Finanzierung und Investition
Finanzwirtschaftliche Steuerung von Unternehmen in Theorie und Praxis
0311
2014
978-3-8169-8209-8
978-3-8169-3209-3
expert verlag
Lothar Größl
Uwe Reutenauer
Manfred Sargl
Die betriebliche Finanz- und Investitionswirtschaft gewinnt zunehmend an Bedeutung. Fehlinvestitionen können eine Unternehmung in den Ruin treiben, wie jüngste Beispiele gezeigt haben. Finanzwirtschaftliche Fehler werden oft in Zahlungsstockungen, Zahlungsunfähigkeit und spektakulären Zusammenbrüchen sichtbar. Dieses Buch vermittelt das Grundwissen über die Zusammenhänge der betrieblichen Finanz- und Investitions-Wirtschaft und bietet einen guten Einblick in praktische Probleme und deren Lösungsmöglichkeiten. Aufgrund seines klaren Aufbaus und seiner Praxisnähe ist es besonders geeignet für Studierende in praxisorientierten Studien- und Lehrgängen, sowie Praktiker, die im Bereich von Finanz- und Investitionswirtschaft tätig sind oder mit diesen Bereichen zusammen arbeiten. Komplexe Aufgaben mit Lösungsvorschlägen bieten die Möglichkeit der Selbstüberprüfung. Inhalt: - Finanzwirtschaftliches Zielsystem - Finanzplanung - Kapitalbedarfsermittlung - Finanzdisposition - Kapitalquellen (Finanzierung aus Vermögensumschichtung - Gewinnthesaurierung - Abschreibungsgegenwerten - Rückstellungen - Beteiligungsfinanzierung - Kreditfinanzierung) - Kapitalstrukturentscheidungen - Investition und Investitionsrechnung (Kostenvergleichsrechnung - Rentabilitätsvergleichsrechnung - Statische Amortisationsrechnung - Kapitalwertmethode - Annuitätenmethode - Interne Zinsfußmethode - Dynamische Amortisationsrechnung) - Nutzwertanalyse
<?page no="1"?> Lothar Größl Uwe Reutenauer Manfred Sargl Finanzierung und Inves on <?page no="3"?> Die Betriebswirtschaft - Studium + Praxis Band 13 Prof. Dr. Lothar Größl Dipl. Betriebswirt (FH) Uwe Reutenauer Prof. Dr. Manfred Sargl Finanzierung und Investition Finanzwirtscha liche Steuerung von Unternehmen in Theorie und Praxis 5., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage Mit zahlreichen Beispielen, prüfungsrelevanten Aufgaben und Lösungen Herausgegeben von Prof. Dr. Markus Wessler <?page no="4"?> 5., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage 2014 4. Auflage 1999 3., geänderte und aktualisierte Auflage 1994 2., aktualisierte Auflage 1988 1. Auflage 1978 Bei der Erstellung des Buches wurde mit großer Sorgfalt vorgegangen; trotzdem lassen sich Fehler nie vollständig ausschließen. Verlag und Autoren können für fehlerhafte Angaben und deren Folgen weder eine juristische Verantwortung noch irgendeine Haftung übernehmen. Für Verbesserungsvorschläge und Hinweise auf Fehler sind Verlag und Autoren dankbar. © 1978 by expert verlag, Wankelstr. 13, D -71272 Renningen Tel.: + 49 (0) 71 59 - 92 65 - 0, Fax: + 49 (0) 71 59 - 92 65 - 20 E-Mail: expert@expertverlag.de, Internet: www.expertverlag.de Alle Rechte vorbehalten Printed in Germany Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. ISBN 978-3-8169-3209-3 Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / www.dnb.de abrufbar. Bibliographic Information published by Die Deutsche Bibliothek Die Deutsche Bibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data are available on the internet at http: / / www.dnb.de <?page no="5"?> Vorwort Unter Finanzierung versteht man im Allgemeinen alle Entscheidungen, die mit Zahlungsvorgängen verbunden sind. Wenn man bedenkt, dass alle betrieblichen Funktionen zusammenhängen, dann ist das gesamte Unternehmensgeschehen eine permanente Umwandlung von Geld in Güter und von Gütern wieder in Geld. Alle güterwirtschaftlichen Prozesse haben mittelbare oder unmittelbare finanzwirtschaftliche Auswirkungen. Beschaffung, Produktion, Absatz und Finanzierung sind wie in einer Matrix miteinander verbunden. Daraus ergibt sich auch eine enge Verknüpfung von Investitionen und Finanzierung. Je nach Standpunkt des Betrachters kann der gleiche betriebswirtschaftliche Vorgang sowohl Finanzierung als auch Investition sein. Daher haben die Autoren den Umfang gegenüber dem bisherigen Konzept (4. Auflage) um den Teil der Investitionswirtschaft erweitert. Im Vordergrund stand hierbei die Prämisse, einen Beitrag zum Verständnis theoretischer wie praktischer Probleme der Finanzierung und der Investitionen zu leisten. Besonderer Wert wurde dabei auf die Vermittlung gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse gelegt. Die theoretische Basis wird durch praktische Beispiele untermauert, wobei wir hier besonders auf die verschiedenen Lösungsmöglichkeiten eingehen. Der vorliegende Band richtet sich an Dozenten und Studenten der Betriebswirtschaft, an Fachwirte, Geprüfte und Technische Betriebswirte (IHK) sowie an Teilnehmer an Weiterbildungsmassnahmen, die als Nichtbetriebswirte wie Ingenieure und Informatiker sich betriebswirtschaftliche Kenntnisse aneignen wollen. <?page no="6"?> Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen ....................................................................................................................... 1 1.1 Finanzwirtschaftliches Zielsystem .............................................................................. 2 1.2 Finanzplanung ............................................................................................................. 5 1.3 Kapitalbedarfsermittlung............................................................................................. 6 1.4 Anlagekapitalbedarf .................................................................................................... 7 1.5 Umlaufkapitalbedarf.................................................................................................... 8 1.5.1 Statische Verfahren .............................................................................................. 8 1.5.2 Dynamische Verfahren ...................................................................................... 10 1.6 Finanzplanung ........................................................................................................... 12 1.7 Finanzdisposition ...................................................................................................... 14 2 Kapitalquellen ................................................................................................................ 16 2.1 Innenfinanzierung...................................................................................................... 17 2.1.1 Finanzierung aus Vermögensumschichtung ...................................................... 18 2.1.2 Finanzierung durch Gewinnthesaurierung ......................................................... 18 2.1.3 Finanzierung aus Abschreibungsgegenwerten................................................... 19 2.1.4 Finanzierung aus Rückstellungen ...................................................................... 21 2.2 Außenfinanzierung .................................................................................................... 21 2.2.1 Beteiligungsfinanzierung ................................................................................... 21 2.2.2 Rechtsformen ..................................................................................................... 23 2.2.3 Eigenfinanzierung bei Personengesellschaften .................................................. 25 2.2.4 Eigenfinanzierung bei Kapitalgesellschaften..................................................... 26 3 Kreditfinanzierung ........................................................................................................ 31 3.1 Kreditwürdigkeit ....................................................................................................... 32 3.1.1 Basel II ............................................................................................................... 36 3.1.2 Rating ................................................................................................................. 37 3.2 Kurzfristige Fremdkapitalfinanzierung ..................................................................... 40 3.3 Langfristige Fremdkapitalfinanzierung ..................................................................... 43 3.4 Kreditsicherheiten ..................................................................................................... 45 4 Kreditsubstitute.............................................................................................................. 50 5 Kapitalstrukturentscheidungen.................................................................................... 59 6 Aufgaben zu Finanzierung ............................................................................................ 70 7 Investition ....................................................................................................................... 85 7.1 Grundlagen ................................................................................................................ 85 7.2 Statische Investitionsrechnung .................................................................................. 89 7.2.1 Kostenvergleichsrechnung ................................................................................. 89 7.2.2 Gewinnvergleichsrechnung................................................................................ 94 <?page no="7"?> 7.2.3 Rentabilitätsvergleichsrechnung......................................................................... 97 7.2.4 Statische Amortisationsrechnung ....................................................................... 98 7.3 Dynamische Investitionsrechnung ........................................................................... 101 7.3.1 Kapitalwertmethode ......................................................................................... 103 7.3.2 Annuitätenmethode........................................................................................... 107 7.3.3 Interne Zinsfußmethode.................................................................................... 110 7.3.4 Optimale Nutzungsdauer/ Ersatzzeitpunkt ....................................................... 113 7.3.5 Dynamische Amortisationsrechnung................................................................ 116 8 Aufgaben zu Investition ............................................................................................... 117 9 Nutzwertanalyse ........................................................................................................... 131 10 Anhang: Finanzmathematische Tabellen................................................................... 134 <?page no="9"?> 1 1 Grundlagen In der Betriebswirtschaftslehre wird mit der Finanzwirtschaft in zunehmendem Maße einer Entwicklung Rechnung getragen, da dieser unternehmerischen Aufgabe ein erheblicher Bedeutungszuwachs zukommt. Die Finanzwirtschaft wurde lange Zeit als sekundärer Unterstützungsbereich für die Güterströme in einem Unternehmen gesehen. Dementsprechend war ihre Aufgabe vor allem auf die Bereitstellung der für die betriebliche Leistungserstellung und verwertung erforderlichen finanziellen Mittel sowie die Erfassung der finanziellen Auswirkungen des sich anschließenden Umsatzprozesses beschränkt. Der Übergang vom Verkäuferzum Käufermarkt und die zunehmende Globalisierung von Beschaffung, Produktion und Absatz hat die Wettbewerbsintensität verstärkt und erfordert immer kapitalintensivere Investitionen. Dadurch rücken aber auch die zur Finanzierung dieser Investitionen nötigen Kapitalströme mehr ins Zentrum der Betrachtung. Zugleich hat der historische Wandel vom eigentümergeführten Einzelunternehmen hin zum kapitalmarktfinanzierten Konzern mit angestelltem Management die Bedeutung der Finanzwirtschaft als zentraler Teilbereich der unternehmerischen Tätigkeit erhöht. Dieser Wandel ergab sich aus der fehlenden Bereitschaft und Möglichkeit zur Bereitstellung der notwendigen finanziellen Mittel durch die Eigentümer, welche die Unternehmen dazu brachte, sich andere Kapitalquellen zu erschließen und mit dem zur Verfügung stehenden Kapital wirtschaftlicher umzugehen. Die Finanzkrise hat die Finanzmärkte stark sensibilisiert. Das Verhältnis der Kreditgeber und der Finanzmittel suchenden Unternehmen hat sich dadurch grundlegend verändert. Sowohl Kreditnehmer als auch Kapitalgeber sehen sich einem Anfangsmisstrauen gegenüber, dass es zuerst einmal zu beseitigen gilt. Für die Unternehmen bedeutet dies, dass die Anforderungen bezüglich einer Finanzierung stark gestiegen sind. Für die Kreditgeber andererseits stellt sich die Frage, ob dieser glaubwürdig machen kann, dass er in der Lage ist, die angeforderten Finanzmittel für die zugesagte Laufzeit bereit zu stellen. Der Fokus der zeitgemäßen Finanzwirtschaft liegt deshalb, gegenüber der 'klassischen' Buchführung deren Aufgabe es ist, Zahlen zu sammeln, aufzubereiten und zu archivieren und die damit vergangenheitsorientiert ist - darauf, die Zahlen der Vergangenheit zu interpretieren und als Entscheidungsgrundlagen für die Ausrichtung des Unternehmens zu nutzen. Stand die Finanzwirtschaft früher im Schatten einer visionären Geschäftsführung, ist sie heute eher ein Filter, den Visionen des Managements bei der Prüfung auf ihre finanzielle Umsetzungsmöglichkeiten durchlaufen müssen. In der Folge sind zwei Auffassungen des Begriffs der Finanzwirtschaft zu beachten: 1. Beim bilanzorientierten Finanzbegriff ist der Ausgangspunkt die Bilanz, auf deren Aktivseite die im Unternehmen vorhandenen Vermögensgegenstände aufgeführt sind. Sie wird auch als Investitionsseite bezeichnet. Die Passivseite hingegen zeigt wo das Kapital zur Finanzierung der Investitionen stammt (=Kapitalquellen). Der bilanzorientierte Finanzbegriff umfasst deshalb alle Maßnahmen, welche die Kapitalausstattung einer Unternehmung betreffen wie Kapitalbeschaffung, -rückzahlung oder Umfinanzierung, als auch alle Kapitaldispositionen und -operationen wie Fusionen, Sanierungen, Liquidationen, Leasing oder Factoring. <?page no="10"?> 2 2. Der entscheidungsorientierte Finanzbegriff hingegenbezieht sich auf die Steuerung der Zahlungsströme, wobei keine Einigkeit darüber besteht, ob der Untersuchungsgegenstand sämtliche Zahlungsströme oder nur die Kapitalbeschaffungsströme umfasst. Aus entscheidungsorientierter Sicht ergeben sich Finanzierungsmöglichkeiten, wenn die Einzahlungen früher erfolgen als die Auszahlungen bzw. wenn die Einzahlungen größer sind als die Auszahlungen. Die betriebliche Leistungserstellung ist verbunden mit einer ständigen Umwandlung von Geld in Güter. In der arbeitsteiligen Wirtschaft kann der Leistungserstellungsprozess nur ablaufen, wenn Zahlungsmittel zur Verfügung stehen. Einerseits werden Geldmittel benötigt, um auf den Beschaffungs- und Arbeitsmärkten die nötigen Produktionsfaktoren zu bezahlen. Gebäude, Maschinen Rohstoffe usw. müssen gekauft, Löhne bezahlt und Produkte hergestellt werden. Bis dahin ist der Leistungserstellungsprozess nur mit Auszahlungen verbunden. Anschließend werden die Produkte an Kunden verkauft und von diesen bezahlt. Dem Unternehmen fließen durch den Absatz seiner Produkte oder Dienstleistungen wieder Geldmittel zu. So entsteht eine leistungsbezogene Abfolge von Zahlungsab- und zugängen im Unternehmen. Aufgabe der Finanzwirtschaft ist es diese aufeinander abzustimmen. Reichen die laufenden Einzahlungen zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht aus, um die laufenden Auszahlungen zu decken, müssen zusätzliche Einzahlungen beschafft werden, z.B. durch Kredite. Diese Einzahlungen führen aber zu einem späteren Zeitpunkt wiederum zu Auszahlungen für Zinsen und Tilgung. Die betriebliche Finanzwirtschaft wird nicht durch die Einnahmen und Ausgaben bestimmt sondern durch die damit verbundenen Zahlungen. (Einnahmen werden bei Fälligkeit zu Einzahlungen, Ausgaben zu Auszahlungen). Sie befasst sich mit den Stromgrößen „Ein- und Auszahlungen“. Dieses Begriffspaar ist klar von denjenigen "Erträgen und Aufwendungen“ der Gewinn- und Verlustrechnung zu unterscheiden. Erträge werden erst dann zu Einzahlungen, wenn der Kunde bezahlt. Aufwendungen sind nicht immer mit Auszahlungen verbunden (Beispiel: Abschreibungen) Die Finanzwirtschaft eines Unternehmens ist durch folgende Tatbestände gekennzeichnet: Kapitalkosten Kapitalbindung, Ein- und Auszahlungen (Cashflow), Differenzen zwischen beiden Strömen (Geldbestände/ Kreditaufnahme). 1.1 Finanzwirtschaftliches Zielsystem Das leistungswirtschaftliche Denken ist auf konkrete Leistungen (i.d.R. Güter und Dienstleistungen) ausgerichtet. Im Beschaffungs- und im Produktionsbereich ist das Ziel die Kostenminimierung bzw. nach Realisierung der Minimalkostenkombination. Im Absatzbereich ist es die Umsatzmaximierung. Das finanzwirtschaftliche Denken hingegen ist kapitalorientiert. Das primäre Ziel besteht in der Minimierung der Kapitalkosten. Da diese Kosten durch Kapitalbetrag, Zinssatz und Bindungsdauer des Kapitals bestimmt werden, ist das finanzwirtschaftliche Denken auf minimale Kapitalmengen, niedrige Kapitalpreise und kurze Bindungsdauer ausgerichtet. <?page no="11"?> 3 Man unterscheidet zwischen einmaligen und laufenden Kosten. Beispiele für einmalige Kosten sind: Provisionen der Finanzvermittler, Bearbeitungsgebühren der Banken, Emissionensgebühren (z.B. bei Aktien, Anleihen), Disagio bei Darlehens- und Anleihen, Kosten für Sicherheitsleistungen (z.B. Grundbucheintragung), usw. Beispiele für laufende Kosten sind: Nutzungskosten des Kapital (Zinsen einschließlich der Überziehungsprovision), Bereitstellungsprovision für die Gewährung von Finanzierungszusagen, Kosten des Effekten-Kapitaldienstes (Provision für Aktiendepotverwaltung) Marktpflegekosten wie Publikation von Jahresabschlüssen und Unternehmensmeldungen, Kurspflege, Rating. usw. Bei der Verfolgung finanzwirtschaftlicher Ziele kann es immer wieder zu Zielkonflikten mit der Leistungserstellung und Absatz(Vorratshaltung, Zahlungskonditionen für die Kunden) kommen. Aufgabe des Managements ist es einen Konsens zwischen den im Ergebnis oft divergierenden Zielen der Einzelbereiche im Sinne des Oberziels der Gewinnmaximierung zu finden. Ein Unternehmen kann sehr produktiv und wettbewerbsfähig sein, mehr Vermögen als Verbindlichkeiten besitzen und laufende Gewinne erwirtschaften, aber trotzdem in existenzbedrohliche Zahlungsschwierigkeiten geraten. Kann es seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen, weil aufgrund falscher finanzwirtschaftlicher Entscheidungen Einzahlungen und Auszahlungen ungenügend aufeinander abgestimmt sind, droht die Gefahr einer Insolvenz. Diese finanzwirtschaftliche Herausforderung kann zu einer Existenzfrage für das gesamte Unternehmen werden und eine Unternehmenspolitik ohne Integration der Finanzpolitik ist daher undenkbar. Die Unternehmensführung verfolgt in der Regel mehrere Einzelziele, die sich aus den Zielsystems des Unternehmens ableiten lassen. Selbiges gilt auch für Ziele der Finanzwirtschaft. Das finanzwirtschaftliche Hauptziel ist die Minimierung der Kapitalkosten wobei Kapitalbedarf und Kapitaldeckung ausgeglichen werden müssen, damit fällige Zahlungsverpflichtungen jederzeit und uneingeschränkt nachgekommen werden kann. <?page no="12"?> 4 Die laufenden Einzahlungen sollten mindestens genauso hoch sein wie die laufenden Auszahlungen bzw. eine auftretende Zahlungslücke durch den vorhandenen Zahlungsmittelbestand gedeckt sein. Die Finanzwirtschaft ist geprägt von dem betrieblichen Oberziel der Gewinnmaximierung. Seine besondere Ausprägung findet es in der Verfolgung von kapitalbezogenen Rentabilitätszielen wie Eigen- oder Gesamtkapitalrentabilität. Ein ergänzendes Ziel ist es aber stets zahlungsbereit zu sein, das betriebswirtschaftliche Kapital zu erhalten und in den unternehmerischen Entscheidungen weitgehend autonom zu sein. Die Ziele der Finanzpolitik sind vielschichtig, zum Teil konkurrierend, zum Teil komplementär und überschneidend. Systematisiert lassen sich folgendermaßen darstellen: Rentabilität Überschuss der operativen Rendite über die Kapitalkosten kostengünstige Kapitalbeschaffung Wachstumsfinanzierung Liquidität jederzeitige Zahlungsbereitschaft Erzielen eines genügenden operativen Cashflows Liquiditätssicherung durch eine geeignete Bilanzstruktur Rentabilität Liquidität Sicherheit Flexibilität Unabhängigkeit Finanzimage <?page no="13"?> 5 Sicherheit Fähigkeit, Verluste zu tragen Steigerung der Eigenkapitalbasis Vermeidung der Illiquidität Fristenkongruente Finanzierung (Optimierung der Anlagendeckung) Flexibilität bei der Zusammensetzung des Kapitals bei der Kapitalbeschaffung und -rückführung Unabhängigkeit Autonomie gegenüber Kapitalgebern, Lieferanten und Kunden, Finanzimage Finanz-Publik Relation und Finanzmarketing (Investor Relation) Publizität (Geschäftsbericht) 1.2 Finanzplanung Aufgabe der Finanzplanung ist es, für jeden beliebigen künftigen Zeitpunkt festzustellen, ob sich Einzahlungen und Auszahlungen decken, beziehungsweise welche Maßnahmen notwendig sind, um einen Ausgleich zu bewirken. Hierzu ist eine zeitlich genaue und lückenlose Erfassung aller zu erwartenden Zahlungsströme notwendig. Mit zunehmender zeitlicher Reichweite werden die Finanzpläne wegen der Unsicherheit der dazu nötigen Schätzungen jedoch immer unpräziser, je kurzfristiger die Prognosen reichen, umso exakter lassen sich die Pläne erstellen. Zu unterscheiden sind drei Dimensionen: 1. Die langfristige Finanzplanung erstreckt sich über einen Zeitraum von über fünf Jahren. Die Pläne sind recht grob, die Daten mit hoher Unsicherheit behaftet. Sie korreliert eng mit der betrieblichen Investitionsplanung. 2. Die mittelfriste Finanzplanung mit einem Zeithorizont von einem bis fünf Jahren steht in Ergänzung zur langfristigen Planung und weist genauere Spezifikationen auf. 3. Die kurzfristige Finanzplanung erstreckt sich von wenigen Monaten bis zu einem Jahr. Sie dient der Feinplanung, wobei Einzahlungen- und Auszahlungen oft tagesgenau aufeinander abgestimmt werden. Die enge Verknüpfung der Finanzplanung mit den anderen Bereichen der Unternehmensplanung kann diese sehr komplex machen. Bei jeder betrieblichen Planung bzw. Entscheidung müssen die damit verbundenen finanziellen Auswirkungen berücksichtigt werden. Steht bei- <?page no="14"?> 6 spielsweise eine Investition in die Betriebsausstattung an, muss zugleich die Frage der Finanzierbarkeit bedacht werden. Die Finanzplanung hat die Aufgabe, die heutige und zukünftige finanzielle Situation darzustellen, und für ein permanentes finanzwirtschaftliches Gleichgewicht zu sorgen. Sie umfasst zwei Elemente: 1. Kapitalbedarfsermittlung 2. Finanzdisposition (Planung der Kapitalbeschaffung bzw. Verwendung der Zahlungsmittel) Die typische Grundstruktur eines Finanzplans ist folgendermaßen: Anfangsbestand an Zahlungsmitteln am Beginn der Planungsperiode + geplante Einzahlungen innerhalb der Planungsperiode geplante Auszahlungen innerhalb der Planungsperiode = Kapitalbedarf / Kapitalüberschuss 1.3 Kapitalbedarfsermittlung Die Möglichkeiten der Unternehmensfinanzierung bestimmen das monetäre Handeln einer Unternehmung. Jede Investition, in engerem Sinne sogar jede Auszahlung, beeinflusst den Kapitalbedarf, der wiederum eine geeignete Finanzierung erfordert. Finanzieller Handlungsbedarf entsteht, wenn sich die Ein- und Auszahlungen in ihrer Höhe unterscheiden und/ oder zeitlich auseinander fallen. Der dann nötige Kapitalbedarf wird ermittelt, indem man von den Einzahlungen die Auszahlungen abzieht. Auf der Einzahlungsseite sind i.d.R. die Umsatzerlöse, d.h. die mit dem Verkauf der Güter und Dienstleistungen verbundenen Einzahlungen der größte Posten. Die Auszahlungsseite ist in ihrer Zusammensetzung komplexer und kann wie folgt unterteilt werden: <?page no="15"?> 7 Grundlage jeder Finanzplanung ist die Kapitalbedarfsplanung, die für eine genauere Analyse in zwei Teilen erfolgt: Anlagekapitalbedarf (Kapitalbedarf für das Anlagevermögen) Umlaufkapitalbedarf (Kapitalbedarf für das Umlaufvermögen) Anlagevermögen und Umlaufvermögen unterscheiden sich dadurch, dass das Anlagevermögen in der Regel länger als ein Jahr im Unternehmen verbleibt (Gebäude, Maschinen usw.) und das Umlaufvermögen nicht (Vorräte, Forderungen, liquide Mittel usw.). 1.4 Anlagekapitalbedarf Der Kapitalbedarf für das Anlagevermögen dient der Finanzierung des "In-Gang-Setzen" und Erweitern eines Unternehmens. Er soll insbesondere alle Auszahlungen, die mit der Planung und Realisation der Betriebsbereitschaft in Zusammenhang stehen decken. Dabei handelt es sich i.d.R. größtenteils um langfristige Anschaffungen wie Gebäude oder Maschinen, die mit einer langfristigen Kapitalbindung verbunden sind. Die Finanzierung sollte deshalb ebenso langfristig erfolgen, um damit keine Risiken bezüglich einer Refinanzierung einzugehen. Es soll fristenkongruent (laufzeitgleich) finanziert werden. Der Anlagekapitalbedarf wird ermittelt, indem man vom geplanten Leistungsprogramm ausgehend, auf die dazu wirtschaftlich sinnvollsten Produktionsverfahren schließt. So wird es möglich, durch Angebotspreise, die Anschaffungskosten(inkl. Nebenkosten)für Maschinen etc. zu ermitteln. Aufgabe der Finanzplanung ist es dabei auch zu ermitteln, ob es sinnvoller ist, den für Anlagengüter ermittelten Kapitalbedarf z.B. durch den Kauf einer billigeren Variante, den Kauf von gebrauchten Maschinen, Miete oder Leasing bzw. der Bewilligung längerer Zahlungsfristendurch den Zulieferer zu reduzieren. Elemente des Kapitalbedarfs Produktionsfaktoren Gebäude Maschinen Arbeit Rohstoffe Ansprüche der Eigen- und Fremdkapitalgeber Zinsen Ausschüttungen Rückführung von Fremdkapital Tilgung Steuern <?page no="16"?> 8 1.5 Umlaufkapitalbedarf Der Kapitalbedarf für das Umlaufvermögen ist abhängig von der Geschwindigkeit, mit der das Betriebsgeschehen abläuft. Sind Einzahlungen und Auszahlungen in ihrer Höhe identisch und finden zum gleichen Zeitpunkt statt, so können alle Zahlungsverpflichtungen sofort beglichen werden. Je langsamer der Umsatzprozess abläuft, umso weiter rücken die Zeitpunkte der Auszahlungen für Produktionsmittel und die Einzahlungen aus dem Verkauf von Fertigprodukten auseinander und umso größer wird der zur Deckung der Lücke notwendige Kapitalbedarf. Der Kapitalbedarf für das Umlaufvermögen lässt sich entweder mit Hilfe statischer oder dynamischer Verfahren ermitteln. 1.5.1 Statische Verfahren Bei den statischen Verfahren der Kapitalbedarfsermittlung für das Umlaufvermögen unterscheidet man zwischen der kumulativen und der elektiven Methode. Bei der kumulativen Methode werden zunächst die Auszahlungen des Betrachtungszeitraums ermittelt (bzw. geschätzt). Dann wird die Dauer zwischen dem Beginn des Betriebsprozesses und dem Zahlungseingang berechnet. Die Multiplikation dieser beiden Größen ergibt den Kapitalbedarf. Beispiel: Ein Unternehmen hat im Zusammenhang mit einem Produkt tägliche Auszahlungen von 20.000 €. Die durchschnittliche Bindungsdauer beträgt im Einzelnen: Lagerdauer der Materialien (t Mat ) 40 Tage Produktionsdauer (t Prod ) 12 Tage Lagerdauer der Fertigerzeugnisse (t Erz ) 20 Tage Zahlungsziel der Kunden (t Deb ) 8 Tage Summe 80 Tage Kapitalbedarf = Bindungsdauer x tägliche Auszahlungen = 80 Tage x 20.000.- € = 1.600.000,- € Die unterschiedlichen Zeitpunkte der Ein- und Auszahlungen werden in dieser Berechnung nicht berücksichtigt, sondern es wird mit der Gesamtlaufzeit gerechnet. Die damit verbundenen Ungenauigkeiten versucht man durch die elektive Methode zu verringern. Bei der elektiven Methode wird für jede Betriebsprozesse der jeweiligen Auszahlung die jeweilige Bindungsfrist zugeordnet. <?page no="17"?> 9 Beispiel: Die durchschnittlichen Auszahlungen im Betrachtungszeitraum sind: Verwendungszweck Höhe der Auszahlungen Bindungsfrist Material 5.000 € 80 Tage Fertigung 12.000 € 40 Tage Lagerung 1.500 € 28 Tage Vertrieb 1.000 € 8 Tage Verwaltung 500 € 80 Tage Der Kapitalbedarf ergibt sich durch die Multiplikation der durchschnittlichen Auszahlungen mit den jeweiligen Bindungsdauern: Kapitalbedarf: 5.000€*80 Tage +12.000€*40 Tage + 1.000€*40 Tage + 1.500€*28 Tage + 1.000€*8 Tage 500€*80 Tage = 400.000€ +480.000€ + 40.000€ +42.000€ + 8.000€ + 4.000€ = 974.000€. Beide Methoden der statischen Kapitalbedarfsermittlung bauen auf täglichen Angaben zur Auszahlungshöhe und Bindungsfrist auf und sind daher kurzfristig ausgerichtet. Beispiel: Die Stromer GmbH möchte den Kapitalbedarf für ein neues Werk für den Zeitraum bis zum erstmaligen Rückfluss durch Umsatzerlöse ermitteln: Folgende Daten stehen hierfür zur Verfügung Der Erwerb eines geeigneten Grundstücks kostet 520.000€; für die Produktionshalle mit Büroräumen wird mit einem Gesamtpreis von 430.000€ gerechnet; für maschinelle Anlagen werden 1. Mio. € veranschlagt. Die Kapazität ist so ausgelegt, dass für die Produktion durchschnittlich acht Kalendertage benötigt werden. Die durchschnittliche Lagerdauer des Rohmaterials beträgt 20 Tage; das Zahlungsziel der Lieferanten 30 Tage; die durchschnittliche Lagerdauer der Fertigprodukte 25 Tage. Die Stromer GmbH gewährt folgende Zahlungsbedingungen: „Die Rechnung ist zahlbar mit einem Abzug von 2% Skonto innerhalb von 10 Tagen oder bis 30 Tage netto.” Die täglichen anfallenden Kosten für Rohmaterial belaufen sich auf 6.000€, der Materialgemeinkostensatz ist 25% (komplett ausgabewirksam). Die täglich Fertigungslöhne betragen 4.500€, der Fertigungsgemeinkostensatz ist 200 % (davon sind 65% ausgabewirksam), Der Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkostensatz ist 10% der Herstellkosten (voll ausgabewirksam). Es wird davon ausgegangen, dass alle Kunden das Skonto in Anspruch nehmen und die Skontofrist vollständig ausnutzen. Die Produktion setzt nach Ablauf der durchschnittlichen Lagerdauer des Rohmaterials ein. <?page no="18"?> 10 Lösung: Anlagevermögen: 520.000€ + 430.000€ + 1.000.000€ = 1.900.000 € Umlaufvermögen: Darstellung der Bindungsdauer anhand eines Zahlungsstrahls: Die gesamte Bindungsdauer ist 63 Tage, wobei das Rohmaterial erst nach 30 Tagen bezahlt wird. Es wird unterstellt, dass die Verwaltungs- und Vertriebskosten vom 1. Tag an anfallen Materialeinzelkosten = 198.000 € Materialgemeinkosten = 94.500 € Fertigungseinzelkosten = 193.500 € Fertigungsgemeinkosten = 251.550 € Herstellkosten = 737.550 € Verwaltung und Vertriebskosten = 73.755 € Selbstkosten = 811.305 € 1.5.2 Dynamische Verfahren Jede Planung des Kapitalbedarfs ist eine Prognose. Sie basiert entweder auf Schätzungen, Expertenmeinungen, oder statistischen Berechnungen auf Basis bisheriger Erfahrungen. Diese statistische Ermittlung wird als dynamischer Ansatz der Kapitalbedarfsermittlung bezeichnet. Aus der Vielzahl der statistischen Verfahren wird hier nur auf die lineare Regressionsanalyse näher eingegangen. Sie unterstellt einen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang zwischen zwei Größen. Das heißt, eine Größe wird als Erklärende für eine durch sie beeinflusste weitere Größe angenommen. Diese einfache Annahme gibt die vielfältigen Wechselwirkungen innerhalb einer Unternehmung nicht wieder. Die Extrapolation (Vergangenheitsfortschreibung) kann aber eine brauchbare Annäherung an die Wirklichkeit bieten. In ihrer einfachsten Form wird ein linearer Zusammenhang unterstellt: Mit: y = abhängige Größe a = Achsenabschnitt b = Regressionskoeffizient (Koeffizient, der die Größe des Zusammenhangs ausdrückt) x = erklärende Größe Die Variablen a (Achsenabschnitt) und b (Steigung) der Gerade werden berechnet, indem man in folgende Formel die Istwerte für x und y einfügt. Berechnung der Steigung(Regressionskoeffizient): Rohmateriallager 20 Tage Produktion 8 Tage Fertigproduktlager 25 Tage Zahlungsfrist 10 Tage <?page no="19"?> 11 Bestimmung der Regressionskonstanten (Achsenabschnitt) Berechnung der Durchschnittswerte und des Prognosewerts: Beispiel: In den letzten sechs Jahre hatte ein Unternehmen folgende Umsätze und Ausgaben für Marketing (Angaben in Tsd. €): Jahr 1 2 3 4 5 6 Umsatz 230 250 290 320 360 410 Marketingausgaben 42 42 45 48 54 60 Das Unternehmen beabsichtigt im nächsten Jahr einen Umsatz von 500.000€ zu erreichen. Welcher Finanzbedarf für die Marketingausgaben dafür einzuplanen? Lösung Arbeitstabelle: Jahr x i y i x i *y i x i ² 1 230 40 9.200 52.900 2 250 42 10.500 62.500 3 290 44 12.760 84.100 4 320 48 15.360 102.400 5 360 54 19.440 129.600 6 410 60 24.600 168.100 Summe 1860 288 91.860 599.600 D.h. pro 1000 € Umsatz steigt der Aufwand für Marketing um d.h. die umsatzunabhängigen Fixkosten für Marketing sind 13.226,10 € Einsetzen der beiden Werte in die Regressionsgerade ergibt: € Somit sind für das nächste Jahr Marketingausgaben von rund 69.000 € einzuplanen. <?page no="20"?> 12 Die Güte einer Regression, d.h. wie gut die Schätzgrößen mit den tatsächlichen Größen übereinstimmen wird zumeist anhand des Bestimmtheitsmaßes R² angegeben. Es drückt aus, wie viel Prozent der Varianz (Schwankungen) der abhängigen Variable durch die erklärende Variable erklärt werden. Die Werte liegen zwischen 0 (kein Erklärungsgehalt) und 1 (volle Übereinstimmung). Mindestmaß der Genauigkeit ist 0,95. Das Bestimmheitsmaß R² wird mit folgender Formel berechnet: Es ist der Quotient aus Summe der Abweichungen der Schätzwerte durch Summe der Abweichungen der tatsächlichen Werte. Das Einsetzen der Werte aus dem Beispiel ergibt ein R² von 0,9777. Zahlreiche Rechenprogramme wie z.B. Excel bieten entsprechende Tools zur Berechnung einer Regressionsanalyse und des Bestimmtheitsmaßes an. Eine weitere Einsatzmöglichkeit der Regressionsanalyse ist die Bestimmung einer zu prognostizierenden Größe in Abhängigkeit von der Zeit. Dabei wird unterstellt, dass die untersuchte Größe einem zeitlichen Trend folgt. Mit t = Jahr Angewandt auf obiges Beispiel ergibt sich: 34 Einsetzen der beiden Werte in die Regressionsgerade ergibt: Die Güte dieser Regression: R² = 0,9459 Der Unterschied zu obigem Regressionsergebnis62.000 € vs. 69.000 € resultiert daraus, dass im 7. Jahr mit einem überdurchschnittlichen Umsatzwachstum (90.000 €) gerechnet wird. 1.6 Finanzplanung Bei der Finanzplanung werden die Auszahlungen den Einzahlungen gegenübergestellt und der daraus resultierende Zahlungsmittelbestand bzw. Kapitalbedarf ermittelt. Die genaue Ausgestaltung eines Finanzplans unterscheidet sich von Unternehmen zu Unternehmen u.a. wegen der darin enthaltenen Einzelpositionen. Es gibt jedoch folgenden Grundaufbau, den sie mehr oder weniger alle haben. In einer Matrix werden die jeweiligen Ein- und Auszahlungen für jede Periode aufgeführt. Für die Planung werden die Sollwerte ermittelt und am Ende der Periode mit Istwerten verglichen Zumeist wird der Finanzplan für ein Jahr mit den jeweiligen Zahlungen pro Monat erstellt. Der Anfangsbestand an liquiden Mitteln in <?page no="21"?> 13 einem zuzüglich Überschuss/ abzüglich Defizit ergibt den Anfangsbestand des nächsten Monats. Beispiel eines Finanzplans: Januar Februar März Sollwert Istwert Sollwert Istwert Sollwert Istwert 1. Anfangsbestand liquide Mittel 2. Einzahlungen Forderungseingang Barverkäufe Erhaltene Anzahlungen sonstige Einzahlungen Summe der Einzahlungen 3. Auszahlungen Lohn, Gehalt, Sozialaufwand Zahlung an Lieferanten Bareinkäufe Tilgung von Krediten Zinsen Miete, Nebenkosten Versicherungen Steuern sonstige Ausgaben Privatentnahmen Summe der Auszahlungen 4. Überschuss / Fehlbetrag Beispiel: Anhand folgender Informationen soll ein Finanzplan für die Weierer GmbH im kommenden Geschäftsjahr erstellt werden: Die Liquiden Mittel zum Beginn des Geschäftsjahres betragen 100.000 €. Die monatlichen Einnahmen aus Umsatzerlösen werden im 1. Quartal mit jeweils 1 Mio. € veranschlagt, im 2. Quartal wird mit einer Steigerung auf 1,1 Mio. € gerechnet, im 3. Quartal auf 1,2 Mio. und im 4. Quartal auf 1,3 Mio. €. Im Januar will man sich an einem anderen Unternehmen mit 300.000 € beteiligen. Im Februar soll eine ausgediente Produktionsanlage (Restbuchwert 30.000€) für 100.000€ verkauft werden. <?page no="22"?