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Energie und Klima

Chancen, Risiken und Mythen

0810
2020
978-3-8169-8485-6
978-3-8169-3485-1
expert verlag 
Horst-Joachim Lüdecke

Mit der Energiewende und im Klimaschutz erfindet sich Deutschland neu. Es nimmt dabei eine weltweite Sonderstellung ein. Die komplette Umgestaltung der elektrischen Stromversorgung wurde auf den Weg gebracht. Was früher nur die zuständigen Ingenieure beschäftigte, interessiert heute vor dem Hintergrund aktueller politischer Entscheidungen die gesamte Gesellschaft. Die aktuelle Energiewende und die Klimaschutzmaßnahmen können nur dann sinnvoll sein, wenn sich hieraus Vorteile für den Naturschutz, die Versorgungssicherheit mit elektrischem Strom und die Kosten ergeben. Dieses Buch untersucht die Chancen, Risiken, Vor- und Nachteile des deutschen Weges. Die Konkurrenzfähigkeit unseres Landes, die Sicherheit gegen Stromausfälle, die Steuerlast, die Energiekosten jeden Bürgers und schließlich die Umwelt stehen auf dem Spiel.

<?page no="0"?> HORST-JOACHIM LÜDECKE Energie und Klima Energie und Klima Chancen, Risiken und Mythen 4., überarbeitete Auflage HORST-JOACHIM LÜDECKE ISBN 978-3-8169-3485-1 Mit der Energiewende und im Klimaschutz erfindet sich Deutschland neu. Es nimmt dabei eine weltweite Sonderstellung ein. Die komplette Umgestaltung der elektrischen Stromversorgung wurde auf den Weg gebracht. Was früher nur die zuständigen Ingenieure beschäftigte, interessiert heute vor dem Hintergrund aktueller politischer Entscheidungen die gesamte Gesellschaft. Die aktuelle Energiewende und die Klimaschutzmaßnahmen können nur dann sinnvoll sein, wenn sich hieraus Vorteile für den Naturschutz, die Versorgungssicherheit mit elektrischem Strom und die Kosten ergeben. Dieses Buch untersucht die Chancen, Risiken, Vor- und Nachteile des deutschen Weges. Die Konkurrenzfähigkeit unseres Landes, die Sicherheit gegen Stromausfälle, die Steuerlast, die Energiekosten eines jeden Bürgers und schließlich die Umwelt stehen auf dem Spiel. Der Inhalt Energie: Ressourcen - Einflussgrößen - die alternativen Methoden Wind, Sonne und Biogas - zukünftige Kernkraftwerke - Résumé zur Energiepolitik Deutschlands - die Energiezukunft Klima: Klimafakten - Klimawandel - Klimafolgen - Geschichte der Erdtemperaturen - Treibhauseffekt - Klimamodelle - Klima-Mythen Die Zielgruppe An einer allgemeinverständlichen Analyse der Energiewende und der Klimaproblematik Interessierte, Studierende, Entscheidungsträger in Wirtschaft und Behörden. Der Autor Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke ist Diplomphysiker mit Berufstätigkeit in Forschung, Lehre und Industrie. <?page no="1"?> Energie und Klima <?page no="3"?> Horst-Joachim Lüdecke Energie und Klima Chancen, Risiken und Mythen <?page no="4"?> © 2020 · expert verlag GmbH Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autoren der Herausgeber übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Internet: www.expertverlag.de eMail: info@verlag.expert CPI books GmbH, Leck ISBN 978-3-8169-3485-1 (Print) ISBN 978-3-8169-8485-6 (ePDF) ISBN 978-3-8169-0009-2 (ePub) Umschlagabbildung: Bildrechte © Horst-Joachim Lüdecke Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. <?page no="5"?> 7 1.1 7 1.2 10 1.3 14 2 21 2.1 25 2.2 33 2.3 41 2.3.1 42 2.3.2 44 2.3.3 47 2.3.4 50 2.3.5 53 2.4 57 2.4.1 59 2.4.2 61 2.4.3 64 2.4.4 66 2.4.5 73 2.5 73 2.5.1 76 2.5.2 78 2.5.3 83 2.5.4 86 2.5.5 91 2.5.6 95 2.5.7 97 Inhalt Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geleitwort von Arnold Vaatz, MdB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ausgangslage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quellen, Literatur, Hinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klima . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klimavariabilität, Klimakatastrophen und der Mensch . . . . . . Klima-Fakten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Folgen des Klimawandels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Extremwetter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gletscher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Meeresspiegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arktisches Meereis und Eisbären . . . . . . . . . . . . . . . . . . Meeres-Versauerung, Korallensterben, Golfstrom und weiteres Seemannsgarn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Geschichte von Erdtemperaturen und CO 2 bis heute . . . . Bis 500 Millionen Jahre zurück . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Milankoviҫ-Zyklen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Nach-Eiszeit (Holozän) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die letzten 2000 Jahre bis heute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Temperaturänderungen an Stelle von Temperaturen . . Was Sie immer schon über CO 2 wissen wollten . . . . . . . . . . . . CO 2 , Basis allen Lebens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der spektrale Treibhauseffekt und das CO 2 . . . . . . . . . . Die Klimasensitivität, Verstärkungs- und Abschwächungseffekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klimamodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veränderungen der CO 2 -Konzentrationen über die Zeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der globale CO 2 -Kreislauf: gibt es eine Grenze für den CO 2 -Anstieg in der Luft? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Amüsantes: Fingerprints und Tipping-Points . . . . . . . . <?page no="6"?> 2.6 99 2.6.1 107 2.7 108 2.8 111 3 117 3.1 120 3.2 127 3.2.1 135 3.3 137 3.4 145 3.4.1 145 3.4.2 149 3.4.3 151 3.4.4 153 3.4.5 154 3.4.6 157 3.4.7 162 3.5 167 3.5.1 169 3.5.2 172 3.5.3 175 3.5.4 179 3.5.5 183 3.5.6 186 3.5.7 187 3.5.8 194 3.5.9 198 4 203 Ursachen von Klimaänderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paradigmen der Naturwissenschaft, Ockhams Rasiermesser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wie viel Klima macht der Mensch? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Diskussionen von Klimarealisten mit Klimawarnern? . . . . . . Energie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ein Überblick zu den Problemen der deutschen Energiewende Energiebedarf und Reserven: Die Menschheit braucht Energie Die Endlichkeit von Brennstoffreserven . . . . . . . . . . . . Ein Spaziergang im „Energie-Garten“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Naturgesetzliche Schranken der Energiewende . . . . . . . . . . . . Zu kleine Leistungsdichte: zurück ins Mittelalter! . . . . Es geht um Flächenverbrauch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Leistungsdichte bezogen auf Landschaftsfläche . . . . . . Der Erntefaktor als Maß für Energieeffizienz . . . . . . . . Warum sind Wind- und Sonne unzureichend? . . . . . . . Fluktuation von Wind- und Sonnenstrom: die zweite naturgesetzliche Schranke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Energiesparen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klimapolitik: Risiken, Nebenwirkungen, Verhältnismäßigkeit Das IPCC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . „Klimaschutz“: Gebot in Medien und Politik - Irrtum ausgeschlossen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Mythos vom wissenschaftlichen Konsens . . . . . . . Climategate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Kampagne des PIK gegen die Professoren Veizer und Shaviv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die deutschen Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ein immer noch hochakuelles Interview . . . . . . . . . . . . Hintergründe des Klima-Aktivismus: Die große Transformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die CO 2 -Agenda Brüssels und Antworten Deutschlands Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Inhalt <?page no="7"?> Einleitung 1.1 Geleitwort von Arnold Vaatz, MdB Unter den Nicht-Fachleuten in Deutschland gilt es als weitgehend klar, daß die weitere Nutzung der Kernenergie die Bewohnbarkeit unseres Landes ge‐ fährde und die ungebremste Anreicherung von CO 2 (Kohlendioxid) in der Atmosphäre eine Erderwärmung verursache, die den Fortbestand der Mensch‐ heit und überhaupt allen Lebens bedrohe. Um dies zu vermeiden, müsse sich die Energiebereitstellung der Menschheit von Grund auf ändern. Nukleare Energiequellen oder fossile Energieträger, aus denen man durch Verbrennung jene Wärme gewinnt, die man einerseits verheizt und andererseits in Strom oder Fahrleistung verwandelt, müssen durch solche ersetzt werden, die weder radioaktive Strahlung verursachen noch CO 2 freisetzen. Um dies auch dem Letzten klar zu machen, haben sich die meisten Deutschen Medien daran gewöhnt, den „Atomstrom“ zu ächten und über das Naturgas CO 2 meist nur noch mit dem Attribut „klimaschädlich“ zu sprechen. Die Politik widmete sich diesem Thema auf der legendären Rio-Konferenz der Vereinten Nationen im Jahre 1992. Während die Stigmatisierung der Kern‐ energie im Wesentlichen ein deutsches Thema blieb, wurde die Bedrohung der Erde durch CO 2 zum politischen Faktum erhoben. Schon damals formierte sich allerdings auch Widerspruch: Zunächst 425, im Laufe der Zeit bis heute mehr als 4.000 namhafte Persönlichkeiten, darunter 72 Nobel-Preisträger, unterstützen den Heidelberg-Appeal, der die dem Rio-Gipfel zugrundeliegende Prämisse generell in Frage stellt. Zahlreiche Petitionen und Manifeste von Klimaexperten sind später hinzugekommen. Die Politik scherte sich nicht um solche Einwände. 2010 tagte im mexikani‐ schen Cancun die Klimakonferenz der Vereinten Nationen. Die Industriestaaten bekannten sich dort zu der Absicht, die Erderwärmung auf zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Überstiege eines Tages die Erwärmung der Erde diese zwei Grad, so habe dies für den Fortbestand des Lebens auf der Erde und damit für die gesamte Menschheit katastrophale Folgen. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen konkretisierte, was zu tun sei: Eine Konzentrationsbegrenzung von CO 2 in der Luft auf 0,045 % eröffne die Aus‐ sicht, das Zwei-Grad-Ziel mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % einzuhalten. Ließe sich die CO 2 - Konzentration schon bei 0,04 % deckeln, so läge die <?page no="8"?> Wahrscheinlichkeit für das Ausbleiben der Erderwärmung über die Schwelle zur Menschheitskatastrophe von zwei Grad sogar bei 70 %. Die Politik glaubt fest an diese absurden Aussagen. Sie meint, eine Art Erd-Thermostat einbauen zu können, der uns vor unerwünschten Klimaschwankungen zuverlässig schützt. Die neue Allmachtsphantasie des Menschen sieht ihn imstande, die Schöpfung zu bewahren und das Klima zu schützen. Man muss historisch einigermaßen informierten Menschen nicht erklären, was ähnliche Phantasien über die end‐ gültige Lösung wirklicher oder vermeintlicher Lebensfragen der Menschheit schon mehrfach an Katastrophen hinterlassen haben. Die Umwälzung ist im vollen Gange. Kaum eine Disziplin der Politik und der Wirtschaft, die nicht im Zuge dieser Forderung von Grund auf klima‐ schutzgerecht umfrisiert wurde. In den Ministerien und den nachgeordneten Ämtern der öffentlichen Hände schießen neue Verwaltungsgebilde, die der Energiewende dienen sollen, wie Pilze aus dem Boden. In den Ministerien entstehen Öko-Abteilungen, Förderprogramme lockern Steuermilliarden für den Klimaschutz, ganze neue Technologiebranchen entstehen, Ökofinanzpro‐ dukte erfreuen die Banken, und Hunderttausende investieren in Windmühlen und Sonnenkollektoren. Bei den Pastoren ist die Rettung der Welt an die Stelle der ewigen Seligkeit getreten. Das hat ganz profane Folgen. Bezahlt werden diese alternativen Strom‐ erzeuger durch horrende Einspeisesubventionen, die von den konventio‐ nellen Stromerzeugern zunächst über die Netzbetreiber an die Windmüller und Solardachbesitzer ausgezahlt und dann über den Strompreis an den Stromkunden weitergegeben werden. Da die Zahlungen an die Erzeuger 20 Jahre garantiert werden und auch dann anfallen, wenn die Netze den von ihnen erzeugten Strom wegen Überlastung nicht aufnehmen können, sind hierfür mittlerweile Verbindlichkeiten in Höhe von etwa 400 Mrd. Euro aufgelaufen, von denen ca. 75 Mrd. bereits geflossen sind und die übrigen 325 Mrd. in den nächsten 20 Jahren anfallen. Wir verursachen mit alternativem Strom sporadisch auftretende Überlastungen unserer Netze, was uns famose Exportmöglichkeiten eröffnet. Das Dumme ist nur, dass wir durch dieses Überangebot leider die Strombörsenpreise drücken. Der Börsenpreis, der sich normalerweise um die 45 Euro pro Megawattstunde bewegt, ist allerdings als Verkaufspreis schon wenig genug, weil an die alternativen Stromerzeuger schon 170 Euro für diese Kilowattstunde zu entrichten war. Beim Export von 10 Terawattstunden (im Jahr 2012 waren es fast 15) bedeutet das selbst bei diesem Börsenpreis etwa 1,25 Milliarden Euro Verlust, für den der Stromkunde aufzukommen hat. 8 Einleitung <?page no="9"?> Was ist aber, wenn wir die Gefahr, die vom CO 2 ausgeht, einfach maßlos übertreiben? Gut, mag der gemäßigte Betrachter sich bisher gesagt haben: Wenn an der CO 2 -Geschichte doch nichts dran sein sollte, dann sparen wir doch wohl an den ohne Zweifel endlichen Ressourcen! Sollte man meinen. Es wäre dann wie beim Alchimisten Johann Friedrich Böttger, der eigentlich prahlte, Gold herstellen zu können und dann stattdessen die Porzellanherstellung erfand. Seitdem wir das CO 2 aus dem Kraftwerk direkt in die Erde verpressen wollen, wird auch dieses Argument - sollte es jemals gegolten haben - hinfällig. Nicht einmal Porzellan anstelle von Gold, in diesem Falle Ressourcenschonung anstelle von Klimarettung, sondern weder das eine noch das andere könnte sich einstellen, denn die CO 2 -Verpressung verschlingt zusätzliche Ressourcen - erst recht, wenn auch noch die schon jetzt ressourcenschonende und bei Fortentwicklung noch günstigere Nutzung der Kernenergie aufgegeben wird; und der Input an fossiler Energie zur Bereitstellung der immer riesigeren Windkraftmaschinerie, der astronomische Rohstoffverbrauch für Zuleitungen, Aufbauten und Herstellungstechnologie kommen hinzu. All dies lässt die Frage nach der Zuverlässigkeit der Prämissen für diesen gigantischen energiepolitischen Kurswechsel um so dringlicher werden - zumal wir uns in Deutschland in Bezug auf die Kernenergie als Geisterfahrer gegenüber nahezu allen entwickelten Industrie- und Schwellenländern fort‐ bewegen und mit unserem schwankenden Stromnetz nun auch noch zu einem Fremdkörper im europäischen Stromversorgungssystem geworden sind. Ich drücke Horst-Joachim Lüdecke und diesem Buch, das nun von ihm vor‐ liegt, die Daumen, weil ich glaube, dass von einem wirklichen Erkenntnisgewinn in Sachen Energie und Klima unsere Zukunft abhängt. Wir müssen zu der Forde‐ rung nach naturwissenschaftlich soliden Erkenntnissen und ingenieurtechnisch realistischen Gestaltungswegen als Grundlage von politischen Entscheidungen zurückfinden. Ein gesinnungsethischer Konformitätsdruck ist eine schlechte Grundlage für energiepolitische Entscheidungen. Dieses Buch ist ein leidenschaftlicher Aufruf zu intellektueller Redlichkeit und zugleich ein Meisterwerk in der plausiblen Vermittlung komplizierter physikalischer Sachverhalte. Ich wünsche ihm viele Leser. Es gehört in jeden Schulunterricht einer Abiturklasse. Allerdings bin ich Realist und ahne, was kommen wird: Man wird zunächst versuchen, es zu ignorieren. Aber es wird nicht fruchten, dazu ist das Buch zu souverän, zu überzeugend, zu präzise. Daher wird sich die Empörungsindustrie mit ihm befassen und es auf den medialen Index setzen. 9 1.1 Geleitwort von Arnold Vaatz, MdB <?page no="10"?> Nur: Über die Frage, ob CO 2 ein Klimakiller ist oder nicht und welche Faktoren für das Leben wirkliche und welche eingebildete Risiken sind, entscheiden weder politische Mehrheiten noch religiöse Überzeugungen noch der kollektive Wille der deutschen Medienlandschaft. Daher wird dieses Buch zumindest eines Tages von der Realität bestätigt werden. Wie viele schwer reparable Fehler bis dahin in der deutschen Energiepolitik gemacht sein werden, ist eine andere Frage. Arnold Vaatz, MdB 1.2 Ausgangslage Wie kommt man zu Energie und Klima? Es fing mit einem Problem an, das jeder Hochschullehrer kennt. Vielen Studenten fällt es schwer, vorzutragen. Zur Behebung dieses Defizits bot ich die freiwillige Zusatzveranstaltung Präsenta‐ tion an. Von jedem Teilnehmer wurde an Samstagvormittagen zu einem frei gewählten technischen Thema ein 30-minütiger Vortrag gehalten und danach gemeinsam analysiert. Freie Rede, Bild- und Textgestaltung der Präsentation am Beamer und korrektes Zitieren von Bild- und Faktenquellen waren gefordert. Bei dieser Veranstaltung wurden damals schon von den Teilnehmern oft Themen zu Energie und Klimawandel gewählt. Insbesondere beim Klimawandel war das Fehlen ordentlicher Quellenangaben auffällig. Es wurde als selbstverständlich vorausgesetzt, dass Extremwetter infolge ansteigender CO 2 -Emissionen aus Kohlekraftwerken, Industrie und landwirtschaftlicher Nutzung zugenommen hätten. Meine neugierige Nachfrage nach den Quellen, denn ich war damals der gleichen Annahme wie meine Studenten, ergab jedes Mal Fehlanzeige. Seltsam! Daher begann die eigene Suche, mit dem Ergebnis, dass keine wissenschaftlich fundierten Nachweise für zunehmende Extremwetter aufzufinden waren. Die gesamte meteorologische Fachliteratur und die Berichte der UN-Klimaabteilung (IPCC) belegten dies. Historische Hochwassermarken an der alten Brücke meiner Heimatstadt Heidelberg lieferten weitere Hinweise. Touristen bleiben hier oft nachdenklich beim Lesen der in Stein geprägten Pegelmarken stehen (Bild 1). 10 Einleitung <?page no="11"?> Bild 1: Alte Brücke in Heidelberg mit Hochwassermarken am ersten südwestlichen Brücken‐ pfeiler. Die Pegelwerte sind in der Maßeinheit „badischer Fuß" eingraviert. Die Heidelberger Pegelmarken zeigen, dass die stärksten Überschwemmungen weit über hundert Jahre zurückliegen. Damals gab es noch keine nennenswerten menschgemachten CO 2 -Emissionen. Die stärksten Überschwemmungen gab es in den Jahren 1784 und 1824 und nicht in jüngerer Zeit. Die Überschwemmungs‐ jahre, nach Maximalhöhen geordnet, sind 1784, 1824, 1789, 1817, 1947, 1882, 1845, 1993, 1780, 1956, 1970. Zwischen dem absoluten Höchstpegel im Jahre 1784 und dem ersten Höchstpegel aus jüngerer Zeit im Jahr 1947, liegen stolze 3,5 Meter. Meine Internetsuche führte schließlich zu Seiten, die Photographien historischer Flusspegelwände aus ganz Europa zeigen. Sie bestätigen den Hei‐ delberger Befund (s. unter 2.2). Bereits leicht zugängliche Fakten zeigten somit an, dass die Grundlagen der Klimafurcht fragwürdig sind. Über problemlos Nachprüfbares, wie Über‐ schwemmungshöhen von Flüssen und Extremwetter-Statistiken, besteht weit‐ gehende Unkenntnis in der Öffentlichkeit und den Redaktionsstuben der Me‐ 11 1.2 Ausgangslage <?page no="12"?> dien. Wie sieht es aber dann erst bei komplexeren Sachverhalten aus? Ist menschgemachtes CO 2 wirklich klimaschädlich? Beantworten wir diese Frage einmal hilfsweise mit „Ja“. Dann schließt sich die Folgefrage an, ob Deutsch‐ lands kostspielige CO 2 -Vermeidungsmaßnahmen überhaupt global spürbar sein können. Unser Weltanteil von etwa 2 % aller menschgemachten CO 2 -Emis‐ sionen ist vernachlässigbar, und von den maßgebenden Verursachern, wie beispielsweise China hört man außer wohlfeilen politischen Beteuerungen nichts Substantielles über CO 2 -Vermeidungsmaßnahmen. Und weiter: Kann man das sich naturgesetzlich stets wandelnde Klima überhaupt schützen? Welche Klimazone von polar bis tropisch bedarf des stärksten Schutzes? Was sagen unabhängige Klimafachleute dazu? Gibt es hier einen ähnlichen Konsens über die Klimaschädlichkeit des menschgemachten CO 2 wie in Politik und Öffentlichkeit? Solche häretischen Fragen lassen sich gleichermaßen auch zur deutschen Energiewende stellen. Sie fand ihre Begründung zunächst in der Forderung nach CO 2 -Vermeidung zum Zweck des Klimaschutzes. Später wurde das Kli‐ maargument durch die als unabdingbar propagierte und überstürzte Aufgabe der Kernenergie komplettiert. Keine Nation der Erde kopiert unsere Energie- und Klima-Agenda. Wie ist sie dann sachlich zu rechtfertigen? Kann irgendein Nutzen für unsere Volkswirtschaft oder unsere Umwelt aus der Energiewende abgeleitet werden? Diese Fragen sind keineswegs akademisch! Sie berühren maßgeblich die Position Deutschlands im globalen Wettbewerb, die Stromrech‐ nung jedes Privathaushalts, die Sicherheit unserer Energieversorgung, die energieverbrauchende Industrie und insbesondere den Schutz unserer Natur. Die lawinenartig zugenommenen Bürgerproteste gegen Windradinstallationen demonstrieren es. Inzwischen im Ruhestand, hatte ich Zeit, mich wieder frei von Lehrverpflich‐ tungen oder finanziellen Interessen der physikalischen Forschung zuzuwenden, jetzt einem Spezialgebiet der Klimaforschung. Aus den Resultaten dieser Be‐ mühungen sind, zusammen mit Mitautoren, Publikationen in begutachteten wissenschaftlichen Fachjournalen entstanden. Zusammen mit befreundeten Forschern an ausländischen Universitäten laufen weitere Projekte. Die hier ge‐ wonnenen Erkenntnisse und Ergebnisse, die sich mit denen vieler Klimaforscher weltweit decken, widersprechen (unbeabsichtigt) in maßgebenden Punkten den deutschen Medienberichten und der deutschen Klima-Politik. Kritische Autoren von Klimasachbüchern haben ebenfalls schon solche Widersprüche bemerkt, die leider auch das ansonsten gut informierende Wikipedia betreffen. Man informiert sich dabei vorwiegend im Internet, denn die Klima-Berichte der deutschen Medien sind nicht objektiv. Ohne verlässliche Information ist aber 12 Einleitung <?page no="13"?> kein vernünftiges Urteilen möglich. Diskussionen, die sich an meine Vorträge anschließen, zeigen einen zunehmenden Bedarf von ehemals Ahnungslosen an fachlich einwandfreier Sachinformation. An die Gruppe dieser Interessierten, die selber nachdenken und es nicht beim „Das steht doch in der Zeitung“ belassen, richtet sich das Buch. Die dritte Auflage des Buchs ist nun vergriffen. Außer der Beseitigung unvermeidbarer Fehler musste der Buchinhalt wieder den aktuellen wissen‐ schaftlichen und politischen Entwicklungen angepasst werden. Diese sind aktuell durch drei Phänomene bestimmt, wobei die Zukunft der sich stetig zuspitzenden Entwicklung mit Sicherheit entscheidende Umwälzungen mit sich bringen wird. Zum einen sind es die vorwiegend nur in der westlichen Welt bekannten Bewegungen „Fridays for Future“ (FFF) und ihre noch abgehobenere Version „Extinction Rebellion“ (XR). Sie lassen an mittelalterliche Geißler denken, wobei die FFF- und XR-Jugendlichen sich natürlich nicht selber geißeln, sondern dies nur von den anderen erwarten. Das zweite Phänomen ist das unübersehbare Scheitern der Energiewende, die gemäß Expertise aller neutralen Fachleute niemals funktionieren kann. Es entstand das Dilemma der deutschen Politik, infolge des Abschaltens von CO 2 -freien Kernkraftwerken die gesetzlichen Bestimmungen der EU über CO 2 -Einsparungen nicht mehr erfüllen zu können und hohe Strafzahlungen der EU zu gewärtigen. Dass diese Politik gleichzeitig „Klimaschutz“ zur Chefsache erklärt, erschwert die Problemlösung zusätzlich. Als Drittes wird in dieser Auflage zum ersten Mal auch über die Hintergründe des Klima-Hype berichtet. Dies hat einen einfachen Grund. Inzwischen werden diese Hintergründe von den Verursachern erstaunlich offen publiziert und kommuniziert. Dies war noch vor wenigen Jahren undenkbar. Es geht ihnen, das sei schon einmal vorausgeschickt, nicht um Klimaschutz, sondern um die sozialistische Umgestaltung unserer Gesellschaft hin zu einem planwirtschaft‐ lichen Ökostaat. Die jüngsten Ereignisse lassen wenig Gutes erwarten. Die neue EU-Präsidentin, Frau von der Leyen, will mit dem „Green Deal“ Geschichte schreiben, die uns alle teuer zu stehen kommen wird. Zum gleichen Zeitpunkt hat England mit dem Brexit die Freiheit für alle Optionen wiedergewonnen. Der Autor ist durch die vorangegangenen Auflagen dieses Buchs, eine Reihe von begutachteten Klima-Fachveröffentlichungen 2 , zahlreiche Artikel in EIKE 11 und schließlich Vorträge bekannt geworden. Eine Bundestagsanhörung des Autors zum Thema CO 2 -Vermeidung 3 und drei weitere themennahe parlamenta‐ rische Anhörungen des Düsseldorfer Landtags waren fast schon logische Folgen. Maßgebende Änderungen der Bundespolitik, inklusive aller Landespolitiken, welche unsere Natur, Volkswirtschaft und Energiesicherheit schwer schädigen, 13 1.2 Ausgangslage <?page no="14"?> bewirken solche Anhörungen natürlich nicht. Die Eigenschaft, aus Fehlern zu lernen und diese so früh wie möglich abzustellen, fehlt anscheinend in den Genen deutscher Politiker. Unter den aktuell obwaltenden Bedingungen einer bewusst herbeigeführten Energie-Mangelwirtschaft, die von den meisten deutschen Medien auch noch beifällig befürwortet wird, hat es ein Buch mit rationaler Sichtweise schwer. Kritik an Energiewende und „Klimaschutz“ ist im heutigen Deutschland unerwünscht, ja sogar anstößig geworden. Und dies, obwohl der weltweite Wissenschaftsskandal im Jahre 2007, besser bekannt unter „Climategate“ (s. unter 3.5.4), jedem nachdenkenden Beobachter die Augen hätte öffnen müssen. Inzwischen ist Climategate wieder fast in Vergessenheit geraten. Immerhin hat das damalige Vorstandsmitglied der Deutschen physikalischen Gesellschaft (DPG), Prof. Konrad Kleinknecht, eine positive Kritik des vorlie‐ genden Buchs im DPG-Physik-Journal veröffentlicht 4 . Es gab auch eine ganze Reihe weiterer positiver Kritiken der vorangegangenen drei Buchauflagen 5 . Das tönende Schweigen von SPIEGEL, FAZ, ZEIT, Süddeutscher Zeitung etc. spricht dagegen eine beredte Sprache. Das Buch ist unerwünscht, und man kann daher konstatieren: Das komplette Ignorieren von kritischen Fachstimmen zu „Klimaschutz“ und Energiewende seitens der großen deutschen Medien ist undemokratische Überwachung und hat mit gutem Journalismus als „be‐ richten, was ist“ nicht mehr viel zu tun. Von dieser Art Überwachung sind natürlich nicht nur dieses Buch, sondern gleichermaßen alle kritischen Publi‐ kationen und Stimmen zur Energiewende und zum „Klimaschutz“ betroffen. Der bekannte Wirtschaftsprofessor Hans-Werner Sinn, der einen an Deutlichkeit kaum noch zu überbietenden Vortrag gegen die deutsche Energiewende an der Ludwigs-Maximilian-Universität München bei Anwesenheit hoher politischer Prominenz hielt 6 , wurde von den Medien ebenfalls mit Nichtbeachtung gestraft. Angesichts dieser Zustände wundert man sich nicht mehr, dass die großen Printmedien ein stetig zunehmendes Abwandern ihrer Leser ins besser infor‐ mierende Internet beklagen. 1.3 Quellen, Literatur, Hinweise Zur 4. Auflage: Neben Aktualisierungen, Schilderungen neuerer Entwicklungen und eines inzwischen oft die Hysterie streifenden Klimaschutz-Aktivismus aller politischer Parteien (die AfD, die CSU Werteunion Bayern und gelegentlich die FDP ausgenommen) erschien es angebracht, in der vierten Auflage zuerst das Thema „Klima“ und danach die „Energiewende“ zu behandeln. 14 Einleitung <?page no="15"?> Zum Klimarealisten wird man durch begründete Zweifel, verbunden mit eigenem Nachdenken und einer vorsichtig-kritischen Haltung gegenüber den Erziehungsbemühungen unser Staatsmedien ARD/ ZDF und den diesen fol‐ genden Zeitungen. Infolgedessen werden die Leser des Buchs ausdrücklich er‐ mutigt, eigene Recherchen vorzunehmen. Hierfür ist das Internet unverzichtbar. Ein wichtiges Caveat bei der Internet-Nutzung darf aber nicht verschwiegen werden: Das Internet kennt zwar in der westlichen Welt noch relativ wenig Zensur, es kennt aber auch keine verlässlichen Qualitätsmerkmale. Daher führt kein Weg daran vorbei, sich die Institutionen und Personen, die im Internet pu‐ blizieren, sehr genau anzusehen. Nur zwei stellvertretende Beispiele: Wikipedia wird gedankenlos als verlässliche Informationsquelle angesehen. „Verlässlich“ ist hier aber leider nicht immer der Fall - wann nicht, dazu gleich mehr. Ein weiteres Beispiel sind Baumaßnahmen zur Energieersparnis, insbesondere sogenannte Niedrigenergiehäuser. Kaum jemand weiß, dass die Realität hier ganz anders aussehen kann, als man sie im Internet geschildert findet. So gut wie alle Internetberichte zu diesem Thema stammen von befangenen Quellen, und der naive Internetnutzer hat unter Umständen den Schaden (s. unter 3.4.7). Man sollte daher stets die möglichen Interessen von Internetquellen in seine Beurteilung einbezíehen. So werden „Klimarealisten“, zu denen sich auch der Autor dieses Buchs zählt, auf den Internet-Seiten von Klimawarnern oft diskreditiert, indem man ihnen finanzielle Abhängigkeiten von der Kohle- oder Erdölindustrie unterstellt. Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass es solche geförderten Personen und Organisationen (vorwiegend wohl in den USA) auch gibt. Hier ist aber der niemals belegte Generalverdacht gegenüber allen klimakritischen deutschen Stimmen und Internetseiten gemeint. Bei privaten Gesprächen mit Bekannten, die sich von dieser Auffassung partout nicht abbringen ließen, konnte der Autor schließlich herausfinden, warum diese zum Teil absurden Diffamierungen so ertstaunlich gut verfangen. Es ist für die Empfänger dieser diffamierenden Botschaften unvorstellbar, dass jemand etwas freiwillig, ohne Vergütung und nur der Sache selbst wegen betreibt. „Da muss doch Geld im Spielsein“, ist die logische Schlussfolgerung! Hier liegt eine nur noch psychologisch erklärbare Übertragung des eigenen fragwürdigen Charakters auf das Gegenüber vor. Tatsächlich findet man aber im Internet ausreichend viele kritische Klima-Foren guten fachlichen Niveaus, leider überwiegend in englischer Sprache. Hier die verlässlichsten Webseiten: Watts Up With That (WUWT) 7 , Science of Doom 8 , Kalte Sonne 9 , Climate Etc 10 , Europäisches Institut für Klima und Energie (EIKE) 11 , JoNova 12 , Heartland Institute 13 , Notrickszone 14 , SEPP 15 und Global Warming Policy Foundation 16 , diese Aufzählung ist sicher nicht voll‐ 15 1.3 Quellen, Literatur, Hinweise <?page no="16"?> ständig. In Deutschland nimmt das Internetforum des gemeinnützigen e. V. EIKE nach Internet-Besucherzahl mit Abstand den ersten Platz der einschlägigen Klima-/ Energie-Webseiten ein. EIKE orientiert sich an wissenschaftlichen Kri‐ terien (s. Präambel und Zusammensetzung seines Fachbeirats) und führt auch eigene Klimaforschung durch, die in begutachteten Klima-Fachzeitschriften erscheint. Die detaillierte Aufstellung dieser Fachpublikationen findet sich auf der EIKE-Webseite unter „Publikationen“ und weiter „Peer Reviewed EIKE Publications“. Die EIKE-Artikel auf seiner News-Seite gehören aber nicht dazu, sie sind nicht begutachtet und haben daher zum Teil recht unterschiedliche fachliche Qualität. Die Beiträge erteilen so gut wie allen Meinungen ein freies Wort, was diskussionswillige Besucher anzieht und EIKE zunehmend populär machte. Der Buchautor ist Pressesprecher von EIKE. Die im Buch angegebenen Quellen sind, von wenigen Ausnahmen wie Buchquellen abgesehen, sämtlich im Internet erreichbar. Dazu sind die Quel‐ lenbezeichnungen in geeigneten Suchmaschinen einzugeben, hier wird Google und Google Scholar 17 verwendet. Google Scholar ist ausschließlich für die wissenschaftliche Fachliteratur reserviert, alles andere ist in Google zu finden. In Google ist der im Buch angegebene Suchtext der Quelle einzugeben. Es erscheint dann der Internet-Link und nach dessen Anklicken der gesuchte Artikel. Die Suchtexte sind in den Quellenangaben (s. unter 4) so gewählt, dass sie problemlos zum Internetlink der Quelle führen sollen. Ein Beispiel eines solchen Suchtextes ist: IDW, Schlagabtausch über die Ursachen des Treibhauseffekts - zurück zur sachlichen Diskussion, 31.10.,2003 Oft reicht schon die Eingabe des Anfangsteils des Suchtextes. Dies ist aber leider nicht immer der Fall, und man muss sich dann die Mühe machen, den angegebenen Suchtext vollständig einzutippen. Nachfolgend nun auch noch ein Beispiel eines Suchtextes für die Google-Scholar-Suche nach begutachteten wissenschaftlichen Fachpublikationen, wobei er sich auch formal nach der in wissenschaftlichen Publikationen geübten Schreibweise richtet: Weißbach, D., Ruprecht, G., Huke, A., Czerski, K., Gottlieb, S., 2013. Energy intensities, EROI and energy payback times of electricity generating power plants, Energy, 52, 210-221. Aber auch hier ist so viel Eintipparbeit in der Regel unnötig. Man versuche es im Suchfenster von Google Scholar erst einmal mit wenigen Autorennamen und dem Anfangsteil des Titels der Arbeit, jeweils mit Kommas getrennt. Das reicht oft schon aus. Generell nehmen begutachtete wissenschaftliche Publikationen den höchsten Rang an Verlässlichkeit ein. Dies hat folgende Gründe: Begutachtet, im Eng‐ 16 Einleitung <?page no="17"?> lischen „Peer Review" 18 , bedeutet, dass jede international akzeptierte wissen‐ schaftliche Fachzeitschrift einen eingereichten Artikel von Fachgutachtern, Experten des betreffenden Fachgebiets, prüfen lässt, bevor der Beitrag ange‐ nommen werden kann. Prinzipiell haben begutachtete Fachveröffentlichungen eine Bezahlschranke, ausgenommen die in „Open Journalen“, welche frei im Internet abgreifbar sind. Es gibt aber fast immer Ausnahmen: Entweder stellen Autoren ihre Veröffentlichungen auf ihren Hochschulwebseiten frei zur Ver‐ fügung, oder sie geben ihr eine andere Form bei gleichem Inhalt, die dann mit Einwilligung des Verlags frei veröffentlicht werden darf. Falls die Eingabe im Suchfenster von Google-Scholar erfolgreich war, erscheint ein kurzer „Abs‐ tract“. Klickt man auf den Titel der Arbeit (1. Zeile in blau), erscheinen die vom Verlag gelieferten Informationen. Wesentlich interessanter ist dagegen der blaue Button rechts unten mit der Bezeichnung „alle Versionen“. Dieser führt auf alle bisher erschienenen Formen der Arbeit, die mit dem Inhalt der Verlagsversion übereinstimmen. Sind pdf-Versionen darunter, können Sie diese unbedenklich herunterladen und verfügen dann über Text und Bilder der Originalversion, im Allgemeinen aber nicht über die originale Verlagsversion. Bei der eigenen Suche im Internet sind ein paar Regeln zu beachten: Oft ist der Unterschied von Groß- und Kleinschreibung maßgebend. Viele Internet-Quellen sind in Englisch. Bei der Suche nach begutachteten Fachpublikationen sind nur englische Suchbegriffe geeignet. Dies trifft übrigens auch mehr oder weniger für die Suche nach technischen und naturwissenschaftlichen Themen im Internet zu. Beiträge dieser Themenbereiche sind im englischen Sprachbereich fast immer umfangreicher und qualitativ besser als in Deutsch. Hinzu kommt, dass insbesondere das deutsche Wikipedia politisch nicht neutral ist 19 . Bei Themen, die dem politischen Mainstream widersprechen, greift Wikipedia oft zu Fakes und Verleumdungen. Die Wikipedia-Artikel über den gemeinnützigen e. V. EIKE 10 , über den Autor selber 20 , aber auch über Manifeste und Deklarationen von Klimaexperten (s. unter 3.5.3) bieten ausführliches Anschauungsmaterial für eigenmächtige Sachverfälschungen von Wikipedia-Sichtern, die dann oft auch noch zu unbelegten Herabwürdigungen greifen. Man erkennt es an Begriffen, wie „Klimaleugner“, „Erdölindustrie“, „Lobbyisten“ und ähnlich Unsachlichem in den betreffenden Wikipedia-Texten. Auch das englischsprachliche Wikipedia ist davon leider nicht mehr frei. Bei diesen Sachverfälschungen geht Wikipedia subtil vor. Nach ausreichend langer Zeit wird ein für die Wikipedia-Ideologie unerwünscht angesehener Artikel „korrigiert“. Dies wird so oft wiederholt, bis der ursprüngliche Wiki‐ pedia-Artikel den gewünschten inhaltlichen Zuschnitt aufweist, wobei die ursprüngliche Version oft kaum noch erkennbar ist. Stellvertretende Beispiele 17 1.3 Quellen, Literatur, Hinweise <?page no="18"?> dafür sind die Heidelberger Deklaration und die Leipziger Erklärung, beide kritische Manifeste von unzähligen Wissenschaftlern gegen das IPCC. Die Heidelberger Deklaration existiert vorsichtshalber im deutschen Wikipedia gar nicht, wohl aber im englischsprachigen Wikipedia 21 . Sie darf dort als lupenreines Pamphlet gegen die Unterzeichner bezeichnet werden. Dies steht im deutlichen Gegensatz zu einer der ersten Wikipedia-Versionen 22 , die noch neutral und sachlich das Manifest schilderten und zudem auch den Originaltext der Heidelberger Deklaration im Originaltext brachten. Ähnliches erfolgte mit der Leipziger Erklärung in der aktuellen verleumderischen Form 23 , welche wiederum in schärfstem Kontrast zur ursprünglichen neutralen Formulierung 24 steht (s. auch unter 3.5.3). Es ist daher empfehlenswert, sich bei Verdacht auf ein Pamphlet von Wikipedia die ursprüngliche Version anzusehen, die gemäß strikter „Wikipedia-Regel“ glücklicherweise stets einsehbar ist. Für die hier angegebenen Internetquellen gilt als letztes überprüftes Er‐ scheinungsdatum Januar 2020. Internetquellen können nämlich auch wieder verschwinden. Dann zeigt der im Buch angegebene Suchtext später kein Resultat mehr. In diesen Fällen helfen nur noch aufwendige Suchaktionen weiter, oder ein Kontakt-Hinweis auf der persönlichen Webseite des Autors https: / / www.horstjoachimluedecke.de/ . Hier findet sich eine Korrekturseite zum Buch für entdeckte Fehler und verschwundene Internet-Links. Falls Leser diese erforderlichen Korrekturen melden und damit zur Aktualisierung des Buchs beitragen wollen, kann dies über „Kontakt“ auf der genannten Webseite erfolgen. Der Autor wäre dankbar dafür. An dieser Stelle darf die dringende Empfehlung nicht fehlen, bei undurch‐ sichtigen oder verdächtigen Angaben in Medien oder Internet zum Bleistift und Taschenrechner zu greifen und selber überprüfende Abschätzungen vorzu‐ nehmen. Die Datenbasis dazu liefern ordentliche Internetquellen. Insbesondere ist Hinweisen auf Computerausdrucke zu misstrauen! Verfallen Sie bloß nicht der oft zu vernehmenden Ausrede „Muss ja richtig sein, schließlich stammt es von einem Computer“. So ist es gerade nicht! Der Rechengang stammt von einem Menschen und kann völlig falsch sein. Nur das numerische Ergebnis eines auch völlig falschen Rechengangs ist richtig! Der Computer kann perfekt rechnen, er kann aber nicht denken oder gar den Rechengang festlegen. Immer wieder, insbesondere unter 3.3, werden hier im Buch zahlenbelegte Abschätzungen vorgenommen, nicht zuletzt auch zum Zweck, Leser zu eigenen Versuchen zu ermutigen. In diesem Abschnitt dürfen schließlich wichtige indirekte Beiträge und Anregungen zum Buch seitens befreundeter Kollegen nicht unerwähnt bleiben, die in Diskussionen, Gesprächen, Telefonaten und E-Mails bestanden. Besonders 18 Einleitung <?page no="19"?> verpflichtet bin ich Dr. Sebastian Lüning, Dr. Götz Ruprecht (Institut für Festkörper Kernphysik, Berlin), Prof. Werner Weber (Univ. Dortmund, leider inzwischen verstorben), Prof. Carl Otto Weiss (Phys. Techn. Bundesanstalt Hannover), Dr. Rainer Link, Prof. Garth Paltridge (Univ. Hobert, Australien), Dr. Sabine Lennartz (ehem. Univ. Edinburgh, Schottland) und Dr. Hempelmann (Univ. Hamburg). Nicht zu vergessen sind dabei meine Freunde im Europäischen Institut für Klima und Energie (EIKE) Dipl.-Ing. Michael Limburg, Dipl.-Me‐ teorologe Klaus-Eckart Puls, Dr. Holger Thuß, Wolfgang Müller, Prof. Fried‐ rich-Karl Ewert (Univ. Paderborn), Dr. Siegfried Dittrich, Dr. Axel Göhring, Dipl.-Ing. Andreas Demmig, Dr. Dietmar Ufer und Chris Frey. Eine besondere Stellung nehmen zwei mithelfende Personen ein, weil sie mit ihrer direkten Hilfe anonym bleiben wollen. Die erste mit mir persönlich befreundete Person hat maßgebend und aktiv an der vierten Auflage dieses Buchs mitgearbeitet. Daraus gingen ein zum Teil neues Buchkonzept und kaum noch zu zählende, maßgebende Verbesserungen hervor. Die zweite Person, ebenfalls mit mir befreundet, ist Webmaster meiner eigenen Webseite und hat diese Aufgabe eigeninitiativ, technisch, redaktionell und unentgeltlich übernommen. Diesen beiden sei hier mein ganz besonderer Dank ausgesprochen. Herrn Arnold Vaatz, MdB danke ich für sein freundliches Geleitwort. Schlussendlich noch eine Anmerkung zum Schreibstil dieses Buchs: Unter den hier ausschließlich verwendeten neutralen Begriffen wie der „Leser“, der „Politiker“, der „Student“ etc., sind stets und absolut gleichwertig die weibliche und die männliche Form gemeint. Der Autor sieht gendergerechtes Schreiben als Vergewaltigung unserer schönen deutschen Sprache an. 19 1.3 Quellen, Literatur, Hinweise <?page no="21"?> 2 Klima Wissenschaft hat etwas Faszinierendes: So eine geringe Investition an Fakten liefert so einen reichen Ertrag an Vorhersagen (Mark Twain) Der Begriff Klima ist von der Weltmeteorologieorganisation WMO als das statistische Mittel über mindestens 30 Jahre von lokalem Wetter defi‐ niert. Darunter sind die jeweiligen Mittelwerte von Temperatur, Luftdruck, Luftfeuchte, Niederschlag, Extremwettervorkommen und weiteren Wetter-Pa‐ rametern zu verstehen. Der prinzipielle Unterschied zwischen Wetter und Klima ist der Öffentlichkeit leider immer noch nicht ausreichend bekannt. Daher im Folgenden zwei Beispiele: Der verheerende Hurrikan Katrina hatte Ende August 2005 die Stadt New Orleans im Süden der USA schwer geschädigt, wobei die nächsten Jahre keine schweren Stürme in New Orleans mehr vorkamen. War Katrina ein Klimaereignis? Die Antwort lautet „Nein“. Es wäre ein Klimaereignis gewesen, wenn in den gesamten 30 Jahren vor Katrina die Hurrikan-Häufigkeit oder -Stärke zugenommen hätten. Dies war aber nicht der Fall (s. unter 2.3.1). Ein zweites Beispiel: Herr Müller und seine Frau hatten während ihres dreiwöchigen Teneriffa-Urlaubs im Norden der Insel Pech mit dem Wetter. Es regnete viel, und es war dem Ehepaar zu kühl. Ihre Freunde im Süden der Insel genossen dagegen über die gesamte Zeit warme Sonne. Hatten die Müllers nur Wetterpech? Die Antwort lautet wieder „Nein“. Es war nicht das Wetter, es war tatsächlich das Klima. Die Klimate von Teneriffa-Süd und Teneriffa-Nord unterscheiden sich nämlich, zwar nicht besonders stark, aber doch deutlich. Und dabei liegen weniger als 100 km und der höchste Berg Spaniens zwischen diesen beiden Mini-Klimazonen. Mit dem korrekten Begriff „Klima“ dürfte zumindest auch der Begriff des Klimawandels geklärt sein. Leider trifft diese Klärung aber nicht auf die von den Medien gerne benutzen „Folgen des Klimawandels“ zu. Hier geht meist alles durcheinander, so dass zu unterscheiden ist in (keine Vollständigkeit angestrebt): - Wetterereignisse: Starkregen, Stürme und Extremstürme, Dürren, Hitze‐ perioden, Meereisflächen. - Klimawandel (über 30 Jahre): Veränderungen von Niederschlägen, Tem‐ peraturen. <?page no="22"?> - Folgen von Klimawandel (über 30 Jahre): Veränderungen von Meeresspie‐ geln, Gletschern, Pflanzenverbreitung, Tierpopulationen. - Ursachen von Klimawandel: Sonnenaktivität, Treibhausgaskonzentrati‐ onen, zyklische Ozeanströmungen, zyklisch schwankender Atmosphä‐ rendruck. Noch einmal zurück zum Begriff „Klima“! Ein globales Klima gibt es nicht, nur unterschiedliche Klimazonen. Grob kennzeichnet man sie als tropisch, subtropisch, gemäßigt, subpolar und polar. Ereignisse wie besonders heiße Sommer, Überschwemmungen, Hurrikane usw. gehören zu den Wetterereig‐ nissen, mit Klimaänderung haben sie primär nichts zu tun. Zum Begriff „Klima“ sei dem Leser die anschauliche Erläuterung von Prof. Gerhard Gerlich (TU Braunschweig) nicht vorenthalten 25 : „Es gibt auf der Erde sehr viele Klimate, die das lokale mittlere Wetterge‐ schehen beschreiben. Es gibt für die Erde kein Klima im Singular, also kein Globalklima (Erdklima). Globalklimatologie ist ein Widerspruch in sich, also die leere Menge, ein Nichts. Es gibt deshalb keine globalen Klimaänderungen, nur eventuelle zeitliche Veränderungen berechneter globaler Zahlen … In den Zeiten der Völkerwanderungen gab es einen eindeutigen Trend in die Gegenden der Erde, in denen damals die Jahresmitteltemperaturen höher lagen als in den Herkunftsländern der wandernden Völker. Diesen Leuten konnte man mit höheren Mitteltemperaturen keine Angst einflößen, es war gerade umgekehrt: die Leute machten sich auf den Weg, um in einem angenehmeren Klima zu leben. Höhere (lokale) Mitteltemperaturen sind also keine Katastrophe, sondern das Gegenteil: ein angenehmeres Klima, in dem man z. B. weniger Heizkosten und (zusammen mit Wasser und Kohlendioxid) einen besseren Pflanzenwuchs hat. Dies kann jeder Mensch ohne große Rechnungen selbst beobachten, indem er seinen Wohnsitz in die Richtung zum Äquator verlegt.“ Den letzten Satz wird jeder nachvollziehen können, der schon einmal längere Zeit in subtropischen Gegenden hoch entwickelter Länder verbracht hat, wie beispielsweise an der Küste von Queensland in Australien. Das ganze Jahr über ist keine Heizung oder warme Kleidung nötig. Das Angebot an Gemüse und Früchten ist überwältigend, verglichen mit unserem heimischen Angebot. Lo‐ kale Mangos, Papayas, Ananas sind zu nennen. Australien ist dank modernster Hygiene und Medizin nicht von Malaria oder sonstigen Tropenkrankheiten geplagt. Das Flugreisen-Abstimmungsergebnis vieler Deutscher im Winter bestätigt im Übrigen die Bevorzugung von Wärme gegen Kälte. Der Evolutions‐ biologe Josef Reichholf führt in seinem empfehlenswerten Buch „Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends" 26 zum Thema höherer Temperaturen aus: „… Und vollkommen falsch ist es, wie vielfach behauptet wird, dass es noch 22 2 Klima <?page no="23"?> nie so warm gewesen wäre wie heute. Das ist absurd: vor 120.000 Jahren gab es Nilpferde am Rhein und an der Themse. Diese Daten sollte man sich anschauen, bevor man die aktuellen Zahlen zu Horrorszenarien aufbauscht. Außerdem, und das zeigt der Rückblick in die vergangenen tausend Jahre in aller Deutlichkeit: Es waren die Kaltzeiten, in denen wir und andere Teile der Welt von den großen Katastrophen heimgesucht wurden. Nicht die Warmzeiten.“ Jede Klimazone der Erde ist naturgesetzlich einer mehr oder weniger raschen Klimawandlung unterworfen. Da konstantes Klima unmöglich ist, ist auch der Begriff „Klimaschutz“ komplett sinnlos. Ein Phänomen, das in dauernder Veränderung begriffen ist, kann man nicht schützen, das ist ebenso absurd, wie ein versuchter Schutz des „Wetters“. Vielleicht ist „Kli‐ maschutz“ ja dies: Falls es menschliche Einflüsse gibt, die Klimaänderungen zum Schädlichen hin verursachen, sollen diese Einflüsse so weit wie möglich zurückgedrängt werden. Aber sofort tauchen Vorbehalte auf. Was tun, wenn unterschiedliche Auffassungen über Schädlichkeit und Nützlichkeit bestehen? Eine dauerhafte Erwärmung der nördlichen Zonen Europas, von denen bisher nicht die Rede sein kann, würde Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt haben, wobei sich die Natur stets bestens anzupassen versteht. Landwirte würden sich über höhere Ernteerträge und die Schifffahrt über eine eisfreie Nordwestpassage freuen. Die Einwohner der nördlichen Städte würden we‐ niger heizen müssen. Auf Permafrost gebaute Häuser wären zwar durch Auftauen des Untergrunds gefährdet, das passiert aber bereits schon heute. Dies jedoch nicht durch Klimaerwärmung, sondern durch marode, leckende Kanalisations- und Heizungsrohre. Wer will unter diesen Umständen über Klimaschutz dieser Klimazonen entscheiden, falls er denn möglich wäre? Die meisten russischen Klimawissenschaftler fürchten tatsächlich nicht die Folgen einer globalen Erwärmung als vielmehr das Auftauchen einer neuen Kaltzeit. Und die überwältigende Bevölkerungsmehrheit der nordrussischen Klimazonen würde eine Erwärmung enthusiastisch begrüßen. Trotz dieser auf der Hand liegenden nüchternen Betrachtungen bedienen und nutzen Politik und Medien das Narrativ „kommende Klimakatastrophe“. Obwohl immer noch den wenigsten Zeitgenossen der Begriff „Klima“ im Gegensatz zum „Wetter“ völlig klar ist, sind die Schlagworte Klimawandel, Klimaschutz und klimaschädliches CO 2 aus dem alltäglichen Sprachgebrauch und den Medienberichten nicht mehr wegzudenken. Sie werden in der Regel falsch benutzt, in unpassenden Zusammenhängen verwendet und infolgedessen falsch verstanden. Allerdings ist es bereits einem etwas naturwissenschaftlich Gebildeten klar, dass die Dinge nicht so einfach liegen können, wie sie in Gesprächen von Laien und auch in den Medien immer wieder zu hören sind. 23 2 Klima <?page no="24"?> Zweifellos ist „Klimaschutz“ kein sinnfälliger Begriff, sondern ein sinnloses Schlagwort. Schließlich ist besser informierten Zeitgenossen bekannt, dass es in Zeiten Hildegards von Bingen über viele Klimaperioden deutlich wärmer war als heute. Es handelte sich um die globalweite mittelalterliche Warmzeit (s. unter 2.4.4). Man hat vermutlich davon gehört, dass die Wikinger im mittelalterlichen Grön‐ land von der Landwirtschaft leben konnten. Man kennt aber auch umgekehrt die berühmten Winterbilder holländischer Genremaler, wie z. B. Pieter Breughels Heimkehr der Jäger in Schnee und Eiseskälte und vermutet zutreffend, dass diese Zeitperiode (kleine Eiszeit) wesentlich kälter als heute war. Dann stellt sich die wichtigste Frage: War die relativ geringfügige globale Erwärmung des 20. Jahrhunderts natürlich, oder wurde sie durch anthropogene CO 2 -Emissionen verursacht? Und weiter: Ist es überhaupt sinnvoll und wünschenswert, gegen diese Erwärmung etwas zu unternehmen - vorausgesetzt, dies wäre überhaupt möglich? Schließlich waren die letzten 45 warmen Jahre vielen von uns als angenehm und keineswegs als katastrophal in Erinnerung. Die korrekten Antworten auf solche Fragen erscheinen angesichts der Kom‐ plexität des Klimas nicht einfach. Es wird sich aber zeigen, dass sie dennoch möglich sind. Voraussetzung dafür ist, dass sie auf dem heutigen Stand der Kli‐ maforschung basieren sowie möglichst verständlich und nachvollziehbar sind. Dies ist möglich, weil wir uns im Buch im Wesentlichen auf die Beantwortung folgender Kernfragen beschränken wollen: • Liegen die gemessenen Temperaturen oder ihre Änderungsgeschwindig‐ keiten nach der Industrialisierung im natürlichen Bereich der Klimaver‐ gangenheit, oder waren sie in jüngster Zeit ungewöhnlich? • Gab es seit Beginn der Industrialisierung klimahistorisch ungewöhn‐ liche und schädliche Entwicklungen, wie beispielsweise zunehmende oder stärkere Extremwetterereignisse, Gletscherschmelzen, Meeresspie‐ gelanstiege? • Was sagt die Physik über die erwärmende Wirkung des anthropogenen CO 2 aus? • Können Klimamodelle die zukünftigen Klimaentwicklungen zuverlässig vorhersagen? • Was steht eigentlich in den Sachstands-Berichten des IPCC 27 wirklich, denn kaum jemand scheint sie ernsthaft zu lesen? • Und schließlich am wichtigsten: Sind die Maßnahmen der Bundesre‐ gierung zum Klimaschutz -falls er denn überhaupt möglich wäre - verhältnismäßig? 24 2 Klima <?page no="25"?> • Die hier im Buch gegebenen Antworten basieren auf Publikationen der begutachteten wissenschaftlichen Klima-Fachliteratur, zum Teil auch auf korrekten Aussagen des IPCC, einer politischen Organisation, die sich den von ihr selbst ausgesuchten Ergebnissen der Wissenschaft bedient: Nicht alle Aussagen des IPCC sind daher korrekt! So gut wie alle genannten Publikationen sind heute im Internet frei zugänglich. Die Quellen werden angegeben. 2.1 Klimavariabilität, Klimakatastrophen und der Mensch Die Menschen können nicht sagen, wie sich eine Sache zugetragen, sondern nur, wie sie meinen, dass sie sich zugetragen hätte (Georg Christoph Lichtenberg) Die Natur kennt keine Katastrophen. Die Frage nach „Klimakatastrophen“ betrifft daher nur uns Menschen. Stellvertretende Beispiele sind die Missernten und Hungersnöte in der schon erwähnten „kleinen Eiszeit“, die von Mitte des 15. Jahrhunderts bis Mitte des 19. Jahrhunderts andauerte. In den kalten Wintern des 17. Jahrhunderts war oft die Ostsee komplett zugefroren. Damals verfügten die Menschen noch nicht über eine mit fossilen Brennstoffen angetriebene Technik, um mit solch harten Umweltverhältnissen fertig zu werden. Eine andere Klimakatastrophe fand im Zentralamerika des neunten Jahrhunderts statt und führte zum Untergang der Mayas infolge Jahrzehnte anhaltender Dürren. Diese beiden Beispiele mögen genügen, es sind fast beliebig viele weitere möglich. Aktuell ist aber etwas ganz anderes mit „Klimakatastrophen“ gemeint: Es ist von zukünftigen Katstrophen die Rede, die wir Menschen selber durch unsere industriellen CO 2 -Emissionen in recht unbestimmter Zeit verursachen würden. Nun ist der Fußabdruck des Menschen auf der Erde tatsächlich nicht zu über‐ sehen. Fast schon 8 Milliarden Menschen haben auf unserem Planeten endlose landwirtschaftliche Anbauflächen und ausufernde Städte zurückgelassen. Na‐ turlandschaften mussten weichen. Bei klarem Himmel sind Kondensstreifen von Düsenjets erkennbar, aus Aerosolen entstandene Wolken, die den Durchgang des Sonnenlichts beeinflussen. Die Weltmeere verkommen an vielen Stellen zu Müllkippen und sind in ganzen Regionen bereits leergefischt. Der bei uns früher reichlich vorhandene Kabeljau ist zur Rarität geworden, und im Mittelmeer ist 25 2.1 Klimavariabilität, Klimakatastrophen und der Mensch <?page no="26"?> der Thunfisch von Ausrottung bedroht. Schließlich wurde im 20. Jahrhundert eine Zunahme der globalen Mitteltemperatur beobachtet. Mit alleiniger Beachtung des letztgenannten Ereignisses sind freilich nur noch die Begriffe „Klimawandel“ und „globale Erwärmung“ zu vernehmen. Dabei werden immer wieder die Berichte des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) 27 als Zeugen bemüht, einer UN-Institution für das Thema „Klima“, die im Buch immer wieder erwähnt und zitiert wird. Das IPCC kommuniziert mit der Öffentlichkeit über seine schriftlichen Berichte, die alle frei im Internet abgreifbar sind. Es handelt sich dabei um die wissenschaftlich gehaltenen IPCC-Sachstandsberichte und die davon sorgsam zu unterschei‐ denden IPCC-Berichte für Politiker. Wo liegt der Unterschied zwischen den beiden Berichtstypen? Ganz einfach: Die IPCC-Berichte für Politiker werden von den jeweiligen Regierungen mitgeschrieben! Als Folge davon fehlen in den politischen IPCC-Berichten diejenigen Aussagen der Sachstandsbe‐ richte, die nicht in die Politik des betreffenden Landes passen. Somit wider‐ sprechen die IPCC-Berichte für Politiker oft den IPCC-Sachstandsberichten. Das vorliegende Buch bezieht sich deswegen vorwiegend auf die IPCC-Sach‐ standsberichte. Leider werden insbesondere die IPCC-Sachstandsberichte von Medien-Redakteuren und politischen Entscheidungsträgern kaum beachtet, geschweige denn sorgfältig gelesen, woran sicher auch ihr exorbitanter Um‐ fang Schuld ist. Andererseits sollte die heutzutage mögliche digitale Suchhilfe auch das Lesen sehr umfangreicher Schriften erleichtern. Wer die sehr um‐ fangreichen IPCC-Sachstandsberichte daher dennoch liest, stellt überrascht fest, dass in ihnen gar keine „Klimakatastrophen“ vorkommen. Er entdeckt aber noch etwas Entscheidendes: Es gibt keine einzige Stelle in den IPCC-Sachstandsberichten, in der „eine erhebliche menschgemachte Klima-Beeinflussung“ belegt wird. Der wohl wichtigste Punkt der öffentlichen Diskussion ist die Befürchtung einer zukünftigen Zunahme von Extremwetterereignissen, wie Hurrikanen, Starkregen, Überschwemmungen, Dürren sowie weiteren Schadenswettern und ihren vermuteten Folgen wie beispielsweise Wald- und Tundrabränden. Über die Zukunft ist gut spekulieren, aber wir können zumindest für den Zeitraum bis heute, in denen doch bereits maßgebende menschgemachte CO 2 -Emissionen stattfanden, einmal nachfragen, ob Extremwetter denn zu‐ genommen hätten. Unter 2.3.1 wird die detaillierte Antwort gegeben, sie ist negativ. In der vorindustriellen Vergangenheit allerdings gab es sehr einschneidende Klimaänderungen, die den heutigen Klimawandel an Stärke und Schnelligkeit weit übertrafen - und dies ganz ohne Zutun des Menschen. Steter Wandel des Klimas in allen Klimazonen der Erde ist naturgesetzlich. 26 2 Klima <?page no="27"?> Der immerwährende Klimawandel hält für die Menschheit günstige und un‐ günstige Zeiten bereit, das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Konstantes Klima gab es noch nie. Man denke dabei nur an die vielen Eiszeiten der letzten 2,5 Millionen Jahre (s. unter 2.4.2). In den Temperaturminima dieser Eiszeiten waren die skandinavischen Gletscher jedesmal bis weit nach Norddeutschland vorgerückt, und ein Großteil der Nordhemisphäre war unbewohnbar. Wir werden gute wissenschaftliche Gründe für eine Wiederkehr solcher Klimak‐ atastrophen kennenlernen. Aber noch einmal zurück zu Wetterextremen! Unvermeidbar immer wieder auftretende Extremwetter führen zu ansteigenden Sach- und Personenschäden, weil die Schadenswerte steigen. Dies wird aber sowohl von der ARD-Tages‐ schau, als verständlicherweise auch vom großen Versicherer Munich Re salopp und ohne sachlichen Nachweis als Folge „zunehmender Extremwetter“ verkauft. Wegen abnehmender Bauflächen wird zunehmend in durch Hochwasser oder Lawinen gefährdeten Gebieten gesiedelt. Die Anzahl der Menschen auf der Erde nimmt zu. Von den großen Versicherungen werden dagegen diese Schäden aus nachvollziehbaren Gründen dem Klimaeinfluss des Menschen zugeschrieben. Den gegen Wetterunbilden nur scheinbar abgesicherten Zivilisationsgesell‐ schaften ist zudem eine grundlegende Erkenntnis abhandengekommen: Die Natur ist uns nicht freundlich gesonnen, und wir müssen uns - bei allem notwendigen Umweltschutz - immer vor ihr schützen. Das beginnt mit Impfungen gegen gefährliche Krankheiten und endet mit Schutzmaßnahmen tief gelegener Länder gegen Sturmfluten, Holland ist hier Musterbeispiel. Da der Mensch kaum ein Gefühl für die Wetterentwicklung über dreißigjährige Zeiträume besitzt, werden Extremwetter oft als ungewöhnlich empfunden. Die Erzählungen von älteren Leuten, die oft von schlimmeren Wetterverhält‐ nissen zu berichten wissen, werden dabei regelmäßig ignoriert oder vergessen. Meteorologen haben für solche Irritationen über „gefühlt“ ungewöhnliches Extremwetter den kühlen Spruch des Fachmanns parat: „Das Gewöhnliche am Wetter ist seine Ungewöhnlichkeit“. Von diesen Fakten unberührt, hat die deutsche Politik dennoch massive und extrem kostspielige Klimaschutzmaßnahmen auf den Weg gebracht, die im zweiten Buchteil unter „Energie“ näher beschrieben werden. Reale Umweltpro‐ bleme geraten darüber in Vergessenheit. Der gebotene Schutz von Landschaften und Wildtieren wird durch heute über 200 m hohe Windturbinen aufgegeben. Windturbinen sind nichts anderes als extrem umweltschädliche Industriean‐ lagen, die riesige Bauschneisen in Wäldern verursachen und Unmengen von vergrabenem Stahlbeton in deutschen Naturschutzgebieten hinterlassen. Mit solchen Maßnahmen beabsichtigt die aktuelle deutsche Politik, die Emissionen 27 2.1 Klimavariabilität, Klimakatastrophen und der Mensch <?page no="28"?> des für unser Klima als schädlich definierten Treibhausgases CO 2 unter In‐ kaufnahme extrem hoher Kosten zu reduzieren. Dabei sind Windräder alles andere als CO 2 -einsparend. Kernkraftwerke sind es dagegen wirklich. Der deutsche Aktivismus in CO 2 -Vermeidung lässt vor allem die realen Umwelt‐ gefahren in den Hintergrund treten: hier sind stellvertretend die Schädigung der Weltmeere durch Überfischung und Vermüllung, das Verschwinden von Regenwäldern und weltweit sinkende Grundwasserspiegel infolge zu starker industrieller und landwirtschaftlicher Entnahmen zu nennen. In Befolgung der EU-Klimabemühungen werden durch Meinungslenkung von Politik und Medien die unzähligen Ursachen von Klimaänderungen hier‐ zulande nur noch auf ein einziges Agens reduziert: Der durch Industrie und Landwirtschaft erzeugte Anstieg von Kohlendioxid in der Atmosphäre, einem Treibhausgas mit dem chemischen Kürzel CO 2 , verursache schädliche Klimaän‐ derungen. Diese Annahme wird mit einer simplizistischen und zudem noch sachlich falschen Argumentationskette begründet: 1. Ende des letzten Jahrhunderts wurde es hierzulande wärmer, wobei allerdings seit etwa 20 Jahren die Temperaturen globalweit stagnieren (s. Bild 4 unter 2.2). 2. CO 2 ist ein Treibhausgas, dessen Anteil in der Atmosphäre, vom Men‐ schen verantwortet, zunimmt (s. Bild 20 unter 2.5.5). 3. Die jüngste Erwärmung wurde daher vom menschgemachten CO 2 verur‐ sacht und wird sich in Zukunft schädlich auf das Weltklima auswirken. Die aus den ersten beiden zutreffenden Behauptungen gezogene „Conclusio“ in der dritten Behauptung ist natürlich im Allgemeinen unzulässig. Sie könnte nämlich dem folgenden lustigen logischen Trugschluss entsprechen: „In vielen deutschen Gemeinden zu Beginn des vorigen Jahrhunderts nahmen die Geburten‐ zahlen und gleichzeitig die Storchpopulationen ab, daher müssen die Kinder vom Storch gebracht worden sein" 118 . Natürlich ist bei aller Statistik immer auch noch ein realer, kausaler Zusam‐ menhang nötig, um nicht in eine logische Falle zu geraten. Dieser Zusammen‐ hang wäre bei der Klimafrage der physikalische Nachweis, dass zusätzliches anthropogenes CO 2 einen maßgebenden Einfluss auf die globale Erdtempe‐ ratur ausübt. Hierbei sind die entscheidenden Adjektive „zusätzlich“ und „maß‐ gebend“. CO 2 ist das zweitstärkste Treibhausgas nach dem Wasserdampf (s. Tabelle 1 unter 2.5.2). Entscheidend ist indessen nur, wie stark das zusätzliche, vom industrialisierten Menschen in die Erdatmosphäre entlassene CO 2 erwärmt. Ist dieser Effekt stark, oder ist er vernachlässigbar? Nur um diese Frage kann sich eine seriöse Debatte drehen. Tatsächlich konnte bis heute kein direkter 28 2 Klima <?page no="29"?