortung zusammen. „Wenn jeder immer nur mit dem Finger auf andere zeigt, kommt man kein Stück weiter.“ Als Chef von so vielen Mitarbeitern sieht er sich verpflichtet, auch in moralischen Fragen mit gutem Beispiel voranzugehen. Ethik verstehe er als verbindliches und verantwortungsvolles Handeln und als Respekt vor anderen Menschen. Den langjährigen Erfolg seines Unternehmens führt Dondorf auf ehrliches Geschäftsgebaren und den gesunden Menschenverstand zurück. Einer Ethik, verstanden als Luxus, für den die Grundlagen erst erwirtschaftet werden müssten, steht er skeptisch gegenüber, bedeutet sie doch, dass Betriebe, wenn es ihnen finanziell schlecht gehe, weniger moralisch agierten. Für den Vorstandsvorsitzenden ist Ethik etwas, das die Mitarbeiter von außen in die Betriebe hineinbringen und grundlegend für den Bereich der Arbeit ist. Der Umgang mit Menschen sei ein Schlüsselfaktor für die gelungene Zusammenarbeit. Wenn er etwas mit einem Mitarbeiter besprechen wolle, bestelle er ihn niemals zu sich ins Büro, sondern begebe sich auf dessen Territorium. Dies sei für ihn die Rahmenbedingung für ein offenes Gespräch. „Auf das Chefsein gebe ich nicht viel. Wenn man die Kreativität seiner Mitarbeiter nutzen will, muss man ihnen auf gleicher Augenhöhe begegnen“, sagte er. „Besonders wichtig bei auftretenden Problemen ist, das Selbstwertgefühl seines Gegenübers nicht zu verletzen. Die Arbeit <?page no="26"?> Wolfgang Dondorf Carpe diem! Genieße den Tag in all seinen Facetten 25 soll ja weiterhin Spaß machen. Das geht nur, wenn Menschen nicht dauernd ein schlechtes Gewissen wegen eines Fehlers oder ständig Angst um ihren Arbeitsplatz haben.“ [Das Gespräch fand am 29. April 2005 statt.] Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Was immer Du tust, tu’ es mit großem Engagement. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Es kann keine wirkliche Balance zwischen Beruf und Privatleben geben. Der größte monolithische Block des Wachseins sind die acht bis zehn Stunden im Unternehmen. Das Privatleben kann deshalb nur eingeschränkt stattfinden. Diese knappe Zeit gilt es dann bewusst und entspannt mit der Familie zu erleben. Dabei tritt die reine Zahl der Freizeitstunden in den Hintergrund. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Aufrichtigkeit, Geradlinigkeit und Verlässlichkeit Welche betriebsethische Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen? Was ist eine betriebsethische Entscheidung? Am schwersten ist mir immer gefallen, Mitarbeiter entlassen zu müssen. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Engagement, Ehrlichkeit, Geradlinigkeit, Kommunikationsfähigkeit und jederzeit ein Vorbild sein. Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Ich bin heute Rentner, aber zu meiner aktiven Zeit habe ich immer versucht, durch vorbildliches Verhalten, die Mitarbeiter zur Nachahmung anzuhalten. Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Der Begriff ist zwar auch ein Modebegriff, aber ein Unternehmen ohne ein solides Fundament mit ethischen Grundsätzen hat auf Dauer keine Chance. <?page no="27"?> Wolfgang Dondorf Carpe diem! Genieße den Tag in all seinen Facetten 26 Wo sehen Sie die Grenzen der Unternehmensethik in einer globalisierten Welt? Für eine klare Linie mit nachvollziehbaren ethischen Verhaltensweisen gibt es keine Alternative. Auch wenn die Trickser manchmal kurzfristigen Erfolg verbuchen, werden sie am Ende alle scheitern. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? es weniger Egoismus, Arroganz und Ignoranz gäbe. <?page no="28"?> Wolf-Otto Reuter Fair play 27 Dr. Wolf-Otto Reuter „Fair play“ Wolf-Otto Reuter, Dr. rer. nat. Vorstandsvorsitzender Leica Microsystems (bis 2008) gegenwärtige Position: Ruhestand, selbstständiger Berater - Strategie, Innovation, Markenmanagement Jahrgang 1945 verheiratet, zwei Kinder Ausbildung / Studium: Diplom-Biologe, Dr. rer. nat. - Biophysik, Justus Liebig Universität Gießen Hobbies: Sport generell, Alpinismus, Ski alpin und Skilanglauf, Fotografie Berufliche Laufbahn Wissenschaftlicher Mitarbeiter Universität, Optische Industrie und Messtechnik, vom Entwickler bis zum Vorsitzenden der Geschäftsführung Leica Microsystems Mitgliedschaften / Ehrenämter IHK Innovationsforum Vorstand Netzwerk OEM Wetzlar Vorstand Industrieverband Spectaris Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft Aktivität bei THM -StudiumPlus: Gründungsmitglied, Dozent Impulse „Ein entscheidender beruflicher Erfolgsfaktor ist Flexibilität.“ „Fehler sollte man akzeptieren können - bei sich und bei anderen.“ „Seien Sie auf Wechsel eingestellt! “ „Familie ist ein wichtiger Bestandteil des Lebens.“ „Bei internationalen Kontakten im Berufsleben ist es unerlässlich, kulturelle Unterschiede zu akzeptieren.“ „Wahrer Wohlstand ist für mich Frieden, Gesundheit, Familie und schließlich Erfolg.“ „Bei der Berufswahl sollte man seinen Leidenschaften folgen.“ <?page no="29"?> Wolf-Otto Reuter Fair play 28 Profil „Unternehmensethik ist auch Ausdruck unterschiedlicher Kulturkreise und Unternehmenskultur“, so der langjährige und erfahrene Vorstandsvorsitzende von Leica Microsystems, Wolf-Otto Reuter. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Wetzlar entwickelt und produziert Mikroskope und wissenschaftliche Instrumente für die Analyse von Mikro- und Nanostrukturen. In den Geschäftsfeldern der klassischen Lichtmikroskopie und Stereomikroskopie, Digitalmikroskopie, Konfokalmikroskopie, Operationsmikroskopie sowie Probenvorbereitung für die Elektronenmikroskopie gehört das Unternehmen zu den Marktführern. Leica Microsystems betreibt zehn Produktionsstätten in acht Ländern sowie Vertriebs- und Serviceorganisationen in 19 Ländern mit insgesamt über 4 000 Mitarbeitern. In über 100 weiteren Ländern übernehmen Partner den Vertrieb. Leica Microsystems ging 1997 als eines von drei Nachfolgeunternehmen aus der 1869 von Ernst Leitz gegründeten Firma Leitz in Wetzlar hervor. Das Thema Ethik stellt sich für Reuter aus verschiedenen Perspektiven dar. Zum einen habe er in seiner langen Zeit bei Leica unterschiedliche Inhaber erlebt. Zum anderen hat der gebürtige Wetzlarer während seiner langjährigen Karriere auch viele unterschiedliche Kulturen kennen gelernt. Der Wechsel vom Familienbetrieb zu Investmentgesellschaften habe, so Reuter, immer zu anderen Wertschwerpunkten in der Unternehmenskultur geführt. „Familienbetriebe agieren stärker unter langfristigen Zielsetzungen, während Investmentgesellschaften Firmen aufkaufen, ihre Prozesse optimieren, um sie dann wieder zu verkaufen. Im Falle von Leica hatte beides Vorteile“, erklärte er. Seine Eindrücke zum Thema Wirtschaftsethik brachte auf einen Nenner: „Meistens sind es Großkonzerne, deren Management mit unethischen Schlagzeilen in der Zeitung steht. Der Mittelstand hingegen verhält sich meist werteorientiert.“ Werte stellen sich in verschiedenen Kulturen jeweils unterschiedlich dar. „Was bei uns unehrenhaft ist, mag in China ehrenhaft sein“, sagte Reuter. „Wir dürfen nicht den Fehler machen, alle unsere Werte zu Regeln für alle anderen Kulturen zu erheben.“ Das Lernen neuer Regeln verglich der studierte Biophysiker mit dem Versuchund-Irrtum-Prinzip der Natur. „Durch Fehler und Beobachtung lernen und nicht unbedingt auf den eigenen Regeln beharren, sondern Flexibel auch neue Wege gehen, ohne sich dabei selbst zu verlieren“, hielt er für einen richtigen Weg. „Mir haben meine Erfahrungen in Russland geholfen“, erzählte Reuter. Über zehn Jahre war er im Verkauf und in der Technologieberatung für Leitz und Leica in der ehemaligen Sowjetunion tätig. „Hier musste man das Thema Verkauf ganz anders angehen als im Westen, und ich musste lernen, mich einer anderen Kultur und ihren Spielregeln gegenüber zu öffnen.“ [Das Gespräch fand am 18. Mai 2006 statt.] <?page no="30"?> Wolf-Otto Reuter Fair play 29 Aktuell nachgefragt! Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Konsequentes Freihalten von Zeit für Familie und Hobbies Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Vertrauen Welche betriebsethische Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen? Betriebsbedingte Kündigungen Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Ausgewogene Vertretung der Interessen von Eigner und Mitarbeitern. Ehrlichkeit. Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Durch Kultur des Unternehmens und des Shareholders sowie durch die Vorbildfunktion des Managements Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Ja und Nein. Das hängt sehr vom Unternehmen und den beteiligten Personen ab. Idealerweise sollte Ethik ein Element gemeinsamer sozialer Verantwortung von Eigner, Management und allen Mitarbeitern gegenüber ihren jeweiligen inner- und außerbetrieblichen Partnern, Kunden und der Gesellschaft sein, das sowohl das Unternehmen, die Mitarbeiter und Stakeholder in ihren jeweiligen sozialen aber auch wirtschaftlichen Zielen stützt. Wo sehen Sie die Grenzen der Unternehmensethik in einer globalisierten Welt? Unterschiedliche Definition und Positionierung des Begriffs in verschiedenen Kulturen Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? aus historischen Fehlern gelernt würde … <?page no="32"?> Eberhard Flammer Steter Tropfen höhlt den Stein. 31 Eberhard Flammer „Steter Tropfen höhlt den Stein.“ Eberhard Flammer, Dipl.-Kaufmann Geschäftsführer Elkamet Kunststofftechnik GmbH Jahrgang: 1953 verheiratet, vier Kinder Ausbildung / Studium: Eberhard Flammer absolvierte nach seinem Abitur und einer Banklehre in Heilbronn ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität München. Seit 1981 ist er geschäftsführender Gesellschafter der Firma Elkamet, die heute rund 1 000 Mitarbeiter an Standorten in Biedenkopf und Dautphetal (Mittelhessen), Tschechien und in den USA hat. Mitgliedschaften / Ehrenämter Präsident der Industrie- und Handelskammer Lahn-Dill Auszeichnungen Ehrenmedaille THM -StudiumPlus Aktivitäten bei THM -StudiumPlus: Gründungsmitglied, Mitglied im Vorstand des CCD Impulse „Wir lernen aus Fehlern und feiern Erfolge! “ „Wir sind keine Abenteurer. Wir sind bodenständig.“ „Seien Sie aufrichtig mit Ihren Mitarbeitern.“ „Geduld haben ist wichtig! “ „Es lohnt sich immer, jungen Menschen bereits früh Verantwortung zu übertragen.“ <?page no="33"?> Eberhard Flammer Steter Tropfen höhlt den Stein. 32 Profil Eberhard Flammer, Geschäftsführender Gesellschafter der Elkamet Kunststofftechnik GmbH, sieht den Erfolg des Mittelstandes insbesondere auch in der Bewahrung althergebrachter und allgemein anerkannter Werte. Das 1955 gegründete Familienunternehmen fertigt Extrusionsprofile aus technischen Polymerwerkstoffen für die Fahrzeug- und Beleuchtungsindustrie sowie Tanks für Kraftstoff- und Hydrauliksysteme, die bei Nutzfahrzeugen und Motorrädern zum Einsatz kommen. 2015 schrieb das Unternehmen einen Jahresumsatz von mehr als 106 Mio. Euro mit einem Exportanteil von über 50 Prozent. Aktuell beschäftigt die Elkamet Kunststofftechnik GmbH an den vier Standorten in Biedenkopf, Dautphetal sowie Myslinka, Tschechien und East Flat Rock, NC , USA , mehr als 950 Mitarbeiter, darunter 85 Auszubildende. Grenzsituationen der Ethik stellten die Studierenden im Rollenspiel dar - und zwar in den Bereichen Umwelt versus Arbeitsplätze, Beschäftigung versus Gewinnmaximierung und Auftragsakquise versus Schmiergeldzahlungen. Darüber hinaus kamen Themen wie das Gleichstellungsgesetz und die Globalisierung zur Sprache. Eberhard Flammer bezeichnete die genannten Situationen als „sehr ungewöhnlich im mittelständischen Geschäftsalltag“. Als Unternehmer führt er die Geschäfte zusammen mit seinem Kollegen so, dass derartige Konflikte vermieden werden. „Zwar wird man vom Leben hin und wieder geprüft, doch dann soll man zu seinen Grundsätzen stehen“. Arbeitsplatzabbau könne so beispielsweise durch gute strategische Unternehmens- und Produktentwicklung vermieden werden. Den Begriff „Ethik“ fand der gebürtige Schwabe „zu hochgestochen“. „Verantwortung ist der eigentliche Begriff dafür. Wenn ich die Versprechen, die ich der Belegschaft gebe, nicht einhalte, fällt das auf mich selbst zurück“, erklärte er. Glaubwürdigkeit und Bescheidenheit seien ihm wichtig. „Die Mitarbeiter merken, wenn sie korrekt behandelt werden.“ Werte würden zudem nicht erst in der Wirtschaft geboren, sondern die Menschen brächten sie aus ihrer Erziehung mit. „Den Unterschied von gut und schlecht muss jeder in sich haben. Dieses wichtige Messgerät darf nicht in Vergessenheit geraten“, erklärt er. Es sei Aufgabe des Elternhauses, und nicht erst die der Schule, hierfür den Grundstein bei ihren Kindern zu legen. [Das Gespräch fand am 27. November 2006 statt.] <?page no="34"?> Eberhard Flammer Steter Tropfen höhlt den Stein. 33 Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Große Ziele werden mit langem Atem erreicht. Kurzfristige Nutzenoptimierung kann dabei hinderlich sein. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Vertrauen! Welche betriebsethische Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen? Ich bin dankbar, dass ich vor solchen Entscheidungen während 35 Jahren weitgehend bewahrt worden bin. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Von anderen nicht mehr zu verlangen als von sich selbst. Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Persönliches Gespräch und Vorleben: „Führen durch Vorbild“. Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Wir müssen Ethik in der Wirtschaft ständig thematisieren, weil zentrale Werte in Gefahr sind und bewahrt werden müssen. Wo sehen Sie die Grenzen der Unternehmensethik in einer globalisierten Welt? Die Teilnahme am Welthandel ist keine Begründung für faule Kompromisse. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? jeder vor seiner eigenen Tür kehren würde. <?page no="36"?> Dietrich Heine Optimistisch bleiben 35 Dr. Dietrich Heine „Optimistisch bleiben“ Dietrich Heine, Dr. agr. Vorstandsmitglied Vereinigte Hagelversicherung VV aG (bis 2013) gegenwärtige Position: in Neuorientierung Jahrgang 1956 verheiratet, fünf Kinder Ausbildung / Studium: 1978-1980: Volkswirtschaftslehre Uni Kiel; 1981-1983: Agrarökonomie ebendort; 1984-1985: Wissenschaftlicher Mitarbeiter Institut für Tierzucht ebendort Hobbies: Segeln, Ski, Politik Berufliche Laufbahn 1986-1989: Uelzener Allgemeine Versicherung, leitender Handlungsbevollmächtigter 1990-1993: R+V Versicherung Wiesbaden, Prokurist 1994-2013: Vereinigte Hagelversicherung Gießen, Vorstand 2013-2015: Deutsche Saatveredelung Lippstadt, Vorstand Mitgliedschaften / Ehrenämter Mitglied Aufsichtsrat in Start-up RapidEye AG (Satellitenfirma) Vorsitzender des Beirates der Vereinigung hessischer Unternehmensverbände in Mittelhessen Mitglied im Präsidium Vereinigung hessischer Unternehmensverbände, Frankfurt In Gremien des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft Aktivität bei THM -StudiumPlus: Gründungsmitglied Impulse „Jeder Mensch braucht eine klare ethische Verortung.“ „Ethisches Verhalten im Privatbereich ist die Basis für entsprechendes Verhalten im Betrieb.“ „Mitarbeiter brauchen Menschen, auf die sie sich verlassen können: Daher sollte man konsequent zu getroffenen Entscheidungen stehen.“ „Wichtig ist es, nicht stehen zu bleiben, sondern mental flexibel und wendig zu sein.“ „Ethisches Verhalten zeigt sich besonders in sozialem Engagement oder z. B. in der Tätigkeit in Vereinen und Verbänden.“ „Für das erfolgreiche Bewältigen komplexer Aufgaben ist die richtige Team-Zusammensetzung entscheidend.“ „Werte sind die Gene eines Unternehmens.“ <?page no="37"?> Dietrich Heine Optimistisch bleiben 36 Profil „Respekt und Demut sorgen für nachhaltigen Erfolg in der wirtschaftlichen Praxis“, postulierte Dr. Dietrich Heine, Mitglied des Vorstandes der Vereinigten Hagelversicherung VV aG. Die Vereinigte Hagelversicherung VV aG ging 1993 durch Fusion der beiden bisherigen deutschen Marktführer Norddeutsche Hagelversicherung VV aG und Leipziger Hagel VV aG hervor. Der Verein verfolgt den Geschäftszweck, seine Mitglieder gegen Ertragsausfälle im Bereich der Produktion von landwirtschaftlichen und gärtnerischen Erzeugnissen, insbesondere durch Hagel und andere Elementargefahren, zu versichern. Versicherungsnehmer sind Landwirte, Gärtner, Winzer, Hopfenpflanzer, Obst- und Gemüsebauern. Die Vereinigte Hagelversicherung ist sowohl deutscher als auch europäischer Marktführer und bietet Versicherungsschutz auch in Dänemark, Italien, Litauen, Luxemburg, den Niederlanden und Polen an. Ethik biete zwar eine wichtige Entscheidungsbeihilfe für Unternehmer, sie sei dennoch kein Modell, das sich eins zu eins auf alle konkreten Handlungen übertrage ließe. Nach langen Überlegungen vor seinem protestantischen Hintergrund hat sich der aus Hermannsburg stammende Niedersachse für eine liberalistische Position entschieden. „Jeder kann so lange alles frei tun, was er will, solange er damit nicht die Freiheit anderer einschränkt“, erläuterte er. Darin sieht der Familienvater von fünf Kindern auch eine Grenze der Ethik: „Es ist nicht produktiv, wenn man Ethik dazu benutzt, andere Menschen oder sich selbst so lange zu zerlegen, bis man sie völlig schlecht gemacht hat. Es ist oft die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, und Ethik wird hier tyrannisch“, sagte er. Sein eigenes liberales Handeln hat er aus dieser freiheitlichen Sicht für sich auf zwei Grundwerte reduziert: „Respekt im Umgang mit Menschen und Demut, damit man nicht abhebt.“ Behänge man sich mit zu vielen Tugendmaßstäben, könne man nicht mehr offen auf Menschen zugehen, sei seine Erfahrung. Erdung habe bei ihm einen hohen Stellenwert, da man bei Mitarbeitern nicht immer mit kritischen Gesprächen konfrontiert werde. Erst im Privatleben und in der Familie erhalte er häufiger offene Gegenmeinungen, die es ihm ermöglichten auch objektiv auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. Die Grenzen der Ethik ergäben sich zudem aus ihrer Reichweite. Am Beispiel der Versicherungsbranche verdeutlicht er dies: „In einigen Bereichen entstehen hier zukünftig Versicherungsfabriken, die vorwiegend über Internetplattformen agieren. Das wird zu massiven Stelleneinsparungen führen, was jetzt schon absehbar ist“, erklärte er. Angesichts solcher betriebswirtschaftlichen Entwicklungen werde die Ethik selbst nicht weit greifen, denn sie hat ihre Reichweite vor allem im Handeln des Einzelnen. [Das Gespräch fand am 24. November 2006 statt.] <?page no="38"?> Dietrich Heine Optimistisch bleiben 37 Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Die Dinge unverkrampft angehen. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Das war immer schwierig, meine Ehefrau hat mich stets unterstützt. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Zwei wichtige Werte (Tugenden) können einer Führungskraft als „Leitplanke“ dienen. Sich immer wieder auf die christliche Tugend„Demut“ besinnen. Nicht im Sinne von Unterwürfigkeit oder Zurückhaltung, sondern in der Vermeidung von Hochmut und Selbstüberschätzung. Auf der anderen Seite die menschliche Tugend „Respekt“ beachten. Personelle Entscheidungen haben oft ein hohes Konfliktpotenzial. Genau erklären, warum so entschieden werden musste. Mitarbeiter aber nicht verletzen, sondern Alternativen aufzeigen. Welche betriebsethische Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen? Schwere betriebsethische Entscheidungen waren jeweils Trennungsgespräche mit Führungskräften sowie Loyalitätskonflikte innerhalb des Vorstandes bei Meinungsverschiedenheiten. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Die anständige Führungskraft kommuniziert Entscheidungen klar und liefert Begründungen. Das erfordert Mut und erzeugt beim Mitarbeiter u. a. Wut. Das muss man aushalten können. Wichtig ist, Mitarbeitern Chancen für Verbesserungen einzuräumen. Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Sensibilisierung von Mitarbeitern zum Thema Ethik erreicht man am besten durch Vorleben anstatt Vorgeben. Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Unternehmensleitung sollte schriftlich Stellung beziehen im Leitbild, in Erklärungen zu Corporate Governance und Compliance. Mitarbeitern die Möglichkeit geben, ethische Grundsätze des Unternehmens zu erfahren. <?page no="40"?> Hans-Joachim Selzer Ehrlich währt am längsten 39 Hans-Joachim Selzer „Ehrlich währt am längsten.“ Hans-Joachim Selzer, Dipl.-Wirtschaftsingenieur Geschäftsführender Gesellschafter Selzer Fertigungstechnik (bis 2007) gegenwärtige Position: Rentner im Unruhestand Jahrgang 1943 verheiratet, zwei Kinder Ausbildung / Studium: 1961: Abitur Johanneum Gymnasium Herborn; 1961-1964: Studium der Theologie (ohne Abschluss) in Tübingen; 1964-1969: Studium zum Diplom-Wirtschaftsingenieur an der TU Berlin Berufliche Laufbahn 1969-1973: Assistent der Geschäftsleitung der Dräger-Werke Lübeck 1974-2007: Geschäftsführender Gesellschafter der Selzer Fertigungstechnik Mitgliedschaften / Ehrenämter Aufsichtsrat der Indus AG Stellvertretender Vorsitzender des Trägervereins der Freien Theologischen Hochschule ( FTH ), Gießen Vorsitzender der Hans-Joachim-Selzer-Stiftung 14 Jahre Vizepräsident der Industrie und Handelskammer Dillenburg; heute Ehrenmitglied Elf Jahre Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Metall Mittelhessen; heute Ehrenvorsitzender u. a. Auszeichnungen Bundesverdienstkreuz, u. a. Aktivitäten bei THM -StudiumPlus: Ehemaliges Mitglied im Vorstand des CCD , Gründungsmitglied Impulse „Als Unternehmer ist man immer auch Vorbild für die Mitarbeiter.“ „Christliche Werte sind für mich persönlich für die Unternehmensführung von großer Bedeutung.“ „Meine Familie und mein Glaube an Gott geben mir Ruhe und Sicherheit.“ „Ein Unternehmer hat insbesondere auch eine Verantwortung für die Menschen in der Region - sei es im Bereich der Nachwuchsförderung oder im Einsatz für wohltätige Projekte.“ „Mittelständisch zu denken, heißt auf langfristige Entwicklungen und Beziehungen zu setzen.“ „In einem Unternehmen sollten ältere Mitarbeiter genauso geschätzt werden wie jüngere, denn ein Betrieb braucht sowohl Erfahrung als auch neue Ideen.“ <?page no="41"?> Hans-Joachim Selzer Ehrlich währt am längsten 40 Profil „Ethik hat viel mit Marktwirtschaft zu tun“, sagt Hans-Joachim Selzer, Geschäftsführer der Firma Selzer in Driedorf-Roth im Gespräch mit den Studierenden. Selzer leitet das 1923 gegründete Familienunternehmen Selzer Fertigungstechnik GmbH & Co. KG in dritter Generation. Das Unternehmen mit Sitz in Driedorf-Roth ist Zulieferer von Präzisionstechnik für die Automobilindustrie und hat ca. 600 Mitarbeiter. Die Selzer Fertigungstechnik GmbH & Co. KG ist ein mittelständisches Unternehmen mit internationaler Ausrichtung. Das Unternehmen entwickelt und fertigt Komponenten und Baugruppen aus Metall für Getriebe, Motoren, Bremsen und Industrie. Eigentlich wollte Hans-Joachim Selzer zunächst einen anderen Weg einschlagen und begann ein Theologiestudium. Nach fünf Semestern entschied er sich jedoch, Wirtschaftsingenieur zu werden und beschäftigte sich intensiv mit der Frage, ob man als Christ auch Unternehmer sein könne. Die Antwort darauf ist für Selzer ein klares Ja. Denn als Unternehmer trage man Verantwortung für viele Menschen. Man sei verpflichtet, Arbeitsplätze zu erhalten und zu schaffen. „Der Unternehmer muss mehren, damit schafft er Wohlstand“, erklärte er. Er sei ein klarer Verfechter des Standorts Deutschland. Sieben Leitsätze erarbeitete Selzer mit seinen Mitarbeitern, und alle, die im Unternehmen arbeiten, seien entsprechend dieser Leitsätze geschult worden. Leistungsbereit und kundenorientiert sollen Selzer-Mitarbeiter sein, aber auch ein menschlicher Umgang miteinander ist eine der Leitlinien. Und die gilt auch für den Chef. So sei es ihm sehr schwer gefallen, 1993 zwanzig Mitarbeiter entlassen zu müssen. Eine solche Entscheidung müsse persönlich mit den Betroffenen besprochen werden. Und wer Probleme habe, beispielsweise Alkoholiker sei, der bekomme bei ihm dreimal eine Chance. Wer diese vergebe, müsse jedoch gehen. Ganz wichtig ist Selzer Ehrlichkeit den Mitarbeitern gegenüber, was die Geschäftslage angeht. Auch die Kontaktpflege bedeutet ihm viel, obwohl es ihm an der Zeit fehle, so oft an den Arbeitsplätzen zu erscheinen, wie er es sich wünsche. Erfolg bedeute für ihn Wachstum und langfristige Beziehungen zu Geschäftspartnern - also letztlich auch das, was Arbeitsplätze sichere. Trotz der klaren Aussage, dass die Firma im Mittelpunkt seines Lebens stehe, will sich Hans-Joachim Selzer im Sommer aus der Geschäftsleitung zurückziehen. Dann will er sich intensiver einer sozialen Stiftung und dem von ihm gegründeten Institut für Ethik und Werte widmen. [Das Gespräch fand am 20. April 2007 statt.] <?page no="42"?> Hans-Joachim Selzer Ehrlich währt am längsten 41 Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? „Ehrlich währt am längsten“ - das ist nicht nur ein schönes Sprichwort, sondern hat sich auch in meiner Berufspraxis immer bewährt. Wer ehrlich seine Geschäfte führt, erntet Vertrauen - ein Mega-Wert für jedes Unternehmen. Mit ehrlichen Menschen macht man gerne Geschäfte, ist man gerne zusammen. Und: Der Ehrliche hat ein gutes Gewissen. Damit kann man sich morgen auch noch selber im Spiegel anschauen. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Das war und ist immer eine Herausforderung, der ich nicht immer gerecht geworden bin. Meine Familie weiß davon ein Lied zu singen. Zumindest habe ich versucht, den Sonntag zu „heiligen“. Mein Tipp an die Studierenden aber heißt eindeutig: Opfern Sie nicht Ihre Familie auf dem Altar Ihres Berufes. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Neben der Ehrlichkeit ist es der Wert Zuverlässigkeit. Man muss zu seinen Worten stehen, verlässlich sein, loyal, integer. Der andere muss wissen, wo er bei mir dran ist. Dazu zählt auch, Absprachen einzuhalten, möglichst pünktlich zu sein, verbindlich. Und da das niemand hundertprozentig erreichen kann, gilt es auch, sich entschuldigen zu können. Führungskräften fällt das oft sehr schwer. Wo sehen Sie die Grenzen der Unternehmensethik in einer globalisierten Welt? Werte brauchen immer eine weltanschauliche Basis. Für unser Land war das über Jahrhunderte der christliche Glaube mit seiner Sicht vom Menschen als Ebenbild Gottes und als Sünder zugleich. Das hat unsere Ethik geprägt, auch meine. In anderen Kulturen kann man daran nicht automatisch anknüpfen. Das ist die eigentliche Herausforderung der Globalisierung. Hier sensibel mit anderen umzugehen, ohne die eigene Wertebasis aufzugeben, ist die Herausforderung für alle weltweit agierenden Unternehmen. Dafür muss man aber erst einmal eigene Werte haben. Sonst hat man keine eigene Orientierung. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? wir uns unserer christlichen Wurzeln wieder mehr bewusst würden. Der Glaube an Gott gibt uns so viel: Identität, auch jenseits von Karriere und Erfolg, realistische Selbsteinschätzung - auch unabhängig vom Applaus der anderen - moralische Werte, die einen Unterschied machen. Vor allem aber eine Beziehung zu dem, der allein diese Welt besser machen kann. Das bewahrt vor Selbstüberschätzung und Allmachtsphantasien. <?page no="44"?> 43 Peter Hanker Es muss ein schlechter Schüler sein… Dr. Peter Hanker „Es muss ein schlechter Schüler sein, der seinen Lehrer nicht übertrifft.“ (Leonardo da Vinci) Peter Hanker, Dr. Vorstandssprecher Volksbank Mittelhessen Jahrgang 1964 Ausbildung / Studium: Bankkaufmann; Studium der Betriebswirtschaft; Promotion Berufliche Laufbahn Nach der Ausbildung zum Bankkaufmann: verschiedene Stationen im Bankwesen 1997-1999: Vorstand Berliner Volksbank seit 2000: Vorstand Volksbank Gießen seit 2001: Vorstandssprecher Volksbank Gießen (heute: Volksbank Mittelhessen) Mitgliedschaften / Ehrenämter Aufsichtsrat der DZ Bank AG sowie zahlreiche Ehrenämter im Genossenschaftswesen und im Mittelstand Aktivität THM -StudiumPlus: Gründungsmitglied Impulse „Eine gute Führungspersönlichkeit sollte die Mitarbeiter motivieren und in ihrem Handeln stets konsequent sein.“ „Vertrauen, aber auch die notwendige Härte machen den Erfolg einer Führungskraft aus.“ „Für nachhaltigen Erfolg ist eine gute Vernetzung unabdingbar.“ „Als genossenschaftliche Bank setzen wir auf gleichberechtigte Partnerschaft.“ „Eng mit Mittelhessen verwurzelt übernehmen wir gesellschaftliche Verantwortung und unterstützen regionale Initiativen sowie soziale und gemeinnützige Einrichtungen.“ „Bei nachhaltigem Vertrauensverlust muss man sich von einem Mitarbeiter trennen.“ „Wertschätzung für die Kunden ist eine Haltungsfrage.“ <?page no="45"?> 44 Peter Hanker Es muss ein schlechter Schüler sein… Profil Das Wort „Vertrauen“ ist ein Kernbegriff, wenn Dr. Peter Hanker, Vorstandssprecher der Volksbank Mittelhessen, über seine Arbeit spricht. Vertrauen gegenüber Mitarbeitern und auch gegenüber den Kunden. Er macht aber auch keinen Hehl aus der Härte, die man in seiner Position zeigen muss, um die Bank - und damit deren Kunden - vor Schaden zu bewahren. Die Volksbank Mittelhessen eG ist eine deutsche Genossenschaftsbank mit Sitz in Gießen. Die 1858 als Gewerbebank Gießen gegründete Volksbank Mittelhessen eG zählt nach zahlreichen Fusionen mit insgesamt 164 ursprünglich selbständigen Banken zu den größten und mitgliederstärksten Volksbanken Deutschlands. Die Volksbank Mittelhessen eG verfügt über eine Bilanzsumme von 6,8 Mrd. Euro. Sie beschäftigt 1 400 Mitarbeiter und betreut in 91 Filialen ca. 335 000 Kunden. „Lässt sich das Ziel, Kunden zu umwerben, die möglichst keine Kosten verursachen, mit ethischen Grundsätzen vereinbaren“, war eine Frage, die Dr. Hanker gestellt wurde. Er fand deutliche Worte: „Ethik darf sinnvollem betriebswirtschaftlichem Handeln nicht entgegenstehen.“ Doch auch wenn man in seinem Metier natürlich nach wirtschaftlichen Zielen ausgerichtet sei, stehe das Vertrauen in den Kunden im Vordergrund. Als genossenschaftliche Bank gehöre die Volksbank nicht nur den Kunden, sie sei auch fest in der Region verwurzelt. „Geht es der Region gut, geht es auch der Bank gut“, sagte der 52-Jährige. Und: „Kein Unternehmen kann nur nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen geführt werden.“ Seine Mitarbeiter seien schließlich bestrebt, denjenigen, die sie am Vortag beraten hätten, auch am nächsten Tag auf dem Sportplatz noch in die Augen sehen zu können. Ob man als „Saubermann“ in seine Position kommen könne? „Wenn man merkt, dass das Vertrauen, das man in ein Unternehmen gesetzt hat, missbraucht wird, dann muss man dementsprechend reagieren.“ Der Erfolg der Bank, der Erfolg der Mitarbeiter dürfe nicht gefährdet werden. „Man wird abgebrüht“, räumte er ein. Das Anspruchsdenken mancher Unternehmer, die Volksbank sei doch schließlich ihre Bank und Bilanzen zählten da nicht, könne er nicht hinnehmen. Schließlich gehöre die Bank den Kunden, man müsse also über Gewinne und Verluste Rechenschaft ablegen. Auch bei den Privatkunden werde vor der Kreditvergabe genau hingesehen. „Denn wenn wir den Kredit geben und es geht schief, bekommen wir die Schuld zugewiesen.“ Vertrauen setzt er auch in die Mitarbeiter der Bank. Gefragt, wie denn das Verfehlen von Zielsetzungen sanktioniert werde, erklärte er: „Es macht keinen Sinn, bloß an Stichtagen zu sehen, wie viele Bausparverträge verkauft wurden.“ Wichtiger sei es, die Menschen zu motivieren, von sich aus ihr Bestes zu geben.“ [Das Gespräch fand am 25. Mai 2007 statt.] <?page no="46"?> 45 Peter Hanker Es muss ein schlechter Schüler sein… Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Bleiben Sie authentisch! Verbiegen Sie sich nicht! Die meisten von uns haben ein natürliches Gespür dafür, was richtig ist und was falsch. Doch allzu oft unterdrücken aufstrebende Nachwuchskräfte ihr eigenes Gewissen zu Gunsten vermeintlicher beruflicher Vorteile. Doch das lohnt sich nicht! Wer mit dem, was er im Job oder auch privat zu verantworten hat, nicht vollumfänglich im Reinen ist, wird nicht glücklich. Irgendwann wird es zur Belastung und kann gesundheitliche Auswirkungen nach sich ziehen. Daher meine Bitte: Wissen ist ein machtvolles Instrument. Das theoretische Rüstzeug für Ihre Karriere eigenen Sie sich mit dem Studium an. Setzen Sie dieses Wissen sorgsam ein. Hinterfragen Sie immer wieder Ihre Rolle. Welche Verantwortung möchten Sie tragen? Stehen Sie hinter dem, was Sie tun? Können Sie guten Gewissens in den Spiegel sehen? Opfern Sie Ihre Ideale nicht in der Hoffnung auf die schnelle Karriere! Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Menschlichkeit, Fairness, Ehrlichkeit und Transparenz. Diese Eigenschaften zeichnen meiner Ansicht nach wirklich gute Führungskräfte aus. In exponierter Position müssen Führungskräfte teils Entscheidungen treffen, die massive Auswirkungen auf ihre Mitmenschen haben. Und ja, diese Entscheidungen können auch schmerzhaft sein. Wichtig ist es, auch in einer solchen Situation, nicht zu vergessen, dass es immer um Menschen geht, deren Gefühle und Belange es zu respektieren gilt. Fairness bedeutet für mich, mit gutem Beispiel voranzugehen. So entgegne ich den Anliegen aller Kolleginnen und Kollegen, vom Auszubildenden bis zum Bereichsleiter, immer mit Respekt und stehe für sie gerne zur Verfügung. In schwierigen Situationen währt Ehrlichkeit am längsten. Mitarbeiter und Kunden spüren sehr genau, ob man ihnen ehrlich gegenübertritt oder nicht. Unter Transparenz verstehe ich vor allem, nachvollziehbare Entscheidungen zu treffen. Führungskräfte, die nach Gutsherrenart über Wohl und Wehe entscheiden, sind auf Dauer nicht erfolgreich. <?page no="48"?> Norbert Müller Ora et labora - bete und arbeite 47 Norbert Müller „Ora et labora - bete und arbeite.