> 14 Die Wareneinkäufe, Personal- und Sachausgaben werden im I. Quartal mit 900.000 € monatlich angesetzt. In den folgenden Monaten wird mit einer Veränderung proportional zur Umsatzentwicklung gerechnet. Zu jedem Quartalsende wird eine Darlehensrate von 120.000 € fällig. Für April ist eine Investition von 400.000 € vorgesehen Für August ist eine Investition von 500.000 € geplant. Im September soll ein nicht genutztes Grundstück für 400.000 € verkauft werden. Aus Vereinfachungsgründen wird angenommen, dass sämtliche Einnahmen und Ausgaben im selben Monat voll zahlungswirksam sind. Lösung Liquide Mittel Anfangsbestand Umsatz Verkauf Aufwand Darlehen Investitionen Liquide Mittel Endbestand Jan. 100 1.000 900 300 -100 Feb. -100 1.000 100 900 100 März 100 1.000 900 120 80 Apr 80 1.100 990 400 -210 Mai -210 1.100 990 -100 Jun -100 1.100 990 120 -110 Jul -110 1.200 1.080 10 Aug 10 1.200 1.080 500 -370 Sep -370 1.200 400 1.080 120 30 Okt 30 1.400 1.260 170 Nov 170 1.400 1.260 310 Dez 310 1.400 1.260 120 330 1.7 Finanzdisposition Mit dem Begriff Finanzdisposition werden alle Maßnahmen zum Liquiditätsausgleich bei einer Über- oder Unterdeckung der Ein- und Auszahlungen bezeichnet. Maßnahmen bei einem Einzahlungsüberschuss Zu unterscheiden sind mittelbzw. langfristige und kurzfristige Überschüsse. Bei mittel- und langfristigen Überschüssen wird das Finanzmanagement zu strukturellen Überlegungen gezwungen. Es ist zu entscheiden, ob und wieweit die Mittel zur Tilgung von Krediten, dem Aufbau eines Finanzanlagevermögens (z.B. Kauf von Aktien), einer verstärkten Investitionspolitik oder Vorratshaltung verwendet werden sollen. Bei kurzfristigen Überschüssen wären eine kurzfristige Anlage in Termingelder, Gewährung von längeren Zahlungszielen für die Kunden, die Inanspruchnahme von Skonti (sofern nicht schon geschehen), Anzahlungen oder die Tilgung von Krediten denkbar. <?page no="23"?> 15 Maßnahmen bei einem Einzahlungsdefizit (Liquiditätsengpass) Grundsätzlich kann ein Liquiditätsengpass durch eine Kreditaufnahme beseitigt werden. Die Bereitschaft der Kapitalgeber weitere finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen ist aber begrenzt bzw. mit steigenden Kosten (Zinsen)verbunden. Möglichkeiten zur Überwindung eines Liquiditätsengpasses gibt es sowohl auf der Auszahlungsals auch der Einzahlungsseite. Der Engpass könnte durch Senkung und/ oder zeitlicher Verzögerung der Auszahlungen oder durch Erhöhung und/ oder Beschleunigung der Einzahlungen überwunden werden. Falls dies jedoch nur durch eine zeitliche Veränderung gelingt, besteht jedoch die Gefahr einer späteren Zahlungslücke, das Problem wäre somit lediglich verschoben. Möglichkeiten zur Reduktion der Auszahlungen sind: • Verzicht auf Investitionen • Reduktion von Lagerbeständen • Verzicht auf die Inanspruchnahme von Skonti • Reduktion/ Verzicht von Gewinnausschüttungen • Steuerstundung Da die Auszahlungen zumeist größeren Restriktionen unterliegen, kommt den Maßnahmen auf der Einzahlungsseite eine höhere Bedeutung zu. Möglichkeiten zur Steigerung der Einzahlungen sind Steigerung der leistungswirtschaftlichen Erlöse/ Einzahlungen Verbesserung des Forderungsmanagements (Reduktion von Zahlungszielen) Verkauf von Lagerbeständen Verkauf von Finanzanlagen Verkauf von sonstigen Vermögensgegenständen Factoring (vgl. Kapitel Kreditsubstitute) Im Prinzip laufen alle Maßnahmen darauf hinaus, dass Vermögensgegenständen aus dem Anlage- und Umlaufvermögen (zuerst Fertigprodukte und falls das nicht reicht von Vermögensgenständen im Anlagevermögen) verkauft und damit in liquide Mittel umgewandelt werden. Falls der Verkauf über dem Buchwert der Vermögensgegenstände erfolgt, ist dies mit einem Gewinn verbunden, ansonsten mit einen Verlust: Zu Bedenken ist dabei aber, dass ein Verkauf mit Verlust und die dadurch mögliche Kredittilgung sinnvoller sein kann, als die mit der Kapitalbindung verbundenen Zinszahlungen. <?page no="24"?> 16 2 Kapitalquellen Die Kapitalquellen werden je nach Kapitalform als Eigen- und Fremdkapital bezeichnet. Unter Eigenkapital sind alle Mittel zu verstehen, die einem Unternehmen von den Eigentümern überlassen oder als erwirtschafteter Gewinn im Unternehmen belassen werden. Das Fremdkapital wird dem Unternehmen durch Dritte zur Verfügung gestellt. Der Kapitalgeber ist an dem Unternehmen nicht beteiligt, er ist (Ausnahme: Wandelschuldverschreibung) Gläubiger. Eine Abgrenzung zwischen Eigen- und Fremdkapital kann folgendermaßen erfolgen: Merkmal Eigenkapital (EK) Fremdkapital (FK) Gewinnanspruch Die EK-Geber erhalten den gesamten Gewinn eines Unternehmens, indem er entweder ausgeschüttet wird oder bei Thesaurierung den Wert des Eigenkapitals erhöht. FK-Geber werden nicht am Gewinn beteiligt. Auszahlungsanspruch keine festen Auszahlungsansprüche Die FK-Geber haben feste Ansprüche auf Zins- und Tilgungszahlungen, die nicht von der konkreten Gewinnsituation abhängen. Anspruchshöhe Quotenanteil: Die Gewinnbeteiligung der EK-Geber richtet sich i.d.R. nach dem relativen Anteil ihres EK am gesamten EK und hängt nicht von dessen absoluter Höhe ab. Nominalanspruch: Die Zahlungsansprüche des FK-Gebers hängen von der nominalen Höhe des von ihm überlassenen Kapitals ab. Zeitliche Überlassung EK wird dem Unternehmen i.d.R. unbefristet zur Verfügung gestellt und erst bei dessen Auflösung ausgezahlt. FK wird i.d.R. befristet, d.h. mit einem konkreten Rückzahlungstermin überlassen. Haftung Die EK-Geber haften für die Erfüllung der Verbindlichkeiten mit dem von ihnen eingebrachten Kapital. Die FK-Geber haften nicht. Im Insolvenzfall werden zuerst die FK- Geber bedient; wobei es sein kann, dass sie nur einen Teil ihres Kapital zurückerhalten Leitungsbefugnis Die Unternehmensführung wird durch die Eigentümer bestimmt. Die Mitspracherechte ergeben sich gemäß den Anteilen am EK. Die FK Geber sind nicht an der Unternehmensführung beteiligt. Z.T. lassen sie sich Kontrollrechte einräumen (z.B. Sitz im Aufsichtsrat). Eine andere Abgrenzung der Kapitalquellen ist dessen Herkunft in Innen- und Außenfinanzierung. Bei der Innenfinanzierung generiert das Unternehmen die finanziellen Mittel selbst. Primär geschieht dies durch die Gewinnthesaurierung, d.h. die Erzielung und Einbehaltung von Jahresüberschüssen. <?page no="25"?> 17 Mit dem Begriff Außenfinanzierung werden die Finanzierungsvorgänge zusammengefasst, bei denen ein Unternehmen Kapital von außen erhält. Der oder die Eigentümer können ihre Einlage erhöhen, zusätzliche Gesellschafter können aufgenommen werden oder das Unternehmen kann Kredite bei Fremdkapitalgebern aufnehmen. Folgende Abbildung gibt einen Überblick zu den Kapitalquellen und -formen. Diese ist um Kreditsubstitute ergänzt und gibt zugleich einen Überblick über die einzelnen Teile des vorliegenden Buches 2.1 Innenfinanzierung Grundsätzlich stehen dem Unternehmen zwei innerbetriebliche Quellen zur Kapitalbeschaffung zur Verfügung: Vermögensumschichtungen und operativer Cashflow. Vermögensumschichtungen heißen alle Vorgänge, bei denen im Unternehmen gebundene Vermögensgegenstände verkauft werden. Der operative Cashflow umfasst die Überschüsse der Einzahlungen gegenüber den Auszahlungen aus dem operativen Geschäft. Der gesamte Cashflow würde auch den Cashflow aus Investitionstätigkeit und aus Finanztätigkeit umfassen. Dieser operative Cashflow kann aus den drei Quellen Gewinn, Abschreibungen und Rückstellungen stammen. Finanzierungsformen Aussenfinanzierung Innenfinanzierung Kreditfinanzierung Kreditsubstitute Beteiligungsfinanzierung Selbstfinanzierung Finanzierung aus nicht ausgabewirksamen Posten Finanzierung aus Kapitalfreisetzung Factoring Leasing ABS kurzfristig langfristig Lieferantenkredite Kundenanzahlungen Bankkredite sonstige Formen Anleihe Schuldscheindarlehen Bankdarlehen Förderprogramme Kontokorrentkredit Lombard Kreditleihe Wechsel Euronotes Commercial Papers offene stille Rückstellungen Abschreibungen Beteiligungsfinanzierung i.e.S. Unternehmereinlage mit Börsenzugang ohne Börsenzugang Finanzierungsformen Aussenfinanzierung Innenfinanzierung Kreditfinanzierung Kreditsubstitute Beteiligungsfinanzierung Selbstfinanzierung Finanzierung aus nicht ausgabewirksamen Posten Finanzierung aus Kapitalfreisetzung Factoring Leasing ABS kurzfristig langfristig Lieferantenkredite Kundenanzahlungen Bankkredite sonstige Formen Anleihe Schuldscheindarlehen Bankdarlehen Förderprogramme Kontokorrentkredit Lombard Kreditleihe Wechsel Euronotes Commercial Papers offene stille Rückstellungen Abschreibungen Beteiligungsfinanzierung i.e.S. Unternehmereinlage mit Börsenzugang ohne Börsenzugang <?page no="26"?> 18 2.1.1 Finanzierung aus Vermögensumschichtung Durch den Verkauf von Vermögensgegenständen zu Buchwerten bleibt zwar die Höhe des Kapitals in einem Unternehmen gleich, die Liquidität des Unternehmens steigt aber. Durch den Aktivtausch wird das in Vermögensgegenständen gebundene Kapital in Liquide Mittel umgewandelt (z.B. durch den Verkauf eines Grundstücks oder Gebäudes) Verkauft werden in erster Linie nicht betriebsnotwendige Aktiva, wie z.B. nicht selbst genutzte Gebäude, Finanzanlagen, dann das sonstiges Anlage- und Umlaufvermögen. Ein Problem bei der Liquidation von Vermögensgegenständen ist jedoch, dass diese nach dem Verkauf in der Regel nicht mehr im Unternehmen verfügbar sind. Durch den Verkauf von Anlagevermögen kann die Produktionskapazität sinken (z.B. Verkauf von Maschinen). Im Falle einer rückläufigen Geschäftsentwicklung kann dies gewollt sein, zumeist ist der Verkauf aber dadurch bedingt, dass sich das Unternehmen auf andere Weise keine Liquidität beschaffen kann oder will. Problematisch ist ein Verkauf, wenn das Unternehmen den Vermögensgegenstand weiterhin nutzen will. Für diesen Fall bietet sich eine spezielle Form des Verkaufs, das „sale and lease back“ an. Das Unternehmen verkauft den Vermögensgegenstand, z.B. ein Gebäude an eine Leasing-Gesellschaft, schließt mit dieser aber zugleich einen Leasingvertrag ab, durch den der Vermögensgegenstand zurückgeleast wird. Dadurch kann das Unternehmen den Vermögensgegenstand weiterhin nutzen. Falls dieser Vertrag mit einer Leasingdauer entsprechend der Nutzungsdauer des Vermögensgegenstandes verbunden ist, stellt dies für Leasinggeber und nehmer eine relativ sichere Konstruktion dar. Risiken bestehen nur in der Insolvenz eines Geschäftspartners oder wenn der Vermögensgegenstand vorzeitig defekt wird. Nachteilig für den Verkäufer und Leasingnehmer sind jedoch die zukünftigen laufenden Liquiditätsbelastungen für die Leasingraten und außerdem kann er an zukünftigen Wertsteigerungen des Vermögensgegenstandes nicht partizipieren (z.B. bei Gebäuden). Neben der Gewinnung von Liquidität kann der Verkauf von Vermögensgegenständen auch dazu dienen stille Reserven (in Form von unterbewerteten Vermögensgegenständen) aufzudecken, denn die Differenz zwischen Buchwerten und Verkaufspreis ist gewinnwirksam. Vor einer Liquidation von betriebsnotwendigen Aktiva sollten jedoch andere Möglichkeiten geprüft werden. Denkbar wäre z.B. eine Umstellung des Leistungserstellungsprozesses. Es ist zu überlegen, ob nicht auf eigene Prozessschritte oder Prozesse verzichtet und diese stattdessen zugekauft werden können (Outsourcing). Dies können Teile der Produktion, der Lagerhaltung (Just in time), innerbetriebliche Dienstleistungen oder der Verwaltung sein. Eine solche Funktionsausgliederung ist jedoch nicht unkritisch. Kernkompetenzen könnten betroffen und Kundennutzen eingeschränkt sein. Zusätzlich könnten die damit verbundenen verschlechterten Bilanz- und Sicherheitsstruktur (weniger Anlagevermögen) gegenwärtige und potentielle Kreditgeber dazu bringen, Kreditkonditionen zu verschlechtern oder eingeräumte Kreditlinien zu reduzieren. 2.1.2 Finanzierung durch Gewinnthesaurierung Eine Gewinnthesaurierung liegt vor, wenn ein Unternehmen erzielte Gewinne nicht ausschüttet sondern einbehält und dadurch das Eigenkapital steigt. In diesem Zusammenhang spricht man von einer Selbstfinanzierung, da keine Außenstehenden daran beteiligt sind. Bei einer offenen Selbstfinanzierung wird der in der GuV ermittelte und versteuerte Gewinn thesauriert. Bei Personengesellschaften erfolgt dies durch eine Gutschrift auf das Kapitalkonto der Gesellschaft, bei Kapitalgesellschaften durch Zuführung in die Gewinnrücklage. <?page no="27"?> 19 Eine stille Selbstfinanzierung liegt vor, wenn das Unternehmen versucht den ausgewiesenen Gewinn möglichst gering zu halten. Möglich ist dies durch Vermögensgegenstände, die in der Bilanz zu niedrig oder Verbindlichkeiten die zu hochbilanziert werden. Die Differenz zwischen den Buchwerten und den höheren tatsächlichen Werten von Aktivposten sowie die Differenz zwischen den Buchwerten und niedrigeren tatsächlichen Werten von Passivposten wird als stille Reserven bezeichnet. Möglichkeiten zur Bildung stiller Reserven sind: Unterbewertung von Anlagevermögen (z. B. Abschreibungen übersteigen tatsächlichen Wertverlust) Bei den Herstellkosten werden nicht alle, sondern nur ein Teil der Kosten angesetzt; Keine Zuschreibung von Wertsteigerungen, da Anschaffungskosten die Obergrenze der Bewertung sind (Niederstwertprinzip); Zu hohe Bewertung von Rückstellungen oder passiven Rechnungsabgrenzungsposten; Zu hohe Bewertung von Verbindlichkeiten in Fremdwährungen (Höchstwertprinzip). Der Finanzierungseffekt stiller Reserven ergibt sich aus dem damit verbundenen reduzierten steuerpflichtigen Gewinn. Erst bei der Auflösung der stillen Reserven werden diese als außerordentlicher Ertrag besteuert. In der Wirkung gleichen stille Reserven einer Steuerstundung auf unbestimmte Zeit. Konsequenz ist jedoch eine Verschleierung der tatsächlichen Ertrags- und Vermögenslage des Unternehmens. Die Möglichkeiten zur Bildung stiller Reserven werden durch die zunehmende Verbreitung der internationalen Rechnungslegung (IFRS) geringer, da dort grundsätzlich nicht das Vorsichtsprinzip gilt, sondern eine Bewertung nach Marktwerten vorgeschrieben ist. Eine Sonderform der Gewinnthesaurierung ist die „Schütt aus, hol zurück-Politik“. Ein Unternehmen schüttet die Gewinne zunächst aus, holt sie anschließend aber mittels einer Kapitalerhöhung wieder zurück. Diese Politik hatte früher eine größere Bedeutung, als der Körperschaftssteuersatz bei Ausschüttungen geringer war als bei Thesaurierung. Die unterschiedliche steuerliche Behandlung von einbehaltenen und ausgeschütteten Gewinnen ermöglichte es, die Steuerlast zu reduzieren. Heute ist sie allenfalls noch für Gesellschafter mit niedrigen Kapitalerträgen in Verbindung mit dem Progressionseffekt bei der Einkommensteuer interessant. 2.1.3 Finanzierung aus Abschreibungsgegenwerten Abschreibungen dienen dazu, Vermögensgegenstände mit ihrem tatsächlichen Wert in der Bilanz zu bewerten. Zu Beginn werden sie mit den Anschaffungs- oder Herstellungskosten bewertet und am Ende mit 0 €. Während der Nutzungsdauer soll der Wertverlust durch die Nutzung wiedergegeben werden und der Wert entsprechend sinken. Zugleich geht der Wertverlust als Aufwand in die Gewinn- und Verlustrechnung ein. Bei der planmäßigen Abschreibung geschieht dies in Form einer linearen Abschreibung. In der Kostenrechnung wird der Werteverzehr als kalkulatorische Abschreibung in die Preiskalkulation eingerechnet und erhöht den Verkaufspreis. Durch die Umsatzerlöse aus dem Verkauf soll der Wertverzehr in das Unternehmen zurückfließen. Da es wirtschaftlich unsinnig wäre, die Abschreibungsgegenwerte über die Nutzungsdauer bis zum Ersatzbeschaffungstermin hin anzusparen, werden diese zwischenzeitlich anderweitig verwendet. Die Kapitalfreisetzung ist jedoch nur vorübergehend: Nach Ablauf der Nutzungs- <?page no="28"?> 20 dauer ist eine Ersatzbeschaffung und damit eine erneute Investition notwendig. Dieser Umstand ist bei der Disposition der finanziellen Mittel zu berücksichtigen. Zu empfehlen wäre, die durch die Abschreibung freigesetzten Mittel z.B. als Liquiditätsreserve unter Rentabilitätsgesichtspunkten einzusetzen. Eine Finanzierung aus Abschreibungsgegenwerten liegt nur für den Teil der Abschreibungen vor, der dem tatsächlichen Wertverlust der Wirtschaftsgüter entspricht. Ein darüber hinaus gehender Abschreibungsbetrag zählt zur stillen Selbstfinanzierung. Bei der Kapitalfreisetzung durch Abschreibungen kann es zu einem Kapazitätserweiterungseffekt kommen, der als „Lohmann-Ruchti-Effekt“ bezeichnet wird. Er besteht darin, dass eine kontinuierliche Investition der Abschreibungsgegenwerte vorübergehend zu einer Ausweitung der Kapazität führt, ohne dass neues Kapital zugeführt wird. Bei Reinvestition der Abschreibungsgegenwerte erhöht sich die Gesamtkapazität des Unternehmens. Dies beruht auf folgenden Prämissen: 1. Die betrachteten Vermögensgegenstände sind homogen, 2. Die Preise der Vermögensgegenstände sind konstant, 3. Die Investitionen erfolgen am Ende jedes Jahres, 4. Die Abschreibungsdauer ist gleich der Nutzungsdauer, 5. Es gibt keine Zinseffekte, 6. Die Abschreibungsgegenwerte fließen über die Verkaufspreise zurück. Beispiel: Am Anfang eines Geschäftsjahres wurden vier Maschinen zu je 4.000 € angeschafft. Die Maschinen haben eine Nutzungsdauer von 4 Jahren und werden linear abgeschrieben. Jede Maschine kann jährlich 500 Erzeugnisse herstellen. Die vom Markt vergüteten Abschreibungsgegenwerte der bisherigen Maschinen werden für die Anschaffung zusätzlicher Maschinen verwendet. Lösung Jahr Maschinen am Jahresbeginn (Stück) Abschreibung (€) Mögliche Reinvestition (Stück) Restbetrag (€) Maschinenabgänge Kapazität 1 4 4.000 1 0 2.000 2 5 5.000 1 1.000 2.500 3 6 6.000 1 3.000 3.000 4 7 7.000 2 2.000 4 3.500 5 5 5.000 1 3.000 1 2.500 6 6 6.000 2 1.000 1 3.000 7 7 7.000 2 0 1 3.500 Die Praxisrelevanz des Lohmann-Ruchti-Effekts ist sehr umstritten, da die Prämissen sehr idealisiert sind. So setzt er die Reinvestition in gleichartige Anlagen zu gleichen Wiederbeschaffungswerten voraus. Außerdem wird angenommen, dass mit sechs Anlagen das Eineinhalbfache der Kapazität von vier Anlagen produziert und abgesetzt werden kann. Schließlich <?page no="29"?> 21 setzt er keine Beschränkungen bei der Nachfrage und der Verfügbarkeit von Ressourcen voraus, was in der Wirklichkeit selten der Fall ist. 2.1.4 Finanzierung aus Rückstellungen Für Verbindlichkeiten, deren Höhe oder/ und Fälligkeit nicht sicher ist, muss ein Unternehmen Rückstellungen bilden. Rückstellungen müssen für einen bestimmten Grund gebildet und in der Bilanz als Passivposten ausgewiesen werden. Fällt der Grund weg, müssen sie aufgelöst werden. Im Handelsrecht, Steuerrecht und den internationalen Rechnungslegungsstandards gibt es einen abschließenden Katalog mit Gründen für die Bildung von Rückstellungen. Beispiele sind Pensionsrückstellungen, Gewährleistungsrückstellungen oder Steuerrückstellungen. In die Gewinn- und Verlustrechnung geht die Bildung von Rückstellungen als Aufwand ein, der den Gewinn reduziert, ohne dass liquide Mittel abfließen. Die Finanzierung aus Rückstellungen zählt zur innerbetrieblichen Fremdfinanzierung. Die durch Bildung einer Rückstellung zur Verfügung stehenden liquiden Mittel stehen jedoch nur so lange zur Verfügung, bis die Rückstellung verbraucht oder wieder aufgelöst wird, da deren Grund weggefallen ist. Der Finanzierungseffekt, der zum einen in den einbehaltenen liquiden Mitteln, zum anderen in einer reduzierten Steuerzahlung beruht, hängt vom Zeitraum ab für den die Rückstellung gebildet wird. Der Effekt ist deshalb besonders groß bei langfristigen Rückstellungen, wie z.B. Pensionsrückstellungen oder Entsorgungsrückstellungen. Bei kurzfristigen Rückstellungen (Steuernachzahlungen, Urlaubsgelder) ist die zeitliche Wirkung zwar gering, wenn die Rückstellungen jedoch jährlich neu gebildet werden, kann ein fortlaufend bestehender Bestand aus Rückstellungsauflösung und Rückstellungsbildung entstehen. 2.2 Außenfinanzierung Bei der Außenfinanzierung erhält ein Unternehmen Kapital von außen entweder von seinen Eigentümern oder von Fremdkapitalgebern. Da die Möglichkeiten der Innenfinanzierung vom Volumen her zumeist begrenzt sind, werden größere Investitionsprojekte in der Regel außenfinanziert. Wenn das Kapital als Eigenkapital zur Verfügung gestellt wird, spricht man von Beteiligungsfinanzierung, wenn es von Fremdkapitalgebern stammt von Kreditfinanzierung. 2.2.1 Beteiligungsfinanzierung Durch das Überlassen von Kapital erhält der Eigenkapitalgeber ein Eigentumsrecht an der Unternehmung. Aus dieser Eigentümerstellung leiten sich folgende Ansprüche und Konsequenzen ab: 1. Anteil an dem zu verteilenden Gewinn 2. Mitwirkungsrechte an der Geschäftsführung 3. Haftungs- und Verlustrisiko, unbegrenzt oder bis zur Höhe des Kapitaleinlage 4. Anteil am Auseinandersetzungsguthaben bei Ausscheiden oder Liquidation Die Möglichkeiten der Eigenkapitalbeschaffung hängen von der Größe und Rechtsform des Unternehmens ab. Von der Rechtsform hängt es z. B. ab, ob ein Unternehmen emissionsfähig ist, d.h. den Kapitalmarkt in Anspruch nehmen kann. <?page no="30"?> 22 Es gibt nicht nur einen Finanzmarkt sondern mehrere Teilmärkte, je nachdem um welche Form der Finanzierung bzw. den Handel von Finanztiteln es sich handelt. Bei den Finanzmärkten werden üblicherweise folgende Teilmärkte unterschieden: Geldmarkt für die Überlassung (unter 1 Jahr) von kurzfristigem Kapital i.d.R. zwischen Banken und Zentralbank. Kapitalmarkt, für die Überlassung (über 1 Jahr) von mittelbis langfristigem Kapital in Form von Eigenkapital. Kreditmarkt für die Überlassung (über 1 Jahr) von mittelbis langfristigem Kapital in Form von Fremdkapital Wertpapiermarkt für die Platzierung und den Handel von Wertpapieren/ Effekten (verbrieften Kapital oder Kreditmarktpapieren) Derivatemarkt für die Platzierung und den Handel von Finanzderivaten (verbriefte Rechte) wie Optionen und Futures. Verbriefung bedeutet die Schaffung von Wertpapieren aus Eigentumsrechten (Aktien) oder Forderungen (Anleihen, MBS, CDO). Diese Wertpapiere sind i.d.R. Inhaberpapiere, die zur Steigerung ihrer Attraktivität an Börsen (Aktien- Anleihen- oder Derivatemarkt) gehandelt werden können. In Deutschland hat die Finanzierung durch verbriefte Wertpapiere sowohl am Kapitalmarkt (Aktie) als auch am Kreditmarkt (Anleihe) zugenommen. Zu unterscheiden sind dabei ein Primärmarkt, auf dem ein Unternehmen die Wertpapiere erstmals anbietet und ein Sekundärmarkt auf dem sie gehandelt werden. Beide verbessern die Finanzierungsmöglichkeiten, da das Unternehmen bei der Emission am Primärmarkt durch die Stückelung der Wertpapiere eine große Streuung und damit ein geringeres Risiko für Käufer ermöglicht und sie zusätzlich ihr verbrieftes Kapital am Sekundärmarkt verkaufen können. Für Investoren bedeutet die Verbriefung ein geringes Einstiegskapital und eine geringere Bindungsdauer durch die einfache Möglichkeit das Eigentumsrecht bzw. die Kapitalforderungen zu verkaufen. Es darf jedoch nicht verschwiegen werden, dass dieser Weiterverkauf mit einem Kursrisiko verbunden ist, je nachdem wie die anderen Marktakteure die Erfolgschancen des Unternehmens (beim Aktienkurs) bzw. die Insolvenzwahrscheinlichkeit (beim Anleihekurs) einschätzten. <?page no="31"?> 23 2.2.2 Rechtsformen Einen Überblick über die gängigsten Gesellschaftsformen gibt nachfolgende Übersicht: Das deutsche Gesellschaftsrecht unterliegt dem Typenzwang, d.h. die vom Gesetzgeber vorgegebenen Rechtsformen sind abschließend. Es ist nicht möglich, eine neue Rechtsform zu schaffen und damit nach außen aufzutreten. Allerdings lässt das Gesetz viel Spielraum für eine individuelle Gestaltung innerhalb der gesetzlichen Grundstrukturen. Im Nachfolgenden werden die charakteristischen Merkmale der wichtigsten Rechtsformen dargestellt. Unternehmungen die ein kaufmännisches Handelsgewerbe betreiben müssen sich in das Handelsregister eingetragen lassen, Kleingewerbetreibende können sich eintragen lassen, werden aber dann wie Vollkaufleute behandelt. Ein Gewerbebetrieb ist ein kaufmännisches Handelsgewerbe, wenn der Geschäftsbetrieb nach Art und Umfang kaufmännische Einrichtungen erfordert. Kriterien sind die Bilanzsumme, der Umsatz, die Mitarbeiterzahl sowie die Anzahl der Standorte. Ein Handelsgewerbe kann in Form eines einzelkaufmännischen Unternehmens (e. K.) oder einer Personenhandelsgesellschaft wie der offenen Handelsgesellschaft (OHG) oder der Kommanditgesellschaft (KG) geführt werden. Kapitalgesellschaften wie die GmbH und die AG gelten immer als Handelsgesellschaften. Kleingewerbliche Rechtsformen sind Kleingewerbetreibende als Einzelpersonen oder als Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Personengesellschaften Die am weitesten verbreiteten Formen der Personengesellschaften sind die Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die offene Handelsgesellschaft und die Kommanditgesellschaft. Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) Eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts entsteht, wenn sich mindestens zwei Personen zum Betrieb eines Unternehmens zusammenschließen. Zweck des Zusammenschlusses kann jede erlaubte Tätigkeit also auch eine nichtgewerbliche Aktivität sein. Zur Gründung genügt eine Gesellschaftsformen Personengesellschaften GbR OHG KG Kapitalgesellschaften GmbH AG <?page no="32"?> 24 mündliche Vereinbarung. Trotzdem empfiehlt es sich, die wesentlichen Punkte des Zusammenschlusses schriftlich zu fixieren, da dies bei späteren Meinungsverschiedenheiten eine wichtige Beweislast erleichtert. Die Gesellschafter haften grundsätzlich alle mit ihrem Geschäfts- und Privatvermögen. Gläubiger können Forderungen sowohl gegen die Gesellschaft und die Gesellschafter gerichtlich geltend machen. Das Gesellschaftsrecht unterscheidet zwischen der Geschäftsführung, dem Management eines Unternehmens nach innen und der Vertretung nach außen (Prokura). Beim Grundtyp der BGB-Gesellschaft steht die Geschäftsführung den Gesellschaftern gemeinschaftlich zu, wobei per Gesellschaftsvertrag auch andere Regelungen möglich sind. Die Gesellschaft hängt sehr eng von ihren Gesellschaftern ab. Das Ausscheiden Einzelner hat die Auflösung der Gesellschaft zur Folge. Andere Regelungen sind aber auch möglich. Offene Handelsgesellschaft (OHG) Die offene Handelsgesellschaft ist das vollkaufmännische Gegenstück zur GbR, bei der neben der Gewerbeanmeldung auch eine Eintragung in das Handelsregister nötig ist. Merkmale sind eine gewerbliche Tätigkeit, die Verwendung eines gemeinschaftlichen Firmennamens und die unbeschränkte Haftung aller Beteiligten. Die Rechtsbeziehungen sind nur in Form einer groben Grundstruktur gesetzlich geregelt. Das Verhältnis der Gesellschafter ist im jeweiligen Gesellschaftervertrag geregelt. Die gesetzlichen Vorschriften kommen nur dann zur Anwendung, wenn im Gesellschaftsvertrag nicht etwas anderes festgelegt ist. Der Gesellschaftsvertrag muss zwar nicht zwingend schriftlich sein. In der Regel wird er aber zur Klarheit und aus Beweiszwecken schriftlich fixiert. Die Geschäftsführung steht jedem Gesellschafter zu und kann nicht einfach entzogen werden. Bei Vorliegen eines wichtigen Grundes kann jedoch auf Entzug der Geschäftsführungsbefugnis geklagt werden (der Gesellschaftsvertrag kann aber anderes vorsehen). Nach außen tritt die OHG als eigenes Rechtsperson unter ihrem Firmennamen auf. Sie kann unter diesem Namen Rechte erwerben und Verbindlichkeiten eingehen, Eigentum erwerben, vor Gericht klagen und verklagt werden. Ihre Vertreter sind die Gesellschafter, wobei sie die Vertretungsregelungen ihren Bedürfnissen anpassen können. Diese Auflagen haben allerdings keine Außenwirkung, sie begründen nur im Innenverhältnis eine Schadensersatzpflicht. Gläubiger können im Haftungsfall sowohl die Gesellschaft als auch die Gesellschafter in Anspruch nehmen. Kommanditgesellschaft (KG) Bei der Kommanditgesellschaft ist im Unterschied zur OHG die Haftung bei einem oder mehreren Gesellschaftern auf einen ins Handelsregister eingetragenen Geldbetrag beschränkt. Die vollhaftenden Gesellschafter werden Komplementäre, die beschränkt haftenden Kommanditisten genannt. Die ungleiche Risikoverteilung unter den Gesellschaftern, wirkt sich auf die Struktur aus. Persönlich haftende Gesellschafter haben eine deutlich stärkere Stellung in der KG als die beschränkt haftenden. Die GmbH & Co. KG ist eine Sonderform der KG. Die vollhaftende Gesellschafterin ist dabei keine Person, sondern eine (haftungsbeschränkte) GmbH, was letztendlich eine mittelbare Haftungsbeschränkung bedeutet. Die Geschäftsfüh- <?page no="33"?> 25 rung der KG wird von der Komplementär-GmbH wahrgenommen (also von deren Geschäftsführern), was bedeutet, dass die GmbH & Co. KG von der GmbH gelenkt wird. Kapitalgesellschaften Ein interessanter Aspekt bei der Kapitalgesellschaft ist deren Haftungsbeschränkung. Die Rechtsform beinhaltet eine Trennung zwischen dem Gesellschaftsvermögen und dem Privatvermögen der Gesellschafter. Die Haftung der Kapitalgesellschaft ist auf das Gesellschaftsvermögen beschränkt. Je nach Größe bzw. Wachstum der Gesellschaft ergibt sich eine bestimmte Gesellschaftsform. Kleinere Gesellschaften sind zumeist GmbHs und größere bzw. stark wachsende Gesellschaften als AG organisiert. Grund sind die einfacheren Möglichkeiten der Beteiligungsfinanzierung bei der AG. Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) Eine GmbH ist wesentlich schwieriger zu gründen, als eine Personengesellschaft. Ein den gesetzlichen Anforderungen entsprechender Gesellschaftsvertrag muss notariell beurkundet werden und die Gesellschaft muss ins Handelsregister eingetragen werden. Sie führt dann einen eigenen Firmennamen und ist Träger von Rechten und Pflichten. Eine GmbH ist verpflichtet eine Bilanz zu erstellen und beim Amtsgericht zur öffentlichen Einsicht zu hinterlegen. Aktiengesellschaft (AG) Großunternehmen haben oft die Rechtsform einer AG um ihren Kapitalbedarf besser über den Kapitalmarktmarkt decken zu können. Aktiengesellschaften unterliegen jedoch den strengen Regeln des Aktiengesetzes. Die AG ist eine eigene Rechtspersönlichkeit mit in Aktien zerlegtem Grundkapital. Sie kann auch von einer Person gegründet werden. Der Gründungsvorgang unterliegt strengen Vorschriften und ist aufwendig und kostenintensiv. Die Satzung einer Aktiengesellschaft bedarf der notariellen Beurkundung und kann inhaltlich nicht frei ausgestaltet werden. Die Gesellschafter heißen Aktionäre. Die drei Organe einer Aktiengesellschaft sind Hauptversammlung, Vorstand und Aufsichtsrat. Die Hauptversammlung ist das wichtigste Entscheidungsgremium einer AG, bei der die Aktionäre ihre Mitbestimmungsrechte ausüben. Ihre Rechte sind im Aktiengesetz relativ eng geregelt, wobei sie keine allgemeinen Zuständigkeiten hat. Der Vorstand ist nicht weisungsgebunden und leitet das operative Geschäft in eigener Verantwortung. Der Aufsichtsrat hat die Aufgabe, die Mitglieder des Vorstands zu bestellen sowie sie laufend zu überwachen, wobei er ein unbegrenztes Einsichtsrecht in alle Geschäftsunterlagen hat. 2.2.3 Eigenfinanzierung bei Personengesellschaften Das Eigenkapital von Personengesellschaften stammt primär von deren bisherigen Gesellschaftern. Insofern begrenzt deren Privatvermögen die Möglichkeiten zusätzliches Eigenkapital einzubringen. Es ist aber auch möglich zusätzliches Eigenkapital durch die Aufnahme neuer Gesellschafter zu erreichen. Eigenkapital ist jedoch haftendes Kapital. Bei Insolvenz werden die Forderungen der Eigenkapitalgeber erst nach Befriedigung aller Fremdkapitalge- <?page no="34"?> 26 ber bedient. Dieses Risiko dämpft die Bereitschaft von Kapitalgebern als Eigentümer statt als Fremdkapitalgeber einzusteigen. Für das Unternehmen selbst bedeutet die Aufnahme neuer Gesellschafter eine Änderung der Machtverhältnisse im Unternehmen, Transaktionskosten (Vertragskosten, Eintragung ins Handelsregister) sowie möglichweise eine Änderung der Rechtsform. Ab einer bestimmten Anzahl an Gesellschaftern oder wenn sich die Kapitalverhältnisse deutlich verschieben sollte diese angepasst werden. Lediglich durch die Bildung einer stillen Gesellschaft ist die Erweiterung der Eigenkapitalbasis ohne Veränderung der Machtstrukturen denkbar. Der OHG steht zwar die Möglichkeit offen, ihr Eigenkapital durch Aufnahme neuer Gesellschafter zu vergrößern. Die wegen der Gesamtschuldnerschaft und der dauernden Zusammenarbeit notwendige persönliche Beziehung und die Teilung der Geschäftsführungsbefugnis sowie die mangelnde Transparenz von Kapitalangebot und -nachfrage können sich aber als Hindernisse bei der Suche nach geeigneten Kapitalgebern erweisen. Einfacher ist es Kommanditisten zu finden, da deren Haftung auf die Einlage beschränkt ist und die Beteiligung keine aktive Mitarbeit erfordert, also reine Kapitalanlage ist. Diese am Beispiel der OHG aufgezeigte Problematik gilt in gleicher Weise auch für die GmbH und die Aktiengesellschaft ohne Börseneinführung. 2.2.4 Eigenfinanzierung bei Kapitalgesellschaften Aktiengesellschaften sind emissionsfähig, d.h. es ist ihnen erlaubt verbriefte Eigentumsanteile zu emittieren (auszugeben). Diese Rechtsform eignet sich deshalb besonders gut zur Beschaffung von Eigenkapital. Sie ist berechtigt, Aktien auszugeben, die als Wertpapiere auf Märkten gehandelt werden können. Die Marktgängigkeit bietet für die Halter der Wertpapiere eine große Flexibilität, da sie im Bedarfsfall ihren Anteil - vorausgesetzt eine Nachfrage ist vorhanden - am Kapitalmarkt verkaufen können. Außerdem sprechen Aktien einen breiten Kreis von Kapitalgebern an, da ein Engagement oft mit kleineren Beträgen möglich ist. Das Verfahren mit dem neue Aktien am Markt ausgegeben werden wird als Aktienemission bezeichnet. Aktienemission Aktienemissionen werden i.d.R. nicht von einem Unternehmen, sondern von mehreren Emissionsbanken (Konsortialbanken) gemeinsam durchgeführt. Ein gravierendes Problem ist dabei den Emissionspreis der neuen Aktie festzulegen. Wird er zu niedrig angesetzt (underpricing), wird zwar die Nachfrage hoch sein, die Emission aber eine relativ geringe Kapitalzuführung bringen. Ein zu hoher Preis (overpricing) hingegen wird viele potentielle Investoren vom Kauf abhalten. Zentrale Aufgabe der Emissionsbanken ist es den richtigen Ausgabekurs der neuen Aktie zu finden. Dabei wird zwischen dem Festpreis- und dem Bookbuilding- Verfahren unterschieden. Beim Festpreisverfahren wird auf Basis einer Unternehmensbewertung unter Berücksichtigung der Bewertung vergleichbarer Unternehmen ein Emissionspreis festgelegt. Die konkrete Nachfrage, insbesondere die Preiselastizität ist jedoch unbekannt. Ob der Preis richtig festgelegt wurde erweist sich wenn der Handel mit den neuen Aktien eröffnet ist. Dann ist aber keine Korrektur mehr möglich. Um diesem Umstand entgegenzuwirken, wird mehrheitlich das Bookbuilding-Verfahren verwendet. In der Pre-Market Phase treten die Emissionsbanken an potentielle Investoren heran, um deren Kaufpreiseinschätzung zu erfahren. Sie werden zu einer Unternehmenspräsentation eingeladen, führen individuelle Gespräche und erkunden deren Nachfrage. <?page no="35"?