> Nachweis einer Beeinflussung von Erdtemperaturen durch menschgemachtes CO 2 auf der Basis von Messungen erbracht werden - geschweige denn der Nachweis eines „maßgebenden“ Einflusses. Klima-Alarm wird trotz dieses fehlenden Nachweises dennoch von Politik und den meisten Medien als evident vorgegeben. Einwände von Klimaforschern, die Besonnenheit anmahnen, werden als Erbsenzählerei von unbelehrbaren „Klimaskeptikern“ abgetan. Immerhin sagen die wissenschaftlichen IPCC-Be‐ richte lediglich aus, dass eine maßgebende anthropogene Beeinflussung der Klimaentwicklung nur geschätzt wird. Dieses wichtige Caveat (estimated = geschätzt) im IPCC-Bericht für Politiker 28 , lautet im Wortlaut zitiert „Human activities are estimated to have caused approximately 1.0 °C of global warming above pre-industrial levels“. Dies ist wohlgemerkt erst eine Schätzung der unbekannten anthropogenen Erwärmung bis heute. Was die Güte der Schät‐ zungen angeht, welche erst die Zukunft betreffen, sollte sich der Leser gegen mögliche Enttäuschung wappnen. Die Folgen solcher Zukunftsschätzungen des IPCC manifestieren sich zudem erst in 100 Jahren - wohlgemerkt, falls richtig „geschätzt“ wurde. Bis dahin leben die „Schätzer“ nicht mehr. Dies ist sicher ein entscheidender Unterschied zu dem, was viele Medienredakteure und Politiker glauben, den IPCC-Berichten entnehmen zu dürfen. In den wis‐ senschaftlichen IPCC-Berichten ist natürlich deswegen nur von Schätzungen die Rede, weil Wahrscheinlichkeiten, deren Signifikanz 29 nicht belegbar ist, nun einmal freie Schätzungen sind und mit ordentlicher Statistik wenig zu tun haben. Entsprechend basieren die Wahrscheinlichkeitsaussagen des IPCC auch auf der umstrittenen Bayes-Statistik 30 . Die Kristallkugel, aus der das IPCC seine Zukunftsschätzungen abliest, sind Klimamodelle, keine Messdaten! Klimamodelle liefern darüber hinaus nur Szenarien und keine Prognosen (s. unter 2.5.4). Ob solche „Szenarien“ für politische Entscheidungen brauchbar sind, darf bezweifelt werden. Mit Klimamodellen wird, wohl zum ersten Mal in der Geschichte der modernen Naturwissenschaften, die Beweislast für physikalische Aussagen umgekehrt. Modelle hatten sich stets nach den Messungen zu richten. Heute hat man dieses bewährte Grundparadigma der Physik in der Klimamodellierung auf den Kopf gestellt. Der Physik-Nobelpreisträger Richard Feynman hatte lange vor dem Klima-Hype zu diesem Thema allgemein und unmissverständlich Stellung bezogen: Egal, wie bedeutend der Mensch ist, der ein Modell vorstellt, egal, wie elegant es ist, egal wie plausibel es klingt, egal wer es unterstützt, wenn es nicht durch Beobachtungen und Messungen bestätigt wird, dann ist es falsch. 29 2.1 Klimavariabilität, Klimakatastrophen und der Mensch <?page no="30"?> Die wichtigste Frage besteht nun offenbar darin, ob es sinnvoll ist, auf eine Bedrohung zu reagieren, die nur mit Szenarien von unsicheren Modellen begründet wird. Dies könnte allenfalls sinnvoll sein, wenn die Bedrohung mit belastbaren Fakten und einer nachvollziehbaren Signifikanzanalyse belegt werden kann. Anderenfalls handelt es sich um herausgeworfenes Geld, das dem echten Umweltschutz fehlt. Als Musterbeispiel für eine zuverlässige Prognose kann das weitere Ansteigen der Erdbevölkerung in den nächsten Jahrzehnten genannt werden. Die Erwachsenen der nächsten Generation sind nämlich bereits geboren. Schwächere Kandidaten sind Katastrophen, die zwar real sind, aber mit nur extrem kleiner Wahrscheinlichkeit auftreten. Hier wäre etwa der Einschlag eines großen Meteoriten zu nennen, der einen erheblichen Teil der Weltbevölkerung auslöschen und die Erde für Jahrzehnte unbewohnbar machen kann. Auch eine weltweite tödliche Pandemie würde zu dieser Gruppe gehören. Schwächster Kandidat aller Bedrohungen ist dagegen eine menschgemachte Klimakatastrophe. Bei ihr ist sogar ihre Existenz unsi‐ cher und sie ist unmöglich mit einer Wahrscheinlichkeit zu beziffern. Daher ist es nunmehr nachvollziehbar, dass nachdenkende Mitbürger anfangen misstrauisch zu werden und kritische Fragen zu stellen. Äußerungen von renommierten Klima-Fachexperten liefern auf solche Fragen die ersten Ant‐ worten, wie zum Beispiel von Heinz Miller, Professor i. R. und ehemaliger stellvertretender Direktor des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven „Klima lässt sich nicht schützen und auf einer Wunschtemperatur stabilisieren. Es hat sich auch ohne Einwirkung des Menschen oft drastisch verändert. Das Klima kann nicht kollabieren. Natur kennt keine Katastrophen. Was wir Menschen als Naturkatastrophen bezeichnen, sind in Wahrheit Kulturkatastrophen, weil unser vermeintlicher Schutz vor äußeren Unbilden versagt. Wer Häuser dicht am Strand, am Fluss oder in Lawinengebieten baut, muss mit Schäden rechnen" 31 , 2007. Georg Delisle, Klimaforscher i. R. an der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover: „Wir haben Zweifel, ob der Kohlendioxidaus‐ stoß wirklich einen so großen Anteil an der Erwärmung hat, und ob das alles so schlimm wird, wie von den Klimafolgenforschern beschworen" 32 , 2007. Augusto Mangini, Professor i. R. für Paläoklimatologie an der Universität Heidelberg „Nein, unser Planet wird nicht sterben. Und der moderne Mensch ist an der Erwärmung vermutlich weniger schuld, als die IPCC-Berichte suggerieren" 33 , 2007. 30 2 Klima <?page no="31"?> Nils-Axel Mörner, Professor i. R. für Paläogeophysik an der Universität Stockholm und 1999-2003 Präsident der INQUA Commission on Sea Level Changes and Coastal Evolution: „Die Behauptung, dass Meeresspiegel ungewöhn‐ lich ansteigen, ist kompletter Betrug" 34 , 2011. Judith Curry, Professorin i. R. für Geo- und Atmosphärenwissenschaften am Georgia Institute for Technology, zu den angesehensten Klimaexperten weltweit gehörend, schreibt auf ihrem Internet-Blog unter „Challenging the 2°C target“, am 3. Okt. 2014 „…die unbequeme Wahrheit, dass es keinen Nachweis eines Anstiegs der meisten Typen von Extremwettern gibt und es extrem schwierig ist irgendeine Änderung dem Menschen zuzuordnen…" 35 , 2014. 500 Wissenschaftler, darunter zahlreiche Klimaexperten in ihrer Eingabe an António Guterres, Generalsekretär der UN schreiben „There is no climate emergency: A global network of more than 500 knowledgeable and experienced scientists and professionals in climate and related fields have the honor to address to Your Excellencies the attached European Climate Declaration, for which the signatories to this letter are the national ambassadors. The general-circulation models of climate on which international policy is at present founded are unfit for their purpose. Therefore, it is cruel as well as imprudent to advocate the squandering of trillions of dollars on the basis of results from such immature models. Current climate policies pointlessly and grievously undermine the economic system, putting lives at risk in countries denied access to affordable, reliable electrical energy. We urge you to follow a climate policy based on sound science, realistic economics and genuine concern for those harmed by costly but unnecessary attempts at mitigation ……" 293 , 2019. Ist es aber vielleicht doch nur eine verschwindende Minderheit von Fach‐ wissenschaftlern, die sich hier äußert? Die Antwort lautet „Nein“. Gleich‐ gerichtete Anmerkungen von praktisch beliebig vielen skeptischen Klimaex‐ perten sind mehr als ausreichend und überdeutlich dokumentiert (s. unter 3.5.3). Internationale Studien, die angeblich einen 97-, 99- oder sogar 100-pro‐ zentigen Konsens unter Klimawissenschaftlern festgestellt haben wollen, halten den Regeln wissenschaftlichen Arbeitens nicht stand, wie unter 3.5.3 gezeigt wird. Leider wird darüber von den deutschen Medien nicht berichtet. Die Gegenstimmen unzähliger Experten widerlegen die Behauptung, dass Kritik allenfalls von wissenschaftlichen Außenseitern geäußert werde. Hinzu kommt ein noch größerer Anteil an Fachexperten, die sich öffentlich bedeckt halten, um beruflichen Ärger zu vermeiden. Infolgedessen ist unbedingt zu unterscheiden: Auf der einen Seite zwischen der fachlich privaten Auffassung von Klimaforschern, welche, im Gegensatz zu den oben zitierten Stimmen, 31 2.1 Klimavariabilität, Klimakatastrophen und der Mensch <?page no="32"?> zur Wahrung ihrer Forschungsmittel und ihres Arbeitsplatzes schweigen und auf der anderen Seite einem politisch propagierten „Konsens“ über die Klimaschädlichkeit des anthropogenen CO 2 . Fest steht: Die Klimawissenschaft ist sich in der Einschätzung über den Einfluss des anthropogenen CO 2 keineswegs einig. Zur Vermeidung von Miss‐ verständnissen muss allerdings daran erinnert werden, dass CO 2 nach dem Wasserdampf das zweitstärkste Treibhausgas ist und damit anthropogenes CO 2 allein aus physikalischen Gründen einen erwärmenden Einfluss auf Erd‐ temperaturen ausüben muss. Der entscheidende Punkt ist, ob dieser Einfluss maßgebend, oder ob er vernachlässigbar klein ist. Nur im erstgenannten Fall wären Emissionsreduktionen von CO 2 geboten. Dies klingt freilich unlogisch. Wie kann der Einfluss des anthropogenen CO 2 unmaßgeblich klein sein, wenn es ein starkes Treibhausgas ist? Die detaillierte Auflösung dieses scheinbaren Widerspruchs wird unter 2.5.2 gegeben. Obwohl viele physikalische Antriebe des Klimawandels der Wissenschaft bekannt sind, kann man immer noch zutreffend von einer fast vollständigen Unkenntnis darüber sprechen, wie die beobachteten Klimaentwicklungen der Klimavergangenheit zustande kamen. Sind den politischen Entscheidungsträ‐ gern diese Unsicherheiten gewärtig? Da offiziell von ihrer Kenntnisnahme keine Rede ist und die politisch propagierten und zum Teil schon ergriffenen Maß‐ nahmen zum „Klimaschutz“ einschneidende Folgen für uns alle haben werden, sollte sich jedermann sorgfältig selber informieren und seine Verantwortung als mitdenkender Bürger und Wähler wahrnehmen. Maßnahmen zum „Klima‐ schutz“ sind nämlich nicht nur extrem kostspielig, sondern sie beschneiden auch die freiheitliche Lebensgestaltung eines jeden von uns. Beispiele sind die gesetzlichen Maßnahmen der Energiewende und die Ökodesignrichtlinien der EU, die in deutsche Gesetze übernommen wurden und uns, um nur zwei Beispiele zu nennen, immer strikter in den Wahlmöglichkeiten von elektri‐ schen Küchengeräten oder Beleuchtungsmitteln beschneiden. Daher ist ein auf ordentlicher Information basierendes Eingreifen höchstes Gebot. Zurzeit existiert wieder einmal der politische Antrag, „Klimaschutz“ ins Grundgesetz aufzunehmen. Würde dies Realität, würde sogar das vorliegende Buch in die Nähe der Ungesetzlichkeit geraten. Die verständliche Resignation von Laien angesichts der Komplexität von Kli‐ mazusammenhängen, die angeblich nur von wenigen Spezialisten verstanden werden können, kommt einem Verzicht auf das eigene Denken gleich. Die Entscheidung über weitgreifende Maßnahmen wird damit nämlich in die Hände von Politikern gelegt, die den Fachexperten einer von der Fraktionsdisziplin festgelegten Meinungsrichtung zu „glauben“ haben und alle wissenschaftlichen 32 2 Klima <?page no="33"?> Gegenstimmen ausblenden müssen. Ist man dagegen willens, sich selber zu informieren und zu urteilen, wird objektive, neutrale Information benötigt. Dieses Buch bietet sie. In ihm werden Klimafakten beschrieben, die in den deutschen Medien nicht vorkommen, weil ihre Thematisierung - im Gegensatz zu Zeiten noch vor wenigen Jahren - nicht mehr erfolgt. Die sich ergebenden Schlussfolgerungen aus den Fakten geben aber leider nicht zu Optimismus Anlass. Die Natur nimmt auf uns Menschen keine Rücksicht. Sie wird uns, wie schon in der Vergangenheit, auch zukünftig immer wieder Klima- und Wetterextreme bescheren. Etwas Optimismus ist aber dennoch angebracht, weil der Mensch auf die Klimaentwicklung keinen maßgebenden Einfluss ausübt. Dies könnte sich allenfalls mit indiskutabler Gewalt, wie „Geo-Engineering“ oder einem Weltkrieg mit Verwendung des Großteils aller Kernwaffen dieser Erde ändern. Da bis heute kein Einfluss steigender atmosphärischer CO 2 -Konzentrationen auf Erdtemperaturen nach‐ weisbar ist, es gibt ihn, er ist aber infolge seiner Geringfügigkeit von den natürlichen Temperaturschwankungen nicht unterscheidbar, ist CO 2 -Vermei‐ dung wirkungslos (s. unter 2.5.3 und 2.7). CO 2 -Vermeidung hat ferner nichts mit Naturschutz oder Umweltschutz zu tun, sondern verausgabt lediglich Mittel, die für den Naturschutz verloren sind. Die von der derzeitigen deutschen Regierung propagierte Klimapolitik gehört daher auf den öffentlichen Prüfstand, der die wissenschaftlichen Gegenstimmen zu Wort kommen und ihre Aussagen durch von politisch neutralen Sichtern ausgewählte Experten weltweit überprüfen lässt. Dies erfolgte bislang nicht. 2.2 Klima-Fakten Vom Wahrsagen lässt sich’s wohl leben in dieser Welt, aber nicht vom Wahrheitsagen (Georg Christoph Lichtenberg) Das menschliche Gedächtnis ist kein guter Klima-Ratgeber. Nehmen wir als willkürliches Beispiel den Sommer 1968! Wie war er damals? War er verregnet, oder gab es über viele Wochen nur Prachtwetter mit heißen trockenen Tagen? Auch diejenigen, die diese Zeit bewusst erlebt haben, wissen es im Allgemeinen nicht mehr, es sei denn, markante Ereignisse lassen sich mit der gesuchten Erinnerung verknüpfen. So kann sich der Autor zufällig noch gut an einen der sehr seltenen, wirklich warmen Sommerabende Ende der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts nur deswegen erinnern, weil hier ausnahmsweise der seit Jahren 33 2.2 Klima-Fakten <?page no="34"?> erforderliche Pullover unnötig war. Hierzulande musste es daher in den 60er Jahren, verglichen mit den 80er Jahren bis heute, kälter gewesen sein. Und so war es auch. Aber wie stark waren die letzten großen Überschwemmungen im Vergleich zu früher? Erst im Jahre 2002 ist Dresden schwer geschädigt worden. Auch hier versagt die Erinnerung. Wird es schlimmer? Zumindest die andersartige Aussage der alten Brücke in Heidelberg wurde bereits erwähnt (s. Bild 1 unter 1.1). Im Internet findet sich eine detaillierte Foto-Strecke über historische Spundwände mit ihren Hochwassermarken in Deutschland und seinen Nach‐ barländern, wobei sich der Heidelberger Brückenbefund bestens bestätigt 36 . Die höchsten Pegelmarken finden sich generell in kälteren Zeiten, in denen es noch kein anthropogenes CO 2 gab. Sogar das Extremhochwasser der Elbe im Jahre 2002 hatte im Jahre 1845 einen Vorgänger mit etwa gleich extremen Pegelwerten. Immerhin gibt es eine Auflösung des Hochwasserrät‐ sels. Überschwemmungen werden als ansteigend empfunden, weil vermehrt in hochwassergefährdeten Gebieten gesiedelt wird, die Versicherungsschäden ansteigen und inzwischen weltweit über solche Ereignisse berichtet wird. Bei zweifelhaftem Verlass auf die Technik wird die Natur unterschätzt. Nicht nur in der Regenbogenpresse wird jedoch das leicht nachprüfbare Faktum einer nicht existierenden Zunahme von Hochwasserhöhen immer wieder ins Gegenteil verkehrt und jedes Hochwasserereignis ursächlich der globalen Erwärmung zugeordnet. Schließlich ist darauf hinzuweisen, dass den Hochwassern in der Vergangenheit mehr Ausweichflächen zur Verfügung standen als heute. Flüsse waren damals noch nicht versiegelt. Seit spätestens 2018 spricht die deutsche Binnenschifffahrt im Übrigen wieder mehr von Niedrigwasser 37 als von Bedrohung durch Hochwasser. Man darf zuverlässig erwarten, dass sich dies mit den nächsten Hochwasserereignissen wieder ändern wird. Um nun einen Eindruck von der hohen Variabilität des Niederschlags in Deutschland zu erhalten, sind die vom Deutschen Wetterdienst herausgege‐ benen Daten hilfreich. Änderungen von einem Viertel des mittleren Nieder‐ schlags zum nächsten Jahre nach oben oder nach unten sind völlig normal. Bild 2 zeigt die Niederschläge Deutschlands in den Jahren 1881 bis 2018. Der lineare Trend zeigt eine leichte Steigerung von rd. 69 mm ab 1881 bis heute. Eine Aussage der Art „katastrophale Klimaänderung der Regenereignisse“ geben die Daten nicht her. Es ist nichts Ungewöhnliches über die recht hohe natürliche Variabilität hinaus erkennbar. 34 2 Klima <?page no="35"?> Bild 2: Niederschlags-Jahressummen ganz Deutschlands der Jahre 1881 bis 2018. Die grüne unterbrochenen Line ist der lineare Trend, die hellbraune unterbrochene Linie der Mittelwert (beide von 1881-2018). Bild erstellt aus den numerischen Daten des deutschen Wetterdienstes DWD, Trendlinie und Mittelwert aus eigener Berechnung. Wie bereits erwähnt, gilt gemäß den statistischen Untersuchungen des IPCC für alle globalweiten Extremwetter Ähnliches wie bei den Hochwassern. Unter 2.3.1 wird auf die wichtige Frage nach Extremwettern als vermutete Folgen des Klimawandels noch im Detail eingegangen. Die Forscher Fourier und Tyndall waren Anfang des 19. Jahrhunderts die ersten, welche auf die erwärmende Wirkung von Treibhausgasen in der Atmo‐ sphäre hinwiesen. Arrhenius berechnete im Jahre 1896 die globale Tempera‐ turerhöhung, die eine theoretische Verdoppelung des CO 2 -Gehalts bewirken würde. Seine Rechnung ist heute überholt, aber auch nicht viel ungenauer als die der modernsten Computer-Klimamodelle. Im Jahre 1957 schließlich wiesen die US-Ozeanographen Revelle und Suess auf eine mögliche globale Erwärmung durch CO 2 hin 38 . Seit den Zeiten dieser Forscher wurden unzählige neue Detailkenntnisse gewonnen, eine Beschreibung der Forschungsgeschichte des Klimawandels findet sich in Wikipedia 39 . Bei all diesen Bemühungen konnte aber bis heute kein belastbarer Beweis für eine menschgemachte Schuld an irgendeinem Klimawandel aufgefunden werden. Das Klimabild hatte sich Ende des 20. Jahrhunderts im öffentlichen Bewusst‐ sein gefestigt. Die warmen Sommer in Süddeutschland, in denen man im kurzärmligen Hemd seinen Wein bis in die Nacht hinein in Gartenwirtschaften trinken konnte, waren von Ausnahmen zur gewohnten Regel geworden. Meteo‐ rologen und Klimaforscher bestätigten diesen Eindruck. In unseren Breiten hatte die bodennahe Mitteltemperatur zugenommen. Man sprach von „Klimawandel“ oder sogar von „globaler Erwärmung“. Damit war eine überall auf der Erde 35 2.2 Klima-Fakten <?page no="36"?> vermutete Entwicklung gemeint. Inzwischen erfolgte wieder eine globalweite Umkehr. Spätestens seit dem Jahre 1998 war es mit dem Anstieg vorbei, die globale Mitteltemperatur stagnierte, der Begriff „Hiatus“ kam dafür auf. Man erkennt den Hiatus in den Satellitendaten 40 , wobei die beiden starken El Niños der Jahre 1998 und 2017 optisch hervorragen. Die Bedienung der betreffenden Internet-Seite ist einfach: den button „browse time series“ ankli‐ cken und unter „region“ die gewünschte Erdzone einstellen. Empfehlenswert ist, im Grafikbereich unter „History“ auch einmal „recent“ anzugeben. Die linearen Regressionsgeraden in den Grafiken sind leider wenig aussagekräftig, sie wären besser in die Bereiche von 1980 bis 1998 und 1998 bis heute aufgeteilt worden. Wer sich ein wenig mit EXCEL auskennt, kann dies aber leicht selbst bewerkstelligen, weil unter „Download Data“ die numerischen Daten erhältlich sind. Ob der Hiatus eine neue Klimawende eingeleitet hat, steht wegen der Kürze des Zeitraums von 20 Jahren noch nicht fest. Bemerkenswert ist, dass kein Klimamodell den Hiatus vorhersagen konnte. Und im Übrigen: Trifft eigentlich die immer wieder gebrauchte Bezeichnung „global“ im Zusammenhang mit Erderwärmung tatsächlich zu? Die IPCC-Aus‐ sage dazu basiert auf nicht übermäßig vielen Temperaturstudien, die FAS hat 2007 insgesamt 75 wissenschaftliche Studien gezählt, die bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts zurückreichen 276 . Inzwischen sind viele weitere Arbeiten hinzugekommen. Was sagen diese Studien aus? Überwiegend weisen die meisten Messorte über das gesamte 20. Jahrhundert Erwärmung auf, viele aber zeigen auch Abkühlung (s. hierzu Bild 3 oben). Insbesondere trotzte die Südhemisphäre der Erwärmung. Hier wurde es im Mittel wesentlich schwächer warm als auf der Nordhalbkugel, manchmal sogar kälter. Die im oben erwähnten FAS-Artikel angesprochenen Studien basieren im Wesentlichen auf Daten aus Nordamerika, Europa und Russland. Die Arktis und Antarktis haben nur eine schmale Datenbasis. Große Teile von Afrika, Südamerika, Südostasien und natürlich die Ozeane fehlen fast völlig, wenige Inseln ausgenommen. Hieraus ein globales Bild abzuleiten ist fragwürdig, nur eine rezente Erwärmung in den nördlichen Weltzonen, so auch bei uns in Deutschland, ist belegt. Im Jahre 2003 erschien eine Studie von J.F. Eichner und Mitautoren 41 , zu denen auch Prof. Hans-Joachim Schellnhuber gehörte, mediennaher ehemaliger Direktor des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), ehemaliger Direktor des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung „Globale Umweltveränderungen (WGBU 42 )“ und Klimaberater der Kanzlerin Angela Merkel. In dieser Studie wurden 95 weltweit verstreute Temperaturreihen analysiert, deren Längen sich von etwa 50 bis weit über 100 Jahre erstrecken. Bemerkenswertes Ergebnis dieser Studie ist, dass mit Ausnahme von drei hohen Bergspitzen keine Anzeichen 36 2 Klima <?page no="37"?> einer globalen Erwärmung gefunden wurden! Im Wortlaut heißt es in dieser Arbeit: „In the vast majority of stations we did not see indications for a global warming of the atmosphere. Exceptions are mountain stations in the Alps [Zugspitze (D), Säntis (CH), and Sonnblick (A), where urban warming can be excluded“. Im Jahre 2011 schließlich erschienen zwei weitere Publikationen, in denen weit mehr Stationen als in Schellnhubers Arbeit vom Jahre 2003 untersucht wurden. In der ersten Veröffentlichung, die der Buchautor und Mitautoren zeichneten 43 , waren es rund 2500 Stationen, in der zweiten Publikation der US-Universität Berkeley gar über 30.000, davon aber viele nur wenige Jahrzehnte lang 44 . Beide Studien weisen etwa die gleichen Ergebnisse aus - kommen aber zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen. Insbesondere stellte sich heraus, dass in einem Viertel aller Stationen weltweit über das 20. Jahrhundert eine Temperaturabnahme und kein Anstieg stattfand. Hieraus auf eine globale und maßgebende Erwärmungs‐ wirkung des anthropogenen CO 2 zu schließen, ist daher zumindest fragwürdig. Bild 3, oben: Land-Ozean-Temperatur-Index, bezogen auf den Juli-Mittelwert zwischen 1951- 1980 mit Erwärmungszonen (rot) und Abkühlungszonen (weiß bis blau), Bildquelle 45 . Unten: Bipolare Meeresschaukel, Arktistemperatur (blau), Antarktistemperatur (rot), Bildquelle. 45 37 2.2 Klima-Fakten <?page no="38"?> Die Schlussfogerung der mit den Messungen gewonnenen Resultate ist, dass eine vermutete Erwärmungswirkung des anthropogenen CO 2 allenfalls nur un‐ bedeutend klein sein kann. Zumindest kann man diese Erwärmungswirkung bis heute nicht vom natürlichen Temperaturrauschen unterscheiden. Oben in Bild 3 ist der Trend von bodennahen Mitteltemperaturen zwischen 1979 und 2005 zu sehen. Für den Widerspruch zwischen Erwärmungs- und Abkühlungsgebieten gibt es noch keine allgemein akzeptierte Erklärung. Darüber hinaus ist dieser Trend auch nicht fest, sondern ändert sich mit der Zeit und kehrt sich in etwa 70 Jahren komplett um. In der Fachwissenschaft wird von einer „bipolar seesaw“ (bipolaren Meeresschaukel) gesprochen 46 , diesen Effekt zeigt Bild 3 unten. Die geringfügigen Klimaänderungen des 20. Jahrhunderts haben sich zwar ungleichmäßig in unterschiedlichen Breiten ausgewirkt, man sollte aber er‐ warten, dass sich eine homogen höhere CO 2 -Konzentration auf der Erde infolge anthropogener CO 2 -Emissionen gleichmäßig in Richtung Erwärmung bemerkbar macht. Der weltbekannte US-Klimaforscher Richard S. Lindzen verwendete hierfür den Begriff „gross forcing“. Weil es im 20. Jahrhundert auf der Erde überwiegend wärmer, in einigen Zonen aber auch kälter wurde, ist dies, wie schon erwähnt, ein starker Hinweis auf einen unmaßgeblichen Einfluss des anthropogenen CO 2 . Als Spekulationen über die Ursache der stär‐ keren Erwärmung am Nordpol können mögliche Klimafolgen des nordpolaren Flugverkehrs genannt werden, der sich vorwiegend auf der Nordhemisphäre abspielt, aber auch die deutlich höhere Landkonzentration auf der Nordalbkugel. Viele Flugrouten überqueren den Nordpol, und infolgedessen werden dort durch Kerosinverbrennung erhebliche Mengen Wasser, aber auch Schwefel-Aerosole in der trockenen arktischen Atmosphäre erzeugt. Die aus Bild 3 hervorgehende Datenlage verdeutlicht jedenfalls, dass wir schon bei dem als sicher vermuteten Vorgang der „globalen Erwärmung“ mit Fakten konfrontiert werden, die den gängigen Vorstellungen nicht entsprechen. Dies ist für so gut wie alle Klima‐ fragen typisch. Stets gibt es große Unsicherheiten, Widersprüche und Unkennt‐ nisse. Wir werden noch mehr davon im Verlauf des Buchs kennenlernen. Kommen wir nun zum Zeitpunkt der Industrialisierung um 1850. Ab diesem Jahr bis heute gab es ein stetiges Auf und Ab innerhalb eines ansonsten leicht ansteigenden Trends. Temperatur- und CO 2 -Verlauf ist in Bild 4 gezeigt, von 1850 bis 2018 in Gestalt der HADCRUT4-Temperaturkurve des britischen Climate Research Unit (CRU) sowie von 1979 bis 2018 zusätzlich als Satelliten‐ messungen. Schließlich ist auch noch die CO 2 -Konzentration angegeben. Die Temperaturkurven sind Anomalien, die CO 2 -Konzentrationen Realwerte. Bei einer „Anomalie“ werden die Werte einer Zeitreihe als Abstände zu einem willkürlich gewählten „Nullwert“ angegeben. Zu jeder Anomalie gehört die 38 2 Klima <?page no="39"?> Angabe dieses zugehörigen Nullwertes. Oft wird als Nullwert der Anomalie der reale Mittelwert der Reihe verwendet. Generell werden viele Abbildungen im Bereich der Klimaforschung als Anomalien angegeben. Die Temperatursteigerungen in Bild 4 ab etwa 1910 werden von den Klima‐ warnern stets als Beleg für ihre Befürchtungen angeführt. Sie „vergessen“ dabei zu erwähnen, dass um 1850 die „kleine Eiszeit“ zu Ende ging. Danach musste es mit der Temperatur zwangsweise wieder aufwärts gehen, denn sonst würden wir immer noch in dieser ungewöhnlich kalten Zeitperiode verharren. Die Tem‐ peratur in Bild 4 zeigt ab 1850 bis 1910 noch einen leichten Temperaturrückgang, der sich danach in einen kräftigen Anstiegt bis 1935 verwandelt. Nach dem sehr warmen Jahr 1935 geht es mit den globalen Mitteltemperaturen bis Mitte der 1970er Jahre wieder bergab. Danach beginnt wiederum ein Erwärmungstrend, der gemäß den verlässlicheren Satellitendaten um 1998 endet und danach in ein Plateau etwa gleichbleibender Temperatur bis zum heutigen Tage mündet. Die Zeitspanne von 1998 bis heute wird als „Hiatus“ bezeichnet, wobei die beiden auffälligen Peaks 1998 und 2016 starke El Niño Ereignisse 193 waren. Der in Bild 4 gezeigte CO 2 -Verlauf zeigt über 43 Jahre von 1975 bis 2018 eine gute Korrelation mit HADCRUT4. Diese beschränkt allerdings auf nur noch 23 Jahre von 1975 bis 1998, wenn man ab 1998 nicht mehr HADCRUT4, sondern die verlässlicheren Satellitenwerte verwendet. Von den Klimawarnern wird der Temperaturverlauf ab 1975 als wichtigste Stütze der CO 2 -Hypothese einer menschgemachten Erwärmung angesehen. HADCRUT4 weist die folgenden ernsthaften Widersprüche auf: 1. Die fehlende Übereinstimmung von HADCRUT4 und den Satellitendaten ab 1998. Im Jahre 2008 beträgt der Unterschied sogar 0,3 °C. Die Ballon‐ messungen (s. Bild 19 unter 2.5.4) bestätigen die Satellitendaten. Daher ist HADRUT4 zumindest ab 1979 wahrscheinlich falsch! 2. Widerspruch von HADCRUT4 zu den Angaben von Phil Jones und Mitautoren sowie von J. von Hann: Es geht hier um den Zeitraum von 1908 bis 2000 sowie um reale Temperaturen und keine Anomalien. Für die globale bodennahe Temperatur von 1961 bis 1990 geben die Klimaforscher Phil Jones und Mitautoren in einer 1999 von den Reviews of Geophysics der geophysikalischen Union (USA) veröffentlichten Studie den Wert 14 °C an 47 . Ab hier geht es gemäß den Satellitendaten in Bild 4 nur noch um etwa 0,4 °C herauf bis heute, so dass die aktuelle globale Mitteltemperatur 14 + 0,4 = 14,4 °C beträgt. Prof. Julius von Hann 48 , Vater der modernen Klimaforschung, gab in seinem 5. Handbuch für Klimatologie für das Jahr 1908 als globales Temperaturmittel eben diesen Temperaturwert 39 2.2 Klima-Fakten <?page no="40"?> von 14,4 °C an. Er verfügte damals über Temperaturdaten, die noch nicht durch industrielle Wärmequellen oder den UHI-Effekt 119 verfälscht waren. Gemäß Julius von Hann und der Publikation von P. Jones et al. gab es von 1908 (oder sogar 1850) bis heute, keine globale Erwärmung! 320 3. Widerspruch von HADCRUT4 zu weiteren Quellen: Weiter oben wurde die Temperaturstudie besprochen, in welcher der prominenteste Klima‐ warner Deutschlands, Hans-Joachim Schellnhuber, Mitautor war. In ihr wurde keine globale Erwärmung im 20. Jahrhundert gefunden 41 . Zwei davon unabhängige weitere Facharbeiten 43,44 geben an, dass von Tau‐ senden weltweiten Temperaturreihen des letzten Jahrhunderts etwa ein Viertel Abkühlung und keine Erwärmung aufweisen. Zweifel, ob von einer maßgebenden globalen Erwärmung im 20. Jahrhundert gesprochen werden darf, äußern auch die Klimaexperten Joseph D’Aleo und Anthony Watts, wobei sie auf die starke Erwärmung in den 1930er Jahren hin‐ weisen 49 . Unter 2.4.4 wird auf das brisante Thema wissenschaftlicher Widersprüche, welches hier im Buch mit den Fragwürdigkeiten der HADCRUT4-Temperatur‐ kurve zum ersten Mal angesprochen wird, noch ausführlicher eingegangen. In Anbetracht dieser Widersprüche und Unsicherheiten sind bereits an dieser Stelle schon zwei Behauptungen der Klimawarner als fragwürdig zu erkennen: Die Temperaturentwicklung seit 1850 sei durch das angestiegene anthropogene CO 2 verursacht, weil es einen statistischen Gleichlauf (Korrelation) gäbe und weiter, seit 1850 oder seit 1908 habe eine ungewöhnliche und maßgebende Steigerung der globalen Mitteltemperatur stattgefunden. Eine endgültige Beant‐ wortung der Zentralfrage, wie weit der Mensch für den rezenten Klimawandel verantwortlich ist, kann aber erst nach Sichtung aller zugehörigen Aspekte unter 2.7 erfolgen. 40 2 Klima <?page no="41"?> Bild 4: Globale Mitteltemperatur HADCRUT4 von 1850 bis 2018 (blau), globale Mittel‐ temperatur aus Satellitenmessungen von 1979 bis 2019 (rot) und CO 2 -Konzentration der Atmosphäre (grün), alle Reihen erstellt aus den numerischen Daten 50,51,52 . Lineare Regressi‐ onsgeraden 120 in HADCRUT4 in den Zeitspannen 1850-1911, 1911-1944, 1944-1976, 1976- 2001 (schwarz unterbrochen). Wegen unterschiedlicher Anomalie-Nullwerte wurden die Satellitendaten um 0,18 °C angehoben, so dass sie sich mit HADCRUT4-Daten 1979-1980 deckten. 2.3 Die Folgen des Klimawandels Mit Wellen, Stürmen, Schütteln, Brand, geru‐ higt bleibt am Ende Meer und Land ( Johann Wolfgang Goethe) Welche Folgen würde ein dauerhaft wärmeres Klima in unserem Land eigent‐ lich nach sich ziehen? Auf jeden Fall mehr positive als negative! Ein mehr mediterranes Klima wäre für ein Land mit ausreichenden Wasservorkommen, wie Deutschland, generell vorteilhaft. Stellvertretend ist nur der Energiespar‐ effekt infolge geringeren Gebäudeheizens zu nennen. Die oft beschworene Wiederkehr von Gift-Schlangen, Giftspinnen und zahlreichen Tropenkrank‐ 41 2.3 Die Folgen des Klimawandels <?page no="42"?> heiten, die Schädigung von kreislaufgeschwächten Mitbürgern durch zu hohe Temperaturen und weiteres mehr, weisen an Stelle sachlicher Substanz mehr Unterhaltungswert auf. So ist beispielsweise die Verbreitung von Malaria prak‐ tisch temperaturunabhängig. Die größte Malaria-Epidemie aller Zeiten mit über 600.000 Toten brach nicht in den Tropen, sondern während der 1920er Jahre im hohen Norden Russlands aus 53 . Neue Bedrohungen, wie zum Beispiel das West-Nil-Virus oder die asiatische Tigermücke, haben nichts mit globaler Erwärmung, sondern mit dem globalisierten Warenverkehr zu tun. So wurde ein zuvor unbekanntes Transportversteck von Mücken, die Tropenkrankheiten auch in europäische Länder bringen, in alten Autoreifen gefunden, die weltweit per Schiff quer über den Globus zur Wiederverarbeitung transportiert werden. Übergangen wird bei den Warnungen vor Erwärmung auch, dass mehr kälteres als wärmeres Klima zu gesundheitlichen Schädigungen, wie grippale Infekte oder Erfrierungen beiträgt. Von erhöhter Sterblichkeit in wärmeren Ländern, bei vergleichbarem Entwicklungsstand, ist nichts bekannt. 2.3.1 Extremwetter Klimaerwärmung lässt vordergründig einen Verstärkungstrend für heftige Wet‐ terereignisse erwarten, wenn man davon ausgeht, dass chemische Reaktionen bei höherer Temperatur schneller ablaufen. Diese Sicht beruht aber auf meteo‐ rologischer Unkenntnis. Unwetter und Stürme hängen nicht von absoluten Temperaturen, sondern von Temperaturdifferenzen ab 54 . Nur wenn sich die Temperaturdifferenz zwischen Polar- und Äquatorial-Gegenden erhöht, muss mit heftigeren Extremwetterereignissen gerechnet werden. Betrachtet man nun die jüngste Klimaänderung, wird sichtbar, dass Temperaturerhöhungen in polnahen Norden wesentlich größer als die am Äquator waren. Dies bedeutet verringerte Temperaturdifferenzen zwischen Pol und Äquator und somit Ab‐ nahme, nicht Zunahme von Extremwetterheftigkeiten und -häufigkeiten auf der Nordhalbkugel. Dies entspricht, im Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung, auch den Messungen, die durch das IPCC in seinem Bericht AR5 dokumentiert sind 26 . Im Folgenden direkt aus dem AR5, Kapitel 2.6, des IPCC Sachstandsbe‐ richt von 2013 wörtlich zitiert (es gibt leider keine deutschen Versionen dieser Berichte): Tropische Zyklone, in AR5, WG1, Kapitel 2.6, S. 216: „Current datasets indicate no significant observed trends in global tropical cyc‐ lone frequency over the past century and it remains uncertain whether any reported long-term increases in tropical cyclone frequency are robust, after accounting for past changes in observing capabilities“. 42 2 Klima <?page no="43"?> Dürren, in AR5, WG1, Technical Summary, S. 50: „There is low confidence in a global-scale observed trend in drought or dryness (lack of rainfall), owing to lack of direct observations, dependencies of inferred trends on the index choice and geographical inconsistencies in the trends“ Zusammenfassung in AR5, WG1, Kapitel 2.6, S. 215: „In summary, the current assessment concludes that there is not enough evidence at present to suggest more than low confidence in a global scale observed trend in drought or dryness (lack of rainfall) since the middle of the 20th century, owing to lack of direct observations, geographical inconsistencies in the trends, and dependencies of inferred trends on the index choice. Based on updated studies, AR4 conclusions regarding global increasing trends in drought since the 1970s were probably overstated. However, it is likely that the frequency and intensity of drought has increased in the Mediterranean and West Africa and decreased in central North America and north-west Australia since 1950.“ Überflutungen, in AR5, WG1, Technical Summary, S. 112: „There continues to be a lack of evidence and thus low confidence regarding the sign of trend in the magnitude and/ or frequency of floods on a global scale over the instrumental record.“ Hagel und Gewitter in AR5, WG1, Kapitel 2.6, S. 216: „In summary, there is low confidence in observed trends in small-scale severe weather phenomena such as hail and thunderstorms because of historical data inhomogeneities and inadequacies in monitoring systems.“ Und schließlich fasst das IPCC in AR5, WG1, Kapitel 2.6, S. 219 zusammen: „There is limited evidence of changes in extremes associated with other climate variables since the mid-20th century.“ Da insbesondere in den USA Tornados als Extremwetterereignisse gefürchtet sind, lassen wir hier die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) zu Wort kommen. Sie hat die historischen Trends von Tornados in den USA ab 1954 mit entsprechenden Grafiken publiziert 55 und keine statistisch signifikanten Zunahmen, weder an Häufigkeit noch an Stärke gefunden. Schaut man auf die Südhemisphäre, sieht es ähnlich aus, hier nehmen die Zyklone an den australischen Küsten sogar auffallend ab, wie Bild 5 zeigt. 43 2.3 Die Folgen des Klimawandels <?page no="44"?> Bild 5: Anzahl von Zyklonen um die australischen Küsten zwischen 1969 bis 2016. Die abnehmenden Trendline für schwere Zyklone ist eine lineare Regression der Daten, wobei die Grafik vom Buchautor aus den numerischen Daten der staatlichen australischen Wetterbehörde 56 erstellt wurde. Die starken kurzfristigen Schwankungen im Bereich weniger Jahre in Bild 5 verdeutlichen, wie die in den Medien regelmäßig auftauchenden „Nachweise“ von Extremwetterzunahmen zu erklären sind. Die Zeiträume für klimarelevante Aussagen sind stets zu kurz. Eine global zunehmende Heftigkeit von Stürmen, Tornados und Zyklonen im 20. und 21. Jahrhundert ist ein Mythos. Dasselbe gilt generell für alle Extremwetter weltweit 57 . 2.3.2 Gletscher Die Veränderung von Gletschern hängt von der Umgebungstemperatur, den Niederschlägen und den Schmutzteilchen auf der Gletscheroberfläche ab. Letz‐ tere verändern die Albedo (Reflexionsstrahlung) der Gletscheroberfläche, die Sonneneinstrahlung wird stärker absorbiert und trägt somit zum Schmelzen des Eises bei. Da unzweifelhaft seit Anfang des 19. Jahrhunderts in unseren Alpen die Gletscher zurückgehen, wird dies in den Medien und der Wahrnehmung jedes Bergwanderers als deutliches Warnsignal der kommenden Wärmekata‐ strophe durch anthropogenes CO 2 angeführt. Das ist aber falsch, denn Anfang 44 2 Klima <?page no="45"?> des 19. Jahrhunderts gab es praktisch noch gar kein anthropogenes CO 2. Der Grund der beginnenden Schmelze muss also ein anderer gewesen sein. Man kennt ihn bis heute nicht. Laufend tauchen in schmelzenden Gletscherzungen der Alpen Baumreste auf, deren genaue Altersbestimmungen und Fundhöhen belegen, dass in etwa zwei Dritteln der letzten 9000 Jahre die Alpengletscher kleiner und die Temperaturen höher als heute waren. Wald ist in Höhen ge‐ wachsen, die heute wieder vergletschert sind und dies ohne alles menschliches Zutun 58,59,60 (Bild 6) Bild 6: Gletscher-, Waldgrenz- und Temperaturentwicklung der Nacheiszeit, Bild nach Prof. Gernot Patzelt 58 . Aus globaler Sicht machen die polfernen Gletscher in den Alpen, im Himalaya, im Kaukasus, in Nordeuropa und in Neuseeland nur etwa 2 % der Gesamtglet‐ schermassen der Erde aus. 90 % befindet sich in den riesigen Gebieten des Südpols (Antarktis) und schließlich 8 % in Grönland (Arktis). Der Grönlandg‐ letscher nimmt ab. Die Masse des antarktischen Eisschildes hat dagegen leicht zugenommen 61 . Zum Thema Massenänderung von Gletschern berichtet der Forscher Roger J. Braithwaite, der weltweit Massenbilanzierungs-Messungen 45 2.3 Die Folgen des Klimawandels <?page no="46"?> von 246 Gletschern zwischen 1946 und 1995 vorgenommen hat 62 . Sein Fazit: „Es gibt Gegenden mit hoher negativer Massenbilanz in Übereinstimmung mit der öffentlichen Wahrnehmung, dass die Gletscher schmelzen. Fast überall in Europa schmelzen die Gletscher, aber es gibt auch Regionen mit positiver Bilanz, und es gibt Gegenden, in denen praktisch nichts passiert, wie z. B. im Kaukasus.“ Weltweit gemittelt, ist kein Abnahmetrend der Gletscher unserer Erde auszumachen, der zu Alarm Anlass geben könnte 63 . Bereits die Warmzeit des Mittelalters relativiert das in den Medien so gerne verkündete „wegschmelzende Nordpoleis“, wobei hier auch noch regelmäßig in den Medien das unter 2.3.4 besprochene Meereis mit dem Grönlandgletscher von 2,6 Millionen Kubik-Kilometer Eisvolumen verwechselt wird. Der Grönlandgletscher hatte im Mittelalter zwar eine gering‐ fügig geringere Eisbedeckung, aber annähernd das gleiche Gesamtvolumen wie heute 64 . Zum Arktiseis lassen wir zuerst die ZEIT in ihrer Ausgabe Nr. 24 vom 7.6.2007 mit dem Bericht „Der Bohrer im Eis“ über die Arbeit des Teams um den schon erwähnten Polarforscher Prof. Heinz Miller (AWI) zu Wort kommen 31 , wobei es hier auch noch um den Grönlandgletscher geht. Zitat ZEIT: … Im November 2006 veröffentlichten über 80 Mitglieder des Europäischen Bohrprojekts Epica (European Project for Ice Coring in Antarctica), darunter die Bremerhavener, eine wichtige Entdeckung: Zwischen Nord- und Südpol schwingt eine Klimaschaukel. Steigen in Grönland die Temperaturen, dann sinken sie in der Antarktis - und umgekehrt. Globale Meeresströme transportieren gewaltige Wärmemengen von Pol zu Pol. Wir konnten die Klimaschaukel äußerst präzise nachweisen und das Klima über 860.000 Jahre rekonstruieren“, berichtet Miller. In diesem Zeitraum schwankte es heftig. „Es gab acht Kalt-Warmzeit-Zyklen“, sagt er. Dabei reagierte der Nordpol (mit Temperaturände‐ rungen bis zu 15 Grad in 20 Jahren) viel sprunghafter als der stabile Kälteklotz in der Antarktis, der 90 Prozent allen Eises birgt. Diese Daten von Nord- und Südpol widerlegen düstere Prophezeiungen, der Meeresspiegel könne in kurzer Zeit um mehrere Meter ansteigen. „Bis das Grönlandeis schmilzt, vergehen mehr als tausend Jahre“, versichert Miller. Denn es war in der Vergangenheit auch deutlich wärmer als heute, ohne dass die riesigen Gletscher verschwanden. Auch die Befürchtung, der aktuelle Klimawandel lasse das Treibhausgas Methan aus Sümpfen und Meeren ausgasen und das Klima „kippen“, finden die Glaziologen nicht bestätigt: „Wir sehen auch in wärmeren Zeiten keinen entsprechenden Anstieg des Methans.“ Ähnlich wie bei den Eisbären unterscheidet sich die reale Welt von der gefühlt „medialen“ Wirk‐ lichkeit. „Wer von Klimaschutz redet, weckt Illusionen“, mahnt Miller zu Bescheidenheit, Schlagworte wie Klimakollaps oder -katastrophe hält er für irreführend. Zitatende ZEIT. 46 2 Klima <?page no="47"?> Dass die Zusammenhänge in Sachen Gletscher nicht so einfach liegen, wie oft vermutet, zeigt der berühmte Kilimandscharo-Gletscher. Glaziologen von der Universität Innsbruck untersuchten ihn intensiv 65 . Er schmilzt bereits seit 125 Jahren, als es noch kaum anthropogenen CO 2 -Emissionen gab. Seine Fläche hatte bereits um 90 % abgenommen, was zur Vorhersage führte, er würde in 20 Jahren völlig verschwunden sein. Inzwischen haben aber die Niederschläge in den Tropen zugenommen, und von einem Verschwinden in spätestens 20 Jahren wird kaum noch gesprochen. Inzwischen ist man mit solchen Aussagen vorsichtiger geworden, denn Gletscherschmelzen sind komplex, nicht immer auf Umgebungstemperaturen zurückzuführen und ihre Gründe oft unbekannt. 2.3.3 Meeresspiegel Sieht man von extrem langfristigen Einflüssen der Plattentektonik und der eiszeitlichen Glazialeustasie ab, können Veränderungen von Meeresspiegeln von sehr vielen Vorgängen und sogar Ereignissen abhängen, die nicht einmal alle bekannt sind. Nachfolgend ohne Anspruch auf Vollständigkeit • Wärmeausdehnung des Wassers, • Kalben von Gletschern der Antarktis, • Abschmelzen des Eisschildes in Grönland, • Veränderungen der Meeresströmungen, • Veränderungen im globalen atmosphärischen Wasserhaushalt, • Intensive und großräumige Grundwassernutzung, • Vulkanismus. Die Meeresoberfläche ist zudem keine Oberfläche einer Billardkugel. Unzählige Faktoren sorgen dafür, dass es erhebliche Höhenabweichungen relativ zum Erdmittelpunkt gibt. Es beginnt mit der Ausbuchtung der Äquatorialzone infolge der Fliehkraft der Erddrehung und reicht bis zu Gravitationseffekten durch nahe Küstenberge auf die Wasseroberfläche. Es gibt ein sehr empfehlenswertes unterhaltsames Youtube-Video, welches all diese Effekte anschaulich erklärt 66 (die Sprache kann von Englisch auf Deutsch umgestellt werden). Man versteht danach sehr viel besser, warum lokale Messungen allein keine Aussagen über einen globalen Meeresspiegel-Trend erlauben. Es sind vielmehr noch Korrek‐ turen der Einzelmessungen von erheblicher Komplexität erforderlich. Der Begriff „globaler Meeresspiegel“ ist nur eine virtuelle Vergleichsgröße, deren lokale Ausprägung sehr unterschiedlich ausfallen kann. Der Begriff wird dennoch verwendet. Prähistorisch ist der globale Meeresspiegel seit dem Temperatur- 47 2.3 Die Folgen des Klimawandels <?page no="48"?> tiefpunkt der letzten Eiszeit vor etwa 22.000 Jahren um ca. 130 m angestiegen (Bild 7). Bild 7: Prähistorischer Meeresspiegelanstieg 67 , Bildquelle 68 . Auffällig bei den Meeresspiegeldaten sind deren oft erstaunlich große Schwan‐ kungen. Beispiele werden vom Ozeanographen Nils-Axel Mörner berichtet 34,69 , Dekan der Fakultät Paläogeophysik und Geodynamik an der Universität Stock‐ holm und von 1999-2003 Präsident der INQUA Commission on Sea Level Changes. Weitere Beispiele liefern Fachpublikationen des deutschen Küstenfor‐ schers Prof. Karl-Ernst Behre, in welcher erstaunlich starke Veränderungen der ermittelten historischen Meereshöhen an den Nordseeküsten beschrieben sind 70 . In jüngerer Zeit stehen nun genaue Pegelmessungen aus vielen Hun‐ derten Stationen weltweit zur Verfügung 71 . Obwohl diese Daten frei zugänglich sind und mit wenigen Maus-Klicks die realen Entwicklungen der Meeresspiegel dieser Stationen an Meeresküsten und Inseln ohne großen Aufwand überprüft werden können, vernachlässigen deutsche Journalisten ihre Berufspflicht or‐ dentlicher Recherche und berichten immer wieder in absurder Verdrehung der Fakten von versinkenden Südseeinseln 72 . Die Fachliteratur gibt aus den oben geschilderten Gründen unterschiedliche Werte für den mittleren globalen Meeresspiegelanstieg an, wobei diese Werte aber insgesamt im unbedenklichen Bereich zwischen 0,4 bis 3,5 mm/ Jahr liegen. Der Grund für die Differenzen sind die schon erwähnten Korrekturen der lokalen Messungen, um überhaupt ein globales Mittel berechnen zu können. Die einzige dem Autor bekannte Fachpublikation, die diese Korrekturen vollständig 48 2 Klima <?page no="49"?> angibt, entstand aus einer Zusammenarbeit der US-Universitäten Columbia und Washington mit der Hebrew-Universität Jerusalem 73 . In ihr findet sich als Ergebnis ein global gemittelter Anstieg zwischen 0,39 und 1,04 mm/ Jahr. Bemerkenswert in dieser Arbeit ist der Befund, dass nur 7 % aller Stationen überhaupt einen Anstieg zeigen, 4 % dagegen ein Absinken des Meeresspiegels. Der weit überwiegende Rest der Stationen weist überhaupt keinen einheitlichen Trend auf. Daraus kann sicher kaum auf einen katastrophalen Meeresspiegel‐ anstieg geschlossen werden. Fachpublikationen, die den Meeresspiegelanstieg aus Satellitenmessungen angeben, zeigen Werte, die über den Pegelmessungen liegen. Über die Korrekturmethoden der Satellitendaten, die sicher noch weit komplexer sein dürften, als die von Pegeldaten, ist in den einschlägigen Fach‐ publikationen freilich nichts zu finden. Bild 8 zeigt die Anstiege seit 1992 aus Satellitenmessungen. Bild 8: Meeresspiegel seit 1993 aus Satellitenmessungen, Bildquelle, CU Sea Level Research Group 74 . Die y-Achse gibt die aus Satellitenmessungen errechneten Meeresspiegelhöhen an, durch die dann eine Regressionsgerade gelegt wurde. 3,1 ± 0,4 mm/ Jahr berägt die Steigung dieser Regressionsgeraden. Nach der Zusammenfassung des heutigen wissenschaftlichen Stands über Meeresspiegelanstiege nun einige Vorkommnisse zur Auflockerung der tro‐ ckenen Fakten, die auch ein Licht auf die emotionale Seite werfen. Sie 49 2.3 Die Folgen des Klimawandels <?page no="50"?> sind einem Bericht des bereits erwähnten Meeresspiegel-Experten Nils-Axel Mörner entnommen: Die Satellitenmessungen, die von 1992 bis 2002 keinen von den bisherigen Steigerungswerten abweichenden Trend erkennen ließen, zeigten 2003 einen sprunghaften Anstieg, der zu heller Aufregung Anlass gab. Als Grund entpuppte sich ein neu eingeführter Korrekturfaktor! Eine Gruppe australischer Global-Warming-Aktivisten entfernte mit Gewalt einen sich praktisch auf Meeresspiegelhöhe befindlichen uralten Baum auf einer Insel des Malediven-Archipels. Dieser gab nämlich auf Grund seiner schieren Existenz Zeugnis davon ab, dass zu seiner Lebenszeit kein Anstieg des Meeres erfolgt sein konnte. Der Baum konnte wiedereingesetzt werden. Und nun auch noch etwas Politik: Die Malediven sind mit den wissenschaftlichen Ergebnissen über Meeresspiegelanstiege nicht einverstanden. Der Westen wird beschul‐ digt, CO 2 in die Atmosphäre zu blasen und dadurch die Existenz der Inseln zu gefährden. Dafür muss er nach Meinung der Inselbewohner zahlen. Diese Forderung kann natürlich nur bei einem andauernden Überflutungsszenario begründet werden. Gemeinsam allen Angaben über Meeresspiegelanstiege in der Fachliteratur sind unbedenkliche Werte mit relativ großen Unsicherheiten. Unbedenklich, weil wir es gemäß dieser Werte bis zum Jahre 2100 mit einen gemittelten globalen Meeresspiegel zu tun haben, der wie oben beschrieben zwischen 0,4 und 3,5 mm/ Jahr liegt, also nach 80 Jahren um 3 bis 28 cm höher als heute prognostiziert wird. Von einer Beschleunigung des Anstiegs, wie es gelegentlich in den Medien berichtet wird, kann keine Rede sein, noch viel weniger von einem Einfluss des anthropogenen CO 2 auf Meeresspiegel. Die Messungen des Anstiegs selber sind mit so hohen Fluktuationen und Ungenauigkeiten verbunden, dass Angaben über seine Änderungen ins Reich der Fabel gehören. 2.3.4 Arktisches Meereis und Eisbären Zur Vermeidung von Missverständnissen sei daran erinnert, dass das Ab‐ schmelzen von schwimmendem Meereis keine Meeresspiegelveränderungen nach sich zieht. Zur Veranschaulichung gebe man in ein Glas Wasser einige Eiswürfel und fülle dann Wasser bis knapp vor dem Überlaufen hinzu. Das Wasser läuft beim Schmelzen der anfänglich weit über die Glasrandhöhe hinausragenden Eiswürfel nicht über, dies zeigt das bereits aus der Schule bekannte Archimedische Prinzip. Keine Medienmeldungen haben dennoch so viel Aufmerksamkeit erlangt, wie die immer wieder hartnäckig vorgebrachten Behauptungen, das Arktiseis würde verschwinden und der Eisbär infolgedessen 50 2 Klima <?page no="51"?> aussterben. Zuerst zu den Eisbären: Von einem Aussterben der Eisbären kann keine Rede sein, diese Tiere sind putzmunter und vermehren sich wie eh und jeh 75 . Eine nüchterne Schilderung der Situation des Jahres 2012 findet sich in der „kalten Sonne" 76 . Die Eisbären-Populationen hängen vom Jagdverhalten des Menschen ab, nicht von seinen industriellen CO 2 -Emissionen. Eisbären haben problemlos alle Warmzeiten (Zwischenglaziale) überstanden, in welchen die Temperaturen über tausende Jahre wesentlich höher waren als heute (s. Bild 11 unter 2.4.2). Nun zum Meereis! Das relativ dünne Meereis der Arktis, zu dem auch Eisschollen und kleine Eisberge gehören, verschwindet weitgehend im Sommer und kommt im Winter wieder. Allein schon aus diesem Jahreszyklus ergibt sich ein fundamentaler Unterschied zum arktischen Gletschereisvolumen auf der Kontinentalplatte Grönlands, aber auch zu großen Eisbergen im Meer. Meereis ist für das Ökosystem wichtig, seine unter 30 Jahre liegenden Schwankungen sind jedoch Wetter und haben mit der Klimaentwicklung nichts zu tun. Natürlich hat die Meereisbedeckung der Arktis auch langfristig mit klimabedingten Temperaturänderungen geschwankt und damit dann auch Klimaänderungen wiedergeben. Von Zeiten vor den Satellitenmessungen liegen darüber aber so gut wie keine Daten vor. Bild 9 zeigt die Flächenentwicklung von Meereis über die Monate der letzten Jahre. Solche Bilder über wenige Jahre zeigen Wetter-, keine Klimaänderungen! Die Zahlenwerte der Meereisflächen stammen aus Satellitenmessungen, welche nur Strahlungsdichten aufnehmen können. Diese werden dann in Bedeckungsgrade umgerechnet. Die dazu erforderlichen Kalibrierungen waren bis Ende der 1980er Jahre stark fehlerbehaftet, weil die Eisbedeckung kaum von Wolken mit gleicher Strahlungstemperatur zu unterscheiden waren. Vergleiche von heutigen Messungen mit den Jahren vor 1990 sind daher unsicher. Trotz dieser Unsicherheiten hat das Dänische Meteorologische Institut ein Abnehmen der arktischen Meereisbedeckung von 1980 bis heute festgestellt. Dazu schreibt Prof. Fritz Vahrenholt 77 , dass sich die Entwicklung der Meereisbedeckung mit der Atlantischen Multidekaden-Oszillation deckt (AMO, s. unter 2.6). Somit gibt es für diese Abnahme eine schlüssige Erklärung und gleichzeitig die Erwartung einer Trendumkehr, weil die AMO aktuell ihr Maximum erreicht hat. 51 2.3 Die Folgen des Klimawandels <?page no="52"?> Bild 9: Ausdehnung des arktischen Meer-Eises in Abhängigkeit von der Jahreszeit, Bild‐ quelle 78 . Beliebte Bilder in den Medien, in denen entweder Meereisflächen unterschied‐ licher Jahreszeiten miteinander verglichen werden, oder man umgekehrt die dünnen, ebenfalls von der Jahreszeit abhängigen Oberflächen-Schmelzen des Grönländischen Festlandgletschers zeigt 79 , grenzen an Irreführung der Öffent‐ lichkeit. Mit einer „Nordpolschmelze“ hat dies alles nicht das Geringste zu tun. Früher Wintereinbruch eines bestimmten Jahres erzeugt eine große Meereisbe‐ deckung, in einem anderen Jahr mit spätem Wintereinbruch ist die Meereisbede‐ ckung sehr viel kleiner. Greift man zu den entsprechenden Bildern in passenden Jahren, kommt man zum verschwindenden Nordpoleis. Hätte man andere Jahre genommen, hätte man ebensogut anwachsendes Nordpoleis nachgewiesen. Um mit dieser Methode überhaupt sinnvolle Aussagen zu erhalten, müssten schon über viele Jahrzehnte alle Jahresmonate miteinander verglichen und statistisch ausgewertet werden, was, wie oben erwähnt, vor 1990 nicht möglich ist. Wetterbedingte und klimabedingte Meereisänderungen können tatsächlich dramatisch sein. In den kühlen Jahren um 1910 war das Meereis schon einmal so weit ausgebreitet, dass die Eisbären buchstäblich zu Fuß vom Nordpol nach Island hätten wandern können 80 . Auf der anderen Seite gab es „Rekord-Arkti‐ seisschmelzen“ seit Beginn des vorigen Jahrhunderts bereits viele 81 . Aus den angegebenen Quellen stellvertretend folgende Beispiele, die bis ins Jahr 1906 zurückreichen: 52 2 Klima <?page no="53"?> Russische Berichte des Jahres 1940: „Der gerade aus der Arktis zurückgekehrte norwegische Kapitän Viktor Arnesen be‐ hauptet, eine im Umfang 12 Meilen große Insel nahe Franz-Joseph-Land entdeckt zu haben, auf einer Breite von 80,40 Grad. Er meinte, dass die Insel zuvor von einem 19 m bis 24 m hohen Eisberg verdeckt gewesen wäre, der nun geschmolzen sei. Dies zeige die außergewöhnliche Natur des jüngsten Abtauens in der Arktis“. Im Jahre 1947: „Führende Arktisexperten stellten fest, dass die Temperaturen in Polnähe im Durchschnitt sechs Grad höher sind, als Nansen vor 40 Jahren gemessen hat. Die Eisdicken betragen im Durchschnitt nur 1,95 m im Vergleich zu 3,90 m“. Im Jahr 1952: „Der Arktis-Experte Dr. William S. Carlson sagte heute Abend, dass die Eiskappen am Pol in einem erstaunlichen und unerklärbaren Tempo schmelzen würden und die Seehäfen durch ansteigende Pegel zu überschwemmen drohten“. Im Jahre 1952: „Dr. Ahlman drängte auf die Einrichtung einer internationalen Agentur für das Studium der globalen Temperaturbedingungen. Die Temperaturen hätten sich um 10°C seit 1900 erhöht. Die Schiffbarkeitssaison entlang der Westküste Spitzbergens würde nun acht, anstatt drei Monate währen“. Im Jahre 1953: Führende Experten lassen verlauten „Die Gletscher in Norwegen und Alaska haben nur noch die Hälfte ihrer Größe von vor 50 Jahren. Die Temperatur um Spitzbergen hat sich so verändert, dass die Schiffbarkeit von drei auf acht Monate im Jahr angestiegen ist“. 2.3.5 Meeres-Versauerung, Korallensterben, Golfstrom und weiteres Seemannsgarn Der pH-Wert, der vom dänischen Biochemiker Dr. Søren Sørensen 1909 einge‐ führt wurde, gibt die Stärke einer sauren oder basischen Wirkung in einer wässerigen Lösung an. Er wird als logarithmische Größe im Skalenfeld von 0-14 definiert. Der Mittelwert pH = 7 von Wasser bei 25 °C wird als neutral bezeichnet. Die Werte < 7 kennzeichnen den sauren und die Werte > 7 den basischen Bereich. Meerwasser ist mit einem Wert von 7,9 bis 8,25 basisch, von „Versauerung“ zu reden ist daher falsch. 53 2.3 Die Folgen des Klimawandels <?page no="54"?> Das im Meerwasser gelöste Kohlendioxid verbindet sich mit Wasser zu Koh‐ lensäure. Ein Teil zerfällt in Wasserstoff-Ionen und Hydrogenkarbonat-Ionen. Diese dissoziieren in weitere Wasserstoff-Ionen und Karbonat-Ionen. Der Anteil der Wasserstoff-Ionen bestimmt dabei unmittelbar den Säuregehalt des Wassers. Durch diese chemischen Prozesse steigt die Karbonat-Kompensationstiefe nach oben. Diese gibt an, ab welcher Meerestiefe sich Kalzit (CCD, Calcite Compen‐ sation Depth) und Aragonit (ACD, Aragonite Compensation Depth) zersetzen, welche z. B. in den Kalkgehäusen von Meereslebewesen eingelagert werden. Die CCD liegt im Atlantik bei 4.500-5.000 m, im Pazifik bei 4.200-4.500 m. Die ACD liegt im Atlantik bei 3.000-3.500 m. Die ACD liegt deswegen höher, weil die Löslichkeit von Aragonit höher ist. Aragonit und Kalzit sind die beiden Mineralformen von Kalk. Die Löslichkeit von Kalk hängt wesentlich mit der Konzentration von Karbonat-Ionen zusammen und damit indirekt vom pH-Wert ab. Die Meeresbereiche, in denen sich Kalk auflöst, werden als untersättigt bezeichnet und durch die CCD und ACD bestimmt. Es wird nun befürchtet, dass sich durch den zunehmenden Eintrag von CO 2 in die Atmosphäre und der damit verbundenen vermehrten Aufnahme im Meer die CCD und ACD angehoben wird, was zur Zerstörung der Kleinstlebewesen und Korallenbänke führt. Wie sieht die Realität aus? Der pH-Wert des Wassers wird nicht nur von der Löslichkeit des CO 2 bestimmt, sondern auch noch vom Salzgehalt und der Temperatur. Somit puffert eine steigende Temperatur des Meerwassers - diese wird ja immer von den Verfechtern des anthropogenen Klimawandels angeführt - den Rückgang des pH-Wertes. Des Weiteren kann der pH-Wert auch dadurch fallen, dass die Menge basischer Substanzen im Wasser abnimmt. Der Salzgehalt der Meere unterliegt bereits in Zeitabständen von wenigen Jahren erheblichen Schwankungen und hängt zudem von der Tiefe ab. Entsprechend haben die globalen Meere keinen konstanten Salzgehalt, sondern dieser schwankt stark mit der Fläche und Tiefe. Das Mittelmeer hat z. B. einen mittleren Salzgehalt von 3,8 %. Der niedrigste Salzgehalt findet sich mit 3,2% vor Alaska, der höchste im roten Meer mit 4,0 %. Das Tote Meer hat sogar einen Salzgehalt von 24 %. Ähnlich, wie auch bei der Globaltemperatur, gibt es keinen globalen pH-Wert. Er schwankt in weiten Bereichen. Die Aussage, der pH-Wert hätte um 0,1 abgenommen 82 , ist daher unzutreffend. Spektrum der Wissenschaft gibt an, dass vor der Küste Mittel- und Südamerikas der pH-Wert bei ca. 7,9, im Nordmeer bei 8,2 liegt 83 . Dies entspricht einer natürlichen Spanne von 0,3. In keinen Gewässern, weder mit einem hohen noch mit niedrigem pH-Wert, hat dies schädliche Auswirkungen auf den Fischreichtum oder die Ausbildung von Kalkschalentieren. 54 2 Klima <?page no="55"?> Im Übrigen ist zu beachten, dass die wesentliche Quelle für den Eintrag von CO 2 in den tiefen Ozean der bakterielle Abbau von organischem Kohlenstoff, also Biomasse und kein anthropogenes CO 2 ist. Mit zunehmender Erwärmung steigt die Bioproduktion, was den pH-Pegel dort senkt. Mit einsetzender Ab‐ kühlung nimmt die Bioproduktion ab, wodurch der pH-Pegel wieder steigt, eine klassische Gegenkoppelung der Biologie, die keinen Raum zur Panikmache lässt. Des Weiteren wirken Bodenbakterien der Tiefsee der Versauerung entgegen. Die Wechselwirkungen, die durch die Aufnahme von CO 2 ablaufen, sind weitaus komplexer, als es nur die singuläre Betrachtung einer fiktiven Reduzierung des pH-Wertes infolge zunehmenden atmosphärischen CO 2 anzeigt. Die folgenden Ausführungen sind auszugsweise dem Blog zum Buch „Die Kalte Sonne“ entnommen 84 : Ein Blick zurück in die geologische Vergangenheit belegt die Unschädlichkeit höherer CO 2 -Konzentrationen für Meereslebewesen. Zu den meisten Zeiten war die CO 2 -Konzentration der Atmosphäre deutlich höher als heute (s. Bild 10 unter 2.4.1), und trotzdem existierte eine üppige kalkige Lebewelt in den Ozeanen, z. B. während der Jura- und Kreidezeit vor 180 bis 65 Millionen Jahren. Es war das Dorado ozeanischen Lebens. In diese Zeit fällt z. B. auch der Höhepunkt der Entwicklung der Korallenriffe. Das CO 2 hat augenscheinlich hier keine schädliche Wirkung ausüben können. Eher ist, wie sich gleich zeigen wird, das Gegenteil erfolgt. Einige Forscher vermuteten, dass ein Teil der CO 2 -Säurewirkung auf lange Sicht in der geologischen Ver‐ gangenheit durch verstärkte Silikatverwitterung an Land abgepuffert worden sein könnte, deren Verwitterungsprodukte den pH-Wert im Ozean stabilisiert hätten. Reduziert sich nämlich der pH-Wert des Meerwassers, so wird aus den Bodenschichten Kalk gelöst, der den pH-Wert umgekehrt wieder ansteigen lässt. Das Gleiche erfolgt durch die Verwitterungsprozesse an Land, den Silikat-Kar‐ bonat-Kreislauf. Es ist daher davon auszugehen, dass durch die genannten Regelkreise und die vergleichsweise geringen Mengen an anthropogenem CO 2 kaum Auswirkungen entstehen. Im März 2012 wurde eine Arbeit der Kieler IFM-Geomar-Forscher Armin Form und Ulf Riebesell veröffentlicht 85 . Die Studie beschreibt die Ergebnisse von Experimenten, in denen lebende Korallen erhöhten CO 2 -Konzentrationen ausgesetzt wurden. Innerhalb von nur 6 Monaten schaffte es eine untersuchte Korallenkolonie, sich an die höheren CO 2 -Gehalte anzupassen und entwickelte sogar höhere Verkalkungsraten als unter Normalbedingungen. Offensichtlich existieren Akklimatisierungseffekte, die bisher viel zu wenig berücksichtigt wurden. Die Korallen sind besser gegen abnehmende ph-Werte gewappnet als bislang angenommen. Dies verwundert im Grunde nicht, da Korallen seit hunderten Millionen Jahren in den Weltmeeren existieren und sich behaupten 55 2.3 Die Folgen des Klimawandels <?page no="56"?