“ Norbert Müller Vorsitzender der Geschäftsführung Rittal GmbH & Co. KG (bis 2008) gegenwärtige Position: geschäftsführender Inhaber advacon GmbH & Co. KG (seit 2010) Jahrgang 1943 verheiratet, drei Kinder Hobbies: Sport und Fitness, Schreibgeräte sammeln Berufliche Laufbahn Nach Ausbildung zum Industriekaufmann Einkäufer im Ausbildungsbetrieb Ab der Gründung von Rittal in 1961 verantwortlich für weltweite Marketing- und Vertriebsaktivitäten 1988-2001: Alleinvertretungsberechtigter Geschäftsführer Rittal International GmbH & Co. KG , Herborn 2001-2008: Vorsitzender der Geschäftsführung Rittal International GmbH & Co. KG , Herborn 1999-2010: CEO der E+M Engineering GmbH & Co. KG (Holding der Softwareunternehmen Eplan + Mind8 innerhalb der F. L. G.) Mitgliedschaften / Ehrenämter Mitglied des Senior Executive Boards Quadriga Capital, Frankfurt Mitglied in verschiedenen Aufsichts- und Beratungsgremien deutscher und europäischer Unternehmen 1996-2010: Mitglied des Außenwirtschaftsausschuss des Zentralverband Elektroindustrie ( ZVEI ), ab 2001 stellvertretender Vorsitzender 2004-2010: Mitglied des Asien-Pazifik-Ausschuss des Bundesverband der Deutschen Impulse „Nur ein Baum, der starke Wurzeln hat, kann eine große Krone tragen.“ „Tradition heißt für mich nicht Anbetung der Asche, sondern Bewahrung des Feuers.“ „Wer sich einsetzt, muss sich auch auseinandersetzen.“ „Erst kommt Dienen, dann kommt nochmal Dienen und dann kommt das Verdienen von alleine.“ „Glaubwürdigkeit braucht Charakter.“ „Um erfolgreich zu sein, müssen Eignung und Neigung zusammenkommen.“ (Zitat von Felix von Cube) „Wir ertrinken in Informationen, aber den Menschen dürstet nach Wissen.“ <?page no="49"?> Norbert Müller Ora et labora - bete und arbeite 48 Industrie e. V. ( BDI ) 2004-2010: Mitglied des Ausstellerbeirates der Hannover Messe 2003-2008: Mitglied des Board of Advisors IBM iSeries, USA Mehr als drei Jahrzehnte ehrenamtliches Engagement in Vorständen/ Verwaltungsräten kirchlicher/ diakonischer Werke und Einrichtungen Aktivitäten bei THM -StudiumPlus: Gründungsmitglied, Vorstandsvorsitzender des CCD , Dozent Profil „Mit dem Wissen von gestern kann man das Morgen nicht gestalten.“ Mit diesen wenigen Worten fasst Norbert Müller, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Rittal GmbH, die wichtigste Kernbotschaft für dauerhaft erfolgreiches Handeln zusammen. Um auf dem Weltmarkt bestehen zu können, müsse man nicht nur besser werden, man müsse auch schneller besser werden als die anderen. Seit der Gründung im Jahr 1961 durch Rudolf Loh hat sich die Rittal GmbH & Co. KG mit Hauptsitz in Herborn kontinuierlich zum weltweit führenden Systemanbieter für Schaltschränke, Stromverteilung, Klimatisierung, IT -Infrastruktur sowie Software und Service entwickelt. Das Unternehmen gehört zur Friedhelm Loh Group. Innerhalb der Firmengruppe ist Rittal das größte Unternehmen. Das Unternehmen beschäftigt rund 10 000 Mitarbeiter in 13 Produktionsstätten und 58 Tochtergesellschaften in Europa, den Vereinigten Staaten von Amerika, Asien und Pazifik. „Diversity Management“, also das Management der Vielseitigkeit, stand im Zentrum des Ethik-Seminars; ein Management, das die individuellen Potenziale von Mitarbeitern unter dem Gesichtspunkt der Chancengleichheit fördert und nutzt. Auch bei Rittal lege man Wert darauf, Mitarbeiter zu stärken und zu fördern, sagte Norbert Müller. Integration werde dabei groß geschrieben. Das Engagement auf diesem Gebiet wurde 2006 mit dem Preis „Together in Hessen“ für die Integration internationaler Mitarbeiter ausgezeichnet. Innovation sei die Stärke von Rittal, mit seinen Schaltschränken sei das Unternehmen weltweit die Nummer eins. Mit der Wirtschaft sei es wie mit dem Sport: Nur wer ständig bessere Leistungen zeigt, bleibt im Wettbewerb. Um das zu erreichen, müsse man auch Risiken eingehen. „Man darf dabei auch Fehler machen, solange die Bilanz am Ende deutlich positiv bleibt.“ Begeisterungsfähigkeit sei eine weitere Voraussetzung für Erfolg: „Nur wer sich selbst begeistern kann, kann auch andere begeistern.“ Und diese Begeisterungsfähigkeit, gepaart mit dem Willen zur Verbesserung und dem Wunsch, Vorbild für Menschen zu sein, gebe ihm den Antrieb für seine Arbeit. Seine Kraft schöpfe er aus seinem Glauben an Gott, „nur wer so ein Empfangender ist, kann auch geben“. Das persönliche Interesse am Menschen sei der Schlüssel für sein Engagement. <?page no="50"?> Norbert Müller Ora et labora - bete und arbeite 49 Dennoch: „Leben ist für mich nicht nur arbeiten“, sagte Müller, der zugab, dass das Familienleben unter seinem beruflichen Engagement manchmal auch gelitten habe. Trotzdem sei es die persönliche innere Balance der vertikalen Gottesbeziehung, die ihm die Motivation erhalte. „Lebenslanges Lernen“ legte der erfahrene Unternehmer den eifrig fragenden Studierenden ans Herz, „lernen Sie Sprachen - Spanisch, Chinesisch.“ Soziale Intelligenz, Charakter, die Fähigkeit, zu begeistern, das seien die Fähigkeiten, die er von Führungskräften erwarte. [Das Gespräch fand am 29. November 2007 statt.] Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Seien Sie dankbar für Ihre spezifischen Begabungen und Fähigkeiten und wuchern Sie mit diesen Pfunden - das heißt: Entwickeln Sie Ihre Fähigkeiten weiter und setzen Sie sie wirkungsvoll ein. Brechen Sie aus dem Mittelmaß aus. Entdecken Sie Ihre persönlichen Erfolgschancen jenseits von Mittelmaß und lassen Sie sich dabei von Verantwortungsbewusstsein, Ihren Sehnsüchten, Ihrer Neugierde und von Leidenschaft leiten. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Es hilft mir diese Balance zu finden, in dem ich mir zunächst den Wert und den Sinn meines Lebens in seiner ganzen Fülle bewusst mache. Und dann folgen die Beziehungsfelder, die ich für die Gestaltung und Entfaltung meines Lebens brauche: Die Beziehung zu Gott, meiner Frau, den Kindern, der Familie, den Freunden, meinen Mitarbeitern, Geschäftsfreunden und den Menschen, mit denen ich in anderen Aufgabenfeldern zusammenkomme. Die richtige Priorisierung und Zeitaufteilung zwischen Anspannung und Entspannung, Arbeit und Ruhe, Engagement und Relaxen, Frust und Lust sowie Leistung und Feiern sichert mir die Balance. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? „Du sollst lieben den Herrn, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und von ganzem Gemüt und sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Das gibt uns die Orientierung gegen die zunehmende egoistische Denkweise dieser Zeit. <?page no="51"?> Norbert Müller Ora et labora - bete und arbeite 50 Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine anständige Führungskraft aus? Eine anständige Führungskraft hält sich an die gültigen Gesetze, übernimmt Verantwortung und ist in der Lage eigene Fehler einzugestehen. Ihr Umgang mit Menschen ist geprägt von Fairness, Verbindlichkeit und Vertrauen. Die Basis von Vertrauen wiederum ist Offenheit, Wahrheit, Klarheit und Verlässlichkeit. Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Sicherlich gibt es Unternehmen, die hauptsächlich aus Imagebzw. Marketinggründen das Thema „Unternehmensethik“ zur Chefsache erklärt haben. Wer ethische Werte nur nach außen trägt, aber nach innen nicht lebt, wird bei den Mitarbeitern, Kunden und Geschäftspartnern einen erheblichen Vertrauensverlust erleiden, der sich unmittelbar sanktionierend auf den Unternehmenserfolg auswirkt. In Zeiten von täglich neuen Skandalen und Affären kann es sich heute kein Unternehmen mehr leisten, Ethik nur in Hochglanzbroschüren oder auf der Homepage zu betreiben. Andererseits ist moralisches Verhalten eine Investition, die sich auszahlt - auszahlt im Gewinnen von Vertrauen. Und ohne Vertrauen funktionieren keine Beziehungen - weder zu den Mitarbeitern, noch zu den Kunden und weiteren Geschäftspartnern. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? Ja, diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn das Handeln und Wandeln der Verantwortungsträger in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft stärker wahrnehmbar von Wahrheit und Klarheit sowie Aufrichtigkeit und Transparenz geprägt wäre und wenn das Streben nach Macht, Ansehen und Größe dem verantwortungsbewussten Bemühen nach Gerechtigkeit und dem aufrichtigen Bemühen um Frieden weichen würden. <?page no="52"?> Ulrich Jakobi Man darf sich selbst nicht so wichtig nehmen 51 Ulrich Jakobi „Man darf sich selbst nicht so wichtig nehmen.“ Ulrich Jakobi Vorstandssprecher Volksbank Wetzlar-Weilburg eG (bis 2009) gegenwärtige Position: altersbedingt im Ruhestand Jahrgang 1950 verheiratet, drei Kinder Ausbildung / Studium: Volksschule; mittlere Reife (Handelsschule); Banklehre; Ausbildung zum Verbandsprüfer beim Raiffeisenverband Rhein-Main e. V., Frankfurt / Main; Juristisches Repetitorium ; Verbandsprüferlehrgang des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbands e. V. Bonn Hobbies: Flugsport, Ski alpin (nicht mehr aktiv), Wandern, Reisen und klassische Musik Berufliche Laufbahn Bestellung zum Verbandsprüfer für Kreditgenossenschaften seit 1978: Geschäftsleiter (§ 32 KWG ) für Bankinstitute verschiedener Größenordnung, zuletzt Vorstandsmitglied bei der Volksbank Mittelhessen eG Mitgliedschaften / Ehrenämter Umfangreiche Gremienarbeit im Genossenschaftlichen Verbund Beiratstätigkeit bei der IHK Wetzlar Schatzmeister der Bürgerstiftung Aßlar, Schatzmeister ( PHF ) des Rotary Clubs Wetzlar Schatzmeister des Vereins zur Förderung der Mutter-Kind-Forschung e. V. Gießen Aktivitäten bei THM -StudiumPlus: Gründungsmitglied Impulse „Verantwortung geht unter die Haut.“ „Sprechen Sie Mitarbeiter immer direkt an - und kommunizieren Sie mit ihnen auf Augenhöhe.“ „Frauen sollten im Berufsleben die gleichen Chancen haben wie Männer.“ „Ein Unternehmen muss stark mitarbeiterorientiert sein, z. B. was Arbeitszeiten und gerechte Löhne anbelangt.“ „Exorbitante Gehälter sind unvertretbar.“ „Die Führung muss zielorientiert sein und Mitarbeiter motivieren können.“ „Zu den größten Übeln im Berufsleben zählen Korruption und Abhängigkeit.“ <?page no="53"?> Ulrich Jakobi Man darf sich selbst nicht so wichtig nehmen 52 Profil Verantwortung und Kommunikation, das sind zwei Begriffe, die für den Vorstandssprecher der Volksbank Wetzlar-Weilburg eG, Ulrich Jakobi, untrennbar mit seiner Arbeit verbunden sind. Die enorme Verantwortung, eine Bank in der Region für die Region zu leiten, stand auch im Zentrum der regen Diskussion. Eine Volksbank sei sehr viel mehr in der Pflicht als die Direktbanken, betonte Jakobi, der seit 1984 dem Vorstand der Volksbank Wetzlar-Weilburg eG angehörte, die 42 Geschäftsstellen an Lahn und Dill zwischen den Städten Wetzlar und Weilburg umfasste, (2009 erfolgte die Fusion mit der Volksbank Mittelhessen eG). Das sei durchaus auch ein Nachteil im Wettbewerb. Andererseits stehe die Volksbank für hohe Kompetenz vor Ort. „Wer Verantwortung trägt, muss fortlaufend verfügbar sein“, antwortete Jakobi auf die Frage nach den Belastungen seines Berufes: Freizeit sei knapp, doch mehr als das belaste ihn, aus Unternehmersicht auch Entscheidungen treffen zu müssen, die er aus menschlicher Sicht lieber nicht treffen wolle. Notwendig gewordene Entlassungen gingen ihm auch nach jahrelanger Berufserfahrung noch sehr „unter die Haut“. „Wir gehen nicht kaltschnäuzig darüber hinweg“, wehrte er sich gegen das Bild der Banker, das bei vielen in den Köpfen vorhanden sei. Das wichtigste Mittel, um ein Unternehmen zu leiten, sei die Kommunikation, erklärte er den jungen Studierenden. In seiner Bank gebe der Vorstand die Informationen an die Führungskräfte weiter, die sie dann an alle Mitarbeiter weitertragen sollen. Auf Führungsebene fänden sich derzeit keine Frauen, beantwortete er die Frage einer Studentin. Doch das liege nicht daran, dass es von der Bank nicht gewollt sei. Vielmehr sei es für Frauen noch immer schwer, die Familienphase mit der Karriere zu verbinden. „Ich wünsche mir mehr Solidarität in den Unternehmen und in der Gesellschaft, damit auch Frauen nach vorne kommen können“, sagte er. Hilfreich sei aber weder dabei noch in anderen Fällen ein Gleichstellungsgesetz. Solche Reglementierung schade eher, die Initiative müsse von innen kommen. [Das Gespräch fand am 7. Dezember 2007 statt.] Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Stets fair, offen und konsequent handeln. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Diese Balance habe ich niemals erreicht. <?page no="54"?> Ulrich Jakobi Man darf sich selbst nicht so wichtig nehmen 53 Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Uneingeschränkte Ehrlichkeit Welche betriebsethische Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen? Die Umsetzung eines Sozialplans. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Gute Führungskommunikation bei ausdauernder Zielstrebigkeit. Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Die nachhaltigen Diskussionen zu der Corporate Governance, Compliance Ordnung, neuer Wohlverhaltensregeln sensibilisieren alle Bankbereiche einer regionalen Volksbank und fördern Richtlinien für deren Ethik und Verhaltenskodex. Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Die adäquate Lösung der Konfliktfelder von Anspruchsgruppen wie insbesondere Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (Corporate Social Responsibility) sowie u. a. Kunden und Kapitalgebern wird weiterhin eine genossenschaftlich orientierte regionale Volksbank vor sehr, sehr hohe Herausforderungen stellen. Wo sehen Sie die Grenzen der Unternehmensethik in einer globalisierten Welt? Bei armen Ländern, bei denen der entscheidende Staatswille zur Änderung ihrer sozialen Verfassung fehlt. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? sie uneingeschränkt von gemeinsamen Interessen getragen würde. <?page no="56"?> 55 Stefan Koch Etwas für einen Menschen tun Stefan Koch „Du kannst keinen perfekten Tag leben, ohne etwas für einen Menschen zu tun, der niemals in der Lage sein wird, es wieder gutzumachen.“ (John Wooden) Stefan Koch, M. A. Trainer im Profibasketball (1991 bis 2013) gegenwärtige Position: freiberuflicher Keynote Speaker, Trainer und Berater, Fernsehkommentator bei Entertain Jahrgang 1964 verheiratet, ein Sohn Ausbildung / Studium: Magister Artium - Mittlere und Neuere Geschichte, Journalismus, Germanistik, Politikwissenschaft Hobbies: Sport, Lesen Berufliche Laufbahn 1991-2013: professioneller Basketballtrainer seit 2006: freiberuflicher Keynote Speaker, Trainer und Berater Auszeichnungen Zweimaliger Trainer des Jahres in der Basketball-Bundesliga Gewinner des Internationalen Deutschen Trainings-Preises in Silber Aktivitäten bei THM -StudiumPlus: Dozent Impulse „Eine unverzichtbare Kernkompetenz ist die Fähigkeit, aus seinen Fehlern zu lernen.“ „Eine wahre Führungspersönlichkeit gibt den Mitarbeitern einen Vertrauensvorschuss.“ „Viele Konflikte sind vermeidbar durch die Fähigkeit der Antizipation - also die Kompetenz, Situationen zu erkennen, bevor sie eintreten.“ „Wirklich motivieren kann man Menschen in erster Linie über ihre persönlichen Ziele.“ „Um Menschen zu führen, gehe ich hinter ihnen.“ (Lao-Tse) „Ohne Offenheit gegenüber anderen Kulturen und Religionen geht es in unserer globalisierten Welt nicht.“ <?page no="57"?> 56 Stefan Koch Etwas für einen Menschen tun Profil Er ist ein international erfolgreicher Trainer im Basketball, kennt sich aus mit der Führung und Motivation von Teams. Die Erfahrungen, die er in der Welt des Sports gemacht hat, überträgt Stefan Koch inzwischen auch auf die Welt der Wirtschaft. Aber welche Prinzipien gelten gleichermaßen in beiden Welten? Der aus Lich in Oberhessen stammende Koch kann auf eine ganze Reihe von Erfolgen zurückblicken: 20 Jahre arbeitete er als professioneller Basketballtrainer in der Bundesliga und im Ausland, war zweimal Trainer des Jahres und deutscher Pokalsieger 2000. Unter anderem trainierte er die LTI Gießener 46ers (heute Gießen 46ers). Seine Kenntnisse sind auch in den Medien gefragt, er schreibt für Tageszeitungen und Magazine und kommentierte für das Deutsche Sport Fernsehen und Premiere. Aktuell arbeitet er als Kommentator für Entertain. Die Wirtschaft suche nach Modellen von außerhalb, die sich adaptieren ließen, erklärte Koch seinen Wechsel vom Spielfeld zum Mitarbeitertraining. Nicht alles lasse sich übertragen: So sei der Ton im Sport sehr viel rauer, als er in einer Firma sein dürfe. Was die Wahl des Führungsstils und die Etablierung von Grundsätzen angehe, gebe es aber viele Parallelen. Die Grundsätze, denen er als Trainer folge, hätten sich auch in der Wirtschaft bewährt, sagte Koch. Respekt vor dem anderen, Ehrlichkeit, Kommunikation, das seien die Kernkompetenzen für eine erfolgreiche Mitarbeiterführung. Ein Satz von Laotse dient ihm als Leitsatz: „Um Menschen zu führen, gehe ich hinter ihnen.“ Führung bedeute nicht Manipulation, sondern Motivation. „Und wenn sie ein Team motivieren wollen, darf nicht nur das Ziel wichtig sein, dass die Gruppe erreichen will. Jeder einzelne braucht sein persönliches Ziel, sucht die persönliche Anerkennung.“ Der 52-Jährige hat gute Erfahrungen mit einem vertrauensvollen Umgang mit seinen Spielern gemacht, bei dem er stets zunächst „vom Guten im Menschen“ ausgeht. Wichtig sei es, realistische Ziele anzustreben und sich nach Anstrengungen auch Ruhephasen zu gönnen, denn sonst drohe die völlige Erschöpfung. Auch Fragen zu Themen wie Doping oder Bestechlichkeit im Leistungssport beantwortete er ebenso kenntnisreich und inspirierend wie Fragen zu seinen persönlichen Werten: „Wichtig ist mir Offenheit gegenüber anderen Kulturen und Menschen. Dabei sollte man aber feste Grundsätze haben, zu denen man steht.“ Derzeit ist Stefan Koch vor allem mit der Beratung von Führungskräften beschäftigt. Wenn ihm jedoch ein attraktiver Job als Trainer angeboten werde, „dann werde ich das schon genau prüfen! “ [Das Gespräch fand am 24. April 2008 statt.] <?page no="58"?> 57 Stefan Koch Etwas für einen Menschen tun Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Empathie und Mitgefühl sollten die Grundlagen unseres Denkens und Handelns sein. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Eine „anständige“ Führungskraft verfügt über klare Werte und Wertvorstellungen, anhand derer sie ihren eigenen Charakter und den ihrer Mitarbeiter misst. Sie ist in vielen Bereichen flexibel, aber ihre grundsätzlichen Werte und Wertvorstellungen sind unverrückbar. Sie lebt das vor, was sie einfordert. Sie erwirbt sich Respekt und Vertrauen, indem sie ihre Mitarbeiter respektiert und ihnen vertraut. Sie gibt Rückendeckung, fördert Eigeninitiative, lobt und übt konstruktive Kritik. Sie macht Lob und Tadel nicht ausschließlich von Ergebnissen abhängig, sondern berücksichtigt Einsatz und Arbeit. Eine „anständige“ Führungskraft schafft ein Umfeld, das berechenbar und sicher ist. Sie behandelt ihre Mitarbeiter nicht gleich, sondern fair. Das bedeutet, dass sie sowohl fachliche als auch soziale Kompetenzen und Leistungen honoriert und Mitarbeitern, die bewiesen haben, dass sie mit Verantwortung umgehen können, Aufstiegsmöglichkeiten schafft. Eine „anständige“ Führungskraft ist konfliktbereit und konfliktfähig, insbesondere wenn sich Mitarbeiter außerhalb der grundsätzlichen Werte des Teams oder Unternehmens bewegen. Sie ist bereit, auch interne Konflikte auszufechten, um dem Team Richtung zu geben. Sie ist sich bewusst, dass Empathie und Mitgefühl starke Bindeglieder sind und kann sich in dem Wissen, dass bescheidenes Auftreten Loyalität schafft, zurücknehmen. Ihr ist ihr Charakter wichtiger als ihre Reputation. Eine „anständige“ Führungskraft unterstützt ihre Mitarbeiter beim Erreichen persönlicher Ziele, solange diese nicht den Zielen des Teams und Unternehmens zuwiderlaufen. Sie ist sich der Bedeutung guter und effektiver Kommunikation bewusst. Sie schafft eine Atmosphäre, in der Gesprächsbereitschaft angeboten und angenommen wird und gibt ihren Mitarbeitern ehrliche Rückmeldung. Sie ist bereit zuzuhören. Sie kritisiert nur die Verhaltensweisen, aber nie die Person oder Persönlichkeit des Mitarbeiters. Sie verzichtet auf Urteile, Vorwürfe, Herabsetzungen, Drohungen und Schimpfworte. Eine „anständige“ Führungskraft sieht nicht nur die Arbeitskraft, sondern den Menschen. <?page no="60"?> 59 Uwe Schäkel Tugenden sind wichtige Erfolgsfaktoren Dr. Uwe Schäkel „Tugenden sind wichtige Erfolgsfaktoren! “ Uwe Schäkel, Dr. rer. nat. Vorstandsvorsitzender CompetenceCenter Duale Hochschulstudien - StudiumPlus e. V. (bis 2011) Jahrgang 1939 verheiratet Ausbildung / Studium: Studium der Betriebswirtschaftslehre an den Universitäten Göttingen und Fribourg/ CH (Diplom-Kaufmann), der Wirtschaftspädagogik (Diplom-Handelslehrer) Universität Göttingen; Dr. rer. nat., TU Clausthal Hobbies: Literatur, Theater, klassische Musik, Golf, Reisen Berufliche Laufbahn Oetker Gruppe, Bielefeld: mehrere u. a. Geschäftsführungsfunktionen Weidmüller-Gruppe, Detmold: Kaufmännischer Geschäftsführer Kloeckner-Moeller Gruppe, Bonn: Kaufmännischer Geschäftsführer der Holding Vorstand der Felten & Guillaume AG , Köln Friedhelm Loh Gruppe: Geschäftsführer der Loh Services, Haiger Beirats- und Aufsichtsratsmitglied in mehreren Unternehmen Impulse „Der Ton macht die Musik.“ „Man sieht sich immer zweimal im Leben. Deswegen sollte ein Mitarbeiter sein Unternehmen immer im Guten verlassen.“ „Treffen Sie Entscheidungen erst nach Einholung aller relevanten Informationen.“ „Setzen Sie sich Ziele und übernehmen Sie Verantwortung.“ „Entscheidungen können wehtun.“ „Ein gutes Arbeitsklima in einem Unternehmen trägt zu dessen Erfolg bei.“ „Lebenserfahrung sollte man nicht automatisch mit Kompetenz gleichsetzen.“ <?page no="61"?> 60 Uwe Schäkel Tugenden sind wichtige Erfolgsfaktoren Mitgliedschaften / Ehrenämter Mitglied mehrerer IHK -Vollversammlungen Vorsitzender von Unternehmensverbänden ehrenamtlicher Richter (Arbeitsgericht, Landessozialgericht NRW , Finanzgericht Münster, Handelsrichter am Landgericht Bonn) Gründer und Vorsitzender der Fördervereine an der FH Bielefeld und der Hochschule Bonn Rhein / Sieg Kuratoriumsmitglied in mehreren kulturellen Organisationen Initiator und Vorstandsmitglied des Vereins „Internationaler Demokratiepreis Bonn“ Präsident der Alexander-Koenig-Gesellschaft, Bonn Auszeichnungen Bundesverdienstkreuz am Bande Ehrensenator THM Ehrenmedaille THM -StudiumPlus Ehrenmitglied des CCD Namenspatenschaft: Darevskia schaekeli Aktivitäten bei THM -Studium Plus: Mitgründer und ehemaliger Vorstandsvorsitzender des CCD Profil Mit Dr. Uwe Schäkel war das Ethik-Gespräch prominent besetzt: Der 68-Jährige war Geschäftsführer von Loh-Services mit Sitz in Haiger und von 2001 bis 2012 Vorstandsvorsitzender des CompetenceCenters Duale Hochschulstudien - Studium- Plus e. V. ( CCD ). Hauptaufgabe des CCD ist das Bereitstellen von finanziellen Mitteln zur Durchführung von Lehrveranstaltungen und zur Betreuung von Praxisphasen sowie die Mitinitiierung neuer dualer Studiengänge und die gemeinsame Förderung des dualen Studiums an der THM . So werden z. B. Räume für Vorlesungen, Seminare und Praktika gemietet und entsprechend ausgestattet. Über Marketing- und PR -Aktivitäten erhöht das CCD den Bekanntheitsgrad von StudiumPlus bei den Unternehmen der Region und gewinnt - auch überregional - Studierende für die dualen StudiumPlus-Studiengänge. Sein Engagement für Bildung ist nur ein Teil seines ehrenamtlichen Einsatzes: „Unternehmerisch tätige Menschen sollten sich auch öffentlich engagieren. Denn Unternehmen existieren nicht im luftleeren Raum“, betonte er. Persönlich seien seine Grundwerte stets Geradlinigkeit, Ehrlichkeit und Loyalität gewesen. Fragen der Moral seien bei Entscheidungen genauso zu berücksichtigen wie wirtschaftliche Aspekte. <?page no="62"?> 61 Uwe Schäkel Tugenden sind wichtige Erfolgsfaktoren „100 Leute zu entlassen, kann eine wirtschaftliche Notwendigkeit sein. Wie man diese Notwendigkeit umsetzt, macht den Unterschied und lässt auf die Kultur eines Unternehmens schließen.“ Negativbeispiele seien Unternehmen, deren Mitarbeiter aus der Presse erfahren müssten, dass ihr Werk geschlossen wird. „Das ist eine Frage der Persönlichkeit, wie man mit solchen Dingen umgeht und ob man ein Gefühl für den Arbeitnehmer an der Basis behält.“ Er bekannte jedoch, dass auch er Entscheidungen habe treffen müssen, bei denen er nächtelang nicht habe schlafen können. [Das Gespräch fand am 12. Juni 2008 statt.] Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Auch wenn der Begriff der Tugenden für junge Menschen etwas angestaubt wirken mag, sind die damit verbundenen Werte wie Offenheit, Ehrlichkeit und Loyalität in unserer krisenbeladenen Zeit aktueller denn je. Die Grundidee des „ehrbaren Kaufmanns“ hat mich erfolgreich durch mein Berufsleben getragen. Gerade in schwierigen Abwägungs- und Entscheidungsprozessen habe ich es stets als große Entlastung erlebt, mich immer wieder auf ein unverrückbares und bewährtes Wertegefüge besinnen zu können. Mein Tipp an junge Menschen ist deshalb: Werden Sie sich klar, was Ihnen wirklich wichtig ist und an welchen Werten Sie Ihr Leben ausrichten wollen. Dazu gehört im beruflichen Kontext, das Gespür zu entwickeln, in welcher Unternehmenskultur Sie sich am besten entfalten können, um optimale Leistungsbereitschaft abzurufen. Welche betriebsethische Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen? Die Kündigung der Arbeitsverhältnisse von verdienten und verlässlichen Mitarbeitern, die jedoch betriebsbedingt und aus unternehmensstrategischer Sicht unumgänglich waren. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Wichtige Charaktermerkmale einer verantwortungsvollen Führungskraft sind Offenheit, Verbindlichkeit und Fairness. Eine Führungskraft muss in jeder Hinsicht vorbildgebend agieren. Mitarbeiter achten sehr darauf, ob Versprochenes gehalten wird und Worten auch Taten folgen. Insoweit hat Anständigkeit auch immer etwas mit Glaubwürdigkeit zu tun. <?page no="63"?> 62 Uwe Schäkel Tugenden sind wichtige Erfolgsfaktoren Wo sehen Sie die Grenzen der Unternehmensethik in einer globalisierten Welt? Ein global agierendes Unternehmen sieht sich permanent mit anderen Kulturen und Geschäftsgebaren konfrontiert. Die Anpassung an die länderspezifischen Wertvorstellungen ausländischer Geschäftspartner ist einerseits notwendig, um ins Geschäft zu kommen, darf aber andererseits niemals dazu führen, gültige Gesetze aufzuweichen oder ganz zu umgehen. Ethik und Moral können nicht einfach an der Ländergrenze über Bord geworfen werden. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? es bei konträren Wertvorstellungen offenere und konstruktivere Dialoge gäbe, verbunden mit der echten Bereitschaft, sich gedanklich und emotional in die Perspektive des Gegenübers zu begeben. <?page no="64"?> Helmut Hund Mensch, werde wesentlich 63 Helmut Hund „Mensch, werde wesentlich.“ (Angelus Silesius) Helmut Hund, Dipl.-Ingenieur Geschäftsführer Helmut Hund GmbH Jahrgang 1949 verwitwet, eine Tochter Ausbildung / Studium: Lehre als Elektroniker; parallel zweiter Bildungsweg; Studium Nachrichtentechnik, Fachhochschule Gießen Hobbies: Golf und Schießen Berufliche Laufbahn im letzten Lehrjahr mit 17 Jahren Gründung der ersten Firma heute: Mitinhaber und Geschäftsführer mehrerer Firmen Mitgliedschaften / Ehrenämter Mehr als 20 Jahre Technologieberater der hessischen Landesregierung, bis 2004: Beiratsvorsitzender des Forschungszentrums Karlsruhe bis 2004: Mitglied des Aufsichtsrats des VDI / VDE Technologiezentrums Berlin Mitbegründer und Vorsitzender des IMO Wetzlar bis 2002 bis 2004: Vizepräsident der IHK Wetzlar Kreistagsabgeordneter seit 40 Jahren Mitglied VR Sparkasse Auszeichnungen Ehrenmedaille THM -StudiumPlus Aktivitäten bei THM -Studium Plus: Gründungsmitglied, Gründungsvorsitzender Vorstand des CCD , Dozent Impulse „Neugier ist die Triebfeder für Erfolge.“ „Man macht Geschäfte nicht mit Unternehmen, sondern mit Menschen.“ „Wer zu früh kommt, den bestraft der Markt.“ „Motivation heißt Kommunikation - als glasklare Formulierungen von Erwartungen und Zielen.“ „Wenn du dem Geld nicht hinterherläufst kommt es dir entgegen; als junger Mensch sollte man den Eimer tief hängen.“ „Stetig weiter zu lernen und an sich zu arbeiten, ist mein Lebensprinzip.“ „Unangenehme Entscheidungen muss man sofort treffen.“ <?page no="65"?> Helmut Hund Mensch, werde wesentlich 64 Profil Mit 13 Jahren begann er seine Lehre als Elektroniker, mit 17 gründete er die erste eigene Firma. Bis 1990 wuchs das Unternehmen auf ca. 500 Mitarbeiter an. 1992 verkaufte Helmut Hund den größten Teil des Unternehmens, der sich mit Massen-Optik für die Automobilscheinwerfer beschäftigte, mit über 300 Mitarbeitern an den härtesten Wettbewerber. Seitdem beschäftigt sich die Firma Hund mit technologischen Lösungen im Bereich Elektronik, Optik, Feinwerktechnik und Glasfasertechnik. Heute ist Helmut Hund Inhaber der Helmut Hund GmbH mit 120 Mitarbeitern und Gründer einer ganzen Reihe von weiteren erfolgreichen Technologie-Unternehmen - Helmut Hund hat einen erfolgreichen Weg hinter sich. Mit den Studierenden sprach er offen von seinem Werdegang und seinen Prinzipien, bezog aber auch Stellung zu aktuellen Wirtschaftsfragen. „Sieh zu, dass du mit Schlips zur Arbeit gehst“, habe sein Vater ihm einst geraten, erinnerte er sich. Der Berufsberater habe ihm jedoch einen technischen Beruf ans Herz gelegt, so dass er Elektroniker lernte und damit den Grundstein für eine steile und sicherlich von der Tugend Fleiß geprägte Karriere legte. Schon während der Lehre machte er das Fachabitur, und weil er ganz nebenbei einen Anlaufstrombegrenzer erfand, der reißenden Absatz fand, gründet er mit 17 Jahren die eigene Firma. Die betrieb er parallel zum anschließenden Studium und gründete in den folgenden Jahren immer wieder neue Firmen. Ebenso offen gab er Einblick in die Leitlinien, die ihn begleiten. So schenke er jedem Menschen erst einmal sein Vertrauen, ohne allerdings leichtgläubig zu sein. Neugier sei der Motor für all seine Unternehmungen gewesen und habe ihn auch motiviert, sich an Projekte zu wagen, mit denen er erst einmal kein Geld verdiente. „Dem Geld darf man nicht hinterherlaufen“, gab Hund eine seiner Maximen an die Zuhörer weiter, „Geld und Erfolg kommen einem entgegen“. Heute stehen in seinem Unternehmen Optik, Elektronik und Feinwerktechnik an erster Stelle. Ausruhen könne er sich auf dem Erreichten nicht, sagte Hund. Nur immer neue Innovationen könnten den Erfolg auf dem Weltmarkt sichern. Dennoch sieht er „absolute Freiheit“ als großen Vorteil seiner Arbeit. „Der Top-Manager, der für einen Konzern arbeitet, steht viel mehr unter Stress als ich“, erklärte er den Studenten. Darüber, dass solchen Managern Millionengehälter gezahlt werden, regt er sich nicht auf: „Ich gönne jedem, was er verdient, und mitnehmen können sie das Geld auch nicht.“ Unaufgeregt gab sich Hund auch bei Fragen zur aktuellen Finanzkrise. Deutschland sei weit weniger von dieser Krise betroffen, als die Medien das glauben machten. „Unternehmen haben heute viel zu wenig Eigenkapital“, machte er eine andere Ursache für die instabile Wirtschaftslage aus. Solides Wirtschaften sei die Grundlage für konstanten Erfolg. Er selbst habe Gewinne „immer ins Unternehmen investiert statt in ein Häuschen an der Côte d’Azur“. Eine stabile Wirtschaft sei Grundvoraussetzung für das Funktionieren des Sozialstaats, denn „sozial kann nur der Starke sein“. [Das Gespräch fand am 28. November 2008 statt.] <?page no="66"?> Helmut Hund Mensch, werde wesentlich 65 Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Laufen Sie nicht Geld, Glück und Erfolg hinterher, erfüllen Sie Ihre Aufgabe mit Hingebung, Leidenschaft und Hartnäckigkeit; dann werden Ihnen diese Dinge entgegenkommen Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? In meinen jungen Jahren habe ich die Hirt-Methode praktiziert, deren Grundzüge ich noch heute beherzige. Ziel ist: Lust und Freude im Leben zu maximieren und Unlust und Frust zu minimieren. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Vertrauen Welche betriebsethische Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen? Einen Unternehmensteil an einen Wettbewerber zu verkaufen und damit über 300 treue Mitarbeiter in ein anderes Unternehmen abzugeben. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Gute Qualifikation, Ehrlichkeit, Motivationsgeschick, aber auch anständig Kritik und Lob zu spenden. Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Das Führungsteam muss durch das Vorleben und Diskutieren ethischer Prinzipien Beispiel geben und zu Nachahmung auffordern. Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Für mich ist Ethik stark mit einem christlichen Weltbild und einer guten Erziehung verbunden. Ethische Werte müssen gelebt und können nicht wie eine Monstranz vorangetragen werden, deshalb eignen sie sich nicht in Imagebroschüren als Werbeeffekt. <?page no="67"?> Helmut Hund Mensch, werde wesentlich 66 Wo sehen Sie die Grenzen der Unternehmensethik in einer globalisierten Welt? Jeder Kontinent und jede Nation sind durch ganz spezifische Werte geprägt, was in unserem Land als anständig und gut definiert ist, muss anderswo nicht in gleicher Weise gelten. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? die Menschheit eine gleiche Werteordnung hätte, dies ist und bleibt eine Illusion. <?page no="68"?> Roland Mandler Respekt und Aufrichtigkeit 67 Roland Mandler „Respekt und Aufrichtigkeit“ Roland Mandler, Dipl.-Ingenieur Geschäftsführer OptoTech Optikmaschinen GmbH Jahrgang 1954 verheiratet, ein Kind Ausbildung / Studium: Studium Ingenieurwesen Maschinenbau (Diplom) Hobbies: Angeln, Golf, Mountainbike Berufliche Laufbahn 1978-1985: Ingenieur bei der Firma LOH in Wetzlar 1985: Gründung der Firma OptoTech Optikmaschinen GmbH in Wettenberg Mitgliedschaften / Ehrenämter Vizepräsident IHK Lahn-Dill Auszeichnungen Hessischer Innovationspreis (1999, 2004, 2006) Innovationspreis Thüringen (2004) Finalist Entrepreneur des Jahres (2012, 2013) Finalist Hessen Champions (2013) Aktivitäten bei THM -Studium Plus: Gründungsmitglied, Mitglied des Kuratoriums Impulse „Wegducken geht nicht.