> 27 In der anschließenden Bookbuilding Phase werden eine Preisspanne für die neuen Aktien und ein Zeitraum (Zeichnungsfrist) festgelegt, in dem Anleger ihre verpflichtenden Kaufgebote abgeben können. Sie geben an, wie viele Aktien sie zu welchem Maximalpreis (innerhalb der Preisspanne) erwerben möchten. Die Gebote werden gesammelt und am Ende (Closing) wird daraus eine Nachfragekurve ermittelt und der Emissionspreis festgelegt. Ist die Nachfrage hoch, wird ein Preis am oberen Rand der Preisspanne gewählt, ist die Nachfrage gering einer am unteren Rand. Alle unter diesem Preis liegenden Gebote sind von der Zuteilung ausgeschlossen. Alle Anleger, die einen Preis darüber angegeben haben, erhalten die Aktien zum Emissionspreis. Sollte die nachgefragte Menge an Aktien über der Ausgabemenge liegen, erfolgt eine Zuteilung über die Emissionsbanken, wobei es üblich ist, dass die eigenen Kunden der Emissionsbank bei der Zuteilung bevorzugt werden. Möglich ist aber auch eine Erhöhung der Anzahl der ausgegebenen Aktien (Greenshoe) um zusätzliche Nachfrager zu bedienen. Nach der Eintragung ins Handelsregister erfolgt die Erstnotiz auf den Börsenplätzen. In der Market Phase wird der Sekundärmarkt (Wertpapierhandel) eröffnet, die neuen Aktien können verkauft und gekauft werden und der Kurs der Aktien ergibt sich aus dem laufenden Börsenhandel. Je nach anfänglicher Kursentwicklung können die Emissionsbanken jedoch in die Kursentwicklung eingreifen. Sinkt der Börsenkurs am ersten Handelstag unterhalb der Bookbuilding- Spanne, können sie durch Stützungskäufe versuchen den Kurs zu stabilisieren. Oft verpflichten sich die Emissionsbanken sogar für die darauffolgenden Wochen zur Kurspflege, wobei sie bei weiterer Nachfrage möglichweise auch auf einen Greenshoe zugreifen können. Das Wertpapierhandelsgesetz legt hier jedoch Einschränkungen fest, damit Angebot und Nachfrage nicht zu extrem beeinflusst werden. Wie sich der Kurs entwickelt, soll primär vom zukünftigen Angebot und der Nachfrage der Investoren abhängen. Bezugsrechte Die Ausgabe neuer Aktien ist zumeist mit einem sinkenden Aktienkurs, reduzierten Mitspracherecht der bisherigen Aktionäre und einer Verwässerung der zukünftigen Ausschüttungen (Gewinn wird auf mehr Aktien verteilt) verbunden. Sie ist deshalb zustimmungspflichtig. Als Ausgleich erhalten die bisherigen Aktionäre ein Vorrecht für die neuen Aktien. Dieses Bezugsrecht erlaubt es ihnen, neu emittierte Aktien (= junge Aktien) entsprechend ihrer bisherigen Beteiligung am Grundkapital zu einem bestimmten Ausgabekurs zu erwerben. Dieser Ausgabekurs liegt normalerweise unter dem bisherigen Börsenkurs, um den Aktionären einen Anreiz zu bieten, der Kapitalerhöhung zuzustimmen und anschließend die jungen Aktien zu kaufen. Altaktionäre, die keine neuen Aktien erwerben wollen, können ihr Bezugsrecht an der Börse verkaufen. Der Preis (Kurs) eines Bezugsrecht ergibt sich aus Angebot und Nachfrage am Markt und kann vom theoretischen, rechnerischen Wert (aktueller Börsenkurs- Bezugspreis) abweichen. Bezugsrechte auf Aktien bestehen im Zusammenhang mit Kapitalerhöhungen gegen Einlagen (genehmigtes Kapital); Schuldverschreibungen, bei denen Gläubigern ein Bezugsrecht auf Aktien erhalten. <?page no="36"?> 28 Der Wert des Bezugsrechts ergibt sich durch die vier Komponenten 1. Börsenkurs der alten Aktien, 2. Emissionskurs der jungen Aktien 3. Bezugsverhältnis 4. Dividendenberechtigung der jungen Aktien. Junge Aktien können im Vergleich zu den alten Aktien einen Vorteil oder Nachteil bei der Dividendenausschüttung haben. Ein Dividendennachteil entsteht, falls die junge Aktie für das laufende Geschäftsjahr nicht voll dividendenberechtigt ist. Ein Dividendennachteil wird zum Bezugskurs addiert Genau das Umgekehrte gilt bei einem Dividendenvorteil, der vom Bezugskurs subtrahiert wird. Die Bezugsrechtewerden bis zwei Tage vor Ende des Bezugszeitraums an der Börse gehandelt. Wenn es auf der Hauptversammlung beschlossen wurde, können Aktionäre vom Recht zum Bezug neuer Aktien ganz oder teilweise ausgeschlossen werden. Damit eine Kapitalerhöhung gelingt, ist es von großer Bedeutung den Ausgabekurs der jungen Aktien richtig festzulegen. Der Ausgabekurs muss lediglich über dem Nennwert der Aktien liegen. Wirtschaftlich stellt der bisherige Börsenkurs die Obergrenze dar, da die jungen Aktien nicht teurer sein sollten als die alten Aktien. Das Festlegen des Ausgabekurses ist problematisch. Ist er zu hoch, werden dem Unternehmen nicht alle Aktien abgenommen und das geplante Kapital kann nicht voll beschafft werden. Wird der Ausgabekurs zu niedrig angesetzt, sind die Aktien zwar überzeichnet und das Unternehmen wird alle neuen Aktien absetzen. Es hätte dies aber auch mit einem höheren Preis erreichen können und in diesem Fall mehr Kapital für dieselbe Menge an Aktien bekommen. Aus Finanzierungssicht sollte der Ausgabekurs deshalb möglichst hoch, also dicht beim Börsenkurs der Altaktien sein. Mit Hilfe folgender Formel lassen sich Bezugsverhältnis und Wert des Bezugsrechts ermitteln: Beispiel: Die Becker AG beabsichtigt eine Kapitalerhöhung von fünf Mio. €. Ihr aktuelles Grundkapital ist 50 Mio. €, das in Aktien mit einem Nennwert von fünf € verbrieft ist. Der aktuelle Börsenkurs beträgt 32,00 €: Der Ausgabekurs der jungen Aktien wird auf 25,00 € festgesetzt. <?page no="37"?> 29 Welche Möglichkeiten würden sich einem Besitzer von 1.200 alten Aktien bieten? Wenn der Altaktionär seine Bezugsrechte voll ausübt, kann er 120 junge Aktien zum Ausgabekurs von 25,00 € erwerben, andernfalls kann er seine Bezugsrechte für 768 € veräußern. Weiteres Beispiel: Das Gezeichnete Kapital der Pollux AG soll um 60 Mio. € auf 180 Mio. € erhöht werden, wobei der Nennwert von 1,00 € pro Aktie beibehalten wird. Das Eigenkapital der Pollux AG vor der Kapitalerhöhung ist 300 Mio. €. Vor der Kapitalerhöhung lag der Kurs der alten Aktien 3,00 €. Der Emissionskurs der jungen Aktien liegt bei 1,25 € je Aktie. a) Wie ist das Bezugsverhältnis und welcher Aktienkurs wird sich theoretisch einstellen? b) Welchen rechnerischen Wert hat ein Bezugsrecht? c) Zeigen Sie die Vermögenssituation eines Altaktionärs X der 1.000 alte Aktien hat. vor der Kapitalerhöhung nach der Kapitalerhöhung, wenn er von seinem Bezugsrecht Gebrauch macht nach der Kapitalerhöhung, wenn er von seinem Bezugsrecht nicht Gebrauch macht d) Zeigen Sie die Vermögenssituation eines Investors Y der .1000 neu Aktien erwerben will. e) Wie groß ist das Eigenkapital der Pollux AG nach der Kapitalerhöhung? f) Wie groß ist der Bilanzkurs der Pollux AG vor und nach der Kapitalerhöhung? g) Wie groß ist der Marktwert der Pollux AG vor und nach der Kapitalerhöhung? Lösung: a) und b) c) X hat 1.000 Aktien: Wert nach Erhöhung mit Kauf: Wert nach Erhöhung ohne Kauf: <?page no="38"?> 30 d) Y will 1000 Aktien kaufen e) f) g) Marktwert-Buchwert-Verhältnis <?page no="39"?> 31 3 Kreditfinanzierung Bei der Kreditfinanzierung wird dem Unternehmen von außen Fremdkapital zugeführt. Diese Kapitalüberlassung ist für das Unternehmen mit folgenden Konsequenzen verbunden: Für die Kapitalüberlassung müssen vorher festgelegte Zinszahlungen erfolgen Das Kapital muss nach einer vorher festgelegte Zeit wieder zurückgezahlt (getilgt) werden Die Fremdkapitalgeber wollen eventuell bestimmte Kontrollrechte erhalten. Zins und Tilgungsdienst stellen eine feste Liquiditätsbelastung dar, die in der Zukunft zu Liquiditätsschwierigkeiten oder zumindest zur Einschränkung der Dispositionsfreiheit führen können. Kreditbeziehung als Prinzipal-Agenten-Beziehung Sowohl der Prinzipal (Auftraggeber) als auch der Agent (Auftragnehmer) versuchen in Geschäftsbeziehungen ihren Nutzen zu maximieren. Der Nutzen des einen muss jedoch nicht demjenigen des anderen entsprechen. Der Agent verfügt in der Regel über bessere Informationen und der Prinzipal kann ihn nicht vollständig kontrollieren. Der Vertrag muss deshalb aus Sicht des Prinzipals so gestaltet sein, dass ihm aus Interessenkonflikten ein möglichst geringer Schaden entsteht. Die kann er zum einen durch möglichste gute Information erreichen oder dadurch, dass er für den Agenten Anreize schafft, die Interessen des Prinzipals zu verfolgen. Kreditbeziehungen können insofern als Prinzipal Agent Beziehungen gesehen werden, wobei der Kreditgeber als Prinzipal und der Kreditnehmer als Agent fungiert. Der Kreditnehmer versucht dem Kreditgeber alle Informationen vorzuenthalten, die eine Kreditvergabe gefährden bzw. verteuern (geringe Kreditwürdigkeit). Der Kreditgeber versucht möglichst viele Informationen zu den Risiken bei der Kreditvergabe zu erhalten, bzw. den Kreditnehmer dazu zu motivieren diese Risiken so gering wie möglich zu halten. Das primäre Risiko für den Kreditgeber ist die Insolvenz des Kreditnehmers vor dem Ende der Kreditlaufzeit und die damit verbundenen Einbußen bei Zinszahlungen und Tilgung. Er wird deshalb sowohl das Risiko der Insolvenz, als auch das Risiko im Insolvenzfall nicht sein gesamtes Kapital zurückzuerhalten minimieren. Grundsätzlich stehen ihm drei Möglichkeiten zur Verfügung: 1. Möglichst gute Informationen zur Insolvenzwahrscheinlichkeit 2. Möglichst hoher und vorrangiger Anspruch im Insolvenzfall 3. Möglichst geringe Insolvenzwahrscheinlichkeit des Kreditnehmers Ein Unternehmen ist insolvent, wenn es seinen laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann oder die Verschuldung höher ist als der Wert der Vermögensgegenstände. Der erste Punkt ist unproblematisch, solange das Unternehmen einen operativen Cashflow erwirtschaftet, aus dem der finanzielle Cashflow für Zins und Tilgung beglichen werden kann bzw. auftretende Finanzierungslücken durch die Aufnahme neuen Kapitals oder den Verkauf von Vermögensgegenständen gedeckt werden können. Der zweite Punkt wird problematisch, wenn das Eigenkapital gering wird. Die Insolvenzwahrscheinlichkeit hängt also <?page no="40"?> 32 primär von der Höhe des operativen Cashflows und der Eigenkapitalquote (= Eigenkapital/ Gesamtkapital) ab. Der Kapitalgeber verfolgt seine Interessen auf drei Wegen Zur Information dient die Prüfung der Kreditwürdigkeit Zur Absicherung seiner Forderungen im Insolvenzfall dienen ihm Kreditsicherheiten Zur Reduktion des Ausfallrisikos dient die Verknüpfung der Kreditgewährung an die Ausfallwahrscheinlichkeit des Schuldners (Rating) Bei der Absicherung des Kreditgebers vor der Insolvenz seines Schuldners kommt es auf dessen Kreditwürdigkeit, die Kreditlaufzeit (je länger, desto größer die Insolvenzwahrscheinlichkeit) die Kreditkonditionen (möglichst schnelle Tilgung) und die Ausstiegsmöglichkeiten bei Insolvenzgefahr (Covenants) an. 3.1 Kreditwürdigkeit Die Kreditfähigkeit ist die Fähigkeit jeder voll geschäftsfähigen natürlichen und juristischen Personen einen rechtwirksamen Kreditvertrag abzuschließen. Die Kreditwürdigkeit hingegen ist von persönlichen und sachlichen Voraussetzungen abhängig. Als kreditwürdig werden zukünftige Schuldner bezeichnet, von denen die Kreditrückzahlung, die Zahlung der Zinsen und die jeweilige Termineinhaltung zu erwarten ist. Die Kreditwürdigkeit wird durch eine mehr oder weniger detaillierte Überprüfung des Kreditnehmers abgeschätzt. Bei Kaufleuten beruht die Kreditwürdigkeitsprüfung primär in der Analyse von Sicherheiten, die im Falle der Nichtbedienung der Kredite gepfändet werden könnten. Ferner wird eine Analyse der aktuellen Situation, der bisherigen Jahresabschlüsse sowie der Geschäftsbeziehungen durchgeführt. Die Anforderungen an eine Kreditwürdigkeitsprüfung der Banken sind im Kreditwesengesetz geregelt. Bei Privatpersonen kann die Kreditwürdigkeitsprüfung im Austausch von Daten mit anderen Unternehmen bestehen, die bereits Geschäftsbeziehungen zu der zu prüfenden Person unterhalten oder in der Vergangenheit unterhielten. Entsprechende Informationen gibt es etwa bei der Schutzgemeinschaft für das allgemeine Kreditwesen, sowie den Schuldnerverzeichnissen der Amtsgerichte (Schufa-Auskunft). Eine Kreditwürdigkeitsprüfung stellt zugleich eine Risikoanalyse dar. Das mit der Kreditvergabe verbundene Ausfallrisiko ist für den Kreditgeber ein Risiko im Sinne kalkulatorischer Kosten, die in seine Preiskalkulation (z.B. den Zinssatz) einfließen. Ist das Risiko versicherbar, und wird es auch versichert, so geht stattdessen die Versicherungsprämie in die Kosten ein. <?page no="41"?> 33 Bei der persönlichen Kreditwürdigkeit wird überprüft, inwiefern eine Person aufgrund seiner Zuverlässigkeit, seiner beruflichen und fachlichen Kompetenz und seines Gesamteindruckes seinen Verpflichtungen nachkommen kann. Die wirtschaftliche (materielle) Kreditwürdigkeit leitet sich aus der wirtschaftlichen Stellung, der Entwicklung und den Zukunftsaussichten des Kreditnehmers ab. Bei der Überprüfung wird die Bonität des Kreditnehmers anhand dessen persönlicher Verhältnisse und der wirtschaftlichen Umweltbedingungen eingeschätzt. Hierzu wird Einsicht in viele Bereiche des Kreditnehmers genommen, z.B. welche Arbeitsstelle er hat und wie sicher diese ist. Bei den traditionellen Verfahren wird zwischen dem subjektiven Expertenwissen, das heißt jenes Wissen, welches ein Sachbearbeiter im Rahmen seiner Arbeit erfährt, und dem Punktebewertungsverfahren unterschieden. Grundsätzlich besteht bei der Kreditanalyse die Gefahr, dass einerseits ein nicht kreditwürdiger Kunde akzeptiert wird, andererseits aber ein kreditwürdiger Kunde abgelehnt wird. Um diese Fehler zu minimieren, stehen verschiedene Systeme und Verfahren zur Verfügung. Bis vor einigen Jahren waren die persönliche und subjektive Erfahrung des Kreditsachbearbeiters sowie die vom Kreditgeber vorgegebenen Rahmenbedingungen die übliche Form der Bonitätsprüfung. Dabei verlässt sich der Kreditsachbearbeiter weitgehend auf sein Expertenwissen und seine Statistiken. Ein Instrument um die Kreditwürdigkeitsprüfung zu systematisieren, ist das Vorgehen nach Checklisten (Scoring-Bögen), die es ermöglichen, dass die erhobenen Daten für spätere Analysen verwendet werden können. Doch letztendlich kann der Kreditsachbearbeiter auch bei diesem Verfahren nur zu einem subjektiven Gesamturteil gelangen. Der Scoring-Bogen dient dem Bankmitarbeiter als Vorlage für eine Befragung des Kunden. Aus den Antworten wird ein Punktwert nach Kategorie und Kunden ermittelt. Die Überprüfung wird entweder von Experten durchgeführt, oder eine standardisierte Software klassifiziert den Kreditnehmer anhand der vorgefundenen Merkmalsausprägungen. Am Ende wird eine Gesamtpunktzahl ermittelt und diese mit den Werten in einer Tabelle verglichen. In der Tabelle stehen die Stufen des Scoring und welche Kreditwürdigkeit sich jeweils daraus ergibt. Die Prüfung kann in folgende Schritte aufgeteilt werden: 1. Systematische Erfassung der zur Verfügung stehenden relevanten Informationen 2. Bewertung der einzelnen Merkmalsausprägungen, Kreditwürdigkeitsprüfung Persönliche Kreditwürdigkeit Materielle Kreditwürdigkeit <?page no="42"?> 34 3. Transparente Gewichtung der Merkmalsausprägungen, 4. Fundierte und möglichst objektive Kreditvergabeentscheidung auf Basis der Erfassung, Bewertung und Gewichtung. Die Kreditwürdigkeitsprüfung soll die Wahrscheinlichkeit eines Kreditausfalls bei einem potentiellen Kreditnehmer ermitteln, die anhand der Einstufung in eine Risikoklasse erfolgt. Ein mögliches Beurteilungsschema ist in folgender Tabelle wiedergegeben: Risikoklasse Erläuterung 1 Keine erkennbaren Risiken Überdurchschnittliche Kennzahlen und Entwicklung 2 Keine außergewöhnlichen Risiken Jahresabschlusskennzahlen entsprechen Branchendurchschnitt. Kontoführung ist ohne Beanstandung. Geschäftsentwicklung ist im Plan Unterlagen lassen keine außergewöhnlichen Risiken erkennen. 3 Geringfügige Risiken Jahresabschlusskennzahlen liegen leicht unter Branchendurchschnitt. Kontoführung ist gelegentlich angespannt. Geschäftsentwicklung ist leicht unter Plan. Unterlagen lassen geringfügige Risiken erkennen. 4 Beachtliche Risiken Jahresabschlusskennzahlen liegen deutlich unter Branchendurchschnitt. Kontoführung ist angespannt. derzeitige Geschäftsentwicklung ist unter Plan und zukünftige rückläufig. Unterlagen lassen Risiken erkennen, aber Bewilligung ist noch vertretbar. Management ist wenig zufriedenstellend. 5 Erhöhte Risiken Schwache wirtschaftliche Kennzahlen. Geschäftsentwicklung ist deutlich unter Plan und zukünftige Geschäftsentwicklung ist kritisch. Kontoführung mit Überziehungen der Kontokorrentlinie. Management zeigt deutliche Schwächen. Unterlagen lassen erhöhte Risiken erkennen, Bewilligung nicht vertretbar. 6 Akute Risiken Vergleich wurde gemeldet. Insolvenzverfahren wurde eingeleitet. Der Begriff Punktbewertungsverfahren wird in der Regel für statistische Verfahren verwendet. Hier werden die nach Ansicht des Kreditexperten wesentlichen Merkmale zur Entschei- <?page no="43"?> 35 dung einer Kreditvergabe und die Wichtigkeit dieser Merkmale ausgewählt. Diese Merkmale werden in einen Scoring-Bogen eingetragen. Danach wird jedes Merkmal einer vorher festgelegten Punktezahl zugeordnet und diese über alle Merkmale aufsummiert. Die Summe wird dann mit den kritischen Punktzahlen des Kreditinstitutes verglichen, um zu entscheiden, ob und zu welchen Konditionen ein Kredit vergeben werden kann. Über die Kreditwürdigkeit wird anhand von subjektiven und objektiven Kriterien entschieden. Während die objektiven Kriterien messbar sind, variiert die Beurteilung aufgrund subjektiver Kriterien von Sachbearbeiter zu Sachbearbeiter. Einer Objektivierung der gesamten Kreditvergabe steht aber die fehlende Kenntnis aller Zusammenhänge zwischen den Kriterien und der Entscheidung „kreditwürdig“ bzw. „nicht kreditwürdig“ entgegen. Fehlentscheidungen erhöhen die Kosten bzw. mindern den Erlös. Erhöhte Kosten treten auf, falls ein Kredit nicht, nur zum Teil oder nicht termingerecht zurückgezahlt wird. Eine Minderung des Erlöses tritt auf, wenn die Kreditvergabe abgelehnt wird, obwohl der Kunde termingerechte Tilgungen und Zinszahlungen vornehmen würde. Anzeichen für eine nicht ausreichende Kreditwürdigkeit sind 1. Erfordernis zusätzlicher Sicherheiten 2. Fehlen erheblicher stiller Reserven , 3. weitreichender Verlust des Stammkapitals, 4. bilanzielle Überschuldung Vorgehen Zur Überprüfung der Kreditwürdigkeit werden hauptsächlich statistische Verfahren eingesetzt. Man geht jedoch immer stärker auf Expertensystemen über, bei denen die gewonnenen Informationen vergangener Kreditwürdigkeitsprüfungen und - bei erfolgter Kreditvergabe - das spätere Zahlungsverhalten des Kunden in „lernende“ Programme (sogenannte neuronale Netze) eingespielt werden. Das Computersystem lernt, anhand welcher Kriterien sich gute von schlechten Kreditnehmern unterscheiden und welche Merkmalsausprägungen einem Ausfall vorausgehen. Hieraus lassen sich die Kriterienkataloge zur Kreditbewilligung verfeinern und an Veränderungen anpassen. Vorschriften bei der Kreditvergabe Banken unterliegen bei ihrer Kreditvergabe gesetzlichen Mindestanforderungen, die durch das Basel II Abkommen verschärft wurden. Die Mindestanforderungen an die Kreditbearbeitung (MaK) beinhalten u.a. 1. Überwachung der vertraglichen Vereinbarungen, 2. Durchführung einer Kreditverwendungskontrolle (Kontrolle, ob die Mittel bei zweckgebundener Kreditvergabe auch der vereinbarten Verwendung zugeführt wurden), 3. Jährliche Beurteilung des Adressausfallrisikos, 4. Turnusmäßige Überprüfung der Werthaltigkeit und des Bestands von Sicherheiten 5. Ad-hoc-Überprüfungen von Kreditengagements und Sicherheiten bei Hinweisen auf negative Entwicklungen. Die MaK sind Teil der übergeordneten Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk), die das Kriterium der Kapitaldienstfähigkeit festlegt. Die Kreditinstitute müssen <?page no="44"?> 36 neben quantitativen auch qualitative Kriterien verwenden, um das Ausfallrisiko einzuschätzen. Dabei sollen sie berücksichtigen, inwiefern der Kreditnehmer in der Lage ist, künftig Erträge zu erwirtschaften, mit denen er die Zinsen zahlen und den Kredit tilgen kann. Diese Kapitaldienstfähigkeit ist zentraler Bestandteil der materiellen Kreditwürdigkeitsprüfung der Banken. Allgemein ist unter einer nachhaltigen Kapitaldienstfähigkeit zu verstehen, dass der Kreditnehmer den zukünftigen notwendigen Kapitaldienst bedenkenfrei erbringen kann. Die Prüfung der Kapitaldienstfähigkeit erfolgt nicht anhand der Ertragskraft, sondern an einer modifizierten Cashflow-Größe. 3.1.1 Basel II Kreditinstitute sind verpflichtet ihre Kreditvergabe auf Basis eines Ratings zu erstellen. Je nach Rating des Kreditnehmens müssen sie einen Kredit mit einer bestimmten Menge an Eigenkapital unterlegen. Je schlechter das Rating ist, desto mehr Eigenkapital muss im Kreditinstitut zur Risikoabdeckung vorhanden sein und umso teuer wird es einen Kredit zu vergeben. Der Kreditmultiplikator für eine Bank wird geringer, wenn das Rating der Kreditnehmer schlechter ist. Kreditmultiplikator bedeutet, dass eine Bank ein Vielfaches des Eigenkapitals als Kredit gewähren kann, da nicht jeder Kredit mit 100% Eigenkapital hinterlegt werden muss. Je besser das Rating, desto geringer die Gewichtung. Deshalb hängen die Möglichkeiten der Kreditvergabe einer Bank von der Kreditwürdigkeit deren Kreditnehmer ab. Die veränderte Kreditwürdigkeitsprüfung hängt eng mit den 2004 vom Baseler Ausschuss verabschiedeten Eigenkapitalvereinbarungen (Basel II) zusammen. Kern bildete die Basel I Vereinbarung, der zu Folge Banken ihre Kredite mit 8% Eigenkapital unterlegen müssen. Diese Vereinbarung wurde durch Basel II überarbeitet und erweitert. Durch ein verbessertes internes Kontrollsystem der Kreditinstitute und dessen Überprüfung durch eine Bankaufsicht sollte eine größere Sicherheit und Solidität des Finanzsystems erreicht werden. Die Eigenkapitalanforderungen an die Banken sollten stärker vom ökonomischen Risiko abhängen, wobei neuere Entwicklungen an den Finanzmärkten sowie beim Risikomanagement berücksichtigt werden. Für Kreditinstitute in Deutschland ist Basel II seit 2007 verbindlich und ging ins deutsche Kreditwesengesetz (KWG) in die Solvabilitäts-Verordnung, (SolV) die Groß und Millionen- Kredit-Verordnung (GroMiKV) und die Mindestanforderungen an das Kreditmanagement (MaRisk) ein. Basel II besteht aus drei Teilen: 1. Mindestkapitalanforderung 2. Ausführliche Überprüfungsverfahren 3. Erweiterte Offenlegung Die Mindestkapitalanforderung enthält Vorschriften zur Eigenmittelunterlegung von Kreditausfall-, Marktpreis- und operationellen Risiken. Die Eigenkapitalanforderung wird wie bei Basel I anhand des Kapitalkoeffizienten gemessen, der mindestens 8% betragen muss. Während es bei der Definition des Kapitalbegriffs keine Änderungen zu Basel I gab und der Mindesteigenkapitalanteil von 8% unverändert ist, wurden Kreditrisiko und Marktrisiko um das operationelle Risiko ergänzt. Die Veränderungen betrafen auch die Risikomessung. Für die Bemessung des Kreditrisikos gibt es zwei Möglichkeiten, eine Standardmethode und ein auf internen Ratings basierender Ansatz (IRB-Ansatz). <?page no="45"?> 37 Die Mindestkapitalanforderung wird anhand der durchschnittlichen Risikoverteilung im Bankensektor ermittelt und ist den individuellen Verhältnissen einzelner Institute nicht angepasst Von den Kreditinstituten wird gefordert, dass sie über den Mindestkapitalanforderungen hinaus weiteres Eigenkapital besitzen, falls die jeweilige Risikosituation der Bank es erfordert. Die Eigenkapitalanforderungen hängen von der Marktentwicklung ab und sollen den jeweiligen Stand des Risikomanagements in den Banken berücksichtigen. Im Sinne eines evolutionären Ansatzes sind sowohl standardisierte Methoden zur Risikomessung als auch verfeinerte Verfahren möglich. Die Nutzung genauerer Verfahren wird jedoch durch eine moderate Verminderung der Eigenkapitalanforderungen „belohnt“. Damit besteht für die Banken ein Anreiz, sich in der internen Steuerung methodisch weiter zu entwickeln. In einem ausführlichen Überprüfungsverfahren werden die Banken laufend und regelmäßig durch die Bankenaufsicht überprüft. Die Aufsicht soll die Banken dazu bringen, ihre internen Verfahren zur Risikobeurteilung und des Risikomanagements kontinuierlich zu verbessern. Falls erforderlich ist die Bankenaufsicht ermächtigt entsprechende Maßnahmen (bis zur Entzug der Bankenerlaubnis) zu ergreifen. Eine erweiterte Offenlegung soll den Marktmechanismen für die Bankenaufsicht nutzen. Die Idee dahinter ist, dass gut informierte Marktteilnehmer eine risikobewusste Geschäftsführung und ein gutes Risikomanagement von Kreditinstituten in ihren Anlage- und Kreditentscheidungen honorieren bzw. risikoreicheres Verhalten entsprechend sanktionieren. Für die Kreditinstitute schafft dies einen zusätzlichen Anreiz, ihre Risiken zu kontrollieren und effizient zu steuern. Finanzinstitute sind verpflichtet die Eigenkapitalstruktur und die eigenen Risikosituation in den vier Bereiche Anwendung der Eigenkapitalvorschriften, Eigenkapitalstruktur, eingegangene Risiken und Angemessenheit der Eigenkapitalausstattung offen zu legen. Die veränderten Eigenkapitalvorschriften für die Banken veränderten auch die Finanzierungsmöglichkeiten für die Unternehmen. Wer sich mit Fragen der Finanzierung besser auskennt, schneidet bei Verhandlungen um Konditionen besser ab. Wenn bei Entscheidungen über Investitionen und Finanzierung auch die Rückwirkungen auf die Bonität des Unternehmens - das Rating beachtet werden, verbessert dies die Finanzierungskonditionen. 3.1.2 Rating „To rate“ bedeutet „bewerten“ bzw. „abschätzen“. Durch ein Rating soll abgeschätzt werden, inwiefern ein Unternehmens in der Lage sein wird, seine Zins- und Tilgungsverpflichtungen termingerecht und vollständig zu erfüllen. Diese Einschätzung(Bonitätsbeurteilung) erfolgt anhand standardisierter Verfahren mittels Kennzahlen, die aus den Daten des Jahresabschlusses und der Planungsrechnung gebildet werden. Die Ergebnisse des Ratings werden in einer Kennzahl ausgedrückt, die angibt, welcher Risikoklasse ein Kreditnehmer zugeordnet wird, Jeder Risikoklasse ist mit bestimmten Kreditkonditionen verbunden. Die Bonität kann sowohl auf Grundlage eines eigenen, internen als auch eines externen Ratings beurteilt werden. Ein externes Rating wird von einer kreditgeberunabhängigen Ratingagentur durchgeführt. Angeboten wird diese Dienstleistung von Ratingagenturen, Unternehmensberatungs-, Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Detaillierte und einheitliche Standards für das Rating gibt es aber nicht. Das Rating soll ermitteln, inwieweit ein späterer Kreditausfall innerhalb der prognostizierten Ausfallwahrscheinlichkeiten liegt. Neben den drei großen Ratingagenturen Standard & Poor’s, Moody’s und Fitsch gibt es kleinere Agenturen von eher regionaler Bedeutung. <?page no="46"?> 38 Die Ratingbeurteilung basiert neben der Analyse finanzwirtschaftlicher Größen auch auf einer Bewertung qualitativer Faktoren, die Hinweise auf die zukünftige Entwicklung eines Unternehmens geben. Die Bewertung erfolgt in Notenstufen. Gebräuchlich sind meist Buchstaben- oder Buchstaben-Zahlen-Kombinationen, je nachdem, auf welche Ratingagentur Bezug genommen wird. Nachfolgend ist das Notensystem von Standard & Poor‘s dargestellt : Kategorien Klassen-Beschreibung AAA Höchste Bonität, nahezu kein Ausfallrisiko bei Zins und Tilgung AM Sehr gut bis gut: hohe Zahlungswahrscheinlichkeit, geringes Ausfallrisiko AA AA- A+ Gut bis befriedigend: Bei gutem wirtschaftlichem Umfeld sind Zins und Tilgung gedeckt Bei schlechtem Umfeld sind gewisse Risiken vorhanden A A- BBB+ Befriedigend: Bei gutem Umfeld sind Zins und Tilgung gedeckt Bei schlechtem Umfeld bestehen spekulative Elemente und mangelnder Schutz BBB BBB- BB+ Ausreichend: Bei gutem Umfeld sind Zins und Tilgung nur mäßig gedeckt BB BB- B+ Mangelhaft: Bei gutem Umfeld sind Zins und Tilgung kaum gedeckt B B- CCC/ CC Ungenügend: niedrigste Qualität, akute Gefahr des Zahlungsverzugs DD/ D Zahlungsunfähig: in Zahlungsverzug Das Rating hat einen direkten Einfluss auf die Kosten einer Kreditgewährung seitens des Kreditgebers. Für ein Kreditunternehmen ist ein Kredit ein Produkt, das hinsichtlich Erstellung und Vertrieb mit unterschiedlichen Kosten verbunden ist, die sich in vier Blöcke unterteilen lassen: 1. Refinanzierungskosten 2. Betriebskosten/ Verwaltungskosten 3. Standard-Risikokosten 4. Eigenkapitalkosten Die ersten beiden Kostenfaktoren werden unabhängig von der Bonität des Kreditnehmers vom jeweiligen Kreditinstitut errechnet. Die Refinanzierungskosten werden nach dem Opportunitätskosten-Prinzip berechnet. Es wird der Zinssatz für eine alternative Anlage am Geld- und Kapitalmarkt mit gleicher Laufzeit, Zinsbindung und Währung ermittelt. Die Anforderungen von Basel II haben zwar keinen direkten Einfluss auf diese Komponente, dennoch ist die Bonität der Bank selbst ein möglicher Einflussfaktor. Da auch Banken durch ein Rating in ihrer Bonität beurteilt werden, muss ein Institut mit einer weniger guten Ratingnote und einem schlechten Kreditportfolio mit höheren Refinanzierungskosten kalkulieren. Dies gilt zumindest dann, wenn die Banken ihre Gelder vom Geld- und Kapitalmarkt beziehen. Die Frage der Kreditgewährung und der Kreditkosten <?page no="47"?> 39 hängt damit von der Bonität des Kreditnehmens und des Kreditgebers ab. Beide haben Einflussdarauf ob ein Kredit gewährt wird und zu welchen Konditionen. Die Eigenkapitalkosten und Standard-Risikokosten hängen aber vom Kreditrisiko des Kreditnehmers ab. Die Standard-Risikokosten werden in Höhe des erwarteten Verlustes ermittelt und sollen den erwarteten Verlust eines Kreditinstitutes abdecken. Die Ausfallwahrscheinlichkeit ist von der Bonität des Kreditnehmers unmittelbar abhängig und wird bestimmt durch den zu erwarteten Verlust. Das Kreditvolumen bei Ausfall und die Verlustquote werden neben dem jeweiligen Kreditnehmer zusätzlich von dem vorliegenden Kreditprodukt bestimmt. Die Verlustquote kann durch eine werthaltige Besicherung des Kredites relativ gering gehalten werden. Ein höheres Risiko des Kreditnehmers führt zu einer höheren Eigenkapitalanforderung bei dem kreditgebenden Institut. Die alte Pauschalunterlegung mit 8% Eigenkapital für Kredite an Unternehmen wurde ersetzt durch eine risikospezifische Unterlegung, die von der Ausfallwahrscheinlichkeit des Kreditnehmers abhängt. So muss z.B. bei einem AAA-gerateten Unternehmen die Bank 0,04% Eigenkapital und bei einem BB-bewerteten Unternehmen 0,40% vorhalten. Diese höheren Eigenkapitalkosten werden an den Kreditnehmer weitergegeben. Bei der Notenbildung des Ratings werden neben den Bilanzwerten (= harte Fakten) auch die weichen Fakten (= soft facts) einbezogen, wie z.B.: Einschätzung der Branche bzw. des Tätigkeitsbereichs, Rechtsform und Haftung, Einschätzung des Managements, Strategie, Marktstellung, Wettbewerbssituation, Zahl der Kunden, Kundenbindung usw., Ertrags- und Liquiditätsplan, Finanzlage und Unternehmensplanung, Personal, Qualität der Organisation, Controlling. Wie sich bei der Beurteilung die hard facts und soft facts prozentual verteilen, hängt von der Größe und der Tätigkeit ab. Entscheidend ist auch, inwieweit Privatvermögen als Sicherheit in das zu finanzierende Projekt eingebracht wird. Der Prozentsatz, zu dem die hard facts gewichtet werden, kann dann um 10 bis 15% sinken. <?page no="48"?> 40 3.2 Kurzfristige Fremdkapitalfinanzierung Einen Überblick über die kurzfristige Fremdkapitalfinanzierung gibt nachfolgende Abbildung: Entsprechend der Herkunft der Finanzierung lassen sich folgende Formen der Fremdkapitals unterscheiden: Bankenkredite Der Kontokorrentkredit ist die klassische Form der kurzfristigen Kreditfinanzierung. Kontokorrentkredite werden über Girokonten abgewickelt. Die Zusage eines Kontokorrentkredites erfolgt nach Kreditwürdigkeitsprüfung über die Einräumung einer Kontokorrentkreditlinie (Überziehungsrahmens). Bei Überschreitung dieses Rahmens wird eine Überziehungsprovision fällig. Die Kosten eines Kontokorrents setzen sich zusammen aus den Zinsen, der Kreditprovision, der Bereitstellungsprovision und der Umsatzprovision. Die Höhe der Kreditkosten ist sowohl von der Geldmarktlage als auch von der Bonität und der Verhandlungsposition des Kreditnehmers abhängig. Kontokorrentkredite können über Sicherungsübereignungen, Forderungsabtretung, Verpfändung, Grundschulden oder Bürgschaften abgesichert werden. Wenn der Kreditgeber in einer starken Verhandlungsposition ist, kann er per Ausschließlichkeitserklärung verlangen, dass alle Bankgeschäfte über das kreditgewährende Institut abzuwickeln sind. Die Bank hat hierdurch eine effizientere Kontrolle über alle finanziellen Transaktionen des Kreditnehmers. Vorteile des Kontokorrents liegen in seiner flexiblen Inanspruchnahme und der fehlenden Zweckbindung. Eine nicht ausgenutzte Kontokorrentkreditlinie (uncommitted credit line) steht als Liquiditätsreserve zur Verfügung. Der Kontokorrentkredit eignet sich als kurzfristiger Kredit zur Finanzierung des Umsatzprozesses, zur Finanzierung eines saisonal bedingten Kapitalbedarfes und als Überbrückungsbzw. Dispositionskredit. Im Vergleich zu anderen Krediten ist er aber relativ teuer. Der Lombardkredit ist ein durch die Verpfändung von beweglichen Sachen oder Rechten (Wertpapieren / Waren / Wechsel / Forderungen / Edelmetallen) gesichertes Darlehen an eine Bank. Der Begriff geht auf die mittelalterlichen Geldwechsler in der Lombardei zurück, die kurzfristig Münzen gegen Faustpfänder ausliehen. Kurzfristige Fremdkapitalfinanzierung Bankenkredite Handelskredite Sonstige Kredite <?page no="49"?> 41 Beim Akzeptkredit (primär im Außenhandel) akzeptiert eine Bank einen Wechsel, den der Kunde auf sie gezogen hat. Wirtschaftlich gesehen stellt der Akzeptkredit eine Kreditleihe dar, die Bank leiht dem Kunden kein Geld, sondern gegen Berechnung einer Akzeptprovision ihren guten Ruf (Bonität) Beim Avalkredit (ursprünglich: Wechselbürgschaft) verbürgt sich ein Kreditinstitut dafür, dass der Avalkreditnehmer seiner Verpflichtung gegenüber einem Dritten nachkommt (primär bei Baufinanzierung). Handelskredite Der Lieferantenkredit ist eine Möglichkeit Fremdkapital kurzfristig zu nutzen indem das vom Lieferanten eingeräumte Zahlungsziel so weit wie möglich ausgenutzt wird. Damit davon nicht zu extensiv Gebrauch gemacht wird, liegen die Zahlungsziele in der Regel zwischen 30 bis 90 Tagen. Zusätzlich wird durch ein Skonto ein Anreiz geschaffen, bereits eher zu zahlen. Der Skontosatz entspricht dabei dem Zinssatz, den der Abnehmer für die Gewährung eines Lieferantenkredits bezahlen muss, wenn er die Skontofrist nicht ausnutzt, also nicht innerhalb einer bestimmten Zeit bezahlt. Der jährliche Effektivzinssatz des Skontos bestimmt sich nach folgender Faustformel: wobei s = Skontosatz, Z = Zahlungsziel, Q = Skontoziel (-frist) Beispiel: Ein Unternehmen gewährt 2% Skonto bei Zahlung innerhalb von 10 Tagen ansonsten innerhalb von 30 Tagen. Wie hoch ist der effektive Zins dieses Angebotes? Dies bedeutet eine Reduktion von 2% auf 20 Tage. Auf einen jährlichen Zinssatz umgerechnet bedeutet dies Lieferantenkredite als Finanzierungsvariante sind deshalb nur interessant, wie sie nahezu formlos und ohne Sicherheiten gewährt werden. Nachteilig sind die hohen Opportunitätskosten, die sich aus der Nichtnutzung eines Skontos ergeben, sowie das negative Image eines Unternehmens, das sich aus der verzögerten Zahlungsmoral ergibt. Zugleich bedeutet die Gewährung eines längeren Zahlungsziel für den Lieferanten eine Kapitalbindung, die er zu finanzieren hat (siehe Kapitel Finanzplan) und die Kosten dieser Finanzierung wird er in der Kostenrechnung in seine Preise einkalkulieren. Kundenkredite sind Anzahlungen von Kunden auf zu liefernde Güter und Leistungen. Sie sind üblich bei Gütern, deren Herstellung lange dauert, wie bei Großprojekten in der Bauwirtschaft. Falls der Hersteller erst nach Lieferung bezahlt wird, ist er gezwungen eine große Summe über einen großen Zeitraum vorzufinanzieren. Durch Anzahlungen bzw. Teilzahlungen mit Baufortschritt können diese Finanzierungskosten auf Lieferanten und Kunden verteilt werden. <?page no="50"?