> konnten. In seinem Buch „Bringen wir das Klima aus dem Takt“ (2007) schreibt der Kieler Klimaforscher und Klimawarner Mojib Latif auf Seite 174: „Aus heutiger Sicht scheint es unwahrscheinlich, dass Meeresorganismen bei den zu erwartenden künftigen atmosphärischen CO 2 -Konzentrationen unter akuten Ver‐ giftungserscheinungen leiden werden. Eine Verdopplung der CO 2 -Konzentration führt bei vielen Phytoplanktonarten zu einer Erhöhung der Photosynthese um etwa 10 %.“ Sogar mit einer Erwärmung des Meerwassers scheinen die Korallen besser zurechtzukommen als zuvor angenommen. Auch dies ist keine Überraschung, da die üppigen Korallenmeere des Erdmittelalters viel wärmer waren als heute. Eine Gruppe von Meereswissenschaftlern von der Universität von Miami konnte jetzt nachweisen, dass viele Korallenarten die Fähigkeit haben, mit verschie‐ denen Typen von Algen zusammenzuleben und nicht nur mit einer einzigen Algenart. Damit können sie bei einer Erwärmung der Meere auch mit Algen zusammenleben, die widerstandsfähiger gegen höhere Temperaturen sind. Die „Ozeanversauerungsforschung“ ist in vollem Gange und gerade dabei, grundle‐ gende Zusammenhänge zu erkunden. Ähnlich wie in vielen anderen Bereichen der Klimawissenschaft ist man auch hier noch sehr weit entfernt vom „The science is settled“. Katastrophen oder Schädigungen der Ozeanbiologie durch zunehmendes CO 2 stellen sich zunehmend als Mythen heraus. Schlussendlich ist darauf hinzuweisen, dass der stark säurebildende Eintrag von Schwefel in die Meere aus nicht entschwefeltem Schiffsdiesel den „Versauerungswarnern“ keiner Erwähnung wert ist. Dies zeigt eine absurd einseitige Sicht, die alles auf anthropogenes CO 2 zu reduzieren wünscht. In diesen Zusammenhang, aber auch in die unter 3.5.4 beschriebenen Affären passt die um den australischen Physik-Professor Peter Ridd an der James Cook Universität in Nord-Queensland. P. Ridd stand dem Physik-Departement der Universität von 2009 bis 2016 und dem „Marine Geophysical Laboratory“ über 15 Jahre vor. Ridds Fachpublikationen fanden keine menschgemachten Ursachen für den Zustand des Great Barrier Riffs an der Nordostküste Australiens. Dies er‐ regte zahlreiche australische Interessengruppen, und es entstand eine politische Kontroverse, die schließlich zur Entlassung von Ridd aus dem Universitätsdienst führte. Den daraufhin folgenden Prozess gegen die Universität gewann Ridd, wobei der urteilende Richter der Universität ins Stammbuch schrieb, sie hätte das Konzept intellektueller Freiheit nicht verstanden 86 ! Schließlich soll noch kurz eine immer wieder von Klimawarnern durchs Dorf getriebene Sau erwähnt werden, die bestens geeignet ist, ängstlichen Naturen den Angstschweiß auf die Stirn zu treiben. Es ist das angebliche Versiegen des Golfstroms infolge des menschgemachten CO 2 . Die Fachliteratur ist hier recht 56 2 Klima <?page no="57"?> eindeutig 87 . Der Golfstrom wird von den Winden angetrieben und folglich erst dann versiegen, wenn sich die Erde nicht mehr dreht, oder die Kontinentalver‐ schiebung zu große Abweichungen gegenüber heute erreicht hat, was aber noch sehr viele Millionen Jahre dauern wird. Natürlich sind, wie stets in der Forschung, immer noch Detailfragen offen. Aber ein Versiegen des Golfstroms, weil die Menschheit zu viel CO 2 emittiert, darf mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Es ist gerade umgekehrt wie von den Klimawarnern beabsichtigt: Der Golfstrom ist ein Klimatreiber, aber kein Klimaopfer! 2.4 Die Geschichte von Erdtemperaturen und CO 2 bis heute „Obwohl die Welt ja, sozusagen, wohl manchmal etwas mangelhaft, wird sie doch in den nächsten Tagen vermutlich noch nicht abgeschafft“ (Wilhelm Busch) Jedem ein wenig Naturkundigen ist die Klimavariabilität der Vergangenheit geläufig, denn Eiszeiten und Warmzeiten kennt er bereits aus der Schule. Dass es in der Vergangenheit längerfristige Temperaturausschläge gab, welche die klimahistorisch unbedeutenden Temperaturschwankungen des Industriezeital‐ ters weit übertrafen, ist bereits ein deutlicher Hinweis darauf, dass die jüngste Erwärmung natürlich gewesen sein konnte. Dieser Hinweis ist aber nicht völlig ausreichend. Menschverursachtes CO 2 könnte sich hypothetisch einem natürlichen, ohne dieses CO 2 anders verlaufenden Klimatrend überlagert haben. Auch die Vertreter der „CO 2 -Katastrophe“ streiten natürliche Ursachen von Klimaänderungen nicht ab, sie spielen sie jedoch herunter. Wir stellen also wiederholt fest: „Klimawandel ist unvermeidbar, es wird ihn immer geben, ob wir die Erde bevölkern und mit Industrie und Landwirtschaft CO 2 erzeugen oder nicht.“ Zur Einstimmung auf die Überraschungen, die die Natur für uns bereithalten kann, sei zitiert, was Johann Peter Hebel vor 200 Jahren im Rheinländischen Hausfreund mit dem Titel warme Winter über „Katastrophen und seltsame Ereignisse“ berichtete 88 „Der warme Winter von … 1806 auf … 1807 hat viel Verwunderung erregt und den armen Leuten wohlgetan; der und jener … wird … als alter Mann … seinen Enkeln erzählen, dass … man Anno 6, als der Franzose in Polen war, zwischen Weihnacht und Neujahr Erdbeeren gegessen und Veilchen gerochen habe. Solche Zeiten sind selten, 57 2.4 Die Geschichte von Erdtemperaturen und CO 2 bis heute <?page no="58"?> aber nicht unerhört, und man zählt in den alten Chroniken seit siebenhundert Jahren achtundvierzig dergleichen Jahrgänge … 1289 … war es so warm, dass die Jungfrauen um Weihnacht und am Dreikönigstag Kränze von Veilchen, Kornblumen und anderen trugen … 1420 war der Winter und das Frühjahr so gelind, dass im März die Bäume schon verblüheten. Im April hatte man schon zeitige Kirschen und der Weinstock blühte. Im Mai gab es schon ziemliche Trauben-Beerlein … Im Winter 1538 konnten sich auch die Mädchen und Knaben im Freien küssen, wenn’s nur mit Ehre geschehen ist; Denn die Wärme war so außerordentlich, dass um Weihnacht alle Blumen blühten. Im ersten Monat des Jahres 1572 schlugen die Bäume aus, und im Februar brüteten die Vögel. Im Jahre 1585 stand am Ostertag das Korn in den Ähren … 1617 und 1659 waren schon im Jänner die Lerchen und die Trosteln lustig … 1722 hörte man im Jänner schon wieder auf, die Stuben einzuheizen. Der letzte ungewöhnlich warme Winter war im Jahre 1748. Summa, es ist besser, wenn am St.-Stephans-Tag die Bäume treiben, als wenn am St.-Johannis-Tag Eiszapfen daran hängen.“ Klimakapriolen? Nein! Trotz dieser prächtigen Schilderung handelt es sich, wie wir bereits wissen, nur um Wetterkapriolen, wie sie immer wieder auftreten. Wir gewinnen aus dieser Schilderung nur die Bestätigung des bereits erwähnten Meteorologenspruchs: „die gewöhnliche Eigenschaft des Wetters ist seine Ungewöhnlichkeit“. Es geht im Folgenden nun tatsächlich um klimarelevante Ereignisse, die oft in weit zurückliegenden Zeiten vorkamen. Woher kennt man aber die damaligen Klima- oder Wetterverhältnisse, und wie genau kennt man sie? Ein kurzer Abriss muss aus Platzgründen genügen. Weil es vor Tausenden oder gar Millionen von Jahren natürlich noch keine Thermometer oder schriftliche Überlieferungen gab, ist nur der indirekte Weg mit Hilfe von sogenannten Proxy-Daten oder kurz „Proxies“ möglich. Bei der Kollision von Atomen in der Atmosphäre mit hochenergetischen Teilchen der kos‐ mischen Strahlung entstehen die sogenannten kosmischen Isotope. Hierzu zählen z. B. das Kohlenstoffisotop 14 C und das Berylliumisotop 10 Be. Diese Isotope lagern sich in Eisschichten und Sedimenten ein und bieten dann kosmochrone Archive für die Intensität der Höhenstrahlung und damit der Sonnenaktivität. Die Verhältnisse der Sauerstoffisotope 18 O zu 16 O sowie von Deuterium zu Wasserstoff in Eis, Tierknochen und Sedimenten, abgekürzt als δ 18 O beziehungsweise δ 2 H bezeichnet, sind Maßstäbe für Vergangenheits‐ temperaturen. Weitere Verfahren analysieren Baumringdicken, Korallen oder Stoma-Indizes von fossilen Blattresten. Stomata sind kleine Poren im Blatt, durch welche CO 2 aufgenommen und Sauerstoff wieder abgegeben wird. Sie erlauben Rückschlüsse auf den CO 2 -Gehalt zu Lebzeiten des Blatts. Neben der Temperaturbestimmung gibt es neben der wichtigen geologischen Stra‐ 58 2 Klima <?page no="59"?> tigraphie 89 zur Altersbestimmung der fossilen Funde ebenfalls eine Reihe ausgefeilter physikalischer Methoden 90 , auf die hier nicht näher eingegangen werden soll. Oft bereits Nichtfachleuten bekannt ist dabei die Radiokarbon‐ methode, welche eine relativ genaue Altersbestimmung bis etwa 50.000 Jahre zurück erlaubt. Wegen der geringen Isotopenkonzentrationen sind die me‐ thodischen Ansprüche an alle einschlägigen Verfahren hoch, ferner kann es zu Verfälschungen durch Ablagerungsprozesse kommen. Insbesondere auch Baumring- und Stalagmiten-Analysen haben ihre Tücken. Baumringdicken bilden nur die Wachstumsmonate ab, und selbst in diesen Monaten ist es sehr schwer, zwischen Temperatur- und Niederschlagseinflüssen zu unter‐ scheiden. Baumringe wachsen nämlich sowohl bei höheren Temperaturen als auch bei mehr Regen. 2.4.1 Bis 500 Millionen Jahre zurück Mit Hilfe von Sedimentanalysen kann man die Klimavergangenheit sehr weit zurückverfolgen. Die Klimaforschung kennt daher für viele Millionen lange Zeiträume die wichtigsten Klimazyklen. Der längste bekannte Zyklus weist eine Periodenlänge von grob 150 Millionen Jahren auf 91 (Bild 10). Man spricht bei so großen Periodenlängen von „Warmzeit-Alter“ oder „Eiszeit-Alter“, wobei der Unterschied zu den besser bekannten Eis- und Warmzeiten mit Periodenlängen von nur hunderttausend Jahren zu beachten ist. Eiszeitalter sind in der Fachwissenschaft definiert als Zustand gleichzeitiger Vereisung beider Erdpole. Die ungleich kürzeren Eiszeiten und ihre Zwischenglaziale kennen wir dagegen erst ab etwa 2,5 Millionen Jahren. Da beide Erdpole aktuell von Eis bedeckt sind, leben wir noch in einem Eiszeitalter. Innerhalb dieses Eiszeitalters befinden wir uns glücklicherweise in einer Warmzeit oder Zwischenglazial (s. unter 2.4.2). 59 2.4 Die Geschichte von Erdtemperaturen und CO 2 bis heute <?page no="60"?> Bild 10: Globaltemperaturen und atmosphärischer CO 2 -Gehalt in ppm (ppm = parts per million) über die vergangenen 550 Millionen Jahre 91 ; blau: Temperaturanomalie mit dem Wert 0 als der heutigen globalen Mitteltemperatur, grün: CO 2 -Konzentration der Atmo‐ sphäre. Die horizontalen gepunkteten grünen Linien geben zum optischen Vergleich die CO 2 -Konzentrationen von 800 ppm und 400 ppm an. Etwa 410 ppm beträgt die aktuelle Konzentration (2019). Bild erstellt nach den Abbildungen der Originalveröffentlichungen. In Bild 10 fallen auf: • Temperaturverlauf und CO 2 -Konzentration zeigen keinen Gleichlauf, oder genauer ausgedrückt, sie sind extrem schlecht korreliert. An dieser Stelle sei schon darauf hingewiesen, dass es für die Ursache des grob zyklischen Temperaturverlaufs eine schlüssige Theorie gibt, die keinen Einfluss des CO 2 benötigt (s. Bild 22 unter 2.6). • Die CO 2 -Konzentration war in der Erdgeschichte schon bis zu 17-mal höher als heute, ohne dass es zu einem Wärmekollaps der Erde kam. Damit ist bereits die oft zu hörende Warnung vor angeblichen gefährli‐ chen Klima-Kippunkten infolge unserer klimahistorisch unbedeutenden CO 2 -Erhöhung nicht mehr ernst zu nehmen. Die in Bild 10 eingetragenen Kurven sind methodischer Probleme wegen mit relativ hohen Unsicherheiten behaftet. So geben Veizer et al. in Fig. 3 Ihrer Arbeit 91 je nach Zeitauflösung auch höhere Temperaturwerte bis zu 6 °C an, während sich der Verlauf der Temperaturkurven selber kaum ändert. In Bild 10 ist daher im Wesentlichen der Verlauf relevant, kaum jedoch angegebenen Temperatur-Absolutwerte. Festzuhalten ist, dass Warmzeitalter und Eiszeitalter 60 2 Klima <?page no="61"?> gleichermaßen Erdnormalität darstellten. Ferner waren die CO 2 -Konzentra‐ tionen der fernen Erdvergangenheit fast immer sehr viel höher als heute. Dennoch gab es in allen Zeiten überreiches Leben auf unserer Erde - in den Warmzeitaltern besonders üppig - und natürlich auch in den Ozeanen, die keineswegs infolge höherer CO 2 -Konzentrationen an Versauerung krankten. Insbesondere die faszinierenden Dinosaurier, die etwa zwischen 235 und 65 Mio. Jahren vor unserer Zeit die Erde beherrschten, gediehen gleichermaßen prächtig bei kälteren und wärmeren Temperaturen als heute. Sämtliche CO 2 -verbrauchenden Vorgänge, wie die Bildung der fossilen Kohle-, Erdöl- und Gas-Vorkommen, haben der Erdatmosphäre das für die Existenz von Pflanzen und Tieren unabdingbare CO 2 entzogen. Wenn wir heute fossile Brennstoffe verfeuern, geben wir der Atmosphäre damit nur einen Teil dieses Kohlenstoffs wieder zurück, den sie schon einmal besaß. Es gibt noch einen wichtigen Sachverhalt, der in der CO 2 -Diskussion so gut wie nie zur Sprache kommt: Die minimale CO 2 -Konzentration in der Luft, bei der noch die für alles Leben auf der Erde unabdingbare Photosynthese funktioniert, wird in der Fachliteratur zwischen 50 und 100 ppm geschätzt 92 . Mit heute 400 ppm sind wir von dieser finalen Todeszone nicht sehr weit entfernt. Zumindest unter diesem Gesichtspunkt ist die Verbrennung von fossilen Brennstoffen, die der Atmosphäre wieder das unabdingbare CO 2 hinzufügt, positiv zu bewerten. Die interessante Frage nach den Gründen des in Bild 10 erkennbar stark schwankenden CO 2 -Verlaufs übersteigt den Rahmen des Buchs, so dass auf einschlägige Fachliteratur verwiesen wird. 2.4.2 Die Milankoviҫ-Zyklen Bereits seit etwa 2,5 Millionen Jahren ist die Abfolge von Eiszeiten und Warm‐ zeiten bekannt. In dieser Zeitspanne sind die Erdtemperaturen Zyklen von grob 100.000 Jahren Länge unterworfen. Schauen wir nunmehr eine halbe Million Jahre zurück! Eine halbe Million Jahre sind in Bild 10 natürlich viel zu kurz, um die nun interessierenden Einzelheiten hervortreten zu lassen. Wir spreizen daher die Zeitskala von Bild 10 kräftig und kommen zu Bild 11. 61 2.4 Die Geschichte von Erdtemperaturen und CO 2 bis heute <?page no="62"?> Bild 11: Antarktische Temperaturen (blau) als Anomalien mit dem Wert 0 als der aktuellen globalen Mitteltemperatur und CO 2 -Konzentrationen der Luft (grün), gewonnen aus Eis‐ bohrkernanalysen der russischen Vostok-Station über die vergangenen 400.000 Jahre 93 . Der Wert 0 der Anomalie-Temperatur entspricht unserer heutigen globalen Durchschnittstem‐ peratur. Bild erstellt aus den numerischen Daten der Originalveröffentlichung. In Bild 11 ist erkennbar, dass wir momentan gegen Ende eines Zwischen-Glazials leben. Wir befinden uns daher vermutlich bereits am Beginn der langen Ab‐ stiegszone in eine neue Eiszeit. Man erkennt dies beim gedanklichen Fortsetzen der Temperaturkurve in die Zukunft. Die Temperaturkurve in Bild 11 zeigt auch, dass es in den letzten 400.000 Jahren über mehr als 90 % der Gesamtzeit wesent‐ lich kälter war als heute. Dazu vergleiche man die Temperaturunterschiede von Glazial zu Zwischen-Glazial mit den relativ geringen Variationen der letzten 10.000 Jahre (s. Bild 12 unter 2.4.3). Länder wie Schweden, Kanada, Sibirien etc. waren in den Eiszeit-Tiefpunkten unbewohnbar. Die skandinavischen Gletscher waren dann jedesmal bis weit nach Norddeutschland hinein vorgedrungen. Bei aufmerksamer Betrachtung der blauen Temperaturkurve fällt auf, dass sie nach rechts in Richtung Zukunft immer zappeliger zu werden scheint. Der Grund dafür ist aber lediglich die immer bessere Zeitauflösung, je jünger das analysierte Eis ist. Die Abstände zwischen den benachbarten Datenpunkten (Zeitauflösung) beträgt in jüngster Zeit etwa 2 Jahrzehnte und steigert sich bis über 60 Jahrzehnte in der ältesten Zeit. Kein Wunder, dass dann der Kurventeil vor fast 400.000 Jahren glatter erscheint als der vor wenigen 1000 Jahren. Eine 62 2 Klima <?page no="63"?> weitere Besonderheit in Bild 11 ist der fast perfekte Gleichklang von Temperatur und CO 2 -Konzentration. Ist also doch das CO 2 für die Temperaturentwicklung verantwortlich? Natürlich nicht! Wenn Sie an einem Glas mit ausperlendem Mineralwasser ein wenig mit der Temperatur herumspielen, klärt sich das Rätsel auf. In den Kühlschrank gestellt, perlt kaum noch CO 2 aus, wird das Glas dagegen erwärmt, ist der Entgasungseffekt an den unzähligen aufsteigenden CO 2 -Blasen deutlich zu erkennen. Das gleiche gilt für Meerwasser, daher die Übereinstimmung der Temperaturmaxima mit den CO 2 -Maxima. Etwa 800 Jahre Vorlauf der Temperatur gegenüber dem CO 2 sind in Bild 11 nicht mehr zu erkennen. Wohl aber in Fachpublikationen, die diesen Zusammenhang detaillierter untersucht haben 94 . Ganz allgemein und in allen erdgeschichtlichen Zeiten führten Temperaturänderungen die CO 2 -Änderungen, nie umgekehrt. Etwas anderes ist bis jetzt nicht bekannt. Hat die intuitive Fortsetzung der Kurve in eine nächste Eiszeit hinein einen realen Hintergrund? Durchaus, denn verursacht wird die auffällige Periodizität in Bild 11 offenbar durch astronomische Zyklen. Der serbische Astrophysiker Milutin Milankoviҫ hatte in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Ursachen dieser Zyklen in kleinen Schwankungen der Solarkonstante (Strah‐ lungsintensität der Sonne) vermutet. Er konnte nachweisen, dass die Strah‐ lungsintensität der Sonne bis zu 10 % langfristig schwankt. Dafür sind im Wesentlichen drei Zyklen verantwortlich 95 : • Die Präzession der Erdrotationsachse mit Zykluslänge von 25.700 bis 25.800 Jahren, • die Änderung des Neigungswinkels der Erdachse mit Zykluslänge von etwa 41.000 Jahren und • die Radiusänderung der Erdumlaufbahn um die Sonne mit Zykluslänge von etwa 100.000 Jahren. Leider passen wichtige Details nicht zur Milankoviҫ-Hypothese. Es gibt darüber schon Hunderte von begutachteten Fachpublikationen. Das größte Problem ist die rätselhafte Ursache für das ungewöhnlich schnelle Entstehen neuer Warmzeiten, verglichen mit grob zehnmal länger anhaltendem Abtauchen in jeweils neue Eiszeiten. Die Temperaturverläufe in Bild 11 ähneln daher Sägezähnen. Der für das schnelle Auftauchen aus einer Eiszeit erforderliche Strahlungsantrieb der Sonne, insbesondere der des längsten Zyklus von grob 100.000 Jahren, ist viel zu schwach, um die Milankoviҫ-Hypothese komplett zu stützen. Dies bestätigen insbesondere die Umkehrpunkte, als sich die Eiszeiten „ent‐ schlossen“, zu Warmzeiten zu werden. In diesen Zeiten passierten ausgespro‐ 63 2.4 Die Geschichte von Erdtemperaturen und CO 2 bis heute <?page no="64"?> chen ungewöhnliche Dinge, so beispielsweise im jüngeren Dryas vor etwa 11.500 bis 13.200 Jahren 95 . Der Anstieg zum nächsten Inter-Glazial war um 12.000 Jahre vor unserer Zeit bereits fast schon abgeschlossen, als es in den darauffolgenden 2000 Jahren dreimal zum Wiedereintauchen in neue Eiszeiten innerhalb weniger hunderter Jahre kam. Die Temperatursprünge betrugen da‐ mals mehrere Celsiusgrade pro Jahrhundert. Man könnte beim Ansehen dieser enormen Temperaturschwankungen, die aus Eisbohrkernen des Grönlandglet‐ schers ermittelt wurden 96 , an so etwas wie märchenhafte Warmzeitriesen und Eiszeitriesen denken, die gegeneinander kämpften. Beide gingen mehrfach zu Boden, bis der Warmzeitriese schließlich obsiegte. Zu den spannendsten Rätseln der aktuellen Klimaforschung gehört tatsächlich die Frage, warum es am Ende der Eiszeiten mit der Temperatur so schnell aufwärts ging. Man kennt bis heute keinen Mechanismus, der so etwas bewerkstelligen könnte. Nähere fachliche Einzelheiten zu diesem spannenden Rätsel bietet das Kapitel Ghosts of Climate Past im Internet-Blog science of doom (SOD) 97 . Neben den Ereignissen im jüngeren Dryas gab es in einem längeren früheren Zeitraum, zwischen 110.000 und 23.000 Jahren vor unserer Gegenwart, ebenfalls schon einmal Klimaschwankungen mit Rekordwerten, diesmal aber extrem kurzfristige und heftige. Es waren die berühmten Dansgaard-Oeschger-Ereig‐ nisse (DO-Ereignisse) 98 . Insgesamt 23 solcher DO-Ereignisse wurden gefunden, die stärksten mit Temperatursprüngen von bis zu 10 °C innerhalb eines Men‐ schenlebens. In der Frühgeschichte der Menschheit (Weichsel-Spätglazial) war es extrem kalt. Hier entstanden die berühmten Felsenmalereien in südfranzösi‐ schen Höhlen, wie z. B. in Lascaux. Die Anzahl Europäer betrug damals vielleicht nur einige tausend Seelen. Im Vergleich zu diesen Extremtemperaturen ging es in der Nacheiszeit bis heute so ruhig wie noch nie zu. Nur noch Schwankungen von Zehntelgraden in Jahrhundertzeiträumen kamen jetzt vor und machten erst die Entwicklung des Homo Sapiens zum modernen Menschen möglich. Wir sollten uns gedanklich in die vorangegangenen Eiszeiten zurückversetzen, um Dankbarkeit für unsere aktuelle Warmphase zu empfinden. 2.4.3 Die Nach-Eiszeit (Holozän) Unter Holozän versteht die Geowissenschaft den Zeitraum ab Ende der letzten Eiszeit bis heute, also etwa von uns aus 9000 Jahre zurück. Im frühen Holozän waren die Grönlandtemperaturen bis zu 3 °C höher als heute. 99 Dieser Temperatur‐ unterschied gegenüber heute erscheint uns zwar beachtlich, darf aber, angesichts der riesigen und zum Teil extrem raschen Temperaturänderungen vor dem Holozän, als ausgesprochen moderat gelten. Bild 12 zeigt den Temperaturverlauf 64 2 Klima <?page no="65"?> der Nordhemisphäre im Holozän, wobei die ausgeprägten Warmzeiten und die Abwesenheit von stärkeren Kaltzeiten als -1 °C im Mittel die eigentliche Voraussetzung für das Entstehen der menschlichen Zivilisationen schuf. Bild 12: Nordhemisphärische Mitteltemperaturen der letzten 11.000 Jahre. Die Temperaturen zu Zeiten des mittelalterlichen Klimaoptimums (MWP) entsprachen denen von heute, das römische Optimum (RO) war etwas wärmer, die beiden Optima im Holozän (4500 und 7000 Jahre vor heute) waren sogar wesentlich wärmer. Die Temperaturermittelung erfolgte vorwiegend aus Eisbohrkern-Analysen. Bildquelle: H. Kehl 100 . Für historisch kundige Leser überrascht die Temperaturkurve in Bild 12 nicht, denn ihr Verlauf deckt sich gut mit der tradierten Menschheitsgeschichte. Die holländischen Genre-Bilder einer schlittschuhlaufenden Dorfbevölkerung in der kleinen Eiszeit, in Bild 12 als little ice age (LIA) bezeichnet, sind weltberühmt. In dieser Zeit war es nach dem Gefühl der Zeitgenossen sehr kalt, Schnee und Eis haben sich daher so prägnant in der Malerei niedergeschlagen. Auf der anderen Seite hätten sich die Burgbewohner des Mittelalters ohne die höheren Temperaturen der globalweiten mittelalterlichen Wärmeperiode in ihren Gemäuern sehr viel unwohler gefühlt und eine so warmherzige Kultur wie der Minnesang wäre vielleicht ausgeblieben. In den Berner Alpen konnten im 13. und 14. Jahrhundert bei kleinerer Schnee- und Eisbedeckung die alemannischen Walser leicht vom Berner Oberland ins Wallis gelangen. In dieser Warmperiode war auch Grönland grüner. Der von den Wikingern verliehene Name hat sich bis heute erhalten. Die Römer haben fast ganz Europa mit Sandalen und der aus Historienfilmen bekannten Sommerbekleidung erobert. Und ob der Marsch von Hannibal mit seinen Elefanten, von Norden her über die Alpen nach Ober‐ italien hinein bei den heutigen Schnee- und Gletscherverhältnissen gelungen wäre, ist eine interessante historische Frage. Die starke Warmzeit im Holozän, 4500 Jahre vor heute, begünstigte das Entstehen der ersten Zivilisationen an 65 2.4 Die Geschichte von Erdtemperaturen und CO 2 bis heute <?page no="66"?> Euphrat und Nil. Das Rad, der Bogen, die Schrift, der Pflug, die Sonnenuhr, die Verwaltungssystematik und weiteres mehr wurde in dieser sehr warmen Epoche erfunden. Generell bestätigt uns die Geschichte, dass kaltes Klima stets Missernten, Seuchen und Völkerwanderungen nach sich zog, warmes Klima dagegen in der Regel mit kulturellen Höhepunkten verbunden war. Die Sahara war 6000 Jahre vor heute eine feuchte, grüne Savanne 101,102 . Von den damaligen Regenfällen profitieren heute noch Oasen, in denen man mehrere tausend Jahre altes Untergrundwasser an die Oberfläche pumpt und für die Landwirtschaft nutzt. Neben weiteren Antrieben bewog insbesondere auch Klimaverschlechterung die Nordvölker in den Süden zu ziehen, was zum Untergang des römischen Imperiums beitrug. Insbesondere Gletscherfor‐ scher können uns wichtige Aussagen zur Klimavergangenheit liefern, denn Gletscher sind sehr empfindliche Zeugen für Temperaturänderungen. Der Glaziologe Prof. Gernot Patzelt von der Universität Innsbruck entnimmt seinen Forschungsergebnissen, dass in etwa zwei Dritteln des Zeitraums der letzten 9000 Jahre die Alpengletscher weiter zurückgezogen waren als heute (s. unter 2.3.2). Der aktuelle Rückgang der Alpengletscher ist heute keineswegs so weit fortgeschritten, wie es in den Warmperioden der Holozän-Vergan‐ genheit mehrfach der Fall war. Wenn also Klimawarner angeben, heute sei es seit 650.000 Jahren wahrscheinlich am wärmsten oder sogar von einem ungewöhnlichen, katastrophalen Abschmelzen der Alpengletscher sprechen, so ist dies falsch. 2.4.4 Die letzten 2000 Jahre bis heute Eine neuere Proxy-Temperaturkurve der globalen Mitteltemperatur für den Zeitraum der letzten 2000 Jahre erschien 2017 in einer Fachpublikation des Autors zusammen mit Koautor 103 . Sie ist zusammengesetzt aus über tausend globalweiten Einzelreihen (Bild 13): 66 2 Klima <?page no="67"?> Bild 13: Globale Mitteltemperatur (Anomalie um Mittelwert der Gesamtreihe) der letzten 2000 Jahre aus Eisbohrkernen, Baumringen, Stalagmiten, Sedimenten, Thermometer- und Satellitenmessungen 102 (grau), gleitendes Mittel über 31 Jahre (blau). Rekonstruktion als Überlagerung von 3 Sonnenzyklen und der Atlantischen Multidekaden-Oszillation 104 (rot; s. hierzu 2.6). RO = römisches Klimaoptimum, MWP = mittelalterliche Wärmeperiode, LIA = kleine Eiszeit. Die Fortsetzung der roten Kurve deutet eine kommende Abkühlung an. Bild 13 zeigt das römische Klimaoptimum (RO) mit nachfolgendem Tempera‐ turabfall bis zum Jahre 300 n. Chr. (Völkerwanderung), danach den Aufstieg bis zur mittelalterlichen Warmzeit um 1000 n. Chr. (MWP). Der langfristige Temperaturabstieg bis Ende des 15. Jahrhunderts markiert den Beginn der sog. „kleinen Eiszeit“ (LIA), deren endgültiges Ausklingen erst Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte. Sogar interessante Details sind in der grauen Original‐ kurve erkennbar. Die im Buch des Historikers P.M. Kendall 105 aus schriftlichen Zeitquellen geschilderten extrem tiefen Temperaturen während der letzten Lebensjahre des französischen Königs Ludwig XI fallen mit dem absoluten Temperaturminimum der grauen Kurve am Ende des 15. Jahrhunderts und dem Beginn der kleinen Eiszeit aufs Jahr genau zusammen. Aus Bild 13 geht aber auch hervor, dass zu allen Zeiten starke kurzfristige Fluktuationen die Regel waren. Es gab also auch im mittelalterlichen Wärme‐ optimum kühlere und während der kleinen Eiszeit mildere Jahre. Diese starken Fluktuationen erklären die unter 2.4 geschilderten „Wetterkapriolen“ von Jo‐ hann Peter Hebel. Das mittelalterliche Wärmeoptimum war im Übrigen durch natürliche Vorgänge gekennzeichnet, die angesichts der heutigen Klimafurcht 67 2.4 Die Geschichte von Erdtemperaturen und CO 2 bis heute <?page no="68"?> zumindest in deutschen Medien und deutscher Politik pure Panik auslösen würden. So berichtet der schon erwähnte Biologe Prof. Josef Reichholf, dass die Fundamente der berühmten Regensburger Steinbrücke in den Jahren 1135- 1146 in der trockenen Donau gebaut wurden 26 . Die großen deutschen Flüsse führten in den heißen Sommern des Hochmittelalters kaum noch Wasser, zu Köln überquerten die Einwohner in solchen Sommerzeiten sogar den Rhein trockenen Fußes. Natürlich wurde dies beim Rhein durch das Fehlen der heutigen Staustufen begünstigt. Besonders interessant für uns wird es natürlich im Zeitraum der letzten 350 Jahre. Die global gemittelte Temperaturkurve ab 1850, die, wie wir jetzt wissen, um diesen Zeitpunkt das Ende der kleinen Eiszeit markiert, wurde bereits in Bild 4 gezeigt. Tatsächlich beginnen aber einige Thermometermes‐ sungen schon wesentlich früher. Die längste uns erhaltene Thermometer‐ kurve beginnt im Jahre 1659 und wurde bis heute lückenlos weitergeführt. Es ist die berühmte mittelenglische Reihe (CET) 106 , in Bild 14 gezeigt. Die industrielle Revolution nahm nach Mitte des 19. Jahrhunderts langsam Fahrt auf, und erst ab dieser Zeit beginnen die menschgemachten CO 2 -Emissionen anzusteigen. Bild 14: Mittelenglische Temperaturreihe CET 105 , die älteste Thermometer-Reihe weltweit (blau). Der stärkste Anstieg der gesamten CET über 50 Jahre fand von 1687-1737 mit 1,87 °C statt (rote gestrichelte Regressionsgerade), In jüngerer Zeit kamen dagegen maximal 1,32 °C in den 50 Jahren von 1961-2011 vor (schwarze gestrichelte Regressionsgerade). 68 2 Klima <?page no="69"?> Der in Bild 14 erkennbare steile Temperaturabfall ab etwa 1650 bis 1730 fällt mit dem Maunder-Minimum der Sonnenflecken zusammen (s. rechtes Bild 23 unter 2.6) und darf als Beleg für den Sonneneinfluss auf Klimavorgänge gelten. Dass Sonnenflecken ganz generell mit kalten europäischen Wintern assoziiert sind, belegt eine Fachveröffentlichung 107 des Jahres 2010, ähnliche Einflüsse der Sonnenaktivität auf die CET-Reihe gibt auch eine Veröffentlichung 108 des Jahres 2017 an. Der bereits erkennbare grobe „V-Verlauf “ der CET-Reihe von 1750 bis 2017 mit Minimum um 1850 findet sich deutlicher ausgeprägt in Langzeitreihen der Nordhemisphäre wieder, von der Südhemisphäre existieren leider keine so langen Thermometerreihen. Es sind die Reihen Kremsmünster, Hohenpeissenberg, Prag, München, Paris und Wien 109 (Bild 15). In Bild 16 ist die gemittelte Reihe aus allen in Bild 15 angegebenen sechs nordhemisphärischen Temperaturganglinien zusammen mit einer Temperaturreihe der Antarktis aus Eisbohrkernen 110 eingetragen. Bild 15: Sechs der am weitesten zeitlich zurückreichenden Temperaturganglinien aus Ther‐ mometermessungen (Anomalien um den Mittelwert, jeweils dividiert durch die Standardab‐ weichung) 109 . Wie schon erwähnt, ist die Verwendung der Temperatur des Jahres 1850 als Vergleich zur heutigen globalen Erwärmung fragwürdig, denn um 1850 herrschte noch die insgesamt etwa 350 Jahre lange „kleine Eiszeit“. Der nach‐ folgende, bis heute offenbar noch nicht ganz abgeschlossene Wiederanstieg der Globaltemperatur ist infolgedessen ein zu erwartender natürlicher Vorgang. Dennoch wird dieser Anstieg ohne ausreichende sachliche Begründung der Erwärmungswirkung des anthropogenen CO 2 zugeschrieben. Ferner werden die 69 2.4 Die Geschichte von Erdtemperaturen und CO 2 bis heute <?page no="70"?> bei einem noch nicht zu Ende gegangenen Wiederanstieg naturgemäß immer wieder vorkommenden „Temperaturrekorde“ auch noch als Belege für das CO 2 als alleinige Anstiegsursache verwendet. Auf den auffälligen Mangel der wissenschaftlichen Klimawarner, die so wichtige Zeit vor 1850 in ihren Betrachtungen, Modellen und Beurteilungen zu übergehen, kann nicht nachdrücklich genug hingewiesen werden. Es ist doch nicht so, als ob erst ab 1850 die Klimaentwicklung maßgebend gewesen sei und alles davor irrelevant gewesen wäre! Wer die Zeit vor 1850 ignoriert und nicht in seine Modelle einbezieht, arbeitet nicht nur falsch, sondern auch wissenschaftlich voreingenommen. Bild 16: Temperaturmittelwerte aus den Langzeitreihen Kremsmünster, Hohenpeissenberg, Prag, München, Paris und Wien (Bild 15) 109 (grau) zusammen mit der Temperaturganglinie eines antarktischen Eisbohrkerns 110 (hellblau). Beide Reihen als Anomalie um ihren Mittel‐ wert, dividiert durch die Standardabweichung. Bei der Antarktisreihe sind das Minimum um 1880 und das Maximum um 1935 auffällig. Mit den bisherigen Temperaturdaten und den zugehörigen Bildern liegen jetzt ausreichend Belege vor, um im Folgenden auf Fragwürdigkeiten und 70 2 Klima <?page no="71"?> falsche Argumente der Klimawarner näher einzugehen. Als erstes sei die wohl beliebteste rhetorische Figur der Medien näher betrachtet, die insbesondere bei einfachen Gemütern nie ihre Wirkung verfehlt und nichts als platte Täuschung ist: Es sind Begriffe wie „seit Beginn der Wetteraufzeichnungen“, „seit Men‐ schengedenken“, „… aller Zeiten“, die mit angeblichen Temperaturextrema verknüpft werden. Ein gutes Beispiel für die Entwicklung solcher Täuschungen sind die „schlimmsten Tundra-Brände seit Menschengedenken“, woraus dann schnell der größte Brand „aller Zeiten“ wird, oder „den der Planet je erlebt hat“ 111 . Seit wann gedenken denn in diesen Gegenden Menschen, da dort früher so gut wie kein Mensch wohnte? Realistisch gesehen, beginnt mediales „Menschengedenken“ erst mit Satellitenbildern im Fernsehen. Nun zu falschen Argumenten der Klimawissenschaft, die advokatengleich alle Entlastungsargumente zur anthropogenen Erwärmungshypothese ignoriert und auf der andern Seite sogar vor eindeutigen Falschaussagen nicht zurück‐ schreckt. So wurde immer wieder von fachwissenschaftlich ausgewiesenen Klimawarnern die mittelalterliche Warmzeit, weil leider zu gut in der Bevölke‐ rung bekannt, als ein lokales Ereignis und keine globalweites Phänomen her‐ untergespielt 112 . Dies haben inzwischen insbesondere die Arbeiten von Lüning et al. widerlegt 113 . Mittlerweile 1200 Studien belegen, dass die mittelalterliche Warmzeig ein globales Phänomen war 114 ! Ernsthaft problematisch wird es dann aber mit der umfangreichen Sammlung von globalweiten Temperaturreihen, welche das „Goddard Institute for Space Studies (GISS)" 115 herausgibt. Hier wurden die tausende zählenden Tempera‐ turreihen kontinuierlich „Homogenisierungen“ unterzogen. Dies ist zunächst nichts Verwerfliches, denn die Rohdaten enthalten oft Fehler, die beseitigt und korrigiert werden müssen. Beim GISS verhält es sich aber anders. Hier dienten die Homogenisierungen in auffälliger Weise dazu, die zahlreichen Tem‐ peratur-Abwärtstrends von Stationen in politisch gewünschte Erwärmungst‐ rends umzuwandeln. Diese befremdlichen „Datenänderungen“ sind inzwischen bekannt und veröffentlicht worden 116,117 . Von einer Klärung, oder gar Offenle‐ gung aller Rohdaten seitens des GISS ist bislang nichts bekannt. Noch einmal zurück zur quasioffiziellen globalen Mitteltemperaturkurve HADCRUT4 ab 1850, die bereits im Bild 4 unter 2.2 gezeigt wurde. Sie stimmt mit dem stetigen Anstieg des CO 2 nur im kurzen Zeitraum von 1976 bis 2001 überein, jedoch weder zeitlich davor noch danach. Insbesondere die Abkühlungsperi‐ oden 1935-1980 und der weitgehende Temperaturstillstand (Hiatus) ab 2001 widersprechen der Hypothese vom menschgemachten Klimawandel. Auf einen natürlichen Wiederanstieg nach Ende einer längeren Kälteperiode wurde bereits hingewiesen. Die gute Korrelation von CO 2 -Konzentration und Erdtemperatur 71 2.4 Die Geschichte von Erdtemperaturen und CO 2 bis heute <?page no="72"?> von 1976 bis 2001 darf daher, wie unter 2.2 bereits erwähnt, mit hoher Wahr‐ scheinlichkeit in die Kategorie von Scheinkorrelationen eingeordnet werden, wie zum Beispiel der Gleichlauf von Storchpopulationen und Geburten, der „beweist“, dass die Kinder vom Storch gebracht werden 118 . Es gibt aber noch weitere Problempunkte, auf die im Folgenden kurz ein‐ gegangen werden soll. Die Mittelung von Temperaturen weit voneinander entfernter Messstationen, wie sie zur Konstruktion einer globalen Mitteltempe‐ ratur erforderlich wird, ist problematisch. Zur Veranschaulichung füge man eine 100 °C heiße Eisenplatte mit einer Holzplatte identischer Abmessungen zusammen, wobei letztere aber nur 0 °C warm ist. Volumenbezogen beträgt der Temperaturmittelwert dieser Verbindung von Eisen und Holz 50 °C, real stellt sich wegen der größeren Wärmekapazität des Eisens aber ein weit höherer Wert ein. Etwa 70 % der Erdoberfläche sind Ozeane, die eine höhere Wärmekapazität als Landmassen aufweisen, und die weit überwiegende Anzahl von Messsta‐ tionen befindet sich auf Land. Im Grunde lassen sich zuverlässigere Aussagen für Mittelungen von Temperaturreihen nur über nicht zu große Entfernungen gewinnen 119 . Die extrem ungleichmäßige Abdeckung von Messstationen auf der Erde, die Unterschiede von Landklima zu maritimem Klima, die riesige Spannweite der auf der Erde vorkommenden Temperaturen (Rekordwerte von -89 °C bis hin zu +56 °C) sowie zahlreiche weiteren Störgrößen machen die Berechnungen von orts- und zeitgemittelten Globaltemperaturen so gut wie wertlos. Es wurde ferner schon angesprochen, dass rund ein Viertel aller globalweiten Temperaturreihen, die sich über das gesamte 20. Jahrhundert erstrecken, eine Temperaturabnahme und keine Zunahme aufweisen 43 . Daher erscheint es sinnvoller, die Gründe für diese divergierenden Verläufe an Hand der Vielzahl von Einzelreihen zu erforschen und statistische Gemeinsamkeiten zu suchen, als das Problem mit einer über den Kamm geschorenen gemittelten Erwärmung zu erledigen. Um die Aufzählung dieser Caveats abzuschließen, sei noch auf den UHI-Ef‐ fekt (Urban Heat Island Effekt) hingewiesen, der Erd-Temperaturen statistisch ansteigen lässt, weil viele früher isoliert aufgestellte Messstationen zunehmend von menschgemachten Wärmequellen umgeben sind 120 . Die hier gemessenen Temperaturen als natürlich anzusehen ist sicher falsch. Oder anders ausge‐ drückt: Die dadurch bewirkte Erhöhung der globalen Temperatur ist zwar menschverursacht, hat aber nichts mit dem menschgemachten CO 2 zu tun. 72 2 Klima <?page no="73"?> 2.4.5 Temperaturänderungen an Stelle von Temperaturen Viele Probleme bei der Bestimmung absoluter Temperaturen lösen sich auf, wenn man an deren Stelle Temperaturänderungen als Vergleichsmaßstab für Vergangenheit versus Gegenwart verwendet. Zur Beschreibung von Tempera‐ turänderungen ist die lineare Regression 121 ein bewährtes Verfahren. Bei dieser Methode wird diejenige Regressionsgerade ermittelt, für welche die Summe ihrer quadratischen Abstände zu den zeitlich zugehörenden Temperaturwerten minimal ist. Wem dies zu mathematisch ist, schaue sich als konkrete Beispiele die in Bild 14 eingetragenen unterbrochenen Linien an, welche nichts anderes als Regressionsgeraden der angegebenen Zeiträume sind. Als wichtiges Ergebnis stellt sich bei der Verwendung von Temperatur-Än‐ derungen heraus - hier z. B. über die Längen von 30 oder 50 Jahren: Alle Temperaturänderungen, also Anstiege und Abstiege, seit Beginn der Industria‐ lisierung werden fast beliebig oft von stärkeren Ereignissen früherer Zeiten übertroffen 122 . Ein stellvertretendes Beispiel dafür, nämlich die mittelenglische Thermometer-Reihe, wurde bereits erwähnt (s. Unterschrift von Bild 14 unter 2.4.4). Angesichts des vielfachen Auffindens von wesentlich größeren Tempe‐ ratur-Änderungen und auch von absoluten Temperaturen vor der Industriali‐ sierung stellt sich dann die Frage: „Was hat die früheren wesentlich stärkeren Temperaturänderungen verursacht? “ Anthropogenes CO 2 kann es schließlich nicht gewesen sein! 2.5 Was Sie immer schon über CO 2 wissen wollten Franzosen und Russen gehört das Land, das Meer gehört den Briten, wir aber besitzen im Luftreich des Traums die Herrschaft unbestritten (Heinrich Heine). Die erste öffentlich beachtete wissenschaftliche Stellungnahme zur Klimaprob‐ lematik wurde in einem Beitrag der angesehenen US-amerikanischen Zeitschrift Newsweek des Jahres 1975 veröffentlicht. Man staunt, denn hier war vom genauen Gegenteil des heutigen CO 2 -Hypes die Rede. Damals schrieb die Newsweek 73 2.5 Was Sie immer schon über CO 2 wissen wollten <?page no="74"?> „Es gibt bedrohliche Anzeichen, dass die Wetterverhältnisse der Erde begonnen haben, sich dramatisch zu verändern, und dass diese Änderungen hindeuten auf eine drastische Abnahme der Nahrungsmittelerzeugung - mit ernsten politischen Auswirkungen für praktisch jede Nation auf der Erde. …Die Anhaltspunkte für diese Voraussagen haben sich nun so massiv angehäuft, dass Meteorologen Schwierigkeiten haben, damit Schritt zu halten. …Letztes Jahr im April, beim verheerendsten Ausbruch von Tornados, der je zu verzeichnen war, haben 148 Wirbelstürme mehr als 300 Menschen getötet und Schaden in Höhe von 500 Millionen Dollar in 13 US-Staaten angerichtet. Wissenschaftler sehen in diesen … Ereignissen die Vorboten eines dramatischen Wandels im Wettergeschehen der Welt. … Ein größerer Klimawechsel würde wirtschaftliche und soziale Anpassungen in weltweitem Maßstab erzwingen, warnt ein kürzlich erschienener Bericht der National Academy of Sciences (NAS)“. Und weiter heißt es: „Klimatologen sind pessimistisch, dass die politischen Führer irgendwelche positiven Maßnahmen ergreifen werden, um die Folgen des Klimawandels auszugleichen oder seine Auswirkungen zu verringern. … Je länger die Planer zögern, desto schwieriger werden sie es finden, mit den Folgen des klimatischen Wandels fertig zu werden, wenn die Ergebnisse erst bittere Wirklichkeit geworden sind“. Diese Beschreibung kommt einem in der Diktion bekannt vor. Der Newsweek-Text von 1975 warnte freilich vor dem genauen Gegenteil der heutigen Befürchtungen, nämlich vor einer katastrophalen globalen Abkühlung 123 infolge der von der Industrie verursachten Luftverschmutzung durch Aerosole, die dann nicht mehr genug wärmendes Sonnenlicht hindurch lassen würden. Ältere Leser werden sich vielleicht noch an den „globalen Winter“ im Zusammenhang mit Aerosolfreisetzungen infolge eines befürchteten Nuklearkrieges erinnern. Sogar der National Science Board der National Science Foundation der USA warnte vor einer globalen Abkühlung. Tatsächlich kennt aber der aufmerksame Leser diese Abkühlung bereits, es handelt sich um den in Bild 4 gut erkennbaren Temperaturrückgang ab Mitte der 1930er Jahre, der erst um das Jahr 1975 endete. Die wesentlich markantere Erwärmung davor, die ab 1910 bis Ende der 1930er Jahre ablief (s. ebenfalls Bild 4), fand bemerkenswerterweise sogar Eingang in die Weltliteratur. Im Roman „Lolita“ von V. Nabokov schließt sich die männliche Hauptperson des Romans, Humbert Humbert, einer nach Alaska abgehenden Expedition zur Erforschung der „globalen Erwärmung“ an 124 . Man darf also feststellen: „Alles schon einmal dagewesen“, allerdings nicht von solch medialer und gesellschaftlicher Aufre‐ gung begleitet wie heute. 74 2 Klima <?page no="75"?> Man spricht wieder von „globaler Erwärmung“ und macht aktuell dafür in einer Hypothese ausschließlich das anthropogene CO 2 verantwortlich. Diese Hypothese, die von Klimawarnern als „CO 2 -Gefahr“ propagiert und politisch instrumentalisiert wird, hatte zwei Ursprünge. Zum einen wurde aus der Analyse von Eisbohrkernen in Grönland und der Antarktis festgestellt, dass der CO 2 -Gehalt der Luft während der Eiszeiten wesentlich geringer war als in den Zwischenglazialen 125 . Die Erklärung: Kaltes Wasser bindet CO 2 , warmes Wasser lässt es ausgasen. In den Weltmeeren dauert der Effekt allerdings knapp tausend Jahre, so lange dauert die vollständige Durchmischung eines Ozeans. Der Effekt ist angesichts der gewaltigen Temperaturdifferenzen relativ schwach und in Bild 11 unter 2.4.2 ablesbar. Natürlich verstärkt das ausgegaste CO 2 sehr langsam und geringfügig auch wieder die auslösende Erwärmung. Von sich ändernden CO 2 -Konzentrationen als maßgebenden Temperaturtreibern kann aber keine Rede sein. Zum zweiten wurde man auf die in Bild 4 (grüne Kurve) und Bild 20 dokumentierte Zunahme der CO 2 -Konzentration ab Ende der 1950er Jahre aufmerksam. Die Verknüpfung von einem befürchteten starken Treibhausef‐ fekt durch anthropogenes CO 2 mit dem real gemessenen CO 2 -Anstieg wurde schließlich zur Geburt einer inzwischen militant gewordenen Klima-Bewegung. Das anthropogene CO 2 wandelte sich, entgegen allen naturwissenschaftlichen Fakten, zum höchst gefährlichen Klimaschadstoff. In den Medien wird es absur‐ derweise sogar zum „Giftgas“ erklärt. Anthropogenes CO 2 und die angeblich hierdurch verursachte globale Erwärmung ist immer mehr die Bedrohung der Stunde. Dies hat zu gesellschaftlichen Erscheinungen geführt, die nur noch mit mittelalterlichen Verhältnissen 126 und nicht mehr modernen durch die Aufklärung geprägten Zeiten verglichen werden können. Protestaktionen von Schule schwänzenden Kindern unter der Bezeichnung „Fridays for Future“ und noch fragwürdiger von „Extinction Rebelion“ wurden (Sommer 2019) von in Regierungsverantwortung stehenden deutschen Politikern und den Medien begrüßt 127 . Der Gesetzesbruch der Schulpflicht wurde von diesen Volksvertre‐ tern nicht nur billigend hingenommen, sondern in vielen Fällen sogar noch unterstützt. Die Hypothese von einem menschgemachten Klimawandel ist durch fast alle Medien inzwischen fest in den Köpfen der Bevölkerung zementiert worden und wurde zum Hebel für „Klimaschutz"-Maßnahmen, die nichts anderes sind als Besteuerungen der Atemluft. So wird der Autofahrer für die CO 2 -Erzeugung seines Fahrzeugs gleich zweimal zur Kasse gebeten: bei der Treibstoffsteuer und dann noch einmal bei der CO 2 -Steuer, obwohl das von seinem Auto erzeugte CO 2 stöchiometrisch proportional zum Treibstoffverbrauch ist (s. auch unter 2.5.1). 75 2.5 Was Sie immer schon über CO 2 wissen wollten <?page no="76"?> In diesem Zusammenhang darf nicht übersehen werden, dass „Klimaschutz“ für die Bevölkerungen der maßgebenden CO 2 -erzeugenden Länder wie USA, China, Indien, Afrika und Südamerika überhaupt kein Thema ist. Fast ausschließlich die Bevölkerungen der westlichen Welt, insbesondere in der EU und hier am hysterischsten in Deutschland, beschäftigen sich beängstigt damit. 2.5.1 CO 2 , Basis allen Lebens CO 2 ist ein Naturgas mit rund 0,04 %, oder 400 ppm Volumenanteil unserer Luft im Jahre 2017, welches nur in geringem Maße mit potentiellen Reaktionspart‐ nern chemisch reagiert (inertes Gas). Es ist also nur ein Spurengas. Dennoch ist es als Hauptbestandteil der Photosynthese 128 von höchster Wichtigkeit, weil es für das Pflanzenwachstum unabdingbar ist. Ohne CO 2 gäbe es keine Pflanzen, Tiere oder Menschen. Mit industriellen Abgasen hat CO 2 primär nichts zu tun. Es entsteht aber bei der Verbrennung von Kohle, Erdöl und Gas sowie allen anderen Brennstoffen organischen Ursprungs, wie Holz, Dung und Stroh. Ferner wird CO 2 bei der Zementproduktion, in der Landwirtschaft und bei der Feuer-Waldrodung erzeugt. Erwachsene atmen pro Jahr etwa 0,4 Tonnen CO 2 aus. Um hier gleich Missverständnisse zu vermeiden: Beim modernen Menschen besteht kein Naturgleichgewicht in seiner CO 2 -Bilanz. Das ausgeat‐ mete CO 2 entspricht dem bei der Nahrungsmittelherstellung erzeugten CO 2 . So werden zum Backen eines Laibs Brot bereits 0,6 Liter Erdöl verbrannt. Natürlich hängt der CO 2 -Ausstoß eines Menschen von seiner momentan erbrachten Leistung ab. Beim Sport erhöht er sich mit einer Herzfrequenz von 120 um das Vierfache, von 175 sogar um das Zehnfache. In diesem Zusammenhang sei eine Abschweifung zum Autoverkehr erlaubt. Wie maßgebend das CO 2 aus dem heutigen globalweiten Autoverkehr ist, zeigt ein Vergleich mit der menschlichen Ausatmung (alle Zahlen grobe Schätzwerte): Ein Auto erzeugt 0,15 kg CO 2 pro km, hierzu einfach einmal in Ihrem KFZ-Schein nachsehen. Bei 10.000 km sind das im Jahr 1,5 t. Weltweit gibt es 1 Milliarde Autos. Alle Autos erzeugen daher 1,5 Milliarden t CO 2 im Jahr. Ein Erwachsener erzeugt 0,4 t CO 2 im Jahr per Ausatmung. 7 Milliarden Menschen auf der Erde erzeugen somit pro Jahr durch Ausatmung 0,4·7 = 2,8 Milliarden t CO 2 . Das CO 2 aus der Ausatmung der Menschheit übersteigt daher aktuell das CO 2 aus dem globalen Autoverkehr um fast das Doppelte. Unter diesem Gesichtspunkt ist es erlaubt, den Bildungsstand von Bürgermeistern und Politikern zu beurteilen, die eine „CO 2 -freie Stadt“ oder eine „CO 2 -freie Wirtschaft“ anstreben. Unsere Wirtschaft und damit unser Wohlstand hängen von der Kohle-, Erdöl- und Erdgas-Verbrennung ab. Mit wetterabhängigen Energien niedrigster Leis‐ 76 2 Klima <?page no="77"?> tungsdichte, also Wind, Sonne und Energiepflanzen, kann man eine moderne Industriewirtschaft niemals betreiben (s. unter 3.4). Man muss deshalb sorgsam unterscheiden: Verbrennungsvorgänge setzen schädliche Stoffverbindungen frei, wie Schwefel- und Stickoxidverbindungen, sowie bei unzureichender Filterung auch Schmutzpartikel und Aerosole. Daneben wird auch das Naturgas CO 2 erzeugt. Eine sorgfältige Vermeidung der erstgenannten Schmutzstoffe durch Filterung oder andere geeignete Maßnahmen ist absolut notwendig und angebracht und mit heutiger Technologie kein Problem. CO 2 -Vermeidung, also die Wegfilterung von CO 2 , wäre dagegen nur mit einem extremen che‐ misch-physikalischen Aufwand möglich. Wo gibt es denn noch maßgebende Mengen von CO 2 ? Es ist vielen nicht bekannt, dass riesige Mengen in den Weltmeeren gebunden sind, etwa 40-mal mehr als in der Luft. Wir kommen unter 2.5.6 auf diesen wichtigen Zusammen‐ hang noch einmal zurück. Ganze Gebirge setzen sich aus CaCO 3 zusammen, einer der am weitesten verbreiteten Verbindungen auf der Erde, in welcher das ursprüngliche CO 2 der Luft endgültig dem CO 2 -Kreislauf entzogen wurde. Unsere Alpen und der Himalaya gehören dazu. 90 % des CaCO 3 sind organischen Ursprungs, erzeugt von Einzellern 129 . Die großen Tropenwälder sind infolge von Zersetzungsprozessen Erzeuger von CO 2 und auch vom starken Treibhausgas Methan. Pflanzen und Algen benötigen CO 2 , sind also wie auch die Ozeane CO 2 -Senken und produzieren hierbei, zusammen mit Sonnenenergie, Sauerstoff. Nahrungspflanzen, insbesondere die C3- und C4-Pflanzen 130 , liefern bei höherer CO 2 -Konzentration höhere Erträge, wobei bei der gegenwärtigen CO 2 -Konzen‐ tration der Erdatmosphäre noch längst keine Sättigung erreicht ist. Das x im Cx gibt dabei die Anzahl der Kohlenstoffatome im Molekülaufbau der betref‐ fenden Pflanzenart an. Zu den C3-Pflanzen gehören Getreide, Raps, Zuckerrübe, Kartoffel, Reis und zu den C4-Pflanzen Mais, Zuckerrohr, Hirse und tropische Savannengräser. Bei C4-Pflanzen verstärkt sich die Nettophotosynthese ab etwa 400 ppm CO 2 in der Luft nur noch wenig. Dagegen nimmt das Wachstum von C3-Pflanzen bis über 1000 ppm zu 131 . Eine ausführliche Übersicht über „CO 2 und Pflanzenwachstum“ findet sich bei Indur M. Goklany 132 . Bild 17 zeigt beispielhaft die Abhängigkeit von Ernteerträgen und CO 2 -Konzentration der Luft. 77 2.5 Was Sie immer schon über CO 2 wissen wollten <?page no="78"?> Bild 17: Bessere Erträge von Nahrungspflanzen in Abhängigkeit von der CO 2 -Konzentration, Bildquelle 133 . Holländische und spanische Tomatenzüchter kennen die geschilderten Zusam‐ menhänge bestens, sie begasen nämlich ihre Gewächshäuser mit CO 2 . Das Weizenwachstum hat beispielsweise erst bei der hohen CO 2 -Konzentration von 1200 ppm sein Optimum. Dies ist etwa das Dreifache der heutigen CO 2 -Kon‐ zentration und kann auch bei Verbrennung aller fossilen Brennstoffe der Erde niemals erreicht werden (s. unter 2.5.6). Auf eine zunehmende „Begrünung“ der Erde hat das anthropogene CO 2 dagegen bereits einen messbaren Einfluss, dies belegen Satellitenbilder. Darüber haben auch deutsche Medien mehrfach berichtet, wie zum Beispiel der SPIEGEL, Bild der Wissenschaft und sogar BILD 134 . Für die menschliche Atmung sind CO 2 -Konzentrationen der Luft bis hin zu etwa 2 % praktisch bedeutungslos. An dieser Stelle darf noch einmal daran erinnert werden, dass es eine untere CO 2 -Schranke gibt, ab der die Photosynthese aussetzt (s. unter 2.4.1). 2.5.2 Der spektrale Treibhauseffekt und das CO 2 Unter dem Begriff „Treibhauseffekt“ versteht man die erwärmende Wirkung an der Erdoberfläche, die von sogenannten Treibhausgasen ausgeübt wird. Ohne Treibhausgase wäre die Erde für uns Menschen unbewohnbar. Die Eigenschaft der Infrarotabsorption kennzeichnet alle Treibhausgase. So ist beispielsweise das Naturgas CO 2 nach dem Wasserdampf das zweitstärkste Treibhausgas. Es ist für sichtbares Licht durchlässig und daher unsichtbar, absorbiert aber in 78 2 Klima <?page no="79"?> bestimmten Frequenzbereichen Infrarotstrahlung. Aus physikalischen Gründen müssen Treibhausgasmoleküle mindestens drei Atome aufweisen. CO 2 ist solch ein Molekül. Es ist linear, die beiden Sauerstoffatome und das Kohlenstoffatom liegen auf einer Linie. CO 2 ist kein Dipol. Mit Dipolen sind nach außen hin elektrisch neutrale Moleküle gemeint, die ein permanentes elektrisches Dipolmoment aufweisen, weil die Schwerpunkte ihrer positiven und negativen Ladungen nicht zusammenfallen. Bei Stößen oder Infrarotabsorption schwingt aber das CO 2 -Molekül, wobei „temporäre“ Dipole entstehen. In der folgenden Tabelle 1 sind die wichtigsten Treibhausgase zusammengestellt. Tabelle 1: die maßgebenden Treibhausgase 135 . Man erkennt, dass wegen ihrer extrem geringen Konzentrationen die Treibhausgase nach dem CO 2 eine untergeordnete Rolle spielen. Die Stärke der Treibhauswirkung eines Gases ergibt sich aus seiner Konzen‐ tration in der Atmosphäre und der Stärke seiner Infrarot-Absorption. Die in Tabelle 1 angegebenen Unsicherheiten entstehen dadurch, dass einige Gase in den gleichen Frequenzen wie andere Gase elektromagnetische Strahlung absorbieren und emittieren und es daher schwer ist, die Summe der Einflüsse jedes einzelnen Gases genau anzugeben. H 2 O als Gas (Wasserdampf) und CO 2 sind, wie bereits erwähnt, die maßgebenden Treibhausgase. Den Löwenanteil des Treibhauseffekts verursacht der Wasserdampf. Der „Treibhauseffekt“ ist einerseits ein leichtverständlicher, andererseits aber auch ein sehr komplexer Mechanismus. Komplex, weil seine Details und vor allem seine Stärke nur schwer zugänglich sind, insbesondere was den Einfluss des menschgemachten CO 2 betrifft. Seine Wirkungsweise ist dagegen nicht schwer zu verstehen: Ein passiver Körper, dem Energie zugeführt wird, bleibt nur dann auf gleicher Temperatur, wenn die von ihm aufgenommene Energie in gleicher Menge wieder abgegeben wird. Dieser physikalischen Gesetzmäßigkeit folgt auch die Erde. Sie erhält Energie von der Sonne und strahlt diese Energie in gleicher Menge wieder ins kalte Weltall ab. Wäre dies nicht so, würde die Erde entweder verglühen oder zu einem Eisklumpen werden. Wenn das Energiemengen-Gleichgewicht der Erde durch Behinderung der Abstrahlung infolge von Treibhausgasen gestört wird, erhöht die Erde automatisch ihre Tem‐ 79 2.5 Was Sie immer schon über CO 2 wissen wollten <?page no="80"?> peratur, um das Gleichgewicht von unveränderter Energiezufuhr und der dann auch trotz hindernder Treibhausgase wieder gleich großer Energieabstrahlung herzustellen. Als nur anschauliche Analogie dieses Mechanismus sei ein Auto betrachtet, das in der prallen Sonne mit einem geringfügig geöffneten Seitenfenster steht. Im Innenraum des Autos ist es - dies ist jedem aus eigener Erfahrung bekannt - deutlich wärmer als draußen. Die Innenraum-Temperatur des Autos ist dennoch konstant, weil die durch die Autoscheiben eindringende Strah‐ lungsenergie der Sonne im gleichen Maße wieder vom Auto abgeben wird. Dies erfolgt im Wesentlichen durch Infrarot-Abstrahlung der Autokarosserie und Luftaustausch von warmer Innenluft und kühler Außenluft durch das leicht geöffnete Seitenfenster. Dreht man es ein wenig weiter zu, wird es im Autoinnenraum etwas wärmer, öffnet man es, wird es dort kühler. Die neue Temperaturkonstanz stellt sich dann auf höherem beziehungsweise tieferem Temperaturniveau wieder ein. Dieses simplifizierte Bild ist für die etwas unglückliche Bezeichnung „Treib‐ hauseffekt“ verantwortlich, wobei man sich an Stelle des Autos ein Gärtnertreibhaus vorstellt. Ein Gärtnertreibhaus erwärmt sich im Inneren, weil die Son‐ neneinstrahlung den Innenboden und über Kontaktwärmeleitung die Innenluft und die Glasscheiben erwärmt. Die erwärmte Luft des Innenraums kann nicht entweichen. Die Bezeichnung „Treibhauseffekt“ ist für die Verhältnisse in der Atmosphäre nicht zutreffend, weil diese keine physischen Begrenzungen nach oben aufweist. Dennoch ist sie im Wesentlichen übertragbar, wenn man an Stelle der Glaswände des Treibhauses beziehungsweise an Stelle der Karosserie und Scheiben des Autos gedanklich die Atmosphäre mit ihren Treibhausgasen einsetzt. Verlassen wir nun jede Analogie und gehen mehr ins Detail unserer Erde: Die kurzwellige Sonneneinstrahlung durchquert weitgehend ungehindert die Atmosphäre (ein bestimmter Teil davon wird direkt ins Weltall reflektiert) und erwärmt das Wasser der Ozeane von 71 % sowie den Erdboden von 29 % der Erdoberfläche. Die Oberfläche überträgt ihre Wärme einmal durch Kontaktleitung an die angrenzende Atmosphäre und strahlt zusätzlich noch Wärme als Infrarot ab. Die Treibhausgase in der Atmosphäre, welche die kurz‐ wellige Sonnenstrahlung noch weitgehend durchließen, absorbieren jetzt zu Teilen (Linienspektren) das Infrarot der Erdoberfläche, strahlen es in den ihnen eigenen Linienspektren wieder ab und geben es als Stoßenergie an benachbarte Luftmoleküle weiter. Der zum Erdboden gerichtete Teil dieser Abstrahlung, den man heute messen kann, wird als „Gegenstrahlung“ bezeichnet. Man erkennt hier die Behinderung von Energieabgabe der Erde ins Weltall, welche, wie 80 2 Klima <?page no="81"?> schon erläutert, zu einer Temperaturerhöhung führen muss. Der aus dem Ingenieurwesen bekannte „Wärmestau“ wäre eine bessere Bezeichnung als der „Treibhauseffekt“ des üblichen Sprachgebrauchs. Aber auch der Effekt zusätzlicher Erwärmung durch zunehmendes anthro‐ pogenes CO 2 kann dem geschilderten Autobeispiel entnommen werden. Gegen‐ wärtig wird von der industrialisierten Menschheit die CO 2 -Konzentration in der Luft erhöht und dadurch die Energieabstrahlung der Erde behindert. Das zu‐ sätzliche CO 2 entspricht in unserer Autoanalogie dem etwas weiteren Zudrehen der Seitenscheibe. Ebenso, wie sich dann die Temperatur im Autoinneren erhöht, erhöht sich die Temperatur der Erde, bis sich das neue Energiegleichgewicht bei der etwas höheren Erdtemperatur wieder eingependelt hat. Ähnliche Einflüsse auf das Energiegleichgewicht verursachen auch Änderungen der Wolkenbe‐ deckung oder Aerosole und Staubteilchen aus großen Vulkanausbrüchen. In der Auto-Analogie gibt es keinen „Run Away“ (katastrophal unumkehrbarer Temperaturanstieg), wie er von vielen Klimawarnern aus Unkenntnis befürchtet wird. Es stellt sich stets ein neues Energiemengen-Gleichgewicht ein, bei der Erde ebenso wie beim Auto in der Sonne (für die Erde s. unter 2.5.7). Wer tiefer in die Details einsteigen möchte, wird Beitrag „Atmospheric Radia‐ tion and the Greenhouse effect“ in Science of Doom (SOD)7, oder im Physiklehr‐ buch W. Roedel und T. Wagner, Physik unserer Umwelt: Die Atmosphäre 136 fündig. Details des auf Infrarot-Absorption von Treibhausgasen beruhenden Treibhaus‐ effekts der Atmosphäre bestätigen moderne Messungen. So ist die Messung der von den Treibhausgasen erzeugten Gegenstrahlung heute Standard. Der heutige Kenntnisstand zur Stärke des Treibhauseffekts gibt theoretische 33 °C an. Die bodennahe Atmosphäre wären also im Mittel von Tag/ Nacht, Jahreszeiten ohne Treibhausgase und nach theoretischer Rechnung um grob 33 °C kälter. Dieser Wert entspricht in unserer Autoanalogie der Differenztemperatur von warmem Innenraum des sonnenbeschienenen Autos und der kälteren Außenluft. Leider gibt es in der Fachliteratur so gut wie keine Fehler-Rechnungen oder zumindest belegte Fehler-Schätzungen zu diesen 33 °C, was immer wieder dazu führt, dass Skeptiker am Treibhauseffekt die theoretischen Rechnungen ungerechtfertigt als falsch verwerfen. Natürlich interessiert hier vorrangig die spektrale Treibhauswirkung des menschgemachten (anthropogenen) CO 2 . Diese geben das IPCC und die Fachli‐ teratur 136 mit grob 1 °C bei jeder hypothetischen Verdoppelung der atmosphä‐ rischen CO 2 -Konzentration an. Dieser Wert entspricht in der Autoanalogie der Temperaturerhöhung dem Zudrehen des Seitenfensters. Allerdings erscheint der Wert von etwa 1 °C auf den ersten Blick zu klein. Schließlich wurde gerade der Erwärmungswert aller Treibhausgase von 33 °C genannt. Gemäß Tabelle 1 81 2.5 Was Sie immer schon über CO 2 wissen wollten <?page no="82"?