“ „Ethik hat maßgeblich mit unternehmerischem Erfolg zu tun.“ „Arbeit muss Wert haben.“ „Haben Sie Mut zur Konfrontation.“ „Ehrlichkeit währt am Längsten, denn am Ende kommt alles raus.“ „Wenn es um Menschen geht, darf es nie zu nüchtern zugehen.“ „Sehr schön zu sehen ist es, wenn Mitarbeiter sich in meinem Unternehmen entwickeln können.“ <?page no="69"?> Roland Mandler Respekt und Aufrichtigkeit 68 Profil „Wir brauchen Ingenieure mit Praxiserfahrung.“ So schildert Roland Mandler, Geschäftsführer der Firma OptoTech Optikmaschinen GmbH in Wettenberg, den Bedarf der Unternehmen. Die Studierenden setzten sich im Rahmen des Ethikmoduls mit dem Thema „Erfolgsfaktor Tugend? ! “ auseinander und bekamen sogleich praktische Tipps, wie man sich gegen unfaire Attacken zur Wehr setzt. Mandler bescheinigte ihnen, mit ihrer Ausbildung, die in Studien- und Praxisphasen in Unternehmen aufgeteilt ist, den Weg einzuschlagen, den auch er gegangen ist. So habe er nach seiner Lehre als Feinmechaniker studiert und noch während des Studiums zu arbeiten begonnen. Mit 24 habe er dann sowohl über praktische Erfahrungen, als auch über den theoretischen Hintergrund verfügt, und genau das werde in den Unternehmen benötigt. Und weil er das weiß, gehört Roland Mandler auch zu den Initiatoren von StudiumPlus. „Wer ohne praktische Ausbildung von der FH oder TH kommt, muss oft noch einige Jahre im Unternehmen ausgebildet werden“, bemängelte er. Berufspraxis und Erfahrung sei das Wichtigste: „In unserer Branche stellen wir fest, dass Ingenieure erst nach vielen Jahren Berufspraxis so richtig einsetzbar sind. Also sind wir generell an langen Bindungen mit unseren Mitarbeitern interessiert.“ Dies war die Antwort auf eine Frage eines Studenten: „Ist es gut oder schlecht, wenn man nach einigen Jahren seinen Job wechselt? “ In seinem Unternehmen würden vorwiegend Ingenieure mit Berufserfahrung eingestellt. Roland Mandlers Firma, die er in jungen Jahren aufbaute, produziert Maschinen für die optische Industrie und hat weltweit 250 Mitarbeiter. „Wir sind technologische Weltmarktführer der Branche“, sagte er. 80 Prozent des Umsatzes werde mit dem Export verdient, „es gibt kaum ein Land, in das wir nicht liefern“. OptoTech fertige „Made in Europa mit den Standorten Schweiz, Italien und Deutschland“, sagte Mandler. Zudem hat OptoTech einen Produktionsstandort in den USA . Um ein Unternehmen zu leiten, könne man nicht nur auf die klassischen Tugenden bauen: „Sie brauchen auch eine gewisse Härte und auch Ellenbogen“, sagte er. Auch wenn das manchmal Entscheidungen wie zum Beispiel Entlassungen fordere, die auch ihm schlaflose Nächte bereiteten. „Wenn nicht eine gewisse Härte da ist im Unternehmen, geht das Unternehmen unter“, betonte er dennoch. Nur ein Unternehmen, das Gewinne erwirtschafte, könne auch etwas für seine Mitarbeiter tun. Ethischem Handeln müsse das nicht entgegenstehen: „Ethik hat man oder hat sie nicht.“ [Das Gespräch fand am 29. April 2009 statt.] <?page no="70"?> Roland Mandler Respekt und Aufrichtigkeit 69 Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Gehen Sie Ihren Weg! Die Welt - und gerade die Arbeitswelt - kann manchmal recht „brutal“ sein. Bei unfairen Angriffen ist es daher völlig gerechtfertigt, sich zur Wehr zu setzen. Das bedeutet aber nicht, selber respektlos gegenüber anderen zu agieren. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Eine gute Zeiteinteilung ist dabei unerlässlich. Wenn man zu Hause ist, sollte man in der Lage sein, auch wirklich abzuschalten. Zudem hilft es ungemein, wenn man seine beruflichen Aufgaben mag und in diesen auch einen Sinn sieht. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Respekt und Aufrichtigkeit sind eine unverzichtbare Basis des menschlichen Miteinanders. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Führungskompetenz zeigt sich in einem transparenten Führungsstil. Gehen Sie offen mit Ihren Mitarbeitern um. Ich empfehle regelmäßige Mitarbeitergespräche, in denen sich beide Seiten austauschen können. Für diese Gespräche sollte man sich unbedingt ausreichend Zeit nehmen, denn das zeugt von der Wertschätzung, die man seinen Mitarbeitern entgegen bringt. Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Ethisches Verhalten sollte auf allen Führungsebenen vorgelebt werden. <?page no="72"?> Fritz Jürgen Weg Familie und Beruf auf der Basis christlicher Werte zu leben 71 Fritz Jürgen Weg „Familie und Beruf auf der Basis christlicher Werte zu leben und zu gestalten und dabei das Gegenüber zu achten, zu unterstützen und wertzuschätzen.“ Fritz Jürgen Weg, Dipl.-Wirtschaftsingenieur Geschäftsführender Gesellschafter Fritz Weg GmbH & Co. KG Jahrgang 1948 verheiratet, drei Kinder Ausbildung / Studium: Abitur; Diplom-Wirtschaftsingenieur (Maschinenbau) an der TH Darmstadt Hobbies: Familie, Sport, Natur Berufliche Laufbahn wissenschaftlicher Assistent am Institut für Arbeitswissenschaft, TH Darmstadt ab 1975: Firma Fritz Weg GmbH & Co. KG als Geschäftsführender Gesellschafter Mitgliedschaften / Ehrenämter Mitglied von Vollversammlung und Präsidium der IHK Lahn-Dill Aufsichtsrat Volksbank Herborn-Eschenburg e. G. Auszeichnungen Ehrenmedaille THM -StudiumPlus Aktivitäten bei THM -Studium Plus: Gründungsmitglied Impulse „Es gibt im Berufsleben viele gräuliche Zwischentöne - mit ä und mit e.“ „Prognosen sind dann besonders schwierig, wenn sie sich mit der Zukunft beschäftigen.“ „Ehrlichkeit, Berechenbarkeit und Offenheit sind wichtige ethische Werte.“ „Jeder Mitarbeiter muss wissen, dass er wertvoll ist.“ „In schwierigen Situationen sollte man auf sein Bauchgefühl hören.“ „Ein Geschäftsführer sollte für seine Mitarbeiter da sein und Zeit für sie haben.“ „Wenn Arbeit Spaß macht, wird man erfolgreich sein.“ <?page no="73"?> Fritz Jürgen Weg Familie und Beruf auf der Basis christlicher Werte zu leben 72 Profil Die junge Auszubildende betrügt mit dem Zeitkonto, der sympathische Mitarbeiter verkauft Firmeneigentum per Ebay, einer, der immer zuverlässig war, wird wegen persönlicher Schicksalsschläge alkoholabhängig - wie verhält sich ein Firmenchef in solchen Situationen, wurde er gefragt: Fritz Jürgen Weg, Geschäftsführer und Mitinhaber der Fritz Weg GmbH & Co. KG . Das Unternehmen, dem Weg vorsteht, ist ein Fachgroßhandel für Werkzeuge und Maschinen mit Sitz in Eschenburg-Wissenbach. Darüber hinaus vertreibt die Firma Bau- und Möbelbeschläge sowie Betriebseinrichtungen und Produkte der Befestigungstechnik. Das Familienunternehmen besteht seit über 60 Jahren. Mit etwa 100 Mitarbeitern ist es von überschaubarer Größe, so dass er jeden Mitarbeiter kennt und einzuschätzen weiß. Dies sei seiner Ansicht nach ein Vorteil, denn so könne man im Einzelfall Entscheidungen treffen, die auf den jeweiligen Menschen zugeschnitten sind, Entscheidungen, die auch ethisch vertretbar seien. Auch als Vizepräsident der IHK Lahn-Dill kennt er sich gut aus mit den Bedürfnissen der Unternehmen. Dass sich die Studierenden so intensiv mit dem Thema Ethik befassen, begrüßte Weg: „Es ist wichtig, dass Sie lernen, in verschiedenen Schemata zu denken“, sagte er. Er selbst habe sich in jungen Jahren das Ziel gesetzt, bei der Leitung des Unternehmens nicht nur auf den wirtschaftlichen Erfolg zu sehen, sondern auch auf sozial verträgliches Handeln zu achten. „Auch Sie werden später nicht nur Verantwortung für technische Entwicklungen haben, sondern auch für Menschen.“ Eine Patentlösung gebe es dabei nie, betonte der Unternehmer. „Es ist immer eine Gratwanderung.“ So müsse eine Firma so viel wirtschaftliche Substanz haben, jemanden, der in einer Krise sei, zu tragen und zu unterstützen. Auf Dauer aber könne man Sozialfälle nicht mit durchschleppen, denn darunter litten die anderen Mitarbeiter. Gerade im kleinen Unternehmen sei man ständig in der Situation, Entscheidungen treffen zu müssen, auch solche, die einem unangenehm seien. „Ich habe den sportlichen Ehrgeiz, Probleme zu lösen.“ Kein Mensch sei wie der andere. Man müsse genau hinsehen, Stärken und Schwächen erkennen und einen Mitarbeiter da einsetzen, wo er das Beste leisten könne. Dennoch: „Das Spannungsverhältnis zwischen Unternehmer und Arbeitnehmer ist nicht wegzuleugnen.“ Dabei sei es wichtig, den Mitarbeitern ein Vorbild zu sein. Tugenden wie Ehrlichkeit, Fleiß, soziale Offenheit seien von großer Bedeutung. Ein Schlüsselbegriff ist für ihn auch das Vertrauen, das auf beiden Seiten vorhanden sein müsse, wenn man gut zusammen arbeiten wolle. [Das Gespräch fand am 25. Mai 2009 statt.] <?page no="74"?> Fritz Jürgen Weg Familie und Beruf auf der Basis christlicher Werte zu leben 73 Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Jeder Mensch hat unterschiedlich ausgeprägte Gaben und Fähigkeiten. Die Wahrscheinlichkeit, ein gelungenes Leben zu führen, steigt, wenn der Mensch seine Grenzen erkennt und akzeptiert. Gaben weiterzuentwickeln und Grenzen auszuloten, machen das Leben spannend und erfolgreich. Dazu gehört aber auch die unbedingte Bereitschaft Fehler und Schwächen zuzugeben und zu versuchen, sie zu korrigieren. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Die Balance zwischen Arbeit und Privatleben sowie Familie gelingt unter dem zeitlichen Aspekt nur unvollkommen. Hilfreich ist die grundsätzliche Haltung, bei wichtigen Problemen in der Familie, dieser unbedingten Vorrang einzuräumen. Welche Bedeutung hat Unternehmensethik und wie gelingt ihre Umsetzung? Für Unternehmen und Organisationen besteht grundsätzlich die Anforderung, mit den vorhandenen Mitteln Produkte und Dienstleistungen gut und effektiv zu fertigen oder bereitzustellen. Dies muss / soll unter Beachtung von individuellen menschlichen und sozial-kulturellen Gegebenheiten erfolgen. Die Grundlagen hierfür kann durch das Vorleben der verantwortlichen Menschen langfristig geschehen. Hierzu gehört, bei Änderungen und Weiterentwicklung gesellschaftlicher, politischer, technischer und kultureller Art, möglichst alle Menschen mitzunehmen. Dies wird nur gelingen, wenn alle Unternehmer, Führungskräfte und Mitarbeiter bereit sind, Veränderungen zu gestalten und mit zu tragen, gegebenenfalls auch zu eigenem Nachteil. <?page no="76"?> 75 Uwe Hainbach Das Leben ist voller Überraschungen Uwe Hainbach „Meine optimistische Grundhaltung, dass die Überraschungen des Lebens - selbst die weniger angenehmen - immer auch Chancen bieten, beruht auf Vertrauen in meinen Schöpfer und in die Menschen, die mich begleiten.“ Uwe Hainbach, Dipl.-Kaufmann Geschäftsführer C + P GmbH & Co. KG Jahrgang 1951 verheiratet, zwei erwachsene Kinder Ausbildung / Studium: 1973-1978: Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Göttingen Hobbies: Deutsche Geschichte, Ausübung diverser Sportarten Berufliche Laufbahn 1979-1983: Daimler Benz AG, Stuttgart, Zentrale Planungsabteilung Betriebswirtschaft Nutzfahrzeuge Unternehmensgruppe Christmann & Pfeifer: 1983-1985: Assistent der Geschäftsführung 1985-1991: Kaufmännischer Leiter seit 1991: Geschäftsführer Christmann & Pfeifer GmbH & Co. KG (Dachholding), Breidenbach, sowie verantwortlich für zehn Tochtergesellschaften des Unternehmensbereichs EINRICHTEN im Inland und in Luxemburg, Polen, Dubai sowie den USA Mitgliedschaften / Ehrenämter 2001-2008: Präsident IHK zu Dillenburg 2008-2014: Präsident IHK Lahn-Dill (nach Fusion der IHK n Dillenburg und Wetzlar) 2009-2014: Beiratsmitglied Stiftung für angewandte Forschung, Innovation und Transfer der THM Impulse „Nähe zu den Mitarbeitern zeichnet eine gute Führungskraft aus.“ „Man muss auch im Stande sein, sein eigenes Handeln einer kritischen Prüfung zu unterziehen.“ „Jeder sollte sich fragen: Welchen Preis bin ich bereit für eine berufliche Karriere zu bezahlen? “ „Offenheit und Zugewandtheit öffnet im Leben so manche Tür.“ „In der Sache kann man durchaus manchmal hart sein, dabei sollte man im persönlichen Umgang aber stets fair bleiben! “ „Bei der Personalauswahl lege ich ebenso großen Wert auf die sogenannten Soft-Skills, wie auf das fachliche Know-how.“ <?page no="77"?> 76 Uwe Hainbach Das Leben ist voller Überraschungen Auszeichnungen Ehrenpräsident der IHK Lahn-Dill Träger des hessischen Verdienstordens am Bande Aktivitäten bei THM -StudiumPlus: Gründungsmitglied Profil Die Nähe zu seinen Mitarbeitern ist ihm wichtig, freundlicher und offener Umgang miteinander haben für ihn einen hohen Stellenwert: Uwe Hainbach ist Geschäftsführer der C+P Möbelsysteme GmbH & Co. KG und Präsident der IHK -Lahn-Dill (Amtszeit 2001 bis 2014). Und so sind ihm die Belange der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber gleichermaßen wichtig. Uwe Hainbach engagiert sich außerdem beim Regionalmanagement Mittelhessen, in Ausschüssen der Landesregierung zum Thema Energiewende und im Vorstand des Deutschen Industrie- und Handelskammertags ( DIHK ). Bei all dem bleibt er seinen Grundsätzen treu, denn nur wenn man ethische Prinzipien nicht nur vorgibt, sondern auch vorlebt, kann man deren Befolgung durch andere erwarten. Das Familienunternehmen Christmann & Pfeifer GmbH & Co. KG ist eine Unternehmensgruppe mit über 1000 Mitarbeitern, die selbstständige Gesellschaften aus den Bereichen Stahlhochbau, Schlüsselfertiges Bauen, Brückenbau, Innenausbau und Möbelsysteme zusammenfasst. Das Unternehmen wurde 1925 als Christmann, Pfeifer & Co. von Wilhelm Christmann und Otto Pfeifer gegründet und besteht aus den zwei Unternehmensbereichen BAUEN und EINRICHTEN . Der Unternehmensstammsitz ist Breidenbach, weitere Produktionsstandorte befinden sich in Freiberg, Gotha, Elster, Erfurt und Legnica (Polen). Bei den Mitarbeitern legt Uwe Hainbach sein Augenmerk nicht nur auf fachliche Kenntnisse, sondern auch auf Soft-Skills wie soziale Kompetenz, hier vor allem Teamfähigkeit. Denn die sind genauso wichtig, wenn ein Unternehmen funktionieren soll. Diese Maßstäbe lässt Hainbach auch bei sich selbst gelten. „Ich bin ein selbstkritischer Mensch.“ Der Erfolg des Unternehmens ist ihm jede Anstrengung wert. „Das erfordert ein straffes Zeitmanagement.“ Dass dabei manches andere auf der Strecke bleiben kann, gibt er zu bedenken - die berufliche Karriere verlangt einem viel ab, wenn man voll hinter dem steht, was man tut. Dennoch ist auch ein ehrenamtliches Engagement selbstverständlich für ihn. Das schätzt und unterstützt der Geschäftsführer auch bei seinen Mitarbeitern - das Motto lautet „fördern und fordern“. Dabei kann er durchaus hart in der Sache sein, legt aber Wert darauf, stets fair und freundlich im persönlichen Umgang zu bleiben - auch das ist ein ethisches Prinzip, das gelebt sein will. Wenn man ehrlich und offen auf die Menschen zugehe, dann könne <?page no="78"?> 77 Uwe Hainbach Das Leben ist voller Überraschungen man umgekehrt auch Ehrlichkeit und Offenheit erwarten. Und wichtig sei ihm auch, Dinge stets abzuschließen - „klare Kante“ ist seine Sache. Diese Ehrlichkeit und Offenheit ist für den Unternehmer auch ein Grundsatz im Umgang mit Geschäftspartnern. Der Kunde sei stets auch ein Partner, mit dem man ohne Winkelzüge umgeht und auf dessen Bedürfnisse man flexibel reagieren müsse. Verbindlichkeit sei da eine wichtige Tugend, ohne die Geschäftsbeziehungen nicht auf Dauer funktionieren können. Neuen, innovativen Wegen und neuen Produkten solle man stets positiv gegenüber stehen, auch das sei ein Wert - beweglich bleiben, nicht erstarren. Als IHK -Präsident stehe er zudem voll hinter dem Mittelstand der Region und setze sich daher auch ganz besonders für die Nachwuchsförderung ein: „Die Unternehmen brauchen junge Menschen.“ [Das Gespräch fand am 10. Juli 2009 statt.] Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Chancen, die sich bieten, nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. Meist ist das Zeitfenster nur kurze Zeit offen, in dem sich eine Chance bietet. Eine Chance zu ergreifen, ist meist mit Überwindung und Anstrengung verbunden, die man nicht scheuen darf. Dabei helfen Disziplin und Durchhaltevermögen, auch wenn die Begriffe für viele verstaubt klingen mögen. Begeisterungsfähigkeit ist die andere Essenz, die man braucht, sie bringt den Spaß ins Spiel - ohne den geht nichts auf Dauer. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Eine Balance zu finden ist nicht leicht. Meine Familie hat oft zurückstecken müssen. Sie hätte gern mehr Zeit mit mir verbracht und ich mit ihr. Ich bin aber da, wenn ich gebraucht werde und in der freien Zeit, speziell im Urlaub, haben wir gemacht, woran alle Spaß hatten. Wir sind uns sehr nahe. Bei der Gewichtung schlägt das Pendel eindeutig in Richtung Familie aus. Ich hätte meinen Beruf nötigenfalls für meine Familie aufgegeben. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Jeder Mensch braucht ein Wertebündel, meines beziehe ich aus dem christlichen Glauben. Dies vorausgeschickt denke ich, ein Unternehmen ist wie ein Bergsteigerteam. Einer ist extrem auf den anderen angewiesen. Deshalb halte ich Verlässlichkeit für einen besonders hochstehenden Wert. <?page no="79"?> 78 Uwe Hainbach Das Leben ist voller Überraschungen Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Unser Leitsatz „Möbel für Menschen“ ist ein Versprechen. Erst kommen die Menschen, dann die Produkte. Wir haben ihn täglich vor Augen und erinnern uns gegenseitig daran, dass wir Menschen ernst nehmen, ihnen aufmerksam zuhören und ihnen Wege ebnen. Das gilt für das Miteinander im Unternehmen, aber auch in der Zusammenarbeit mit unseren Partnern außerhalb des Unternehmens. Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Wo Unternehmensethik nur der Imagepflege dient, gehen die Menschen innerlich auf Distanz zum Unternehmen. Der Organismus Unternehmen wird anfällig für Krankheitskeime aller Art. Ich glaube, Unternehmensethik ist das Band, das die Menschen in einem Unternehmen eint. <?page no="80"?> 79 Doris Süß-Schnadmann Leben und leben lassen Doris Süß-Schnadmann „Leben und leben lassen! “ Doris Süß-Schnadmann, Dipl.-Ökonomin Geschäftsführende Gesellschafterin, Süss Oberflächentechnik GmbH (bis 2011) gegenwärtige Position: Prokuristin mit beratender Funktion, Betreuung einzelner ausgesuchter Projekte Jahrgang 1953 verwitwet Ausbildung / Studium: Abitur Lotteschule Wetzlar; Studium Wirtschaftswissenschaften an der JLU Gießen Hobbies: Radfahren, Golfen, Tauchen Berufliche Laufbahn Fast 30 Jahre lang Geschäftsführende Gesellschafterin der Süss Oberflächentechnik GmbH Mitgliedschaften / Ehrenämter Mitglied der IHK Vollversammlung Ehrenamtliche Richterin am Landgericht in Limburg und am Hessischen Finanzgericht in Kassel Auszeichnungen Hessischer Landesehrenbrief Bundesverdienstkreuz Aktivität bei THM -StudiumPlus: Gründungsmitglied Impulse „Für die Menschen, die in meinem Unternehmen arbeiten, fühle ich mich verantwortlich - und zwar für jeden von ihnen.“ „Echte Glaubwürdigkeit erreicht man nur durch Transparenz den Mitarbeitern gegenüber.“ „Eine gute Führungskraft bleibt mit den Füßen auf dem Boden und hebt nicht ab.“ „Allen Menschen, die mir begegnen, Wertschätzung entgegenzubringen, ist Basis meiner Philosophie.“ „Arbeit und Freizeit trenne ich sauber.“ „Es ist wichtig, moralische Grundsätze zu haben und auch nach diesen zu leben.“ „Wenn man eine Firma übergeben will, muss man jemanden finden, der insbesondere auch menschlich passt.“ <?page no="81"?> 80 Doris Süß-Schnadmann Leben und leben lassen Profil Der direkte Dialog mit ihren Mitarbeitern ist für Doris Süss-Schnadmann, die Geschäftsführende Gesellschafterin der Firma Süss Oberflächentechnik GmbH (bis 2011), eine wichtige Voraussetzung für den unternehmerischen Erfolg. „Mindestens einmal im Jahr nehme ich mir Zeit für jeden einzelnen Mitarbeiter.“ Das berichtete die Geschäftsführerin: Durch Mitarbeitergespräche werde das Betriebsklima nachhaltig verbessert und sie erfahre viel über Probleme mit dem Unternehmen. Die 1950 gegründete Süss Oberflächentechnik GmbH ist spezialisiert auf dekorative Oberflächenveredelung von Zulieferteilen in den Bereichen Automobil-, Sanitär-, Medizin- und Elektrotechnik sowie der optischen Industrie. Schwerpunkte liegen in den Bereichen Werkstoffauswahl, konstruktionsbezogene Fragen, rationelle Fertigung und Logistik. „In der Wirtschaftskrise brachen uns von heute auf morgen die Aufträge aus der Automobilbranche weg. Das war ein extremer Einschnitt für uns“, berichtete die Geschäftsführerin. „Obwohl uns Aufträge für Medizin- und Wehrtechnik konstant in der Krise helfen und wir ein breites Kundenspektrum haben, waren wir gezwungen Mitarbeiter einzusparen und Kurzarbeit einzuführen“, sagte sie mit Bedauern. Dabei betonte sie, dass Kündigungen Chefsachen seien und nur von ihr ausgesprochen werden. Wie die Unternehmerin schwierige Entscheidungen treffe, wollten die Studierenden wissen. „In der Regel schlafe ich darüber und entscheide dann rasch. Betrifft das Problem nicht mein Kerngeschäft hole ich mir Berater dazu oder bespreche mich mit kompetenten Partnern“, erklärte sie. Auf die Frage, was von einer Übernahme eines deutschen durch ein ausländisches Unternehmen zu halten sei, war ihre Antwort ebenso klar: Wenn dadurch die Arbeitsplätze der heimischen Mitarbeiter erhalten werden könnten, sei das eine gute Lösung. Auch die Gründung von Niederlassungen im Ausland könne sinnvoll sein, um weiter am Markt bestehen und den Standort in der Region erhalten zu können, so Doris Süss-Schnadmann, die auch Vizepräsidentin des IHK Lahn-Dill ist. Die Mitarbeiterzufriedenheit im Unternehmen sei Basis jeden wirtschaftlichen Erfolges. „Bei unseren regelmäßigen Besprechungen kommt alles auf den Tisch. Bei den Montagsgesprächen mit den Abteilungsleitern, den EDV - und Chemieabteilungen reden wir Klartext. In erster Linie setze ich auf Teamwork und Kommunikation. Dann muss delegiert und Vertrauen in die Mitarbeiter gesetzt werden. Ich kann und will nicht alles kontrollieren“, betonte die Geschäftsfrau. [Das Gespräch fand am 4. Mai 2009 statt.] <?page no="82"?> 81 Doris Süß-Schnadmann Leben und leben lassen Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Sie sollen sich Ziele aufstellen und versuchen, diese mit positiver Einstellung energisch zu erreichen - aber nicht um jeden Preis. Zu jedem Problem gibt es zwei Lösungen und manchmal ist der Plan B die bessere Lösung. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Um nach einem anstrengenden Arbeitstag wieder eine Balance zwischen Kopf und Körper zu bekommen, hat mir der Sport (Radfahren) gut geholfen. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Die Achtung jedes Lebewesens. Welche betriebsethische Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen? Der Verkauf des Unternehmens an den Nachfolger. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Ein offenes Ohr für alle Mitarbeiter und ein Erläutern der getroffenen Entscheidungen. Hier besteht häufig ein Kommunikations- / Verständnisproblem. Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Man sollte es im täglichen Umgang mit den Mitarbeitern vorleben. Das ist nicht immer leicht. Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Wo es nur ein Modebegriff ist und nicht gelebt wird, wird es zum Bumerang - nicht gleich, aber bald. <?page no="84"?> Manfred Bender Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg 83 Manfred Bender „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ Manfred Bender, Dipl.-Betriebswirt Vorstandsvorsitzender Pfeiffer Vacuum Technology AG Jahrgang 1965 verheiratet, zwei Kinder Ausbildung / Studium: 1984-1986: Nach dem Abitur Ausbildung zum Industriekaufmann; 1989-1993: Studium der Betriebswirtschaft an der FH Gießen (Diplom) Hobbies: Zeit mit der Familie verbringen (am liebsten beim Skifahren), ab und zu einen Marathon laufen Berufliche Laufbahn 1993-1998: Schunk-Gruppe, Heuchelheim: zunächst Leiter der Konzernrevision, dann Projektkoordinator für die weltweite Einführung von SAP 1998: Pfeiffer Vacuum GmbH, Aßlar: zunächst als Leiter Controlling 2000: Leiter Finanz- und Rechnungswesen 2004: Kaufmännischer Leiter 2004: Finanzvorstand Pfeiffer Vacuum Technology AG Gegenwärtige Position: seit 2007: Vorstandsvorsitzender Pfeiffer Vacuum Technology AG Aktivitäten bei THM -StudiumPlus: Gründungsmitglied, Mitglied des Kuratoriums Impulse „Für berufliches Vorankommen ist es entscheidend, den Mut zu haben, ja zu sagen.“ „Karriere ist nicht planbar und hängt von vielen Zufällen ab.“ „Ein Maßstab für das moralische Gewissen ist die Frage: Wie wäre das für mich und wollte ich, dass meine Kinder das auch so machen? “ „Krumme Dinge rechnen sich nicht.“ „Wir haben keinen Werteverfall, sondern eine Werteverschiebung.“ „Ethik muss auf allen Führungsebenen gelebt werden.“ „Ich freue mich, Mitarbeiter aus der Region zu fördern, denn die Jugend ist unsere Zukunft.“ <?page no="85"?> Manfred Bender Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg 84 Profil „Die Führungskraft müsse als Vorbild taugen“, so Manfred Bender, Vorstandsvorsitzender der Pfeiffer Vacuum Technology AG . Der international tätige Maschinenbaukonzern ist insbesondere im Geschäftsfeld Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Vakuumpumpensystemen bzw. -komponenten aktiv. Der Konzern hat seinen Hauptsitz in Aßlar in Mittelhessen und betreibt weltweit mehr als 20 Tochtergesellschaften. Gegründet wurde das Unternehmen 1890 von Arthur Pfeiffer, der die Öl- Luftpumpe erfand. Bis 1926 avancierte Pfeiffer zum führenden Unternehmen der Vakuumtechnik. Pfeiffer Vacuum ging im Jahr 1996 an die New Yorker Börse und war der erste deutsche Mittelständler, der diesen direkten Schritt wagte. 1998 ging Pfeiffer Vacuum auch an die Deutsche Börse in Frankfurt am Main, im Segment Neuer Markt (heute Tec DAX ). Mit 2 258 Mitarbeitern erwirtschaftete das Unternehmen 2015 ein Umsatzerlös von rund 452 Mio. Euro. „Es gibt Dinge, die tut man einfach nicht.“ Auf diese Formel brachte Manfred Bender, seine Einstellung zu ethischen Fragen. „Nach meinem Empfinden sollten diese ungeschriebenen Gesetze von jedem Menschen ganz automatisch beherzigt werden und nicht durch so genannte Compliance-Trainings vermittelt werden müssen.“ Bei allen Fragen mit ethischem Bezug wurden die Maßstäbe Korrektheit und Menschlichkeit deutlich. So lauteten die Fragen der jungen Leute etwa: Darf man in schwierigen Zeiten einen Auftrag auch über Bestechung sichern? „Unter keinen Umständen“, lautete die klare Antwort. Was tun, wenn der Chef Kurzarbeit beantragt, die Belegschaft aber dennoch voll weiterarbeiten soll? Besonders bei Maßnahmen, die der Sicherung von Arbeitsplätzen dienen, müsse unter allen Umständen oberste Korrektheit an den Tag gelegt werden, betonte der Vorstandsvorsitzende. „Ob eine Entscheidung ethisch korrekt ist, darüber bin ich mir schnell im Klaren.“ Um zu erkennen, ob eine Entscheidung korrekt sei, müsse man sich im Grunde folgende zwei Fragen stellen: Würde ich wollen, dass mir das selbst passiert? Könnte ich mit dieser Entscheidung ein Vorbild für meine Kinder sein? [Das Gespräch fand am 8. Juni 2010 statt.] Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Macht das, was Euch Spaß macht richtig und mit vollem Engagement. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Auch private Termine erhalten einen Platz in meinem Kalender. Da stehen dann außer Meetings auch die Geburtstage meiner Familienmitglieder und die Donnerstag-Laufabende mit Freunden drin. <?page no="86"?> Manfred Bender Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg 85 Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Freiheit. Erstens, die Freiheit Entscheidungen zu treffen. Zweitens, die Freiheit zu reisen. Drittens, die Freiheit unsere Ausbildung und unsere Berufe zu wählen. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Eine Führungskraft muss Mitarbeiter so behandeln, wie sie selbst behandelt werden möchte. Und vor allem muss sich ein Mitarbeiter auf ihr Wort verlassen können. Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Wir haben einen Verhaltenskodex. Alle Mitarbeiter sind aufgefordert, sich daran zu halten. Führungskräfte sind insbesondere gefordert, ihre Vorbildrolle wahrzunehmen. Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Ethik ist sicher kein Modebegriff, den man zur Imagepflege benutzt. Aufgrund zahlreicher Skandale in Unternehmen und anderen Institutionen ist es eine Notwendigkeit geworden, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Wo sehen Sie die Grenzen der Unternehmensethik in einer globalisierten Welt? In einer globalisierten Welt muss man verstehen, dass es in unterschiedlichen Regionen sehr unterschiedliche Kulturen gibt. Andere Länder, andere Sitten. Bei uns in Deutschland wird ein kleines Geschenk an einen Geschäftspartner schon kritisch gesehen. In anderen Kulturen wird es als Wertschätzung betrachtet, wenn man nicht mit leeren Händen kommt. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? wir uns alle bewusst machen würden, dass es keinen besseren Ort gibt und wir verantwortungsbewusst damit umgehen müssen. <?page no="88"?> Gerhard Federer Arbeit ist wichtig im Leben, aber nicht alles 87 Gerhard Federer „Arbeit ist wichtig im Leben, aber nicht alles.“ Gerhard Federer, Dipl.-Wirtschaftsingenieur Vorsitzender der Geschäftsführung Schunk GmbH, Heuchelheim (bis 2013) gegenwärtige Position: im Ruhestand; Aufsichtsratstätigkeiten bei der Homag Group AG , Schopfloch und der Dürr AG , Bietigheim-Bissingen sowie Beirat bei der Cronimet Holding GmbH in Karlsruhe Jahrgang 1954 verheiratet, drei Töchter Ausbildung / Studium: 1975-1980: Wirtschaftsingenieurwesen an der TH Karlsruhe Hobbies: Golf, Tennis, Radfahren, Lesen Berufliche Laufbahn 1980-1982: Paschal-Werk G. Maier, Steinach; Assistent der Geschäftsleitung 1982-1988: E. Scheurich Pharmawerk, Appenweier; Leiter Planung und Kontrolle / Marketing Controller 1988-1989: Versandhaus Heinrich Heine, Karlsruhe; Leiter Unternehmensplanung 1989-2003: Papierfabrik Schoeller & Hoesch, Gernsbach bzw. Glatfelter Company, USA (1989: Ressortleiter Finanzen und IT , 1997: Kaufmännischer Geschäftsführer, 2001: Vice President im Headquarter der Muttergesellschaft Glatfelter Company, USA ) 2003-2013: Schunk Group, Heuchelheim (2003: Geschäftsführer der Holding, 2007: Vorsitzender der Holding-Geschäftsführung, CEO ) Aktivität bei THM -StudiumPlus: Gründungsmitglied, ehemaliges Mitglied des CCD -Vorstands Impulse „Seien Sie ehrlich, offen und authentisch! “ „Globalisierung ist für mich kein Schreckgespenst.“ „Eine gute Führungskraft muss menschlich und nahbar bleiben.“ „Um eine Lösung für Konflikte zu finden, ist es unbedingt notwendig, den Sachverhalt aus möglichst vielen Perspektiven zu betrachten.“ „Ruhe und Besonnenheit bringen uns in problematischen Situationen am meisten.“ „Mitarbeiter müssen fair bewertet und angemessen bezahlt werden.“ „Ein gewisses Maß an Grundvertrauen ist wichtig, damit Kontrollen nicht überhand nehmen müssen.“ <?page no="89"?> Gerhard Federer Arbeit ist wichtig im Leben, aber nicht alles 88 Profil Glaubwürdigkeit - das ist für Gerhard Federer etwas, worauf man in der Unternehmensführung nicht verzichten kann. Federer ist Geschäftsführer der Schunk-Gruppe mit Hauptsitz in Heuchelheim. Gegründet wurde das Unternehmen zur Produktion von Kohlebürsten durch Ludwig Schunk und Karl Ebe 1913 in Fulda. Im Jahr 1918 siedelte das Unternehmen nach Heuchelheim bei Gießen um. Der kinderlos gebliebene Unternehmensgründer Ludwig Schunk vererbte das gesamte Unternehmensvermögen der Unterstützungseinrichtung für Betriebsangehörige. Heute sind die wichtigsten Betätigungsfelder Kohlenstofftechnik und Ingenieurkeramik, Klimatechnik und Umweltsimulation, Sintermetall sowie Ultraschallschweißtechnik. Die Schunk Group besteht aus den vier Divisionen Carbon Technology, Weiss Technik, Sinter Metals und Sonosystems. Bei dem Thema„Globalisierung“ müssten die jeweiligen Chancen erkannt werden und im Focus stehen; dieser Realität dürfe sich niemand verschließen. „Wir sind in 29 Ländern tätig, von unseren über 8 000 Mitarbeitern arbeiten gut 4 000 außerhalb von Deutschland“, erläuterte er. Das Thema Globalisierung gehöre daher zum Tagesgeschäft. „Wir werden teilweise von unseren Kunden gezwungen, ins Ausland zu gehen“, sagte er. Allerdings gehe es nicht darum, im Ausland billiger zu produzieren: „Wir reimportieren nicht, sondern produzieren für den Markt des jeweiligen Landes.“ Diese Auslagerungen hätten keinen oder eher positiven Einfluss auf die Produktion im Inland. Aber: „Es gibt auch Branchen, in denen es aus Wettbewerbsgründen anders aussieht. Die müssen ins Ausland gehen, um zu überleben.“ Es mache aber keinen Sinn, die Globalisierung zu verteufeln: „Globalisierung ist kein Schreckgespenst. Deutschland lebt vom Export, das heißt, man bringt Waren in ein anderes Land, das kann man auch als Transfusion von Arbeitsleistung nach Deutschland sehen. Man kann nicht gegen etwas sein und zugleich Nutzen daraus ziehen.“ Aber natürlich habe die Globalisierung auch negative Aspekte. „Wir haben es schon erlebt, dass in China ein Produkt auf den Markt kommt, das identisch mit einem von uns entwickelten Produkt ist - da steht dann statt Schunk Schunki darauf.“ Auf die ethischen Prinzipien in seinem Unternehmen angesprochen, berichtete er von einem Leitbild, das alle Führungskräfte vorleben sollen. „Nur wenn man sich selbst als Maßstab setzt, macht es Sinn.“ Dazu gehöre auch, dass man den Mitarbeitern stets sage, was man vorhabe, auch wenn es etwas Unangenehmes sei. „Man ist nicht Geschäftsführer, um von allen geliebt zu werden, aber es wird problematisch, wenn man keinen Rückhalt mehr hat.“ [Das Gespräch fand am 18. November 2010 statt.] <?page no="90"?