> 42 Neben der Finanzierungsfunktion reduzieren die Kundenanzahlungen für den Hersteller das Risiko zu liefern und keine, eine zu geringe oder eine zu späte Bezahlung zu bekommen. Sie schaffen für ihn eine gewisse Sicherheit hinsichtlich der Leistungsabnahme und Bezahlung. Sonstige Finanzierungsformen Ein Wechsel ist ein Wertpapier mit der unbedingten Anweisung an den Bezogenen oder einen Dritten zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort eine bestimmte Geldsumme zu zahlen. Der Wechsel ist eine Urkunde, die durch einen Übertragungsvermerk (Indossament) übertragen wird. Der Anspruch aus einem Wechsel wird durch Vorlage des Wechsels geltend gemacht. Seine Durchsetzbarkeit hängt nicht von der Forderung des Grundgeschäfts ab, wegen dem er geleistet wurde (abstraktes Wertpapier). Der Wechsel wird als Wertpapier des Zahlungs- und Kreditverkehrs genutzt. Anders als Banknoten und Münzen ist er aber kein gesetzliches Zahlungsmittel. Es besteht keine Annahmeverpflichtung von Wechseln. Eine Kreditfunktion erhält der Wechsel, da er zumeist erst auf Sicht oder zum Fälligkeitszeitpunkt zu zahlen ist. Für den Bezogenen ist dies wie ein Kredit. Weil Kredite im Geschäftsverkehr zumeist nicht umsonst vergeben werden, kann die Wechselsumme auch verzinst werden. Commercial Papers sind Geldmarktpapiere in Form von Inhaberpapieren, die im Gegensatz zu den von Banken emittierten Papieren keine standardisierten Laufzeiten haben, sondern je nach individuellen Anlagebedürfnissen abgezinst gezahlt werden. sie haben eine Laufzeit bis zu 270 Tagen. Commercial Papers werden fast nur von großen Unternehmen mit erstklassigem Rating in hohen Beträgen und mit hohen Mindestnennwerten emittiert. Euronotes sind Geldmarkt-Papiere, deren Verzinsung an einen Geldmarkt-Referenzzinssatz gebunden ist. Sie werden von Nichtbanken am Euromarkt ausgegeben und haben eine relativ kurze Laufzeit. Der Euromarkt dient dem Handel mit fest- und variabel verzinslichen Anleihen unter Banken und Großunternehmen in Europa Er ist nicht ortsgebunden wobei die Transaktionen in einer international akzeptierten Währung (Euro, Dollar, Yen) abgewickelt werden. <?page no="51"?> 43 3.3 Langfristige Fremdkapitalfinanzierung Einen Überblick über die Möglichkeiten der langfristigen Fremdkapitalfinanzierung gibt folgende Abbildung: Bankdarlehen Für kleinere und mittelständische Unternehmen ist die übliche Form der langfristigen Fremdfinanzierung das langfristige Bankdarlehen. Die Tilgung (Rückzahlung) eines langfristigen Kredits kann unterschiedlich geregelt sein. Zu unterscheiden sind grundsätzlich drei Varianten. Zinsdarlehen Die Rückzahlung eines Zinsdarlehens erfolgt vollständig am Ende der Laufzeit. Während der Laufzeit werden nur die Zinszahlungen geleistet. Bei Personengesellschaften und GmbHs sind Zinsdarlehen oft an eine Kapitallebensversicherung der Eigentümer gebunden. Die Laufzeit des Kredits entspricht derjenigen der Versicherung, so dass der Kredit bei Fälligkeit mit der Auszahlung der Lebensversicherungsleistung getilgt werden kann. Ratendarlehen Der Kreditnehmer zahlt jährlich gleichbleibende Geldbeträge. Da sich durch die Tilgung die Restschuld und damit die Zinszahlungen im Laufe der Zeit reduzieren, steigt bei gleichbleibender Zahlung der Tilgungsanteil. Annuitätendarlehen Der Kreditnehmer zahlt eine gleichbleibende Tilgungsrate. Der zu zahlende Geld betrag sinkt mit der Laufzeit, da der Zinsaufwand durch die laufende Tilgung geringer wird. Die Zinskosten für diese Finanzierungsformen hängen von der aktuellen Marktsituation, der Laufzeit, der Bonität des Schuldners und der Art der Besicherung ab. Oft wird für ein Darlehen mit langer Laufzeit (ca. 4 - 30 Jahre) ein Hypothekendarlehen abgeschlossen. Durch die Eintragung einer Hypothek auf ein Grundstück reduziert sich das Ausfallrisiko für den Kreditgeber. Der Hypothekengläubiger kann bei Nichtbezahlung von Zins und Tilgung, seine Forderung aus einer Liquidierung des besicherten Grundstückes zu begleichen versuchen. Aufgrund des streng akzessorischen Charakters der Hypothek als Grundpfandrecht wird sie jedoch zunehmend durch die Grundschuld ersetzt. Langfristige Fremdkapitalfinanzierung Bankdarlehen Anleihe Schuldscheindarlehen Finanzierungsprogramme <?page no="52"?> 44 Anleihe Eine Anleihe ist ein in der Regel festverzinsliches Wertpapier mit fester Laufzeit. Anleihegläubiger haben das Recht auf Zahlung der Zinsen zu festgelegten Zeitpunkten, sowie des ausgewiesenen Anleihebetrages am Ende der Laufzeit. Die Emission von Anleihen erfolgt zumeist über Banken und Sparkassen. Neben der „klassischen“ Festzinsanleihe gibt es noch die Sonderformen Wandelanleihen, Optionsanleihen, Gewinnobligationen und Genussscheine. Eine Wandelanleihe kann innerhalb einer bestimmten Frist unter bestimmten Bedingungen und in einem festen Verhältnis in Aktien des Unternehmens umgetauscht werden. Bei positiver Kursentwicklung wird der Inhaber der Wandelanleihe diese Chance nutzen, um an der Substanz und Ertragskraft des Unternehmens Anteil zu nehmen. In der Regel haben Wandelanleihen eine niedrigere Verzinsung als normale Anleihen, da der Inhaber den Vorteil der Wandlungsmöglichkeit hat. Eine Optionsanleihebeinhaltet das Recht bestimmte Aktien zu einem bestimmten Kurs zu erwerben. Dieses Recht ist an den von der Anleihe abtrennbaren Optionsschein gebunden, der selbständig verkauft werden kann. Im Gegensatz zur Wandelanleihe wird die Optionsanleihe beim Erwerb der Aktien nicht gewandelt, sondern am Ende der Laufzeit zum Nennwert zurückgezahlt. Bei Zero Bonds ist der Zins im Rückzahlungskurs enthalten. Sie werden üblicherweise mit einem Abschlag ausgegeben und zum Tilgungszeitpunkt mit 100% zurückgezahlt. Floating Rate Notes sind Anleihen, die einen variablen Zinssatz besitzen, der in der Regel an den kurzfristigen Euro-Marktzinsen (Libor, Euribor) gekoppelt ist. Eine Gewinnschuldverschreibung (Gewinnobligation, income bond, participation bond) ist eine Industrieobligation, deren Zinsansprüche, gewinn- oder dividendenabhängig sind. Der Gewinnobligationär nimmt am Geschäftserfolg der Gesellschaft teil: Bei hohen Gewinnen liegt der Zinssatz der Gewinnobligation über dem Kapitalmarktsatz, bei niedrigen darunter. Schuldscheindarlehen Schuldscheindarlehen beinhalten zumeist langfristige Großkredite, die auf nichtöffentlichem Weg, außerhalb der Börse, vorwiegend von Nichtbanken vergeben werden. Kreditgeber sind hauptsächlich Versicherungen und Pensionskassen. Kreditnehmer sind Unternehmen erster Bonität, die die Bonitätsanforderungen der Kreditgeber erfüllen. Finanzierungsprogramme Unter der Bezeichnung Finanzierungsprogramme sind staatliche Kredithilfen zu verstehen, die insbesondere zur Befriedigung des Kapitalbedarfes der mittelständischen Wirtschaft eingerichtet wurden. Zu nennen wäre hier vor allem die Kreditanstalt für Wiederaufbau als bedeutendster Träger staatlicher Kredithilfen. Sie ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts mit einem Grundkapital von 3.750 Mio. €. Der Bund ist mit 3 Mrd. € beteiligt, der Rest stammt von den Bundesländern. Sie soll durch ihre Kreditvergabe die Finanzierung von mittelständischen Unternehmen, Freiberuflern und Existenzgründungen in den Bereichen Wohnungswirtschaft, Umweltschutz, Infrastruktur, technischer Fortschritt und Innovationen erleichtern. Neben der KfW des Bundes haben auch die Bundesländer eigene Förderbanken (Landesförderinstitut) so z. B. Bayern die LfA Förderbank. Auf europäischer Ebene übernimmt diese Aufgabe die Europäische Investitionsbank. <?page no="53"?> 45 3.4 Kreditsicherheiten Kreditsicherheiten sollen dem Kreditgeber die Möglichkeit geben, sich daraus zu befriedigen, wenn der Kreditnehmer seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommt. Einen Überblick über mögliche Personal- und Realsicherheiten gibt folgende Abbildung: 3.4.1.1 Personalsicherheiten Bei Personalsicherheiten haftet neben dem Kreditnehmer eine weitere Person für dessen Verbindlichkeit. Eine Bürgschaft ist eine Vereinbarung zwischen einem Gläubiger und einem Bürgen zur Sicherung einer Verbindlichkeiten einer dritten Person (= Hauptschuldner) gegenüber dem Gläubiger. Die Bürgschaft ist an die Hauptschuld gebunden. Wenn der Hauptschuldner seine Schuld vollständig bezahlt hat, dann erlischt sie. Bei Zahlungsverzug muss der Gläubiger zuerst gegen den Hauptschuldner vorgehen, ehe er auf den Bürgen zurückgreifen kann. Falls der Bürge vom Gläubiger in Anspruch genommen wird, weil der Hauptschuldner nicht zahlt, geht die Forderung des Gläubigers gegen den Hauptschuldner auf den Bürgen über. Eine gewöhnliche Bürgschaft liegt vor, wenn im Bürgschaftsvertrag keine besonderen Vereinbarungen getroffen worden sind. Häufig verlangen Kreditinstitute aber selbstschuldneri- Kreditsicherheiten Personalsicherheiten Bürgschaft Schuldbeitritt Garantie Realsicherheiten Pfand- und Sicherungsrechte an beweglichen Sachen Pfandrecht an Sachen Pfandrecht an Rechten Sicherungsübereignung Sicherungsabtretung an Rechten Eigentumsvorbehalt Grundpfandrechte Hypothek Grundschuld Sonderformen <?page no="54"?> 46 sche Bürgschaften, um bei Zahlungsausfall sofort den Bürgen in Anspruch nehmen zu können. Dies vermeidet langwierige und kostspielige Prozessverfahren. Eine selbstschuldnerische Bürgschaft liegt vor, wenn der Bürge als Privatperson im Bürgschaftsvertrag auf die Einrede der Vorausklage verzichtet hat oder wenn der Bürge HGB-Kaufmann ist und die Bürgschaft für ihn ein Handelsgeschäft ist. Abgrenzung der gewöhnlichen und selbstschuldnerischen Bürgschaft: Gewöhnliche Bürgschaft Selbstschuldnerische Bürgschaft Der Bürge kann vom Gläubiger die Vorausklage gegen den Hauptschuldner verlangen Der Bürge ist erst zur Zahlung verpflichtet, wenn eine Zwangsvollstreckung in das Vermögen des Hauptschuldners erfolglos war. Der Bürge kann vom Gläubiger nicht die Vorausklage gegen den Hauptschuldner verlangen. Der Bürge ist sofort zur Zahlung verpflichtet, wenn der Hauptschuldner die Verbindlichkeit bei Fälligkeit nicht zahlt. Die Bürgschaft ist von dem Schuldbeitritt zu unterscheiden. Bei einem Schuldbeitritt besteht sogleich eine Vertragsbeziehung zwischen einem Gläubiger und einem Schuldner. Eine dritte Person bürgt nicht für einen Schuldner, sondern tritt neben den Schuldner. Der Gläubiger hat dadurch zwei gleichrangig neben einander stehende Schuldner, auf die er bei Fälligkeit alternativ zurückgreifen kann (Gesamtschuldner). Er kann sich wahlweise an den Schuldner wenden, bei dem er mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Begleichung der Schuld erwartet. Die Befriedigung des Gläubigers durch einen der Schuldner (A) führt (im Gegensatz zur Bürgschaft) dazu, dass dieser Schuldner (A) im Verhältnis zum anderen Schuldner (B) nur einen hälftigen Ausgleichsanspruch hat; die Gesamtschuldner sind zueinander zu gleichen Teilen verpflichtet. Die Garantie ist ein bürgschaftsähnlicher Vertrag, in dem sich der Garantiegeber gegenüber dem Garantienehmer verpflichtet, dass ein bestimmter Erfolg eintritt. Garantien sind gesetzlich nicht geregelt und werden in der Regel für eindeutig definierte Einzelgeschäfte abgegeben. Die Garantie ist nicht akzessorisch (hinzutretend). Als Garantiegeber treten zumeist Banken, Staat, Institutionen der EU und Kreditgarantiegemeinschaften einzelner Wirtschaftsverbände auf. 3.4.1.2 Realsicherheiten Bei Realsicherheiten stellt der Kreditnehmer bestimmte Werte zur Sicherung eines Kredits zur Verfügung. Dies können bewegliche oder unbewegliche Vermögensgegenstände sein. Eigentumsvorbehalt, Pfandrecht, Sicherungsübereignung und Sicherungsabtretung beziehen sich auf bewegliche Vermögensgegenständet, Grundpfandrechte auf unbewegliche. Das Pfandrecht ist das Recht eines Pfandgläubigers an einer Sache oder einem Recht, welches zur Sicherung einer Forderung bestellt wurde. Das klassische Pfandrecht spielt in der Kreditpraxis keine große Rolle mehr. Beim vertraglichen Pfandrecht verpfändet der Eigentümer einer Sache oder eines Rechtes (Kreditnehmer oder auch Dritter) das Pfand an das Kreditinstitut. Das Pfand geht in den Besitz des Kreditinstitutes über. Üblich sind z.B. Depotverpfändungen, wenn das Depot bei der kreditgebenden Bank geführt wird. Vom Pfandrechtkann erst Gebrauch gemacht werden, wenn die zu sichernde Forderung fällig wird. <?page no="55"?> 47 Wirtschaftlich sinnvoll ist das Pfandrecht, wenn der Schuldner das Wirtschaftsgut entbehren kann, der Gläubiger das Wirtschaftsgut verwerten kann, das Wirtschaftsgut schnell liquidierbar ist (z.B. Wertpapiere, Wechsel, handelsrechtliche Dispositionspapiere, Edelmetalle etc.) Bei der Sicherungsübereignung wird dem Kreditgeber das Eigentumsrecht übertragen (Besitzkonstitut). Der Kreditnehmer bleibt hierbei im Besitz der Sache und hat das Recht der Nutzung (Sicherungsübereignung eines Kfz durch Übergabe des Kfz-Briefs). Wirtschaftlich sinnvoll ist die Sicherungsübereignung, wenn ein besonderes Vertrauensverhältnis zwischen Kreditgeber und Kreditnehmer besteht, zweifelsfrei bestimmbare Sicherungsgüter wie Kfz oder Maschinen vorhanden sind, die weitere Nutzung durch den Kreditnehmer notwendig ist. Der Sicherungsabtretung (Forderungsabtretung oder Zession) kommt bei der Kreditsicherung eine erhebliche Bedeutung zu. Der Kreditnehmer tritt als Zedent Forderungen, über die er verfügt, an den Kreditgeber ab. Forderungen, deren Abtretung vertraglich ausgeschlossen oder deren Abtretung gesetzlich untersagt ist, können nicht abgetreten werden. Anzutreffende Formen sind: Einzelzession, Mantelzession - Abtretung über eine bestimmte Forderungssumme, Globalzession - Abtretung der Forderungen aller Schuldner mit einem bestimmten Anfangsbuchstaben. Bei einem Eigentumsvorbehalt bleibt der Verkäufer eines Vermögensgegenstandes auch nach der Übergabe bis zur vollständigen Bezahlung Eigentümer. Der Käuferwird durch die Übergabe lediglich zum Besitzer. Der Eigentumsvorbehalt ist eine häufig vereinbarte Form der Kreditsicherung, die insbesondere beim Lieferantenkredit zum Einsatz kommt. Grundpfandrechte Grundpfandrechte sind dingliche Rechte an Immobilien. Sie entstehen durch Eintragung in das Grundbuch des zuständigen Grundbuchamts und bestehen unabhängig vom Eigentümer. Eine Hypothek ist ein Pfandrecht an einem Grundstück, das zur Sicherung einer bestimmten Forderung besteht(akzessorisch). Die Höhe der Hypothek hängt von der Höhe der Forderung ab und das Grundstück dient so lange als Pfand bis der Gläubiger eine bestimmte Geldsumme zur Befriedigung seiner Forderung erhalten hat. Eine Grundschuld ist ein Pfandrecht an einem Grundstück, das unabhängig von einer bestimmten Forderung besteht (abstrakt). Ein Grundstück kann belastet werden, dass an denjenigen, zu dessen Gunsten die Belastung erfolgt, eine bestimmte Geldsumme aus dem <?page no="56"?> 48 Grundstück zu zahlen ist, ohne dass dem eine bestimmte Forderung zugrunde liegen muss. In der Praxis werden sie zur Absicherung von Darlehen und Kontokorrentkrediten verwendet. Hypothek und Grundschuld im Vergleich: Hypothek Grundschuld Pfandrecht an einem Grundstück zur Sicherung einer bestimmten Forderung Pfandrecht an einem Grundstück zur Sicherung einer bestimmten Geldsumme Der Anspruch aus der Hypothek ist rechtlich an den Anspruch aus dem Darlehen geknüpft. Der Umfang der Hypothek ist genau so groß wie der Umfang des Darlehens (akzessorischer Anspruch) Der Anspruch aus der Grundschuld ist nicht an den Anspruch aus dem Darlehen geknüpft (abstrakter Anspruch). Der dingliche Haftungsanspruch aus dem Grundpfandrecht erstreckt sich auf: das Grundstück selbst, die wesentlichen Bestandteile des Grundstücks, z. B. Gebäude, Pflanzen, das Zubehör, soweit es dem Grundstückseigentümer gehört, z.B. Maschinen, Geräte, Vieh die Grundstückserträge, z. B. Mieteinnahmen 3.4.1.3 Sonderformen Unter dem Sammelbegriff der Sonderformen werden weitere Möglichkeiten der Absicherung von Kreditrisiken, also dem Zinsänderungsrisiko und auch dem Ausfallrisiko, verstanden, die nicht eindeutig den beiden „klassischen“ zuvor erläuterten Gruppen zuzuordnen sind. Im Einzelnen sollen hier betrachtet werden: Hermes-Bürgschaften Credit Default Swap (Kreditausfallversicherungen) Forward Rate Agreement Zins-Swap Hermes-Bürgschaften sind Ausfuhrgewährleistungen des Staates. Sie sollen die deutschen Exporte fördern, indem sie exportierende Unternehmen vor Verlusten durch ausbleibende Zahlungen ihrer ausländischen Geschäftspartner schützen. Sollte der ausländische Abnehmer nicht zahlen, so haftet der deutsche Staat. Damit entfallen das Konkurs- und Liquiditätsrisiko für die deutschen Unternehmen und die Verfolgung der Ansprüche im Ausland. Die Ausfuhrgewährleistungen werden auf der Grundlage jährlich festgesetzter haushaltsrechtlicher Ermächtigungen übernommen. Die Entscheidung über Hermes-Bürgschaften liegt beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Das Bundesministerium der Finanzen, das Auswärtige Amt und das Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit müssen jedoch zustimmen. Bei einem Credit Default Swap (CDS) versichert sich der Sicherungsnehmer (Protection Buyer) sich für den Fall, dass ein bestimmtes Kreditereignis eintritt (in der Regel die Insolvenz eines Schuldners). Für die Risikoübernahme ist eine Prämie an den Sicherungsgeber <?page no="57"?> 49 (Protection Seller) zu zahlen. Dieser zahlt dafür bei Schadenseintritt eine vereinbarte Summe oder nimmt entsprechende Anleihen des Schuldners zum Nominalwert ab. In der Regel werden Verträge auf fünf Jahre geschlossen, in denen der CDS-Verkäufer die Zahlung von bis zu zehn Millionen Dollar im Fall eines Schuldenausfalls zusagt. Dafür ist eine jährliche Prämie fällig. Die Trennung von Kreditgeschäft und Ausfallrisiko erlaubt durch getrennten Handel auf den Kapitalmarkt eine bessere Verteilung des Risikos. Bei einem Forward Rate Agreement (FRA) verpflichtet sich eine Partei gegenüber einer anderen, für eine Verbindlichkeit während eines festgelegten, in der Zukunft beginnenden Zeitraumes einen bestimmten Zins zu zahlen. Der anfänglich festgelegte Zinssatz ist der FRA-Satz. Aus der Differenz des vereinbarten FRA-Satzes und dem zukünftigen Marktzinssatz bezogen auf einen bestimmten Nominalbetrag und eine festgelegte zukünftige Periode wird der zu zahlende Betrag errechnet. Aus Vereinfachungsgründen werden bei einem FRA nur die sich aus den saldierten Zahlungsströmen ergebenden Beträge gezahlt. Durch ein FRA will ein Investor an einem bestimmten Zeitpunkt den Zinssatz für zukünftige variabel verzinsliche Verbindlichkeiten oder Anlagen heute schon festzuschreiben. Auf diesem Wege ist eine feste Kalkulationsbasis geschaffen und das Zinsänderungsrisiko eliminiert. Ein Zins-Swap ist eine Vereinbarung zwischen Vertragspartnern, Zinszahlungen über einen bestimmten Zeitraum auszutauschen, wobei die Zahlungen zwar in derselben Währung, aber mit unterschiedlichen Konditionen verbunden sind. Die gängigste Form ist der Tausch von Festzinszahlungen wie z. B. aus Anleihekupons, gegen Zahlungen in Höhe des zum Zahlungszeitpunkt jeweils gültigen Geldmarktsatzes. Ein Swap ähnelt einem FRA, wobei er sich aber über mehrere Perioden erstreckt. Es können Festzins gegen Festzins, Festzins gegen variable Zinsen oder variable Zinsen gegen variable Zinsen getauscht werden. Bei einem Cross- Currency Swap werden zusätzlich Zinszahlungen in verschiedenen Währungen ausgetauscht. Bei Zins-Swaps bleibt der Betrag, auf den sich die Zinszahlungen beziehen gleich. Es werden feste Zinszahlungen durch den „Fixed Rate Payer“ und variable Zinszahlungen durch den „Floating Rate Payer“ auf einen Nominalbetrag zu bestimmten Zeitpunkten (üblicherweise jährlich, halbjährlich oder vierteljährlich) vereinbart. Beispiel: Ein Unternehmen, das sich am Geldmarkt finanziert und in den kommenden Jahren steigende Zinsen erwartet, geht einen Swap ein, bei dem es einen fixen Zinssatz über einige Jahre entrichtet und einen variablen Zinssatz erhält. Da der eine Zinssatz fest ist und sich am aktuellen Zinsniveau orientiert, sind mit dem Swap die Finanzierungskosten für die Zukunft festgeschrieben, ohne dass das Unternehmen tatsächlich Mittel aufnimmt. Dies liegt daran, dass das Unternehmen die am Geldmarkt geltenden Zinsen erhält, so dass bei steigenden Zinsen die Zinszahlungen zunehmen. Werden zukünftig tatsächlich Mittel benötigt, müssen diese zwar zu einem höheren Zinssatz aufgenommen werden, die höheren Zinskosten können dann aber durch den erhöhten Mittelzufluss aus dem Swap ganz oder teilweise ausgeglichen werden. <?page no="58"?> 50 4 Kreditsubstitute Unter den Begriff Kreditsubstituten sind Finanzierungsinstrumente zusammengefasst, die dem Unternehmen die Aufnahme von frischem Fremdkapital ersparen. In erster Linie geht es dabei um Factoring, Leasing und Asset Backed Securities. Factoring Eine aus den Vereinigten Staaten stammende Finanzdienstleistung ist das Factoring. Hierbei kauft ein Unternehmen (der so genannte Factor) die Forderungen eines anderen Unternehmens (Factoringkunde) auf. Erworben wird dabei die offene Forderung, die gegen den Debitor des Factoringkunden besteht. Der Factoringkunde tritt damit seine Forderung an den Factor ab. Hierfür erhält der Kunde eine zeitnahe Zahlung, welche sich i.d.R. zwischen 70% und 90% der Betragshöhe der offenen Forderung bewegt. Sobald der Schuldner die offene Forderung gegenüber dem Factor beglichen hat, wird der restliche Betrag an den Factoringkunden ausgezahlt. Die Kosten des Factorings, bestehend aus den anfallenden Gebühren und den Zinsen für den vorab ausgezahlten Betrag, trägt der Factoringkunde. Die Gesamtkosten beim Factoring liegen jedoch meist unter den Kosten eines Kontokorrentkredites. Beim Factoring werden mehrere Formen unterschieden: je nach Leistungsumfang differenziert man echtes und von unechtem Factoring. Unterscheidungsmerkmale sind die Übernahme des Delkredererisikos, die Haftung des Factors für die Zahlungsunfähigkeit des Schuldners. Wird dieses Risiko nicht übernommen, handelt es sich um ein unechtes Factoring. Bei der Unterscheidung nach der Art der Forderungsabtretung gibt es im Wesentlichen zwei Arten des Factorings: Beim offenen Factoring erfährt der Debitor von der Abtretung der Forderung und er kann dann an das Factoring-Unternehmen zahlen. Beim verdeckten (stillen) Factoring wird er von der Forderungsabtretung nicht informiert. Ein stilles Factoring kann aufgrund des Betrugsrisikos nur von erstklassigen Kunden durchgeführt werden. Der Factor kann je nach Vertragsausgestaltung folgende Funktionen ausüben: Finanzierungsfunktion: Bei der Abtretung wird der Forderungsbetrag gutgeschrieben und dadurch die Kapitalbindung reduziert. Dienstleistungsfunktion: Der Factor übernimmt ebenfalls die Debitorenbuchhaltung des Klienten einschließlich des Mahn- und Inkassowesens. Delkredere Funktion: Der Factor trägt das volle Ausfallrisiko der Forderungen. Bewertung: Vorteile Nachteile Geld steht früher zur Verfügung kein Mahnwesen und Inkassowesen nötig keine Debitorenbuchhaltung nötig Schutz vor Forderungsausfall Kosten des Factoring negatives Image des Factoring beim Kunden <?page no="59"?> 51 Leasing Unter Leasing wird die Vermietung von beweglichen und unbeweglichen Vermögensgegenständen verstanden. „Lease“ ist ein englisches Wort, das in Deutschen mieten oder pachten bedeutet. Von den vielen in der Praxis anzufinden Formen des Leasings sind in folgender Tabelle die wichtigsten bzw. verbreitetsten beschrieben: Direktes Leasing Indirektes Leasing Leasingvertrag zwischen Hersteller und Leasingnehmer (= Hersteller-Leasing) Leasing-Gesellschaft kauft vom Hersteller und schließt Leasingvertrag mit dem Leasingnehmer ab Operatives Leasing Finanzleasing kurzfristige Kündigungsmöglichkeit für beide Vertragspartner i. d. R. trägt der Leasinggeber Wartungs-, Reparatur-, und Versicherungskosten sowie Investitionsrisiko Volle Amortisation nur bei mehrmaliger Vermietung erreichbar Vereinbarte Grundmietzeit ist unkündbar Leasing-Raten und Restwert enthalten Anschaffungs- oder Herstellungskosten, Finanzierungs- und Verwaltungskosten sowie Gewinnzuschlag des Leasinggebers Grundmietzeit häufig kürzer als die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer Leasingnehmer trägt Reparatur-, Wartungs- und Versicherungskosten sowie Investitionsrisiko Leasingnehmer kann am Vertragsende häufig den Mietgegenstand erwerben Vollamortisationsvertrag Teilamortisationsvertrag In der Laufzeit werden die Kosten des Leasinggegenstandes und die Zinsen vollständig bezahlt. Es erfolgt aber kein Eigentumsübergang Leasingnehmer zahlt einen Teil der Kosten, bei Vertragsende hat er die Optionen: Anschlussleasing auf Restwertbasis, Kauf zum Restwert, Rückgabe Bei Teilamortisation sind die Leasingraten bei identischer Laufzeit günstiger als bei Vollamortisation. Bei gleichen Zahlungen hat der Vollamortisationsvertrag eine längere Laufzeit als derjenige der Teilamortisation Die bilanzielle Zurechnung des Leasing-Gegenstandes hängt von der Vertragsgestaltung und der tatsächlichen Durchführung ab. Es wird hierbei zwischen Verträgen ohne Kauf- oder Verlängerungsoption und solchen mit unterschieden. Gemäß den Leasingerlässen des Bundesministeriums der Finanzen wird bei Leasingverträgen ohne Optionsrecht wird der Leasing-Gegenstand dem Leasing-Geber zugerechnet, wenn die Grundmietzeit 40% bis 90% der betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer des Leasing- Gegenstandes liegt und der Kaufpreis bei Ausübung des Optionsrechts kleiner ist als der <?page no="60"?> 52 Buchwert, der sich bei einer linearen Abschreibung ergeben würde bzw. der Zeitwert bei Veräußerung. Wird der Gegenstand dem Leasinggeber zugerechnet, so erfasst dieser die jeweils nächste Leasingrate als Forderung; die eingehende Zahlung stellt in voller Höhe einen Ertrag dar. Zugleich kann er den Leasinggegenstand nach den vorgeschriebenen Methoden abschreiben. Der Leasingnehmer behandelt die geleisteten Zahlungen in voller Höhe als Aufwand. Wird der Leasinggegenstand beim Leasingnehmer bilanziert, muss der Leasinggeber den Zinsanteil der eingehenden Leasingraten als Ertrag verbuchen und die restliche Zahlung als Tilgung der ursprünglichen Verbindlichkeit. Der Leasingvertrag entspricht in diesem Fall sehr einem Annuitätendarlehen. Der Leasingnehmer bucht den Wert des Leasinggegenstandes als Anlagevermögen und bilanziert eine entsprechende Verbindlichkeit. Die Berechnung des Zinsanteils in den Leasingraten kann mittels eines Kapitalwertvergleichs oder der Zinsstaffelmethode erfolgen. Bei der Zinsstaffelmethode wird der Zins- und Kostenanteil einer Leasingrate mit folgender Formel ermittelt: Beispiel: Eine Leasinggesellschaft bietet eine Maschine mit folgenden Konditionen an: Finanzierungsleasingvertrag mit Kaufoption Grundmietzeit 01.01.XXX1 bis 31.12.XX13 Jahresrate über 600.000 € Nutzungsdauer: 20 Jahre Kaufpreis nach Beendigung des Leasingvertrages: 400.000 € Neupreis der Maschine: 4,5 Mio. € Welche Form der Finanzierung ist günstiger: ein Annuitätendarlehen mit einer Anfangstilgung von 4,8%, einem Zinssatz von 7,5% und einer Laufzeit von 13 Jahren oder das o.a. Leasingangebot? Die Vorteilhaftigkeit soll anhand der Summe der nicht diskontierten Zinszahlungen betrachtet werden <?page no="61"?> 53 Lösung: Annuitätendarlehen: Jahr Tilgung Zins Gesamt 1 216.288,88 337.500,00 553.788,88 2 232.510,55 321.278,33 553.788,88 3 249.948,84 303.840,04 553.788,88 4 268.695,00 285.093,88 553.788,88 5 288.847,13 264.941,75 553.788,88 6 310.510,66 243.278,22 553.788,88 7 333.798,96 219.989,92 553.788,88 8 358.833,89 194.955,00 553.788,88 9 385.746,43 168.042,46 553.788,88 10 414.677,41 139.111,47 553.788,88 11 445.778,21 108.010,67 553.788,88 12 479.211,58 74.577,30 553.788,88 13 515.152,45 38.636,43 553.788,88 Gesamt: 4.500.000,00 2.699.255,48 7.199.255,48 Leasingvertrag: Somit besteht die erste Leasingrate aus einer Zinszahlung von 471.428,57 € und einer Tilgung von 600.000 € - 471.428,57 € = 128.571,43 €. Für die gesamte Laufzeit ergibt sich folgendes Bild: Jahr Zinsanteil 1 471.428,57 2 435.164,84 3 398.901,10 4 362.637,36 5 326.373,63 6 290.109,89 7 253.846,15 8 217.582,42 9 181.318,68 10 145.054,95 11 108.791,21 12 72.527,47 13 36.263,74 Gesamt: 3.300.000 Die Zinsbelastungen sind bei der Leasing-Variante um ca. 600.000 € höher als bei der Kreditvariante. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass eine Zahlung von 400.000 € für den Erwerb nach Ablauf der Leasingzeit notwendig wird. <?page no="62"?> 54 Asset Backed Securities (ABS) Die ABS ähneln dem Factoring. Es werden umfangreiche Finanzaktiva, oftmals Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, in Form eines Treuhandvermögens in einer eigens hierfür gegründeten Gesellschaft gepoolt. Die Ansprüche an diesem Pool werden als Wertpapiere verbrieft und hauptsächlich an institutionelle Anleger veräußert. ABS sind dadurch quasi Anleihen, die mit Forderungen auf laufende oder künftige Einnahmen unterlegt sind. Im Gegensatz zu Anleihen eines einzelnen Unternehmens bündeln ABS aber die Forderungen von einer Vielzahl von Gläubigern. Je mehr Einzelforderungen sich in dem ABS-Fonds befinden, umso geringer sind die Konsequenzen des Ausfalls eines Schuldners. Durch eine Vielzahl von Schuldnern wird das Ausfallrisiko somit stark verteilt. ABS ermöglichen bei einem vermeintlich geringen Risiko einem Mehrertrag gegenüber dem Geldmarkt zu erzielen. Vermeintlich deshalb, weil die Zuverlässigkeit durch Kredit-Ratings ausgedrückt wird. Laufende Einzahlungen können z. B. mit Bündeln von Hypothekendarlehen erzeugt werden. Dabei werden Hunderte von Hypotheken von Privatpersonen in einer Einheit zusammengepackt und die hieraus zu erwartenden Zinszahlungen und Tilgungen nach ihrer Ausfallwahrscheinlichkeit strukturiert. Es lassen sich zwei Gestaltungsmodelle unterscheiden: Fondszertifikationskonzept Ein Fond kauft Forderungen an und finanziert sich über die Ausgabe von Fondszertifikaten. Diese ABS-Papiere verbriefen einen gewissen Anteil am Fondsvermögen. Zins- und Tilgungszahlungen der Schuldner an den Fonds werden an die Anteilseigner weitergeleitet, wobei das Risiko von Zahlungsschwankungen relativ hoch ist. Daraus ergibt sich das Hauptproblem für den Zertifikatsinhaber: die Nichtplanbarkeit der Rückzahlungen hinsichtlich Höhe und Zeitpunkt. Anleihekonzept Durch die Zwischenschaltung bestimmter Finanzinstitutionen wird die Nichtplanbarkeit der Rückzahlungen durch feste Zins- und Rückzahlungspläne für ABS-Investoren beseitigt. Die dadurch reduzierte Unsicherheit führt jedoch zu geringeren Renditeansprüchen der Geldgeber. Als Beispiel sei angenommen, dass ein Hypothekendarlehen eines amerikanischen Bauherrn von dessen Bank in eine ABS eingebracht wird, die wiederum durch einen institutionellen Investor erworben wird. Der Hypothekennehmer zahlt Zinsen und Tilgung nicht mehr an die Bank, sondern an den Investor. Zwischen dem Investor und der abtretenden Bank ist eine Art Treuhandgesellschaft geschaltet, welche durch Ratingagenturen, Investmentbanken u.a. kontrolliert und gesteuert wird. Mit den Zahlungsflüssen gehen auch Risiken einher. Angenommen, die Zins- und Tilgungszahlungen bleiben aus und es kommt zur Zwangsversteigerung. Das Haus wird verkauft, um mit dem Verkaufserlös das Darlehen zu tilgen. Erzielt die Versteigerung einen geringeren Betrag als die Restforderung, so trägt der Investor des ABS den Verlust. Andererseits könnte der Hausbesitzer sein Hypothekendarlehen frühzeitig ablösen, die geplanten Zins- und Tilgungszahlungen würden dann ausbleiben und der Betrag mit i.d.R. veränderten Konditionen neu angelegt werden. Um diesen unterschiedlichen Risiken Rechnung zu tragen, werden ABS in Risikogruppen zusammengefasst, die ein unterschiedliches Rating haben. ABS Gruppen mit schlechteren Ratings, mit höherem Ausfallrisiko, werden dann mit einer höheren Rendite versehen als sol- <?page no="63"?> 55 che mit besseren Ratings. ABS umfassen Hypothekendarlehen für gewerbliche oder private Immobilien, Forderungsabtretungen, Kreditkartenforderungen, Autofinanzierungen und vieles mehr. Bei ABS handelt sich um eine kostengünstige Finanzquelle. Die Liquidierung der Vermögenswerte ergibt eine bessere Bilanzoptik bzgl. der Liquiditätskennzahlen und des Verschuldungsgrades. Durch ABS können sich bonitätsmäßig schlechter eingestufte Unternehmen günstig finanzieren, da lediglich die verkauften Finanzaktiva durch die Rating-Agenturen bewertet werden. Weitere Möglichkeiten Gegenstand dieses Abschnittes sind weitere in der Praxis anzutreffende Risikokapital- Finanzierungs-Instrumente die über das klassische Fremdkapital hinausreichen. Die Eigenkapitalausstattung deutscher Unternehmen ist traditionell gering und deren Fremdkapitalquote entsprechend hoch. Dieser Umstand ist u.a. darauf zurückzuführen, dass der starke Wettbewerb unter den Banken dazu führte, dass Fremdkapital vergleichsweise leicht und billig auch für riskantere Projekte verfügbar war. Außerdem waren Eigenkapitalbeteiligungsgesellschaften (Venture Capital bzw. Private Equity) mangels entsprechender Handelsplattformen für deren Anteile in Deutschland kaum gebräuchlich. Dies erwies sich aber in einer zunehmend internationalen Wirtschaft für Unternehmen in einer Wachstumsbrache als negativ. Das von Banken bereitgestellte Fremdkapital war für bestimmte Unternehmensstrategien nicht mehr ausreichend. Die daraus resultierende Einschränkung des finanziellen Spielraums brachte jedoch für Unternehmen in stark wachsenden Märkten (über 20% Wachstum) gravierende Wettbewerbsnachteile gegenüber ausländischen Private Equity-finanzierten Unternehmen mit sich. Neue Technologien und Internationalisierung erfordern eine Auseinandersetzung mit dem damit verbunden Wettbewerbsdruck. Die Internationalisierung der Märkte für Waren und Dienstleistungen geht einher mit einer Internationalisierung der Investition und der Finanzierung. Ausgehend von den USA (1970er Jahre), später Großbritannien (1980er Jahre) und seit den 1990er Jahren in Kontinental-Europa gewinnen Private Equity, Venture Capital und Mezzanine Capital an Bedeutung. Mit Private Equity wird die außerbörsliche eigenkapitalähnliche Finanzierung von Unternehmen bezeichnet. Im engeren Sinn bedeutet Private Equity eine Finanzierung, bei es um die Übernahme der Anteilsmehrheit durch einen Investor geht (sog Buy-outs). Mit Venture Capital(Wachstumskapital) wird die Finanzierung in frühen Unternehmensphasen bezeichnet, bei der es um eine Minderbeteiligung an einem Unternehmen geht. Mezzanine-Kapital Mezzanine Capital (Hybrid-Kapital) bedeutet eine Finanzierung die zwischen dem stimmberechtigten und voll haftenden Eigenkapital und erstrangigen Fremdkapital liegt. Ein Mezzanine Capital enthält Eigenschaften des Eigenwie des Fremdkapitals. Zum Ausgleich für die im Vergleich zum reinen Fremdkapital höheren Risikos partizipiert ein Mezzanine-Geber häufig zusätzlich zu seiner festen Verzinsung am Wertwachstum des Unternehmens z.B. durch eine Kaufoption der Aktien oder Gewinnausschüttungen. Für Unternehmen, die sich in einer entscheidenden Wachstums- oder Veränderungsphase befinden bei deren Bewältigung eine großen Wertsteigerung für alle Anteilsinhaber - neben den <?page no="64"?