> trägt das CO 2 zwischen 9 % bis 26 % zum Treibhauseffekt bei. Also wären Werte zwischen 3 °C und 9 °C gemäß den 33 °C Gesamteffekt zu erwarten. Warum ist dies nicht der Fall? Die Antwort: Es geht bei dem theoretischen Wert von 1 °C um die Temperaturänderung durch zunehmendes CO 2 , nicht um den bereits aktuell vorhandenen Erwärmungswert. Der Zusammenhang von Temperatur und CO 2 -Konzentration ist nämlich logarithmisch. Details dazu finden sich insbesondere in einer AGU-Publikation 137 (AGU: American Geophysical Union). Die zusätzliche Erwärmung beim Anstieg der CO 2 -Konzentration von 280 ppm vor der Industrialisierung auf hypothetische 560 ppm ist daher gleich groß (theoretisch grob 1 °C) wie die beim Konzentrationsanstieg von 560 ppm auf 1120 ppm. Wie ist dies zu verstehen? Stark vereinfacht wird von „spektraler Sättigung“ gesprochen. Die Infrarot-Absorption des CO 2 war bereits bei Werten weit unter 280 ppm weitgehend ausgeschöpft, so dass ein weiterer CO 2 -Konzentra‐ tionsanstieg nur noch wenig weiteren Temperaturanstieg verursachen kann. Wer es wieder anschaulich möchte, vergleiche die Infrarot-Absorption der Treibhausgase mit dem Abdunkeln eines Fensters durch ein weitgehend licht‐ undurchlässiges Tuch. Ein zweites Tuch über das Fenster gehängt, dunkelt kaum noch weiter ab. Für eine katastrophale Erderwärmung reicht also die berechnete Erwärmung durch anthropogenes CO 2 nicht aus. Woher kommen dann die Warnungen? In den nächsten beiden Abschnitten werden dazu die Antworten gegeben. Die hier gegebene Beschreibung der erwärmenden Wirkung des anthropo‐ genen CO 2 wird von manchen Zeitgenossen in Bausch und Boden abgelehnt. Das ist ungerechtfertigt, denn zumindest der Grundmechanismus (Wärmestau) steht außer Zweifel. Allerdings sind Bedenken berechtigt, welche die Genauigkeit der Rechnungen bezweifeln, die zu den hier zitierten Ergebnissen führen. Es werden nämlich zahlreiche Näherungen und Mittelungen eingesetzt. Dies ist völlig in Ordnung, es entspricht dem üblichen physikalischen Vorgehen bei solch komplexen Problemstellungen. Es sind aber seitens der Fachwissenschaft keine ernsthaften Bemühungen zu erkennen, bei all dieser Komplexität die Fehler jeder Annahme, die Mittelungen und jedes weiteren Rechenschritts zu schätzen und daraus eine saubere Fehleranalyse für das jeweilige Endergebnis zu erstellen. Jedenfalls ist dem Autor dazu kaum etwas bekannt. 82 2 Klima <?page no="83"?> 2.5.3 Die Klimasensitivität, Verstärkungs- und Abschwächungseffekte In der Überschrift des vorangegangenen Abschnitts befand sich nicht zufällig der Begriff „spektral“. Die bisherigen Ausführungen zur spektralen Wirkung der Treibhausgase lassen nämlich andere, vermutlich sogar maßgebendere Effekte unberücksichtigt. Einer davon wird als Wasserdampfrückkoppelung vermutet wie stellvertretend in der Arbeit von Knutti und Mitautoren 138 . Bei Erwärmung der Atmosphäre - etwa durch zunehmendes anthropogenes CO 2 - sollte gemäß dieser Hypothese aus den Weltmeeren in Tropennähe mehr Wasserdampf ausgasen. Wasserdampf ist das weitaus stärkste Treibhausgas. Die ursprünglich geringe Erwärmung durch CO 2 müsste sich dann erhöhen, so die Idee der Wasserdampfrückkoppelung. In einer entgegengesetzten Hypothese führt mehr Wasserdampf bei ausreichend vorhandenen Kondensationskeimen zu mehr Wolken. Diese sind kondensierende oder bereits kondensierte Flüssigkeitströpf‐ chen und nicht mit dem Gas „Wasserdampf “ oder gar mit Treibhausgasen zu verwechseln. Tiefliegende Wolken schirmen die Sonnenstrahlung ab und wirken deswegen abkühlend wie stellvertretend in der Arbeit von Lindzen und Choi beschrieben 139 . Die primäre Erwärmung infolge ansteigendem CO 2 wird daher abgeschwächt, man spricht von Gegenkoppelung. Welchen Weg wählt die Natur? Auswertungen von Ballon-Radiosonden und Satellitenmessungen haben diese Frage bereits beantwortet. So gut wie alle bisher verfügbaren Messungen zeigen, dass Gegenkoppelungen überwiegen. Hierzu sagt der Klimaforscher und Leibniz-Preisträger Prof. Jan Veizer 140 im UmweltDialog vom 25.08.2003: „Wasserdampf ist Klimatreiber. Diese neuen Funde belegen die große Bedeutung des Wasserkreislaufs als Klimafaktor und stellen die weitverbreitete Annahme infrage, dass CO 2 die treibende Kraft der Erderwärmung sei. „Der Fall liegt umgekehrt“, so Veizer, „CO 2 reitet quasi Huckepack auf dem Wasserkreislauf, denn bei der Photosynthese müssen Pflanzen fast 1.000 Wassermoleküle ausatmen, um ein einziges CO 2 -Molekül aufzunehmen.“ Im Klartext sagt damit J. Veizer, dass das CO 2 nicht den Wasserdampf nach sich zieht und damit auch keine durch Wasserdampfrückkoppelung verursachte weitere globale Temperaturerhöhung auslöst. In seinen Vorträgen drückt J. Veizer es noch plastischer aus: „Der Hund (Wasserdampf), wedelt mit dem Schwanz (dem CO 2 ) und nicht umgekehrt“. Bis Ende des Jahres 2008 lagen noch keine veröffentlichten Messungen vor, welche die Wasserdampfrück- oder die Wasserdampf-Gegenkoppelung bestätigen oder widerlegen konnten. Diese unbefriedigende Situation änderte sich mit zwei grundlegenden Fachpublikationen, die beide 2009 erschienen. Inzwischen sind weitere hinzugekommen. Die Autoren G. Paltridge et al. zeigten 83 2.5 Was Sie immer schon über CO 2 wissen wollten <?page no="84"?> als erste, dass die spezifische und relative Feuchte in der mittleren und oberen Troposphäre (oberhalb von 850 hPa Luftdruck), im Gegensatz zu den Annahmen der Klimamodelle des IPCC, in den Jahren 1973 bis 2007 mit den steigenden Temperaturen dieser Zeit abnahmen. Dies ist mit der Wasserdampfrückkoppe‐ lung unvereinbar 141 . Lediglich die wenig rückkopplungswirksame Feuchte der unteren Troposphäre nahm in dieser Zeit zu und selbst dies nur signifikant in gemäßigten Breiten. Die zweite Arbeit wurde von dem wohl bekanntesten Klimaforscher weltweit, R. L. Lindzen und seinem Mitautor Y.-S. Choi verfasst 139 . Sie wiesen ebenfalls nach, dass Gegenkoppelung vorliegen muss, konnten aber zudem noch diesen Effekt quantifizieren. Hierzu untersuchten sie die Empfindlichkeit des Klimas auf externe Störungen und benutzten dafür die Messdaten von ERBE (Earth Radiation Budget Experiment), geliefert vom ERBE-Satelliten, der 1984 vom Space-Shuttle aus gestartet wurde. Hieraus konnten die beiden Autoren dann die externen Einwirkungen auf das Strahlungsgleichgewicht extrahieren, wie sie zum Beispiel durch die natürlichen Oszillationen El Niño und La Niña, oder durch Vulkanausbrüche (Pinatubo) erzeugt werden. Da die Wirkung von CO 2 ebenfalls über die Störung des Strahlungsgleichgewichts abläuft, ist die analoge Übertragung physikalisch korrekt. Unter weiteren Belegen, die gegen eine Wasserdampfrückkoppelung sprechen, ist auch noch der Effekt eines „Hot-Spot“ zu nennen, eine bei Wasserdampfrückkoppelung unabdingbar zu erwartende Erwärmung in mehreren km Höhe über dem Tropengürtel der Erde. Von diesem geforderten Hot-Spot fehlt aber bis heute jede Spur 142 . Der hier besprochene „Hot-Spot“ ist nicht mit „climate change hot spots“ zu verwechseln, mit denen Klimawarner Gegenden bezeichnen, die angeblich besonders unter dem Klimawandel leiden sollen. An dieser Stelle wird es jetzt höchste Zeit, den mehr politischen als wis‐ senschaftlichen Begriff der „Klimasensitivität“ vorzustellen. Es gibt keine andere Maßzahl, in die so viel über die Erwärmungswirkung des CO 2 hinein‐ gepackt ist. Sie bezeichnet die Änderung der globalen Mitteltemperatur der Erde infolge einer hypothetischen Verdoppelung des atmosphärischen CO 2 und kennt keine Unterscheidungen zwischen spektralem Effekt, Wasserdampfrück-, Wasserdampfgegenkoppelung oder weiteren Mechanismen. Es geht bei ihr nur um einen einzigen Zahlenwert. Technisch gibt es zwei Arten von Klimasensiti‐ vität. Aufgrund der thermischen Trägheit der Weltmeere reagiert das globale Klimasystem nur extrem langsam auf Veränderungen des Strahlungsantriebs. Daher wird zwischen Equilibrium Climate Sensitivity (ECS) und Transient Cli‐ mate Response (TCR) unterschieden. Die ECS beschreibt den Temperaturanstieg, nachdem das Klimasystem nach einer Veränderung des Strahlungsantriebs den 84 2 Klima <?page no="85"?> neuen Gleichgewichtszustand erreicht hat, wofür Jahrtausende nötig sind. Um den Einfluss des Menschen auf das Klima zu quantifizieren, ist dagegen die Transient Climate Response (TCR) passender. Sie ist definiert als der Tempe‐ raturanstieg, der zum Zeitpunkt einer Verdoppelung der CO 2 -Konzentration in einem Szenario beobachtet wird, bei dem die CO 2 -Konzentration pro Jahr um 1 % angewachsen war. Oft wird der Unterschied zwischen ECS und TCR vernachlässigt. Die Klimasensitivität ist eine politisch gut geeignete Zahl und spielt daher die maßgebende Rolle beim Pariser Klima-Abkommen 143 . In der Fachliteratur wird sie in einem weiten Bereich von 0.4 °C bis hin zu 6 °C angegeben (s. Bild 18). Man darf dies prosaischer so ausdrücken: Der Wert der Klimasensitivität ist unbekannt! Diesen unbefriedigenden Sachverhalt bestätigt auch das IPCC in einer berühmt gewordenen Fußnote seines Berichts für Politiker von 2013 144 . Diese Fußnote ist nicht zuletzt auch wegen ihres gedrechselten Englisch amü‐ sant: „No best estimate for equilibrium climate sensitivity can now be given because of a lack of agreement on values across assessed lines of evidence and studies“. Was sagt aber nun die Klima-Fachliteratur zur Klimasensitivität, denn die Fachliteratur ist schließlich die ultimative Basis dieses Buchs. Die Antwort lautet ähnlich wie eine berühmte Antwort des Börsianers Kostolany. Dieser, nach seiner Erwartung der kommenden Börsenkurse gefragt, antwortete „sie fluktuieren“. Etwas mehr Information über die Klimasensitivität als die des Börsen-Gurus über die zukünftigen Börsenkurse gibt es aber inzwischen doch. Der französische Klimaforscher François Gervais hatte in einer seiner Fachpu‐ blikationen die Klimasensitivitäten aus wissenschaftlichen Fachveröffentlich‐ ungen gegen ihre jeweiligen Veröffentlichungszeiten aufgetragen. Dabei zeigt sich der bemerkenswerte Trend, dass die Werte abnehmen, je jünger die betreffende Veröffentlichung ist. In Bild 18 ist dieser inzwischen von F. Gervais aktualisierte Zusammenhang dargestellt. 85 2.5 Was Sie immer schon über CO 2 wissen wollten <?page no="86"?> Bild 18: Klimasensitivitätswerte von ECS und TCR in Abhängigkeit vom Veröffentlichungs‐ datum. Der Trend hin zu tieferen Werten als 1 °C ist unverkennbar 145,146 . Gemäß den jüngeren Werten im Bild ist übrigens das 1,5 °C - Ziel des Pariser Klima-Abkommens deutlich unterschritten und das Abkommen obsolet. Man darf also gemäß heutigen Wissenstands mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Klimasensitivität von 0,5 °C bis höchstens 1 °C ausgehen. Dies erlaubt gerade noch die Aussage über einen „vom Menschen mitverursachten“ Kli‐ mawandel, aber keineswegs von einem maßgebenden oder gar gefährlichen menschgemachten Klimawandel. Auf die vielen Methoden zur Berechnung der Klimasensitivität ECS und/ oder TCR einzugehen, übersteigt den Rahmen dieses Buchs. 2.5.4 Klimamodelle „Die Messdaten sind nicht maßgebend. Wir begründen unsere Empfehlungen nicht mit Daten. Wir begründen Sie mit Klimamodellen“ (Prof. Chris Folland, Hadley Centre for Climate Prediction and Research) Computer-Klimamodelle sind fiktive theoretische Gebilde ohne durchgängige physikalische Begründungen. Sie enthalten unvermeidbare Annahmen und Kor‐ rekturfaktoren, die zwar den Vorstellungen der Modellprogrammierer, nicht aber immer der physikalischen Realität entsprechen. Diese Schwäche wird durch 86 2 Klima <?page no="87"?> die fehlende Aussagekraft der Modelle bestätigt. Computer-Klimamodelle haben ohne massive Manipulationen der Randbedingungen und Flussparameter nie‐ mals eine befriedigende Übereinstimmung mit den Vergangenheitsdaten liefern können. Da sie bisher nicht verlässlich waren, sind starke Zweifel berechtigt, ob sie es zukünftig sein werden. Es besteht kein Anlass dazu. Diese Einschätzung bestätigt das IPCC selbst. Der Beleg findet sich im IPCC-Report vom Jahre 2001, sec. 14.2.2.2 auf S. 774, in welchem über Klima-Modelle gesagt wird 147 : „… we are dealing with a coupled non-linear chaotic system, and therefore that the long-term prediction of future climate states is not possible. The most we can expect to achieve is the prediction of the probability distribution of the system’s future possible states by the generation of ensembles of model solutions“. Klimamodelle basierten ursprünglich auf Wettermodellen, die auch heute be‐ kanntlich nur etwa maximal 14 Tage Vorhersagekraft aufweisen. Die Eigenschaft einer grundsätzlich begrenzten Zeit, für welche die berechneten Lösungen sinn‐ voll sind, teilen viele Klimamodelle immer noch mit den Wettermodellen. Bild 19 belegt den bis heute fehlenden Realitätsbezug von Klimamodellen. Bild 19: Temperaturen aus 102 Klimamodellen vs. reale Temperaturmessungen mit Ballons und Satelliten, Bildquelle: Prof. John Christy (Univ. Alabama), gezeigt bei einer Anhörung vor dem US-Senat 148 . 87 2.5 Was Sie immer schon über CO 2 wissen wollten <?page no="88"?> Was verursacht diese miserable Vorhersagekraft? Könnte man die Modelle nicht verbessern? Kaum, denn es liegt an einer grundsätzlichen Eigenschaft der zu‐ grunde liegenden Mathematik. Die in diesen Modellen verwendeten Methoden zur Lösung gekoppelter, partieller Differentialgleichungen in Raumgittern sind grundsätzlich und irreparabel chaotisch. Damit ist gemeint, dass sich beliebig kleine Variationen in den Anfangswerten des Gleichungssystems, mit denen jedes Modell nun einmal „gefüttert“ werden muss, zu beliebig großen Fehlern auswachsen. Populär ist dieses Phänomen in Wettermodellen als „Schmetter‐ lingseffekt“ bekannt geworden. Hinzu kommt, dass Klimamodelle unzählige Kompromisse bemühen müssen. Sie berücksichtigen zwar immer noch punktuell physikalische Gesetze, ver‐ wenden aber für den unbekannten Rest zwangsweise heuristische Modellan‐ nahmen, die weder durch Physik noch durch Messungen ausreichend abgesi‐ chert sind. Sie weisen daher die inhärente Schwäche auf, dass ihre Aussagen nur zum Teil auf Physik beruhen und ihre Ergebnisse auf physikalischer Basis unbeweisbar sind. Oder anders ausgedrückt: mit solchen Modellen kann so gut wie alles bewiesen werden, und niemand vermag solche Beweise nachzuprüfen. Komplexe Computer-Modellrechnungen sind darüber hinaus praktisch nicht nachvollziehbar. Zudem dürfen Klimamodelle, weil sie Zeiträume über 30 Jahre beschreiben, im Gegensatz zu Wettermodellen nicht von den Anfangsbedin‐ gungen, sondern nur von den Randbedingungen abhängen. Der theoretische Physiker Prof. Gerhard Gerlich drückte diese Verhältnisse zutreffend wie folgt aus: „… beruhen also die Computersimulationen der Klimarechenzentren nicht auf physika‐ lischen Grundlagen … Selbstverständlich war und ist dies allen Klimasimulierern klar. Trotzdem gaukeln sie den Politikern vor, sie könnten den Einfluss der Kohlendioxid-Kon‐ zentration auf das Wetter simulieren.“ Der Meteorologe und Klimaforscher Horst Malberg, em. Prof. für Meteorologie an der FU Berlin, formuliert ebenfalls seine Bedenken: „Mit diesen Modellen ist z. B. für die nächsten 100 Jahre ausgerechnet worden: Es könnte eine Erwärmung von eineinhalb Grad geben, es könnte auch eine Erwärmung von drei bis vier Grad geben, es könnte aber auch eine Erwärmung von elf Grad geben. Diese ganz unterschiedlichen Szenarien sind alle mit Hilfe von Modellen errechnet worden. Da frage ich mich eben, was denn solche Aussagen eigentlich noch wert sind, wenn man mit einer Modellrechnung alles Mögliche herausbekommt an Ergebnissen.“ Das Kind darf aber nicht mit dem Bade ausgeschüttet werden. Aus der Un‐ möglichkeit mit Computer-Klimamodellen langfristige Klimavorhersage zu 88 2 Klima <?page no="89"?> betreiben, ist nicht schlechthin auf die Unbrauchbarkeit numerischer Modelle zu schließen. Numerische Modelle sind insbesondere bei technischen Anwen‐ dungen sehr zuverlässig und dort unverzichtbar. Auch Wetter-Modelle weisen inzwischen eine bemerkenswerte Genauigkeit in ihren Vorhersagen für ca. ein bis zwei Wochen auf. Numerische Modelle werden erforderlich, wenn die Systemgleichungen nicht mehr geschlossen analytisch, sondern nur noch numerisch mit dem Rechner lösbar sind. Die Lösung ist dann nur noch in diskreten Raum- und Zeitpunkten möglich. Genau genommen ist jede Änderung dieser Diskretisierung wieder ein neues und anderes Modell. Prof. Hans von Storch führt hierzu aus: „Es ist naiv zu glauben, es käme in den Modellen ein Satz wahrer Differentialgleichungen vor. Die gibt es nicht. Es werden immer wieder Parametrisierungen hinzugefügt: Die Parametrisierung hängt von dem Gitterabstand ab. Die Modelle kann man mit verschie‐ denen Gleichungen betreiben, weil es verschiedene Parametrisierungen gibt. Es gibt im Modell keine Differentialgleichungen, sondern nur Differenzengleichungen und diese hängen von der Auflösung ab. Der Übergang „Δx gegen Null“ ist nicht möglich, weil man nicht weiß, wie die Parametrisierung sein soll, wenn der Gitterabstand um den Faktor 10 kleiner ist. Die Diskretisierung ist das Modell“ 149 Oft enthält ein Modell noch zusätzliche Parameter, die unbekannte oder zu komplexe physikalische Vorgänge pauschal durch Heuristik ersetzen. Das ist zunächst nichts Verwerfliches. Jedem Ingenieur sind solche Parameter unter der Bezeichnung „Beiwerte“ bekannt. So ist etwa die Verwendung eines „Rei‐ bungsbeiwerts“ für die Beschreibung von Strömungen in Flüssigkeitspipelines erforderlich, denn die Physik der turbulenten Strömung ist bis heute noch nicht voll verstanden. Die Formel für den Reibungsbeiwert von technischer Rohrströ‐ mung ist empirisch, sie wurde aus abertausenden Messungen hergeleitet, besitzt somit eine solide Messgrundlage und hat sich entsprechend bestens im Einsatz bewährt. Von solchen verlässlichen Verhältnissen kann angesichts der unzähligen und willkürlichen Korrekturfaktoren von Klimamodellen nicht die Rede sein. Klimamodellen fehlt die ausreichende Messgrundlage. Jeder, der mit numeri‐ scher Modellbildung komplexer Vorgänge bereits einmal näher befasst war, kennt weitere Grenzen von Modellen. Sie rühren nicht nur von zu vielen oder zu wenigen Parametern her, sondern auch noch von unvollständigen, oft sogar fehlenden Daten. Bei Klimamodellen wird man vielleicht nie so weit sein, um von befriedigenden Werkzeugen zur Klimamodellierung sprechen zu dürfen. Hierfür ist die Klima-Komplexität zu groß. Die Sonneneinstrahlung, der Sonnenwind, der kaum erfassbare Einfluss von klimarelevanten Wolken, 89 2.5 Was Sie immer schon über CO 2 wissen wollten <?page no="90"?> die atmosphärische Wärmebilanz, die Atmosphärenchemie, Aerosole, die Aus‐ gasung und Absorption von CO 2 in oder aus unzähligen Quellen und Senken, die Zirkulationsströme der Ozeane, ihr Antrieb durch die Passatwinde, der Wärmeaustausch des Ozeanwassers, die Mechanismen der Gletscherbildung durch Neuschnee und Abschmelzen, der Einfluss weiterer Treibhausgase - die Liste ließe sich endlos fortsetzen - sind modellgerecht zu erfassen. Stellvertretend sei nur das Problem der Wolken näher betrachtet. Wolken können allein deswegen nicht zuverlässig in Klimamodelle einbezogen werden, weil sie sich über eine extrem große Skalenweite erstrecken. Sie reichen von mikroskopisch kleinen Tröpfchen bis hinauf zu Wetterfronten, die hunderte von Kilometern Ausdehnung annehmen können. Sie sind entscheidende Einfluss‐ größen für die Strahlungsenergiebilanz der Erde und damit für ihre Tempera‐ turentwicklung! Der Unterschied von wolkenbedecktem zu klarem Himmel ist unmittelbar spürbar und jedem von uns bekannt. Wolken sind deswegen so schwierig zu modellieren, weil sie ganz unterschiedliche Rollen spielen können. Auf niedriger Höhe wirken sie abkühlend, weil sie das Sonnenlicht abschirmen. Auf großer Höhe halten sie dagegen die von Boden abgestrahlte Wärme zurück und geben sie in die gleiche Richtung mit verminderter Wellenlänge wieder ab, sie wirken also aufheizend. Eine vom Klimaforscher Mark Webb im britischen Hadley Center (CRU) vorgenommene Untersuchung weist nach, dass allein schon die Modellierung von Wolken für rund Dreiviertel der Unterschiede zwischen verschiedenen Klimamodellen verantwortlich ist 150 . Der weltbekannte Physiker Freeman Dyson führte anlässlich einer An‐ sprache in der American Physical Society zum Thema Klimamodelle aus 151 : „Die schlechte Nachricht ist, dass Klimamodelle, in die so ein großer Aufwand hineinge‐ steckt wurde, unzuverlässig sind. Die Modelle sind unzuverlässig, weil sie noch frisierte Faktoren (fudge factors) an Stelle von Physik verwenden, um Prozesse nachzubilden, deren maßgeblichen Größen kleiner als die Skalenweite der Berechnungsgitter sind… sie können nicht die Existenz des El Niño wiedergeben …, nicht die Stratuswolken vorhersagen, die weite Teile des Ozeans überdecken … Daher ist der Fehler der Modelle größer als der Effekt der globalen Erwärmung, den sie vorherzusagen vorgeben … sie sind keine adäquaten Werkzeuge zur Klimavorhersage. Wenn wir geduldig am Beobachten der realen Welt festhalten und dabei gleichzeitig die Klimamodelle laufend verbessern, wird die Zeit kommen, wo wir erst verstehen und dann vorhersagen können. Bis dahin dürfen wir nicht aufhören Politik und Öffentlichkeit zu warnen: glaubt keinen Zahlen, wenn sie aus einem Supercomputer kommen! “ Als stellvertretendes Beispiel wurde von Freeman Dyson der berühmt-berüch‐ tigte El Niño genannt, der alle zwei bis sieben Jahre auftritt und die Klimate der 90 2 Klima <?page no="91"?> gesamten Welt beeinflusst. Obwohl hier viele Einzelheiten seiner Entstehung durch Messungen bekannt sind, hat es bis heute noch kein Klimamodell geschafft, die im Vergleich mit der globalen Klimaentwicklung eigentlich „kin‐ derleichte“ Übung einer zeitlich guten EL Niño-Vorhersage fertig zu bringen. Und auch die jüngste Temperaturabflachung (Hiatus), inzwischen schon zwei Jahrzehnte alt (s. Bild 4 unter 2.2), kann von keinem Klimamodell befriedigend erklärt werden. Aus der unzähligen Fachkritik von Klimawissenschaftlern an der Zuverläs‐ sigkeit von Klimamodellen stellvertretend nur noch die prominente Stimme von Prof. Hans-Otto Peitgen (Mathematiker und Chaosforscher) 152 : „… Jetzt reden wir von Glaubenssachen. Es gibt Leute, die glauben - und viele von denen sitzen in hoch bezahlten Positionen in sehr bedeutenden Forschungszentren -, dass man das Klima modellieren kann. Ich zähle zu denen, die das nicht glauben. Ich halte es für möglich, dass sich die mittlere Erwärmung der Ozeane in 50 Jahren mit einem bestimmten Fehler vorausberechnen lässt. Aber welche Wirkungen das auf das Klima hat, das ist eine ganz andere Geschichte“. Vorhersagen von Klimamodellen sollte man daher mit nachsichtigem Humor nehmen. Für diesen sorgte wiederholt der bekannte Klimamodellierer Mojib Latif von der Universität Kiel. Im Jahre 1997 hatte er in der ZDF-Sendung „Hallo Deutschland“ vor extrem kalten kommenden Wintern gewarnt. Nachdem daraus nichts wurde, kam im Jahre 2000 von ihm dann ungerührt die umge‐ kehrte Warnung vor viel zu warmen Wintern, was sich wieder als der berühmte Schuss in den Ofen erwies. Seine Aussagen stammten aus Vorhersagen der Klimamodelle seiner Kieler Superrechner, deren Anschaffung und Betrieb den deutschen Steuerzahler viel Geld gekostet hatten 153 . 2.5.5 Veränderungen der CO 2 -Konzentrationen über die Zeiten Bild 10 unter 2.4.1 zeigt, dass die aktuelle Konzentration von CO 2 in unserer Atmosphäre mit die tiefsten Werte der letzten 550 Millionen Jahre aufweist. In der Zeitspanne der Eiszeiten und Zwischenglaziale, von denen wir bis etwa 2,5 Millionen Jahre zurück Kenntnisse haben, finden sich CO 2 -Konzentrati‐ onsänderungen in der Luft, die sich mit der temperaturabhängigen Löslichkeit von CO 2 in Meerwasser bestens erklären lassen. Vom wärmeren Wasser wird nämlich CO 2 ausgegast, von kälterem Wasser gebunden. Über die Eiszeiten der letzten 400.000 Jahre zeigt Bild 11 unter 2.4.1 eine maximale Schwan‐ kungsbreite der CO 2 -Konzentration von nur etwa 100 ppm. Am Ende der letzten Eiszeit, 10.000 Jahre vor uns, betrug die Konzentration etwa 260 ppm. 91 2.5 Was Sie immer schon über CO 2 wissen wollten <?page no="92"?> Danach ging es nur noch etwa 20 ppm bis zum Beginn der Industrialisierung aufwärts: Von Christi Geburt bis zum Beginn der Industrialisierung schwankte die CO 2 -Konzentration um etwa 280 ppm herum nur geringfügig 154 . Diese relativ konstanten Werte stehen in guter Übereinstimmung mit den ebenfalls nur relativ wenig variierenden Ozeantemperaturen. Mit „relativ“ sind die sehr viel größeren Schwankungen über die Eiszeiten und Zwischenglaziale angesprochen. Bleibt jetzt noch die Frage nach der Zuverlässigkeit der CO 2 -Eisbohrkern‐ daten. In den mikroskopisch kleinen Luftbläschen sind trotz der tiefen Tem‐ peraturen schließlich immer noch chemische und physikalische Reaktionen denkbar, welche die Konzentrationswerte verfälschen könnten. Zu dieser Pro‐ blematik gibt eine Fachpublikation Auskunft, in welcher die Zuverlässigkeit der Ergebniswerte aus Eisbohrkernen für die Gase CO 2 , CH 4 und N 2 O ermittelt wird 155 . Für CO 2 werden max. 20 ppm Fehlerbreite angegeben. Die Methode, aus Blatt-Stomata 156 in Sedimenten CO 2 -Konzentrationen zu ermitteln, weist größere Ungenauigkeiten und dementsprechend größere Schwankungen auf als die der Eisbohrkerne. Von einem eklatanten Widerspruch zwischen den Werten aus Eisbohrkernen und aus Blatt-Stomata kann aber keine Rede sein. Seit etwa 200 Jahren ist dann die atmosphärische CO 2 -Konzentration auffällig angestiegen - von etwa 280 ppm um das Jahr 1800 bis auf etwa 410 ppm im Jahre 2019. Die moderne Messung des Anstiegs setzte mit David Keeling im Jahr 1958 auf dem Mauna Loa (Hawaii) in etwa 4000 müNN ein. CO 2 -Konzentrationswerte ab 1958 bis Herbst 2018, die vom deutschen Umweltbundesamt herausgegeben wurden, zeigt Bild 20. 92 2 Klima <?page no="93"?> Bild 20: Grafik des Umweltbundesamts 157 : CO 2 -Volumenkonzentration der Atmosphäre, gemessen auf Mauna Loa Hawaii (hellbraun), Schauinsland (grün), Zugspitze (blau) und Welttrend (rot). Die gut erkennbaren Fluktuationen sind die Folge von jahreszeitlich und örtlich bedingten Schwankungen der Photosynthese, die mit zunehmender Höhe naturgemäß schwächer durchschlagen. Weitere Messungen auf abgelegenen Inseln oder in Gegenden ohne menschliche Besiedelung bestätigen die Mauna-Loa-Werte. Im starken Gegensatz zum steten Anstieg in Bild 20 schwankt aber der bodennahe CO 2 -Gehalt der Atmosphäre oft ungewöhnlich stark. Insbesondere in Städten kann er Werte erreichen, welche die Mouna-Loa-Konzentrationen weit übertreffen. Historische Messungen von bodennahen CO 2 -Konzentrationen, wie sie in den Unterlagen zahlreicher Universitätsinstitute aufzufinden sind, bestätigen diese Schwankungen auch für die letzten 100 bis 150 Jahre. Wie ist dieser Widerspruch zu erklären? Tatsächlich hängt der CO 2 -Gehalt der Atmosphäre von der Umgebung und sogar der aktuellen Windgeschwindigkeit ab. Städte in Industrieländern weisen oft starke CO 2 -Quellen auf, wie zum Beispiel den Autoverkehr. Aber auch in der unberührten Natur können lokale Vegetation, Jahreszeiten und weitere örtliche Faktoren zu ungewöhnlichen bodennahen CO 2 -Fluktuationen führen. Wenn man daher auf dem Mauna Loa, deutschen Bergen oder entfernten Inseln stets gleich ansteigende CO 2 -Konzentrationen auffindet, so misst man dort den CO 2 -Untergrund, dessen Konzentration bis weit über 20 km Höhe konstant ist. 93 2.5 Was Sie immer schon über CO 2 wissen wollten <?page no="94"?> Verständlicherweise haben die bodennahen starken CO 2 -Fluktuationen immer wieder zu Irritationen geführt. Dazu gleich mehr. CO 2 ist schwerer als Luft, so dass man vermuten könnte, es würde sich am Boden ansammeln. Dies ist bei sehr hohen Konzentrationen tatsächlich der Fall. Dann ist CO 2 erstickend und hoch gefährlich. Dies zeigte beispielsweise das Lake-Nyos-Unglück, dem viele Menschen und Tiere zum Opfer fielen. Es wurde von einem vulkanischen CO 2 -Ausbruch verursacht 158 . Allerdings ist atmosphärisches CO 2 mit 0,04 % nur ein Spurengas, welches sich gleichmäßig über fast die gesamte Höhe der Atmosphäre homogen verteilt. Ausgenommen davon sind nur die angesprochenen, oft starken CO 2 -Konzentrationsschwan‐ kungen in Bodennähe. Einer der vehementesten Verfechter der Hypothese, dass die Mauna Loa Messungen zu falschen Schlüssen über den CO 2 -Gehalt der Atmosphäre führen 159 , war der Gymnasiallehrer Ernst-Georg Beck aus Freiburg. Beck hatte mit bewundernswerter Akribie unzählige direkte Messungen von CO 2 -Konzentrationen, die ehemals noch mit der chemischen Pettenkofer-Me‐ thode durchgeführt wurden, aus den Unterlagen von Universitäts-Instituten bis weit zurück ins 19. Jahrhundert ans Licht gebracht. Diese Daten, mit ihren zum Teil enormen CO 2 -Schwankungen, hat er dann in einer begutachteten Fachveröffentlichung dokumentiert 160 . Kurz vor Ende seines Lebens hat Beck allerdings seine eigene Kritik revidiert und zwar in einer ebenfalls als Fachpublikation vorgesehenen Arbeit, die er zusammen mit dem Hauptautor Dr. F. Massen durchführte. Das Manuskript findet sich noch im Internet 161 . Die Idee von Massen und Beck war zugleich einfach und genial. Sie ergänzten die historischen CO 2 -Messungen durch ortsgleiche Messungen der Windgeschwindigkeiten, die oft zusätzlich in den alten Unterlagen zur Verfü‐ gung standen. Dabei stellte sich heraus, dass die CO 2 -Konzentrationen nur bei kleinen Windgeschwindigkeiten schwankten. Es kamen dann Werte zwischen 350 bis 600 ppm vor. Die Schwankungen verschwinden jedoch bei zunehmender Windgeschwindigkeit. Anschaulich bläst der Wind die lokalen CO 2 -Fluktua‐ tionen weg und lässt nur noch den CO 2 -Untergrund übrig, der den Mauna-Loa- Werten entspricht. Bei ihren zahlreichen weiteren Messungen konnten die beiden Autoren die Zuverlässigkeit Ihrer „Windmethode“ auf maximal 10 ppm Abweichung zu den Mauna-Loa-Daten eingrenzen. Neben den bodennahen CO 2 -Konzentrationsfluktuationen irritiert viele Zeit‐ genossen auch die Ursache des CO 2 -Anstiegs. Die Fachliteratur belegt freilich, dass der rezente CO 2 -Anstieg menschverursacht (anthropogen) ist. Als Aus‐ nahme davon ist dem Autor nur die Arbeit von H. Harde 162 und den wenigen in dieser Arbeit zitierten Autoren bekannt. Die CO 2 -Messungen aus Eisbohrkernen zeigen nämlich über die gesamte Spanne von 2000 Jahren bis zum Beginn der 94 2 Klima <?page no="95"?> Industrialisierung nur sehr geringe Fluktuationen. Erst ab etwa 1880 beginnt ein deutlicher CO 2 -Anstieg. Insbesondere ab etwa 1950 nahmen dann auch die Messungen von CO 2 -Quellen und CO 2 -Senken auf Grund der höheren Forschungsmittel zu. Die gute Mengenübereinstimmungen der CO 2 -Emissionen aus anthropogener Kohleverbrennung und aus Feuer-Waldrodung mit den CO 2 -Senken haben das Bild des menschgemachten Ursprungs des CO 2 -Anstiegs gefestigt 163 . Kritiker müssen daher erklären, wodurch der ungewöhnlich starke CO 2 -Anstieg im Zeitraum der Industrialisierung sonst verursacht wurde. Bisher ist keine andere gesicherte Quelle als der industrialisierte Mensch bekannt. Auch die oben erwähnte Fachpublikation von H. Harde kann keine nennen. Der bereits unter 2.4.2 beschriebene Effekt der CO 2 -Ausgasung und CO 2 -Aufnahme von Meerwasser ist um mehr als eine Größenordnung zu klein, um den rezenten starken CO 2 -Anstieg auf andere Weise als anthropogen zu erklären. 2.5.6 Der globale CO 2 -Kreislauf: gibt es eine Grenze für den CO 2 -Anstieg in der Luft? Im Jahre 2015 lautete die Reihenfolge der Länder mit den größten CO 2 -Emis‐ sionen: China 23,5 %, USA 13,4 %, Indien 6,1% Russland 5,4 %, Japan 2,7 %, Brasilien 2,2 % und Deutschland 1,9 %. Nun wird oft nicht nur in den Me‐ dien, sondern sogar von Fachwissenschaftlern, die es eigentlich besser wissen müssten, behauptet, dass Kohleverbrennung der Menschheit den CO 2 -Gehalt der Atmosphäre immer weiter erhöhen würde. Das ist falsch. Die Schlüsselrolle beim CO 2 -Kreislauf spielen nämlich die Ozeane, die knapp die vierzigfache Menge der Atmosphäre an frei gelöstem CO 2 enthalten 164 . Zwischen Ozeanen und Atmosphäre findet laufend ein gleichgewichtiger CO 2 -Austausch statt, wobei die Verweilzeit eines CO 2 -Moleküls in der Luft nur wenige Jahre beträgt. Dieses Gleichgewicht wurde aber durch die menschgemachten CO 2 -Emissionen immer stärker hin zu höherem CO 2 -Gehalt der Luft verschoben. Die Konsequenz dieses Anstiegs ist ein steigender CO 2 -Partialdruck der Luft im Vergleich zum dem konstanten CO 2 -Partialdruck der Ozeane. Dieser bleibt deswegen konstant, weil die Ozeane mit ihren riesigen CO 2 -Mengen das für sie wenige menschge‐ machte CO 2 gar nicht „spüren“. In der Atmosphäre liegen die Verhältnisse dagegen anders. Hier nimmt der Partialdruck des CO 2 zu und drückt infolge der stetig höheren Partialdruckdifferenz immer mehr CO 2 in die Ozeane und das Pflanzenwachstum. Zu Beginn der Industrialisierung, als die CO 2 -Partialdrücke von Luft und Ozeanen noch im Gleichgewicht standen, verblieben die ersten anthropogenen CO 2 -Emissionen vollständig in der Luft. Heute hat sich diese Situation grundlegend verändert. Von jeder Tonne anthropogenem CO 2 ver‐ 95 2.5 Was Sie immer schon über CO 2 wissen wollten <?page no="96"?> bleiben nur noch eine halbe Tonne in der Atmosphäre, eine viertel Tonne geht in die Ozeane und das restliche Viertel wird von den Pflanzen aufgenommen. Bild 21 veranschaulicht diese Entwicklung. Bild 21: Quellen und Senken des globalen CO 2 -Kreislaufs damals (links) und heute (rechts). Zu Beginn der Industrialisierung verblieb alles menschgemachte CO 2 in der Atmosphäre. Infolge der stetig angestiegenen CO 2 -Partialdruckdifferenz von Atmosphäre und Ozean verbleibt von den 100 % in die Luft entlassenen menschgemachten CO 2 heutenur noch die Hälfte in der Luft. Die andere Hälfte geht zu etwa gleichen Teilen in den Ozean und das Pflanzenwachstum. Die in Bild 21 veranschaulichte Entwicklung wird sich mit zunehmenden anthropogenen CO 2 -Emissionen hin zu einer immer stärkeren CO 2 -Senke „Ozeane“ und einer immer schwächeren CO 2 -Senke „Atmosphäre“ verändern. Die sich in dieser Richtung ändernden Werte des globalen CO 2 -Kreislaufs, die Quellen und Senken über die letzten Jahrzehnte werden seit einigen Jahren vom Carbon Dioxide Information Analysis Center (CDIAC) gemessen und dokumentiert 162 . 96 2 Klima <?page no="97"?> Was bedeutet nun die immer höhere CO 2 -Aufnahme von Ozeanen und Pflanzen konkret für die zukünftige CO 2 -Konzentration der Atmosphäre? Die Antwort: Um den CO 2 -Gehalt der Luft weiter zu erhöhen, müssen die CO 2 -Emissionen der Menschheit ebenfalls erhöht werden! Würde die Mensch‐ heit ihre CO 2 -Emissionen dagegen plötzlich konstant halten, würde auch der CO 2 -Gehalt der Atmosphäre nach einer Einschwingzeit von etwa 100 Jahren ebenfalls konstant bleiben, obwohl weiter anthropogenes CO 2 erzeugt wird. Es stellt sich dann ein Gleichgewichtszustand ein, in welchem bei einem gleich‐ bleibenden „CO 2 -Nachschub“ die gleichbleibende CO 2 -Partialdruckdifferenz zwischen Luft und Ozean für einen gleichbleibenden Gesamtzustrom von CO 2 in die Ozeane und das Pflanzenwachstum sorgt. Der CO 2 -Gehalt der Luft ändert sich dabei nicht. Die Ozeane können beliebig viel CO 2 aufnehmen, ohne dass sich ihr CO 2 -Partialdruck wesentlich ändert. Dies nicht nur ihrer riesigen Menge an gelöstem CO 2 wegen, sondern weil das Kohlendioxid von Meereslebewesen zum Aufbau ihrer Kalkskelette verbraucht wird, die schließlich zum Meeresboden absinken und damit dem CO 2 -Kreislauf für immer entzogen sind. Die hier in groben Zügen geschilderten Zusammenhänge sind in der Fachliteratur aufzu‐ finden 165 . Das für uns wichtigste Ergebnis ist aber sehr leicht zu verstehen. Der CO 2 -Gehalt der Atmosphäre kann infolge von anthropogenen CO 2 -Emissionen eine obere Grenze von etwa 800 bis 1000 ppm grundsätzlich nicht überschreiten, weil zu einem immer höheren CO 2 -Anstieg in der Atmosphäre immer höhere CO 2 -Emissionen erforderlich sind. Diese Konzentrationsgrenze bedeutet aber gleichzeitig auch eine Grenze der Temperaturerhöhung. Die momentan noch stattfindende Erhöhung an anthropogenen CO 2 -Emissionen nimmt spätestens dann ein Ende, wenn die Kohle zu teuer geworden ist. Dann haben längst Kernkraftwerke der Generation IV und noch viel später vielleicht sogar die Kernfusion die Energieversorgung der Menschheit übernommen. Es gibt in‐ folgedessen keinen Grund, einen zu hohen CO 2 -Anstieg der Atmosphäre durch menschgemachte Aktivitäten zu befürchten. Von den Klimawarnern und der Ozeanchemie mit unzähligen Forschern in Arbeit und Brot wird diese Schilderung natürlich nicht gerne gehört. Als Argument führt man den Revelle-Effekt an 166 , der zukünftig die CO 2 -Aufnahme des Ozeans vermindern soll. Dieser Effekt existiert - aber nur im Labor. In der Natur hat man ihn noch nicht nachweisen können 167 . 2.5.7 Amüsantes: Fingerprints und Tipping-Points Mit Statistik kann bekanntlich viel amüsanter Unfug getrieben werden, so auch, wenn Klima-Modellrechnungen und lokale Temperaturdaten mit Hilfe 97 2.5 Was Sie immer schon über CO 2 wissen wollten <?page no="98"?> der Fingerprint-Methode 168 verknüpft werden. Diese Methode wurde von den Mathematikern Karp und Rabin entwickelt und hat sich zur Mustersuche in Computertexten bewährt. Ob der Mensch an einer Klimaerwärmung maßgeb‐ lich beteiligt ist, kann die Fingerprint-Methode mit Hilfe von Klimamodellen aber nicht entscheiden. Wenn ein ordentliches statistisches Verfahren mit Klimamodellrechnungen von notorischer Fragwürdigkeit verknüpft wird, resul‐ tiert nur das bekannte „Mist rein, Mist raus“. Die unschuldige Fingerprint-Me‐ thode zusammen mit Klimamodellen wird problemlos nachweisen können, dass steigende Scheidungsraten, steigende Verwendung von Mikrowellenherden, steigende Flugkilometer bei Fernreisen und weiteres mehr vom ansteigenden anthropogenen CO 2 verursacht werden. Es wäre nur ein komplizierteres Ana‐ logon zu der schon bekannten Geschichte über Storchhäufigkeit und Geburten. Tipping-Points in der Klimatologie bezeichnen Wendepunkte, die eine bis‐ lang mehr oder weniger stetige oder auch periodische Entwicklung in eine völlig neue Richtung treiben. Solche Tipping-Points gab es in der Klimavergangenheit immer wieder. Ein Beispiel dafür war der plötzliche Durchbruch des Atlantiks an der damals noch geschlossenen Meerenge von Gibraltar vor etwa 5,3 Millionen Jahren. Er ließ erst das Mittelmeer entstehen und veränderte die klimatischen Verhältnisse Südeuropas maßgebend. Das Auffüllen lief übrigens mit nur etwa 2 Jahren erstaunlich rasch ab. Tipping-Points zeichnen sich durch grundsätzliche Unberechenbarkeit aus. Es ist daher nicht zielstellend, Vermutungen über Tipping-Points - denn Sicherheit gibt es hier nicht - zur Grundlage von Vorhersagen oder gar Gegenmaßnahmen machen zu wollen. Oder, um ein anschauliches Bild zu wählen: Auch im täglichen Leben jedes Menschen gibt es immer wieder Tipping-Points, negative wie positive. Ein Ermitteln, wann diese völlig unbekannten Ereignisse denn nun auftreten werden, oder gar ein versuchter Schutz gegen sie, ist unmöglich. Die jüngere Entwicklung darf mit ungewöhnlichen Klimaereignissen wie durch Tipping-Points allerdings nicht in Verbindung gebracht werden. So ist es beispielsweise ein beliebtes Narrativ des PIK, dass der Anstieg, der bei etwa 280 ppm CO 2 -Konzentration einsetzte, die Temperatur in ungewöhnlicher Weise hochtreiben würde. Wenn dies so wäre, ließe sich der Temperatur- und CO 2 -Verlauf von Bild 10 unter 2.4.1 nicht mehr mit unserer schieren Existenz in Einklang bringen. Mit CO 2 -Konzentrationen bis hinauf zu 7000 ppm hätte die Welt gemäß den fragwürdigen Behauptungen des PIK über Tipping-Points nämlich nicht nur eimal, sondern bereits mehrfach untergehen müssen! 98 2 Klima <?page no="99"?> 2.6 Ursachen von Klimaänderungen Here comes the Sun. Here comes the Sun and I say It’s alright. Little darling, it’s been a cold, long, lonely winter, Little darling, it feels like years since it’s been here. Here comes the Sun. Here comes the Sun and I say it’s alright. Little darling, the smiles returning to their faces. … Sun, Sun, Sun here it comes. (The Beatles) Es wurde bereits erwähnt, dass man unter Klima das mindestens 30-jährige Mittel von Wetterparametern, wie Temperaturen, Niederschlagsmengen, Wind‐ geschwindigkeiten und weiteren Parametern versteht. Über das Wetter be‐ richtet die Meteorologie. Ihr Kenntnisstand erlaubt heute immer genauere Vorhersagen. Insbesondere das stetig dichter werdende meteorologische Mess‐ netz hat dazu beigetragen. Beim Klima verhält es sich mit Kenntnisstand und Vorhersagen leider anders, was aber nicht den Klimaforschern anzulasten ist. Die beiden Kernfragen „Welche Prozesse sind maßgebend“ und „wie steuern diese Prozesse heute das Klima“ können heute immer noch nicht beantwortet werden. Die wichtigsten Klimawandel-Ursachen nachfolgend: a. Änderungen der kosmischen Strahlung. b. Variationen im Verhalten der Sonne. Dies betrifft die Strahlungsintensität in unterschiedlichen Spektralbereichen, die Sonnenflecken und (damit verbunden) insbesondere Änderungen des Sonnenmagnetfeldes. c. Änderungen in der spektralabhängigen erdatmosphärischen Reflektion und Absorption der Sonneneinstrahlung, wie zum Beispiel durch Aero‐ sole 169 oder Wolkenbildung. d. Konzentrationsänderungen der Treibhausgase. e. Änderungen in den natürlichen Ozeanzyklen 170 . Die Ursache der wohl einzigen, allerdings kurzen und die Klima-Jahresfrist von 30 Jahren unterschreitenden Wetteränderungen, die zweifelsfrei geklärt ist, sind extrem große Vulkaneruptionen mit globalen Auswirkungen. Langanhaltenden Vulkanismus mit Klimawirksamkeit kennen wir aber nur in dem über Millionen Jahre andauernden sibirischen Trapp 171 an der Perm-Trias Zeitgrenze. Bei Vulkanexplosionen werden gigantische Mengen von Material kilometerweit 99 2.6 Ursachen von Klimaänderungen <?page no="100"?> in die Luft geschleudert. Der Rauchpilz, der dann über dem Vulkan hängt, besteht aus Gasen wie Wasserdampf, CO 2 und SO 2 sowie feinen Staubteilchen. Millionen Tonnen Gas geraten in die Stratosphäre. Aus dem Schwefeldioxid entstehen kleine Schwefelteilchen, sog. Aerosole. In der Atmosphäre können sie das Licht reflektieren und teilweise absorbieren, so dass nur noch ein Teil der Sonnenstrahlen die Erde erreicht. Beispiele von Extremausbrüchen sind: • 1813, die Eruption des Vulkans Tambora in Indonesien. Das darauffol‐ gende Jahr wurde das Jahr ohne Sommer genannt. Der Staub in den höheren Luftschichten leitete die Sonnenstrahlen jahrelang um und ver‐ ursachte rotglühende Sonnenuntergänge auf der ganzen Erde. Missernten und Hungersnöte waren die Folgen. • 1883, der Ausbruch des Krakatau in Indonesien. • 1992, der Ausbruch des Pinatubo auf den Philippinen. Die Belege für den Zusammenhang von langfristigen Wetteränderungen und extremen Vulkanausbrüchen besitzen Beweisqualität. Zuerst ist es die Korre‐ lation zwischen Vulkanausbruch und einer globalen Temperaturabsenkung. Hinzu kommt die physikalische Erklärung. Asche und Aerosole absorbieren Sonnenlicht und verursachen Abkühlung. Ferner gibt es oft Nachweise von Vulkanascheteilchen in Sedimenten aus der Zeit der Eruption. Es sei betont, dass nur einer der genannten Faktoren nicht ausreicht, um von einem Beweis zu sprechen. In der Klimageschichte gab es dagegen, wie unter 2.4.5 dargelegt, immer wieder weit stärkere und schnellere Temperaturanstiege, aber auch Temperaturrückgänge in vergleichbaren Zeiträumen - all dies ganz ohne anthropogenes CO 2 . Schauen wir uns nun Klimaänderungen an, die sinnvollere Hypothesen erlauben. Zuerst kann dabei der oben unter a) genannte extrem langfristige Zusammenhang zwischen kosmischer Strahlung und Erdtemperaturen ange‐ führt werden, der einen Zufall praktisch ausschließt (Bild 22). Die Autoren machen für diesen gleichmäßigen Klimazyklus von etwa 150 Millionen Jahren Periodenlänge das regelmäßige Eintauchen unseres Sonnensystems in Staub‐ wolken-Zonen bei ihrem Kreislauf innerhalb unserer Galaxis verantwortlich. 100 2 Klima <?page no="101"?> Bild 22: Zum Klimaeinfluss der kosmischen Strahlung: Intensität der kosmischen Strahlung (oberes Teilbild), Erd-Temperaturen als Anomalien (unteres Teilbild). Der Zusammenhang - Maxima der kosmischen Aktivität fallen auf Minima der Erdtemperaturen - ist deutlich. Die Zeitachse ist in Millionen Jahren vor heute. Bildquelle: Shaviv und Veizer 172 (Die schwarze Temperaturkurve ist mit der Temperaturkurve in Bild 10 identisch). Schaut man sich „kürzere“ Zeiträume an, womit jetzt viele tausende bis einige Millionen Jahre gemeint sind, wird jedem unvoreingenommenen Naturforscher sofort klar: Die maßgebende Klimakraft kann nur die variable Sonne sein, wobei auch die astronomischen Zyklen unseres Sonnensystems mitwirken. Die wissenschaftlichen Indizien sind zu überwältigend. Unter 2.4.2 (Bild 11) wurde bereits die Milankoviҫ-Hypothese beschrieben, welche durch astronomische Zyklen der Erde um die Sonne verursacht werden, welche zu unterschiedlich starker Sonneneinstrahlung führen. Im Jahre 1801 machte der zeitgenössische deutsche Astronom Wilhelm Her‐ schel 173 zum ersten Mal auf den Einfluss von Sonnenflecken auf Temperaturen aufmerksam. Herschel fiel auf, dass die Weizenpreise im damaligen England bei viel Sonnenflecken tiefer und bei wenig Sonnenflecken höher waren. Die kalte Zeitspanne des ausgehenden 17. Jahrhunderts war der Temperatur‐ tiefpunkt der kleinen Eiszeit. Insbesondere Künstler waren von der Ästhetik 101 2.6 Ursachen von Klimaänderungen <?page no="102"?> des ungewöhnlich vielen Schnees und Eises beeindruckt, davon legen die berühmten Winterbilder der zeitgenössischen flämischen Malerei Zeugnis ab. Inzwischen gibt es zum Thema „Sonnenflecken und Klima“ unzählige Studien, stellvertretend nur die von Adussamatov und Mitautoren 174 . Das linke Teilbild 23 veranschaulicht den Mechanismus. Bild 23 Links: Veranschaulichung der Wolkenkeimbildung aus kosmischer Strahlung 175 . Rechtes Teilbild: Sonnenflecken seit Beginn des 17. Jahrhunderts, erstellt aus den numeri‐ schen Daten 176 . Das starke Sonnenfleckenminimum von 1650 bis 1710 (Maunder Minimum) fiel mit ungewöhnlich tiefen Erdtemperaturen zusammen. Die gesamte Strahlungsleistung der Sonne 177 variiert allerdings um weniger als 1 %. Diese kleinen Änderungen reichen nicht aus, um den Einfluss der Sonne auf Erdtemperaturen zu erklären. Es muss daher Verstärkungsfak‐ toren geben. Der Verstärkungsmechanismus, wie eine nur relativ wenig strah‐ lungsvariierende Sonne dennoch eine hohe Klimavariabilität erzeugt, wurde bereits in den 1970er Jahren zum erstenmal von russischen Klimaexperten untersucht. Die wichtigsten Beiträge in jüngerer Zeit leisteten dann die Forscher Eigil Friis-Christensen, Knud Lassen und Henrik Svensmark 178 . Maßgebend ist hierbei die kosmische Strahlung. Diese wird vom variablen Magnetfeld 179 der Sonne moduliert. Bei schwachem solarem Magnetfeld trifft vermehrt kosmische Strahlung auf die Erdatmosphäre, weil der kosmische Strahlungsfluss weniger abgeschirmt wird. Die kosmische Strahlung erzeugt dann über einen komplexen Bildungsprozess mehr Wolken, welche die auf die Erde treffende Sonnenstrah‐ 102 2 Klima <?page no="103"?> lung abschirmen und daher für Abkühlung sorgen. Die physikalischen Details dieses Prozesses sind erst jüngst zum ersten Mal aufgeklärt worden, wobei aber immer noch Forschungsbedarf besteht 180 . Einen guten Überblick dazu bietet der GWPF-Artikel „Force Majeure: The Sun’s role in climate change" 181 . Hieraus entnommen ist Bild 24: Bild 24: Änderungen der Wolkeneigenschaften (blau) in Abhängigkeit vom Forbush decrease (braun) 180 . Ein Forbush decrease 182 ist die plötzliche Abnahme der kosmischen Strahlung, verursacht vom Magnetfeld des Sonnenwinds, welches die kosmische Strahlung von der Erde weglenkt. Laufend erscheinen neue Fachpublikationen zum Thema „Sonneneinfluss auf Wetter und Klima“. Dazu gehört auch eine Studie über den Einfluss der Sonnen‐ fleckenzahlen auf die monatlichen Regenereignisse aller europäischen Länder, in welcher der Buchautor Mitautor ist 183 (Bild 25). Bemerkenswert dabei ist, dass der Regen zeitlich 17 Monate den Sonnenflecken hinterherhinkt. Solch hohe Zeitverzögerungen zwischen Sonnenaktivität und ihren Auswirkungen auf Wettervorgänge wurden auch schon in früheren Veröffentlichungen ge‐ funden 184 . Eine Erklärung dafür gibt es bis heute nicht. 103 2.6 Ursachen von Klimaänderungen <?page no="104"?> Bild 25: Februar-Regen von 1901 bis 2015 (blau) und Sonnenfleckenzahlen (rot). Bild entnommen aus der zugehörigen Fachveröffentlichung von Laurenz et al. 182 . Eine weitere Fachpublikation 102 des Buchautors zusammen mit Mitautor zeigt, dass die globale Temperaturentwicklung der letzten 2000 Jahre erstaunlich genau mit nur drei Zyklen der kosmischen Isotope 14 C und 10 Be mit Perioden‐ längen von ca. 1000, 460, 190 Jahren und dem bekannten 60-Jahre-Zyklus der Antlantischen Multidekaden-Oszillation wiedergeben werden kann (s. Bild 13 unter 2.4.4). Davon konnte zumindest der rund 200 Jahre lange Zyklus (De Vries-Süss Zyklus) mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit als Sonnenzyklus nachgewiesen werden. Noch zwei weitere Entdeckungen, welche speziell die rezente Erwärmung betreffen, sind erwähnenswert: Von Astrophysikern wurde eine Erwärmung des Mars, des Jupitermondes Triton und sogar unseres Mondes beobachtet 185186,187 . Bei Mars und Triton hatte der Mensch wohl nicht die Hand im Spiel, aber beim Mond sollen es Mondlandungen gewesen sein. Das erscheint nun doch absurd und entlarvt die Ängste der Klimawarner, um keinen Preis natürliche Vorgänge für die jüngste Klimaerwärmung zuzulassen. Es schien jedenfalls in dem betrachteten Zeitraum, der sich mit der globalen Erwärmung gegen 104 2 Klima <?page no="105"?> Ende des 20. Jahrhunderts deckt, auch anderswo in unserem planetaren System wärmer geworden zu sein, dort aber ohne menschgemachtes CO 2 . Die zweite Entdeckung betrifft die zurzeit ungewöhnliche Aktivität der Sonne. Sie wurde für den Verlauf der letzten 11.400 Jahre, also zurück bis zum Ende der letzten Eiszeit, erstmals von einer internationalen Forschergruppe um den Sonnenfor‐ scher Sami K. Solanki durch Isotopenanalysen von tausenden Jahren alten Baumfossilien und von Polareis rekonstruiert. Wie die Wissenschaftler des Teams aus Deutschland, Finnland und der Schweiz berichten, muss man über 8000 Jahre in der Erdgeschichte zurückgehen, bis man einen Zeitraum findet, in dem die Sonne im Mittel so aktiv war wie Ende des vergangenen Jahrhunderts 188 , womit die Sonne zumindest eine ebenso gute Erklärung darstellt wie das anthropogene CO 2 ! Aus dem Studium früherer Perioden mit hoher Sonnenaktivität sagen viele Forscher voraus, dass die gegenwärtig hohe Aktivität der Sonne wahrscheinlich nur noch wenige Jahre, allenfalls einige Jahrzehnte, andauern wird. Dies kann durch eine Aussage des oben erwähnten Sonnenforschers S. K. Solanki wie folgt ergänzt werden: „Zeitreihenanalysen zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit einer gleichbleibend hohen Sonnenaktivität in den nächsten Jahren, bis Jahrzehnten unter 1 % liegt“. Wir haben es daher mit einer Abkühlung zu mehr als 99 % Wahrscheinlichkeit in naher Zukunft zu tun (s. auch Bild 13 unter 2.4.4). Die Befürchtungen vieler russischer Klimaforscher, dass eine neue Kaltperiode droht, sind daher leider nicht grundlos. Sollte anthropogenes CO 2 tatsächlich in maßgebender Stärke klimaerwärmend wirken - dafür spricht freilich nach gegenwärtiger Mess- und Kenntnislage nichts - müssten wir, falls die Sonnen‐ forscher des Max-Planck-Instituts in Katlenburg-Lindau und alle weiteren For‐ scher mit ähnlichen Ergebnissen richtig liegen, den heutigen zivilisatorischen „CO 2 -Sünden“ der Menschheit sogar dankbar sein. Beim Thema „Sonne und Klima“ darf schließlich ein Hinweis auf das IPCC nicht fehlen. In dessen Sach‐ standsberichten wird der Sonneneinfluss auf das Klima als „vernachlässigbar“ heruntergespielt. Angesichts der überreichen Anzahl von Fachpublikationen, die diesen Einfluss aber belegen, ist dieser Mangel an wissenschaftlichkeiter Offenheit nur noch mit politischen Aspekten nachvollziehbar. An dieser Stelle darf das unverzichtbare Buch der Autoren Fritz Vahrenholt und Sebastian Lüning „Die kalte Sonne“ nicht unerwähnt bleiben. Es ist mit Gewinn zu lesen und stellt ein umfangreiches Nachschlagewerk des heutigen Stands zum Thema des Sonneneinflusses auf Klimaentwicklungen dar. Bei allen Indizien und Hinweisen auf den Sonneneinfluss kann aber trotz vieler Belege und Hinweise von absoluter Gewissheit immer noch keine Rede sein. Die Mechanismen, mit denen sich die Sonne im Klimageschehen als Hauptak‐ 105 2.6 Ursachen von Klimaänderungen <?page no="106"?> teur durchsetzt, sind nicht immer offenkundig und in der Regel schwer nach‐ weisbar. So variiert beispielsweise die Solarkonstante (Gesamtstrahlungsstärke der Sonne), wie es schon ihre Bezeichnung aussagt, nur wenig und kommt daher als direkte Ursache für kurzfristige Klimaänderungen kaum in Frage. Nur der Ultraviolett-Bereich des Sonnenspektrums unterliegt stärkeren Variationen. Es sind ganz offensichtlich die schon erwähnten Verstärkungsmechanismen über das Sonnenmagnetfeld, die dominieren. Zumindest örtlich näher als die variable Sonne sind uns die natürlichen Zyklen der Ozeanströmungen. Sie ziehen Veränderungen der Meeresoberflä‐ chentemperaturen und damit auch von Landtemperaturen nach sich. Auf dieses interessante Thema näher einzugehen, würde den Rahmen dieses Buchs sprengen, daher sollen nachfolgend nur die wichtigsten Zyklen vorgestellt werden: • Die Atlantische Multidekaden-Oszillation (Abkürzung AMO) ist eine zyklisch auftretende Zirkulationsschwankung der Ozeanströmungen im Nordatlantik von 0-60 °N. Sie bewirkt Veränderungen der Meeresoberf‐ lächentemperatur des nordatlantischen Beckens 189 . Ihre Periodendauer liegt zwischen 50 und 70 Jahren. Der Einfluss der AMO wurde sogar in Temperatur-Proxies Alpiner Seen nachgewiesen 190 . • Der nordatlantische Oszillationsindex (NAO) bezeichnet Schwankungen der Luftdruckdifferenz von Azorenhoch und Islandtief. Die NAO ist das dominierende Muster der winterlichen Klimavariablilität im nordat‐ lantischen Raum 191 . Ein positiver Index (NAO+) ist typischerweise mit milden und nassen Wintern in Zentraleuropa verbunden. Umgekehrt sind (NAO-)-Winter kälter und trockener als normalerweise. Die Betonung liegt auf „typischerweise“, denn es kommen immer wieder erhebliche Abweichungen von dieser Regel vor. • Die pazifische dekadale Oszillation 192 (PDO) bezeichnet eine plötz‐ liche Änderung der Oberflächentemperatur des nördlichen pazifischen Ozeans. Sie ist erst seit 1996 bekannt. • Der Indische-Ozean-Dipol 193 (IOD) ist eine Anomalie der Meeresoberf‐ lächentemperatur am äquatorialen Ost- und Westende des indischen Ozeans. Sie macht etwa 12 % der gesamten Temperaturanomalien des indischen Ozeans aus. • Die El Niño Southern Oscillation 194 (ENSO) bezeichnet nicht zyklische, veränderte Strömungen im ozeanographisch-meteorologischen System des äquatorialen Pazifiks. Sie kommt in unregelmäßigen Abständen von durchschnittlich vier Jahren vor und beeinflusst deutlich die globalen Mitteltemperaturen und Regenhäufigkeiten. 106 2 Klima <?page no="107"?> Jeder dieser Zyklen beeinflusst in unterschiedlichen Regionen der Erde und zu unterschiedlichen Zeiten Temperaturen und Niederschläge. 2.6.1 Paradigmen der Naturwissenschaft, Ockhams Rasiermesser Entia non sunt multiplicanda praeter necessitatem. (Wilhelm von Ockham, 1288-1347) Angesichts der politisch-offiziellen Hypothese eines durch anthropogenes CO 2 maßgebend „geschädigten Klimas“ und vieler Klimaforscher, die mit dieser Fragwürdigkeit nicht einverstanden sind, entsteht die Frage, nach welchen Kri‐ terien verlässliche Aussagen überhaupt erhalten werden können. Die Antwort kann nur sein, dass von einem fundamentalen Paradigma der Naturwissenschaft auch in der Klimawissenschaft nicht abgewichen werden darf. Es lautet: Es sind nur Hypothesen oder Theorien ernst zu nehmen, die mit Messungen belegbar (oder falsifizierbar) sind. Diese Forderung ist auch ein Leitmotiv dieses Buchs. Eine bestätigende Aussage von Richard Feynman wurde unter 2.1 bereits erwähnt. Aussagen aus Computer-Klimamodellen ohne bestätigende Messungen gehören gemäß diesem naturwissenschaftlichen Kern-Paradigma zu den nicht ernst zu nehmenden Hypothesen. Die wissenschaftlich ausgerichteten IPCC-Sachstandsberichte, die gelegentlich im Gegensatz zu den Berichten für Politiker stehen, bieten Fakteninformationen, die bei nüchterner Betrachtung zu keinen Klimakatastrophen-Befürchtungen Anlass geben können. Allerdings bevorzugt das IPCC die Computerergebnisse aus theoretischen Klimamodellen, weicht daher vom Grundparadigma der Naturwissenschaften ab und nimmt infolgedessen eine politische oder geisteswissenschaftliche, anstatt der hier einzig zulässigen naturwissenschaftlichen Sichtweise an. Besorgniserregende Temperaturen aus Computer-Klimamodellen kommen aber auch hier erst in der Zukunft vor. Ein vielleicht noch wichtigeres naturwissenschaftliches Paradigma schlägt eine Brücke zwischen Naturwissenschaft und Philosophie: Es stammt aus den Schriften des Philosophen William Ockham (1288-1347) und ist als „Ockhams Rasiermesser“ oder als Sparsamkeitsprinzip für Hypothesen in der Naturwis‐ senschaft berühmt geworden. Seine einfache Aussage besteht darin, dass von mehreren Hypothesen oder gar Theorien, die den gleichen Sachverhalt erklären könnten, stets die einfachste zu bevorzugen ist. Die europäische Naturwissen‐ schaft konnte seit Ockham ihre naturwissenschaftliche Überlegenheit gegen‐ über anderen Kulturen im Wesentlichen nur deswegen entfalten, weil sie sich 107 2.6 Ursachen von Klimaänderungen <?page no="108"?> konsequent nach seinem Prinzip gerichtet und allen früheren okkulten oder religiösen Erklärungen eine konsequente Absage erteilt hat. Ein anschauliches Beispiel dieses Prinzips: Nach einem Sturm ist ein Baum im Garten umgefallen. Aus „Sturm“ und „umgefallener Baum“ ist die einfache Hypothese ableitbar, dass der Baum vom Sturm umgeworfen wurde. Diese Hypothese erfordert nur die eine Annahme, dass der Wind den Baum gefällt hat, nicht ein Meteor oder ein Elefant, ferner ist bereits ein bewährter Mechanismus bekannt, nämlich die Windkraft. Die alternative Hypothese „der Baum wurde von überkräftigen, auf der Erde gelandeten Außerirdischen umgeknickt“ ist zwar prinzipiell nicht auszuschließen, gemäß Ockhams Rasiermesser aber zu verwerfen, da sie im Vergleich zur einfachsten Hypothese mehrere zusätzliche Annahmen erfordert. Solange nicht zwingende Gründe dagegen sprechen, ist stets an der einfachsten Hypothese festzuhalten. Da die Klimawarner nicht müde werden zu betonen, dass ohne anthropo‐ genes CO 2 der Temperaturanstieg der letzten 150 Jahre nicht zu erklären sei, liegt es nahe zu fragen, was das Prinzip von Ockham sagt. Es ist sehr einfach: Nur dann, wenn die Klimaentwicklung der jüngsten Zeit Besonderheiten aufweist, die mit den natürlichen Klimafluktuationen der Klimavergangenheit nicht in Einklang zu bringen ist, darf anthropogenes CO 2 ins Spiel gebracht werden. Davon kann aber gemäß der Geschichte der Erdtemperaturen bis heute (s. unter 2.4) keine Rede sein. Die natürliche Klimavariabilität war in der vorindustriellen Vergangenheit weit größer als in Zeiten des angestiegenen CO 2 . 2.7 Wie viel Klima macht der Mensch? Man muss die Dinge so einfach wie möglich machen. Aber nicht einfacher. (Albert Einstein) Nach den vorausgehenden Abschnitten ist nunmehr eine rationale Sicht und Beurteilung möglich, ob der rezente Klimawandel menschgemacht oder sogar gefährlich ist. Es ist zunächst unstrittig, dass die vom industrialisierten Men‐ schen in die Atmosphäre entlassenen Treibhausgase aus Industrie und Land‐ wirtschaft einen erwärmenden Einfluss auf die Globaltemperatur ausgeübt haben und ihn weiterhin ausüben. Nach dem heutigen Kenntnisstand liegt die Klimasensitivität (s. unter 2.5.3) zwischen 0,5 und 1 °C, ferner ist die Abhängigkeit der Globaltemperatur von der CO 2 -Konzentration logarithmisch (s. unter 2.5.2). Die globale Erwärmung infolge der CO 2 -Konzentrationszunahme 108 2 Klima <?page no="109"?