> Gerhard Federer Arbeit ist wichtig im Leben, aber nicht alles 89 Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Erstens, man kann im Leben mehr erreichen, als man zunächst glaubt. Grundlage ist aber immer ehrliche und sicherlich auch harte Arbeit. Zweitens, Ziele sind gut und sollte man sich stecken, aber alles in Grenzen. Das Leben ist nicht von A bis Z planbar. Drittens, Veränderungen sind Teil des Lebens. Ohne Veränderung keine Evolution und damit kein Fortschritt und auch keine persönliche Weiterentwicklung. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Eine Führungskraft muss für bestimmte Werte stehen. Wertschätzung der Mitarbeiter, Fairness, Offenheit und Ehrlichkeit gegenüber den Mitarbeitern wie auch die speziellen Werte, für die ein Unternehmen steht, müssen durchgängig vorgelebt werden. Dabei ist es besonders wichtig, dass dies auch wirklich verinnerlicht ist und authentisch vermittelt wird. Es gilt nicht nur zu reden, sondern auch wirklich konform zu handeln. Jede Führungskraft, über alle Ebenen hinweg, hat eine wichtige Vorbildfunktion, denn die Beachtung der Werte, so sie denn richtig definiert sind, ist die Grundlage für eine Compliance-konforme Verhaltensweise. Eine „anständige“ Führungskraft ist auch fähig, mit seiner besonderen Stellung, die auch immer mit Macht verbunden ist, jederzeit verantwortungsvoll umzugehen und persönliche Willkür zu vermeiden. Dinge erzwingen zu wollen, Mitarbeiter maßlos zu überfordern oder respektlos zu behandeln, sind nicht Teil des Verhaltens einer guten Führungskraft, zumal dies demotivierend wirkt und Fehlverhalten fördert. Keinesfalls darf eine Führungskraft etwas fordern, was beim Mitarbeiter zu einem ethischen Konflikt führt. Eine „anständige“ Führungskraft zeichnet sich nicht nur dadurch aus, dass sie angemessen kommuniziert, sondern auch durch die Fähigkeit, Mitarbeitern hilfreiches und ehrliches Feedback zu geben. Auch sollte eine Führungskraft fähig und gewillt sein, Sachverhalte offen zu diskutieren und auch Feedback der Mitarbeiter anzunehmen und zu beachten. Dies kann der Zusammenarbeit nur förderlich sein. Letztendlich sollte Grundsatz sein, so zu handeln oder nur das zu fordern, wie bzw. was man für sich als Führungskraft selbst verantworten kann. <?page no="92"?> Andreas Tielmann Klar im Ziel, fair im Umgang und offen für Neues 91 Andreas Tielmann „Klar im Ziel, fair im Umgang und offen für Neues.“ Andreas Tielmann, Dipl.-Wirtschaftsingenieur Hauptgeschäftsführer IHK Lahn-Dill Jahrgang 1954 verheiratet, ein Sohn Ausbildung / Studium: Diplom-Wirtschaftsingenieur, Fachrichtung Maschinenbau Hobbies: Garten, Reisen, Freizeitsport Berufliche Laufbahn Nach dem Studium zunächst wissenschaftliche Tätigkeit in verschiedenen Projekten zur Personalentwicklung und Fabrikplanung ab 1984: Bereichsleiter Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit bei einem Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband 1988: Wechsel in den Bereich der Industrie- und Handelskammern Mitgliedschaften / Ehrenämter Ehrenamtliche Mitarbeit in den Gremien verschiedener wirtschaftsnaher Fördereinrichtungen Aktivitäten bei THM -StudiumPlus: Gründungsmitglied, Mitglied im Vorstand des CCD Impulse „Mitarbeitergespräche sind wichtiger Bestandteil guter Führung; nehmen Sie sich vor allem Zeit dafür.“ „Nicht immer sind die Umstände auf den ersten Blick ersichtlich. Daher ist es wichtig, Dinge zu hinterfragen, um ihnen auf den Grund zu gehen.“ „Als Industrie- und Handelskammer tragen wir besondere Verantwortung für die Menschen in unserer Region.“ „Zeit mit der Familie zu verbringen ist ein wichtiger Ausgleich für die komplexen Anforderungen im Arbeitsleben.“ „Jugendliche sind das Fundament für die Zukunft unserer mittelhessischen Region.“ „Am Ende des Meinungsbildungsprozesses müssen klare Orientierung und einvernehmliches Commitment stehen.“ <?page no="93"?> Andreas Tielmann Klar im Ziel, fair im Umgang und offen für Neues 92 Profil „Neues ausprobieren und dabei nicht nachzulassen, dies sichere Zukunft“, so der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer ( IHK ) Lahn-Dill, Andreas Tielmann. Das Zuständigkeitsgebiet der IHK Lahn-Dill umfasst neben dem Lahn-Dill- Kreis den Altkreis Biedenkopf als Teil des heutigen Landkreises Marburg-Biedenkopf. Hinzu kommen die Gemeinden Biebertal und Wettenberg des Landkreises Gießen. Die 2008 aus den IHK s Dillenburg und Wetzlar fusionierte IHK Lahn-Dill ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Ihr gehören rund 20 000 Mitglieds-Unternehmen an, darunter knapp 4 600 im Handelsregister eingetragene Unternehmen. Auf einer Gesamtfläche von 1 514 Quadratkilometern des Kammerbezirks der IHK Lahn-Dill leben annähernd 340 000 Einwohner. Der Gesamtraum ist von mittelständischem produzierendem Gewerbe geprägt. 44 Prozent der nahezu 100 000 Beschäftigten finden hier ihren Arbeitsplatz. Der Kammerverbund Mittelhessen unter Federführung der IHK Lahn-Dill ist neben dem CCD Partner des Dualen Studiums der THM . „Wenn es um die Verlagerung von Firmen ins Ausland geht, lautet die Frage nicht ob, sondern wie man es tut“, so Tielmann. Er machte deutlich, dass es seiner Ansicht nach für viele Unternehmen keine Alternative zur Verlegung von Produktionsstätten ins Ausland gebe. Die Frage sei vielmehr, wie man eine solche Verlagerung gestalte: „Das heißt nicht, dass man hier einfach alles plattmacht und woanders etwas hochzieht.“ So werde nach seiner Erfahrung oft nicht für den Re-Import, sondern für lokale Märkte produziert. Er wisse von vielen Unternehmen in der Region, die durch intelligente Strategien bei der Produktionsverlagerung zusätzliche Arbeitsplätze an ihren ursprünglichen Standorten schaffen konnten. Verbraucher seien nicht bereit, höhere Preise zu akzeptieren: „Wir haben bei uns seit den neunziger Jahren eine sinkende Inflationsrate - der Preisverfall bei vielen Produkten hängt mit den niedrigen Produktionskosten gerade in den Schwellenländern zusammen.“ Wer zu teuer produziere, verschwinde vom Markt, was ebenfalls Arbeitsplatzverlust bedeute. Daher unterstütze die IHK auch Firmen, die sich Standorte im Ausland einrichten wollten. „Wir sind aber keine vaterlandslosen Gesellen“, betonte er, „wir setzen uns dafür ein, dass die Rahmenbedingungen in der Region so sind, dass es eher attraktiv ist, zu uns zu kommen“. Die Dinge zu gestalten, die der Region nutzen - das nannte Tielmann als sein wichtigstes persönliches Ziel. Er wolle Neues ausprobieren, dabei auch unterschiedliche Positionen ausgleichen. „Ich reagiere - gelegentlich zum Schrecken meiner Mitarbeiter - mit Freude darauf, wenn sich etwas anders entwickelt, als geplant“, sagte er. Genau das sei nämlich geeignet, Menschen aus festen Bahnen zu holen und die Erfahrung zu vermitteln, dass es auch anders gehe als bisher. [Das Gespräch fand am 2. Dezember 2010 statt.] <?page no="94"?> Andreas Tielmann Klar im Ziel, fair im Umgang und offen für Neues 93 Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Erstens, Zuversicht ist ein erster wichtiger Schritt, um auch große Herausforderungen zu meistern. Zweitens, gut und erfolgreich ist man in den Dingen, die man gerne tut. Drittens, Veränderungen sind (meist) keine Bedrohung, sondern eine gute Gelegenheit, Dinge besser zu machen. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Wenn Arbeit begeistert und Freude macht, verschwimmen die Grenzen und wachsen gleichzeitig die Risiken, dass der private Bereich zu kurz kommt. Daher ist es mir wichtig, dass die Familie um berufliche Herausforderungen weiß, mich erden und bremsen kann. Auch den Hobbys gebe ich einen festen Platz im Terminkalender. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Vertrauen Welche betriebsethische Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen? Eine Personalentscheidung, bei der sich persönliches Verständnis betrieblichen Notwendigkeiten beugen musste. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Offenheit und Fairness auch und gerade in Konfliktsituationen. Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Die Mitarbeiter bringen bereits ein gesundes eigenes Wertesystem mit. Über die offene Diskussion zum konkreten Beispiel entwickeln wir dann das gemeinsame Verständnis weiter. Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Ohne gelebte Unternehmensethik gab und gibt es keinen nachhaltigen Erfolg. Ich sehe aber die Gefahr, dass bei zu viel gesetzlich oder unternehmenspolitisch „verordneter“ Ethik die Verpackung den Inhalt dominiert. <?page no="95"?> Andreas Tielmann Klar im Ziel, fair im Umgang und offen für Neues 94 Wo sehen Sie die Grenzen der Unternehmensethik in einer globalisierten Welt? Zentrale eigene Grundwerte müssen unverrückbar sein - das „Leben“ dieser Werte muss aber vom Respekt vor kulturell anders geprägten Wertesystemen begleitet werden. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? man die Dinge auch einmal aus der Perspektive „der Anderen“ betrachten würde. <?page no="96"?> Jens Mohr Hinterfrage ständig und lerne dazu 95 Jens Mohr „Lass dir kein „X“ für ein „U“ vormachen. Hinterfrage ständig und lerne dazu.“ Jens Mohr, Dipl.-Wirtschaftsingenieur Geschäftsführender Gesellschafter Süss Oberflächentechnik GmbH, Wetzlar bis 2011: Geschäftsführer Buderus Edelstahl GmbH Jahrgang 1964 Verheiratet, zwei Kinder Ausbildung / Studium: Fachgehilfe in steuer- und wirtschaftsberatenden Berufen; Diplom-Wirtschaftsingenieur (Maschinenbau) Hobbies: Windsurfen, Skifahren, Mountainbike, Bergwandern - alles in Maßen Berufliche Laufbahn 1984-1987: Ausbildung 1987-1993: Studium, Darmstadt mit Auslandsaufenthalt 1994: Controller in einem kleineren Maschinenbauunternehmen 1995-1999: Degussa, Frankfurt: technisches Controlling, Standort Wesseling: Werkscontroller 2000-2011: Buderus Edelstahl, Wetzlar: Leiter Controlling, Geschäftsführer seit 2012: Geschäftsführender Gesellschafter Süss Oberflächentechnik GmbH, Wetzlar Aktivität bei THM -StudiumPlus: Gründungsmitglied Impulse „Wenn man sich etwas vorgenommen hat, muss man es auch zu Ende bringen.“ „Für sein Leben sollte man klare Ziele formulieren.“ „Man muss sich mit den Aufgaben und Produkten identifizieren, um erfolgreich zu sein.“ „Umgang mit Druck ist eine Sache der Erfahrung und lässt einen wachsen.“ „Eine gute Führungspersönlichkeit sollte einen kooperativen Stil vorleben: Gegenseitiges Vertrauen und eine stets offene Tür sind die Erfolgsgaranten.“ „Love it, change it, leave it.“ <?page no="97"?> Jens Mohr Hinterfrage ständig und lerne dazu 96 Profil Erfolgreich könne nur der sein, der sich Ziele setze. Davon überzeugt ist Jens Mohr, Geschäftsführer von Buderus Edelstahl mit Hauptsitz in Wetzlar (im Amt bis 2011). Die Buderus Edelstahl GmbH mit Sitz in Wetzlar ist ein Hersteller von Halbzeug, Warmband, Kaltband, geschmiedetem Stabstahl wie Werkzeugstahl und Baustahl, Freiformschmiedestücken sowie Gesenkschmiedestücken. Das Unternehmen ist Teil des österreichischen voestalpine Konzerns. Das Ursprungsunternehmen wurde 1920 gegründet und hat heute über 1 400 Mitarbeiter an 18 Standorten. Die komplette Produktion bei Buderus Edelstahl erfolgt aus einer Hand, von der Erschmelzung bis zum Endprodukt. Die Stähle werden gemäß Kundenspezifikation im Elektro-Lichtbogenofen aus Schrott und Legierungen bei 1 600 bis 1 700 Grad Celsius erschmolzen. Sich die eigenen Ziele klarmachen und sie konsequent verfolgen, das sei für ihn eine wichtige Voraussetzung, um im Leben erfolgreich zu sein. Und in Bezug auf das Oberthema der Veranstaltung hatte er eine differenzierte Meinung: „Bei der Globalisierung gibt es weder schwarz noch weiß“, sagte er. So sei die Wirtschaft stets auf der Suche nach neuen Absatzmärkten und habe daher durchaus Interesse, andere Volkswirtschaften zu entwickeln. Auf der anderen Seite stehe man durch die Konkurrenzsituation auch unter Druck. „Warum sollten die Chinesen ihren Stahl bei uns kaufen, wenn unsere Qualität nicht absolut überzeugend ist“, fragte er in die Runde. Die Antwort auf die Globalisierung könne daher nur im Know-how liegen, das immer größer als das der Konkurrenz sein müsse. Buderus Edelstahl habe mit einem millionenschweren Investitionsprogramms reagiert und beispielsweise eine neue 10 000-Tonnen-Schmiedepresse in Betrieb genommen. Neben dem fachlichen Wissen seien Vertrauen und Kontinuität wichtige Voraussetzungen für den Erfolg. Gegen den „schnellen Euro“ müsse man Kundenorientierung und Verlässlichkeit setzen, dann könne man sich auch in Zeiten der Globalisierung am Markt behaupten. Der 46-Jährige interpretierte auch seinen Werdegang, der über Ausbildungen zum Steuerfachangestellten und Wirtschaftsingenieur führte. „Wenn man etwas anfängt, muss man es auch zu Ende machen“, benannte er eine seiner Maximen. Zudem solle man sich regelmäßig selbst befragen, ob der Weg, den man eingeschlagen habe, auch in Richtung der einmal gesetzten Ziele führe. Es sei wichtig, sich mit einer Aufgabe zu identifizieren, um eine gute Leistung erbringen zu können. [Das Gespräch fand am 20. Januar 2011 statt.] <?page no="98"?> Jens Mohr Hinterfrage ständig und lerne dazu 97 Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Erstens, schau über den Tellerrand hinaus: Es gibt viel zu viele Menschen mit einem höchst ungesunden Halbwissen. Mehr Wissen, mehr Interesse schafft wichtige Querverbindungen. Zweitens, Vorbild dringt tiefer als Worte: Denken Sie nicht, dass Sie ein besserer Mensch wären, weil Sie einen höheren Bildungsabschluss haben. Ihre Aufgabe ist es allen Mitarbeitern zuzuhören, das Gehörte zu hinterfragen und mit der Theorie abzugleichen. Dann probieren Sie selber aus und können Vorbild sein. Drittens, keine Scheu vor Blood, Sweat and Tears: Steigen Sie in den Dreck, die Tiefe, das Detail - sei es in der Produktion oder in einem IT -Projekt. Nur dann finden Sie die wirklichen Knackpunkte und verdienen sich den Respekt und die Anerkennung der Mitarbeiter. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Wer „Arbeit“ als Belastung empfindet, hat keine Freude daran. Kehren Sie die Reihenfolge um und die Balance stellt sich von selber ein: „Wer schaffen will, muss fröhlich sein.“ Sie müssen WOLLEN , das ist das Entscheidende. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Ehrlichkeit und Respekt; beides schafft Vertrauen. Eine gute Führungskraft schätzt Ehrlichkeit. Nur dann kann sie die Mitarbeiter respektvoll unterstützen. Führungskräfte, die nicht respektvoll mit Ihnen umgehen, haben SIE nicht als Mitarbeiter verdient. Suchen Sie sich andere Vorgesetzte! Welche betriebsethische Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen? Keine, da ich überzeugt davon bin, eine ausgewogene Balance zwischen den unterschiedlichen Zielen herstellen zu müssen und zu können. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Ehrlichkeit + Zuhören + Detailkenntnis + Respekt Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Ich versuche Vorbild zu sein. Bunte Plakate und Sprüche helfen nicht weiter. Auch in großen Unternehmen geht es nicht ohne Vorbilder. <?page no="99"?> Jens Mohr Hinterfrage ständig und lerne dazu 98 Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Ein Unternehmen ist nicht auf den Zeitraum eines Quartalsberichtes oder eines Geschäftsjahres angelegt, sondern sollte Generationen überdauern. Dies gelingt nur, wenn alle Aspekte der Unternehmensführung ausreichend berücksichtigt werden. Ethik ist ein Teil davon, ebenso wie andere Schwerpunktthemen der vergangenen Jahre: Shareholder Value, Stakeholder Value, Prozesskostenrechnung, Diversifikation, Konzentration auf das Kerngeschäft, TQM , Managment by … - und wie sie alle hießen und heißen. Ich habe aufgehört das zu verfolgen. Wo sehen Sie die Grenzen der Unternehmensethik in einer globalisierten Welt? Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich immer auch mich - da ist es unerheblich, ob die Welt globalisiert ist oder nicht. Ich muss mich „aushalten“ und so muss ich im Unternehmen als Führungskraft auftreten. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? Unsere Erde ist hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Fläche und der zur Verfügung stehenden Ressourcen endlich. Der Glaube an immer währendes Wachstum, welches als Voraussetzung für Wohlstand gesehen wird, wird uns ruinieren. Warum glauben wir, dass die Menschheit immer weiter wachsen kann, sei es kopfzahlmäßig, sei es vom spezifischen Verbrauch (= Wohlstand) her? <?page no="100"?> Marion Gottschalk Das Leben ist ein einzigartiges Geschenk 99 Marion Gottschalk „Das Leben ist ein einzigartiges Geschenk.“ Marion Gottschalk, Dipl.-Volkswirtin Geschäftsführende Gesellschafterin Ille Papier-Service GmbH Jahrgang 1969 verheiratet, zwei Kinder Ausbildung / Studium: Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Frankfurter Hypothekenbank (heute Eurohypo); Studium der Volkswirtschaft, Philosophie und Politologie, Goethe-Universität, Frankfurt Studienschwerpunkte - VWL : Geld & Währung, Finanzwissenschaften Wirtschaftstheorie; Philosophie: Antike, Aufklärung, Gerechtigkeit; Politologie: Rechtsstaatstheorie Hobbies: Pferdesport und Pferdezucht Berufliche Laufbahn Praktikum bei Rabe und Partner, Freie Börsenmakler, Frankfurt Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftstheorie des Fachbereichs Philosophie und Geschichtswissenschaften, „Sonderforschungsbereich Wissenskultur und Gesellschaftlicher Wandel“, Goethe-Universität Frankfurt Mitgliedschaften / Ehrenämter Richterin beim Arbeitsgericht Gießen Aktivitäten bei THM -StudiumPlus: Gründungsmitglied, Stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums, Dozentin Impulse „Mut tut gut.“ „Betriebsethik muss in der Anwendung leicht und flexibel sein.“ „Es gibt mehr als entweder oder.“ „Offenheit und Zuverlässigkeit sind wichtig.“ „Zum Führen muss man sich Zeit nehmen.“ „Der Mensch funktioniert nicht nur kognitiv, sondern ist insbesondere ein soziales Wesen.“ „Ethische Regeln beschreiben einen Weg, der nie fertig ist und nie endet.“ <?page no="101"?> Marion Gottschalk Das Leben ist ein einzigartiges Geschenk 100 Profil Die eigenen Stärken auszubauen und nach außen sichtbar zu machen, das ist für Marion Gottschalk unabdingbar, wenn ein Unternehmen am Markt bestehen will. Gottschalk ist geschäftsführende Gesellschafterin beim 1965 gegründeten Familienunternehmen Ille Papier-Service GmbH aus Altenstadt und zudem Mitglied des Kuratoriums aus Vertretern von Wirtschaft und Hochschule, die die Studiengänge von StudiumPlus gestalten. Ille Papier-Service verfügt über ein internationales Vertriebsnetz sowie ein Montage-, Liefer- und Wartungsservice mit 29 Service-Niederlassungen in Europa. Zusammen mit den 40 000 Kunden macht dies das Unternehmen zum Marktführer im Hygiene-Segment. Illes selbst entwickelter Handtuchpapierspender zur berührungslosen Entnahme ist maßgeblich für den Erfolg des Sanifair- Konzepts von Tank und Rast. „Chancen und Risiken der Globalisierung“ lautete das Thema des Ethik-Seminars, und die Studierenden wollten von Gottschalk wissen, welche Haltung sie zu einer Verlagerung von Produktion ins Ausland als Reaktion auf Umsatzprobleme einnimmt. „Vertrieblich gesehen ist eine solche Verlagerung die schwächste Reaktion“, lautete ihre klare Antwort. Der bessere Weg seien Ursachenforschung und der Blick auf die Stärken des Unternehmens. „Man sollte versuchen, sich stärker von der Konkurrenz abzuheben, und zwar nicht über den Preis“, sagte sie. „Ohne Herausstellen der Alleinstellungsmerkmale wären wir nie über den regionalen Markt hinausgekommen“, betonte die Geschäftsführerin. Ganz wichtig sei der Blick über den Tellerrand: „Es gibt nie nur den einen Weg.“ So könne man neue Kundengruppen suchen und als in Deutschland gut aufgestelltes Unternehmen auch neue Märkte im Ausland erschließen. „Meine eigene Erfahrung ist, dass Made in Germany immer noch einen sehr guten Ruf hat, den dürfen wir nicht riskieren.“ Ethische Grundsätze seien im Unternehmen unabdingbar, zugleich müsse man sich aber die Flexibilität bewahren, sagte sie. „Je mehr wir wachsen, desto mehr merke ich, dass wir einen Ethik-Code brauchen.“ Aber natürlich gebe es auch jetzt schon klare Grundsätze wie Mut oder Offenheit, die alle Führungskräfte vorleben müssten. Ganz eindeutig sei auch die Position des Unternehmens in Sachen Korruption: „Wir sind schon damit konfrontiert worden, dass wir für einen Auftrag zahlen sollten, aber das lehnen wir grundsätzlich ab.“ Es gebe allerdings Länder, wo es schwierig sei, sich dann zu etablieren, „aber es gibt zum Glück genügend andere Märkte“. [Das Gespräch fand am 2. April 2011 statt.] <?page no="102"?> Marion Gottschalk Das Leben ist ein einzigartiges Geschenk 101 Aktuell nachgefragt! Das Leben ein einzigartiges Geschenk Das Leben ist ein einzigartiges Geschenk. Deshalb ist es unsere Pflicht und unser Vergnügen zugleich, das Beste daraus zu machen. Grundlage ist das Bewusstsein, dass ich mein Leben und meine Persönlichkeit nach meinen Wünschen und ethischen Vorstellungen gestalten kann, darf und soll. Das größte Werk des Lebens ist die Arbeit an der eigenen Person. Hieraus schöpfe ich alle Kraft und Zufriedenheit, ganz unabhängig von der Bestätigung von außen. Tue auch unangenehme Dinge gerne Unangenehme Tätigkeiten versuche ich positiv zu nehmen. Ich öffne mich dabei für neue Herausforderungen, lerne Spaß daran zu haben und entwickle mich weiter. Das große Ziel sollte ich immer vor Augen haben, aber der Weg dahin ist nicht vorherbestimmt. Man muss flexibel sein, auch mal dem Schicksal seinen Lauf lassen und dann wieder gezielt das Steuer ergreifen. Rückschläge Rückschläge nehme ich als Chance, wenn sie auch zu Beginn bitter sind. Eine Niederlage ist als eine Aufforderung zum Überdenken der bisherigen Situation zu verstehen. Man soll sich nicht als Ganzes in Frage stellen, aber seine Strategien überprüfen und korrigieren. Mit etwas zeitlichem Abstand werde ich dann meine Niederlagen als wichtige Wendepunkte im Leben erkennen und zu schätzen lernen. Ethik Als ethische Grundlage hilft der kant‘sche kategorische Imperativ. Am liebsten in seiner volkstümlichen Ausgabe: „Tue nichts, was Du nicht willst, was man Dir tut.“ Er zeigt die Grenzen meines Handelns auf. Der kategorische Imperativ ist unabhängig von Kultur und Religion. Er fordert den aufgeklärten Menschen auf, frei von seinen persönlichen Bedürfnissen Entscheidungen zu fällen. Empathie Ebenbürtig ist die Fähigkeit, gegenüber seinen Mitmenschen empathisch zu sein. Einfühlungsvermögen und Motivationsgabe sind Voraussetzungen für Führungskräfte. Ich muss einen Draht zu meinen Mitarbeitern haben, auch mal selbst mitanpacken und keinem etwas zumuten, das ich nicht auch mir selbst zumuten würde. <?page no="103"?> Marion Gottschalk Das Leben ist ein einzigartiges Geschenk 102 Balance Balance ist kein objektiv einzuhaltendes Ziel, sondern es geht um meine eigene, von mir selbst empfundene Balance. Erfüllt mich meine Arbeit sehr, dann soll und darf ich viel und gerne arbeiten. Der Ausgleich dazu, wie Familie, Freunde und Sport sollte mich ebenfalls erfüllen. Sich die Freiheit nehmen, dann Zeit zu investieren, wenn ich in besonderem Maße gebraucht werde, gleicht die wenige Zeit oftmals aus. Diese Zuverlässigkeit gibt meinem persönlichen Umfeld die Sicherheit, die es braucht, um mich als verantwortungsbewussten und wertvollen Menschen wahrzunehmen. <?page no="104"?> Wilfried Schmied Das Leben besteht immer aus Kompromissen 103 Wilfried Schmied „Das Leben besteht immer aus Kompromissen.“ Wilfried Schmied, Dipl.-Ingenieur Regierungspräsident Regierungsbezirk Gießen (1999-2009) gegenwärtige Position: Pensionär Jahrgang 1943 verheiratet, zwei Kinder Ausbildung / Studium: 1959-1962: Maschinenschlosserlehre; 1963-1966: Studium Maschinenbau/ Betriebstechnik an der Fachhochschule Gießen / Friedberg; 1982: Nachdiplomierung zum Diplom-Ingenieur ( FH ) Hobbies: Radfahren (Rennrad und Mountainbike), handwerkliches Arbeiten in Haus und Garten Berufliche Laufbahn 1962-1963: Adrema, Frankfurt / Main 1966: AEG -Industrieelektronik, Seligenstadt 1966-1967: Bundeswehr Grundwehrdienst 1968-1969: Rovema, Fernwald-Annerod 1968-1983: Gail AG , Gießen 1984-1993: Bürgermeister der Stadt Hungen 1993-1999: Erster Kreisbeigeordneter im Landkreis Gießen 1999-2009: Regierungspräsident des Regierungsbezirks Gießen Mitgliedschaften / Ehrenämter seit 1987: aktive Teilnahme an Goodwill-Radtouren zur Unterstützung von Kinderkrebsstationen (Tour Peiper, Tour Gingko, Tour der Hoffnung) 1988-1990: Gründer und Vorsitzender des Partnerschaftsvereins 1988 e. V. Hungen Mitbegründer der Städtepartnerschaft Hungen - St. Bonnet de Mure (Frankreich) seit 2000: Mitglied im Vorstand des Fördervereins Römisches Forum Waldgirmes e. V. Impulse „Wenn die eigenen Leistungen stimmen, kommen Angebote.“ „Nehmen Sie Veränderungen positiv an und erkennen Sie die darin liegenden Chancen.“ „Mitarbeiter sind das wichtigste Kapital.“ „Der Grundgedanke von Ethik muss gelebt werden.“ „Politik heißt Politik der kleinen Schritte. Machen Sie immer das, was Sie machen können.“ „Ethisches Verhalten gilt nicht nur in guten Zeiten, besonders gefordert ist es in schwierigen Situationen.“ „Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für die Vorbereitung einer Entscheidung, treffen Sie diese dann konsequent und setzen Sie sie zügig um.“ <?page no="105"?> Wilfried Schmied Das Leben besteht immer aus Kompromissen 104 2003-2011: Gründer und Vorsitzender des Regionalmanagementvereins „MitteHessen e. V.“ (Ehrenvorsitz seit 2011) seit 2003: Mitglied des Hochschulrates der THM 2009-2014: Mitglied im Beirat des VDI -Bezirks Mittelhessen seit 2009: Vorstandsvorsitzender der „William G. Kerckhoff-Stiftung für wissenschaftliche Forschung und Fortbildung“ in Bad Nauheim seit 2010: Mitglied des Aufsichtsrates eines mittelständischen Bauunternehmens 2012-2015: Mitglied im Verwaltungsrat des Katholischen Pfarramtes St. Joseph in Lollar Auszeichnungen Ehrennadel der Handwerkskammer Wiesbaden Hessischer Verdienstorden Profil Mit Wilfried Schmied, dem früheren Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks Gießen, war ein Kenner von Wirtschaft, Verwaltung und Kommunalpolitik gleichermaßen zu Gast, der als RP der höchste politische Beamte Mittelhessens war. Für Mittelhessen setzt Schmied sich auch heute noch ein: als Vorstandsvorsitzender des Vereins MitteHessen (heute Verein Mittelhessen e. V.). Die Behörde des Regierungsbezirks Gießen, das Regierungspräsidium Gießen, ist der Landesverwaltung des Landes Hessen unterstellt. Zum Regierungsbezirk Gießen gehören der Lahn-Dill-Kreis, der Landkreis Gießen, der Landkreis Limburg-Weilburg, der Landkreis Marburg-Biedenkopf und der Vogelsbergkreis sowie die Oberzentren Gießen, Marburg und Wetzlar. Die Aufgaben des Regierungspräsidiums umfassen unter anderem die Bereiche Kommunalaufsicht, Sozialangelegenheiten, Regionalplanung, Ländlicher Raum, Hessische Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge und vieles mehr. Vor seiner politischen Laufbahn arbeitete er viele Jahre als Ingenieur, und es war ihm anzumerken, wie viel Leidenschaft für die Technik er sich bewahrt hat. Er habe früh eine Führungsposition übernommen, berichtete er, und legte den jungen Studierenden des Studiengangs Ingenieurwissenschaft ans Herz, selbst früh Verantwortung zu übernehmen: „Das fordert.“ Im Berufsleben solle man immer mit offenen Karten spielen, empfahl er den angehenden Ingenieuren außerdem. <?page no="106"?> Wilfried Schmied Das Leben besteht immer aus Kompromissen 105 Schmied, der vor seiner Arbeit als RP als Bürgermeister und Kreisbeigeordneter tätig war, gab den jungen Leuten einen Überblick über die vielfältigen Arbeitsbereiche des Regierungspräsidiums, das als Bindeglied zwischen Landesregierung und der Region fungiert. Dass jemand in seiner Position auch zu den unterschiedlichsten ethischen Fragen eine klare Position hat, wurde in der vielseitigen Diskussion deutlich, die sich unter anderem um das Thema Atomkraft, Mindestlöhne und erneuerbare Energien drehte. Er zeigte sich überzeugt, dass das Thema Ethik in Unternehmen eine Rolle spielen muss. „Ethische Grundsätze tragen dazu bei, dass Mitarbeiter sich wohl fühlen und im Unternehmen bleiben“, sagte er. Und Mitarbeiter seien das wichtigste Kapital - für das Unternehmen und auch für die Region. Daher müsse man die Region Mittelhessen gut vermarkten, beleuchtete Schmied seine Tätigkeit für den Verein MitteHessen. „Wir haben tolle Ressourcen in der Region, es weiß nur keiner.“ [Das Gespräch fand am 19. April 2011 statt.] Aktuell nachgefragt! Was möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Erstens, trauen Sie sich etwas zu! Schwimmen lernt man erst im Wasser, egal wie viele Theoriestunden Sie vorher hatten. Für die Berufspraxis bedeutet das: Suchen Sie aktiv immer wieder neue berufliche Herausforderungen und wagen Sie sich dabei auch auf unsicheres Terrain. Das ist der beste Weg, sich weiter zu entwickeln. Zweitens, spielen Sie mit offenen Karten! Offenheit, Ehrlichkeit und damit verbundene Glaubwürdigkeit sind unentbehrliche Eigenschaften für ein erfolgreiches Berufsleben. Auf lange Sicht zahlen sich diese Werte immer aus und lassen Sie auch ruhiger schlafen. Drittens, planen Sie nicht zu viel! Ziele und Pläne sind wichtig - keine Frage. Doch viele Entwicklungschancen ergeben sich unvorhersehbar aus der Situation heraus. Dann bedarf es hoher Flexibilität, Zuversicht und einer beherzten Entscheidung. Vor allem ist es wichtig, den Mut aufzubringen, falsche Entscheidungen wieder zurück zu nehmen. Viertens, seien Sie kompromissbereit! Unternehmen wünschen sich engagierte und durchsetzungsfähige Mitarbeiter. Dies darf aber nicht zu einer „Kopf-durchdie Wand“ Mentalität führen. Wie bei allen Tugenden zählt das richtige Mittelmaß. Hierzu gehört die Bereitschaft, sich ernsthaft mit anderen Meinungen, Argumenten und Interessen auseinanderzusetzen und einen fairen (keinen faulen! ) Kompromiss als Lösungsalternative stets im Blick zu haben. <?page no="107"?> Wilfried Schmied Das Leben besteht immer aus Kompromissen 106 Fünftens, wenn man nicht vergessen werden will, muss man trommeln! Ein bestimmtes Maß an Selbstvermarktung ist für die berufliche Karriere notwendig. Entscheidend ist dabei, auf welche Weise Sie auf sich aufmerksam machen, denn die Grenze zwischen selbstbewusstem Auftreten und Prahlerei ist oftmals ein schmaler Grat. Gerade beim Einstieg in ein neues Team lohnt es, sich zunächst einmal in Zurückhaltung zu üben, Informationen aufzunehmen, zuzuhören und dann erst die Teamkultur und-arbeit mit den eigenen Ideen zu beleben. Zu früh eingebrachte - obwohl gut gemeinte - Ratschläge können sonst schnell als Besserwisserei ausgelegt werden. <?page no="108"?> Thomas Steffen Beruflich ständig nach dem Besseren suchen 107 Dr. Thomas Steffen „Beruflich ständig nach dem Besseren suchen und bei der Umsetzung niemals aufgeben.“ Thomas Steffen, Dr.-ing. Geschäftsführer Forschung und Entwicklung Rittal GmbH & Co. KG Jahrgang 1961 verheiratet, zwei Kinder Ausbildung / Studium: 1983-1989: Studium des Maschinenbaus an der RWTH Aachen Laboratorium für Werkzeugmaschinen und Betriebslehre ( WZL ) der RWTH Aachen 1989-1994: Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Fernuniversität Hagen Hobby: Fahrradfahren Berufliche Laufbahn 1990-1996: Wissenschaftlicher Mitarbeiter 1996-2001: Leiter Qualitätsmanagement bei der Flender GmbH, industrielle Antriebstechnik 2001-2003: Hauptabteilungsleiter bei Rittal 2004-2007: Bereichsleiter internationales Qualitätsmanagement seit 2007: Geschäftsführer Mitgliedschaften / Ehrenämter Mitglied im Vorstand der IHK Lahn-Dill Mitglied im Kuratorium zur Verleihung der Dieselmedaille Aktivitäten bei THM -StudiumPlus: Gründungsmitglied, Mitglied im Vorstand des CCD Impulse „Die Führung von Mitarbeitern im Unternehmen gelingt am besten, wenn man ein grundlegendes Wertesystem als Orientierungshilfe hat.“ „Die Führungskräfte sollten die Leitsätze vorleben.“ „Der Bezug zur Mitarbeiterbasis ist wichtig, aber nicht immer ganz einfach.“ „Bei Mobbing muss man drastisch und unmittelbar eingreifen.“ „Mitarbeiter sollte man sowohl durch ein gerechtes Vergütungssystem als auch durch offene Kommunikation motivieren.“ „Die Unternehmensgrundsätze sollten durch Kommunikation, authentischen Umgang und Gespräche zur Unternehmenskultur fest verankert werden.“ „Halten Sie selbst ein, was Sie von anderen verlangen! “ <?page no="109"?> Thomas Steffen Beruflich ständig nach dem Besseren suchen 108 Profil Ein Ehrengast, der für eines der größten Unternehmen der Region wichtige Entscheidungen trifft: Dr. Thomas Steffen ist Geschäftsführer der Rittal GmbH & Co. KG . Seit der Gründung im Jahr 1961 durch Rudolf Loh hat sich die Rittal GmbH & Co. KG mit Hauptsitz in Herborn kontinuierlich zum weltweit führenden Systemanbieter für Schaltschränke, Stromverteilung, Klimatisierung, IT -Infrastruktur sowie Software und Service entwickelt. Das Unternehmen gehört zur Friedhelm Loh Group. Innerhalb der Firmengruppe ist Rittal das größte Unternehmen. Das Unternehmen beschäftigt rund 10 000 Mitarbeiter in 13 Produktionsstätten und 58 Tochtergesellschaften in Europa, den Vereinigten Staaten von Amerika, Asien und Indien. Dr. Steffen erklärte, dass Globalisierung nicht unbedingt negativ zu bewerten sei. So habe eine Expansion ins Ausland mit dem Ziel, den dortigen Markt zu bedienen, auch positive Auswirkungen auf das ganze Unternehmen und könne so helfen, Arbeitsplätze zu sichern. „Wenn unsere Kunden beispielsweise nach Shanghai gehen, folgen wir ihnen“, sagte Steffen, das lasse sich gar nicht vermeiden. Das Thema Globalisierung spiele für einen „Global Player“ wie Rittal natürlich eine große Rolle. Wichtig bleibe aber dabei, dass die ethischen Grundsätze des Unternehmens nicht in Frage gestellt würden. Auf die Frage nach den Werten, die in seinem Unternehmen gelebt werden, betonte er den Vorbildcharakter als Führungskraft: „Man sollte den Mitarbeitern, das Verhalten, welches man sich wünscht, auch authentisch vorleben.