> 56 bisherigen auch die hinzutretenden Kapitalgeber - zu erwarten sind, benötigen hierfür ein entsprechendes Finanzierungsvolumen. Große Wachstums- und Veränderungsphasen in einem Unternehmen sind i.d.R. nicht aus dessen laufenden Cashflow finanzierbar. Die Beschaffung von zusätzlichem, traditionellem Fremdkapital könnte jedoch mangels weiterer Sicherheiten nur eingeschränkt oder überhaupt nicht möglich sein. Die bestehenden Gesellschafter stehen dann vor der Entscheidung, entweder auf Unternehmenswachstum zu verzichten, Marktanteile zu verlieren und damit Wertsteigerungspotentiale nicht zu realisieren oder sich Eigenkapital über eine Abgabe von Anteilen zu holen. Wenn beides nicht gewollt ist, könnte eine Mezzanine-Finanzierung eine Alternative sein. Mezzanine-Kapital ist eine Finanzierungsform, die in ihrer wirtschaftlichen und rechtlichen Ausgestaltung eine Mischform zwischen Eigen- und Fremdkapital darstellen. Dabei erhält ein Unternehmen wirtschaftliches und/ oder bilanzielles Eigenkapital, ohne dass die Kapitalgeber dafür z.B. Stimm- oder Mitspracherechte erhalten. Mezzanine-Kapital kann sehr eigenkapitalähnlich sein wie z.B. in Form von Genussrechten oder stillen Beteiligungen. Möglich sind aber auch weniger eigenkapitalähnliche Formen wie Wandel- und Optionsanleihen. Mezzanine-Kapital in Form von nachrangigen Darlehen, Beteiligungsdarlehen oder Gesellschafterdarlehen ist hingegen eher fremdkapitalähnlich und muss demzufolge in der Bilanz im Fremdkapital ausgewiesen werden. Genussrechte Durch einen Genussrechtsvertrages verpflichtet sich der Inhaber, dem Emittenten ein bestimmtes Kapital zur Verfügung zu stellen. Der Inhaber erhält dafür bestimmte Rechte, wie z.B. eine gewinnabhängige Vergütung oder eine Beteiligung am Liquidationserlös. Stimmrechte sind jedoch nicht möglich. Genussrechte können als Inhaber- oder Namenspapiere verbrieft und dann gehandelt werden (Genussscheine). Wandelanleihe Wandelanleihen (Wandelschuldverschreibung, Wandelobligation) werden von Anteilsgesellschaften ausgegeben und in der Regel mit einem Nominalzins ausgestattet, der unter dem Kapitalmarktzins liegt. Eine Wandelschuldverschreibung ist ein Wertpapier mit Zins, das dem Inhaber das Recht gewährt, sie während einer Wandlungsfrist zu einem bestimmten Verhältnis in Aktien umzuwandeln. Falls Schuldverschreibungen während der Frist nicht gewandelt werden, werden sie am Ende der Laufzeit getilgt. Eine Wandelschuldverschreibung kann aber auch eine Wandlungspflicht enthalten, so dass sie am Ende der Laufzeit zwingend gewandelt werden muss. Beteiligungsdarlehen Ein Beteiligungsdarlehen (partiarisches Darlehen) ist eine Sonderform eines Darlehens, das neben der Zinszahlung eine Beteiligung am Gewinn aber nicht am Verlust eines Unternehmens enthält. Ein Stimmrecht ist damit aber i.d.R. nicht verbunden. <?page no="65"?> 57 Bei der Berechnung von Kennzahlen schlagen Fremdkapitalgeber das Mezzanine-Kapital zumindest in Teilen dem wirtschaftlichen Eigenkapital zu, da es die potentiell verfügbaren Sicherheiten nicht schmälert. Wie groß dieser Teil ist, hängt von der speziellen Situation und der Art der Vertragsgestaltung ab. Wenn das Mezzanine Kapital zum Eigenkapital gerechnet wird, erhöht sich die Eigenkapitalquote, was eine günstigere Mischfinanzierung erlaubt. Das Mezzanine-Mindestvolumen beträgt wegen der im Vergleich zum klassischen Kredit höheren Transaktionskosten (aufwendigere Prüfung des Kapitalnehmers mangels Sicherheiten) i.d.R. mindestens 500.000 €. Mezzanine-Geber sind oft Private Equity-Gesellschaften, Banken sowie spezielle Mezzanine-Fonds. Die aufwendigere Prüfung erfolgt zumeist in Form eines externen Ratings oder durch eine Darstellung des Mezzanine-Nehmers (z.B. mit einem umfangreichen Businessplan). Ein detaillierter Mehrjahresplan, der den Zeitpunkt der Mezzanine-Rückzahlung enthält, ist insbesondere für wachstumsorientierte Unternehmen entscheidend, da wachstumsstarke Unternehmen häufig den operativen Cashflow investieren, so dass er nicht zur Tilgung verwendet werden kann. Mezzanine-Kapital ist gesetzlich weniger stark reguliert als Aktienkapital, sodass sehr individuelle Gestaltungen möglich sind, insbesondere was Laufzeiten (i.d.R. 7 - 10 Jahre), Kündigungsmöglichkeiten (z.B. Mezzanine-Nehmer unterschreitet vorher definierte Eigenkapitalquote), Verzinsungs-, Gewinn- und Verlustregelungen oder Rückzahlungsmodalitäten betrifft. Von der Ausgestaltung dieser Punkte hängt es jedoch ab, ob das Kapital handels- und steuerrechtlich zum Eigen- oder Fremdkapital gezählt wird. Vor allem durch die vorsichtigere Kreditvergabe der Banken wegen der Basel II Vorschriften gewann die Mezzanine-Finanzierung an Bedeutung. Die höher zu verzinsenden Mezzanine Finanzierungen werden idealerweise ergänzt durch niedriger zu verzinsende klassische Kredite (Mischfinanzierung). Internationale Finanzierung In Zeiten der Globalisierung ist es auch im Bereich der Finanzierung immer üblicher, dass die Unternehmen auf eine internationale Finanzierung ihrer verschiedenen Projekte setzen. Es ergibt sich hier die Möglichkeit an günstigen Währungsentwicklungen teilzunehmen, eigenes Kapital zu streuen oder auch Zinsvorteile auszunutzen. Der Zugang zu den internationalen Geld- und Kapitalmärkten bringt aber auch eigene Risiken in sich. Diese beruhen im Wesentlichen auf wirtschaftlichen, politischen oder Länderrisiken sowie v.a. auf Währungs- oder Wechselkursrisiken. Dies verlangt den Einsatz von Sicherungsinstrumenten zur Absicherung der außenwirtschaftlichen Risiken durch das Unternehmen. <?page no="66"?> 58 Mögliche Maßnahmen der Unternehmen hierfür können sein: Risiko Gegenmaßnahmen wirtschaftliche Außenwirtschaftsrisiken - Kreditrisiko Bankgarantien (Zahlungsgarantien) Dokumentenakkreditive Anzahlungen Eigentumsvorbehalt Ausfuhrkreditversicherung regressloser Forderungsverkauf - Fabrikationsrisiko Versicherung Anzahlungen - Abnahmerisiko Handelsauskünfte über den Importeur Dokumentenakkreditive - Preisrisiko vertragliche Preisanpassung, Preissicherungsgeschäfte - Transportrisiko Transportversicherung, spezielle Lieferbedingungen politische Außenwirtschaftsrisiken bzw. Länderrisiken Ausfuhrkreditversicherung, Zahlungsgarantie über ein Drittland, Finanzierung durch Bestellerkredite, Bestätigte Dokumentenakkreditive, Forfaitierung von Forderungen Wechselkursrisiken Währungsklauseln Aufnahme von Fremdwährungskrediten Thesaurierung von Fremdwährungsforderungen, Verrechnung mit eigenen Zahlungen, Wechselkursversicherungen, Devisentermingeschäfte und Optionen Ein Unternehmen kann das Wechselkursrisiko durch Absicherungsgeschäfte (Hedgegeschäft) weitgehend ausschalten. Diese sind insbesondere durch Optionen und Swaps auf dem Devisenmarkt möglich. Darüber hinaus ist auch eine Eliminierung des Risikos durch Kurssicherungsgeschäfte möglich, d.h. zukünftige Deviseneinzahlungen und -auszahlungen werden über Terminmarktgeschäfte abgesichert. Eine weitere Möglichkeit die Wechselkursunsicherheit zu reduzieren ist die Verlagerung von Produktionsstätten in den jeweiligen Währungsraum, die Nutzung der dortigen Lieferanten oder die Finanzierung über die dortigen Kapitalmärkte. Da in diesem Fall Forderungen und Verbindlichkeiten in der gleichen Währung miteinander verrechnet werden, kann man auch von einem natürlichen Hedge sprechen. <?page no="67"?> 59 5 Kapitalstrukturentscheidungen Bei jeder Finanzierungsentscheidung sind folgende Aspekte zu berücksichtigen: Verfügbarkeit einer bestimmten Finanzierung, Kosten der jeweiligen Finanzierung und Auswirkungen einer Finanzierung auf künftige Finanzierungen wegen der daraus resultierenden Kapitalstruktur. Unter der Kapitalstruktur versteht man das bilanztechnische Verhältnis von Fremdkapital zu Eigenkapital eines Unternehmens sowie deren Zusammensetzung (z.B. kurz-, mittel- und langfristige Elemente). Die Finanzierungsform einer Investition hat Auswirkungen auf die Kapitalstruktur des gesamten Unternehmens und von der wiederum hängen künftige Finanzierungsmöglichkeiten ab. Es gibt eine vertikale und eine horizontale Betrachtungsweise der Rechnungslegung eines Unternehmens. Entsprechend unterscheidet man zwischen vertikalen Kennzahlen, bei denen Größen auf einer Seite der Bilanz und horizontalen Kennzahlen, bei denen Größen auf beiden Seite der Bilanz in Beziehung zueinander gesetzt werden. Beispiele für vertikale Bilanzkennzahlen sind: Beispiele für horizontale Bilanzkennzahlen sind: Im Folgenden sind die Kennzahlen gegliedert in die vier Bereiche Investition-, Kapitalstruktur-, Finanzierungs-, Liquiditäts- und Rentabilitätskennzahlen. Investitionskennzahlen Die Investitionskennzahlen behandeln das Problem der Fristenkongruenz. Langfristiges Analagevermögen muss langfristig finanziert sein, da sonst bei Fälligkeit eines Kredites eine Zwischenfinanzierung nötig ist. Das langfristigste Kapital ist das Eigenkapital, das ohne Frist überlassen wurde, und das langfristige Fremdkapital, das zumindest für mehr als ein Jahr überlassen wurde. Die Vermögensbindung fragt, welcher Anteil der Vermögensgegenstände in einem Unternehmen langfristig gebunden ist. Berechnet wird sie anhand der Anlageintensität die sich aus dem Anteil des Anlagevermögens am Gesamtvermögen (Bilanzsumme) eines Unternehmens ergibt. <?page no="68"?> 60 Eine hohe Anlagenintensität könnte die Fremdkapitalgeber skeptisch machen, weil der erwartete Mittelrückfluss aus dem Anlagevermögen in der fernen Zukunft liegt, da das Anlagevermögen in der Regel für mehr als ein Jahr im Unternehmen verbleibt. Allgemein gilt: Je höher die Anlagenintensität, desto wichtiger ist die Finanzierung. Eine hohe Anlagenintensität bedeutet wegen der damit verbundenen hohen Abschreibungen zumeist hohe Fixkosten. Je höher die Anlageintensität, desto geringer ist auch die Flexibilität des Unternehmens auf Nachfrageschwankungen zu reagieren. Bei der Interpretation der Anlagenintensität ist aber die Branche des Unternehmens zu beachten, da Produktionsunternehmen in der Regel deutlich anlagenintensiver sind als Dienstleitungsunternehmen. Die Relation wird außerdem stark vom Automatisierungsgrad und Fertigungsverfahren beeinflusst. Zwei weitere Kennzahlen die in diesem Zusammenhang angeführt werden, sind die Umlaufintensität und die Vermögenstruktur, die jedoch inhaltlich redundant sind. Beide Kennzahlen bieten keinen zusätzlichen Informationsgehalt, da sie sich direkt aus der Anlagenintensität ergeben (Umlaufintensität = 1-Anlagenintensität und Vermögenstruktur = Anlagenintensität/ (1-Anlagenintensität) Kapitalstrukturkennzahlen Bei den Kapitalstrukturkennzahlen wird die Zusammensetzung des Kapitals untersucht. Die zentrale Kennzahl ist dabei die Eigenkapitalquote. Sie fragt, welchen Anteil das Eigenkapital am Gesamtkapital eines Unternehmens hat. Hinweis: Im Falle von Mezzanine Finanzierung kann möglichweise ein Teil der Mezzanine Finanzierung dem Eigenkapital zugerechnet werden. Die finanzielle Sicherheit und die Unabhängigkeit eines Unternehmens sind umso größer, je höher die Eigenkapitalquote ist. Eine hohe Eigenkapitalquote erhöht den Finanzierungsspielraum eines Unternehmens, da es sich dann problemloser Fremdkapital beschaffen kann. Wie die Rentabilitätskennzahlen aufzeigen, lohnt es sich ein Investitionsobjekt mit Fremdkapital zu finanzieren, wenn der Fremdkapitalzinssatz niedriger ist als dessen interner Zinsfuß (Rendite). Zugleich steigt durch die Aufnahme zusätzlichen Fremdkapitals die Eigenkapitalrentabilität wegen des damit einhergehenden Leverage-Effekts, auf den weiter unten eingegangen wird. Analog zur Eigenkapitalkapitalquote werden zwei weitere Kapitalstrukturkennzahlen, die Fremdkapitalquote (Anspannungskoeffizient) als der Anteil des Fremdam Gesamtkapital und der Verschuldungsgrad aus dem Verhältnis von Fremdzum Eigenkapital berechnet. <?page no="69"?> 61 Beide Kennzahlen bieten jedoch keinen zusätzlichen Informationsgehalt, da sie sich direkt aus der Eigenkapitalquote ergeben (Fremdkapitalquote = 1 - Eigenkapitalquote und Verschuldungsgrad = Eigenkapitalquote / (1 - Eigenkapitalquote) Zur Beurteilung der Kapitalstruktur eines Unternehmens gibt es drei Abstufungen: Regel Kennzahlen Beurteilung 1: 1 -Regel Eigenkapitalquote > 50 % Fremdkapitalquote < 50 % Verschuldungsgrad < 1 wünschenswert 2 : 1 -Regel Eigenkapitalquote > 33,3 % Fremdkapitalquote < 66,6 % Verschuldungsgrad < 2 gesund 3 : 1 -Regel Eigenkapitalquote > 25 % Fremdkapitalquote < 75 % Verschuldungsgrad < 3 noch zulässig Anlagendeckungsgrade Bei den Anlagendeckungsgraden wird die Fristenkongruenz der Finanzierung untersucht. Welcher Anteil des langfristigen Vermögens ist durch langfristiges Kapital gedeckt? Je höher der Anlagendeckungsgrad, desto solider ist die Finanzierung eines Unternehmens. Diese Deckung wird auf zwei Stufen ermittelt. Auf Stufe 1 anhand des Eigenkapitals, denn das Eigenkapital wird dem Unternehmen unbefristet überlassen und auf Stufe 2 anhand des Eigenkapitals einschließlich des langfristigen Fremdkapitals. Der Deckungsgrad 1 zeigt, welcher Teil des Anlagevermögens durch Eigenkapital gedeckt ist. Die Zielvorgabe liegt bei 80%, d. h. 4/ 5 des Anlagevermögens sollen durch Eigenkapital gedeckt (Goldene Finanzregel) sein. Auf der nächsten Stufe wird zum Eigenkapital das langfristige Fremdkapital addiert. Das langfristige Fremdkapital beinhaltet die langfristigen Verbindlichkeiten (d.h. deren Laufzeit über 1 Jahr beträgt) und langfristigen Rückstelllungen (z.B. Pensionsrückstellungen). Wenn der Deckungsgrad 2 über 100 % ist, ist das Anlagevermögen durch Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital gedeckt (Goldene Bilanzregel im engeren Sinn). <?page no="70"?> 62 Liquiditätskennzahlen Bei der Liquiditätsanalyse geht es um die Frage, in wie weit ein Unternehmen in der Lage ist seinen Zahlungsverpflichtungen mit den zur Verfügung stehenden liquiden Mitteln voll umfänglich nachzukommen. Um dies zu beantworten sind zwei Aspekte zu betrachten: 1. Welche Zahlungsverpflichtungen sollen gedeckt werden? 2. Was soll zur Liquidität gezählt werden? Zunächst zur ersten Frage. Bei Definition der zu deckenden Zahlungsverpflichtungen wird unterstellt, dass die laufenden Zahlungsverpflichtungen (Löhne, Materialkosten, Zinsen usw.) aus den laufenden Einzahlungen (durch Verkäufe) gedeckt werden. Es geht um die nicht laufenden also bereits bestehenden Verpflichtungen. Diese sind in der Bilanz im Fremdkapital aufgeführt, wobei zwischen lang- und kurzfristigen Fremdkapital unterschieden wird. Da es sich bei der Liquiditätsbetrachtung um eine kurzfristige Betrachtung handelt, wird nur das kurzfristige Fremdkapital betrachtet. Das wird verständlich, wenn man bedenkt, dass es für ein Unternehmen, allein schon aus Rentabilitätsgründen nicht sinnvoll ist, zu Beginn eines Geschäftsjahres die Mittel bereit zu halten, mit denen Verbindlichkeiten, die erst im übernächsten und den folgenden Jahren fällig werden, beglichen werden können. Es geht vielmehr darum, inwieweit die im kommenden Jahr anstehenden Zahlungen für Fremdkapital (das kurzfristige Fremdkapital) mit den zur Verfügung stehenden Geldmitteln beglichen werden können. In wie weit ist das kurzfristige Fremdkapital gedeckt. Im Nenner der Kennzahl steht deshalb das kurzfristige Fremdkapital (kurzfristige Verbindlichkeiten + kurzfristige Rückstellungen). Was soll jedoch zur Liquidität gezählt werden? Hier gibt es mehrere Abgrenzungen. In einer ganz engen Abgrenzung ist es die vorhandene Menge an Bargeld, denn nur das steht sofort und uneingeschränkt zur Verfügung. Es ist jedoch kaum zu erwarten und auch nicht sinnvoll, dass ein Unternehmen am Ende eines Geschäftsjahres die Menge an Bargeld zur Verfügung hat, um alle im kommenden Geschäftsjahr anfallenden Zahlungen für das kurzfristige Fremdkapital zu begleichen und eine entsprechende Kennzahl würde i.d.R. ziemlich niedrig ausfallen. Deshalb werden zum Bargeld weitere, bargeldnahe Vermögensgegenstände hinzugezählt. Je nachdem wie weit die Definition der einbezogenen Vermögensgegenstände ist, spricht man von einer Liquidität 1., 2. oder 3. Grades. Bei der Liquidität 1. Grades (auch als Cash Ratio oder Barliquidität bezeichnet) stehen im Zähler nur die Liquiden Mittel, die sich aus den Zahlungsmitteln, den Bankguthaben und den Wertpapieren zusammensetzen. Mit: Liquide Mittel = Zahlungsmittel + Bankguthaben + Wertpapiere Die Kennzahl drückt aus, inwieweit die kurzfristigen Verbindlichkeiten aus dem sofort zur Verfügung stehenden Finanzmitteln gedeckt werden können. Sie sollte über 20 % liegen. Bei der Liquidität 2. Grades (Current Ratio)werden im Zähler zu den Liquiden Mittel die kurzfristigen Forderungen addiert, da in der Regel damit zu rechnen ist, dass die mit den Forderungen verbundenen Zahlungsmittel tatsächlich im laufenden Geschäftsjahr eingehen. <?page no="71"?> 63 Die Liquidität 2. Grades sollte über 50% legen. Es sollte also zumindest die Hälfte des kurzfristigen Fremdkapitals mit kurzfristigen Mitteln zu bedienen sein. Liegt sie sogar deutlich über 100 % droht kurz- und mittelfristig höchstwahrscheinlich kein Liquiditätsengpass. Bei der Liquidität 3. Grades (Current Ratio) werden zusätzlich die Vorräte im Zähler addiert (was nahezu das gesamte Umlaufvermögen ergibt) und ins Verhältnis zum kurzfristigen Fremdkapital gesetzt. Die Überlegung ist, dass im laufenden Geschäftsjahr aus den Vorräten entweder Fertigprodukte entstehen oder es bereits sind und diese verkauft und mit entsprechenden Einzahlungen im laufenden Geschäftsjahr einhergehen. Diese sehr weit gefasste Liquidität 3. Grades sollte größer als 120% sein. Im engen Zusammenhang mit der Liquidität 3. Grades steht das Working Capital. Es ergibt sich aus dem Umlaufvermögen abzüglich des kurzfristigen Fremdkapitals. Die Subration ergibt den Wert des Teils des Umlaufvermögens, der nicht für kurzfristiges Fremdkapital genutzt werden muss, und deshalb im Beschaffungs-, Produktions- und Absatzprozess eingesetzt werden kann. Ist das Working Capital positiv, liegt die Liquidität 3. Grades über 100%. Ein negatives Working Capital ist mit einer Liquidität 3. Grades unter 100% verbunden zugleich bedeutet es aber auch, dass das ein Teil des langfristigen Anlagevermögens kurzfristig finanziert ist und damit einen Anlagedeckungsgrad 2 unter 100%. Rentabilitätskennzahlen Bei den Rentabilitätskennzahlen wird der Erfolg eines Unternehmens in Beziehung gesetzt zu den dafür eingesetzten finanziellen Mitteln. Das Hauptziel eines Unternehmens ist die Maximierung der langfristigen Rentabilität. Die Rentabilität ist die Maßgröße für Unternehmenserfolg. Sie wird berechnet als Quotient aus Gewinn (im Sinne von Gewinn vor bzw. nach Steuern; Jahresüberschuss; Cashflow; Dividende; Bilanzgewinn usw.) zu einer anderen Unternehmensgröße (z. B. Eigenkapital, Fremdkapital, Gesamtkapital oder Umsatz). Sie dient zur Beurteilung des relativen Erfolgs eines Unternehmens im Vergleich zu • Vorjahren • anderen Unternehmen Zur Rentabilität gibt es mehrere Kennzahlen und Kennzahlensysteme, die verschiedene Ergebnisse liefern, je nachdem wie die jeweiligen Größen im Zähler und Nenner definiert sind. Wichtig ist, dass das Kennzahlensystem in sich schlüssig ist und eine möglichst gute Interpretation des Jahresabschlusses erlaubt. Denn Kennzahlen sind nur ein Hilfsmittel zur Interpreta- <?page no="72"?> 64 tion von Jahresabschlüssen und die Qualität der Interpretation hängt stark von der Güte und den Einsatzmöglichkeiten des Hilfsmittels ab. Hier wird ein in sich schlüssiges Rentabilitätskennzahlensystem präsentiert, das von folgender Überlegung ausgeht: Ein Unternehmen muss neben den Ausgaben für Mitarbeiter und Lieferanten drei Interessensgruppen befriedigen: die Eigentümer, die Fremdkapitalgeber und den Staat. Die Eigentümer erhalten den Jahresüberschuss (indem er entweder ausgeschüttet wird oder im Unternehmen verbleibt und damit das Eigenkapital erhöht), die Fremdkapitalgeber erhalten die geleisteten Zinsen und der Staat die Steuern und Abgaben. Entsprechend stehen bei den Rentabilitätskennzahlen je nach Interessengruppe im Nenner im Zähler deren jeweiligen Ansprüche. Die zentrale Rentabilität ist diejenige für die Eigentümer, denn ihnen gehört das Unternehmen. Bei der Eigenkapitalrentabilität (ROE = Return on Equity) wird also die Rendite für die Eigentümer betrachtet. Demzufolge wird der Jahresüberschuss (nach Steuern, denn die erhält der Staat) in Relation gesetzt zum Eigenkapital. Anhand der Eigenkapitalrentabilität sieht man, ob die Eigentümer ihr Eigenkapital richtig eingesetzt haben. Stimmt die Verzinsung für die Eigentümer? Beim der Berechnung des Nenner gibt es mehrere Versionen, je nachdem welches Eigenkapital verwendet wird (z. B. Eigenkapital am Jahresende, Eigenkapital am Jahresbeginn oder durchschnittliches Eigenkapital). I. d. R. wird entweder das Eigenkapital am Ende des Geschäftsjahres oder das durchschnittliche Eigenkapital = (EK t +EK t-1 )/ 2 in der Kennzahl verwendet. Falls das Eigenkapital am Jahresbeginn (EK t-1 ) aus der Bilanz nicht zu ersehen ist, kann als Näherungswert das Eigenkapital zum Jahresende abzüglich des Jahresüberschusses verwendet werden. Die Rentabilität für die Eigentümer sollte über dem Zins liegen, den sie bei einer sichereren Alternativanlage erhalten würden. Die Gesamtkapitalrentabilität (je nach Ermittlung der ROI = Return on Investment) gibt an, welche Rendite das im Unternehmen gebundene Kapital für alle Kapitalgeber erbracht hat. Im Nenner steht das gesamte Kapital (Eigenkapital + Fremdkapital = Bilanzsumme). Im Zähler müssen demzufolge die Ansprüche von beiden Interessensgruppen den Eigen- und Fremdkapitalgebern stehen. Die Gesamtkapitalrentabilität gibt an, welche Rentabilität das Unternehmen für beide Kapitalgeber bringt. Den Jahresüberschuss erhalten die Eigenkapitalgeber und die Zinsen die Fremdkapitalgeber. Zur Interpretation können Eigenkapitalrentabilität und Gesamtkapitalrentabilität in Beziehung zueinander gesetzt werden, denn beide Größen werden in der Regel voneinander abweichen. Welche Rentabilität ist beim betrachteten Unternehmen größer und warum ist dies der Fall? Leverage Effekt Der Zusammenhang zwischen den beiden Kennzahlen wird im Folgenden anhand des Leverage Effekts verdeutlicht. Der Leverage Effekt beruht auf der Tatsache, dass die Gesamtkapitalrentabilität ein gewichtetes Mittel aus Eigen- und Fremdkapitalrentabilität ist. Um dies zu <?page no="73"?> 65 verdeutlichen, wird eine weitere Kennzahl, die Fremdkapitalrentabilität (ROD = Return on Debt) verwendet. Analog zur Eigenkapitalrentabilität ist sie definiert als Bei dieser Größe ist zu beachten, dass sie nicht den Zinssatz des Unternehmens für Kredite darstellt, da im Nenner das gesamte Fremdkapital steht, von dem ein großer Teil unverzinst ist z.B. Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung oder Rückstellungen. Soll hingegen der wirkliche Zinssatz für Kredite ermittelt werden, muss im Nenner nur das verzinste Fremdkapital (Anleihen und Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten) stehen. Die Rentabilität auf das Gesamtkapital setzt sich aus der Rentabilität auf das Eigenkapital + derjenigen auf das Fremdkapital zusammen. Teil man beide Seiten durch GK erhält man: Die Gesamtkapitalrentabilität ist also ein gewichtetes Mittel aus Eigen- und Fremdkapitalrentabilität, wobei die jeweiligen Anteile des Eigenkapitals (EK) und Fremdkapitals (FK) am Gesamtkapital (GK) als Gewichtungsfaktoren dienen. Auflösen nach ROE ergibt: Da gilt: GK = EK+FK Und damit bzw. nach Umstellen: Aussage der Formel: Die Eigenkapitalrentabilität (ROE) liegt über/ unter der Gesamtkapitalrentabilität (ROI), wenn die Gesamtkapitalrentabilität(ROI) über der Fremdkapitalrentabilität (ROD) liegt. In der Regel sollte die Eigenkapitalrentabilität über der Fremdkapitalrentabilität liegen. Gründe sind zum einen, dass die Eigentümer ein höheres Risiko als die Fremdkapitalgeber eingehen (Verlustübernahme + nachrangige Befriedigung im Insolvenzfall) und dafür eine höhere Rentabilität erwarten, zum anderen, da wie weiter oben erwähnt ein nicht unbedeutender Teil des Fremdkapitals den Unternehmen zinslos überlassen wird. Das Entscheidende ist aber, dass die Eigentümer eine Rentabilität nicht nur über derjenigen der Fremdkapitalgeber, sondern über der des gesamten Unternehmens erzielen können, falls die Gesamtkapitalrentabilität über dem Fremdkapitalzinssatz liegt. Dieser Effekt wird als Leverage (Hebel) bezeichnet. Er ist umso größer je größer die Differenz zwischen ROI und <?page no="74"?> 66 ROD ist und umso größer das eingesetzte Fremdkapital im Verhältnis zum Eigenkapital (Verschuldungsgrad =FK/ EK) liegt. Wie ist dies aber möglich? Um das zu verstehen seien folgende Fälle betrachtet: 1 Fall: Eine Person hat 1 Mio. € Eigenkapital in ein Unternehmen investiert, das einen Jahresüberschuss von 100.000 € erzielt. 2. Fall: Nun sei angenommen, die Person investiert nur 500.000 € und finanziert die restlichen 500.000 € über Fremdkapital, für das 7% Zins bezahlt werden muss. Der Jahresüberschuss ist obiger Jahresüberschuss abzüglich der Zinsen ( ; ; 3. Fall: Die Person reduziert ihr Eigenkapital auf 250.000 € und nimmt 750.000 € an Fremdkapital auf. Der Jahresüberschuss ist obiger Jahresüberschuss abzüglich der Zinsen ( ; ; Berechnung des ROE bei 250.000 € EK mit der Formel ergibt Beim ROE kommen zu den 10% noch 3% Zinsunterschied multipliziert mit den Faktor 3 hinzu. Damit zeigt sich die zweite Größe, von der der Umfang des Leverage Effekts abhängt, der Verschuldungsgrad FK/ EK Die Eigenkapitalrentabilität steigt, falls (bei ROI > ROD) der Verschuldungsgrad erhöht wird. Die Rentabilität des Eigenkapitals kann durch die Aufnahme von Fremdkapital immer weiter gehebelt werden. Wer es immer noch nicht glaubt. Im obigen Beispiel steigt der ROE bei 100.000 € Eigenkapital auf 37%. So wunderbar der Leverage-Effekt auf den ersten Blick wirkt, er hat auch seine Grenzen und Gefahren. Die Grenzen sind die Aufnahmefähigkeit für Fremdkapital, bzw. die damit verbundenen Kosten. Das Risiko der Fremdkapitalgeber ist die Insolvenz des Unternehmens. Die Insolvenzwahrscheinlichkeit wiederum hängt vom vorhandenen Eigenkapital ab. Ist die Eigenkapitalquote hoch, ist die Insolvenzwahrscheinlichkeit geringer. Mit zunehmender Verschuldung sinkt jedoch die Eigenkapitalquote und das Insolvenzrisiko steigt. Die Fremdkapitalgeber berücksichtigen dies in der Regel, indem sie entweder höhere Zinsen für ihr Fremdkapital als <?page no="75"?> 67 Ausgleich für das gestiegene Risiko wollen oder kein langfristiges Fremdkapital mehr vergeben. Auswege für die Fremdkapitalgeber: Kredite werden nur kurzfristig vergeben, da die Insolvenzwahrscheinlichkeit dann geringer ist. Kredite werden nur gegen sehr hohe Zinssätze vergeben, da dann durch das Pooling der Risiken von verschiedenen Gläubigern Kreditausfälle durch die Zinszahlungen anderer ausgeglichen werden. Kredite werden gegen Sicherheiten vergeben, die im Insolvenzfall verwertbar sind. Kredite können bereits vor der Insolvenz fällig gestellt werden. Hierzu werden entsprechende Klausen (Covenants) in die Kreditverträge eingebaut z.B. wird ein Kredit bei unterschreiten einer bestimmten Eigenkapitalquote automatisch fällig gestellt. Ein weitere Nebeneffekt der zunehmenden Verschuldung für das Unternehmen sind die zunehmenden Liquiditätsbelastungen in der Zukunft für Zins- und Tilgungszahlungen, die dann die Liquiditätsspielräume einschränken. Die große Gefahr des Leverage Effektes liegt darin dass er in die Gegenrichtung wirkt, falls der ROI kleiner ist als der ROD. In diesem Fall wird der ROE kleiner als der ROI bzw. bei geringem ROI oder sehr großer Verschuldungsquote stark negativ werden. Cashflow-Analyse Cashflows sind Zu-und Abflüsse von Zahlungsmitteln. Diese Zu-und Abflüsse können aus drei Bereichen stammen, der betrieblichen Tätigkeit, der Investitionstätigkeit und der Finanzierungstätigkeit. Zum Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit zählen alle erlöswirksamen Tätigkeiten sowie andere Tätigkeiten, die nicht den Investitions- oder Finanzierungstätigkeiten zuzuordnen sind. Zum Cashflow aus Investitionstätigkeit zählen alle mit dem Erwerb und der Veräußerung langfristiger Vermögenswerte und sonstiger Finanzinvestitionen verbundenen Tätigkeiten. Zum Cashflow aus Finanzierungstätigkeit zählen alle Tätigkeiten, die sich auf den Umfang und die Zusammensetzung des Kapitals eines Unternehmens auswirken. Der Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit (operativer Cashflow) ist ein wichtiger Indikator für die Finanzlage und für die Ertragskraft eines Unternehmens. Mit dem operativen Cashflow kann die Selbstfinanzierungskraft eines Unternehmens beurteilt werden, da er zeigt inwieweit ein Unternehmen fähig ist, einen Überschuss bei den liquiden Mittel aus der laufenden Geschäftstätigkeit zu erwirtschaften. Diese Mittel stehen dem Unternehmen für Investitionszwecke, zur Schuldentilgung und zur Ausschüttung an Eigenkapitalgeber zur Verfügung. Zur Berechnung des operativen Cashflows werden die direkte und indirekte Berechnungsmethode eingesetzt, die zum selben Ergebnis führen. In der Regel liegen dem externen Analytiker nur die Daten zur indirekten Ermittlung vor. <?page no="76"?> 68 Die indirekte Ermittlung erfolgt oft mit folgender Formel (Praktiker Formel): Jahresüberschuss/ -fehlbetrag + Abschreibungen auf das Anlagevermögen - Zuschreibungen auf das Anlagevermögen + Erhöhungen der langfristigen Rückstellungen (Pensionsrückstellungen) - Verminderungen der langfristigen Rückstellungen (Pensionsrückstellungen) = Operativer Cashflow In einem Unternehmen besteht i.d.R. für Investitionstätigkeit ein Finanzmittelbedarf, der mit den aus der betrieblichen Tätigkeit erwirtschafteten finanziellen Mitteln (Innenfinanzierung) oder aus Finanzierungstätigkeit (Außenfinanzierung) gedeckt werden muss. Pro-forma-Kennzahlen In der Berichterstattung börsennotierter Unternehmen werden häufig Kennzahlen angeführt, die auf Pro-forma-Ergebnisgrößen beruhen. Hierzu werden die Ergebnisgrößen des Jahresabschlusses um einmalige, ungewöhnliche, außerbetriebliche oder nicht zahlungswirksame Aufwendungen und Erträge korrigiert. Für eine Bilanzanalyse kann dies durchaus sinnvoll sein, wenn durch die Bereinigungen Kennzahlen besser vergleichbar gemacht werden. Die dabei verwendeten Ergebnisse (Proforma-Ergebnisse) stellen die Ergebnisse so dar, als ob bestimmte Aufwendungen und Erträge nicht angefallen wären. Die am häufigsten verwendeten Erfolgsgrößen sind: 1. EBT (earnings before taxes), 2. EBIT (earnings before interest and taxes), 3. EBITDA (earnings before interest, taxes, depreciation and amortization). Diese Kennzahlen können wie folgt berechnet werden: Jahresüberschuss +/ - Außerordentliches Ergebnis (extraordinary items, discontinued operations) +/ - Ertragssteuern (income taxes) = EBT (earnings before taxes) + Zinsaufwand (interest expenses) = EBIT (earnings before interest and taxes) + Abschreibungen auf Sachanlagen (depreciation) + Abschreibungen auf den aus der Konsolidierung entstandenen Goodwill (amortization) = EBITDA (earnings before interest and taxes, depreciation and amortization) EBT steht für das Jahresergebnis vor Steuern und entspricht in etwa dem in Deutschland gebräuchlichen Begriff des „Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit“: EBT = Betriebsergebnis + Finanzergebnis <?page no="77"?> 69 EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Ertragssteuern) ist eine Gewinngröße, die neben den Steuerauch um den Zinseffekt korrigiert wurde. Diese Kennzahl wird in den USA oft verwendet, um die Finanzkraft eines Unternehmens, unabhängig von dessen Finanzstruktur zu beurteilen. Er gibt Auskunft über den Erfolg im „operativen“ Bereich, wobei berücksichtigt werden muss, dass diese Kennzahl auch außerordentliche Erfolgskomponenten wie Rückstellungsauflösungen oder Anlagenverkäufe über Buchwert enthält. Das EBIT wird zum internationalen Vergleich der Ertragssituation von Unternehmen verwendet. Ein gravierender Nachteil ist jedoch, dass ein derartiger Vergleich nur sinnvoll ist, wenn die Bereinigung um das außerordentliche Ergebnis einheitlich erfolgt, was nicht unbedingt der Fall sein muss, wenn diese Bereinigung von den Unternehmen im Rahmen ihrer Berichterstattung selbst durchgeführt wird. <?page no="78"?> 70 6 Aufgaben zu Finanzierung Aufgabe 1 Die Stefan Listig GmbH hatte am 30. Dezember des Jahres 1 einen Investitionskredit über 800.000 € bei ihrer Hausbank aufgenommen. Zinssatz 6 % p. a., Laufzeit fünf Jahre, Rückzahlung in fünf gleichen Raten zu je 189.917,12 €. Die Raten enthalten die jeweiligen Zins- und Tilgungsanteile. Die Zahlung der Raten erfolgt jährlich nachschüssig. Nachdem die beiden ersten Raten geleistet wurden, erfolgte bei der dritten Rate kein Zahlungseingang bei der Hausbank. Laut Kreditvertrag werden daher neben einer Bearbeitungsgebühr von 35,- € zusätzlich Verzugszinsen von 4 % p. a. in Rechnung gestellt. Die Listig GmbH konnte alle ausstehenden Beträge erst am 25. Februar des Jahres 5 begleichen. Der alleinige Gesellschafter Stefan Listig hatte den hierfür erforderlichen Betrag aus seinem Privatvermögen zinslos bereitgestellt. Am 25. Februar des Jahres 5 lief nach vier Jahren ein Sparvertrag mit einer ursprünglichen Einmalzahlung aus, der sich jährlich nachschüssig mit 2,85 % verzinste. Das Guthaben bei Vertragsende betrug 223.793,35 €. Die jährlichen Sparzinsen wurden während der Laufzeit nicht entnommen. a) Erstellen Sie einen Tilgungsplan für den Investitionskredit bei ordnungsgemäßer Rückzahlung. b) Ermitteln Sie den Betrag, der durch die Listig GmbH am 25. Februar des Jahres 5zu zahlen ist. c) Welchen Betrag hatte Stefan Listig vor 4 Jahren auf seinem Sparvertrag angelegt? <?page no="79"?> 71 Aufgabe 2 Die Stefan Listig GmbH eröffnet in Niederbayern eine neue Betriebsstätte. Die Kapitalbedarfsrechnung weist hierfür folgenden Bedarf aus: Grundstücke und Gebäude 3.500.000 € Maschinen und Anlagen (Nutzungsdauer fünf Jahre) 7.500.000 € Fuhrpark 250.000 € Kapitalbedarf für Umlaufvermögen 3.000.000 € verfügbares Eigenkapital (bar) 2.000.000 € durchschnittliche werthaltige Kundenforderungen 8.000.000 € Folgende Finanzierungsmöglichkeiten liegen der Stefan Listig GmbH vor: 1. Hypothekendarlehen, Beleihung bis 80 % des Kaufpreises, Laufzeit zehn Jahre, Zinssatz 5%, 1 % nachschüssige jährliche Tilgung, Ratenzahlung jährlich, jeweils zum Jahresende 2. Fahrzeugleasing, Laufzeit vier Jahre, die jährliche Leasingrate beträgt 30 % des Leasingbetrages. 3. Annuitätendarlehen für Mobilien des Anlagevermögens, Beleihung bis 70 % des Kaufpreises, Zinssatz 7 % p.a., Laufzeit fünf Jahre, jährliche Rate jeweils zum Jahresende fällig 4. Betriebsmittelkredit, Zinssatz durchschnittlich 7,5 % p.a., eine Sicherheit ist erforderlich Erarbeiten Sie einen Finanzierungsplan und ermitteln Sie die hieraus resultierende Liquiditäts-belastung für das erste Jahr. Aufgabe 3 Die Stefan Listig GmbH Bonn ist Hersteller von elektronischem Spielzeug. Die Geschäftsleitung sieht sich seit längerer Zeit mit Steigenden Kosten für die Kapitalbindung von Lagerware konfrontiert. Ebenso verzeichnet sie einen höheren Kapitalbedarf auf Grund des gestiegenen durchschnittlichen Debitorenbestandes. Interne Untersuchungen haben ergeben, dass die durchschnittliche Lagerdauer der Produkte derzeit 15 Tage beträgt. Bei einem im Schnitt je Periode erzielten Umsatz von ca. 70 Mio. € lassen sich die Kunden durchschnittlich 15 Tage Zeit bis dass sie die Rechnung begleichen. Die Geschäftsleitung bitten nun um weitere Informationen zu folgenden Punkten: a) Welcher durchschnittliche Kapitalbedarf besteht derzeit für die Lagerware? b) Um welchen Betrag reduziert sich der Kapitalbedarf sollte es gelingen durch Prozessverbesserungen die Lagerung der Waren um 10 Tage zu reduzieren? c) Welcher durchschnittliche Kapitalbedarf besteht derzeit zur Abdeckung des derzeitigen Debitorenbestandes? d) Angenommen das Unternehmen sähe sich aus Wettbewerbsgründen gezwungen das Zahlungsziel der Kunden von 15 auf nunmehr 20 Tage zu erhöhen. Mit welcher Steigerung des Kapitalbedarfs müsste die Unternehmensleitung rechnen? e) Welche vier Möglichkeiten würden Sie der Geschäftsführung vorschlagen um den für das Umlaufvermögen notwendigen Kapitalbedarf zu senken? <?page no="80"?