> seit 1850 von 280 ppm auf heute 410 ppm liegt mit diesen beiden Grenzwerten der Klimasensitivität, wie leicht nachzurechnen ist, zwischen 0,28 und 0,55 °C. Ähnliche Werte werden auch in der Fachliteratur genannt 107 . Damit liegt keine Gefährdung durch ansteigende CO 2 -Konzentrationen vor. Dies gilt auch für die Zukunft, denn der weitere CO 2 -Anstieg in der Luft ist prinzipiell auf etwa 800 bis 1000 ppm begrenzt (s. unter 2.5.6). Bemühungen der Menschheit, ihre CO 2 -Emissionen einzuschränken, sind daher unnötig und wegen der damit verbundenen extremen volkswirtschaftlichen Schädigungen kontraproduktiv. Sie werden von den maßgebenden CO 2 -Erzeugerländern wie China & Co. daher auch nicht in direkter Weise unternommen. Um das politische 1,5 °C Ziel einzuordnen, kann man hilfsweise mit den vorgenannten Werten überprüfen, wie viel ppm an atmosphärischem CO 2 bei Einhaltung dieses Ziels möglich ist. Man erhält bei einer Klimasensitivität von 1,5 °C etwa 560 ppm CO 2 und von 0,5 °C etwa 2240 ppm. Der Bereich der Klimasensitivität von 0,5 bis 1,5 °C erlaubt demnach zukünftige CO 2 -Emissionen der Menschheit bis in den erwähnten Grenzbereich von 600 bis 2000 ppm hinein. In den vorangegangenen Abschnitten des Buchs wurde unter möglichst allen Aspekten und Blickwinkeln der Zusammenhang von Temperaturen und CO 2 -Konzentration untersucht. Nachfolgend die Zusammenfassung, wobei noch einmal betont wird, dass ohne Einbeziehung der Klimavergangenheit keine sinnvolle oder gar verlässliche Beurteilung der gegenwärtigen Situation möglich ist. Wir gehen von heute bis zur fernen Klimavergangenheit in drei Schritten zurück: 1. Ab 1975 bis 1998: Von 1975 bis 1998 ist eine gute Korrelation mit dem CO 2 -Anstieg vorhanden (s. Bild 4 unter 2.2). Demnach könnte CO 2 Ursache für die globale Temperaturzunahme in diesem kurzen Zeitraum von 23 Jahren sein. Der allerjüngste Zeitraum seit 1998 weist dann teilweise Pla‐ teaus, teilweise El Niños auf, so dass eine klimatologische Beurteilung noch kaum möglich ist. Mit dem auch in diesem Zeitraum weiter angestiegenen CO 2 liegt jedenfalls keine gute Korrelation mehr vor. 2. Ab Ende der kleinen Eiszeit um 1850 bis 1975: Hier passt nur der grobe Trend der Temperatur zum CO 2 - Anstieg (s. Bild 4 unter 2.2). Kleinere Temperaturzyklen passen nicht mehr dazu. Demnach könnte CO 2 immer noch die Ursache sein, es kommen aber zusätzliche Einflüsse hinzu, die aus Sicht der Klimawarner (IPCC) noch unverstanden sind! 3. Die Zeit vor 1850: In diesen Zeiten kamen weit höhere Temperaturen als nach 1850 vor. Des Weiteren gibt es fast beliebig viele Temperaturände‐ rungen in Richtung höherer, aber auch tieferer Werte, deren Geschwin‐ digkeiten, also Temperaturänderungen pro Zeit, alles Entsprechende 109 2.7 Wie viel Klima macht der Mensch? <?page no="110"?> nach 1850 in den Schatten stellen (s. unter 2.4.5). Bevor daher die Frage nach den Gründen dieser starken, nicht menschgemachten Temperatur‐ änderungen ungeklärt ist, kann über die Geschehnisse nach 1850 keine verlässliche Aussage gemacht werden. Und schließlich der wichtigste Punkt: Es ist lediglich eine Korrelation zwischen Temperatur und CO 2 aufzufinden, die mit der bekannten Eigenschaft der temperaturabhän‐ gigen CO 2 -Absorption beziehungsweise Entgasung von Ozeanen bestens erklärbar ist, die Temperatur führt dabei das CO 2 , nicht umgekehrt (s. unter 2.4)! Vor 1850 sind daher schwankende CO 2 -Konzentrationen als maßgebende Ursache von Temperaturänderungen auszuschließen. Die Klimawarner können somit ihre Hypothese einer maßgebenden anthro‐ pogenen Erwärmung nur aufrechterhalten, wenn sie für den Zeitraum nach 1850 andere Wirkmechanismen annehmen als davor. Und dies tun sie auch! So findet sich beispielsweise in Klimafakten.de die folgende ohne jeden Beleg aufgestellte freie Behauptung: „Fakt ist: CO 2 ist die Hauptursache des gegenwärtigen Klimawandels, auch wenn das bei anderen Klimawandeln in der Erdgeschichte anders gewesen sein mag“. Dies ist ein intellektueller Offenbarungseid ohne Beispiel. Letztlich wird damit behauptet, dass erst ab Überschreiten von etwa 280 ppm CO 2 -Konzentration nicht näher spezifizierte und nur vermutete Verstärkungsmechanismen eingesetzt hätten. Solche Mechanismen konnten bis heute in der Fachliteratur nicht nachgewiesen werden. Abschwächungsmechanismen wurden dagegen tatsächlich gefunden (s. unter 2.5.3). Noch hilfloser als Klimafakten.de äußert sich Prof. Corinne Le Quéré von der britischen East Anglia University, als sie in ihrem Queen’s Lecture Vortrag an der TU Berlin vom 11.11.2019 behauptete (ins Deutsche übertragen): „Wir verstehen den Prozess. Modelle können die Erwärmung nur reproduzieren, wenn sie Treibhausgase einsetzen. Es gibt keine alternative Erklärung“. Angesichts der wohlbekannten und in zahllosen Fachpublikationen veröffentlichten „alter‐ nativen“ Erklärungen (s. unter 2.6) ist die Aussage von Frau Le Quéré nicht nur nicht nachvollziehbar, sondern bereits absurd. Als Fazit bleibt festzuhalten, dass einzig eine gute Korrelation von Globaltemperatur und CO 2 -Gehalt der Luft in der kurzen Zeitspanne von 1998-1975 = 23 Jahren geeignet sein kann, einen anthropogenen Klimabeitrag infolge des angestiegenen CO 2 zu vermuten. 23 Jahre erfüllen freilich nicht einmal die Forderung eines Klimazeitraums von mindestens 30 Jahren. Gemäß den oben ausgeführten Punkten 1. bis 3. sind die Klimawarner nur dem gleichen Trugschluss aufgesessen, wie aus abnehmenden Kinderzahlen und gleichzeitige sinkenden Storch‐ 110 2 Klima <?page no="111"?> populationen auf den Storch als Lieferanten von Neugeborenen zu schließen. 2.8 Diskussionen von Klimarealisten mit Klimawarnern? … Man muss das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrtum um uns her immer wieder gepredigt wird, und zwar nicht von einzelnen, sondern von der Masse. In Zeitungen und En‐ zyklopädien, auf Schulen und Universitäten, überall ist der Irrtum oben auf, und es ist ihm wohl und behaglich, im Gefühl der Majorität, die auf seiner Seite ist. ( Johann Wolfgang Goethe, 1749-1832) Der friedliche Streit um sachliche Wahrheit hatte seine modernen Ursprünge in der Aufklärung, die sich gegen jede Art von Totalitarismus (damals ins‐ besondere eines religiösen) und für die Vernunft aussprach. Nur unter den Voraussetzungen aufgeklärten Handelns gelangten zuerst die westlichen Länder zu Wohlstand, medizinischer Versorgung und einer stark angestiegenen Le‐ benserwartung. Noch wenige hundert Jahre davor hätte niemand davon zu träumen gewagt. Zeitgenossen, die sich des heute fragil gewordenen Erbes der Aufklärung bewusst sind, können für Sachdiskussionen erreicht werden. Mit Esoterikern oder Ideologen sachlich diskutieren zu wollen, ist dagegen extrem schwer. Solche Leute sehen oft in der materiellen, atheistischen Wissenschaft keinen Sinn mehr und träumen nicht selten von der kompletten Zerstörung der heutigen Gesellschaft. Fakten und Zahlen interessieren sie nicht. Der Kampf der Medizin gegen Impfverweigerer oder irrationale Ablehnung der weltweit immer intensiver genutzten Kernenergie, mit weitem Abstand die sicherste Methode der Stromerzeugung (s. Bild 26 unter 3.1), liefern dafür die besten Anschauungsbeispiele. Es ist aber leider ebenso schwer, mit Fachwissenschaftlern zu einer Dis‐ kussion zu gelangen, die sich entschlossen haben, auf Klima-Alarm und mo‐ nokausale Klimaänderungen durch CO 2 ihre ideologischen Überzeugungen oder beruflichen Karrieren zu gründen. Alle bisherigen Versuche scheiterten, obwohl der Autor selber zur Gruppe der Fachwissenschaftler gehört und daher eigentlich leichteren Zugang zu Fachkollegen aller Arten von Auffassungen haben sollte. Als einzige Ausnahme von diesen Fehlversuchen ist eine Einladung 111 2.8 Diskussionen von Klimarealisten mit Klimawarnern? <?page no="112"?> des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) an das Europäische Institut für Klima und Energie EIKE zu nennen 195 . Bemerkenswert war dabei, dass das PIK jede Dokumentation der Diskussion und die Anwesenheit von Journalisten kategorisch ausschloss und später auch ein gemeinsames Protokoll mit EIKE ablehnte. Von den zahlreichen weiteren Versuchen, mit der Meinungsgegenseite zu öffentlicher Diskussion zu gelangen, seien stellvertretend noch folgende Einla‐ dungen seitens EIKE an die Fraktion der Klimawarner genannt: An Prof. Hans von Storch (seine Position ist diffus, denn er gehört auch zu den „Warnern vor den Klimawarnern“), an Prof. Jochem Marotzke 196 und an den TV-bekannten Prof. Harald Lesch. Insbesondere zum „Fall H. Lesch“ seien der skurrilen Begleiterscheinungen wegen ein paar Worte erlaubt: Nachdem H. Lesch in einem Interview mit der Zeitschrift GEO behauptet hatte, dass er mit EIKE diskutieren wolle und ihm dies aber trotz aller Bemühungen nicht gelungen sei, ließ der Autor Herrn Lesch eine höflich-kollegiale Einladung zu einer Diskussion zukommen. Sie blieb unbeantwortet. Danach folgte die gleiche Einladung per Einschreiben, aber auch diese erfuhr keine Resonanz. Der ganze Vorgang, inklusive der Kopie des Einschreibens mit Einlieferungsbeleg, wurde am 15. Juni 2017 in den EIKE-News veröffentlicht 197 , und jeder kann sich nun seinen Teil über die Glaubwürdigkeit von H. Lesch denken. Ein weiterer Diskussionsversuch seitens einer kleinen, politisch unabhängigen Gruppe im Gemeinderat von Bruchsal führte ebenfalls zu erstaunlichen Verwicklungen, die teilweise so amüsant waren, dass sie mit ausdrücklichem Wunsch der Bruchsaler Gruppe ebenfalls in den EIKE-News vom 24. Oktober 2019 nachzulesen sind 198 . Diskutiert man dagegen mit Leuten, die es mit Informationsgewinn ernst meinen und sich einer vernünftigen Diskussion nicht verschließen, erscheinen nur die einfachsten und möglichst faktennahen Argumente hilfreich. Ansonsten entstehen endlose Diskussionen über „Nebenkriegsschauplätze“, die oft im Nirwana enden. In solch unfruchtbaren Diskussionen geht es nämlich meist um Klima-Details, von denen sowohl die Medien als auch die Diskussionspartner nicht viel verstehen. Hier daher die nach Auffassung des Buchautors zehn wichtigsten und einfachsten Kernargumente, die den Behauptungen der Klima‐ warner entgegengesetzt werden könnten: 1. Klimawarner: „Klimaschutz“ ist die größte aktuelle Herausforderung der Menschheit. Klimarealist: Klima ist das mindestens 30-jährige statistische Mittel von Wetter. Es gibt weder ein globales Klima noch ein konstantes Klima, noch ein Recht darauf. Es gibt nur die bereits aus der Schule bekannten Klima‐ zonen von tropisch bis polar. In jeder dieser Zonen hat sich das Klima 112 2 Klima <?page no="113"?> seit Bestehen der Erde unablässig gewandelt. Konstantes Wetter und damit konstantes Klima gab es noch nie. Was wollen wir also schützen, das Wetter? Es gibt bis heute keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass der aktuelle Anstieg der CO 2 -Konzentration in der Atmosphäre eine maßgebende oder gar gefährliche globale Erwärmung erzeugt hat. Insbesondere auch in den Berichten des IPCC ist ein solcher Beleg nicht aufzufinden. Daher gibt es auch keine neue „Herausforderung“. Lösen wir erst einmal die alten! 2. Klimawarner: „Der massive Einsatz fossiler Brennstoffe wird eine gefähr‐ lich ansteigende CO 2 -Konzentration erzeugen.“ Klimarealist: Von dem durch den Menschen in die Atmosphäre ein‐ gebrachten CO 2 wird ein stetig zunehmender Anteil vom Meer sowie von Pflanzen, Moosen und Algen aufgenommen. Dadurch hat sich die Grünmasse der Erde messbar erhöht und zu Anstiegen der Weltnah‐ rungsernten geführt. Anthropogene CO 2 -Emissionen können aufgrund von Ausgleichsvorgängen und endlicher Ressourcen an Kohle höchstens eine Verdoppelung der aktuellen (0,04 %) CO 2 -Konzentration bewirken. In ferner Klimavergangenheit war die natürliche CO 2 -Konzentration der Erdatmosphäre schon bis 17-mal höher. Das überreiche Leben in den Weltmeeren ging damals nicht an Meeres-Versauerung zu Grunde, Korallen gibt es seit einer halben Milliarde Jahren. 3. Klimawarner: „Die Realität eines gefährlichen menschgemachten Klima‐ wandels nach Beginn der Industrialisierung ist nicht zu leugnen.“ Klimarealist: Wir kommen aus einer etwa 400 Jahre langen Kaltzeit, die von Mitte des 15. Jahrhunderts bis Mitte des 19. Jahrhunderts andauerte. Seitdem steigen die Temperaturen wieder an. Zum Glück, sonst würden wir immer noch in dieser „kleinen Eiszeit“ leben! An der Wiedererwärmung zweifelt niemand. Es gab immer schon Warm- und Kaltphasen. Während etwa zwei Dritteln der letzten 9000 Jahre waren die Alpengletscher wesentlich kleiner als heute. Im Mittelalter wurde Weinanbau in Pommern, Ostpreußen, England, sowie im südlichen Norwegen betrieben. Grönland war grün, daher sein Name. Kam dies alles etwa vom menschgemachten CO 2 ? Sogar die Eisbären haben extreme Warmzeiten und Eiszeiten bestens überstanden und denken nicht daran auszusterben. 4. Klimawarner: „Infolge der menschgemachten CO 2 -Emissionen haben Temperaturen und insbesondere auch Temperaturänderungen ein noch nie gekanntes Maß erreicht.“ 113 2.8 Diskussionen von Klimarealisten mit Klimawarnern? <?page no="114"?> Klimarealist: Die ab 1850 ablaufende Rückerwärmung nach der kleinen Eiszeit, aber auch die ab 1975 erfolgte kürzere Erwärmung kamen in Stärke und insbesondere auch in ihrer Schnelligkeit in den letzten 9.000 Jahren mehrfach und oft sogar heftiger vor. Sie waren natürlichen Ursprungs ohne Kohlekraftwerke. Das belegen die Temperatur-Rekon‐ struktionen der Vergangenheit. Beispiele sind die zwei sehr starken Warmzeiten vor 4500 und 6500 Jahren sowie die römische und die mittelalterliche Warmzeit. Diese Warmzeiten, insbesondere die uns am nächsten liegende mittelalterliche Warmzeit, waren globale Ereignisse. Die Gletscherforschung belegt, dass es weit über die Hälfte der letzen 10.000 Jahre wärmer war als heute. Auch die heutige Geschwindigkeit von Temperaturänderungen wird regelmäßig in Zeiten vor dem anthro‐ pogenen CO 2 übertroffen. Dies belegt bereits die mittelenglische Ther‐ mometer-Temperaturreihe CET, die bis 1659 zurückreicht. Es ist unseriös, eine industriell-menschgemachte Klimakatastrophe auszurufen, wenn die oft größeren Klimaschwankungen der vorindustriellen Zeit nicht schlüssig erklärt sind oder sogar nicht einmal zur Kenntnis genommen werden. 5. Klimawarner: „Extremwetter, wie Stürme, Hurrikane, Hagel, Starkregen, Dürren u.w.m. haben zugenommen.“ Klimarealist: Es gibt seit Beginn intensiver Datenaufzeichnungen um 1950 nach gründlichen Studien des IPCC keine pauschale Zunahme von Wetterextremen. Die stets kurzfristigen Wetterextreme sind unver‐ meidbar die natürliche Eigenschaft des Wetters und dürfen nicht mit Klimaänderungen verwechselt werden! Schadenshöhen sind kein Indiz für Extremwetter, sondern eines für die Versicherungswirtschaft. 6. Klimawarner: „Klimamodelle machen verlässliche Aussagen.“ Klimarealist: Klimamodelle sind aus prinzipiellen Gründen notorisch unzuverlässig und können bis heute nicht einmal die Klimavergangenheit zuverlässig und ohne künstliche Hilfen wiedergeben. Umso weniger sind sie für Klimaprognosen geeignet. 7. Klimawarner: „Das Vorsichtsprinzip verlangt, dass wir alles in unseren Kräften stehende zum „Schutz des Klimas“ tun müssen.“ Klimarealist: Es gibt viele hypothetische Mega-Bedrohungen der Menschheit, wie globalweite Pandemien mit Milliarden Toten oder der Einschlag eines großen Meteoriten mit noch größeren Schäden, um nur zwei stellvertretende Beispiele zu nennen. Infolgedessen ist eine Reihenfolge der dringendsten Bedrohungen zusammen mit den jeweils denkbaren Abhilfen und deren Kosten aufzustellen. Die Bedrohung, bei 114 2 Klima <?page no="115"?> welcher das Verhältnis von Schädigungskosten zum Aufwand ihrer Be‐ seitigung am größten ist, ist mit Priorität zu bekämpfen. „Klimaschutz“ ist das Schlusslicht dieser Prioritätenreihe. Maßgebender menschgemachter Klimawandel ist bis heute nicht belegt, die Schädigungskosten einer globalen Erwärmung sind vergleichsweises gering, im günstigsten Fall er‐ zeugt sie sogar ein Kostennutzen. Dagegen sind die Kosten von CO 2 -Ver‐ meidung und der damit verbundenen Deindustrialisierung ganzer Länder astronomisch hoch. CO 2 macht nicht vor Ländergrenzen halt. Daher wäre zumindest eine Beteiligung am „Klimaschutz“ seitens der Länder mit den stärksten CO 2 -Emissionen unverzichtbar, das wären China, USA, Indien, Russland und die Länder Gesamtafrikas - immer vorausgesetzt, CO 2 -Vermeidung ist tatsächlich „klimagünstig“. Doch diese Beteiligung wird es niemals geben. Wirtschaftliche Entwicklung hat für diese Länder absoluten Vorrang. Erst nach vielen Jahrzehnten werden im Betrieb CO 2 -freie und abfallfreie Kernkraftwerke der Generation-IV die Kohle ablösen. Dann hat sich das fiktive CO 2 -Problem von selbst erledigt. 8. Die aktuelle Bundesregierung: „Wir haben beschlossen, Deutschlands CO 2 -Emissionen müssen bis 2050 um mindestens 80 % verringert werden.“ Klimarealist: Diese Verringerung kann die globale Mitteltemperatur bis 2050 nur höchstens ein hundertstel Grad Celsius verringern. Der Aufwand dafür zerstört aber Deutschlands Industrie und Wohlstand. Die Länder mit maßgebenden CO 2 -Emissionen weiten ihre Kohleverbren‐ nung konsequent aus. Weit über tausend moderne Kohlekraftwerke sind aktuell weltweit im Bau oder in Planung. Deutschland dagegen will seine letzten wenigen Kohlekraftwerke schließen. Dies verletzt wegen globaler Unwirksamkeit nicht nur unser grundgesetzlich verankertes Prinzip der Verhältnismäßigkeit, sondern ist zudem industrieller Selbstmord. Die zunehmend blamablen Innovationserfolge Deutschlands rechtfertigen keine Vorreiterrolle. 9. Klimawarner: „97 % (mittlerweile angeblich sogar über 99 % bis hin zu 100 %) der Wissenschaftler sind sich über den menschgemachten Klima‐ wandel einig.“ Klimarealist: Diese Zahlen stammen aus unseriösen Studien. Durch unzulässige Einengungen der Befragten und ebenso unzulässige Schlüsse in der Auswertung kommen solche Unsinnszahlen zustande. Auf die Frage „Glauben Sie, dass der Mensch keinen Einfluss auf Klimavorgänge hat“ würde auch der Buchautor mit „Nein“ antworten und damit zu den 97 % gehören. Unzählige Manifeste, Petitionen und Fachveröffent‐ lichungen von Klimawissenschaftlern weltweit gegen das IPCC, werden 115 2.8 Diskussionen von Klimarealisten mit Klimawarnern? <?page no="116"?> von den deutschen Medien verschwiegen. Und zudem am wichtigsten: Wissenschaftliche Ergebnisse werden nicht durch Mehrheiten festgelegt. 10. Klimawarner: „Nur eine große Transformation der gesamten Gesell‐ schaft, die unsere Art zu leben umkrempelt, kann das Klima retten“. Klimarealist: Die „große Transformation“ ist der undemokratische Versuch, mit dem Hebel „Klimaschutz“ Zwang, Unfreiheit, Meinungsun‐ terdrückung, Verarmung und am Ende Öko-Kommunismus einzuführen. Es gilt die Regel, dass man sich, um den Wahrheitsgehalt einer Aussage zu beurteilen, vorher die Methoden des Aussagenden ansehen sollte. Wer Kinderfeldzüge (Fridays for Future) oder die noch fragwürdigere Aktion „Extinction Rebellion“ zur Durchsetzung seiner Interessen instrumenta‐ lisiert und finanziert, sagt nicht die Wahrheit, sondern manipuliert. 116 2 Klima <?page no="117"?> 3 Energie Es gibt Leute, die können alles glauben, was sie wollen; das sind glückliche Geschöpfe! (Georg Christoph Lichtenberg) Es geht hier um die gesamte Energie, welche wir für Industrie, Verkehr und Haushalte benötigen. Man bezeichnet sie als Primärenergie 199 . Sie steht uns aus unterschiedlichen Energiequellen zur Verfügung. Im Jahre 2017 belief sich beispielsweise die Primärenergie Deutschlands auf 3760 TWh (Terawatt‐ stunden, 1 TWh sind 1000 Millionen kWh). Welche Energiequellen zu welchen Anteilen im weltweiten Energieverbrauch genutzt werden, ist im oberen Teil von Bild 28 unter 3.2 gezeigt. Das entsprechende Diagramm für Deutschlands Primärenergie (unterer Teil von Bild 28) unterscheidet sich davon überraschend wenig, trotz der vielerorts unübersehbaren Energiewende in Gestalt von gigan‐ tischen Windkraftanlagen. Primärenergie wird durch mit Energieverlusten be‐ haftete Umwandlungsprozesse zur Sekundärenergie und nach weiteren Über‐ tragungsverlusten zu der vom Verbraucher konkret genutzten Endenergie. So kann beispielsweise ein Kohlekraftwerk über Kohleverfeuerung und Dampftur‐ binen nur mit grundsätzlichen Verlusten Strom erzeugen. Dieser kommt über mehrere elektrische Spannungsstufen schließlich beim Verbraucher in seiner häuslichen Steckdose an. Zur Vereinfachung vernachlässigen wir zunächst die Energieverluste. Über die Fakten der Energieerzeugung, des Energieverbrauchs sowie der so heiß umstrittenen und diskutierten Energiewende besteht - um es vorsichtig auszudrücken - noch erheblicher Informationsbedarf in der Bevölkerung, den Medien und bei den politischen Entscheidungsträgern. Einer der wichtigsten Gründe dafür ist das Fehlen verlässlicher Information durch Zeitungen, den öffentlichen Rundfunk und das Fernsehen. Oft liest oder hört man falsche Zahlen, die meist von interessierten Organisationen wie beispielsweise der Windradindustrie oder fragwürdigen NGOs wie Greenpeace stammen. Ge‐ nauer gesagt, sind es sogar nicht selten richtige Zahlen, die freilich dadurch falsch werden, weil sie in völlig anderen Zusammenhängen gültig sind, als sie dem Verbraucher suggeriert werden. Medien und öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten erfreuen sich immer noch eines hohen Vertrauens beim Konsumenten. Daher haben es insbesondere solche Fakten schwer, die den von Medien und interessierter Politik geweckten Erwartungen nicht entspre‐ <?page no="118"?> chen. Das Buch setzt es sich dagegen zur Hauptaufgabe, genau über diese Fakten zu berichten. Beginnen wir beim Thema „Augenwischerei der Öffentlichkeit“ mit dem elektrischen Strom! Strom ist keine Primärenergie, weil er aus der in Kohle, Uran, Erdöl, Gas, Wind oder Sonneneinstrahlung enthaltenen Energie erst erzeugt werden muss. Nur 16 % der deutschen Primärenergie im Jahre 2019 wurden zu Strom 223 . Dieser Wert schwankte über die letzten Jahre nur wenig. Elektrischer Strom wird weltweit immer wichtiger, sein Anteil an der jeweiligen Gesamtenergieerzeugung jedes modernen Landes nimmt langsam, aber stetig zu. Die Energiewende spielte sich bisher praktisch nur im Stromsektor ab, so dass die Bezeichnung „Stromwende“ besser der Realität entspräche. Nun aber ein konkretes und stellvertretendes Beispiel für Täuschung des Medienkonsu‐ menten: Am 7. Januar 2020 meldete das Portal Wetteronline „Erneuerbaren Energien deckten (2019) einen Rekordanteil von 42,6 % des Bruttostromverbrauchs“. Die Meldung wurde zudem mit ästhetisch aufbereiteten Windradbildern unter‐ legt. Wetteronline trug damit aber nur die Meldung von AGORA 200 weiter, einer üppig mit Mitteln (Steuermitteln? ) versehenen privaten Denkfabrik, welche sich um die Propagierung der Energiewende und hier insbesondere von Windrädern kümmert. Solche Organisationen haben es erstaunlich leicht, ihre Ergebnisse und Ansichten von den Medien verbreiten zu lassen und ausreichend Geld für ihre Existenz zu beschaffen. Der imponierende Wert 42,6 % sollte zweifellos den Erfolg der Energiewende belegen. Ist diese Zahl korrekt? Ja, ist sie, aber im oben beschriebenen Zusam‐ menhang einer wünschenswerten ordentlichen Berichterstattung ist sie grob irreführend. Die Verantwortlichen vertrauen darauf, dass 42,6 % so gut klingen, dass niemand genauer hinschaut und sich anderen Dingen zuwendet. Zuerst hat der flüchtig Lesende nämlich das Wörtchen „Bruttostromverbrauch“ übersehen oder nicht richtig verstanden. Es ist tatsächlich nur von Strom die Rede! Mit dem oben erwähnten 16 % Anteil Strom an der Primärenergie stammen nur 0,16 x 42,6 % = 6,8 % der Primärenergie aus erneuerbaren Energien. 6,8 % sind schon nicht mehr so prächtig. Schauen wir noch etwas genauer hin! Woraus bestehen denn die sogenannten Erneuerbaren? Das BMWi gibt eine zum Teil auf Schätzungen beruhende Antwort 201 und zählt dabei Wasserkraft, Biomasse, Hausmüll, Windkraft sowie Photovoltaik/ Geothermie auf. Die in der Meldung mit einem Windradbild suggestiv angesprochene Windenergie hat gemäß BMWi einen Anteil von 49 % an den Erneuerbaren. Dies bedeutet für die hier unübersehbar propagierte Windenergie die extrem magere Ausbeute von 0,49 x 6,8 % = 3,3 % der Primärenergie im Jahre 2019. Ob die beschriebene Medienmeldung von 42,6 % nun ein suggestiver Betrugsversuch 118 3 Energie <?page no="119"?> ist, soll der Leser entscheiden. Photovoltaik macht übrigens noch weniger, nämlich nur 1,1 % der Primärenergie aus. Mit dem Beispiel sollte hier nur gezeigt werden, wie man mit korrekten Zahlen, aber einer geschickt für den Verbraucher aufbereiteten Botschaft täuschen kann, ohne direkt zu betrügen. In einer EIKE-News wurde das hier besprochene Beispiel noch detaillierter durchleuchtet 202 . Insbesondere auch drei Physik-Ordinarien der Universität Heidelberg haben sich zum Thema der faktischen Publikumstäuschung bei der Energiewende geäußert 221 und die korrekten Zahlen in den zugehörigen Zusammenhängen vorgelegt. Ein weiteres Beispiel, welches regelmäßig Ungläubigkeit auslöst, ist die von interessierter Seite gerne hingenommene Verwechslung von realer Leistung einer Stromerzeugungsanlage mit ihrer Nennleistung. Diese Ver‐ wechslung ist insbesondere bei Windrädern und Photovoltaik relevant, weil dort die Unterschiede extrem sind. Nennleistung ist die Leistung einer Anlage unter Optimalbedingungen, also für eine Windradanlage die Leistung bei maximaler Windgeschwindigkeit, für eine Photovoltaikanlage bei maximaler Sonneneinstrahlung. Diese Bedingungen treten aber nur im Labor auf. Ons‐ hore-Windräder erbrachten im Bundes- und Jahresschnitt 2017 höchstens 20 % ihrer Nennleistung, bei der Photovoltaik ist der Abstand von Nennzu Realleistung noch größer (s. unter 3.3). Berechnung und zugehörige Quellennachweise, die zum Wert von 20 % bei Windrädern führen, werden unter 3.4.5 angegeben. Zuvor aber noch allgemeine Anmerkungen zur aktuellen Gesamtsituation der Energiewende. Deutschland will sich mit Klimaschutz und Energiewende nicht nur neu erfinden, sondern weltweit Vorbild sein. Allerdings haben sich solche Vorbildbemühungen noch nie ausgezahlt 203 - um es vorsichtig auszudrücken. CO 2 -Vermeidung ist aktuell in aller Munde. Möglichst CO 2 -neutrales Essen in Kantinen oder CO 2 -freie Städte sind nur zwei stellvertretende Beispiele. Den aktuellen Höhepunkt des deutschen Klima-Hype bieten die Erklärungen von Städten, sie befänden sich im Klimanotstand. Die Stadt Konstanz begann damit, obwohl weder der Wasserstand des Bodensees noch die Wetterentwicklung von Konstanz über die letzten Jahrzehnte Ungewöhnliches anzeigte. Die Konstanzer genossen dagegen einen wunderschönen Sommer 2019. Die Fakten werden bei solchen Unsinnsaktionen also komplett ignoriert. Wegen des als klimaschädlich angesehenen CO 2 soll der elektrische Strom in wenigen Jahrzehnten ausschließ‐ lich von Windrädern, Photovoltaik und Biomasse erzeugt werden, wobei nicht gefragt wird, ob dies in unserem hoch industrialisierten Land überhaupt möglich ist. Gebäude sollen in dicke Isolierungen verpackt werden, um Heizungsenergie zu sparen. Dies wird das Gesichtsbild unserer Städte verändern und die Böden 119 3 Energie <?page no="120"?> mit Giftstoffen aus verrotteten Isolierstoffen belasten. Insbesondere fallen auch historische Fassaden unter das Verpackungsgebot. Windturbinen, so fortschrittlich sie dem einen oder anderen auf den ersten Blick erscheinen mögen, haben schon heute zu fürchterlichen Landschaftsschä‐ digungen in deutschen Tiefebenen und sogar in unter Naturschutz stehenden Waldgebieten geführt. So ist der Reinhardswald (Vorlage der Grimmschen Märchenwälder) bereits Opfer der Energiewende geworden. All dies, um, wie zuvor dargelegt, gerade einmal 3 % unserer Primärenergie zu ersetzen. Unsere überschießenden, inzwischen europaweit höchsten Strompreise und insbesondere die Sicherheit unserer Elektrizitätsversorgung wird immer mehr zum Medienthema. Vor der Energiewende kannte man derartige Sicherheitspro‐ bleme überhaupt nicht. Aktuell schicken Kommunen bereits Energieberater in wirtschaftlich schwach gestellte Haushalte, die ihren Strom nicht mehr bezahlen können. Stromintensive und auf konstante Netzfrequenz angewiesene Indus‐ trieunternehmen, aber auch Hausbesitzer, die es sich leisten können, installieren Notstromaggregate zur Überbrückung von Blackouts 204 . Inzwischen finanziert die Bundesregierung mobile, mit Dieseltreibstoff angetriebene Notstromaggre‐ gate für das technische Hilfswerk (THW) 205 . Energieintensive Betriebe wandern ohne viel Aufhebens ins Ausland ab, die dabei verlorenen Arbeitsplätze werden nicht wiederkommen. 3.1 Ein Überblick zu den Problemen der deutschen Energiewende Die Durchsetzung der Energiewende kann nur noch gegen den Willen der be‐ troffenen Bevölkerung vorgenommen werden, die Energiewende-Profiteure natürlich ausgenommen. Dies führt zu sozialen und politischen Spannungen. An erster Stelle richtet sich heute der Widerstand gegen Windräder 206 . Land‐ schaftsentstellungen, das Opfern ganzer Wälder für Windturbinen, Wertver‐ luste der Häuser von Windradanrainern, Vernichtung von Greifvögeln, Fle‐ dermäusen sowie Insekten und nicht zuletzt gesundheitliche Schäden durch Infraschall werden durch die heute schon bis 250 Meter hohen Anlagen verur‐ sacht. Mit „Infraschall“ wird Lärm bezeichnet, dessen Frequenz zwar unterhalb der akustischen Wahrnehmungsschwelle liegt, dessen Schädigungspotential dadurch aber keineswegs verschwunden ist. Alle oben genannten Schäden durch Windräder werden von heute bundesweit mehr als 1000 Bürgerinitia‐ tiven gegen Windradinstallationen nicht mehr hingenommen. Die Politik hält freilich unverrückt an der Energiewende fest, obwohl sogar fachkundige 120 3 Energie <?page no="121"?> Befürworter grüner Energien freimütig eingestehen, dass weder durch Wind‐ räder noch durch Solaranlagen in nennenswertem Umfang CO 2 eingespart werden kann 207 . Biosprit, gewonnen aus endlosen Energiemaisfeldern in Bayern, verursacht Kostensteigerung und Verknappung von Nahrungsmitteln in Ländern der dritten Welt und vernichtet hierzulande die Artenvielfalt 208 . Die UN empfiehlt daher, die Biospritproduktion weltweit zurückzufahren. Pumpspeicherwerke inmitten von Touristen gesuchten Erholungsgebieten des Südschwarzwaldes lassen Naturschützer auf die Barrikaden gehen. Dar‐ unter sind viele Wähler, die ehemals den Grünen in Baden-Württemberg zur Regierungsmehrheit verhalfen und nun ganz andere Vorstellungen von Naturschutz haben. Schlussendlich ist ein Ende des Strompreisanstiegs nicht absehbar. Angesichts dieser Entwicklungen stellt sich die Frage, ob diese Verwer‐ fungen der deutschen Stromwirtschaft und die Energiewendeschäden sachlich begründet werden können. Die Grenzen der Energiewende treten inzwischen nämlich offen zu Tage. Ihr Scheitern wird von vielen Fachleuten als unab‐ wendbar angesehen, und sogar die überwiegend regierungstreuen Medien beginnen vorsichtig darüber zu berichten. Deutschlands aktuelle Regierung ist mit ihrer Starrköpfigkeit beim Durchsetzen der Energiewende weltweit ein Einzelfall. Kein anderes Land kopiert solch eine Zerstörung seiner eigenen Energie-Infrastruktur und Landschaften. In Polen mit seinen Kohlekraftwerken, aber auch in Tschechien mit seinen Kernkraftwerken unweit der deutschen Grenze, mehren sich protestierende Stimmen. Diese Länder fühlen sich wegen ihrer klassischen Stromerzeugung mit Kohle und Uran deutschem Druck auf ihre energiepolitische Souveränität ausgesetzt. Daher sind folgende Fragen unvermeidbar: • Gibt es sachlich zwingende Gründe für die Energiewende? • Warum fürchten wir inzwischen Blackout-Ereignisse? • Warum ist Deutschland Vorreiter einer Bewegung, bei der uns keine Nation dieser Erde folgt? Schließlich hatten wir vor der Energiewende eine sichere, zuverlässige und kostengünstige Versorgung mit elektrischer Energie. Von einer Black-Out Bedrohung war in Westdeutschland (im Gegensatz zur ehemaligen DDR) niemals die Rede. Trotz zahlreicher Kritik an der Energiewende sind in den Medien diese sich von selbst aufdrängenden Grundsatzfragen immer noch nicht auf der Tagesordnung. Leider verhindern meist fehlende technische und naturwissenschaftliche Grundkenntnise in den Medien-Redaktionen, aber auch die bekannte Grün-Orientierung von Journalisten neutrale sachgerechte 121 3.1 Ein Überblick zu den Problemen der deutschen Energiewende <?page no="122"?> Berichterstattungen und Analysen. Bevor die technischen Grundkriterien und vor allem die Kosten nicht unverhüllt und schonungslos in der öffentlichen Kommunikation angekommen sind, gibt es auch keine sinnvollen öffentlichen Diskussionen und kann es infolgedessen auch keine sachgerechten politischen Entscheidungen geben. Zurzeit entscheidet nur politischer Wille. Physik und technische Regeln werden komplett ignoriert. Das kann nicht gut gehen! So werden trotz der Verweigerung des Bürgers, Elektroautos zu kaufen, die vom Steuerzahler geleisteten Kaufprämien immer weiter erhöht, obwohl dies nichts nützt. Jeder, der nicht völlig auf den Kopf gefallen ist, weiß, dass das Elektroauto keine brauchbare Alternative zum Benziner oder Diesel ist, und es aus prinzipiellen Gründen auch niemals werden kann (s. unter 3.3). Von der Politik wird dennoch hartnäckig ignoriert, dass naturwissenschaftliche, technische und wirtschaftliche Grundregeln nicht durch politische Willensbildung außer Kraft gesetzt werden können. Insbesondere sind technische Regeln nun einmal keine beliebigen Ideen von Technik-Nerds, sondern sind aus langjährigen empirischen Erfahrungen hervorgegangen. Sie haben sich in der harten Realität bewährt. Ignoriert wird zudem, dass die Physik Verstöße gegen ihre Gesetze unnachsichtig bestraft. Das vorliegende Buch wird die maßgebenden technischen und wirtschaft‐ lichen Kriterien der Energiewende daher nicht ausblenden. Sogar ganz im Gegenteil! Es ist Hauptanliegen dieses Buchs, auf sie einzugehen! Dies wird mit praxisnahen Rechenbeispielen unterstützt, die einfach nachzuvollziehen sind und keine besonderen Vorkenntnisse erfordern. Die immer noch unwis‐ sentlich gut gemeinte und mehrheitlich von der Bevölkerung mitgetragene Energiewende wird scheitern. Dies ist keine unbegründete Prophetie, denn die naturwissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Regeln lassen gar keinen anderen Ausgang zu. Der bekannte Wirtschaftsprofessor Hans-Werner Sinn hat daher keineswegs leichthin gesprochen, als er konstatierte 209 : „Wer glaubt, durch den Ausbau grüner Energiequellen ließe sich eine moderne Industriegesellschaft versorgen, verweigert sich der Realität“. Wenn darüber hinaus sowohl der stromintensiven deutschen Industrie als auch dem privaten Verbraucher noch stärkere finanzielle Belastungen für die Energiewende abverlangt werden, wird es problematisch. Stahl- und Alumini‐ umwerke sind dabei, sich aus Deutschland zu verabschieden - mit all den damit verbundenen Folgen, nicht nur für die aktuellen, sondern auch die zukünftig wegfallenden Arbeitsplätze. Im privaten Bereich können bereits über eine Million Haushalte ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen und wurden von 122 3 Energie <?page no="123"?> den Versorgern vom Stromnetz abgeklemmt. Diese Entwicklung wird bei einem voraussichtlich weiteren Anstieg der Anzahl von Haushalten ohne elektrischen Strom gesellschaftspolitische Verwerfungen nach sich ziehen. Wie kam es eigentlich zu dieser fatalen Entwicklung? Der endgültige Durchbruch hin zur deutschen Energiewende wurde durch kein deutsches Ereignis angestoßen. Grund war vielmehr eines der stärksten bekannten Erdbeben mit nachfolgendem Tsunami in Japan im März 2011. Zumindest ein Tsunami ist in Deutschland unmöglich. Er verursachte die Ha‐ varie der japanischen Kernkraftwerke, was ausreichend hohe Schutzmauern zuverlässig hätten verhindern können. Die erforderlichen Wandhöhen waren dokumentiert und somit den Verantwortlichen bekannt. Damit wären in der verwüsteten Gegend um Fukushima die Kernkraftwerke als die einzigen noch funktionierenden technischen Anlagen für den dringend benötigten elektrischen Strom intakt geblieben. Es kam anders. Der entstandene Nukle‐ arschaden in Japan war beträchtlich, obwohl kein Todesopfer durch Strahlen‐ schäden zu beklagen war (als einzige Ausnahme wird ein Arbeiter vermutet, der 5 Jahre nach dem Unglück an Lungenkrebs starb 210 ). Deutschland gedachte kaum der 16.000 Tsunami-Opfer. Ausschließlich die deutsche Kernkraft mu‐ tierte zum Unding. Aus Angst vor radioaktiven japanischen Wolken, die schließlich um die halbe Welt hätten ziehen müssen, wurden Jodtabletten gekauft. Diese irrationalen Reaktionen erlebten ihren Höhepunkt mit der Entscheidung, die deutsche Energiepolitik müsse komplett auf den Kopf gestellt werden. Die Kanzlerin Angela Merkel gab widerstandslos die Kern‐ kraft auf und beeilte sich, grüne Energien als unabdingbar für die deutsche Stromerzeugung zu erklären. Viele unserer europäischen Nachbarn, wie Frankreich, Schweden, Finnland, Polen und Tschechien, sahen und sehen die Dinge dagegen sachlich. Sie halten an der Kernenergie nicht nur fest, sondern bauen sie, in rationaler Beurteilung ihrer Risiken, sogar noch weiter aus. Die für unsere Volkswirtschaft fatale Entscheidung hin zur Energiewende wurde schließlich von einer Ethik-Kom‐ mission getroffen, der ein Erz-, ein Landesbischof und der Vorsitzende des Zentralkomitees deutscher Katholiken, aber kein einziger Energieexperte angehörten. Die ursprünglichen Laufzeitverlängerungen der deutschen Kernkraftwerke (KKW) wurden zurückgenommen. Statt, wie geplant, frühestens 2036 soll nun das letzte KKW bereits bis 2022 vom Netz gehen. Acht KKW der insge‐ samt 17 deutschen KKW wurden 2011 sofort abgeschaltet, danach in den Jahren 2015, 2017 und 2019 ein KKW, 2021 und 2022 jeweils drei KKW 211 . Wind-, Solar- und Biogasstrom sollen zuerst die Kernkraft und später auch 123 3.1 Ein Überblick zu den Problemen der deutschen Energiewende <?page no="124"?> die Kohle ersetzen. Wer solches vor dem Fukushima-Unglück vorhergesagt hätte, wäre nicht ernst genommen worden. So sagte A. Merkel noch auf dem 97. Katholikentag, sie halte den Atomausstieg „für nicht sinnvoll“, auch den Protest gegen den Neubau von Kohlekraftwerken hielt die Bundeskanzlerin für kontraproduktiv 212 . Deutschland lebt vom Export technischer Produkte. Es weist im Nationen-Vergleich immer noch einen der höchsten Anteile an qualifizierten Technikern, Ingenieuren und Naturwissenschaftlern auf. Mit der Ethikkommission wurde das stets bewährte Vorgehen hochindustrialisierter Länder auf den Kopf gestellt, neue technische Großverfahren (hier Strom aus Wind und Sonne) zuerst von unabhängigen Fachleuten beurteilen zu lassen, danach gründlich in Großversuchen zu testen und erst danach der politischen Entscheidung zu übergeben. Jeder unvoreingenommene Beobachter wird natürlich einräumen, dass die Risiken der Kernkraft nicht aus der Luft gegriffen sind. Eine risikofreie Techno‐ logie gibt es nicht. Die Kernenergie ist hier kein Sonderfall, sie unterliegt in diesem Punkt den gleichen Kriterien wie grundsätzlich jede technische Methode zur Stromerzeugung. Die Kernkraft wird allerdings in Deutschland irrationaler beurteilt und als gefährlicher angesehen als von allen anderen Nationen welt‐ weit. Nirgendwo wird solche Angst vor der Kernkraft und werden so viele Unwahrheiten verbreitet, nirgendwo wird von den Medien so manipuliert wie bei der Kernenergie. Zwei Gründe scheinen hierfür verantwortlich zu sein: Zum einen ist es die Unkenntnis, wie hoch das Risiko der Kernenergie wirklich ist und im nüchternen Vergleich mit den Risiken anderer technischen Anwendungen eingeordnet werden muss. Jede Technologie hat Risiken, davon gibt es keine Ausnahme. Zum zweiten gelang es ökoideologischen Interessengruppen in be‐ harrlichem und schließlich erfolgreichem Bemühen, irrationale Kernkraftangst nahezu unverrückbar in den Köpfen der deutschen Bevölkerung zu verankern. Natürlich hatten Menschen immer auch Angst vor der Technik. Deutschland scheint aber in diesem Punkt besonders anfällig zu sein, den englischen Begriff „German Angst“ gibt es schließlich nicht grundlos. Das im hier besprochenen Zusammenhang der Stromerzeugung verwendete Sicherheitskriterium lautet „Wie viele Opfer fordert die Erzeugung von 1 TWh elektrischer Energie“? Auch wenn es mancher Leser nicht glauben mag, so ist die Stromerzeugung aus Kernkraftwerken weltweit und sogar mit höchstem Abstand die sicherste Methode der elektrischen Stromerzeugung überhaupt. Der spektakuläre Unglücksfall in Tschernobyl ist dabei berücksichtigt. Eine gründliche Studie 213 zu allen schädlichen Folgen von Energieerzeugung wurde 1998 vom Paul Scherrer Institut (PSI) veröffentlicht, dem staatlichen Schweizer Forschungs‐ institut für Natur- und Ingenieurwissenschaften. In einer Lancet-Publikation von 124 3 Energie <?page no="125"?> 2007 wurden die Gesundheitsgefahren der elektrischen Stromerzeugung dann erneut untersucht 214 . Speziell für Deutschland gibt es ebenfalls eine einschlägige Untersuchung der Universität Stuttgart 215 . Alle diese Untersuchungen kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Bild 26 aus der Lancet-Studie zeigt sie. Bild 26: Todesfälle pro TWh erzeugten elektrischen Stroms. Der Anteil von Uran ist mit 0,05 Todesfällen pro TWh so klein, dass er in der Grafik nicht mehr erkennbar ist. Bild erstellt aus den in Tabelle 2 der Lancet-Studie angegeben Daten. Es ist schon erstaunlich, dass diese Fakten von den Gegnern der Kernenergie überhaupt nicht zur Kenntnis genommen werden. Noch erstaunlicher ist, dass man den deutschen Autoverkehr mit seinen tausenden Opfern und Verletzten jedes Jahr in diesem Zusammenhang völlig vergisst. Technik ohne Gefährdung für Leib und Leben gibt es nicht. Dies ist der Preis, den der moderne Mensch zahlen muss, wenn er nicht mehr in Zeiten der Kopfjägerei und des Kanniba‐ lismus leben will. Dafür erhalten wir heute einen historisch unvergleichbar hohen Lebensstandard. Ferner eine immer modernere medizinische Versorgung, die unsere Lebenserwartung immer weiter ansteigen lässt, ohne dass ein Ende dieser positiven Entwicklung abzusehen ist. Hier kann dem immer noch Zweifelnden vielleicht die Behandlung eines vereiternden Zahns beim mittelal‐ terlichen Bader weiterhelfen, mit verkeimter Zange, bakterieller Infektion und qualvoller finaler Sepsis. Heute stellt eine moderne Zahnbehandlung mit Betäu‐ 125 3.1 Ein Überblick zu den Problemen der deutschen Energiewende <?page no="126"?> bungsspritze kein Problem mehr dar. Auch Goethe hat noch viele unbequeme Wochen in der Pferdekutsche bis hin nach Italien benötigt, wir fliegen in zwei Stunden einfach hin, dies nur ein zweites Beispiel für Fortschritt. Zurück zur deutschen Energiewende! Es ist durchaus möglich, dass Deutsch‐ land die Kernenergie für einen Zeitraum von 2 bis 3 Jahrzehnten aufgibt. Eine solch verfehlte und nicht sachgerechte Politik wird sich aber auf Dauer nicht halten lassen. Die Menschheit wird des schieren Überlebens wegen die unerreichbar effiziente Quelle der Kernenergie mit ihrem praktisch unendlichen Brennstoffvorrat stetig mehr nutzen und ausbauen. Ohne sie ist die Energie‐ versorgung von zukünftig vielleicht 10 Milliarden Erdbewohnern auf einem akzeptablen industriellen und zivilisatorischen Niveau gar nicht denkbar. Kein Land wird sich dieser Entwicklung entziehen können, auch Deutschland nicht. Die Kernenergie, allerdings nicht unbedingt in Form der bislang betriebenen KKW-Typen (leichtwassermoderierte Reaktoren), sondern als bereits existie‐ rende Brutreaktoren der Generation IV, wird die einzige sichere und bereits existierende Energiequelle der Menschheit für die fernere Zukunft - sie ist alles andere als eine „Brückentechnologie! Ein objektives Bild über die Nutzung der Kernkraft gibt es in den Medien hierzulande schon lange nicht mehr. Nach dem Scheitern der Energiewende könnte sich dies ändern. Diese Ernüchterung könnte zur Folge haben zu versuchen, die aktuell aufgegebenen Restlaufzeiten der sicheren deutschen Kernkraftwerke doch noch auszunutzen. Vermutlich ist es aber dafür aus tech‐ nischen Gründen bereits zu spät. Was danach passiert, kann nicht vorhergesagt werden. Eine länger andauernde deutsche Abkehr von den heutigen Typen von Kernkraftwerken und die Überbrückung mit Kohlekraftwerken (Gas ist zu teuer) wäre nicht einmal völlig unvernünftig. Freilich sind hierfür völlig andere als Sicherheitsgründe maßgebend. Vor allem ist dazu die fragwürdige CO 2 -Vermei‐ dungspolitik der EU und Deutschlands auf einen rationalen Prüfstand zu stellen. Und diese Abkehr erfordert zudem einen konsequenten Neuanfang in der Kern‐ kraftwerks-Forschung an der neuen Generation IV, die sich durch praktische Freiheit von Kernbrennstoff-Abfällen, eine machbare inhärente Sicherheit und eine viele Millionen Jahre andauernde Brennstoffreichweite auszeichnet. Man fragt sich, was selbst grüne Weltverbesserer gegen solche Anlagen eigentlich noch ernsthaft vorzubringen hätten. Deutschland war in der Kernkraftwerkstechnik früher einmal führend, jetzt existieren die damaligen Institute nicht mehr, und die Experten sind längst im Ruhestand. Das Know-how einer Spitzentechnologie hat die deutsche Politik einfach weggeworfen. Heute sind es Russland, China und die USA, welche die Erforschung und Entwicklung der zivilen Kernkraftnutzung dominieren. 126 3 Energie <?page no="127"?> Das Ziel, den weltweiten Strombedarf schon ab 2040 zu mindestens einem Viertel aus Kernenergie zu decken, rückt näher 208 . An dieser Stelle soll nun das Thema „Kernenergie“ verlassen werden. Es wird, weil zu umfangreich, im vorliegenden Buch nur noch in speziell erforderlichen Zusammenhängen angesprochen. Daher wurde es Hauptthema des separaten Buchs „Götz Ruprecht und Horst-Joachim Lüdecke: Kernkraftwerke, der Weg in die Zukunft, TvR-Verlag, 2019" 216 . 3.2 Energiebedarf und Reserven: Die Menschheit braucht Energie Woran liegt es eigentlich, dass die Menschheit so energiehungrig ist? Die Ant‐ wort ist einfach: Inzwischen bevölkern immer mehr Menschen die Erde, welche auf immer einem höheren zivilisatorischen Niveau wohnen, kochen und reisen wollen. Seit Erfindung des Fernsehens bekommen sie diesen Wunsch auch noch durch die Bilder von wirtschaftlich höher entwickelten Nationen vor Augen geführt. Aber auch die am weitesten entwickelten industrialisierten Nationen haben kaum davon abweichende Wünsche. Aktuell steigert die Digitalisierung mit Cloud- und Streamingdiensten, Big Data und Künstlicher Intelliganz (KI) den Energiehunger immer weiter: Anstelle eines einzigen KI-Trainings kann man beispielsweise über 300 Mal von San Francisco nach New York und zurück fliegen 217 . Die Erfüllung dieses Strebens ist unabdingbar mit immer mehr Energie pro Kopf verbunden. Bild 27 belegt diese Entwicklung. 127 3.2 Energiebedarf und Reserven: Die Menschheit braucht Energie <?page no="128"?> Bild 27: Human Development Index (HDI), oder auch „Wohlstandsindex" der UN, auf‐ getragen gegen den täglichen Energieverbrauch eines Erwachsenen 218 . Im HDI ist alles berücksichtigt, was die Moderne lebenswert macht, vom Wohnen, über die Nahrung, das Reisen bis hin zur Schulbildung und der medizinischen Versorgung. Der tägliche Energiebedarf eines Erwachsenen hat sich im Laufe der Mensch‐ heitsgeschichte laufend erhöht. Er betrug um die 8 kWh bei Jägern und Sammlern der Steinzeit, 30 kWh im Mittelalter und ist auf über 300 kWh in modernen Industriegesellschaften angestiegen 219 . Jäger und Sammler deckten den Bedarf noch mit Feuerholz, in unserem Mittelalter kamen Landwirtschaft, Zugtiere sowie Wasserräder und Windmühlen hinzu. Der Energieverbrauch hängt natürlich mit der Bevölkerungszunahme zusammen. Studien dazu, die in die Zukunft sehen, sagen ausnahmslos einen weiteren Anstieg des weltweiten Energieverbrauchs pro Kopf der Erdbevölkerung voraus. 2015 wurde der Energiebedarf der Menschheit zu insgesamt 81,4 % von Kohle, Erdöl und Gas gedeckt (oberes Bild 28). Der Rest kommt aus Kernkraft 4,9 %, Wasserkraft 2,5 %, Biobrennstoffen 9,7 % und einem Rest 1,5 % von Wind, Sonne, Geothermie, Gezeitenenergie und weiteren. An dieser Zusammensetzung wird sich auch in den nächsten Jahrzehnten nichts Wesentliches ändern. Wind- und Sonnen-Energie, die innerhalb dieses Rests von 1,5 % liegen und daher einen noch geringeren Anteil ausmachen, spielen weltweit überhaupt keine Rolle. Ihr Anteil wird in Zukunft sogar noch abnehmen. Warum dies so sein wird, ist weiter unten ausführlich dargelegt. 128 3 Energie <?page no="129"?> Energieverbrauch der Welt (2015) Bild 28: Oben: Weltenergieverbrauch in Methodenanteilen (2015), erstellt nach den Daten der IAA 220 . Holz und Holzkohle (hier unter Biobrennstoffe) stellen mit dem 3,75-fachen der Windenergie zumindest in der EU interessanterweise immer noch den größten Anteil der „Erneuerbaren“. In dem 1,5 % Rest (lila) sind Wind- und Solarenergie enthalten. Unten: Energieverbrauch für Deutschland (2018) 221 . Bemerkenswert ist, dass grob 80 % Anteil an Kohle + Gas + Erdöl für die Welt und für Deutschland (man vergleich Bild 28 oben und unten) praktisch gleich sind. Die hierzulande im Fokus stehenden „Erneuerbaren“ Wind und Sonne spielen nicht nur global, sondern auch im Energiewende-Deutschland kaum eine Rolle. Bei uns würden Wind, Sonne und Energiemais bei freien Marktverhältnissen, 129 3.2 Energiebedarf und Reserven: Die Menschheit braucht Energie <?page no="130"?> also ohne Subventionen und gesetzliche Zwangseinspeisung, wegen ihrer zu hohen Kosten (verglichen mit Kohle oder Uran) allenfalls ein Schattendasein führen. In Deutschland tragen, wie bereits unter 3. erwähnt, im Jahre 2019 Wind nur 3,3 % und Sonne nur 1,1 % zur Primärenergie bei 221 . Diese Werte sind mit 6,25 zu multiplizieren, um ihre Anteile am Strom anzugeben, denn Strom macht, wie bereits erwähnt, nur etwa 16 % der Primärenergie aus. Die Kosten für den geringen Ertrag der so stark propagierten Erneuerbaren Wind und Sonne sind freilich gewaltig. Allein die Umlagen zur Förderung der „Erneuerbaren“ gemäß dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) belasten die deutsche Volkswirtschaft und ihre Verbraucher heute mit 30 Milliarden Euro pro Jahr 222 . Generell ist zu allen hier genannten Zahlen zu bemerken: Es ist nicht immer einfach sie zu ermitteln, ferner darf man nicht Genauigkeit bis zu den letzten Stellen nach dem Komma erwarten. Der Grund liegt darin, dass die Zahlen zum Teil auf Schätzungen der offiziellen Stellen beruhen, nicht immer exakt die gleichen Jahre miteinander verglichen werden und weiteres mehr. Des Weiteren kann man sich inzwischen auch des Eindrucks nicht erwehren, dass die verantwortlichen Stellen immer mehr auf farblich gut gestaltete Aufmachung setzen und immer unwilliger die relevanten Zahlen herausgeben. So wird beispielsweise die bis 2017 mustergültige Zahlenübersicht des BDWE nicht mehr weitergeführt 223 und durch bunte, oft wenig informationshaltige Bildchen ersetzt - warum eigentlich? Kommen wir nun zu den Gründen der schwachen Ausbeute der Erneuer‐ baren. Zweifellos kommt bei ihrer Nutzung modernste Technik zum Einsatz. Dies wird, nicht einmal zu Unrecht, von ihren Vertretern auch immer wieder betont. Die daraus unterschwellig dem Verbraucher suggerierte Botschaft, dass die Erneuerbaren den ultimativen Stand bei der Erzeugung von Strom darstellen würden, ist allerdings falsch. Technische Modernität verstellt hier nur den Blick auf die naturgesetzlichen Schranken von Wind-, Sonnen- und Energiemaisnutzung. Diese Schranken sind allein entscheidend und können auch durch modernste Technik prinzipiell nicht durchbrochen werden. Die Energieversorgung im Mittelalter liefert für sie ein erstes Anschauungsbeispiel. Die ab etwa 700 n. Chr. einsetzende Klimaerwärmung mit ihrem Höhepunkt um das Jahr 1000 ließ Ernteerträge und Bevölkerungszahlen ansteigen. Riesige Waldflächen wurden für den benötigten Ackerboden gerodet, bis 1400 ver‐ schwanden zwei Drittel des deutschen Waldes 224 . Die erforderliche Ackerfläche zur Ernährung einer Person war um ein Vielfaches größer als heute. Rund 90 % der gesamten Bevölkerung waren Bauern oder zumindest mittelbar in der Landwirtschaft beschäftigt. Der Aufwand an menschlicher Arbeit, Zugtieren und Ackerflächen für die Landwirtschaft war nicht mehr zu steigern. Daher 130 3 Energie <?page no="131"?> wurde es im Spätmittelalter bei plötzlich einsetzender Klima-Abkühlung und schlechteren Ernten unmöglich, die im günstigen Klima angewachsene Bevöl‐ kerung noch ausreichend zu ernähren. Es begann die Zeit der Hungersnöte, verstärkt durch Seuchen und Pest, in welcher übrigens ein großer Teil des im Mittelalter gerodeten Waldes wieder heranwuchs. Zwischen 1000 n. Chr. und Ende des 19. Jahrhunderts wurden in Westeuropa 400 Hungersnöte registriert. Erst die neuzeitliche Chemie mit Dünger und Schädlingsbekämpfungsmitteln und die Mechanisierung der Agrarwirtschaft mit Verbrennungsmotoren stellte die Nahrungsversorgung der Bevölkerung auf eine sichere Basis. Heute ernährt ein Landwirt in Deutschland etwa 130 Mitbürger. Der Anteil 225 der Landwirt‐ schaft am Energieverbrauch der deutschen Gesamtwirtschaft beträgt nur noch 1,3 %. Was war eigentlich der tiefere Grund des mittelalterlichen Desasters? Um dies zu beantworten, müssen wir erst sehr viel mehr Fakten über Energienutzung und Umwelt erfahren. Dies erfordert unvermeidbar einen etwas längeren Umweg in den nächsten Abschnitten. Die Auflösung des mittelalterlichen Rätsels kann infolgedessen erst unter 3.4.1 gegeben werden. Zuerst sei im Folgenden Energie, insbesondere elektrische Energie, näher betrachtet. Die meisten Rohstoffe sind durch technische Findigkeit ersetzbar, Energie nicht. Dies macht ihre Sonderstellung aus. Von der in modernen Indus‐ triegesellschaften verbrauchten Energie ist ein stetig weiter ansteigender Anteil elektrischer Strom, weil immer mehr elektrische Geräte benutzt werden, ange‐ fangen vom Smartphone bis hin zur Klimaanlage. Ein großzügig ausgestattetes Auto mit elektrischen Fensterhebern, Klimaanlage, Stereoanlage, Sitzheizung, Scheibenheizung, Navigationssystem usw. kann heute im Extremfall tiefer Au‐ ßentemperatur und großzügiger Nutzung allen elektrisch betriebenen Komforts bis zu 30 % seines Benzins für die Stromerzeugung verbrauchen. Elektrische Energie hat den Vorzug, bequem und ohne großen Aufwand durch Drähte transportierbar zu sein. Ein elektrisches Transportsystem in Gestalt von Hochspannungsleitungen ist weitgehend unabhängig von der Methode der Stromerzeugung, im Gegensatz etwa zu Pipelines, die nach Versiegen der Ölquellen kaum mehr nützlich sind. Stromenergie steht nach Umlegen eines Schalters sofort zur Verfügung. Elektrische Energie in Hochspannungsleitungen kann nicht explodieren, wie die Energieträger in Treibstoff- oder Gasleitungen (Ausnahme hiervon machen heute nur Lithium-Ionen Batterien, insbesondere in E-Autos, welche bei zerstörerischen Unfällen explosionsartig brennen können, für die Feuerwehr kaum löschbar sind und eine ungleich größere Gefahr für die Insassen eines E-Autos als eines Benziners oder gar eines nicht von selbst bren‐ nenden Diesels darstellen 226 ). Der maßgebende Nachteil der elektrischen Energie 131 3.2 Energiebedarf und Reserven: Die Menschheit braucht Energie <?page no="132"?> ist die Unmöglichkeit, sie in großem Maßstab wirtschaftlich zu speichern, denn sie besitzt keine Masse. Nun hat die bisherige Geschichte der Industrialisierung immer wieder be‐ wiesen, dass sich stets, überall und praktisch ausnahmslos auf Dauer das kostengünstigste, nicht aber das qualitativ beste, sicherste oder umweltfreund‐ lichste Verfahren durchsetzt. Erst später, wenn man es sich leisten kann, besinnt man sich auch auf Umwelt und Sicherheit. Von diesem Gesetz der Kostenminimierung macht auch die elektrische Stromerzeugung eines Landes keine Ausnahme. Allein deswegen wird weltweit zunehmend die Kohle genutzt und setzt die Kernenergie ihren stetigen Siegeszug fort. Nur neue kostengüns‐ tige Primärenergieträger können dies ändern. Tatsächlich ist inzwischen das Schiefergas mit vor wenigen Jahren noch unbekannten, unvorstellbar reichen Vorkommen weltweit als neuer „Stern am Energiehimmel“ aufgegangen. Wie schnell sich Schiefergas weltweit durchsetzen wird, ist ungewiss, denn mit seiner Gewinnung durch das „hydraulic fracturing“ werden Umweltprobleme befürchtet. Erstes Land, das diesen neuen „Energiesegen“ konsequent nutzt, sind die USA. Hier haben Schiefergas und Schieferöl die Energiewirtschaft bereits revolutioniert 227 . Neben der Kostenminimierung ist die zweite Naturgesetzlichkeit das stete Streben der Menschen nach mehr materiellem Wohlstand. Dieses kann vielleicht vorübergehend von wirtschaftlich saturierten Bevölkerungen reicher Nationen durch neue Ideologien, Altruismus, Sicherheitsbedenken oder schlichte ener‐ giepolitische Dummheit (deutsche Energiewende) zur Seite geschoben werden. Wenn es aber ernst wird und es materiell gut gestellten Nationen massiv an ihre finanzielle Basis oder an über alles geschätzte Gewohnheiten geht, hat es damit ein Ende. Dies führt uns weiter zur Globalisierung und zum internationalen Wettbewerb ganzer Nationen. Es geht hier im Grunde genauso zu, wie unter weltweit konkurrierenden Firmen. Der gnadenlose Wettbewerb verzeiht keine Fehler. Unter diesem Gesichtspunkt sind die CO 2 -Reduzierungsbestrebungen Deutschlands und der EU sinnlos und schädlich, wie es unter 2.6 bereits zahlenmäßig dargelegt wurde. Selbst die Menschheit als Ganzes könnte auch mit völlig unrealistischen Anstrengungen der CO 2 -Vermeidung praktisch keinen nennenswerten Klima-Effekt erzielen. Sie wird es als Ganzes auch nicht tun. Nur einige westliche Länder sind so vermessen, die restliche Welt belehren zu wollen. Wenn wir uns dagegen ausschließlich einem technisch und wirtschaft‐ lich sinnvollen Energiesparen verschreiben würden, wäre dies vernünftig. Schauen wir uns nur einmal unter der Frage „Ist CO 2 -Vermeidung überhaupt sinnvoll“? stellvertretend die weltweite Nutzung des Autos an. Schließlich wird das CO 2 aus Autos von der deutschen Politik als angeblich so bedrohlich für 132 3 Energie <?page no="133"?> unser Klima angesehen, dass es mit mehreren Steuern belegt wird. In jedem Autoprospekt finden sich Angaben zu den CO 2 -Emissionen des gewünschten Modells. Natürlich ist das wenig stimmig, denn der CO 2 -Ausstoß ist aus chemisch-stöchiometrischen Gründen proportional zum Treibstoffverbrauch, so dass dieser allein eine völlig ausreichende Steuerbegründung bietet. Der Autobesitzer wird aber mit dem „CO 2 -Kniff “ unauffällig zweimal für das Gleiche besteuert. Unter 2.5.1 wurde bereits zahlenmäßig belegt, dass sogar schon das CO 2 der menschlichen Ausatmung das CO 2 aus dem weltweiten Autoverkehr weit übersteigt. Bei der Energienutzung spielen viele Faktoren eine Rolle, wie der techni‐ sche Entwicklungsstand des Landes und vor allem seine eigenen Reserven an fossilen Brennstoffen. In den zu Industrienationen aufstrebenden Staaten China, Indien und Brasilien ist ein starker Trend zur Kohleverbrennung und zur Kernenergie unübersehbar. Vorwiegend wird noch die Kohle genutzt, von der die meisten Länder entweder eigene Vorkommen besitzen, oder die sie auf dem Weltmarkt kostengünstig erwerben können. Die politisch oft unsichere Versorgungssituation mit Erdöl und Erdgas bereitet nur Ländern Probleme, die über diese Rohstoffe nicht verfügen. Hier hat Schiefergas bereits Veränderungen bewirkt. Insbesondere die USA haben ihre frühere zu starke Abhängigkeit von den Ölstaaten des mittleren Ostens entscheidend reduzieren können 228 . Allerdings dürfen in Entwicklungsländern Probleme ganz anderer Art nicht aus dem Auge verloren werden. Die Bereitstellung sauberen Trinkwassers, ausufernde Slums in unregierbaren Megastädten, sich abzeichnende Kriege, nicht mehr um Öl, sondern um Wasser, sinkende Grundwasserspiegel, Immigra‐ tionsdruck sowie drohende Pandemien durch zu enge räumliche Verbindungen von Nutztieren und menschlichen Behausungen sind stellvertretende Probleme. Die die EU und unsere Bundesregierung offensichtlich so beunruhigende CO 2 -Frage spielt bei diesen Entwicklungsnationen überhaupt keine Rolle. Die wirkungsvollste Umweltschutzmaßnahme bestünde zweifellos in einer Begrenzung der Weltbevölkerung, wobei es über die Größe eines sinnvollen Bevölkerungsstandes der Erde unterschiedliche Auffassungen gibt. Da ab der Zahl von 5 Milliarden Menschen die Meinungen beginnen stark auseinander zu gehen, könnte man vielleicht von dieser Maximalzahl ausgehen, die aktuell bereits deutlich überschritten ist. Nüchterne Zahlen, welche die Kinderzahl in Abhängigkeit vom Bruttosozialprodukt anzeigen, zeigt Bild 29. 133 3.2 Energiebedarf und Reserven: Die Menschheit braucht Energie <?page no="134"?