“ [Das Gespräch fand am 2. Dezember 2010 statt.] Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Es ist wichtig, eine Grundhaltung aus Neugierde und Begeisterung zu entwickeln und diese beizubehalten. Nur dies vermittelt dauerhaft Spaß an der Arbeit und ist die Basis für Erfolg. Wichtig ist darüber hinaus, im Studium das geeignete Basiswissen zu erwerben und dies auch im Beruf ständig weiterzuentwickeln. Ein erfolgreiches Arbeitsleben besteht aus lebenslangem Lernen. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Bei allen Anforderungen im Berufsleben, die in der Zukunft aufgrund steigender Komplexität weiter zunehmen werden, sind private Freiräume unverzichtbar. Ein erfülltes Privatleben im Kreis meiner Familie ist die erforderliche Grundlage für Erfolg im Beruf. Gute Ideen entstehen nach meiner Auffassung nur aus einer mentalen Ausgeglichenheit heraus, vielfach außerhalb des Arbeitsalltags im Unternehmen. <?page no="110"?> Thomas Steffen Beruflich ständig nach dem Besseren suchen 109 Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Ehrlichkeit und Authentizität Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Neben den genannten Grundwerten Ehrlichkeit und Authentizität müssen Führungskräfte das, was sie von ihren Mitarbeitern erwarten, vorleben können. Dies ist auf keinen Fall so zu interpretieren, dass Führungskräfte versuchen müssen, ständig besser zu sein, als die Mitarbeiter in ihrer spezifischen Aufgabe. Vorzuleben heißt, Begeisterung und Engagement zu vermitteln und das Umfeld zu schaffen, damit die Mitarbeiter optimale Arbeitsergebnisse erzielen können. Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Wir vermitteln unsere Unternehmensgrundsätze bereits bei der Einführungsveranstaltung für neue Mitarbeiter. Darüber hinaus ist es aber viel wichtiger, im Kontakt mit den Mitarbeitern situationsabhängig auf diese Grundwerte einzugehen. Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Wenngleich man den Eindruck hat, dass der Begriff aktuell wieder in Mode gekommen ist, ändert dies nichts an der Bedeutung dieses Themas für eine authentische Unternehmenskultur als Grundlage für den Erfolg. Wo sehen Sie die Grenzen der Unternehmensethik in einer globalisierten Welt? Es ist sicherlich schwieriger, eine Unternehmenskultur basierend auf ethischen Grundsätzen in einem internationalen Unternehmen zu vermitteln und auszubauen. Die Unterschiede in den Kulturen stehen dem oftmals im Wege. Dies darf aber nicht dazu führen, dass man aufhört, es zu versuchen. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? ein ehrlicher Umgang miteinander und gegenseitiges Verständnis für die Bedürfnisse der Anderen gegenüber dem Streben nach den eigenen Vorteilen die Oberhand gewinnen und beibehalten würden. <?page no="112"?> Gerhard Röhm Um klar zu sehen, reicht oft ein Wechsel der Blickrichtung 111 Gerhard Röhm „Um klar zu sehen, reicht oft ein Wechsel der Blickrichtung.“ (Antoine de Saint-Exupéry) Gerhard Röhm, Rechtsanwalt Gründer Kanzlei Röhm & Conrad Jahrgang 1948 verheiratet, eine Tochter Ausbildung / Studium: Erstes und zweites juristisches Staatsexamen Hobbies: Musik (Klavier und Gitarre), Sport (Rennrad, Mountainbike, Skifahren, Walken, Wandern, Trekking) Berufliche Laufbahn seit 1978: Rechtsanwalt seit 1986: Fachanwalt für Arbeitsrecht seit 2002: Wirtschaftsmediator Mitgliedschaften / Ehrenämter 2002 / 2003: Präsident des Rotary Club Wetzlar 2008 / 09-2010 / 11: Assistant Governor des Rotary Districts 1820 Aktivität bei THM -StudiumPlus: Gründungsmitglied Impulse „Die Auffassungen von Ethik sind oft unterschiedlich, aber nicht beliebig. Man muss sich auf gemeinsame Nenner verständigen. Für die Durchsetzung ethischer Grundsätze gilt sehr oft, immer wieder ansprechen, nach dem Motto: Steter Tropfen höhlt den Stein.“ „Als Rechtsanwalt ist man auch Coach und mentaler Unterstützer.“ „Sie bekommen vor Gericht nicht immer Recht, aber ein Urteil.“ „Ich muss meinen Mandanten die moralisch/ ethische Seite darlegen.“ „Transparenz ist die beste Misstrauensprophylaxe.“ „Entscheidend sind Gerechtigkeit, Fairness und Vertrauen.“ <?page no="113"?> Gerhard Röhm Um klar zu sehen, reicht oft ein Wechsel der Blickrichtung 112 Profil Was tun, wenn der Chef sich bestechen lässt? Oder wenn ein Unternehmen Produkte verkauft, obwohl diese sich in Tests als nicht sicher erwiesen haben? Wie man mit solchen und ähnlichen Konflikten im Spannungsfeld zwischen ethischen Werten und Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber umgeht, darüber diskutierten die Studierenden mit Rechtsanwalt Gerhard Röhm, Gründer der Anwaltskanzlei Röhm & Conrad in Wetzlar. Der Ursprung der Kanzlei in Wetzlar ging aus einer überörtlichen Sozietät von Kanzleien in Butzbach, Erfurt und Wetzlar hervor. Gerhard Röhm übernahm die Kanzlei in Wetzlar im Jahr 2000 und baute sie seitdem kontinuierlich aus. Die Schwerpunkte der Kanzlei liegen im Bereich Arbeitsrecht und im Verkehrsrecht. Er ist Fachanwalt und Spezialist für Arbeitsrecht und zudem als Wirtschaftsmediator tätig. Daher ist er mit Konfliktsituationen in Unternehmen bestens vertraut. „Ethische Entscheidungen sind immer Entscheidungen auf der persönlichen Ebene“, mit dieser Aussage wies er die Studierenden auf ihre Verantwortung für ethisches Handeln hin. Dass das nicht immer ganz einfach ist, damit hatten die Studierenden durchaus schon Erfahrungen gemacht. Nicht immer würden Unternehmensleitsätze auch wirklich umgesetzt, wussten sie zu berichten. Dass es stets darum geht, seine Werteorientierung zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu finden, betonte auch Gerhard Röhm. Dabei müsse man stets sich selbst verpflichtet sein. Er selbst lehne die Übernahme eines Mandats ab, wenn er selbst sich emotional betroffen fühle. „Da ziehe ich eine Grenze, das mache ich nicht.“ Dennoch sei er der Überzeugung, dass jeder ein Anrecht auf eine faire und kompetente Rechtsvertretung habe. Zu ethischem Handeln gehöre auch, ein Mandat abzulehnen, wenn absolut keine Aussicht auf Erfolg bestehe. „Es wäre nicht anständig, jemanden in einen aussichtslosen Fall zu drängen.“ Mit ethischen Fragen komme er insbesondere in seiner Tätigkeit als Mediator in Kontakt. Für die Unternehmen wünsche er sich daher einen unabhängigen Ombudsmann, der Ansprechpartner für entsprechende Konflikte sein kann. Den Studierenden gab er auf den Weg, sich stets um Fairness zu bemühen und in ethischen Fragen das im Seminar Erlebte konkret im Berufsleben umzusetzen, auch wenn sie dabei auf Widerstände stießen. Sein Credo heißt, immer wieder ansprechen, nach dem Motto: „Steter Tropfen höhlt den Stein.“ [Das Gespräch fand am 6. Dezember 2011 statt.] <?page no="114"?> Gerhard Röhm Um klar zu sehen, reicht oft ein Wechsel der Blickrichtung 113 Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Die Fähigkeit des Zuhörens, die Ruhe zur Analyse und die Kraft zur Entscheidung Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Die Reduzierung der Arbeit auf das Wesentliche schafft Freiraum für das Privatleben. Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Oft habe ich den Eindruck, dass Unternehmensethik lediglich ein Modebegriff zur Imagepflege ist. Dies mag daran liegen, dass Eigeninteressen in Unternehmen einen sehr hohen Stellenwert haben. Diese stehen oft in Konkurrenz zu moralisch / ethischen Gesichtspunkten. Das Gleichgewicht zwischen Eigeninteressen und ethisch / moralischen Grundsätzen herzustellen, ist eine Herkulesaufgabe. Sich dieser Aufgabe täglich sowohl im unternehmerischen als auch im persönlichen Umfeld zu stellen, bietet zumindest die Chance der Annäherung an dieses Gleichgewicht. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? die Fähigkeit zum Zuhören, die Ruhe zur Analyse und die Kraft zur Entscheidung in dieser Reihenfolge ausgeprägter wären. <?page no="116"?> Friedhelm Pfuhl Anerkenne dich selbst 115 Friedhelm Pfuhl „Anerkenne dich selbst, dann findest du auch Anerkennung bei anderen.“ Impulse „Was man aus seinen Erfahrungen gelernt hat, sollte man weitergeben.“ „Fehler passieren jedem Menschen: Wichtig ist es, sich selbst verzeihen zu können.“ „Das Einnehmen von neuen Blickwinkeln ist entscheidend, um ein ganzheitliches Bild von einer Angelegenheit zu erhalten.“ „Es besteht ein entscheidender Unterschied zwischen Kameradschaft und Kumpanei.“ „Wahre Größe ist es, seinem Gegner sagen zu können: Du hattest Recht.“ „Trotz einer erfolgreichen Karriere sollte man den privaten Bereich nicht vernachlässigen.“ „Man muss Unrecht erkennen können.“ Friedhelm Pfuhl, Dipl.-Verwaltungswirt Fachbereichsleiter für Schulen, Bildung und Sport Landkreis Waldeck-Frankenberg (bis 2016) gegenwärtige Position: Pensionär Jahrgang 1950 verheiratet, ein Sohn Ausbildung / Studium: Fachhochschule des Bundes, Fachbereich Bundeswehrverwaltung Hobbies: Posaunenchorarbeit (auch als Chorleiter), Kommunalpolitik, Regionale Geschichte Berufliche Laufbahn 1971-1978: Offizierslaufbahn bei der Bundeswehr, Oberleutnant 1978-1981: Studium der Verwaltung 1981-1992: Gehobener Dienst bei der Bundeswehrverwaltung 1992-2016: Verwaltungslaufbahn beim Landkreis Waldeck-Frankenberg Auszeichnungen Ehrenbrief des Landes Hessen <?page no="117"?> Friedhelm Pfuhl Anerkenne dich selbst 116 Profil „Zuhören ist ein wichtiges Instrument der Meinungsbildung“ - das sagte Friedhelm Pfuhl, Fachbereichsleiter für Schulen, Bildung und Sport beim Landkreis Waldeck- Frankenberg. Der Landkreis Waldeck-Frankenberg liegt im Regierungsbezirk Kassel im westlichen Nordhessen. Er entstand 1974 im Rahmen der hessischen Gebietsreform. Die Kreisstadt ist Korbach. Mit über 1848 km² ist er der Fläche nach der größte Landkreis in Hessen. In Waldeck-Frankenberg existiert seit 2004 mit dem Nationalpark Kellerwald-Edersee einer von 14 deutschen Nationalparks und das einzige Schutzgebiet dieser Art in Hessen. Im Jahr 2011 wurde der Nationalpark zum UNESCO -Weltnaturerbe erklärt. Das Thema, mit dem die Studierenden sich im Vorfeld beschäftigt hatten und zu dem sie verschiedene Präsentationen ausgearbeitet hatten, lautete „Werteorientierung - ein Balanceakt zwischen Anspruch und Wirklichkeit“. Pfuhl teilte seine Erfahrung aus der Praxis mit ihnen. Für ihn seien eine Mischung aus Pragmatismus und Perfektionismus wichtig - und die Fähigkeit, zuhören zu können. Als Führungskraft müsse man zudem in der Lage sein, eigenes Unrecht zu erkennen und sich zu entschuldigen. Für eine gute Zusammenarbeit sei es zudem sinnvoll, sich Rückkopplung bei den Mitarbeitern zu holen. Allerdings solle man dann auch eine zügige Entscheidung auf der Basis aller Fakten treffen und nicht endlos über alles diskutieren. Der klare Weg sei der vom Problem über die Analyse zur Entscheidung, „da bin ich Pragmatiker“. Um im Beruf zufrieden zu sein, müsse man Veränderungen positiv annehmen können. Und für das gute Verhältnis zu den Mitarbeitern sei beispielsweise das gegenseitige Duzen nicht unbedingt förderlich - eine „Duz-Atmosphäre“ verleite zu Kumpanei: „Ich brauche den Duzfaktor nicht, um mich mit jemandem zu vertragen.“ Auch wenn ihm seine Arbeit sehr viel Spaß mache, sei es wichtig, den Privatbereich nicht zu vernachlässigen. Seine „Heilige Zeit“ sei die morgendliche Frühstückszeit, um sich mit seiner Frau auszutauschen. Um auf Dauer glücklich und erfolgreich sein zu können, müsse die Balance zwischen Arbeit und Familie stimmen, gab er den Studierenden mit auf den Weg. [Das Gespräch fand am 6. Juli 2012 statt.] Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Erstens: Wissen schafft Sicherheit und hilft, Entscheidungen richtig zu treffen. Zweitens: Verhandlungsgeschick ist ein Mittel zur Zielerreichung. Drittens: Was Du auch tust, handele klug und bedenke das Ende (aus dem Lateinischen). <?page no="118"?> Friedhelm Pfuhl Anerkenne dich selbst 117 Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Dies fällt oft schwer, da man wichtige Themen aus dem Beruf oder dem Unternehmen auch mit nach Hause nimmt. Da beide Bereiche oft gleichzeitig unterschiedliche Anforderungen an die eigene Person stellen, ist es notwendig, abzuwägen, welchen Bereich man zunächst behandelt. Es hilft, in beiden Lebensbereichen die Prioritäten richtig zu setzen und sich auf das, was man gerade tut, auch einzulassen. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Zufriedenheit im beruflichen und privaten Bereich. Vor allem jedoch Gesundheit. Welche betriebsethische Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen? Der demographische Wandel hat gerade bei uns im ländlichen Raum erhebliche Auswirkungen. Die Verwaltung gerät in solchen Situationen an die Grenzen der Gestaltungsmöglichkeiten und hat schlussendlich auch die Aufgabe der Umsetzung von schwierigen Entscheidungen. So waren wir gezwungen, kleinere Schulen zu schließen und die Schülerinnen und Schüler an anderen Standorten zu unterrichten. So eine Entscheidung hat in den betroffenen Gemeinden massive Auswirkungen auf die Sozialstruktur. Darüber hinaus bedeutet die Schließung einer Schule auch einen erheblichen Einschnitt in das Leben der dort eingesetzten Mitarbeiter. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Eine „anständige“ Führungskraft muss zunächst einmal authentisch sein. Das Entscheiden und Handeln muss von Überzeugungen geprägt und der Aufgabenstellung angemessen sein. Dabei muss sie auf die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingehen, ohne die Zielsetzung aus den Augen zu verlieren. Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? In der Verwaltung ist das Thema „Unternehmensethik“ bisher noch nicht wirklich angekommen. Gerade in schwierigen Entscheidungssituationen, z. B. im Sozialamt oder in der Ausländerbehörde, kann ein übergeordneter Wertekanon den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Halt geben. Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? In der Vergangenheit war Unternehmensethik bei zahlreichen Unternehmen nur ein Lippenbekenntnis. Bei genauerem Hinsehen stieß man z. B. auf die Zusammenarbeit mit zweifelhaften Zulieferern oder auf Vertriebsmethoden, die nicht den Bedarf des Kunden, sondern den Unternehmensgewinn zum Ziel hatten. Glücklicherweise ist <?page no="119"?> Friedhelm Pfuhl Anerkenne dich selbst 118 hier eine Verbesserung in vielen Branchen zu erkennen. Nicht zuletzt mit der zunehmenden Mündigkeit und Informiertheit der Kunden ist hier deutlich mehr Wahrhaftigkeit im Handeln der Unternehmen zu erkennen. Daher gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass zunehmend mehr Produkte und Dienstleistungen verantwortungsvoll entwickelt und vermarktet werden, die einen tatsächlichen Wert für den Kunden haben und den Prinzipien der Nachhaltigkeit genügen. Im Bereich der Verwaltung bedarf die Unternehmensethik noch der Entwicklung. Ansätze sind gemacht, indem die so genannte Obrigkeitsverwaltung zunehmend zurücktritt hinter eine dienstleistungsorientierte Verwaltung, deren Entscheidungen auch mehr und mehr Transparenz erhalten. Hier gilt, es den mündigen Bürger als Kunden der Dienstleistung zu begreifen. Wo sehen Sie die Grenzen der Unternehmensethik in einer globalisierten Welt? Auch in einer globalisierten Welt sollte Unternehmensethik grundsätzlich ihren Platz haben. Arbeitsbedingungen, Produktionsprozesse und Produkte auf allen Stufen der Wertschöpfung sollten human- und ressourcenschonend gestaltet werden. Die Herausforderung einer internationalen Betrachtung sind aber die unterschiedlichen Moralvorstellungen, die letztlich die Ausgestaltung der Unternehmensethik beeinflussen. Hier sind gerade international operierende Unternehmen gefordert, innerhalb der Organisation Anforderungen zu formulieren, die sich nicht am niedrigsten Niveau orientieren, aber trotzdem eine Teilhabe am internationalen Geschäft ermöglichen. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? überall ähnliche Arbeitsbedingungen herrschen würden, unter denen menschliche Arbeit wertgeschätzt und die Gesundheit der Arbeitnehmer in den Produktions- und Verwaltungsprozessen nicht beeinträchtigt wird. Arbeit ist ein wesentlicher Teil des Lebens und sollte daher für alle „lebenswert“ gestaltet werden. <?page no="120"?> 119 Torsten Müller-Kramp Sei neugierig, aufgeschlossen und beharrlich Dr. Torsten Müller-Kramp „Sei neugierig, aufgeschlossen und beharrlich! “ Impulse „Ethik im Unternehmen ist schwer messbar.“ „Ich finde es wichtig, jungen Menschen Verantwortung zu übertragen.“ „Stehen Sie Neuem offen gegenüber, denn Innovationen sind ein Erfolgsmotor.“ „Manchmal muss man klare Kante zeigen.“ „Ich bemühe mich, Potenziale der Mitarbeiter zu erkennen und gezielt zu fördern.“ „Klare Regeln im Unternehmen sind unverzichtbar - ebenso deren konsequente Einhaltung.“ „Den schönsten und größten Erfolg haben Sie als Führungskraft, wenn Sie sehen, dass Mitarbeiter wachsen.“ Torsten Müller-Kramp, Dr.-Ing. Geschäftsführer Produktion Abicor Binzel GmbH Co. KG Jahrgang 1959 verheiratet, zwei Kinder Ausbildung / Studium: Diplom-Studium Maschinenbau Uni Hannover, Schwerpunkt Produktionstechnik; Promotion am Institut für Fabrikanlagen ebendort, Fachgebiet Handhabungs- und Montagetechnik Hobbies: Reisen, Fotografieren, Radfahren Berufliche Laufbahn Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Fabrikanlagen der Universität Hannover Werksleiter Festo Tooltechnik (heute Festool) in Neidlingen Werksleiter Festo Pneumatic in Berkheim Mitgliedschaften / Ehrenämter Mitglied im Mitgliederrat Hessenmetall Verband der Metall- und Elektro-Unternehmen e. V. Aktivitäten bei THM -StudiumPlus: Kurator <?page no="121"?> 120 Torsten Müller-Kramp Sei neugierig, aufgeschlossen und beharrlich Profil „Trotz aller Notwendigkeit, die Produktivität zu steigern, hat man im Unternehmen auch eine Verantwortung der Gesellschaft gegenüber.“ Davon ist Dr. Torsten Müller- Kramp, technischer Geschäftsführer bei der Alexander Binzel Schweißtechnik GmbH & Co. KG , überzeugt. 1945 gegründet spezialisierte sich die Alexander Binzel Schweisstechnik GmbH & Co. KG sehr früh auf die Entwicklung und Produktion von Schutzgas-, Schweiß- und Schneidbrennern für die Verfahren MIG / MAG , WIG / TIG und Plasma. Zahlreiche patentierte Entwicklungen prägen seither die Welt des Schweißens und Schneidens und setzen internationale Standards. Mit über 30 Tochtergesellschaften, mehr als 20 Exklusivvertriebspartnern und weltweit über 1 000 Mitarbeitern ist die Abicor Binzel-Gruppe in mehr als 50 Ländern vertreten. Gefertigt wird im Stammhaus in Buseck, nahe Gießen und in Dresden, sowie in USA , Brasilien, Indien, China und Russland. Der 52-Jährige Dr. Torsten Müller-Kramp verwies auf die konsequente Einhaltung von Regeln im Unternehmensalltag. So sei die Fälschung von Abrechnungen stets Grund für eine Abmahnung: „Auch ein kleiner Betrag ist ein Betrug.“ Gehe es um Bestechlichkeit, sei die Konsequenz sogar die Kündigung. Und die Fälschung von Daten, um ein nicht funktionsfähiges Flugzeug fristgerecht auf den Markt bringen zu können, gehöre in den Bereich der Kriminalität. Dabei gelte es, auch in anderen Ländern bestimmte ethische Grundsätze beizubehalten, auch wenn an Standorten wie zum Beispiel China andere Wertvorstellungen herrschten, an die man sich ein Stück weit anpassen müsse. „Es ist ein Balanceakt, aber man muss eine klare Linie haben.“ Auch für sich selbst müsse man ethische Grundsätze finden. So verlange Personalverantwortung einen hohen persönlichen Einsatz und bringe auch bittere Momente mit sich, wenn zum Beispiel eine Kündigung ausgesprochen werden müsse. „Mir sind Zuverlässigkeit und Vertrauen extrem wichtig“, sagte der Geschäftsführer. „Ich muss mich auf meine Leute verlassen können - und sie sich auch auf mich.“ [Das Gespräch fand am 14. Mai 2012 statt.] Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Engagement, Leistung und Zuverlässigkeit sind wesentlich. Tun Sie das, was Sie tun, möglichst mit Leidenschaft. Seien Sie auch mal mutig, vertrauen Sie Ihrem Können, scheuen Sie nicht die Veränderung. Geben Sie bei Rückschlägen nicht gleich auf, halten Sie durch. Orien- <?page no="122"?> 121 Torsten Müller-Kramp Sei neugierig, aufgeschlossen und beharrlich tieren Sie sich an Langfristigkeit und nicht an den schnellen Erfolgen oder Blendern, beruflich wie privat. Als Führungskraft müssen Sie berechenbar und ehrlich sein und führen am besten durch Vorbild. Das fordert viel Selbstdisziplin, die Sie aber aufbringen müssen, um glaubhaft zu sein. Kommunizieren Sie und seien Sie klar in Ihren Aussagen. Gehen Sie individuell auf jeden Ihrer Mitarbeiter ein und lassen Sie jedem genügend Spielraum zur Entwicklung. Die berufliche Karriere ist nicht alles, Einklang von Beruf, Familie / Partnerschaft und Gesundheit sind unabdingbar für Ihre persönliche Zufriedenheit. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Der „Job“ ist nicht ohne ein hohes Maß an Engagement und Einsatz zu erledigen, aber ich hatte das Glück, um mich herum ein sehr gutes Team aufbauen zu dürfen und zu können, an das ich viel delegieren kann. Zudem versuche ich, Arbeit und Privatleben nicht zu vermischen: Wenn ich zuhause bin, bin ich für die Familie da und geschäftliche E-Mails bleiben an Wochenenden in der Regel unangetastet. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Für mich sind zwei Werte die Wichtigsten: beruflich die Zuverlässigkeit, gesellschaftlich die Toleranz. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Eine „anständige“ Führungskraft zeichnet sich dadurch aus, dass sie ihre Mitarbeiter nicht nur mit dem nötigen Respekt behandelt, sondern auch individuell auf ihre Fähigkeiten eingeht, ihnen Freiheitsgrade in der Arbeit und Raum zur Entfaltung gibt und fördert. Sie kommuniziert offen und ehrlich, ohne Intrigen zu schmieden, nicht nur im eigenen Unternehmen, sondern auch extern. Das Einhalten von Gesetzen und der Regeln der Menschlichkeit ist selbstverständlich. Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Unternehmensethik ist dann kein Modebegriff, wenn es um Langfristigkeit geht. Ich bin überzeugt, dass auch im harten Preiswettbewerb langfristig orientierter, fairer Umgang mit Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und Wettbewerbern, jedoch immer verbunden mit der notwendigen Leistungsfähigkeit, eine nachhaltig gute Position (Fortbestand) des Unternehmens sichert. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? jede(r) jede(n) in ihrer/ seiner Andersartigkeit respektieren und tolerieren würde. <?page no="124"?> Reiner Block Aus allem das Beste machen - in allen Situationen 123 Reiner Block „Aus allem das Beste machen - in allen Situationen“ Reiner Block, Dipl.-Ingenieur Geschäftsführer (CEO) TÜV Hessen Jahrgang 1964 verheiratet, ein Sohn Ausbildung / Studium: 1985-1981: Diplom- Studiengang Chemische Technologie; Technische Universität Darmstadt Hobbies: Reisen, Tanzen, Lesen Berufliche Laufbahn 2009-2010: CEO , TÜV SÜD Korea, Seoul 2003-2008: Bereichsleiter Industrie Service, T ÜV Hessen GmbH, Darmstadt 1997-2003: Bereichsleiter Umwelttechnik, TÜV Hessen GmbH, Darmstadt 1991-1992: Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Technische Universität Darmstadt Mitgliedschaften / Ehrenämter Senat der deutschen Wirtschaft, Senator Impulse „Ethische Grundsätze müssen in allen Lebenszusammenhängen Gültigkeit haben.“ „Moderne Führungskräfte müssen sich auf die Erwartungen der Mitarbeiter einstellen, zum Beispiel, was flexible Arbeitszeiten oder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie anbelangt.“ „Führungskräfte müssen Personalentwickler sein.“ „Als Führungskraft brauchen Sie einen positiven Begegnungsansatz. Das heißt, gehen Sie in aller Regel davon aus, dass ein Mitarbeiter ehrlich ist.“ „Gute Führungskräfte kennen ihre direkten Mitarbeiter sehr gut und sind z. B. auch über deren familiäre Situation im Bilde.“ „Man muss konsequent führen. Denn: Ein bisschen Betrug gibt es nicht.“ <?page no="125"?> Reiner Block Aus allem das Beste machen - in allen Situationen 124 Profil „Ein Unternehmen sollte eine gesunde, offene Gesprächskultur haben“, das betonte Reiner Block, Geschäftsführer des TÜV Hessen. Der TÜV Hessen ist eine international tätige Dienstleistungsgesellschaft mit Sitz in Darmstadt. Nach seinen Ursprüngen ist das Unternehmen eine rein technische Prüforganisation, operiert jedoch mit seinen Schwerpunkten Prüfung und Zertifizierung inzwischen in einem weiten Feld innerhalb der Dienstleistungsbranche. Es beschäftigt derzeit rund 1 300 Mitarbeiter und erzielte im Geschäftsjahr 2015 einen Jahresumsatz von rund 125 Mio. €. Der TÜV Hessen ist mit rund 60 Standorten in ganz Deutschland vertreten. Zum Leistungsspektrum gehören neben technischen Prüfungen, Beratungen, Gutachten und Tests auch die Bereiche Ausbildung und Zertifizierung. Auch in den klassischen Dienstleistungen - Hauptuntersuchung, Anlagenprüfung, Produkttests oder Gutachten - ist der TÜV Hessen tätig. Dass ein Unternehmen heutzutage bemüht sein muss, seinen Mitarbeitern ein gutes Umfeld zu bieten, war ein Aspekt, den er herausstrich. Schließlich werde der Wettbewerb um gute Mitarbeiter immer heftiger, so dass dem Wertewandel in der Gesellschaft beispielsweise durch Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit auch für Väter Rechnung getragen werden müsse. „Man kann Qualität nur da produzieren, wo auch ein qualitativ hochwertiges Umfeld vorhanden ist“, sagte der 47-Jährige. Führungskräfte müssten daher auch gut darin geschult sein, Konflikte im Unternehmen zu lösen. Im Gegensatz zu früher gebe man sich in den Unternehmen auch offizielle Grundsätze vor - die allerdings machten nur Sinn, wenn sie auch auf allen Ebenen umgesetzt würden. „Sie werden in Ihrer beruflichen Laufbahn immer wieder in Graubereiche kommen, in denen Sie abwägen müssen, was richtiges Handeln ist“, prophezeite Block, „da ist es wichtig, dass man sich Regeln gibt, an denen man sich orientieren kann“. Diese müssten allerdings auch immer wieder überarbeitet und angepasst werden. Klar sei aber beispielsweise, dass Betrug immer Betrug bleibe und Konsequenzen haben müsse. Unternehmen, die auch im Ausland tätig sind, müssten zudem Rücksicht auf andere Gepflogenheiten anderer Kulturen nehmen. Als Beispiel nannte er Korea, in dem die Angst vor Gesichtsverlust sehr groß sei. Dort dürfe daher beispielsweise Kritik am Chef nur sehr vorsichtig geäußert werden. Doch auch für den Umgang mit anderen Kulturen gelte, dass man sich eine eindeutige Linie geben müsse - dann komme man auch nicht in Gewissenskonflikte. [Das Gespräch fand am 24. Mai 2012 statt.] <?page no="126"?> Reiner Block Aus allem das Beste machen - in allen Situationen 125 Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Nur das unternehmen bzw. arbeiten, wozu ich innerlich „ja“ sagen kann. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Klare Prioritätensetzung und Anrufe auf Handy nur im Notfall. Dadurch lebe ich am Abend oder Wochenende störungsfrei und führe in diesen Zeiten Kommunikation nur über Email - zu Zeiten, die ich selbst bestimme und in sehr überschaubarem Umfang. Das meiste lässt sich auch noch am Montag erledigen … Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Respekt vor dem Leben Welche betriebsethische Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen? Schließung einer Einheit aus betriebsbedingten Gründen Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Authentizität, Verlässlichkeit und Geben und Nehmen fair vereinbaren Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Code of Ethics und Compliance-Schulungen Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Unabdingbar für nachhaltigen Unternehmenserfolg - gerade unter den Bedingungen von Social Media Wo sehen Sie die Grenzen der Unternehmensethik in einer globalisierten Welt? Ich sehe keine. Es wird immer Länder geben, wo ich aufgrund ethischer Fragestellungen besser keine Geschäfte mache. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? man meine eigenen Handlungsgrundsätze auch jederzeit zu einer allgemeingültigen Norm erheben könnte (Kant’scher Imperativ). <?page no="128"?> Volker Zimmermann Die Zukunft ist ein Geheimnis, die Gegenwart ist ein Geschenk 127 Volker Zimmermann „Die Zukunft ist ein Geheimnis, die Gegenwart ist ein Geschenk.“ Impulse „Menschen sehen häufig weg, weil sie Konflikte scheuen.“ „Man muss Menschen mögen, um als Führungskraft erfolgreich zu sein.“ „Im Konflikt dürfen bestimmte Grenzen nicht überschritten werden.“ „Aus Ehrlichkeit entsteht Verlässlichkeit.“ „Man muss sich seinen eigenen Pflichten stellen und darf nicht nur kritisieren.“ „Der Tag eines Bürgermeisters endet nicht mit der Vorbereitung des nächsten Tages.“ „Man muss als Führungskraft auch seiner Fürsorgepflicht nachkommen.“ Volker Zimmermann, Dipl.-Betriebswirt Bürgermeister Stadt Bad Wildungen Jahrgang 1954 verheiratet, vier Kinder Ausbildung / Studium: 1973: Abitur am Gustav- Stresemann-Gymnasium; 1973-1978: Studium Wirtschaftswissenschaften an der Philipps-Universität Marburg Hobbies: Musik, Theater, Literatur, Reisen Berufliche Laufbahn 1979-1981: kaufmännischer Ausbildungsleiter Westfalia Lünen 1981-2006: Dozent und Bereichsleiter Handwerkskammer Kassel Aktivität bei THM -StudiumPlus: Mitglied im Regionalkuratorium Nordhessen <?page no="129"?> Volker Zimmermann Die Zukunft ist ein Geheimnis, die Gegenwart ist ein Geschenk 128 Profil „Gegenseitige Ehrlichkeit ist die Voraussetzung dafür, dass man sich aufeinander verlassen kann“ - das war eine der wichtigsten Aussagen von Bad Wildungens Bürgermeister Volker Zimmermann. Bad Wildungen ist ein Heilbäderzentrum und Staatsbad im Landkreis Waldeck- Frankenberg im westlichen Nordhessen. 1940 erhielt Bad Wildungen das Prädikat „Preußisches Staatsbad“. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt Hessisches Staatsbad. Ende der 1990er Jahre wurde der Kurpark der Stadt Bad Wildungen mit dem benachbarten Kurpark Reinhardshausen zu einem Großkurpark verbunden, der nun mit einer Fläche von 50 Hektar als der größte Kurpark Europas angesehen werden kann. Der Park gehört seit 2009 zum European Garden Heritage Network. Wirtschaftliches Hauptgebiet der Stadt sind das Kurwesen und der Tourismus. Heute werden in der Stadt über 20 Kliniken betrieben. Die Gästezahl betrug 129 424 im Jahr 2015 bei 1,43 Mio. Übernachtungen. Damit war Bad Wildungen die Stadt mit den zweitmeisten Gäste-Übernachtungen in Hessen. Eingangs stellten die Studierenden Konfliktsituationen dar, in denen vom Einzelnen moralische Entscheidungen und ethisches Handeln gefordert waren und formulierten ihre Meinung dazu. Das tat auch der Bürgermeister: „Viele Menschen haben Probleme mit Konflikten, das ist auch ganz normal“, sagte er. Dennoch solle man versuchen, Zivilcourage zu zeigen, um ein gutes Beispiel zu geben, auch wenn es Überwindung koste. Als „Chef“ der städtischen Verwaltung habe er auch mit vielen Konflikten zu tun - zwischen den Mitarbeitern, zwischen Bürgern, aber auch zwischen Mitarbeitern und Bürgern mit ihm selbst. Dabei gelte es, gerecht zu agieren und auch deutliche Signale zu senden, welche Grenzen nicht überschritten werden dürfen. Auch Verantwortung war ein Thema, das diskutiert wurde. „Ich habe in der Opposition stets eine klare Meinung vertreten“, erzählte er. Da habe er sich dann auch selbst zur Wahl stellen müssen, um glaubwürdig zu bleiben. Wer kritisiere, müsse sich auch den Verpflichtungen stellen. Er sei Bürgermeister, weil er Lust habe, zu gestalten. Die Stadt Bad Wildungen sei quasi ein kleiner Konzern mit über 350 Mitarbeitern in der Verwaltung und Betrieben, da sei es wichtig, dass Verlässlichkeit und Vertrauen gegeben seien. Als Bürgermeister müsse man außerdem Menschen mögen, und das gelte für Führungskräfte überhaupt. „Dabei steht man als Bürgermeister stets unter Beobachtung, das muss man aushalten können.“ Nach seiner ersten Wahl 2006 ist er im Mai im Amt bestätigt worden und übt es nach wie vor mit Freude und Engagement aus, wie er betonte. „Bürgermeister zu sein ist abwechslungsreich, jeder Tag ist anders.“ Abends nach getaner Arbeit schalte er ab, lese ein Buch und denke nicht an den kommenden Tag - sein Rezept für das innere Gleichgewicht. [Das Gespräch fand am 7. November 2012 statt.] <?page no="130"?> Volker Zimmermann Die Zukunft ist ein Geheimnis, die Gegenwart ist ein Geschenk 129 Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Haben Sie Mut, aber keinen Hochmut. Wenn Sie einmal hinfallen, stehen Sie wieder auf - Sie können es. Seien Sie großzügig mit sich und anderen. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Ich plane feste Auszeiten und nehme diese dann auch in Anspruch. Während der Auszeiten und im Urlaub sind dienstliche Mails und Telefonate tabu. Ich beschäftige mich im Urlaub und während kurzer Auszeiten nur mit völlig dienstfremden Dingen. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Ehrlichkeit Welche betriebsethische Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen? Die Kündigung eines Mitarbeiters, den ich seit Jugendzeiten kannte. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Persönliche und fachliche Autorität, Verständnis für die Möglichkeiten und Probleme der Mitarbeiter, Offenheit und Ehrlichkeit, keine Scheu vor unangenehmen Entscheidungen, die Grenzen des eigenen Tuns kennen. Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Durch Vorbilder auf der Führungsebene, die positives ethisches Handeln vorleben. Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Sie ist die Grundlage für ein funktionierendes Unternehmen, weil sonst die gesamte Organisation in die Beliebigkeit rutscht. <?page no="131"?> Volker Zimmermann Die Zukunft ist ein Geheimnis, die Gegenwart ist ein Geschenk 130 Wo sehen Sie die Grenzen der Unternehmensethik in einer globalisierten Welt? Ich sehe keine Grenzen. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? wir das Bibelwort beherzigen würden: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ <?page no="132"?