> 72 Aufgabe 4 Die Stefan Listig GmbH will eine neue Produktlinie herstellen. Hierzu ist eine Betriebserweiterung erforderlich. Ihre Aufgabe ist es, den gesamten Kapitalbedarf der Erweiterung zu berechnen. Folgende Daten stehen zur Verfügung: Anschaffungskosten Grundstück und Gebäude 800.000 € Anlagen 220.000 € sonstige Ausstattung/ Anschaffungsnebenkosten 130.000 € Herstellungskosten Materialeinzelkosten 5.000 €/ Tag Fertigungseinzelkosten 15.000 €/ Tag Gemeinkosten (davon 50% liquiditätswirksam) 16.000 €/ Tag Lager und Produktionszeiten Lagerdauer Material 25 Tage Produktionsdauer 20 Tage Lagerdauer Fertigprodukte 5 Tage Die Rechnung für das beschaffte Material geht in der Regel mit der Materiallieferung ein und wird nach zehn Tagen von dem Unternehmen beglichen. Die Kunden zahlen durchschnittlich nach 20 Tagen. <?page no="81"?> 73 Aufgabe 5 Die Listig AG beabsichtigt, einen Kredit bei ihrer Hausbank zu beantragen. Deshalb sollen vorab betriebsintern bestimmte Kennzahlen berechnet und beurteilt werden. Folgender Auszug aus der (vereinfacht wiedergegebenen) Bilanz der Listig AG liegt vor: (Zahlenangaben in Mio. €) vorläufige Bilanz der Maschinenbau AG zum 31. Dezember 20XX Aktiva Passiva Gebäude 492 Gezeichnetes Kapital 245 Maschinen 362 Kapitalrücklage 135 Fuhrpark 278 Gewinnrücklagen 198 BGA 93 Jahresüberschuss 34 Pensionsrückstellungen 99 Vorräte 78 Steuerrückstellungen 67 Forderungen………… 234 langfristige Verb. gegenüber Kreditinstituten 350 Kasse 48 kurzfristige Verb. gegenüber Kreditinstituten 104 Bank 15 Verb. aus Lieferungen und Leistungen 368 1.600 1.600 Der Jahresüberschuss soll auf Antrag der Gesellschafter vollständig ausgeschüttet werden. a) Beurteilen Sie die Lage des Unternehmens hinsichtlich der „Goldenen Bilanzregel“ und des Verschuldungsgrades. b) Beurteilen Sie die Liquidität aufgrund der Liquiditätsgrade 1 und 2. c) Beurteilen und entscheiden Sie aus Sicht der Hausbank über den Kreditantrag des Unternehmens. Begründen Sie Ihre Entscheidung anhand der gewonnenen Erkenntnisse. <?page no="82"?> 74 Aufgabe 6 Das Gezeichnete Kapital der Listig AG soll um 60 Mio. € auf 180 Mio. € erhöht werden, wobei der Nominalwert von 1,00 € pro Aktie beibehalten wird. Das gesamte Eigenkapital der Listig AG vor der Kapitalerhöhung beträgt 300 Mio. €. Der Kurs der alten Aktien betrug vor der Kapitalerhöhung 3,00 € je Aktie. Der Emissionskurs der jungen Aktien liegt bei 1,25 € je Aktie. a) Wie hoch ist das Bezugsverhältnis und welcher Aktienkurs wird sich theoretisch einstellen? b) Wie hoch ist der ermittelte Wert des Bezugsrechts? c) Zeigen Sie die Vermögenssituation des Altaktionärs Klaus Clever der 1000 Aktien besitzt vor der Kapitalerhöhung nach der Kapitalerhöhung, wenn er von seinem Bezugsrecht Gebrauch macht nach der Kapitalerhöhung, wenn er von seinem Bezugsrecht nicht Gebrauch macht d) Zeigen Sie die Vermögenssituation eines Investors Erich Schlau der 1.000 Aktien erwerben will. e) Wie groß ist das Eigenkapital der Listig AG nach der Kapitalerhöhung? f) Wie hoch ist der Bilanzkurs der Listig AG vor und nach der Kapitalerhöhung? g) Wie groß ist der Marktwert der Listig AG vor und nach der Kapitalerhöhung, wie lautet das jeweils das Markt-Buchwert-Verhältnis? Aufgabe 7 Das Eigenkapital der Listig AG beträgt 720 Mo. € das gezeichnetes Kapital 400 Mio. € und die Gewinnrücklage 40 Mio. €. Der Nennwert einer Aktie lautet auf 5,00 €. Die Listig AG möchte nach Osteuropa expandieren und benötigt hierfür finanzielle Mittel in Höhe von 300 Mio. €. Diesen Kapitalbedarf möchte sie durch eine Kapitalerhöhung zu finanzieren. Das Bezugsverhältnis soll 4: 1 sein. Der aktuelle Aktienkurs ist 18,40 € a) Der Ausgabepreis der jungen Aktien wurde auf 16,40 € festgelegt. Prüfen Sie ob der Kapitalbedarf gedeckt werden kann. b) Geben Sie das gezeichnete Kapital, die Kapitalrücklage und das Eigenkapital vor und nach der Kapitalerhöhung an. c) Berechnen Sie den theoretischen Kurs nach Kapitalerhöhung und den Wert des Bezugsrechts d) Ein Aktionär, der zuvor 40 Aktien besitzt will sein Bezugsrecht nicht nutzen. Weisen Sie nach, dass diesem durch die Kapitalerhöhung keinen Vermögensnachteil entsteht. <?page no="83"?> 75 Aufgabe 8 Sie haben eine lange während Wohnungssuche erfolgreich abgeschlossen und möchten nun Ihre Traumimmobilie erwerben. Zur Finanzierung verfügen Sie über ein Eigenkapital von 70.000,-€, die noch verbleibenden 80.000,-€ müssen Sie über Fremdkapital finanzieren. Der Beleihungswert der Immobilie entspricht dem Kaufpreis den Sie mit dem Verkäufer ausgehandelt haben, 150.000,-€. Es liegen Ihnen zwei konkrete Angebote vor: 1. Versicherungskredit: Sie erhalten 100% des Kreditbetrages ausgezahlt, die Tilgung des Darlehens erfolgt am Ende der Laufzeit, nach 25 Jahren, aus der Lebensversicherung. Die Versicherungsprämie beläuft sich auf monatlich 3,26€ je Tausend € Versicherungssumme. An Zinsen müssten Sie für einen Darlehensbetrag von bis zu 40% des Beleihungswertes 7% p.a. zahlen, darüber gehend bis 80% des Beleihungswertes 7,25% p.a. Zusätzlich wird für eine Inanspruchnahme eines Darlehens über 40% des Beleihungswertes eine Zusatzbürgschaft durch die Hausbank notwendig. Diese stellt Ihnen hierfür einmalig 2% des abgesicherten Kreditbetrages in Rechnung. Die Bürgschaftsgebühr ist sofort fällig, die Lebensversicherungsprämie wird jährlich nachschüssig gezahlt. Nach heutiger Prognose können Sie am Ende der Laufzeit mit einer Ausschüttung von Gewinnanteilen (diese liegen über dem garantierten Versicherungs-betrag) in Höhe von 90% der Versicherungssumme rechnen. 2. Bankkredit: Ihnen wird ein Angebot für ein Annuitätendarlehen mit jährlich nachschüssiger Zahlung angeboten. Sie müssten hierfür 7,75% Zinsen p.a. zahlen bei einem Anfangstilgungssatz von 1,419%. Zusätzlich verlangt das Kreditinstitut eine Risikolebensversicherung zur weiteren Absicherung seiner Forderung. Hierfür werden Ihnen Belastungen von monatlich 0,62€ je Tausend € Versicherungssumme jährlich nachschüssig entstehen. Die Auszahlung des Darlehensbetrages erfolgt zu 100%, die Laufzeit beträgt 25 Jahre. Für welche Finanzierung entscheiden Sie sich auf der Basis der kapitalisierten Gesamtbelastung, wenn Sie von einem Kalkulationszinsfuß von 7% ausgehen? <?page no="84"?> 76 Aufgabe 9 Sie wurden durch den kaufmännischen Geschäftsführer der Stefan Listig GmbH gebeten zu überprüfen ob eine im letzten Jahr getroffene Entscheidung zur Finanzierung einer zu Beginn dieses Jahres getätigten Investition richtig war. Es geht darum, dass der Geschäftsführer nunmehr nicht mehr so überzeugt ist dass es aus Rentabilitätsgesichtspunkten richtig war eine Erweiterungsinvestition aus Eigenkapital durchgeführt zu haben. Diese Investition verursachte eine Anschaffungsauszahlung über 1,6 Mio. € und wurde komplett aus der Gewinnrücklage finanziert. Alternativ hätte ein Angebot eines Kreditinstitutes in Anspruch genommen werden können. Der Stefan Listig GmbH wurde von diesem ein im ersten Jahr tilgungsfreies Darlehen zu 6% p.a. über den Kaufpreis der Anlage angeboten. Ihnen liegen zur Überprüfung dieser Finanzierungsentscheidung die Bilanzen der beiden betroffenen Jahre in strukturierter Form vor (alle Angaben in €): Ergänzend haben Sie aus der GuV die Informationen, dass die Zinszahlungen für die langfristigen Darlehen 1.020.000,-€ betrugen und der Jahresgewinn des Berichtsjahres über 2,5 Mio € den kurzfristigen Verbindlichkeiten zugeordnet wurde da er unmittelbar in Gänze an die Gesellschafter der Stefan Listig GmbH ausgezahlt werden soll. Was hätten Sie im Vorjahr unter Rentabilitätsgesichtspunkten dem Unternehmen geraten? Aktiva Passiva Berichtsjahr Vorjahr Berichtsjahr Vorjahr Sachanlagen 28.400.000,00 28.600.000,00 Gezeichnetes Kapital 12.000.000,00 12.000.000,00 Wertpapiere des AV 5.712.000,00 5.900.000,00 Rücklagen 1.600.000,00 1.600.000,00 Vorräte 7.820.000,00 6.360.000,00 Rückstellungen 1.900.000,00 1.700.000,00 Forderungen 5.160.000,00 4.220.000,00 langfr. Darlehen 17.000.000,00 17.000.000,00 Bank 1.600.000,00 kurzfr. Rückstellungen 460.000,00 120.000,00 Kasse 128.000,00 100.000,00 kurzfr. Verbindlichkeiten 14.260.000,00 14.360.000,00 Summe 47.220.000,00 46.780.000,00 Summe 47.220.000,00 46.780.000,00 <?page no="85"?> 77 Aufgabe 10 Die Listig Produktionsbetriebe GmbH benötigt für eine Rationalisierungsinvestition Fremdkapital in Höhe von 4.500.000,- €. Die langjährige Hausbank des Unternehmens unterbreitet folgende zwei Angebote: Angebot 1. Tilgungsdarlehen 2. Annuitätendarlehen Auszahlung 97% 100% Zinssatz 3,6% 4,0% Laufzeit 5 Jahre 5 Jahre Zur Absicherung des Darlehens wäre eine Sicherungsübereignung der zu erwerbenden maschinellen Anlagen oder auch eine Bürgschaft eines befreundeten Unternehmens gleichermaßen möglich. a) Überprüfen Sie wie hoch der jeweilige effektive Zins der beiden Angebote ist. b) Erstellen Sie die jeweiligen Zins- und Tilgungspläne. <?page no="86"?> 78 Lösungen Aufgabe 1 a) Tilgungsplan: b) fälliger Betrag am 25. Februar des Jahres 5: =1.160,60€ c) angelegter Geldbetrag Aufgabe 2 Kapitalbedarf 14.250.000 Barmittel (EK) 2.000.000 Hypothekendarlehen 2.800.000 (max. Beleihung 80%) Leasing des Fahrzeuge 250.000 Annuitätendarlehen 5.250.000 (max. Beleihung 70%) 3.950.000 Hypothekendarlehen 168.000 Leasing des Fahrzeuge 30% von 250.000,-€ 75.000,00 Annuitätendarlehen 1.280.426,15 5.250.000,-€ * KWF 5 Betriebsmittelkredit 296.250,00 3.950.000,-€ zu 7,5% Zins Gesamtbelastung 1.819.676,15 jeweils 31.Dez. Zinsen Tilgung Gesamtbelastung Darlehensschuld Jahr 1 48.000,00 141.917,12 189.917,12 658.082,88 Jahr 2 39.484,97 150.432,15 189.917,12 507.650,73 Jahr 3 30.459,04 159.458,08 189.917,12 348.192,66 Jahr 4 20.891,56 169.025,56 189.917,12 179.167,10 Jahr 5 10.750,03 179.167,09 189.917,12 0,00 <?page no="87"?> 79 Aufgabe 3 a) b) > reduziert um 1.944.445,-€ c) d) > gesteigert um 972.222,-€ e) Inanspruchnahme von Kundenanzahlungen Eigenes Zahlungsziel beim Zulieferer erhöhen Produktionszeit reduzieren reduzierte Lagerhaltungsdauer <?page no="88"?> 80 Aufgabe 4 Anlagekapitalbedarf: 1.150.000 € Umlaufkapitalbedarf: Material (25 Tage-10 Tage+20 Tage+5 Tage+20 Tage)*5000 € 300.000 Fertigung (20 Tage+5 Tage +20 Tage)*15.000 € 675.000 Gemeinkosten (25 Tage+20 Tage+5 Tage+20 Tage)*8.000 € 560.000 Gesamt UV 1.535.000 Gesamtkapitalbedarf: 2.685.000 € Aufgabe 5 a) Die "Goldene Bilanzregel" fordert, dass das Anlagevermögen durch langfristig zur Verfügung gestelltes Kapital gedeckt wird. Idealerweise sollte es sich hierbei um Eigenkapital handeln. EK= 245+135+198+34=612 Mio. € AV=492+362+278+93=1.225 Mio. € EK + langfristiges FK= 612+99+350=1.061 Mio. € Die "Goldene Bilanzregel" ist sowohl in der engsten, als aber auch in der erweiterten Sicht nicht erfüllt, Teile des AV sind durch kurzfristiges Kapital finanziert. Der Verschuldungsgrad beträgt: , d.h. 61,75% Die Maximalforderung von 50% wird hier nicht erreicht, gemessen an dem Verschuldungsgrad der deutschen Industrie von rd. 80% liegt die Listig AG jedoch in einem zufriedenstellenden Bereich. b) Mit nur rd. 11% liegt die Liquidität 1. Grades deutlich unter der Minimalforderung von 20%, auch die 2. Grades liegt deutlich unter der Minimalanforderung von 100%. Insgesamt kann die Liquiditätslage der Listig AG zum Bilanzstichtag als kritisch bewertet werden. <?page no="89"?> 81 c) Das Kreditinstitut wird sich voraussichtlich gegen die Kreditvergabe aussprechen. Zwar liegt die EK-Quote deutlich über dem Durchschnitt, jedoch ist die Liquiditätslage so angespannt, dass mit Zahlungsschwierigkeiten zu rechnen ist. Das Darlehen wird sich weiterhin negativ auf die Kennzahlen auswirken. Aufgabe 6 a) b) c) Klaus Clever besitzt 1000 Aktien: Wert nach Erhöhung mit Kauf: Wert nach Erhöhung ohne Kauf: d) Erich Schlau will 1.000 Aktien kaufen e) f). <?page no="90"?> 82 g) Marktwert-Buchwert-Verhältnis a) vorher 400/ 5 = 80 Mio. Aktien Bezugsverhältnis 4: 1 zusätzlich: 20 Mio. Aktien Kapitalzufluss: 20 Mio. *16,40 € = 328 Mio. € Bedarf kann gedeckt werden b) Gezeichnetes Kapital Rücklagen Gewinnrücklage Eigenkapital Bilanzkurs Vor Erhöhung 400 Mio. 280. Mio. 40 Mio. 720. Mio. 720/ 80 = 9,00 Nach Erhöhung 400+100 = 500 280+228 = 508 40 Mio. € 1.048 Mio. 1048/ 100 = 10,48 c) Durchschnittskurs nach Kapitalerhöhung (80*18,40+20*16,40)/ 100 = 18,00 € oder 4 alte Aktien zu 18,40 €= 73,60 € 1 neue Aktie zu 16,40 = 16,40 € Gesamt 90,00 € 90,00 €/ 5 = 18 € Wert des Bezugsrechts (18,40-16,40)/ 4+1 = 0,40 € d) vor Kapitalerhöhung : 40*18,40 € =736 € nach Kapitalerhöhung: 40 (Aktien)*16,40€ +40 (Bezugsrechte)*0,40€ = 736,- € <?page no="91"?> 83 Aufgabe 8 Alternative Lebensversicherung: Jährliche Belastung: Versicherungsprämie 3.129,60€ Zinsen bis 40% Beleihungswert 4.200,00€ Zinsen bis 80% Beleihungswert 1.450,00€ Einmalige Belastung zum Zeitpunkt des Abschlusses 400,00€ für Bürgschaftsgebühr Voraussichtlicher Gewinnanteil nach 25 Jahren 72.000,-€ Die kapitalisierte Belastung liegt bei 89.447,85€. Alternative Bankkredit: Jährliche Belastung: Versicherungsprämie 595,20€ Annuität 7.335,20€ (Zinszahlung 1. Jahr 1.135,20€, Tilgungsanteil 6.200,00€) Die kapitalisierte Belastung liegt bei 92.417,57€. Somit ist die Variante der Lebensversicherung für den Kunden günstiger, jedoch muss hierbei beachtet werden, dass die Liquiditätsbelastung p.a. höher ist und die Gewinnanteile nur prognostiziert sind. Aufgabe 9 Die Gesamtkapitalrentabilität liegt über dem Zinssatz des angebotenen Darlehens, der Leverage-Effekt hätte positiv genutzt werden können. <?page no="92"?> 84 Erzielte Eigenkapitalrentabilität im Berichtsjahr: Veränderung bei Inanspruchnahme des Darlehens: Die Eigenkapitalrentabilität steigt, wie bereits durch die Ermittlung der Gesamtkapitalrentabilität und Vergleich mit den Fremdkapitalzinsen absehbar, durch die Fremdfinanzierung um rd. 1,4%. In der Berechnung wurde der Gewinn um die zusätzlich zu zahlenden Fremdkapitalzinsen reduziert, ebenso wurde das vorhandene Eigenkapital zum Jahresbeginn und Jahresende um die ausgeschüttete Rücklage von 1,6 Mio € reduziert. Aufgabe 10 a) Effektivzins Tilgungsdarlehen (vereinfachte Berechnung): Das Tilgungsdarlehen verfügt über eine Effektivverzinsung von 4,3% und liegt damit 0,3% über der des Annuitätendarlehens. Beim Annuitätendarlehen mit 100 % Auszahlung entspricht der Nominalzins dem Effektivzins. b) Zins- und Tilgungspläne Angebot 1 Angebot 2 Jahr Schuld am 01.01. des Jahres Zinszahlungen Tilgungsleistung Ratenhöhe Schuld am 31.12. des Jahres 1 4.639.175,25 167.010,31 927.835,05 1.094.845,36 3.711.340,20 2 3.711.340,20 133.608,25 927.835,05 1.061.443,30 2.783.505,15 3 2.783.505,15 100.206,19 927.835,05 1.028.041,24 1.855.670,10 4 1.855.670,10 66.804,12 927.835,05 994.639,17 927.835,04 5 927.835,04 33.402,06 927.835,05 961.237,11 Jahr Schuld am 01.01. des Jahres Zinszahlungen Tilgungsleistung Ratenhöhe Schuld am 31.12. des Jahres 1 4.500.000,00 180.000,00 830.822,01 1.010.822,01 3.669.177,99 2 3.669.177,99 146.767,12 864.054,89 1.010.822,01 2.805.123,10 3 2.805.123,10 112.204,92 898.617,09 1.010.822,01 1.906.506,01 4 1.906.506,01 76.260,24 934.561,77 1.010.822,01 971.944,24 5 971.944,24 38.877,77 971.944,24 1.010.822,01 <?page no="93"?> 85 7 Investition Die finanzwirtschaftlichen Funktionen eines Unternehmens umfassen die Finanzierung als Kapitalherkunft, die Investition als Verwendung des Kapitals sowie den Zahlungsverkehr, der zur Kapitaltilgung dient. Bisher wurden in diesem Buch die Finanzierungseite betrachtet, entsprechend wendet sich der nächste Teil dieses Buches der Verwendung des Kapitals in Form von Investitionen in Anlagevermögen zu. 7.1 Grundlagen Das vorrangige Ziel von Investitionsentscheidungen ist die Maximierung der Rentabilität. Dieses wird durch weitere Ziele wie Kostenminimierung, Gewinnmaximierung und Sicherheit ergänzt. Eine Investition ist eine Auszahlung für einen Vermögensgegenstand mit mittel- oder langfristiger Bindung, der von strategischer Bedeutung oder operativer Notwendigkeit ist und dessen Erfolg mit Unsicherheit verbunden ist. Das Gegenteil wird als Desinvestition bezeichnet. Zur genaueren Begriffsbestimmung gibt es zwei Möglichkeiten: Der vermögensorientierte Investitionsbegriff ist bilanziell orientiert. Als Investition wird die Umwandlung von Kapital in Vermögen bezeichnet. Durch die Investition werden Kapazitäten zur Erstellung der betrieblichen Leistungen und für die Aufrechterhaltung der Leistungsbereitschaft geschaffen. Die Investition ist dabei ein mit laufenden Ausgaben verbundener Prozess. Der zahlungsorientierte Investitionsbegriff beinhaltet die Verwendung von finanziellen Mitteln. Eine Investition ist gekennzeichnet durch einen i.d.R. anfänglichen Auszahlungsüberschuss und nachfolgend erwarteten Einzahlungsüberschüssen. Investition ist damit „der Einsatz von sicherem Geld gegen unsichere Zukunftserwartungen“, da die zukünftigen Zahlungsströme mit Ungewissheit verbunden sind. Investitionen zeichnen sich somit durch Kapitalbindung, Zukunftsbezogenheit und Datenunsicherheit aus. Je nach Kriterium lassen sich folgende Arten von Investitionen unterscheiden <?page no="94"?> 86 Sachinvestitionen (auch Realinvestitionen) sind Investitionen, die entweder direkt am Leistungsprozess eines Unternehmens beteiligt sind (z.B. Maschinen) oder diesen ermöglichen (z.B. Gebäude). Finanzinvestitionen (auch Nominalinvestitionen) beziehen sich auf das Finanzanlagevermögen eines Unternehmens. Sie stellen Auszahlungen zum Erwerb von Forderungsbzw. Beteiligungsrechten dar. Forderungsrechte entstehen aus Ansprüchen auf Nominalgüter (z.B. Bankguthaben, Kundenforderungen, gewährte Darlehen, festverzinsliche Wertpapiere). Beteiligungsrechte sind z.B. Aktien oder Gesellschaftsanteile an anderen Unternehmen. Immaterielle Investitionen dienen ebenfalls dazu, die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu erhalten bzw. zu stärken. Sie beziehen sich vor allem auf den Personal-, Forschungs- und Entwicklungs-, und Marketingbereich. Ersatzinvestitionen sollen die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens erhalten. Nicht mehr nutzbare Vermögensgegenstände werden durch neue, gleichartige ersetzt. Erweiterungsinvestitionen sollen die Leistungsfähigkeit erhöhen. Der Maschinenpark wird vergrößert, das Leistungsspektrum erweitert. Rationalisierungsinvestitionen sollen die Leistungsfähigkeit steigern. Vorhandene Investitionsobjekte werden durch technisch verbesserte Investitionsobjekte ersetzt. Sozial- und Sicherungsinvestitionen sollen die soziale Situation im Unternehmen verbessern und Gefahrenquellen im Unternehmen beseitigen. Kurzfristige Investitionen haben eine Laufzeit bis zu zwei Jahre, mittelfristige dauern zwischen zwei und fünf Jahren und langfristige haben eine Laufzeit von über fünf Jahren. Bei jeder Investitionsentscheidung geht es darum, die Art und Höhe der Investition fest zu legen. Als Entscheidungsgrundlage dienen Investitionsrechnungen, die durch eine partielle Betrachtungsweise die Vorteilhaftigkeit von Investitionen ermitteln, wie Wirtschaftlichkeit von Investitionen in Betriebsmittel Wirtschaftlichkeit einzelner Standortalternativen Vorteilhaftigkeit der Unternehmensgründung Frage der Kapitalgeber nach der “Rendite” ihres Einsatzes nach Objekt • Sachinvestition • Finanzinvestition • Immaterielle Investition nach Wirkung • Ersatzinvestition • Rationalisierungsinvestition • Erweiterungsinvestition • Sozial- und Sicherheitsinvestition nach Nutzungsdauer • kurzfristige Investition • mittelfristige Investition • langfristige Investition <?page no="95"?> 87 Dabei kann es sich um die isolierte Beurteilung der Vorteilhaftigkeit einer Investition (Soll sie gemacht werden? = absolute Vorteilhaftigkeit) oder um den Vergleich mehrerer Investitionsalternativen (Welche soll gewählt werden? = relative Vorteilhaftigkeit) handeln. Das Grundproblem der Investitionsrechnung ist, dass Zahlungsströme betrachtet werden, die zu verschiedenen Zeitpunkten anfallen und zum Teil unsicher sind. Das Zeitproblem versucht man durch statische (Betrachtung eines repräsentativen Zeitraums) und dynamische Verfahren (Betrachtung des gesamten Zeitraums) in den Griff zu bekommen. Die Unsicherheit durch Entscheidungsbäume, Szenario- und Sensitivitätsanalysen. Beispiele für Investitionsentscheidungen sind: Investitionskosten gegenüber zukünftigen Leistungen Miete oder Kauf von Gebäuden oder Maschinen Auszahlung einer Kapitallebensversicherung gegenüber lebenslanger Rente heutiger Aktienkurs gegenüber zukünftigen Erträgen aus dem Besitz dieser Aktie jährliche Kompensationszahlungen für umweltauflagenbedingte Mehrinvestitionen Bei den Investitionsrechnungsverfahren wird zwischen statischen und dynamischen Verfahren unterschieden, welche wiederum, je nach Problemstellung, mittels verschiedener Methoden durchgeführt werden. Statische Verfahren Dynamische Verfahren Kostenvergleichsrechnung Gewinnvergleichsrechnung Rentabilitätsvergleichsrechnung Statische Amortisationsrechnung Kapitalwertmethode Annuitätenrechnung Interne Zinsfußmethode Dynamische Amortisationsrechnung Der Kostenvergleich, der Gewinnvergleich und der Rentabilitätsvergleich stehen in einem logischen Zusammenhang. Bei allen dreien ist eine möglichst hohe Rentabilität das oberste Ziel. Ein Mittel diese zu erreichen ist die Gewinnmaximierung, wobei die Kostenminimierung wiederum ist ein Mittel zur Gewinnmaximierung ist. Bei der Amortisationsrechnung geht es hingegen primär nicht um Rentabilitätssondern um Sicherheitsüberlegungen. Die Investition soll sich in möglichst kurzer Zeit amortisiert haben, denn je weiter der Amortisationszeitpunkt in der Zukunft liegt, desto größer ist die mit der Investition verbundene Unsicherheit. Bei allen Verfahren wird unterstellt, dass die Nutzungsdauer der Investition feststeht und die benötigten Daten sicher sind. Auf komplexere Berechnungen mit Berücksichtigung von Unsicherheit wird hier nicht eingegangen. Interessierte sei auf die Literatur zu den Themen Sensitivitätsanalyse, Szenariotechnik und Entscheidungsbäumen verweisen, die sich mit der Problematik der Unsicherheit, die bei jeder Investition vorhanden ist, befassen. <?page no="96"?> 88 Die Datenbasis für die Investitionsrechnung liefert das interne Rechnungswesen. Die Zahlen der Kosten- und Leistungsrechnung müssen jedoch zuvor an die Anforderungen der Investitionsrechnung angepasst werden. Dies geschieht in der Projektkostenrechnung, mit der den zu untersuchenden Investitionsobjekten die jeweiligen Kosten und Leistungen zugerechnet werden. Mit Hilfe der Investitionsrechnung kann ein Investitionsprojekt nur aus monetärer Sicht erfolgen, nicht monetär bewertbare Sachverhalte gehen nicht ein und müssen in einer ergänzenden Nutzenwertanalyse betrachtet werden. <?page no="97"?> 89 7.2 Statische Investitionsrechnung Bei den statischen Verfahren der Investitionsrechnung werden Investitionsprojekte anhand der damit verbundenen Kosten und Leistungen, nicht jedoch anhand der Zahlungen beurteilt. Es sind einperiodige Modelle, die zur Beurteilung von Investitionsprojekten nur sehr eingeschränkt geeignet sind. Die Investitionsobjekte werden dabei anhand einer repräsentativen Periode beurteilt (d.h. keine explizite Berücksichtigung des Zeiteffekts). Problem dabei ist, dass ein repräsentativer Zeitraum bzw. repräsentative Kosten gefunden werden müssen. Einige Kosten fallen in jeder Periode an, wie die laufenden Kosten z.B. für Material. Problematischer sind hingegen Kosten, die nur in einer Periode anfallen wie die Anschaffungskosten. Diese Kosten müssen auf die repräsentative Periode umgerechnet werden. Dabei muss beachtet werden, dass die Kosten für die Anschaffung eines Investitionsobjektes sowohl die direkten Anschaffungskosten plus deren Finanzierungkosten (Zinsen) umfassen. Je nach Problemstellung werden unterschiedliche Verfahren verwendet. Bei Investitionsobjekten mit gleicher Laufzeit und gleichem Absatzpreis (Kostenvergleich) Bei Investitionsobjekten mit gleicher Laufzeit, ungleichem Absatzpreis (Gewinnvergleich) Falls die Produktionsmenge der betrachteten Objekte unterschiedlich ist, muss der Vergleich auf Stückbasis erfolgen. 7.2.1 Kostenvergleichsrechnung Mit der Kostenvergleichsrechnung wird die Vorteilhaftigkeit von zwei oder mehreren Investitionsalternativen ermittelt, um die kostengünstigste Alternative zu finden. Typische Einsatzmöglichkeiten sind die Frage, welche Investitionsalternative zu realisieren ist oder ob eine alte Anlage gegen eine neue Anlage auszutauschen ist. Entscheidungskriterium ist die Kostenersparnis. Die Voraussetzung ist jedoch, dass die Erlöse pro Stück bei allen Alternativen gleich sind. In den Vergleich sind möglichst alle anfallenden Kosten einzubeziehen. Zu unterscheiden sind dabei die einmaligen Kapitalkosten (kalkulatorische Abschreibungen, kalkulatorische Zinsen usw.) und die laufenden Betriebskosten (Personal, Material, Energie, Werkzeug, Raum, Instandhaltung usw.). Wird ein Kostenvergleich zwischen Investitionsobjekten durchgeführt, muss auf die Vergleichbarkeit der Kapazitäten geachtet werden: Bei gleicher Kapazität, die auch genutzt wird (Ausbringungsmenge gleich), genügt ein Vergleich der Gesamt- oder Periodenkosten. Bei ungleicher Kapazität (Ausbringungsmenge unterschiedlich) muss ein Vergleich der Stückkosten erfolgen. Da die Stückkosten von der Kapazitätsnutzung abhängen, könnten sich die Gesamtkosten der beiden Investitionsobjekte schneiden und es ist zu ermitteln, ob man sich vor oder hinter diesem Schnittpunkt (kritische Menge) befindet. <?page no="98"?> 90 Bei der Auswahl zwischen Investitionsobjekten können die Kosten einer Periode die Kosten je Leistungseinheit die kritische Ausbringungsmenge ermittelt werden. Bei der Kostenvergleichsrechnung werden die Kosten einer Durchschnittsperiode verglichen. Hierzu werden die laufenden Betriebskosten pro Periode (i.d.R. ein Jahr) ermittelt (Personal, Material usw.), die als konstant angenommen werden. In der Realität werden sie dies zwar nicht unbedingt sein, bei geringen Schwankungen ist aber ein konstanter Verlauf eine gute Näherung. Ansonsten müssen jeweils Durchschnittswerte ermittelt werden. Schwieriger ist es mit den Anschaffungs- und Finanzierungskosten, die nicht pro Periode, sondern einmalig bzw. in unterschiedlicher Höhe anfallen. Diese Kosten werden mit Hilfe der kalkulatorischen Abschreibung bzw. der kalkulatorischen Zinsen auf die einzelnen Perioden verteilt. Die der Periode zurechenbaren Anschaffungskosten werden ermittelt, indem der abzuschreibende Betrag auf die Nutzungsdauer des Investitionsobjektes verteilt wird. Der abzuschreibende Betrag ergibt sich als Differenz zwischen Anschaffungskosten und Restwert (= Wert für den das Investitionsobjekt am Ende der tatsächlichen Nutzungsdauer voraussichtlich verkauft werden kann). Eine weitere Kostenkomponente sind die Zinsen für den Kapitaleinsatz. Diese Zinszahlungen können zwar in der Realität je nach Gestaltung des Kreditvertrages schwanken, bei der Kostenvergleichsrechnung wird aber ein linear abnehmender Verlauf angenommen. Bei mit Eigenkapital finanzierten Investitionen kommt der Opportunitätskostengedanke zum Tragen; es wird hier mit einem kalkulatorischen Zins gerechnet. Die Zinsen werden in zwei Schritten ermittelt. Zuerst wird das durchschnittlich gebundene Kapital berechnet und dieses dann mit dem Kalkulationszinssatz multipliziert. Bei einem linearen Wertverlust ergibt sich das durchschnittlich gebundene Kapital grafisch oder rechnerisch als Mittelwert aus den Kapitalbindungswerten zu Beginn und zum Ende des Planungszeitraums. Hierbei muss darauf geachtet werden, ob das Investitionsobjekt am Ende des Betrachtungszeitraums noch einen Restwert aufweist. Ohne Restwert ergibt sich: Mit Restwert ergibt sich: bzw. nach Kürzen: <?page no="99"?> 91 Berechnung der Zinsen: Die gesamten Kapitalkosten pro Periode ergeben sich aus der Addition von Abschreibung und Zinsen. Im Folgenden werden die verschiedenen Formen der statischen Investitionsrechnung anhand eines Beispiels dargestellt, wobei jeweils eine Komponente variiert wird. Beispiel: Es soll entschieden werden, welche der beiden Maschine A oder B angeschafft werden soll. Die Daten der beiden Maschinen sind: Maschine A Maschine B Anschaffungskosten (€) 320.000 210.000 Nutzungsdauer (Jahre) 5 5 Restwert (€) 20.000 10.000 Zinssatz 6% 6% Kapazität (Stück/ Jahr) 20.000 20.000 Fixe Kosten (€ / Jahre) 27.800 29.000 variable Materialkosten (€/ Stück) 6,00 6,70 Sonstige variable Kosten (€/ Stück) 1,20 1,50 Lösung Berechnung der Kapitalkosten: Abschreibung: Kalkulatorische Zinsen A A-R R 2 A Durchnitt Zeit Zeit n n Gebundenes Kapital (€) Gebundenes R R A tt Durchschni 2 Mit Restwert R Ohne Restwert <?page no="100"?> 92 Gesamtkosten Maschine A Maschine B Abschreibung (€/ Jahr) 60.000 40.000 Zinsen (€/ Jahr) 10.200 6.600 Fixe Kosten (€/ Jahr) 27.800 29.000 Material (€/ Jahr) 120.000 134.000 Sonstige Kosten (€/ Jahr) 24.000 30.000 Gesamte Kosten (€/ Jahr) 242.000 239.600 Kostendifferenz 2.400 Nun sei angenommen, dass die beiden Maschinen eine unterschiedliche Leistungsmenge haben. Maschine A habe weiterhin eine Kapazität von 20.000 Stück, Maschine B aber nur eine Kapazität von 19.000 Stück. Maschine A Maschine B Anschaffungskosten (€) 320.000 210.000 Nutzungsdauer (Jahre) 5 5 Restwert (€) 20.000 10.000 Zinssatz 6% 6% Kapazität (Stück/ Jahr) 20.000 19.000 Fixe Kosten (€ / Jahre) 27.800 29.000 variable Materialkosten (€/ Stück) 6,00 6,70 Sonstige variable Kosten (€/ Stück) 1,20 1,50 Lösung: Der Kostenvergleich ergibt: Maschine A Maschine B Abschreibung 60.000 40.000 Zinsen 10.200 6.600 Fixe Kosten (€/ Jahr) 27.800 29.000 Material (€/ Jahr) 120.000 € 127.300 € Sonstige Kosten (€/ Jahr) 24.000 € 28.500 € Gesamte Kosten (€/ Jahr) 242.000 € 231.400 € Kostendifferenz 10.600 Damit hat Maschine B die geringeren Kosten, was aber auch daran liegt, dass sie weniger Stück produziert. Um die Maschinen vergleichen zu können, müssen die Kosten auf ein Stück bezogen werden. Maschine A Maschine B Abschreibung 60.000 40.000 Zinsen 10.200 6.600 Fixe Kosten (€/ Jahr) 27.800 29.000 gesamte Fixkosten (€/ Jahr) 98.000 75.600 Fixkosten pro Stück (€/ Stück) 4,90 3,98 Material (€/ Stück) 6,00 6,70 sonstige variable Kosten (€/ Stück) 1,20 1,50 Gesamtkosten pro Stück (€/ Stück) 12,10 12,18 Differenz 0,08 Damit ergibt sich, dass Maschine A ein Stück um 8 Cent billiger produzieren kann. Eine alternative Berechnung ist: <?page no="101"?> 93 Maschine A Maschine B Gesamte Kosten (€/ Jahr) 242.000 231.400 Stückzahl 20.000 19.000 Gesamtkosten pro Stück (€/ Stück) 12,10 12,18 Die Kostenvergleichsrechnung wird vorrangig bei Ersatz- und Rationalisierungsinvestitionen verwendet. Kritische Menge Mit Hilfe der Kostenvergleichsrechnung lässt sich auch die kritische Menge ermitteln, ab der ein Investitionsobjekt vorteilhafter als ein anderes. Bei welcher Menge sind die Kosten gleich? Auflösen nach x ergibt: K fixB 75.600 K fixA 98.000 X krit = 22.400 K B K A Kosten Menge Für obigen Maschinenvergleich ergibt dies: <?page no="102"?> 94 Bis zu einer Menge von 22.400 Stück hat Maschine B die geringeren Kosten pro Stück und darüber Maschine A. Schwächen der Kostenvergleichsrechnung keine Berücksichtigung künftiger Kapazitätsänderungen keine Berücksichtigung von Qualitätsunterschieden der Anlagen unzureichende Berücksichtigung unterschiedlicher Nutzungsdauer keine Aussage über die Rentabilität möglich, da die Erlöse nicht berücksichtigt werden Größen eines Jahres werden als repräsentativ angenommen Ein Vergleich von Investitionsalternativen über die Kosten führt nicht immer zu sinnvollen Ergebnissen. Er ist z. B. nicht sinnvoll, wenn mit den beiden Investitionsobjekten verschiedene Produkte hergestellt werden können. In diesem Fall müssen die unterschiedlichen Verkaufspreise der Produkte einbezogen werden. Dies erfolgt bei einer Gewinnvergleichsrechnung. 7.2.2 Gewinnvergleichsrechnung Der Gewinnvergleich erweitert die Kostenvergleichsrechnung durch Einbeziehung von Erträgen. Der Vergleich von Investitionsobjekten wird anhand des durchschnittlichen Gewinns einer Periode durchgeführt Der Gewinn wird durch Umsatzmenge und den Ertrag je Umsatzeinheit bestimmt. Dadurch kann eine Aussage über Vorteilhaftigkeit eines einzelnen Objektes getroffen werden: Ein Objekt ist vorteilhaft, wenn der Gewinn positiv ist. Anwendungsmöglichkeiten der Gewinnvergleichsrechnung sind: Vorteilhaftigkeit einzelner Investitionen: G > 0 ! Auswahl zwischen alternativen Investitionsobjekten : G1 > G2. Lohnt es sich, ein vorhandenes Investitionsobjekt durch ein neues zu ersetzen? Es kann auch die Gegenüberstellung des erwarteten Gewinns ohne Durchführung des Investitionsvorhabens mit dem erwarteten Gewinn mit Durchführung der Investition erfolgen. Bei der Auswahl kann, wie bei der Kostenvergleichsrechnung der Gewinnvergleich der Periode der Gewinnvergleich je Leistungseinheit (bei unterschiedlicher Auslastung) die Ermittlung der kritischen Auslastung verwendet werden. Beispiel: Ausgehend von obigem Beispiel sei angenommen, dass die Maschine A und B zwar gleiche Leistungsmengen haben, die Produkte sich aber unterscheiden und deshalb zu verschiedenen Preisen verkauft werden können, Produkt A für 12,80 € und Produkt B für 12,70 €. <?page no="103"?> 95 Maschine A Maschine B Anschaffungskosten (€) 320.000 210.000 Nutzungsdauer (Jahre) 5 5 Restwert (€) 20.000 10.000 Zinssatz 6% 6% Kapazität (Stück/ Jahr) 20.000 20.000 Preis (€/ Stück) 12,80 12,70 Fixe Kosten (€ / Jahre) 27.800 29.000 variable Materialkosten (€/ Stück) 6,00 6,70 Sonstige variable Kosten (€/ Stück) 1,20 1,50 Lösung Maschine A Maschine B Abschreibung (€/ Jahr) 60.000 40.000 Zinsen (€/ Jahr) 10.200 6.600 Fixe Kosten (€/ Jahr) 27.800 29.000 Material (€/ Jahr) 120.000 134.000 Sonstige Kosten (€/ Jahr) 24.000 30.000 Gesamte Kosten (€/ Jahr) 242.000 239.600 Umsatz (€/ Jahr) 256.000 254.000 Gewinn (€/ Jahr) 14.000 14.400 Gewinndifferenz (€/ Jahr) 400 Nun sei wiederum angenommen, dass Maschine B nur eine Kapazität von 19.000 Stück hat Maschine A Maschine B Anschaffungskosten (€) 320.000 210.000 Nutzungsdauer (Jahre) 5 5 Restwert (€) 20.000 10.000 Zinssatz 6% 6% Kapazität (Stück/ Jahr) 20.000 19.000 Preis (€/ Stück) 12,80 12,70 Fixe Kosten (€ / Jahre) 27.800 29.000 variable Materialkosten (€/ Stück) 6,00 6,70 Sonstige variable Kosten (€/ Stück) 1,20 1,50 Lösung Maschine A Maschine B Abschreibung (€/ Jahr) 60.000 40.000 Zinsen (€/ Jahr) 10.200 6.600 Fixe Kosten (€/ Jahr) 27.800 29.000 Material (€/ Jahr) 120.000 134.000 Sonstige Kosten (€/ Jahr) 24.000 30.000 Gesamte Kosten (€/ Jahr) 242.000 239.600 Gesamte Kosten (€/ Stück) 12,10 12,18 Preis 12,80 12,70 Gewinn (€/ Stück) 0,70 0,52 Gewinndifferenz (€/ Stück) 0,18 <?page no="104"?> 96 Eine alternative Berechnung ist: Maschine A Maschine B Gesamter Gewinn (€/ Jahr) 14.000 14.400 Stückzahl 20.000 19.000 Gewinn pro Stück (€/ Stück) 0,70 0,52 Break Even Menge Es kann zweckmäßig sein, weitere Analysen der Gewinnstruktur durchzuführen. Geeignet ist hierfür die der Break-Even-Analyse, bei der die Absatzmenge gesucht wird, bei der die Gesamtkosten durch den Umsatz gedeckt sind. Dieser kritische Wert wird Break-Even-Point (Gewinnschwelle) genannt und wie folgt ermittelt: mit DB x = Deckungsbeitrag von x Wo liegen die Break-even Mengen für obige Maschinen? DB A = 12,80€ - 7,20 € = 5,60 € 5,60€ *x = 98.000 € x = 17.500 Stück DB B = 12,70€ - 8,20 € = 4,50 € 4,50€*x = 75.600 € x = 16.800 Stück Berechnung der kritischen Menge x= 20.364 Stück Maschine A macht ab 17.500 Stück einen Gewinn und Maschine B ab 16.800 Stück. Ab 20.364 Stück ist Gewinn von Maschine A größer als derjenige von Maschine B und darunter umgekehrt. Die Gewinnvergleichsrechnung wird vorwiegend zur Beurteilung von Erweiterungsinvestitionen eingesetzt. Sie hat aber einige Schwächen sie ist kurzfristig und statisch Zuordnung von Einnahmen bzw. Erlösen, Ausgaben bzw. Kosten kann schwierig sein keine Aussage über die Verzinsung des eingesetzten Kapitals Alternative Anlagemöglichkeiten werden nicht berücksichtigt <?page no="105"?