> Bild 29: Kinderzahl in Abhängigkeit vom Bruttoinlandsprodukt eines Landes 229 . Die unterbrochene horizontale Linie in Bild 29 ist der Mittelwert aller Länder mit über 5 Millionen Einwohnern von aktuell 2,33 Kindern je Frau. Die unterbrochene senkrechte Linie kennzeichnet das Brutttoinlandsprodukt von 1500 US$. Links davon liegen die ärmsten 59 Länder der Welt. In diesen fängt die Kinderzahl bei 5 an und endet mit 7 Kindern pro Frau (2017) in der Republik Niger. Fast alle Länder der Welt liegen dicht an der roten Kurve, es gibt nur wenige Ausreißer. Zum aktuellen Zeitpunkt ist noch ein stetiger Anstieg der Weltbevölkerung zu beobachten 230 . Das könnte sich aber durch neue Einflussgrößen unerwartet schnell ändern: Insbesondere in Afrika, dem Kontinent stärksten Bevölkerungswachs‐ tums, wachsen nämlich auch die Großstädte ungewöhnlich schnell. In diese zieht es wegen der besseren Verdienstverhältnisse und größerer individueller Freiheit auch vermehrt junge Frauen aus ärmeren Verhältnissen. Diese, inzwischen mit besserer Bildung und größerer Unabhängigkeit versehen, entwickeln ein anderes Reproduktionsverhalten, weil die gewünschten Vorteile der modernen Zivilisation mit vielen Kindern kaum zu erreichen sind. Der neue afrikanische „Großstadtfaktor“ könnte daher zu einem stärkeren Abknicken der globalen Bevölkerungskurve führen, als noch vor wenigen Jahren prognostiziert 231 . Die deutsche Entwicklungspolitik sollte angesichts der oben geschilderten Entwicklung versuchen, eine internationale, koordinierte Agenda zur Begren‐ zung der Weltbevölkerung mit dem Mittel wachsenden materiellen Wohlstands der Länder mit höchstem Bevölkerungswachstum auf den Weg zu bringen. Deutsche Bürgermeister sollten, anstatt gedankenlos und sinnlos ihre Stadt „vom CO 2 zu befreien“, besser Drittländern Kläranlagen für deren Zellulosefa‐ 134 3 Energie <?page no="135"?> briken finanzieren. Die Mittel der deutschen Entwicklungshilfe könnten mit den gewonnenen Einsparungen infolge einer aufgegebenen Energiewende wirksam aufgestockt werden. Diese Mittel wären bestens in der Schul- und Universitäts‐ ausbildung von Entwicklungsländern aufgehoben, womit nicht das Auswen‐ diglernen von Religionsbüchern gemeint ist! An den „return of investment“ von geförderten ausländischen Ingenieuren braucht nicht erinnert zu werden. Die Familienplanung von Ländern mit zu hohem Bevölkerungsdruck ist nur dadurch wirksam zu beeinflussen, indem man den Bildungsstand von Mädchen und jungen Frauen hebt. Es ist allerdings fraglich, inwieweit das angesichts bestehender Frauenfeindlichkeit und Frauenunterdrückung möglich ist, wie sie sich im verpflichtenden Kopftuch Hidschab einiger Kulturen manifestiert. Ähnliche Kurven wie in Bild 29 ergeben sich auch zur Umweltbelastung. Ausschließlich der wirtschaftliche Wohlstand erlaubt einen besseren Umgang mit der Umwelt. Ist man sich in Deutschland dieser Zusammenhänge überhaupt bewusst? Man darf es bezweifeln. Nabelschau und das Bedrängen von Nationen der dritten Welt, weniger CO 2 zu emittieren, gehören zur deutschen politischen Agenda und lassen regelmäßig befremdliche Eindrücke bei den betroffenen Nationen zurück. 3.2.1 Die Endlichkeit von Brennstoffreserven Die Wahrheit ist unser kostbarstes Gut, setzen wir es sparsam ein! (Mark Twain) Zur Vermeidung von Missverständnissen ist auf den Unterschied von Roh‐ stoff-Reserven und Rohstoff-Ressourcen zu achten. Erstere stehen bei Benut‐ zung bestehender Verfahren zur Verfügung. Letztere sind Mengen, die zwar in der Natur vorhanden, aber erst mit Hilfe neuer, heute zum Teil noch unbekannter Fördermethoden erreichbar sind. Über die Auslaufzeiten fossiler Brennstoffe sind nur unsichere Schätzungen verfügbar, wobei insbesondere die Erschließung immer neuer Lagerstätten, aber auch der steigende Bedarf die größten Unbekannten sind. Für Erdöl und Erdgas werden Erschöpfungszeiten von 140 beziehungsweise 260 Jahren, von Kohle von 150 bis 200 Jahren genannt, über Schiefergas ist zu wenig bekannt 232 . Alle diese Zahlen sind zwar extrem unsicher, dennoch vermitteln sie eine Vorstellung dafür, wann es wirklich zu teuer wird und damit zu Ende geht. Wie ernst ist es also, falls man einen Blick über die nähere Zukunft hinaus wirft? Hier denkt man sicher zuerst an die Vorhersagen des „Club of Rome“, 135 3.2 Energiebedarf und Reserven: Die Menschheit braucht Energie <?page no="136"?> die sich freilich noch nie als zutreffend erwiesen haben und damit als komplett wertlos herausstellten. Woran lag es, hat der Club of Rome schlecht gearbeitet? Nicht unbedingt, aber er hat die wichtigste Resssource schlicht übersehen, den menschlichen Erfindungsgeist. Die Verfügbarkeit von Rohstoffen hängt nicht von Mengen, sondern von unserem technischen Wissen ab. Überspitzt ausgedrückt: „Die Steinzeit ging nicht zu Ende, weil die Steine rar wurden, sondern weil die Menschheit lernte Metalle zu nutzen“. Ressourcenschonung ist sehr sinnvoll, aber nur aus kaufmännischen Gründen. Ressourcenschonung aus prinzipiellen Gründen, oder gar Ressourcenschonung für unsere Nachkommen, ist der falsche Weg. Weil dies vielleicht zu zynisch klingt, eine historische Begebenheit zur besseren Veranschaulichung: Es handelt sich um die fast komplette Vernichtung des französischen Heeres bei Azincourt im Jahre 1415, welche das Heer der Engländer mit Hilfe ihrer Langbogenschützen erreichte. Die Pfeile dieser Bogen durchschlugen jede Ritterrüstung. Dies war dem Eibenholz geschuldet. Es wies besonders geeignete Eigenschaften für die Langbogen auf. Eibenbäume waren infolgedessen in Eng‐ land streng geschützt, auf Eibenfrevel standen schwere Strafen. Nun wächst aber Eibenholz nur sehr langsam, und als die so gepflegte und sorgsam aufgesparte Ressource „Eibenholz“ erneut zum Einsatz kommen sollte, war es bereits zu spät. Die Feuerwaffen hatten die Langbogen an Wirksamkeit überholt. Dieser „Azincourt-Effekt“ traf bis heute zuverlässig bei jedem drohenden Auslaufen einer Ressource ein. Man darf daher optimistisch sein. Würde der menschliche Erfindungsgeist tatsächlich irgendwann einmal endgültig versagen, wäre dies ohnehin das Ende der Menschheit in ihrer heutigen technisch-zivilisierten Form. Ressourceneinsparung würde dieses Ende nur um ein kurzes, qualvolles Zeitstück verlängern. Die mit Ressourcenschonung stets verbundene Forderung nach „Rettung der Welt“ war übrigens fast immer nur ein Vorwand zur „Beherrschung der Welt“. Seien wir daher rational und gehen diesen ideologisch geprägten Pessimisten nicht auf den Leim! Auch beim Erdöl und viel später bei Kohle und Gas wird es niemals zu einer völligen Erschöpfung dieser Ressourcen kommen. Die Menschheit wird lange zuvor allein schon aus Kostengründen das Verbrennen fossiler Brennstoffe aufgegeben haben und auf die Kernkraft mit ihrem praktisch unendlichen Brennstoffvorrat von vielen 100 Millionen Jahren umgestiegen sein. Zumindest lässt dies die bisherige Entwicklung der Energieerzeugung und Energienutzung als so gut wie sicher erwarten. Dieses zuerst kaum glaubliche Kunststück an Brennstoffreichweite wird mit den Brutreaktoren der Generation IV möglich, nämlich Reaktortypen ohne nennenswerten nuklearen Abfall (ob die Kernfusion, als „zweiter Pfeil im Köcher“, jemals ziviltechnisch brauchbar 136 3 Energie <?page no="137"?> wird, steht im Gegensatz zu den genannten Brutreaktoren der Generation IV noch nicht fest). Wer an mehr Einzelheiten zu diesem Thema interessiert ist, wird auf das Buch „Kernenergie, der Weg in die Zukunft" 216 verwiesen. 3.3 Ein Spaziergang im „Energie-Garten“ Wir wollen uns in diesem Rundgang einen allgemeinen Überblick über Energie und insbesondere die Nutzung des elektrischen Stroms mit Hilfe von einfachen Abschätzungen verschaffen. Damit soll insbesondere den von den Medien und Werbebroschüren der Windrad- und Photovoltaikindustrie vernachlässigten quantitativen Kriterien alle Aufmerksamkeit geschenkt werden. Der Leser soll ein Gefühl für die maßgebenden Größenordnungen entwickeln, welches heut‐ zutage leider in Gefahr ist, verloren zu gehen. Im Rundgang werden aber auch noch weitere Themen angesprochen, so der Autoverkehr und hier insbesondere das inzwischen politisch so stark geförderte und propagierte Elektroauto. Alle von uns genutzte Energie stammt von der Sonne und vom radioaktiven Zerfall instabiler Isotope der Elemente Kalium, Uran und Thorium. Die von der Sonne in die Photosynthese eingebrachte Energie wurde in Erdöl, Kohle und Erdgas gespeichert und wird bei deren Verbrennung wieder freigesetzt. Wir heizen daher mit „alter“ Sonnenenergie. Etwa die Hälfte der Erdwärme stammt aus radioaktivem Zerfall 233 . Wenn wir Erdöl, Gas oder Kohle verbrennen, geben wir der Atmosphäre wieder das CO 2 zurück, das die Verrottung von Pflanzen und deren endgültige Ablagerung in Form fossiler Brennstoffe der früheren Atmosphäre wegnahmen. Bei diesem Anlass muss an Schulwissen erinnert werden: Die Photosynthese, der alle Lebewesen dieser Erde ihre Existenz verdanken, wird von den beiden Hauptagenten Sonnenenergie und dem zu Unrecht geschmähten CO 2 betrieben (s. unter 2.5.1.). Die Sonne treibt indirekt mit ihrer Energiezufuhr die Winde an, so dass auch Windturbinen letztlich ihre Energie von der Sonne beziehen. Bei der Gezeitennutzung entnimmt man dagegen dem System Sonne- Erde-Mond kinetische Energie, die dem Sonnensystem bei dessen Entstehung mitgegeben wurde. Demnach kann festgestellt werden: die Sonne ist für alle von uns bezogene Energie verantwortlich, ausgenommen die Kernenergie, die Geothermie und die Gezeitenenergie. Für Puristen zwei Anmerkungen: Zum einen stammt auch die uns von der Sonne zugesandte Strahlungsenergie aus einem Kernreaktor - hier vom Fusionstyp. Die Sonne ist nämlich ein Kernfusi‐ onsofen 234 . Zum zweiten muss man gedanklich das „Kraftwerk“ Sonne-Erde um die „Kühltürme“, den kalten Weltraum, erweitern. Nur zwischen einer Wärme‐ 137 3.3 Ein Spaziergang im „Energie-Garten“ <?page no="138"?> quelle Sonne und einer Wärmesenke Weltall kann die „Wärmemaschine Erde“ betrieben werden, so verlangt es der zweite Hauptsatz der Thermodynamik. Im Folgenden werden die wichtigsten Energiegrundlagen beschrieben. Auch den hieran nicht interessierten Lesern, ausgenommen denen mit bereits vorhan‐ denen einschlägigen Kenntnissen, wird dennoch dringend empfohlen, diesen kleinen Teil auf keinen Fall zu übergehen. Ohne ihn kann vieles im Kapitel „Energie“ nicht ausreichend verständlich sein. Dies liegt in der Natur der Sache. Allen Lesern, die dennoch zu „technisch Trockenes“ befürchten, zur Beruhigung: Sie werden ihre Stromrechnung danach besser nachvollziehen können, und es wird oft sogar amüsant. Energie, der Begriff Arbeit ist mit dem der Energie identisch, kann weder erzeugt noch vernichtet, nur umgewandelt werden. Der Begriff „regenerative“ Energien ist daher falsch. Konsequenterweise gibt es auch keine prinzipielle Unterscheidung der verschiedenen Energieformen, die in unterschiedlichen, aber gleichwertigen Energie-Mengeneinheiten angegeben werden können. Nur gemäß praktischen Bedürfnissen existieren solche unterschiedlichen Einheiten überhaupt. Wir bevorzugen hier ausschließlich die Energieeinheit kWh, weil es vorwiegend um elektrische Energie geht und um es so einfach wie möglich zu machen. Die anfänglich etwas umständlich erscheinende Kilowattstunde erklärt sich daraus, dass man in der Elektrotechnik nicht elektrische Energie, sondern elektrische Leistung als Energie pro Zeit in Watt [W] als Grundgröße ansieht. Wegen des Zusammenhangs „Energie = Leistung ∙ Zeit“ ist daher die Wattsekunde 1 [Ws] = 1 Joule [ J] eine Energie-Maßeinheit. Das Joule ist den meisten Lesern aus Lebensmittelverpackungen oder Fitnessgeräten vertraut. An Stelle dieser sehr kleinen Größe verwenden wir die handlichere Einheit der Kilowattstunde [kWh]. Ein Kilowatt sind 1000 Watt, eine Stunde zählt 3600 Sekunden, somit haben wir für die Energie 1 Ws = 1/ (3,6 ∙ 10 6 ) kWh, oder umgekehrt 1 kWh = 3.6 ∙ 10 6 Ws. Bevor es jetzt droht, etwas trocken zu werden, einige aussagekräftige Zahlen und Zusammenhänge, damit man ein Gefühl für die Größen von täglich benötigten elektrischen Energiemengen bekommt: Auf Ihrem Haarföhn finden Sie vielleicht die Leistungsangabe 1600 W = 1,6 kW. Wenn Sie 1/ 4 Stunde lang föhnen, haben Sie die Energie 1,6 kW ∙ (1/ 4) h = 0,4 kWh verbraucht und zahlen (noch) bei einem Tarif von 30 Cents pro kWh für das Föhnvergnügen 12 Cents. Wenn Sie die gleiche Energie nicht aus der Steckdose, sondern lieber kühn durch eigene körperliche Betätigung wie etwa Strampeln auf einem Fahrrad mit angeschlossenem elektrischen Generator bei sportlicher körperlicher Dauerleistung von 100 W = 0,1 kW erbringen möchten, müssten Sie dazu bereits 4 Stunden in die Pedale treten, denn 0,1 kW ∙ 4 h = 0,4 kWh. Sie wissen nun, wie man es rechnet. Daher ist es amüsant, 138 3 Energie <?page no="139"?> selber zu ermitteln, wie viele Monate oder gar Jahre man in die Pedale mit konstanten 0,1 kW Leistung treten müsste, um den Jahresstrom für die eigene Wohnung oder das eigene Haus zusammen zu bringen. Wir gehen dazu von dem Grobwert 4000 kWh pro Jahr für Ihren Haushalt aus. Bitte nicht über das Ergebnis erschrecken! Das, was wir tagtäglich ein wenig gedankenlos aus der Steckdose an Energie beziehen, hat es „in sich“. Sie sind nun zumindest in der Lage, die von Tageszeitungen oftmals falsch geschilderten Zusammenhänge über grüne Energien zuverlässiger zu erkennen. So berichtete etwa die Leipziger Volkszeitung vom 25.5.2012: „Mit einer Nennleis‐ tung von 5,1 MW = 5100 kW der neuen Photovoltaikanlage in Sandersdorf-Brehna werden zukünftig 11.000 Haushalte mit Strom versorgt“. Rechnen wir einmal nach! Bei grob 4000 kWh Jahresenergie für jeden Haushalt brauchen 11.000 Haushalte 44 ∙ 10 6 kWh übers Jahr. Die Photovoltaikanlage muss demnach 44 ∙ 10 6 kWh/ 5100 kW = 8627 Stunden mit Nennleistung laufen, also fast ununterbrochen Tag und Nacht das ganze Jahr über (das Jahr hat 8760 Stunden). Dies ist natürlich unrealistisch, denn die Sonne scheint nicht immer, zumindest niemals bei Nacht. Bei dieser Meldung wurde als weiterer Irrtum auch noch die installierte Nennleistung mit der tatsächlich von der Anlage erbrachten Leistung gleichgesetzt! In der Realität kann allerdings überhaupt kein Haushalt mit Solarstrom versorgt werden. Haushalte brauchen Energie bei Bedarf, nicht nur dann, wenn die Sonne scheint und im Zenit steht. Tatsächlich scheint sich die Berichterstattung inzwischen etwas zu bessern, obwohl immer noch nicht deutlich genug darauf hingewiesen wird, dass mit Wind und Sonne keine Grundlast abgedeckt werden kann. Deshalb kann von einem Durchbruch, wie jüngst vom Handelsblatt behauptet 235 , keine Rede sein. Wie wäre es nun korrekt, wenn wir von der weitgehenden Unbrauchbar‐ keit des Sonnenstroms wegen seines fluktuierenden Aufkommens absehen wollen? Hierzu ist nur die Kenntnis der installierten Solarzellenfläche in [m 2 ] erforderlich. Die in Deutschland mit den heutigen Solarzellen erzielbare Solar‐ stromleistung sind zeit- und ortsgemittelte grob 10 W pro m 2 Solarpanelenfläche eine zuverlässige „Hausnummer“. Im Flächenmittel scheint nämlich gemäß dem deutschen Wetterdienst DWD hierzulande im vieljährigen Mittel von 1961 bis 1990 nur in grob 18 % der Zeit die Sonne 236 , weitere Hindernisse für optimale Ausbeute sind unter 3.4.1 beschrieben. Der Leser behalte grob 10 W/ m 2 als Daumenregel für Photovoltaik im Gedächtnis. Dieser Wert ist in der normalen Dach-Anwendung eines „Häuslebesitzers“ hilfreich und erlaubt unter Beach‐ tung der herrschenden Vergütungsbedingungen eine zuverlässige Gewinnvor‐ hersage. Man erhält die genannten 10 W/ m 2 nur aus der Praxis, indem man sich von möglichst vielen Solardachbesitzern ihre Abrechnung zeigen lässt. Oder 139 3.3 Ein Spaziergang im „Energie-Garten“ <?page no="140"?> man vertraut der Basler Zeitung, die in einem sehr kritischen Artikel 237 2200 kWh pro Quadratmeter über 25 Jahre (Lebensdauer von Solarpanelen) nennt, was als mittlere Leistung genau 10 W/ m 2 ergibt. Im Internet findet man dagegen „Peak-Werte“, bis hin zu endloser Hersteller-Werbung der Solarindustrie. Dies alles informiert den Verbraucher nicht, sondern führt ihn in lediglich die Irre. Um nicht missverstanden zu werden: Photovoltaik hat viele durchaus nützliche Anwendungen 238 . Um zu beurteilen, wie sinnvoll Photovoltaik in einer bestimmten Anwendung sein kann, hilft nur kühles Nachrechnen auf der Basis verlässlicher Daten. Wer diese aber bewusst zurückhält (die genannten 10 W/ m 2 sind im Internet nicht erwähnt! ), darf sich über den Vergleich mit Schlangenöl-Verkäufern nicht wundern. Zurück zu unseren Solarpanelen auf dem Hausdach. Die Gesamtfläche der Solarmodule [m 2 ] mit 10 W/ m 2 multipliziert ergibt die mittlere Jahresleistung der Anlage in [W]. Im Jahresmittel kann aus Photovoltaik im sonnenarmen Deutschland mit diesen 0,01 kW/ m 2 aus einem Quadratmeter grob 0,01 kWh/ m 2 ∙ 1 m 2 ∙ 8760 h ≈ 90 kWh elektrische Energie geerntet werden. Was „Nennleis‐ tung“ gegenüber der Realität bedeutet, wurde schon beschrieben. Um die von der oben beschriebenen Photovoltaikanlage in Sandersdorf-Brehna gelieferte Jahresenergie in kWh zu ermitteln, braucht man nur die Gesamtfläche aller ein‐ schlägigen Photovoltaikzellen mit 90 kWh/ m 2 zu multiplizieren. Leider wurde diese Gesamtfläche als einzig relevante Größe von der Leipziger Volksszeitung nicht angegeben. An dieser Stelle kann jeder Leser bereits leicht ermessen, oder besser „fühlen“, dass die hierzulande ankommende Sonnenenergie viel zu schwach für den Zweck der Stromerzeugung und daher keine sinnvolle Option ist. Wäre dies nicht so und die am Boden ankommende Sonnenenergie zur Stromerzeugung brauchbar, würde man ein Sonnenbad auf der Schwimmbadwiese nicht über‐ leben. Die Sonne, die zudem nicht immer scheint, ist aber für unsere elektrische Stromversorgung in Deutschland völlig unzureichend. Nur in Wüsten mit hoher Sonneneinstrahlung verhält es sich anders. Aber auch dort ist, wie es die Negev-Wüste Israels zeigt, eine landesweite Stromerzeugung mit Sonnen‐ energie offensichtlich nicht vorteilhaft. Israel beherrscht die wirtschaftlichen und technischen Grundrechenarten offensichtlich besser als wir. Weitere Zahlen, die viele Leser vielleicht überraschen werden: Nur 100 g Steinkohle enthalten einen Energieinhalt (Heizwert) von rund 0,8 kWh. Hiervon ist grundsätzlich grob die Hälfte, also 0,4 kWh, in elektrische Energie oder in mechanische Arbeit umwandelbar, der Rest geht prinzipiell und unvermeidbar als Wärme verloren - der Grund dafür ist der zweite Hauptsatz der Thermodynamik (Carnot-Prozess). Aus dem Verbrennen von 100 g Steinkohle und damit aus 140 3 Energie <?page no="141"?> der nach Abzug der grundsätzlichen Verluste gewonnenen mechanischen oder elektrischen Energie von 0,4 kWh kann man ein Auto von 1,5 t Masse 100 m hochheben. Man kann ebenso, wie bereits geschildert, einen Haarföhn von 1600 W eine 1/ 4 Stunde lang betreiben. Dieses Beispiel lässt bereits den Vorzug von Verbrennungsenergie gegenüber mechanischer Energie aus Wasserkraft oder gar Wind erkennen. Wir werden noch mehr Beispiele und weitere Details kennenlernen. Für das Weitere benötigen wir nun den Begriff der Energiedichte. Mit ihm wird der Energieinhalt von Energieträgern pro deren Masse bezeichnet 239 . Im Internet sind Tabellen zu finden, in denen Energiedichten für alle möglichen Stoffe in MJ/ kg oder kWh/ kg, gelegentlich auch volumenbezogen in kWh/ Liter oder kWh/ m 3 , angegeben sind. Die Energiedichte erlaubt aber nur umständlich direkte Vergleiche von strömenden Energien, wie zum Beispiel von strömender Wind- oder Sonnenenergie mit derjenigen bei der Kohleverbrennung. Hierzu benötigen wir auch noch die wesentlich besser geeignete Leistungsdichte als Leistung pro Fläche [W/ m 2 ]. Auf die für unsere Betrachtungen zentrale Größe der Leistungsdichte wird unter 3.4.1 noch ausführlich eingegangen. Wie viel Energie wird eigentlich von einer Überlandhochspannungsleitung transportiert? Man kann bei feuchtem Wetter gelegentlich das von vielen kleinen, lokal begrenzten Entladungen herrührende Knistern hören, wenn man unter ihr spazieren geht. Daher vermutet man, dass hier gewaltige Energie‐ mengen fließen. Dies trifft auch zu. Eine 380 kV Hochspannungsleitung über‐ trägt eine Leistung von etwa 400 MW, das ist soviel, wie ein großer Jumbo-Pas‐ sagier-Jet beim Start benötigt. Auf der anderen Seite erreicht aber auch in einer sehr langen Überlandleitung die zu einem bestimmten Zeitpunkt enthaltene elektrische Energie noch nicht einmal den Wert eines kleinen Weinglases mit Benzin 240 . Dies vermittelt bereits ein Gefühl dafür, dass elektrische Energie in großem Maßstab nicht, oder allenfalls nur über extrem kostspielige Umwege, speicherbar ist. Mit Blick auf die überzogenen politischen Erwartungen, die an Elektroautos geknüpft werden, ist ein nüchterner Blick jetzt auch auf deren Energieverhältnisse angebracht. Er ist bereits mit unserem bisher dargelegten Rüstzeug möglich. Für einen modernen Lithium-Ionen-Akku werden um die 0,18 kWh/ kg Energiedichte genannt (die angegebenen Werte schwanken etwas), für Benzin von 11 kWh pro kg 241 . Ein Benzinmotor hat einen Wirkungsgrad von 35 %, ein Elektromotor dagegen von 95 %. Damit liefert 1 kg Benzin 11 ∙ 0,35 = 3,8 kWh reale Traktionsenergie, 1 kg Li-Ionen Akku dagegen nur 0,18 ∙ 0,95 = 0,17 kWh. Ein Kilogramm Benzin bietet wegen 3,8/ 0,17 = 22 somit das Energieäquivalent von 22 kg eines Lithium-Ionen-Akkus. Man versteht nun 141 3.3 Ein Spaziergang im „Energie-Garten“ <?page no="142"?> eines der Grundprobleme von Elektroautos. Ein Akkugewicht von 200 kg in einem Elektroauto dürfte heute typisch sein, nur der schwere Tesla kommt auf 600 kg. Die kleinen Rechnungen zeigen bereits, dass unser Elektroauto mit 200 kg Li-Ionen-Akku nur 200/ 22 = 9 kg oder 12 Liter Benzinäquivalent oder 46 kWh Traktionsenergie in seinem „Akkutank“ hat. Kein Wunder, dass es damit nicht weit kommt! Aber auch das Laden von Elektroautos schafft Probleme, denn rund 70 GW leistet das gesamte deutsche Stromnetz. Zuerst wollen wir unser oben beschriebenes E-Auto in 10 Minuten laden. Dazu ist die Leistung von (60/ 10) ∙ 46 kWh = 276 KW erforderlich. Mit der gesamten Stromleistung Deutschlands von 70 GW könnten somit nur 250.000 E-Autos gleichzeitig geladen werden, alle anderen Stromverbraucher gehen in dieser Ladezeit leer aus! Das Bonmot von Henryk M. Broder „das Elektroauto ist der halbe Weg zu gar keinem Auto“ erhält damit eine gewisse Bestätigung. Eine ungewöhnlich interessante Antwort liefert übrigens die auf das soeben behandelte Tankproblem folgende harmlose Frage: „Wie viel Energie fließt eigentlich beim Tanken eines Benzin-Autos in den Tank? “ Wie bereits ausge‐ führt, geht es wieder um reale Traktionsenergie des Benziners, die in den Tank fließende Wärmeenergie des Benzins wäre sogar noch um den Faktor 1/ 0,35 höher. Da fließende Energie nichts anders als Leistung ist, fragen wir also nach der Leistung der Zapfsäule beim Benzin tanken in kW. Eine moderne Tankanlage fördert pro Auto 35 Liter/ Minute, also 0,6 Liter/ s durch die Zapfpistole. In kg und h ausgedrückt sind das 0,45 kg/ s = 1620 kg/ h. Wie wir oben berechnet haben, steckt in einem kg Benzin 3,8 kWh reale Traktionsenergie. Die Zapfpistole hat demnach eine Leistung von 1620 kg/ h ∙ 3,8 kWh/ kg = 6156 kW oder 6,1 MW! Dieser Wert erscheint auf den ersten Blick so hoch, dass man ihn zuerst nicht glauben mag. Wir werden ihn unter 3.4.2 mit der Leistung eines modernen Windrads vergleichen. Weitere für die Verfechter von Elektroautos unbequeme Details wurden bei den erfolgten Abschätzungen großzügig übergangen. So ist für das Elektroauto ungünstig, dass bei Kälte die Batterie für die Heizung sorgen muss, die vom Ben‐ zinmotor als „freie“ Abwärme ganz umsonst geliefert wird. Andererseits ist es aber günstig, dass der Akku durch Rückspeisung von Bremsenergie jedesmal wieder ein wenig aufgeladen werden kann. Benzin steht bis zum letzten Tropfen zur Verfügung, die Leistung einer Batterie hängt dagegen in verwickelter Weise von der Stärke der Stromentnahme, der Restkapazität der Batterie, ihrem Alter und vor allem von der Außentemperatur ab. Der Leistungsabfall mit zunehmendem Alter der Batterie oder bei tiefen Temperaturen hat sich inzwischen herumgesprochen. Es ist dem Fahrer eines Elektroautos nicht zu empfehlen, seinen „Akku-Tank“ leerzufahren, denn einen zusätzlichen „Benzinkanister“ zum Nachfüllen auf freier 142 3 Energie <?page no="143"?> Strecke kennt das Elektroauto nicht. Kein anhaltender Autofahrer kann da Hilfe bringen, außer den Fahrer selber mitzunehmen. Schlussendlich darf auch die Gefährlichkeit von Batteriebränden nicht übersehen werden, welche die von Benzinbränden weit übersteigt. Wenn man unter „brennen eines Tesla“ googelt, findet man zahlreiche Internet-Beiträge - Stand Januar 2020. Dieselfahrzeuge brennen bei Unfällen dagegen überhaupt nicht von selbst. Und wenn wir schon am Rechnen sind: Wie groß muss der Leistungsan‐ schluss einer E-Tankstelle sein? Man kann realistisch von mehreren Megawatt bei 1000 Autos pro Tag ausgehen. Das ist wegen der unzureichenden Leitungs‐ querschnitte unseres 230-Volt-Netzes gar nicht mehr zu bewerkstelligen. Es werden separate Hochspannungsleitungen zu jeder E-Tankstelle erforderlich. Also ein eigenes Hochspannungsnetz nur für E-Tankstellen in engen Städten? Da die Batterien nicht mit Hochspannung geladen werden können, muss jede E-Tankstelle auch noch eine Transformatorstation einrichten. Um deren Ab‐ wärme abzuleiten, werden aktive Wärmetauscher erforderlich. Um attraktiv zu sein, darf die Ladezeit eines Elektroautos nicht zu groß sein, 10 Minuten und die dazu gehörige Leistung von etwa 0,3 MW, wie im vorangegangenen Zahlenbei‐ spiel ausgeführt, sind eine vernünftige Grenze. Aus den bisher vorgenommenen Abschätzungen und den noch anschließenden späteren Betrachtungen kann der potentielle „Nutzen“ von Elektroautos recht zuverlässig abgeschätzt werden. Mehr als zu einem Nischenprodukt für den innerstädtischen Kleinverkehr, oder für den Golfsport, wie es heute schon der Fall ist, wird es das Elektro‐ auto prinzipiell niemals bringen können. Da heute etwa 71 % der Güter in Deutschland oft über weite Strecken und mit engen Zeitvorgaben auf der Straße transportiert werden, ist eine Umwandlung von LKW-Antrieben auf Strom noch unrealistischer als der von PKW. Im Gegensatz zum Elektroauto ist freilich das E-Fahrrad mit pedalierender Mithilfe eine sehr sinnvolle Neuerung. Es bei Bedarf auch ohne Elektroantrieb fahrtüchtig. Völlig absurd ist allerdings die gelegentlich zu hörende Idee, mit Elektroautos die Fluktuationen von Wind- und Sonnenstrom abzupuffern. Schätzen wir wieder ab, wobei wir von folgenden Annahmen ausgehen wollen: Eine Million Elektroautos mit voll aufgeladener Batterie, großzügige 50 kWh Stromenergie pro Fahrzeug, aller Strom wird nur aus Wind erzeugt. Nun kommt es zum Stromausfall infolge bundesweit ausbleibenden Windes, alle Elektroautos sollen ans Stromnetz gehen, ihre vollen Akkus entladen und den Stromverlust infolge totaler Windstille ausgleichen. Wie lange geht das? Nur rechnerisch natürlich, denn praktisch wäre es eine undurchführbare Schnaps‐ idee. Die Antwort, als kleine Abschätzungsübung dem Leser empfohlen, ist nicht schwer: Es kann noch nicht einmal eine Stunde Totalstromausfall der BRD 143 3.3 Ein Spaziergang im „Energie-Garten“ <?page no="144"?> mit ihrem jährlichen Strombedarf von zurzeit 550 TWh ( Jahr 2018) überbrückt werden. Ideen dieser Art sind völlig unrealistisch. Noch einmal zurück zu den Problemen des Elektroautos! Die Entwicklung von neuen Batterietypen entspricht der Suche nach immer exotischeren Metallverbindungen und lässt keinen Platz für Optimismus. Der weiteren Leistungsverbesserung von Batterien sind aus physikalischen Gründen aller‐ engste Grenzen von wenigen Prozentpunkten gesetzt (die elektrochemische Spannungsreihe der Elemente lässt sich nun einmal nicht austricksen). Die Entsorgung riesiger Mengen von Batterien, wie sie der politisch gewünschte Masseneinsatz von Elektrofahrzeugen mit sich bringen würde, hätte zudem eine ebenso riesige Umweltbelastung mit hochgiftigen Metallverbindungen zur Folge. Allen „grünen Träumen“ zum Trotz geht kein Weg an der jedem Fach‐ mann geläufigen Erkenntnis vorbei, dass die Speicherung von Energie für den Autoantrieb mit Kohlenwasserstoffen, vulgo Benzin, oder besser noch Diesel, mit der heutigen Technik der Abgasreinigung die technisch, wirtschaftlich und umweltgerecht optimale Lösung bleibt - auch in der Zukunft! Um von der Erdölförderung wegzukommen, wird es in weiterer Zukunft wirtschaftlich interessant werden, mit Hilfe von Kernkraftwerken der neuen Generation IV Benzin zuerst aus Kohle und später aus allen erreichbaren Substanzen, die Kohlenstoff enthalten, vielleicht auch aus CO 2 , zu synthetisieren. In diesem Zusammenhang spricht der Physik-Nobelpreisträger Robert Laughlin sogar von zukünftiger Kohlenstoffwirtschaft 240 . Eine Synthese von Benzin aus dem Grundstoff Kohle erfolgte übrigens schon einmal im zweiten Weltkrieg mit dem Fischer-Tropsch-Verfahren, das sich damals zwar technisch bewährte 242 , aber hoffnungslos unwirtschaftlich ist. Eine Unbekannte verbleibt nun noch, die Brennstoffzelle. Bei ihr ist noch nicht absehbar, ob sich in der Zukunft Entscheidendes tun wird. Die Herstellung des für die Brennstoffzelle benötigten Wasserstoffs (molekular H 2 ) aus Strom darf allerdings als „Energievernichtung“ bezeichnet werden, denn nur etwa 30 % der aufgewandten Energie bleiben als H 2 -Verbrennungsenergie übrig. H 2 ist zudem extrem flüchtig, diffundiert fast durch alle Wandmaterialien und ist daher nur höchst aufwendig auf sichere Weise zu speichern. Es fällt schwer, sich im Auto mit einem Gas anzufreunden, welches sich mit dem molekularen Sauerstoff O 2 der Luft zum gefährlichen Knallgas verbindet und nur mit 200 bis 300 bar Druck gespeichert werden kann. Inzwischen ist von Dibenzyltoluol als Trägermaterial von H 2 die Rede. Es sei hier die Prophezeiung gewagt, dass es dieser Idee nicht besser ergehen wird als allen bisherigen Energiewende-Illusionen 243 . Die Gründe sind immer die gleichen: zu große Energieverluste, zu geringe Energiebeziehungsweise Leistungsdichten und daher letztlich viel zu unwirtschaftlich. 144 3 Energie <?page no="145"?> 3.4 Naturgesetzliche Schranken der Energiewende Leute, die zu nichts fähig sind, sind zu allem fähig ( John Steinbeck) Sind die Gründe für die Energiewendeprobleme falsches Management, unzurei‐ chende Planung oder technische Unzulänglichkeiten? Zu diesen Fragen gibt es bereits eine reichhaltige Literatur. Der renommierte Ökonom Prof. Hans-Werner Sinn hat immer wieder kritische Studien zur Energiewende vorgelegt. Seine Bemühungen blieben folgenlos. Worum geht es wirklich? Die Antwort: Grund‐ sätzlich unterliegen die „Erneuerbaren“ und damit die Energiewende zwei natur‐ gesetzlich bedingten Fundamentalmängeln. Der wichtigste Mangel wird dabei oft unterschätzt, den Medien ist er noch so gut wie unbekannt. Ein naturgesetz‐ licher Mangel ist durch keine technische Maßnahme zu beheben. Dies dennoch versuchen zu erzwingen, führt zu extremen Kosten und oft auch hohen Umweltbe‐ lastungen. Energie ist der maßgebende Kostenfaktor industrieller Produktion, und alle Industrienationen befinden sich im globalen Wettbewerb. Nicht einmal ein aktuell auf ersten Plätzen dieses Wettbewerbs stehendes Land hat die Garantie, bei nachhaltigen Fehlentscheidungen seiner Energiepolitik auch dort zu verbleiben. Im Folgenden wird dargelegt, warum die beiden Fundamentalmängel der „Er‐ neuerbaren“ eine unvermeidbare Konsequenz elementarer Naturgesetzlichkeiten sind. Die beiden Fundamentalmängel und ihre Gründe sind zwar den Fachleuten geläufig, nicht aber in erkennbarer Weise den politischen Verantwortlichen. Hier seien sie vorab schon einmal genannt: 1. Zu geringe Energie- und Leistungsdichte, oder anschaulich, zu „dünne Energie“. 2. Wetterabhängige Schwankungen der Stromerzeugung aus Wind und Sonne. 3.4.1 Zu kleine Leistungsdichte: zurück ins Mittelalter! Der Begriff Leistung, mit der hier bevorzugten Einheit Watt [W], wurde bereits ausführlich unter 3.3 in mehreren Zahlenbeispielen beschrieben und verwendet. Leistung als „Energie pro Zeit“ ist für unsere Beurteilung der Energiewende allerdings noch nicht gänzlich geeignet. Man muss sie noch in Bezug zur Fläche setzen, um sie ihrer ganzen Bedeutung zu erfassen. Dies führt zu dem zunächst etwas sperrig erscheinenden Begriff der Flächen-Leistungsdichte mit der hier verwendeten Einheit [W/ m 2 ], wobei zur Vereinfachung nur noch kurz von 145 3.4 Naturgesetzliche Schranken der Energiewende <?page no="146"?> „Leistungsdichte“ die Rede sein wird. Nun ist es aber Zeit für ein Beispiel: Falls Sie mit Solarpanelen auf Ihrem Hausdach elektrische Energie einsammeln und damit Geld verdienen wollen, interessieren Sie sich sicher für die benötigte Dachfläche ihres Vorhabens. Dies führt sofort zur Kernfrage „Wie viel Watt pro Quadratmeter Panelenfläche erhalte ich im Jahresschnitt? “. Hier kommen Sie also zum ersten Mal mit der Leistungsdichte [W/ m 2 ] in Berührung. Wir werden im Folgenden sehen, wie die Leistungsdichte ganz allgemein eine sachgerechte Beurteilung der in der Energiewende angewandten Methoden erlaubt. Um dies besser zu veranschaulichen, beginnen wir mit einem ultramodernen Beispiel: Der russische Eisbrecher „Arktika“ wird von zwei kleinen Kernreak‐ toren an Bord mit einer Gesamtleistung von 55 MW angetrieben 244 . Bis heute verfügt übrigens nur Russland über Eisbrecher mit Kernenergieantrieb. Wollte man in Befolgung grüner Wünsche die Arktika mit Photovoltaik anstatt mit Uran betreiben, wären rechnerisch 5,5 Quadratkilometer Photovoltaik-Fläche erforderlich, weil Sonne in der Nordhemisphäre etwa 10 W übers Jahr Leis‐ tung pro m 2 Solarpanelenfläche liefert (s. unter 3.3). Mit Windstrom an Stelle von Uran wären 42 Windturbinen des Typs Enercon E 126 erforderlich, jede 198 m hoch und mit einer realen Leistung von 1,5 MW (s. unter 3.4.5). Den fiktiven Antrieben der Arktika mit Photovoltaik oder Wind liegen die deutschen Jahresmittelwerte von Wind- und Sonnenstrom zugrunde. Eine wind- oder sonnenbetriebene Arktika wäre zwar bei Flaute oder Wolkenbedeckung nicht fahrtüchtig, aber wir sind großzügig und wollen diesen Mangel erst einmal beiseitelassen. Die Frage nach den Gründen für den extrem hohen Aufwand der beiden „Erneuerbaren“ Wind und Sonne für den Antrieb der Arktika beantwortet die Leistungsdichte, wenn man sie nach der benötigten Leistung auflöst, also die Definition der „Leistungsdichte = Leistung / Fläche“ umgekehrt als Leistung = Leistungsdichte x Fläche hinschreibt. Auf der linken Seite steht jetzt für alle drei Antriebsarten der Arktika der gleiche Wert von 55 MW. Die Faktoren der rechten Seite der Gleichung zeigen dagegen dramatische Unterschiede für Uran, Wind und Sonne. Kern‐ reaktoren haben eine extrem hohe Leistungsdichte, sie bringen höchste Leis‐ tung auf minimaler Fläche. Man baut sie deswegen sogar seit Jahrzehnten in U-Boote ein. Sonne und Wind haben dagegen, naturgesetzlich bedingt, extrem geringe Leistungsdichten. Entsprechend müssen die Photovoltaik-Flächen beim Solarantrieb, oder die von den Windradpropellern überstrichenen Flächen bei Windradantrieb, riesig sein. In Zahlen des Beispiels jetzt ausführlicher: Für Wind erhält man gemäß Fläche = Leistung / Leistungsdichte: Fläche Windrad = 55 MW / 45 W/ m 2 = 1,2 km 2 überstrichene Propellerfläche für Hessenwind und Fläche Solarpanele = 55 MW / 10 W/ m 2 = 5,5 km 2 Gesamtfläche Solarpanelen. Nur 146 3 Energie <?page no="147"?> mit diesen extremen Flächen ergibt das Produkt „Leistung“ = Leistungsdichte x Fläche noch die hier benötigten 55 MW. Die folgende Tabelle 2 zeigt Beispiele von Leistungsdichten (Grobwerte), wobei die Wirkungsgrade der jeweiligen Methoden bereits berücksichtigt sind. Tabelle 2: Leistungsdichten unterschiedlicher Methoden zur Erzeugung von elektrischem Strom, angegeben in W/ m 2 des Endprodukts „elektrische Energie“ unter Berücksichtigung der jeweiligen Methoden-Wirkungsgrade. Die dritte Spalte gibt die Art der Methoden-Flächen, die vierte Spalte die Leistungsdichten bezogen auf die benötigten Bodenflächen für die entsprechenden Methoden an (s. unter 3.4.3). Die in Tabelle 2 angegebenen Leistungsdichten von Wind, strömendem Wasser und Kohle sind ganz gut zu veranschaulichen. Zuerst Windversus Wasserkraft: Man kann sich noch gegen einen Sturm von 20 m/ s (72 km/ h) Windgeschwin‐ digkeit stemmen, dagegen in einen reißenden Wildfluss mit weit geringerer Strömungsgeschwindigkeit als 20 m/ s zu fallen, ist lebensgefährlich. Auch den Unterschied zwischen der in unsere Haut eindringenden Leistung bei einem angenehmen Sonnenbad und der in ein Steak eindringenden Leistung auf einem glühenden Holzkohlengrill kann man sich gut vorstellen. Dem brutzelnden Steak wird eine tausendfach höhere Leistung zugeführt als es die Sonne auf der Schwimmbadwiese auf gleicher Fläche vermag. Der fatale und damals natürlich unvermeidbare Schwachpunkt der mittel‐ alterlichen Energieversorgung wird nun deutlich. Das Mittelalter verfügte nur über Methoden kleinster Leistungsdichten. Riesige ertragsschwache Ackerflä‐ chen, menschliche Muskelleistung und die von Nutztieren vermochten bei güns‐ tigem Klima gerade noch ausreichende Energie- oder Ernte-Erträge zu liefern. Man könnte vereinfacht auch von zu „dünner Energie“ im Mittelalter sprechen. Die Katastrophe infolge Klimaverschlechterung war daher unvermeidbar. Mit den ungleich höheren Leistungsdichten der modernen Technik sind wir gegen ein Desaster wie im Mittelalter bestens gewappnet. Freilich hat dies die grüne Ideologie anscheinend noch nicht begriffen, denn mit Wind- und Sonnenenergie erfolgt nichts anderes als wieder der Weg zurück ins energetische Mittelalter! 147 3.4 Naturgesetzliche Schranken der Energiewende <?page no="148"?> Eine Windturbine, obwohl ausgestattet mit modernster Technik, ist wegen der minimalen Leistungsdichte des Windes nichts anderes als ein Rückschritt zu den mittelalterlichen Methoden der Windmühle und des Segelschiffs. Um strömender Luft ausreichend Energie zu entnehmen, benötigen Windräder riesige von den Propellern überstrichene Flächen. Die dramatisch geringe Leis‐ tungsdichte des Windes ist somit der alleinige Grund für die Mammut-Ausmaße dieser Anlagen, wenn man davon absieht, dass Windgeschwindigkeiten mit der Höhe etwas ansteigen. Dieser Effekt ist aber nur bis etwa 150 m Höhe maßgebend. So steigt die Windgeschwindigkeit in freiem Gelände von 50 m auf 100 m Höhe um 9 %, von 100 auf 200 m um 8 % und von 200 m auf 400 m nur noch um 7 % an. Ob dieser geringe Zuwachs an Windgeschwindigkeit Monsteranlagen bis 250 m Gesamthöhe noch wirtschaftlich macht? Ganz generell gilt, dass unsere Vorfahren aus guten Gründen Segelschiffe zugunsten des Dampf- und späteren Dieselantriebs freudig aufgaben. Wie bereits erwähnt, versucht die Energiewende nichts anderes, als wieder ins „energieprekäre“ Mittelalter zurückzukehren! Das hier betonte „naturgesetzlich“ bedeutet „unabänderlich“. Wir können die Leistungsdichten von Wind und Sonneneinstrahlung nämlich nicht beein‐ flussen. Lediglich die Ernteerträge von Energiemais lassen sich mit moderner Genetik und Düngung geringfügig erhöhen. Viele glauben an immer effizientere Windräder und Solaranlagen. Leider ist diese Hoffnung eine Illusion, es sind nur noch unwesentliche Verbesserungen möglich. Der Wirkungsgrad von Windrä‐ dern ist ausgereizt, man kann sie allenfalls noch größer machen, wobei sich dann lediglich der spezifische Platzbedarf etwas verringert, aber die Probleme der Baustruktur erhöhen. Bei Solarzellen setzen die Kosten von besseren Materialien wirtschaftliche Grenzen. Gegen zu geringe Leitungsdichten verwehrt uns die Natur gnadenlos jede Verbesserung. Auch beste Technik ist dagegen prinzipiell machtlos. Aus einer von einem Pferd angetriebenen Kutsche würde auch mit heutiger Computersteuerung und modernster Mechanik niemals ein Fahrzeug entstehen, das es mit einem leistungsstarken Motorfahrzeug aufnehmen könnte. Immer wieder erstaunen die in Tabelle 2 angegebenen grob 10 W/ m 2 gemittelter Leistungsdichte von Photovoltaik in Deutschland. Am oberen Rand der Erdat‐ mosphäre kommen schließlich 1367 W/ m 2 an, das ist mehr als das Hundertfache. Verantwortlich für den kleinen Wert am Boden ist vor allem der durch Wolken unterbrochene und bei Nacht völlig fehlende Strahlungsfluss. Hinzu kommt, dass die Wirkungsgrade von Photovoltaik in Standardanwendungen nur bei grob 10 % liegen. Die Oberflächen der meist fest installierten Solarpanelen sind nämlich nicht dauernd optimal auf die Sonne ausgerichtet, die Panelenoberflä‐ chen verschmutzen allmählich, und der Wirkungsgrad von Photovoltaikzellen nimmt mit höherer Temperatur auch noch dramatisch ab 245 . 148 3 Energie <?page no="149"?> 3.4.2 Es geht um Flächenverbrauch Der entscheidende Nachteil von zu kleinen Leistungsdichten besteht darin, dass zu große Wirkflächen der betreffenden Methoden erforderlich sind. Dementspre‐ chend steigt der Aufwand an Energie, Material und Kosten bei Bau und Betrieb, denn diese Flächen müssen mit Technik zugebaut werden. Die folgenden Daten der Großwindanlage Enercon E 126 liefern ein stellvertretendes Beispiel: 198 m Gesamthöhe, überstrichene Propellerfläche 12470 m 2 = 1,247 ha, Gewicht 3460 t, zusätzlich noch 3500 t Stahlbetonfundament. Die inzwischen mehr als 30.000 Windräder Deutschlands enthalten etwa soviel Stahl wie 20 Millionen PKWs, also etwa die Hälfte aller deutschen Autos. Oder vielleicht auch so: Drei E 126 haben das Gesamtgewicht aller 300 Leopard2-Panzer von je 68 t der deutschen Bundeswehr. Trotz 7,5 MW Nennleistung liefern Anlagen wie die E 126 im bundesdeutschen Orts- und Jahres-Mittel 2017 aber nur 20 % davon, also 1,5 MW reale elektrische Leistung (s. unter 3.4.5). Dies entspricht grob 7 Automotoren von je 200 kW. Unter 3.3 haben wir die Leistung beim Betanken eines einzigen Benzinautos berechnet, es waren 6,1 MW! Dies entspricht der realen mittleren Jahresleistung von vier 200 m hohen E126! Welcher Kunde an einer Tankstelle mag sich dies beim Tanken wohl vorstellen? Immerhin versteht man jetzt besser, warum im oberen Bild 28 unter 3.2 das das violette Segment von 1,5 % so klein ist. Neben der geringen Leistungsdichte des Windes gibt es aber noch weitere methodenspezifische Gründe für die erstaunlich geringe Leistungsausbeute aus Wind, die unter 3.4.5 noch näher erläutert werden. Man müsste schon mehr als 100 km Windturbinen hintereinanderstellen, um die gleiche jahresgemittelte Leistung wie ein einziges großes Kohle- oder Kernkraftwerk zu erzielen. Zudem fluktuiert die aus Wind gewonnene Leistung, die von fossilen Kraftwerken ist dagegen konstant. Windturbinen, inzwischen höher als der Kölner Dom, erweisen sich wegen ihrer zu geringen Leistungsdichte und den sich daraus ergebenden gigantischen Abmessungen als extrem umweltschädlich. Abhol‐ zungen von Wäldern, Landschaftsentstellungen, gesundheitliche Schädigung von Windrad-Anrainern durch Infraschall 246 und das jährlich hunderttausend‐ fache Töten von Greifvögeln, Störchen und Fledermäusen sind zu nennen. Hinzu kommen Unmengen von Fluginsekten als Opfer von Windradpropellern 247 . Fledermäuse können zwar durch ihre Ultraschallortung den hohen Geschwin‐ digkeiten der Rotorblätterenden entkommen, die Luft-Druckstöße zerreißen ihnen aber die Lungen. Nicht thematisiert und daher der Öffentlichkeit völlig unbekannt sind die bei intensivem Einsatz von Windturbinen erzeugten schäd‐ lichen Klimaveränderungen der tiefen Atmosphäre, die dazu führen, dass bei intensiver Windnutzung die Windgeschwindigkeiten abnehmen 246 . Die oft auf Hausdächern installierte Photovoltaik ist dagegen umweltneutral, sieht man 149 3.4 Naturgesetzliche Schranken der Energiewende <?page no="150"?> von Umweltproblemen durch giftige Metalle (Cadmium) bei der Entsorgung von Solarzellen ab. Beim Energiemais gibt es das Problem der zerstörten Artenvielfalt auf Energiemaisfeldern 248 . Zusammengefasst gilt die Regel: „Je kleiner die Leistungsdichte einer Methode zur Stromerzeugung ist, umso größer müssen die Wirkflächen der Methode sein und umso aufwendiger, kostspieliger und umweltschädlicher ist sie“. Allein die historische Entwicklung der Technik belegt, dass technischer Fort‐ schritt nur mit immer größeren Leistungsdichten in Stromerzeugung und industrieller Produktion zu erreichen ist. Die benötigte Energie für eine an‐ wachsende Bevölkerung bei gleichzeitig zunehmendem Lebensstandard kann wirtschaftlich und vor allem umweltschonend nur mit den jeweils verfügbaren Methoden höchster Leistungsdichte bereitgestellt werden. „Erneuerbare“ sind für moderne Industrienationen ungeeignet und können allenfalls vorüber‐ gehend in unterentwickelten Ländern der Dritten Welt sinnvoll sein, wenn es um die Deckung einfachster Bedürfnisse geht (s. unter 3.4.5). Entgegen landläufiger Meinung sind die größten Umweltschäden in Ent‐ wicklungsländern und nicht in den modernen Industrieländern zu finden. Entwicklungsländer haben den Weg zu höheren Leistungsdichten noch nicht beschreiten können. Die berühmte Umwelt-Kuznets-Kurve 249 gibt zu diesem Phänomen Auskunft. Sie ist ein auf den Kopf gestelltes U, welches die Um‐ weltschäden in Abhängigkeit vom Entwicklungsstand eines Landes zeigt: Na‐ turvölker verursachen so gut wie keine Umweltschäden, die Kuznets-Kurve beginnt hier am unteren linken Ende des U. Mit der industriellen Entwicklung eines Landes werden die Umweltschäden immer größer. Dieser Anstieg kommt zum Ende, wenn die Entwicklung des Landes so weit fortgeschritten ist, dass durch die fortschreitende Entwicklung Mittel frei werden, die zunehmenden Umweltschutz erlauben. Hinzu kommt eine Bevölkerung, die bei ausreichendem Wohlstand das Umweltproblem auch wahrnimmt. Als Folge der nun einset‐ zenden Umweltschutzmaßnahmen, die man sich jetzt auch leisten kann, werden die Umweltschäden ab dem U-Maximum wieder in dem Maße kleiner, wie das betreffende Land moderner und industriell entwickelter wird. Am rechten unteren Ende des Kuznets-U sind wir bei einem modernen Industrieland mit höchstem Umweltschutz angekommen. Ein bestätigendes aktuelles Beispiel für die Umwelt-Kuznets-Kurve liefert China, welches sich inzwischen teuren und wirkungsvollen Umweltschutz leisten kann und ihn auch konsequent einsetzt. Man darf daher optimistisch sein! „Erneuerbare“ passen im Übrigen ganz und gar nicht zur Kuznets-Kurve. Das hier oft in den Medien betonte „sanft“, mit dem „Erneuerbare“ als vorteilhaft 150 3 Energie <?page no="151"?> und umweltschonend dargestellt werden, stellt die Fakten komplett auf den Kopf. Es verhält sich genau umgekehrt: Je „sanfter“ eine Methode zur Erzeugung von elektrischer Energie ist - gleichbedeutend mit „je kleiner ihre Leitungsdichte“ ist - umso kostspieliger und umweltschädlicher ist sie. Im Übrigen beurteilt der renommierte Staats- und Umweltrechtler Prof. Dietrich Murswiek den Ausbau der Windkraft wegen seiner Umweltschädlichkeit als verfassungswidrig 250 . 3.4.3 Leistungsdichte bezogen auf Landschaftsfläche Zur Angabe einer Leistungsdichte gehört die Spezifizierung der Fläche. An Stelle der in Tabelle 2 unter 3.4.1 in Spalte 2 angegebenen Leistungsdichten, die zu den in Spalte 3 genannten Methodenflächen gehören, sind die in Spalte 4 angegebenen Leistungsdichten, welche sich auf die verbrauchten Bodenflä‐ chen beziehen, oft wichtiger. Verwendet man Bodenfläche zur Angabe der Leistungsdichte, ändert sich bei Erdwärme und Photovoltaik praktisch nichts. Für Energiemais beträgt die Leistungsdichte, bezogen auf die Anbaufläche 251 , grob 0,2 W/ m 2 . Dieser kleine Wert lässt sicher neugierig nachfragen, wie viel Anbaufläche man (rechnerisch) benötigen würde, um ausschließlich mit Energiemais den gesamten Strom Deutschlands im Jahr 2016 zu erzeugen: Pro Quadratmeter erhält man aus Energiemais die Jahresenergie von 0,2 W/ m 2 · 8760 h = 1752 Wh/ m 2 . Der Inlandsstromverbrauch Deutschlands 2016 betrug 593 TWh = 593 · 10 12 Wh. Daher wären (593 · 10 12 Wh)/ (1752 Wh/ m 2 ) = 3,4 ·10 11 m 2 oder 340.000 km 2 Anbaufläche für Stromvollversorgung mit Energiemais nötig. Das ist fast die Gesamtfläche Deutschlands. Für Windturbinen im deutschen Jahres- und Ortsschnitt beträgt die Leis‐ tungsdichte bezogen auf Landschaftfläche etwa 1 W/ m 2 . Dieser Wert kann sich leicht erhöhen, wenn die heutigen Anlagen einmal durch neue noch höhere Windräder ersetzt werden (was wohl kein Mensch mit Umweltver‐ anwortung wünscht! ). Bezogen auf Bodenfläche ist die Leistungsdichte von Windrädern daher sehr viel kleiner als bezogen auf die Propellerfläche (s. Tabelle 2). Windturbinen werden nämlich aus wirtschaftlichen Gründen meist in Ansammlungen aufgestellt, die von der Windradindustrie euphemistisch als „Windparks“ bezeichnet werden, ein durch und durch zynische Bezeichnung, die sich leider im Sprachgebrauch festgesetzt hat. Hier müssen Mindestabstände eingehalten werden, um Leistungsminderungen durch gegenseitige Strömungs‐ beeinflussung zu vermeiden. Der Zahlenwert von 1,1 W/ m 2 Leistungsdichte pro Bodenfläche wurde von einer internationalen Fachpublikation 252 für ein Gebiet der USA ermittelt, dessen Windverhältnisse mit denen in Deutschland vergleichbar sind. Man kann diesen Wert aber auch an Hand der deutschen 151 3.4 Naturgesetzliche Schranken der Energiewende <?page no="152"?> Daten nachprüfen: 2016 waren in Deutschland 27.000 Windräder installiert. Eine moderne Windturbine nimmt in „Windparks“ etwa 0,35 km 2 Bodenfläche in Anspruch. Damit ergibt sich die erzeugte Jahresenergie aus Wind zu 27.000 · 0,35 · 10 6 m 2 · 1 W/ m 2 · 8760 h = 83 TWh. Die erzeugte Inlandsstromenergie aus Wind von etwa 80 TWh bestätigt die oben genannten grob 1 W/ m 2 . Mit Hilfe des bereits erhaltenen Resultats für Energiemais und für Stromvollversorgung ist die zu Windrädern gehörige rechnerische Fläche nur noch mit 0,2 W/ 1 W = 1/ 5 zu multiplizieren (die reale Leistung beträgt nur 20 % der Nennleistung, s. unter 3.4.5). Dies entspricht etwa der Fläche Bayerns. Bayern sähe dann so aus, dass von überall aus, auch am Stachus in München und in alle Richtungen geschaut, in grob 2 km Entfernung ein Windrad steht. Die hier vorgenommenen Schätzungen sind natürlich nicht sehr genau, sie können aber eine brauchbare Vorstellung über die Größenordnungen des Bodenverbrauchs von Windradinstallationen in großem Maßstab vermitteln. In diesem Zusammenhang ist von Interesse, wie weit ein zukünftiger Wind‐ radausbau überhaupt noch gemäß aktueller Gesetzeslage zulässig ist. Die ent‐ scheidende Größe ist hier der minimale zulässige Abstand eines Windrads zur nächsten Wohnsiedlung. Windräder erzeugen den schon erwähnten Infraschall, dessen schädigende Wirkung auf Windradanrainer durch wissenschaftliche Untersuchungen inzwischen unstrittig belegt ist. Die heute gründlichste Studie über gesundheitsschädliche Auswirkungen von Infraschall auf den Menschen wurde in Zusammenarbeit der Charité Berlin mit der Physikalisch Technischen Bundesanstalt PTT Braunschweig und zwei Hamburger Universitätskliniken erstellt. Die Quellenangaben dieser Studie liefern überdies einen guten Über‐ blick zum einschlägigen wissenschaftlichen Kenntnisstand 246 . Von den staatlichen Prüf-Behörden werden leider immer noch Schallmessge‐ räte zugelassen, deren unteres Frequenzlimit bei etwa 10 Hz liegt, obwohl die Messtechnik bis unter 0,5 Hz zulässt. Gerade Infraschall bis herunter zu 0,5 Hz, der vermehrt von den neuen bis zu 250 m hohen Anlagen erzeugt wird und Wellenlängen um 640 m aufweist, kann sich bis zu 100 Kilometern weit ausbreiten. Gegen Infraschall hilft oft nicht einmal Fensterschließen. Infraschall wird bei ungünstigen Umständen von Kanalrohren weitergeleitet und dringt dann in Küchen trotz geschlossener Fenster ein. Vermutlich wegen der Infraschallgefahr ist inzwischen in Bayern der Windrad-Mindestabstand von 10 H vorgeschrieben, was die zehnfache Windrad-Gesamthöhe bedeutet. Aus der Grafik Abb. 12 auf S. 38 einer Studie 253 des Bundesumweltamts geht hervor, dass bei 2000 m Mindestabstand (dies entspricht 10 H bei 200 m hohen Windrädern) nur maximal 0,4 % der bundesdeutschen Fläche für den weiteren Windradausbau überhaupt noch nutzbar ist. Ausgeschlossene Sondergebiete sind dabei nicht berücksichtig, 152 3 Energie <?page no="153"?> so dass sich der reale Wert noch etwas verringern dürfte. Die Ausbaupläne der Bundesregierung für Windenergie erscheinen daher wenig realistisch. 3.4.4 Der Erntefaktor als Maß für Energieeffizienz Der Erntefaktor, englisch ERoEI (Energy Returned to Energy Invested), quantifi‐ ziert die bisherigen Ausführungen. Vereinfacht ausgedrückt, ist er das Verhältnis der gesamten während der Lebenszeit einer Methode zur Stromerzeugung er‐ zeugten elektrischen Energie zu derjenigen Energie, die für ihren Betrieb selber aufgewendet werden musste. Darin ist insbesondere auch der erforderliche Energieaufwand enthalten, um die benötigen Brennstoffe zu fördern und zu transportieren, um das Kraftwerk zu bauen und zu warten. Sogar die Entsorgung von Abfall sowie der Abbau des Kraftwerks nach seinem Lebensende gehören dazu. Der ERoEI ist ein Energiemultiplikator. Man investiert eine Kilowatt‐ stunde und erhält ein Vielfaches zurück, natürlich nur bei ERoEI > 1, sonst wäre es ein Verlustgeschäft. Im Jahre 2012 wurde über den ERoEI eine grundlegende Studie publiziert 254 , auf die sich die Aussagen des vorliegenden Beitrags stützen. Das Jahr 2012 ist hier übrigens nicht als veraltet anzusehen, denn es geht um Zusammenhänge, die sich mit der Zeit nicht wesentlich ändern. Ferner bezieht sich die Studie auf Länder wie Deutschland, die keine ungewöhnlichen Besonderheiten in ihrem Energiebereich aufweisen. Ein Beispiel für in diesem Zusammenhang ungewöhnliche Länder ist Island, welches den Löwenanteil der Primärenergie aus der Wasserkraft bezieht. Neben der Bedingung ERoEI > 1 gibt es noch die engere Forderung, dass der ERoEI größer als 7 sein muss, weil unter dem Wert 7 eine Methode volkswirtschaftlich nicht mehr sinnvoll ist. Zur Begründung dieses Wertes wird auf die Originalarbeit verwiesen, das Bruttosozialprodukt sowie Technologien wie in OECD-Ländern gehen dort in die wissenschaftliche Begründung ein. Bei der Berechnung des ERoEI für Wind- und Sonnenstrom wird auch der Energieaufwand zur Pufferung des fluktuierenden Zufallsstroms berücksichtigt, weil fluktuierender Strom zur direkten Einspeisung in ein Stromnetz ungeeignet ist. Auf diesen zweiten Fundamentalmangel der „Erneuerbaren“ Wind und Sonne wird im nächsten Abschnitt 3.4.5 eingegangen. Bild 30 zeigt den ERoEI für die wichtigsten Methoden zur Erzeugung von elektrischem Strom. 153 3.4 Naturgesetzliche Schranken der Energiewende <?page no="154"?> Bild 30: Erntefaktoren für Methoden der Stromerzeugung, gepuffert, d. h. der Fluktuations‐ ausgleich von Sonne und Wind ist berücksichtigt. Sonne, Energiemais (Biomasse) und Wind liegen unter der ökonomischen Schwelle von OECD-Ländern. 3.4.5 Warum sind Wind- und Sonne unzureichend? Zuerst eine entwicklungspolitische Anmerkung: Photovoltaik kleinster Ein‐ heiten in Entwicklungsländern mit hoher Sonneneinstrahlung und fehlender Strom-Infrastruktur ist eine interessante und auch vielgenutzte Option. Hier reichen für eine Familie bereits wenige Quadratmeter Solarzellen und einige Autobatterien als Stromspeicher aus, um den Fernseher zu betreiben, nachts elektrisch zu beleuchten und das Smart-Phone aufzuladen. Betrachtet man dagegen die Stromgewinnung aus Photovoltaik- oder aus Sonnenspiegel-Groß‐ anlagen in großem Maßstab, ergibt sich ein völlig anderes Bild. Trotz einer, verglichen mit Deutschland, etwa doppelten Sonneneinstrahlung in afrikani‐ schen Ländern, in Australien oder in den Südstaaten der USA konnte sich dort die Nutzung von Solarstrom nicht durchsetzen. Solarstrom hat, wie Bild 30 unter 3.4.4 zeigt, den kleinsten Erntefaktor aller Verfahren. Insbesondere von deutscher Seite wurden zahlreiche Solarstromprojekte in Ländern mit hoher Sonneneinstrahlung angestoßen. In solche Projekte flossen zum Teil erhebliche Mittel, zwei stellvertretende Beispiele werden von EIKE näher beschrieben 255 . Ein langfristiger Erfolg irgendeines Großprojekts ist bislang nicht bekannt. Jeder Urlauber auf den kanarischen Inseln kann diese Fehlschläge durch eigene Beobachtung ergänzen, denn es gibt kaum Weltgegenden, die besser als die kanarischen Inseln mit Wind und Sonne gesegnet sind. Dennoch haben sich selbst hier und trotz hoher finanzieller Anschub-Unterstützungen Wind- und Sonnenenergie, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nicht durchsetzen können. Die Energienutzungs-Statistik von Marokko 256 bestätigt das kanarische 154 3 Energie <?page no="155"?> Beispiel. Der Grund für die Misserfolge liegt auf der Hand. Sieht man von den eingangs beschriebenen Vorteilen einer Nutzung in sehr kleinen Einheiten ab, verbessert sich in Großanlagen sonnenstarker Länder als einziges Kriterium nur die Sonneneinstrahlung. Dieser Vorteil reicht aber bei weitem nicht aus, um die bereits geschilderten Nachteile der Photovoltaik wieder wettzumachen. Die geringe Leistungsausbeute von Photovoltaik ist mit den Schwankungen der Sonneneinstrahlung, ihrem völligen Fehlen in der Nacht und den sehr kleinen Wirkungsgraden von Photozellen um die 10 % im Wesentlichen erklärt (der Wirkungsgrad ist hier die jahresgemittelte elektrische Leistung der Photo‐ zelle geteilt durch die von der Zelle aufgenommene Strahlungsleistung). Für Windräder muss dagegen neben der Windfluktuation auch noch die typische Kennlinie einer Windturbine mit in die Betrachtung einbezogen werden, wie sie in Bild 31 gezeigt ist. Erst dann sind die noch heftigeren Schwankungen der Stromleistung von Windrädern (s. Bild 32 oben unter 3.4.6) als die von Sonnenstrom zu verstehen. Sie manifestieren sich weiterhin in der extrem geringen realen Leistung eines Windrads, verglichen mit seiner Nennleistung. Im Jahre 2017 betrug der Prozentsatz realer Leistung von Windrädern an Land im Bundesschnitt nur etwa 20 % ihrer Nennleistung. Das ist wahrlich keine gute Ausbeute. Zur Ermittlung der Werte benötigt man nur die installierte Nennleis‐ tung aller deutschen Onshore-Windräder 257 von 50,8 GW, sowie die tatsächlich von Windrädern an Land erbrachte Leistung 223 von 10,1 GW (2017) und erhält mit 10,1/ 50,8 = 0,2 die genannten 20 %. In den Werbebroschüren von Enercon findet man hierüber nichts. Dafür sollte man Verständnis haben, denn jede Firma will verkaufen, aber nicht unbedingt Kunden über die naturgesetzlichen Nachteile ihrer Produkte aufklären. Was sind neben der Windfluktuation eigentlich die tieferen Gründe für diese miserable Energieausbeute von Windturbinen? Die Antwort liefert die Physik. Alle Strömungsmaschinen unterliegen dem physikalischen Gesetz „Leistung proportional zur dritten Potenz der Strömungsgeschwindigkeit v“ (grüne Kurve in Bild 31). Gemäß diesem v 3 -Gesetz führt Verdoppelung der Windgeschwindigkeit zur Verachtfachung der Stromleistung, Halbierung aber umgekehrt zu ihrer Verringerung auf ein Achtel. Für Windräder gilt dies nur in erster Näherung, denn die v 3 -Grenze wird von Windrädern nicht ganz erreicht. Dazwischen liegen noch die Betz-Joukowsky-Grenze und weitere Verluste. Dennoch gilt, dass sich Schwankungen von v mit grob der dritten Potenz verstärkt auf die Schwankungen der Windrad-Leistung auswirken. Die deutschen Windge‐ schwindigkeiten, die im Binnenland meist etwa zwischen 0 bis etwa 6 m/ s liegen, sind des v 3 -Gesetzes wegen für vernünftige Stromausbeuten viel zu klein. Offshore und an Meeresküsten ist der Wind zwar stärker, man muss aber 155 3.4 Naturgesetzliche Schranken der Energiewende <?page no="156"?> schon ab etwa v = 8 m/ s beginnen, die Windrad-Leistung wegen zu großer mechanischer Belastung der Anlage zu drosseln. Ab etwa v = 13 m/ s muss das Windrad dann auf die zulässige Maximalleistung (Nennleistung) begrenzt werden, um die mechanische Belastung noch in zulässigen Grenzen zu halten. Und ab etwa v = 25 m/ s muss das Windrad sogar durch Verdrehen der Propeller ganz aus dem Wind genommen werden. Windräder können demzufolge gerade die interessanten v-Bereiche kaum nutzen. Bild 31: Beispiel einer Windradkennlinie (blau). Die mittleren Windgeschwindigkeiten an der Nordseeküste 258 liegen bei 5,8 bis 5,9 m/ s, für Offshore Nordsee 259 um die 9 m/ s. Hohe Offshore-Windgeschwindigkeiten lassen wegen der notwendigen Abregelung die Nutzung höherer Windgeschwindigkeiten nur sehr eingeschränkt zu. Der grüne Zwickel gibt den Betriebsbereich in Schwachwindgebieten an, in denen Windräder, weil hier völlig ungeeignet, nichts zu suchen haben. An dieser Stelle muss auch gleich noch mit der weit verbreiteten irrtümlichen Annahme aufgeräumt werden, dass an der Nordseeküste und Offshore fast immer ausreichend hohe Windgeschwindigkeiten herrschen. Das ist falsch. Der von der Universität Hamburg betriebene Wettermast 260 misst durchgängig alle Wetterparameter. Wenn man sich hier die Windgeschwindigkeiten ansieht, wird dieser Irrtum augenfällig. Auch an der Nordseeküste sind die Winde regelmäßig auch schwach. Das v 3 -Gesetz verhagelt daher selbst an den bestmöglichen Standorten Deutschlands die Windstromernten. 