> 131 Wolfgang Schuster Humor ist, wenn man trotzdem lacht Wolfgang Schuster „Humor ist, wenn man trotzdem lacht.“ Impulse „Demografie ist keine Krankheit. Sie ist fair und kündigt sich frühzeitig an.“ „Wenn sich jemand nicht politisch einbringt, braucht er sich nicht zu wundern, wenn über seinen Kopf hinweg entschieden wird.“ „Eine gute Führungskraft sollte versuchen, möglichst viel in die Tat umzusetzen, auch wenn naturgemäß nicht alles gelingt.“ „Für die Zukunft gewappnet zu sein bedeutet, in Neues zu investieren und nicht an Altem zu hängen.“ „Zeitlos sind für mich die Tugenden Platons: Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung.“ „Auch öffentliche Haushalte müssen von betriebswirtschaftlichem Denken geleitet sein.“ „Es gibt nur ein Leben vor dem Tod.“ Wolfgang Schuster, Dipl.-Verwaltungsbetriebswirt Landrat Lahn-Dill-Kreis Jahrgang 1958 Ausbildung / Studium: Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung Hobbies: Aktives Mitglied im Musikverein Driedorf (Tuba), Reisen und Wandern Berufliche Laufbahn 1973-1990: Deutsche Bundesbahn 1990-1995: Gemeindeverwaltung 1996-2006: Bürgermeister der Gemeinde Driedorf Mitglieder / Ehrenämter Vorsitzender der SPD Lahn-Dill Vorsitzender des Greifensteinvereins Vorsitzender des Fördervereins Kloster Altenberg Kreisvorsitzender Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge <?page no="133"?> 132 Wolfgang Schuster Humor ist, wenn man trotzdem lacht Profil Vom dualen Studium als gelebter regionaler Wirtschaftsfaktor ist Wolfgang Schuster, Landrat im Lahn-Dill-Kreis, fest überzeugt. Wolfgang Schuster ist bereits in der zweiten Amtszeit Landrat, vorher hatte er als Bürgermeister Erfahrungen gesammelt. Er trägt direkt und indirekt die Verantwortung für 3 400 Mitarbeiter und einen Umsatz von etwa 600 Millionen Euro. In seinen Verwaltungsbereich fallen neben der Kreisverwaltung unter anderem die Lahn-Dill Kliniken, die Sparkassen Wetzlar und Dillenburg, das Jobcenter und die Volkshochschule. Der Lahn-Dill-Kreis gehört zum Regierungsbezirk in Hessen. Der Verwaltungssitz befindet sich in der Kreisstadt Wetzlar und umfasst Nebenstellen in Dillenburg, Herborn und Haiger. Namensgebend für den Landkreis sind die beiden Flüsse Lahn und Dill. In den 1970er Jahren wurde der Kreis bei einer großen Gebietsreform aus der Region Lahn-Dill bzw. dem Lahn-Dill-Gebiet gebildet. Seither umfasst der Lahn- Dill-Kreis 23 Städte und Gemeinden auf einer Fläche von 1066,5 km². Angesprochen auf ethische Werte, die ihm etwas bedeuten, nannte Schuster die vier Grundtugenden Platons: Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung. Diese seien unerlässlich für erfolgreiches Führen und unternehmerischen Erfolg. Er sprach sich für die Offenlegung von Nebeneinkünften hauptberuflicher Mandatsträger aus. Auch die Aufgaben des Lahn-Dill Kreises vor dem Hintergrund des demografischen Wandels stünden im politischen Focus. „Wir müssen uns selbst helfen, um den Standort Mittelhessen zu stärken“, betonte er, „wir müssen uns auf die Demografie einstellen und heute die richtigen Weichen für morgen stellen“. Das Regionalmanagement zu stärken und zu professionalisieren sei notwendig, um die Region Mittelhessen nachhaltig zu stärken. Schon jetzt verfüge die Region über wichtige Standortfaktoren wie zum Beispiel viele Studierende. Weitere Vorteile der Region Mittelhessen seien laut Schuster eine familienfreundliche Infrastruktur, bezahlbares Wohneigentum, gute Verkehrsanbindung und eine niedrige Kriminalitätsrate. Über das duale Studienangebot von StudiumPlus äußerte sich Wolfgang Schuster ausgesprochen positiv: StudiumPlus sei ein Standortfaktor für den Lahn-Dill- Kreis und Mittelhessen. Dass die Politik StudiumPlus weiterhin unterstütze, sei daher enorm wichtig. Und an die Studiereden gewandt betonte er: „Sie sind die Botschafter der Region! “ [Das Gespräch fand am 19. November 2012 statt.] Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Nehme dich nicht so wichtig, aber deine Aufgabe. <?page no="134"?> 133 Wolfgang Schuster Humor ist, wenn man trotzdem lacht Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Arbeit und Hobby müssen Spaß machen. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Glaubwürdigkeit Welche betriebsethische Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen? Die Schließung des Jugendzeltlagers Lenste Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Glaubwürdigkeit, Zuverlässigkeit Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Teil der Führungskräftegrundsätze Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Ethik ist keine Mode oder kein Image; Ethik ist Teil unseres Wertesystems - wie die zehn Gebote oder das Grundgesetz. Wo sehen Sie die Grenzen der Unternehmensethik in einer globalisierten Welt? Die Globalisierung schafft die Ethik nicht ab. Ohne Ethik gibt es keine Erfolge in der globalisierten Welt. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? die Gier nicht so sehr das Handeln vieler Menschen bestimmen würde. Gier frisst Hirn. <?page no="136"?> Frank Sommerland Stillstand ist Rückschritt 135 Frank Sommerland „Stillstand ist Rückschritt.“ Frank Sommerlad, Dipl.-Betriebswirt Geschäftsführer Einrichtungshäuser R. Sommerlad GmbH & Co. KG Jahrgang 1967 verheiratet, zwei Kinder Ausbildung / Studium: Wirtschaftsabitur, Friedrich- Feld-Schule; Studium der Betriebswirtschaftslehre (Diplom), Fachhochschule Gießen-Friedberg Hobbies: Skifahren, Segeln und Laufen Berufliche Laufbahn Parallel zum Studium Mitarbeit als Assistent der Geschäftsleitung Unternehmensberatung BBE in Hamburg mit Schwerpunkt „Branchenfachberatung Möbel“ Mit 26 Jahren alleinvertretungsberechtigter Geschäftsführer der SOMIT Möbel GmbH & Co. KG in Wettenberg Mitgliedschaften / Ehrenämter Gewähltes Aufsichtsratsmitglied der Volksbank Mittelhessen eG Verwaltungsratsmitglied der Gießener Hochschulgesellschaft e. V. Parlamentsmitglied der Vollversammlung der IHK Gießen-Friedberg, u. a. Aktivität bei THM -StudiumPlus: Gründungsmitglied Impulse „Wie im Fußball sollte man das Team nach den jeweiligen Stärken einsetzen.“ „Viel wichtiger als Leitsätze ist das Vorleben von Werten und moralischen Grundsätzen“ „Ich kann nur dann motivieren, wenn ich Sinnhaftigkeit vermitteln kann.“ „Gehen Sie offen mit den eigenen Schwächen um.“ „Wenn ich weiß, wo meine Talente liegen und ich mich dahingehend entfalten kann, dann fühlt es sich nicht mehr wie Arbeit an.“ „Treffen Sie wichtige Entscheidungen niemals alleine.“ <?page no="137"?> Frank Sommerland Stillstand ist Rückschritt 136 Profil „Finden Sie heraus, welche Stärken Sie haben“ - diesen Rat gibt Frank Sommerlad, Geschäftsführer der Einrichtungshäuser R. Sommerlad GmbH & Co. KG in Gießen, jungen Menschen stets mit auf den beruflichen Weg. 1930 gründete Rudolf Sommerlad senior in Beuern im „Holländischen Hof“ das Möbelunternehmen Sommerlad. Die Möbel wurden selbst hergestellt und verkauft. Die junge Firma expandierte mit dem Kauf zweier Anwesen. Dort wurde der Grundstein für eine über Jahrzehnte dauernde Tradition in Gießen gelegt. Danach folgte eine beeindruckende Firmenentwicklung in den 60er Jahren von 3 000 auf 10 000 qm Ausstellungsfläche. Im Jahre 2001 wurde die neue Möbelstadt Sommerlad mit über 32 000 qm Verkaufsfläche, plus 30 000 qm Hochregal-Ausgabelager für die integrierten Mitnahme-Möbelfilialen sohappy eröffnet. Die Studierenden wollten von Sommerlad wissen, ob es in seinem Unternehmen ein Leitbild zu ethischem Verhalten gebe. Das gebe es nicht in schriftlicher Form, so Sommerlad, denn er halte es für sinnvoller, wenn es von der Geschäftsführung vorgelebt werde. „Regeln und Leitbilder muss man im Alltag umsetzen und kommunizieren“, sagte Sommerlad, dessen Unternehmen 650 Mitarbeiter hat. Natürlich müsse man auch unangenehme Entscheidungen treffen - zum Beispiel bei der Sanierung eines Unternehmens, bei der auch Entlassungen nötig sind, damit die übrigen Arbeitsplätze gerettet werden können - „das tut man nicht gern, denn man will aufbauen, nicht abbauen“. Er empfiehlt einen Führungsstil, der die Mitarbeiter motiviere, statt alles vorzugeben - nur so könnten diese Eigeninitiative entwickeln. Um gute Leistungen zu bringen, müsse man sich im Unternehmen auch entfalten können. Für sich selbst sollten die Studierenden herausfinden, welche Talente und Stärken sie haben -„dann ist die Arbeit auch keine Arbeit mehr, dann ist es Spaß“. Wichtig sei es, sich Ziele zu setzen, denn„wer sich keine Ziele setzt, der wird nie ankommen“. Dabei sei es hilfreich, sich die Dinge selbst zu erarbeiten und nicht immer den leichtesten Weg zu gehen: „Man braucht selbstständig denkende Menschen im Unternehmen.“ Auch er selbst habe im Familienunternehmen als ganz junger Mann klein angefangen, gleichzeitig aber schon früh Verantwortung übernommen. Und die Mischung aus der Erfahrung seines Vaters und seinen eigenen neuen Ideen hätten das Unternehmen vorangebracht. Verantwortung ist für Sommerlad dabei ein Schlüsselbegriff für Führungskräfte: Sie müssen Verantwortung übernehmen für das Unternehmen, für die Mitarbeiter und für sich selbst. Und man müsse kommunizieren können, das sei im Umgang mit Menschen unverzichtbar. [Das Gespräch fand am 26. November 2012 statt.] <?page no="138"?> Frank Sommerland Stillstand ist Rückschritt 137 Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Der Glaube an sich und Durchhaltevermögen sind wichtig. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Ich gehe morgens um 07.00 Uhr eine Runde laufen und plane mir feste Termine für die Familie und das Privatleben ein. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Ehrlichkeit Welche betriebsethische Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen? Für die Sanierung eines Unternehmens musste ich 35 Mitarbeiter / innen entlassen. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Eine Führungskraft muss Verantwortung für das Unternehmen, die Mitarbeiter aber auch für sich selbst übernehmen. Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Bei Großunternehmen ist es Imagepflege, bei mittelständischen Unternehmen wird die Unternehmensethik tatsächlich auch gelebt. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? es keine Menschen geben würde, die anderen ihren Willen aufzwingen. <?page no="140"?> 139 Thomas Fehling Es ist keine Schande, an seine Grenzen zu kommen Thomas Fehling „Es ist keine Schande an seine Grenzen zu kommen. Aber es ist eine, es nicht ausprobiert zu haben.“ Impulse „Du kannst dich über alles aufregen, aber Du solltest erst eine Nacht darüber schlafen.“ „Schnelligkeit ist nicht wirklich immer ein Trumpf.“ „Mitmachen heißt selber machen.“ „Man kann nicht alles haben, daher muss man sich entscheiden können.“ „Aufregung, Druck und Anspannung kann man konstruktiv zur Leistungsfokussierung nutzen, denn durch sie können wir gute Leistungen bringen.“ „Bei neuen Ideen müssen Widerstände mitgedacht werden und man braucht Menschen, die mitziehen und die sich begeistern lassen.“ Thomas Fehling, Dipl.-Wirtschaftsinformatiker Bürgermeister Stadt Bad Hersfeld Jahrgang 1967 verheiratet Ausbildung / Studium: Diplom-Wirtschaftsinformatiker ( TU ) Hobbies: Skifahren, Motorrad fahren, neue Geschäftsideen entwickeln Berufliche Laufbahn Key Account Manager Telekom beim debis Systemhaus (heute T-Systems) Business Development bei Sybase GmbH (heute SAP ) Freier Innovationsberater Leiter europäisches ( EMEA ) Program Management Office bei der Teradata GmbH Mitgliedschaften / Ehrenämter Aufsichtsratsvorsitzender Stadtwerke Bad Hersfeld Aufsichtsratsvorsitzender Bädergesellschaft Aufsichtsratsvorsitzender Vitalisklinik Mitglied im deutschen Smart City Forum Mitglied im Beirat der Thüga AG Mitglied im forum gelb der deutschen Post DHL Group u. a. <?page no="141"?> 140 Thomas Fehling Es ist keine Schande, an seine Grenzen zu kommen Profil Thomas Fehling, Bürgermeister der Kreisstadt Bad Hersfeld, wünscht sich ein Anpacken mit Begeisterung - zum eigenen Wohle und dem der Stadt. Hersfeld wurde 1142 erstmals als Marktort und 1170 als Stadt erwähnt. Seit 1949 durfte sich die Stadt Bad Hersfeld nennen, seit 1963 ist sie Hessisches Staatsbad. Bis 1962 erreichte die Bevölkerung durch Ostflüchtlinge etwa 27 000 Einwohner und die Marke von 30 000 Einwohnern wurde schließlich zwischen 1987 und 1994 überschritten. Bad Hersfeld liegt in der Mitte Deutschlands und verkehrsgünstig an der A4, der A7 sowie nahe zur A5. Dadurch entwickelte sich die Stadt zu einem Schwerpunkt für Logistikunternehmen; ergänzt wird dies durch Unternehmen aus den Branchen Textilherstellung, Elektronik, Maschinenbau und Verfahrenstechnik. Als Chef einer Stadtverwaltung mit fast 400 Mitarbeitern profitiere er oft von seiner Erfahrung aus der Wirtschaft, berichtete Fehling, der vor seinem Amtsantritt als Bereichsleiter eines global agierenden IT -Unternehmens tätig war. „Unterschiedliche menschliche Charaktere und Arbeitsweisen im Team zu vereinen ist nicht einfach.“ Dennoch bedeute für ihn die Personalverantwortung vor allem einen motivierenden und vertrauensbasierten Umgang mit Menschen: „Ich möchte meine Mitarbeiter dazu ermutigen, eigenes Potenzial zu entdecken, Ideen zu entwickeln und die Umsetzung selbst in die Hand zu nehmen.“ Auch in seiner politischen Laufbahn setzte er stets auf liberale Werte wie Eigenverantwortung und hohes persönliches Engagement. Sich selbst bezeichnet der langjährige Kreisvorsitzende der FDP als „überzeugten Freiheitsdenker“. „Unsere Gesellschaft funktioniert nur, wenn jeder Einzelne seinen Beitrag dazu leistet“, steht für ihn fest. Seine Vision sei es, Bad Hersfeld auf dem Weg zu einer Mitmachstadt weiter voranzubringen. „Hier soll man gerne leben, arbeiten und sich entfalten können“, beantwortete er die Frage der Studenten nach seinen Zielen als Bürgermeister. „Das geht nur, wenn jeder mit anpackt - sei es im Sportverein, in der Kirche oder bei der freiwilligen Feuerwehr. Wenn man etwas bewegen und verändern will, muss man selbst aktiv werden“, sagte er und warnte vor übertriebenen Erwartungen an die Politik: „Diese Aufgabe können Politiker den Bürgern nicht abnehmen.“ Besonders die junge Generation sieht er in der Pflicht, sich politisch einzumischen und das vermeintlich Altbewährte kritisch zu hinterfragen: „Nicht immer erntet man dabei Applaus. Aber es lohnt sich für das zu kämpfen, wovon man überzeugt ist.“ Ein eigenes Wertesystem zu definieren und dazu zu stehen, sei deshalb besonders wichtig, wenn man als Mensch und Führungskraft ethisch korrekt handeln will. „Für mich persönlich sind Integrität und Glaubwürdigkeit Werte, auf die ich unter keinen Umständen verzichten kann. An diesem Anspruch möchte ich mich selbst stets messen.“ Auch achte er darauf, dass trotz aller Professionalisierung die positive Spannung, das „Adrenalin-Gefühl“, das ihn bei wichtigen Terminen wie die Eröffnung <?page no="142"?> 141 Thomas Fehling Es ist keine Schande, an seine Grenzen zu kommen der Festspiele oder die Lolls-Rede begleitet, im Alltag nicht untergeht: „Ohne persönliche emotionale Beteiligung kann man seinen Job nicht gut machen.“ [Das Gespräch fand am 10. Januar 2013 statt.] Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Zum Ersten: Finger weg von Drogen. Zum Zweiten: Geht raus in die Welt und erkundet sie. Aber haltet die Heimat in Ehren. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Das gelingt mir leider nicht. Da bin ich ein schlechtes Beispiel. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Vertrauen und Glaubwürdigkeit Welche betriebsethische Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen? Obwohl ich keine Angst vor schweren Entscheidungen habe, empfinde ich Sanktionen gegen Mitarbeiter als unangenehm. Aber die gehören nun mal auch dazu. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Bislang findet das bei uns nur begrenzt strukturiert statt, z. B. durch so genannte „Small Talks mit dem Bürgermeister“. Dazu werden alle sechs Wochen acht Mitarbeiter ausgelost und zu der lockeren Gesprächsrunde (vormittags von 9 bis 11 Uhr, also mitten in der wertvollsten Arbeitszeit) eingeladen. Die Teilnahme ist Pflicht. Es nehmen keine Führungskräfte teil. Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Für mich ist Ethik kein Modebegriff. Ich habe mir schon 1994 einen persönlichen Ethikkodex gegeben, den ich auf meiner eigenen Internetseite kommuniziere. <?page no="143"?> 142 Thomas Fehling Es ist keine Schande, an seine Grenzen zu kommen Wo sehen Sie die Grenzen der Unternehmensethik in einer globalisierten Welt? Schwer zu sagen: Ich habe verschiedene Kulturen kennengelernt. Wir müssen anerkennen, dass wir die Welt nicht nur mit unseren Maßstäben bewerten können. Andere Kulturen bewerten Dinge völlig anders. Ich hoffe, dass sich das Gute am Ende durchsetzt. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? wir uns alle nicht ganz so wichtig nehmen würden. <?page no="144"?> Sabine Bender-Suhr Gib dein Bestes 143 Sabine Bender-Suhr „Behandele andere Menschen immer so, wie du auch selber behandelt werden möchtest! Gehe immer vom Besten aus - Gib dein Bestes - Erkenne dich selbst.“ Impulse „Der direkte Weg ist oft der beste.“ „Es geht immer um die Menschen! “ „Oft helfen strenge Entscheidungen.“ „Aus Gründen der Fairness sollte man klare Bewertungs- und Beurteilungsmaßstäbe formulieren.“ „Verantwortung ist das Eingehen von Risiken.“ „Man muss Prozesse transparent gestalten.“ „Nutzen Sie Intuition als kompetenten Ratgeber.“ Sabine Bender-Suhr, Dipl.-Betriebswirtin Geschäftsführerin Bender GmbH & Co. KG Jahrgang 1965 verheiratet, zwei Kinder Ausbildung / Studium: 1987-1993 : Diplom-Betriebswirtschaft FH Gießen-Friedberg; Mehrere Auslandsaufenthalte in England und den USA ( UCSD , San Diego); 1989: Familiengründung Hobbies: Laufen, Yoga, mit Freunden kochen Berufliche Laufbahn 1993: Einstieg ins Familienunternehmen / Traineeprogramm 1994: Gründung und Leitung der Marketingabteilung 2001: Kaufmännische Geschäftsführung 2006: Gründung der Bender Industries KG als persönlich haftende Gesellschafterin und Reorganisation der Bender Unternehmen in der Bender Group 2007: Systemorientiertes Management bei Prof. Malik in Sankt Gallen 2010: Gründung der Bender Immobilien und Service KG , Geschäftsführende Gesellschafterin Mitgliedschaften / Ehrenämter Mitglied des Hochschulrats der Technischen Hochschule Mittelhessen (seit 2011) Mitglied der IHK Vollversammlung und des Steuer- und Finanzausschusses (seit 2012) <?page no="145"?> Sabine Bender-Suhr Gib dein Bestes 144 Auszeichnungen Hessen-Champion in der Kategorie Jobmotor (2004) Auszeichnung als „Gesundes Unternehmen Hessen“, verliehen vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft (2013) Profil „Ich hätte mir gewünscht, dass es so ein Angebot auch schon in meinem Studium gegeben hätte“, das sagte Sabine Bender-Suhr beim Unternehmergespräch. Dabei werden Inhalte vermittelt, die laut Sabine Bender-Suhr auch in ihrem Unternehmen eine große Rolle spielen. Die 51-Jährige ist die Geschäftsführende Gesellschafterin der Bender GmbH & Co. KG in Grünberg, einem Unternehmen, das Technologie im Bereich der elektrischen Sicherheit entwickelt und weltweit tätig ist. Firmengründer Dipl.-Ing. Walther Hans Bender entwickelte 1939 als Revisionsingenieur beim TÜV ein neues Messverfahren zur Isolationsüberwachung für die elektrischen Anlagen im schlagwettergefährdeten Kohlebergbau. Eine richtungsweisende Entscheidung war der Aufbau eines engmaschigen deutschlandweiten Vertriebsnetzes mit regionalen freien Handelsvertretern. 1991 entstand eine hochmoderne Fertigungsstätte mit einer vollautomatischen SMD -Fertigungslinie in Siersleben / Sachsen-Anhalt. Aus diesen Anfängen entstand ein heute florierendes Unternehmen mit über 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, das sich zu 100 Prozent im Familienbesitz befindet. Bender ist in über 70 Ländern vertreten, davon mit 12 eigenen Gesellschaften. Produziert wird an zwei Standorten in Deutschland. Als Sabine Bender-Suhr das Unternehmen mit ihren Geschwistern vom Vater übernommen habe, habe es Verunsicherung unter den Mitarbeitern gegeben, welche Regeln und Werte nun gelten - daher seien zwölf Leitsätze entwickelt worden, die nach innen und nach außen gelten. Diese Leitsätze beinhalten auch Werte wie Ehrlichkeit, Offenheit und Verantwortung. Keine leeren Worte: Im Jahresgespräch mit den Mitarbeitern wird auch darauf geachtet, dass diese neben Fachkompetenz und Kundenorientierung auch Aufrichtigkeit, Gemeinschaftssinn und Kommunikationsfähigkeit leben. Warum das wichtig ist, das verdeutlichten die Rollenspiele, in denen die Studierenden typische Konfliktsituationen darstellten: Was tun, wenn der Kollege bei der Fahrtkostenabrechnung schummelt, in der Arbeitszeit privat kopiert oder Büromaterial einsteckt? „Ich würde auch kleinere Delikte immer offen ansprechen“, machte die Unternehmerin deutlich. Wenn ein solches Verhalten zum ersten Mal auffalle, müsse man nicht sofort zum Chef gehen, auf jeden Fall aber den Kollegen ansprechen und eine regelkonforme Lösung finden. Wiederhole sich das Verhalten, müsse <?page no="146"?> Sabine Bender-Suhr Gib dein Bestes 145 es publik gemacht werden - da stoße die Toleranz an ihre Grenzen, da das Vertrauensverhältnis zwischen Mitarbeiter und Unternehmen gestört ist und dies die Leistung beeinträchtigt. Dabei sei auch sie selbst als Chefin nicht gefeit davor, Fehler zu machen und müsse manchmal Entscheidungen treffen, mit denen sie nicht glücklich ist, beispielsweise bei einer Entlassung. Der offene und direkte Weg sei jedoch stets der beste. [Das Gespräch fand am 18. April 2013 statt.] Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Haben Sie den Mut authentisch zu sein, stehen Sie zu Ihren Einstellungen und Werten. Gehen Sie gut mit sich selber um, seien Sie menschlich, so tragen Sie dazu bei, unsere Unternehmen und unsere Gesellschaft lebenswerter zu machen. Akzeptieren Sie Misserfolge als Teil Ihres persönlichen Entwicklungsprozesses - suchen Sie den Erfolg anstatt nur Misserfolge zu vermeiden und lassen Sie sich von unvermeidlichen Rückschlägen nicht aufhalten. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Das ist in der Tat ein schwieriges Unterfangen und gerade als meine Töchter noch kleiner waren hatte ich ihnen gegenüber häufig ein schlechtes Gewissen - habe es mir machen lassen, weil der Anspruch beruflich erfolgreich zu sein und eine Familie zu gründen nicht der Norm entsprach. Mein Anspruch, Familie in wichtigen Fällen vor die Arbeit zu stellen, war nicht gern gesehen. Durch regelmäßiges Laufen und Yoga kann ich wunderbar entspannen und Kraft tanken, um mich dann wieder mit meiner ganzen Aufmerksamkeit der aktuellen Person / Situation / Aufgabe zu widmen. Gerne hätte ich mehr Zeit um mich mit Freunden zu treffen und mich sozial und in Verbänden zu engagieren. Der Sonntag ist immer noch als Familientag reserviert und ich arbeite nur in absoluten Ausnahmefällen. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Es ist schwierig, hier nur einen zu nennen, aber wenn dann wohl Wahrhaftigkeit - aufrichtig mit sich selbst und anderen Menschen umgehen, Wahrheit und Erkenntnis suchen und sich selbst treu bleiben. <?page no="147"?> Sabine Bender-Suhr Gib dein Bestes 146 Welche betriebsethische Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen? Auch wenn man versucht, Entscheidungen so sozialverträglich wie möglich zu treffen - Mitarbeiter entlassen zu müssen ist schrecklich. Wir mussten an einer Produktionsstätte in einem strukturschwachen Gebiet Mitarbeiter abbauen. Die Existenzängste dieser Menschen zu sehen und zu wissen, ich kann nicht helfen, das war schwer zu verdauen. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Eine anständige Führungskraft ist kompetent und gründlich, vertraut, hat ein positives Menschenbild, ist freundlich und wohlmeinend und versucht gerecht zu sein und Menschen gleich zu behandeln. Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Eine hohe Unternehmensethik führt zu einer positiven Unternehmenskultur und hinterfragt, ob wirtschaftliches Handeln dem Menschen oder nur der Gewinnmaximierung dient und damit Selbstzweck geworden ist. Ich bin der Überzeugung, dass sie langfristig zu besseren Ergebnissen führt. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? jeder Mensch die Verantwortung für sein Handeln übernehmen würde. Was möchten Sie, als eine der wenigen weiblichen Führungspersonen, jungen Frauen mit auf den Weg geben? Untersuchungen zeigen immer wieder, dass sich Frauen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen zu Unrecht schwächer und schlechter einschätzen. Sie bewerben sich seltener auf Führungspositionen, stellen niedrigere Gehaltsforderungen - häufig aus Angst unsympathisch oder unweiblich zu wirken! Dabei haben sie doch genauso viel Positives beizutragen wie ihre männlichen Kollegen! Werden Sie Erfolg-Suchende anstatt nur Misserfolg-Vermeidende: Verfolgen Sie Ihre Ziele, stellen Sie Forderungen, um Ihre Vorstellungen zu verwirklichen, auch wenn Sie der gängigen, meist männlichen Norm nicht entsprechen. Trauen Sie sich und Ihren Fähigkeiten, haben Sie keine Angst, ambitionierte Ziele anzustreben, kalkulieren Sie Misserfolge mit ein und akzeptieren Sie sie als Teil Ihres persönlichen Entwicklungsprozesses. <?page no="148"?> 147 Regine Pfeiff Jeder Tag hat etwas Positives Dr. Regine Pfeiff „Jeder Tag hat etwas Positives.“ Impulse „Führen Sie mit Augenmaß.“ „Lösungsorientiertheit, gesunder Menschenverstand und Pragmatismus sind meine Grundvoraussetzung zum Arbeiten.“ „Jede Entscheidung muss erklärbar sein.“ „Machen Sie auch die ungeschriebenen Regeln transparent.“ „Man muss Menschen mitnehmen - und ihnen auch manchmal Zeit lassen.“ „Mit Angst lässt sich keine Firma gut führen.“ „Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter erhalten von mir einen Vertrauensvorschuss.“ Regine Pfeiff, Dr. rer. nat. Ethik & Compliance Direktor Deutschland, Österreich, Schweiz Lilly Deutschland GmbH Jahrgang 1964 verheiratet Ausbildung / Studium: Promovierte Chemikerin Hobbies: Meine Pferde, Joggen Berufliche Laufbahn Nach dem Studium zunächst vier Jahre im Pharma-Außendienst, dann 1998 bei Lilly Deutschland in der medizinischen Abteilung angefangen. Dort vier Jahre in der Endokrinologie und dann sieben Jahre in der Onkologie in nationalen und internationalen Positionen gearbeitet. 2009 dann die Position des Ethik und Compliance Direktors übernommen. <?page no="149"?> 148 Regine Pfeiff Jeder Tag hat etwas Positives Profil Compliance, also Regeltreue und die Einhaltung von Gesetzen und Richtlinien in einem Unternehmen, ist ein großes Thema in der Industrie und damit auch für Dr. Regine Pfeiff, Ethik und Compliance Officer bei der Lilly Deutschland GmbH. Die Chemikerin arbeitet seit 15 Jahren bei Lilly, einem der zehn größten Pharmaunternehmen der Welt mit 41 000 Mitarbeitern weltweit, knapp 1 000 davon in Deutschland. Sie leitet die Abteilung Ethics & Compliance und ist Mitglied der Geschäftsführung. Gegründet wurde das Unternehmen vor rund 140 Jahren von Eli Lilly, der sich der Entwicklung und Herstellung qualitativ hochwertiger Medikamente mit dringendem medizinischem Bedarf verschrieben hatte. Seit mehr als 50 Jahren ist Lilly in Deutschland vertreten. Mit dem Schritt in die „Mitte Europas“ legte das Unternehmen 1960 den Grundstein für eine seiner erfolgreichsten Töchter. Frau Dr. Pfeiff konnte den Studierenden, die sich mit moralischen Entscheidungen im Unternehmen befasst hatten, ganz klar sagen: „Ihre Beispiele sind aus dem Leben gegriffen.“ Manipulierte Kilometerabrechnungen, privates Kopieren, der Diebstahl von Büromaterial - bei all diesen und ähnlichen Regelverstößen ist eines ganz wichtig: „Die Spielregeln im Unternehmen müssen ganz klar festgelegt sein.“ Klare Regeln gebe es auch für den Umgang mit Kunden, Geschäftspartnern und Institutionen, z. B. in Bezug auf Datenschutz, Vertragsgestaltungen oder die Vermeidung von Korruptionsverdacht. Mitarbeiter müssten wissen, an welche Vorgaben sie sich halten können, daher gebe es bei Lilly auch eine „Bibel“, in der alle ethischen Grundsätze festgeschrieben sind. Ganz wichtig sei dabei der Respekt vor dem Menschen, Offenheit und Vertrauenswürdigkeit im Umgang miteinander. Die Grundlagen dieser „Bibel“ stammten aus der Anfangszeit des Unternehmens, aber auch die Anregungen von Mitarbeitern seien eingeflossen. Zum Beispiel die, dass neue Mitarbeiter immer ausreichend trainiert und nicht allein gelassen werden. Um für ihren Job im Spannungsfeld zwischen Ethik und Umsatzzielen gerüstet zu sein, gebe es keinen festgelegten Werdegang, nötig seien viel Erfahrung innerhalb und außerhalb des Unternehmens, „und man braucht Rückgrat“. Sie versuche, den Kollegen aufzuzeigen, in welchem Bereich sie sich bewegen können - die Verantwortung habe letztlich aber jeder für sich selbst. „Ich habe großes Vertrauen in die Mitarbeiter, dass keiner absichtlich etwas Schlechtes tun will.“ Bei Regelverstößen gäbe es keine Ex-und-Hopp-Mentalität. Einem klärenden Gespräch folge die schriftliche Ermahnung, dann die Abmahnung und im schlimmsten Falle auch die Entlassung. „Man muss den Leuten eine Chance geben“, betonte sie, „und mit Augenmaß und Pragmatismus urteilen“. Fehler seien menschlich, „nur aus Fehlern kann man lernen“. Führungskräfte müssten darauf achten, ihre Mitarbeiter mitzunehmen und nicht alleine zu lassen. [Das Gespräch fand am 22. April 2013 statt.] <?page no="150"?> 149 Regine Pfeiff Jeder Tag hat etwas Positives Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Das Leben zeichnet keine geraden Linien. Man muss offen sein für alles und auch nach links und rechts schauen, denn gerade die Kurven sind manchmal die Möglichkeiten, an die man vorher nicht gedacht hat. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Authentizität ist für mich sehr wichtig. Auch in schwierigen Entscheidungen darf man sich selbst nicht verlieren. Ist man nicht authentisch in seinem Verhalten ist man schnell auch unglaubwürdig und man bekommt kein Vertrauen von den Kollegen und Mitarbeitern entgegengebracht. Gerade im Bereich Ethik und Compliance ist es besonders wichtig, dass die Kollegen darauf vertrauen, dass man Entscheidungen zum Schutz der Firma und der Mitarbeiter trifft und nicht, um noch mehr Bürokratie oder Hindernisse in den beruflichen Alltag zu bringen. Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Wir vermitteln ethische Prinzipien, nicht nur Regeln und Vorschriften. Es ist wie beim Autofahren, wo man das Prinzip der gegenseitigen Rücksichtnahme pflegt. Jeder von uns kennt die Regel „rechts vor links“, doch schauen wir nicht alle kurz, ob der Verkehrspartner auch richtig reagiert. Es könnte ja auch jemand aus dem Ausland sein, der diese Regel eben nicht kennt. So ist es auch im Unternehmen. Wir sagen unseren Mitarbeitern immer, dass sie sich überlegen sollen, wie ihr Handeln nach außen wirkt, ob sie es einem Journalisten, dem Partner, Kindern, Eltern erzählen könnten, ohne ein „komisches“ Gefühl zu haben. Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Ich bin der Meinung, dass wir ohne Unternehmensethik heute nicht mehr auskommen und denke nicht, dass es nur ein Modebegriff ist. Die vielen Skandale der letzten Jahre zeigen, wie wichtig es ist, dass Unternehmen eine gesunde Ethik haben. Wie oft sind Manager in hohen Positionen für die Skandale verantwortlich. Mit einer vernünftigen Ethik ist jeder Mitarbeiter dahingehend sensibilisiert, dass er auf Missstände hinweist. Wenn dazu das Unternehmen noch eine Kultur der offenen Aussprache pflegt, in der Mitarbeiter auch ermutigt werden, auf diese Missstände hinzuweisen, steht einer guten Ethik nichts im Wege. <?page no="152"?> 151 Wolfram Dette Gemeinsam sind wir stark Wolfram Dette „Gemeinsam sind wir stark! “ Wolfram Dette Oberbürgermeister Stadt Wetzlar (bis 2015) gegenwärtige Position: Pensionär Ehrenamtlicher Kreisbeigeordneter Dezernent für Wirtschaftsförderung, Tourismus, Partnerschaften und europäische Beziehungen Jahrgang 1951 verheiratet, ein Kind Ausbildung / Studium: Jurist, Befähigung zum Richteramt Hobbies: Tennis, Wandern, Lesen Berufliche Laufbahn 1977-1981: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Justus-Liebig-Universität 1981-1997: Stadtkämmerer und Kulturdezernent der Stadt Wetzlar 1997-2015: Oberbürgermeister der Stadt Wetzlar Mitgliedschaften / Ehrenämter rund 30 ehrenamtliche Funktionen in verschiedenen Vereinen und Verbänden Auszeichnungen Wilhelm-Leuschner-Medaille Verdienstmedaille des Landes Hessen u. a. Aktivität bei THM -StudiumPlus: Mitglied im Vorstand des CCD Impulse „Ethisch kritische Entscheidungen sind weniger Sachentscheidungen, sondern fast immer Personalfragen.“ „Die Führungskraft muss der wichtigste Ethikbeauftragte im Unternehmen sein.“ „Wichtig ist es, Ergebnisse zustande zu bringen.“ „Reden ist Silber - entscheiden ist Gold.“ „Zuhause kann ich vollkommen abschalten - daraus beziehe ich neue Energie.“ „Lassen Sie sich bei wichtigen Personalentscheidungen stets beraten.“ „Manager brauchen Disziplin und ein gut funktionierendes Büro.“ <?page no="153"?