> 97 Die absolute Gewinnzahl gibt zusätzlich nur ungenügend Auskunft über die Vorteilhaftigkeit des Kapitaleinsatzes. Ein hoher Gewinn ist nicht automatisch mit einer hohen Verzinsung des eingesetzten Kapitals verbunden und umgekehrt. Deshalb müssen Gewinn und eingesetztes Kapital in Beziehung zueinander gesetzt werden. Dies geschieht bei der Rentabilitätsvergleichsrechnung. 7.2.3 Rentabilitätsvergleichsrechnung Als Rentabilität wird das Verhältnis des (erzielten oder erwarteten) Gewinns (Periodenerfolg) zum eingesetzten Kapital bezeichnet. Der Gewinn ergibt sich als Differenz aus Erlösen und Kosten. Die Rentabilitätsvergleichsrechnung baut also auf den Ergebnissen der Kosten- und Gewinnvergleichsrechnung auf. Als eingesetztes Kapital wird das in dem Investitionsobjekt durchschnittlich gebundene Kapital verwendet. Die Addition des kalk. Zins ist notwendig da sonst lediglich die über die Höhe des kalk Zinses liegende Mehrverzinsung ermittelt wird. Diese Methode kann bei Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen angewendet werden. Man geht in zwei Schritten vor: 1. Schritt: Bei der Wahl zwischen Projekten wird das das mit der höheren Rentabilität gewählt. 2. Schritt: Als nächstes wird überprüft ob dessen Rentabilität über der geforderten Mindestrentabilität liegt. Setzt man den „durchschnittlichen kalkulatorischen Gewinn“ aus der Gewinnvergleichsrechnung in den Zähler, dann lässt sich ermitteln, welche Rendite das durchschnittlich gebundene Kapital über die Verzinsung des Fremdkapitals und die kalkulatorische Verzinsung des Eigenkapitals hinaus erzielt. Diese Kennziffer wird als „durchschnittliche Überrendite“ des im Mittel gebundenen Kapitals bezeichnet. Das Investitionsprojekt ist vorteilhaft, wenn die durchschnittliche Überrendite größer als Null ist. Beispiel: Angewandt auf obiges Beispiel von der Gewinnvergleichsrechnung bei gleicher Kapazität. Maschine A Maschine B Anschaffungskosten (€) 320.000 210.000 Nutzungsdauer (Jahre) 5 5 Restwert (€) 20.000 10.000 Zinssatz 6% 6% Kapazität (Stück/ Jahr) 20.000 20.000 Preis (€/ Stück) 12,80 12,70 Fixe Kosten (€ / Jahre) 27.800 29.000 variable Materialkosten (€/ Stück) 6,00 6,70 Sonstige variable Kosten (€/ Stück) 1,20 1,50 <?page no="106"?> 98 Lösung Maschine A Maschine B Abschreibung (€/ Jahr) 60.000 40.000 Zinsen (€/ Jahr) 10.200 6.600 Fixe Kosten (€/ Jahr) 27.800 29.000 Material (€/ Jahr) 120.000 134.000 Sonstige Kosten (€/ Jahr) 24.000 30.000 Gesamte Kosten (€/ Jahr) 242.000 239.600 Umsatz (€/ Jahr) 256.000 254.000 Gewinn (€/ Jahr) 14.000 14.400 Gewinndifferenz (€/ Jahr) 400 7.2.4 Statische Amortisationsrechnung Bei der Amortisationsrechnung (Pay-off Methode) wird der Zeitraum ermittelt, in dem der anfängliche Kapitaleinsatz über die jährlichen Einzahlungsüberschüsse zurückgeflossen ist (Wiedergewinnungszeitraum). Dieser Zeitpunkt wird als Amortisations- oder Pay-off- Zeitpunkt bezeichnet und die Amortisationszeit ist die Zeitspanne bis zu diesem Zeitpunkt. Es wird ermittelt, ab welchem Zeitpunkt sich ein Projekt amortisiert, d.h. finanziellen Überschuss erzielt. Die Vorteilhaftigkeit einer Investition wird anhand ihrer Amortisationszeit beurteilt. Als Rechengröße werden nicht die Kosten und Leistungen sondern die Einzahlungen und Auszahlungen verwendet. Falls die Einzahlungsüberschüsse nicht direkt gegeben sind, wird zum Gewinn der Gewinnvergleichsrechnung die Abschreibung addiert. Angewandt auf obiges Beispiel ergibt dies: Maschine A amortisiert sich nach 4,05 Jahren und Maschine B nach 3,68 Jahren Entscheidungskriterien: Bei einem Vergleich von Investitionsobjekten wird das mit der kürzesten Amortisationszeit gewählt. Ein Investitionsobjekt ist vorteilhaft, wenn dessen Amortisation innerhalb einer vorgegebenen maximalen Amortisationszeit erfolgt. <?page no="107"?> 99 Falls die jährlichen Cashflows eines Investitionsobjektes nicht gleich sind, kann die Amortisationszeit nach der Kumulations- und der Durchschnittsmethode ermittelt werden. Bei der Durchschnittsmethode wird die Amortisationszeit anhand der durchschnittlichen Rückflüsse ermittelt. Bei der Kumulationsmethode wird die Amortisationszeit anhand der kumulierten tatsächlichen Nettorückflüsse ermittelt. Beispiel: Gegeben sind zwei Investitionsobjekte mit folgenden Merkmalen: Investitionsobjekt A Investitionsobjekt B Anschaffungskosten 120.000 € 120.000 € Nutzungsdauer 5 Jahre 5 Jahre Cashflow Jahr 1 50.000 € 10.000 € Cashflow Jahr 2 40.000 € 20.000 € Cashflow Jahr 3 30.000 € 30.000 € Cashflow Jahr 4 20.000 € 40.000 € Cashflow Jahr 5 10.000 € 50.000 € Ermittlung der Amortisationszeit mittels der Durchschnittsrechnung Objekt A: Objekt B: <?page no="108"?> 100 Ermittlung der Amortisationszeit mittels der kumulativen Methode Investitionsobjekt A Jahr Anfangsbetrag Cashflow Restbetrag 1 -120.000 +50.000 -70.000 2 -70.000 +40.000 -30.000 3 -30.000 +30.000 0 4 0 +20.000 +10.000 Es dauert 3 Jahre Investitionsobjekt B Jahr Anfangsbetrag Cashflow Restbetrag 1 -120.000 +10.000 -110.000 2 -110.000 +20.000 -90.000 3 -90.000 +30.000 -60.000 4 -60.000 +40.000 -20.000 5 -20.000 +50.000 +30.000 Es dauert Das Ziel der Amortisationsrechnung ist die Suche nach der kürzesten Rückflusszeit. Bei sinkenden Nutzungsdauern von Anlagen muss die Sicherstellung der Amortisation des eingesetzten Kapitals in kürzerer Zeit erfolgen. Zugleich soll eine Beurteilung des Risikos einer Investition erfolgen. Investitionen mit kurzen Amortisationszeiten gelten als sicherer als Investitionen mit langen Kapitalrückflussdauern. Nachteile der Amortisationsrechnung Betrachtet wird nicht die Wirtschaftlichkeit sondern die Kapitalbindungsdauer Kapitalflüsse nach Erreichen der Amortisationszeit werden nicht berücksichtigt Nur sehr eingeschränkt als Rechenverfahren zur Bestimmung des Investitionsrisikos geeignet Der größte Nachteil dieser Methode besteht darin, dass Zahlungsströme nach dem Amortisationszeitpunkt unberücksichtigt bleiben, d.h. es wird nicht die Gesamtlaufzeit einer Investition betrachtet. Deshalb ist die Amortisationszeit als alleiniges Kriterium zur Beurteilung der Vorteilhaftigkeit von Investitionen ungeeignet und sollte nur als ergänzendes Instrument verwendet werden. Ein gravierender Schwachpunkt bei allen statischen Verfahren ist aber, dass sie Zinseffekte unzureichend berücksichtigt und deshalb nur bei einer kurzfristigen Betrachtungsweise sinnvoll sind. Oft wird auch nur das erste Jahr der Investition betrachtet und als Durchschnitt für die gesamte Nutzungsdauer verwendet. Diese Probleme versucht man mit den dynamischen Verfahren zu beseitigen. <?page no="109"?> 101 7.3 Dynamische Investitionsrechnung Im Unterschied zur statischen berücksichtigt die dynamische Investitionsrechnung den zeitlichen Ablauf der durch eine Investition ausgelösten Zahlungsströme und nicht die damit verbundenen Kosten. Rechnungsgröße sind also ausschließlich Ein- und Auszahlungen. Als Basis dient die Zahlungsreihe der mit einer Investition verbundenen Cashflows. Um eine dynamische Investitionsrechnung durchzuführen, ist deshalb eine genaue zeitliche Zuordnung aller damit verbundenen Zahlungen erforderlich. Für jede Investitionsalternative muss eine Zahlungsreihe mit den Cashflows pro Periode erstellt werden. Der erste Schritt einer dynamischen Rechnung besteht darin, alle Zahlungen auf einem Zeitstrahl anzuordnen. Für jede Periode auf dem Zeitstahl (in der Regel ein Jahr) wird nun der Nettocashflow ermittelt, indem von den jeweiligen Einzahlungen die Auszahlungen abgezogen werden. Kalkulatorische Größen wie Abschreibungen gehen nicht ein. Ebenfalls werden die Zins- und Tilgungszahlungen hier nicht berücksichtigt, da sie im zweiten Schritt der dynamischen Investitionsrechnung in Form der Abzinsung eingehen. Relevante Daten zur Aufstellung einer Investitionsrechnung sind: Anschaffungsauszahlungen einer Investition, laufende Ein- und Auszahlungen. eventuelle Liquidationserlös am Ende der Nutzungsdauer Im zweiten Schritt werden die jährlichen Cashflows auf die Basisperiode abbzw. aufgezinst. Bei Abzinsung auf den Startzeitpunkt der Investition spricht man von Gegenwartswerten (Barwert) und bei Aufzinsung auf das Ende der Nutzung von Zukunfts- oder Endwerten. Die Zinszahlungen können entweder vorschüssig oder nachschüssig und in unterschiedlichen Zeitintervallen erfolgen. Bei der dynamischen Investitionsrechnung wird i. d. R. unterstellt, dass sie nachschüssig und am Jahresende erfolgen. Ist dies nicht der Fall müssen die Zinszahlungen zuerst in äquivalente nachschüssige Jahreszahlungen umgerechnet werden (z. B. mit der Effektivzinsmethode). Beispiel Sie investieren jetzt 100 € in ein Investitionsprojekt, das 5 Jahre läuft. Die Einzahlungen im 1. Jahr sind 50 €, im 2. Jahr 40 €, im 3. Jahr 30 €, im 4. Jahr 20 € und im 5. Jahr 20 €. Alle Zahlungen erfolgen nachschüssig Darstellung als Zahlungsstrahl <?page no="110"?> 102 Auf und Abzinsung Hierzu ist es hilfreich, sich zuerst die Aufzinsung zu verdeutlichen. Dies geschieht mit Hilfe folgender Zinsformel: mit C n = Cashflow in der Periode n C 0 = Cashflow in der Periode 0 i = Zinssatz t = Zeitraum zwischen 0 und n Beispiel: 100 € werden für 8% Zins für drei Jahre angelegt. Wie groß ist der Endwert? 100 € *1,08 = 108 € 108 € *1,08 = 116,64 € 116,64 € *1,08 = 125,97 € bzw. kürzer 3*8,00 € = 24,00 € ist der direkte Zinseffekt und 1,97 € ist der Zinseszinseffekt Der Aufzinsungsfaktor (1+i) t zinst einen in einer Periode vorhandenen Geldbetrag C 0 auf einen nach n Perioden fälligen Geldbetrag C n (Endwert) auf. Durch die Aufzinsung wird ermittelt, wie viel ein Geldbetrag mit Zins und Zinseszins zu einem späteren Zeitpunkt wert ist. Mit der Aufzinsung wird eine „Einmalzahlung jetzt“ in eine „Einmalzahlung nach n- Perioden“ verwandelt. Für eine Abzinsung muss obige Formel nach dem Gegenwartswert umgestellt werden: Mit dem Abzinsungsfaktor wird eine „Einmalzahlung nach n-Perioden“ in eine „Einmalzahlung jetzt“ verwandelt. Beispiel: Wie viel Geld muss man heute anlegen, um in 5 Jahren bei 6% Zins 1.000 € zu erhalten? Der Zinssatz mit dem die Abzinsung bei einer dynamischen Investitionsrechnung erfolgt wird als Kalkulationszinsfuß bezeichnet. <?page no="111"?> 103 Kalkulationszinsfuß Der Kalkulationszinsfuß i gibt die subjektive Mindestverzinsungsanforderung des Investors an sein Investitionsobjekt an. In der Praxis gehen in die Festlegung des Zinssatzes sowohl Finanzierungsals auch Risikoaspekte (Kapitalkosten und Risikozuschläge) ein. Häufig werden für den Kalkulationszinsfuß Werte von 8% bis 12% verwendet, wobei meist der Sollzinssatz des Kapitalmarktes die Untergrenze bildet. Bei vergleichsweise sicheren und eigenfinanzierten Investitionen kann auch der Habenzinssatz des Kapitalmarktes verwendet werden. Bei Mischfinanzierung wird ein gewichteter Mittelwert zwischen dem Kalkulationszinsfuß bei Eigen- und Fremdfinanzierung (WACC = Weighted Average Cost of Capital) verwendet. Bestimmung der Kapitalkosten i (=Kalkulationszinsfuß) bei Mischfinanzierung: Wobei für i FK der durchschnittliche Fremdkapitalzins und für i EK ein Zinssatz verwendet wird, der sich aus der Rendite einer sicheren Anlage (Staatsanleihe mit AAA-Rating) plus eines unternehmensspezifischen Risikozuschlags gemäß dem Capital Asset Pricing Modell ergibt. 7.3.1 Kapitalwertmethode Bei der Kapitalwertmethode werden die Einzahlungen und Auszahlungen einer Investition mit einem Kalkulationszins diskontiert. Der Kapitalwert einer Investition ist dabei die Summe der abgezinsten Einzahlungsüberschüssen. Die Einzahlungsüberschüsse ergeben sich aus der Differenz der laufenden Einzahlungen und Auszahlungen. Der Kapitalwert gibt die Erhöhung oder Verminderung des Geldvermögens bei gegebener Verzinsung (bezogen auf den Beginn des Planungszeitraumes) an. Er ist der Betrag, um den sich das Geldvermögen bei Durchführung der Investition zu Beginn des Planungszeitraums verändert. Angewandt auf obiges Investitionsobjekt mit 100 € Anfangsauszahlung und Einzahlungen von 50 € im 1. Jahr 40 € im 2. Jahr, 30 € im 3. Jahr 30 € und jeweils 20 € im 4. Jahr und 5. Jahr € ergibt sich bei einem Kalkulationszinsfuß von 10%: Ohne Verzinsungseffekt Mit Verzinsung als Anfangswert: Mit Verzinsung als Endwert: Anfangs- und Endwert können auch direkt ineinander übergeführt werden mit: <?page no="112"?> 104 Dies zeigt folgender Finanzierungsplan: Angenommen, der Investor hat keine eigenen Mittel und nimmt einen Kredit in Höhe von 127,13 € auf, von denen er 27,13 € sofort verbraucht und 100 € in das Projekt investiert. Wenn die jährlichen Rückflüsse aus dem Projekt zur Zinszahlung und Tilgung verwendet werden, kann der Anfangskredit von 127,13 € vollständig getilgt werden. Jahr 0 1 2 3 4 5 Kreditsumme 127,13 127,13 89,84 58,83 34,71 18,18 Einzahlung -100,00 50,00 40,00 30,00 20,00 20,00 Zins (10% auf Kreditsumme) 12,71 8,98 5,88 3,47 1,828 Tilgung 37,29 31,02 24,12 16,539 18,18 Restkredit 89,84 58,83 34,71 18,18 0 Rest 27,13 Damit haben die Kapitalgeber folgende Zahlungen erhalten: Eigenkapitalgeber (Kapitaleinsatz 0 €) : 27,13 € Fremdkapitalgeber (Kapitaleinsatz 127,13 €): 32,87 € (Summe der Zinsen) Insgesamt 60,00 € Der mit den Zahlungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten verbundene Zinseffekt wird durch die Abzinsung berücksichtigt. Es zeigt sich deshalb erst nach der Diskontierung der Cashflows und deren Aufsummierung zu einem Kapitalwert, ob eine Investition vorteilhaft ist. Der Kapitalwert einer Investition hängt von der Höhe der Ein- und Auszahlungen, deren zeitlicher Verteilung und dem verwendeten Kalkulationszins ab. Er sinkt mit steigendem Kalkulationszinsfuß. In der Graphik wird vereinfacht von einem linearen Zusammenhang ausgegangen. Dies ist jedoch nicht korrekt, da der wirkliche Verlauf der Kurve konvex ist. Der Kalkulationszinsfuß dient dazu, alle Zahlungen auf einen Bezugspunkt auf- oder abzuzinsen und sie dadurch vergleichbar zu machen. Es wird dabei jedoch unterstellt, dass die Einzahlungsüberschüsse der einzelnen Perioden zum Kalkulationszinsfuß angelegt werden können. Neben der Höhe und der zeitlichen Verteilung der Zahlungen ist der Kalkulationszinsfuß für die Vorteilhaftigkeit einer Investition von großer Bedeutung. Er stellt die aus Sicht des Investors gerade noch ausreichende Verzinsung dar, d.h. er zeigt die geforderte Mindestverzinsung. Der Kalkulationszins liegt in der Regel über dem Kapitalmarktzins (Untergrenze), da der Investor durch die Kapitalbindung in einer Investition ein Risiko eingeht. Die zu erwartenden Ein- und Auszahlungen, die Nutzungsdauer sowie der Restwert sind unsichere Größen, die mit einem entsprechenden Risiko behaftet sind. Je höher das mit der Durchführung der Investition verbundene Risiko eingeschätzt wird, desto höher wird der Kalkulationszins angesetzt werden. Er drückt also die alternative Geldanlage bzw. Opportunitätskosten einer Investition aus. Eine Investition ist vorteilhaft, wenn der Kapitalwert nicht negativ ist. Bei einem Kapitalwert von 0 wäre die Investition einer Geldanlage zum gewählten Kalkulationszinsfuß gleichwertig. Der Investor erhält in diesem Fall sein eingesetztes Kapital zurück und erzielt exakt seine <?page no="113"?> 105 geforderte Mindestverzinsung. Der entsprechende Kalkulationszinsfuß drückt hierbei den internen Zinsfuß des Investitionsobjektes aus. Beispiel: Kapitalwertberechnung für das Beispiel aus der Gewinnvergleichsrechnung mit gleicher Kapazität und unterschiedlichen Gütern. Es soll wiederum entschieden werden, welche der Maschine A oder B angeschafft werden soll. Es wird davon ausgegangen, dass alle Kosten auch zahlungswirksam sind. Maschine A Maschine B Anschaffungskosten (€) 320.000 210.000 Nutzungsdauer (Jahre) 5 5 Restwert (€) 20.000 10.000 Zinssatz 6% 6% Kapazität (Stück/ Jahr) 20.000 20.000 Preis (€/ Stück) 12,80 € 12,70 € Fixe Kosten (€ / Jahre) 27.800 29.000 variable Materialkosten (€/ Stück) 6,00 6,70 Sonstige variable Kosten (€/ Stück) 1,20 1,50 Maschine A Jahr 0 1 2 3 4 5 Anschaffungskosten (€) -320.000 20.000 Fixkosten (€) - 27.800 - 27.800 - 27.800 - 27.800 - 27.800 var. Kosten (€) - 144.000 - 144.000 - 144.000 - 144.000 - 144.000 Umsatz (€) 256.000 256.000 256.000 256.000 256.000 Cashflow (€) -320.000 84.200 € 84.200 84.200 84.200 € 104.200 Abzinsungsfaktor 1 1,060 1,124 1,191 1,262 1,338 Gegenwartswert (€) - 320.000 79.434 74.938 70.696 66.694 77.864 Kapitalwert: 49.626 € Maschine B Jahr 0 1 2 3 4 5 Anschaffungskosten (€) - 210.000 10.000 Fixkosten (€) - 29.000 - 29.000 - 29.000 - 29.000 -29.000 var. Kosten (€) - 164.000 - 164.000 - 164.000 - 164.000 -164.000 Umsatz (€) 254.000 254.000 254.000 254.000 254.000 Cashflow (€) - 210.000 61.000 61.000 61.000 61.000 71.000 Abzinsungsfaktor 1 1,060 1,124 1,191 1,262 1,338 Gegenwartswert (€) - 210.000 57.547 54.290 51.217 48.318 53.05 Kapitalwert: 54.427 € Anwendungsmöglichkeiten der Kapitalwertmethode Vorteilhaftigkeit eines Investitionsprojektes, wenn der Kapitalwert positiv ist (absolute Vorteilhaftigkeit) <?page no="114"?> 106 Vergleich zwischen Investitionsprojekten, wähle Projekt mit höherem Kapitalwert (relative Vorteilhaftigkeit) Als Vergleichskriterium ist die Kapitalwertmethode nur sinnvoll, wenn die Rückflüsse bis zum Ende der Lebensdauer zum Kalkulationszinsfuß reinvestiert werden können. Sind die Anschaffungskosten und/ oder die Nutzungsdauern der Investitionsobjekte unterschiedlich, so muss eine Vergleichbarkeit erst geschaffen werden. Bei unterschiedlichen Anschaffungskosten können Investitionsprojekte mit Hilfe einer Differenzzahlungsreihe verglichen werden. Sie ist eine fiktive Investition, deren Zahlungen sich als Differenz der Zahlungen der zwei, alternativ durchführbaren Investitionen ergeben. Beim Vergleich genügt es, sich auf die Betrachtung der Differenzen zu beschränken. Ist der Kapitalwert der Differenzzahlungsreihe positiv, ist es vorteilhafter die teurere Investition durchzuführen. Vorgehen 1. Differenzzahlungsreihe bilden (Investitionsprojekt mit höherer Anfangsinvestition- Investitionsprojekt mit niedriger Anfangsinvestition) 2. Kapitalwert der Differenzzahlungsreihe berechnen 3. Ist der Kapitalwert positiv soll das Investitionsprojekt mit der höheren Anfangsinvestition durchgeführt werden, ansonsten das andere Angewandt auf obiges Beispiel: Jahr 0 1 2 3 4 5 Maschine A Cashflow (€) - 320.000 84.200 84.200 84.200 84.200 104.200 Maschine B Cashflow (€) - 210.000 61.000 61.000 61.000 61.000 71.000 Differenzzahlungsreihe (€) -110.000 23.200 23.200 23.200 23.200 33.200 Abzinsungsfaktor 1 1,060 1,124 1,191 1,262 1,338 Gegenwartswert (€) -110.000 21.887 20.648 19.479 18.377 24.809 Kapitalwert: -4.801 € Es soll die Maschine B angeschafft werden. Unterjährige Zahlungen Bisher wurde davon ausgegangen, dass die Zahlungen jährlich erfolgen. Bei vielen Finanzierungsformen wie z.B. Annuitäten kann dies aber auch halbjährlich, pro Quartal oder pro Monat geschehen. Durch diese Zahlungen ergeben sich Zinseffekte während eines Jahres, die bei Zahlungen am Jahresende nicht auftreten würden. Der effektive Jahreszins wird sich wegen den unterjährigen Zahlungen und den damit verbundenen Zinseszinszahlungen leicht erhöhen. Der effektive Jahreszinssatz bei unterjährlicher Verzinsung (Nominalverzinsung) lässt sich mit folgender Formel berechnen: mit i eff = effektiver Zins pro Jahr i = nominaler Zins pro Jahr <?page no="115"?> 107 m = Anzahl der unterjährigen Perioden bzw. Beispiel: Vergleichen Sie folgende Anlagemöglichkeiten Bank 1: 16% Zins bei jährlicher Zinszahlung Bank 2: 15,5% bei quartalsmäßiger Zinszahlung Bank 3: 15% bei täglicher Zinszahlung Lösung 7.3.2 Annuitätenmethode Bei langen Zahlungsreihen kann eine Aufbzw. Abzinsung ziemlich zeitaufwendig sein, da jeder Nettocashflow extra aufbzw. abgezinst werden muss. Falls die Zahlungsreihe jedoch gleichbleibende Cashflows über mehrere Perioden enthält, können diese in einem Schritt mit Hilfe der Annuitätenrechnung aufbzw. abgezinst werden. Eine Annuität ist der jährlich gleichbleibende Betrag, der über eine bestimmte Anzahl von Perioden gezahlt wird. Die Annuitätenmethode verteilt alle mit einer Investition verbundenen Zahlungen gleichmäßig auf die Nutzungsdauer. Sie stellt die Frage, welche über n Jahre laufende Zahlungsreihe mit gleichen Zahlungen g (Annuität) bei einem Zinssatz i einem heute zu leistenden Betrag C 0 gleichwertig ist. Mittels des Annuitätenfaktors wird der Kapitalwert auf gleichmäßige Jahresraten verteilt. Zur Berechnung des Kapitalwertes einer gleichbleibenden Zahlungsreihe wird die Annuität durch den Annuitätenfaktor geteilt. mit C 0 = Kapitalwert g = Annuität (gleichbleibende Zahlung) ANF= Annuitätenfaktor Beispiel: Man erhält über 5 Jahre lang jährlich 1.000 €. Wie groß ist der Kapitalwert dieser Zahlungen bei einem Zinssatz von 10%? Ohne Abzinsung: <?page no="116"?> 108 Wenn man den Abzinsungseffekt berücksichtig wird sich jedoch ein anderer, geringerer Kapitalwert ergeben. Mit Abzinsung: Damit ist der Kapitalwert das 3,79079 fache der jährliche Zahlungen Dies kann auch über den Annuitätenfaktor ermittelt werden. Die Formel zu Bestimmung des Annuitätenfaktors ist: mit i = Zinssatz pro Jahr n = Anzahl der Jahre oder mit anderer Formel: Für obiges Beispiel mit ANF(10%, 5 Jahre) ergibt dies: Der Kehrwert des Annuitätenfaktors wird als Rentenbarwertfaktor bezeichnet RBF = 1/ 0,26380 = 3,79079 Zur Berechnung des Kapitalwertes gibt es damit zwei Wege: Mit diesen Formeln lässt sich auch ein jetzt fälliger Geldbetrag C 0 in eine über n Jahre laufende Zahlungsreihe mit der jährlichen Zahlung beim Zinssatz i umrechnen. oder <?page no="117"?> 109 Beispiel: Sabine Meier, möchte ihre im 65. Lebensjahr fällige Lebensversicherungssumme nicht bar ausgezahlt bekommen, sondern zieht eine Verrentung vor. Welche Jahresrente wird ihr die Versicherungsgesellschaft anbieten, wenn die Versicherungssumme auf 100.000 € lautet, sie mit einer statistischen Restlebenserwartung von 13 Jahren und einem Kalkulationszinssatz von 7% rechnet? Bewertung der Annuität (g): g > 0 Durch die Investition wird ein Überschuss erzielt. Die Investition ist vorteilhaft g = 0 Die eingesetzten Mittel werden wiedergewonnen und ausstehende Beträge zum Kalkulationszins i verzinst, die Investition ist neutral g < 0 Die Investition ist unwirtschaftlich Berechnung des Kapitalwertes der beiden Maschinen A und B aus obigem Beispiel mit Hilfe der Annuitätenmethode Maschine A: Jahr 0 1 2 3 4 5 Anschaffungskosten (€) - 320.000 20.000 Fixkosten (€) - 27.800 - 27.800 - 27.800 - 27.800 - 27.800 var. Kosten (€) - 144.000 - 144.000 € - 144.000 - 144.000 - 144.000 Umsatz (€) 256.000 256.000 € 256.000 256.000 256.000 Cashflow (€) - 320.000 84.200 84.200 84.200 84.200 104.200 Maschine B: Jahr 0 1 2 3 4 5 Anschaffungskosten (€) - 210.000 10.000 Fixkosten (€) - 29.000 - 29.000 - 29.000 - 29.000 - 29.000 var. Kosten (€) - 164.000 - 164.000 - 164.000 - 164.000 - 164.000 Umsatz (€) 254.000 254.000 254.000 254.000 254.000 Cashflow €) - 210.000 61.000 61.000 61.000 61.000 71.000 Anmerkung: Der Annuitätenfaktor bzw. Rentenbarwertfaktor kann, falls vorhanden, auch aus einer Annuitätentabelle entnommen werden. <?page no="118"?> 110 Unendliche Rente Eine Besonderheit bei der Annuität ergibt sich, wenn die Cashflows nicht nur über einen bestimmten Zeitraum sondern ewig erfolgen. Der Kapitalwert einer solchen Zahlungsreihe geht jedoch nicht ebenfalls gegen unendlich sondern gegen einen bestimmten Wert. Der Grund ist, dass Zahlungen einen umso geringeren Gegenwartswert haben, je weiter sie in der Zukunft liegen. Damit nehmen die Gegenwartswerte der zukünftigen Zahlungen der Annuität stetig ab und konvergieren gegen 0 Beispiel: 100 € in 50 Jahren bei 10% Zins haben einen Kapitalwert von Mit der Laufzeit n gegen Unendlich ergibt sich aus dem Annuitätenfaktor eine unendliche Rente. Beispiel: Welchen Kapitalwert hat eine ewige Rente von 1000 € bei 8% Zins? 7.3.3 Interne Zinsfußmethode Der interne Zinsfuß gibt den Kalkulationszinsfuß wieder, bei dem sich für eine Zahlungsreihe ein Kapitalwert von Null ergibt. Er ist die Rendite bzw. Verzinsung des in einer Investition gebundenen Kapitals. Das gebundene Kapital sind die Anschaffungskosten abzüglich der kumulierten Einzahlungen aus der Investition. Die Methode dient somit der Rentabilitätsbestimmung einer Investition und der interne Zinsfuß drückt die Ertragskraft der Investition aus. Zur Ermittlung des internen Zinsfußes gibt es drei Möglichkeiten: 1. Direkte Berechnung (exakte Methode) 2. Regula-falsi-Methode (Näherungslösung) 3. Graphische Methode (Näherungslösung) Direkte Berechnung Die gegebene Zahlungsreihe wird in eine Kapitalwertgleichung mit dem Kapitalwert 0 eingesetzt mit Anschließend wird der interne Zinsfuß (i int ) berechnet, der diese Gleichung löst. <?page no="119"?> 111 Beispiel Investition jetzt 100 € und Einzahlungsüberschüsse 70 € im Jahr 1 und 60 € im Jahr 2 mit x = (1+i int ) x = 1,20 Der Zins ist dann 1,20 -1 = 20% Regula falsi-Methode Zur Bestimmung des internen Zinsfußes muss eine Gleichung n-ten Grades gelöst werden, was mit steigenden n immer schwieriger wird (wobei Kalkulationsprogramme wie Excel dafür Rechentools beinhalten). Alternativ kann der Zinssatz durch eine Annäherung gefunden werden. Hierzu werden zuerst zwei Kalkulationszinssätze (i 1 und i 2 ) gewählt, wobei jeweils ein negativer und ein positiver Kapitalwert C 0 (1)und C 0 (2) entstehen. Der gesuchte interne Zinsfuß muss dann dazwischen liegen. Wo lässt sich mit Hilfe folgender Formel annäherungsweise bestimmen: Diese Formel ergibt jedoch nicht den exakten internen Zinsfuß, da bei der Berechnung des Mittelwertes ein linearer Verlauf der Kapitalwerte mit den Zinsen unterstellt wird, was nur annäherungsweise der Fall ist. Je näher die beiden Zinssätze beieinander liegen, desto besser ist jedoch der Näherungswert. Beispiel: Für ein Investitionsprojekt sei folgende Zahlungsreihe in € gegeben: Jahr 0 1 2 Cashflow -100 70 60 Lösung Berechnung mit einem ersten Versuchszinssatzi 1 = 10% C 0 (1)= -100 € + 70 €/ 1,1 +60 € / 1,1² = 13,22 € Berechnung mit i 2 = 30% C 0 (2) -100 €+ 70 €/ 1,3 +60 €/ 1,3² = -10,65 € i int = 21% (exakte Lösung: int = 20%) <?page no="120"?> 112 Beispiel: Sie investieren in ein Investitionsprojekt, das 5 Jahre läuft 100 €. Die Einzahlungsüberschüsse im 1. Jahr sind 50 €, im 2. Jahr 40 €, im 3. Jahr 30 €, im 4. Jahr 20 € und im 5. Jahr 20 €. Bei 20 % C 0 (1) = -100€ + 50 €/ 1,2 + 40€/ 1,2 2 +30€/ 1,2 3 + 20€/ 1,2 4 + 20€ / 1,2 5 = + 4,50€ Bei 30% C 0 (2)= -100€ + 50€/ 1,3 + 40€/ 1,30 2 +30€/ 1,3 3 + 20€/ 1,3 4 + 20€/ 1,3 5 = -11,83€ ( exakte Lösung: i int = 22,46%) Für unser Beispiel mit den zwei Maschinen ergibt sich: Maschine A: Jahr 0 1 2 3 4 5 Anschaffungskosten (€) - 320.000 20.000 Fixkosten (€) - 27.800 - 27.800 - 27.800 - 27.800 - 27.800 var. Kosten (€) - 144.000 - 144.000 - 144.000 - 144.000 - 144.000 Umsatz (€) 256.000 256.000 256.000 256.000 256.000 Cashflow € - 320.000 84.200 84.200 84.200 84.200 104.200 Maschine B Jahr 0 1 2 3 4 5 Anschaffungskosten (€) - 210.000 10.000 Fixkosten (€) - 29.000 - 29.000 - 29.000 - 29.000 - 29.000 var. Kosten (€) - 164.000 - 164.000 - 164.000 - 164.000 - 164.000 Umsatz (€) 254.000 254.000 254.000 254.000 254.000 Cashflow (€) - 210.000 61.000 61.000 61.000 61.000 71.000 Für die Maschine A ergibt sich ein interner Zinsfuß von 11,37% und für Maschine B ein interner Zinsfuß von 14,89%. <?page no="121"?> 113 Graphische Lösung Eine andere Näherungslösung ist das Regula falsi Prinzip graphisch durchzuführen. Dabei geht man folgendermaßen vor: 1. Ermittlung des Kapitalwertes bei einem zu niedrigen Zinssatz (C 0 ist negativ) 2. Ermittlung des Kapitalwertes bei einem zu hohen Zinssatz (C 0 ist positiv) 3. Ermittlung des Punkte in dem die Kapitalwertlinie geschnitten wird Für obiges Investitionsprojekt mit der Zahlungsreihe: Jahr 0 1 2 Cashflow -100 70 60 7.3.4 Optimale Nutzungsdauer/ Ersatzzeitpunkt Die optimale Nutzungsdauer beschreibt jenen Zeitraum, in dem es aus ökonomischen Gründen sinnvoll ist, das Investitionsobjekt zu nutzen. Dieser kann kleiner oder gleich der rechtlichbzw. technisch-maximalen Nutzungsdauer sein. Im Unterschied zum Problem der optimalen Nutzungsdauer, bei der ein Nachfolgeobjekt nicht berücksichtig wird, geht man bei der Frage nach dem optimalen Ersatzzeitpunkt von einmaliger oder von unendlicher Wiederholung des Vorhabens mit identischen Nachfolgeinvestitionen aus. Die Entscheidung über die optimale Nutzungsdauer erfolgt durch die Ermittlung aller Kapitalwerte über die Perioden der technisch- oder rechtlich-maximalen Nutzungsdauer. Das Entscheidungskriterium lautet: Bei der optimalen Nutzungsdauer ist der Kapitalwert des Investitionsvorhabens maximal. Für jede Nutzungsdauer erfolgt die Ermittlung eines spezifischen Kapitalwertes nach der Formel: <?page no="122"?> 114 Beispiel: Der Unternehmer Claus Clever erwartet eine Anschaffungsauszahlung von 2. Mio. €. Es handelt sich hierbei um eine Finanzanlage in Asien mit einer Laufzeit von 4 Jahre, die er gemeinsam mit dem taiwanesischen Unternehmen MOASTIA durchführen kann. Eine Rückzahlung des investierten Betrages am Ende der Laufzeit ist nicht vorgesehen. Die jährlichen Auszahlungen verstehen sich also inkl. Tilgung/ Rückzahlung. Da diese Investition nicht ohne Risiken ist, hat sich Clever eine Ausstiegsklausel garantieren lassen. Diese sehen folgende Optionen vor: 1. Rückkauf der Beteiligung durch MOASTIA für 1.5 Mio. € nach dem 1. Jahr 2. Rückkauf der Beteiligung durch MOASTIA für 1. Mio. € nach dem 2. Jahr 3. Rückkauf der Beteiligung durch MOASTIA für 600.000 € nach dem 3. Jahr Für den Fall, dass Clever diese Optionen nicht nutzen sollte, erhält er am Ende der Laufzeit eine Prämie über 200.000 €. Für den prognostizierten Geschäftsverlauf liegen folgende Informationen vor: Jahresüberschuss im 1. Jahr: 1.000.000 € Jahresüberschuss im 2. Jahr: 900.000 € Jahresüberschuss im 3. Jahr: 530.000 € Jahresüberschuss im 4. Jahr: 424.000 € Da Clever eine möglichst hohe Renditen haben will, verlangt er von allen Investitionsobjekten eine Mindestverzinsung von 10%. Können Sie Clever unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu der Investition raten? Falls ja, wie lange sollte sein Engagement andauern? Optimaler Ersatzzeitpunkt bei einmaliger Wiederholung Im Unterschied zur Überlegung bei der optimalen Nutzungsdauer soll hier von der Situation einer geplanten Wiederholung des Investitionsvorhabens ausgegangen werden. Die Analyse bezieht sich damit auf eine zweistufige Investitionskette, bestehend aus einer Grundinvestition und einer gleichen Folgeinvestition, welche sich unmittelbar anschließt. Gesucht ist der optimale Ersatzzeitpunkt, zu dem der Austausch der Objekte stattfinden soll. Das Entscheidungskriterium lautet: Bei optimalen Ersatzzeitpunkt ist der Kapitalwert der Investitionskette am höchsten. Für jede Überlegung des optimalen Ersatzzeitpunktes bei einmaliger Wiederholung erfolgt die Ermittlung eines für die Nutzungsdauer spezifischen Kapitalwertes nach der Formel: <?page no="123"?> 115 Der optimale Ersatzzeitpunkt liegt in der Periode, in der der Kapitalwert der Investitionskette sein Maximum erreicht. Beispiel: Aufbauend auf dem Beispiel hat Clever nun die Möglichkeit einer einmaligen Anschlussinvestition. D.h. er kann mit Beendigung seiner Erstinvestition eine sofortige - unter unveränderten Bedingungen - Reinvestition durchführen. Für welches Jahr empfehlen Sie Clever die Beendigung der Grundinvestition, und über wie viele Jahre soll die Investitionskette laufen? Die optimale Zeitdauer dieser Investition liegt ohne Anschlussinvestition bei 3 Jahren. Hier liegt der (vgl. Lösung 1). Die Diskontierung dieses Kapitalwertes gilt: Somit gilt für die zweigliedrige Investitionskette: 1. Jahr: 2. Jahr: 3. Jahr: 4. Jahr: Der optimale Ersatzzeitpunkt liegt am Ende der zweiten Periode und damit beträgt die Laufzeit der zweigliedrigen Kette 5 Jahre und verfügt über einen Kapitalwert von 894,12 €. <?page no="124"?> 116 7.3.5 Dynamische Amortisationsrechnung Die Amortisationsrechnung sollte nicht nur statisch, sondern dynamisch durchgeführt werden. Hierzu werden die Barwerte der zukünftigen Cashflows errechnet und daraus dann die Amortisationszeit ermittelt. Hierzu werden die zukünftigen Cashflows mit dem Kalkulationszins abgezinst, ehe sie von den Anschaffungskosten abgezogen werden. Dadurch verlängert sich selbstverständlich die Amortisationszeit im Vergleich zur statischen Rechnung bei der keine Abzinsung erfolgte. Beispiel: Gegeben sind zwei Investitionsobjekte mit folgenden Merkmalen: Investitionsobjekt A Investitionsobjekt B Anschaffungskosten 140.000 € 140.000 € Restwert 20.000 € 20.000 € Nutzungsdauer 5 Jahre 5 Jahre Cashflow Jahr 1 50.000 € 10.000 € Cashflow Jahr 2 40.000 € 20.000 € Cashflow Jahr 3 30.000 € 30.000 € Cashflow Jahr 4 20.000 € 40.000 € Cashflow Jahr 5 10.000 € 50.000 € Ermittlung der Amortisationszeit mittels der Durchschnittsrechnung ergab Investitionsobjekt A: 4 Jahre Investitionsobjekt B: 4 Jahre Ermittlung der Amortisationszeit mittels der kumulativen Methode ergab Investitionsobjekt A: 3 Jahre Investitionsobjekt B: 4,4 Jahre Ermittlung der Amortisationszeit bei einem Zinssatz von 10% Investitionsobjekt A Jahr Investition Cashflow Abzinsungsfaktor Gegenwartswert Restwert 1 120.000 50.000 0,909 45.454,55 74.545,45 2 74.545 40.000 0,826 33.057,85 41.487,60 3 41.488 30.000 0,751 22.539,44 18.948,16 4 18.948 20.000 0,683 13.660,27 5.287,89 5 5.288 10.000 0,621 6.209,21 - 921,32 Es dauert Jahre 4 +5287,89/ 6209,21 = 4,85 Jahre bis sich das Investitionsobjekt A amortisiert hat Investitionsobjekt B Jahr Investition Cashflow Abzinsungsfaktor Gegenwartswert Restwert 1 120.000 10.000 0,909 9.090,91 110.909,09 2 110.909 20.000 0,826 16.528,93 94.380,17 3 94.380 30.000 0,751 22.539,44 71.840,72 4 71.841 40.000 0,683 27.320,54 44.520,18 5 44.520 50.000 0,621 31.046,07 13.474,12 Das Investitionsobjekt B amortisiert sich innerhalb der geplanten Nutzungsdauer gar nicht. <?page no="125"?> 117 8 Aufgaben zu Investition Aufgabe 1 Ein Zulieferbetrieb der Automobilindustrie möchte überprüfen, ob eine Baugruppe weiterhin fremdbezogen oder stattdessen selbst gefertigt werden soll. Für die Eigenfertigung der Baugruppe liegen zwei Angebote vor. Es gelten hierfür die folgenden Daten: Anlage A Anlage B Anschaffungskosten € 120.000 80.000 € Nutzungsdauer Jahre 10 10 Restwert € 10.000 0 Kapazität Stück/ Jahr 12.000 10.000 Variable Löhne €/ Jahr 24.000 28.000 Fixe Gehälter €/ Jahr 8.000 6.000 Materialkosten €/ Jahr 23.000 23.000 Sonstige fixe Kosten €/ Jahr 19.000 14.000 Sonstige var. Kosten €/ Jahr 8.000 9.000 Der Stückpreis für die Baugruppe beim bisherigen Zulieferer beträgt 10 €/ Stück. Der Kalkulationszinssatz des Unternehmens beträgt 5 %. Die variablen Kosten verhalten sich zur Ausbringungsmenge proportional, sie beziehen sich auf die bei 100% Auslastung vorliegende Jahresleistung. Bis zu welchen benötigten jährlichen Mengen geben Sie den einzelnen Alternativen den Vorzug? <?page no="126"?