156 3 Energie <?page no="157"?> 3.4.6 Fluktuation von Wind- und Sonnenstrom: die zweite naturgesetzliche Schranke Der zweite Fundamentalmangel von Wind- und Sonnenstrom ist besser bekannt und wird sogar schon in den Medien thematisiert. Er ist die Wetterabhängigkeit. Zufallsstrom kann ohne weitere Maßnahmen nicht in ein Wechselstromnetz eingespeist werden. Die gelegentlich geäußerte Annahme, dass ein europaweiter Windradverbund schon für Glättung sorgen würde, weil irgendwo immer Wind wehen würde, hat eine ausführliche VGB-Studie widerlegt 261 . Das gemessene Minimum dieser Studie an geliefertem Windstrom beträgt nur 4 % der europaweit installierten Windrad-Nennleistung. Wörtlich heißt es in der VGB-Studie: „Windenergie trägt damit praktisch nicht zur Versorgungssicherheit bei und erfordert 100 % planbare Backup-Systeme nach heutigem Stand der Technik.“ Diese Backup-Systeme sind heute schnell reagierende Gaskraftwerke oder auch Ölkraftwerke. Diskussionswürdige Stromspeicherlösungen sind nicht in Sicht. Man muss daher für Wind- und Sonnenstrom ein gleichstarkes fossiles Backup-System installieren, welches die Gesamtkosten dieser „Erneuerbaren“ zumindest verdoppelt. Bild 32 zeigt stellvertretend die stündliche Einspeisung von Wind- und Sonnenstrom über das gesamte Jahr 2015. Bild 32: Stündliche Einspeisungsenergie des gesamten bundesdeutschen Wind- und Sonnen‐ stroms im Jahr 2015. Man erkennt deutlich die stärkeren Schwankungen von Windstrom, verglichen mit Sonnenstrom. Daten: EEX, Amprion, TenneT, 50Hertz, TransnetBW, 2015, zur Verfügung gestellt von R. Schuster. 157 3.4 Naturgesetzliche Schranken der Energiewende <?page no="158"?> Infolge der gesetzlichen Abschaltung von deutschen Kernkraftwerken und zunehmendem Wind- und Sonnenstrom entsteht immer öfter die Situation von Stromunterdeckung, aber auch von Stromüberschuss. Wenn viel Wind herrscht und auch noch die Sonne mithilft, muss Strom ans Ausland verkauft oder (oft gegen Aufpreis) verschenkt werden, im zweiten Fall muss Strom vom Ausland eingekauft werden. Das Einspeiseproblem von Zufallsstrom wird von den Medien inzwischen als eine der dringendsten Probleme der Energiewende wahrgenommen. Die Soll-Netzfrequenz von 50 Hz ist nämlich in engen Grenzen stabil zu halten, bereits bei höheren Abweichungen als ± 0,2 Hz besteht die Ge‐ fahr eines großflächigen Netz-Blackouts. So etwas war von den früheren Kohle-, Gas- und Kernkraftwerken mit ihrem stetigen Grundlaststrom unbekannt. Wetterabhängiger Zufallsstrom ist ohne Ersatzkraftwerke nicht in der Lage, den Strombedarf kontinuierlich zu decken. Ersatzkraftwerke sind aber infolge Teilbetriebs und hoher Lastwechselfrequenz schnellem Verschleiß unterworfen und daher wirtschaftlich unrentabel. Auf Profit angewiesene Unternehmen haben daher kein Interesse sie zu bauen. Wirtschaftliche Speichersysteme für Strom in Deutschland als Alternative für Backup-Kraftwerke sind nicht in Sicht. Pumpspeicherwerke, als bislang einzige Lösung, sind hierzulande aus topo-geographischen Gründen nicht möglich, von wenigen Einzelanlagen abgesehen. Die bisher geschilderten technischen und wirtschaftlichen Begrenzungen für die „Erneuerbaren“ Wind und Sonne wären keine unüberwindbaren Hürden für ihren weiteren Ausbau, falls man auf Stromversorgungssicherheit, Wirtschaft‐ lichkeit, Natur-, Landschafts- und Gesundheitsschutz von Windradanrainern überhaupt keine Rücksichten nähme. Leider kommt die reale Politik diesem Horrorszenario bereits recht nahe. Es existiert allerdings eine Grenze seitens der Netzsicherheit in Form der unabdingbar erforderlichen Frequenzkonstanz unseres Wechselstromnetzes. Grund dafür sind Netzstörungen im Bereich von Sekundenbruchteilen bis hin zu Wochen. Fällt beispielsweise ein großer Umspannungstransformator durch einen Defekt oder äußere Einwirkung (Blitz‐ schlag) aus, ist dies ein Vorgang im Sekundenbereich. Eine durch ungünstige Wetterbedingungen oder infolge einer meteorologischen Blocksituation auftre‐ tende Windund/ oder Sonnenflaute kann dagegen im Extremfall mehrere Wo‐ chen dauern. Gelegentlich weiten sich Flauten oder Wolkenbedeckungen sogar europaweit aus. Auf diese Bedrohungen der Netzsicherheit, die Versuche ihrer Behebung mit „Regelleistung“ und insbesondere über die verhängnisvolle Rolle von Wind- und Sonnenstrom soll im Folgenden ein wenig näher eingegangen werden. 158 3 Energie <?page no="159"?> Wir haben drei Arten von Stromnetzen, das Niederspannungsnetz mit 230 Volt, das Mittelspannungsnetz mit üblicherweise 10 kV, 20 kV oder 30 kV und schließlich das Hochspannungsnetz von 220/ 380 kV. Störungen können in allen drei Spannungsnetzen auftreten. Die erste Stufe des Eingriffs ist die Primärregelung. Sie ist automatisch und beruht im Wesentlichen auf der Rotationsenergie der Dampfturbinenrotoren aller Grundlastkraftwerke mit Kohle und Uran, also von Synchrongeneratoren mit großen Schwungmassen. Leistungsungleichgewichte durch kurzfristige Störungen werden hier durch Abbremsen, also Ausspeicherung kinetischer Energie oder Beschleunigen der Schwungmassen, also Einspeicherung kinetischer Energie, verzögerungsfrei ausgeglichen. Die Wellen solcher Dampfturbinen werden bis zu 60 m lang, können mehrere 100 Tonnen wiegen und drehen sich mit 3000 U/ min 262 . Bei plötzlichem Leistungsabfall infolge einer Netzstörung greift automatisch die in allen laufenden Kraftwerksturbinen des Netzes gespeicherte Rotationsenergie ein. Das reicht aber nur sehr kurzfristig aus, so dass eine zusätzliche automatische Regelung dafür sorgt, dass die Turbinen gleichzeitig mit mehr Dampf beschickt werden. Auf diese Weise wird ein plötzlicher Abfall der Drehzahl ohne jeden Eingriff von außen vermieden. Außerdem wird damit dafür gesorgt, dass die Rotationsenergie schnellstens wieder aufgebaut wird. Voraussetzung ist, dass die an der Primärregelung beteiligten Kraftwerke noch über eine bestimmte Leistungsreserve verfügen und nicht bereits an ihrer Grenze laufen. Diese Leistungsreserve ist zwischen den beteiligten Netzbetreibern vereinbart. Die Eigenschaft eines Stromsystems, Schwankungen durch Rotationsenergie abzu‐ decken, wird auch als „Momentanreserve“ bezeichnet. Da die Primärregelung naturgemäß zeitlich stark begrenzt ist, wird gleich‐ zeitig mit der Primärregelung eine ebenfalls automatische Sekundärregelung in Gang gesetzt. Zu diesem Zweck ist der Verbundpartner, in dessen Gebiet die Störung entstand, verpflichtet, sofort zusätzliche Kraftwerkskapazitäten einzusetzen, meist Gasturbinen- oder auch mit Dieselöl betriebene Turbinen‐ kraftwerke, denn nicht immer ist eine Gaspipeline vorhanden. Die Sekundär‐ regelung ersetzt innerhalb weniger Minuten die Primärregelung. Schließlich muss zudem noch die Primärregelung unverzüglich in den alten Stand versetzt werden, um sofort wieder aktiv zu sein. Die automatische Steuerung der Sekundärregelung erfolgt durch den Vergleich der tatsächlichen Leistung mit dem zwischen den Beteiligten vereinbarten Übergabewerten und hängt noch von weiteren Netzkennzahlen sowie der Netzfrequenzabweichung ab. Sie setzt beim Überschreiten bestimmter Schwellenwerte ein. 159 3.4 Naturgesetzliche Schranken der Energiewende <?page no="160"?> Die Tertiärregelung schließlich ersetzt binnen 15 Minuten die Sekundärre‐ gelung: Der Unterschied zur Sekundärregelung besteht eigentlich nur darin, dass sie von Hand zugeschaltet oder vom Netz genommen wird. Wieder kommen im Wesentlichen Gas- oder Ölkraftwerke zum Einsatz, es kann aber auch Strom aus dem Ausland eingekauft oder auf weitere Quellen zurück‐ gegriffen werden, wie beispielsweise auf Pumpspeicherwerke, Wasserkraft‐ werke, Biogaskraftwerke und sogar Notstromaggregate. Die Tertiärregelung ist demnach die langsamste Regelenergie mit den kleinsten technischen Anfor‐ derungen, aber umgekehrt auch die mit den größten Anforderungen an die Mitarbeiter in den Betreiberzentralen. Wie man bereits aus dieser knappen Schilderung erkennt, ist das Thema „Regelleistung“ hochkomplex. Leser, die mehr in die Details einsteigen wollen, ist zu empfehlen, mit den hier beschriebenen Begriffen „Regelleistung, Primär‐ regelung, Sekundärregelung etc.“ selber im Internet zu stöbern. Es gibt zu viele Quellen, um sie hier alle aufzuführen. Fest steht, dass die Primärregelung die eigentliche Achillesferse für eine sichere Stromversorgung ist. Sekundär- und insbesondere Tertiäregelung kann zur Not immer irgendwie auf die Beine gestellt oder verbessert werden, die Primärregelung dagegen nicht! Daher kann auf die großen Schwungmassen einer ausreichenden Anzahl von Grundlast‐ kraftwerken nicht verzichtet werden. Gas-und-Dampfkraftwerke (GuD), die im Prinzip auch geeignet wären, sind zu teuer und verfügen hierzulande meist nicht über die erforderlichen Gaspipelines. Das Verhängnis der Energiewende ist, dass gerade die unverzichtbaren Grundlastkraftwerke mit der Verbannung von Uran und Kohle wegfallen. Bild 33 zeigt, warum das Problem der Regelleis‐ tung immer gefährlicher wird. Zur Erläuterung des oberen Teilbildes: Unter „Redispatch“ versteht man Eingriffe zur Anpassung der Leistungseinspeisung von Kraftwerken auf Anforderung des Übertragungsnetzbetreibers. Das Ziel ist dabei, auftretende regionale Überlastungen im Übertragungsnetz zu besei‐ tigen. „Abregelung“ bedeutet, Leistungsverminderung oder das Abstellen einer Stromerzeugungsanlage. Im unteren Teilbild bedeutet die blaue Farbe nicht benötigte Leistung, rot und grau fehlende Leistung. Nebenbei: Es ist völlig ungeklärt, woher der infolge allmählichen Wegfalls der Kernenergie sowie der Kohleverbrennung fehlende Strom ab 2020 kommen soll. 160 3 Energie <?page no="161"?> Bild 33: Oben, Energieverbrauch für „Redispatch- und Abregelungsmaßnahmen". Unten, Über- und Unterdeckung der Versorgungsleistung, der Wert Null entspricht der realen Netzleistung von ca. 60 GW im Jahr 2015. Bilder nacherstellt aus den Daten der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) 263 . Natürlich drängt sich jetzt die Kernfrage auf, wie viele Kohle/ Uran-Grundlast‐ kraftwerke denn mindestens benötigt werden, bevor es inhärent unsicher wird und andauernde weitflächige Stromausfälle zur Regel werden. Die Antwort darauf ist ernüchternd: „Man weiß es nicht genau“. Ihr erforderlicher Anteil hängt von der aktuellen Netzstruktur und ferner davon ab, welches Blackout-Ri‐ 161 3.4 Naturgesetzliche Schranken der Energiewende <?page no="162"?> siko man noch toleriert. Eine Untersuchung der vier großen Netzbetreiber 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW geht immerhin schon einmal auf diese überlebenswichtige Frage ein. Dabei wird eine Mindestregelleistung von 20 GW für den Regelblock Deutschland angegeben 264 , was rund einem Drittel der mittleren Gesamtleistung von etwa 60 GW an deutschem Strom entspricht. Mit den momentan noch vorhandenen Schwungmassen der Grundlastkraftwerke (2019) wäre damit die erforderliche Sicherheit gegen Blackout noch gegeben. Dies wird sich aber mit dem zunehmenden Windradausbau, dem gesetzlichen Abschalten weiterer Kernkraftwerke und insbesondere dem geplanten Kohle‐ ausstieg schnell in Richtung größerer Instabilität und höherer Blackout-Wahr‐ scheinlichkeiten ändern. Der Stromverbraucherschutz e. V. NEAB 265 gibt als Faustformel anstelle der oben genannten ca. 30 % wesentlich konservativere 45 % als erforderliche Primäregelleistung an. 3.4.7 Energiesparen Kraft verzetteln für eine Zukunft, die man nie haben wird. (Arno Schmidt) Eine sehr wichtige private und volkswirtschaftliche Säule ist das Energiesparen und die Energieeffizienz. Dagegen wird niemand etwas einwenden, wenn es denn unter freien Marktbedingungen und nicht planwirtschaftlich erfolgt. Wie kann man mit der gleichen Energie mehr erreichen? Bei dieser Frage stellen sich die meisten von uns Elektrogeräte vor, die bei gleichem Strom mehr leisten, wie zum Beispiel einen Staubsauger, der mehr Staub saugt. Tatsächlich gibt es seit September 2014 eine EU-Verordnung zur Effizienz von Staubsaugern, wofür man eigens „Teppich-Reinigungsklassen“ eingeführt hat Für vier Prozent weniger Staubaufnahme pro Reinigung sinkt die Effizienzklasse um einen Punkt. Natürlich denkt man auch an Wärmedämmung: Wie kann die gleiche Raumtemperatur mit weniger Heizleistung erreicht werden? Bei der Wärmedämmung zeigt sich aber bereits ein grundlegender Denkfehler. Natürlich muss die gesamte Effizienz betrachtet werden, und das beinhaltet hier auch die Energieeffizienz in der Herstellung der Dämm-Materialien. Diese Energiekosten sind gut versteckt, denn man sieht es den Dämmstoffen nicht an, wie aufwendig sie in der Herstellung waren. Man merkt es aber am Preis, weshalb sich Wärmedämmung erst über viele Jahre rentiert. Wenn sich aber die Dämmung aufgrund von Witterung bereits vorher auflöst, hat man nicht nur ein schlechtes Geschäft gemacht, sondern auch ein Entsorgungsproblem (Sondermüll) und der Umwelt geschadet. 162 3 Energie <?page no="163"?> Allgemein sollte der gesamte Lebenszyklus eines Produktes in Betracht gezogen werden, nicht nur der letzte Schritt seiner Verwendung. Was nützt ein scheinbar effizienterer Staubsauger, wenn seine Verbesserung so teuer ist, dass er diesen Mehraufwand nie wieder einspielen kann? Der Verbraucher kennt den wahren Energieaufwand in der Regel nicht, aber der von ihm gezahlte Mehrpreis ist ein Aufwand, der grundsätzlich zu den Ressourcenkosten gehört. Solange nicht der gesamte Herstellungsprozess eines Produkts von der „Wiege bis zur Bahre“ betrachtet wurde, sind daher irgendwelche „Effizienzklassen“ nur Augenwischerei. Unter 3.4.4 wurde die wichtige Größe des Erntefaktors bereits besprochen, der in korrekter Weise den gesamten Lebenszyklus eines Produkts abbildet. Zurück zum Energiesparen mit heutiger moderner Technik. Man ist allein aus Kostengründen längst auf dem richtigen Weg, insbesondere in der Produktion. Als Musterbeispiel kann die energieintensive chemische Industrie dienen. Hier sind die Spielräume bereits ausgereizt. Im Gebäudesektor und der Beleuch‐ tung, um zwei stellvertretende Beispiele zu nennen, steckt allerdings beim Energiesparen der Teufel im Detail. Man liest immer wieder von Warnungen, die mittlerweile gesetzlich vorgeschriebenen Wandisolierungen in Hausneu‐ bauten mit Kunststoffplatten ungeprüft und ungesehen den Bauhandwerkern zu überlassen. Es gibt ferner die nicht unvernünftigen Empfehlungen, sich bei gegebenen sachlichen Gründen mit allen zur Verfügung stehenden rechtlichen Mitteln dem „Dämmzwang“ zu widersetzen. Dies ist immer dann erfolgreich, wenn der Nachweis erbracht werden kann, dass die Kosten der Dämmungsmaß‐ nahmen die eingesparten Energiekosten übersteigen, was oft der Fall ist. Bei unsachgemäßer Dämmung ist in aller Regel der entstandene Schaden durch Schimmel und Kondenswasser weit größer als der Energiesparnutzen. Kein Unglück, wie man vielleicht meinen mag, sind beispielsweise nicht perfekt abdichtende Fensterrahmen, weil sie den nötigen Luftaustausch von selbst herstellen, ohne dass regelmäßige Stoßlüftungen erforderlich sind. Die Fenster selber sollten dabei natürlich die wärmeisolierende Doppelverglasung aufweisen. Kurz: Mit unsachgemäßer Außenisolierung und hermetisch abdich‐ tenden Fensterrahmen kann man sich eine ganze Reihe von Problemen einhan‐ deln, die es früher gar nicht gab. Bauteilehersteller, Bauhandel, Handwerker und die heute planwirtschaftliche Ordnungspolitik, welche sich, der EU-Gesetzge‐ bung folgend, in Dinge einmischt, die früher sachgerechter im Ermessen des Bauherren lagen, hören dies natürlich nicht gerne. Ein Musterbeispiel dafür liefert die Stadt Heidelberg, die mit ihrer „Bahnstadt“ unter erheblichem Aufwand eine neues Stadtteileprojekt bewirbt 266 . Bei so viel Werbung für „grünes“ Bauen, Niedrigenergiehäuser und der nach der Beurtei‐ lung vieler Heidelberger nicht gerade gelungenen Architektur der Bahnstadt 163 3.4 Naturgesetzliche Schranken der Energiewende <?page no="164"?> wird man misstrauisch. Erstaunlicherweise gehen alle Versuche fehl, im Internet auch nur eine einzige kritische Stimme über die Bahnstadt zu finden. Das Projekt ist im Internet randvoll von der Heidelberger Stadtverwaltung, von den mit dem Projekt gut verdienenden Instituten, wie zum Beispiel einem fragwür‐ digen ifeu-Institut 267 , von Beratern, Baufirmen und weiteren, unzählbar vielen Profiteuren besetzt. Ein naiver Internet-Besucher kommt daher zwangsläufig zu der Auffassung, dass die Bahnstadt und ihre Baumaßnahmen tatsächlich das „Non Plus Ultra“ modernster und energiesparender Baukunst seien. Ein aufmerksamer Leser dieses Buchs würde dagegen hellwach misstrauisch. Erst der Hinweis eines Studienfreundes des Autors führte schließlich auf eine realistische Internet-Seite, nämlich die etwas versteckte Forschungsseite der Universität Heidelberg. In der sind andere Töne zu hören: So liest man unter dem Titel „Primat der Ökonomie? Wer gestaltet die Stadt der Zukunft? 268 “, bezogen auf die Heidelberger Bahnstadt, Folgendes: Allerdings weisen die Konzepte nachhaltiger Stadtentwicklung ein deutliches Primat der Ökonomie auf. Sie verkörpern neoliberale Stadtentwicklungslogiken, in denen vor allem solche Entwicklungen zählen, die sich gut vermarkten lassen und als wachstumsfördernd für die Stadt angesehen werden. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Heidelberger Bahn‐ stadt als „größte Passivhaussiedlung Europas“, deren Niedrigenergiehäuser höchsten Passivhausstandards entsprechen. Berechnet man jedoch die gesamte Energiebilanz, angefangen vom Bau der Gebäude und der Herstellung der dazu notwendigen Bauma‐ terialien bis hin zu deren Abnutzung als Wohnraum, hat sich bislang noch keine spürbare Einsparung gegenüber anderen Bestandsvierteln gezeigt. Für eine Umsetzung der Nachhaltigkeit auf breiter Ebene wären neben der Energiebilanz des Wohnens auch veränderte Konsum- und Mobilitätsmuster notwendig, die von der Stadtbevölkerung tatsächlich gelebt werden“. Aha, so ist das also! Es geht in der Bahnstadt um Ökonomie, oder populär ausgedrückt, nur um die „Kohle“. Außerdem findet man in diesem Beitrag der Uni Heidelberg sachgemäß den alles entscheidenden Erntefaktor wieder! Die Richtigkeit dieser Ausführungen der Universität Heidelberg ahnt bereits jeder Hausherr, der schon einmal eigene böse Erfahrungen mit den neuen Öko-Versprechungen gemacht hat. Wenn man beispielsweise gezwungen ist, für Wartung und Reparatur einer hochkomplexen Heizungsanlage mehr Geld aufzuwenden, als man an Brennstoffkosten einspart, ist der erwünschte Spar‐ effekt verfehlt. Ähnliches gilt für Belüftungssysteme, die vollgekapselte Nied‐ rigenergiehäuser wohnlich machen sollen. So ein Lüftungssystem verbraucht erstaunlicherweise oft mehr Energie als die eingesparte Heizung. Dem Autor sind Mieter von Niedrigenergiehäusern bekannt, die sich über ihre ungewöhn‐ 164 3 Energie <?page no="165"?> lich hohen Energienebenkosten beschweren, welche die Kosten von Freunden in Altbauten in erstaunlichem Maße übersteigen. Ein weiteres Paradebeispiel für zumindest anfänglich komplett verfehltes En‐ ergiesparen liefert das Glühlampenverbot der EU. Fairerweise sollte man sagen, dass die EU nicht explizit die Glühlampe verboten hat, sondern Grenzwerte für die Energieeffizienz eingeführt hat. Hersteller von Glühlampen hätten sich dem problemlos anpassen können, gab es doch früher Glühlampen mit viel höherer Lebensdauer, die man dann künstlich abgesenkt hat! 269 . Halogenlampen sind im Übrigen auch Glühlampen. Sparmaßnahmen auf dem Beleuchtungssektor sind zwar im Prinzip interessant, weil weltweit knapp ein Fünftel der erzeugten elektrischen Energie für Beleuchtungszwecke verwendet wird. Dennoch zeigte die EU mustergültig, wie man es auf keinen Fall machen darf. Die anfänglich zum Ersatz vorgesehenen Sparlampen waren durch eine für das menschliche Auge unangenehme Spektralverteilung gekennzeichnet. Giftiges Quecksilber bei Bruch und Entsorgung dieser Lampen waren zudem hochgradig umwelt‐ schädigend. Diese Lampen hätten erst gar nicht zugelassen werden dürfen. Ihre Lebensdauern sowie Spareffekte wurden von vielen Herstellern gemäß den technischen Überprüfungen einschlägiger TV-Verbrauchersendungen zudem weit übertrieben. Erst die neuen LED-Lampen, inzwischen dimmfähig und mit einstellbarer Farbtemperatur, sollen gemäß Herstellern die vom Anwender gewünschten Eigenschaften aufweisen. Sie sind zurzeit aber noch relativ teuer, und ob ihre Lebensdauer in der Realität den Versprechungen entspricht, muss sich erst zeigen. Was man im Bekannten- und Freundeskreis darüber hört, ist meist nicht positiv. Googelt man nach „LED Lampen, wie lange Lebensdauer“ findet man viele ernüchternde Berichte. Nicht nur der geschilderten Nachteile wegen, sondern wohl auch aus Zorn auf Brüsseler Bürokraten, die vielen Mitbürgern ihrer Auffassung nach zu weit in die persönliche Sphäre hineinregieren, wurden zur Umgehung des EU-Politik alte Glühlampen auf Jahre hinaus gehamstert. Der Spareffekt der Energiesparlampen wurde für den Verbraucher verfehlt, und die Preise für Wohnraumbeleuchtung haben sich nicht verringert. Besondere Gesetze des Energiesparens und der zugehörigen medialen In‐ formation herrschen beim Auto und bei Vergleichen des Autos mit anderen Transportmitteln. Hier zuerst einmal vermutlich kaum bekannter Vergleich: Moderne Flugzeuge verbrauchen weniger Treibstoff pro km und Passagier als ein PKW. Der Airbus A320 benötigt 2700 Liter Kerosin (gereinigtes Petro‐ leum) pro Flugstunde und transportiert 170 Passagiere. Mit ca. 800 km/ h Fluggeschwindigkeit ergeben sich 2 Liter pro 100 km pro Fluggast. Ein PKW mit 6 Liter pro 100 km Verbrauch muss daher schon mit mindestens 3 Personen 165 3.4 Naturgesetzliche Schranken der Energiewende <?page no="166"?> besetzt sein, um mit dem A320 gleichzuziehen. Weil grüne Ideologie an der Beseitigung des Benzinaustos arbeitet, ist das Thema Auto heute kaum noch rational zu erörtern. Die deutsche Politik wagte noch niemals, ernsthaft das Thema Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen anzugehen, die in so gut wie allen Ländern vorgeschrieben ist. Sie macht lieber umgekehrt den Fehler, das Elektroauto zu propagieren, das ein Flop war, immer noch ein Flop ist und auch in aller Zukunft bleiben wird (s. unter 3.3). Selbst vernünftig durchdachte Verkehrskonzepte, die gleichermaßen dem notwendigen Individualverkehr von Pendlern, einer wirkungsvollen Verkehrs‐ steuerung und den öffentlichen Verkehrsmitteln gerecht werden, sind hierzu‐ lande nicht in Sicht. Bei den heutigen technischen Möglichkeiten ist es bei‐ spielsweise nicht einzusehen, warum nicht generell elektronische Tags an allen Stellen mit Geschwindigkeitsbegrenzung Vorschrift sind, welche dem Fahrer - nur auf Wunsch natürlich - die Geschwindigkeit seines Fahrzeugs automatisch einstellen und er somit nicht dauernd den Tacho kontrollieren muss. Natürlich sind die Gemeinden gegen solche leicht möglichen elektronischen Hilfen, denn dann würden die im Etat fest eingeplanten Bußgelder wegfallen. Zurzeit haben an Stelle von Vernunft „CO 2 -Vermeidung“ und völlig überzo‐ gene Grenzwerte von Stickoxiden aus Autos Hochkonjunktur. Viele Städte pflegen zudem immer noch die rote, energiefressende, anstatt die grüne Welle, insbesondere auch Heidelberg. Überschwere SUV stehen hoch im Kurs, weil viele Deutsche ihr Ego über den Wert des Fahrzeugs und nicht über die Qualität des Essens, Reisens und Wohnens definieren. Mit flächendeckend eingesetzter intelligenter Telematik und Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen lässt sich das knapp 4 Liter Diesel verbrauchende Auto realisieren, ohne dass wir Einbußen durch längere Auto-Fahrzeiten von A nach B oder gar an Bequem‐ lichkeit hinnehmen müssten. Die Auto-Industrie hat zum Glück inzwischen auch den Autokäufer im Auge, der es sicher, bequem, entspannend, preiswert und nicht vorwiegend sportlich haben möchte. Abstandwarner, Warngeber, wenn der Fahrer ermüdet und weitere sinnvolle Assistenzsysteme wurden zum Standard. Deutschland braucht nicht einmal den Verlust eines seiner wichtigsten Produkte (Luxusautos) zu befürchten, wie es der unvermindert große Exportanteil von Luxus- und Sportwagen in alle Länder dieser Erde zeigt, die inzwischen fast alle Geschwindigkeitsbegrenzungen aufweisen. Das große Zukunftsthema wird infolge der Fortschritte in Computer‐ rechenleistung und vor allem „künstlicher Intelligenz“ das selbstfahrende Auto werden. Der Buchautor wagt die Vorhersage, dass es siegen wird, wenn erst einmal seine Unfallhäufigkeit statistisch signifikant und mit hohem Abstand die eines 166 3 Energie <?page no="167"?> guten menschlichen Fahrers unterschreitet. Unfälle mit autonomen Autos lassen dann interessante juristische Auseinandersetzungen erwarten. 3.5 Klimapolitik: Risiken, Nebenwirkungen, Verhältnismäßigkeit Halt Du sie dumm, ich mach sie arm (Klimawandel: Wissen für Kinder) Nach den in den vorangegangenen Abschnitten behandelten Fakten zu Klima und Energie nun zur Klimapolitik und ihren Auswirkungen. Das Thema könnte mehrere Bände füllen. Aus Platzgründen ist jedoch nur eine Kurzversion möglich. Zunächst ist festzuhalten, dass auf Grund der bisher geschilderten Faktenlage sofort eine komplette Umkehr erfolgen müsste, falls überhaupt noch „Rationalität und Vernunft eine Chance haben sollten“. Die Gründe dafür sind: • Das IPCC 27 selbst hat bereits im Jahr 2013 offiziell eingestanden, dass die sogenannte Klimasensitivität - das Maß für die Klimawirkung des anthropogenen CO 2 - unbekannt ist (s. unter 2.5.3). Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ein unbekannter zentraler wissenschaftlicher Wert ist keine verlässliche Basis für rationales und zielgerichtetes politisches Handeln. Allenfalls das „Vorsichtsprinzip“ könnte hier als Begründung angeführt werden. Weiter unten wird gezeigt, warum dieses Prinzip hier nicht greift. • Wenige Zeilen weiter unten wird rechnerisch belegt, dass alle deutschen CO 2 -Einsparungen, und seien sie auch noch so ambitioniert, praktisch keinen Einfluss auf die zukünftige Globaltemperatur haben. Rechnet man dagegen die sich aufaddierenden Kosten der geplanten Klimaschutz- und Energiewendemaßnahmen Deutschlands zusammen, kommen bis 2050 um mindestens eine Billion Euro zusammen (1 Billion = 1000 Milliarden = eine Million Millionen). Diese sind der maroden deutschen Infrastruktur, dem ebenso maroden deutschen Bildungssystem und weiteren „Dauer‐ baustellen“ auf immer verloren. Billionen Euro für ein unwirksames Nichts aufzuwenden, hat nichts mehr mit dem gesunden Menschenverstand zu tun, ist schon gar nicht verhältnis‐ mäßig und selbst mit dem Vorsichtsprinzip nicht mehr zu rechtfertigen. Das Prinzip der Verhältnismäßigkeit ist hierzulande sogar grundgesetzlich 270 . Wir kennen aus den vorangegangenen Abschnitten die Fakten, aber auch die 167 3.5 Klimapolitik: Risiken, Nebenwirkungen, Verhältnismäßigkeit <?page no="168"?> Bruchlinien, an denen sich die Auffassungen und Sichtweisen der Klimarealisten und Klimawarner trennen. Es ist daher interessant, einmal hilfsweise die ungünstigsten Warnungen als real anzunehmen und dann abzuschätzen, wie sich deutsche CO 2 -Vermeidung gemäß ihrer Vorreiterrolle auf die zukünftige Temperaturentwicklung der Erde auswirken würde. Dazu gehen wir mit 4,5°C vom ungünstigsten IPCC-Schätzwert der Klimasensitivität aus (s. unter 2.5.3). Ferner nehmen wir einen Plan der Bundesregierung von 2018 als real an, die derzeitigen deutschen CO 2 -Emissionen um 80 % bis zum Jahre 2050 zu verringern (solche Pläne ändern sich stetig). Schließlich beträgt der deutsche Anteil an den CO 2 -Emissionen 271 der Menschheit rund 2 %, und die derzeitige CO 2 -Konzentrationserhöhung der Luft beläuft sich auf 2 ppm pro Jahr 163 . Damit zeigt eine lineare Grobabschätzung: In den 32 Jahren bis 2050 sind aus 2 ppm jährlich insgesamt 32 x 2 = 64 ppm höhere CO 2 -Konzentration geworden. 80 % deutsche Einsparungen davon sind 80 % x 2 % x 64 ppm = 0,8 x 0,02 x 64 = 1 ppm weniger. Mit dem ungünstigsten Wert der Klimasensitivität von 4,5 °C beträgt die Temperaturverringerung infolge 80 % deutscher CO 2 -Einsparungen somit höchstens 4,5 °C x 1 ppm/ 400 ppm = 0,01 °C. Das ist im Klartext ein Nichts. Dieses „Nichts“ kostet Deutschland aber, wie bereits erwähnt, bis 2050 eine Billion Euro, allein die EEG-Vergütungen belasteten den Bundeshaushalt 2018 mit rund 30 Milliarden pro Jahr, Tendenz steigend 272 . Die in der oben vorgenommenen Grobabschätzung angenommenen 80 % CO 2 -Einsparung wären zudem das Ende Deutschlands als Industrie- und Sozialstaat. Da im Sinne des kategorischen Imperativs von Immanuel Kant dies für alle Länder gilt, sollte kein Land Vorreiter spielen. Zumindest im politischen Realismus besteht kein Zweifel darüber, dass sich die großen CO 2 -Erzeuger dieser Welt 271 , an erster Stelle China, dann USA, Indien, Russland von ihrer zunehmenden Nutzung der Kohle niemals werden abbringen lassen, bevor nicht eine noch bessere Energieoption zur Verfügung steht. Dies gilt auch für die afrikanischen Länder, die, noch weitgehend unter der öffentlichen Radar, inzwischen ebenfalls zur Kohleverbrennung übergehen. Ihr Aufstieg zu wohlha‐ benden Industrieländern wäre mit dem Verzicht auf Kohleverbrennung unmög‐ lich geworden, ihre politischen Führer würden von der Bevölkerung weggefegt. In diesen Ländern werden CO 2 -Einsparungen zutreffend als Scheinprobleme der westlichen Welt angesehen, die nicht einmal Thematisierung wert sind. Insbesondere viele EU-Länder sehen dies freilich ganz anders, mit Deutschland an der Spitze der Klimafurcht und Vorbildfunktion. Ohne Übertreibung kann angesichts der Pläne der EU und insbesondere Deutschlands von einem Verstoß gegen das Prinzip der Verhältnismäßigkeit gesprochen werden, der bereits absurde Ausmaße angenommen hat. 168 3 Energie <?page no="169"?> Trotzdem will die deutsche Bundesregierung nach seinen Kernkraftwerken auch noch seine verbliebenen rund zehn großen Kohlekraftwerke wegwerfen. Jedem Fachmann und auch vielen Politikern ist bekannt, dass mit einer Stromver‐ sorgung nur aus Wind, Sonne und Energiemais niemals ein moderner Industrie‐ standort betrieben werden kann. Die es wissen und die Abschaltungspolitik von Kern- und Kohlekraftwerken dennoch verantworten, haben vielleicht eine fiktive Rettung der Welt im Auge, dafür aber ihren Amtseid gebrochen, in welchem es wörtlich heißt: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, …“ 3.5.1 Das IPCC Ein weit verbreiteter Irrtum über das bereits mehrfach erwähnte IPCC, in dem viele Forscher bei der Veröffentlichung regelmäßig erscheinender Klima-Be‐ richte mitarbeiten, sollte zuerst ausgeräumt werden: Das IPCC ist eine politi‐ sche und keine wissenschaftliche Organisation unter dem Dach der UN. Es leistet keine eigene Forschungsarbeit, sondern sichtet, selektiert und wählt For‐ schungsergebnisse der sich zur Verfügung stellenden Wissenschaftler aus. Diese Arbeit mündet in die bereits erwähnten IPCC-Berichte. Das IPCC macht infol‐ gedessen Wissenschaftspolitik, nichts anderes. Die IPCC-Veröffentlichungen werden grundsätzlich zuerst für Politiker herausgegeben, und erst darauf folgen die umfangreichen Fachberichte. Letztere sollten, entgegen üblichem wissen‐ schaftlichem Vorgehen, keine zu den politischen Berichten abweichenden Auf‐ fassungen mehr enthalten, was oft aber der Fall ist. Das unübersehbare Bemühen des IPCC, Wissenschaft für politische Ziele zu instrumentalisieren, wird von Kritikern zu Recht beklagt. Nach bisher verbindlicher Wissenschaftsethik besonders fragwürdig ist insbesondere die Mithilfe von öffentlich bestallten Forschern beim politischen Feldzug des IPCC gegen das anthropogene CO 2 . Sie lassen sich als aktiv Beteiligte in eine politische Kampagne ein und helfen bei ihr mit. Übersetzt man dies in Klartext, kann man zutreffend von Auftragsforschung sprechen. Dagegen ist einzuwenden: Wertfreie Wissenschaft ist ausschließlich der Wahrheit verpflichtet, muss sich stets in Frage stellen und darf sich grundsätzlich nicht an industrielle, politische oder ideologische Interessen verkaufen. Die dabei zugrunde liegenden Motive der Wissenschaftler sind nicht relevant. Sie lassen sich immer als für die menschliche Gemeinschaft nützlich oder gar unverzichtbar angeben. Die Wirklichkeit sieht anders aus. In einem heute kaum noch vorstellbaren Extremfall wurde aus unvollständig gesicherten 169 3.5 Klimapolitik: Risiken, Nebenwirkungen, Verhältnismäßigkeit <?page no="170"?> wissenschaftlichen Erkenntnissen eine Kampagne geschmiedet, die Menschen‐ leben gekostet hat. Es war die Eugenik des dritten Reichs. Das damals als ehrenwert angesehene Motiv der beteiligten Forscher war die „Reinhaltung der arischen Rasse“. Mit diesem Extrembeispiel soll keine Verbindung zwischen der heutigen CO 2 -Kampagne und einem der dunkelsten Ereignisse der deutschen Wissenschaft hergestellt werden. Es zeigt aber, wie gefährlich es ist, wenn sich Forscher außerwissenschaftlichen Institutionen zur Verfügung stellen, die ihre Forschungsergebnisse vereinnahmen. Jeder Verkauf wertfreier wissenschaftlicher Erkenntnisse an Interessengruppen ist ein Faustischer Handel. Die IPCC-Berichte für Politiker versuchen in einem einzigen Grundtenor und mit Ausblenden aller entlastenden Fakten die Schuld des anthropogenen CO 2 an einer globalen Erwärmung nachzuweisen. Ein akribisch recherchiertes Buch über die Methoden und die Qualifikation der Mitarbeiter des IPCC hat die kanadische Journalistin Donna Laframboise vorgelegt. Es ist inzwischen ins Deutsche übersetzt und hat den etwas sperrigen Titel „Von einem Jugendstraf‐ täter, der mit dem besten Klimaexperten der Welt verwechselt wurde“ und lohnt die Lektüre. Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang die Frage des bekannten deutschen Journalisten Günter Ederer an den damaligen Generalsekretär des IPCC, Yvo de Boer: „Warum berücksichtigt und nennt das IPCC nicht die wissen‐ schaftliche Literatur, die andere, zum Teil sogar gegenteilige Ergebnisse zeigt, als die Lesart von der Erwärmung durch anthropogenes CO 2 “? Die offenherzige Antwort des IPCC-Generalsekretärs darauf: „Das ist nicht unser Auftrag“. Die überwiegende Mehrzahl der deutschen Medien hat sich längst in frei‐ williger Selbstgleichschaltung auf IPCC-Linie ausgerichtet. Durch Einsatz kom‐ merzieller Werbemethoden ist CO 2 heute in bereits absurder Unsachlichkeit zur Ikone von Umweltschäden geworden. Die religiösen Züge dieses Glaubens schließen Sachargumente aus. Völlig ignoriert wird, dass der Glaube nur auf den Aussagen unsicherer Computermodelle gründet (s. unter 2.5.4). Inzwischen ist vom unsichtbaren Spurengas CO 2 sogar als von einem industriellen Schmutzgas die Rede. Wie bei jedem neuen Trend gibt es Mitfahrer der CO 2 -Kampagne, die sich in immer größeren Katastrophen zu überbieten suchen. Ein stellvertre‐ tendes Beispiel hierfür liefert die mediennahe Volkswirtin Prof. Claudia Kem‐ fert. Sie prognostizierte im Jahre 2004 den Untergang Sylts bis zum Jahre 2050 sowie die Überschwemmung von halb England und schätzte die Wahrschein‐ lichkeit, dass Extremwetterereignisse häufiger vorkommen, zu 80-90 % ein 273 . In einem Zeitungsinterview des Jahres 2007 führte sie zur Klimasensitivität des 170 3 Energie <?page no="171"?> CO 2 aus: „Klimatheorien sind relativ einfach zu berechnen. Wenn der CO 2 -Gehalt um 25 Prozent steigt, dann hat das eine Erwärmung von 2 °C zur Folge" 274 . Bei einer Verdoppelung des CO 2 -Gehalts kommen wir mit dieser Phantasterei dann auf 8 °C. Dieser Wert übersteigt sogar die ungünstigsten Projektionen des IPCC noch um das Doppelte. Ähnlicher sachlicher Unsinn kennt keine Grenzen mehr. Liegen die prognostizierten globalen Meeresspiegelanstiege bis zum Jahre 2100 in den IPCC-Berichten grob um 10 cm bis maximal 90 cm, so werden daraus in Al Gores weltberühmten Buch „Die unbequeme Wahrheit“ mehrere Meter. Von dieser überbordenden Klimahektik hob sich nur unser Altbundeskanzler Helmut Schmidt ab, der, als Politpensionär von allen Rücksichtnahmen befreit, offenherzig formulierte: „Die Annahme, dass der Klimawandel durch irgendeine Maßnahme beim G8-Gipfel in Heiligendamm geändert werden kann, ist idiotisch“. Wäre Helmut Schmidt noch im aktuellen politischen Geschäft, hätte man diese private und zutreffende Meinung vielleicht nicht von ihm vernommen. Insbesondere Kommissionen von Fachexperten, die politisch nicht unab‐ hängig sind, weisen gerade keine hohe Qualität auf. Prof. Gerhard Gerlich drückte dies in seiner Kritik am heutigen Klimageschäft wie folgt aus: „Grund‐ lage teurer Maßnahmen sollten endlich wieder wirklich gemessene Größen sein und nicht aus schlechten Modellvorstellungen geschätzte und hochgerechnete Zahlen (Szenarien). Dazu kommt die moderne Praxis mit der Kommissionspolitik, die die Entscheidungsprozesse der Demokratie aushöhlt. Solche Kommissionen (wie Hartz, PISA, IPCC, …) produzieren Spesen und beweisen immer nachträglich ihre Existenz‐ berechtigung. Sie finden immer überzeugende Gründe für ihr Weiterbestehen. Diese Kommissionen entlassen die gewählten Abgeordneten aus ihrer Verpflichtung, mit ihrem eigenen Verstand und Gewissen Gesetze zu verabschieden. Stattdessen berufen sich die Politiker auf „Expertenmeinungen“ anonymer Kommissionen und stehlen sich so aus ihrer Verantwortung. Die von „Kommissionen“ beauf‐ tragten „Wissenschaftler“ liefern dann die politisch gewünschten, mit angeblich berechneten Unsicherheiten verzierten Ergebnisse. Es handelt sich hier um die typische, unfreie „Proposal-Wissenschaft“, die ihre Existenzberechtigung nur ihrem politischen Auftrag verdankt.“. In den deutschen Medien sind die kritischen Stimmen inzwischen verstummt. Zu stark ist der Konsens aller politischen Parteien, zu stark die verständliche Übernahme dieses Konsenses von fast allen Medienredaktionen. Zu stark ist auch der Druck auf große Unternehmen, sich für „Klimaschutz“ zu erklären, um Imageschädigung zu vermeiden oder sogar Profit mit diesem Label zu machen. Beiträge, wie den in der FAZ vom 6.4.2007 mit dem Titel „Für den guten Zweck" 275 , gibt es in überregionalen Tageszeitungen nicht mehr. In ihm werden die Motive von mithelfenden Wissenschaftlern analysiert. Seine Lektüre ist empfehlenswert. 171 3.5 Klimapolitik: Risiken, Nebenwirkungen, Verhältnismäßigkeit <?page no="172"?> 3.5.2 „Klimaschutz“: Gebot in Medien und Politik - Irrtum ausgeschlossen? „Will man den Wahrheitsgehalt einer Aussage beurteilen, sollte man sich zuerst die Methoden des Aussagenden ansehen“ (Werner Heisenberg) Die Berichte der Medien über „Klimaschutz“ und Energiewende sind aktuell unterschiedlich. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass in vielen Redaktionsstuben zwar wirtschaftlich kundige, aber kaum technisch-naturwissenschaftlich be‐ schlagene Redakteure sitzen. Ingenieure und Naturwissenschaftler wählen selten den Beruf des Journalisten, sie verdienen dort zu wenig. Als Folge davon wird in den Redaktionsstuben meist nur die Kostenproblematik der Energie‐ wende kritisch angegangen. Auch die Gefahr eines bundesweit drohenden Stromausfalls, der Menschenleben fordern und unsere Volkswirtschaft mit Kosten in Milliardenhöhe pro stromfreier Stunde schädigen wird, ist inzwischen in die öffentliche Wahrnehmung gerückt 204,205 . Beim „Klimaschutz“ herrscht dagegen noch medialer Konsens vor, sieht man von wenigen Ausnahmen ab. Seine Fragwürdigkeit wird im Gegensatz zu früheren Jahren nicht mehr angesprochen, als insbesondere die FAZ oft noch ausgesprochen kritisch be‐ richtete 274,276,277 . Selbst in den großen deutschen Zeitungen sind Klima-Katastro‐ phenmeldungen zur verpflichtenden Regel geworden. Da inzwischen in der Öffentlichkeit jeder Zweifel an der angenommenen Klimaschädlichkeit des CO 2 als politisch inkorrekt, ja anstößig gilt, herrscht bei den Medien, trotz deutlich erkennbarer Abnutzung, immer noch die „Fünf-vor-Zwölf''-Rhetorik vor. Kein Redakteur recherchiert noch, um Unrichtigkeiten zu vermeiden. Die deutsche Politik folgt widerspruchslos den EU-Verordnungen zu CO 2 -Re‐ duktionen, die inzwischen bei Nichtbefolgung finanzielle Konsequenzen in Form von hohen Strafzahlungen für die betreffenden Länder haben. Die Bun‐ desregierung plante ursprünglich, bis zum Jahr 2050 gegenüber 2008 den Stromverbrauch um 25 % zu senken, den Anteil an erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch auf 80 % zu erhöhen, die Treibhausgasemissionen um 80 bis 95 % zu verringern und die Zahl der Elektroautos auf 6 Millionen zu steigern. Diese Zielstellungen sind aktuell wesentlich unverbindlicher im Koalitionsvertrag festgehalten 278 und sie werden, weil komplett unrealistisch, vermutlich auch weiterhin stetig abgeändert. Zu viele Wählerstimmen und das ohnehin schon erschütterte Vertrauen in eine Politik stehen auf dem Spiel. Immer mehr Wähler meinen inzwischen, die Politik vertrete nicht mehr ihre 172 3 Energie <?page no="173"?> Interessen. Der Spagat zwischen erforderlichem Wirtschaftswachstum und den diesem Ziel entgegengesetzt stehenden Klimazielen ist kaum noch möglich. Dabei darf nicht vergessen werden, dass die Klimabeschlüsse durch kein Expertengremium von unabhängigen Fachleuten vorbereitet oder überprüft wurden. Keine politische Partei, ausgenommen die Werteunion der CSU, die FDP (gelegentlich) und die AfD, die zumindest in den neuen Bundesländern bereits als Volkspartei gilt, wagt das für Wirtschaft, Wohlstand und gesellschaft‐ lichen Frieden so bedrohliche Klimaschutzprogramm kritisch zu hinterfragen oder gar abzulehnen. Das Narrativ „Gefährlicher menschgemachter Klima‐ wandel“ wird heute sogar schon von vielen Hochschulrektoren quasioffiziell vertreten (Forschungsfreiheit? ) und in den Schulen bis herab in die Kindergärten gelehrt. Kritische und besser gebildete Zeitgenossen werden da sofort nach‐ denklich, denn ihnen ist geläufig: „Wenn jedwede Art Gegenmeinungen zu einem offenkundig fragwürdigen Konsens unbekannt sind, kann etwas nicht stimmen“. Auf der anderen Seite beginnt bemerkenswerterweise auch in Kreisen natur‐ wissenschaftlich Ungebildeter die Klima-Skepsis stark zuzunehmen. Im realen Leben anstatt im akademischen Elfenbeinturm befindliche Zeitgenossen sind nämlich besser mit der in der Abschnittsüberschrift zitierten Ermahnung von Werner Heisenberg vertraut. Es ist nur gute Menschenkenntnis erforderlich. Man traut den wissenschaftlich hoch ausgewiesenen Klimawarnern nicht mehr, denn deren politisch/ ideologische Interessen sind nicht mehr zu übersehen. Der Widerspruch von einem immerhin nun schon zwei Jahrzehnte anhaltenden globalen Temperaturstillstand (trotz der sehr warmen Jahre 2018 und 2019) und ansteigendem atmosphärischen CO 2 wird ebenfalls immer bekannter. Warum blieben katastrophale Hochwasserereignisse in Deutschland die letzten Jahre aus? Warum werden keine konkreten Pegelzahlen steigender Meeresspiegel der Malediven vorgelegt, obwohl seit vielen Jahren in den Medien unverdrossen über eine nahe bevorstehende Räumung dieser Inseln infolge drohender Über‐ schwemmung berichtet wird? Dubai liegt zwischen 0 m und 0,5 m über Meeres‐ niveau, und dennoch werden hier Milliarden für neue Städte investiert. Warum haben die Investoren keine Angst vor den prognostizierten Meeresspiegelans‐ tiegen? Und ist nicht eine höhere CO 2 -Konzentration für das Pflanzenwachstum nützlich, insbesondere für Nahrungspflanzen, wie beispielsweise Getreide (s. unter 2.5.1)? Seit das Internet seinen Siegeszug angesetzt hat, wird das Ignorieren der „Klimarealisten“, die der Hypothese einer gefährlichen anthropogenen Erder‐ wärmung widersprechen, immer schwieriger. Warum aber fangen neben fach‐ lich Interessierten nun sogar auch naturwissenschaftliche Laien an zu zweifeln? Die Antworten sind nicht schwer zu finden: 173 3.5 Klimapolitik: Risiken, Nebenwirkungen, Verhältnismäßigkeit <?page no="174"?> • Im Gegensatz zu anderen wissenschaftlichen Streitthemen steht jedem das Wetter und seine über 30-jährige Manifestation „Klima“ besonders nahe. Mit der Angst vor Klimaänderungen wird Fiskalpolitik gemacht, die mit immer höheren Kosten für den Verbraucher verbunden ist. Die lukrativen Gewinne für das große Spektrum der Profiteure werden dagegen in Gestalt von immer mehr Windrädern sichtbar. • Im Gegensatz zu anderen wissenschaftlichen Streitthemen geht es in der Klimaforschung um Begriffe, die jeder aus dem täglichen Leben bestens kennt - wie Temperaturen, Niederschläge, Wetterextreme und weiteres mehr. • Viele als maßgeblich oder gar gefährlich bezeichneten Änderungen von Klimaparametern werden inzwischen als das erkannt, was sie sind, nämlich „Nulleffekte“. So ist beispielsweise die als anthropogen vermutete Temperaturänderung des 20. Jahrhunderts auch mit den besten statisti‐ schen Methoden immer noch nicht vom natürlichen Temperaturrauschen zu unterscheiden. Unterhalb von nicht mehr nachweisbaren Größenord‐ nungen wird inzwischen alles mit einen „anthropogenen Fußabdruck“ gegengerechnet. Das fängt an die Leute zu nerven. • Man beginnt das zwischen Klima-Forschungsaufwand und gesicherten Erkenntnissen bestehende Missverhältnis zu erkennen. Allein in den USA sind in wenigen Jahrzehnten mehr Milliarden US-Dollar in die Klimafor‐ schung geflossen als in die Mondlandung. Die Ergebnisse entsprechen diesem Aufwand nicht. Ein kritischer, sachkundiger Beobachter stellt bei nüchterner Beurteilung fest, dass die Wissenschaft heute immer noch nicht entscheidend weiter gekommen ist, als sie es zu Zeiten von Jean Baptiste Fourier, John Tyndall oder Svante Arrhenius schon einmal war. Wir wissen inzwischen zwar sehr viel mehr über die physikalischen Klima-Antriebe, aber immer noch so gut wie gar nichts darüber, wie sich aus diesen Antrieben die Klimaentwicklung zusammensetzt. Neben diesen Gründen, der Klimafurcht reservierter zu begegnen, sind auch frühere massive „Irrtümer“ der Wissenschaft im Gedächtnis geblieben, wie stellvertretend - Die ehemalige Zurückweisung der Kontinentaldrifthypothese des deut‐ schen Forschers Alfred Wegener. Heute kennt bereits jeder, der gerne Natursendungen im Fernsehen verfolgt, den Begriff der Plattentektonik. - Die nicht eingetroffenen Katastrophenszenarien des Club of Rome. - Die medizinisch stets als unumstößlich angesehene Theorie, dass Bak‐ terien im sauren Magenmilieu nicht überleben könnten und Magenge‐ 174 3 Energie <?page no="175"?> schwüre daher psychosomatisch verursacht sein müssen. Heute weiß man, dass Magengeschwüre von Bakterien ausgelöst werden, wozu erst ein gefährlicher Selbstversuch nötig war, der verdientermaßen den Nobelpreis für Medizin einbrachte. - Das deutsche Waldsterben, an dem angeblich kein ernsthafter Wissen‐ schaftler zweifelte. Heute sind sowohl das Phänomen als auch der Begriff weitgehend verschwunden, von immer wieder versuchten Wiederbele‐ bungsversuchen abgesehen. - Die wissenschaftlich begründeten Warnungen vor einer bereits im An‐ fangsstadium stehenden neuen Eiszeit noch vor wenigen Jahrzehnten. Besonders an den letzten Irrtum, der heute allenfalls nur noch den Älteren unter uns bekannt ist, möchten die aktuellen Klimawarner nur ungern erinnert werden. 3.5.3 Der Mythos vom wissenschaftlichen Konsens Es ist eine Sache, eine andere Meinung zu haben. Es ist aber etwas völlig anderes, vorzutäuschen, andere als die eigene Mei‐ nung würden gar nicht existieren, oder zu be‐ haupten, solche Meinungen verdienten keine Aufmerksamkeit (Donna Laframboise, Schriftstellerin) Der Begriff „Konsens in der Wissenschaft“ ist unsinnig. Ob eine wissenschaft‐ liche Hypothese vernünftig, richtig oder falsch ist, entscheidet nicht die Mehr‐ heit. Dies haben immer wieder von ihren Fachkollegen angefeindete Forscher belegt, die ihre Hypothesen oft über Jahrzehnte gegen den wissenschaftlichen Mainstream aufrechterhielten und dafür dann nicht selten mit Nobelpreisen belohnt wurden. Natürlich würde ein echter Konsens von vielleicht 95 % aller Forscher eines Fachgebiets eine hohe Wahrscheinlichkeit für sachliche Richtigkeit beinhalten. Allerdings sind die unter „Konsens“ von den Medien zur Klimaforschung herbei phantasierten Zahlen, die regelmäßig weit über 95 % liegen, mit Sicherheit falsch. Auf die Frage nach einem messbaren und eindeutig zuweisbaren anthropogenen Einfluss auf Klimawerte lautet bis heute die korrekte Antwort „nicht auffindbar in der Fachliteratur“. Daher bleiben jetzt nur zwei seriöse Fragen übrig: Wie viele Klimaforscher, als Klimawarner, teilen die Warnungen des IPCC? Wie viele Klimaforscher, als Klimarealisten, widersprechen? 175 3.5 Klimapolitik: Risiken, Nebenwirkungen, Verhältnismäßigkeit <?page no="176"?> Klimaforscher sind Physiker, Meteorologen, Geologen, Chemiker, Biologen, Mathematiker usw., also in der Regel Naturwissenschaftler, die Klimaforschung betreiben und ihre Ergebnisse in begutachteten Wissenschaftsjournalen veröf‐ fentlichen. Letzteres ist das einzige maßgebende Kriterium, denn eine höhere „Instanz“ als die begutachtete Fachliteratur gibt es nicht. Auch der Buch‐ autor zählt nach diesem Kriterium zu den Klimaforschern 279 . Wird allerdings Klimaforschung nicht von der Pike auf verfolgt, gilt dies oft als fehlendes Qualitätsmerkmal. Nichts kann falscher sein. Die Karrieren unzähliger Natur‐ wissenschaftler, die ihr Forschungsgebiet wechselten, belegen es. Leider ist Fachwechsel im heutigen Wissenschaftsbetrieb immer schwieriger geworden, so dass der Vorteil verlorengeht, neue Ideen ohne „Scheuklappen“ verfolgen zu können. Schauen wir nun einmal nach, wie viele begutachtete Klimapublikationen, die dem IPCC widersprechen, in internationalen begutachteten Fachjournalen aufzufinden sind! Es sind momentan weit über tausend Arbeiten, explizit in „Popular Technology“ aufgeführt 280 . Die reale Zahl dürfte noch weit höher liegen. Infolgedessen sind allein damit bereits die Verlautbarungen von Medien und Politik über angeblich fehlende Gegenstimmen falsch. Die Klimarealisten übertreffen die Klimawarner in wissenschaftlichem Ansehen um Längen, denn zu ihnen gehören die Physik-Nobelpreisträger Ivar Giaever und Robert Laughlin. Einen Physiker aus dem IPCC-Lager als Physik-Nobelpreisträger gibt es nicht. Ferner sind die weltberühmten Physiker Freeman Dyson, Edward Teller, Frederick Seitz, Robert Jastrow und William Nierenberg „Klimarealisten“, ähnliche wissenschaftliche Reputationen sind von den an den IPCC-Berichten mitarbeitenden Forschern nicht bekannt. Eine ausführliche Zusammenstellung dazu findet sich ebenfalls in „Popular Technology.net" 281 . Auf Anhieb können weiterhin promovierte Naturwissenschaftler und Hun‐ derte fachnahe Professoren und promovierte Forscher der klimaskeptischen Seite benannt werden, die sich in Petitionen und Manifesten gegen das IPCC artikulierten. Nachfolgend die (unvollständige) Aufzählung, wobei gleich auf den auffälligen Umstand hingewiesen werden soll, dass fast alle in englisch‐ sprachigen Seiten aufgeführt sind. Insbesondere im deutschen Wikipedia ist nämlich alles politisch Unerwünschte über die Klimafrage wegzensiert (der dafür Verantwortliche ist inzwischen zwar namentlich bekannt, ihm das Hand‐ werk zu legen ist aber leider nicht möglich) 282 . Im englischsprachigen Wikipedia scheint eine ähnliche Entwicklung zurzeit einzusetzen, wie es bereits unter 2.1 an Beispielen geschildert wurde. Diese Entwicklung ist sehr zu bedauern, denn Wikipedia ist ansonsten eine sehr gute und nicht mehr wegzudenkende 176 3 Energie <?page no="177"?> Informationshilfe. Nun zu den wichtigsten Petitionen und Manifesten gegen den Klimawahn: • Heidelberger Manifest, 1992, (4000 Naturwissenschaftler, 72 Nobelpreis‐ träger, überwiegend keine Klimaforscher) als Antwort auf den Klima‐ gipfel von Rio de Janeiro 22,21 . • Leipziger Manifest 24,23 , 1995 überarbeitet 2005. 80 Forscher der Naturwis‐ senschaft und 25 Meteorologen bekunden „Auf der Basis aller vorhandenen Messungen können wir eine politisch inspirierte Weltsicht nicht akzeptieren, die Klimakatastrophen vorhersagt und überstürzte Aktionen verlangt… In einer Welt, in der die Armut die größte soziale Verschmutzung darstellt, sollte jegliche Einschränkung an Energie, die das ökonomische Wachstum verhindert (in diesen Ländern), mit äußerstem Bedacht vorgenommen werden.“ • Oregon Petition Project, 2008, 31.000 Unterzeichner, davon 9000 promo‐ viert, meist Ingenieure, aber auch zahlreiche Klimaforscher 283 . Das Projekt wendet sich gegen die Behauptungen „Die Wissenschaft sei sich einig über die menschgemachte globale Erwärmung“. • U.S. Senate Minority Report, 11.12.2008 (700 Naturwissenschaftler) 284 . Die Unterzeichner wehren sich gegen den vorgeblichen Konsens, dass der Mensch für die Erwärmung hauptsächlich verantwortlich gemacht werden kann. Der Report stellt fest, dass die 700 Wissenschaftler die Zahl der an der ’'Zusammenfassung für Politiker“ des IPCC beteiligten 52 Wissenschaftler um das mehr als 13-fache übersteigt. Sie führten insbesondere Messungen an, welche die alarmistischen, von Modellen unterstützten Prophezeiungen widerlegen. • Eingabe an US-Präsidenten Obama. 100 Fachwissenschaftler 285 wenden sich gegen die Aussage des US-Präsidenten „Wenige Herausforderungen denen sich Amerika und die Welt gegenübersieht, sind wichtiger als den Klimawandel zu bekämpfen. Die Wissenschaft ist jenseits aller Diskussion und die Fakten sind klar“ mit dem Protest „With all due respect Mr. President, that is not true“. • Offener Brief an Angela Merkel, EIKE, 26.7.2009 286 . Dieser Brief von 338 Wissenschaftlern und besorgten Bürgern erhielt nicht einmal die Eingangsbestätigung des Bundeskanzleramts, obwohl in Artikel 17 des deutschen Grundgesetzes Bürgern ausdrücklich das Recht eingeräumt wird, sich bei drängenden Problemen oder Fragen an die zuständigen Stellen und an die Volksvertretung zu wenden. • Umfrage von D. Bray und H. von Storch, in Form einer anonymen Umfrage 287 unter ca. 1250 Klimawissenschaftlern, von denen 40 % ant‐ 177 3.5 Klimapolitik: Risiken, Nebenwirkungen, Verhältnismäßigkeit <?page no="178"?> worteten, was für derartige Umfragen als eine sehr hohe Antwortrate bezeichnet werden darf. Die Frage „Ist der gegenwärtige Stand der Wissen‐ schaft weit genug entwickelt, um eine vernünftige Einschätzung des Treib‐ hausgaseffektes zu erlauben? “ beantworteten nur 69 % mit Zustimmung. Die Frage „Können Klimamodelle die Klimabedingungen der Zukunft vo‐ raussagen'‘ beantworteten 64 % ablehnend! Da die Vorhersagen der Klima‐ katastrophe alleine auf Klimamodellen beruhen und damit ebenfalls ein theoretisches Konstrukt sind, darf dieses Ergebnis für die Vertreter eines Klimakatastrophen-Konsens zutreffend als Schlag ins Gesicht bezeichnet werden. Denn umgekehrt ausgedrückt: Es besteht ein Konsens von 64 %, dass die Vorhersage eines die Menschheit gefährdenden Klimawandels durch eine von Menschen gemachte Temperaturerhöhung infolge der anthropogenen CO 2 -Emissionen auf der Basis von Klimamodellen wis‐ senschaftlich unzulässig ist. • Umfrage von H. M. Kepplinger und S. Post, Forschungsmagazin der Univ. Mainz, Nr. 1, 2008, S. 25-28 288 . Kepplinger dazu „Die Mehrheit der Wissen‐ schaftler war der Ansicht, dass die Voraussetzungen für eine Berechenbarkeit des Klimas gegenwärtig noch nicht gegeben ist. Dies betrifft die Menge und Qualität der empirischen Daten, die Qualität der Modelle und Theorien sowie die Kapazität der verfügbaren Analysetechniken. Nur eine Minderheit von 20 % glaubt, dass die empirischen und theoretischen Voraussetzungen für die Berechnung des Klimas heute schon gegeben seien'‘. • Offener Brief an UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon (125 Naturwissen‐ schaftler) 289 . Zu den von Ki-Moon unterstützten Behauptungen des Klima-Alarms über zunehmende Hurrikane, Dürren, Starkstürme, Über‐ schwemmungen sagen die Unterzeichner „We the undersigned, qualified in climate-related matters, wish to state that current scientific knowledge does not substantiate your assertions“. • Petition an Präsident Donald Trump, Initiator der weltberühmte Kli‐ maforscher R. Lindzen 290 . Es sind insgesamt 300 Unterzeichner von Klimaforschern über Biologen, Statistiker, Ökonomen bis hin zu einem ehemaligen Direktor der NASA. In der Petition heißt es „We urge the United States government, and others, to withdraw from the United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC)….Observations since the UNFCCC was written 25 years ago show that warming from increased atmospheric CO 2 will be benign….“ • Ivar Giaever (Nobelpreisträger Physik), Youtube gegen den Klimawahn 291 . • Petition von 90 italienischen Fachwissenschaftlern gegen Klimaalarm 292 . 178 3 Energie <?page no="179"?> • Die zurzeit jüngste Petition von 500 Klimawissenschaftlern, verfasst von Prof. Guus Berkhout, an den UN-Generalsekretär António Guterres 293 am 23.9.2019, Namensliste 294 (der Buchautor hat diese Petition mitunter‐ zeichnet). Alle hier aufgeführten Manifeste, Petitionen und Umfragen wurden von den deutschen Mainstream-Medien, von seltenen Ausnahmen ab‐ gesehen, noch nie zur Kenntnis genommen. 3.5.4 Climategate Den ersten wissenschaftlichen Skandal der Klimaforschung, der in die inter‐ nationalen, aber fast gar nicht die deutschen Medien drang, verursachte die so genannte Hockey-Stick-Kurve 295 des US-Klimaforschers Michael Mann. Bis heute hat M. Mann seine Daten und Methoden nicht anderen Wissenschaftlern zur Überprüfung zur Verfügung gestellt, wie es in Zweifelsfällen üblich ist und deswegen sogar einen für ihn teuren Gerichtsprozess verloren 296 . Den Spitz‐ namen erhielt diese Temperaturkurve von ihrer Form, die einem umgekehrten Hockey-Schläger ähnelt. Vor dem 20. Jahrhundert ein weitgehend glatter Verlauf (Schlägerschaft) und dann ein steiler Anstieg (Schlägerblatt). Natürlich war diese Temperaturkurve in einem bereits absurden Maße falsch. Das bestens bekannte globalweite mittelalterliche Wärmeoptimum und die kleine Eiszeit waren in ihr nämlich nicht zu sehen. Dennoch wurde sie in den IPCC-Be‐ richt des Jahres 2001 als letztes und wichtigstes Beweismittel für eine vom Menschen gemachte Erderwärmung aufgenommen. Nach massiven Einwänden und mit statistischen Beweisen von Fachwissenschaftlern entpuppte sich die Hockey-Stick-Kurve schließlich als falsch 297,295 . Die Autoren Mann, Bradley und Hughes schienen die Daten bewusst manipuliert zu haben. Der „Hockey-Stick“ wurde daher im Jahre 2007 aus dem wissenschaftlichen IPCC-Bericht entfernt. Im Jahre 2007 folgten dann Schlag auf Schlag die folgenden Ereignisse: Das Scheitern der Kopenhagener Klimakonferenz, der E-Mail-Skandal des eng‐ lischen Hadley Klimazentrums CRU, wobei hunderte brisante E-Mails an die Öf‐ fentlichkeit gelangten, die Falschaussagen im wissenschaftlichen IPCC-Bericht von 2007 über den Zustand der Himalaya-Gletscher, Falschaussagen im gleichen wissenschaftlichen IPCC-Bericht über den Zustand des Amazonas-Regenwaldes und schließlich Fragwürdigkeiten bei der Berechnung von Globaltemperaturen. Ferner wurden Temperaturdaten des englischen Hadley Klimazentrums CRU jahrelang zurückgehalten, um eine unabhängige Kontrolle zu verhindern. Im Folgenden wird stellvertretend auf einige dieser Ereignisse eingegangen. 179 3.5 Klimapolitik: Risiken, Nebenwirkungen, Verhältnismäßigkeit <?page no="180"?> Zunächst der E-Mail-Skandal: Im November 2009 wurden 61 MByte Daten aus dem CRU Hadley Center der East Anglia University von Unbekannten entwendet und frei ins Internet gestellt. Sie enthielten 1079 vertrauliche E-Mails und 72 oft hochbrisante Dokumente. Die E-Mails zeigen, in welchem Ausmaß Wissenschaftler bei der Durchsetzung ihrer ideologisch geprägten Auffassung zum glatten Betrug fähig waren. Sie machten außerdem Meinungsgegner mit gelegentlich die Grenzen der Legalität überschreitenden Mitteln mundtot, diffamierten sie oder sorgten durch ihren Einfluss dafür, dass sie beruflichen Schaden erlitten und in Einzelfällen sogar ihre Arbeitsstelle verloren. Eine der E-Mails bekundete Genugtuung über den Tod von John Daly im Jahre 2004, eines Marineoffiziers aus Tasmanien, der als wissenschaftlicher Laie durch seine äußerst gründlichen und vorbildlichen Meeresspiegelmessungen in der Wissenschaft Anerkennung erlangte. Eine weitere E-Mail enthüllte die internen Diskussionen darüber, wie die ermittelten Daten, die eine Temperaturabnahme zeigten, in den Diagrammen versteckt werden könnten, eine weitere, wie das mittelalterliche Wärmeop‐ timum wegdiskutiert werden könne. Die für die Peer-Review-Verfahren von Fachzeitschriften beauftragten Wissenschaftler, die diese Funktion eigentlich als unabhängige Referees wahrzunehmen hatten, blockierten kritische Ausar‐ beitungen von Kollegen. Ausführliche Einzelheiten finden sich auf der Webseite von EIKE. Wegen der hohen Anzahl der einschlägigen Artikel zu diesem Skandal ist es besser, in der EIKE-Suchfunktion den Begriff „Climategate“ einzugeben und dann selber unter den zahlreichen Beiträgen zu wählen. Nachfolgend nur zwei stellvertretende E-Mails: Phil Jones, der Leiter des Hadley-Zentrums über die Zurückhaltung von unabhängigen Temperaturstudien in einer beruhigenden Antwort an seinen verärgerten Kollegen Michael Mann: „I can’t see either of these papers being in the next IPCC report. Kevin and I will keep them out somehow even if we have to redefine what the peer-review literature is! “ 2005 gerieten die Geophysical Research Letters ins Fadenkreuz. Der Heraus‐ geber James Saiers wurde verdächtigt, ein Skeptiker der anthropogenen Erder‐ wärmung zu sein. Wigley und Mann in einem E-Mail Austausch: „If you think that Saiers is in the greenhouse skeptics camp, then, if we can find documentary evidence of this, we could go through official AGU channels to get him outed…“ Selbstredend und bei dem aktuell obwaltenden politischen Einfluss der Klima‐ warner gut nachvollziehbar, wurden alle Beteiligten an diesen Durchstechereien 180 3 Energie <?page no="181"?