> 152 Wolfram Dette Gemeinsam sind wir stark Profil Wetzlars Oberbürgermeister Wolfram Dette verwies auf die Vielfalt der Themenfelder, mit denen er sich als Oberbürgermeister befasse; diese seien deutlich breiter aufgestellt als in einem einzelnen Unternehmen - von der Kita über Kultur bis zu Straßenbau und Umwelt reiche sein Aufgabengebiet. Die mehr als 50 000 Einwohner zählende Stadt Wetzlar sei wie ein kleiner Konzern, mit 800 Mitarbeitern in der eigentlichen Stadtverwaltung; hinzukommen eine Reihe von Eigenbetrieben und Eigengesellschaften. Er selbst sei nicht nur im Aufsichtsrat aller Gesellschaften, sondern nehme auch noch Funktionen in einer Fülle von Vereinen und Verbänden wahr - über 30 insgesamt. Wetzlar ist eine Stadt in Mittelhessen und ehemalige Reichsstadt sowie der letzte Sitz des Reichskammergerichtes. Wetzlar ist die Kreisstadt des Lahn-Dill-Kreises und - wie sechs weitere größere Mittelstädte im Land Hessen - eine Stadt mit Sonderstatus. Sie übernimmt Teilaufgaben einer kreisfreien Stadt. Die Hochschulstadt ist als wichtiges Kultur-, Industrie- und Handelszentrum eines der zehn Oberzentren im Land Hessen. Wetzlars optische, feinmechanische, elektrotechnische und stahlverarbeitende Industrie brachten es zur Weltgeltung. Wie man da noch ein Privatleben führen könne, wollten die Studierenden wissen. „Die Arbeit ist eine Lebenseinstellung, Teil der Lebensverwirklichung“, so dass die Trennung zwischen Beruf und Privatleben fließend sei. Man müsse sich aber schnell auf verschiedene Sachverhalte einstellen können und kommunikationsfähig sein, wenn man eine solche Position ausfüllen wolle. Zur Personalführung gehöre es, Konflikte zwischen Mitarbeitern zu lösen und auf Fehlverhalten angemessen zu reagieren. Voraussetzung sei für ihn ein Grundvertrauen gegenüber seinen Mitarbeitern - ständige Kontrolle sei keine Basis für die Zusammenarbeit. Wenn sein Vertrauen missbraucht werde, dann müsse er das aber sanktionieren, schließlich gehe es in der Stadtverwaltung um die Gelder der Steuerzahler: „Man braucht einen klaren inneren Kompass.“ Wirtschaftliches Handeln sei keinesfalls ein Gegenpol zu ethischem Handeln, betonte der OB : „Dies ist immer nur Mittel zum öffentlichen Zweck, um - beispielsweise durch einen funktionierenden ÖPNV - die Lebensqualität der Bevölkerung zu verbessern.“ Viele Entscheidungen, die er treffen müsse, seien zudem Abwägungen von unterschiedlichen Interessen und Werten. Es gelte, einen möglichst großen Konsens zu finden. Für ihn sei es wichtig, bei Problemstellungen alle Beteiligten einzubinden und dann zügig eine klare Entscheidung zu treffen. Die schwierigsten Entscheidungen seien aber nicht die Sachentscheidungen, sondern Personalentscheidungen - auch da seien persönliche Gespräche und die Fähigkeit, faire und klare Entscheidungen zu treffen, unabdingbar. [Das Gespräch fand am 13. Mai 2013 statt.] <?page no="154"?> 153 Wolfram Dette Gemeinsam sind wir stark Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Erstens, Teamfähigkeit und Fähigkeit, andere zum Mitmachen zu motivieren, sind für Führungskräfte erfolgsentscheidende Kompetenzen. Zweites, eigenes Verhalten muss Vorbildcharakter haben. Drittens, fachliche Kompetenz führt nur gemeinsam mit guter Kommunikation zum Erfolg. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Bei der Tätigkeit eines Oberbürgermeisters kann wegen der Fülle der Abend- und Wochenendtermine kaum zwischen Arbeit und Privatleben differenziert werden: Die berufliche Aufgabe ist gleichzeitig Lebensinhalt. Voraussetzung hierfür ist Freude an der Aufgabe und eine verständnisvolle Familie. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Toleranz und Respekt gegenüber Andersdenkenden. Welche betriebsethische Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen? Aufgrund schwieriger Finanzlage Kürzung von Mitteln zur Unterstützung engagierter ehrenamtlicher Menschen in Vereinen und Organisationen unserer Stadt. Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Regelmäßige mehrtägige Führungskräftetagungen mit externer Begleitung sowie aktuelles Sonderprojekt „Implementierung einer gesundheits- und leistungsfördernden Unternehmenskultur“. Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Leitbilder und Führungsgrundsätze sind wesentliche Elemente zur Identifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen sowie Maßstab für eine kundenorientierte Grundhaltung gerade im Bereich der öffentlichen Verwaltung. <?page no="156"?> 155 Thomas Zipp Sei Dir selbst treu Dr. Thomas Zipp „Sei Dir selbst treu.“ Thomas Zipp, Dr.-Ing. Dipl. Wirt.- Ing. Geschäftsführender Gesellschafter Weber GmbH & Co. KG Kunststofftechnik + Formenbau Jahrgang 1958 ein Sohn, eine Tochter Ausbildung / Studium Studium Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen (Diplom) an der RWTH Aachen, Promotion zum Dr.-Ing. ebendort Hobbies: Golf spielen, Old- und Youngtimer-Fahrzeuge, Kochen, Skifahren Berufliche Laufbahn 1988-1992: Forschungstätigkeit bei der Robert Bosch GmbH Reutlingen 1992-1994: Assistent der Geschäftsführung im Familienunternehmen Weber GmbH & Co. KG Kunststofftechnik + Formenbau, Dillenburg Seit 1995: in dritter Generation Geschäftsführender Gesellschafter der Weber Gruppe, Dillenburg Mitgliedschaften / Ehrenämter seit 2004: Mitglied der Vollversammlung der IHK Lahn-Dill Aktivitäten bei THM -StudiumPlus: Gründungsmitglied, Dozent Impulse „Als Geschäftsführender Gesellschafter habe ich das Unternehmen als lebendigen Organismus von der zweiten Generation nicht übertragen, sondern vielmehr als Familienunternehmenslenker „geliehen“ bekommen, und nur für eine Generation, meine eigene aktive Wirkenszeit.“ „Mein Generations-Ziel war und ist es, den inneren und äußeren Unternehmenswert zu steigern - substanziell und finanziell wie auch moralisch-ethisch - für Gesellschafter, Kunden und Mitarbeiter.“ „Achtsam gelebte Unternehmens- und Familienwerte sind für mich unverzichtbar auf der Generationen-Reise. Unsere Werte sind die Gene des Unternehmens. Sie sorgen dafür, dass man die Orientierung behält in einer Welt voller Komplexität und gänzlich neuer Herausforderungen.“ <?page no="157"?> 156 Thomas Zipp Sei Dir selbst treu Profil Faszination und Leidenschaft, das macht für Dr. Thomas Zipp das Besondere seines Unternehmens aus. Er ist Geschäftsführender Gesellschafter der Weber GmbH & Co. KG Kunststofftechnik + Formenbau mit Sitz in Dillenburg. Das Unternehmen beschäftigt sich mit der Entwicklung und Herstellung von Kunststoffkomponenten, Modulen und Systemen für die Branchen Automobil, Gebäude- und Hausgerätetechnik, Heizung, Möbel sowie Medizin. Weber ist ein mittelständisches Familienunternehmen, das 2003 sein erstes Tochterunternehmen in Polen eröffnete und 2012 zudem nach China expandierte. Am Firmensitz in Dillenburg sind die Geschäftsbereiche Kunststofftechnik, wezilit (Dichtungsmassen), wezi-mould (Werkzeugtechnik) und wezi-med (Medizintechnik) vertreten. Das Unternehmen beschäftigt am Stammsitz ca. 600 Mitarbeiter, darunter 60 Mitarbeiter in Ausbildung oder bei StudiumPlus. Weltweit sind rund 1 100 Mitarbeiter für die Weber Gruppe tätig. Für Zipp ist es eine zentrale Herausforderung, beständig innovativ und kreativ zu sein, um im Markt vorne sein zu können. Das erfordere solche Mitarbeiter, die „die Meile mehr gehen“. „Die Zukunft gehört den Neugierigen und den Unzufriedenen, den jungen Wilden, die leidenschaftlich daran arbeiten, den Kunden mit neuen Lösungen zu faszinieren.“ Nur so könne man im Wettbewerb bestehen, und auch den Standort Dillenburg im Hochlohnland Deutschland stärken. Dies sei ein wesentliches Ziel für die Inhaberfamilie Zipp: Nicht Gewinnmaximierung, sondern intelligente Gewinnoptimierung im weltweiten Weber-Wertschöpfungsverbund. In seinem Unternehmen gelten klare Wertmaßstäbe - Werte, die bei einem Familienunternehmen in dritter Führungsgeneration eine jahrzehntealte Herkunft haben. Es werde genau hingesehen, ob das Weber-Leitbild „Faszination Weber - Leben und erleben“ im Detail vorgelebt wird. Gerade an die Führungskräfte werde dabei ein sehr hoher Anspruch gestellt, sie müssten die selbst formulierten Führungsleitsätze erfüllen: Verantwortung für die Mitarbeiter übernehmen und sich Zeit nehmen, sie zu führen; Ziele vereinbaren und die Erreichung kontrollieren; regelmäßige Eins-zueins-Gespräche und offene Augen und Ohren für die Talente und Bedürfnisse der Mitarbeiter … kurz: Talent-Entwicklung. Ebenso gebe es aber neben den vielen positiven Erlebnissen auch Momente, in denen man als Inhaber zu Maßnahmen greifen müsse, die für alle schwer tragbar seien. So mussten in der schweren Wirtschaftskrise 2008 / 2009 auch Mitarbeiter an allen Standorten entlassen werden, um das Unternehmen als Ganzes stabil zu halten. In diesem Moment sei es ebenfalls wichtig gewesen, wertschätzend mit den Mitarbeitern umzugehen. Damals wurde eine Weber-Transfergesellschaft zur anteilig bezahlten Weiterbeschäftigung und Vermittlung der betreffenden Mitarbeiter gegründet. Die meisten Mitarbeiter befanden sich zwar nach wenigen Monaten wieder in anderen regulären Arbeitsverhältnissen; dennoch sagt Zipp: „Solche einschneidenden Tiefpunkt-Erlebnisse vergisst man nicht.“ [Das Gespräch fand am 16. Mai 2013 statt.] <?page no="158"?> 157 Thomas Zipp Sei Dir selbst treu Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Sei Teil der Zukunft, gestalte sie aktiv mit! Erkenne Deine Talente und Dein Potenzial - in jedem Lebensabschnitt. Sei selbstbestimmt, und suche immer eine berufliche Aufgabe, wo Du das alles passend einsetzen kannst - wo Du wirksam sein kannst für ein bedeutendes Ziel. Nimm Dich selbst nicht zu wichtig, und erkenne an, dass andere auch „gut“ und wertvoll sind. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? De facto bin ich stets Unternehmer und trage die Verantwortung für die Mit-Eigentümer und Mitarbeiter, inklusive deren Familien, rund um den Globus. Ich kann mich im Tagesgeschäft auf eine Super-Crew verlassen. Und dann kann ich gut „abschalten“ beim Golfen, Zeitverbringen mit meinen Kindern oder Oldtimerfahren. Welche sind für Sie die wichtigsten Werte? Leidenschaft, Verantwortung, Achtsamkeit Welche betriebsethische Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen? In der Weltwirtschaftskrise 2008 / 2009 Stellen abbauen zu müssen. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Eine „Führungs-Persönlichkeit“ zeichnet sich aus durch: Gewissen, Achtsamkeit, Verantwortungsübernahme, Zielorientierung, Umsetzungsstärke, Mut, Veränderungsbereitschaft, Herzblut - kurzum: Werte und Tugenden, die im Einklang stehen mit unseren Weber-Werten. Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Alles fußt auf dem Weber-Leitbild, unserem ethisch und moralisch verbindlichen Fundament, mit Vision, Mission und Werten. Unser Markenkern ist „Faszination Weber - leben und erleben.“ Das soll man als neuer Mitarbeiter zunächst erleben: vom Auswahl- und Einstellungsprozess, über die Einarbeitung bis zur vollen Ausfüllung der Stelle. Und dann vorleben. Für die Führungskräfte also eine herausfordernde Aufgabe! <?page no="159"?> 158 Thomas Zipp Sei Dir selbst treu Wo sehen Sie die Grenzen der Unternehmensethik in einer globalisierten Welt? Keine, man muss sich als Unternehmer respektive Verantwortungsträger in Wirtschaft und Politik selbst treu bleiben! Im Zweifelsfall folgt man seinem Gewissen - und lässt bestimmte Geschäfte und Handlungen konsequent sein. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? … überwiegend weise, kompetente und verantwortliche Persönlichkeiten bestimmen würden über die Weltpolitik. … alle Politiker und Parlaments-Abgeordnete nach ihrem fundierten Wissen und Gewissen entscheiden und handeln würden. … alle Politiker und Wirtschaftsbosse voll - auch mit guten Teilen ihres Privatvermögens - haften müssten für ihre Entscheidungen, Handlungen und Unterlassungen sowie - bei grob fahrlässigem Verhalten - ausgeschlossen wären von bestimmten künftigen Ämtern und Mandaten. <?page no="160"?> 159 Reinhard Kubat Das Leben ist viel zu bunt und vielfältig Dr. Reinhard Kubat „Das Leben ist viel zu bunt und vielfältig, um es mit einem Etikett zu kennzeichnen.“ Reinhard Kubat, Dr. rer. nat. Landrat Landkreis Waldeck-Frankenberg Jahrgang 1958 verheiratet, vier Kinder Ausbildung / Studium: Diplomstudiengang Biologie mit anschließender Promotion Hobbies: Imkerei, Garten, Sport und Natur Berufliche Laufbahn Behring-Werke Marburg Umweltgutachter in Burgwedel bei Hannover Geschäftsführer Entwicklungsgruppe Kellerwald-Edersee Bürgermeister der Stadt Frankenau Mitgliedschaften / Ehrenämter Bundesvorsitzender der Jury im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ Aktivitäten bei THM -StudiumPlus: Mitglied im Fachkuratorium Nordhessen, Vergabe eines Förderpreises des Wirtschaftsförderung Waldeck-Frankenberg an die Jahrgangsbesten der Standorte Frankenberg und Bad Wildungen Impulse „Das Schönste an meinen Job ist die Nähe zu den Menschen! “ „Man braucht einen guten Ratgeber.“ „Die richtige Entscheidung zu treffen, ist schwierig, denn die allgemeine Wahrheit gibt es nicht.“ „Eine Führungskraft muss ein Menschenfreund sein.“ „Der Chef ist auch nur ein Mensch.“ „Fehlerhaftigkeit liegt in der Natur der Dinge.“ „Führen zu dürfen und somit Verantwortung für andere Menschen zu tragen, ist ein absolutes Privileg.“ <?page no="161"?> Reinhard Kubat Das Leben ist viel zu bunt und vielfältig 160 Profil Ein Mann mit klaren Positionen, der aber auch dazu stehen kann, zu einem Thema keine endgültige Meinung zu haben, dafür steht der Landrat des Landkreises Waldeck-Frankenberg Dr. Reinhard Kubat. Der Landkreis Waldeck-Frankenberg liegt im Regierungsbezirk Kassel im westlichen Nordhessen. Er entstand 1974 im Rahmen der hessischen Gebietsreform. Die Kreisstadt ist Korbach. Mit über 1848 km² ist er der Fläche nach der größte Landkreis in Hessen. In Waldeck-Frankenberg existiert seit 2004 mit dem Nationalpark Kellerwald-Edersee einer von 14 deutschen Nationalparks und das einzige Schutzgebiet dieser Art in Hessen. Im Jahr 2011 wurde der Nationalpark zum UNESCO -Weltnaturerbe erklärt. Der studierte Biologe Kubat ist ein Quereinsteiger in die Politik, der ausdrücklich immer wieder neue Herausforderungen sucht. Nach acht Jahren als Bürgermeister in Frankenau ist er seit 2010 Landrat und damit für die 450 Mitarbeiter des Kreishauses verantwortlich - und darüber hinaus Vorsitzender in mehreren Aufsichtsräten. Um die Geschicke des Landkreises leiten zu können, müsse er immer wieder Entscheidungen treffen - und obwohl auch Führungskräfte nicht frei von Konflikten seien, so sei der Mut zur Entscheidung unabdingbar. Angst vor Fehlern könnten lähmen - und allen gerecht werden könne man ohnehin nicht, auch wenn Gerechtigkeit ein wichtiges Ziel sei. Die Studierenden hatten Kubat eine Reihe von Konfliktsituationen vorgestellt, in denen Mitarbeiter im Unternehmen vor ethisch schwierige Entscheidungen gestellt wurden. „Die allgemeine Wahrheit gibt es nicht“, kommentierte er, um den richtigen Weg zu finden, bedürfe es genauer Überlegung - und dennoch gebe es keine Patentlösungen. Moralische Entscheidungen müssten nicht immer auch die wirtschaftlichen sein. Es gelte, sein Handeln mit dem eigenen Weltbild vereinen zu können. „Ich vertraue meiner eigenen Meinung“, und diese Sicherheit sei eine wichtige Voraussetzung für sein Amt - neben Fachwissen, und einem Draht zu den Menschen: „Man muss die Menschen anhören.“ Er gab einen Überblick über das breite Arbeitsfeld eines Landrats und machte auch deutlich, dass dieser Job nicht in der gängigen Bürozeit zu erledigen ist: „Mein Privatleben ist dadurch zeitlich stark eingeschränkt.“ Zeit für ein Bienenvolk hat der Neu-Imker aber trotz allem auch noch. [Das Gespräch fand am 9. November 2013 statt.] <?page no="162"?> Reinhard Kubat Das Leben ist viel zu bunt und vielfältig 161 Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Gehe den Weg, den Du für den richtigen hältst. Folge Deinen Ideen und Vorstellungen und lasse Dich nicht von abstrakten Bedarfsanalysen oder vermeintlichen Erfolgsgarantien leiten. Bleibe Du selbst, sei authentisch und versuche nicht einem Idealtypus zu entsprechen. Man vergeudet nur unnötige Energie für das Aufrechterhalten derartiger Fassaden. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Wichtig ist es, sich die Erkenntnis zu eigen zu machen, dass das Leben nicht nur aus Arbeit besteht, sondern dass man einen berechtigten Anspruch auf Privatsphäre und Privatleben hat. Man muss sich Auszeiten auch ohne schlechtes Gewissen nehmen können. Die Familie bietet mir einen wichtigen Ausgleich und in meinen Hobbys wie der Geflügelzucht und der Imkerei bleibe ich unseren natürlichen Grundlagen verbunden. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Aufrichtigkeit und Verlässlichkeit. Wer diese Qualitäten nicht besitzt und pflegt wird früher oder später in Widerspruch mit sich selbst und seinem Umfeld kommen. Welche betriebsethische Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen? Grundsätzlich als schwierig empfinde ich Entscheidungen, bei denen man das Gemeinwohl über die Interessen Einzelner stellen muss. Es geht dabei letztlich um die Bevorzugung einer abstrakten Größe auf der einen, zu Lasten individualisierter Persönlichkeiten auf der anderen Seite. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Eine „anständige“ Führungskraft bewegt sich innerhalb eines verbindlichen Koordinatensystems von Werten, das sie nicht nur theoretisch anerkennt, sondern auch praktisch lebt. Sie ist verlässlich in ihren Entscheidungen und sie steht zu diesen Entscheidungen, auch wenn sie unpopulär sind. Das gibt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Sicherheit, aus der wiederum Respekt entsteht. <?page no="163"?> Reinhard Kubat Das Leben ist viel zu bunt und vielfältig 162 Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Vorbild ist besser als Theorie. Nur wenn man als Führungskraft das propagierte Wertesystem lebt, kann man auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von dessen Verbindlichkeit überzeugen. Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Ich bin der festen Überzeugung, dass Unternehmensethik noch nie von so zentraler Bedeutung war wie heute. Ich glaube in den letzten Jahren, bedingt auch durch die Veränderungen der politischen Weltlage, hat es bei uns eine Rückbesinnung auf das abendländisch-christliche Wertesystem gegeben, die weite Teile der Gesellschaft erfasst und damit auch Einzug in die Unternehmen gehalten hat. Wo sehen Sie die Grenzen der Unternehmensethik in einer globalisierten Welt? Ich sehe hier eigentlich keine Grenzen, jedenfalls keine unüberwindbaren. Ethisches Handeln kann für mich auch in einer globalisierten Welt allgemeinverbindlich sein. Sicher sind Wertesysteme von bestimmten historischen, kulturellen und politischen Faktoren abhängig, aber es gibt auch übergreifende und allgemeinverbindliche Werte, auf die man sich verständigen kann. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? es den Menschen mit seinen destruktiven Eigenschaften wie Aggression, Egoismus, Gier und Eigennutz nicht gäbe. Allerdings gäbe es dann auch nicht die Dinge, die die Welt schön machen und sie voranbringen: Liebe, Kreativität, Freundschaft, Sympathie usw. <?page no="164"?> 163 Uwe Röndigs Mach, wozu du berufen und begabt bist Dr. Uwe Röndigs „Mach, wozu du berufen und begabt bist! “ Uwe Röndigs, Dr. phil. Chefredakteur Zeitungsgruppe Lahn-Dill Jahrgang: 1962 verheiratet, vier Kinder Ausbildung / Studium: Abitur in Stade am althumanistischen Gymnasium Athenaeum; Studium Geschichtswissenschaften, VWL und Öffentliches Recht an der Universität Hamburg; Promotion zum Dr. phil ebendort mit dem Schwerpunkt „Geschichte der europäischen Integration“ Hobbies: Familie, Studieren, soziale Hilfen vorwiegend im kirchlichen Kontext Berufliche Laufbahn Zeitungsvolontariat beim Stader Tageblatt und der Nordsee-Zeitung Redakteur für den lokalen Bereich beim Stader Tageblatt Wechsel zum Wiesbadener Kurier in die Politikredaktion Chefredakteur der Oldenburgischen Volkszeitung Redaktionsleiter des Weilburger Tageblatts Mitgliedschaften / Ehrenämter Vorsitzender des Freiwilligenzentrums Mittelhessen in Wetzlar Zweiter Vorsitzender des Vereins „Helft uns helfen“ Aktivität bei THM -StudiumPlus: Dozent Impulse „Jeder hat ein Recht auf seine Meinung.“ „Wir als Zeitung machen uns oft zum Anwalt der Betroffenen. Wir geben uns selbst den Auftrag, Wahrheiten ans Licht zu bringen.“ „Lassen Sie andere Meinungen zu.“ „Um Ethik zu erhalten, ist Kommunikation unerlässlich.“ „Respektvoller Umgang mit Beschwerden ist ein Muss.“ „Für uns als Pressevertreter gilt in besonderem Maße eine hohe Verantwortung: Ich darf nicht einfach etwas über jemanden schreiben ohne ihn vorher gehört zu haben.“ „Im Umgang mit Menschen ist Verhältnismäßigkeit wichtig - außerdem Respekt und die Berücksichtigung von Individualität.“ <?page no="165"?> 164 Uwe Röndigs Mach, wozu du berufen und begabt bist Profil „Bei ethischen Themen geht es immer um Entscheidungen und ihre Folgen“, das sagte der Chefredakteur der Zeitungsgruppe Lahn-Dill, Dr. Uwe Röndigs. Uwe Röndigs ist seit 2011 Chefredakteur der Zeitungsgruppe, die mit ihren neun Lokalausgaben täglich über 200 000 Leser erreicht. Hauptausgabe ist die Wetzlarer Neue Zeitung. Damit ist sie die größte Tageszeitung Mittelhessens und eine der größten Hessens. „Der Umgang mit Konflikten ist ein wichtiger Teil der Redaktionsleitung“, sagte Röndigs. Angst als Motor im Job sei „das Schlimmste, was es gibt“. Auch wenn es seine Aufgabe sei, in Konflikten Entscheidungen zu treffen, so gebe es doch klare Grundannahmen wie die Freiheit der Person und den Respekt vor der Individualität: „Auch ein Chef hat nicht das Recht, darüber hinwegzugehen.“ Ganz wichtig im Unternehmen sei daher die Kommunikation - nach innen und nach außen. Natürlich habe eine Zeitung Macht, sie vernünftig einzusetzen, sei die Aufgabe. Dabei müsse man Position beziehen und könne Wahrheiten ans Licht bringen. Wichtig sei aber, dass fair mit den Protagonisten umgegangen werde. Man müsse stets reflektieren, welche Wirkung die eigenen Worte oder das eigene Handeln habe - und das gelte nicht nur für die Zeitungsarbeit. So könne man im Kommentar Themen ethisch reflektieren, aber ohne andere Meinungen und Befürchtungen zu übergehen. Als Zeitung könne man Debatten aus der Politik zu den Menschen bringen, müsse aber alle Positionen berücksichtigen und nicht „als Oberlehrer daherkommen.“ Dass dies ein hoher Anspruch ist, weiß Röndigs, denn meinungslos sei man als Journalist nie, auch wenn man sich um Ausgewogenheit bemühe. Das Selbstverständnis als vierte Gewalt im Staat gehe mit einer hohen Verantwortung einher. Die Zeitung solle sich zum Anwalt von Schwächeren machen. Als Beispiel nannte Röndigs die aktuelle Aktion „Helft uns helfen“, mit der Flüchtlinge unterstützt werden. Ob man als Journalist nicht Gefahr laufe, sich instrumentalisieren zu lassen, wollten die Studierenden wissen. Dass das ständig versucht wird, konnte der Chefredakteur bestätigen: „Man braucht ein gutes Standing, Werte helfen dabei.“ Um glaubhaft zu bleiben, müsse man unbedingt unabhängig bleiben von Amtsinhabern und Funktionären. Letztlich gehe es für jeden darum, authentisch zu bleiben, auch wenn der Alltag und die Werte, die man habe, nicht immer leicht zusammenzubringen seien. „Wenn das Verhältnis zwischen beiden stimmig bleibt, dann ist man authentisch.“ [Das Gespräch fand am 26. November 2013 statt.] <?page no="166"?> 165 Uwe Röndigs Mach, wozu du berufen und begabt bist Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, welche Begabungen und Ressourcen viele junge Menschen in sich haben. Entwickelt sie, stellt Fragen, seid begierig, von denen zu lernen, die schon eine Weile in dem Themenfeld unterwegs sind, das euch interessiert! Es kommt schnell die Zeit, in der ihr selbst Verantwortung übernehmen könnt. Nutzt diese Gelegenheiten! Lernen von guten Vorbildern ist das eine - das andere, die Fehler, die zwangsläufig kommen, positiv zu verarbeiten. Auf dem Entdeckungsweg sind Neugierde und Disziplin wichtige Tugenden, die zum Erfolg führen, Humor und Abwechslung wichtige Ressourcen, die neue Kraft geben. Wir sind alle in der Lage, viel zu leisten, ohne dabei zu verbrennen! Dabei geht das am besten, wenn jeder das macht, was ihm sehr liegt. Sich nicht von überzogenen oder unpassenden Leitbildern führen lassen, hilft sehr. Und: Es ist gut, mit sich und seinem Umfeld in einer stimmigen Balance zu leben und zu arbeiten. Es ist gut, sich auf seinen inneren Kompass zu verlassen, der einem sagt, was gut und richtig ist, wo eine Grenze nicht überschritten werden darf, wo ein Fehler korrigiert werden muss. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? ja, wenn das Wörtchen „Wenn“ nicht wäre! Ein großer Tipp taucht in verschiedenen Varianten auf. Man schreibt ihn gewöhnlich dem großen deutschen Philosophen Immanuel Kant zu, der ihn als „kategorischen Imperativ“ bezeichnet hat. Der heißt: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Oder noch einmal: „Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“ Unverständlich? In der einfachen, sprichwörtlichen Variante könnte es auch heißen: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“ Natürlich ist dieser Leitspruch schon deutlich älter, er findet schon in der Bergpredigt seinen Niederschlag, in der Jesus von Nazareth sagt: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch! “ (Mt. 7,12) Eine bessere Welt entsteht immer im Kleinen. Hier wird Krieg oder Frieden gelebt, Gutes und Böses vollbracht. Und das Tröstliche: Der Mensch ist so vernunftbegabt und wandlungsfähig, dass er Veränderungen zum Guten einleiten kann - wenn er will. Dass das in Politik und Gesellschaft nicht immer der Fall zu sein scheint, steht auf einem anderen Blatt. Umso größer ist die Herausforderung an jeden einzelnen, in seinem Umfeld, wo er in Verantwortung steht und seinen Einfluss geltend machen kann, reflektiert an die notwendigen Weichenstellungen zu gehen und das Gute, das in die Zukunft Weisende zu wählen. Eigeninteresse und Gemeinschaftsinteresse <?page no="167"?> 166 Uwe Röndigs Mach, wozu du berufen und begabt bist in eine möglichst große Übereinstimmung zu bringen, ist manchmal die Quadratur des Kreises, aber der Prozess hält die Gesellschaft zusammen. Aus diesem Grund: Jedes Handeln hat eine ethische Dimension. Auch das Handeln in wirtschaftlichen Prozessen. Ethik - nur ein Modebegriff und gut für das Image? Auf keinen Fall! Wer sich beizeiten über sein Handeln Rechenschaft ablegt und sich gut sortiert, kommt besser durch das Leben. <?page no="168"?> 167 Werner Stubenrauch „Sorge in allen Beziehungen für eine Ausgewogenheit von Geben und Nehmen, und fange mit dem Geben an.“ Werner Stubenrauch, Dipl.-Ingenieur, Dipl.-Wirtschaftsingenieur Geschäftsführer Weber GmbH & Co. KG Kunststofftechnik + Formenbau (bis 2015) Jahrgang 1955 verheiratet, vier Kinder Ausbildung / Studium: Diplom-Ingenieur, Diplom- Wirtschaftsingenieur Hobbies: Musik, Sport Berufliche Laufbahn Projektingenieur Projektleiter Abteilungsleiter kaufmännischer Leiter Geschäftsführer Mitgliedschaften / Ehrenämter Handelsrichter Gemeindeleitung Chorleitung Aktivität bei THM -StudiumPlus: Gründungsmitglied Impulse „Die Führung muss sich messen lassen.“ „Die Familie ist ein hohes Gut.“ „Es wäre fatal, wenn man im Leben nichts dazu lernt.“ „Führen bedeutet auch, mit kritischen Dingen umzugehen.“ „Verlieren Sie nicht zu viel Kraft in unnötigen Kämpfen.“ „Wenn Entscheidungen Sie an Ihre Grenzen bringen, lassen Sie sich beraten.“ „Standardlösungen sind gefährlich, denn jede Situation ist anders.“ Werner Stubenrauch Eine Ausgewogenheit von Geben und Nehmen <?page no="169"?> 168 Werner Stubenrauch Eine Ausgewogenheit von Geben und Nehmen Profil „Fehlende Leitlinien machen das Leben schwerer“, davon ist Werner Stubenrauch, Geschäftsführer von Weber Kunststofftechnik und Formenbau in Dillenburg, überzeugt. Das Unternehmen beschäftigt sich mit der Entwicklung und Herstellung von Kunststoff-Komponenten, -Modulen und -Systemen für die Branchen Automobil, Gebäude- und Hausgerätetechnik, Heizung, Möbel sowie Medizin. Weber ist ein mittelständisches Familienunternehmen, das 2003 sein erstes Tochterunternehmen in Polen eröffnete und 2012 zudem nach China expandierte. Am Firmensitz Dillenburg sind die Geschäftsbereiche Kunststofftechnik, Dichtungsmassen, Werkzeug- und Medizintechnik sesshaft. Das Unternehmen beschäftigt in Dillenburg ca. 600 Mitarbeiter, darunter etwa 60 Auszubildende. Weltweit sind über 1 000 Mitarbeiter für die Weber Gruppe tätig. „Ich finde es ganz wichtig, dass das Thema Ethik in der Ausbildung vorkommt“, sagte Werner Stubenrauch. Der 58-Jährige ist überzeugt, dass der klare Umgang mit ethischen Fragen entscheidenden Anteil am unternehmerischen Erfolg eines Unternehmens hat. Damit das alltägliche Miteinander ebenso funktioniert wie die großen Entscheidungen brauche es klare Leitlinien, die Orientierung geben. Für ihn persönlich seien die christlichen Grundwerte bedeutend, die auch viel mit Zurückhaltung und Beschränkung zu tun hätten. Ein Schlüsselbegriff ist für den Geschäftsführer das Vertrauen. „Wir brauchen heute dicke Vertragswerke, weil der Handschlag nicht mehr zählt“, bedauerte er. Dennoch sei es wichtig, Vertrauen zu schenken und selbst vertrauenswürdig zu sein. Nur mit klaren Richtlinien und Werten könne es gelingen, im professionellen Umfeld des Unternehmens authentisch zu bleiben und sich wohl zu fühlen: „Das Miteinander ist ein Erfolgsfaktor.“ In Auseinandersetzungen und Kämpfen gehe viel Energie verloren. Für ihn geht es darum, das Mensch-Sein auch ins Unternehmen mit hinein zu nehmen. Wichtig sei für ihn, dass man stets achtsam mit dem Gegenüber umgehe. Führung bedeute aber auch, dass man Kritik üben müsse - nur so könne man den Menschen wirklich gerecht werden. Gerate er in Grenzsituationen und müsse schwere Entscheidungen fällen, dann berate er sich mit anderen und schlafe auch erst einmal eine Nacht darüber. Und er sei sich darüber klar: „Auch ich bin nicht fehlerfrei.“ Die Werte müssten idealerweise so in einem gefestigt sein, dass man intuitiv richtig entscheide. Ehrlichkeit, Offenheit im Umgang und Wertschätzung des Gegenübers seien Faktoren, die auch in der Wirtschaft große Bedeutung haben. Allerdings räumte er ein, dass es leichter ist, ethische Werte umzusetzen, wenn es dem Unternehmen gut geht. Aber: „Gerade in schlechten Zeiten bewähren sich die ethischen Werte auch.“ [Das Gespräch fand am 28. November 2013 statt.] <?page no="170"?> 169 Werner Stubenrauch Eine Ausgewogenheit von Geben und Nehmen Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Nachhaltige Beziehungen lassen sich nur auf einer gesunden Wertebasis gestalten - im privaten genauso wie im beruflichen und gesellschaftlichen Umfeld. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Die richtige Balance zu finden, bleibt eine lebenslange Herausforderung. Wichtig war für mich, den Einfluss der Arbeit auf den Privatbereich in Grenzen zu halten, d. h. die Fahrzeit zwischen Arbeitsplatz und Zuhause auch tatsächlich zum Ab- und Umschalten zu nutzen und in der Zeit Zuhause auch wirklich da zu sein. Geholfen dabei hat mir auch immer ein konstruktiv-kritischer Dialog mit meiner Frau. Und die über Jahre gewachsene Erkenntnis, dass mehr Zeit für berufliche Themen nicht immer einhergeht mit besseren Ergebnissen. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Liebe - Liebe zu den Menschen und Liebe zur Schöpfung Welche betriebsethische Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen? Für eine besondere Herausforderung halte ich immer noch die Trennung von Mitarbeitern - aus welchen Gründen im Detail auch immer. Die Aufgabe ist aber auch hier, den Trennungsprozess trotz der damit verbundenen Härte für den Betroffenen so weit wie möglich wertschätzend zu vollziehen. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Eine gute Führungskraft ist aus meiner Sicht die, die es schafft, in einer Atmosphäre hoher persönlicher Wertschätzung ein Höchstmaß an Leistung mit ihrer Mannschaft zu erzielen. Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Einen ganz entscheidenden Einfluss auf die Kultur eines Unternehmens hat die Vorbildfunktion der Leitung - und das auf allen Ebenen. Darüber hinaus ist es wichtig, eine gemeinsame Vorstellung von Verhaltensgrundregeln im Arbeitsalltag zu entwerfen. Uns hat dabei sehr geholfen, in einem längeren Diskussionsprozess mit vielen Beteiligten ein ganz spezifisches Leitbild für unser Unternehmen zu entwickeln und dies in vielen Workshops mit allen Mitarbeitern auch ganz konkret werden zu lassen. <?page no="171"?> 170 Werner Stubenrauch Eine Ausgewogenheit von Geben und Nehmen Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Aus meiner Sicht hat das Thema Ethik im Unternehmen zwei wichtige Aspekte: Zum einen ist es aus meiner Sicht ein Gebot der Menschenwürde, Formen der Zusammenarbeit zu entwickeln, in denen sich Menschen überwiegend wohlfühlen. Denn unsere Arbeitszeit ist ja ein erheblicher Teil unserer Lebenszeit. Darüber hinaus dient es auch betriebswirtschaftlichen Zielen. Ich bin der festen Überzeugung und habe die Erfahrung gemacht, dass eine Unternehmung mit gesunden ethischen Verhaltensweisen bei sonst vergleichbaren Rahmenbedingungen einen erheblichen Wettbewerbsvorteil erzielt, da die Mitarbeiter in einem solchen Umfeld deutlich motivierter und leistungsbereiter sind und sich Schnittstellen in der Organisation als wesentlich geringere Herausforderung darstellen. Wo sehen Sie die Grenzen der Unternehmensethik in einer globalisierten Welt? Zunächst mal halte ich es für wichtig, die fremden Einflüsse nicht als Begründung dafür zu nehmen, keine eigene Haltung hierzu zu entwickeln. Aber: Natürlich sind wir anderen Sichtweisen hierzu ausgesetzt, national wie international. Aber auch hier ist es wichtig, gerade in den Herausforderungen und Anfragen an unsere Grundhaltung durch eine intensive interne Diskussion eine Haltung im Einzelfall zu entwickeln. Das ist - zugegebenermaßen - manchmal gar nicht so einfach, gerade auch in Geschäftsbeziehungen zu anderen Kulturkreisen. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? wir uns wieder stärker auf eine gemeinsame Wertebasis besinnen und stellen würden. Wirtschaftlicher Erfolg um jeden Preis kann aus meiner Sicht nicht nachhaltig sein. Für ein friedliches Miteinander müssen die Ressourcen in unserer Welt und unserem Land einigermaßen ausgewogen verteilt werden - sonst besteht die Gefahr, dass der Ausgleich mit nicht-friedlichen Mitteln erzwungen wird. Die Geschichte liefert uns viele Beispiele hierfür. <?page no="172"?