> 118 Aufgabe 2 Ein Unternehmen möchte die Ausstattung der Vertriebsmitarbeiter mit Firmen-PKW überprüfen. Konkret steht man vor der Abwägung ob diese neuen PKW durch das Unternehmen zur Verfügung gestellt werden sollen oder ob man ihnen stattdessen die Dienstfahrten mit ihrem eigenen PKW gestatten soll. In letzterem Fall würde man ihnen zur Abdeckung aller entstehenden Kosten eine Pauschale von 0,52 € je gefahrenem km erstatten. Der Anschaffungspreis eines Firmen-Pkw würde 30.000,- € betragen. Die laufenden Kosten(für Versicherung, Steuern, Wartung, Reparaturen usw.) würden 4.000,- € pro Jahr betragen. Dazu kämen die Kosten für Kraftstoff in Höhe von 14,- € pro 100 km. Grundlage zur Kalkulation soll die im Schnitt in den letzten Jahren je Vertriebsmitarbeiter gefahrene Strecke von rund 30.000 km bilden. Weiterhin wird davon ausgegangen dass ein betrieblich beschaffter PKW für drei Jahre genutzt und anschließend veräußert wird. Als Liquidationserlös wird mit 12.000,- € gerechnet. Welche Variante sollte gewählt werden? Von welcher jährlichen Km-Leistung an wird die andere Alternative vorteilhafter? Beachten Sie, dass das Unternehmen stets mit 10% kalk. Zinsen rechnet. Aufgabe 3 Die Stefan Listig GmbH setzt für die Fertigung eine Maschine ein, die ausgetauscht werden soll. Nach eingehender Prüfung stehen nun zwei Angebote zur Auswahl. Dazu wurden folgende Daten ermittelt: Maschine A Maschine B Anschaffungskosten der Maschine 200.000 € 220.000 € Nutzungsdauer 5 Jahre 5 Jahre Restwert am Ende der Laufzeit 16.000 € 20.000 € Kalkulationszinssatz 7 % 7 % Maximale Kapazität 10.000 Stück 10.000 Stück Sonstige fixe Kosten pro Jahr 80.000 € 100.000 € Variable Kosten pro Stück 44 € 40 € Verkaufserlös pro Stück 60 € 60 € <?page no="127"?> 119 a) Entscheiden Sie mit Hilfe der Gewinnvergleichsrechnung, welche Maschine vorteilhafter ist. Gehen Sie davon aus, dass die gesamte hergestellte Menge auch verkauft werden kann. b) Der Anbieter der ungünstigeren Maschine teilt Ihnen mit, dass er zu Preiszugeständnissen bereit wäre, um den Auftrag zu erhalten. Berechnen Sie, wie weit er die Anschaffungskosten senken müsste, um den Auftrag zu erhalten. Alle anderen Daten gelten unverändert. Aufgabe 4 Ihr Geschäftsfreund, Zahnarzt Krone, überlegt, ob er sich ein neuartiges Röntgen- Diagnostikgerät anschaffen soll, mit Hilfe dessen er bei seinen Patienten Totalaufnahmen des Ober- und Unterkiefers anfertigen könnte. Die entscheidungsrelevanten Daten stehen fest, im Einzelnen gilt: Anschaffungspreis (€) 50.000 Nutzungsdauer (Jahre) 4 jährliche Wartungskosten (€/ Jahr) 2.500 Kosten je Aufnahme (€/ Aufnahme) 25,00 Restwert (€) 0 Kalkulationszinsfuß (%) 8 Zahnarzt Krone ist sich darüber klar, dass die Wirtschaftlichkeit der anzuschaffenden Anlage jetzt nur noch von deren Auslastung abhängig ist. Er wendet sich deshalb Hilfe suchend an Sie und fragt Sie ab welcher Anzahl von Aufnahmen pro Jahr die Anschaffung dieser Anlage sinnvoll ist. Für jede erstellte Totalaufnahme kann er bei den Kassen im Durchschnitt 80,- € abrechnen. <?page no="128"?> 120 Aufgabe 5 Eine Anlagenbauunternehmung plant die Entwicklung einer neuen Druckmaschine. Als Projektmitarbeiter dieser Entwicklungsgruppe werden Sie beauftragt, ein Gutachten über die Vorteilhaftigkeit der Investition zu erstellen. Neben rein wirtschaftlichen Zahlen erwartet die Geschäftsleitung von Ihnen auch Aussagen zu Chancen und Risiken der Investition. Sie haben folgendes Zahlenmaterial recherchiert: Entwicklungszeit der Maschine: 3 Jahre erwarteter Verkaufszeitraum der Maschinen: 5 Jahre Entwicklungskosten, die gleichzeitig Auszahlungen darstellen: rund 350.000 € jährlich. Im vierten Jahr beginnt der Verkauf der Maschine. Die zu erwartenden jährlichen Einzahlungen betragen im ersten Verkaufsjahr rund 12 Mio. €; es wird ab dann mit einer jährlichen Umsatzsteigerung von 14 % kalkuliert. Die Auszahlungen während der Verkaufsjahre kalkulieren Sie mit jährlich 14 Mio. €. Zur Sicherheit bewerten Sie bei einem Zinssatz von 6 % alle Auszahlungen vorschüssig und alle Einzahlungen nachschüssig. a) Überprüfen Sie die Vorteilhaftigkeit der Investition. b) Berechnen Sie die auf Ihrem Zahlenmaterial beruhende interne Verzinsung der Investition. Gehen Sie hierbei von Versuchszinssätzen von 6 % und 12 % aus. c) Welche Unsicherheiten weisen Ihre Berechnungen auf? <?page no="129"?> 121 Aufgabe 6 Franz Listig betreibt im Alpengebiet mehrere Liftanlagen. Weil das Gebiet nach Meinung aller Experten noch nicht voll erschlossen ist, will Listig die Kapazität weiter erhöhen. Seine alten Anlagen sind zwar noch nicht voll ausgelastet. Listig rechnet aber längerfristig mit einem steigenden Besucherstrom. Für sein Vorhaben ergeben sich drei Möglichkeiten: 1. Ein Doppelsessellift mit einer Kapazität von 600 Personen pro Stunde 2. Eine Kleinkabinenbahn, Leistung 800 Personen pro Stunde 3. Eine Seilbahnanlage mit einer Stundenleistung von 1000 Personen Der Sessellift könnte am Ende des Investitionsjahres fertig installiert werden, während die Kleinkabinenbahn eine Bauzeit von zwei Jahren und die Seilbahn eine Bauzeit von drei Jahren hat. Die Anschaffungsausgaben für den Sessellift fallen während der Bauzeit an, die Zahlungen für die Kleinkabinenbahn sind zu einem Drittel im ersten Baujahr und zu zwei Drittel im zweiten Baujahr fällig. Beim Seilbahnbau sind in jedem Jahr der Bauzeit je ein Drittel der Gesamtbaukosten als Anzahlung zu leisten. Listig schätzt für die Jahre nach der Fertigstellung folgende Besucherzahlen: Besucherzahlen in Tausend 1. - 3. Jahr 4. - 6. Jahr 7. - 15. Jahr Erlös pro Fahrt Sessellift 210 240 270 1,50 € Kleinkabinenbahn 270 300 330 2,00 € Seilbahn 340 370 400 2,50 € Listig rechnet bei seinen übrigen Anlagen im betreffenden Gebiet mit jährlichen Mindereinahmen von 50.000.- € für die ersten sechs Jahre, weil alte Kunden auf die neue Anlage abwandern werden. Die Ausgaben schätzt Listig (in Tausend €): laufender Betrieb Anschaffung 1. - 3. Jahr 4. - 6. Jahr 7. - 15. Jahr Sessellift 1.000 170 180 200 Kleinkabinenbahn 1.300 210 230 260 Seilbahn 2.500 320 340 360 Listig will eine Rendite von 10% (vor Steuern) erzielen. Welche Anlage bringt den höchsten wirtschaftlichen Nutzen? <?page no="130"?> 122 Aufgabe 7 Im Rahmen der Insolvenz eines Mitbewerbers will die Meier OHG an einer Versteigerung von dessen Maschinenpark teilnehmen. Sie benötigt eine neue Anlage welche sich in der Versteigerungsmasse befindet. Sie sollen für die Meier OHG überprüfen, ob es vorteilhaft ist, die Maschine zu ersteigern, wenn folgende nachschüssige Zahlungsströme für den laufenden Betrieb unterstellt werden: Jahr Auszahlungen Einzahlungen 1 600.000 € 580.000 € 2 630.000 € 950.000 € 3 680.000 € 950.000 € 4 680.000 € 900.000 € Zur Inbetriebnahme der zu ersteigernden Anlage ist mit folgenden Ausgaben zu rechnen, die sofort zur Zahlung fällig sind: Abbau am alten Standort 5.800,00 € Transport 7.671,18 € Fundament arbeiten 8.500,00 € Aufbau und Inbetriebnahme 9.900,00 € Der Kalkulationszinssatz bei der Meier OHG ist 8 % p.a. a) Zeigen Sie rechnerisch, bis zu welchem Höchstbetrag unter Berücksichtigung der genannten Nebenkosten die Meier OHG mitsteigern sollte. b) Der Meier OHG ist es gelungen, die Maschine für 450.000 € zu ersteigern. Allerdings stellte sich bei der Aufstellung heraus, dass sie zusätzlich für 30.000 € umgebaut werden muss. Welchen zu erwartenden internen Zinsfuß kann mit dieser Investition nunmehr erreicht werden? (Versuchszinssätze 15 % und 18 %, weitere Nebenkosten wie bei a)) <?page no="131"?> 123 Aufgabe 8 Die Clever AG ist an einer Investition in ein Unternehmen der Bekleidungsindustrie interessiert. Erste Gespräche haben bereits stattgefunden und nun ist ein Projektteam mit einer genaueren Überprüfung des vorliegenden Zahlenmaterials betraut. Von Seiten des Projektteams wird von folgenden Schätzwerten ausgegangen: Für die Jahre eins bis fünf des laufenden Betriebes betragen die jährlichen Überschüsse 400 Tsd. €. In den folgenden fünf Jahren betragen sie jeweils 420 Tsd. €. Bei einer Veräußerung der Beteiligung nach 10 Jahren beträgt der Liquidationserlös 3.200 Tsd. €. Die Clever AG verlangt von allen ihren Investitionen eine Mindestrentabilität von 10%. Ermitteln Sie den maximal zulässigen Kaufpreis für die Beteiligung. Aufgabe 9 Das Unternehmen Bauklötze Müller GmbH fabriziert seit 15 Jahren Holzspielzeug für Kinder. Der Unternehmer Müller wird von seiner Kundschaft insbesondere für seine hervorragende handwerkliche Qualität und die ökologisch Nachhaltige Unternehmensführung geschätzt. Nachdem sich seine Kunden immer wieder auch für andere Produkte der Holzverarbeitung interessierten hat sich Inhaber Klaus Müller dazu entschlossen seinen Betrieb zu erweitern. Er plant die Anschaffung einer Dübellochbohrmaschine um zukünftig auch Kindermöbel herstellen zu können. Da Müller stets vorsichtig agiert macht er seine Entscheidung letztlich an der Amortisationsdauer der Investition fest. Er hält eine für die Amortisation notwendige Rückflussdauer von mehr als 4 Jahren als zu riskant für sein Unternehmen und möchte nun wissen ob die Anschaffung der favorisierten Anlage für ihn in Frage kommt. Das Unternehmen kalkuliert stets mit 5 % kalk. Zins p.a.. Folgende Daten sind gegeben/ können angenommen werden: Anschaffungspreis 20.000,- € Einnahmeüberschüsse: Jahr 1 = 5.000,-€ Jahr 2 = 8.000,-€ Jahr 3 = 6.000,-€ Jahr 4 = 5.600,-€ Jahr 5 = 7.000,-€ Restwert am Ende der Nutzungsdauer nach 5 Jahren: 1.998,- € <?page no="132"?> 124 Aufgabe 10 Die Stefan Listig AG hat nach ihrem großen Erfolg mit selbstfahrenden Staubsaugrobotern für den privaten Bereich ein neues Produkt, einen selbstfahrenden Rasenmäherautomaten entwickelt. Für den Bau dieses Roboters kann eine bereits selbst gefertigte Baugruppe eingesetzt werden. Für diesen Einsatzzweck gäbe es aber auch die Möglichkeit auf ein Zulieferteil auszuweichen. Das Unternehmen plant für die voraussichtlich 7 Jahre des Produktionszeitraumes mit Absatzzahlen von 100 Tsd. Stück im 1. Jahr, 180 Tsd. Stück im 2. Jahr, 200 Tsd. Stück im 3. Jahr, 180 Tsd. Stück im 4. Jahr, 180 Tsd. Stück im 5. Jahr, 170 Tsd. Stück im 6. Jahr und 160 Tsd. Stück im 7. Jahr. Sollte die Baugruppe weiterhin komplett, d.h. sowohl für den Staubsaugroboter als auch für den Rasenmäherautomaten, selbst gefertigt werden, so ist eine Erweiterungsinvestition über 15,4 Mio € erforderlich. Die Produktion würde im laufenden Betrieb zusätzlich 860 Tsd. € p.a. an fixen Auszahlungen hervorrufen und je Baugruppe fielen rd. 110,-€ Materialkosten und variable Löhne an. Diese Werte können als über die Laufzeit konstant angesehen werden. Bei allen Kalkulationen arbeitet das Unternehmen mit einem kalk. Zins von 8%. Der mögliche Zulieferer bietet die Baugruppe bei den vorliegenden Abnahmemengen (die des Rasenmähautomaten) zu 160,-€ je Stück an. Er gewährt uns in den zukünftigen Jahres jeweils einen Preisnachlass von 3% auf den Preis des jeweiligen Vorjahres. Nachdem der Vorstand die Risiken die er einzugehen bereit ist minimieren möchte hat man sich dazu entschieden nur Investitionsvorhaben mit einer maximalen Amortisationsdauer von 4 Jahren durchzuführen. Ermitteln Sie mit der dynamischen Amortisationsrechnung ob die Eigenfertigung sinnvoll ist. <?page no="133"?> 125 Lösungen Aufgabe 1 kritische Menge Investition A zu B: kritische Menge Investition A zu FB: kritische Menge Investition B zu FB: Bis zu einer Menge von 7.500 Stück ist Fremdbezug günstiger, von 7.500 bis 7.922 ist es Anlage B, ab einer Menge von 7.923 ist es Anlage A. <?page no="134"?> 126 Aufgabe 2 kritische Menge Investition PKW zu Privat Kfz: Bis zu einer jährlichen Fahrleistung von 31.842 km ist die Nutzung des eigenen PKW und die Erstattung von 0,52€/ km günstiger, ab einer Fahrleistung von 31.843 km ist die Anschaffung eines Firmenwagens günstiger. Aufgabe 3 a) Vorteilhaftigkeitsbetrachtung: Die Anlage von Anbieter B erzielt einen um 15.960,-€ höheren Gewinn als die des Anbieters A. b) Optimierter Angebotspreis: Die Auswirkungen eines reduzierten Angebotes liegen in reduzierten kalk. AfA und kalk. Zinsen. Diese müssen daher um 15.960,-€ niedriger ausfallen. Die kalkulatorische Abschreibung beträgt ursprünglich 36.800,-€ und die kalk. Zinsen liegen bei 7.560,-€, insgesamt betragen damit die Kapitaldienstkosten des Anbieters A 44.360,-€. Das verbesserte Angebot muss diese auf mindestens 28.400,-€ reduzieren. Das Angebot von Anbieter A muss um 67.914,90 € reduziert werden, damit mit dieser Anlage zumindest der gleiche Gewinn wie mit der des Anbieters B erzielt werden kann. <?page no="135"?> 127 Aufgabe 4 Die Investition ist vorteilhaft, wenn C 0 = 0 Ab einer jährlichen Anzahl von 320 Aufnahmen ist die Anschaffung wirtschaftlich sinnvoll. Aufgabe 5 a) Vorteilhaftigkeitsbetrachtung; alle Angaben in Mio.€ Die Investition ist vorteilhaft, sie erwirtschaftet einen positiven Kapitalwert von 1.783.917,-€. b) Ermittlung der internen Verzinsung: Die interne Verzinsung der Investition beträgt rd. 9%. c) Mögliche Unsicherheiten sind: - Zukünftige Marktentwicklungen sind nur Prognosen, diese können auch anders eintreten - Zinsentwicklungen sind zukünftig ebenso mit Unsicherheit behaftet zukünftige Auszahlen treten mit deutlich höherer Gewissheit ein als zukünftige Einzahlungen <?page no="136"?> 128 Aufgabe 6 Die Kleinkabinenbahn weist den höchsten Kapitalwert auf und sollte aus diesem Grund bevorzugt werden. Anmerkung: Bei der Seilbahn ist die Anschaffungsauszahlung vorschüssig. Sessellift Jahr Auszahlungen Einzahlungen Überschuss Abzinsungsfaktor Barwert 0 -1.000.000,00 -1.000.000,00 1 -1.000.000,00 1 -220.000,00 315.000,00 95.000,00 0,909090909 86.363,64 2 -220.000,00 315.000,00 95.000,00 0,826446281 78.512,40 3 -220.000,00 315.000,00 95.000,00 0,751314801 71.374,91 4 -230.000,00 360.000,00 130.000,00 0,683013455 88.791,75 5 -230.000,00 360.000,00 130.000,00 0,620921323 80.719,77 6 -230.000,00 360.000,00 130.000,00 0,56447393 73.381,61 7 -200.000,00 405.000,00 205.000,00 0,513158118 105.197,41 8 -200.000,00 405.000,00 205.000,00 0,46650738 95.634,01 9 -200.000,00 405.000,00 205.000,00 0,424097618 86.940,01 10 -200.000,00 405.000,00 205.000,00 0,385543289 79.036,37 11 -200.000,00 405.000,00 205.000,00 0,350493899 71.851,25 12 -200.000,00 405.000,00 205.000,00 0,318630818 65.319,32 13 -200.000,00 405.000,00 205.000,00 0,28966438 59.381,20 14 -200.000,00 405.000,00 205.000,00 0,263331254 53.982,91 15 -200.000,00 405.000,00 205.000,00 0,239392049 49.075,37 Summe 145.561,93 Kleinkabinenbahn Jahr Auszahlungen Einzahlungen Überschuss Abzinsungsfaktor Barwert 0 -433.333,33 -433.333,33 1 -433.333,33 1 -866.666,67 -866.666,67 0,909090909 -787.878,79 2 -260.000,00 540.000,00 280.000,00 0,826446281 231.404,96 3 -260.000,00 540.000,00 280.000,00 0,751314801 210.368,14 4 -260.000,00 540.000,00 280.000,00 0,683013455 191.243,77 5 -280.000,00 600.000,00 320.000,00 0,620921323 198.694,82 6 -280.000,00 600.000,00 320.000,00 0,56447393 180.631,66 7 -280.000,00 600.000,00 320.000,00 0,513158118 164.210,60 8 -260.000,00 660.000,00 400.000,00 0,46650738 186.602,95 9 -260.000,00 660.000,00 400.000,00 0,424097618 169.639,05 10 -260.000,00 660.000,00 400.000,00 0,385543289 154.217,32 11 -260.000,00 660.000,00 400.000,00 0,350493899 140.197,56 12 -260.000,00 660.000,00 400.000,00 0,318630818 127.452,33 13 -260.000,00 660.000,00 400.000,00 0,28966438 115.865,75 14 -260.000,00 660.000,00 400.000,00 0,263331254 105.332,50 15 -260.000,00 660.000,00 400.000,00 0,239392049 95.756,82 16 -260.000,00 660.000,00 400.000,00 0,217629136 87.051,65 Summe 1.137.457,76 <?page no="137"?> 129 Aufgabe 7 a) Vorteilhaftigkeitsbetrachtung; Die Investition ist vorteilhaft, wenn C 0 = 0 Das Gebot kann zur Erreichung einer Verzinsung von 8% bis maximal 600.000,-€ erfolgen. b) Ermittlung der internen Verzinsung: Die interne Verzinsung der Investition beträgt rd. 16,3%. Anmerkung: Der gesamte Investitionsbetrag zum Zeitpunkt 0 beträgt 511.871,18€ Seilbahn Jahr Auszahlungen Einzahlungen Überschuss Abzinsungsfaktor Barwert 0 -833.333,33 -833.333,33 1 -833.333,33 1 -833.333,33 -833.333,33 0,909090909 -757.575,76 2 -833.333,33 -833.333,33 0,826446281 -688.705,23 3 0,00 0,751314801 0,00 4 -370.000,00 850.000,00 480.000,00 0,683013455 327.846,46 5 -370.000,00 850.000,00 480.000,00 0,620921323 298.042,24 6 -370.000,00 850.000,00 480.000,00 0,56447393 270.947,49 7 -390.000,00 925.000,00 535.000,00 0,513158118 274.539,59 8 -390.000,00 925.000,00 535.000,00 0,46650738 249.581,45 9 -390.000,00 925.000,00 535.000,00 0,424097618 226.892,23 10 -360.000,00 1.000.000,00 640.000,00 0,385543289 246.747,71 11 -360.000,00 1.000.000,00 640.000,00 0,350493899 224.316,10 12 -360.000,00 1.000.000,00 640.000,00 0,318630818 203.923,72 13 -360.000,00 1.000.000,00 640.000,00 0,28966438 185.385,20 14 -360.000,00 1.000.000,00 640.000,00 0,263331254 168.532,00 15 -360.000,00 1.000.000,00 640.000,00 0,239392049 153.210,91 16 -360.000,00 1.000.000,00 640.000,00 0,217629136 139.282,65 17 -360.000,00 1.000.000,00 640.000,00 0,197844669 126.620,59 18 -360.000,00 1.000.000,00 640.000,00 0,17985879 115.109,63 Summe 931.363,62 <?page no="138"?> 130 Aufgabe 8 Die Investition ist vorteilhaft, wenn C 0 = 0 Bis zu einem maximalen Kaufpreis von 3.748.640,98 € ist die Beteiligung wirtschaftlich sinnvoll. Aufgabe 9 Jahr 0 1 2 3 4 5 Einzahlungsüberschuss - 20.000,00 5.000,00 8.000,00 6.000,00 5.600,00 8.998,00 AbF 0,952380952 0,90702948 0,8638376 0,82270247 0,78352617 Barwert - 20.000,00 4.761,90 7.256,24 5.183,03 4.607,13 7.050,17 kum. Barwert - 15.238,10 - 7.981,86 - 2.798,83 1.808,30 8.858,47 Die Investition hat eine Amortisationszeit von 3,6 Jahren und erfüllt damit die vom Inhaber gesetzte Frist. Aufgabe 10 Barwertige Betrachtung der Kosten bei Eigenfertigung Barwertige Betrachtung der Kosten bei Fremdbezug Die Differenz aus Kosten des Fremdbezugs zu den Kosten bei Eigenfertigung ist die erzielte Einsparung. Die Amortisationszeit beträgt demnach rd. 3 Jahre (2 Jahre, 11 Monate), die Investition sollte daher getätigt werden. Jahr 0 1 2 3 4 5 6 7 Stückzahl 100.000,00 180.000,00 200.000,00 180.000,00 180.000,00 170.000,00 160.000,00 Anschaffung 15.400.000,00 var. Kosten 11.000.000,00 19.800.000,00 22.000.000,00 19.800.000,00 19.800.000,00 18.700.000,00 17.600.000,00 fixe Kosten 860.000,00 860.000,00 860.000,00 860.000,00 860.000,00 860.000,00 860.000,00 Gesamtkosten 11.860.000,00 20.660.000,00 22.860.000,00 20.660.000,00 20.660.000,00 19.560.000,00 18.460.000,00 Abzinsungsfaktor 1 0,925925926 0,85733882 0,793832241 0,735029853 0,680583197 0,630169627 0,583490395 Barwert 15.400.000,00 10.981.481,48 17.712.620,03 18.147.005,03 15.185.716,76 14.060.848,85 12.326.117,90 10.771.232,70 Jahr 0 1 2 3 4 5 6 7 Stückzahl 100.000,00 180.000,00 200.000,00 180.000,00 180.000,00 170.000,00 160.000,00 Preis je Stück 160,00 155,20 150,44 145,93 141,55 137,30 133,18 Kosten gesamt 16.000.000,00 27.936.000,00 30.088.000,00 26.267.400,00 25.479.000,00 23.341.000,00 21.308.800,00 Abzinsungsfaktor 1 0,925925926 0,85733882 0,793832241 0,735029853 0,680583197 0,630169627 0,583490395 Barwert 0 14.814.814,81 23.950.617,28 23.884.824,47 19.307.323,16 17.340.579,28 14.708.789,26 12.433.480,13 Jahr 0 1 2 3 4 5 6 7 Einsparung 15.400.000,00 3.833.333,33 6.237.997,26 5.737.819,44 4.121.606,40 3.279.730,43 2.382.671,36 1.662.247,44 kumulierte Einsparung 15.400.000,00 11.566.666,67 5.328.669,41 409.150,03 4.530.756,42 7.810.486,85 10.193.158,21 11.855.405,65 <?page no="139"?> 131 9 Nutzwertanalyse Die Nutzwertanalyse ist ein qualitatives Instrument zur Bewertung von Alternativen anhand von nicht monetär quantifizierbaren Kriterien und erlaubt eine Zielkontrolle. Sie eignet sich besonders bei strategischen Investitionen, bei denen häufig nicht alleine die reinen Erlöse im Vordergrund stehen, sondern nicht monetär zu erfassende Nutzen (z.B. Imageverbesserung) ebenso Berücksichtigung finden. Gerade diesen Investitionen würde aber eine ausschließlich monetäre Bewertung (z.B. Kosten-Erlös-Verhältnis) nicht gerecht werden. Es muss vielmehr versucht werden, auch nicht monetär fassbare Aspekte in die Bewertung einzubeziehen. Die Nutzenwertanalyse kann hierbei als Auswahlhilfe bei Mehrzielentscheidungen eingesetzt werden. Vorgehen Zunächst wird eine hierarchische Ordnung der verfolgten Ziele in einem mehrdimensionalen Zielsystem aufgestellt und die einzelnen Teilziele in Kriterien gefasst und gewichtet. Unter Berücksichtigung der verschiedenen Zielkriterien erfolgt eine Bewertung der Investitionen anhand der Präferenzen der Entscheidungsträger. Als Entscheidungsgrundlage dient der Zielerreichungsgrad (ermittelter Nutzwert) der Investitionsalternativen. Die Nutzwertanalyse ordnet den Investitionsvorhaben statt eines Geldbetrages Punktwerte zu, die sich aus den Ausprägungen von bestimmten Beurteilungskriterien ergeben. Der Nutzwert ist der zahlenmäßige Ausdruck für die Vorteilhaftigkeit eines Vorhabens. Die Nutzwertanalyse bringt Handlungsalternativen in eine „Besser-Schlechter-Anordnung“. Die Nutzwertanalyse ist ein Punktebewertungsverfahren basierend auf Ratingskalen („Schulnoten“) und einer Gewichtung der Noten. Es können auch K.O.-Kriterien einbezogen werden, damit bei der Bildung des Nutzenwertes nicht eine entscheidende, schlechte Ausprägung durch gute verwischt wird. Ein K.O.-Kriterium muss zwingend erfüllt werden und kann nicht durch entsprechend gute Ausprägungen bei anderen Kriterien ausgeglichen werden. Der Gesamtnutzenwert ergibt sich aus der Addition der gewichteten Teilzielerreichungen einer Alternative. Dabei besteht ein gewisses Maß an Subjektivität, da die Gewichtung einzelner Kriterien oft subjektiv erfolgt. Damit erhöht sich auch die Gefahr der Manipulation. Im Anschluss an die Berechnung der Gesamtnutzenwerte je Alternative wird eine Rangordnung aufgestellt, um die vorteilhafteste Alternative zu identifizieren und auf Basis dieser Daten eine Entscheidung zu fällen. Der Ablauf des Verfahrens ist: 1. Ober- und Unterziele festlegen und in eine Zielhierarchie bringen, 2. Kriterien festlegen, die sich aus diesen Zielen ableiten lassen, 3. K.O. Kriterien festlegen und andere Kriterien gewichten 4. Alternativen mit Punkten (1 schlecht - 10 sehr gut) in den jeweiligen Kriterien bewerten, 5. Punktbewertungen mit den Gewichtung multiplizieren, 6. Multiplikationen je Alternative aufsummieren, 7. Beste Alternative hat die meisten Punkte. <?page no="140"?> 132 Sollen neben den monetär nicht fassbaren Kriterien auch Kosten oder Gewinngrößen der Investitionsrechnung in die Entscheidung einbezogen werden, was in der Regel der Fall ist, so sind diese als Kriterien mit entsprechender Gewichtung in die Nutzwertanalyse aufzunehmen. Die monetären Verfahren der Investitionsrechnung können mit der Nutzwertanalyse kombiniert werden. Eine Nutzwertanalyse ohne eine Verbindung mit einer Investitionsrechnung ist im Regelfall nicht ausreichend. Beispiel: Ein Unternehmen möchte eine neue Filiale eröffnen. Es stehen drei Standorte zur Wahl, eine Investitionsrechnung wurde bereits durchgeführt, bei der alle Alternativen die Mindestverzinsungsanforderung erbrachten. Bevor sich die Geschäftsleitung für einen Standort entscheidet, sollen zusätzlich nicht-monetäre Faktoren in die Betrachtung einbezogen werden. die relevanten Kriterien beziehen sich auf den Standort, die Kosten und das Potential. A B C Kriterien Gewichtung Punktebewertung Standort - Nähe zu anderen Geschäften 9 6 8 3 Standort - Parkplatz 9 6 2 10 Standort - Lager 8 8 6 7 Kosten - Steuerbelastung 6 5 7 4 Kosten - Mietkosten 15 6 5 5 Kosten - Werbung 10 8 5 8 Potentiale - Wettbewerb 20 4 6 6 Potentiale - Kunden 10 7 6 4 Potentiale - Arbeitslosensituation 12 7 6 4 Kriterien Nutzwert A Nutzwert B Nutzwert C Nähe zu anderen Geschäften 54 72 27 Größe des Parkplatz 54 18 90 Größe des Lager 64 48 56 Steuerbelastung 30 42 24 Mietkosten 90 75 75 Werbung 80 50 80 Wettbewerbssituation 80 120 120 Kundenpotential 70 60 40 Arbeitslosensituation 84 72 48 Summe 606 557 560 Die Nutzwertanalyse ergibt den Standort A. Da die Kriterien und die Gewichtungen frei gewählt werden können, bietet die Nutzwertmethode einen sehr großen Gestaltungsspielraum. Es sollten ausrechend viele Kriterien genutzt werden, um brauchbare Ergebnisse zu erzielen. Eine Beschränkung auf die wichtigsten ist jedoch empfehlenswert, da sonst der Zeitaufwand für die Bearbeitung zu sehr ansteigen könnte. Darüber hinaus würden die Gewichtungsfaktoren kaum mehr voneinander abweichen, was ein klares Ergebnis verhindern kann. Außerdem muss darauf geachtet werden, dass weitge- <?page no="141"?> 133 hend überscheidungsfreie und nicht redundante Kriterien verwendet und keine zentralen Kriterien weggelassen werden. Die Stufenanzahl und die Punktvergabe können auf den individuellen Fall angepasst werden. Bei Investitionsentscheidungen lassen sich aber mit einer fünfstufigen Einteilung in der Regel brauchbare Ergebnisse erzielen. Wenn bei vielen Kriterien die Endwerte der Alternativen sehr eng zusammen liegen, könnte durch eine breitere Punkteskala das Ergebnis eindeutiger werden. Die Ergebnisse können nur relativ zueinander gesehen werden. Eine absolute Aussage, ob die Investition durchgeführt werden soll, kann nicht gemacht werden. Entscheidende Vorteile der Nutzwertanalyse sind die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Entscheidungsfindung, sowie, dass die Kriterien und Argumente, welche eine Entscheidung bestimmen, einer genauen Prüfung unterzogen werden können. Dies kann zu neuen Erkenntnissen während des Entscheidungsprozesses führen. Durch die Umrechnung in Zahlenwerte kann ein eindeutiger Vergleich zwischen Alterativen gemacht werden, der sonst nicht so eindeutig möglich ist Zu Bedenken gilt es jedoch, dass die Nutzwertanalyse zwar dazu zwingt die subjektiven Überlegungen systematisch zu ordnen, aber nicht sie zu objektivieren. Durch eine subjektive Festlegung der Kriterien, subjektive Gewichtung der Kriterien und subjektive Bewertung der Alternativen kann jedoch keine Objektivierung der Ergebnisse erreicht werden. <?page no="142"?> 134 10 Anhang: Finanzmathematische Tabellen Abzinsungsfaktor (AbF): Zinssatz (%) 5,0 5,5 6,0 6,5 7,0 7,5 8,0 Jahre (n) 1 0,9524 0,9479 0,9434 0,9390 0,9346 0,9302 0,9259 2 0,9070 0,8985 0,8900 0,8817 0,8734 0,8653 0,8573 3 0,8638 0,8516 0,8396 0,8279 0,8163 0,8050 0,7938 4 0,8227 0,8072 0,7921 0,7773 0,7629 0,7488 0,7350 5 0,7835 0,7651 0,7473 0,7299 0,7130 0,6966 0,6806 6 0,7462 0,7253 0,7050 0,6853 0,6663 0,6480 0,6302 7 0,7107 0,6874 0,6651 0,6435 0,6228 0,6028 0,5835 7 0,6768 0,6516 0,6274 0,6042 0,5820 0,5607 0,5403 9 0,6446 0,6176 0,5919 0,5674 0,5439 0,5216 0,5003 10 0,6139 0,5854 0,5584 0,5327 0,5084 0,4852 0,4632 12 0,5568 0,5260 0,4970 0,4697 0,4440 0,4199 0,3971 15 0,4810 0,4479 0,4173 0,3888 0,3625 0,3380 0,3152 20 0,3769 0,3427 0,3118 0,2838 0,2584 0,2354 0,2146 25 0,2953 0,2622 0,2330 0,2071 0,1843 0,1640 0,1460 30 0,2314 0,2006 0,1741 0,1512 0,1314 0,1142 0,0994 35 0,1813 0,1535 0,1301 0,1104 0,0937 0,0796 0,0676 40 0,1421 0,1175 0,0972 0,0805 0,0668 0,0554 0,0460 Annuitätenfaktor/ Kapitalwiedergewinnungsfaktor (KWF): Zinssatz (%) 5,0 5,5 6,0 6,5 7,0 7,5 8,0 Jahre (n) 1 1,0500 1,0550 1,0600 1,0650 1,0700 1,0750 1,0800 2 0,5378 0,5416 0,5454 0,5493 0,5531 0,5569 0,5608 3 0,3672 0,3707 0,3741 0,3776 0,3811 0,3845 0,3880 4 0,2828 0,2853 0,2886 0,2919 0,2952 0,2986 0,3019 5 0,2310 0,2342 0,2374 0,2406 0,2439 0,2472 0,2505 6 0,1978 0,2002 0,2034 0,2066 0,2098 0,2130 0,2163 7 0,1728 0,1760 0,1791 0,1823 0,1856 0,1888 0,1921 8 0,1547 0,1579 0,1610 0,1642 0,1675 0,1707 0,1741 9 0,1407 0,1438 0,1470 0,1502 0,1535 0,1568 0,1601 10 0,1296 0,1327 0,1359 0,1391 0,1424 0,1457 0,1490 12 0,1128 0,1163 0,1193 0,1226 0,1259 0,1293 0,1327 15 0,0963 0,0996 0,1030 0,1064 0,1098 0,1133 0,1168 20 0,0802 0,0837 0,0872 0,0908 0,0944 0,0981 0,1019 25 0,0710 0,0746 0,0782 0,0820 0,0858 0,0897 0,0937 30 0,0651 0,0688 0,0727 0,0766 0,0806 0,0847 0,0888 35 0,0611 0,0650 0,0690 0,0731 0,0772 0,0815 0,0858 40 0,0583 0,0623 0,0650 0,0707 0,0750 0,0794 0,0839 <?page no="143"?> 135 Rentenbarwertfaktor (Kehrwert des Annuitätenfaktors)/ Diskontierungssummenfaktor (DSF) Zinssatz (%) 5,0 5,5 6,0 6,5 7,0 7,5 8,0 Jahre (n) 1 0,9524 0,9479 0,9434 0,9390 0,9346 0,9302 0,9259 2 1,8594 1,8463 1,8334 1,8206 1,8080 1,7956 1,7833 3 2,7233 2,6979 2,6730 2,6485 2,6243 2,6005 2,5771 4 3,5460 3,5052 3,4651 3,4258 3,3872 3,3493 3,3121 5 4,3295 4,2703 4,2124 4,1557 4,1000 4,0459 3,9927 6 5,0757 4,9955 4,9173 4,8410 4,7665 4,6936 4,6229 7 5,7864 5,6830 5,5824 5,4845 5,3893 5,2966 5,2064 8 6,4632 6,3346 6,2098 6,0888 5,9713 5,8573 5,7466 9 7,1078 6,9522 6,8017 6,6560 6,5152 6,3789 6,2469 10 7,7217 7,5376 7,3610 7,1888 7,0236 6,8641 6,7101 12 8,8633 8,6185 8,3838 8,1587 7.9427 7,7353 7,5361 15 10,3797 10,0376 9,7123 9,4027 9,1079 8,8271 8,5595 20 12,4622 11,9504 11,4699 11,0185 10,5940 10,1945 9,8182 25 14,0939 13,4139 12,7834 12,1979 11,6536 11,1470 10,6748 30 15,3725 14,5338 13,7648 13,0587 12,4090 11,8104 11,2578 35 16,3742 15,3906 14,4983 13,6870 12,9477 12,2725 11,6546 40 17,1591 16,0461 15,0463 14,1455 13,3317 12,5944 11,9246 <?page no="144"?> Prof. D Dr. Jör Öko inte Wirtsc Wirtsc 2. Auflag (AKAD F ISBN 97 Zum Buc Das Buch theoretisc Aspekte a zumeist in lich bekan und gesel Inhalt: Gesellsch Wirtschaft Wirtschaft menschlic Wirtschaft Wirtschaft Deutschla Die Inter Studieren schaftswis losophen, ter von W Die Hera Prof. Dr. schule St kommunik Dr. Jörg S wurde er Wochenze Geschicht deutschen Dr. Torste rg Schwe onom erdis chaftsges chaftskom ge 2014, 1 Forum, 2) 78-3-8169ch: h versamme chen Aspekt aufgreifen, d nterdisziplinä nnter Zusam llschaftswiss haftliche Aus tseliten: dam tskrisen - R che Rationa tskommunika tskommunika and-Schweiz ressenten: de der W ssenschaften , allgemein Wirtschaftsun ausgeber: Torsten Büg uttgart. Zu s kation, Fach- Schweigard l bereits mit eitung »Die te der Aufkl n Geschichte en Bügn eigard (H mie szipl schichte mmunika 50 S., 29,8 -3257-4 lt 14 Beiträg ten der Öko ie über die T äre Ansatz d mmenhänge senschaftlich swirkungen mals und he Robert Bosc alität und da ation - Kult ation deuts - Corporate Wirtschafts-, n, Psycholog gesellschaftl nd Sozialver gner lehrt W seinen Forsc - und Berufs eitet die Unte mehreren P Zeit« und ärung und d e. Be Tel: 071 E-Mail: ex er Hrsg.) inär - Wirtsc ation 80 €, 51,00 ge von vier onomie, der Tagesdiskus der Autoren e und ist gleic er Miniaturen der Social eute - Fried ch: Der soz as Konzept turunterschie sch-japanisch e Entreprene Sprachgen, Zukunft lich Interess bänden irtschaftsspr chungsschwe sprachen so ernehmensk Preisen ausg weitere Zeit der Weimare estellhot 159 / 92 65xpert@exp chaftspo 0 CHF Autoren zu ren interdisz ssionen hina ermöglicht te chsam ein p n. Media - G drich List: G ziale Unterne t des homo ede bei deu h - Frem eurship: Nach und Gese tsforscher, P sierte, Mitarb rachen und W erpunkten zä owie Mediend kommunikatio gezeichnet. tungen und er Republik tline: 0 • Fax: -20 pertverlag.d olitik - historischen ziplinäre Inh ausreichen u eilweise übe opulär gesc Grüne Wirtsc Genius oeco ehmer - Irla o oeconomic tsch-amerika mde Nachba hhaltig erfolg ell- Phibei- Wirtschaftsko ählen unter a didaktik im H on der AKAD Der Historik Magazine u sowie zu As 0 de , politischen halte aktuell nd zum Nac rraschende hriebenes »L chaft - Öko nomicus - K ands Staats cus - Grun anischen Ge arn: Komm reich durch I ommunikatio anderem inte ochschulber D Hochschule ker schreibt und publizier spekten der n und komm e und zurü chdenken an Erkenntnisse Lesebuch« w onomie des Kleine Gesc spleite - Sp ndlagen inte eschäftsbezi munikationsun Innovation on an der AK ernationale W reich. en. 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Be 39,80 €, (Die Betr ISBN 97 Zum Buc Das Lehrb titionswirts entscheidu einzelnen welcher ko Fragen sta Inhalt: Grundlage Arten und der Invest des Invest fahren - dynamisch Verfahren mensbewe Einflüsse öffentliche Die Intere Dieses B Bachelorlehre, de wirtschaft richtungen schaftsass Fort- und überbetrie Rezensio »Das Buch bewusst a sentliche s und interd entzogen u rechnunge Lehrbuchs und Prakt Methoden Erfahrunge von theor Übungen. . rer. pol. itautoren stition matische P ntrolle vo entl. übera eispiele, W 66,00 CHF riebswirtsc 8-3-8169-2 ch: buch vermit schaft und ung und -ko Kalküle der onkreten En aatlicher Inve en der betrie Merkmale d titionen im R titionsprozes Überblick ü he Verfahren - Algorithm ertung - Übe der öffentlic er Betriebe essenten: Buch richtet und Maste s Wirtschaf sowie an n Staatlich sistent, des W Weiterbildu blicher Mana onen: h hebt sich w auf die Behan strukturelle, p disziplinär ein und kein nur en sind gut s, das in vorb tikern sowoh nahezubring en als Berat retisch einwa Damit kann Bernd W. nsma Planung, on Invest arb. u. erw. Wiederholun F chaft: Studi 2558-3 ttelt einen fu gibt praktis ontrolle. Dab Investitionsr ntscheidungs estitionslenku eblichen Inve der Investition Rahmen der sses - Metho über die ein n - Ansätze mus zur Unte erblick über chen Hand sich an erstudiengäng ftsingenieurw Berufsfach geprüfter B Weiteren an ungsveransta agementsem wohltuend vo ndlung von s personelle u nbezogen. Z r mit Mathem zu verstehe bildlicher Kla hl die Möglic gen. Der fun ter und Train andfreien Au das Lehrbuc Be Tel: 0715 E-Mail: ex Müller-He anage Entschei itionen . Aufl. 2006 ngsu. Übu ium + Prax undierten E che Tipps bei werden d rechnung auf situation am ung und -bee estitionswirtsc nen - Planu Unternehme oden der Inv nzelnen Inve des Operat erstützung de spezielle Pr auf betrieb Studierende ge der Betr wesens, de hschüler de Betriebswirt, Teilnehmer altungen, be minare sowie on den meis sehr speziell nd prozessu Zum anderen matik vollbesp n. Besonder arheit und An chkeiten als dierte wissen ner in der Un usführungen ch der Zielgru estellhotl 59 / 92 65-0 xpert@expe edrich ment idung 6, 314 S., ungsaufga xis, 15) inblick in d zur bessere dem Leser n fgezeigt. Er m besten eig einflussung. chaft: Bedeu ng, Entsche enspolitik - vestitionsrec estitionsrechn tions Resea er Kalkülwah robleme der bliche Invest e der Diplo riebswirtscha er Verwaltun er Ausbildun Fachwirt, W kaufmännisc etrieblicher an Praktiker sten Lehrbüc len Investitio uale Paramet n haben sich spicktes Trak rs gelungen nschaulichke s auch die G nschaftliche nternehmens n und der V uppe besten line: 0 • Fax: -20 ertverlag.de 106 Abb., ben ie Zusamme en Beherrsc nicht nur die lernt auch zu gnet. 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Zu sowie einige ist Heraus DMV, GAMM en, und die h und deckt wie Lineare otwendigen praktische hematische Hochschule uvor war er e Jahre im geber des M und GI. <?page no="147"?> Dipl.-St Stat wis Grundl 2012, 29 36,00 €, (Die Betr ISBN 97 Zum Buc Das Verst ökonomisc Studierend in den prax Mathemati einfachen Die Math vollkomme gangenhe die Möglic Zahlreiche Lernproze aufgeteilt: und solche mit Lösun werden. Inhalt: Die altbew lagen der W Die Intere - Studiere - Alle, die Die Auto Dipl.-Statis München sammeln, tatistiker tistik sens agen un 91 S., zahlr , 60,00 CH riebswirtsc 8-3-8169-3 ch: tehen und A chen Welt. D den gegenüb xisorientierte ische Ausdr Sprache erg hematik-Ken en aus. Sollt it zurücklieg hkeit, diese e Beispiele ss. Dabei we Beispiele, w e aus der Pra ngen könne währte Gliede Wahrscheinl essenten: ende wirtscha sich Statistik rin: stikerin Ira F tätig. Durch die dem Auf rin Ira Fr k für scha d praktis r. 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Tob Dr. rer. po RS fü pitaltion, Pro 7 S., 29,80 Forum, 1) 78-3-8169ch: e der Interna s zunehme dere die Bila nternehmen d h beschreibt cheidungshilf und Au ungen - Re problemstellu haften - Ko S bei untersc ressenten: nische Leiter mit Schwerp oren: . Tobias Wa sen und Con rer. pol. Ha ochschule Le ias Wagn ol. 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