> in den ohnehin sehr seltenen disziplinarischen Untersuchungen dieser Vorfälle entlastet - „whitewash“ im Webjargon. Es waren keine wirklichen Untersu‐ chungen, sondern unübersehbare Reinwaschungen mit offiziellem Label und vorhersehbarem Ausgang. Keine Forschungsinstitution und keine Universität sieht es nämlich gerne, wenn sich solche Vorfälle in ihrem Verantwortungsbe‐ reich ereignen. Man versucht daher, diese unangenehmen Dinge unter der Decke zu halten. Wohlhabende Spender, die diese Institute regelmäßig mit Mitteln bedenken, dürfen nicht verstimmt werden. Jeder Fachmann und jeder nachdenkende Laie, der die Climategate-Emails liest, kann sich sehr gut ein eigenes Bild machen. Der inzwischen bestens bekannte Ablauf der Affaire „Himalaya-Gletscher“ wirft zudem noch ein bezeichnendes Licht auf die fragwürdige Arbeitsethik des IPCC. Im Januar 2010 wurde nämlich die Weltgemeinschaft mit der Mel‐ dung überrascht, dass das vom Weltklimarat angekündigte Verschwinden der Himalayagletscher auf einem Fehler beruhe. Natürlich kann so etwas in einem wissenschaftlichen Bericht immer einmal passieren. Man muss dann aber dazu stehen, die falsche Aussage unverzüglich revidieren und nicht alle Hebel in Be‐ wegung setzen, den Fehler zu verteidigen. Letzteres geschah aber. Im November 2009 setzte eine sehr scharfe Auseinandersetzung zwischen dem indischen Umweltminister und dem früheren Eisenbahningenieur der TATA-Company und damaligen IPCC-Chef, Rajendra Pachauri, ein. Der Umweltminister und indische Klimaforscher waren über die IPCC-Aussage erstaunt, dass die Hima‐ layagletscher im Jahre 2035 fast verschwunden sein sollten. In der Diskussion bezichtigte Pachauri dann den indischen Umweltminister der Arroganz, er berücksichtige nicht die Arbeiten seriöser Wissenschaftler. Und überhaupt: anders lautende Aussagen als die des IPCC seien „Voodoo"-Wissenschaft. Was war geschehen? Der russische Gletscherforscher V. M. Kotlyakov hatte 1996 einen umfang‐ reichen Bericht für die UNESCO geschrieben und die Vermutung geäußert, durch die Erderwärmung könnten die Himalayagletscher im Jahre 2350 um 80 % geschrumpft sein. Diese Jahreszahl wurde ohne Kritik vom WWF (World Wildlife Fund), der über keine Klima-Expertise verfügt, akzeptiert und als Zah‐ lendreher 2035 an das IPCC weitergegeben. Sie stand dann in dem IPCC-Bericht von 2007. Tatsächlich war es kein unbeabsichtigter Zahlendreher, denn auf die katastrophalen Konsequenzen dieser Zahl kam es dem IPCC gerade an. Es ist so gut wie unmöglich, dass sich niemand im wissenschaftlichen Stab des IPCC, der für Kontrolle verantwortlich zeichnete, die Herkunft dieser Zahl nicht näher angesehen hätte! Die Himalaya-Gletscherschmelze gehörte zu den meist zitierten Katastrophenszenarien überhaupt. Millionen Menschen in Asien 181 3.5 Klimapolitik: Risiken, Nebenwirkungen, Verhältnismäßigkeit <?page no="182"?> würden an Wassermangel leiden, an Durst sterben oder als Klimanomaden und Umweltflüchtlinge die westliche Welt überfluten. Es war kein Zahlendreher, es war kalkulierte Propaganda einer IPCC-intern bestens bekannten Unwahrheit mit Hilfe einer falschen Zahl von zentraler Bedeutung! Im Januar 2010 war die Position von Pachauri unhaltbar geworden. Er räumte „Prognosefehler“ ein. Auch von deutschen Klimaforschern sind massive Flunkereien bekannt. So ist insbesondere Prof. Hans-Joachim Schellnhuber für Übertreibung seiner Warnungen vor menschgemachter CO 2 -Emissionen berühmt und berüchtigt. Ist er dabei aber wenigstens ehrlich? Schauen wir einmal genauer hin! Unter 2.2 wurde bereits auf eine Fachpublikation vom Jahre 2003 hingewiesen, mit Schell‐ nhuber als Mitautor. In dieser wurde keine globale Erwärmung aufgefunden. Im Fazit der Arbeit heißt es im Wortlaut „in the vast majority of stations we did not see indications for a global warming of the atmosphere“ (in der weit überwiegenden Zahl von Stationen sahen wir keine Anzeichen für eine globale Erwärmung der Atmosphäre). Das ist eindeutig. In einer wissenschaftlichen Publikation des Buchautors und Mitautoren vom Jahre 2011 wurde die gleiche Methode wie von Schellnhuber verwendet (Persistenzanalyse) 43 . Das gefundene Ergebnis entsprach in etwa dem von Schellnhuber. Im Jahre 2009, also zwischen 2003 und 2011, gab dann Schellnhuber der ZEIT ein Interview 298 . Es wurde unter dem Titel „Manchmal könnte ich schreien“ veröffentlicht. Hier lässt sich Schellnhuber über die Gefahren und die angeblich bereits eingetretenen Folgen eines menschge‐ machten Klimawandels mit geradezu gruseliger Intensität aus. Auf die Frage der ZEIT „Wie ist die Lage“ antwortet Schellnhuber „Verdammt ungemütlich … viele Worst-Case Szenarien werden von der Wirklichkeit übertroffen“. Eine Erklärung für den irritierenden Widerspruch zwischen seinem Interview und der völlig entgegengesetzten Aussage in seiner Fachpublikation ist dem Buchautor nicht bekannt. Allerdings kann man den Redakteuren der ZEIT, die das Interview mit Schell‐ nhuber durchführten, einen Vorwurf nicht ersparen. Bei so einem wichtigen Thema, wie den Folgen des Klimawandels, hätte eine Sichtung der einschlägigen Publikationen der Interviewperson zuvor erfolgen müssen. Man nennt so etwas Recherche, und es soll zum Handwerkszeug von ordentlich arbeitenden Journalisten gehören. Dann wären bei einem objektiven Interview interessante Fragen an Schellnhuber über die Widersprüche zwischen seinen wissenschaft‐ lichen und seinen medialen Verlautbarungen gestellt worden. Schaut man im Internet unter dem Suchkriterium „Climategate“ nach, findet man heute nur noch mehrheitlich abwiegelnde Beiträge. Woran dies liegt, ist jedem klar, dem bekannt ist, wie man Beiträge in Google an obere Positionen schiebt. Es gibt aber noch ausreichend viele objektive Berichte, stellvertretend die vom damaligen 182 3 Energie <?page no="183"?> SPIEGEL ONLINE (SPON) 299 , von EIKE 300 und vor allem von WUWT 301 . Wer nähere Einzelheiten erfahren möchte, sollte zweierlei beachten: sich erstens die Interessen der betreffenden Internetquelle ansehen und zweitens sich möglichst auch Artikel ansehen, die in der Google-Reihenfolge weiter unten stehen. 3.5.5 Die Kampagne des PIK gegen die Professoren Veizer und Shaviv Die im Folgenden geschilderte Kampagne traf die beiden renommierten Klima‐ wissenschaftler Jan Veizer und Nir Shaviv aus heiterem Himmel. Der gebürtige Slowake Prof. Jan Veizer, zurzeit des geschilderten Ereignisses Professor an der Universität Bochum, ist Geowissenschaftler von Weltruf. Er wurde mit zahlreichen Ehrungen bedacht, so 1992 mit dem 1,55 Millionen Euro dotierten Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis und der Logan Medal, der höchsten Ehrung der Geological Association von Kanada. Prof. Nir Shaviv ist israelischer Physiker und lehrt an der hebräischen Universität Jerusalem. Veizer und Shaviv hatten im Juli 2003 eine bahnbrechende Veröffentlichung über die Klimafolgen des zyklischen Laufs unserer Erde durch die Galaxis mit dem Titel „Celestial Driver of Phanerozoic Climate? “ veröffentlicht 172 . Aus dieser Arbeit stammt das Bild 22 unter 2.6. Vorauszuschicken für das bessere Verständnis ist ferner: Unter aktiven, noch im Dienst einer Hochschule oder Forschungsinstituts befindlichen Forscherkol‐ legen gibt es so etwas wie wissenschaftliche Etikette. Auseinandersetzungen werden nur auf wissenschaftlicher Publikationsebene ausgetragen. Persönliche Angriffe sind dabei verpönt. Ist ein Forscher der Auffassung, ein Kollege oder Konkurrent hätte in einer begutachteten Fachpublikation Unzutreffendes geschrieben, gibt es hierfür das Einspruchsmittel des „Debate Papers“. Dieses wird beim Verlag eingereicht, begutachtet und, falls fachlich in Ordnung, veröffentlicht. Daher sind die im Folgenden geschilderten Ereignisse skandalös. Die Veröffentlichung von Veizer/ Shaviv erschien den Klimawarnern zu brisant, obwohl sich diese Arbeit nur auf die hunderte Jahrmillionen lange Klimaver‐ gangenheit bezog. Von einer Gruppe von Klimaforschern, unter Federführung des Potsdamer In‐ stituts für Klimafolgenforschung (PIK), wurde eine veritable Schmutzkampagne gegen die Autoren Veizer und Shaviv in Gang gesetzt. Das IDW veröffentlichte am 24.10.2003 eine Pressemitteilung des PIK mit dem Titel „Spekulation zum Einfluss der kosmischen Strahlung auf das Klima wissenschaftlich nicht haltbar" 302 . Hierin heisst es unter anderem „Dieses fundierte Wissen (Anm. das Wissen der IPCC-Fraktion) wird durch eine einzelne, spekulative, auf unsicheren Daten 183 3.5 Klimapolitik: Risiken, Nebenwirkungen, Verhältnismäßigkeit <?page no="184"?> führende und methodisch sehr fragwürdige Publikation in keiner Weise in Frage gestellt“. Warum diese Empfindlichkeit? Sehr einfach: Dreh- und Angelpunkt der AGW-Hypothese ist das anthropogene CO 2 . Nichts wäre den Klimawar‐ nern daher gelegener gekommen als ein wissenschaftlicher Beleg für CO 2 als Temperaturtreiber der fernen Klimavergangenheit. Veizer/ Shaviv zeigten dagegen, dass nicht CO 2 sondern kosmische Staubwolken die Temperaturtreiber der fernen Klimavergangenheit waren, ein in den Augen der Klimawarner unerhörter Affront. Nun waren Veizer und Shaviv weit davon entfernt, irgendein Wissen in Frage zu stellen. Sie hatten lediglich eine hochinteressante wissenschaftliche Arbeit verfasst, die immer noch oft zitiert wird und inzwischen zum Stand des Wissens gehört. Mit wissenschaftlicher Etikette hatte die Presseaktion daher nichts zu tun. Die Unterzeichner der PIK-Pressemitteilung waren Dr. J. Beer, EAWAG, ETH Zürich; Prof. U. Cubasch, Institut für Meteorologie, Berlin; Prof. O. Eugster, Weltraumforschung und Planetologie, Bern; Dr. C. Fröhlich, Weltstrah‐ lungszentrum, Davos; Prof. G. Haug, GeoForschungsZentrum, Potsdam; Dr. F. Joos, Klima- und Umweltphysik, Bern; Prof. M. Latif, Institut für Meereskunde, Kiel; Dr. U. Neu, ProClim, Schweiz. Akademie der Naturwissenschaften; Prof. C. Pfister, Historisches Institut, Bern; Prof. S. Rahmstorf, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung; Dr. R. Sartorius, Schutz der Erdatmosphäre, UBA, Berlin; Prof. C. D. Schönwiese, Institut für Meteorologie und Geophysik, Frankfurt; Prof. W. Seiler, Meteorologie und Klimaforschung, Garmisch-Partenkirchen; Prof. T. Stocker, Klima- und Umweltphysik, Bern. Die Pressestelle der Ruhr-Universität Bochum veröffentlichte daraufhin eine Gegendarstellung 303 . Insbesondere J. Veizer war durch den Druck der PIK-Pres‐ semitteilung und deren Folgen auch persönlichen Anfeindungen ausgesetzt. Glücklicherweise kam es nicht zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung, von der J. Veizer heute übrigens bedauert, sie nicht unternommen zu haben 304 . Veizer verließ schließlich die Universität Bochum und nahm einen Ruf an die kanadische Universität von Ottawa an. Wissenschaftlicher Exodus auf Grund öffentlichen Drucks ist in der Vergangenheit Deutschlands nicht gerade unbekannt. Man durfte zumindest im Nachkriegsdeutschland davon ausgehen, dass so etwas hierzulande nicht mehr vorkommen könne. Pikant, dass einer der Betroffenen (Nir Shaviv) auch noch Jude und israelischer Staatsbürger ist. Insbesondere der Beitrag von S. Rahmstorf an der Schmutzkampagne, der auf Grund seiner befremdlichen Methoden gegen Meinungsgegner und seine Nähe zur Münchner Rückversicherung vom SPIEGEL und immer wieder auch von skeptischen Blogs kritisiert wurde 305 , kann den folgenden Fakten und Ereignissen entnommen werden. Das PIK als Arbeitgeber Rahmstorfs hatte die 184 3 Energie <?page no="185"?> Pressemitteilung verfasst. In den an die Öffentlichkeit gelangten E-Mails des Climategate-Skandals findet man dann auch S. Rahmstorf im Zusammenhang mit der Veizer-Affäre 306 mit folgendem Wortlaut (aus dem Englischen ins Deutsche übertragen): „Ich glaube, dass eine andere Veröffentlichung eine ähnliche wissenschaftliche Antwort erfordert, die von Shaviv u. Veizer. Diese Veröffentlichung macht in Deutschland die große Runde und könnte ein Klassiker für Klimaskeptiker werden…“. Und weiter: „Ich glaube es wäre eine gute Idee, eine Gruppe von Leuten zusammenzustellen, um auf die Veröffentlichung zu reagieren. Meine Expertise ist für einen Teil ausreichend und ich wäre bereit diese beizusteuern. Meine Fragen an Euch: 1. Gibt es schon andere Pläne, um auf die Veröffentlichung zu reagieren? 2. Wer von Euch möchte an einer Gegendarstellung beteiligt sein? 3. Kennt von Euch jemand Leute, welche die dazu notwendige Sachkenntnis haben? Dann bitte ich um Weiterleitung dieser Mail. Mit besten Grüßen, Stefan“. Diese E-Mail ist formal und ohne Hintergrund-Kenntnisse überflogen, nicht zu beanstanden. Freilich wird aus ihr die jedem Eingeweihten bekannte Strategie des weltweiten Netzwerks der Klimawarner sichtbar. Sofort nach jeder skepti‐ schen Veröffentlichung (die von Veizer/ Shaviv gehörte nicht einmal dazu), die wegen der befürchteten öffentlichen Wirkung als gefährlich erscheint, wird sofort eine Gegenveröffentlichung verfasst. Die Argumente sind, allein schon der Eile wegen, meist nicht stichhaltig. Dies ist auch gar nicht primär bezweckt. Die Öffentlichkeit soll über skeptische Resultate verunsichert werden. Das Lager der Alarmisten möchte sichtbar demonstrieren: „Die betreffende skepti‐ sche Veröffentlichung ist umstritten, vermutlich falsch und daher zu ignorieren“. Damit keine Missverständnisse entstehen: Wissenschaftlicher Streit ist immer notwendig und wünschenswert. Die hier zum Vorschein kommende Taktik des sofortigen und unabdingbaren „Zurückschießens“ ist aber fragwürdig. In der Klimawissenschaft stehen zu viel Geld, Macht und politische Verflechtung auf dem Spiel. Ein US-Blogger hat es mit einer Anmerkung über das unabwendbare Schicksal jeder guten skeptischen Fachveröffentlichung, die von den Alarmisten als zu brisant für ihre Sache angesehen wird, in schöner Ironie auf den Punkt gebracht: „The paper will be thoroughly refuted. I do not know as yet by who, or on what grounds, or where the definitive refutation paper will appear. But it will be refuted and dismissed in no time, never to be talked about again (except by „deniers“ and „flat-earthers“). That is thankfully the way we operate in climate science. Trust us, we’re scientists. Everything is under control. Nothing to see here, move on“. 185 3.5 Klimapolitik: Risiken, Nebenwirkungen, Verhältnismäßigkeit <?page no="186"?> 3.5.6 Die deutschen Medien Im Auslegen seid frisch und munter! Legt ihr’s nicht aus, so legt was unter. Johann Wolfgang Goethe Woran liegt eigentlich die schon erwähnte Einseitigkeit deutscher Journalisten? • In den deutschen Medienredaktionen sitzen weit überwiegend Redak‐ teure, die Journalismus, Soziologie, Theaterwissenschaft oder ähnliche, den Naturwissenschaften komplett fremde Fächer studiert haben. Ferner herrscht die politische Farbe grün-rot vor. Technische oder naturwis‐ senschaftliche Ausbildungen, die als schwer gelten und kaum einen ökoideologischen Touch aufweisen, sind bei Redakteuren extrem selten. Als ausgebildeter Naturwissenschaftler verdient man woanders schlicht mehr als im Journalismus. • TV- und Radio-Aufsichtsräte werden nach politischen Kriterien installiert und geben infolgedessen ihren Redakteuren eine verbindliche Linie politischer Korrektheit vor. • Sieht man sich die Annoncen und insbesondere die oft viele Seiten umfassenden Beilagen von großen Tageszeitungen an, fällt der hohe Werbeanteil für grüne Energien auf. Hier scheint es kaum Mittelbeschrän‐ kungen der Inserenten zu geben. Das Annoncengeschäft ist für die mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten kämpfenden Zeitungen aber über‐ lebenswichtig. In nachvollziehbarer Konsequenz werden Artikel, welche die geschäftliche Basis von Werbekunden kritisieren, nicht gebracht. Man darf fachfremden Redakteuren und ihren Arbeitgebern keinen Vorwurf für fachliche Unzulänglichkeiten machen, wohl aber für fehlende Recherchen und ihre Weigerung, Berichtigungen in Form von Leserbriefen zu veröffentli‐ chen 307 . Ausnahmen von der Regel „journalistische Fachfremdheit“, wie etwa die TV-Wissenschaftsmoderatoren Prof. Harald Lesch oder Ranga Yogeshwar, beide Physiker, müssen zur Sicherung ihres Arbeitsplatzes zwangsweise Wis‐ senschaftsadvokaten sein, wenn es um die brisanten Themen „Klima“ und „Energiewende“ geht. In ihrer unübersehbaren Klima-Alarm-Mission werden wissenschaftliche Gegenstimmen daher diskreditiert. Hier dominiert zweifellos die vorgegebene Redaktionslinie. Der Fall des Moderators Joachim Bublath, ebenfalls Physiker, hat dies mustergültig bestätigt. Er war einer der seltenen TV-Wissenschaftsmoderatoren, der Objektivität und Neutralität mit fachlicher Korrektheit vereinte und sich nicht verbiegen ließ. Bublath ging nach einer 186 3 Energie <?page no="187"?> klimakritischen Sendung über das anthropogene CO 2 mit 65 Jahren in den Ruhestand. Inzwischen sind die Misstände und Einseitigkeiten der Klima- und Energie‐ berichterstattung in den Medien auch von Blinden kaum noch zu übersehen. In Talk-Shows von ARD/ ZDF findet man so gut wie nie einen Klima- oder Energieexperten der Gegenseite, wenn es um die hier angesprochenen politisch brisanten Themen geht. Dabei herrscht an Fachleuten, die man einladen könnte, kein Mangel. Man fürchtet aber die politischen Folgen schonungsloser Fakten. Ein weiteres Vorgehen ist die Irreführung des Publikums mit angeblich wissen‐ schaftlich gesicherten Ergebnissen. Hierbei sind markante Bilder, die Berufung auf stets die gleichen deutschen „Autoritäten“ und sogar plumpe Fälschungen beliebt. Der Weg, wie fachlicher Unsinn dann bis in die Lokalblätter gelangt, ist leicht nachvollziehbar. Grüne NGOs lancieren durch ihren politischen Einfluss (die teilweise kriminell vorgehende NGO Greenpeace wird von den Medien hierzulande schon wie eine Regierungsorganisation behandelt) solche Alarm‐ meldungen in die großen Nachrichtenagenturen, wie dpa und weitere. Von dort finden sie den Weg in die lokalen Redaktionen, denen das Personal für eigene unabhängige und gut recherchierte Artikel fehlt und die ohnehin schon grüner Propaganda geneigt sind. Seit Kurzem existiert zudem die internationale journalistische Initiative „Covering Climate Now“ 308 , die hunderte Presseorgane weltweit und auch einige wissenschaftliche Einrichtungen mit Meldungen über klimarelevante Ereignisse versorgt, natürlich schon alarmistisch aufbereitet. Das spart den angeschlossenen Medien viel Arbeit. Da Klimawandel, „Klima‐ schutz“ und alle dazugehörigen Themen zu den extrem wahrheitsbedrohten Spezies gehören, sollte jeder intelligente Leser bei Schreckensmeldungen über Klimakatastrophen eine gehörige Portion Skepsis mitbringen. Es ist schon amüsant zu sehen, wie jedesmal kurz vor den internationalen Klimakonferenzen die Klima-Schadensereignisse stark zunehmen. Woher kennt die Natur die Termine dieser Konferenzen? 3.5.7 Ein immer noch hochakuelles Interview Denn sie wissen nicht, was sie tun (US-Filmtitel) Wegen der immer kürzeren Verfallsdaten von Abartigkeiten wird hier darauf verzichtet, auf aktuelle klimapolitische Entwicklungen, wie „Fridays for Future“ oder „Extinction Rebellion“ im Detail einzugehen. Es würde dem Niveau des Buchs zu sehr schaden. Vollkommen ausreichend ist dagegen ein schon 2007 187 3.5 Klimapolitik: Risiken, Nebenwirkungen, Verhältnismäßigkeit <?page no="188"?> veröffentlichtes Interview mit dem MIT Professor für Klimatologie R. Lindzen. Was in diesem Interview zur Sprache kommt, ist nicht nur für die USA, sondern auch für uns nach wie vor so aktuell, als wäre das Interview gestern gemacht worden. Es wurde aber in der Schweizer Weltwoche tatsächlich schon in der 13. Ausgabe von 2007 veröffentlicht: HERR LINDZEN, MAN NENNT SIE EINEN „KLIMALEUGNER“. FÜHLEN SIE SICH WOHL ALS AUSSENSEITER? Ich bin kein Aussenseiter. Wenn Sie der Propaganda aufsitzen wollen, dann ist das Ihr Problem. Ich arbeite am weltberühmten Massachusetts Institute of Tech‐ nology (MIT), bin im Spektrum der Ansichten meiner Kollegen, denken Sie also einen Moment nach, was da gesagt wird. Ich bin ein Holocaust-Überlebender, meine Eltern flohen 1938 aus Deutschland. Wer mich einen „Klimaleugner“ nennt, beleidigt mich - und er beleidigt seine eigene Intelligenz. WARUM? Weil dieses Thema so komplex ist, so viele Facetten hat. Oder glauben Sie im Ernst, alle Wissenschaftler liefen im Stechschritt hinter Al Gore her? Alle seien seiner Meinung? Jeder, der irgendwelche Neuronen zwischen seinen beiden Ohren hat, sollte wissen, dass einem, der den Ausdruck „Klimaleugner“ verwendet, die Argumente ausgegangen sind. BEKOMMEN SIE TODESDROHUNGEN WIE EINIGE IHRER KOLLEGEN, DIE ÖFFENTLICH SKEPSIS ÄUßERN? Ach, ja, es gibt einige E-Mails, die mich zur Hölle wünschen, aber das sind noch keine Todesdrohungen. TROTZDEM, WAS IST DENN DA LOS? Mit Hass muss man rechnen, wenn man Fragen stellt in einem solchen Klima. Die Leute werden glauben gemacht, sie seien bessere Menschen, wenn sie mit ihrem ganzen Herzen glauben, die Welt käme an ein Ende, wenn man sie nicht sofort rettete. Dann entwickeln die Menschen religiösen Enthusiasmus, dann werden sie wie Islamisten. Jeder, der die Menschen so hochschaukelt, sollte sich schämen. SIE HABEN ALSO MIT ANGRIFFEN GERECHNET? Natürlich. Ich habe im Wall Street Journal geschrieben, dass Wissenschaftler unterdrückt wurden, ihre Arbeit verloren haben, weil sie Skepsis gegenüber einigen „Fakten“ in der Klimafrage äußerten. Laurie David, die Produzentin des Filmes von Al Gore, hat einen Blog, in dem sie schrieb, sie sei froh, dass diese Wissenschaftler endlich unterdrückt würden. Sie schrieb auch, man sollte 188 3 Energie <?page no="189"?> Wissenschaftler, die ihre Zweifel wissenschaftlich untersuchen wollen, nicht mehr finanziell unterstützen. DAS IST ABER GEGEN DAS SELBSTVERSTÄNDNIS DER WISSENSCHAFT, DIE IHRE THESEN IMMER WIEDER ÜBERPRÜFEN UND ALLENFALLS FAL‐ SIFIZIEREN SOLLTE. Natürlich. Aber es ist leicht, die Wissenschaft zu korrumpieren, es ist schon zu oft passiert. Ich war am weltweiten Treffen der Geophysiker in diesem Winter in San Francisco. Al Gore sprach. Und seine Botschaft lautete: „Haben Sie den Mut, dem Konsens beizutreten, machen Sie das öffentlich, und nehmen Sie sich die Freiheit, Abtrünnige zu unterdrücken.“ Das Publikum war begeistert. WAS HABEN SIE GEMACHT? Ich habe mit den Schultern gezuckt, bin rausgegangen und habe George Orwell gelesen. WAS WOLLEN SIE SONST TUN? DENN SIE HABEN ES SCHWER GEGEN EINEN OSCAR-GEWINNER AL GORE, DER SÄTZE SAGT wie: „AUF DEM SPIEL STEHT NICHT WENIGER ALS DAS ÜBERLEBEN DER MENSCHLI‐ CHEN ZIVILISATION.“ Es steht mehr auf dem Spiel, nämlich Firmen wie Generation Investment Management, Lehmann Brothers, Apple, Google, bei allen hat Gore starke finanzielle Interessen. Al Gore ist eine Kombination von Verrücktheit und Korruption. HALT MAL, DAS SIND SCHWERE VORWÜRFE. Erstens fördert er die Hysterie, was nie gut ist in einer Demokratie. Und zweitens hat er starke finanzielle Interessen. Er ist einfach nicht unabhängig. NUN MAL ZU IHNEN. SIE SAGEN, DER KLIMAWANDEL SEI NICHT SO ALARMIEREND, WEIL DIE MODELLE DEN EINFLUSS VON CO 2 AUF DAS KLIMA ÜBERSCHÄTZEN. DAMIT WIDERSPRECHEN SIE 95 % DER WISSEN‐ SCHAFTLER. Der Einfluss von CO 2 ist weit geringer, als die Modelle vorausgesagt haben. Man hat dann zwei Möglichkeiten: Das Modell ist falsch oder das Modell ist richtig, aber etwas Unbekanntes macht die Differenz aus. Die Modelltheoretiker sind leider den zweiten Weg gegangen und haben gesagt, die Differenz seien die Aerosole. Aber wie das IPCC sagt: Wir wissen nichts über Aerosole. Die gängigen Modelle sind also anpassungsfähig: Gibt es ein Problem, dann heißt es Aerosole. Das ist eine unehrliche Herangehensweise. Der Chef des Natural Environment Research Council (Nerc) in Großbritannien sagte etwas Seltsames: Der Klimawandel müsse menschgemacht sein, da er sich nichts anderes vor‐ 189 3.5 Klimapolitik: Risiken, Nebenwirkungen, Verhältnismäßigkeit <?page no="190"?> stellen könne. Das ist eine Aussage von berührender geistiger Unfähigkeit, die ein Wissenschaftler nicht tun dürfte. HERR LINDZEN, WAS SIND DENN DIE FAKTEN? Die Physik leugnet den Treibhauseffekt nicht, die CO 2 -Konzentration hat zuge‐ nommen, im 20. Jahrhundert ist es durchschnittlich 0,5 Grad wärmer geworden. WIE ERKLÄREN SIE SICH DANN DIE JÜNGSTE ERWÄRMUNG? Ich sehe die nicht. Die Erwärmung passierte von 1976 bis 1986, dann ist sie abgeflacht. SIE AKZEPTIEREN ABER, DASS ES GENERELL WÄRMER WIRD? Ja, aber wir sprechen da von Zehnteln. Wenn man die Unsicherheiten in den Daten berücksichtigt, hatte man Erwärmung von 1920 bis 1940, Abkühlung bis 1970, Erwärmung wieder bis Anfang der neunziger Jahre. Aber man kann das nicht so genau sagen, wie immer behauptet wird. Es gibt keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Temperaturen von heute und jenen in den zwan‐ ziger und dreißiger Jahren. Das System ist nie konstant. Und das Ende der Welt auszurufen angesichts von ein paar Zehntelgraden, ist lächerlich. GERADE DIESE ZEHNTELGRADE KÖNNTEN UNGEHEURE FOLGEN HABEN. Ja, sie könnten - immer dieser Irrealis. Das Problem ist, dass die Medien ein Rie‐ sentheater um Temperaturunterschiede machen, die im Bereich der Ungewissheit liegen. Unsere Messmethoden sind zum Beispiel einfach noch zu ungenau. Um es noch mal zu sagen: Es ist wärmer geworden im letzten Jahrhundert, aber das Klima ist ein System, das immer variiert. Und es ist ein turbulentes System, da kann man nicht mit Dogmatismus kommen. Die Hauptfrage bleibt: Sind diese 0,5 Grad eine große oder eine kleine Veränderung, ist es ernst oder nicht? Wir wissen es nicht. Es sollte sich niemand schämen zu sagen, dass noch viel ungewiss ist. Und ein paar Zehntelgrade machen noch keinen ewigen Sommer. NEHMEN WIR MAL AN, SIE HÄTTEN RECHT, ES SEI ALLES GAR NICHT SO SCHLIMM, DIE DATENBASIS SEI NOCH NICHT GUT GENUG - AUCH WENN DAS VON DEN MEISTEN HEFTIG BESTRITTEN WIRD. WORUM GEHT ES ALSO? Viele Interessengruppen haben den Klimawandel entdeckt. Jeder wird davon profitieren außer die gewöhnlichen Konsumenten. Letztere müssen mit Propa‐ ganda zugeballert werden. Der Wissenschaftler profitiert, die Mittel haben sich mehr als verzehnfacht seit den frühen neunziger Jahren. Dann gibt es die Umweltbewegung, eine Multi-Milliarden-Operation, Tausende von Orga‐ nisationen. Und die Schwierigkeit ist: Mit gewöhnlicher Luft- und Wasserver‐ 190 3 Energie <?page no="191"?> schmutzung kommen wir zurecht, das können wir beheben. Man braucht Probleme, die man nicht beheben kann. Der Klimawandel ist also attraktiv. Und die Industrie, von der man annimmt, sie sei gegen CO 2 -Maßnahmen, sie profitiert auch. Sie ist vielleicht dagegen, weil es schon wieder etwas ist, das ihr Sorgen bereitet, auf das sie sich einstellen muss. Aber sie kann Geld damit machen, das weiß sie. Die großen Firmen lieben den Klimawandel. Letztes Jahr habe ich mit jemandem des großen Kohleproduzenten Arch Coal gesprochen. Er sagte, er sei für CO 2 -Maßnahmen. Ich fragte ihn: Ist das Ihr Ernst, eine Kohlefirma, die CO 2 -Restriktionen will? Er sagte: Sicher, wir werden damit zurechtkommen, aber unsere kleineren Mitbewerber nicht. DER ENERGIERIESE EXXON MOBIL WAR DAGEGEN. Ja, die hatten einen CEO, der CO 2 -Restriktionen aus Prinzip bekämpft hat. Aber was die Industrie will, ist das: 1. Sie wollen die Restriktionen selbst bestimmen. 2. Alle Firmen sollen die gleichen Restriktionen bekommen. 3. Sie wollen im Voraus wissen, worauf sie sich einstellen müssen. Dann können sie die mutmaßlichen Kosten auf den Konsumenten abwälzen. UND WAS SIND IHRE INTERESSEN? Ich arbeite seit Jahrzehnten in diesem Bereich, wir fingen an zu verstehen, wie die Dinge funktionieren. Dann wurden wir überrumpelt von der simplifizier‐ enden Idee, dass das Klima nur vom CO 2 abhängt. Und so wurde jede Hoffnung zerstört, herauszufinden, wie genau zum Beispiel die Eiszeiten funktionierten. Plötzlich sagten die Leute, alle Wissenschaftler seien sich einig, als ob wir noch in der Sowjetunion lebten. HEUTE SCHEREN GERADE RUSSISCHE WISSENSCHAFTLER AUS DEM KONSENS AUS. Einige ja, andere nicht. Das ist eine Generationenfrage. Die Alten scheren aus, die Jungen ordnen sich ein. Russland hatte eine lange Tradition in der Klima‐ forschung, die heute älteren Wissenschaftler waren sogar weltweit führend. Und sie wissen, dass diese simplifizierende Sichtweise keinen Sinn macht. Die Jüngeren sind nicht herausragend, aber sie wollen Einladungen nach Europa - also kooperieren sie und machen, was Europa sagt. IST DIE WELT SO EINFACH? Manchmal, ja. Es gab ein Treffen in Moskau, organisiert von der russischen Akademie und David King, heute wissenschaftlicher Berater der englischen Regierung. Als er hörte, dass man auch Menschen wie mich eingeladen hatte, wollte er das Treffen absagen. Aber er war schon am Flughafen. Also kam er 191 3.5 Klimapolitik: Risiken, Nebenwirkungen, Verhältnismäßigkeit <?page no="192"?> und sagte als Erstes, er habe für russische Wissenschaftler, die mit seiner Sicht übereinstimmten, eine Einladung nach England. SIE LACHEN. FINDEN SIE DAS LUSTIG? Nein, aber so ist die Welt. WANN WURDEN SIE ZUM ERSTEN MAL WÜTEND? 1987 bekam ich einen Brief eines Mannes namens Lester Lave, ein geschätzter Ökonomieprofessor an der Carnegie-Mellon-Universität in Pittsburgh. Er schrieb, er hätte an einem Hearing im Senat ausgesagt, Al Gore sei auch anwesend gewesen. Lave sagte damals, die Wissenschaft sei noch sehr unsicher, was die Ursachen der Klimaerwärmung seien. Al Gore warf ihn aus dem Hearing mit den Worten, wer so etwas sage, wisse nicht, wovon er rede. ABER AL GORE IST DOCH KEIN WISSENSCHAFTLER. Nun, er war ja auch im Fernsehen, nachdem sein Film in die Kinos gekommen war. Der Moderator fragte ihn, warum er davon ausgehe, dass der Meeresspiegel um etwa sechs Meter steige, während die Wissenschaft von etwa 40 Zentimetern spräche. Er antwortete, die Wissenschaft wüsste es eben nicht. Er weiß es. Ich glaube, Al Gore ist verrückt. ES MACHT SIE WÜTEND, WENN EIN POLITIKER SICH ÜBER DIE WISSEN‐ SCHAFT STELLT? Ja. Ich versicherte Lester Lave, dass die Wissenschaft sich wirklich nicht sicher sei. Aber kurz nachdem Newsweek 1988 mit seinem Titelbild über Klimaerwärmung herauskam, wurde es ernst. Ich begann, öffentlich zu sagen, dass ich das Datenmaterial für zu arm hielte, als dass man endgültige Aussagen treffen könne. Viele Kollegen sagten, sie seien froh, dass einer dies endlich ausspreche. Aber als der ältere Bush die Mittel für die Klimaforschung von 170 Millionen Dollar auf zwei Milliarden erhöhte, merkten die Institutionen, dass ihre Zukunft mit dem Klimawandel verbunden war. Sogar am MIT gibt es Meinungsunterschiede bei diesem Thema, nicht über die Grundlagen, die Temperatur erhöht sich, CO 2 ist ein Treibhausgas. Aber man streitet sich, ob der Klimawandel ein seriöses Thema ist. Und da unterscheide ich mich von den meisten meiner Kollegen: Ich finde es kein seriöses Thema. Ich finde es seriös, über die Gründe für die Eiszeiten nachzudenken. WAS WISSEN SIE ÜBER DIE EISZEITEN? Sehr wenig. Die Eiszeiten korrelieren irgendwie mit den Erdbahn-Parametern, aber wir wissen nicht, wie diese den Klimawandel beeinflusst haben. Das sind seriöse Themen in der Atmosphärendynamik. Ich kann Ihnen sagen: Wir wissen so wenig. 192 3 Energie <?page no="193"?> WIE NÄHERN WIR UNS DER LÖSUNG? Niemand will das Problem lösen, denn dann hörten die Gelder auf zu fließen. HÖREN SIE MAL, HERR LINDZEN, WAS IST EIGENTLICH IHRE AUFFAS‐ SUNG VON DER MENSCHLICHEN NATUR? Ich sehe sie so, wie sie ist, nicht, wie ich sie gern hätte. Nach dem Abschluss des Montreal-Protokolls 1987 zum Schutze der Ozonschicht versiegten die Forschungsgelder, Ozon war kein Problem mehr - obwohl es immer noch eins ist. Die Stratosphären-Chemiker arbeiten heute im Bereich Stratosphäre und Klima. Die Politik bezahlt die Wissenschaft, wir sind da sehr abhängig. WER BEZAHLT SIE? Die Nasa. Sonst niemand. Ich sage Ihnen eins: Man will die Probleme gar nicht lösen. Denn Unsicherheit ist essentiell für den Alarmismus. Das Argument ist immer das Gleiche: Es mag vielleicht unsicher sein, aber deshalb ist es auch möglich. SIE SAGEN, MAN KÖNNE NICHTS MACHEN GEGEN DEN KLIMAWANDEL. SIND WIR DEM UNTERGANG GEWEIHT? Ich sage: Wir sollten nichts unternehmen. Wir haben wirklich andere Probleme. Wenn ich als Amerikaner Europa anschaue, dann sehe ich einen Kontinent, der sich keine Sorgen macht um den Terrorismus, eine mögliche Nuklearmacht Iran, den aufstrebenden Islamismus, sondern um die Klimaerwärmung. Das ist eine Form gesellschaftlicher Dummheit. Europa will sich gut und wichtig fühlen, das ist dumm. Und gleichzeitig wird kein europäisches Land die Kyoto-Kriterien erfüllen können. Nein, ich verstehe das alles nicht: Man soll sich jetzt neue Glühbirnen anschaffen. Was soll das helfen? Sind denn alle am Durchdrehen? Ich hoffe, das hört bald auf. WARUM SOLLTE ES? Das ist die menschliche Natur. Dass man alle paar Jahre den Weltuntergang ausruft und dann leider vergisst, dass er mal wieder nicht stattgefunden hat? Das kann nicht sein. Irgendwann werden die Leute des Themas müde sein und sich etwas anderem zuwenden. Die Meinungsumfragen hier in den USA zeigen schon so einen Trend. Die Wahrheit sieht so aus: Honda hat ein kleines, feines Hybridauto gebaut, es verkauft sich überhaupt nicht. Die Leute wollen einen dicken Toyota Prius, damit die Nachbarn wissen, dass sie einen Hybrid gekauft haben……… UND DESHALB KÖNNEN SIE AUCH NICHT SICHER SEIN, DASS DER MENSCH KEINEN EINFLUSS AUFS KLIMA HAT. 193 3.5 Klimapolitik: Risiken, Nebenwirkungen, Verhältnismäßigkeit <?page no="194"?> Das sagt auch niemand. Aber wer sagt, der Mensch sei der Grund für dieses oder jenes, liegt falsch. Niemand bezweifelt, dass CO 2 Infrarot absorbiert, es hat einen Einfluss. Aber verdoppelt man den CO 2 -Gehalt, sollte die Temperatur um ein ganzes Grad steigen. Wir konnten das nicht beobachten. Ich kann nicht glauben, dass die Welt so schlecht beschaffen ist, dass sie es nicht schafft, auch mit diesen Veränderungen umzugehen - sie hat schon viele Veränderungen gemeistert. 3.5.8 Hintergründe des Klima-Aktivismus: Die große Transformation Über die Köpfe der deutschen Bürger hinweg findet zurzeit ein Feldzug gegen Energie-Infrastruktur, energieintensive Industrie und private Lebensführung unter den Bezeichnungen „Dekarbonisierung“, „Energiewende“ und „große Transformation“ statt. Nach Kernkraftwerken, Energieversorgern und der deut‐ schen Kohle steht auch der Auto-Verkehr zur Disposition, und hier insbesondere der Diesel als effizientester aller Antriebe. Mit dem Verweis auf wissenschaftlich unbegründete EU-Vorgaben werden technisch nicht mehr realisierbare deutsche Gesetze für Auto-Abgaswerte beschlossen. Wohlgemerkt ist die einzige Begrün‐ dung für diese Öko-Politik der EU und Deutschlands das sachlich unbegründete Argument, die Verbrennung von Kohle und Erdöl seien extrem klimaschädlich. Folglich müssten drastische Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Nun ist frei‐ lich unbestritten, dass selbst die EU mit etwa 9 % aller globalen anthropogenen CO 2 -Emissionen nur unbedeutend zur angeblichen Bewahrung der Welt vor globaler „Überhitzung“ beitragen kann. Deutschland mit seinen 2 % kann es noch viel weniger, wobei jedesmal hilfsweise die unbewiesene Hypothese vorausgesetzt sei, CO 2 sei tatsächlich klimaschädlich. Weiterhin ist Fakt, dass die maßgebenden CO 2 -Erzeuger China, USA, Indien und Russland bei CO 2 -Vermeidung nicht mitmachen. Sie treten allenfalls mit wohlfeilen, politisch gezielten Beteuerungen hervor, ohne diese ernst zu nehmen oder gar zu befolgen. Ihre Unterschriften oder Nichtunterschriften zur Pariser Klimavereinbarung 143 sind strategischer sowie finanzieller Natur und haben mit ihrem realen CO 2 -Verhalten nichts zu tun. Kurz zum Abkommen: Es sieht keine Sanktionen gegen Nichterfüllung des riesigen Bündels von Auflagen vor. Bereits amüsant ist Artikel 27, welcher Vorbehalte zum Übereinkommen als für „nicht zulässig“ erklärt. Die USA unter Donald Trump haben in richtiger Einschätzung all dieser Fragwürdigkeiten des Pariser Abkommens keinen Finger krumm gemacht und es termingerecht am 4.11.2019 kommentarlos gekündigt. Zurück zu Deutschland! Den meisten Mitbürgern sind Ausmaße und Konse‐ quenzen der Klima-Agenda immer noch unbekannt, obwohl der sich inzwischen 194 3 Energie <?page no="195"?> klar abzeichnende Öko-Staat mit schon jetzt erkennbaren totalitären Zügen keineswegs aus dem Nichts aufgetaucht ist. Er wurde bereits seit Jahrzehnten vorbereitet und seine Vollendung geduldig und stetig weiterverfolgt. Inzwischen ist der erste Schritt zur Realität geworden: Eine rücksichtslos durchgezogene deutsche Energiewende mit Windrädern, Photovoltaik und Energiemais, deren volkswirtschaftlichen Verluste und extreme Umweltschäden offiziell nicht the‐ matisiert werden. Kein Land der Welt kopiert sie. Dies darf nicht verwundern, denn die deutsche Energiewende ist das lupenreine Programm der Deindustria‐ lisierung des ehemals blühenden Industriestandorts. Deutschland. Es wird allein gestützt von der unbewiesenen Behauptung, das globale Klima könne durch konsequente CO 2 -Vermeidung Deutschlands geschützt werden. Die Schäden der öffentlich noch kaum bekannten Fortsetzung und Vollendung der Energiewende, vom WBGU 42 bereits in seinem Hauptgutachten von 2011 als „Große Transformation“ bezeichnet, werden die bisherigen Schäden der Energiewende noch weit in den Schatten stellen. Diese Große Transformation basiert, inzwischen ganz offen von ihren Vertretern ausgesprochen, auf einer ökologischen und alle Menschen der Welt gleichmachenden Theorie des Umbaus der Menschheitsgesellschaft und einer Herrschaft „weiser“ Experten in einer Art Weltregierung. Sie ist somit undemokratisch und erinnert an die kommunistische Internationale mit all ihren historisch bekannten Zerstörungen. Wie für den alten Kommunismus muss dazu wieder ein neuer Mensch geformt werden, der sich begeistert für diese Vision gewinnen lässt. Die „Große Transformation“ hat dem alten Kommunismus lediglich das neue Atout „Klimaschutz“ hinzugefügt, ansonsten hat sich nur wenig geändert. Eine umfangreiche Zusammenstellung zu Zielen und Herkunft der „großen Transformation“ bietet die Webseite von EIKE 11 nach Eingabe von „große Transformation“ im Suchfenster. Einzelheiten beschreibt das Buch von Uwe Schneidewind „Die große Transfor‐ mation: Eine Einführung in die Kunst gesellschaftlichen Wandels“. Schneidewind ist Präsident des Wuppertaler Instituts für Klima, Umwelt und Energie 309 . Dieses ist mit der globalen Ökoideologie-Szene bestens vernetzt, deren Verzweigungen und Ausmaß das Literaturverzeichnis des Buchs dokumentiert. Sein Institut genießt Subventionen seitens der deutschen Politik! Es teilt sich mit dem wissenschaftli‐ chen Beirat der deutschen Bundesregierung für globale Umweltveränderungen WBGU 42 und dem Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung PIK 310 die Schlüs‐ selrollen in der „Großen Transformation“, Öko-Agitation und Wendepolitik. Außer der bereits von der deutschen Politik etablierten Energiewende sind im Buch von Schneidewind die folgenden weiteren „Wenden“ zu finden: • die Konsumwende, • die Ressourcenwende, 195 3.5 Klimapolitik: Risiken, Nebenwirkungen, Verhältnismäßigkeit <?page no="196"?> • die Mobilitätswende, • die Ernährungswende, • die Urbane Wende, • die Industriewende und schließlich eine • „transformative Wissenschaft“ (im Klartext: Abschaffung der freien Wis‐ senschaft). Von demokratischer Entscheidung des Bürgers ist weder im Buch von Schnei‐ dewind noch den WBGU-Schriften die Rede, nur von Überredung, Überzeugung, Glauben, Überwachung, Kontrolle und Pionieren, die alles etablieren sollen. Was davon zu halten ist, hat bereits im Jahre 2011 der Historiker Prof. Wolfgang Wippermann (FU Berlin), in einem Interview des FOCUS „Auf dem direkten Weg in die Klimadiktatur? “ im Wortlaut so formuliert 311 „Die sprechen sogar von der „internationalen Allianz von Pionieren des Wandels“. Und das erinnert mich an die faschistische oder kommunistische Internationale. Ob sie da hinwollen, weiß ich nicht. Aber die Sprache ist schon mal schrecklich und das macht mir Angst. Wer so spricht, der handelt auch. Das ist eine negative Utopie, eine Dystopie. Und wenn Utopisten am Werk sind, wird es immer gefährlich.“ und Wippermann weiter: „Wir haben es mit wissenschaftlichen Fanatikern zu tun, die ihre Vorstellungen durchsetzen wollen. Ich wundere mich, dass wir da zum ersten Mal drüber reden und wie wenig das in der Öffentlichkeit bisher beachtet wurde“. Tatsächlich ist das WBGU vorwiegend an gesellschaftsverändernden Zielen interessiert, kaum an der Umwelt. Dies zeigen insbesondere seine beiden Schriften „Politikpapier, Zeit-gerechte Klimapolitik: Vier Initiativen zur Fairness“ sowie „Hauptgutachten: Welt im Wandel - Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation" 312 . Stellvertretend einige der „Empfehlungen“ dieser WBGU - Broschüren im Original: • Eine Zero Carbon Mission als übergreifende Kampagne für den Kohle‐ ausstieg anstreben. • EU - Strukturförderung verstärkt auf Dekarbonisierung ausrichten. • Regionale Transformationsinitiativen institutionalisieren und professio‐ nell begleiten. • Transformative Bildungsinitiative vorantreiben, die über Qualifikation für neue Arbeitsplätze hinausgeht. • Durch internationale Zusammenarbeit bei der Prozesskostenhilfe den durch Klimawandel Geschädigten effektive Klagemöglichkeiten über Staatsgrenzen hinaus ermöglichen. 196 3 Energie <?page no="197"?> Die Akteure der großen Transformation werden im Buch von Schneidewind ähnlich definiert als • organisierte Akteure der Gesellschaft. • organisierte Zivilgesellschaft als Antriebskraft. • transformationsbewusste Unternehmer als Gestalter. • Politik als Gestalter und Weiterentwicklung demokratischer Prozesse (im Klartext: Beendigung derselben). • Wissenschaft mit neuem Gesellschaftsvertrag (im Klartext: Beendigung der freien Wissenschaft). • Pioniere des Wandels, ermächtigt durch den Dreiklang von Haltung, Wissen und Fähigkeiten. Man staunt, wie auf der einen Seite angemessen über ein Verbot der NPD dis‐ kutiert wird, aber der WBGU mit seinen offen verkündeten undemokratischen Zielen als Beirat der Bundesregierung unbehelligt bleibt. Der WBGU kopiert nicht nur Eins zu Eins das ideologische Programm der Grünen, welches als erstes Hauptziel die Abschaffung eines ganzen Industriezweiges (Kernenergie) hatte und nun die weiteren Ziele mit ähnlichem Vernichtungswillen verfolgt: Es sind die Kohle- Erdöl- und Fahrzeugindustrie der Verbrennungsmotoren. Der WBGU stellt sich gegen die wichtigste dieser für den Untergang vorgesehenen Industrien, welche uns mit Strom versorgt (Kohleindustrie). Das WBGU ist damit Handlanger der Windrad- und Photovoltaikindustrie. Dies entspricht nicht der Verpflichtung einer öffentlichen Institution zu Neutralität, Objekti‐ vität, Sachbezogenheit und Befolgung geltenden Rechts. So heißt es im Originaltext des WBGU auf S. 3 „Der Ausstieg aus der Kernen‐ ergie darf aus Sicht des Beirats aber nicht durch den Einstieg oder die Verstärkung von Energieerzeugung aus Braun- oder Steinkohle kompensiert werden“. Dieses skandalöse WBGU-Dokument wurde im Jahre 2011 unter der CDU/ FDP-Re‐ gierungskoalition veröffentlicht und stieß nach Kenntnislage des Buchautors insbesondere bei der freiheitlich-liberalen FDP weder auf Empörung noch auf Widerspruch. Hier von einem seit Bestehen der Bundesrepublik beispiellosen Niedergang von demokratischer Kultur und von Rechtsempfinden zu sprechen, ist sicher nicht überzogen. Die Diktionen des Buchs von Schneidewind und gleichermaßen die des WBGU erinnern in Wortlaut und Propagandamethoden an die ehemalige DDR. Der Punkt „Pioniere“ zielt vor allem auf die junge Gene‐ ration. Natürlich fragt man sich angesichts solch einer in alle gesellschaftlichen Schichten eindringenden Agenda und ihrer auffälligen Befürwortung durch fast alle Medien, welche finanziellen Interessen und Kräfte dahinter stehen. Die Beantwortung dieser höchst interessanten Frage übersteigt freilich den Rahmen 197 3.5 Klimapolitik: Risiken, Nebenwirkungen, Verhältnismäßigkeit <?page no="198"?> dieses Buchs. Wer mehr darüber erfahren möchte, sei auf drei aufklärende EIKE-Artikel zu diesem Thema hingewiesen 313 . 3.5.9 Die CO 2 -Agenda Brüssels und Antworten Deutschlands Die maßgebenden Nationen weltweit, die ernsthafte kostspielige CO 2 Vermei‐ dungsmaßnahmen zum Zweck des Klimaschutzes vorsehen oder betreiben, liegen im Wesentlichen nur in Westeuropa, mit Deutschland als Musterschüler. Die Visegrad-Staaten Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn halten sich beim „Klimaschutz“ dagegen auffallend zurück. Wie schon erwähnt, sind die Bemühungen Deutschlands, aber auch die der EU insgesamt, für die globale CO 2 Bilanz vernachlässigbar (s. unter 3.4.7). Jeder Euro, der hierzulande für eine unwirksame Maßnahme aufgewendet wird, ist aber für den wirklichen Umwelt‐ schutz verloren. Die EU in ihrem aus globaler Sicht realitätsfernen Streben nach CO 2 -Vermeidung schreckte beim Feldzug für eine CO 2 -ärmere Welt nicht davor zurück, sich in einem internationalen Streit um den Emissionshandel für die Luftfahrt mit allen anderen Nationen weltweit zu überwerfen. So warnte der FOCUS im Jahre 2012 vor der Gefahr eines drohenden Handelskrieges, weil sich die Umweltkommissare der EU nicht von ihren Forderungen abbringen ließen, dass alle Welt am europäischen Handelssystem für „Luftverschmutzungsrechte“ (ETS) teilnehmen müsse 314 . Weltweit isoliert, musste die EU schließlich dem Druck der USA, Russlands, Chinas und Indiens kleinlaut weichen, die ungerührt ob der EU-Forderungen den Entzug der Landungsrechte für EU-Flugzeuge ankündigten. Die grünen EU-Bürokraten haben ihr Projekt daher auf Eis gelegt, um es später unter diplomatischer Gesichtswahrung sang- und klanglos zu beerdigen. Leider ist damit die EU-Agenda der CO 2 -Vermeidung keineswegs ausgestanden, ganz im Gegenteil. Der in die Gesetze der europäischen Nationalstaaten aufgenommene Haupt‐ hebel der EU-Klimapolitik ist das „Emission Trading System“ (ETS) 315 . Die EU hat CO 2 -Emissionszertifikate an jede ihrer über Zehntausend zählenden Fabriken und Kraftwerke ausgeteilt. Die Zertifikate sind für einen festen Zeitraum gültig, und ihre Zuteilung erfolgte zunächst kostenlos. Damit ist der Gesamtausstoß von CO 2 in der EU gedeckelt. Die Zertifikate können gehandelt werden. Wenn es beispielsweise Fabrik A durch neue technische Maßnahmen gelingt, weniger CO 2 zu emittieren, kann Fabrik B den dadurch frei gewordenen Teil der Emissionszertifikate von Fabrik A erwerben, um ihrerseits mehr CO 2 ausstoßen zu dürfen. Ziel der EU ist es, einen finanziellen Anreiz für neue technische Maßnahmen der CO 2 -Reduzierung zu schaffen. Allerdings sind dabei CO 2 -Einsparungen eines einzelnen Landes für die globale 198 3 Energie <?page no="199"?> Gesamtbilanz unerheblich, ja sogar nutzlos. Die in diesem Land vermiedenen CO 2 -Emissionen werden einfach woanders in der Europäischen Union erzeugt. Europa möchte mit diesen Maßnahmen dennoch ein Vorbild in der Welt sein. Mehr noch, es erwartet, dass die Welt sich seinem Zertifikatehandel anschließt. Es hat sich ferner vorgenommen, seine CO 2 -Emissionen einzigartig stark im internationalen Vergleich zu reduzieren. Da sich dieses Vorhaben zahlenmäßig immer wieder etwas geändert hat und wohl auch zukünftig ändern wird, sei im Interesse der Buchaktualität auf die einschlägigen Meldungen in den Medien verwiesen. Erstaunlicherweise sind Auswirkungen und Quellen dieser EU-Bemühungen in der Bevölkerung nur unzureichend bekannt. Insbesondere die CO 2 -Vorgaben der EU für PKW und neue schwere Nutzfahrzeuge werden mit der deutschen CO 2 -Politik verwechselt, vielleicht deswegen, weil die Autoindustrie die Le‐ bensader der deutschen Volkswirtschaft ist und von keinem Widerstand des deutschen Parlaments gegen die EU-Maßnahmen von den deutschen Medien gemeldet wurde (über einen tatsächlichen parlamentarisch geäußerten Wider‐ stand gegen die EU-Maßnahmen ohne Abstimmungserfolg wurde vorsichts‐ halber nicht berichtet). Natürlich ist die deutsche Politik nicht unschuldig an der von der EU oktroyierten Misere, denn sie hat alle EU-Vorgaben im Bundes‐ parlament ohne mögliche Einsprüche blind abgesegnet und in Bundesgesetze umgewandelt. Ab 2020 gilt ein Grenzwertausstoß von 95 g CO 2 / km für alle neu zugelassenen PKW, und bis 2030 sollen die CO 2 -Emissionen von Neuwagen um 37,5 Prozent gegenüber 2021 sinken. Weil der Treibstoffverbrauch zum emittierten CO 2 proportional ist, entspricht dies einem durchschnittlichen Flot‐ tenverbrauch von 4,1 Liter Benzin (3,6 Liter Diesel) auf 100 km. Das wirkliche Ziel Brüssels und Deutschlands wird dabei kaum noch höflich kaschiert: Man will den Verbrennungsmotor zugunsten der Elektromobilität abzuschaffen. Im Klartext bedeutet dies, die individuelle Mobilität des Bürgers einzuschränken, denn Elektroautos können infolge ihrer maßgeblich geringeren Reichweite und ihrer extremen „Tankprobleme“, verglichen mit Benzinern oder Dieselfahr‐ zeugen, niemals konkurrenzfähig sein (s. unter 3.3). Daher versucht es die deutsche Politik nun mit planwirtschaftlichem Zwang. Tatsache ist glücklicherweise, dass die Welt sich weder für die CO 2 -Emissions‐ minderungen der EU noch für deren Zertifikatehandel auch nur im Geringsten interessiert. Das ist nachvollziehbar. Die EU verlangt mit ihrer Vorbildfunktion nämlich auch von solchen Ländern CO 2 -Einsparungen, in denen die Mehrheit der Bevölkerung noch nicht einmal Zugang zu elektrischem Strom hat. Auch eine schon wesentlich weiter entwickelte Industrienation wie China kann es sich gar nicht leisten, ihre mehr als eine Milliarde zählende Bevölkerung mit 199 3.5 Klimapolitik: Risiken, Nebenwirkungen, Verhältnismäßigkeit <?page no="200"?> so etwas wie den EU-Maßnahmen zu behelligen. Die Entwicklung Chinas im Kraftwerksbau, Wohnsiedlungsbau, Straßenbau und - nicht zu vergessen - inzwischen auch seinem intensiven und kostspieligen Umweltschutz käme ansonsten zum Stillstand. Es wäre ein Selbstmordprogramm. Das Nein des überwiegenden Teils der Weltbevölkerung zur CO 2 -Agenda der Europäer ist endgültig. Darüber können auch unwirksame Lippenbekenntnisse und Scheinfortschritte, wie das Pariser Klimaabkommen, nicht hinwegtäuschen. Die USA und alle maßgebenden CO 2 -Erzeuger der Welt machen in Wirklichkeit bei CO 2 -Reduktionsmaßnahmen nicht mit. Ausgenommen davon sind technische Verbesserungen im Wirkungsgrad von Anlagen, die von selbst mit CO 2 -Redu‐ zierung einhergehen. Die US-Strombörse in Chicago, an der ehemals auch Emissionsrechte gehandelt wurden, ist schon vor Jahren geschlossen worden. Der bekannteste Klimawarner weltweit, Al Gore, hatte übrigens noch recht‐ zeitig eine Woche zuvor seine Anteile an dieser Börse verkauft - ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Die EU belässt es aber nicht beim Emissionshandel. So gibt es inzwischen Energie-Effizienz-Richtlinien, in denen übrigens von Energieeffizienz kaum die Rede ist. Es geht hier um brutale Verbrauchsminderung mit planwirtschaftlichen Maßnahmen, wie in der ehemaligen staatlichen Plankommission der DDR. Energielieferanten werden gesetzlich gezwungen, bei ihren Kunden jedes Jahr 1,5 % Energie-Lieferkürzung durchzusetzen 316 . Die Öko-Design-Richtlinien der EU wurden bereits angesprochen. Damit werden zehntausende Produkte und Produktgruppen nach Öko-Effizienzkriterien bewertet 317 . Am Ende drohen Marktverbote - nicht nur für Glühbirnen. Die Öko-Designrichtlinien haben alle elektrischen Geräte des täglichen Bedarfs erreicht, von der Geschirrspül‐ maschine bis hin zum Staubsauger. Der Erfolg ist fragwürdig. Die Geräte sparen zwar Energie, arbeiten aber in vielen Fällen nicht mehr so wie gewünscht Ein Beispiel bieten Geschirrspüler, deren Sparprogramme das Geschirr nur unzureichend säubern. Lässt man die Maschine dann das zweite Mal laufen, ist alle Energieeinsparung dahin. Wie es sämtliche bisherigen Planwirtschaften dieser Welt belegen, kam dabei nie etwas Sinnvolles dabei heraus. Im Gegenteil: Das sichere Resultat waren stets Katastrophen (s. aktuell Venezuela). Das wird sich auch in allen zukünftigen Versuchen nicht ändern. Man braucht kein Kapitalist zu sein, um zu konstatieren, dass allein der Markt in der Lage ist, das richtige Gleichgewicht von Haushaltsgeräten und ihren Stromkosten herzustellen. Das gilt auch für Autos 318 . Um die inzwischen unzumutbare Verstopfung von Parkhäusern und engen Stadtgassen mit über‐ dimensionalen SUV-Fahrzeugen zu beheben, ist nicht ihr Verbot, sondern eine vernünftige Gewichts- oder Größen-Besteuerung dieser Fahrzeuge nötig, 200 3 Energie <?page no="201"?> welche aber gleichzeitig den PKW vernünftigen Umfangs und Gewichts zu Gute kommen muss und nicht wieder einmal zu einer neuen Steuer werden darf! Mittlerweile nutzen Unternehmen die Wettbewerbsverzerrung infolge der EU-Öko-Designrichtlinie sogar dazu aus, um sich Vorteile gegenüber Konkur‐ renten verschaffen. Dies erfolgte seitens Siemens, Electrolux und Philips. Diese Unternehmen forderten in Koalition mit Umweltverbänden die EU-Kommission auf, die Öko-Design-Richtlinien sogar noch zu verschärfen und konsequenter durchzusetzen. Auf diese Weise macht sich die Politik zum Handlanger von einzelnen Unternehmen zum Zweck der Wettbewerbsunterdrückung. Wie schon erwähnt, ist Brüssel freilich nicht allein für das deutsche Ökodesaster verantwortlich. Die deutsche Regierung hätte die von der EU vorgesehenen Einsprüche oder gar Vetos nutzen können. Und sie hätte damit auch Erfolg gehabt. Dagegen wurde von der Bundesregierung eine Brüsseler Politik mitgemacht, welche eine absurde „Weltrettung“ durch 2 % global vermiedenes deutsches CO 2 wichtiger nimmt als die lebenswichtigen Interessen des eigenen Landes. Von diesen Interessen hängen schließlich unser Wohlstand und unsere Position im gnadenlosen globalen Wettbewerb ab. Noch fragwürdiger als mit dem CO 2 aus Kraftfahrzeugen verhält es sich mit den von der EU auferlegten Strafzahlungen für EU-Länder, welche die EU-Einsparungsziele an CO 2 nicht erfüllen. Am 20. Juni 2019 titelte zu diesem Thema die WELT in der Rubrik Wirtschaft 319 „Deutschland muss das Weltklima retten - Polen nicht“. Was war damit gemeint? Die Europäische Kommission legte nach langen Beratungen eine Liste dar‐ über vor, in welcher Höhe welches Land seine Emissionen zu reduzieren hat, wobei aber nicht alle Staaten gleichermaßen in die Pflicht genommen wurden. Wohlhabende EU-Nationen müssen gemäß EU-Kommission größere Lasten tragen als weniger wohlhabende. „Die nationalen Emissionsreduktionsziele ba‐ sieren auf den Grundsätzen der Fairness, der Solidarität, der Kostenwirksamkeit und der Umweltintegrität“, so der Wortlaut der Kommission. Dagegen ist prin‐ zipiell nichts einzuwenden, wenn diese Entscheidung auf demokratischem Wege gefallen wäre. Allerdings ist die EU-Kommission aber nicht demokratisch legitimiert, denn sie wird nicht gewählt, sondern eingesetzt. Dennoch hat sie das alleinige Vorschlagsrecht für Gesetze inne. Alle Entscheidungen werden also in Arbeitsgruppen beschlossen, auf die nicht einmal das EU-Parlament zugreifen kann. Diese undurchsichtigen, ausgeklüngelten Methoden der EU-Kommission erinnern mehr an „Kafkas Schloss“ als an ein ordentlich gewähltes demokrati‐ sches Gremium. Die deutsche Klima-/ Energiepolitik sollte sich wieder an Sachgegebenheiten und am Pragmatismus ausrichten, jegliche Ideologie vermeiden, die Interessen des eigenen Landes wahren und Vorbildbemühungen unterlassen, die sich be‐ 201 3.5 Klimapolitik: Risiken, Nebenwirkungen, Verhältnismäßigkeit <?page no="202"?> kanntlich noch nie ausgezahlt haben. Dies bedeutet, sich an den pragmatischen Methoden der USA, Chinas, Indiens, Russlands und weiterer Länder zu orien‐ tieren (Nov. 2019). Im Einzelnen wären die dringendsten, hier vorgeschlagenen Aktionen: - Unverzüglicher Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen. - Komplettes Ende jedweder CO 2 -Vermeidung, ausgenommen vernünftige Energie-Einsparungen, die gleichbedeutend mit CO 2 -Vermeidung sind. - Wiederaufnahme einer zuverlässig gegen Blackout und produktionsschä‐ digende Netzschwankungen abgesicherten Energieversorgung, vorwie‐ gend aus grundlastfähigen Kohleund/ oder Urankraftwerken. - Überlassung unserer Stromversorgung und ihrer Methoden den privaten Energieversorgern unter folgenden strikten Bedingungen: freier Wettbe‐ werb, maximale Versorgungssicherheit, keine staatlichen Subventionen, technische Eignung der Stromeinspeisung in die öffentlichen Netze und höchstmöglicher Schutzes unserer Landschaften, Wälder und Tiere. - Wiederaufnahme der Forschungstätigkeit an neuen Kernkraftwerks‐ typen der Generation IV. Für diese rationale Agenda wäre eine selbstbewusste deutsche Politik gegenüber Brüssel wünschenswert - der letzte Punkt (Kernkraftwerke) liegt ohnehin schon im Interesse Brüssels und bräuchte daher nicht einmal politischen Widerstand zu überwinden. Man fragt sich, warum eine pragmatische Politik Deutschlands nicht schon längst die nötigen Kernkompetenzen der Energiepolitik wieder ins eigene Land zurückgeholt hat. Deutschland als wichtigste und bevölkerungs‐ reichste EU-Nation dürfte keine Probleme damit haben, legitime Interessen gegenüber Brüssel durchzusetzen. Auf der anderen Seite wird auch Brüssel wenig Interesse haben, nach England noch einen weiteren Mitgliedsstaat zu ver‐ lieren. Die Entscheidung für oder gegen die hier vorgeschlagene Energiepolitik, die allein auf Rationalität basiert, werden die Wähler treffen. Dies wird, so die Einschätzung des Autors, spätestens dann der Fall sein, wenn die steuerlichen Belastungen durch Energiewende und „Klimaschutz“ den Wohlstand jeden einzelnen Privat-Haushalts massiv geschädigt und unsere Schlüsselindustrien außer Landes getrieben haben, gleichzeitig die Nutzlosigkeit dieser Aktionen offenkundig geworden sind und schließlich die Mittel der öffentlichen Haus‐ halte für wirklich notwendige Infrastruktur und Bildung nicht mehr existieren. 202 3 Energie <?page no="203"?> 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 4 Quellenverzeichnis Arnold Vaatz (Mathematiker), Mitglied des deutschen Bundestags und seit 2002 stellvertretender Vorsitzender der CDU/ CSU Bundestagsfraktion. Von 1990 bis 1992 sächsischer Staatsminister und von 1992 bis 1998 sächsischer Staats‐ minister für Umwelt und Landesentwicklung (s. auch seine Biographie in Wikipedia). Wissenschaftliche Fachpublikationen auf www.horstjoachimluedecke.de/ publika tionen Anhörung im Bundestag am 19. 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Die komplette Umgestaltung der elektrischen Stromversorgung wurde auf den Weg gebracht. Was früher nur die zuständigen Ingenieure beschäftigte, interessiert heute vor dem Hintergrund aktueller politischer Entscheidungen die gesamte Gesellschaft. Die aktuelle Energiewende und die Klimaschutzmaßnahmen können nur dann sinnvoll sein, wenn sich hieraus Vorteile für den Naturschutz, die Versorgungssicherheit mit elektrischem Strom und die Kosten ergeben. Dieses Buch untersucht die Chancen, Risiken, Vor- und Nachteile des deutschen Weges. Die Konkurrenzfähigkeit unseres Landes, die Sicherheit gegen Stromausfälle, die Steuerlast, die Energiekosten eines jeden Bürgers und schließlich die Umwelt stehen auf dem Spiel. Der Inhalt Energie: Ressourcen - Einflussgrößen - die alternativen Methoden Wind, Sonne und Biogas - zukünftige Kernkraftwerke - Résumé zur Energiepolitik Deutschlands - die Energiezukunft Klima: Klimafakten - Klimawandel - Klimafolgen - Geschichte der Erdtemperaturen - Treibhauseffekt - Klimamodelle - Klima-Mythen Die Zielgruppe An einer allgemeinverständlichen Analyse der Energiewende und der Klimaproblematik Interessierte, Studierende, Entscheidungsträger in Wirtschaft und Behörden. Der Autor Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke ist Diplomphysiker mit Berufstätigkeit in Forschung, Lehre und Industrie.