> Franz-Gerhard Eckardt Der einzige Weg, großartige Arbeit zu leisten 171 Franz-Gerhard Eckardt „Der einzige Weg, großartige Arbeit zu leisten, ist, diese zu lieben.“ (Steve Jobs) Franz-Gerhard Eckardt, Dipl.-Ingenieur Director Sales Baustofftechnik Grenzebach BSH GmbH Jahrgang 1963 verheiratet, eine Tochter, ein Sohn Ausbildung / Studium: 1974-1981: Mittlere Reife Gesamtschule Obersberg; 1981-1983: Ausbildung Maschinenschlosser bei Babcock BSH GmbH, Bad Hersfeld; 1984-1985: Fachoberschule Fachbereich Maschinenbau Bad Hersfeld; 1985-1987: Zeitsoldat im Stabsdienst; 1987-1991: Studium FH Köln, Diplom-Maschinenbauingenieur ( FH ), Fachrichtung Konstruktionstechnik mit Schwerpunkt Energie und Umwelt Hobbies: Koi-Karpfen, Wandern Berufliche Laufbahn 1991-1998: Ing. Ges. Schmidt Reuter Partner, Köln, Technischer Koordination und Entwicklung und Vertrieb 1998-2001: Babcock BSH GmbH, Bad Hersfeld, Project and Sales Manager 2001-2002: Babcock BSH America, Chicago, USA , Vice President Sales 2002-2009: Grenzebach BSH GmbH, Bad Hersfeld, Vertriebsleiter Baustofftechnik Ab 2009: Director Sales Baustofftechnik ebendort Mitgliedschaften / Ehrenämter Rettungsschwimmer Impulse „Das Wichtigste im Leben ist, dass die Arbeit Spaß macht! “ „Sag es, dann sage es offen oder verschweige es, aber dann verschweige es für immer! “ „Den Weg nach oben muss man wirklich wollen.“ „Ethik ist nicht festgeschrieben, sie entwickelt sich.“ „Man trifft jeden Tag falsche Entscheidungen und lernt daraus.“ „Karriere ist keine Bringschuld sondern eine Holschuld.“ „Das Wissen der Mitarbeiter ist das höchste Gut eines Unternehmens.“ <?page no="173"?> Franz-Gerhard Eckardt Der einzige Weg, großartige Arbeit zu leisten 172 Profil „Erkennen Sie die Stärken und Talente ihrer Mitarbeiter und fördern sie diese“, darauf setzt Franz-Gerhard Eckardt, Vertriebsleiter der Sparte Baustoffe / Gips bei der Grenzebach BSH GmbH in Bad Hersfeld. Die Grenzebach-Gruppe ist ein international tätiges Familienunternehmen im Bereich Anlagenbau und Automatisierungstechnik und bietet Anlagen zur Lösung von Fertigungs- und Automatisierungsaufgaben. Die drei Unternehmensbereiche der Grenzebach-Gruppe Glas, Baustoffe und General Industry bedienen die glas- und baustoff-produzierende Industrie, internationale Logistik-Konzerne, die Automobil-, Luftfahrt- und Lebensmittelindustrie. Auch die mechanische und thermische Verfahrenstechnik gehören zu den Anwendungsfeldern. Das Unternehmen beschäftigt etwa 1 600 Mitarbeiter an vier Fertigungsstätten und Gesellschaften in Deutschland, den USA , in China, Belgien, Brasilien, Indonesien, Italien, Indien, Russland und Taiwan. „Karrieren können und müssen nicht immer geradlinig verlaufen“, war eine seiner zentralen Botschaften an die angehenden Absolventen. Seine eigene Vita sieht der Manager als Beleg dafür. Als junger Lehrling kam der gebürtige Waldhesse vor über 30 Jahren zum alteingesessenen Hersfelder Unternehmen Babcock. Die Ausbildung zum Metallbauer beendete er erfolgreich. Dennoch machte eine Hautallergie ein weiteres Arbeiten in dem erlernten Beruf schwierig. Franz Eckardt ging nach Köln, studierte Maschinenbau und kehrte nach den ersten beruflichen Stationen in Nordrhein-Westfalen und im Ausland zurück in die Heimat - um als Vertriebsmanager bei Babcock, seit 2002 Grenzebach BSH GmbH, zu arbeiten. Heute leitet er die Vertriebsabteilung einer der größten Produktsparten. Dass er das Unternehmen und sein Produkt „von der Pike auf“ kennenlernen durfte, sieht Eckardt im Rückblick als Glücksfall: „Wer die technische und kaufmännische Seite des Geschäftes gleichermaßen beherrscht, kann das Produkt glaubhaft vertreten und dem Kunden maßgeschneiderte Lösungen anbieten“, sagt er. Glaubhaftes und authentisches Verhalten sei ihm auch im Umgang mit Mitarbeitern wichtig. Genau wie die Fähigkeit, Konflikte im Team auf sachliche und offene Art zu lösen. „Jemanden auf sein Fehlverhalten hinzuweisen, ohne ihn bloßzustellen, bei ihm einen Denkprozess anzustoßen“ gehört für ihn zu den wesentlichen Führungskompetenzen. So wichtig die Ethik im Geschäftsalltag auch sein mag, pauschalisieren ließen sich Werte und Verhaltensregeln nicht. „Was im westeuropäischen Raum als ethisch korrekt gilt, kann in China oder Brasilien anders empfunden werden“, berichtete Eckardt aus seiner langjährigen Erfahrung an den Firmenstandorten in Asien, Amerika und Russland. Deshalb sei es selbstverständlich, dass Grenzebach seine Mitarbeiter auf die Auslandseinsätze vorbereite und nicht nur Sprachkurse, sondern auch interkulturelles Training anbiete. <?page no="174"?> Franz-Gerhard Eckardt Der einzige Weg, großartige Arbeit zu leisten 173 „Mitarbeiter sind das höchste Gut eines Unternehmens“, steht für den 51-jährigen Manager fest. Gerade im Maschinen- und Anlagenbau, wo „ein langer Atem“ oft vonnöten ist, sei die langfristige Integration von Mitarbeitern entscheidend. „Ihre Stärken und Talente zu erkennen und im Sinne des Unternehmens zu fördern ist die eigentliche Aufgabe einer Führungskraft.“ [Das Gespräch fand am 24. April 2014 statt.] Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Ganz besonders wichtig im Leben ist es, eine Arbeit zu finden, die einem Spaß macht! Machen Sie sich also rechtzeitig Gedanken darüber, wie Sie Ihr Leben gestalten möchten. Wenn Sie Ihren „Weg nach oben“ machen wollen, müssen Sie das wirklich selbst wollen. Tun Sie etwas für Ihren Erfolg! Eine wichtige Regel im Umgang mit anderen Menschen - beruflich wie privat: Auch wenn ich noch so aufgebracht bin, darf ich niemals beleidigend werden. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Wichtig ist, dass man trotz Job entspannen kann! Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Für mich ist dies Ehrlichkeit gegenüber den Menschen in meinem Umfeld. Wenn es aber darum geht, Menschen vor einer emotionalen Verletzung zu bewahren, kann es auch einmal besser sein, etwas nicht auszusprechen. Dies ist für mich dann keine Lüge. Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Die ethischen Maßstäbe, die uns in Elternhaus, Schule und Studium begegnen, sind für unseren späteren Werdegang sehr wichtig. Jeder Mitarbeiter bringt also bereits einen ganz persönlichen Strauß an Erfahrungen ein, die unser Unternehmen hinsichtlich dieses Themas bereichern. Ethik ist für mich nicht festgeschrieben, sondern sie entwickelt sich. Hierbei legen wir Wert auf einen intensiven Austausch untereinander. <?page no="176"?> 175 Michael Parsch Denke nicht so oft an das, was Dir fehlt, sondern an das, was Du hast Michael Parsch „Denke nicht so oft an das, was Dir fehlt, sondern an das, was Du hast! “ Michael Parsch, Dipl.-Ingenieur, Dipl.-Wirtschaftsingenieur Geschäftsführer Elkamet Kunststofftechnik GmbH Jahrgang 1966 verheiratet, zwei Söhne Ausbildung / Studium: Studium Allgemeiner Maschinenbau (Diplom) an der FH Gießen-Friedberg und direkt anschließend Aufbaustudium Wirtschaftsingenieurwesen (Diplom) an der FH Frankfurt Hobbies: Oldtimer, Nascar Berufliche Laufbahn Start als Assistent der Geschäftsleitung (ca. zwei Jahre) bei der Elkamet Kunststofftechnik GmbH, Betriebsleiter (ca. fünf Jahre) ebendort Aktivitäten bei THM -StudiumPlus: Gründungsmitglied, Kurator Impulse „Eine gute Führungskraft ist nie unentbehrlich, sondern sorgt für eine kompetente Vertretung.“ „Seien Sie offen und ehrlich, aber lassen Sie auch nicht das Gehirn auf die Zunge fallen.“ „Wenn Sie Erfolg haben, werden Sie einsam.“ „Ein guter Vorgesetzter kann zuhören, lässt andere Meinungen zu, diskutiert sachlich und bewahrt einen kühlen Kopf.“ „Persönliche Angriffe sind absolut unzulässig.“ „Als Führungskraft leuchtet der Scheinwerfer hell über Ihnen und Sie werden genau beobachtet.“ „Nach dem Studium hat man, wie im Kino, eine Eintrittskarte - damit ist nicht gesagt, welcher Film läuft. Diesen beeinflussen Sie selbst! “ <?page no="177"?> 176 Michael Parsch Denke nicht so oft an das, was Dir fehlt, sondern an das, was Du hast Profil Reden ist nicht nur Silber, sondern auch Gold - das könnte als Motto über dem Besuch von Michael Parsch, Geschäftsführer von Elkamet Kunststofftechnik in Biedenkopf, stehen. Das 1955 gegründete Familienunternehmen fertigt Extrusionsprofile aus technischen Polymerwerkstoffen für die Fahrzeug- und Beleuchtungsindustrie sowie Tanks für Kraftstoff- und Hydrauliksysteme, die bei Nutzfahrzeugen und Motorrädern zum Einsatz kommen. Zudem stellt das Unternehmen Kotflügel und Belüftungssystem-Rohre für Nutzfahrzeuge sowie Kunststoffteile für Außenleuchten her. 2015 schrieb das Unternehmen einen Jahresumsatz von mehr als 106 Mio. Euro mit einem Exportanteil von über 50 Prozent. Aktuell beschäftigt die Elkamet Kunststofftechnik GmbH an den vier Standorten in Biedenkopf, Dautphetal sowie Myslinka, Tschechien und East Flat Rock, NC , USA , mehr als 950 Mitarbeiter, darunter 85 Auszubildende. Für Parsch ist Kommunikation unabdingbar - „ein guter Vorgesetzter muss zuhören können, man muss aber auch auf sachlicher Ebene mit ihm diskutieren können, wenn man eine andere Meinung hat“. Im Umgang miteinander ehrlich sein, aber nicht vorschnell, im Konfliktfall den richtigen Moment abwarten für ein Gespräch, auch das gab der Elkamet-Geschäftsführer den jungen Leuten mit auf den Weg. Wo Menschen miteinander arbeiten, sei vieles nicht planbar, das mache die Sache aber auch so interessant, sagte Parsch, der seit 1992 bei Elkamet ist und das starke Wachstum des Unternehmens auf die heutige Größe miterlebt hat. Da sei es nicht leicht, den Bezug zur Basis nicht zu verlieren. Man müsse sich als Vorgesetzter stets darüber im Klaren sein, dass man quasi im Scheinwerferlicht stehe und sich immer über die Tragweite des eigenen Verhaltens bewusst sein. Man könne ethisches Handeln wie zum Beispiel Ehrlichkeit und Offenheit nicht erwarten, wenn man es nicht selbst vorlebe. Auch was das Engagement für das Unternehmen angehe, habe man als Führungskraft eine Vorbildfunktion: „Wegducken geht nicht, wenn man Verantwortung hat.“ Dazu gehöre auch, die Mitarbeiter an der richtigen Stelle einzusetzen, und um das herauszufinden brauche es wieder strukturierte Gespräche und sehr genaues Hinhören. Ganz wichtig sei im Unternehmen auch das gegenseitige Vertrauen - wenn man beispielsweise Mitarbeiter im Home Office arbeiten lasse, wo man die Arbeitszeit letztlich nicht kontrollieren könne. Um dieses Vertrauen aufrechtzuerhalten müsse ein Vorgesetzter Stabilität vermitteln und eine klare Linie vorgeben. Eine faire Beurteilung der Mitarbeiter sei dabei die Basis für eine gute Zusammenarbeit. Und eines sei klar - als Führungskraft müsse man den Mut haben, Entscheidungen zu treffen. Dazu gehöre auch der Mut, falsche Entscheidungen zu korrigieren. [Das Gespräch fand am 28. April 2014 statt.] <?page no="178"?> 177 Michael Parsch Denke nicht so oft an das, was Dir fehlt, sondern an das, was Du hast Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Eine fundierte Ausbildung ist die Basis für eine erfolgreiche berufliche Entwicklung. Danach kommen aber sehr viel größere tägliche Herausforderungen in der beruflichen Praxis: Die Umsetzung des Erlernten, die Teamfähigkeit und die Integration in vorhandene Strukturen. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Die Balance spielt sich ein über konkrete Absprachen und Festlegung der Aufgabenverteilung. Mithilfe im familiären Leben ist unerlässlich, aber auch das Verständnis des Partners für berufliche Erfordernisse. Gegenseitiges Zuhören und unterstützen ist täglich erforderlich. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Verantwortungsbewusstsein Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Jeden Tag und zu jedem Anlass immer Vorbild sein. Nichts festlegen oder anordnen, was man selber nicht auch zu leisten vermag. Stets ausgeglichen und ruhig, nie persönlich und nie ausfallend. Sicherheit und Ordnung geben. Zuhören können. Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Vorleben, was man von ihnen erwartet und verlangt. Sich immer auch bewusst sein, dass man täglich im Focus steht und alle Verhaltensweisen und Aktionen / Reaktionen beobachtet und kommentiert werden. Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Für mich persönlich ist es ein Modebegriff. Unternehmensethik gab es schon immer und wird es immer geben. Das ist zeitlos. Wie in einem Unternehmen mit Werten umgegangen wird, kann man nicht veröffentlichen; das muss man erleben. <?page no="179"?> 178 Michael Parsch Denke nicht so oft an das, was Dir fehlt, sondern an das, was Du hast Wo sehen Sie die Grenzen der Unternehmensethik in einer globalisierten Welt? Da gibt es keine Grenzen. Ethik bzw. Wertevorstellungen müssen immer und überall gelten. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? mehr Menschen Wertevorstellungen hätten, die das Zusammenleben positiv beeinflussen! <?page no="180"?> 179 Hartmut Groos Achtet alle Menschen - egal welche Religion oder Hautfarbe Hartmut Groos „Achtet alle Menschen - egal welche Religion oder Hautfarbe.“ Hartmut Groos Chief Technical Officer TB &C Holding GmbH Jahrgang 1953 verheiratet, eine Tochter Ausbildung / Studium: Werkzeugmacher, Techniker Hobbies: Fußball, Freunde, Firma Berufliche Laufbahn Philips Deutschland GmbH: Vom Supply Base Manager, über Bereichsleiter, zum Geschäftsführer Mitgliedschaften / Ehrenamt Ehrenamtlicher Richter Impulse „Ich liebe es, junge Leute ins Unternehmen zu integrieren, denn für mich sind Jugendliche die Zukunft! “ „Eine gute Atmosphäre schafft man durch Interesse an seinen Mitarbeitern - und durch ein offenes Ohr.“ „Wir möchten möglichst lange vom Wissen und der Erfahrung der älteren Kollegen profitieren.“ „Menschen machen im Umgang miteinander jeden Tag ethische „Fehler“. Wichtig ist, zu diesen zu stehen.“ „In unserer Kultur sind Offenheit, Fairness, Anerkennung und Wohlfühlen wichtig.“ „Bei Schwierigkeiten und Problemen entsteht aus dem Überlebenstrieb enorme Kraft.“ „Planen Sie rechtzeitig Ihre Nachfolge! “ <?page no="181"?> 180 Hartmut Groos Achtet alle Menschen - egal welche Religion oder Hautfarbe Profil Fairness ist ein Schlüsselwort für Hartmut Groos, Geschäftsführer von TB &C Herborn. Seit zehn Jahren ist er Geschäftsführer und Gesellschafter des Unternehmens, das auf die Outsert-Technologie, eine Kombination von Stanztechnik und Kunststoffverarbeitung, spezialisiert ist. 1994 wurde der Geschäftsbereich Outsert Geschäftsbereich innerhalb der PHILIPS APM gegründet. Seitdem wurden verschiedene Unternehmensteile verselbstständigt, darunter auch die Fertigung mit angeschlossenem Engineering und Werkzeugbau, das heutige Outsert Center. Seit 2004 ist das Unternehmen selbstständig und wurde anschließend von Wetzlar nach Herborn-Burg umgesiedelt. 2010 wurde die Niederlassung in Puebla, Mexiko gegründet, im Jahr 2014 Outsert Rumänien SRL und 2016 eine weitere Fertigung in China. Groos nannte die Anerkennung für die Mitarbeiter und den persönlichen, offenen Umgang mit ihnen als unverzichtbare Voraussetzung für die erfolgreiche Leitung eines Unternehmens. Erfahrung konnte der 60-Jährige in diesem Zusammenhang reichlich sammeln: Nach vielen Jahren im Qualitätsmanagement und als weit gereister Einkaufsleiter im Philips-Konzern startete er 2004 den Neuanfang mit der eigenen Firma und führte diese vier Jahre später durch die Wirtschaftskrise. Den harten Kampf, den das bedeutete, konnte er anschaulich schildern - nicht nur seine Existenz habe am Überleben der Firma gehangen, sondern auch die seiner damals 85 Mitarbeiter. Heute hat TB &C Outsert 420 Mitarbeiter, macht 60 Millionen Euro Umsatz und ist in bestimmten Bereichen Weltmarktführer. Wie das zu schaffen ist? „Die Menschen sind der Schlüssel zu einem guten, wachsenden Unternehmen.“ Man müsse ihnen zeigen, dass man sie wahrnimmt und ihre Arbeit achtet - unabhängig von Alter, Geschlecht oder Nationalität. Bei Konflikten im Unternehmen bevorzuge er ein diplomatisches, nicht konfrontatives Vorgehen. Und auch wenn man mit der Zeit bei problematischen Entscheidungen eine gewisse Routine entwickle, solle man nie zu nüchtern vorgehen und sich stets bewusst machen, dass es immer um Menschen gehe. Auch Kontinuität ist für Groos ein bedeutsamer Faktor: Er beschäftigt daher gezielt Menschen aus der Region. „Ich liebe es, wenn Leute bei uns im Unternehmen wachsen“, betont er. [Das Gespräch fand am 26. Mai 2014 statt.] <?page no="182"?> 181 Hartmut Groos Achtet alle Menschen - egal welche Religion oder Hautfarbe Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Denkt immer daran, dass das Leben ein ewiges Lernen ist und man sich nicht auf dem Erreichten ausruhen soll, denn ausruhen bedeutet Stillstand. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Hier und da mal eine „Auszeit“ für sich selbst nehmen. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Anerkennung für das gemeinsam Erreichte und Geschaffene. Welche betriebsethische Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen? Die Entscheidung über die Schließung eines Bereiches oder den eigenen Erwerb dieses Bereiches. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Fair sein und ein offenes Ohr für seine Mitarbeiter haben. Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Im Zuge des firmenspezifischen Einarbeitungsprogrammes. Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Aus meiner Sicht ist sie ein wichtiger Baustein der Unternehmenskultur. Wo sehen Sie die Grenzen der Unternehmensethik in einer globalisierten Welt? Die Grenzen der Unternehmensethik liegen sicherlich in dem Konflikt zwischen Gewinn (Unternehmenserfolg) unter Wettbewerbsbedingungen und der Moral (Berücksichtigung der berechtigten Interessen) von den betroffenen Anspruchsgruppen im Unternehmen. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? Menschen sich noch mehr gegenseitigen Respekt zollen würden und ein Unternehmen nicht als Zahlengerüst bzw. ein einzelner Mitarbeiter als „Zähler“ bezeichnet wird. Werte dürfen nicht nur mit den Geldwerten gleichgesetzt werden. <?page no="184"?> 183 Rainer Kirchhübel Erfolg ist kein großer Schritt in der Zukunft… Rainer Kirchhübel „Erfolg ist kein großer Schritt in der Zukunft, sondern ein kleiner Schritt heute.“ Rainer Kirchhübel, Dipl.-Ingenieur Geschäftsführer Oculus Optikgeräte GmbH Jahrgang 1953 verheiratet, drei Kinder Ausbildung / Studium: 1960-1964: Volksschule Wetzlar-Dutenhofen; 1964-1972: Herderschule Gießen (Abitur); 1972-1973: Bundeswehrdienst beim Panzergrenadierbataillon 133 in Wetzlar; 1973-1979: Maschinenbaustudium (Diplom) an der TU Stuttgart Hobbies: Fotografieren, Modelleisenbahn, Klassische Musik hören, Konzerte besuchen, Kulturreisen machen, Oldtimer, Lesen, Wandern Berufliche Laufbahn 1979: Eintritt Firma Oculus Optikgeräte GmbH in Wetzlar-Dutenhofen Seit 1981: Geschäftsführer Aktivität bei THM -StudiumPlus: Gründungsmitglied Impulse „Lernen zu lernen gilt ein Leben lang.“ „Es ist wichtig, sich nicht alles ans Herz gehen zu lassen! Man braucht manchmal eine Elefantenhaut.“ „Wir treffen wichtige Entscheidungen immer im Team! “ „Wenn die Arbeit keinen Spaß macht, sind Sie nicht erfolgreich! “ „Sie sollten nach Möglichkeiten und Perspektiven schauen und nicht nach dem Geld! “ „Innerhalb der Familie muss auch Distanz zur Arbeit gewahrt werden.“ „Probleme sind dazu da, um gelöst zu werden.“ <?page no="185"?> 184 Rainer Kirchhübel Erfolg ist kein großer Schritt in der Zukunft… Profil „Eine Firma ist immer nur so gut wie ihre Mitarbeiter“ - das betonte Rainer Kirchhübel, Geschäftsführender Gesellschafter der Oculus Optikgeräte GmbH in Wetzlar und Vizepräsident der IHK Lahn-Dill. Das Unternehmen wurde 1895 als A. Mager Spezialfabrik ophthalmologischer Instrumente durch Alois Mager in Berlin gegründet. Auf Grund der Lage im isolierten Ost-Berlin entschloss sich Wilhelm Mager zusammen mit seinem Schwager Kurt Kirchhübel 1947 zur Betriebsneugründung im Westen Deutschlands. Die Standortwahl fiel auf die Stadt Wetzlar mit ihrer ausdifferenzierten optisch-feinmechanischen Industrie. Heute hat das Unternehmen ca. 290 Mitarbeiter am Hauptsitz. Zu seiner weltweiten Kundschaft gehören Augenärzte, Augenoptiker und Optometristen. Neben einem weltweiten Händlernetz unterhält Oculus eigene Niederlassungen in den USA , Hongkong, Tschechien, der Slowakei, Polen und Spanien. 50 Prozent des Umsatzes der Firma entfallen auf den Export in über 80 Länder der Welt. Kirchhübel leitet das Familienunternehmen der optischen Industrie in der dritten Generation und legt nicht nur Wert auf technische Innovation, sondern auch auf Beständigkeit und den persönlichen Kontakt zu den Mitarbeitern. Teamarbeit und offene Diskussionen seien notwendig für den Erfolg. In seinem Unternehmen solle jeder das Gefühl haben, dass er wertvoll für die Firma ist. Das sorge nicht nur für größere Motivation und Leistungsbereitschaft, sondern helfe auch, Mitarbeiter in der Firma zu halten - neue Kräfte seien heutzutage nicht mehr so einfach zu finden: „Die Grundstimmung muss stimmen.“ Kontinuität sei ihm wichtig, betonte Kirchhübel, er strebe eine möglichst geringe Fluktuation im Unternehmen an. Er bekannte sich auch ganz klar zum Standort Deutschland, denn der stehe für Verlässlichkeit, „und Verlässlichkeit ist wichtig für den Kunden“. Seit 33 Jahren ist er Geschäftsführer des Unternehmens. Oculus fertigt Geräte und Instrumente für Augenuntersuchungen und ist auf diesem Sektor weltweit aktiv. Dass es nicht immer einfach ist, ein solches Unternehmen zu leiten, gab er durchaus zu - ohne eine „Elefantenhaut“ könne man die Aufgabe nicht dauerhaft bewältigen. Das heiße aber nicht, dass man nicht stets ein offenes Ohr für alle Probleme haben müsse. Ein guter Chef müsse teamfähig und gesprächsbereit bleiben. „Und eine gewisse Distanz zur Firma sollte trotz allem Einsatz noch gewahrt bleiben, damit man nicht betriebsblind wird“, warnte er. „Die Arbeit muss Spaß machen, aber sie sollte nicht alleiniger Lebensinhalt sein“, gab der IHK -Vizepräsident den Studierenden mit auf den Weg. Zur Aufgabe eines Unternehmens zählt der Geschäftsführer auch gesellschaftliches Engagement. So fördert Oculus die Arbeit der Organisation für medizinische Nothilfe „Ärzte ohne Grenzen“ ebenso wie den Handballverein HSG Wetzlar. [Das Gespräch fand am 26. Mai 2014 statt.] <?page no="186"?> 185 Rainer Kirchhübel Erfolg ist kein großer Schritt in der Zukunft… Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Die Halbwertzeit des Wissens sinkt kontinuierlich. Noch nie waren Informationen so schnell verfügbar, aber auch noch nie so schnell veraltet wie im Zeitalter der Digitalisierung. Technologischer Fortschritt, kürzere Produktlebenszyklen und Globalisierung verlangen gerade von jungen Menschen, die am Anfang ihrer beruflichen Entwicklung stehen, hohe Flexibilität und die Bereitschaft, ständig Neues zu lernen. Dies gilt im Fachlichen ebenso wie im Sozialen. Es ist gut, im Studium etwas über Team- und Führungstheorien zu hören, doch die Bewährungsprobe des Erlernten findet am Arbeitsplatz statt. Meine Empfehlung an Berufseinsteiger: Greifen Sie in Ihrem Unternehmen nach jeder Möglichkeit, Wissen aufzunehmen und Ihre fachliche, methodische und soziale Kompetenz auszubauen! Hierzu gehören nicht nur Seminare und Trainings, sondern auch das Lernen von erfahrenen Mitarbeitern und die Teilnahme an abteilungsübergreifenden Innovationsprojekten. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Hier gilt für mich eine eiserne Regel: ich arbeite, um zu leben - nicht umgekehrt! Das bedeutet, innerhalb der Familie muss die Distanz zur Arbeit gewahrt bleiben. Auch die richtige Work-Life-Balance ist ein lebenslanger Lernprozess, denn das „Abschalten“ ist oft nicht leicht und erfordert enorme Disziplin. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Wertschätzung. Jede Firma ist immer nur so gut wie ihre Mitarbeiter und jeder einzelne Mitarbeiter muss spüren, dass er wertvoll ist und seine Meinung zählt. In meiner Firma zeigt sich das vor allem daran, dass wichtige Entscheidungen nie im Alleingang, sondern immer im Team getroffen werden. So steigt die Akzeptanz für die Entscheidungen und die Mitarbeiter sind motiviert, sich auch künftig einzubringen. Wie werden in Ihrem Unternehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Ethik sensibilisiert? Das wichtigste dabei ist, die proklamierten Unternehmenswerte für alle Mitarbeiter sichtbar und spürbar nach innen und außen zu leben. Selbstredend nehmen das Top-Management und alle Führungskräfte eines Unternehmens hierbei eine zentrale Rolle ein. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? die moralischen Werte, die jedem im Privaten und in der Familie wichtig sind, konsequent auch im Unternehmen gelebt würden. <?page no="188"?> 187 Ulrich Jung Vergiss nie Deine Wurzeln Ulrich Jung „Vergiss nie Deine Wurzeln; bleib authentisch und glaubhaft.“ Ulrich Jung Kaufmännischer Geschäftsführer Kerckhoff-Klinik GmbH Jahrgang 1954 verheiratet, zwei Kinder Ausbildung / Studium: Abitur (Wirtschaftsgymnasium); Krankenpflegeausbildung; Zwei Weiterbildungen: Fachkrankenpflege Anästhesie- und Intensivmedizin; Hygienefachkraft; Weiterbildungsstudium FH Osnabrück Hobbies: Radfahren, Hunde Berufliche Laufbahn Uni-Klinik Gießen, Krankenhaus Lich (Fachdienst Anästhesie, jeweils vier Jahre) Seit 1988: Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim, Leitung Fachdienst Anästhesie, Pflegedirektor Prokurist, Geschäftsführer in Tochterunternehmen Auszeichnungen Golden Helix Award 1996 (Projektleiter Kerckhoff ) Aktivitäten bei THM -StudiumPlus: Mitinitiator des Bachelor-Studiengangs Organisationsmanagement in der Medizin Impulse „Team-Building ist wichtig - das heißt, mehr miteinander reden als übereinander.“ „Regelmäßige konstruktive Beurteilungen der Mitarbeiter eröffnen Verbesserungspotenziale.“ „Lernen Sie, die Sprache der anderen zu verstehen.“ „Für die Karriere sind nicht der Abschluss und die Fähigkeiten relevant, sondern der Wille des Menschen.“ „Wir benötigen ein neues und modernes berufliches Selbverständnis in allen Berufsgruppen des Krankenhauses, um gemeinsam Ziele zu erreichen.“ „Ethische Konflikte sind alltäglich - umso wichtiger ist ein klares Wertesystem mit breitem Konsens.“ <?page no="189"?> 188 Ulrich Jung Vergiss nie Deine Wurzeln Profil Ulrich Jung, dem Kaufmännischen Geschäftsführer der Kerckhoff-Klinik GmbH liegen zwei Themen besonders am Herzen: Junge Menschen und Patienten. Bis in die 1920er Jahre reicht die Geschichte der Kerckhoff-Klinik zurück. Alles begann damit, dass der deutsch-amerikanische Unternehmer William G. Kerckhoff wegen eines Herzleidens regelmäßig den damals schon berühmten Kurort Bad Nauheim aufsuchte. Der wohlhabende Unternehmer wollte einen Stiftungsfonds zur Förderung der Herzforschung ins Leben rufen. Seine Ehefrau führte den Plan durch. Mit einer großzügigen Spende initiierte sie ab 1929 den Aufbau eines Herzforschungsinstituts in Bad Nauheim. Seit Ende der 1980er Jahre ist die Kerckhoff-Klinik ein Hochleistungszentrum von hohem nationalen und internationalen Renommee für die Versorgung von Menschen mit allen bekannten Herzkrankheiten. In den Folgejahren wurde die Klinik um ein Rheumazentrum sowie ein Lungenzentrum und ein Gefäßzentrum erweitert. Im Jahre 1988 nahm Jung seine Tätigkeit in der Kerckhoff-Klinik GmbH auf - in der Gründungs- und Aufbauphase der Herzchirurgischen Abteilung. Lange war er Leitender Fachkrankenpfleger in der Abteilung Anästhesie und wurde dann als Direktor des Zentralen Pflege- und Funktionsdienstes eingesetzt. Heute ist er Kaufmännischer Geschäftsführer und Verwaltungsdirektor der Kerckhoff-Klinik GmbH, einem der fünf großen Herzzentren Deutschlands. Jung gehört zu den„Vätern“ dieses Studiengangs und betonte gegenüber den Studierenden: „Wir brauchen Mitarbeiter mit Fachwissen nach einer generalisierten Ausbildung - der Controller muss die Sprache derjenigen verstehen, die im OP arbeiten, und umgekehrt.“ Das Studium soll die Studierenden zu „Allroundern“ machen, die die medizinisch geprägten Bereiche mit den organisatorischen und betriebswirtschaftlichen Bereichen zusammenbringen, um die Prozesse im Krankenhaus zu optimieren. „Die große Herausforderung in allen Krankenhäusern lautet: Effizientere Leistungserbringung am Patienten, bei steigenden Kosten und zunehmenden Qualitätsansprüchen.“ Um dies zu realisieren, brauche man zukünftig Mitarbeiter mit medizinischem und betriebswirtschaftlich-organisatorischem Hintergrundwissen, die entsprechende Prozesse gestalten können. „Ich bin überzeugt, dass die Beschäftigungsmöglichkeiten in diesem Bereich enorm steigen werden“, sagte er zu den 16 „Pionieren“ im Studiengang „Organisationsmanagement in der Medizin“. Sie sollen künftig an der Schnittstelle zwischen Verwaltung, Pflege und Arzt arbeiten. Dabei gehe es nicht darum, aus dem Krankenhaus eine seelenlose Maschine zu machen. Berufsgruppenübergreifende, patientenorientierte Versorgungsprozesse müssten das Ziel sein, um bei den zukünftigen Herausforderungen zu bestehen. Alle Mitarbeiter der verschiedenen Berufsgruppen sollten in der Weise zusammenwirken, dass - geprägt von einem neuen beruflichen Selbstverständnis - alle das gleiche Ziel haben: Den Patienten im Zentrum des Handelns zu sehen. [Das Gespräch fand am 22. Juni 2014 statt.] <?page no="190"?> 189 Ulrich Jung Vergiss nie Deine Wurzeln Aktuell nachgefragt! Welche Kernbotschaften möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben? Selbstverständlich muss im Leben jeder seine ganz persönlichen Erfahrungen machen, das ist unerlässlich. Aber gerade wenn man jung ist, lohnt es sich, sich Lebens- und Berufserfahrungen der Älteren anzuhören. Wie schaffen Sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben? Leider gelingt mir die richtige Balance nicht immer, aber in meinem Privatleben ist der wichtigste Ausgleichspol meine Familie. Welches ist für Sie der wichtigste Wert? Zuverlässigkeit und ehrliche Offenheit Welche betriebsethische Entscheidung ist Ihnen besonders schwer gefallen? Die unangenehmsten Entscheidungen sind immer solche, bei denen die Trennung von einem Mitarbeiter unvermeidlich ist. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine „anständige“ Führungskraft aus? Unerlässlich ist für mich der offene und ehrliche Umgang mit den eigenen Fehlern. Kein Mensch ist ohne Fehl und Tadel - wichtig ist es, dazu zu stehen und kontinuierlich an sich zu arbeiten. Ist Unternehmensethik heute nur ein Modebegriff zur Imagepflege oder mehr? Gerade im Gesundheitswesen darf Ethik nie nur ein Modebegriff sein. Wo das Wohlbefinden von Menschen auf dem Spiel steht, müssen die Prozesse so gestaltet werden, dass der Patient im Mittelpunkt steht. Diese Welt wäre ein besserer Ort, wenn …? alle Staatsregierungen dieser Erde konstruktive Beiträge zur Sicherung des Weltfriedens erkennen ließen. <?page no="191"?> Bildnachweis Der Verlag dankt den Rechtinhabern für die freundliche Überlassung der Porträtabbildungen für dieses Buch. Weitergehende Nachweise zu einzelnen Porträtabbildungen finden sich im Folgenden aufgeführt: Manfred Bender, © Maik Scharfscheer, Wetzlar Sabine Bender-Suhr, © Melanie Zabel, Grünberg Prof. Dr. Harald Danne, © Sabine Scharfscheer Eberhard Flammer, © Uli Geis, Sinn Marion Gottschalk, © Tim Thiel, Frankfurt Dr. Peter Hanker, © Andreas Bender (www.andreas-bender.de) Dr. Dietrich Heine, © Richard Mark Hendrixson Ulrich Jung, © Michael Bergk, Linden Rainer Kirchhübel, © Maik Scharfscheer, Wetzlar Stefan Koch, © Michael Schepp, Lich Roland Mandler, © Till Schürmann, Gießen Norbert Müller, © Gabi Sonnenschein, Olpe Oliver P. Müller, © Hartwig Keetz Dr. Wolf-Otto Reuter, © Maik Scharfscheer, Wetzlar Wilfried Schmied, © Markus Schmidt, Gießen Wolfgang Schuster, © Tobias Naumann, Wetzlar Hans-Joachim Selzer, © Fotografie Schöttner, Lützelinden Doris Süß-Schnadmann, © Claudia Schad, Wetzlar Volker Zimmermann, © Gerd Aumeier Fotodesign, Kassel Dr. Thomas Zipp, © Michael Koch, Sinn (Digital Fotogroup) <?page no="192"?> ISBN 978-3-7720-8607-6 Über 40 erfolgreiche Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik geben wertvolle Einblicke in ihre ethischen Grundsätze und darüber, wie diese ihr Handeln leiten. Welche Werte sind ihnen besonders wichtig? Was zeichnet eine „anständige“ Führungskraft aus? Welche Kernbotschaften geben sie jungen Menschen mit auf den Weg? Gibt es Grenzen der Ethik in einer globalisierten Welt? Auf diese und viele andere Fragen finden sie Antworten ‒ persönlich, konkret und pointiert. Sie erfahren an vielen Praxisbeispielen, wie Führungspersönlichkeiten souverän und mit kreativen Ideen an schwierige Fragen herangehen. Das Buch gibt inspirierende Impulse für alle Lebensbereiche. Ein jeder wird es mit Gewinn lesen. Impulsgeber: Manfred Bender · Sabine Bender-Suhr · Reiner Block · Wolfram Dette · Wolfgang Dondorf · Franz Eckardt · Gerhard Federer · Thomas Fehling · Eberhard Flammer · Marion Gottschalk · Hartmut Groos · Uwe Hainbach · Peter Hanker · Dietrich Heine · Helmut Hund · Ulrich Jakobi · Ulrich Jung · Rainer Kirchhübel · Stefan Koch · Reinhard Kubat · Friedhelm Loh · Roland Mandler · Jens Mohr · Fritz Müller · Norbert Müller · Torsten Müller-Kramp · Michael Parsch · Regine Pfeiff · Friedhelm Pfuhl · Wolf-Otto Reuter · Gerhard Röhm · Uwe Röndigs · Uwe Schäkel · Wilfried Schmied · Wolfgang Schuster · Hans-Joachim Selzer · Frank Sommerlad · Thomas Steffen · Werner Stubenrauch · Doris Süß-Schnadmann · Andreas Tielmann · Fritz Jürgen Weg · Matthias Willems · Volker Zimmermann · Thomas Zipp HA R A L D DANN E · O LI V E R P. MÜL L E R (H R S G .) Erfolg mit Werten ‒ Führungskräfte setzen Impulse www.francke.de DA NN E / MÜL L E R (H R S G .) Erfolg mit Werten 1. BAND 1. BAND